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German Pages [1128] Year 2010
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Arbeiten zur Kirchlichen Zeitgeschichte Herausgegeben im Auftrag der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte von Siegfried Hermle und Harry Oelke
Reihe A: Quellen Band 17
Vandenhoeck & Ruprecht
Verantwortung für die Kirche Stenographische Aufzeichnungen und Mitschriften von Landesbischof Hans Meiser 1933–1955 Band 3: 1937
Bearbeitet von
Nora Andrea Schulze
Vandenhoeck & Ruprecht
Für Carsten Nicolaisen
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-525-55765-5
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INHALT Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Dokumente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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1 Besprechung lutherischer Kirchenführer mit Vertretern der Vorläufigen Kirchenleitung II. 1937 Februar 17 . . . . . . . . . . . . . . . . .
39
2 Sitzung des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (Lutherrat). 1937 Februar 17 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
59
3 Sitzung der Kirchenführerkonferenz. 1937 Februar 18 . . . . . . . . . . .
71
4 Sitzung der Kirchenführerkonferenz (Fortsetzung). 1937 Februar 19 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
98
5 Gemeinsame Sitzung des bayerischen Landessynodalausschusses mit dem Landeskirchenrat. 1937 Februar 22 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 6 Sitzung des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (Lutherrat). 1937 Februar 26 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 7 Sitzung des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (Lutherrat). 1937 März 11 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 8 Sitzung der Kirchenführerkonferenz. 1937 März 12 . . . . . . . . . . . . . 183 9 Sitzung des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (Lutherrat). 1937 April 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207 10 Sitzung der Kirchenführerkonferenz. 1937 April 2 . . . . . . . . . . . . . . 224 11 Besprechung eines Ausschusses der Kirchenführerkonferenz. 1937 April 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249 12 Sitzung der Kirchenführerkonferenz (Fortsetzung). 1937 April 2
250
13 Sitzung der Kirchenführerkonferenz (Fortsetzung). 1937 April 3
251
14 Besprechung mit Breit, Pressel und Wurm. 1937 April 12 . . . . . . . . 262 15 Sitzung des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (Lutherrat). 1937 April 22 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 266 16 Besprechung lutherischer Kirchenführer mit Vertretern der Vorläufigen Kirchenleitung II. 1937 April 23 . . . . . . . . . . . . . . . . 314
6
Inhalt
17 Besprechung mit Vertretern der Kichenführerkonferenz, des Lutherrats, der Vorläufigen Kichenleitung II, des altpreußischen Bruderrats und des altpreußischen Landeskirchenausschusses. 1937 April 29 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 332 18 Besprechung im kleinen Kreis. 1937 April 29 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 340 19 Besprechung mit Vertretern der Kirchenführerkonferenz, des Lutherrats, der Vorläufigen Kirchenleitung II, des altpreußischen Bruderrats und des altpreußischen Landeskirchenausschusses (Fortsetzung). 1937 April 29 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 344 20 Sitzung des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (Lutherrat). 1937 Mai 24/25 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 381 21 Sitzung des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (Lutherrat). 1937 Juni 14/15 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 399 22 Sitzung des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (Lutherrat) (Fortsetzung) mit Kirchenjuristen. 1937 Juni 15 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 467 23 Sitzung des Ausschusses der Kirchenführerkonferenz. 1937 Juni 23 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 492 24 Besprechung mit Vertretern süddeutscher Landeskirchen. 1937 Juli 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 496 25 Gemeinsame Besprechung von Vertretern der Kirchenführerkonferenz, des Lutherrats und der Vorläufigen Kirchenleitung II (Kasseler Gremium). 1937 Juli 5 . . . . . . . . . . . . . . 515 26 Sitzung des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (Lutherrat) mit Gästen. 1937 Juli 6 . . . . . . . . . . . . . . . 534 27 Gemeinsame Besprechung von Vertretern der Kirchenführerkonferenz, des Lutherrats und der Vorläufigen Kirchenleitung II (Kasseler Gremium) (Fortsetzung). 1937 Juli 6
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28 Sitzung des Kasseler Gremiums. 1937 August 20 . . . . . . . . . . . . . . . . 552 29 Sitzung des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (Lutherrat). 1937 August 20 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 554 30 Sitzung des Exekutivkomitees des Lutherischen Weltkonvents. 1937 August 24–28 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 562 31 Sitzung des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (Lutherrat). 1937 September 16/17 . . . . . . . . . . . . . . . . 588
Inhalt
7
32 Sitzung des Kasseler Gremiums. 1937 September 28 . . . . . . . . . . . . . 606 33 Sitzung des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (Lutherrat). 1937 Oktober 21 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 649 34 Sitzung des Kasseler Gremiums. 1937 Oktober 22 . . . . . . . . . . . . . . 669 35 Besprechung mit Breit, Lilje, Marahrens und Wurm. 1937 November 8 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 672 36 Sitzung des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (Lutherrat). 1937 November 25 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 683 37 Besprechung mit von Bodelschwingh, Breit, Marahrens und Wurm. 1937 November 26 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 720 38 Sitzung des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (Lutherrat). 1937 Dezember 9 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 726 39 Sitzung des Kasseler Gremiums. 1937 Dezember 10 . . . . . . . . . . . . . 768 40 Besprechung mit Vertretern des Rates der EvangelischLutherischen Kirche Deutschlands (Lutherrat) und der Vorläufigen Kirchenleitung II. 1937 Dezember 16 . . . . . . . . . . . . . . . 789 41 Sitzung des Kasseler Gremiums. 1937 Dezember 17 . . . . . . . . . . . . . 795 Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 824 I Entwurf für ein Schreiben der Beauftragten der Kirchenführerkonferenz für die Leitung und Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche an Kerrl (Goslarer Beschluss). 1937 Februar 23/24 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 824 II Beschlüsse der Vorläufigen Kirchenleitung II und des Rates der Deutschen Evangelischen Kirche. 1937 April 21 . . . . . . . . . . 830 III Entwurf des Sekretariats des Lutherrats für eine endgültige Fassung der Grundbestimmungen. 1937 Mai 14 . . . . . . . . . . . . . . 837 IV Kundgebung des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (Lutherrat) „Von der Synode“. [1937 Juni 15] . . . 842 V Fünfzehnte Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche. 1937 Juni 25 . . 846 VI Entwurf Schomerus’ für eine Denkschrift an die Reichskanzlei. [1937 September] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 849 VII Entwurf für ein Wort des Kasseler Gremiums zu Rosenbergs „Protestantischen Rompilgern“. [1937 Oktober 22] . . . . . . . . . . . 856
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Inhalt
VIII Aufzeichnung von Bodelschwinghs über eine Besprechung mit Kerrl. 26. November 1937 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 860 IX Breit: „Maßnahmen zur vorläufigen Befriedung im Raum der Kirche“. [1937 Dezember 2/7] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 863 X Breit: „Zum Grundsätzlichen“. [1937 Dezember 7] . . . . . . . . . . . 866 XI Breit: „Sofortprogramm“. [1937 Dezember 7] . . . . . . . . . . . . . . . . 868 XII Entwurf der Vorläufigen Kirchenleitung II für eine Erklärung des Kasseler Gremiums zu den Reden des Reichskirchenministers in Sonthofen, Fulda und Hagen. [1937 Dezember 10] . . . . . 871 XIII „Siebzehnte Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“. 1937 Dezember 10 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 875 Chronologisches Dokumentenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 877 Quellen- und Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 946 Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 988 Personenregister/Biographische Angaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 993 Institutionen-, Orts- und Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1100
EINLEITUNG
I. Zum Quellenwert der Edition und zum Forschungsstand Der vorliegende Band ist Teil der Edition der stenographischen Aufzeichnungen und Mitschriften des bayerischen Landesbischofs Hans Meiser aus den Jahren von 1933 bis 1955. Wie schon die beiden Vorgängerbände enthält auch der dritte Band – nun für das Jahr 1937 – wieder Aufzeichnungen und Mitschriften über Sitzungen und Besprechungen g e s a m t k i r c h l i c h e r Leitungs- und Vertretungsgremien der deutschen evangelischen Kirche. Das Erscheinen des ersten Bandes, mit dem die Quellenreihe der „Arbeiten zur Kirchlichen Zeitgeschichte“ eröffnet worden ist, hat seinerzeit einen Perspektiven- und Methodenwechsel in der Kirchlichen Zeitgeschichtsforschung markiert, indem die Edition die in den polarisierenden Frontstellungen des Kirchenkampfes befangenen Sichtweisen der frühen Kirchenkampfgeschichtsschreibung verlassen und die in der allgemeinen Geschichtswissenschaft gängigen Standards für die editorische Aufbereitung zeitgeschichtlicher Texte übernommen hat. War während der Konzeptionsphase in den 1970er Jahren verschiedentlich noch Kritik an einer Edition der Aufzeichnungen Hans Meisers laut geworden – so hatte es u. a. geheißen, die Veröffentlichung der Aufzeichnungen eines lutherischen Konfessionalisten und Protagonisten des kompromissbehafteten ‚gemäßigten‘ Flügels der Bekennenden Kirche besitze keinerlei Erkenntniswert – sind die bisher erschienenen Bände längst zu einer unverzichtbaren Quelle für eine Vielzahl wissenschaftlicher Arbeiten zur Erforschung der Geschichte des Protestantismus in der nationalsozialistischen Diktatur1 und zum methodischen Vorbild für spätere Editionsprojekte2 geworden. Auch wenn sich seit der Konzeption der Edition die Forschungsinteressen der Kirchlichen Zeitgeschichte wiederholt verschoben und signifikant 1 Vgl. etwa die monographische Studie über die Vorgeschichte und Entstehung der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands von Thomas Martin Schneider (T. M. Schneider, Gegen den Zeitgeist), die biographische Studie zu Hanns Lilje von Harry Oelke (H. Oelke, Lilje) oder die Fortführung der Gesamtdarstellung „Die Kirchen und das Dritte Reich“ von Gerhard Besier (G. Besier, Kirchen 3). 2 Als Beispiele seien hier die seit 1995 erscheinenden, von verschiedenen Bearbeiterinnen und Bearbeitern besorgten „Protokolle des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland“ (Protokolle 1–6) und die von Michael Kühne bearbeiteten „Protokolle der Kirchlichen Ostkonferenz“ (M. Kühne, Protokolle) aus der Reihe „Arbeiten zur Kirchlichen Zeitgeschichte“ genannt.
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Einleitung
erweitert haben3, bleiben die weithin wörtlichen Sitzungsmitschriften und -aufzeichnungen Hans Meisers vor allem für die Zeit der nationalsozialistischen Diktatur eine Quelle von nachhaltigem wissenschaftlichen Interesse und singulärem Rang4. Die Feststellung der Bearbeiter in der Einleitung zu Band 1 der Edition, nach der es „kaum eine Quelle zur jüngsten Kirchengeschichte“ gebe, „in der die Probleme der Zeit, die Hoffnungen und Erwartungen, die Entscheidungen und Fehlentscheidungen der handelnden Personen in so direkter und gleichzeitig differenzierter Weise ausgesprochen sind wie hier“5, hat an Gültigkeit nichts verloren; vergleichbaren Erkenntniswert im Hinblick auf Motive, Positionen, Einschätzungen, Konflikte und Entscheidungen einzelner Akteure besitzen andernorts nur noch private Korrespondenzen. Und während offizielle Sitzungsprotokolle kontroverse Sichtweisen und tief greifende Konflikte der Beteiligten in aller Regel hinter kunstvoll formulierten Beschlüssen verschleiern, lassen die Aufzeichnungen und Mitschriften Hans Meisers „die komplizierten Binnenstrukturen und divergierenden Zielvorstellungen“6 innerhalb der kirchlichen Leitungs- und Vertretungsgremien, denen er angehörte, weitgehend unverstellt deutlich werden. Schließlich gilt auch für Band 3 der Edition, dass Meisers Aufzeichnungen „Aufschlüsse über Entscheidungsprozesse“ ermöglichen, „von denen in vielen Fällen bisher nur die Ergebnisse, d. h. geglättete, gelegentlich nur teilweise veröffentlichte Erklärungen, Worte und Beschlüsse bekannt sind“, und „Licht auf die Frage“ werfen, „unter welch bedrängenden Umständen Entscheidungen zustandegekommen sind, wann konfessionelle oder politische Gegensätze festgehalten, wann aufgegeben wurden, wer Entwicklungen vorangetrieben oder behindert hat, welche äußeren Einflüsse aus Kirche, Staat und Partei berücksichtigt oder übergangen wurden“7. Der vorliegende Band enthält 41 Aufzeichnungen und Mitschriften Hans Meisers aus dem vergleichsweise kurzen, hinsichtlich der immer bedrohlicher werdenden nationalsozialistischen Kirchenpolitik und der komplizierten Vorgänge innerhalb der deutschen evangelischen Kirche aber
3 So hat die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte, die die Herausgabe der Aufzeichnungen und Mitschriften Hans Meisers verantwortet, nach Schwerpunktsetzungen auf die Geschichte des deutschen Nachkriegsprotestantismus und der evangelischen Kirche in der DDR den Fokus ihres Forschungsinteresses sachlich und zeitlich zuletzt auf den deutschen Protestantismus und die sozialen Bewegungen in den 1960er und 70er Jahren gerichtet (vgl. dazu S. Hermle/C. Lepp/H. Oelke, Umbrüche). 4 Für die Nachkriegszeit ist vor allem mit den Sitzungsmitschriften des Juristen und Kirchenrechtlers Rudolf Smend (Teil des Nachlasses Smends in der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen) eine – zumindest partiell – vergleichbare Quelle überliefert. 5 Verantwortung 1, S. XX. 6 Verantwortung 2, S. XXIV. 7 Verantwortung 2, S. XXIV.
Einleitung
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ereignisreichen Zeitraum von Februar bis Dezember 1937. Meiser hat für das Jahr 1937 in knapper zeitlicher Folge überwiegend umfangreiche, über weite Passagen hin wörtliche Aufzeichnungen hinterlassen, was für die späteren Jahre bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs in dieser Weise nicht mehr der Fall ist8. Bei der Mehrheit der Texte handelt es sich um Aufzeichnungen über Sitzungen und Besprechungen des im März 1936 gegründeten Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (Lutherrat)9, der im Herbst 1936 reaktivierten Konferenz der führenden nicht-deutschchristlichen Amtsträger der deutschen evangelischen Landeskirchen (Kirchenführerkonferenz)10 sowie des von Lutherrat, Kirchenführerkonferenz und 2. Vorläufiger Kirchenleitung im Juli 1937 überraschend gebildeten Kasseler Gremiums11; daneben enthält der Band Mitschriften und Aufzeichnungen über meist ad hoc zusammengerufene Besprechungen in wechselnden Zusammensetzungen12, über eine gemeinsame Besprechung des bayerischen Landeskirchenrats mit dem bayerischen Landessynodalausschuss vom Februar 193713 sowie über eine Sitzung des Exekutivkomitees des Lutherischen Weltkonvents vom August 193714. Aufzeichnungen Hans Meisers über Besprechungen mit Staats- oder Parteistellen konnten für Band 3 nicht ermittelt werden. Wie schon in den Vorgängerbänden lassen die abgedruckten Dokumente damit vor allem Aufschlüsse über die Entwicklung des ‚gemäßigten‘ bzw. ‚bischöflichen‘ Flügels der Bekennenden Kirche zu. Seit Erscheinen des zweiten Bandes der Edition im Jahr 1993 ist unter wechselnden Fragestellungen eine kaum noch überschaubare Zahl von Einzelstudien zur Erforschung der Geschichte des Protestantismus in der nationalsozialistischen Diktatur publiziert worden. Die in der Einleitung zu Band 2 aufgewiesenen Forschungsdesiderate15 sind dabei allerdings nur zum Teil aufgearbeitet worden: Zwar sind inzwischen die verdienstvollen Arbeiten von Thomas Martin Schneider über die Entstehung der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands16 und von Heike Kreut8 Ab Herbst 1938 nehmen Quantität und Qualität der Aufzeichnungen und Mitschriften Meisers kontinuierlich ab, bis aus den späteren Kriegsjahren schließlich nur noch gelegentliche stichwortartige Notizen vorliegen. 9 Dok. 2; Dok. 6; Dok. 7; Dok. 9; Dok. 15; Dok. 20; Dok. 21; Dok. 22; Dok. 26; Dok. 29; Dok. 31; Dok. 33; Dok. 36; Dok. 38. 10 Dok. 3; Dok. 4; Dok. 8; Dok. 10; Dok. 11; Dok. 12; Dok. 13; Dok. 23. 11 Dok. 25; Dok. 27; Dok. 28; Dok. 32; Dok. 34; Dok. 39; Dok. 41. 12 Dok. 1; Dok. 14; Dok. 16; Dok. 17; Dok. 18; Dok. 19; Dok. 24; Dok. 35; Dok. 37; Dok. 40. 13 Dok. 5; diese Mitschrift über eine Sitzung rein bayerischer Gremien wird hier ausnahmsweise abgedruckt, da sie in einer Reihe mit Meisers Aufzeichnungen über gesamtkirchliche Sitzungen und Besprechungen in einem seiner Wachstuchhefte überliefert ist. 14 Dok. 30. 15 Vgl. Verantwortung 2, S. XXIIIf. 16 Vgl. dazu oben Anm. 1.
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zer über das 1935 gebildete Reichsministerium für die kirchlichen Angelegenheiten17 erschienen; weitere der seinerzeit eingeforderten monographischen Studien zu gesamtkirchlichen Gremien wie z. B. der Vorläufigen Kirchenleitung liegen jedoch bis heute nicht vor. Dies gilt auch für die Kirchenführerkonferenz und das Kasseler Gremium, dessen Gründung und aktivste Arbeitsphase im vorliegenden Band erstmals breit dokumentiert sind18. Das Ausbleiben entsprechender Studien ist gewiss auch der Tatsache geschuldet, dass die gegenwärtigen Forschungsinteressen der Kirchlichen Zeitgeschichte zurecht nicht mehr ausschließlich auf die kirchenleitende Ebene bzw. auf Institutionen gerichtet sind. Neuere Gesamtdarstellungen zur Geschichte der evangelischen Kirche in der nationalsozialistischen Diktatur, die den in Band 3 der Edition behandelten Zeitabschnitt abdecken würden, sind nicht erschienen; die jüngste Publikation, der von Gerhard Besier verfasste dritte Band der von Klaus Scholder begonnenen Gesamtdarstellung „Die Kirchen und das Dritte Reich“19, endet zeitlich wenige Wochen, nachdem der vorliegende Editionsband einsetzt. Im Hinblick auf veröffentlichte Quellensammlungen liegen inzwischen erfreulicherweise zahlreiche und z. T. sehr umfangreiche Dokumentationen und Editionen mit regionalem20 oder thematischem Bezug21 vor; für die Bearbeitung des vorliegenden Bandes hat sich jedoch nachteilig ausgewirkt, dass die – perspektivisch noch in der früheren Kirchenkampfgeschichtsschreibung verhaftete und methodisch durchweg problematische – Dokumentensammlung von Kurt Dietrich Schmidt22, die zeitlich im Februar 1937 endet, keine Fortsetzung gefunden hat23, so dass die gesamtkirchliche Entwicklung ab 1937 vergleichsweise schlechter dokumentiert ist als für
17 H. Kreutzer, Reichskirchenministerium. 18 Zum Kasseler Gremium liegt zwar eine Zulassungsarbeit für das höhere Lehramt im Fach evangelische Theologie von Sybille Bremen-Kühne vor (S. Bremen-Kühne, Gremium), die aber nicht publiziert worden ist und sich weitgehend auf die veröffentlichten Texte dieses Gremiums bezieht. 19 Vgl. dazu oben Anm. 1. 20 So vor allem die Dokumentationen zum Kirchenkampf in Hessen und Nassau (Dokumentation), in Württemberg (G. Schäfer, Landeskirche) und in Baden (Landeskirche). 21 Vgl. insbesondere die von Gertraud Grünzinger und Carsten Nicolaisen bearbeitete Dokumentation zur Kirchenpolitik des Dritten Reiches (Dokumente). 22 K. D. Schmidt, Dokumente 2. 23 Von den seinerzeit bereits begonnenen Vorarbeiten für die geplanten Folgebände legen zahlreiche Dokumente Zeugnis ab, die in der „Sammlung kirchlicher Quellen“ bei der Münchener Forschungsstelle der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte überliefert sind; nutz- bzw. zitierbar sind diese Dokumente jedoch nur in Ausnahmefällen, da es sich mehrheitlich um (Nass-)Kopien, nachträglich angefertigte masch. Abschriften und von Hand ausgeschnittene Teile von Originaldokumenten ohne Herkunftsnachweis handelt.
Einleitung
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die vorhergehenden Jahre24. Insgesamt hat es der skizzierte Forschungsstand notwendig gemacht, für die Kommentierung von Band 3 neben der veröffentlichten Literatur in erheblich größerem Umfang Archivmaterial heranzuziehen als in den Vorgängerbänden.
II. Zum Inhalt von Band 3 War es für die ersten beiden Bände dieser Edition noch möglich, den jeweils dokumentierten Zeitraum zumindest annähernd einer zeitlich und sachlich abgrenzbaren Phase der Geschichte der evangelischen Kirche in der nationalsozialistischen Diktatur zuzuordnen, so ist dies für Band 3 nicht mehr der Fall. Dies ist weniger der Tatsache geschuldet, dass sich die ursprüngliche Planung, den Band mit Beginn des Zweiten Weltkriegs enden zu lassen, schon aus Gründen des Umfangs nicht realisieren ließ25, sondern dass eine Phaseneinteilung der evangelischen Kirchengeschichte für die Jahre von 1937 bis Kriegsende grundsätzlich vor schwer lösbaren Problemen steht: Es ist bezeichnend, dass Kurt Meier für den 1937 einsetzenden 3. Band seiner großen Darstellung „Der Evangelische Kirchenkampf“26, keinen Titel mehr verwendet, der wie in den Vorgängerbänden die jeweils behandelte, letztlich von kirchenpolitischen Programmen bestimmte Phase auf einen sachlich begründeten Nenner brächte27, sondern sich sowohl mit dem Bandtitel „Im Zeichen des zweiten Weltkrieges“ als auch mit den Überschriften der beiden Hauptkapitel28 ohne jede weitere Präzisierung pauschal an der – zweifellos auch für die evangelische Kirchengeschichte sinnvollen – Zäsur des Kriegsbeginns orientiert. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand: Nachdem mit dem Rücktritt des Reichskirchenausschusses am 12. Februar
24 Der auf dem neuesten Forschungsstand befindliche, jüngst von Siegfried Hermle und Jörg Thierfelder herausgegebene Quellenband zur Geschichte der Evangelischen Kirche in der Zeit des Nationalsozialismus (Herausgefordert) macht besonders aussagekräftige, bisher nur verstreut oder gar nicht veröffentlichte Quellen verschiedenster Provenienz einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich; Hermle und Thierfelder haben dabei aber nicht wie Kurt Dietrich Schmidt das Ziel verfolgt, eine umfassende Quellensammlung zum Kirchenkampf zu liefern. 25 Es ist geplant, die Aufzeichnungen und Mitschriften Hans Meisers von Januar 1938 bis September 1939 zusammen mit seinen übrigen Aufzeichnungen bis Kriegsende im vierten Band der Edition zu veröffentlichen. 26 K. Meier, Kirchenkampf 3. 27 So hatte Meier Band 1 seiner Darstellung mit „Der Kampf um die ‚Reichskirche‘“ betitelt (K. Meier, Kirchenkampf 1), Band 2 mit „Gescheiterte Neuordnungsversuche im Zeichen staatlicher ‚Rechtshilfe‘“ (K. Meier, Kirchenkampf 2). 28 „Die kirchliche Lage der letzten Vorkriegsjahre“ und „Die evangelische Kirche im zweiten Weltkrieg“ (K. Meier, Kirchenkampf 3, S. 5).
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Einleitung
193729 die Kirchenausschusspolitik des Reichsministers für die kirchlichen Angelegenheiten, Hanns Kerrl, vorzeitig gescheitert war, hat es für sämtliche beteiligten Stellen in Kirche, Staat und Partei – mit Ausnahme des „Führers“ und Reichskanzlers Adolf Hitler selbst – keine Möglichkeit mehr gegeben, ein kirchenpolitisches Programm durchzusetzen, das auf gesamtkirchlicher Ebene zu dauerhaft stabilen oder wenigstens vorübergehend geordneten Verhältnissen geführt hätte. Alle Bemühungen um eine Neuordnung und die Einsetzung neuer Leitungsgremien blieben letztlich Episode. A. Die nationalsozialistische Kirchenpolitik im Jahr 1937 Dies betraf spätestens seit dem Erlass Hitlers vom 15. Februar 1937, in dem völlig überraschend Kirchenwahlen zu einer verfassunggebenden Generalsynode angeordnet wurden30, auch Reichskirchenminister Hanns Kerrl: Nachdem er noch zwei Tage zuvor in einer programmatischen Rede verkündet hatte, es werde keine Wahlen geben31, war Kerrl öffentlich desavouiert und es wurde offenkundig, dass er nicht den nötigen Rückhalt in Partei und Staat besaß, um sein kirchenpolitisches Programm einer Synthese von Nationalsozialismus und Christentum in einer einheitlichen und vom Staat kontrollierten Reichskirche zu verwirklichen. Obwohl Kerrl keine Möglichkeit hatte, die Richtlinien der staatlichen Kirchenpolitik eigenverantwortlich zu bestimmen, blieb dem Reichskirchenministerium in den Folgemonaten aber noch genügend Spielraum, um die Handlungsmöglichkeiten vor allem der Bekennenden Kirche weiter massiv einzuschränken. Nach seiner Bloßstellung überließ Kerrl die Führung der Geschäfte des Ministeriums bis zum Herbst 1937 weitgehend seinem aus bekenntniskirchlicher Sicht untragbaren Staatssekretär Hermann Muhs32, der die Gelegenheit nutzte, um einen staatskirchlichen Kurs zu verfolgen und die Deutschen Christen zu begünstigen33. Der Wahlerlass selbst wurde trotz anfänglicher Vorbereitungen für eine Wahlordnung34 dann niemals durchgeführt; die damit gegebene Ermächtigung aber, die für die Durchführung der Wahlen notwendigen Maßnahmen zu treffen, wurde vom Reichskirchenministerium dazu genutzt, eine Reihe einschränkender Verordnungen und Vorschriften zu erlassen, die nicht nur den ‚radikalen‘, sondern verstärkt auch
29 30 31 32 33 34
Vgl. Dok. 2, Anm. 20 und 26; Dok. 4, Anm. 3; Dok. 25, Anm. 16. Vgl. Dok. 1, Anm. 1 und 11. Vgl. Dok. 1, Anm. 3. Vgl. Dok. 2, Anm. 12; Dok. 3, Anm. 66. Vgl. Dok. 38, Anm. 6. Vgl. Dok. 5, Anm. 19; Dok. 6, Anm. 6; Dok. 8, Anm. 8.
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den ‚bischöflichen‘ Flügel der Bekennenden Kirche sowie die noch verbliebenen Landes- und Provinzialkirchenausschüsse trafen. Den Auftakt machten noch im Februar zwei Erlasse, in denen den seit 1935 bei den Kirchenbehörden eingerichteten Finanzabteilungen35 verboten wurde, kirchliche Mittel für Wahlzwecke und für illegale – d. h. bekenntniskirchliche – Organisationen zur Verfügung zu stellen36. Im März wurden dann die Befugnisse der im Amt befindlichen Landeskirchenleitungen auf die Führung der laufenden Verwaltungsgeschäfte beschränkt; die Bearbeitung der Verwaltungsangelegenheiten der Deutschen Evangelischen Kirche wurde dem Leiter der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei, Friedrich Werner, übertragen und jede kirchenpolitisch motivierte Umbesetzung von Kirchenbehörden verboten37. Gleichzeitig verweigerte das Ministerium dem von der Kirchenführerkonferenz nach dem Rücktritt des Reichskirchenausschusses eingesetzten provisorischen Leitungsgremium unter dem Vorsitz Hanns Liljes38 ebenso wie dem Anfang April ersatzweise berufenen Kirchenführergremium unter dem hannoverschen Landesbischof August Marahrens39 in erniedrigender Art und Weise die Anerkennung40. Zur Begründung hieß es, der Neuordnung der Deutschen Evangelischen Kirche durch die Generalsynode dürfe nicht vorgegriffen werden, die Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche sei suspendiert und die Landeskirchen seien nur noch Abwicklungsstellen41. Als sich die dem Lutherrat angeschlossenen Landeskirchen weigerten, die Verordnungen des Reichskirchenministeriums in ihren Amtsblättern abzudrucken, ordnete das Ministerium im Juni den Abdruck an und ließ ihn schließlich durch die Gestapo erzwingen42. Im gleichen Monat folgten noch drei weitere Verordnungen, die den Kirchen jede öffentliche Form der Wahlwerbung verboten43, staatliche Organe zur Vollstreckung der Anordnungen kirchlicher Finanzabteilungen ermächtigten44 und die die Einsetzung von – mit erheblich erweiterten Kompetenzen ausgestatteten – Finanzabteilungen auch in solchen Landeskirchen vorsahen, in denen bisher noch keine Finanzabteilungen gebildet worden waren45. Zugleich berief Muhs die Kirchenausschüsse ab oder er-
35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45
Vgl. Dok. 7, Anm. 64. Vgl. Dok. 6, Anm. 21; Dok. 7, Anm. 63. Vgl. Dok. 9, Anm. 11. Vgl. Dok. 1, Anm. 18. Vgl. Dok. 13, Anm. 42. Vgl. Dok. 1, Anm. 18; Dok. 9, Anm. 12; Dok. 13, Anm. 43; Dok. 18, S. 341ff.; Dok. 25, S. 522. Vgl. Dok. 13, Anm. 43; Dok. 18, S. 341. Vgl. Dok. 22, S. 476–489; Dok. 33, S. 665ff. Vgl. Dok. 24, Anm. 45. Vgl. Dok. 25, Anm. 77. Vgl. Dok. 24, Anm. 15.
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zwang ihren Rücktritt, ohne als Ersatz wenigstens auch nur eine kirchlich halbwegs akzeptable geistliche Leitung zuzulassen46. Zielscheibe dieser Maßnahmen des Reichskirchenministeriums, zu denen auch weitere Schikanen wie das Verbot der Evangelischen Wochen gehörten47, waren die nicht oder – wie die Kirchenausschüsse – nur teilweise deutschchristlichen Kirchenleitungen; die Deutschen Christen hingegen wurden von Muhs offen unterstützt48. Besonders drastisch ging er dabei in Sachsen vor, wo es im Landeskirchenamt im Zuge der Abberufung des Landeskirchenausschusses zu gewalttätigen Szenen kam49. In der Folge entflammte der Kirchenkampf in der sächsischen Landeskirche, die durch die Arbeit des Ausschusses als weitgehend befriedet gegolten hatte, wieder in vollem Ausmaß. Der bruderrätlich organisierte ‚radikale‘ Flügel der Bekennenden Kirche hingegen, der spätestens seit der Denkschrift der 2. Vorläufigen Kirchenleitung an Hitler50 als staatsfeindlich galt, wurde nicht auf dem Verordnungsweg kaltgestellt, sondern kriminalisiert: So ist der berüchtigte „Kollektenerlass“ vom Juni 1937, mit dem sämtliche Kirchenkollekten, die nicht von den offiziellen Kirchenbehörden angeordnet worden waren, verboten wurden, unter Mitverantwortung des Reichskirchenministeriums erschienen51; im Herbst legte das Ministerium nach und verbot auch die Abkündigung von Kollekten für solche Organisationen, an deren Staatstreue Zweifel bestanden52. Der Kollektenerlass führte zu einer Verhaftungs- und Prozesswelle, die im Spätsommer 1938 mit einer empfindlichen Niederlage der Bekennenden Kirche vor dem Reichsgericht endete53. Zudem nahm im Frühjahr 1937 die beim Reichskirchenministerium gebildete Beschlussstelle in Rechtsangelegenheiten der Evangelischen Kirche ihre Arbeit auf und entschied regelmäßig gegen die Bekennende Kirche54. Eine spektakuläre Niederlage musste jedoch auch der Reichskirchenminister hinnehmen: Im August 1937 wurde der wegen Verhöhnung Kerrls angeklagte Otto Dibelius freigesprochen; um eine erneute Schlappe des Staates vor einem öffentlichen Gericht zu verhindern, wurden daraufhin alle anstehenden kirchenpolitischen Prozesse zunächst ausgesetzt55.
46 Vgl. Dok. 40, Anm. 5; Dok. 21, S. 420f.; Dok. 21, Anm. 73; Dok. 25, Anm. 25f.; Dok. 32, Anm. 5 und 8f.; Dok. 39, Anm. 46f. 47 Vgl. Dok. 13, Anm. 25 und 28. 48 Vgl. Dok. 33, Anm. 7. 49 Vgl. Dok. 29, Anm. 3. 50 Vgl. Dok. 3, Anm. 55. 51 Vgl. Dok. 25, Anm. 54. 52 Vgl. Dok. 35, Anm. 29. 53 Vgl. Dok. 38, Anm. 48. 54 Vgl. Dok. 21, Anm. 102f. 55 Vgl. Dok. 31, Anm. 3; Dok. 38, Anm. 22.
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Parallel zu den Maßnahmen des Reichskirchenministeriums liefen zahlreiche Aktionen anderer Staats- und Parteistellen, die die bruderrätliche Bekennende Kirche und die von ihr installierten Notorgane lahmlegen sollten. Dazu gehörten mehrere, vor allem gegen die Bekennende Kirche der altpreußischen Union gerichtete Verhaftungswellen56, die Schließung ihrer Büros57 und nicht zuletzt die Verhaftung Martin Niemöllers, der Symbolfigur der Bekennenden Kirche schlechthin58. An einem besonders sensiblen Punkt, der Ausbildung des theologischen Nachwuchses, wurde die Bekennende Kirche im August 1937 durch den sog. Himmlererlass getroffen, mit dem die von ihr geschaffenen Ausbildungseinrichtungen verboten wurden59. Insgesamt litt der bruderrätliche Flügel der Bekennenden Kirche 1937 unter einer Verhaftungswelle bisher ungekannten Ausmaßes. Dieser Flügel war es auch, bei dem der nationalsozialistische Staat den Hebel ansetzte, um die Teilnahme der mühsam zusammengestellten deutschen Delegation an den für Sommer 1937 geplanten Weltkirchenkonferenzen in Oxford und Edinburgh60 effektiv zu verhindern: Nachdem den beteiligten kirchlichen Gremien schon vorher bedeutet worden war, dass eine deutsche Teilnahme unerwünscht sei, entzog die Gestapo den Delegierten der 2. Vorläufigen Kirchenleitung kurzerhand die Pässe61; daraufhin wurde die Teilnahme auch von den anderen Beteiligten abgesagt62. Nicht nur für die Bekennende Kirche, sondern für sämtliche Richtungen des deutschen Protestantismus bis hin zu den Thüringer Deutschen Christen von zentraler Bedeutung wurde jedoch der – wie Kurt Meier es bezeichnet hat – „Vormarsch“ der „weltanschaulichen Distanzierungskräfte“63. Diese Kräfte, zu denen vor allem der Chefideologe der NSDAP, Alfred Rosenberg, gehörte, waren im Gegensatz zu Reichskirchenminister Kerrl nicht am Erhalt der evangelischen Kirche interessiert, sondern wollten den kirchlichen Einfluss aus dem öffentlichen Leben ausschalten und zielten letztlich auf die völlige Vernichtung von Kirche und Christentum in Deutschland64. Der Kampf gegen den öffentlichen Einfluss der Kirche vollzog sich dabei vor allem auf dem Gebiet der Erziehung, für das der nationalsozialistische Staat das Monopol beanspruchte65. Um die bisherigen Bekenntnisschulen 56 Vgl. Dok. 20, S. 383; Dok. 23, S. 495f.; Dok. 32, S. 620f.; Dok. 36, Anm. 95; Dok. 39, Anm. 71. 57 Vgl. Dok. 25, Anm. 69. 58 Vgl. Dok. 24, Anm. 3; Dok. 25, S. 530. 59 Vgl. Dok. 32, Anm. 87. 60 Vgl. Dok. 13, S. 254; Dok. 15, S. 285–289. 61 Vgl. Dok. 20, Anm. 51f. 62 Vgl. Dok. 20, S. 395f.; Dok. 23, S. 492ff. 63 K. Meier, Kirchenkampf 3, S. 15. 64 Vgl. Dok. 10, Anm. 5; Dok. 15, S. 267f. 65 Vgl. Dok. 36, Anm. 12.
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scheinbar freiwillig in Gemeinschaftsschulen umwandeln zu können, fanden sog. Schulabstimmungen statt, bei denen die Eltern massiv zu Gunsten der Gemeinschaftsschule unter Druck gesetzt wurden66. Besonders in Württemberg kam es zu scharf geführten Auseinandersetzungen um das Treuegelöbnis der Religionslehrer auf Hitler67 und den Religionsunterricht, aus dem alle Lehrinhalte entfernt werden sollten, die der nationalsozialistischen Weltanschauung zuwiderliefen68; Kinder, die von ihren Eltern aus christlichen Gründen vom Religionsunterricht abgemeldet wurden, mussten zwangsweise den neu eingeführten Weltanschauungsunterricht besuchen69. Darüber hinaus kam es zu Erschwerungen für die Veranstaltung konfessioneller Jugendlager70 und rigiden Regelungen bei der Urlaubsgewährung der Hitler-Jugend für die kirchliche Jugendarbeit71. Während Partei und Staat versuchten, direkten Einfluss auf kirchliche Werke und Einrichtungen zu nehmen oder diese ganz aufzulösen72, sollten unter dem Deckmantel weltanschaulicher Neutralität zugleich die Theologen und kirchlich engagierten Laien aus den Parteiorganisationen ausgeschlossen werden73. Besonderes Aufsehen in kirchlichen Kreisen erregten in der zweiten Jahreshälfte 1937 die Äußerungen Alfred Rosenbergs, der die christliche Lehre von der Erbsünde scharf angriff74, das Christentum als Erscheinung der Vergangenheit apostrophierte75 und der evangelischen Kirche in seiner Kampfschrift „Protestantische Rompilger“ Verrat an Luther vorwarf76. Kirchliche Gegenäußerungen wurden im Keim erstickt: So führte die Kontroverse zwischen Rosenberg und dem Leiter der Apologetischen Centrale, Walter Künneth, zu deren Schließung durch die Gestapo77. Die antikirchlichen Äußerungen Rosenbergs gewannen für die Vertreter der evangelischen Kirche um so größeres Gewicht, als ihm auf dem Reichsparteitag im September 1937 der neu gestiftete Deutsche Nationalpreis verliehen wurde78: Hatten sie sich bisher noch damit beruhigen können, dass seine frühere Schrift „Der Mythus des 20. Jahrhunderts“79 nicht den Rang einer partei-
66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79
Vgl. Dok. 5, Anm. 11; Dok. 15, Anm. 86; Dok. 21, S. 449ff. Vgl. Dok. 21, S. 448f.; Dok. 24, Anm. 38. Vgl. Dok. 32, Anm. 43. Vgl. Dok. 33, S. 663. Vgl. Dok. 33, Anm. 78. Vgl. Dok. 38, S. 764ff. Vgl. Dok. 25, Anm. 50; Dok. 32, Anm. 100; Dok. 39, Anm. 41. Vgl. Dok. 6, Anm. 85; Dok. 21, Anm. 201f.; Dok. 33, Anm. 80. Vgl. Dok. 31, S. 591; Dok. 32, Anm. 118. Vgl. Dok. 32, Anm. 98. Vgl. Dok. 31, Anm. 56f. Vgl. Dok. 33, Anm. 47; Dok. 38, Anm. 33. Vgl. Dok. 32, Anm. 30. A. Rosenberg, Mythus.
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amtlichen Äußerung erhalten hatte, ließ sie die Preisverleihung befürchten, dass Rosenbergs germanisch-nordische Weltanschauung nun zur offiziellen Parteilinie erhoben und in der Folge ein entsprechender religiöser Staatskult80 installiert werden könnte. Dass Rosenberg auch die Lehre der Thüringer Deutschen Christen für mit dem Nationalsozialismus vollkommen unvereinbar hielt81, scheint 1937 auch von den Führern dieser radikalen deutschchristlichen Bewegung registriert worden zu sein: Nach einer Mitschrift Meisers soll Julius Leutheuser geäußert haben, wenn der „Kampf gegen die Kirche gewonnen“ sei, werde „der viel schwerere Kampf gegen den Staat kommen“82. Ähnliches Aufsehen wie die Äußerungen Rosenbergs erregten im November 1937 auch die programmatischen Reden Kerrls83, der nach seinem Rückzug wieder die Führung der Geschäfte des Reichskirchenministeriums übernommen hatte und sich aktiv in das kirchenpolitische Geschehen einschaltete84. Seine dilettantischen und ermüdenden Ausführungen über Weltanschauung und Religion, mit denen er sich vor Parteifunktionären der Lächerlichkeit preisgab85 und die ihm den Zorn und die Verachtung seiner innerparteilichen Gegner einbrachten86, bargen für die Kirchen und ihr künftiges Verhältnis zum Staat erheblichen Sprengstoff: Kerrl erklärte die Kirchenwahlen für ausgesetzt, wies die Schuld dafür der Kirche zu und kündigte auf lange Sicht die Trennung von Staat und Kirche an, bei der insbesondere die bisherigen Staatsleistungen und der staatliche Kirchensteuereinzug entfallen sollten. In die gleiche Richtung ging ein explizit „An die Kirchen“ gerichteter, nach Form und Inhalt erheblich schärfer formulierter Artikel in der SS-Zeitschrift „Das schwarze Korps“, in dem darüber hinaus mit dem Entzug der kirchlichen Besitztümer gedroht wurde87. Tatsächlich waren im Reichskirchenministerium bereits im Sommer 1937 Gesetzentwürfe für eine Trennung von Kirche und Staat ausgearbeitet worden, die nur deswegen nicht die Billigung Hitlers und des SD gefunden hatten, weil sie faktisch auf eine Staatskirche hinausliefen88; Anfang November aber hatten sich Kerrl und Reinhard Heydrich dann auf einen Stufenplan zur Trennung von Kirche und Staat geeinigt, der in seinen wesentlichen Punkten den Ankündigungen des Reichskirchenministers entsprach89. Verwirk80 81 82 83 84 85 86 87 88 89
Vgl. Dok. 31, Anm. 5. Vgl. Dok. 7, Anm. 7f.; Dok. 33, Anm. 13. Vgl. Dok. 36, S. 714. Vgl. Dok. 36, S. 700, S. 707ff., S. 712f.; Dok. 36, Anm. 98; Dok. 38, Anm. 10. Vgl. Dok. 36, Anm. 6 und 83. Vgl. Dok. 36, Anm. 98. Vgl. Dok. 38, Anm. 10. Vgl. Dok. 38, Anm. 11. Vgl. Dok. 31, Anm. 6. Vgl. Dok. 36, Anm. 97.
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licht wurde jedoch keiner dieser Pläne, da Hitler unmittelbar nach der Einigung zwischen Kerrl und Heydrich anordnete, dass in der Kirchenfrage zunächst keine Änderungen eintreten sollten90. Der Reichskirchenminister setzte jedoch alles daran, trotzdem noch vor Weihnachten 1937 zu einer Neuordnung der Deutschen Evangelischen Kirche zu kommen und dabei seine Vorstellungen von einer einheitlichen, staatlich kontrollierten und deutschchristlich dominierten Reichskirche durchzusetzen. Nachdem die Kirchenwahlen endgültig vom Tisch waren, griff er dazu erneut auf den Verordnungsweg zurück: Obwohl er dem Leiter der von Bodelschwinghschen Anstalten, Friedrich von Bodelschwingh, und dem Vorsitzenden des Lutherrats, Thomas Breit, bei zwei Besprechungen Ende November und Anfang Dezember noch zugesagt hatte, vor weiteren Schritten seines Ministeriums erst Vertreter der Kirche anhören zu wollen91, erließ er im Dezember eine neue Verordnung, in der dem Leiter der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei, Friedrich Werner, die Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche übertragen wurde. Auch in den Landeskirchen von Altpreußen, Sachsen, Schleswig-Holstein und NassauHessen wurde die Kirchenleitung den juristischen Leitern der kirchlichen Verwaltungsbehörden übertragen; in den übrigen Landeskirchen verblieben die kirchenregimentlichen Befugnisse bei den im Amt befindlichen Kirchenregierungen92. Eine geplante weitere Verordnung Kerrls, die eine verwaltungsmäßige Zusammenfassung sämtlicher Landeskirchen in der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei vorsah und es ermöglichen sollte, „daß innerhalb der Evangelischen Kirche den Deutschen Christen die Wirkungsmöglichkeit gegeben wird, die ihnen bisher von den Bekenntnis-Bischöfen verweigert war“93, scheiterte jedoch am Widerstand von Alfred Rosenberg und Rudolf Heß94. Trotz dieser erneuten Schlappe hielt Kerrl bis zu seinem Tod 1941 unbeirrt am Ziel einer Einigung des deutschen Protestantismus fest, konnte sich jedoch auch mit keiner seiner weiteren Initiativen durchsetzen; mangels einer Entscheidung Hitlers, der längst das Interesse an der evangelischen Kirche verloren hatte95, gelang es aber ebensowenig seinen innerparteilichen Gegnern, die geplante Trennung von Staat und Kirche durchzuführen und die Kirche auszuschalten.
90 91 92 93 94 95
Vgl. Dok. 36, Anm. 97. Vgl. Dok. 37, S. 722f.; Dok. 38, S. 727-737; Dok. 39, S. 768. Vgl. Dok. 40, Anm. 1. Schreiben Kerrls an Heß vom 17. Dezember 1937, Abdruck: Dokumente 4, S. 155. Vgl. Dok. 36, Anm. 14. Vgl. Dok. 7, S. 177f. mit Anm. 57.
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B. Die Entwicklung des ‚gemäßigten‘ Flügels und neue Bemühungen um eine Zusammenarbeit der gesamten Bekennenden Kirche Wenn man den Tagebuchaufzeichnungen von Reichspropagandaminister Joseph Goebbels Glauben schenken darf, war auch der Wahlerlass Hitlers vom Februar 1937 keineswegs dazu gedacht gewesen, tatsächlich eine Neuordnung der Deutschen Evangelischen Kirche herbeizuführen; vielmehr hatte die nationalsozialistische Führung gehofft, dass sich Bekennende Kirche und Deutsche Christen in der geplanten Generalsynode in zermürbenden Auseinandersetzungen gegenseitig lahmlegen und am Ende die Kirche umso mehr der staatlichen „Hilfe“ ausliefern würden96. Innerhalb der seit Frühjahr 1936 auch organisatorisch gespaltenen Bekennenden Kirche97 bewirkte der Wahlerlass jedoch genau das Gegenteil: Die Aussicht auf eine vom Staat oktroyierte Wahlordnung, eine Wiederholung des Ergebnisses der Kirchenwahlen von 193398 und schließlich eine Zwangsvereinigung mit den Deutschen Christen in einer bekenntnislosen, rein verwaltungsmäßig geleiteten „Kirche“ machte den Verantwortlichen von Lutherrat und 2. Vorläufiger Kirchenleitung unmissverständlich klar, dass es umgehend zur Wiederaufnahme ihrer seit November 1936 offiziell ruhenden Beziehungen99 und zu einer erneuten Zusammenarbeit kommen musste. Dies war auch schon kurze Zeit später der Fall: Im März trafen Lutherrat und 2. Vorläufige Kirchenleitung unter Zurückstellung aller grundsätzlichen Differenzen eine Vereinbarung über eine Arbeitsgemeinschaft, die dem Staat gegenüber die gemeinsamen kirchlichen Interessen vertreten und möglichst auch weite Kreise der kirchenpolitisch neutralen sog. kirchlichen Mitte umfassen sollte100. Dass die Zusammenarbeit aber schon bald wieder zu scheitern drohte, war in erster Linie der Tatsache geschuldet, dass neben Lutherrat und 2. Vorläufiger Kirchenleitung inzwischen ein dritter Faktor in das kirchenpolitische Geschehen eingetreten war und Ansprüche auf die Leitung und Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche erhob: die Kirchenführerkonferenz unter dem Vorsitz des dienstältesten Landesbischofs August Marahrens. Diese Konferenz, die aus den Bischöfen der intakten Kirchen sowie Vertretern von Landeskirchenausschüssen und einigen Bruderräten bestand, war im Herbst 1936 vom Vorsitzenden des Reichskirchenausschusses, Wilhelm Zoellner, einberufen worden, als die Arbeit des Ausschusses vom Reichskirchenministerium zunehmend behindert worden war und die Ab-
96 97 98 99 100
Vgl. Dok. 1, Anm. 11. Vgl. Dok. 8, Anm. 45; Dok. 15, Anm. 140. Vgl. Dok. 3, Anm. 19 und 32; Dok. 5, Anm. 15. Vgl. Dok. 1, Anm. 13. Vgl. Dok. 7, S. 167–182; Dok. 8, S. 190–206.
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berufung des Ausschusses gedroht hatte101. Für diesen Fall hatte Zoellner sich von der Kirchenführerkonferenz eine kirchliche Legitimation für die Weiterarbeit des Reichskirchenausschusses erhofft, nach dessen Rücktritt dann jedoch nicht erhalten102; stattdessen hatte die Kirchenführerkonferenz von sich aus ein unter dem Vorsitz von Hanns Lilje stehendes Gremium dazu ermächtigt, die Leitung und Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche zu übernehmen103. Die Legitimation für dieses Vorgehen bezog die Konferenz ebenso wie für alle ihre weiteren Aktivitäten aus den in der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche vorgesehenen Mitwirkungsrechten der leitenden Amtsträger der Landeskirchen und der Tatsache, dass die Verfassung 1933 von den Kirchenführern beschlossen und in Kraft gesetzt worden war104. Trotz ihrer schwachen Verankerung in der Kirchenverfassung, der fehlenden staatlichen Anerkennung und ihrer sowohl aus bekenntniskirchlicher als auch aus staatlicher Sicht zweifelhaften Zusammensetzung etablierte sich die Kirchenführerkonferenz als eine Einrichtung, die sich – mit Unterbrechungen und schweren Krisen – bis in die letzten Kriegsjahre hinein halten konnte. Nach dem Wahlerlass Hitlers kämpfte sie zunächst um die staatliche Anerkennung des von ihr eingesetzten Leitungsgremiums unter Hanns Lilje, reichte in mehreren Eingaben an das Reichskirchenministerium kirchliche Forderungen zur Durchführung der Wahlen ein105 und protestierte vehement gegen die Verordnungspolitik Kerrls106. Die Tatsache, dass die Bischöfe des Lutherrats – August Marahrens, Hans Meiser und Theophil Wurm – in der Kirchenführerkonferenz mit Vertretern der Kirchenausschüsse – insbesondere des Landeskirchenausschusses der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union – zusammenarbeiteten und so den Anschein erweckten, als würden sie die staatlich eingesetzten Ausschüsse als legitime Kirchenleitungen anerkennen, hatte von Anfang an den Unmut der 2. Vorläufigen Kirchenleitung erregt107; zum Eklat kam es vollends, als die Kirchenführerkonferenz ohne Rücksprache mit der 2. Vorläufigen Kirchenleitung Anfang April das vom Reichskirchenministerium nicht anerkannte Leitungsgremium unter Lilje durch ein neues Gremium ersetzte, dem neben Marahrens, Wurm und Walter Hollweg auch das Mitglied des altpreußischen Landeskirchenausschusses Richard Zimmermann angehörte108: Die 2. Vorläufige Kirchenleitung setzte umgehend 101 102 103 104 105 106 107 108
Vgl. Dok. 1, Anm. 40. Vgl. Dok. 2, Anm. 50. Vgl. Dok. 1, Anm. 18; Dok. 3, S. 71f., S. 86–93. Vgl. Dok. 3, Anm. 7 und 34. Vgl. Dok. 3, S. 93–97; Dok. 4, S. 100–108; Dok. 6, Anm. 23 und 51; Dok. 10, S. 228–232. Vgl. Dok. 10, S. 232–238; Dok. 12; Dok. 13, S. 255f. Vgl. Dok. 1, Anm. 39. Vgl. Dok. 10, S. 238f., S. 244–248; Dok. 11; Dok. 13, S. 256–261.
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die gerade begonnene Zusammenarbeit mit dem Lutherrat aus und forderte von den Bischöfen ultimativ die Beendigung der Zusammenarbeit mit den Kirchenausschüssen, die Anerkennung der Bruderräte als Kirchenleitung sowie das Fallenlassen der Kirchenführerkonferenz und des von ihr herausgestellten Leitungsgremiums109. In diesen Auseinandersetzungen flammte nicht nur der seit 1935 bestehende Konflikt um die Zusammenarbeit mit den Kirchenausschüssen wieder auf, der zur Spaltung der Bekennenden Kirche geführt hatte, sondern außerdem ein weiteres zentrales und kaum lösbares Problem: Die Frage, wer die Evangelische Kirche der altpreußischen Union kirchlich legitim leiten und auf gesamtkirchlicher Ebene vertreten könne; eine Frage, der umso mehr Gewicht zukam, als die altpreußische Union mehr als die Hälfte des deutschen Protestantismus ausmachte, und die auch dann bestehen blieb, als die Kirchenausschüsse längst zurückgetreten oder abberufen worden waren. In der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union standen sich Bruderrat und Landeskirchenausschuss unversöhnlich gegenüber. Obwohl seine Arbeit vom Reichskirchenministerium längst massiv behindert wurde und ihn der altpreußische Bruderrat bereits im Februar zum Rücktritt aufgefordert hatte, war der Landeskirchenausschuss auch nach dem Rücktritt des Reichskirchenausschusses im Amt geblieben und betrachtete sich weiterhin als legitime Kirchenleitung110. Dass die Kirchenführerkonferenz, die der 2. Vorläufigen Kirchenleitung entgegenkommen wollte und ihr deshalb einen Platz im neuen Leitungsgremium freigehalten hatte, damit faktisch die gleichberechtigte Zusammenarbeit eines Bruderrats- und eines Ausschussmitglieds verlangte, wurde von altpreußischem Bruderrat und 2. Vorläufiger Kirchenleitung als unzumutbare Provokation empfunden, beanspruchte der altpreußische Bruderrat die Kirchenleitung aus Bekenntnisgründen doch ausschließlich für sich. Da eine Beendigung des Konflikts zwischen den lutherischen Bischöfen und der 2. Vorläufigen Kirchenleitung – und damit die Wiederaufnahme der Zusammenarbeit von Lutherrat und Vorläufiger Kirchenleitung – ohne eine Bereinigung der Verhältnisse in der altpreußischen Kirche nicht erreichbar schien, bemühte sich der Lutherratsvorsitzende Thomas Breit umgehend um Verhandlungen zwischen altpreußischem Bruderrat und Landeskirchenausschuss111. Nachdem sich die Bischöfe gegenüber der 2. Vorläufigen Kirchenleitung bereit erklärt hatten, die Wiedereinberufung der Kirchenführerkonferenz vom Ausgang entsprechender Verhandlungen abhängig zu machen112, fand Ende April eine Besprechung von Vertretern der Kirchen109 110 111 112
Vgl. Dok. 14; Dok. 15, S. 273–280 und passim; Dok. 16, passim. Vgl. Dok. 7, Anm. 16. Vgl. Dok. 14, Anm. 10. Vgl. Dok. 16.
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führerkonferenz, der 2. Vorläufigen Kirchenleitung, des altpreußischen Bruderrats und des altpreußischen Landeskirchenausschusses statt113, die nach zähen Verhandlungen Anfang Mai schließlich zu einer Vereinbarung zwischen Ausschuss und Bruderrat und der Abgrenzung ihrer jeweiligen Kompetenzen führte114. Während die altpreußische Bekennende Kirche ihre Organe sogleich mit der Ausführung dieser Vereinbarung beauftragte, erklärte der Landeskirchenausschuss wenige Tage später, er sehe in der Vereinbarung lediglich eine Verhandlungsbasis, die zur Lösung der Konflikte letztlich jedoch nicht geeignet sei115. Als dann in Kreisen der 2. Vorläufigen Kirchenleitung kolportiert wurde, die Bischöfe hätten den altpreußischen Landeskirchenausschuss zur Rücknahme der Vereinbarung veranlasst, war die Atmosphäre vergifteter denn je; der württembergische Landesbischof Theophil Wum resümierte schließlich resigniert: „Welches Intrigennest muss Berlin sein, dass man so etwas überhaupt für möglich hält!“116 Inzwischen sah sich der Auslöser dieser Konflikte, das von der Kirchenführerkonferenz eingesetzte Leitungsgremium, auch von anderer Seite vor Schwierigkeiten gestellt: Obwohl die Kirchenführerkonferenz es vermieden hatte, das Gremium bei seiner Einsetzung explizit mit der Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche zu beauftragen und stattdessen den unschärferen Begriff der „Vertretung“ verwendet hatte117, beließ es der Reichskirchenminister nicht – wie im Fall des ersten Leitungsgremiums unter Lilje – bei einer schriftlichen Ablehnung118, sondern wies den Leiter der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei, Friedrich Werner, an, dem Gremium künftig die Benutzung der Diensträume der Kirchenkanzlei zu untersagen, was ebenso für die Plenumssitzungen der Kirchenführerkonferenz galt119. August Marahrens, der in der Kirchenführerkonferenz den letzten Rest von Legalität in der Deutschen Evangelischen Kirche verkörpert sah120, hielt jedoch trotz der demütigenden Ausquartierung und der fehlenden staatlichen Anerkennung unbeirrt an der Kirchenführerkonferenz und dem von ihr herausgestellten Leitungsgremium fest und plante sogar noch
113 114 115 116 117 118 119 120
Vgl. Dok. 17 und 19. Vgl. Dok. 19, Anm. 111. Vgl. Dok. 20, Anm. 45. Zitat aus dem Dok. 20, Anm. 28, erwähnten Schreiben Wurms an Rumpf vom 28. Mai 1937. Vgl. Dok. 13, Anm. 42. Vgl. das Dok. 9, Anm. 12, erwähnte Schreiben Kerrls an Marahrens vom 25. Februar 1937. Vgl. Dok. 17, Anm. 2; Dok. 18; Dok. 22, S. 473; Dok. 25, S. 518. Vgl. Dok. 16, S. 315f.
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eine Erweiterung der Konferenz121. Das Gremium tagte dann das ganze Jahr über regelmäßig weiter; die Sitzungen der Kirchenführerkonferenz selbst aber wurden von Sommer 1937 bis Frühjahr 1938 ausgesetzt, weil es im Juli 1937 überraschend zu einer erneuten Zusammenarbeit des Lutherrats, der 2. Vorläufigen Kirchenleitung und – jetzt auch – der Kirchenführerkonferenz kam. Dass diese Zusammenarbeit nach verschiedenen Aussprachen von Vertretern des Lutherrats und der 2. Vorläufigen Kirchenleitung122 möglich wurde, war in erster Linie der zunehmend aggressiver werdenden nationalsozialistischen Kirchenpolitik zu verdanken. So hatten im Vorfeld der entscheidenden Sitzung am 5./6. Juli 1937123 mehrere polizeiliche Aktionen gegen den bruderrätlichen Flügel der Bekennenden Kirche – vor allem die spektakuläre Verhaftung der altpreußischen Mitglieder des Reichsbruderrats in der Friedrichswerderschen Kirche in Berlin124 und die Verhaftung Martin Niemöllers – stattgefunden; zugleich sah der bischöfliche Flügel die den intakten Kirchen verbliebenen Handlungsspielräume durch einschneidende staatliche Maßnahmen wie die Ende Juni angeordnete flächendeckende Einsetzung von Finanzabteilungen125 akut bedroht. Die Lage wurde von allen Beteiligten als dramatisch eingeschätzt126. Angesichts der Obstruktionspolitik des Reichskirchenministeriums, die ihn auch persönlich kränkte, war nun selbst August Marahrens bereit, zu Gunsten eines gemeinsamen Schrittes gegenüber dem Staat den weiteren Ausbau seines Legalitätsunternehmens Kirchenführerkonferenz vorübergehend zurückzustellen. Das Ergebnis der gemeinsamen Besprechung von Lutherrat, 2. Vorläufiger Kirchenleitung und Kirchenführerkonferenz war eine Eingabe an Hitler und die Reichsregierung, in der die polizeilichen Willkürakte und die staatlichen Eingriffe in die Kirche beklagt wurden127, sowie ein Wort an die Gemeinden, mit dem die Zusammenarbeit bekanntgegeben und zur Fürbitte für die Verhafteten aufgerufen wurde128. Thomas Breit, der Vorsitzende der 2. Vorläufigen Kirchenleitung Friedrich Müller und August Marahrens wurden als Repräsentanten der von ihnen vertretenen Gremien beauftragt, gemeinsam die erwarteten Verhandlungen mit dem Staat zu führen, und bildeten das eigentliche, nach dem Tagungsort benannte „Kas-
121 122 123 124 125 126 127 128
Vgl. Dok. 20, Anm. 34. Vgl. Dok. 21, S. 414f.; Dok. 24, S. 496–500. Vgl. Dok. 25 und 27. Vgl. Dok. 23, S. 495. Vgl. Dok. 24, Anm. 15. Vgl. Dok. 25, S. 515–524. Vgl. Dok. 27, Anm. 16. Vgl. Dok. 27, Anm. 30.
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seler Gremium“129. Zudem wurde die Einsetzung eines Aktionsausschusses vorgesehen, der vor allem die Sammlung kirchlicher Laien betreiben sollte130, da man befürchtete, dass sonst andere Sammlungsversuche wie die – beim Reichskirchenministerium wohl gelittene – Volkskirchliche Arbeitsgemeinschaft Theodor Ellweins131, der soeben von ihm mitbegründete Wittenberger Bund132 oder die obskure Laienbewegung von Gisbert Freiherr von Ledebur133 Einfluss auf den Staat nehmen könnten. Das Kasseler Gremium übernahm allerdings nicht die Rolle einer nach dem Vorbild der ersten Vorläufigen Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche gestalteten gemeinsamen Kirchenleitung134, sondern trug den Charakter eines Aktionsbündnisses. Als solches hat es bis zur Jahreswende 1937/ 38 zu den wichtigsten kirchenpolitischen Maßnahmen und Äußerungen von Staat und Partei in z. T. umfangreichen Eingaben und Verlautbarungen Stellung genommen: So äußerte es sich zu den Verordnungen des Reichskirchenministeriums135, der kirchen- und christentumsfeindlichen Agitation Alfred Rosenbergs136, den programmatischen Reden von Reichskirchenminister Hanns Kerrl137 und dem Verbot der Ausbildungseinrichtungen der Bekennenden Kirche138; geplant waren außerdem eine Denkschrift über die Zerstörung des Religionsunterrichts139 und eine an Reichsjustizminister Franz Gürtner gerichtete Eingabe zur Frage der gefangenen Pfarrer und kirchlichen Laien140. Beim Staat stießen die Klagen des Kasseler Gremiums und seine Bitten um das Zustandekommen eines Empfangs freilich auf taube Ohren: Abgesehen von Eingangsbestätigungen oder der – im Hinblick auf das kirchenpolitische Verhalten Kerrls und seines Staatssekretärs geradezu zynischen – Mitteilung, die Eingaben seien zuständigkeitshalber an das Reichskirchenministerium abgegeben worden, blieb das Gremium ohne Antwort141; dass seine Äußerungen überhaupt wahrgenommen wurden, war dann erst den Reden Kerrls zu entnehmen, der sich Ende November in
129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139 140 141
Vgl. Dok. 27, Anm. 26. Vgl. Dok. 27, Anm. 27. Vgl. Dok. 31, Anm. 25. Vgl. Dok. 31, Anm. 23. Vgl. Dok. 7, Anm. 33; Dok. 9, Anm. 53; Dok. 19, Anm. 97; Dok. 31, S. 594; Dok. 32, S. 608f., S. 616f., S. 619; Dok. 33, S. 653ff., S. 661. Vgl. Dok. 10, Anm. 98. Vgl. Dok. 27, S. 551; Dok. 41, S. 806–823. Vgl. Dok. 34, S. 669f.; Dok. 36, S. 689. Vgl. Dok. 39, S. 777–785; Dok. 41, Anm. 35 und 37. Vgl. Dok. 32, Anm. 87. Vgl. Dok. 39, Anm. 12. Vgl. Dok. 32, Anm. 128; Dok. 39, Anm. 67. Vgl. Dok. 28, Anm. 2; Dok. 31, S. 592.
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Hagen wörtlich auf die Stellungnahme des Kasseler Gremiums zu Rosenberg bezog142. Aber nicht einmal in den eigenen Reihen stießen die Existenz und die Aktivitäten des Kasseler Gremiums auf ungeteilte Zustimmung: So wurde eine Kanzelabkündigung von Ende August143 nicht in allen im Kasseler Gremium vertretenen Kirchengebieten verlesen und von Teilen des bruderrätlichen Flügels als kompromissbehaftete Anbiederung an die nationalsozialistische Weltanschauung kritisiert144; umgekehrt wurden im bischöflichen Flügel Stimmen laut, welche die öffentliche Zusammenarbeit mit der 2. Vorläufigen Kirchenleitung als Gefahr für den Lutherrat und seine Ziele betrachteten145. Dass das Kasseler Gremium bereits zur Jahreswende 1937/38 handlungsunfähig war, obwohl es bis Herbst 1938 noch gelegentlich tagte, lag dann auch nicht an der ignoranten Haltung des Staates, sondern an den in keiner Weise bereinigten grundsätzlichen Konflikten zwischen Lutherrat und 2. Vorläufiger Kirchenleitung. So hat sich der Lutherratsvorsitzende Thomas Breit zwar stets für eine Zusammenarbeit mit der 2. Vorläufigen Kirchenleitung eingesetzt – und um der gemeinsamen Arbeit im Kasseler Gremium willen sogar die von August Marahrens schon bald wieder forcierte Einberufung der Kirchenführerkonferenz verhindert146 –, zugleich aber vehement den Ausbau des als geistliche Leitung der lutherischen Kirchen und Gemeinden der Bekennenden Kirche gegründeten Lutherrats147 zu einer Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands vorangetrieben148. Dieses selbst in den eigenen Reihen keineswegs unumstrittene Ziel149, auf dessen rasche Verwirklichung besonders die Bruderräte in den zerstörten Mitgliedskirchen wie Thüringen und Mecklenburg drängten150, enthielten auch die sog. Grundbestimmungen, mit denen sich der Lutherrat im November 1936 erstmals eine rechtliche Ordnung gegeben hatte151. Die Grundbestimmungen, die wegen der noch ausstehenden Ratifikation der Mitgliedskirchen zunächst nur vorläufig beschlossen worden waren, wurden im Laufe des Jahres 1937 mehrfach überarbeitet und im Oktober schließlich angenommen152; dass die neue Fassung trotzdem nicht in Kraft treten konnte, hatte die hannoversche Kirchenregierung zu verantworten, 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152
Vgl. Dok. 36, Anm. 121. Vgl. Dok. 28, Anm. 4. Vgl. Dok. 31, S. 594; Dok. 32, Anm. 33. Vgl. Dok. 35, Anm. 17; Dok. 36, S. 690f. Vgl. Dok. 36, Anm. 59; Dok. 36, S. 706 mit Anm. 81; Dok. 37, S. 725 mit Anm. 24f. Vgl. Dok. 7, Anm. 30; Dok. 9, S. 207ff.; Dok. 15, Anm. 25 und 156; Dok. 21, Anm. 114. Vgl. Dok. 15, S. 280f. Vgl. T. M. Schneider, Gegen den Zeitgeist, S. 170f. Vgl. Dok. 15, S. 283ff., S. 304; Dok. 21, S. 433. Vgl. Dok. 15, Anm. 135. Vgl. Dok. 15, S. 311ff.; Dok. 21, S. 429–436; Dok. 33, S. 660f.
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die von einem ihrer Mitglieder an der Zustimmung gehindert wurde153. Nachdem das Sekretariat des Lutherrats bereits im April mit der Ausarbeitung einer Verfassung für die lutherische Kirche Deutschlands154 und im Mai mit der Vorbereitung einer lutherischen Synode beauftragt worden war155, wurde zugleich mit der Annahme der Grundbestimmungen beschlossen, die lutherische Synode noch vor Weihnachten 1937 einzuberufen156. Die Furcht vor einer Union, die geradezu phobische Züge angenommen hatte157, führte dazu, dass der Lutherrat parallel zu diesen Planungen konsequent die Beteiligung an solchen Einrichtungen verweigerte, die bis zu ihrer Spaltung noch von der gesamten Bekennenden Kirche getragen worden waren. Dazu gehörte zunächst der Reichsbruderrat, in dem zwar noch einige Lutherratsmitglieder vertreten waren, den der Lutherrat jetzt aber ganz auszuschalten hoffte158, weil er befürchtete, der Reichsbruderrat verstehe sich als eine der 2. Vorläufigen Kirchenleitung und dem Lutherrat gleichermaßen übergeordnete Instanz159. Nachdem der Reichsbruderrat im März ein gemeinsames Handeln der gesamten Bekennenden Kirche gefordert hatte160, legte Thomas Breit deshalb besonderes Gewicht darauf, dass die soeben vereinbarte Arbeitsgemeinschaft von Lutherrat und 2. Vorläufiger Kirchenleitung allein auf Grund der freien Entscheidung des Lutherrats zustandegekommen sei161; die vom Reichsbruderrat im Juni 1937 – u. a. zu den Kirchenwahlen – gefassten Beschlüsse162 veranlassten ihn dann zu einem Schreiben an den Präses der Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche, Karl Koch, in dem er um die Übertragung der vom Reichsbruderrat behandelten Fragen an die Arbeitsgemeinschaft von Lutherrat und 2. Vorläufiger Kirchenleitung bat163. Zu diesen Fragen gehörte insbesondere die vom bruderrätlichen Flügel der Bekennenden Kirche 1937 mehrfach erhobene Forderung nach der Einberufung einer neuen Reichsbekenntnissynode164, der sich der Lutherrat vehement entgegenstellte und die ihn schließlich zu der Feststellung veranlasste, „der Weg der Bekenntnissynoden“ sei „mit der Synode von Bad Oeynhausen an sein Ende gekom-
153 154 155 156 157 158 159 160 161 162 163 164
Vgl. Dok. 21, Anm. 17 und 129; Dok. 33, Anm. 48. Vgl. Dok. 15, S. 311 mit Anm. 159. Vgl. Dok. 20, Anm. 49; Dok. 31, Anm. 53f. Vgl. Dok. 33, Anm. 68; Dok. 36, S. 694 mit Anm. 39, S. 717. Vgl. Dok. 6, S. 146f.; Dok. 8, Anm. 65; Dok. 19, Anm. 27. Vgl. Dok. 6, Anm. 11. Vgl. Dok. 7, S. 168. Vgl. Dok. 6, Anm. 9; vgl. auch Dok. 9, Anm. 12. Vgl. Dok. 7, S. 168. Vgl. Dok. 21, S. 412, S. 440ff. Vgl. Dok. 21, S. 446f. mit Anm. 160. Vgl. Dok. 21, Anm. 42; Dok. 36, S. 693f.; Dok. 41, S. 796.
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men“165. Ein ebenso harter und symbolträchtiger Schnitt vollzog sich schließlich mit der Aufspaltung einer Solidargemeinschaft, die bereits bestanden hatte, bevor sich die Bekennende Kirche überhaupt konstituiert und eigene Organe geschaffen hatte: des im September 1933 gegründeten Pfarrernotbunds. Den Anlass für die im August 1937 erfolgte Gründung des Lutherischen Hilfsvereins als eigenständige Hilfsorganisation des Lutherrats hatte die Ankündigung des Notbundvorsitzenden Martin Niemöller gegeben, künftig keine Leistungen mehr an solche Kirchengebiete zahlen zu wollen, in denen die Bruderräte mit den Kirchenausschüssen bzw. dem Lutherrat zusammenarbeiteten; als dann die von Niemöller selbst initiierten Verhandlungen über eine Aufteilung des Pfarrernotbunds von diesem und der 2. Vorläufigen Kirchenleitung über Monate hin verschleppt wurden, erfolgte die Gründung des Hilfsvereins schließlich ohne das ursprünglich angestrebte Einvernehmen mit dem Pfarrernotbund166. Die Vorgänge um die Aufspaltung des Pfarrernotbundes sind trotz der konfessionellen Weichenstellungen des Lutherrats und seiner daraus resultierenden Boykotthaltung gegenüber den vormals gemeinsam getragenen Einrichtungen der Bekennenden Kirche ein Beispiel dafür, dass sich die Ursachen für die fortbestehende Spaltung der Bekennenden Kirche nicht eindimensional dem Lutherrat oder der 2. Vorläufigen Kirchenleitung zuweisen lassen: Vielmehr trafen hier zwei theologische Systeme mit unterschiedlichem Bekenntnis- und Kirchenverständnis aufeinander, die – jeweils konsequent umgesetzt – ein Zusammengehen von beiden Seiten aus letztlich unmöglich machten. So warf der Lutherrat, für den sich Kirche nur durch ein gemeinsames Bekenntnis konstituieren konnte, den durch die 2. Vorläufige Kirchenleitung repräsentierten Bruderräten vor, sie wollten in Form der Bekennenden Kirche eine auf die Barmer Theologische Erklärung167 gegründete neue Kirche schaffen, in der die Unterschiede zwischen den reformatorischen Bekenntnissen verwischt würden168. Die 2. Vorläufige Kirchenleitung hingegen sah sich durch die Beschlüsse der Reichsbekenntnissynoden als allein rechtmäßige Leitung der gesamten Deutschen Evangelischen Kirche legitimiert und bestritt dem Lutherrat das Recht, „im Namen des deutschen Luthertums zu sprechen“ und die „geistliche Leitung für die lutherischen Kirchen und Werke wahrzunehmen, die sich der Bekennenden Kir-
165 Zitat aus dem Dok. 36, Anm. 36, erwähnten Schreiben Breits an die 2. Vorläufige Kirchenleitung vom 11. November 1937; vgl. dazu auch Dok. 1, S. 43 mit Anm. 16; Dok. 21, S. 413. 166 Vgl. Dok. 6, Anm. 92; Dok. 15, Anm. 105 und 107; Dok. 21, S. 462ff.; Dok. 29, Anm. 27f.; Dok. 31, Anm. 29; Dok. 32, Anm. 109. 167 Vgl. Dok. 1, Anm. 48. 168 Vgl. Dok. 6, S. 143ff.
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che zugeordnet halten“169. Die einander ausschließenden Konzeptionen führten neben persönlichen Animositäten, Kommunikationsproblemen170 und nicht zuletzt der unterschiedlichen Situation in den intakten und den zerstörten Kirchen171 schließlich auch zum Scheitern des Kasseler Gremiums und wurden mit den Beschlüssen des Reformierten Konvents der Reichsbekenntnissynode, des reformierten Moderamens und des reformierten Mitglieds der 2. Vorläufigen Kirchenleitung172 von Anfang Oktober 1937 wieder virulent. In diesen Beschlüssen war beklagt worden, dass über den Lutherrat auf bekenntniswidrigem Weg solche Kreise Anschluss an das Kasseler Gremium gefunden hätten, deren Stellung zur Barmer Theologischen Erklärung nicht geklärt sei173; die 2. Vorläufige Kirchenleitung habe daher jeden Versuch abzulehnen, das Kasseler Gremium als Kirchenleitung erscheinen zu lassen174. Entsprach es zwar voll und ganz den Interessen des Lutherrats, das Kasseler Gremium lediglich als einen Zusammenschluss zum Zweck gemeinsamen Handelns zu betrachten, rief die in den Beschlüssen enthaltene „Gleichsetzung des Weges der Bekennenden Kirche mit dem Weg der Vorläufigen Leitung“175 seinen Widerspruch hervor und löste eine schwere Krise im Kasseler Gremium aus. Zu dieser Krise trug auch bei, dass die nach dem Ende des altpreußischen Landeskirchenausschusses176 aufgenommenen sog. Bielefelder Besprechungen, die der Herausstellung eines nach dem Kasseler Vorbild gestalteten Gremiums in der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union dienen sollten, an den Kirchenleitungsansprüchen des altpreußischen Bruderrats scheiterten177; hinzu kam noch, dass die 2. Vorläufige Kirchenleitung ihre Rundschreiben nach wie vor in die Kirchengebiete des Lutherrats versandte und damit den Eindruck einer übergeordneten Instanz erweckte178. In der zunehmend angespannten Situation hielt
169 Vgl. Dok. 7, Anm. 31; Zitate aus der Dok. 9, Anm. 5, erwähnten Stellungnahme der lutherischen Mitglieder der 2. Vorläufigen Kirchenleitung vom 25. März 1936. 170 Vgl. Dok. 38, S. 756; Dok. 39, S. 76f. 171 Ein Beispiel hierfür sind die unterschiedlichen Entwürfe, die der Lutherrat und die 2. Vorläufige Kirchenleitung im Kasseler Gremium zur 17. Durchführungsverordnung des Reichskirchenministeriums (vgl. dazu Dok. 40, Anm. 1) vorlegten (vgl. Dok. 41, S. 806– 823; vgl. auch Dok. 40, Anm. 20). 172 = Martin Albertz. 173 Gemeint ist der Reformierte Arbeitsausschuss, der im Januar 1937 eine engere Zusammenarbeit mit dem Lutherrat vereinbart hatte (vgl. Dok. 7, Anm. 35). 174 Vgl. Dok. 36, Anm. 24. 175 Zitat aus dem Dok. 36, Anm. 24, erwähnten Schreiben des Lutherrats an die 2. Vorläufige Kirchenleitung vom 6. November 1937. 176 Vgl. Dok. 32, Anm. 9. 177 Vgl. Dok. 32, Anm. 120; Dok. 35, Anm. 30; Dok. 37, S. 723ff.; Dok. 38, S. 758f. mit Anm. 130. 178 Vgl. Dok. 35, Anm. 27; Dok. 36, Anm. 61.
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der Lutherratsvorsitzende Thomas Breit dann zwar grundsätzlich an der Zusammenarbeit im Kasseler Gremium fest179, verlangte aber, dass die 2. Vorläufige Kirchenleitung ihren Leitungsanspruch gegenüber den Kirchengebieten des Lutherrats fallenlassen und die Geschäftsführung des Kasseler Gremiums auf ihn selbst übertragen werden sollte180. Die Antwort der 2. Vorläufigen Kirchenleitung fiel ernüchternd aus: Auf eine Anfrage des Lutherrats zu den reformierten Beschlüssen ließ sie verlauten, der „Weg der Vorläufigen Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche“ sei auch für sie „der Weg der Bekennenden Kirche“; sie habe „niemals einen Hehl daraus gemacht“, dass sie „in der Verpflichtung“, die sie „von der Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche empfangen“ habe, „auch den Anspruch übernommen“ habe, „eben die Vorläufige Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche zu sein“181. Im Ergebnis führten diese neu entfachten Auseinandersetzungen 1938 schließlich zum Zerbrechen des Kasseler Gremiums; ebenso scheiterten aber auch die unterschiedlichen Synodenvorhaben von Lutherrat und 2. Vorläufiger Kirchenleitung: Weder die geplante lutherische Synode noch eine neue Reichsbekenntnissynode kamen zustande. Auch wenn die unterschiedlichen Konzeptionen und das Verhalten von Lutherrat und 2. Vorläufiger Kirchenleitung aus historisch-theologischer Perspektive erklärbar sind, fällt es retrospektiv schwer, ihren teilweise groteske Züge annehmenden Kleinkrieg182 nachzuvollziehen. Schon allein die Entwicklung der nationalsozialistischen Kirchenpolitik hätte die Beteiligten vor die Frage stellen können, ob tatsächlich der geeignete Zeitpunkt für konfessionelle Planspiele oder – wie der Lutherrat es den Bruderräten vorwarf – für den Aufbau einer „Kirche der Heiligen“183 gegeben war. So stand dem Lutherrat in seinen eigenen Reihen nicht nur die verheerende Lage in den Landeskirchen von Mecklenburg184 und Thüringen185 vor Au179 Vgl. Dok. 36, S. 689ff. 180 Vgl. Dok. 37, S. 720f. mit Anm. 2. 181 Zitate aus dem Dok. 41, Anm. 33, erwähnten Schreiben der 2. Vorläufigen Kirchenleitung an den Lutherrat vom 9. Dezember 1937. 182 Um jeglichen Anschein zu vermeiden, dass die 2. Vorläufige Kirchenleitung „ d i e Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche sei und dass die im Bunde der lutherischen Kirchen vereinigten Kirchen ihr ‚angeschlossen‘ seien“ (Zitat aus dem Schreiben des Lutherrats an die angeschlossenen Kirchenleitungen und Bruderräte vom 29. Dezember 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 6), schickten die Mitgliedskirchen des Lutherrats schließlich sogar kirchliche Buchempfehlungen für die evangelische Jugend zurück, die die 2. Vorläufige Kirchenleitung versandt hatte (vgl. das Schreiben des Landeskirchenamts Hannover an Albertz vom 26. Dezember 1937: Ebd.; vgl. auch das Antwortschreiben Albertz’ vom 7. Januar 1938: Ebd.). 183 Zitat aus den Votum Breits auf der Sitzung des Lutherrats am 25. November 1937 (Dok. 36, S. 702). 184 Vgl. Dok. 21, Anm. 27f.; Dok. 29, Anm. 11–16; Dok. 33, S. 658f.; Dok. 38, S. 741–745.
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gen, sondern seit Sommer 1937 auch die mit voller Unterstützung des Reichskirchenministeriums durchgeführte systematische Zerstörung der sächsischen Landeskirche186; über die lutherischen Bischöfe wurden Aufenthalts- und Redeverbote verhängt187 und in den Kirchenbehörden erschien die Gestapo, um die Anweisungen Kerrls durchzusetzen188. Gerade der Vorsitzende des Lutherrats, Thomas Breit, verfolgte aufmerksam die nationalsozialistische Kirchenpolitik und versuchte sie in seinen Lageberichten zu Beginn der Lutherratssitzungen zu analysieren189. Mit Ausnahme der offensichtlichen Äußerungen und Maßnahmen von Staat und Partei war er dabei zwar meist auf Informationen aus dritter Hand angewiesen, es war Breit aber klar, dass sich „der heute herrschende politische Wille“ den „antichristlichen Tendenzen“ in der Partei längst nicht mehr entgegenstellte und „über die Privatisierung der Kirche die Annullierung und Vernichtung derselben zu erreichen“ suchte190; ebenso deutlich war ihm, dass der Staat mittlerweile keinen Unterschied mehr zwischen dem ‚gemäßigten‘ und dem ‚radikalen‘ Flügel der Bekennenden Kirche machte, sondern den Lutherrat genauso als Staatsfeind betrachtete wie die Bruderräte191. Die bedrohliche Lage veranlasste Breit zwar dazu, sich aktiv für die Zusammenarbeit mit der 2. Vorläufigen Kirchenleitung einzusetzen, hinderte ihn andererseits aber nicht daran, zugleich massiv die Bildung der lutherischen Kirche Deutschlands voranzutreiben und mit besonderer Empfindlichkeit auf jeden Versuch des bruderrätlichen Flügels der Bekennenden Kirche zu reagieren, kirchenleitende Ansprüche geltend zu machen. Wo Breit – 1934 noch Mitverfasser der Barmer Theologischen Erklärung und Mitglied der ersten Vorläufigen Kirchenleitung, 1937 Mitinitiator der Arbeitsgemeinschaft von Lutherrat und 2. Vorläufiger Kirchenleitung und schließlich Mitglied des Kasseler Gremiums – inzwischen seine Prioritäten setzte, trat end-
185 Vgl. Dok. 6, S. 154f.; Dok. 10, S. 242f.; Dok. 21, S. 425ff., S. 451f.; Dok. 29, S. 559f. 186 Vgl. Dok. 21, S. 422–425; Dok. 22, Anm. 70; Dok. 24, Anm. 18; Dok. 25, S. 526ff.; Dok. 29, S. 554–557; Dok. 31, S. 597–603; Dok. 32, S. 622ff.; Dok. 33, S. 657f.; Dok. 38, S. 745–749, S. 752ff.; Dok. 39, S. 782f.; Dok. 41, Anm. 92. 187 Vgl. Dok. 10, S. 241f.; Dok. 13, S. 256; Dok. 25, S. 523 mit Anm. 49; Dok. 33, S. 658 mit Anm. 39. 188 Vgl. Dok. 33, S. 665ff. 189 Vgl. Dok. 15, S. 266ff.; Dok. 21, S. 399ff.; Dok. 25, S. 525; Dok. 31, S. 590ff.; Dok. 32, S. 606ff.; Dok. 33, S. 649f.; Dok. 36, S. 686f. 190 Zitat aus dem Lagebericht Breits auf der Sitzung des Lutherrats am 22. April 1937 (Dok. 15, S. 268).– Aus den Unterlagen im LKA Hannover, D 15 II Nr. 3, geht hervor, dass der Lutherrat angesichts der drohenden Neuregelung des Verhältnisses von Staat und Kirche Ende 1937 unter seinen Mitgliedskirchen eine vertrauliche Umfrage zu den bisher empfangenen Staatsleistungen, den Kirchensteuereinnahmen und den kirchlichen Vermögensverhältnissen plante. 191 Vgl. den Lagebericht Breits auf der Sitzung des Lutherrats am 25. November 1937 (Dok. 36, S. 691).
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gültig 1938 zu Tage: Als deutlich war, dass er den für einen weiteren Ausbau des Lutherrats nötigen Rückhalt bei den lutherischen Bischöfen verloren hatte, erklärte er im September seinen Rücktritt vom Amt des Vorsitzenden192. Der Urheber der hier veröffentlichten Aufzeichnungen und Mitschriften, Hans Meiser, verfolgte 1937 einen ähnlichen Kurs wie Breit. Auch er forderte entschlossen die Errichtung einer lutherischen Kirche Deutschlands, setzte sich zugleich aber für eine Zusammenarbeit mit der 2. Vorläufigen Kirchenleitung ein193; ebenso wie Breit war auch Meiser dazu bereit, die Kirchenführerkonferenz fallen zu lassen194, um eine dem Staat gegenüber schlagkräftige kirchliche Front zu ermöglichen. Nachdem er sich seit seinem Amtsantritt als bayerischer Landesbischof konsequent als Hauptmotor für den Zusammenschluss des Luthertums betätigt hatte, überrascht es aber doch, mit welcher Beständigkeit und Intensität Meiser auf den Sitzungen des Lutherrats und der Kirchenführerkonferenz für eine Zusammenarbeit mit den Bruderräten plädierte195: So konterte er die im Lutherrat wiederholt vorgetragene Kritik an den Beziehungen zu den ‚Dahlemiten‘196 mit einem Loblied auf die „tapferen Pfarrer aus der Union“197 und initiierte auf dem Höhepunkt der gegen die bruderrätliche Bekennende Kirche gerichteten Verhaftungswelle gemeinsam mit Breit eine groß angelegte Hilfsaktion der bayerischen Landeskirche für die besonders betroffene altpreußische Kirchenprovinz Ostpreußen198. Trotz seines persönlich schwer belasteten Verhältnisses zu Martin Niemöller199 nahm Meiser nach dessen Verhaftung Kontakt zur Ehefrau Niemöllers auf und gab damit ein atmosphärisch wichtiges Zeichen der Solidarität an die Bruderräte200. Dies alles änderte freilich nichts daran, dass er genau wie Breit unter keinen Umständen dazu bereit war, sich auf eine wie auch immer geartete Kirchengemeinschaft mit den ‚Dahlemiten‘ einzulassen oder deren Leitungsansprüche anzuerkennen. Meiser, der 1938 den Vorsitz des Lutherrats von Breit über192 Zu den genauen Umständen des Rücktritts Breits und den weiteren Gründen, die ihn zu diesem Schritt veranlasst haben, vgl. T. M. Schneider, Gegen den Zeitgeist, S. 192–196.– Nachdem Breit bis zum Rücktritt in verschiedenen Ämtern eine zentrale Rolle im gesamtkirchlichen Geschehen gespielt hat, ist es umso bedauerlicher, dass bis heute keine monographische Studie zu ihm vorliegt. 193 Vgl. z. B. Dok. 15, S. 297. 194 Dies allerdings nur unter der Voraussetzung, dass sich im Gegenzug auch der Reichsbruderrat auflösen sollte (vgl. Dok. 21, S. 446; vgl. auch Dok. 41, S. 796). 195 Vgl. Dok. 3, S. 85; Dok. 6, S. 159; Dok. 9, S. 221; Dok. 25, S. 532; Dok. 36, S. 703. 196 Vgl. dazu Dok. 3, Anm. 36. 197 Zitat aus dem Votum Meisers auf der Sitzung des Lutherrats am 26. Februar 1937 (Dok. 6, S. 149). 198 Vgl. Dok. 39, Anm. 71. 199 Vgl. Dok. 15, Anm. 44; Dok. 16, Anm. 32. 200 Vgl. Dok. 39, S. 781.
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nahm, mag realistischer als dieser gesehen haben, dass unter den gegebenen Verhältnissen eine rasche Verwirklichung des lutherischen Zusammenschlusses nicht durchsetzbar war; das gemeinsame Ziel jedoch verlor er zu keinem Zeitpunkt aus den Augen und ergriff nach Ende des Zweiten Weltkriegs sofort die Gelegenheit, die seit 1938 gezwungenermaßen auf Eis gelegten Pläne zu reaktivieren und die Gründung der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands voranzutreiben, die schließlich auf der Lutherischen Generalsynode im Juli 1948 in Eisenach vollzogen wurde201. Dass die für die evangelische Kirche im Laufe des Jahres 1937 zunehmend brisanter werdende Situation zwingend die Zurückstellung ekklesiologischer Idealvorstellungen verlangte, erkannte auf Seiten des ‚gemäßigten‘ Flügels der Bekennenden Kirche vor allem der württembergische Landesbischof Theophil Wurm. Obwohl selbst Mitglied des Lutherrats und der Kirchenführerkonferenz, kritisierte Wurm bei verschiedenen Anlässen den kirchenpolitischen Kurs sowohl des Lutherrats als auch der 2. Vorläufigen Kirchenleitung: So veranlasste ihn die vom Sekretariat des Lutherrats unmittelbar nach dem Wahlerlass Hitlers aufgestellte Forderung, bei der kommenden Neuordnung müsse „die Ausgestaltung der lutherischen Kirche Deutschlands innerhalb der Deutschen Evangelischen Kirche von vornherein vorbehalten werden“202, zu der Feststellung, dass es im jetzigen Augenblick, „in dem es einfach um die Kirche als Kirche“ gehe, „weder von der Wahrheit noch von der Liebe aus notwendig“ sei, „daß solche Sätze und Forderungen in den Vordergrund gestellt werden“203; umgekehrt forderte Wurm in apodiktischem Tonfall die Mitwirkung des Vorsitzenden der 2. Vorläufigen Kirchenleitung, Friedrich Müller, an dem von der Kirchenführerkonferenz im April herausgestellten Leitungsgremium ein, da eine Weigerung im Hinblick auf die kirchenpolitische Lage als „Unglück von grösstem Ausmass“ anzusehen sei204. Obwohl er dabei auch von den besonderen Traditionen der württembergischen Landeskirche geleitet war205, zeichnete sich bereits hier ab, dass Wurm in letzter Konsequenz nicht bereit sein würde, sich an der geplanten Gründung einer lutherischen Kirche Deutschlands zu beteiligen; stattdessen bemühte er sich dann mit dem 1941 von ihm initiierten „Kirchlichen Einigungswerk“ jenseits der verhärteten Frontstellungen von Lutherrat und 2. Vorläufiger Kirchenleitung um die
201 Vgl. T. M. Schneider, Gegen den Zeitgeist, S. 211–263. 202 Zitat aus dem Dok. 6, Anm. 54, erwähnten Entwurf des Sekretariats. 203 Zitat aus dem Votum Wurms auf der Sitzung des Lutherrats am 26. Februar 1937 (Dok. 6, S. 148). 204 Zitat aus dem Dok. 14, Anm. 1, erwähnten Schreiben Wurms an Friedrich Müller vom 7. April 1937. 205 Vgl. T. M. Schneider, Gegen den Zeitgeist, S. 170f.
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Sammlung aller bewusst evangelischen Kräfte in der Deutschen Evangelischen Kirche206 und setzte damit eine Entwicklung in Gang, die im August 1945 in die Gründung der Evangelischen Kirche in Deutschland mündete. Unbegreiflicher noch als die – letztlich das Weiterbestehen der evangelischen Kirche gefährdenden – Auseinandersetzungen zwischen Lutherrat und 2. Vorläufiger Kirchenleitung ist die Tatsache, dass die politischen Verhältnisse in der nationalsozialistischen Diktatur auf den Sitzungen und Besprechungen der verantwortlichen Kirchenleiter des ‚gemäßigten‘ Flügels der Bekennenden Kirche nahezu vollkommen ausgeblendet gewesen zu sein scheinen; aus den Aufzeichnungen und Mitschriften Hans Meisers lassen sich jedenfalls keine politischen Diskussionen belegen. Lediglich die bereits erwähnten Lageberichte von Thomas Breit geben gelegentlich ein Bemühen zu erkennen, den nationalsozialistischen Staat auch über die Kirchenpolitik – oder unmittelbar die Kirche betreffende Bereiche wie die Kulturpolitik – hinaus wahrzunehmen, so z. B. wenn Breit die „proklamierte Einheit des Reiches und die wirkliche Vielheit der Rechtssetzungen“207 beklagte; noch seltener sind politische Bezüge bei den Voten der jeweiligen Sitzungsteilnehmer festzustellen208. Ob auf den von Meiser dokumentierten Sitzungen und Besprechungen allerdings tatsächlich nicht über genuin politische Themen gesprochen worden ist oder ob Meiser solche Gespräche nur aus Vorsicht nicht mitgeschrieben hat, muss letztlich offen bleiben.
III. Editorische Richtlinien Die Auswahlkriterien für die im vorliegenden Band dokumentierten Texte sind ebenso wie die Quelle selbst in der Einleitung zu Band 1 ausführlich beschrieben209. Die Editionsrichtlinien für Band 3 sind bis auf wenige Ausnahmen aus den beiden Vorgängerbänden übernommen worden210. So wurden die Vorlagen Hans Meisers für die Druckfassung in Bezug auf Rechtschreibung, Zeichensetzung und Untergliederung der Dokumente vereinheitlicht. In den meisten Fällen wurden falsch geschriebene Eigennamen und Flüchtigkeitsfehler stillschweigend korrigiert, alle privaten bzw. damals gängigen internen kirchlichen Abkürzungen aufgelöst. Gesicherte 206 Vgl. dazu J. Thierfelder, Einigungswerk. 207 Vgl. das Votum Breits auf der Sitzung des Lutherrats am 14./15. Juni 1937 (Dok. 21, S. 401). 208 Vgl. z. B. das auf die schlechte Wirtschaftslage zielende Votum Tramsens auf der Sitzung des Lutherrats am 9. Dezember 1937 (Dok. 38, S. 754f.). 209 Vgl. Verantwortung 1, S. XVIIff., S. XXXVII–XL. 210 Vgl. Verantwortung 1, S. XLIf.; Verantwortung 2, S. XXV.
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Ergänzungen der Bearbeiterin in den Dokumenten erscheinen im Druck kursiv, ungesicherte Auflösungen und Ergänzungen in kursiven eckigen Klammern, Einfügungen, die den Satz in seinem Fluss unterbrechen, in steilen eckigen Klammern; in den Anmerkungen sind ohne weitere Differenzierung alle Ergänzungen der Bearbeiterin grundsätzlich kursiv gedruckt, lediglich Interpolationen stehen zusätzlich in steilen eckigen Klammern. Die Rechtschreibung in den abgedruckten Texten Meisers sowie den im Anhang abgedruckten und in den Anmerkungen zitierten Originaltexten richtet sich nach den Regeln der alten Rechtschreibung, die von der Bearbeiterin formulierten Texte nach den seit 2006 gültigen Rechtschreibregeln. Der Abdruck der Dokumente erfolgt in chronologischer Reihenfolge. Die Kopfregesten sind in der Regel von der Bearbeiterin formuliert worden. In der Datumszeile wurden korrekte Angaben der Quelle übernommen, Irrtümer unkommentiert korrigiert und fehlende Teile ergänzt. Im diplomatischen Apparat, der sich anschließt, wird unter I. der Fundort angegeben, unter II. folgt dann, oft in getrennten Alphabeten, die Liste der Teilnehmer bzw. Gesprächspartner, soweit sie zu ermitteln waren: Steil gesetzte Namen hat Meiser selbst in seinen Aufzeichnungen und Mitschriften oder seinem Amtstagebuch festgehalten; kursiv gesetzte Namen hat die Bearbeiterin aus der Gegenüberlieferung erschlossen. Unter III. sind so präzise wie möglich Tagungsort und -zeit angegeben, unter G die zu den jeweiligen Aufzeichnungen Meisers aufgefundenen direkten Gegenüberlieferungen. Der Anhang schließlich enthält eine Reihe von bisher unbekannten oder nur schwer zugänglichen Dokumenten, darunter zahlreiche Entwürfe211; um den Leserinnen und Lesern die Benutzung dieses Bandes zu erleichtern, wurden aber auch solche Texte abgedruckt, die bereits andernorts veröffentlicht sind212, sofern über diese Texte auf den von Meiser dokumentierten Sitzungen und Besprechungen besonders intensiv diskutiert worden ist.
Das Erscheinen dieses Bandes wäre nicht möglich gewesen ohne die großzügige Unterstützung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, die die Stelle der Bearbeiterin finanziert hat; mein besonderer Dank gilt Frau Oberkirchenrätin Dr. Dorothea Greiner, Herrn Oberkirchenrat i. R. Dr. Martin Bogdahn und Herrn Landesbischof Dr. Johannes Friedrich. Den Bearbeitern der beiden Vorgängerbände, Herrn Prof. Dr. Carsten Nicolaisen und Frau Hannelore Braun M. A., bin ich für die von ihnen geleis211 Anhang Nr. I–IV, Nr. VI–XII. 212 Anhang Nr. V, Nr. XIII.
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teten Vorarbeiten und zahlreiche Ratschläge zu großem Dank verpflichtet. Die im Quellenverzeichnis namentlich aufgeführten Archive und Einzelpersonen haben mir in unermüdlicher und vorbildlicher Art und Weise geholfen, das umfangreiche Material für die Kommentierung zusammenzutragen; stellvertretend sei hier vor allem Herrn Archivdirektor PD Dr. Hans Otte vom Landeskirchlichen Archiv Hannover, Herrn stellvertretendem Archivleiter Dr. Peter Beier vom Evangelischen Zentralarchiv in Berlin, Herrn Archivrat Dr. Jürgen König vom Landeskirchlichen Archiv Nürnberg und Herrn Kirchenarchivoberinspektor Michael Bing vom Landeskirchlichen Archiv Stuttgart gedankt. Ein Großteil der Schreibarbeiten haben Sarah Samter und Ulrich Schultz M. A. geleistet. Mein besonderer Dank gilt meiner Kollegin Gertraud Grünzinger M. A., die mir geduldig und selbstlos bei der Transkription der stenographischen Originaldokumente, der Klärung unzähliger Sachverhalte und bei den Korrekturarbeiten zur Seite gestanden hat; für seinen stetigen sachkundigen Rat und viele hilfreiche Hinweise bin ich auch meinem Kollegen Dr. Karl-Heinz Fix zu Dank verpflichtet. Schließlich habe ich der Leiterin der Münchener Forschungsstelle der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte, Frau PD Dr. Claudia Lepp, und dem Vorsitzenden der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft, Herrn Prof. Dr. Harry Oelke, zu danken, die die Entstehung dieses Bandes aufmerksam begleitet haben, sowie dem stellvertretenden Vorsitzenden der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft, Herrn Prof. Dr. Siegfried Hermle, der die Durchsicht des Endmanuskripts besorgt hat. München, im Oktober 2009
Nora Andrea Schulze
DOKUMENTE 1 Besprechung lutherischer Kirchenführer mit Vertretern der Vorläufigen Kirchenleitung II 1937 Februar 17 I. Meiser, Wachstuchheft 6, S. 791–806. II. Asmussen – Dibelius – Hahn – Heitmann – Kloppenburg – Koch – Meiser – Friedrich Müller – von Thadden – Wurm – Zänker. III. Berlin SW 11, Hotel Stuttgarter Hof, Anhalter Str. 9; ab 16.15 Uhr. G: Meiser, ATB.
Dibelius: Wollen wir uns auf eine Wahl1 überhaupt einlassen? Wollen wir darauf bestehen, daß die Wahlordnung von den Kirchen kommen müsse? Welches muß der Inhalt der Wahlordnung sein? 1. Westfälischer Pfarrertag. Brandenburger Bekennende Kirche, Berliner Bekennende Kirche2. In der jüngeren Generation ist die Meinung, die Wahl vom Staat entgegen zu nehmen, müßten wir uns grundsätzlich weigern. Die Mehrheit ist nicht dieser Meinung, weil es sehr schwer sein wird, den Gemeinden das begreiflich zu machen. 2. Was könnte man vom Reichskirchenminister [Kerrl] entgegen nehmen? Die Frage ist erschwert durch die Ausführungen des Ministers
1 Am 15. Februar 1937 hatte Hitler überraschend Kirchenwahlen angeordnet. Der „Erlaß des Führers und Reichskanzlers über die Einberufung einer verfassunggebenden Generalsynode der Deutschen Evangelischen Kirche“ lautete: „Nachdem es dem Reichskirchenausschuß nicht gelungen ist, eine Einigung der kirchlichen Gruppen der Deutschen Evangelischen Kirche herbeizuführen, soll nunmehr die Kirche in voller Freiheit nach eigener Bestimmung des Kirchenvolkes sich selbst die neue Verfassung und damit eine neue Ordnung geben. Ich ermächtige daher den Reichsminister für die kirchlichen Angelegenheiten, zu diesem Zwecke die Wahl einer Generalsynode vorzubereiten und die dazu erforderlichen Maßnahmen zu treffen“ (RGBl I 1937, S. 203; GBlDEK 1937, S. 11; Wiederabdruck u. a.: KJ 1933–1944, S. 162; Dokumente 4, S. 1). 2 Bezug so unklar; da Dibelius im Folgenden jedoch über die Haltung der jüngeren Theologengeneration zu den vom Staat angeordneten Kirchenwahlen berichtete, sind hier vermutlich die auf Initiative Wilhelm Hahns im März 1934 gegründete westfälische ‚Bruderschaft der Hilfsprediger und Vikare‘ (vgl. dazu H. Thimme, Bruderschaft; W. Hahn, Ich stehe dazu, S. 35f.) und der nach dem Vorbild dieser Bruderschaft im September 1934 gegründete ‚Bruderbund junger Theologen der Bekennenden Kirche Berlin-Brandenburg‘ gemeint (vgl. W. Scherffig, Theologen 1, S. 126f.; P. Noss, Albertz, S. 234f.).
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vom Samstag3. Das Entscheidende ist, daß Kerrl Ausführungen gemacht hat, welches die Verkündigung der Kirche zu sein habe4. Er gebrauchte den Ausdruck lächerlich im Zusammenhang damit, daß Zoellner sagte, die Verkündigung müsse sich gründen auf das Evangelium von Jesus5. Das bedeutet, das müsse die Verkündigung der Kirche
3 Gemeint ist die programmatische Rede vor den Vorsitzenden der Landes- und Provinzialkirchenausschüsse vom 13. Februar 1937, die Kerrl anlässlich des Rücktritts des Reichskirchenausschusses (vgl. dazu unten Dok. 2, Anm. 20 und 26; Dok. 4, Anm. 3; Dok. 25, Anm. 16) gehalten hatte. In dieser etwa zweistündigen Rede hatte der Minister von den Kirchen gefordert, den Primat des Staates und seiner weltanschaulichen Grundlagen von Rasse, Blut und Boden anzuerkennen. Dem Reichskirchenausschuss hatte er vorgeworfen, seine Kompetenzen überschritten und sich einseitig gegen die Deutschen Christen gestellt zu haben, anstatt die streitenden kirchlichen Gruppen an einen Tisch zu bringen. Eine Anerkennung des von den Kirchenführern eingesetzten provisorischen Leitungsgremiums (vgl. dazu unten Anm. 18) hatte Kerrl abgelehnt und gleichzeitig angekündigt, vorerst überhaupt keine neue Leitung einsetzen zu wollen. Ebenso kategorisch hatte er sich gegen die Durchführung von Kirchenwahlen gewandt, da in der Deutschen Evangelischen Kirche keine einheitliche Willensbildung vorhanden sei. Stattdessen hatte Kerrl angekündigt, dass er künftig nur noch Landeskirchen anerkennen und ein Simultaneum einrichten werde, bei dem unter der von ihm geleiteten Kirchenkanzlei zwei Säulen gebildet werden sollten: auf der einen Seite die der Bekennenden Kirche zuneigenden Landeskirchen, zu denen auch die von Ausschüssen geleiteten Kirchen gehörten; auf der anderen Seite die Deutschen Christen, die sich zusammenschließen und direkt dem Kirchenministerium unterstellen sollten. Außerdem hatte Kerrl massive Eingriffe in die Wirtschaftsführung der Kirchen, die Ausbildung des theologischen Nachwuchses, die kirchliche Beamtengesetzgebung und die Disziplinargewalt über die Pfarrer angekündigt. Abschließend hatte er festgestellt, eine Debatte sei nicht nötig, da sich das entsprechende Verordnungswerk (vgl. dazu unten Anm. 10) bereits im Druck befinde und am Montag, den 15. Februar 1937, erscheinen werde (Abdruck verschiedener Nachschriften der Rede in Dokumente 3, S. 318ff.; Verantwortung 2, S. 546–551; G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 57–62; K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 1347–1351, S. 1351–1355; vgl. dazu auch G. Besier, Kirchen 3, S. 638f.). 4 So hatte Kerrl die Vorsitzenden der Landes- und Provinzialkirchenausschüsse belehrt, es „sei untragbar, daß deutschen Kindern gepredigt werde: Jesus sei ein Jude, Paulus sei ein Jude oder ‚das Heil kommt von den Juden‘ [.|.|.]. Dies sei der Versuch, die Partei lächerlich zu machen. Sie könne sich das nicht gefallen lassen. Das wahre Christentum werde durch die Partei vertreten und das deutsche Volk werde durch die Partei und insbesondere den Führer zum wirklichen Christentum gerufen. Christentum liege in der Gesinnung und in der Tat. Die Kirche sei nicht in der Lage gewesen, den Glauben zu erzeugen, der Berge versetze. Das habe der Führer getan! Der Führer sei der Künder einer neuen Offenbarung“ (K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 1349). 5 Kerrl hatte ausgeführt, der „Bischof von Galen und Generalsuperintendent Zoellner hatten ihm beibringen wollen, was Christentum sei, daß es um die Anerkennung ginge, Jesus sei Gottes Sohn. Das sei lächerlich und nebensächlich! Die Gestalt Jesu auf sich wirken zu lassen, ein Christentum der Tat leben, das sei alles“ (K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 1353; vgl. auch ebd., S. 1348; G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 60). Diese Äußerungen wurden von Dibelius Ende Februar 1937 in einem offenen Brief an den Reichskirchenminister scharf kritisiert (Abdruck u. a.: KJ 1933–1944, S. 158–161); wegen dieses Schreibens
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sein. Es besteht kein Zweifel darüber, daß Kerrl für sich die Gesamthaltung der Deutschen Christen akzeptiert und diese zur Geltung in der Kirche bringen will6. Es ist sehr schwer, daß wir eine Ordnung von einem solchen Minister annehmen. Ich persönlich bin der Meinung, daß die Kirchen Anlaß hätten, bei dieser Gelegenheit so etwas zu sagen und zu fordern, daß die Wahlordnung nur von kirchlichen Instanzen gemacht werden könne. 3. Inhalt einer Wahlordnung, zwei Möglichkeiten: a. Man stellt sich auf den Boden der Absicht [sic!], die der Minister hat. Dann würde das ein erweiterter Reichskirchenausschuss sein7. Ob man sich darauf überhaupt einlassen kann, ist sehr fraglich, weil die Vollmacht, eine staatliche Instanz an Stelle der Verfassung8 zu setzen, für die Landeskirchen ein Spiel um ihre Existenz ist. [Einige Wörter gestrichen] Wir müssen unsern Einfluß dahin geltend machen, daß dieser Weg nicht gegangen werden kann ohne die Kautele9, daß auch dieser Ausschuß gebunden ist an die Verfassung und irgendwie auch in sie eingeschaltet werden müßte. Es müßte schon scharf umrissen werden, welche Rechte ein solcher Ausschuß hat. b. Zweite Möglichkeit: Wir wählen von der Gemeinde her. Für diese Wahl setzen wir das Wichtigste für Passivwahlbestimmungen fest und sorgen dafür, daß das Gesamtbild eine kirchliche Wahl ergibt. Heitmann: Das Gesetzeswerk des Ministers10 sei gescheitert an dem Widerspruch der SS. Die SS will keine Staatskirche, sondern man wolle
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wurde Dibelius Anfang August 1937 festgenommen und vor Gericht gestellt (vgl. dazu unten Dok. 31, Anm. 4). In diesem Sinne hatte Kerrl festgestellt, er „könne die Landeskirchen von Bayern, Württemberg und Baden nicht als geordnete Kirchen ansehen. Dagegen erkenne er die Landeskirchen von Thüringen, Mecklenburg und Anhalt (Deutschchristliche Kirchenleitungen im Sinne der Thüringer Deutschen Christen) als geordnete Landeskirchen an“ (K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 1350; vgl. auch ebd., S. 1353; G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 58). Bezug hier und bis zum Ende des Absatzes unklar: Kerrl, der vom Wahlerlass Hitlers überrascht worden war, hatte sich zur Wahlordnung bisher nicht geäußert; zudem hatte er angekündigt, den Reichskirchenausschuss nicht durch ein anderes Gremium ersetzen zu wollen (vgl. oben Anm. 3). Möglicherweise bezog sich Dibelius hier jedoch auf das angekündigte Verordnungswerk Kerrls (vgl. unten Anm. 10). Gemeint ist die Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche vom 11. Juli 1933 (GBlDEK 1933, S. 2–6). = Vorsichtsmaßregel, Vorbehalt, Absicherung. Von diesem ‚Gesetzeswerk‘ konnte lediglich ein Verordnungsentwurf ermittelt werden, den Muhs mit Schreiben vom 27. Januar 1937 (Abdruck: Dokumente 3, S. 310f.) zur Stellungnahme an Reichsjustizminister Gürtner gesandt hatte. Nach diesem Entwurf war eine massive „Ausdehnung der Staatsaufsichtsrechte gegenüber den evangelischen Kirchen“ vorgesehen. So sollten den Kirchen „die Rechte einer Körperschaft des öffentlichen Rechts entzogen werden“ können, „wenn nicht mehr die Gewähr geboten ist, daß sie
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die Kirche in sich versacken lassen. Daraufhin sei Kerrl nach Berchtesgaden geflogen und hätte erklärt, man dürfe doch die Kirche nicht einfach fallen lassen11. In der Verlegenheit sei man dann auf diesen Ausweg gekommen. Es scheint, daß auch das Ausland sich eingeschaltet habe12. nach Grundsätzen verwaltet werden, die für öffentliche Körperschaften im nationalsozialistischen Staate maßgebend sein müssen“. Ferner sollte Geistlichen „die Fähigkeit aberkannt werden“ können, „die Funktionen eines kirchlichen Amtsträgers einer öffentlichrechtlichen kirchlichen Körperschaft wahrzunehmen“, wenn ihre Tätigkeit „Staat und Bewegung schädigt“. Sämtliche kirchlichen Gesetze und Verordnungen sollten künftig der „Staatsbehörde zur Kenntnisnahme“ vorgelegt und erst dann verkündigt werden dürfen, wenn diese keinen Einspruch erhob. Außerdem sollte die Staatsbehörde das Recht erhalten, „für die Verwendung der Staatsleistungen, Umlagen und Steuern bindende Weisungen zu erteilen“. Schließlich sollte auch die „Ernennung, Versetzung, Beförderung, Beurlaubung und Entlassung“ von leitenden kirchlichen Amtsträgern dem Einspruchsrecht der Staatsbehörde unterliegen; Anstellungen im geistlichen Amt sollten grundsätzlich nur noch dann vorgenommen werden dürfen, wenn „die gesetzlichen Voraussetzungen für die Anstellung im Staatsdienst erfüllt“ waren, was u. a. den ‚Arierparagraphen‘ vom 7. April 1933 einschloss (Abdruck: Ebd., S. 311–314). In einem Schreiben vom 3. Februar 1937 an Kerrl hatte Gürtner dazu kritisch angemerkt, „daß die Verordnung ihrem ganzen Inhalte nach eine grundsätzliche Änderung der Stellung der Evangelischen Kirche im Verhältnis zum Staat enthält oder wenigstens anbahnt“ (Abdruck: Ebd., S. 314f., Zitat: S. 315). 11 Nach dem Bekanntwerden seiner Verordnungspläne war Kerrl am 14. Februar 1937 zusammen mit Frick, Goebbels, Heß, Himmler, Muhs und Stuckart zu Hitler auf den Obersalzberg beordert worden (vgl. dazu und zum Folgenden die Tagebucheintragungen Goebbels’ vom 15. und 16. Februar 1937: J. Goebbels, Tagebücher I/3/II, S. 374f., S. 376f.; auszugsweiser Abdruck auch in Dokumente 3, S. 320f., S. 321f.; vgl. dazu auch G. Besier, Kirchen 3, S. 640ff.; Verantwortung 2, S. 549, Anm. 22). Kerrls Pläne waren bei dieser Besprechung einhellig abgelehnt worden. Hitler hatte zunächst festgestellt, die Verordnungen könnten nur mit Gewalt durchgesetzt werden, einen Kirchenkampf könne er jetzt aber nicht gebrauchen. Auch Himmler hatte sich scharf dagegen gewandt, „die Staatsgewalt für eine aussichtslose Sache einzusetzen“ (Eintrag vom 15. Februar 1937: J. Goebbels, Tagebücher I/3/II, S. 375; Dokumente 3, S. 321). Goebbels hatte dann vorgeschlagen: „[.|.|.] entweder Trennung von Kirche und Staat [.|.|.] oder Neuwahl einer verfassunggebenden Synode, vollständige Absetzung von Partei und Staat in dieser Frage, freieste Proportionalwahlen und dann hohe Diäten für die Synodaldelegierten. In einem Jahr werden sie den Staat um Hilfe gegen sich selbst anbetteln“ (Eintrag vom 16. Februar 1937: J. Goebbels, Tagebücher I/3/II, S. 376; Dokumente 3, S. 322). Dieser Vorschlag, der auf eine Liquidation der Kirche hinauslief (vgl. den Eintrag vom 15. Februar 1937: J. Goebbels, Tagebücher I/3/II, S. 375; Dokumente 3, S. 321), hatte die Zustimmung Hitlers gefunden und zur Formulierung des Wahlerlasses (vgl. dazu oben Anm. 1) geführt. Die Pläne Kerrls, der immer noch eine Einigung der Kirche herbeiführen wollte, waren damit desavouiert. Kerrl urteilte später, mit dem Wahlerlass habe seine Befugnis geendet, „die Kirchenpolitik in eigener Verantwortung“ zu führen (Schreiben an Lammers vom 3. März 1941, zit. bei K.-H. Melzer, Vertrauensrat, S. 31). 12 So hatte der Bischof von Gloucester, Headlam, dem deutschen Botschafter in London, von Ribbentrop, in einem Schreiben vom 5. Februar 1937 mitgeteilt, „daß die christliche Kirche von staatlichen Einflüssen frei sein sollte, und daß sie auf diese Weise der Nation
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Hahn plädiert dafür, daß wir angesichts des gegenwärtigen Augenblicks alles zurückstellen, was zwischen uns liegt13. Das würde ein wirkliches Geschenk an unsere Kirchen sein. Kloppenburg: Ich habe gestern [16. Februar 1937] im Oldenburger Bruderrat gesagt, es würde grotesk und tragisch zugleich sein, wenn in diesem Augenblick der Kampf fortgesetzt würde14. Ich werde in diesem Zusammenhang eine Bitte aussprechen. Am vorigen Mittwoch [10. Februar 1937] hat [Name unleserlich] in Aurich erklärt, man würde nie wieder so zusammenarbeiten wie 193415. Die lutherische Kirche würde nicht wieder auf eine Reichsbekenntnissynode gehen16. Es schien, als ob dadurch jeder Abbruch einer Gemeinsamkeit des Weges zwischen
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am besten nützen kann“ (Schreiben zit. bei G. Besier, Kirchen 3, S. 642 mit Anm. 1655). Zudem hatte die Auslandspresse über das bevorstehende Verordnungswerk Kerrls berichtet und dabei die Befürchtung geäußert, mit diesen Verordnungen solle die Staatskirche durchgesetzt werden (vgl. K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 148; G. Besier, Kirchen 3, S. 640). Gemeint sind die Auseinandersetzungen zwischen Lutherrat und VKL II, deren ohnehin schwer belastete Beziehungen (vgl. dazu z. B. unten Dok. 9, Anm. 5) wegen der Vorgänge um die Denkschrift der VKL II an Hitler (vgl. unten Dok. 3, Anm. 55) seit dem 6. November 1936 offiziell ruhten (vgl. das Schreiben des Lutherrats an die VKL II vom 7. November 1936, Abdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 1143; vgl. auch T. M. Schneider, Gegen den Zeitgeist, S. 142f.). Am 22. Dezember 1936 und am 20. Januar 1937 hatten bereits zwei Besprechungen stattgefunden, bei denen der Versuch einer Wiederannäherung unternommen worden war; die Atmosphäre war jedoch trotzdem vergiftet geblieben (vgl. Verantwortung 2, S. 456–465, S. 492–513; bes. S. 513, Anm. 78). Zum Fortgang der Verhandlungen über eine Wiederaufnahme der Beziehungen von Lutherrat und VKL II vgl. unten Dok. 7, Anm. 24. Nach schriftlicher Auskunft des Archivs der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg vom 29. Juli 2003 sind zu dieser Sitzung des Oldenburger Bruderrats keine Unterlagen überliefert. Gemeint ist die Zusammenarbeit der sog. intakten Kirchen (vgl. dazu unten Anm. 41) mit den Bruderräten aus den zerstörten Kirchen (vgl. unten Anm. 24) auf dem Ulmer Bekenntnistag vom 22. April 1934, auf dem sich die Bekenntnisgemeinschaft der Deutschen Evangelischen Kirche konstituiert hatte (vgl. K. Scholder, Kirchen 2, S. 113–118; C. Nicolaisen, Weg, S. 19f.), den ersten beiden Bekenntnissynoden der Deutschen Evangelischen Kirche vom 29.–31. Mai 1934 in Barmen (vgl. unten Anm. 48) und am 19./ 20. Oktober 1934 in Berlin-Dahlem (vgl. unten Dok. 10, Anm. 57) sowie in der im November 1934 gebildeten (ersten) Vorläufigen Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche (vgl. unten Dok. 10, Anm. 98). Dies entsprach der grundsätzlichen Haltung des Lutherrats; dessen Vorsitzender, Thomas Breit, hatte bereits im Sommer 1936 die Auffassung vertreten, der Lutherrat sei auf seinem Weg schon zu weit vorangeschritten, um sich auf einer Reichsbekenntnissynode erneut mit den Kreisen um die VKL II und den altpreußischen Bruderrat zu vereinen (vgl. das Votum Breits auf der Sitzung des Lutherrats am 7. August 1936: Verantwortung 2, S. 245f.). Der Lutherrat hat es in der Folgezeit dann auch wiederholt abgelehnt, sich an einer neuen Reichsbekenntnissynode zu beteiligen (vgl. dazu z. B. unten Dok. 36, Anm. 36).
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lutherischer Kirche und Preußen17 proklamiert würde. Nach außen hin sieht es so aus, daß vom lutherischen Bekenntnis her gesagt wird: Eine Bekenntnissynode können wir nicht mehr beschicken. Gleichzeitig aber sollte das Gremium mit Lilje eingesetzt werden18. von Thadden berichtet von vielen Briefen, ob nicht eine Laiensynode gehalten werden könnte. Das Fragen gerade in Laienkreisen ist außerordentlich groß. Die Laien wollen am Schicksal der deutschen evangelischen Christenheit irgendwie beteiligt sein. Heitmann: Eger war bei Stahn. Es werden die Landeskirchenregierungen aufgefordert, Vorschläge zur Wahlordnung zu machen19. Dann wird es zu Verhandlungen kommen mit dem Kirchenministerium. Die Wahlordnung soll ein Konzil bestimmen. Dieses soll eine Verfassung beraten. Zänker: Mir liegt ungeheuer viel daran, daß auch der Minister [Kerrl] ganz klar erklärt: Bei der Führung der Landeskirchen sind die Bruderräte 17 D. h. zwischen den im Lutherrat zusammengeschlossenen Kirchen und der bruderrätlich organisierten altpreußischen Bekennenden Kirche, von der auch die VKL II und der Rat der Deutschen Evangelischen Kirche dominiert wurden. 18 Dieses Gremium hatte die Kirchenführerkonferenz aus Anlass des Rücktritts des Reichskirchenausschusses am 12. Februar 1937 als kirchlich bevollmächtigte Leitung für die Deutsche Evangelische Kirche eingesetzt. In Anlehnung an das in der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche vom 11. Juli 1933 vorgesehene Geistliche Ministerium (vgl. GBlDEK 1933, S. 5) bestand es aus dem unierten Superintendenten Gramlow, dem lutherischen Landessuperintendenten Henke, dem reformierten Pastor Langenohl und dem Lutheraner Lilje als Vorsitzendem (vgl. Verantwortung 2, S. 544f.; H. Oelke, Lilje, S. 307–312; H. Brunotte, Kurs, S. 3; zur rechtlichen Begründung für die Einsetzung der neuen Leitung durch die Kirchenführer vgl. das Schreiben des Reichskirchenausschusses an Kerrl vom 12. Februar 1937, abgedruckt bei K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 1343ff.). Das Gremium hatte sich am Abend des 14. Februar 1937 konstituiert und am folgenden Tag in einer „fünfstündigen Verhandlung mit Präsident Dr. Werner und einigen seiner Mitarbeiter [.|.|.] den Anspruch auf Leitung und Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche kraft kirchlicher Legitimation erhoben und gegen alle Einwände aufrecht erhalten“ (Schreiben Liljes an die im leitenden Amt stehenden Führer der deutschen evangelischen Landeskirchen vom 15. Februar 1937: LKA Nürnberg, Meiser 101). Werner hatte diesen Anspruch jedoch bestritten und dem Gremium die Amtsausübung in der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei untersagt (vgl. dazu unten Dok. 3, Anm. 8). Wie Kerrl bereits in seiner Rede am 13. Februar 1937 angekündigt hatte (vgl. oben Anm. 3 und unten Dok. 3, Anm. 15), versagte er dem Gremium in einem Schreiben an Marahrens vom 25. Februar 1937 dann die staatliche Anerkennung (vgl. dazu unten Dok. 9, Anm. 12); die Kirchenführerkonferenz berief daraufhin auf ihrer Sitzung am 2./ 3. April 1937 ein neues Vertretungsgremium für die Deutsche Evangelische Kirche (vgl. dazu unten Dok. 10–13). 19 Vgl. dazu das Konzept Stahns für ein Schreiben an die Deutschen Evangelischen Landeskirchen vom 17. Februar 1937; danach sollten die Landeskirchen beim Reichskirchenministerium innerhalb einer Woche „Anregungen zu einer Wahlordnung für die Wahl einer Generalsynode unter Zugrundelegung völlig freier Willensbildung der evangelischen Volksgenossen“ einreichen (BArch, R 5101/23705, Bl. 214).
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maßgebend mitbeteiligt. Dem Minister sowohl wie unserm Landeskirchenausschuß in Preußen muß einmal deutlich ad oculos20 demonstriert werden, daß die Bruderräte einen maßgebenden Einfluß mit haben, und wir müssen das gesamte Problem mit der Kluft in der Bekennenden Kirche einmal zurückstellen. Das ist nur möglich, wenn man die Bekennende Kirche in irgendeiner Weise mit zu Wort kommen läßt. Wir stehen vor einem formalen und einem sachlichen Problem. Formales Problem: In welcher Weise können wir überhaupt in unseren Tendenzen uns dem Minister deutlich nähern? Das sachliche Problem: Worauf sollen sich die Vorschläge erstrecken? Es ist am besten, wenn wir zu den Vorschlägen von Heitmann und Koch21 Stellung nehmen. Der Kern wird der sein: Sollen wir überhaupt als diskutabel ansehen, daß hier ein Gremium gebildet wird, in dem auch Deutsche Christen22 und Thüringer Deutsche Christen23 vertreten sein können? Wenn wir das an den Minister bringen, dann ist eine klare Marschroute gegeben. 20 = vor Augen. 21 Voten Heitmanns und Kochs nicht ermittelt. 22 Gemeint ist die ‚Reichsbewegung Deutsche Christen‘, die aus der 1932 gegründeten und nach dem Sportpalastskandal vom 13. November 1933 zerfallenen ‚Glaubensbewegung Deutsche Christen‘ hervorgegangen war. Der Ende 1933 eingesetzte neue Reichsleiter Christian Kinder hatte die Reichsbewegung programmatisch neu ausgerichtet und auf die Grundlage der von Walter Grundmann verfassten „28 Thesen der sächsischen Volkskirche zum inneren Aufbau der Deutschen Evangelischen Kirche“ gestellt (Abdruck: K. D. Schmidt, Bekenntnisse 1, S. 98–102; Herausgefordert, S. 171–174). Die 1934 von Reichsbischof Ludwig Müller und seinem ‚Rechtswalter‘ August Jäger betriebene zwangsweise Eingliederung der Landeskirchen in die Reichskirche (vgl. dazu unten Dok. 21, Anm. 75) hatte Kinder zunächst unterstützt, sich später aber vom Vorgehen der Reichskirchenregierung distanziert und war zur Jahreswende 1934/35 sogar kurzzeitig in Verhandlungen mit der Bekennenden Kirche über die Einsetzung einer neuen Reichskirchenleitung eingetreten. 1935 hatte Kinder dann den Rückzug der Reichsbewegung von der Kirchenpolitik proklamiert und sich auf den kirchenpolitischen Kurs des neu gebildeten Reichskirchenministeriums festgelegt, obwohl dessen Ausschusspolitik für die Reichsbewegung zu einem massiven Verlust von Einflussmöglichkeiten und kirchenpolitischen Machtstellungen führte. Nachdem Kinder als Reichsleiter im September 1935 von Studienrat Wilhelm Rehm abgelöst worden war, hatte die Reichsbewegung im Sommer 1936 die bedingte theologische Anerkennung des Reichskirchenausschusses erhalten (vgl. dazu unten Dok. 4, Anm. 4), war für die Bekennende Kirche aber mit dem Makel der theologischen Irrlehre und der deutschchristlichen Gewaltherrschaft unter Reichsbischof Müller behaftet geblieben (vgl. K. Meier, Deutsche Christen, S. 10–144; G. Besier, Kirchen 3, S. 101–104). Ausgelöst durch interne Macht- und Richtungskämpfe, ihren gegenüber den radikalen Thüringer Deutschen Christen (vgl. dazu unten Anm. 23) als ‚gemäßigt‘ geltenden theologischen Kurs und die Aufgabe kirchenpolitischer Machtpositionen litt die Reichsbewegung seit Anfang 1935 unter einer Vielzahl von Austritten, Abspaltungen und Übertritten zu den Thüringer Deutschen Christen, die zu ihrem langsamen Zerfall führten (vgl. dazu unten Dok. 33, Anm. 11). 23 Die Thüringer Deutschen Christen waren unter der Führung der ehemaligen bayerischen Pfarrer Siegfried Leffler und Julius Leutheuser Ende der 1920er Jahre aus dem nationalso-
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von Thadden: Wer die Situation in den zerstörten24 preußischen Provinzen kennt, weiß, daß mit dem Augenblick des Hinfallens der Kirchenausschüsse als vom Staat gestützter Gremien die Mitglieder der Ausschüsse kreidebleich herumlaufen. In diesem Augenblick haben wir die Absicht, die gesamte Pfarrerschaft provinzweise einschließlich der Neutralen zu einem großen Konvent zusammenzurufen. In diesem Augenblick ist die Stellung der Bekennenden Kirche von eindeutiger Bedeutung. Das bedeutet, daß man die Stellung der Kirchenausschüsse von uns in ein Maß hinauf steigern will, das gar nicht da ist. Wir dürfen es heute mit gutem Grund hinnehmen, daß in unseren Provinzen in diesem Augenblick die Bekennende Kirche das einzige ist, was wirklich existiert, und das einzige, was in der Lage ist, wirklich Menschen zu erreichen. Kloppenburg: Die entscheidenden Probleme liegen bei der formalen Erledigung. Wer soll reden? Wir sind hier ein ganz freier Kreis. Die Entwicklung der letzten acht Tage hat uns viele Nöte gebracht. Wer soll reden: Der Lilje-Ausschuß25 oder der Reichskirchenausschuss? Es kann den Kirchenausschüssen nicht zugemutet werden, die neue Vorläufige Leitung anstelle der alten als neue Leitung anzusehen26. Wer soll in Preußen reden? Müßten jetzt nicht doch die Kirchenausschüsse ihr Amt zurückgeben und die Bekennende Kirche in den zerstörten Kirchen durch ihre Leitung wieder zum Zug kommen lassen? Unsere Frage an die Bischöfe27 ist die, ob nicht die Bischöfe die Dinge auch so be-
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zialistischen Pfarrer- und Lehrerkreis im Wieratal bei Altenburg hervorgegangen. Ihre Ideologie stellte eine Vermischung von Christentum und nationalsozialistischem Gedankengut dar, bei der wesentliche Grundlagen des christlichen Glaubens preisgegeben waren. Seit Anfang der 1930er Jahre firmierten sie unter der Bezeichnung ‚Kirchenbewegung Deutsche Christen‘. Nach der Trennung von der ‚Glaubensbewegung Deutsche Christen‘ im November 1933 hatte die Kirchenbewegung Richtlinien veröffentlicht, in deren Mittelpunkt die Bildung einer das gesamte deutsche Volk umfassenden überkonfessionellen ‚Deutschen Christlichen Nationalkirche‘ (vgl. dazu unten Dok. 5, Anm. 5) stand. Im Juni 1937 schloss sich die Kirchenbewegung dann mit den ihr nahestehenden deutschchristlichen Gruppen aus verschiedenen Regionen zur ‚Nationalkirchlichen Bewegung „Deutsche Christen“‘ zusammen (vgl. K. Meier, Deutsche Christen, S. 2–10, S. 75–93, S. 219–226, passim; zu Geschichte und Theologie der Thüringer Deutschen Christen vgl. auch A. Rinnen, Kirchenmann, S. 62–138; H.-J. Sonne, Theologie, S. 56–100). Als ‚zerstört‘ galten diejenigen Kirchen, in denen die entscheidenden kirchenleitenden Positionen nach den Kirchenwahlen vom 23. Juli 1933 (vgl. dazu unten Dok. 5, Anm. 15) von Deutschen Christen besetzt worden waren (vgl. C. Nicolaisen, Weg, S. 4). Vgl. dazu oben Anm. 18. Gemeint ist offenbar, dass die noch bestehenden Landeskirchenausschüsse das ‚Lilje-Gremum‘ anstelle des Reichskirchenausschusses als Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche anerkennen sollten. Im damaligen Sprachgebrauch waren damit die Bischöfe der nicht-deutschchristlich re-
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urteilen, ob wir nicht jetzt alles tun müssen, daß die kirchlich legitimen Gremien in den Vordergrund rücken müssen und daß die kirchlich nicht legitimen Gremien ihren Auftrag jetzt doch als irgendwie erloschen ansehen müssen? Die Gemeinde wird nicht verstehen, daß nun auf einmal auch die Organe der Bekennenden Kirche sich aufgeben können. Nicht Verzicht der Bruderräte, sondern Bescheidung der Provinzial- und Landeskirchenausschüsse und Übergehen der Führung an die Organe der Bekennenden Kirche. In Frankfurt bewegten wir uns in dieser Linie28. Zänker: Ich möchte sehr dringend warnen, jetzt einen Schritt so formal deutlich zu tun, indem man den Kirchenausschüssen jetzt rät: Tretet nun zurück! Mir scheint das Vorgehen von von Thadden viel wirksamer, nämlich die Ausschüsse als besondere quantité anzusehen. Sie sollen jetzt spüren, die Dynamik liegt nicht mehr bei den Ausschüssen, sondern bei der Bekennenden Kirche. Hahn: An sich wäre es mir sympathisch, wie Kloppenburg es will. Aber wir dürfen jetzt kein solches Experiment machen, das vielleicht schiefgeht. In Sachsen folgten die Superintendenten, die zur Hälfte Deutsche Christen sind, willenlos der Parole, die man ausgibt29. Tatsächlich wird die Bekennende Kirche sachlich und geistlich die Führung bekommen. gierten Landeskirchen von Bayern, Hannover und Württemberg, also Meiser, Marahrens und Wurm gemeint. 28 In der Besprechung von Vertretern des Lutherrats mit Kloppenburg, Koch und Lücking am 20. Januar 1937 in Frankfurt/Main hatte Lücking „eine öffentliche Aberkennung der Landeskirchenausschüsse als Kirchenleitung“ gefordert (vgl. Verantwortung 2, S. 492– 513, Zitat: S. 512f.). In einer von Wurm verfassten Niederschrift über diese Besprechung (vgl. dazu ebd., S. 513, Anm. 78) hatte es dazu geheißen, mit der bedingten Unterstützung des Reichskirchenausschusses durch die lutherischen Bischöfe sei „ein kirchliches Placet, wodurch der Reichskirchenausschuß sich als von Kirchen eingesetzte Kirchenleitung“ wissen könne, „nicht gegeben, noch weniger eine kirchliche Placeterteilung für alle vom Reichskirchenausschuß gebildeten Landeskirchenausschüsse“; ferner hatte es geheißen, die VKL II wünsche vom Lutherrat, „daß er die Bruderräte in den zerstörten Gebieten als geistliche Leitung so anerkennt, wie er es bei Thüringen, Mecklenburg und Lübeck tut“ (Abdruck: G. Schäfer, Landeskirche 4, S. 895f., Zitate: S. 896; K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 1324f.). 29 In seinen Erinnerungen rückte Hahn die sächsischen Superintendenten dann allerdings in ein positiveres Licht: Nachdem sich die meisten deutschchristlichen Superintendenten bereits in den Monaten nach der Einsetzung des sächsischen Landeskirchenausschusses Ende 1935 von den Deutschen Christen abgewandt hätten (vgl. G. Prater, Kämpfer, S. 118), seien nach dem Sturz des Reichskirchenausschusses und dem Wahlerlass Hitlers dann alle Superintendenten auf die Seite des Landeskirchenausschusses getreten, „weil es um die Lutherische Kirche ging [.|.|.]. Unter dem Einfluß dieser einzigartigen Volksmission faßte der Gedanke der Bekennenden Kirche weithin im Lande Wurzel. Es war eine herrliche Zeit [.|.|.] durch das ganze Frühjahr 1937“ (Ebd., S. 149). Tatsächlich hatten im April 1936 14 deutschchristliche Superintendenten ihren Austritt aus den Deutschen Christen vollzogen (vgl. D. Röthig, Chronik, S. 138) und am 16. Februar 1937 gemeinsam mit allen üb-
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Wurm bittet, zum sachlichen Problem Stellung zu nehmen. Wenn wir eine gemeinsame Linie gefunden haben, würde auch so manches andere sich recht erleichtern. Dibelius: Zum Formalen: So sehr ich grundsätzlich der Meinung von Kloppenburg bin, so dürfen wir nicht aus dem Auge verlieren: 1. daß nach der neuen Wendung der Dinge auch unsere Freunde in den Kirchenausschüssen nicht mehr willens sind, zurückzutreten. Daß die ganzen Ausschüsse zurücktreten, ist vollends ausgeschlossen. 2. Das Problem ist ausgerichtet allein an den Landeskirchen. Die Provinzialstelle interessiert jetzt überhaupt nicht. Aktuell ist für uns nur die Frage des Altpreußischen Landeskirchenausschusses. Da liegt die Sache so, daß sie auf einer Seite sagen, daß sie auf der einen Seite etwas leichter ist als bei Provinzialkirchenausschüssen. Im Landeskirchenausschuß ist kein Deutscher Christ mehr30. Auf der anderen Seite liegt es etwas schwierig, weil gerade die Leitung des Ausschusses von einer unmöglichen Art ist31. Ich würde aber durchaus dafür zu haben sein, daß man auch hier eine vorsichtige Fühlungnahme sucht, wenn man weiß, was man will; daß jetzt die Parole ausgegeben wird: Einheitsfront, das ist sinnlos. Man muß bestimmt sachlich wissen, was man will. Darum rigen sächsischen Superintendenten erklärt, dass sie zum Landeskirchenausschuss stünden (vgl. dazu unten Dok. 2, Anm. 47). Auch im Sommer 1937 konnte sich der vom Reichskirchenministerium zunehmend bedrängte Ausschuss noch auf das Vertrauensvotum der Mehrzahl der sächsischen Superintendenten stützen (vgl. die Mitteilung des sächsischen Landeskirchenausschusses über die Konferenz der Superintendenten vom 22. Juni 1937, abgedruckt bei J. Fischer, Landeskirche, S. 253f., hier: S. 253; vgl. auch K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 357). 30 Der altpreußische Landeskirchenausschuss bestand seit seiner Einsetzung im Oktober 1935 unverändert aus Eger, Kaminski, Zimmermann, Wilhelm Ewald Schmidt, Martin und Kuessner (vgl. die „Bekanntmachung betr. Bildung des Landeskirchenausschusses für die Evangelische Kirche der altpreußischen Union“ vom 14. Oktober 1935: GBlDEK 1935, S. 105). Zimmermann, Schmidt und Kuessner waren Mitglieder der Bekennenden Kirche, Eger Mitglied des Pfarrernotbunds; Kaminski und Martin jedoch hatten anfangs noch zu den Deutschen Christen gehört, sich von diesen inzwischen aber distanziert (vgl. W. Niesel, Kirche, S. 84; vgl. auch K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 192 [zu Kaminski], S. 214 [zu Martin]). 31 Dem Vorsitzenden des Landeskirchenausschusses für die Evangelische Kirche der altpreußischen Union, Eger, wurde aus bruderrätlichen Kreisen u. a. vorgeworfen, er leugne die fundamentale Bedeutung der Barmer Theologischen Erklärung (vgl. dazu unten Anm. 48), verwechsle die Bekennende Kirche mit „einer Art Fraktion, die ein Bekenntnisanliegen hat“, bringe die entmachteten Deutschen Christen in kirchliche Ämter zurück und verkenne bei seiner Beurteilung der kirchlichen Lage im nationalsozialistischen Staat vollkommen das Wesen des Nationalsozialismus, der sich letztlich als eine „Art von ‚Evangelium‘ [.|.|.], als Sinnerfüllung, als Heil“ verstehe (Schreiben des stellvertretenden Vorsitzenden des brandenburgischen Bruderrats, Harder, an die Amtsbrüder vom 30. Mai 1936, Abdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 728–735, bes. S. 728f.; vgl. auch den Schriftwechsel zwischen Zänker und Eger, Abdruck: Ebd., S. 530–549).
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würden wir dankbar sein, wenn wir hören dürften, wie sich die Bischöfe zur Frage stellen, ob man auf die Wahl eingehen soll. Das Konzil darf nicht einfach über den ganzen Bestand kirchlichen Lebens zur Tagesordnung übergehen. Friedrich Müller: Die Propaganda geht ganz einfach in deutschchristlicher Richtung und schreckt vor keiner Diffamierung zurück. (Die Führung übernahm ein aus ergrauten Männern bestehender Kirchenausschuß32.) Der Erlaß33 ist ohne eigentliches formales und sachliches [Drängen] herausgekommen. Keine Ausführungsbestimmungen. Welche Versuche zur Beeinflußung kann man machen? Formell dazu imstande sind die Landeskirchenführer für ihre Landeskirchen. Schwierig wird die Sache in den Kirchen mit Ausschüssen und deutschchristlichen Kirchenregimenten. Die Landeskirchenausschüsse haben z. Zt. jeden Kredit in der preußischen Kirche verloren34. Man würde es in Preußen nicht verstehen, daß Eger nach der Rede des Ministers35 nun noch meint, innerhalb des Landeskirchenauschusses im Segen zusammen mit dem Minister wirken zu können. Die Kirchenausschüsse sind z. Zt. ohne Autorität da. Die Ausschüsse werden sich „in den Dienst der Sache stellen“. Zurücktreten werden sie nicht36. Zu erwarten haben wir von ihnen nichts. Von Preußen her gesehen sind die Kirchenausschüsse z. Zt. eine quantité, mit der man nicht zu rechnen braucht. Die Provinzialkirchenausschüsse sind noch da und suchen, wieder in eine Stellung zu kommen. Höchstens ist der Landeskirchenausschuß eine quantité. Wir hätten
32 Müller bezog sich hier auf einen Kommentar der Zeitung „Der Westen“, Nr. 47 vom 16. Februar 1937. In diesem Kommentar hatte es im Rückblick auf die Entwicklung der Deutschen Evangelischen Kirche bis zum Wahlerlass Hitlers geheißen, nachdem Reichsbischof Ludwig Müller auf die Ausübung seiner Funktionen verzichtet habe, „um die Lage nicht noch weiter zu verschärfen“, sei die „Lösung der Einigungsfrage einem durchweg aus älteren Kirchenführern verschiedener Richtungen bestehenden Reichskirchenausschuß übertragen“ worden; dieser Ausschuss habe die Einigung jedoch ebenso wenig erreicht wie die Landeskirchenausschüsse (zit. im Wahldienst der VKL II Nr. 1 vom 18. Februar 1937: EvAG München, A 1. 18). Dieser Kommentar hatte bei der VKL II wegen der in ihm enthaltenen „ungeheuerlichen Verdrehungen der Wirklichkeit“ Empörung hervorgerufen (Zitat: Ebd.). 33 Gemeint ist der Wahlerlass Hitlers (vgl. oben Anm. 1). 34 Missverständlich: Innerhalb der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union gab es nur e i n e n Landeskirchenausschuss, jedoch mehrere Ausschüsse für die verschiedenen Kirchenprovinzen (Provinzialkirchenausschüsse). 35 Vgl. dazu oben Anm. 3. 36 Tatsächlich beschloss der altpreußische Landeskirchenausschuss im Einvernehmen mit den Provinzialkirchenausschüssen am 19. Februar 1937 dann auch, weiterhin im Amt zu bleiben, „um die Vorbereitung der Wahlen aktiv betreiben und den Wahlausgang beeinflussen zu können“ (G. Besier, Lenkung, S. 364).
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persönlich gar keine Möglichkeit, sie zu veranlassen, zurückzutreten. Wir werden ihnen diesen Rat auch nicht geben37. Ich habe ein Verständnis dafür. Wir sollten das Problem der Kirchenleitung jetzt nicht erörtern. Diese These ist seitens der Bischöfe vertreten worden in all den letzten Wochen und hat zu allen Kümmernissen der letzten Wochen38 geführt. Praktisch ist die Anerkennung des Landeskirchenausschusses in Preußen erfolgt39. Nun ist meine Frage die: Besteht bei der jetzigen Lage noch ein Landeskirchenführerkollegium, wie es Zoellner immer zusammengerufen hat40? Das ist ein Torso. Der Riß begann da,
37 Der altpreußische Bruderrat forderte den Landeskirchenausschuss und die Provinzialkirchenausschüsse dann jedoch schon einen Tag später, am 18. Februar 1937, zum unverzüglichen Rücktritt auf (vgl. G. Besier, Lenkung, S. 363). 38 Gemeint wohl: die Auseinandersetzungen zwischen Lutherrat und VKL II (vgl. dazu oben Anm. 13). 39 An der gemeinsamen Sitzung von Reichskirchenausschuss und Kirchenführerkonferenz (zu dieser Konferenz vgl. unten Anm. 40) am 27. November 1936 hatte auch Zimmermann teilgenommen, der dem altpreußischen Landeskirchenausschuss angehörte (vgl. dazu Verantwortung 2, S. 389–409). Der altpreußische Bruderrat hatte Marahrens, Meiser und Wurm daraufhin vorgeworfen, sie hätten „es zugelassen, daß der Vertreter des Landeskirchenausschusses für die Evangelische Kirche der altpreußischen Union in derselben Weise als führender Amtsträger seiner Landeskirche handelt wie die Herren Bischöfe“; damit seien sie von der „allgemeinen Überzeugung und Haltung der Bekennenden Kirche an entscheidender Stelle abgewichen“, nach der „Kirchenausschüsse nicht Leitung und Vertretung der Kirche sein können“ (Schreiben vom 4. Dezember 1936, Abdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 1201; vgl. auch das Schreiben der VKL II an die Bischöfe von Bayern, Hannover und Württemberg vom 30. November 1936, Abdruck: Ebd., S. 1184–1187; K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 144). 40 Gemeint ist die vom Reichskirchenausschuss im Herbst 1936 wiederbelebte sog. Kirchenführerkonferenz. Rechtsgrundlage dieser Konferenz war Art. 6, Abs. 2, der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche vom 11. Juli 1933, nach dem zur Beratung des Reichsbischofs regelmäßige Zusammenkünfte der Landeskirchenführer stattfinden sollten (vgl. dazu unten Dok. 3, Anm. 34); Reichsbischof Ludwig Müller hatte sich dieser Verpflichtung jedoch entzogen (vgl. dazu Verantwortung 1, S. XXXIIf.). Nachdem der Reichskirchenausschuss auf seiner Sitzung am 28./29. Oktober 1936 beschlossen hatte, „die Führer der mit dem Reichskirchenausschuss zusammenarbeitenden Landeskirchen“ zu einer Besprechung einzuladen (vgl. den Auszug aus der Niederschrift: EZA Berlin, 1/ 1538), waren der Reichskirchenausschuss und die nicht-deutschchristlichen Kirchenführer am 19./20. November 1936 erstmals zu einer gemeinsamen Besprechung zusammengetreten (vgl. dazu Verantwortung 2, S. 345–358, S. 360–366). Zur Kirchenführerkonferenz gehörten die leitenden Amtsträger der intakten Landeskirchen (vgl. dazu unten Anm. 41), Vertreter der – in ihrer kirchlichen Legitimität z. T. bestrittenen – Landeskirchenausschüsse und einige Bruderratsvertreter aus zerstörten Kirchen. Die Kirchenführerkonferenz war dann sowohl separat als auch gemeinsam mit dem Reichskirchenausschuss bis zu dessen Rücktritt am 12. Februar 1937 wiederholt zusammengetreten (vgl. Verantwortung 2, S. 389–409, S. 428–455, S. 535–545; G. Besier, Kirchen 3, S. 590–606, S. 631– 637). Auch nach dem Rücktritt des Reichskirchenausschusses bestand die Konferenz weiter; ihre erste Sitzung nach dem Wahlerlass Hitlers fand am 18./19. Februar 1937 statt (vgl. dazu unten Dok. 3 und 4).
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wo die deutschchristlichen Kirchenregierungen anfingen. Ich frage: Ist eine Möglichkeit vorhanden, daß die Landeskirchenführer der intakten Kirchen41 ihre Zusammenarbeit hinsichtlich dessen, was zu tun ist, nicht mehr ausrichten würden an einem Zusammengehen mit Eger usw., oder [und] wollen Sie mit den Vertretern der Bruderräte zusammen handeln, so daß auch nach außen hin sichtbar wird, daß die Landesbischöfe nicht in den Kirchenausschüssen die legitime Leitung der zerstörten Kirchen sehen? Es ist für uns in Preußen unmöglich, zuzugestehen, daß in den Landeskirchenausschüssen die Leitung und Vertretung der Kirchen besteht42. Wir können nicht mit Eger usw. nutzlose Verhandlungen aufnehmen. Es würde das nach meiner Meinung zur Voraussetzung haben, daß man in etwas stärkerer Weise zum Ausdruck bringen möchte, daß man nicht an den Organen der zerstörten Kirchen vorbeigeht. Wir haben das so gewertet. Ist nicht jetzt die Gelegenheit gegeben, daß die zerstörten Gebiete zusammen mit den intakten Kirchengebieten sich zu gemeinsamem Handeln wieder zusammenfinden? Hahn: Man soll das Problem der Kirchenregimente heute nicht beiseite schieben. Es handelt sich um die konkrete Situation, daß gewisse Personen aufgefordert sind, Vorschläge für die Wahl zu machen43. Es handelt sich um die Frage, ob wir zu zwei Fronten kommen oder ob ein einheitlicher Vorschlag zustande kommt. Es handelt sich darum, daß ein vollkommen einheitlicher Wille dem Minister entgegentritt auch von denen, die vielleicht illegitim sind44. Dazu haben wir das Recht, diese Leute zu bestimmen, mit uns zu votieren. Wir haben auch die Pflicht, dem Willen des Ministers geschlossen entgegenzutreten. Er muß dieselbe Antwort zu hören bekommen, wohin er auch hört, außer aus Thüringen45. 41 Als ‚intakt‘ galten diejenigen Landeskirchen, in denen nach den Kirchenwahlen vom 23. Juli 1933 nicht die Deutschen Christen die Macht übernommen hatten (vgl. C. Nicolaisen, Weg, S. 4; zu diesem Begriff vgl. auch E. Klügel, Gewaltregiment, S. 186). 42 Der altpreußische Bruderrat beurteilte die Kirchenausschüsse lediglich als „Hilfsorgane des Staates, deren Maßnahmen an Schrift und Bekenntnis geprüft“ werden müssten und erkannte sie „nicht als Organe der Leitung und Vertretung der Kirche“ an. Für den Bruderrat lag das „Amt der kirchlichen Leitung“ allein „bei den Organen der Bekennenden Kirche, weil sie sich an die Bekenntnisgrundlagen der Kirche gebunden weiß“ (Entschließung des altpreußischen Bruderrats vom 9. Oktober 1935: K. D. Schmidt, Bekenntnisse 3, S. 269f., Zitate: S. 269). Zur Haltung des altpreußischen Bruderrats zu den Kirchenausschüssen vgl. auch unten Dok. 19, Anm. 41. 43 Vgl. dazu oben Anm. 19. 44 D. h. auch von den Kirchenausschüssen, die im Urteil der Bekennenden Kirche kein kirchlich legitimes Kirchenregiment darstellten (vgl. dazu oben Anm. 42). 45 Gemeint sind die Thüringer Deutschen Christen (vgl. dazu oben Anm. 23).
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Koch: Ich gehe davon aus, daß unmittelbare Aufforderungen vom Minister an die Kirchenregierungen hinausgehen, ihm Vorschläge zu machen über eine Wahlordnung. Kommt man zum Ergebnis, daß man dem Ersuchen stattgeben will, so bin ich der Meinung, daß in diesen Vorschlag das Verlangen hineingehören muß, daß qualitative Bestimmungen wirklich rücksichtslos hineinkommen müssen. Sucht man die Entscheidung jetzt nicht, dann hat man einen Krach auf der Generalsynode46. „Männer, die auf dem Boden der Heiligen Schrift, Alten und Neuen Testaments steht [sic!], die annehmen, daß das Evangelium von Jesus Christus die Grundlage der Kirche ist usw.“47 Handfeste Qualifikationsbestimmungen! Das ist das wichtigste, weil ich hier einen Richtpunkt aufrichten möchte, an dem sich die Geister scheiden müssen. Ohne das weigern wir uns, an der Sache teilzunehmen. Es nützt nichts, daß wir dem Minister mit verschleierten Wendungen kommen. In Altpreußen wird der Landeskirchenausschuß um einen Vorschlag ersucht werden. Ich meine, daß man diese Dinge den Landeskirchenausschüssen unterbreiten muß mit der dringlichen [ein Wort unleserlich], daß sie nicht für die lebendige Kirche reden. Friedrich Müller: Es handelt sich nicht darum, daß die Landesbischöfe die Führung der Landeskirchenausschüsse zum Abtreten veranlassen. Es wäre natürlich gut, wenn zu den Vorschlägen der Herren der intakten Landeskirchen auch die Landeskirchenausschüsse zerstörter Kirchen sich einheitlich äußern könnten. Je weiter die Äußerung einheitlich ist, desto besser wird es. Mein Vorschlag ist nun der, die Ordnung zu erarbeiten, diese den Landeskirchenausschüssen und Kirchenführern und dann den Bruderräten zuzuleiten, oder umgekehrt: Die Landeskirchenausschüsse könnten sich dann ja den Vorschlägen anschließen. Ich weigere mich nicht, mit den Vertretern des altpreußischen Landeskirchenausschusses über kirchliche Notwendigkeiten zu verhandeln. Der Landeskirchenausschuß muß die Dinge mit dem altpreußischen Bruderrat besprechen. Dann handelt die Bekennende Kirche durch die Bruderräte, dann handeln die Bischöfe. Dann handelt der Landeskirchenausschuß. Vorher ist alles auf den gleichen Nenner gebracht [zu bringen]. Dann kann man es in einem und demselben Aktenstück dem Minister vortragen. Koch: Ich bin der Meinung bei der Wichtigkeit der Sache, daß wir unseren Rat in einer sehr dringenden Form hergeben sollten, wie eine Wahlord46 D. h. auf der im Wahlerlass Hitlers vorgesehenen Generalsynode (vgl. dazu oben Anm. 1). 47 Zu derartigen Zulassungsbestimmungen für das passive Wahlrecht vgl. die unten Anm. 56 zitierten Vorschläge der Verfassungskammer der VKL II und der Beratenden Kammer der Deutschen Evangelischen Kirche für Verfassungsangelegenheiten.
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nung aussehen muß. Wenn der Minister diese Ordnung nicht akzeptiert, dann kann er zusehen, wie er fertig wird. Dann sind wir aber auch legitimiert vor dem evangelischen Deutschland. Wenn das Wort Barmen48 nicht hineinkommt, dann muß deutlich beschrieben werden, um was es geht. Der Sache nach muß es gesagt werden. Asmussen: Die Besprechung über Wahlordnung darf nicht an Formeln scheitern. Ich befinde mich mit Müller in Parallele und sehe auch von mir aus keine Schwierigkeit, daß wir uns in eine Front stellen mit Leuten, deren Legitimation wir bezweifeln. Der von Müller vorgeschlagene Weg ist der am leichtesten gangbare und bewahrt vor den meisten Schwierigkeiten. I. Material [Materiell]: Eine rechtliche Schwierigkeit besteht, die aus dem Weg geräumt werden muß, ob man sich darüber klar ist, daß der Wahl von Staats wegen ein Ziel gesetzt ist, das in der Verfassung keineswegs begründet ist. Ich habe das rechtliche Bedenken, daß ein materielles Ziel von vornherein gesetzt wird. Muß nicht in der ganzen Wahlordnung von vornherein klar werden, daß dem Konzil die Möglichkeit gegeben wird, in partes49 grundsätzlich auseinander zu gehen, um festzustellen, daß es zwei Kirchen gibt? Es kann nicht geduldet werden, daß von Staats wegen gesagt wird, diese beiden Gruppen50 müssen unter allen Umständen zusammengehen. II. Theologische Bedenken: 1. Hier sehe ich drei Dinge: Es werden manche unserer Brüder sehr schwer daran tragen, wenn sie wählen sollen mit den Thüringern und allen, als ob wir noch in einer Kirche wären. Ist es völlig unmöglich, diese ganze Aktion des Staates als eine typisch staatliche Aktion aufzuziehen, um zu sagen: Wenn die Kirche dem Ersuchen des Staates nachkommt, tut sie es, um einen letzten Versuch zu machen, die aufgebrochenen Gegensätze zu überbrücken? Wir werden nicht in einem kirchlichen Gremium zusammen sein. Die kirchlichen Persönlichkeiten werden sich zusammensetzen um des Wohles des Staates willen, um zu sehen, ob noch ein Zusammengehen möglich ist. 2. Qualifikationsbestimmungen. Zwei Vorlagen: Exposé des Rechtsausschusses der Vorläufigen Kirchenleitung und Exposé des Rechtsaus-
48 Gemeint ist die „Theologische Erklärung zur gegenwärtigen Lage der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 31. Mai 1934 (Abdruck u. a.: K. Immer, Bekenntnissynode, S. 8–11; A. Burgsmüller/R. Weth, Erklärung, S. 32–42). Zu Entstehung, Rezeption und Wirkungsgeschichte dieser Erklärung vgl. G. Niemöller, Bekenntnissynode Barmen; C. Nicolaisen, Weg; W.-D. Hauschild/G. Kretschmar/C. Nicolaisen, Kirchen; W.-D. Hauschild, Bekenntnis). 49 = in Teile. 50 D. h. die Bekennende Kirche und die Deutschen Christen.
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schusses des Reichskirchenausschusses51. So sehr wir auch in der Auseinandersetzung miteinander diese Bestimmungen als Differenz ansehen, für den Minister und Thüringen sind beide Formen gleich schwerwiegend. 3. Ist nicht durch die Anordnung des Ministers der § 1 der Verfassung52 aufgehoben53? Wir können uns nicht an einer Wahl beteiligen, solange dieser Paragraph suspendiert ist. Jeder, der an einer solchen Wahl teilnimmt, hat die Rechtsnachfolge jener Männer. III. Kirchenpolitische Schwierigkeiten: Es kann nicht gut von einer Wahl die Rede sein, solange der unheimliche kirchenpolitische Druck anhält, unter dem wir stehen. Dazu kommen die Ausweisungen und Redeverbote54. Wenn ich die Geschichte dieser Wahlordnung richtig sehe, so glaube ich, daß wir in puncto
51 Die Verfassungskammer der VKL II hatte im Oktober 1936 den „Entwurf einer Übergangsordnung für die Deutsche Evangelische Kirche“ vorgelegt (Text: H. Böhm/ O. Dibelius, Neugestaltung); im Dezember waren dann Auszüge aus der „Denkschrift der ‚Beratenden Kammer der Deutschen Evangelischen Kirche für Verfassungsangelegenheiten‘ über die Neuordnung der kirchlichen Organe“ veröffentlicht worden (Abdruck: MBlDEK Nr. 6 vom 23. Dezember 1936, S. 29–39). Zur Herbeiführung einer Neuordnung der Kirche bzw. der kirchlichen Organe waren in beiden Entwürfen Kirchenwahlen vorgesehen, die auf Grundlage der bestehenden Kirchenverfassungen stattfinden sollten. Um eine Wiederholung der Situation nach der Kirchenwahl von 1933 zu vermeiden und den kirchlichen Charakter der Wahlen zu gewährleisten, sollten jedoch die bisherigen Wahlgesetze bzw. -ordnungen geändert werden. Dazu enthielten die Entwürfe u. a. Bestimmungen über die Zulassungsvoraussetzungen zum aktiven und passiven Wahlrecht; diese sog. ‚Qualifikationsbestimmungen‘ waren im Entwurf der VKL II wesentlich enger gefasst als im Entwurf der Verfassungskammer der Deutschen Evangelischen Kirche (vgl. dazu H. Böhm/O. Dibelius, Neugestaltung, S. 14–17; MBlDEK Nr. 6 vom 23. Dezember 1936, S. 31–35). 52 Art. 1 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche vom 11. Juli 1933 lautete: „Die unantastbare Grundlage der Deutschen Evangelischen Kirche ist das Evangelium von Jesus Christus, wie es uns in der Heiligen Schrift bezeugt und in den Bekenntnissen der Reformation neu ans Licht getreten ist. Hierdurch werden die Vollmachten, deren die Kirche für ihre Sendung bedarf, bestimmt und begrenzt“ (GBlDEK 1933, S. 2). 53 Kerrl hatte die Aufhebung dieses Artikels zwar nicht förmlich angeordnet, angesichts seiner Ausführungen am 13. Februar 1937 (vgl. dazu oben Anm. 3–6) waren die Vorsitzenden der Landes- und Provinzialkirchenausschüsse jedoch „erschrocken, daß der Artikel 1 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche dadurch am Horizont verschwindet“; darauf hatte Kerrl geantwortet, „die Verfassung sei nicht aufgehoben; sie sei nur suspendiert“ (Zitate aus dem Votum Egers bei der Besprechung der Kirchenführer im kleinen Kreis am 13. Februar 1937: Verantwortung 2, S. 551). 54 Von derartigen staatlichen Zwangsmaßnahmen betroffen waren z. B. die Lübecker Bekenntnispastoren (vgl. dazu unten Dok. 3, Anm. 37); eine Auflistung derjenigen Geistlichen und Laien der Bekennenden Kirche, die Mitte Februar 1937 staatlichen Repressalien ausgesetzt waren, enthält das Rundschreiben der VKL II an die angeschlossenen Kirchenregierungen und Landesbruderräte vom 18. Februar 1937 (EvAG München, NL von Soden 8).
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Wahl eine ungeheuer starke Position haben, wenn wir möglichst laut uns wehren gegen eine Wahlerpressung. Das Publikum, vor dessen Augen sich diese Wahl abspielt, hat bestimmte [ein Wort unleserlich]. Die Wahl kann nicht unter Druck stattfinden. Die Wahl kann nur bei verschiedenen Wahlmöglichkeiten stattfinden. Hier können wir offene Ohren beim Staat finden. Wir müssen das ausnützen. Wir müssen den, der die Wahl ausschreibt, unter Druck setzen hinsichtlich der Gleichberechtigung der Wähler. Wir müssen die gleiche Öffentlichkeit haben wie die anderen Wähler, sonst ist es keine Wahl. Ich glaube, einen schwarzen Buben haben jetzt die Kirchenführer in der Hand, die Möglichkeit, daß sie von sich aus sagen: Daß die Wahl nicht kommt, ist eine Niederlage, die sich der, der die Wahl heute ansetzt, nicht gestatten kann. Es scheint dringend nötig zu sein, daß die kirchenpolitischen Dinge mitgesagt werden. Dibelius: Wir stellen fest, daß über eine Reihe von Punkten bei uns keine Meinungsverschiedenheit besteht. Wir müssen in der Konkretisierung noch einen Schritt weitergehen. Entscheidend sind die Qualifikationsbestimmungen. Die vorgesehenen Bestimmungen in unserm Vorschlag und der Vorschlag des Reichskirchenausschusses waren orientiert an der G e m e i n d e w a h l 55. Wir sind davon ausgegangen, daß man in den abzugebenden Erklärungen56 weiter gehen muß. Wenn beide Vorschläge darüber einig waren, daß die Bestimmung für die zu Wählenden nachprüfbar sein muß – von einem Kollegium, das den Dingen nicht ganz ferne steht und sich ein eigenes Urteil bilden muß, so stehen wir bei der Wahl zu einem Konzil57 in einer völlig anderen Situation. Die von Koch skizzierten Bestimmungen58 sind kein ausreichender Schutz dagegen, daß Leute völlig wesensfremder Art sich in dieses Konzil entsenden lassen (Bereitschaft aller Thüringer Deutschen Christen, in Lübeck die Concordien-Formel59 zu unterschreiben60). Man wird auf der 55 D. h. der Neuwahl der Kirchenvorsteher bzw. Presbyter in den Kirchengemeinden. 56 Nach dem Entwurf der VKL II sollte kein Kandidat „auf einen Wahlvorschlag kommen, der nicht die Erklärung abgegeben hat, daß er zur Heiligen Schrift so steht, wie sie ist, also einschließlich des Alten Testaments, und daß er weiß, daß die Kirche Jesu Christi keinem anderen gehorchen darf als ihrem lebendigen Herrn allein“ (H. Böhm/O. Dibelius, Neugestaltung, S. 17). Auch im Entwurf der Verfassungskammer der Deutschen Evangelischen Kirche war eine Erklärung vorgesehen, nach der die Kandidaten u. a. geloben sollten, „das Amt eines Kirchenvorstehers als einen Auftrag der Kirche zu übernehmen“ und „dem Aufbau der Kirche zu dienen in Gehorsam gegen das Wort Gottes, wie es in der Heiligen Schrift Alten und Neuen Testamentes enthalten und in den Bekenntnissen der evangelischen [.|.|.] Kirche neu ans Licht getreten ist“ (MBlDEK Nr. 6 vom 23. Dezember 1936, S. 34, Anm. 10). 57 Gemeint ist die im Wahlerlass Hitlers vorgesehene Generalsynode. 58 Vgl. das Votum Kochs oben S. 52. 59 Die Konkordienformel (Formula Concordiae) von 1577 ist Bestandteil der lutherischen
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Gegenseite bereit sein, sehr vieles zu unterschreiben. Es wird also darauf ankommen, daß man die Frage der Qualifikationsbestimmungen unter dem Gesichtspunkt der Entsendung von Männern aus ganz Deutschland in einem Konzil neu durchdenkt. Ich bin jetzt im Moment noch nicht ganz fertig, das zu formulieren, was ich mir denke. Jetzt wird die Frage sehr viel ernster, die wir bei unserm bisherigen Vorschlag etwas leichter genommen haben. Der Minister hat sich immer auf den Standpunkt gestellt: Für die, die gewählt werden, können die Qualifikationsbestimmungen so zahlreich sein, wie man will. Aber wählen muß jeder können, der Kirchensteuer zahlt. Wenn wir eine Kommission einsetzen, die berechtigt ist, die Einsprüche, die kommen können, gegen die Nominierung von Ludwig Müller61 durchzuprüfen, so würde bereits diese Kommission darüber entscheiden, wie das Konzil zusammengesetzt ist. Wir müssen deshalb den Dingen noch etwas genauer auf den Leib rücken, damit wir klar sehen. Asmussen unterstreicht, was Dibelius sagt. Die Reformierten haben ganz große Schwierigkeiten bezüglich der Urwahl. Sie behaupten, daß die Urwahl nach ihrem Bekenntnis bekenntniswidrig sei62. Es ist dringend notwendig, wenn wir überhaupt zu einer Aktion kommen wollen, daß wir nach Möglichkeit in höchster Eile innerhalb unseres Kreises eine öffentliche Meinung schaffen. Ich war jetzt in Schlesien63 und fahre heute nach Königsberg. Im Laufe einer Woche müssen alle Gebiete durchgearbeitet werden. Ich halte es für unmöglich, daß Brüder jetzt bereits in einem großen Kreis auftreten und entweder
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Bekenntnisschriften. Sie hatte die im Verlauf des 16. Jahrhunderts aufgebrochenen innerlutherischen Streitigkeiten beenden und die gemeinsame Lehrgrundlage der lutherischen Kirchen feststellen sollen (vgl. dazu J. Baur, Konkordienformel; J. Wallmann, Konkordienformel, E. Koch, Konkordienformel; Text: Bekenntnisschriften, S. 735–1100). Dibelius bezog sich hier vermutlich auf ein Schreiben des lübeckischen Landesbischofs Balzer an alle Gemeindeglieder der Landeskirche von Anfang Oktober 1936, in dem sich Bischof und Kirchenrat zum recht- und verfassungsmäßigen Kirchenregiment der Landeskirche erklärt und dabei ausdrücklich zur lutherischen Bekenntnisgrundlage der Landeskirche bekannt hatten; auf diesem Schreiben waren die Namen von fünfzehn Pastoren aufgeführt, die sich hinter diese Erklärung gestellt hatten (vgl. dazu K. F. Reimers, Lübeck, S. 260–263). Gemeint ist eine mögliche Wahlaufstellung des offiziell nie zurückgetretenen, seit der Einsetzung des Reichskirchenausschusses aber entmachteten deutschchristlichen Reichsbischofs Ludwig Müller (zu ihm vgl. T. M. Schneider, Reichsbischof). Vgl. dazu die unten Dok. 3, Anm. 43, erwähnte Stellungnahme der lippischen Landessynode zu den Kirchenwahlen. Asmussen hatte am 17. Februar 1937 in Breslau über die jüngsten Ereignisse bis zum Wahlerlass Hitlers gesprochen und dabei u. a. eine persönliche Stellungnahme zu diesem Erlass abgegeben (vgl. den undatierten Bericht „Zur Lage“ und die ebenfalls undatierte Stellungnahme Asmussens, Anlagen zum Rundschreiben des Rates der Bekennenden Kirche Schlesiens vom 18. Februar 1937: EvAG München, NL von Soden 9).
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selbstverständlich sagen: Wir machen mit, oder selbstverständlich sagen: Wir machen nicht mit. Dieser Punkt darf nur von zentralen Stellen ausgegeben werden. Wenn es anders geschieht, können wir überhaupt einpacken. Sonst erfolgt eine Stärkung des Gegners, die kaum erwünscht sein kann. von Thadden: Ich möchte noch einmal herzlich bitten, daß die Männer, die heute oder morgen Gelegenheit haben, mit solchen zu sprechen, die meinen, das Heft in der Hand zu haben64, sagen, daß für sie dieser Nachmittag eine erhebliche Bedeutung gehabt hat. Das Votum der Bekennenden Kirche fällt entscheidend mit in die Waagschale. Es wurde mit Recht gesagt: Wenn zum Thema Wahl geredet wird, kann das nur verantwortlich geschehen. Es muß aber gesprochen werden in den allernächsten Tagen. Wo immer wir auf andere Einfluß haben, muss klar gemacht werden, daß die Möglichkeit der Kirchenwahl unter Umständen zum Christenstand gehören kann. Das kirchliche Verständnis für solche Dinge ist verschwunden. Dieses Verständnis muß rasch in unsern Gemeinden deutlich werden. Hier hat der Nationalsozialismus in einem Maß die Substanz verschlungen, daß die Menschen die Zeitung heute nicht mehr so lesen können, wie es der Christenmensch tun muß. Dibelius: Wir sind uns einig: 1. Wir würden nicht von vornherein sagen: Wir beteiligen uns unter keinen Umständen an einer Wahl. 2. Diese Wahl würde voraussetzen bestimmte qualitative Bestimmungen und bestimmte nähere Begrenzung der Kompetenzen eines Konzils. Es entsteht für mich die Frage, wie die qualitativen Bestimmungen zu fassen wären. Wahrscheinlich würde ausgegangen werden müssen von Artikel 1 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche. Frage an die Herren von den lutherischen Kirchen: Sie haben sich in der letzten Zeit immer auf den Standpunkt gestellt: eine Kirche ist nur etwas, dem ein bestimmtes Bekenntnis zugrunde liegt. Deshalb kann man schon das, was durch die Kirchenverfassung von 1933 geschaffen worden ist, nicht als Kirche im strengen Sinne des Wortes bezeichnen65. Wenn nun ein Konzil ohne Rücksicht auf das Sonderbekenntnis
64 Am Abend des 17. Februar 1937 sollte noch eine Sitzung des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (vgl. unten Dok. 2) und am 18./19. Februar eine Sitzung der Kirchenführerkonferenz stattfinden (vgl. unten Dok. 3 und 4). 65 Vgl. dazu schon die Kundgebung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern „Bekenntnisstand und Kirchengewalt“ vom 15. September 1934, in der es dazu u. a. geheißen hatte: „Die gegenwärtige Deutsche Evangelische Kirche als ein Zusammenschluß bekenntnisverschiedener, nämlich lutherischer, reformierter und unierter Kirchen hat selbst
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berufen wird und dieses Konzil die Vollmacht bekommt, die Verfassung einer Kirche zu schaffen, so würde das das, was 1933 geschehen ist, noch in sehr viel pointierterer Form zum Ausdruck bringen66. Die Verfassung würde die Verfassung einer Unionskirche67 sein. Selbst wenn ein solches Konzil sich entschließen sollte, die Verfassung aufzubauen auf den drei Säulen68, so ist man doch dieses Ergebnisses doch nicht von ferne gewiß. Es müßte das die Voraussetzung sein, auf der sich der Beschluß eines Konzils aufbauen müßte. Ich frage, ob die Herren von den intakten Kirchen nicht von vornherein eine solche Forderung anmelden müßten. Friedrich Müller betont die Forderung, daß die Wahl eine kirchliche sein muß, hinsichtlich der Herkunft und der Zielsetzung und hinsichtlich der Durchführung.
kein Bekenntnis. Sie ist darum nicht Kirche im Sinne des 7. Artikels der Augsburger Konfession“ (Abdruck: JK 2, 1934, S. 806–809, Zitat: S. 807; K. D. Schmidt, Bekenntnisse 2, S. 151–154). 66 Die uneindeutigen Formulierungen der Kirchenverfassung vom 11. Juli 1933 hatten es noch offen gelassen, ob es sich bei der Deutschen Evangelischen Kirche um eine ‚Kirche‘ oder einen ‚Kirchenbund‘ handelte (vgl. dazu H.-J. Reese, Bekenntnis, S. 187–191, S. 195; H. Kater, Kirche, S. 94–97, S. 116–120). 67 D. h. einer Vereinigung von Kirchen mit ursprünglich unterschiedlichen Bekenntnissen zu einer Bekenntnisunion auf der Basis einer gemeinsamen Bekenntnis- und Lehrgrundlage oder zu einer Verwaltungsunion, bei der die unterschiedlichen Bekenntnisse auf Gemeindeebene bestehen bleiben (vgl. F. Nüssel, Unionen; M. Stiewe, Unionen; H. Kirchner, Union). 68 Nach der sog. Drei-Säulen-Theorie, die auf Vorschläge Zoellners von 1933 zurückging, sollte die „Struktur in der einen Reichskirche [.|.|.] nach den Konfessionen erfolgen: es muß eine lutherische, eine reformierte und eine Consensus-unierte Teilkirche geben“ (W. Zoellner, Kirche, S. 191; vgl. dazu auch H.-J. Reese, Bekenntnis, S. 165).
2 Sitzung des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (Lutherrat) 1937 Februar 17 I. Meiser, Wachstuchheft 6, S. 806–815. II. Breit – Duensing – Fleisch – Gauger – Geiger – Hahn – Lilje – Marahrens – Meinzolt – Meiser – Hermann Müller – Niemann – Pfisterer – Stoll – Wendelin – Wurm – Zänker. III. Berlin W 9, Sekretariat des Lutherrats, Lennéstr. 6/I; ab 20.00 Uhr. G: Meiser, ATB.
Meiser berichtet, daß Muhs wünscht, daß die Kirchenführerkonferenz nicht in der Marchstraße tagt1. Eger hat nach der Jebensstraße eingeladen2. Es wird beschlossen, in der Marchstraße zusammen zu kommen3. Wurm berichtet über die vorausgegangene Besprechung mit der Vorläufigen Kirchenleitung am gleichen Nachmittag (siehe vorausgehende Niederschrift4). Breit: Es würde von größter Bedeutung sein, wenn es zu einem Akkord mit den Bruderräten kommt5. Nur darf man in den Forderungen nicht zu weit gehen, damit man nichts widerrufen muß.
1 D. h. im Dienstgebäude der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei in der Marchstraße 2, in das Lilje die Kirchenführerkonferenz zu einer Sitzung am 18. Februar 1937 eingeladen hatte (vgl. das Schreiben Liljes vom 16. Februar 1937: LKA Nürnberg, Meiser 101). Zu diesem Zeitpunkt wurde vom Reichskirchenministerium offiziell allerdings noch die Auffassung vertreten, „dass die gesetzlichen Führer der deutschen Landeskirchen berechtigt seien, sich zu Sitzungen im Gebäude der Kirchenkanzlei zusammenzufinden“ (Aktenvermerk mit Paraphe Werners vom 11. März 1937: EZA Berlin, 1/1538); Kerrl verbot die Benutzung der Räumlichkeiten der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei durch die nicht-deutschchristlichen Kirchenführer dann erst Mitte April 1937 (vgl. dazu unten Dok. 18, S. 341ff.). 2 Zu einer Sitzung des altpreußischen Landeskirchenausschusses mit den Vorsitzenden der Provinzialkirchenausschüsse am 19. Februar 1937 (vgl. dazu die Niederschrift im EZA Berlin, 12/12; vgl. auch G. Besier, Lenkung, S. 363f.). 3 Dementsprechend fand die Sitzung der Kirchenführerkonferenz am 18./19. Februar 1937 dann auch im Dienstgebäude der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei statt (vgl. dazu unten Dok. 3 und 4). 4 Vgl. oben Dok. 1. 5 Die Beziehungen zwischen dem Lutherrat und der VKL II, die den bruderrätlichen Flügel der Bekennenden Kirche repräsentierte, ruhten zu diesem Zeitpunkt noch (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 13); am 3. März 1937 trafen Lutherrat und VKL II dann eine Vereinbarung über eine Arbeitsgemeinschaft (vgl. dazu unten Dok. 7, Anm. 24).
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Meinzolt berichtet über eine Versammlung der Pfarrervereine und der Diakonischen Verbände6. Diese beschlossen, sich grundsätzlich an der Kirchenwahl zu beteiligen, wenn gesichert ist: a. Freiheit der Wahl; b. Wahl nach der Kirchenverfassung Artikel 17; c. kirchliche Wahl. Bereitschaft zur Blockbildung. Wendelin: Die Innere Mission hat sehr klar eine Diastase8 nach den Thüringern9 gezogen10. Fleisch: Es ist zu unterscheiden, was grundsätzlich für die Kirche untragbar ist und unter welchen Bedingungen eine Beteiligung an der Wahl unter allen Umständen abgelehnt werden muß. Breit berichtet über ein Gespräch mit Zoellner am heutigen Nachmittag. Zoellner beurteilt die Lage folgendermaßen:
6 Gemeint ist eine Sitzung des Reichsführerrats der deutschen evangelischen Pfarrervereine, die am selben Tag wie die Lutherratssitzung stattgefunden hatte (vgl. DtPfrBl 41, 1937, S. 142f.). In den auf dieser Sitzung verabschiedeten beiden Entschließungen zur Kirchenwahl (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 1) wurde gefordert, „Kirchenleitungen, Pfarrerschaft und Gemeindeglieder, wie sie sich in den großen Arbeitsverbänden unserer Kirche zusammengefunden haben“, müssten sich „zu einheitlichem Handeln zusammenschließen“ und dem mit der Vorbereitung der Wahl beauftragten Reichskirchenministerium „schnellstens Vorschläge für eine Wahlordnung“ unterbreiten, „nach welcher die volle Freiheit der Wahl und ihre Durchführung nach kirchlicher Zielsetzung sichergestellt ist“; an alle Verantwortlichen der Deutschen Evangelischen Kirche appellierte der Reichsführerrat, „sich in dieser ernsten entscheidungsvollen Stunde auf dem Boden von Artikel 1 [der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche] zusammenzuschließen“ (AELKZ 70, 1937, Sp. 210). Dementsprechend hatte sich an diesem Tag der Reichsbund der deutschen evangelischen Pfarrervereine mit dem Centralausschuss für die Innere Mission, dem Evangelischen Bund und der Gustav-Adolf-Stiftung zu einer freien Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen; die Federführung war dem Reichsbund der deutschen evangelischen Pfarrervereine übertragen worden (vgl. dazu G. Besier, Kirchen 3, S. 654f.; J.C. Kaiser, Protestantismus, S. 412ff.).– Vgl. dazu auch unten Dok. 3, S. 86. 7 Zum Inhalt dieses Artikels vgl. oben Dok. 1, Anm. 52. 8 = Auseinanderstehen, -klaffen, Spaltung. 9 Gemeint sind die Thüringer Deutschen Christen (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 23). 10 Die Beteiligung des Centralausschusses für die Innere Mission an der oben Anm. 6 erwähnten Arbeitsgemeinschaft bedeutete zwar eine Abgrenzung gegen die Thüringer Deutschen Christen (vgl. dazu J.-C. Kaiser, Protestantismus, S. 413), aus Furcht vor einer Spaltung der Inneren Mission hielt sich der Centralausschuss aber zugleich auf Distanz zum radikalen Flügel der Bekennenden Kirche. Diese Linie, mit der sich der Centralausschuss „sehr zum Unwillen der radikaleren Fraktionen des Kirchenstreits [.|.|.] auf keine Richtung festgelegt hatte und häufig zwischen den Fronten taktierte“ (Ebd., S. 394), hatte er bereits 1934 bei der Gründung der ‚Arbeitsgemeinschaft der diakonischen und missionarischen Werke und Verbände‘ (vgl. dazu ebd., S. 306ff.) und dem 1936 getroffenen Abkommen mit dem Reichskirchenausschuss verfolgt, bei dem es zu heftigen Protesten der Thüringer Deutschen Christen gekommen war (vgl. ebd., S. 395–401).
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1. Zoellner meint, daß dieser auch von ihm für sehr beträchtlich gehaltene Umschwung in der Haltung der politischen Gewalten11 sich zurückführen lässt auf den Einfluß von Neuraths und auf die Einschaltung des stellvertretenden Führers [Heß]. Letzterer hat gegen die Ernennung von Muhs Stellung genommen12. Von daher wird Heß mit kritischen Augen auch die Maßnahmen von Muhs beurteilt haben. Die für Samstag [13. Februar 1937] bereits geladene Presse[konferenz] wurde wieder aufgehoben13. Kerrl wurde nach Berchtesgaden befohlen und hat nach einem Vortrag Rusts seinerseits Vortrag gehalten. Nach seinem Vortrag wurde ihm der fertige Erlaß14 vorgelegt15. Damit ist nach Meinung Zoellners der Kulturkampf abgeblasen worden, der durch die Verordnung Muhs’16 intoniert worden war. Damit ist klar, daß der Weg, den Muhs aufgezeigt hat, nicht gegangen werden soll. Zoellner ist z. Zt. sehr angelaufen. Zoellner flocht den Satz ein, es sei ihm eine Überraschung gewesen, daß der Reichskirchenausschuss von den Kirchenführern abgetan worden sei17. Zoellner entwickelte allerlei Pläne, die er gehabt habe. Ich mußte ihm erwidern, daß ich diese Pläne
11 Gemeint ist der innerhalb von zwei Tagen erfolgte Umschwung von den staatskirchlichen Plänen Kerrls (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 3 und 10) zum Wahlerlass Hitlers (vgl. oben Dok. 1, Anm. 1). 12 Muhs war von Reichskirchenminister Kerrl am 19. November 1936 überraschend zu seinem ständigen Stellvertreter berufen worden. Diese Berufung war wegen Muhs’ kirchenpolitischer Haltung und seiner zweifelhaften Vergangenheit als Regierungspräsident von Hildesheim nicht nur auf massiven Widerstand in kirchlichen Kreisen gestoßen (vgl. dazu unten Dok. 3, Anm. 66), sondern wurde auch in der NSDAP skeptisch betrachtet, in der er „zunehmend als untragbar“ galt (G. Besier, Kirchen 3, S. 297; vgl. dazu auch das Votum Zoellners auf der Sitzung des Reichskirchenausschusses am 9. Februar 1937, zit. ebd., S. 596; zu Muhs vgl. ebd., S. 296ff.; H. Kreutzer, Reichskirchenministerium, S. 134– 140). 13 Für den 13. Februar 1937 war keine Pressekonferenz geladen worden, vielmehr hatte Kerrl an diesem Tag ohne Wissen des Reichspropagandaministeriums dem DNB mitteilen lassen, dass am 15. Februar 1937 das Verordnungswerk (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 10) im Reichsgesetzblatt erscheinen werde (vgl. die Tagebuchaufzeichnung Goebbels’ vom 15. Februar 1937: J. Goebbels, Tagebücher I/3/II, S. 374f.; G. Besier, Kirchen 3, S. 639). Am 15. Februar 1937 war der Presse dann jedoch mitgeteilt worden, Kerrl sei erkrankt und habe „sowohl seine kirchenpolitische Entscheidung wie auch seine Mitteilung in der heutigen Pressekonferenz verschieben müssen“ (Presseanweisung vom 15. Februar 1937: NS-Presseanweisungen 5/I, S. 141; vgl. auch G. Besier, Kirchen 3, S. 640; K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 148f.). 14 Gemeint ist der Wahlerlass Hitlers (vgl. oben Dok. 1, Anm. 1). 15 Zur Besprechung auf dem Obersalzberg vgl. oben Dok. 1, Anm. 11. 16 Vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 10. 17 Zoellner hatte erwartet, dass ihm die Kirchenführer nach seinem Rücktritt eine kirchliche Bevollmächtigung erteilen würden (vgl. den Bericht Breits auf der Sitzung des Lutherrats am 11. Februar 1937: Verantwortung 2, S. 524; vgl. auch E. Klügel, Landeskirche 1, S. 233, Anm. 313a); das war jedoch nicht geschehen (vgl. dazu unten Anm. 50).
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nicht sichten konnte. Zoellner hat doch in aller Entschiedenheit seinen unwiderruflichen Entschluß, zurückzutreten, erklärt. Ich wollte dann auch die Legende ausräumen, als ob der Lutherrat den Reichskirchenausschuss gestürzt habe18. Aus den Vorgängen der letzten Wochen ist mir das Bild dessen, was sich vollzogen hat, eindeutig klar: Es ist einfach so, daß durch die Besprechungen zwischen Kerrl-KoopmannEger einerseits und Kerrl-Diehl andererseits19 der Reichskirchenausschuss den Eindruck empfangen mußte, daß seine Fortexistenz dem Minister lästig ist. Diese dem Reichskirchenausschuss gemachte Mitteilung hat dort eine Stimmung hervorgerufen, die den Entschluß zum Rücktritt zur Tat werden ließ20. Wir konnten nur Kenntnis von dem Entschluß nehmen. Mahrenholz hat einmal die Möglichkeit erörtert, daß der Reichskirchenausschuss, vom Staat abgesetzt, durch die Kirchenführer neu legitimiert werden könnte21. Das schied aus, weil die Parteigenossen unter seinen Mitgliedern erklärten, sich in keinen Gegensatz zum Staat bringen lassen zu wollen22. Bei Zoellner hat sich der Gedanke festgesetzt, daß er persönlich von den Kirchenführern mit der Wei-
18 Dieses Gerücht wurde von den Kreisen um den Rat der Deutschen Evangelischen Kirche lanciert: So hieß es in dem oben Dok. 1, Anm. 63, erwähnten Bericht „Zur Lage“, die Bekennende Kirche müsse „menschlich sehr bedrückt und verwundert“ fragen: „Wie war es möglich, dass dieser Lutherische Rat [sic!], der Zoellner für den Fall, dass ihn der Staat fallen ließe, sein kirchliches Plazet versprochen hatte, diesen nun fallen liess?“ 19 Diese Besprechungen hatten am 9. Februar 1937 stattgefunden (vgl. dazu die „Niederschrift über die 51. Sitzung des Reichskirchenausschusses am 9. Februar 1937 nachmittags 5 Uhr“: EZA Berlin, 1/1486; vgl. auch Verantwortung 2, S. 523). 20 Vgl. dazu das Schreiben des Reichskirchenausschusses an den Reichskirchenminister vom 12. Februar 1937, in dem es geheißen hatte: „Besonders wichtig für unseren Rücktritt sind aber die Mitteilungen gewesen, die Sie, Herr Reichsminister, uns durch unsere Mitglieder Diehl, Eger und Koopmann, denen Sie eine Aussprache gewährt haben, machen ließen. Die von Ihnen in Aussicht genommene Verordnung stellt nicht nur eine völlige Abkehr von dem Einvernehmen dar, das Sie und wir im Herbst 1935 über den Weg und die Durchführung der Neuordnung der Deutschen Evangelischen Kirche erzielt hatten, sondern bedeutet nach unserer Überzeugung eine solche Gefährdung der durch ein vom Führer unterschriebenes Reichsgesetz anerkannten Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche, daß die Auswirkungen dieses Vorgehens für die Deutsche Evangelische Kirche nach menschlichem Ermessen unabsehbar sind“ (Abdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 1339–1343, Zitat: S. 1342; vgl. dazu auch K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 143; G. Besier, Kirchen 3, S. 636f.). 21 Vgl. die Voten Mahrenholz’ auf den gemeinsamen Sitzungen des Reichskirchenausschusses mit den nicht-deutschchristlichen Kirchenführern am 10. und 11. Dezember 1936 (Verantwortung 2, S. 434f., S. 450). 22 Gemeint sind Diehl und Hanemann, die auf der Sitzung des Reichskirchenausschusses am 9. Februar 1937 erklärt hatten, sie seien nicht bereit, die Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche gegen den Willen Kerrls zu übernehmen (vgl. den Bericht Breits auf der Sitzung des Lutherrats am 11. Februar 1937: Verantwortung 2, S. 526; vgl. auch ebd., S. 524).
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terführung der Geschäfte betraut werden würde. Das geschah nicht. Darum glaubt Zoellner, man habe ihn fallen lassen. Zoellner ließ sich aber davon überzeugen, daß sein Urteil falsch sei. Breit stellt fest, daß er von Anfang [an] dafür eingetreten ist, daß die Existenz des Lutherrates und die Existenz des Reichskirchenausschusses nicht miteinander vermischt werden dürfen. Darum konnte die Frage, ob der Reichskirchenausschuss geht oder nicht, als seine Frage betrachtet werden. Weiter hat Zoellner ausführlich Bericht erstattet über sein Gespräch mit Niemöller. Niemöller rief Zoellner an und sagte: Ich bin erschüttert, daß die Kirchenführer Sie abgehängt haben. Ich bitte um eine Unterredung. Niemöller war dann 1 1/2 Stunden bei ihm23. Zoellner erklärt, er sei entzückend gewesen. Sonnabend [13. Februar 1937] kam auch noch Zimmermann mit sieben Mann zu Zoellner. Dem erklärte er: Nun nur ja keinen Krach mit der Vorläufigen Kirchenleitung! Man solle jetzt alle Differenzen zum Lutherrat auf der Seite lassen. Im Lauf der verschiedenen Unterredungen hat sich bei Zoellner seine Stellungnahme immer konkreter herausgebildet in der Form, es müsse zunächst dahin kommen, daß es nur zwei Kräftegruppen gäbe, die sich gegenseitig ausschließen. Mit Thüringen24 könne eine gemeinsame Synode nicht gehalten werden. 2. Zoellner teilt mit, daß eben Stahn im Auftrag Kerrl’s bei ihm gewesen sei und hat vorfühlen lassen, ob er unter Umständen bereit wäre, sich noch einmal aufstellen zu lassen, wobei die Frage ausgeschaltet blieb, ob er allein dabei ins Auge gefaßt ist oder er und der Reichskirchenausschuss25. Hier sagte Zoellner das Richtige. Er sagte: Hier muß zunächst der Fall Lübeck repariert werden26. Ich muß reden können,
23 Zum Besuch Niemöllers bei Zoellner am Abend des 13. Februar 1937 vgl. J. Schmidt, Niemöller, S. 414; W. Philipps, Zoellner, S. 159. 24 Vgl. dazu oben Anm. 9. 25 Zu diesem Treffen von Stahn und Zoellner vgl. den Bericht Meisers auf der gemeinsamen Sitzung des bayerischen Landessynodalausschusses mit dem Landeskirchenrat am 22. Februar 1937 in München; danach hatte Stahn allerdings gefragt, ob Zoellner „wieder bereit sei und die anderen Mitglieder des Reichskirchenausschusses auch“ (vgl. die Niederschrift: LKA Nürnberg, LSA, Sitzungen des LSA 1934–1945; zur gemeinsamen Sitzung des bayerischen Landessynodalausschusses mit dem Landeskirchenrat vgl. auch unten Dok. 5). 26 Auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzungen zwischen dem Lübecker Kirchenrat unter Bischof Balzer und den Pastoren der Bekennenden Kirche (vgl. dazu unten Dok. 3, Anm. 37; vgl. auch K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 257ff.; K. F. Reimers, Lübeck, S. 283– 330) hatte Zoellner angekündigt, er werde am Abend des 5. Februar 1937 einen Predigtgottesdienst in der Lübecker Marienkirche halten. Das Reichskirchenministerium hatte Zoellner die Reise nach Lübeck jedoch untersagt; darüber hinaus war er von der Gestapo mit einem Aufenthaltsverbot für Lübeck belegt worden (vgl. ebd., S. 331–341; W. Philipps, Zoellner, S. 161; Dokumente 3, S. 287–296; G. Besier, Kirchen 3, S. 631–634). Dieses Vorgehen des Reichskirchenministeriums hatte dann den letzten Ausschlag für den
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wo ich will. Wenn das geschieht, würde ich – vorausgesetzt, daß ich mit Ihnen (Lutherrat) ein Arrangement finde – bereit sein, noch einmal mich herausstellen zu lassen, und würde das, was mir dann aufgegeben wäre, unter dem Gesichtspunkt zu leisten versuchen, das Kirchenvolk zu sammeln um die Grundlage der Deutschen Evangelischen Kirche. Nun bin ich [Breit] der Meinung, daß das eine sehr diskutable Angelegenheit sei. Ich sehe in dieser Möglichkeit eine gute Chance: das Kapital von Vertrauen, das er sich in den letzten Wochen und Monaten erworben hat, müßten sich die neuen Herren erst wieder erwerben. Kerrl müßte sich öffentlich zu seinem Elend bekennen. Ich habe meinerseits gesagt: Nach dem, was Sie, Herr Generalsuperintendent in der letzten Zeit gewollt haben, scheint mir zwischen uns und Ihnen nichts mehr zu liegen. Zoellner erörterte dann noch die Möglichkeit, daß der gesamte Reichskirchenausschuss wieder auferweckt werde. Zoellner würde auch vor dieser Möglichkeit nicht zurückschrecken, da ja durch die neue Geschäftsordnung die Führung des Reichskirchenausschusses in der Hand des Präsidenten [richtig: Vorsitzenden] ist27, und da der Aspekt der vorigen Woche28 durch den Erlaß des Führers [Hitler]29 beseitigt ist. Es bestehen Anzeichen dafür, daß eine dritte Gruppe sich leise bildet. Zoellner hat seinen endgültigen Entschluß davon abhängig gemacht, daß er mit uns in einen Akkord kommt. Ich habe das einstweilen für wahrscheinlich erklärt. Wenn wirklich Kerrl die Bedingungen erfüllt, sollten wir nicht den leisesten Widerstand leisten. Die Gestapo war
Rücktritt des Reichskirchenausschusses gegeben (vgl. das Schreiben des Reichskirchenausschusses an Kerrl vom 12. Februar 1937, Abdruck: KJ 1933–1944, S. 152ff., bes. S. 153). 27 Vgl. die „Änderung der Geschäftsordnung des Reichskirchenausschusses“ vom 12. Januar 1937, durch die der Vorsitzende ermächtigt worden war, „namens des Reichskirchenausschusses selbständig zu handeln“ (GBlDEK 1937, S. 3; vgl. dazu auch das Schreiben des Reichskirchenausschusses an den Reichskirchenminister vom 13. Januar 1937: EZA Berlin, 7/1305). Den Anlass für diese Ermächtigung hatte die Wiedereinsetzung Wilms zum Mitglied des Reichskirchenausschusses gegeben, die Muhs ohne Rücksprache mit Zoellner verfügt hatte. Die neue Geschäftsordnung war vom Reichskirchenministerium allerdings nicht anerkannt worden; Muhs hatte ihre Rechtsgültigkeit bestritten, da sie nicht einstimmig beschlossen worden sei (vgl. das Schreiben Muhs’ an den Reichskirchenausschuss vom 20. Januar 1937: Ebd.; vgl. auch G. Besier, Kirchen 3, S. 610). Scharfe Kritik hatte aber auch Niemöller geübt: Die Geschäftsordnung habe Zoellner „reichsbischöfliche Befugnisse gegeben, wie sie seinerzeit nicht einmal Ludwig Müller gehabt habe“; wenn der Staat jetzt einen neuen – womöglich deutschchristlichen – Vorsitzenden ernenne, könne er „mit Recht sagen: ‚Ihr habt das Führerprinzip ja selber beschlossen‘“ (Schreiben Niemöllers an Hermelink vom 15. Januar 1937: LKA Nürnberg, Meiser 97). 28 Wohl gemeint: das geplante Verordnungswerk des Reichskirchenministeriums (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 10). 29 Gemeint ist der Wahlerlass (vgl. oben Dok. 1, Anm. 1).
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Kerrl zur Verfügung gestellt. Kerrl hat diese Verfügung zurückgegeben30. Kerrl hat sich dadurch entlastet. Ich habe Zoellner gefragt, ob er den Eindruck habe, ob [dass] Kerrl bereit sei, die zu stellenden Bedingungen zu erfüllen. Er hielt es aber für möglich. Marahrens: Wir haben vorher gesagt: Zoellner ist unmöglich. Zoellner selbst hat ganz klar erklärt, daß sein Weiteramtieren nicht mehr in Frage kommt. Lilje: Es scheint festzustehen, daß es sich [bei der Kirchenwahl] um eine wirkliche Konstituante31 handeln soll mit Urwahlen. Es soll die verfassunggebende Generalsynode sein. Krolloper32. Das Kirchenministerium, eine Stätte der Ratlosigkeit. Die Herren des Ministeriums haben den Erlaß in der Zeitung gelesen. Der Modus der Wahl ist noch nicht durchdacht. Die Landeskirchen erhielten eine Aufforderung, über den Wahlmodus Vorschläge zu machen33. Es wurde endlich erwogen, nur ein Rahmengesetz herauszugeben. Chichester34 soll die Objektivität
30 In einem Erlass vom 5. September 1935 hatte Kerrl „eine Reihe von Befugnissen politischer Natur für das Reich und die Länder vorübergehend letztinstanzlich“ für sich beansprucht; dies hatte die Entscheidung über die Durchführung von staatspolizeilichen Maßnahmen wie Inschutzhaftnahmen, Ausweisungen, Redeverbote und Beschlagnahmungen betroffen (Abdruck: Dokumente 3, S. 82f.). Wie aus einem Erlassentwurf vom 12. März 1936 hervorgeht, hatte Kerrl schon bald darauf beabsichtigt, „die Befugnisse zu den in Frage kommenden Maßnahmen weitgehend wieder den bisher zuständigen Stellen zu übertragen“ (Abdruck: Ebd., S. 188f.); dieser Erlass war jedoch nicht zustandegekommen, weil das Gestapa „die Belange der Geheimen Staatspolizei“ damit immer noch als zu „stark beschnitten“ beurteilt hatte (vgl. den Vermerk des preußischen Staatsministeriums vom 22. April 1936, Abdruck: Ebd., S. 190). Bei der Besprechung auf dem Obersalzberg am 15. Februar 1937 (vgl. oben Dok. 1, Anm. 11) hatte sich Kerrl dann offenbar über die Behauptung Himmlers empört, das Reichskirchenministerium habe staatspolizeiliche Maßnahmen gegen Geistliche angeordnet (vgl. dazu W. Dierker, Glaubenskrieger, S. 409; H. Kreutzer, Reichskirchenministerium, S. 292f.); am 20. März 1937 hob er seinen Erlass vom 5. September 1935 schließlich ohne Einschränkungen auf (Dokumente 3, S. 190, Anm. 8). 31 = grundlegende verfassunggebende Versammlung. 32 Anspielung auf die von den Nationalsozialisten nach der letzten Mehrparteienwahl vom 5. März 1933 inszenierte Eröffnung des Reichstags am 21. März 1933 (‚Tag von Potsdam‘) in der Krolloper. Die konstituierende Sitzung des neuen Reichstags hatte ohne die bereits verfolgten oder verhafteten KPD-Mitglieder und unter massiver Präsenz der als ‚Schutzwache‘ aufgestellten Verbände von SA, SS und Stahlhelm stattgefunden; zwei Tage später, am 23. März 1933, hatte der Reichstag dann gegen die Stimmen der völlig isolierten SPD das Ermächtigungsgesetz („Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich“ vom 24. März 1933: RGBl I 1933, S. 141) verabschiedet und damit das Ende der parlamentarischen Demokratie besiegelt (vgl. dazu K. D. Bracher/W. Sauer/G. Schulz, Machtergreifung, S. 152–168; P. Hubert, Reichstag, S. 56–64). 33 Vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 19. 34 Gemeint ist der Bischof von Chichester, George Bell.
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der Wahlen überwachen. Der juristische Unterbau der Kirchenführerkonferenz35 wird nur sehr dünn gedacht. Der Gedanke der Wiederbetrauung des Reichskirchenausschusses wird ernstlich erwogen. Es kann eine volle Wiederbetrauung oder eine Wiederbetrauung als geschäftsführendes Kabinett erfolgen. Im Namen der neuen Leitung36 erklärt Lilje, daß die Lage völlig verändert ist. Die Kampfsituation von Freitag [12. Februar 1937]37 hat sich verändert, und wir haben nicht gezögert zu erklären, daß unser Auftrag seinem Ende entgegengeht. Die gesamten Anstrengungen müssen auf die Wahl konzentriert werden. Mit der völligen Veränderung der Lage erlischt unser Auftrag auch sachlich wieder. Wir geben ihn zurück. Für die weitere Führung der kirchlichen Handlung und Haltung sind zwei Gesichtspunkte wichtig: Wer versieht in der Tat die rechtlich anerkannte Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche? Wenn es durch eine vorläufige Wiederbetrauung des Reichskirchenausschusses geschieht, kann es die leichteste Form für alle Beteiligten sein. Die Bildung eines kirchlichen Wahlausschusses erscheint uns richtig. Er müßte alle Fragen, die mit der Vorbereitung der Wahl zusammenhängen, durchführen. Dieses Organ müßte sich sofort beim Minister [Kerrl] einschalten in bezug auf die Wahlordnung. Es müßte alle vorhandenen Kräfte so weit zusammenfassen, soweit es möglich ist. Dieses Gremium würde den Vorzug haben, daß es allen verfassungsrechtlichen Schwierigkeiten entnommen [enthoben] ist. Es würde die Möglichkeit geboten sein, die Experten an der Frage der Durchführung der Wahl zu beteiligen. Marahrens: Wir sollten über das Bleiben und Nichtbleiben der neu eingesetzten Leitung der morgigen Versammlung38 nicht präjudizieren. Nach meiner Meinung ist es möglich, daß Zoellner wiederkommt, obwohl er ein alter Mann ist39. Aber er bedeutet eine solche Summe von Vertrauen innerhalb der Deutschen Evangelischen Kirche, daß ich lieber mit ihm arbeite, als einen anderen durchdrücke. Soll man den ganzen Reichskirchenausschuss wieder aufleben lassen? Ich würde einer 35 Vgl. dazu unten Dok. 3, Anm. 34. 36 Gemeint ist das von der Kirchenführerkonferenz herausgestellte Leitungsgremium unter dem Vorsitz Liljes (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 18). 37 An diesem Tag war der Reichskirchenausschuss zurückgetreten (vgl. dazu oben Anm. 20 und 26; unten Dok. 4, Anm. 3; Dok. 25, Anm. 16). 38 D. h. der Sitzung der Kirchenführerkonferenz am 18./19. Februar 1937 (vgl. dazu unten Dok. 3 und 4). 39 Marahrens hatte sich bereits bei der im Herbst 1935 erfolgten Einsetzung des Reichskirchenausschusses für eine Berufung Zoellners zum Vorsitzenden ausgesprochen (vgl. dazu K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 81; G. Besier, Kirchen 3, S. 341; K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. XXII).
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Wiederkehr aller nicht das Wort reden, trotz der Präsidialverfassung, die aber Muhs als rechtsgültig nicht anerkennt40. Zoellner sollte sich ein geschäftsführendes Ministerium schaffen (Koopmann, Mahrenholz, Wilhelm Ewald Schmidt). Nur sollte man Eger ausbooten41. Meinzolt: Für die Wiederkehr Zoellners gibt es zwei Möglichkeiten: Er kommt, gerufen vom Staat, oder kommt beauftragt und berufen von den Landeskirchenführern und erhält dazu die Anerkennung des Staates. Man sollte den zweiten Weg zu gehen versuchen. Ein viel größerer Gewinn wäre es, wenn es uns den Landeskirchenführern gelänge, das Vakuum [so] auszufüllen, daß wir die Leitung stellen und dazu die staatliche Anerkennung erlangen. Es handelt sich um ein rasches Handeln und ein Handeln für den Notfall. Gelänge es Zoellner, diesen Antrag von den Landeskirchenführern zu stellen [zu lassen], so würden sich auch andere Kreise anschließen. Wurm äußert Bedenken gegen die Wiederberufung Zoellners. Wenn er wiederkommt, müßte er einen recht kräftigen Preis verlangen. Ich kann nicht glauben, daß der Weg, der vorgeschlagen ist, die Verheißung hat. Breit: Mich veranlassen ganz nüchterne Erwägungen. Der Exodus, den der Reichskirchenausschuss genommen hat, ist bündig. Er hat doch in sich einige aufhebende Kraft in bezug auf manches, was wir wider Zoellner zu sagen Anlaß hatten42. Es müßte dann ein Akt geschehen, der die Kontinuität aufrecht erhält zu dem, was vorher und nachher geschieht. Es wird dadurch die Niederlage des Ministers [Kerrl] öffentlich demonstriert. Es handelt sich um eine zeitlich kurz befristete und inhaltlich klar bestimmte Aufgabe (Vorbereitung der Wahl). Die Stellung Zoellners gegen Thüringen43 ist für die Wahl von großer Bedeutung.
40 Gemeint ist die geänderte Geschäftsordnung des Reichskirchenausschusses (vgl. dazu oben Anm. 27). 41 Zu den Vorwürfen der Bekennenden Kirche gegen Eger, den Vorsitzenden des altpreußischen Landeskirchenausschusses, vgl. oben Dok. 1, Anm. 31. 42 Zur Kritik des Lutherrats am Verhalten Zoellners und des Reichskirchenausschusses vgl. z. B. das Votum Breits auf der Sitzung des Lutherrats am 25./26. November 1936 (Verantwortung 2, S. 374; vgl. auch ebd., S. 347, Anm. 7) sowie die Diskussion auf der Sitzung des Lutherrats am 6. Januar 1937 (Ebd., S. 469–472). 43 Der Reichskirchenausschuss hatte die Lehre der Thüringer Deutschen Christen in einem Anfang Juli 1936 erschienenen „Theologischen Gutachten über die Thüringer Richtung der Deutschen Christen“ klar verurteilt (MBlDEK Nr. 1 vom Juli 1936, S. 1ff.; Wiederabdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 825ff.; H. Hermelink, Kirche, S. 339f.; KJ 1933–1944, S. 142f.). In diesem Gutachten, das die Professoren Althaus, Brunstäd, Bultmann, Elert, Gogarten und Schumann dem Reichskirchenausschuss am 30. Juni 1936 erstattet hatten, war festgestellt worden, „daß die Forderung, den Christenglauben und die uns Deutschen heute gestellte politische Aufgabe aufeinander zu beziehen“, von den Thüringer Deutschen Christen „in einer Weise verstanden“ würde, „die sich nicht mit dem Evangelium von Jesus Christus verträgt, wie es in der Heiligen Schrift bezeugt und
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Es kommt darauf an, daß das kirchliche Christentum den Kampf aufnimmt gegen die Thüringer Unkirche. Die neue Leitung wird kaum dazu kommen, die Kirchenkanzlei unter ihre Leitung zu bekommen. Hermann Müller: Wenn Zoellner wiederkommt, soll man dann nicht die Wahl in die Form lenken, daß von unten herauf neu gebaut wird? Wir kämen dann um die allgemeine Wahl herum. Es fiele bei der Wiederberufung Zoellners der Rechtsgrund für die Wahl zur Generalsynode weg. Pfisterer: Die zermürbende Opposition der Vorläufigen Kirchenleitung gegen Zoellner44 müßte ausgeschaltet werden. Lilje: Die Wiederbetrauung Zoellners müßte unter so klaren Voraussetzungen erfolgen, daß sie auch den Gemeinden einleuchtend wird. Niemann unterstützt Wurm und spricht dann über die grundsätzliche Frage, ob die Wahl überhaupt stattfinden soll. Bedenken, daß die Kirchenverfassung von 193345 durch einen Erlaß des Führers einfach außer Kraft gesetzt wird. Hat der Staat überhaupt das Recht, Kirchenwahlen auszuschreiben, noch dazu zu einer verfassunggebenden Synode?
in den Bekenntnissen der Reformation ausgelegt ist“. Neben der von den Thüringer Deutschen Christen vorgenommenen „Gleichsetzung von Volk und Kirche“ und von „Volks- und Heilsgeschichte“ hatte das Gutachten u. a. ein Verständnis des christlichen Glaubens als einer „Gläubigkeit, welche die durch die geschichtliche Lage gestellte Aufgabe als göttliche Forderung begreift“, sowie den Gedanken einer deutschen „Nationalkirche“ verurteilt. In seiner kurz darauf veröffentlichten Erklärung „Zur gegenwärtigen kirchlichen Lage“ hatte der Reichskirchenausschuss daraus den Schluss gezogen, „daß eine Richtung, die die Gedanken der Thüringer Deutschen Christen vertritt, innerhalb der Deutschen Evangelischen Kirche kein Recht auf Kirchenleitung hat. Es ist untragbar, daß Männer, die wie die Thüringer oder Ludwig Müller diese kirchenpolitische Idee vertreten, maßgebenden leitenden Einfluß auf die Deutsche Evangelische Kirche oder auf eine Landeskirche genießen. Es ist also die Pflicht des Reichskirchenausschusses, von Art. 1 der Verfassung [der Deutschen Evangelischen Kirche] aus festzustellen, daß diese Kreise auf dem Boden der Deutschen Evangelischen Kirche ein Recht auf das Kirchenregiment nicht haben können“ (MBlDEK Nr. 2 vom 16. Juli 1936, S. 9–13, Zitat: S. 11; Wiederabdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 861–870).– Vgl. dazu auch W. Philipps, Zoellner, S. 156f. 44 Vgl. dazu die Verlautbarung des Reichskirchenausschusses „Zur gegenwärtigen kirchlichen Lage“ vom 16. Juli 1936, in der es u. a. geheißen hatte, die VKL II habe den Reichskirchenausschuss „als nicht vorhanden“ betrachtet und ihm die Möglichkeit abgesprochen, bekenntnisgemäß handeln zu können. Den guten Willen des Ausschusses habe sie „systematisch bezweifelt und kritisiert“; darüber hinaus sei der Vorsitzende – Zoellner – der Irrlehre bezichtigt worden. Ihre fortgesetzten Angriffe in Rundschreiben, Versammlungen und Predigten sowie die unsachgemäße Berichterstattung hätten schließlich „unter der Pfarrerschaft und auch in den Kreisen der bekenntnistreuen Laien eine Stimmung gegen den Reichskirchenausschuß entfacht, die sich in einer bedenklichen Hemmung der Arbeit auswirkte“ (Abdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 861–870, Zitate: S. 867). 45 GBlDEK 1933, S. 2–6.
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Zänker: Ich würde es nicht ungeteilt begrüßen, wenn Zoellner wiederkommt. Wenn wir ihm eine Legitimation hierzu geben, haben wir mit zu tragen an dem, was Zoellner nicht gelingen wird. Es wird so weitergehen, wie es gegangen ist: er fordert sehr scharf und setzt sich dann doch nicht durch. Die Forderungen, die Zoellner stellen müßte, müßten so groß sein, daß man sie kaum aussprechen kann. Er muß die Front gegen die Thüringer Deutschen Christen durchführen. Wenn er nicht vermeiden kann, daß die Wahl so durchgeführt wird, wie sie geplant ist, dann kommt ein großer Schaden dabei heraus. Ich sehe nur die verlängerte Qual kommen. Fleisch: Es besteht keine Aussicht, daß wir den Erlaß des Führers wieder unterdrücken. Es dreht sich nur um die zweite Linie: Die Wahlen sollen kommen. Wie kommen wir bis dorthin? Ist ein Vakuum erträglicher, oder ist Zoellner erträglicher? Wir müßten [ein Wort unleserlich] mit Zoellner in einen Akkord kommen. Wie wir uns auch stellen mögen zur Wahl, so soll niemand das Wort „unerträglich“ aussprechen, wenn wir nicht sicher sind, die Wahl doch zu ertragen. Wendelin: Es ist verständlich, daß in den geordneten Kirchen das Empfinden etwas anders ist als in den zerstörten. Sachsen [= der sächsische Landeskirchenausschuss] hat [nicht nur] von 1.350 Pfarrern 1.100 hinter sich stehen46, sondern auch die ganze Ephorenkonferenz47. Den Umschwung der letzten vier Tage empfinden wir geradezu als ein Wunder Gottes. Am Freitag [12. Februar 1937] standen wir vor der Situation, daß wir vor einer Zerschlagung der Kirche standen. Am Montag [15. Februar 1937] haben wir den Umschwung erlebt. Jetzt ergibt sich nun die Möglichkeit, daß Zoellner wiederkehrt. Seit Monaten erstrebten die Thüringer Deutschen Christen den Sturz Zoellners. Wenn Zoellner jetzt wiederkäme, dann würde das eine solche Schlappe für die Deutschen Christen bedeuten, dann würde ich alles tun, um diese Lösung herbeizuführen. Wir sollten mit allen Kräften diese Lösung zu finden suchen. Gauger: Was geschieht, wenn Zoellner nicht wiederkommt? Die herausgestellte Leitung48 kann doch nicht einfach abserviert werden; bis die 46 Vgl. dazu unten Dok. 19, Anm. 107. 47 Die sächsische Ephorenkonferenz, die der Landeskirchenausschuss nach dem Ende des deuschchristlichen Kirchenregiments reorganisiert hatte (vgl. D. Röthig, Chronik, S. 132; J. Fischer, Landeskirche, S. 48f.), war am 16. Februar 1937 mit dem Landeskirchenausschuss zusammengetreten. Dabei hatten sich – mit einer Ausnahme – sämtliche Superintendenten der Landeskirche hinter den Ausschuss gestellt und erklärt, „im Gegensatz zum Thüringer Weg den Weg der lutherischen Kirche nach Schrift und Bekenntnis mitgehen zu wollen“ (Schreiben des sächsischen Landeskirchenausschusses an den Reichskirchenminister vom 2. März 1937, Abdruck: Ebd., S. 249f., Zitat: S. 249). 48 Vgl. dazu oben Anm. 36.
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Marchstraße wieder in der Hand Zoellners ist, muß der erteilte Auftrag doch aufrecht erhalten werden. Es muß Präsident Werner von der Kirchenführerkonferenz der Standpunkt klar gemacht werden. Was die Wahl anlangt, so werden wir um dieselbe nicht herumkommen, so schwer die grundsätzlichen Bedenken auch sind. Wäre es nicht möglich, daß der Erlaß mit einem ganz anderen Inhalt erfüllt würde; daß die Wahl, die doch schon vorbereitet ist49, durchgeführt wird, und man hat dann nachher eine geordnete Deutsche Evangelische Kirche? Marahrens: Würden wir die Rückkehr Zoellners begrüßen? Wir müssen aus einem gewissen Hangen und Bangen heraus. Wir haben die Schuld auf uns geladen, daß wir in entscheidenden Tagen abseits standen50. Wenn wir uns morgen entschließen sollten, daß wir eine Rückkehr begrüßen, dann müssen wir uns vornehmen, ihn in unsere Hand zu bekommen. Nur nicht das unselige Hin und Her! Was haben wir morgen in der Kirchenführerkonferenz zur Wahl zu sagen? Wie ist die Forderung, die wir erheben müssen, sofort geltend zu machen? Ich kann mir doch nur denken, daß der lutherische Kreis eine ganz bestimmte Meinung morgen vertritt. Breit trägt einen Entwurf betreff Neuwahlen vor51. Diskussion über die Stellung der neuen Leitung. Grundsätzliches über die Wahl. Entwurf Meinzolt52.
49 Anspielung auf die Bestimmungen über Kirchenwahlen, die in den beiden von der Verfassungskammer der VKL II und der Verfassungskammer der Deutschen Evangelischen Kirche im Oktober und Dezember 1936 vorgelegten Entwürfen zur Neuordnung der Deutschen Evangelischen Kirche vorgesehen waren (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 51). 50 Die Kirchenführer hatten dem Reichskirchenausschuss am 27. November 1936 zwar zugesagt, ihm einen begrenzten kirchlichen Auftrag zu erteilen, falls der staatliche Auftrag entzogen werden sollte (vgl. Verantwortung 2, S. 403, S. 405, sowie die Stellungnahme Marahrens’ vom 27. November 1936, abgedruckt bei E. Klügel, Landeskirche 2, S. 118f., hier: S. 118), waren am 11./12. Februar 1937 dann aber nicht dazu bereit gewesen, die kirchliche Legitimation auch für den Fall seines Rücktritts auszusprechen (vgl. Verantwortung 2, S. 521–545; G. Besier, Kirchen 3, S. 636f.). 51 Gemeint ist vermutlich der unten Dok. 3, Anm. 45, erwähnte Entwurf für eine Erklärung der Kirchenführer zur Wahl. Möglicherweise verlas Breit hier aber auch einen im LKA Hannover, D 15 II Nr. 26, überlieferten Entwurf, der nachträglich mit dem hsl. Vermerk „Gauger“, der Datumsangabe „17.II.37“ und Paraphe Breits versehen worden ist; in diesem Faszikel sind noch weitere Entwürfe für Stellungnahmen zu den Kirchenwahlen überliefert, die in den ersten Tagen nach dem Wahlerlass Hitlers entstanden sind, sich aber nicht mehr zweifelsfrei zuordnen lassen. 52 Auch hier ließ sich nicht sicher ermitteln, welcher Entwurf im Lutherrat behandelt worden ist. Nach dem Schreiben Gaugers an die Mitglieder des Lutherrats vom 10. Februar 1937 war ursprünglich vorgesehen gewesen, auf der für den 17./18. Februar 1937 geplanten Sitzung des Lutherrats einen Antrag Meinzolts zu beraten, nach dem sich die Landeskirchen von Hannover, Württemberg, Bayern, Sachsen, Braunschweig und Schaumburg-
3 Sitzung der Kirchenführerkonferenz 1937 Februar 18 I. Meiser, Wachstuchheft 6, S. 816–843. II. Ahrendts – Bauer – Beste – Bosse – Breit – Brunotte – Drechsler – Eger – Ficker – Happich – Henke – Hollweg – Hymmen – Johnsen – Koopmann – Kühl – Kühlewein – Kuessner – Lilje – Marahrens – Meinzolt – Meiser – Hermann Müller – Niemann – Neuser – Wilhelm Ewald Schmidt – von Soden (als Gast) – Wendelin – Wurm – Zimmermann. III. Berlin-Charlottenburg 2, Deutsche Evangelische Kirchenkanzlei, Marchstr. 2; von 10.00 Uhr bis 14.00 Uhr und von 16.00 Uhr bis vor 20.00 Uhr. G: 1. Meiser, ATB; 2. „Niederschrift über die Konferenz der Landeskirchenführer am 18. und 19. Februar 1937 im Dienstgebäude Marchstr. 2“ (LKA Nürnberg, Meiser 101).
Lilje: Bericht über die augenblickliche Situation. (Marahrens teilt mit, daß der Minister [Kerrl] habe wissen lassen, daß das Kirchenführerkollegium1 von ihm als legal anerkannt werde2.) Lilje geht von dem Auftrag aus, welcher am vergangenen Freitag 12. Februar 1937 erteilt wurde3. Eine kirchliche Legitimation in solcher Einmütigkeit wurde seit langer Zeit nicht mehr erteilt4. Der Rücktritt des
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Lippe zur „Lutherischen Kirche Deutschlands innerhalb der Deutschen Evangelischen Kirche“ zusammenschließen und alle auf dem Boden von Art. 1 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche stehenden deutschen lutherischen Landeskirchen dazu auffordern sollten, diesem Zusammenschluss beizutreten (Schreiben Gaugers und Antrag Meinzolts: LKA Stuttgart, D1, 185). Wegen der völlig veränderten Lage nach dem Wahlerlass Hitlers erscheint es aber unwahrscheinlich, dass dieser Antrag hier zur Verhandlung gekommen ist; möglicherweise hat Meinzolt stattdessen seine unten Dok. 4, Anm. 13, erwähnte Ausarbeitung „Zur Wahl zur Generalsynode“ vorgetragen. Gemeint ist das von der Kirchenführerkonferenz am 12. Februar 1937 eingesetzte provisorische Leitungsgremium (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 18). Nicht ermittelt. Möglicherweise handelt es sich hier um einen Hörfehler Meisers, denn Kerrl hatte bereits am 13. Februar 1937 angekündigt, dass er das Gremium keinesfalls anerkennen werde (vgl. dazu unten Anm. 15). D. h. die Beauftragung des Gremiums mit der Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche (vgl. oben Anm. 1). Vgl. dazu das Schreiben des Reichskirchenausschusses an den Reichskirchenminister zur Behebung des Verfassungsnotstands der Deutschen Evangelischen Kirche vom 12. Februar 1937. In diesem Schreiben hatte der Reichskirchenausschuss um die Anerkennung des neuen Leitungsgremiums gebeten und dabei darauf hingewiesen, es sei nicht „ohne Bedeutung, wenn Kirchenleitungen, die insgesamt neun Zehntel der Seelenzahl der Deutschen Evangelischen Kirche vertreten, sich seit 1933 zum ersten Mal wieder zu einer solchen einmütigen Willenskundgebung vereinigen“ (Abdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 1343ff., Zitat: S. 1345).
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Reichskirchenausschusses5 hat hier im Hause6 und in der Gesamtsituation eine außerordentlich schwere Lage herbeigeführt. Die Gründe, die zu der Maßnahme geführt haben, sind bekannt. Der vorgefundene Tatbestand war der, daß die Rechtskontinuität unterbrochen schien7. Der Auftrag, der uns erteilt war, die Rechtskontinuität zu wahren, wurde außerordentlich erschwert, [so] daß der äußere Anschluß an die Tätigkeit des Reichskirchenausschusses nicht hat hergestellt werden können. Wir mußten also unser Amt unter großen Erschwerungen antreten. Hier im Hause fanden wir die Auffassung vor, daß wir auch die staatliche Anerkennung nachweisen müßten. Wir haben dem unsere Rechtsauffassung gegenübergesetzt8. Der Montag [15. Februar 1937] hat bereits in der Gesamtsituation eine große Veränderung herbeigeführt, als
5 Am 12. Februar 1937 (vgl. dazu oben Dok. 2, Anm. 20 und 26; unten Dok. 4, Anm. 3; Dok. 25, Anm. 16). 6 D. h. in der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei. 7 Vgl. dazu das oben Anm. 4 erwähnten Schreiben des Reichskirchenausschusses an den Reichskirchenminister vom 12. Februar 1937. In diesem Schreiben hatte der Reichskirchenausschuss festgestellt, dass ein Verfassungsnotstand eingetreten sei, da zur Zeit keine Möglichkeit zur Bildung einer verfassungsmäßigen Kirchenleitung bestehe. Angesichts dieser Lage sei keine andere Möglichkeit gegeben als die Herausstellung einer Leitung durch die Kirchenführerkonferenz. Zur Begründung hatte der Ausschuss ausgeführt, dass die Konferenz der im leitenden Amt der Kirche stehenden Amtsträger „seinerzeit die Verfassung [der Deutschen Evangelischen Kirche] beschlossen und auf Grund der von den einzelnen Landeskirchen erteilten Vollmachten in Kraft gesetzt“ habe. Außerdem stehe ihr nach der Verfassung die „entscheidende Mitwirkung bei der Wahl des Reichsbischofs und bei der Bildung des Geistlichen Ministeriums zu“. Die Kirchenführerkonferenz habe mit staatlicher Zustimmung bereits im Juli 1933 eine „einstweilige Kirchenleitung gebildet und ihr die Obliegenheiten des Reichsbischofs und des Geistlichen Ministeriums zur Wahrnehmung zugewiesen“. Nachdem es seine Aufgabe sei, die Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche zu sichern, habe der Reichskirchenausschuss den Kirchenführern analog zum damaligen Vorgehen „die Bildung eines entsprechenden Leitungsgremiums der Deutschen Evangelischen Kirche“ anheimgestellt (Zitate: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 1343f.). 8 Am 15. Februar 1937 hatte in der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei eine Sitzung stattgefunden, an der Lilje, Gramlow, Henke und Langenohl als Mitglieder des von der Kirchenführerkonferenz eingesetzten Leitungsgremiums sowie Werner, Gisevius und Ranke für die Kirchenkanzlei teilgenommen hatten. Dabei hatte Lilje unter Hinweis auf den eingetretenen Verfassungsnotstand und die Beauftragung durch die Kirchenführerkonferenz den Leitungsanspruch des Gremiums geltend gemacht und die Benutzung der Räume der Kirchenkanzlei verlangt. Demgegenüber hatte Werner nicht nur das Fehlen der staatlichen Anerkennung bemängelt, sondern auch die kirchliche Legitimation des Gremiums in Zweifel gezogen und schließlich festgestellt, dass unter diesen Umständen „eine Amtsausübung der Herren als Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche in diesem Hause einstweilen nicht in Frage“ komme. Zu einer Einigung war es nicht gekommen (vgl. die von Lilje, Werner und Ranke hsl. gezeichnete Niederschrift im EZA Berlin, 1/1484).
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das erwartete Verordnungswerk9 nicht herauskam. Völlig andere Pläne sind an die Stelle getreten10. Tatsache ist, daß der Wechsel auch den Herren im Ministerium selbst ganz überraschend gekommen ist. Damit ist eine grundsätzliche Änderung in der Gesamtsituation eingetreten, die die Kirchenführerkonferenz ausführlich beschäftigen muß. Einmal ist dadurch eine Beteiligung der Öffentlichkeit an den Fragen der Kirche herbeigeführt, indem die Pressediskussion die Frage nach der Kirche wieder aufgenommen hat. Über die Möglichkeiten, sich über die Kirchenwahl zu äußern, ist eine wesentliche Lockerung eingetreten11. Der Wahlerlaß ist weithin als eine Geste der Freundlichkeit empfunden worden. Es scheint in der Tat, als ob an eine verfassunggebende Generalsynode gedacht ist. Großer öffentlich sichtbarer Akt nach dem Vorbild des Reichstags12. Wahrscheinlich soll die Tätigkeit des Ministers bis zum Abschluß der Wahl zurückhaltend sein. Über den Modus der Wahl ist noch nichts bekannt. Rahmengesetz? Die Gesamtsituation gegenüber dem Freitag [12. Februar 1937] hat sich insofern verändert: Der Freitag stand unter dem Zielpunkt, daß der Kampf um die Deutsche Evangelische Kirche gleichbedeutend ist mit dem Kampf um deren Leitung. Die Situation hat sich auf die Frage nach der Wahl verschoben. Hier liegt der Punkt, auf den die vereinigten Anstrengungen der evangelischen Kirche gerichtet werden müssen. Daraus ergeben sich folgende Fragen und Folgerungen: Es würde eine Erwägung darüber angestellt werden müssen, was grundsätzlich über die Veranstaltung gedacht wird. Ist eine staatlich angeordnete Wahl kirchlich tragbar? Es muß weiter deutlich werden, daß eine Wahl im kirchlichen Sinn nur dann legitim ist, wenn sie den Artikel 1 der Kirchenverfassung13 nicht preisgibt. Wird die Frage grundsätzlich bejaht, daß die Wahl vorgenommen werden kann, dann ist die Voraussetzung, unter der die Wahl stattfindet, die, daß der Wahlerlaß anerkannt wird und überlegt wird, 9 Vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 10. 10 D. h. der Wahlerlass Hitlers (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 1). 11 Das Reichspropagandaministerium hatte der evangelischen Presse am 17. Februar 1937 zwar gestattet, im Zusammenhang der angekündigten Wahlen eine „Erörterung von Perspektiven“ vorzunehmen (H. Weitenhagen, Evangelisch, S. 214), die Berichterstattung der allgemeinen Presse war allerdings starken Einschränkungen unterworfen worden (vgl. dazu unten Dok. 6, Anm. 4). 12 Anspielung auf den von den Nationalsozialisten mit allen propagandistischen Mitteln inszenierten und zum ‚Tag der nationalen Erhebung‘ stilisierten Staatsakt zur Eröffnung des neu gewählten Reichstags in der Garnisonkirche zu Potsdam am 21. März 1933 (vgl. dazu K. Scholder, S. 285f.; K. D. Bracher/W. Sauer/G. Schulz, Machtergreifung, S. 149–152), bei dem Hindenburg ausgeführt hatte, das Volk habe sich „mit einer klaren Mehrheit hinter die [.|.|.] Regierung gestellt und ihr dadurch die verfassungsmäßige Grundlage für ihre Arbeit gegeben“ (zit. nach ebd., S. 150f.). 13 Zum Inhalt dieses Artikels vgl. oben Dok. 1, Anm. 52.
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in welcher Weise der kirchliche Wille bei der Wahl ausschlaggebend sein kann. Die Wahl muß unter kirchliche Gesichtspunkte gerückt werden. Die Wahlordnung muß durch den kirchlichen Willen bestimmt und vorbereitet werden. Damit sind die Aufgaben angedeutet, welche dem heutigen Morgen zur Erwägung anheim gegeben sind. Der Minister hat sich auf die Mitteilung, daß die Kirchenführerkonferenz eine Leitung herausgestellt hat14, nicht geäußert. Bekanntlich hat er eine private Äußerung getan, daß er die Leitung nicht anerkennen werde15. Bekannt geworden sind die Erwägungen, daß ein Teil des bisherigen Reichskirchenausschusses als geschäftsführendes Kabinett mit der Durchführung der Leitung wieder betraut würde oder daß der ganze Reichskirchenausschuss wieder berufen wird16. Damit ist die grundsätzliche Frage noch einmal erhoben: Wie denkt die Konferenz über die Frage der Leitung und was gedenkt sie zu tun? Der gegenwärtige Zustand ist untragbar. Es ist unmöglich, Leitung in Anspruch zu nehmen, die nicht praktiziert werden kann. Frage der Leitung – Stellungnahme und Vorbereitung der Wahl. Marahrens: In der Tat sind das die beiden Fragen, die wir prüfen müssen. Es wird sich nun darum handeln: Welche der Fragen behandeln wir zuerst? Die Landeskirchen sind aufgefordert, Vorschläge über die Wahlordnung zu machen17. Über die Vorschläge muß ein einmütiges Votum der Kirchenführerkonferenz erzielt werden. Es sollte sich heute schon ein Ausschuß zusammensetzen, der die Vorschläge vorbereitet. Es darf nicht verkannt werden, daß durch den Erlaß des Führers [Hitler] die Pläne völlig zerschlagen werden, die am Freitag [12. Februar 1937] bestanden. Wir müssen mit einer Tatsache rechnen, daß wir in Zukunft keine einheitliche Deutsche Evangelische Kirche mehr bekommen. 14 Vgl. das Schreiben der Kirchenführerkonferenz an Kerrl vom 12. Februar 1937 (Abdruck: Verantwortung 2, S. 545, Anm. 13). 15 Dies hatte Kerrl nicht privat, sondern in seiner Rede vor den Vorsitzenden der Landesund Provinzialkirchenausschüsse am 13. Februar 1937 (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 3) geäußert: „Geistliche Leitung kann nur durch Vertrauen und auf Grund einheitlicher Willensbildung bestehen. Darum kann auch von einer Anerkennung des durch die Landeskirchenführer eingesetzten Ausschusses, an dessen Spitze D. Lilje steht, keine Rede sein“ (Dokumente 3, S. 319). Zu einer schriftlichen Stellungnahme des Reichskirchenministers kam es erst in seinem Schreiben an Marahrens vom 25. Februar 1937, das Kerrl allerdings mit nahezu vierwöchiger Verspätung absandte (vgl. dazu unten Dok. 9, Anm. 12 und 46). 16 Vgl. dazu oben Dok. 2, Anm. 25; tatsächlich hielt Kerrl es jedoch „nicht für angebracht, den zurückgetretenen Reichskirchenausschuß mit der weiteren Wahrnehmung der Geschäfte der Deutschen Evangelischen Kirche zu betrauen“ (Schreiben Kerrls an Hitler vom 25. Februar 1937, abgedruckt in Dokumente 4, S. 10f., Zitat: S. 11). 17 Vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 19.
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Nach der Seite der Thüringer Deutschen Christen18 wird eine Scheidung kommen. Ich möchte dieses Moment der Zerrissenheit, die unüberbrückbar erscheint [Text bricht ab]. Mich bewegt: Der Plan einer Wahl ist rein aus politischer Sicht gewonnen. Die unter uns, die 1933 mitgearbeitet haben, haben damals schon Worte gehört [wie das]: Schließlich ist ein Weg, daß man das ganze Kirchenvolk aufruft und es entscheiden läßt19. Hier liegt die Schwierigkeit zu fragen: Ist überhaupt an diesem Weg etwas Berechtigtes? Wie macht man das dann vor der Öffentlichkeit klar? Sind Wahlen möglich in einem Volk, dessen kirchliche Urteilsbildung mit Gewalt seit vier Jahren hintangehalten ist? Meiser: Das Ziel ist ins Auge zu fassen: Welche Zuständigkeit soll die Generalsynode erhalten? Muß man nicht von vornherein offen sagen: Das Ziel einer völligen Einheit wird durch die Wahlen nicht erreicht werden? Wilhelm Ewald Schmidt: Wir dürfen nicht noch einmal dem Fehler verfallen, uns den Einheitsbegriff für die Kirche vom Staat her geben zu lassen. Der Staat will eine einheitliche Reichskirche. Man muß einen solchen Weg, daß die Masse der evangelischen Steuerzahler zu einer Willenskundgebung darüber aufgerufen werden soll, daß [ob] man eine [oder] ob [man] 1.000 neue Kirchen bilden wolle, ablehnen. Es fragt sich, ob man nicht einen Weg findet, um die Dinge in die richtige Bahn zu schieben. Das ist die Aufgabe unserer Konferenz. Man wird sagen müssen: Eine Kirche kann ja nur werden bei uns durch Entschließungen der bestehenden Kirchen. Es wäre unkirchlich, wenn man meinte, über die Existenz der vorhandenen Kirchen hinwegsehen zu können. Es kann sich nur darum handeln, daß sich die Vertreter von Kirchen zusammenfinden und nach der Form eines neuen Zusammenschlusses fragen. Es kann sich nicht darum handeln, daß irgendwelche Leute gewählt werden. Die zusammentreten, müssen Vertreter von Kirchen sein. Es kann nicht in der Willkür irgendeines Mannes liegen, zu sagen, wer die Kirche vertritt. Das können nur die Kirchen sagen, bzw. die, welche in irgendeiner Weise in der Kirche verantwortlich sind. Die Masse kann ein Urteil nur insoweit abgeben, daß sie fähig ist, ja oder 18 Vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 23. 19 So hatten die Deutschen Christen im April 1933 kirchliche Urwahlen gefordert, die nach dem bisher im kirchlichen Bereich nicht üblichen demokratischen Grundsatz des allgemeinen, gleichen und direkten Wahlrechts abgehalten werden sollten (vgl. J. Gauger, Chronik 1, S. 73). Am 12. Juli 1933 hatten Hitler und Frick dann den Entschluss gefasst, die Konflikte in der evangelischen Kirche durch Kirchenwahlen zu beenden (vgl. dazu Verantwortung 1, S. 70, Anm. 3; Dokumente 1, S. 87, Anm. 49; K. Scholder, Kirchen 1, S. 466f.). Trotz kirchlicher Proteste waren die Kirchenwahlen dann kurzfristig für den 23. Juli 1933 angesetzt worden (vgl. dazu und zu den Ergebnissen der Wahlen unten Anm. 32 und Dok. 5, Anm. 15).
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nein zu sagen. Darum müssen die Kirchenführer es in Anspruch nehmen, ihre Leute zu präsentieren. Das Volk kann dann ja oder nein sagen. Wir müssen selbstverständlich zu einer einmütigen Äußerung kommen. Eger: Das Maultier sucht im Nebel seinen Weg20. Als ein solches Tier komme ich mir immer wieder vor angesichts des Nebels, der uns umgibt. Meine Sicht in diesen Nebel hinein ist folgende: Es wurde gefragt nach der Zielsetzung der Wahl. Hier ist zweierlei zu unterscheiden. Welche Absicht die verfolgen, die zu dieser Wahl aufrufen, und welche Folgen diese Wahl haben wird. Ich kann nicht reden über das, was man mit der Wahl beabsichtigt. Ich kann nur etwas sehen bezüglich des Effektes dieser Wahl. Da sehe ich schwarz in schwarz. Ich halte, was uns als verfassunggebende Synode präsentiert wird, weder für eine Synode noch für eine verfassunggebende Versammlung, sondern für eine Liquidation der gesamten evangelischen Kirche Deutschlands. Es wird auf dieser „Synode“ sich ergeben: die Scheidung, und zwar die Scheidung ganz klar und dann auch ganz rechtlich und ordentlich bezüglich des Anspruches auf das kirchliche Vermögen, das in den Händen der Deutschen Evangelischen Kirche ist. Wir dürfen nicht damit rechnen, daß es sich etwa um eine Wahl handelt, an der sich außer den eigentlichen kirchlichen Kreisen nur noch einige wenige sonstige Teilnehmer [beteiligen]. Es wird sich um den Anspruch der Deutschgläubigen21 auf unser Vermögen handeln. Ich würde es für praktisch halten, wenn wir zu landeskirchlichen Listen kommen. Denn es gibt noch ne-
20 Zitat aus der dritten Strophe von Johann Wolfgang von Goethes „Mignon“ (J. W. v. Goethe, Werke 1/1, S. 161). 21 Die Ende des 19. Jahrhunderts entstandenen deutschgläubigen Bewegungen speisten sich aus völkischem, nationalistischem, rassistischem und antisemitischem Gedankengut. Die Religiösität dieser kirchen- und christentumsfeindlichen Bewegungen (vgl. dazu auch unten Anm. 50) griff u. a. auf alt- und indogermanisches Religionsgut, arianisches Christentum, deutsche Mystik und Rassenlehre zurück. Nachdem es in den 1920er Jahren zur Gründung einer Vielzahl von allnordischen und germanisch-deutschen Bünden gekommen war, hatten sich die bedeutendsten Gruppierungen unter Führung Jakob Wilhelm Hauers 1933 zur ‚Arbeitsgemeinschaft Deutsche Glaubensbewegung‘ zusammengeschlossen. 1934 war diese Sammlungsbewegung dann zur ‚Deutschen Glaubensbewegung‘ umgebildet worden. Trotz der ideologischen Nähe zur NSDAP und zahlreicher personeller Verflechtungen mit nationalsozialistischen Organisationen war die Deutsche Glaubensbewegung in Konflikt mit den Interessen von SS und SD geraten, was 1936 zum erzwungenen Rücktritt Hauers geführt hatte. In der Bevölkerung hatte sich die Deutsche Glaubensbewegung, die nach Hauers Rücktritt unter Zersplitterung und Zerfallserscheinungen litt, ebensowenig durchsetzen können wie andere deutschgläubige Gruppierungen (vgl. K. Nowak, Bewegungen; K. Hutten, Bewegungen; G. Besier, Kirchen 3, S. 250–265; S. Bauman, Glaubensbewegung; U. Nanko, Glaubensbewegung).
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ben der altpreußischen Union Kirchen, die im Wesentlichen intakt sind22 und gerettet werden können als Piedestal23 der zukünftigen religiösen Entwicklung in unserm Vaterland. Wir müssen die Frage klären, als was wir hier zusammen sind. Wir sind hier nicht zusammen als die Konferenz der verfassungsmäßigen Landeskirchenführer24. Wir sind zusammen als eine Konferenz der Landeskirchenführer. Ich möchte anheimgeben, angesichts dieser meiner Meinung, ob es nicht praktisch ratsam wäre, daß wir Herrn Dr. Zoellner bitten, die Leitung der Kanzlei der Deutschen Evangelischen Kirche zunächst wieder zu übernehmen. Es ist ihm das sozusagen angeboten worden vom Minister [Kerrl]25. Wir würden dann bezüglich dieses Punktes eine gewisse Legalität haben. Er ist anscheinend nicht abgeneigt, dieses zu tun, wenn bezüglich Lübeck etwas geschieht26 und wenn er zwei Beisitzer bekäme (Mahrenholz und Koopmann). Lilje: Ist es der Wille der hier Versammelten, daß wir das Thema der Wahl verlassen und zuerst über die Leitung sprechen? von Soden führt sich in dieser Kirchenführerkonferenz als Vertreter des Kirchenvolkes vor [ein]27. 1. Die Frage nach der Geltung der Deutschen Evangelischen Kirche ist dahin zu entscheiden, daß die bestehende Versammlung noch weiterbesteht. Der Erlaß konstatiert, daß die Einigung der Gruppen nicht gelungen ist28. Nach der Fassung des Erlasses kann die neue Ordnung auch eine Ordnung der Scheidung sein. Wir müssen uns darüber klar sein, daß die Entscheidung des Führers [Hitler] eine politische Entscheidung ist. Wir sind nicht berechtigt, diese Entscheidung kirchlich zu interpretieren. In dieser Entscheidung liegt im Vergleich zu den Plä-
22 Zu Verwendung des Begriffs ‚intakt‘ in der zeitgenössischen Terminologie vgl. oben Dok. 1, Anm. 41.– Aus Sicht der Bekennenden Kirche galt die Evangelische Kirche der altpreußischen Union ebenso wie die Mehrzahl der von staatlich eingesetzten Kirchenausschüssen geleiteten Kirchen allerdings keineswegs als intakt (vgl. den Beschluss der 4. Bekenntnissynode der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union vom 16.–18. Dezember 1936 in Breslau „zur Bekanntmachung des Reichskirchenausschusses vom 14. 12. 1936 über seine Zusammenarbeit mit den Landeskirchen“, Abdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 1230f., hier: S. 1231). 23 = Sockel, Untersatz. 24 Vgl. dazu unten Anm. 34. 25 Vgl. dazu oben Dok. 2, Anm. 25. 26 Über Zoellner war ein Aufenthalts- und Redeverbot für Lübeck verhängt worden (vgl. dazu oben Dok. 2, Anm. 26). 27 Von Soden stellte sich vermutlich deshalb als ‚Vertreter des Kirchenvolkes‘ vor, weil er außerhalb seiner Funktionen in der Bekennenden Kirche kein reguläres kirchenleitendes Amt bekleidete und damit nicht zu den in der Konferenz vertretenen ‚Kirchenführern‘ gehörte. 28 Zum Wortlaut des Wahlerlasses vgl. oben Dok. 1, Anm. 1.
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nen vom Sonnabend [13. Februar 1937]29 ein außerordentlich großes Entgegenkommen. In dieser Entscheidung ist die absolute Staatskirche jedenfalls zunächst abgelehnt. [Ein Wort gestrichen] Das ist die ungeheure Bedeutung, welche die Entscheidung hat. Deshalb wird sie weitgehend als befreiende Geste aufgefaßt. [Drei Wörter gestrichen] Ich sage deshalb: Nicht einfach verneinen aus dem formalen Gesichtspunkt heraus: Hier spricht eine nichtkirchliche Autorität zu einer kirchlichen Frage! Schon öfter wurden kirchliche Entscheidungen herbeigeführt durch nichtkirchliche Organe (Konstantin war noch nicht einmal getauft, als er das Konzil von Nizäa berief30). Eine solche Generalsynode ist an sich eine Möglichkeit. Wie sollten wir auch zu einer entscheidenden Tagung kommen anders, als durch eine solche staatliche Zulassung? Der Begriff „Kirchenvolk“ ist theologisch und kirchlich anfechtbar. Der Staat kann kaum einen andern Ausdruck gebrauchen. Will der Staat keine Führerentscheidung, so muß er eine Volksentscheidung herbeiführen. 2. Es muß ein sehr bestimmt bedingtes Ja sein. Wenn die Generalsynode eine neue Ordnung der Kirche geben soll, so wird sie nicht imstande sein, anstelle Artikel 1 und 231 andere Bestimmungen zu setzen. Diese Bestimmungen sind nicht erst 1933 Recht geworden; sie sind anerkanntes Kirchenrecht. Keine Synode kann dazu autorisiert werden, hier etwas anderes zu setzen. [Zwei Wörter gestrichen] Wir können uns unter keinen Umständen von der Bekenntnisbindung für dispensiert halten. Die Bekenntnisbindung kommt [darin] zur Erscheinung, daß sich die Kirche bisher in Landeskirchen gliedert. Diese sind Bekenntniskirchen. Die Landeskirchen können nicht eher liquidiert werden, als bis die Bekenntniskirchen konstituiert sind. Deshalb unabdingbare Bedingung, daß in der Generalsynode Kirchen vertreten sind, bzw. daß sie unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Kirchen tagt. Der Bekenntnisvorbehalt muß ganz deutlich zum Ausdruck gebracht werden. Will der Staat das nicht anerkennen, dann kann die Generalsynode nur eine Versammlung sein, welche den Scheidungsvertrag zu entwerfen hat. 29 Gemeint sind die Rede Kerrls vor den Vorsitzenden der Landes- und Provinzialkirchenausschüsse (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 3) und das geplante Verordnungswerk (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 10). 30 Der römische Kaiser Konstantin ließ sich erst wenige Tage vor seinem Tod im Jahr 337 taufen (vgl. dazu H. Kraft, Kaiser, S. 151–154; J. Vogt, Constantin, S. 253); zum Konzil von Nicäa im Jahr 325, bei dem Konstantin auch den Vorsitz geführt hatte, vgl. T. Schleich, Konstantin, S. 210f.; H. C. Brennecke, Nicäa. 31 Art. 2 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche vom 11. Juli 1933 regelte das Verhältnis zwischen der Deutschen Evangelischen Kirche und den Landeskirchen und sprach dabei den Landeskirchen Selbstständigkeit in Bekenntnis und Kultus zu (vgl. GBlDEK 1933, S. 2).
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Wir können nicht in eine Synode hineingehen, die auch nur fiktiv den Gedanken hat, daß sich durch eine Generalsynode wieder einigen ließe, was sich tatsächlich getrennt hat. Es müssen zwei unbezweifelbare Bürgschaften für die Freiheit der Wahl gegeben werden. 1933 sind 1.000 Beschwerden eingegangen, von denen keine verbeschieden wurde32. Deshalb muß die ganze Durchführung der Wahl in der Hand der Kirche liegen. Machen dann welche nicht mit, so vollziehen sie eben die Scheidung. Geheimhaltung der Wahl. Vorbereitung der Wahl. Es ist unmöglich, daß das Kirchenvolk in die Wahl geht mit der gegenwärtigen Unorientiertheit. Es muß also eine Vorbereitung der Wahl möglich sein. Dafür ist nötig, daß die Maßnahmen gegen die gemaßregelten Pfarrer sofort aufgehoben werden33. Die Legalität dieser Konferenz soll von uns nicht angefochten werden. Es ist die Konferenz in der Verfassung vorgesehen34. Wenn sich welche daran nicht beteiligen, weil sie nicht mehr auf Artikel 1 der Kirchenverfassung stehen, so hebt das die Legalität dieser Konferenz nicht auf. Die Herbeiholung Zoellners würde den Zweifel an der Legalität zum Ausdruck bringen. Wesentlich ist aber, daß die Versammlung kirchlich legitimiert ist. Unter uns sind Kirchenführer, deren Legitimität bestritten ist35. Es ist ein Mangel, daß Dahlem36 hier nicht vertreten ist. Hier 32 Trotz der von der Reichsregierung zugesicherten freien und unparteiischen Durchführung der Kirchenwahlen am 23. Juli 1933 hatte der Parteiapparat der NSDAP mit allen Mitteln für die Deutschen Christen agitiert und die Wahlvorbereitungen der oppositionellen Gruppe ‚Evangelium und Kirche‘ massiv behindert (vgl. dazu unten Dok. 5, Anm. 15). Bei Staatssekretär Pfundtner, den der Reichsinnenminister mit der Überwachung der unparteiischen Durchführung der Wahlen beauftragt hatte, waren deshalb zahlreiche Beschwerden eingegangen. Pfundtner hatte sich zunächst noch dafür eingesetzt, die Wahlbeeinflussung abzustellen; als ihm aus der Reichskanzlei jedoch mitgeteilt worden war, die Partei werde keine Anweisung erteilen, die Wahlagitation zu beenden, hatte er seine Bemühungen eingestellt (vgl. dazu K. Scholder, Kirche 1, S. 561f., S. 564f.; vgl. auch Verantwortung 1, S. 79–82). 33 Zu den von staatlichen und kirchlichen Stellen gegen Pfarrer der Bekennenden Kirche verhängten Zwangsmaßnahmen vgl. z. B. unten Anm. 37 und 48; oben Dok. 1, Anm. 54. 34 In der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche vom 11. Juli 1933 war zwar keine ‚Kirchenführerkonferenz‘ im Sinne eines Organs der Deutschen Evangelischen Kirche vorgesehen, den „führenden“ bzw. „leitenden“ Amtsträgern der Landeskirchen wurden jedoch verschiedene Rechte eingeräumt: So musste der Reichsbischof mit den ‚Kirchenführern‘ nach Art. 6, Abs. 2, zu „regelmäßigen Aussprachen und Beratungen“ zusammentreffen; ferner hatten sie nach Art. 6, Abs. 5, gemeinsam mit dem Geistlichen Ministerium das Vorschlagsrecht für den Reichsbischof, darüber hinaus besaßen sie nach Art. 7, Abs. 4, auch das Vorschlagsrecht für die theologischen Mitglieder des Geistlichen Ministeriums (GBlDEK 1933, S. 3). 35 Gemeint sind vor allem Eger, Zentgraf und Zimmermann, die als Vorsitzende und Mitglieder des altpreußischen und des nassau-hessischen Landeskirchenausschusses seit der Einberufung der Kirchenführerkonferenz durch Zoellner im November 1936 an deren Sitzungen und Beschlüssen beteiligt gewesen waren (vgl. Verantwortung 2, S. 345–358,
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ist die Substanz enthalten, auf der wir ruhen. Die Einigung aller, die auf Artikel 1 stehen, ist Grundbedingung für alles weitere. Wir dürfen das Scheitern der Generalsynode nicht auf uns nehmen. Scheitert die Synode an den Bekenntnisschwierigkeiten, dann erst können wir einen anderen Weg gehen. Kühl fordert die Aufhebung der Zwangsmaßnahmen37. Niemann tritt für landeskirchliche Wahlen ein. Die Wahlen müssen in den Landeskirchen auf Grund von Richtlinien erfolgen, die mit dem Minister [Kerrl] vereinbart werden müssen. Man könnte die bereits erarbeiteten Richtlinien darreichen38. Eine Urwahl zu den Landessynoden unterliegt ernsten Bedenken. Sie entspricht nicht dem Wesen evangelischen Kirchenaufbaus und nicht dem Gemeindeprinzip. Zuerst also Wahl der Gemeindekörperschaften und darüber der weitere Aufbau. Es darf kein Zurückgehen zu Wahlordnungen von 1918 bis 192039 [er-
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S. 360–366, S. 389–409, S. 428–455, S. 535–545). Die VKL II warf ihnen vor, dass sie „ihre Berufung lediglich durch den Reichskirchenminister erhalten“ hätten und „es ihnen an einem kirchlichen Auftrag grundsätzlich und tatsächlich“ mangele (Schreiben der VKL II an Marahrens, Meiser und Wurm vom 30. November 1936, Abdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 1184–1187, Zitate: S. 1184f.). Mit ‚Dahlem‘, ‚Dahlemer‘ oder ‚Dahlemiten‘ ist der sog. radikale Flügel der Bekennenden Kirche gemeint, der kompromisslos an den Beschlüssen der zweiten Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche vom 19./20. Oktober 1934 in Berlin-Dahlem festhielt. Die Bekenntnissynode von Dahlem hatte unter Berufung auf das kirchliche Notrecht (vgl. dazu unten Dok. 10, Anm. 57) eigene Organe der Kirchenleitung berufen und dazu aufgefordert, keine Weisungen mehr von der Reichskirchenregierung entgegenzunehmen und sich von der Zusammenarbeit mit denjenigen zurückzuziehen, die diesem Kirchenregiment auch weiterhin gehorsam sein wollten (vgl. die Botschaft der Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche vom 20. Oktober 1934, abgedruckt u. a. bei W. Niemöller, Bekenntnissynode Dahlem, S. 37f.; KJ 1933–1944, S. 82f.). Die Bezeichnung als Dahlemer oder Dahlemiten hatte im damaligen Sprachgebrauch auch deswegen nahegelegen, weil zwei der bedeutendsten Exponenten dieses Teils der Bekennenden Kirche, Martin Niemöller und Friedrich Müller, Pfarrer in der Kirchengemeinde Berlin-Dahlem waren (vgl. G. Schäberle-Königs, Und sie waren, S. 33f.). Gemeint sind die Maßnahmen des staats- und parteihörigen Lübecker Kirchenrats, der am 5. Dezember 1936 die Bekenntnispastoren Fölsch, Werner Greiffenhagen, Jansen, Jensen, Kühl, Bruno Meyer, Pautke, Karl Richter und Johannes Schulz zum 31. Dezember 1936 ruhegehaltlos aus dem Kirchendienst entlassen hatte. Den Betroffenen war als letzte Amtshandlung die Abhaltung eines Sylvestergottesdienstes gestattet worden. Kühl war am 1. Januar 1937 von der Gestapo aus dem Gebiet der Freien und Hansestadt Lübeck ausgewiesen worden, die übrigen Bekenntnispastoren hatten Hausarrest und Redeverbot erhalten (vgl. dazu K. F. Reimers, Lübeck, S. 300–321).– Zum Fortgang der Auseinandersetzungen in Lübeck vgl. unten Dok. 6, Anm. 93. Gemeint ist die oben Dok. 1, Anm. 51, erwähnte Denkschrift der Beratenden Kammer der Deutschen Evangelischen Kirche für Verfassungsangelegenheiten. Zu den nach Ende des Ersten Weltkriegs erlassenen Wahlgesetzen der deutschen evangelischen Landeskirchen vgl. F. Giese/J. Hosemann, Wahlrecht. In diese Gesetze hatten strukturelle Elemente der parlamentarisch-repräsentativen Demokratie wie Mehrheits-
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folgen]. Artikel 1 und 2 der Kirchenverfassung muß unter allen Umständen Rechnung getragen werden. Es können nur solche zugelassen werden, welche auf dem Boden des Bekenntnisses der Landeskirchen stehen. Den Thüringern [den Thüringer Deutschen Christen] ist jedes Wahlrecht zu versagen. Mit der Durchführung der Qualifikationsbestimmungen40 ist entschieden Ernst zu machen. In der Deutschen Evangelischen Kirche selbst muß eine mit voller Autorität ausgestattete Wahlleitung geschaffen werden. Entscheidende Schwierigkeiten bleiben darüber hinaus bestehen. Ich empfinde es besonders schwer, wie man neben dieser Unterdrückung der öffentlichen kirchlichen Meinung überhaupt zu Wahlparolen kommen soll; wie man unsere Gemeindeglieder aus der Ratlosigkeit befreien soll, ohne gleichzeitig einem maßlosen Wahlkampf Tür und Tor öffnen soll [sic!]. Mir will es undenkbar erscheinen, daß man die Wähler nur vor eine Frage ja oder nein stellen soll. Dieser Entscheidung kann die Gemeinde heute gar nicht gewachsen sein. Schließlich sehe ich das vielleicht schwerste Hemmnis für die Durchführung unserer Gedanken und Wünsche wie von Soden in der Spannung, in der wir innerhalb der Kirchen der Deutschen Evangelischen Kirche stehen, besonders auch in der Bekennenden Kirche41. Diese Spannungen empfindet nicht nur das Kirchenvolk, sondern wir empfinden sie selbst in ihrem ganzen Ernst. Wenn dieser Ernst gebildet werden könnte [sic!], daß wir uns in dieser Wahl vereinigen, so würden zahllose Gemeindeglieder das aufs dankbarste empfinden. Wurm: [ohne Eintrag] Lilje: Was ich mitteilte über ministerielle Pläne42, sind nur Vermutungen. Darüber braucht nicht diskutiert zu werden. Neuser: Stimme der Reformierten. Wir sind hier ganz anders gebunden als die lutherischen Brüder. Für uns können nur in Frage kommen Wahlen im Sinn der Presbyterialordnungen43. Damit sind für uns die Entschei-
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und Verhältniswahl sowie die Aufstellung von Wahllisten und Listenverbindungen Eingang gefunden; „wesenhaft k i r c h l i c h e Ansätze zur Ordnung des Wahlgeschehens, wie Nachweis von Konfirmation und kirchlicher Trauung, sowie gewisser gemeindlicher Bewährungen als Voraussetzung für aktives und passives Wahlrecht“, waren jedoch „kaum erörtert und noch seltener beachtet worden“ (E. Wolf, Ordnung, S. 418). Vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 56. Gemeint sind die Spannungen zwischen Lutherrat und VKL II (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 13). Zum Bericht Liljes vgl. oben S. 71–74. In diesem Sinne hob die lippische Landessynode auf ihrer Tagung am 1. März 1937 dann hervor, für die Reformierten gebe es nur einen bekenntnismäßig möglichen Weg, zu einer Generalsynode zu gelangen, nämlich dass der „Weg der Wahl des Presbyteriums zum Klassentag (Kreissynode), des Klassentags zur Landessynode, der Landessynode zur Ge-
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dungen ohne weiteres gegeben. Wir können uns nur als Landeskirchen an einer etwaigen Generalsynode beteiligen. Alle anderen Vorbehalte werden von uns vollauf gebilligt. Lilje: Es müßte die Entscheidung fallen, ob wir grundsätzlich eine Beteiligung an der ausgeschriebenen Wahl ablehnen oder nicht. Es müßten Beschlüsse herbeigeführt werden, in welcher Weise sich die Versammlung zu den folgenden Fragen äußert. Erklärung an den Staat und an die Gemeinden. Über den Inhalt dieser Erklärungen sind schon eine Reihe von wertvollen Anregungen erfolgt. Es würde eine Klärung herbeigeführt werden müssen über die Prinzipien der Durchführung der Wahl. Landeskirchliche Durchführung. Mir scheint, daß trotz aller begründeteten Vorbehalte immerhin auf der anderen Seite rasch gehandelt werden muß. Das kann am besten nur so geschehen, daß bald eine Klärung herbeigeführt wird, welches Gremium die Wahl in die Hand nehmen soll. Entweder die Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche44 wird mit der Durchführung beauftragt, oder es wird ein besonderer Kreis berufen. Ich bin für den zweiten Kreis. Die Bindung an die Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche scheint mir eine gewisse Hemmung in sich zu schließen. Das leitende Gremium für die Wahl hat einen anderen Aufgabenkreis, als es die Leitung hat. In dem Gremium müssen die Experten hinlänglich vertreten sein. Es müßte auch der Gesichtspunkt sehr nachdrücklich geltend gemacht werden: Es ist die kirchengeschichtliche Verpflichtung, die mit der Wahl verbunden ist, die Basis so weit und umspannend zu gestalten, wie es nur immer möglich ist. Wird gewählt, dann kommt es auf die geschlossene Willensbildung der Kirche an. Es ist also zu beschließen, ob ein solches Gremium gebildet werden soll und wie es zusammengesetzt werden soll. Wurm verliest und interpretiert eine Erklärung der Kirchenführer45. neralsynode eingehalten wird, wie es den reformierten Gemeinden in Deutschland in der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche vom 11. Juli 1933 zugestanden wurde“ (JK 5, 1937, S. 240; vgl. dazu auch K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 370; zu den reformierten Presbyterialordnungen vgl. J. Mehlhausen, Kirchenverfassung; E. Wolf, Presbyterialverfassung). 44 Vgl. oben Anm. 1. 45 Dieser Entwurf für eine Erklärung an den Reichskirchenminister war am 17. Februar 1937 von Vertretern der VKL II und des Lutherrats ausgearbeitet worden (vgl. G 2, S. 3). In Punkt 1 des Entwurfs wurde festgehalten, die Kirchenführer hätten bisher alle Bemühungen unterstützt, die zerstörte Ordnung der Deutschen Evangelischen Kirche auf der Grundlage von Art. 1 der Kirchenverfassung wiederherzustellen; es sei zu bedauern, „daß es dem Reichskirchenausschuss unmöglich gemacht worden ist, sein hierauf gerichtetes Bemühen zum Erfolg zu führen“. In Punkt 2 hieß es, die Kirchenführer könnten nur wünschen, dass der durch den Wahlerlass „gezeigte neue Weg das ersehnte Ziel erreicht“. Dazu müsse aber „jeder Druck auf die Abstimmung“ unterbleiben und eine „freie sachli-
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Marahrens: Man sollte schon in diese Erklärung hineinbringen, daß wir zwar ein Ja, aber nur ein bedingtes Ja sprechen. Wir dürfen den Staat nicht damit überraschen, daß wir unter Umständen doch Wahlenthaltung propagieren. Ich würde dann auch anschließen, daß wir ein bestimmtes Gremium gebildet haben, mit dem weiter verhandelt werden soll. Wir müssen jetzt auch einen Empfang beim Führer [Hitler] fordern. von Soden stimmt Marahrens zu. Es muß klar werden, daß unser Ja ein bedingtes Ja ist. Zu Gewährleistung muß hinein, daß die Presse und die Rundbriefe wieder freigegeben werden46. Es muß im dritten Absatz deutlich formuliert werden, in welchem Sinn Bekenntnis nicht Gegenstand der Abstimmung sein kann. Es muß der Scheidungsgedanke angedeutet werden. Wir müssen mit dem Führer sprechen. Die Pläne des Ministers [Kerrl] waren ganz anders. Die Dinge müssen klar gestellt werden. Koopmann begrüßt den Gedanken einer Audienz beim Führer. Die Audienz muß zuerst stattfinden. Vorher darf die Erklärung gar nicht heraus. Wenn man sich daran erinnert, was Kerrl ursprünglich vorhatte, und den Erlaß des Führers liest, so liegt hier eine Unklarheit vor. Kerrl hat niemals dem Führer das Wesen der Kirche klargemacht. Der Führer muß das einmal von Kirchenmännern hören. Wenn Kerrl auf der ursprünglichen Linie weiter marschiert wäre und hätte den Führer
che Aussprache gewährleistet“ werden. Bereits vollzogene Zwangsmaßnahmen staatlicher Stellen gegen kirchliche Amtsträger seien aufzuheben. In Punkt 3 wurde festgehalten, dass „die Bekenntnisgrundlage der Deutschen Evangelischen Kirche und der einzelnen Landeskirchen nicht Gegenstand der Abstimmung sein kann“, da Wesen der Kirche und Inhalt ihrer Verkündigung nicht durch Mehrheitsentscheidungen der Kirchenmitglieder, sondern allein „durch das Evangelium und den Auftrag des Herrn der Kirche“ bestimmt sein dürften. In Punkt 4 wurde gefordert, dass die Wahlordnung von kirchlichen Gesichtspunkten bestimmt sein müsse, wozu insbesondere Qualifikationsbestimmungen für das aktive und passive Wahlrecht und die Durchführung der Wahl durch kirchliche Organe vorzusehen seien (EvAG München, NL von Soden 10). 46 Die kirchliche-konfessionelle Presse unterlag bereits seit Februar 1936 starken Beschränkungen. So hatte der Erlass des Reichspropagandaministers an den Präsidenten der Reichspressekammer vom 14. Februar 1936 (Abdruck: Dokumente 3, S. 171f.) die evangelischen Redakteure faktisch dem Schriftleitergesetz vom 4. Oktober 1933 (RGBl I 1933, S. 713–717) unterworfen; nach dem Erlass des Präsidenten der Reichspressekammer an den Reichsverband der evangelischen Presse vom 17. Februar 1936 (Abdruck: Dokumente 3, S. 172ff.) musste sich die kirchliche Presse darüber hinaus auf die Veröffentlichung rein religiöser Inhalte beschränken (vgl. dazu auch R. Rosenstock, Presse, S. 119f.). Noch restriktiver war die Gestapo gegen die Rundbriefe der Bekennenden Kirche vorgegangen (vgl. dazu den Runderlass des Geheimen Staatspolizeiamtes Berlin vom 31. Dezember 1935, Abdruck: Dokumente 3, S. 133f.), die vielerorts – wie z. B. in Thüringen – bereits seit 1935 nicht mehr herausgegeben werden durften (vgl. dazu M. Helaseppä, Bekenntnisgemeinschaft, S. 181–184).
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dementsprechend instruiert, so wäre alles anders gekommen. Es ist nicht einzusehen, wie sich der Reichskanzler über die Verfassung einfach hinwegsetzen konnte. Der Besuch beim Führer ist so wichtig, daß ich raten möchte, vorher gar nichts in die Leipzigerstraße47 zu schikken. Bauer-Thüringen: Was in dem Entwurf steht, werden die Thüringer Deutschen Christen ohne weiteres auch annehmen. Es ist noch nicht präzise genug gesagt, daß das Bekenntnis Grundlage der Kirche ist. Die Abgrenzung muß schärfer sein. Beste bittet: Auch die kirchlichen Zwangsmaßnahmen müssen aufhören. In 14 Gemeinden ist die Ausübung des Gottesdienstes behindert48. Johnsen: Müßten wir nicht klug handeln und psychologisch für uns verwerten: Die Pläne Kerrls, daß keine Wahlen stattfinden sollen49, sind hinfällig. Stattdessen gibt uns der Führer die Möglichkeit, unsere Pläne auf dem Wege der Wahl durchzuführen. Kuessner: Wenn man die Situation auch psychologisch ausnützt, ist das richtig. Schwierig kann es werden, wenn man falsch ausdeutet. Die Interpretation von Johnsen halte ich für in keiner Weise den Tatsachen entsprechend. Die Kerrlsche Gesetzgebung ist durch den Druck der Deutschgläubigen gefallen, die in der Kerrlschen Kirche eine zu starke Verbindung zwischen Staat und Kirche sehen50. Ficker: Es wurde vor einer Illusionspolitik gewarnt. Wir müssen uns darüber klar sein: Wenn wir jetzt Bestimmungen herausbringen, die eine
47 = Sitz des Reichskirchenministeriums. 48 Der deutschchristlich dominierte Oberkirchenrat der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs unter Landesbischof Walther Schultz ging mit Geldstrafen, Zwangsversetzungen sowie Veranstaltungs- und Redeverboten gegen die Pfarrer und Vikare der Bekennenden Kirche vor; darüber hinaus erwirkte er bei staatspolizeilichen Stellen auch Verhaftungen und Aufenthaltsverbote (vgl. N. Beste, Kirchenkampf, S. 123–133). Seit Oktober 1936 waren die Maßnahmen gegen die Bekenntnispfarrer erneut verschärft worden; in einem Schreiben an den Reichskirchenminister vom 24. März 1937 legte der mecklenburgische Bruderrat dann die Lage in den betroffenen Gemeinden dar und forderte die Beendigung der Zwangsmaßnahmen (vgl. ebd., S. 173). 49 Kerrl hatte in seiner Rede vor den Landes- und Provinzialkirchenausschüssen am 13. Februar 1937 noch ausgeführt: „In einem solchen Zustand, in dem die Kirche ist, kann man nicht wählen. Wählen kann man nur, wo eine einheitliche Willensbildung vorhanden ist“ (Dokumente 3, S. 319). 50 Vgl. die von Hauer formulierten „Grundsätze, nach denen ich die Deutsche Glaubensbewegung zu leiten mich verpflichtet fühle“ vom 27. März 1936, in denen es u. a. geheißen hatte, die ‚Deutsche Glaubensbewegung‘ (vgl. dazu oben Anm. 21) betrachte es als ihre Aufgabe, die „kirchenpolitische Machtstellung der Konfessionskirchen solange zu bekämpfen, bis sie gebrochen ist, d. h. bis die Kirchen entstaatlicht und zu religiösen Privatgemeinschaften geworden sind“ (zit. bei G. Besier, Kirchen 3, S. 260).
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Beteiligung der Thüringer Deutschen Christen an der Wahl unmöglich machen, so ist das etwas anderes, als [das,] was der Führer will. Johnsen: Ich glaube nicht an den Druck der Deutschgläubigen. Von Einfluß werden die Angriffe von außen her gewesen sein51. Hymmen: Man muß überlegen, wie man zur Anerkennung bringen kann, daß es eine Deutsche Evangelische Kirche zusammen mit den Thüringer Deutschen Christen nicht geben kann. Man muß nach einem Weg suchen, diese Tatsache öffentlich zur Anerkennung zu bringen. Amtlich eingeleitetes Gespräch! Konzil! Ergebnis müßte sein: eine einheitliche Deutsche Evangelische Kirche mit den Thüringern kann es nicht geben. Wenn man nur durch Verordnungen diese Sache zur Entscheidung bringen will, wird man schwerlich durchkommen. Ausschuß: Ficker, Hollweg, Niemann, von Soden, Meinzolt, Wilhelm Ewald Schmidt52. Meiser berichtet über die Verhandlungen mit der Vorläufigen Kirchenleitung53. Er schlägt vor, Vertreter derselben zu beteiligen an den weiteren Beschlüssen. Kuessner: Es muß sorgfältig überlegt werden, in welcher Form eine Kooperation möglich ist, die wir alle ersehnen. Wir verhandeln ja nicht zum ersten Mal mit den Bruderräten. Wenn der Vorschlag von Meiser darauf hinausgeht, daß neben den Kirchenführern die Vorläufige Kirchenleitung unterschreibt, dann wäre das eine diskutable Angelegenheit. Das Organ, das auf der Seite der Bekennenden Kirche unserer Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche parallel geschaltet ist, ist die Vorläufige Kirchenleitung bzw. der Reichsbruderrat. Ist man der Meinung, daß man die Bruderräte heranzieht, dann geht es nicht anders, als daß man das dann in toto macht, d. h. sämtliche bestehenden Bruderräte. Ein Beschluß, ist [den] etwa nur für Altpreußen der Bruderrat unterschreibt, so müßten dazu viele Instanzen gehört werden. Es muß gerade bei dieser sehr wichtigen Frage ganz sauber vorgegangen werden. Ficker: Wer begrüßte nicht, wenn sich endlich eine breite Front herstellen ließe? Aber wir wollen auch klar sehen, was das Zusammengehen bedeutet. Ich muß sagen, was mir doch entgegengetreten ist: Der Vorsit-
51 Vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 12. 52 Dieser Ausschuss erarbeitete in der Mittagspause eine neue Fassung des von Wurm vorgelegten Entwurfs für eine Erklärung an den Reichskirchenminister (vgl. G 2, S. 3; dort wird Schmidt allerdings nicht als Ausschussmitglied genannt); zum neuen Entwurf des Ausschusses vgl. unten Anm. 82. 53 Gemeint ist die Besprechung lutherischer Kirchenführer mit Vertretern der VKL II am 17. Februar 1937 (vgl. oben Dok. 1).
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zende des Vertrauensrates unserer Pfarrer54 hat mich geradezu beschworen, daß auf keinen Fall die durch die Denkschrift belasteten Namen55 auf einem gemeinsamen Aufruf erscheinen. Es wurde gebeten, die Leute der Vorläufigen Kirchenleitung sollen ersucht werden, sich im Hintergrund zu halten. Lilje: Der Gedanke einer möglichst breiten Fundierung der Kirche in der Wahlfrage ist unerläßlich. Es geht lediglich um die Frage, wie das geschehen kann. Die Frage soll für den Nachmittag zurückgestellt werden56. Entschließung der Pfarrervereine wird bekannt gegeben57. Wahlen zur verfassunggebenden Generalsynode. Die folgenden kirchlichen Verbände Centralausschuss für die Innere Mission, Evangelischer Bund, Gustav Adolf-Verein, Pfarrerverein haben sich heute angesichts der Wahlen zur verfassunggebenden Generalsynode zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen58. In dieser Stunde bitten sie die Konferenz der Kirchenführer, alles zu tun, um das uns allen gemeinsame Ziel zu erreichen und dem Minister geeignete Wahlvorschläge zu überreichen. Entschließung der Pfarrervereine: Aufforderung an alle, daß sie sich in dieser entscheidungsvollen Stunde auf dem Boden von Artikel 1 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche zusammenschließen. Nur eine geschlossene und geeinte Kirche des Bekenntnisses kann ihre Sache wirkungsvoll vertreten. Sie nur hat die Verheißung ihres Herrn59. Frage nach der Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche. Lilje gibt den Rückblick. Unter dem Eindruck einer drohenden Gefahr wurde eine neue Leitung herausgestellt60. Es war Kampfsituation. Unter dieser Voraussetzung haben wir den Auftrag übernommen. Wir ha54 Vorsitzender des sächsischen Vertrauensrates (vgl. dazu unten Dok. 19, Anm. 108) war der Leipziger Pfarrer Oskar Bruhns. 55 Die vertrauliche Denkschrift der VKL II an Hitler vom 28. Mai 1936, in der die Kirchenund Kulturpolitik des nationalsozialistischen Unrechtsregimes scharf kritisiert worden war, hatten Friedrich Müller(-Dahlem), Böhm, Forck, Otto Fricke, Albertz, Asmussen, Lücking, Middendorff, Niemöller und von Thadden unterzeichnet. Die Denkschrift war durch eine Indiskretion an die Auslandspresse gelangt und von dieser veröffentlicht worden (Abdruck der Denkschrift: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 695–703; zu ihrer Entstehung und Veröffentlichung vgl. M. Greschat, Widerspruch; G. Besier, Kirchen, S. 482–499; E. C. Helmreich, Veröffentlichung). 56 Vgl. dazu unten Anm. 93 und das Votum von Sodens auf der Fortsetzung der Sitzung am 19. Februar 1937 unten Dok. 4, S. 100f. 57 Vgl. dazu oben Dok. 2, Anm. 6. 58 Vgl. ebd. 59 Abdruck und präziser Wortlaut der Entschließung: AELKZ 70, 1937, Sp. 210. 60 Vgl. dazu oben Anm. 1.
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ben einfach gehorcht. Als wir die Marchstraße betraten, fanden wir eine schmerzliche Lücke vor. 5-stündige Verhandlung mit Werner61. Die Tatsache steht fest, daß auch jetzt noch das leitende Gremium ohne staatliche Zustimmung dasteht. Am Samstag [13. Februar 1937] war das gar keine Frage. Die Kirche wollte durch Herausstellung des Gremiums ihren Kampfwillen bekunden. Inwieweit soll die damals geäußerte Meinung aufrecht erhalten werden? Inzwischen hat sich die Situation geändert. Der Wille zum Kampf gegen die Kirche auf seiten des Staates ist zum mindesten modifiziert worden. Daraus müssen klar und eindeutig Konsequenzen über die Frage gezogen werden: Wer ist jetzt Leitung und Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche, und wie sollen die Leitungsansprüche geltend gemacht werden? Man kann dem Vorschlag des Reichskirchenministeriums, das den Reichskirchenausschuss wieder einsetzen will62, beitreten. Ein derartiger Akt liegt bis jetzt nicht vor. Eine solche Eventualität wäre außerordentlich günstig. Die Frage würde also lauten: Welche Substanz kann man solchen Erwägungen überhaupt zumessen? Liegen Anregungen in dieser Richtung vor oder sind innerhalb der Kirchenführer Gedanken aufgetaucht, von sich aus eine neue Beauftragung des Reichskirchenausschusses in die Wege zu leiten? Die andere Möglichkeit ist die, daß dem Leitungsgremium die Ausübung zur Leitung und Vertretung zur Pflicht gemacht wird. Das schließt eine Fülle von Konsequenzen ein, die aber ernstlich ins Auge gefaßt werden müssen. Gibt es eine Möglichkeit zu erwägen, ob der bisherige Reichskirchenausschuss entweder durch kirchliche oder staatliche Beauftragung wieder mit der Leitung betraut wird, oder ist die Kirchenführerkonferenz entschlossen, das herausgestellte Gremium im vollen Sinn zu legitimieren? Koopmann: Es kann gar nicht in Frage kommen, daß sich der Reichskirchenausschuss noch einmal zur Verfügung stellt. Das wäre eine solche Ansehensminderung, daß die Kirche sie nicht tragen kann. Wichtig ist, daß hier die Deutsche Evangelische Kirche ein Wort redet. Sie hat geredet auf den Rat des Reichskirchenausschusses am vorigen Freitag [12. Februar 1937]. Sie hat selbst ein Gremium herausgestellt. Es wäre verhängnisvoll, wenn man einen Schritt zurück machte. Man sollte beschließen, daß dieses Gremium sich noch heute beim Minister vorstellen soll. Wir müssen dieses Gremium tragen durch alle Nöte hindurch. Das Gremium hat die kirchliche Vokation. Das ist ein Plus. Das dürfen wir jetzt nicht wieder verscherzen.
61 Vgl. dazu oben Anm. 8. 62 Vgl. dazu oben Dok. 2, Anm. 25.
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Wilhelm Ewald Schmidt: Wir sollten dieses Gremium stützen, auch wenn es die staatliche Anerkennung nicht findet. Diese Anerkennung wird das Gremium nicht finden. Das stellt uns vor eine besondere Situation. Wenn der Minister sagt: Ich habe Bedenken, dieses Gremium anzuerkennen; ich will aber helfen dadurch, daß ich eine Persönlichkeit gleichsam als Kommissar bestelle, dann braucht es nicht zu unüberwindlichen Schwierigkeiten zu kommen. Man sollte diplomatisch verfahren. Wir können im gegenwärtigen Augenblick nicht noch schwere Dinge durchkämpfen. Marahrens: Wir sollten die rechtliche Seite noch einmal prüfen. Im übrigen ist Koopmann zuzustimmen. Wir sollten auf diesem Weg bleiben. Die Rechtsfrage sollte noch einmal überprüft werden. Wenn dann neue Situationen eintreten, haben wir immer noch die Möglichkeit, daß wir Stellung dazu nehmen können. Die Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche sitzt hier in Berlin und ist von diesen vier Männern hier gebildet. Kuessner: Eine Rückkehr des Reichskirchenausschusses halte ich für völlig indiskutabel. Eine andere Frage ist die, ob um des Ansehens von Zoellner willen er von der Kirchenführerkonferenz gebeten werden soll, sich dem Gremium der Kirchenführer zur Verfügung zu stellen. Ich würde das nicht begrüßen. Wenn dieses Gremium weiter bestehen soll, dann muß das Kindlein wirklich gepflegt werden. Die standesamtliche Anmeldung ist ja nicht vollziehbar. Aber die Vertreterpflichten sind trotzdem zu erfüllen. Das Gremium muß wenigstens einen Namen bekommen. Die Kirchenführer müssen sich ganz anders hinter das Gremium stellen. Brunotte: An eine Wiederkehr des Reichskirchenausschusses in seiner früheren Zusammensetzung ist in keinem Stadium der Erwägungen gedacht worden. Wendelin: Am Freitag [12. Februar 1937] waren wir vor einer völlig anderen Lage als heute. Wenn jetzt die Lage anders geworden ist, so müssen wir sehr ernsthaft die Frage erwägen, ob wir nicht jetzt vor andere Entschlüsse gestellt sind. Die Frage, Dr. Zoellner oder nicht, sollten wir nicht so schnell abtun. Als Zoellner fiel, triumphierten die Deutschen Christen63. Wenn nun Kerrl aufs neue von sich aus an Zoellner herangetreten ist, dann ist das ein so starkes psychologisches Moment, daß wir nicht einfach daran vorbeigehen können. Wir sollen nicht Zoellner 63 Der Rücktritt des Reichskirchenausschusses war von den Deutschen Christen „wie eine erlösende Botschaft empfunden“ worden (E. Koch, Wege, S. 88), weil er die Lehre der Thüringer Deutschen Christen verurteilt (vgl. dazu oben Dok. 2, Anm. 43) und sich wiederholt darum bemüht hatte, in die Verhältnisse der deutschchristlich regierten Landeskirchen von Mecklenburg und Thüringen einzugreifen.
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von uns aus bitten. Der Minister muß ihn wieder rufen. Zoellner muß seine Bedingungen stellen. Ich möchte herzlich bitten: Sehen Sie das Moment nicht gering an, wenn offenkundig wird: Der Minister ruft den Mann wieder, dem der Stuhl vor die Tür gesetzt wurde. Wir würden es für einen schweren Fehler halten, wenn man diesen Weg nicht ginge. Wilhelm Ewald Schmidt: Der Name Zoellner wurde bei uns64 nicht genannt, weil wir glaubten, ihn in diesem Augenblick nicht bitten zu dürfen, weil es ja noch gar nicht feststand, ob das Gremium überhaupt aktionsfähig würde. Hymmen: Ich sehe doch sehr düster, wenn die Deutsche Evangelische Kirche in die Kämpfe der nächsten Monate so hineintritt, daß sie zunächst um ihr Leitungsgremium fürchten muß. Eger: Der Reichskirchenausschuss soll nicht wiederkommen, aber Zoellner soll wieder ins Leben treten. Eger bezweifelt das Recht der Kirchenführerkonferenz, selbst eine Leitung zu bestimmen. Kühl: Wenn Zoellner eine Bitte von Kerrl annehmen sollte, müßte verlangt werden, daß Kerrl dem ernannten Gremium seine Anerkennung gibt. von Soden: Es ist im Kirchenvolk sehr lange nicht verstanden worden, wie lange der Reichskirchenausschuss es unter den Hindernissen aushält, die ihm seine eigenen Auftraggeber bereitet haben65. Wenn jetzt Zoellner auf Bitten Kerrls wieder zurückkehrt, wird ein Stück des Vertrauens, das in den letzten Tagen gewachsen ist, sofort wieder schwinden, außer Zoellner erreicht, daß Muhs verschwindet66 [einige Wörter gestrichen].
64 Möglicherweise ist hier der altpreußische Landeskirchenausschuss gemeint, dem Schmidt angehörte. 65 Vgl. dazu unten Dok. 4, Anm. 3; Dok. 25, Anm. 16. 66 Die Berufung Muhs’ zum ständigen Stellvertreter Kerrls im November 1936 (vgl. dazu oben Dok. 2, Anm. 12) hatte zu einem schweren Konflikt zwischen Zoellner und Kerrl geführt (vgl. K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 410f., Anm. 207; G. Besier, Kirchen 3, S. 297, S. 595f.). Zoellner hatte diese Berufung als „Fanal“ (Verantwortung 2, S. 395) und als Zeichen für die Hinwendung des Reichskirchenministeriums zu den Thüringer Deutschen Christen betrachtet (vgl. G. Besier, Kirchen 3, S. 603). Nachdem er Kerrl bereits in einem Schreiben vom 27. November 1936 mitgeteilt hatte, die Berufung stelle die Zusammenarbeit zwischen Reichskirchenausschuss und Reichskirchenministerium in Frage (Abdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 1176f.), hatte der Ausschuss am 4. Dezember 1936 dann beschlossen, keine Verhandlungen mit Muhs zu führen (vgl. G. Besier, Kirchen 3, S. 602). Bei der gemeinsamen Sitzung des Reichskirchenausschusses mit der Kirchenführerkonferenz am 11. Dezember 1936 hatte Zoellner schließlich festgestellt, mit der Einsetzung Muhs’ habe Kerrl bewiesen, dass „er uns [= den Reichskirchenausschuss] als jemand betrachtet, über den man zur Tagesordnung hinweggeht, oder wie einen Hund, den man wegjagt, wenn er lästig wird“ (Verantwortung 2, S. 452, Anm. 10; vgl. auch G. Besier, Kirchen 3, S. 605).
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Neuser: Die Frage der Wahlen und Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche hängen zusammen. Wir dürfen in keinem Punkt zurückweichen und müssen beide Dinge entschieden durchführen. Meinzolt: Es gibt zwei Möglichkeiten: Die Landeskirchenführer bitten Zoellner, die Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche zu übernehmen. Die andere Möglichkeit: Zoellner läßt sich von Minister Kerrl gewinnen, als Führer eines Reichskirchenausschusses oder als Kommissar für die Wahlen. Wenn sich Zoellner gewinnen läßt, dann erst entsteht für uns die Notwendigkeit der Frage: Wie verhalten wir uns dazu? Tangiert dieser Akt Zoellners irgendwie die Stellung des Gremiums? Es ist verhältnismäßig einfach, heute zu sagen: Wir bleiben in der von uns eingeschlagenen Linie. Die Frage bedarf einer näheren klaren Überlegung67. Fortsetzung Unterhaltsentschädigung für die Mitglieder des Gremiums wird vom Lutherrat übernommen68. Rechtsgültigkeit des Gremiums nach dem Bericht Meinzolts anerkannt69. Frage der Leitung: Marahrens, Koopmann. [Marahrens:] Es ist unerhört, daß der Minister [Kerrl] die Deutsche Evangelische Kirche ohne jede Antwort auf die Mitteilung der Einsetzung einer neuen Leitung gelassen hat70. Das ist ein Notstand der Kirche, daß bei ihm nichts vorhanden ist, was eingreift, und ist ein Wider-
67 Am Ende der Vormittagssitzung notierte Meiser: „15.30 Besprechung im Stuttgarter Hof. Meiser, Wurm, Müller-(Dahlem), Jacobi, Held“ (zu dieser Besprechung vgl. den bei J. Schmidt, Niemöller, S. 518, Anm. 358, erwähnten Vermerk im Protokoll über die Sitzung des altpreußischen Bruderrats am 19. Februar 1937). Nach G 2, S. 4, wurde die Sitzung der Kirchenführerkonferenz um 16.15 Uhr fortgesetzt; Meiser nahm aber wohl erst ab 17.00 Uhr wieder teil (vgl. G 1). 68 Lilje wandte sich in einem Schreiben vom 23. Februar 1937 dann allerdings an die in der Kirchenführerkonferenz vertretenen Kirchenleitungen, um einen Beitrag zu den Kosten für das Leitungsgremium zu erbitten. Zur Begründung führte er aus, bei der Ausführung des dem Gremium übertragenen Auftrags seien „gewisse Schwierigkeiten zu überwinden“ (vgl. dazu oben Anm. 8 und 15), so dass die Kosten „bisher noch nicht durch die Kasse der Deutschen Evangelischen Kirche übernommen“ worden seien (LKA Stuttgart, D 1, 135). Vgl. dazu auch die Mitteilung der Finanzabteilung beim Evangelischen Oberkirchenrat Berlin an Eger vom 23. März 1937, nach der keine Mittel zur Verfügung gestellt werden sollten, da die Evangelische Kirche der altpreußischen Union „neben der von der Deutschen Evangelischen Kirche ausgeschriebenen Umlage nicht noch weitere Beträge für reichskirchliche Zwecke zur Verfügung stellen“ könne (EZA Berlin, 7/ 1305). 69 Nach G 2, S. 4, hatte Meinzolt berichtet, „dass ein Verfassungsnotstand eingetreten ist, den nur die an der Verfassung beteiligten Landeskirchen beheben können“; daher sei „von der Kirche aus die unter dem Vorsitz von Dr. Lilje bestellte Leitung als legal anzusehen“. 70 Vgl. dazu oben Anm. 14f.
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spruch zum Gesetz vom 24. September 193571. Der Kirchenminister sabotiert die gute Absicht der Reichsregierung. Wir müssen, was wir getan haben, als guten Anspruch der Kirche vertreten. Lilje fragt, ob nicht gewisse personelle Fragen im Zusammenhang mit der besprochenen Angelegenheit erledigt werden sollen. Antrag: Die hier versammelten Kirchenführer rufen Werner in die Sitzung, um ihm die Mitteilung von der hier vertretenen Rechtsauffassung zu machen und ihn aufzufordern, das Haus dem Gremium zur Verfügung zu stellen72. Marahrens fragt, ob es richtig ist, Werner hierher zu bitten. Sollte man ihm nicht durch zwei Juristen unsere Stellungnahme eröffnet werden [sic!]? Lilje ist mit dem Vorschlag Marahrens’ einverstanden und schlägt Koopmann und Meinzolt vor. Meinzolt: Ich weigere mich nicht, auch Herrn Werner zu sagen: Die Leitung ist rechtmäßig. Es soll aber nicht meines Amtes sein, ihm das zu eröffnen. Ich soll ihm sagen, daß er gewisse Handlungen vollzieht. Bei der Frage des praktischen Vorgehens spielen besondere Rücksichten mit. Hier widerrate ich solches Vorgehen. Herr Werner wird nicht erscheinen. Wenn er käme und Ihnen73 die Geschäfte tatsächlich übertrüge, so müßte er optieren. Das würde er nicht tun. Dann müßten wir ihn disziplinieren. Dann wird der Minister eingreifen. Das soll man nicht provozieren im Augenblick des beginnenden Wahlkampfes. Im Augenblick ist ein solches Spiel gefährlich. Wenn der Rechtsanspruch mit allen Konsequenzen praktiziert werden soll, dann müssen [wir] den Auftrag an einen anderen erteilen. Lilje: Die Aufdeckung der Schwierigkeiten durch Meinzolt genügt im Augenblick nicht. Ich stelle deshalb die Frage nach der personellen Seite hin noch einmal. Es ist immer wieder gesagt worden, eine Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche muß da sein. In irgendwelcher Form muß sie wahrgenommen werden und ausgeübt werden. Ein Kapitän muß auf die Kommandobrücke. Ob es tunlich ist, in diesem Augenblick die Rücksichtnahme auf das Ministerium so weit zu treiben, daß
71 Gemeint ist das „Gesetz zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“, nach dessen Wortlaut die Reichsregierung der Kirche ermöglichen wollte, „in voller Freiheit und Ruhe ihre Glaubens- und Bekenntnisfragen selbst zu regeln“ (RGBl I 1935, S. 1178; GBlDEK 1935, S. 99). 72 Werner war bei der oben Anm. 8 erwähnten Besprechung lediglich dazu bereit gewesen, dem Gremium für seine Besprechungen das Konferenzzimmer im Erdgeschoss der Kirchenkanzlei zu überlassen; eine „Inanspruchnahme der Kirchenkanzlei“, die schon bei der „Zurverfügungstellung von Briefmarken und allem übrigen Material“ beginne, komme jedoch keinesfalls in Frage (Zitate aus der ebd. erwähnten Niederschrift). 73 D. h. dem Kirchenführergremium.
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wir sagen: Wir wollen nichts verderben? Es könnte auch umgekehrt sein, daß es gerade im gegenwärtigen Augenblick höchst inopportun ist, in diesem Augenblick auch nur in einem Punkt zu zögern. Wenn der bisher beschrittene Weg den grundsätzlichen Schwierigkeiten unterliegt, so muß erwogen werden, was dann geschehen kann, um die Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche faktisch auszuüben. Koopmann: Als ich unser Abdankungsschreiben74 Herrn Muhs überbrachte, wußte er durch Werner schon von dem Rücktritt. Gibt anheim, zu beschließen: Die vier Männer werden aufgefordert, ihre Geschäfte in die Hand zu nehmen. Dem Leiter der Kirchenkanzlei wird [ein Wort gestrichen] das mitgeteilt. Kuessner: Keine Illusionen! Werner k a n n gar nicht. Man muß heute wirklich zu einem Beschluß kommen, ob man in der Marchstraße75 bleibt, oder eine neue vorläufige Kirchenleitung herausstellen will. Man kann nur von den Herren nicht verlangen, daß sie hierbleiben, ohne daß wir ihnen die Möglichkeit geben, sich durchzusetzen. Es muß Klarheit herrschen, ob wir unsern Beschluß vom Freitag [12. Februar 1937]76 durchführen wollen. Breit: Bei der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei ist kein böser Wille. Es existiert im Augenblick eine Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche nicht. Eine rechtmäßige vollgültige Leitung kann überhaupt nicht gedacht werden. Daran ist der Zerstörungszustand der Kirche schuld. Kirchenregiment gibt es nur mehr bei den Landeskirchen. Weil die Deutsche Evangelische Kirche doch auch irgendwie repräsentiert sein muß, ist hier ein Notstand, den die Kirchenführer aus ihrer Kraft heraus gar nicht beseitigen können. Breit empfiehlt eine Vorstellung beim Kirchenminister. Ich möchte vermieden sehen, daß hier ein tapfer erscheinender Beschluß gefaßt wird, der doch nicht vollzogen werden kann. Das würde hinausgehen an den Männern, die ihre Haut zum Markt getragen haben. Bosse: Daß Kerrl bisher noch nicht geantwortet hat, halte ich nicht für so schlimm. Ich halte den Schritt, der neu in die Diskussion geworfen wurde, jetzt für verfrüht. Ich glaube, an dem am Freitag [12. Februar 1937] gefaßten Beschluß darf nicht gerüttelt werden. Der Beschluß sollte Werner schriftlich mitgeteilt werden. Diesen Beschluß soll dann die Leipziger Straße77 weitertreiben. Will Kerrl einen neuen Ausschuß
74 Gemeint ist das Schreiben des Reichskirchenausschusses an Kerrl vom 12. Februar 1937 (Abdruck bei K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 1339). 75 = Sitz der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei. 76 Gemeint ist der Beschluss der Kirchenführerkonferenz über die Einsetzung des neuen Leitungsgremiums (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 18). 77 D. h. das Reichskirchenministerium.
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herausstellen, so wäre eine neue Verhandlungsmöglichkeit da. Die Bestätigung des Beschlusses vom Freitag ist unumgänglich. Der Beschluß ist Werner schriftlich mitzuteilen. Dann kann Zoellner das der Leipzigerstraße mitteilen. Die Schwierigkeit besteht in der praktischen Handhabung der Dinge in der Marchstraße. Ich könnte mir dann denken, daß man auf eine Verhandlungsbasis kommt. Happich spricht sich für eine mündliche Verhandlung mit dem Minister aus. Hymmen empfiehlt das Gleiche. Beschlüsse: Lilje: Die Versammlung macht sich die Argumentation zu eigen, die der Rechtsausschuß durch Meinzolt vorgetragen hat78. (Einstimmig angenommen). Es ergibt sich eine Mitteilung an Werner79. (Zustimmung). Alle übrigen Erwägungen werden heute sistiert. Das Gespräch darüber wird morgen wieder aufgenommen80. Marahrens: Es muß heute noch gesagt werden, welche Räume für die Herren der Leitung zur Verfügung stehen. Meiser beantragt: Erste Lesung des Wortes an den Minister und deren Beratung; heute abend Rücksprache mit den Brüdern von Dahlem über das Wort81. Lilje fragt, ob eine durch Erlaß des Führers [Hitler] ausgeschriebene Wahl überhaupt diskutabel ist. (Es erfolgt kein Widerspruch). Marahrens: Geben wir zu dem Erlaß des Führers ein bedingtes Ja? Wir sind dazu bereit. (Es erfolgt kein Widerspruch). Diskussion über die Erklärung. Die Anregung Meisers kann sehr leicht behandelt werden, wenn die Willigkeit dazu besteht. Ich empfehle das Gespräch mit Dahlem. von Soden erläutert die Erklärung des Ausschusses, der das Schreiben an den Minister fertig zu stellen hatte82. 78 Vgl. dazu oben Anm. 69. 79 Präziser in G 2, S. 4: „Die Versammlung beschliesst, dem Leiter der Kirchenkanzlei ihre Auffassung mitzuteilen und ihn zu ersuchen, der von ihr beauftragten Leitung Räume und Arbeitsmöglichkeiten in der Kirchenkanzlei zu eröffnen.“ 80 Zur Fortsetzung der Diskussion am 19. Februar 1937 vgl. unten Dok. 4. 81 Vgl. dazu unten Anm. 93. 82 Bei der EvAG München, NL von Soden 10, befinden sich zwei voneinander partiell abweichende Entwürfe für eine Erklärung der Kirchenführer an den Reichskirchenminister, in die einige Elemente aus dem am Vormittag vorgelegten Entwurf (vgl. dazu oben Anm. 45) übernommen worden waren. Anhand der auf diesen Entwürfen vorgenommenen hsl. Korrekturen lässt sich feststellen, dass es sich bei dem acht Punkte umfassenden Entwurf um die frühere und bei dem sieben Punkte enthaltenden Entwurf um eine nochmals überarbeitete Fassung handelt. Wie aus der folgenden Diskussion hervorgeht, referierte von Soden hier den früheren (8-Punkte-)Entwurf. Dieser Entwurf beginnt mit einer Präambel, in der die Kirchenführer es begrüßten, „dass nach dem Willen des Führers von
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Wilhelm Ewald Schmidt: Die Evangelische Kirche der altpreußischen Union ist nicht fähig, im Augenblick solche Wahlen, wie sie der Entwurf vorsieht, durchzuführen (von den Wahlen der Gemeindekörperschaften bis hin zur Generalsynode, die dann die verfassunggebende Synode bilden soll83). Wurm spricht zu Ziffer 5. In dem Passus von der Aufhebung von Maßnahmen kirchlicher Stellen84 ist zu befürchten, daß dadurch in geordneten Kirchen auch kirchliche Disziplinarmaßnahmen wieder rückgängig gemacht werden müssen. Wurm beantragt Streichung des Wortes „kirchliche Stellen“.
staatlichen Eingriffen in die innere Ordnung der evangelischen Kirche abgesehen und die Entscheidung über ihre Verfassung und Ordnung der Kirche selbst in voller Freiheit überlassen werden soll“. In Punkt 1 wiesen sie die Schuld am Scheitern der Einigungsbemühungen des Reichskirchenaussschusses denjenigen Kräften zu, die Art. 1 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche als Grundlage der Kirche verlassen und eine nicht bekenntnisbestimmte „deutsche Nationalkirche“ aufgerichtet hätten. Nach Punkt 2 durfte diese Grundlage auch von einer neuen Verfassung nicht aufgegeben werden. Dementsprechend hatte die Generalsynode die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Kirche ihrem stiftungsgemäßen Auftrag der Verkündigung „der erlösenden Offenbarung Gottes in Jesus Christus“ nachkommen könne; dies schließe gegebenenfalls auch die Scheidung von denjenigen ein, die sich von der „biblischen und reformatorischen Grundlage“ der Deutschen Evangelischen Kirche entfernt hätten. In Punkt 3 wurde festgehalten, dass die Gliederung der Deutschen Evangelischen Kirche in Kirchen, „die in Bekenntnis und Kultus selbständig sind“, bei der Neuordnung erhalten bleiben müsse. Deshalb sei die Generalsynode durch die Landes- und Provinzialsynoden zu bilden; auch ihre Beschlüsse bedürften der „Anerkennung durch die bekenntnisbestimmten Kirchen“. Um den kirchlichen Charakter der Wahl sicherzustellen, waren nach Punkt 4 Qualifikationsbestimmungen für das aktive und passive Wahlrecht zu berücksichtigen. Punkt 5 enthielt Forderungen zur Gewährleistung der im Wahlerlass Hitlers zugesicherten vollen kirchlichen Entscheidungsfreiheit; dazu seien die Beschränkungen der kirchlichen Presse und der Versammlungstätigkeit sowie die gegen einzelne kirchliche Persönlichkeiten verhängten Zwangsmaßnahmen sofort aufzuheben. In Punkt 6 plädierten die Kirchenführer dafür, den von der Beratenden Kammer der Deutschen Evangelischen Kirche für Verfassungsangelegenheiten fertiggestellten Entwurf von Richtlinien für die Neuordnung der kirchlichen Organe (vgl. oben Anm. 38) als Grundlage für die Wahlordnung zu verwenden. Punkt 7 enthielt die Forderung nach einem Empfang bei Hitler. In Punkt 8 bekundeten die Kirchenführer ihren Willen, „die Verhandlungen für die Wahlordnung einheitlich zu führen“, und teilten die Einsetzung eines dazu ermächtigten Ausschusses mit. 83 Vgl. dazu Punkt 3 des (8-Punkte-)Entwurfs, der zwar eine Neubildung der Landes- und Provinzialsynoden vorsah, die „angesichts der Auflösung der bisherigen Ordnung in mehreren Landeskirchen ohnehin unaufschiebbar“ sei, Wahlen zu den Gemeindekörperschaften aber nicht explizit erwähnte (vgl. oben Anm. 82). 84 In Punkt 5 des (8-Punkte-)Entwurfs hieß es: „Es würde die Zuversicht zu der Gewährleistung der vollen kirchlichen Freiheit ausserordentlich stärken, wenn sofort alle Massnahmen, die im Zusammenhang mit den kirchlichen Auseinandersetzungen von staatlichen oder kirchlichen Stellen gegen einzelne Personen verhängt worden sind, aufgehoben würden“ (vgl. oben Anm. 82).
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Meinzolt: Was hier über die Durchführung der Wahl gesagt ist, ist etwas anderes, als was dem Führer vorschwebte. Diese Wahl ist eigentlich mehr oder weniger eine Abstimmung oder eine Option zur Herbeiführung eines Überblickes über den Bestand der einzelnen kirchlichen Gruppen. Soll der Wunsch der Kirchenführer als Forderung überreicht werden: Entweder so oder überhaupt nicht? Eger: Die Erklärung geht aus von einer erkannten Schau dessen, was der Führer anbietet. Es handelt sich gar nicht um eine Synode, auch schließlich gar nicht um das, was wir unter einer verfassunggebenden Kirchenversammlung verstehen, sondern um eine Befragung des Kirchenvolkes. Das Volk soll befragt werden, was aus der evangelischen Kirche werden soll. Der Staat denkt an den Besitzstand der evangelischen Kirche. Es soll sich offenbar um eine Liquidations-Generalversammlung [handeln]. Wir sollten auch dann sagen: Nein, wir machen nicht mit, und uns auf den Standpunkt stellen: Das ist keine kirchliche, sondern eine politische Wahl, damit, wenn es zu der Liquidation kommt, möglichst große Kreise der Kirche des reformatorischen Evangeliums an der Liquidationsmasse beteiligt werden. Unter diesem Gesichtspunkt sehe ich die Wahl an. von Soden: Der Ausschuß hat sich die Frage wohl überlegt. Es sind zwei Möglichkeiten: Es kommt zu einer Scheidung. Dies ist auf zwei Weisen möglich: Entweder durch die Wahlordnung oder in der Generalsynode. Für diesen Zweck soll angekündigt werden, daß die Generalsynode diese Aufgabe hat. Wir sollten zunächst einfach unsere kirchlichen Forderungen anmelden. Happich: Wir haben in diesem Wort die unbedingte Pflicht, unsere Bedenken in klaren Worten auszusprechen. Was Schmidt sagte, kann nicht gelten. Auch in Preußen muß bis 1. Oktober 1937 klar sein, wer die Leitung hat85. Es muß ein Stichtag hinein, daß nur die wahlberechtigt sind, die am 15. Februar 193786 Mitglieder der Kirche gewesen sind. Beste: Urwahl halte ich in den zerstörten Kirchen für untragbar. Es ist viel besser, unten anzufangen. Die zweite Frage ist die: Wir können keine Wahl durchführen, wenn die kirchlichen Zwangsmaßnahmen nicht vorher aufgehoben sind. In den Entwurf soll hineinkommen: In den
85 Am 30. September 1937 endete die Geltungsdauer der „Ersten Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 3. Oktober 1935, die die Rechtsgrundlage für die Tätigkeit sowohl des Reichskirchenausschusses als auch des altpreußischen Landeskirchenausschusses sowie der Provinzialkirchenausschüsse bildete (RGBl I 1935, S. 1221; GBlDEK 1935, S. 101f.). 86 D. h. am Tag des Wahlerlasses Hitlers.
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Landeskirchen Thüringen, Oldenburg, Bremen usw. müssen die Zwangsmaßnahmen aufgehoben werden. Meinzolt: Es sind zwei Dinge zu unterscheiden: 1.) Wahl, 2.) Schaffung einer neuen Verfassung. Wählen wir! Aber wir sagen jetzt schon: Wenn etwa die Generalsynode an den Bau einer neuen Kirche geht, dann soll jetzt schon gesagt werden: Wir können nur in einer Kirche leben, die auf dem Boden der Verfassung steht. Eger: Die Situation wird von Ihnen noch nicht ernst genug gesehen. Es wird immer nur geredet von einer Kirche, die auf Artikel 1 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche steht. Rechnen Sie durchaus damit, daß auch die Rosenberg-Leute87 auftreten, ebenso Deutschgläubige88. Es ist wahrscheinlich, daß Himmler mit beim Führer in Berchtesgaden war89. Es wird neben der Bekenntniskirche eine Parole ausgegeben werden: Für das Christentum, gegen die Konfessionskirchen. Dann kommt die Parole der politischen Religion (ein Führer, ein Volk, ein Glaube). Die Sache ist ungeheuer ernst. Der Minister wollte eben durch seine Verordnungen90 vermeiden, daß – bevor eine religiöse Klärung eingetreten ist auf dem Wege geistigen Ringens – eine Scheidung innerhalb des deutschen Protestantismus vollzogen wird. Deshalb wollte er die Leitung innerhalb der Deutschen Evangelischen Kirche in seine Hand nehmen, organisatorisch den Apparat zusammenhalten und in völliger Freiheit das geistige Ringen sich entwickeln und dann nachher die Scheidung sich vollziehen lassen. Jetzt kommt gegen seinen Willen der Kurzschluß, bevor die Sachen wirklich ausgetragen sind, die Entscheidung des Kirchenvolkes. Dr. Hymmen bespricht die Frage, was mit diesen Sätzen in diesem Augenblick zu geschehen hat. Gibt man die Sätze so an das Ministerium, so werden sich weitere Erörterungen mit dem Ministerium erübrigen. Deshalb halte ich es für erforderlich, daß von vornherein gewisse Dinge dem Minister gegenüber ausgesprochen [werden], über die eine Verhandlung nicht möglich ist. Die letzten Sätze dieser Erklärung interessieren mich nicht so lebhaft wie die ersten. Die Frage der Wahl aus den Landeskirchen heraus bedarf noch sehr der Prüfung. Es bestand die Möglichkeit, die Landeskirchen als Wahlbezirke zu erklären. Der Generalsynode kann nicht zugestanden werden, darüber zu befinden, wie
87 D. h. Anhänger des christentumsfeindlichen rassischen Mythusglaubens Alfred Rosenbergs (zur Auseinandersetzung der Kirchen mit Rosenbergs Weltanschauung vgl. R. Baumgärtner, Weltanschauungskampf; H. Iber, Glaube; G. Besier, Kirchen 3, S. 273–285). 88 Vgl. dazu oben Anm. 21. 89 An der Besprechung auf dem Obersalzberg, in deren Verlauf der Wahlerlass formuliert worden war, hatte Himmler tatsächlich teilgenommen (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 11). 90 Vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 10.
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in Zukunft die Deutsche Evangelische Kirche innerlich, bekenntnismäßig gestaltet sein soll. Das sollte man gleich zu Anfang deutlich aussprechen. Dabei würde wahrscheinlich herauskommen, daß hier von vornherein eine Differenz zwischen unserer Meinung und dem Willen der politischen Führung vorliegt, über die nicht hinwegzukommen ist. Wir dürfen in die Wahl nicht hineingehen unter Vorzeichen, die wir nicht anerkennen können. Wurm: Die Schwierigkeit, die sich bei Ziffer 5 ergeben hat91, läßt sich dadurch beseitigen, daß der Satz folgende Fassung erhält: Wenn sofort alle Maßnahmen, die gegen einzelne Personen und Gemeinden um des Kampfes für das kirchliche Bekenntnis willen [verhängt worden sind], aufgehoben werden92. Es würde uns wenig weiterführen, wenn wir noch lange Erwägungen darüber anstellten, welches der Wille der politischen Führung ist und wie wir diesem Willen Rechnung tragen können. Darüber gibt es nur Vermutungen. Es ist unsere Pflicht zu sagen, was wir wollen und was wir vom Bekenntnis aus für möglich halten. Ob das der politischen Führung entspricht, wird sich erst herausstellen, wenn wir über diesen Willen mehr erfahren haben. Der Erlaß ist nicht auf Grund eingehender kirchlicher Erwägungen entstanden. Entweder die Scheidung vollzieht sich bei der Wahl oder in der Generalsynode. Beides sollte in dem Entwurf als Möglichkeit und Notwendigkeit herausgestellt werden93.
91 Vgl. oben Anm. 83. 92 Diese Formulierung wurde in die engültige Fassung der Erklärung dann fast wörtlich übernommen (zur beschlossenen Fassung vgl. unten Dok. 4, Anm. 33). 93 Meiser notierte anschließend: „Abends 20.00 Uhr Achenbachstr. 18 bei Jacobi. Jacobi, Müller, Held, von Soden, Hahn, Meiser.“ Wie aus einem Schreiben Meisers an Jacobi vom 19. Februar 1937 hevorgeht, wurde bei dieser Besprechung der (8-Punkte-)Entwurf der Erklärung der Kirchenführer an den Reichskirchenminister diskutiert (Abschrift: EvAG München, C 3. 17; zu dieser Besprechung vgl. auch das Protokoll Niesels über die Sitzung des altpreußischen Bruderrats am 18. Februar 1937: EZA Berlin, 50/273). In der Fortsetzung der Kirchenführerkonferenz am 19. Februar 1937 wurde die Erklärung dann nochmals besprochen und schließlich verabschiedet (vgl. dazu unten Dok. 4).
4 Sitzung der Kirchenführerkonferenz – (Fortsetzung) 1937 Februar 19 I. Meiser, Wachstuchheft 6, S. 843–855. II. Bauer – Beste – Bosse – Eger – Ficker – Fischer-Darmstadt – Henke – Hymmen – Kuessner – Lilje – Marahrens – Meinzolt – Meiser – Hermann Müller – Neuser – Niemann – Wilhelm Ewald Schmidt – von Soden – Wendelin – Zimmermann. III. Vgl. oben Dok. 3; von 9.00 Uhr bis 14.00 Uhr. G: Vgl. oben Dok. 3.
Lilje teilt mit, daß Kerrl an die bisherigen Mitglieder des Reichskirchenausschusses die Aufforderung gerichtet hat, ihr Amt wieder zu übernehmen1. Meinzolt würde das begrüßen und meint, dem Reichskirchenausschuss [sei] ein freundliches Wort zu sagen. Marahrens: Wie wir uns zu Zoellner verhalten, hängt davon ab, in welcher Weise Zoellner an uns herantritt. Meiser: Wenn der Reichskirchenausschuss in vollen Ehren wiederkehrt, dann kann das Übergangskabinett, das wir herausgestellt haben2, wieder Platz machen. Hermann Müller: Wir sollten dem Gedanken einer Rückkehr Zoellners freundlich gegenüber stehen. von Soden: Es ist noch nicht dokumentiert, daß die Wiederkehr des Reichskirchenausschusses ein Rückzug des Ministers ist. Es müßten doch erst die Punkte erledigt sein, die den Rücktritt des Reichskirchenausschusses begründet haben3. Erst wenn alle Beschwerden abgestellt sind, kann im 1 Lilje bezog sich hier offenbar auf eine Anfrage Stahns, der am 17. Februar 1937 im Auftrag Kerrls Zoellner aufgesucht hatte (vgl. dazu oben Dok. 2, Anm. 25). 2 Gemeint ist das provisorische Leitungsgremium unter dem Vorsitz Liljes, das die Kirchenführerkonferenz am 12. Februar 1937 aus Anlass des Rücktritts des Reichskirchenausschusses eingesetzt hatte (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 18). 3 Vgl. dazu das Schreiben des Reichskirchenausschusses an Kerrl vom 12. Februar 1937 (Abdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 1339–1343). In diesem Schreiben hatte der Reichskirchenausschuss Kerrl vorgeworfen, dass er in den zerstörten Kirchen von Mecklenburg, Thüringen, Lübeck, Bremen und Oldenburg keine Landeskirchenausschüsse eingesetzt hatte. Zudem sei dem Reichskirchenausschuss mehrfach das Recht verwehrt worden, theologische Erklärungen und Kundgebungen herauszugeben. Schwerwiegend sei auch die Tatsache, dass der Reichskirchenausschuss nicht von den Beschränkungen der Versammlungs- und Redefreiheit ausgenommen worden war. Schließlich habe das Reichskirchenministerium nicht die notwendigen Maßnahmen gegen die zunehmende antikirchliche und antichristliche Propaganda ergriffen.
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Ernst von einer Rückkehr die Rede sein. Es muß dem Reichskirchenausschuss gesagt werden, daß [wir] seine Unterscheidung zwischen Thüringer und Reichs-DC nicht billigen können4. Es ist mir unmöglich, in einen Wahlkampf hineinzugehen, in dem ein Mann wie Petersmann als ein Theologe gewürdigt wird wie ein bekenntnisgebundener Theologe5. Wenn der Minister in den fünf Punkten6 zurückzöge, dann wäre die Rückkehr zu begrüßen. Es ist eine unmögliche Vernebelung, wenn nicht ganz klar ist, was die Wiederkehr des Reichskirchenausschusses bedeutet. Wenn das nicht klar ist, wäre die gemeinsame Front sofort wieder gefährdet. Wilhelm Ewald Schmidt: Man darf die Dinge nicht einfach werden lassen. Man muß zu rechter Zeit in die Speichen greifen. Die Bedenken von Sodens sind sehr beherzigenswert. Nur darf man die Dinge auch nicht so sehen, daß öffentlich vom Minister gesagt wird, er habe Unrecht gehabt. Das wird der Minister nicht tun. Es entscheiden die Handlungen. Der Kampf ist damit noch nicht beendet. Man sollte sich zum mindesten mit Zoellner in Verbindung setzen. Lilje: Was sollen die als Leitung Herausgestellten tun? Wendelin: Es ist nötig, daß in der gegenwärtigen Situation eine Anzahl von Mitgliedern der Kirchenführerkonferenz in Berlin bleiben [sic!].
4 Während der Reichskirchenausschuss die Lehre der Thüringer Deutschen Christen verurteilt und ihnen das Recht auf Kirchenleitung abgesprochen hatte (vgl. dazu oben Dok. 2, Anm. 43), war es der Reichsbewegung Deutsche Christen unter Rehm gelungen, eine bedingte kirchliche Anerkennung zu erhalten. Dazu hatte die Reichsbewegung dem Reichskirchenausschuss eine Erklärung vorgelegt, in der sie sich u. a. zu Art. 1 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 52) und „zu dem in der Heiligen Schrift gegebenen und in den Bekenntnissen der Reformation bezeugten Evangelium von Jesus Christus“ bekannt hatte (Abdruck ohne Datierung: MBlDEK Nr. 1 vom Juli 1936, S. 3ff.; Wiederabdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 783–787; zur Vorgeschichte der Erklärung vgl. G. Schäfer, Landeskirche 4, S. 675–685). In einem Rundschreiben an die obersten Behörden der Landeskirchen vom 27. Juni 1936 hatte der Reichskirchenausschuss dazu erklärt, er könne sich zwar „auf die einzelnen Formulierungen dieser Erklärung nicht festlegen“, stehe aber „nicht an zu sagen, daß hier eine wesentlich von der lutherischen Linie in dem Bekenntnis der Deutschen Evangelischen Kirche [.|.|.] getragene theologische Haltung ihren Ausdruck gefunden hat“. Wer sich „bewußt auf den Boden dieser Erklärung“ stelle, sei „ein vollgültiges Glied der Deutschen Evangelischen Kirche“ und dürfe deshalb auch nicht als Irrlehrer behandelt werden (Abdruck: MBlDEK Nr. 1 vom Juli 1936, S. 3ff., Zitate: S. 5; Wiederabdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 783–787; vgl. dazu auch K. Meier, Deutsche Christen, S. 133f.). 5 Petersmann war schlesischer Gauobmann und leitendes Mitglied des Theologischen Amtes der Reichsbewegung Deutsche Christen. Der Reichskirchenausschuss hatte ihn im Sommer 1936 als Mitglied in die ‚Beratende Theologische Kammer der Deutschen Evangelischen Kirche‘ berufen (vgl. K. Meier, Deutsche Christen, S. 132). 6 Vgl. dazu oben Anm. 3.
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Wilhelm Ewald Schmidt: Um vor Überraschungen bewahrt zu bleiben, beauftragt die Konferenz NN., um Zoellner wissen zu lassen, daß er wohl das Vertrauen der Kirchenführerkonferenz habe, daß die Konferenz aber nicht einem wiederkehrenden Reichskirchenausschuß ihr Vertrauen geben könne. Kuessner: Wenn die Rückkehr überhaupt erwogen wird, dann muß man sich mit Zoellner in Verbindung setzen, um vor Überraschungen geschützt zu sein. Aber es ist nicht möglich, über einzelne Mitglieder des Reichskirchenausschusses abzustimmen. Marahrens: Mir ist es unsympathisch, daß wir von uns aus in dieser Situation an Zoellner herantreten. Sollte aber nach dieser Seite ein Antrag gestellt werden, so müßte der Antrag Schmidt vorsichtiger formuliert werden; sonst ist von vornherein ein Mitgehen der Kirchenführerkonferenz nicht möglich. Wir können uns nicht vor vollendete Tatsachen stellen lassen. Zoellner müßte verpflichtet werden, daß er die Vertretung [in Verbindung] mit der Kirchenführerkonferenz aufnimmt. Meinzolt stimmt Marahrens zu. Hermann Müller: Es handelt sich um eine Weiterführung der Geschäfte für kurze Zeit, nicht um eine „Wiederkehr des Reichskirchenausschusses“ im vollen Sinn. Lilje stellt Einmütigkeit darüber fest, daß von der Konferenz Fühlung mit Zoellner gehalten wird. Meinzolt schlägt Breit als Mittelsmann vor. Marahrens: Man soll Schmidt, Koopmann beiziehen. Die Konferenz bestimmt statt Koopmann Marahrens7. Wahlfrage von Soden berichtet über die Erklärung der Kirchenführerkonferenz an das Reichskirchenministerium8 und über die Besprechung mit Dahlemer9
7 Ein derartiger Beschluss ist in G 2 nicht erwähnt. Zu einer Wiederbeauftragung Zoellners bzw. des Reichskirchenausschusses durch Kerrl ist es nicht gekommen. 8 Wurm hatte der Kirchenführerkonferenz am Tag zuvor einen Entwurf für eine Erklärung der Kirchenführer an Kerrl vorgelegt (vgl. oben Dok. 3, Anm. 45). Die Kirchenführerkonferenz hatte daraufhin einen Ausschuss eingesetzt, der den Entwurf überarbeiten sollte (vgl. oben Dok. 3, Anm. 52). Am Nachmittag war dann durch von Soden ein neuer (8Punkte-)Entwurf des Ausschusses erläutert und zur Diskussion gestellt worden (vgl. oben Dok. 3, Anm. 82). Offenbar lag der hier folgenden Besprechung ein nochmals überarbeiteter (7-Punkte-)Entwurf zugrunde (EvAG München, NL von Soden 10). Zwischen den beiden Entwürfen bestehen außer in einzelnen Formulierungen keine gravierenden Unterschiede; gegenüber dem früheren (8-Punkte-)Entwurf fehlt im (7-Punkte-)Entwurf vor allem der bisherige Punkt 6 über den von der ‚Beratenden Kammer der Deutschen Evangelischen Kirche für Verfassungsangelegenheiten‘ fertiggestellten Entwurf von Richtlinien für die Neuordnung der kirchlichen Organe (vgl. dazu unten Anm. 21). 9 Zu diesem Sprachgebrauch vgl. oben Dok. 3, Anm. 36.
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Vertretern10. Die Besprechung zeigte, daß der Wille, zusammen zu gehen und eine gewisse gemeinsame Schau der Dinge vorliegt. Die Dahlemer betonen, daß in dem Erlaß des Führers11 ein neuer staatlicher Eingriff in die Kirchenordnung vorliegt. Die Dahlemer sind einig, daß man nicht die Wahl völlig ablehnen dürfe, aber Bedingungen stellen muß. Die Brüder von Dahlem wollen erst beraten. Was die Unterzeichnung betrifft, so wird getrennte Überreichung von Dahlem für besser gehalten als ein gemeinsamer Schritt. Marahrens: Empfiehlt sich nicht doch, einen Stichtag zu erwähnen für die Zugehörigkeit zur Kirche? Müßte nicht in irgendeiner Form etwas darüber hinein, daß aus der Beteiligung an der Wahl keine politische Qualifikation für die betreffenden Wähler entnommen werden darf? Eger: Die Bitte um einen Empfang beim Führer12 sollte gesondert ausgesprochen werden. Das Ganze geht von einer Voraussetzung aus, die ich nicht teile. Es geht von der Voraussetzung aus, daß es sich um eine wirkliche Kirchenwahl, um eine wirkliche Synode handelt. Das müßte in der Einleitung [der Erklärung] handelt [sic!]: Unter der Voraussetzung, daß es sich um eine wirkliche Kirchensynode handelt .|.|. Dann müßten wir [Satz bricht ab]. Meinzolt13: Ich teile die Meinung, daß es sich nicht um eine kirchliche Wahl handelt. Aber wir sollten das nicht von uns aus unterstellen. Die Wahl ist ein Kampf. In diesem Kampf geht es nur um die Frage: Soll eine evangelische Kirche werden, oder soll es sich um die Bildung einer religiösen Abteilung des nationalsozialistischen Staates handeln? Der Führer wird dem deutschen Volk Gelegenheit geben, sich hier zu entscheiden. Der Führer will über die Wahl seine Hand halten. Es sollen strikte Anweisungen an die Parteistellen ergangen sein, daß die Finger von der Wahl gelassen werden14. Wir müssen dem Kirchenvolk helfen, 10 Zu dieser Besprechung vgl. oben Dok. 3, Anm. 93. 11 Gemeint ist der Wahlerlass Hitlers vom 15. Februar 1937 (vgl. oben Dok. 1, Anm. 1). 12 In beiden Entwürfen (vgl. oben Anm. 8) hieß es: „Wir bitten, dass tunlichst umgehend ein Empfang beim Führer und Reichskanzler erwirkt werde für eine Abordnung von Kirchenführern, die ihm die vorstehenden Gesichtspunkte vortragen“. Dieser Passus ist in der beschlossenen Fassung (vgl. unten Anm. 33) gestrichen. 13 Im folgenden referierte Meinzolt eine schriftliche Ausarbeitung „Zur Wahl zur Generalsynode“ (mit hsl. Vermerk „Vortrag Meinzolt in der ‚Kirchenführer-Konferenz‘ v. 18.[sic!]2.37“: EvAG München, NL Meinzolt 34; mit hsl. Vermerk „19.II. Dr. Meinzolt“ auch überliefert im LKA Hannover, D 15 II Nr. 26). 14 Vgl. dazu das Rundschreiben des Stabsleiters des Stellvertreters des Führers an die Gauleiter vom 23. März 1937, nach dem der NSDAP, ihren Gliederungen und angeschlossenen Verbänden alle Handlungen untersagt waren, „welche in der Öffentlichkeit den Vorwurf begründen könnten, die NSDAP ergreife Partei für eine kirchliche Wahlgruppe“. Dazu zählten insbesondere „die offene Teilnahme an kirchlichen Wahlversammlungen und die Veranstaltung von Aufmärschen zugunsten der einen oder anderen Gruppe“ (Abdruck:
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daß es eine richtige Entscheidung treffe. Wenn wir dem Kirchenvolk sagen wollen, um was es geht, müssen wir es so sagen, daß das Volk es versteht. Es müssen die großen Linien aufgezeigt werden, um die es geht. Es dürfen nicht Einzelheiten hineingebracht werden in den Wahlaufruf, welche das Volk [nicht] versteht. „Wollt Ihr die Kirche Jesu Christi oder Kraft durch Religion15?“ Aussicht auf Erfolg nur dann, wenn sich große Fronten abzeichnen. Unser Kirchenvolk orientiert sich heute viel mehr an Personen als an Programmen. Das geht nur in der Weise, daß sich wirklich große Gruppen bilden16 und daß die, welche Deutsche Evangelische Kirche nach Artikel 1 der Kirchenverfassung von 1933 wollen, zu erkennen geben: Das sind wir und das wollen wir. Jedenfalls auf unserer Seite eine Einheit und Geballtheit, soweit sie nur immer möglich ist. Das würde weiter zur Voraussetzung haben, daß wir in einem Zug durch das ganze Gebiet der Deutschen Evangelischen Kirche hin wählen. Aufstellung einer Reichsliste. Das Kirchenvolk will reichskirchlich denken. Es ist ein guter Auftrieb für uns, wenn wir die Wahl hindurchziehen durchs ganze Reich. Das bedingt, daß wir Urwahlen bekommen. Wir gewinnen insoweit Chancen in diesem Kampf, als die Namen unserer Liste Namen von Klang sind, die das Kirchenvolk liebt und denen es sein Vertrauen schenkt. Also nicht in erster Linie Namen, die auf einem Fachgebiet etwas geleistet haben. Die Schlacht kann nur durch eine Zusammenfassung aller Kräfte gewonnen werden. Also straffe Wahlleitung, zentralisierte Propaganda, straffste Disziplin. Wahlausschuß mit diktatorischen Vollmachten. Die Zeit der Vorbereitungen für die Wahl wird kurz sein. Technische Anregungen: Technischer Wahlausschuß17, Propagandaschriften, Wählerschaft, Wahlprotektorat18, Wahlaufruf.
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Dokumente 4, S. 5; vgl. dazu auch den fast gleichlautenden Erlass der Reichspropagandaleitung der NSDAP vom 3. Mai 1937, abgedruckt bei G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 133). Anspielung auf ‚Kraft durch Freude‘ (KdF), eine im November 1933 gegründete Organisation der Deutschen Arbeitsfront, die durch Freizeit- und Reiseveranstaltungen die Produktivität von Arbeitern und Angestellten steigern und sie im Sinne des Nationalsozialismus beeinflussen sollte (vgl. S. Berloge, „Kraft durch Freude“). In der Ausarbeitung Meinzolts (vgl. oben Anm. 13) hieß es dazu, es dürfe nur „einen großen Block“ geben, der – auf die Verhältnisse in Altpreußen bezogen – „mindestens von Niemöller bis Eger reichen“ müsse. Dieser Wahlausschuss sollte Grundsätze für eine Wahlordnung vorbereiten, Fragen und Anregungen der Kirchenführer beantworten und Weisungen erteilen (vgl. oben Anm. 13). Damit war ein Gremium von Personen gemeint, „die ganz besonderes Ansehen und Vertrauen in der öffentlichen Meinung genießen und die in erster Linie dazu berufen sind,
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Meiser: Stichtag kann nur der Wahltag sein. Bedenken gegen die Forderung, die Wahl von Synoden zu vollziehen19. Wenn die Synoden mit Deutschen Christen durchsetzt sind, so ist die Scheidung viel schwerer durchzuführen als in der zu wählenden Generalsynode. Niemann: Ich wünschte, daß die Meiserschen Vorschläge nach allen Seiten durchdacht werden. Ich habe nur in einigen Punkten erhebliche Zweifel. Mir ist es sehr zweifelhaft, ob so etwas wie eine Reichsliste unsere Leute fassen und [ihnen] genügen wird. Unsere Leute kennen im wesentlichen nur die Männer ihrer Landeskirchen. Die entscheidende Schwierigkeit liegt für mich in dem Ganzen: Sollen wir auf eine Neubildung der Körperschaften bei dieser Wahl verzichten? Wir sind in der Lage, daß die Körperschaften teilweise zerstört sind in diesem Kirchenkampf. Nehmen wir jetzt das halbe Jahr nicht wahr, solange die Amtsdauer der Ausschüsse währt20, dann wissen wir nicht, was unser überhaupt wartet. Dann gehen wir in ein rechtliches Dunkel hinein. Was aus der Synode werden wird, wer will das überhaupt heute voraussagen! Gegenüber dem Entwurf ist zu bedenken: Wenn der Verweis auf die Richtlinien des Reichskirchenausschusses gestrichen wird21, dann bieten wir dem Minister nichts dar für die Frage der qualitativen Bestimmungen. Beste für landeskirchliche Listen. Wahltermin möglichst hinausschieben! 14. März 1937 zu bald22. Hymmen: Keine Namenslisten, sondern nur Abstimmung über EntwederOder. Wir sollen nicht das Reichskirchenministerium fragen, was es vorhat, und uns dann danach richten. Es müßte von uns die Verbindung mit dem Minister aufgenommen werden und wir müssten ihm sagen, was wir verlangen müssen. Dann sollte man über den Weg von Landessynoden wählen ([ein Wort unleserlich]). Ich möchte vermuten, daß der Notstand nicht nur in Altpreußen besteht. Für mich ergibt sich
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den aufzustellenden Wahlvorschlägen Bedeutung zu verleihen und Vertrauen zu erwerben“ (vgl. oben Anm. 13). Vgl. Punkt 4 des (7-Punkte-)Entwurfs (vgl. oben Anm. 8), nach dem die Generalsynode durch die Synoden der bekenntnisbestimmten Kirchen gebildet werden sollte; dazu hätten aber zunächst die Landes- und Provinzialsynoden neu gebildet werden müssen. Vgl. dazu oben Dok. 3, Anm. 85. Im (8-Punkte-)Entwurf (vgl. oben Anm. 8) hatte es unter Punkt 6 noch geheißen: „ Wir erblicken in dem von der Beratenden Kammer der Deutschen Evangelischen Kirche für Verfassungsangelegenheiten fertiggestellten Entwurf von Richtlinien für die Neuordnung der kirchlichen Organe [vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 51] eine geeignete Grundlage, auch für eine Wahlordnung der künftigen Generalsynode.“ Dieser Passus ist sowohl im (7Punkte-)Entwurf (vgl. oben Anm. 8) als auch in der beschlossenen Fassung (vgl. unten Anm. 33) gestrichen. Herkunft dieses Datums für den Wahltermin nicht ermittelt.
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daraus, daß die Bildung einer Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche, die mit dem Minister zu verhandeln in der Lage ist, mir als Lebensfrage erscheint. Es muß die Parole herzhaft ausgegeben werden: Wir wollen eine deutsche Reichskirche [zwei Worte unleserlich], eine lutherische Kirche mit Freiheit und Raum für die unierten und reformierten Brüder. Den Entwurf halte ich im allgemeinen für brauchbar. Lilje schlägt vor, daß man über die Frage Urwahl, Wahl zur Landessynode oder Generalsynode sich überhaupt nicht ausspricht. Wilhelm Ewald Schmidt: Man tut gut, wenn man den anderen besser versteht, als er sich selbst versteht. Es kommt alles darauf an, daß der Staat in der Vorbereitung zur Wahl sich das bessere Verständnis zu eigen macht. Man muß also dem Staat sagen, was eine kirchliche Wahl sein müßte. Man müßte das Wort „Generalsynode“ in Anführungszeichen setzen und vermeiden, von der Generalsynode der Deutschen Evangelischen Kirche zu sprechen. In vier [Wochen] könnte man vielleicht sagen, daß das Richtigste wäre, wenn man die Generalsynode ansprechen könnte als Nationalsynode der Deutschen Evangelischen Kirche23. Was die andere Möglichkeit angeht, so müssen wir nun vorsichtig sein. Ich stimme Meinzolt weithin zu. Aber wir dürfen, wenn wir nun die maximale Forderung aufgestellt haben, uns zu derselben nicht in Widerspruch setzen. Es muß darum gehen, daß wir Namen auf die Liste bringen, die einen guten Klang in der Deutschen Evangelischen Kirche haben. Bosse: Wie ist die Wahl zu beurteilen? Kirchliche Wahl oder irgendwie geartete Wahl? Meinzolt hat wohl das Richtige mit seiner Beurteilung getroffen. Ich würde es auch für richtig halten, daß wir zunächst versuchen, die kirchliche Wahl als Ausgangspunkt zu nehmen. Aber ob man nicht doch auch [durch] dieses Schreiben eine Verlautbarung zu erreichen sucht, was es für eine Wahl ist? Stehen wir vor der Frage einer politischen Wahl auf kirchlichem Boden, dann ist eine Umstellung im Denken unserer Gemeinden nötig, die ungeheuer schwer sein wird. Man sollte einen Satz hineinbringen: Falls diese Auffassung den Intentionen dieser Wahl nicht entspricht, so wird um Mitteilung ersucht. Wenn an eine politische Wahl gedacht ist, dann fragt es sich, ob man „Landessynoden“ wählen soll. Von der politischen Schau aus ist die Aufgabe richtig gesehen, die innerkirchlich aufgebrochenen Gegensätze zur Klärung zu bringen. Man will mit der Situation durch Wahlen und durch ein Konzil fertig werden. Es ist gut, wenn wir rechtzeitig
23 Im Gegensatz zu einer ‚Generalsynode‘ war die Nationalsynode ein verfassungsmäßiges Organ der Deutschen Evangelischen Kirche (vgl. Art. 5, 8 und 10 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche vom 11. Juli 1933: GBlDEK 1933, S. 3f.).
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feststellen: Ist diese Schau richtig oder nicht? Selbst für eine mehr politische Wahl, wenn sie auf kirchlichem Boden stattfinden soll, muß eine irgendwie geartete Qualifikation verlangt werden. Man wird beim Minister sehr stark an Urwahlen festhalten. von Soden: Es handelt sich beim Entwurf nicht darum, für eine Anschauung einzutreten, die der Minister hat, sondern es muß dem Minister gesagt werden, was eine kirchliche Wahl ist. Auf unsere Erklärung muß der Minister auch etwas sagen. Wenn gebilligt wird, daß grundsätzlich etwas über die Kirche gesagt werden muß, dann sind Absätze 1 bis 3 damit angenommen. Mit Absatz 4 beginnt die Verhandlungsgrundlage24. Es wäre möglich, über die Landessynoden zu wählen. Man sollte das nicht von vornherein aus den Verhandlungen ausscheiden. Gelingt es, erst die Landessynoden zu wählen, dann wäre der kirchliche Charakter der Wahl gesichert. Die Wahl der Landessynoden unter allen Umständen nach der Generalsynode zu setzen, ist auch unsicher. Man muß es den Verhandlungen überlassen und deshalb Punkt 4 als Eventualpunkt stehen lassen25. Die andere Eventualität (Urwahl) sollte nur angedeutet werden. Wahlordnungsvorschläge sollten nicht in unsere Erklärung eingefügt werden. Erst muß festgestellt werden, um welche Art von Wahlen es sich handelt (kirchliche Wahl oder Volkswahlen). Die Erklärung soll eine grundsätzliche Feststellung sein und eine „Reizung“ des Ministers. Was Meinzolt sagte, gehört in einen zweiten Punkt der Verhandlungen. Neuser: Kirchliche oder politische Wahl? Diese Frage wird zu klären sein. Die Grundlage, von der wir ausgehen, hat etwas Schillerndes (Generalsynode – verfassunggebende Generalsynode). Wir Reformierten werden anmelden müssen: Wenn es kirchliche Wahlen sein sollen, dann geht das nur auf dem Weg über den presbyterischen Aufbau26. Wir können dem Minister die Schwierigkeiten nicht ersparen wollen. Wenn der Minister sagt: Es handelt sich um eine politische Wahl, dann sehe ich die Dinge sehr schwarz an. Dann wird die Gegenseite die Mehrheit haben. Dann werden wir in der Freikirche27 enden.
24 Zu Punkt 4 des (7-Punkte-)Entwurfs vgl. oben Anm. 19. 25 Dementsprechend blieb Punkt 4 in der beschlossenen Fassung (vgl. unten Anm. 33) erhalten. 26 Vgl. dazu oben Dok. 3, Anm. 43. 27 Mit Freikirche ist hier eine Kirchengemeinschaft gemeint, die im Gegensatz zu den deutschen protestantischen Landeskirchen in keiner rechtlichen Bindung zum Staat steht (zum Begriff der Freikirche vgl. J. Schoell, Freikirche; T. Larsen, Freikirchen; H. Schwarz, Freikirche).
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Was Meiser sagte, hat – menschlich geredet – etwas Bestechendes28. Darin liegt eine gewisse Klugheit. Das können die anderen noch besser. Wenn ich mich auf den Boden der Klugheit stelle, dann sind wir kleiner. Wenn ich mich auf den Boden des Evangeliums stelle, dann haben wir eine Verheißung. Man nehme den Entwurf von Soden an, wie er dasteht. Fischer-Darmstadt spricht zu Punkt 5 der Vorlage29. Entscheidend wird die Haltung der Partei sein. Wer die Verhältnisse kennt, und was [wir] schon jetzt hören aus den Gemeinden, der muß sagen, daß die Partei bestimmte Parolen ausgeben wird. Das ist die größte Sorge bei der bevorstehenden Wahl. Wir müßten deshalb fordern, daß in noch stärkerer Weise gefordert wird, daß die Wahl sich frei vollzieht. Vom Reichskirchenministerium muß ein Erlaß herausgehen, der unzweideutig den kirchlichen Charakter der Wahl sichert. Wir sollten einen solchen Erlaß fordern. Mit diesem Erlaß könnte der Pfarrer seine Gemeinde aufklären. Wer die Praxis kennt, weiß, daß der Erlaß des Führers nicht genügt. Der Erlaß ist eine Beruhigungspille. Er muß noch konkretisiert werden. Das ist eine der wesentlichen praktischen Voraussetzungen, daß sich die Wahl kirchlich vollzieht. Stichtag: Der Wahlpflichtige muß am [Tag] der Wahl zur Kirche gehören und am Tage des Erlasses des Reichskanzlers [Hitler]. Wahlen für eine Landessynode halte ich z. Zt. für unsere Landeskirche nicht für möglich. Die Wahl, die jetzt ausgeschrieben ist, muß sich nach primitiveren Gesichtspunkten richten als bei der Wahl für eine Landessynode. Es ist dringend nötig, daß von uns aus ein Wahlordnungsvorschlag ausgearbeitet wird30.
28 Votum Meisers nicht ermittelt. 29 Punkt 5 des (7-Punkte-)Entwurfs (vgl. oben Anm. 8) enthielt die Forderung, die Durchführung der Wahl der Kirche zu übertragen und alle Eingriffe nichtkirchlicher Stellen zu unterbinden. In diesem Zusammenhang wurde auch die Aufhebung der Beschränkungen der kirchlichen Presse und Versammlungstätigkeit sowie der gegen kirchliche Persönlichkeiten verhängten Zwangsmaßnahmen gefordert. 30 Fischer distanzierte sich schon wenige Tage nach der Sitzung der Kirchenführerkonferenz von der Erklärung an Kerrl. In einem Schreiben vom 20. Februar 1937 an die Teilnehmer der Sitzung wies er der VKL II eine Mitschuld am Scheitern des Reichskirchenausschusses zu und gab u. a. zu bedenken, die Scheidung von kirchlichen Gruppen, wie sie nach Punkt 2 der Erklärung von der Generalsynode vollzogen werden sollte, könne „erst verantwortet werden, wenn ein ernstes Ringen der kirchlichen Gruppen untereinander nicht zur Einheit auf der Grundlage des Art. 1 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche geführt hat. Ob die Generalsynode überhaupt solche Scheidungen vornehmen kann und ob bereits die Zeit für solche Scheidungen gekommen ist, steht dahin“ (Abdruck: Dokumentation 6, S. 231). Am 25. Februar 1937 teilte er den Teilnehmern der Kirchenführerkonferenz dann mit, dass er sich zum Inhalt der Erklärung nicht mehr bekennen könne. Als Begründung gab er an, die Erklärung lasse den Fall außer Acht, dass
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Bauer: Der Entwurf kann nur als Verhandlungsgrundlage angenommen werden. Sonst könnte ich gar nicht zustimmen. Würde Punkt 4 durchgesetzt, so würde das die Preisgabe der Thüringer Bekennenden Kirche sein. Ein Aufbau von unten her ist total ausgeschlossen bei uns. Die Gemeinden sind nicht aufgeklärt. Die Partei wird sich in Thüringen um keinen Erlaß des Führers kümmern. Partei und Thüringer Kirchenregierung sind auf Gedeih und Verderb miteinander verbunden. Bei uns kann es sich nur um Scheidung handeln. Der Vorschlag von D. Lilje ist richtig, daß wir einen Ausschuß bilden, und in demselben noch einmal die Dinge beraten werden. Hermann Müller: Wir sind uns darüber einig, daß die Wahl als rein politische gedacht ist. Das überhebt uns der Verpflichtung nicht, den Versuch zu machen, sie kirchlich umzubiegen. Ich halte deshalb den Entwurf für richtig. Der Angelpunkt ist der: Urwahlen zur Generalsynode oder zur Landessynode. Eine solche Wahl ist aber in jedem Fall unkirchlich. Das Kirchenvolk will möglichst Persönlichkeiten wählen. Es müßten nicht einfach die Landessynoden die Generalsynode wählen. Es könnten auch die Gemeindevertretungen die Generalsynode wählen. Die Wahl könnte dann persönlicher gestaltet werden und würde nicht in das Gebiet der Schlagworte gerückt. Wir müssen verlangen, daß kirchlich gewählt werden muß auf dem Boden der Gemeinde. Henke: Der Minister wird auf jeden Fall betonen: Es ist eine rein kirchliche Wahl. Wir aber wissen, daß es eine Wahl ist, an deren Ende sich eine Scheidung vollzieht. Die Frage ist, ob die gewählte Generalsynode überhaupt zusammentreten wird. Es wird die Scheidung, die bei der Wahl sich vollzogen hat, schon beim Zusammentritt der Synode klar sein. Am Ende der Wahl beginnt der Kampf erst recht. Dann aber wird die Frage sehr ernst, ob es richtig ist, daß die Scheidung sich zuerst in jeder einzelnen Gemeinde vollzieht. Dann [werden] schon aus den Gemeindekörperschaften zwei Synoden entstehen. Oder man [kann] die Scheidung erst einmal in der Generalsynode sich vollziehen lassen. Die Wahl zur Generalsynode wäre deshalb das Gegebene. Der Kampf wird verheerender sein, wenn er in den Einzelgemeinden zuerst anfängt. Ich kann dann nur unterstreichen, was Meinzolt und Meiser gesagt haben: Es kommt darauf an, eine Einheitsliste herauszugeben und nicht Gruppenlisten für die einzelnen Landeskirchen. Es müssen Namen auf der Liste sein, die in ganz Deutschland bekannt sind. die Generalsynode „auf einer vom Reich beabsichtigten noch zu schaffenden neuen Rechtsgrundlage aufbauen soll“; dies stünde seiner Ansicht nach aber „nicht ohne weiteres einer kirchlich einwandfreien Neuordnung der Deutschen Evangelischen Kirche durch die kommende Generalsynode im Wege“ (EvAG München, NL von Soden 10).
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Zimmermann: Einflußreiche Kreise der Partei wünschen eine kirchliche Wahl in voller Freiheit und wollen sich dafür einsetzen. Sie würden gestärkt werden, wenn wir von hier bestimmte Forderungen erhöben. Ficker plädiert für einen Ausschuß, der die Dinge ganz sachlich und umsichtig vorbereitet. Kuessner will Ergänzung des Entwurfs durch Bevollmächtigte in dem Ausschuß. Lilje: Über Punkt 1 bis 3 sind wir uns völlig klar. Nur 4 und 5 ist diskutiert worden. Es läßt sich zwar darüber reden, ob nicht die Urwahl doch akzeptiert werden muß. Wir sollen aber zunächst bei unserer Forderung beharren. Was die Kirchenführerkonferenz im Detail zu sagen haben wird, wird in Bälde gesagt werden müssen. Wir müssen aber auch schon jetzt ein Wort sagen. Der Entwurf sollte, wie er ist, verabschiedet werden. Entwurf zuzüglich kleiner redaktioneller Änderungen [einige Wörter gestrichen]. Punkt 6 soll wegfallen31. Punkt 7 sollen die Worte wegfallen: „.|.|. bestehend aus den Herren .|.|.“32. Einmütig angenommen. (Auf Antrag Egers soll stärker betont werden, daß es sich um kirchliche Wahlen handelt.)33 Unterschrift der Kirchenführer34! Meinzolt, von Soden, Mahrenholz, Ewerbeck, Wilhelm Ewald Schmidt, Friedrich, Koch, Benn35. Vorsitz: Mahrenholz36.
31 Punkt 6 des (7-Punkte-)Entwurfs enthielt die Bitte um einen Empfang der Kirchenführer bei Hitler (vgl. oben Anm. 12); dieser Punkt ist in der beschlossenen Fassung (vgl. unten Anm. 33) gestrichen. 32 Punkt 7 des (7-Punkte-)Entwurfs (vgl. oben Anm. 8) hatte eine Mitteilung über die Einsetzung eines von der Kirchenführerkonferenz ermächtigten Wahlausschusses enthalten. In der beschlossenen Fassung der Erklärung (vgl. unten Anm. 33) fehlte dann jeder Hinweis auf diesen Wahlausschuss, den die Kirchenführer noch in der selben Sitzung einsetzten (vgl. dazu unten Anm. 35f.). 33 Abdruck der hier beschlossenen Fassung der Erklärung der Kirchenführer an den Reichskirchenminister: H. Hermelink, Kirche, S. 379–382; G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 77ff. Lilje sandte die Erklärung noch am selben Tag an Kerrl (Schreiben Liljes mit Briefkopf: „Die beauftragte Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 19. Februar 1937: BArch, R 43 II 165 [143]; vgl. auch H. Oelke, Lilje, S. 311). 34 Nach einer bei der EvAG München, NL Meinzolt 34, überlieferten Fassung wurde die Erklärung dann von Bünz, Drechsler, Ficker, Fischer, Happich, Henke, Johnsen, Kühlewein, Koopmann, Marahrens, Meiser, Hermann Müller, Neuser und Zimmermann unterschrieben. 35 Die Genannten sollten einem Ausschuss angehören, den die Kirchenführerkonferenz hier „für die Bearbeitung der weiteren Wahlfragen“ bestellte. Durch diesen Wahlausschuss sollten „die Landeskirchen ihre etwa vom Minister eingeforderten Vorschläge einreichen, um eine einheitliche kirchliche Wahlvorbereitung zu gewährleisten“. Im Gegensatz zur Mitschrift Meisers wurde Koch nach G 2, S. 5, jedoch nicht in diesen Ausschuss berufen. 36 Meinzolt informierte Mahrenholz über diesen Beschluss der Kirchenführerkonferenz in
5 Gemeinsame Sitzung des bayerischen Landessynodalausschusses mit dem Landeskirchenrat 1937 Februar 22 I. Meiser, Wachstuchheft 6, S. 856–869. II. Bogner – Daumiller – Johann Dörfler – Theodor Doerfler – Georg Kern – Klingler – Langenfaß – Lauerer – Liermann – Meinzolt – Meiser – Sammetreuther – Schieder. Grießbach – Ernst Hahn – Helmut Kern – von Praun – Gerhard Schmidt1. III. München 2, Evangelisch-Lutherischer Landeskirchenrat, Arcisstr. 13; Beginn nicht ermittelt, Schluss um 17.45 Uhr. G: Meiser, ATB; 2. Niederschrift Meinzolts (EvAG München, NL Meinzolt 35). 3. „Niederschrift über die gemeinsame Sitzung des Landessynodalausschusses mit dem Landeskirchenrat am 22. Februar 1937 in München“ (LKA Nürnberg, LSA, Sitzungen des LSA 1934–1945).
[Liermann]: Mantel allein ist übrig geblieben. Es kommt darauf an, wer in den Mantel hineinschlüpft (Beispiel aus dem Wirtschaftsrecht: Aktiengesellschaft, die den Betrieb eingestellt hat, die aber noch ins Handelsregister eingetragen ist.)2. Man darf den Erlaß3 nicht in Einzelheiten ausdeuten. Das Wichtigste ist, daß man von der Nationalsynode zur Generalsynode hinübergewechselt ist4. Man scheint die Nationalkir-
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einem Schreiben vom 19. Februar 1937 und regte an, den Wahlausschuss bereits für die kommende Woche zusammenzurufen (EvAG München, NL Meinzolt 35). Zur Sitzung des Ausschusses, die am 23./24. Februar 1937 in Goslar stattfand, vgl. unten Dok. 6, Anm. 22.– Aus der Mitschrift Meisers geht nicht hervor, dass die Kirchenführerkonferenz am Ende der Sitzung Zimmermann, Ficker und Meiser damit beauftragte, „Fühlung mit dem Reichskirchenministerium wegen Anerkennung der beauftragten Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche aufzunehmen“ (G 2, S. 5). In der Teilnehmerliste von G 3 heißt es, an der Sitzung hätten die Mitglieder des Landessynodalausschusses und des Landeskirchenrates teilgenommen; namentlich werden jedoch nur Theodor Doerfler, Grießbach, Ernst Hahn, Helmut Kern, von Praun und Gerhard Schmidt erwähnt. Aus diesen summarischen Angaben lässt sich nicht erschließen, ob tatsächlich alle Mitglieder des Landessynodalausschusses und des Landeskirchenrates an der Sitzung teilgenommen haben. Deshalb sind hier nur diejenigen Mitglieder dieser Gremien als Teilnehmer angegeben, die in der Mitschrift Meisers und in der Gegenüberlieferung namentlich als Redner erwähnt werden (zur vollständigen Besetzung des bayerischen Landeskirchenrates und des Landessynodalausschusses vgl. Personalstand Bayern 1937, S. 1ff., S. 10). Liermann benutzte diesen Vergleich, um den Zustand der Deutschen Evangelischen Kirche zu beschreiben. Gemeint ist der Wahlerlass Hitlers vom 15. Februar 1937 (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 1). Liermann bezog sich hier auf einen Bericht zur kirchlichen Lage, den Meiser zu Beginn
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che5 nicht zu wollen. Es scheint, daß man auf die kirchliche Linie hinauswill. Mit dem Erlaß ist auch dem Staat ein gewisses Kuckucksei ins Nest gelegt worden. Müßte man nicht dem Staat sagen, auch er ist daran interessiert, daß die Wahl kirchlich wird? Wenn die Wahl unkirchlich wird, dann könnte geschehen, daß oppositionelle Massen ihrer Opposition dadurch Luft machen, daß sie sich bei der Wahl beteiligen und eine extreme Partei wählen, [zu] der sie innerlich nicht mehr stehen. Urwahlen. Es scheint bei der Wahl ursprünglich an eine Urwahl gedacht worden zu sein. Der Erlaß gibt die Möglichkeit zu einem Siebsystem. Es ist aber fraglich, ob es dazu kommt, außer der Staat teilt die vorhin ausgesprochenen Bedenken. Die indirekte Wahl hat die Kehrseite auch für die Kirche, daß sie nicht so an dem allgemeinen Ergebnis interessiert ist. Gefahr für die Kirche, wenn sich zu breite Kreise von der Wahl ausschließen, dann würde gesagt werden, die Kirche ist ja
der Sitzung erstattet und in dem er ausgeführt hatte: „Die Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche wird einfach aufgehoben! Die Wahl des Ausdruckes ‚Generalsynode‘ soll Absicht sein. Man übergeht die Verfassung, indem man etwas v ö l l i g Neues statuiert. Die Generalsynode soll etwas anderes sein als die bisherige Nationalsynode“ (G 3, S. 2).– Vgl. dazu auch schon oben Dok. 4, Anm. 23. 5 Gemeint ist hier eine Nationalkirche im Sinne der Thüringer Deutschen Christen (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 23), die eine überkonfessionelle ‚Deutsche Christliche Nationalkirche‘ anstrebten. Die Thüringer Deutschen Christen hatten bereits vor ihrer Trennung von der Glaubensbewegung Deutsche Christen unter Hossenfelder im Dezember 1933 nationalkirchliche Vorstellungen verfolgt (vgl. dazu K. Meier, Deutsche Christen, S. 9f.). In ihren am 11. Dezember 1933 veröffentlichten Richtlinien hatte die Kirchenbewegung Deutsche Christen dann programmatisch verkündet, aus der Gemeinde der Deutschen Christen solle „im nationalsozialistischen Staat Adolf Hitlers die das ganze Volk umfassende ‚Deutsche Christliche Nationalkirche‘ erwachsen. Ein Volk! – Ein Gott! – Ein Reich! – Eine Kirche!“ (Abdruck: JK 2, 1934, S. 79f., Zitat: S. 80; J. Gauger, Chronik 2, S. 207f.; Herausgefordert, S. 174f.; vgl. dazu auch K. Meier, Deutsche Christen, S. 75f.; A. Rinnen, Kirchenmann, S. 113f.). Als ersten Schritt zur Verwirklichung ihrer Vorstellungen schlossen sich die Thüringer Deutschen Christen im Juni 1937 mit ihnen nahestehenden deutschchristlichen Gruppen zur ‚Nationalkirchlichen Bewegung „Deutsche Christen“‘ zusammen (vgl. H.-J. Sonne, Theologie, S. 75–78, hier: S. 75; vgl. dazu auch K. Meier, Deutsche Christen, S. 219–226). In den programmatischen Sätzen dieser Bewegung vom 14. Juli 1937 hieß es, die „Konfessionskirchen und ihre überstaatlichen Bestrebungen“ stellten eine „Verletzung Gottes“ dar und gefährdeten „die Einheit und Kraft der Nation“. Daher werde die Bewegung für die Überwindung der Konfessionen und die „Einordnung der Kirche in die deutsche Volksgemeinschaft“ kämpfen. Das Bekenntnis zu „bedingungsloser Gefolgschaft zu Führer und Reich“, zur „nationalsozialistischen Weltanschauung und zur Totalität des deutschen Lebens“ sowie die Forderung nach „organischer Einordnung des Seelsorgeamtes in das Gesamtleben des Deutschen Volkes“ liefen auf eine vollständige Unterordnung der Kirche unter den nationalsozialistischen Staat hinaus (Abdruck: JK 5, 1937, S. 701f.; Herausgefordert, S. 361f.; vgl. dazu auch A. Rinnen, Kirchenmann, S. 115f., S. 126–129, hier: S. 126f.).
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eine Winkelsache, die man leicht erledigen kann. Die gepredigte Wahlenthaltung würde das Wasser unter Umständen leicht auf eine ganz andere Mühle leiten und würde ins Freikirchentum6 hineinführen. Man muß die Synode arbeitsfähig machen. Darum darf die Zahl der Abgeordneten nicht groß werden. Die Synode wird nur arbeitsfähig sein können, wenn man übergeht auf ein Zwei-Parteiensystem. High-LowChurch7. Dazu gehört die Einigung mit Dahlem8, die auf alle Weise gesucht werden muß. Wie weit bringt diese Wahl ein Ende des Landeskirchentums? Daß man das Landeskirchentum als Rahmen nicht aufgeben darf, ehe nicht für die Bekenntnisse ein anderer Rahmen geschaffen worden ist, ist ganz klar. Wenn in der neuen Kirche ein lutherischer, unierter und reformierter Zweig gebildet ist, dann kann man das Landeskirchentum grundsätzlich abbauen, obwohl dann auch noch ungeheuer schwierige Fragen im Hintergrund stehen. An einen ganz raschen Abbau wird man nicht denken können, sondern es kommt das Chaos oder die Freikirche. Das ist die propädeutische Frage, wie weit wir Volkskirche und wie weit wir Freikirche wählen. Wenn man sich einmal etwas mit den amerikanischen Verhältnissen beschäftigt (Konkurrenzneid, Gemeindeabsolutismus), so kommen die schwierigen Folgen dabei heraus [sic!], so daß unsere Pflicht ist, daß wir die Volks- und Landeskirche mit den Mitteln, die wir zur Verfügung haben, solange halten müssen, als wir sie halten können. Im Lauf der weiteren Entwicklung scheint mir die Freikirche unvermeidlich zu sein. Mobilisierung der Menschen führt zwangsläufig dazu. Es bleibt nur übrig, aus der Sache das Beste zu machen. Eine gute Wahlordnung, die vielleicht keinen ganz engen Rahmen zieht, aber doch gewisse Grundbedingungen schafft, die ein Hineinwirken von außen möglichst beseitigen. Lauerer: Gesamtbeurteilung der Lage. Größte Gefahr, daß auch bei uns in Bayern und auch bei den Pfarrern, vielleicht sogar im Synodalausschuß die einheitliche Front dadurch auseinanderfällt, daß es Menschen gibt, welche die Lage irgendwie optimistisch beurteilen. Der Landesbischof [Meiser] soll sich mit allem Nachdruck als Führer herausstellen, damit
6 Vgl. dazu oben Dok. 4, Anm. 27. 7 Anspielung auf die im ausgehenden 17. und beginnenden 18. Jahrhundert entstandenen Parteien in der Kirche von England. Als ‚High Church‘ wird die katholisierende, als ‚Low Church‘ die protestantisch orientierte Gruppe bezeichnet; eine dritte Gruppe, die ‚Broad Church‘, umfasst die mittleren Kräfte (vgl. H. Chadwick, Kirche, S. 583–587; L. Klein, Kirchen, S. 489–499; vgl. auch G. Every, Geschichte, S. 22–28). 8 Zu diesem Sprachgebrauch vgl. oben Dok. 3, Anm. 36.
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in unserer Landeskirche nicht zwei verschiedene Losungen aufkommen. Die Gefahr des Optimismus ist riesengroß. Warum ist die Lage nicht optimistisch zu beurteilen? Ich glaube, daß ein richtiger Nationalsozialist das, was Landesbischof9 und Liermann gesagt haben, einfach nicht verstehen kann, was Kontinuität ist vom Standpunkt des Nationalsozialismus [aus], das ist nicht eine rechtliche Festlegung, sondern einfach die Dynamik, die immer neue Gebilde herausschafft. Ein Nationalsozialist wird deshalb sagen: Gerade damit wir der Dynamik treu bleiben, welche die Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche vom 11. Juli 193310 geschaffen hat, können wir ihr jetzt nicht mehr treu bleiben. Die Dynamik ist das allein Ausschlaggebende, und wer kann denn überhaupt zweifeln, welche Dynamik hinter der Verfassung von 1933 gestanden ist! Es ist mir in den letzten Tagen vorgekommen, daß jemand gesagt [hat]: Der Aufsatz von Wächtler über die Schulabstimmung bezeuge eine grundmäßige Unehrlichkeit, in dem von Freudigkeit und Zustimmung die Rede ist, wo doch das Gegenteil am Tage ist11. Es ist nicht Unehrlichkeit, sondern die völlige Unmöglichkeit, die Wahrheit zu erkennen und ihr zu folgen. Solche Menschen sind der Überzeugung, daß es das moralisch Richtige ist, so zu handeln. Aber 9 Meiser hatte in seinem Lagebericht zu Beginn der Sitzung u. a. ausgeführt, der Wahlerlass Hitlers stelle einen „ungeheuerlichen Rechtseingriff dar“, der die Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche, ihre Bekenntnisgrundlage und das Landeskirchentum völlig übergehe. Eine strikte Nichtbeteiligung der Kirche an der Wahl stehe allerdings nicht zur Debatte: „Die Wahl k o m m t , ob wir mittun oder nicht! Nichtbeteiligung heißt: schon jetzt in die Freikirche gehen“. Notwendig sei vielmehr ein Zusammenschluss aller auf Art. 1 der Kirchenverfassung stehenden Kräfte, die sich gemeinsam dafür einsetzen müssten, „diesen Wahlen den k i r c h l i c h e n Charakter zu verschaffen bezw. zu wahren“ (G 3, S. 1–4). 10 Abdruck: GBlDEK 1933, S. 2–6. 11 Aufgrund einer schulrechtlichen Sonderstellung hatte in München und Nürnberg für die Eltern schulpflichtiger Kinder die Möglichkeit bestanden, regelmäßig zwischen Gemeinschafts- und Bekenntnisschule zu wählen (vgl. dazu F. Sonnenberger, Kulturkampf, S. 254). 1933 und 1934 hatten sich noch 84% für die Bekenntnisschule entschieden; die aggressive nationalsozialistische Propaganda für die Gemeinschaftsschule und der auf schulische Beamte und Angestellte sowie auf Eltern und Schüler ausgeübte Druck hatten im Frühjahr 1937 aber dazu geführt, dass mehr als 90% der Eltern ihre Kinder für die Gemeinschaftsschule eingetragen hatten. Daraufhin wurden die Bekenntnisschulen in München und Nürnberg geschlossen bzw. in Gemeinschaftsschulen umgewandelt (vgl. R. Eilers, Schulpolitik, S. 85ff.; vgl. dazu auch J. Neuhäusler, Kreuz, S. 88–100). Wächtler hatte in seinem Artikel „Gemeinschaftsschule – Volksgemeinschaft“ das Abstimmungsergebnis als deutliches Zeichen gewertet, dass das deutsche Volk, „das sich einmütig zum Führer und damit zum Nationalsozialismus bekennt“, sich „somit auch in der Frage der Jugenderziehung eindeutig entschieden“ habe, „daß es hier Partei und Staat volles Vertrauen schenkt und sein Gemeinschaftsbewußtsein auch für die verantwortungsvolle Aufgabe, das künftige Geschlecht heranzubilden, unerschütterlich einzusetzen bereit ist“ (Völkischer Beobachter, Süddeutsche Ausgabe Nr. 45 vom 14. Februar 1937).
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wenn auch das [ein Wort unleserlich] retardierend wirkt, wo hat es je eine Bewegung gegeben, die nicht bis zum letzten bitteren Ende abgelaufen ist? Ich bin überzeugt, daß die Art und Weise in dem Erlaß12 lediglich Änderung der Methode ist zu dem einzigen Ziel, das der Nationalsozialismus als Weltanschauung bzw. als Religion haben kann, nämlich dieses: Dafür zu sorgen, daß auch die Kirche restlos in die Weltanschauung hineingegliedert wird, in die Weltanschauung des Nationalsozialismus. Das Zweite ist davon zu trennen: Was machen wir aus dieser Situation? Diese Frage ist auch eine theologische, eine ethische, nicht eine opportunistische. Ich stimme den Ausführungen Liermanns13 zu, auch wenn wir das Zwei-Parteiensystem schlucken. Wir als Lutheraner müssen einerseits mit einem unbedingten Wahrheitsernst der Lage gegenüberstehen und andererseits uns sagen: Es ist die Lage, in die uns Gott hineingestellt hat. Darum haben wir uns, was wie ein Widerspruch zu meinen Ausführungen aussieht, mit der Lage abzufinden, ja das [sic!] heute mit der äußersten Energie, mit der Energie des Glaubens, diese Situation auszunützen, und müssen mit der ganzen Kraft des Glaubens an die Aufgaben herangehen, die uns gesetzt sind. Die Gemeinden müssen wir vor einem Optimismus der ganzen Beurteilung der ganzen Lage wie auch auf der anderen Seite vor einem Defaitismus des praktischen Handelns schützen. [Theodor] Doerfler: Die theologische Auseinandersetzung muß jetzt aufhören. Das verlangen wir vom Gemeindestandpunkt aus. Bogner warnt ebenfalls vor Optimismus. Geht auf die Zusicherung der Freiheit und Unabhängigkeit der Wahl ein. Gewisse Anzeichen über Beschränkung der Pressefreiheit sind schon vorhanden14. Wir können nicht einen Eiertanz vor der Gemeinde aufführen. Wir müssen vor den Gemeinden sagen, daß wir nur wählen können bei wirklicher Freiheit der Wahl. [Johann] Dörfler spricht von der Wirkung des Erlasses auf dem Land. Ein großer Teil ist versucht, mit Hallo den Erlaß zu begrüßen. Ein großer Teil aber teilt doch die Bedenken, die von verschiedenen Seiten gekommen sind. Wir stehen noch unter dem Eindruck der letzten Wahlen15
12 Vgl. oben Anm. 3. 13 Zum Votum Liermanns vgl. oben S. 109ff. 14 Vgl. dazu den ausführlichen Bericht Bogners auf der Sitzung des Lutherrats am 26. Februar 1937 unten Dok. 6, S. 131f. 15 Gemeint sind die Kirchenwahlen vom 23. Juli 1933. Diese Wahlen hatte die Reichsregierung in § 5 des „Gesetzes über die Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 14. Juli 1933 trotz kirchlicher Proteste gegen die unzumutbare Frist von nur neun Tagen bis zum Wahltermin angeordnet (GBlDEK 1933, S. 9; vgl. dazu auch Verantwortung 1,
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und wissen daher, was die Freiheit der Wahl zu bedeuten hat. Dörfler bittet, daß die, welche an der Wahlordnung mitarbeiten16, unter allen Umständen darauf bestehen, daß nach rein kirchlichen Gesichtspunkten gewählt wird. Wenn das nicht geschieht, bekommen wir dieselben Zustände wie anno 1933. Meinzolt: Wir müssen uns fragen: Was müssen wir in dieser Situation aus dem Erlaß des Führers Gutes für uns herausholen? Die Neigung, die Wahl vorzunehmen, ist im Kirchenvolk vorhanden. Das Volk will sich zur Entscheidung stellen. Eine andere Möglichkeit, als sich zur Entscheidung zu stellen, wird nicht vorhanden sein. Was ist praktisch zu tun? Die Bezeichnung „Wahl“ ist falsch. Es ist keine Wahl wie für die Bildung kirchlicher Körperschaften. Diese Wahl ist eigentlich der Aufruf zu einer Volksabstimmung. Der Inhalt kann nur eines sein: Wer will Deutsche Evangelische Kirche auf der Grundlage des Artikel 1 [der Kirchenverfassung von 1933]17 [als] Kirche Jesu Christi? Wer will es nicht, wer will irgendeinen Ersatz dafür? Sammetreuther: Von dem neuerlichen Eingriff des Staates in die Kirche haben wir nichts Gutes zu erwarten. Der totale Staat, der Weltanschauungsstaat kann keine Kirche haben mit einem eigenen Evangelium. Darum kann ich nicht anders, als mit dem allergrößten Mißtrauen dem entgegensehen, was jetzt geschieht. Durch die Wahl wird nur kaschiert, was Kerrl eigentlich gewollt hat. Insofern hat Meinzolt recht, daß die Wahl keine kirchliche Wahl sein, sondern eine Option sein soll. Soll hier die Kirche nicht verwirklichen, was der Staat zu tun aus irgendeinem Grunde sich scheut? Wir sollen hier wirklich für den Staat das tun, was er lange gerne schon getan hätte. Wie kommen wir dazu, etwas zu tun, was nichts Kirchliches ist? Wie kommen wir dazu, eine Wahl durchzuführen, die todsicher unseren Tod bedeuten wird? Bisher S. 70–76). Den Kirchen war zwar die Freiheit der Wahl und das Unterbleiben jeglicher Agitation zugesichert worden, tatsächlich aber hatte sich der Parteiapparat der NSDAP mit allen Mitteln für die Deutschen Christen eingesetzt und die Wahlvorbereitungen der oppositionellen Gruppe ‚Evangelium und Kirche‘ massiv behindert. Dazu hatten u. a. Beschlagnahmungen von Flugblättern und Versammlungsverbote gehört. Die Wähler waren mit der Androhung wirtschaftlicher Nachteile und des Parteiausschlusses unter Druck gesetzt worden. Der propagandistische Feldzug der Partei war am Vorabend der Wahl in eine Rundfunkansprache Hitlers gemündet, in der er sich persönlich für die Deutschen Christen ausgesprochen hatte. Dementsprechend endete die Wahl mit einem überwältigenden Sieg der Deutschen Christen; mit Ausnahme von Westfalen hatten sie reichsweit ca. 70% der Stimmen auf sich vereinen können (vgl. dazu K. Scholder, Kirchen 1, S. 560–570; K. Meier, Kirchenkampf 1, S. 103–106; Dokumente 1, S. 110–122). 16 Die Kirchenführerkonferenz hatte am 19. Februar 1937 einen Wahlausschuss eingesetzt, zu dessen Mitgliedern auch Meinzolt gehörte (vgl. dazu oben Dok. 4, Anm. 35f.). 17 Zum Inhalt dieses Artikels vgl. oben Dok. 1, Anm. 52.
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sind alle Wahlen gemacht worden. Wir sehen auch jetzt schon wieder, wie es gemacht werden wird. Kann man daran zweifeln, daß das ganze Gewicht der Partei in die Waagschale geworfen wird? Wenn die Wahl so durchgeführt werden sollte, wie es Meinzolt vorschlägt, dann wird nicht einmal in Bayern Einigkeit bestehen. Dann hat die Kirche zu einem Handeln sich hergegeben, das nicht kirchliches Handeln ist. Wir werden uns dadurch selbst erledigen. Ich habe keine Neigung zur Freikirche. Aber ich frage jetzt nicht mehr so viel, was eigentlich dann wird, sondern frage praktisch: Was ist das, was wir mit gutem Gewissen noch tun können? Das sage ich, nichts anderes als dieses: Die Erklärung der Kirchenführer ist hinübergegeben18. Sie liegt dort bei den Akten. Wir glauben, daß jetzt das Reichsinnenministerium die Wahl macht19. Ich sage nichts anderes, als daß wir auf den gestellten Bedingungen beharren, und daß wir dann, wenn sie nicht erfüllt werden, sagen: Dann können wir nicht wählen. Schieder berichtet von den Wahlvorbereitungen der Deutschen Christen. Subjekt der Wahlvorbereitungen wird der Bund für Deutsches Christentum20 sein. Leffler wird die Sache führen21. Propagandaleiter für
18 Gemeint ist die Erklärung an Kerrl vom 19. Februar 1937 (vgl. dazu oben Dok. 4, Anm. 33). 19 Diese Annahme ging auf eine Mitteilung Meinzolts zurück, er habe soeben telefonisch aus Berlin erfahren, dass die Wahl nicht im Reichskirchenministerium, sondern im Reichsinnenministerium vorbereitet werde (vgl. G 3, S. 6); tatsächlich wurde die Wahlordnung jedoch im Reichskirchenministerium entworfen (vgl. dazu unten Dok. 8, Anm. 8). 20 Die nationalkirchliche Kirchenbewegung Deutsche Christen unter Leffler und Leutheuser hatte sich bereits am 24. März 1936 mit den Bewegungen von Weidemann (Die Christus bekennende Reichskirche – Bewegung Deutsche Christen) und Hossenfelder (Kampf- und Glaubensbewegung Deutsche Christen) in einem ‚Führerring‘ zusammengeschlossen. Dieser ‚Führerring‘ war dann im August 1936 zu einem ‚Führerkreis‘ erweitert worden, dem sich verschiedene deutschchristliche Gruppen anschlossen, die sich im Sommer 1936 von der Reichsbewegung Deutsche Christen unter Rehm (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 22) gelöst hatten. Am 10. November 1936 war dann als Zusammenschluss der Deutschen Christen Thüringer Richtung auf der Wartburg der ‚Bund für Deutsches Christentum‘ gegründet worden, der eine Fortsetzung und nochmalige Erweiterung des ‚Führerkreises‘ darstellte; zu diesem Bund gehörte auch die Hossenfelder-Bewegung, die dem Führerkreis nicht beigetreten war, um ihre Selbstständigkeit zu wahren (vgl. K. Meier, Deutsche Christen, S. 145–151; K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 137–140). In der Bundesordnung vom 26. Oktober 1936 hatte es geheißen, der Bund wolle „alle positiv christlichen Kräfte schützen, fördern und sammeln für die gemeinsame Aufgabe, im Geiste Martin Luthers die christliche Kirche des deutschen Volkes im Dritten Reich zu bauen.“ Vor allem habe er sich dafür einzusetzen, „daß der Sache des Deutschen Christentums die gleiche Achtung und das gleiche Recht zugestanden wird wie anderen Richtungen in der Deutschen Evangelischen Kirche“ (Abdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 1141ff., Zitat: S. 1141; Herausgefordert, S. 359ff.). 21 Dementgegen heißt es in G 3, S. 7, Leffler solle keine führende Rolle übernehmen, sondern „im Hintergrund bleiben“.
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Bayern ist Oberheid22. Ludwig Müller will dafür eintreten, daß auch die Ausgetretenen das Recht haben, mitzuwählen23. Beer und Baumgärtner haben sich wieder gefunden24. Die Parole soll heißen: Ein Volk, ein Führer, eine Kirche. Baumgärtner spendete 100,– RM für den Wahlfonds. Das allgemeine Bild ist so: Man ist nicht sehr siegesgewiß; aber man müsse alles tun, um die Majorität zu bekommen. Man müsse an die Parteigenossen heran. Dabei bekannte Baumgärtner, daß das Goldene Parteiabzeichen stärker auf seiten der Bekennenden Kirche sei25. „Die Kirche ausrichten im Geist Jesu Christi für die Nationalsozialistische Gemeinschaft!“26 Ich habe die große Sorge, daß der Gedanke, es handele sich bei der Wahl um eine Art Optierung, viel22 Oberheid, ehemals Chef des Stabes von Reichsbischof Ludwig Müller und ‚Bischof‘ des deutschchristlichen Bistums Köln-Aachen, war seit Januar 1937 formal Pfarrer für gesamtkirchliche Aufgaben im Dienst der Thüringer Landeskirche und agitierte als Leiter der Geschäftsstelle West des Bundes für Deutsches Christentum und der Kirchenbewegung Deutsche Christen (Nationalkirchliche Bewegung) reichsweit für die Thüringer Deutschen Christen (vgl. H. Faulenbach, Oberheid, S. 153–183, S. 194–200). 23 Die Forderung, auch diejenigen als Wähler zuzulassen, die seit 1933 aus der Kirche ausgetreten waren, hatte Reichsbischof Müller damit begründet, dass „sie doch eben aus Groll gegen die Bekenntniskirche ausgetreten seien“ (Rundschreiben des bayerischen Landeskirchenrates an die sämtlichen Geistlichen einschließlich der Religionslehrer und Geistlichen im Ruhestand vom 12. März 1937: EvAG München, A 30. 2; vgl. dazu auch J. Schieder, 1530, S. 3). 24 Im Februar 1936 waren im Gau Franken der Reichsbewegung Deutsche Christen schwere Konflikte zwischen dem radikalen Eibacher Pfarrer Ludwig Beer und dem ehemaligen Landesleiter und Gauobmann Hans Baumgärtner ausgebrochen, die sich an den Befriedungsverhandlungen der Gauführung mit dem Münchener Landeskirchenrat entzündet hatten. Während Beer einen kompromisslosen Kampf gegen den Landeskirchenrat gefordert hatte, war Baumgärtner zur Fortführung der Verhandlungen bereit gewesen (vgl. H. Baier, Deutsche Christen, S. 270–275). Im Juni 1936 hatte sich Beer dann den Thüringer Deutschen Christen angeschlossen und war zusammen mit seinen Anhängern aus dem Gau Franken ausgeschlossen worden (vgl. ebd., S. 283–287). Die Differenzen zwischen Beer und Baumgärtner waren auch dann noch bestehen geblieben, als der Gau Franken nach dem Scheitern der Verhandlungen mit dem Landeskirchenrat aus der Reichsbewegung Deutsche Christen ausgeschieden war und sich ebenfalls den Thüringer Deutschen Christen zugewandt hatte (vgl. ebd., S. 301f.). Erst unter dem Eindruck des Wahlerlasses Hitlers war es wieder zu einer Annäherung zwischen den zerstrittenen deutschchristlichen Gruppen gekommen (vgl. ebd., S. 312; K. Meier, Deutsche Christen, S. 172). 25 Das Goldene Parteiabzeichen war 1933 für solche Parteimitglieder eingeführt worden, deren Mitgliedsnummer unter 100.000 lag; das Ehrenzeichen wurde von Hitler außerdem für besondere Verdienste verliehen. Von der bayerischen Landeskirche war Eduard Putz seit 1934 Träger des Goldenen Parteiabzeichens. Putz hatte in den späten 1920er Jahren für den Nationalsozialismus agitiert, sich dann aber entschieden auf die Seite Meisers und der Bekennenden Kirche gestellt und sich der gegen die Deutschen Christen gerichteten Bayerischen Pfarrbruderschaft angeschlossen (vgl. J. Schmidt, Niemöller, S. 441; C. Nicolaisen, Herrschaft, S. 299, S. 317; H. Baier, Deutsche Christen, passim). 26 Zitat so nicht ermittelt; zu den Wahlaufrufen und zur Wahlvorbereitung der bayerischen Deutschen Christen vgl. aber H. Baier, Deutsche Christen, S. 311–323.
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leicht da und dort bei einem Parteigenossen selbst da ist. Aber Lauerer hat den ganzen geistigen Hintergrund richtig gezeichnet. Die Partei kann [ein Wort unleserlich] aufgehalten werden, daß sie es zuläßt, daß die Kirche sich selbst in Ordnung bringt. Es wird nicht die SA aufmarschieren, aber man wird den ganzen Apparat aufmarschieren lassen. Man wird sagen: Ich komme nicht als Parteigenosse, sondern als Deutscher Christ. Die Wucht und Dynamik der Partei wird alles über den Haufen werfen. Es geht ja nicht um eine Optierung nur, sondern nachher ist ja eine Synode. Man kann ja sagen, es sei lediglich eine Generalversammlung zur Verteilung der Konkursmasse der Kirche. Man denke es sich nur, wie sich das vollzieht. Es ist doch möglich, daß die Deutschen Christen eine Mehrheit bekommen. Wie wird dann der ganze Vorgang sein? Wir werden einfach überstimmt werden. Wir werden niedergebrüllt werden und niedergetreten. Ist dann nicht der einzige Weg, den die Bekennende Gemeinde einschlagen kann, daß sie die secessio27 vollzieht? Heißt das dann nicht: Dann sind eben die Bekenntnisleute die Freikirche und die anderen sind die Kirche? Das wird dann nicht nur für Berlin und Mecklenburg geschehen, sondern man wird das auch für Bayern anwenden. Hier sehe ich ungeheure Gefahren, die wir einfach sehen müssen. Ich fürchte, daß wir die Erweichung der Generalsynode zur Generalversammlung nicht einmal durchsetzen. Auch der Führer [Hitler] wird sich nicht durchsetzen können. Es wird eben doch eine Synode werden. Der Nationalsozialismus will Kirche sein. Er will ja keine Freikirche. Der Nationalsozialismus kann ja keine Freikirche dulden. Er wird sich immer wieder bemühen, in den heiligen Raum einzudringen. Er wird aus der Synode eine Bekenntnissynode im Sinne der Thüringer Deutschen Christen28 machen. Dürfen wir in eine solche Synode überhaupt gehen? Wieviele Erklärungen haben wir von der Bayerischen Landeskirche gegeben, daß wir nur in eine Synode gehen, die unserem Bekenntnis entspricht29? Wir können gar nicht pessi-
27 = Absonderung. 28 Vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 23. 29 Vgl. dazu z. B. die Kundgebung des bayerischen Landeskirchenrates zum 13. Sonntag nach Trinitatis vom 29. August 1936. In dieser Kundgebung hatte es u. a. geheißen, die Versuche der Thüringer Deutschen Christen, unter Preisgabe des Bekenntnisses zu Christus eine Nationalkirche zu schaffen, könnten nur mit einem „entschiedenen und entschlossenen N e i n “ beantwortet werden. Zwar sei nichts wünschenswerter, „als daß es e i n e Kirche in unserem deutschen Volk gäbe“; dafür dürfe jedoch nicht das „Opfer der Wahrheit“ gebracht werden. Zur Einheit der Kirche gebe es vielmehr „nur e i n e n Weg: unser deutsches Volk von oben bis unten muß sich bekennen zum Evangelium“ und „Mann für Mann bekehren“ zu dem Christus, „der da gestorben ist für unsere Sünden nach der Schrift und begraben und auferstanden am dritten Tage nach der Schrift“ (Abdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 1021–1024, Zitate: S. 1023f.)
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mistisch genug diese Sache ansehen. Es ist mir doch ganz klar, daß der Widersacher Gottes am Werk ist. Wir werden nicht geschlagen durch einen Wahlaufruf, sondern durch eine Wahlordnung. Die Geister, die heute durch Deutschland rasen, gehen ihren Weg, und wehe uns, wenn wir diesen Ernst nicht sehen! Wir wollen ehrlich versuchen, an dieser Sache mitzuarbeiten. Wir wollen aber von Anfang an unsere Arbeit so einstellen, daß wir, wenn es darauf ankommt, nein sagen können, ein Nein, das unsere Gemeinde versteht. Unsere Vorarbeit in den Gemeinden muß so sein, daß sie das Nein als notwendig erkennen. [Georg] Kern berichtet über die Aufnahme des Erlasses in den Gemeinden. Das Mißtrauen herrscht durchaus vor. Niemand glaubt an die Ehrlichkeit des Wollens. Natürlich muß man fragen: Was sollen wir tun? Soll es uns bestimmen, den Pessimismus zu nähren, oder sollen wir die Gemeinde zum rechten Einsatz bringen? Wenn wir die ganze Lage uns besehen, dann sind wir [wieder] einmal dahin gedrängt, zu entscheiden, ob wir in einer Frage, die Leben oder Sterben der Kirche entscheidet, kirchlich entscheiden, oder ob wir uns drängen lassen, mit Rücksicht auf staatliche Befehle die Kirche beiseite stellen [zu] wollen. Bedenken gegen Meinzolt30. Meinzolt unterliegt einer Fiktion. Meinzolt baut einfach darauf, daß die Wahl und die Synode zu einer Optierung führt. In Wirklichkeit hat man es ganz anders vor: Zuletzt aus der Generalsynode die Nationalsynode31 zu machen. Das Wort Generalsynode ist nur gewählt, um zu tarnen. NSK-Notiz32. In der Fränkischen Zeitung werden die ausländischen Zeitungsangriffe zurückgewiesen33. Dann heißt 30 Zum Votum Meinzolts vgl. oben S. 114 31 D. h. eine Nationalsynode im Sinne der nationalkirchlichen Vorstellungen der Thüringer Deutschen Christen (vgl. dazu oben Anm. 5). 32 Gemeint ist der Artikel „Glauben, nicht streiten“, der in Folge 38 der „Nationalsozialistischen Partei-Korrespondenz. NSK-Pressedienst der NSDAP“ vom 16. Februar 1937 unter der Rubrik „Die NSK Randbemerkung“ erschienen war. In diesem Artikel hatte es geheißen, der nationalsozialistische deutsche Mensch stehe zwar gläubig in der Welt, könne für konfessionelle Streitigkeiten aber kein Verständnis aufbringen. Wenn der Führer jetzt „allen unfruchtbaren Diskussionen durch eine klärende Entscheidung ein Ende“ bereitet habe, so sei das zwar für Auslandsjournalisten ein bedauerliches Ereignis, die Deutschen aber seien von „Freude und Genugtuung ergriffen, daß nunmehr dieses Kapitel abgeschlossen wird, indem die strittigen Fragen durch alle Angehörigen der evangelischen Kirche selbst geklärt werden“. Jetzt biete sich für „manchen Gelegenheit, zu zeigen, daß er den Streit nicht um des Streites willen geführt hat und daß er nach erfolgter Klärung seine privaten konfessionellen Meinungen und Interessen zurückstellt hinter dem größeren Interesse der inneren Geschlossenheit der deutschen Nation“. 33 Vgl. den Artikel „Die Kirchenfrage und ihre außenpolitische Bedeutung“ von Colin Ross. In diesem Artikel war der Auslandspresse vorgeworfen worden, sie erwecke den Eindruck, als ob sich das Deutsche Reich „in einem Mittelding zwischen Religionskrieg und Christenverfolgung befinde“, obwohl von einer Unterdrückung der religiösen Freiheit überhaupt keine Rede sein könne. Nicht nur kirchliche Laien, sondern auch viele Pfarrer wüss-
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es: Nun können die, die in dem Streit sich eingesetzt haben, zeigen, daß es ihnen nicht um den Streit zu tun war; wenn die Entscheidung gefallen ist, dann müssen sie ihre private konfessionelle Meinung zugunsten der Einheit der Nation zurückstellen34. Ein anderer Weg als in die Freikirche wird uns nicht bleiben. Daß diese Absicht besteht, zeigt auch der Artikel von Colin Ross. In seine Vorträge werden die Gymnasiasten hineinkommandiert35. Was geschieht mit dieser [Nation]? [Der Vortrag wurde] in Ansbach im humanistischen Gymnasium in der 6. Klasse vom Lehrer ausführlich behandelt36. Wir haben nicht die Mittel, dem uns entgegenzustellen. Wenn es zu dieser Wahl mit dieser Entscheidung kommt, so können wir nicht scharf und klar genug unsere Bedingungen stellen. Wir müßten sie fast so scharf stellen, daß sich schon daran alles entscheidet. Dann liegt das Schwergewicht zunächst doch schon auf der Arbeit und dem Erarbeiten dieser Wahlordnung. Das ist die große Verantwortung, die diejenigen haben, die in diesem Ausschuß37 sitzen. Wenn die Wahl eine kirchliche sein wird, dann wird die Wahl ohne viel Mühe diese Entscheidung bringen. Klingler: Wer die Freikirche will, kann die Wahl ablehnen. Wer die Kirche will, darf die Wahl nicht ablehnen. Es ist jetzt unserer Kirche eine besondere Gelegenheit gegeben, einen Block aller derer zu bilden, die auf Artikel 1 der Kirchenverfassung stehen. Wenn wir eine große kirchliche Front bilden werden gegenüber den Thüringern [den Thüringer Deutschen Christen] und würden abwarten, was die Wahlordnung
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ten nicht einmal, „um was sich denn eigentlich der ganze Streit dreht“. Die feindlich gesonnene Auslandspresse hoffe jedoch, im Kirchenstreit „endlich den Sprengstoff gefunden zu haben, die Einigkeit des deutschen Volkes unter Adolf Hitler [.|.|.] zu zerstören“. Damit sei der deutsche Kirchenstreit zu einem „außenpolitischen Faktor ersten Ranges aufgerückt“, hinter dem sich alles verberge, „was dem Deutschen Reiche politisch an den Kragen will“ (Fränkische Zeitung, Nr. 44 vom 20. Februar 1937, S. 1f.). Präziser Wortlaut: „Bei der kommenden Generalsynode muß man sich klar sein, daß es sich nur um zweierlei handeln kann. Entweder jeder einzelne stellt sein persönliches, kritisches individuelles Bedürfnis nach besonderer Formulierung und Deutung zurück [.|.|.] und man schafft es [sic!] um der Gemeinschaft und um der geistlich spirituellen Grundlage des Dritten Reiches willen eine einheitliche deutsche evangelische Kirche, oder wir einzelnen Protestanten tun das, um dessentwillen wir unseren Namen führen, wir ‚protestieren‘ und der Protestantismus zerfällt in eine Reihe belangloser und sich befehdender Kirchen und Sekten. Ein einziger Blick auf die ausländische Presse genügt, um zu zeigen, welcher Weg zum Heile Deutschlands führt“ (Fränkische Zeitung, Nr. 44 vom 20. Februar 1937, S. 2). Der populäre Reiseschriftsteller und Journalist Colin Ross nutzte seine Auslandsreisen seit 1933 für nationalsozialistische Propagandazwecke; ab 1937 setzte er sich mit Unterstützung der Reichsjugendführung verstärkt in der Jugendarbeit ein (vgl. dazu B.M. Baumunk, Ross, S. 99ff.; zu Ross vgl. auch B.-M. Baumunk, Pfadfinder). Nicht ermittelt. Vgl. dazu oben Anm. 16.
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bringt, und würden dann geschlossen Stellung dazu nehmen [Satz bricht ab]38. Ich rechne dazu natürlich nicht nur die Kirchenführerkonferenz, die Vorläufige Kirchenleitung, sondern auch die Verbände und alles, was sonst guten Willens ist. Dann müßte erst entschieden werden, ob gewählt werden kann oder nicht. Ist die Wahlordnung so, daß gewählt werden kann, dann müßte man in die Wahl hineingehen, gleichzeitig aber darauf aufmerksam machen: Wir erwarten, daß das Wort des Führers [Hitler] Wirklichkeit wird. Wenn dieses Wort nicht gehalten wird, dann müßte der ganze Block erklären: Wir können nicht wählen. Es würde sich die Partei doch überlegen, ob der Führer vor dem ganzen Ausland so blamiert würde, „daß sein Wort nicht gehalten worden sei“. Unter den 750 Thüringer Pfarrern sind nur 150 Deutsche Christen39. Unter ihnen sind viele Deutsche Christen, die es nur sind, weil Sasse40 sie bedrängt. Wenn wirklich in Freiheit abgestimmt würde, könnte es sein, daß das Ergebnis ganz anders ist. Es müßte nur garantiert werden, daß unter allen Umständen die Freiheit gewahrt wird. Zusammenkunft der Gestapo mit dem Kirchenminister [Kerrl] und der Reichspressekammer41. Goebbels hat dort gesagt, es müsse unter allen Umständen dafür gesorgt werden, daß wirklich die Freiheit aufrecht erhalten wird. Von der SS und SA dürfe keine Störung kommen, sonst sei der Führer blamiert42. Der Führer wünsche nicht, daß man aus der Kirche austrete. Ley muß seine Schulung völlig umstellen43. Es ist also
38 Nach G 3, S. 8, lautete das Votum Klinglers: „Erst wenn die Wahlordnung da ist, kann entschieden werden, ob gewählt werden kann“. 39 Nach einer Statistik des Thüringer Bruderrats gehörten 1937 von den rund 700 Pfarrern, Hilfspfarrern und Hilfspredigern der Thüringer evangelischen Kirche jedoch 250 bis 300 zu den Deutschen Christen, ca. 150 zum Wittenberger Bund (vgl. dazu unten Dok. 31, Anm. 23) und 160 zur Lutherischen Bekenntnisgemeinschaft; 90 bis 140 hatten sich keiner kirchenpolitischen Gruppe angeschlossen (vgl. E. Stegmann, Kirchenkampf, S. 85; geringfügig abweichende Zahlen bei M. Helaseppä, Bekenntnisgemeinschaft, S. 251ff.; S. 283f.). 40 Gemeint ist der deutschchristliche Landesbischof der Thüringer evangelischen Kirche, Martin Sasse, ein „glühender Antisemit und Gefolgsmann Adolf Hitlers“ (T. A. Seidel, Wechsel, S. 337). 41 Besprechung in dieser Zusammensetzung nicht ermittelt; vgl. dazu aber unten Anm. 42. 42 In diesem Sinne hatte Goebbels sich auch bei einer Besprechung mit Heydrich geäußert. In dieser Besprechung hatte er den Standpunkt vertreten, Partei und Staat müssten in der Kirchenwahlfrage „eisern schweigen“. Eine Unterstützung der Deutschen Christen käme einer Sabotage am „Willen des Führers“ gleich. Goebbels hatte mit Heydrich schließlich vereinbart, die Polizei ganz zurückzuziehen und sowohl die Kirchenwahl als auch die Generalsynode völlig sich selbst zu überlassen (Tagebucheintrag Goebbels’ vom 17. Februar 1937: J. Goebbels, Tagebücher I/3/II, S. 377f., Zitate: S. 378). 43 Robert Ley, Führer der Deutschen Arbeitsfront, hatte noch am 10. Februar 1937 in einer Rede im Berliner Sportpalast erklärt, die „Menschenführung“ sei ausschließlich Angelegenheit der NSDAP. Die Partei sei nicht gewillt, „mit irgendeiner Institution diese Men-
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immerhin möglich, daß einmal der Versuch gemacht wird, wirklich in Freiheit die Wahl durchzuführen. Vielleicht rechnet man auf der Gegenseite damit, daß die Pfarrer sich aufs Neue in die Haare kommen. Es kann auch sein, daß die Parole ausgegeben wird, daß sich niemand an der Wahl beteiligt. Zunächst muß man abwarten, bis die Wahlordnung kommt. Dann müssen alle Kirchenführer und Verbände zusammentreten und sich schlüssig werden, ob sie sich an der Wahl beteiligen. Langenfaß berichtet von den Erfahrungen von [Georg] Kern44. Die Gemeinde ist von abgrundtiefem Mißtrauen erfüllt. Es geht um unsere Glaubwürdigkeit gegenüber den Gemeinden. Wir müssen so handeln, daß sie in ihrem Vertrauen zur Kirchenleitung und zu den Pfarrern nicht erschüttert werden. Es würden nur wenige verstehen, wenn wir von vornherein erklärten: Wir machen die Wahl nicht mit. Aber man würde es auch nicht verstehen, wenn wir den Eindruck erweckten, als hielten wir das, was sich jetzt begeben soll, für unverfänglich, und als wären wir bereit, jedes Resultat in Kauf zu nehmen. Im ganzen sind unsere kirchentreuen Gemeindeglieder sehr hellhörig geworden und verstehen es sehr gut, wenn wir immer wieder das eine betonen: Es ist uns völlige Freiheit zugesagt. Danach wird sich unser Verhalten richten müssen, daß wir in den Teilen des deutschen evangelischen Volkes, die kirchlich sind, mit großem Mißtrauen rechnen müssen. Wir müssen uns einen Plan zurechtlegen, wie wir unsere Gemeinden planmäßig bearbeiten wollen und wie wir [das], was wir zu sagen haben, an alle Gemeindeglieder bringen, die überhaupt hören wollen. Daumiller: Der Ernst der Lage ist damit gegeben, daß [das] deutsche Schicksal mit in unsere Hände gegeben worden ist. Wenn wir nicht mitgehen, ist es eine Absage an den Führer und an seine Vertrauenswürdigkeit. Wir haben gar nicht die Mittel, welche die anderen haben. Wir erreichen unser Kirchenvolk ja nur zu 10 bis 20%. Die anderen haben Möglichkeiten durch Presse und Rundfunk, die wir nicht haben.
schenführung zu teilen. [.|.|.] Wir glauben auf dieser Erde a l l e i n an Adolf Hitler. Wir glauben, daß der Nationalsozialismus der allein seligmachende Glaube unseres Volkes ist“ (Rede auszugsweise zit. bei C. Schubert-Weller, Hitlerjugend, S. 147; vgl. auch den Bericht im Völkischen Beobachter, Süddeutsche Ausgabe Nr. 43 vom 12. Februar 1937). 44 Offenbar ist hier gemeint, dass Langenfaß in München mit der Wirkung des Wahlerlasses auf die Gemeinden ähnliche Erfahrungen gemacht hatte wie Georg Kern in Franken (vgl. dazu das Votum Kerns oben S. 118). Langenfaß berichtete, in den ersten beiden Tagen hätte noch Optimismus vorgeherrscht, mittlerweile sei die Stimmung aber umgeschlagen (vgl. G 3, S. 8).
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Wie viele haben Verständnis für das Bekenntnisanliegen? So schwierig die Lage ist, wir werden den Kampf führen müssen. Lauerer: Wahlparole. Ich denke sie mir so: Der Kirchenstreit soll zur Entscheidung gebracht werden. Wir sind dem Führer dankbar, daß er das, was er als Staatsleiter getan hat, tut. Wir müssen uns klar machen: Um was geht es beim Kirchenstreit? Um das Evangelium. Der Sinn der Volksabstimmung, die jetzt von uns verlangt wird, ist der: Soll unserem deutschen Volk das Evangelium erhalten bleiben oder nicht? Dann werden wir natürlich angegriffen werden. Dann werden wir sagen müssen, was wir bisher immer gesagt haben, daß die Deutschen Christen einfach das Evangelium nicht haben. Ich glaube, unser Volk wird weithin diese schlichte, massive Klarheit verstehen. Dann wird gefragt: Wo ist das Evangelium? Dann werden wir weiter sagen müssen: Seit Jahr und Tag wißt Ihr, welche Männer für das Evangelium eintreten. Sie werden darum gehemmt und verfolgt. Da wißt Ihr, wo das Evangelium zu finden ist. Das Volk braucht Menschen, auf die es schauen kann und von denen es den Eindruck der Verläßlichkeit gewonnen hat. Meinzolt: Ich denke nicht daran, daß die Abstimmung auch dann durchgeführt werden sollte, wenn die Freiheit der Wahl nicht gewährleistet ist. Ich denke nicht daran, hier optimistisch zu sein. Ich bin nahe dem Pessimismus. Ich würde mich vielleicht darüber freuen können, wenn der Pessimismus recht behalten wird, weil wir dann erklären könnten, daß wir nicht gesonnen sind, uns vom Staat her in die Kirche hineinregieren zu lassen. Nichts würde mich mehr kränken, als wenn gemeint würde, meine Idee sei eine Kapitulation vor dem Staat, und als wollte ich ein Gebiet aufgeben, um das zu kämpfen sich noch lohnt. Ich will auch kämpfen. Ich bin entschlossen, in der Generalsynode zu erklären, daß eine Scheidung sein muß. Ich will nur den Gegner unterlaufen. Nun noch ein weiteres: Bis jetzt ist mir ein Weg, auf [dem] wir aus der Unordnung und Spaltung in der Deutschen Evangelischen Kirche herauskommen, noch nicht klar geworden. Wir haben den Weg des Reichskirchenausschusses uns gefallen lassen. Dieser Weg ist im Augenblick gescheitert. Nun bietet der Staat einen neuen Weg an. Wenn man keinen anderen Weg weiß, dann bleibt nichts übrig, als das Angebot des Staates anzunehmen. Wir müssen das Gesetz des Handelns an uns reißen. So angenehm der Vorschlag von Klingler wäre, wir warten die Wahlordnung ab45 – so geht das nicht. Wenn wir uns Gedanken über die Wahlordnung machen sollen, müssen wir ja wissen: Was wollen wir überhaupt. Zuerst müssen wir den Weg vor Augen haben, und dann kann die Wahlordnung kommen. Wir müssen uns heute ganz
45 Vgl. oben Anm. 38.
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klar werden: Wenn wir in eine Aktion hineintreten, dann müssen wir eine große Linie mitgeben. Lauerer: Ich empfehle in erster Linie, die kirchliche Wahlordnung zu erstreben. Ich wäre nicht traurig, wenn die Wahl keine kirchliche wäre. Das Einzige, was unser Volk versteht, ist dieses: Wir haben, als wir das letzte Mal abgestimmt haben, über Außenpolitik entschieden46. Jetzt geht es wieder um eine konkrete Frage (HJ-Weihnachten47; Schulabstimmung48). Das kann die Gemeinde auch schon jetzt sehen. Die Wahlordnung ist eine Sache der Kirchenleitung, die das mit allem Ernst bedenken wird. Jedenfalls bitten wir die Kirchenleitung herzlich darum, die ganze Wahlparole so zu stellen, daß die Frage, um die es geht, und die unser Volk entschieden haben will, so ausgesprochen werden muß, daß unser Volk das versteht. Bogner: Ich würde schon versuchen, mit stärkster Kraft eine kirchliche Wahlordnung zu erstreben. Unser Ja ist bedingt, aber es ist ehrlich.
46 Gemeint sind die Reichstagswahlen vom 29. März 1936, die Hitler am Tage des Einmarsches in die entmilitarisierte Zone des Rheinlandes angeordnet hatte. In der „Verordnung des Führers und Reichskanzlers über die Auflösung und Neuwahl des Reichstages“ vom 7. März 1936 hatte es geheißen, dem deutschen Volk solle Gelegenheit gegeben werden, „der mit dem heutigen Tage abgeschlossenen dreijährigen Politik der Wiederherstellung der nationalen Ehre und Souveränität des Reiches, verbunden mit dem aufrichtigen Bestreben nach einer wahren Völkerversöhnung und Verständigung auf den Grundlagen gleicher Rechte und Pflichten, seine feierliche Zustimmung erteilen zu können“ (RGBl I 1936, S. 133; vgl. dazu auch H.-U. Thamer, Verführung, S. 534–543, hier: S. 539f.). 47 Die Führerin eines Thüringer Untergaus des BDM hatte den Mitgliedern ihres Gaus Ende 1936 eine ausführliche Darstellung über „Brauchtum im Mittwinter“ zugehen lassen und dabei nicht nur die Abhaltung von, sondern auch die Teilnahme an christlichen Weihnachtsfeiern verboten. Zur Begründung hatte sie mitgeteilt, die Hitler-Jugend habe es sich zur Aufgabe gemacht, „all das Wesensfremde, das Jahrhunderte auf dem deutschen Menschen aufgehäuft [wurde] und das seine Seele verwirrte, abzustossen, und unser Volk zu einer Gemeinschaft zusammenzuschliessen, die mit dem Bluterbe unserer Väter im Einklang steht“ (zit. nach dem undatierten Rundschreiben der VKL II Nr. 8/37 an die angeschlossenen Kirchenregierungen und Landesbruderräte: EvAG München, A 1. 17). Diese Anweisung war zum Jahreswechsel 1936/37 in der bayerischen Landeskirche ebenso bekannt geworden wie andere Aktivitäten nationalsozialistischer Parteiorganisationen für eine „völkische Heimholung“ des christlichen Weihnachtsfestes (vgl. G. Besier, Kirchen 3, S. 247ff., Zitat: S. 247; vgl. auch den Vorschlag für eine „Volksdeutsche Weihnachtsfeier in der Schule“, abgedruckt bei H.-J. Gamm, Kult, S. 182–186). So hatte z. B. die fränkische SA-Führung in einem Gruppenbefehl vom 26. November 1936 angeordnet, „die Wintersonnwende als Weihnachtsfest zu begehen“, da sie den „Forderungen des Blutes und der Geschichte“ mehr entspreche als „die erst vor 1600 Jahren entstandene und durch den Erlösergedanken umgefälschte Weihnacht der Religionsgemeinschaft“ (Abschrift: EvAG München, A 30. 7; vgl. auch das Rundschreiben Schieders an die Kirchenvorsteher und Gemeindehelfer vom 30. Januar 1937, das weitere Beispiele für ein „Völkisches Julfest“ enthält: Ebd.). 48 Vgl. dazu oben Anm. 11.
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Aber wenn nun eine Wahlordnung kommt, die es uns nicht ermöglicht, die Stimme der Gemeinde zu Gehör zu bringen, dann haben wir Schuld auf uns geladen, wenn wir nicht jeden Versuch gemacht haben, eine kirchliche Wahlordnung durchzudrücken49.
49 Die Mitschrift Meisers bricht an dieser Stelle ab. Im weiteren Verlauf der gemeinsamen Sitzung von Landessynodalausschuss und Landeskirchenrat wurden noch verschiedene Beschlüsse zur Wahlvorbereitung in der bayerischen Landeskirche gefasst (vgl. G 3, S. 10f.). Ab 17.45 Uhr fand dann eine Sitzung des Landessynodalausschusses statt, bei der u. a. der von der NSDAP beabsichtige Ankauf des Amtsgebäudes des Landeskirchenrates in der Arcisstraße 13 und die drohende baldige Räumung besprochen wurden (vgl. ebd., S. 11ff.).
6 Sitzung des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (Lutherrat) 1937 Februar 26 I. Meiser, Wachstuchheft 6, S. 869–897. II. Bauer – Bogner (als Gast vormittags) – Breit – Ficker – Fleisch – Flor – Friedrich (als Gast nachmittags) – Gauger – Hahn – Johnsen – Kühl – Marahrens (bricht vorzeitig auf) – Meinzolt (vormittags) – Meiser – Hermann Müller – Nagel (als Gast) – Niemann (vormittags) – Pfisterer – Hermann Sasse (als Gast vormittags) – von Soden (als Gast) – Stoll – Wurm. Geiger – Lachmund – Lilje – Peters – Pflugk (bricht vorzeitig auf). III. Berlin W 9, Sekretariat des Lutherrats, Lennéstr. 6/I; von 10.00 Uhr bis 13.15 Uhr und von 15.00 Uhr bis 20.15 Uhr. G: 1. Meiser, ATB; 2. Protokoll des Sekretariats des Lutherrats, gez. Breit (LKA Hannover, D 15 III Nr. 13).
O Haupt voll Blut und Wunden .|.|. 1–41 Breit: Bericht über die Lage. Im Mittelpunkt aller Überlegungen und Gerüchte steht der Erlaß des Führers [Hitler] vom 15. Februar 19372. Hinter dem Erlaß steht das ganze Interesse des Führers selbst. An die mit der Vorbereitung der Wahlordnung betrauten Stellen [hat] es berichtet werden müssen, was beabsichtigt ist in bezug auf die Wahlordnung3. In den letzten Tagen hat die Weltanschauungspresse strikte Anweisungen bekommen, sich innerhalb fünf Wochen alle Zurückhaltung aufzuerlegen4. Die Wahl soll frei gehalten werden von den dieser Presse naheliegenden Versu-
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EG Nr. 85. Gemeint ist der Wahlerlass (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 1). Bezug unklar; zur Vorbereitung der Wahlordnung vgl. aber unten Anm. 6. Vgl. dazu die „Information zu den Kirchenwahlen“ vom 16. Februar 1937, in der es hieß: „Es ist selbstverständlich, dass sich die kirchlichen Auseinandersetzungen nicht in den Blättern der Tagespresse abspielen können; denn Staat und Partei haben sich verpflichtet, in den kirchlichen Wahlkampf nicht einzugreifen. Der Wahlkampf soll mit Mitteln kirchlicher und n i c h t p o l i t i s c h e r P r o p a g a n d a geführt werden“. Es sollte lediglich erlaubt sein, „sehr v o r s i c h t i g gehaltene historische Rückblick-Artikel zu verfassen, ohne natürlich für die eine oder andere Seite Partei zu nehmen“ (NS-Presseanweisungen 5/1, Nr. 242, S. 146). Da sich einige Zeitungen nicht an diese Anordnung hielten, wurde am 2. März 1937 in einer neuen Anweisung noch einmal „das strikte Verbot in Erinnerung gebracht, dass die deutsche Presse sich nicht in den Streit der Kirchenwahlen einmischen darf“ (Ebd., Nr. 538, S. 183). Die Anweisungen galten gleichermaßen für die Tagespresse und die „weltanschaulichen Zeitschriften“, allerdings nicht für die kirchlichen Zeitschriften (Ebd.).
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chen, die öffentliche kirchliche Meinung nach der einen oder anderen Seite zu beeinflussen. Man scheint in der obersten Führung entschlossen zu sein, die Freiheit der Durchführung der Wahl zu gewährleisten und so weit als möglich dafür zu sorgen, daß der Wille der obersten Führung von anderen, unteren Stellen nicht sabotiert wird. Im Gegensatz zu den Erfahrungen von 19335 scheint diesmal der Wille vorhanden zu sein, die der Kirche gegebenen Zusicherungen auch zum Vollzug zu bringen. Drei Fragen, drei Schwierigkeiten, drei Warnungen. Drei Fragen. [Erste Frage:] Was uns gegenwärtig beschäftigen muß, ist der Versuch einer Einflußnahme auf die Wahlordnung. Ob der Versuch heute noch Aussicht hat, ist sehr die Frage. Ob wir auch die Stelle erreichen, die mit der Wahlordnung betraut ist, wissen wir nicht. Es scheint festgestellt zu sein, daß die Wahlordnung im Reichsinnenministerium gemacht wird. Es scheint auch festgestellt zu sein, daß ein Ministerialrat Medicus mit der Aufgabe betraut ist6. Bis jetzt hat noch niemand mit Medicus sprechen können. Die Hoffnung ist außerordentlich vage, daß wir an der rechten Stelle unsererseits etwas über die Wahlordnung sagen können. Trotzdem muß der Versuch gemacht werden. Die zweite Frage, die uns aufgegeben wird, wenn die Wahlordnung erschienen ist, ist die Stellungnahme zur Wahlordnung. Es besteht die Möglichkeit, daß wir den Staat fragen müssen: Entweder du änderst die Wahlordnung, dann sind wir bereit, uns an der Wahl zu beteiligen; andernfalls müssen wir die Wahl ablehnen. Es ist auch möglich, daß die Wahlordnung tragbar wird. Über die zweite Frage ist heute nichts zu sagen. Dritte Frage: Sammlung auf breitester Grundlage (Artikel 1 der Kirchenverfassung der Deutschen Evangelischen Kirche7). Die Sammlung der Wähler, von denen wir annehmen, daß sie dem Wort, dem Ruf, der Warnung, der Bitte der Bekennenden Kirche erschlossen sind, und daß sie auch den Vorschlag (Wählerliste), der von der Bekennenden Kirche [kommt], anzunehmen bereit sind. In dieser Frage steckt eine Fülle von
5 Zu den Vorgängen im Vorfeld der Kirchenwahlen vom 23. Juli 1933 vgl. oben Dok. 5, Anm. 15. 6 Zu dieser Annahme vgl. schon oben Dok. 5, Anm. 19. Tatsächlich wurde die Wahlordnung jedoch im Reichskirchenministerium entworfen, allerdings in Absprache mit Stuckart vom Reichsinnenministerium und der Reichsparteileitung (vgl. dazu unten Dok. 8, Anm. 8); davon erhielt Breit jedoch erst einige Tage nach der Sitzung des Lutherrats Kenntnis (vgl. sein Schreiben an die Mitglieder des Lutherrats vom 5. März 1937: LKA Hannover, L 3 I Nr. 19 Bd. II). 7 Zum Inhalt dieses Artikels vgl. oben Dok. 1, Anm. 52
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ungeheuren Schwierigkeiten. [Ein Wort gestrichen] Hier ist auch schon angedeutet, daß wir uns überlegen müssen, in welcher Weise die Wahl geleitet wird, von wem, von welcher Stelle und mit welchen Mitteln. Das sind Fragen, die einstweilen auch schon in den Kreis unserer Erwägungen hineingezogen werden müssen. Drei Schwierigkeiten: 1. Wie schon angedeutet, die Schwierigkeit, die darin liegt, daß jetzt das Gespräch mit dem Staat über das, was uns so stark bewegt, fast unmöglich ist und zwar wesentlich deshalb: Da, wo der Führer [Hitler] in eigener Person, mit eigenen Gedanken und Entschlüssen tätig ist, können sich naturgemäß nur ganz wenige, die für uns nicht erreichbar sind, in die Auseinandersetzung mit dem Führer einschalten. Es ist ganz ausgeschlossen, heute und in dieser Frage nur ein einziges Wort mit dem Führer zu sprechen. Es entspricht auch der Weise, wie der Führer die Probleme, die sich im Umkreis staatsmännischer Überlegung ergeben, [behandelt,] daß er sich mit nur wenigen austauscht. Das ist für uns nicht erfreulich, weil die wenigen, die ihn unterrichten, über das Wesen der evangelischen Kirche radikal nichts davon verstehen [sic!] (cf. Kerrl, der in kirchlichen Dingen unwissend ist und der nachweislich, was ihm angeboten wird, gar nicht aufnehmen kann). Auch die Männer im Staat in den höchsten Stellen, die mit Überzeugung sich als Glieder der evangelischen Kirche wissen und fühlen und die als solche eine bestimmte Verantwortung zu [übernehmen] versuchen, auch sie sind der Überzeugung, daß einmal der Augenblick kommen kann, wo sie offiziell Stellung nehmen müssen gegen die staatliche Kulturpolitik, sind aber auch überzeugt, daß durch eine solche Vorstellung eine für sie selbst wie für den Staat ganz heikle Situation entsteht. Sie sind aber auch überzeugt, daß eine solche Stellungnahme möglichst lange hinausgeschoben werden muß. Sie könnten nur dann eine solche Stellung nehmen, wenn endlich einmal der Riß in der Bekennenden Kirche überwunden ist. 2. Im Blick auf die bevorstehende Wahl sehe ich deutlich eine starke Spannung zwischen der möglichen Entscheidung, die das Kirchenvolk zu der Wahlordnung nimmt [trifft,] und der Entscheidung, die die Kirche nehmen [treffen] muß. Es wird gar nicht ganz leicht sein, wenn wir zu dem Ergebnis kommen: Eine Beteiligung auf Grund der Wahlordnung ist nicht möglich. Es wäre nicht leicht, die Gemeinde von dem Recht zu überzeugen, das die Kirche in Anspruch nimmt, wenn sie zur Wahlenthaltung auffordert. Die Kreise, die nicht unter dem dauernden Einfluß der Bekennenden Kirche stünden, die zwar sich von der Kirche noch nicht gelöst haben, die die Fortexistenz der Kirche zwar wünschen, an die wir aber nicht herankommen, sind zunächst hell begeistert von dem Erlaß des Führers und von der unerhörten Möglichkeit,
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jetzt mit einmal die ganze Last des Kirchenkampfes loszubringen. Ich fürchte, daß unter Umständen hier eine starke Spannung entstehen würde und daß uns die Weisung, nicht zu wählen, nicht ganz leicht würde in den Willen des Kirchenvolkes hineinzubringen. 3. Auseinandersetzung mit Dahlem8. Wir müssen hier mit Dahlem in irgendeiner Weise fertig werden. Das ist nicht ein Wunsch meines Herzens. Denn man muß sein Herz in die Hand nehmen, damit es möglich wird, über alles hinweg, was wir an Unrecht und Unrat gelitten haben, die Bruderhand dem anderen entgegenzustrecken. Die Auseinandersetzung mit Dahlem muß wenigstens zum Zweck der Billigung einer weiteren Grundlage versucht werden. Ob sie durch die Einberufung einer Sitzung des Reichsbruderrats gefördert werden kann, ist mir sehr die Frage (3. März 1937)9. Drei Warnungen: 1. Wir dürfen 1933 nicht vergessen. Alles, was damals geschehen ist und was an Fehlern gemacht und an Versäumnissen damals die Kirche sich schuldig gemacht hat, muß in Erinnerung gerufen werden. Die Selbstbesinnung der Kirche über das, was sie zu allen Zeiten sein muss, wurde dadurch gestört, daß der politische Wille mit einmal so mächtig und imposant sich vor der Kirche und in der Kirche aufrichtete. Es war damals fast unmöglich, sich frei zu halten von dem damals in die Kirche eindringenden Geist. Jedenfalls hat die Kirche fast bis zur Krise, bis zum Tode zu leiden gehabt. 2. Im Hinblick auf den Lutherrat ist ein Doppeltes zu fragen. Einmal wird der Lutherrat sich seiner Gesamtverantwortung für die gesamte Deutsche Evangelische Kirche immer erinnern müssen. Wenn nichts anderes geschähe als dieses, daß eine Synode für die gesamte Deutsche Evangelische Kirche gebildet werden soll, dann würde schon an dem Punkt klar werden, daß der Lutherrat sich nicht auf sich selbst zurückziehen darf, sondern daß er sich besinnen muß, worin [ein Wort gestrichen] sein Beitrag für das Ganze besteht. Er darf darüber aber auch die Verantwortung für die Lutherische Kirche in Deutschland nicht vergessen. Es ist das die besondere Versuchung, der der Lutherrat in die8 Gemeint sind die Auseinandersetzungen zwischen Lutherrat und VKL II, deren Beziehungen seit November 1936 offiziell ruhten (vgl. dazu unten Anm. 102f.). 9 Zu dieser Sitzung hatte Koch am 24. Februar 1937 eingeladen (vgl. G. Besier, Kirchen 3, S. 650). Nach der „Niederschrift der Sitzung des Reichsbruderrats vom 3. März 1937 in Berlin-Dahlem“ beurteilte der Reichsbruderrat dann „ein einheitliches Handeln der gesamten Bekennenden Kirche Deutschlands für geboten und für möglich“; er forderte VKL II und Lutherrat daher dazu auf, „miteinander Fühlung zu nehmen [.|.|.], um das einheitliche Handeln der Bekennenden Kirche zu gewährleisten“, und „einen bevollmächtigten Arbeitsausschuss zu bestellen, der für die Bekennende Kirche in den nächsten Wochen die Verhandlungen mit staatlichen Stellen über die mit der Wahl zusammenhängenden Fragen zu führen hat“ (LKA Bielefeld, Best. 5, 1, Nr. 704 Fasc. 1).
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sen Tagen ausgesetzt ist, daß er über der Arbeit an der neuen Aufgabe vergißt, daß er da ist und was er seiner Existenz schuldig ist. 3. Ein drittes ist die Führungs- und Vertretungsfrage. Unsere evangelische Kirche bringt es einfach nicht fertig, sich wirklich eine Vertretung zu schaffen. Es ist heute ein Auflösungsprozeß in dieser Beziehung von ungeheurem Ausmaß. Was haben wir alles schon für Vertretungen! Man möchte manchmal die Pfarrer, und die jüngsten zumal, vor die Frage stellen: Glaubt Ihr denn, daß auf diesem Weg auch nur die kleinste Landeskirche existenzfähig wird? Mangel an kirchlicher Solidarität. Mangel an Kraft und Willen zu wirklicher Einmütigkeit im Geist, an Bereitschaft zu hören, an Brüderlichkeit, an Christlichkeit. Heute ist ja auch in der Bekennenden Kirche alles erlaubt: Ich darf lügen, darf verleumden, [ein Wort gestrichen] darf Dinge, deren Wahrheit noch gar nicht festgestellt ist, in eine große Öffentlichkeit [ein Wort gestrichen] hinausgeben, wenn es nur zur höheren Ehre einer Gruppe dient. Die Führungsfrage wird alle beschäftigen müssen, die hier vor der ganz großen Aufgabe nicht versagen wollen, die uns jetzt gestellt ist. Wir müssen uns doch fragen, wie es möglich ist, vor der Wahl einen Block herzustellen. Das wird deshalb nötig sein, weil es bei dieser Wahl höchstens zu einer Feststellung kommen wird10. Wenn es sich darum handelt, dann ist es nicht falsch geredet, wenn ich sage: Wir müssen möglichst viel von denen, die in der Verwirrung der Zeit den Kopf verloren haben, [helfen,] daß sie sich an die Kirche ihrer Väter erinnern lassen in dem Augenblick, in dem ihre Stimme gefordert werden soll. Es ist keine Preisgabe des Bekenntnisses, kein Verrat am Wesen der Kirche Christi, wenn wir für diese Wahl auch solchen die Möglichkeit geben, mit uns zu gehen, die nicht zehnfach im Feuer der Bekennenden Kirche geprüft sind. 4. Verhältnis zwischen Kirchenführerkonferenz und dem Lutherrat muß geklärt werden, ebenso das Verhältnis zwischen Reichsbruderrat und Lutherrat11 und Verhältnis zwischen Vorläufiger Kirchenleitung
10 Nämlich zu der Feststellung, dass zwei Kirchen vorhanden waren: eine Kirche auf dem Boden des Bekenntnisses und eine deutschchristliche (vgl. dazu schon das Votum Asmussens auf der Besprechung lutherischer Kirchenführer mit Vertretern der VKL II am 17. Februar 1937 oben Dok. 1, S. 53). 11 Die Auseinandersetzungen zwischen VKL II und Lutherrat hatten seit Sommer 1936 auch zu starken Spannungen zwischen Lutherrat und Reichsbruderrat und zum Fernbleiben von Lutherratsmitgliedern von den Reichsbruderratssitzungen geführt (vgl. dazu G. Besier, Kirchen, S. 535f.; Verantwortung 2, S. 274f., S. 277ff., S. 318ff.). Ein besonders belastetes Verhältnis zum Reichsbruderrat hatte Stoll, der sein Amt im Reichsbruderrat seit September 1936 als ruhend betrachtete und Meiser in einem Schreiben vom 9. März 1937 schließlich darum bat, an seiner Stelle einen anderen bayerischen Vertreter für den Reichsbruderrat zu benennen (LKA Hannover, D 15 I Nr. 4). Stoll vertrat die
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und Lutherrat. Wir könnten ja sofort Frieden schließen mit der Vorläufigen Kirchenleitung unter der Bedingung, daß wir mit dem Bruderrat der Altpreußischen Union ein Gebietskartell schließen und Altpreußen dem Bruderrat überließen12. Dann wäre auch einiges Nachdenken der Wahlparole zu widmen. Das müßte die Kirche fertigbringen, daß nicht 50 Parolen durchs Land laufen, sondern eine einzige. Dann die andere Frage: An welcher Stelle soll die ganze Wahlvorbereitung geleitet werden? Die Dahlemiten werden nicht bereit sein, ihre Rotary-Presse13 außer Kraft zu setzen. Eine einheitliche Leitung wäre wirklich gut. Finanzierung dieser Leitung. Flor berichtet über das Ergebnis der Arbeit Flor, Tilemann, Ahlhorn14.
Auffassung, der Reichsbruderrat müsse einen Beschluss fassen, „wonach nicht nur die Vorläufige Kirchenleitung, sondern auch der Lutherrat offiziell bei den Sitzungen vertreten sein sollte“; letztlich schwebte ihm allerdings die „Selbstauflösung des Reichsbruderrates“ vor (Schreiben Stolls an Duensing vom 16. März 1937: Ebd.; vgl. dazu auch unten Anm. 108). Auch von anderen Vertretern des Lutherrats wurde erwogen, die Mitarbeit im Reichsbruderrat einzustellen (vgl. das Schreiben Duensings an Breit vom 10. März 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 4). Wegen des Ausscheidens von Stoll schlug Koch dann Breit vor, sich in den Reichsbruderrat berufen zu lassen (Schreiben Kochs an Breit vom 5. Juni 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 5). Dies lehnte Breit in einem Schreiben an Koch vom 10. Juni 1937 jedoch ab; zur Begründung teilte er mit, er sei „bei der Oeynhauser Synode nicht wieder zum Mitglied des Reichsbruderrats erkoren“ worden, weil er „an dem Verdikt teilnahm, unter das die alte Vorläufige Kirchenleitung [vgl. dazu unten Dok. 10, Anm. 98] in Oeynhausen gestellt wurde“, und weil er sich „der Mehrheit der Synode in der Frage der Stellung zu den Ausschüssen nicht anzuschließen vermochte“ (Ebd.). 12 Ein derartiges ‚Gebietskartell‘ hätte bedeutet, dass die Leitungsansprüche von Lutherrat und VKL II auf die ihnen tatsächlich angeschlossenen Kirchengebiete begrenzt worden wären; die VKL II beharrte jedoch auf ihrem Anspruch, die rechtmäßige Leitung der g e s a m t e n Deutschen Evangelischen Kirche zu sein (vgl. dazu unten Dok. 7, Anm. 31). Anfang 1938 erarbeitete das Sekretariat des Lutherrats dann ein Thesenpapier, das konkrete Vorschläge für eine regionale Abgrenzung zwischen Lutherrat und VKL II enthielt (vgl. dazu unten Dok. 36, Anm. 61). 13 = 1848 entwickelte Druckmaschine, mit der die Druckkapazität auf 8.000 Bögen pro Stunde gesteigert worden war. 14 Flor, Ahlhorn und Tilemann waren auf der Sitzung des Lutherrats am 11. Februar 1937 beauftragt worden, „ein Rechtsgutachten für den Fall des Rücktritts des Reichskirchenausschusses und der dann zu erwartenden staatlichen Maßnahmen zu fertigen“ (Protokoll des Sekretariats des Lutherrats: LKA Hannover, D 15 III Nr. 13; vgl. auch Verantwortung 2, S. 534); auf Grund der veränderten Lage hatten sie dann aber ein Gutachten zum Wahlerlass Hitlers vom 15. Februar 1937 ausgearbeitet, das „nur für die Mitglieder des Lutherrats zur innerdienstlichen Verwendung“ versandt werden sollte (G 2, S. 3). Nach diesem undatierten „Rechtlichen Gutachten einer vom Lutherischen Rat [sic!] beauftragten Kommission“ war zwar ein „Hilfsakt des Staates“, wie er in Form des Wahlerlasses vorliege, nicht grundsätzlich abzulehnen; Ziel und Durchführung der Wahl hätten aber „Wesen und Aufgabe der Kirche“ zu entsprechen, wofür allein das „Bekenntnis der in der Deutschen Evangelischen Kirche vereinigten, bekenntnisgebundenen Landeskir-
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Bogner berichtet über die Pressearbeit im gegenwärtigen Augenblick. Vor einigen Tagen hat Hinderer ein Rundschreiben an alle Presseleiter herausgegeben, in welchem er sehr einschränkende Vorschriften erläßt15. Dieser Erlaß hat weithin Bestürzung hervorgerufen. Der Erlaß wird dahin ausgelegt, daß die im Erlaß des Führers zugesagte Freiheit der Wahl auf einem wichtigen Gebiet bereits illusorisch geworden sei16. Man darf nicht vergessen, daß das Dritte Reich auch die kirchliche Presse als politische Presse ansieht und ihr keine Sonderstelle einräumt17. Darum überrascht der Erlaß nicht allzusehr. Z. Zt. ist
chen“ maßgeblich sein könne. Folglich dürfe eine Generalsynode auch keine Verfassung beschließen, die von Art. 1 der bisherigen, rechtlich weiterhin bestehenden Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche grundlegend abweiche. Die Durchführung der Wahl müsse dementsprechend „in Wahrung der Grundsätze vor sich gehen, die für kirchliche Wahlen in bekenntnisbestimmten Landeskirchen Geltung haben“. Dies habe auch der Reichskirchenminister bei seiner Wahlvorbereitung zu berücksichtigen. Durch den Erlass sei ihm lediglich die Ermächtigung gegeben, „die dem Staat zustehenden Rechte auszuüben“, ansonsten aber sei er „an die Grenzen gebunden, die dem staatlichen Handeln gegenüber der Kirche überhaupt gesetzt sind“; demnach stehe es ihm nicht zu, die Kirchenleitung auszuüben, innerkirchliches Recht zu setzen und die Grundlagen der Deutschen Evangelischen Kirche zu verändern (Hektographie des Gutachtens mit hsl. Vermerk „Gutachten Flohr [sic!]“: EvAG München, NL Meinzolt 35). 15 In seinem Rundschreiben an sämtliche Mitglieder des Reichsverbandes der evangelischen Presse vom 19. Februar 1937 hatte Hinderer mit dem Ausschluss aus dem Stand gedroht, „wenn 1. der Entschluss des Führers zur Ansetzung der Urwahl in irgendeiner Form kritisiert wird; 2. Partei und Staat durch Meldungen oder Kommentare irgendwelcher Art in den Wahlkampf hineingezogen werden; 3. in irgendeiner Form Wahlsabotage betrieben wird, z. B. durch Aufforderung zur Nichtbeteiligung an den Wahlen und dergleichen; 4. ueber die Wahlordnung diskutiert wird“ (Abdruck: H. Hafenbrack, Geschichte, S. 317; auszugsweiser Abdruck auch bei R. Rosenstock, Presse, S. 123). Der Wortlaut dieses Rundschreibens war offenbar von Beamten des Reichspropagandaministeriums festgelegt worden und hatte die Zustimmung von Goebbels und Kerrl – womöglich auch von Hitler selbst – gefunden (vgl. H. Hafenbrack, Geschichte, S. 319f.). 16 So hatte die VKL II in einem Schreiben an Hinderer vom 23. Februar 1937 ihr Erstaunen zum Ausdruck gebracht, dass die von Hitler „garantierte volle Freiheit durch derartige Anordnungen seitens des Reichsverbandes der Evangelischen Presse durchkreuzt wird“; Hinderer solle umgehend Auskunft geben, ob er „noch evangelischer Pfarrer“ sei und sich auch in seiner Eigenschaft als Leiter des Reichsverbandes der Evangelischen Presse an sein „Ordinationsgelübde gebunden“ wisse (Abdruck: H. Hafenbrack, Geschichte, S. 318; auszugsweiser Abdruck auch bei R. Rosenstock, Presse, S. 125). 17 Vgl. dazu den Erlass des Reichspropagandaministers an den Präsidenten der Reichspressekammer vom 14. Februar 1936, nach dem kirchliche Blätter und Zeitschriften, deren Inhalt „über die Veröffentlichung der kirchenamtlichen Anordnungen und sonstiger amtlicher die geistliche Leitung der Gläubigen betreffenden Verfügungen“ hinausging, künftig „als politische Zeitschriften anzusehen waren“ und „als solche den Vorschriften des Schriftleitergesetzes“ unterlagen (Abdruck: Dokumente 3, S. 171f.).– Vgl. dazu auch den Erlass des Präsidenten der Reichspressekammer an den Reichsverband der evangelischen Presse vom 17. Februar 1936 (Abdruck: Ebd., S. 172ff.) und R. Rosenstock, Presse, S. 119f.
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eine Prüfung aller Schriftleiter auf ihre politische Zuverlässigkeit im Gang18. Mit der Presse wird sehr wenig zu machen sein. Wir müssen andere Wege benützen, Gottesdienste, Rundschreiben, Flugblätter. Eine wirkliche Freiheit für die kirchliche Presse wird unter gar keinen Umständen möglich sein; selbst wenn sie uns gelassen wird, so nur zu dem Zweck, um nach der Wahl die evangelische Presse zu liquidieren. So fragt sich, was uns wichtiger ist, daß unsere evangelische Presse uns für die wenigen Wochen bis zur Wahl zur Verfügung steht oder daß wir auch nach der Wahl noch Blätter der Wortverkündigung haben. Organe der Kirche sind diese Blätter erst im letzten Jahrzehnt geworden. So bin ich nicht so sehr unglücklich über diesen Erlaß, der mich zuerst auch bestürzt hat: Daß das, was ich als Befürchtung ausgesprochen habe, wenn unsere Blätter völlige Freiheit haben, nicht bloß Vermutungen sind [zwei Wörter gestrichen]: „Laßt sie doch los, dann kriechen sie endlich aus den Mauselöchern heraus, dann haben wir nach der Wahl das Resultat, was wir brauchen!“19 Es wird eine Milderung des Erlasses kommen. Dann aber ist erst recht zur Vorsicht zu mahnen. Wir brauchen in unseren Gemeinden das Gemeindeblatt nicht [noch] so dringend. Ficker teilt mit: Der Vorsitzende der sächsischen Finanzabteilung [Kretzschmar] hat an das Reichskirchenministerium kürzlich geschrieben und um Stellungnahme des Reichskirchenministers gebeten und um eine Summe für die Wahlen gebeten20. Darauf ist die Verfügung des Ministers gekommen: Es ist ausgeschlossen, kirchlichen Behörden oder an18 Wie aus einem vertraulichen Rundschreiben des Reichsverbandes der evangelischen Presse (Fachschaft der Reichspressekammer) vom 15. Oktober 1936 hervorgeht, berief sich der Präsident der Reichspressekammer, Max Amann, bei dieser Überprüfung auf § 10 der „Ersten Verordnung zur Durchführung des Reichskulturkammergesetzes“ vom 1. November 1933. Danach konnte die „Aufnahme in eine Einzelkammer“, ohne die jegliche publizistische Tätigkeit untersagt war, „abgelehnt oder ein Mitglied ausgeschlossen werden, wenn Tatsachen vorliegen, aus denen sich ergibt, daß die in Frage kommende Person die für die Ausübung ihrer Tätigkeit erforderliche Zuverlässigkeit und Eignung nicht besitzt“ (RGBl I 1933, S. 797–800, Zitate: S. 798). Amann hatte dem Reichsverband der evangelischen Presse angekündigt, demnächst jedem einzelnen Mitglied des Reichsverbandes seine Entscheidung über die „Zuverlässigkeit im Sinne des § 10“ der genannten Verordnung zugehen zu lassen, und in diesem Zusammenhang gefordert, alle Mitglieder des Reichsverbandes müssten sich „für ihre pressemäßige Betätigung um eine ständige enge Fühlungnahme mit dem zuständigen Hoheitsträger der NSDAP bemühen“ (EvAG München, A 61. 1). 19 Zitat nicht ermittelt. 20 Kretzschmar hatte dem Reichskirchenministerium in einem Schreiben vom 17. Februar 1937 berichtet, der sächsische Landeskirchenausschuss habe für Wahlzwecke die Anweisung von 10.000,– RM verlangt, über die der Ausschuss selbst verfügen wolle. Kretzschmar hatte dazu mitgeteilt, er könne sein Einverständnis nur erteilen, wenn er für die Verwendung dieser Summe keine Verantwortung übernehmen müsse, und um eine Stellungnahme des Ministeriums gebeten (Abschrift im LKA Hannover, D 15 I Nr. 87 Bd. II; vgl. auch das Antwortschreiben Muhs’ vom 22. Februar 1937: Ebd.).
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deren kirchlichen Stellen für die Wahl Mittel zur Verfügung zu stellen. Soweit der Kirche für die technische Durchführung der Wahl Kosten entstehen, so sind sie von der Finanzabteilung zu verrechnen21. von Soden: Die Landeskirchenführerkonferenz hat einen Ausschuß eingesetzt mit der Aufgabe, die Wahlvorbereitung so weit zu klären, als es jetzt schon möglich ist. Vorsitz: Mahrenholz. Meinzolt, Ewerbeck, von Soden, für Altpreußen Benn; dann Friedrich-Karlsruhe22. Die Unterlage ist nicht weiter, als sie die Kirchenführerkonferenz am 18. Februar 1937 hatte23. Es fragte sich, ob man zu dem Brief24 eine Fortsetzung geben sollte. Das empfahl sich. Ein zweites Schreiben wurde formuliert. Adresse Kerrl. Absender sollte die Landeskirchenführerkonferenz sein. Die grundsätzliche Aussprache ergab drei Möglichkeiten für die Wahl: 1. Man will die kirchliche Kirchenwahl. Sie kann nicht als möglich betrachtet werden. 2. Die ungünstigste Möglichkeit, daß wir eine Wahlordnung zudiktiert bekommen. 3. Dazwischen liegen allerlei andere Möglichkeiten. Volksabstimmung. Generalsynode wäre dann in Anführungszeichen zu setzen. 21 Der Erlass des Reichskirchenministers an die Finanzabteilungen vom 22. Februar 1937 lautete korrekt: „Aus gegebenem Anlaß weise ich darauf hin, daß es unzulässig ist, den Kirchenbehörden oder anderen kirchlichen Stellen für Wahlzwecke Mittel zur Verfügung zu stellen. Soweit der Kirche für die technische Durchführung der Wahl Kosten entstehen, können diese nur von der Finanzabteilung unter deren Verantwortung im einzelnen nach den noch ergehenden Weisungen geleistet werden“ (Abdruck: Dokumente 4, S. 2). Gegen diesen Erlass legte der sächsische Landeskirchenausschuss mit Schreiben vom 2. März 1937 Dienstaufsichtsbeschwerde beim Reichskirchenministerium ein, da er einen „nicht tragbaren Eingriff in die vom Führer verbürgte ‚volle Freiheit der Kirche‘ zur Neuordnung“ darstelle und das Reichskirchenministerium „zum Herrn der Wahl“ mache, nachdem „selbstverständlich jede Maßnahme der Kirchenregierung irgendwie finanzielle Wirkungen haben“ könne (Abschrift im LKA Hannover, D 15 I Nr. 87 Bd. II). 22 Zur Einsetzung dieses Ausschusses am 19. Februar 1937 vgl. oben Dok. 4, Anm. 35f.– Von Soden berichtete im Folgenden über Verlauf und Ergebnis einer Sitzung des Wahlausschusses, die am 23./24. Februar 1937 in Goslar stattgefunden hatte (vgl. dazu die Mitschrift Meinzolts: EvAG München, NL Meinzolt 35) und auf der ein Schreiben der Kirchenführerkonferenz an Kerrl zur Wahl erarbeitet worden war (vgl. dazu die Entwürfe ebd., bei der EvAG München, NL von Soden 6, sowie den Abdruck der hier vorgelegten Fassung unten im Anhang Nr. I). Über die Besprechung in Goslar hatten Benn, Friedrich, Meinzolt und von Soden bereits am Tag vor der Lutherratssitzung, am 25. Februar 1937, im Sekretariat des Lutherrats Bericht erstattet (vgl. den undatierten Aktenvermerk Benns: LKA Bielefeld, Best. 5, 1, Nr. 18 Fasc. 2). 23 Bezug unklar: Die Kirchenführerkonferenz hatte auf ihrer Sitzung am 18./19. Februar 1937 (vgl. dazu oben Dok. 3 und 4) eine Erklärung der Kirchenführer an Kerrl fertiggestellt (vgl. unten Anm. 24); der Wahlausschuss in Goslar aber hatte einen Entwurf für ein zweites Schreiben an Kerrl erarbeitet (vgl. oben Anm. 22). 24 Gemeint ist die Erklärung der Kirchenführer an Kerrl zur Wahl vom 19. Februar 1937 (vgl. dazu oben Dok. 4, Anm. 33).
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Wir glaubten, noch einmal grundsätzlich auf die erste Forderung hinweisen zu sollen, aber im Unterschied zum Schreiben vom 19. Februar 193725 auch auf die zweite Möglichkeit eingehen [zu müssen]. Das Schreiben wird verlesen26. Erklärungen zu II B. Man kann annehmen, daß der Staat eine Kirchenwahl ablehnt. Dann steht eigentlich nur eine Frage zur wirklichen Debatte: Die Geltung von Artikel 1 der Kirchenverfassung. Dann muß alles auf diesen einen Punkt abgestellt sein. Manche Mitglieder des Ausschusses meinten, man sollte über eine Frage abstimmen. Bisher wurde dann diese Möglichkeit abgelehnt, weil es nicht in unserer Hand liegen kann, die Frage zu formulieren, und weil die Formulierung zu den schwersten Verwirrungen führen kann. Man muß davon absehen. Die Wähler können nur gebeten werden, ihr Vertrauen für bestimmte Männer auszusprechen. Kommt eine solche Wahl zustande, so würde die Generalsynode Leute umfassen, die Artikel 1 ernst nehmen und solche, die ihn aufgeben oder umformen wollen. Es wäre nicht möglich, eine Kirchenverfassung auszudenken, die beiden Teilen gerecht wird. Deshalb wird eine Scheidung eintreten müssen. Man wird um Einheit ringen müssen. Wenn es aber nicht zur Einheit kommt, dann gilt für uns: Artikel 1 und 227 sind für uns indiskutabel. Dann müßte die erste und eigentliche Aufgabe der Generalsynode sein, die Maßnahmen zu ermitteln, die die Scheidung von denen herbeiführt, die eine Nationalkirche28 wollen. Wenn und soweit die Synode auf Artikel 1 bleibt, so muß sie eigentliche ständige kirchliche Organe schaffen, die nicht auf der Autorität des Staates stehen. [Einige Wörter gestrichen] Das Recht, generalisiert [autorisiert?] zu sein, geht im Scheidungsfall auf den Teil über, der auf der Grundlage der Verfassung bleibt. Wir haben im übrigen mit Absicht dem Artikel in der Formulierung eine gewisse Unbestimmtheit gegeben. [Einige Wörter gestrichen] Wir wollten sagen: Die Generalsynode kann schon etwas tun. Wir haben es aber so unbestimmt gesagt, daß viel offen bleibt. Wir haben aber von Gliederungen gesprochen. „Wir dürfen die Landeskirchen nicht als Erbsünde behandeln, von der [ein Wort gestrichen] wir Vergebung erlangen müssen.“ Die Landeskirche darf nur insoweit aufgegeben wer-
25 Vgl. oben Anm. 24. 26 Abdruck des auf den 26. Februar 1937 vordatierten Entwurfs unten im Anhang Nr. I. 27 Zum Inhalt von Art. 2 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche vom 11. Juli 1933 vgl. oben Dok. 3, Anm. 31. 28 Vgl. dazu oben Dok. 5, Anm. 5.
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den, als die Bekenntniskirche an ihre Stelle tritt. Es soll nicht im Eifer der gegenwärtigen Stunde eine Union29 geschaffen werden. Wenn nun eine Generalsynode dieser Art, die zunächst eine Scheidung vollziehen muß, die auf keinen Fall eine Unionssynode sein darf, zustande kommen soll, dann kann man den Kreis der Abstimmungsberechtigten weit ziehen [einige Wörter gestrichen]. Es sollen natürlich nicht einfach alle Gottgläubigen30 an der Wahl teilnehmen. Es können auch nicht aus der Kirche Ausgetretene teilnehmen. [Aber] wir können auch nicht Wahlbeschränkungen vornehmen, in denen schon eine Art Vorentscheidung liegt. Alter: Das Alter der Religionsmündigkeit (14 Jahre)31 kommt nicht in Frage. 21 Jahre vorgeschlagen, damit nicht ein schon bestehendes kirchliches Wahlrecht verschlechtert wird. Es empfiehlt sich aber doch, das 24. Jahr zu nehmen32. Besitz der Reichszugehörigkeit: Wir wollen keine Nichtdeutschen wählen lassen. Reichszugehörigkeit heißt nicht Reichsbürgerschaft33. Die Ausschlußbestimmungen stehen ähnlich fast in allen einschlägigen Kirchengesetzen34. 29 Vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 67. 30 Nach dem Runderlass des Reichsinnenministers über die Bezeichnung religiöser Bekenntnisse vom 26. November 1936 waren unter ‚Gottgläubigen‘ solche Personen zu verstehen, „die sich zwar von den anerkannten Religionsgemeinschaften abgewandt haben, die jedoch nicht glaubenslos sind“ (Abdruck: Dokumente 3, S. 279). 31 Vgl. dazu das „Gesetz über die religiöse Kindererziehung“ vom 15. Juli 1921; nach § 5 dieses Gesetzes stand einem Kind nach Vollendung des vierzehnten Lebensjahres „die Entscheidung darüber zu, zu welchem religiösen Bekenntnis es sich halten will“ (RGBl 1921, S. 939ff., Zitat: S. 939). 32 Das vollendete 24. Lebensjahr als Voraussetzung für die Wahlberechtigung war z. B. in Art. 15, Abs. 1, der „Verfassungsurkunde für die Evangelische Kirche der altpreußischen Union“ vom 29. September 1922 (F. Giese/J. Hosemann, Verfassungen 1, S. 6) und in den entsprechenden Bestimmungen der altpreußischen „Kirchlichen Gemeindewahlordnung“ in der Fassung vom 22. Mai 1928 vorgesehen (F Giese/J. Hosemann, Wahlrecht 1, S. 16); in der bayerischen Landeskirche wurde sogar die Vollendung des 25. Lebensjahres vorausgesetzt (vgl. Art. 5 des „Kirchengesetzes betreffend die Änderung der Kirchenvorstandsverordnung“ vom 17. August 1922: F. Giese/J. Hosemann, Wahlrecht 2, S. 486). 33 Meinzolt bezog sich hier auf die Unterscheidung zwischen Reichs- bzw. Staatsangehörigkeit und Reichsbürgerschaft, die von den Nationalsozialisten mit dem „Reichsbürgergesetz“ vom 15. September 1935 eingeführt worden war (RGBl I 1935, S. 1146). Nach diesem Gesetz war deutscher Staatsangehöriger, „wer dem Schutzverband des Deutschen Reiches angehört und ihm dafür besonders verpflichtet ist“; der Erwerb der Staatsangehörigkeit richtete sich nach dem mehrfach abgeänderten „Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz“ vom 22. Juli 1913 (RGBl 1913, S. 583–593). Reichsbürger hingegen war nur derjenige „Staatsangehörige deutschen oder artverwandten Blutes, der durch sein Verhalten beweist, daß er gewillt ist, in Treue dem Deutschen Volk und Reich zu dienen“. Die „vollen politischen Rechte nach Maßgabe der Gesetze“ waren ausschließlich den Reichsbürgern vorbehalten. Das „Reichsbürgergesetz“ gehörte zu den Nürnberger Gesetzen (vgl. dazu unten Dok. 38, Anm. 29). 34 Zu den Ausschlussbestimmungen des kirchlichen Wahlrechts vgl. u. a. den oben Anm. 32
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Wer soll wählen? Wenn die Wahlen staatlich angeordnet werden, gilt jeder als evangelisch, der in den Haushaltslisten als evangelisch eingetragen ist. Das wäre für uns unmöglich. Es haben sich viele als evangelisch eingetragen, die inzwischen ausgetreten sind. Es haben sich viele als evangelisch eingetragen, die keiner Landeskirche angehören. Die Wählerliste muß deshalb von der Kirche aufgestellt werden. Anmeldung zur Wählerliste glaubten wir nicht fordern zu dürfen, weil das nicht mit dem Charakter dieser Wahl übereinstimmen dürfte. Wie wird gewählt? E i n e Liste ist ausgeschlossen. Da alle Wähler sich grundsätzlich über eine Frage zu entscheiden haben, sollen alle Wähler auch nur an Hand einer Liste ihre Entscheidung treffen können. Die Wahlen sollten sich [nicht?] in Kreise zersplittern. Das Eingehen auf Landeslisten kompliziert alle Probleme der Einheitslisten ungeheuer. Eine Reichsliste brauchen wir auf jeden Fall. Wenn Namenslisten gefordert werden, dann können ganz alberne Listen nicht aufgestellt werden. Es können eigentlich nur zwei Listen aufgestellt werden. Liste auf Grund von Artikel 1 der Kirchenverfassung und Bund für Deutsches Christentum35. Es sollten nur diese zwei zugelassen werden zur Aufstellung von Reichslisten. Wollen andere auch Listen aufstellen, so sollte das unter erschwerte Bedingungen gestellt werden. Zahl der Synodalen: Zur Grundlage ist die Tabelle für die Stimmen des Kirchenbundesrates36 gemacht. Wenn man 150 Leute nimmt, dann kommt auf jede, auch auf die kleinste Landeskirche, ein Abgeordneter. Sehr viel mehr als 200 sollte die Synode nicht haben. Eine solche Synode würde keinesfalls arbeitsfähig sein. Wahlbezirke sollten die Grenzen der Landeskirchen37 sein. Es könnten
erwähnten Art. 15, Abs. 1, der altpreußischen Kirchenverfassung sowie die ausführenden Bestimmungen in Abschnitt „8. Ausschluß vom Wahlrecht“ in der „Kirchlichen Gemeindewahlordnung“ in der Fassung vom 22. Mai 1928 (F. Giese/J. Hosemann, Wahlrecht 1, S. 17f.); vgl. auch Art. 5, Abs. 2, des bayerischen „Kirchengesetzes betreffend die Änderung der Kirchenvorstandsverordnung“ vom 17. August 1922 (F. Giese/J. Hosemann, Wahlrecht 2, S. 486f.). 35 Vgl. dazu oben Dok. 5, Anm. 20. 36 Die Verteilung der Stimmen im Kirchenbundesrat, einem Organ des ehemaligen Deutschen Evangelischen Kirchenbundes (vgl. dazu unten Anm. 68), war durch § 11, Abs. 2, der Verfassung des Deutschen Evangelischen Kirchenbundes vom 25. Mai 1922 geregelt gewesen (Abdruck: J. Hosemann, Kirchenbund, S. 21). Danach hatte jede Landeskirche mindestens eine Stimme, größere Landeskirchen sollten „auf jede angefangene halbe Million Seelen der evangelischen Bevölkerung eine Stimme“ erhalten; es durfte jedoch keine Landeskirche mehr als zwei Fünftel der Gesamtstimmenzahl auf sich vereinen. Zur genauen Stimmenverteilung auf die einzelnen Landeskirchen vgl. § 1 der „Teilgeschäftsordnung des Kirchenbundesrates“ vom 26. Juni 1925 (Abdruck: Ebd., S. 80f.). 37 Zu den Grenzen der 28 deutschen evangelischen Landeskirchen vgl. die Karte bei W.– D. Hauschild, Deutschland, Sp. 745f.
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aber auch die Gaugrenzen38 als [zu] Wahlbezirken gemacht werden. Dagegen sollten wir uns wehren. Es sollten Kirchenkreise den Wahlkreisen zugrunde liegen. Was die Wahl selbst betrifft: Am Ort wird der Pfarrer mit Beisitzern die Wahl leiten müssen. Der Bürgermeister könnte es nicht sein, auch nicht der Ortsgruppenleiter. Dagegen ist anheim zu geben, ob das für die oberen Instanzen nicht anders gemacht werden sollte. Es besteht begründeter Verdacht gegen Kirchenleitungen, die für erlaubt halten, was ihren Zielen nützt. Man muß also Sicherungen schaffen. Die wären gegeben, wenn ein Beamter richterlicher Qualität gebeten würde, die Wahlleitung zu übernehmen. Je nach dem, wie der Brief formuliert wird, wäre ein Satz beizufügen, der dem Inhalt nach sagt, daß wir zu weiteren Verhandlungen bereit sind. Da die Kirchenführerkonferenz heute nicht tagt39, der Brief aber unbedingt morgen weg muß, so müssen andere Organe den Brief absenden. Wir würden dringend bitten, daß man sich jetzt nicht in Einzelheiten zersplittert. Es kommt nur darauf an, ob die Einteilung des Briefes und die Grundbedingungen für die politische Wahl gebilligt werden. Breit: Die der Generalsynode (II B 1 c) übertragene Aufgabe begegnet Bedenken. Die Berufung auf Artikel 1 der Kirchenverfassung genügt nicht. Denn die Thüringer Deutschen Christen40 unterschreiben glatt den Artikel 1. Deshalb muß noch eine andere Bindung geschaffen werden. von Soden: Die Thüringer Deutschen Christen erklären, sie wollen eine „Kirche über den Konfessionen“41. Damit stehen sie nicht auf Artikel 1 der Kirchenverfassung. Artikel 1 ist natürlich in einem Verständnis [ein Wort gestrichen] gemeint, das ihm gerecht wird. Ich kann in eine politische Wahl nicht eine Bekenntnisentscheidung im voraus hineinbringen. Wenn eine größere Sicherung nötig erscheint, so könnte man sagen: „Die in Artikel 1 u n d 2 gegebene Grundlage“.
38 Zu den Grenzen der 32 reichsdeutschen NSDAP-Gaue (Stand 1936) vgl. die Übersichtskarte in Organisationshandbuch, S. 85. 39 Die Kirchenführerkonferenz war zunächst auf den 2. März 1937 verschoben worden (vgl. die Telegramme Liljes an Beste vom 23. Februar 1937 und Henkes an Beste vom 25. Februar 1937: LKA Schwerin, BK 14); wegen der „Erwartung der staatlichen Verordnungen über die Kirchenwahl“ wurde sie dann nochmals verschoben (vgl. das Telegramm Henkes an Beste vom 27. Februar 1937: Ebd.) und von Henke schließlich auf den 12. März 1937 einberufen (vgl. den Entwurf für ein Telegramm Henkes vom 9. März 1937: EZA Berlin, 1/1538).– Zum Verlauf der Kirchenführerkonferenz am 12. März 1937 vgl. unten Dok. 8. 40 Vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 23. 41 Vgl. dazu oben Dok. 5, Anm. 5.
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Breit: Ich verstehe allmählich, daß hier in voller Absicht in dieser sehr allgemeinen [Weise] gesprochen worden ist, und doch scheint mir diese Tendenz die Gefahr eines Mißverständnisses nicht auszuschließen. [Ein Wort gestrichen] Warum hat man so ängstlich jeden Ausdruck vermieden, der uns durch den Kampf und die Erfahrungen der letzten Jahre doch nahegelegt ist und der in sich so unzweideutig ist, daß auch staatliche Augen ihn verstehen müssen? Die auf dem Weg einer politischen Wahl zustandegekommene Generalsynode bekommt hier doch ganz ungeheure Rechte. Fleisch spricht zur Bezugnahme auf Artikel 2 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche. Es müßte der Sinn des Artikel 2 gesichert werden, ohne ihn auf die Landeskirchen zu beschränken. Meiser: Bedenken gegen II B 1 c [ein Wort gestrichen]. von Soden sucht es zu entkräften. Wenn die itio in partes42 eingetreten ist, dann wird der Staat [ein Wort gestrichen] die Aufgabe übernehmen, welche die selbst unvollständige Generalsynode übernehmen muß. Meinzolt: Bezugnahme von Abschnitt II A auf die Vorschläge der Verfassungskammer43. Erst mit Dahlem darüber verhandeln! Zu Ziffer II B 1 c ist zu bemerken, daß diese Generalsynode nur die Synode nach der itio in partes ist. Diese Synode wird eine [ein Wort gestrichen] wenigstens vorläufige Aufgabe haben. Wenn wir darüber gar nichts sagen, dann könnte uns der Staat mindestens den Vorwurf machen, daß wir die Zukunft dann dem Zufall überlassen. Hahn: Abschnitt II. Dem Staat sollte die Möglichkeit [drei Wörter gestrichen] der Wahl deutlicher gesagt werden. Das Ja (Kirchenwahl) sollte nicht ein schreckliches [ein Wort gestrichen] Angebot sein. Hermann Müller fragt, warum der Verfassungsausschuß44 so ins Detail gegangen ist bei der Herausstellung der Aufgaben der zu wählenden Generalsynode. Könnten wir uns nicht darauf beschränken, noch einmal die Linie zu betonen, die im letzten Schreiben45 angeschnitten wurde? Wir sollten doch nicht von vornherein sagen, daß die Generalsynode eine beauftragte Leitung und Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche herauszustellen hat. Ist es eigentlich notwendig, die Punkte B in der vorgelegten Form herauszustellen? von Soden: Was wir n i c h t sagen, geben wir dem Staat frei zu sagen. Wir lassen uns auf nichts anderes ein, als daß die Kirche ihr Bekenntnis hat.
42 = Auseinandertreten in Parteien. 43 Gemeint ist die „Denkschrift der ‚Beratenden Kammer der Deutschen Evangelischen Kirche für Verfassungsangelegenheiten‘ über die Neuordnung der kirchlichen Organe“ (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 51). 44 Gemeint ist der W a h l ausschuss (vgl. dazu oben Anm. 22). 45 Vgl. dazu oben Anm. 24.
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Wir wollen nicht [ein Wort gestrichen] die Parole „Einheit“, sondern die Parole „Wahrheit“. Niemann: Ich bin auch der Auffassung: Wir kommen nicht darum herum, uns auf Artikel 1 der Kirchenverfassung in der geschehenen Weise zu berufen, und wir kommen nicht darum herum, auch von uns aus der verfassunggebenden Generalsynode bestimmte Aufgaben zuzulegen. Die Aufgabe, daß die Generalsynode die rechtliche Stellung der Kirche im Staatsganzen klären soll, kann als politische Aufgabe gekennzeichnet werden. Der Staat könnte es ablehnen, sich darüber von der Kirche Weisungen geben zu lassen. Marahrens: Ich halte alles für eine Schwäche, die das nicht von vornherein betont, daß es zu einer Scheidung kommt. Unsere Überlegung muß darauf gehen: Was müssen wir tun, um von vornherein zu sagen: Die Einheit, die der politischen Stelle vorschwebt, ist unmöglich, wenn Kirche Kirche bleiben soll? Ich habe die Befürchtung, daß durch den vorgelegten Brief46 diese Situation nicht klar genug gemacht wird. Um des Ernstes der ganzen Sache willen müßten wir das von vornherein sagen, und daran wird sich unsere Beteiligung an der Wahl entscheiden. von Soden: Auch wir wollten nichts anderes sagen. Pfisterer: Eine klare Scheidung in Aussicht zu nehmen, ist nicht eine schlechte, sondern eine gute Wahlparole. Unsere Gemeinden sind sich darüber klar, daß mit den Deutschen Christen nicht zusammenzuleben ist. Der Ausdruck „politische Wahl“ sollte vermieden werden; besser: „Feststellungswahl“. Friedrich: Die Wahl ist eine Entscheidung zwischen Sein oder Nichtsein der Kirche. Man kann nicht mit der Tür ins Haus fallen und mit dem Wort Scheidung anfangen und dann alles weitere sich entwickeln lassen. Das wäre nicht ungefährlich. Mit großer Geschicklichkeit hat der Ausschuß in Goslar diese Gefahr vermieden. Kühl: Ich kann ein unbestimmtes Gefühl darüber nicht los werden, daß mit größerer Klarheit die Feststellungswahl so in den Vordergrund geschoben wird [werden muss]. Es ist nicht deutlich genug gesagt, daß die eigentliche Kirchenwahl nur die Wahl in den Gemeinden sein kann. Gauger: Die Altpreußen planen eine ziemlich erhebliche Abänderung des Schreibens47.
46 Gemeint ist der oben Anm. 22 und 26 erwähnte Entwurf für ein Schreiben an Kerrl. 47 Parallel zur Sitzung des Lutherrats befasste sich auch der altpreußische Landeskirchenausschuss mit dem Goslarer Entwurf (vgl. die „Niederschrift über die Sitzung des Landeskirchenausschusses vom 26. Februar 1937“: EZA Berlin, 12/12). Eger bat den Lutherrat während der Sitzung mehrfach telefonisch um eine gemeinsame Besprechung des Entwurfs; dies lehnte der Lutherrat jedoch ab, weil „diese Sache [.|.|.] wohl so klar“ liege,
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von Soden: Der erste Brief48 sollte deutlich anmelden: Dieses ist eine Kirchenwahl. Im [Grund] haben wir angedeutet: Wir könnten uns auch mit einer anderen Wahl abfinden. Das wären aber dann keine kirchlichen Wahlen. Wir dürfen uns aber dann nicht mit einer Andeutung begnügen, sondern müßten sagen, wie wir uns eine Wahl dann denken. Der Staat muß wissen: Mit uns ist zu reden auch über eine Feststellungswahl, aber nicht zu reden ist mit uns über den Unterschied von kirchlich und unkirchlich. Fleisch schlägt vor, auf der letzten Seite den Schluß zu ändern. Der Schluß ist so, daß dabei aller Ton auf B fällt. Wenn stattdessen gesagt wird: Wir führen das so aus, weil wir in unserem ersten Brief nur die eine Seite ausgeführt haben. Hermann Sasse: Im Erlaß des Führers49 ist ein völlig neuer Begriff der Deutschen Evangelischen Kirche eingeführt worden. Bisher bestand sie aus Landeskirchen. Jetzt wird auf einmal die völlige Einheitskirche vom Staat einfach vorausgesetzt, eine Einheitskirche, die nicht mehr aus Landeskirchen, sondern aus einzelnen Christen besteht. Das ist ein solcher Wendepunkt, daß in dem Entwurf des Ausschusses sehr energisch wieder hingewiesen wird auf die Kirchenverfassung und die Exi„daß deswegen eine telefonische Verständigung genüge“. Angesichts „der Eilbedürftigkeit der Sache“ stellte der Landeskirchenausschuss daraufhin eine veränderte Fassung des Entwurfs fertig, die in eigener Verantwortung abgesandt werden sollte. Meinzolt erfuhr von diesem Plan, als er dem Landeskirchenausschuss telefonisch mitteilte, Lilje sei vom Lutherrat „mit der Absendung eines dem Goslarer Entwurf entsprechenden Schreibens beauftragt“ worden. Durch Meinzolt informiert, setzte sich jetzt auch Lilje mit Benn in Verbindung, weil er befürchtete, ein selbstständiges Vorgehen des altpreußischen Landeskirchenausschusses konterkariere das von der Kirchenführerkonferenz erwünschte einheitliche Vorgehen der Landeskirchen. Benn erwiderte, es liege dem Landeskirchenausschuss fern, durch sein Vorgehen „den Eindruck zu erwecken, als wolle er gegenüber Dr. Lilje und den lutherischen Landeskirchen eine unfreundliche Haltung einnehmen“; allerdings sei der Landeskirchenausschuss „ohne eine besondere Aussprache“ nicht in der Lage, „einfach auch seinerseits Herrn Dr. Lilje mit der Absendung des Schreibens“ zu beauftragen, „da er die hier erarbeiteten Abänderungen des Goslarer Entwurfs, wenn sie auch nicht grundsätzlicher Natur seien, doch andererseits auch nicht für ganz unwesentlich halte und er sie daher in das endgültige Schreiben gern übernommen zu sehen wünsche“. Nachdem eine gemeinsame Aussprache trotz mehrfacher Bitten nicht zustandegekommen sei und die Sitzung des Landeskirchenausschusses gerade zu Ende gehe, bleibe „aus diesem rein äußeren Grunde leider nichts anderes mehr übrig [,,,], als daß der Landeskirchenausschuss direkt an den Minister schreibe“ (vgl. den undatierten Aktenvermerk Benns: LKA Bielefeld, Best. 5, 1, Nr. 18 Fasc. 2; Zitate: Ebd.). Dementsprechend sandte der altpreußische Landeskirchenausschuss noch am 26. Februar 1937 die von ihm überarbeitete Fassung des Goslarer Entwurfs an den Reichskirchenminister (Entwurf mit zahlreichen hsl. Korrekturen: EZA Berlin, 12/12; Abschrift auch bei der EvAG München, NL Meinzolt 34). 48 Vgl. oben Anm. 24. 49 Vgl. dazu oben Anm. 2.
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stenz der Landeskirchen. Aber sollte man nicht gleich am Anfang sagen, daß Bedenken über Unklarheiten des Begriffes und des Wesens der Deutschen Evangelischen Kirche bestehen? Hermann Müller: Zwei Wünsche. Er bittet, am Schluß von A oder am Schluß des ganzen Schreibens mit völliger Klarheit noch einmal auszudrücken: Vom kirchlichen Standpunkt heraus ist die Kirchenwahl zu fordern. Bei B I 1 sollten die Buchstaben a–c nicht so gesetzmäßig abgefaßt sein. Das sieht aus, als wollte man sich ohne weiteres auf diesen Weg begeben. Was den Kreis der Wahlberechtigten anlangt, so sollten nur Mindestforderungen aufgestellt werden. Kühl bittet, daß unter allen Umständen daran festgehalten wird, in dem Begleitschreiben die Aufhebung der polizeilichen Maßnahmen zur Bedingung zu machen. Wenn wir nicht nach Lübeck kommen, fällt eine Wahlvorbereitung für eine ganze Landeskirche aus50. Breit stellt grundsätzliche Zustimmung unter dem Vorbehalt der nötigen Einarbeitungen fest. Fortsetzung 2. Lesung der Erklärung zur Wahl. Mit einigen Änderungen angenommen. Dr. Lilje soll die Erklärung an das Reichskirchenministerium bringen51.
50 Zu den Vorgängen in Lübeck vgl. oben Dok. 3, Anm. 37, und unten Anm. 93. 51 Lilje und Breit kamen nach der Sitzung des Lutherrats dann jedoch überein, das Schreiben nicht in der hier beschlossenen, sondern in stark abgeänderter Form an den Reichskirchenminister abzusenden (vgl. das Schreiben Breits an Meiser vom 1. März 1937: LKA Nürnberg, Meiser 39; zu diesem Vorgehen vgl. auch die Schreiben Meinzolts an Breit und Mahrenholz vom 3. März 1937: EvAG München, NL Meinzolt 35). Dabei blieb Abschnitt I wortgleich mit dem Goslarer Entwurf; Abschnitt II hingegen wurde gegenüber der ursprünglichen Fassung stark gekürzt und lautete jetzt: „Was den Charakter der Wahl und die Durchführung des Erlasses des Führers und Reichskanzlers betrifft, so muss folgende Erwägung beachtet werden: Die Wahl soll als eine kirchliche Wahl im eigentlichen Sinne verstanden und vollzogen werden, damit durch die zu bildende Generalsynode die fehlenden echten kirchlichen Leitungsorgane und eine neue endgültige Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche geschaffen werden, so dass auf diesem Wege der innere Neuaufbau der Deutschen Evangelischen Kirche zustande kommt. In diesem Falle würde es sich lediglich um eine besondere Form der sonst üblichen kirchlichen Wahlen handeln; sie müsste deshalb, was insbesondere die Anforderungen an die Wähler und die zu Wählenden anlangt, vom Wesen der Kirche und von den für die Bildung kirchlicher Organe massgebenden Grundsätzen her vollzogen werden. Auch bedürfte die Ausarbeitung und der Erlass der Wahlordnung die [der] Mitwirkung der Kirchen. Über diese Form der Wahl hat sich das Schreiben der Landeskirchenführer vom 19. d. Mts., insbesondere unter Ziffer 4, bereits näher geäussert. Wir sind bereit, den Entwurf einer Neuordnung der kirchlichen Organe vorzulegen, um auf dem Weg von Wahlen zu neuen kirchlichen Körperschaften in den Kirchengemeinden und den Gliederungen der Deut-
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Flor berichtet über das von ihm erarbeitete Rechtsgutachten zum Erlaß des Führers52. Abschrift des Gutachtens soll allen Landeskirchen zugestellt werden. Hermann Müller: Die grundsätzlichen Fragen des Referats sind dem Minister bereits mitgeteilt53. Die Frage der Urwahlen haben wir bisher überhaupt nicht angeschnitten. Wären wir nicht verpflichtet, diesen Punkt irgendwie zur Sprache zu bringen? Breit liest eine Überlegung des Sekretariats vor54.
schen Evangelischen Kirche und von daher zu der verfassunggebenden Generalsynode zu gelangen. Zur weiteren Erörterung der sich aus der Vorbereitung der Wahl ergebenden Fragen ist von uns ein besonderer Ausschuss ermächtigt worden“ (Schreiben der „Beauftragten für die Leitung und Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche“ mit hsl. Unterzeichnung Liljes an den Reichskirchenminister vom 26. Februar 1937: LKA Nürnberg, Meiser 39).– Für den Fall, „dass die Wahl nicht als kirchliche Wahl im üblichen Sinne gestaltet, sondern mit der Bildung der ‚Generalsynode‘ zugleich eine Abstimmung des evangelischen Teiles des deutschen Volkes über dessen Stellung zur Kirche überhaupt wie zu der durch Art. 1 der geltenden Kirchenverfassung umschriebenen Grundlage herbeigeführt werden“ sollte, übersandte Lilje dem Reichskirchenminister in einem gesonderten Schreiben vom 3. März 1937 wenige Tage später allerdings doch noch den ursprünglichen Abschnitt II des Goslarer Entwurfs (Abschrift: Ebd.). 52 Vgl. dazu oben Anm. 14. 53 Gemeint ist offenbar, dass wesentliche Inhalte des G u t a c h t e n s Kerrl bereits durch die Erklärung der Kirchenführer zur Wahl vom 19. Februar 1937 (vgl. oben Dok. 4, Anm. 33) mitgeteilt worden waren. 54 Nach G 2, S. 3, stellte Breit hier einen vom Sekretariat des Lutherrats ausgearbeiteten Entwurf zur Beratung, „in dem die Haltung der lutherischen Kirche und ihrer Organe zur Wahl“ ausgeführt wurde und der den Ratsmitgliedern für ihre eigenen Wahlvorbereitungen zur Verfügung gestellt werden sollte. In diesem nicht gezeichneten und undatierten Entwurf hieß es u. a., grundsätzlich dürfe die Wahlordnung „allein unter dem Gesichtspunkt gestaltet werden, wie der Verkündigung des reinen Evangeliums am besten gedient wird“. Um dieses Ziel zu erreichen, habe die lutherische Kirche im Gegensatz zur reformierten für die Wahlordnung zwar nur wenige, dafür aber entscheidende Forderungen zu stellen: Unmittelbar vom lutherischen Bekenntnis gefordert seien „Lehreinheit und bekenntnisgebundenes Kirchenregiment“; daher müsse beim Neubau der Deutschen Evangelischen Kirche „die Ausgestaltung der lutherischen Kirche Deutschlands innerhalb der Deutschen Evangelischen Kirche von vornherein vorbehalten werden“, müssten „die von den lutherischen Gemeinden zu Wählenden an diesen Vorbehalt gebunden werden“ und müsse „die Wahl nach Landeskirchen erfolgen, so dass die in den bekenntnisgebundenen Landeskirchen Gewählten in der Generalsynode Vertreter ihrer Landeskirchen“ seien. Neben diesen Forderungen sei aber auch noch auf bestimmte „Hinweise“ aufmerksam zu machen, „ohne dass dafür das Bekenntnis einzelne Vorschriften gibt“. Dazu gehöre vor allem die Feststellung von Qualifikationen für das aktive und passive Wahlrecht. Nicht „jeder standesamtlich als ‚evangelisch‘ bezeichnete Volksgenosse“ sei nämlich berechtigt, „über Lehre und Ordnung der Kirche mit zu entscheiden“; so dürften die Wahlberechtigten nicht nach dem 15. Februar 1937 übergetreten oder erst wieder in die Kirche eingetreten sein. Im Übrigen gälten die im landeskirchlichen Recht vorgesehenen Vorschriften für die Wahlberechtigung. Für die Wählbarkeit seien ein Alter von mindestens 30 Jahren, eine regelmäßige Beteiligung an Gottesdienst und Abendmahl und eine Erklä-
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Meiser: Wo bleibt die Einschaltung des geistlichen Amtes? Stoll unterstützt Meiser. Fleisch fürchtet, daß vielleicht zu viel Theologen in die Synode kommen. Ich würde dieses Bedenken nicht hineinschreiben. In praxi wird ihm doch Rechnung [zwei Wörter gestrichen] getragen werden. Niemann: Empfiehlt es sich nicht, einzufügen, daß die Kirchenverfassung von 1933 eine paktierte Kirchenverfassung ist und daß an Stelle dieser Verfassung nicht ohne weiteres eine auf anderem Wege zustandegekommene Verfassung treten kann? Nagel: Müßte nicht der Lutherrat, wenn die Synode eine neue Kirchenverfassung beschließen sollte, [sich] neu einsetzen und die Fesseln von 1933 abschütteln? Es ist nicht wahr, daß die Deutsche Evangelische Kirche eine Kirche ist55. Dazu muß man sich jetzt bekennen. Jetzt ist die Stunde gekommen, in der die Möglichkeit besteht, daß auf Grund eines Wortes des Führers eine neue Kirchenverfassung geschaffen werden kann. Wir müssen jetzt offen bekennen, daß der Weg von 1933 ein Irrweg war. Es ist nicht wahr, daß die Teilung in Konfessionen das Volk hindert, in entscheidender Stunde der Nation geschlossen für die Nation einzutreten. Von den Dahlemiten trennt uns ein ganz anderer Kirchenbegriff56. Können wir die Lutherische Kirche Deutschlands
rung erforderlich, „dass der zu Wählende sein Amt als Dienst an der Kirche im Sinne von Schrift und Bekenntnis ausüben wolle“ (LKA Hannover, D 15 III Nr. 13; Abdruck: AELKZ 70, 1937, Sp. 254f.). 55 Nagel hatte bereits in einer Stellungnahme vom November 1933 den Standpunkt vertreten, die Deutsche Evangelische Kirche entspreche „nicht dem, was Gottes Wort und das lutherische Bekenntnis von der Kirche verlangen“, und deshalb einen Beitritt der Evangelisch-lutherischen Kirche Altpreußens abgelehnt (G. Nagel, Kann die Evang.-luth. Kirche, S. 6). Wenn behauptet werde, die Deutsche Evangelische Kirche sei eine Kirche, dann könne man sie nur als eine Unionskirche bezeichnen, und zwar als „eine solche, die das lutherische Bekenntnis nicht unangetastet läßt, sondern dem lutherischen Bekenntnis widerspricht; denn das lutherische Bekenntnis verbietet die Gleichberechtigung von lutherischer und reformierter Lehre in ein und derselben Kirche“ (Ebd., S. 5). 56 Vgl. dazu z. B. das Rundschreiben des bayerischen Landeskirchenrates an die Geistlichen und Religionslehrer der bayerischen Landeskirche vom 9. Januar 1936, in dem es u. a. geheißen hatte, für die lutherischen Kirchen komme allein den Bekenntnisschriften kirchengründende und verpflichtende Bedeutung zu; demgegenüber sei für die altpreußischen Bruderräte und die reformierten Bruderratsmitglieder „gewissermaßen über die lutherische und reformierte Kirche hinaus ‚die bekennende Kirche‘ entstanden“, die Angehörige verschiedener Konfessionen unterschiedslos in sich schließe und sich nicht mehr über die Confessio Augustana, sondern die nachträglich kanonisierten Beschlüsse der Bekenntnissynoden von Barmen, Dahlem und Augsburg definiere. Damit aber zielten die „preußischen Brüder“ im „vollen Sinne“ auf „eine Kirche der Union“. Dieser „neue Begriff von Kirche“ zeige sich auch in der Frage der Kirchenzugehörigkeit, die nach lutherischem Bekenntnis „wesentlich in der Taufe und in der Verkündigung des Wortes Gottes begründet“ sei, während sie für die preußischen Brüder „durch das aktuelle Bekennen des einzel-
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retten, wenn wir die Deutsche Evangelische Kirche bestehen lassen? Der Staat hat richtig gesehen, daß der Lutherrat eine Gefahr für die Deutsche Evangelische Kirche ist57. Wir können unser Plazet doch nicht dazu geben, daß die Deutsche Evangelische Kirche, die doch Unionskirche ist, gefestigt wird. Wir müssen jetzt eintreten für eine Kirche, die nur lutherische Kirche ist. Breit: Es gehört zum Ernst und zur Schwierigkeit des Augenblicks, wenn wir im Interesse der großen Gemeinschaft für die Wahl auf Dahlem schauen, aber dadurch in die Gefahr gebracht werden, um des Friedens willen eine Kirche zu bauen, die nicht unsere Kirche ist. Wenn Dahlem seinen Weg gehen kann, unbehelligt und ungewarnt von uns, dann wird dieser Weg zur Zerstörung der evangelischen Kirche Deutschlands führen. Umgekehrt ist es gut, wenn auch die lutherische Kirche auf ihrem Weg immer wieder angefochten wird von Dahlem, damit auch sie immer wieder davor bewahrt wird, den falschen Weg zu gehen. Ich glaube, daß wir zwar innerhalb der Deutschen Evangelischen Kirche (Kirchenbund) natürlich mit Dahlem eng verbunden sein können, daß wir aber innerhalb derselben Kirche (streng gefaßt) sehr vorsichtig darüber wachen müssen, daß wir nicht durch Dahlem auf eine falsche Linie uns abdrängen lassen. Stoll schließt sich dem an, was Nagel sagt. Die lutherischen Kirchen sind gefragt, ob sie ihren Weg, den sie im vergangenen Jahr beschritten haben58, auch weiterhin in die Zukunft vorwärtsschreiten werden. Das schließt nicht aus, daß die Berührungen aufrechterhalten werden, in denen wir stehen. Aber den Brüdern in Dahlem ist nur dann geholfen, wenn wenigstens ein Kirchenkörper geschlossen und klar dasteht, an dem sie sich aufrichten und ausrichten können. Das fordert aber, daß hier vollständige Klarheit und Einheit herrschen. Darüber muß ein Konsensus hergestellt werden. Niemann: Die Worte Nagels haben mein Gewissen heftig getroffen. Das ist tatsächlich [zwei Wörter gestrichen] unser Anliegen gewesen, daß wir nicht noch einmal die Schuld von 1933 auf uns laden. Jetzt ist viel-
nen begründet“ und „durch einen besonderen äußeren Akt des Bekennens (rote Karte!)“ erwiesen werde (Abdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 205–209, Zitate: S. 205f.). 57 So hatte das Reichskirchenministerium beim Anschluss der sächsischen Landeskirche an den Lutherrat u. a. behauptet, die „sächsische Kirche trete damit aus der Deutschen Evangelischen Kirche aus“ (P. Fleisch, Werden, S. 40). Vgl. dazu auch unten Dok. 9, Anm. 3. 58 Der Lutherrat war im März 1936 gegründet worden (vgl. dazu unten Dok. 9, Anm. 1) und hatte sich seither um einen festeren Zusammenschluss der lutherischen Kirchen mit dem Ziel einer einheitlichen Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands bemüht (vgl. dazu unten Dok. 15, Anm. 49).
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leicht die letzte Stunde, in der sich die lutherischen Kirchen zur Lutherischen Kirche Deutschlands vereinigen. Johnsen: Ich sehe diese Stunde auch als eine Stunde von entscheidender Bedeutung an. Ich darf im Namen aller jüngeren Amtsbrüder sagen, die in den letzten Jahren führerlos dastanden und sich noch etwas vom lutherischen Bekenntnis her versprechen: Viele, die zwischen den Fronten sind, erwarten vom Lutherrat her das erlösende Wort. Es muß jetzt ein klares, wegweisendes Wort für die Zukunft gesagt werden. Wir sind hier am Kernproblem unserer ganzen Arbeit. Breit: Es wird sich auch an manchem konkreten Punkt zeigen müssen, wieweit der Widerhall in unseren Kreisen sich auf das erstreckt, was von Breslau her uns gesagt worden ist59. Marahrens: Ich empfinde die Bedeutung dieser Stunde außerordentlich. Wir müssen auch sachlich genug sein, um konkret zu fragen: Was muß nun jetzt von uns getan werden? Zweifellos ist 1933 ein falscher Weg beschritten worden. Aber geschichtlich ist das so: Damals war ein anderer Weg nicht möglich als der, der versucht worden ist. Es ist damals mit vielem Ernst versucht worden, die Bedenken über den Kirchenbegriff der Deutschen Evangelischen Kirche zu zerstreuen60. Damals handelte es sich darum, ob wir61 bei der Haltung der politischen Front62 in die Auseinandersetzungen auch die Frage der Union63 hineinbringen
59 Gemeint ist das Votum Nagels oben S. 143f. 60 Zu den sowohl im Vorfeld als auch nach der Verabschiedung der Kirchenverfassung vom 11. Juli 1933 geführten Auseinandersetzungen über die Frage, ob es sich bei der Deutschen Evangelischen Kirche um eine ‚Kirche‘ oder einen ‚Kirchenbund‘ handelte, vgl. H.J. Reese, Bekenntnis, S. 164–197; W. H. Neuser, Kampf, S. 264–271. 61 Marahrens hatte neben Kapler und Hermann Albert Hesse dem sog. ‚Drei-Männer-Ausschuss‘ angehört, der die Vorarbeiten für die Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche geleistet hatte (vgl. dazu K. Meier, Kirchenkampf 1, S. 90f.; W. H. Neuser, Kampf, S. 267; E. Klügel, Landeskirche 1, S. 30f.; K. Scholder, Kirchen 1, S. 383). 62 So hatte Hitler besonders mit der im April 1933 erfolgten Ernennung Ludwig Müllers zu seinem ‚Bevollmächtigten für die Angelegenheiten der evangelischen Kirche‘ deutlich gemacht, dass er die „für den nationalsozialistischen Staat unübersichtliche und den zentralistischen Ordnungsvorstellungen der Regierung widersprechende Zersplitterung des deutschen Protestantismus“ beseitigt wissen wollte und „die Schaffung einer einheitlich geführten ‚Reichskirche‘“ erwartete (vgl. J. Mehlhausen, Beginn, S. 220f., Zitate: S. 221); der politische Druck auf die Verfassungsverhandlungen hatte sich dann nochmals erhöht, als im Juni 1933 in der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union ein Staatskommissariat eingesetzt worden war (vgl. dazu J. Mehlhausen, Eingriffe, S. 232–240). 63 Nachdem Zoellner am 13. April 1933 die „Bildung einer evangelischen Kirche deutscher Nation auf klarer Bekenntnisgrundlage“ – und damit faktisch einen nach Bekenntnissen gegliederten Aufbau der künftigen Deutschen Evangelischen Kirche – gefordert hatte („Aufruf an alle Lutheraner“, Abdruck: K. D. Schmidt, Bekenntnisse 1, S. 140f., Zitat: S. 140), waren Stimmen laut geworden, die sich für eine Auflösung der Evangelischen Kir-
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sollen. Wir haben es damals um der Kirche willen gelassen64. Wir haben es auch 1935 gelassen65. Anfang 1936 haben wir durch die Gründung des Lutherrats66 die Wendung von der bisherigen Entwicklung ab [ein Wort gestrichen] vollzogen. Wir sind auf der Linie, zu der Sie, Herr Oberkirchenrat Nagel, jetzt aufrufen. Wir müssen das jetzt konsequent weiterführen. Da erhebt sich für uns eine Not. Diese erhebt sich aus unserem Verhältnis zu Dahlem. Wir können zu dem Ziel, das uns allen vorschwebt, nicht kommen, ohne daß wir klar unsere Beziehungen zu den Brüdern regeln, die immer wieder die Unionsfrage entscheidend sein [ein Wort gestrichen] lassen. Wenn heute die Union von sich aus eine eigene Eingabe macht67, dann ist das wieder ein Zeichen, unter dem wir jahrelang gelitten haben. Mit dem Begriff der Union verbindet sich in entscheidendem Moment ein klarer Machtanspruch. Das ist das Erschwerende unserer Entscheidung. Es wird nicht gehen ohne eine klare Trennung von Dahlem, weil von ihrer Seite immer wieder der Machtanspruch der Union kommt. Das ist für uns todfeind. Wir müssen sagen: Was erfordert die Lage denen gegenüber, mit denen wir brüderlich zusammenstehen? Ich wäre dankbar, wenn wir unser Ziel noch konkreter bestimmten und das den Brüdern sagten.
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che der altpreußischen Union eingesetzt hatten (vgl. dazu K. Scholder, Kirchen 1, S. 372ff.; W. H. Neuser, Kampf, S. 268ff.). Die Forderung nach einer bekenntnismäßigen Gliederung der Deutschen Evangelischen Kirche war bei den Verhandlungen zwischen Kapler, Marahrens, Hesse und dem auf Grund seiner staatlichen Beauftragung anwesenden Ludwig Müller im Kloster Loccum bei Hannover im Mai 1933 fallen gelassen worden; stattdessen hatte man sich darauf geeinigt, die Bekenntnisse unangetastet und die Landeskirchen fortbestehen zu lassen, womit auch die Auseinandersetzungen um die Evangelische Kirche der altpreußischen Union beendet worden waren (vgl. dazu W. H. Neuser, Kampf, S. 270f.; K. Scholder, Kirchen 1, S. 410f.; K. Meier, Kirchenkampf 1, S. 92). Marahrens, damals Vorsitzender der (ersten) Vorläufigen Kirchenleitung (vgl. dazu unten Dok. 10, Anm. 98), hatte sich im Herbst 1935 zu einer bedingten Zusammenarbeit mit den von Reichskirchenminister Kerrl eingesetzten Kirchenausschüssen bereit erklärt (vgl. dazu G. Besier, Kirchen 3, S. 337–429; K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 78–108), obwohl diese nicht explizit bekenntnisgebunden waren und von lutherischen Kritikern als weitaus ‚unionistischer‘ beurteilt worden waren als das vormalige Kirchenregiment der Deutschen Evangelischen Kirche (vgl. dazu T. M. Schneider, Gegen den Zeitgeist, S. 122–128). Zudem war auch die Verwirklichung des vor allem von den Bruderräten der zerstörten lutherischen Kirchen geforderten Zusammenschlusses der lutherischen Kirchen zu einer vereinigten lutherischen Kirche Deutschlands illusorisch geblieben, nachdem sich neben anderen Hindernissen besonders die Frage als problematisch erwiesen hatte, wie die Lutheraner in unierten Kirchengebieten – vor allem in Preußen – in eine lutherische Kirche eingegliedert werden könnten, ohne dabei die Union aufzulösen und in das Kirchenregiment der Bruderräte in den zerstörten Kirchengebieten einzugreifen (vgl. dazu Verantwortung 2, S. XXff.). Vgl. dazu unten Dok. 9, Anm. 1. Vgl. dazu oben Anm. 47.
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Stoll: Es war doch so in der Zeit des alten Kirchenbundes68, daß die Altpreußische Union durch das Gewicht ihrer Stimme nicht bloß die lutherische Kirche überstimmen konnte69, sondern die lutherische Kirche wagte doch gar nicht, sich gegenüber der Altpreußischen Union zur Geltung zu bringen. Diese Zeiten müssen endgültig vorüber sein. Wenn das lutherische Bischofsamt Gestalt und Kraft gewonnen hat, dann müssen die lutherischen Kirchenführer eines verhüten, daß in einigen Jahren das schlechte Gewissen gegen sie zeugt, daß sie in dieser Stunde nicht so gehandelt haben, wie das Bekenntnis es fordert. Das ist die furchtbare Situation dieser Stunde, daß wir einerseits die Verbindung mit allen aufrechterhalten müssen, die wollen, daß Christus verkündigt wird, daß wir aber auch nicht vergessen dürfen, in dieser Stunde tapfer zu handeln. Das bedingt, daß die lutherische Kirche mit einer Stimme redet und mit einem Willen auftritt. Wenn das geschieht, dann macht das nicht bloß Eindruck, sondern wirkt sammelnd. Die Dahlemer sind abgefallen von der Linie, die sie noch in Dahlem vertreten haben70.
68 Gemeint ist der 1922 gegründete Deutsche Evangelische Kirchenbund, in dem sich die Landeskirchen föderativ zusammengeschlossen hatten. Er hatte dem Zweck dienen sollen, die gemeinsamen Interessen der Landeskirchen zu wahren und zu vertreten, „das Gesamtbewußtsein des deutschen Protestantismus zu pflegen und für die religiös-sittliche Weltanschauung der deutschen Reformation die zusammengefaßten Kräfte der deutschen Reformationskirchen einzusetzen“ (§ 1 der Verfassung des Kirchenbundes vom 25. Mai 1922, abgedruckt bei J. Hosemann, Kirchenbund, S. 14). Dabei waren die Landeskirchen in Bekenntnis, Verfassung und Verwaltung selbstständig geblieben. Organe des Kirchenbundes waren der Kirchentag als Vertretung der synodalen Kräfte, der Kirchenbundesrat als Vertretung der Kirchenleitungen und der Kirchenausschuss als geschäftsführendes und vollziehendes Gremium gewesen (vgl. dazu G. Besier, Kirchenverfassung, S. 102–112). 69 Als größte deutsche Landeskirche hatte die Evangelische Kirche der altpreußischen Union im Deutschen Evangelischen Kirchenbund eine Führungsrolle eingenommen (vgl. J. Mehlhausen, Beginn, S. 216). So waren im Kirchenbundesrat mehr als zwei Drittel der Stimmen auf die altpreußische Union entfallen (vgl. die oben Anm. 36 erwähnte „Teilgeschäftsordnung des Kirchenbundesrates“ vom 26. Juni 1925) und im Kirchenausschuss, der für den Kirchenbund faktisch kirchenleitende Funktionen wahrnahm (vgl. G. Besier, Kirchenverfassung, S. 108), hatten Präsidium und Geschäftsleitung dem „ersten Beamten der Verwaltung der altpreußischen Landeskirche“ zugestanden (§ 16, Abs. 1, der Verfassung des Deutschen Evangelischen Kirchenbundes vom 25. Mai 1922: J. Hosemann, Kirchenbund, S. 24f.). 70 Von Stoll wohl gemeint: Während auf der zweiten Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche am 19./20. Oktober 1934 in Berlin-Dahlem noch Konsens geherrscht habe, dass es sich bei der Deutschen Evangelischen Kirche um einen „Bund bekenntnisbestimmter Kirchen“ handelte, deren Organe „den Bekenntnissen entsprechend zusammengesetzt und gegliedert“ werden müssten („Botschaft der Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 20. Oktober 1934, Abdruck: W. Niemöller, Bekenntnissynode Dahlem, S. 37f., Zitate: S. 38), seien die Dahlemer dazu übergegangen,
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Nagel: Ich bin Marahrens dankbar, daß er darauf hingewiesen hat, daß auch sein Herz die Bildung der Lutherischen Kirche Deutschlands sei. Der Weg, der damals [1933] gegangen wurde, ist heute als Irrtum erwiesen. Nun sehe ich nicht ein: Darf man die Stunde vorübergehen lassen, die doch nicht wiederkommt, die heute durch den Führer [Hitler] gegeben ist, ohne daß wir die Fesseln von 1933 abschütteln? Der Staat soll [ein Wort gestrichen] anerkennen, daß [ein Wort gestrichen] die Deutsche Evangelische Kirche ein Bund ist. In diesen Bund wollen wir alle hinein. Jetzt setzt sich der Lutherrat ein für die Bekennende Kirche. Das ist eine Kirche, die wieder keine Kirche ist. Wurm fragt, ob die vorgelegten Sätze71 eine Art Wahlprogramm bedeuten sollen und ob es den lutherischen Kirchen zur Pflicht gemacht wird, diese Sätze jetzt zu vertreten. Jetzt im Augenblick, in dem es einfach um die Kirche als Kirche geht, ist es weder von der Wahrheit noch von der Liebe aus notwendig, daß solche Sätze und Forderungen in den Vordergrund gestellt werden. Daß der Staat uns in dieser Einsicht nicht versteht, haben wir alle schon gemerkt. Aber auch weite Kreise, die für die Wahl wichtig sind, haben für diese Dinge kein Verständnis. Damit ist sicher zu rechnen: Im Augenblick würde eine innerprotestantische konfessionelle Parole das Gegenteil dessen bedeuten, was uns allen vorschwebt. Wir müssen erst durch den Orkan hindurch. Dann werden wir noch stärker als bisher diese Linie verfolgen können. Jetzt mit dieser Parole in diesen Kampf hineinzugehen, würde ich für verfehlt halten. Wenn wir jetzt nicht als eine wirklich geschlossene Einheit auftreten, dann haben wir überhaupt verspielt. Gauger: Die Frage, die Nagel aufgeworfen hat, ist entscheidend72. Wenn man die Deutsche Evangelische Kirche verneint und aufgibt in diesem Augenblick, dann kann sich niemand an der Wahl beteiligen. Aber wenn man das will, dann sind auch die Folgen ins Auge zu fassen. Die große Kirche in Deutschland ist dann zu Ende. Dann wird ein kleiner Kreis von bekenntnisgebundenen Kirchentümern vorhanden sein; dann sind unsere sämtlichen Überlegungen, wie die Wahl gestaltet werden soll, bereits aufgegeben. Marahrens: Diese Stunde kann nicht die Bedeutung haben, daß wir diese letzte Entscheidung schon fällen. Wir müssen uns fragen: Was muß in dieser Stunde entschieden werden? Das muß entschieden werden, ob uns irgendwelcher Ballast, der von Altpreußen kommt, auf unserem Weg zu unserem Ziel hindert. Aber wir dürfen jetzt nicht einfach sadie Bekennende Kirche als neue Unionskirche konstituieren zu wollen (vgl. dazu oben Anm. 56; vgl. auch T. Breit, Zur 4. Bekenntnissynode, Sp. 252ff.). 71 Vgl. dazu oben Anm. 54. 72 Vgl. das Votum Nagels oben S. 143f.
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gen: Wir sind die Lutherische Kirche. Was die Auffassung Nagels von 1933 anbetrifft, so haben wir das nicht aus Liebe zum Staat, sondern aus Liebe zur Kirche getan. Wir müssen den Weg auf die Lutherische Kirche hin als den für uns entscheidenden ansehen und vielleicht mit größerer Energie als bisher Hemmungen, die uns immer wieder entstehen, abweisen. Es muß für uns Lutheraner der Weg, der mit dem Lutherrat begonnen worden ist, mit ganzer Energie gegangen werden. Wir können nicht jetzt alles abtun und isoliert eine Lutherische Kirche schaffen wollen. Fleisch: Wir Lutheraner haben zwei Aufgaben: Die Aufgabe der einen Front, und müssen vermeiden, dabei jetzt Geleise zu legen, die es uns unmöglich machen, innerhalb der Deutschen Evangelischen Kirche die Lutherische Kirche Deutschlands zu schaffen. Die vorgelegten Sätze sind geeignet, auch mit Dahlem zu verhandeln. Man muß sagen: Für uns ist alles unmöglich, was es uns unmöglich macht, in der kommenden Deutschen Evangelischen Kirche überhaupt noch Lutherische Kirche zu bauen. Breit: Die vorgelegten Sätze sind ein Spiegel, in dem wir uns selbst prüfen, an dem aber auch alle, die in die Synode gewählt werden, vorübergehen müssen. Damit ist nicht vergessen, was ihnen aufgegeben ist von ihrer Kirche. Bekenntnis ist uns dabei nicht bloß ein Schmuck, den wir in kirchlich sicheren Zeiten anlegen, es müßte denn sein, daß es ein Ordensschmuck ist. Das Bekenntnis der Lutherischen Kirche gehört nicht zu den Akzidenzien der Kirche, sondern zur Substanz. Wir müssen uns begnügen mit dem, was Marahrens gesagt hat; daß aber auch das Sichbemühen nicht den Weg zum Ziel verbaut. Meiser weist auf geschichtliche Verhältnisse der Vergangenheit hin. Wir haben nicht aus Liebe zum Staat, sondern aus Liebe zur Kirche die Kirchenverfassung von 1933 unterschrieben. Wo wäre die lutherische Kirche heute ohne die tapferen Pfarrer aus der Union? Wo bliebe unsere lutherische Theologie? Die jetzige Situation gleicht der von 1933. Wir können uns nicht jetzt von den Brüdern in Dahlem scheiden. Wir müssen ihnen gegenüber wahrhaftig sein und sagen, was wir wollen, und daß unsere Ziele dieselben bleiben, auch beim Zusammengehen zum Zweck der Wahlen. Stoll: Darauf kommt es an, daß die Kapitäne auf dem Schiff genau wissen, worum es geht. Es kann dann ein Wort in die Gemeinde hinausgehen, wie wir es hinausgegeben haben73. Aber die Führer der Kirche müssen 73 Gemeint ist offenbar die Kundgebung des Lutherrats an die Gemeinden vom 23. Februar 1937. In dieser Kundgebung hatte der Lutherrat die Gemeindeglieder dazu aufgefordert, sich bei den Kirchenwahlen für die „Kirche der Väter“, die „Freiheit ihrer Verkündigung“, die Unterweisung der Jugend „im rechten christlichen Glauben“ sowie für die
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deutlich den Kurs kennen. Es wäre verkehrt, eine Geschichtsdeutung geben zu wollen. Wir möchten bloß warnen, einerseits vor einem Enthusiasmus, der doch 1933 irgendwie am Werk war und möchten weiter warnen vor der Erwartung, als könnte nach der Stunde des Sturms noch einmal eine Stunde kommen. Ich würde wirklich sagen: Es ist für den Rat der Lutherischen Kirche deshalb so außerordentlich schwer, in diesen Wochen und Monaten, die vor uns liegen, deutlich und wirklich beides beachten zu müssen, was Fleisch gesagt hat. Aber es kommt darauf an, daß wir nicht eines tun und das andere lassen. Aber wir stehen wirklich noch in der Zeit, aus der wir herauskommen, und sind noch nicht in die Fragen hineingeschritten, die wir vor uns sehen, um die wir ringen und kämpfen.Wir haben mit unserem Bekenntnis den Feind geschlagen und dürfen dankbar sein, daß es so geschehen ist. Die Dahlemer haben gerade dann, wenn es hart auf hart ging, mit dem lutherischen Bekenntnis durchgefochten74. Beides ist uns auferlegt. Beides zu tun ist uns außerordentlich schwer, aber wir müssen den klaren Entschluß fassen, nun wirklich vorwärts zu schreiten. Kühl: Nagel hat von der entscheidenden Stunde gesprochen. Ich möchte glauben, diese Stunde ist nicht mit dem 26. Februar 1937 zu beschreiben. Aber ich glaube, daß wir diese Stunde – im weiteren Sinn – einmal erleben könnten, in welcher die Lutherische Kirche einmal proklamiert werden könnte. Die niedersächsischen Kirchen erleben das Wesentliche einer Lutherischen Kirche dadurch, daß wir im Lüneburger Pakt75 „Erhaltung der kirchlichen Liebeswerke“ einzusetzen und dafür Sorge zu tragen, „daß die Deutsche Evangelische Kirche eine Leitung bekomme, die das Bekenntnis in ihrem Reden und Handeln kraftvoll und unverkürzt bezeugt und darüber wacht, daß das Evangelium rein gepredigt und die Sakramente nach dem Evangelium verwaltet werden“ (EvAG München, C 3. 17; Abdruck ohne Datierung: AELKZ 70, 1937, Sp. 250f., Zitate: S. 251). 74 So hatte sich Friedrich Müller in seinem Vortrag „Das Recht der kirchlichen Selbsthilfe“, mit dem er auf der zweiten Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche in Berlin-Dahlem am 19. Oktober 1934 das kirchliche Notrecht (vgl. dazu unten Dok. 10, Anm. 57) begründet hatte, auf Art. 7 und 14 der Confessio Augustana berufen (Abdruck des Vortrags: W. Niemöller, Bekenntnissynode Dahlem, S. 215–220, hier: S. 215). 75 Im ‚Lüneburger Pakt‘ hatten sich am 7. Oktober 1935 die Bekenntnisgemeinschaften der niederdeutschen lutherischen Landeskirchen von Hannover, Braunschweig, Oldenburg, Hamburg, Lübeck, Schleswig-Holstein und Mecklenburg zusammengeschlossen. Dabei war folgende Entschließung verabschiedet worden: „Die Bruderräte der niederdeutschen lutherischen Landeskirchen berufen als geistliche Leitung einen Ausschuß. Er steht unter der geistlichen Leitung von Landesbischof D. Marahrens. Dieser Ausschuß übernimmt die Verantwortung für die lutherische Kirche im niederdeutschen Raume in ihrer Gesamtheit und in allen ihren Teilen. Die Bruderräte werden in ihrer Landeskirche nur Lösungen der Kirchenfrage zustimmen, die die Zustimmung dieser geistlichen Leitung gefunden haben“ (JK 3, 1935, S. 982; J. Gauger, Chronik 3, S. 457ff.). Zur Vorgeschichte und zur Tätigkeit dieses Zusammenschlusses vgl. E. Klügel, Landeskirche 1, S. 263–266.
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beisammen sind und dadurch von der lutherischen Gemeinschaft getragen sind. Darum ist es wesentlich, daß auch andere Bausteine herzukommen und daß der Gedanke einer einheitlichen Lutherischen Kirche Deutschlands stark geformt und proklamiert wird. Es ist wesentlich, daß die Vertreter lutherischer Landeskirchen sehr stark vor den „Spiegel“ gestellt werden. Müssen wir nicht in die Synode den Ruf der einen Lutherischen Kirche Deutschlands hineinkommen lassen [zwei Wörter gestrichen]? Ficker: Die sächsische Landeskirche hat mit dem Problem der Union nichts zu tun76. Trotzdem sind wir an der Frage lebhaft interessiert. Wenn das Haus brennt, müssen wir erst einmal löschen. Es ist gewagt, wenn die Gegenseite die eine Nationalkirche77 fordert, die konfessionelle Zersplitterung [zu betreiben]. Wir sollten doch auch dem Geist, der in alle Wahrheit leitet, vertrauen. Der lutherische Gedanke marschiert. [Es ist] die Erweichung des konfessionellen Bewußtseins gewesen, die den Fluch auf unser Kirchentum gelegt hat. Wir müssen versuchen, dieses Erbe zu liquidieren. Aber das kann nicht mit einmal sein. Die lutherische Kirche muß immer wieder an die Pforten der Union pochen. Erst muß die Position noch einmal umgangen werden; dann wird sie von selbst fallen. Ich möchte auf eine besondere Schwierigkeit aufmerksam machen: Die Gegenseite kommt heraus mit dem Schlagwort der Einigkeit, des Zusammenhanges. Wir haben uns auf unserer Ephorenkonferenz geeinigt auf den Ausdruck „Evangelisch-Lutherische Kirche Deutscher Nation“, aber sagten: Wir erwarten sie vom heiligen Geist, der die Kirche erneuert und heiligt78. Wir wollen die lutherische Kirche, aber durch eine Entwicklung von innen her, durch eine Besinnung auf das Bekenntnis. Hermann Müller: Wie das einfache Gemeindeglied über diese Fragen denkt, entnehme ich einer Schrift, die vor zwei Tagen bei uns einlief. Ein eifriges Gemeindeglied bittet die Kirchenleitung, alle Glieder der Kirche, die noch am Christentum festhalten, aufzurufen. Aber mit ebenso großer Bestimmtheit sagt der einfache Mann: Die Kirchenlei76 Die sächsische Landeskirche war nach der Präambel ihrer Kirchenverfassung vom 29. Mai 1922 auf die lutherischen Bekenntnisschriften verpflichtet (auszugsweiser Abdruck der Verfassung: E. R. Huber/W. Huber, Staat 4, S. 644–651, hier: S. 644). 77 Vgl. dazu oben Dok. 5, Anm. 5. 78 Vgl. dazu den Aufruf des sächsischen Landeskirchenausschusses und sämtlicher sächsischer Superintendenten zur Kirchenwahl vom 24. Februar 1937 (Flugblatt: EvAG München, C 3. 17; Teilabdruck in AELKZ, 70, 1937, Sp. 234f.). In diesem Aufruf hieß es wörtlich, die evangelischen Wähler sollten bei der kommenden Wahl eintreten „für die evangelisch-lutherische Kirche deutscher Nation, die ihr Neuwerden und ihre Einigung nur aus einer von Gottes Geist geschenkten tieferen Erfassung des Evangeliums von Jesus Christus erwartet“.
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tung soll sich hüten, im jetzigen Zeitpunkt herauszustellen die Unterschiede lutherisch, reformiert und uniert79. Ich glaube, daß wir einer Entwicklung entgegengehen nach der Wahl, daß sich überhaupt nur noch dieser eine Block der bekenntnisgebundenen Kirchen als vorhanden zeigt. Wir können, wenn es besser geht, zu dem Ergebnis kommen, daß dieser eine Kirchenbund noch weiterbesteht, aber daß die lutherische Kirche in ihrem Bekenntnis eine feste Einheit bildet. Wir können ruhig auf den Moment warten, in dem Gott uns ruft und eine lutherische Kirche schafft. Jetzt die Unterschiede hervorzuheben, wäre ein Verrat an der lutherischen Kirche. Breit: Dadurch [ein Wort gestrichen] erreichen wir unser Ziel nicht, daß wir jetzt recht viel von der lutherischen Kirche reden. Wir wollen durch unsere Vorlage nur daran erinnern, daß uns unser Ziel beständig [ein Wort unleserlich] uns vor Augen [stehen] soll [sic!] und daß alle Lutheraner in der Generalsynode sich durch uns an dieses Ziel erinnern lassen sollen. Nagel: Ich wollte keinem der lutherischen Bischöfe zu nahe treten. Die Angst, aus der heraus ich geredet habe, möchte ich noch einmal zum Ausdruck bringen. Wenn nun auch der Lutherrat sagt: Wir setzen uns ein für etwas, was jetzt neu und endgültig sein wird, und man nennt dieses Ding wieder Kirche, was doch nicht Kirche ist, wie will man dann in einem späteren Augenblick auftreten und sagen, [was dem widerspricht,] was wir 1937 noch einmal unterschrieben haben? Noch einmal auf eine Stunde hoffen, in der wir mit gutem Recht sagen könnten: Das dürften wir nicht tun, daß wir dieses Ding Kirche genannt haben. Wann ist nach Ihrer Meinung, Herr Landesbischof Meiser, die Stunde gekommen, da die Deutsche Evangelische Kirche keine Kirche ist? Breit: Die Frage, die Nagel aufgeworfen hat, soll unter uns lebendig bleiben. Fleisch: Vom Propagandaministerium wird mitgeteilt: Die Wahlen sollen am 4. April sein80. Niemöller hatte der Auslandspresse gegenüber auch erklärt, daß man auf Urwahlen eingehen wolle81.
79 Vgl. das Schreiben des Schorndorfer Papier- und Schreibwarenhändlers Karl Hofer an den Herrenberger Dekan Theodor Haug vom 23. Februar 1937 (LKA Stuttgart, A 126, 348). 80 Nicht ermittelt. 81 Tatsächlich hatte Niemöller jedoch wenige Tage zuvor „in einem Interview mit einem ausländischen Journalisten klipp und klar erklärt, er werde die Kirchenwahlen boykottieren und den Kampf um die Unabhängigkeit der Kirche fortsetzen“ (G. Besier, Kirchen 3, S. 648); zur ablehnenden Haltung Niemöllers gegenüber den Kirchenwahlen vgl. auch J. Schmidt, Niemöller, S. 417.
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Ficker: Sollte alles, was vorgetragen wurde, nicht auch der kirchlichen Öffentlichkeit vorgetragen werden? Breit: Es müßte alles umgeprägt werden in eine Sprache, die auch der Gemeinde zugänglich ist. Ficker: Was wir besprachen und beschlossen, ist nicht nur für das Kirchenvolk da, sondern auch für die staatlichen Stellen. Breit: Die Arbeit von Goslar wird an alle Parteistellen geschickt82. Künneth hat den Artikel über Kirche und Generalsynode geschrieben83. Der Verlag bietet einen Sonderdruck an, 2 Pfennig das Stück. [Breit]: Erwerbung der Mitgliedschaft von Geistlichen bei der nationalsozialistischen Partei. Entwurf einer diesbezüglichen Entschließung wird vorgelegt84. Es besteht die Sorge, daß manche Pfarrer sich verpflichtet halten, einen Antrag auf Aufnahme zu stellen, nachdem die Mitgliedersperre aufgehoben ist85. Es ist zu befürchten, daß der Antrag nicht aus ganz reinen und nicht aus rein kirchlichen Motiven erfolgt. Man sollte eigentlich den Pfarrern den Eintritt in jede politische Partei untersagen wie den Offizieren. In welche Lage kommen die Pfarrer, die die Möglichkeit, in die Partei einzutreten, nicht nützen! Die kommen leicht in den Verdacht, als würden sie damit ein politisches Urteil aussprechen, wovon keine Rede sein kann. Es handelt sich nicht darum, daß jemand die Tätigkeit der Partei für schlecht hält, wenn er sich ihr nicht anschließt, sondern darum, daß der Pfarrer, der nicht in die Partei eintritt, es für seine kirchliche Pflicht hält, sich hier fern zu halten und die Kirche vor dem Gewissenskonflikt zu bewahren, der entstehen kann, wenn ein Verhalten gefordert wird, das der Pfarrer mit seinem Gewissen nicht vereinbaren kann. Es kann hier das neue Beamtengesetz86 erwogen werden. Das Gesetz wird wahrscheinlich für sämtliche Körperschaften des öffentlichen Rechtes für verbindlich erklärt werden. Das Gesetz sieht vor, daß jemand nicht mehr Beamter sein kann, der aus der Partei ausgeschlossen
82 Gemeint ist das oben Anm. 51 erwähnte Schreiben Liljes an den Reichskirchenminister vom 26. Februar 1937. 83 Walter Künneth, Kirche und Generalsynode. In: Wort und Tat 13, 1937, S. 76–84. 84 Entwurf nicht ermittelt; vgl. dazu aber G 2, S. 3: „Über die Stellungnahme zu einer etwaigen Aufhebung der Mitgliedersperre der NSDAP und deren Auswirkung auf die Geistlichen und Kirchenbeamten wird eingehend beraten.“ 85 Die Aufnahmesperre der NSDAP war bereits am 9. Februar 1937 aufgehoben worden; allerdings hatte Heß dabei die Aufnahme von Pfarrern und Theologiestudenten ausdrücklich untersagt (vgl. F. Zipfel, Kirchenkampf, S. 109; C. H. Meisiek, Theologiestudium, S. 313; Herausgefordert, 442). 86 Gemeint ist das „Deutsche Beamtengesetz (DBG)“ vom 26. Januar 1937 (RGBl I 1937, S. 39–70).
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ist87. Wenn ein Beamter aus der Partei ausgeschlossen ist, wird von der Kirche verlangt werden, daß der Geistliche auch keinen Dienst in der Kirche mehr tun kann. Fall Eppelein88. Der Zweck der Vorlage ist erfüllt, wenn im Sinn der Erklärung die Pfarrer seelsorgerlich beraten werden. Starke Bedenken gegen Veröffentlichung. Der Entwurf wird zurückgezogen. Bauer-Thüringen trägt einige Wünsche der Thüringer vor. Die Thüringer waren gebeten, Material über die Thüringer Deutschen Christen zu bringen. Eine Zusammenstellung liegt vor89. Es fragt sich, ob es sich nicht empfiehlt, das als Manuskript zu drucken und es möglichst schnell den Pfarrämtern zuzusenden. Eine weitere Bearbeitung ähnli-
87 Nach § 32, Abs. 2, des Deutschen Beamtengesetzes war die Ernennung zum Beamten „für nichtig zu erklären“, wenn „nicht bekannt war, daß der Ernannte zur Zeit seiner Ernennung aus der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei ausgeschlossen oder ausgestoßen war“ (RGBl I 1937, S. 46). 88 Friedrich Eppelein, Direktor der Missionsanstalt Neuendettelsau, war am 15. Oktober 1935 vorläufig aus der NSDAP ausgeschlossen worden, weil ihm vorgeworfen wurde, er habe es als Parteimitglied und verantwortlicher Schriftleiter des lutherischen Wochenblatts „Freimund“ zugelassen, dass in der Ausgabe Nr. 40 vom 3. Oktober 1935 „die erbgesundheitlichen Grundsätze und Gesetze des nationalsozialistischen Staates in unerhörter, wenn auch versteckter Form angegriffen“ worden seien und zudem die SA als Gliederung der Partei grob beleidigt worden sei. Der Parteiausschluss war im Frühjahr 1936 bestätigt worden, da ein „Mann, der als Schriftleiter einer Zeitung wiederholt durch die Staatsaufsichtsbehörde verwarnt, dem wiederholt Schutzhaft angedroht werden musste und dessen Druckerzeugnis wiederholt der Beschlagnahme verfallen ist“, als Parteigenosse untragbar sei (Beschluss des Ansbacher Kreisgerichts der NSDAP vom 27. Mai 1936, abschriftlich im LKA Nürnberg, Personalakten Theologen 380). 89 In dieser Zusammenstellung „Die Not der lutherischen Kirche in Thüringen“ wurde der Versuch unternommen, die kirchenpolitische Gesamtentwicklung in der Thüringer Landeskirche seit Beginn des Kirchenkampfes und ihre Bedeutung für die Deutsche Evangelische Kirche darzustellen. Dies geschah jedoch nicht in Form einer chronologischen Darstellung der Ereignisse oder einer Aneinanderreihung von Fallbeispielen, sondern anhand einer grundsätzlichen Analyse der theologisch-weltanschaulichen Grundlagen der Thüringer Deutschen Christen und der daraus resultierenden kirchenpolitischen Methoden. Dabei wurde das Bild einer Kirche entworfen, die sich zu einem „Organ der politischen Gewalten für den nationalen Kultus“ entwickelte. Am Ende dieser Entwicklung werde die Thüringer Landeskirche „als Staats- und Nationalkirche bestehen, die mit einer neuen Botschaft die kirchliche Organisation, das kirchliche Vermögen, den kirchlichen Besitz zur Verfügung hat“; von dieser neu gewonnenen Machtposition aus werde sie „ohne Zweifel einen entschlossenen Eroberungsfeldzug, wie er ja schon angefangen hat, in die gesamte Deutsche Evangelische Kirche unternehmen“. Deshalb sei die Thüringer Kirche „der Frontabschnitt, an dem heute eine Gesamtentscheidung für die Deutsche Evangelische Kirche überhaupt fallen muß“. Den vollständigen Text der Zusammenstellung verbreitete der Lutherrat entsprechend dem im Folgenden geäußerten Wunsch Bauers in einem Rundschreiben vom 3. April 1937 (LKA Hannover, L 3 I Nr. 19 Bd. II); ein Teilabdruck erfolgte dann am 14. Mai 1937 in der AELKZ 70, 1937, Sp. 453ff.
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cher Art könnte die deutschchristliche Literatur der letzten Zeit untersuchen (Lehmann, Der Todeskampf der Kirche in der Gegenwart90). Fundgrube! Da wird die Kirche direkt als Propagandaapparat der Partei hingestellt [ein Wort gestrichen]91. Frage der Kandidaten. Thüringen braucht unbedingt Kandidaten. (Lehmann, Der Todeskampf der Christentümer und die gegenwärtige Wiedergeburt des Urchristentums im deutschen Volk. Verlag Bonz’ Erben, Stuttgart 1937. Heft 1: Entartung kirchlicher Bekenntnispraxis und Wiedergeburt der ursprünglichen Gesten religiöser Formgestaltung der arischen Christenheit; Heft 2: Wiedergeburt urchristlicher Kerngedanken, 1. Seitheriger Verfall urchristlichen Seelentums, 2. Wiedergeburt des urchristlichen Glaubens an Gottmenschentum) Kühl berichtet über Lübeck. Bittet, daß die geldliche Unterstützung des Lutherrates möglichst einheitlich geregelt wird92. Berichtet ferner über 90 Richtig: Paul Lehmann, Der Todeskampf der Christentümer und die gegenwärtige Wiedergeburt des Urchristentums im Deutschen Volk. Heft 1 und 2, Stuttgart 1937.– Eine Analyse der in der Schrift Lehmanns entfalteten nationalkirchlichen Ideologie und ihrer Bedeutung für die bevorstehenden Kirchenwahlen wurde in der undatierten und nicht gezeichneten Ausarbeitung „Was will die Nationalkirche?“ vorgenommen. Diese Ausarbeitung endete mit der Feststellung: „Die Nationalkirche, wie sie hier geschildert ist, löst den Christusglauben auf in eine Schwärmerei über allgemeines Gottmenschentum und allgemeine Vergottung der Menschheit und bekennt sich als abgesagte [sic!] Feindin der Bekenntniskirche. Zugleich räumt sie dem Staat ein bedingungsloses Bestimmungsrecht über die Kirche und ihr Bekenntnis ein und stempelt die Kirche zu einem politischen Propaganda-Institut.“ Die nationalkirchliche Ideologie müsse damit sowohl vom Standpunkt des nationalsozialistischen Parteiprogramms als auch vom Standpunkt der Bibel und der reformatorischen Bekenntnisse aus als „völlig unmöglich“ beurteilt werden (LKA Hannover, L 3 I Nr. 19 Bd. II). 91 So hieß es in Heft 1, S. 14, der Schrift Lehmanns: „Wie im 4. und im 16. Jahrhundert, so wird auch heute die Staatsgewalt der in einer weltgeschichtlichen Zeitwende ihr von Gott übertragenen Aufgabe den ungeheuren Propaganda-Apparat der Kirche dienstbar machen und ihn kategorisch auf gleiche Richtung mit der politischen Propaganda einstellen müssen, um alle inneren Widerstände gegen die Erfüllung der gottgegebenen Aufgabe des Staates endgültig zu brechen.“ 92 Kühl bezog sich hier auf die Pläne zur Gründung eines Lutherischen Hilfsvereins, die der Lutherrat verfolgte, seitdem der Vorsitzende des Pfarrernotbunds, Niemöller, im Dezember 1936 zunächst die Unterstützung der ruhegehaltlos entlassenen Lübecker Bekenntnispastoren (vgl. das Schreiben Niemöllers an Greiffenhagen vom 4. Dezember 1936, Abschrift im LKA Hannover, D 15 II Nr. 23; vgl. dazu auch K. F. Reimers, Lübeck, S. 304ff.) und kurz darauf aller Kirchengebiete, „deren Bruderräte den Kurs des Reichskirchenausschusses bzw. des Lutherischen Rates [sic!] steuern,“ in Frage gestellt hatte (Schreiben Niemöllers an den Vorstand des Pfarrernotbunds vom 17. Dezember 1936, Abschrift im LKA Hannover, D 15 II Nr. 23). Dies betraf nicht nur Lübeck, sondern auch Mecklenburg und Thüringen (vgl. das Schreiben der Geschäftsstelle des Pfarrernotbunds an Beste vom 18. Dezember 1936, Abschrift: Ebd.). Mit der Begründung, die Inanspruchnahme des Pfarrernotbunds durch diese Kirchengebiete sei in den letzten Wochen und Monaten ständig gestiegen, ohne „dass es gelungen wäre, die seit 2 Jahren abgestopp-
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Vergleichsverhandlungen, [ein Wort gestrichen] die das Lübecker Kirchenregiment angeboten hat93. Versorgung Gaugers94.
ten Beiträge aus den ‚intakten lutherischen Kirchen‘ von Bayern, Hannover und Württemberg hereinzubekommen“, hatte Niemöller die Bildung einer gesonderten Hilfsorganisation für die dem Lutherrat angeschlossenen Notstandsgebiete für notwendig erklärt und eine Vorstandssitzung des Pfarrernotbunds einberufen, „bei der die Aufteilung bzw. Liquidierung des Pfarrernotbundes in seiner bisherigen Gestalt von uns verantwortlich beraten werden muss“ (Schreiben Niemöllers an den Vorstand des Pfarrernotbunds vom 17. Dezember 1936, Abschrift: Ebd.). Nachdem auf dieser Sitzung am 28. Dezember 1936 noch keine Entscheidung herbeigeführt werden konnte (vgl. das Schreiben des Lutherrats an die Bruderräte, Pfarrbruderschaften und Leitungen der Bekenntnisgemeinschaften der dem Lutherrat angeschlossenen Landeskirchen vom 13. Januar 1937: LKA Hannover, D 15 II Nr. 21), hatte der Vorstand des Notbunds auf einer spannungsgeladenen Sitzung am 22. Januar 1937 dann einen Ausschuss eingesetzt, der die Vorbereitungen dafür treffen sollte, dass ab 1. April 1937 „die Lutheraner ihre Notstandsgebiete selbst versorgen“ (undatierte und ungezeichnete Mitschrift „Aus der Notbundvorstandssitzung vom 22. Januar 1937“ mit hsl. Vermerk Breits „[Lutherrats-]Sitzung 2/3 II 37“: LKA Hannover, D 15 II Nr. 23; vgl. dazu auch W. Niemöller, Pfarrernotbund, S. 112ff.). Bereits am Tag der Notbundsitzung hatte das Sekretariat des Lutherrats dann einen Entwurf für „Statuten der Hilfskasse des Rates der evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands“ fertiggestellt (LKA Hannover, D 15 II Nr. 21); bis zur Gründung des Lutherischen Hilfsvereins und zur Klärung des Verhältnisses von Hilfsverein und Notbund vergingen dann jedoch noch mehrere Monate (vgl. dazu unten Dok. 15, Anm. 105 und 107; Dok. 21, Anm. 214f.; Dok. 29, Anm. 27). 93 Der Lübecker Kirchenrat und Bischof Balzer hatte den entlassenen Bekenntnispastoren (vgl. dazu oben Dok. 3, Anm. 37) angeboten, ihre Entlassung zurückzuziehen, falls sie erklärten, dass sie „Bischof und Kirchenrat als rechtmäßige Kirchenleitung anerkennen, mit anderen Worten, daß sie die bestehende Rechtsordnung in der Evangelisch-lutherischen Kirche in der freien und Hansestadt Lübeck anerkennen und sie befolgen wollen, bis gemäß dem Erlaß des Führers vom 15.2. ds. Js. eine endgültige Neuordnung der kirchlichen Dinge erfolgt sein wird“ (gleichlautender Schriftsatz an die neun Bekenntnispastoren vom 16. Februar 1937, zit. bei K. F. Reimers, Lübeck, S. 345). Die Bekenntnispastoren hatten es jedoch abgelehnt, zu diesem Angebot Stellung zu nehmen, solange die staatspolizeilichen Maßnahmen gegen sie nicht aufgehoben würden. Ein weiteres Vermittlungsangebot, nach dem sich die Bekenntnispastoren lediglich zu einem ‚Beamtengehorsam‘ gegenüber Bischof und Kirchenrat hatten verpflichten sollen, war am Widerstand Balzers gescheitert. In einem Bericht vom 23. Februar 1937 hatte sich Mohr dann an Marahrens und den Lutherrat gewandt und um gesamtkirchliche Hilfe gebeten (vgl. dazu ebd., S. 346f.). Der Lutherrat beschloss hier, die „akuten Schwierigkeiten in Lübeck“ vom Sekretariat bearbeiten zu lassen (G 2, S. 3). Daraufhin reisten Lilje und Gauger am 6. März 1937 nach Lübeck und unternahmen dort einen weiteren Vermittlungsversuch (vgl. dazu unten Dok. 8, Anm. 13). 94 Gauger war bei der Gründung des Lutherrats als Justitiar in das Sekretariat des Lutherrats eingetreten (vgl. P. Fleisch, Werden, S. 29). Im Gegensatz zu anderen Mitgliedern des Sekretariats besaß er jedoch keine Stellung innerhalb einer Landeskirche, durch die er finanziell versorgt gewesen wäre. Daher hatte der Lutherrat auf seiner Sitzung vom 6. April 1936 einem „Ausgaben-Voranschlag für den Rat der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (Sekretariat)“ zugestimmt, nach dem Gauger zunächst aus dem Etat des
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Verhältnis von Kirchenführerkonferenz und Lutherrat. Breit: Die Kraft der Kirchenführerkonferenz liegt in den lutherischen Kirchenführern. Es ist zu wünschen, daß auch in der Kirchenführerkonferenz der Lutherrat als geschlossene Größe in Erscheinung trete. Das kann geschehen, wenn auf der Konferenz die Stellungnahme des Lutherrats durch einen herausgestellten Sprecher zum Ausdruck gebracht wird. Abgesehen von der Altpreußischen Union sitzen in der Kirchenführerkonferenz lauter Herren des Lutherrats95. Dabei ist der Widerspruch nicht gelöst, daß einerseits den Brüdern von Dahlem96 konzediert wird: Ihr habt recht, wenn Ihr Eger nicht anerkennt, andererseits aber wieder ein legitimer Beschluß der Kirchenführerkonferenz durch Anerkennung Egers zustande kommt97. Es genügt für heute, wenn Sie sich einverstanden erklärten, daß die Vertreter des Lutherrates dort erkennen lassen, daß Sie im Lutherrat in einem [engeren] Zusammenschluß stehen als der Zusammenschluß innerhalb der Kirchenführerkonferenz. Es soll das tatsächliche Kraftverhältnis offen zum Ausdruck gebracht werden.
Sekretariats bezahlt werden sollte (Niederschrift und Kostenvoranschlag: LKA Hannover, D 15 III Nr. 13). Allerdings hatte der Lutherrat bereits am 18. März 1936 beschlossen, Gauger solle bei „gleichzeitiger Weiterbeschäftigung“ im Sekretariat „in den Etat einer Landeskirche übernommen werden“ (masch. Mitschrift Meisers, abgedruckt in Verantwortung 2, S. 207–210, Zitat: S. 209); dies war bisher jedoch nicht geschehen. Obwohl das Sekretariat bereits in mehreren Lutherratssitzungen darauf gedrängt hatte, baldmöglichst die Anstellung in einer der angeschlossenen Landeskirchen zu vollziehen (vgl. z. B. die Niederschrift gez. Breit und Gauger über die Sitzung des Lutherrats vom 6. Januar 1937: LKA Hannover, D 15 III Nr. 13), blieb die Angelegenheit auch weiterhin in der Schwebe (vgl. dazu unten Dok. 26, S. 537). 95 Zur Zusammensetzung der Kirchenführerkonferenz vgl. unten Dok. 25, Anm. 10. 96 D. h. der VKL II bzw. dem altpreußischen Bruderrat. 97 Die VKL II hatte Marahrens, Meiser und Wurm wiederholt vorgeworfen, durch ihre Zusammenarbeit und die gemeinsame Beschlussfassung mit Vertretern der Kirchenausschüsse in der Kirchenführerkonferenz hätten sie die „Landeskirchenausschüsse ungeachtet ihrer Bekenntniswidrigkeit als Kirchenleitung der betreffenden Landeskirchen“ anerkannt (Schreiben der VKL II an Marahrens, Meiser und Wurm vom 30. November 1936, Abdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 1184–1187, Zitat: S. 1185; vgl. dazu auch schon oben Dok. 1, Anm. 39; Dok. 3, Anm. 35). Dies wurde von den Bischöfen jedoch bestritten; so hatten sie z. B. bei einer Besprechung mit Vertretern der VKL II am 22. Dezember 1936 versichert, dass bei den gemeinsamen Verhandlungen der Kirchenführerkonferenz mit dem Reichskirchenausschuss die Anerkennung der Landeskirchenausschüsse als Kirchenleitung in keinem Stadium zur Debatte gestanden habe (vgl. Verantwortung 2, S. 465, Anm. 43; vgl. dazu auch schon oben Dok. 1, Anm. 28). Die fortgesetzte Zusammenarbeit der Bischöfe mit Vertretern des altpreußischen Landeskirchenausschusses in der Kirchenführerkonferenz führte allerdings auch weiterhin zu schwerwiegenden Auseinandersetzungen zwischen Lutherrat und VKL II (vgl. dazu unten Dok. 14, Anm. 1; Dok. 15, Anm. 34).
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Meiser bringt den Fall Zentgraf zur Besprechung. Die Haltung von Hessen-Nassau [richtig: Nassau-Hessen] ist untragbar98. Flor: Der Lutherrat muß von der Kirchenführerkonferenz fordern, daß das herausgestellte Gremium tatsächlich anerkannt wird. Verhältnis zwischen Vorläufiger Kirchenleitung und Reichsbruderrat99. Wiederaufnahme der Beziehungen zur Vorläufigen Kirchenleitung100. Der Lutherrat wird mit dem onus101 belastet, daß er schuld sei, daß die Verhandlungen nicht wieder aufgenommen werden. Es wird vorgeschlagen, wenn Friedrich Müller persönlich oder schriftlich Erklärungen gibt102, dann soll der Brief103 als erledigt angesehen werden. Dann können die Verhandlungen sub specie104 Wahl wieder einsetzen105. 98 Zentgraf und Ewald Fischer hatten namens des nassau-hessischen Landeskirchenausschusses in einem an die Teilnehmer der Kirchenführerkonferenz vom 12. Februar 1937 (vgl. dazu Verantwortung 2, S. 541–545) und an Lilje gerichteten Schreiben vom 17. Februar 1937 gefordert, das von der Kirchenführerkonferenz eingesetzte provisorische Leitungsgremium unter dem Vorsitz Liljes (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 18) solle seinen Auftrag zurückgeben, da es einer Verständigung der Kirche mit dem Reichskirchenminister über die Durchführung der Wahlen im Wege stehe (LKA Nürnberg, Meiser 101; Abdruck: Dokumentation 6, S. 229). Auch Fischer, neben Zentgraf einziges weiteres Mitglied des nassau-hessischen Landeskirchenausschusses, konterkarierte die Beschlüsse der Kirchenführerkonferenz: Von der Erklärung der Kirchenführer an Kerrl zur Wahl vom 19. Februar 1937 hatte er sich nachträglich distanziert (vgl. oben Dok. 4, Anm. 30) und die Mitglieder des Leitungsgremiums abfällig als „die 4 Weihnachtsmänner“ bezeichnet, zu denen der Landeskirchenausschuss keine weitere Stellung beziehen müsse, weil ohnehin „kein Mensch im Ministerium“ daran denke, diese „Weihnachtsmänner zu bestätigen“ (Schreiben Fischers an Zentgraf vom 20. Februar 1937: Dokumentation 6, S. 231f.; Zitate: S. 232). 99 Vgl. dazu unten Anm. 108. 100 Offiziell ruhten die Beziehungen zwischen VKL II und Lutherrat seit November 1936 (vgl. dazu unten Anm. 102f.). 101 = Last, Bürde. 102 Gemeint sind Erklärungen zu den Vorgängen um die Veröffentlichung der Denkschrift der VKL II an Hitler vom 28. Mai 1936 (vgl. dazu oben Dok. 3, Anm. 55). Der Lutherrat hatte die VKL II bereits in einem Schreiben vom 10. Oktober 1936 um Unterrichtung „über neue Maßnahmen der Geheimen Staatspolizei zur Aufklärung der Veröffentlichung des Memorandums im Ausland“ gebeten, „da seine Bischöfe öffentlich angegriffen wurden, weil sie mit haftbar seien für die Veröffentlichung“. Die VKL II hatte auf diese Anfrage in einem Schreiben vom 13. Oktober 1936 geantwortet, „dass ihr über solche Maßnahmen nichts bekannt sei und sie auch nicht in der Lage sei, etwas Neues über diese Angelegenheit zu berichten“ (Zitate aus dem Schreiben Pfisterers an Niemöller vom 19. Januar 1937: EZA Berlin, 50/281). Daraufhin hatte der Lutherrat auf seiner Sitzung am 5./6. November 1936 die Beziehungen zur VKL II abgebrochen (vgl. die Niederschrift: LKA Hannover, D 15 III Nr. 13). Dieser Beschluss war der VKL II am 7. November 1936 schriftlich mitgeteilt worden (vgl. unten Anm. 103). Nachdem die VKL II durch einen Gutachterausschuss hatte feststellen lassen, dass ihre verantwortlichen Mitglieder in keiner Weise an der Veröffentlichung der Denkschrift beteiligt gewesen seien (vgl. das Rundschreiben der VKL II an die angeschlossenen Kirchenregierungen und Bruderräte vom 21. November 1936 sowie die Erklärung Kochs und Friedrich Müllers vom
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Wenn der Brief aufrecht erhalten wird, dann kommt es zu sehr herben Konsequenzen. Dann wird niemand mehr mit der Vorläufigen Kirchenleitung verhandeln. Meiser tritt für eine Bereinigung des Verhältnisses zur Vorläufigen Kirchenleitung ein. Stoll: Die Vollsitzung muß sich jetzt zur Sache äußern; sonst können wir nicht weiter handeln. Beschluß: Es soll eine persönliche Aussprache zwischen Breit, Gauger, Müller-Dahlem unter Zuziehung von Hahn stattfinden106. Soll eine geplante Sitzung des Reichsbruderrats107 beschickt werden? Es ist zu fürchten, daß die Situation durch den Reichsbruderrat wieder verunreinigt wird. Breit empfiehlt, daß Präses Koch gebeten werden soll, auf die Sitzung zu verzichten. Der Reichsbruderrat hat seine Aufgabe gehabt und erfüllt, und man kann dieses Gremium nicht wieder zum Leben erwecken. Stoll: Es muß erst eine Bereinigung zwischen Vorläufiger Kirchenleitung und Reichsbruderrat herbeigeführt werden108. Wir haben erst dann
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19./20. November 1936, Abdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 1165f.), hatte der Lutherrat die Wiederaufnahme der Beziehungen auf seiner Sitzung am 25./26. November 1936 von einer schriftlichen Antwort der VKL II abhängig gemacht (vgl. die Niederschrift: Ebd.). Am 22. Dezember 1936 und am 20. Januar 1937 hatten dann zwei Besprechungen stattgefunden, bei denen der Versuch einer Wiederannäherung unternommen worden war; die Atmosphäre war jedoch trotzdem vergiftet geblieben (vgl. Verantwortung 2, S. 456–465, S. 492–513; bes. S. 513, Anm. 78). Gemeint ist das Schreiben an die VKL II vom 7. November 1936, in dem der Lutherrat erklärt hatte, dass „bis zur restlosen Klärung“ der Vorgänge um die Veröffentlichung der Denkschrift (vgl. oben Anm. 102) „die uns angeschlossenen Kirchenregierungen und Landesbruderräte, soweit sie bisher in einem Verhältnis zur Vorläufigen Kirchenleitung gestanden haben, dieses Verhältnis als ruhend betrachten“ (Abdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 1143). = im Lichte, angesichts, unter dem Gesichtspunkt. Nach G 2, S. 4, rechtfertigten die „inzwischen eingetretenen Ereignisse (Wahl) die Übergehung“ der Beschlüsse des Lutherrats über das Ruhen der Beziehungen zur VKL II. Dagegen meldete Gauger jedoch Bedenken an, die sich auf „das Verhalten der Vorläufigen Kirchenleitung nach der ‚disziplinären‘ Seite“ bezogen, und verwies dazu auf das oben Anm. 102 erwähnte Schreiben der VKL II vom 13. Oktober 1936 und die Kanzelabkündigung vom 23. August 1936 („An die evangelische Christenheit in Deutschland. Kanzelabkündigung der Bekennenden Kirche“, Abdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 984– 989). Eine erste Besprechung zwischen Vertretern des Lutherrats und der VKL II über eine Wiederaufnahme der Beziehungen fand dann bereits am 27. Februar 1937 statt; auf einer weiteren Besprechung am 3. März 1937 kam es dann zu einer Vereinbarung über eine Arbeitsgemeinschaft von Lutherrat und VKL II (vgl. dazu unten Dok. 7, Anm. 24). Vgl. dazu oben Anm. 9. Nach seiner Stellungnahme „Der Rat der evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands
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eine Verheißung in unserem Vornehmen [Vorhaben], wenn alles zwischen uns wieder ganz sauber ist. Gestaltung des Wahldienstes109. [Breit:] Solange Lilje in seinem Amt ist110, ist es begründet, daß Lilje den Hauptteil der Wahlleitung übernimmt. Kompetenzkonflikte befürchte ich nicht. Es muß jedenfalls vermieden werden, daß wir an zwei Stellen dasselbe tun und von zwei Seiten mit halber Kraft arbeiten. Der Sache dient es am besten, wenn Lilje und das Sekretariat des Lutherrats sich gemeinsam verbinden. Unser Beitrag zum Wahldienst ist in einer kurzen Vorlage zusammengefaßt111.
und der Reichsbruderrat“ vom 20. Oktober 1936 vertrat Stoll den Standpunkt, der auf der Bekenntnissynode von Bad Oeynhausen vom 18.–22. Februar 1936 neu berufene Reichsbruderrat (vgl. dazu W. Niemöller, Bekenntnissynode Oeynhausen, S. 121f.; zur Besetzung des Reichsbruderrats vgl. auch Verantwortung 2, S. 557f.) sei „durch den Rat der Deutschen Evangelischen Kirche in seiner Bedeutung geschwächt und durch die Zusammensetzung des Rates der Deutschen Evangelischen Kirche eindeutig für die gegenwärtige Vorläufige Kirchenleitung festgelegt“. Der Lutherrat aber habe eine Anerkennung der „von der Mehrheit des neuen Reichsbruderrates herausgestellten Vorläufigen Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche als der r e c h t m ä ß i g e n Leitung der r e c h t m ä ß i g e n Deutschen Evangelischen Kirche von Anfang an abgelehnt“. Wenn sich der Reichsbruderrat als „das synodale Organ der gesamten Bekennenden Kirche“ verstehen wolle, müsse er daher der „Tatsache Rechnung tragen, daß sowohl die Vorläufige Kirchenleitung als der Lutherische Rat [sic!] vorhanden“ seien; verstehe er sich aber als „ausschließlich der Vorläufigen Kirchenleitung zugeordnet“, hätten „die Vertreter der Kirchen des lutherischen Rates [sic!] keinen Raum mehr im Reichsbruderrat“. Da die Reichsbruderratssitzungen zudem ausschließlich durch den Rat der Deutschen Evangelischen Kirche und die VKL II vorbereitet würden, bestehe bis zu einer verbindlichen Klärung des Verhältnisses von Reichsbruderrat und VKL II für die Vertreter des Lutherrats weder eine „Möglichkeit verantwortlicher Stimmabgabe“ noch eine „Bindung der Kirchen des lutherischen Rates [sic!] an die Beschlüsse des Reichsbruderrats“ (Durchschrift mit hsl. Unterzeichnung Stolls: EvAG München, C 3. 14; abgedruckt in K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 1089f.). 109 Hier lag ein Antrag vor, nach dem der Lutherrat einem Wahldienst zustimmen sollte, „der unter eigener aktueller Etatgestaltung vom Sekretariat herzustellen sein wird“ (LKA Hannover, D 15 III Nr. 13; vgl. dazu auch unten Anm. 111). 110 Gemeint ist das Amt des Vorsitzenden des von der Kirchenführerkonferenz eingesetzten provisorischen Leitungsgremiums (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 18). 111 Nach dieser Vorlage sollte der Wahldienst u. a. mit den landeskirchlichen Wahlbeauftragten zusammenarbeiten, durch Publikationen und Vorträge aktive „Angriffsarbeit“ leisten, kirchenfremde und -feindliche Propaganda abwehren, Material für die kirchliche und die Tagespresse sammeln, Wahlveranstaltungen und -reden koordinieren und für den Rechtsschutz gegen Übergriffe und Behinderungen Sorge tragen (LKA Hannover, D 15 III Nr. 13).
7 Sitzung des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (Lutherrat) 1937 März 11 I. Meiser, Wachstuchheft 6, S. 905–918. II. Beste – Breit – Ficker – Fleisch – Gauger – Geiger – Hahn – Johnsen – Lilje – Marahrens – Meiser – Stoll – Tramsen (als Gast) – Wendelin – Wurm. Bosse – Flor – Henke – Kühl – Otto – Pfisterer – von Schwartz. III. Berlin W 9, Sekretariat des Lutherrats, Lennéstr. 6/I; ab 18.00 Uhr. G: 1. Meiser, ATB; 2. Protokoll des Sekretariats des Lutherrats, gez. Breit (LKA Hannover, D 15 III Nr. 13); 3. Mitschrift Tramsens (NEKA Kiel, Bestand 98.40 Nr. 302).
Lied: Ein Lämmlein geht1 .|.|. Verleugnung Petri2. Breit: Kirchliche Lage gekennzeichnet durch den Widerhall, den der Erlaß des Führers3 im ganzen deutschen Volk gefunden hat. Was den Widerhall aus der Kirche heraus anlangt, so bemerken wir eine allseitige Stellungnahme zu dem Erlaß. Es ist denen, die die innere Lebendigkeit der Bekennenden Kirche und die Betriebsamkeit der Deutschen Christen kennen, nicht verwunderlich, daß sofort aus allen Lagern und Gruppen ein Echo auf diesen Erlaß erfolgte. Überall wurde der Versuch gemacht, eine Interpretation des Erlasses herauszuarbeiten, [drei Wörter gestrichen] andererseits aber die Interpretation des Erlasses, wie sie etwa vom Staat her vermutet werden möchte. Es ist bisher nicht festzustellen, daß der Staat selbst sich hat entschließen können, eine offizielle Auslegung des Erlasses der Kirche vorzulegen. Er scheint sich damit zu begnügen, alle Äußerungen abzuwarten, die aus der Kirche heraus erfolgen. Was die Stellungnahme der Kirche anlangt, so ist festzustellen, daß man sich vor Voreiligkeiten bewahrt. Von Martin Niemöller abgesehen, kann man allgemein feststellen, daß eine vorsichtige Zurückhaltung beobachtet wird, wenigstens bei denen, die sich ihrer Verantwortung bewußt sind4. Wenn in diesem Augenblick irgendwelche
1 EG Nr. 83. 2 Mt 26, 69–75; Mk 14, 66–72; Lk 22, 54–62; Joh 18, 15–18. 25–27. 3 Gemeint ist der Wahlerlass Hitlers vom 15. Februar 1937 (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 1). 4 Ohne die angekündigte Kirchenwahl direkt zu erwähnen, hatte Niemöller sie am 4. März 1937 in einer Predigt über Mt 27, 17, mit der Entscheidung zwischen Barabbas und Jesus verglichen, vor die Pilatus das Volk gestellt hatte (Abdruck: M. Niemöller, Predigten, S. 103–106); eine Teilnahme der Bekennenden Kirche an den Wahlen lehnte er ab (vgl. dazu J. Schmidt, Niemöller, S. 416ff.; G. Besier, Kirchen 3, S. 648).
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Sätze formuliert werden, die dann doch später wieder zurückgenommen werden müssen, dann wird dadurch die Glaubwürdigkeit der Bekennenden Kirche geschädigt. Auf seiten der Deutschen Christen bemerken wir eine wilde Agitation5. Diese wilde Agitation, besonders der Thüringer Deutschen Christen6 ist darin begründet, daß sie besondere Schwierigkeiten im eigenen Lager haben, daß sie z. T. fürchten, es möchte der Sukkurs der politischen Gewalt bald [ein Wort gestrichen] ermangeln. Die Rede Rosenbergs wird dahin gedeutet, daß der Inhalt dieser Rede ein Abgehen von den Thüringer Deutschen Christen in sich schließt7. Was Rosenberg im Auge hat, ist nicht dasselbe, was Leffler und seine Genossen vor sich sehen. So könnte es sein, daß im Lauf der Wahlagitation die Thüringer Deutschen Christen später entdecken müssen, daß sie verlassen sind von denen, deren Hilfe sie am nötigsten haben. Es liegen Äußerungen von Parteistellen vor, daß für den Nationalsozialismus eigentlich die größte Gefahr von den Deutschen Christen droht. „Sie sagen immer: Partei und Nationalsozialismus und nationalsozialistische Weltanschauung und betrügen damit
5 Im Zentrum der Wahlagitation der ‚Reichsbewegung Deutsche Christen‘ stand die Forderung nach einer ‚judenfreien Kirche‘; so hatte Rehm auf einer Versammlung der Gauobmänner in Berlin die Wahlparole ausgegeben: „Wir kämpfen für die judenfreie, deutsche evangelische Reichskirche“ (JK 5, 1937, S. 241). Gemeint war damit nicht nur die „Entfernung der Rassejuden oder Judenmischlinge von der Kanzel und aus der Kirche, sondern auch die Entfernung aller Kreaturen, die ihrer inneren Haltung nach als glatt verjudet anzusehen sind“ (Ebd., S. 242). Auf eine Anfrage der Zeitschrift Junge Kirche, wie diese Forderung zu verstehen sei, antwortete Rehm: „Was wir wollen, ist die klare Scheidung vom Juden in der deutschen evangelischen Kirche. Wer von den Pfarrern diese Scheidung nicht haben oder mitmachen will, soll vollends die Konsequenzen ziehen und sich ganz in die neu zu bildende judenchristliche Kirche aufnehmen lassen. Mit seiner innerlich verjudeten Einstellung kann er dem deutschen Menschen kein Seelsorger mehr sein“ (Ebd., S. 330).– Vgl. dazu auch unten Dok. 8, Anm. 31; K. Meier, Deutsche Christen, S. 217f.; W. Niemöller, Kampf, S. 386. 6 Aufsehen erregt hatte die Rede des Berliner Obmanns der Deutschen Christen Thüringer Richtung, Tausch, auf einer Wahlversammlung in Berlin-Lankwitz. Dabei hatte er angekündigt: „Wenn wir die Majorität nicht erlangen, wird der Führer den nächsten Tag die Generalsynode auflösen“; Tausch hatte außerdem klargestellt, „daß jeder, der Kirchensteuer zahlt, wählen darf“, und verlangt, dass „auch jene Parteigenossen, die aus Verärgerung über die Bekenntnisfront der Kirche den Rücken gekehrt haben“, wählen dürften (JK 5, 1937, S. 288; vgl. auch W. Niemöller, Kampf, S. 387). 7 Gemeint ist die Rede Rosenbergs vor den Amtsträgern der NSDAP des Gaues Düsseldorf bei der Großkundgebung in der Städtischen Tonhalle am 7. März 1937. In dieser Rede hatte Rosenberg u. a. ausgeführt, „daß niemand aus irgendeiner weltanschaulichen Gruppe das Recht besäße, sich auf den Nationalsozialismus zu berufen, als nur der Nationalsozialist selber“ (Völkischer Beobachter, Süddeutsche Ausgabe Nr. 67 vom 8. März 1937, S. 2; zu dieser Rede Rosenbergs vgl. auch AELKZ 70, 1937, Sp. 260).– Zu Rosenbergs ablehnender Haltung gegenüber den Thüringer Deutschen Christen vgl. auch unten Dok. 33, Anm. 13.
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das Christentum hinein in die nationalsozialistische Weltanschauung.“8 Man traut ihnen nicht zu, daß sie im Entscheidungsfall ebenso optieren wie Martin Sasse: „Wenn der Führer [Hitler] die Kirchentüren schließt, dann bleiben sie eben vor den Türen stehen“9. Prophezeiung von Tausch: Wenn die Deutschen Christen in der Generalsynode in der Minderheit blieben, dann würde der Führer die Generalsynode sofort entlassen10. Wenn etwa in Sachsen sich Pfarrer dazu hergeben, die Kirche als den Ort alles erdenklichen Unrats und den letzten Halt des Judentums hinzustellen11, dann kauft ihnen das kein Bauer mehr ab. Solche Pfarrer machen sich selbst unglaubwürdig. Sie beschmutzen ihr eigenes Nest. Einige Fragen sind offen; andere haben ihre Antwort gefunden. Eine offene Frage scheint mir zu sein, wo der Kampf mit den Deutschen Christen aufgenommen und vollzogen werden soll, ob schon bei der Wahl oder erst bei der Generalsynode. Der Beschluß des Reichsbruderrats von vorgestern [9. März 1937] beschäftigt sich auch mit dieser Frage: „Mit denen, die sich innerlich und äußerlich von der Kirche getrennt haben, ist eine gemeinsame Wahl zur Synode nicht möglich.“12 (Was ist betont: Wahl oder Synode?) Ich möchte meinen: Es ist weder 8 Zu dieser Einschätzung vgl. z. B. die von Rosenberg herausgegebenen „Mitteilungen zur weltanschaulichen Lage“, Nr. 47 vom 10. Dezember 1937, in denen es hieß, gerade bei den Thüringer Deutschen Christen würden „nationalsozialistische Weltanschauung und Kirchenglaube [.|.|.] durcheinandergewirbelt“. Wer aber glaube, „die nationalsozialistische Weltanschauung konfessionell rechtfertigen und untermauern oder auch verklären zu müssen“, der mache sich „einer Verfälschung der nationalsozialistischen Weltanschauung schuldig“ und füge der nationalsozialistischen Idee Schaden zu (Abschrift: EvAG München, C 3. 22). 9 Nach einem nicht gezeichneten, undatierten Bericht hatte Sasse bei einem Schulungskurs für Kirchenvertreter am 23. Februar 1937 in Friedrichroda in einem Vortrag zur kirchlichen Lage gesagt: „Wir werden selbst dann noch mit dem Führer gehen, wenn der Führer die Kirchentüren vor uns zuschliessen sollte“; diesen – sowie einen weiteren anonymen – Bericht hatte Otto mit Schreiben vom 9. März 1937 den Mitgliedern des Lutherrats zugehen lassen (LKA Wolfenbüttel, LKA 26; vgl. auch KJ 1933–1944, S. 162f.). 10 Vgl. dazu oben Anm. 6.– Nachdem diese Aussage Tauschs in der kirchlichen Presse veröffentlicht worden war, verlangte er unter Berufung auf das Pressegesetz den Abdruck einer Richtigstellung, in der er bestritt, „wörtlich noch sinngemäß etwas Derartiges gesagt“ zu haben (JK 5, 1937, S. 373). 11 Breit nahm hier Bezug auf eine Kirchenwahlversammlung, die unter dem Thema „Die Kirche, das letzte Bollwerk des Judentums in Deutschland“ am 8. März 1937 im sächsischen Aue stattgefunden hatte (Schreiben des sächsischen Landesbruderrats an den Stellvertreter des Führers vom 10. März 1937, abgedruckt im Wahldienst der VKL II Nr. 11 vom 15. März 1937: EvAG München, A 1. 18). 12 Zitat aus dem „Wort des Reichsbruderrates an die Gemeinden“ vom 9. März 1937 (KJ 1933–1944, S. 163ff., Zitat: S. 164; Herausgefordert, S. 427ff.); vgl. dazu auch die „Niederschrift der Sitzung des Reichsbruderrats vom 9. März 1937 in Berlin-Lichterfelde“: LKA Hannover, D 15 I Nr. 4.
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von unserem Bekenntnis noch von der Schrift her dagegen etwas einzuwenden, daß wir uns an der Wahl beteiligen, die lediglich eine Feststellungswahl ist. Wenn wir einen anderen Standpunkt wählten, müßte ich folgendes befürchten: Nachdem dieser Erlaß da ist und vielfach als eine Gunsterweisung vom Führer für das Volk gewertet wird, wird es außerordentlich schwer sein, eine Nichtbeteiligung an der Wahl in unseren Gemeinden durchzusetzen. Es wird eben doch gewählt. Wiederum wird es unmöglich sein, eine Fehldeutung unserer Nichtbeteiligung zu verhindern. Man wird sagen: Der Führer hat diese Gelegenheit gegeben; die melden sich überhaupt nicht, sie schließen sich selbst aus, sie haben kein Interesse an dem Motiv und dem Ziel der Wahl. Damit ist auch der Staat davon dispensiert, diesen Gruppen innerhalb der Deutschen Evangelischen Kirche eine weitere Unterstützung zuzuwenden. Wir können über eine endgültige Beteiligung an der Wahl überhaupt nichts sagen. Eine zweite offene Frage ist die, ob der Staat es wagen wird, eine Wahlordnung ohne Fühlungnahme mit der Kirche herauszugeben. Ich weiß nur, daß es dem Staat selbst Verlegenheit bereitet, eine mögliche Wahlordnung herauszugeben. Er [wird] ja auch vom Ausland scharf beobachtet, vielfach auch gewarnt. Darum ist er um diese Aufgabe nicht zu beneiden. Vielleicht entschließt er sich noch einmal dazu, doch auch die Kirche zu fragen, wie sie eine Wahlordnung sich denkt. Eine dritte offene Frage ist, wie die Sammlung der Kräfte und die Losung der Bekennenden Kirche möglich ist. Die ernstesten Bemühungen müssen an diese Sammlung verwendet werden. Keine Frage scheint zu sein, daß es jetzt noch nicht Zeit ist zur Herausstellung von einzelnen Persönlichkeiten. Ich bedauere außerordentlich, daß das heute passiert ist, was unter Führung von Zimmermann unter Zustimmung von Eger und unter Antreiben von Juristen des Evangelischen Oberkirchenrats heute geschehen ist13. Eingeladen war zu einer Kundgebung der märkischen Kirche14. Der Verlauf war folgender: Kir-
13 Breit referierte im Folgenden die Aktennotiz Geigers vom 11. März 1937 über eine Kundgebung vor den Superintendenten, Pfarrern und Gemeinden der Kirchenprovinz der Mark Brandenburg, die mittags am selben Tag in der Dreifaltigkeitskirche in Berlin stattgefunden hatte (LKA Hannover, D 15 II Nr. 26); zum Verlauf dieser Kundgebung und zum Inhalt der dabei gehaltenen Reden vgl. auch den Bericht „Ausschuss-Kundgebung zur Wahl in der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin am 11. März 1937“ (abgedruckt im Wahldienst der VKL II Nr. 13 vom 18. März 1937: EvAG München, A 1. 18), die Berichterstattung in der kirchlichen Presse (AELKZ 70, 1937, Sp. 323f.; Evangelische Welt 14, 1937, S. 92) und W. Philips, Zoellner; S. 163f. 14 Vgl. das Flugblatt „Einladung zu einer Kundgebung der Märkischen Kirche“, für das Zimmermann, Bartz, Scholz, Borrmann und Gramlow verantwortlich zeichneten; danach waren als Programm für die Kundgebung ursprünglich eine Andacht Gramlows, ein La-
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che überfüllt. Die männlichen Kirchenbesucher [waren] in der Mehrzahl. Die Reden waren durchaus schwungvoll und von mächtigem Pathos erfüllt. Gramlow leitete die Kundgebung mit starken Tönen ein. Sie beleuchtete die Situation: Deutschland für Christus! Ich aber und mein Haus wollen dem Herrn dienen15. Mit spürbarer Nervosität nahm dann Zimmermann das Wort zur Schilderung der Arbeit, welche der Reichskirchenausschuss und die Landeskirchenausschüsse leisten mußten. Die Ausschüsse hatten es für gut gehalten, nicht zurückzutreten16. Forderte zur Sammlung aller auf, die auf der Grundlage von Artikel 1 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche17 Kirche bauen wollen18. Dann gab Zoellner eine Darstellung der Arbeit des Reichskirchenausschusses. Er zeichnete dann die Fronten. Mahnung zur Einheitsfront im Sinn von Artikel 119 [ein Wort gestrichen].
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gebericht Zimmermanns und ein Schlusswort Bartz’ vorgesehen gewesen (LKA Hannover, D 15 II Nr. 26). Jos 24, 15. Der altpreußische Bruderrat hatte den altpreußischen Landeskirchenausschuss und die Provinzialkirchenausschüsse nach dem Rücktritt des Reichskirchenausschusses in einem Schreiben vom 18. Februar 1937 zum unverzüglichen Rücktritt aufgefordert (EZA Berlin, 7/1304). Auf der Sitzung des altpreußischen Landeskirchenausschusses mit den Vorsitzenden der Provinzialkirchenausschüsse am 19. Februar 1937 war daraufhin beschlossen worden, dass die Ausschüsse angesichts der auf ihnen lastenden Verantwortung auch weiterhin im Amt bleiben sollten; außerdem war beschlossen worden, das Schreiben des Bruderrats unbeantwortet zu lassen (vgl. die Niederschrift im EZA Berlin, 12/12; vgl. auch G. Besier, Lenkung, S. 363f.). Zum Inhalt dieses Artikels vgl. oben Dok. 1, Anm. 52. Zimmermann hatte u. a. ausgeführt, bei der angekündigten Kirchenwahl könne es nicht um „den Glaubensstand unserer Kirche gehen“, der unantastbar sei; vielmehr müsse entschieden werden, „ob sich das evangelische Volk zu diesem Artikel 1 bekennt oder nicht“. Es gehe nicht um „Gruppen, sondern darum, dass alle zusammenstehen. Wir wollen kein Haufe [sic!] von Sekten sein, sondern evangelische Kirche“ (Zitate aus dem oben Anm. 13 erwähnten Bericht „Ausschuss-Kundgebung zur Wahl in der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin am 11. März 1937“). In seiner eigentlich als Abschiedswort vorgesehenen Ansprache hatte Zoellner dargelegt, das Reichskirchenministerium sei nicht bereit gewesen, sich mit dem Reichskirchenausschuss gegen die Thüringer Deutschen Christen zu stellen, was schließlich zu seinem Rücktritt geführt habe. Bei der Kirchenwahl müsse nun deutlich werden, „inwieweit das evangelische Volk hinter der Linie, die wir gewöhnlich die Thüringer nennen, obwohl sie nicht auf Thüringen beschränkt ist, also hinter der überkonfessionellen Nationalkirche und wie weit es hinter der Deutschen Evangelischen Kirche mit dem Artikel 1 der Verfassung stehen will“. Der „Führer“ wolle „vom Kirchenvolk nun hören [.|.|.], welche Kirche es haben will.“ Danach werde er „seine politische Entscheidung [.|.|.] fällen“. Zu diesem Zweck sei die Wahl vom Staat angeordnet, und der Staat sei es auch, der „die äußere Ordnung schafft, nach der es geht“. Alle Richtungen müssten sich beteiligen können: „Es soll nicht eine Wahl sein, bei der die eine Seite ausgeschlossen wird, sei es die oder die“. Deshalb sei jetzt die „Stunde der Entscheidung“, in der sich alles sammeln müsse, „was
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Im Anschluß daran wurde ihm die Führung einer Einheitsliste angetragen20. Schreckenbach [richtig: Streckenbach] unterstützte das im Namen der Verbände21. (Das lief den getroffenen Ausmachungen [sic!] zuwider22.) Lilje und ich waren gestern abend bei Zoellner und haben ihm sehr klar und vernehmlich deutlich zu machen versucht, daß es unmöglich ist, was er heute nun doch unternommen hat. Das schien ihm einzuleuchten, aber er war schon gebunden. Ich habe heute früh Zimmermann noch [ein Wort gestrichen] angerufen und habe ihm meine Bedenken gesagt und ihm meinen Rat gegeben. Im Gespräch mit Zimmermann zeigte es sich, daß das ein Ausweichen vor der der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union heute gestellten Aufgabe [ist]. sich schart um die Offenbarung des lebendigen Gottes, um die Zeugnisse der Kirche in ihren Bekenntnissen, was zusammengehört als Volk, das sich vor dem Herrn Christus beugt und sagt ‚Herr, Herr Christus‘“ (Abdruck der Rede Zoellners: AELKZ 70, 1937, Sp. 299–302). 20 Diesen offenbar zunächst von Bartz geäußerten Vorschlag hatte Scholz vor der Versammlung weiter ausgeführt: „Der Name Zoellner bedeutet klare biblische Linie ohne Kompromiß, der Name Zoellner bedeutet Weite und Tiefe. Der Name Zoellner bedeutet beides zugleich: Entschlossenheit und Besonnenheit. Wir wollen ihn bitten, für das Werk der Einigung und der Sammlung die Führung zu übernehmen. Wir wollen ihn bitten, gegebenenfalls als Spitzenkandidat einer Liste aller derer, die auf dem Boden des Paragraphen 1 stehen, einen Dienst zu tun.“ Scholz hatte daraufhin die Versammelten aufgefordert, sich zum Zeichen der Zustimmung von den Plätzen zu erheben, was fast ohne Ausnahme geschehen war (Zitat: AELKZ 70, 1937, Sp. 324; vgl. dazu auch Evangelische Welt 14, 1937, S. 92). 21 Streckenbach hatte für die am 17. Februar 1937 geschlossene freie Arbeitsgemeinschaft aus dem Centralausschuss für die Innere Mission, dem Evangelischen Bund zur Wahrung der deutsch-protestantischen Interessen, dem Evangelischen Verein der Gustav Adolf-Stiftung und dem Reichsbund der deutschen evangelischen Pfarrervereine gesprochen (vgl. den oben Anm. 13 erwähnten Bericht „Ausschuss-Kundgebung zur Wahl in der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin am 11. März 1937“; zur Gründung der Arbeitsgemeinschaft vgl. oben Dok. 2, Anm. 6). 22 Missverständlich: Zu diesem Zeitpunkt hatte Breit noch keine Abmachungen mit der oben Anm. 21 erwähnten Arbeitsgemeinschaft getroffen; er hatte allerdings beabsichtigt, diese Arbeitsgemeinschaft an einem Wahlbündnis zwischen Lutherrat, VKL II und der Kirchenführerkonferenz zu beteiligen. Mit Rücksicht auf mögliche Einwände seitens der VKL II hatte Breit es dann jedoch unterlassen, Klingler als führenden Vertreter der Arbeitsgemeinschaft zu einer Besprechung am 3. März 1937 einzuladen, auf der eine Vereinbarung über eine Arbeitsgemeinschaft zunächst nur zwischen Lutherrat und VKL II getroffen worden war (vgl. dazu unten Anm. 24). Für den in dieser Vereinbarung vorgesehenen Arbeitsausschuss war zwar Knak (vorbehaltlich einer erst noch einzuholenden entsprechenden Ermächtigung) als Vertreter der diakonischen und missionarischen Verbände vorgesehen worden (vgl. dazu das Schreiben Breits an die Mitglieder des Lutherrats vom 5. März 1937: LKA Hannover, L 3 I Nr. 19 Bd. II), zu offiziellen Verhandlungen über eine Beteiligung der Arbeitsgemeinschaft der Verbände, in deren Namen Streckenbach auf der märkischen Kundgebung eigenmächtig für eine Einheitsliste unter der Führung Zoellners plädiert hatte, kam es dann jedoch erst am 16. März 1937 (vgl. dazu unten Dok. 8, Anm. 51).
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Das ist eine Flucht in die Personalfrage und ein Ausweichen vor der Sachfrage. Unsere Vorstellungen waren vergeblich. Ich lege trotzdem der Unternehmung kein großes Gewicht bei. Wir werden unseren Weg weitergehen wie bisher. Es mag sein, daß der Versuch in Altpreußen allerlei Widerhall findet. In unserer Landeskirche hat noch kein Pfarrer je schon daran gedacht, welche Männer in die Synode kommen sollen. Wir sind doch überall jetzt bewegt von der Sorge: Wie kann man klar die Grenzen ziehen und wie kann man dadurch den Bemühungen um Sammlung Nachdruck geben, und wie kann man, was gesammelt ist, in einen starken Ring stellen? Weiter ist es eine offene Frage, ob gewählt werden kann. Das kann man jetzt nicht entscheiden. Keine offene Frage ist, ob der Lutherrat seinen Weg weitergehen soll oder nicht. Die märkische Aktion ist die Wirkung des Sammlungsversuches zwischen Lutherrat und Vorläufiger Kirchenleitung23. Die Evangelische Kirche der altpreußischen Union ist ratlos. Es wäre besser gewesen, wenn schon die Existenz des Lutherrats so [ein Wort gestrichen] beschwerlich erscheint, wäre es einfacher gewesen, wenn man es uns gesagt hätte. Wir bedauern es außerordentlich, daß hier nicht ganz offen mit uns geredet worden ist. Wir möchten vom Sekretariat des Lutherrats aus nur wiederholt darum bitten, daß unsere Mitglieder sich zu einmütigem Handeln zusammenschließen. Wenn man irgendwelche Beziehungen angeknüpft hat und Verhandlungen geführt werden, so möge man uns doch in Kenntnis setzen. Nun schreite ich zur Behandlung unserer Gegenstände weiter. Ich teile mit, was wir (Friedrich Müller, Breit, Lilje, Böhm) heute [11. März 1937] vereinbart haben24. Was die Motive anlangt, so ist bekannt, daß
23 Vgl. dazu unten Anm. 24. 24 Diese Vereinbarung zwischen Lutherrat und VKL II war das Ergebnis von mehreren Besprechungen über eine Wiederaufnahme der Beziehungen und Möglichkeiten einer Zusammenarbeit im Hinblick auf die staatlich angeordneten Kirchenwahlen (vgl. das Schreiben des Lutherrats an die VKL II vom 5. März 1937: EvAG München, NL von Soden 10). Dazu hatte zunächst am 27. Februar 1937 eine Besprechung zwischen Breit, Hahn, Gauger, Friedrich Müller und Böhm stattgefunden (vgl. die Mitschrift Breits vom 2. März 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 4), bei der die Konflikte zwischen Lutherrat und VKL II ausgeräumt worden waren, die wegen der Veröffentlichung der Denkschrift der VKL II an Hitler bestanden und zum Ruhen der Beziehungen geführt hatten (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 13). Am 3. März 1937 hatte dann eine weitere Besprechung stattgefunden, bei der eine Vereinbarung über eine Arbeitsgemeinschaft zwischen Lutherrat und VKL II getroffen und ein Arbeitsausschuss berufen worden war, der aus Friedrich Müller, Böhm, Breit, Flor und Knak bestand (Abschrift der Vereinbarung: LKA Bielefeld, Best. 5, 1, Nr. 762 Fasc. 1; zum Wortlaut der Vereinbarung vgl. unten Anm. 27ff., zum Zustandekommen vgl. auch J. Schmidt, Niemöller, S. 418ff.). Nach einem Schreiben Breits an die Mitglieder des Lutherrats vom 5. März 1937 sollte dieser Ausschuss „einmal
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aus unseren Kirchen heraus in wachsendem Maß die Forderung an uns kam, es möchte alles versucht werden, was einer Einigung mit der Vorläufigen Kirchenleitung dient. Es hat sich in den letzten Wochen hier ein merkwürdiger Gleichklang der Wünsche und Erwartungen ergeben. Unsere Bereitschaft, mit der Vorläufigen Kirchenleitung über einen Akkord zu reden, ist dort nicht nur erwidert, sondern erwartet worden, so daß es in kurzer Zeit möglich war, diesem alsbald herausgestellten Einvernehmen eine Form zu geben. Es waren eigentlich nur zwei Besprechungen notwendig25. Nun ist ja bei einem solchen Akkord vieles zu bedenken. Wenn ich bei diesen Verhandlungen als Vertreter des Lutherrats sprechen sollte, dann war mir immer die Überlegung aufgegeben, wie ein solcher Akkord formuliert werden könnte, ohne von den Mitgliedern des Lutherrats mißverstanden zu werden, die nicht wie wir von Anfang an mit den Brüdern in Kampfgemeinschaft standen. Weiter mußten wir eine Form finden, die einerseits eine Fortsetzung der theologischen und kirchenpolitischen Auseinandersetzungen zwischen Lutherrat und Vorläufiger Kirchenleitung unnötig machten und vielleicht auch für alle Zukunft ausschaltete. Weiter müßte danach getrachtet werden, daß alle Instanzen draußen bleiben, die als eine der Vorläufigen Kirchenleitung und dem Lutherrat übergeordnete Instanz verstanden werden könnten. Deshalb wollte ich auch vom Reichsbruderrat nichts wissen. Deshalb habe ich ausdrücklich darauf hingewiesen, daß die Wurzeln des Akkords im Willen des Lutherrats liegen26. Weiter ist das Absehen darauf gerichtet, daß der Akkord aus der heute entstandenen Lage heraus sich rechtfertigt, daß also sein
dem Staat gegenüber die Forderungen und das Interesse der Kirche wahrnehmen und sodann die für die Wahl erforderlichen Schritte zur Bildung eines grösseren Ausschusses tun, in dem alle diejenigen Gruppen zu Wort kommen, die wie wir erkennen, daß die bevorstehende Wahl Entscheidungscharakter hat und die mit uns jeglichen DC-Irrtum ablehnen“ (LKA Hannover, L 3 I Nr. 19 Bd. II; vgl. auch den Teilabdruck bei G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 214f.). Um eine klare Grundlage für eine Erweiterung der Arbeitsgemeinschaft zu schaffen, war der Text der Vereinbarung am 11. März 1937 dann noch erweitert worden (vgl. dazu unten Anm. 32).– Vgl. dazu auch K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 151; G. Besier, Kirchen 3, S. 652f. 25 Vgl. dazu oben Anm. 24. 26 Vgl. dazu das oben Anm. 22 erwähnte Schreiben Breits an die Mitglieder des Lutherrats vom 5. März 1937, in dem es hieß, der Beschluss des Reichsbruderrats vom 3. März 1937 (vgl. dazu oben Dok. 6, Anm. 9) stimme zwar tendenziell mit der Vereinbarung über eine Arbeitsgemeinschaft von Lutherrat und VKL II überein, „die Wurzeln dieser Vereinbarung“ lägen aber „nicht in dem Willen des Reichsbruderrats [.|.|.], sondern in der freien Entschließung des Lutherischen Rates [sic!] und der Vorläufigen Kirchenleitung“; dies müsse deshalb besonders hervorgehoben werden, „weil nach unserer Meinung der Reichsbruderrat nicht als eine Instanz anerkannt werden kann, der wir die Leitung der gesamten Kirche zubilligen“.
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Geltungsbereich nicht allzuweit gezogen wird. Wiederum darf er nicht zu eng ausfallen, um den Akkord selbst nicht jeden Gewichtes zu berauben. Im ersten Punkt haben wir uns ausdrücklich auf den Ausdruck geeinigt: „zu gemeinsamem Handeln zusammengeschlossen haben“27. Im zweiten Punkt wird dieser Gedanke noch einmal aufgenommen. Wir sprechen von einer Arbeitsgemeinschaft28. Diese setzt zwei Partner voraus, deren jeder intakt bleibt in seinem Recht und seiner Aufgabe, wenn er mit einem anderen sich zusammenschließt. Wir haben im dritten Punkt noch einmal festgestellt, daß es sich hier um zwei Partner handelt, und von den zwei Kirchenleitungen gesprochen29. Wir haben uns immer nur als geistliche Leitung vorgestellt30, während die Vorläufige Kirchenleitung sich immer als rechtmäßige Leitung gegeben hat31.
27 Satz 1 der Vereinbarung vom 3. März 1937 lautete vollständig: „(1) Die Vorläufige Kirchenleitung der Deutschen Evangelischen Kirche (VKL) und der Rat der evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands haben sich zu gemeinsamem Handeln zusammengeschlossen“ (LKA Bielefeld, Best. 5, 1, Nr. 762 Fasc. 1). 28 „(2) Die Vertretung der damit begründeten Arbeitsgemeinschaft liegt bei den Herren Dr. Boehm, Oberkirchenrat Breit, Reichsgerichtsrat Flor, Missionsdirektor D. Knak, Pfarrer Dr. Lilje, Pfarrer Müller=Dahlem“ (LKA Bielefeld, Best. 5, 1, Nr. 762 Fasc. 1). 29 „(3) In den von der evangelischen Kirche Deutschlands heute geforderten Entscheidungen werden beide Kirchenleitungen gemeinsam vorgehen“ (LKA Bielefeld, Best. 5, 1, Nr. 762 Fasc. 1). 30 Vgl. dazu den Beschluss von Frankfurt/Main über die Bildung einer gemeinsamen geistlichen Leitung für die lutherischen Kirchen und Gemeinden der Bekennenden Kirche vom 11. März 1936 (Abdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 497; Herausgefordert, S. 331f.). Auch in der nach dem 18. März 1936 entstandenen Erklärung des Lutherrats über seine „Gründung, Aufgabe und Zusammensetzung“ hatte es geheißen, der Lutherrat nehme „die gemeinsame geistliche Leitung für die lutherischen Kirchen und Werke wahr, die sich der Bekennenden Kirche zugeordnet halten“ (Abdruck: Ebd., S. 504f., Zitat: S. 505). Was genau unter ‚geistlicher Leitung‘ zu verstehen war, hatten die weiteren Ausführungen dieser Erklärung allerdings im Unklaren gelassen (vgl. P. Fleisch, Werden, S. 29). Faktisch übte der Lutherrat die geistliche Leitung durch die Herbeiführung einer gemeinsamen Willensbildung und Beschlussfassung der angeschlossenen Kirchen, durch „Rechtsberatung und Rechtshilfe in kirchenpolitischen Angelegenheiten“, durch Vermittlung gegenüber staatlichen Stellen, den Kirchenausschüssen und der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei, durch theologische Arbeit und durch die wirtschaftliche Unterstützung zerstörter Kirchengebiete aus (vgl. H. Oelke, Lilje, S. 298f., Zitat: S. 298); die zentrale Rolle fiel dabei dem Sekretariat zu (vgl. P. Fleisch, Werden, S. 29). 31 So vor allem in ihrem Schreiben an den Lutherrat vom 28. Juli 1936, in dem die VKL II den Anspruch erhoben hatte, „in ihrer jetzigen Zusammensetzung rechtmäßige Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche“ zu sein. Diesen Anspruch begründete die VKL II mit den Beschlüssen der Bekenntnissynoden von Augsburg und Bad Oeynhausen: So habe die dritte Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche vom 3.–6. Juni 1935 in Augsburg den im Herbst 1934 vom Reichsbruderrat und den Landeskirchen von Hannover, Bayern und Württemberg gefällten Beschluss zur Bildung der (ersten) Vorläufigen Kirchenleitung (vgl. dazu unten Dok. 10, Anm. 98) bestätigt; umgekehrt habe die (erste)
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Gerade auf die Evangelische Kirche der altpreußischen Union hat die Formulierung „beide Kirchenleitungen“ eine ungeheure Wirkung gehabt. In dem dritten Punkt ist mit Bewußtsein von den „heute“ geforderten Entscheidungen geredet. Daß wir dazu auch die Scheidung von allen rechnen, die den Grund der Kirche verlassen haben, dafür darf ich allgemeines Verständnis voraussetzen. Wir haben heute dazu noch zwei weitere Punkte gestellt, um damit an alle zu gehen, die sich mit uns bei der Wahl zusammentun wollen32. Wer bereit ist, hier zuzustimmen, der soll uns willkommen sein. Es wird allmählich aus dem Vertreterausschuß ein großer Ausschuß. Nun möchte ich als ersten Punkt unserer Tagesordnung den Antrag stellen, es möchte der Lutherrat diese drei Sätze, die ich einstweilen von mir aus unterschrieben habe und für die ich mich selbst bevollmächtigt habe, auch seinerseits billigen. Ich bitte dringend darum, da-
Vorläufige Kirchenleitung die Bekenntnissynode als das rechtmäßige synodale Organ der Deutschen Evangelischen Kirche anerkannt und sich ihren richtunggebenden Beschlüssen unterworfen. Demnach sei es Aufgabe der Bekenntnissynode, die Vorläufige Kirchenleitung in ihrer Zusammensetzung zu bestätigen oder neu zu besetzen. Die vierte Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche vom 18.–22. Februar 1936 in Bad Oeynhausen (vgl. dazu unten Dok. 8, Anm. 45) habe dann die Neubildung der Vorläufigen Kirchenleitung beschlossen und den Reichsbruderrat mit ihrer endgültigen Zusammensetzung beauftragt; diese Beschlüsse der Bekenntnissynode habe der Reichsbruderrat mit der Berufung der VKL II am 11. März 1936 schließlich ausgeführt (Abdruck des Schreibens: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 903–911, Zitat: S. 906).– Der Anspruch der VKL II, die rechtmäßige Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche zu sein, wurde vom Lutherrat vehement bestritten (vgl. dazu P. Fleisch, Werden, S. 36–40; G. Besier, Kirchen 3, S. 529–535). Die Formulierung von den ‚beiden Kirchenleitungen‘ (vgl. oben Anm. 29) wurde vom Lutherrat als Verzicht der VKL II auf Leitungsansprüche gegenüber den Lutherratskirchen interpretiert (vgl. P. Fleisch, Werden, S. 40); die VKL II beharrte jedoch auch weiterhin auf ihrem Anspruch, die Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche zu sein (vgl. dazu z. B. unten Dok. 41, Anm. 33). 32 In der Fassung der Vereinbarung vom 11. März 1937 waren die drei Sätze der Fassung vom 3. März (vgl. oben Anm. 27ff.) zu einem Punkt zusammengezogen worden, auf den die beiden Ergänzungen als Punkt 2 und 3 folgten: „2. Die Kirche des Evangeliums ist allein das Eigentum ihres Herrn, der sie durch sein Blut erworben hat, daß sie unter ihm lebe und ihm diene. Darum ist es ihr verwehrt, in eine Ordnung zu willigen, die im Widerspruch zu der Aufgabe steht, die ihr durch das Wort des Herrn gewiesen und in ihren Bekenntnissen bezeugt ist. 3. Die Vertreter der Arbeitsgemeinschaft, die zwischen der Vorläufigen Kirchenleitung und dem Lutherischen Rat [sic!] gebildet ist, wenden sich an alle, die wider jede Politisierung der kirchlichen Verkündigung, Ordnung und Leitung das Evangelium von dem gekreuzigten und auferstandenen Christus bezeugen, und rufen zur Sammlung. Diese Sammlung schließt die Scheidung von denen in sich, die den Grund der Kirche damit verlassen, daß die [muss heißen: sie] Botschaft und Ordnung derselben von weltanschaulichen und politischen Überzeugungen ableiten“ (Zeugnisse 1, S. 94f., Zitat: S. 95).
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mit das Werk der Sammlung nicht aufgehalten wird. Wir haben heute diesen Beschluß gefaßt in diesem kleinen Vertreterausschuß, daß wir am nächsten Dienstag [16. März 1937] die Vertrauensmänner sämtlicher kirchlicher Verbände, Klingler, den Vorsitzenden des Laienkreises, Freiherr von Ledebur33 und Zimmermann dazu einladen34. Der Lutherrat hat schon einen Bundesgenossen: Den Arbeitsausschuß der
33 Gisbert Freiherr von Ledebur leitete den sog. ‚Arbeitsausschuss der Laien‘, der sich um das Zustandekommen eines die kirchenpolitischen Fronten übergreifenden Wahlbündnisses bemühte (vgl. das Rundschreiben von Ledeburs vom 2. März 1937 und den Aufruf „An die evangelischen Kirchenführer“ vom 1. März 1937: EvAG München, NL Meinzolt 36). Aus einem Schreiben des Arbeitsausschusses an den Lutherrat vom 12. März 1937 geht hervor, dass dem Arbeitsausschuss zu seinem Einigungsversuch bereits die schriftlichen Absagen verschiedener kirchenpolitischer Gruppen vorlagen; trotzdem forderte er in diesem Schreiben „alle streitenden Gruppen“ dazu auf, bei einer für den 16. März 1937 vorgesehenen Zusammenkunft persönlich miteinander Fühlung aufzunehmen und „als deutsche Männer und evangelische Christen ihren Standpunkt“ zu vertreten „mit dem Ziel, eine Einigungsmöglichkeit oder die endgültige Trennung der Wege festzustellen“ (LKA Hannover, D 15 II Nr. 26). In einer an die Deutsche Evangelische Kirchenkanzlei, die VKL II, den Lutherrat, die Kirchenführerkonferenz, die Reichsleitung der Deutschen Christen und den Bund für Deutsches Christentum gerichteten Anlage vom 12. März 1937 unterbreitete der Arbeitsausschuss dann konkrete Vorschläge für ein Wahlbündnis, dessen Ziel es sein müsse, „dem Staat die Durchführung der Wahl zu erleichtern“ und „eine Entscheidung herbeizuführen, die sowohl von der Kirche wie vom Staat aus begrüßt werden kann“. Dazu sollten sich alle Gruppen bereit erklären, „je 2 Vertreter zu entsenden, die den Wahlausschuß der evangelischen Kirche bilden“. Daneben sollte ein weiterer Ausschuss gebildet werden, der aus Vertretern aller kirchenpolitischen Gruppen und Konfessionen bestehen und Vorarbeiten für eine neue Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche leisten sollte. Außerdem sollten sich alle Beteiligten verpflichten, „bis zu einem zu vereinbarenden Zeitpunkt Burgfrieden zu halten, um dem deutschen Volke einen langen Wahlkampf zu ersparen“. Schließlich sollte der Staat gebeten werden, „den eingesetzten Wahlausschuß bis zur Erledigung der Wahl als Vertretung der Kirche anzuerkennen, ohne daß dieser Ausschuß innerkirchliche Verwaltungsbefugnis oder das Recht der geistlichen Leitung hat“ (Ebd.). Die Vorschläge des Arbeitsausschusses stießen bei der VKL II und beim Lutherrat auf einhellige Ablehnung: So teilte die VKL II dem Arbeitsausschuss in einem Schreiben vom 13. März 1937 mit, sie müsse die Teilnahme an der geplanten Zusammenkunft absagen, „und zwar nicht nur im Blick auf den im Anlageschreiben gegebenen Arbeitsplan, bei dessen Innehaltung die Bekennende Kirche den von ihr klar erkannten Weg verlassen müsste, sondern vor allem mit Rücksicht auf den Kreis der Geladenen“, insbesondere die Thüringer Deutschen Christen, mit denen eine Zusammenarbeit „zum Zwecke des Neubaues und Ausbaues der Deutschen Evangelischen Kirche“ nicht in Frage kommen könne (EZA Berlin, 50/381; vgl. dazu auch K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 373).– Zu den weiteren Aktivitäten des Arbeitsausschusses der Laien vgl. unten Dok. 9, Anm. 53. 34 Vgl. das Einladungsschreiben der Arbeitsgemeinschaft zwischen Lutherrat und VKL II an Friedrich Müller, Böhm, Breit, Lilje, Knak und Flor sowie die Einladungsschreiben an Klingler, Hollweg, von Ledebur und Zimmermann vom 11. März 1937 (LKA Hannover, D 15 II Nr. 26).– Zu Verlauf und Ergebnissen dieser Zusammenkunft vgl. unten Dok. 8, Anm. 51.
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reformierten Kirche35. Die Vorläufige Kirchenleitung hat in sich auch einen reformierten Vertreter36. Nun habe ich Friedrich Müller vorgeschlagen, daß wir, Vorläufige Kirchenleitung und Lutherrat, mit unseren Bundesgenossen, also wir mit unserem reformierten Vertreter, in diese Arbeitsgemeinschaft eintreten. Wir bringen Hollweg mit37, und die Vorläufige Kirchenleitung kann auch den Reformierten mitbringen. Damit ist Müller einverstanden gewesen. Das ist eine sehr saubere Sache. Zwischen den Reformierten sind die Spannungen ungeheuer stark38.
35 Der Arbeitsausschuss der Reformierten Kirchen Deutschlands (vgl. dazu unten Anm. 38) und der Lutherrat hatten am 16. Januar 1937 eine Vereinbarung über eine engere Zusammenarbeit getroffen, die von Horn und Breit unterzeichnet worden war. In dieser Vereinbarung war zunächst festgestellt worden, dass beide konfessionelle Zusammenschlüsse eine Union ablehnten und bei ihrem bisherigen Bekenntnisstand bleiben wollten. Die künftige Zusammenarbeit sollte dem Zweck dienen, „daß Aufgaben, die Kirchen beider Bekenntnisse betreffen, durch g e m e i n s a m e Bemühung gefördert werden können“; dazu sollten beide Seiten Vertrauensmänner benennen, für eine gegenseitige Unterrichtung der Kanzleien sorgen und eine gemeinsame Aussprache über die Neuordnung der Deutschen Evangelischen Kirche in die Wege leiten (Erklärung des Lutherrats und des Arbeitsausschusses der Reformierten Kirchen Deutschlands: AELKZ 70, 1937, Sp. 253f.; K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 1295f.; Zitat: S. 1296; vgl. dazu auch S. Lekebusch, Die Reformierten, S. 287f.). 36 Gemeint ist Martin Albertz; zu Albertz’ Reaktion auf die geplante Einbeziehung des Reformierten Arbeitsausschusses in die Arbeitsgemeinschaft zwischen Lutherrat und VKL II vgl. unten Anm. 38. 37 Hollweg war bereits im Juni 1936 als Verbindungsmann des Reformierten Arbeitsausschusses zum Lutherrat bestimmt worden (vgl. Verantwortung 2, S. 263, Anm. 43) und war an den Gesprächen über die Vereinbarung zwischen Lutherrat und Reformiertem Arbeitsausschuss beteiligt gewesen (vgl. S. Lekebusch, Die Reformierten, S. 287f.). 38 Am 22. Juni 1936 war in Hagen der 1934 gegründete Reformierte Kirchenkonvent aufgelöst worden, der ein gemeinsames Handeln der reformierten Kirchen und Gemeinden hatte gewährleisten sollen. Ausschlaggebend für die damit eingetretene Spaltung der Reformierten war u. a. die Frage nach der Zusammenarbeit mit den Kirchenausschüssen gewesen (vgl. S. Lekebusch, Die Reformierten, S. 173–181). Am 3. Juli 1936 hatte sich dann der Arbeitsausschuss der Reformierten Kirchen Deutschlands konstituiert, der im Gegensatz zu dem kompromisslos bekenntniskirchlich agierenden Reformierten Bund die Zusammenarbeit mit den Kirchenausschüssen für möglich gehalten und „einen landeskirchlichkonfessionalistisch orientierten Kurs“ eingeschlagen hatte (vgl. ebd., S. 259–266, Zitat: S. 261); Kontakte zwischen den rivalisierenden reformierten Gruppen waren nach der Trennung nur noch zustandegekommen, wenn äußere Umstände es erforderlich gemacht hatten (vgl. ebd., S. 285ff.).– Die Spannungen zwischen den Reformierten schlugen sich auch auf ihre geplante Beteiligung an der Arbeitsgemeinschaft zwischen Lutherrat und VKL II nieder: Albertz protestierte heftig, als er von der Einbeziehung des Reformierten Arbeitsausschusses erfuhr; die Arbeitsgemeinschaft „sei ein Organ der Bekennenden Kirche, der Reformierte Arbeitsausschuß dagegen habe immer erklärt, nicht zur Bekennenden Kirche zu gehören“. Erst als sich Vertreter des Reformierten Arbeitsausschusses in einer Erklärung zur Bekennenden Kirche und – mit Einschränkungen – zur Barmer Erklärung bekannten, konnte gegen den Willen Albertz’ ein Kompromiss erzielt werden, nach
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Marahrens: Mir fällt auf der Name Lilje als Repräsentant einer Arbeitsgemeinschaft zwischen Vorläufiger Kirchenleitung und Lutherrat. Lilje ist Vertreter der Kirchenführer39. Es ist mehr als ein Schönheitsfehler, wenn Lilje hier auftritt. Es kann das zu Schwierigkeiten führen. Ich halte den Ausdruck „beide Kirchenleitungen“ in diesem Augenblick nicht für glücklich. Wir bringen dadurch in die Debatte ein Moment, das uns bisher weithin gespalten hat. Man muß sich die Konsequenzen des Ausdrucks sehr überlegen. Mir würde es mehr zu entsprechen scheinen, wenn auch die reformierte Arbeitsgemeinschaft [richtig: der Reformierte Arbeitsausschuss] sofort mit hineingenommen würde. Was hier vorliegt, ist zu stark ein Zurückgreifen auf etwas, was durch die Entwicklung überwunden ist. Die Kirchenführerkonferenz scheidet bei dieser Sache völlig aus, und wir haben es als außerordentlich wertvoll angesehen, daß wir zu einer gewissen Gemeinsamkeit in der Kirchenführerkonferenz gekommen sind. Ich weiß nicht, ob es möglich ist, das wieder gut zu machen. Es könnte sein, daß die Vereinbarung eine sehr schwere Belastung bedeutet. Breit: Lilje kam deswegen hinein, weil wir ursprünglich Lutherrat, Vorläufige Kirchenleitung, Verbände, Kirchenführerkonferenz ins Auge faßten als Verhandlungsteilnehmer. Dann war das Ziel, daß je ein Vertreter dieser Gremien in den Arbeitsausschuß kommt. Nun ist es nur ein Akkord zwischen Vorläufiger Kirchenleitung und Lutherrat geworden. Dann sprach Lilje aus, daß er dazu nicht mehr Stellung nehmen wolle, aber auch keinen Einspruch erhebe, daß er hier mitgenannt werde. Was das zweite anlangt, so habe ich erwartet, daß hier Schwierigkeiten entstehen (Kirchenleitung). Meiser: Psychologie der noch zu gewinnenden Kreise. Lilje: Ehrliche Verhandlungen sind nur so möglich, daß sie so formal wie möglich gehalten werden. Wir haben deshalb unsere Gedankengänge auf einfache, praktische, realisierbare Ziele gerichtet. Was wir jetzt tun müssen, ist die Bildung eines Aktionsausschusses auf breiter Basis. Die Idee einer Spitzenkandidatur ist die unglücklichste, die möglich ist. Wir haben in dem Vierergremium40 versucht, ein Gremium auf breiter Grundlage herauszustellen. Das war zunächst nicht durchführbar. Ich bin dabei geblieben, weil ich die cooperatio Lutherrat und Vorläufige Kirchenleitung für etwas sehr Gutes halte. Ich bin selbst Mitglied des
dem die Reformierten sowohl durch Albertz als auch durch Hollweg in der Arbeitsgemeinschaft vertreten sein sollten (Ebd., S. 288f., Zitat: S. 288). 39 In seiner Funktion als Vorsitzender des von der Kirchenführerkonferenz am 12. Februar 1937 herausgestellten provisorischen Leitungsgremiums der Deutschen Evangelischen Kirche (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 18). 40 D. h. in dem oben Anm. 39 erwähnten Leitungsgremium.
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Lutherrates. Ich habe geglaubt, es ist die einzige Form, in der man etwas erreichen kann, in der von hier aus weiter gemacht werden [kann]. Die Sache ist verschärft worden, weil sich der Gedanke mit der Nominierung einer einheitlichen Kandid[atenliste] auf der anderen Seite verschärft hat41. In der Jebensstraße42 zielte man auf eine Kandid[atenliste] wie auf Schaffung einer Basis. Man hat leider erkennen müssen, daß viel langsamer voranzukommen ist, als wir es wünschten. Breit: Was die Entwicklung des Textes43 anlangt, so hatten wir schon in der letzten Besprechung ein Wort entworfen. Der dritte Teil des Wortes, das entworfen ist, hat so gelautet, daß wir uns sagten: Hier ist z. T. einer rein reformierten Geistigkeit Ausdruck gegeben, und das müssen wir ablehnen. Daraufhin hat Stoll den Satz zwei formuliert, Punkt drei stammt von mir44. Was die veröffentlichten Namen45 anlangt, so war uns das sehr lästig. Diese Namen haben eine ganz andere Bedeutung, als wenn in anderem Zusammenhang ein Name laut wird. Diese Namen mußten veröffentlicht werden, daß jeder weiß, wer sich hier zusammengefunden hat. Verwendung: Das Wort soll denen, mit denen wir Verbindung suchen, sagen, welche Kirche wir vertreten. Wir sind allerdings der Meinung, daß [es] das Mindeste ist, was gesagt werden muß, wenn wir nicht mit den Erklärungen des Lutherrats in Widerspruch treten wollen. Stoll: Bei dem Vorgehen, das eingeschlagen worden ist, handelt es sich um ein Vorgehen der Kirche. Wir werden heute angelegentlich gerechtfertigt durch die Vertreter des reformierten Arbeitsausschusses. Es kommt nicht darauf an, daß wir zuallererst mit den Verbänden uns zusammensetzen. Die Verbände sind mehr oder minder Vertreter einer Illusion. Soweit die Verbände in Frage kommen, so sind ihre Mitglieder Glieder unserer Kirchen. Selbstverständlich wird keiner der Verbände verach41 Gemeint wohl: die Nominierung Zoellners zum Spitzenkandidaten einer Einheitsliste auf der Kundgebung der märkischen Kirche (vgl. dazu den Bericht Breits oben S. 164–167 mit Anm. 20). 42 = Sitz des Evangelischen Oberkirchenrats Berlin. 43 Gemeint ist die Vereinbarung zwischen Lutherrat und VKL II vom 3./11. März 1937 (vgl. dazu oben Anm. 27ff. und Anm. 32). 44 Zur Entstehung des Textes der Vereinbarung vgl. den mehrfach überarbeiteten hsl. Entwurf Friedrich Müllers (LKA Hannover, D 15 I Nr. 111 Bd. I), den von Breit unterzeichneten Entwurf vom 5. März 1937 (mit hsl. Vermerk „siehe neue Erklärung vom 11. 3. 37“: LKA Hannover, D 15 I Nr. 4) sowie das Schreiben Stolls an Friedrich Müller vom 6. März 1937 (Ebd.). 45 Breit bezog sich hier offenbar auf die namentliche Erwähnung der Vertreter der Arbeitsgemeinschaft im Text der Vereinbarung zwischen Lutherrat und VKL II; nach G 2, S. 1, waren im Lutherrat Bedenken gegen die „Nichterwähnung Dr. Liljes in seiner Eigenschaft als Kommissar der Landeskirchenführerkonferenz und die Nichterwähnung der Reformierten Arbeitsgemeinschaft [sic!]“ erhoben worden.
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tet. Aber wie Streckenbach heute operiert hat mit den Verbänden, so geht es nicht46. Es geschah ganz in der alten vereinsmäßigen Art. Kirchliche Substanz ist vorhanden beim Lutherrat, bei der Vorläufigen Kirchenleitung, bei der reformierten Arbeitsgemeinschaft [richtig: dem Reformierten Arbeitsausschuss]. Wenn es nicht so wäre, so würde ich die Aufregung der Vertreter des Evangelischen Oberkirchenrats47 nicht verstehen können. Ich möchte darauf großen Nachdruck legen: Es geht um Kirche, nicht um Vereine, auch nicht um Ausschüsse, sondern um die Substanz. Fleisch: Was das bedeutet, daß die Vorläufige Kirchenleitung sagt: „Mit dem Lutherrat“ .|.|. , damit läßt sie den Anspruch fallen, d i e Leitung der Kirche zu sein48. Man darf froh sein, daß man so weit ist. Es war ja nötig, daß zuerst einmal die beiden Kontrahenten an den Tisch kamen. Wenn es nicht geschehen wäre, wäre alles gescheitert. Daß die Reformierten nicht gleich von Anfang an dabei waren, ist die Schuld Ewerbecks selbst. Ewerbeck hat den ihm zugeworfenen Ball nicht aufgenommen49. Was die Verbände angeht, so geht es auch nicht, daß die Verbände die Sache machen. Es ist doch nicht so, daß die Verbände die Leute stellen. Die Mitglieder der Verbände gehören den Landeskirchen. Die Verbände können doch keine Parole ausgeben. Im übrigen dürfen wir nicht vergessen: Die Gemeindeglieder, die Interesse haben, wünschen nichts dringlicher als ein Zusammengehen zwischen Vorläufiger Kirchenleitung und Lutherrat. Wir haben durch die Abmachung in unserer Landeskirche eine größere Geschlossenheit, als vorher war. Beste: Von einer anderen Sicht aus begrüßen wir es durchaus, daß es so gekommen ist. Wir hatten Verhandlungen mit dem abgefallenen Kreis der nationalsozialistischen Pastoren50. Sie wollten einen großen Block 46 Vgl. dazu oben Anm. 20f. 47 Anspielung auf die märkische Kundgebung, deren Zustandekommen von Juristen des Evangelischen Oberkirchenrats forciert worden war (vgl. das Votum Breits oben S. 164). 48 Vgl. dazu oben Anm. 31. 49 Fleisch berichtete hier über das Verhalten Ewerbecks bei der Besprechung am 3. März 1937, auf der die Arbeitsgemeinschaft zwischen Lutherrat und VKL II vereinbart worden war; Ewerbeck hatte an dieser Besprechung offenbar als Vertreter des Reformierten Arbeitsausschusses teilgenommen (vgl. das oben Anm. 22 erwähnte Schreiben Breits an die Mitglieder des Lutherrats vom 5. März 1937). 50 Gemeint ist der neu gebildete Arbeitsring nationalsozialistischer Pastoren Mecklenburgs, der sich wegen des deutschchristlichen Kurses und der Machtpolitik von Landesbischof Schultz und dem Bund nationalsozialistischer Pastoren abgewandt hatte (vgl. dazu N. Beste, Kirchenkampf, S. 177–183). Dazu hieß es in einer Verlautbarung des Arbeitsrings, er sehe im NS-Pastorenbund „lediglich einen Zusammenschluß auf Grund gemeinsamen Bekenntnisses zum Nationalsozialismus“ und verwahre sich dagegen, „daß der Bund als kirchenpolitischer Machtfaktor gewertet und benutzt“ werde. Er sei sich zwar
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der Mitte. Es war für uns außerordentlich gut, daß wir diesen Leuten die Entscheidung vorlegen mußten, daß sie sich zur Bekennenden Kirche bekennen müßten. Es ist gut, daß nun eine klare Entscheidung von diesen Leuten gefordert wird. Wir haben die Hoffnung, daß, wenn diese Linie weiter beschritten wird, daß sie doch noch zu uns stoßen werden51. Hahn: Bericht über die Reichsbruderrats-Sitzung52. Dort haben die lutherischen Vertreter ganz starke Verbindung mit denen, die im Lutherrat mit uns zusammengeschlossen sind, und darüber hinaus mit den nichtlutherischen Kirchenführern. An sich ist der Name Lilje die Geste, die wir verlangten, daß durch die Aufstellung Liljes die Verbindung dorthin aufgenommen wird. Zum Punkt zwei ist von großer Bedeutung, daß hier eine Formulierung vorliegt, die nicht von der Vorläufigen Kirchenleitung stammt53. Diese Formulierung sprach deutlich aus, worauf sich alle ohne innere Schwierigkeiten von selbst stellen können. Was es heißt, daß man der Vorläufigen Kirchenleitung abgerungen hat, daß man sich an a l l e wendet, ist nicht zu unterschätzen. Der Eindruck in der Gemeinde ist enorm in der Sache. Das geht weit über die Bekennende Kirche hinaus. Marahrens: Wir halten unsere Debatte auf, wenn wir die Frage aufwerfen, ob es uns um die Substanz der Kirche geht oder nicht. Das muß uns selbstverständlich sein. Wir müssen uns fragen: Wie kommen wir wei„der großen Aufgaben bewußt, die die Zeitenwende unserm theologischen Denken und kirchlichen Handeln“ stelle, lehne es jedoch ab, dabei das „schwere Gepäck des Glaubensgutes unserer Väter wie Ballast über Bord zu werfen“; dazu würde es gehören, „wenn wir Christus preisgeben, d. h. nicht zu ihm beten, ihn als den gekreuzigten und auferstandenen, lebendigen und gegenwärtigen Herrn leugnen und das Abendmahl seines Sinnes entleeren wollten“. Der „heilige Deutsche Dom“ werde ebensowenig durch die „Preisgabe unveräußerlicher Werte gebaut“ wie durch „Unduldsamkeit und Lieblosigkeit gegenüber denen, die in Christus mehr sehen als lediglich den ‚großen Krieger‘“. Der Arbeitsring werde sich daher mit der „‚Glaubensbewegung Deutsche Christen Mecklenburg‘ nicht mehr vor einen Wagen spannen“ lassen (Verlautbarung ohne Datumsangabe, auszugsweise abgedruckt im Wahldienst des Lutherrats vom 15. März 1937: LKA Hannover, L 3 I Nr. 19 Bd. II). 51 Die Führung des Arbeitsrings wandte sich dann jedoch dem Wittenberger Bund (vgl. dazu unten Dok. 31, Anm. 23) zu (vgl. K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 374). 52 Hahn berichtete hier offenbar über die Sitzung des Reichsbruderrats vom 3. März 1937, an der er selbst teilgenommen hatte (vgl. die „Niederschrift der Sitzung des Reichsbruderrats vom 3. März 1937 in Berlin-Dahlem“: LKA Bielefeld, Best. 5, 1, Nr. 704 Fasc. 1; zu dieser Sitzung vgl. auch oben Dok. 6, Anm. 9); bei der Reichsbruderratssitzung am 9. März 1937 war Hahn von Prater vertreten worden (vgl. die oben Anm. 12 erwähnte Niederschrift über die Sitzung des Reichsbruderrats vom 9. März 1937). 53 Zu dem von Stoll entworfenen Punkt 2 der Vereinbarung zwischen VKL II und Lutherrat in der Fassung vom 11. März 1937 vgl. oben Anm. 32.
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ter, daß wir nicht sofort festliegen. Mir fehlt die Reformierte Arbeitsgemeinschaft [richtig: der Reformierte Arbeitsausschuss]. Der Standpunkt, der hier zum Ausdruck kommt, liegt vor allen Überlegungen, in die wir jetzt hineingestellt sind. Unsere Überlegungen müssen darauf gehen: Was ist zu dem Pakt zu sagen. Gauger: Bedenken gegen den Ausdruck „Kirchenleitung“54. Johnsen: Wir begrüßen den Zusammenschluß außerordentlich, daß der Riß geheilt ist und ein Zusammengehen möglich ist. Das Wort „Kirchenleitung“ sollte geändert werden. Wurm: Ich möchte von der württembergischen Landeskirche aus sagen, daß das Zusammengehen zwischen Vorläufiger Kirchenleitung und Lutherrat außerordentlich begrüßt wurde und jetzt schon sehr gute Wirkungen ausgeübt hat. Auch Leute, die bisher außerhalb der beiden Kreise standen, sind von diesem Kern außerordentlich stark angezogen worden. Ich bin durch das, was Breit sagte, weithin beruhigt über das, was ich nach der kirchenpolitischen Seite hin an Bedenken hatte. Mitteilung über die Lage aus eingeweihten Quellen: Es hat vor nicht langer Zeit (nach dem 15. Februar 1937) in einem ganz exklusiven Kreis, an dem auch Hitler zeitweilig teilnimmt, eine Aussprache stattgefunden. Es kam dabei die Sprache auf die Kirche. Da habe der Führer etwa 20 Minuten lang in einer überaus ernsten Weise gesprochen55. Er führte aus: „Er habe im Widerspruch zu den Anschauungen, die er selbst in seinem Buch vertreten habe, nun doch vom Jahre 1933 [an] solchen Auffassungen und Einflüssen stattgegeben, die mit der völkischen Wiedergeburt eine kirchliche Reformation verbinden wollen56.
54 Zu dieser Formulierung vgl. oben Anm. 29. 55 Seit dem 15. Februar 1937 hatten mehrere Besprechungen mit Hitler über die Kirchenfrage stattgefunden; vermutlich ist hier eine Besprechung vom 22. Februar 1937 gemeint, bei der Hitler ausschweifend über „Christentum und Christus“ gesprochen hatte. Dabei hatte er u. a. ausgeführt, Christus sei „auch gegen die jüdische Weltherrschaft“ eingestellt gewesen, dann aber habe der „Jude im Christentum“, Paulus, das Christentum ebenso verfälscht wie Marx den „deutschen Gemeinschaftsgedanken“ im Sozialismus. Zum weiteren Vorgehen der Partei in der Kirchenfrage hatte Hitler dann geäußert: „Bekenntnisfront scheint Wahlenthaltung zu wollen. Sie darin ganz ins Unrecht setzen und eine Gruppe halten, mit der wir den Kampf gegen diese Verräter führen können. Dann Trennung von Kirche und Staat. [.|.|.] Nicht Partei gegen Christentum, sondern wir müssen uns als die einzig wahren Christen deklarieren. Dann aber mit der ganzen Wucht der Partei gegen die Saboteure. Christentum heißt die Parole zur Vernichtung der Pfaffen, wie einstmals Sozialismus zur Vernichtung der marxistischen Bonzen. Vorläufig aber noch abwarten und sehen, was die Gegenseite macht“ (Tagebucheintrag Goebbels’ vom 23. Februar 1937: J. Goebbels, Tagebücher I/3/II, S. 388ff., Zitate: S. 389). 56 Vgl. A. Hitler, Mein Kampf, S. 379, wo es noch geheißen hatte: „Die Bewegung lehnt jede Stellungnahme zu Fragen, die entweder außerhalb des Rahmens ihrer politischen Arbeit liegen oder für sie als nicht von grundsätzlicher Bedeutung belanglos sind, entschie-
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Er habe eingesehen, daß das ein falscher Weg sei. Das seien nur Jämmerlinge gewesen. Die können nichts anderes, als neue Sekten ins Leben rufen.“57 Wenn es jetzt der evangelischen Kirche gelingt, in Geschlossenheit dazustehen, dann wird etwas ganz Großes erreicht sein. Ficker begrüßt die Einigung. Ich habe Verständnis für das, was gesagt ist in Bezug auf ungünstige Stimmungen und Wirkungen, die der Pakt auslösen kann. Es wird wesentlich sein, daß man die Sache so darstellt: Es handelt sich nicht darum: Friß Vogel oder stirb. Man muß sagen: Wir sind einig geworden. Wir bringen das ins Geschäft ein; nun bitte, kommt zu uns. Dieses Dokument ist zu verstehen als Dokument einer häuslichen Einigung, noch nicht als Einigungsformel für die ganze Deutsche Evangelische Kirche. Es ist hier zunächst eine Vorarbeit geleistet worden. Das Wort „Kirchenleitung“ muß gestrichen werden. Hier müßte die Vorläufige Kirchenleitung bereit sein. Es ist für sie viel leichter, wenn ihr das genommen wird, daß sie zugesteht, sie ist nicht die einzige Kirchenleitung. Wir müssen der Kirchenführerkonferenz klar machen: Die Situation ist nicht geeignet, alle Fragen neu aufzuwerfen. Es muß einmal das alles auf die Seite geräumt werden. Nicht so scharf gegen Rehm58 schießen! Bei uns werden 100 Pfarrer bei Rehm zunächst getrennt marschieren und zuletzt Listen verbinden. Das scheint die Absicht der Rehmschen Deutschen Christen zu sein. Man soll nicht unnötig Schärfen hineinbringen, sondern die Brücke offen lassen, daß sie den Rückweg zu uns finden, um der Kirche willen. Wendelin befürchtet, daß eine starke Mitte sich bildet, die nach beiden Seiten Anziehungskraft entwickelt. Darum die Frage der Verbände nicht mit einer Handbewegung abtun! Lilje: Methode ist Handeln und Verhandeln. Wir haben vom Viererkollegium aus uns fast ausschließlich auf private Verhandlungen beschränkt. Wir haben nie eine Autorität geltend gemacht, die wir hätten geltend machen können, was aber zu Mißverständnissen hätte Anlaß geben können. Wir haben uns darauf beschränkt, formal zu verhandeln. Zusammenschluß zum Zweckverband. Der schwierigste Punkt ist die den ab. Ihre Aufgabe ist nicht die einer religiösen Reformation, sondern die einer politischen Reorganisation unseres Volkes.“ 57 In diesem Sinne hatte sich Hitler bereits am 1. Dezember 1936 auf der Ordensburg Vogelsang geäußert (vgl. H. Baier/E. Henn, Chronologie, S. 166); vgl. dazu auch das Schreiben Kerrls an Stapel vom 6. September 1939, in dem es dann hieß: „Der Führer hält seine Bemühungen, die Evangelische Kirche zur Vernunft zu bringen, für mißlungen und die Evangelische Kirche mit Rücksicht auf ihren Zustand mit Recht für einen nutzlosen Sektenhaufen“ (Abdruck bei A. Rosenberg, Tagebuch, S. 180–185, Zitat: S. 181; zit. auch bei L. Wenschkewitz, Versuche, S. 133). 58 Gemeint ist die ‚Reichsbewegung Deutsche Christen‘ unter Reichsleiter Wilhelm Rehm (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 22).
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Evangelische Kirche der altpreußischen Union. Sie ist als erste links ausgebrochen59. Nun haben wir trotzdem immer mit ihr in Verbindung gestanden. Wir haben einen Gedanken zum Ausdruck gebracht: Wir können eine schwere innerpreußische Frage nicht lösen: Verhältnis zwischen Landeskirchenausschuß und Bruderrat60. Der Kirchenführerkonferenz ist nicht in falscher Weise vorgegriffen worden. Wenn ich meinen Namen nicht qua Kirchenführerkonferenz gegeben habe, dann wirklich [nicht] aus Bescheidenheit, sondern um die Möglichkeit einer freien Diskussion zu geben. Die Kirchenführerkonferenz hat morgen [12. März 1937]61 eine einzige Aufgabe. Sie muß die Einigung herbeiführen. Sie kann es auch. Ich sehe noch nicht völlig pessimistisch. Es müssen die, welche eine irgendwie feste Meinung haben, diese Meinung ruhig vertreten. Man muß die Schwierigkeit eines Zwei-FrontenKrieges im Auge behalten. Immerhin kann nicht weitergekommen werden ohne den Willen zur Entscheidung. Der Gleichschritt ist nur dann wirklich glaubhaft zu machen, wenn in einer bestimmten Richtung marschiert wird. Die Verbände sind ernst zu nehmen. Sie sind zu beeinflussen. Das einzige Anliegen der Verbände ist, die Nominierung Zoellners in die Welt zu setzen. Der Wille zur Einigung muß auf ruhige und besonnene Weise gefördert werden. Marahrens: Wir sollten die Kirchenführerkonferenz auf jeden Fall zu erhalten versuchen. Es ist von großer Bedeutung, daß eine Instanz da ist, die verfassungsmäßig verankert ist62. Die Finanzabteilungen sind angewiesen, Mittel an illegale Organe nicht zur Verfügung zu stellen63. Die Schaffung der Finanzabteilungen war der schwerste Schlag, den der 59 Bezug unklar. 60 Der altpreußische Bruderrat lehnte die vom Staat eingesetzten Kirchenausschüsse ab und bestritt ihnen das Recht auf Kirchenleitung (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 42). Nachdem sämtliche Versuche, zu einer Einigung zwischen altpreußischem Bruderrat und Landeskirchenausschuss zu gelangen, gescheitert waren (vgl. dazu unten Dok. 19, Anm. 5f. und 8), existierte nach wie vor keine einheitliche Vertretung der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union; die Einbindung von Vertretern des altpreußischen Landeskirchenausschusses in die Kirchenführerkonferenz führte vielmehr stets zu neuen Konflikten mit dem altpreußischen Bruderrat und der VKL II (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 39; vgl. auch unten Dok. 14, Anm. 1). 61 Am folgenden Tag fand eine Sitzung der Kirchenführerkonferenz statt (vgl. dazu unten Dok. 8). 62 Vgl. dazu oben Dok. 3, Anm. 34. 63 Vgl. den Erlass des Reichskirchenministeriums (gez. Muhs) an alle evangelischen Kirchenbehörden vom 26. Februar 1937, in dem es hieß: „Eine Verwendung kirchlicher Mittel für andere als die haushaltsmäßig bestimmten Zwecke, insbesondere für die Stützung illegaler Organisationen, die sich kirchenregimentliche Befugnisse anmaßen, werde ich auf Grund der kirchenstaatsaufsichtlichen Bestimmungen und der einschlägigen allgemeinen strafund zivilgesetzlichen Bestimmungen unnachsichtlich [sic!] verfolgen“ (Erlass wiedergegeben im Wahldienst der VKL II Nr. 9 vom 10. März 1937: EvAG München, A 1. 18).
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Staat gegen die Kirche geführt hat64. Eger versagt in einem Punkt völlig: Er hat eine ganz falsche staatskirchliche Auffassung65. Die vorgelegten Sätze sind Sätze für den Hausgebrauch. Ziffer zwei und drei enthalten das, was unter allen Umständen gesagt werden muß. Ziffer eins kann zurücktreten. Zwei und drei sind dann die Grundlage, von der wir nicht lassen können. Wenn wir das erklärten, dürften wir die Situation abfangen können. Geiger: Der Rehmsche Reichswahlleiter richtet seine ganze Haltung lediglich gegen die Bekennende Kirche und hat einer politischen Kirche ganz offen das Wort geredet66. Mit diesen Leuten gibt es kein Zusammengehen. 64 In Preußen waren durch einen Erlass des Präsidenten des Evangelischen Oberkirchenrats, Werner, bereits am 3. Februar 1935 Finanzabteilungen beim Evangelischen Oberkirchenrat und den Konsistorien gebildet worden. Dabei hatte es sich jedoch noch um rein innerkirchliche Einrichtungen gehandelt (GBlDEK 1935, S. 9; KJ 1933–1944, S. 99); mit dem vom Preußischen Staatsministerium erlassenen „Gesetz über die Vermögensverwaltung in den evangelischen Landeskirchen“ vom 11. März 1935 (Preußische Gesetzsammlung 1935, S. 39f.; GBlDEK 1935, S. 42f.; Wiederabdruck: KJ 1933–1944, S. 99f.; Dokumente 2, S. 277f.), das die rechtliche Grundlage für die Einrichtung von Finanzabteilungen beim Evangelischen Oberkirchenrat in Berlin, den Konsistorien und den Landeskirchenämtern bzw. -räten in Hannover, Kiel, Kassel, Aurich und Wiesbaden gebildet hatte, war dann jedoch ein massiver staatlicher Eingriff in die kirchlichen Finanzen erfolgt: Die Finanzabteilungen waren zwar auch jetzt keine unmittelbaren staatlichen Einrichtungen, ihre Mitglieder und Vorsitzenden wurden jedoch ausschließlich vom Staat eingesetzt; damit stand dem Staat ein Instrument zur Verfügung, mit dem er auch auf innerkirchliche Angelegenheiten Einfluss nehmen und Druck ausüben konnte (vgl. dazu detailliert H. Brunotte, Entwicklung, S. 55–59). 65 Missverständlich: Eger plädierte keineswegs für eine Staatskirche, sondern hielt am „Gedanken der selbständigen Volkskirche entschieden fest“ (vgl. E. Lessing, Bekenntnis, S. 357–361, Zitat: S. 360); bei seiner Beurteilung des nationalsozialistischen Staates ging er allerdings davon aus, dass der Staat „den Lebensvorgang der Kirche des Evangeliums“ tatsächlich wolle und dass er „die Glaubens- und Bekenntnisfragen der Kirche, also die eigentlich innerkirchlichen Angelegenheiten, selbst nicht regeln will“. Der Staat denke nicht einmal daran, „der Kirche von sich aus eine bestimmte Ordnung [.|.|.] zu geben oder gar aufzunötigen“ (J. Eger, Verhältnis, S. 13; zum Verständnis Egers von Kirche und Staat vgl. auch ebd., S. 13–20; J. Eger, Staat).– Zu den schwerwiegenden Differenzen zwischen Eger und dem bruderrätlichen Flügel der Bekennenden Kirche vgl. oben Dok. 1, Anm. 31. 66 Aus G 3 geht hervor, dass Geiger hier über eine – nicht ermittelte – Wahlversammlung der ‚Reichsbewegung Deutsche Christen‘ berichtete; vgl. dazu aber den Wahlaufruf Rehms „Die Stunde ist da!“, in dem es u. a. hieß, die Bekennende Kirche habe sich mit ihrer Hetze gegen die nationalsozialistische Weltanschauung „schwer an Volk und Führer versündigt“, ziele auf eine „pharisäerhafte, volksabgewandte Sektenkirche“ und erhalte „mit dem Judentum nachgewiesenermaßen innerlich und äußerlich noch die Gemeinschaft aufrecht“, während die Reichsbewegung sich für eine Kirche einsetze, die „im großen gottgewollten Aufbauwerk des Führers“ als „dessen bester Hort und Stütze“ zu dienen und ihre Beziehungen zu Volk und Staat „auf den unveräusserlichen Grundlagen evangelisch-reformatorischen Glaubens [.|.|.] nach den Grundsätzen der nationalsoziali-
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Breit spricht von dem Vorschlag Marahrens. Man sollte über den Akkord nicht diskutieren67. Es sollte festgestellt werden, daß für uns Punkt zwei und drei die Grundlage bleiben, auf der die Sammlung sich vollziehen muß. Breit: Antrag Finanzabteilung68. Wort des Lutherrates von der Synode69. Äußerungen der einzelnen Landeskirchen in kurzer Frist mitzuteilen. Nach Eingang der Äußerung soll das Wort ergänzt und hinausgegeben werden70.
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stischen Weltanschauung auszurichten und zu gestalten“ gewillt sei (Evangelium im Dritten Reich, Nr. 8 vom 21. Februar 1937, zit. im Wahldienst der VKL II Nr. 3 vom 23. Februar 1937: EvAG München, A 1. 18). Nach G 3 verlangte Breit hier, dass die Vereinbarung zwischen Lutherrat und VKL II nicht in der Kirchenführerkonferenz besprochen werden sollte. Aus G 3 geht hervor, dass hier eine gegen den oben Dok. 6, Anm. 21, erwähnten Erlass an die Finanzabteilungen vom 22. Februar 1937 gerichtete Eingabe an das Reichskirchenministerium vorgelegt wurde; zu einer Beschlussfassung über diese – nicht ermittelte – Vorlage ist es offenbar nicht gekommen. Das Sekretariat des Lutherrats legte hier einen Entwurf für „eine grundsätzliche Stellungnahme zur Synode vom lutherischen Standpunkt aus“ vor (G 2, S. 1). Im ersten Abschnitt dieses Entwurfs wurden zunächst die Aufgaben und die grundlegende Bedeutung des geistlichen Amtes für Verkündigung, Ordnung und Leitung der lutherischen Kirche festgehalten. In Abschnitt II wurden die Aufgaben der Synode behandelt. Danach konnte eine Synode zusammentreten zur „Beratung gemeinsamer Aufgaben, zur Behebung gesamtkirchlicher Notstände und zur Verwerfung von Irrlehren“. Dabei sei sie jedoch an das Bekenntnis und an die Heilige Schrift gebunden und könne weder „neue Artikel des Glaubens aufstellen“ noch schrift- oder bekenntniswidrige Beschlüsse „über die äussere Ordnung, den Aufbau und die Verfassung der Kirche“ fassen. Auch sei die Synode immer „nur die Synode e i n e r Kirche, gebunden an das Bekenntnis dieser Kirche“, weshalb „‚Urwahlen‘ für eine Synode“ nur „innerhalb einer bekenntnisbestimmten Kirche“ zu verantworten seien. Abschnitt III behandelte die Berufung und Zusammensetzung der Synode. Dabei wurde gefordert, die Synode müsse mehrheitlich aus Trägern des geistlichen Amtes bestehen, da nur sie die nötige Sachkenntnis besäßen, um anhand von Schrift und Bekenntnis über die rechte „Lehre und Verkündigung der Kirche und die Abwehr falscher Lehren“ zu entscheiden. Laien dürften nur in die Synode entsandt werden, wenn „sie in der Heiligen Schrift bewandert sind, über kirchliche Fragen sachgemäß zu urteilen verstehen und das Wohl ihrer Kirche im Auge haben“. Bei der Berufung und Durchführung der Synode könne der Staat „in Zeiten eines kirchlichen Notstandes“ zwar Rechtshilfe leisten, die „Art der Berufung aber, die Voraussetzungen einer Wahl, die Festlegung der Wählbarkeit“ könne allein die Kirche bestimmen, da die Berufung einer Synode „grundsätzlich Aufgabe der Kirche und ihres Kirchenregiments“ sei. In Abschnitt IV wurde jeglicher Versuch verworfen, die Synode für politische Zwecke zu missbrauchen und die ordnungs- und verfassungsmäßige Einheit der Kirche unter Absehung vom Bekenntnis zu erzwingen. Verworfen wurde schließlich auch jeder Versuch, „durch eine Abstimmung des ‚Kirchenvolkes‘ die Bekenntnisgrundlage der Kirche und die sich darauf gründenden Rechte und Stiftungen ändern, verfälschen oder aufheben zu lassen“ (Entwurf des Lutherrats „Von der Synode“ vom 11. März 1937 mit hsl. Vermerk „Entwurf Stoll“: EvAG München, NL Meinzolt 35). Nach G 2, S. 2, sagten die Teilnehmer der Sitzung zu, innerhalb von drei Tagen zu dem Entwurf Stellung zu nehmen; das Wort des Lutherrats zur Synode konnte dann jedoch
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Verhältnis zur Vorläufigen Kirchenleitung: Der Reichsbruderrat wird von uns nicht als übergeordnete Instanz geachtet. Er wird von uns, wiewohl er als untaugliches Instrument sich erwiesen hat, geduldet. Je nach der Tagesordnung wird der Lutherrat seine Mitglieder bitten, eine Sitzung des Reichsbruderrats mitzumachen. Eine finanzielle Leistung kann nicht in Betracht gezogen werden. Sonst müßte überlegt werden, ob nicht auch die Vorläufige Kirchenleitung eine Unterstützung an den Lutherrat zu geben habe71. Die sachlichen Beziehungen zwischen Vorläufiger Kirchenleitung und Lutherrat sind einstweilen in dem Akkord festgelegt. Zustimmung. Bitte um Stiftung von Bildern für das neue Büro72. Geschenkweise Erhöhung der Umlage73.
erst Ende Juni 1937 herausgegeben werden, nachdem es noch mehrfach überarbeitet worden war (vgl. dazu unten Dok. 20, Anm. 55 und 62; Dok. 21, Anm. 130 und 193). 71 Nach G 2, S. 2, wurde hier „neuerdings einmütig beschlossen, keine finanziellen Leistungen an die Vorläufige Kirchenleitung zu erbringen“. 72 Das Berliner Büro des Lutherrats wurde am 19. März 1937 von der Lennéstraße 6/I in die Großadmiral-Prinz-Heinrich-Straße 14 verlegt (vgl. das Rundschreiben des Lutherrats vom 16. März 1937: NEKA Kiel, Bestand 98.40 Nr. 300). 73 Bezug unklar.
8 Sitzung der Kirchenführerkonferenz 1937 März 12 I. Meiser, Wachstuchheft 6, S. 919–937. II. Bosse – Breit – Eger – Gramlow – Happich – Hollweg – Hymmen – Jeep – Kuessner – Lilje – Marahrens – Martin – Meiser – Neuser – Otto – Zentgraf – Zimmermann1. Brunotte – Ellwein – Jakob2. III. Berlin-Charlottenburg 2, Deutsche Evangelische Kirchenkanzlei, Marchstr. 2; von 10.00 Uhr bis 14.00 Uhr und von 15.00 Uhr bis 18.00 Uhr3. G: 1. Meiser, ATB; 2. Niederschrift, gez. Lilje (LKA Nürnberg, Meiser 101).
Gramlow Eröffnung: Wir danken dir, Herr Jesu Christ4. Lilje: Bericht über die Lage. Die Notwendigkeit der wiedereinberufenen Kirchenführerkonferenz liegt auf der Hand. Gesamtsituation der Deutschen Evangelischen Kirche. Allgemeine Feststellungen. Es wird deutlich, wieviel konkreten Schaden der Kampf der letzten Jahre uns getan hat, wenn man an die konkreten Aufgaben des kirchlichen Lebens denkt. Wie schwer konnten die Kräfte, die zusammengehören, zu gemeinsamem Handeln angesetzt werden! Wie wenige von den grundsätzlichen Fragen des Kampfes sind wirklich gelöst! Das Problem Kirche und Staat ist scharf hervorgetreten. Von einer überzeugenden Lösung dieser Frage kann niemand reden. Es ist überraschend, festzustellen, wie stark gelegentlich ein unbewußtes Nachgeben gegenüber staatskirchlichen Gedankengängen unter uns Platz greifen kann. Wir stehen in der Gefahr, Dinge, die grundsätzlich einer evangelischen Kirche verwehrt sind, doch um der konkreten Situation willen zu rasch anzunehmen. Beschränkungen in unseren volksmissionarischen Aufgaben5. Lage seit
1 Nach G 2, S. 1, nahmen an der Sitzung außerdem – namentlich nicht genannte – Vertreter aus Baden, Braunschweig, Eutin, Hamburg, Sachsen, Schaumburg-Lippe und Württemberg teil. 2 Brunotte, Ellwein und Jakob waren offenbar nur am Nachmittag als Berichterstatter anwesend (vgl. G 2, S. 5). 3 Über die Nachmittagssitzung liegen keine Aufzeichnungen Meisers vor; nach G 1 war Meiser zu diesem Zeitpunkt bereits aus Berlin abgereist. 4 EG Nr. 79. 5 Dazu gehörte z. B. das Verbot der Evangelischen Wochen (vgl. dazu unten Dok. 13, Anm. 25; vgl. auch Dok. 10, Anm. 8); wenige Tage nach der Sitzung der Kirchenführerkonferenz wurde dann auch der ‚Volkstag der Inneren Mission‘ verboten (vgl. unten Dok. 10, Anm. 88).
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dem Führererlaß6. Feststellung aus der letzten Kirchenführerkonferenz: Aus einer Kampfsituation sind wir wieder in eine Verhandlungssituation geführt worden7. Vom Staat her muß man feststellen: Das auffallendste äußere Zeichen, unter dem die jüngste Entwicklung gestanden hat, ist die Verzögerung der Durchführung des Führererlasses. Seit dem Erlaß des Führers sind fast vier Wochen vergangen, ohne daß man bis heute erfahren hat, wie die Durchführung gedacht ist. Der Tatbestand scheint folgender zu sein: Soweit wir über die Entwicklung Kunde erhalten haben, scheint es so zu sein: Ausführendes Ministerium ist das Reichskirchenministerium. [Zwei Wörter gestrichen] Die Aktivität dieses Ministeriums ist nur intern sichtbar. Dieses Ministerium hat zunächst den Rat des Reichsinnenministeriums in Anspruch genommen. Dieses hat sich nur in formalibus geäußert. Der Entwurf ging dann an den Stellvertreter des Führers. Der gab den Entwurf mit neuem Auftrag zurück8. Inhaltlich wurde nichts bekannt. Es scheint, als ob die Erkenntnis von den Schwierigkeiten der Durchführung des Erlasses im Wachsen sei. Eine Reihe von Fragen nimmt immer deutlichere Formen an. Fest steht, daß die Kirche bei allen absolut nicht gehört wurde. Auf die Frage, ob der oder jener mit der Sache beschäftigt sei, erging die Antwort: „Ich muß das weisungsgemäß leugnen.“ Das Memorandum, das der Ausschuß von Goslar ausgearbeitet hat9, hat kei-
6 Gemeint ist der Wahlerlass Hitlers vom 15. Februar 1937 (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 1). 7 Vgl. dazu die Voten Liljes auf der Sitzung der Kirchenführerkonferenz am 18. Februar 1937 oben Dok. 3, S. 73, S. 86f. 8 Die Ausführungen Liljes über die Aktivitäten des Reichskirchenministeriums entsprechen weitgehend den Tatsachen. So hatte das Ministerium den Entwurf für eine Wahlordnung und für eine Wahlanweisung zunächst mit Stuckart vom Reichsinnenministerium und der Reichsparteileitung abgesprochen. Am 12. März 1937 – also am Tag der Sitzung der Kirchenführerkonferenz – sandte Kerrl den Entwurf, der weitgehend an die Regelungen für die Wahlen zum Reichstag angepasst war, an Lammers (Schreiben Kerrls an Lammers, Entwurf für eine „Wahlordnung zur verfassunggebenden Generalsynode der Deutschen Evangelischen Kirche“ sowie für eine „Wahlanweisung“: BArch, R 43 II/160; vgl. dazu auch G. Besier, Kirchen, S. 642; K. Meier, Kirchenkampf 3, S. 15). Am 16. März 1937 wurde der Entwurf von Lammers dann Hitler vorgetragen, der sich jedoch seine „endgültige Stellungnahme noch vorbehalten“ wollte und Kerrl lediglich „anheimstellen“ ließ, „die Wahlordnung und die Wahlanweisung und die mit beiden Vorschriften zusammenhängenden Fragen mit dem Stellvertreter des Führers und dem Reichsminister des Innern zu erörtern“ (Schreiben Lammers’ an Kerrl vom 17. März 1937: BArch, R 43 II/160). Die Wahlordnung ist dann niemals erlassen worden; am 24. Mai 1940 wurde der gesamte Vorgang schließlich zu den Akten gelegt (vgl. H. Kreutzer, Reichskirchenministerium S. 294). 9 Der von der Kirchenführerkonferenz am 19. Februar 1937 eingesetzte Wahlausschuss (vgl. dazu oben Dok. 4, Anm. 35f.) hatte Ende Februar 1937 in Goslar getagt und einen Entwurf für ein Schreiben an Kerrl ausgearbeitet (vgl. oben Dok. 6, Anm. 22); dieses
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nerlei Antwort gefunden. Es sind dann weitere Versuche gemacht worden, bei anderen staatlichen Stellen ein Verständnis dafür zu erreichen, daß es völlig unmöglich sei, in einer so entscheidenden Frage die Kirche überhaupt nicht zu hören10. Diese Versuche sind an allen Stellen gehört worden [bekannt geworden]. Eine sichere Wirkung haben sie nicht gehabt. Auch ein Versuch beim Reichskirchenminister wurde abgelehnt11. Von der Kirche her geurteilt, scheint die Lage folgendermaßen beurteilt werden zu müssen: Die Aktivität an allen Fronten ist nicht gering. Besonders lebhaft ist die Tätigkeit auf Seiten der Deutschen Christen aller Färbungen. Es ist in einer mitteldeutschen Universitätsstadt in der größten Kirche eine von 2.000 Personen besuchte Versammlung unter Leitung von Oberheid gewesen12. Schriftliche Verbreitung. Auch beim Besuch in Lübeck13 haben wir erlebt, daß Ludwig Müller im Dom pre-
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Schreiben hatte Lilje am 26. Februar 1937 in stark veränderter Form an Kerrl abgesandt (vgl. oben Dok. 6, Anm. 51). So hatte Wurm den Stellvertreter des Führers, Heß, darauf aufmerksam gemacht, dass die im Wahlerlass Hitlers vorgesehene Wahl zu einer Generalsynode „große Schwierigkeiten in sich birgt und nur dann zum ersehnten Ziele einer wirklichen Lösung der schwebenden Fragen führen kann, wenn man sich kein falsches Bild von den Möglichkeiten, die eine Generalsynode bietet, macht“. Wurm hatte dabei seiner Hoffnung Ausdruck gegeben, „daß die maßgebenden Stellen sich zur Aufgabe einer verfehlten Kirchenpolitik, die allseits nur Sorgen und Nöte bereitet, entschließen“, und Heß um einen Empfang gebeten, an dem auch Meiser teilnehmen sollte (Schreiben vom 23. Februar 1937, abgedruckt bei G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 95f., Zitate: S. 96); Meiser hatte sich den Bitten Wurms dann in einem eigenen Schreiben an Heß vom 24. Februar 1937 angeschlossen (vgl. G. Besier, Kirchen 3, S. 645). Aus dem oben Anm. 10 erwähnten Schreiben Meisers an Heß geht hervor, dass das Reichskirchenministerium einen Empfang bei Kerrl mit Rücksicht auf dessen Gesundheitszustand bereits im Februar abgelehnt hatte; nachdem das Schreiben von Heß an das Reichskirchenministerium weitergeleitet worden war, hatte das Ministerium erneut einen Empfang abgelehnt und Meiser vorgeschlagen, die für den Empfang vorgesehenen Ausführungen schriftlich einzureichen (vgl. G. Besier, Kirchen 3, S. 645). Gemeint ist die von ca. 1.200 Personen besuchte Wahlversammlung in der St. JohannisKirche in Göttingen am 8. März 1937, auf der Oberheid u. a. ausgeführt hatte, die von Hitler zugesicherte Freiheit der Wahl beinhalte eine „bestimmte innere Bindung“: Wenn „der Führer das Volk aufrufe, seine Stimme zu erheben, so liege darin eine Verpflichtung beschlossen, genau so wie etwa bei der letzten [.|.|.] Wahl“; die politischen Wahlkampfmethoden aus der Zeit vor 1933 dürften jedoch nicht angewandt werden, vielmehr müsse der „Kampf in Vornehmheit und Sachlichkeit geführt werden“. Zum Kirchenstreit hatte Oberheid ausgeführt, die „Bekenntnisfront“ sei war keine „politische Reaktion“, aber die Kirche habe die Erneuerungsbewegung des Nationalsozialismus nicht verstanden; für ihre „in der ökumenischen Bewegung sich ausdrückende volksfremde, internationale Haltung“ sei kennzeichnend, „dass ihre Lehre weitgehend bestimmt worden sei von einem volksfremden Marxisten: Karl Barth“ (Zitate aus dem Wahldienst der VKL II Nr. 10 vom 12. März 1937: EvAG München, A 1. 18). Lilje und Gauger waren im Auftrag des Lutherrats (vgl. dazu oben Dok. 6, Anm. 93) am
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digte und dort eine beträchtliche Aktivität entfaltete14. Ob bei den Deutschen Christen diese Aktion Ausdruck einer Stärke und eines Kraftgefühls ist, wird man bezweifeln. Es kann auch ein Zeichen der Schwäche sein. Befürchtung, daß der staatliche Rückhalt doch nicht so stark ist, als man wünschte. Wahlvorbereitungen der verschiedenen Landeskirchen15. Wahlbemühungen der großen Verbände. Einheitliche Vertretung für diesen Zweck16. Auch der Lutherrat hat in dieser Richtung gearbeitet durch
6. März 1937 nach Lübeck gereist, um zwischen den neun entlassenen Bekenntnispastoren und dem nationalsozialistischen Kirchenregiment unter Landesbischof Balzer zu vermitteln. Dabei hatten sie den Entwurf einer Vereinbarung vorgelegt, die von beiden Seiten unterzeichnet werden sollte. Nach diesem Entwurf sollten die Bekenntnisgeistlichen erklären, dass sie mit dem Lübecker Kirchenrat „in den einen äußeren Dienstverkehr betreffenden Fragen zusammenarbeiten würden“; im Gegenzug sollte der Kirchenrat auf die Inanspruchnahme der geistlichen Leitung über die Bekenntnispastoren und ihre Gemeinden verzichten. Außerdem sollte der Kirchenrat die Entlassung der Geistlichen rückgängig machen, die Gehälter rückwirkend zahlen und den Geistlichen freie Verfügung über die Kanzeln gewähren, was auch für auswärtige Gäste gelten sollte. Auf eine Klärung der grundsätzlichen Streitfragen wurde explizit verzichtet. Dieser Vermittlungsversuch war jedoch am Widerstand von Senator Böhmcker gescheitert (vgl. K. F. Reimers, Lübeck, S. 347–350).– Zum Fortgang der Verhandlungen vgl. unten Dok. 10, Anm. 16. 14 Nach dem Wahlerlass Hitlers hatte der entmachtete Reichsbischof seine Reise- und Vortragsaktivität stark intensiviert, weil er sich erhoffte, nach der Wahl wieder größeren Einfluss gewinnen zu können (vgl. T. M. Schneider, Reichsbischof, S. 247). Anfang März 1937 hatte er sich in Lübeck aufgehalten und dort u. a. am 6. März im Bugenhagen-Haus gesprochen (vgl. K. F. Reimers, Lübeck, S. 379); am 7. März hatte er dann in einer Rede über die Auseinandersetzungen zwischen den Bekenntnispastoren und dem Lübecker Kirchenregiment geurteilt: „Wie ich die Dinge sehe, handelt es sich nicht die Spur um religiöse Dinge. Es handelt sich nicht um die Angelegenheit des seelischen Raumes, sondern lediglich um die Angelegenheiten der Ordnung und der Disziplin. Wenn bei Ihnen im Betrieb drei Werkführer oder auch meinetwegen Direktoren erklären, wir gehorchen Ihnen nicht mehr, was macht der Generaldirektor? Bitte, verlassen sie das Lokal! Sie kriegen auch keinen Pfennig Krankengeld! Als hier sich eine Anzahl der Amtsbrüder zusammentaten und sagten: ‚wir gehorchen nicht mehr!‘ da hat diese Kirchenregierung noch so viel Nachsicht gehabt; diejenigen die uns so bekämpfen, die haben es nicht so gemacht. Ich habe nicht einen einzigen Pfarrer brotlos gemacht“ (Kirchlicher Wahldienst für Schleswig-Holstein Nr. 3 vom 17. März 1937: EvAG München, C 3. 18). 15 Zur Wahlvorbereitung in den Landeskirchen vgl. z. B. das Rundschreiben des württembergischen Oberkirchenrats an die Dekanatämter vom 5. März 1937, in dem die Pfarrämter aufgefordert worden waren, technische Vorbereitungen für die Wahl – wie u. a. die Anlage einer Wählerliste – zu treffen, obwohl die Wahlordnung bisher nicht erschienen war (Abdruck: G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 129f.); außerdem wurde ein Wahldienst eingerichtet, der in hohen Auflagen Informationen zur Vorbereitung der Wahl verbreiten konnte (vgl. ebd., S. 134). 16 Gemeint ist die Gründung der freien Arbeitsgemeinschaft zwischen dem Centralausschuss für die Innere Mission, dem Evangelischen Bund zur Wahrung der deutsch-protestantischen Interessen, dem Evangelischen Verein der Gustav Adolf-Stiftung und dem Reichs-
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Zusammenfassung mit den Kräften der Vorläufigen Kirchenleitung17. Kundgebung der märkischen Kirche18. Erfordernis: Man muß dabei grundsätzlich beachten, daß alle Bemühungen, heute die Kirche zu einem einheitlichen Handeln zu bringen, einige einfache methodische Erwägungen voraussetzen sollten. Es sollte alles so einfach gemacht werden wie möglich. Es muß die große einfache Grundlinie sicher erhalten bleiben. Es soll so formal wie möglich gehandelt werden, ohne zu erwarten, daß alle grundsätzlichen Fragen mit einem Schlag gelöst werden können. Die Aufgaben sind eigentlich dann nur zwei: Einerseits innerkirchliche Einigung zum Zweck der Wahlvorbereitungen und andererseits Grenzziehung gegenüber denen, die nicht mehr bei [in] der evangelischen Kirche wählen können, weil sie den Artikel 1 der Kirchenverfassung von 193319 nicht mehr für sich in Anspruch nehmen können. Die Aufgabe der Einigung ist so selbstverständlich, daß zu ihrer Begründung kein Wort nötig ist. Die Frage kann nur sein, wie die Einigung herbeigeführt werden soll. Man kann einen Namen nennen, auf den sich ein möglichst großer Teil der Kirche einigen kann. Die andere Möglichkeit würde darin bestehen, daß in irgendeiner losen organisatorischen Form eine Basis für das gemeinsame Handeln gesucht würde, die es erlaubt, alle Wahlvorbereitungen im einzelnen vorzunehmen. Die Frage nach der Aufstellung der Listen kann richtig nur so behandelt werden, daß eine Autoritätsbasis geschaffen wird, die die Durchführung von Nominierungen vornehmen kann. Die Basis muß möglichst tragfähig geschaffen werden. Grenzziehung: Es wird nicht so einfach sein, wie es zunächst scheint, in der kirchlichen Öffentlichkeit wirklich klar zu machen, worum es bei den DC-Leuten geht, die nicht mehr für sich in Anspruch nehmen können, daß sie auf dem Boden von Artikel 1 der Kirchenverfassung von 1933 stehen. Der Goslarer Ausschuß20 müßte weiter tagen, um die Vorschläge für die praktische Durchführung der Wahl zu machen. Das theologische Gremium (theologische Kammer) müßte die theologische Abgrenzung gegen die Deutschen Christen vornehmen21. Es soll heute
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bund der deutschen evangelischen Pfarrervereine am 17. Februar 1937 (vgl. dazu oben Dok. 2, Anm. 6). Lutherrat und VKL II hatten am 3./11. März 1937 ein Abkommen über eine Arbeitsgemeinschaft getroffen (vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 24). Vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 13. Zum Inhalt dieses Artikels vgl. oben Dok. 1, Anm. 52. Vgl. dazu oben Anm. 9. Missverständlich: Ein solches Gremium existierte noch nicht; vielmehr regte Lilje hier die Einsetzung eines theologischen Ausschusses an, der das provisorische Leitungsgremium (vgl. dazu unten Anm. 44) beraten sollte (vgl. G 2, S. 2).
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gesprochen werden über die Gemeinsamkeit des Handelns für die Wahlvorbereitungen. Form der Ausschußbetrauung. Wort an die Gemeinden. Frage der öffentlichen Bekanntgabe von Kirchenaustritten22. Finanzfragen23. Jugend-24 und Schulfragen25. Marahrens ist gegen die Berufung eines theologischen Ausschusses und schlägt vor, daß die notwendige theologische Erklärung durch eine Anzahl von Kirchenmännern erarbeitet wird. Otto: Wichtig wäre es, daß die Kirchenführerkonferenz das Votum, das damals gegen die Thüringer Deutschen Christen26 abgegeben wurde27, von sich aus abgibt. Die Deutschen Christen suchen überall den Eindruck zu erwecken, daß sie nicht nur vollberechtigt in der Deutschen Evangelischen Kirche sind, sondern die einzigen sind, die in der Kirche Daseinsrecht haben. Wir sollen die Judenkirche sein, der überalterte Rest jüdischen Denkens im deutschen Volk. Wenn die Kirchenführer-
22 Nach G 2, S. 5, berichtete Brunotte am Nachmittag über einen Runderlass des Reichsinnenministers vom 18. Februar 1937. Nach diesem Erlass war „jede öffentliche Bekanntgabe der Namen und Personen, die aus der Kirche ausgetreten sind, verboten“; insbesondere war es untersagt, „die Namen solcher Personen von der Kanzel zu verlesen“ (RMBliV 1937, S. 294; Wiederabdruck: Dokumente 4, S. 6f.). Die Kirchenführerkonferenz beschloss daraufhin, gegen dieses Verbot vorstellig zu werden. 23 Die Kirchenführerkonferenz befasste sich am Nachmittag mit der „Frage der Finanzierung der Wahlpropaganda aus kirchlichen Mitteln“ (G 2, S. 5); Anlass dafür war der Erlass des Reichskirchenministers vom 22. Februar 1937, in dem es den Finanzabteilungen untersagt worden war, kirchlichen Behörden oder sonstigen kirchlichen Stellen finanzielle Mittel für Wahlzwecke zur Verfügung zu stellen (vgl. dazu oben Dok. 6, Anm. 21). 24 Nach G 2, S. 4, berichtete Alfons Jakob am Nachmittag „über die Lage der Jugendarbeit in der Deutschen Evangelischen Kirche“. Jakob war im Dezember 1936 vom Reichskirchenausschuss kommissarisch mit der Versehung des Jugendreferates in der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei und insbesondere mit der Führung der Verhandlungen über das „Gesetz über die Hitlerjugend“ vom 1. Dezember 1936 (RGBl I 1937, S. 993) beauftragt worden (zu dieser Beauftragung vgl. die Unterlagen im EZA Berlin, 1/P 35), mit dem die HJ zur Staats- und damit faktisch zur Pflichtjugend geworden war. Die Kirchenführerkonferenz beschloss hier „einmütig, auch ihrerseits Dr. Jakob als Verweser des Reichsjugendpfarramtes zur Erledigung der Verhandlungen mit der H. J. zu bevollmächtigen“ (G 2, S. 4). 25 Ellwein berichtete am Nachmittag über eine Schulreferentenbesprechung, die am Vormittag parallel zur Sitzung der Kirchenführerkonferenz stattgefunden hatte; daraufhin wurde beschlossen, die Landeskirchen kurzfristig zu befragen, „ob nach ihrer Meinung die Schulverhandlungen mit dem Staat im Sinne der Denkschrift des Reichskirchenausschusses [= „Kirche und öffentliche Schule“ vom 20. November 1936: MBlDEK vom Dezember 1936, S. 25ff.] fortgeführt werden sollen“ (G 2, S. 5). 26 Vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 23. 27 Gemeint ist das 1936 vom Reichskirchenausschuss in Auftrag gegebene „Theologische Gutachten über die Thüringer Richtung der Deutschen Christen“ bzw. die darauf folgende Erklärung des Reichskirchenausschusses „Zur gegenwärtigen kirchlichen Lage“ (vgl. dazu oben Dok. 2, Anm. 43).
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konferenz hier ein deutliches klares Wort sagte, so wäre das in der Öffentlichkeit eine deutliche Hilfe. Martin: Sind Hoffnungen vorhanden, zu einer gemeinsamen Front zu kommen vom Reichsbruderrat bis zu den gemäßigten Deutschen Christen? Ist hier etwas geschehen, und ist ein Erfolg zu buchen? In der Provinz Sachsen haben wir eingeladen vom Bruderrat bis zu den gemäßigten Deutschen Christen. Der Bruderrat versagte sich diesem Zusammenkommen28. Es müßte herausgestellt werden, ob der Kampf allein gegen die Thüringer Deutschen Christen zu führen ist, und ob wir sonst auf eine gemeinsame Front kommen können. Meiser hat Bedenken gegen ein Wahlbündnis mit Rehmschen Deutschen Christen29. Otto: Der Reichskirchenausschuss hat seinerzeit festgestellt, daß die Thüringer Deutschen Christen den Boden der Verfassung verlassen haben30. Ich habe daraus die Folgerung gezogen, daß Thüringer Deutsche Christen kein Kirchenregiment bekleiden [sic!] dürfen. Marahrens: Ist es richtig, daß wir uns die Frage vorlegen: Wie weit können wir unsere Front ausdehnen? Vor mir liegt der Rehmsche Erlaß zur Kirchenwahl. Ich werde nicht klug daraus. „Wir kämpfen für die judenfreie deutsch-evangelische Reichskirche.“31 Wäre es nicht richtig, daß wir nicht als erstes fragen sollen: Wie weit können wir unsere Front ausdehnen, sondern daß wir fragen: Welches ist die Grundlage, auf der unsere Front steht? Wenn wir darüber klar sind, dann ergibt sich alles andere von selbst. Gegen ein Paktieren mit Rehmschen Deut-
28 Nach dem Rücktritt des Reichskirchenausschusses hatte sich der Provinzialkirchenausschuss der Kirchenprovinz Sachsen, dessen Vorsitzender Martin war, um eine Einigung zwischen dem Provinzialbruderrat und der Reichsbewegung Deutsche Christen bemüht. Damit hatte er dem Vorwurf Kerrls entgegentreten wollen, die Kirchenausschüsse hätten die Bekennende Kirche begünstigt. Nach anfänglicher Bereitschaft hatte es der Provinzialbruderrat am 1. März 1937 dann aber abgelehnt, sich an dem geplanten Gespräch zu beteiligen (vgl. M. Onnasch, Macht 1, S. 161). 29 Vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 22. 30 Vgl. dazu oben Dok. 2, Anm. 43. 31 Schlusssatz der von Rehm unterzeichneten und verbreiteten „Entschließung der Reichsbewegung Deutsche Christen zur Kirchenwahl“ vom 25. Februar 1937 (Abdruck: G. Schäfer, Landeskirche, Bd. 5, S. 170f.; Herausgefordert, S. 426f.). Darin hatte es u. a. geheißen, es sei „das Gebot der Stunde, die neue Kirche zusammen mit allen Nationalsozialisten zu bauen, die auf dem Boden des Evangeliums von Jesus Christus“ stünden. Die Reichsbewegung sehe „ihre besondere Aufgabe jetzt darin, alle Kräfte zu sammeln, die religiös vom Evangelium und weltanschaulich vom Nationalsozialismus ergriffen“ seien; sie wisse „sich als Bewegung aller Evangelischen, die treu zum Führer stehen, und aller Nationalsozialisten, die zum evangelischen Christentum sich halten“.– Zu den Wahlkampfaktivitäten der Reichsbewegung Deutsche Christen vgl. auch K. Meier, Deutsche Christen, S. 217f.
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schen Christen habe ich dieselben Bedenken wie Meiser. Rehm ist verschwommen. Wir kommen in den Verdacht, ebenso verschwommen zu sein, wenn wir mit Rehm paktieren. Martin: Die Grundlage unseres Kreises ist Artikel 1 der Kirchenverfassung. Die Schwierigkeit ist nur, daß die Deutschen Christen sich ebenfalls auf diese Grundlage berufen. Wir müssen uns klar werden, wie weit wir in unseren Einigungsbestrebungen gehen können. Eger: Ich bitte, möglichst nicht theologisch zu reden und möglichst sachlich und nicht personell zu reden. Nicht nur bei den Rehmschen, sondern auch bei den Thüringer Deutschen Christen stehen Leute, die [ein Wort gestrichen] tatsächlich auf Artikel 1 der Kirchenverfassung stehen. Wir müssen sachlich sagen, wen wir ablehnen. Hymmen: Es scheint, daß auch in dieser Frage die von Lilje angerührte Frage32 hineinschlägt: Wollen wir das Kirchenvolk um eine Erklärung sammeln oder um einen Mann? Zimmermann: In den letzten Tagen sind eine Menge von Verhandlungen geführt worden. Es hat sich eine Einigung zwischen Vorläufiger Kirchenleitung und Lutherrat gebildet33. Es ist ein Gremium aufgestellt worden34. Ich selbst habe Verhandlungen mit Müller-Dahlem aufgenommen35. Müller-Dahlem steht auf dem Standpunkt, daß es sich nur um eine Vereinbarung zwischen Vorläufiger Kirchenleitung und Lutherrat handelt. Knak ist anderer Meinung36. Wir von Altpreußen37 sind nicht beteiligt gewesen. Wir hatten eine andere Erwägung: Ob man nicht eine Persönlichkeit herausstellen könnte, und waren bei von Bodelschwingh. Von Bodelschwingh ist aber zu krank. Er will sich nicht versagen, wenn die Not noch größer würde. Er empfahl Zoellner
32 Nach G 2, S. 1, hatte das Votum Liljes gelautet: „Es gibt zwei Möglichkeiten: a) man stellt einen Namen heraus, um den sich alles sammeln soll. b) Man schafft eine organisatorische Form der Wahlvorbereitung auf Grund einer gemeinsamen Erklärung“. 33 Vgl. dazu oben Anm. 17. 34 Gemeint ist das Gremium, das die Arbeitsgemeinschaft von Lutherrat und VKL II vertreten sollte (vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 28). 35 Zu diesen Verhandlungen vgl. den Bericht Zimmermanns unten S. 203. 36 Die Vereinbarung war zwar zwischen Lutherrat und VKL II geschlossen worden, dem in der Vereinbarung vorgesehenen Gremium (vgl. dazu oben Anm. 34) sollten aber auch Lilje und Knak angehören. Nach den Vorstellungen Breits sollte Lilje dabei die Kirchenführerkonferenz und Knak die diakonischen und missionarischen Verbände vertreten; letzterer allerdings unter dem Vorbehalt, dass er zu dieser Vertretung auch ermächtigt würde (Schreiben Breits an die Mitglieder des Lutherrats vom 5. März 1937: LKA Hannover, L 3 I Nr. 19 Bd. II; Teilabdruck bei G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 214f.). Es war beabsichtigt, die Vereinbarung auch für weitere kirchliche Gruppen zu öffnen (vgl. dazu unten Anm. 51). 37 D. h. der altpreußische Landeskirchenausschuss.
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als Namen der Einigung38. Wir haben den Gedanken aufgegriffen. Zoellner wollte erst nicht; er war aber dann doch bereit, das zu tun. Diesen Gedanken haben wir dann weiter verfolgt. Ich habe ihn in die Konferenz der Verbände39 getragen. Lilje warnte. Wir haben den Gedanken trotzdem weiter verfolgt und sind gestern [11. März 1937] zu folgendem Ausweg gekommen: Gestern wurde aus der Versammlung heraus die Frage gestellt, ob man Zoellner nicht als Mittelpunkt herausstellen wolle. Die Versammlung ist dann aufgestanden40. Ich wurde gefragt, ob ich nicht diesen Gedanken aufnehmen und weitertragen wolle. Dieser Auftrag wurde mir übermittelt. Ich persönlich möchte das, was in Altpreußen verhandelt wurde, aufnehmen und den Gedanken in die Debatte werfen, ob es nicht möglich wäre, Zoellner zum Mittelpunkt zu machen. Auf Antrag Kuessners wurde [wird] das Leitungsgremium beauftragt, mit geeigneten Leuten in Verbindung zu treten, um ein Wort gegen die Thüringer Deutschen Christen herauszubringen41. Breit: Die märkische Kirche hat bereits eine Entscheidung getroffen und einen bestimmten Namen herausgestellt. Dr. Lilje und ich hatten Zoellner dringend ersucht, nicht ein Präjudiz zu schaffen. Ich habe auch Zimmermann gebeten, doch vorher Verhandlungen mit verschiedenen Kirchen zu führen, ehe man Zoellner herausstellte. Ich habe es für ein Verhängnis gehalten, daß dieser Name in diesem Augenblick schon ausgerufen wird. Ich fürchte, daß nunmehr gerade die Kreise, die sich sonst auch dazu hätten gewinnen lassen, in dieser Frage nicht mehr zu sprechen sind42. Breit berichtet dann weiter über den Akkord zwischen Vorläufiger Kirchenleitung und Lutherrat43. Es ist mir ein Bedürfnis, aus nächster Kenntnis der Dinge heraus Dr. Lilje und seinen Mitarbeitern44 [den Dank] dafür auszusprechen, daß sie einmal die innere Verbindung auch 38 In ähnlicher Weise äußerte sich von Bodelschwingh dann auch gegenüber Friedrich Müller: Die Vereinbarung zwischen Lutherrat und VKL II betrachtete er als „notwendig e r s t e n Schritt“, über den hinaus auch die Sammlung der Verbände, Kirchenausschüsse und weiterer kirchlicher Gruppen erfolgen müsse; Zoellner sei als möglicher Vorsitzender einer solchen Arbeitsgemeinschaft ins Auge zu fassen (Schreiben von Bodelschwinghs an Friedrich Müller vom 22. März 1937, zit. bei G. Besier, Kirchen 3, S. 653 mit Anm. 1724). 39 Vgl. dazu oben Anm. 16. 40 Vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 13 und 20. 41 Bezug unklar; nach G 2 ist kein derartiger Beschluss gefällt worden. 42 Präziser in G 2, S. 2: „Die Kreise hinter der Vorläufigen Kirchenleitung würden jetzt nur noch schwer zu gewinnen sein“. 43 Vgl. dazu oben Anm. 17. 44 Gemeint sind die Mitglieder des von der Kirchenführerkonferenz am 12. Februar 1937 herausgestellten provisorischen Leitungsgremiums unter dem Vorsitz Liljes (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 18).
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mit dem Lutherrat gepflegt haben, ohne damit ihrem besonderen Auftrag etwas schuldig zu bleiben. Dann halte ich mich auch für verpflichtet, den Kirchenführern doch das eine zu sagen: Vergessen Sie nicht, diesen Herren zu danken. Es kann Sie nicht wundern, daß in jedem Augenblick einer von uns geforderten Entscheidung alle ungelösten Fragen zuhauf sich einstellen und die Lösung der im Augenblick gestellten konkreten Fragen außerordentlich erschweren. Wer das nicht sieht, wird auch für die jetzt geforderte Entscheidung allerlei Fiktionen mitbringen, die seinen klaren Blick trüben. Was uns, die wir gewagt haben, diesen Akkord zu schließen, [bewegte], ist dieses, daß um keinen Preis auf einer unsauberen Grundlage der Versuch gemacht wird, zur Sammlung zu rufen. Nur wer selbst gesammelt ist, hat das Recht zu sammeln. Von da aus ergibt sich die Aufgabe, daß die Konferenz der Kirchenführer aufs neue bevollmächtigt wird von uns Kirchenführern, damit das Wort zum Staat [ein Wort unleserlich] Nachdruck empfängt. Unsere Sorge ist, daß wir nicht sammeln, ehe wir selbst gesammelt sind, und daß wir keinen unkirchlichen Weg gehen. Man hätte eine große Versammlung aus ganz Deutschland zusammenrufen können und hätte versuchen können, da ein Wahlprogramm herauszustellen. Das wäre verfehlt gewesen. Es würde sich bald herausgestellt haben, daß das kein tragfähiger Grund für eine gemeinsame Aktion ist. Diese Überlegung hat die Kreise des Lutherrats und der Vorläufigen Kirchenleitung zur Erwägung geführt, ob es nicht vor allen anderen Schritten möglich sei, diesen Riß innerhalb der Bekennenden Kirche dadurch zu schließen, daß man sich vor aller Welt nebeneinander stellt; nicht in einer Fusion aufgeht, und daß man dem Kirchenvolk den Anblick ersparen möchte, daß nicht einmal die sich untereinander verständigen, welche für die Kirche Christi gegen die politische Kirche gekämpft haben. Der eigentliche Grund für den Akkord liegt darin, daß wir – das betrifft die meisten Kirchen des Lutherrats – die im Kampf gewonnene und bewährte Gemeinschaft mit den Brüdern, die in der Vorläufigen Kirchenleitung zusammengefaßt und von ihr geführt sind, nicht vergessen und verleugnen könnten und wollten. Wir können auch nicht vergessen und verleugnen, was uns seit der Synode von Bad Oeynhausen von jenen Brüdern trennt45. Was uns trennt, ist auch in
45 Auf der vierten Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche vom 18.–22. Februar 1936 in Bad Oeynhausen war es nicht gelungen, die Auseinandersetzungen innerhalb der Bekennenden Kirche zu überwinden, die an der Frage der Zusammenarbeit mit den staatlich eingesetzten Kirchenausschüssen aufgebrochen waren. Diesen Auseinandersetzungen hatte das unterschiedliche Kirchenverständnis von Lutheranern, Reformierten und Unierten zugrundegelegen, das die Zusammenarbeit in der Bekennenden Kirche von
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diesem Akkord nicht ausgetan und geleugnet. Wir haben in aller Offenheit beiderseits den Verzicht darauf ausgesprochen, daß die theologischen und kirchlichen Gegensätze, die zwischen uns liegen, weiter bestehen, daß aber die Macht dieser Gegensätze uns nicht daran hindern darf, daß wir nunmehr angesichts der Wahl in Verbindung treten. Es ist bei den Verhandlungen, die geführt worden sind und die wirklich nur zwischen dem Lutherrat und der Vorläufigen Kirchenleitung zu führen waren und nicht zwischen dem Lutherrat und der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union, klar festgesetzt, was uns zueinander führt in diesem Augenblick und was uns hindert, in die frühere Einheit zurückzukehren. Diese Rückkehr in die frühere Einheit ist unmöglich, und wahrscheinlich auf lange Zeit hinaus. Darum haben wir nun auch in der kurzen Formulierung dessen, was uns heute zusammenführt, klar ausgesprochen, daß es sich um einen Zusammenschluß zu gemeinsamem Handeln handelt; daß es sich um eine Arbeitsgemeinschaft handelt und schließlich, daß es sich um Entscheidungen handelt, die heute von uns gefordert werden, in denen wir uns zu einem gemeinsamen Vorgehen bereit erklären und verpflichtet halten. Ich möchte gleich zur Vermeidung von Mißverständnissen und zur Verhinderung von Interpretationen, denen wir nicht zustimmen können, sagen, daß es sich um einen ersten Entwurf dieser Vereinbarung handelt. Im Lutherrat ist an manchen Punkten der Erklärung Kritik geübt worden46. Es wird möglich sein, diesen Gedanken bei einer endgültigen Formulierung Rechnung zu tragen47. Wir haben beiderseits ein
Anfang an belastet hatte. Auf der Synode von Bad Oeynhausen hatte sich dann die Spaltung der Bekennenden Kirche vollzogen: Zwar war noch ein Beschluss über die Frage der Kirchenleitung zustandegekommen; an der Abstimmung über diesen Beschluss, in dem eine klare Weisung für das Verhalten gegenüber den Kirchenausschüssen vermieden worden war, hatte sich eine Reihe von Synodalen – darunter Breit – jedoch nicht beteiligt. In dem von der Synode neu zusammengesetzten Reichsbruderrat und der von diesem am 12. März 1936 gewählten neuen Vorläufigen Kirchenleitung (VKL II) hatten sich die intakten lutherischen Kirchen nicht mehr vertreten gesehen und daraufhin die Gründung eines neuen Leitungsgremiums für die lutherischen Kirchen und Gemeinden der Bekennenden Kirche beschlossen; dieses neue Gremium, der Rat der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands, hatte dann erstmals am 18. März 1936 in Leipzig getagt (vgl. dazu K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 101–108; G. Besier, Kirchen 3, S. 423–429; W. Niemöller, Bekenntnissynode Oeynhausen). 46 Der Lutherrat hatte die Vereinbarung mit der VKL II auf seiner Sitzung am 11. März 1937 zwar einmütig gebilligt; insbesondere die Verwendung des Ausdrucks ‚Kirchenleitungen‘, die fehlende Erwähnung Liljes als Beauftragter der Kirchenführer und die Nichteinbeziehung des Reformierten Arbeitsausschusses waren aber kontrovers diskutiert worden (vgl. dazu oben Dok. 7 und G 2, S. 1, zu Dok. 7). 47 Nach G 2, S. 2, sollte der Text der Vereinbarung erst noch überarbeitet werden, „ehe sie zur Grundlage weitergehender Zusammenschlüsse gemacht wird“; der Zusammenschluss
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Opfer gebracht, daß wir im Blick auf die Wahl die Auseinandersetzungen unserer sehr ernsten Gegensätze und Meinungsverschiedenheiten sistieren. Aber wir glauben, dazu berechtigt zu sein, weil wir im Grunde – ich denke an den Grund der Kirche – eins sind, wobei wir reichlich klar im Lauf der letzten Jahre erkannt haben, daß auch diese Einigkeit im Grunde zu ganz großen und ernsten Gegensätzen im kirchlichen Leben, in der Gestaltung der Kirche und in ihrem Handeln führen kann. Die Einigkeit im Grunde hindert diese Gegensätze nicht. Aber wir halten sie für Gegensätze, die innerhalb der Deutschen Evangelischen Kirche ertragen werden müssen. Wir werden die künftige Deutsche Evangelische Kirche überhaupt erinnern müssen, daß sie keine Einheitskirche im theologischen Sinne wird. Sonst können wir das Unternehmen jeder Kirche in dieser Welt überhaupt aufgeben. Es ist klar gestellt, – das wird auch bald öffentlich werden – daß der Lutherrat in diesen Akkord einstimmt und die Aufgaben dieses Akkords übernimmt in Verbindung mit dem Arbeitsausschuß der reformierten Kirchen Deutschlands48. Der Lutherrat hat mit diesem Ausschuß eine Vereinbarung getroffen49. Wir sind der Überzeugung, daß die Erhaltung und Erneuerung der Kirche Jesu Christi nur auf der festen Grundlage unserer Bekenntnisse möglich ist. Es hat sich herausgestellt, daß das ein Grund ist, auf dem man sammeln kann. In den Unterhaltungen zwischen uns ist es nie zu einer Dissonanz gekommen. Ich bitte also, den Lutherrat immer zusammen zu sehen mit dem Arbeitsausschuß der reformierten Kirchen. Es ist uns selbstverständlich, daß wir in den weiteren Beratungen auch einen Vertreter des Arbeitsausschusses der reformierten Kirchen Deutschlands haben50. Was weiter geschehen soll, ist so gedacht: Es handelt sich in dem Akkord weder um eine aggressive Handlung noch um die Darstellung eines exklusiven Zusammenschlusses. Wir wollen die kirchlichen Voraussetzungen dafür schaffen, daß die vom Lutherrat und der Vorläufigen Kirchenleitung vertretenen Kirchen und Gemeinden aktionsfähig werden, wenn es sich darum handelt, eine große Sammlung der Kräfte zu versuchen. Wir wollen den nächsten Schritt schon am nächsten Dienstag [16. März 1937] tun, wo weitere Kreise eingeladen sind51. Wir sind freilich nicht
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sollte dann allen offenstehen, die Art. 1 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche anerkannten. Zu diesem Arbeitsausschuss vgl. oben Dok. 7, Anm. 38. Vgl. dazu Dok. 7, Anm. 35. An den Besprechungen zur Erweiterung der Arbeitsgemeinschaft zwischen Lutherrat und VKL II nahm dann Hollweg teil (vgl. dazu unten Anm. 51). Diese Besprechung, zu der die Arbeitsgemeinschaft von Lutherrat und VKL II am 11. März 1937 eingeladen hatte, fand am 16. März 1937 um 17.00 Uhr im Hotel am Zoo
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in der Lage, von jeder Voraussetzung der sammelnden Tätigkeit abzusehen. Wir müssen jede Politisierung der kirchlichen Verkündigung, Ordnung und Leitung ablehnen und wissen uns dem Evangelium von dem Gekreuzigten und Auferstandenen verhaftet52. Jede Sammlung schließt die Scheidung von denen in sich, die den Grund der Kirche verlassen. Der Lutherrat hat sich gestern auch auf den Standpunkt gestellt, daß die zuletzt von mir genannte innere Voraussetzung für jede Beteiligung [drei Wörter gestrichen] für beide genannten Organe und deren Sammlung nicht aufgegeben werden kann53. Meine große Sorge ist die, bzw. meine Sehnsucht ist: Es möchte doch der Kirche [ein Wort unleserlich] in den entscheidungsvollen Tagen, durch die wir schreiten, endlich einmal gelingen, daß die Deutsche Evangelische Kirche in den Vertretern, die Kirche Christi in Deutschland haben wollen, zu einer Gemeinsamkeit kommen [sic!], und daß daraus nun auch eine einheitliche Führung hervorgebracht werden kann. Hier müssen Rücksichten auf Personen ganz ausscheiden. Wir leben in einer männermordenden Zeit. Daran muß auch die Kirche teilnehmen. Dieses Schicksal leidet auch sie. Hier müssen ausgeschaltet werden alle die, die dem Zug zur Einheit in den Weg treten. in Berlin statt. Daran nahmen Breit, Langenohl, Friedrich Müller, Böhm und Knak für die Arbeitsgemeinschaft von Lutherrat und VKL II, Zimmermann für die altpreußischen Kirchenausschüsse, Hollweg und (zeitweise) Albertz für die Reformierten, von Ledebur für den Arbeitsausschuss der Laien (vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 33) und Klingler für die Verbände teil. Zweck der Besprechung war die Bildung einer breiten Arbeitsgemeinschaft auf der Basis von Punkt 2 und 3 der Vereinbarung zwischen Lutherrat und VKL II in der Fassung vom 11. März 1937 (vgl. dazu oben Dok 7, Anm. 32). Die Arbeitsgemeinschaft sollte ein „Zweckverband für die Wahlgeschäfte werden“; es war nicht beabsichtigt, „dass diejenigen, die sich nun anschliessen, irgendeiner Leitung sich unterstellen sollten“. Im Verlauf der Besprechung signalisierten Klingler für den Reichsbund der deutschen evangelischen Pfarrervereine und Hollweg für den Reformierten Arbeitsausschusss ihre Zustimmung; Zimmermann und von Ledebur ließen ihre Stellungnahme offen. Abschließend wurde ein erneutes Treffen für den 1. April 1937 vereinbart, bei dem „nun alle Beteiligten, also der Laienbund [sic!], die Preussischen Kirchenausschüsse, der Evangelische Bund, der Gustav-Adolf-Verein, der Zentralausschuss für die Innere Mission, der Reichsbund der Deutschen Evangelischen Pfarrervereine und der Reformierte Kirchenausschuss [sic!] endgültige Erklärungen abgeben“ sollten (vgl. den vertraulichen Bericht Klinglers vom 17. März 1937: EvAG München, NL Meinzolt 35, Zitate: Ebd.; vgl. dazu auch die hsl. Mitschrift Friedrich Müllers vom 16. März 1937 über die der Besprechung vorausgehende Sitzung der Arbeitsgemeinschaft von Lutherrat und VKL II sowie den Schriftverkehr im EZA Berlin, 50/364). Die Besprechung am 1. April 1937, die ab 20.00 Uhr im Berliner Hotel Fürstenhof stattfand, verlief dann allerdings erneut ohne Ergebnis (vgl. den Rundbrief Klinglers vom 5. April 1937: EvAG München, NL Meinzolt 35). 52 Bei diesem und dem folgenden Satz handelt es sich um unvollständige Zitate aus Punkt 3 der Vereinbarung zwischen Lutherrat und VKL II in der Fassung vom 11. März 1937 (vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 32). 53 Vgl. dazu oben Anm. 46.
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Kuessner: Wir wissen uns alle miteinander darin verbunden, daß es kein wichtigeres Anliegen gibt, als daß alle zusammenfinden, die sich zu dem Bekenntnis zu Jesus Christus halten. Das müßte einmal ausgesprochen werden. Aber Breit hat ja zugleich angedeutet, daß vieles von dem, was er berührte, noch im Fluß sei. Ich bin für diese Wendung auch besonders dankbar. Denn gerade auch das weitere Anliegen: Wenn Sammlung, dann nur auf einer sauberen Grundlage, macht es erforderlich, daß manche Dinge noch weiter geklärt und berührt werden müssen. Denn Sie werden es mir nicht übelnehmen: Es scheint mir doch in dieser Sammlungsaktion manches noch einer weiteren Säuberung zu bedürfen. Ich darf zunächst darauf hinweisen, daß natürlich bei einer Sammlung zu einer Arbeitsgemeinschaft nicht von dem Grundsatz abgegangen werden darf, daß die Voraussetzung zu solcher Gemeinsamkeit die Voraussetzung des gleichen Bekenntnisses ist. Aber es wird doch immerhin auch in diesem Fall notwendig sein, daß während einer solchen gemeinsamen Arbeit gewisse theologische Fragen als nicht so schwerwiegend angesehen werden, daß man in der Öffentlichkeit gegen den anderen Propaganda macht mit der Begründung, er sei anderen Glaubens. Wenn ich aber an die letzten Veröffentlichungen aus der bekennenden Kirche denke und finde da eine Darstellung der Kirchenausschüsse im allgemeinen, als seien sie nichts anderes als nicht ganz konsequente Deutsche Christen54, dann ist die Sache theologisch doch zum mindesten noch unsauber. Ich vermute, daß der Lutherrat der Ansicht ist, daß der sächsische Landeskirchenausschuß nicht unter das Verdikt von Asmussen fällt. (Schrift von Asmussen, Her zu uns!). Wenn es in diesem Akkord heißt: In der von der evangelischen Kirche Deutschlands heute geforderten Entscheidung .|.|. , dann werden die beiden Kirchenleitungen gemeinsam vorgehen55. Dieser Ausdruck gehört zu den Dingen, die einer weiteren Klärung bedürfen. Man muß doch fragen: Wie ist das mit den Kirchenleitungen? Für wen ist die Vorläufige Kirchenleitung eigentlich Kirchenleitung? Es kann doch nicht so gemeint sein, daß man der Vorläufigen Kirchenleitung und dem altpreußischen Bruderrat eine Erklärung abgegeben hat: Die im Lutherrat zusammengeschlossenen Kirchen sind für euch tabu. Das übrige Gebiet wird euch als Jagdgebiet überlassen. Es muß die Frage eindeutig geklärt werden: Wie ist das mit der Frage der Kirchenleitung bei der Vorläufigen Kirchenleitung? Für wen ist die Vorläufige Kirchenleitung als Kirchenleitung Verhandlungspartner und inwiefern
54 Gemeint ist die vom altpreußischen Bruderrat herausgegebene Schrift von Hans Asmussen: Her zu uns, wer dem Herrn angehört. Warum doch Barmen? Elberfeld [ca. 1936]. 55 Zum präzisen Wortlaut vgl. oben Dok. 7, Anm. 29.
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ist sie bündnisfähig? Breit sagte, daß man deshalb mit der Vorläufigen Kirchenleitung verhandelt, weil es sich um eine Rechtssache handelt. Aber die Evangelische Kirche der altpreußischen Union ist auch eine Rechtssache. Ich gehöre zu denen, welche meinen, daß die altpreußische Union ein Übel ist und auf kirchlichem Weg aufgelöst werden muß56. Solange sie da ist, muß man mit ihr rechnen. Ich halte es [den Gedanken] für unmöglich: Die altpreußische Union braucht man nicht heranzuziehen, weil sie ja nur eine Landeskirche ist. Ich halte es deshalb nicht für möglich, weil damit gefährdet wird, was unser aller Ziel ist. Gerade wenn es nicht darum geht, daß jetzt nur ein kirchenpolitischer Schachzug getan wird, dann können wir auch in der Frage der altpreußischen Union nicht den Kopf in den Sand stecken. Wir müssen einfach mit den Tatsachen rechnen, die einmal vorhanden sind. Nachdem der Fragenkomplex einmal angeschnitten ist, sollten wir diesen Komplex mit allem Ernst und mit aller Offenheit besprechen und so lösen, daß wir das Ziel der Sammlung fördern. Gelingt es uns nicht, uns zusammenzufinden, so bleibt uns57 nichts übrig, als die Kirchenführerkonferenz zu verlassen. Selbst wenn das Abkommen keine aggressiven und explosiven Absichten hat, so wirkt es als solches. Für Altpreußen muß sich sowohl der Landeskirchenausschuß als der Bruderrat zugestehen, daß z. Zt. keiner der beiden die alleinige tatsächliche Leitung hat. Ich möchte deshalb die herzliche, aber überaus dringende Bitte aussprechen, daß der Lutherrat und die Kirchenführerkonferenz sich eindeutig mit den eben von mir berührten Fragen befassen und sie so anfassen, daß wir zu einer Klärung und einer Lösung kommen. Hymmen: Ich bin mir bewußt, in einer sehr verantwortlichen Stunde zu sprechen. Was ich noch zu sagen habe, geht in eine doppelte Richtung: Einmal in die Richtung dessen, was Kuessner gesagt hat: Wir nehmen davon Kenntnis und verstehen, daß es sich um eine Vereinbarung zwischen Vorläufiger Kirchenleitung und Lutherrat handelt. Es hat sich aber auch Lilje beteiligt an den Verhandlungen als Beauftragter der Kirchenführerkonferenz58. Es geht jetzt nicht mehr nur um die Art und Weise, wie der Lutherrat die Anerkennung der Vorläufigen Kirchenleitung als der einen Kirchenleitung versteht, sondern es geht dar-
56 Kuessner verfolgte das Ziel, nach der Auflösung der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union eine lutherische Kirche deutscher Nation zu errichten (vgl. T. Kuessner, Erinnerungen, S. 425; M. Koschorke, Geschichte, S. 232f.; H. Linck, Kirchenkampf, S. 126).– Zu den Diskussionen über eine konfessionelle Aufspaltung der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union vgl. auch W. H. Neuser, Kampf, S. 267–271; W. H. Neuser, Frage, S. 373–376. 57 D. h. dem altpreußischen Landeskirchenausschuss. 58 Vgl. dazu oben Anm. 36.
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um, wie das Leitungsgremium59 diese Anerkennung versteht. Dann ist Altpreußen ernstlichst beteiligt, nicht nur um der Rechtsfragen willen, sondern auch um der Hunderte von Pfarrern willen, die sich hinter unsere Provinzialkirchenausschüsse gestellt haben. Es darf das Vertrauen dieser Pfarrer und Gemeinden nicht enttäuscht werden. Es ist mir eine tiefe Befriedigung, daß ich allem, was Breit über die Stunde und Aufgabe gesagt hat, von Herzen zustimmen kann. Ich bin Lutheraner und weiß, was das bedeutet. Die Gegensätze kirchlicher Art, von denen Breit gesprochen hat, die zwischen Lutherrat und Vorläufiger Kirchenleitung stehen, sind auch für mich entscheidend. Was mich mit großer Sorge erfüllt, ist dieses, daß ich befürchten muß, daß wieder einmal die Frage des Bekenntnisses zurückgeschoben wird, des Bekenntnisses, des lutherischen, des reformierten Bekenntnisses. Seit Monaten bin ich bemüht um eine kirchliche Lösung der Bekenntnisfrage in der altpreußischen Kirche60. Kann das gutgeheißen werden, kirchlich, vom Bekenntnis her, daß von der Vorläufigen Kirchenleitung bzw. dem altpreußischen Bruderrat in unsere Ordinationsverpflichtung neben dem Großen und Kleinen Katechismus die Barmer Theologische Erklärung gestellt wird61? Das erfüllt mich mit der tiefsten Sorge, daß es nun wieder gehen soll nicht um die Kirche des Bekenntnisses, sondern um die
59 Vgl. dazu oben Anm. 44. 60 Möglicherweise bezog sich Hymmen hier auf seine Beteiligung an den Ende 1936 geführten Verhandlungen zwischen VKL II und Reichskirchenausschuss, in deren Mittelpunkt schwerwiegende Auseinandersetzungen über die Frage der Geltung der Barmer Theologischen Erklärung (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 48) und ihres Verhältnisses zu den kirchlichen Bekenntnissen gestanden hatten (vgl. dazu unten Dok. 19, Anm. 15). 61 Bereits die zweite Bekenntnissynode der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union am 4./5. März 1935 in Berlin-Dahlem hatte in ihrer „Kundgebung zur Zerstörung und zum Neubau der Kirche“ festgestellt, wer die Bindung an die „Heilige Schrift und die Bekenntnisse der Kirche, wie sie in der Barmer Erklärung zur Abwehr der gegenwärtigen Irrlehren bezeugt worden ist“, ablehne, könne „als Träger eines kirchlichen Amtes nicht anerkannt werden“ (Abdruck: K. D. Schmidt, Bekenntnisse 3, S. 71f., Zitat: S. 72; Abdruck auch bei W. Niemöller, Preußensynode Dahlem, S. 235ff.; vgl. dazu außerdem W. Niesel, Kirche, S. 61). Auf der vierten altpreußischen Bekenntnissynode vom 16.– 18. Dezember 1936 in Breslau war dann eine Vorlage des konfessionellen Ausschusses behandelt worden, nach der die Barmer Theologische Erklärung explizit in die Ordinationsverpflichtung aufgenommen werden sollte; dieser Punkt der Vorlage war jedoch noch nicht zum Beschluss erhoben worden (Abdruck der Vorlage vom 18. Dezember 1936: G. Niemöller, Synode Halle, S. 42–47, hier: S. 44f.; vgl. auch H.-J. Reese, Bekenntnis, S. 447). Eine Lehrverpflichtung, die für Lutheraner, Reformierte und Unierte gleichermaßen die Barmer Theologische Erklärung verbindlich machte, wurde dann erst auf der zweiten Tagung der vierten Bekenntnissynode der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union vom 10.–13. Mai 1937 beschlossen (Abdruck der Beschlüsse: KJ 1933–1944, S. 180–185, hier: S. 182f.; Abdruck auch bei G. Niemöller, Synode Halle, S. 436–447, hier: S. 440f.).
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Bekennende Kirche, die sich ihre bestimmten Organe geschaffen hat und ihre Kirchenleitung. Und dafür, daß diese neue Erschwerung nicht eintritt, dafür muß ich allerdings das von der Kirchenführerkonferenz herausgestellte Gremium verantwortlich machen. Die Stunde ist ernst. Ich habe wohl gewußt, was ich getan habe, als ich am Anfang sagte: Erst der Mann62! Marahrens: Ich möchte dafür herzlich danken, was von Hymmen und Kuessner gesagt wurde. Asmussen ist nicht der theologische Schutzheilige des Lutherrates. Ein zweites betraf den Ausdruck der Kirchenleitung. Ich verstehe das Bedenken vollauf. Ich hörte von dem Pakt vorher. Ich wurde gefragt: Wie denken Sie über den Ausdruck Kirchenleitung? Ich sagte, man solle über den Ausdruck nicht stolpern. Tatsächlich ist die Vorläufige Leitung Kirchenleitung gewesen. Sie hat das Geschehen in der Kirche maßgebend beeinflußt. Was Kuessner sagte, daß keiner der beiden 100%ig Kirchenleitung sei, ist ein Ausgangspunkt für Verhandlungen. Es ist mir wertvoll, daß Breit sagt: Es ist nicht exklusiver Zusammenschluß. Verhandlungen stehen noch aus63. Manches von dem, was nach Kuessner verhandelt werden muß, wird bei diesen Verhandlungen zu verhandeln sein. Ich möchte klar machen, wie ich mir den Punkt erklärt habe, der Altpreußen so schwer fällt. Mit der Berufung auf die „Rechtsangelegenheit“ ist die volle Antwort nicht gegeben. Altpreußen [die Evangelische Kirche der altpreußischen Union] hat inzwischen gehandelt64. Es hat gesagt: Es muß gehandelt werden; es hat gesagt: Wir Altpreußen müssen handeln; und hat endlich gesagt: Wir müssen so handeln. Ich verstehe den ersten Satz. Man wird nur sofort fragen: Wie ist zu handeln? Daß der Lutherrat, Lilje usw. gehandelt haben, wird niemand bestreiten. Die altpreußische Union hat aber auch das Gefühl gehabt, daß sie ihr Handeln vor der Öffentlichkeit hat dokumentieren müssen. Altpreußen hat in den letzten Jahren am schwersten gelitten. Es ist die Kirche, die innerlich am schwächsten war, und zwar deshalb, weil ihr das fehlt, was allein die Kirche zur Kirche macht, weil eben das Bekenntnis fehlt65. Da kommen Komplexe, die in Altpreußen die Erwägung ausgelöst haben: Wir 62 63 64 65
Vgl. das Votum Hymmens oben S. 190. Vgl. das Votum Breits oben S. 193ff. Gemeint ist die Herausstellung Zoellners auf der märkischen Kundgebung. Marahrens vertrat hier den in neulutherischer Tradition stehenden Standpunkt, dass eine Kirche durch ihr Bekenntnis konstituiert wird (vgl. H.-J. Reese, Bekenntnis, S. 60–68); die Evangelische Kirche der altpreußischen Union, in der lutherische und reformierte Gemeinden zusammengeschlossen waren, konnte demnach keine Kirche im vollen Sinne des Wortes sein (zur lutherischen Polemik gegen die Evangelische Kirche der altpreußischen Union und den Auseinandersetzungen über ihren Bekenntnisstand vgl. W. H. Neuser, Kampf, S. 267–271; W. H. Neuser, Frage; vgl. dazu auch unten Dok. 19, Anm. 27).
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können der Stunde nur dadurch gerecht werden, daß wir eine entschlossene Handlung vor aller Öffentlichkeit vornehmen. Altpreußen hat gesagt: Wir müssen so handeln, daß wir einen Mann herausstellen. Ich habe das kommen sehen. Ich habe mich gefragt: Kann Altpreußen anders handeln? Man kann entweder so handeln, daß man auf dem Weg der Verhandlungen Schwierigkeiten beseitigt und daß man eine gewisse Einmütigkeit zu erreichen sucht; oder man nimmt eine Persönlichkeit und sagt: Diese Persönlichkeit hat kirchlichen Kredit. Laßt nur eure grundsätzlichen Bedenken und geht auf diesen Namen ein! Ich verstehe das Handeln von Altpreußen von den Schwierigkeiten dieser Kirche aus. Aber ich muß doch aussprechen, was diesem Handeln entgegen ist. Das, was Bruder Kuessner und was Hymmen gesagt haben: Beide weisen uns auf den Weg einer Verhandlung aller theoretischen und grundsätzlichen Fragen. Dann kann ich eine Persönlichkeit nicht jetzt schon benennen. Ich würde von der Art, wie ich die altpreußische Kirche beurteile, es für völlig unmöglich halten, was Zimmermann gesagt hat: Wir haben geglaubt, eine Persönlichkeit benennen zu müssen von großem kirchlichen Kredit. Ich verstehe solches Handeln aber nur, wenn man glaubt, auf diesem Weg den grundsätzlichen Verhandlungen, die vielleicht ins Auflösen führen, aus dem Weg zu gehen. Wenn ich mir das klar mache, dann muß man den anderen Weg des Lutherrats verstehen. Der kann gar keinen anderen Weg gehen als den Weg der Verhandlung. Er hat Partner – was der Altpreußischen Union fehlt –, die ebenso wie er auf der Grundlage des Bekenntnisses stehen. Ich komme zu dem Ergebnis: Mir ist verständlich, was Zimmermann als Begründung für den Beschluß des märkischen Kirchentags gesagt hat. Auf der anderen Seite stehe ich unbedingt zu dem Handeln des Lutherrats insofern, als er in seiner Erklärung in Punkt zwei und drei die unaufgebbare Grundlage zu umreißen versucht, auf der wir stehen66. Es ist zu fragen: Können nicht beide Wege in irgendeiner Form zusammengeführt werden? Das sagt der Lutherrat: Wir handeln [verhandeln]. Es ist das Natürlichste, daß der Lutherrat mit dem Partner verhandelt, der sich zurückgesetzt gefühlt hat67. Gegen ein zu frühzeitiges [Vor einem zu frühzeitigen] Benennen habe ich einen kolossalen Respekt. 193368! Durch den Schritt der märki-
66 Vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 32. 67 In diesem Sinne hatte z. B. Kloppenburg bei einer Besprechung mit Lücking, Meiser, Pressel und Wurm am 22. Dezember 1936 geklagt, „die Bruderräte in den zerstörten Gebieten“ seien durch die Zusammenarbeit von Lutherrats- und Ausschussmitgliedern in der Kirchenführerkonferenz „in außerordentlicher Weise hintangesetzt worden“ (Verantwortung 2, S. 463). 68 Im Mai 1933 hatte das aus Marahrens, Kapler und Hesse bestehende ‚Drei-Männer-Kol-
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schen Kirche ist eine gewisse Gefahr heraufbeschworen. Es wäre besser gewesen, wenn man zunächst mit dem Lutherrat und anderen verhandelt hätte. Bosse: Ich glaube, daß die Kirchenführer durch das Gespräch deutlich gespürt haben, welche Verantwortung im Augenblick der Kirchenführerkonferenz zufällt. Ich denke an die Gemeinde. Ich würde es in Fortsetzung der Gedanken von Marahrens für eine Aufgabe der heutigen Kirchenführerkonferenz ansehen, daß das, was als Handeln an zwei Stellen deutlich wurde, zu irgendeiner Zusammenführung kommt. Die Kirchenführerkonferenz darf auf keinen Fall eher abreisen, ehe von der Konferenz aus gehandelt wurde. Die Kirchenführerkonferenz müßte jetzt ein Wort sagen, das wir im Lande draußen erbitten. Ich bitte zu überlegen, ob nicht die Möglichkeit eines Wortes der Kirchenführerkonferenz besteht. Es muß anfangen: Die positive Aufgabe der Kirche. Es kann dann nicht umgehen eine Abgrenzung, wie sie in der Vereinbarung [ein Wort gestrichen] zwischen Lutherrat und Vorläufiger Kirchenleitung vollzogen ist69. Es ist nicht auf Organisationen einzugehen (Rehm, Thüringen). Die positiven Aussagen sind entscheidend. Von dieser Abgrenzung aus muß irgendwie angedeutet werden, daß die Kirchenführerkonferenz die Vorbereitung der Wahl in die Hand nimmt. Als Vorstufe dazu ist zu begrüßen, was zwischen Vorläufiger Kirchenleitung und Lutherrat beschlossen wurde. Auch die Aktion der altpreußischen Union muß damit in Einklang gebracht werden.
legium‘, das die Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche vorbereitete, auf Anregung der Jungreformatorischen Bewegung von Bodelschwingh gebeten, das Amt des Reichsbischofs zu übernehmen, um die von den Deutschen Christen forcierte Übernahme dieses Amtes durch den ‚Vertrauensmann und Bevollmächtigten‘ Hitlers, Ludwig Müller, zu verhindern, obwohl zu diesem Zeitpunkt weder die Verfassung verabschiedet war noch das Amt als solches bestand. Unter dem Druck der Ereignisse hatten die leitenden Amtsträger der Landeskirchen von Bodelschwingh dann am 27. Mai 1933 zum designierten Reichsbischof gewählt, obgleich unter ihnen in der Besetzungsfrage keine Einigkeit bestand. Daraufhin hatten die Deutschen Christen mit massiver Unterstützung des gesamten Parteiapparates den Kampf gegen von Bodelschwingh aufgenommen; mit Ausnahme von Marahrens, der bedingungslos zu ihm stand, hatten dann auch die lutherischen Landeskirchen die Rechtsgrundlage seiner Wahl in Frage gestellt. Von Bodelschwingh hatte sich nicht länger als vier Wochen im Amt halten können: Als die ohnehin völlig uneinige Versammlung von Kirchenausschuss und Kirchenbundesrat in Eisenach am 24. Juni 1933 die Nachricht erhielt, der preußische Kultusminister Rust habe Jäger als Kommissar für sämtliche evangelischen Landeskirchen Preußens eingesetzt, hatten die lutherischen Kirchenleiter endgültig seinen Rückzug verlangt; von Bodelschwingh war daraufhin noch am selben Tag zurückgetreten (vgl. dazu K. Scholder, Kirchen 1, S. 412–452; W. Brandt, Bodelschwingh, S. 113–141; M. Hellmann, Bodelschwingh, S. 111–128; C. Nicolaisen, Bodelschwingh, S. 84ff.). 69 Vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 32.
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Neuser: Die Reformierten sind dankbar für die Worte, die wir von Breit und Marahrens gehört haben. Wir begrüßen es auch, daß wir in die ganzen Verhandlungen hineingezogen worden sind, so viel Belastung das auch bringen könnte. Wir wissen, daß wir als Leute des Reformierten Arbeitsausschusses bei vielen als belastet gelten70. Wir sind uns klar, es wird auch da Scheidung geben. Es werden die ganz Unentwegten draußen bleiben. Dann mögen sie eben ihren Weg gehen. Wir müssen gewiß Opfer bringen vom Reformierten Arbeitsausschuß. Wir wollen sie bringen. Denn es entscheiden jetzt die großen Linien. Ich sehe auch die Not, die zum Ausdruck gebracht wurde von Kuessner und Hymmen. Ich kann nicht anders urteilen, als daß wir zusammenkommen müssen. Wir müssen die beiden Wege verbinden. Es bleibt für Altpreußen vielleicht kein anderer Weg übrig als der Weg, den Zimmermann eingeschlagen hat71. Aber beide Wege müssen verbunden werden. Es soll alles geschehen, um möglichst bald die Situation zu klären. Meiser: [ohne Eintrag]. Kuessner: Wir werden mit allem Ernst bemüht sein, die bestehenden Schwierigkeiten zu überbrücken. Aber die Herren aus den intakten Kirchen72 übersehen [überblicken] die Schwierigkeiten nicht, die in den zerstörten Kirchen vorhanden sind. Die Versammlung sollte den Weg der Verhandlungen billigen, sollte aber den Wunsch anschließen, daß die Beauftragten der Kirchenführerkonferenz73 mit anderen Gliedern der Deutschen Evangelischen Kirche Fühlung nehmen möchten und nicht nur mit dem Lutherrat. Wir freuen uns alle, daß die Wirkung des Akkords in den Südkirchen eine Entspannung gebracht hat74. In
70 Zur Spaltung der Reformierten und zum Kurs des Reformierten Arbeitsausschusses vgl. oben Dok. 7, Anm. 38. 71 Gemeint ist erneut die Herausstellung Zoellners auf der märkischen Kundgebung. 72 Vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 41. 73 Vgl. dazu oben Anm. 44. 74 In der württembergischen Landeskirche bestanden starke Spannungen zwischen Oberkirchenrat und Landesbruderrat, die sich besonders an der vom Landesbruderrat abgelehnten Mitgliedschaft der Landeskirche im Lutherrat entzündet hatten (vgl. das Schreiben Dippers an Wurm vom 5. Februar 1937, Abdruck: G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 10–16). Auf Grund des erschütterten Verhältnisses zur Kirchenleitung hatte der Landesbruderrat sogar erwogen, „den Weg zur freien Bewegung zu suchen und die kirchenpolitische Mitverantwortung in Zukunft abzulehnen“ (Protokoll über die Sitzung des Landesbruderrats vom 22. Februar 1937, Teilabdruck: Ebd., S. 312). Unter dem Eindruck der veränderten Lage nach dem Wahlerlass Hitlers und der Vereinbarung zwischen Lutherrat und VKL II hatte der Landesbruderrat diesen Plan jedoch fallengelassen und sich dazu entschlossen, die landeskirchlichen Wahlvorbereitungen an der Seite Wurms zu unterstützen (vgl. dazu T. Dipper, Bekenntnisgemeinschaft, S. 155–161). Zu dieser Entscheidung hat der Vorsitzende der Bekenntnisgemeinschaft, Theodor Dipper, später ausgeführt: „Wenn
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der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union brachte er eine Verschärfung der Lage. Wir75 wollen uns gerne neben dem altpreußischen Bruderrat sehen lassen. Wir schlagen ja den Brüdern der Bekennenden Kirche den Akkord zum gemeinsamen Handeln vor. Deshalb bitte ich: Wenn wirklich der Weg der Sammlung ernsthaft beschritten werden soll, daß uns nicht Opfer zugemutet werden, die wir nicht bringen können. Es muß so gehen, daß bei den weiteren Verhandlungen am Dienstag [16. März 1937]76 in aller Form die altpreußische Union beteiligt sein muß. Es muß auch zwischen den Kirchenausschüssen und den Bruderräten zu einem Burgfrieden kommen. Kuessner verlangt, daß die altpreußische Union zu weiteren Verhandlungen hinzugezogen wird. Breit teilt mit, daß Zimmermann bereits eingeladen ist77. Zimmermann: Ich habe mit Müller-Dahlem verhandelt und habe einen Burgfrieden angeboten. Darauf schwieg er. Er verlangt, daß die Landeskirchenausschüsse [richtig: der Landeskirchenausschuss und die Provinzialkirchenausschüsse] zurücktreten78. Deshalb versuchten wir, uns auf einen Namen zu konzentrieren. Auch darauf schwieg Müller79.
75 76 77 78 79
die Vorläufige Kirchenleitung die Möglichkeit sah, in Sachen der Wahl mit dem Lutherrat gemeinsam zu handeln, warum mußte dann in Württemberg der Riß gerade in diesem Augenblick vertieft werden?“ (Zitat: Ebd., S. 161). D. h. der altpreußische Landeskirchenausschuss. Vgl. dazu oben Anm. 51. Die Arbeitsgemeinschaft hatte die Einladung am Tag zuvor, dem 11. März 1937, versandt (vgl. oben Anm. 51). Zu dieser Forderung des altpreußischen Bruderrats vgl. oben Dok. 7, Anm. 16. Bei den Verhandlungen am 16. März 1937 wurden Friedrich Müller und Zimmermann dann gebeten, in einer direkten Aussprache zwischen Landeskirchenausschuss und Bruderrat erneut einen Versuch zur Bereinigung der altpreußischen Verhältnisse zu unternehmen. Müller signalisierte daraufhin in einem Schreiben an Zimmermann vom 19. März 1937, „dass der Bruderrat sich zu keiner Zeit irgendwelcher unmittelbarer Aussprache entziehen werde, dass aber der Erfolg nicht von unserem persönlichen guten Willen abhänge“. So habe der Bruderrat gehofft, dass nach dem Rücktritt des Reichskirchenausschusses „wenigstens diejenigen Mitglieder der altpreussischen Ausschüsse, die in steter Betonung ihrer Zugehörigkeit zur Bekennenden Kirche Wert darauf legten, dass ihr Handeln als kirchliches Handeln beurteilt werden möchte, [.|.|.] ihre Ämter zur Verfügung gestellt hätten“; dadurch wäre der Primatanspruch des Staates erkennbar und zugleich „der Wahn zerstört worden, als sei trotz der staatlichen Übergriffe die Kirche in Ordnung“. Nachdem aber der Landeskirchenausschuss seinen Rücktritt abgelehnt habe, müsse der Bruderrat an der wiederholt geäußerten Bitte festhalten, dass sich die Ausschüsse „gegenüber der Bekennenden Kirche darauf beschränken, Rechtshilfeorgane zu sein, die durch den Staat in Stand gesetzt sind, kirchlich legitimes Handeln mit Rechtskraft von außen zu versehen“. Dem Bruderrat sei es nicht möglich, „auf den festen organisatorischen Aufbau der Bekennenden Kirche zu verzichten“, da niemand wissen könne, „ob dadurch nicht allein die Möglichkeit offen gehalten wird, in Deutschland das Evangelium noch unverfälscht und unverkürzt zu verkündigen“. Müller schloss mit einem Appell an Zimmer-
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Martin: Ich freue mich, daß es überhaupt zu einem Gespräch mit der Vorläufigen Kirchenleitung gekommen ist. Ich fürchtete eine Dissonanz. Wenn der Akkord die Wirkung hat, daß er zu einem Burgfrieden und zu einem Handeln auf breiter Basis führt, dann sagen wir von Herzen Ja dazu. Nur befürchten wir, daß durch das Wort „Kirchenleitung“ eine Frage angeschnitten würde, die uns auf den Plan gerufen hätte. Was die Machtposition betrifft, so ist es wesentlich anders, als es die Vorläufige Kirchenleitung hinstellt. In der Kirchenprovinz Sachsen sind 90% mit uns, 10% sind Bruderrat und Thüringen [Thüringer Deutsche Christen]80. Wir sind bereit, zurückzutreten, wenn mit dem Rücktritt etwas gewonnen würde. Wir haben das Gespräch mit den Bruderräten wohl in Gang gebracht. Wir sind weitest entgegengekommen. Wir boten gemeinsames Handeln an. Es war keine Einigung möglich81. Man wollte eben den Anspruch nicht aufgeben, alleiniges Kirchenregiment zu sein. Hinter den Kirchenausschüssen steht eine Macht, die nicht übersehen werden darf. Das ist keine Mitte. Es sind Leute, die sich in ihrer Glaubenshaltung vom Bruderrat nicht übertreffen lassen. Wir lassen uns nicht einfach ausschalten. Wir sind da und können die Brüder, die sich um uns gesammelt haben, nicht im Stich lassen. Zentgraf: Auch bei uns82 hat der Akkord wesentlich entfremdend gewirkt. Eger: Der Akkord interessiert uns natürlich lebhaft, geht uns aber im Grunde genommen nichts an, solange er ein Akkord ist zwischen Vorläufiger Kirchenleitung und Landeskirchenführerkonferenz [richtig: mann, „die Sammlung von der Sache her nicht erneut durch eine Sammlung um Personen zu erschweren“, sondern den Einfluss seines Amtes dafür einzusetzen, „dass die noch mit legalen Wirkungsmöglichkeiten versehenen Ausschüsse die Dinge der Bekennenden Kirche [.|.|.] in Vollzug der dabei notwendigen Entscheidungen offen fördern“ (EZA Berlin, 619/17). 80 Zu den zahlenmäßigen Kräfteverhältnissen in der Kirchenprovinz Sachsen vgl. die Ergebnisse einer vom Provinzialbruderrat – allerdings erst nach dem Rücktritt des Provinzialkirchenausschusses – angefertigten Statistik, nach der von 990 provinzsächsischen Pfarrern 319 zur Bekennenden Kirche, 524 zu den Neutralen und 147 zu den Deutschen Christen gehörten (vgl. M. Onnasch, Macht 1, S. 230; vgl. auch die abweichenden Zahlenangaben bei K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 218). Die in der Kirchenprovinz Sachsen zeitweise auch bei Pfarrern der Bekennenden Kirche vorhandene Bereitschaft, mit dem Provinzialkirchenausschuss bzw. den offiziellen Kirchenbehörden zu kooperieren, hatte nach M. Onnasch, Macht 1, S. 157, ihre Ursache u. a. im „Überdruß an dem Anspruch der Bekennenden Kirche auf die Kirchenleitung“, der „weder Aussicht auf Anerkennung hatte noch von der geistlichen Kraft der Bekennenden Gemeinden getragen wurde“; zudem seien in Konfliktsituationen – z. B. bei den Auseinandersetzungen um die Abwicklung des schriftlichen Dienstverkehrs über den Provinzialbruderrat – „nur wenige Pfarrer und Gemeinden der Bekennenden Kirche zu konsequentem Verhalten bereit“ gewesen (Ebd., S. 151; vgl. dazu auch G. Besier, Kirchen 3, S. 352f.). 81 Vgl. dazu oben Anm. 28. 82 D. h. in der Evangelischen Landeskirche Nassau-Hessen.
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Lutherrat]. Es wäre mir sympathisch gewesen, es wäre für den nächsten Dienstag [16. März 1937] der Landeskirchenausschuss eingeladen gewesen und Präses Zimmermann wäre gekommen83. Ich dränge mich nicht auf. Wenn Sie Einfluß haben auf die Vorläufige Kirchenleitung und den altpreußischen Bruderrat, dann wirken Sie dahin, daß moralische Diffamierungen unterbleiben. Mich trennt von den Herren der Bruderräte weniger die Dogmatik als die Ethik. Soweit mir bekannt ist, wird es sich nicht nur um Reichs-, sondern auch um Landeslisten handeln84. Lilje dankt dafür, daß das Gespräch so geführt wurde, daß die Belastung nicht zu groß wurde. Der Wille, gemeinsam zu handeln, hat dadurch schon eine gewisse Gestalt gewonnen. Es kann sich nicht darum handeln, alle Ergebnisse der Diskussion festzuhalten und aufzuzählen. Ich muß noch einmal auf meine Beteiligung bei den Dingen zurückkommen. In der Situation, in der unser Gremium sich befindet, blieb uns nur der Weg vorsichtiger Bemühungen. Diese Bemühungen sind durch eine sehr klare Erwägung bestimmt. Soll das einige Handeln, über das keine Meinungsverschiedenheit besteht, auf dem Weg über eine Persönlichkeit herbeigeführt werden oder auf dem Weg von Verhandlungen? Ich bin gegen die erstere Lösung. Was ich versucht habe, ist die Bemühung, auf jeden Fall auch die Kirchenführer der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union an den Verhandlungen zu beteiligen. Aus bestimmten Gründen habe ich meinen Plan dann ändern müssen85. Wie immer der zahlenmäßige Wert der Vorläufigen Kirchenleitung beurteilt werden mag – eindrucksmäßig ist der Akkord von größtem Gewicht. Wenn wir gegenüber der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union nicht so gesprochen haben, als erwartet worden ist, so haben wir geglaubt, daß wir nicht das Recht haben, in die interna der altpreußischen Kirche hineinzureden. Zwei Möglichkeiten, das Ergebnis fruchtbar zu machen: 1. Gemeinsames Wort der Kirchenführerkonferenz; 2. Möglichkeit: Es werden einige Herren benannt, die das Gremium beraten in der Behandlung der weiteren Verhandlungen und der Ausweitung dieser Möglichkeiten. Es soll zur Kenntnis genommen werden: Die Meinung ist eine möglichst weitgehende Zusammenfassung der Kräfte. Einige Herren des Gremi83 Zimmermann war bereits zu dieser Besprechung eingeladen (vgl. oben Anm. 51). 84 Gemeint sind Wahllisten für die Kirchenwahlen; nach dem oben Anm. 8 erwähnten Entwurf des Reichskirchenministeriums für eine Wahlordnung waren dazu Reichs- und Kreiswahlvorschläge vorgesehen. 85 Bezug unklar.
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ums sollten die Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche darüber beraten. Vorgeschlagen werden: Ein Lutheraner, ein Reformierter, zwei Unierte. Die Abfassung eines gemeinsamen Wortes wird übertragen Gramlow, Jeep, Neuser, Happich, Kuessner86. Beratender Ausschuß für das Vierergremium: Breit, Hollweg, Zimmermann, Hymmen87.
86 Nach G 2, S. 5, sollte dieser Ausschuss ein Wort an die Gemeinden entwerfen; er tagte noch während der Sitzung der Kirchenführerkonferenz und wurde im Anschluss an einen Bericht Kuessners vor dem Plenum am Nachmittag mit der Weiterbearbeitung des Wortes beauftragt. Nachdem sich die kirchenpolitische Lage durch das Erscheinen der „Dreizehnten Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ (vgl. dazu unten Dok. 9, Anm. 11) schon wenige Tage nach der Sitzung erneut verschärfte, wurde auf der nächsten Sitzung der Kirchenführerkonferenz am 2. April 1937 ein neuer Entwurf vorgelegt, der den veränderten Verhältnissen Rechnung trug (vgl. unten Dok. 10, Anm. 86), dann aber keine Zustimmung fand (vgl. unten Dok. 10, Anm. 89). 87 Dieser Ausschuss ist offenbar nicht mehr in Aktion getreten; da das Leitungsgremium unter Lilje keine staatliche Anerkennung fand, gab es auf der Sitzung der Kirchenführerkonferenz am 2./3. April 1937 seinen Auftrag zurück und wurde durch ein neues Gremium ersetzt (vgl. dazu unten Dok. 10–13).
9 Sitzung des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (Lutherrat) 1937 April 1 I. Meiser, Wachstuchheft 7, S. 939–946. II. Beste – Bosse (ab 17.00 Uhr) – Breit – Fleisch – Gauger – Hahn – Kotte – Marahrens (ab 17.00 Uhr) – Meiser – Niemann – Wurm – Zänker. Ficker – Geiger – Henke – Johnsen – Lachmund – Lilje – Mohr – Pfisterer – Stoll – Tramsen. III. Berlin W 35, Sekretariat des Lutherrats, Großadmiral-Prinz-Heinrich-Str. 14; von 16.00 Uhr bis 20.00 Uhr. G: 1. Meiser, ATB; 2. Protokoll des Sekretariats des Lutherrats, gez. Breit (LKA Hannover, D 15 III Nr. 13).
Breit eröffnet. Erinnert, daß der Lutherrat nunmehr ein Jahr besteht1; begrüßt den Rat in den neuen Räumen2. Rückblick auf das vergangene Jahr. Der Lutherrat war von Anfang an stark angefochten vom Reichskirchenministerium3, vom Reichskirchenausschuss4, von der Vorläufi-
1 Die Bestellung einer neuen geistlichen Leitung für die lutherischen Kirchen und Gemeinden und die Gründung einer Geschäftsstelle in Berlin war auf einer Besprechung mit Vertretern lutherischer Kirchengebiete, Gemeinden und Werke am 11. März 1936 in Frankfurt/Main beschlossen worden (vgl. Verantwortung 2, S. 195–204; P. Fleisch, Werden, S. 28). Am 18. März 1937 hatte sich dann in Leipzig der Rat der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands konstituiert (vgl. Verantwortung 2, S. 207–210; P. Fleisch, Werden, S. 28f.; vgl. auch die „Niederschrift der Besprechung über die lutherische Vereinbarung“ vom 18. März 1936, abgedruckt bei K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 503f.). Er sollte „den Zusammenschluß der lutherischen Kirchen innerhalb der Deutschen Evangelischen Kirche auch nach außen sichtbar werden“ lassen und „die gemeinsame geistliche Leitung für die lutherischen Kirchen und Werke“ wahrnehmen, „die sich der Bekennenden Kirche zugeordnet halten“. Mitglieder des Lutherrats waren zunächst Marahrens, Wurm, Meiser, Breit, Hahn, Lilje, Beste und Otto; der Vorsitz war Breit übertragen worden (Mitteilung des Lutherrats über seine Gründung, Aufgabe und Zusammensetzung vom März 1936, abgedruckt ebd., S. 504f.). Vgl. dazu auch T. M. Schneider, Gegen den Zeitgeist, S. 129–138. 2 Das Berliner Büro des Sekretariats des Lutherrats war am 19. März 1937 von der Lennéstraße 6 I in die Großadmiral-Prinz-Heinrich-Straße 14 verlegt worden (vgl. das Rundschreiben des Lutherrats vom 16. März 1937: NEKA Kiel, Bestand 98.40 Nr. 300; vgl. auch T. M. Schneider, Gegen den Zeitgeist, S. 176). 3 So hatte das Reichskirchenministerium den Anschluss der sächsischen Landeskirche an den Lutherrat zu verhindern gesucht. Dabei hatte Kerrl dem Lutherrat u. a. vorgeworfen, er beschränke sich keineswegs „auf die Vertiefung des lutherischen Anliegens in den lutherischen Kirchen Deutschlands“, sondern sei dazu übergegangen, „sich mit kirchenregimentlichen Fragen zu beschäftigen“ und „in Beschwerden und Anfragen, genau wie die
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gen Kirchenleitung5. Er hat sich nicht beirren lassen, seinen Weg weiterzugehen. Dieses Weitergehen auf der eingeschlagenen Linie bewirkte, daß alle Anfechtungen in sich selbst zusammensanken. Der Einwand des Reichskirchenausschusses gegen den Lutherrat wurde entkräftet6. Es ist auch gelungen, das Kirchenministerium davon abzubringen, den Lutherrat in seiner Tätigkeit zu verhindern [behindern]7. Was die Vorläufige Kirchenleitung anlangt, so ist uns von Anfang an die Aufgabe gestellt worden, die Beziehung zur Vorläufigen Kirchen-
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‚Vorläufige Kirchenleitung‘, sich an alle möglichen Behörden, insonderheit an mein Ministerium,“ zu wenden, „so daß nicht nur der Eindruck, sondern die Tatsache einer neuen kirchlichen Nebenregierung besteht“. Kerrl hatte deshalb angedroht, dem Lutherrat die Führung der Bezeichnung ‚Rat der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands‘ zu verbieten und festzustellen, „daß eine Ausübung kirchenregimentlicher Funktionen irgendwelcher Art seitens dieser Vereinigung unzulässig ist“ (Schreiben an Zoellner vom 26. Mai 1936, Abdruck: J. Fischer, Landeskirche, S. 225f., Zitate: S. 226; vgl. auch T. M. Schneider, Gegen den Zeitgeist, S. 149). Nachdem der Vorsitzende des Reichskirchenausschusses, Zoellner, versichert hatte, dass der Lutherrat „keine kirchenregimentlichen Befugnisse ausübt und daß die Leitung der sächsischen Landeskirche nach wie vor allein beim sächsischen Landeskirchenausschuß liegt“ (Schreiben an Kerrl vom 30. Mai 1936, auszugsweiser Abdruck: Ebd., S. 228), hatte das Ministerium seinen Einspruch gegen den Anschluss schließlich zurückgezogen (vgl. Verantwortung 2, S. 231ff., hier: S. 232). Am 23. April 1936 hatte der Reichskirchenausschuss den Lutherrat in einem kritischen Schreiben um Aufklärung „über Zweck und Ziel der neuen Gründung“ gebeten. Insbesondere hatte der Reichskirchenausschuss verlangt, „von Anfang an das Verhältnis des Rates einerseits zum Reichskirchenausschuß und andererseits zur jetzigen Vorläufigen Kirchenleitung der Bekennenden Kirche“ zu klären (Abdruck des Schreibens: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 618f.; Zitate: Ebd.). Der Lutherrat hatte darauf u. a. geantwortet, die Gründung „wäre nicht erfolgt, wenn die im Rate verbundenen Kirchen die gegenwärtige Vorläufige Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche als die rechtmäßige Leitung hätten anerkennen können“; die Frage nach der Zusammenarbeit mit den Kirchenausschüssen aber lasse sich nur von Fall zu Fall „nach den von ihnen getroffenen Entscheidungen“ bemessen (Schreiben des Lutherrats an den Reichskirchenausschuss vom 4. Juni 1936: Ebd., S. 747ff.). Vgl. dazu auch T. M. Schneider, Gegen den Zeitgeist, S. 145ff. Die VKL II, die sich als das einzige kirchlich legitime Leitungsorgan innerhalb der Bekennenden Kirche betrachtete, hatte die Gründung des Lutherrats scharf kritisiert: Der Lutherrat habe weder ein Recht, „im Namen des deutschen Luthertums zu sprechen oder zu handeln“, noch sei er „imstande, die gemeinsame geistliche Leitung für die lutherischen Kirchen und Werke wahrzunehmen, die sich der Bekennenden Kirche zugeordnet halten“. Darüber hinaus hatte die VKL II die Befürchtung geäußert, der Lutherrat wolle „die rechtmäßige geistliche Leitung der Bruderräte in den zerstörten Kirchengebieten durch ein in anderen kirchenpolitischen Bindungen stehendes Gremium“ untergraben (Stellungnahme der lutherischen Mitglieder der VKL II zur Gründung des Lutherrats vom 25. März 1936, abgedruckt bei K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 509–513; vgl. auch das Schreiben der lutherischen Mitglieder der VKL II an den Lutherrat vom 26. März 1936 [Abdruck: Ebd., S. 513f.] sowie T. M. Schneider, Gegen den Zeitgeist, S. 141f.). Vgl. oben Anm. 4. Vgl. oben Anm. 3.
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leitung in irgendeine Form zu bringen. Das war eine Zeitlang nicht notwendig. Die Vorläufige Kirchenleitung mußte auch erst die inneren Voraussetzungen gewinnen für ein neues Zusammengehen. Schließlich kam es zu einem Akkord8. Störungen mannigfacher Art waren zu überwinden. Bedrängungen durch besondere Aufgaben, die nicht aufgeschoben werden konnten. Im großen und ganzen sind wir auf der Linie geblieben, die uns von Anfang an vorgezeichnet war. Erinnerung an die verschiedenen Anschlußverhandlungen, die zu guten Ergebnissen führten9 und die in Hamburg fortgesetzt werden. Dort müssen erst noch die Kirchenvorsteher gefragt werden10. Stärkung der Brüder, Gemeinden und Kirchen durch Predigten und Vorträge. Theologische Arbeit. Heute Stellungnahme zur 13. Durchführungsverordnung von Kerrl11.
8 Gemeint ist die am 3. bzw. 11. März 1937 getroffene Vereinbarung über eine Arbeitsgemeinschaft zwischen Lutherrat und VKL II (vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 24). 9 Dem Lutherrat angeschlossen hatten sich im April 1936 der Bruderrat der Bekennenden Kirche Lübecks und der braunschweigische Bruderrat, im Mai 1936 der sächsische Landeskirchenausschuss, im Januar 1937 Landesbischof Johnsen mit der braunschweigischen Kirchenregierung sowie im Februar 1937 die Landeskirche von Schaumburg-Lippe und die Lutherische Klasse der lippischen Landeskirche (vgl. P. Fleisch, Werden, S. 32). 10 Der hamburgische Landesbischof Tügel hatte 1935 seinen Austritt aus den Deutschen Christen erklärt und seitdem mit dem Anschluss an den Lutherrat sympathisiert. Nachdem am 13. Januar 1937 die Pastorenversammlung und am 10. Februar 1937 auch die erstmals seit 1933 wieder einberufenen Pfarrkonvente ihre Zustimmung erteilt hatten, hatte er dann am 13. Februar 1937 den offiziellen Antrag auf Aufnahme in den Lutherrat gestellt. Der Lutherrat hatte jedoch eine noch breitere kirchliche Absicherung verlangt. Da in Hamburg keine Synode mehr bestand, wollte Tügel deshalb eine Entscheidung der Kirchenvorstände über den Anschluss herbeiführen. Bei der Sitzung der Kirchenvorstände am 9. Juni 1937 konnte jedoch keine Mehrheit gewonnen werden; auch Tügel selbst hatte zu diesem Zeitpunkt zur Verärgerung des Lutherrats das Interesse am Anschluss verloren und zog seinen Antrag an die Kirchenvorstände zurück (vgl. H. Wilhelmi, Kirche, S. 236–240). Sein Sinneswandel war offenbar darauf zurückzuführen, dass er nach einem niedergeschlagenen Parteiausschlussverfahren seine Beziehungen zu Staat und Partei nicht erneut gefährden wollte (vgl. dazu M. Ruoff, Landesbischof, S. 256–259). Rückblickend wies Tügel die Hauptschuld am Scheitern des Anschlusses jedoch dem Lutherrat zu, der eine kirchliche Zustimmung gefordert habe, obwohl Tügel „die legalen Vollmachten“ besessen habe, selbstständig für die Landeskirche zu handeln; er habe bereits damals geahnt, dass der Lutherrat „ein totaler Versager“ gewesen sei (F. Tügel, Mein Weg, S. 319).– Zum gescheiterten Anschluss Hamburgs an den Lutherrat vgl. auch unten Dok. 26, Anm. 4. 11 Gemeint ist die „Dreizehnte Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 20. März 1937. Diese Verordnung sollte die Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche und der Landeskirchen mit rückwirkender Kraft vom 15. Februar 1937 „bis zur Bildung einer verfassungsmäßigen Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche“ regeln. Nach § 1 lag die „Bearbeitung der laufenden Verwaltungsangelegenheiten“ der Deutschen Evangelischen Kirche jetzt allein beim Leiter der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei, die Verwaltung und Vertretung ihrer
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Stellungnahme zum Brief Kerrls an Marahrens vom 25. Februar 193712. Klingler hat einen weiteren Brief von Muhs bekommen, zur Frage der Kirchenwahl Stellung zu nehmen13. Antrag betreffend Verhältnis des Leiters der Apologetischen Zentrale [Künneth] zum Luther-
vermögensrechtlichen Angelegenheiten bei der Finanzabteilung; die kirchenregimentlichen Befugnisse in den Landeskirchen sollten nach § 2 „durch die im Amt befindlichen Kirchenregierungen ausgeübt“ werden, wobei die Ausübung dieser Befugnisse „auf die Führung der laufenden Geschäfte beschränkt“ wurde. Daneben untersagte die Verordnung „Veränderungen kirchenpolitischer Art“ in Kirchenbehörden und kirchlichen Körperschaften; außerdem hatten kirchenpolitisch bedingte Disziplinar- und Personalmaßnahmen zu ruhen (RGBl I 1937, S. 333f.; GBlDEK 1937, S. 11f.). 12 Mit diesem Schreiben hatte Kerrl auf die Erklärung der Kirchenführer zur Wahl vom 19. Februar 1937 (vgl. dazu oben Dok. 4, Anm. 33) geantwortet. Kerrl hatte zunächst dem von der Kirchenführerkonferenz am 12. Februar 1937 eingesetzten provisorischen Leitungsgremium unter Lilje (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 18) jegliche Legitimität bestritten und ihm die staatliche Anerkennung versagt. In einem ersten Punkt hatte er dann der Stellungnahme der Kirchenführer zum Rücktritt des Reichskirchenausschusses widersprochen, der „gescheitert“ sei, weil er entgegen dem ihm erteilten Auftrag Entscheidungen darüber getroffen habe, „wer in Glaubensdingen von den kämpfenden Parteien Recht oder Unrecht habe“, und nicht einmal in der Lage gewesen sei, seine eigenen Richtlinien „innezuhalten“ und „durchzusetzen“. Im zweiten Punkt hatte Kerrl den Kirchenführern vorgeworfen, sie irrten, wenn sie den Wahlerlass (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 1) dahin interpretierten, „daß der Führer nicht dem Kirchenvolke, sondern der Kirche selbst die Entscheidung über die Verfassung und damit über die Ordnung der Kirche überlassen habe“; die „Priesterschaft der evangelischen Kirche“ habe doch „in den letzten Jahren hinreichend bewiesen, daß sie zur Stabilisierung dieser Ordnung unfähig“ sei. Demgegenüber hatte Kerrl im dritten Punkt klargestellt, dass der Staat sich jetzt an das Kirchenvolk wende, „damit dieses durch eine aus seinem Willen hervorgegangene Generalsynode eine neue Verfassung und damit eine Rechtsordnung für die deutsche evangelische Kirche schafft“; bei der „Erledigung dieser Aufgabe“ könne „die Generalsynode weder an den Willen der Landeskirchenregimenter, noch an die frühere Verfassung der evangelischen Kirche gebunden“ sein (Abdruck des Schreibens u. a: KJ 1933–1944, S. 167f.; Dokumente 4, S. 12f.). Abschließend hatte Kerrl um eine schriftliche Stellungnahme zum dritten Punkt seines Schreibens gebeten, für die Marahrens im weiteren Verlauf der Sitzung einen Entwurf vorlegte (vgl. dazu unten Anm. 52). 13 Muhs hatte Klingler am 20. März 1937 mitgeteilt, er begrüße „den Willen zur Mitarbeit“ und sei bereit, „Vorschläge für die Wahlordnung entgegenzunehmen“ (Wortlaut des Schreibens wiedergegeben im Rundschreiben Klinglers vom 1. April 1937: EvAG München, NL Meinzolt 35). Bei einer Unterredung mit Muhs am 3. April 1937 schlug Klingler dann Wahlen zu den kirchlichen Körperschaften vor, da eine „blosse Volksabstimmung uns von dem Ziel des kirchlichen Friedens eher entferne“. Muhs wich einer direkten Stellungnahme aus und forderte Klingler auf, seine Vorschläge schriftlich einzureichen, die „gewissenhaft geprüft“ würden. Auf Klinglers Einwand, eigentlich „gehöre zur vollen Freiheit der Wahl, dass die Kirche auch die Wahlordnung sich gebe“, antwortete Muhs, „in voller Freiheit“ beziehe sich darauf, „dass jeder Volksgenosse vollkommen ungehindert seine Stimme abgeben kann“ (Rundschreiben Klinglers vom 5. April 1937: Ebd.). Klingler übersandte die schriftlichen Vorschläge zur Durchführung der Wahl dann am 21. Mai 1937 an das Reichskirchenministerium (vgl. dazu unten Dok. 25, Anm. 31).
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rat14. Vorbereitet einige Sätze, deren Verwendung heute noch nicht besprochen werden kann15. Mitteilung über ein Gutachten der Oldenburger Kommission über die Frage der Eigenständigkeit der Kirche16. Breit liest die Sätze vor, die in München erarbeitet wurden und Grundsätze für die Wahlordnung betreffen17. 14 Vgl. dazu unten Anm. 18 und 23–26. 15 Bezug unklar; möglicherweise ist aber die unten Anm. 18 erwähnte Denkschrift Künneths gemeint. 16 Dieses Gutachten hatten die ehemaligen oldenburgischen Oberkirchenräte Flor, Ahlhorn und Tilemann verfasst, die dem Lutherrat bereits im Februar 1937 ein rechtliches Gutachten zum Wahlerlass Hitlers vorgelegt hatten (vgl. dazu oben Dok. 6, Anm. 13). Das Gutachten nahm Stellung zu einem von der württembergischen „Landesführung der Volkskirchenbewegung im Bund für Deutsche Christen“ anlässlich der bevorstehenden Kirchenwahlen herausgegebenen Flugblatt „Parole der Volkskirche Nr. 1“. In diesem Flugblatt wurde gegen die von „alten Kirchenkreisen“ erhobene Forderung polemisiert, bei den Wahlen müsse der „Grundsatz der Eigenständigkeit der Kirche gewahrt“ bleiben. Diese Forderung zeige, dass es „nicht um den Glauben, sondern um die Macht geht“. Eigenständigkeit der Kirche bedeute „Verjudung der Kirche“, „Wiederaufrichtung römischen Wesens“, „Verrat am Evangelium und an Luther“, Festhalten am „Erbe der Revolution von 1918“ und am liberalistischen Denken, „Zerreißung der Volksgemeinschaft“ und „Fortsetzung des traurigen Pfaffenkampfes“. Wer heute nach Eigenständigkeit rufe, wolle sich nicht ins Volksganze einfügen lassen. Die Deutschen Christen aber wollten solche „Pfarrer und eine Kirche, die nicht neben, über oder gar gegen das Volk stehen, sondern die mit dem Evangelium an der Seele des Volkes dienen“. Für die Wahlen könnten daher auch keine Bedingungen gestellt werden, sondern es gebe nur noch „bedingungslose Treue zu Gott und Evangelium, zu Volk und Führer“ (LKA Hannover, D 15 II Nr. 26). Demgegenüber stellte das Gutachten der Oldenburger Kommission fest, bei der Wahrung der kirchlichen Eigenständigkeit gehe es nicht um Macht, sondern darum, „daß die Kirche Kirche bleibt und daß ihr die Lebensnotwendigkeiten erhalten bleiben, ohne die sie unfähig wird, ihren Dienst an Volk und Staat zu verrichten“. Die Daseinsberechtigung der Kirche beruhe ausschließlich auf dem von Gott gegebenen Auftrag zur Verkündigung des Evangeliums, der von keiner menschlichen Instanz geändert oder behindert werden dürfe. Der Hauptteil des Gutachtens befasste sich dann mit den historischen und sachlichen Fehlern der in dem Flugblatt erhobenen Vorwürfe, deren Begründung zum Teil „so unwahr, haltlos und töricht“ sei, „daß wir bei dem Ernst der Lage es uns versagen, näher darauf einzugehen“ (undatiertes Gutachten ohne Verfasserangabe und Überschrift: Ebd.; vgl. dazu auch das Schreiben Flors an den Lutherrat vom 31. März 1937: Ebd.). 17 Diese Sätze waren bei einer gemeinsamen Besprechung von Vertretern des Lutherrats und der VKL II am 23./24. März 1937 aufgestellt worden. Im „Beschluß der Münchener Konferenz“ vom 24. März 1937 hieß es zunächst, jede Beurteilung der gegenwärtigen kirchlichen Lage müsse von der Tatsache ausgehen, „daß im Rechtsverband der Deutschen Evangelischen Kirche Gemeindeglieder, Pfarrer und Kirchenleitungen“ vorhanden seien, „die sich von der menschlicher Verfügung entzogenen Grundlage der Kirche getrennt“ hätten. Nachdem in den „Grundfragen des Glaubens“ keine Übereinstimmung mehr bestehe, die „Einheit der Ordnung in der Kirche“ aber nur auf Grund „vorhandener Einheit in der Lehre erwachsen“ könne, müssten alle Versuche scheitern, die Kirche entgegen dieser Tatsache ordnen zu wollen. Sollte daher die im Wahlerlass Hitlers vorge-
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Zustimmung. Marahrens fragt, ob eine Qualifizierung der Wähler vorgesehen ist. Breit: Darüber ist in den Sätzen nichts ausgesprochen. Der Lutherrat hat sich von Anfang an die Aufgabe gestellt, für die Fortbildung der Pfarrer und Theologen und für die Forderungen des volksmissionarischen Dienstes sich einzusetzen. Nun ist in der Apologetischen Zentrale in Spandau eine sehr ausgebreitete Schulungsarbeit entwickelt unter der Führung Künneths, dem Lic. Engelland zur Seite steht18. Es ist zu er-
sehene Generalsynode den Auftrag erhalten, die kirchliche Einheit „durch äußeres Zusammenfügen der in den Grundfragen des Glaubens Geschiedenen herbeizuführen“, werde dies eine Verschärfung der Auseinandersetzungen und die völlige Zerstörung der kirchlichen Rechtsordnung zur Folge haben. Deshalb könne das Ziel der Wahl nur darin bestehen, „die Stellung der Kirchenglieder zu der durch Art. 1 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche umschriebenen Grundlage der Kirche und damit die zahlenmäßige Stärke der beiden [.|.|.] glaubensmäßig verschiedenen religiösen Gruppen“ zu ermitteln. Die beiden Gruppen hätten dann „voneinander getrennt nach einer ihrem Wesen gemäßen Ordnung“ zu streben, was bereits in der Wahlordnung berücksichtigt werden müsse. Dementsprechend könne die „zu wählende Versammlung“ auch nur den Zweck haben, „die vorhandene innere Scheidung auch äußerlich festzulegen“, indem die auf Art. 1 der Verfassung stehenden Kräfte die Möglichkeit erhielten, „durch Schaffung entsprechender Ordnungen den Aufbau eigenständiger kirchlicher Organe“ und eine neue Verfassung vorzubereiten. Unter diesen Voraussetzungen werde die Kirche für das aktive und passive Wahlrecht nur die Kirchenzugehörigkeit am Tag des Wahlerlasses und am Wahltag sowie die Anwendung der für kirchliche Wahlen bisher üblichen Ausschlussbestimmungen fordern. Ob es nach der Scheidung der beiden Gruppen noch zu einer gemeinsamen Interessenvertretung komme, müsse einer zukünftigen Prüfung überlassen bleiben. Für die Wahl selbst sei nach den Erfahrungen der Kirchenwahlen von 1933 nicht nur die Freiheit der Stimmabgabe sicherzustellen, sondern auch jegliche autoritative Einflussnahme auf die Willensbildung der Wähler auszuschließen. Zur Freiheit der „öffentlichen Willensbildung“ gehöre auch die Wiederherstellung der kirchlichen Presse- und Versammlungsfreiheit. Außerdem seien die Verfolgungsmaßnahmen gegen Mitglieder der Bekennenden Kirche aufzuheben, um sie unbelastet von politischer Diffamierung in die Wahl eintreten zu lassen. Ferner müsse es sich um eine persönliche Wahl handeln, die von kirchlichen Stellen zu leiten und durchzuführen sei. Abschließend wurde festgehalten, die Bekennende Kirche werde eine Beteiligung ablehnen, falls die „völlige Freiheit der Wahl“ nicht gewährleistet sei (EvAG München, NL Meinzolt 34; zu den Teilnehmern der Besprechung und zur Datierung der Thesen vgl. den hsl. Vermerk „Münchener Sätze, 24.III.37 Breit, Mahrenholz, Meinzolt, Lücking, Duensing, Müller-Dahlem, Böhm, Liermann, Gauger“, mit dem Gauger fälschlich die Durchschrift eines Gutachtens von Hermann Müller [vgl. dazu unten Anm. 35] überschrieben hat: LKA Hannover, D 15 II Nr. 26; zur Münchener Besprechung vgl. auch J. Schmidt, Niemöller, S. 419f.). 18 Die 1921 gegründete Apologetische Centrale, eine selbstständige Abteilung des Centralausschusses für die Innere Mission, führte Schulungen an Pfarrern, Lehrern, Gemeindehelfern und vor allem an Laien durch; weitere Schwerpunkte ihrer Arbeit bestanden im Aufbau einer umfangreichen Materialsammlung zu weltanschaulichen und religiösen Fragen sowie in der Erarbeitung wissenschaftlich fundierter, zugleich aber biblisch orientierter Stellungnahmen. Künneth, der die Centrale seit 1932 leitete, bezeichnete sie später als „eigentliche und erste evangelische Akademie im deutschen Protestantismus“
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wägen, ob eine engere Verbindung zwischen Lutherrat und Apologetischer Zentrale der Erfüllung dieses besonderen Zweckes nicht förderlich sein könnte. In folgenden Richtungen würden manche guten Schritte unternommen werden können: Es käme in der engeren Verbindung zum Ausdruck, daß der Lutherrat über die Grenzen der Einzelkirche hinaus eine einheitliche Schulung leistet als Ausdruck des einheitlichen Willens der einigen Lutherischen Kirche in Deutschland. Nachdem wir nicht in der Lage sind, das lutherische Predigerseminar19
(W. Künneth, Lebensführungen, S. 76; zu Aufgabengebieten und Mitarbeitern der Apologetischen Centrale vgl. ebd., S. 72, S. 76–86; zu ihrer Schließung durch die Gestapo im Dezember 1937 vgl. unten Dok. 38, Anm. 33). 1937 hatte die Apologetische Centrale die Schulungsarbeit zu ihrem Hauptarbeitsgebiet erklärt (vgl. M. Pöhlmann, Kampf, S. 223–227, S. 243ff., hier: S. 226f.).– In seinen folgenden Ausführungen bezog sich Breit auf die von Künneth verfasste „Denkschrift über die Beziehungen zwischen Lutherischem Rat [sic!] und der Apologetischen Centrale“ vom 25. März 1937 (LKA Hannover, D 15 I Nr. 17). 19 Bereits auf der ersten Sitzung des kurz zuvor gegründeten Lutherrats am 6. April 1936 in Berlin hatte Breit die Errichtung eines vom Lutherrat getragenen Predigerseminars gefordert (vgl. die Niederschrift im LKA Hannover, D 15 III Nr. 13; vgl. dazu auch Verantwortung 2, S. 215). Nachdem die Stadt Augsburg angeboten hatte, ein geeignetes Grundstück zur Verfügung zu stellen, war auf den folgenden Sitzungen des Lutherrats bis zum Jahresende 1936 wiederholt über die Errichtung eines Predigerseminars in Augsburg diskutiert worden (vgl. u. a. die Niederschrift über die 3. Vollsitzung des Lutherrats am 28. Mai 1936 in Dresden: LKA Hannover, D 15 III Nr. 13; vgl. auch Verantwortung 2, S. 230, S. 233). An den Kosten für den Bau des Gebäudes und den Unterhalt für den Betrieb des Seminars sollten sich die Landeskirchen von Bayern, Württemberg, Hannover und Sachsen beteiligen, die auch jeweils einen Vertreter in das zu bildende Kuratorium des Seminars entsenden sollten. Die Leitung des Seminars hatte ein vom Kuratorium bestellter Direktor übernehmen sollen (vgl. die „Allgemeinen Erwägungen zu dem Plane über die Errichtung eines Lutherischen Predigerseminars in Augsburg“ vom 18. Mai 1936: LKA Hannover, D 15 I Nr. 34). Das Seminar sollte der Ausbildung der zukünftigen Pfarrer „der gesamten deutschen Lutherischen Kirche“ dienen und ein „Zeichen für die innere Einheit der Lutherischen Kirche Deutschlands“ darstellen. Es sollte „besonders befähigten jungen Geistlichen, die schon im Dienste ihrer Heimatkirche gearbeitet haben, die Möglichkeit einer vertieften praktischen und wissenschaftlichen Weiterbildung geben mit dem Ziele, sie ins Bekenntnis als der verpflichtenden öffentlichen Lehre der gesamten Lutherischen Kirche zu gründen und ihnen die Verantwortung für die eine Lutherische Kirche Deutschlands anschaulich und groß zu machen“ (Zitate aus der Denkschrift „Das Predigerseminar der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands“ vom 1. Juli 1936: Ebd.). Während dieser Plan von der bayerischen und der hannoverschen Landeskirche unterstützt worden war (vgl. das Schreiben Schnelles an Breit vom 26. Mai 1936: Ebd.), hatte sich die württembergische Landeskirche außer Stande gesehen, ein „ausserwürttembergisches Seminar zu fördern“ (vgl. die Niederschrift über die 6. Vollsitzung des Lutherrats am 6. Juli 1936 in Bad Kissingen: LKA Hannover, D 15 III Nr. 13), so dass der Plan nicht verwirklicht werden konnte. Nach der Gründung der VELKD im Jahr 1948 nahm die Generalsynode die Überlegungen zur Errichtung eines lutherischen Predigerseminars dann wieder auf; 1960 wurde in Pullach bei München schließlich das Prediger- und Studienseminar der VELKD eröffnet (vgl. dazu H. Franke, Aufgaben).
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zu schaffen, wäre die Möglichkeit gegeben, wenigstens die theologische Fortbildung der Pfarrer und Kandidaten in Angriff zu nehmen. Es legt sich die Überlegung nahe, ob nicht in der Ergänzung der Ausbildung der Fakultäten kirchliche Kurse einzurichten sind. Die Einrichtung theologischer Hochschulen von Dahlem20 hat einen berechtigten Kern21. Wir können aber nicht in dieser provozierenden Weise theologische Hochschulen entwickeln. Die Gelegenheit einer Ergänzung des Studiums kann auch durch die Apologetische Zentrale erfüllt werden. Auch die Aufgabe der Herausbildung katechetischer Kräfte könnte in Angriff genommen werden. Die Lage der Apologetischen Zentrale im Gebiet der Union22 würde den grundsätzlichen Anspruch der lutherischen Kirche auf die Lutheraner in der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union zum Ausdruck bringen. Vorschlag: Wir sollten ernstlich einen engeren Zusammenschluß mit dem Leiter der Apologetischen Zentrale erwägen. Mit dem Verschwinden Künneths fände die Verpflichtung ihr Ende23. Der Lutherrat kann wohl empfehlen, das fortzusetzen, was bisher geschehen ist; zu den Rüstzeiten der Apologetischen Centrale [Theologen] abzuordnen. Wir könnten die Hälfte des augenblicklichen Schulungsetats (12 bis
20 Zum damaligen Sprachgebrauch der Bezeichnung ‚Dahlem‘ vgl. oben Dok. 3, Anm. 36. 21 Um die Ausbildung des Theologennachwuchses im Sinne der Bekennenden Kirche zu gewährleisten, hatte der altpreußische Bruderrat am 28. August 1935 die Errichtung einer Kirchlichen Hochschule beschlossen, die in zwei örtliche Abteilungen in Berlin und Wuppertal-Elberfeld gegliedert und sowohl lutherischen als auch reformierten Bedürfnissen gerecht werden sollte (vgl. das Statut vom 28. August 1935: H. Aschermann/ W. Schneider, Studium, S. 312ff.). Auf diese Gründung hatte der damalige Lutherische Rat ablehnend reagiert, da er befürchtete, die Hochschule solle „eine ausgesprochene Unionstheologie vertreten“ (Schreiben Meisers an die VKL I vom 6. September 1935: W. Niemöller, Kirche, S. 345f.). Beide Hochschulen waren von der Gestapo verboten worden, als sie zum Wintersemester 1935/36 ihren Betrieb aufgenommen hatten; die eher lutherisch geprägte Berliner Hochschule hatte ihre Tätigkeit daraufhin im Untergrund weitergeführt, die überwiegend reformiert besetzte Wuppertaler Hochschule im Rahmen der Reformierten Theologischen Schule Elberfeld (zu Entstehung und Geschichte der Hochschulen vgl. H. Aschermann/W. Schneider, Studium; G. Besier, Geschichte; C. H. Meisiek, Theologiestudium, S. 238–248; G. v. Norden, Hochschule; W. Niemöller, Zwischen Dahlem, S. 130–141). 22 Die Apologetische Centrale befand sich im Evangelischen Johannesstift in Berlin-Spandau. 23 Noch deutlicher als in der oben Anm. 18 erwähnten Denkschrift wurde diese Einschränkung dann in der ebenfalls von Künneth verfassten „Ergänzung zu der Denkschrift der Apologetischen Centrale über die Beziehungen zwischen Lutherischem Rat [sic!] und der Apologetischen Centrale“ vom 25. Mai 1937 ausgesprochen: Danach war die Anerkennung der Apologetischen Centrale durch den Lutherrat insofern begrenzt, als es sich nur um „eine persönliche, an den derzeitigen Leiter gebundene“ Beauftragung handeln sollte (LKA Hannover, D 15 I Nr. 47).
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13.000,– RM24) übernehmen. Es würde ein Dienst der leistungsfähigen lutherischen Kirchen an den zerstörten lutherischen Kirchen [sein]. Antrag25: 1. Der Lutherrat erkennt offiziell die Apologetische Zentrale als Schulungsstätte für die Lutherische Kirche Deutschlands an und beruft und beauftragt den bisherigen Leiter [Künneth] mit der Durchführung der Schulungsarbeit. Der Lutherrat beauftragt die lutherischen Kirchen, Geistliche zu den Kursen zu entsenden. Der Lutherrat erklärt sich bereit, die Hälfte des Etats zu übernehmen. Zänker ist für den Beschluß26 außerordentlich dankbar. Mich drückt nur, daß die lutherischen Landeskirchen eine finanzielle Last übernehmen. Die altpreußische Landeskirche, der doch der Segen mit zugute kommt, beteiligt sich nicht. Man sollte auch sie zu Leistungen heranziehen. Ich verspreche mir eine starke Förderung des lutherischen Gedankens in unserer Landeskirche. Breit: Wir können nicht befinden über die Frage, ob die Evangelische Kirche der altpreußischen Union sich finanziell beteiligen will. Die Apologetische Zentrale wird teilweise auch vom Centralausschuß für die Innere Mission finanziert werden. Niemann betont die Schwierigkeiten, die in Rücksicht auf die Finanzabteilungen der Kirchen27 bestehen. Breit: Grundsätzlich müssen die Landeskirchen sich darauf gefaßt machen, daß sie den Kampf aufnehmen müssen gegen die Finanzabteilungen, wenn es sich um die Erfüllung bekenntnismäßiger Aufgaben handelt. Wir müssen uns darauf einstellen, daß die kirchlichen Finanzen in die Verwaltung des Staates übergehen. Wir werden uns daran gewöhnen müssen, nichtsteuerliche Mittel für gemeinsame Aufgaben bereitzustellen. Bosse empfiehlt eine andere Form als die eines Vertrags. Bittet, den Antrag erst den einzelnen Landeskirchen zur Beschlußfassung zuzuleiten.
24 Der Schulungsetat betrug insgesamt ca. 23.000,– RM (vgl. Ziffer 3 der oben Anm. 18 erwähnten Denkschrift). 25 Im Folgenden zitierte Breit den in Abschnitt III der oben Anm. 18 erwähnten Denkschrift enthaltenen Antrag der Apologetischen Centrale an den Lutherrat, der in der Mitschrift Meisers nur unwesentlich verkürzt wiedergegeben wird. 26 Missverständlich: Der Antrag wurde hier nicht zum Beschluss erhoben; die Aussprache ergab zwar „grundsätzliche Zustimmung zu den Wünschen der Apologetischen Zentrale“, eine Beschlussfassung „über die Form der Zusammenarbeit und die Frage der Aufbringung der Mittel“ wurde aber auf die nächste Sitzung des Lutherrats vertagt (G 2, S. 2). Zur Beschlussfassung des Lutherrats auf der Vollsitzung am 22. April 1937 vgl. unten Dok. 15, Anm. 112. 27 Vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 64.
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Breit: Was sachlich gemeint ist, findet die Zustimmung der ganzen Versammlung. Die Form der Vereinbarung soll weiterer Überlegung vorbehalten sein, ebenso die Frage der Finanzierung. Gauger bespricht [bringt] die Vorlage zur Kenntnis betr. Verordnung Nr. 13 von Kerrl28. Zweck des Entwurfs: Es wäre gut, wenn die Landeskirchenführerkonferenz ein derartiges Wort als öffentliche Stellung-
28 Gemeint ist der von Gauger und Niemann im Stil eines Gutachtens verfasste Entwurf „Zur 13. Durchführungsverordnung zum Gesetz zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche vom 20. März 1937“ (mit Datierung auf den 1. April 1937 und hsl. Korrekturen zweifach überliefert im LKA Hannover, D 15 I Nr. 12; zur Verfasserschaft vgl. G 2, S. 2). In der Einleitung wurde zunächst festgestellt, die 13. Durchführungsverordnung sehe „von der gesamten bisherigen Rechtsüberlieferung“ ab und hebe „staatlich anerkanntes, ja staatlich erlassenes Recht implicite“ auf, was anscheinend „sogar für das Vertragsrecht zwischen Staat und Kirche“ gelten solle. Abschnitt I behandelte dann das Verhältnis des Staates zur Kirche seit der nationalsozialistischen Machtübernahme. Dazu hieß es u. a., bei allen früheren staatlichen Eingriffen sei stets „die Überzeugung erhalten geblieben, daß dem Staat als weltlicher Macht keine Gewalt über das innerkirchliche Leben gegeben sei“. Selbst das Gesetz zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche vom 24. September 1935 (vgl. dazu oben Dok. 3, Anm. 71) habe „nichts an dem zugrundeliegenden staatskirchenrechtlichen System der Verfassung ändern“, sondern nur eine staatliche Hilfe darstellen wollen, die es der Kirche ermöglichen sollte, ihre verlorengegangene Rechtsordnung wiederzugewinnen. In Abschnitt II wurden die Auswirkungen der 13. Durchführungsverordnung auf die Landeskirchen, die Finanzabteilungen und die Deutsche Evangelische Kirche – insbesondere die Deutsche Evangelische Kirchenkanzlei (vgl. dazu unten Anm. 29) – beleuchtet. Dabei wurde vor allem die Entmächtigung der intakten Kirchenregierungen beklagt, die mit einer Bestätigung von schrift- und bekenntniswidrigen Kirchenregierungen einhergehe. Durch die Erweiterung der Zuständigkeiten der Finanzabteilungen würden außerdem „das geltende Verfassungsrecht der betroffenen evangelischen Kirchen in einem entscheidenden Punkt verletzt und praktisch außerordentlich wichtige Vollmachten und Zuständigkeiten einer nach der Verfassung nicht existierenden Stelle übertragen“. Das in der Durchführungsverordnung vorgesehene Verbot kirchenpolitisch motivierter Umbesetzungen in den Kirchenbehörden und das Ruhen sonstiger Disziplinar- und Personalmaßnahmen stellten zudem einen tiefgreifenden Einschnitt in „wesentliche Gebiete des kirchlichen Verwaltungs- und Rechtslebens“ dar, der keine Rechtssicherheit schaffe, sondern vielmehr dazu führe, dass „ununterrichtete staatliche Stellen auch solche Maßnahmen als kirchenpolitisch ansehen“, die zu den vom Bekenntnis geforderten Auswirkungen des kirchlichen Lebens gehörten. In Abschnitt III wurde schließlich die Befürchtung geäußert, die 13. Durchführungsverordnung stelle einen Versuch dar, „der Generalsynode vorzugreifen, also jetzt schon den Rechtszustand, der bis zu einer neuen konstruktiven rechtlichen Verfassungsformung nach bekannten Grundsätzen des öffentlichen Rechts fortbesteht, durch Durchführungsverordnungen zum Gesetz zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche aufzulösen“. Durch eine „solche Auflösung des kirchlichen Rechts“ aber würden alle auf Art. 1 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche stehenden kirchlichen Kräfte „auf das Notrecht zurückverwiesen“ und damit zur Neubildung von kirchlichen Gemeinde- und Leitungsgremien gezwungen, was nach dem in der 13. Durchführungsverordnung zum Ausdruck gekommenen Willen des Reichskirchenministers zwangsläufig „zu schweren Konflikten mit staatlichen Organen“ führen müsse.
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nahme beschlösse. Das darf nicht bloß in einem Brief an den Minister [Kerrl] geschehen. Der Minister genießt keinen großen Kredit mehr in staatlichen Kreisen. (Ein Vertreter der Gestapo sagte: Dieser Minister ist erstens nicht objektiv, zweitens nicht sachkundig. Der Betreffende riet ab, auf das Reichskirchenministerium zu gehen). Der Reichskirchenminister wird nur noch mit Achselzucken betrachtet. Es hat keinen Wert mehr, mit dem Reichskirchenminister in irgendeine Diskussion einzutreten. Es muß den Gemeinden gesagt werden, um was es sich handelt. Für die Generalsynode werden vorher bereits Tatsachen geschaffen. Die Haltung des Entwurfs ist klar. Es wurde versucht, die 13. Verordnung zu konfrontieren mit dem allgemeinen Staatskirchenrecht und mit dem vom Minister selbst geschaffenen Recht. Endlich wird versucht, die Gefahren aufzuzeigen, die für den Staat erwachsen, wenn er im Sinn der Verordnung weiterhandelt. Der Staat würde am besten tun, wenn er die vorhandenen Ansätze zu einer neuen Rechtsform unterstützte, statt daß er die Rechtsordnung weiter zerstört. [.|.|.] Die Ausführungen über die Haltung der Reichskirchenkanzlei könnten kürzer gefaßt sein29. Breit: Durch die 13. Durchführungsverordnung ist ein revolutionärer Akt schärfster Form geschehen. Einebnung aller Landeskirchen auf den Stand der zerstörten Landeskirchen. Ein Rechtsgrund hierfür ist nicht vorhanden. Das gilt für Bayern, Württemberg, Hannover30. Schon das eine müßte die gesamte Kirche aufwecken, um das Ganze zu brandmarken als Einbruch der revolutionären politischen Macht in die Kirche und Aufhebung der Kirche als Bekenntnisgemeinschaft. Die Kir-
29 Diese Ausführungen bezogen sich auf die in der 13. Durchführungsverordnung vorgenommene Übertragung der Bearbeitung der laufenden Verwaltungsangelegenheiten der Deutschen Evangelischen Kirche auf den Leiter der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei. Dazu hieß es in dem Entwurf Gaugers und Niemanns (vgl. oben Anm. 28), „daß es nach den für die Kirchenkanzlei geltenden Rechtsnormen einen solchen Leiter nicht gibt“. Die Kirchenkanzlei habe „zur Zeit auch verwaltungsmäßig keine Spitze“. Insbesondere sei Präsident Werner vom Evangelischen Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union nicht Leiter der Kirchenkanzlei. Zur Begründung wurden die einschlägigen Bestimmungen in Art. 7, Abs. 4 und 5, der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche vom 11. Juli 1933 herangezogen. Danach war das Amt des rechtskundigen Mitglieds des Geistlichen Ministeriums „mit der Stelle des leitenden rechtskundigen Mitglieds in der Verwaltung der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union“ und zugleich mit der Leitung der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei „als oberste kirchliche Verwaltungsbehörde“ verbunden (GBlDEK 1933, S. 3); da jedoch ein verfassungsmäßig gebildetes Geistliches Ministerium weder bestehe noch jemals bestanden habe, könne Präsident Werner auch „nicht leitender Beamter der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei“ sein.– Vgl. dazu auch unten Anm. 32. 30 D. h. für die sog. intakten Kirchen.
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che ist hier im Handumdrehen durch eine bloße Verordnung zerstört, und zwar so, daß dann überhaupt keine Anknüpfung mehr besteht. Hahn: Zum Gebrauch für die Gemeinde müßte das Ganze in populäre thetische Form gebracht werden. Breit: Man muß den revolutionären Willen entlarven, durch den die Kirche der Stiftung Jesu Christi zerstört werden soll. Marahrens: Die Frage der Leitung der Kirchenkanzlei ist eine ganz heikle juristische Frage. Fleisch vertritt den Standpunkt, den Dr. Gauger über die Leitung der Kirchenkanzlei entwickelt hat31. Es muß auch festgestellt werden, daß auch die Finanzabteilungen als legal anerkannt werden. Niemann schließt sich der Auffassung von Gauger und Fleisch an. Kotte: Es sollte das, was über den Leiter der Kirchenkanzlei gesagt ist, noch einmal geprüft werden. Der Staat kann sagen: Ich will hier lediglich eine Rechtshilfe leisten. Für die laufende Verwaltung muß ein Chef der Kanzlei da sein. Auf Seite drei müßte der letzte Absatz unmißverständlicher gefaßt werden32. Hinweis auf die Geschäftsordnung des Reichskirchenausschusses33. Meiser weist hin auf den revolutionären Akt der Verordnung. Weist hin auf die dreifache Zerreißung der Kirche und weist endlich hin auf die Auslegung der Angelegenheit in der Times vom 24. März 193734.
31 Vgl. dazu oben Anm. 29. 32 In diesem Absatz war in problematischer Weise begründet worden, warum es „nach den für die deutsche evangelische Kirchenkanzlei geltenden Rechtsnormen keinen Leiter“ gebe; dazu hatte es u. a. geheißen, die Kirchenkanzlei sei zwar „keine Kollegialbehörde, sondern nach dem bureaukratischen Sytem aufgebaut“, aber sie habe „niemals einen Leiter gehabt“. Wenn die 13. Durchführungsverordnung jetzt voraussetze, „daß eine solche Stelle bereits bestehe“, sei sie „in diesem Punkt unvollziehbar, weil sie von nicht vorhandenen tatsächlichen Unterlagen“ ausgehe. 33 Nach dieser Geschäftsordnung vom 17. Oktober 1935 hatte der Vorsitzende des Reichskirchenausschusses zwar die „geschäftsleitenden Verfügungen“ zu treffen, ansonsten war jedoch „in allen Angelegenheiten eine einmütige Stellungnahme“ der Ausschussmitglieder zu erstreben (GBlDEK 1935, S. 108). Erst kurz vor dem Rücktritt des Reichskirchenausschusses war der Vorsitzende durch eine Änderung der Geschäftsordnung zu selbstständigem Handeln bevollmächtigt worden (vgl. dazu oben Dok. 2, Anm. 27). 34 Die „Times“ hatte in dem Artikel „Early election unlikely“ die 13. Durchführungsverordnung als eine Bestätigung für die in kirchlichen Kreisen weit verbreitete Vermutung gewertet, dass eine baldige Durchführung der Wahlen unwahrscheinlich sei, falls sie überhaupt jemals stattfinden sollten. Auf jeden Fall lasse die Verordnung den Sinneswandel derjenigen Gruppen im Reichskirchenministerium und in der Partei deutlich werden, die noch vor wenigen Tagen lauthals für die Wahlen plädiert hätten. Die „Times“ vertrat die These, diese Entwicklung sei auf die päpstliche Enzyklika „Mit brennender Sorge“ vom 14. März 1937 (vgl. dazu unten Dok. 10, Anm. 13) zurückzuführen. Die entschlossene Botschaft des Papstes habe Kerrl und die Reichsregierung mit der Aussicht auf einen harten Kampf mit den römischen Katholiken konfrontiert und sie dazu veranlasst, eine Art
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Wurm: Der Hauptstoß der Verordnung richtet sich gegen die süddeutschen Bischöfe, die dadurch entmachtet werden sollen. Teilt Aufzeichnungen von Kirchendirektor Hermann Müller über die Verordnung mit35. Beste: Die ganze Verordnung muß man im Zusammenhang mit dem Brief Kerrls an Marahrens36 sehen! Der Minister will durch die Generalsynode37 auch die Landeskirchen neu ordnen. Für die zerstörten Gebiete ist die Verordnung geradezu katastrophal. Wir38 sind am weitesten vorgeschritten mit der Wahrnehmung von Verwaltungsmaßnahmen.
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Waffenstillstand mit den Protestanten herbeizuführen. Dadurch solle sowohl die auf Grund der Wahlen zustandegekommene gemeinsame Front von Bekennern und Gemäßigten aufgeweicht als auch eine mögliche gemeinsame Aktion von Protestanten und Katholiken verhindert werden. Dafür sprächen auch die Formulierungen der Enzyklika, die eine aggressive römisch-katholische Linie vermieden hätten und als ein Appell an alle Christen in Deutschland verstanden werden könnten, sich den angeprangerten antichristlichen Machenschaften zu widersetzen. Der Plan der Reichsregierung besitze sogar eine gewisse Aussicht auf Erfolg: Insbesondere die Lutheraner und die verbliebenen Kirchenausschüsse würden einen Aufschub begrüßen, der ihnen ihre lokale Autorität belasse; demgegenüber hätten die militanten Bekenner den Plan, bei dem sie kaum etwas zu gewinnen hätten, längst als Manöver durchschaut. Angesichts der durch die Enzyklika geschaffenen gespannten Atmosphäre sei es jedoch auch durchaus möglich, dass sich die gemäßigten protestantischen Gruppen diesmal nicht so weit von ihren energischeren Genossen entfernen würden, wie sie es bei früheren Gelegenheiten getan hätten, wenn der Köder ruhiger Verhältnisse gelockt habe (The Times, No. 47, 641, Late London Edition, Wednesday March 24, 1937, S. 15). Müller hatte in seinem Gutachten u. a. die Beschränkung der Kirchenregierungen auf die Führung der laufenden Geschäfte kritisiert, gegen die „schärfster Einspruch“ erhoben werden müsse. Zweifelhaft sei auch das Verbot von Veränderungen kirchenpolitischer Art in den Kirchenbehörden und das Ruhen der Disziplinar- und Personalmaßnahmen in kirchenpolitischen Angelegenheiten, da die „Gefahr einer weitgehenden Einflussnahme staatlicher Stellen in Bezug auf bedeutsame kirchenregimentliche Befugnisse“ bestehe. Vor allem aber hatte Müller darauf hingewiesen, dass in der 13. Durchführungsverordnung für eine Reihe von „bedeutsamen gesamtkirchlichen Angelegenheiten“ überhaupt keine Regelung vorgesehen sei. Da eine verfassungsmäßige Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche nicht bestehe, seien zur Wahrnehmung dieser brachliegenden Aufgaben „allein die im leitenden Amt stehenden Führer der Landeskirchen, die auf dem Boden von Art. 1 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche stehen“, berufen. Den Anspruch auf die Wahrnehmung dieser Aufgaben müsse „die Kirchenführerkonferenz übernehmen und dem Reichskirchenministerium hiervon Kenntnis geben“. Angesichts der mit der Verordnung auf unbestimmte Zeit gegebenen „Gefahr einer Beeinträchtigung des Selbstverwaltungsrechts der Kirche“ hatte Müller schließlich gefordert, „gegen die Verordnung in schärfster Form Einsprache zu erheben und den Kirchenführern die Wahrung ihrer verfassungsmässigen Aufgaben vorzubehalten“ (undatiertes Gutachten mit hsl. Vermerk „Landesbischof Wurm zur Einsichtnahme“ und hsl. Unterzeichnung Müllers: LKA Stuttgart, AH 1, 43). Vgl. dazu oben Anm. 12. D. h. die im Wahlerlass Hitlers vom 15. Februar 1937 vorgesehene Generalsynode (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 1). Gemeint sind die Bruderräte in den zerstörten Kirchengebieten wie Mecklenburg und Thüringen.
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Dadurch geraten wir in schwere Konflikte mit staatlichen Stellen. Aber das sind alles Dinge, die geistlicher Natur sind, die nicht aufgeschoben werden können. Alle unsere laufenden Prozesse sind mit einemmal zu unseren Ungunsten erledigt. Gauger: Die mangelnde Durchdenkung des Rechtsstoffes durch den Reichskirchenminister geht daraus hervor, daß in dem amtlichen Kommentar steht, daß sämtliche Landeskirchenregierungen in ihrer Rechtmäßigkeit bestritten seien. Aber Kerrl hat sie ja nun anerkannt39. Das Müllersche und Gaugersche Gutachten müssen ineinander gearbeitet werden40. Breit: Man sollte auch die Gesichtspunkte, die Meiser entwickelt hat41, einarbeiten. Es könnte als Beispiel auf Bayern hingewiesen werden. 39 Gauger bezog sich hier auf den offiziellen Kommentar der Pressestelle Kerrls, den der „Völkische Beobachter“ unter der Überschrift „Richtlinien für den Kirchenfrieden“ zusammen mit dem Text der 13. Durchführungsverordnung veröffentlicht hatte. In diesem Kommentar hatte es u. a. geheißen: „Die Rechtmäßigkeit aller Kirchenregierungen ist gestrichen [muss heißen: bestritten]. Um diesen Streit über die Rechtmäßigkeit bis zur endgültigen Regelung durch die Generalsynode aufzuheben, mußte eine neue Lösung gefunden werden: Die kirchenregimentlichen Befugnisse sind daher durch die neue Verordnung von der Staatsgewalt auf die tatsächlich diese Befugnisse ausübenden und zur Zeit im Amt befindlichen Kirchenregierungen übergegangen und diese Kirchenregierungen sind von Staats wegen anerkannt“ (Süddeutsche Ausgabe Nr. 83 vom 24. März 1937, S. 2; Wiederabdruck [nach dem Text der Berliner Ausgabe]: JK 5, 1937, S. 264f.). 40 Der Entwurf Gaugers und Niemanns (vgl. dazu oben Anm. 28) wurde dann entsprechend den Ergebnissen der Besprechung im Lutherrat von Fleisch, Gauger und Niemann überarbeitet (vgl. G 2, S. 2). Bei der Neufassung des Entwurfs wurden eine Reihe von Präzisierungen, Umstellungen, Hervorhebungen und Umformulierungen vorgenommen; in seinen wesentlichen Aussagen blieb er jedoch unverändert. Der Einleitung wurde allerdings ein neuer Schlusssatz hinzugefügt, in dem es hieß, „im Gewande einer bloßen Durchführungsverordnung“ werde jetzt „tatsächlich ein ganz neues staatskirchenrechtliches System eingeleitet“. Außerdem wurde der Abschnitt über die Leitung der Kirchenkanzlei (vgl. dazu oben Anm. 29 und 32) um Ausführungen über die Kirchenführer ergänzt, die zum größten Teil wörtlich aus dem Gutachten Hermann Müllers übernommen waren (vgl. dazu oben Anm. 35). Hatte Müller die Zuständigkeit der Kirchenführer allerdings noch auf solche gesamtkirchlichen Aufgaben begrenzt, deren Wahrnehmung nicht bereits durch § 1 der 13. Durchführungsverordnung geregelt war, hieß es jetzt weitgehender gefasst, die „im leitenden Amt stehenden Führer der Landeskirchen“ seien allein dazu berufen, „die gesamtkirchlichen Aufgaben der Deutschen Evangelischen Kirche in der jetzigen Übergangszeit wahrzunehmen“ und damit auch „die Leitung der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei zu ordnen“ (undatierter und ungezeichneter Entwurf „Zur 13. Durchführungsverordnung zum Gesetz zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche vom 20. März 1937“: LKA Stuttgart, D 1, 136). Dieser neu gefasste Entwurf lag dann offenbar der Kirchenführerkonferenz vor, die am folgenden Tag zusammentrat (vgl. dazu unten Dok. 10, S. 232). 41 Nach dem Entwurf für das Protokoll über die Sitzung des Lutherrats hatte Meiser „über die Wirkung der 13. Durchführungsverordung auf die intakten Landeskirchen“ gesprochen und sie dabei als „ein Rahmengesetz gegen die süddeutschen Bischöfe“ bezeichnet (LKA Hannover, D 15 III Nr. 13).
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Meiser regt an, die Bruderräte mit hereinzuziehen. Aussprache über die Finanzabteilungen und über die Inanspruchnahme widerrechtlicher Befugnisse durch diese Abteilungen42. Wurm: Keine der angeschlossenen Landeskirchen soll die 13. Verordnung von Kerrl abdrucken. Breit stellt fest: Die Verordnung ist noch in keinem Amtsblatt aufgenommen, und es wird beschlossen, sie in kein Amtsblatt aufzunehmen43. Marahrens trägt über den Brief vor, den er von Kerrl empfangen hat. Der Brief ist datiert vom 25. Februar 193744. Er lief ein am 22. März und ist am 20. März zur Post gegeben. Marahrens hat sofort den Empfang bestätigt. Am 23. März schickte ich Lilje eine Abschrift des Schreibens zu und bat ihn, Abschrift des Briefes den Kirchenführern zuzuleiten. Das ist geschehen. Lilje hat uns für 2. April zu einer Konferenz eingeladen45. Uns ist unklar die Distanz zwischen dem Datum des Schreibens und dem Datum des Eintreffens46. Der Grund wird in der Verordnung von Kerrl-Muhs47 liegen. Das Schreiben ist nach einem Eingang in drei Punkte gegliedert. Kerrl will nicht eine Erörterung zu Punkt eins haben über das Versagen des Reichskirchenausschusses. Er will auch keine Ausführungen zu den Punkten, weshalb alles nicht möglich ist und wie die Lage der Kirche ist. Er will nur eine Äußerung haben hinsichtlich der Kirchenwahl.
42 Nach G 2, S. 2, schilderte Ficker hier „die Notlage der sächsischen Landeskirche unter Hinweis auf die dortige Finanzabteilung“. Demgegenüber berichtete Johnsen, „dass die Finanzabteilung der braunschweigischen Landeskirche in loyaler Weise mit der Kirchenregierung zusammenarbeitet“. Abschließend erörterte Kotte noch „grundsätzliche Rechtserwägungen“ zu den Finanzabteilungen. 43 Dieser Beschluss lautete nach G 2, S. 3: „Die Vollsitzung ist in ihrer Gesamtheit der Meinung, dass eine Veröffentlichung der 13. Durchführungsverordnung in den kirchlichen Amtsblättern nicht in Frage kommt.“ – Nachdem Marahrens Kerrl in einem Schreiben vom 8. April 1937 angekündigt hatte, die Landeskirchen würden die Verordnung nicht in ihren Amtsblättern veröffentlichen (vgl. dazu unten Dok. 13, Anm. 21), kam es in dieser Frage in den folgenden Monaten zu schwerwiegenden Auseinandersetzungen mit dem Reichskirchenministerium (vgl. dazu unten Dok. 22, S. 476–489, und Dok. 33, Anm. 74f.). 44 Zu diesem Schreiben vgl. oben Anm. 12. 45 Zu dieser Sitzung der Kirchenführerkonferenz vgl. unten Dok. 10–13. 46 Kerrl hatte sein auf den 25. Februar 1937 datiertes Antwortschreiben an Marahrens nach einer Besprechung bei Hitler entworfen, die am 22. Februar 1937 stattgefunden hatte (vgl. dazu Dokumente 4, S. 11, Anm. 8). Die Absendung hatte sich dann aber verzögert, weil Kerrl den Entwurf für das Schreiben zusammen mit dem Entwurf für die 13. Durchführungsverordnung zunächst zur Prüfung an Hitler geschickt hatte, was offenbar auf dessen ausdrücklichen Wunsch hin geschehen war (vgl. das Schreiben Kerrls an Hitler vom 25. Februar 1937, Abdruck: Ebd., S. 10f.; vgl. dazu auch G. Besier, Kirchen 3, S. 644). 47 Gemeint ist die 13. Durchführungsverordnung (vgl. dazu oben Anm. 11).
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Nun hat er ja von uns verschiedene Schreiben bekommen48. Von uns aus konnte er schon zu einem Vorschlag kommen. Aber er muß seine Gründe gehabt haben, daß er die Kirchenführerkonferenz um eine Äußerung ersucht. Man sollte seitens der Landeskirchenführerkonferenz zu Punkt drei antworten. Eine solche Antwort kann nur liegen auf der Linie Goslar49 – München50. Dann haben wir die Gewähr, daß das, was gesagt ist, unserer bisherigen Haltung entspricht. Man sollte zu Ziffer drei offiziell ein Votum der Kirchenführer herbeiführen und sollte sich dann fragen, ob Punkt eins und zwei ebenfalls Anlaß einer Erörterung werden sollen. Ich würde vorschlagen, daß ich dem Minister zu eins und zwei persönlich schreibe und die Gelegenheit benütze, noch einmal die ganze Haltung des Ministers ans Licht zu ziehen. Es muß herausgestellt werden, wo die Schuld liegt, daß die Störung des Befriedungswerkes erfolgte. Es bleibt die Frage nach dem Eingang. Durch einen „gewissen Herrn Lilje“51. Es wird zu sagen sein, daß Lilje ein Beauftragter ist und daß die anderen „Geistlichen“ Kirchenführer sind. Es wäre besser gewesen, wenn er sich mit diesen „Herren“ in Verbindung gesetzt hätte. Wenn der Eingang eine Angelegenheit der Kirchenführer ist, so würde ich mir persönlich erlauben, ein Wort dazu zu sagen. Ich habe versucht, ganz sachlich auf der Linie Goslar – München zu antworten. Durchschlag des betreffenden Schreibens wird verteilt und vorgelesen52. Breit stellt fest, daß im wesentlichen der Duktus des Ganzen übereinstimmt mit dem, was eingangs der heutigen Beratungen vorgetragen wurde. Wesentliches ist nicht geändert. Breit weist darauf hin, daß durch den Centralausschuss für die Innere Mission ein Rundschreiben des Laienausschusses Dr. Ledebur53 an die 48 Vgl. die oben Dok. 4, Anm. 33, erwähnte Erklärung der Kirchenführer vom 19. Februar 1937 sowie die Schreiben an Kerrl vom 26. Februar und 3. März 1937 (vgl. oben Dok. 6, Anm. 51). 49 Gemeint ist die Besprechung des von der Kirchenführerkonferenz eingesetzten Wahlausschusses vom 23./24. Februar 1937, bei der ein Entwurf für ein Schreiben an Kerrl mit Vorschlägen zur Wahlordnung ausgearbeitet worden war (vgl. dazu oben Dok. 6, Anm. 22). 50 D. h. die bei der Besprechung am 23./24. März 1937 erarbeiteten Thesen zur Wahl (vgl. dazu oben Anm. 17). 51 Der erste Satz des Schreibens Kerrls an Marahrens (vgl. oben Anm. 12) lautete vollständig: „Durch einen gewissen Herrn Lilje ist mir unter der Firmierung ‚die beauftragte Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche‘ eine Entschließung zugeleitet worden, die von Ihnen und Geistlichen anderer Landeskirchen unterschrieben ist“. 52 Zu diesem Entwurf, der am folgenden Tag in der Kirchenführerkonferenz zur Diskussion gestellt wurde, vgl. unten Dok. 10, Anm. 22, 31 und 36–39. 53 Gemeint ist das von Gisbert Freiherr von Ledebur im Namen des Arbeitsausschusses der
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Stellen der Inneren Mission gerichtet wird mit der Bitte, Kreise interessierter Laien im Sinn des Rundschreibens zu unterrichten54. Dieses Rundschreiben ist ein solches Geschmarr55, daß man sich wundern muß, daß sich der Centralausschuss auch nur zum Briefträger dieses Schreibens macht. Dem Centralausschuss soll bedeutet werden, er möge die Finger davon lassen56. Wenn er auf diesem Weg weiterfährt, müßten wir unseren Landeskirchen dringend raten, die Beziehungen zum Centralausschuss aufzugeben. Laien (vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 33) herausgegebene Flugblatt „Zur weiteren Verständigung in unserem Arbeitskreis. Auswertung der bisherigen Erfahrung!“ vom 20. März 1937. In diesem Flugblatt hatte von Ledebur beklagt, die theologischen Auseinandersetzungen zwischen den kirchenpolitischen Gruppen seien für das evangelische Volk weitgehend unverständlich geblieben und als Streit „um des Kaisers Bart“ empfunden worden. Dies habe bei einer „großen Zahl evangelischer Volksgenossen, die r i c h t i g unterrichtet zum größten Einsatz bereit wären“, zu schlimmster Gleichgültigkeit geführt und die „falsche öffentliche Meinung“ genährt, die von Hitler angeordneten Kirchenwahlen seien „eine ganz nebensächliche Angelegenheit, über die sich höchstens die Pastoren streiten“. Demgegenüber betrachte der Arbeitsausschuss es als seine Aufgabe, „nüchterne Pionierarbeit für die volkliche Bedeutung dieser Kirchenwahl und über die kirchliche Bedeutung der kommenden Generalsynode“ zu leisten. Dazu müsse „in der Öffentlichkeit des Volkes“ vor allem herausgestellt werden, dass der Führer „nach vielen kirchenamtlichen Versuchen den Bau des Weges zur geeinten Reichskirche nunmehr in die Hand des V o l k e s gelegt“ habe. Dies sei ein geschichtlich einmaliger Vorgang, da seit der Reformation stets „Konsistorien, Behörden, Ausschüsse, Kirchenregimenter im Vordergrund gestanden“ hätten. Der „Ruf des Führers: Deutsches Evangelisches Volk, jetzt baue Deine Kirche selbst“, sei die „befreiende Antwort“, auf die schon „Luther für Deutschland gehofft“ habe und „alle wahrhaft evangelischen Deutschen nach ihm bis zu unseren Tagen“. Durch den Ruf zum freien Volksentscheid widerfahre „dem heiß umkämpften Erbe der Reformation vom deutschen Staat seine höchste geschichtliche Gerechtigkeit“. Nachdem es den Theologen jahrhundertelang nicht gelungen sei, eine Einmütigkeit im Bekenntnis zu erreichen, und auch der letzte Appell des Arbeitsausschusses an die Kirchenführer auf Ablehnung gestoßen sei (vgl. dazu ebd.), falle den Laien jetzt die Aufgabe zu, die „Volksgenossen des evangelischen Glaubens“ dazu aufzufordern, „sich dafür zu entscheiden, daß die ewigen Wahrheiten des Evangeliums, wie sie in der Bibel uns verkündet werden, in der werdenden Reichskirche dem deutschen Volk weiter gepredigt werden als Hilfe und Ausrichtung für unser zeitliches und ewiges Leben“. Zur Erfüllung dieser Aufgabe benötige der Arbeitsausschuss „geistige und praktische Hilfe, damit die Eigenständigkeit der kirchlichen Arbeit des Volkes nicht Hoffnung und Wunsch bleibt, sondern Tat wird, wie es der Führer von diesem Volksentscheid erhofft“ (ADW Berlin, CA 2139).– Zu den weiteren Aktivitäten des Laienausschusses vgl. unten Dok. 19, Anm. 97. 54 In dem Rundschreiben des Centralausschusses für die Innere Mission der Deutschen Evangelischen Kirche an die Landes- und Provinzialverbände der Inneren Mission vom 23. März 1937 war explizit darauf hingewiesen worden, dass es sich „bei dem Laienkreis um Persönlichkeiten handelt, die die Arbeit der Inneren Mission warmherzig fördern“ (Abschrift im LKA Hannover, D 15 I Nr. 51). 55 = bayerische Mundart für Unsinn. 56 Beschluss präziser in G 2, S. 3: „Aus den einzelnen Landeskirchen soll dem Zentralausschuss nahegelegt werden, sich in Zukunft für solche Aktionen nicht einspannen zu lassen“.
10 Sitzung der Kirchenführerkonferenz 1937 April 2 I. Meiser, Wachstuchheft 7, S. 947–965. II. Bauer – Beste – Bosse – Breit – Brunotte – Ficker – Gramlow – Happich – Hollweg – Horn – Hymmen – Koopmann – Kotte – Kühlewein – Kuessner – Langenohl – Lilje – Mahrenholz – Marahrens – Meiser – Hermann Müller – Neuser – Niemann – Spitta – Wurm1. III. Berlin-Charlottenburg 2, Deutsche Evangelische Kirchenkanzlei, Marchstr. 2; von 10.00 Uhr bis 14.00 Uhr und von 17.00 Uhr bis 19.30 Uhr. G: 1. Meiser, ATB; 2. nicht gezeichnete „Niederschrift über die Konferenz der Landeskirchenführer am 2. April 1937“ (LKA Stuttgart, D 1, 136).
Leitung Lilje. [Lilje:] Bericht über die Lage. Zeitlicher Zusammenhang zwischen Schreiben Kerrls an Marahrens2 und Veröffentlichung der Durchführungsverordnung vom 23. [richtig: 20.] März 19373. Die Verordnung ist die teilweise Durchführung dessen, was am 13. Februar angekündigt war4. Diese Verordnung stellt die Aufhebung der letzten rechtlichen Möglichkeiten der Kirche seit 1933 dar. Es ist der einschneidendste Eingriff des Staates in die Lage der Kirche. Die sehr offenkundige Äußerung des staatlichen Willens. Mit merkwürdiger Zähigkeit wird das von Rosenberg verkündete Ziel verfolgt, organisatorische Verkümmerung der Kirche5. Der Wahlerlaß6 hat keinen einzigen sichtbaren Erfolg in be1 Nach G 2 haben an der Sitzung der Kirchenführerkonferenz außerdem Vertreter der Landeskirchen von Braunschweig, Hamburg und Schaumburg-Lippe – vermutlich Henke – teilgenommen, die aber nicht namentlich aufgeführt sind und auch in der Mitschrift Meisers nicht erwähnt werden. 2 Vom 25. Februar 1937 (zum Inhalt dieses Schreibens vgl. oben Dok. 9, Anm. 12). 3 Gemeint ist die „Dreizehnte Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ (vgl. dazu oben Dok. 9, Anm. 11).– Das Schreiben Kerrls vom 25. Februar 1937 hatte Marahrens erst am 22. März 1937 erhalten; zu den Gründen für diese Verzögerung vgl. oben Dok. 9, Anm. 46. 4 Gemeint sind die programmatische Rede Kerrls vor den Vorsitzenden der Landes- und Provinzialkirchenausschüsse und der Verordnungsentwurf Muhs’ (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 3 und 10). 5 In Rosenbergs „Mythus des 20. Jahrhunderts“ hatte es am Ende des Kapitels über „Deutsche Volkskirche und Schule“ geheißen: „Die germanischen Charakterwerte sind [.|.|.] das Ewige, wonach sich alles andere einzustellen hat. [.|.|.] Ein Mann aber oder eine Bewegung, welche diesen Werten zum vollkommenen Siege verhelfen wollen, haben das sittliche Recht, das Gegnerische nicht zu schonen. Sie haben die Pflicht, es geistig zu überwinden, es organisatorisch verkümmern zu lassen und politisch ohnmächtig zu erhalten“ (A. Rosenberg, Mythus, S. 636).
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zug auf die Pressefreiheit der Kirchen gehabt7. Fortschreitende Verhinderung der kirchlichen Verkündigung. Vorgestern abend wurde die Evangelische Woche in Darmstadt verboten8, während gleichzeitig Oberheid offen sprechen durfte9. Die Verhaftungen gehen fort. Besonders Laien kommen in Betracht10. Eindruck: Von den acht Lübecker Pfarrern, die seit 1. Januar 1937 unverändert in Hausarrest sitzen11, wurde ausgerechnet am Karfreitag [26. März 1937] einer in Schutzhaft abgeführt12. Versammlungsverbot, Verbote von Benutzung kirchlicher Säle. (Verbot, im eigenen Gemeindehaus eine Wahlversammlung zu halten. Der gleiche Saal wurde einem DC-Pfarrer für eine Versammlung freigegeben.) Die religiöse Gesamtlage hat an Schärfe zugenommen. Die päpstliche Enzyklika ist von außergewöhnlicher Schärfe13. Auch das Gespräch mit Ludendorff und
6 Zum Wahlerlass Hitlers vom 15. Februar 1937 vgl. oben Dok. 1, Anm. 1. 7 Zu den Beschränkungen, denen die kirchliche Presse trotz der zugesagten Freiheit der Wahl unterlag, vgl. oben Dok. 6, Anm. 15 und 17f. 8 Die für die Zeit vom 31. März bis 4. April 1937 geplante Evangelische Woche war unter Berufung auf § 1 der „Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat“ vom 28. Februar 1933 (RGBl I 1933, S. 83) am 30. März 1937 durch eine Verfügung der Gestapo Darmstadt verboten worden (Abdruck: Dokumentation 6, S. 250); darüber hinaus war über die eingeladenen Redner, zu denen u. a. Wurm und Asmussen gehörten, ein Aufenthalts- und Redeverbot verhängt worden (vgl. das Schreiben des Geheimen Staatspolizeiamtes Darmstadt an die Außendienststellen vom 1. April 1937, abgedruckt ebd., S. 251). Die Leitung der Evangelischen Woche hatte daraufhin beschlossen, die Veranstaltung trotzdem beginnen zu lassen, da „es ihr vom Herrn der Kirche verwehrt sei, auf die in der Evangelischen Woche vorgesehene Verkündigung zu verzichten“; obwohl es zu Polizeiaktionen und Verhaftungen kam, konnten noch mehrere der geplanten Veranstaltungen durchgeführt werden (vgl. den Bericht des Arbeitsausschusses der Evangelischen Woche vom 30. März bis 1. April 1937, Abdruck: Ebd., S. 254–257, Zitat: S. 254). 9 Oberheid, ehemals engster Mitarbeiter von Reichsbischof Ludwig Müller, hatte wenige Tage vor der Evangelischen Woche auf einer Versammlung der Deutschen Christen in Darmstadt eine Rede gehalten (vgl. den undatierten und ungezeichneten Aktenvermerk „Evangelische Woche in Darmstadt“: LKA Hannover, D 15 I Nr. 74). 10 Vgl. dazu das Schreiben an alle evangelischen Reichsminister vom 2. April 1937, in dem die VKL II u. a. gegen die Verhaftung eines Organisten, eines Druckers und einer Fürsorgerin Protest einlegte (abgedruckt bei W. Jannasch, Kirchendokumente, S. 49–53). 11 Vgl. dazu oben Dok. 3, Anm. 37.– Alle bisherigen Vermittlungsversuche zwischen den unter Hausarrest stehenden Bekenntnispastoren und dem Lübecker Kirchenrat waren ergebnislos verlaufen (vgl. oben Dok. 6, Anm. 93; Dok. 8, Anm. 13); kurz nach der Sitzung der Kirchenführerkonferenz kam es dann jedoch zu einer Einigung (vgl. dazu unten Anm. 16). 12 Dabei handelte es sich um Pastor Johannes Schulz, in dessen Pastorat am Karfreitag eine geheime Abendmahlsfeier stattgefunden hatte; die Gestapo hatte die Feier gesprengt und Schulz in Schutzhaft genommen (vgl. K. F. Reimers, Lübeck, S. 354, Anm. 21). 13 In seiner auf einen Entwurf Faulhabers zurückgehenden Enzyklika „Mit brennender Sorge“ vom 14. März 1937, die am Palmsonntag von den Kanzeln verlesen worden war, hat-
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dem Führer [Hitler] scheint damit im Zusammenhang zu stehen14. Es tritt jenes drohende Spiel wieder ins Blickfeld: Die Kirchenwahl wird vertagt, es passiert nichts. Vielleicht wird in irgendeiner Form dies gesagt, daß das Verschulden für die Vertagung der Kirche zur Last gelegt wird. Inzwischen erfolgt kalte Mediatisierung15 der Kirche, als ob nichts geschehen sei. Sie [die 13. Durchführungsverordnung] tut, als ob kein Wahlerlaß des Führers erschienen sei. Sie tut, als ob eine Reihe von Fragen bereits erledigt seien [sic!], die durch die Generalsynode erst erledigt werden müssen. Die Auseinandersetzung mit den Deutschen Christen geht in unverminderter Schärfe weiter. Die starre Haltung des Lübecker Landeskirchenrates geht auf die Stärkung zurück, die die Lübecker Herren bei Berliner Besuchen empfangen haben16.
te Papst Pius XI. den politischen Machthabern in Deutschland vorgeworfen, sie ließen Kräfte gewähren, die „von Anfang an kein anderes Ziel“ als den „Vernichtungskampf“ gehabt und eine „mit allen Mitteln arbeitende grundsätzliche Feindschaft gegen Christus und seine Kirche“ gezeigt hätten. Ungeschriebenes „Gesetz des Handelns“ sei die Umgehung, Aushöhlung und offene Verletzung des im Sommer 1933 zwischen Deutschem Reich und Heiligem Stuhl geschlossenen Konkordats; „verbrieftes Recht“ werde durch „offene oder verhüllte Gewalt“ erdrosselt. Die Enzyklika verwarf die nationalsozialistische Weltanschauung mit ihrer Vergötzung von Rasse, Volk und Staat und verurteilte scharf die Eingriffe des totalitären Regimes in das kirchliche Leben (Abdruck u. a.: G. Denzler/V. Fabricius, Christen, S. 284–306; vgl. dazu auch L. Volk, Enzyklika; H. Hürten, Katholiken, S. 371–379; zu den staatlichen Reaktionen vgl. außerdem Dokumente 4, S. 23–31). 14 Über dieses Gespräch zwischen Hitler und Ludendorff am 31. März 1937 in München hatte der „Völkische Beobachter“ berichtet, Ludendorff habe die „rettende Tat des Führers“ gelobt, mit der er „den Versailler Schandpakt“ zerrissen und „Volk und Staat wieder wehrhaft“ und zum „Herrn am Rhein“ gemacht habe; Hitler hingegen habe es begrüßt, dass „das Dritte Reich und seine Wehrmacht nun wieder in vertrauensvoller persönlicher Fühlungnahme mit dem Feldherrn des Weltkriegs stünden“ (Süddeutsche Ausgabe vom 1. April 1937, S. 2). Goebbels notierte dazu am 1. April 1937: „Die Versöhnung des Führers mit Ludendorff ist eine allgemeine – wie lange wird sie dauern? [.|.|.] Der General ist und bleibt ein Außenseiter. Aber das [sic!] er sich nun zu uns bekennt, ist sehr notwendig und erfreulich“ (J. Goebbels, Tagebücher I/4, S. 74; zum Treffen Ludendorffs mit Hitler vgl. auch M. Messerschmidt, Aspekte, S. 87). 15 = Unterwerfung unter die Landeshoheit, reichsunmittelbarer Besitz. 16 So hatte sich Muhs empört gezeigt, als die Lübecker Bekenntnispastoren das Verständigungsangebot Balzers und des Kirchenrates vom 16. Februar 1937 abgelehnt hatten (vgl. dazu oben Dok. 6, Anm. 93): Damit hätten die Pastoren unter Beweis gestellt, dass sie weder das ordentliche Kirchenregiment noch die Staatsautorität anzuerkennen gewillt seien; eine Rücknahme der staatspolizeilichen Maßnahmen sei folglich erst möglich, wenn die Pastoren sich unterwerfen (vgl. K. F. Reimers, Lübeck, S. 346). Dementsprechend unnachgiebig hatte sich das Lübecker Kirchenregiment bei dem gescheiterten Vermittlungsversuch Liljes und Gaugers am 6. März 1937 dann auch gezeigt (vgl. dazu oben Dok. 8, Anm. 13). Auch eine zweite Besprechung zwischen Lilje, Gauger, Böhmcker und Balzer, die am 16. März 1937 stattgefunden hatte, war ergebnislos verlaufen, da Böhmcker da-
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Welche unmittelbare Handlung von seiten der Kirchenführerkonferenz ist nötig, um zu bezeugen, daß die Lage eindeutig gesehen wird, und daß man entschlossen ist, entsprechend zu handeln: 1. Antwort auf das Schreiben des Ministers [Kerrl] vom 25. Februar 1937; 2. Stellungnahme zur Durchführungsverordnung vom 23. [richtig: 20.] März 1937; 3. Umgestaltung der Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche. Es bleibt nur übrig, nun mit aller Deutlichkeit zum Ausdruck zu bringen, daß die Kirche nicht willens ist, sich die Frage der Leitung einfach aus der Hand nehmen zu lassen. Dem Staat gegenüber muß deutlich werden, daß die Kirchenführerkonferenz ihren Anspruch auf Bestellung einer Leitung nicht preisgeben will, sondern ihn aufs äußerste zu aktivieren gedenkt. Die Frage nach der Beteiligung der Deutschen Evangelischen Kirche in Oxford sollte womöglich ebenfalls besprochen werden17. 1. Schreiben des Ministers Kerrl an Landesbischof Marahrens. Bericht wie im Lutherrat am 1. April 193718. Marahrens schlägt vor, dem Minister zu antworten und zu Punkt drei19 Stellung zu nehmen. Soll man Punkt eins und zwei einfach hinnehmen? Soll man damit anerkennen, was Kerrl über den Reichskirchenausschuss und über die Kirche gesagt hat? Da Kerrl von der Kirchenführerkonferenz nur eine Antwort auf drei erwartet20, sollte man allein dazu Stellung nehmen. Über das Eingehen auf die andern Punkte könnte man nachher noch sprechen. Mir persönlich sollte es erlaubt sein, in einem
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rauf beharrt hatte, die Bekenntnispastoren müssten sich vorbehaltlos auf die geltende Rechtsordnung der lübeckischen Landeskirche verpflichten (vgl. K. F. Reimers, Lübeck, S. 350ff.). Ein Vergleich konnte erst erzielt werden, als mit der 13. Durchführungsverordnung eine veränderte Rechtslage eingetreten war und sich die Berliner Gestapo-Zentrale auf Veranlassung von Mohr und Gauger direkt in die Verhandlungen eingeschaltet hatte. Am 3. April 1937 erklärten sich die Geistlichen schließlich „zu allen Dienstobliegenheiten gemäß ihrem Ordinationsgelübde bereit, die die Leitung und Verwaltung der evangelisch-lutherischen Kirche in der Freien und Hansestadt Lübeck und ihrer Gemeinden erforderlich macht“; dafür erklärten Bischof und Kirchenrat, sie würden keine geistliche Leitung über die Bekenntnisgeistlichen beanspruchen, und nahmen die Entlassung der Bekenntnisgeistlichen zurück. Beide Seiten verzichteten darauf, vor Erlass der Wahlordnung auswärtige Redner einzuladen. Außerdem kündigte die Gestapo die Aufhebung sämtlicher aus kirchenpolitischen Gründen getroffenen Maßnahmen an (vgl. ebd., S. 353ff., Zitat: S. 355). Vgl. dazu unten Dok. 13, Anm. 15. Vgl. dazu oben Dok. 9, S. 221f. Zum Inhalt dieses und der im Folgenden genannten Punkte aus dem Schreiben Kerrls an Marahrens vom 25. Februar 1937 vgl. oben Dok. 9, Anm. 12. Vgl. dazu ebd.
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ernsten, ja seelsorgerlichen Schreiben dem Minister das Nötige über eins und zwei zu sagen21. 2. Der Entwurf des Schreibens an den Minister wird vorgelegt22. (Schlageter ist als Held in den Tod gegangen23, während der Asiate sagte: Vater, ist es möglich, so gehe dieser Kelch von mir24. Führer [Hitler] am Grabe eines Amtswalters25.) Besprechung.
21 Marahrens teilte Kerrl dann am 3. April 1937 in einem persönlichen Schreiben mit, wie sehr ihn „Inhalt, Ton und Haltung“ des Schreibens Kerrls „als eines Briefes des mit der Durchführung eines Befriedungswerkes befaßten Herrn Reichsministers geschmerzt“ hätten; die Art und Weise, wie Kerrl von Lilje und den Kirchenführern gesprochen habe, sei weder der Würde seines „staatlichen Amtes noch der Stellung der von uns vertretenen Landeskirchen in Volk und Staat angemessen“. Den Ausführungen Kerrls über das Scheitern des Reichskirchenausschusses stellte Marahrens entgegen, der Ausschuss habe der Anweisung des Ministers zur Unparteilichkeit nicht folgen können und dürfen, da die Kirche ihre Grundlage aufgeben würde, „wollte sie darauf verzichten, ihre Lehre rein zu erhalten, ihr Bekenntnis vor Verfälschung zu bewahren und die Scheidung denen gegenüber zu vollziehen, die diese Grundlage ganz oder teilweise verleugnen“. Von dieser Haltung könne die Kirche nichts abbringen, „auch nicht die Befürchtung, daß eine Staatsregierung sich entgegen dem geschichtlich begründeten Anspruch zu einer Entziehung der Körperschaftsrechte und bisher gewährter Privilegien entschließen könnte“. Die Auflösung der kirchlichen Ordnung der Deutschen Evangelischen Kirche habe ihre Ursache keineswegs in der Unfähigkeit der „Priesterschaft der evangelischen Kirche“, sondern sei deshalb so weit vorangeschritten, „weil sie sich weithin unter offizieller und offiziöser Duldung und Mitwirkung nichtkirchlicher Stellen“ vollzogen habe. Wenn zur Wiederherstellung der Ordnung jetzt dem Kirchenvolk die Aufgabe zugewiesen werde, „über die Kirche, ihre Verfassung und Ordnung hinweg tätig zu werden und der Kirche eine Verfassung zu geben“, so widerspreche das der Grundlage der Kirche, deren Lehre und Bekenntnis „nicht der Beschlußfassung oder Entscheidung von Mehrheiten“ unterliege, sondern „vielmehr jeder Rechtsetzung entzogen“ sei; deshalb könne und werde die Kirche „ihr Geschick und ihre Ordnung nicht in die Hand einer Generalsynode legen, der aufgegeben wird, um jeden Preis ohne Berücksichtigung der kirchlichen Wahrheitsfrage unter eine Verfassung zu bringen, was glaubensmäßig geschieden ist“ (Abdruck des Schreibens: E. Klügel, Landeskirche 2, S. 120–124). 22 Gemeint ist hier der Entwurf für ein Antwortschreiben Marahrens’ zu Punkt 3 des Schreibens Kerrls vom 25. Februar 1937 (Entwurf mit hsl. Datierung auf den 1. April 1937: EZA Berlin, 50/96). 23 Der ehemalige Frontoffizier und Freikorpskämpfer Albert Leo Schlageter hatte nach dem im Januar 1923 erfolgten Einmarsch französischer und belgischer Truppen in das Ruhrgebiet ein Sprengstoffattentat auf eine Eisenbahnbrücke zwischen Düsseldorf und Duisburg verübt. Daraufhin war er von einem französischen Militärgericht zum Tod verurteilt und am 26. Mai 1923 hingerichtet worden. Sofort nach seinem Tod war er von Anhängern verschiedener politischer Richtungen als nationaler Märtyrer und ‚Held des Vaterlandes‘ verehrt worden; die NSDAP hatte den Schlageterkult dann seit 1933 für ihre eigenen Zwecke genutzt und Schlageter zum Vorkämpfer und Helden des Nationalsozialismus stilisiert (vgl. dazu E. Fleiter, Held; M. Franke, Schlageter; E. Hillesheim, Erschaffung). 24 Unvollständiges Zitat aus der Passionsgeschichte (vgl. Mt 26, 39; Mk 14, 36; Lk 22, 42). 25 Nicht ermittelt.
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Hymmen fragt, ob nicht heute eine andere Situation gegeben ist gegenüber jener Sitzung der Kirchenführer, in der die erste Eingabe an den Minister über die Wahlordnung erarbeitet wurde26, und auch gegenüber der Situation, die bei der zweiten Eingabe vorlag27. Diese Eingabe erfolgte nicht namens der Landeskirchenführerkonferenz, da von Altpreußen bereits ein besonderes Votum an den Minister erging28. Es ist bereits in den einleitenden Worten von Lilje zum Ausdruck gebracht worden, daß man zunächst gar nicht weiß, wann die Wahl stattfindet, ja nicht einmal, ob sie überhaupt stattfindet. Haben die Landeskirchen eine Veranlassung, von sich aus den Anschein zu erwecken, als ob ihnen nichts erwünschter sein könnte, als daß in vier Wochen Wahlen sein sollen? Ich würde nicht gerade drängen, die Wahl stattfinden zu lassen. Da ergibt sich eine Frage nach der Art der ganzen Abfassung einer Antwort an den Minister. Ich bitte zu überlegen, ob man nicht heute sagen müßte, wann denn nun einmal Wahlen zur Synode stattfinden sollen. Dann müssen wir fordern, daß bestimmte Gesichtspunkte berücksichtigt werden, und daß man sich darüber klar ist, daß eine Wahl nicht zum Ziel haben kann die Zusammenfügung der auseinanderstrebenden Elemente, sondern eine Auseinandersetzung derselben. Man muß sich zugleich darüber ganz klar sein: Eine Wahl zur Generalsynode in dem hier vorgeschlagenen Sinn wird der Staat nicht anerkennen, da er sie nicht anerkennen kann. Das ist total unmöglich. Wir müssen uns darüber klar sein: Die dissentierenden Gruppen29 berufen sich für ihre innere Haltung auf ihre Zugehörigkeit zur nationalsozialistischen Bewegung und Weltanschauung. Wenn sich der Staat auf diese Vorschläge einigen sollte, müßte er sich darauf einlassen, daß die, welche seine Propagandisten im evangelischen Kirchenraum sind, innerhalb der Deutschen Evangelischen Kirche keinen Raum haben. Das wird der Staat nie tun können. Die Begeisterung für die Kirchenwahl an den maßgebenden Stellen ist sehr stark bereits abgeflaut. Ich würde aber auch aus sachlichen Gründen raten, stark konditional zu reden. Ich ma-
26 Gemeint ist die Erklärung der Kirchenführer an Kerrl zur Wahl vom 19. Februar 1937 (vgl. dazu oben Dok. 4, Anm. 33), die auf der Sitzung der Kirchenführerkonferenz am 18./19. Februar 1937 verabschiedet worden war (vgl. oben Dok. 3 und 4). 27 D. h. bei der Eingabe der Kirchenführer an Kerrl vom 26. Februar 1937 (vgl. dazu oben Dok. 6, Anm. 51). 28 So nicht korrekt: Nachdem der altpreußische Landeskirchenausschuss am 26. Februar 1937 eine eigene Eingabe an Kerrl gerichtet hatte (vgl. dazu oben Dok. 6, Anm. 47), war das von Lilje unterschriebene Schreiben der Kirchenführer zwar zunächst in stark gekürzter Form herausgegangen; die gestrichenen Abschnitte hatte Lilje dem Reichskirchenminister dann aber mit einem weiteren Schreiben vom 3. März 1937 zukommen lassen (vgl. oben Dok. 6, Anm. 51). 29 Gemeint sind die Deutschen Christen.
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che darauf aufmerksam, daß man nicht so ganz sicher ist, ob die reformierten Brüder ohne weiteres imstande sein würden, von ihrem Bekenntnis her ganz und an allen entscheidenden Stellen mitzugehen30. Sehr viel ernsthafter ist mir dabei eine andere Sache. Es wird auf Seite vier aufgeführt „Wir sind der Überzeugung, daß eine erste .|.|. Ordnung der Kirche nur erreicht werden kann, wenn die Vorfrage, wie die einzelnen Glieder des Kirchenvolkes stehen, geklärt ist.“31 Ich muß [möchte] behaupten, daß dieser Satz innerhalb der lutherischen Kirche etwas Unerhörtes ist. So sind die lutherischen Kirchen Deutschlands nicht zustande gekommen, sondern so, daß – freilich aufgrund einer Bewegung in der Gemeinde, aufgrund der Tatsache, daß weite Kreise in der Gemeinde vom Evangelium ergriffen worden sind – es zu einer Erklärung, vor allem des Pfarramtes, gekommen ist. [Drei Wörter gestrichen] Es ist nirgendwo daran gedacht worden, das Kirchenvolk zu fragen, sondern das Pfarramt ist aufgerichtet worden und eine Ordnung der Gemeinde ist aufgerichtet worden. Wir stehen in einer entscheidenden Wende im kirchengeschichtlichen Leben des deutschen Volkes, ob wir aus dem Kirchenvolk heraus sammeln wollen die Gemeinde derer, die auf Artikel 1 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche32 stehen. Das liegt im Lauf der Entwicklung der letzten Jahre. Ich bin mir aber ebenso klar darüber, daß das nicht der Weg der lutherischen Kirche Deutschlands gewesen ist und daß die lutherische Kirche Deutschlands etwas total anderes werden müßte, wenn man diesen Weg geht. Es ist nicht einmal in den Gemeinden des Niederrheins so gegangen33. Deshalb muß diese grundsätzliche Frage in aller Schärfe gesehen werden. Ich widerstrebe damit [nicht] dem, was in der Gegenwart geschieht. Aber gerade deshalb bitte ich, ernsthaft zu überlegen, ob wir anders als ausgesprochen konditional [reden können].
30 Die Reformierten vertraten den Standpunkt, eine ihrem Bekenntnis entsprechende Kirchenwahl müsse ihren Ausgang bei den Presbyterien nehmen (vgl. dazu oben Dok. 3, Anm. 43). 31 Dieses Zitat aus dem Entwurf Marahrens’ (vgl. oben Anm. 22) lautete vollständig: „Wir sind der festen Überzeugung, daß eine echte, dem Wesen der Kirche entsprechende und der Aufgabe der Kirche dienende Ordnung der Kirche, ihrer Leitung und Verwaltung erst erreicht werden kann, wenn die seit 3 Jahren in der Deutschen Evangelischen Kirche durch alle kirchlichen Auseinandersetzungen hindurchgehende Vorfrage, wie die einzelnen Glieder der Kirche zu dem in Art. 1 der Kirchenverfassung umschriebenen Fundament der Kirche stehen, geklärt ist.“ 32 Zum Inhalt dieses Artikels vgl. oben Dok. 1, Anm. 52. 33 Gemeint sind die nach calvinistischem Vorbild organisierten Flüchtlingsgemeinden, die ab 1545 u. a. in Wesel, Aachen, Duisburg und Köln entstanden waren (vgl. dazu E. Mülhaupt, Kirchengeschichte, S. 171–175, S. 179; A. Rosenkranz, Geschichte, S. 33f.; J. F. G. Goeters, Entstehung, S. 170–175).
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Meiser: Ausgeschlossen sein [von der Wahl] sollen auch solche, die durch Maßnahmen der Kirchenzucht vom [landeskirchlichen] Wahlrecht ausgeschlossen sind34. Hermann Müller-Stuttgart: Es sollte auf die kirchlichen Ausschlußbestimmungen der einzelnen Landeskirchen zurückgegriffen werden35. Ziffer 3. Wählerliste und Wahllisten36. Die Wahllisten können doch nicht [nur] durch die zuständigen kirchlichen Organe aufgestellt werden. In dem Schreiben ist auf keine Weise zum Ausdruck gebracht, daß die Kirche darauf brennt, auf die Wahlen einzugehen. Es wäre ein taktischer Fehler, wenn auf das Schreiben des Ministers nicht objektiv eingegangen würde. Ich möchte deshalb auch warnen, es in konditionaler Form zu tun. Hollweg: Wir sind gefragt, ob wir dem Satz auf Seite zwei am Ende zustimmen können37. Ich habe mich an diesem Satz gestoßen. Wir können ihm in dieser Form nicht zustimmen. Man könnte durch eine Änderung in der Formulierung allen Bedenken Rechnung tragen. Niemann teilt die Gedanken von Hymmen, meint aber, daß wir uns mit Ziffer 838 nichts vergeben.
34 Nach der von der bayerischen Landessynode 1922 verabschiedeten „Kirchlichen Lebensordnung“ konnte das aktive und passive Wahlrecht z. B. bei Verschmähung von Taufe und kirchlicher Trauung oder im Fall der Erziehung der Kinder in einem anderen Bekenntnis verweigert werden (KABl Bayern 9, 1922, S. 224ff., hier: S. 224f.; vgl. auch R. Friedrich, Leben, S. 242f.; zur Kirchenzucht allgemein vgl. J. H. Leith, Kirchenzucht; M. Schian, Kirchenzucht; H. Frost, Kirchenzucht). 35 Zu diesen im landeskirchlichen Wahlrecht enthaltenen Bestimmungen vgl. oben Dok. 6, Anm. 34. 36 In Ziffer 3 des Entwurfs (vgl. oben Anm. 22) hieß es: „Eine Wählerliste würde durch die zuständigen kirchlichen Organe aufzustellen sein.“ 37 Dieser Satz lautete: „Konstitutive Elemente in der Evangelischen Kirche sind auf Grund der Heiligen Schrift nicht das Kirchenvolk, sondern allein die Gemeinde und das Lehramt der Kirche“. 38 Nach Ziffer 8 konnte die Generalsynode „lediglich die Aufgabe haben, festzustellen, in welchen Fragen die vorhandene innere Scheidung auch äußerlich festgelegt werden“ müsse. Dazu sei denjenigen Kräften, die an Art. 1 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche festhalten wollten, die Möglichkeit zu geben, „durch Schaffung entsprechender Ordnungen den Aufbau eigenständiger kirchlicher Organe vorzubereiten und auf die einheitliche Zusammenfassung der Gliederungen der Deutschen Evangelischen Kirche in einer neuen Verfassung hinzuarbeiten“; ebenso solle es dem anderen Teil der Synode unbenommen bleiben, „für seinen Bereich auf anderer Grundlage entsprechende Maßnahmen zu treffen“. Folglich bestehe die Aufgabe der Generalsynode darin, „auf dem für die evangelische Kirche einzig möglichen Wege die Neuordnung der Kirche vorzubereiten, nämlich zunächst der inzwischen eindeutig vorliegenden Entscheidung in den Glaubensfragen Rechnung zu tragen und sodann die eigentliche Ordnung der Kirche auf einheitlicher Glaubensgrundlage von der Gemeinde her in Angriff nehmen zu lassen“. Ziffer 8 schloss dann mit dem oben Anm. 30 wiedergegebenen Absatz.
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Lilje schlägt einen Redaktionsausschuß vor: Müller, Koopmann, Hymmen, Niemann, Vertreter der Union und Vertreter Sachsens (Kotte)39. Meiser hält für nötig, daß auch irgendwie zu Punkt eins und zwei des Schreibens von Kerrl40 Stellung genommen wird. Koopmann: Wenn man mit dem Minister ein recht deutliches Wort spricht, so hört er darauf. Bosse: Was der Minister gesagt hat in Punkt 1 und 2, muß zurückgewiesen werden. Ich würde es für notwendig halten, daß auch hinsichtlich des Reichskirchenausschusses die erhobenen Anwürfe zurückgewiesen werden. Marahrens ist bereit, einen von ihm entworfenen Brief an Kerrl im Laufe der Tagung bekanntzugeben41. 2. Stellungnahme zur 13. Durchführungsverordnung zum Gesetz zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche42. Vorlage, entworfen durch einige Juristen43. Referent: Oberlandeskirchenrat Niemann. Es erscheint notwendig, daß eine einmütige offizielle Stellungnahme zu der Verordnung erfolgt. Dabei schien es ratsam, die Verordnung nicht als Detail aufzufassen, sondern sie in den ganzen Zusammenhang des Kirchenrechts und des Staatskirchenrechts hineinzustellen, wie er seit den Tagen der Reformation bestanden hat. In dem Entwurf ist versucht worden, die Rechtsauffassung bezüglich der verschiedenen Vorschriften der 13. Durchführungsverordnung klar herauszuarbeiten und immer auf das Wesentliche hinauszukommen. Koopmann: Ich habe meine großen Bedenken schon gegen den Führererlaß44 gehabt, weil die neue Generalsynode eine neue Ordnung und eine neue Verfassung feststellen sollte. Es kann nicht unwidersprochen hingenommen werden, daß einfach durch einen Erlaß des Führers [Hitler] 39 Dieser Ausschuss ist offenbar noch am selben Tag um 16.00 Uhr zusammengetreten (vgl. dazu unten Anm. 67); Einzelheiten über die Verhandlungen des Ausschusses konnten nicht ermittelt werden. Das Schreiben an den Reichskirchenminister wurde dann noch im Verlauf der Sitzung der Kirchenführerkonferenz fertiggestellt und am 3. April 1937 von Marahrens an Kerrl gesandt (Abschrift der endgültigen Fassung im LKA Karlsruhe, 4918; gekürzter Abdruck: KJ 1933–1944, S. 168ff.).– Die VKL II reagierte auf das Schreiben mit Empörung, da es die von Lutherrat und VKL II bei der Besprechung am 23./ 24. März 1937 in München erarbeiteten Thesen zur Wahl völlig verändert wiedergab (vgl. dazu unten Dok. 16, Anm. 25). 40 Vgl. dazu oben Anm. 19. 41 Vgl. dazu oben Anm. 21; aus der Mitschrift Meisers geht nicht hervor, ob Marahrens dieses Schreiben im weiteren Verlauf der Sitzung der Kirchenführerkonferenz noch verlesen hat. 42 Zum Inhalt dieser Verordnung vgl. oben Dok. 9, Anm. 11. 43 Zu diesem Entwurf vgl. oben Dok. 9, Anm. 40. 44 Gemeint ist der Wahlerlass Hitlers (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 1).
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die Kirchenverfassung von 1933 aufgehoben wird. Deshalb bin ich sehr einverstanden, daß das betont wird. Hymmen: Wir aus der altpreußischen Kirche sind in einer fatalen Situation. Wir haben keinen Juristen bei uns. Wir können deshalb zu den Rechtsdarlegungen nicht ohne weiteres Stellung nehmen. Zu der Sache selbst ist zu sagen: Was als letzte Not in dem Entwurf zum Ausdruck kommt, ist dieses: Eine anerkannte Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche besteht z. Zt. nicht. Ich gehe deshalb mit einiger Spannung dem entgegen, was heute nachmittag über eine anerkannte Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche gesagt werden soll45. Aus der Sache selbst heraus müßte ich sagen: Dieses Votum bewegt sich zum guten Teil in der Linie, daß die Konsequenzen aufgezeigt werden, die sich aus der 13. Durchführungsverordnung ergeben können und die vielleicht auch daraus gezogen werden sollen. Das ist immer eine schwierige Sache, die Beurteilung auszurichten auf die Frage, was alles daraus gemacht werden kann. Die Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche und der Landeskirchen in Deutschland soll durch diese Verordnung in die Hand des Herrn Muhs gelegt werden. Darf die Kirchenführerkonferenz aussprechen, ob das aus der Verordnung gemacht werden soll, wenn [drei Wörter gestrichen] Muhs es nur will? Es ist schlechterdings nicht ausgemacht, daß das zukünftige Verhalten des Staates zur Kirche maßgebend in der Leipzigerstraße46 gemacht wird. Es ist nicht sicher, ob die Verordnung allein in der Leipzigerstraße entstanden ist47 und ob die Durchführung der Verordnung allein in der Leipzigerstraße liegt. Schließlich kommt es bei solchen Verordnungen darauf an 1.), was die Kirchenbehörden daraus machen. Und daß daraus außerordentliche Schwierigkeiten entstehen können, weiß ich hinlänglich. 2.) Ob wir gut daran tun, alle die Möglichkeiten im voraus auszumalen, die sich aus dieser Verordnung ergeben können? Ob wir gut tun, zu sagen, daß mit der Verordnung eine völlig neue Lage geschaffen ist? Bestimmte Staatsstellen sehen in der Verordnung lediglich eine Stillhalteverordnung48. Es ist nicht ganz leicht, auf eine bloße Durchsicht hin 45 Vgl. dazu unten S. 238, S. 244–248. 46 = Sitz des Reichskirchenministeriums. 47 Zur Entstehung der 13. Durchführungsverordnung vgl. den Entwurf vom 25. Februar 1937 (BArch, R 5101/23502), die Auslegung Stahns (Ebd.) und den in Dokumente 4, S. 10–16, abgedruckten Schriftverkehr; danach war die Verordnung vom Reichskirchenministerium entworfen worden und hatte vor ihrem Erlass Hitler, Heß, Frick und der Reichsparteileitung zur Stellungnahme vorgelegen. 48 In diesem Sinne hatte es im Schreiben Kerrls an Hitler vom 25. Februar 1937 geheißen, die in der Verordnung vorgesehene Beschränkung der im Amt befindlichen Kirchenregierungen auf die laufenden Geschäfte und das Verbot von Veränderungen kirchenpoliti-
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Stellung zu nehmen. Sollte nicht zu der Praxis der früheren Zeit zurückgekehrt werden müssen, daß solche Dinge von grundsätzlicher Bedeutung als Vorlage den Landeskirchen zugesandt werden sollen? Lilje: Es soll keine Kirche benachteiligt werden. Ein Jurist der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union soll zugezogen werden. Rascher, als geschehen ist, konnte die Vorlage nicht herausgebracht werden. Hermann Müller: Der Entwurf scheint in der Tat die wesentlichen Fragen aufzuzeigen, die gegen die Verordnung vom 23. [richtig: 20.] März 1937 bestehen. Die Verordnung stellt einen Schritt zur Verstaatlichung der Kirche dar. Dagegen muß mit aller Entschiedenheit protestiert werden. Die Hauptfrage ist, welche Konsequenzen gezogen werden sollen, einmal für die Deutsche Evangelische Kirche. Es ist z. Zt. kein Organ da, welches die gesamten kirchlichen Angelegenheiten besorgen kann, als die Kirchenführerkonferenz. Die Kirchenführerkonferenz muß erklären: Wir sind da und verpflichtet, die gesamtkirchlichen Aufgaben wahrzunehmen49. Mit Rechtsgründen kann man gegen diese Feststellung nicht aufkommen. Schwieriger ist die Lage bei den Landeskirchen. Es besteht wohl kaum die Absicht, grundstürzende Änderungen vorzunehmen. Die grundsätzliche Seite der Frage scheint von besonderer Bedeutung zu sein. Es ist grundsätzlich anerkannt: Der Staat hindert kirchliches Handeln. Deshalb ist ein Protest zwingend notwendig. Ficker: Wenn die Verordnung eine Stillhalteverordnung sei [sein soll], so werden nur die wirklichen Kirchen still gehalten. Die praktische Handhabung der Verordnung durch Muhs kennzeichnet die Lage. Der Bekennenden Kirche sind in Sachsen alle Veranstaltungen verboten50.
scher Art seien deshalb notwendig, „weil die der Bekenntnisfront angehörenden Landeskirchen-Regimenter“ bereits begonnen hätten, „ihre Befugnisse gegen die Deutschen Christen und zum Zwecke der Wahlbeeinflussung auszunutzen“ (Abdruck: Dokumente 4, S. 10f., Zitat: S. 11). 49 Diese Forderung hatte Müller bereits in seinem Gutachten zur 13. Durchführungsverordnung erhoben, das Wurm am Vortag dem Lutherrat vorgetragen hatte (vgl. dazu oben Dok. 9, Anm. 35). Der entsprechende Abschnitt seines Gutachtens war dann in geänderter Form in den hier vorliegenden Entwurf übernommen worden (vgl. dazu oben Dok. 9, Anm. 40). 50 Vgl. die Verordnung des sächsischen Ministers des Innern, Fritsch, vom 16. März 1937, nach der alle „öffentlichen und nichtöffentlichen Veranstaltungen“ und sogar die „bisher zulässigen geschlossenen Mitgliederversammlungen“ der Bekennenden Kirche verboten waren. Ebenso waren alle vom Landeskirchenausschuss oder Landeskirchenamt angesetzten öffentlichen Wahlversammlungen untersagt; erlaubt, aber anmeldepflichtig waren nur noch Versammlungen, die „im Zusammenhang mit der Wahl der Evangelischen Generalsynode in Kirchen“ stattfanden (Abdruck: J. Fischer, Landeskirche, S. 242; vgl. dazu auch ebd., S. 81).
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Den Deutschen Christen ist gestattet, in Sälen öffentliche Veranstaltungen abzuhalten51. Die Deutschen Christen können, wo sie wollen, Versammlungen abhalten. Die Bekennende Kirche kann außerhalb der Kirchen überhaupt nicht mehr Versammlungen halten. Wir hatten landeskirchliche Versammlungen angesetzt, nicht um Wahlpropaganda zu treiben, sondern um zu sagen, was es um die Kirche ist; auch in Quatitz war eine solche Versammlung angesetzt worden. Dort wurde durch Aufputschen ein Beschluß herbeigeführt, daß die Kirchengemeindevertreter die Kirche nicht zur Verfügung gestellt [sic!]52. Wir haben von der Landeskirche aus telegrafisch angeordnet, die Kirche zur Verfügung zu stellen. Die Versammlung wurde trotzdem verhindert53. Nun war der betreffende junge Geistliche reif, daß er versetzt wurde. Er wollte in ein Predigerseminar kommen. Wir verfügen die Versetzung54. Großes Geschrei, Muhs hat verordnet: Der Geistliche hat dort zu bleiben. Die Entschließung erging an Richter selbst55. Die Verordnung stellt einen unerhörten Eingriff in das Leitungsamt der Kirche dar.
51 Nach der Verordnung des sächsischen Reichsstatthalters Mutschmann vom 2. März 1937 waren „aus Anlaß der bevorstehenden Kirchenwahlen sämtliche Versammlungen der Deutschen Christen erlaubt“; bei diesen Veranstaltungen durften auch Teilnehmer zugelassen werden, die nicht den Deutschen Christen angehörten (Abdruck: J. Fischer, Landeskirche, S. 242; vgl. auch ebd., S. 81). 52 Verantwortlich für diesen Beschluss waren die Gaugemeindeleitung der Thüringer Deutschen Christen und der seit August 1936 in der Quatitzer Gemeinde eingesetzte Vikar Richter (vgl. dazu das Schreiben des sächsischen Landeskirchenausschusses an Kerrl vom 28. April 1937, Abschrift im LKA Hannover, D 15 I Nr. 87 Bd. II). 53 Der Landeskirchenausschuss sah in diesem Verhalten Richters einen Ungehorsamsakt, den er auch noch in aller Öffentlichkeit zu „einer kirchenpolitischen Demonstration gröblichster Art gegen seine Dienstaufsichtsbehörde“ ausgenutzt habe (vgl. das oben Anm. 52 erwähnte Schreiben des Landeskirchenausschusses an Kerrl vom 28. April 1937). 54 Diese Versetzung begründete der Landeskirchenausschuss allerdings nicht mit Richters Verhalten, sondern mit der Ausbildungsordnung der sächsischen Landeskirche; dazu teilte der Ausschuss dem Reichskirchenministerium in einem Schreiben vom 6. April 1937 mit, Richter habe auf Grund seiner mangelnden deutschen Sprachkenntnisse und seines schlechten Abschneidens im 1. Theologischen Examen „unbedingt nunmehr einem erfahrenen Pfarrer als Lehrkandidat zugewiesen“ werden müssen (Abschrift im LKA Hannover, D 15 I Nr. 87 Bd. II). 55 Muhs hatte durch den Besuch eines sächsischen Deutschen Christen im Reichskirchenministerium von den Vorgängen in Quatitz Kenntnis erhalten; er betrachtete die Versetzung Richters als unerlaubten kirchenpolitischen Akt. In seinem Schreiben an den Landeskirchenausschuss vom 22. April 1937 führte er dazu aus, Richter sei abberufen worden, „nachdem der Landeskirchenausschuß gegen die Entscheidung des Kirchenvorstandes ohne Rechtsgrundlage angeordnet hatte, daß die Kirche für eine Wahlkundgebung zur Verfügung gestellt wurde, und nachdem Richter sich dafür eingesetzt hatte, daß die Wahlkundgebung in der Kirche unterblieb“; die Versetzung sei daher rückgängig zu machen (Abschrift im LKA Hannover, D 15 I Nr. 87 Bd. II).
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Brunotte spricht über den Punkt der Leitung der Kirchenkanzlei56. Das Entscheidende ist, daß die Leitung und Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche nicht von der Verwaltungsbehörde ausgeübt werden kann. Das müßte ausgesprochen werden. Wenn die Landeskirchenführer feststellen, daß es keinen Leiter der Kirchenkanzlei gibt, dann würde möglich sein, daß der Minister [Kerrl] von sich aus einen neuen Leiter bestimmt. Meiser weist auf die grundsätzliche Bedeutung der Verordnung hin, die ein entschiedenes Nein erfordert. Niemann: Bedenklich und gefährlich ist die Verschwommenheit der Verordnung. Deshalb muß zu allen Möglichkeiten Stellung genommen werden, die aus dem Gesetz entwickelt werden können. Daß die Möglichkeit in der Verordnung liegt, daß dadurch das Staatskirchentum eingeleitet werden kann, kann zweifelhaft sein. Aber sie ist gegeben. Vor allem liegt in der Verordnung die organisatorische Verkümmerung. Dagegen müssen wir Stellung nehmen. Es sollen sowohl die Kirchenleitungen der Landeskirchen verkümmert werden als auch die Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche [sic!]. Beste: Wir können nicht anders, als jetzt schon von vornherein in praxi Widerstand gegen die Verordnung zu leisten. Wir haben eine ganze Reihe kirchenleitender Aufgaben übernommen. Das können wir nicht aus den Händen geben. Wir kommen nicht ohne den Hinweis auf das Notrecht57 aus. Kuessner: Wenn Meiser sich dafür eingesetzt hat, daß heute Stellung genommen werden muß, so sind wir vom altpreußischen Landeskirchenausschuß sehr dankbar. Wir hegten den Argwohn, daß die Landesbischöfe sich zurückziehen würden. Die grundsätzlichen Bedenken, die
56 Brunotte bezog sich hier auf den dritten Abschnitt des oben Anm. 43 erwähnten Entwurfs, in dem es u. a. hieß: „Wenn die 13. Durchführungsverordnung die Bearbeitung der laufenden Verwaltungsangelegenheiten der Deutschen Evangelischen Kirche dem Leiter der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei überträgt [.|.|.], so wird dabei verkannt, daß es nach den für die Kirchenkanzlei geltenden Rechtsnormen einen solchen Leiter nicht gibt.“ Vgl. dazu auch schon oben Dok. 9, Anm. 29. 57 Nachdem die Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche und ihre rechtmäßigen Organe als zerstört galten, hatte die zweite Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche am 19./20. Oktober 1934 in Berlin-Dahlem das Eintreten des kirchlichen Notrechts „der an Schrift und Bekenntnis gebundenen Kirchen, Gemeinden und Träger des geistlichen Amtes“ verkündet und „neue Organe der Leitung“ geschaffen (Botschaft der Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche vom 20. Oktober 1934, Abdruck: W. Niemöller, Bekenntnissynode Dahlem, S. 37f.; Zitate: S. 38). Die Ausrufung des Notrechts wurde von der Bekennenden Kirche, die sich als die rechtmäßige Deutsche Evangelische Kirche betrachtete, nicht als Verstoß gegen die geltende Rechtsordnung oder als revolutionärer Akt verstanden, sondern als recht- und pflichtgemäßes Handeln zur kirchlichen Selbsthilfe (vgl. E. Wolf, Notrecht; C. Luther, Notrecht).
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Hymmen geäußert hat58, stehen mit unserer grundsätzlichen Haltung nicht im Widerspruch. In der negativen Beurteilung der Verordnung sind wir einig mit den anderen Herren. Gerade die Vieldeutigkeit der Verordnung ist je länger desto weniger tragbar. Wir sind im altpreußischen Landeskirchenausschuß von der negativen Beurteilung der Verordnung so stark erfaßt gewesen, daß wir uns die Frage vorgelegt haben: Können wir als Ausschuß überhaupt noch weiterarbeiten59? Alles, was bei der Einsetzung der Kirchenausschüsse zwischen uns und dem Minister [Kerrl] vereinbart wurde60, ist völlig verlassen. Der Staat ist 100%ig von seinen Vereinbarungen mit uns zurückgetreten, ohne vorher mit uns Fühlung zu nehmen. Die Verordnung hat eminent praktische Bedeutung. (Wir dürfen nicht einmal einen Pfarrer anfassen, der
58 Zum Votum Hymmens vgl. oben S. 233f. 59 Aus einer von Kuessner entworfenen gemeinsamen Entschließung des altpreußischen Landeskirchenausschusses und der Provinzialkirchenausschüsse zur kirchenpolitischen Lage vom 7. April 1937 geht hervor, dass der Landeskirchenausschuss dann allerdings beschloss, „den ihm gewordenen Auftrag erst dann als erledigt anzusehen, wenn er ihn in die Hand einer ordnungsmässig berufenen, an Schrift und Bekenntnis gebundenen neuen Leitung und Vertretung der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union gelegt haben wird“. Wenn die 13. Durchführungsverordnung auch „verschiedentlich dahin ausgelegt wird, dass sie die Arbeit der Kirchenausschüsse weitgehend einschränke“, so müssten die Ausschüsse doch „nach wie vor die Freiheit kirchlichen Handelns für notwendige Massnahmen beanspruchen“ (EZA Berlin, 12/12; Abdruck bei G. Besier, Lenkung, S. 364f.; vgl. dazu auch die „Niederschrift über die Sitzung des Landeskirchenausschusses mit den Provinzialkirchenausschüssen vom 7. April 1937“: EZA Berlin, 12/12; K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 175f.). 60 Kuessner bezog sich hier auf die Erklärung, die die designierten Mitglieder des Reichskirchenausschusses im Vorfeld ihrer Berufung formuliert und Kerrl am 11. Oktober 1935 übergeben hatten (vgl. dazu G. Besier, Kirchen 3, S. 345f.). In dieser Erklärung hatten sie festgestellt, Grundlage ihres gesamten kirchlichen Handelns sei „die Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche vom Juli 1933, insbesondere der Artikel 1 der Verfassung, der alles kirchliche Handeln allein aus der heiligen Schrift und den Bekenntnissen der Reformation ableitet“; gleichzeitig hatten sie sich zu „Treue und Gehorsam gegenüber Volk, Reich und Führer“ verpflichtet, worin ein „klares Ja zur nationalsozialistischen Erziehung des Volkes auf der Grundlage von Rasse, Blut und Boden zu Freiheit, Ehre, nationaler Würde und Opferbereitschaft“ eingeschlossen sei. Im Einzelnen hatten die Ausschussmitglieder dann u. a. die Umbesetzung kirchlicher Führungspositionen angekündigt, um die Zurverfügungstellung von Presse und Rundfunk gebeten und ihrer Hoffnung Ausdruck verliehen, dass der Auftrag des Reichskirchenausschusses „in enger und verantwortungsvoller Zusammenarbeit mit dem Staat“ durchgeführt werden könne (Abdruck der Erklärung: Verantwortung 2, S. 563ff., Zitate: S. 564f.). Die Erklärung war in dieser Form nicht für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen und wich von dem wenige Tage später erschienenen „Aufruf des Reichskirchenausschusses und des Landeskirchenausschusses für die Evangelische Kirche der Altpreußischen Union“ vom 17. Oktober 1935 erheblich ab (GBlDEK 1935, S. 104; Wiederabdruck: K. D. Schmidt, Bekenntnisse 3, S. 273f.).
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sich in puncto sexti vergangen hat61.) Es ist völlig unverständlich, wie auf dem kirchlichen Gebiet jede Autorität untergraben wird. Die Versuche, die kirchliche Autorität so zu untergraben, wie es heute geschieht, ist ein Spiel mit dem Feuer. In der Antwort sollte man sich [nicht] auf die Verordnung beschränken, sondern auch den Kommentar heranziehen62. Wir dürfen nicht auseinandergehen ohne zu erklären, daß die Verordnung rechtsunwirksam ist. [Lilje:] 3. Frage der Kirchenleitung. Konkludente Handlungen sollen zum Ausdruck bringen, daß die Kirchenführerkonferenz nicht willens ist, die Leitung aus der Hand zu geben. Die Leitung der Kirche sollte in Anspruch genommen werden durch Marahrens. Die Zusammensetzung des Gremiums sollte nach bekenntnismäßigen Standpunkten erfolgen: Wurm, Hollweg, Zimmermann63. Es müßte noch ein Gedankengang hinzukommen. Wie im Hause64 die Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche gehandhabt werden soll, bedarf der Erörterung. Entweder Beauftragung eines der genannten Herren oder Aufstellung eines Geschäftsführers. Beteiligung der Kreise der Vorläufigen Kirchenleitung65. Ohne die Herstellung einer Einigkeit und Geschlossenheit werden wir nicht durchkommen. Die Wirkung in der Leipzigerstraße kam einem Blitzstrahl gleich66. Deshalb war sie erwünscht. Schluß 14.00 Uhr67. Fortsetzung 17.00 Uhr. Breit spricht über Legalität und Legitimität. Die Herausstellung einer neuen Kirchenleitung hat nur dann einen Sinn, wenn sie in voller Einmütigkeit erfolgt. Die römische Kirche weicht nie einem Anspruch, der von außen kommt, und dem sie aus ihrem Wesen heraus keine Billigung geben kann. Die römische Kirche hat oft erlebt, daß der Zeitpunkt kam, da die einst verworfenen Forderungen von denen aufgenommen wurden, die ihnen einst widerstanden. Wir müssen also die
61 Gemeint sind Verfehlungen gegen das sechste Gebot (‚Du sollst nicht ehebrechen‘). 62 Gemeint ist der amtliche Kommentar zur 13. Durchführungsverordnung (vgl. dazu oben Dok. 9, Anm. 39). 63 Wurm sollte das lutherische, Hollweg das reformierte und Zimmermann das unierte Ressort vertreten (vgl. J. Schmidt, Niemöller, S. 423). 64 D. h. in der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei. 65 Vgl. dazu unten Dok. 13, Anm. 27. 66 Gemeint ist vermutlich die Wirkung der Vereinbarung über die Arbeitsgemeinschaft von Lutherrat und VKL II (zu dieser Vereinbarung vgl. oben Dok. 7, Anm. 24). 67 In der Mitschrift Meisers folgt hier der Eintrag: „Ausschußberatung 16.00 Uhr“; dabei handelte es sich offenbar um den Ausschuss, der den Entwurf für das Schreiben Marahrens’ an Kerrl beraten sollte (vgl. dazu oben Anm. 39).
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Dinge in einen großen Zusammenhang stellen. Dringliche Bitte: Die heutige Situation ist so klar, daß sie uns auffordert, über die im Augenblick noch bestehende Gruppierung innerhalb der Bekennenden Kirche68 hinwegzusehen und über sie hinaus eine ganz neue Darstellung der Bekennenden Kirche innerhalb der Deutschen Evangelischen Kirche zu suchen unter gebührender Berücksichtigung des Materials, das für diese Überlegung zu gewinnen ist. Es muß eine gründliche Erwägung darüber angestellt werden, ob wir nicht dem Gegner gegenüber, dessen Gesicht wir nun sehen, die Pflicht haben, unsere Reihen zu schließen. Wir sind alle miteinander verloren, wenn wir nicht zusammenfinden. Es wird der Anspruch der Kirchenführerkonferenz ins Leere fallen wie der Anspruch der Vorläufigen Kirchenleitung und des Lutherrates, wenn wir nicht alle zusammenfinden. Hier muß ein Weg gefunden werden, nicht zuletzt um des Staates willen, denn der Staat schafft sich selbst durch den Vollzug der kirchenpolitischen Maßnahmen eine Krisis, die eine Krisis zum Tode werden kann. Die Kirche ist die einzige Stelle heute, an der die Wahrheit gesagt werden kann. Wir fühlen die ungeheure Verantwortung, die damit auf uns gelegt worden ist. Ich verstehe von der Kirche aus die Empörung des Staates, den Schmerz, die verhaltene Wut des politischen Willens, daß die Kirche der Vollendung jenes Vereinheitlichungsprozesses im Wege steht. Aber sie hat die Aufgabe, diese Widerstandsstellung stark zu machen und sie hat von ihrem Herren auch die Kraft dazu. Darum wäre es allerdings geradezu ein Sieg, der heute erfochten würde, wenn es möglich wäre, bei der Beschlußfassung die Einbeziehung aller ins Auge zu fassen, die nun doch zeigten, daß sie bereit sind, den Kampf für die Kirche Christi in Deutschland zu leisten. Wenn einer gelitten hat unter Dahlemer69 Ungezogenheiten, dann habe ich es, und doch habe ich es mir selbst geboten, über alles hinweg die Verbindung mit jenen Brüdern wieder aufzunehmen. Man täusche sich nicht! Der Kampf, der vor uns steht, wird soviel Opfer erfordern, daß wir ihn nur mit denen bestehen, die solche Opfer leisten. Es ist mir doch bezeichnend, daß der Führer der Pfarrervereine [Klingler], den man nicht in den Verdacht setzen kann, daß er einen scharfen Kurs fährt, erklärte: Für mich kommt nur der Weg in Betracht, der etwa im Brief von Marahrens gezeigt worden ist70. Wir sollten auch das nicht
68 D. h. die Spaltung der Bekennenden Kirche in zwei Flügel, die einerseits vom Lutherrat, andererseits von der VKL II repräsentiert wurden. 69 Zu diesem Sprachgebrauch vgl. oben Dok. 3, Anm. 36. 70 Klingler hielt sich zum Zeitpunkt der Sitzung der Kirchenführerkonferenz für verschiedene Besprechungen in Berlin auf und hatte dabei mehrfach Kontakt zu Marahrens und zur Kirchenführerkonferenz aufgenommen (vgl. das oben Dok. 8, Anm. 51, erwähnte Rund-
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außer acht lassen, daß das Kirchenministerium im Staat selbst keine Achtung mehr genießt. Man glaubt gar nicht, bis zu welcher Stelle hinauf die Verachtung dieser Kirchenpolitik sich erstreckt. An die Adresse von Kuessner: Ich wiederhole das, was ich schon einmal in der Besprechung des kleinen Arbeitskreises71 gesagt habe: Was sich in dem Akkord72 begeben hat, ist rein eine Angelegenheit, die zwischen Lutherrat und Vorläufiger Kirchenleitung gespielt hat. Es bestand weder Anlaß noch Recht in diese Verhandlungen die Evangelische Kirche der altpreußischen Union einzubeziehen73. Das möchte ich auch haben, daß die Deutsche Evangelische Kirche es lernt, alle diese Gegensätze in sich zu beherbergen. Ich möchte bitten, Verständnis dafür zu haben, daß der Akkord weder exklusiven noch aggressiven Charakter hat. Die Herren der altpreußischen Union möchten doch davon überzeugt sein, daß wir genau wissen: Wenn die Probleme bei ihnen nicht gelöst werden, dann ist der Kampf auch [bei uns] verloren74. Die Evangelische Kirche der altpreußischen Union ist rein bürokratisch immer schon [sic!] geleitet worden. Den Generalsuperintendenten ist [ein Wort unleserlich] zumindest Einfluß auf die Leitung der gesamten Kirche immer vorenthalten worden75. Die vorhandenen Schwierigkeiten müssen unter allen Umständen überwunden werden. Der Zug zur
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schreiben Klinglers vom 5. April 1937). Nach G 2, S. 3, hatte er bei einer dieser Zusammenkünfte „den Gedanken einer rein kirchlichen Wahl betont“ und zum Ausdruck gebracht, „dass die von ihm vertretenen Verbände sich hinter den dienstältesten Landesbischof [Marahrens] stellen werden“. Besprechung nicht ermittelt; möglicherweise hatten sich Breit und Kuessner parallel zur Ausschussberatung am Nachmittag (vgl. dazu oben Anm. 39 und 67) zu einer Besprechung im kleinen Kreis getroffen. Gemeint ist die Vereinbarung über eine Arbeitsgemeinschaft von Lutherrat und VKL II (vgl. dazu Dok. 7, Anm. 24). Zimmermann hatte bei der Besprechung über eine Erweiterung der Arbeitsgemeinschaft von Lutherrat und VKL II am 16. März 1937 kritisiert, dass die Arbeitsgemeinschaft vereinbart worden sei, „ohne daß Altpreußen und die Union beigezogen wurden“ (Zitat aus dem oben Dok. 8, Anm. 51, erwähnten Bericht Klinglers vom 17. März 1937). In diesem Sinne war auf der oben Anm. 73 erwähnten Besprechung vom 16. März 1937 von verschiedenen Teilnehmern die Bitte ausgesprochen worden, dass „eine Bereinigung“ der altpreußischen Verhältnisse „in unmittelbarer Aussprache zwischen Bruderrat der Evangelischen Kirche der altpreussischen Union und Landeskirchenausschuss noch einmal versucht werden möge“ (Schreiben Friedrich Müllers an Zimmermann vom 19. März 1937: EZA Berlin, 619/17). Allerdings hatte das Amt des Generalsuperintendenten, dem die geistliche Leitung einer Kirchenprovinz oblag (vgl. §§ 99–102 der Verfassung der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union vom 29. September 1922: F. Giese/J. Hosemann, Verfassungen 1, S. 31f.), in der neuen altpreußischen Kirchenverfassung von 1922 eine gewisse kirchenregimentliche Aufwertung und eine Stärkung gegenüber dem „juristischen Element in der Kirchenbehörde“ erhalten (vgl. dazu G. Besier, Kirchenverfassung, S. 90–102; vgl. auch Verfassung, S. 129–137, Zitat: S. 135).
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kirchlichen Einheit und Geschlossenheit muß so stark werden, daß die Einigkeit auch nicht gesprengt wird durch alles Widereinander, das in der altpreußischen Union den Frieden und die innere Einheit in der Kirche täglich neu immer wieder stört. Der Kirchenführerkonferenz ist heute Gelegenheit gegeben, einen ganz großen Wurf zu tun. Sie weiß auch, wie heiß die Sehnsucht auch bei unseren Gemeinden ist, daß endlich einmal auch von hier aus, von Berlin aus, die Losung der Einigung laut wird. Hier ist der Kirchenführerkonferenz ein besonders gewichtiges Wort anvertraut. Darum bitte ich auch meinerseits, das, was Lilje heute vormittag ausführte76, doch recht ernst in die Beratungen dieser Stunde hineinzunehmen. Gramlow: Ich möchte meiner tiefen Freude Ausdruck geben über das, was ich heute hier gehört habe. Ich wohnte gestern den Verhandlungen eines Gremiums bei, die mich erschütterten77; Ratlosigkeit, Niedergeschlagenheit usw. Für das, was ich heute hier hörte, danke ich besonders herzlich. Wir müssen uns auch in die Lage unserer verzagten Amtsbrüder hineinversetzen. Wenn es heute gelingt, die wirklich aktive Front zu schaffen, dann stehen wir gerechtfertigt da auch vor der Geschichte. Ich möchte nicht mitschuldig sein an dem Gericht, das über uns hereinbricht, wenn es nicht gelingt, diese Front zu schaffen. Wir haben keinen Grund mehr, uns über Namen zu streiten, ob sie uns genehm sind oder nicht. Wenn es uns heute gelänge, einen Mann wie Zoellner mit hereinzubekommen, dann ginge eine Aufatmen durch die deutsche Kirche. Wurm: Ich habe die Frage aufgeworfen im Blick auf das Verbot, das ich bekommen habe für Hessen, dort zu sprechen78; ob die Meinung ist, daß ich mich eben diesem Verbot füge, oder ob im Blick auf die ganze Situation nur an einem besonders deutlichen Exempel statuiert werden soll, daß sich die Kirche unmöglich diese Behandlung länger gefallen lassen kann, zumal es hier nicht um eine Wahlveranstaltung geht, sondern lediglich um eine volksmissionarische Veranstaltung. Ich bin bereit, das auf mich zu nehmen, was aus der Übertretung des Verbotes folgt79. Marahrens: Ich habe einen ähnlichen Fall mit Lübeck erlebt. Mir wurde das Betreten des Lübecker Gebietes verboten80. Ein status confessio-
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Vgl. dazu oben S. 227 und 238. Nicht ermittelt. Vgl. dazu oben Anm. 8. Im Fall einer Übertretung des Aufenthalts- und Redeverbotes hätte Wurm die sofortige Festnahme gedroht (vgl. das Schreiben des Geheimen Staatspolizeiamtes Darmstadt an die Außendienststellen vom 1. April 1937, Abdruck: Dokumentation 6, S. 251). 80 Die Gestapo hatte Marahrens am 15. Dezember 1936 auf direkte Veranlassung der Lübe-
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nis81 lag nicht vor, indem die Verkündigung des Evangeliums durch einen anderen gar nicht gehindert war82. Jedenfalls bin ich damals zu dem Entschluß gekommen, die Predigt nicht in Lübeck zu halten, sondern an einem Ort an der Grenze Lübecks83. Im vorliegenden Fall möchte ich meinen: Ein status confessionis liegt nicht vor. Die Überlegung scheint zu sein, daß an einem krassen Fall einmal demonstriert wird die Ungleichmäßigkeit der Behandlung. Oberheid darf reden84, Wurm nicht. Ich würde der Stelle, die das Verbot ausgesprochen hat, Nachricht geben, daß ich zu kommen beabsichtige. Dann wird schon das Betreten des hessischen Gebietes verhindert werden. Bauer: Ich möchte doch glauben, daß hier ein status confessionis vorliegt. Wurm müßte doch hingehen. Bei uns in Thüringen sind die Bibelstunden in Privathäusern verboten durch die Gestapo85. Es wirkt sich dahin aus, daß in Bekenntnisgemeinden kein Gottesdienst mehr möglich ist. Hier wird einfach die Kirche bereits mundtot gemacht. Was können wir tun, um dem zu begegnen? Was können die Gemeinden tun? Sol-
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cker Kirchenleitung verboten, eine für den folgenden Tag geplante adventliche Gottesdienstfeier in der St. Jakobi-Kirche zu halten. Als die bekennenden Lübecker Lutheraner dann die Kirche verriegelt und von Polizei umstellt vorfanden, stimmten sie Adventslieder an und zogen singend durch das Stadtgebiet (vgl. dazu K. F. Reimers, Lübeck, S. 310–314). Der Begriff status confessionis (= Zustand der Bekenntnispflicht; Zustand, der die Kirche/ die Christen vor das Bekenntnis/die Bekenntnisfrage stellt) stammt vermutlich vom Ende des 19. Jahrhunderts und war Anfang der 1930er Jahre in der theologischen Diskussion aufgetaucht, z. B. bei Asmussen (vgl. E. Konukiewitz, Asmussen, S. 40; G. Kretschmar, Barmen 1934, S. 142; M. Schloemann, Bekenntnisfall, bes. S. 60f.). Eine ursprünglich ebenfalls für den 16. Dezember 1936 in Lübeck geplante Sitzung des Lutherrats hatte aus internen Gründen nicht stattfinden können; Breit war allerdings trotzdem nach Lübeck gereist und hatte dort vor den Bekenntnisgeistlichen einen Vortrag über den „Weg der lutherischen Kirche“ gehalten, ohne daran von der Gestapo gehindert worden zu sein (vgl. K. F. Reimers, Lübeck, S. 312). Marahrens hatte sich in dem auf holsteinischem Gebiet gelegenen Krummesse mit Geistlichen aus den bekennenden Kirchen Lübecks, Mecklenburgs, Schleswig-Holsteins und Hamburgs versammelt (vgl. K. F. Reimers, Lübeck, S. 313, Anm. 10). Vgl. dazu oben Anm. 9. Dieses Verbot hatte die Gestapo Weimar damit begründet, dass eine „Überwachung in Privaträumen nicht durchführbar sei“; es betraf vor allem die Gemeinden in Kaltenwestheim/Rhön, Metzels/Kreis Meiningen, Neuhaus/Rennweg und Mengersgereuth, in denen die Pfarrer und Vikare der Bekennenden Kirche für ihre Bibelstunden, Andachten, Gottesdienste und Konfirmandenstunden in Privathäuser oder eigens dazu angemietete Räume ausgewichen waren. Der Thüringer Landesbruderrat sah mit dem Verbot „den status confessionis in der ernstesten Form gegeben“, da den mehrheitlich bekenntniskirchlich orientierten Gemeindemitgliedern „der Besuch der deutsch-christlichen Gottesdienste nicht zugemutet werden“ könne (Schreiben Ottos an den Lutherrat vom 7. Mai 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 96; vgl. dazu auch das Protestschreiben Bauers an Heß vom 7. April 1937: Ebd.).
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len die Leute trotzdem in den Häusern zusammenkommen und sich verhaften lassen? Sie werden einfach auseinandergetrieben werden. Muß nicht dem Staat gesagt werden: So geht es nicht? Hier ist ein untragbarer Eingriff in die Verkündigung. Ich möchte sagen: Wurm möchte doch auftreten [vier Wörter gestrichen]. Lilje: Eine förmliche Beschlußfassung über diesen Punkt kommt nicht in Betracht. Ich möchte darin zustimmen, daß eine wirkliche Stellungnahme der Kirchenführerkonferenz unvermeidlich erscheint. Es muß einmal deutlich gemacht werden, daß die staatliche Praxis völlig untragbar ist. An einer besonders sichtbaren Stelle muß einmal ein Beispiel gegeben werden. Es liegt ein Entwurf eines Wortes an die Gemeinden vor86. Er stellt eine Art Ergänzung dar zu dem anderen Entwurf, der noch in Beratung ist und sich mit der 13. Durchführungsverordnung beschäftigt87. Lilje gibt den Entwurf bekannt. Kuessner: Wenn es sich um ein Wort handelt, das an die Pfarrämter geht mit der Auflage, von dem Wortlaut Gebrauch zu machen in der nächsten Sitzung des [Gemeinde]kirchenrates [Text bricht ab]. Unter einem Wort an die Gemeinden versteht man aber gewöhnlich etwas anderes, das von der Kanzel verwandt werden kann. Da müßte das Wort noch wesentlich gewandelt werden. Das müssen auch unsere einfachen schlichten Leute verstehen. Dazu ist hier zuviel vorausgesetzt. Bei einer Kanzelverkündigung würde ich noch anderes hineinnehmen (antichristliche Presse; Verbot des Volkstages der Inneren Mission88). Will 86 In diesem Entwurf vom 2. April 1937 wurde festgestellt, die Kirchenführer müssten die 13. Durchführungsverordnung ablehnen, da sie „keine Rücksicht auf Wesen und Art der Kirche“ nehme und „mit einem Federstrich vom Staat anerkanntes und gewährleistetes kirchliches Recht“ beseitige. Sie übertrage die Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche „einer Stelle der kirchlichen Bürokratie“ und mache nicht nur „jedwede kirchliche Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche unmöglich“, sondern schließe die Landeskirchenführer „von der Mitarbeit vollends aus“. Darüber hinaus nehme die Verordnung den rechtmäßig amtierenden Leitungen der Landeskirchen „ohne Rücksicht auf kirchliche Ordnung und staatlich anerkanntes Recht ihre kirchliche Autorität“ und beseitige auch die „letzten Reste eigenständigen kirchlichen Rechts in den Landeskirchen“. Schließlich entziehe sie den rechtmäßigen Kirchenleitungen „die Verfügung über das Vermögen der Kirche“ und schalte ihre Mitwirkung bei der Vermögensverwaltung aus, wodurch die „Herrschaft des Staates auch über die inneren Angelegenheiten der Kirche aufgerichtet“ würde (LKA Hannover, L 3 I Nr. 19 Bd. II; Abdruck nach anderer Vorlage: G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 219ff.). 87 Zu diesem Entwurf vgl. oben Anm. 43. 88 Der ‚Volkstag der Inneren Mission‘, der erstmals vom 14. bis 20. April 1934 stattgefunden hatte, diente der Durchführung von Haus- und Straßensammlungen. Nachdem bereits 1936 nur noch zwei ‚Sammeltage der Inneren Mission‘ genehmigt worden waren, die zudem gemeinsam mit dem Deutschen Roten Kreuz und dem Deutschen Caritasverband durchgeführt werden mussten, hatte das Reichs- und Preußische Ministerium des Innern am 15. März 1937 den für 1937 geplanten Volkstag verboten, „weil die starke Beanspru-
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man das nicht, sondern eine Explikation der 13. Durchführungsverordnung für die Pfarrer und Gemeindekirchenräte, dann soll man auf dieser Basis weiterbauen. Lilje schlägt vor, das Wort zu bearbeiten. Kuessner, Langenohl. Horn: Ich muß darauf aufmerksam [machen], daß die Verhältnisse in den einzelnen Landeskirchen so verschieden sind, so daß es notwendig sein wird, daß die einzelnen Landeskirchen die Freiheit haben müssen, das Wort umzuredigieren. Spitta: Das Wort an die Gemeinden muß in Einklang stehen mit der Stellungnahme zur 13. Durchführungsverordnung. Dem Vorschlag Lilje wird zugestimmt. Das Wort soll im Sinn von Richtlinien an die Landeskirchen hinausgegeben werden89. Frage der Neuordnung der Kirchenleitung. Lilje schlägt vor: Bosse, Kuessner, Meiser, Neuser, Kühlewein, Breit, Happich90. Es müssen sowohl die sachlichen als auch die personellen Fragen durchgesprochen werden. Marahrens schlägt vor, Brunotte mit zuzuziehen. Zustimmung. Lilje fordert auf, zu den Fragen, die Breit aufgeworfen hat, Stellung zu nehmen91. Es soll aus dem leitenden Gremium eine Art Sekretariat geschaffen werden. Es ist zu fragen, auf welche Basis die Neuordnung gestellt werden soll, um der Neuordnung einen weiteren Aktionsradius zu geben. Happich: In den Landeskirchen, in denen die Kirchenausschüsse nicht zu einer Zusammenarbeit mit der Bekennenden Kirche kamen, ist die Not immer größer geworden. Wir haben es in Kassel soweit gebracht, daß die 33 Pfarrer wieder restlos zusammen stehen92. Es mußten sechs Kir-
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chung der Gebefreudigkeit aller Volkskreise durch das Winterhilfswerk eine möglichst weitgehende Einschränkung der Sammlungen während der Sommermonate erfordert“ (Schreiben an den Centralausschuss für die Innere Mission, zit. bei R. Bookhagen, Sonntag, S. 10; zur Vorgeschichte vgl. ebd., S. 5–11; P. Hammerschmidt, Wohlfahrtsverbände, S. 256; J.-C. Kaiser, Protestantismus, S. 435).– Vgl. dazu auch unten Dok. 21, Anm. 219ff. Ein derartiger Beschluss geht aus G 2 nicht hervor und ist offenbar auch nicht gefasst worden; Meiser hat auf seinem Exemplar des Entwurfs für das Wort an die Gemeinden dazu lediglich notiert: „In dieser Fassung nicht angenommen“ (LKA Nürnberg, Meiser 101). Zur Sitzung dieses Ausschusses, der Vorschläge für eine neue Leitung erarbeiten sollte, vgl. unten Dok. 11. Zum Votum Breits vgl. oben S. 238–241. Die Pfarrer des größten Kirchenkreises der evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Kassel-Stadt, waren auf Grund ihrer Zugehörigkeit zu unterschiedlichen kirchenpolitischen Gruppierungen bis zum Tod des bisherigen Kreispfarrers Bachmann im Oktober 1936 nicht mehr zu gemeinsamen Pfarrkonferenzen zusammengetreten. Bachmanns Nachfolger Steinweg war es dann gelungen, zwei Pfarrer, die den Thüringer Deutschen
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chen geöffnet werden, um das vor der Gemeinde darzustellen93. Was wäre das für eine Erlösung für unsere Amtsbrüder in ihrem gespaltenen Gewissen! Welche Erleichterung nicht nur für die Landesbischöfe, sondern auch für uns, die wir verantwortlich sind in den Kirchenausschüssen! Ich würde es herzlich begrüßen, wenn wir jetzt alles hintansetzen, um geschlossen hinter eine feste Leitung zu treten. Wenn wir dazu heute kommen, müßten wir die benennen, die die Verhandlungen mit der Vorläufigen Kirchenleitung weiterführen. Man sollte von Soden in die Verhandlungen einschalten. Kuessner: Vormittags war die Rede davon: res venit ad episcopos94. Man sollte sich jetzt schon darüber klar werden, daß in dieser Richtung prozediert werden soll. Lilje: Über diese Frage ist eine Diskussion kaum mehr möglich. Der Ausschuß95 sollte das als etwas Vorgegebenes betrachten. Marahrens: Der Ausschuß sollte ernstlich überlegen, ob wirklich eine Änderung eintreten muß. Ich bin dienstältester Landesbischof96. Es können da Konsequenzen gezogen werden, die mir persönlich sehr unangenehm sind. Seit vier Jahren ist die Erregung mein ständiger Begleiter gewesen. Ich habe in meiner Landeskirche viel Arbeit gehabt97. Ich habe einen Teil meiner Pfarrerschaft aus der Hand verloren. Ich habe Mühe gehabt, sie wieder zu gewinnen. Dann bin ich die Passionsstraße der Vorläufigen Kirchenleitung I gegangen98. Schließlich standen wir
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Christen angehörten, dazu zu bewegen, auf eine Einladung zu den Pfarrkonferenzen von sich aus zu verzichten; die übrigen 33 Pfarrer im Kirchenkreis hatten die Konferenzen seither wieder besucht (vgl. dazu H. Slenczka, Kirche, S. 118–121). Gemeint ist eine Gemeindeversammlung, an der 10–12.000 Gemeindeglieder des Kirchenkreises Kassel-Stadt in sechs Kirchen teilgenommen hatten; nach JK 5, 1937, S. 415, hatte es sich dabei um den Einführungsgottesdienst für Steinweg gehandelt (vgl. aber das Dementi: Ebd., S. 519), nach einer Meldung im Wahldienst der VKL II allerdings um eine Wahlversammlung (Nr. 16 vom 3. April 1937: EvAG München, A 1. 18). = die Sache kommt zum Bischof.– Zum Vorschlag, Marahrens mit der Leitung zu beauftragen, vgl. oben S. 238. Vgl. dazu oben Anm. 90. Marahrens bekleidete das Amt des hannoverschen Landesbischofs seit 1925. Zu den kirchenpolitischen Machtkämpfen mit den Deutschen Christen, die die Position Marahrens’ seit 1933 wiederholt schwer bedroht hatten, vgl. E. Klügel, Landeskirche 1, S. 55–156; K. Meier, Kirchenkampf 1, S. 389–396; vgl. auch unten Dok. 21, Anm. 36. Marahrens hatte den Vorsitz in der (ersten) Vorläufigen Kirchenleitung (VKL I) geführt, die auf Grund einer zwischen ihm selbst, Meiser, Wurm und dem Reichsbruderrat am 22. November 1934 getroffenen Vereinbarung (Abdruck: Herausgefordert, S. 235f.) eingesetzt worden war. Sie hatte die bekenntnisgebundene Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche im Sinne eines Notkirchenregiments gewährleisten sollen, nachdem die bisherige Reichskirchenregierung unter Ludwig Müller und August Jäger durch ihre gewaltsame Eingliederungspolitik als restlos zerstört galt. Der VKL I hatten außer Marahrens Breit, Flor, Humburg, Koch und Fiedler (als ständiger Vertreter Flors) angehört;
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in Oeynhausen99 an einem bestimmten Wendepunkt. Ich bin von dort zwar ehrlich, vielleicht aber doch mit einer gewissen Belastung im Urteil mancher Männer geschieden100. Ich bitte zu verstehen, daß ich die Bürde eines dienstältesten Landesbischofs mit etwas Sorge trage. Ich bitte den Ausschuß herzlich, zu überlegen, ob die Sache nicht an mir vorübergehen kann. Meine Mitarbeit würde ich nicht ablehnen. Sie scheint mir leicht zu sein, wenn ich nicht die offizielle Verantwortung trage. Ich bin durch die ökumenischen Beziehungen u. a. ganz außerordentlich in Anspruch genommen101. Ich kämpfe mit der Arbeits[zweite Worthälfte unleserlich] seit vier Jahren102. Meiser appelliert an die Vertreter der Landeskirchenausschüsse, doch das Äußerste zu tun, um einer Befriedung den Weg zu bahnen. Kuessner: Gerade die Vorgänge in Sachsen haben uns als Vorbild vorgeschwebt103. Wir sind seit Monaten bemüht gewesen, in den einzelnen
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staatliche Anerkennung hatte sie nicht erhalten. Als sich in der Frage einer Zusammenarbeit mit den von Kerrl seit Herbst 1935 eingesetzten Kirchenausschüssen keine Einigkeit erreichen ließ, war die VKL I im Februar 1936 zurückgetreten (vgl. E. Klügel, Landeskirche, S. 175–219; K. Meier, Kirchenkampf 1, S. 501–526; K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 101–108; G. Besier, Kirchen 3, S. 19–113, S. 337–429). D. h. auf der vierten Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche in Bad Oeynhausen vom 18.–22. Februar 1936 (vgl. dazu oben Dok. 8, Anm. 45). Vgl. dazu das Schreiben Friedrich Müllers an Meiser vom 7. April 1937. In diesem Schreiben, das Müller unter dem Eindruck der Einsetzung einer neuen Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche unter Marahrens durch die Kirchenführerkonferenz am 3. April 1937 (vgl. dazu unten Dok. 13, Anm. 42) verfasste, hieß es u. a.: „Hat man ernstlich daran geglaubt, es werde der Bekennenden Kirche möglich sein, sich erneut unter die Leitung des Herrn Landesbischofs D. Marahrens zu stellen? Ich darf in Bescheidenheit an die harten Urteile erinnern, die über seine Eigenmächtigkeit, über seine merkwürdig bestimmte Haltung in den Dingen, die mit dem Staate zu verhandeln sind, gerade aus den süddeutschen Landeskirchen uns gegenüber ausgesprochen worden sind. Ich darf daran erinnern, dass v o n d o r t der Versuch ausging, eine Vorläufige Leitung unter Ausschluss des Herrn Landesbischofs D. Marahrens zu bilden. Ich darf darauf hinweisen, dass Herr Landesbischof D. Marahrens immer Wert darauf gelegt hat, von der Vorläufigen Leitung sichtbar Abstand zu halten. Wir haben einmal darauf vertraut, dass er gemäss seinen damaligen Zusagen den Weg der Bekenntnissynoden zu gehen bereit sei. Dann haben wir das Gegenteil schmerzlich erleben müssen. Da wir nicht annehmen können, dass Herr Landesbischof D. Marahrens seine Haltung von gestern zu heute geändert haben kann, empfinden wir es als eine Herausforderung der von den Bekenntnissynoden gesetzten Organe, wenn man ihnen im gegenwärtigen Augenblick eine gemeinsame Kirchenleitung gerade mit ihm zumutet“ (LKA Hannover, L 3 I Nr. 19 Bd. II; vgl. dazu auch G. Besier, Kirchen 3, S. 421). Dazu gehörten z. B. Marahrens’ Verpflichtungen als Präsident des Lutherischen Weltkonvents (vgl. K. Schmidt-Clausen, Weltkonvent, S. 197; G. Besier, Kirchen 3, S. 370f.); mit dem selben Argument hatte Marahrens bereits sein Ausscheiden aus der VKL I begründet (vgl. W. Niemöller, Bekenntnissynode Oeynhausen, S. 168). Bezug unklar. Der sächsische Bruderrat hatte dem sächsischen Landeskirchenausschuss seine bedingte
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Provinzen mit den Bruderräten104, aber auch mit dem altpreußischen Bruderrat in ein Gespräch zu kommen105. Wir haben die Formel geprägt: Weder der Landeskirchenausschuß noch der Bruderrat wird den Anspruch erheben, 100%ig die Kirche leiten zu wollen. Der altpreußische Bruderrat sagte: Nein, so geht es nicht. Erst muß die Entscheidung fallen beim Einzelpfarrer und der Gemeinde: Ausschuß o d e r Bruderrat. Erst dann können wir in ein Gespräch kommen106. Was heißt, den Weg frei machen? Meinen Sie, die altpreußischen Kirchenausschüsse sollen zurücktreten? Wir sind dazu bereit. Allerdings wissen wir auch das andere, daß der Effekt eines solchen Rücktritts ein anderer würde, als wir beabsichtigen. Es würde nicht die Bekennende Kirche alles in die Hand bekommen. Es würde nur ein Durcheinander entstehen, in dem die Leipzigerstraße107 der lachende Dritte wäre. Es würde in Ostpreußen und Westfalen vielleicht die Bekennende Kirche alles in die Hand bekommen. Es würde anders gehen in Pommern, Brandenburg, der Provinz Sachsen, vielleicht auch im Rheinland. Dort würde alles auseinanderfallen, weil dort der Bruderrat weder die innere noch die äußere Autorität hätte, alles zusammenzufassen. Bleiben wir im Amt, dann brauchen wir eine Vermittlung von außen her, die bei einer solchen Verhandlung dabei ist, die den Dahlemer Brüdern sagt: Es geht nicht, daß Ihr 100%ig eure Forderungen auf Alleinleitung aufrecht erhaltet. Die Verhandlungen können keinen fruchtbaren Verlauf nehmen, wenn nicht die Kirchenführerkonferenz einen oder zwei herausstellt und die Vermittlung übernimmt. Deshalb bitte ich, hier an diesem Punkt einen klaren Beschluß zu fassen. Bosse: Ich glaube auch, daß man nicht [daran] vorbeikommt, dieses Problem einer ernstlichen Lösung zuzuführen. [Einige Wörter gestrichen] Die Kirchenführerkonferenz sollte nicht darauf verzichten, die Lösung zu versuchen. Ich würde folgendes vorschlagen: Ich bin der Meinung,
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Unterstützung zugesagt und die Ausübung kirchenregimentlicher Befugnisse ausgesetzt (vgl. dazu unten Dok. 16, Anm. 52). Verhandlungen zwischen Kirchenausschüssen und Bruderräten hatten z. B. in der Kirchenprovinz Sachsen stattgefunden (vgl. dazu M. Onnasch, Macht 1, S. 144–161). Zu den Bemühungen um die Aufnahme von Verhandlungen zwischen altpreußischem Landeskirchenausschuss und Bruderrat vgl. oben Dok. 8, Anm. 79. Vgl. dazu die vom altpreußischen Bruderrat apodiktisch erhobene Forderung, der Landeskirchenausschuss solle „grundsätzlich und in seinem Handeln die Kirchenleitung der Bekennenden Kirche im Gebiet der Evangelischen Kirche der altpreussischen Union bis zum Zusammentritt einer kirchlichen Synode als kirchlich rechtmäßig“ anerkennen, da es „der Bekennenden Kirche um ihres Auftrages willen verwehrt“ sei, „von diesem Anspruch zu lassen“ (Zitat aus dem Schreiben des altpreußischen Bruderrats gez. Held an Meiser vom 19. Februar 1937: LKA Nürnberg, Meiser 98). Vgl. dazu oben Anm. 46.
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daß es sich bei dem herauszustellenden Gremium nur um Mitglieder der Kirchenführerkonferenz handeln kann. Würde man erst mit der Vorläufigen Kirchenleitung verhandeln, so würde der Weg der Verhandlungen endlos sein. Das Sekretariat dieses Gremiums könnte diesen Dingen sehr mannigfach Ausdruck geben. Im Sekretariat des Gremiums sollte ein Vertreter des Lutherrates, der Vorläufigen Kirchenleitung und der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union vertreten sein. Personalvorschlag! In dieser Stunde der Kirche muß der dienstälteste Landesbischof die Verantwortung übernehmen. Von dort aus ergibt sich die Notwendigkeit, daß Marahrens hier einen Leiter des Sekretariates stellte. Mahrenholz. Daneben Breit im Sekretariat. Ebenso Müller-Dahlem, reformierter Vertreter. Vertreter der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union. Wird die Zusammenarbeit auf diesem Wege zustande gebracht, dann kann die Folge eine weitere Situation ergeben. Bei den vorbereitenden Verhandlungen des Gremiums würden die Herren des Sekretariates immer dabei sein. In Zukunft sollte ein Vertreter der Vorläufigen Kirchenleitung an der Kirchenführerkonferenz teilnehmen. Die Kirchenführerkonferenz soll nicht erst die Verhandlungen mit der Vorläufigen Kirchenleitung abwarten, sondern ihren Weg sogleich gehen. Die Herausstellung des Gremiums müßte in diesen Tagen zu Ende gebracht werden108. Sie soll erkennen lassen, daß man ernstlich gewillt ist, alle Kräfte der Kirche zusammen zu fassen. Es wäre ungeheuer wichtig für unsere Pfarrgemeinden, wenn die Einigung zustande käme. Die einzelstehenden Pfarrer sind manchmal ganz in Verzweiflung. Wenn einmal in einem Wort zur ganzen Deutschen Evangelischen Kirche geredet werden könnte, so wäre das ein ungeheurer Gewinn109.
108 Dies geschah dann auch am folgenden Tag (vgl. dazu unten Dok. 13, Anm. 42). 109 Zur Fortsetzung der Sitzung der Kirchenführerkonferenz vgl. unten Dok. 12 und 13.
11 Besprechung eines Ausschusses der Kirchenführerkonferenz 1937 April 2 I. II. III. G:
Meiser, Wachstuchheft 7, S. 965. Bosse – Breit – Happich – Kühlewein – Kuessner – Meiser – Neuser1. Vgl. Dok. 10; ab 20.15 Uhr. Meiser, ATB.
Vorschlag an Vollsitzung: Marahrens, Wurm, Zimmermann, Hollweg2. Generalvikar: Mahrenholz3.
1 Dieser Ausschuss sollte Vorschläge für ein neues Leitungsgremium der Deutschen Evangelischen Kirche erarbeiten; die Mitglieder des Ausschusses hatte Lilje am Nachmittag in der Plenumssitzung der Kirchenführerkonferenz vorgeschlagen (vgl. dazu oben Dok. 10, S. 244). 2 Dieser Besetzungsvorschlag wurde vom Plenum der Kirchenführerkonferenz am folgenden Tag unverändert zum Beschluss erhoben (vgl. dazu unten Dok. 13, Anm. 42). 3 Mahrenholz war als Leiter eines in Berlin anzusiedelnden Sekretariats vorgesehen, das das von der Kirchenführerkonferenz beauftragte Gremium ständig vertreten sollte (vgl. dazu oben Dok. 10, S. 248, und unten Dok. 13, Anm. 42). Dieses Vorhaben stieß bei der VKL II, die von den Beschlüssen der Kirchenführerkonferenz zunächst nur über Dritte Kenntnis erhielt, auf erbitterte Ablehnung; so hieß es in einem privaten Schreiben Asmussens an Wurm vom 5. April 1937: „Sollte es nun vollends wahr sein, daß zum Chef des Berliner Büros Mahrenholz gewählt ist, dann würde das nur bestätigen, daß sich in dem neu entstandenen Gremium die bisherige Ausschußpolitik fortsetzen wird. Wir haben jetzt lange genug durch diese Politik und die dahinter stehende Berneuchener Sicht der Dinge die Gemeinde verwirrt, so daß ich vielleicht wohl die Vernichtung meiner eigenen Arbeit tragen könnte, wenn ich dazu ein Recht hätte, nicht aber die weitere Verwirrung der Gemeinden und Pfarrer. Und das bedeutet nun für mich der Name Mahrenholz, wenn es wahr sein sollte, daß ihm erneut eine so einflußreiche Stellung zugebilligt wird“ (Abdruck: G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 222ff., Zitat: S. 223f.). In der endgültigen Fassung des Beschlusses der Kirchenführerkonferenz über die Einsetzung der neuen Leitung, die das neue Leitungsgremium selbst festlegte, wurde der Passus über das Sekretariat dann wieder gestrichen (vgl. dazu unten Dok. 13, Anm. 42).
12 Sitzung der Kirchenführerkonferenz (Fortsetzung) 1937 April 2 I. II. III. G:
Meiser, Wachstuchheft 7, S. 965. Vgl. oben Dok. 10. Vgl. oben Dok. 10; ab 21.00 Uhr. Meiser, ATB.
Mitteilung der Ausschußbeschlüsse1.
1 Gemeint sind die Beschlüsse, die die vom Plenum der Kirchenführerkonferenz eingesetzten Ausschüsse für ein Schreiben an den Reichskirchenminister (vgl. dazu oben Dok. 10, Anm. 39) und zur Einsetzung eines neuen Leitungsgremiums für die Deutsche Evangelische Kirche (vgl. dazu oben Dok. 10, S. 244, Dok. 11 und unten Dok. 13, Anm. 42) gefasst hatten.
13 Sitzung der Kirchenführerkonferenz (Fortsetzung) 1937 April 3 I. II. III. G:
Meiser, Wachstuchheft 7, S. 966–974. Vgl. oben Dok. 10; außerdem Benn und Zimmermann. Vgl. oben Dok. 10; ab 9.00 Uhr. Vgl. oben Dok. 10.
Psalm 65. Ficker: trägt über Beschränkung der Finanzhoheit der Landeskirchenausschüsse vor1. In Sachsen Anschaffung eines Vervielfältigungsapparats durch die Finanzabteilung verboten. In Thüringen wird die ganze Wahlpropaganda der Deutschen Christen durch die Landeskirche finanziert2. Bittet, daß die Kirchenführerkonferenz einen Antrag ans Kirchenministerium auf Aufhebung der knebelnden Bestimmungen unterstützt. Kotte hält für wichtig, daß aus den Finanzabteilungen selbst Proteste kommen. Die Finanzabteilungen bestehen aus Leuten der Kirche, die innerhalb der kirchlichen Verwaltung stehen3. Die reichskirchliche Finanzabteilung4 müßte vorangehen. 1 Die sächsische Finanzabteilung hatte am 17. Februar 1937 10.000,– RM als Verfügungssumme für die Vorbereitung der Kirchenwahlen (vgl. dazu unten Anm. 9) ausgewiesen. Nachdem der Vorsitzende der sächsischen Finanzabteilung, Kretzschmar, beim Reichskirchenministerium um eine Stellungnahme zu diesem Vorgehen gebeten hatte, war den Finanzabteilungen durch Erlass des Reichskirchenministers vom 22. Februar 1937 untersagt worden, Kirchenbehörden und sonstigen kirchlichen Stellen finanzielle Mittel für Wahlzwecke zur Verfügung zu stellen (vgl. J. Fischer, Landeskirche, S. 176, Anm. 53; zum Erlass des Reichskirchenministers vgl. oben Dok. 6, Anm. 21). Zur Reaktion des sächsischen Landeskirchenausschusses vgl. unten Anm. 12. 2 Zur Finanzierung der Deutschen Christen aus Haushaltsmitteln der Thüringer evangelischen Kirche vgl. unten Dok. 25, Anm. 34. 3 Vgl. § 1, Abs. 1, des „Gesetzes über die Vermögensverwaltung in den evangelischen Landeskirchen“ Preußens vom 11. März 1935, nach dem die Finanzabteilungen „aus Beamten der allgemeinen kirchlichen Verwaltung“ bestehen sollten (Preußische Gesetzessammlung 1935, S. 39; GBlDEK 1935, 42). 4 Gemeint ist die Finanzabteilung bei der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei, die auf Grund von § 4 der „Ersten Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 3. Oktober 1935 gebildet worden war und die die Deutsche Evangelische Kirche „unbeschadet der Rechte des Reichskirchenausschusses in vermögensrechtlichen Angelegenheiten“ vertreten sollte (RGBl I 1935, S. 1221; GBlDEK 1935, S. 101f.); bis November 1937 bestand sie zunächst aus Gustavus (Vorsitzender), Walter Koch, Duske, Kretzschmar, Hermann Müller, Meinzolt und Fischer-Dorp (vgl. den „Erlaß über die Ernennung der Mitglieder der Finanzabteilung bei der Deut-
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Hymmen weist darauf hin, daß die Finanzabteilungen eingesetzt wurden, um finanzieller Mißwirtschaft früherer Machthaber ein Ende zu machen5. Diesen Ursprung der Finanzabteilungen muß man im Auge behalten. Zugleich sehe ich eine andere Schwierigkeit. Man sucht in der Leipzigerstraße6 die Dinge so darzustellen, als ob auch die sogenannten Ausschußkirchen eben tatsächlich nur eine bestimmte kirchenpolitische Richtung zu vertreten und zu fördern in der Lage seien. Es sei ihnen nicht gelungen, die ganze Kirche hinter sich zu bringen7. Fordert man, daß zu wahlpropagandistischen Zwecken kirchliche Mittel zur Verfügung gestellt werden, so fördert man dieses Urteil der Leipzigerstraße. Man müßte die Dinge so darstellen: So gehen die Dinge nicht, daß die Kirchen mit Finanzabteilungen stranguliert werden, während die Kirchen ohne Abteilungen8 schalten können wie sie wollen. Hier sollte man den Hebel ansetzen. Bosse: Die jetzige Praxis der Finanzabteilungen wendet sich gegen ihre Ursprünge. Der Ursprung wird jetzt in sein Gegenteil verkehrt. Kuessner: Praktisch werden wir auf dem Weg über das Kirchenministerium bis zur Wahl9 sicher nichts erreichen.
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schen Evangelischen Kirchenkanzlei“ vom 5. November 1935: GBlDEK 1935, S. 117f.; vgl. auch H. Brunotte, Entwicklung, S. 75). Tatsächlich war es auf Grund der innerkirchlichen Auseinandersetzungen in den Jahren 1933 bis 1935 vor allem im Gebiet der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union zu teilweise schwerwiegenden Missständen in der Verwaltung der kirchlichen Finanzen gekommen; die Einsetzung von Finanzabteilungen durch ein staatliches Gesetz (vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 64) war allerdings stark umstritten (vgl. H. Brunotte, Entwicklung, S. 55–59). Typisch für die Beurteilung der Befürworter waren z. B. die Argumente des Berliner Juristen Werner Weber: „Mit der Einrichtung der Finanzabteilungen hat der Staat, was vielfach übersehen wird, der Kirche und ihren Gliederungen die Fähigkeit wiedergegeben, überhaupt im Rechtsverkehr handelnd aufzutreten, eine elementare Voraussetzung, die in den Auseinandersetzungen und Maßnahmen des Kirchenstreits teils rechtlich, teils faktisch bis auf geringe Reste zerstört worden war. Nicht weniger bedeutsam vom Standpunkt der staatlichen Ordnungsaufgabe ist, daß zugleich mit Hilfe der Finanzabteilungen die innerkirchlichen Auseinandersetzungen vom Kampf um finanzpolitische Machtpositionen befreit worden sind“ (W. Weber, Entwicklung, S. 11; Zitat auch in W. Weber, Staatskirchenrecht, S. 3). = Sitz des Reichskirchenministeriums. Zu diesen Vorwürfen vgl. z. B. das Schreiben Kerrls an Marahrens vom 25. Februar 1937, in dem der Reichskirchenminister u. a. ausgeführt hatte, der Reichskirchenausschuss sei gescheitert, „weil er meine Weisung, sich der strengsten Unparteilichkeit gegenüber den in der Kirche sich bekämpfenden Gruppen zu befleißigen, nicht innegehalten hat“ und „weil er weiter meine Mahnung, daß er weder berufen noch befähigt sei, eine Entscheidung darüber zu treffen, wer in Glaubensdingen von den kämpfenden Parteien Recht oder Unrecht habe, nicht beachtet hat“ (Abdruck: Dokumente 4, S. 12f., Zitate: S. 12). Z. B. die bayerische und die württembergische Landeskirche, aber auch deutschchristlich regierte Kirchen wie Mecklenburg und Thüringen. D. h. bis zu den im Wahlerlass Hitlers vom 15. Februar 1937 angekündigten Kirchenwahlen (vgl. oben Dok. 1, Anm. 1).
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Hermann Müller: Eine rechtliche Handhabe für den Minister, einzuwirken, besteht nicht. Der Erlaß10 ist gänzlich rechtswidrig und entspricht nicht den bestehenden Vorschriften. Man sollte es so wenden, daß man nicht sagt: für Wahlzwecke. Es muß positiv gesagt werden, daß es sich um eine unmittelbare kirchliche Betätigung handelt. Die Frage sollte noch sorgfältig geprüft werden. Das neue Gremium11 sollte dann den Protest anmelden. Kotte: Sachsen hat bereits protestiert12. Der sächsische Protest sollte unterstützt werden. Hier wurde versucht, auf dem Grunde von Verwaltungshandlungen des Herrn Muhs positiv gesetztes staatliches Recht zu umgehen. Der Widerstand müßte vor allem aus den Finanzabteilungen kommen. Marahrens: Sachsen soll die Begründung seines Protestes den übrigen Finanzabteilungen zustellen. Ein Vorgehen ist sehr erwünscht. Niemann lenkt noch einmal den Blick auf die Erweiterung der Zuständigkeiten der Finanzabteilungen durch die 13. Durchführungsverordnung von Kerrl13. Lilje: Die Angelegenheit soll dem neu gebildeten Gremium übergeben und von ihm im Sinn der Debatte behandelt werden. Der Text der Resolution zur 13. Durchführungsverordnung liegt vor14. Er wird besprochen. Zuerst wird die ökumenische Frage besprochen. 10 Gemeint ist der oben Anm. 1 erwähnte Erlass des Reichskirchenministers vom 22. Februar 1937. 11 Vgl. dazu unten Anm. 42. 12 Gegen den Erlass vom 22. Februar 1937 an die Finanzabteilungen hatte der sächsische Landeskirchenausschuss in einem Schreiben vom 2. März 1937 Dienstaufsichtsbeschwerde eingelegt: Der Erlass bedeute „einen nicht tragbaren Eingriff in die vom Führer und Reichskanzler verbürgte ‚volle Freiheit der Kirche‘“ und mache das Reichskirchenministerium zum Herrn der Wahl. Zudem schaffe er eine Ausnahmeregelung für Kirchen, in denen Finanzausschüsse gebildet seien; während die deutschchristlichen Kirchenregierungen von Mecklenburg und Thüringen „ungehemmt die landeskirchlichen Mittel für ihre Zwecke in ganz Deutschland einsetzen“ könnten, müsse es sich die sächsische Kirchenleitung „nach dem Willen des Herrn Muhs“ gefallen lassen, „in ihren Wahlvorbereitungen dem Wohlwollen und der Kontrolle eines Thüringer Deutschen Christen, als welcher der Vorsitzende der Finanzabteilung [Kretzschmar] im Reichskirchenministerium bekannt ist, ausgeliefert zu sein“ (Teilabdruck des Schreibens: J. Fischer, Landeskirche, S. 244f.). Auf diese Beschwerde hin hatte Muhs die Finanzabteilungen dann am 9. März 1937 angewiesen, „für die Ausgaben zu Wahlzwecken (Flugblätter usw.) keine Kassenanweisungen zu erteilen“ (Anweisung Muhs’ zit. ebd., S. 177, Anm. 53). 13 Nach § 1, Abs. 2, der „Dreizehnten Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 20. März 1937 nahm die Finanzabteilung bei der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei „die Verwaltung und Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche in allen vermögensrechtlichen Angelegenheiten“ jetzt a l l e i n wahr, was nach § 2, Abs. 3, in gleicher Weise für die Finanzabteilungen der Landeskirchen galt (GBlDEK 1937, S. 11f.; Zitat: S. 12). 14 Vgl. dazu unten Anm. 18.
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Lilje weist auf die Schwierigkeiten an [bezüglich] der Beteiligung bzw. Nichtbeteiligung an den weltkirchlichen Konferenzen hin15. Hymmen: Ich halte es fast für ausgeschlossen, daß die Kirchenführerkonferenz eine Entscheidung über die vorgelegte Frage trifft. Es ist möglich, daß Oxford und Edinburgh nicht gleichmäßig behandelt werden. Man sollte die Angelegenheit vertrauensvoll Marahrens und seinen Mitarbeitern übergeben. Marahrens: Wir können heute noch keinen Beschluß fassen. Man müßte vorher mit dem Außenamt in Fühlung treten. Man sollte dem Gremium eine Vollmacht ausstellen. Besteht die Möglichkeit, daß wir D. Zoellner irgendwie mit der Angelegenheit betrauen? Mir ist es ein ganz lieber Gedanke. Es wäre das auch eine gewisse Anerkennung für Zoellner. Zimmermann: Damit sind wir alle einverstanden. Lilje: Die Frage als ganze wird dem neuen Gremium überwiesen16.
15 Für den Sommer 1937 waren die beiden Weltkonferenzen des Ökumenischen Rates für Praktisches Christentum in Oxford und der Bewegung für Glauben und Kirchenverfassung in Edinburgh geplant. Bereits seit Sommer 1935 war es insbesondere zwischen Vertretern der Bekennenden Kirche und dem Kirchlichen Außenamt unter Bischof Heckel zu schwerwiegenden Auseinandersetzungen über die Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche auf diesen Konferenzen gekommen. Dabei hatte Heckel den Standpunkt vertreten, es könne nur eine offizielle deutsche Delegation geben, der zwar Vertreter des Reichskirchenausschusses und des Lutherrats, nicht aber der VKL II angehören könnten. Auf der Vollversammlung des Ökumenischen Rates für Praktisches Christentum im Schweizer Chamby sur Montreux im August 1936 war dann ohne Beteiligung Heckels ausgehandelt worden, die für Deutschland vorgesehenen Sitze paritätisch auf den Reichskirchenausschuss, den Lutherrat und die VKL II zu verteilen (vgl. dazu auch unten Dok. 15, Anm. 73). Zu einer Beendigung der Konflikte hatte diese Lösung jedoch nicht geführt, ebensowenig wie die zum Jahreswechsel 1936/37 geführten Gespräche zwischen Vertretern der VKL II, des Reichsbruderrats, des Lutherrats und der Lutherakademie Sondershausen, die für die Besetzung der Delegation eine gemeinsame Strategie der Bekennenden Kirche gewährleisten und Heckel als Delegationsleiter verhindern sollten; ergebnislos war auch der Versuch des Reichskirchenausschusses vom Januar 1937 geblieben, die Besetzung der Delegation einem überwiegend aus Vertretern des Kirchlichen Außenamts gebildeten Benennungsausschuss zu übertragen. Die veränderte Lage nach dem Rücktritt des Reichskirchenausschusses am 12. Februar 1937, vor allem aber die 13. Durchführungsverordnung, von deren Bestimmungen das Kirchliche Außenamt ausdrücklich ausgenommen war, hatten dann zu einer Stärkung der Position Heckels geführt, der jetzt wieder nachdrücklich den Anspruch auf die Leitung der Delegation erhob (vgl. dazu A. Boyens, Kirchenkampf 1, S. 144–150; H. Oelke, Lilje, S. 322–327). 16 Die Bemühungen um das Zustandekommen einer deutschen Delegation wurden in den Sitzungen dieses Gremiums dann regelmäßig behandelt (vgl. die Sitzungsniederschriften im LKA Stuttgart, D 1, 137); Marahrens gelang es zwar noch, eine unter seiner Führung stehende Delegation zusammenzustellen, die Teilnahme dieser Delegation an den Konferenzen musste aber schließlich abgesagt werden (vgl. dazu unten Dok. 20, Anm. 50ff., und Dok. 23, Anm. 2–11).
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Lilje teilt mit, daß eine Art Flugblatt in Vorbereitung ist für die Wahl, das im Wichern-Verlag erscheint und bebildert ist17. 2. Lesung zur Entschließung der 13. Durchführungsverordnung18. Referat Benn: Es folgt Beratung der einzelnen Abschnitte. Zu 3 schlägt Kotte vor: Wenn bezüglich der Finanzabteilungen, die [sic!] so ist das umso mehr zurückzuweisen, als mit dieser dem kirchlichen Verfassungsleben fremden Einrichtung staatliche Rechtshilfe in ihr Gegenteil verkehrt wird .|.|.19 Entwurf angenommen20. 17 Nach mündlicher Auskunft des Wichern-Verlags vom 8. August 2007 lässt sich ein derartiges Flugblatt im Verlagsarchiv nicht ermitteln. 18 Dieser Entwurf für eine Stellungnahme der Kirchenführer basierte auf einem früheren Entwurf von Gauger, Niemann und Fleisch, der bereits am 1. April 1937 im Lutherrat (vgl. dazu oben Dok. 9, Anm. 40) und am Vortag in der Kirchenführerkonferenz vorgelegen hatte (vgl. oben Dok. 10, S. 232); zum Inhalt des Entwurfs, der gegenüber der früheren Fassung erhebliche Kürzungen und Umstellungen enthielt, vgl. die unten Anm. 20 erwähnte endgültige Fassung der Stellungnahme. 19 Dieser Satz aus Abschnitt II, Ziffer 3, lautete in der unten Anm. 20 erwähnten endgültigen Fassung: „Wenn bezüglich der Finanzabteilungen von der 13. Durchführungsverordnung eine im einzelnen verschieden weitgehende Erstreckung ihrer Zuständigkeiten angeordnet wird, so wird damit immer deutlicher eine dem kirchlichen Verfassungswerk an sich fremde und zunächst nur als vorübergehende staatliche Rechtshilfe gedachte Einrichtung zu einem Fremdkörper im kirchlichen Verwaltungsleben fortentwickelt, der ein wirksames, von einheitlichen Gesichtspunkten getragenes kirchliches Handeln nicht fördert, sondern hemmt.“ 20 In der endgültigen Fassung der Stellungnahme der Kirchenführerkonferenz hieß es, die 13. Durchführungsverordnung sei sowohl mit der bisherigen „grundsätzlichen Haltung des nationalsozialistischen Staates gegenüber der Kirche“ als auch „mit den Lebensgesetzen der Kirche selbst unvereinbar“: Einerseits würden „rechtlich unbestrittene Kirchenregierungen entmächtigt“, andererseits aber „kirchenregimentliche Befugnisse auf Kirchenregierungen übertragen“, die „zu Schrift und Bekenntnis in offenem Widerspruch stehen und auch mindestens zum Teil unbestreitbar rechtswidrig ins Amt gelangt sind“; darüber hinaus werde „den Entschliessungen der Generalsynode offensichtlich vorgegriffen“ und die „geltende rechtliche Ordnung so weit aufgelöst“, dass ein „sachgemäßer Vollzug der Wahlen nicht mehr gewährleistet“ sei. Die Kirchenführer kritisierten dann im Einzelnen das Verbot von kirchenpolitischen Veränderungen in der Zusammensetzung von Kirchenbehörden und kirchlichen Körperschaften, das Ruhen der Disziplinar- und sonstigen Personalmaßnahmen sowie die Ausweitung der Befugnisse der Finanzabteilungen. In Bezug auf die Deutsche Evangelische Kirche nahmen die Kirchenführer „in Ermangelung anderer verfassungsmäßiger Organe“ das Recht für sich in Anspruch, „die gesamtkirchlichen Aufgaben der Deutschen Evangelischen Kirche in der jetzigen Übergangszeit wahrzunehmen“ und „die Leitung der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei zu ordnen“. Die Stellungnahme endete mit der Feststellung, die 13. Durchführungsverordnung sei „für die in der Landeskirchenführerkonferenz zusammengeschlossenen Landeskirchen unvollziehbar“ (EvAG München, NL Meinzolt 33; Teilabdruck nach der Vorlage des Schreibens Marahrens’ an Kerrl vom 8. April 1937: KJ 1933–1944, S. 170ff.; auszugsweiser Abdruck: E. Klügel, Landeskirche 1, S. 242f.).
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Das neue Gremium soll es unterzeichnen und dem Ministerium übermitteln21. Herausstellung eines neuen Gremiums. Meiser schlägt noch einmal die vom Ausschuß herausgestellten Namen vor: Marahrens, Wurm, Zimmermann, Hollweg22. Ein Platz soll für die Vorläufige Kirchenleitung offen gehalten werden (Friedrich Müller oder Dibelius?). Wurm erklärt sich bereit, die Wahl anzunehmen. Er berichtet dann noch einmal über den Fall Darmstadt23. Er habe dem Ministerium mitgeteilt, daß er sich an das ergangene Verbot nicht halten könne. Der Minister teilte mit, daß er dringend warne, den geplanten Schritt zu tun24. Ich muß also damit rechnen, daß irgendwelche Maßnahmen gegen mich ergriffen werden, und daß ich dann vielleicht für einige Zeit aktionsunfähig bin. Ficker: Soll man nicht Fühlung nehmen mit der Vorläufigen Kirchenleitung, ehe man die anderen Namen veröffentlicht? Koopmann unterstützt den Antrag Meisers. Wurm wird gebeten, sich nicht zu versagen. Die Entscheidung muß doch einmal getroffen werden. Falls man sich an Wurm vergreift, so würde das erschwerend sein, wenn Wurm gleichzeitig von der Landeskirchenführerkonferenz herausgestellt ist. Die Sache muß unter allen Umständen durchgefochten werden. Kuessner ist gegen die Anregung Ficker. Der Einspruch gegen die 13. Durchführungsverordnung muß begleitet sein von der gleichzeitigen Herausstellung einer neuen Leitung. Happich: Man soll zunächst nichts sagen von einem offengehaltenen fünften Platz. Das muß auch die Bekennende Kirche verstehen. Heute muß die Leitung dastehen. Was Wurm anlangt, so ginge ich persönlich hin. 21 Die Stellungnahme ging Kerrl dann allerdings nicht von Seiten des neuen Gremiums, sondern mit einem Schreiben Marahrens’ vom 8. April 1937 zu, das er als dienstältester Landesbischof zeichnete. In Anlehnung an die Stellungnahme selbst schloss dieses Schreiben mit der Feststellung, dass die Kirchenführerkonferenz die 13. Durchführungsverordnung „nicht als vollziehbar ansehen kann, und dass die in ihr zusammengefassten Landeskirchen diese Verordnung für ihr Handeln nicht als verbindlich betrachten und daher in ihren Amtsblättern nicht veröffentlichen können“ (Abschrift: LKA Hannover, D 15 I Nr. 12).– Zur Reaktion Kerrls vgl. unten Dok. 15, Anm. 121. 22 Die Besetzungsvorschläge für die neue Leitung hatte der von der Kirchenführerkonferenz eingesetzte Ausschuss in seiner Besprechung am 2. April 1937 erarbeitet (vgl. dazu oben Dok. 11). 23 Gemeint ist das Rede- und Aufenthaltsverbot für Hessen, das anlässlich der Evangelischen Woche in Darmstadt über Wurm verhängt worden war (vgl. dazu oben Dok. 10, Anm. 8 und 79). 24 Ein entsprechender Schriftverkehr zwischen Wurm und Kerrl konnte nicht ermittelt werden.
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Die Genehmigung der Evangelischen Wochen wird ganz verschieden gehandhabt25. Lilje: Exempli causa26 muß die Sache in Darmstadt durchgeführt werden. Ich habe viel Verständnis dafür, daß Verhandlungen mit der Vorläufigen Kirchenleitung vorher nicht durchgeführt werden. Aber es sollte unmittelbar nach der Beschlußfassung eine Mitteilung der bestehenden Pläne nach dieser Seite hinübergegeben werden27. Marahrens: Mir würde wertvoll sein, daß wir sagen können: Die Kirchenführerkonferenz stellt ein Gremium heraus. Wir haben dann die Vollmacht, daß wir nach bestimmten Seiten Verhandlungen über die Erweiterung führen. Wir sollten nicht unsere Beschlüsse von vorherigen Verhandlungen abhängig machen. 25 In einem nicht genau zu datierenden Erlass von Ende 1936/Januar 1937 hatte Kerrl alle Evangelischen Wochen verboten und die Verhängung eines Aufenthaltsverbots für auswärtige Redner angeordnet (Abdruck: Dokumente 3, S. 307; E. Müller, Widerstand, S. 36). In einem Runderlass des Geheimen Staatspolizeiamtes Berlin vom 26. Januar 1937 hatte es dann allerdings geheißen, das Verbot erstrecke sich nur auf solche Evangelischen Wochen, „die von dem Reichsausschuss für Evangelische Wochen in Berlin veranstaltet werden und auf welchen namhafte Redner aus dem ganzen Reichsgebiet auftreten“; alle übrigen Evangelischen Wochen seien auch „weiterhin zu gestatten“ (Abdruck: Dokumente 3, S. 307f.; Zitate: S. 308; zum Reichsausschuss für die Evangelischen Wochen vgl. E. Müller, Widerstand, S. 16ff.). Das Verbot war zunächst unterschiedlich gehandhabt worden: Während die Durchführung der für den 2.–6. Januar 1937 in Erfurt und Magdeburg angesetzten Evangelischen Wochen verhindert worden war, hatte die Nürnberger Evangelische Woche ungehindert stattfinden können, nachdem das Verbot auf Grund des Einsatzes der bayerischen Kirchenleitung und einer Intervention des Polizeipräsidenten aufgehoben worden war; später konnten auch noch Evangelische Wochen in Kassel und Mannheim durchgeführt werden (vgl. AELKZ 70, 1937, Sp. 42; E. Müller, Widerstand, S. 36; zur Nürnberger Evangelischen Woche vgl. H. Kern, Christus). 26 = wegen eines Beispiels, beispielsweise, zum Beispiel. 27 Die Kirchenführerkonferenz fasste dann den Beschluss, „ihre Vertretung durch einen Beauftragten der ‚Vorläufigen Kirchenleitung‘ zu erweitern“. In der protokollarischen Fassung des Beschlusses hieß es, die Konferenz habe den „dringenden Wunsch, dass die Verhandlungen hierzu seitens der Bekennenden Kirche mit Bereitwilligkeit aufgenommen werden und zum Erfolg führen“ (Wortlaut des Beschlusses überliefert als Anlage 2 zum Schreiben Friedrich Müllers an die Mitglieder der VKL II, des Rates der Deutschen Evangelischen Kirche und der Arbeitsgemeinschaft von Lutherrat und VKL II vom 13. April 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 5). Eine offizielle Mitteilung an die VKL II unterblieb jedoch zunächst, so dass diese für ihre Stellungnahme auf Informationen Dritter angewiesen war. So hatte Knak bei einem bereits während der Kirchenführerkonferenz geführten Gespräch mit Meiser und Wurm von der bevorstehenden Einsetzung einer neuen Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche Kenntnis erhalten (vgl. dazu unten Anm. 39); ebenfalls noch während der Sitzung hatte Breit auch Asmussen über die Pläne der Kirchenführerkonferenz informiert (vgl. das Schreiben Asmussens an Breit und Wurm vom 6. April 1937 und das Antwortschreiben Breits vom 8. April 1937: Ebd.). Die VKL II zeigte sich dann über das Vorgehen und die Beschlüsse der Kirchenführerkonferenz empört und lehnte eine Beteiligung an der neuen Vertretung strikt ab (vgl. dazu unten Dok. 14, Anm. 1).
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Was Wurm anlangt: Bei der mitgeteilten Begründung des Kirchenministeriums würde ich nach Darmstadt gehen28. Hollweg und Zimmermann erklären: Hält es die Kirchenführerkonferenz für erforderlich, so wird sich keiner von uns der Arbeit entziehen. Wir wissen, in welche Not wir hineingehen, und wissen, wer allein uns zu helfen vermag. Ohne die Hilfe eines Anderen vermögen wir nichts zu tun. Ich spreche für uns vier aus: Wenn dieser Auftrag uns auferlegt wird, so werden wir uns ihm nicht entziehen, sondern in der Gewißheit der Hilfe des Einen versuchen, diesem Auftrag zu entsprechen. Wir verbinden damit die Bitte, daß der Kreis der Kirchenführer auch weiterhin seine Entschlossenheit zeigt, wirklich geschlossen zu uns zu stehen, rückhaltlos in der Kritik dessen, was wir tun, aber in dem klaren Bewußtsein: Wir versuchen das Beste, was wir können, aber uns dadurch stärken, daß wir in jedem Augenblick gewiß sein [können]: Die Männer dieses Kreises stehen zu uns und werden jederzeit bereit sein, mit uns die Fragen zu durchdenken und die entsprechenden Beschlüsse zu fassen. Lilje: Wir wissen, welche schweren Aufgaben die Herren übernehmen, und wissen den Dienst, den sie zu leisten bereit sind, besonders zu schätzen. Es ist zu sagen, daß hier eine bestimmte Situation völlig reif geworden ist. Das wird nicht nur confusione hominum29 sondern auch providentia Dei30 sein. Langenohl liest die protokollarische Fassung des Vorgangs vor31. Wurm dankt den bisherigen Mitgliedern des Vertretungsgremiums32. Als Namen für das Gremium schlägt Wurm vor „Einstweilige Leitung“. Happich schlägt „Vertretung“ vor.
28 Marahrens teilte Kerrl dann im Auftrag der Kirchenführerkonferenz in einem Schreiben vom 8. April 1937 mit, die Konferenz halte Wurm „für berechtigt und kirchlich verpflichtet, der an ihn ergangenen Aufforderung zu einer Predigt am vergangenen Sonntag anläßlich der Evangelischen Woche in Darmstadt zu entsprechen. Ein Predigtverbot konnte und durfte nach der Überzeugung dieser Kirchenführer nicht damit begründet werden, daß der Dienst des Herrn Landesbischofs D. Wurm außerhalb der eigenen Landeskirche in Anspruch genommen worden ist.“ Auch habe die Kirchenführerkonferenz „in der Begründung des Verbotes durch die Verordnung des Reichspräsidenten vom 28. Februar 1933 [vgl. dazu oben Dok. 10, Anm. 8] eine aus dieser Verordnung nicht zu rechtfertigende Verletzung der Amtsehre des Landesbischofs vor der Öffentlichkeit gesehen“ (LKA Karlsruhe, 4918; Abdruck: Dokumentation 6, S. 253). 29 = Verwirrung der Menschen. 30 = Fürsorge Gottes. 31 Vgl. dazu unten Anm. 42. 32 Gemeint sind Lilje, Gramlow, Henke und Langenohl, die dem von der Kirchenführerkonferenz aus Anlass des Rücktritts des Reichskirchenausschusses am 12. Februar 1937 eingesetzten provisorischen Leitungsgremium für die Deutsche Evangelische Kirche angehörten (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 18).
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Marahrens: Man sollte mit dem Namen mit möglichst wenig Prätention auftreten. Wir sollen wirken durch die Sache. Wir können uns die Bezeichnung ja auch im kleinen Kreise noch einmal überlegen. Wir wollen nicht einen neuen formaljuristischen Streit entfachen. Koopmann: Man sollte es den Herren überlassen, sich selbst eine Bezeichnung zu wählen. Die Kirchenführerkonferenz soll das persönliche Vertrauen haben, daß die herausgestellten Herren nach der Schrift und dem Evangelium handeln werden. Es ist außerordentlich wichtig, daß die Herren sich in der Marchstraße 2 etablieren33. Mahrenholz werden die Beamten des Hauses gerne dienen34. Es ist auch Aussicht vorhanden, daß der Minister keine Schwierigkeiten machen wird. Wenn diese Herren jetzt herausgestellt werden von der Kirchenführertagung, so ist das Gremium mit kirchlicher Legitimation ausgestattet. Es könnte sein, daß der Minister keine Schwierigkeiten macht. Wenn man schon jetzt eine Bezeichnung wählen will, so soll man von einer Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche sprechen. Ich habe die Hoffnung, daß die Sache laufen wird. Brunotte bittet, über die „Frage der Verwaltung“ vorerst nichts ins Protokoll aufzunehmen. Werner stellt keine großen Ansprüche. Es wäre verkehrt, wenn man ins Haus hineinwill, nun mit ungeschickten Ansprüchen hervorzutreten. Es soll zunächst kein Anspruch auf Leitung erhoben werden. Es wird aber Leitung ausgeübt werden. Wir würden die Herren gerne darin unterstützen. Es muß ein Modus gefunden werden, wie die äußere Verwaltung ausgeübt wird. Das Gremium muß [wird] durch das Schwergewicht seiner Handlungen den nötigen Einfluß schon gewinnen. Wenn wir keine Ansprüche auf Verwaltung und Leitung erheben, dann kann der Minister nichts dagegen tun. Lilje: Was Brunotte vorgeschlagen hat, ist nicht ein Fortschritt, sondern ein bedeutender Rückzug. Für mich ist kein anderer Gedanke vollziehbar, als daß mindestens die Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche voll in Anspruch genommen wird. Die Frage nach der staatlichen Anerkennung steht unverändert auch vor den neuen Herren. Es gibt keinerlei Rechtsgrundlage, die dem Minister Anspruch auf Anerkennung gibt35. Juristisch hat er keinen dahin gehenden Anspruch. Man sollte also nicht so tun, als habe er den Anspruch. Was erreicht 33 D. h. im Dienstgebäude der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei. 34 Diese Vermutung beruhte offenbar darauf, dass Mahrenholz, der als Leiter des Sekretariats vorgesehen war (vgl. dazu oben Dok. 11, Anm. 3, und unten Anm. 42), den Mitarbeitern der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei aus der Zeit des Reichskirchenausschusses, dem er von Oktober 1935 bis Februar 1937 als stellvertretender Vorsitzender angehört hatte, bereits bekannt war (vgl. H. Braun, Mahrenholz, S. 558; H. Brunotte, In memoriam, S. 113). 35 Vgl. dazu aber das Votum Brunottes unten S. 260 mit Anm. 38.
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werden muß, kann nicht anders geltend gemacht werden als auf dem Weg, daß ein völlig eindeutiger Tatbestand geschaffen wird. Den Herren im Hause36 muß eine Entscheidung zugemutet werden: Wollt ihr oder wollt ihr nicht. Wirksam ist im Augenblick in der Tat nur die kirchliche Geschlossenheit. Man darf die neuen Herren nicht zwischen zwei Mühlsteine bringen, Ministerium und die innerkirchliche Kalamität, unter denen der Reichskirchenausschuss gelitten hat. Nur wenn im Ansatz bereits erreicht wird, daß geltend gemacht werden kann: Wir vertreten eine kirchliche Geschlossenheit, die bisher nicht da war, so wäre das ein ganz großer Erfolg. Werden die Voraussetzungen nicht erfüllt, daß deutlich geltend gemacht wird: Ein Anspruch, der völlig unbestritten ist, wird hier klar und würdig gestellt, dann ist das von größtem Nachteil. Ich würde deshalb doch bitten: Wenn hier nicht der Schritt bewußt voran getan wird, so ist es nicht mehr, sondern weniger, als was bis jetzt besteht. Neuser: Könnte man nicht bei den jetzt nicht anwesenden Amtsträgern37 anfragen, wie sie dazu stehen? Hermann Müller schlägt als Fassung für das Protokoll vor: Die gesamtkirchlichen Aufgaben wahrzunehmen und zu vertreten. Niemann: Es ist etwas anderes, ob ich Aufgaben wahrnehme und vertrete oder ob ich eine Körperschaft vertrete. Brunotte spricht gegen Lilje. Wir kommen um eine Anerkennung des Staates nicht herum. Ich halte es nicht für möglich, eine solche Leitung herauszustellen, weil es nicht sinnvoll ist. Wir bekommen die staatliche Anerkennung nicht. Das andere führt unter allen Umständen praktisch weiter. Es ist nicht so einfach, daß die Kirchenführerkonferenz eine Leitung herausstellt. Wir stehen in der Situation des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche von 193538. Es hat keinen Sinn, so zu tun, als wären wir befugt, als könnten wir ein Gremium ernennen, das der Minister dann bestätigen muß. Ich sehe aber ein, daß die herausgestellten Männer nicht als Vertretung einer kirchenpolitischen Stelle bezeichnet werden dürfen. Vorschlag: Bitten den Landesbischof .|.|. die Gesamtheit der auf dem Boden des Bekenntnisses [Text bricht ab].
36 D. h. den Mitarbeitern der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei. 37 Von der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei war lediglich Brunotte anwesend (zur Beteiligung Brunottes an den Sitzungen der Kirchenführerkonferenz vgl. auch H. Brunotte, Kurs, S. 4f.). 38 Nach diesem Gesetz vom 24. September 1935 war der Reichskirchenminister „zur Wiederherstellung geordneter Zustände in der Deutschen Evangelischen Kirche und in den evangelischen Landeskirchen ermächtigt, Verordnungen mit rechtsverbindlicher Kraft zu erlassen“ (GBlDEK 1935, S. 99).
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Besprechung mit Knak39. Ficker: Man sollte Wurm den Rücken stärken40. Die am 2. und 3. in Berlin versammelten Führer beschließen, den Landesbischof zu bitten: Um die Gesamtheit der auf dem Boden des Artikels 1 der Kirchenverfassung41 stehenden Landeskirchen in den gemeinsamen Aufgaben zusammenzufassen und die Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche wahrzunehmen42. Einstimmig beschlossen43.
39 Nachdem Knak Gerüchte über die bevorstehende Einsetzung einer neuen Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche durch die Kirchenführerkonferenz bekannt geworden waren, hatte er am Vormittag des 3. April 1937 Meiser und Wurm aufgesucht, noch bevor die Kirchenführerkonferenz einen endgültigen Beschluss gefasst hatte (vgl. das Schreiben Friedrich Müllers an Marahrens vom 8. April 1937, Abschrift: LKA Hannover, L 3 I Nr. 19 Bd. II; vgl. auch das Schreiben Wurms an Friedrich Müller vom 10. April 1937, Abschrift: LKA Hannover, D 15 I Nr. 5). Knak hatte dabei „vor den Folgen gewarnt, die die Herausstellung einer – wieder einmal ‚neuen‘ – Leitung für die Bekennende Kirche und für die eben begonnene gemeinsame Arbeit“ – d. h. für die Arbeitsgemeinschaft zwischen Lutherrat und VKL II – haben müsse (Beschluss des Rates der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union vom 6. April 1937: LKA Hannover, L 3 I Nr. 19 Bd. II). 40 Gemeint ist die Teilnahme Wurms an der Darmstädter Evangelischen Woche (vgl. dazu oben Anm. 23f. und 28). 41 Zum Inhalt dieses Artikels vgl. oben Dok. 1, Anm. 52. 42 Dieser Beschluss der Kirchenführerkonferenz lautete: „Das nach dem Rücktritt des Reichskirchenausschusses am 12. 12. 37 [richtig: 12. Februar 1937] von der Konferenz der Kirchenführer mit der einstweiligen Leitung und Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche beauftragte Gremium (Dr. Lilje, Henke, Gramlow, Langenohl) hat den ihm gewordenen Auftrag in die Hände der Kirchenführerkonferenz zurückgelegt. Die am 2. und 3. 4. 1937 in Berlin versammelten im leitenden Amt stehenden Führer der Landeskirchen beschliessen darum, den dienstältesten Landesbischof zu bitten, in Zusammenarbeit mit drei rechtmässig im leitenden Amt einer Landeskirche stehenden Kirchenführern die Gesamtheit der auf dem Boden des Artikels 1 stehenden Landeskirchen in den gemeinsamen Aufgaben zusammenzufassen und die Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche wahrzunehmen. Sie beauftragen einmütig unter dem Vorsitz von Landesbischof D. Marahrens – Hannover die Herren Landesbischof D. Wurm – Stuttgart, Präses Zimmermann – Berlin und Landessuperintendent D. Dr. Hollweg mit der genannten Vertretung. Sie nehmen zustimmend zur Kenntnis, dass die vier beauftragten Kirchenführer zu ihrer ständigen Vertretung ein Sekretariat in Berlin einrichten und werden es mit Dank begrüssen, wenn Oberlandeskirchenrat Dr. Mahrenholz die Leitung des Sekretariats übernehmen wird“ (Beschluss mit fehlerhafter hsl. Datierung auf den „12. 12. 1937“ überliefert im LKA Stuttgart, D 1, 138). Der Wortlaut dieses Beschlusses wurde dann allerdings auf der Sitzung des Kirchenführergremiums am 8. April 1937 noch verändert (vgl. die Niederschrift mit Paraphe Brunottes: LKA Stuttgart, D 1, 136). Dabei wurde der letzte Satz über die Einrichtung eines Sekretariats ersatzlos gestrichen; der Passus über die Berufung einer neuen Vertretung lautete in der neuen Fassung: „Die am 2. und 3. April in Berlin versammelten im leitenden Amt stehenden Führer der Landeskirchen beschliessen darum, den dienstältesten Landesbischof D. Marahrens – Hannover zu bitten, in Zusammenarbeit mit den Herren Landesbischof D. Wurm – Stuttgart, Präses Zimmermann – Berlin und Landessuperintendent D. Dr. Hollweg – Aurich die Gesamtheit der auf dem
14 Besprechung mit Breit, Pressel und Wurm 1937 April 12 I. II. III. G:
Meiser 98. Breit – Meiser – Pressel – Wurm. Ulm, Oberberghof; von ca. 15.00 Uhr bis ca. 17.00 Uhr. Meiser, ATB.
Gegenstand der Besprechung war die Neuordnung des Verhältnisses zwischen Lutherrat, Vorläufiger Kirchenleitung und Kirchenführerkonferenz1. Boden des Artikels 1 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche stehenden Landeskirchen in den gemeinsamen Aufgaben zusammenzufassen und insofern die Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche wahrzunehmen“ (LKA Stuttgart, A 126, 348). 43 Marahrens sandte den Beschluss der Kirchenführerkonferenz dann mit Schreiben vom 9. April 1937 an den Reichskirchenminister (LKA Karlsruhe, 4918). Kerrl teilte Marahrens daraufhin mit, die Leitung und Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche könne erst durch die neue Verfassung geregelt werden. Da der verfassunggebenden Generalsynode nicht vorgegriffen werden dürfe, habe er von der Einsetzung einer neuen Leitung abgesehen; bis zur Generalsynode aber sei durch die 13. Durchführungsverordnung „für eine geordnete Fortführung der laufenden Geschäfte gesorgt“ und dabei behalte „es sein Bewenden“. Abschließend wies Kerrl „der Ordnung halber“ noch darauf hin, „daß ein beschränkter Kreis von kirchlichen Amtsträgern weder rechtlich noch kirchlich legitimiert ist, eine Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche zu bilden, und daß daher Beschlüsse wie der vom 3. April von mir nicht anerkannt werden können“ (Abdruck des Schreibens vom 21. April 1937: Dokumente 4, S. 17f.; Zitate: Ebd., S. 18; eine Abschrift dieses Schreibens ging am 19. Mai 1937 auch an die leitenden Amtsträger der deutschen evangelischen Kirchen: EZA Berlin, 1/1538). 1 Nachdem die Kirchenführerkonferenz am 3. April 1937 ohne vorherige Fühlungnahme mit der VKL II eine neue Vertretung für die Deutsche Evangelische Kirche berufen hatte (vgl. dazu oben Dok. 13, Anm. 42), war es zwischen der VKL II und den Landesbischöfen Marahrens, Meiser und Wurm zu schweren Konflikten gekommen, die auch die Arbeitsgemeinschaft von Lutherrat und VKL II (vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 24) bedrohten. Die VKL II war umso mehr verärgert, als sie von dieser Berufung und ihrer geplanten Beteiligung an der neuen Vertretung (vgl. oben Dok. 13, Anm. 27) zunächst nur durch Gerüchte erfahren hatte. Friedrich Müller hatte den Bischöfen daraufhin vorgeworfen, ihre Zusammenarbeit mit der Kirchenführerkonferenz und den darin vertretenen Ausschussmitgliedern bedeute einen erneuten Wortbruch und mache die Arbeitsgemeinschaft von Lutherrat und VKL II illusorisch. Sollten die Bischöfe nicht innerhalb einer Woche ihre Bereitschaft erklären, öffentlich von den Kirchenausschüssen abzurücken, die Kirchenführerkonferenz fallen zu lassen und auf die Einsetzung der neuen Vertretung zu verzichten, könne die VKL II ein „weiteres Zusammengehen mit dem Lutherrat und den weiter mit den Ausschüssen zusammenarbeitenden Kirchen“ nicht mehr verantworten
Dokument 14 / 1937 April 12
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Oberkirchenrat Breit entwickelt folgenden Grundgedanken: 1. Die Kraft der Kirchenausschüsse ruht in dem Besitz des Apparates2. Wir sind in der Gefahr, diese Kraft zu unterschätzen; das Problem ist Preußen3. Deshalb liegt die Frage so: ist es möglich, zwischen dem preußischen Bruderrat und dem preußischen Landeskirchenausschuß eine Verständigung herbeizuführen. Breit bittet die Bischöfe, daß von den Mitgliedern des preußischen Landeskirchenausschusses verlangt (Schreiben an Meiser vom 7. April 1937, Abschrift: LKA Hannover, L 3 I Nr. 19 Bd. II; vgl. dazu auch unten Dok. 16, Anm. 6). Dementsprechend hatte die VKL II auch ihre Teilnahme an einer bereits anberaumten Sitzung der Arbeitsgemeinschaft abgesagt (vgl. das Schreiben Knaks an die Arbeitsgemeinschaft vom 7. April 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 5). Auf die Bitte Marahrens’, in einen Austausch über die Lage einzutreten und die Frage zu erwägen, „ob in allernächster Zeit von uns Verhandlungen mit dem Ziele gemeinsamer Arbeit für die Kirche zugelegt werden können“ (Schreiben an Müller vom 6. April 1937, Abschrift: LKA Hannover, L 3 I Nr. 19 Bd. II), hatte Müller geantwortet, für die VKL II komme „ein ‚Zulegen‘ zu der bereits beschlossenen Leitung nicht in Frage“, da die Kirchenführerkonferenz keine kirchliche Legitimität besitze und es „für jemanden, der innerhalb Altpreußens an der Arbeit der Bruderräte teilnimmt und deren Kirchenregiment anerkennt“, ausgeschlossen sei, „neben einem Vertreter des Landeskirchenausschusses [= Zimmermann] einer Körperschaft anzugehören, die von irgendwelcher Seite beauftragt wird, Kirchenregiment der Deutschen Evangelischen Kirche zu sein“ (Schreiben Müllers an Marahrens vom 8. April 1937, Abschrift: Ebd.). An dieser Haltung hatte auch die Feststellung Wurms nichts ändern können, in der gegenwärtigen Lage bleibe gar nichts anderes übrig als eine Beteiligung Müllers an der neuen Vertretung. Dazu hatte er in seinem Schreiben an Müller vom 7. April 1937 ausgeführt, man müsse vorerst die Tatsache respektieren, dass hinter dem altpreußischen Landeskirchenausschuss auch Kreise stünden, die keine Deutschen Christen sein wollten. Eine Verweigerung der VKL II käme einem „Unglück von grösstem Ausmass“ gleich (Abschrift: LKA Hannover, D 15 I Nr. 5). Als die Kirchenausschüsse von Müller bei einer Aussprache mit den Bischöfen am 9. April 1937 dann als „getarntes DC-Regiment“ bezeichnet worden waren, hatte ihm Wurm in einem Schreiben vom 10. April 1937 entgegnet, es dürfe keine „jetzt noch vorhandene Rechtsposition“ zerstört werden; stattdessen müsse ein Weg gefunden werden, auf dem „die beiden Gruppen in der altpreussischen Union, die wahre Kirche wollen“, in eine Notgemeinschaft mit den Bischöfen eintreten könnten, wozu umgehend Verhandlungen zwischen altpreußischem Bruderrat und Landeskirchenausschuss aufgenommen werden müssten (Abschrift: Ebd.). Müllers Antwort war jedoch erneut negativ ausgefallen. In seinem Schreiben an Wurm vom 11. April 1937 hatte es geheißen, eine Rechtsposition auf der Ebene der Deutschen Evangelischen Kirche sei nicht mehr vorhanden. Nachdem auch die Legalität der Kirchenführerkonferenz nichts als ein Phantom sei, stelle das gemeinsame Handeln der Bischöfe mit den Kirchenausschüssen trotz aller gegenteiligen Beteuerungen den „stärksten Eingriff“ in die altpreußischen Verhältnisse dar und stütze die bekenntniswidrigen Ausschüsse, die nachdrücklich unter Beweis gestellt hätten, dass sie keine „wahre Kirche“ wollten. Deshalb bleibe jetzt „nur der Weg einer klaren Entscheidung der Herren Landesbischöfe entweder für die papierene Legalität der Ausschüsse“ oder für ein „auch in Altpreussen bekenntnisgebundenes Kirchenregiment, das die Bruderräte als Notkirchenregiment ausüben“ (Abschrift: Ebd.).– Zum Fortgang vgl. unten Dok. 15, Anm. 47f., 53 und 57, sowie Dok. 16. 2 D. h. der kirchlichen Verwaltungsbehörden. 3 D. h. die Konflikte innerhalb der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union.
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wird, daß der Verständigungsversuch aufgenommen wird. Die Bischöfe können es sich unmöglich gefallen lassen, daß sie haftbar gemacht werden für einen Zustand, auf dessen Beseitigung sie keinen Einfluß haben. Wir haben in unseren Gebieten das vorhandene Problem gelöst (Sachsen4, Braunschweig5). Die Bischöfe sollten sich anbieten, bei der Lösung der Schwierigkeiten zu assistieren. 2. Wir müssen uns dagegen verwahren, daß man uns auf das Konto schreibt, was wir nicht verschuldet haben. Die Schuld, warum es in Preußen immer nicht vorwärts gehen will, liegt wohl in erster Linie bei dem preußischen Bruderrat, der keinen ernsthaften Versuch gemacht hat, das Problem einer Lösung näherzubringen. 3. Ich könnte mir eine Verständigung so denken: a. Die Kirchenausschüsse6 bleiben wie bisher als staatliche Ausschüsse und werden als solche vom Bruderrat anerkannt. b. Der preußische Landeskirchenausschuß erkennt den Bruderrat als kirchlich legitime Leitung für die bekennende Kirche an. Das lehnte der Bruderrat bis jetzt aber ab. Der Bruderrat will die Leitung für die ganze Kirche sein7. An diesem entscheidenden Punkt müssen wir uns klar werden, wieweit wir gehen und wieweit wir nicht gehen können. 4 Der sächsische Landesbruderrat hatte dem Landeskirchenausschuss zwar seine Unterstützung bei „der Vorbereitung einer echten kirchlichen Neuordnung“ zugesagt, erkannte den Ausschuss aber nicht als „echte Leitung nach Schrift und Bekenntnis“ an (Schreiben des sächsischen Landesbruderrats an den sächsischen Landeskirchenausschuss vom 16. März 1936, Abdruck: J. Fischer, Landeskirche, S. 222f.). Der Lutherrat hatte die Ratifizierung des mit dem Landeskirchenausschuss getroffenen Abkommens zum Anschluss der sächsischen Landeskirche vom 7. Mai 1936 (Abdruck: JK 4, 1936, S. 573; K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 680) dann davon abhängig gemacht, dass die Landeskirche im Lutherrat nicht nur durch ein Mitglied des Ausschusses, sondern auch weiterhin durch ein Mitglied des Bruderrats vertreten wurde (vgl. dazu J. Fischer, Landeskirche, S. 57f.; vgl. dazu auch P. Fleisch, Erlebte Kirchengeschichte, S. 212; P. Fleisch, Werden, S. 33); dies war auch eine der Bedingungen, unter denen der Bruderrat dem Anschluss zugestimmt hatte (vgl. den Beschluss des sächsischen Landesbruderrats vom 11./ 12. Mai 1936, Abdruck: JK 4, 1936, S. 530). 5 Im Zusammenhang der Verhandlungen über die Aufnahme Braunschweigs in den Lutherrat, die im Sommer und Herbst 1936 geführt worden waren, hatte sich der Lutherrat für einen Ausgleich zwischen der braunschweigischen Bekennenden Kirche und der Kirchenregierung eingesetzt. Dabei hatte der Lutherrat zur Bedingung gemacht, Landesbischof Johnsen müsse ein Mitglied der Bekennenden Kirche in das Landeskirchenamt berufen und außerdem den Vertreter der Bekennenden Kirche im Lutherrat anerkennen. Daraufhin hatte sich Johnsen am 7. Oktober 1936 bereit erklärt, den Bekenntnispfarrer Hans-Eduard Seebaß als nebenamtlichen Oberkirchenrat in das Landeskirchenamt zu berufen; am 25. November 1936 hatte er schließlich auch zugestimmt, den Vertreter des braunschweigischen Bruderrats im Lutherrat anzuerkennen (vgl. K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 297; Verantwortung 2, S. 367).– Zum Anschluss Braunschweigs an den Lutherrat vgl. auch unten Dok. 21, Anm. 121. 6 D. h. der altpreußische Landeskirchenausschuss und die Provinzialkirchenausschüsse. 7 Vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 42.
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Die Geschichte des Lutherrates und die Geschichte unserer lutherischen Kirche machen es selbstverständlich, daß wir hier nur bis zu einem gewissen Punkt gehen. Wir können nicht bis ins Unendliche rein theoretische, platonische und dogmatische Ansprüche bejahen, sonst verlieren wir uns ins Uferlose. Die Konsequenz wäre, daß z. B. der Bruderrat in Oldenburg in die Kirchenführerkonferenz aufgenommen würde und daß der Landeskirchenausschuß bei Maßnahmen, die die bekennende Kirche treffen, nur im Benehmen mit dem Bruderrat handelt8. Rein theoretisch, dogmatisch, bekenntnismäßig hat der totale Anspruch des altpreußischen Bruderrats sein Recht; faktisch hat sich der Bruderrat nicht durchsetzen können. Deshalb muß bei diesen Verhandlungen der Bruderrat sich auf die Forderung beschränken, die wir ihm konzedieren. Die alte Vorläufige Kirchenleitung hat faktisch den Bruderrat von Preußen als das Kirchenregiment von Preußen anerkannt9. Wenn heute die Befriedigung dieses Anspruches gefordert wird, dann erklärt der Landeskirchenausschuß, das ist ja gar nicht möglich; denn es gehört ja nur ein Teil der Pfarrer der bekennenden Kirche an, die anderen wollen sich nicht unter die Leitung der bekennenden Kirche stellen10. 8 Bezug unklar: Das Präsidium der Bekenntnissynode der Evangelisch-lutherischen Kirche Oldenburgs erhob zwar den Anspruch, das rechtmäßige Kirchenregiment der Landeskirche zu sein; dieser Anspruch richtete sich jedoch nach wie vor gegen die Kirchenleitung unter Landesbischof Volkers, da die Verhandlungen zur Bildung eines Landeskirchenausschusses in Oldenburg gescheitert waren (vgl. dazu K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 288– 292; K. Meier, Kirchenkampf 3, S. 407ff.; R. Rittner, Intakte Kirche; R. Rittner, Evangelische Kirche, S. 271–734; K.-L. Sommer, Bekenntnisgemeinschaft, S. 161–198). 9 In der „Vereinbarung über die Bestellung eines vorläufigen Kirchenregiments der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 22. November 1934 hatte es dazu geheißen: „In den Kirchen, in denen ein bekenntnis- und verfassungswidriges Kirchenregiment besteht, bestätigt das vorläufige Kirchenregiment die von der Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche bestellten oder anerkannten Organe der Leitung“ (Abdruck: K. D. Schmidt, Bekenntnisse 2, S. 174f., Zitat: S. 175; Herausgefordert, S. 235f.). Unmittelbar nach Abschluss dieser Vereinbarung hatte Marahrens dann den altpreußischen Bruderrat als rechtmäßige Leitung der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union anerkannt (vgl. dazu W. Niesel, Kirche, S. 52). 10 Obwohl die Konflikte zwischen VKL II und Lutherrat (vgl. dazu oben Anm. 1) noch in keiner Weise bereinigt waren, bemühte sich Breit im Anschluss an diese Besprechung sofort um Verhandlungen zwischen dem altpreußischen Bruderrat und dem Landeskirchenausschuss. Breit schwebte dabei vor, der Lutherrat – „vor allem die drei prominenten Bischöfe“ – solle sich mit Friedrich Müller „auf bestimmte Forderungen an den Landeskirchenausschuß in Preußen vereinigen“. Dazu fand am 16. April 1937 ein Gespräch zwischen Breit, Friedrich Müller und Marahrens statt (Schreiben Breits an Bogner vom 16. April 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 5). Zuvor hatte Breit in einem Gespräch mit Söhngen Grundsätze für eine Vereinbarung zwischen Bruderrat und Landeskirchenausschuss festgelegt. Breit konnte Müller dazu bewegen, den Entwurf für eine solche Vereinbarung an Zimmermann weiterzuleiten, der ihn dann dem Vorsitzenden des altpreußischen Landeskirchenausschusses, Eger, aushändigen sollte (vgl. das Schreiben Breits an Fi-
15 Sitzung des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (Lutherrat) 1937 April 22 I. Meiser, Wachstuchheft 7, S. 975–1000, S. 1–7. II. Beste – Breit – Brunstäd (bis 14.15 Uhr) – Ficker – Fleisch – Gauger – Hahn (bis 14.15 Uhr) – Lambrecht – Lilje – Marahrens – Meiser – Otto – Pfisterer – Stoll – Wurm – Zänker. Borst (bis 14.15 Uhr) – Geiger – Johnsen (bis 14.15 Uhr) – Kühl (bis 14.15 Uhr) – Lachmund – Walter (ab 16.30 Uhr). III. Berlin W 35, Großadmiral-Prinz-Heinrich-Str. 14; von 10.00 Uhr bis 14.15 Uhr und von 16.30 Uhr bis 21.00 Uhr. G: 1. Meiser, ATB; 2. Entwurf und Protokoll des Sekretariats des Lutherrats, gez. Breit (LKA Hannover, D 15 III Nr. 13).
Andacht Breit. Breit Bericht: Verhältnis von Staat und Kirche. Die ausgesprochenen Gedanken sollen sich kurz auch mit dem beschäftigen, was hinter uns liegt cker, Henke, Johnsen, Marahrens, Meiser und Wurm vom 17. April 1937: Ebd.). Nach diesem 13 Punkte umfassenden Entwurf vom 16. April 1937 sollten die Ausschüsse anerkennen, dass das Kirchenregiment innerhalb der altpreußischen Kirche „in einem beträchtlichen Umfange von den Bruderräten kraft Auftrages der Bekenntnissynoden ausgeübt wird“. Umgekehrt sollten die Bruderräte der Tatsache Rechnung tragen, „daß die Ausschüsse den Auftrag des Staates aufrechterhalten, öffentlich-rechtliche, also den Staat verpflichtende Handlungen zu vollziehen“, womit es ihnen möglich sei, „kirchlich legitimem Handeln der Bruderräte staatliche Legalität beizulegen“. Ziel müsse es sein, „angesichts der fortschreitenden Zerstörung kirchlicher Ordnung durch den Staat und der immer stärkeren Einschränkung der kirchlichen Oeffentlichkeitswirkung die Kräfte freizumachen, von denen der notwendige Neubau der kirchlichen Verfassung auf dem Boden des Artikels 1 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche unter Abwehr jeder Verkürzung und Verfälschung durch weltanschauliche oder politische Bindungen erfolgen muss“. Dazu enthielt der Entwurf eine Reihe von Vereinbarungen über die Theologenausbildung, Prüfungen und Ordinationen, die Durchführung des Dienstverkehrs, die Kollekten der Bekennenden Kirche und die Verwendung landeskirchlicher Finanzmittel. Für die Zukunft sollte sich der Landeskirchenausschuss dazu verpflichten, für kirchliche Maßnahmen, die der Bruderrat „nach vorheriger Verständigung mit dem Landeskirchenausschuss trifft, die etwa nötige öffentlich-rechtliche Geltung zu beschaffen“, und sich gegenüber der Bekennenden Kirche darauf beschränken, „Rechtshilfeorgan für sie zu sein“. Umgekehrt sollte der Bruderrat rechtlichen Maßnahmen des Landeskirchenausschusses „kirchliche Geltung“ beilegen und den Ausschuss insofern „als Rechtshilfeorgan für die Bekennende Kirche“ anerkennen. Diese Vereinbarungen sollten entsprechend für die Provinzialkirchen Geltung erhalten (Ebd.).– Zu den weiteren Bemühungen, eine Einigung zwischen altpreußischem Bruderrat und Landeskirchenausschuss herzustellen, vgl. unten Dok. 17 und 19.
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und zu dem Versuch voranschreiten, die gegenwärtige Lage zu beschreiben. [1.] Die alsbald nach der Machtergreifung1 entstandene Lage in der Kirche und um sie her ist uns bekannt. Es hat nicht lang gedauert, dann traten unheilvolle Spannungen zwischen Staat und Kirche auf. Die Spannungen wurden völlig verschieden erklärt auf seiten des Staates und auf seiten der Kirche. Auf seiten des Staates ist man stark erfüllt und bewegt von den protestantischen Tendenzen der nationalsozialistischen Bewegung und ist besonders schmerzlich davon überrascht, daß diese Tendenzen zwar vor der Machtergreifung eine ausgezeichnete Wirkung in bezug auf die Wahlergebnisse zeitigten2, daß sie aber nach der Machtergreifung alsbald wirkungslos wurden. Das hängt zusammen mit der Entfaltung der protestantischen Tendenz und den daraus gefolgerten Erwartungen, die auf die evangelische Kirche gerichtet wurden. Man warf ihr vor, daß sie die Aktualisierung der Kräfte der lutherischen Reformation nicht wage und damit ihr Existenzrecht verliere3. Dann bestehe aber für den Staat keine Veranlassung mehr, das alte freundliche Verhältnis zur Kirche weiter zu belassen. Diese protestantische Tendenz der politischen Bewegung wurde sehr bald überwuchert von den antichristlichen Tendenzen der Bewegung, die sehr weit zurückreichen. Der Mythus ist lange vor 1933 herausgegeben4. Hier ist die Kirche von vornherein preisgegeben. Man hielt sich gar nicht für verpflichtet, mit ihr einen Versuch zu machen. Rosenberg sprach offen
1 Mit diesem heroisierenden Begriff wurde in der nationalsozialistischen Terminologie die Übernahme der Regierungsgewalt durch die NSDAP im Januar 1933 bezeichnet (vgl. dazu K. D. Bracher/W. Sauer/G. Schulz, Machtergreifung; Deutschland 1933; M. Broszat, Machtergreifung; W. Michalka, Machtergreifung; K. Megerle, Machtergreifung). 2 Die NSDAP hatte zwischen 1928 und 1932 ihren Wähleranteil in der protestantischen Bevölkerung um mehr als 40% steigern können, während der Anstieg in katholischen Gebieten nur ca. 16% betragen hatte; tatsächlich hat „kein anderes Sozialmerkmal die nationalsozialistischen Wahlerfolge so stark beeinflußt [.|.|.] wie die Konfession“ (vgl. J. W. Falter, Hitlers Wähler, S. 169–193, Zitat: S. 177; vgl. auch J. Falter/ T. Lindenberger/S. Schumann, Wahlen, S. 171ff.). 3 So hatte Hitler den evangelischen Kirchen bei einer Besprechung mit Meiser und Wurm am 13. März 1934 vorgeworfen, „daß sie das Landeskirchentum nicht überwunden haben, obwohl doch schon Luther eine starke Reichskirche gewollt habe“. Die Kirche habe ihre Zeit verkannt und die ihr von Hitler mehrfach gegebenen Chancen verpasst. Das Christentum werde daher „aus Deutschland ebenso verschwinden wie aus Rußland“; das deutsche Volk aber, das „viele hundert, tausend Jahre vor Christus ohne das Christentum existiert“ habe, werde „auch weiter leben, wenn das Christentum verschwunden ist“ (Verantwortung 1, S. 250f.; vgl. dazu auch H. Schmid, Wetterleuchten, S. 60ff.). 4 Gemeint ist „Der Mythus des 20. Jahrhunderts“ von Alfred Rosenberg, der erstmals 1930 erschienen war.
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aus, das Ziel der Bewegung sei die Entmächtigung der Kirche5. Die antichristliche Tendenz wurde zunächst etwas gebunden, einmal durch die Erinnerung durch [an] die Gedanken, die im Wahlkampf dem Volk vorgetragen wurden, und die Hoffnung, die man auf die Brauchbarkeit der evangelischen Kirche für politische Zwecke gesetzt hatte6. Vielleicht wird später einmal, wenn die Krisis der politischen Bewegung ihr Ende gefunden hat, klar werden, daß eine Grundsünde des Nationalsozialismus die war, daß er seine geistigen Gegner nicht ernst genug genommen hat, daß er nicht in eine ernsthafte Auseinandersetzung mit ihnen eingetreten ist. Es war eben nicht die Wiedergeburt des deutschen Volkes, sondern es war eine gewaltsame Bezwingung. Die gegnerischen Mächte sind besiegt, aber nicht überwunden, geschlagen, [ein Wort gestrichen] aber nicht gewonnen worden. In welcher Weise die antichristlichen Tendenzen sich heute geltend machen und aussprechen, darüber sind nicht viel Worte zu verlieren. Der heute herrschende politische Wille gebietet diesen Kräften heute keinerlei Zurückhaltung mehr. Sie dürfen sich frei ausströmen. Sie reißen den Grund auf und vielfach um, auf dem das deutsche Volk steht. Von hier aus scheint die Kirche nicht mehr länger ertragen werden zu können. Soweit man sich von ihr angesprochen oder beunruhigt fühlt, wird diese Empfindung gedeutet als Wirkung eines Fremdkörpers im Organismus des neuen Reiches. Der Aufgabe wird immer mehr Überlegung zugewendet, über die Privatisierung der Kirche die Annullierung und Vernichtung derselben zu erreichen. Jede politische und polizeiliche Unterstützung von kirchlichen Gruppen ist nur dann richtig gewertet, wenn wir sie in diesen Zusammenhang stellen. Es werden eben die Kräfte in der Kirche gestärkt, die den Prozeß der Zerstörung fördern. Noch von einer anderen Seite her müssen wir den Willen zur Vernichtung zu verstehen lernen. Wenn das Prinzip der Einheit herrschend wird, wie es in der Formulierung „ein Volk, ein Führer, ein Wille“7 liegt, dann ist es selbstverständlich, daß dieses Prinzip auch auf die Seelenbereiche des
5 Vgl. dazu oben Dok. 10, Anm. 5. 6 Vgl. dazu z. B. die Rundfunkansprache Hitlers vom 22. Juli 1933, die er am Vorabend der Kirchenwahlen (vgl. dazu oben Dok. 5, Anm. 15) gehalten hatte. In dieser Rede hatte Hitler zwar noch einmal versichert, dass der Nationalsozialismus „die christlichen Kirchen in staatlichen Schutz zu nehmen entschlossen“ sei; gleichzeitig hatte er aber betont, der „starke Staat“ könne „nur wünschen, daß er diesen Schutz solchen religiösen Gebilden angedeihen läßt, die ihm auch ihrerseits wieder nützlich zu werden vermögen“. Von den Kirchenwahlen erhoffe er sich, dass sie „in ihrem Ergebnis unsere neue Volks- und Staatspolitik unterstützen werden“ (Abdruck der Rede: Dokumente 1, S. 119ff., Zitate: S. 120f.; Herausgefordert, S. 121ff.; vgl. dazu auch K. Scholder, Kirchen 1, S. 566f.). 7 Parole auf einem Wahlplakat zur Volksabstimmung über die Zusammenlegung der Ämter von Reichspräsident und Reichskanzler von 1934.
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Volkes ausgedehnt wird. Dann geht es weiter: „Ein Glaube, eine Kirche“. Die christliche Kirche muß von hier aus als ein unerträgliches Hindernis empfunden werden auf dem Weg der Verwirklichung der Einheit auf allen Lebensgebieten. Der Zusammenstoß zwischen Staat und Kirche mußte einmal kommen. Nur da wird diese Notwendigkeit nicht erkannt, wo man in der Begründung der Kirche nicht mehr auf dem Boden der Kirche, sondern auf dem Boden des Staates steht. Auf seiten der Kirche wird diese Spannung verschieden gedeutet. Die Deutschen Christen sind dem Primat des politischen Interesses restlos erlegen, eine Erscheinung, die in der Geschichte der evangelischen Kirche nicht überraschend ist. Die Fragen der Zeit sind oft in das Denken der Kirche eingedrungen. Ich behaupte, daß die Deutschen Christen ein richtiges Problem gesichtet haben, daß sie aber die Frage, die aus diesem Problem herausbricht, in einer exemplarisch falschen Weise beantwortet haben. Es ist aber zu fragen, ob es der Bekennenden Kirche schon gelungen ist, dieses Problem ihrerseits zu lösen. Wir sind in der Gefahr, dieses Problem überhaupt nicht mehr zu sehen, und daß wir die kirchlichen Beweggründe unseres Wortes austauschen und daß wir politische Beweggründe einsetzen. Bei Martin Niemöller liegt bereits eine solche Substitution des Grundes vor. Er redet heute bereits politisch. Die Diffamierung [mit] der politischen Unzuverlässigkeit ist eine Niederträchtigkeit und ist doch eine Wahrheit. Die Deutschen Christen ersparen sich dadurch die Mühe, wirkliche Gründe gegen die Bekennende Kirche zu suchen8. Sie ist aber auch eine Wahrheit, weil der tatsächliche Nationalsozialismus zu einem Gegner der Kirche geworden ist. Nun gilt es für uns, auf des Messers Schneide zu wandeln. Niemöller, dieser große Vereinfacher, ist der Versuchung erlegen. Wer heute politisch redet mit religiösem und kirchlichem Einschlag, hat das Ohr weiter Kreise. Wir müssen aber vor solchen Gefahren unsere Geistlichen warnen. Wir müssen unsere Pfarrer davor bewahren, in vermeint-
8 Vgl. dazu z. B. den Artikel „Der Sinn der Kirchenwahl!“, der am 25. April 1937 in Nr. 17 der deutschchristlichen Zeitschrift „Die Nationalkirche“ erschien. Darin hieß es u. a., „daß mindestens vier Fünftel der Anhänger der Bekenntnisfront ja innerlich mit kirchlichen Dingen nichts zu tun haben, sondern aus politischen Reaktionären, Liberalisten, Marxisten sowie anderen politisch Mißvergnügten sich rekrutieren, die lediglich die Kirche zu Tarnungszwecken benutzen, um ihren Kampf gegen den Nationalsozialismus um so ungestörter führen zu können, weil durch die rücksichtsvolle Behandlung der Feinde im kirchlichen Raume durch den nationalsozialistischen Staat ihnen die Kirche als geeignete Freistatt erscheint“. Durch „zahllose Fälle und unzählige Feststellungen“ sei es „belegt, daß heute schon die Bekenntnisfront keine kirchliche, sondern eine antinationalsozialistische politische Gruppe ist, und zwar die letzte, und auch vom Volke als solche betrachtet und abgelehnt wird und werden muß“ (zit. nach dem Wiederabdruck in der AELKZ 70, 1937, Sp. 478f.).
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licher Tapferkeit eine Bekenntniswidrigkeit zu begehen. Die Deutschen Christen haben sich mit dem Problem Staat und Kirche eigentlich überhaupt nicht befaßt und haben uns hier keinen Schritt weitergeholfen. Eine wirkliche Auseinandersetzung mit den politischen Forderungen des Staates gegenüber der Kirche findet nicht statt. Eine wirkliche Auseinandersetzung ist nur versucht worden mit der Bekennenden Kirche. Von derselben her haben die Deutschen Christen einige Kräfte bezogen. Der Grund für diesen Tatbestand liegt darin, daß sie die Scheidung zwischen geistlicher und politischer Gewalt aufgegeben haben9. Ist sie aufgegeben, so kann man nur Anwalt der politischen Forderungen der Kirche sein und nicht kirchlicher Zeuge vor dem Staat. Hier ist kein Unterschied zwischen den Deutschen Christen Rehmscher10 und Thüringer Richtung11. Auch der Staat macht keinen Unterschied. Der Staat hat als solcher gar kein Interesse an der Thüringer Bewegung. Wenn er die öffentliche Gewalt da und dort in den Dienst dieser Bewegung stellt, tut er es nur, um mit Hilfe dieser Bewegung sein Ziel der Entrechtung der Kirche zu erreichen. Die Bekennende Kirche urteilt über die Ursache der Spannung zwischen Staat und Kirche ganz anders. Ich möchte davor warnen, daß unsere kirchlichen Urteile über das, was wir vom Politischen her als Not empfangen, sich nicht unversehens in politische Urteile verwandeln. Es bedeutet ja auch, was uns die Reformation an Erkenntnissen geschenkt hat, zunächst keine Ablehnung einer rein idealistischen politischen Bewegung, die von uns, wenn sie da ist, als Tatsache geachtet werden muß. Etwas anderes [ist es], wie sich die Kirche in einem solchen Staat behaupten kann. Zum Theologischen möchte ich nur das eine anmerken: Kann man etwa behaupten, daß der Beitrag der lutherischen Theologie zu all den Fragen, die im Kampf der Bekennenden Kirche mit solchem Ernst verhandelt worden sind, noch nicht gegeben ist? Kann man sagen, daß der Ausgangspunkt der Bedenken, die Barth hier beigetragen hat, eben der reformierte Ausgangspunkt ist, die Frage der Offenbarung12, während der Ausgangspunkt der Lutherischen sein müßte die Rechtfertigung? Ich habe doch die Empfindung, daß die lutherische 9 Zur zeitgenössischen lutherischen Kritik an der Vermischung von Christentum und Politik bei den Deutschen Christen vgl. z. B. P. Althaus, Christentum, S. 7, wo es zu den Schriften der Thüringer Deutschen Christen Leffler und Leutheuser hieß, sie bedeuteten „eine unerträgliche religiöse, nämlich messianische Inflation politischen Geschehens und damit zugleich eine unerträgliche Verweltlichung, nämlich Nationalisierung der Wirklichkeit des Reiches Gottes. Sowohl die Politik wie die Theologie werden hier vergewaltigt“. 10 Vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 22. 11 Vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 23. 12 Vgl. dazu z. B. die „Erklärung über das rechte Verständnis der reformatorischen Bekenntnisse in der Deutschen Evangelischen Kirche der Gegenwart“, die Barth der ersten
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Theologie in Deutschland hier ihr Wort noch nicht gesagt hat. Die lutherische Kirche hat es auch noch nicht gesagt, weder durchs Wort noch durch die Tat. Das Ergebnis des Kampfes, den die Bekennende Kirche geführt hat, liegt klar vor Augen. Wir haben wieder gelernt, was Bekenntnis heißt: wir haben etwas gelernt über die Zusammenhänge zwischen Bekenntnis und Kirche, [ein Wort gestrichen] ihrem Recht, ihrer Ordnung, ihrer Leitung. Wir haben etwas gelernt über Inhalt und Exklusivität der kirchlichen Verkündigung. Wir haben auch gelernt, daß die Berufung auf Schrift und Bekenntnis nicht ausreicht, wenn nicht in der konkreten Lage Schrift und Bekenntnis auch tätig vollzogen werden. Dieser Vollzug erfordert die Feststellung der Irrlehre und notfalls auch die Scheidung von den Irrlehrern. Ich kann aber die Sorge nicht los werden, daß wir zwar die Irrlehre klar gesichtet haben, daß wir aber den brüderlichen Kampf der Liebe um den irrenden Bruder nicht genug geführt haben. Die Kirche muß imstande sein, beides zu tun: Einmal das Wort des Glaubens, das sich seine Verpflichtungen nicht bescheinigen läßt, zu sprechen. Die Entscheidungen aus dem Glauben, der über seine Inhalte nicht verfügt, nicht zu verweigern, aber damit doch auch das zu verbinden, daß man in suchender und helfender Liebe um den Bruder kämpft, der einer Irrlehre verfallen ist. „Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet!“13 2. Die Lage, wie sie sich unserem Blick im Verhältnis von Staat und Kirche heute bietet. Man kann sagen, daß die Lage der Kirche noch nie so trostlos gewesen ist wie heute. Eine Verbindung zwischen Staat und Kirche gibt es nicht mehr. Der dienstälteste Landesbischof [Marahrens] hat zwar noch das Recht, Briefe in die Leipzigerstraße14 zu schreiben15. Aber auch er muß erleben, daß alles von dorther mit Hohn erwidert
Freien reformierten Synode in Barmen-Gemarke am 3./4. Januar 1934 vorgelegt hatte. In dieser Erklärung hatte es u. a. geheißen, die Kirche habe „ihren Ursprung und ihr Dasein ausschließlich aus der Offenbarung, aus der Vollmacht, aus dem Trost und aus der Leitung des Wortes Gottes, das der ewige Vater durch Jesus Christus, seinen ewigen Sohn, in der Kraft des ewigen Geistes, als die Zeit erfüllt war, ein für allemal gesprochen hat. Damit ist abgelehnt die Ansicht: Die Kirche könne und müsse sich außer auf die Offenbarung des dreieinigen Gottes auch noch auf eine dem Menschen trotz des Sündenfalls zugängliche Gottesoffenbarung in Natur und Geschichte begründen und beziehen“ (Abdruck u. a.: K. D. Schmidt, Bekenntnisse 2, S. 22–25, Zitat: S. 23; Herausgefordert, S. 198–202; vgl. dazu auch K. Scholder, Kirchen 1, S. 740f.).– Zum Einfluss Barths auf die theologischen Konzeptionen innerhalb der Bekennenden Kirche vgl. auch E. Lessing, Bekenntnis, S. 296–303; E. Wolf, Barth. 13 Mt 7, 1. 14 = Sitz des Reichskirchenministeriums. 15 Vgl. z. B. die Schreiben Marahrens’ an Kerrl vom 3. April 1937 (vgl. oben Dok. 10, Anm. 21 und 39) und vom 8. April 1937 (vgl. oben Dok. 13, Anm. 21 und 28).
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wird16. Mit der 13. Durchführungsverordnung17 sollte ein Maß von Zerstörung der evangelischen Kirche erreicht werden, das dem Staat alsbald das Recht zu einem umfassenden Eingriff gibt. Vielleicht überschätze ich das Gewicht dieser Verordnung. Aber wir dürfen uns darüber nicht täuschen: Diese Verordnung darf nicht auf derselben Ebene gesehen werden, auf der die übrigen Durchführungsverordnungen stehen18. Sie enthüllt einmal den faktischen Willen des Kirchenministeriums, das einfach ein Ministerium zur Zerstörung der Kirche ist. Es sollen auch die letzten Reste von Legalität der Deutschen Evangelischen Kirche beseitigt werden und damit eine totale Auflösung der Rechtsfähigkeit der Deutschen Evangelischen Kirche erzielt werden. Es gibt weder eine Deutsche Evangelische Kirche noch eine Landeskirche mehr als Rechtsgestalt. So wird die absolute Rechtlosigkeit in der Kirche vorbereitet. Niemand kann wissen, ob das Recht, das wir heute noch zu besitzen glauben, morgen noch existiert. Die Landeskirchenregierungen sind zu Abwicklungsstellen degradiert. Sie haben nicht mehr das Recht der Gesetzgebung. Sie haben keine Möglichkeit mehr, eine neue Entwicklung einzuleiten. Wenn wir tatenlos zusehen, führt das alsbald zur Zerbröckelung auch der intakten19 Kirchen. Hier ist Niemöller mit dem Kirchenministerium eins. Dann wird nämlich für ihn das Feld zur Ernte reif. Eine traurige Perspektive eröffnet sich hier. Die Finanzen der Kirche werden wohl bald unter Staatsaufsicht gestellt werden. 3. Die kirchlichen Gruppen im Licht dieser Lage. Über die Deutschen Christen habe ich schon gesprochen. Dass Leffler etwas von dem angedeuteten Sachverhalt spürt, geht aus seinem Wunsch hervor. Er hätte
16 Vgl. die Schreiben Kerrls an Marahrens vom 25. Februar 1937 (vgl. oben Dok. 9, Anm. 12), vom 12. April 1937 (vgl. unten Anm. 121) und vom 21. April 1937 (vgl. oben Dok. 13, Anm. 43). 17 Vgl. dazu oben Dok. 9, Anm. 11. 18 Die bisher erlassenen Durchführungsverordnungen hatten im Wesentlichen die Einsetzung von Kirchenausschüssen bzw. kirchenleitenden Gremien geregelt. Zu den einzelnen Verordnungen vgl. GBlDEK 1935, S. 101f. (1. Durchführungsverordnung vom 3. Oktober 1935); GBlDEK 1935, S. 115 (2. Durchführungsverordnung vom 5. November 1935); GBlDEK 1935, S. 121 (3. Durchführungsverordnung vom 21. November 1935); GBlDEK 1935, S. 129 (4. Durchführungsverordnung vom 29. November 1935); GBlDEK 1935, S. 130 (5. Durchführungsverordnung vom 2. Dezember 1935); GBlDEK 1936, S. 1 (6. Durchführungsverordnung vom 15. Januar 1936); GBlDEK 1936, S. 23 (7. Durchführungsverordnung vom 26. Februar 1936); GBlDEK 1936, S. 24 (8. Durchführungsverordnung vom 26. Februar 1936); GBlDEK 1936, S. 25 (9. Durchführungsverordnung vom 28. Februar 1936); GBlDEK 1936, S. 42 (10. Durchführungsverordnung vom 13. März 1936); GBlDEK 1936, S. 68 (11. Durchführungsverordnung vom 30. April 1936); GBlDEK 1936, S. 104 (12. Durchführungsverordnung vom 14. Oktober 1936). 19 Zu diesem Begriff vgl. oben Dok. 1, Anm. 41.
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am liebsten die Deutsche Evangelische Kirche als Dachorganisation, in der er mit Martin Niemöller zusammen Platz findet. Hier stellt sich die Erkenntnis ein, daß die Nationalkirchliche Bewegung20 ein klein wenig zu spät daran ist. Diese Phase hat der Staat bereits durchschritten. Auf die Verwirklichung der Hoffnungen der Nationalkirchler läßt er sich nicht mehr zurückführen. Die Bekennende Kirche unterliegt besonders leicht den Versuchungen, die aus den in ihr liegenden und hervorbrechenden Spannungen hervorkommen. Es ist begreiflich, daß eine Kirche, die in die Gefangenschaft gestellt ist, die ihre besten Gedanken nicht verwirklichen kann, leicht die Kräfte, die nicht nach außen greifen können, im Innern im Bruderkampf ansetzt und verzehrt. Es ist der Bekennenden Kirche, die gelernt hat, sauber theologisch zu reden, dieses Reden selbst wieder zu einer Gefahr geworden, weil das kirchliche Handeln ihr versagt ist. Das reine Denken führt nie zu reinen Zielen. Weiter erliegt die Bekennende Kirche gleich einer anderen Versuchung, daß sie nun – versunken in die helle Pracht ihrer reinen Theorien – die Wucht der Wirklichkeit, in die sie gestellt ist, unterschätzt, und die in der Bekennenden Kirche zusammengefaßten Pfarrer, besonders wo sie in der Einsamkeit stehen, kommen leicht in Gefahr, von der Leitung Dinge, Lösungen und Erlösungen, Fortschritte zu erwarten, zu denen die Leitung einfach nicht imstande ist. Es ist das Maß des uns Möglichen so eng begrenzt, daß wir gar nicht bescheiden genug denken können von dem, was wir das Recht haben, von unseren Gemeinden und Pfarrern zu fordern, und von dem, was unsere Gemeinden und Pfarrer das Recht haben, von der Kirchenleitung zu fordern. Von der anderen Versuchung, politisch zu reden, habe ich ja schon gesprochen. 4. Die akuten Schwierigkeiten innerhalb der Bekennenden Kirche. Es ist bedauerlich, daß aber auch jeder Schmerz, jedes Bauchweh, das die Bekennende Kirche hat, veröffentlicht werden muß. Es werden fast die Leute auf der Straße angehalten, um ihnen zu sagen, was jetzt wieder los ist. Es werden Briefe geschrieben, nur aus dem Grunde, damit sie veröffentlicht werden können, um der Öffentlichkeit zu zeigen: Wir sind [so] aktiv, [dass] alles, was geschieht, sofort aufgenommen wird. Es wird jede Zurückhaltung in den Auseinandersetzungen vermißt, als ob manche Angst vor dem Vorwurf hätten, sie seien [nicht] wachsam genug. In der letzten Woche gab es neue schwere Belastungen. Zwei Belastungen. Wir haben am 3. März 1937 eine Vereinbarung mit der Vorläufigen Kirchenleitung geschlossen21. Aufgrund dieser Vereinba-
20 Vgl. dazu oben Dok. 5, Anm. 5. 21 Vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 24.
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rung sollte eine Arbeitsgemeinschaft gebildet werden, der alles zu übertragen wäre, was im Blick auf die nächste Kirchenwahl zu bedenken und zu tun ist. Diese Arbeitsgemeinschaft hat dann in einigen Sätzen ihre sie verbindenden Grundsätze entfaltet22. Sie hatte die Hoffnung, daß mehr und mehr auch aus den Kreisen der Ausschußkirchen und der Verbände weitere Kreise der Arbeitsgemeinschaft sich nähern würden23. Diese Annäherung hat allenthalben eine freudige Zustimmung gefunden, weil dadurch die Spannungen in unseren eigenen Landeskirchen gelockert und gelöst wurden. Ich kann der Vorläufigen Kirchenleitung bezeugen, daß sie mit Ernst diese Vereinbarungen in ihr Handeln aufgenommen hat. Nun war von Anfang an eine gewisse Disparität festzustellen. Wenn die Vorläufige Kirchenleitung mit einem Vertreter des Lutherrates einen Akkord schließt, so enthält dieser Akkord eine gefährliche Spannungsmöglichkeit, weil die Vorläufige Kirchenleitung eine wirkliche Leitung der ihr angeschlossenen Kirchen und Pfarrer darstellt24. Der Lutherrat hat nicht eine Leitung derselben Art25. Jedenfalls fühlt sich die Vorläufige Kirchenleitung im Blick auf die Kirchenführerkonferenz und ihre Beschlüsse außerordentlich ägriert [sic!]26. Dieser Ärger wuchs, als sie hörte, daß die Verfassungskammer erneut in Tätigkeit trat27. Weniger die Landeskirchenführer22 Vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 27ff. und 32. 23 Zu den bisher gescheiterten Versuchen, auf der Basis der Vereinbarung zwischen Lutherrat und VKL II in der Fassung vom 11. März 1937 auch die altpreußischen Kirchenausschüsse, die Verbände und den Arbeitsausschuss der Laien für eine erweiterte Arbeitsgemeinschaft zu gewinnen, vgl. oben Dok. 8, Anm. 51. 24 Zum Kirchenleitungsanspruch der VKL II vgl. oben Dok. 7, Anm. 31. 25 Der Lutherrat verfolgte zwar das Ziel, ein „künftiges lutherisches Kirchenregiment für eine geeinte und erneuerte lutherische Kirche vorzubereiten“ (vgl. dazu z. B. das Schreiben des Lutherrats an die VKL II vom 23. Juli 1936, abgedruckt bei K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 897–903, Zitat: S. 897), verstand sich selbst aber nicht als Kirchenleitung, sondern als ‚geistliche Leitung‘ (vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 30). 26 Die Kirchenführerkonferenz hatte am 3. April 1937 ohne vorherige Absprache mit der VKL II ein aus Marahrens, Wurm, Zimmermann und Hollweg bestehendes Gremium berufen, das die Deutsche Evangelische Kirche vertreten sollte (vgl. dazu oben Dok. 13, Anm. 42); zur Reaktion der VKL II vgl. oben Dok. 14, Anm. 1. 27 Der Vorsitzende der vom Reichskirchenausschuss eingesetzten ‚Beratenden Kammer der Deutschen Evangelischen Kirche für Verfassungsangelegenheiten‘, Meinzolt, hatte nach dem Rücktritt des Reichskirchenausschusses und dem Wahlerlass Hitlers (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 1) zunächst darauf verzichtet, eine Sitzung der Kammer einzuberufen, da es nicht ihre Aufgabe sein könne, „kirchenpolitische Arbeit zu leisten“, was aber beim „gegenwärtigen Stand der Dinge, wo noch gar nichts über die Wahlordnung bekannt ist“, zwangsläufig der Fall sein müsse (vgl. das fälschlich auf den 15. Februar 1937 [korrekt: 15. März 1937] datierte Schreiben Meinzolts an die Mitglieder der Verfassungskammer: EvAG München, NL Meinzolt 28). Erst nachdem er von Zoellner, Mahrenholz, Zänker und Hosemann ausdrücklich dazu aufgefordert worden war, hatte Meinzolt die Verfassungskammer wieder einberufen, die sich allerdings „nicht mit der Frage der Wahl, son-
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konferenz, die keine Leitungsansprüche für die Deutsche Evangelische Kirche geltend machen will, bedeutet einen Anstoß für die Vorläufige Kirchenleitung. Man hat auch bei ihr verstanden, daß das, was noch an Legalität in den deutschen Landeskirchen vorhanden ist, pfleglich zu behandeln ist. Aber daß [ein Wort unleserlich] ein Vertreter der altpreußischen Union in der Kirchenführerkonferenz sitzt, ist ein Skandalon für die Vorläufige Kirchenleitung, die ihrerseits im ständigen Kampf mit dem altpreußischen Landeskirchenausschuß steht28. Weiter ist der Anstoß der: „Offenbar wird die Arbeitsgemeinschaft von dem
dern mehr mit der Frage der künftigen Verfassung beschäftigen“ sollte (Schreiben Meinzolts an Zänker vom 22. März 1937: Ebd.; vgl. auch das Schreiben Mahrenholz’ an Meinzolt vom 13. März 1937: EvAG München, NL Meinzolt 35; Schreiben Zänkers an Meinzolt vom 19. März 1937: EvAG München, NL Meinzolt 28; Schreiben Hosemanns an Meinzolt vom 20. März 1937: Ebd.). Die Kammer hatte dann am 8. und 17. April 1937 in der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei getagt (vgl. die hsl. Mitschriften Meinzolts und die Niederschriften: Ebd.) und dabei u. a. zum Schreiben Marahrens’ an Kerrl vom 3. April 1937 (vgl. oben Dok. 10, Anm. 39) Stellung genommen.– Die VKL II hatte dazu in einem Beschluss vom 21. April 1937 geurteilt, es vertrage sich nicht mit der Arbeitsgemeinschaft zwischen Lutherrat und VKL II, wenn „Kirchenleitungen oder Kirchenführer, die in der Vorläufigen Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche oder im Rate der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands eine für sie verbindliche Kirchenleitung anerkannt haben und an der Arbeitsgemeinschaft zwischen beiden beteiligt sind“, an der Kammer festhielten; sie habe „sich nicht nur durch ihre bisherige Arbeit, sondern auch durch ihre Bindung an den zurückgetretenen Reichskirchenausschuß als äußerst fragwürdig erwiesen“ und könne keinesfalls „hinsichtlich verantwortlicher Äußerungen gegenüber dem Staat Arbeiten über die künftige Verfassung oder die Wahl weiterführen, nachdem die Arbeitsgemeinschaft in gleicher Richtung verantwortlich beauftragt worden ist“ (Zitat aus den unten Anm. 48 erwähnten Beschlüssen der VKL II und des Rates der Deutschen Evangelischen Kirche vom 21. April 1937). 28 Gemeint ist das Mitglied des altpreußischen Landeskirchen- und des brandenburgischen Provinzialkirchenausschusses, der Berliner Superintendent Richard Zimmermann, der nicht nur zu den Teilnehmern der Kirchenführerkonferenz gehörte, sondern von dieser Konferenz am 3. April 1937 auch in das neue Vertretungsgremium für die Deutsche Evangelische Kirche berufen worden war (vgl. dazu oben Dok. 13, Anm. 42). Über diese Berufung hatte sich Friedrich Müller in seinem Schreiben an Marahrens vom 8. April 1937 verständnislos gezeigt: Den Landesbischöfen hätte bei diesem Beschluss bewusst gewesen sein müssen, dass der altpreußische Bruderrat dem altpreußischen Landeskirchenausschuss gerade deshalb die kirchenregimentlichen Befugnisse bestreite, weil der Ausschuss Art. 1 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 52) „immer wieder und bis in die jüngste Zeit hinein“ gebrochen habe; Zimmermann aber habe nicht einmal „für seine Person geschweige denn für die Altpreußischen Ausschüsse“ anerkannt, „was in Auslegung dieses Artikels [.|.|.] als grundlegend für die Arbeitsgemeinschaft zwischen dem Rat der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands und der Vorläufigen Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche von beiden übereinstimmend ausgesagt“ worden sei. Dementsprechend seien die VKL II und der altpreußische Bruderrat auch nicht dazu in der Lage, die Kirchenführerkonferenz als Zusammenfassung der auf Art. 1 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche stehenden Kirchenführer anzuerkennen (Abschrift: LKA Hannover, L 3 I Nr. 19 Bd. II).
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Lutherrat nicht so ernst genommen wie von uns29.“ Diese Gedanken sind zum großen Teil schon durch verschiedene Briefe von MüllerDahlem zur Kenntnis der verschiedenen Glieder des Lutherrates gebracht30. Ich habe der Vorläufigen Kirchenleitung gegenüber folgende drei Punkte geltend gemacht31: 1. Es sollen die letzten Reste vorhandener Legalität vor dem Verfall bewahrt werden; 2. ist die Kirchenführerkonferenz auch in der Verfassung von 1933 verankert32; 3. für die Mitglieder des Lutherrates innerhalb der Kirchenführerkonferenz ist die Ausschußfrage von Preußen kein Problem. Hier liegt eine Aufgabe vor, über die Preußen selbst Herr werden muß. Außerdem hat der Lutherrat für seine Gebiete gezeigt, daß man dieses Problem meistern kann33. Dasselbe müßte auch im Bereich der Vorläufigen Kirchenleitung möglich sein. 4. Die Kirchenführer haben nicht entfernt daran gedacht, im Blick auf die Beteiligung Zimmermanns an diesem Gremium die Aussschußvertreter im Gegensatz zum altpreußischen Bruderrat zu legitimieren34. 29 Anspielung auf einen Beschluss der VKL II vom 21. April 1937, in dem die VKL II dem Lutherrat vorgeworfen hatte, „daß sie sich ihrerseits redlich an die Arbeitsgemeinschaft mit dem Rate der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands gebunden weiß, während andererseits durch den Lutherisch [sic!] Rat vertretene Kirchenregierungen und dem Lutherischen Rate [sic!] zugehörige Kirchenführer immer wieder handeln, als ob der Lutherische Rat [sic!] für sie eine Belanglosigkeit wäre und als ob sie durch die Arbeitsgemeinschaft ihrerseits nicht berührt sind“ (Zitat aus den unten Anm. 48 erwähnten Beschlüssen der VKL II und des Rates der Deutschen Evangelischen Kirche vom 21. April 1937). 30 Gemeint sind die Schreiben Friedrich Müllers an Meiser vom 7. April 1937, an Marahrens vom 8. April 1937 und an Wurm vom 11. April 1937 (vgl. dazu oben Dok. 14, Anm. 1). 31 Vermutlich bei einer Besprechung zwischen Breit, Marahrens und Friedrich Müller am 16. April 1937, die in der Niederschrift über die Sitzung des Kirchenführergremiums vom selben Tag erwähnt ist (LKA Stuttgart, D 1, 136). 32 Vgl. dazu oben Dok. 3, Anm. 34. 33 Vgl. dazu oben Dok. 14, Anm. 4f. 34 Vgl. dazu den Beschluss des Rates der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union vom 6. April 1937, in dem es zur Einsetzung der neuen Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche unter Beteiligung Zimmermanns u. a. geheißen hatte, durch ihr einseitiges und eigenmächtiges Vorgehen hätten die Landesbischöfe „die staatlichen Kirchenausschüsse wieder gestützt“ (LKA Hannover, L 3 I Nr. 19 Bd. II); auch in seinem Schreiben an Wurm vom 11. April 1937 hatte Friedrich Müller den Kirchenführern vorgeworfen, ihr gemeinsames Handeln „mit den nach wie vor bekenntniswidrigen Ausschüssen“ stelle trotz aller gegenteiligen Versicherungen „den stärksten Eingriff in die altpreussischen Verhältnisse dar, weil daraus die Ausschüsse ihre kirchliche Legitimation nachweislich immer wieder ableiten“ (Abschrift: LKA Hannover, D 15 I Nr. 5).– Vgl. dazu auch schon oben Anm. 28.
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Das ist eine offene Frage. Die Vorläufige Kirchenleitung hat den Anspruch für die ihr angeschlossenen Kreise erhoben. Dieser Anspruch ist von uns nur teilweise beschnitten und begrenzt worden. Es ist aber auch bei der Bildung des Lutherrates der so eingeschränkte Anspruch des altpreußischen Bruderrates ganz klar gestellt worden35. Ich sehe die wirkliche Schwierigkeit an einem ganz anderen Punkte. Die jetzigen Schwierigkeiten sind zweifellos vorübergehend. Die anderen sind dauernd und darum viel schwieriger. Ein paar Dinge: Die Kirche, die von der Vorläufigen Kirchenleitung geführt ist, ist der Bekenntnisverein von Barmen36. Zu dieser Kirche gehören ja nur diejenigen, die sich zum Anschluß an diese Kirche entschlossen haben und die mit diesem Bekenntnisverein eins geworden sind in der Weise, wie man in Barmen das Bekenntnis heute verstanden hat37. Unsere Kirchen sind strukturell und funktionell etwas völlig anderes. Sie sind Kirchen, die 1530 entstanden sind38 und die 1933 [richtig: 1934] in eine äußere und innere Gemeinschaft mit dem Bekenntnisverein von Barmen eingetreten sind39. Es wäre Verleumdung, wenn man von unseren Kirchen behaupten wollte, daß diese Gemeinschaft Lüge, Vorwand, Furcht, Taktik gewesen sei. Aber es darf nicht übersehen werden, daß wir in dieser Gemeinschaft ganz bestimmte Vorbehalte nicht preisgeben können. Diese Vorbehalte werden immer wieder interpretiert als ein Mangel an Aufrichtigkeit. In Wirklichkeit sind sie uns aufgegeben durch die Lage und das Wesen unserer Kirchen. Infolgedessen repräsentiert 35 Bezug unklar: Bei der Gründung des Lutherrats war lediglich beschlossen worden, „sowohl mit den Lutheranern der altpreußischen Union als auch mit den leitenden Theologen der Bekenntniskirche, die der Dahlemer Richtung nahestehen, ein theologisches Gespräch etwa in Form von kleineren theologischen Tagungen herbeizuführen“ (Niederschrift über die erste Sitzung des Lutherrats am 18. März 1936, Abdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 503f., Zitat: S. 504; vgl. auch Verantwortung 2, S. 210). 36 Hintergrund dieser Polemik war der Vorwurf des Lutherrats, die VKL II betrachte die Bekennende Kirche nicht wie der Lutherrat als „Bund bekennender Bekenntniskirchen“, sondern bezeuge vielmehr „das Vorhandensein e i n e r Kirche“ (Schreiben des Lutherrats an die VKL II vom 17. Juli 1936, Abdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 892–895, Zitate: S. 893), für die der Barmer Theologischen Erklärung (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 48) die Bedeutung eines kirchengründenden Bekenntnisses zukomme. 37 Vgl. dazu das Wort der VKL II zur konfessionellen Lage der Deutschen Evangelischen Kirche vom 16. Juli 1936, in dem es u. a. geheißen hatte: „Wer heute als Lutheraner oder Reformierter das Bekenntnis seiner Kirche wirklich bekennen will, kann an der Lehrentscheidung von Barmen nicht mehr vorüber. Wo die Lehrentscheidung von Barmen nicht anerkannt wird, gibt man in Wahrheit die reformatorischen Bekenntnisse preis“ (Abdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 886–889, Zitat: S. 886; vgl. auch H.-J. Reese, Bekenntnis, S. 397–401). 38 Anspielung auf das grundlegende Bekenntnis der lutherischen Kirchen, die Augsburgische Konfession von 1530 (Text: Bekenntnisschriften, S. 31–137). 39 Vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 15.
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der Lutherrat nicht nur eine vierhundertjährige Kirchengeschichte plus eine von uns bewußt miterlebte Bekenntnisgeschichte von Barmen her, sondern der Lutherrat repräsentiert auch alle Belastungen und Verantwortungen, die auf uns aus der Zeit vor 1933 liegen. Im Bekenntnisverein von Barmen hat es nie einen Deutschen Christen gegeben. In unseren lutherischen Kirchen sind zweifellos Deutsche Christen, mit denen wir uns irgendwie auseinandersetzen müssen. Es ist keine Kirchenleitung dazu übergegangen, den Deutschen Christen den Lehrprozeß zu machen40. Jedenfalls liegt hier eine Schwierigkeit vor. Rein theologisch betrachtet, sind unsere Kirchen auch der revolutionären Theologie weniger zugänglich als der reformatorischen Theologie. Es liegt auf uns nicht ohne Grund der Verdacht, daß wir schwerfälliger sind. Die Dahlemiten41 marschieren mit leichtem Gepäck. Sie sind eine motorisierte Kampfschar. Ihnen gegenüber sind [wir] Amateure (jene die Berufsboxer). Deshalb sind sie viel schlagkräftiger als wir. Es ist eine unendliche Mühsal, einen Beschluß, der im Lutherrat gefaßt worden ist, zum Vollzug zu bringen. Weiter: Was von der Vorläufigen Kirchenleitung in der Beziehung des kirchlichen Handelns geschieht, ist konstruktiv viel durchsichtiger und klarer, „in modo geometrico“42 entwickelt. Bei uns ist es mehr organico43. Es ist hier gewachsen. Alles, was gewachsen ist, steht nicht sehr sauber da. Die Wurzeln liegen im Boden. Was dort geäußert wird, ist theologisch durchaus sauber, schlüssig und klar. Das können wir einfach nicht nachmachen. Es ist die große Hoffnung von Martin Niemöller, es möchte möglich sein, dieses große Hindernis für eine funktionsfähige Bekenntniskirche, wie es in den geschlossenen Landeskirchen vorliegt, ein für allemal zu zerschlagen. Dazu ist ihm kein Mittel ungezogen und gemein genug. Da kann er bis in die letzten Tage hinein die lümmelhaftesten Briefe schreiben44. Wenn die Beken40 Die dem Lutherrat angehörenden Kirchen hatten zwar keine Lehrzuchtverfahren eröffnet, waren gegen radikale deutschchristliche Geistliche jedoch mit Disziplinarverfahren vorgegangen. So hatte z. B. die württembergische Landeskirche im Oktober 1936 den Stuttgarter Stadtpfarrer Georg Schneider vorläufig des Dienstes enthoben und ein förmliches Dienststrafverfahren gegen ihn eingeleitet (vgl. dazu G. Schäfer, Landeskirche 4, S. 720–759, hier: S. 747ff.). Auch die bayerische Landeskirche hatte gegen mehrere Pfarrer Dienststrafverfahren eingeleitet; so waren im Februar 1935 der Eibacher Pfarrer Ludwig Beer und im Juli 1935 der Mühldorfer Pfarrer Hans Gollwitzer aus dem Dienst entlassen worden (vgl. dazu H. Baier, Die Deutschen Christen, S. 177ff., S. 210ff.). 41 D. h. die Kreise um die VKL II; zum damaligen Sprachgebrauch der Bezeichnung ‚Dahlemiten‘ vgl. auch oben Dok. 3, Anm. 36. 42 Anspielung auf die aus der Philosophie – z. B. Spinozas – stammende geometrische Methode, bei der Ableitungen in Form von Axiomen und feststehenden Lehrsätzen vorgenommen werden (vgl. W. Windelband, Lehrbuch, S. 332). 43 = organisch. 44 Vgl. dazu das unten Dok. 16, Anm. 32, erwähnte Schreiben Niemöllers an Meiser vom 17. April 1937 und das mit der Anrede „Sehr geehrter Herr Doktor!“ versehene Schreiben
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nende Kirche identisch wäre mit Martin Niemöller, dann könnte ich nur raten: Schluß jetzt! Die Tatsache Niemöller ist eine schwere Belastung. Von ihm aus werden die Fäden gesponnen. Seinem Urteil wird alles unterstellt, was in der Vorläufigen Kirchenleitung beschlossen wird. Ein zweiter Schmerz für die Vorläufige Kirchenleitung ist die Verfassungskammer unter Meinzolt45. Man sollte dieses Unternehmen nicht überschätzen. Es ist ein reines Privatunternehmen von Meinzolt. Es war ursprünglich beabsichtigt, bestimmte Vorlagen an das Kirchenministerium hinüberzugeben. Davon hat man Abstand genommen46. Man sollte sich fragen, ob man nicht mit all diesen Einrichtungen aus früherer Zeit Schluß machen sollte. Was ist zu tun? Wenn wir diese Frage richtig beantworten wollen, dürfen wir nicht übersehen, wie die Arbeitsgemeinschaft zwischen der Vorläufigen Kirchenleitung und dem Lutherrat in unseren Kirchen und Gemeinden und Pfarrerschaften praktiziert wird. Hier ist sie lebendig. Was geschähe, wenn diese Arbeitsgemeinschaft zerbräche? Dann wären die Folgen verhängnisvoll. Es würde uns durch Niemöller und die Vorläufige Kirchenleitung eine derartige Opposition ins Land gesetzt, daß wir eine solche Beunruhigung nicht tragen könnten. Schauen Sie auch auf die Erhebung der Gemeinden überall in deutschen Ländern. Kann man es angesichts dieser nun sich aufrichtenden und gesammelten Gemeinden verantworten, daß wir hier nicht eins werden über die Frage: Wer vertritt eigentlich die Bekennende Kirche? Um diese Frage können wir uns nicht drücken. In dieser Lage können wir nur ganz sauber bekennend gute Fortschritte machen. Der Blick auf die Gemeinde schiebt uns eine ernste Verantwortung zu. Wir müssen bemüht sein, über alle Spannungen und Gegensätze hinweg wieder in eine Zusammenordnung zwischen Vorläufiger Kirchenleitung und Lutherrat zu kommen. Von seiten der Vorläufigen Kirchenleitung ist nichts gesagt worden bei der gestrigen Besprechung47, was die Wiederherstellung des Akkordes verbietet. Niemöllers an Wurm vom 17. April 1937, in dem Niemöller den lutherischen Bischöfen Wortbruch vorgeworfen und mitgeteilt hatte, er begrüße „den Zusammenbruch aller falschen und unechten ‚kirchlichen‘ Fronten, den Zusammenbruch der ‚Kirchenführer‘-Konferenz nicht minder wie den des Reichskirchenausschusses mit aufrichtiger Genugtuung“ (Abdruck: G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 233). 45 Vgl. dazu oben Anm. 27. 46 Dies geht aus den oben Anm. 27 erwähnten Sitzungsniederschriften und den sonstigen Unterlagen Meinzolts zur Sitzungsperiode der Verfassungskammer von 1937 (EvAG München, NL Meinzolt 28) nicht hervor. 47 Am 21. April 1937 hatte im Gemeindehaus Dahlem eine ‚Informationsbesprechung‘ der
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Es wird notwendig sein, daß der Lutherrat Stellung nimmt zum Beschluß der Vorläufigen Kirchenleitung von gestern48 und [dass] die Bischöfe die Verbindung mit der Vorläufigen Kirchenleitung aufnehmen. 5. Notwendige Entscheidung innerhalb des Lutherrates. Wir müssen uns fragen: Welche Entschlüsse sind im eigenen Kreis zu fassen? Was liegt in der Konsequenz des Prinzips, nach dem der Lutherrat angetreten ist? Was ist uns aufgegeben durch die gesamte Lage? Es liegt im Prinzip unserer Grundsätze, die Bildung einer lutherischen Kirche Deutschlands und die Vorbereitung des lutherischen Kirchenregimentes49. Müßten wir uns nicht gerade jetzt darauf besinnen, daß die Kirche auch dann nicht ohne Recht ist, wenn der Staat ihr den Rechtsboden entzieht? Ich möchte nachdrücklich zum Bewußtsein bringen, daß heute in der Deutschen Evangelischen Kirche und in den Landeskirchen einfach nichts mehr da ist an unverbrüchlich anerkannten, staatlich gültigen Ordnungen. Nun können wir warten auf das, was geschieht. Wir können warten auf die Wahlordnung50. Man kann auch warten, bis der Vollzug der 13. Durchführungsverordnung solche Maße annimmt, daß wir in unseren Landeskirchen unsere Pfarrer und Gemeinden gar nicht mehr zusammenfassen können. Ich möchte dringend bitten, den Blick auf die gesamte Lage offen zu halten. Wir sind
VKL II stattgefunden, bei der die jüngsten Auseinandersetzungen zwischen der VKL II und dem Lutherrat behandelt worden waren (vgl. das Rundschreiben der VKL II an die angeschlossenen Landes- und Provinzialbruderräte vom 12. April 1937 [LKA Hannover, D 15 I Nr. 5], die Liste „Einladungen zur Informationsbesprechung am 21. 4. 37“ [EZA Berlin, 50/397] sowie den Bericht Dippers auf der Sitzung des Ausschusses des Beirats der württembergischen Kirchenleitung vom 26. April 1937 [Abdruck des Protokolls: G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 235–242, hier: S. 239f.]).– Für den 21. April 1937 hatte auch der Lutherrat zu einer ‚Informationsbesprechung‘ eingeladen (vgl. das Rundschreiben an die dem Lutherrat angeschlossenen und verbundenen Stellen vom 16. April 1937: LKA Nürnberg, Meiser 80; weitere Unterlagen zu dieser Besprechung nicht ermittelt). 48 Die Beschlüsse der VKL II und des Rates der Deutschen Evangelischen Kirche vom 21. April 1937 sind vollständig abgedruckt unten im Anhang Nr. II. 49 Vgl. dazu u. a. das Schreiben des Lutherrats an den Reichskirchenausschuss vom 4. Juni 1936, in dem es geheißen hatte, der Lutherrat sei bestrebt, „die Lutherische Kirche in Deutschland zu sammeln“ und „ein künftiges lutherisches Kirchenregiment für eine geeinte und erneuerte deutsche Lutherische Kirche vorzubereiten“ (Abdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 747ff., Zitat: S. 749; vgl. auch den 2. Tätigkeitsbericht des Lutherrats vom 25. Juni 1936: LKA Stuttgart, A 126 Nr. 1131, Teilabdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 779f.; vgl. dazu auch das Schreiben des Lutherrats an die VKL II vom 23. Juli 1936, abgedruckt: Ebd., S. 897–903). In den vorläufigen Grundbestimmungen des Lutherrats vom 25./26. November 1936 (vgl. dazu unten Anm. 135) hatte es dann geheißen, das Ziel des Lutherrats sei „die Ausgestaltung des Bundes zur evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands“ (Abdruck: Ebd., S. 1167ff.; Zitat: S. 1167). 50 Vgl. dazu oben Dok. 8, Anm. 8.
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einfach zu einem Entschluß gerufen. Ich möchte meinerseits mir den Vorwurf ersparen, daß ich nicht rechtzeitig gewarnt habe. Es müssen einige weitere Bestimmungen erarbeitet werden. Darunter verstehe ich alles, was uns beschäftigt im Blick auf die Spannung zwischen Lutherrat und Vorläufiger Kirchenleitung. Es muß entschieden werden, wer die verantwortliche Leitung hat. Das muß geklärt werden. Der Staat würde sich hüten, wenn höchst anschaulich eine einheitliche Vertretung hervorgebracht würde, uns noch weiter mit Hohn und Spott zurückzuweisen. Es muß auch die Kirchenführerkonferenz gebeten werden, sich über diese Fragen klar zu werden. Meine Hoffnung ist, daß der Beschluß der Kirchenführerkonferenz eine Interpretation ermöglicht, die ausspricht, was die Kirchenführerkonferenz wirklich will und kann. Zuletzt als Ausblick: Wir sind der Meinung, daß wir jetzt daran gehen müssen, das, was zur Bildung des Lutherrates geführt hat, vor der Weltöffentlichkeit zu bekennen und dem Staat zu sagen: Hier ist die Lutherische Kirche Deutschlands. Die Fernwirkung würde sein, daß bis in die altpreußische Union hinein überlegt werden müßte: Was haben wir dazu zu sagen? Es müßte der Entschluß gefaßt werden, nun wirklich ein Regiment der geeinten Lutherischen Kirche herauszustellen. Auch im Blick auf das Verhältnis zur Vorläufigen Kirchenleitung sehe ich nur darin eine Sicherung gegen schmerzliche Überraschungen. Dann sind wir stark genug, um falschen Ansprüchen der Vorläufigen Kirchenleitung tatkräftig zu widerstehen. Im übrigen: Das kirchliche Kapital, das in Deutschland ist, ist Ihnen zu treuen Händen übergeben. Jetzt muß es eingesetzt und gewagt werden, einmal den Staat in Verlegenheit zu bringen. Wir müssen dem Staat sagen: Du hast kein Recht, dem Willen der Kirche Widerstand entgegenzusetzen. Ich denke weiter daran, daß dann unmittelbar danach eine lutherische Synode ausgeschrieben wird und daß auf dieser Synode das erwartete Wort gesprochen wird: a) Die Lage wird gezeichnet, nackt und brutal wie sie ist. Die existen[tielle] Aufgabe der Kirche wird geschildert, kurz und klar. b) Dann dachte ich mir eine kühne Konzeption dessen, was diese Kirche dem Staat proponiert (Verzicht auf Staatszuschüsse). Im Anschluß an die Ausführungen gibt Breit die Beschlüsse der Vorläufigen Kirchenleitung bekannt51. Superintendent Hahn berichtet über die Verhandlungen der Vorläufigen Kirchenleitung am Vortage52. Besonders Friedrich Müller und Böhm
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waren sehr maßvoll in ihrem Ton. Es liegt ihnen alles daran, die Einheit der gesamten kirchlichen Front zu behaupten. Man erkennt, daß wir ohne dieses verloren sind. Müller erklärt, daß man mit dem Telegramm nicht die Landesbischöfe unter Druck setzen wollte, sondern daß man aus eigener Not heraus gehandelt habe53. Es müssen wirklich verschiedene Fragen geklärt werden. Die Lage der Bischöfe ist nicht leicht. Es liegen hier wirkliche Schwierigkeiten vor. Es müßte ein Weg gefunden werden, wenn man mit den Dahlemer Brüdern zusammenkommen will, wieder zur Gemeinschaft zu kommen. Ein modus vivendi muß gefunden werden. Es wäre nötig, daß die schwebenden Fragen geklärt werden. Dipper hatte einen Vorschlag vorgelegt, welcher eine gute Grundlage böte. Ausdrücklich wurde zurückgezogen der Vorwurf, daß es sich bei den Landesbischöfen um einen dolus54 gehandelt habe. Dipper schlug vor, es möchte doch die Arbeitsgemeinschaft zwischen Vorläufiger Kirchenleitung und Lutherrat die eigentliche Führung dem Staat gegenüber übernehmen. Das Gremium der Kirchenführerkonferenz möchte lediglich auf die Erhaltung der Legalität bedacht sein (ius). Endlich möchte in der preußischen Frage Hilfestellung geleistet werden. Albertz’ drei Bitten an den Lutherrat: Die Kirchenführerkonferenz möchte umgebildet werden zu einer Konferenz der intakten Kirchen. Es soll Klarheit geschaffen werden, ob die Arbeitsgemeinschaft wirklich auf der Linie bleibt, daß sie ein Arbeitsausschuß der „Bekennenden Kirche“ ist. (Dann könnte niemand hinzugenommen werden). In der Schulfrage55 sollte man zu einer Gemeinsamkeit kommen. Man sollte für die Bekenntnisschule gemeinsam eintreten. Die erste starke Spannung ist durch die Tatsache des Beschlusses der Kirchenführer56 ausgelöst worden. Sie wurde verstärkt durch die Veröffentlichung von Duensing57. Dazu kam dann die Sache mit der Verfassungskammer58. 53 In diesem Telegramm vom 19. April 1937 hatte die VKL II die Landesbischöfe Marahrens, Meiser und Wurm ultimativ aufgefordert, bis zum 20. April 1937 um 16.00 Uhr dazu Stellung zu nehmen, „ob Landesbischöfe absehen, der Gesamtkirche zur gegenwärtigen Lösung gestellte Fragen anders als durch Arbeitsgemeinschaft zu beantworten“ (Telegramm im Wortlaut wiedergegeben in den oben Anm. 48 erwähnten Beschlüssen der VKL II und des Rates der Deutschen Evangelischen Kirche vom 21. April 1937); die Bischöfe hatten darauf lediglich geantwortet, dass sie jederzeit zu einer Aussprache bereit seien (ebd.) 54 = Hinterlist, Heimtücke, Betrug. 55 Vgl. dazu unten Anm. 84–87 und 102. 56 Vgl. dazu oben Anm. 26. 57 Gemeint ist die vorzeitige Veröffentlichung des Beschlusses der Kirchenführerkonferenz über die Berufung einer neuen Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche in der von Duensing und Bosse herausgegebenen Zeitschrift „Um Glauben und Kirche. Deutsche lutherische Wochenschrift“ (Nr. 14 vom 8. April 1937, S. 97); die Bekanntgabe die-
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Breit: Gerade die Bruderräte der zerstörten Kirchengebiete haben sich dem Lutherrat angeschlossen59. Der Bruderrat in der altpreußischen Kirche hat es viel besser gehabt als der Bruderrat [die Bruderräte] in Thüringen und Mecklenburg, bis in die letzte Zeit hinein. In Preußen hat sich der Radikalismus entwickelt. Da, wo wirklich gekämpft worden ist, zeigt sich ein merkwürdiges Verständnis für die Zielsetzung und den Geist der lutherischen Kirche. Die neuerliche Knüpfung des Bandes müßte zur Voraussetzung haben, daß wir ein Wort über bleibende grundsätzliche Schwierigkeiten miteinander sprechen können. Otto aus Thüringen: Bitten und Wünsche. Ich muß vorausschicken, daß die Wahl das, was ich sage, erheblich ändern kann. Augenblicklich sind unsere Gemeinden so im Fluß und in Bewegung, daß wir für den Wahlerlaß60 sehr dankbar sind. Es gibt uns die Möglichkeit, bis in die deutschchristlichen Gemeinden hin zu sagen, warum die Deutschen Christen keine Kirche sind. Die Gemeinden sind sehr in Bewegung. Dann, wenn eine Wahl auch unter kirchlichem Wahlsystem von Thüringen [abgehalten] würde, sind wir der guten Zuversicht, daß wir eine beträchtliche Mehrheit bekämen. Abgesehen davon, daß jetzt diese Bewegung durchs ganze Land geht, sehe ich unsere Lage in Thüringen mit wachsender Sorge, und zwar rein innerkirchlich gesehen, und zwar deshalb, weil wir in Thüringen einen außerordentlich geringen theologischen und kirchlichen Fonds aus der Vergangenheit haben. Die Zahl der Pfarrer, die für einen lutherischen Aufbau der Kirche in Betracht kommen, ist außerordentlich gering. Die breite Masse der Pfarrer ist vom Jenaer Liberalismus61 so weit infiziert, daß eine weitgehende geringe Achtung des theologischen Denkens da ist. Platzangst vor dem Begriff Bekenntnis, jede Berufung auf die Bibel bringt den Gegenschlag hervor: Das wird starre Orthodoxie62, Verbalinspiration63 usw. Wir
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ses Beschlusses hatte bei der VKL II besondere Verärgerung hervorgerufen, weil „erst nach Beendigung der Verhandlungen mit der Vorläufigen Kirchenleitung ein Wort an die Öffentlichkeit herausgegeben werden sollte“ (Schreiben Kloppenburgs an die VKL II vom 10. April 1937: EZA Berlin, 50/336). Vgl. dazu oben Anm. 27. Gemeint sind vor allem die Bruderräte der deutschchristlich regierten Landeskirchen von Mecklenburg und Thüringen, die schon zu den Gründungsmitgliedern des Lutherrats gehört hatten (vgl. P. Fleisch, Werden, S. 28; zum Anschluss weiterer Bruderräte vgl. ebd., S. 32f.). Zum Wahlerlass Hitlers vom 15. Februar 1937 vgl. oben Dok. 1, Anm. 1. Die Jenaer Theologische Fakultät hatte in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts eine „entschieden historisch-kritisch und philosophisch orientierte Theologie“ verfolgt und galt seither als liberal (vgl. K. Heussi, Geschichte, S. 280–404, Zitat: S. 281); allerdings hatten seit den 1920er Jahren in Jena auch Vertreter anderer theologischer Richtungen wie der dialektischen Theologie gelehrt (vgl. dazu T. Schüfer, Fakultät, S. 94f.). Anspielung auf die altprotestantische Orthodoxie, der seit dem Pietismus vorgeworfen
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hätten eine solide und gründliche Theologie unter unserer Pfarrerschaft und unter den Studenten dringend nötig. Nachwuchs. In Jena sind Macholz64 und von Rad65 völlig in den Winkel gedrängt66. Sie wagen es nicht, offen für uns einzutreten. Sie wagen es nicht einmal, mit ihren Studenten kirchliche Auseinandersetzungen zu führen. Das wirkt sich nicht aus gegenüber der Intensität der deutschchristlichen Professoren. Die gute Theologie der beiden Lutheraner wird durch menschliche Passivität gehindert. Wie die Dinge jetzt sind, müssen wir mit einem theologisch völlig unbrauchbaren Nachwuchs rechnen. Wir haben ein dreifach ungeheuer schweres Arbeitsgebiet: an den Pfarrern, die lutherisch geschult werden müssen, damit sie ein Bild bekommen, wie heute evangelisch-lutherische Kirche aussehen müßte; die Vikare, die sich uns anvertraut haben; die Studenten. Diese drei Gebiete liegen aufs schlimmste im Argen. Ohne daß sie in Ordnung kommen, kann in Thüringen keine lutherische Kirche werden. Selbst wenn die Wahlbewegung zu einer evangelischen Bewegung des Glaubens würde, würde die Gefahr in keiner Weise behoben. Die Gemeinden können nicht
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wurde, starr an der ‚rechten Lehre‘ orientiert zu sein. Das Bild von der ‚toten Orthodoxie‘ ist wissenschaftlich allerdings überholt; ebenso ist die Verwendung des Begriffs ‚altprotestantische Orthodoxie‘ für den Zeitraum von der Reformation bis zu Pietismus und Aufklärung seit Ende des 20. Jahrhunderts zugunsten einer Differenzierung zwischen lutherischer und reformierter Orthodoxie weitgehend aufgegeben worden (vgl. J. Wallmann, Orthodoxie, bes. Sp. 697). Zur Lehre von der Verbalinspiration der Heiligen Schrift, die von der altprotestantischen Orthodoxie (vgl. dazu oben Anm. 62) im Sinne eines göttlichen Diktats vertreten worden war, vgl. W. Brändle, Inspiration, bes. Sp. 170; O. Weber, Inspiration, bes. Sp. 177. Waldemar Macholz war von der dialektischen Theologie geprägt und stand der Bekennenden Kirche nahe; seinen Lehrstuhl für Praktische Theologie an der Jenaer Theologischen Fakultät hatte er 1933 mit einem Lehrstuhl für Konfessionskunde tauschen müssen, um dem Deutschen Christen Wolf Meyer-Erlach Platz zu machen (vgl. E. Stegmann, Kirchenkampf, S. 104; T. Schüfer, Fakultät, S. 95f.). Der Alttestamentler Gerhard von Rad gehörte der Bekennenden Kirche an und wurde wegen seines Fachgebiets von den deutschchristlichen Professoren und Studenten der Jenaer Theologischen Fakultät stark angegriffen (vgl. E. Stegmann, Kirchenkampf, S. 105f.). Er engagierte sich für die Bekennende Kirche „in zahllosen Vorträgen vor Studenten, in Pfarrkonventen, in illegalen Fortbildungskursen und kirchlichen Gemeindeversammlungen“ (Gerhard von Rad, S. 660; vgl. auch H. W. Wolff, Gerhard von Rad, S. 12; J. L. Crenshaw, Gerhard von Rad, S. 20; T. Schüfer, Fakultät, S. 97f.). Auf Grund einer Reihe von Lehrstuhlbesetzungen, die unter dem Einfluss von Leffler, Leutheuser und Landesbischof Martin Sasse erfolgt waren, wurde die Theologische Fakultät Jena seit 1936 von deutschchristlichen Professoren dominiert, die eine Umstrukturierung des Theologiestudiums nach den Grundsätzen eines nationalsozialistischen Wissenschaftsverständnisses durchsetzen wollten (vgl. dazu T. Schüfer, Fakultät, S. 98f.); 1937 gehörten von den Professoren der Jenaer Fakultät Heinz Erich Eisenhuth, Walter Grundmann und Meyer-Erlach den Deutschen Christen an (vgl. E. Stegmann, Kirchenkampf, S. 108).
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durchhalten, wenn die geistlichen Führer nicht da sind. Darum sehe ich den Zerfall dessen, was an lutherischer Kirche in Thüringen vorhanden ist, immer weiter fortschreiten, wenn nicht Entscheidendes geschieht. Ich bitte den Lutherrat, daß er sich in noch anderer Weise als bisher für unsere zerstörten Gebiete verantwortlich fühle. Es muß noch mehr geschehen. Das könnte ich mir so denken: Erstens: Der Lutherrat soll einen Herrn des Sekretariats zum Kommissar für die zerstörten Thüringer Gebiete bestimmen. Er muß ermächtigt werden, die intakten Kirchen in besonderer Weise für die Hilfen, die für uns notwendig sind, in Anspruch zu nehmen. Zweite Bitte: die Kirchenführer sollen sich darum bemühen, einen geeigneten Mann zu finden, der der Thüringer Kirche auf lange Zeit überlassen werden kann und der die Fähigkeiten eines Predigerseminardirektors mitbringen muß. Pfarrerschulung. Vikarkurse. Arbeitsgemeinschaften mit den Theologiestudenten in Jena. Warum sind wir beim Lutherrat, nicht bei der Vorläufigen Kirchenleitung: Das Entscheidende ist das Grundsätzliche. Mir ist besonders deutlich geworden, daß in der Dahlemer Richtung fundamentale Pfeiler lutherischen Glaubens und Wesens fehlen. Am stärksten kam es mir zum Bewußtsein gegenüber der Haltung der Dahlemer zum Staat. Der Weg der Dahlemer führt in die politische Reaktion hinein. Ich stoße mich auch daran, mit welcher Schnelligkeit und Leichtigkeit sie die Verbindung zur Geschichte, zur Kirche der Vergangenheit aufgeben. Das Verhältnis zur Geschichte ist hier nicht in Ordnung. Breit ergänzt seinen Bericht durch Mitteilungen über Altpreußen. Es sind zwei Sätze als Verhandlungsgrundlage für die Verhandlungen zwischen Bruderrat und Landeskirchenausschuß aufgestellt worden67. Lilje: Bericht über die Ökumene. 1. Frage der Beschickung der ökumenischen Konferenzen68. Die Frage macht sichtbar, in welchem Zustand sich die evangelische Kirche als ganze befindet. Man kann der ausländischen Presse die Möglichkeit
67 Nach dem oben Dok. 14, Anm. 10, erwähnten Entwurf für eine Vereinbarung zwischen altpreußischem Bruderrat und Landeskirchenausschuss vom 16. April 1937 sollte sich der Landeskirchenausschuss dazu verpflichten, kirchlichen Maßnahmen des Bruderrats die öffentlich-rechtliche Geltung zu verschaffen und als Rechtshilfeorgan der Bekennenden Kirche zu fungieren; umgekehrt sollte der Bruderrat rechtlichen Maßnahmen des Ausschusses kirchliche Geltung verschaffen und ihn insofern als Rechtshilfeorgan der Bekennenden Kirche anerkennen (LKA Hannover, D 15 I Nr. 5). 68 Zu den Auseinandersetzungen um die Besetzung der deutschen Delegation auf den beiden Weltkonferenzen des Ökumenischen Rates für Praktisches Christentum in Oxford und der Bewegung für Glauben und Kirchenverfassung in Edinburgh, die im Sommer 1937 stattfinden sollten, vgl. oben Dok. 13, Anm. 15.
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nicht nehmen, diese Zustände zu schildern. Die Deutsche Evangelische Kirche ist eigentlich handlungsunfähig. Die Voraussetzung für eine einheitliche Delegation ist nicht gegeben, weil es eine einheitliche Deutsche Evangelische Kirche und eine einheitliche Leitung im rechtlichen Sinn nicht gibt. Keine Instanz kann eine einheitliche Delegation zusammenstellen. Es muß eine praktische Entscheidung gefällt werden. Man kann nicht länger warten. Am 30. April 1937 bereits muß die Komiteebildung in Oxford vollzogen werden69. Die Schwierigkeit, unter der die Delegationsbildung steht, ist folgende: Die staatlichen Stellen haben eine verschiedene Stellung eingenommen. Man darf annehmen, daß das Auswärtige Amt die ökumenischen Beziehungen positiv bewertet haben [sic!]. Es wünscht eine Vertretung Deutschlands70. Man hat andererseits zunehmend beobachtet, daß jetzt das größte Mißtrauen gegen die Beschickung geltend gemacht wird71. Es werden erst mit der Zeit die Schwierigkeiten sichtbar. Es wird erkannt, daß hier eine höchst peinliche Lage für das protestantische Deutschland entstehen könnte. Deshalb wird gewünscht, man möchte doch eine Beschickung unterlassen72. Wenn in der Tat der staatliche Wille dahin gehen sollte, die Konferenzen nicht zu beschicken, dann müßte praktisch im Auge behalten werden: Auf jeden Fall darf die Kirche in Deutschland nicht das Argument für eine Nichtbeschickung liefern. Dieses Argument wä-
69 Vgl. dazu das Schreiben Henriods an Heckel vom 29. April 1937, in dem Henriod noch einmal an die Benennung der Delegierten für Oxford bis zu diesem Termin erinnerte; gleichzeitig gab er der Befürchtung Ausdruck, „that no German delegation will be able to attend either Oxford or Edinburgh“ (LKA Hannover, L 3 I Nr. 6). 70 Für diese Annahme sprach z. B., dass das Auswärtige Amt dem Kirchlichen Außenamt noch Mitte April 1937 5.000,– RM für die deutschen Vorarbeiten zur Weltkonferenz des Ökumenischen Rates für Praktisches Christentum in Oxford zur Verfügung gestellt hatte (vgl. A. Boyens, Kirchenkampf 1, S. 153 mit Anm. 339). 71 Das SD-Hauptamt, das die Vorbereitung der Weltkirchenkonferenzen in Zusammenarbeit mit dem Geheimen Staatspolizeiamt, der Dienststelle Rosenberg und dem Büro von Ribbentrops seit längerem beobachtete, war zu dem Schluss gekommen, „dass die Konferenz in Oxford über den nationalsozialistischen Staat eine Verurteilung auszusprechen beabsichtigt“ (Zitat aus dem von D. Gniss, Politiker, S. 437 mit Anm. 7, mittlerweile als authentisch erwiesenen Bericht der Kirchenpolitischen Abteilung des SD-Amtes II vom 28. Mai 1937 an Heydrich, photographischer Abdruck: Vom SD-Agenten, S. 120f., Zitat: S. 120); in diesem Sinne hieß es u. a. auch in einer im Mai 1937 veröffentlichten Schrift eines Mitarbeiters Rosenbergs, Wilhelm Brachmann, die Konferenz werde „den totalitären Staatsbegriff und den völkischen Volksbegriff mit Berufung auf ein entsprechendes Werturteil über rassisches Denken oder wenigstens über den Rassegedanken“ ablehnen und „von der Plattform liberaler Demokratien aus gegen das neue Deutschland Sturm laufen“ (W. Brachmann, Weltprotestantismus, S. 44; vgl. dazu auch A. Boyens, Kirchenkampf 1, S. 151f.). 72 Offen ausgesprochen wurde dieser ‚Wunsch‘ dann von Vertretern des Auswärtigen Amtes auf einer Besprechung am 13. Mai 1937 (vgl. dazu unten Dok. 20, Anm. 52).
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re eine Parallele zu der innerdeutschen Situation. Die kirchlichen Erwägungen sind folgende: Eine Klärung ist bisher versäumt. Ich möchte nur folgendes sagen: Die Sachlage ist kompliziert durch eine Verhandlung zwischen dem Bischof von Chichester [Bell] und D. Zoellner. Man wollte eine Dreiteilung der deutschen Delegation herbeiführen73. [Vier Wörter gestrichen] Auf jeden Fall müßte, wenn überhaupt eine Beteiligung geplant ist, nicht nur die Aufrechterhaltung der akademischen Verbindung74 im Auge behalten werden, sondern auch die Bildung einer einheitlichen Delegation ins Auge gefaßt werden. Auf jeden Fall sollte die Nominierung einer einheitlichen Delegation versucht werden. Ich glaube, daß der Lutherrat seine Nominierung vollzieht, daß er die Nominierung für die eigentliche Delegation und die stellvertretende Delegation vornimmt75. Es muß erwogen werden, wer die Leitung einer einheitlichen Delegation übernimmt. Man darf sich nicht darüber täuschen, daß die hohe Bedeutung einer richtigen kirchlichen und sauberen Arbeit in diesem Augenblick außerordentlich verstärkt werden muß, weil noch nie eine ökumenische Tagung so im Licht der Öffentlichkeit stand wie die gegenwärtige. Das sensationellste Ereignis, das eintreten kann, ist das geschlossene Fernbleiben der deutschen Delegation mit Gründen, die [ein Wort gestrichen] politisch interpretiert werden können. Der Wille zur Mitarbeit muß möglichst deutlich zum Ausdruck kommen. Es muß auf dem Umweg über eine einheitliche De-
73 Im Verlauf der Vollversammlung des Ökumenischen Rates für Praktisches Christentum vom 21. bis 25. August 1936 im Schweizer Chamby sur Montreux hatte Zoellner Bell gegenüber seine Bereitschaft erklärt, die für die geplante Weltkonferenz in Oxford „zur Verfügung stehenden 21 Sitze gleichmäßig auf den Reichskirchenausschuß, auf den Lutherrat und die Vorläufige Kirchenleitung zu verteilen“ (vgl. den undatierten Bericht Liljes, Abdruck: A. Boyens, Kirchenkampf 1, S. 350ff., Zitat: S. 352). Zoellner hatte diese Zusage dann aber nicht eingehalten; Anfang Februar 1937 hatte er Bell mitgeteilt, sämtliche personellen Vorschläge für die Delegation müssten zunächst durch einen von ihm selbst gebildeten Benennungsausschuss genehmigt werden (vgl. ebd., S. 148; W. Philipps, Zoellner, S. 153). 74 Gemeint ist die Studienarbeit des Ökumenischen Rates für Praktisches Christentum, die seit 1934 von Oldham geleitet wurde und sich in Vorbereitung der Weltkirchenkonferenz in Oxford mit der Themenstellung ‚Church, State and Community‘ befasste; diese Arbeit vollzog sich in nationalen und internationalen Studienkonferenzen und in Form von internationalen Expertengruppen (vgl. W. Weiße, Christentum, S. 485–501; A. Boyens, Kirchenkampf 1, S. 134–144; H. Schönfeld, Kirche, S. 227–230). 75 Lilje war der Überzeugung, dem Lutherrat komme bei der Bildung der deutschen Delegation eine besondere Rolle zu. So hatte er bereits auf der Sitzung des Lutherrats am 6. Januar 1937 ausgeführt, die Tatsache, „daß der Lutherrat nach außen den meisten Kredit aufzuweisen“ habe, schließe die Verpflichtung in sich, die „Nominierung der Delegation für Oxford vorzunehmen“ (Verantwortung 2, S. 468). Lutherrat und VKL II einigten sich im Mai 1937 dann jedoch darauf, eine gemeinsame Delegation zu bilden, bevor es schließlich zur Absage der deutschen Beteiligung kam (vgl. dazu unten Anm. 99).
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legation zum Ausdruck kommen. Ich sehe keinen Gegengrund, warum die Bildung einer formaleinheitlichen Delegation nicht möglich wäre. 2. Arbeit des Lutherischen Weltkonvents76. Hier haben wir eine sehr ergiebige, krisenfeste Arbeit vor uns. Hier steht die kirchliche Aufbauarbeit im Vordergrund. Man überlegt in der Ökumene, ob man nicht die territoriale Gliederung durch die konfessionelle ersetzen soll77. Finanzielle Fragen78. Etat 60.000 Dollars. Jede der drei Gruppen79 hat ein Drittel des Bedarfs zu übernehmen80. Die amerikanischen und die skandinavischen Gruppen haben wegen der Devisenschwierigkeiten81 die Unterstützungsarbeit übernommen. Die Verpflichtungen der zen76 Der Lutherische Weltkonvent, die Vorläuferorganisation des Lutherischen Weltbunds, war erstmals im August 1923 in Eisenach zusammengetreten; weitere Vollsitzungen hatten 1929 in Kopenhagen und 1935 in Paris stattgefunden. Präsident des Weltkonvents war seit 1935 Marahrens, Generalsekretär seit 1936 Lilje (vgl. dazu S. Grundmann, Weltbund, S. 335–354; K. Schmidt-Clausen, Weltkonvent; E. C. Nelson, Rise, 138–349).– Zur Sitzung des Exekutivkomitees des Lutherischen Weltkonvents im August 1937 in Amsterdam vgl. unten Dok. 30. 77 Die Forderung nach einer konfessionellen Gliederung des geplanten ‚Ökumenischen Rates der Kirchen‘ wurde besonders von lutherischen Kirchen erhoben (vgl. dazu K. SchmidtClausen, Weltkonvent, S. 267–275; S. Grundmann, Weltbund, S. 507ff.). Als im Juli 1937 dann der sog. Fünfunddreißiger-Ausschuss zusammentrat und konkrete Pläne für den Ökumenischen Rat ausarbeitete (vgl. dazu unten Dok. 30, Anm. 68 und 70), wurde jedoch eine regionale Vertretung der Kirchen vorgesehen (vgl. A. Boyens, Kirchenkampf 1, S. 276). Im Anschluss an die Weltkonferenzen für Praktisches Christentum in Oxford und für Glaube und Kirchenverfassung in Edinburgh beharrte das Exekutivkomitee des Lutherischen Weltkonvents auf seiner Sitzung vom 24.–28. August 1937 dann auf einer konfessionellen Vertretung der Kirchen in den Organen des geplanten Weltrates (vgl. unten Dok. 30, Anm. 79). 78 Nach G 2, S. 2, wurden im Folgenden „Fragen bezüglich der Finanzierung des mitteleuropäischen Zweiges des Lutherischen Weltkonvents besprochen“. 79 Gemeint sind die amerikanische, skandinavische und deutsche bzw. zentrale Gruppe des Lutherischen Weltkonvents (zur Bildung und Bedeutung dieser Hauptgruppen des Weltkonvents vgl. Verantwortung 1, S. 124, Anm. 7). 80 Zur paritätischen Verteilung der Lasten des Weltkonvents auf die drei Hauptgruppen vgl. K. Schmidt-Clausen, Weltkonvent, S. 146. 81 Der Devisenverkehr von und nach Deutschland unterlag auf Grund des „Gesetzes über die Devisenbewirtschaftung“ vom 4. Februar 1935 (RGBl I 1935, S. 105–113) starken Beschränkungen (vgl. dazu auch die „Durchführungsverordnung zum Gesetz über die Devisenbewirtschaftung“ vom 4. Februar 1935 [Ebd., S. 114–119] und die „Verordnung zur Devisenbewirtschaftung (Richtlinien für die Devisenbewirtschaftung)“ vom 4. Februar 1935 [Ebd., S. 119–152]). Die in diesem Gesetz vorgesehene Genehmigungspflicht durch die Deutsche Reichsbank betraf auch den Geldverkehr innerhalb des Lutherischen Weltkonvents und dessen Hilfsprogramme; um diesen Schwierigkeiten zu begegnen, hatte das Exekutivkomitee auf seiner Sitzung am 21. Oktober 1935 beschlossen, „vorläufig drei Kassen zu belassen, eine Kasse bei der amerikanischen Gruppe, eine bei der skandinavischen und eine bei der deutschen Gruppe“ („Niederschrift über die 2. Sitzung des Exekutivkomitees des Lutherischen Weltkonvents“, abgedruckt in Verantwortung 2, S. 49– 59, Zitat: S. 52).
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tralen Gruppe müssen mit derselben Zuverlässigkeit geleistet werden. Verteilungsschlüssel für die deutschen lutherischen Kirchen82. Brunstäd unterstreicht die Schwierigkeiten, die Lilje hervorgehoben hat. Die Dreiteilung der Delegation83 ist nur dann möglich, wenn die personale Auswahl getroffen wird, daß die Zusammenarbeit möglich ist und daß Rückwirkungen auf die politischen Stellen nicht entstehen. Wichtig ist auch die Führungsfrage. Denkbar ist nur D. Zoellner. Fleisch: Bericht zur Schulfrage84. Rechtlich gilt immer noch die Bekenntnisschule85. Sie wird aber durch die sogenannten Abstimmungen aus82 Im weiteren Verlauf der Sitzung wurde eine Beschlussfassung über die Finanzierung des Lutherischen Weltkonvents dann vertagt (vgl. dazu unten S. 293). 83 Vgl. dazu oben Anm. 73. 84 Fleisch bezog sich in seinem folgenden Bericht auf den „Vorläufigen Entwurf einer Kundgebung zur Schulfrage“ vom 21. April 1937. In diesem Entwurf hieß es, die evangelischlutherische Kirche könne und dürfe es niemals unterlassen, „um ihrer getauften Kinder willen für die evangelische Erziehungsschule einzutreten“, da den Kindern in jeder anderen Schulform trotz der Erteilung evangelischen Religionsunterrichts der Eindruck vermittelt werde, „daß in den meisten Gebieten des Lebens der evangelische Glaube ohne Bedeutung sei“. Dazu besitze die Kirche „auch ein gutes menschliches Recht“, da viele Schulen ihrer Stiftung, ihrem historischen Ursprung oder ihrer Satzung nach bekenntnismäßigen Charakter trügen oder sogar gesetzmäßig Bekenntnisschulen seien. Außerdem sei es eine „Forderung des Rechts und der Billigkeit“, dass das „z. T. seit Jahrhunderten von konfessionellen Rechtsträgern verwaltete, z. T. geradezu aus Kircheneigentum stammende Schulvermögen auch weiterhin bekenntnismäßig gebunden“ bleibe. Die Kirche erbete daher von der Staatsregierung, „daß sie die Schulform der evangelischen Schule beibehält, an der nur an evangelischen Hochschulen für Lehrerbildung ausgebildete Lehrer evangelischen Bekenntnisses unterrichten, die vorwiegend von Schülern dieses Bekenntnisses besucht wird, und deren Lehrbücher und Lehrpläne dem Bekenntnis angepaßt werden, und daß den evangelischen Lehrern in ganzem Umfange ihres Berufslebens die Freiheit ‚den evangelischen Glauben zu bekennen und auszuüben‘ gewährleistet wird“. Demgegenüber könnten die sog. Abstimmungen über Bekenntnissschule oder Gemeinschaftsschule (vgl. dazu unten Anm. 86) wegen der Art und Weise, in der sie veranstaltet worden seien, nicht als „Willenskundgebungen der evangelischen Elternschaft anerkannt werden“. Ferner sei der „christliche Charakter der so geschaffenen Gemeinschaftsschulen“ rechtlich noch in keiner Weise geklärt; eine Schule könne rechtlich nur dann als christliche Schule betrachtet werden, wenn an ihr keine Lehrer angestellt würden, die aus der Kirche ausgetreten seien. Im übrigen sei es für den christlichen Charakter der Schule ohne Belang, ob die Erteilung konfessionell getrennten Religionsunterrichts gewährleistet sei. Schließlich lasse die Beseitigung des bekenntnismäßigen Religionsunterrichts in den Hitler-Schulen und Nationalpolitischen Erziehungsanstalten befürchten, „als sei solche Beseitigung das letzte Ziel der Entwicklung der deutschen Schule“. Deshalb erbete die Kirche von der Staatsregierung „die alsbaldige Klärung des rechtlichen Charakters der neu eingerichteten Gemeinschaftsschulen und die Herstellung bekenntnismäßigen Religionsunterrichts in den Hitler-Schulen und nationalpolitischen Erziehungsanstalten“ (LKA Hannover, D 15 III Nr. 13). Nach G 2, S. 2, wurde dem Sekretariat auf den Bericht Fleischs hin „anheimgestellt, den Entwurf in der Richtung des Grundsätzlichen noch zu intensivieren“; vgl. dazu unten Anm. 102. 85 In der Weimarer Reichsverfassung vom 11. August 1919 (RGBl 1919, S. 1383–1418) war zwar vorgesehen gewesen, die christliche Gemeinschaftsschule zur Regelschule zu erhe-
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gehöhlt86. Die lutherische Kirche hat wiederholt gesagt, daß die Bekenntnisschule unaufhebbare Forderung ist87. Es ist ernstlich zu fragen, ob es möglich ist und einen Wert hat, Gemeinden in Abstimmungen hineinzuhetzen. In der Regel exponieren sich nur wenige, die dann abgeschossen werden. Wir müßten unseren Gemeinden jetzt ein Wort darüber sagen. Die Forderung einer evangelischen Bekenntnisschule darf nicht aufgegeben werden. Sie hat dazu auch ein gutes menschliches Recht. Es soll weiter in den Gemeinden gesagt werden, was die Kirche vom Staat fordert. Über den Begriff der Bekenntnisschule herrscht eine kolossale Verwirrung. Richtig wäre vor allem, daß den evangelischen Lehrern die Freiheit, ihren evangelischen Glauben auszuüben, gewährleistet wird. Dann müßte die Kirche den Gemeinden sagen: Sogenannte Abstimmungen kann die Kirche nicht anerkennen. Es ist noch nicht geklärt, was diese sogenannten Gemeinschaftsschulen rechtlich eigentlich sind (Anstellung aus der Kirche ausgetretener Lehben, nach Art. 174 sollte es bis zur Verabschiedung eines Reichsschulgesetzes jedoch bei der bisher bestehenden Rechtslage verbleiben (Ebd., S. 1416). Während der Weimarer Republik war es dann nicht gelungen, ein solches Gesetz zu verabschieden (vgl. dazu E. R. Huber/W. Huber, Staat 4, S. 219–260). Auch unter den Nationalsozialisten, die den Einfluss der Kirchen auf das Schulwesen ausschalten wollten, kam es nicht zum Erlass des geplanten Reichsschulgesetzes (vgl. dazu Dokumente 3, S. 299–304); daher galt z. B. in Bayern (mit Ausnahme von München, Nürnberg und Weißenburg) auch weiterhin eine Verordnung vom 26. August 1883, in der die Konfessionsschule zur Regelschule erklärt worden war (vgl. F. Sonnenberger, Kulturkampf, S. 247; F. Prantl, Lage 5, S. 161, Anm. 12). 86 Auf Anordnung von Gauleiter Bürckel hatte im Gau Saarpfalz am 20. März 1937 eine spektakulär durchgeführte Abstimmung über die Einführung der Gemeinschaftsschule stattgefunden, die mit einer hohen Mehrheit der Erziehungsberechtigten für die Gemeinschaftsschule ausgegangen war. Im Vorfeld dieser Abstimmung war den Erziehungsberechtigten von Staats- und Parteistellen u. a. mit dem Verlust des Arbeitsplatzes und der Streichung finanzieller Beihilfen gedroht worden; zudem waren sie mit dem Vorwurf des Vaterlandsverrats unter Druck gesetzt worden (vgl. T. Fandel, Konfession, S. 306–318; vgl. auch die Dokumente in Dokumente 4, S. 35–44). Ähnliche Abstimmungen fanden auch in anderen Teilen des Reiches statt, so z. B. in Württemberg (vgl. dazu unten Dok. 21, Anm. 176) und jüngst in hannoverschen Landkreisen (vgl. den Wochenbrief Marahrens’ vom 5. Mai 1937: EvAG München, A 16. 1; Abdruck: Zur Lage 2, S. 731–736, hier: S. 734f.). 87 So hieß es z. B. in den vier Sätzen, die die lutherischen Schulreferenten auf ihrer Besprechung am 9. Juni 1936 beschlossen hatten und „die für die Arbeit des Lutherrates auf dem Gebiete der Schule bestimmend“ sein sollten: „Wir sehen in der Bekenntnisschule diejenige Schulform, in der die Kirche der Erziehungspflicht an der getauften Jugend am besten genügen und zugleich ihren Auftrag gegenüber der Jugend unseres Volkes erfüllen kann“ (Sätze zit. im „2. Tätigkeitsbericht“ des Lutherrats vom 25. Juni 1936: LKA Stuttgart, A 126 Nr. 1131, Abdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 761f.; vgl. auch das Protokoll über die Schulreferentenbesprechung: LKA Hannover, D 15 III Nr. 14). In diesem Sinne hatten sich die lutherischen Schulreferenten auch in den „Thesen zur Schulfrage“ vom 18. Dezember 1936 geäußert (vgl. dazu unten Dok. 21, Anm. 169).
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rer). Es ist ja nicht sicher, ob überhaupt der Religionsunterricht beibehalten wird. Komplex Ellwein88. Die Deutsche Evangelische Kirchenkanzlei hat Richtlinien für den Religionsunterricht an der Volksschule gebracht89, die nicht gingen. Die lutherischen Schuldezernenten haben andere Vorschläge gemacht, die aber von Ellwein eigenmächtig behandelt wurden90. Es sollte auch ein Stoffverteilungsplan gemacht werden91. Der Staat wird sich die Vereinheitlichung nicht nehmen lassen. Verlierer sind die Süddeutschen, Gewinner die Mitteldeutschen92. Von den Niederdeutschen behalten die einen, was sie haben. Altpreußen gewinnt. 88 Ellwein war im März 1936 von Zoellner mit der Leitung des Schulreferats der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei beauftragt worden, die seitdem die Initiative zur Erstellung neuer Richtlinien für den Religionsunterricht ergriffen hatte (vgl. F. Kraft, Religionsdidaktik, S. 77f.). 89 Diese „Richtlinien für den evangelischen Religionsunterricht an der Volksschule“ waren am 17. Dezember 1936 vom Reichskirchenausschuss angenommen und am 21. Dezember 1936 an das Reichserziehungsministerium übersandt worden (Richtlinien und Schreiben des Reichskirchenausschusses an Rust: EZA Berlin, 1/1530; Abdruck der Richtlinien: MBlDEK Nr. 2 vom 28. Januar 1937, S. 11ff.; Wiederabdruck: F. Kraft, Religionsdidaktik, S. 246–251; zur Entstehung des Entwurfs vgl. ebd., S. 95–114). 90 Stoll hatte die Abänderungsvorschläge, die die Schulreferenten der dem Lutherrat angehörenden Kirchen und Bruderräte beschlossen hatten, dem Reichskirchenausschuss mit Schreiben vom 18. Dezember 1936 zugeleitet. Dabei hatte er betont, es handele sich nicht nur um formelle, „sondern zum Teil sehr ernste theologische Erwägungen“ (LKA Hannover, D 15 I Nr. 35 Bd. I); die Vorschläge waren jedoch entgegen den Zusicherungen Ellweins bei der endgültigen Fassung der Richtlinien nur zum Teil berücksichtigt worden (vgl. das Schreiben des Thüringer Landesbruderrats an den Lutherrat vom 7. Januar 1937: Ebd.). In seinem Schreiben an den Reichskirchenausschuss vom 27. Januar 1937 hatte Fleisch im Namen des Lutherrats daher u. a. kritisiert, „dass der missverständliche und nicht glückliche Ausdruck, das Gebot der Nächstenliebe müsse vor dem Missverständnis der ‚Artfremdheit‘ geschützt werden, gegen unseren Vorschlag stehen geblieben ist“ (EZA Berlin, 1/1530). 91 Vgl. dazu den „Bericht über die Besprechung der Schulreferenten der obersten Kirchenbehörden der deutschen evangelischen Landeskirchen“ am 26. Januar 1937 in der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei. Bei dieser Besprechung unter dem Vorsitz Mahrenholz’ waren u. a. die bisher vorliegenden Entwürfe für einen den Richtlinien des Reichskirchenausschusses (vgl. dazu oben Anm. 89) entsprechenden Stoffverteilungsplan und die Rolle des Alten Testaments im Lehrplan diskutiert worden (EZA Berlin, 1/1530).– Vgl. dazu und zum Folgenden die Entwürfe für Stoffverteilungspläne ebd. und im LKA Hannover, D 15 I Nr. 36. 92 Vgl. dazu die Voten Benders und Greifensteins in dem oben Anm. 91 erwähnten Bericht über die Sitzung der landeskirchlichen Schulreferenten. Danach hatten Bender und Greifenstein beklagt, die Denkschrift des Reichskirchenausschusses „Kirche und öffentliche Schule“ vom 20. November 1936 (MBlDEK vom Dezember 1936, S. 25ff.; Wiederabdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 1159–1165) gefährde ebenso wie die geplanten Stoffverteilungspläne die Sonderrechte der süddeutschen Landeskirchen. Darauf hatte Mahrenholz entgegnet: „Wir wollen gewiß alle wohlerworbenen Rechte möglichst schützen und die Sonderrechte des Südens achten, aber wir können nicht die Ordnung im Sü-
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Am 26. Januar 1937 wurde ein Ausschuß eingesetzt, der einen Stoffverteilungsplan machen sollte93. Dem Ausschuß wurde gesagt, der Plan könne unter den Tisch fallen. Die Sache wurde umgearbeitet. Der erarbeitete Entwurf war eine offizielle Angelegenheit. Er wurde den Kirchen zugeleitet. Der Entwurf wurde durch die einstweilige Leitung an Ellwein gegeben, damit er ihn dem Minister [Kerrl] übergebe94. Ellwein machte mit den Dozenten an der Lehrerhochschule einen neuen Plan und ließ den offiziellen Plan unter den Tisch fallen95.
den als Normalform vorschlagen. Wir müssen aber eine Normalform vorschlagen, wenn wir überhaupt als kulturpolitischer Faktor in Frage kommen wollen.“ 93 Dieser Ausschuss, dessen Bildung auf der oben Anm. 91 erwähnten Besprechung der landeskirchlichen Schulreferenten beschlossen worden war, hatte den Auftrag erhalten, „sofort einen für das ganze Reich geltenden Stoffverteilungsplan für den Religionsunterricht an der Volksschule im Entwurf“ auszuarbeiten (vgl. das Schreiben der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei an Fleisch vom 29. Januar 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 35 Bd. I). Er hatte vom 3. bis 6. Februar 1937 in der Geschäftsstelle der Volkskirchlichen Arbeitsgemeinschaft getagt. Die Vorschläge des Ausschusses für den Stoffverteilungsplan waren dann auf einer Sitzung der Schulreferenten der nicht-deutschchristlichen Landeskirchen am 12. März 1937 behandelt worden (vgl. das Schreiben der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei an die obersten Behörden der deutschen evangelischen Landeskirchen vom 25. Februar 1937: Ebd.). Am 15. März 1937 hatte in der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei außerdem eine Sitzung der Schulreferenten der deutschchristlich geleiteten Landeskirchen stattgefunden, bei der ebenfalls der Entwurf für einen Stoffverteilungsplan diskutiert worden war; dabei hatten die Vertreter aus Mecklenburg und Thüringen gefordert, auf die Verwendung des Alten Testaments im Religionsunterricht ganz zu verzichten, dem Entwurf dann aber doch zugestimmt (vgl. den Bericht im EZA Berlin, 1/1530). 94 Um sich noch rechtzeitig Einfluss auf den Stoffverteilungsplan zu sichern, hatte der Lutherrat die Schulreferenten der ihm angeschlossenen Kirchen und Bruderräte zu einer Besprechung am 11. März 1937 zusammengerufen, bei der über den Entwurf für einen Stoffverteilungsplan beraten und der Beschluss gefasst worden war, Ellwein aufzufordern, „das Ergebnis unverändert dem Minister weiterzureichen“ (Schreiben Fleischs an die dem Lutherrat angeschlossenen Kirchenleitungen vom 5. März 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 36). Die von den Schulreferenten des Lutherrats gemeinsam mit einem Vertreter des reformierten Arbeitsausschusses beschlossenen Abänderungsvorschläge hatte Fleisch dann mit Billigung des Kirchenführergremiums unter dem Vorsitz Liljes am 15. März 1937 an Ellwein eingereicht (EZA Berlin, 1/1530; vgl. dazu auch das Schreiben Fleischs an Ellwein vom 5. März 1937: Ebd.). 95 Vgl. dazu den „Bericht über die Arbeitstagung der evangelischen Religionsdozenten an den Hochschulen für Lehrerbildung auf dem Hainstein bei Eisenach vom 5.–8. April 1937“. Danach war der Stoffverteilungsplan ohne Rücksicht auf die von Fleisch übermittelten Vorschläge „in sehr gründlichen und ergiebigen Aussprachen, die tief ins Grundsätzliche hineingriffen“, besprochen und umgearbeitet worden (LKA Hannover, D 15 I Nr. 36). Gegenüber dem Lutherrat hatte Ellwein sein eigenmächtiges Vorgehen damit verteidigt, dass die von Fleisch überreichten Vorschläge bei vielen Lehrern auf Protest gestoßen seien und „vom Ministerium so nicht angenommen“ würden; zudem habe das Reichserziehungsministerium damit gedroht, „ohne Rücksicht auf die Kirchen seinerseits
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Dr. Gauger erstattet den Geschäftsbericht96 und den Voranschlag97. Schluß 14.15 Uhr Fortsetzung 16.30 Uhr Ökumenische Fragen98. Breit, Lilje, Marahrens bevollmächtigt, die weiteren Verhandlungen zu führen99. Verhältnisse des Lutherischen Weltkonvents. Mittelbeschaffung100. Endgültige Beschlußfassung in einen kleineren Kreis verlegt. Den Kirchen wird empfohlen, die entsprechenden Beitragsleistungen zu übernehmen. Marahrens, Meiser, Breit und Fleisch, Lilje101.
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einen Stoffverteilungsplan herauszugeben“ (Schreiben Fleischs an die dem Lutherrat angeschlossenen Kirchenleitungen vom 16. April 1937: Ebd.). Vgl. Gaugers „Geschäftsbericht für das erste Geschäftsjahr des Rates der evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands“ vom 22. April 1937 sowie die Gewinn- und Verlustrechnung des Sekretariats „Abschluß des Geschäftsjahres = 1. April 1936 bis 31. März 1937“ vom 19. April 1937 (LKA Stuttgart, D 1, 185). Nach diesem Bericht hatten sich gegenüber dem ursprünglichen Voranschlag erheblich höhere Ausgaben ergeben, weil die Zahl der hauptamtlichen Mitarbeiter des Sekretariats von drei auf sieben und die Zahl der Angestellten von einem auf fünf angestiegen war; demgegenüber waren aber auf Grund des Beitritts der sächsischen und der braunschweigischen Landeskirche zum Lutherrat auch die Einnahmen gestiegen. Nach dem „Voranschlag für das Geschäftsjahr 1937/38“ war ein Defizit von 1.273,28 RM zu erwarten; in seinen Bemerkungen „Zum Voranschlag für das Geschäftsjahr 1937/38“ vom 22. April 1937, die detaillierte Ausführungen zu den Einnahmen und Ausgaben des Lutherrats enthielten, stellte Gauger jedoch in Aussicht, dass durch den bevorstehenden „Beitritt der evangelisch-lutherischen Kirche im Hamburgischen Staate dieses Defizit wird gedeckt werden können“ (LKA Hannover, L 3 I Nr. 19 Bd. II). Vgl. dazu den Bericht Liljes oben S. 285–288 mit Anm. 68–75. Bei diesen Verhandlungen einigten sich Lutherrat und VKL II darauf, eine gemeinsame Delegation zur Weltkirchenkonferenz nach Oxford zu entsenden (vgl. dazu A. Boyens, Kirchenkampf 1, S. 150; H. Oelke, Lilje, S. 328). Mit dem Kirchlichen Außenamt trat dann nicht der Lutherrat, sondern das von der Kirchenführerkonferenz mit der Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche beauftragte Gremium (vgl. dazu oben Dok. 13, Anm. 42; zur Beauftragung dieses Gremiums mit der Behandlung der ökumenischen Fragen vgl. oben Dok. 13, Anm. 16) über die Entsendung einer Delegation in Verhandlungen. Am 7. Mai 1937 fand dazu im Kirchlichen Außenamt eine Besprechung zwischen Marahrens, Wurm, Heckel, Wahl, Krummacher, Brunotte und Lilje statt, bei der sich das Kirchliche Außenamt gegen eine deutsche Beteiligung an der Weltkirchenkonferenz aussprach (vgl. den Aktenvermerk Wahls vom 10. Mai 1937: EZA Berlin, 5/23). Als dann Mitte Mai 1937 das Auswärtige Amt ankündigte, der Staat werde die Forderung aussprechen, dass eine deutsche Beteiligung zu unterbleiben habe (vgl. dazu unten Dok. 20, Anm. 52), und mehreren Delegierten der VKL II der Pass entzogen wurde (vgl. unten Dok. 20, Anm. 51), beschloss der Lutherrat auf seiner Sitzung am 24./25. Mai 1937, von der Entsendung einer Delegation abzusehen (vgl. unten Dok. 20, Anm. 50; zur Absage der deutschen Delegation vgl. auch unten Dok. 23, Anm. 2–9). Vgl. dazu den Bericht Liljes oben S. 288f. Eine Zusammenkunft dieses Ausschusses konnte nicht ermittelt werden; zu den Beiträgen der deutschen Landeskirchen für die Finanzierung des Lutherischen Weltkonvents vgl. die
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Fleisch: Schulfragen. Verhalten im Schulkampf. Die Schuldezernenten sollten ein Wort ausarbeiten, das dann den Kirchenregierungen zugestellt wird zur Äußerung102. Gauger: Beste und Lambrecht berichten über vorgenommene Rechnungsprüfung103. Beantragt Anerkennung der Rechnungsprüfung und regt an, dass bei den Dienstreisen die Bestimmungen der Tagegelder für Staatsbeamte angewendet werden. Die Rechnung wird anerkannt. Die Tagegelderberechnung soll nach der Ordnung für die Staatsbeamten erfolgen104. Hilfskasse. Gauger berichtet über die geschichtliche Entwicklung der Sache105. In einer Sitzung des Lutherrates konnte man weder zu einem
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Schreiben Liljes an Wurm vom 24. April 1937 und an den Evangelischen Oberkirchenrat Stuttgart vom 20. November 1937 (LKA Stuttgart, A 126 Nr. 1074). Gemeint ist der oben Anm. 84 erwähnte „Vorläufige Entwurf einer Kundgebung zur Schulfrage“ vom 21. April 1937. Dieser Entwurf wurde dann von den lutherischen Schulreferenten überarbeitet und mit Rundschreiben des Lutherrats vom 30. April 1937 den Landeskirchen zur Stellungnahme zugeleitet. In diesem Rundschreiben hieß es, mit der Kundgebung solle „vor den Gemeinden festgestellt werden, daß die evangelisch-lutherische Kirche von der Bekenntnisschule nicht lassen kann, weil nur in dieser Form eine evangelische Erziehungsschule durchführbar ist“. Ferner solle deutlich gegen die sog. Abstimmungen (vgl. dazu oben Anm. 86) Protest erhoben werden; damit sei festgestellt, „daß die Kirche die rechtmäßige Einführung der Gemeinschaftsschule nicht anerkennt, auch wo sie im Einzelfalle vielleicht den Versuch gar nicht unternehmen kann, ihre Glieder zur ‚Abstimmung‘ über die Bekenntnisschule aufzurufen“ (Rundschreiben und Entwurf vom 30. April 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 36). Auf Grund der Stellungnahmen der dem Lutherrat angeschlossenen Kirchen und Bruderräte wurde der Entwurf dann noch mehrfach überarbeitet und sollte dem Lutherrat zur endgültigen Beschlussfassung vorgelegt werden (vgl. die Entwürfe vom 18. Mai und 2. Juni 1937 sowie das Rundschreiben des Lutherrats an die angeschlossenen Kirchenleitungen vom 2. Juni 1937: Ebd.). Auf seiner Sitzung am 14./15. Juni 1937 beschloss der Lutherrat dann jedoch, von einer Kundgebung an die Gemeinden abzusehen und stattdessen eine Denkschrift zur Schulfrage an den Reichserziehungsminister zu richten (vgl. dazu unten Dok. 21, Anm. 179). Bereits im Vorfeld der Sitzung waren die von Gauger vorgelegten Zahlen von einem unabhängigen Treuhänder geprüft und für korrekt befunden worden (vgl. die oben Anm. 96 erwähnte Gewinn- und Verlustrechnung); darüber hinaus hatten Beste und Lambrecht während der Sitzung Einsicht in die Bücher genommen (vgl. G 2, S. 2). Im Anschluss an die Diskussion wurde Gauger schließlich Entlastung erteilt (vgl. G 2, S. 2). Gauger berichtete hier über die Vorarbeiten des Sekretariats zur Gründung des Lutherischen Hilfsvereins und die Gründe, die zur Inangriffnahme dieses Vorhabens geführt hatten (vgl. dazu oben Dok. 6, Anm. 92).– Unter dem Eindruck der Sitzung des Pfarrernotbunds vom 22. Januar 1937 (vgl. ebd.) hatte der Lutherrat auf seiner Sitzung am 2./ 3. Februar 1937 in Bückeburg „Übereinstimmung dahin erzielt, daß der Rat eine Hilfskasse zu errichten hat“, und das Sekretariat dazu ermächtigt, „die notwendigen Vorarbeiten zu treffen und einen Ausschuß zu bilden, der möglichst schnell zusammentreten soll“ (Niederschrift des Sekretariats des Lutherrats über die 11. Vollsitzung: LKA Hannover, D 15 III Nr. 13). Dieser Ausschuss, dem Duensing, Sturm, Beste und Otto angehörten,
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Ja noch Nein kommen106. Die Hilfskasse ist Kollektensammelstelle. Sie ist zugleich Risikoausgleichsstelle für bedrohte Geistliche. Die Kirchenregierungen sollten den Geistlichen ihres Bezirks nahelegen, einen bestimmten Betrag an eine bestimmte Sammelstelle abzuführen. Ein Verein wird als Rechtsform vorgeschlagen, weil das eine gewisse Sicherung in rechtlicher Beziehung ist. Gauger bittet, daß beschlossen wird, daß der lutherische Hilfsverein errichtet wird und daß die Pfarrbruderschaft veranlaßt wird, [ein Wort gestrichen] Beträge an die Hilfskasse zu zahlen. Beschluß: Die Hilfskasse wird in der Form eines Vereines errichtet. Die Durchführung des Beschlusses übergibt die Mitgliederversammlung dem Sekretariat107.
hatte am 18. Februar 1937 getagt und die vom Sekretariat ausgearbeiteten Entwürfe „Statuten für einen Hilfsverein der evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands“ und „Ordnung des Rechnungswesens für den Hilfsverein der evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands“ gebilligt. Nach dem Entwurf für die Statuten sollte der Hilfsverein der „Unterstützung bedrängter Geistlicher in Notfällen, die im Zusammenhang mit dem Kirchenkampf entstanden sind“, und der „Gewährung von Beihilfen zur Behebung oder Linderung besonderer kirchlicher Notstände“ dienen. Der Ausschuss hatte außerdem beschlossen, die konstituierende Versammlung des Vereins für den 6. April 1937 einzuberufen, zu der möglichst jedes dem Lutherrat angeschlossene Kirchengebiet einen Vertreter entsenden sollte (vgl. dazu unten Anm. 107). Darüber hinaus sollten die Pfarrernotbünde der dem Lutherrat angeschlossenen Landeskirchen bereits mit Wirkung vom 1. April 1937 ihre bisher an die Notbundkasse gezahlten Beiträge auf das Postscheckkonto Gaugers überweisen (vgl. das Rundschreiben des Lutherrats an die angeschlossenen Kirchenregierungen und Bruderräte vom 10. März 1937: LKA Hannover, D 15 II Nr. 23; Entwürfe vom 19. Februar 1937, hsl. korrigiert und in der korrigierten Fassung auf den 10. März 1937 datiert: Ebd.; Zitate aus den Fassungen vom 19. Februar 1937). Am 18. März 1937 hatte Fleisch Niemöller dann telefonisch mitgeteilt, der Lutherrat werde ab 1. April 1937 die Zahlungen für die ihm angeschlossenen Kirchengebiete übernehmen. Niemöller hatte brüsk erwidert, die Zahlungen gingen den Lutherrat gar nichts an; der vom Pfarrernotbund eingesetzte Ausschuss (vgl. dazu oben Dok. 6, Anm. 92) habe bis „Ende März Vorschläge zu machen, nicht etwas zu liquidieren. Der Notbund bestehe und zahle weiter“ (Aktennotiz Fleischs vom 18. März 1937: LKA Hannover, D 15 II Nr. 23). 106 Nicht ermittelt; vgl. dazu aber den oben Anm. 105 erwähnten Beschluss des Lutherrats vom 2./3. Februar 1937. 107 Präziser in G 2, S. 3: „Dr. Gauger schlägt vor, daß die dem Rat angeschlossenen Kirchen zur Gründung des Lutherischen Hilfsvereins, insbesondere auch bezüglich der zu laufenden Beitragsleistungen heranzuziehenden Geistlichen schreiten, unbeeinflußt von der Entwicklung des Verhältnisses zum Notbund. Die Vollversammlung stimmt diesem Vorschlag beschlußmäßig einmütig zu und beauftragt das Sekretariat mit den zur Durchführung erforderlichen Maßnahmen. Konsistorialrat Walter spricht seitens des sächsischen Landesbruderrats die Hoffnung aus, daß die Einheit der bekennenden Kirche durch die hier beabsichtigten Maßnahmen nicht beeinträchtigt werden möge.“– Dieser Beschluss entsprach nicht der Linie, die die Teilnehmer der vom Sekretariat ursprünglich als konstituierende Versammlung des Lutherischen Hilfsvereins einberufenen Sitzung am 6. April 1937 vereinbart hatten (vgl. oben Anm. 105). Auf dieser Sitzung hatte vor allem Gauger
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Breit: Aufnahme des Bruderrates in [von] Schleswig-Holstein. Es kann zunächst nur der Bruderrat aufgenommen werden108. Es wird so beschlossen. Die Lutherische Kameradschaft in Schleswig-Holstein, die sich mit Kinder und Paulsen zusammengeschlossen hat109, hat erklärt, daß der Akkord mit der Vorläufigen Kirchenleitung es der Kameradschaft unmöglich macht, in eine näheres Verhältnis zum Lutherrat zu
dafür plädiert, die Pläne zur Gründung des Lutherischen Hilfsvereins zügig umzusetzen, und sich dabei auf den Standpunkt gestellt, dass es doch der Pfarrernotbund selbst gewesen sei, der im Januar beschlossen habe, den Notbund ab 1. April 1937 „in eine lutherische und eine unierte Hälfte“ aufzuteilen. Demgegenüber hatten aber die Vertreter der Bruderräte darauf bestanden, jegliche Brüskierung des Notbunds zu vermeiden und „ein Einvernehmen mit den Brüdern der Dahlemer Richtung zu erstreben“. Dazu waren verschiedene Kompromisslösungen vorgeschlagen worden; so hatte z. B. Pressel für eine „Hilfsorganisation der gesamten Bekennenden Kirche auf territorialer Grundlage“ plädiert, die sich in einen der VKL II und einen dem Lutherrat und seinen Konfessionsverwandten unterstehenden Teil gliedern sollte. Eine Übereinstimmung unter den Teilnehmern der Sitzung hatte sich letztlich nicht herstellen lassen. Die Sitzung war mit dem Votum Pressels beendet worden: „Eine gemeinsame Hilfskasse, getrennte Kollektenkasse – je auf territorialer Grundlage – erst wenn dieser Versuch scheitert, muß die itio in partes vorgenommen werden. Ich erkläre mich bereit, mit Dahlem auf der Grundlage des heute Besprochenen zu verhandeln“ („Niederschrift über die Besprechung zur Vorbereitung einer lutherischen Hilfskasse“, vermutlich vom 13. April 1937: LKA Hannover, D 15 II Nr. 21; vgl. auch das Schreiben des Lutherrats an die dem Rat angeschlossenen Kirchenregierungen und Bruderräte vom 13. April 1937 und die auf Grund des Protestes Pressels zurückgezogene Fassung der Niederschrift vom 7. April 1937: Ebd.). Als Gauger ihm in einem Schreiben vom 5. Mai 1937 mitteilte, der Lutherrat habe am 22. April 1937 die Gründung des Hilfsvereins beschlossen (LKA Hannover, D 15 II Nr. 23), zeigte sich Pressel dementsprechend verwundert, dass der Rat diesen Beschluss gefasst habe, „noch ehe der Versuch mit Dahlem gemacht ist“ (Schreiben Pressels an den Lutherrat vom 8. Mai 1937: Ebd.). Zur weiteren Entwicklung vgl. unten Dok. 21, Anm. 214ff. 108 Seit Januar 1937 war es in der schleswig-holsteinischen Landeskirche zu verschiedenen Gesprächen zwischen Vertretern von Bekenntnisgemeinschaft, Lutherischer Kameradschaft und neutraler Mitte gekommen, die auf eine Herausarbeitung der kirchlichen Gemeinsamkeiten der gesamten Pastorenschaft und ein gemeinsames Vorgehen bei den angekündigten Kirchenwahlen gezielt hatten. Dabei war wiederholt die Forderung nach einem Anschluss der gesamten schleswig-holsteinischen Landeskirche an den Lutherrat erhoben worden; diese Gespräche waren jedoch gescheitert, so dass es letztlich nur zum Anschluss des schleswig-holsteinischen Bruderrats kam, der am 14. Mai 1937 vollzogen wurde (vgl. K. Reumann, Kirchenkampf, S. 308–312, S. 317; J. Bielfeldt, Kirchenkampf, S. 147, S. 152–155; K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 267). 109 Nach K. Reumann, Kirchenkampf, S. 312, handelte es sich dabei um eine strategische Allianz: Nachdem es in kirchlichen Kreisen bekannt gewesen sei, dass die dem Lutherrat angehörenden Bekenntnisbischöfe „Paulsen nicht als legitimierten Landesbischof anerkennen und seinen Abgang zur Bedingung für die Aufnahme der schleswig-holsteinischen Landeskirche“ in den Lutherrat machen würden, habe „das gemeinsame Interesse, das 1933 geschaffene Gefüge der landeskirchlichen Ämter aufrechtzuerhalten, den Landesbischof und die der Lutherischen Kameradschaft verbundenen Pröpste nun strategisch“ zusammengehalten.
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treten110. Die Pfarrerschaft wird durch einen Vertreter des Lutherrates unmittelbar in Kenntnis gesetzt. Verbindung mit der Apologetischen Zentrale111. Die Landeskirchenregierungen wurden gebeten, mitzuteilen, in welcher Weise die erforderliche Summe aufgebracht wird. 10–12.000,– Reichsmark. Schlüssel soll herausgegeben werden112. Besprechung der allgemeinen Lage. Fleisch: Wir müssen uns über einige Grundfragen klar werden. Die Fragen werden vorgelegt113. Meiser ist für entschlossenes Handeln. Errichtung der Lutherischen Kirche Deutschlands. Verbindung mit der Vorläufigen Kirchenleitung. Abbau aller überflüssigen Organe. Breit: Wir stehen in einem Pakt mit der Vorläufigen Kirchenleitung. Wir müssen darauf sehen, daß nicht aus dem Pakt ein neues Organ wird114. 110 Die Lutherische Kameradschaft befürchtete, dass mit der Vereinbarung zwischen Lutherrat und VKL II wieder die radikalen Kräfte innerhalb der Bekennenden Kirche die Vorherrschaft gewinnen würden. Die VKL II wurde von ihr als eine Gefahr für die Kirche beurteilt, die der Bedrohung durch die Thüringer Deutschen Christen fast gleichzusetzen sei (vgl. dazu K. Reumann, Kirchenkampf, S. 312; K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 267; J. Bielfeldt, Kirchenkampf, S. 153ff.). 111 Zu der auf der Sitzung des Lutherrats am 1. April 1937 behandelten Frage nach einer Verbindung der dem Lutherrat angeschlossenen Kirchen mit dem Leiter der Apologetischen Centrale, Künneth, vgl. oben Dok. 9, Anm. 18 und 23–26. 112 Nachdem die anwesenden Vertreter von Mecklenburg, Braunschweig und Sachsen ihre Bereitschaft erklärt hatten, zu den entstehenden Kosten anteilig beizutragen, und die übrigen Kirchen ihr Einverständnis gegeben hatten (vgl. G 2, S. 2), wurde hier beschlossen, „den erforderlichen Gesamtbeitrag von jährlich RM 12.000,– auf die einzelnen angeschlossenen Landeskirchen umzulegen“ (Schreiben des Lutherrats an die angeschlossenen Kirchenleitungen vom 8. Mai 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 17); davon entfielen 3.000,– RM auf Hannover, 2.000,– auf Sachsen, 3.000,– auf Württemberg, 3.000,– auf Bayern, 600,– auf Braunschweig, 75,– auf Schaumburg-Lippe, 30,– auf Lippe-Detmold, 450,– auf Mecklenburg, 150,– auf Thüringen und 100,– auf Lübeck (vgl. den Vermerk zum Schreiben vom 8. Mai 1937: Ebd.). 113 Diese Fragen bezogen sich auf wesentliche Inhalte des vorläufigen Textes der „Grundbestimmungen“ des Lutherrats vom 25./26. November 1936 (vgl. dazu unten Anm. 135); ihr Wortlaut geht aus G 2, S. 4, hervor: „a) Soll es bei dem Ziel verbleiben: Ausgestaltung der evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands? b) Sollen die Kirchen verpflichtet bleiben, Beschlüsse des Rates auszuführen? c) Soll es beim (bisherigen) abgestuften Stimmenverhältnis verbleiben? d) Soll die Möglichkeit des Austritts und des Ausschlusses bleiben?“ Die Fragen wurden positiv beschieden, um „die Autorität des Sekretariats und des Lutherrates“ gegenüber der VKL II „durch einen ausdrücklichen Beschluß sichtbar zu stärken“ (Ebd., S. 3). 114 Breit bezog sich hier auf die Beschlüsse der VKL II und des Rates der Deutschen Evangelischen Kirche vom 21. April 1937 (vgl. dazu oben Anm. 48); darin hatte die VKL II festgestellt, sie sehe die Bedeutung der Arbeitsgemeinschaft mit dem Lutherrat u. a. darin, dass an die Stelle der „lähmenden Zerrissenheit der bekennenden Kirche [.|.|.] ein zu einheitlichem christlichen Handeln befähigtes Organ getreten“ sei. Dazu hielt der Lutherrat
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Wenn es ein Pakt bleibt von zwei Größen, die sich gegenseitig anerkennen, dann sehe ich keine große Gefahr. Jede Gefahr verschwindet, wenn die Linien, die Meiser gezogen hat, bis zum Ende ausgezogen werden. Der deutsche Auslandsdienst meldet, daß die Kirchenwahl erst im Herbst stattfindet. Unabhängig davon sei die Wahlordnung, die Anfang nächster Woche erscheine115. Wurm: Ich sehe als das Vordringlichste an: Mir ist entsetzlich, daß wir wieder Wochen haben versäumen müssen, die nötig gewesen wären, um formulierte Vorschläge über die Wahl dem Reichskirchenministerium vorzulegen. Marahrens hat von Kerrl eine Aufforderung erhalten, sich zu äußern116. Die evangelischen Minister117 verlangten einen brauchbaren Entwurf. Tatsache ist, daß wir in unseren eigenen Reihen völlig klar sind, was wir eigentlich wollen. Ich meine, daß wir in erster Linie eine richtige kirchliche Wahl fordern sollten zur Neubildung unserer Körperschaft. Das alles ist liegengeblieben in den schweren Auseinandersetzungen der letzten Wochen. Es wird nun offenbar Wirklichkeit, daß die politische Stelle in genauer Kenntnis der Zerwürfnisse wieder einen Auftrieb bekommt und nun den Augenblick gekommen glaubt, um uns wenigstens eine Wahlordnung über den Kopf zu werfen. Deshalb scheint mir trotz allem, was gesagt wurde, in bezug auf die Notwendigkeit eines raschen, starken organisatorischen Zusammenschlusses eine Einigung in bezug auf das, was wir über die Wahl dem Staat sagen wollen, [vordringlich zu sein]. Wir sollen in erster Linie in diesem Punkt Klarheit schaffen. Breit: Wir können unmöglich den zweiten Schritt vor dem ersten tun. Was gesagt werden könnte, hat nur dann Gewicht, wenn vorher die gefährdete Einheit wiederhergestellt ist. Darum kam der Akkord118. Inzwischen ist dann der Betriebsunfall mit der Kirchenführerkonferenz gekommen119. Dadurch ist das, was wir ursprünglich vorhatten, mit der
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hier ausdrücklich fest, dass mit der Vereinbarung über eine Arbeitsgemeinschaft vom 3. März 1937 (vgl. oben Dok. 7, Anm. 24) kein neues „Organ“ geschaffen worden sei (G 2, S. 4). Meldung nicht ermittelt. Nach der oben Anm. 27 erwähnten Niederschrift über die Sitzung der ‚Beratenden Kammer der Deutschen Evangelischen Kirche für Verfassungsangelegenheiten‘ am 8. April 1937 hatte sich nicht Kerrl, sondern Muhs an Marahrens „als den ältesten im Amte befindlichen Kirchenführer gewandt“, um ihm „Gelegenheit zu geben, grundsätzlich zur Wahl Stellung zu nehmen“. Das waren neben Kerrl von Blomberg, Frick, von Neurath, Rust, Schwerin von Krosigk und Seldte (vgl. G. Besier, Kirchen 3, S. 587). D. h. die Vereinbarung zwischen Lutherrat und VKL II. Vgl. dazu oben Anm. 26.
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Arbeitsgemeinschaft wieder zerstört worden. Wir können nur dann voranschreiten, wenn die Verständigung hergestellt ist. In diesen Streit können wir nur dann gerüstet hineintreten, wenn wir vorher vom Lutherrat aus wissen, was wir wollen. Marahrens: Ich bin dankbar, daß die Frage der Geschlossenheit so ernst aufgeworfen ist. Das ist in der Tat die entscheidende Frage. Gibt die letzte Korrespondenz mit dem Reichskirchenministerium bekannt. Der Minister [Kerrl] erklärt zu unserer Stellungnahme zur 13. Durchführungsverordnung120, daß diese Ordnung staatliches Recht setze und bindend ist121. Ein weiteres Eingehen auf Ihre Stellungnahme ist nicht erforderlich. Ich erwarte, daß die Bestimmungen der 13. Durchführungsverordnung von den Landeskirchenregierungen in erster Linie und in legalster Weise beachtet werden. Der Minister geht also nicht sachlich auf unsere Bedenken ein. Wir erwiderten unter dem 21. April 1937: [Vier Wörter gestrichen] „Gegenüber einer Anordnung, die dem Lebensrecht und den Lebensnotwendigkeiten der Kirche widersprechen und den Landeskirchenregierungen die Erfüllung ihrer kirchlichen Aufgaben unmöglich zu machen droht, müssen wir darauf hinweisen, daß den staatlichen Maßnahmen Grenzen gesetzt sind.“122 Bitte um eine persönliche Aussprache mit dem Minister. Inzwischen schickte Kerrl einen Eilbrief, der das Gremium der Kirchenführer betrifft. „Ich habe Ihnen zu erwidern, daß ich in der Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche den Reichskirchenausschuß mit der Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche beauftragt hatte. Nach seinem Rücktritt hat der Führer [Hitler] durch Erlaß vom 15. Februar 1937 dem evangelischen Kirchenvolk selbst die Wahl einer verfassunggebenden Generalsynode übertragen. Diese [ein Wort gestrichen] Synode wird die Leitung und Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche regeln. Derselben darf nicht vorgegriffen werden. Deshalb habe ich davon abgesehen, eine neue Vertretung einzusetzen, habe vielmehr die bestehenden Landeskirchenregierungen als rechtsgültig anerkannt und sie dadurch befähigt, aber auch gleichzeitig darauf beschränkt, die laufenden Geschäfte ihrer 120 Zu dieser Stellungnahme der Kirchenführerkonferenz vgl. oben Dok. 13, Anm. 20f. 121 Hier und im Folgenden zitierte Marahrens das an ihn gerichtete Schreiben Kerrls vom 12. April 1937 (Abdruck des vollständigen Wortlauts: KJ 1933–1944, S. 172; Dokumente 4, S. 16). 122 Präziser Wortlaut: „Gegenüber einer Anordnung aber, die dem Lebensrecht und den Notwendigkeiten der Kirche widerspricht und die unseren Landeskirchenregierungen die Erfüllung rein kirchlicher Aufgaben unmöglich zu machen droht, müssen wir darauf hinweisen, daß der staatlichen Rechtssetzung in kirchlichen Angelegenheiten Grenzen gezogen sind“ (Schreiben Marahrens’ an Kerrl vom 21. April 1937, abgedruckt im KJ 1933–1944, S. 173).
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Kirche zu besorgen usw.“123 Er versagt die Anerkennung der Beschlüsse der Kirchenführerkonferenz. Der Minister steht also [1.] auf dem Standpunkt, die Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche ist nicht mehr da. Die Frage ist: Kann man ihm das zugeben? Die Kirchenführer stehen auf dem Standpunkt: Die Verfassung ist noch da. [2.] Der Minister will ein Torso von Kirchenführern nicht anerkennen. Nach meiner Meinung ist auch zur Haltung dem Minister gegenüber unbedingt festzuhalten: Dieses ist eine Kirchenführerkonferenz. [3.] Endlich steht der Minister auf dem Standpunkt: Es muß alles der kommenden Synode überlassen werden. Aber was ist das für eine Synode, die gewählt werden soll? [4.] Schließlich steht er auf dem Standpunkt: Ich bin der Treuhänder und habe also die Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche in der Hand. Diese Grundauffassung dürfen wir ihm nicht zugeben. Wir müssen [dürfen] diese 4 Sätze nicht preisgeben. An ihnen müssen wir festhalten. Wir dürfen nichts aufgeben, was wir halten können. [Vermutlich neuer, bei Meiser namentlich nicht erwähnter Sprecher:] Wer steht dieser Auffassung des Ministers gegenüber? Ich nenne in erster Linie Dahlem. In Dahlem sitzt kein Verfechter des Standpunktes gegen den Minister hinsichtlich dieser vier Punkte. Dahlem [ein Wort gestrichen] liegt daran: Der Zustand der Hilflosigkeit kann nicht groß genug sein. Je größer er ist, desto besser sind unsere Aussichten. Zerstörung alles Legalen, alles [dessen], was formalrechtlich Kirche ist, liegt in der Dahlemer Linie. In unserer Linie liegt das nicht. Ich bin Breit dankbar für das, was er über den Unterschied zu Dahlem gesagt hat124. Ich glaube, wir müssen um der Ehrlichkeit willen dies uns klar vorhalten. Neben Dahlem stehen die Kirchenführer. Man könnte sagen: Lassen wir die Kirchenführer doch versinken! Für mich persönlich würde es eine große Erleichterung bedeuten. Aber ich sehe bei diesen Kirchenführern doch außerordentliche Gefahren. Die Kirchenführer kommen aus Behörden. In diesen Behörden sitzen Männer, Juristen, die je länger um so stärker Not bekommen mit der 13. Durchführungsverordnung: Wie weit müssen wir, sei es als Staatsbeamte, sei es um unserer eigentlichen Verpflichtung willen, mit der 13. Durchführungsverordnung rechnen? In einzelnen Konsistorien hat schon eine Abstimmung stattgefunden. Magdeburg hat sich mit acht gegen sechs Stimmen gegen die 13. Durchführungsverordnung erklärt125. Es ist heute eine Abstim123 Schreiben Kerrls an Marahrens vom 21. April 1937 (vollständiger Wortlaut abgedruckt in Dokumente 4, S. 17f.). 124 Zum Votum Breits vgl. oben S. 277ff. 125 Nicht ermittelt; laut schriftlicher Auskunft des Archivs der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen vom 19. Oktober 2006 sind die Sitzungsprotokolle des Magdeburger
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mung im altpreußischen Landeskirchenausschuss126. Bei den sechs Stimmen ist höchste Wahrscheinlichkeit, daß Engert in der Linie der 13. Durchführungsverordnung bleibt. Solche Komplexe tauchen jetzt in unserer Behörde auf. Glauben wir durch die Kirchenführerkonferenz noch einen Kanal [zu haben], um in diesen Kreis hineinzukommen, [so] müssen wir uns sehr überlegen, ob wir ihn überhaupt zerstören wollen. In den kirchlichen Ausschüssen ist zweifellos ein starker Wille, in der Linie des Lutherrates zu gehen, vielleicht in der Erkenntnis: Wir kommen nur so vorwärts. Dann stehen für mich in dieser Front die starken Verbände. Die sind am sanftesten zu handhaben. Man wird sich nur sagen müssen: In der Hauptsache ist da die Vertretung des guten Bürgertums, die für die Gedanken der Mitte ein gewisses Verständnis hat und die sich leicht gegen Dahlem engagiert fühlt. Was hat uns in unserem Gremium bisher bestimmt (Kirchenführer)? Wir sagen immer: Das, was an Resten von Deutscher Evangelischer Kirche da ist, ist tatsächlich Deutsche Evangelische Kirche im eigentlichen Sinn der Kirchenverfassung, Zusammenfassung derer, die auf dem Boden von Artikel 1127 stehen, die in den kirchlichen Angelegenheiten (nicht in formalrechtlichen Angelegenheiten) unbedingt zusammenstehen und insofern die Deutsche Evangelische Kirche vertreten. Was soll man mit dieser Front machen? Ich neige dazu abzulehnen, daß man die Kirchenführer versinken läßt. Ich neige dazu abzulehnen, daß man die Kirchenausschüsse als Bagatelle ansieht. Wenn es überhaupt einen Kreis gibt, der Vernunft hineinbringen kann, dann ist es der Lutherrat. Vielleicht liegt nach der Seite auch einmal ein Auftrag des Lutherrates vor. In diesen Kreisen genießt der Lutherrat ein außerordentliches Vertrauen. Wenn wir die Frage der Geschlossenheit aufwerfen, dann würde ich so vermessen sein, daß ich als Ziel hinstelle, diese ganze Gesellschaft unter einen Hut zu bringen, daß wir zu erreichen versuchen, was dem Staat gegenüber am stärksten wirkt. Die Gefahr ist: Wie verhält sich Dahlem. Es wird sagen: Unter diesen sind Deutsche Christen. Von diesen ist keiner in der KirchenführerkonfeKonsistoriums im Zweiten Weltkrieg einem Bombenangriff zum Opfer gefallen; aus den im EZA Berlin, 12/19, überlieferten Sitzungsprotokollen des sächsischen Provinzialkirchenausschusses geht eine derartige Abstimmung nicht hervor. 126 Ein Protokoll über eine Sitzung des altpreußischen Landeskirchenausschusses am 22. April 1937 ist im EZA Berlin, 12/12, nicht überliefert, sondern lediglich eine Niederschrift Pettelkaus über die Sitzung am 21. April 1937; danach hatte der Ausschuss außerhalb der Tagesordnung zwar die „praktischen Auswirkungen der 13. Durchführungsverordnung“ besprochen, nicht aber über die Verordnung abgestimmt. 127 Zum Inhalt von Art. 1 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche vgl. oben Dok. 1, Anm. 52.
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renz. Aber in den Kirchenausschüssen sind solche. Was bedeutet es: daß man sich scheidet von denen, die .|.|. [Text bricht ab]. Ich persönlich würde sagen: Man müßte versuchen, eine Geschlossenheit zu erreichen auf dem Boden des Artikel 1, wobei die Frage ist: Tritt zu Artikel 1 eine gewisse Ergänzung von Barmen128? Ist das möglich? Nach meiner Überzeugung müßte deshalb die Verhandlung dahin gehen, daß man die Geschlossenheit zu erreichen versucht. Die Frage ist: Fängt man das so an, daß wir die Vereinbarung mit der Vorläufigen Kirchenleitung perfekt machen, oder drängen wir die Vorläufige Kirchenleitung in gewisse Verhandlungen? Was uns heute die Vorläufige Kirchenleitung zugeschickt hat, hat meine Freudigkeit sehr reduziert129. Es ist ungeheuer unreif und darum ungeeignet, in einer so schweren Situation die letzte Verantwortung geltend zu machen, wenn man diese nicht einfach im Bekenntnisakt sieht. Man läßt dann vieles einfach versinken. Dürfen wir das als Christen tun? Dürfen wir es Christen antun? Man müßte der Vorläufigen Kirchenleitung sagen: Wir verhandeln mit dir. Man müßte im übrigen der Vorläufigen Kirchenleitung sagen: Versuchst du jetzt im Ernst ein Agreement mit den Kirchenausschüssen? Was Friedrich Müller in 13 Punkten niedergelegt hat130, halte ich für ganz unmöglich. Wenn sie wirklich wollen, daß etwas Positives herauskommt, dann darf nichts vorangestellt [werden]: Alles, was wir getan haben, ist recht; alles was ihr getan habt, ist unrecht. Wir müßten unsererseits auf die Kirchenausschüsse hinwirken: Geht bis an die Grenzen des Möglichen! Wir müßten ein ehrlicher Makler sein. Man könnte dann mit der Vorläufigen Kirchenleitung im Sinn unserer Vereinbarung paktieren, aber nicht in der Toten[gräberei] der Vorläufigen Kirchenleitung. Es darf nicht so sein, daß ein neues Organ daraus wird. Die Vorläufige Kirchenleitung faßt diesen Pakt so auf, daß wieder eine Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche dasteht und daß diese Leitung in ihrem Schwergewicht in Dahlem liegt. Dann können wir als Lutherrat einpacken. Dann haben wir unsere Aufgabe verfehlt. Was die Vorläufige Kirchenleitung jetzt schreibt, ist von einem solchen Machtbewußtsein getragen, daß wir uns dem nicht beugen können. Die geplante Abstimmung der Vorläufigen Kirchenleitung131 ist für uns unmöglich. Wir müssen der Vorläufigen Kirchenlei-
128 Gemeint ist die Barmer Theologische Erklärung (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 48). 129 Wohl gemeint: die Beschlüsse der VKL II und des Rates der Deutschen Evangelischen Kirche vom 21. April 1937 (vgl. dazu oben Anm. 48). 130 Gemeint ist der oben Dok. 14, Anm. 10, erwähnte Entwurf für eine Vereinbarung zwischen altpreußischem Bruderrat und Landeskirchenausschuss. 131 Die VKL II und der Rat der Deutschen Evangelischen Kirche hatten am 21. April 1937 beschlossen (vgl. dazu oben Anm. 48), die Kirchenleitungen und die Bruderräte aufzufor-
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tung die Hoffnung nehmen, daß sie einmal die Bestimmende wird bei diesem Pakt. Es wird nicht eine Leitung der Kirche entstehen, die letztlich von Dahlem bestimmt ist. Wir müssen unseren Weg gehen wie bisher. Es sollte für die Geschlossenheit eine Form gefunden werden, die den Lutherrat stärker einsetzen läßt für das gesamte Geschehen. Ich würde nicht für richtig halten, wenn wir in diesem Augenblick die landeskirchlichen Grenzen durchstreichen; ehe ich diesem Staat gegenüber ein Rechtsgefäß aufgebe, das ich noch nicht in der Hand habe, da muß schon viel geschehen. Das kann ich nur tun, wenn ich wirkliche Sicherungen habe. Es könnte sein, daß die nächsten Wochen die einzelnen Landeskirchen um ihre Existenz kämpfen lassen. Lassen Sie uns in dem Schritt, den wir für den Lutherrat tun wollen, eine Form finden, die dieses im Augenblick nicht zerstört, die aber der Öffentlichkeit gegenüber den Willen zu einer lutherischen Kirche unmißverständlich zum Ausdruck bringt. Stoll: Den Vorwurf kann man dem deutschen Luthertum nicht machen, daß es ihm jemals an Besonnenheit gefehlt habe. Wir sind nur allzu besonnen unseren Weg gegangen. Die Schau, die Meiser gezeichnet hat132, ist völlig richtig. Es ist uns noch einmal eine Stunde gezeigt, in der wir weiterschreiten müssen, aber aus einer zu stark betonten Besonnenheit heraus in ein wirkliches Vorwärtsschreiten zu kommen [sic!]. Es müßte offenbar werden, daß der Lutherrat wirkliche Leitung ist. Wir haben in den letzten Wochen in den Auseinandersetzungen mit der Vorläufigen Kirchenleitung deutlich gespürt: Sie hat uns anfänglich überschätzt. Sie hat nun erfahren, daß hier nicht eigentlich Leitung ist, sondern Sekretariat133. Nun ist es im Augenblick der Lage, die aufgezeigt wurde, einfach notwendig, daß etwa ein kirchliches Direktorium herausgestellt wird, oder ein Primas der Lutherischen Kirche zu nominieren [sic!]. Jedenfalls muß etwas geschehen, um in der Situation, die sehr bald eintreten kann, zu zeigen: Hier ist die Lutherische Kirche, es müßte auch weiterhin die Lutherische Kirche im Ausland angezeigt werden: Hier ist die Lutherische Kirche; sie hat ein kirchliches Direktorium und einen Primas. Sendet eure Bischöfe, die dern, „eine Umfrage bei allen ordinierten Geistlichen ihrer Landeskirche“ zu veranstalten; dabei sollte bis zum 10. Mai 1937 das schriftliche Einverständnis zu einer Erklärung eingeholt werden, die in ihrem Wortlaut auf die Punkte 2 und 3 der Vereinbarung zwischen Lutherrat und VKL II in der Fassung vom 11. März 1937 (vgl. oben Dok. 7, Anm. 32) zurückging. Mit der Umfrage sollte geklärt werden, ob die in der Öffentlichkeit oftmals erhobenen Vorwürfe, die Pfarrer selbst verhinderten durch ihre Uneinigkeit die Ordnung der Kirche, zu Recht bestanden. 132 Meiser hatte die entschlossene Errichtung der lutherischen Kirche Deutschlands gefordert (vgl. oben S. 297). 133 Vgl. dazu oben Anm. 25.
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den Primas bestätigen! Unsere besten jüngeren lutherischen Theologen, die mit heiligem Bemühen sich für das Gelingen der Sache des Lutherrates eingesetzt haben, würden enttäuscht sein und wahrscheinlich abfallen dahin, wo die stärkste kirchliche Aktivität entfaltet wird. Sie würden bei einer Auseinandersetzung mit dem Staat der Partei zulaufen, die Kampfhandlungen zu vollbringen versteht. Diese Partei würde auch in den intakten Kirchen einen großen Zuzug erhalten, und gerade aus sehr wertvollen Kreisen. Darum glaube ich, daß es das Allererste ist, daß der Lutherrat sich auf sein Selbstverständnis besinnt und in sehr naher Zeit alles schafft, was zu schaffen notwendig ist. Wir haben nicht lange Zeit. Wir können uns in keiner Weise diktieren lassen durch eine Synode134. Die Zukunft gehört der Kirche, die steht. Diese Kirche wird dann auch der Forderung einer Synode gewachsen sein. Wir müssen irgendeine Form finden, daß das, was in den Grundbestimmungen135 schon proponiert ist136, in einer besseren Form ausgesprochen und praktiziert wird und der Lutherischen Kirche in einer Proklamation bekannt gegeben wird. Beste: Ein Schritt vorwärts auf dem Weg des Lutherrates würde uns gerade in den zerstörten Kirchen viel helfen. Jetzt werden die Pastoren nach und nach abgeschossen. Der Oberkirchenrat geht bei uns nach Herzenslust vor. Die Kirche wird gewaltsam zu einer deutschchristlichen Kirche umgestaltet. Ein Schritt vorwärts würde uns zwar nicht rechtlich, aber doch moralisch stärken und innerlich wieder vorwärtsbringen. Mit den Kirchenführern kommen wir nie vorwärts, wenn wir zugleich mit Dahlem vorwärts wollen. Dahlem wird die Leitung und
134 Gemeint ist offenbar die im Wahlerlass Hitlers vom 15. Februar 1937 (vgl. oben Dok. 1, Anm. 1) vorgesehene Generalsynode. 135 Gemeint ist der Text der Grundbestimmungen, wie er vom Lutherrat in der 9. Vollsitzung am 25./26. November 1936 angenommen und paraphiert worden war (Abdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 1167ff.; vgl. dazu auch T. M. Schneider, Gegen den Zeitgeist, S. 170ff.). Damit hatte der Lutherrat erstmals eine rechtliche Ordnung erhalten (vgl. P. Fleisch, Werden, S. 29f.). Die Zustimmung war unter dem Vorbehalt erfolgt, dass die Grundbestimmungen noch von den zuständigen Gremien in den beteiligten Landeskirchen ratifiziert werden müssten (vgl. Verantwortung 2, S. 387f. mit Anm. 73). Inzwischen hatten die meisten Mitgliedskirchen des Lutherrats ihre Zustimmung erteilt (vgl. dazu z. B. unten Dok. 21, Anm. 120, 122f. und 126), andere – wie Württemberg und Hannover – hatten jedoch auch z. T. schwerwiegende Änderungswünsche angemeldet (vgl. die mit Rundschreiben des Lutherrats vom 10. Februar 1937 an die Mitglieder des Rates versandte Synopse der Abänderungsvorschläge der Landeskirchen: LKA Stuttgart, D 1, 185; Abdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 1170ff.; vgl. auch unten Dok. 21, Anm. 115 und 119); im weiteren Verlauf der Sitzung des Lutherrats wurde dann beschlossen, die Grundbestimmungen neu zu fassen (vgl. dazu unten Anm. 158). 136 Vgl. dazu oben Anm. 49.
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Führung haben. Das können die Kirchenführer nicht mitmachen. Die Ausschußvorsitzenden werden das nicht tragen können. Wir können nicht den Anspruch von Dahlem irgendwie protegieren. So wie die Dinge jetzt liegen, ist eine Geschlossenheit leider unmöglich. Darum bleibt uns schließlich nur der Weg übrig: Wir können uns nicht kümmern um das, was von den beiden anderen Seiten gesagt wird. In dem Schreiben der Vorläufigen Kirchenleitung137 liegt [ein Wort unleserlich] zweifache Irrtümer [sic!]: 1. Oeynhausen138 hat eine neue Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche bestellt139. Oeynhausen hat gezeigt, daß es keine gemeinsame Leitung gibt140. 2. Es ist ein Irrtum, als ob die Deutsche Evangelische Kirche eine neue Leitung bekommen habe. Es ist nur ein Gremium gebildet, das ad hoc die nötigen Schritte tun sollte141. Warum sollten wir nicht den Schritt zur Lutherischen Kirche vorwärts tun können? Die Deutsche Evangelische Kirche hat die Landeskirchen nicht aufgegeben142. Selbst Jäger war noch nach der Eingliederung der Ansicht: Die Landeskirchen sind noch bestehend als rechtliche Kör-
137 Gemeint sind erneut die Beschlüsse der VKL II und des Rates der Deutschen Evangelischen Kirche vom 21. April 1937 (vgl. dazu oben Anm. 48). 138 D. h. die vierte Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche vom 18.–22. Februar 1936 in Bad Oeynhausen (vgl. dazu oben Dok. 8, Anm. 45). 139 Gemeint ist die VKL II (zur Herleitung der Kirchenleitungsansprüche der VKL II aus den Beschlüssen der Oeynhausener Bekenntnissynode vgl. das oben Dok. 7, Anm. 31, erwähnte Schreiben an den Lutherrat vom 28. Juli 1936). 140 Nachdem auf der Bekenntnissynode in Bad Oeynhausen keine Einmütigkeit erzielt worden war, war es zu einem dauerhaften Bruch innerhalb der Bekennenden Kirche und – durch die Berufung der VKL II sowie die Gründung des Lutherrats im März 1936 – auch auf der Leitungsebene zu einem Schisma gekommen (vgl. dazu K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 101–106). 141 Vgl. dazu oben Anm. 114. 142 Nach Art. 2, Abs. 1, der Kirchenverfassung vom 11. Juli 1933 gliederte sich die Deutsche Evangelische Kirche in Landeskirchen (GBlDEK 1933, S. 2–6, hier: S. 2). Damit waren die Landeskirchen bestehen geblieben, obwohl in den Auseinandersetzungen über den Verfassungstext Stimmen laut geworden waren, die ihre Beseitigung gefordert hatten. Allerdings war in der Verfassung keine präzise Abgrenzung der gesetzgeberischen Kompetenzen von Reichskirche und Landeskirchen erfolgt, so dass die Landeskirchen faktisch dem Gesetzgebungsrecht der Reichskirche ausgeliefert waren (vgl. H. Kater, Kirche, S. 100–104); zudem war durch Art. 12 der Verfassung die Möglichkeit einer Verfassungsänderung gegeben, die auch die Gliederung der Deutschen Evangelischen Kirche und damit den Bestand der Landeskirchen berühren konnte (vgl. ebd., S. 109). Die Gegner der landeskirchlichen Gliederung hatten daraus den Schluss gezogen, dass die Verfassung gerade „keine Garantie der Existenz der individuellen Landeskirchen“, sondern vielmehr die Möglichkeit einer „Verwandlung der landeskirchlich gegliederten Reichskirche in eine Einheitskirche“ enthielt. Für das „Aufgehen der Landeskirchen in die Reichskirche“ aber sei nur ein Weg möglich: „die autoritative Rechtssetzung durch die Reichskirche“ (Gut-
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perschaften143. Die einzelnen Landeskirchen sind zwar nicht mehr in der Lage, selbst ganz frei zu handeln, aber sie bestehen noch und haben ihr eigenes Recht. Wir können darum ja auch sagen: Wir wollen lutherische Kirche haben. Die Landeskirchen bleiben deshalb doch in ihren Rechten bestehen, wenn sie sich auch zusammenschließen zur Lutherischen Kirche Deutschlands. Zänker spricht von der Sicht der altpreußischen Kirche aus. Ich spreche dabei aus einer sehr großen Not. Ich mache auf eine besondere Schwierigkeit aufmerksam. Wenn Breit sagt: Wir müssen festhalten an dem Pakt zwischen Vorläufiger Kirchenleitung und Lutherrat, aber dafür sorgen, daß nicht ein neues Organ geschaffen wird, so muß dabei im Auge behalten werden, daß die Vorläufige Kirchenleitung sich gerade mit Hilfe des Paktes stärker herauszustellen scheint. Die Vorläufige Kirchenleitung tritt behördlich auf. Bei der Vorläufigen Kirchenleitung zieht nicht, daß man sich mit ihr auf einem Boden zusammenfindet, sondern bei der Vorläufigen Kirchenleitung zieht doch nur das, daß sie sich sagt: Einstweilen hat sie nun doch in einer Kirche etwas wie ein wirkliches Regiment. Alle anderen Kirchen stehen nicht wirklich zu ihr. Nun will sie dieses Regiment deutlich werden lassen, um noch etwas zu erreichen. Wir sind in Schlesien nicht leichten Herzens so weit gegangen, daß wir unsere vorläufige Synode ausdrücklich für die Barmer Erklärung eingestellt haben144. Trotzdem werden wir von der
achten Johannes Heckels „Über die Umgestaltung der Nationalsynode“ vom 2. Juli 1934, zit. bei A. Jäger, Kirche, S. 73f.). 143 In diesem Sinne hatte sich Jäger in seinem ca. 1936 veröffentlichten „Beitrag zur Geschichte der nationalsozialistischen Rechtsentwicklung“ geäußert. Danach hatten die Landeskirchen durch die „Einordnung“ in die Reichskirche „unter Wahrung ihres Bekenntnis- und Kultusstandes die Befugnisse der Leitung der Landeskirche, insbesondere die Gesetzgebungsbefugnis, auf die Deutsche Evangelische Kirche übertragen“; die Deutsche Evangelische Kirche habe „alsdann durch entsprechendes Gesetz die Leitung der einzelnen Landeskirche übernommen“. Die Landeskirche selbst jedoch sei „als Rechtspersönlichkeit wie bisher aufrecht erhalten“ geblieben, es seien lediglich die „Organe der Deutschen Evangelischen Kirche zu Organen der Landeskirche bestellt“ worden (A. Jäger, Kirche, S. 77). 144 Der vom schlesischen Provinzialbruderrat anfänglich als rechtmäßiger Träger der geistlichen Leitung anerkannte Bischof Zänker hatte bereits in der Einladung zur Vorläufigen Schlesischen Synode, die am 11. März 1935 in der Breslauer Christophorikirche stattfinden sollte, klargestellt, dass für diese Synode auf bekenntnismäßiger Grundlage die Barmer Theologische Erklärung richtunggebend sein sollte. Aufgrund eines staatlichen Eingriffs hatte die Synode dann erst am 10. Mai 1935 stattfinden können. Zu Beginn der Synode hatte Zänker seine Stellung zur Bekennenden Kirche erläutert und sich dabei zur VKL I und zur Barmer Erklärung als einer „deutlichen Abgrenzung gegen die Irrtümer der Zeit“ bekannt (vgl. G. Ehrenforth, Kirche, S. 61–69; Rede Zänkers zit. ebd., S. 67; vgl. auch den bei E. Hornig, Kirche, S. 130–133, auszugsweise abgedruckten Bericht über die Vorläufige Schlesische Synode am 10. Mai 1935).
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Vorläufigen Kirchenleitung völlig abgelehnt, so sehr, daß sie eine zweite Synode dagegen stellen zu müssen meinte145. Die Vorläufige Kirchenleitung will vorwärts kommen mit ihrer letzten Position, der altpreußischen Landeskirche. Ich bitte, sich klar zu machen, was die vorhandenen Kirchenbehörden für die Vorläufige Kirchenleitung bedeuten. Die Vorläufige Kirchenleitung steht immer in einem Dreieck mit der Behörde: Vorläufige Kirchenleitung, Evangelischer Oberkirchenrat, Landeskirchenausschüsse. Da hat die Vorläufige Kirchenleitung ein sehr leichtes Spiel. Mit ihrer einfachen Position kommt sie immer noch unseren Pfarrern gegenüber ziemlich weit. Das Schlimme ist aber, daß die Vorläufige Kirchenleitung in bezug auf unser Konsistorium fast absolut recht hat. Ich bitte Sie, sich klar zu machen, was unsere Behörden bedeuten. Schlesien hat neun hauptamtliche Juristen, fünf hauptamtliche Theologen, drei Theologen im Nebenamt. Diese Behörden sind der ruhende Pol. Sie haben sich wieder ergänzt und fast ausschließlich mit früheren alten guten Kirchenbeamten, und wir unterstehen einem Oberkirchenrat, der in seiner Beamteneigenschaft so weit geht, daß eigentlich nur zwei Theologen arbeitsfähig sind146. Sie arbeiten aber so, daß die Behörde, also unsere oberste Kirchenbehörde, nicht imstande ist, eine Sitzung abzuhalten. Er [Werner] hält jetzt Juristensitzungen und [ein Wort gestrichen] zieht zu ihnen die zwei anständigen Theologen hinzu. Hier verstehe ich die Vorläufige Kirchenleitung absolut. Daneben stehen die Provinzialkirchenausschüsse mit dem Landeskirchenamt, von dem immer gesagt wird: Wir wollen zu-
145 Nachdem Zänker seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit dem im Dezember 1935 gebildeten schlesischen Provinzialkirchenausschuss erklärt hatte, war er von der Mehrheit des Provinzialbruderrats dazu aufgefordert worden, seine Entscheidung rückgängig zu machen. Innerhalb des Provinzialbruderrats hatte zwar Einigkeit bestanden, dass die Frage der geistlichen Leitung und des Verhältnisses zu den Kirchenausschüssen durch eine autorisierte Synode geklärt werden müsse; der Bruderrat war dann jedoch an der Frage zerbrochen, ob die frühere Vorläufige Schlesische Synode oder eine reine Bekenntnissynode einberufen werden sollte (vgl. G. Ehrenforth, Kirche, S. 73–79). Daraufhin hatten sich zwei Synoden konstituiert: Am 23./24. Mai 1936 hatte in der Christophorikirche die ‚Schlesische Synode der BK‘ (‚Christophorisynode‘) getagt, die dem Bischof die geistliche Leitung zugesprochen und ihre Bereitschaft erklärt hatte, Maßnahmen des Provinzialkirchenausschusses anzuerkennen, falls „sie im Einvernehmen mit der geistlichen Leitung erfolgen“ sollten (vgl. ebd., S. 79f.; Zitat aus dem Beschluss der Synode „Zur Kirchenleitung in der Kirchenprovinz Schlesien“, Abdruck: Ebd., S. 277); die 1. Schlesische Bekenntnissynode, die vom 1.–4. Juli 1936 in Naumburg zusammengetreten war (‚Naumburger Synode‘), hatte Zänker wegen seiner Zusammenarbeit mit dem Provinzialkirchenausschuss verurteilt und den Anspruch erhoben, in Ausführung der Beschlüsse der Bekenntnissynoden von Barmen und Dahlem allein die Berechtigung zur Ausübung der Kirchenleitung in Schlesien zu besitzen (vgl. ebd., S. 80ff.). 146 Wohl gemeint: Hymmen und Söhngen.
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rück ins Amt. Aber Eger147! Die Vorläufige Kirchenleitung hat unbedingt das prae. Sie kommt mit eindeutigen Sätzen. Jetzt kann man begreifen, daß die Vorläufige Kirchenleitung mit aller Kraft sagt: Wenn wir hier nicht führen, dann haben wir in der altpreußischen Landeskirche überhaupt keine Führung. Die Aufstellungen von Friedrich Müller sind so gravierend, weil sie mit dem alten System aufräumen und fordern, daß anerkannt wird, was die Vorläufige Kirchenleitung getan hat. Nichts in den 13 Sätzen148 ist irgendwie als billigend anzusehen in bezug auf das, was Konsistorium und Kirchenausschüsse getan haben. Wird alles Handeln der Bruderräte sanktioniert, dann haben wir in Preußen zwei nebeneinanderlaufende Kirchen. Es ist ein Unterschied, ob man alles trägt, oder ob man von heute an sagt: Die Vorläufige Kirchenleitung hat die Hauptleitung; daneben besteht dann im Schatten ein Konsistorium. Wir leiden unter dem alten Behördentyp. [Ein Wort gestrichen] Mein ceterum censeo149: Der Lutherrat muß noch anders auftreten als bisher und muß sich wirklich als Kirchenleitung fühlen mit dem Ziel der Lutherischen Kirche in Deutschland. Man darf nicht fragen: Geht es nicht auf Kosten der Landeskirchen? Es ist umgekehrt. Die Lutherische Kirche, die soliden Landeskirchen, das ist doch etwas! Das ist eine Institution, die sich wirklich bewährt hat. Wenn man vor einem noch Respekt hat, dann vor den lutherischen Landeskirchen und ihren Bischöfen. Darum helfen Sie uns in unseren so zerrütteten Landeskirchen dazu, daß wir den [ein Wort gestrichen] Anschluß an die Lutherische Kirche gewinnen können! Fleisch: Ich fühle mich in einer besonders merkwürdigen Situation. Ich habe kein Verhältnis zu Dahlem und trotzdem sage ich: Wir müssen an Dahlem festhalten, und zwar deshalb, weil in dem kommenden Krieg hier Leute sind, mit denen man Krieg führen kann. Das ist unzweifelhaft wahr. Von den übrigen der Front fallen die Behörden aus zum Kriegführen. Darum würde ich mit allem Ernst immer wieder als ehrlicher Makler bis zum letzten für die Verständigung eintreten. Wenn das Ziel erreicht würde, von Eger bis Niemöller, dann fiele die ganze Leipzigerstraße150 von ihren Stühlen. Aber dann muß es so kommen, daß die Vorläufige Kirchenleitung ablehnt und daß jedermann sieht, daß die Schuld bei der Vorläufigen Kirchenleitung liegt. Es darf auf keinen Fall so ausgehen, daß nur mit einem Schein des Rechtes es so aussieht, als hätten wir die Sache kaputt gemacht. Alles, was unnötig
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Bezug unklar. Vgl. dazu oben Anm. 130. = im übrigen bin ich der Meinung; wiederholt vorgetragene Forderung. = Sitz des Reichskirchenministeriums.
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ist und was reizen kann, soll unterlassen werden (Verfassungskammer151). Die Lutherische Kirche: Hier bin ich noch viel pessimistischer. Wir Lutheraner machen immer wieder Fehler. Darum fürchte ich: Was Meiser herausgestellt hat152, bekommen wir im Augenblick nicht fertig, und zwar auch wieder wegen der Behörden. Die Gelegenheiten werden immer wieder verpaßt werden durch die Verhandlungen mit den Behörden. Namentlich kommen unsere Juristen über bestimmte Bindungen nicht hinweg. Trotz des Pessimismus müssen wir Schritt für Schritt weiterarbeiten. Wir sollen nichts zu früh tun, aber auch alles vorbereiten. Wir sollen erst einmal ruhig unsere Grundbestimmungen ändern und endlich einmal eine Kirchenleitung schaffen. Dabei müssen die Landeskirchen in ihrer Selbständigkeit erhalten bleiben. Wir wollen ruhig den Bund fertig machen. Wir wollen dabei in der Tasche die Verfassung der Lutherischen Kirche haben [zwei Wörter gestrichen]. Die Leitungsbefugnisse des Sekretariats müssen geklärt werden. Es muß die Verfassung der Lutherischen Kirche ausgearbeitet werden. Das muß dann Schritt für Schritt verwirklicht werden. Wir müssen auch die Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche fertig machen, und auf folgendem Weg: Besprechung mit den Reformierten. Die Kanzlei muß in drei Abteilungen gegliedert sein. Ebenso muß die Synode geteilt sein. Dann müssen die Juristen die Sache ausarbeiten. Dahlem gegenüber als Makler auftreten in voller Ehrlichkeit! Den Bund für die Lutherische Kirche [ein Wort gestrichen] jetzt wirklich exerzieren! Lutherische Kirchenverfassung ausarbeiten! Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche! Gauger: Kann der Akkord mit Dahlem noch durchgehalten werden? Dahlem hat sich über den Akkord schon hinweggesetzt und will eine Abstimmung unter den Geistlichen in die Wege leiten153. Würde diese Kirchenwahl gemacht werden, dann sähe ich keine Möglichkeit mehr, den Akkord fortzusetzen. Dann muß protokollarisch festgelegt werden, daß an ein Organ der Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche nicht gedacht wird. Könnte der Akkord nicht auf den Gesichtspunkt der Wahl beschränkt werden und könnte nicht dadurch auch den übrigen Gruppen der Zutritt erleichtert werden? Breit: Der Akkord ist geschaffen zum Zweck der Wahl.
151 Vgl. dazu oben Anm. 27. 152 Vgl. dazu oben Anm. 132. 153 Vgl. dazu oben Anm. 131.
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Lambrecht: Analogie des Verhältnisses der Länder zum Deutschen Reich154. Man kann die Souveränität der Landeskirchen in bestimmter Richtung auf die einheitliche Lutherische Kirche übertragen, ohne daß man die Rechtspersönlichkeiten der einzelnen lutherischen Kirchen aufgibt. Die einheitliche Kirche würde in der Öffentlichkeit einen starken Widerhall finden. Stoll: Ich möchte sehr ernst bitten, daß in der Frage, wie ein Schritt vorwärts geschehen soll, jetzt ein konkreter Beschluß gefaßt wird. Es ist mir zu wenig, was Fleisch vorgetragen hat. Die Gemeinden und Kirchen haben Verständnis für einen Zusammenschluß der lutherischen Kirche. Die Herausstellung eines Primas macht für die Gemeinden anschaulich: Hier ist Lutherische Kirche. Die Gemeinden müssen etwas haben, woran sie erkennen können: Hier ist etwas geschehen, was vorwärts weist. Man müßte nach außen etwas in Erscheinung treten lassen, Kirchentag oder Synode. Ficker: Von Sachsen aus sehen sich die Dinge anders an, als wie [in den] bischöflich geführten Kirchen. Persönlich habe ich den Wunsch, daß die Lutherische Kirche entsteht. Aber wie wird die Sache wahrscheinlich laufen? Als der sächsische Anschluß vollzogen wurde, kam eine Differenz zwischen Minister und Zoellner. Der Minister [Kerrl] wollte den Anschluß verbieten155. Damals konzedierte Zoellner, daß sich der Anschluß nicht [nur] auswirkt in bezug auf die geistliche Leitung156.
154 Anspielung auf das „Gesetz über den Neuaufbau des Reichs“ vom 30. Januar 1934, mit dem die Hoheitsrechte der Länder auf das Reich übertragen und die Landesregierungen der Reichsregierung unterstellt worden waren (RGBl I 1934, S. 75). 155 In einem Schreiben an Zoellner vom 26. Mai 1936 hatte Kerrl seine Zustimmung zum Anschluss des sächsischen Landeskirchenausschusses an den Lutherrat versagt, weil der Lutherrat dazu übergegangen sei, „sich mit kirchenregimentlichen Fragen zu beschäftigen, in Beschwerden und Anfragen, genau wie die ‚Vorläufige Kirchenleitung‘, sich an alle möglichen Behörden, insonderheit an mein Ministerium wendet, so daß nicht nur der Eindruck, sondern die Tatsache einer neuen kirchlichen Nebenregierung besteht.“ Darüber hinaus hatte Kerrl Zoellner aufgefordert, „den ‚Rat‘ zu veranlassen, die Bezeichnung ‚Rat der Evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands‘ fallenzulassen und sich keinesfalls mehr den Anschein einer selbständigen Kirche mit geistlicher Leitung zu geben. Ich müßte mich sonst leider entschließen, die Führung dieser bisherigen Bezeichnung zu verbieten und festzustellen, daß eine Ausübung kirchenregimentlicher Funktionen irgendwelcher Art seitens dieser Vereinigung unzulässig ist“ (Abdruck: J. Fischer, Landeskirche, S. 225f., Zitate: S. 226; vgl. dazu auch ebd., S. 58f.). 156 Der sächsische Landeskirchenausschuss hatte in einem Schreiben an den Reichskirchenausschuss vom 25. Mai 1936 erklärt, die geistliche Leitung durch den Lutherrat habe lediglich „die Bedeutung einer geistlichen Betreuung der Landeskirche in den Fragen des Bekenntnisses und Kultus und Leitung der Vorarbeiten für eine Rechtsvereinheitlichung unter seinen Gliedern, nicht aber die Ausübung irgendwie gearteter kirchenregimentlicher Funktionen innerhalb oder über der Landeskirche“ (Abdruck: J. Fischer, Landeskirche, S. 226ff., Zitat: S. 227). Diese Erklärung war dem Reichskirchenministerium dann durch
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Muhs würde die Gelegenheit benutzen, den Landeskirchenausschuß Sachsen bei dieser Gelegenheit abzuhalftern. Hier würde sogar eine Art Rechtsgrund vorliegen. Ich finde augenblicklich keinen Ausweg. Es könnte nicht gut sein, wenn Sachsen darüber in ein Chaos gestürzt würde. Wir wissen nicht, wie weit das Gros der Pfarrer im Konfliktsfall geht. Pfisterer: Drei Anliegen kamen zur Sprache157: Unser Wille im Blick auf die Kirchenwahl gegenüber dem Staat. Wer sind die Wir, die hier reden? Unser Wir und unser Wille ohne die Vorläufige Kirchenleitung? Dann ist der Bruch da. Was soll dann eine solche Äußerung dem Staat gegenüber bedeuten? Die Frage der Geschlossenheit muß vor die Frage einer Äußerung über die Wahlordnung gegenüber dem Staat gestellt werden. Ich glaube weiter, daß eine innere Konsolidierung des Lutherrates notwendig ist, damit wir in Verhandlungen mit der Vorläufigen Kirchenleitung innerlich stark da stehen. Wir müssen den Pakt, dessen Sinn einwandfrei festgestellt worden ist, erhalten, solange es irgend geht. Fleisch beantragt: 1. Das Sekretariat wird beauftragt, den Kirchen möglichst schnell eine Veränderung der Grundzüge [richtig: Grundbestimmungen] vorzulegen158; 2. Es wird beauftragt, möglichst schnell eine Verfassung der Lutherischen Kirche Deutschlands zu erarbeiten und der Vollsitzung alsbald Vorschläge zu machen, inwieweit sie schrittweise schon verwirklicht werden kann159.
den Reichskirchenausschuss zur Kenntnis gebracht worden. Auch Zoellner selbst hatte Kerrl in einem Schreiben vom 30. Mai 1936 mitgeteilt, der Lutherrat übe keine kirchenregimentlichen Befugnisse aus und die Leitung der sächsischen Landeskirche liege nach wie vor beim Landeskirchenausschuss (Abdruck: Ebd., S. 228). Daraufhin hatte das Reichskirchenministerium dem Anschluss schließlich zugestimmt (vgl. ebd., S. 59).– Vgl. dazu auch Verantwortung 2, S. 231f. 157 Wohl gemeint: im Verlauf der bisherigen Diskussion. 158 Nach G 2, S. 4, wurden dieser und die im Folgenden genannten Anträge Fleischs zum Beschluss erhoben; zu den Vorarbeiten des Sekretariats für eine neue Fassung der Grundbestimmungen vgl. unten Dok. 21, Anm. 109. 159 Ernsthafte Vorstöße zur Schaffung einer Kirchenverfassung und zur Gründung einer Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands wurden dann jedoch erst Anfang 1938 unternommen. So legte Meinzolt auf der Sitzung des Lutherrats am 27./28. Januar 1938 einen Entwurf für einen Zusammenschluss der lutherischen Landeskirchen zu einer Lutherischen Kirche Deutschlands vor, der allerdings mehrheitlich auf Ablehnung stieß (Entwurf vom 7. Januar 1938: EvAG München, NL Meinzolt 30; vgl. dazu und zum Folgenden auch die Unterlagen ebd. und T. M. Schneider, Gegen den Zeitgeist, S. 181ff.). Stattdessen wurde ein Entwurf Fleischs angenommen, nach dem der Ratsvorsitzende zusammen mit zwei weiteren Personen für befristete Zeit ermächtigt wurde, die Befugnisse des Lu-
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3. Es wird beauftragt, mit dem Reformierten Arbeitsausschuß sich über die Grundzüge einer neuen Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche klar zu werden160.
therrats und des Sekretariats „nach eigenem gewissenhaften Ermessen wahrzunehmen“; die Kirchenleitungen wurden verpflichtet, die Beschlüsse der Bevollmächtigten auszuführen (LKA Hannover, D 15 III Nr. 13). Über den Entwurf Fleischs hinaus erteilte der Lutherrat den Bevollmächtigten den Auftrag, „der lutherischen Synode baldigst den Entwurf einer Verfassung der lutherischen Kirchen Deutschlands innerhalb der Deutschen Evangelischen Kirche vorzulegen“ (Protokoll über die 25. Vollsitzung des Lutherrats am 27./28. Januar 1938: Ebd.). Unter den nationalsozialistischen Machthabern gelang dem Lutherrat dann jedoch weder die Durchführung einer lutherischen Synode (vgl. dazu unten Dok. 20, Anm. 49) noch die Gründung einer einheitlich verfassten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands; dazu kam es erst nach Kriegsende auf der verfassunggebenden Generalsynode am 8. Juli 1948 in Eisenach, auf der die Vereinigte EvangelischLutherische Kirche Deutschlands (VELKD) konstituiert wurde (vgl. dazu W.-D. Hauschild, Vom Lutherrat; W.-D. Hauschild, Selbstbewusstein, S. 382–392; W.-D. Hauschild, Einigungsbemühungen, S. 115–118; T. M. Schneider, Gegen den Zeitgeist, S. 211–235). 160 Am 29. April 1937 fand dann eine „Besprechung zwischen den Vertretern des Arbeitsausschusses der reformierten Kirchen Deutschlands und dem Sekretariat des Rates der evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands über die Fragen der Erneuerung des Verfassungsbaues der Deutschen Evangelischen Kirche“ statt. Dabei wurde Übereinstimmung erzielt, dass für den Verfassungsneubau die ‚Drei-Säulen-Theorie‘ (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 68) maßgebend sein müsse. Daraus ergebe sich notwendig „auch die Forderung nach 3 Synoden für die drei gleichberechtigt im Rechtsverband einer Deutschen Evangelischen Kirche nebeneinander stehenden Kirchen“. Diese Synoden könnten dann „für die sie gemeinsam betreffenden gesamtkirchlichen Fragen zu einer General-Kirchenversammlung zusammentreten“. Die Kirchenleitung solle nicht mehr von einem Reichsbischof, sondern von den Leitern der drei kirchlichen Zusammenschlüsse ausgeübt werden. Ebenso werde sich das Verhältnis der Landeskirchen zur Reichskirche wandeln, „als ja sowohl von reformierter wie von lutherischer Seite eine Überwindung veralteter landeskirchlicher Grenzen und die Zusammenfassung der Angehörigen eines Bekenntnisstandes über das ganze Reich hin gewünscht wird“. Dementsprechend wären die Vertreter der drei Kirchen in der Reichskirche „also zugleich notwendig die Leiter der dann zu bildenden Zentral-Konsistorien der drei Bekenntnisse“. Die Dreigliederung müsse auch auf die Kirchenkanzlei übertragen werden, um der Reichskirche den unionistischen Ansatz zu nehmen, „der sonst einer lediglich aus äußeren Gründen hergestellten Verwaltung“ innewohne. Dementsprechend seien die Juristen der künftigen Kanzlei „auf die drei bekenntnismäßigen Abteilungen zu verteilen, können aber für ihre Spezialaufgaben als besondere Abteilung zusammentreten“. Zur Frage der „Geltung der statuarischen Bekenntnisse“ wurde festgehalten, „daß für die rechtliche Gliederung jeder Kirche ein Bekenntnis‚Stand‘ unerläßliche Voraussetzung“ sei; eine bloße „Bekenntnis-‚Haltung‘ könne nur zur Bildung einer Freiwilligkeitskirche führen“. Zur Evangelischen Kirche der altpreußischen Union wurde festgestellt, „daß das zielsichere Verfolgen eines einmal beschrittenen Weges der bekenntnismäßigen Zusammenschlüsse“ die altpreußische Union „vor die Frage nach ihrem Selbstverständnis stellen wird“; eine Aufgliederung der altpreußischen Union sei aber erst „für das Ende einer solchen nachhaltigen konfessionellen Bemühung“ zu erwarten (Protokoll gez. Horn und Fleisch: LKA Hannover, D 15 II Nr. 16). Unter dem positiven Eindruck der Besprechung schlug das Sekretariat dem Reformierten Arbeitsaus-
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So beschlossen. Breit: Die Beantwortung der Beschlüsse der Vorläufigen Kirchenleitung vom 21. April 1936 [richtig: 1937]161 kann heute nicht mehr erledigt werden162. Zum Telegramm an die Bischöfe163: Die Frage ist falsch gestellt. Die Arbeitsgemeinschaft ist im Blick auf die Kirchenwahl zusammengetreten. Die Arbeitsgemeinschaft kann für sich nicht in Anspruch nehmen, daß sie alle [Fragen] der gesamten Kirche in die Hand zu nehmen und zur Lösung zu bringen habe. Freitag [23. April 1937] vormittag soll das Gespräch zwischen den Bischöfen und Vertretern der Vorläufigen Kirchenleitung unter Beiziehung von Breit und Gauger [geführt werden]164. Aussprache über die Vorbereitung des morgigen Gesprächs165.
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schuss dann vor, eine hauptamtliche Kraft anzustellen, die sich der „ständig wachsenden Aufgabe des reformierten Zusammenschlusses annehmen“ sollte, und bot dazu einen Arbeitsraum im Sekretariat an, wodurch „jetzt schon die tägliche Arbeitsgemeinschaft verwirklicht werden“ könne (Schreiben Breits an den Reformierten Arbeitsausschuss vom 5. Mai 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 116). Vgl. dazu oben Anm. 48. Die in den Beschlüssen der VKL II und des Rates der Deutschen Evangelischen Kirche aufgeworfenen Fragen wurden dann am folgenden Tag bei einer Besprechung zwischen Vertretern des Lutherrats und der VKL II behandelt (vgl. unten Dok. 16). Vgl. dazu oben Anm. 53. Vgl. dazu unten Dok. 16. In dieser Aussprache wurde „die Frage, ob für diese Verhandlungen der Vorläufigen Kirchenleitung gegenüber aus den Grundbestimmungen, die im übrigen in der bisherigen Form ja nicht veröffentlicht werden sollen, ausgesprochen werden darf, daß nach den geltenden Bestimmungen die Vollsitzung des Rates gegenüber den angeschlossenen Kirchen Kirchenleitungsbefugnisse hat, [.|.|.] ausdrücklich bejaht“ (G 2, S. 4).
16 Besprechung lutherischer Kirchenführer mit Vertretern der Vorläufigen Kirchenleitung II 1937 April 23 I. II. III. G:
Meiser, Wachstuchheft 7, S. 8–22. Asmussen – Böhm – Breit – Gauger – Marahrens – Meiser – Friedrich Müller – Wurm. Berlin SW 11, Hotel Stuttgarter Hof, Anhalter Str. 9; von 8.15 Uhr bis 14.30 Uhr. 1. Meiser, ATB; 2. hsl. Mitschrift Gaugers (LKA Hannover, D 15 I Nr. 5); 3. Ergebnisprotokoll der VKL II, gez. (Friedrich) Müller (EZA Berlin, 619/18).
Marahrens begrüßt. Friedrich Müller: Zwischen Vorläufiger Kirchenleitung und Lutherrat war eine Arbeitsgemeinschaft geschlossen1. Im Widerspruch dazu blieb die Kirchenführerkonferenz am Leben und handelte, ohne daß wir davon wußten2. Es bestand nicht nur die Kirchenführerkonferenz weiter, sondern [auch] die Verfassungskammer des Reichskirchenausschusses3. Wir konnten diese Angelegenheit deswegen nicht leicht nehmen, weil in Preußen dadurch die Sache für uns stark behindert wird4. Es ist auch nicht klar, inwieweit die Arbeit der Verfassungskammer von Bedeutung ist. Es mußte uns daran liegen, die ganze Geschichte zu klären, weil wir uns stark an das Abkommen5 gebunden wußten, während auf seiten der Landeskirchen die Bindung nicht ernst genommen wird. Infolgedessen Brief Friedrich Müllers an Meiser vom 7. April 1937 mit den Forderungen, die die Vorläufige Kirchenleitung erheben muß6.
1 Am 3. März 1937 (vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 24). 2 Die Kirchenführerkonferenz war am 2./3. April 1937 zu einer Sitzung zusammengetreten und hatte dabei ohne Absprache mit der VKL II eine neue Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche herausgestellt (vgl. dazu oben Dok. 10–13). 3 Vgl. dazu oben Dok. 15, Anm. 27. 4 Die VKL II interpretierte die Teilnahme Zimmermanns an der Kirchenführerkonferenz und seine Mitgliedschaft in der von der Kirchenführerkonferenz herausgestellten Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche als faktische Anerkennung des altpreußischen Landeskirchenausschusses (vgl. dazu oben Dok. 15, Anm. 34). 5 D. h. an die Vereinbarung zwischen Lutherrat und VKL II. 6 In diesem Schreiben hatte Müller unter Androhung eines endgültigen Bruchs gefordert, die Landesbischöfe müssten „eindeutig und öffentlich anerkennen, dass in den Landeskirchen, in denen bekenntniswidrige Kirchenausschüsse im Gegensatz zu den von den Bekenntnissynoden bestellten Bruderräten das Kirchenregiment ausüben, das Kirchenregiment nicht bei diesen Ausschüssen, sondern bei den Bruderräten liegt“. Außerdem sollten die Bischöfe die Kirchenführerkonferenz, „die ja wegen ihrer unvollkommenen Zusammensetzung nicht einmal eine papierene Legalität besitzt“, völlig fallenlassen und statt-
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Das wurde ergänzt durch das Telegramm vom 19. April 19377. Ich schlage vor, daß wir uns jetzt nicht in lange grundsätzliche Erörterungen einlassen. Mir kommt es darauf an, daß wir wissen, wie die Landeskirchenführer zu den Fragen stehen, die wir gestellt haben. Ich sehe keine Möglichkeit des gemeinsamen Handelns, wenn auf der einen Seite das Abkommen festgehalten wird und auf der anderen Seite stets neue Vorkommnisse das Abkommen in Frage stellen. Marahrens spricht über die Kirchenführerkonferenz. Für uns ist die Kirchenführerkonferenz noch ein Recht. Es ist in der Verfassung die Kirchenführerkonferenz eine gewisse Instanz8. Jetzt, wo alles zusammengebrochen ist, schien es den Kirchenführern wertvoll, das sonst entstehende Vakuum nicht entstehen zu lassen. Deshalb sind die Kirchenführer zusammengeblieben. [Drei Wörter gestrichen] Die Schwierigkeiten eines einigen Handelns sehe ich nicht, da die meisten Kirchenführer zugleich Mitglieder des Lutherrates sind9. Die Frage der „Leitung“ ist unnötig aufgebauscht worden. Es kann ein Tag kommen, an dem dieser Torso noch eine Bedeutung haben kann, in dem der dienstälteste Landesbischof10 noch eine Bedeutung haben kann. Friedrich Müller: Wenn Sie mir eine Garantie dafür geben, daß die Kirchenführerkonferenz erst an dem Tag zum Einsatz kommt, an dem ein solcher Notstand eintritt, dann geht die Sache; sonst nicht. Eine Anzahl von Landeskirchenführern, von denen ein Teil unbestritten nicht legal ist11, ist nicht ein legales Organ. Marahrens: Die Kirchenführer sind das pro gewesen vor der ganzen Kirchenverfassung [sic!]12. Wenn alles zerschlagen wird, kann ich es vor
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desssen „die einzelnen Landeskirchen, die der Bekennenden Kirche zugehören, zu gemeinsamem Handeln“ bringen. Abschließend hatte Müller gefordert, dem Plan für eine „dritte, auf bekenntniswidrigem Wege gebildete Kirchenleitung“ der Deutschen Evangelischen Kirche eine öffentliche Absage zu erteilen und „in den nächsten Wochen die Verhandlungen mit staatlichen Stellen über die mit der Wahl zusammenhängenden Fragen“ ausschließlich der Arbeitsgemeinschaft zwischen Lutherrat und VKL II zu überlassen (Abschrift im LKA Hannover, L 3 I Nr. 19 Bd. II). Vgl. dazu oben Dok. 15, Anm. 53. Vgl. dazu oben Dok. 3, Anm. 34. Zur Zusammensetzung der Kirchenführerkonferenz vgl. unten Dok. 25, Anm. 10. D. h. der hannoversche Landesbischof Marahrens. Gemeint sind die Vertreter der Bruderräte wie z. B. aus Thüringen und Mecklenburg, die vom Staat nicht als Kirchenleitung anerkannt wurden. Die Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche vom 11. Juli 1933 war von den bevollmächtigten Vertretern sämtlicher deutscher Landeskirchen beschlossen und in Kraft gesetzt worden (vgl. dazu K. Scholder, Kirchen 1, S. 478ff.). Auf diese Tatsache hatte sich schon der Reichskirchenausschuss berufen, als er in seinem Schreiben an den Reichskirchenminister vom 12. Februar 1937 das Recht der Kirchenführerkonferenz begründet hatte, den durch den Rücktritt des Reichskirchenausschusses eingetretenen Verfassungs-
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der Kirche verantworten, daß eine Instanz auch meinerseits noch zerschlagen wird? Ein Mann wie Flor hat immer dringend darum gebeten, diese Instanz nicht zu zerschlagen13. Wir scheiden von den Kirchenführern alle Thüringer Deutschen Christen14 aus. Wenn wir nur die Thüringer ausscheiden, so ist das, was bleibt, nicht ein Torso. Diesen Kreis nun einfach zu zerschlagen, halte ich für unrichtig, wegen dieses Restes von Legalität. Meiser: Wir binden uns an die Rechte der Verfassung, doch nicht so, daß wir uns dadurch in unserer Bewegungsfreiheit hemmen lassen. Wurm: Die Schwierigkeit zwischen Ihnen und uns bricht an zwei Punkten auf. Sie sagen: Wenn das lutherische Kirchen sind, die auf dem Boden von Artikel 1 der Kirchenverfassung stünden, dann wäre das einfach. Hier bricht die preußische Frage auf. Wir verkennen die Schwierigkeit nicht, die hier vorliegt. Andererseits können wir die Tatsache nicht ignorieren, daß die Kirchenausschüsse Gruppen von Pfarrern und Gemeinden vertreten, die auch nicht Deutsche Christen sein wollen. Das Notwendigste ist, daß [in der altpreußischen Kirche] ein Gespräch zwischen den beiden, Bruderrat und Landeskirchenausschuss, zustande kommt. Wir würden dringend bitten, daß hier nicht bloß eine Ablehnung erfolgt, sondern daß das Gespräch zustande kommt. Der zweite Punkt ist der: Wir waren etwas erstaunt, daß unser Handeln in einem solchen fast exklusiven Widerspruch zu dem Pakt gesehen wurde15. Wir hatten in keiner Weise gewollt und hatten in keiner Weise beabsichtigt, in die Kompetenzen der Arbeitsgemeinschaft hineinzugreifen. Die Aufgaben der Kirchenführerkonferenz liegen auf anderem Boden. Sie liegen nicht auf dem Gebiet der Arbeitsgemeinschaft.
notstand der Deutschen Evangelischen Kirche durch die Herausstellung einer neuen Leitung zu beheben (Abdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 1343ff., hier: S. 1343f.). 13 Flor betrachtete den Erhalt der Kirchenführerkonferenz als notwendig, da sie den Juristen beim Neuaufbau der Kirche Anknüpfungspunkte bieten könne (vgl. dazu unten Dok. 21, Anm. 158). Sein Einsatz für die Kirchenführerkonferenz beruhte auf der Überzeugung, der Neuaufbau müsse sich „möglichst eng an die noch aufrecht stehenden, rechtmäßigen Teile der alten Kirche halten“ (vgl. dazu R. Rittner, Flor, S. 329–334, hier: Schreiben Flors an Kloppenburg vom 4. April 1936, zit. ebd., S. 331). 14 Vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 23. 15 Vgl. dazu die Beschlüsse der VKL II und des Rates der Deutschen Evangelischen Kirche vom 21. April 1937, in denen es geheißen hatte, es vertrage sich nicht mit der Arbeitsgemeinschaft, „wenn an diese Arbeitsgemeinschaft gebundene Kirchenführer für ihr kirchliches Handeln unter Umgehung der Arbeitsgemeinschaft andere Bindungen für ein anders geartetes Handeln eingehen“ (EvAG München, C 3. 19; vgl. dazu auch oben Dok. 15, Anm. 48). Dementsprechend hatte Müller schon in seinem Schreiben vom 7. April 1937 an Meiser gedroht, die VKL II werde die Arbeitsgemeinschaft mit dem Lutherrat aufkündigen, wenn die Forderungen der VKL II nicht erfüllt würden (vgl. dazu oben Anm. 6).
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Wenn da Schwierigkeiten entstehen, die können sich beheben lassen. Ist der Pakt so zu verstehen, daß überhaupt niemand mehr reden, handeln und beraten kann über kirchliche Fragen als dieser Ausschuß16, oder ist es eine Abmachung, die gewisse Grenzen zieht? Uns ist es überraschend, daß der Zusammentritt der Verfassungskammer soviel Staub aufgewirbelt hat17. In keiner Weise würden wir es gebilligt haben, daß vorgegangen wird und dem Staat gegenüber Schritte gemacht werden. Über diese zwei Punkte muß Klarheit geschaffen werden. Ist es möglich, daß die Lage in Preußen bereinigt wird oder nicht? Wie ist der Pakt zu verstehen? Ist an das neue Gremium18 die Leitung der Kirche im Ganzen übergegangen oder handelt es sich um die Bearbeitung eines besonderen Ausschnittes des kirchlichen Lebens? Asmussen: Man sollte nicht zu früh zu diesen Fragen kommen. Die Frage der Kirchenführerkonferenz bedarf einer gründlichen Durchdenkung. Es liegt ein Irrtum vor, wenn gemeint wird, als wollten wir die letzten Reste von Legalität einfach über Bord werfen. Da erkläre ich: Daran wird von unserer Seite nicht gedacht. Man fasse aber zweierlei ins Auge: Die Reste von Legalität sind eine Summierung von Faktoren, die auf völlig verschiedenem Weg zu ihrer Autorität gekommen sind. Es kommen Männer zusammen, die zugleich Legalität und Legitimität haben. Der amtliche Auftrag der Bischöfe ist in keiner Weise so von Kerrl abhängig wie der Auftrag der Kirchenausschüsse. Die Stärke derer, die sich dort Kirchenführer19 heißen, liegt in einem ad hoc gegebenen Auftrag des Ministers [Kerrl]. Diese Stärke, mit der sich die Bischöfe verbunden haben, kann, da die kirchliche Legitimität fehlt, im Augenblick der Offensive vom Feind illusorisch gemacht werden. Es ist notwendig, einen kirchlichen Aufbau zu haben, der dem Zugriff des Staates nicht in der Weise ausgesetzt ist wie die Kirchenführer, mit denen sich die Landesbischöfe verbunden haben. Ist es denkbar, daß man unter Beibehaltung der Reste der Legalität doch der Tatsache Rechnung trägt, daß es um einen Aufbau geht, der dem Zugriff des Staates in keiner Weise unterliegt? Ist es denkbar, daß die Kirchenführerkonferenz sich auf die Obliegenheiten beschränkt, die ihr verfassungsmäßig zustehen? Wenn das möglich ist, dann wird sie keine übermäßige Bedeutung haben, und man könnte dann sagen: Das ist eine Streitfrage, die die Bekennende Kirche nicht übermäßig beschäftigt. Dieser Stand-
16 Gemeint ist der durch die Vereinbarung zwischen Lutherrat und VKL II eingesetzte gemeinsame Arbeitsausschuss (vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 24). 17 Vgl. dazu oben Anm. 3. 18 Vgl. oben Anm. 16. 19 D. h. die Ausschussmitglieder bzw. -vorsitzenden, die an der Kirchenführerkonferenz beteiligt waren.
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punkt ist für mich nunmehr einnehmbar, wenn zugleich der Grundsatz der Legitimität mit genau derselben Stärke [ein Wort gestrichen] vertreten wird. Genügt es, wenn der Pakt zwischen Lutherrat und Vorläufiger Kirchenleitung eine Art Wahlausschuß ist? Das kann unter keinen Umständen genügen. Falls der Eindruck vermieden werden soll, als wäre das Gremium der Kirchenführerkonferenz die eigentlich vorwärtstreibende Kraft [Text bricht ab]. Wir denken gar nicht daran, alles über den Haufen zu werfen. Ich möchte aber jetzt darauf aufmerksam machen, daß das Erste nur dann möglich gemacht wird, wenn Leitung jenseits der Reste von Legalität nicht als Leitung anerkannt wird, sondern wenn Leitung aus den Kräften und einem Auftrag erfolgt, die wirklich kirchlich einwandfrei sind. Diese Frage ist noch viel grundsätzlicher als die Frage nach den altpreußischen Kirchenausschüssen. Wir dürfen uns nicht mit Legalitäten in unserer Arbeit belasten, die vom Minister morgen gestrichen werden können. Die Lage der Bischöfe ist eine andere als die Lage von Eger und Zimmermann. Böhm: Es kommt uns wirklich darauf an, daß man die Reste von Legalität zu wahren und zu verteidigen hat. Gerade in den süddeutschen Landeskirchen hängt an den Legalitätsresten ungeheuer viel. Wir haben also Verständnis dafür, wenn diese Legalität dem Staat gegenüber bis aufs letzte verteidigt wird. Auch in Preußen wollen wir darum kämpfen. Wir wollen nicht in schwärmerischer Weise eine Kirche von Grund auf neu aufbauen. Uns ist nur der Weg fraglich, der mit dieser Art Kirchenführerkonferenz gegangen wird. Wir haben Zweifel, ob auf diesem Weg die Legalität wirklich gewahrt wird. [Zwei Wörter gestrichen] Schon daraus, daß gar nicht führende Amtsträger [sic!] in dem Gremium beteiligt sind20, scheint mir, daß das neue Gremium, das [von dem aus], was in Artikel 6 Absatz 2 der Kirchenverfassung gemeint ist21, in der Luft hängt. Ich kann den Minister verstehen, wenn er erklärt, daß er einem solchen Gremium die Anerkennung versagen muß. 20 Die VKL II bestritt Zimmermann und Hollweg, dass sie rechtmäßig im Amt stehende Kirchenführer seien. In den Beschlüssen der VKL II und des Rates der Deutschen Evangelischen Kirche vom 21. April 1937 hatte es dazu geheißen, bei Präses Zimmermann handele es sich lediglich um ein Mitglied des altpreußischen Landeskirchenausschusses, dessen Vorsitzender Eger sei; als rechtmäßig im leitenden Amt stehender Kirchenführer in der Evangelisch-reformierten Landeskirche der Provinz Hannover gelte nicht Superintendent Hollweg, sondern Präsident Koopmann (vgl. den Abdruck der Beschlüsse unten im Anhang Nr. II). 21 Dieser Artikel besagte lediglich, dass der Reichsbischof „mit den führenden Amtsträgern der Landeskirchen [.|.|.] zu regelmäßigen Aussprachen und Beratungen“ zusammentreten sollte (GBlDEK 1933, S. 3).
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Es handelt sich bei dem Gremium, das herausgestellt ist, um ein Gremium, das die gesamte Leitung und Vertretung der Kirche hat22. Mit dieser Herausstellung brechen die ganzen Fragen auf, die seit zwei Jahren in der Bekennenden Kirche so lebhaft debattiert wurden. Wir haben bei der Aufstellung des Paktes die Frage der Kirchenleitung ganz außer Betracht gelassen23. Wir waren der Hoffnung, daß bei gemeinsamem Handeln es möglich sein würde, eine solche Vertrauensbasis zu schaffen, daß einmal der Zeitpunkt kommt, auch wieder eine gemeinsame Leitung herauszustellen. Das wird durch die Herausstellung des neuen Gremiums aufs Neue in Frage gestellt. Wir hätten Verständnis dafür, daß man das Gremium läßt, um da, wo Angriffe des Ministers auf den Rechtsbestand der Deutschen Evangelischen Kirche erfolgen, die Verteidigung zu übernehmen. Wäre es nicht gut, wenn Sie einen Block der legalen Kirche bildeten, während wir als Block der Bruderräte ebenfalls um diese Rechte kämpfen? Wenn das geschehen könnte, dann würden wir frei für die andere Sache, die viel wichtiger ist. Der Kampf um die Substanz der Kirche, der heute ausgefochten wird, ist doch das Entscheidende. „Daß wir den Gemeinden bloß keine Steine statt Brot vorsetzen!“24 Es ist deshalb notwendig, daß alles das zusammenhält, auch dem Minister gegenüber, was um die Substanz der Kirche weiß. Ich bin überzeugt, daß diese Kräfte auch die Legalität wahren werden. Auch die Rechtsposition der Kirchenausschüsse in Preußen hängt an der Bekennenden Kirche. Das ist unsere Bitte und Frage an Sie, daß wir den Schwerpunkt unserer kirchlichen Ziele sehen in der Zusammenfassung derer, die im Existenzkampf der Kirche um die Substanz der Kirche ringen. Es ist uns schmerzlich zu sehen, daß die Kirchenführerkonferenz doch nicht nur rechtliche Dinge behandelt, sondern sie hat zu diesen Dingen Stellung genommen und geredet, die für die Zukunft der Kirche von größter Bedeutung sind. Münchener Abmachungen25. Nicht nur die Einsetzung des Gremiums hat uns Sorge
22 Zum Auftrag des Kirchenführergremiums vgl. oben Dok. 13, Anm. 42. 23 Bei den Verhandlungen zur Vereinbarung über eine Arbeitsgemeinschaft von Lutherrat und VKL II war die Frage der Kirchenleitung zwar ausgeklammert worden (vgl. J. Schmidt, Niemöller, S. 419); die VKL II und der Rat der Deutschen Evangelischen Kirche hatten in einem vertraulichen Beschluss vom 1. April 1937 allerdings ausdrücklich festgestellt, die VKL II gebe durch ihre Beteiligung an dieser Arbeitsgemeinschaft „von ihrem Auftrag nichts preis“ (Beschluss zit. ebd., S. 421). 24 Anspielung auf Mt 7, 9. 25 Bei der Besprechung von Vertretern des Lutherrats und der VKL II am 23. und 24. März 1937 in München waren gemeinsame Thesen zur bevorstehenden Kirchenwahl erarbeitet worden (vgl. dazu oben Dok. 9, Anm. 17). Aus dem Schreiben Müllers an Meiser vom 7. April 1937 geht hervor, dass diese Thesen dann dem Schreiben Marahrens’ an Kerrl vom 3. April 1937 (vgl. oben Dok. 10, Anm. 39) zugrundegelegen hatten, allerdings in ei-
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gemacht, sondern auch das Handeln der Kirchenführerkonferenz26. Wir müssen dem Staat gegenüber gemeinsam handeln. Friedrich Müller: Wir können keine Kreise hindern, sich mit Dingen zu befassen, an denen sie Gefallen haben. Wir können auch eine Verfassungskammer nicht hindern, irgendetwas zu tun. Aber was wir nicht billigen können, ist das: daß dieser Kreis sich als eine mit Legalität versehene Instanz erklärt, welche maßgeblich über die kirchlichen Dinge zu reden hätte. Nach meiner Überzeugung steht es genau so mit der Kirchenführerkonferenz. Wenn diese Kirchenführerkonferenz nur ihre legalen Ansprüche dem Minister gegenüber geltend machte, so wäre nichts dagegen zu erinnern. Was wir nicht anerkennen können, ist das, daß eine so zusammengesetzte Kirchenführerkonferenz den Anspruch erhebt, für die Gesamtheit der auf dem Boden von Artikel 1 der Kirchenverfassung stehenden Kirchen zu sprechen. Wenn man meinte, daß diese Schwierigkeit [nur] in dem preußischen Problem liege, darf man nicht verkennen, daß inzwischen sich die Situation erheblich gewandelt hat. Vorgestern [21. April 1937] sind die Landeskirchenausschüsse27 zusammengetreten. Sie stellten fest: Wir sind überhaupt nichts mehr. Das Ministerium greift bereits in Stellenbesetzungen ein28. Der altpreußische Landeskirchenausschuß kam zusammen mit der Zielsetzung, er müßte seine Ämter nun endlich niederlegen29. Der Ausschuß wird nur zu dem Beschluß kommen: Wir gehen aus unseren Ämtern. Die Ausschüsse halten den Schein aufrecht, daß [obwohl] hinter ihnen nichts mehr steht. Die Bekennende Kirche ist nicht dazu da,
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ner Form, „dass dabei wesentliche Punkte, in denen die Münchener Tagung zu völliger sachlicher Uebereinstimmung gekommen war, völlig verändert sind“. Müller hatte sich über dieses Vorgehen empört gezeigt: „So ergibt sich, dass die im Lutherischen Rat [sic!] vertretenen Landeskirchen die Arbeitsgemeinschaft zwar gleich mit uns gebildet haben, dass die Bekennende Kirche gemeinsam in diesen Fragen dem Staate gegenüber rede und handle, dass aber dieselben Kirchen nun durch ein anderes Gremium, nämlich die Landeskirchenführerkonferenz, dem Staat eine Aeusserung zu derselben Sache zuleiten, die in grundsätzlichen Dingen völlig andere Wege geht“; damit aber werde die Arbeitsgemeinschaft von Lutherrat und VKL II „illusorisch“ (Abschrift im LKA Hannover, L 3 I Nr. 19 Bd. II). Gemeint ist das oben Anm. 25 erwähnte Schreiben Marahrens’ an Kerrl vom 3. April 1937. Gemeint sind die altpreußischen P r o v i n z i a l kirchenausschüsse. So hatte das Reichskirchenministerium unter Berufung auf die 13. Durchführungsverordnung vom 20. März 1937 (vgl. dazu oben Dok. 9, Anm. 11) in die Superintendenturverwaltung des Kirchenkreises Berlin-Stadt I eingegriffen und dabei den altpreußischen Landeskirchenausschuss übergangen (vgl. dazu die Niederschrift Pettelkaus über die Sitzung des Landeskirchenausschusses vom 21. April 1937: EZA Berlin, 12/12). Zu dieser Sitzung des altpreußischen Landeskirchenausschusses am 21. April 1937 vgl. die oben Anm. 28 erwähnte Niederschrift Pettelkaus, aus der eine solche Zielsetzung allerdings nicht hervorgeht.
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einem solchen Ausschuß die kirchliche Legitimation zu geben. Was hilft den Landeskirchenführern die Verbindung mit einem solchen Ausschuß? Müssen wir nicht tatsächlich, was in der Arbeitsgemeinschaft angesetzt ist, [Text bricht ab]. Wir können nicht zugestehen, daß die Kirchenführerkonferenz die Möglichkeit hat, Aufgaben, welche die Gesamtheit der Kirche betreffen, vollwertig behandelt [sic!]. Breit nimmt Bezug auf den Brief von Middendorf, der die Arbeitsgemeinschaft grundsätzlich angreift30. Er [Middendorf] greift die Existenz des Lutherrates an und stellt die vereinbarten Sätze unter stärkste Kritik. Er warnt davor, daß die Vorläufige Kirchenleitung durch diese Vereinbarung und durch die Anerkennung des Leitungsanpruches des Lutherrates sich in Widerspruch setzt mit der von den Bekenntnissynoden der Vorläufigen Kirchenleitung zugewiesenen Aufgabe31. Breit nimmt weiter Bezug auf den Brief Niemöllers an Meiser32. Immer in
30 Gemeint ist das von Middendorf gezeichnete Schreiben des Arbeitsausschusses der Bekenntnisgemeinschaft innerhalb der Evangelisch-reformierten Landeskirche der Provinz Hannover an die VKL II und den Lutherrat vom 6. April 1937, in dem der Arbeitsausschuss seine Stellungnahme zur Vereinbarung zwischen VKL II und Lutherrat (in der Fassung vom 3. März 1937: vgl. oben Dok. 7, Anm. 24) gegeben hatte (LKA Hannover, D 15 I Nr. 5); zum Inhalt dieses Schreibens vgl. unten Anm. 31. 31 In dem oben Anm. 30 erwähnten Schreiben Middendorfs hatte es dazu geheißen, die VKL II müsse „gemäss dem kirchlichen Anspruch der Synoden, vollbeglaubigte Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche schlechthin zu sein, ihrerseits den Anspruch vertreten, als beauftragtes Organ der Bekenntnissynoden die Deutsche Evangelische Kirche zu leiten und folgerichtig dissentierenden Landeskirchen und Konfessionsbünden ihr Unrecht bezeugen“. Der Lutherrat könne „legitimerweise nur existieren als Zusammenschluss der deutschen lutherischen Landeskirchen unter Anerkennung der Bekenntnissynoden“; die von ihm beanspruchten geistlichen und rechtlichen Vollmachten dürften „sich keineswegs mit den verfassungsmäßigen Vollmachten der Vorläufigen Kirchenleitung überschneiden“. Die Vereinbarung vom 3. März 1937 habe dieses grundsätzliche Verhältnis jedoch wesentlich verschoben; da in der Vereinbarung von den ‚beiden Kirchenleitungen‘ die Rede sei, entstehe der Eindruck, „als sei die Deutsche Evangelische Kirche nunmehr in zwei gegeneinander isolierte Teilräume aufgespalten, von denen auf den einen die Gefolgschaft des Lutherischen Rates [sic!] entfällt, während für die Vorläufige Kirchenleitung der Rest verbleibt, soweit er nicht abermals dissentiert“. Daran ändere auch die Stellungnahme des Lutherrats vom 17. Februar 1937 zur Theologischen Erklärung von Barmen (Abdruck: JK 5, 1937, S. 231f.; E. Klügel, Landeskirche 2, S. 132; Herausgefordert, S. 350) nichts, da sie trotz aller positiven Formulierungen nichts anderes darstelle „als eine Ablehnung von deren eigentlicher Intention: für den gegenwärtigen kirchlichen Kampf eine kirchlich-theologisch bindende Auslegung des biblisch-reformatorischen Zeugnisses mit sehr bestimmten bekenntnis r e c h t l i c h e n Folgen zu sein“. 32 Mit diesem Schreiben vom 17. April 1937 hatte Niemöller auf eine Äußerung Meisers gegenüber Middendorf reagiert. Meiser hatte Middendorf wegen dessen Schreiben vom 6. April 1937 (vgl. dazu oben Anm. 30) vorgeworfen, angesichts der Haltung Middendorfs und seiner Freunde werde „es wohl nie zu einer Befriedung der Kirche und nie zu einer wirklichen Heilung des Risses kommen, der durch die bekennende Kirche hindurchgeht“
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dem Augenblick, wo es uns gelungen und geschenkt ist, in einer neuen Verständigung zusammen zu kommen, fährt Niemöller dazwischen wie ein Dämon. Wenn das von der Vorläufigen Kirchenleitung aufgenommen würde und wenn die Vorläufige Kirchenleitung dem Ton und dem Inhalt eines solchen Briefes zustimmen würde, dann kann ich kein weiteres Wort mehr sprechen. Hier bricht dann ein fremder Geist in unsere Kirche ein, der alles zerstört, was an kirchlicher Autorität, kirchlicher Disziplin und geistlicher Gemeinschaft vorhanden ist [zwei Wörter gestrichen]. Friedrich Müller tritt für Niemöller ein. Breit: Mir ist völlig klar, daß der Blick auf die Lage und die Erinnerung daran, daß wir einst miteinander verbunden waren33, für uns die ernste Aufgabe einschließt, in eine erneute Verständigung einzutreten. Für die ernsten Kämpfe, die uns bevorstehen, [zwei Wörter gestrichen] macht uns nicht die Berufung auf die Legalität tüchtig, sondern nur die Berufung auf kirchliche Legitimität. Ich glaube gar nicht, daß die wirkliche Schwierigkeit und daß die Wurzel der Schwierigkeiten, die wir miteinander verhandeln, in der Ausschußfrage und in der Kirchenführerkonferenz liegt. Was Asmussen gesagt hat, könnte ruhig akzeptiert werden34. Die Kirchenführerkonferenz beschränkt sich auf die Pflege der Legalität und begrenzt sich auf die Zuständigkeiten der Verfassung. Der Anspruch der Kirchenführerkonferenz geht nicht so hoch, wie von der Vorläufigen Kirchenleitung angenommen wird. Es muß das Mißverständnis ausscheiden, als ob es sich um einen Leitungsanspruch handele, den die Kirchenführerkonferenz vollzogen hat. Ich glaube, daß es möglich ist, eine Interpretation des Kirchenführerbeschlusses zu versuchen, die viel von den erhobenen Bedenken ausschaltete, die es ermöglichte, in dem Nebeneinander der Kirchenführerkonferenz und der Arbeitsgemeinschaft keinen Widerspruch zu sehen, sondern den Aus-
(Zitat aus dem Schreiben Meisers an Middendorf vom 13. April 1937: LKA Nürnberg, Meiser 117). Niemöller hatte Meiser daraufhin in respektlosem Ton angegriffen und ihn in seinem Schreiben angeklagt, ein Bündnis mit dem altpreußischen Landeskirchenausschuss eingegangen zu sein, „der in Berlin thüringische Deutsche Christen als Pfarrer ins Amt bringt“, „um des Friedens willen“ in Fürth einen deutschchristlichen Vikar eingesetzt zu haben, vor allem aber „immer wieder die ‚Brüder‘ vor vollendete Tatsachen“ gestellt und „gegebene Zusagen“ nicht eingehalten zu haben; angesichts dieser Versäumnisse und Wortbrüche sei es „ein Leichtes“, Meiser „vor jedem einfältigen Christenmenschen“ das Recht zu bestreiten, sich jetzt auch noch „moralisch zu ereifern“, zumal das „Amt des ‚Bischofs‘ [.|.|.] doch wohl auch darin bestehen“ solle, „dass er Sorge trägt, dass alles o r d e n t l i c h u n d e h r l i c h in der Gemeinde zugeht“ (hsl. Original: Ebd.; masch. Abschrift im LKA Hannover, D 15 I Nr. 6). 33 Vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 15. 34 Zum Votum Asmussens vgl. oben S. 317f.
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druck aller Bestrebungen und Anliegen, die innerhalb der Deutschen Evangelischen Kirche nun lebendig sind und in ihr in mehrere Richtungen streben. Die Herren, die sich in der Kirchenführerkonferenz vereinigt haben, schauen auch über die Grenzen der Bekennenden Kirche hinaus. Sie werden mehr, als es bei der Vorläufigen Kirchenleitung möglich ist, bedrängt von der Tatsache, daß es viele Gemeinden und Pfarrer gibt, die draußen sind, und es wird hier der nicht ungefährliche Versuch gemacht, eine Verbindung mit denen draußen aufrecht zu erhalten, die bei der absolut klaren Konstruktion der unter der Vorläufigen Kirchenleitung stehenden Bekennenden Kirche nicht mehr in Betracht gezogen werden können. Die Vorläufige Kirchenleitung hat nicht zu klagen über geraubte Legalität, weil sie nie eine solche besessen hat. Sie hat es leichter, sich zu beschränken auf die Legitimität und schaut vielleicht auch in manchem viel klarer in die Notwendigkeit hinein, diese Beschränkung sich in seinem Denken und Handeln allezeit zu vergegenwärtigen. Diesen Momenten kann Rechnung getragen werden, ohne daß der berechtigte Anspruch der Vorläufigen Kirchenleitung und der Arbeitsgemeinschaft irgendwie Schaden zu leiden braucht. Ich meine, wir können es vor unseren Gemeinden und Pfarrern gar nicht verantworten, wenn wir nicht in irgendeiner Form uns vereinbaren über diese hier besprochenen Schwierigkeiten hinweg, und aufs neue vereinbaren in der Richtung dessen, was am 3. März 1937 unter uns begonnen worden ist35. In unsern Gemeinden wird diese Vereinbarung bereits praktiziert und von den Pfarrern wird sie auch praktiziert. Predigt und Hilfe durch ganz Deutschland hin. In der gesamten Bekennenden Kirche wird die von uns geforderte Vereinbarung bereits durchgeführt. Sie ist in lebendigem Vollzug. Was dabei zu sehen ist, ist ein Bild, für das wir täglich Gott danken. In 100 Jahren haben wir in Deutschland keine solche Erhebung erlebt wie heute. In unsern Gemeinden und der Pfarrerschaft ist die Erwartung lebendig, daß von hier aus eine anerkannte Instanz aufgerichtet wird, der die Leitung (ohne das Wort zu pressen) oder die Vertretung der Bekennenden Kirche zunächst angesichts der Aufgaben, die durch die Wahl36 uns gestellt sind, zuerkannt ist. Es wäre für unsere Gemeinden und Pfarrer einfach unverständlich, daß ihnen nicht klar gesagt werden kann: Hier an dieser Stelle wird das, was Euch bedrängt, vertreten. Wir müssen unbedingt dazu kommen, daß diese Instanz sichtbar aufgerichtet wird, aber nicht
35 Gemeint ist die Vereinbarung zwischen Lutherrat und VKL II. 36 D. h. die im Wahlerlass Hitlers vom 15. Februar 1937 angeordneten Kirchenwahlen (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 1).
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so, daß ein neues Organ der Bekennenden Kirche herausgebildet wird. Wir haben uns darüber verständigt, daß die Arbeitsgemeinschaft zunächst die Aufgaben übernehmen soll, die die Wahl mit sich bringt, und es wird die Erfahrung der geleisteten gemeinsamen Arbeit sein, daß wir immer mehr zusammenwachsen und daß die, die draußen sind, bereit sind, sich sammeln zu lassen auf dem Grund der Sätze, über die wir uns vereinigt haben37. Im Augenblick ist es nicht möglich, daß wir die Arbeitsgemeinschaft als Organ der Bekennenden Kirche herausstellen. Es ist ja auch nicht die Absicht der Vorläufigen Kirchenleitung, die Arbeitsgemeinschaft in dieser Weise zu überfordern. Das Wort vom 3. März 1937 geht ja davon aus, daß man über alle grundsätzlichen Gegensätze hinweg sich zusammenschließt in der Anerkennung: Hier eine Kirchenleitung und dort eine Kirchenleitung. Von daher müßte die Verlautbarung der Vorläufigen Kirchenleitung vom 21. April 193738 noch einmal durchgesehen werden. [Ein Wort gestrichen] Ich halte es nicht nur für notwendig, daß diese Schwierigkeiten ausgeräumt werden, sondern für möglich. Das eine hat mich etwas bewegt, daß Bruder Müller sagte, es könne jetzt keine Rede mehr sein zwischen dem Bruderrat und dem Landeskirchenausschuss von Preußen [sic!]39. Aber ich möchte immer wieder den Blick über die ganze Ausschußfrage hinauslenken. Die Schwierigkeit zwischen uns liegt bei einem andern Punkte. Wir müssen uns klar und einig werden darüber, wie sich diese Arbeitsgemeinschaft selbst zu verstehen hat, was von ihr zu erwarten ist und was von ihr zu fordern ist. Besonders sehe ich eine bleibende Schwierigkeit, die immer wieder aufbricht. Diese ist z. T. begründet in der verschiedenen Herkunft der beiden Partner. Sie und Ihr Weg liegen ganz anders als wir und unser Weg. Sie kommen her von Barmen40, Barmen nicht nur als die theologische Erklärung gedacht, sondern als die erste öffentliche Repräsentation der in den Kampf geworfenen Kirche. Sie vertreten eine Kirche, die rein ist in dem Sinne, daß sie unvermischt ist von Anfang [mit denen], die nicht sich einer Bekenntnisgemeinschaft auf Grund freier Entscheidung angeschlossen haben. Ihr Gepäck ist leichter als das unsere. Wir haben den Riesentroß hinter uns. Sie können tatsächlich über Nacht da sein, wohin sie gerufen werden. Sie werden in allem, was in entscheidenden Augenblicken zu überlegen ist, von einer ganz anderen
37 Gemeint ist hier die Vereinbarung in der erweiterten Fassung vom 11. März 1937 (vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 32). 38 Vgl. dazu oben Dok. 15, Anm. 48. 39 Zum Votum Müllers vgl. oben S. 320f. 40 D. h. der Barmer Theologischen Erklärung vom 31. Mai 1934 (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 48).
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Gesamthaltung und Stellung heraus denken und handeln als wir. Hier sind ganz starke Gegensätze. Wir halten noch etwas fest, was Sie nie gehabt haben. Das ist Ihre Stärke, daß Sie in keiner Weise gebunden sind an Tatbestände und Besitzwesen wie wir. In dieser Arbeitsgemeinschaft wird uns diese Verschiedenheit noch manchmal beschäftigen. Dazu kommt, daß [ein Wort unleserlich] Erinnerung, die Bezugnahme auf den Beschluß von Oeynhausen, der Anspruch, d i e rechtmäßige Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche zu sein41, Ihnen immer wieder zu schaffen macht. Sie geben uns die Hand und haben doch immer wieder die Hoffnung, daß wir uns Ihrem Anspruch beugen. Ich bitte, daß wir nicht zuviel Kraft hinwenden an diese Dinge hier. Ich halte es für möglich, daß wir über diese Schwierigkeiten hinwegkommen, und bitte, die Kraft aufzubewahren für die Bewältigung der Schwierigkeiten, die der Pakt in sich hat. Gauger spricht zum Rechtsproblem. Im Schlußprotokoll zur Kirchenverfassung ist die Bedeutung der Kirchenführerkonferenz größer, als nach Artikel 6 anzunehmen ist42. Man kann sagen: Es ist eine Reihe von Landeskirchenführern in der Kirchenführerkonferenz, die keine volle Legalität in Anspruch nehmen können. Mit scheint, daß die Reste der Legalität doch höher zu werten sind, als es die Vorläufige Kirchenleitung tut. Wir leben auch als Staatsbürger nur noch von Resten der Legalität. Ist es jetzt unsere Aufgabe, das, was hier am Ende, aber vielleicht auch an Anfängen eines neuen 41 Gemeint ist der Beschluss der 4. Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche in Bad Oeynhausen vom 22. Februar 1936 „Von der Kirchenleitung“ (Abdruck: W. Niemöller, Bekenntnissynode Oeynhausen, S. 112–115; KJ 1933–1944, S. 120ff.). 42 Gauger bezog sich hier offenbar auf die Schlussbesprechung über den Entwurf für eine Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche am 10. Juli 1933. Dabei hatte vor allem Meiser den Standpunkt vertreten, in der künftigen Verfassung müsse ein ‚Bischofsrat‘ als Organ der Deutschen Evangelischen Kirche vorgesehen werden. Mit diesem Vorschlag war er jedoch am Widerstand Jägers, Ludwig Müllers und Johannes Heckels gescheitert, die die von ihnen verfolgte Durchsetzung des Führerprinzips gefährdet sahen (vgl. das von Ruppel gezeichnete Protokoll „Besprechung des Verfassungsentwurfs am 10. Juli 1933, nachmittags 17 Uhr, im Reichsministerium des Innern“: BArch, R 5101/27). Meiser, Marahrens und Fezer hatten dann lediglich erreicht, dass zu Art. 3, Abs. 1, der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche zu Protokoll festgestellt worden war, dass die Deutsche Evangelische Kirche „gegen den Widerspruch der Landeskirchen [.|.|.] keinen Gegenstand des deutschen gesamtkirchlichen Rechtslebens regeln“ werde. Zu Art. 5, Abs. 1 und 2, hatte es geheißen, es sei „selbstverständlich, dass der Reichsbischof einen Wunsch der Führer der Landeskirchen auf gemeinsame Beratung berücksichtigt“. Außerdem war festgestellt worden, dass der in Art. 6, Abs. 2, verwendete „Begriff ‚r e g e l m ä s s i g e Aussprachen und Beratungen‘“ eine „r e c h t l i c h e Bindung“ enthalte (vgl. die „Niederschrift über die Sitzung der Vertreter der Landeskirchen am 11. Juli 1933“: EZA Berlin, 1/1044; Zitate: Ebd.). Vgl. dazu auch K. Scholder, Kirchen 1, S. 478; H. Kater, Deutsche Evangelische Kirche, S. 101, S. 109, S. 121.
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Weges noch vorhanden ist, [zu beseitigen]? Wenn auch die Legalität der Kirchenausschüsse bezweifelt wird, so müssen Sie doch mit diesen Kreisen ins Gespräch kommen, die hinter diesen Ausschüssen stehen. Die Ausschüsse sind Repräsentanten gewisser kirchlicher Kreise. Es sollte deshalb doch ein Gespräch mit den Landeskirchenausschüssen [drei Wörter gestrichen] in Gang kommen. Asmussen: Ich sehe die Situation sehr viel ernster. Etwas, was im Werden war, ist zerschlagen worden. In unseren Kreisen ist die Auffassung maßgebend, daß die Arbeitsgemeinschaft vorerst ruhe. So, wie ich die Dinge sehe, so ist der Sinn unserer Besprechung der, ob vielleicht an dem, was kaputt gegangen ist, noch etwas geflickt werden könne. Die persönlichen Dinge sollen ganz außer Betracht bleiben. Wir sollten uns auf das Sachliche zurückziehen. Wünscht man bei Ihnen, daß diese Kreise, die draußen sind, in die Bekennende Kirche eingehen, oder wünscht man mehr ein Bild, das mehr der politischen Koalition entspricht? Der letzte Weg wäre ein durchaus irriger und falscher. Man kann ihn kirchlich nicht gehen. Um die, die draußen sind, hereinzuziehen, muß ich auf Ostpreußen verweisen. In demselben Maße, in welchem der Kirchenausschuß pleite macht, gelingt es der Bekennenden Kirche, die, die draußen sind, hereinzuziehen43. In dem Augenblick, in dem die Kirchenführerkonferenz und dadurch die Kirchenausschüsse wieder ins Leben gerufen werden, wird diese ganze Entwicklung wie mit einem Schnitt abgeschnitten. Der Weg, um die draußen in die Bekennende Kirche hereinzubekommen, ist nicht der Weg der Anerkennung derer, die draußen sind. Ihr Zusammenwirken mit den Kirchenausschüssen ist als eine Anerkennung des geistlichen Wesens der Ausschüsse gewertet worden. Die Ausschüsse wollen um ihrer eigenen Existenz willen eine Konsolidierung unserer Arbeit nicht [ein Wort gestrichen]. Lebensfragen der Kirche kann man nicht suspendieren. Darum kann man die Schwierigkeiten auch nicht durch einen Akkord lösen. Die Bischöfe müßten irgendwie sichtbar machen, ob sie den Weg der Kirchenausschüsse billigen oder nicht, und daß die Kirchenführerkonferenz keine größere Bedeutung hat, als sie heute unter uns besprochen
43 Die Zahl der ostpreußischen Kirchengemeinden, die durch offiziellen Beschluss des Gemeindekirchenrats oder über ihren Pfarrer zur Bekennenden Kirche gehörten und sich damit der Leitung und Vertretung des Bruderrats unterstellt hatten, war von November 1936 bis April 1937 von 140 auf 193 gestiegen; dieser Anstieg ließ sich allerdings auf die intensiven volksmissionarischen Aktivitäten der ostpreußischen Bekennenden Kirche zurückführen (vgl. M. Koschorke, Geschichte, S. 255).– Zur Zusammensetzung und Wirksamkeit des ostpreußischen Provinzialkirchenausschusses vgl. K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 191ff.; G. Besier, Lenkung, S. 343ff.
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wurde. Ein einfacher Rückschritt zum 3. März 1937 dürfte nicht mehr möglich sein, da dieser Schritt die Anerkennung bedeuten würde, [Text bricht ab]. Es müßte eine Weiterbildung dieser Vereinbarung an die Stelle treten. Gerade nach der Auslegung, die jetzt die Arbeitsgemeinschaft erfährt, halte ich eine Aufrechterhaltung unserer Existenz und der Bekennenden Kirche für undenkbar [sic!]. Sind die Bischöfe und der Lutherrat bereit, sichtlich dem Ausdruck zu verleihen, daß der Weg der Kirchenausschüsse nicht der Weg der Bekennenden Kirche ist, daß ihnen [den Kirchenausschüssen] außer der Legalität keine geistliche Leitung zukommt? Es kann nicht um Koalitionen gehen, sondern nur um echte Frontbildung. Friedrich Müller: Unseren Beschluß44 haben wir mit folgender Erklärung weitergegeben: Den Beschluß übergeben wir den Teilnehmern vertraulich zur Kenntnis. Ob und wann der Beschluß veröffentlicht wird, behält sich die Vorläufige Kirchenleitung vor45. Wir stehen in unserer kirchlichen Lage vor Situationen, die es uns nicht mehr gestatten, uns in den Verhandlungen mit den Kirchenführern zu verzetteln. Was haben wir an Kräften daran gesetzt, diese Dinge zu besprechen! Es gibt Dinge, von denen wir uns auf die Dauer nicht hindern lassen können dadurch, daß wir mit diesen Dingen belastet sind. Wir werden uns dem Versuch nicht entziehen, mit den Kreisen außerhalb ins Gespräch zu kommen. Wir sollen in Preußen die Deutschen Christen in den Kirchenausschüssen als Kirchenleitung dulden, während man anderwärts die Deutschen Christen in der Kirchenleitung ablehnt. Wir haben den Lutherrat in einer Weise ernst genommen, die kaum zu überbieten ist. Unsere Ziele stimmen nicht in allem überein. Das hat uns praktisch doch nicht gestört. Kirchenleitung in Preußen [ein Wort gestrichen] wird ausgeübt durch die Bruderräte. Meiser geht auf den Brief Niemöller und Middendorf ein46. Verhältnis zu den Kreisen innerhalb der Deutschen Evangelischen Kirche, die nicht zur Bekennenden Kirche und nicht zur deutschchristlichen Kirche gehören.
44 Vgl. dazu oben Anm. 15. 45 In den Beschlüssen der VKL II vom 21. April 1937 hatte es dazu geheißen: „Die Vorläufige Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche erwartet, daß es ihr erspart bleiben möge, die Gründe öffentlich bekanntzugeben, die wider ihren Willen zum Bruch der Arbeitsgemeinschaft der Vorläufigen Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche und des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands geführt haben“ (EvAG München, C 3. 19). 46 Vgl. dazu oben Anm. 30ff.
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Marahrens legt noch einmal die Tendenzen dar, von denen der Zusammentritt der Kirchenführerkonferenz geleitet war. Die Kirchenführer haben dem Landeskirchenausschuß in Preußen gegenüber gesagt: Es ist aus der Tatsache, daß wir beieinander sitzen, nicht der Schluß eurer Anerkennung zu ziehen. Wir haben nur der Tatsache ihrer Legalität Rechnung getragen. Nun sollen wir erklären: Altpreußischer Landeskirchenausschuß, du hast nichts, was uns mit dir verhandeln lassen könnte; also versinke in dein Nichts! Wie wird sich Hessen-Kassel stellen47, wenn jetzt solche Erklärungen abgegeben werden! Welch ein Urteil liegt darin für Sachsen48! Was für ein Urteil liegt darin für Hannover, das einen Deutschen Christen in der Kirchenregierung hat49! Wenn [einige Wörter gestrichen] wir die Linie nun umbiegen sollen, so ist es eine ganz andere Haltung, wie wir sie bisher eingenommen haben. Eine Lösung gibt es nur, wenn Sie in Preußen zu einem Agreement kommen. Wir wollen von uns aus dazu gerne die Hand bieten. Was Sie jetzt von uns erwarten, steht schnurstracks im Widerspruch zu dem, was wir noch vor acht Tagen für erstrebenswert ansahen50. Nun könnten Sie sagen: Es ist seit zwei Tagen durch die
47 Dem am 29. November 1935 gebildeten Landeskirchenausschuss in der Evangelischen Landeskirche von Kurhessen-Waldeck unter seinem Vorsitzenden Happich war es gelungen, die Auseinandersetzungen um die Kirchenleitung zu beenden und die Landeskirche weitgehend zu befrieden. Die Arbeit des Landeskirchenausschusses, der sich bis zum Kriegsende halten konnte, wurde von der Bekennenden Kirche Kurhessen-Waldecks zwar kritisch beobachtet, aber grundsätzlich mitgetragen (vgl. K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 301ff.; H. Slenczka, Kirche, S. 93–117, S. 122–131; zur Haltung des kurhessischen Bruderrats vgl. auch unten Anm. 52). 48 Die Arbeit des im Herbst 1935 eingesetzten sächsischen Landeskirchenausschusses, der die Maßnahmen des früheren deutschchristlichen Kirchenregiments rückgängig gemacht hatte, war sowohl von Pfarrern der kirchlichen Mitte als auch von Pfarrern der Bekennenden Kirche mitgetragen worden. Die sächsische Landeskirche galt deshalb bis zum Sturz des Ausschusses im Sommer 1937 als weitgehend befriedet (vgl. K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 351–357). 49 Gemeint ist der Lüneburger Superintendent Rose, der zwar am 11. Januar 1937 aus der DC-Landesgemeinde Hannovers ausgetreten war, sich aber trotzdem wiederholt gegen die Entscheidungen der hannoverschen Kirchenregierung stellte, weil er „das staatskirchliche Denken und die innere Bindung an das nationalsozialistische Ideengut nicht überwunden hatte“ (E. Klügel, Landeskirche 1, S. 289).– Zur Bildung der neben Rose aus Marahrens als Vorsitzendem, Bosse, Mahrenholz und Redepenning bestehenden hannoverschen Kirchenregierung am 28. Februar 1936 und zu ihrer Tätigkeit vgl. ebd., S. 283– 306. 50 Am 14. April 1937 hatte in München eine Aussprache zwischen Meiser, Friedrich Müller und Jacobi stattgefunden, bei der Meiser vorgeschlagen hatte, die Ausschüsse sollten in den Gebieten, die sich dem Bruderrat unterstellt hatten, „auf die geistliche Leitung verzichten und lediglich rechtswirksame Anweisungen an Konsistorien und Kassen geben“; in den Gebieten aber, die sich nicht dem Bruderrat unterstellt hatten, sollten sie auch die geistliche Leitung ausüben können. Diesen Vorschlag hatte Müller damals noch als „an-
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Haltung des Ministers [Kerrl] eine neue Lage geschaffen51. Die Dinge liegen aber anders, als sie von Ihrer Seite dargestellt werden. Friedrich Müller gibt Auskunft über die Stellung zu den Verhältnissen in Hessen-Kassel und Sachsen. Wenn die dortigen Bruderräte diesen Kirchenausschüssen bescheinigen, daß sie kirchlich und bekenntnismäßig handeln, so können sie als Kirchenleitung gelten52. Ich sehe den altpreußischen Landeskirchenausschuss mit den Deutschen Christen und den Thüringern [den Thüringer Deutschen Christen] auf
nehmbare Lösung“ bezeichnet und außerdem zugestimmt, dass vor einer Besprechung zwischen altpreußischem Bruderrat und Landeskirchenausschuss zunächst „die Bischöfe mit dem Preussenaussschuss [= dem altpreußischen Landeskirchenausschuss] und mit dem Bruderrat gesondert zusammenkommen, damit auf diese Weise der Verständigung vorgearbeitet wird“ (undatierte Niederschrift Meisers: LKA Nürnberg, Meiser 98; vgl. dazu auch das Schreiben Meisers an Breit vom 14. April 1937: LKA Nürnberg, Meiser 80). 51 In seinem Schreiben an Marahrens vom 21. April 1937 hatte Kerrl es abgelehnt, die von der Kirchenführerkonferenz eingesetzte Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche anzuerkennen (Abdruck: Dokumente 4, S. 17f.; vgl. dazu auch oben Dok. 15, Anm. 123). 52 Der Bruderrat der Bekennenden Kirche von Kurhessen-Waldeck hatte in seinem Neujahrswort von Ende Dezember 1935 deutlich gemacht, dass er zwar „bewußt hinter unserem Landeskirchenausschuss“ stehe und ihm „Stücke des geistlichen Kirchenregiments“ anzuvertrauen bereit sei, dass er den staatlich eingesetzten Kirchenausschüssen aber „kein vollgültiges Kirchenregiment“ zubilligen könne (Abdruck: R. Slenczka, Kirche, S. 107– 110; Zitate: S. 108f.). Nach der Spaltung der Bekennenden Kirche auf der 4. Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche vom 18.–22. Februar 1936 in Bad Oeynhausen war es dann über die Frage der rechtmäßigen Kirchenleitung auch im kurhessischen Bruderrat fast zum Bruch gekommen. Letztlich war der Bruderrat jedoch bei seiner differenzierten Haltung gegenüber dem Landeskirchenausschuss geblieben (vgl. ebd., S. 127ff.). In einem Schreiben vom 23. Mai 1936 hatte er dem Ausschuss bescheinigt, „daß Männer der Kirche in kirchlichem Sinn und in Verantwortung vor dem Herrn der Kirche in ihm am Werk sind“; allerdings könne der Bruderrat weder „die Schranken des den Landeskirchenausschuss bindenden staatlichen Auftrages“ aufheben noch sich selbst von der „geistlichen Mitverantwortung für die Leitung unserer Landeskirche im Sinne ihres Bekenntnisses“ entbinden (Abdruck: Ebd., S. 129ff.; Zitate: S. 130).– Der sächsische Landesbruderrat hatte dem soeben gebildeten sächsischen Landeskirchenausschuss in einer Entschließung vom 28. November 1935 zugesichert, „die Männer des Ausschusses in der Vorbereitung einer echten kirchlichen Neuordnung unterstützen zu wollen“, und auf die Ausübung kirchenregimentlicher Befugnisse verzichtet; allerdings hatte er sich vorbehalten, diese Befugnisse wieder aufzunehmen, falls der sächsische Landeskirchenausschuss in einer Weise handeln sollte, die der Bekennenden Kirche als untragbar erschien (vgl. K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 351f.; J. Fischer, Landeskirche, S. 51; Zitat aus dem Schreiben des sächsischen Landesbruderrats an den sächsischen Landeskirchenausschuss vom 16. März 1936, Abdruck: Ebd., S. 222f., hier: S. 223). Grundsätzlich ging der Landesbruderrat davon aus, „daß der Landeskirchenausschuß ein Rechtshilfeorgan des Staates, aber keine echte Leitung der Kirche nach Schrift und Bekenntnis ist“; deshalb bedürften alle kirchenregimentlichen Maßnahmen des Ausschusses „der Rechtfertigung vor dem Bekenntnis und der ständigen Prüfung durch die Organe der an das Bekenntnis gebundenen Kirche“ (Ebd.).
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einer Linie. Ich billige diesem Kirchenausschuß nicht zu, daß er gegen die Deutschen Christen steht. Ich kann nicht die Kirche der Ausschüsse in gleichem Atem anerkennen mit der Kirche der Bruderräte. Ich komme nur weiter, indem ich hoffe, daß sich die Ausschußkirche von einem falschen Weg zu einem rechten Weg findet. Wenn die Ausschüsse dazu kommen könnten, Ja zu sagen zu den Sätzen, die die Grundlage des Akkords bilden53, so wäre nichts dagegen zu sagen. Dieses Herüberkommen würde ihnen wesentlich erleichtert werden, wenn sie sich nicht immer gestärkt sähen durch das Zusammenwirken mit den Kirchenführern. Um ein Agreement haben wir uns durch Monate [ein Wort gestrichen] hindurch bemüht. Asmussen: Es geht nicht, ohne daß uns konkret etwas gesagt oder dargeboten wird. Sollte es nicht besser sein, daß wir es nicht auf ein persönlich bedingtes Vertrauen bauen? Muß nicht sichtbar werden, wie Sie in den konkreten Fragen den Weg sehen, den wir gehen sollen? Durch die Gründung des Gremiums54 hat ein praevenire55 stattgefunden. In der Bildung des Gremiums liegt doch eine öffentliche Anerkennung der Arbeit der „Ausschüsse“. Darum können wir nicht weiterkommen, ehe nicht eine öffentliche Erklärung vorliegt. In dem Augenblick, in dem wir nicht tätigen, was wir sind [sic!], sind wir erledigt. Wir sind nichts Institutionelles, was die Stärke der intakten Landeskirchen56 ist. Breit: Sollte nicht die Bitte an Bruder Müller herangebracht werden, er und seine Freunde möchten in der nächsten Kirchenführerkonferenz sich bereitstellen zu einer Verhandlung über alle diese Fragen? Wenn dann in der Kirchenführerkonferenz dieser Fragenkomplex durchgesprochen würde, dann brauchten die Herren von der Vorläufigen Kirchenleitung kein Bedenken zu haben in der Richtung, daß sie hier „grün untergepflügt würden“. Friedrich Müller: Wir stimmen sachlich darin überein, daß die Stellung der Landeskirchenausschüsse die Bruderräte anerkennen [sic!]57.
53 D. h. zu Punkt 2 und 3 der Vereinbarung zwischen Lutherrat und VKL II in der Fassung vom 11. März 1937 (vgl. oben Dok. 7, Anm. 32). 54 Vgl. dazu oben Anm. 2. 55 = zuvorkommen. 56 Vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 41. 57 Nach G 2, S. 17, lautete das Votum Müllers: „Wir müssen heute zu einem festen Beschluß kommen. Es ist keine angenehme Aufgabe, vor so vielen Leuten diese Dinge auszukramen. Schärfen sind zu befürchten. Ohne eine Klärung des Verhältnisses zu den Ausschüssen hat es keinen Zweck weiterzumachen. Können Sie nicht erklären, Sie könnten mit dem Landeskirchenausschuss nicht mehr arbeiten, wenn sie nicht den Bruderräten ihre berechtigten Anliegen erfüllen.“
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Böhm: Der Beschluß der Kirchenführerkonferenz58 soll in seinem vollen Wortlaut veröffentlicht werden. Die Absichten, die zu dem Beschluß geführt haben, sollen als Kommentar beigegeben werden59. Meiser: Wir erklären, daß unser Zusammenwirken mit den Kirchenausschüssen, die nicht die Anerkennung des Bruderrates haben, nicht die Bedeutung haben sollte, sie anzuerkennen in dem Anspruch, die vollgültige [korrigiert aus: legitime] Leitung [zwei Wörter gestrichen] ihrer Kirchen zu sein. Wir erklären ferner, daß wir Bischöfe unser weiteres Verhalten zu den Kirchenausschüssen von dem Ausgang der Verhandlung60 abhängig machen werden61. Asmussen: drei Sätze, in denen uns das Gespräch zusammengefaßt zu sein scheint: 1. Die Bischöfe erkennen an, daß die Bruderräte in den Gebieten .|.|.62 2. Ihr weiteres Verhalten zu den infolge staatlicher Legalität bestehenden Ausschüssen werden die Bischöfe von einer Besprechung abhängig machen, in der diese Ausschüsse vor die Frage .|.|. 3. Die Vorläufige Kirchenleitung wird einer Einladung der Landesbischöfe zu dieser Besprechung Folge leisten63. 58 Vgl. dazu oben Dok. 13, Anm. 42. 59 In diesem Kommentar sollten die Kirchenführer klarstellen, dass „keine Sammlung möglichst großer Kreise der Deutschen Evangelischen Kirche“ beabsichtigt sei, sondern dass es nur um die „Erhaltung der vorhandenen legalen Ansätze“ gehe und das Gremium „keine Leitung + Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche“ wahrnehmen werde (G 2, S. 18). 60 D. h. von der Aussprache zwischen altpreußischem Bruderrat und altpreußischem Landeskirchenausschuss. 61 Nach G 2, S. 18, trat an dieser Stelle eine 10-minütige Pause ein, nach der Asmussen die in der Mitschrift Meisers im Folgenden wiedergegebenen Sätze vorlegte. 62 Nach einer im LKA Hannover, D 15 I Nr. 5, nur fragmentarisch überlieferten masch. Mitschrift Gaugers lautete dieser Satz vollständig: „Die Bischöfe erkennen an, daß die Bruderräte in den Kirchen mit Ausschüssen, die von dem betreffenden Landesbruderrat bestritten sind, die Kirchenleitung darstellen.“ 63 Nach der oben Anm. 62 erwähnten Mitschrift lautete dieser Satz: „Dahlem wird der Einladung zu einer Besprechung mit dem altpreußischen Landeskirchenausschuß vor dem Gremium der Kirchenführer Folge leisten“.– Nach dieser Mitschrift waren weder Marahrens noch Meiser bereit, die von Asmussen vorgelegten Sätze ohne Weiteres zu akzeptieren. Nachdem Marahrens und Wurm die Sitzung um 13.25 Uhr verlassen hatten, resümierte Meiser: „Andere Sätze als die vorhin bereits von mir formulierten werden wir heute nicht durchbringen können, weil ja die anderen beiden Bischöfe, mit denen ich zusammen handeln muß, nicht hier sind.“ Asmussen reagierte darauf empört: „Ich muß doch stark bedauern, daß die kirchenregimentliche Tätigkeit der Bruderräte nun auch in den Landeskirchen bestritten wird. Das ist ja noch mehr als wir je erlebt haben.“ Aus dem anschließenden Votum Gaugers geht hervor, dass trotzdem noch eine Einigung auf die von Meiser vorgeschlagenen beiden Sätze stattfand; die präzise Formulierung dieser Sätze ist jedoch weder aus der Mitschrift Meisers noch aus G ersichtlich. Anschließend
17 Besprechung mit Vertretern der Kirchenführerkonferenz, des Lutherrats, der Vorläufigen Kichenleitung II, des altpreußischen Bruderrats und des altpreußischen Landeskirchenausschusses 1937 April 29 I. Meiser, Wachstuchheft 7, S. 23–29. II. Asmussen – Böhm – Breit – Eger – Ficker – Otto Fricke – Happich – Hollweg – Jacobi – Kloppenburg – Kuessner – Marahrens – Meiser – Friedrich Müller – Niemöller – Niesel – Rost – Wilhelm Ewald Schmidt – von Thadden – Wurm. Geiger. III. Berlin W 35, Sekretariat des Lutherrats, Großadmiral-Prinz-Heinrich-Str. 14; von 9.00 Uhr bis 10.45 Uhr. G: 1. Meiser, ATB; 2. „Protokoll über die Aussprache zwischen den Vertretern des altpreussischen Bruderrates und des altpreussischen Landeskirchenausschusses im Beisein von Vertretern des Lutherrates, der Vorläufigen Kirchenleitung und der Landeskirchenführerkonferenz, unter dem Vorsitz von Landesbischof D. Wurm“, gez. Geiger (LKA Hannover, D 15 I Nr. 5); 3. Stenografische Mitschrift (Fickers?) (LKA Dresden, LBR 154144ff.); 4. Mitschrift Niesels (EZA Berlin, 619/18).
Wurm: Wir stehen unter dem Eindruck, daß wir in einer ernsten Stunde beisammen sind. Es ist mir ein Bedürfnis, dafür zu danken, daß diese Besprechung zustande gekommen ist1. Wir stehen in einer sehr ernsten
kam es noch zu einer einstündigen Debatte über eine mögliche Veröffentlichung der Sätze; während die Bischöfe darauf bestanden, von einer Veröffentlichung abzusehen, wies Friedrich Müller darauf hin, dass die Bruderräte und Gemeinden informiert werden müssten. Dementsprechend sandte die VKL II noch am 23. April 1937 ein vertrauliches Schreiben an die ihr angeschlossenen Bruderräte (= G 3), in dem das Ergebnis der Besprechung folgendermaßen zusammengefasst wurde: „1.) Bevor eine weitere Kirchenführerkonferenz einberufen wird, laden die drei Herren Landesbischöfe [Marahrens, Meiser, Wurm] zu einer Besprechung ein, bei der unter anderen die Vorläufige Kirchenleitung, Altpreussischer Bruderrat und der Preussische Landeskirchenausschuss vertreten sein sollen. 2.) Die Herren Landesbischöfe erklären, dass ihr Zusammenwirken mit den Ausschüssen, die nicht die Anerkennung ihrer Bruderräte haben, nicht die Bedeutung haben soll, sie in dem Anspruch, die vollgültige Leitung ihrer Kirchen zu sein, anzuerkennen. 3.) In der Besprechung wurde von den Herren Bischöfen zum Ausdruck gebracht, dass sie ihre Stellung zu den Ausschüssen und der Kirchenführerkonferenz von dem Ausgang dieser Besprechung abhängig machen“. Die Besprechung fand dann am 29. April 1937 in Berlin statt (vgl. unten Dok. 17 und 19). 1 Die Besprechung war bei der Aussprache zwischen lutherischen Kirchenführern und der VKL II am 23. April 1937 vereinbart worden (vgl. dazu oben Dok. 16, bes. Anm. 63). Der altpreußische Bruderrat hatte dieser Vereinbarung zugestimmt, da es die Lage der altpreußischen Kirche und der Deutschen Evangelischen Kirche nicht gestatte, „dass die
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Stunde. Der Wille des Ministers [Kerrl], der Kirche zu schaden, ist in geradezu zynischer Weise zum Vorschein gekommen2. Der Wille, geschlossen zu handeln, ist nicht nur notwendig in bezug auf die Gegnerschaft, die uns bedrängt und die die Kirche zu einer Propagandaabteilung des Staates machen will3, sondern im Blick auf die Gegensätze des eigenen Lagers. Die weiten Reihen, die bisher unentschieden standen und nun aufgerüttelt wurden durch die Ereignisse der letzten Monate, diese Kreise sind außerordentlich unruhig. Wir stoßen immer wieder auf die Versuche, von dort her Aktionen zu unternehmen, die geeignet sind, die ganze Position der Bekennenden Kirche zu schwächen4. Auf mit der Kirchenführerkonferenz zusammenhängenden Fragen länger ohne Entscheidung bleiben“. Erst nach Klärung dieser Fragen sei es möglich, die „gegenwärtig ruhende Arbeitsgemeinschaft“ von VKL II und Lutherrat „wieder arbeitsfähig zu gestalten“ (Schreiben des Rates der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union an Marahrens, Meiser, Wurm, den Lutherrat und die VKL II vom 26. April 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 5). Marahrens hatte dann mit Schreiben vom 26. April 1937 Breit, Ficker, Happich, Hollweg, Kühlewein, Meiser, Wurm, die VKL II, den altpreußischen Landeskirchenausschuss und den altpreußischen Bruderrat zu der in Aussicht genommenen Aussprache eingeladen (LKA Nürnberg, Meiser 101). Die VKL II hatte daraufhin zwar an ihrer Bereitschaft zur Teilnahme festgehalten, das Einladungsschreiben Marahrens’ jedoch scharf kritisiert. So hatte Friedrich Müller in einem Schreiben an Marahrens vom 27. April 1937 bemängelt, dass die Einladung nicht durch Marahrens, Meiser und Wurm, sondern allein durch Marahrens als dienstältestem Landesbischof ergangen sei, was eine Verbindung „zu der in Frage gestellten Kirchenführerkonferenz“ nahelege, „die ausdrücklich bei der Aussprache nicht in Erscheinung treten sollte“. Vor allem aber hatte Müller noch einmal klargestellt, „daß aus der Einladung nicht gefolgert werden soll, es finde eine Aussprache der namentlich aufgeführten sieben Herren statt, bei der etwa die Vertreter der Vorläufigen Kirchenleitung, des Landeskirchenausschusses und des Bruderrates angehört werden“; vielmehr könne die Besprechung ausschließlich dazu dienen, „den Herren Bischöfen zu einer Klärung ihrer Stellung behilflich zu sein, von der eine erneute Aktivierung der Arbeitsgemeinschaft von Lutherrat und Vorläufiger Kirchenleitung abhängig ist“ (LKA Hannover, D 15 I Nr. 5; zum Schreiben Müllers vgl. auch unten Anm. 16). 2 Kerrl hatte am Tag zuvor dem von der Kirchenführerkonferenz am 2./3. April 1937 eingesetzten Vertretungsgremium (vgl. dazu oben Dok. 13, Anm. 42) kurz vor einer Sitzung die Benutzung der Räume der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei durch Werner untersagen lassen (vgl. dazu unten Dok. 18, S. 341f.; vgl. auch unten Dok. 25, Anm. 21f.).– Zur Zurückweisung der Beschlüsse der Kirchenführerkonferenz durch Kerrl vgl. auch sein oben Dok. 13, Anm. 43, erwähntes Schreiben an Marahrens vom 21. April 1937. 3 In diesem Sinne hatte sich z. B. der Thüringer Deutsche Christ Paul Lehmann geäußert (vgl. dazu oben Dok. 6, Anm. 91). 4 Dazu gehörten z. B. die Aktivitäten des sog. ‚Pfarrerkreises‘, in dessen Auftrag der mecklenburgische Pfarrer Karl Timm ein weit verbreitetes Flugblatt „An die evangelischen Pfarrer Deutschlands!“ herausgegeben hatte. In diesem Flugblatt hatte der ‚Pfarrerkreis‘ sowohl der „Bekennenden Kirche Dahlemer Richtung“ als auch den Thüringer Deutschen Christen „Mißbrauch der kirchlichen Bekenntnisse als kirchenpolitisches Programm“ und „Ausnutzung der Kirchennot für kirchliche Utopien“ vorgeworfen und eine „geeinte evangelische Reichskirche“ gefordert, „die sich treu und entschlossen auf den bi-
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der anderen Seite der ungeheure Drang der Gemeinde nach Handeln und nach Führung für dieses Handeln. Das tritt einem oft ergreifend entgegen. Wir dürfen uns darüber keiner Täuschung hingeben, daß bis weit in wirklich kirchlich gesinnte und mit Fragen der Kirche vertraute Gemeindekreise gar kein Verständnis dafür ist, daß wir uns so plagen müssen um unsere Differenzen. Die Gemeinde in weitesten Kreisen wartet darauf, daß wir gemeinsam handeln. Die gemachten Ansätze5 wurden mit ungeheurer Freude begrüßt. Jedenfalls glaube ich, je länger die Zeit vorrückt, desto mehr wird in der Gemeinde gefragt: Warum kommt nichts, keine Lösung unserer [Satz bricht ab]. Daraus die Gefahr, daß die Freischärler Zuzug finden. Nun ist die große Frage die: Gibt es eine Möglichkeit des gemeinsamen Handelns, da wir in bezug auf die Kirche und ihre Zukunft teilweise verschieden denken, da die einen von uns die Kirche von 1530 vertreten6 und die anderen die Kirche von 19337, daß die einen glauben, das, was wirklich zu einer inneren Erneuerung notwendig ist, sei sofort zu verwirklichen, während andere der Meinung sind, daß es einer Entwicklung längerer Zeit bedürfe, um alles durchzusetzen, was uns allen als Ziel vorschwebt? Das sind ernste Differenzen, die wir uns gegenseitig nicht verhüllen dürfen. Trotzdem sollte ein Weg gefunden werden, ohne Verletzung der Wahrheit, doch in dieser entscheidenden Stunde zusammenzugehen, um unserem Volk eine Kirche zu erhalten, die doch den Namen Volkskirche verdient, ohne daß dabei der Beigeschmack einer Kirche mitspielt, die weder das Bekenntnis im dogmatischen Sinn noch die Gebote zu handhaben versteht und wagt. Das ist unsere Aufgabe. Gott gebe, daß wir doch einen Weg finden, um diesen Dienst unserem Volk zu tun! Es ist zugleich ein Dienst und ein Gehorsam gegen den, der uns berufen hat, um unserem Volk das Evangelium zu bringen.
blischen Glauben gründet und offen und aufrichtig zum Reiche Adolf Hitlers steht“ (Kopie des undatierten Flugblatts ohne Herkunftsangabe: EvAG München, C 3. 19; Abdruck im Wahldienst der VKL II Nr. 24 vom 26. April 1937: EvAG München, A 1. 18; zu den Aktivitäten des Pfarrerkreises und anderer ‚neutraler‘ kirchlicher Kreise vgl. auch M. Onnasch, Macht 1, S. 198–203; G. Besier, Kirche, S. 406–409; K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 371ff.; H. Hermelink, Kirche, S. 391).– Die ‚neutralen‘ kirchlichen Kreise schlossen sich im Juni 1937 dann zum Wittenberger Bund zusammen (vgl. dazu unten Dok. 31, Anm. 23). 5 Gemeint ist die Vereinbarung über eine Arbeitsgemeinschaft zwischen Lutherrat und VKL II vom 3./11. März 1937 (vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 24). 6 D. h. die lutherische Kirche auf der Grundlage des Augsburgischen Bekenntnisses von 1530 (vgl. dazu oben Dok. 15, Anm. 38). 7 Gemeint ist die 1933 gegründete Deutsche Evangelische Kirche; aus lutherischen Kreisen wurde ihr vorgeworfen, sie besitze kein Bekenntnis, weshalb sie auch nicht als Kirche zu betrachten sei (vgl. dazu H.-J. Reese, Bekenntnis, S. 180–197).
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Friedrich Müller-Dahlem: Meine Herren Brüder! D. Wurm hat gefragt: Gibt es eine Möglichkeit des gemeinsamen Handelns? Von der Notwendigkeit eines Handelns der gesamten Kirche sind wir überzeugt. Wir haben uns den Kopf darüber seit langer Zeit zerbrochen. Die Vorläufige Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche sowohl als auch der Lutherrat sind zu der Überzeugung gekommen: Eine solche Möglichkeit gibt es. Wir sind dabei aber dann gezwungen worden, uns darauf zu besinnen, auf welcher Grundlage besteht eine solche Möglichkeit und haben dabei erklärt, daß die Möglichkeit des gemeinsamen Handelns für uns lediglich darin gegeben ist, daß wir uns nicht auf formale Dinge beziehen, die verschieden ausgelegt werden können, sondern daß wir auf eine bestimmte Grundlage treten, die dogmatisch bestimmt ist und welche die Scheidung berücksichtigt, die von den Bekenntnissynoden gelegt ist8. Darauf ruhte die Arbeitsgemeinschaft von Vorläufiger Kirchenleitung und Lutherrat9. Dann wird weiter gefragt werden: Gibt es eine Arbeitsgemeinschaft über diesen Kreis hinaus, so ist uns deutlich: Die Möglichkeit wird bestimmt und begrenzt durch die gemeinsame Grundlage, die an der Entscheidung der Bekenntnissynode nicht vorübergehen kann. Es traten dann Schwierigkeiten der so erreichten Gemeinsamkeit durch die Tatsache auf, daß eine neue Kirchenführerkonferenz einberufen wurde, die auf dem Boden der Legalität eine andere Arbeitsgemeinschaft herstellen wollte10. Dadurch sind Schwierigkeiten entstanden, die ihren Brennpunkt in den preußischen Verhältnissen haben11. Deshalb wurde es für wünschenswert erklärt, daß einmal eine Unterredung zwischen den preußischen Partnern zustande käme. Ehe wir uns in die Verhandlung hineinbegeben, möchte ich noch folgendes sagen dürfen: Wir hatten eine große Anzahl von Versuchen gemacht, eine Vereinbarung in Preußen zu treffen über das Verhältnis von Landeskirchenausschuß und Bruderrat12. Das ist uns 8 D. h. die Scheidung von den Deutschen Christen, wie sie vor allem mit der Theologischen Erklärung der Barmer Bekenntnissynode vom 31. Mai 1934 (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 48) und der Botschaft der Dahlemer Bekenntnissynode vom 20. Oktober 1934 (vgl. oben Dok. 3, Anm. 36) vollzogen worden war. 9 Vgl. Punkt 2 und 3 der Vereinbarung zwischen Lutherrat und VKL II in der Fassung vom 11. März 1937 (vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 32). 10 Gemeint ist die Sitzung der Kirchenführerkonferenz am 2./3. April 1937, bei der ohne Beteiligung der VKL II ein neues Vertretungsgremium für die Deutsche Evangelische Kirche eingesetzt worden war (vgl. oben Dok. 10–13). 11 Der altpreußische Bruderrat und die VKL II hatten Marahrens, Meiser und Wurm vorgeworfen, die Beteiligung Zimmermanns an der Kirchenführerkonferenz und insbesondere seine Berufung in das neue Vertretungsgremium käme einer Anerkennung des altpreußischen Landeskirchenausschusses durch die Kirchenführer gleich (vgl. dazu oben Dok. 15, Anm. 28 und 34; vgl. auch schon oben Dok. 14, Anm. 1). 12 Zu diesen Verhandlungen vgl. unten Dok. 19, Anm. 3, 5 und 8.
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bisher stets mißlungen. Wir sind nicht der Meinung, daß es die Aufgabe der heutigen Versammlung sein könnte, daß jetzt zwischen Vorläufiger Kirchenleitung oder altpreußischem Bruderrat einerseits und Landeskirchenausschuß andererseits in Klage und Gegenklage das Spiel hin und her geht und dann das jetzige Gremium seine Meinung darüber abgibt: Hier liegt das Recht und hier das Unrecht. Was soll aber sonst sein? In den Vorbesprechungen haben wir gemeint, nachdrücklich darauf hinweisen zu müssen, daß uns nichts [damit] geholfen wird, wenn in einem großen Kreis Gespräche, die zwischen uns versucht und wieder abgerissen sind, erneut in Gang gebracht werden und wir vor der Tatsache stehen, daß in Monaten vielleicht ein Ergebnis erreicht werden könnte. Wir haben durch die Aufgaben, die uns ganz konkret augenblicklich brennen, keine Möglichkeit und keinen Willen dazu. Darauf wird es ankommen, daß die Herren des altpreußischen Landeskirchenausschusses uns sagen können: Wir sind in der Lage, verbindlich über unser Verhältnis zu den Bruderräten etwas zu sagen. Ich stelle diese Frage, ob die Herren verbindlich uns etwas sagen können über ihre Stellung zu unserem Anspruch, die Leitung der Kirche zu sein. Eger verneint das13. Friedrich Müller: Dieses Gespräch erfüllt die Voraussetzungen nicht, unter denen wir hierher gekommen sind. Wir sehen deshalb keine Möglichkeit, die Verhandlungen weiter zu führen. Kuessner: Wir sind nicht hier, um ein belangloses Palaver zu führen. Aber es ist etwas anderes, ob man sogleich zu bindenden Abmachungen kommt, die zugleich in eine bindende Form gebracht werden können. Ich möchte deshalb darum bitten, daß das Gespräch nicht sofort abgebrochen wird. Es ist nicht ganz richtig, daß die Schwierigkeiten nur auf Altpreußen beschränkt sind. Das ist ein Irrtum. Darum braucht das Gespräch nicht einfach abgebrochen zu werden. Es ist ein notwendiger erster Schritt, daß wir uns über die Grundlinien einmal aussprechen, um dann in einer zweiten Sitzung zu folgern, in welcher Weise ein Zusammengehen möglich ist. Meiser: Erinnert an die Abmachungen vom Freitag14. Wilhelm Ewald Schmidt: Ich wollte eigentlich, daß alle Mitglieder des Landeskirchenausschusses heute hier sein sollten. Es wurde aber abgewie-
13 Präziser in G 2, S. 2: „Diese Frage kommt für mich überraschend. Allein die Tatsache, dass nicht sämtliche Mitglieder des Ausschusses anwesend sind, lässt mich antworten, eine verbindliche Aussage sei unmöglich.“ 14 Zu diesen Vereinbarungen, die bei der Besprechung zwischen lutherischen Kirchenführern und Vertretern der VKL II am 23. April 1937 getroffen worden waren, vgl. oben Dok. 16, Anm. 62f.
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sen unter Hinweis, daß nur drei Mitglieder erscheinen sollten15. Die Kirchenausschüsse bedeuten heute gar nichts mehr. Sie haben die „Bürokratie zu leiten“. Sie können morgen schon vollkommen erledigt sein. Aber was ich für mich sagen kann, das kann ich bindend sagen, und das bedeutet immerhin auch für den Landeskirchenausschuß etwas. Niemöller: Die heutige Aussprache sollte endgültig klären, wo in Zukunft die Herren Bischöfe ihren Platz suchen. An einer anderen Frage haben wir kein Interesse. Ich sehe also keine Möglichkeit, was man sagen und verhandeln soll, wenn auf die konkreten Fragen geantwortet wird: Wir sind nicht befugt zu entscheiden. „Auf die Legalität, die Sie heute noch haben, pfeifen wir, meine Herren“. Friedrich Müller: Es ist so gekommen, als führten wir in diesem Augenblick einen Kampf gegen den altpreußischen Kirchenausschuß. Das ist von meiner Seite nicht der Fall. Ich fühle mich mit Ihnen in einer Linie. Eine Reihe von früheren Versuchen sind immer wieder gescheitert. Ich hatte nun gehofft, daß jetzt endlich verbindlich geredet wird. Eine Einschränkung der Teilnehmer zu einer Vorbesprechung war meiner Erinnerung nach nicht vorgesehen. Ich stimme an sich dem Ausgangspunkt, den Niemöller gefordert hat, voll zu. Ich habe aber, als es zu der Verabredung zu der Zusammenkunft kam, bestimmt erklärt, daß wenn man uns jetzt mit Leuten des Landeskirchenausschusses an einen Tisch bringt, daß es dann aber nicht so kommen darf, daß die Entscheidung, die heute fallen sollte, in eine unbestimmte Zeit verzögert werden soll. Ich war der Meinung, heute müßte es dahin kommen, daß das Verhältnis zwischen Bruderrat und Landeskirchenausschuß endgültig klargestellt wird, damit dann auch die Bischöfe ihr Verhalten danach einrichten können. Die Voraussetzungen, unter denen ich hierher gekommen bin, sind nicht hier. Deshalb tut es mir leid, daß wir nach so kurzer Zeit uns wieder verlassen müssen. Marahrens: Müller schrieb mir gestern Mittag: Es kann sich nicht um ein unverbindliches Gespräch handeln16. Daran hat niemand von uns gedacht. Das Ziel sollte ein endgültige Klärung sein. Es ist aber eine völli-
15 Vgl. dazu das oben Anm. 1 erwähnte Einladungsschreiben Marahrens’ vom 26. April 1937, nach dem als Teilnehmer von der VKL II und vom altpreußischen Landeskirchenausschuss jeweils drei, vom altpreußischen Bruderrat sogar nur zwei Vertreter vorgesehen waren. 16 In dem oben Anm. 1 erwähnten Schreiben Müllers an Marahrens vom 27. April 1937 hatte es wörtlich geheißen: „Es kann sich nicht um ein unverbindliches Gespräch mit uns vielleicht zum Teil wohlgesinnten Mitgliedern des Landeskirchenausschusses handeln, die sich gegebenenfalls darauf zurückziehen, daß sie nicht ermächtigt seien, für den Landeskirchenausschuß verbindliche Erklärungen abzugeben“.
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ge Unmöglichkeit, eine endgültige Klärung immer wieder sofort abzugeben. Uns bewegt heute die Frage, ob die Möglichkeit eines gemeinsamen Handelns gegeben ist. Die Not ist zu groß, als daß wir einfach auseinandergehen könnten. Jacobi: Ich kann nicht verstehen, warum der Landeskirchenausschuß nicht sagen will: Ich erkläre bindend, .|.|. [Text bricht ab]. Es wird keine Frage aufgeworfen, die nicht längst schon zwischen uns erwogen worden ist. Wir stehen in einer Situation, die einfach Entscheidungen fordert. Wer einmal in die Zwangslage versetzt ist, ist auch gezwungen zu handeln und Entscheidungen zu fällen. So kann man nicht vorgehen, oder man versündigt sich an der Kirche. Der Landeskirchenausschuss selbst weiß doch, wie die anderen Glieder denken. Eger: Ich habe zwei Fragen. Die eine richtet sich an den Landeskirchenausschuss und fragt ihn, wie er sich zu dem altpreußischen Bruderrat stellen kann. Die andere Frage richtet sich an die Landesbischöfe, wie sie sich zu den Kirchenausschüssen bzw. zu dem Bruderrat stellen. Das sind zwei verschiedene Fragen. Ich habe an den letzten Verhandlungen nicht teilgenommen. Ich weiß deshalb nicht, was heute vor acht Tagen verhandelt worden ist17. Ich habe darüber erst gestern einiges gehört. Meine Bitte war die, daß zunächst einmal eine Verhandlung stattfinden möchte zwischen Landeskirchenausschuß und Bruderrat unter neutralem Vorsitz. Dann hätten wir einen Fragenkomplex in einer Verhandlung erledigen können. Diesen Weg halte ich immer noch für den geschickteren. Wilhelm Ewald Schmidt: In der gegenwärtigen Situation ist es so, daß Sie uns nur noch einen Rat gewähren sollen. Wir sind so arm geworden. Die einen können sagen: Wir können nur eines tun: Mit einer Geste unseren Abschied nehmen. Die anderen sagen: Es steht zu viel auf dem Spiel. Ihr dürft nicht zurücktreten. Liebe Brüder, gebt uns einen Rat. Was sollen wir jetzt tun? Wenn Sie uns sagen: Tretet zurück, dann sagen wir: Das und das müssen wir bedenken; und wenn Sie uns sagen: Bleibt! dann muß zwischen uns manches klar gemacht werden. Asmussen: Eger sieht in einem Punkte die Dinge falsch. Aus dieser Besprechung heraus werden die Landesbischöfe über ihre weitere Stellung entscheiden. Darum sind die zwei Fragen eine Frage. Ficker: Wir würden uns in Sachsen einem Votum der Altpreußischen Union nicht unterwerfen. Was bei uns in Sachsen möglich geworden ist18,
17 D. h. bei der Besprechung zwischen lutherischen Kirchenführern und Vertretern der VKL II am 23. April 1937 (vgl. oben Dok. 16). 18 Zur Unterstützung der Tätigkeit des sächsischen Landeskirchenausschusses durch den sächsischen Landesbruderrat vgl. oben Dok. 16, Anm. 52.
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müßte auch in Preußen möglich sein. Das Aufstehen der Gemeinden fordert eigentlich, daß wir zusammenkommen. Es ist enttäuschend, daß wir hier über solche Formalien reden. Unterbrechung der Sitzung19.
19 Nach G 1 besuchte Meiser während dieser Unterbrechung Generalleutnant Halder. Nach einer Besprechung im kleinen Kreis (vgl. unten Dok. 18) wurde die Sitzung im Plenum dann um 16 Uhr fortgesetzt (vgl. unten Dok. 19).
18 Besprechung im kleinen Kreis 1937 April 29 I. II. III. G:
Meiser, Wachstuchheft 7, S. 29f. Marahrens – Meiser1. Berlin; nachmittags. –.
Bericht Marahrens im kleinen Kreis. Werner wurde am Samstag [24. April 1937] vom Minister [Kerrl] empfangen in Gegenwart von Muhs. Die Unterredung dauerte 55 Minuten2. Der Minister erklärte: [„]Die Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche ist nicht mehr vorhanden3.[“] Was wahrzunehmen ist, hat die Kirchenkanzlei bzw. er selbst zu tun4. 1 Es ist sicher anzunehmen, dass aus dem Kreis der Teilnehmer an den vorausgegangenen Verhandlungen zwischen Vertretern der Kichenführerkonferenz, des Lutherrats, der Vorläufigen Kichenleitung II, des altpreußischen Bruderrats und des altpreußischen Landeskirchenausschusses (vgl. dazu oben Dok. 17; zur Fortsetzung dieser Verhandlungen vgl. unten Dok. 19) weitere Personen an dieser Besprechung teilgenommen haben; da Meiser die Namen jedoch nicht notiert hat und auch keine Gegenüberlieferung vorliegt, konnten diese Personen nicht ermittelt werden. 2 Vgl. dazu die „Niederschrift über eine Besprechung zwischen dem Herrn Reichsminister Kerrl und Präsident Werner im Reichskirchenministerium am 24. April 1937“ (EZA Berlin, 1/1538). Den Anlass für diese Besprechung hatte u. a. der Schnellbrief Kerrls an Werner vom 12. April 1937 dargestellt, in dem Kerrl die Benutzung der Räume der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei durch die Kirchenführer untersagt hatte. Zur Begründung hatte Kerrl angegeben, die „Benutzung einer kirchenamtlichen Einrichtung zu kirchenpolitischen Zwecken und im einseitigen Interesse einer kirchenpolitischen Gruppe“ sei nicht statthaft; insbesondere sei es nicht „angängig, durch den Ort der Tagung dieser Zusammenkunft einen amtlichen Anschein zu geben“. Werner habe deshalb künftig „jeden Mißbrauch des Amtsgebäudes der Kirchenkanzlei durch Angehörige kirchenpolitischer Gruppen – auch wenn diese einer Landeskirchenregierung angehören – für die Zukunft auf alle Fälle zu unterbinden“ (Ebd.). 3 Kerrl hatte beanstandet, dass „die Landesbischöfe sich als im leitenden Amt stehende Führer ihrer Landeskirche bezeichneten. Es wäre nichts mehr zu leiten, sondern alle kirchenregimentlichen und Verwaltungsorgane seien auf die Bearbeitung der laufenden Verwaltungsangelegenheiten beschränkt“; auf Werners Entgegnung, die Landesbischöfe leiteten diese Bezeichnung aus Art. 7, Abs. 4, der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche vom 11. Juli 1933 her, hatte Kerrl dann erklärt, die „Verfassung bestehe nicht mehr (sie stehe auf dem Papier, sie ruhe z. Zt.)“ (Zitate aus der oben Anm. 2 erwähnten Niederschrift). 4 Nach der oben Anm. 2 erwähnten Niederschrift hatte Kerrl am Ende der Besprechung erklärt, die „Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche sei ausreichend gesichert da-
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Werner wies darauf hin, daß das nicht gehe; manche Dinge müßten doch genau überlegt werden, z. B. die Schulsachen5. Der Minister erklärte: [„]Die Schulsachen mache ich. Ich sprach mit Rust6. Die Landeskirchen bestehen noch. Sie haben nichts weiter zu tun, es sind nur noch Abwicklungsstellen. Die sogenannten Kirchenführer und Landesbischöfe sind Pfarrer. Ich habe Ludwig Müller entmächtigt7, ich werde sie ebenso entmächtigen lassen. Sie ziehen jetzt durchs Land und sammeln die Leute. Aber sie kommen für mich nicht mehr in Betracht.[“] Vorhanden ist ihm nur das Kirchenvolk, [ein Wort gestrichen] dessen Treuhänder er sei: [„]Die 40 Millionen Protestanten, die habe ich zu betreuen. Sie werden zeigen, wo Kirche ist8.[“] Werner sagte: „Können Sie sich nicht irren?“ [Kerrl:] „Ich irre mich nicht.“ [Werner:] „Die bekennenden Kreise könnten doch die Mehrheit bekommen.“ [Kerrl:] „Dann ist Schluß. Dann hört die Kirche auf, Körperschaft des öffentlichen Rechtes zu sein.“ [Werner:] „Wann kommt die Wahl?“ [Kerrl:] „Die kann über Nacht kommen.“ [Werner:] „Dann ist alles schon klar.“ [Kerrl:] „Ich selbst bin der Leiter der Kirchenkanzlei. Sie haben auszuführen, was ich Ihnen sage.“ Das alles teilte mir [Marahrens] Werner mit. Der Minister wies Werner an. [Werner:] „Ich darf die Herren9 nicht mehr ins Haus lassen. Ich darf den Herren auch nicht für die Kirchenführerkonferenz einen
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durch, dass die Verwaltung von Präsident Dr. Werner, das Aussenamt von Bischof D. Heckel und die Finanzabteilung von Oberkonsistorialrat Gustavus ausgeübt würde. An diesem Zustand werde auch nichts geändert“. Gemeint sind der geplante Erlass reichseinheitlicher Richtlinien für den evangelischen Religionsunterricht an Volksschulen und die in Vorbereitung befindlichen Stoffverteilungspläne (vgl. dazu oben Dok. 15, Anm. 89–95; vgl. auch J. Thierfelder, Geschichte, S. 154–168). Gespräch nicht ermittelt.– Reichserziehungsminister Rust war für den Erlass der Unterrichtsrichtlinien zuständig und hatte sich bereits seit 1935 um einheitliche Richtlinien für den Religionsunterricht bemüht (vgl. J. Thierfelder, Geschichte, S. 156). Für Ludwig Müller hatten das „Gesetz zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 24. September 1935 (GBlDEK 1935, S. 99) und die Bildung von Reichskirchenausschuss und altpreußischem Landeskirchenausschuss im Oktober 1935 den Verlust sämtlicher kirchenleitender Befugnisse und damit die faktische Entmachtung sowohl als Reichsbischof als auch als preußischer Landesbischof bedeutet; er hatte lediglich seinen Titel, das Amtskreuz, seinen Talar und das Gehalt behalten können. Er wurde jedoch niemals offiziell seines Amtes enthoben und ist auch von sich aus nicht zurückgetreten (vgl. T. M. Schneider, Reichsbischof, S. 218–227). D. h. bei den im Wahlerlass Hitlers vom 15. Februar 1937 vorgesehenen Kirchenwahlen (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 1). Gemeint sind die Mitglieder des von der Kirchenführerkonferenz am 3. April 1937 eingesetzten Gremiums, das die Deutsche Evangelische Kirche vertreten sollte (vgl. dazu oben Dok. 13, Anm. 42).
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Raum zur Verfügung stellen.“ Die 13. Durchführungsverordnung10 bedeutet nichts für die Regelung der Schulangelegenheiten. Da hat die Kirchenkanzlei ein Vakuum. Deshalb kann die Kirchenführerkonferenz nicht auf Ihren Gedanken eingehen! Wir müssen deshalb in der Kirchenkanzlei wieder zusammenkommen. Werner kann uns dann ja durch die Polizei aus dem Hause weisen lassen. Werner bat, wir möchten unsere Besprechungen, die für Mittwoch nachmittag angesetzt sind11, anderswohin verlegen. Werner verbot es. Ich kam 1/2 9 Uhr ins Haus. Der Pedell12: „Ich habe den Auftrag, Ihnen zu sagen: Sie müssen sich auf einem Zettel eintragen.“ Marahrens schlug das ab. Ich ging auf mein Zimmer. Im Hause ist ein lebendige Spionage. Muhs ist über alles unterrichtet. Ich habe mich dann lange mit Werner unterhalten13. Wir
10 Zur „Dreizehnten Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 20. März 1937 vgl. oben Dok. 9, Anm. 11. 11 Diese Sitzung des Kirchenführergremiums, für die Marahrens, Wurm, Zimmermann und Hollweg als Teilnehmer vorgesehen waren, hatte am 28. April 1937 um 14.30 Uhr stattfinden sollen (vgl. das Schreiben Werners an Marahrens, Wurm, Zimmermann und Hollweg vom 28. April 1937: EZA Berlin, 1/1538). 12 Vermutlich ist hier der Hausmeister und Pförtner der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei, Kietzmann, gemeint. 13 Bei dieser Besprechung am 28. April 1937 hatte Marahrens Werner einen schriftlich formulierten Fragenkatalog vorgelegt. Danach sollte Werner zunächst grundsätzlich dazu Stellung nehmen, ob die Deutsche Evangelische Kirchenkanzlei die unter dem Vorsitz Marahrens’ stehende Kirchenführerkonferenz „als eine kirchlich legitimierte und verfassungsmässige Einrichtung der Deutschen Evangelischen Kirche“ anerkenne und ob sie zustimme, „dass die in der Kirchenführerkonferenz nicht vertretenen Kirchenleitungen, etwa von Thüringen und Mecklenburg, die reformatorische Glaubensgrundlage, wie sie der Art. 1 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche feststellt, verlassen haben und infolgedessen der kirchlichen Legitimation vor der Verfassung entbehren“. Falls die Kirchenkanzlei diese Fragen bejahe, solle sie weiter dazu Stellung nehmen, ob damit der „Kirchenführerkonferenz in Ermangelung anderer sowohl legitimer als auch legaler Organe der Deutschen Evangelischen Kirche die geistliche Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche und ihre Vertretung in den Verhandlungen mit ausserkirchlichen Instanzen über die Neuordnung der Kirche und über die Wahl einer Generalsynode“ zukomme. Für diesen Fall solle die Kirchenkanzlei außerdem eine Erklärung abgeben, ob sie sich diesem „Ordnungswerk und diesen Bemühungen der Kirchenführer“ auch nach außen zur Verfügung stellen „und ihre eigene Arbeit in engster Fühlung mit den Kirchenführern und den von ihnen herausgestellten Vertretern“ führen werde. Falls die Kirchenkanzlei jedoch die vorgelegten Fragen verneine, müsse sie dazu Stellung nehmen, was sie zu tun gedenke, „um den nach ihrer Auffassung vorhandenen völligen Mangel einer geistlichen Leitung und Vertretung und die damit gegebene völlige Ausschaltung sowohl des geistlichen Führungsamtes wie der Landeskirchenregierungen aus der Deutschen Evangelischen Kirche zu überwinden“; außerdem habe sie Rechenschaft darüber abzulegen, nach „welchen Gesichtspunkten und in welcher Richtung“ sie künftig noch „ihre Arbeit als Einrichtung der Kirche“ führen wolle. Schließlich müsse sie sich die Frage gefallen lassen, ob es ihre Absicht sei, „den völligen inneren Zerfall der Deutschen Evangelischen Kirche und deren Verhandlungsunfähigkeit nach aussen, insbesondere bei der bevorstehenden Wahl
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haben sehr offen miteinander gesprochen. Werner gab mir in vielem recht, erklärte aber: „Ich bin Staatsbeamter und kann nichts machen.“ Ich teilte ihm mit, daß 3.30 Uhr im Haus eine Kirchenführersitzung sein werde. Werner: „Dann muß ich Ihnen den Eintritt verweigern.“ Er rief dann nochmal an, wie es wäre. Ich sagte: „Sitzung ist um 3.30 Uhr.“ Werner: „Dann werde ich jedem der Herren schreiben.“ Er schrieb dann tatsächlich an alle Beteiligten: „Ich sehe mich nicht in der Lage, die Amtsräume der Kirchenkanzlei weiter zur Verfügung [ein Wort gestrichen] zu stellen14.“ Wir kommen also wieder auf den Zustand von 1934, wo wir unsere Tagungen außerhalb Berlins hielten15. Marahrens schlägt vor: Wir wollen eine neue Sitzung anberaumen und es Werner noch einmal mitteilen16.
einer Generalsynode, hinzunehmen und dieser Entwicklung weiter dadurch Vorschub zu leisten, dass sie die Zusammenarbeit mit der Kirchenführerkonferenz ablehnt“ (EZA Berlin, 1/1538). 14 Vgl. das oben Anm. 11 erwähnte Schreiben Werners an Marahrens, Wurm, Zimmermann und Hollweg vom 28. April 1937. Zur Begründung hatte Werner auf die 13. Durchführungsverordnung und das Schreiben Kerrls an Marahrens vom 21. April 1937 (vgl. dazu oben Dok. 15, Anm. 123) verwiesen; er sei jedoch bereit, die ihm von Marahrens vorgelegten Fragen (vgl. oben Anm. 13) zu prüfen, und behalte sich eine Stellungnahme hierzu vor. 15 Vermutlich bezog sich Marahrens hier auf die Sitzungen der ersten Vorläufigen Kirchenleitung (vgl. dazu oben Dok. 10, Anm. 98), die zwar in Berlin stattgefunden hatten, wegen der fehlenden staatlichen Anerkennung jedoch für mehr als ein Jahr im Gebäude der Berliner Stadtmission in der Nähe des Halleschen Tores abgehalten worden waren (vgl. dazu G. Prater, Kämpfer, S. 96). 16 Dementsprechend wandte sich Marahrens dann am 30. April 1937 nochmals mit der Bitte an Werner, einen Raum in der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei für die Sitzungen des von der Kirchenführerkonferenz berufenen Vertretungsgremiums zur Verfügung zu stellen. Dabei wies er darauf hin, dass die im Amt befindlichen Kirchenleitungen durch die 13. Durchführungsverordnung zwar auf die Bearbeitung der laufenden Geschäfte beschränkt seien, „an der Rechtsgültigkeit der von uns vertretenen Kirchenführer“ aber auch „nach der Meinung des Herrn Ministers kein Zweifel“ bestehen könne. Außerdem müsse auch dem Minister gegenüber unbeirrt daran festgehalten werden, dass zu den laufenden Geschäften die Wahrnehmung der geistlichen Leitungsbefugnisse gehöre; in der evangelischen Kirche gebe es „keine bloße äußere Verwaltung“, vielmehr müssten Verwaltung und geistliche Leitung „Hand in Hand gehen“. Die geistliche Leitung aber, mit deren Wahrnehmung das Gremium beauftragt worden sei, beruhe auf der Bekenntnisgrundlage der Landeskirchen, sei „verfassungsmässig verbrieft“ und könne „auch nicht für Zeit aufgehoben werden“ (EZA Berlin, 1/1538). In seinem Antwortschreiben vom 5. Mai 1937 bekundete Werner zwar den Wunsch, „eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit allen Landeskirchen“ zu erhalten; im Hinblick auf die gegebene Rechtslage und die Weisungen des Ministers könne er die Amtsräume der Kirchenkanzlei jedoch „einem beschränkten Kreis von kirchlichen Amtsträgern“ nicht zur Verfügung stellen (Ebd.). Das Kirchenführergremium hielt seine Sitzungen daraufhin in den Räumen des Lutherrats ab (vgl. die Sitzungsniederschriften im LKA Stuttgart, D 1, 137).
19 Besprechung mit Vertretern der Kirchenführerkonferenz, des Lutherrats, der Vorläufigen Kirchenleitung II, des altpreußischen Bruderrats und des altpreußischen Landeskirchenausschusses (Fortsetzung) 1937 April 29 I. II. III. G:
Meiser, Wachstuchheft 7, S. 31–60. Vgl. oben Dok. 17 (ohne Niemöller); außerdem Albertz – Martin – Zimmermann. Vgl. oben Dok. 17; von 16.00 Uhr bis 21.35 Uhr. Vgl. oben Dok. 17.
Fortsetzung 16 Uhr1. Inzwischen sind auch Martin und Zimmermann erschienen2. Friedrich Müller: Erschwerung der Lage innerhalb der Deutschen Evangelischen Kirche durch die ungeklärte Frage in der altpreußischen Kirche. Rückblick auf die Bemühungen, zu einer Verständigung zwischen Vorläufiger Kirchenleitung und altpreußischem Landeskirchenausschuss zu kommen. Erstmalige Verhandlungen ohne Ergebnis3. Wiederaufnahme der Verhandlungen, als nur noch zwei Provinzen ohne Kirchenausschüsse waren, Rheinland und Westfalen4. Die von Zoellner in Gang 1 Zum ersten Teil der Besprechung vgl. oben Dok. 17; während der Unterbrechung hatte noch eine Besprechung im kleinen Kreis stattgefunden (vgl. oben Dok. 18). 2 Nachdem Eger bei der Plenumssitzung am Vormittag erklärt hatte, er könne keine verbindlichen Aussagen treffen, da nicht alle Mitglieder des altpreußischen Landeskirchenausschusses anwesend seien (vgl. dazu oben Dok. 17, Anm. 13), hatte Friedrich Müller gedroht, das Gespräch sofort abzubrechen; daraufhin war beschlossen worden, für die weiteren Beratungen die noch fehlenden Mitglieder des altpreußischen Landeskirchenausschusses hinzuzuziehen (vgl. G 2, S. 3). 3 Gemeint ist das Gespräch zwischen dem Rat der evangelischen Kirche der altpreußischen Union und dem altpreußischen Landeskirchenausschuss am 22. November 1935 unter dem Vorsitz von Marahrens, bei dem u. a. über das Minderheitenrecht, die Verbindlichkeit der Barmer Theologischen Erklärung, die Trennung von geistlicher und weltlicher Verwaltung der Kirche und die Beendigung der Ausübung kirchenregimentlicher Befugnisse durch die Bruderräte verhandelt worden war (vgl. W. Niemöller, Kirche, S. 141; W. Niesel, Kirche, S. 87f.). 4 Die Bildung von Provinzialkirchenausschüssen für die Mark Brandenburg, Ostpreußen, Pommern, Schlesien und die Kirchenprovinz Sachsen hatte Kerrl am 27. Dezember 1935 bekannt gemacht; die Kirchenprovinz Grenzmark Posen-Westpreußen, die keinen Provinzialkirchenausschuss erhalten hatte, war dem Ausschuss der Mark Brandenburg unterstellt worden (vgl. GBlDEK 1935, Ausgabe B, S. 139). Die Ausschussbildung in der Kirchenprovinz Westfalen hatte sich zunächst verzögert, weil Vertreter der westfälischen Bekennenden Kirche Ende Oktober 1935 von Kerrl verlangt hatten, die geistliche Leitung nicht dem Ausschuss, sondern Präses Koch zu übertragen (vgl. B. Hey, Kirchenprovinz,
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gebrachte Aussprache sollte das Ziel haben, zu einer Verständigung zwischen Landeskirchenausschuß und den Bruderräten von Westfalen und Rheinland zu kommen5. Bei diesen Verhandlungen ist man ursprünglich davon ausgegangen, daß der Landeskirchenausschuss sagte: Zu einer eigentlichen kirchlichen Leitung fehlt uns etwas6. Eine eigentS. 117; W. Niemöller, Kirche in Westfalen, S. 170f.); auch die Verhandlungen über die Bildung eines rheinischen Provinzialkirchenausschusses hatten Ende 1935 noch zu keinem Ergebnis geführt (vgl. G. van Norden, Kirchenkampf, S. 96–102; K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 230ff.). Als der altpreußische Landeskirchenausschuss in einer Verordnung vom 11. Dezember 1935 dann den Provinzialkirchenausschüssen die geistliche Leitung übertragen hatte, war für die Rheinprovinz und Westfalen eine Sonderregelung vorbehalten geblieben (Abdruck der Verordnung: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 127ff., hier: S. 128). 5 Gemeint sind die sog. ‚Betheler Verhandlungen‘, die im Dezember 1935 und Januar 1936 in Bethel, am 4. Februar 1936 in Hannover und am 11./12. Februar 1936 in Berlin stattgefunden hatten. Von der Bekennenden Kirche hatten daran Beckmann, von Bodelschwingh, Koch und Lücking, von Seiten der Ausschüsse Zoellner, Eger, Wilhelm Ewald Schmidt und Winckler teilgenommen. Mit diesen Verhandlungen war der Versuch unternommen worden, noch vor der Einsetzung von Provinzialkirchenausschüssen im Rheinland und in Westfalen in den Fragen von Kirchenregiment und geistlicher Leitung zu einem Ausgleich zwischen Bruderräten und Ausschüssen zu kommen. Dabei hatten am 20. Dezember 1935 zunächst Lücking und Beckmann eine Denkschrift zur Neubildung der kirchlichen Organe in Altpreußen vorgelegt, nach der das Kirchenregiment den Notorganen der Bekennenden Kirche vorbehalten bleiben sollte, während die Ausschüsse nur für den Schutz vor außerkirchlicher Einflussnahme und die Zusammenarbeit von kirchlicher Leitung und Verwaltung zuständig sein sollten (Abdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 371–375). Ein Entwurf von Bodelschwinghs vom 2. Januar 1936 war den Ausschüssen dann insofern entgegengekommen, als auch für die Deutschen Christen eine geistliche Leitung eingerichtet werden sollte (Abdruck: Ebd., S. 375ff.). Die von Zoellner und von Bodelschwingh entworfene „Ordnung der geistlichen Leitung in den altpreußischen Kirchenprovinzen für die Übergangszeit bis zum Jahre 1937“ (‚Betheler Sätze‘) vom 5. Januar 1936, die auf dem Entwurf von Bodelschwinghs basierte, hatte dann vorgesehen, dass der Provinzialkirchenausschuss die geistliche Leitung einem Theologen übertragen sollte (Abdruck: Ebd., S. 378ff.). Der westfälische Bruderrat hatte auf die ‚Betheler Sätze‘ weitgehend zustimmend reagiert, während der altpreußische Bruderrat u. a. auf seiner Forderung nach der Anerkennung der Barmer Theologischen Erklärung als Voraussetzung für die kirchliche Neuordnung bestanden hatte; damit zeichnete sich auch hier die Spaltung innerhalb der Bekennenden Kirche ab (vgl. den Beschluss des westfälischen Bruderrats vom 11. Januar 1936, Abdruck: Ebd., S. 387; vgl. auch das Schreiben des altpreußischen Bruderrats an den altpreußischen Landeskirchenausschuss vom 9. Januar 1936, Abdruck: Ebd., S. 383–386).– Zu den Betheler Verhandlungen vgl. G. Besier, Lenkung, S. 325–328; B. Hey, Kirchenprovinz, S. 125f.; G. van Norden, Kirchenkampf, S. 104ff.; W. Niesel, Kirche, S. 94–97. 6 Vgl. dazu Abschnitt I der ‚Betheler Sätze‘ vom 5. Januar 1936 (vgl. oben Anm. 5), in dem es geheißen hatte: „Die vom Staat berufenen Kirchenausschüsse sind nach ihrer Erklärung ‚Treuhänder für das der Kirche fehlende Kirchenregiment‘. Damit ist klargestellt, daß ein Kirchenregiment im eigentlichen Sinne von den Kirchenausschüssen nicht ausgeübt oder beansprucht werden kann, weil sie einen vorübergehenden Notauftrag haben, der sachlich und zeitlich begrenzt ist“ (Zitat: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 378).
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liche geistliche Leitung [ein Wort gestrichen] sollte daneben bestehen. Bei diesen Gesprächen war man mehrfach in Bethel beisammen, dann in Hannover und Berlin7. Dort sind sie zum Scheitern gekommen (Februar 1936)8. Es war nicht möglich, eine Vereinbarung zu treffen. Konkreter [ein Wort gestrichen] Anlaß des Scheiterns: Wir bemühten uns, festzustellen, in welcher Richtung die Verhältnisse zwischen Bruderrat und Landeskirchenausschuß geordnet werden könnten. Mitten in diese Verhandlung hinein wurden Kirchenausschüsse in Westfalen und Rheinland eingesetzt9. Wir wissen nicht, ob der Landeskirchenausschuß davon schon wußte, oder ob Kerrl eigenmächtig handelte. Ich persönlich glaube heute, daß die Verhandlungen auch aus den sachlichen Schwierigkeiten heraus gescheitert sind. Man klammerte sich damals an die Bezeichnung geistliche Leitung. Die sachlichen Dinge der Betheler Verhandlungen brauchten nicht wieder berührt zu werden, weil es vergangene Zeiten sind. Es wurden von beiden Seiten erhebliche Anstrengungen gemacht. Es gelang aber nicht, die Schwierigkeiten zu überwinden. Es kam dann die nächste engere Berührung, nachdem das Gespräch in einzelnen Kirchenprovinzen weitergegangen war, wieder in Gang im November 1936. Es war die Zeit, als klar wurde, daß der Minister [Kerrl] es dem Reichskirchenausschuss unmöglich machte, die Kirche nach kirchlichen Grundsätzen zu leiten. Am 12. Februar 1937 hat der Reichskirchenausschuss die Konsequenz seines Rücktritts gezogen10. Schon vorher war die Krisis da. Damals versuchte der 7 Vgl. oben Anm. 5. 8 Die Vertreter der Bekennenden Kirche hatten bereits den in der Besprechung am 4. Februar 1936 in Hannover erarbeiteten „Richtlinien für die Regelung der geistlichen Leitung in den altpreußischen Kirchenprovinzen während der Übergangszeit bis zum Jahre 1937“ nicht zugestimmt, weil „die staatlichen Kirchenausschüsse“ die geistliche Leitung entgegen den früheren Entwürfen „dennoch für sich festhalten wollen“ (Abdruck der Richtlinien: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 395ff.; Zitat aus dem Beschluss des altpreußischen Bruderrats vom 6. Februar 1936, Abdruck: Ebd., S. 397). Von Bodelschwingh und Koch hatten dann am 12. Februar 1936 in Berlin dem altpreußischen Landeskirchenausschuss eine neue Fassung von Sätzen über die geistliche Leitung in den altpreußischen Kirchenprovinzen vorgelegt, nach denen die Kirchenausschüsse die geistliche Leitung weder beanspruchen noch ausüben konnten (Abdruck: Ebd., S. 398f.); der altpreußische Bruderrat hatte jedoch auch diese Sätze abgelehnt und den Mitgliedern der Bekennenden Kirche empfohlen, nicht in die Provinzialkirchenausschüsse im Rheinland und in Westfalen einzutreten (vgl. das Schreiben des altpreußischen Bruderrats an Koch vom 14. Februar 1936: Ebd., S. 400f.). 9 Kerrl hatte trotz der Betheler Gespräche die Verhandlungen zur Bildung von Provinzialkirchenausschüssen für die rheinische und westfälische Kirchenprovinz weitergeführt; am 14. Februar 1936 war dann die Bekanntmachung über die Bildung der Provinzialkirchenausschüsse erfolgt (GBlDEK 1936, Ausgabe B, S. 16; vgl. auch B. Hey, Kirchenprovinz, S. 117; G. van Norden, Kirchenkampf, S. 107f.). 10 Vgl. dazu oben Dok. 2, Anm. 20 und 26; Dok. 4, Anm. 3; vgl. auch unten Dok. 25, Anm. 16.
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Reichskirchenausschuss, ein kirchliches Plazet zu bekommen11. Dabei kam es zu unmittelbarer Berührung zwischen Vorläufiger Kirchenleitung und Reichskirchenausschuss12. Aber bei der engeren personellen Verbindung zwischen den verschiedenen in Frage kommenden Gremien13, dann aber auch deshalb, weil beide Fragen, Leitung im Reich und Leitung in Preußen ineinander übergriffen, kam es erneut zu Fühlungnahmen zwischen Bruderrat in Preußen und Landeskirchenausschuß. Die Verhandlungen damals sind auch nicht zu dem Abschluß gekommen, den wir von beiden Seiten erwartet haben. Die Erkenntnis ist bei beiden vorhanden, daß ein Zusammengehen auf der Grundlage echten kirchlichen Handelns gefunden werden müßte. [Ein Wort gestrichen] Damit waren wir vor die Frage Barmen gestellt14. Es gelang damals nicht, zu einer Einigung zu kommen, so daß die Besprechungen zwischen Reichskirchenausschuss und Vorläufiger Kirchenleitung wieder als ergebnislos einschliefen15. 11 Vgl. dazu oben Dok. 2, Anm. 50. 12 Zoellner hatte nicht nur die kirchliche Anerkennung der auf Art. 1 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche stehenden Kirchenführer, sondern auch der durch die VKL II repräsentierten Richtung der Bekennenden Kirche gesucht. Bei einer Zusammenkunft von Vertretern des Reichskirchenausschusses, der VKL II und des Rates der Deutschen Evangelischen Kirche am 12. Dezember 1936 in Berlin hatte Zoellner Friedrich Müller dann vor die Frage gestellt, „ob angesichts der gegenwärtigen Lage eine kirchliche Anerkennung des Reichskirchenausschusses seitens der Bekennenden Kirche möglich sei“ (Bericht der VKL II über eine Besprechung mit Zoellner vom 12. Dezember 1936, Abdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 1205). Die VKL II hatte sich jedoch außer Stande gesehen, „eine Kirchenleitung anzuerkennen, die nicht an Schrift und Bekenntnis gebunden und in Abwehr der Irrlehren und Irrtümer nicht an der Barmer Erklärung ausgerichtet ist“; deshalb könne die Bekennende Kirche „sich nicht anders verhalten, als daß sie eindeutig die Frage nach der Verbindlichkeit von Barmen stellt und die Beantwortung dieser Frage zur Voraussetzung der Verhandlungsmöglichkeit macht“ (Schreiben der VKL II an die Landeskirchenregierungen und Landesbruderräte vom 12. Dezember 1936, Abdruck: Ebd., S. 1204). Abschließend war eine zweite Besprechung in Aussicht genommen worden, bei der der Reichskirchenausschuss dann seine Stellungnahme zur Barmer Theologischen Erklärung abgeben sollte (vgl. dazu unten Anm. 15). 13 So gehörten Eger und Kuessner sowohl dem Reichskirchenausschuss als auch dem altpreußischen Landeskirchenausschuss an (vgl. die „Bekanntmachung betr. Bildung des Reichskirchenausschusses“ sowie die „Bekanntmachung betr. Bildung des Landeskirchenausschusses für die Evangelische Kirche der altpreußischen Union“ vom 14. Oktober 1935: GBlDEK 1935, S. 103, S. 105); Friedrich Müller war nicht nur Vorsitzender der VKL II, sondern auch des altpreußischen Bruderrats (vgl. Verantwortung 2, S. 557, S. 561). 14 Vgl. dazu oben Anm. 12 und unten Anm. 15. 15 Am 29./30. Dezember 1936 hatte in Dortmund eine zweite Besprechung zwischen Vertretern der VKL II und des Reichskirchenausschusses stattgefunden, bei der aber weder über den grundsätzlichen Charakter noch über die aktuelle Bedeutung der Barmer Theologischen Erklärung eine Übereinstimmung erzielt worden war; die Frage der VKL II, ob der Reichskirchenausschuss der Barmer Erklärung inhaltlich und sachlich zustimmen könne, hatte Zoellner verneint. Auch der anschließend im Januar 1937 noch geführte Schriftver-
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Wie soll sich jetzt eine Lösung gestalten? Ich werde an einzelne Tatsachen anknüpfen. Wir stehen persönlich immer noch unter dem Eindruck, daß wir nicht als Bruderrat der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union aus der Verpflichtung entlassen sind, die uns die Bekenntnissynode übertragen hat, die Leitung der Kirche der Altpreußischen Union auszuüben16. Wir empfinden immer wieder, daß uns diese Arbeit durch Maßnahmen der Kirchenausschüsse stark erschwert wurde und stark erschwert wird. Ich möchte mich nicht in Einzelheiten verlieren. Ich möchte nur das eine sagen: Was uns in letzter Zeit in dieser Hinsicht besonders bedrückt hat, ist das Amtsblatt der Kirche der Mark Brandenburg, Verfügung der Finanzabteilung: Ausbildungsbetrag von 480 Mark, den die Kandidaten zu zahlen haben. Für 1937 soll er außer Erhebung bleiben. Begründet mit der Notlage der Studenten17. Dieser Erlaß des Landeskirchenausschusses hat praktisch zur Folge, daß sämtlichen Kandidaten, die bei den Kirchenausschüssen sind, ihre eigene Leistung von 40 Mark erlassen wird. Das bedeutet, daß wir auch unseren Kandidaten diesen Betrag erlassen müßten. [Ein Wort gestrichen] Die Lage verschiebt sich dadurch, daß den Kandidaten der Kirchenausschüsse die Beträge auf Kosten der gesamten Kirche erlassen werden18. Für uns bedeutet das, wenn wir 500 Kandidaten in der Aus-
kehr zwischen VKL II und Reichskirchenausschuss war ergebnislos verlaufen (vgl. den Bericht der VKL II über die Besprechungen mit dem Reichskirchenausschuss vom 14. Januar 1937, Abdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 1284–1287, vgl. auch die Dokumentation des Reichskirchenausschusses „Der Reichskirchenausschuss und die theologische Erklärung von Barmen“ vom 28. Januar 1937, Abdruck: Ebd., S. 1305–1319; vgl. dazu außerdem H.-J. Reese, Bekenntnis, S. 409–414). 16 Die zweite Bekenntnissynode der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union am 4./ 5. März 1935 in Dahlem hatte festgestellt, dass die „verfassungsmäßigen Organe der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union [.|.|.] zerstört“ seien, und das Recht für sich beansprucht, die Kirche zu leiten und neu zu ordnen; als „Organ der Leitung und Verwaltung der Kirche“ hatte sie „den Bruderrat und den Rat der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union eingesetzt“ (Kundgebung „zur Zerstörung und zum Neubau der Kirche“, Abdruck: K. D. Schmidt, Bekenntnisse 3, S. 71f.; Zitate: Ebd., S. 71; W. Niemöller, Preußensynode Dahlem, S. 236ff.). 17 Der altpreußische Landeskirchenausschuss hatte am 3. März 1937 beschlossen, „den Ausbildungsbeitrag im Jahresbetrage von 480,– RM, den die Kandidaten der Theologie für die Ausbildung im Lehrvikariat und Predigerseminar“ zu zahlen hatten, „im Hinblick auf die vielfach vorgebrachten Klagen über die wirtschaftliche Notlage der Mehrzahl der Kandidaten zunächst für das Rechnungsjahr 1937 außer Hebung zu lassen“; dieser Beschluss hatte die Zustimmung der Finanzabteilung beim altpreußischen Evangelischen Oberkirchenrat gefunden (Erlass der Finanzabteilung vom 24. März 1937: KABl Mark Brandenburg Nr. 8, 1937, S. 57f.). 18 Zum Ausgleich der durch den Ausfall der Ausbildungsbeiträge belasteten „Lage der gesamtkirchlichen Finanzen“ hatte der Erlass vorgesehen, „die den Lehrvikariatsleitern [.|.|.] für Wohnung und Verpflegung des Lehrvikariats zu gewährende Vergütung“ von bisher
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bildung haben, eine Mehrbelastung von 15.000 Mark im Monat oder 180.000 Mark im Jahr, die die Bekennende Kirche aus Mitteln der Gemeinde aufbringen muß. Ich will damit zeigen, wie eine solche Maßnahme ungeheuer tief in die Gestaltung der Bekennenden Kirche eingreift und geeignet ist, die Arbeit der Bekennenden Kirche erheblich zu erschweren. Es wird uns nicht leicht werden, diese 180.000 Mark aufzubringen. Dazu noch einige andere Zahlen, Zahlen über Vikare, Hilfsprediger und Ordinationen bis 1. April 1936 in der Bekennenden Kirche: 595 Vikare in Ausbildung, 124 ordinierte Hilfsdienstpflichtige, 53 Ordinationen, 158 nach dem Hilfsdienstjahr. Ihre Ausbildung geht zu Lasten der bekennenden Gemeinde. [Ein Wort gestrichen] 382 [ein Wort gestrichen] Theologen, die die erste, 352 Theologen, die die zweite Prüfung bestanden. 215 Pastoren und 8 Vikarinnen wurden ordiniert19. Es zeigt sich, in wie weitem Umfang das Kirchenregiment der Bekennenden Kirche in Ausführung begriffen ist. Predigerseminare der Altpreußischen Union20: in Elberfeld21 15 Kandidaten. Bielefeld22 hat ein neues Heim gefunden: 21 Kandidaten, Naumburg23 21 Kandidaten,
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75,– RM „bis auf weiteres auf 60,– RM monatlich herabzusetzen“ (Erlass der Finanzabteilung vom 24. März 1937: KABl Mark Brandenburg Nr. 8, 1937, S. 57f., Zitat: S. 58). Vgl. dazu den „Rundbrief Nr. 20“ von Mitte Mai 1936, in dem die Zahlen der Theologiestudenten und Kandidaten für die Bekenntnissynoden der Kirchenprovinzen Westfalen, Rheinland, Ostpreussen, Berlin-Brandenburg, Schlesien, Sachsen und Pommern aufgeführt sind (Abschrift im EZA Berlin, 50/4). Nachdem Ludwig Müller als altpreußischer Landesbischof am 14. März 1934 verfügt hatte, sämtliche altpreußischen Predigerseminare vorübergehend zu schließen (vgl. JK 2, 1934, S. 297f.), um die Ausbildung der Vikare im Sinne des nationalsozialistischen Führerprinzips umgestalten zu können, hatte die Bekennende Kirche in Altpreußen begonnen, eigene Predigerseminare einzurichten (vgl. W. Niesel, Kirche, S. 38ff.; W. Scherffig, Theologen 1, S. 201).– Zu den einzelnen Predigerseminaren vgl. unten Anm. 21–25. Das von der reformierten Gemeinde Elberfeld gegründete Predigerseminar unter seinem Direktor Hermann Albert Hesse hatte sich gegen den Willen der deutschchristlich dominierten Gemeindeleitung der Verfügung Ludwig Müllers zur Auflösung der altpreußischen Predigerseminare widersetzt und dem altpreußischen Bruderrat unterstellt. Nachdem Hesse im September 1934 die Ausbildung von Vikaren der Bekennenden Kirche aufgenommen hatte, war es zu jahrelangen gerichtlich geführten Auseinandersetzungen zwischen bekenntniskirchlicher Seminar- und deutschchristlicher Gemeindeleitung gekommen, die erst im September 1939 mit einem Urteil des Reichsgerichts endeten, das der Bekenntnisseite Recht gab; da das Seminar aber bereits im Januar 1938 durch die Gestapo geschlossen worden war, konnte seither nur noch ein Restbetrieb aufrechterhalten werden (vgl. H. Vorländer, Kirchenkampf, S. 196–211, S. 281f., S. 416–426). Das Predigerseminar in Bielefeld-Sieker war am 7. November 1934 unter der Leitung des zwangspensionierten Professors Schmitz als erstes Seminar der Bekennenden Kirche neu gegründet worden. Am 9. November 1937 wurde es von der Gestapo geschlossen (vgl. W. Niesel, Kirche, S. 42; W. Niemöller, Kirche Westfalen, S. 118, S. 148, S. 222ff.; B. Hey, Kirchenprovinz, S. 308f., S. 313; U. Rottschäfer, 100 Jahre, S. 118–122). Das Predigerseminar der schlesischen Provinzialkirche in Naumburg am Queis war im Sommer 1934 geschlossen worden. Als es im November 1934 unter deutschchristlicher Lei-
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Finkenwalde24 23 Kandidaten, Blöstau25 15 Kandidaten. In den Seminaren erhalten die Kandidaten ein halbes Jahr hindurch Gelegenheit zur Zurüstung aufs Amt. Die Seminare werden von den Gemeinden getragen unter Ausschluß der Kirchensteuermittel. In der Erkenntnis, daß die theologischen Faktultäten in steigendem Maße DC-mäßig umgestaltet werden und nicht mehr imstande sind, den Studenten der Theologie auch nur das notwendigste Handwerkzeug für ihr Studium zu bieten, mußten wir diese Not der Kirche in Angriff nehmen. Trotz polizeilicher Verbote haben wir schon durch eine geraume Zeit hindurch eine wesentliche Arbeit an Studenten und Theologen getrieben26. Je länger unsere kirchliche theologische Arbeit in Gang ist, desto deutlicher wurde bei vielen Professoren der Theologie die Erkenntnis: Auf keinen Fall darf die Kirche diesen Zweig ihrer Tätigkeit wieder preisgeben. Ich will von den anderen Dingen nicht reden. Es kommt mir darauf an, an einigen Beispielen zu zeigen, in welchem Umfang tatsächlich Kirchenregiment von den Bruderräten ausgeübt wird. Wir sind uns dabei dessen bewußt, daß das Kirchenregiment der Bruderräte Beschränkungen unterliegt. Wir haben keine Disziplinargewalt und keine Verwaltungszuständigkeit. Der Gehorsam, der diesem Kirchenregiment geleistet wird, ist ein freiwilliger. Arbeit der Bekenntnissynoden! Behandlung schwieriger Probleme der Kirche. Demnächst soll die Frage der Konfessionen innerhalb der altpreußischen Union in Angriff genommen werden27.
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tung neu eröffnet werden sollte, hatte der altpreußische Bruderrat den früheren Direktor des Predigerseminars, Gloege, mit der Leitung beauftragt. Das Naumburger Seminar der Bekennenden Kirche befand sich seither in ständigen Auseinandersetzungen mit dem Evangelischen Oberkirchenrat Berlin und wurde Anfang 1938 schließlich zur Auflösung gezwungen (vgl. G. Ehrenforth, Kirche, S. 136–142; E. Hornig, Kirche, S. 33f.). Das Predigerseminar in Finkenwalde hatte den Lehrbetrieb am 26. April 1935 zunächst in Zingst an der Ostsee aufgenommen, bevor es am 24. Juni 1935 nach Finkenwalde verlegt worden war. Es stand unter der Leitung Bonhoeffers, der dort das Konzept einer ‚vita communis‘ zu verwirklichen suchte (vgl. E. Bethge, Bonhoeffer, S. 486ff.; W. Scherffig, Theologen 1, S. 205–208). Das ostpreußische Predigerseminar der Bekennenden Kirche im Gut Bloestau bei Kuggen unter der Leitung Iwands war im August 1935 eingerichtet worden und hatte im Oktober 1935 den Lehrbetrieb aufgenommen. Als Iwand am 24. Mai 1937 aus Ostpreußen ausgewiesen wurde, folgte ihm das Predigerseminar zunächst nach Jordan in der Neumark und nach Dortmund ins Bodelschwingh-Haus, bis es nach vorübergehenden Verhaftungen im Dezember 1937 dann im April 1938 auch dort zur Landesverweisung kam (vgl. M. Koschorke, Geschichte, S. 177ff.; H. Linck, Kirchenkampf, S. 133–138; W. Niesel, Kirche, S. 155; W. Scherffig, Theologen 1, S. 208; W. Scherffig, Theologen 2, S. 218f.). So hatten z. B. die von der altpreußischen Bekennenden Kirche eingerichteten Kirchlichen Hochschulen in Wuppertal und Berlin trotz polizeilichen Verbots zum Wintersemester 1935/36 ihren Betrieb aufgenommen (vgl. dazu oben Dok. 9, Anm. 21). Die Evangelische Kirche der altpreußischen Union wurde von einem Teil der bekenntnis-
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Die Tatsache liegt vor, daß innerhalb der Bekennenden Kirche Kirchenregiment ausgeübt wird, nicht aus Willkür, sondern kraft Auftrags der Bekenntnissynoden28. Unsere Frage ist die: Ist es für den Landeskirchenausschuß möglich, dieser Tatsache Rechnung zu tragen und dieses auch formal und wirksam, daß die Bruderräte in den preußischen Provinzen Kirchenregiment ausüben? Sind die Kirchenausschüsse, die vom Staat her mit legalen Befugnissen ausgestattet sind29, [bereit], anzuerkennen, was die Bekennende Kirche an Kirchenregiment bisher tut und diesen Maßnahmen Rechtswirksamkeit nach außen beizulegen? Besteht die Bereitwilligkeit, das anzuerkennen, und die Möglichkeit, das anzuerkennen? Ob die Möglichkeit jetzt noch da ist, ist nach der 13. Durchführungsverordnung fraglich30.
treuen Lutheraner als reine Verwaltungsunion betrachtet, die keine gültigen Bekenntnisse besitze, da eine allgemeine Berufung auf die reformatorischen Bekenntnisse nicht genüge. Darüber hinaus waren von lutherischer Seite Forderungen nach einer Auflösung der Union erhoben worden. Zur Klärung der konfessionellen Frage hatte zwar bereits die erste preußische Bekenntnissynode in Barmen 1934 die Gemeinden zur Feststellung ihres Bekenntnisstandes und die Mitglieder der Bekenntnissynode zur Bildung konfessionell getrennter Bekenntniskonvente aufgefordert, das Problem der Union war jedoch erst nach der Spaltung der Bekennenden Kirche auf der preußischen Bekenntnissynode in Breslau im Dezember 1936 behandelt worden. Eine Lösung der Konfessionsproblematik erfolgte dann auf der zweiten Tagung der vierten Bekenntnissynode der altpreußischen Union vom 10. bis 13. Mai 1937 in Halle, die in ihren Beschlüssen zur konfessionellen Frage, zur Frage der Bekenntnisse, zur Ordination und zur Frage der Abendmahlsgemeinschaft an der Einheit der altpreußischen Union festhielt und zugleich der Forderung nach einer stärkeren Bekenntnisbindung von Pfarrern und Gemeinden Rechnung trug. Die Beschlüsse der Bekenntnissynode, insbesondere zur Aufrechterhaltung der Union, zur Abendmahlsgemeinschaft und zur Aufnahme der Barmer Theologischen Erklärung in den Bekenntnisstand und das Ordinationsgelübde, stießen bei der Mehrheit der außerpreußischen Lutheraner allerdings auf Ablehnung und Kritik (vgl. W. H. Neuser, Frage; zur Bekenntnissynode in Halle vgl. G. Niemöller, Synode Halle 1937). 28 So war auf der zweiten Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche am 19./ 20. Oktober 1934 in Berlin-Dahlem beschlossen worden, angesichts der Zerstörung der rechtmäßigen Organe der Deutschen Evangelischen Kirche „neue Organe der Leitung“ zu schaffen (vgl. die Botschaft der Dahlemer Bekenntnissynode vom 20. Oktober 1934, abgedruckt bei W. Niemöller, Bekenntnissynode Dahlem, S. 37f., Zitat: S. 38); am Recht der Bekennenden Kirche, eigene Organe der Kirchenleitung einzusetzen, hatten auch die späteren Reichsbekenntnissyoden festgehalten (vgl. dazu unten Anm. 102). 29 Vgl. z. B. die „Erste Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 3. Oktober 1935, nach der der altpreußische Landeskirchenausschuss u. a. befugt war, die altpreußische Union zu leiten und zu vertreten, Verordnungen in innerkirchlichen Angelegenheiten zu erlassen und im Einvernehmen mit dem Reichskirchenminister Beamte zu ernennen und zu entlassen (GBlDEK 1935, S. 101f.). 30 Mit der 13. Durchführungsverordnung vom 20. März 1937 waren die Befugnisse der im
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Eger: Ich weiß nicht, worauf sich Müller mit der Frage bezieht, daß es eine Zeit gegeben hat, in der die Möglichkeit bestanden hätte. Ich bin der Meinung, daß im Rahmen der für uns verbindlichen Verordnungen die Möglichkeit besteht, aber nur im Rahmen dieser Ordnungen; denn der Landeskirchenausschuss kann jedenfalls nicht Rechte verleihen, die er selbst nicht hat, und er kann sie nur verleihen im Rahmen [ein Wort gestrichen] des von ihm selbst gesetzten und vom Staat anerkannten Rechtes. Aber innerhalb dieses Rahmens kann er es. Kuessner beleuchtet die Situation auch von der anderen Seite. Müller wies mit Recht auf die Verantwortung hin, die die Bekennende Kirche für den theologischen Nachwuchs hat. Damit hat er eine der wichtigsten Fragen angerührt. Es ist mir wichtig, daß die [ein Wort gestrichen] Kirchenausschüsse entsprechend auf ähnliche Zahlen hinweisen können. Nicht die Bruderräte allein haben den Nachwuchs. Auch die Kirchenausschüsse sind für den theologischen Nachwuchs verantwortlich. Die Kirchenausschüsse mußten mehr Kandidaten unterbringen, als sie Plätze zur Verfügung hatten. Es ist überhaupt eine schwierige Lage dadurch gegeben, daß wir z. Zt. noch Überschuß an Kandidaten haben. Ebenso wie Müller hingewiesen hat auf die Kreise, die hinter den Synoden stehen, und mit Recht sagt, daß die Bekennende Kirche sich nicht beurlauben kann aus ihrer Verantwortung gegenüber diesen Kreisen. Es gibt Hunderte von Pfarrern, die bisher den Weg zur Bekennenden Kirche nicht gefunden haben, obwohl sie nicht Deutsche Christen sind. Hier liegt das Problem beschlossen, daß wir nicht zu einem autant31 kommen können, sondern man muß sich zusammen an einen Tisch setzen. Ich habe die Frage so verstanden, ob der Landeskirchenausschuss gewillt ist, formell und rechtswirksam dem Rechnung zu tragen, daß die Bruderräte Kirchenregiment ausüben müssen für eine große Zahl ihnen angeschlossener Gemeinden und Pfarrer. Es scheint mir ein Unterschied zu sein, wenn der altpreußische Bruderrat kirchenleitende Tätigkeit beansprucht für die gesamte Evangelische Kirche der altpreußischen Union oder für die z. Zt. ihm angeschlossenen Gemeinden und Pfarrer. Diese Vorfrage muß geklärt werden, und es muß die Generalfrage von Müller etwas unterteilt werden. Es muß gefragt werden: Wie ist es bei den nicht den Bruderräten angeschlossenen Gemeinden und Pfarrern? Muß man sich nicht damit abfinden, daß in diesen Gemeinden die Kirchenausschüsse als Leitung anerkannt werden?
Amt befindlichen Kirchenregierungen auf die Führung der laufenden Geschäfte beschränkt worden (vgl. dazu oben Dok. 9, Anm. 11). 31 = das gleiche, dasselbe.
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von Thadden: Wenn ich gebeten habe, als Vertreter der Gemeinden bzw. der Patronate teilzunehmen32, so geschah es, um Stellung nehmen zu können von da, wo man als Hörender an den Dingen teilnimmt. Wir befinden uns heute einer andern Lage gegenüber [sic!] als 1935/36. Kuessner macht darauf aufmerksam, daß vom Landeskirchenausschuß aus dem Bild Müllers33 ein anderes Bild gegenüber gestellt werden könnte. Ich darf erklären: Darüber sind wir heute alle einer Meinung, daß das hohe Maß an Zahlen, das den Kirchenausschüssen zugefallen ist, sich wesentlich darum so günstig gestellt hat, weil diese Leute gerechnet haben, daß auf Seiten der Kirchenausschüsse die Macht des Staates zu suchen ist. In diesem Rechnen mit äußerer Hilfe müssen wir eine Gefahr für die innere Haltung der jungen Theologen erblicken. Das Zahlenverhältnis sagt für uns alle nichts. Weder der Landeskirchenausschuß ist in der Lage, sich zu sehen als eine Gruppe, die eine zahlenmäßige Menge von Menschen zu tragen hat. Er hat Verantwortung für die ganze Kirche. Das Gleiche ist für den altpreußischen Bruderrat der Fall. Wir alle leben im Sinn der kirchlichen Legitimität. Die Meinung, daß die Ausschußkirchen von jeher echte staatliche Legalität gehabt hätten, ist ja irrig. Angesichts dessen, was auf uns zukommt, sind wir in der gleichen Verdammnis. Heute stellt sich die Frage nach der Verantwortung ganz anders. Heute steht für uns alle die Frage vor Augen: Wie kann die Kirche an und für sich sich der Entwicklung gegenüberstellen, die auf uns zukommt? Unsere Sorge ist die: Wir können heute mit Pfarrern und Theologen und Kandidaten reden, die sich bei den Kirchenausschüssen angemeldet haben und hören folgendes: Unter vier Augen erklärten sie: Wir sind ja ganz und gar Eure Leute und sind durchdrungen davon, daß Ihr recht habt und zwar ganz allein; aber .|.|. der eine war Angestellter der Inneren Mission, der andere diakonischer Pfarrer .|.|. Aber weil wir so und so stehen, darum können wir dem Staat gegenüber nicht anders auftreten als solche, die auf den Kerrlschen Gedanken eingehen. Von da aus halten wir uns zu den Kirchenausschüssen. Das ist eine unwahrhaftige Sache. Sie betrügen sich selbst und sie betrügen die Kirchenausschüsse. Wer zu der großen Schar der Menschen gehört, die im Gottesdienst die Hörenden sind .|.|. [Text bricht ab]. Sind wir heute [ein Wort gestrichen] in der Lage, diesen einen klaren Weg zu zeigen? Wenn es nicht gelingt, etwas von ei-
32 Von Thadden, Jurist, Gutsbesitzer und Mitglied des altpreußischen Bruderrats, engagierte sich seit den 1920er Jahren führend in der Laienbewegung und hatte dabei u. a. 1935 die Evangelischen Wochen mitinitiiert; nach dem Zweiten Weltkrieg gründete er den Deutschen Evangelischen Kirchentag (vgl. D. Palm, Wir sind doch Brüder, S. 26–39; W. Hühne, Thadden-Trieglaff; W. Klän, Kirchenkampf). 33 Vgl. das Votum Müllers oben S. 348–351.
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nem lebendigen Echo in der Gemeinde zu schaffen, daß Kirche Widerstand bedeutet, dann haben wir die Schlacht verloren, ehe wir sie angefangen haben. Ich möchte sagen: In der Laiengemeinde ist angesichts der Entwicklung der letzten eineinhalb Jahre eine bittere Empfindung, [nämlich] die, fortgesetzt Objekt des kirchlichen Geschehens zu sein, aber nicht verantwortlich für das gesamte Geschehen der Kirche. Der einfache Mann fragt sich: Wer steht dafür ein, daß wir nicht eines Tages aufwachen, und alles von der Bildfläche verschwunden ist, worauf wir im Leben und im Sterben unsere Hoffnung setzen? Die Gemeinde darf nicht den Eindruck haben, das Schicksal ihres Glaubens werde verschachert am dunklen Ort durch ein Hin-und-Her-Geschiebe von Kräften. Wir müssen heute leben, als Männer, die Verantwortung für die Kirche tragen, nicht für eine Gruppe. Wilhelm Ewald Schmidt: Wenn man auf die gestellte Frage eine Antwort geben will, muß man den Blick auch etwas zurückwenden. Ich möchte nicht von unserer Sicht aus in derselben Ausführlichkeit eine Darstellung geben. Aber damit nicht der Fall sich wiederholt, der uns vor einem Jahr auseinandergebracht hat34, daß wir nicht wirklich aufeinander gehört haben, darf ich dazu sagen: Wenn jene Verhandlungen damals scheiterten, so haben wir keine Freude daran gehabt. [Drei Wörter gestrichen] Andere hatten ihre diebische Freude daran. Darum kann man nur mit Schmerz sehen, daß es uns nicht geschenkt war, damals zusammenzukommen. Das Handeln der Kirchenausschüsse war von Anfang an beschränkt. Sie mußten, wenn sie eine Anordnung treffen wollten, erst eine Rechtsgrundlage dafür schaffen. Auch das war dadurch behindert, daß vom Minister [Kerrl] die Zustimmung für eine solche Verordnung eingeholt werden mußte. Wir haben versucht, von allem Anfang an, der Bekennenden Kirche im Rechtsgefüge der Deutschen Evangelischen Kirche Raum zu schaffen. In der Kandidatenfrage haben wir durch eine Verordnung die Prüfungen legalisiert35. Ausbildungswesen36. Frage des Si-
34 Gemeint ist das Scheitern der sog. ‚Betheler Verhandlungen‘ (vgl. dazu oben Anm. 5 und 8). 35 Vgl. die „Verordnung über das theologische Prüfungswesen und die Übertragung des geistlichen Amtes“ vom 11. Dezember 1935. Danach sollten theologische „Prüfungen, die seit dem 1. Januar 1934 bis zum 30. November 1935 abgeleistet“ worden waren, „als gültige theologische Prüfungen“ anerkannt werden, wenn „die abgehaltene Prüfung sowie Inhalt und Dauer der für die Zulassung zur Prüfung erforderlichen Vorbildung im allgemeinen den kirchengesetzlichen Bestimmungen entsprochen haben“; dies sollte auch für die im genannten Zeitraum vorgenommenen Ordinationen gelten, „wenn festgestellt ist, daß bei ihrer Erteilung die Voraussetzungen für die Übertragung eines geistlichen Amtes in der Landeskirche vorgelegen haben und das Ordinationsgelübde in der durch die Ordnung der Kirche vorgeschriebenen Form abgelegt worden ist“ (GBlDEK 1935,
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multaneums37. Wir meinten, daß die Frage dadurch gelöst werden könnte, daß man ein rechtmäßiges Prüfungsamt schüfe, das aus mehreren Prüfungskommissionen bestünde38. Verordnung hinsichtlich der Benützung kirchlicher Gebäude39. Beseitigung der Gemeindevertretungen40. Wir haben gemeint, gerade dadurch der Bekennenden Kirche zu dienen. Es ist unser Herzenswunsch gewesen und es hat uns immer wieder beschäftigt: Wie können wir der Bekennenden Kirche Raum schaffen? Wir waren der Meinung, daß die Bekennende Kirche nicht uns anerkennen sollte, sondern daß sie mithelfen müßte. Darum hatten wir die herzliche Bitte, daß Sie ihre Glieder zu dieser Mithilfe freigeben, daß unsere Behörden so zusammengesetzt wären, daß die Bekennende Kirche da auch zu ihrem Recht käme. Leider hat die Bekennende Kirche geglaubt, uns ihre Mithilfe versagen zu sollen. Sie hat ge-
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Ausgabe B, S. 131f.; Zitate: S. 132).– Zu dieser Verordnung und zur Reaktion der altpreußischen Bekennenden Kirche vgl. auch unten Anm. 38. Vgl. dazu unten Anm. 38. Nach G 2, S. 6, bezog Schmidt sich hier auf die Benutzung kirchlicher Gebäude durch verschiedene Pfarrer und Gruppen einer Gemeinde (vgl. dazu unten Anm. 39). Nach der „Verordnung über das theologische Prüfungswesen und die Übertragung des geistlichen Amtes“ vom 11. Dezember 1935 (vgl. oben Anm. 35) sollten bei den Konsistorien theologische Prüfungsämter gebildet werden, die aus den „vom Landeskirchenausschuß benannten geistlichen Mitgliedern des Konsistoriums“ und ggfls. auch des Provinzialkirchenausschusses, den „durch den Provinzialkirchenausschuß aus den Pfarrern der Kirchenprovinz ernannten Mitgliedern“ und den „vom Landeskirchenausschuß beauftragten ordentlichen Professoren und Dozenten der Theologie“ bestehen sollten. Nach § 2 dieser Verordnung wurden die Prüfungskommissionen vom Provinzialkirchenausschuss „nach Bedarf aus der Reihe der Mitglieder des Prüfungsamtes gebildet“.– In seiner ablehnenden Stellungnahme zu dieser Verordnung hatte der Rat der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union dem Landeskirchenausschuss grundsätzlich das Recht zur Anordnung und Abhaltung von Prüfungen abgesprochen, da ihm „die kirchliche Berufung und die bekenntnismäßige Bindung“ fehle, und angekündigt, den „Dienst in der geistlichen Leitung und Prüfung der jungen Theologen“ fortzuführen (Beschluss vom 14. Dezember 1935, Abdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 146). Gemeint ist die „Verordnung über die Benutzung der kirchlichen Gebäude“ vom 27. November 1935, nach der jeder ordinierte Geistliche das „Recht auf Benutzung der kirchlichen Gebäude seiner Gemeinde zu gottesdienstlichen Zwecken und für die Zwecke der kirchlichen Gemeindearbeit“ hatte. Für den Fall, dass eine gütliche Regelung zwischen den Pfarrern nicht erreicht werden konnte oder Zweifel an der rechtsgültigen Berufung eines Pfarrers bestanden, sollte als letzte Instanz der Provinzialkirchenausschuss die Zusammenarbeit ordnen; dies galt sinngemäß auch für den Anspruch kirchlicher Gemeindegruppen auf die Benutzung kirchlicher Räume (GBlDEK 1935, Ausgabe B, S. 126). Nach § 2 der vom altpreußischen Landeskirchenausschuss erlassenen „Verordnung über die Vertretung der Kirchenkreise und Kirchengemeinden in der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union“ vom 26. Februar 1936 sollten „die Selbstverwaltung der Kirchengemeinde [.|.|.] durch den Gemeindekirchenrat (Presbyterium) allein ausgeübt“ und die „Befugnisse der Gemeindevertretung“ vom „Gemeindekirchenrat (Presbyterium) wahrgenommen“ werden (GBlDEK 1937, Ausgabe B, S. 19f., Zitat: S. 19).
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meint, die Glieder der Bekennenden Kirche, die das trotzdem täten, mit dem kleinen Bann belegen zu müssen41. Dadurch ist eine Spannung in die Bekennende Kirche hineingekommen, an der ich schwer leide. Nun ist dem Landeskirchenausschuss diese Möglichkeit einfach nicht mehr gegeben, sein kirchliches Gesetzeswerk weiter zu vollbringen42. Er kann nicht durch gesetzliche Bestimmungen etwas legalisieren. [Drei Wörter gestrichen] Es wird dem Landeskirchenausschuss auch nur in geringem Maße möglich sein, durch Verwaltungsakte noch viel zu tun. Denn diese Akte werden einfach verhindert und durchkreuzt werden. Das ist die Situation, in der diese Fragen uns vorgelegt werden. Ich bin persönlich der Meinung, daß die Möglichkeit einer Wirksamkeit im Landeskirchenausschuss, von der rechtlichen Seite her gesehen, aufs äußerste beschränkt ist; daß eine Möglichkeit der Wirksamkeit überhaupt nur noch gegeben ist, wenn weiterhin eine Mitarbeit erfolgt. Entscheidend ist die Frage: Ist es das Richtige, dieses auch abzubrechen und den letzten Rest aufzugeben, oder muß man auf diesem Platz noch aushalten? [Ein Wort gestrichen] Das ist nur sinnvoll, wenn die Mitarbeit aller vorhanden ist, die da wissen, daß der Zusammenhang nach Möglichkeit festzuhalten uns immer geboten ist. Jacobi: Bei der Frage Kuessners, ob wir den Anspruch auf die gesamten Gemeinden erheben43; vom Anspruch unterscheiden wir die Wirksamkeit. Den Anspruch auf alle Gemeinden und Pfarrer erhebt der Landeskirchenausschuss. Wirksamkeit übt er natürlich nur bei den ihm angeschlossenen Pfarrern und Gemeinden. Genau so liegt die Sache bei uns44. Wir erheben den Anspruch auf die altpreußische Kirche, auf die Gemeinden und Pfarrer, und erheben unsern Anspruch nicht nur durch unsere Einsetzung von der Bekenntnissynode aus45, [sondern auch,] weil wir uns wissen als die Rechtsnachfolger der reformatorischen Kirche, aus dem Gesichtspunkt der Kontinuität heraus, von da aus, daß wir an dem Bekenntnis der Kirche festzuhalten uns bemüht haben. Wirksamkeit hat der Anspruch natürlich nur bei den uns angeschlossenen Pfarrern. Wir erheben also den Anspruch auf alle Gemein41 In einem Beschluss vom 28. Oktober 1935 hatte der altpreußische Bruderrat die Mitglieder der Bekennenden Kirche davor gewarnt, ein Amt in den Provinzialkirchenausschüssen zu übernehmen, und gleichzeitig verfügt: „Wenn ein Mitglied eines Organes der Bekennenden Kirche der Berufung in einen staatlichen Kirchenausschuß trotzdem Folge leistet, ruht sein Amt in den Organen der Bekennenden Kirche“ (vgl. die Rundverfügung des altpreußischen Bruderrats vom 30. Oktober 1935, Abdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 47f., Zitat: S. 47; vgl. dazu auch G. Besier, Lenkung, S. 320f.). 42 Vgl. dazu oben Anm. 30. 43 Vgl. das Votum Kuessners oben S. 352. 44 D. h. beim altpreußischen Bruderrat. 45 Vgl. dazu oben Anm. 16.
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den, lassen aber dem Landeskirchenausschuss die Wirksamkeit bei den Deutschen Christen und bei den Neutralen, ohne uns davon abhalten zu lassen, um jeden Deutschen Christen und jeden Neutralen zu ringen, in dem Sinn, daß wir ihn in die Entscheidung hineinstellen, worum es geht, um Kirche und um Nichtkirche. Wie stehen wir heute zu den Nichtangeschlossenen? In einem Punkte werden wir uns einig sein: Von den Thüringer Deutschen Christen46 gibt es nur die Scheidung. Über die Rehmschen Deutschen Christen47 und die Neutralen habe ich schon gesprochen. Da geht es um ein Ringen. Dieses Ringen ist gegenwärtig von Erfolg begleitet. Allein in Berlin fünf Anmeldungen von neutralen Pfarrern. Im übrigen kann ich nur sagen: Wir warten im ganzen Ernst des Wortes des Augenblicks, daß die Kirchenleitung in die Hand einer an Schrift und Bekenntnis allein gebundenen Leitung kommt. Ob es uns möglich ist, dem Landeskirchenausschuss eine Anerkennung zuteil werden zu lassen oder eine Unterstützung zuteil werden zu lassen? Ich kann nur von mir aus persönlich reden: Dadurch, daß der Landeskirchenausschuss geblieben ist48, ist nicht für jedermann deutlich geworden, auch nicht für den Staat, was der Reichskirchenausschuss bei seinem Rücktrittsgesuch ausgesprochen hat49. Durch das Verbleiben der Ausschüsse in Preußen ist der Rücktritt des Reichskirchenausschusses unwirksam geblieben. Er war ein Schlag ins Wasser. Ich würde darum sagen von mir aus: Ich halte es für am ehrlichsten, gerade nach dem Wort von Bruder Schmidt, ganz objektiv: Die Kirchenausschüsse treten in Preußen zurück, und zwar im wesentlichen aus folgenden Gründen: Es würde dadurch erstens die Kampfsituation deutlich, wo sie in Wirklichkeit liegt. Es kommt klar heraus: Wir leben in Deutschland in einer unterdrückten Kirche. Zweitens würde auch für die Bekennende Kirche der Riß mit einem Schlag geheilt werden. Es würde dann diese durch den Eintritt unserer Brüder in die Kirchenausschüsse entstandene schwierige Lage mit einem Schlage überbrückt werden. Wenn die Kirchenausschüsse zurück46 Vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 23. 47 Vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 22. 48 Kurz nach dem Rücktritt des Reichskirchenausschusses hatte der altpreußische Bruderrat den altpreußischen Landeskirchenausschuss und die Provinzialkirchenausschüsse zwar zum Rücktritt aufgefordert; der Landeskirchenausschuss hatte dann aber gemeinsam mit den Vorsitzenden der Provinzialkirchenausschüsse beschlossen, im Amt zu bleiben, um die Einflussmöglichkeiten auf die angekündigten Kirchenwahlen nicht zu verlieren (vgl. dazu G. Besier, Lenkung, S. 363f.). 49 Vgl. dazu das Schreiben des Reichskirchenausschusses an Kerrl vom 12. Februar 1937 (vgl. dazu oben Dok. 4, Anm. 3; Dok. 2, Anm. 20).
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treten, was bleibt dann den Neutralen anderes übrig, als sich wirklich echt zu entscheiden? Es wird sich alles von 1933 wiederholen, nur viel schlimmer. Damals ging die Wahl nicht vom Staat aus50. Wenn uns das klar vor Augen steht, dann können wir nur darum bitten, daß uns die Kraft gegeben wird, den Kampf durchzuführen. Ob wir siegen werden, steht in der Hand eines anderen. Asmussen: Gibt es die Möglichkeit eines Zusammengehens? Ich möchte zu dieser Frage ein Wort sagen. Erstens scheint es mir so zu sein, daß vom Staat her der Wille nicht vorhanden ist, eine Kirche am Leben zu lassen, die den Namen verdient. Ich glaube, daß wir als Realpolitiker nicht anders können, als den schlimmsten Fall ins Auge zu fassen. Unter diesem Gesichtspunkt lautet die Frage, die Kuessner stellt, für uns folgendermaßen: Sind wir in einer Lage, aus der heraus wir sagen könnten: Es gibt gemeinsame Ziele für uns, die wir nicht nur für wünschenswert halten, sondern die wir so sehr für wichtig halten, daß wir größere Bindungen als das Wollen dieser Ziele nicht kennen. Das scheint mir nicht klar zu sein. Es hat sich folgende [ein Wort gestrichen] Meinung herausgebildet: Es gibt einen radikalen und einen gemäßigten Flügel51. Das wird politisch ausgenützt, indem der gemäßigte Flügel jeweils hochgezogen wird, wenn man dem radikalen Flügel eines auf den Kopf geben will. Solange diese Situation besteht, halte ich eine Fusion für sehr schwierig, wenn nicht unmöglich. Es ist bereits durch mehrfache Äußerungen der Herren vom Landeskirchenausschuss ausgedrückt worden, daß sie ihre Arbeit getan haben unter Voraussetzungen, die es ihnen unmöglich machen, das, was für sie wünschenswert oder Überzeugung ist, durchzusetzen. Hier scheint eine Klärung notwendig zu sein. Ist es so, wenn die Herren vom Landeskirchenausschuß nicht in der Lage waren, der Bekennenden Kirche mehr Raum zu schaffen, daß sie dann [ein Wort gestrichen] vor einer Situation stehen, in der sie nur Wünschenswertes nicht durchsetzen konnten, oder handelte es sich um solches, was unter gar keinen Umständen preisgegeben werden darf von den konkreten Zie-
50 Die an den Verhandlungen über die Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche beteiligten Vertreter der Landeskirchen hatten zwar kirchliche Neuwahlen erwartet; die Anordnung der Wahlen und die kurzfristige Festlegung des Wahltermins auf den 23. Juli 1933 war dann allerdings durch ein von der Reichsregierung verabschiedetes Staatsgesetz erfolgt (vgl. dazu oben Dok. 5, Anm. 15). 51 Nach G 2, S. 7, sprach Asmussen hier von der „Vorstellung, als repräsentiere die Bekennende Kirche den radikalen Flügel und die Ausschüsse den gemäßigten Flügel des gleichen Anliegens. Solche Vorstellung vom Verhältnis der Ausschüsse zu den Bruderräten benutzt der Staat dazu, die vermeintlichen Flügel gegeneinander auszuspielen“.
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len, die durchzusetzen, die zu erstreben und zu verwirklichen ultima ratio ist? Wir sind natürlich leicht geneigt, uns mißzuverstehen. Ich erkenne gerne an, wie schwierig das subjektiv ist, daß Herren vom Landeskirchenausschuß einer falschen Kritik unterworfen wurden. Das liegt an der Doppelheit der Sicht der Ziele. [Ein Wort gestrichen] Ich bitte die Herren vom Landeskirchenausschuss, dafür Verständnis aufzubringen, daß das Sichabfinden mit dem Gegenzug, den der Staat eingelegt hat, bei uns den Eindruck erweckt hat, man findet sich eben damit ab. Ich frage: Sind wir uns einig in dem Ziel, daß unter allen Umständen eine Kirche bleiben muß, auch wenn es dem Staat nicht paßt, auch wenn der Staat sagt: Wir stecken euch dafür ins Gefängnis? Oder darf es so sein, daß der Staat sagen kann, angesichts dieses meines Willens kann ich vor aller Welt dokumentieren, wie gut ich es meine, und daß meine radikalen Maßnahmen nur durch die Hirngespinste einiger Radikaler veranlaßt sind? Ich möchte nun auch theologisch nach diesen Zielen fragen. Die Barmer Erklärung52 ist schon sehr oft Gegenstand der Besprechungen gewesen. Warum mußte davon immer wieder geredet werden? Ich möchte von der Sache reden, die mit der Barmer Erklärung gemeint ist. Die Barmer Erklärung ist von den Kirchenausschüssen als unannehmbar erklärt worden53. Wir haben kein [anderes] Dokument, das als Scheidung, als Fanal aufgerichtet werden kann. Ich bin durchaus offen für eine Korrektur der theologischen Erklärung. Ich will kein Gesetz in der Christenheit aufrichten. Aber die Korrektur in ihrer Notwendigkeit zu erweisen, ist Aufgabe des Bestreiters. Wenn die Herren vom Landeskirchenausschuss der Meinung sind, hier sei das Fanal noch nicht aufgerichtet, welches sammelt, hier sei die maßgebende Auslegung der Bekenntnisschriften noch nicht gegeben, so muß gefragt werden: Wo ist das Fanal? Es würde unserer Besprechung nichts so schädlich sein wie das Hinübergleiten in das Persönliche. Ich meine, es gehe um die Frage: Haben wir – theologisch gesehen – ein einheitliches Ziel, das wir aufrichten können? Die Herren vom Landeskirchenausschuss müssen es mir nicht als Kritik auslegen, was ich sagen will, sondern was wir bisher als Kundgebungen der Kirchenausschüsse gehört haben, scheint uns den Charakter eines solchen Fanals in keiner Weise zu haben. Unsere Besprechung ist nur dann sinnvoll, wenn wir zu der Überzeugung kommen können: Hier wird sowohl geistlich [wie auch] kirchlich gewollt. Ein Hinweis auf Artikel 1 der Kirchenverfassung54 unterliegt
52 Vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 48. 53 Vgl. dazu oben Anm. 15. 54 Zum Inhalt dieses Artikels vgl. oben Dok. 1, Anm. 52.
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von vornherein den Beschränkungen, denen diese theologische Formulierung überhaupt unterliegt. Mit Hilfe dieses Artikels wird sich nur sehr verschwommen die Linie zeigen, an der die Scheidung beginnt. Der Mangel an Fanal hat es mit sich gebracht, daß sich um die Kirchenausschüsse Leute gesammelt haben, deren theologische Bundesgenossenschaft immer ziemlich zweifelhaft war. Die Herren wurden in eine Lage gedrängt, die ihnen höchst fremd war. Wenn wir wirklich zusammenwollen, dann muß Klarheit herrschen darüber, was wir wollen. Es genügen nicht allgemeine theologische Redewendungen. Es ist nicht getan, wenn wir sagen: Die Not ist ungeheuer. Die Gemeinde will sich zusammenschließen; daran ist kein Zweifel. Die Verantwortung, die auf uns liegt, ist die, die aufgeworfene Frage von der Sache her zu beantworten. Da sehe ich noch nicht die Möglichkeit, Bruder Kuessner zu antworten: Ja, ich will es tun. Wenn Eger sagt, der Landeskirchenausschuss kann nur Rechte verleihen, die er selbst hat; soweit wir die Rechtsverleihung vornehmen können, sind wir bereit, sie vorzunehmen55. Was steht denn in diesem Augenblick höher: Wenn es sich darum handelt, daß der Staat versucht, auf dem Verwaltungsweg die Kirche abzuschnüren oder wenn es sich um eine Lebensnotwendigkeit der Kirche handelt? Kann dann ein kirchlicher Ausschuß irgendeinen Zweifel darüber lassen, daß das Wort des Ministers ein Wort des Ministers bleibt, daß das Wort des Herrn aber in Ewigkeit bleibt56? Hier scheint mir die Frage vorzuliegen, um die es mir in unserem Gespräch geht. Jede vorschnelle Lösung dieser Frage würde dazu führen, daß wir kleistern. Wenn dann der Ansturm kommt, wird alles zerschlagen. Wir meinen vor Gott zu wissen: Wenn wir unser eigenes Leben aufgeben früher, als die Lebensnotwendigkeiten in der Kirche sicher sind, soweit Menschen das überhaupt sagen können, dann sind wir nicht wert, daß wir in diese Arbeit gestellt sind. Darüber müssen wir zu irgendeiner Klarheit kommen. Wurm: Ich bin sehr dankbar, daß die Rückblicke so sachlich und würdig erfolgt sind und daß die Debatte diese Wendung genommen hat. Ich darf dazu aus der Erfahrung der Landeskirche heraus einiges sagen. Was hält die Württemberger Landeskirche und ihre Pfarrerschaft zusammen? Nichts anderes als das, was Asmussen gesagt hat, als der Wille, Kirche als Kirche in deutlicher Gegenwehr gegen die Versuche der Politisierung zu erhalten. Ich glaube, daß diese Frage den Herren der Kirchenausschüsse wirklich keine Schwierigkeit bereitet. Die Schwierigkeiten sind bisher entstanden an der Frage: Ist in jedem ein-
55 Vgl. das Votum Egers oben S. 352. 56 Anspielung auf 1 Petr 1, 25.
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zelnen Falle, wo wir vor eine Entscheidung gestellt sind, alles in die Schanze zu schlagen? Hätten wir als Gesamtheit der Kirche, als das Gesetz zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche57 erschien, nicht [ein Wort gestrichen] protestieren müssen? Wenn wir nicht protestiert haben, ist es dann nicht auch bei der vollständig grundsätzlich klaren Einstellung für die, die eine ganz konkrete Verantwortung für bestimmte Landes- oder Provinzialkirchen kraft Amtes haben [Text bricht ab]. Ist es dann nicht für sie notwendig, wirklich abzuwägen, wo unbeugsamer Widerstand einsetzen muß? Ich glaube, daß all die Brüder, die mehr in der freien Verantwortung stehen58, hier geneigt sind, radikaler zu antworten, als wir es in unseren Landeskirchen getan haben. Wir haben bei einer Reihe von Entscheidungen erklärt: Das tun wir nicht. Wenn heute der Minister [Kerrl] uns eine Finanzabteilung auferlegte59, so würde ich wieder sagen: Wir tun es nicht60. Selbstverständlich müssen solche Entscheidungen immer wieder getroffen werden. Andererseits gibt es andere Fragen, die nicht so glatt und deutlich liegen, und wo man sich sagen muß: Man kann auch durch etappenweises Weiterarbeiten [ein Wort gestrichen] zum Ziel kommen. Beispiel Sachsen, Hessen-Kassel61. Liebe Brüder, wenn es [ein Wort gestrichen] manchmal so schien, als ob der Staat den gemäßigten und den radikalen Flügel gegeneinander ausspielen wollte – ist nicht auch von Ihrer Seite manchmal etwas geschehen, was dem Staat die Situation erleichtert hat? Wir haben den Eindruck gehabt, daß manchmal durch eine etwas größere Entschiedenheit zur Geschlossenheit auch dem Staat gegenüber weiter zu kommen gewesen wäre. Wir wollen lediglich klarstellen: Wir sind in allem, was Lebensnotwendigkeit der Kirche ist, einig; 57 Vom 24. September 1935 (vgl. dazu oben Dok. 3, Anm. 71). 58 D. h. die Mitglieder der von der Bekennenden Kirche in den zerstörten Kirchengebieten eingesetzten kirchenleitenden Organe. 59 In Württemberg hatte das Reichskirchenministerium – ebenso wie in Bayern – keine Finanzabteilung eingerichtet. 60 In der württembergischen Landeskirche waren bereits nach dem Amtsantritt Kerrls im Sommer 1935 Befürchtungen laut geworden, der Reichskirchenminister wolle auch bei außerpreußischen Kirchenbehörden Finanzabteilungen bilden. Wurm hatte Kerrl daraufhin mitgeteilt, der württembergische Oberkirchenrat müsse „grundsätzlich die mit der Einrichtung von Finanzabteilungen vorgesehene oder jedenfalls nicht zu vermeidende Trennung von geistlicher Leitung und Verwaltung einer evangelischen Kirche als dem Wesen der Kirche widersprechend bezeichnen“; außerdem fehlten in Württemberg die äußeren Voraussetzungen für die Einrichtung einer Finanzabteilung, da sich die Verwaltung der württembergischen Landeskirche in einem geordneten Zustand befinde und auch die Staatsaufsicht über ihre Finanzverwaltung befriedigend geregelt sei (Schreiben vom 11. September 1935, Abdruck: G. Schäfer, Landeskirche 4, S. 429–432, Zitat: S. 431). 61 In der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Sachsen und in der Evangelischen Landeskirche Kurhessen-Waldeck hatten die Bruderräte die Landeskirchenausschüsse bedingt anerkannt (vgl. dazu oben Dok. 16, Anm. 52).
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das ist meine feste Überzeugung. Keiner von uns will die Kirche verraten an die Welt. Von da aus müßten diese Fragen eine Lösung finden. Ich kann verstehen, wenn gesagt wird: Eigentlich ist die Zeit der Kirchenausschüsse vorbei. Für uns Bischöfe wäre es eine riesige Erleichterung der Situation, wenn die Kirchenausschüsse zurückträten. Ich könnte mir denken, daß, wenn alles an die Bruderräte überginge, vielleicht um der Kontinuität willen einige Herren der Kirchenausschüsse in die Bruderräte herübergenommen würden. Es ist gesagt worden: Wenn eine Entwicklung [erfolgt], wie sie Asmussen vorschwebt62, so würden alle Neutralen verschwinden. Es könnte auch sein, daß das nicht [ein Wort gestrichen] der Fall ist, sondern daß daraus eine gefährliche andere Entwicklung entstünde. Kuessner: Die Ausführungen von Asmussen haben uns ein gutes Stück weitergebracht. Asmussen fragt, ob wir in unserem kirchlichen Handeln ein gemeinsames Ziel haben, und hat dann das Ziel so umrissen, daß heute kirchlich kein Arbeiten möglich ist, ohne daß zugleich eine Scheidung vorgenommen wird. Ich kann verstehen, wenn Asmussen darauf hingewiesen hat, daß das Moment der Scheidung von den Kirchenausschüssen nicht so deutlich zum Ausdruck gebracht worden ist, wie Asmussen es wünscht. Doch ist nicht unbeachtlich, daß bei der Sitzung der vereinigten Provinzialkirchenausschüsse von Altpreußen eine Entschließung angenommen wurde, daß die Sammlung auf Artikel 1 der Kirchenverfassung zugleich die Scheidung von solchen in sich schließt, die nicht wollen, daß die Predigt und das Handeln der Kirche allein von der Heiligen Schrift her bestimmt wird63. Der Minister hatte die Bekanntmachung verboten64. Ich werde noch auf etwas anderes hinweisen. Asmussen hat darauf aufmerksam gemacht, daß mit dem, was mit Barmen gemeint ist, ein Fanal aufgerichtet ist, an dem nicht vorbeizugehen ist. Auch hier ist die Dif62 Zum Votum Asmussens vgl. oben S. 358ff. 63 Bei der gemeinsamen Sitzung des altpreußischen Landeskirchenausschusses mit den Provinzialkirchenausschüssen am 7. April 1937 in Berlin hatte Kuessner einen Entwurf für eine Entschließung zur kirchenpolitischen Lage vorgelegt, der mit einer Nein-Stimme angenommen worden war (vgl. die „Niederschrift über die Sitzung des Landeskirchenausschusses mit den Provinzialkirchenausschüssen vom 7. April 1937“: EZA Berlin, 12/12). In dieser Entschließung hatte es u. a. geheißen, die Provinzialkirchenausschüsse sähen es „als die wichtigste Aufgabe der kommenden Zeit an, dass eine Sammlung all derer erfolgt, die sich für ihre kirchliche Arbeit gebunden wissen an den Art. 1 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche“; diese Sammlung schließe zugleich die Scheidung von solchen in sich, „die ihre Verkündigung von weltanschaulichen oder politischen Gesichtspunkten bestimmt sein lassen“ (Ebd.; Abdruck: G. Besier, Lenkung, S. 364f.). 64 Nicht ermittelt; im BArch, R 5101/23763, ist lediglich ein Schreiben Egers vom 28. April 1937 überliefert, mit dem er die Kundgebung dem Reichskirchenministerium übersandt hatte, nicht aber ein schriftliches Verbot.
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ferenz zwischen uns nicht so diametral. Wenn Asmussen unter Bekenntnis die notwendige Scheidung von allem, was Deutsches Christentum ist, versteht, ja! Barmen als neue Confessio Augustana65: Nein! Aber darin ist die eigentliche Differenz zwischen Kirchenausschüssen und Bekennender Kirche [ein Wort gestrichen] noch nicht ganz getroffen. Asmussen fragt: Gibt es kirchliche Ziele, denen wir uns unbedingt verpflichtet wissen? Auch [ein Wort gestrichen] hier ist die letzte Differenz noch nicht getroffen. Nun kommt der Punkt, wo wir nicht klar sind: Das, was wir beide als Fessel empfinden, und doch als eine Fessel, die wir nicht leichten Herzens abwerfen können, ist dieses, daß wir uns verantwortlich wissen für das eigenartige Gefüge, das wir Altpreußische Union nennen, das sowohl congregatio sanctorum66 ist als ein eigentümliches Rechtsgefüge. Es gibt Augenblicke, in denen das Rechtsgefüge preisgegeben werden muß, um die Substanz der Kirche zu erhalten. Aber zu entscheiden, wann der Augenblick dafür gekommen ist, das ist die Schwierigkeit. Es ist uns oft so schwer, ohne Unterstützung der Bekennenden Kirche den rechten Weg zu gehen. Man kann die alten Einheiten nur sprengen, wenn man auch vor Gott weiß, daß die grundsätzliche Erkenntnis gerade jetzt in die Praxis umgesetzt werden darf. Nicht alles, was ich als grundsätzlich anerkenne, kann von mir jederzeit in die Praxis umgesetzt werden. Das kann keine Kirchenleitung in ihrem Kirchengebiet. Mir scheint es, daß wir auf diesen Punkt auch noch zu sprechen kommen müssen. Gerade um dieser Not willen ist ein Zusammengehen zwischen Kirchenausschüssen und Bekennender Kirche notwendig. Ich könnte von mir aus nicht zustimmen, daß die Kirchenausschüsse einfach zurücktreten sollen. Wenn wir in Ostpreußen jetzt auch die Kandidaten der Bekennenden Kirche ins Pfarramt einzubauen uns bemühen67, dann würde alles kaputt gehen, 65 D. h. im Sinne eines kirchenbegründenden Bekenntnisses (Text der Augsburgischen Konfession von 1530: Bekenntnisschriften, S. 31–137). 66 = Versammlung der Heiligen. 67 Nachdem der Reichskirchenausschuss die obersten Behörden der deutschen evangelischen Landeskirchen aufgefordert hatte, unter Beachtung bestimmter Grundsätze Regelungen zur Anerkennung der von der Bekennenden Kirche illegal durchgeführten Prüfungen und Ordinationen zu treffen (Schreiben vom 16. November 1935, abgedruckt bei K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 64f.), war es in dieser Frage auch in der Kirchenprovinz Ostpreußen zu Verhandlungen zwischen Provinzialkirchenausschuss und Bruderrat gekommen. Während der Provinzialkirchenausschuss im Frühjahr 1936 die von der Prüfungskommission der Bekennenden Kirche durchgeführten Prüfungen noch anerkannt hatte, war es dann jedoch – besonders bei der Anerkennung der Ordinationen – wiederholt zu Schwierigkeiten gekommen, die sich an der Frage nach dem von beiden Seiten erhobenen Anspruch auf die geistliche Leitung der Kirchenprovinz entzündet hatten (vgl. M. Koschorke, Geschichte, S. 266f.); so war auch eine von Kuessner, Iwand und Linck ausgearbeitete Vereinbarung, nach der die Prüfungskommission der ostpreußischen Bekenntnissynode ebenso wie die von der Bekennenden Kirche durchgeführten Ordinatio-
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wenn die Kirchenausschüsse zurückträten. Da habe ich persönlich noch starke Hemmungen und frage mich, ob das vor Gott zu verantworten ist. Zerschlägt uns Gott das alles, dann trauere ich dem nicht nach. Aber es ist ein Unterschied, ob es mir Gott aus der Hand nimmt oder ob ich es aus der Hand lege. Eger: Die Frage, die Müller an mich gestellt hat68, hat er an den Landeskirchenausschuss als einen Rechtsträger gestellt. Auf diese Frage habe ich geantwortet69. Ich bin jetzt sehr dankbar für das, was Asmussen gesagt und Kuessner darauf geantwortet hat. Ich glaube nämlich, Barmen [die Barmer Theologische Erklärung] spielt gar keine so große Rolle; sondern ich habe mir unter den Ausführungen von Asmussen die Frage notiert: Was ist das für eine Kirche, die unbedingt bleiben muß? Ich möchte hier auch den Unterschied machen zwischen der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union und der Kirche des dritten Artikels70. Die Kirche des dritten Artikels sehe ich viel stärker an den Herrn der Kirche gebunden als Sie, Bruder Asmussen. [Ein Wort gestrichen] Diese Kirche erhalte ich nicht. Die erhalten Sie nicht. Die erhält der Herr der Kirche durch seinen Heiligen Geist. Für mich dreht sich die Frage vielmehr um die Kirche large dicta, die empirische Kirche71, um die Kirche in dieser Welt; um die Kirche in jenem uns beengenden nationalsozialistischen Raum, um das Dasein dieser Kirche. Diese Kirche verliert ihr Dasein in dem Augenblick, in dem das Evangelium nicht mehr öffentlich verkündigt werden kann. Mein Bemühen geht um die öffentliche Verkündigung des Evangeliums in unserem deutschen Volk, um die Erhaltung des Christentums in unserem deutschen Volk. Ich bin nicht in den Landeskirchenausschuß eingetreten, um die Kirche zu retten, sondern um dem deutschen Volk [vier Wörter gestrichen] die Verkündigung des Evangeliums zu erhalten. [Zwei Wörter gestrichen] Die Herren im Landeskirchenausschuss wissen, wie sehr ich nach der Stunde lechze, in der wir zurücktreten können. Aber ich werde den Schritt nicht tun deshalb, weil es irgend jemand von mir wünscht und gern sieht. Ich werde aber nicht bleiben, weil mich irgendwelche Brüder bitten, zu bleiben, und wenn es selbst Bischöfe sind, die den Wunsch aus-
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nen vom Provinzialkirchenausschuss öffentlich-rechtlich anerkannt werden sollten (Abdruck: H. Linck, Kirchenkampf, S. 130f.; vgl. dazu auch K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 194), am 3. März 1937 vom Ausschuss abgelehnt worden (vgl. M. Koschorke, Geschichte, S. 267). Vgl. das Votum Müllers oben S. 351. Vgl. das Votum Egers oben S. 352. Gemeint ist der dritte Artikel des Apostolischen Glaubensbekenntnisses. Die Begriffe ‚ecclesia large dicta‘ (= Kirche im weiteren Sinne) für die empirische Kirche und ‚ecclesia proprie dicta‘ (= Kirche im eigentlichen Sinne) für die wahre Kirche gehen auf Melanchthon zurück (vgl. A. Adam, Kirche, Sp. 1308).
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sprechen. Meine Entscheidung treffe ich nur nach dem, was ich in meinem Gewissen für notwendig halte. Wenn ich sehe, daß eine Möglichkeit, etwas zu tun für die Erhaltung der Verkündigung des Evangeliums im deutschen Volk, nicht mehr da ist, dann werde ich gehen. Dieser Punkt ist in diesem Augenblick für mich noch nicht da. Morgen früh kann er da sein. Friedrich Müller: Eger sieht die Kirche des dritten Artikels stärker an Christus gebunden als Asmussen. Ich weiß nicht, was zu dieser Behauptung berechtigt. Eine Reihe von Formulierungen erkenne ich restlos an. Keiner von uns will die Kirche an die Welt preisgeben. Ich unterschreibe das gerne auch für mich persönlich. Die Frage dabei ist die: Kann man nicht auch im Leben trotz des Wollens, das man persönlich hat, in Situationen hineinkommen, in denen das Gegenteil herauskommt, als was man beabsichtigt? Es nützt hier also nicht der persönliche Wille, sondern der Erfolg oder der Nichterfolg [einige Wörter gestrichen]. Wenn es um die These geht, es handle sich um die öffentliche Verkündigung im deutschen Volk, dann meinen wir, die öffentliche [ein Wort gestrichen] Verkündigung ist nicht dadurch hergestellt, daß man da und dort das Evangelium in einer Weise verkündet, an der der Staat keinen Anstoß nimmt. Die Frage des Ärgernisses hängt damit eng zusammen. Wir sind von der Frage des Verhaltens ausgegangen einer Kirchenleitung, die der Bruderrat in Anspruch nimmt, und einer Kirchenleitung, die der Landeskirchenausschuß in Anspruch nimmt. Es ist nicht damit getan, daß man sagt: Wir müssen uns gegenseitig miteinander abfinden. Dieses Abfinden liegt auf verschiedener Ebene. Ich glaube nicht, daß es bestritten wird, daß die kirchenleitende Tätigkeit der Bekennenden Kirche um der Verkündigung des Evangeliums willen aufrecht erhalten werden muß. Die Bekennende Kirche muß ihre Arbeit weiter machen. Kann dann nun der Kirchenausschuß mit dieser Kirchenleitung in ein für beide Teile erträgliches Verhältnis kommen? Dabei sehe ich die Schwierigkeit: Wenn man das anerkennt, was die Bekennende Kirche an kirchenleitender Tätigkeit ausübt, dann steht dem die Bindung entgegen, der der Landeskirchenausschuß vom Staat her unterworfen ist. Die Tatsache, daß der Landeskirchenausschuß als solcher, auch wenn er sich noch auf eine Legalität stützt, sich auf eine Legalität stützt, die nichts mehr wert ist, darf nicht außer Betracht bleiben. Die Prüfungen der Bekennenden Kirche sind als kirchlich legitim und als staatlich legal zu einem Teil anerkannt worden, mit dem Stichtag vom 30. November 193572. Es ist für mich klar: Vom Staat her gesehen sind die Prüfungen der Bekennenden Kirche vorher illegal gewesen 72 Vgl. dazu oben Anm. 35.
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und sind nachher illegal. Der Landeskirchenausschuß sagt: Sie sind nachher illegal und zwar nicht aus einem kirchlichen Grund heraus. Wenn wir jetzt sagen: Ist der Landeskirchenausschuß bereit, die kirchenregimentliche Tätigkeit der Bruderräte jetzt anzuerkennen, dann haben Sie bei der Frage der Prüfungen schon die erste Schwierigkeit. Dann stehen wir mit diesen Dingen so weit, wie wir bisher gestanden haben. Wenn [einige Wörter gestrichen] die Überzeugung besteht, daß die Arbeit in den Predigerseminaren73 notwendig ist, so müssen sie auch aus kirchlichen Mitteln unterstützt werden. Wenn Sie das tun, wird der Staat Sie daran hindern. Während auf der einen Seite keine Möglichkeit besteht, das Kirchenregiment der Bruderräte in Preußen abzubauen, besteht auf der anderen Seite viel guter Wille, aber keine Möglichkeit, legal anzuerkennen, was kirchlich legitim geschieht. Deshalb besteht keine Möglichkeit für die Ausschüsse, die kirchlich legitime Arbeit der Bruderräte mit kirchlicher Legalität zu versehen, und zwar nach der 13. Durchführungsverordnung74 [zwei Wörter gestrichen] weniger als je. Kuessner: Es scheint mir nicht so zu sein, wie Bruder Müller es geschildert hat. Was die Prüfungen angeht, so wird es nicht möglich sein, eine allgemeine neue Verordnung des Landeskirchenausschusses zu erlassen, die den Stichtag auf ein anderes Datum verlegt. Aber es ist doch möglich, im Rahmen des Ausbildungsgesetzes von 192775 und im Rahmen der Verordnung des Landeskirchenausschusses von 1937 [richtig: 1935]76 Mittel und Wege zu suchen, um den Kandidaten der Bekennenden Kirche das Einrücken in die allgemeine Kandidatenordnung möglich zu machen77. In Ostpreußen wollen wir das jetzt durchexerzieren (Colloquium)78. Ich halte es für erforderlich, daß die Zeit genützt wird, daß auch die letzte Möglichkeit benützt wird, um unter Dach und Fach zu bringen, was möglich ist. Allgemeine Mittel können für die Predigerseminare natürlich nicht bewilligt werden. Aber ich sehe noch viel schwärzer. Der Minister wird uns den Brotkorb noch
73 Vgl. dazu oben Anm. 20. 74 Vgl. dazu oben Anm. 30. 75 Gemeint ist das „Kirchengesetz betreffend Vorbildung und Anstellungsfähigkeit der Geistlichen“ vom 5. Mai 1927 (KGVBl Altpreußen, 51, 1927, S. 219–227; vgl. auch das „Kirchengesetz betreffend Vorbildung und Anstellung der Vikarinnen“ vom 9. Mai 1927: Ebd., S. 228–236). 76 Vgl. dazu oben Anm. 35. 77 Nach G 2, S. 9, wies Kuessner hier darauf hin, „dass bezüglich der Anerkennung der Prüfungen der Bekennenden Kirche eine Verlängerung des Termins nicht möglich sei“; er schlug jedoch vor, „etwa durch Dazwischenschalten eines Kolloquiums den jungen Geistlichen der Bekennenden Kirche die Einordnung in die Pfarramtlichkeit zu ermöglichen“. 78 Vgl. dazu oben Anm. 67.
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höher hängen. Wenn wir so weitergehen, dann treibt das zwangsläufig auf [zwei Wörter gestrichen] die Frage der Zurückhaltung der Kirchensteuer hin. Es ist für unsere Gemeinden etwas ganz anderes, wenn Bruderrat und Landeskirchenausschuß miteinander erklären: Halte die Steuer zurück, als wenn eine Instanz das erklärt. Vereint schlagen! Asmussen: Wir könnten alles hören, was Sie, Bruder Kuessner, sagen, wenn der Landeskirchenausschuss sich so verstünde: Ich muß zwar damit rechnen, daß meine Tage gezählt sind; aber darum will ich eben um der Kirche willen mit [der] Legalität so weit[er]hin [vor]gehen, als mir irgend möglich ist. Dann kann ich Sie hören und verstehen. Dann aber paßt damit nicht zusammen der bisher in der Öffentlichkeit erweckte Eindruck, als ob die Evangelische Kirche der Altpreußischen Union aus einem Gros bestehe, das vom Landeskirchenausschuss geführt wird, und von einigen Freibeuterabteilungen. Ich muß die Gegenfrage noch einmal stellen: Ist es dann nicht Ihre Verpflichtung, mit Leidenschaft dafür zu sorgen, daß an dem Tage eine Sache dasteht, an dem der Staat Ihnen die Sache aus der Hand schlägt, und daß wir dann nicht wieder bloß als die Geduldeten dastehen? Liegt nicht dann in der konkreten Verkündigung der Bruderschaft mehr als eine taktische Frage? Ich könnte mich über diese Frage unterhalten, wenn, meine Herren des Landeskirchenausschusses, in den eineinviertel Jahren Ihrer Arbeit an einer Stelle das Bekenntnis der Verbundenheit mit dem einen Herrn zum Ausdruck käme. Die Frage gebe ich so zurück: Was kann der Landeskirchenausschuß von sich aus tun, um zum Ausdruck zu bringen: In dieser Gesellschaft, die man Bekennende Kirche nennt, stehe ich und sehe den Herrn und damit die Bruderschaft, da ich ohne sie, Herr Kerrl, nicht leben kann. Die deutsche Öffentlichkeit und die Ökumene hat bisher diesen Eindruck nicht bekommen. Es muß coram publico79 die Verhaftung des einen an den andern sichtbar werden, und zwar so, daß sie nicht mehr zu bezweifeln ist. Nun hat Kuessner uns eine Frage gestellt: Sollen wir bleiben oder sollen wir nicht bleiben? Womit dienen wir am meisten? Nach dem, was Eger gesagt hat80, scheint es nicht sinnvoll, auf diese Frage einzugehen. Ich möchte hier die Gegenfrage stellen: Als was gedenken Sie zu bleiben? Wollen Sie in der Situation bleiben, daß Sie sagen: Solange ich hier noch sitze, kann ich vielleicht hier noch helfen und Legalität austeilen? Oder wollen Sie bleiben als die Kirchenleitung, die sich verantwortlich weiß für das, was im Raum zwischen Bekennender Kirche und Deut-
79 = öffentlich, vor aller Welt. 80 Vgl. das Votum Egers oben S. 364f.
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schen Christen noch vorhanden ist? Wenn Sie bleiben, dann kann ich es verstehen. Dann kann ich damit aber nicht den anderen Anspruch verbinden. Wenn Sie meinen, Kirchenleitung zu sein, dann sind Sie verpflichtet, dafür zu sorgen, daß dieser Kreis, auch abgesehen vom Wort des Ministers, eine Leitung hat. Aber das ist unmöglich, daß Sie eine Leitung abhängig machen von der jeweiligen Stimmung des Ministers. Die Frage muß nach beiden Seiten hin geklärt werden. [Wollen Sie bleiben], als das, was Sie sind durch das Gesetz des Ministers, so würde ich nicht gehen als einer, der noch Aufgaben hat. Aber darauf mache ich Sie aufmerksam: Wollen Sie wirklich das, was zwischen den beiden Grenzen liegt, leiten, dann muß ich raten: Dann gehen Sie heraus, weil Sie auf einer zu schmalen Basis stehen; weil Sie wissen müssen, daß die, welche Sie zu leiten meinen, sich um Sie gesammelt haben nicht aus geistlichen Gründen, sondern aus sehr säkularen Gründen. Diese Leute halten Sie nicht, solange Sie das, was Sie sind, durch ministerielle Verfügung sind. Was diese Leute an Sie bindet, ist in dem Augenblick verflogen, in dem die ministerielle Verfügung entfällt. Wenn das die maßgebende Meinung des Landeskirchenausschusses ist, was Eger über die Beziehung der Verfassungskirche zur Kirche des dritten Artikels sagte, so könnte ich unter dieser Fahne nicht dienen. Die Predigt des Evangeliums erhalte ich so, daß ich demonstriere: Tue, was du willst, Staat, du wirst uns nicht tot kriegen! Wir müssen der dynamischen Rechtsauffassung des Staates Rechnung tragen. Dieser Tatbestand ist in Bayern unter Beweis gestellt81. Diesen Tatbestand zu erweisen, bemühen wir uns in der Bekennenden Kirche. Unsere Kanzelabkündigungen haben den Erweis erbracht, daß die Kanzel eine Macht in Deutschland ist. Wenn eine Kanzelabkündigung in Sicht ist, dann wird die gesamte Gestapo Deutschlands auf die Motorräder gesetzt. Meine Eingaben wirft der Staat in den Papierkorb. Empfänge kommen nicht zustande. Wenn ich predige, dann weiß es am Abend der Führer [Hitler]. Ich möchte deshalb auf die Frage von Eger antworten: Es taugt nicht, wenn man versucht, [dem Staat] mit einem vom Staat nicht mehr als Recht anerkannten Rechtsgesichtspunkt beizukommen. Was das Theologische angeht, so muß ich fragen: Warum kämpfen wir denn, wenn die Kirche des dritten Artikels und die verfaßte Kirche so wenig miteinander zu tun haben, wie Eger meint? Ob die Predigt des Evangeliums erschallt, ist in der Tat eine Sache des dritten Artikels.
81 Bezug unklar; möglicherweise erinnerte Asmussen hier an die Vorgänge im Herbst 1934, als der von der Reichskirchenregierung gewaltsam abgesetzte Landesbischof Meiser nach einer Protestwelle aus der gesamten Bekennenden Kirche wieder in sein Amt hatte zurückkehren können (vgl. dazu unten Dok. 21, Anm. 140; Dok. 24, Anm. 5).
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Wenn gewiß der Herr die Kirche erhält, dann bin ich einem Fluch verfallen, wenn ich nicht täglich das Evangelium laut verkündige, von den Dächern82, über die Zäune hinweg83. Daß wir laut reden, ist die zwingende Bindung, unter der wir von seiten des Herrn stehen. Denn die Reste der Kirche werden nur erhalten, wenn innerhalb der Reste so gepredigt wird, daß denen, die es nicht hören wollen, die Knie darüber schlottern. Wenn wir in Preußen so arbeiteten, wie die bayerische Landeskirche arbeitet, so würde die bayerische Landeskirche auf einem noch radikaleren Flügel stehen als die preußische. Es muß jeder Kampf unterbaut sein, so daß er vorgetragen wird und wahrhaftig ist. Die Tatsache, daß der Eindruck erweckt wird, daß Sie im besten Einvernehmen mit dem Staat leben, [bedeutet], daß wir nicht in der Lage sind, den Kampf so vorzutragen, wie [ein Wort gestrichen] es nötig ist84. Die von Ihnen geleiteten Kreise tragen den Angriff [ein Wort gestrichen] auch nicht vor. Haben wir das Fanal, dem nachzufolgen sich lohnt, und kann uns der Landeskirchenausschuß ein solches Fanal sagen, dann ist die Frage, ob wir zusammenkommen können, eine lösbare Frage. Vorher möchte ich weder in Ihrem noch in unserem Interesse dazu raten. Niesel: Es soll nicht das Mißverständnis aufkommen, als wollte nicht auch der altpreußische Bruderrat die Kirche als Rechtsinstitution [ein Wort gestrichen] wahren. Aber wir sind der Überzeugung, daß uns die Bewahrung des Rechtes nur dann gelingen kann, wenn Gott uns Gnade gibt. Wenn wir sein Wort sagen, wenn wir predigen, dann wird uns das alles auch zufallen85. Haben wir denn dafür zu sorgen, daß die Volkskirche erhalten bleibt? Cf. Niemöller und seine Predigten86. Gottes
82 Anspielung auf Mt 10, 27. 83 Nach G 2, S. 10, lautete dieser Satz Asmussens: „Wir müssen so laut reden, dass das Wort des Evangeliums auch über die Zäune der Konzentrationslager hinweg vernommen werden kann.“ 84 Vgl. G 2, S. 10: „Nur eine tapfere und entschlossene geistliche Haltung wird den Staat veranlassen, die Botschaft der Kirche ernst zu nehmen.“ 85 Anspielung auf Mt 6, 33. 86 Niemöller hatte sich u. a. in seiner Predigt vom 7. Februar 1937 scharf gegen eine Kirchenpolitik gewandt, die den Erhalt einer staatskirchenrechtlich privilegierten Volkskirche zum Maßstab ihres Handelns machte. So hieß es in seiner Auslegung von Joh 11, 47–57, das „Jerusalemer Kirchenregiment“ habe Jesus aus Furcht vor einem Eingriff der römischen Obrigkeit in „die jüdische Volkskirche mit ihren Sonderrechten und Einrichtungen“ unschädlich machen wollen. Unklarheit habe jedoch darüber bestanden, wie mit dem „Opfer dieser Kirchenpolitik“ verfahren werden sollte. In dieser Situation habe der „Kirchenfürst“ Kaiphas „eine fromme, hohepriesterliche Rede“ gehalten, „die ganz und gar von tiefer Verantwortung für Volk und Kirche getragen“ gewesen sei; dabei sei er allerdings nicht Recht und Wahrheit gefolgt, sondern habe das Wohl des Volkes zum höchsten Gesetz erhoben und daraus gefolgert: „Es ist uns besser, ein Mensch sterbe für das
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Wort wird es durchsetzen, daß uns dann auch das Recht wieder geschenkt wird. Die Barmer theologische Erklärung ist doch nicht ein Gebilde von theologischen Sätzen über rechte Lehre und Rechtgläubigkeit. Sie ist uns die Richtschnur dafür, wie heute gepredigt werden muß, so daß das Evangelium in unsere Zeit hinein gesagt wird, daß die Menschen es hören, nicht so, als stünden wir heute im Jahre 1910. Darum geht es uns auch gar nicht, um die Scheidung von den Deutschen Christen; sondern es geht uns in dem allen darum, daß wir darauf hingewiesen werden, daß das Evangelium deutlich gesprochen werden muß, daß die Leute es hören. Dann ist die Frucht daraus, daß man mit den Deutschen Christen nicht zusammen kommen wird. [Zwei Wörter gestrichen] An einer thematischen Widerlegung von den [der] Deutschen Christen haben wir kein Interesse. So fällt uns das Recht zu, daß wir das Bekenntnis wieder aktualisieren. Dem altpreußischen Bruderrat ist von der Synode die Kirchenleitung aufgetragen worden87. Die Kirchenleitung, d. h. wir, wissen uns nicht nur dazu berufen, einen vorhandenen Bestand zu pflegen, sondern von der Predigt des Evangeliums her werden wir angeleitet, das Kirchenregiment auszuüben, d. h. aber, daß wir in [ein Wort gestrichen] neutrale Gemeinden unsere Pioniere schicken, daß wir mit den Deutschen Christen reden, daß wir die Studenten zur Verantwortung rufen. Diese Theologiestudenten werden von uns angesprochen. Dasselbe gilt im Hinblick auf die Kandidaten und Pfarrer. Weil uns so das Kirchenregiment vom Worte her aufgetragen ist, können wir uns nicht beschränken auf eine Reihe von Pfarrern und Gemeinden, die sich uns angeschlossen haben. Wir sind gezwungen, uns an alle Pfarrer zu wenden. Auf der andern Seite steht der Landeskirchenausschuss, der seinen Auftrag hat, d. h. daß ihm bestimmte Kreise folgen. Hier ist die Schwierigkeit. Für uns bleibt dem Landeskirchenausschuss gegenüber keine andere Möglichkeit als daß wir fragen: Kann der Landeskirchenausschuss diese uns vom Wort her gewiesene Tätigkeit legalisieren oder nicht? Darum können wir uns auf ein schiedliches und friedliches Nebeneinander von Kirchenregiment und Kirchenregiment nicht einlassen. Es geht nicht, gerade weil wir die Volkskirche wollen, sondern weil wir
Volk, denn daß das ganze Volk verderbe.“ Niemöller hatte dann resümiert: „Wenn irgendein Zweck uns höher steht als die Wahrheit – und wenn es die besten und höchsten Ideale wären, mögen wir es auch ‚Volk‘ oder mögen wir es ‚Kirche‘ nennen – geraten wir mit tödlicher Sicherheit immer tiefer hinein in den Widerspruch gegen den, der von sich sagt: ‚Ich bin die Wahrheit‘. Und wir kommen dann nicht eher zur Sicherheit und zur Ruhe, als bis wir ihn aus unserem Leben hinausbefördert haben“ (M. Niemöller, Dahlemer Predigten, S. 85–91). 87 Vgl. dazu oben Anm. 16.
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wollen, daß in unserm Volk allenthalben das Evangelium klar, lauter und unverkürzt gepredigt wird. Das ist ein Totalitätsanspruch. Es ist nur die Frage, ob der Landeskirchenausschuss heute noch solche legale Hilfe leisten kann. Wilhelm Ewald Schmidt: Ich muß einen Widerspruch anmelden, wenn Asmussen dem, was er als dynamisches Recht des nationalsozialistischen Staates bezeichnet hat, meint, etwas Ähnliches auf unserer Seite entgegensetzen zu müssen [glaubt]. Es gibt hier nur die unabsichtliche, desinteressierte Gottesbotschaft. Ich muß auf der Hut sein, wenn ich eine Bewegung durch dynamische Maßnahmen durchsetzen will. Wir stehen in dieser unserer Zeit besonders in dieser Gefahr. Deshalb haben wir uns vor dieser Gefahr zu hüten. Wir haben nach außen hin wenig geredet. Ich habe es zu Anfang unterlassen, überhaupt nach außen zu reden. Ich wollte unter keinen Umständen geistliche Leitung sein. Es muß nur jede Verwaltungstätigkeit in der Kirche in irgendeiner Weise auch geistliche Leitung sein; aber geistliche Leitung auszuüben dadurch, daß wir an Gemeinden ein Wort richten, haben wir unterlassen, weil wir uns nur als Organe ansehen, die für eine Übergangszeit einen Boden bereiten sollten88, der es ermöglicht, daß da etwas wird. Wir meinten eben nur, daß wir eine Aufgabe hätten, mit der vom Staat geliehenen Autorität in einer möglichst breiten Weise Schutt zu beseitigen, der vorhanden ist, und wir haben uns gefreut, wenn wir irgendeinem Bruder in einer Gemeinde helfen konnten. Es schien mir wichtig zu sein, daß man in einem solchen Kampf, wie er der Kirche aufgegeben ist und der an Schärfe immer mehr zunehmen wird, nach Möglichkeit alle Gerechtigkeit erfüllen sollte, nämlich dafür zu sorgen, daß die Rechtmäßigkeit, die für erforderlich gehalten worden ist, auch jetzt nach Möglichkeit herbeigeführt werden sollte. Es ist beim altpreußischen Bruderrat übersehen worden, daß die Gültigkeit solcher Rechtsentscheidungen, ja solcher Verwaltungsmaßnahmen eben doch davon abhängt, ob die Stellen, die sie aussprechen, vom Staat her als solche anerkannt werden. Wir sind bis heute noch die Kirchenleitung und die Kirchenausschüsse. Man hätte sich nichts vergeben, wenn man auch diese Kirchenausschüsse um diese Rechtshilfe angegangen hätte. Ich habe es nicht verstanden, daß die Bekennende Kirche sich darauf nicht einließ, sondern meint, ihre Organe müßten anerkannt werden, damit diese Rechtsentscheidungen treffen könnten. Hier 88 Vgl. den „Aufruf des Reichskirchenausschusses und des Landeskirchenausschusses für die Evangelische Kirche der altpreußischen Union“ vom 17. Oktober 1935, in dem es u. a. geheißen hatte: „Wir wissen uns als Treuhänder für eine Übergangszeit, an deren Ende eine in sich geordnete selbständige Deutsche Evangelische Kirche stehen soll“ (GBlDEK 1935, S. 104).
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bestand für uns eine Unmöglichkeit. Das ist alles gut und schön in jedem einzelnen Fall. Aber das war generell nicht möglich. Ich meinte, daß ein Bruderrat sich nichts vergeben hätte, wenn er gesagt hätte: Wir werden die Anträge auf Anerkennung der Kandidaten ruhig stellen. Wir sind durchaus bereit, daß diese Kandidaten dem Generalsuperintendenten sich vorstellen und daß diese Kandidaten in die Liste der Kandidaten aufgenommen werden. Die Oberleitung bestand ja wesentlich in etwas anderem. Dienstaufsicht. Verantwortung für den Einzelnen. Die Frage ist gestellt: Was könnte jetzt geschehen? Ich zucke die Schultern. Es kann in diesem Augenblick noch vieles geschehen. Ich würde es nicht für überflüssig halten, daß rechtlich noch in Ordnung gebracht wird, was in Ordnung gebracht [werden kann]. Pfarrstellenbesetzung. Das ist [ein Wort gestrichen] noch möglich. Auf wie lange, das kann ich nicht sagen. Da wollen Sie bitte weitersehen: Die 13. Durchführungsnotverordnung [sic!] beschränkt alle Kirchenregierungen89. Der Staat wird auch die Maßnahmen der anderen Kirchenregierungen durchkreuzen. Der Staat wird also sagen, daß alles unrechtmäßig ist, was diese Kirchenregierungen anordnen. Damit ist für uns alle die Lage außerordentlich ernst. Wir können natürlich keinen Augenblick auf unserer Stelle bleiben, wenn wir uns eine solche Beschränkung gefallen lassen. Aber wenn wir den Platz räumen, was dann? Da muß ich bitten, daß man sehr nüchtern in der Verantwortung gegen die Brüder handelt. Ich muß den Blick lenken auf unsere Gemeinden: Was gebietet hier die Verantwortung für die Gemeinden hin und her im Lande? Wenn wir den Platz räumen, dann kommt überall der Kommissar90. Damit bricht eine Reihe von Fragen auf, die man nicht leicht nehmen kann. Ich weiß wohl, daß unter Umständen alle diese Fragen in den Hintergrund treten können. Aber kann ich darüber befinden, ob für den einfachen Pfarrer in der Gemeinde der Augenblick dafür gekommen ist? Wurm: Es ist gründlich von allen Seiten gesagt worden, was gesagt werden mußte. Ich möchte feststellen: Der radikalste Weg und der an sich für uns Landeskirchenführer bequemste Weg, daß der eine der beiden Partner in Altpreußen verschwindet, [kann] nicht begangen werden. Die Frage ist die, die ich an die Brüder von der anderen Seite richten darf: Glauben Sie, daß noch ein Weg gefunden werden kann, ein Weg, der gangbar ist, bei dem die Kirchenausschüsse im Amt bleiben, bei dem aber doch eine Zusammenarbeit [möglich ist], die selbstverständlich im Einzelfall schwierig ist, die aber doch ein Zusammengehen im
89 Vgl. dazu oben Anm. 30. 90 Gemeint ist die Einsetzung eines Staatskommissars.
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Blick auf die Wahl91 ermöglicht? Ist es denkbar, daß der Ausschuß, der durch die Vereinbarung von Lutherrat und Vorläufiger Kirchenleitung zustande gekommen ist92, der aber in den letzten Wochen geruht hat, nun in Tätigkeit tritt und daß nun doch gleichzeitig die Landeskirchen, die auf dem Boden von Artikel 1 der Kirchenverfassung stehen, weiterhin zusammentreten93, um die gemeinsamen Aufgaben gegenüber dem Staat und der Öffentlichkeit wahrzunehmen? Es wäre nicht schwer, eine Arbeitsteilung zu finden, so daß die Landeskirchenvertreter vertrauensvoll die ganze Aktion betreff der Wahl diesem Ausschuß überlassen. Es könnte dafür gesorgt sein, daß durch persönliche Mitgliedschaft des einen oder anderen von uns und auch durch Mittun eines Vertreters der Kirchenausschüsse der Zusammenhang gewahrt ist. Meiser stellt die vorhandene Gemeinsamkeit fest. Schlägt vor, daß die Kirchenausschüsse die Maßnahmen der Bruderräte anerkennen, daß man aber auch überlegt, was werden soll, wenn die Kirchenausschüsse dahingefallen sein werden94. von Thadden macht Mitteilungen über die Verhältnisse in der Hitlerjugend95, über den Abbau der Militärseelsorge96. Wir wissen, was los ist. Eine andere Frage ist: Wie sieht die Lage nach innen hin aus? Hier sieht die Lage weithin erschütternd gefährlich aus, und zwar umso mehr, je mehr die Kirchenausschüsse bisher zur Neutralisierung beigetragen haben. Die Gebiete, die vor dem Ersten Weltkrieg tot waren, sind in der Regel die, welche sich den Kirchenausschüssen zur Verfügung gestellt haben. Darüber hinaus hat die Neutralisierung dahin geführt, daß ge91 D. h. die im Wahlerlass Hitlers vom 15. Februar 1937 angekündigte Kirchenwahl (vgl. oben Dok. 1, Anm. 1). 92 Vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 24. 93 D. h. die Kirchenführerkonferenz. 94 Nach G 2, S. 10, wies Meiser hier auf die Notwendigkeit hin, „zu einer Abmachung zwischen Bruderrat und Ausschuss zu kommen“; dazu schlug er vor, die Kirchenausschüsse sollten „sich die Formeln des Akkords zwischen dem Lutherrat und der Vorläufigen Kirchenleitung zueigen machen“. 95 Einzelheiten des Berichtes von Thaddens nicht ermittelt. 96 Einzelheiten des Berichtes von Thaddens nicht ermittelt.– Obwohl seit 1937 „Gerüchte über stärkere Eingriffe in die Militärseelsorge kursierten, gelegentlich auch von ihrer Abschaffung gesprochen wurde“, lassen sich konkrete Vorstöße zum Abbau oder zur Abschaffung der Militärseelsorge zu diesem Zeitpunkt nicht nachweisen. Allerdings machten sich seit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht im Jahr 1935 zunehmend auch in der Militärseelsorge die Auswirkungen der nationalsozialistischen Entkonfessionalisierungspolitik bemerkbar; direkten Konflikten mit Parteistellen sahen sich hauptsächlich die nebenamtlichen Standortseelsorger ausgesetzt, die nicht den Status von Wehrmachtbeamten besaßen (vgl. M. Messerschmidt, Aspekte, S. 81–99, Zitat: S. 91; vgl. auch G. May, Interkonfessionalismus, S. 92–102; A. Schübel, 300 Jahre, S. 86–89). Im Mai 1937 folgte dann ein Erlass von Blombergs, nach dem das Amt der nebenamtlichen Standortpfarrer abgeschafft werden sollte (vgl. dazu unten Dok. 25, Anm. 5).
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rade die gebildeten Schichten einfach nicht mehr wissen, was eigentlich los ist. Deshalb macht dort die deutschchristliche Parole von von Ledebur ihren Weg97. Wenn wir uns das klar machen, dann sagen wir nichts, was für die Gruppe spricht. Angesichts dieser Lage gibt es empirisch nichts, was den Dienst und die Sendung der Bekennenden Kirche ersetzen könnte. In dem Sinn müssen wir sagen: Nur da, wo die Bekennende Kirche ist, ist das Banner aufgerichtet, um das die Gemeinden in der Zukunft gesammelt werden können. Die Frage ist nicht die, daß wir die Kirchenausschüsse fragen, ob sie heute zurücktreten wollen. Unsere Frage ist die: Was kann geschehen, daß die, die heute verantwortlich für die Kirche Jesu Christi stehen, sich so zusammenschließen, wie es nötig ist? Was kann der Landeskirchenausschuß tun, um seine Verbindung mit der Bekennenden Kirche offenkundig zu machen? Hat der Landeskirchenausschuß den Willen und die Möglichkeit, das Kirchenregiment der Bruderräte zu legalisieren? Die Frage nach der Stellung der Bruder-
97 Der unter der Leitung von Ledeburs stehende Arbeitsausschuss der Laien (vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 33, und Dok. 9, Anm. 53) hatte in einem Rundschreiben „An alle Laien in der Deutschen Evangelischen Kirche!“ vom 16. April 1937 gemeldet, der Laienkreis vergrößere sich immer mehr. Gleichzeitig hatte der Ausschuss erklärt, er werde sich trotz mehrfacher Aufforderung keiner kirchenpolitischen Gruppierung anschließen, „da alle vorhandenen Gruppen und Frontbildungen ohne ausreichende Erkenntnis und eigene Mitarbeit des schlichten Kirchengliedes“ entstanden seien. Seit Luther aber gebe es keinen „Verantwortungsunterschied zwischen Diener der Kirche und Glied der Kirche mehr“. Vielmehr liege es in der Verantwortung der Laien, das allgemeine Priestertum der Gläubigen in der kommenden Kirche zur Entfaltung zu bringen; deshalb täten die Laien auch „nichts weiter als Unrecht“, wenn sie sich ohne eigene Urteilsbildung den Bruderräten, dem Lutherrat, der Vorläufigen Kirchenleitung oder den Deutschen Christen anschlössen und „als Wählermasse zur Verfügung stellten“. Dementsprechend dürften die Wahlordnung, die Generalsynode und die neue Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche auch nicht der Priesterherrschaft überlassen bleiben, sondern müssten aus der Laienbewegung heraus erwachsen. Ähnliches gelte auch für das Verhältnis der Gläubigen zum Staat. Nachdem Luther erkannt habe, dass der Auftrag des Staates aus der göttlichen Ordnung erwachse, sei der Staat kein „unabwendbares Übel“ mehr, dem sich die „Glieder der Kirche so viel als möglich zu entziehen“ hätten. Vielmehr müssten sie „nach gut lutherischer Art den Mut“ finden, „heute im neuen Deutschland das einst prahlend gesprochene Wort des Repräsentanten eines volksfeindlichen und deswegen untergegangenen Staatsprinzipes: ‚Der Staat, das bin ich!‘ umzuprägen in unsere Volkslosung tiefster Verantwortung: ‚Der Staat, das sind w i r !‘“ Nur auf „solchem Boden größter eigener Verantwortung für Wachsen und Werden des völkischen Staates“ könne es zu einer „Ordnung zwischen Staat und Kirche, zwischen Volksgenosse und Gemeindeglied [.|.|.], zwischen Schule und Familie, zwischen nationalsozialistischer Volkswohlfahrt und christlicher Liebestätigkeit“ kommen (Kopie des Original-Flugblatts ohne Herkunftsnachweis: EvAG München, C 3.19; vgl. auch K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 373, dort allerdings mit falscher Datierung und falscher Überschrift).– Zu den Plänen von Ledeburs, einen Volksrat der Laien zu gründen, vgl. unten Dok. 32, Anm. 18.
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räte in den preußischen Provinzen ist eine Frage nach der Zukunft der Kirche überhaupt. Ich halte es für absolut möglich, daß ein echtes Verhältnis entsteht, das von uns aus mit Inhalt gefüllt werden kann. Böhm: Mir liegt daran, daß wir die Debatte damit abschließen, daß wir die Herren vom altpreußischen Landeskirchenausschuß bitten, sich miteinander zu beraten und dann sich zu erklären. Der Landeskirchenausschuß ist für uns ein Rechtshilfeorgan. So weit sind wir bereit, den Landeskirchenausschuß auch heute noch anzuerkennen. Kann er das nicht mehr sein, so hat er das Interesse für uns verloren. Asmussen: Schmidt stellte die Frage, ob wir nicht dafür sorgen wollten, daß die Bestätigung für die Stellen eingehe98. Alle diese Dinge geraten für uns in demselben Augenblick in ein Licht, in dem wir sie sehen können, in dem offenbar wird: Ist es am Rande geredet oder ist es zentral geredet? Was Bruder Schmidt uns gesagt hat, das klingt mir so müde. Es muß klar werden, daß es eine zentrale Angelegenheit ist, um die es sich lohnt, zusammenzustehen. Otto Fricke: Wir sind in Nassau-Hessen in der Lage, daß wir praktisch den Landeskirchenausschuß schon nicht mehr haben, weil eine Zusammenarbeit mit ihm nicht mehr möglich ist99. Wir bezahlen in Nassau-Hessen auch heute noch Vikare, die der Landeskirchenausschuß selbst bestätigt hat, weil die Finanzabteilung inzwischen in die gegnerische
98 Vgl. das Votum Schmidts oben S. 371f. 99 Die Auseinandersetzungen zwischen dem im Januar 1936 gebildeten nassau-hessischen Landeskirchenausschuss und dem Landesbruderrat hatten sich vor allem am Verhalten des Ausschusses bei Pfarrstellenbesetzungen entzündet. So hatte der Ausschuss beschlossen, vier vom Landesbruderrat ernannte Pfarrverwalter zu versetzen; als sich die Pfarrer von Heppenheim und Wiesbaden-Dotzheim, Hechler und Romberg, auf Wunsch ihrer Gemeinden jedoch geweigert hatten, der Versetzung Folge zu leisten, waren sie auf Antrag des Landeskirchenausschusses von Kerrl durch die Gestapo ausgewiesen worden (zum Fall Romberg vgl. auch unten Dok. 20, Anm. 33). Die nassau-hessische Bekenntnissynode hatte daraufhin beschlossen, „ein Zusammenwirken zwischen Landeskirchenausschuss und Landesbruderrat“ sei nicht möglich: „Solange eine auf unangefochtener Bekenntnis- und Rechtsgrundlage stehende Kirchenleitung nicht vorhanden ist, dürfen die leitenden Organe der Bekennenden Kirche die ihnen auf Grund kirchlichen Notrechts übertragenen Befugnisse nicht preisgeben“ („Theologisches Wort“ der Bekenntnissynode der Evangelischen Landeskirche Nassau-Hessen vom 29. April 1936, Abdruck: Dokumentation 5, S. 290f., Zitate: S. 291; vgl. dazu auch K. Herbert, Durch Höhen, S. 103ff.). Nachdem auch die von Zoellner ausgehenden Vermittlungsversuche zwischen Ausschuss und Bruderrat zu keinem Ergebnis geführt hatten, war die Bekenntnissynode bei ihrer Haltung geblieben und hatte am 5. Februar 1937 beschlossen, sie erwarte „von allen Gliedern der Bekennenden Kirche, daß sie den Landesbruderrat als ihre verantwortliche Kirchenleitung achten, und daß sie Ämter aus den Händen des Landeskirchenausschusses nur nach Befragung durch den Landesbruderrat entgegennehmen“ (Abdruck des Beschlusses: Dokumentation 6, S. 175f., Zitat: S. 176; vgl. auch K. Herbert, Durch Höhen, S. 105ff.).
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Hand gekommen ist100. Der Kampf in den Gemeinden wird tatsächlich von der Bekennenden Kirche geführt. Dabei [werden] wir uns nicht Neutralen und deutschchristlichen Gemeinden öffnen, weil niemand sonst [ein Wort gestrichen] den Kampf führt. Wir stellen auch die Redner in allen Gemeinden. Aber es hat sich dann doch eine Mitte gebildet, weil im Blick auf die Rechtsverhältnisse die Mitte glaubt, das Odium, das auf der Bekennenden Kirche liegt, [ein Wort gestrichen] sich ersparen zu können. Das ist offen ausgesprochen worden: Wir sind mit euch völlig einig; bloß, ihr seid dem Staat gegenüber so doll, daß wir meinen, wir können weiter kommen, wenn wir uns euch nicht anschließen. Wenn von den verantwortlichen Männern der Kirche ein Ruf an diese Kreise gehen würde: Geht jetzt zusammen, dann würde die Lage bei uns völlig geklärt. Wenn eine Aufforderung käme, mit der Bekennenden Kirche zusammenzugehen, damit eine gemeinsame Leitung von selbst erwachsen kann, dann wäre das behoben, was Landesbischof Meiser noch als Gefahr sieht101. Friedrich Müller: Was soll geschehen, wenn der Staat letzte Reste eines Kirchenregiments ihrer Legalität entkleidet? Diese Frage ist jetzt beantwortet für eine Reihe von Landeskirchen. Ich denke an die Landeskirchen der anwesenden Bischöfe. Für diese Kirchen ist die Frage keine Frage. Hier werden die Bischöfe im Amt bleiben, getragen von dem Gehorsam der Gemeinden. Die Notorgane der Bekennenden Kirche und der Vorläufigen Kirchenleitung haben sich nie anders gewußt denn als Notorgane, die den Auftrag für Zeit bekommen haben102. Es ist nicht in ihre Hand gelegt,
100 Durch eine Anordnung des hessischen Reichsstatthalters Jakob Sprenger vom 29. Dezember 1936 waren der bisherige Vorsitzende und das Mitglied der Finanzabteilung bei der hessischen Landeskirchenkanzlei, Verwaltungsstelle Darmstadt, Oberlandeskirchenrat Ewald Fischer und Oberkirchenrat Otto Horre, von ihren Ämtern abberufen worden. Mit Wirkung vom 4. Januar 1937 bestand die hessische Finanzabteilung aus dem Präsidenten der Landeskirchenkanzlei Paul Kipper als Vorsitzendem und Oberkirchenrat Emil Büchler, der auch bisher schon Mitglied der Finanzabteilung gewesen war (Abdruck der Anordnung: Dokumentation 6, S. 148). 101 Für den Fall, dass der Staat die Kirchenausschüsse absetzen, die letzten Legalitätsreste innerhalb der Kirche beseitigen und die Kirchenleitung einem Staatskommissar übergeben sollte, hatte Meiser die Befürchtung geäußert, dass es kaum noch gelingen werde, „alle Kirchenkräfte so zusammenzuschließen, daß sofort ein Direktorium vorhanden ist, dem alles totalen Gehorsam leistet“; vielmehr sei erneut ein kircheninterner Streit darüber zu erwarten, wer denn „jetzt die Leitung der Kirche“ sei (G 3).– Zum Votum Meisers vgl. auch oben Anm. 94. 102 So hatte die dritte Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche in Augsburg vom 4.–6. Juni 1935 in ihrem Beschluss zur „Verfassung und Ordnung der Bekennenden Kirche“ u. a. festgestellt, die Bekennende Kirche habe ihre Organe „bis zur Herstellung einer unangefochtenen Rechtslage in der Deutschen Evangelischen Kirche“ gebildet (Ab-
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wann sie diesen Auftrag wieder von sich weisen können. Deshalb werden auch die altpreußische Kirche und die nassauische Kirche nicht in Verlegenheit kommen. Dort werden die Bruderräte weiter bestehen. Wenn keiner von uns mehr in seinem Amt steht, wird der Bruderrat die Kirche in Preußen weiter zu leiten sich bemühen trotz aller Hemmungen. Ich würde es nicht kirchlich für [ein Wort gestrichen] gut halten, wenn in einem solchen [Gebiet] der Kirchenausschuß bleiben sollte, wenn ihn der Staat seiner Legalität entkleidet. Von hier her wird es auch deutlich, daß die Bruderräte nicht in der Lage sind, ihre kirchliche Öffentlichkeitstätigkeit aufzugeben. Wir haben schon oft in Verhandlungen mit Kirchenausschüssen den Boden innerer Gemeinsamkeit gefunden. Ich glaube bloß, wir dürfen nicht in den Fehler verfallen, aus der Tatsache einer solchen Verhandlung andere Dinge zu folgern, als man sie folgern kann. Wenn ich auf meine Frage zurückkomme, dann bitte ich die Herren der Kirchenausschüsse, sich recht deutlich zu machen, was das sachlich in sich schließt. Das schließt in sich, daß die Prüfungsämter der Bekennenden Kirche bestehen bleiben und daß die Prüfungen der Bekennenden Kirche auch als legal anerkannt werden. Ich will nicht Schärfen in die Diskussion hineinbringen. Ich will nur sagen, was alles in einer allgemeinen Zusage enthalten ist. Es bleibt dann noch die Frage: Wie kann von da aus die schwierige Frage der Kirchenführerkonferenz gelöst werden? Diese Frage müssen wir davon abhängig machen, wie die Antwort ausgefallen ist. Albertz: Bitte an die Bischöfe. Ich möchte darum bitten, daß die Dinge nicht dadurch verschoben und verharmlost werden, daß man sagt, die Kirchenausschüsse müßten eine gewisse Gemeinsamkeit bezeugen. Das ist aber nicht genügend. Es geht um eine wirkliche Bezeugung, daß das Kirchenregiment der Bruderräte anerkannt und legalisiert wird. Wenn man sich vergegenwärtigt, wie bei uns in Spandau die Wirkung der Kirchenausschüsse lediglich darin besteht, daß das Regiment der Deutschen Christen gestärkt und gehalten wird103, dann wird man skeptisch
druck: W. Niemöller, Bekenntnissynode Augsburg, S. 74ff., Zitat: S. 75; vgl. dazu auch G. Besier, Kirchen 3, S. 91); in diesem Sinne hatte es auch im Beschluss „Von der Kirchenleitung“ der vierten Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche in Bad Oeynhausen vom 22. Februar 1936 geheißen, die „von der Bekennenden Kirche berufenen Organe der Leitung“ seien „solange gebunden, ihr Amt wahrzunehmen, bis eine andere Kirchenleitung vorhanden ist, die auf unangefochtener Bekenntnis- und Rechtsgrundlage steht“ (Abdruck: W. Niemöller, Bekenntnissynode Bad Oeynhausen, S. 112– 115, Zitate: S. 114; vgl. dazu auch C. Luther, Notrecht, S. 114). 103 Albertz war zwar auf Verfügung des altpreußischen Landeskirchenausschusses am 30. März 1936 wieder in sein Pfarramt an St. Nicolai eingesetzt worden, seine Beurlaubung als Spandauer Superintendent bestand jedoch auch weiterhin; die Verwaltung der Superintendentur blieb dem deutschchristlichen Pfarrer Berg überlassen, dem auch der
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gegenüber den guten Wünschen, die hier geäußert werden. Ich möchte deshalb warnen zu meinen, daß man mit der Feststellung des guten Willens der Kirchenausschüsse in der Legalisierung der Fälle, die an sich legal sind, wesentlich weiterkommt. [Ein Wort gestrichen] Wir sind selbstverständlich für jeden Dienst dankbar, durch den es [ein Wort gestrichen] unseren jungen Brüdern erleichtert wird, in feste Stellung zu kommen. Ich werde bei dieser Gelegenheit noch eine Bitte an den Landeskirchenausschuss selbst richten. Ich weiß, daß ich ihm viel schwere Stunden bereitet habe. Wenn der Landeskirchenausschuss nun in dem Maß wirklich eingeschränkt ist in seiner Macht, daß er eigentlich gar nichts mehr tun kann, wäre es nicht das Gewiesene, wenn er aus freien Stükken das Feld räumte und damit einer weiteren Entwicklung unserer Kirche die Bahn bereitete? Die Frage, was dann kommen soll: Was sich an die Kirchenausschüsse hält, wird nach der einen oder anderen [ein Wort gestrichen] Seite gehen in dem Augenblick, wo scharf geschossen wird. Was geschieht, wenn Niemöller verhaftet wird104? Dann können die Kirchenausschüsse nichts mehr tun. Wenn sie etwas tun, werden sie abgesetzt. Was ist dann noch übrig, was steht dann wirklich dem Herrn Christus zur Verfügung? Ich sehe hier keinen anderen Weg, als daß wir uns dann innerhalb der Bekennenden Kirche wieder fest zusammenschließen, und hoffe, daß dann auch Mitglieder der Kirchenausschüsse mit uns gehen. Ficker [drei Wörter gestrichen] widerspricht Albertz. Was er sagt, ist einseitig von preußischer Schau gesehen. Wenn so schnell gesagt wird: Die Kirchenausschüsse sollen zurücktreten, dann ist das lediglich von preußischer Seite gesehen105. Das bedeutet eine starke Versuchung, mit einem Schlag überhaupt mit den Kirchenausschüssen aufzuräumen. Das würde bedeuten, daß das Chaos viel früher kommt als sonst. Man soll bei der Frage, ob die Kirchenausschüsse zurücktreten sollen, soll [sic!] nicht die Auswirkung auf die anderen Länder vergessen. Das möchte ich recht stark betonen.
Auftrag zur Bildung eines Kirchenausschusses übertragen worden war. Daraufhin war es zwischen den Spandauer BK-Pfarrern und den DC-Pfarrern zu ständigen Auseinandersetzungen insbesondere über die gottesdienstliche Nutzung der kirchlichen Räume gekommen, die bis zu Strafanzeigen und Handgreiflichkeiten reichten und kurz vor dem Ende der Kirchenausschüsse zu eskalieren drohten (vgl. dazu P. Noss, Albertz, S. 285– 292). 104 Niemöller wurde am 1. Juli 1937 dann tatsächlich verhaftet (vgl. dazu unten Dok. 24, Anm. 3). 105 Ficker sprach hier für den sächsischen Landeskirchenausschuss, dessen Tätigkeit als vorbildlich galt (vgl. dazu oben Dok. 16, Anm. 48).
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Ich glaube, daß das Chaos unbedingt kommt. Wir müssen klar sein, der Mobilmachungsplan muß vorliegen: Was tun wir, wenn der Kommissar kommt? Ich möchte sagen: Es scheint mir nicht so ganz sicher, daß dann einzig die Bruderräte die sein werden und können, die dann die ganze Menge der Gemeinden und Pfarrer führen werden. Für Sachsen würde es durchaus nicht stimmen. Der Bruderrat in Sachsen würde nur einen Bruchteil haben. In Sachsen hat der Pfarrernotbund und die Mitte ein Schreiben an alle Pfarrer gerichtet106. Von 1.300 Pfarrern haben 1.100 dem Landeskirchenausschuss ihr Vertrauen ausgesprochen107. [Vier Wörter gestrichen] Die, welche die Abstimmung veranlaßt haben, haben sich als Vertrauensrat zusammengefaßt. Er umfaßt Pfarrernotbund und Mitte und er fühlt sich als Sprachrohr der Pfarrer108. Wir haben darin die kirchliche Vokation sehen dürfen109. Es hat kürzlich der Vertrauensrat zu verstehen gegeben: Für den Fall, daß etwas vorkommt, stehen wir zum Landeskirchenausschuss. Die Frage liegt für Preußen etwas anders. Hier liegt es von vornherein nicht so, daß der Landeskirchenausschuss das Gremium sein könnte. Es ist auch nicht so, daß die ganze Mitte mitgezogen würde, wenn der Bruderrat allein es
106 Am 11. Mai 1936 hatten die Vertrauensmänner der sächsischen Notbundpfarrer und der sog. ‚kirchlichen Mitte‘ eine Erklärung angenommen, in der das frühere deutschchristliche Regiment der sächsischen Landeskirche scharf verurteilt und „eine Wiedereinsetzung des Landesbischofs Coch in seine früheren Rechte“ ausgeschlossen worden war. Demgegenüber waren die Maßnahmen des sächsischen Landeskirchenausschusses begrüßt und die Bereitschaft erklärt worden, den Ausschuss zu unterstützen, „damit möglichst bald die Kirche selbst ihre Führung endgültig ordnen kann“ (Abdruck: AELKZ 69, 1936, Sp. 1245). Die Erklärung war mit Rücksicht auf den Anschluss der sächsischen Landeskirche an den Lutherrat zunächst nicht abgesandt worden; nachdem die sächsischen Deutschen Christen den Landeskirchenausschuss angegriffen und ihm das Misstrauen ausgesprochen hatten, war den Notbundpfarrern und den Pfarrern der Mitte die Erklärung dann mit Schreiben vom 3. Juli 1936 zur Unterzeichnung zugegangen (Abdruck des Schreibens: J. Fischer, Landeskirche, S. 235; vgl. dazu auch ebd., S. 74f.; H. Klemm, Dienst, S. 290). 107 Nach dem Schreiben des Vertrauensrates (vgl. dazu unten Anm. 108) an den sächsischen Landeskirchenausschuss vom 28. November 1936 hatten „im Sommer und Herbst 1936“ zunächst „971 Pfarrer der sächsischen Landeskirche“ dem Landeskirchenausschuss „ihr Vertrauen ausgesprochen und ihre Unterstützung zugesagt“ (AELKZ 69, 1936, Sp. 1245; vgl. auch J. Fischer, Landeskirche, S. 75; H. Klemm, Dienst, S. 290); diese Zahl war dann bis Ende April 1937 auf 1.100 gestiegen (vgl. D. Röthig, Chronik, S. 157). 108 Der Vertrauensrat, der der Verständigung zwischen sächsischen Pfarrern und Landeskirchenausschuss dienen sollte, hatte sich am 28. November 1936 konstituiert; vom Pfarrernotbund gehörten ihm Hahn, Karl Fischer, Prater und Klemm, von der Mitte Schumann, Bruhns, Herz und Mieth an (vgl. H. Klemm, Dienst, S. 291; J. Fischer, Landeskirche, S. 74f.; D. Röthig, Chronik, S. 146). 109 Vgl. dazu das oben Anm. 107 erwähnte Schreiben des Vertrauensrates vom 28. November 1936, nach dem der Landeskirchenausschuss durch die Unterzeichnung der Erklärung „aus der Kirche heraus eine Bestätigung von entscheidender Bedeutung erhalten“ hatte.
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tut. Es muß auch hier ein besonderes Gremium gebildet werden. Dem Minister Kerrl hat die Zahl 1.100 sehr stark imponiert110. Es imponieren Tatsachen. Weiter: Müßten wir nicht versuchen, für diesen kritischen Moment Synoden zu haben? Die Bekennende Kirche hat ihre Synoden. Der Staat ist für diese Versuche empfänglich. Mir geht sehr im Kopf herum, ob wir nicht ein synodales Organ herausstellen sollten. Gehört zu unserer Mobilmachung nicht irgendwie die Mobilisierung der Laienwelt? Das hat beim Staat einen anderen Widerhall, als wenn nur wir Pfarrer auftreten111.
110 Bruhns und Mieth hatten Kerrl am 1. Dezember 1936 das Schreiben des Vertrauensrates an den Landeskirchenausschuss (vgl. oben Anm. 107) zur Kenntnisnahme zugehen lassen (LKA Dresden, Best. 5, Nr. 153; vgl. auch J. Fischer, Landeskirche, S. 75; H. Klemm, Dienst, S. 291). 111 Die Aufzeichnungen Meisers brechen an dieser Stelle ab.– Nach G 2, S. 11, traten die Mitglieder des altpreußischen Landeskirchenausschusses zu einer Sonderberatung zusammen. Im Anschluss an diese Beratung gab Kuessner eine Erklärung des Landeskirchenausschusses ab, in der die Vereinbarung zwischen Lutherrat und VKL II vom 11. März 1937 (vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 24 und 32) als „eine begrüssenswerte Zusammenfassung derer, die sich für ihre kirchliche Arbeit an Schrift und Bekenntnis gebunden wissen“, bezeichnet wurde; die Erklärung fuhr fort: „Die Kirche des Evangeliums ist allein das Eigentum ihres Herrn, der sie durch sein Blut erworben hat, dass sie unter ihm lebe und ihm diene. Darum ist es ihr verwehrt, in eine Ordnung zu willigen, die im Widerspruch zu der Aufgabe steht, die ihr durch das Wort des Herrn gewiesen und in ihren Bekenntnissen bezeugt ist. Auch er [= der Landeskirchenausschuss] wendet sich an alle, die wider jede Politisierung der kirchlichen Verkündigung, Ordnung und Leitung das Evangelium von dem gekreuzigten und auferstandenen Christus bezeugen und ruft zur Sammlung. Diese Sammlung schließt die Scheidung von denen in sich, die den Grund der Kirche damit verlassen, dass sie Botschaft und Ordnung derselben von weltanschaulichen und politischen Überzeugungen ableiten. Er ist bereit, sich an dieser Arbeitsgemeinschaft zu beteiligen und die inneren sowie äusseren Voraussetzungen dafür zu schaffen.“ Auf Basis dieser Erklärung wurde zwischen altpreußischem Bruderrat und Landeskirchenausschuss am 4. Mai 1937 eine Vereinbarung über die bekenntniskirchlichen Prüfungen, Vikare und Prädikanten, Predigerseminare, Ordinationen, Pfarrwahlen und Pfarrstellenbesetzungen getroffen, die einer völligen Anerkennung der altpreußischen Bekennenden Kirche und ihrer Organe gleichkam (Wortlaut enthalten im Schreiben des Rates der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union an sämtliche Provinzialbruderräte und die Mitglieder des altpreußischen Bruderrats vom 5. Mai 1937: EZA Berlin, 50/397; Teilabdruck: Dokumentation 6, S. 263f.; vgl. dazu auch G. Besier, Lenkung, S. 365; W. Niesel, Kirche, S. 132). Der altpreußische Landeskirchenausschuss lehnte es jedoch schon wenige Tage später ab, die Vereinbarung als verbindlich anzuerkennen (vgl. dazu unten Dok. 20, Anm. 45).
20 Sitzung des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (Lutherrat) 1937 Mai 24/25 I. Meiser, Wachstuchheft 7, S. 61–68 (als lose Beilage). II. Breit – Fleisch – Halfmann – Horn – Lilje – Marahrens – Meiser – Pfisterer. Beste – Fichtner – Ficker – Fischer (für Hahn) – Gauger – Geiger – Happich (nur am 25. Mai) – Henke – Johnsen – Peters – Johannes Schulz (für Kühl) – von Schwartz (für Lachmund) – Stoll (nur am 24. Mai) – Wurm. III. Berlin W 35, Sekretariat des Lutherrats, Großadmiral-Prinz-Heinrich-Str. 14; am 24. Mai von 19.00 Uhr bis 21.50 Uhr und am 25. Mai von 9.00 Uhr bis 12.30 Uhr. G: 1. Meiser, ATB; 2. Protokoll des Sekretariats des Lutherrats, gez. Breit (LKA Hannover, D 15 III Nr. 13).
Eröffnung: Psalm 17 Breit begrüßt. Als Gast anwesend: Vertreter der reformierten Kirche, Präsident Horn1. Für Schleswig-Holstein Oberkonsistorialrat HalfmannKiel anwesend. Inzwischen hat sich der Landesbruderrat SchleswigHolstein dem Lutherrat angeschlossen2. Wo stehen wir eigentlich? Die Frage an einzelne Kirchenleitungen wird immer stärker: Wie wollt ihr uns und unseren Gemeinden helfen in dieser Zeit, wo wir nicht recht wissen, wie [wir] dran sind und worauf wir unsere Aufmerksamkeit einstellen sollen, [um] uns zu unterrichten und zu belehren und uns zu führen? Die Sehnsucht nach Führung ist immer dann ganz besonders stark, wenn wir selbst nicht mehr recht wissen, wohin die Fahrt geht. Ich habe meinerseits diese Sehnsucht nie recht geteilt, weil ein Pfarrer nie ganz verlegen sein kann über das, was seine Schuldigkeit ist, und weil ein Pfarrer auch in solchen Zeiten nicht untätig zu sein braucht. Die wesentliche Aufgabe der Kirche besteht auch heute darin, die Gemeinde zuzurichten und auf den Grund des Evangeliums zu stellen. Vielleicht ist es heilsam für die Kirche, wenn die kirchenpolitischen Parolen etwas sparsamer werden als in den letzten Jahren. Vielleicht dient der jetzige Zustand dazu, daß man mehr in den Grund hinein baut und sich wieder an die normale
1 Horn vertrat den Arbeitsausschuss der Reformierten Kirchen Deutschlands, mit dem der Lutherrat am 16. Januar 1937 eine Vereinbarung über eine engere Zusammenarbeit getroffen hatte (vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 35). 2 Vgl. dazu oben Dok. 15, Anm. 108.
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Funktion des Amtes heranmacht, die den Pfarrer, der seine Bibel in der Hand hat, recht ausstattet für den Dienst an seiner Gemeinde. Diese Erwägungen beantworten jedoch nicht die Frage, wo wir heute stehen. Es ist in der Tat in den letzten Wochen wenig geschehen, was man eine große Aktion der Instanzen und Gremien nennen könnte, die sich verantwortlich fühlen für die Deutsche Evangelische Kirche. Das hängt zum Teil damit zusammen, daß heute alle Auswirkungen des bekannten Wahlerlasses3 zu einem gewissen Stillstand gekommen sind. Dieser Stillstand wieder gründet in der großen Verlegenheit des Staates darüber, was er eigentlich mit diesem Wahlerlaß anfangen soll. Die maßgebenden Minister des Deutschen Reiches waren vor einiger Zeit zusammen gesessen und haben sich darüber beraten, in welcher Weise der Erlaß zu vollziehen sei, welche Wahlordnung vom Staat herausgegeben werden soll4. Es wurde hin und her geredet. Ein Minister sagte: [„]Wenn wir selbst nicht wissen, was wir wollen, dann sind wir auch nicht in der Lage, den Pfarrern und Gemeinden zu sagen, was sie sollen. Deshalb soll der Fragenkomplex dem Führer [Hitler] vorgelegt werden.[“]5 Das geschah. Der Führer sprach die Meinung aus, daß der Erlaß nicht dahin vollzogen werden dürfe, daß der evangelischen Kirche dadurch ein Schade geschähe. Er brauche eine starke evangelische Kirche zum Kampf gegen Rom6. Er sei nicht [damit] einverstanden, daß in einzelnen nationalsozialistischen Zeitungen wahllos der Kampf sowohl gegen die römische als auch gegen die evangelische Kirche mit allen Mitteln geführt würde. Das ist historisch. Das hindert aber durch-
3 Gemeint ist der Wahlerlass Hitlers vom 15. Februar 1937 (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 1). 4 Das Reichskirchenministerium hatte bereits im April 1937 Reichsinnenminister Frick, Reichspropagandaminister Goebbels, Reichsminister Heß und Reichsführer Himmler zu einer Chefbesprechung am 16. April 1937 eingeladen, die Heß jedoch kurzfristig abgesagt hatte. Im Mai hatte das Reichskirchenministerium seine Einladung wiederholt und zusätzlich Reichsaußenminister von Neurath um seine Teilnahme gebeten. Diese Besprechung, bei der u. a. die Frage der Wahlbeteiligung von deutschen Protestanten in den abgetrennten Gebieten diskutiert worden war, hatte dann am 10. Mai 1937 im Reichskirchenministerium stattgefunden (vgl. H. Kreutzer, Reichskirchenministerium, S. 294f.; vgl. auch H. Dierker, Glaubenskrieger, S. 412f.). 5 Zitat nicht ermittelt. 6 In einer Meldung Szymanowskis für den SD vom 22. Mai 1937 heißt es präziser, Hitler habe „erfreut von der Einigung der Deutschen Christen vernommen, da er diese als Gegengewicht gegen die katholische Kirche wolle“. Diese Stellungnahme hatte Hitler allerdings bereits vor der oben Anm. 4 erwähnten Besprechung vom 10. Mai 1937 abgegeben; Anlass dazu war ein Vortrag Kerrls, in dem er über seine Bemühungen um eine Einigung der Deutschen Christen berichtet hatte (vgl. H. Dierker, Glaubenskrieger, S. 410f.; Zitat: S. 411).
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aus nicht, daß gerade in der letzten Zeit eine neue Verhaftungswelle über das Land geht. Verhaftet sind Jannasch7, Pfarrer Pinn SchleswigHolstein8, Niesel9, Dr. Schmidt bei der Vorläufigen Kirchenleitung (Jurist)10, Busch-Essen11. Günther ist wieder frei12. Über Jannasch ist das Verfahren eröffnet. Jannasch, Niesel, Busch sind wahrscheinlich verhaftet wegen Veröffentlichung eines Wortes, daß Parteigenosse Gross in München vor Ärzten im Januar gesprochen hat13. Das Wort stellt
7 Wilhelm Jannasch war am 14. Mai 1937 „wegen Bekanntgabe eines Berichtes über eine Rede des Leiters des Rassepolitischen Amtes der NSDAP“, Gross, verhaftet worden (vgl. den Bericht Lückings vom 25. Mai 1937: W. Niemöller, Kampf, S. 398, Zitat: Ebd.). Auch die im Folgenden genannten Verhaftungen waren erfolgt, nachdem die VKL II Auszüge aus der Niederschrift „Kampf der Propaganda gegen die Kirche – Kostproben aus einem Vortrag über Propaganda von Parteigenosse Dr. Groß, Berlin, Leiter des rassepolitischen Amtes der NSDAP., vor den bayrischen Amtsärzten an der Staatsmedizinischen Akademie, München, am 25. 1. 1936“ (LA Nordrhein-Westfalen, Abt. Rheinland, RW 58, Nr. 31490) an die ihr angeschlossenen kirchlichen Stellen weitergeleitet hatte. Zu den Vorgängen um die Entstehung und Veröffentlichung der Niederschrift vgl. unten Anm. 13; zum Inhalt der Rede Gross’ vgl. unten Anm. 14. 8 Nach seiner Ausweisung aus Schleswig-Holstein zum 1. April 1937 hatte der Flemhuder Pastor Theodor Pinn auf Initiative Asmussens kurzfristig eine Tätigkeit bei der VKL II aufgenommen, bis er am 20. Mai 1937 verhaftet worden war. Nach seiner Entlassung, die vierzehn Tage später erfolgte, verließ er Berlin und übernahm ein Pfarramt in Löhne, wo es erneut zur Verhaftung kam (vgl. T. Pinn, Verhaftungen, S. 81–87; K. Reumann, Kirchenkampf, S. 360ff.; vgl. auch den oben Anm. 7 erwähnten Bericht Lückings). 9 Niesel war am Abend des 23. Mai 1937 in das Polizeigefängnis Alexanderplatz verbracht worden (vgl. W. Niesel, Kirche, S. 137). 10 Die Verhaftung Heinrich Schmidts war ebenfalls am 23. Mai 1937 erfolgt (vgl. den oben Anm. 7 erwähnten Bericht Lückings). 11 Wilhelm Busch war von der Gestapo verdächtigt worden, einen Auszug aus der Rede Gross’ an die VKL II weitergeleitet zu haben (vgl. das Telegramm der Staatspolizeileitstelle Berlin an die Staatspolizei Essen vom 21. Mai 1937: LA Nordrhein-Westfalen, Abt. Rheinland, RW 58, Nr. 31490). Dies hatte Busch jedoch bestritten. Weil er sich geweigert hatte, den Namen des Pfarrers preiszugeben, der den Auszug an die VKL II weitergeleitet hatte, war Busch dann am 24. Mai 1937 wegen Verdunkelungsgefahr und Begünstigung verhaftet worden (vgl. das Schreiben der Staatspolizeistelle Düsseldorf an die Staatspolizeileitstelle Berlin vom 22. Mai 1937: Ebd.; vgl. auch die Einlieferungs-Anzeige der Politischen Inspektion der Staatspolizei Essen vom 24. Mai 1937: LA NordrheinWestfalen, Abt. Rheinland, RW 58, Nr. 1264). 12 Fritz Günther, dessen Haftbefehl am 19. Mai 1937 ergangen war, war am 23. Mai 1937 wieder aus der Haft entlassen worden (vgl. W. Niemöller, Kampf, S. 399; Ebd., S. 398, heißt es jedoch, Günther sei bereits am 18. Mai 1937 verhaftet worden). 13 Nach W. Niesel, Kirche, S. 137f., wollte die Gestapo durch die Verhaftungen ermitteln, „wo die undichte Stelle im Parteiapparat war, die uns eine solche entlarvende Mitteilung hatte zukommen lassen“. Niesel, Pinn und Schmidt sagten dann aus, der Bericht sei von Held an den altpreußischen Bruderrat weitergeleitet worden und von dort an die VKL II gelangt (vgl. das Telegramm der Staatspolizeileitstelle Berlin an die Staatspolizeileitstelle Düsseldorf vom 24. Mai 1937: LA Nordrhein-Westfalen, Abt. Rheinland, RW 58, Nr. 31490). Daraufhin wurde am 28. Mai 1937 auch Held verhaftet (vgl. den Tagesbe-
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die Spitze dessen dar, was an propagandistischer Politik uns je begegnet ist. Es wird den Ärzten empfohlen, den Jesuitismus zu übertrumpfen, als er je von Jesuiten geübt worden ist [sic!]14. Die Verlegenheit des Staates teilt die Kirche. Eine Ausnahme macht nur die deutschchristliche Kirche. Die tut, als ob der Vollzug des Wahlerlasses die Wiedergewinnung ihrer Macht in Aussicht stellen müßte. Sie tut, als ob der Erlaß erst dann vollzogen würde, wenn sie mit ihren Vorbereitungen fertig ist. Ludwig Müller ist in fieberhafter Tätigkeit, wenngleich er auch im Druck steht15. Wir sollten seine Reisen und den Eindruck, den er macht, nicht allzu leicht nehmen. Die religiöse und kirchliche Ignoranz seiner Hörer ist so groß, daß sie die Gewichtlosigkeit seiner Worte gar nicht durchschauen. Darum mag es schon sein, daß er eine stattliche Schar von Stimmen sammeln wird. Daneben dürfen wir mit Dankbarkeit feststellen, wie bis in die sächsische Provinzialkirche hinein unsere Gemeinden lebendig werden. Eine einzige Ausnahme von dieser wachsenden Regsamkeit und Lebendig-
richt der Außendienststelle Essen vom 29. Mai 1937: LA Nordrhein-Westfalen, Abt. Rheinland, RW 58, Nr. 1264). Mitte Juni ermittelte die Stuttgarter Gestapo schließlich auch den Verfasser der Niederschrift: Es handelte sich um den Esslinger Lehrer Theodor Dierlamm, der anlässlich eines Ausbildungskurses am Vortrag von Gross teilgenommen hatte. Dierlamm hatte seine Niederschrift an Adolf Scheffbuch, einen Schwager Buschs, weitergegeben. Über Scheffbuch war die Niederschrift dann an Busch gelangt, der sie an Held weitergeleitet hatte (vgl. das Telegramm der Staatspolizeileitstelle Stuttgart an die Staatspolizeileitstelle Düsseldorf vom 15. Juni 1937 und den Schnellbrief der Außendienststelle der Gestapo Essen an die Staatspolizeileitstelle in Düsseldorf vom 19. Juni 1937: LA Nordrhein-Westfalen, Abt. Rheinland, RW 58, Nr. 31490). Nachdem Busch und Held diese Darstellung bestätigt hatten, erließ die Staatspolizeileitstelle Berlin die Anweisung, beide aus der Haft zu entlassen (Telegramm an die Staatspolizeileitstelle Düsseldorf vom 18. Juni 1937: Ebd.). 14 Gross hatte in seinem Vortrag u. a. ausgeführt: „Es darf keine einheitlichen Normen und Glaubenssätze mehr geben, die man allen Menschen aufzwingen kann. Keine Erlösung braucht man dann mehr, wenn es keine Sünde, keine Uebel mehr gibt. Das Streben der Kirche geht ja nur dahin, alle Menschen in eine einheitliche Form zu bringen. Hier liegt die Aufgabe des Propagandisten! Aber es heißt Takt haben! Dinge erörtern, ohne sie zu nennen! Wir müssen getarnt vorgehen, verkappt, jesuitischer als die Jesuiten! Nicht zu Frontalangriffen darf es kommen, sonst werden Fronten geschaffen. Diese aber müssen gelockert werden. Der Propagandist muß den Gegner und seine Front kennen, sich in sie einzuschleichen verstehen und von dort aus kämpfen, daneben aber seine tief-innerste Ueberzeugung haben, die er aber vorübergehend in den Bann schlagen kann, – und schweigen, dafür aber wirkliche Propaganda treiben!“ (Zitat aus der oben Anm. 7 erwähnten Niederschrift). 15 Nach dem Wahlerlass Hitlers war der entmachtete Reichsbischof Müller verstärkt in der Öffentlichkeit aufgetreten und unternahm zahlreiche Vortragsreisen. Dabei wurde er von den Organisationen der Thüringer Deutschen Christen unterstützt (vgl. T. M. Schneider, Reichsbischof, S. 247; vgl. auch das Verzeichnis seiner öffentlichen Auftritte ebd., S. 313–321, hier: S. 317f.).
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keit scheint lediglich die Kirche von Hamburg zu machen und vielleicht auch ein Teil von Schleswig-Holstein16. Sonst können wir feststellen, daß hier die Art und Weise, wie unsere Gemeinden aufgerufen worden sind, doch zum großen Teil eine geistliche gewesen ist und daß man von Anfang an sich darüber klar war: Der Gegenstand der Verkündigung darf nicht die Kirchenwahl sein, sondern bleibt immer das Evangelium17. Die Orientierung dieser Verkündigung darf auch nicht irgendeine wechselnde und vorübergehende Stimmung oder Situation der Kirche sein. Die Orientierung ist nichts anderes als der Wille Gottes. Hier müssen wir dankbar sein für das, was wir in deutschen Landen erleben dürfen. Ich weiß, daß diese Bewegung auch vom Staat geachtet wird. Die Meldungen, die von den zahlreichen Beobachtern an die zentralen Stellen erstattet werden, besagen in den meisten Fällen, daß die Beteiligung des Volkes groß ist und daß sie auch nicht nachgelassen hat. Gleichwohl wird uns die Sorge berichtet, es möchte eine Ermüdung der Gemeinden dann eintreten, wenn man nicht eine neue Parole in die Gemeinden hineinwirft. Es ist keine rein kirchliche Sorge, denn die Kirche hat ihre Parole und ist nie verlegen um das Wort, das sie zu sagen hat. Andererseits müssen wir von dem psychologischen Tatbestand auch Kenntnis nehmen, daß der Kampf der letzten Jahre die Aufmerksamkeit der Gemeinden auf bestimmte Dinge gerichtet hat, daß Gemeinden unterrichtet sein wollen, daß die Unterrichtung dazu geführt hat, vorzubereiten für den Empfang des Wortes Gottes. Wir glauben, daß das einzige, was man in diesem Augenblick in unseren Gemeinden erreichen könnte, ein Wort über die Synode im allgemeinen sein kann. Dieses Wort wollen wir Ihnen heute vorlegen. Es ist auf der Grundlage des von Ihnen schon aufgenommenen Wortes noch einmal überarbeitet worden18. Wir glauben, daß wir nunmehr zu einem Ende kommen. Ich habe Kern und Wilhelm Ferdinand Schmidt ge16 Diese beiden Landeskirchen nannte Breit hier offenbar deswegen, weil sowohl der Anschluss der hamburgischen als auch der schleswig-holsteinischen Landeskirche an den Lutherrat gescheitert war (zu Hamburg vgl. oben Dok. 9, Anm. 10; zu Schleswig-Holstein, wo sich lediglich der Bruderrat an den Lutherrat angeschlossen hatte, oben Dok. 15, Anm. 108). 17 Vgl. dazu die Kundgebung des Lutherrats an die Gemeinden vom 23. Februar 1937, in der es u. a. geheißen hatte, die Gemeinden sollten bei den angekündigten Kirchenwahlen dafür Sorge tragen, „daß die Deutsche Evangelische Kirche eine Leitung bekomme, die das Bekenntnis in ihrem Reden und Handeln kraftvoll und unverkürzt bezeugt und darüber wacht, daß das Evangelium rein gepredigt und die Sakramente nach dem Evangelium verwaltet werden“ (EvAG München, C 3. 17; Abdruck ohne Datierung: AELKZ 70, 1937, Sp. 250f., Zitat: Sp. 251). 18 Gemeint ist der Entwurf „Von der Synode“ vom 24. Mai 1937 (vgl. dazu unten Anm. 55), der auf einem früheren Entwurf basierte, über den der Lutherrat auf seiner Sitzung am 11. März 1937 verhandelt hatte (vgl. oben Dok. 7, Anm. 69f.).
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sprochen19. Die beiden wären dankbar dafür, wenn ein solches Wort käme. Man könnte auch daran denken, heute ein Wort zur Lage zu sagen. Ein solches Wort aber sollte nicht vorübergehen an der ganzen Kirchenwahlfrage20. Über die Frage: Wie sollen wir uns die Kirchenwahlfrage denken, können wir aber nicht in einen consensus kommen. Wir können nur sagen: Es bildet sich niemand ein, daß durch eine Kirchenwahl, wie sie auch durchgeführt wird, das Problem seine Lösung findet. Hier handelt es sich um geistige Auseinandersetzungen. Die können nicht abgebrochen werden, bevor sie reif sind. Werden sie eher abgebrochen, dann entstehen verdrängte Komplexe. Wir müssen die Gemeinden darauf aufmerksam machen: Der Kampf kann nur von Gott gesegnet sein, wenn er mit reinem Herzen geführt wird. Wir müssen unseren Pfarrern nahelegen, daß sie die Predigten gut vorbereiten. Gut vorbereitete Predigten werden auch ohne kirchenpolitisches Salz und Pfeffer Herz und Ohr der Gemeinde gewinnen. In dieser Richtung können wir unseren Pfarrern doch guten Rat geben. Wir müssen [darauf] aufmerksam machen, daß es sich um eine geistige Auseinandersetzung handelt, die ihre Zeit braucht. Unsere Gemeinden müssen ihre Seelen in Geduld fassen und müssen es verlernen, so viel zu wollen und zu planen, was dann vielleicht in Gottes Rat und Weisheit ganz anders beschlossen ist. Ich bewundere die kirchlichen Propheten, die heute überall auftreten, die ganz genau wissen, was Gott durch das Auftreten Hitlers vorhat, und die genau wissen, wie die Kirche gestaltet werden muß, damit sie ihren Beitrag zum politischen Aufbauwerk des Führers liefern kann. Hier ist nur das zu sagen, was die Kirche je und je aus dem gleichen und gleichbleibenden Auftrag den Gemeinden anzubieten und von ihnen zu fordern hat. Wir selbst sind in großer Verlegenheit bezüglich der Kirchenwahl. Darum ist jetzt über die Wahl nichts zu sagen. Was gesagt werden konnte, ist gesagt. Im wesentlichen wurde davon gesprochen, daß es zwei Möglichkeiten gibt: Feststellungswahl und kirchliche Wahl, die dann allerdings nie Urwahl zu einer Generalsynode sein kann. Ich würde aufs höchste bedauern, wenn heute schon unsere Gemeindeglieder sich entscheiden müßten für oder gegen Thüringen21. Unsere Gemeinden sind für eine solche Entscheidung gar nicht reif. Wir haben überhaupt zu viel von Entscheidung gesprochen, als ob das Wesen der Kirche darin
19 Nicht ermittelt. 20 Vgl. oben Anm. 3. 21 Gemeint sind die Thüringer Deutschen Christen (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 23).
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bestünde, daß sie aus denen bestünde, die sich für Christus entschieden haben. Man muß vorsichtig sein, eine Entscheidung zu verlangen, ehe die Voraussetzungen dafür gegeben sind, daß eine sittliche Entscheidung getroffen wird. Soll ich aber eine sittliche Entscheidung treffen, so muß ich wissen, wogegen und wofür ich mich entscheiden muß. Die beste Lösung der kirchlichen Fragen für jetzt ist die, daß man keine Wahl hält, keine Entscheidung abfordert; daß man vom Staat fordert, daß die Entscheidungen sauber geführt [werden], ohne polizeiliche Hilfe und ohne polizeiliche Widerstände. Man möchte wünschen, daß der Staat dafür sorgt, daß niemand Unrecht geschieht, und lieber diesen Zustand noch drei Jahre ertragen und [hoffen, dass] dann vielleicht eine Wahl [daraus] erwächst. Aber wir sind ja nicht imstande, solche Gedanken heute vorzutragen. Es wird nicht gehört und wird nicht erwidert. Vielleicht ergibt sich die Möglichkeit, daß der eine oder andere mit dem einen oder anderen Minister die Frage einmal durchsprechen kann. Ein weiteres kann heute auch schon gewünscht werden: Daß man doch einzelne Aktionen, wie sie auch in der letzten Zeit geschehen sind22, unterlassen müsse, daß vor allen Dingen alle die, die im Lutherrat zusammengeschlossen sind, alles, was sie in der Richtung auf den Staat hin sagen, doch in Verbindung mit uns praktizieren, so daß im Lutherrat alles gewußt wird, was geschieht. Es soll wenigstens der Lutherrat nicht dazu beitragen, daß das wuchernde Unkraut sich vermehrt, daß wir unsere Aufgabe ruhig und besonnen anpacken. In diesem Zusammenhang steht eine ernste und schwere Frage, die immer noch ungelöste Frage: Gibt es eine Instanz, die die ganze Bekennende Kirche vor dem Staat vertritt? Diese Frage läuft uns nach, seit die Einheit der Bekennenden Kirche zerbrochen ist23. Es liegt da ein dunkler Schatten auf vielen Gemeinden und vor allem auf den Gebieten, die nicht einheitlich geleitet sind; wo etwa Bruderrat und Kirchenausschuß miteinander im Kampfe liegen. Hier zerfällt diese Frage in mehrere Fragen: Wie versteht sich die Kirchenführerkonferenz? Wie versteht sich der Lutherrat in seinem Verhältnis zur Kirchenführerkonferenz? Wie versteht sich der Lutherrat zur Vorläufigen Kirchenleitung?
22 Bezug unklar. 23 Die Spaltung der Bekennenden Kirche hatte sich auf der vierten Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche vom 18.–22. Februar 1936 in Bad Oeynhausen vollzogen (vgl. dazu oben Dok. 8, Anm. 45).
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Wie versteht sich die Arbeitsgemeinschaft zwischen Vorläufiger Kirchenleitung und Lutherrat24 zur Kirchenführerkonferenz? Die Aussprache dieser Stunde sollte uns hier etwas voranbringen. Eben waren von Thadden und Otto Fricke bei mir25. Die Verhaftungswelle26 schafft in den Kreisen der Vorläufigen Kirchenleitung und des Lutherrates viele Not, und wir wollen es ihnen nicht übelnehmen, daß sie unwillkürlich ausschauen nach dem Lutherrat, ob angesichts dieser von ihnen so schmerzlich empfundenen Bedrängnis durch uns ihnen eine Hilfe zuteil werden könnte. Die Vereinbarung zwischen Vorläufiger Kirchenleitung und Lutherrat besteht ja, und es muß wohl auch möglich sein, die aufgrund dieser Vereinbarung gebildete Arbeitsgemeinschaft in Funktion zu setzen27. Nun liegt hier eine Fülle von Schwierigkeiten und Mißverständnissen, die aber ausgeräumt werden können28. Ich bin nach wie vor der festen Überzeugung, daß eine 24 Diese Arbeitsgemeinschaft war am 3./11. März 1937 vereinbart worden (vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 24). 25 Vgl. dazu den Aktenvermerk des Sekretariats des Lutherrats „über das Telefongespräch zwischen Oberkirchenrat Breit und Pfarrer Assmussen am 26. 5. 1937 nachmittags“ vom 27. Mai 1937 (LKA Hannover, D 15 I Nr. 5); danach waren beim Besuch von Thaddens und Frickes u. a. die schweren Auseinandersetzungen zur Sprache gekommen, die auf Grund der Vermittlungsversuche Wurms und Meisers in der nassau-hessischen Kirche entstanden waren (vgl. dazu unten Anm. 35ff. und 39–44). Zum Inhalt der Unterredung vgl. auch das unten Anm. 44 erwähnte Schreiben Frickes an Wurm vom 13. Juni 1937. 26 Vgl. dazu oben Anm. 7–13. 27 Nachdem die Kirchenführerkonferenz am 2./3. April 1937 ein neues Vertretungsgremium für die Deutsche Evangelische Kirche eingesetzt hatte, dem ein Mitglied des altpreußischen Landeskirchenausschusses angehörte (vgl. dazu oben Dok. 13, Anm. 42), hatte die VKL II ihre weitere Zusammenarbeit mit dem Lutherrat von einer Erklärung der Bischöfe Marahrens, Meiser und Wurm abhängig gemacht, dass sie künftig nicht mehr mit den Kirchenausschüssen zusammenarbeiten würden (vgl. oben Dok. 14, Anm. 1, und die oben Dok. 15, Anm. 48, erwähnten Beschlüsse der VKL II vom 21. April 1937); damit war die Arbeitsgemeinschaft zwischen Lutherrat und VKL II seit Anfang April 1937 faktisch lahmgelegt. Zu den Versuchen, die Arbeitsgemeinschaft zu reaktivieren, vgl. unten Anm. 29. 28 Die jüngsten ‚Missverständnisse‘ gingen auf ein Gespräch über die am 4. Mai 1937 zwischen altpreußischem Landesbruderrat und Landeskirchenausschuss getroffene Vereinbarung (vgl. dazu oben Dok. 19, Anm. 111) zurück, das Forck und Breit am 5. Mai 1937 geführt hatten. Forck hatte der VKL II und dem Rat der Deutschen Evangelischen Kirche bei einer Besprechung am 20. Mai 1937 berichtet, Breit habe bei diesem Gespräch geäußert, die Landesbischöfe Marahrens, Meiser und Wurm hätten sich über die Vereinbarung „sehr betroffen“ gezeigt, „weil nach ihrer Meinung dadurch der letzte Rest der Legalität in Preußen verloren ginge“. Als bei der Besprechung dann behauptet worden war, die Landesbischöfe hätten unter Umgehung des nassau-hessischen Bruderrats erneut Kontakt zum dortigen Landeskirchenausschuss aufgenommen (vgl. dazu unten Anm. 35ff. und 39–44), hatte der Rat der Deutschen Evangelischen Kirche daraus den Schluss gezogen, die Bischöfe hätten den altpreußischen Landeskirchenausschuss zur Zurücknahme der Vereinbarung mit dem Landesbruderrat veranlasst. Der Rat hatte die Bischöfe da-
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Sammlung innerhalb der Deutschen Evangelischen Kirche, wenn sie kirchlich sein soll, nur so beginnen und nur von da aus sich entwickeln kann, daß zunächst einmal innerhalb der Bekennenden Kirche eine Verständigung herbeigeführt wird. Sie ist da, wenigstens in der beiderseitigen Leitung. Es sind in der letzten Zeit viele Besprechungen gewesen. Inhalt und Ergebnis dieser Besprechungen war die Hoffnung, daß es wirklich einmal möglich wird, diese Vereinbarung zu vollziehen29. Zunächst sagen, wie sie gemeint ist. Es kommt nicht in Frage, daß Lutherrat und Vorläufige Kirchenleitung in einer Fusion sich vereinigen. Es handelt sich um einen Akkord. Beide Kirchenleitungen bleiben intakt. Mir ist es recht, daß von drüben her immer wieder die Bitte kommt, wir mögen einen Schritt miteinander weitergehen, weil ich hoffe, daß das dazu führen wird, daß man auch die notwendigen Abgrenzungen durchführt, die unerläßlich sind, wenn es zu einer echten Verbindung kommen soll. Die Vereinbarung soll eine Brücke sein, die
raufhin aufgefordert, zu diesem Vorwurf Stellung zu nehmen, und ihnen damit gedroht, „den Tatbestand ihrer tatsächlichen Haltung zu dem getroffenen Abkommen in der Bekennenden Kirche bekannt zu geben“ (Schreiben des Rates der Deutschen Evangelischen Kirche an den Lutherrat vom 20. Mai 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 5). Außerdem hatte die VKL II erklärt, so lange die Bischöfe sich nicht geäußert hätten, ruhe die Teilnahme der VKL II an der Arbeitsgemeinschaft mit dem Lutherrat (vgl. das Schreiben an den Lutherrat vom 20. Mai 1937: Ebd.). Marahrens, Meiser und Wurm waren über dieses Vorgehen empört: So schrieb Wurm am 28. Mai 1937 an den Vorsitzenden des nassau-hessischen Landesbruderrats Rumpf: „Wir sollen versichern, daß wir keine Schufte sind! Man kann in Dahlem wissen, wie sehr wir ein Abkommen zwischen den beiden Partnern in Altpreußen ersehnt und betrieben haben und wie glücklich wir waren, als uns über ein günstiges Ergebnis auch der Besprechung am 4. Mai berichtet wurde; und nun soll das alles Heuchelei gewesen sein und wir hätten im Geheimen den altpreußischen Landeskirchenausschuß veranlaßt, das Abkommen nicht zu ratifizieren! Welches Intrigennest muß Berlin sein, daß man so etwas überhaupt für möglich hält“ (Abdruck: Dokumentation 6, S. 271ff., Zitat: S. 273). Nachdem Breit in einem Schreiben an den Rat der Deutschen Evangelischen Kirche vom 21. Mai 1937 dann den Hergang seines Gesprächs mit Forck und die Vorgänge in Nassau-Hessen richtig gestellt hatte (LKA Hannover, D 15 I Nr. 5), räumte Forck ein, „daß ein Mißverständnis gut möglich ist“. Er habe Friedrich Müller daher bereits gebeten, für den 2. Juni 1937 eine Besprechung der Arbeitsgemeinschaft anzuberaumen (vgl. dazu unten Dok. 21, Anm. 49); allerdings müsse die Anfrage des Rates an die Bischöfe davon unberührt bleiben, da sie von seinen Äußerungen in keiner Weise beeinflusst worden sei (Schreiben an Breit vom 26. Mai 1937: Ebd.). 29 Besprechungen zur Reaktivierung der Arbeitsgemeinschaft hatten z. B. am 9. April 1937 (vgl. oben Dok. 14, Anm. 1), am 14. April 1937 (vgl. Dok. 16, Anm. 50), am 16. April 1937 (vgl. Dok. 14, Anm. 10) und am 23. April 1937 (vgl. Dok. 16) stattgefunden. Nach dem Scheitern der Einigungsverhandlungen in der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union (vgl. dazu unten Anm. 30) erwartete die VKL II auch weiterhin eine Distanzierung der Bischöfe von den Kirchenausschüssen. Die Besprechungen über eine Reaktivierung der Arbeitsgemeinschaft wurden dann am 2. Juni 1937 fortgesetzt (vgl. unten Dok. 21, Anm. 49–55).
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nicht die beiden Ufer zusammenzieht; aber die Brücke dient zur Überschreitung des Grabens. Wir müssen dahin kommen, auch wenn es für das einzelne Kirchengebiet schwierig ist, daß die, welche nun einmal tatsächlich miteinander das Evangelium bezeugt haben, nun auch vor dem Staat nebeneinander erscheinen. Dafür möchte ich mich persönlich einsetzen und bitte brüderlich darum, daß die Versammlung des Lutherrates Gelegenheit nimmt, ihr Einverständnis zu erklären. Ich will damit nicht zudecken, wie schwer es manchmal ist, mit der Vorläufigen Kirchenleitung auszukommen. Verhältnisse von Preußen30 und Hessen-Nassau [richtig: Nassau-Hessen]31. Beide Gebiete sollten nicht weiter durch den Landeskirchenausschuß in der Kirchenführerkonferenz vertreten sein32. Ein solcher Schritt hätte natürlich seine Auswirkungen. Die Legitimität der Kirchenführerkonferenz würde dadurch erheblich gesteigert. Es geht doch nicht an, daß Pfarrer Romberg immer noch ausgewiesen ist, weil Zentgraf seine Rückkehr verhindert33. Das Rückgrat der Kirchenführerkon-
30 In der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union waren die Vermittlungsversuche zwischen altpreußischem Landeskirchenausschuss und Landesbruderrat kürzlich erneut gescheitert (vgl. dazu unten Anm. 45). 31 In der Landeskirche von Nassau-Hessen standen sich Landesbruderrat und Landeskirchenausschuss ähnlich unversöhnlich gegenüber wie in der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union (vgl. dazu oben Dok. 19, Anm. 99). 32 Der altpreußische Landeskirchenausschuss war in der Kirchenführerkonferenz bisher durch Zimmermann, der nassau-hessische Landeskirchenausschuss durch Zentgraf bzw. Ewald Fischer vertreten. Dazu hatten die Bruderräte gegenüber den Landesbischöfen der intakten Kirchen mehrfach erklärt, „daß ein gemeinsames Handeln mit den bekenntniswidrigen Kirchenausschüssen deren Anerkennung und eine Absage an die Bruderräte bedeute, die von der Bekennenden Kirche als im Widerspruch mit allen Beschlüssen der deutschen Bekenntnissynoden stehend zurückgewiesen werden müsse“ (Beschluss des Rates der Deutschen Evangelischen Kirche vom 6. April 1937: LKA Hannover, L 3 I Nr. 19 Bd. II). Die VKL II hatte die Bischöfe bereits am 7. April 1937 ultimativ dazu aufgefordert, öffentlich von den Kirchenausschüssen abzurücken (vgl. dazu oben Dok. 14, Anm. 1). 33 In der Kirchengemeinde Wiesbaden-Dotzheim war es seit Herbst 1934 zu schwerwiegenden Auseinandersetzungen und schließlich zum Zerwürfnis zwischen dem der Bekennenden Kirche angehörenden Pfarrer Hermann Romberg und dem von Deutschen Christen und Nationalsozialisten dominierten Kirchenvorstand gekommen. Der nassau-hessische Landeskirchenausschuss unter seinem Vorsitzenden Zentgraf hatte Romberg Ende Januar 1936 abberufen und jede weitere Amtsausübung untersagt, obwohl die Mehrheit der Gemeinde der Bekennenden Kirche angehörte. Der Ausschuss hatte sich dabei auf den Standpunkt gestellt, eine Befriedung der Gemeinde sei nur auf diesem Wege möglich. Nachdem Romberg sich geweigert hatte, dieser Weisung Folge zu leisten, und auch einer Versetzung ablehnend gegenüberstand, hatte ihn der Ausschuss im April 1936 in den einstweiligen Ruhestand versetzt, da eine ersprießliche Arbeit Rombergs auch in einer anderen Gemeinde nicht zu erwarten sei. Anfang Mai 1936 war Romberg dann auf Ersuchen des Landeskirchenausschusses von der Gestapo aus dem Gebiet der Evangelischen Landeskirche Nas-
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ferenz ruht in den Männern, die im Lutherrat zusammengeschlossen sind, und in den reformierten Herren. Es wäre ein ganz großer Fortschritt, wenn hier mutig die Konsequenz aus den Tatsachen gezogen würde. Analog müßte mit Oldenburg und Schleswig-Holstein verfahren werden34. Gegenüber den falschen Erwartungen, die man in die Möglichkeit eines Kirchenregiments und einer kirchenregimentlichen Führung setzt, möchte ich sagen: Die Bekennende Kirche soll sich nüchtern der Lage bewußt sein, in der sie sich befindet. Ausbrüche von Tapferkeit helfen uns auch nicht weiter. Eine ständige Wiederholung von Worten ist auch nicht förderlich. Der nächste Schritt muß sehr gut überlegt sein. Wir müssen uns darüber klar sein, daß es der letzte Schritt sein wird [kann], den wir in der Öffentlichkeit tun können. Da darf dann kein Wort gesagt werden, dem dann nicht die Tat folgt, und vor dessen Wirkungen wir dann schwach werden. Wenn der Staat klug wäre, dann könnte er die Hoffnung in sich erwekken, daß die Kirche sich selbst erledigt, wenn der Staat nur zuwartet. Dumm genug sind wir. Daß wir heute alle miteinander eingesperrt sind, muß sich heute jeder Pfarrer klarmachen. sau-Hessen ausgewiesen worden. Da Romberg auch weiterhin auf dem Anspruch beharrte, rechtmäßiger Pfarrer der Gemeinde zu sein, betrachtete der Ausschuss seine Rückkehr nach Dotzheim als ausgeschlossen (vgl. H. Romberg, Wiesbaden-Dotzheim; V. Fabricius, Pfarrer; V. Fabricius, Ich untersage; Dokumentation 5, S. 342–440; Verantwortung 2, S. 205, S. 236f.).– Als der nassau-hessische Landeskirchenausschuss Ende Juli 1937 zurücktrat, versuchte Ewald Fischer das Verhalten des Ausschusses im Fall Romberg als notwendige Ordnungsmaßnahme darzustellen. In seinem Schreiben an Zentgraf vom 23. Juli 1937 hieß es dazu, die Entscheidungen des Ausschusses zur Befriedung der Gemeinde Dotzheim seien „kirchlich in Ordnung gewesen“; kein Pfarrer habe Anspruch auf eine bestimmte Gemeinde und müsse „weichen, selbst wenn er glaubt, daß ihm persönlich Unrecht geschehe“. Wenn aber eine Entscheidung kirchlich richtig sei, müsse sie „auch der Ordnung wegen erzwungen werden können“; dabei sei es unwesentlich, ob dieser Zwang durch ein Dienststrafverfahren oder eine Ausweisung erfolge. Romberg könnte längst wieder im Amt sein, wenn er nicht „um des Prestiges willen – also um nicht kirchlicher Gründe willen –“ darauf bestanden hätte, in seine alte Gemeinde zurückzukehren (Abdruck: Dokumentation 6, S. 300). 34 Das von der Kirchenführerkonferenz zur Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche berufene Gremium (vgl. dazu oben Dok. 13, Anm. 42) beabsichtigte, „die auf dem Boden des Artikels 1 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche stehenden Kräfte aus allen Kirchengebieten zusammenzufassen und zur Kirchenführerkonferenz heranzuziehen“. Dazu war auf der Sitzung des Gremiums am 7. Mai 1937 beschlossen worden, auch mit solchen Landeskirchen Kontakt aufzunehmen, die in der Kirchenführerkonferenz bisher nicht vertreten waren. Für Oldenburg waren Verhandlungen mit Kloppenburg vorgesehen (Niederschrift gez. Brunotte: LKA Stuttgart, D 1, 137); für Schleswig-Holstein hatte das Gremium auf seiner Sitzung am 12. Mai 1937 beschlossen, den Vorsitzenden des Bruderrats, Tramsen, als Gast zur Kirchenführerkonferenz einzuladen (Niederschrift gez. Brunotte: Ebd.).
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Man muß sich weiterhin klarmachen, wem man gegenübersteht, damit man von allen Illusionen frei bleibt. Hier kann nicht mit kleinen Mitteln gearbeitet werden. Es ist verkehrt, wenn der einzelne Pfarrer meint, er könnte mit Faustschlägen ins Gesicht des Staates etwas erreichen. Da unterschätzt er die Entschlossenheit des Staates, der der Kirche den Untergang geschworen hat. Marahrens: Es soll bei Nassau-Hessen der Verdacht bestehen, daß wir Zentgraf den Vorzug geben vor dem Landesbruderrat35. Nassau-Hessen ist uns in der Tat eine Frage. Es hat Landesbischof Wurm mit unserer Zustimmung in Nassau-Hessen die Verbindung aufgenommen36 und hat sich auch an Kortheuer gewendet, der uns mit Rat versehen sollte37. Als wir unsere letzte Sitzung hier hielten38, schrieb Kortheuer einen Brief. Tendenz: Ich bin bereit39. Es wird sich aber empfehlen,
35 Dieser Verdacht beruhte auf der Mitteilung des nassau-hessischen Landesbruderrats an den Rat der Deutschen Evangelischen Kirche, die Landesbischöfe Marahrens, Meiser und Wurm hätten den Bruderrat bei ihrer Fühlungnahme mit dem Landeskirchenausschuss völlig übergangen (vgl. dazu oben Anm. 28). Anlass für diese Behauptung waren die Bemühungen Wurms um eine Vermittlung zwischen nassau-hessischem Bruderrat und Landeskirchenausschuss, die eine Neuregelung der Vertretung von Nassau-Hessen in der Kirchenführerkonferenz zum Ziel hatten (vgl. dazu unten Anm. 36f.). 36 Wurm hatte einige Tage nach Abschluss der Vereinbarung zwischen altpreußischem Bruderrat und Landeskirchenausschuss vom 4. Mai 1937 auf der Durchreise Otto Fricke, Veidt und Kübel zu einem kurzen Gespräch in den Frankfurter Bahnhof gebeten, da er sich für Nassau-Hessen eine Einigung nach altpreußischem Muster erhoffte. Dabei hatte für ihn von vornherein festgestanden, dass der Landesbruderrat „womöglich zugleich als Vertretung anderer der Bekennenden Kirche nahestehenden Gruppen zur Kirchenführerkonferenz eingeladen werden müßte“. Bei dem Gespräch hatte sich Wurm daher auf die Frage konzentriert, ob von Zentgraf „eine Änderung seiner Haltung erwartet werden könne, die es gestatte, auch ihn in die umzubildende Kirchenführerkonferenz einzuladen“. Die Aussprache war ergebnislos verlaufen (Schreiben Wurms an Rumpf vom 28. Mai 1937, Abdruck: Dokumentation 6, S. 271ff., hier: S. 272). 37 Wurm war auf der Sitzung des Kirchenführergremiums am 7. Mai 1937 beauftragt worden, die Verhandlungen mit Nassau-Hessen weiterzuführen, nachdem er über sein Gespräch mit Fricke, Veidt und Kübel berichtet hatte (vgl. die oben Anm. 34 erwähnte Niederschrift). Das Gespräch mit Kortheuer hatte dann zwischen 7. und 12. Mai 1937 stattgefunden. Nach dem Schreiben Wurms an Rumpf vom 28. Mai 1937 hatte Wurm sich an Kortheuer gewandt, weil er glaubte, „daß er sowohl die Anliegen der Bruderräte würdigt als auch Oberkirchenrat Zentgraf gerecht zu werden versucht“; Kortheuer hatte bei dem Gespräch angeregt, Rumpf zu den weiteren Verhandlungen hinzuzuziehen (Abdruck: Dokumentation 6, S. 271ff., Zitat: S. 272). 38 Gemeint ist die Sitzung des Kirchenführergremiums am 12. Mai 1937, die in den Räumen des Lutherrats stattgefunden hatte (vgl. dazu die oben Anm. 34 erwähnte Niederschrift). 39 In diesem Schreiben hatte Kortheuer Marahrens mitgeteilt, „daß wegen Erkrankung des Oberkirchenrats Zentgraf augenblicklich nichts erreicht werden könne, daß aber auf beiden Seiten der Wille zusammenzukommen vorhanden sei, und daß er eine Besprechung von D. Marahrens mit dem weltlichen Mitglied des Landeskirchenausschusses [Ewald Fischer] für zweckmäßig halte“ (Schreiben Wurms an Rumpf vom 28. Mai 1937, Abdruck:
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daß zunächst Fischer einmal Gelegenheit hat, mit ihm zu sprechen40. Ich hatte noch nicht darauf geschrieben, als ich vom Landesbruderrat die Mitteilung erhielt, sie hätten dem Landeskirchenausschuss ein Angebot nach dem Muster des altpreußischen Landesbruderrats gemacht41. Ich habe dem Landesbruderrat geschrieben, das wäre ein Abkommen, das auf die preußischen Verhältnisse zugeschnitten wäre, und hielt es für unmöglich, daß auf Grund dieses Abkommens überall eine Einigung erzielt würde. Ich riet, das Angebot zurückzuziehen und erst mit dem Landeskirchenausschuss zu verhandeln42. Es wird beschlossen, daß Wurm und Meiser43 noch einen Versuch mit Hessen-Nassau [richtig: Nassau-Hessen] machen sollen44.
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Dokumentation 6, S. 271ff., Zitat: S. 272; vgl. dazu auch die oben Anm. 34 erwähnte Niederschrift über die Sitzung des Kirchenführergremiums am 12. Mai 1937). Dieses Gespräch fand dann jedoch nicht statt (vgl. das Schreiben Wurms an Rumpf vom 28. Mai 1937: Dokumentation 6, S. 271ff., hier: S. 272). Der nassau-hessische Landesbruderrat hatte dem Landeskirchenausschuss mit Schreiben vom 12. Mai 1937 den Wortlaut der Vereinbarung zwischen altpreußischem Bruderrat und Landeskirchenausschuss zugesandt und vor die Frage gestellt, ob er bereit sei, für Nassau-Hessen eine entsprechende Vereinbarung zu treffen. Dabei hatte der Bruderrat ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die altpreußische Vereinbarung „ein in sich geschlossenes Ganzes“ darstelle und es sich bei der Entscheidung des Ausschusses nur um „Annahme oder Ablehnung der dort gezeigten, in sich geschlossenen Haltung“ handeln könne (Abdruck: Dokumentation 6, S. 263). Schreiben Marahrens’ nicht ermittelt. Neben Wurm hatte sich auf Bitte von Veidt und Cordier auch Meiser um eine Vermittlung in Nassau-Hessen bemüht (vgl. das Schreiben Meisers an Fricke vom 19. Mai 1937, Abdruck: Dokumentation 6, S. 270f.; vgl. auch das Schreiben Breits an den Rat der Deutschen Evangelischen Kirche vom 21. Mai 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 5). Fricke hatte Meisers Bemühungen in seinem Schreiben vom 20. Mai 1937 zwar begrüßt, aber zugleich darauf hingewiesen, er halte nur solche Verhandlungen „für sachlich aussichtsreich, die von der Voraussetzung ausgehen, daß der Landesbruderrat in Nassau-Hessen Behörde der Bekennenden Kirche ist [.|.|.] und keineswegs nur als Führung einer kirchenpolitischen Gruppe verstanden werden darf“ (Abdruck: Dokumentation 6, S. 271). Dementsprechend hatte der Landesbruderrat dann verlangt, vor allen weiteren Verhandlungen müsse zunächst eine Aussprache des Bruderrats mit Marahrens, Meiser und Wurm stattfinden (Schreiben Rumpfs an Meiser vom 21. Mai 1937, Abdruck: Ebd.). Angesichts der gegen die Landesbischöfe erhobenen Vorwürfe (vgl. dazu oben Anm. 28) teilte Wurm Rumpf in einem Schreiben vom 28. Mai 1937 mit, eine Aussprache sei erst dann möglich, wenn Fricke dem Rat der Deutschen Evangelischen Kirche eine Richtigstellung zukommen lasse und die „Berliner Verdächtigungen“ vom nassau-hessischen Bruderrat „mit Entschiedenheit“ zurückgewiesen würden. Im übrigen könne von einer „völligen Umgehung des Landesbruderrats durch die Bischöfe“ überhaupt keine Rede sein; wenn die Bruderräte meinten, der „von ihnen vorgesehene Instanzenweg“ wäre nicht „ganz korrekt eingehalten“ worden, seien sie „von einer geradezu mimosenhaften Empfindlichkeit“ (Abdruck: Dokumentation 6, S. 271ff., Zitat: S. 273). Fricke antwortete am 13. Juni 1937, er habe nie behauptet, dass Wurm seine Verhandlungen ohne Wissen des Bruderrats geführt habe; allerdings habe das Gespräch im Frankfurter Bahnhof (vgl. dazu oben Anm. 36) stattgefunden, „ohne daß der Landesbruderrat als solcher von diesen
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Marahrens spricht über den Fall Altpreußen45. Breit fragt, ob man nicht den Landeskirchenausschuss von Preußen in Zukunft ausladen müsse. Marahrens teilt das Schreiben von Eger mit vom 14. Mai 193746.
Verhandlungen vorher unterrichtet worden wäre“. Angesichts der Lage in Nassau-Hessen hätte der Bruderrat jedoch „in amtlicher Eigenschaft“ mit der Angelegenheit befasst werden müssen und „nicht nur als Gruppe neben anderen Gruppen gewertet“ werden dürfen. Im übrigen „wäre alles viel einfacher, wenn die Kirchenführerkonferenz sich für beendet erklären würde und alle Kreise innerhalb der Deutschen Evangelischen Kirche, die auf dem Boden von Schrift und Bekenntnis stehen, die Arbeitsgemeinschaft zwischen Lutherrat und Vorläufiger Kirchenleitung unterstützen und ihr die volle Handlungsfähigkeit geben würden“ (Abdruck: Ebd., S. 281). 45 In der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union war es erneut zu einem Zerwürfnis zwischen Landeskirchenausschuss und Bruderrat gekommen. Nachdem der Rat der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union den Provinzialbruderräten und den Mitgliedern des altpreußischen Bruderrats in einem Rundschreiben vom 5. Mai 1937 den Wortlaut der Vereinbarung zwischen altpreußischem Bruderrat und Landeskirchenausschuss vom 4. Mai 1937 (vgl. dazu oben Dok. 19, Anm. 111) mitgeteilt und darauf hingewiesen hatte, die Provinzialbruderräte könnten sich jederzeit auf diese Vereinbarung berufen (EZA Berlin, 50/397; vgl. auch das Rundschreiben des Rates an die Provinzialbruderräte vom 12. Mai 1937, das Erläuterungen und Ausführungsanweisungen zu dieser Vereinbarung enthielt: EvAG München, C 3.20), hatte Eger den Vorwurf erhoben, der altpreußische Bruderrat erwecke den Eindruck, „als sei die Vereinbarung schon perfekt“; tatsächlich aber stelle die „Niederschrift“ über die am 4. Mai 1937 geführten Verhandlungen keinen Beschluss dar, sondern müsse erst noch „zum Gegenstand von Verhandlungen sowohl im Landeskirchenausschuss als auch im altpreussischen Bruderrat gemacht werden“ (Schreiben Egers an den Rat der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union vom 13. Mai 1937: EZA Berlin, 12/12; abschriftlich auch im Rundschreiben des Rates der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union an die Provinzialbruderräte vom 14. Mai 1937: EvAG München, C 3.20). Auf einer gemeinsamen Sitzung mit den Vertretern der Provinzialkirchenausschüsse am 14. Mai 1937 hatte der altpreußische Landeskirchenausschuss dann beschlossen, er könne „aus theologischen und rechtlichen Erwägungen“ in der Niederschrift der Verhandlungen mit dem altpreußischen Bruderrat „noch keine Grundlage für eine Befriedung der Lage in der Evangelischen Kirche der altpreussischen Union“ sehen. Es sei daher unmöglich, „aus den bisherigen Verhandlungen bereits praktische Folgerungen zu ziehen“, wie es im Rundschreiben des Rates der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union vom 5. Mai 1937 bereits geschehen sei (Schreiben des altpreußischen Landeskirchenausschusses vom 14. Mai 1937, abschriftlich im Rundschreiben des Rates der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union an die Provinzialbruderräte vom 19. Mai 1937: EZA Berlin, 50/224; vgl. dazu auch W. Niesel, Kirche, S. 132; G. Besier, Lenkung, S. 365f.; JK 5, 1937, S. 464). In einem Rundschreiben des Rates der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union an die Provinzialbruderräte vom 19. Mai 1937 hatte es dazu geheißen, durch das Verhalten des Landeskirchenausschusses sei „seine kirchliche Substanzlosigkeit offenbar geworden“; der Ausschuss habe sich „erneut und ausdrücklich zu seinem staatlichen Auftrag und zu den dadurch vorgezeichneten Methoden der Befriedung der Kirche“ bekannt und damit „eindeutig von der von ihm den Kirchenführern abgegebenen Erklärung und von der Grundlage der Arbeitsgemeinschaft zwischen der Vorläufigen Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche und dem Lutherischen Rat [sic!]“ abgesetzt (EZA Berlin, 50/224). 46 Zu diesem Schreiben des altpreußischen Landeskirchenausschusses vgl. oben Anm. 45.
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Es sollte eine Wiederaufnahme mit den [der] Besprechungen zwischen altpreußischem Landeskirchenausschuss und altpreußischem Landesbruderrat versucht werden47. Eine Kirchenführerkonferenz soll solange nicht einberufen werden, bis die Verhältnisse in Preußen und Hessen-Nassau [richtig: Nassau-Hessen] geklärt sind48. Breit bespricht die Abhaltung einer lutherischen Synode49. [Lilje]: Ökumenische Frage. Da die Entsendung einer einheitlichen Delegation zu den Weltkonferenzen nunmehr unmöglich gemacht ist, beschließt der Lutherrat, von einer Beschickung Abstand zu nehmen50. „Nunmehr“ bedeutet: Pässe sind entzogen51.
47 Dieser Beschluss lautete nach G 2, S. 2: „Es wird einmütig der Erwartung Ausdruck gegeben, daß die beteiligten altpreußischen Gruppen neue Verhandlungen einleiten“. 48 Die nächste Sitzung der Kirchenführerkonferenz wurde dann auf den 5. Juli 1937 nach Kassel einberufen (vgl. die Niederschrift gez. Marahrens über die Sitzung des Kirchenführergremiums am 2. Juli 1937: LKA Stuttgart, D 1, 137; vgl. auch die Einladungsschreiben Marahrens’ vom 1. und 3. Juli 1937: LKA Nürnberg, Meiser 101); auf dieser Sitzung kam es überraschend zur Bildung einer Arbeitsgemeinschaft zwischen Kirchenführerkonferenz, Lutherrat und VKL II, des sogenannten Kasseler Gremiums (vgl. dazu unten Dok. 25 und 27). 49 Nach G 2, S. 2, wurde hier „der zur Beratung gestellte Gedanke der Einberufung einer lutherischen Synode“ erörtert und beschlossen, dem „Sekretariat Auftrag und Vollmacht“ zu erteilen, „die Vorbereitung zu tätigen“.– Zu diesen Vorbereitungen vgl. unten Dok. 31, Anm. 53; Dok. 33, Anm. 68. 50 Präziser in G 2, S. 2: „Da die Entsendung einer einheitlichen deutschen Delegation zu den Weltkonferenzen von Oxford und Edinburgh nunmehr unmöglich gemacht ist, beschließt der Lutherrat auch seinerseits von der Entsendung einer Delegation Abstand zu nehmen“. 51 Am 14. Mai 1937 hatte die Gestapo Albertz, Böhm, Dibelius, Immer und Niemöller die Reisepässe entzogen (vgl. dazu A. Boyens, Kirchenkampf 1, S. 150–155; J. Schmidt, Niemöller, S. 431; H. Oelke, Lilje, S. 328). Außer Albertz gehörten alle Betroffenen zu den Delegierten, die von der VKL II für die gemeinsame Delegation mit dem Lutherrat vorgesehen waren (zu dieser Delegation vgl. A. Boyens, Kirchenkampf 1, S. 150). Die Entziehung der Pässe ging auf Interventionen Kerrls und des Kirchlichen Außenamts der Deutschen Evangelischen Kirche zurück. So hatte Kerrl dem Geheimen Staatspolizeiamt Berlin in einem Schreiben vom 23. April 1937 mitgeteilt, eine deutsche Beteiligung an der Weltkirchenkonferenz in Oxford sei „grundsätzlich unerwünscht“; daher müsse dafür gesorgt werden, „daß Pässe für Englandreisen für Geistliche überhaupt nicht mehr erteilt werden, soweit es sich nicht nachweislich um einen rein privaten Anlaß handelt, und daß Reisen von Geistlichen, die mit der Konferenz in Verbindung stehen, auf jede angängig erscheinende Weise unterbunden werden“ (BArch, R 43 II/411a). Neben diesem Schreiben Kerrls soll nach einem Bericht der Kirchenpolitischen Abteilung des SD-Amtes II vom 28. Mai 1937 an Heydrich dann ein Brief des Kirchlichen Außenamts den Ausschlag für die Durchführung des Passentzugs gegeben haben (photographischer Abdruck des Berichts: Vom SD-Agenten, S. 120f.; die lange zweifelhaft gebliebene Authentizität dieses Berichts ist mittlerweile nachgewiesen worden von D. Gniss, Politiker, S. 437 mit
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Die Verhandlungen im Auswärtigen Amt haben nun ergeben: Der Staat wird voraussichtlich den Wunsch aussprechen, daß die Beschikkung unterbleibt52. Breit: Es ist gut, daß wir einen solchen Beschluß fassen, weil es unmöglich ist – auf die Sache gesehen – eine Konferenz zu beschicken. Dem Beschluß wird zugestimmt. Marahrens fragt an, ob auch alle anderen Beteiligten, nicht nur die „Delegierten“ absagen sollen53. Lilje: Es sollte a l l e s sistiert werden, was an Mitarbeit in Oxford in Erscheinung treten könnte. Beschluß: Wir glauben, daß unser Beschluß auch die binden müßte, die in Oxford nicht als Delegierte der Kirche, sondern kraft eines Sonderauftrags nach Oxford eingeladen sind54. Beratung über das Wort an die [richtig: von der] Synode55.
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Anm. 7; vgl. dazu auch J. Schmidt, Niemöller, S. 431 mit Anm. 403; A. Boyens, Kirchenkampf 1, S. 151, Anm. 330). Kerrls Initiative zur Verhinderung einer deutschen Beteiligung hatte zwar die Zustimmung des Auswärtigen Amtes, des Reichsministers des Innern, der Reichskanzlei und Hitlers selbst gefunden; mit Rücksicht auf die zu befürchtenden Reaktionen des Auslands war der frühzeitige Passentzug jedoch zunächst umstritten gewesen (vgl. dazu den Schriftverkehr in Dokumente 4, S. 64–68). Dies hatten Vertreter des Auswärtigen Amtes bei einer Besprechung mit Marahrens, Lilje, Heckel, Wahl und Krummacher am 13. Mai 1937 angekündigt. Über die „Form, in der der Wunsch der Reichsregierung voraussichtlich geäussert werden würde“, hatten die Vertreter des Auswärtigen Amtes mitgeteilt, „dass er voraussichtlich durch das Reichskirchenministerium ausgesprochen werde“; unklar sei jedoch, ob dabei „Wunsch, Weisung oder Verbot gewählt würde“. Für den Fall, „dass der Wunsch ausgesprochen werden sollte, die Deutsche Evangelische Kirche möchte sich nicht beteiligen“, hatte Reichsaußenminister von Neurath die Bitte ausrichten lassen, „die Kirche möchte im Hinblick auf die gesamten Umstände keine Schwierigkeiten machen und es nicht aus diesem Anlass zum Konflikt kommen lassen“; sollte die Kirche allerdings nicht ohne Weiteres auf die Teilnahme verzichten, müsse „mit sehr unerwünschten Zwangsmassregeln gerechnet werden“. Darauf hatte Marahrens entgegnet, er könne „in diesem Falle nicht nur keine Garantie übernehmen, dass die hinter ihm stehenden Kreise von einer Beteiligung Abstand nehmen, es sei dann vielmehr mit einem Widerspruch zu rechnen“ (undatierter Aktenvermerk Wahls über die Besprechung im Auswärtigen Amt am 13. Mai 1937: EZA Berlin, 5/23; vgl. dazu auch A. Boyens, S. 150 mit Anm. 326). Gemeint sind diejenigen deutschen Vertreter, die im Status von Experten und Besuchern als Teilnehmer vorgesehen gewesen waren (vgl. A. Boyens, Kirchenkampf 1, S. 150, Anm. 324). Dazu gehörte z. B. der Marburger Ordinarius Ernst Benz, der sich auf Grund eines Auftrags des Reichserziehungsministeriums mit der Vorbereitung der Weltkirchenkonferenz befasste und dessen Teilnahme Marahrens zu verhindern suchte (vgl. dazu unten Dok. 23, Anm. 10f.). Im Folgenden wurde der von Breit verlesene Entwurf „Von der Synode“ vom 24. Mai 1937 besprochen, der gegenüber dem früheren Entwurf vom 11. März 1937 (vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 69) stark überarbeitet worden war. So war in Abschnitt I jetzt nicht mehr allgemein vom geistlichen Amt, sondern explizit vom Predigtamt die Rede, das nach
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Pfisterer: Zu Punkt 1: Das Predigtamt kommt etwas plötzlich herein56. Es müßte gesagt werden, daß das Mittel zur Erhaltung der Kirche der Dienst am Wort ist. Er bedeutet mehr als nur das Predigtamt. Im 2. Punkt wird zur Synode übergegangen. Hier müßte grundsätzlich gesagt werden, daß in der Synode zum Ausdruck kommt die Tatsache, daß die gesamte Kirche allen ihren Gliedern verantwortlich ist für die Ausführung des Auftrages Christi. Die Synode ist ein Organ der Kirche57. Wenn die Aufgaben der Synode geschildert werden, so steht hier im Vordergrund die kritische Funktion der Synode, daß sie Lehre zu beurteilen hat. Die positive Funktion der Synode müßte vorausgestellt werden. Die positive Funktion umfaßt die gesamte Aufgabe der Kirche (Bestellung eines Nachfolgers im Apostelamt, Almosenpflege, Zuchtübung, Aussendung, Acta 1358). Meiser fragt nach der Tendenz des Wortes. lutherischem Bekenntnis das einzige Amt der Kirche sei. Auch die in Abschnitt II des früheren Entwurfs zum Ausdruck gekommene Abwertung kirchlicher Synoden, die unter einem geordneten und bekenntnisgemäß handelnden Kirchenregiment ohnehin nicht zusammentreten bräuchten, war jetzt der Feststellung gewichen, dass die „Versammlung aller Gläubigen“ Recht und Macht besitze, „alle Lehre und Lehrer zu beurteilen“, und dass seit apostolischer Zeit „neben dem geordneten Dienst des geistlichen Amtes“ stets Synoden und Kirchenversammlungen zusammengetreten seien „zur Bezeugung des gemeinsamen Glaubens, zur Bestätigung schriftgemäßer Lehre, zur Abwehr schriftwidriger Lehre, zur Behebung gesamtkirchlicher Notstände und zur Ordnung äußerer Angelegenheiten in den Gemeinden“. Anders akzentuiert war in Abschnitt III des neuen Entwurfs außerdem die Forderung nach einer sachkundigen Zusammensetzung der Synode: War die Erfüllung dieser Forderung in der Fassung vom März noch mit einer zahlenmäßigen Mehrheit der Träger des geistlichen Amtes gleichgesetzt worden, hieß es nun allgemeiner formuliert, die „berufenen ‚Lehrer‘ der Kirche“ sollten in der Synode „maßgebend vertreten“ sein. Offenbar im Hinblick auf die von nationalsozialistischer Seite an die Kirchenwahlen gestellten Forderungen war die in Abschnitt IV ausgesprochene Ablehnung aller Versuche, „durch eine Abstimmung des ‚Kirchenvolkes‘ die Bekenntnisgrundlage der Kirche und die darauf sich gründenden Rechte und Stiftungen zu ändern, zu verfälschen oder aufzuheben“, im neuen Entwurf an die erste Stelle gerückt. Neu hinzugekommen war schließlich die Feststellung, die Kirche habe allen bekenntniswidrigen Eingriffen „zu widerstehen und lieber alles zu erleiden, was ihr auch begegnen mag, als ihren Auftrag und damit ihren Herrn zu verleugnen“ (LKA Hannover, L 3 I Nr. 19 Bd. I). 56 Der Entwurf begann unvermittelt mit dem Satz: „Unsere Kirche kennt nach Ausweis ihrer Bekenntnisse nur e i n Amt, das für den Bestand und die Mehrung der Kirche wesentlich ist, das P r e d i g t a m t “ (LKA Hannover, L 3 I Nr. 19 Bd. I). 57 In Abschnitt II des Entwurfs wurden lediglich die einer Synode gesetzten Aufgaben und Grenzen definiert. In den bisherigen Formulierungen erschien sie dabei nicht als ein Organ der Kirche, sondern als eine althergebrachte Übung zur Wahrnehmung bestimmter Bekenntnis-, Ordnungs- und Abwehraufgaben der Kirche (LKA Hannover, L 3 I Nr. 19 Bd. I). 58 Apg 13, 2f., berichtet über die Aussendung von Barnabas und Saulus durch die Gemeinde von Antiochia zur ersten Missionsreise.
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Fleisch: Es soll grundsätzlich gesagt sein, was man überhaupt über Synoden sagen kann und was man nicht sagen kann. Zugleich soll etwas gesagt werden, was man verwenden kann, wenn auf anderem Wege eine Art von Synode zustande kommt. Lilje: 1.) Es müßte ein Satz gesagt werden, der erläutert, warum wir hier von Synode im genuinen Sinn reden. 2.) Seite 2, Punkt 3. Der Satz, „Die Synode verfügt nicht über das Bekenntnis“, greift zu weit. Er wird auch durch den letzten Satz aufgehoben59. Ich schlage vor, daß der erste Satz von 3. wegfällt. 3.) Auf Seite 3 sollte unter Punkt 1 etwas deutlicher gesagt werden, welche Vorstellungen man von der Mitarbeit der Nichttheologen hat60. Die Mitarbeit der Laien sollte etwas voller gewürdigt werden. 4.) Seite 4, 3: Die Frage, inwieweit die Beteiligung der weltlichen Obrigkeit bei der Einberufung einer Synode geht, ist nicht so einfach, als es grundsätzlich erscheint61. Breit schlägt vor, die gegebenen Anregungen in den Entwurf hineinzuarbeiten und empfiehlt, durch unsere Kichenregierungen und Pfarrer die Vorlage einmal durchzuarbeiten. Das Wort soll noch einmal an die Kirchenregierungen hinausgegeben werden. Dieselben sollen Stellung nehmen und können auch fragen62. 59 Dieser Unterabschnitt des Entwurfs lautete: „D i e S y n o d e , die der Heiligen Schrift unterworfen und an das schriftgemäße Bekenntnis gebunden ist, v e r f ü g t n i c h t ü b e r d a s B e k e n n t n i s . Sie kann deshalb keinen neuen Artikel des Glaubens aufstellen, denn ‚Gottes Wort soll Artikel des Glaubens aufstellen und sonst niemand, auch kein Engel‘ (Schmalkaldische Artikel II, 2, 15). Die Synode hat vielmehr in Abwehr schrift- und bekenntniswidriger Irrlehre die schriftgemäße Lehre zu bestätigen oder neu ans Licht zu bringen“ (LKA Hannover, L 3 I Nr. 19 Bd. I). 60 Tatsächlich enthielt dieser Unterabschnitt zur Zusammensetzung der Synode, die aus sachkundigen Mitgliedern bestehen sollte, keine positiven Feststellungen zur Mitarbeit der Laien; sie wurden nur insofern erwähnt, als die lutherische Kirche zwar keinen „Unterschied zwischen ‚Priestern‘ und ‚Laien‘“ kenne, sehr wohl aber „um den Unterschied des Auftrags und Dienstes der Gemeindeglieder“ wisse (LKA Hannover, L 3 I Nr. 19 Bd. I). 61 Dazu hieß es in dem Entwurf: „In Zeiten eines kirchlichen Notstandes kann d i e w e l t l i c h e O b r i g k e i t der Kirche dadurch Rechtshilfe leisten, daß sie die geordnete Berufung und Durchführung einer Synode ermöglicht. Die Art der Berufung aber, die Voraussetzungen einer kirchlichen Wahl, die Feststellung der Wählbarkeit kann allein die Kirche durch ihr Kirchenregiment oder Notkirchenregiment bestimmen“ (LKA Hannover, L 3 I Nr. 19 Bd. I). 62 Vgl. dazu das Schreiben Breits vom 28. Mai 1937, in dem die dem Lutherrat angeschlossenen Kirchenleitungen aufgefordert wurden, bis zum 7. Juni 1937 eine abschließende Äußerung zu dem Entwurf abzugeben (LKA Stuttgart, A 126 Nr. 1132). Zur Verabschiedung der nochmals geänderten Fassung des Wortes auf der Sitzung des Lutherrats am 14./ 15. Juni 1937 vgl. unten Dok. 21, Anm. 130 und 193.– Meisers Mitschrift bricht an dieser Stelle ab. Zu den vom Lutherrat im weiteren Verlauf der Sitzung gefassten Beschlüssen vgl. G 2, S. 3f.
21 Sitzung des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (Lutherrat) 1937 Juni 14/15 I. Meiser, Wachstuchheft 7, S. 69–124 (ab S. 89 als lose Beilage). II. Beste – Bogner (nur am 15. Juni von 9.00 Uhr bis 11.00 Uhr) – Breit – Eichele (am 14. Juni erst ab 19.00 Uhr) – Ficker – Fleisch – Gauger (nur am 14. Juni) – Hahn – Johnsen – Marahrens – Meiser – Hermann Müller (nur am 14. Juni) – Niemann (nur am 14. Juni) – Otto – Seebaß – Stoll – Tramsen. Daumiller (nur zeitweise am 14. Juni) – Geiger – Kotte (nur am 15. Juni) – Mögelin (nur zeitweise am 14. Juni) – Pflügel (nur zeitweise am 14. Juni) – Sautter (am 14. Juni erst ab 19.00 Uhr) – Wilhelm Ferdinand Schmidt (nur zeitweise am 14. Juni) – Wurm (nur am 15. Juni ab 12.00 Uhr). III. München 2, Evangelisch-Lutherischer Landeskirchenrat, Arcisstr. 13; am 14. Juni von 10.30 Uhr bis mittags und von 16.00 Uhr bis 21.00 Uhr; am 15. Juni von 9.00 Uhr bis 12.55 Uhr. G: 1. Meiser, ATB; 2. Protokoll des Sekretariats des Lutherrats (LKA Hannover, D 15 III Nr. 13).
[Breit]: Andacht. Übergabe des Kruzifixes als Geschenk an den Lutherrat durch Meiser an Breit1. Dank Breits. [Breit]: Die gegenwärtige Sitzung ist eine reine Lutherratssitzung ohne Gäste2 und Konfessionsverwandte3. Breit: Lagebericht: Lage beim Staat. Kirchenpolitik des Staates. Antwort und Wort der Kirche. Lutherrat, Ökumene. Einzelfragen. 1 Dieses Kruzifix hatte der bayerische Landeskirchenrat für das Sekretariat des Lutherrats gestiftet (vgl. G 2, S. 1). 2 Die häufige Beteiligung von Gästen hatte bereits im April 1937 zu einer Beschwerde eines Lutherratsmitglieds geführt, weil dadurch „die Beschickung der Ratssitzungen eine recht uneinheitliche und wechselnde“ würde, „was nicht zum Vorteil der Sache“ diene; da durch eine „etwaige Nichtzulassung eines Gastes [.|.|.] in der Vollsitzung vermeidbare Spannungen entstehen“ könnten, hatte das Sekretariat die Mitglieder des Lutherrats darum gebeten, künftig „die beabsichtigte Einführung eines Gastes vorher dem Sekretariat mit gütiger Begründung“ anzuzeigen (Schreiben vom 13. April 1937: LKA Hannover, L 3 I Nr. 19 Bd. II). 3 Mit ‚Konfessionsverwandten‘ sind offenbar Vertreter des Reformierten Arbeitsausschusses und der unierten badischen Landeskirche gemeint, mit denen der Lutherrat Vereinbarungen über eine Zusammenarbeit bzw. einen Anschluss getroffen hatte (zur Vereinbarung mit dem Reformierten Arbeitsausschuss vgl. oben Dok. 7, Anm. 35, mit der badischen Landeskirche vgl. unten Dok. 26, Anm. 5).– Bei der Fortsetzung der Sitzung mit den Kirchenjuristen am Nachmittag des 15. Juni 1937 wurde der Kreis der Teilnehmer dann allerdings erweitert (vgl. dazu unten Dok. 22).
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I. Lage beim Staat. Es ist außerordentlich schwer, klar zu sehen. Einige Punkte sollen genannt werden, welche eine klare Schau sehr schwer machen. Es liegt im Wesen des nationalsozialistischen Staates, daß er das Volk über wesentliche Ziele seiner Politik nicht aufklärt. Über viele Fragen ist er selbst nicht klar. Am Fluß der Bewegung muß er selbst immer erst absehen, was er im Augenblick tun oder lassen soll. Unsere Informationen können immer nur mangelhaft sein. Niemand weiß recht, wer zum letzten verantwortlichen Kreis gehört, der die Entschlüsse des Führers [Hitler] vorbereitet. Die Informationen [ein Wort gestrichen] werden ergänzt durch die vielen umlaufenden Gerüchte. Es ist auch der Kirche außerordentlich schwer, diese Gerüchte richtig zu werten und die spärlichen Informationen richtig zu messen, weil wir in einer begreiflichen Erregung stehen, die eine selbstverständliche Reaktion auf falsche Urteile und ungerechte Maßnahmen der Kirche gegenüber beruht [sic!]. Diese Erregung, in der wir stehen, die als Widerhall dieser Erregung auch von unseren Gemeinden Besitz ergriffen hat, macht es uns oft unmöglich, klar zu sehen und zu sprechen. Man muß sich daran erinnern lassen, um imstande zu sein, in sich selbst das Maß von Ruhe und Überlegung herzustellen, das für eine gesunde Urteilsbildung unerläßlich ist. Ich staune, mit welcher Aufregung heute manche Pfarrer durchs Land reisen und mit welcher Aufregung auch an die Kirchenregierungen geschrieben wird, als müßten da lauter Zauberkünstler sitzen. Es ist nicht ganz leicht, hier zur Ruhe zu reden und zu raten, weil die, welche diesen Versuch machen, leicht und rasch in den Verdacht gebracht werden, als stünden sie nicht auf dem Wächterposten und als verschanzten sie sich durch ein vermeintlich höheres Wissen vor der Pflicht des tapferen Wagens und Handelns. Ein weiterer Punkt, der hierher gehört, ist die Not einer Kirche, die einem Führerstaat gegenüber steht. Aus dieser Lage quellen unendlich viele Schwierigkeiten in dem Verständnis hinüber und herüber. Aus dieser Quelle steigen Dünste und Schatten und Nebel empor, welche die Gesamtlage täglich aufs neue verdüstern. Wenn wir auf den Staat sehen, kann es uns nicht entgehen, daß er selbst aufs schwerste an den ungelösten Problemen leidet, die ihm seit seiner Bildung nachfolgen. Ungelöste Probleme: Wie können Partei und Staat zu einer wirklichen Einheit zusammengeführt werden4? Dieses Problem ist nicht gelöst. Es scheint oft, als ob das feindliche Gegenüber 4 Zum Verhältnis von Partei und Staat im nationalsozialistischen Herrschaftsgefüge vgl. P. Diehl-Thiele, Partei; zur wissenschaftlichen Diskussion über das polykratische Herrschaftsgefüge im nationalsozialistischen Staat vgl. die Überblicke bei K. Hildebrand, Monokratie; M. Ruck, Führerabsolutismus, bes. S. 36–44.
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zwischen Partei und Staat heute noch weithin nachhallt. Rein verwaltungstechnisch entsteht daraus eine unübersehbare Fülle von Schwierigkeiten bei der Erledigung selbst einfacher Geschäfte. Gegensatz zwischen dem getarnten und dem wirklichen politischen Willen! Ein Problem schwerster Art, was auf die politische Arbeit des Staates den Schatten der Unredlichkeit liegt [wirft]. Die [ein Wort gestrichen] proklamierte Einheit des Deutschen Reiches und die wirkliche Vielheit der Rechtsetzungen5. Man kann gelegentlich jetzt hören, daß das deutsche Recht bereits im Zerfallen sei, weil die Zentralgewalt die Herrschaft über die Gauleiter nicht mehr hat6. Kampf zwischen dem genuinen und dem vulgären Nationalsozialismus. Ich habe darüber mich mit B.7 sehr lange unterhalten. Er hat meine Schilderung des vulgären Nationalsozialismus anerkannt. Er hat aber seinerseits den [an dem] Glauben daran, daß die Kraft des genuinen Nationalsozialismus sich durchsetzen wird, festgehalten. Hier steht uns kein Urteil zu. Aber das Recht kann uns nicht verwehrt werden, unsere große Sorge darüber auszusprechen, daß, was ursprünglich uns gesagt wurde und wofür wir uns eingesetzt und exponiert haben, in manchem Punkte schier ins Gegenteil verzerrt erscheint. Wir können manche Maßnahmen unseres Staates schon deshalb nicht recht würdigen, weil wir Theologen zumal dem geschichtlichen Bestand mehr verhaftet sind als die Träger der Macht im Staat. Hier begegnen wir zuweilen einer geradezu beängstigenden Verachtung der geschichtlichen Bestände. Die vielen verantwortlichen Träger und Vertreter des Staates sind noch nicht zusammengefaßt durch eine gemeinsame Verantwortung. Das ist besonders deutlich in der Rede von Goebbels über Klostervorkommnisse8 zutage gekommen, eine Rede, von der wir wissen, daß sie von 5 Möglicherweise stand Breit hier unter dem Einfluss der These vom nationalsozialistischen Staat als „Doppelstaat“, die der jüdische Berliner Rechtsanwalt Ernst Fraenkel und der mit ihm eng befreundete Justitiar des Lutherrats, Martin Gauger, angesichts des eklatanten „Nebeneinanders eines seine eigenen Gesetze im allgemeinen respektierenden ‚Normenstaats‘ und eines die gleichen Gesetze mißachtenden ‚Maßnahmenstaats‘“ entwickelt hatten; Fraenkel veröffentlichte sein Buch „Der Doppelstaat“ nach seiner Emigration 1938 erstmals zur Jahreswende 1940/41 im amerikanischen Exil (vgl. H. Ludwig, Glaube, S. 62; Zitat: E. Fraenkel, Doppelstaat, S. 13). 6 Zu den Auseinandersetzungen zwischen den Reichsministerien und den Gauleitern, deren Einfluss im Vergleich zu den Machtverhältnissen von 1933/34 zwischen 1935 und 1938 jedoch eher zurückging, vgl. P. Hüttenberger, Gauleiter, S. 107–117. 7 Name nicht ermittelt. 8 Gemeint ist die mit allen agitatorischen Mitteln inszenierte Rede Goebbels’ in der Berliner Deutschlandhalle vom 28. Mai 1937, die von sämtlichen Rundfunkstationen übertragen und am folgenden Morgen auch in den Zeitungen abgedruckt worden war (vgl. den Artikel „Dr. Goebbels’ Abrechnung mit den Sexualverbrechern und deren Hintermän-
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hochgestellten Männern des Staates sehr bedauert wird. In Frankreich ist die Wirkung der Rede: Das wissen wir schon längstens, daß alle Deutschen Schweine sind. Dazu kommt der Gedanke: Ein Volk, das auf seine Würde hält, wäscht seine schmutzige Wäsche nicht vor der Welt, sondern beseitigt still die heimlichen Herde der Unsittlichkeit9. Verschiedene Krisenerscheinungen. Sie werden, solange die propagandistische Auswertung aller Vorgänge im Vordergrund steht, zu einer krampfhaften Steigerung des Machtwillens führen und nirgends der Überlegung Raum lassen, wie die aufsteigenden Widerstände geistig zu überwinden sind. Man übertönt die aufsteigende Sorge mit einer neuen Steigerung des Selbstlobes. Die Lage beim Staat: Was gesagt wurde, ist wenig gewesen; aber das wenige muß uns sorgenvoll stimmen. Wie reagiert die Kirche? Die Kirche wird nicht vergessen, daß sie nicht allein von den Gefahren und Maßnahmen jener politischen Dynamik bedroht und bedrängt ist. Ich habe mit Hinderer10 über die Lage der Presse gesprochen. Er meinte [ein Wort gestrichen] mit Recht: Die Vertreter der evangelischen Presse übersehen fast völlig, daß das, was ihnen zugemutet ist, immer im Zusammenhang mit den Anfechtungen gesehen werden muß, die ganz allgemein die Tagespresse leidet. Ich muß im Blick auf die Gesamtlage gesehen sagen, daß die evangelische Presse geradezu dankbar sein muß für die außerordentlich günstige Lage, in der sie sich befindet. Wir kommen in eine falsche perspektivische Schau hinein. Wir sehen nicht mehr das Ganze, wir sehen nur immer die Kirche im Vordergrund des Bildes und immer nur die Not, von der die Kirche befallen ist. Es besteht die Gefahr, daß die Kirche durch falsches Klagen ein Stück ihrer politischen Verantwortung versäumt. Ich will nicht schönfärben. Ich will die Lage nur ganz nüchtern schildern. Die Kirche hat eine politische Verantwortung. Es ist schwer, ihr gerecht zu werden deshalb, weil die Kirche völlig zerrissen ist, nicht bloß die [in der] Deutschen Evangelischen Kirche, sondern auch in einzelnen Kirchen sehr viele verschiedene Willensbildung vorhanden ist, so viele verschiedene theologische Gegensätze sich zur Geltung bringen, daß es
nern. Letzte Warnung! Wenn die Kirche sich zu schwach erweist, wird der Staat die Sexualpest ausrotten“: Völkischer Beobachter, Süddeutsche Ausgabe Nr. 150 vom 30. Mai 1937; auszugsweiser Abdruck in Dokumente 4, S. 68–72; vgl. auch die Analyse bei H. G. Hockerts, Sittlichkeitsprozesse, S. 112–117). 9 Zu den in- und ausländischen Reaktionen auf die Rede Goebbels’ vgl. H. G. Hockerts, Sittlichkeitsprozesse, S. 117–120; M. Huttner, Presse, S. 557ff. 10 Hinderer leitete den Evangelischen Pressverband für Deutschland (zu ihm vgl. G. Meier-Reutti, Hinderer; S. Höckele-Häfner, Hinderer; R. Rosenstock, Presse, bes. S. 83–135).
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der Kirche im Beschuß außerordentlich erschwert ist, ihrer politischen Verantwortung bewußt und gerecht zu werden. Es ist eine da. Wir könnten uns denken, daß die Kirche in einer heiligen Überlegenheit in die Abwehr aller Angriffe eintritt. Ich kann den Schrei nach dem Staat nicht für gutheißen. Dieser Staat will uns nicht hören. Er ist seiner selbst noch so selbstsicher, daß er es als Vermessenheit ansieht, wenn wir nur überhaupt zu ihm reden wollen. Es muß den Pfarrern und Gemeinden zugemutet werden, Geduld zu haben und zu schweigen, bis der Kirchenleitung das rechte Wort geschenkt ist. Wir verwahren uns dagegen, als säßen in den Kirchenleitungen lauter Leute, die vor der Verantwortung sich drücken. Damit hängt das andere zusammen: Die Verkündigung der Kirche darf nicht bloß Reaktion auf das sein, was wir erleben und erleiden, im Sinn einer falschen Polemik. Sie muß tiefer geschaut sein. Darum hört man in wachsendem Maße Laien, die sagen: Ich bin dem und jenem Pfarrer für die und die Predigt so unendlich dankbar gewesen; ich habe den [wonnigen] Hauch der Stimme des guten Hirten gespürt. Ich habe den reichen Trost des Evangeliums empfangen. Mir ist geholfen worden. Damit ist nicht gesagt, daß der Pfarrer jeden Bezug auf die Zeit und jeden Bezug auf das, was innerhalb der Kirche geschieht, sich versagen müßte. Aber jedes Wort über die aktuellen Dinge der Kirche müßte der Prediger vor Mißverständnissen dadurch schützen, daß er sich das Recht und die Vollmacht zu diesem Wort aus den Händen seines Herrn selbst geben läßt. Das, woran wir bei Beginn der heutigen Sitzung durch das Wort des Landesbischofs erinnert worden sind11, gehört auch hierher. Heute erscheint die Wahrheit Christi an seiner Kirche auf Erden. Sie hat den Menschen anzusprechen mit dem Wort Gottes und hat dem Menschen den Trost des Evangeliums zuzusprechen. Ein anderer Anspruch gebührt ihr nicht. Nicht, als ob sie damit ausweichen wollte vor den Entscheidungen, die von ihr gefordert sind! Aber sie soll über diesen Entscheidungen auch nicht vergessen, daß sie selbst ihrem Herrn Gehorsam schuldet. Die Kirche ist heute in eine völlig neue Lage gestellt. Das Verhältnis von Staat und Kirche, wie es uns überkommen ist, ist heute im Grund erschüttert und muß darum jetzt auch im Grund erneuert werden. Es hilft nicht, daß wir rückwärts schauen, mit den Kategorien arbeiten, die dem alten Verhältnis zugehörten. Die Kirche muß sich im autoritären Staat darüber klar werden, von sich aus, wie dieses neue Verhältnis sein soll, und muß mehr als bisher ihre zünftigen Theologen darauf
11 Votum Meisers nicht ermittelt.
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verpflichten, ihr hier zu dienen, wiewohl von diesem Dienst nicht viel zu halten ist, weil alle diese Theologen vor der harten Frage stehen: Wollen wir der Wahrheit der Kirche dienen und damit die theologischen Fakultäten preisgeben, oder wollen wir die Fakultäten erhalten, aber einen Kompromiß mit der Wahrheit machen12? Zu der neuen Lage der Kirche gehört einmal eine geistesgeschichtliche Bemerkung: Es fällt uns Theologen äußerst schwer, einzusehen, daß heute die geistesgeschichtlich überwundene Aufklärung in die weite Masse eingezogen ist und daß die Aufklärung die geistige Begründung der vulgären politischen Bewegung darstellt. Vielleicht wird auch die Kirche damit [dafür] bestraft, daß sie sich damit begnügt hat, daß die Aufklärung in der Schicht der Gebildeten überwunden wurde. Eine Kirchengeschichte beginnt! Es wäre möglich, daß die Kirche in ihr apokalyptisches Zeitalter eintritt. Versuch einer Schlußfolgerung aus dem Gesagten: Ich glaube nicht, daß wir heute irgendwelche Experimente machen sollten. „Man müßte ein paar große prominente Leute herausstellen, die dann das schaffen sollen, was die im Kirchenkampf verbrauchten Männer nicht mehr zu schaffen vermögen.“ In der Kirchengeschichte war das nie so. Dabei ist es uns durchaus nicht versagt, daß wir einmal uns überlegen, ob nicht durch eine neue Besetzung des Lutherrats etwa die Aufgaben des Lutherrates selbst mehr vorangetrieben werden könnten, als es bisher möglich war. Aber nur keine Experimente, keine Abenteuer, keine Revolutionen! (cf. Societät in Württemberg13). Diese Revolutionäre war12 In diesem Sinne hatte bereits die dritte Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche vom 4.–6. Juni 1935 in Augsburg in ihrem Beschluss zur Vorbildung und Prüfung der Pfarrer der Bekennenden Kirche festgestellt, die gegenwärtige Lage bringe die theologischen Universitätslehrer „in die Versuchung, den Gehorsam gegen die Wahrheit des Evangeliums anderen Rücksichten und Bindungen unterzuordnen“, und Lehrende wie Studenten dazu aufgefordert, sich „in dem offenen und entschlossenen Einsatz für die Bekennende Kirche [.|.|.] nicht beirren zu lassen“ (Abdruck: W. Niemöller, Bekenntnissynode Augsburg, S. 81f., Zitate: S. 81; abgedruckt auch in KJ 1933–1944, S. 96f.). Seither hatte sich die Lage an den Theologischen Fakultäten im Urteil der Bekennenden Kirche nochmals dramatisch zugespitzt (vgl. dazu unten Anm. 69). 13 Breit bezog sich hier auf die Auseinandersetzungen, die das Schreiben der ‚Kirchlich-theologischen Sozietät in Württemberg‘ (vgl, dazu unten Dok. 37, Anm. 3) an den württembergischen Landesbruderrat vom 27. April 1937 ausgelöst hatte. In ihrem Schreiben hatte die Sozietät festgestellt, die württembergische Kirchenleitung könne sich „auf keine im Bekenntnis begründete geistliche Autorität für ihr Handeln berufen“, übe faktisch keine geistliche Leitung in der Kirche aus und sei nicht einmal mehr dazu in der Lage, „im Sinne des sie bisher allein legalisierenden Kirchenrechts gültige kirchenregimentliche Handlungen“ zu vollziehen. Angesichts dieser Lage müsse der Landesbruderrat unverzüglich die Sammlung der Bekennenden Kirche in Angriff nehmen und die württembergischen Pfarrer auf die Theologische Erklärung von Barmen (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 48) verpflichten. Zugleich hatte die Sozietät gefordert, die Pfarrer müssten sich nach ihrer Samm-
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ten überall auf ihren Tag. Hier dringt die politische Revolution in die Kirche. Die Kirche Christi kennt keine Revolution, sondern immer nur Reformation. II. Kirchenpolitik des Staates. Jüngstes Ereignis: Die 13. Durchführungsverordnung14 wurde wohl von der Kirche und von der Bekennenden Kirche in ihrem Recht und Inhalt bestritten15. Aber der an sich matte und zu keinen Maßnahmen der Kirche führende Protest hat den Vollzug dieser Verordnung nicht aufzuhalten vermocht. Es ist protestiert worden, aber nur auf dem Papier, nicht praktisch. Durch einen praktischen Protest hätte man unter Umständen Maßnahmen des Staates ausgelöst, die noch schwerer zu tragen wären als die 13. Durchführungsverordnung. Aber sie ist auf dem Marsch durch alle Gebiete der Kirche. Einstweilen hat sie das Terrain der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union restlos besetzt. Sie wird konsequent durchgeführt, zunächst in den Ausschußkirchen16. Die Landeskirchen17 werden folgen. In zwei Monaten wird auch die bayerische Landeskirche eine Finanzabteilung haben18. Es besteht offenbar auf seiten des Kirchenministers [Kerrl] die Absicht, vor
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lung um die Barmer Erklärung als „kirchenbildendes Faktum“ dann „auch selbst die kirchlichen Ordnungen und Organe geben, welche über die faktische Geltung dieser Wahrheit zu wachen und deren Anspruch an die gesamte Kirche Württembergs zu erheben haben“. Sollte sich der Oberkirchenrat „in Erkenntnis seiner tatsächlichen Unfähigkeit“ nicht dazu entschließen, auf die Ausübung der geistlichen Leitung zu verzichten und seinen Verwaltungsapparat der Bekennenden Kirche zur Verfügung zu stellen, müsse ihm notfalls „in Gottes Namen widerstanden werden, ohne die geringste Rücksicht auf die etwaigen Folgen“ (Abdruck des Schreibens: G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 313–319). Dieses Vorgehen hatte Wurm als „Aufruf zur Auflehnung gegen die rechtmäßige Kirchenleitung“ verurteilt, durch den die Sozietät das Recht verwirkt habe, „im Namen des Bekenntnisses aufzutreten und die Sorge um eine wahrhaft geistliche Leitung der Kirche für sich in Anspruch zu nehmen“ (Erlass des württembergischen Oberkirchenrats an das Dekanatamt Göppingen vom 5. Mai 1937, Abdruck: Ebd., S. 319ff.; zum Fortgang der Auseinandersetzungen vgl. die ebd., S. 313–398, abgedruckten Dokumente und T. Dipper, Bekenntnisgemeinschaft, S. 174–192). Vgl. dazu oben Dok. 9, Anm. 11. Vgl. dazu die von Marahrens an Kerrl mit Schreiben vom 8. April 1937 übersandte Stellungnahme der Kirchenführerkonferenz (vgl. oben Dok. 13, Anm. 20f.) sowie das Flugblatt der VKL II und des Rates der Deutschen Evangelischen Kirche „An die evangelische Christenheit in Deutschland“ vom April 1937 (Abdruck: KJ 1933–1944, S. 166). Gemeint sind diejenigen Kirchen, in denen Kerrl als Organe der Kirchenleitung Kirchenausschüsse eingesetzt hatte. D. h. die sog. intakten Kirchen (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 41). Über die seit 1935 gebildeten Finanzabteilungen hinaus (vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 64) wurden nach Erlass der 15. Durchführungsverordnung vom 25. Juni 1937 (vgl. dazu unten Dok. 24, Anm. 15) dann jedoch nur noch in Nassau-Hessen, Baden und Bremen Finanzabteilungen eingerichtet, nicht aber in den intakten Kirchen von Bayern und Württemberg (vgl. H. Brunotte, Entwicklung, S. 60).
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der Wahl19 Tatbestände zu schaffen, zumindestens den Tatbestand, nach dem alle Restbestände der Deutschen Evangelischen Kirche zerstört sind. Ausführungen von Stahn vor der Konferenz der Konsistorialpräsidenten am 28. Mai 193720. Sie sind außerordentlich instruktiv. Drei Gesetze, in denen die reichskirchliche Linie stark betont ist21. Von einer einheitlichen Deutschen Evangelischen Kirche kann man nicht sprechen. Für das Übergangsstadium muß die Kirche die starke staatliche Oberhoheit hinnehmen. Die Wiederherstellung der kirchlichen Selbständigkeit könne erst nach den Wahlen in Frage kommen. In Altpreußen kommt dazu, daß der Gedanke der staatlichen Treuhänderschaft schon im Gesetz über die Einsetzung der Finanzabteilungen gestanden habe22. Das Vermögen der Kirche komme zu einem erheblichen Teil aus Staatszuschüssen. Die Kirche ist für den Staat eine sehr beachtliche weltliche Einrichtung. Die Kirchenverwaltung muß sich positiv zum Staat einstellen. An Personen, die den Staat angreifen, dürfen staatliche Mittel nicht mehr gelangen. Das Urteil über den Reichskirchenausschuß trifft auch die übrigen Kirchenausschüsse. Auch sie müssen sich auf die laufenden Geschäfte beschränken. Die Kirchenausschüsse sind unter die Finanzabteilungen gestellt. Nachdem alle Personalfragen mit finanziellen Fragen verbunden sind, bedarf die Wiederbesetzung freier Stellen der Zustimmung der Finanzabteilung. Pfarrstellen können noch besetzt werden, soweit es noch ohne großes Aufsehen möglich ist. Wo sich ein solches Aufsehen nicht vermeiden läßt, ist der Fall kirchenpolitisch bedeutsam und deshalb zurückzustellen. Landeskirchenmittel dürfen für die Wahl den Landeskirchenausschüssen nicht zur Verfügung gestellt werden. Wann die Wahlvorbereitungen beginnen, bestimme der Führer [Hitler]. Das Schicksal der Kirche hänge einmal wieder an der Kirchenverwaltung. Der Staat will 19 Gemeint sind die von Hitler in seinem Erlass vom 15. Februar 1937 angeordneten Kirchenwahlen (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 1). 20 Zu den im Folgenden wiedergegebenen Ausführungen Stahns vgl. den Aktenvermerk Pettelkaus vom 2. Juni 1937 (EZA Berlin, 7/1304; Abschrift vom 11. Juni 1937 u. a. im LKA Nürnberg, Meiser 96/IV). 21 Stahn hatte das „Gesetz über die Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 14. Juli 1933 (GBlDEK 1933, S. 9), das „Gesetz zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 24. September 1935 (GBlDEK 1935, S. 99; vgl. dazu auch oben Dok. 3, Anm. 71) und den „Erlaß des Führers und Reichskanzlers über die Einberufung einer verfassunggebenden Generalsynode der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 15. Februar 1937 (GBlDEK 1937, S. 11) genannt; dabei hatte er betont, dass auch der Wahlerlass von „e i n e r Generalsynode“ spreche, „die e i n e Verfassung geben solle. Das Ziel sei daher nach wie vor die Überwindung der Landeskirchen“ (Zitate aus dem oben Anm. 20 erwähnten Aktenvermerk Pettelkaus). 22 Gemeint ist das „Gesetz über die Vermögensverwaltung in den evangelischen Landeskirchen“ vom 11. März 1935 (GBlDEK 1935, S. 42f.; vgl. dazu auch oben Dok. 7, Anm. 64).
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die Verwaltung in eigene Hände nehmen. Stahn warnt, sich immer wieder auf den Staatsvertrag zu beziehen; sonst könnte gefragt werden, wer denn jetzt der Vertragspartner sei23. Der Sinn seiner [Stahns] langen Ausführungen ist der: Das ruhende Element der lästigen Aufregung der Kirche stellt für den Staat die Behörde dar [sic!]. Es ist eine Ironie der Geschichte, daß nunmehr die geistliche Leitung, über die wir uns seit drei Jahren gestritten haben, als Begriff völlig ausgelöscht ist. Von ihr redet der Staat nicht mehr. Er packt die Kirche am nervus rerum, Diridari24. So muß man damit rechnen, daß die kirchliche Behörde ein maßloses Übergewicht bekommt und daß nunmehr an die Juristen die Frage herantritt, ob sie im Konfliktsfall Beamte der Kirche oder Beamte des Staates sind. Hier wird den Juristen eine ganz schwere Entscheidung zugemutet. Man sollte in jedem Kirchenregiment sich diese Lage klar machen. Ich fürchte, daß die Einheit der meisten Kirchenleitungen über dieser Entscheidung in die Brüche geht und daß wir in die Gefahr gedrängt werden, alle unsere Bekenntniskundgebungen des rechten Kirchenregiments de facto zu verleugnen. Die Lage, die in Altpreußen entstanden ist, z. T. unter dem Eindruck dieser Verfügung, z. T. auch als Ergebnis einer Entwicklung der letzten Wochen, ist die, daß die Kirchenausschüsse fast samt und sonders ins Wanken geraten sind. Der Provinzialkirchenausschuß von Sachsen hat schon sein Amt niedergelegt25. „Das Kirchenministerium verhindert uns, unserem Auftrag gerecht zu werden26.“ III. Die Antwort der Kirche. Hier stehen wir vor der Not der Uneinigkeit der Bekennenden Kirche. Wie groß und schön wäre es gewesen, wenn es in dieser Situation wenigstens für die Bekennende Kirche zu einer gemeinsamen unmißverständlichen Haltung und Stellung gekommen wäre. Nicht als ob dadurch alle Gefahren gebannt werden könnten, die vor der Tür der Kirche stehen. Aber die Widerstandsmöglichkeiten wären größer und stärker geworden. Wir müssen den Grund der Uneinigkeit ruhig prüfen, damit wir auch die Überwindung derselben mit Ernst und Eifer fordern können. Diese Uneinigkeit wird heute von allen Seiten als Not empfunden, am meisten bei den kirchlichen Laien. Die Laien verstehen 23 Nach dem oben Anm. 20 erwähnten Aktenvermerk Pettelkaus fuhr Stahn hier fort: „Es sei eben eine einheitliche Kirche nicht mehr da, vielmehr behaupteten viele, die rechtmäßigen Vertreter der Kirche zu sein.“ 24 = Bayerisch für Geld. 25 Vgl. dazu unten Anm. 72. 26 Zitat aus dem Schreiben des Provinzialkirchenausschusses der Kirchenprovinz Sachsen an Kerrl vom 4. Juni 1937, in dem es zur Begründung des Rücktritts wörtlich geheißen hatte: „So stehen wir vor der Tatsache, dass der Auftraggeber uns an der Ausführung des Auftrages hindert“ (Abschrift: EvAG München, C 3.20).
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einfach nicht, daß es zwar möglich sein soll, daß Bayern und Preußen und Hannoveraner in Württemberg predigen sollen, daß also in der Verkündigung eine Einheit da ist, daß es aber nicht gelingen will, im Ausdruck dessen, was die Bekennende Kirche heute zu bezeugen hat, zu einer Einigung zu kommen. Auch auf seiten der Dahlemiten27 befindet man sich heute in einem sehr erregten Gemütszustand. Man ist der Meinung, die Verständigung ist möglich. Man ist nicht der Meinung, sie [ein Wort gestrichen] müsse jäh hervorgebracht werden. Man kann warten, vielleicht muß man auf seiten der Vorläufigen Kichenleitung und der Dahlemer sich dann überzeugen, daß gegenwärtig eine Saat in den Kirchengebieten aufgeht, die von Dahlem ausgestreut worden ist. In der Uneinigkeit der Bekennenden Kirche liegt eine Schwäche. Diese Schwäche macht sich das Kirchenministerium zunutze. Ich glaube nicht, daß eine Einigung der Bekennenden Kirche alle Torheiten, die im Kirchenministerium konzipiert werden, verhindern könnte; aber man könnte dort noch ganz sagen [sic!], als es schon nachweislich daraus [sic!] ist, in den Lauf der Bewegung, die man selbst angestoßen hat, zu sehen [Satz verderbt]. Die Antwort der Kirche ist dadurch erschwert und unmöglich gemacht, daß die Kirchenausschüsse miteinander, abgesehen vom Landeskirchenausschuss Sachsen28, im Sterben liegen. Kuessner fragte: Was soll man tun mit dem Landeskirchenausschuss von Preußen? Ich sagte: Laßt ihn sterben. Kuessner: Man müßte mit [ein Wort unleserlich] sterben. Breit: Das können Sie gar nicht mehr. Sie müssen dankbar sein, wenn Sie in Frieden sterben dürfen und Ihnen niemand mehr ein Leid tut29. Breit: Der innere Zustand des Landeskirchenausschusses in Preußen ist deplorable30. Keine Kraft, kein Wille, kein Ziel mehr. Es ist alles gegeneinander, durcheinander und auseinander. Drei kommen schon nicht mehr31. Eger hat seinen Austritt unter der Hand erklärt32. Der Evange27 Vgl. dazu oben Dok. 3, Anm. 36. 28 Die sächsische Landeskirche galt wegen der vorbildlichen Arbeit des sächsischen Landeskirchenausschusses als weitgehend befriedet (vgl. dazu oben Dok. 16, Anm. 46); das Reichskirchenministerium begann jedoch bereits wenige Tage später, den Sturz des Ausschusses zu betreiben (vgl. den Bericht Fickers auf der gemeinsamen Besprechung von Vertretern der Kirchenführerkonferenz, des Lutherrats und der VKL II am 5. Juli 1937 unten Dok. 25, S. 526ff.). 29 Gespräch zwischen Breit und Kuessner nicht ermittelt. 30 = beklagens-, bedauernswert, verheerend. 31 Wilhelm Ewald Schmidt hatte sein Amt als Mitglied des altpreußischen Landeskirchenausschusses bereits am 14. Mai 1937 zur Verfügung gestellt (vgl. die unten Anm. 32 erwähnte Niederschrift über die Sitzung des altpreußischen Landeskirchenausschusses mit Vertretern der Provinzialkirchenausschüsse; vgl. auch G. Besier, Lenkung, S. 366). Anfang Juni 1937 hatte dann Kaminski im Reichskirchenministerium erklärt, er könne weder
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lische Oberkirchenrat Berlin hat seinen Frieden mit dem Kirchenministerium bereits geschlossen. Es ist so desolat, daß zu mir von drei Seiten Leute mit der ernsthaften Frage kommen: Was gedenkt der Lutherrat zu tun, wenn Altpreußen auseinander bricht? Der Lutherrat sollte sich keine großen Hoffnungen machen. Mit Schlesien verhandeln wir fortgesetzt. Aber die Lage, die in Schlesien besteht, und die Kräfte, die von dorther zu uns drängen, die möchte ich nicht zu optimistisch einschätzen33. Ich frage mich manchmal, ob der Besuch Marahrens’ in
dem altpreußischen Landeskirchenausschuss noch dem ostpreußischen Provinzialkirchenausschuss weiterhin angehören (vgl. K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 194). Domprediger Martin vollzog seinen offiziellen Austritt aus dem altpreußischen Landeskirchenausschuss erst am 16. August 1937 (vgl. sein Schreiben an Eger: EZA Berlin, 7/1304; vgl. auch K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 177). 32 Eger hatte sein Amt auf einer Sitzung des altpreußischen Landeskirchenausschusses mit Vertretern der Provinzialkirchenausschüsse am 14. Mai 1937 zur Verfügung gestellt, nachdem die Vereinbarung zwischen altpreußischem Bruderrat und Landeskirchenausschuss gescheitert war (vgl. dazu oben Dok. 20, Anm. 45); er hatte jedoch angekündigt, seine Entscheidung nochmals zu überdenken (vgl. die Niederschrift: EZA Berlin, 12/12; zur Haltung Egers vgl. seine Ausarbeitung „Zum Verständnis der Abmachungen des Landeskirchenausschusses mit dem altpreußischen Bruderrat vom 4.V.“ vom 6. Mai 1937: Ebd.; vgl. auch G. Besier, Lenkung, S. 366). Die deutschchristliche Presse hatte daraufhin gehöhnt, Eger habe seinen Rücktritt deshalb angeboten, weil ihm die „Geschäftigkeit der Bruderräte über den Strich“ gegangen sei (Bund für Deutsches Christentum. Bundeskanzlei. Bundesmitteilungen Nr. 11/37 vom 20. Mai 1937, S. 6). 33 Nach der Spaltung der schlesischen Bekennenden Kirche im Frühjahr 1936 (vgl. dazu oben Dok. 15, Anm. 145) hatte sich der von der Christophorisynode unterstützte Bischof Zänker um eine engere Verbindung zum Lutherrat bemüht (vgl. E. Hornig, Kirche, S. 21; vgl. auch G. Ehrenforth, Kirche, S. 107). Zänker war bereits an der Besprechung von Vertretern lutherischer Kirchengebiete, Gemeinden und Werke am 11. März 1936 beteiligt gewesen, bei der die Gründung des Lutherrats beschlossen worden war (vgl. Verantwortung 2, S. 195–204, bes. S. 204 mit Anm. 43), und hatte dann erstmals am 2./ 3. Februar 1937 als Gast an einer Sitzung des Lutherrats teilgenommen (vgl. Ebd., S. 515, Anm. 8). Von Seiten der Naumburger Synode hatte ihm seine Hinwendung zum Lutherrat den Vorwurf eingebracht, „die Loslösung der Kirchenprovinz Schlesien aus dem Gesamtverband der altpreußischen Landeskirche und den Bruch mit dem Rat der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union“ zu forcieren (vgl. das Schreiben Gloeges und Westermanns an Zänker vom 22. Juni 1936, abgedruckt bei E. Hornig, Kirche, S. 193– 196, Zitat: S. 195). Am 23. Mai 1937 hatte Zänker dann die Aufnahme der Kirchenprovinz Schlesien in den Lutherrat beantragt (vgl. das Protokoll über die Sitzung des Lutherrats am 24./25. Mai 1937: LKA Hannover, D 15 III Nr. 13; vgl. auch die Meldung im Kirchlichen Wahldienst für Schleswig-Holstein Nr. 8/1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 95), die allerdings auf eine außerordentliche Mitgliedschaft beschränkt sein sollte (vgl. E. Hornig, Kirche, S. 21 mit Anm. 97). Dabei wurde Zänker von der Christophorisynode gedeckt, die in ihrem Beschluss „Zum Bekenntnisstand der Kirchenprovinz Schlesien“ vom 5./6. Juni 1937 festgestellt hatte, die Kirchenprovinz sei „seit alters her gebunden an das lutherische Verständnis des Evangeliums von Wort und Sakrament, von Kirche und Amt“; der Bischof „als Träger der geistlichen Leitung in der Kirchenprovinz“ sei dementsprechend „an das lutherische Bekenntnis gebunden“ und habe „seine Amtsführung da-
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Breslau34 dem Lutherrat nicht mehr nimmt, als gibt. Nagel in Breslau macht der Besuch schwere Not. Mit dieser völlig zerrissenen Provinz können wir in zehn Jahren noch nichts machen. Ein weiterer Punkt ist die Unkirchlichkeit der kirchlichen Verwaltungsbehörde in Preußen. Die Juristen dieser Behörden sind eben Staatsbeamte je und je gewesen. Sie kehren jetzt zurück zu den alten Ausgangsstellungen und machen den Frieden mit dem Staat. Wenn man das alles überschaut, dann wird von da aus klar, daß dem Lutherrat eine große Aufgabe gestellt ist, in der Richtung nach innen, in der Konsolidierung seiner selbst, in der bewußten Stärkung seines Willens, in der Mehrung seiner Kräfte, in der Leitung seines Selbstbewußtseins, in der Pflege der Aufgaben, die er sich selbst gestellt hat. Verhältnis zwischen Vorläufiger Kirchenleitung und Lutherrat. Es gibt hier drei Möglichkeiten: Einmal absolute Trennung. Die Bemühungen um Wiederherstellung eines Verhältnisses werden eingestellt. Die Erinnerung an die Geschichte der Auseinandersetzungen seit 1934 wird wach gerufen35. Die Sorge, eine neue Verständigung könnte bloß zu neuen Kämpfen füh-
nach auszurichten“. Ausdrücklich hatte die Synode die Zusammenarbeit gebilligt, „die der Bischof zu einer geeigneten Durchführung dieser Aufgabe mit dem Rat der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands aufgenommen hat“ (Abdruck: Ebd., S. 236f.; vgl. auch G. Ehrenforth, Kirche, S. 123ff.). Zu einer Mitgliedschaft im Lutherrat kam es allerdings auch dann nicht, als Zänker 1939 zwangsbeurlaubt wurde und die Christophorisynode von sich aus um eine festere Einbindung bat, da der Lutherrat sich nach wie vor scheute, in die Verhältnisse einer altpreußischen Provinzialkirche einzugreifen (vgl. Ebd., S. 125f.). 34 Marahrens war als Gast und Redner zum Schlesischen Pfarrer- und Gemeindetag am 16. Juni 1937 in Breslau eingeladen, der von Bischof Zänker veranstaltet wurde. Er sprach auf dieser Tagung dann über das Thema „Worum geht es in der Kirche Luthers?“ und berichtete dabei u. a. über den „Zusammenschluss der lutherischen Kirchen in der Welt und auch innerhalb des Reiches“ (Rundschreiben Nr. 27 der Schlesischen Synode der Bekennenden Kirche vom 21. Juni 1937: EvAG München, NL von Soden 14). 35 So waren bereits im November 1934 – kurz nach der zweiten Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche in Berlin-Dahlem (vgl. dazu oben Dok. 10, Anm. 57) – im Zusammenhang der Verhandlungen über die Bildung der VKL I (vgl. oben Dok. 10, Anm. 98) schwerwiegende Differenzen zwischen den Vertretern der intakt gebliebenen Kirchen – vor allem der lutherischen Bischöfe – und den Vertretern einer konsequent nach den Dahlemer Beschlüssen organisierten bruderrätlichen Notordnung der Deutschen Evangelischen Kirche zu Tage getreten. Der Reichsbruderrat hatte der Vereinbarung über die Bestellung der VKL I zwar zugestimmt; seine Mitglieder Asmussen, Barth, Niemöller, Hermann Albert Hesse und Immer waren jedoch aus Protest gegen diese Entscheidung – und die Berufung Marahrens’ zum Vorsitzenden der VKL I – aus dem Reichsbruderrat ausgetreten, weil sie darin einen „Sieg der neulutherischen Erlanger Theologie über die ‚Oeynhausener Schule‘“ – d. h. die Beschlüsse der Bekenntnissynode – sahen (vgl. dazu K. Meier, Kirchenkampf 1, S. 512–526; G. Besier, Kirchen 3, S. 31–36, S. 38ff., Zitat: S. 38; vgl. auch J. Schmidt, Niemöller, S. 239–246).
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ren, vergegenwärtigen wir uns. Also wird es das Beste sein, so zu tun, als hätten wir einander nie kennengelernt. Auch im Kreis des Lutherrats besteht einige Neigung zu dieser radikalen Lösung. Warum ist das unmöglich? Der Verzicht auf eine Verbindung und eine Verständigung würde eine große Schwäche der gesamten Bekennenden Kirche nach sich ziehen, und zwar nicht nur, was Gewicht und Autorität der Bekennenden Kirche vor dem Staat betrifft, sondern auch in den einzelnen Kirchengebieten. Es könnte Hannover bestehen als einigermaßen geschlossene Kirche nach der vollzogenen radikalen Trennung zwischen Vorläufiger Kirchenleitung und Lutherrat. Auch für Hannover würden sich ganz große Schwierigkeiten ergeben, und ob im Angriff der Kräfte, die dann bereit wären, in Hannover einzubrechen, die Geschlossenheit der Landeskirche stark genug wäre, um dann zu widerstehen, möchte ich nicht mit aller Bestimmtheit sagen36. Aber die Bekennende Kirche, soweit sie von Dahlem bestimmt ist, muß davor bewahrt werden, zu einer revolutionären Bewegung innerhalb der Kirche zu werden, wenn der Einspruch, der von unserer Seite kommt, nicht mehr gehört wird. Sie würden dahinbrausen, es würde aber am Ende klar werden, daß sie Kirche zwar in Bewegung gebracht, aber nicht gebaut haben. Auch die lutherischen Kirchen bedürfen des Einspruchs von dorther, damit sie der Gefahr, in den Quietismus zurückzusinken, widerstehen. Die zweite Lösung: Eine Vereinigung, etwa [ein Wort gestrichen] nach Art der alten Vorläufigen Kirchenleitung37. Man könnte daran denken, eine neue Vorläufige Kirchenleitung zu errichten und den Lutherrat als Abteilung in diese Vorläufige Kirchenleitung zu stellen. Das ist indiskutabel. Die Erinnerungen an die Kämpfe in der alten Vorläufigen Kirchenleitung38 sind zu kräftig, um einem solchen Unternehmen Vertrauen zu schenken. Die Mitglieder und die Mitarbeiter der alten Vorläufigen Kirchenleitung würden nie imstande sein können, einer solchen Vereinigung das Wort zu reden.
36 Im Gegensatz zu Württemberg und Bayern war die hannoversche Landeskirche nur bedingt intakt: Nachdem die Deutschen Christen 1933 die kirchenleitenden Organe in ihre Gewalt gebracht und gleichgeschaltet hatten, hatte die Landeskirche zunächst als „weithin zerstört“ gegolten (vgl. dazu E. Klügel, Gewaltherrschaft, Zitat: S. 193); Marahrens hatte sich zwar im Amt des Landesbischofs halten können und im Frühjahr 1935 schließlich erreicht, dass sämtliche von den Deutschen Christen durchgeführten Maßnahmen gerichtlich für rechtsungültig erklärt wurden, eine „Kontinuität der verfassungsmäßigen Leitungsorgane in der Landeskirche“ war seither jedoch nicht mehr gegeben (Ebd., S. 205). 37 Vgl. dazu oben Dok. 10, Anm. 98. 38 Vgl. dazu ebd. und unten Dok. 32, Anm. 34.
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Drittens: Es bleibt nur der Weg des Akkords39, der voraussetzen oder zur Folge haben muß eine regionale oder eine sachliche Abgrenzung40. Asmussen wäre einer regionalen Abgrenzung nicht einmal abgeneigt. Jedenfalls müssen die Bemühungen, die Vereinigung wieder in Funktion zu bringen, fortgesetzt werden. Ich will mich in diesem Zusammenhang nicht weiter auf Barmen41 einlassen, hätte aber darüber folgendes zu sagen: Es ist von der Vorläufigen Kirchenleitung versucht worden, das Instrument des Reichsbruderrates hervorzuholen42. Es wird nicht möglich sein, auf diesem Wege wiederzugewinnen, was zu Verlust gegangen ist. Hier sind auch Vertreter der Vorläufigen Kirchenleitung und des Lutherrats zusammen und die Bedingungen dafür, daß man dort zu einer Übereinkunft kommt, sind wesentlich ungünstiger, als wenn man in einem kleinen Kreis die Fragen bespricht, die zwischen uns liegen. Darum sollte man dieses Experiment nicht fortsetzen, [umso mehr, als] wir bisher nicht verhindert haben, daß unsere Mitglieder43 die letzten Sitzungen des Reichsbruderrates besuchten44.
39 D. h. die Zusammenarbeit in Form einer Arbeitsgemeinschaft, wie sie von Lutherrat und VKL II am 3./11. März 1937 vereinbart worden war (vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 24). 40 Zur Forderung nach einer regionalen Abgrenzung zwischen Lutherrat und VKL II vgl. oben Dok. 6, Anm. 12, und unten Dok. 36, Anm. 61. 41 D. h. die Barmer Theologische Erklärung vom 31. Mai 1934 (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 48). 42 Der Präses der Bekenntnissynode, Koch, hatte mit Schreiben vom 5. Juni 1937 zu einer Sitzung des Reichsbruderrats am 9. Juni 1937 eingeladen, für die als einziger Tagesordnungspunkt eine Besprechung über die kirchliche Lage vorgesehen gewesen war (LKA Hannover, D 15 I Nr. 5). Auf dieser Sitzung hatte der Reichsbruderrat dann Ausschüsse eingesetzt „mit der Aufgabe, 1) die Fragen zu klären, die mit der 13. Durchführungsverordnung [vgl. dazu oben Dok. 9, Anm. 11] und der Kirchenwahl gestellt sind, 2) die Möglichkeit einer neuen Bekenntnissynode zu prüfen und 3) die Eidesfrage erneut durchzuarbeiten“ (Schreiben des Lutherrats an Koch vom 18. Juni 1937: Ebd.). Zur Besetzung dieser Ausschüsse vgl. unten Anm. 143. 43 Aus den dem Lutherrat angeschlossenen Kirchen bzw. Bruderräten waren Duensing für Hannover und Braunschweig, Stoll und Bogner für Bayern, Pressel für Württemberg, Beste für Mecklenburg, Otto für Thüringen, Hahn für Sachsen und Wester für SchleswigHolstein Mitglieder des auf der Bekenntnissynode in Bad Oeynhausen vom 18.–22. Februar 1936 berufenen Reichsbruderrats (vgl. W. Niemöller, Bekenntnissynode Oeynhausen, S. 121f.; zur Besetzung des Reichsbruderrats vgl. auch Verantwortung 2, S. 557f.); zum angespannten Verhältnis von Lutherrat und Reichsbruderrat vgl. oben Dok. 6, Anm. 11 und 108. 44 Der Lutherrat hatte allerdings für den Vortag der Reichsbruderratssitzung vom 9. Juni 1937 eine Vorbesprechung der dem Lutherrat angehörenden Reichsbruderratsmitglieder anberaumt, bei der ihr Verhältnis „zum Reichsbruderrat im ganzen, zur Vorläufigen Kirchenleitung und zum Rat der Deutschen Evangelischen Kirche“ behandelt worden war (Schreiben Breits an Beste, Duensing, Bogner, Hahn, Otto, Pressel und Wester vom 5. Juni 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 5). Bei dieser Besprechung hatten die Vertreter des
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Falsche Versuche zur Einigung: Von einer Bekenntnissynode kann nach unserer Meinung keine Rede sein. Die Tradition warnt. Wenn es hieße: 5. Bekenntnissynode, so wäre nicht zu verhindern, daß die Teilnehmer sich in einer gewissen Kontinuität zu allen vorausgegangenen Synoden45 wüßten. Es kann auch deshalb von der Synode keine Rede sein, weil der Führererlaß von einer Generalsynode spricht46. Es entstünde der Eindruck, als wenn wir von uns her der ganzen Sache zuvorkommen wollten, und es würde eine ungeheure Verwirrung geben. Wir haben ja auch schon die Abhaltung einer Lutherischen Synode beschlossen47. Ich kann mir nicht denken, daß Dahlem und Hannover je ein gemeinsames Wort auf einer Bekenntnissynode sagen könnten. Wenn es nicht möglich ist, die Arbeitsgemeinschaft in Vollzug zu setzen48, wie soll es dann möglich sein, im großen Haufen einer Synode die Gemeinschaft herzustellen, die im kleinsten Kreis nicht hergestellt werden konnte. Man müßte dann in einer Synode eine Maßnahme des Heiligen Geistes sehen. Wir hielten dagegen für möglich, daß irgendeine Vertretertagung versucht würde, wo die Lage der Kirche in Klarheit besprochen würde und wo ein klarer Tatbestand geschaffen würde, der die staatliche Initi-
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Lutherrats gefordert, „daß der Reichsbruderrat gleich zu Beginn der Sitzung vom 9. Juni 1937 sein Selbstverständnis klärt“, da die Zusammenarbeit im Reichsbruderrat durch das Schreiben Middendorfs vom 6. April 1937 (vgl. dazu oben Dok. 16, Anm. 30) in Frage gestellt sei. Außerdem hatten sie beklagt, ihnen seien die Vorlagen und die Tagesordnung für die Reichsbruderratssitzungen nicht bereits vor den Sitzungen zugegangen; in Zukunft müssten die Vorlagen rechtzeitig dem Sekretariat des Lutherrats zugestellt werden (Schreiben der dem Lutherrat angehörenden Mitglieder des Reichsbruderrats, gez. Bogner, an Koch vom 8. Juni 1937: Ebd.). D. h. zu den Bekenntnissynoden der Deutschen Evangelischen Kirche vom 29.–31. Mai 1934 in Barmen (vgl. G. Niemöller, Bekenntnissynode Barmen; C. Nicolaisen, Weg), am 19./20. Oktober 1934 in Dahlem (vgl. W. Niemöller, Bekenntnissynode Dahlem), vom 4.–6. Juni 1935 in Augsburg (vgl. W. Niemöller, Bekenntnissynode Augsburg) und vom 18.–22. Februar 1936 in Bad Oeynhausen (vgl. W. Niemöller, Bekenntnissynode Oeynhausen). Gemeint ist der Wahlerlass Hitlers (vgl. oben Dok. 1, Anm. 1). Zu diesem Beschluss des Lutherrats auf seiner Sitzung am 24./25. Mai 1937 vgl. oben Dok. 20, Anm. 49. Die Arbeitsgemeinschaft von VKL II und Lutherrat (vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 24) war nicht in Aktion getreten, nachdem Marahrens, Meiser und Wurm auch weiterhin mit der Kirchenführerkonferenz zusammengearbeitet und sich an der Einsetzung einer neuen Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche (vgl. oben Dok. 13, Anm. 42) beteiligt hatten (vgl. dazu oben Dok. 14, Anm. 1). Die VKL II hatte die Fortführung der Arbeitsgemeinschaft daraufhin von einer Distanzierung der Bischöfe von der Kirchenführerkonferenz abhängig gemacht (vgl. die oben Dok. 15, Anm. 48, erwähnten Beschlüsse der VKL II und des Rates der Deutschen Evangelischen Kirche vom 21. April 1937 und oben Dok. 16, bes. Anm. 6). Zu den Bemühungen, die Arbeitsgemeinschaft wieder in Vollzug zu setzen, vgl. den folgenden Bericht Breits.
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ative herauslocken müßte. Wenn gar nichts geschieht, werden wir ganz leise und unbemerkt in die staatliche Verwaltung auch in den Kirchen übergehen, in denen kein kirchlicher Notstand besteht. Es könnte wohl erwogen werden, ob nicht in feierlicher Versammlung die Frage erwogen wird, ob wir eine Einheit innerhalb der Bekennenden Kirche für möglich halten. Es könnte sein, daß es auf einem solchen Kirchentag gelänge, was in keinem Kreis bis jetzt noch nicht [sic!] in wünschenswerter Weise gelungen ist. Deshalb müssen die bisherigen Bemühungen fortgesetzt werden. Wir haben im Kreis der Arbeitsgemeinschaft am 2. Juni 1937 eine Sitzung gehabt49. Diese hat ein sehr gutes und freundschaftliches Gespräch gezeitigt. Im wesentlichen hat hier Friedrich Müller die Frage gestellt, ob nicht die Bischöfe erklären könnten, daß sie mit dem Landeskirchenausschuß von Preußen nicht mehr zusammenarbeiten werden50. Hier liegt eine schwere Not für den altpreußischen Bruderrat vor. Für diese Not müssen wir ein Verständnis haben. Es geht nicht, daß der Landeskirchenausschuss als die Vertretung der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union in die Kirchenführerkonferenz aufgenommen wird. Ich habe ja die Hoffnung, daß die Kirchenführerkonferenz zunächst nicht zusammentritt. Wichtig ist uns diese Bitte Müllers und die Not, die dahinter steht. Wir haben uns im Sekretariat darüber ausgesprochen, wie wir mit den Bischöfen darüber sprechen würden. Aufgrund dieser Aussprache habe ich D. Fleisch gebeten, er möge in zwei bis drei Sätzen niederlegen, was sich als unsere Meinung gebildet hat51: 1. In die altpreußischen Verhältnisse können wir nicht unmittelbar eingreifen. Aber da sie den Weg des Lutherrates innerhalb der Deutschen Evangelischen Kirche immer wieder hemmen, muß nach wie vor der Versuch gemacht werden, als ehrlicher Makler Altpreußen zu der jeweils möglichen Befriedung zu verhelfen.
49 An dieser außerordentlichen Besprechung der Arbeitsgemeinschaft zwischen Lutherrat und VKL II hatten Asmussen, Breit, Flor, Gauger, Lilje, Knak, Friedrich Müller und von Thadden teilgenommen; dabei hatten die Vertreter des Lutherrats auf eine Wiederaufnahme der Gespräche zwischen altpreußischem Bruderrat und Landeskirchenausschuss gedrängt (vgl. die Mitschrift Gaugers: LKA Hannover, D 15 I Nr. 5). 50 Müller hatte unmissverständlich zum Ausdruck gebracht, von einer solchen Erklärung hänge die Wiederaufnahme der Zusammenarbeit von VKL II und Lutherrat ab (vgl. die oben Anm. 49 erwähnte Mitschrift Gaugers). 51 Vgl. dazu die Aktennotiz Breits vom 18. Juni 1937, in der die folgenden drei Sätze fast wortgleich enthalten sind; aus dieser Aktennotiz geht außerdem hervor, dass Breit von Marahrens, Wurm und Meiser ermächtigt wurde, der VKL II diese Sätze als ihre Antwort mitzuteilen (LKA Hannover, D 15 I Nr. 6). Zur Fortführung der Verhandlungen mit der VKL II vgl. unten Anm. 55.
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2. Der Versuch, Kirchenausschuß und Bruderrat zusammenzubringen, ist noch nicht ganz gescheitert52. Er ist aber überholt, insofern als die Bedeutung der Kirchenausschüsse immer geringer wird. Die Gewalt ist auf die Verwaltungsbehörden zurückgekommen. 3. Unter diesen Umständen muß dringlichst [ein Wort gestrichen] der Versuch erneuert werden, auch den Evangelischen Oberkirchenrat [ein Wort gestrichen] an den Verhandlungstisch zu bringen53. Ich möchte auch meinen, die Bischöfe sollten sich dazu verstehen, daß von den Kirchenausschüssen – ich betonte, daß sie das Friedrich Müller schuldig sind – gar nicht mehr geredet wird, daß aber doch vielleicht in der angegebenen Richtung ein Wort gesagt wird, durch das diese von Müller sehr massiv gestellte Frage54 beantwortet wird; daß sie aber doch der Not, aus der diese Frage der Vorläufigen Kirchenleitung kommt, gerecht werden, sie ernst nehmen und ihr Rechnung tragen. Der Schluß der Besprechung mit der Arbeitsgemeinschaft war: Die Arbeitsgemeinschaft ist in dem Wunsch einig, daß es zu einer Verständigung kommt55.
52 In der Aktennotiz Breits (vgl. oben Anm. 51) folgt hier der Satz: „Er muß daher fortgesetzt werden“. 53 Für eine Verständigung zwischen dem Evangelischen Oberkirchenrat Berlin und dem altpreußischen Bruderrat enthielt die Aktennotiz Breits (vgl. oben Anm. 51) folgenden Vorschlag: „Die Deutsche Evangelische Kirche [richtig: Der Evangelische Oberkirchenrat] erkennt die geistliche Leitung des Bruderrats für die diesen [sic!] angeschlossenen Pastoren und Gemeinden insofern an, als er kirchlichen Maßnahmen, die der Bruderrat nach vorheriger Verständigung mit ihm trifft, seinerseits die nötige rechtliche Geltung verschafft. Der Bruderrat ist bereit, Maßnahmen, die der Evangelische Oberkirchenrat nach vorheriger Verständigung mit ihm anordnet, auch für die ihm angeschlossenen Pastoren und Gemeinden durchzuführen.“ Entsprechende Regelungen sollten auch für die altpreußischen Kirchenprovinzen getroffen werden. 54 Vgl. dazu oben Anm. 50. 55 Wenige Tage nach der Sitzung des Lutherrats trafen sich Breit und Friedrich Müller in Stuttgart erneut zu einer Besprechung. Dabei bestand angesichts der kirchenpolitischen Lage Einvernehmen, dass das gemeinsame Handeln von Lutherrat und VKL II fortgesetzt werden müsse, allerdings in einer Weise, „die eine Wiederholung der Mißverständnisse, Spannungen und Entzweiungen ausschließt, welche die innere Mächtigkeit und die öffentliche Wirkung der bekennenden Kirche in den vergangenen Jahren gelähmt hat“. Eine Verständigung über die Barmer Theologische Erklärung und die kirchenregimentlichen Ansprüche der VKL II kam jedoch nicht zustande; Breit und Müller bekräftigten trotzdem die am 3./11. März 1937 getroffene Vereinbarung über die Arbeitsgemeinschaft von Lutherrat und VKL II. Außerdem waren sie sich einig, dass der „Ruf zur Einheit und Sammlung [.|.|.] weiter getragen“ und das „Wort der bekennenden Kirche“ baldmöglichst „öffentlich laut“ werden müsse (vgl. die ungezeichnete Aktennotiz, vermutlich Breits, „Ergebnis einer Besprechung zwischen Müller-Dahlem (Vorläufige Leitung) und Breit (Lutherrat) in Stuttgart, Hospiz Viktoria“ vom 21. Juni 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 6).
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IV. Lutherrat: Ich darf feststellen, daß die Autorität des Lutherrates sowohl in Deutschland als darüber hinaus bemerkenswert groß ist. Trotzdem wir in so großer Rechtlosigkeit auftreten, hat diese Autorität noch nichts eingebüßt. Auf reformierter Seite – Unterbrechung durch Ferngespräch –. Wir glauben, daß die Verbindung im Lutherrat zwischen den lutherischen Kirchen und den freien Bindungen innerhalb der zerstörten Gebiete eine beiden Teilen förderliche ist. Wir haben keine Neigung, eine Kirchenführung im Sinn des Führerprinzips zu versuchen. Aber der Lutherrat könnte doch mehr erreichen, wenn die Vertreter der Lutherischen Kirchen auch mehr Vollmachten zu den Verhandlungen mitbrächten. Schaffen Sie doch im Sekretariat eine stärkere und eine dem Wesen der lutherischen Kirche gemäße Leitung, nicht ein Regiment, aber eine Kirchenführung. Die Aufgaben, die dem Lutherrat gestellt sind, klären sich mehr und mehr. Forderung des organischen Wachstums, Vorbereitung einer Synode. Es wird sich mehr und mehr auch die Aufgabe, die theologische Aufgabe des Lutherrates, in den Vordergrund drängen. Wenn wir sie nicht kräftig in Angriff genommen haben, so lag das an der starken Beanspruchung der einzelnen Herren. Es wird notwendig sein – das liegt mir besonders am Herzen – daß wir einmal diese theologische Aufgabe von der iustificatio56 her, Wesen, Aufgabe, wirkliches Regiment, Leben der lutherischen Kirche entwikkeln. Hier ist die lutherische Theologie einen großen Dienst schuldig geblieben. Wie notwendig das ist, zeigt das Schreiben der württembergischen Sozietät, wo die Lehre der Rechtfertigung preisgegeben ist57.
56 = Rechtfertigung. 57 Breit bezog sich hier nicht auf ein Schreiben der württembergischen Sozietät, sondern auf das Rundschreiben des Landesbruderrats an die Pfarrer der württembergischen Bekenntnisgemeinschaft vom 14. Mai 1937 (Abdruck: G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 332ff.), mit dem eine Ausarbeitung Dippers „Der Leib Christi. Zur innerkirchlichen Lage in Württemberg“ vom 12. Mai 1937 verbreitet worden war (Abdruck: Ebd., S. 334–343). In dieser Ausarbeitung hatte sich Dipper u. a. gegen den „neu erwachten Konfessionalismus“ gewandt und dabei ausgeführt, der Landesbruderrat werde sich auch dann noch „der lutherischen Sonderpolitik und der konfessionellen Aufspaltung der Bekennenden Kirche“ widersetzen, „wenn die Konstituierung einer von den anderen gesonderten Lutherischen Kirche ein nicht mehr rückgängig zu machendes Faktum sein sollte“ (Zitate: Ebd., S. 339). Diese antikonfessionalistischen Ausführungen hatten Dekan Pfisterer, Vertrauensmann der württembergischen Bekenntnisgemeinschaft und zu diesem Zeitpunkt Mitarbeiter im Sekretariat des Lutherrats, zu einer Erwiderung „Bekenntnisgemeinschaft und Bekenntnis in der evangelisch-lutherischen Kirche Württembergs“ veranlasst, in der er dem Landesbruderrat u. a. vorgeworfen hatte, er habe sich mit dieser und früheren Veröffentlichungen „wider die beherrschende Stellung der Rechtfertigungsbotschaft in der lutherischen Kirche“ gewandt und „die feierlichen Erklärungen Luthers im Schmalkaldener Bekenntnis [richtig: Schmalkaldische Artikel] und Melanchthons in der Apologie, wo-
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Wir werden dann auch den Kampf gegen die auf lutherischem Boden wuchernden Irrlehren aufnehmen müssen. Wir werden etwas über die Weite der lutherischen Kirche zu sagen haben. V. Ökumene. Am 4. Juni 1937 wurde in London folgendes verhandelt58. Ich habe Dr. Lilje dringend gebeten, hinüberzugehen. Er hat dort an einer Sitzung am [ein Wort unleserlich] des Komitees teilgenommen. Hier tagte der Programmausschuß59. Am Abend fand dann eine kurze Besprechung im engeren Kreise statt60. Neben anderen Fragen wurde auch die Lage besprochen, die durch die Absage der deutschen Delegation61 entstanden ist. Es stellte sich heraus, daß die Konferenzleitung auf offiziellem Wege bereits eine andere Nachricht bekommen hatte, daß die deutsche Delegation von sich aus freiwillig auf die Beschickung von Oxford verzichtet habe62.
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nach an der wiedergewonnenen biblischen Erkenntnis von der Versöhnung und Rechtfertigung die ganze Existenz nicht nur der reformatorischen Bewegung, sondern überhaupt der Kirche Christi und jedes Christen hängt, als überholte und unerlaubte theologische Verengung und Vergewaltigung des Evangeliums beurteilt und verurteilt“ (undatierte Erwiderung Pfisterers: LKA Nürnberg, Meiser 80; vgl. auch sein Schreiben an Dipper vom 12. Juni 1937: Ebd.). Gemeint ist die Sitzung des „Committee on devotional arrangements at the Oxford Conference“ am 3./4. Juni 1937, auf der hauptsächlich Fragen der gottesdienstlichen Ausgestaltung der geplanten Weltkonferenz für Praktisches Christentum in Oxford behandelt worden waren (Protokoll: LKA Hannover, L 3 I Nr. 6). Lilje hatte an der Sitzung des Komitees nur am 4. Juni 1937 teilgenommen. Bei der Sitzung des Programmausschusses, die am Nachmittag stattgefunden hatte, waren nach der Aktennotiz Liljes vom 10. Juni 1937 „lediglich Fragen der äußeren Programmgestaltung und der Rednergewinnung“ besprochen worden, „soweit sie durch das Ausscheiden der vorgesehenen deutschen Redner nötig“ geworden waren (LKA Hannover, L 3 I Nr. 6). An dieser Besprechung hatten neben Lilje u. a. Bell, Oldham, Henriod und Moberly teilgenommen (vgl. die oben Anm. 59 erwähnte Aktennotiz Liljes). Vgl. dazu oben Dok. 20, Anm. 50ff., und unten Dok. 23, S. 492ff. Die Konferenzleitung hatte diese Mitteilung nicht auf offiziellem, sondern „auf offiziösem Wege“ erhalten. Die Nachricht vom freiwilligen Rücktritt war deshalb so brisant, weil sie bedeutete, dass „von irgendwelchen Zwangsmaßnahmen nicht die Rede sein könne“; demgegenüber hatte Lilje bei der Besprechung ausdrücklich festgestellt, Marahrens habe offiziell erklärt, „daß wir zur Bildung einer einheitlichen deutschen Delegation bereit und fähig wären, daß aber durch die inzwischen getroffenen Maßnahmen [.|.|.] die Entsendung einer einheitlichen Delegation unmöglich gemacht sei“. Im weiteren Verlauf der Besprechung war dann zunächst erwogen worden, der Konferenzleitung Unterlagen zur Verfügung zu stellen, die belegen sollten, dass die deutsche Delegation nicht aus freien Stücken, sondern „durch andere Umstände an der Ausführung ihres Beschlusses verhindert“ worden war. Dies war jedoch ebenso verworfen worden wie die Einleitung offizieller Schritte, da es strikte Regel der Konferenzleitung sei, „in die innerkirchlichen wie in die innerpolitischen Verhältnisse eines Landes nicht einzugreifen“. Abschließend war dann darüber beraten worden, „in welcher Weise der Konferenzöffentlichkeit von dem Fehlen der deutschen Delegation Mitteilung gemacht werden soll“. Angesichts des zu er-
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Ich habe Lilje gebeten, nach London zu gehen, damit wir später darauf hinweisen können, daß unser Vertreter selbst noch einmal hinübergefahren ist, um dafür zu sorgen, daß unliebsame Erörterungen, die sich an das Fernbleiben der Delegation anschließen können, unterbleiben. VI. Einzelnes. Eidfrage63. Man könnte noch einmal erinnern an das Wort der alten Vorläufigen Kirchenleitung64. Wir sollten gewiß alle Wege der seelsorgerlichen Beratung nützen. Aber ein Wort über den Eid, das wir zum Staat sagen, halte ich für ungerechtfertigt und überflüssig65. Das von
wartenden öffentlichen Interesses hatte die Konferenzleitung ihre Bereitschaft erklärt, „sensationellen Äußerungen nach Kräften entgegenzutreten“ und das Fehlen der deutschen Delegation „nur unter den geschäftlichen Bemerkungen anläßlich der Eröffnung“ bekanntzugeben; für den Fall, dass „eine weitere öffentliche Äußerung der Konferenz sich als nötig erweisen sollte“, war eine kurze Resolution ins Auge gefasst worden, die lediglich „die Feststellung des Fehlens der deutschen Delegation“, einen „Ausdruck des Bedauerns, daß die Kirche aus dem Mutterlande der Reformation und damit der wichtigste theologische Beitrag“ fehlten, sowie die „Versicherung, daß an der oekumenischen Verbindung der Kirchen [.|.|.] festgehalten“ werde, enthalten sollte. Darüber hinaus wollte die Konferenzleitung „auf das nachdrücklichste dafür Sorge tragen, daß es zu weiteren öffentlichen Erörterungen nicht kommt“ (Zitate aus der oben Anm. 59 erwähnten Aktennotiz Liljes). 63 Auf seiner Sitzung am 9. Juni 1937 hatte sich der Reichsbruderrat auf Antrag des altpreußischen Bruderrats mit dem Treueid der Beamten auf Hitler befasst und einen Ausschuss eingesetzt, der diese Frage weiter behandeln sollte (vgl. dazu oben Anm. 42). Anlass für diesen Beschluss waren die Bestimmungen des Deutschen Beamtengesetzes vom 26. Januar 1937 über den Treueid (RGBl I 1937, S, 39–70, hier: S. 42). Vgl. dazu auch den undatierten Entwurf „Eidesbelehrung“, der dem Reichsbruderrat bei seiner Sitzung vorgelegen hatte (mit hsl. Vermerk Meisers „Entwurf für den Reichsbruderrat Juni 1937“: LKA Nürnberg, Meiser 102). 64 Gemeint ist die Erklärung zur Frage des staatlichen Eides vom 6. Dezember 1934, die die VKL I im Zusammenhang des Amtsenthebungsverfahrens gegen Karl Barth abgegeben hatte. In dieser Erklärung hatte es u. a. geheißen, der „unter Anrufung Gottes dem Führer Adolf Hitler geleistete Eid“ gebe „der Treue und Gehorsamsverpflichtung den Ernst der Verantwortung vor Gott und damit ihre rechte Begründung“. Durch die Berufung auf Gott schließe der Eid „ein Tun aus, das wider das in der Heiligen Schrift bezeugte Gebot Gottes ist“; auf Grund dieser grundsätzlichen christlichen Auffassung vom Eid erübrigten sich bei der Ablegung des Eides jegliche „Zusätze oder Einschränkungen oder Vorbehalte“ (Abdruck: J. Gauger, Chronik 3, S. 439). Demgegenüber hatte Barth bei der Ablegung des Eides jedoch auf dem Zusatz „soweit ich es als evangelischer Christ verantworten kann“ bestanden (Ebd.; vgl. dazu auch Verantwortung 1, S. 369f.; zur Amtsenthebung Barths vgl. A. Gerlach-Praetorius, Kirche, S. 68–82; H. Prolingheuer, Fall). 65 Diesen Standpunkt vertrat auch von Soden, der dem Ausschuss des Reichsbruderrats zur Frage des Eides angehörte. In seinem Schreiben an Koch vom 14. Juni 1937 führte er dazu u. a. aus, „in der gegenwärtigen Situation, vor einem drohenden neuen Versuch, die Leitung der Kirche auf nichtkirchliche Stellen zu übertragen“, sei es „nicht zu verantworten, wenn die Bekennende Kirche irgendeinen Kampf aufnimmt, der ihr nicht unmittelbar verordnet ist, und einen Schein des Rechts zu dem Vorwurf gibt, als wollte sie zwischen
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vielen Gemeinden erstrebte Wort über die Wahl möchten wir auch nicht geben. Wir möchten vorschlagen, mit dem Wort über die Synode66 ein [sachliches] Schreiben, das sich mit der Wahl beschäftigt, hinauszugeben67. Der Bund der Deutschen Christen ist zerplatzt. Hossenfelder und Weidemann haben sich von Leffler getrennt unter Berufung darauf, daß sie auf Artikel 1 der Kirchenverfassung vom 11. Juli 1933 stehen, während Leffler Schwärmer sei68. Frage des theologischen Nachwuchses. Die theologischen Fakultäten liegen im Sterben69. Die Kräfte im Staate, die sie vernichten wollen,
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den Staat und seine Beamten treten“. Beamte, die wegen des Eides in Gewissensnot gerieten, seien auf die Stellungnahme der VKL I (vgl. oben Anm. 64) zu verweisen (EZA Berlin, 50/169). Vgl. dazu unten Anm. 130. Vgl. dazu unten Anm. 131. So nicht ermittelt. Weidemann, Hossenfelder und Leffler, Leiter unterschiedlicher deutschchristlicher Gruppierungen, hatten seit März 1936 zunächst im ‚Führerring‘, seit November 1936 dann im ‚Bund für Deutsches Christentum‘ zusammengearbeitet, wobei die von ihnen vertretenen Bewegungen inhaltlich und organisatorisch selbstständig geblieben waren (vgl. dazu oben Dok. 5, Anm. 20). Als Leffler am 6. Juni 1937 dann die ideologisch einheitliche ‚Nationalkirchliche Bewegung Deutsche Christen‘ proklamiert hatte, war Weidemann – obwohl Mitglied des als kirchenpolitische Vereinigung auch weiterhin bestehenden Bundes für Deutsches Christentum – diesem Zusammenschluss ferngeblieben (vgl. K. Meier, Deutsche Christen, S. 219–226; K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 139–142), nachdem er sich bereits in der Vergangenheit wiederholt von der Lehrgrundlage der Thüringer Deutschen Christen distanziert hatte (vgl. dazu R. Heinonen, Anpassung, S. 85– 90; zum eigenständigen theologischen Profil Weidemanns vgl. auch A. Meyer-Zollitsch, Nationalsozialismus, S. 185–205); Hossenfelder jedoch schloss sich am 22. Juli 1937 der ‚Nationalkirchlichen Bewegung Deutsche Christen‘ an, woraufhin es in der von ihm geleiteten ‚Kampf- und Glaubensbewegung DC‘ zu einer Spaltung kam (vgl. dazu unten Dok. 33, Anm. 10). Zu dieser Beurteilung der Theologischen Fakultäten durch die Bekennende Kirche vgl. das unten Dok. 31, Anm. 59, erwähnte Memorandum des Lutherrats „Zur Frage der theologischen Ausbildung des geistlichen Nachwuchses der deutschen evangelischen Landeskirchen in der Gegenwart“ und das von Heinrich Schlier im Auftrag einer Kommission des altpreußischen Bruderrats verfasste Memorandum zur Lage der Theologischen Fakultäten vom 26. Mai 1937 (vgl. dazu K. Meier, Fakultäten, S. 170–177). In diesem Memorandum hatte Schlier anhand zahlreicher Beispiele zu belegen versucht, dass die seit 1933 erfolgte Umgestaltung der Theologischen Fakultäten letztlich darauf ausgerichtet sei, „auch sie in den Rahmen der neuen weltanschaulich gebundenen Universität einzufügen und sie dem Geist der neuen Universität unterzuordnen“ (Memorandum zit. ebd., S. 170). Schlier hatte dabei u. a. darauf hingewiesen, dass bekenntniskirchliche Dozenten an den Fakultäten eine Minderheit darstellten und von den in den letzten Jahren neu berufenen Professoren nur noch ein einziger Theologe der Bekennenden Kirche angehört habe, während von staatlichen Zwangsmaßnahmen wie Entlassung, Versetzung und Entzug der Lehrerlaubnis ausschließlich Angehörige der Bekennenden Kirche betroffen seien. Nachdem die staatliche Hochschulpolitik ausschließlich das Ziel verfolge, „der Bekennenden Kirche den Nachwuchs zu entfremden, [.|.|.] die Kirche den Deutschen Christen aus-
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sind lediglich gehemmt durch den Willen, die theologischen Fakultäten als staatlich überwachte Fakultäten zu erhalten, um die Bildung von kirchlichen Hochschulen70 zu verhindern. Es wird aber so weit kommen, daß die Fakultäten innerlich ausgehöhlt werden. Nun hat man schon in den kirchlich-theologischen Schulen die Erfahrung gemacht, daß die an und für sich gut qualifizierten Dozenten nicht ausreichen. Die Bekenntnisstudenten fangen bereits an, ihre Dozenten zu kritisieren. Es fehlt diesen Dozenten naturgemäß an dem Reichtum der Lehrerfahrung. Entweder gehen die theologischen Fakultäten uns ganz verloren. Dann muß die Kirche theologische Hochschulen vorbereiten; oder die staatliche Kirchenpolitik nimmt eine günstige Wendung. In beiden Fällen muß die Kirche Dozenten haben. Darum sollten die Kirchen einige jüngere Theologen beurlauben und sie als Volontärassistenten den Dozenten und Vertretern zuteilen. Die stünden dann bereit, wenn die Kirche Dozenten sucht für die von ihr gebildeten kirchlichen Hochschulen. Marahrens gibt Brief von Brunotte bekannt71. Verschärfung der Lage unverkennbar. Praktisch ist in Preußen jede geistliche Leitung unmöglich geworden. Statt einheitlich vorzugehen, ist der Provinzialkirchenausschuss Sachsen vorzeitig zurückgetreten. Der Landeskirchenausschuss hat den Generalsuperintendenten Lohmann mit der geistlichen Leitung beauftragt. Kerrl übertrug sie dem Präsidenten des Konsistoriums [Fretzdorff] im Zusammenwirken mit dem Finanzausschuß72. Auch in zuliefern und Lehre und Verkündigung dem Geist der DC-Bewegung zu unterwerfen“ (Ebd., S. 174), bleibe jetzt gar „keine andere Möglichkeit, als die Errichtung bzw. den Ausbau theologischer Forschungs- und Ausbildungsstätten der Kirche“ voranzutreiben (Ebd., S. 175).– Diese ausschließlich negative Sicht der Theologischen Fakultäten war unter Universitätstheologen allerdings ebenso umstritten wie die Forderung nach Errichtung kirchlicher Ausbildungseinrichtungen (vgl. dazu ebd., S. 155–170; zur Lage der Theologischen Fakultäten im Nationalsozialismus vgl. auch die Studien in L. Siegele-Wenschkewitz/C. Nicolaisen, Fakultäten). 70 Zur Gründung von Kirchlichen Hochschulen durch die Bekennende Kirche vgl. oben Dok. 9, Anm. 21. 71 Schreiben nicht ermittelt; vgl. dazu aber den folgenden Bericht Marahrens’. 72 Der Provinzialkirchenausschuss der Kirchenprovinz Sachsen hatten seinen Auftrag am 4. Juni 1937 an Kerrl zurückgegeben; zur Begründung hatte er auf den Entzug der geistlichen Leitung durch die 13. Durchführungsverordnung, die Untergrabung seiner Autorität durch die Schnellbriefe des Reichskirchenministeriums, den Einfluss der Finanzabteilung auf die geistliche Leitung und den Gestapo-Eingriff bei der Besetzung der Pfarrstelle St. Nikolai in Nordhausen hingewiesen (Schreiben des Provinzialkirchenausschusses an Kerrl vom 4. Juni 1937, Abschrift: EvAG München, C 3.20; vgl. dazu auch M. Onnasch, Macht 1, S. 175–180). Daraufhin hatten Werner und Hymmen angeordnet, Generalsuperintendent Lohmann solle die geistliche Leitung der Provinz übernehmen, die Lohmann von Eger dann am 11. Juni 1937 bis auf Weiteres übertragen worden war. Unabhängig davon hatte das Reichskirchenministerium am 10. Juni 1937 die Befugnisse
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Ostpreußen wollte der Provinzialkirchenausschuss zurücktreten. Es schweben noch Verhandlungen, ob nicht doch ein weiteres Zusammengehen möglich sei73. Inzwischen hat der Minister [Kerrl dies als] Veranlassung zum Eingreifen genommen. Vielleicht neue Verordnung, die auf Entlassung sämtlicher Kirchenausschüsse hinausläuft. Die ganze Leitung der Kirche soll den Finanzabteilungen74 übertragen werden. Der Minister will die Leitung der Kirche stärker in die Hand nehmen. Werner soll entlassen werden. Auch in die lutherischen Kirchen soll eingegriffen werden [ein Wort gestrichen] durch Finanzabteilungen und gleichgeschaltete Verwaltung. Dann überall: Leitung der Kirchenkanzlei durch den Minister. Alle Landeskirchenleitungen werden nachgeordnete Behörden. Geistliche Leitung wohl suspendiert. Überwindung der Landeskirchen vor der Wahl unter dem Motto: Vorbereitung der Generalsynode. 1934 wird sich wiederholen75. Es ist nicht sicher, ob diese Pläne, von deren Vorhandensein man überzeugt sein muß, die höhere Genehmigung finden werden. Das wird am Montag [21. Juni 1937] bereits sicher sein76. Schwer ramponiert soll auch Heckel sein. Heckel hat davon gesprochen, sich beurlauben zu lassen. Der einzige Trost ist, daß sowohl die Konsistorialpräsidenten wie auch Kuessner in der fraglichen Sitzung Werner gründlich Bescheid gesagt
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des Provinzialkirchenausschusses jedoch auf Konsistorialpräsident Fretzdorff und Konsistorialrat Schultz übertragen; gleichzeitig hatte das Ministerium Fretzdorff von der Leitung der Finanzabteilung entbunden und diese Schultz übertragen, der Mitglied der Kirchenbewegung Deutsche Christen war und gute Verbindungen zu Staats- und Parteistellen besaß. Dabei hatte Muhs Fretzdorff und Schultz ausdrücklich darauf hingewiesen, zu ihren Aufgaben gehöre auch die Ausübung der geistlichen Leitung (vgl. ebd., S. 181ff.; vgl. auch K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 216f.). Der ostpreußische Provinzialkirchenausschuss, der aus Kuessner, Kaminski und Konsistorialpräsident Tröger bestand, war seit dem Rücktritt Kaminskis am 8. Juni 1937 nicht mehr arbeitsfähig. Zu einer Wiederaufnahme der Tätigkeit des Ausschusses ist es nicht mehr gekommen; ebenso scheiterten die Bemühungen der restlichen Ausschussmitglieder, die geistliche Leitung der Kirchenprovinz auf Kuessner zu übertragen (vgl. M. Koschorke, Geschichte, S. 235f.; K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 194). Vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 64. Anspielung auf die von Reichsbischof Luwig Müller und seinem ‚Rechtswalter‘ August Jäger betriebene Zwangseingliederung der Landeskirchen in die Deutsche Evangelische Kirche, die von der Nationalsynode am 9. August 1934 in Berlin in einem „Lehrstück nationalsozialistischer Gleichschaltung“ legalisiert worden war (vgl. dazu K. Scholder, Kirchen 2, S. 75–118, S. 159–220, S. 269–355, Zitat: S. 285; K. Meier, Kirchenkampf 1, S. 204–221, S. 501–512). Kerrl erließ dann am 25. Juni 1937 die „Fünfzehnte Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“, nach der in sämtlichen Landeskirchen Finanzabteilungen gebildet werden sollten, was jedoch nur teilweise durchgeführt wurde (vgl. dazu unten Dok. 24, Anm. 15).
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haben77. Die Herren von der Jebensstraße 378 sind tief bestürzt. Selbst Söhngen weiß keinen Ausweg mehr. Die Landeskirchen werden gut tun, ihren Block so fest zu machen als es geht. Einer einseitigen Bindung an Dahlem ist zu widerraten, da der Kampf sonst nicht mehr ein Kampf der Landeskirchen [ein Wort gestrichen], sondern ein Kampf der kirchlichen Gruppen wird. Marahrens gibt anheim, ob man nicht etwa morgen [15. Juni 1937] als Kirchenführer zusammen mit den Juristen der verschiedenen Landeskirchen tagen sollte. Breit äußert dagegen Bedenken. Der Weg des Lutherrates sollte nicht an irgendeiner Stelle umgebogen werden. Die erste Meinungsbildung soll im Lutherrat erfolgen79. Ficker: Sehr auffällig ist, daß sich in letzter Zeit die Zuschriften des Reichskirchenministeriums häuften. Es könne versucht werden, uns an die kurze Leine zu nehmen. Das Ministerium beanstandete die Wiederbesetzung von Superintendenturen; sie fielen nicht unter die „laufenden Geschäfte“80. Der Minister behielt sich vor, auch bei Pfarrerbesetzungen einzugreifen, soweit es sich dabei um kirchenpolitische Maßnahmen handelt81. Wie weit man meint, gehen zu dürfen: Wir haben in ei77 Gemeint ist die Sitzung des altpreußischen Landeskirchenausschusses am 9. Juni 1937, auf der diskutiert worden war, „ob der Landeskirchenausschuss noch im Amt bleiben oder zurücktreten will“. In der Aussprache über die kirchenpolitische Lage waren der Ausschuss und die anwesenden Vertreter des Evangelischen Oberkirchenrats Berlin – darunter Werner, Hymmen und Söhngen – sowie der Konsistorien dann zu dem Ergebnis gekommen, dass „die Ausschüsse nicht zurücktreten dürften“; im Hinblick auf die Finanzabteilungen, deren Maßnahmen die Arbeit der Ausschüsse erheblich zu behindern begonnen hatten, waren Zimmermann und Kuessner beauftragt worden, in Verhandlungen mit der Finanzabteilung beim Evangelischen Oberkirchenrat einzutreten (Niederschrift gez. Eger und Pettelkau, fälschlich datiert auf den 9. Juni 1936: EZA Berlin, 12/ 12). 78 = Sitz des Evangelischen Oberkirchenrats Berlin. 79 Dementsprechend fand am folgenden Tag dann eine gemeinsame Sitzung des Lutherrats mit Kirchenjuristen statt, auf der vor allem Fragen des kirchlichen Beamtenrechts behandelt wurden (vgl. dazu unten Dok. 22). 80 So hatte Muhs die vom sächsischen Landeskirchenausschuss vorgenommene Besetzung der mit einer Superintendentur verbundenen 1. Pfarrstelle in Marienberg beanstandet; zur Begründung hatte es in seinem Schreiben an den Landeskirchenausschuss vom 2. Juni 1937 geheißen, die „endgültige Besetzung von Superintendenturen“ sei nach der 13. Durchführungsverordnung „unzulässig und rechtsunwirksam“ (Abschrift: EvAG München, NL von Soden 16; vgl. auch das Antwortschreiben des Landeskirchenausschusses an den Reichskirchenminister vom 10. Juli 1937: Ebd.).– Zur Vorgeschichte der Besetzung der Marienberger Superintendentur mit dem Zittauer Pfarrer Friedrich Winter vgl. auch G. Prater, Kämpfer, S. 125. 81 Dies hatte Muhs in einem Schreiben an den sächsischen Landeskirchenausschuss vom 8. Juni 1937 angekündigt. Anlass für dieses Schreiben war die Ausschreibung der 1. Pfarrstelle an der Marienkirche in Pirna, die mit dem Amt des Superintendenten verbunden war
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nem Fall, wo der betreffende Superintendent nachträglich sich zu den Thüringer Deutschen Christen82 bekannt hat, [ein Wort gestrichen] einen anderen Herrn für die [zwei Wörter unleserlich] als Superintendentenstelle benannt. Das Ministerium erkannte das nicht als zulässig an. Man will uns zwingen, daß wir diesen Superintendenten doch weiter stützen mit unserer Autorität und die Pfarrer maßregeln, die ihm nicht Gehorsam leisten wollen83. In letzter Zeit herrscht eine ungeheure Lebendigkeit im Landeskirchenamt Dresden. Dauersitzung im Zimmer bei Coch84. Dann kam immer deutlicher heraus, [dass man glaubte,] schon mit Dreistigkeiten dienen zu können. Dann hören wir wieder, daß ein Vertreter dieser Gruppe erzählt hat: Ja, der Landeskirchenausschuß tritt doch zurück. Aus dieser Erwartung heraus erklärt sich, daß man überall Oberwasser hat. Man rechnet damit, daß durch ein Wort des Ministers der Landeskirchenausschuss beseitigt wird. Entweder will man uns die Sache verekeln oder man will so viele Fehler konstruieren, daß man daran unsere Unfähigkeit feststellt, um uns unser Amt zu nehmen. Urlaubssperre im Reichskirchenministerium. Das deutet darauf hin, daß hier etwas im Werden ist. Wir85 hatten eine Sitzung mit dem Vertrauensrat86. Da habe ich Interessantes gehört: Die Herren wollten wissen, aus welchen Gründen der Provinzialkirchenausschuss Magdeburg zurückgetreten sei (Superintendenteneinweisung; Muhs hat den Superintendenten, der die Einweisung vollziehen wollte, ausgewiesen!87). Wir sind nicht geneigt, uns kurzerhand wegfegen zu lassen. Es
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(KGVBl Sachsen 1937, S. 61); auch in diesem Fall hatte Muhs darauf hingewiesen, dass „solche Personalmaßnahmen, soweit sie Superintendenturen betreffen, unzulässig sind“ (Abschrift: EvAG München, NL von Soden 16; vgl. auch das Antwortschreiben des Landeskirchenausschusses an den Reichskirchenminister vom 10. Juli 1937: Ebd). Vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 23. Fall nicht ermittelt. Friedrich Coch, Nationalsozialist und Deutscher Christ, hatte seit 1933 als mit diktatorischen Vollmachten ausgestatteter Landesbischof die sächsische Landeskirche geleitet und die Bekennende Kirche bekämpft. Nach der Einsetzung des sächsischen Landeskirchenausschusses im November 1935 war er zwar im Amt verblieben, faktisch jedoch entmachtet worden (vgl. K. Meier, Kirchenkampf 1, S. 478–488; K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 348–355; J. Fischer, Landeskirche, S. 15–46). D. h. der sächsische Landeskirchenausschuss. Zum sächsischen Vertrauensrat vgl. oben Dok. 19, Anm. 108. Bei der Neubesetzung der Superintendentur und der Pfarrstelle bei St. Nikolai in Nordhausen war es zu Auseinandersetzungen zwischen dem deutschchristlich dominierten Gemeindekirchenrat und dem Provinzialkirchenausschuss der Kirchenprovinz Sachsen gekommen. Obwohl dem Gemeindekirchenrat das Pfarrwahlrecht zustand, hatte der Provinzialkirchenausschuss im Oktober 1936 Superintendent Bischoff als Vakanzverwalter und Superintendenturvertreter nach Nordhausen entsandt. Als sich der Gemeindekirchenrat weigerte, auf sein Wahlrecht zu verzichten, hatte der Provinzialkirchenausschuss einen Gemeindeausschuss unter dem Vorsitz Bischoffs eingerichtet, der Bischoff am 15. März
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wird darauf ankommen, was die Pfarrer tun. Man wird unseren Landeskirchenausschuß jetzt beseitigen wollen. Die Rehmschen Deutschen Christen haben sich an uns gewendet, mündlich zunächst, mit Fragen. Wir haben geantwortet und Gegenfragen gestellt88. Darauf haben wir von Rehm eine Antwort [bekommen]. Rehm erklärte über die Haltung zum Lutherrat: Wir sind nicht gegen den Zusammenschluß der lutherischen Landeskirchen untereinander, daß wir aber den gegenwärtigen Zusammenschluß als nicht geeignet ansehen können [sic!]. Wir müssen feststellen, daß der Lutherrat wesentlich ein kirchenpolitisches Machtinstrument ist. Rehm distanziert sich sehr deutlich von dem derzeitigen Lutherrat unter seiner derzeitigen Führung89.
1937 einstimmig zum Pfarrer von St. Nikolai wählte. Obwohl das Reichskirchenministerium angeordnet hatte, die Auflösung des Gemeindekirchenrats rückgängig zu machen, war der Provinzialkirchenausschuss bei seiner Absicht geblieben, Bischoff am 23. Mai 1937 in sein Amt einzuführen; daraufhin hatte die Gestapo über Bischoff ein Aufenthaltsverbot für den Regierungsbezirk Erfurt verhängt (vgl. M. Onnasch, Macht 1, S. 176ff.; K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 216).– Zum Rücktritt des Provinzialkirchenausschusses vgl. schon oben Anm. 72. 88 Wie bereits bei einer Besprechung zwischen dem sächsischen Landeskirchenausschuss und dem Gau Sachsen der Reichsbewegung Deutsche Christen am 27. April 1937 hatte der Gau Sachsen den Ausschuss am 12. Mai 1937 schriftlich aufgefordert, dazu Stellung zu nehmen, ob seine Mitarbeit im Vertrauensrat erwünscht sei. In seinem Schreiben vom 24. Mai 1937 hatte der Landeskirchenausschuss den Gau Sachsen daraufhin aufgefordert, zunächst seine Haltung gegenüber dem ‚Bund für Deutsches Christentum‘ (vgl. oben Dok. 5, Anm. 20) öffentlich darzulegen und eine Stellungnahme der Reichsleitung zur Vereinbarung zwischen Lutherrat und VKL II einzuholen; da der sächsische Landeskirchenausschuss in grundsätzlichen Fragen nur „in Übereinstimmung mit den übrigen Kirchen des Lutherischen Rates [sic!] handeln“ könne, sei es außerdem unerlässlich, das Verhältnis der Reichsbewegung Deutsche Christen zum Lutherrat zu klären (Abschrift im LKA Hannover, D 15 I Nr. 88; Abdruck: J. Fischer, Landeskirche, S. 246f.). 89 In seinem Schreiben an den Gau Sachsen der Reichsbewegung Deutsche Christen vom 31. Mai 1937 hatte Rehm erklärt, dass die Reichsleitung „an sich nicht gegen einen Zusammenschluß der lutherischen Landeskirchen“ eingestellt sei, „die gegenwärtige Form dieses Zusammenschlusses“ im Lutherrat aber „unter seiner derzeitigen Führung und bei seiner derzeitigen Ausrichtung nicht als geeigneten Zusammenschluß der lutherischen Kirchen ansehen“ könne, zumal ihm „lange nicht alle lutherischen Landeskirchen“ angehörten. Auf Grund „vieler trauriger kirchenpolitischer Erfahrungen“ müsse die Reichsleitung außerdem feststellen, dass der Lutherrat „wesentlich ein kirchenpolitisches Machtinstrument im Sinne nicht der ‚Bekennenden Bewegung‘, sondern der ‚Bekenntnisfront‘ ist“. Dafür spreche auch die Vereinbarung, die der Lutherrat mit der VKL II getroffen habe. Die Reichsleitung sei zwar zur Zusammenarbeit mit allen Kreisen der Bekennenden Bewegung bereit, nicht aber mit der VKL II, bei der es sich ausschließlich um einen „kirchenpolitischen Machtfaktor“ handele (Abschrift: LKA Hannover, D 15 I Nr. 88; Abdruck: J. Fischer, Landeskirche, S. 247f.). Zur Haltung der Reichsleitung gegenüber dem ‚Bund für Deutsches Christentum‘ hatte Rehm auf eine bereits früher abgegebene Erklärung der Reichsbewegung „Wer überwindet die Bekenntnisfront?“ verwiesen, in der es
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Die Lage in den Landeskirchen ist sehr verschieden. Wir sagten in Sachsen, daß die Fühlung auch mit Laienkreisen aufgenommen werden müsse. Aus jeder Ephorie werden zwei Laien benannt; die werden nächsten Sonntag [20. Juni 1937] zusammengenommen90. Dann werden wir nächsten Montag [21. Juni 1937] die ganzen Pfarrer gesondert nach Gruppen zusammen bitten, um auf diese Weise das Land vorzubereiten91. Es wäre gut, wenn wir in allen unseren Kirchen irgendwie auch das Laienelement organisierten und einschalteten. Otto: Was Breit über die 13. Durchführungsverordnung gesagt hat92, will ich aus der Praxis illustrieren. Tatsächlich ist in Thüringen die Praxis umgekehrt als in den Ausschußkirchen. Die Thüringer Kirche nimmt tiefgreifende Veränderungen in gesetzgeberischer und personaler Richtung vor. Bei uns spielt sich das Gegenteil ab wie in Sachsen. Bei uns werden deutschchristliche Superintendenten [richtig: Oberpfarrer] eingesetzt93. Unsere Beschwerden haben keinen Erfolg. In den Städten werden eigene Pfarrstellen eingerichtet, um sie mit Deutschen Christen zu besetzen94. Dann ist der Höhepunkt dieses, daß der Landeskirchen-
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geheißen hatte, die Nationalkirchler verkürzten das „evangelisch-reformatorische Glaubensgut“, gäben damit der Bekenntnisfront immer neuen Auftrieb und schafften mit ihren Forderungen letztlich nur „unnötige konfessionelle und religiöse Kämpfe, höchstens noch eine neue dritte Konfession zu den beiden bestehenden“ (undatierte Abschrift: LKA Hannover, D 15 I Nr. 88; Abdruck: J. Fischer, Landeskirche, S. 248). In einem Schreiben vom 1. Juni 1937 hatte der Gau Sachsen dem Dresdener Landeskirchenamt dann mitgeteilt, seine Auffassung decke sich mit der Stellungnahme Rehms (Abschrift: LKA Hannover, D 15 I Nr. 88; Teilabdruck: J. Fischer, Landeskirche, S. 248). Der sächsische Vertrauensrat bildete dann auf ephoraler Ebene Vertrauensausschüsse, die jeweils aus zwei Pfarrern und drei Laien bestanden, und berief diese Vertrauensausschüsse gebietsweise zu Besprechungen ein (vgl. H. Klemm, Dienst, S. 295, S. 297; vgl. dazu auch J. Fischer, Landeskirche, S. 182, Anm. 57). Diese Versammlungen für die gesamte sächsische Pfarrerschaft fanden auf Einladung des sächsischen Vertrauensrates am 23./24. Juni 1937 gebietsweise in Bautzen, Chemnitz, Plauen, Zwickau, Dresden und Leipzig statt (vgl. D. Röthig, Chronik, S. 159; H. Klemm, Dienst, S. 297). Vgl. das Votum Breits oben S. 405f. So hatte der Thüringer Landeskirchenrat z. B. die Stelle des Altenburger Oberpfarrers mit einem Deutschen Christen und „Kämpfer für die Nationalkirche“ neu besetzt. Diese Besetzung war gegen den erbitterten Widerstand der gesamten Pfarrerschaft des Kirchenkreises erfolgt; im Gegensatz dazu hatte es in der regionalen Presse geheißen, „daß der neue Oberpfarrer e i n s t i m m i g gewählt worden sei“. Wiederholt vorgetragene Proteste der Altenburger Pfarrer waren weder vom Thüringer Landeskirchenrat noch vom Reichskirchenministerium beantwortet worden (vgl. den undatierten Bericht des Thüringer Landesbruderrats „Thüringer D.C.-Kirchenregierung nimmt auch nach dem 15. Februar wichtige kirchenpolitische Personalveränderungen vor“, dem Lutherrat übersandt mit Schreiben des Bruderrats vom 30. April 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 96). Zur Besetzung von Oberpfarrerstellen durch den Thüringer Landeskirchenrat vgl. auch die Personalnachrichten in ThüKbl B 9, 1937, S. 47. So z. B. in Themar, wo der Landeskirchenrat im September 1936 die 2. Pfarrstelle wieder-
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rat ein neues Steuergesetz herausgegeben hat, das eine tiefgreifende Umänderung der ganzen Verfassung bedeutet95. Hier liegt ein gesetzgeberischer Akt vor, der viele Paragraphen der Verfassung umstürzt. Den Gemeinden wird das gesamte Steuerrecht entzogen96. Der Landeskirchenrat zieht auch die Ortskirchensteuer ein und teilt dann den Gemeinden das Notwendige zu97. Die Kirchensteuerämter hatten bisher einen Vorstand, der vom Kreiskirchenrat eingesetzt wurde. Dieser wichtige Punkt ist auch weggefallen. Die Ämter haben jetzt nur noch einen Vorsteher, der vom Landeskirchenrat eingesetzt wird98. Das Führerprinzip ist auch hier völlig durchgeführt. Unsere Proteste dagegen werden unwirksam bleiben wie alle anderen Proteste. [Drei Wörter gestrichen] Abschnitt aus den letzten Bundesmitteilungen des Bundes für Deutsches Christentum: „Die Ausschüsse unterwerfen sich der Bekennenden Kirche. Bekanntlich befürchten die Träger der lutherischen Kirche, daß das evangelische Kirchenvolk seinem Willen eindeutig Ausdruck geben werde in der Richtung, daß die Überzeugung Luthers richtig ist. Unsere Kirchenleitung ist Sache des Staates.
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errichtet und mit dem deutschchristlichen Hilfsprediger Paul Rittweger besetzt hatte; der bisherige Pfarrer, Johannes Hertel, war daraufhin systematisch verdrängt worden, bis er im September 1937 schließlich in den Wartestand versetzt wurde (vgl. dazu P. Dahinten/W. Pabst/Mälzer, Chronik, S. 85). In Weimar hingegen hatte die Thüringer Kirchenleitung soeben die Stadtkirch- und die Hofkirchgemeinde zusammengelegt, um sich den kirchenpolitischen Einfluss auf die Hofkirchgemeinde zu sichern (vgl. das „Gesetz über die Kirchgemeinde Weimar“ vom 10. Mai 1937: ThüKbl A 2, 1937, S. 15f.). Gemeint ist das „Gesetz vom 20. April 1937 zur Aenderung des Kirchensteuergesetzes vom 5. Mai 1933“ (ThüKbl A 18, 1937, S. 2–5; Kirchensteuergesetz in der Fassung vom 20. April 1937: Ebd., S. 7–15; Kirchensteuergesetz in der Fassung vom 5. Mai 1933: ThüKbl A 14, 1933, S. 92–105). Hatte es in § 1 der Fassung vom 5. Mai 1933 noch geheißen: „Die Thüringer evangelische Kirche und ihre Kirchengemeinden erheben Kirchensteuern“ (ThüKbl A 14, 1933, S. 92), so lautete dieser Satz in der Fassung vom 20. April 1937: „Die Thüringer evangelische Kirche erhebt für sich und ihre Kirchengemeinden Kirchensteuern“ (ThüKbl A 18, 1937, S. 2). Die §§ 15–24 der Fassung vom 5. Mai 1933, die – mit Ausnahme von § 15 – Regelungen zur Ortskirchensteuer enthalten hatten (ThüKbl A 14, 1933, S. 98f.), waren in der Fassung vom 20. April 1937 gestrichen worden; stattdessen regelte ein neuer § 15 die Steuerverteilung: „Die Kirchensteuern fließen in die Landeskirchenkasse [.|.|.]. Der Gemeindeanteil wird den Kirchengemeinden monatlich überwiesen“ (ThüKbl A 18, 1937, S. 11). In dem ebenfalls neu eingefügten § 16 wurde den Gemeinden lediglich das Recht eingeräumt, eine Sondersteuer zu erheben, „wenn ihr Anteil an den allgemeinen Kirchensteuern nicht ausreicht, um ihre Bauausgaben zu bestreiten“ (Ebd.). Nach § 31 der Fassung vom 5. Mai 1933 sollten die Kirchensteuerämter jeweils „von einem dreigliedrigen Vorstand geleitet“ werden, „dessen Mitglieder der Landeskirchenrat nach Gehör der hauptsächlich in Frage kommenden Kreiskirchenräte“ zu ernennen hatte (ThüKbl A 14, 1933, S. 101); in § 23 der Fassung vom 20. April 1937 war nur noch die Bestellung eines Vorstehers für jedes Kirchensteueramt durch den Landeskirchenrat vorgesehen (ThüKbl A 18, 1937, S. 12).
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In der Bekenntnisfront findet sich alles zusammen, was seinen Schwerpunkt nicht in Deutschland hat, sondern in einem zionistisch gefärbten Himmel. Man unterwirft sich dem Diktat der unentwegten Dahlemiten. Die Ausschüsse haben sich der Bekennenden Kirche unterworfen99. Unsere Ehre heißt die Treue.“ Dabei wird festgestellt, daß die Treue auf seiten der Bekennenden Kirche nicht vorhanden ist. Der Hang zur Untreue gegen den Staat ist begründet in dem falschen Verständnis dessen, was Christentum ist100. Hahn: Von Soden teilte mit, daß er erfahren habe, daß eine generelle Verordnung herauskommen würde über eine Verbürokratisierung der Kirche. Beste-Mecklenburg: Dort gibt es keine Finanzabteilung. Der Oberkirchenrat ist die deutschchristliche Machtstellung, welche die Kirche unumschränkt regiert. In Neustrelitz sind alle drei Pfarrer abgesetzt und in ein Disziplinarverfahren genommen worden101. Was besonders wichtig 99 Diese einleitende Passage aus dem Artikel „Die Ausschüsse unterwerfen sich der Bekennenden Kirche (Staatlich legitimierte Stellen gegen den Staat)“ lautete vollständig: „Bekanntlich befürchten die Träger der ‚alten Kirche‘ im Protestantismus (Bekenntnisfront, Lutherischer Rat [sic!] und Kirchenausschüsse), daß das deutsche evangelische Kirchenvolk seinem Willen in der kommenden Kirchenwahl eindeutigen Ausdruck geben wird in der Richtung, daß die Überzeugung Martin Luthers richtig war: äußere Ordnung einer Kirche ist Sache des Staates. So suchen die Ewig-Gestrigen in der Kirche zu retten, was zu retten ist. Da die Bekenntnisfront ihren Willen (Kirche neben und – wenn es ‚nötig‘ ist – auch gegen den Staat) bisher am rücksichtslosesten vertreten hat, und dank der unendlichen Langmut, Güte und Geduld des nationalsozialistischen Staates darin auch kaum behindert wurde, findet sich dort alles zusammen, was seinen Schwerpunkt nicht in Deutschland hat, sondern in einem zionistisch gefärbten ‚Himmel‘. Nacheinander unterwirft man sich dem Diktat der unentwegten Dahlemiten“ (Bund für Deutsches Christentum. Bundeskanzlei. Bundesmitteilungen Nr. 11/37 vom 20. Mai 1937, S. 1). 100 Präziser Wortlaut: „‚Unsere Ehre heißt Treue‘ – überall im Dritten Reich bekennt man sich zu diesem Grundsatz. Nur nicht in den Kirchen, ob sie nun katholisch oder evangelisch sind. Wir Deutschen Christen wissen, daß dieser Hang zur Untreue gegen Volk und Staat in dem völlig falschen, nämlich jüdisch bestimmten Verständnis dessen begründet liegt, was Christentum ist“ (Bund für Deutsches Christentum. Bundeskanzlei. Bundesmitteilungen Nr. 11/37 vom 20. Mai 1937, S. 5). 101 Von diesen Maßnahmen betroffen waren die Pfarrer Ernst Michaelis, Wilhelm Martins und Walter Ziercke. Sie gehörten dem Lutherischen Pfarrerkreis an, der eng mit der Bekennenden Kirche zusammenarbeitete. Michaelis war im April 1937 beurlaubt und durch einen deutschchristlichen Pfarrer ersetzt worden. Ebenfalls im April war Martins vom Oberkirchenrat eröffnet worden, er werde zum 1. Juli 1937 in den Ruhestand versetzt. Zum gleichen Zeitpunkt war Ziercke, der sich von den Deutschen Christen abgewandt hatte, vom Oberkirchenrat die Versetzung angekündigt worden. Kurz vor der Sitzung des Lutherrats waren dann alle drei Pfarrer vorläufig ihres Amtes enthoben worden (vgl. das Schreiben des mecklenburgischen Bruderrats an Pressel vom 19. Juni 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 80). Die Lage in Neustrelitz spitzte sich in den kommenden Monaten noch weiter zu: So wurde Ziercke im Juli von der Gestapo ausgewiesen, der vom Bruderrat entsandte Hilfsprediger Dietrich Karsten erhielt ein Rede- und Aufenthaltsverbot (vgl. die Schreiben des mecklenburgischen Bruderrats an den Lutherrat vom 20. Juli
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ist, ist die Beschlußstellenarbeit102. Wir hatten viele Prozesse, die seit 1935 bei der Stelle liegen. Nun bemüht sich die Beschlussstelle, alles so zu regeln, daß der Oberkirchenrat nachträglich legalisiert wird in allen seinen Maßnahmen bis zurück ins Jahr 1933 bzw. 1934103. Die größte Sorge und Not ist die Besetzung der Pfarrstellen in der Zukunft, die Nachwuchsfrage. Wir bitten um einen Rat, wie wir unsere jungen Theologen ins Amt bringen. Fleisch: Es ist von der 13. Durchführungsverordnung die Rede. Auch wo sie unseren zerstörten Kirchen gegenüber günstig ist, müssen wir uns hüten, uns darauf zu berufen. Damit legen wir unseren Protest gegen die Verordnung lahm. und vom 3. August 1937: LKA Hannover, D 15 II Nr. 4, sowie das Schreiben vom 2. August 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 80). 102 Gemeint ist die auf Grund des „Gesetzes über das Beschlußverfahren in Rechtsangelegenheiten der Evangelischen Kirche“ vom 26. Juni 1935 gebildete „Beschlußstelle in Rechtsangelegenheiten der Evangelischen Kirche“. Diese Beschlussstelle hatte „endgültig und allgemein verbindlich“ darüber zu entscheiden, „ob seit dem 1. Mai 1933 in den Evangelischen Landeskirchen oder in der Deutschen Evangelischen Kirche getroffene Maßnahmen gültig sind oder nicht“; die bisher mit den Rechtsstreitigkeiten befassten Gerichte hatten die Verfahren bis zur Entscheidung der Beschlussstelle auszusetzen (RGBl I 1935, S. 774; GBlDEK 1935, S. 79; Wiederabdruck: KJ 1933–1944, S. 100f.; Dokumente 2, S. 323f.; vgl. auch die „Erste Verordnung zur Durchführung des Gesetzes über das Beschlußverfahren in Rechtsangelegenheiten der Evangelischen Kirche“ vom 3. Juli 1935: RGBl I 1935, S. 851f.; GBlDEK 1935, S. 79f.; Wiederabdruck: Dokumente 2, S. 324f.; zur Einrichtung der Beschlussstelle vgl. außerdem W. Weber, Beschlußverfahren). Damit lag die Befugnis zu letztgültigen Entscheidungen über die aus dem Kirchenkampf entstandenen Rechtsstreitigkeiten nicht mehr bei der ordentlichen Gerichtsbarkeit, sondern einer staatlichen Verwaltungsbehörde. Die Beschlussstelle hatte ursprünglich beim Reichsministerium des Innern gebildet werden sollen; auf Grund des Erlasses „über die Zusammenfassung der Zuständigkeiten des Reichs und Preußens in Kirchenangelegenheiten“ vom 16. Juli 1935 (RGBl I 1935, S. 1029; GBlDEK 1935, S. 83; Wiederabdruck: KJ 1933–1944, S. 105; Dokumente 2, S. 333; Dokumente 3, S. 1) hatte Frick „die Angelegenheiten der Beschlußstelle“ dann auf den Reichsminister für die kirchlichen Angelegenheiten übertragen. Die Beschlussstelle bestand aus Kerrl als Vorsitzendem und vier Beisitzern, darunter Ruppel und Stahn („Zweite Verordnung zur Durchführung des Gesetzes über das Beschlußverfahren in Rechtsangelegenheiten der Evangelischen Kirche“ vom 27. Juli 1935: RGBl I 1935, S. 1060; GBlDEK 1935, S. 91). Damit hatte Kerrl ein Instrument in der Hand, die Verfahren nicht nur hinauszuzögern, sondern auch im Sinne der von ihm betriebenen Kirchenpolitik zu entscheiden. Dementsprechend war von den seit 1935 bei der Beschlussstelle anhängigen 131 Verfahren bis Anfang 1937 noch keines entschieden worden. Ihre erste Entscheidung hatte die Beschlussstelle erst im April 1937 gefällt; bis Ende 1937 wurden dann 58 Verfahren durch Vergleich geregelt, 18 durch Entscheidung der Beschlussstelle, acht erledigten sich auf Grund neuer Verordnungen von selbst und 47 blieben auch weiterhin unerledigt (vgl. E. Wolf, Ordnung, S. 434f.; JK 5, 1937, S. 1032ff.). 103 Aus Mecklenburg waren bei der Beschlussstelle ca. 23 Fälle anhängig (vgl. JK 5, 1937, S. 1033); zu den gegen die Maßnahmen des Bruderrats gerichteten Entscheidungen der Beschlussstelle in Mecklenburger Streitfällen vgl. z. B. den Abdruck der Beschlüsse vom 17. September und 29. November 1937 im MBlDEK 2, 1937, S. 27f.; MBlDEK 3, 1938, S. 4f.
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Es wurde gesagt, daß, wenn wir mit der Vorläufigen Kirchenleitung weiterkommen [wollen], wir zu einer Abgrenzung kommen müssen. Eine regionale Abgrenzung104 ist nicht möglich. Aber in einzelnen Fragen müßten wir eine Abgrenzung vornehmen (Schulfrage105.) Marahrens fragt den Landeskirchenausschuss Sachsen, ob der 30. September 1937 bereits vorbereitet ist106. Wir müssen eine Auffangstellung haben für den Fall, wenn eine solche Bürokratisierung eintritt. Ficker: Wir haben beschlossen, daß Landeskirchenausschuß und Vertrauensrat die Kirchenleitung ist, wenn Kerrl die Kirchenausschüsse entmächtigt. Gauger: Durch die 13. Durchführungsverordnung ist die Tätigkeit der Kirchenausschüsse bis zur Wahl verlängert worden107. Breit tritt dann in die Tagesordnung108 ein: Grundbestimmungen109. Direktor Hermann Müller berichtet über Württemberg. Es bestehen noch einzelne Wünsche in bezug auf die Fassung einzelner Bestimmungen. Generell möchte ich darauf hinweisen, daß wir unsererseits in einer schwierigen Lage sind insofern, als wir kein verfassungsmäßiges Organ der Synode haben, das z. Zt. arbeitsfähig ist110. Wir können also nur mit Vorbehalt unsere Zustimmung erteilen111. 104 Vgl. dazu oben Anm. 40. 105 Vgl. dazu unten S. 448–454. 106 An diesem Tag endete die Geltungsdauer der „Dritten Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 21. November 1935, mit der ein Landeskirchenausschuss für die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens gebildet worden war; auf dieses Datum war auch die Geltungsdauer der entsprechenden Durchführungsverordnungen für die Deutsche Evangelische Kirche und andere Landeskirchen beschränkt (GBlDEK 1935, S. 121f.). 107 Vgl. dazu oben Dok. 9, Anm. 11. 108 Die Tagesordnung war den Mitgliedern des Lutherrats mit Schreiben Gaugers vom 10. Juni 1937 übersandt worden (NEKA Kiel, Bestand 98.40 Nr. 303). 109 Auf der Sitzung des Lutherrats am 22. April 1937 war das Sekretariat beauftragt worden, dem Rat eine neue Fassung der Grundbestimmungen vorzulegen (vgl. oben Dok. 15, S. 311). Daraufhin hatte das Sekretariat den dem Lutherrat angeschlossenen Kirchenleitungen mit Schreiben vom 14. Mai 1937 (LKA Hannover, D 15 I Nr. 22) einen auf den selben Tag datierten Entwurf für eine endgültige Fassung der Grundbestimmungen übersandt (Abdruck unten im Anhang Nr. III; zur Entstehung dieses Entwurfs vgl. die Synopse der Entwürfe von Gauger und Fleisch vom 12. Mai 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 22). Auf der Lutherratssitzung am 24./25. Mai 1937 war der Entwurf dann von Fleisch und Gauger erläutert worden. Nach der Niederschrift des Sekretariats des Lutherrats über diese Sitzung hatte Einverständnis darüber bestanden, den Entwurf nahezu unverändert zu übernehmen und in der kommenden Sitzung zu verabschieden (LKA Hannover, D 15 III Nr. 13). In einem Schreiben vom 28. Mai 1937 hatte das Sekretariat den angeschlossenen Kirchenleitungen dann noch geringfügige Änderungen und den Verteilerschlüssel für die Mitglieder der Synode mitgeteilt (LKA Hannover, D 15 I Nr. 22). 110 Das verfassungsmäßige synodale Organ der württembergischen Landeskirche, der Landeskirchentag, hatte zuletzt im September 1933 getagt und war seither zu keiner Ple-
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Meiser: Man sollte sich jetzt nicht in Einzelheiten verlieren. Das wichtigste ist, daß wir gerade jetzt den Lutherrat so sehr stärken als nur immer möglich112. Breit macht einen Vorschlag, wie man den Anregungen Württembergs Rechnung tragen kann113. Hermann Müller stimmt zu, daß jetzt der Zeitpunkt ist, den Lutherrat möglichst zu stärken und einen möglichst engen Zusammenschluß herbeizuführen: Andererseits kann ich nicht darauf verzichten, unsere Bedenken zur Sprache zu bringen, damit die Bahn vollends frei wird für eine praktische Durchführung unserer grundsätzlichen Zustimmung. Einzelheiten: Das Wort „Leitung“ sollte durch das Wort „Zusammenarbeit“ ersetzt werden. Wichtig ist die einheitliche Willensbildung. In § 2, Absatz 1 würden wir [ein Wort gestrichen] vorziehen, den Ausdruck „Sprengel“ durch „Teil“ zu ersetzen. In § 4 möchten wir zur Erwägung geben, daß in Satz 2 noch eine Bezugnahme auf den Zweck des Bundes erfolgt und weiter ausgezogen wird: „Sie hat das Recht, von sich aus im Rahmen des § 1 .|.|.“ – Zu § 4: Es ist nicht richtig, rein zahlenmäßig die Sitze zu verteilen. Zu § 8: In Absatz 1 soll Satz 3 gesagt werden: „.|.|. So ist die Kirche nur vorbehaltlich der Bestimmungen des § 2, Abschnitt 2.“ Es soll klar zum Ausdruck kommen, daß die betreffenden Organe der Landeskirchen satzungsmäßig mitzuwirken haben. Dann möchte ich mehrere Paragraphen zur Frage stellen [sic!], ob es nicht notwendig ist, eine Bestimmung einzufügen, in welcher Form eine Änderung der Grundbestimmungen möglich ist. Qualifizierte Mehrheit von 4/5. In § 9 habe ich den Auftrag, in Absatz 2 die Anregung zu geben, daß gesagt wird: Das Sekretariat „unter Beachtung des § 5“. Ich würde bitten, in § 9, Absatz 3 die letzten Worte: „ein lutherisches Kirchenregiment vorzubereiten“, zu streichen. Das ist nicht Sache des Sekretariats. numssitzung mehr zusammengetreten (vgl. dazu S. Hermle, Landeskirchentag, S. 11– 20). 111 Vgl. dazu das unten Anm. 115 erwähnte Schreiben an den Lutherrat vom 14. Dezember 1936, in dem der Evangelische Oberkirchenrat Stuttgart erklärt hatte: „Die Genehmigung des Beitritts der württembergischen Landeskirche zu den Grundbestimmungen durch ein gesetzgebendes Organ bleibt vorbehalten“. 112 Dementsprechend hatte Meiser seitens der bayerischen Landeskirche in seinem Schreiben an den Lutherrat vom 10. Juni 1937 gegen die Vorschläge des Sekretariats auch keine prinzipiellen Einwände erhoben, sondern lediglich den vorgesehenen Verteilerschlüssel für die Synode (vgl. dazu oben Anm. 109) bemängelt, da dieser der mitgliederstarken sächsischen Landeskirche ein großes Übergewicht verliehen hätte (LKA Hannover, D 15 I Nr. 22). 113 Inhalt dieses Vorschlags nicht ermittelt.
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(Einwand Breits: Gründungsbeschluß von Leipzig114.) In § 12 „Anschluß in freier Form“. Es sollten die Wünsche, die von der Württembergischen Landeskirche wiederholt ausgesprochen wurden115, ausgedrückt werden. Man sollte sagen: Kirchen, für die bisher das lutherische Bekenntnis nicht verbindlich war, die aber [nun] den Willen zur Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands bekunden, können ebenfalls in loser Form dem Bund angeschlossen werden116. In § 13, der von den lutherischen Werken handelt, ist bei uns die Befürchtung, daß die Werke, denen wir bisher angeschlossen sind, dadurch in den Hintergrund gedrängt werden. Wir wollten, daß diese Sätze gestrichen werden. § 14: Möglichkeit der Lösung des Verhältnisses. Ich hoffe nicht, daß dieser Fall praktisch werden wird. Es ist eine wesentliche Einschränkung, wenn nur auf die Bekenntnisgründe als Gründe des Ausscheidens hingewiesen wird. Die Bekenntnisgründe stehen in erster Linie. Es können auch sonst Erwägungen grundsätzlicher Art sein, die ein Ausscheiden nötig machen. Es wäre richtig, wenn gesagt würde: Die Kirchen können dann ihr Verhältnis zum Lutherrat lösen, wenn sie aus Bekenntnisgründen oder anderen Erwägungen grundsätzlicher Art glauben, die weitere Mitverantwortung für den Weg des Bundes ablehnen zu müssen. Es ist nicht unsere Absicht, irgendwie den Lutherrat zu schwächen, sondern wir wollen den Lutherrat stärken. Es soll uns ermöglicht werden, von Herzen mitzuarbeiten. Nachtrag: Wir halten das Abstimmungsrecht der Mitglieder des Sekretariats nicht für begründet. Breit dankt. Die Landeskirchen sind – vom Staat her gesehen – bereits aufgegeben117. Es ist nur zu überlegen, in welchen großen reichskirchli114 Gemeint ist die Erklärung des Lutherrats über seine „Gründung, Aufgabe und Zusammensetzung“, die auf der konstituierenden Sitzung des Lutherrats am 18. März 1936 in Leipzig beschlossen worden war; in dieser Erklärung hatte es zu den Aufgaben des Sekretariats allerdings lediglich geheißen, das Sekretariat werde es „sich angelegen sein lassen, die Belange der lutherischen Kirche in Deutschland allseits wahrzunehmen“ (Abdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 504f., Zitat: S. 505).– Zur Gründung des Lutherrats vgl. auch oben Dok. 9, Anm. 1. 115 Vgl. dazu die Schreiben des Evangelischen Oberkirchenrats Stuttgart an den Lutherrat vom 8. Dezember 1936 (LKA Hannover, D 15 I Nr. 22), vom 14. Dezember 1936 (LKA Hannover, D 15 II Nr. 16) und die „Abänderungsvorschläge zu den Grundbestimmungen des Lutherrats“, die der Oberkirchenrat dem Lutherrat mit Schreiben vom 26. Januar 1937 hatte zugehen lassen (Ebd.). 116 Wörtliches Zitat aus den oben Anm. 115 erwähnten Abänderungsvorschlägen zu den Grundbestimmungen. 117 Vgl. den Bericht Marahrens’ über eine Besprechung zwischen Kerrl und Werner am 24. April 1937, nach dem Kerrl geäußert hatte, die Landeskirchen existierten zwar noch, seien aber nur noch „Abwicklungsstellen“ (vgl. dazu oben Dok. 18, S. 340ff.; Zitat: S. 341).
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chen Zusammenhang Sie uns stellen lassen wollen, in eine vom Staat gebildete Unionskirche, oder ob Sie sich erinnern an Ihre Zugehörigkeit zur Lutherischen Kirche in Deutschland. Niemann: In Hannover liegt es so, daß die Beschlußfassung über die Grundbestimmungen der Kirchenregierung zusteht. Der Beschluß der Kirchenregierung ist bereits unter dem Material, das dem Lutherrat übersandt wurde, mitgeteilt worden. Da sind die vier Vorbehalte angegeben, unter denen unsere Kirche dem Anschluß zugestimmt hat118. Verfassungsmäßige Sicherungen. Die Kirchenregierung müßte über den endgültigen Text beschließen. Die Not der Angelegenheiten liegt klar, daß wir keine Kirche gründen wollen, daß wir die Lutherische Kirche Deutschlands noch nicht etablieren wollen, daß wir aber Befugnisse auf den Bund übertragen wollen, die an sich nur einem Kirchenregiment der Lutherischen Kirche Deutschlands gebühren. Unsere Landeskirche würde mit Freude bereit sein, sich einer Lutherischen Kirche Deutschlands einzugliedern, unter Aufgabe ihrer Selbständigkeit. Aber wir können unser Kirchenregiment nicht abgeben an eine Institution, die kein Kirchenregiment ist und die unsere Verfassung nicht kennt. Darin liegt unsere Not. Andererseits ist klar: Wenn wir diese unsere Haltung strikt durchhalten, daß dann die Vorbereitung auf die Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands sehr gehemmt wird, da niemand weiß, wie das begonnene Werk weiter geführt werden soll. Zu wünschen wäre, daß es der Kirchenregierung nicht unnötig erschwert wird, mitzuarbeiten. Die Grundbestimmungen sollen nun klar erkennen lassen, was mit den einzelnen Punkten gemeint ist. Wir haben eine Reihe von Vorschlägen zu machen, die mit dem wesentlich übereinstimmen, was Direktor Hermann Müller vorgetragen hat. Wir werden unsere Vorschläge schriftlich einreichen119. Wir haben nur grundsätzlich den einen Wunsch, daß 118 Gemeint ist das Schreiben der hannoverschen Kirchenregierung an den Lutherrat vom 7. Januar 1937. Danach sollte der Anschluss an den Lutherrat im Rahmen der Verfassung der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers erfolgen, die durch den Anschluss nicht berührt werden dürfe. Auch sollten die Stellung der Landeskirche innerhalb der Deutschen Evangelischen Kirche und das durch Staatsvertrag von 1931 geregelte rechtliche Verhältnis zum Staat unberührt bleiben. Außerdem hatte die hannoversche Kirchenregierung verlangt, dass die Grundbestimmungen „nochmals bis zum 1. April 1937 unter Berücksichtigung der erhobenen Bedenken geprüft und in neuer Formulierung endgültig beschlossen werden“; bis dahin habe ihre Veröffentlichung zu unterbleiben (LKA Hannover, D 15 II Nr. 16). 119 Vgl. das Schreiben des Landeskirchenamts Hannover an den Lutherrat vom 19. Juni 1937. In diesem Schreiben wurden u. a. die im Entwurf vorgenommene Trennung von Zweck und Ziel des Bundes, die Erwähnung der Synode unter den Organen des Bundes an erster Stelle und die Bestimmungen über das Sekretariat und den Rat kritisiert. Abschließend hieß es in scharfem Ton, die vorliegende Fassung der Grundbestimmungen sei
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klar erkennbar wird, was dieser Bund ist. Ist er ein Bund, dann kann ein Austritt nicht verwehrt werden. Ist er Kirche, dann gibt es keinen Austritt, [ein Wort gestrichen] aber auch nicht den Ausschluß. Außerdem muß klar werden: Wie handelt der Bund, der Rat, das Sekretariat? Künftig muß an Stelle des Rates der Bund handeln. Der Bund wird vertreten durch den Rat, das Sekretariat und die Synode. Auch unser Wunsch geht dahin, daß die Sitze anders verteilt werden möchten. Wir möchten nun gern sehen, daß die Stellung des Rates und des Sekretariates untereinander und zum Bund klargestellt wird. Künftig wird das Sekretariat nicht mehr sein ein Sekretariat des Rates, sondern des Bundes. Fleisch: Haben wir noch so viel Zeit, bis wir die Dinge zum Abschluß bringen? Johnsen: Braunschweig stimmt den Grundbestimmungen gerne zu. Wir haben das bereits schriftlich erklärt120. Wir glaubten, am 6. Januar 1937 uns an den bereits bestehenden Bund angeschlossen zu haben121. Ich bitte: Sehen Sie doch die Not, in der wir uns befinden, und stimmen Sie den Grundbestimmungen generell zu. Beste: Wir Mecklenburger haben es leichter. Wir stimmen voll und ganz zu und möchten dringend bitten, die Bestimmungen nicht noch mehr zu erweichen. Das Sekretariat soll gestärkt werden im Sinne einer Kirchenleitung. Für uns ist es wichtig, daß der Rat für uns die Kirchenleitung ist, an die wir uns wenden können. Stärkung der Zentralgewalt122!
„in mehrerer Hinsicht [.|.|.] nicht befriedigend“ und „nicht unbedenklich“; in dieser Form dürften die Bestimmungen „das Unternehmen des Bundes, dem wir von ganzem Herzen folgen, von vornherein belasten, ja gefährden“ (LKA Hannover, D 15 I Nr. 22; vgl. dazu auch das Antwortschreiben des Sekretariats des Lutherrats an das Landeskirchenamt Hannover vom 8. Oktober 1937: Ebd.). 120 Vgl. das Schreiben Johnsens an den Lutherrat vom 5. Juni 1937 (LKA Hannover, D 15 I Nr. 22). 121 Am 6. Januar 1937 war der Anschluss der braunschweigischen Landeskirche an den Lutherrat in Anwesenheit von Marahrens, Meiser und Wurm in Braunschweig feierlich vollzogen worden (vgl. dazu und zur Vorgeschichte K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 298; D. Kuessner, Landesbischof, S. 45f.; D. Kuessner, Geschichte, S. 82; JK 5, 1937, S. 116; AELKZ 70, 1937, Sp. 56–63). 122 In diesem Sinne hatte sich Beste bereits auf der Sitzung des Lutherrats am 25./26. November 1936 geäußert, auf der die vorläufigen Grundbestimmungen beschlossen worden waren (vgl. dazu Verantwortung 2, S. 388). Der mecklenburgische Bruderrat hatte dann am 2. Dezember 1936 beschlossen, die Grundbestimmungen zu ratifizieren, und sich „mit allen Schritten einverstanden erklärt, die der Vorsitzende [Breit] in dieser Angelegenheit getan hat“ (vgl. das Schreiben des mecklenburgischen Bruderrats an den Lutherrat vom 3. Dezember 1936: LKA Hannover, D 15 II Nr. 16).
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Breit: Die Kirchenregierungen sind ja vom Staat bereits entmächtigt. Es handelt sich darum, daß die einzelnen Kirchenregierungen im Vertrauen es wagen, eine Entwicklung zu stützen, die sie grundsätzlich wollen. Ich kann mir nicht denken, daß die Kirchenregierung von Hannover hier uns irgendwie weiterbringen könnte. Wenn hier nicht das Wagnis an die Stelle der Rücksicht auf vom Staat bereits zerbrochene Legalität tritt, so kommen wir nicht weiter. Sachsen: Wir haben den Grundbestimmungen schon zugestimmt123. Wir waren bereits im Herbst so weit, daß die Sache fertig werden konnte. Da ist damals ein wichtiger Moment verpaßt worden, weil unsere Juristen aus allzugroßer Gründlichkeit die Sache verzögerten. Damals hätte Zöllner die Sache legalisiert. In 14 Tagen sind wir in Sachsen bereits nicht mehr124. Dann haben Sie einen Scheinentwurf, aber Sachsen kann nicht mehr zustimmen. Wir haben nicht Zeit, wir brauchen den Bund als letzte Auffangstation. Wenn der Bund nicht heute steht, dann weiß ich nicht, was in 14 Tagen werden soll. Gauger: Wenn heute noch einmal die Sache, die seit langer Zeit in Rede steht, vertagt wird, wenn der neue Entwurf noch einmal zur Zustimmung hinausgegeben werden muß, dann werden wir zu einer irgendwie gearteten Aktivität nie gelangen. Auch der Moment für den „Hilfsverein“125 ist bereits verpaßt. Tramsen: Als wir den Anschluß an den Lutherrat beschlossen, haben wir darauf hingewiesen, daß wir im Lutherrat die Vertretung der werdenden lutherischen Kirche Deutschlands sehen126. Wir haben das Interesse, daß die Leitung des Bundes gestärkt wird. Es besteht bei uns die Gefahr, daß unsere Landeskirche in kurzem auseinanderbricht. Es ist keine Frage, daß eine ernste Gefährdung unserer Kirche bevorsteht. Wo bleiben wir dann? Wir wollten uns an eine Kirche anschließen. 123 Vgl. das Schreiben des sächsischen Landeskirchenausschusses an den Lutherrat vom 2. Dezember 1936; in diesem Schreiben hatte der Ausschuss „mit rechtsverbindlicher Wirkung“ den Beitritt der sächsischen Landeskirche zu dem geplanten „Bunde der lutherischen Landeskirchen“ erklärt und seine Zustimmung zu den Grundbestimmungen gegeben (LKA Hannover, D 15 II Nr. 16). 124 Zur drohenden Ausschaltung des sächsischen Landeskirchenausschusses durch das Reichskirchenministerium vgl. unten Dok. 25, Anm. 64, und Dok. 29, Anm. 3. 125 Vgl. dazu unten Anm. 214. 126 Vgl. dazu die „Urkunde über den Anschluß des Bruderrats der Bekennenden lutherischen Kirche in Schleswig-Holstein an den Rat der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands“ vom 14. Mai/3. Juni 1937. In dieser Urkunde hatte es geheißen, der schleswig-holsteinische Bruderrat erkenne „den Inhalt der vorläufigen Grundbestimmungen des Rates als für sich verbindlich an, insbesondere den § 1, wonach das Ziel des Zusammenschlusses die Ausgestaltung des Bundes zur evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands ist“ (LKA Hannover, D 5 I Nr. 94).– Zum Anschluss des schleswig-holsteinischen Bruderrats an den Lutherrat vgl. auch oben Dok. 15, Anm. 108.
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Wir haben uns unter großen Nöten von der Vorläufigen Kirchenleitung abgewendet. Wir wollen eine möglichste Stärkung des Rates. Wir stimmen den Bestimmungen zu. Seebaß: Auch für den Braunschweiger Bruderrat bitte ich, daß wir die Grundbestimmungen annehmen. Marahrens: Es tut mir leid, daß von Hannover gewisse Schwierigkeiten kommen. Ich weise aber darauf hin, daß ich erklärt habe: Ich kann nicht ohne Zustimmung erklären. Die Zustimmung kann ich erst am 14. Juni 1937 einholen. Ich kann folglich nicht anders, als erklären: Ich könnte den Beschluß erst fassen lassen am nächsten Freitag [18. Juni 1937]127. Den Gedanken des Bundes bejahe ich persönlich lebhaft. Ich werde mich selbstverständlich dafür einsetzen. Hermann Müller: Ich erkläre und wünsche, daß möglichst rasch gehandelt wird. Meine Wünsche kann ich noch heute übergeben. Die Wünsche machen es nicht nötig, daß noch einmal eine Beschlußfassung gefasst wird [sic!]. Breit stellt fest. Hahn berichtet, daß Friedrich Müller auf die Frage, ob die Vorläufige Kirchenleitung den Lutherrat ernst nähme, gesagt habe: Ja, wenn der Lutherrat von seinen Mitgliedern selbst ernst genommen wird. Breit: Ich bitte die Herren mit allen ausgesprochenen Vorbehalten, daß Sie heute den Beschluß fassen: Wir stehen zu diesen Grundbestimmungen und vertrauen dem Sekretariat, daß den einzelnen jetzt gegebenen Anregungen Rechnung getragen wird, soweit es noch möglich ist nach den Grundsätzen, die bei der Gründung des Lutherrates niedergelegt worden sind128. Wir brauchen ein solches Vertrauensvotum. Geben Sie es uns! Wir wollen uns alle einzelnen Anregungen überlegen. Es ist ja nicht unmöglich, eine Einzelheit später in einer Vollsitzung zu ändern.
127 Die ‚Schwierigkeiten‘ in der hannoverschen Landeskirche bestanden darin, dass ein Mitglied der Kirchenregierung, der ehemalige Deutsche Christ und Lüneburger Superintendent Rose, den Anschluss an den Lutherrat torpedierte: So hatte er bereits bei der Beschlussfassung der Kirchenregierung über die vorläufigen Grundbestimmungen (vgl. dazu oben Dok. 15, Anm. 135) am 30. Dezember 1936 seine Zustimmung verweigert (vgl. E. Klügel, Landeskirche 1, S. 275f.; P. Fleisch, Erlebte Kirchengeschichte, S. 216); da die Beschlüsse der Kirchenregierung aber nur einmütig gefasst werden konnten und es Marahrens auch künftig nicht gelang, einen formal gültigen Beschluss der Kirchenregierung herbeizuführen, blieb die hannoversche Landeskirche in einem rechtlich unklaren Verhältnis zum Lutherrat und hielt nur noch „stillschweigend ihre amtliche Verbindung mit dem Rat aufrecht“ (P. Fleisch, Werden, S. 41).– Zu den Folgen der fehlenden Zustimmung Hannovers für das Inkrafttreten der Grundbestimmungen vgl. unten Anm. 129. 128 Vgl. dazu oben Anm. 114.
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Ich könnte mir auch folgenden Weg denken: Sie nehmen die Grundbestimmungen grundsätzlich an. Dabei werden die Anregungen hineingearbeitet. Was nicht aufgenommen werden kann, soll in ein Schlußprotokoll aufgenommen werden. Fleisch: Wir beschließen: Die Grundbestimmungen werden geändert durch Beschluß der Vollsitzung. Dann würde alles hineinzunehmen sein, was den Grundsätzen nicht widerspricht. Hermann Müller: Es soll grundsätzliche Zustimmung erfolgen. Das Sekretariat soll die Anregungen nach Möglichkeit berücksichtigen. Das ist dann der maßgebende Wortlaut. Ich hielte es nicht für richtig, sich heute schon auf den einzelnen Wortlaut festzulegen. Beschluss: So angenommen129. Breit dankt im Namen des Sekretariates. Stoll trägt über die Vorlage von der Synode vor130. Zur Kundgebung würde noch ein Anschreiben kommen an die Pfarrer zur Weitergabe an die Gemeinden131.
129 Nach G 2, S. 2, hatte dieser Beschluss folgenden Wortlaut: „Die Grundbestimmungen werden grundsätzlich angenommen. Das Sekretariat wird ermächtigt, Änderungen, die von Kirchenregierungen verlangt werden, in einem Schlußprotokoll zu berücksichtigen, das mit den Grundbestimmungen gleiche Rechtskraft haben soll. Ferner wird das Sekretariat ermächtigt, den endgültigen Text der Grundbestimmungen festzustellen und den Landeskirchen demnächst zuzuleiten“. Dementsprechend übersandte das Sekretariat den angeschlossenen Kirchenleitungen und Bruderräten mit Rundschreiben vom 31. Juli 1937 eine nochmals redigierte Fassung der Grundbestimmungen und einen Entwurf für das Schlussprotokoll, über die in der nächsten Sitzung des Lutherrats abgestimmt werden sollte (Schreiben und Entwürfe: LKA Stuttgart, D 1, 186). Auf Antrag Hannovers musste die Abstimmung auf der Sitzung am 5. August 1937 dann jedoch verschoben werden (vgl. die Niederschrift Fleischs vom 10. August 1937: LKA Hannover, D 15 III Nr. 13; vgl. auch das Rundschreiben des Lutherrats an die angeschlossenen Kirchenleitungen und Bruderräte vom 6. August 1937: LKA Stuttgart, A 126 Nr. 1132); die fehlende Zustimmung der hannoverschen Landeskirche führte schließlich dazu, dass die neue Fassung der Grundbestimmungen auch bei der Beschlussfassung auf der Sitzung des Lutherrats am 21. Oktober 1937 nicht in Kraft treten konnte (vgl. dazu unten Dok. 33, Anm. 48). 130 Dabei handelte es sich um den Entwurf für eine grundsätzliche Kundgebung zur Synode aus lutherischer Sicht; Entwürfe für eine derartige Kundgebung des Lutherrats waren bereits auf den Sitzungen am 11. März 1937 (vgl. oben Dok. 7, Anm. 69f.) und am 24./ 25. Mai 1937 (vgl. oben Dok. 20, Anm. 55–62) behandelt und mehrfach überarbeitet worden. Zum Text der hier vorliegenden Kundgebung „Von der Synode“ vgl. den Abdruck der endgültigen Fassung unten im Anhang Nr. IV. 131 Dieses ‚Anschreiben‘ hatte nicht die Form eines Schreibens, sondern eines Vorwortes; es sollte den Pfarrern dazu dienen, „die vom Rate erarbeiteten Grundsätze den Gemeinden auszulegen“ (Zitat aus dem unten Anm. 193 erwähnten Rundschreiben des Sekretariats vom 23. Juni 1937). In diesem Vorwort „Zur Kundgebung ‚Von der Synode‘“ hieß es u. a., angesichts der unklaren kirchenpolitischen Lage sei der Lutherrat nicht imstande, den Pfarrern und Gemeinden die Weisungen zu geben, „die sie von uns für die Durchführung der Wahl erwarten“. In der Kundgebung seien zwar die Grundsätze dargelegt, „die
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Breit liest das beabsichtigte Wort vor. Beste: Unser Bruderrat hat gegen das Wort von der Synode in manchen Punkten Einspruch erhoben. Das Wort von der Synode ist nicht in einer Art gesprochen, die einen Aufrufcharakter hat. Es ist lehrhaft, zu schwer und theologisch und doch nicht für den Gebrauch vor Laien geeignet. Man sollte das Wort noch mehr aktualisieren. Die Aussagen aus den Bekenntnisschriften sind einfach hingestellt. Zum Inhalt fragen wir, ob nicht das Zitat Apg. 20, 28 sich auf Älteste bezieht statt auf Leute der Wortverkündigung. Manche unter uns wünschen, daß man stärker unterscheiden möge, Zeugenamt und Kirchenregiment. Man muß stärker unterscheiden den zusammengefaßten Willen der Gemeinde von dem eigentlichen Amt, und daß man von einer rechtlichen Zuordnung beider unter II sprechen müßte. Was ist Kirchenregiment? Bischof oder Synode? Wie verhalten sich geistliches Amt und Kirchenregiment zueinander? Dann ist auch vielleicht nicht ganz klar, wie weit die Anerkennung gehen soll. Sollen theologische Meinung und Verschiedenheit nicht mehr gelten? Soll man theologisch nur mehr eine Meinung haben? Es ist uns auch außerordentlich wichtig zu wissen, wie wir hinsichtlich der Wahl [vor der] Frage stehen. Wir können ja dies sagen: Wenn wir nicht wissen, was der Staat aus dem Wahlerlaß des Führers132 machen will, es sei denn, daß wir an den Staat herantreten und unsere Forderung aufstellen [sic!]. Sonst könnten wir uns festlegen, ohne die Bedingungen der Wahl zu kennen. Es könnte selbst sein, daß eine Wahl unter Bedrückung und unter Ausschaltung der Freiheit von erheblicher Bedeutung wäre. Unsere Gemeinden würden selbst eine solche Wahl begrüßen. Die Frage wird auf Grund von Schrift und Bekenntnis und für eine christliche Synode in der lutherischen Kirche“ unaufgebbar in Geltung stünden, es sei jedoch ungewiss, „ob der Kirche infolge des staatlichen Eingriffs kirchliche Wahlen zugebilligt werden und ob die Kirche eine Möglichkeit findet, eine Synode aufzubauen, die den Regeln von Schrift und Bekenntnis entspricht“. An einer „nicht rein kirchlichen Wahl“ aber könnten sich die lutherischen Kirchen nur dann beteiligen, wenn die Freiheit der Wahl voll gewährleistet sei und die „Wahlordnung kirchlich und bekenntnismäßig ertragen werden kann“, wenn außerdem vom Staat anerkannt werde, dass ein auf diesem Weg herausgestelltes Organ „die Rechte und Funktionen einer kirchlichen Synode“ nicht für sich beanspruchen dürfe, und wenn schließlich die „Aufgabe einer durch bloße ‚Abstimmungswahl‘ entstandenen ‚Synode‘ auf die Feststellung der bestehenden Scheidung in der bisherigen Deutschen Evangelischen Kirche und auf die Einleitung der dadurch notwendig gewordenen Abwicklungsverhandlungen begrenzt“ werde. Das Vorwort schloss mit der Ankündigung weiterer Anweisungen, „sobald die vom Staate vorbereitete Wahlordnung vorliegt“ (LKA Stuttgart, A 126 Nr. 1132). 132 Vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 1.
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schwierig, wenn man sich klarmacht, daß ausgestreut wird, die Wahl werde so vor sich gehen, daß man den Gemeinden bestimmte Fragen vorlegt: Wollt ihr eine Kirche, die sich freudig einordnet ins Dritte Reich? Das wäre eine politische Frage, die verknüpft ist mit einer bestimmten Sicht, die von den Deutschen Christen herkommt. Stoll: Es bestand darüber Einverständnis, daß wir hier keinen Aufruf an die Gemeinden produzieren sollten, sondern im Schritt der bisherigen Kundgebungen weitermarschieren133, nämlich ein kirchliches Selbstverständnis darüber zu geben, was es um die Synode ist. Es handelt sich um ein bekenntnismäßiges Wort. In ein solches Wort kann nur hineingesetzt werden, was unzweifelhaft bekenntnismäßig zu verantworten ist. Nicht mehr und nicht weniger sollte in diesem Wort gesagt werden. Was einige Einzelfragen betrifft, so ist festzustellen, daß der Schriftbeweis Apg. 20, 28 scheinbar nicht verstanden wird. Dieses Wort ist Bestandteil des Ordinationsformulars134. Ein solches Wort kann auch nicht auf Theologumene135 eingehen, die Brunstäd vertritt136. Die Brunstädschen Gedanken sind noch nicht Bekenntnis unserer Kirche. Man darf dem Staat nicht die leichte Handhabe geben: Das sind Meinungen unserer Theologen. Für dieses Wort kann die Garantie übernommen werden, daß es im Bekenntnis fundiert ist. Das Wort soll nicht mit möglichstem Schwung und Elan in die Gemeinden hineingerufen werden. Die Pfarrer können es ihren Gemeinden übersetzen. Breit schlägt vor, daß die Beschlußfassung über das Wort von der Synode morgen vorgenommen wird137. Es bleibt die Frage, ob wir in diesem Augenblick etwas zur Wahl sagen wollen. Wir haben gedacht, es könnte ausreichend sein, etwas zu sagen in der Weise, wie es in unserem Vorschlag versucht wurde138.
133 Bezug so unklar; die Kundgebungen des Lutherrats hatten überwiegend Aufrufcharakter besessen (vgl. z. B. die oben Dok. 6, Anm. 73, erwähnte Kundgebung an die Gemeinden vom 23. Februar 1937 und das Wort an die Gemeinden zum Bußtag vom 12. November 1936, abgedruckt bei K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 1151f.); möglicherweise bezog sich Stoll hier aber auf die Stellungnahmen der Kirchenführerkonferenz zu den Kirchenwahlen vom 19. Februar 1937 (vgl. dazu oben Dok. 4, Anm. 33), 26. Februar 1937 und 3. März 1937 (vgl. oben Dok. 6, Anm. 51). 134 Vgl. z. B. Agende Bayern 2, S. 3f. 135 Theologumenon = theologischer Lehrsatz, der aber nicht zur eigentlichen Glaubenslehre gehört. 136 Zu den vom Idealismus geprägten religionsphilosophischen Konzeptionen und den theologischen Folgerungen des Rostocker Systematikers Friedrich Brunstäd vgl. C. H. Ratschow, Brunstäd; zu Brunstäds Auffassung von Amt und Kirchenregiment sowie vom Verhältnis von Kirche und Staat vgl. F. Brunstäd, Kirche, bes. S. 26–46. 137 Die Vorlagen für die Kundgebung zur Synode und das Vorwort für die Pfarrer wurden dann am 15. Juni 1937 vom Lutherrat angenommen (vgl. dazu unten Anm. 193). 138 Gemeint sind die Ausführungen zu den Kirchenwahlen, die das Vorwort für die Pfarrer
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Wenn der Staat die Wahl durchführt, werden wir nie in der Lage sein, unsere Gemeinden so zu führen, daß sie sich an der Wahl nicht beteiligen. Darum sollen wir jetzt möglichst zurückhaltend sein, entgegen allen Wünschen aus Pfarrern und Gemeinden. Wir sehen die Situation klar und müssen den Mut haben, länger zu schweigen, als es unseren Gemeinden lieb ist. Es wäre außerordentlich heikel, heute ein Wort zu sagen. Ich hielte es für außerordentlich gefährlich, wenn wir leichthin uns dazu bestimmen ließen, heute schon ein Wort zu sagen, das wir dann doch nicht durchstehen könnten und würden dann höhnisch vom Staat aufmerksam gemacht: Ihr faßt Beschlüsse, was das Kirchenvolk tun soll, und wir führen das Kirchenvolk. Fleisch: Wir dürfen nicht nein sagen, und dann tun wir es doch. Darum müssen wir uns zwar vorbereiten; von unseren Geistlichen und Gemeinden müssen wir Disziplin fordern. Das Unheil der Lutherischen Kirche ist die fehlende Disziplin. Darum müssen wir unsere Gemeinden und Geistlichen Disziplin lehren. Wir können nur sagen: Bezüglich der Wahl gibt es eines Tages Anweisungen. Mehr können wir nicht sagen. Hahn: Wir sind nun einmal kein politisches, sondern ein Kirchenvolk. Da geht es doch nicht nur mit Disziplin, sondern mit Vertrauen. Wir können hier den Bogen nicht unbegrenzt spannen. Ob wir überhaupt die Möglichkeit haben, zur Wahl überhaupt noch ein Wort zu sprechen, wissen wir nicht. Jetzt ist uns noch eine Frist gegeben. [Zwei Wörter gestrichen] Unsere Gemeinden müssen wissen, daß sie einem satanischen Plan gegenüberstehen, die Kirche als Kirche endgültig zu entrechten, und sie in ein Departement des Staates zu verwandeln. Das sehen die Gemeinden nicht klar genug. Ich möchte in diesem Zusammenhang zu sprechen kommen auf den Wunsch nach dem Kirchentag139. Preußen ist eben offenbar im eigentlichen Brennpunkt und kommt in die eigentliche Gefahrenzone hinein. Vor drei Jahren waren Bayern und Württemberg in Gefahr140. Preußen erwartet jetzt ein ge-
enthielt (vgl. dazu oben Anm. 131). Der Lutherrat erließ dann am 25. Juni 1937 eine Kundgebung an die Gemeinden, in der die Kirchenwahlen nur am Rande behandelt wurden (vgl. dazu unten Anm. 163). 139 Hahn bezog sich hier auf die Überlegungen des Reichsbruderrats zur Einberufung einer neuen Reichsbekenntnissynode (vgl. oben Anm. 42) bzw. den Vorschlag Breits, stattdessen einen Kirchentag abzuhalten (vgl. das Votum Breits oben S. 413f.). 140 Nachdem Müller und Jäger bereits seit Frühjahr 1934 das Ziel verfolgt hatten, auch die bayerische und die württembergische Landeskirche in die Reichskirche einzugliedern (zu diesem ‚Eingliederungswerk‘ vgl. oben Anm. 75), hatte Jäger am 3. September 1934 eine Verordnung erlassen, mit der beide Landeskirchen zwangsweise in die Deutsche Evangelische Kirche eingegliedert worden waren („Verordnung betreffend das Inkrafttreten der §§ 1 und 3 des Kirchengesetzes über die Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche
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meinsames Handeln. Ich glaube nicht, daß ein Wort des Lutherrates heute viel bedeuten würde. Das sind alles dafür zu abgeschliffene Worte. Es muß ein erweitertes Forum sein, nicht bloß das Forum der Bekenntnissynode. Drei Aufgaben: Der Kirchentag soll eine möglichst breite Gemeinschaft darstellen. Ob es möglich ist, auch eine möglichst tiefe Gemeinschaft darzustellen, wissen wir nicht. Es muß vor allem Volk der satanische Rat entlarvt werden. Ist alles öffentlich genannt, dann ist es schon zur Hälfte verhindert. Wir müssen eine Trennung vom Deutschen Christentum erklären. Ich halte es für unmöglich, den bisherigen Zustand weiterzuschleppen. Wir sollten fordern: Es wird keine Synode, sondern nur ein Kirchentag sein. Es müßte anerkannt werden auch die Zuziehung von Nichtbarmensern141, wenn sie nur den „Akkord“142 bejahen. Es müßte noch verlangt werden, daß zur Vorbereitung der Erklärung zur Synode noch ein anderer Lutheraner hineinkommt. Diese Erklärung müßte dann überhaupt einmal nicht im Jargon von Asmussen, sondern von Riethmüller abgefaßt sein. Breit: Unsere Meinungsbildung sollten wir nicht auf den geplanten Kirchentag verschieben. Die Mitglieder und [der] Ausschüsse143 sollen die und der Landeskirchen vom 9. August 1934“: GBlDEK I 1934, S. 149). Da sich die Landesbischöfe Meiser und Wurm geweigert hatten, diese Maßnahme anzuerkennen, war Jäger am 8. September 1934 zunächst in den Stuttgarter Oberkirchenrat, am 11. Oktober 1934 unter Begleitung von Angehörigen der SS dann auch in den Münchener Landeskirchenrat eingedrungen und hatte die amtierenden Kirchenleitungen für abgesetzt erklärt. Kurz darauf waren Meiser und Wurm wegen ihres andauernden Widerstands gegen die Gewaltmaßnahmen der Reichskirchenregierung unter Hausarrest gestellt worden. Daraufhin hatte unter Pfarrern und Gemeindegliedern beider Landeskirchen ein Proteststurm eingesetzt; Solidaritätsbekundungen hatten die inhaftierten Bischöfe auch aus der gesamten Bekennenden Kirche im Reich erhalten (vgl. dazu unten Dok. 24, Anm. 5). Auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzungen hatte die zweite Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche am 19./20. Oktober 1934 in Berlin-Dahlem das kirchliche Notrecht ausgerufen (vgl. oben Dok. 10, Anm. 57). Ende Oktober 1934 waren Meiser und Wurm dann jedoch überraschend zu Hitler gerufen worden und damit faktisch wieder in ihre Ämter als rechtmäßige Kirchenführer zurückgekehrt (vgl. K. Meier, Kirchenkampf 1, S. 448–455, S. 461–468, S. 501–511; K. Scholder, Kirchen 2, S. 309–355). 141 D. h. auch von solchen, die die Barmer Theologische Erklärung für sich nicht als verbindlich anerkannten. 142 Gemeint ist die Vereinbarung zwischen Lutherrat und VKL II vom 3./11. März 1937, in der die Barmer Erklärung nicht erwähnt worden war (vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 27ff. und 32). 143 Gemeint sind die Ausschüsse, die der Reichsbruderrat auf seiner Sitzung am 9. Juni 1937 eingesetzt hatte (vgl. dazu schon oben Anm. 42). Nach einer hsl. Liste Kochs vom 17. Juni 1937 gehörten dem Ausschuss zur Kirchenwahl und zur 13. Durchführungsverordnung Beckmann, Ehlers, Otto Fricke, Frör, Immer, Jacobi, von Soden und von Thadden an; dem Ausschuss zur Bekenntnissynode bzw. zu einem Kirchentag Asmussen, Bogner,
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Meinung des Lutherrats in den Ausschüssen vertreten. Halten wir einen solchen Kirchentag für möglich? Johnsen: Es ist richtig, daß immer wieder gefragt wird: Welches Wort habt ihr zur Wahl zu sagen? Man wartet auf eine positive Antwort. Doch möchte ich noch einmal betonen: Ich freue mich über die Nüchternheit, mit der Breit das Wort über die Wahl wiederholt hat. Wenn der Staat eine Wahl ansetzt, so wird gewählt. Wir kommen nicht drum herum. Wenn der Wahlvorschlag des Staates vorliegt, so können wir aufrufen, nicht zu wählen. Es ist die Frage, ob nicht das Kirchenvolk über den Rat unter Druck, Not und Pein doch hinweggeht. Wir haben heute nur ein volksmissionarisches Wort zu sprechen: Wollt ihr Kirche Jesu Christi oder nicht? Darum bitte ich, sich hier zurückzuhalten. Marahrens: Ich komme zu demselben Ergebnis. Nicht ganz kann ich mitmachen, daß das Kirchenvolk auf jeden Fall wählen würde. Das wird sehr von der Mentalität des Moments abhängen. Für mich ist bestimmend: Ich kann in einem Wort nicht alle Möglichkeiten erschöpfen, die der Staat vielleicht erwägt. Ein zweites möchte ich sehr unterstreichen: Wir sollen uns sehr überlegen, ob wir Erklärungen abgeben, die wir dann nicht halten. Man soll im Lutherrat in der Stille sitzen wie in einem stillen [Winkel]. Wenn die Sache akut wird, werden wir in einer sofortigen Nachtsitzung handeln müssen. Hahn: Ich bin mir klar, daß ein konkretisiertes Wort zur Wahl nicht möglich ist. Ist es aber auf die Dauer unser würdig, daß wir einfach darauf warten, was der Minister [Kerrl] verfügen wird? Erkennen wir damit nicht das Recht an, daß das Kirchenministerium jede Art der Wahl beschließen kann? Hermann Müller: Wir haben seinerzeit unsere Forderungen für die Wahl gestellt144. Das Neue ist, daß jetzt erklärt wird: Das sind unsere Bedingungen sine qua non. Daß wir jetzt in dieser Zeit völlig untätig sind und nicht wissen, was wir wollen, bedrückt mich auch. Es sollte doch die Frage noch einmal neu aufgegriffen werden; nachdem nun vier Monate verstrichen sind und staatlicherseits nichts geschehen ist, frage ich mich, ob nicht jetzt die Kirche eine Erklärung abgeben soll: Wir wollen kirchliche Wahlen, und daß wir die Frage der kirchlichen Wahl neu
Hahn, Kloppenburg, Koch, Mensing, Niemöller und Pressel; dem Ausschuss zur Eidfrage Albertz, Flor, Immer, von Rabenau und von Soden (EvAG München, Teilverfilmung NL Wilhelm Niemöller, Rolle 20; vgl. auch das Schreiben Kochs an Asmussen, Kloppenburg, Niemöller, Pressel, Mensing, Bogner und Hahn vom 19. Juni 1937: Ebd.). 144 Gemeint sind die oben Anm. 133 erwähnten Stellungnahmen der Kirchenführerkonferenz zur Kirchenwahl.
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propagieren. Ich habe den Eindruck, wir werden auf einen Weg gedrängt, den wir nicht wünschen. Wir tun nicht genügend, um den Gedanken an kirchliches Handeln zum Durchbruch zu bringen. Die Arbeitsgemeinschaft zwischen Lutherrat und Vorläufiger Kirchenleitung hätte sich mit diesen Fragen befassen sollen. Meiser: Das Wort von der Synode nicht ohne gleichzeitige Erklärung! Meinungsbildung in den eigenen Reihen. Man soll Dahlem vor eine Alternative stellen. Wenn Dahlem nicht hören will, sollten wir den Ruf zur Sammlung ergehen lassen. Breit: Wir müßten eigentlich verlangen, daß die nötigen Verhandlungen über den weiteren Zusammenschluß über die Arbeitsgemeinschaft geführt werden und nicht über den Reichsbruderrat. Stoll: Der Umweg über die Ausschüsse des Reichsbruderrats bleibt ein Umweg und hält uns wieder einige Wochen hin. Es wird uns dann auch nicht gesagt, was von der Gemeinde gewünscht wird. Ein Wort zum Staat kann die Arbeitsgemeinschaft auch sagen. Der Weg über neu eingesetzte Ausschüsse soll nicht beschritten werden. Niemann: Die ganze Debatte fällt zurück auf den 15. Februar ds. J.145 Seitdem sind diese Fragen behandelt worden. Die Lösung, die wir gefunden haben, ist niedergelegt in mehreren offiziellen Schreiben an den Kirchenminister146. In diesen Schreiben ist zu allen Fragen Stellung genommen worden, die heute wieder aufgenommen werden. Darin ist gesagt, unter welchen Voraussetzungen eine Synode Synode sein kann. Es könnte sich nur darum handeln, über diese Schreiben hinaus weiteres zu sagen. Es würde aber notwendig sein, die Kirchenführerkonferenz wieder einzuberufen. Wenn wir der Gemeinde etwas sagen wollten, dann könnten wir der Gemeinde nur sagen: Jetzt wollen wir endlich einmal eine Wahl ausschreiben. Der unwürdige Zustand, daß wir seit Monaten auf eine Wahlordnung warten, ist unerträglich. Jetzt rufen wir das Kirchenvolk zu einer Wahl auf. Vor dieser Frage haben wir aber fünf Monate gestanden. Ein Versuch, eine eigene Wahl auszuschreiben, kommt heute nicht in Frage. Darum weiß ich nicht, welches Ergebnis unsere Besprechung haben soll, wenn wir nicht meinen, es müsse ein neues Sprachrohr geschaffen werden. Das soll ein Kirchentag sein. Dort werden wir dem Staat die Zähne zeigen und ihm das sagen, was wir ihm schon immer sagen wollten, aber bisher nicht gesagt haben. Eine schlechtere Plattform könnten wir nicht finden. Die Differenzierungen [Differenzen], die beim Kirchentag auftreten würden, würden alles weit in den Schatten stellen, was bisher an Differenzie-
145 D. h. auf den Tag des Wahlerlasses Hitlers. 146 Vgl. dazu oben Anm. 144.
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rungen [Differenzen] aufgetreten ist. Die bisher aufgetretenen Differenzierungen [Differenzen] sind nicht schwerwiegenden Charakters. Wenn aber erst an einem Kirchentag der gesamte Dissensus zutage treten kann, dann wird es ein furchtbares Erlebnis sein, das wir dort haben werden. Ich bedauere sehr, daß es möglich ist, daß unsere Vertreter an einem Reichsbruderrat teilgenommen haben und daß sie bereit waren, in Erörterungen darüber [einige Wörter gestrichen] einzutreten, ob ein Kirchentag gehalten werden soll147. Man sollte unsere Vertreter zurückziehen und dem Vorschlag Breit148 stattgeben, um von vornherein allen Gedanken über den Kirchentag entgegenzutreten. Marahrens: Es handelt sich darum: Soll ein Wort zur Synode gesagt werden? Ich würde dem Wort von der Synode persönlich zustimmen. Den lehrhaften Charakter gebe ich zu. Dazu müßte ein Wort gesagt werden, aber nur ein ganz kurzes Wort. Es würde sich nur ein Wort verbieten über unsere Wahlbeteiligung. Das Wort könnte nur sein ein Wort: Wenn die Synode so oder so zustande kommt, dann liegt keine echte Synode vor, deren Beschlüsse für uns bindend wären. Die Not, die mit der Wahl besteht, empfindet jeder von uns. Ich muß aber offen bekennen: Man wird damit fertig. Wir haben die Wahl ja gar nicht gewollt. Wenn jetzt der Staat nicht kommt, so braucht das keine Schlechtigkeit zu sein. Wenn wir den Staat attackieren, warum er mit der Wahl nicht herauskommt, so kann er uns in der Öffentlichkeit böse zu schaffen machen. Es kommt für uns nur darauf an, daß wir in der treuesten seelsorgerlichen Arbeit in der Gemeinde stehen, daß wirklich der Pfarrer die Verpflichtung empfindet, jetzt in der Gemeinde in bezug auf dieses Ziel zu dienen. Andere Möglichkeiten haben wir nicht. Die Frage des Kirchentages macht mir sehr viel Not. Ich lehne einen Kirchentag in der Art von Oeynhausen149 ab, weil er ein grundsätzlich falscher Weg ist. Das Zögern von Hannover bezieht sich auf die formale Fassung von einzelnen Bestimmungen150. Wir sind uns in Hannover völlig klar, daß wir [nicht] wieder den Weg einer Bekenntnissynode gehen. Wir sollten wirklich Ernst damit machen und sagen: Der 147 Vom Lutherrat hatten an der Sitzung des Reichsbruderrats (vgl. dazu oben Anm. 42) Bogner, Hahn, Pressel und Wester teilgenommen (vgl. dazu die „Anwesenheitsliste für die Sitzung des Reichsbruderrats am 9. Juni 1937 in Berlin-Lichterfelde“: EvAG München, Teilverfilmung NL Wilhelm Niemöller, Rolle 8); Bogner, Pressel und Hahn waren außerdem für den Ausschuss des Reichsbruderrats zur Bekenntnissynode vorgesehen (vgl. oben Anm. 143). 148 Zum Votum Breits vgl. oben S. 442. 149 Gemeint ist die vierte Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche in Bad Oeynhausen vom 18.–22. Februar 1936 (vgl. dazu oben Dok. 8, Anm. 45). 150 Marahrens bezog sich hier offenbar wieder auf den Entwurf für die Kundgebung zur Synode (vgl. dazu oben Anm. 130).
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Reichsbruderrat ist ein überlebtes Institut. Er ist immer ein Rückfall in die Vergangenheit. Deshalb kommen wir auch nicht vorwärts. Hier liegen immer wieder Hemmungen und Fesseln. Wir sollten beschließen: Unsere Brüder ziehen wir aus den Ausschüssen zurück und fordern: Alles, was die Wahl betrifft, geht durch die Arbeitsgemeinschaft [ein Wort gestrichen]. Breit: Der Reichsbruderrat hat ja rein konstruktiv, auf die Organisation der Bekennenden Kirche gesehen, soweit sie von der Vorläufigen Kirchenleitung geführt ist, eine Bedeutung, die wir gar nicht mehr anerkennen, die wir seit Oeynhausen grundsätzlich bestritten haben151. Es ist uns schon lange eine Not, daß diese Frage bisher noch nicht geklärt ist. Ich empfehle zu beschließen, daß unsere Brüder aus dem Reichsbruderrat zurückzuziehen seien und daß wir die Vorläufige Kirchenleitung dringend ersuchen, alle weiteren Äußerungen zur Wahl der Arbeitsgemeinschaft, die zwischen Vorläufiger Kirchenleitung und Lutherrat gebildet ist, zuzuweisen, und drittens: Der Lutherrat bekennt sich aufs neue zu dieser Arbeitsgemeinschaft. So bleiben unsere Beschlüsse frei von dem Odium, als wollten wir die Entwicklung zu einer Gemeinschaft innerhalb der Bekennenden Kirche aufhalten und stören. Johnsen: Für uns in der gegenwärtigen Situation ist das der einzige Weg, den wir geschlossen antreten können. Sind wir uns darüber nicht klar, daß die Generalsynode152 nicht das sein wird, was wir von ihr erhoffen? Eine große Aufregung über die Generalsynode ist gar nicht am Platz. Wir müssen das Wort von der Synode153 annehmen. Sie ist der Weg, den die Lutherische Kirche geht. Dieses Wort von der Synode ist kein Wort, das die ganze Deutsche Evangelische Kirche sagen könnte. Es ist eine reine Angelegenheit des lutherischen Bekenntnisses. Darum müssen wir diesen Weg gehen. Darum ist es erfreulich, dass wir heute so weit sind, unseren Gemeinden davon zu sagen, was wir von einer Synode halten. Ich verspreche mir nichts von allen weiteren Besprechungen mit dem Reichsbruderrat. Wir stehen zu dem Akkord; wenn ihr nicht mitgeht, müssen wir unseren Weg allein weitergehen. Ficker: [Drei Wörter gestrichen] Wir haben kürzlich im sächsischen Landeskirchenausschuß eine Besprechung gehabt, die ähnlich verlief wie unsere Besprechung jetzt. Wir fragten: Wie nützen wir die uns noch
151 Vgl. dazu oben Dok. 6, Anm. 108. 152 Gemeint ist die im Wahlerlass Hitlers angeordnete Generalsynode (vgl. oben Dok. 1, Anm. 1). 153 Vgl. dazu oben Anm. 130.
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zur Verfügung stehende Zeit? Ich habe gerade auf diese Aussprache gewartet als einen der wichtigsten Punkte unserer Beratung. Es ist klar, daß wir nicht sagen können, ob wir wählen oder nicht. Andererseits können wir nicht schweigend abwarten, was kommt. Es gehen von seiten der Deutschen Christen aus bestimmte Gerüchte um154. Die gehen in den Gemeinden um. Wir müssen etwas sagen. Wir können nicht sagen, ob wir wählen oder nicht. Aber wir können sagen, welche Folgerungen sich für uns ergeben, wenn wir nicht kirchlich wählen dürfen. Ein solches Reden erhöht das Risiko des Reichskirchenministers [Kerrl]. Wir müßten dieses Wort in unsere Gemeinden hinausbringen. Darin liegt, daß wir uns nicht begnügen können mit einem Wort an die Theologen. Wir brauchen ein Wort, das die Gemeinden anspricht. Ob das auf dem Kirchentag besprochen werden soll, ob dabei etwas Einheitliches herauskommt, das ist mir fraglich. Könnte man deshalb nicht sagen, daß die Vorläufige Kirchenleitung jetzt selbst über die Arbeitsgemeinschaft hinweggeht, und könnten wir hier nicht zur Arbeitsgemeinschaft zurückrufen? Wir können es uns nicht leisten, einen Bruch mit Dahlem zu vollziehen. Wir sind in der Lage: Wer geht noch mit uns, wenn es jetzt zum äußersten geht? Selbstverständnis des Reichsbruderrats: Er ist eine Gemeinschaft von Vertretern der Bekennenden Kirche, in der jedem Glied völlige Gleichberechtigung mit dem anderen zugestanden wird155. Wenn man sich in dem Maß selbst bescheidet in Rücksicht auf uns, dann kann man das nicht jetzt mit dem Austritt quittieren. Breit: Was das Gesetz des Handelns anlangt, so befinden wir uns in der Lage wie Daniel in der Löwengrube156. Unsere Macht ist treue Seelsorge und das Gebet zum Herrn der Kirche. Fleisch: Ich rede von Logik. Haben wir eine Arbeitsgemeinschaft, so ist der Reichsbruderrat unlogisch, ebenso ein Kirchentag, den die Vorläufige Kirchenleitung einberuft. Wenn sich der Reichsbruderrat auflöst, so ist das nicht Ablehnung [Absage] an die Arbeitsgemeinschaft. Warum wir immer etwas sagen sollen über die Wahl, das verstehe ich nicht. Wichtiger ist, über die 13. Durchführungsverordnung zu reden. 13. Durchführungsverordnung ist Dauerrecht, wenn die Wahl nicht kommt. Wir müssen unsere Pfarrer über die 13. Durchführungsverordnung aufklären.
154 Bezug unklar. 155 Vgl. dazu W. Niesel, Bruderrat, S. 144f. 156 Vgl. Dan 6.
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Meiser: Auflösung des Reichsbruderrats sollte kompensiert werden durch Fallenlassen der Kirchenführerkonferenz. Breit: Könnten wir uns nicht einigen auf die Bitte an Präses Koch, er möge die Behandlung der Gegenstände des Reichsbruderrates der Arbeitsgemeinschaft zuweisen und möge darauf verzichten, die Ausschüsse in Funktion treten zu lassen? Wenn dann noch der Beschluß gefaßt werden kann, daß ein beruhigendes Wort an Friedrich Müller gegeben werden könnte, dann bliebe der erste Beschluß vor einer falschen Interpretation bewahrt. Wenn dann noch ein Wort über die Kirchenführerkonferenz gesagt werden könnte, wenn auch nicht so weitgehend, wie Meiser [vorschlägt], wenn nur das gesagt würde, daß auch der Vorsitzende der Kirchenführerkonferenz [Marahrens] alle Fragen der Wahl durch die Arbeitsgemeinschaft aufgenommen werden [aufnehmen läßt], dann kann auch die andere Frage nach Wiedereinberufung der Landeskirchenführerkonferenz in suspenso157 gehalten werden. Seebaß: Wir brauchen nicht gar zu viel zu sagen über die Synode. Entscheidend wird unsere Haltung sein, wenn eine Synode anfängt, etwas wider unsere Grundsätze zu tun. Hahn: Wir haben uns heute mit der Wahl beschäftigt. Der Reichsbruderrat hat sich mit der 13. Durchführungsverordnung beschäftigt. Marahrens: Bei der Kirchenführerkonferenz handelt es sich um ein gewisses Treuhändertum. Flor bat immer: Zerstört nicht die letzten Reste von Legalität! Es kann sein, daß sie noch gute Dienste tun158. Der Grund, warum wir von der Kirchenführerkonferenz zurücktreten sollen, ist der Streit zwischen Preußens Landeskirchenausschuss und Bruderrat. Ist die Kirchenführerkonferenz verschwunden, dann ist die Bahn völlig frei für das Notrecht159. Vorläufige Kirchenleitung und Kirchenführerkonferenz sind nicht absolut korrespondierend. Man könnte auch sagen, man lade Vorläufige Kirchenleitung und Landeskirchenausschuss ein! Breit: 1. Der Lutherrat bittet dringend, daß die den vom Reichsbruderrat gebildeten Ausschüssen zugewiesenen Aufgaben in die Hand der Arbeitsgemeinschaft gelegt werden.
157 = in der Schwebe, unentschieden, ungewiss. 158 In diesem Sinne hatte sich Flor z. B. bei der Besprechung von Lutherrat und VKL II am 2. Juni 1937 (vgl. dazu oben Anm. 49) geäußert; dabei hatte er für eine Fortführung der Verhandlungen mit dem altpreußischen Landeskirchenausschuss und für den Erhalt der Kirchenführerkonferenz plädiert, „so krüppelig sie sein mag“, da die Juristen „Anknüpfungspunkte für den Neuaufbau“ bräuchten (Mitschrift Gaugers: LKA Hannover, D 15 I Nr. 5). Zur Haltung Flors vgl. auch oben Dok. 16, Anm. 13. 159 Vgl. dazu oben Dok. 10, Anm. 57.
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2. Er bittet dringend, daß diese Arbeitsgemeinschaft in Funktion gebracht wird und erneuert seine Zustimmung zu der Arbeitsgemeinschaft. Diese Bitte an Präses Koch haben wir unseren Brüdern im Reichsbruderrat übergeben. 3. Es soll hinzugesetzt werden, daß wir die Not der preußischen Brüder mittragen und als dringend empfinden. Unter den Aufgaben soll die Beratung über die Abhaltung einer Bekenntnissynode, Wahl und 13. Durchführungsverordnung genannt werden. Dem Beschluß wird zugestimmt160. Breit stellt fest, daß über die Frage einer Bekenntnissynode wir uns dahin geeinigt haben, daß eine Bekenntnissynode unter keinen Umständen vom Lutherrat beschickt werden sollte. Damit ist nichts über die andere Frage ausgesagt, ob ein Kirchentag den Ertrag der Beratungen der Arbeitsgemeinschaft vor einen größeren Kreis bringen könnte161. Dann wäre noch zu fragen, ob wir heute schon oder erst morgen im Zusammenhang mit der Frage der Synode162 uns noch einmal darüber klären [verständigen], ob in diesem Augenblick ein ausgeführtes Wort über die Wahlsituation gesagt werden soll163. 160 Nach G 2, S. 2, wurde hier beschlossen, die von Breit ausgeführten und zum Beschluss erhobenen drei Punkte Präses Koch schriftlich mitzuteilen; zusätzlich wurde im Protokoll des Sekretariats vermerkt, Hahn habe zwar „der Tendenz dieser Beschlüsse“ zugestimmt, müsse jedoch Bedenken erheben „wegen des Zeitpunkts, in dem sie gefaßt werden“. Breit wandte sich dann am 18. Juni 1937 in einem Schreiben an Koch, in dem es hieß, die Fragen der 13. Durchführungsverordnung sowie der Wahl, der Bekenntnissynode und der Eidesfrage seien „unzweifelhaft Aufgaben“, mit denen sich die Arbeitsgemeinschaft zwischen Lutherrat und VKL II befassen müsse, „wenn sie ihrer Bestimmung gerecht werden will“; deshalb bitte der Lutherrat „herzlich, die Arbeit der Ausschüsse auch Ihrerseits der Arbeitsgemeinschaft zu übertragen“. Abschließend versicherte Breit, „daß der Lutherrat sich der besonderen Nöte der altpreußischen Brüder voll bewußt und bereit ist, soweit ihm das möglich ist, ihnen zu helfen“ (LKA Bielefeld, Best. 5, 1, Nr. 704 Fasc. 1). 161 Nach G 2, S. 3, wurden auch diese Feststellungen Breits zum Beschluss erhoben. 162 Zu den Beschlüssen des Lutherrats über die Kundgebung zur Synode und das Vorwort an die Pfarrer vgl. unten Anm. 193. 163 Der Lutherrat erließ dann am 25. Juni 1937 eine Kundgebung an die Gemeinden, in der es zu den Kirchenwahlen lediglich hieß: „Da eine Wahlordnung bisher nicht erlassen, auch den Kirchen darüber nichts mitgeteilt ist, so kann über die Wahl heute nichts gesagt werden. Wir können die Gemeinden nur bitten: Laßt euch nicht durch allerlei Gerüchte erschrecken!“ Im Mittelpunkt dieser Kundgebung standen die staatlichen Beschränkungen der kirchlichen Kollekten, die antichristliche Propaganda, der gegen führende Persönlichkeiten der Bekennenden Kirche gerichtete Vorwurf der Staatsfeindlichkeit, die auf Grund der Bekanntgabe von Kirchenaustritten erfolgten Ausweisungen, Redeverbote und Verhaftungen sowie das ignorante Verhalten staatlicher Stellen gegenüber kirchlichen Beschwerden. Die Kundgebung mündete in einen Appell an die Gemeinden, Geduld zu üben, Fürbitte für die „bedrängten und gefangenen Brüder und Schwestern“ zu leisten,
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Vertreter von Württemberg berichtet über ein Anliegen über eine Verpflichtung der Religionslehrer. Durch den Erlaß über das Treuegelöbnis gegen den Führer [Hitler] ist in Württemberg die ganze Pfarrerschaft getroffen164. Das Verhalten der Württembergischen Staatsregierung lähmt das Vertrauen weiter Kreise der kirchlichen Bevölkerung. Wir haben uns am 2. Juni 1937 direkt an das Reichserziehungsministerium gewandt165.
„in Treue zur Kirche der Väter zu stehen und ohne Verbitterung die Heimsuchungen zu ertragen, die heute über die Kirche des Evangeliums kommen“. Die „Obrigkeit“ wurde dazu aufgefordert, „die Rechte der Kirche zu schützen“, dem Unrecht Einhalt zu gebieten, die unschuldig Gefangenen freizulassen „und der Kirche die Möglichkeiten zu schaffen, sich auf Grund von Schrift und Bekenntnis die Ordnung zu geben, die ihr ein gesegnetes Arbeiten zum Wohle des ganzen Volkes gestattet“; die „Kirche des Evangeliums“ sei niemals „eine Kirche der Macht oder des politischen Machtstrebens“ gewesen, müsse aber „auf Grund ihres göttlichen Auftrags die Freiheit“ beanspruchen, „allem Volke das Evangelium ungehindert zu verkündigen“ (LKA Hannover, D 15 I Nr. 123; vgl. auch das Rundschreiben an die mit dem Lutherrat verbundenen und befreundeten Stellen vom 25. Juni 1937: Ebd.). Auf Grund der „schnell wechselnden Lage in den verschiedenen Kirchengebieten“ ist der Empfehlung des Lutherrats zur Verlesung der Kundgebung in den angeschlossenen Kirchen dann „nur in verhältnismäßig wenigen Fällen nachgekommen worden“ (vgl. den Aktenvermerk Gaugers, nachträglich hsl. datiert auf den 26. März 1938: LKA Hannover, D 15 II Nr. 5). 164 Der Reichserziehungsminister hatte in einem Erlass vom 18. März 1937 für „diejenigen Geistlichen, die ohne Berufung in das Beamtenverhältnis an öffentlichen Schulen Unterricht erteilen“, eine Verpflichtungsformel angeordnet, in der es hieß: „Ich verpflichte mich, meine Dienstobliegenheiten gewissenhaft und uneigennützig zu erfüllen und die Gesetze und sonstigen Anordnungen des nationalsozialistischen Staates zu befolgen“ (vgl. das Schreiben des Evangelischen Oberkirchenrats Stuttgart an das Reichserziehungsministerium vom 2. Juni 1937, abgedruckt bei G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 755f., Zitate: S. 755). Am 14. Juni 1937 hatte das württembergische Kultministerium dem Evangelischen Oberkirchenrat Stuttgart dann mitgeteilt, Pfarrer, die an öffentlichen Schulen Religionsunterricht erteilten, hätten nicht die Verpflichtungsformel, sondern ein weitergehendes Gelöbnis abzulegen, das je nach Schulart vor den Bezirksschulleitern oder dem Schuldirektor mit Handschlag und Unterzeichnung aufzunehmen sei; dieses Gelöbnis lautete: „Ich gelobe, ich werde dem Führer des Deutschen Reiches und Volkes, Adolf Hitler, treu und Gehorsam sein und meine Dienstobliegenheiten gewissenhaft und uneigennützig erfüllen“ (vgl. ebd., S. 756; Zitat aus dem Schreiben des Evangelischen Oberkirchenrats Stuttgart an die Dekanatämter vom 15. Juni 1937: Ebd., S. 756f.).– Zu den Stellungnahmen des Evangelischen Oberkirchenrats vgl. unten Anm. 165. 165 In diesem Schreiben hatte der Evangelische Oberkirchenrat Stuttgart mitgeteilt, die im Erlass des Reichserziehungsministeriums vom 18. März 1937 vorgesehene Verpflichtungsformel umreiße zwar nur solche „Pflichten, die jeder Staatsbürger zu übernehmen hat und die deshalb auch der Religionslehrer übernehmen wird“; die Kirchenleitung halte sich aber für verpflichtet, das Ministerium „darauf aufmerksam zu machen, dass der Geistliche als Diener am Wort an die Heilige Schrift gebunden ist und daß diese Bindung bei letzten Entscheidungen sowohl für den Geistlichen als für seine Gemeindeglieder jeder anderen Verpflichtung vorgeht“ (Abdruck: G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 755f.). Nachdem bekannt geworden war, dass von den Pfarrern das Gelöbnis auf den Führer verlangt werden
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Breit: Wir stimmen dem Vorgehen von Württemberg zu. Es bedürfte heute nicht einmal mehr einer entsprechenden Mitteilung an den Staat. Wie die Kirche den Schwur auffaßt, ist ganz klar. Jeder Schwur hat seine Begrenzung in dem, was ich Gott schuldig bin und was ich meiner Kirche im Ordinationsgelübde gelobt habe. Gegen den Württemberger Weg ist hier nichts einzuwenden. Gauger: Bericht über Rechtsverhältnisse der Kirchenbeamten166. Bericht Breit: über Schulverhältnisse. Abstimmung über Bekenntnisschule167. Es erscheint am besten, jetzt ein Wort möglichst kurz zu sagen. Wir verlangen vom Staat nach wie vor die Aufrechterhaltung der Bekenntnisschulen. Die sog. Abstimmungen können wir nicht anerkennen. Der Charakter der sog. christlichen deutschen Gemeinschaftsschule steht noch völlig in Frage. Man müßte die Gemeinden unterrichten168. Gleichzeitig muß ein Wort ans Reichserziehungsministerium gerichtet werden. Wir schlagen vor: An Erziehungsministerium schreiben. Die Grundlage für dieses Schreiben ist schon erarbeitet in den Thesen, die z. Zt. vorbereitet werden169. Dazu käme ein Wort an die Gemeinden.
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sollte, teilte der Oberkirchenrat dem Reichserziehungsministerium in einem Schreiben vom 15. Juni 1937 mit, die Vorrangstellung des Ordinationsgelübdes gelte auch gegenüber diesem Gelöbnis (vgl. ebd., S. 756). Noch am selben Tag wies der Oberkirchenrat die Dekanatämter an, den Pfarrern zu eröffnen, „daß auch diejenigen Geistlichen, die religiös begründete Bedenken gegen die vorgesehene Verpflichtung hegten“, das Gelöbnis „ohne weitere persönliche Zusatzerklärung“ ablegen könnten, „nachdem die Kirchenleitung grundsätzlich dem Reichserziehungsministerium gegenüber Sinn, Begründung und Begrenzung jeder Verpflichtung festgestellt“ habe (Abdruck des Schreibens: Ebd., S. 756f.).– Zur Zuspitzung der Auseinandersetzungen um die Ablegung des Gelöbnisses vgl. unten Dok. 24, Anm. 38. Vgl. dazu die gemeinsame Sitzung des Lutherrats mit den Kirchenjuristen am 15. Juni 1937 (unten Dok. 22 mit Anm. 1). Vgl. dazu oben Dok. 15, Anm. 86. Dem Lutherrat hatte bereits auf seiner Sitzung am 22. April 1937 der Entwurf für eine an die Gemeinden gerichtete Kundgebung zur Schulfrage vorgelegen (vgl. dazu oben Dok. 15, Anm. 84); dieser Entwurf war dann noch mehrfach überarbeitet worden (vgl. oben Dok. 15, Anm. 102) und sollte hier zum Beschluss erhoben werden. Breit bezog sich hier auf die von den lutherischen Schulreferenten beschlossenen „Thesen zur Schulfrage“ vom 18. Dezember 1936, die der Lutherrat dem Reichskirchenausschuss am 30. Dezember 1936 mit der Bitte um Veröffentlichung zugesandt hatte (Thesen und Schreiben an den Reichskirchenausschuss: LKA Hannover, D 15 I Nr. 35 Bd. I). Das jüngste Vorgehen der Nationalsozialisten gegen die Bekenntnisschulen und die Eingriffe in den konfessionellen Religionsunterricht hatten zwar eine Aktualisierung und Erweiterung dieser Thesen notwendig gemacht, ihr wesentlicher Inhalt hatte jedoch den Entwürfen für eine Kundgebung des Lutherrats an die Gemeinden zur Schulfrage (vgl. oben Anm. 168) z. T. wörtlich zugrundegelegen; auch in die im weiteren Verlauf der Sitzung beschlossene Denkschrift an den Reichserziehungsminister (vgl. dazu unten Anm. 170 und 179) wurden diese Thesen dann nahezu vollständig und über weite Passagen wörtlich übernommen.
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Fleisch verliest eine Kundgebung an die Staatsregierung170. Breit bezweifelt, ob es gut ist, über die Bekenntnisschule vor der Gemeinde immer noch weiter zu reden. Der Staat erklärt die Schule überhaupt für eine Staatseinrichtung. Hat die Kirche ein Recht, von einer Staatseinrichtung zu fordern, daß sie konfessionellen Charakter hat? Die Kirche soll nach wie vor den Grundsatz aussprechen, daß die von ihr stets geforderte Bekenntnisschule eine Forderung ist, die dem Wesen und Auftrag der evangelischen Kirche entspricht, und daß sie vorgenommene Abstimmungen nicht anerkennen kann. Das Hauptgewicht muß sie darauf legen, vom Staat zu fordern, den christlichen Charakter der Gemeinschaftsschule zu klären.
170 Vgl. den Entwurf für ein Schreiben des Lutherrats an den Reichserziehungsminister vom 24. Juni 1937. Im ersten Teil dieses Entwurfs hieß es, die evangelisch-lutherische Kirche könne und dürfe „es niemals unterlassen, um ihrer getauften Kinder willen für die evangelische Bekenntnisschule einzutreten“. Eine Gesamterziehung im Geist des Evangeliums sei nur möglich, „wenn auch die Schulerziehung in diesem Geist geschieht, und das ist nur durchführbar in der Schulform, die bisher als Bekenntnisschule besteht“. In jeder anderen Schulform werde bei den Kindern der Eindruck erweckt, „daß in den meisten Gebieten des Lebens der evangelische Glaube ohne Bedeutung sei“. Daher erbitte die Kirche von der Staatsregierung, „daß sie die Schulform der Bekenntnisschule in dem bisherigen Sinne beibehalte, daß also an evangelischen Schulen nur auf evangelischen Hochschulen für Lehrerbildung ausgebildete Lehrer evangelischen Bekenntnisses unterrichten, daß in diesen Schulen vorwiegend Schüler dieses Bekenntnisses unterrichtet werden und daß die Lehrbücher und Lehrpläne mit dem evangelischen Bekenntnis in Einklang stehen“. Von dieser Bitte könne die Kirche auch auf Grund der sogenannten Abstimmungen nicht abgehen, „zumal diese Abstimmungen wegen der Art und Weise, in der sie veranstaltet sind, nicht als Willensbildung der evangelischen Elternschaft anerkannt“ werden könnten. Zudem sei der christliche Charakter der Gemeinschaftsschulen noch nicht geklärt. Dafür reiche es keineswegs aus, „daß an einer Schule nach Bekenntnissen getrennter Religionsunterricht erteilt wird“. Vielmehr lasse die Beseitigung des Religionsunterrichts an den Adolf-Hitler-Schulen und den nationalpolitischen Erziehungsanstalten befürchten, „als sei solche Beseitigung das letzte Ziel der Entwicklung der deutschen Schule überhaupt“. Der zweite Teil des Entwurfs enthielt die grundsätzlichen Forderungen der Kirche für den Religionsunterricht, die sowohl für die Bekenntnisschule als auch für die Gemeinschaftsschule gelten sollten: Dazu hieß es, evangelischer Religionsunterricht sei seinem Wesen nach „Verkündigung des Evangeliums in kindesgemäßer Form“. Auch wenn die Beauftragung durch den Staat geschehe, werde er stets im Namen der Kirche erteilt und bedürfe „in irgendeiner Form der Bevollmächtigung durch die Kirche“. Als Verkündigung des Evangeliums beruhe er auf der Heiligen Schrift und werde „in Übereinstimmung mit dem Bekenntnis erteilt“. Daher könne über den Inhalt des Religionsunterrichts nur die Kirche entscheiden. Auch Lehrpläne und Lehrbücher könnten „nur im Einvernehmen zwischen Staat und Kirche hergestellt werden“. Die Ernennung der Religionsdozenten an den Hochschulen für Lehrerbildung habe im Einvernehmen mit der Kirche zu erfolgen. Schließlich müsse die Kirche die Möglichkeit haben, „sich vom Inhalt des Religionsunterrichts zu überzeugen, und die Feststellung, ob der Religionsunterricht eines Lehrers mit den Grundsätzen der Kirche übereinstimmt, der Kirche zustehen“ (LKA Hannover, D 15 I Nr. 37).
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Meiser wendet sich gegen eine neue Kanzelerklärung in der Schulfrage. Beste: Auf dem Weg über die Lehrer wird unsere Schule entchristlicht. Darum müssen wir Wert darauf legen, daß wir unseren Religionsunterricht außerhalb der Schule aufbauen. Wir müssen die Eltern zur rechten christlichen Erziehung ihrer Kinder ermahnen. Im Augenblick hat es wenig Wert, in Mecklenburg einen Schulkampf zu entfesseln. In Mecklenburg sind schon 60 Lehrer ausgetreten171. Otto: In Thüringen liegen die Dinge noch ganz anders insofern, als dort die Gemeinschaftsschule schon eingeführt ist. In unsere Situation hinein könnten wir unmöglich dieses Wort sprechen, zumal damals die Kirche selbst der Einführung der Gemeinschaftsschule zugestimmt hatte172. Das Wort würde bei uns von niemand verstanden. An sich ist das Wort durchaus richtig. Der Staat sieht die Schule als Staatsschule an. Der Religionsunterricht soll nach dem nationalen Ansatz umgestellt werden. Radikales Verbot des Alten Testaments im Unterricht173. „Der Stür171 Die Kirchenaustritte von Lehrern hatten in einigen Dorfschulen bereits dazu geführt, dass überhaupt kein Religionsunterricht mehr erteilt wurde; das mecklenburgische Kultusministerium hatte daraufhin angeordnet, den Religionsunterricht einstweilen durch Geschichte und Deutsch zu ersetzen (vgl. das Schreiben Fleischs an Ellwein vom 14. Juni 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 80). In einem Schreiben vom 4. September 1937 teilte der mecklenburgische Bruderrat dem Lutherrat dann eine Stellungnahme des Schweriner Oberkirchenrats mit, wonach der lehrplanmäßige Religionsunterricht auch künftig an allen Schulen gewährleistet bleiben sollte; dazu sollte die Lehrkraft der Nachbarschule mit dem Religionsunterricht beauftragt werden, falls ein Lehrer an einer einklassigen Schule den Religionsunterricht niedergelegt hatte (LKA Hannover, D 15 I Nr. 37). 172 Der Landeskirchenrat der nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Wegfall des landesherrlichen Kirchenregiments neu gegründeten Thüringer evangelischen Kirche hatte sich mit dem von der thüringischen Regierung 1920 gefällten Beschluss einverstanden erklärt, alle Schulen des Landes zu Gemeinschaftsschulen zu erklären, sofern „der christliche Einschlag im Thüringer Schulwesen erhalten bliebe“ (R. Herrmann, Kirchengeschichte 2, S. 610). Auf diesen Vorgang hatte sich dann der deutschchristliche Thüringer Landeskirchenrat in seiner gegen den Reichskirchenausschuss gerichteten Stellungnahme „zur deutschen Erziehungs- und Schulfrage“ vom 28. Juli 1936 berufen, in der es u. a. geheißen hatte, die Thüringer evangelische Kirche habe „sofort nach der November-Revolte, als die 7 Thüringer Kirchen zur Gesamtkirche Thüringens geeint wurden, Hand in Hand mit der Thüringer Lehrerschaft“ und gegen den Willen der „Gesamtkirche Deutschlands auf dem Stuttgarter Kirchentag [1924]“ die „Thüringer Gemeinschaftsschule geschaffen“ und auf diese Weise „den Schulfrieden in jenen Jahren gewahrt“; umso mehr müsse der Landeskirchenrat „heute, im endlich wieder deutsch und eins gewordenen deutschen Reiche [.|.|.] die Konfessionsschule scharf abweisen und die Deutsche Volksschule für alle deutschen Kinder fordern“ (ThüKbl B Nr. 14b, 1936, S. 81–87, Zitate: S. 87). 173 In Thüringen war bereits im Oktober 1936 ein neuer Rahmenlehrplan für den Religionsunterricht in Kraft getreten, in dem das Alte Testament nicht mehr als Unterrichtsstoff vorgesehen war; am 24. November 1936 hatte das thüringische Staatsministerium dann angeordnet, dass das Alte Testament auch im Religionsunterricht der mittleren und höheren Schulen nicht mehr zu behandeln sei (vgl. M. Helaseppä, Bekenntnisgemeinschaft,
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mer“ wird von Schulräten als Unterrichtsstoff benützt174. Ein Lehrer gebraucht den Pfaffenspiegel175. Viele Lehrer treten [aus der Kirche] aus. Unser Kampf geht darum, daß wir den Religionsunterricht als evangelischen Religionsunterricht sichern und darüber hinaus den Schulungsunterricht beeinflussen, damit die Kinder überhaupt etwas davon merken, was evangelisches Christentum ist. Das einzige, was wir tun können, ist eine Erklärung an den Staat mit dem Bemerken, daß der Staat selbst die Folgen zu tragen habe. Eichele: In Württemberg kommt eine Kanzelerklärung nicht mehr in Frage. In Württemberg gibt es heute keine Bekenntnisklasse mehr176. Wir haben auch keine Hoffnung, daß man für die Gemeinschaftsschule den christlichen Charakter retten kann. Auch die Gemeinschaftsschule ist
S. 206; vgl. dazu auch das Protestschreiben des thüringischen Landesbruderrats an den thüringischen Minister für Volksbildung vom 22. Dezember 1936, Abdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 1249f.). 174 Der Hildburghausener Schulrat hatte es bereits bei der Einführung des neuen Rahmenlehrplans als wünschenswert bezeichnet, „wenn der ‚Stürmer‘ im Religionsunterricht weitgehendste Verwendung findet“; anhand dieser Zeitung könne den Kindern am eindringlichsten dargelegt werden, „daß das Judenvolk sich in 2.000 Jahren in keiner Weise geändert hat“ (JK 4, 1936, S. 1111; vgl. auch die undatierten „Sreiflichter zur kirchlichen Lage“, Anlage zum Schreiben des Lutherrats an den Landeskirchenrat München vom 9. Dezember 1936: LKA Nürnberg, LKR I 102, Rat 1936 Bd. I ). Einzelne Ausgaben des berüchtigten antisemitischen Hetzblattes fanden dann als Unterrichtsmaterial sogar Eingang in das vom thüringischen Landesjugendpfarrer Hugo Rönck herausgegebene „Handbuch für den Religions- und Konfirmandenunterricht“, das 1938 unter dem Titel „Ein Reich – ein Gott! Vom Wesen deutschen Christentums“ im Verlag Deutsche Christen Weimar erschien (vgl. F. Rickerts, Religionspädagogik, S. 242f.). 175 Gemeint ist die antikirchliche Schmähschrift „Pfaffenspiegel. Historische Denkmale des Fanatismus in der römisch-katholischen Kirche“ von Otto von Corvin, die unter dem Titel „Historische Denkmale des christlichen Fanatismus“ erstmals 1845 in Leipzig erschienen war. Während der nationalsozialistischen Herrschaft wurde die Schrift zu propagandistischen Zwecken benutzt und fand in billigen Massenauflagen weite Verbreitung; allein vom Berliner Verlag A. Bock waren bis Ende 1936 1. 250. 000 Exemplare ausgeliefert worden. In den aufwändigen Werbekampagnen der Verlage wurde Corvin zum Vorkämpfer der ‚nationalen Erhebung‘ von 1933 stilisiert und die Verbreitung des ‚Pfaffenspiegels‘ als Notwendigkeit für den „Kampf um die Weltanschauung des Nationalsozialismus“ dargestellt (vgl. dazu J. Schneider, Pfaffenspiegel, S. 7–16, Zitat: S. 13). 176 Seit Anfang 1936 hatte der württembergische Kultminister Mergenthaler die Einrichtung von Gemeinschaftsschulen und die Zurückdrängung der Bekenntnisschulen massiv vorangetrieben. Nachdem er versichert hatte, den Religionsunterricht an den Gemeinschaftsschulen konfessionell getrennt und im Einvernehmen mit der Kirche durchzuführen, hatte die württembergische Landeskirche schließlich ihren Widerstand gegen die Gemeinschaftsschule aufgegeben und den Eltern die Wahl der Schulform freigestellt. Bei den Abstimmungen hatte Mergenthaler dann einen überwältigenden Erfolg verbuchen können: Anfang Oktober 1936 besuchten nahezu 99 % der Volksschüler eine Gemeinschaftsschule (‚Deutsche Schule‘); am 4. Juni 1937 war dann die letzte Bekenntnisklasse aufgehoben worden (vgl. dazu J. Thierfelder, Auseinandersetzungen, S. 235ff.).
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Bekenntnisschule der Weltanschauung des Staates. Das einzige, was wir tun können, ist die Erhaltung des christlichen Charakters des Religionsunterrichtes. Eltern, die ihre Kinder vom unchristlichen Religionsunterricht abgemeldet haben177, sind damit bestraft worden, daß die Kinder in der fraglichen Zeit Schularrest erhalten (Ludwigsburg)178. Es kann sich nur darum handeln, dem Staat klar zu machen, daß er die Folgen auf sich nehmen muß, wenn er die Einheit der Erziehung zerstört, und darauf zu dringen, daß der Religionsunterricht der Schule christlicher Unterricht ist. Breit: Die Konsequenz wäre, daß die Kirche auf den Religionsunterricht überhaupt verzichtet. Marahrens: Fleisch möchte gerne die ganze Geschichte zum Abschluß bringen. Hier ist die Frage: Sollen wir dazu eine Kanzelkundgebung benützen? Man soll mit Kundgebungen sehr sparsam sein. Aber dem Grundgedanken, eine Art Liquidierung vorzunehmen, würde ich zustimmen. Der Lutherrat soll dem Minister [Rust] eine Erklärung abgeben. Wir leiten sie sämtlichen Geistlichen zu. Fleisch: Liquidation müssen wir nicht sagen. Nur müssen wir unterscheiden zwischen Schulform und Religionsunterricht. Für den Religionsunterricht sind die grundsätzlichen Forderungen der Kirche ebenso anzumelden wie für die Schulform. Bisher war anerkanntes Recht: Den Inhalt des Religionsunterrichts bestimmt die Kirche. Das muß auch weiterhin gefordert werden. Auf jeden Fall jetzt schon eine möglichste Durchführung kirchlichen Unterrichts. Obligater Kindergottesdienst. Zweijähriger Konfirmandenunterricht.
177 Diese Abmeldungen waren im Zusammenhang der Auseinandersetzungen um das von Pfarrern, die an öffentlichen Schulen Religionsunterricht erteilten, geforderte Gelöbnis auf den Führer erfolgt (vgl. dazu oben Anm. 164f.). Die sofortige Abmeldung vom Religionsunterricht war erst durch einen Erlass des Reichserziehungsministers vom 13. Mai 1937 möglich geworden; vorher hatte in Württemberg eine Abmeldung nur bei Schuleintragung, Schulwechsel oder Schuljahresbeginn vorgenommen werden können. Der Erlass zielte offenbar darauf ab, die Stellung des Religionsunterrichts zu schwächen (vgl. J. Thierfelder, Auseinandersetzungen, S. 241). 178 Mergenthaler beließ es nicht bei solchen einzelnen Sanktionen, sondern führte schon kurz darauf für Kinder, die von ihren Eltern aus christlichen Gründen vom Religionsunterricht abgemeldet worden waren, einen nationalsozialistischen Weltanschauungsunterricht ein (vgl. H. Hermelink, Kirche, S. 584). Der Lutherrat beklagte daraufhin, damit werde „faktisch die Abmeldung vom Religionsunterricht illusorisch gemacht, zumal wenn dieser Unterricht gar in die Hände desselben Lehrers gelegt wird, wegen dessen Religionsunterrichterteilung die Abmeldung erfolgt ist“ (Schreiben des Lutherrats an Marahrens vom 12. Oktober 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 37). Letztlich verfolgte Mergenthaler das Ziel, den konfessionellen Religionsunterricht an öffentlichen Schulen vollständig durch den Weltanschauungsunterricht zu ersetzen (vgl. dazu J. Thierfelder, Auseinandersetzungen, S. 241–248).
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Tramsen: Die Pfarrer, die sich genötigt sehen, Ersatzunterricht einzuführen, sollten durch ein Wort des Lutherrates gestärkt werden. Manche Kirchenvorstände lehnen den Ersatzunterricht ab, weil das eine Auflehnung gegen den Staat sei. Breit: Wir sind einig, daß es sich um keine Kanzelabkündigung mehr handelt, daß aber das Bedürfnis besteht, die ganze Frage zu liquidieren. Das geschieht am besten durch ein Schreiben an das Erziehungsministerium, in dem mit aller Entschiedenheit auch heute noch das Recht der Kirche ausgesprochen ist. Darauf, daß auch in der Schule, wie sie auch gestaltet sei, ein Religionsunterricht gehalten wird, der sich nicht vom Bekenntnis der Kirche lösen läßt und entfernt werden darf179. Es besteht auch darüber Einigkeit, daß wir uns im Lutherrat überlegen sollten, wie etwa die Eltern in den Stand gesetzt werden können, ihrerseits die kirchliche Unterweisung der Kinder in die Hände zu nehmen, und wie auch die Pfarrer gerüstet werden sollen auf die Zeit, in der auch der Religionsunterricht aus der Gemeinschaftsschule entfernt wird. Es ist nötig, daß wir unseren Eltern eine gute Anweisung geben180. Fleisch: Rahmengesetz für die Konfirmation. Eine Aufnahmeprüfung für den Konfirmandenunterricht, nicht mit Abweisung, aber mit Nachhilfeunterricht, wäre ein Druck auf den Religionslehrer in ländlichen Verhältnissen, der gute Wirkung hätte. Kropatscheck und Schulverein181. Die Kirchen sollten in diesem Jahr 179 Nach G 2, S. 3, wurde hier beschlossen, von „einem Wort an die Gemeinden, insbesondere einer Kanzelabkündigung“ abzusehen und stattdessen „an das Reichserziehungsministerium ein eingehendes Pro memoria“ zu richten. Dazu übersandte der Lutherrat den angeschlossenen Kirchenleitungen am 24. Juni 1937 den oben Anm. 170 erwähnten Entwurf (LKA Hannover, D 15 I Nr. 37). Auf vereinzelte Kritik der Kirchenleitungen stellte Fleisch fest, der Entwurf solle nicht „der Lage sämtlicher angeschlossenen Kirchen gerecht werden“, sondern könne nur die Momente hervorheben, „die für das staatliche Recht in Frage kommen“ (Schreiben Fleischs an das Landeskirchenamt Hannover vom 21. Juli 1937: Ebd.). Das Schreiben ging dann am 29. Juli 1937 in nahezu unveränderter Form an Rust (Durchschrift: Ebd.; vgl. auch das Schreiben des Lutherrats an die angeschlossenen Kirchenleitungen vom 29. Juli 1937: Ebd.). 180 Vgl. dazu G 2, S. 3, wo es hieß: „Der Aufbau einer Christenlehre (kirchlichen Religionsunterrichts) muß energisch vorbereitet werden.“ 181 Gerhard Kropatscheck, geschäftsführender Leiter des Allgemeinen evangelisch-lutherischen Schulvereins, war 1933 von Wendelin mit polizeilicher Hilfe beurlaubt worden. 1934 hatte der sächsische Landesbischof Coch dann dem Schulverein jegliche finanzielle Unterstützung gestrichen und den Kirchengemeinden untersagt, den Verein zu unterstützen oder kirchliche Räume zur Verfügung zu stellen. Kropatscheck, seit 1935 als Vikar der Bekennenden Kirche in Elgersburg/Thüringen beschäftigt, bemühte sich seither um eine reguläre Anstellung im kirchlichen Dienst und um die finanzielle Unterstützung für den auch weiter unter seiner Leitung bestehenden Allgemeinen evangelisch-lutherischen Schulverein. Nachdem es dem sächsischen Landeskirchenausschuss nicht gelungen war,
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noch einmal etwas bewilligen für den Schulverein, um zu sehen, ob [ein Wort gestrichen] der Verein wirklich etwas leistet182. Der Verein hängt an der Tätigkeit Kropatschecks. Kropatscheck hat eine Übersicht über seine Arbeit und über die Finanzen geliefert und hat fleißig gearbeitet183. Sein Schulblatt hat nicht mehr sehr große Bedeutung184. Es sind noch ca. 4.500,– RM benötigt. Wenn diese Summe noch in diesem Rechnungsjahr aufgebracht werden könnte, dann könnte man Kropatscheck halten185.
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Kropatschecks persönliche Notlage und die Situation des Schulvereins zu ändern, hatte sich Kropatscheck im Juli 1936 dann erstmals mit der Bitte um Hilfe an Breit und den Lutherrat gewandt [vgl. dazu den undatierten Bericht Kropatschecks „Schulverein (D. Dr. Kropatscheck) 1933–1937“, Anlage zum Schreiben Kropatschecks an Fleisch vom 23. Mai 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 36; vgl. dazu auch den Schriftverkehr ebd. und im LKA Hannover, D 15 I Nr. 35]. Vgl. dazu den Beschluss des Lutherrats auf seiner Sitzung am 2./3. Februar 1937 (Protokoll: LKA Hannover, D 15 III Nr. 13) und das Schreiben des Lutherrats vom 14. Februar 1937, in dem sämtliche angeschlossenen Kirchenleitungen dazu aufgefordert worden waren, den Allgemeinen evangelisch-lutherischen Schulverein „nur vorläufig für dieses Jahr“ zu unterstützen. Zur Begründung hatte es geheißen, der Verein bestehe zwar noch, ob es aber gelingen werde, „ihn auf die nötige Schlagkraft zu bringen“ und „mit diesem Mittel in der Schulfrage weiterzukommen“, müsse sich im kommenden Jahr entscheiden (LKA Hannover, D 15 I Nr. 36; vgl. dazu auch die Schreiben Fleischs an Meiser vom 13. Januar 1937 und an den Thüringer Landesbruderrat vom 22. Januar 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 35 Bd. I). Die erbetene finanzielle Unterstützung war jedoch nicht im erhofften Umfang eingegangen: So hatte sich z. B. die württembergische Landeskirche nicht in der Lage gesehen, einen Beitrag zu leisten (vgl. den oben Anm. 181 erwähnten Bericht Kropatschecks); insbesondere aber die sächsische Landeskirche, die bis 1933 einen monatlichen Zuschuss von 1.000,– RM gezahlt hatte, war nur zu einer Einmalzahlung von 300,– RM bereit gewesen und hatte sogar die Kollektenkasse für den Schulverein gesperrt (vgl. das ebd. erwähnte Schreiben Kropatschecks an Fleisch vom 23. Mai 1937). Vgl. das Schreiben Kropatschecks an Fleisch vom 8. Juni 1937 (LKA Hannover, D 15 I Nr. 36) und den „Bericht über die Arbeit des Allgemeinen evangelisch-lutherischen Schulvereins in den Monaten Januar bis Mai 1937“ vom 13. Juni 1937 (LKA Hannover, D 15 I Nr. 88); Kropatscheck hatte in seinem Schreiben die Dringlichkeit der Angelegenheit hervorgehoben und dazu bemerkt: „Es fällt mir sehr schwer, den Rat auch persönlich angesichts meiner Notlage um Beschleunigung zu bitten, da ich möglichst die Sache des Schulvereins nicht mit meiner verquicken möchte. Tatsächlich ist ja aber beides nicht zu trennen“. Nicht ermittelt. Der Lutherrat wandte sich dann mit einem Rundschreiben vom 19. Juni 1937 nochmals an die angeschlossenen Kirchenleitungen und bat dringend um finanzielle Unterstützung für den Allgemeinen evangelisch-lutherischen Schulverein. In diesem Schreiben wurden besonders die sächsische, hannoversche und bayerische Landeskirche aufgefordert, den Fehlbetrag von ca. 5.000–6.000,– RM zu decken, um die Fortführung der Arbeit des Vereins bis zum Jahresende zu ermöglichen. Gegen Ende des Jahres müsse dann festgestellt werden, „ob und in welcher Weise etwa eine weiter irgendwie ersprießliche Arbeit überhaupt noch möglich ist“ (LKA Hannover, D 15 I Nr. 36).
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Erneute Aussprache über das Verhältnis zum Reichsbruderrat und zur Arbeitsgemeinschaft186. Bogner befürchtet neue Komplikationen, wenn gebeten wird, daß die Arbeit der Ausschüsse des Reichsbruderrats auf die Arbeitsgemeinschaft übertragen wird187. Man sollte drei Arbeitsausschüsse jetzt laufen lassen, aber unseren Mitgliedern in den Ausschüssen entsprechende Weisungen geben, die uns unerwünschte Beschlüsse hintanhalten. Otto schlägt vor: Die Ausschußsitzung findet statt. Wir bitten Breit als Blickpunkt festzuhalten: Wie liquidieren wir den Reichsbruderrat und wie ziehen wir unsere Leute heraus? Aber wenn die Frage einer neuen Bekenntnissynode verhandelt wird und unser Votum lautet: Es kommt keine solche Synode mehr in Betracht, so ist damit ohne weiteres die Frage des Reichsbruderrats gestellt. Stoll: Vorlage über die Hallenser Beschlüsse des altpreußischen Bruderrates188. Der Vorlage wird zugestimmt189. 186 Vgl. dazu oben S. 410–415, S. 439–447. 187 Vgl. dazu oben S. 446. 188 Gemeint sind die Beschlüsse der zweiten Tagung der vierten Bekenntnissynode der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union vom 10.–13. Mai 1937 in Halle (vgl. dazu oben Dok. 19, Anm. 27). 189 Vgl. dazu den Entwurf für eine „Erklärung des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands zu den Hallenser Beschlüssen der Altpreussischen Bekenntnissynode“ (LKA Stuttgart, D 1, 185). In dieser Erklärung, die Breit mit Schreiben vom 23. Juni 1937 durch die VKL II an den Rat der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union übersandte, kritisierte der Lutherrat, „die durch die Bekenntnissynode in Angriff genommene bekenntnismäßige Gliederung und Klärung“ werde „schon im Ansatz unwirksam gemacht [.|.|.] durch das Bestreben, die bisher in Altpreußen bestehende Verwaltungsund Leitungsunion durch eine Bekenntnisunion zu vollenden“. So verliehen die Hallenser Beschlüsse der Theologischen Erklärung von Barmen eine „regulative Bedeutung“, die die lutherischen und reformierten Bekenntnisse „in ihrem Anspruch und ihrer Geltung“ einschränke. Obwohl die Bekennende Kirche der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union Bruderrat und Bekenntnissynode als Organe der Kirchenleitung betrachte, „denen letzte Entscheidungen über Geltung oder Nichtgeltung von Bekenntnissen zustehen sollen“, seien diese Organe selbst keineswegs „eindeutig an ein Bekenntnis gewiesen“. Ungelöst sei auch das Problem des Bekenntnisses in den konsensus-unierten Gemeinden. Die Feststellung der Synode, dass in diesen Gemeinden „die Bekenntnisse der Reformation ‚beiderseitig verantwortlich zu befragen sind‘“, gehe „an der Frage nach der Wahrheit“ vorbei und überlasse das Problem der „Willkür Einzelner“. Vollends ablehnend äußerte sich der Lutherrat zu der von der Bekenntnissynode beschlossenen „Aufnahme der Barmer Erklärung in die Lehrverpflichtung anläßlich der Ordination“. Da diese Lehrverpflichtung von Lutheranern und Reformierten gleichermaßen abgelegt werden müsse, sei die Barmer Erklärung zu einem „alle in gleicher Weise bindenden Unionsbekenntnis geworden, das den Anschein erweckt, als seien die Bekenntnisse der Reformation ungenügend zur Abwehr der gegenwärtigen Irrlehren“. Weiter lehnte es der Lutherrat ab, Lehre und Ordnung der Kirche „so zusammenzuordnen, als sei wie die Lehre so auch die Ordnung aus der Heiligen Schrift zu entnehmen“. Die Hallenser Beschlüsse enthielten die „Gefahr einer Mißdeutung der Bekenntnisse [.|.|.], als sei etwa die Ordnung der Bruderrä-
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Reformierte Kirchenzeitung Nr. 17 vom Jahre 1937190! Vorlage zur Synode191 ist angenommen. Die Vorlage soll mit einem Begleitschreiben hinausgegeben werden, in welchem Bezug auf die Wahl genommen wird192. Anregungen zum Begleitschreiben sollten dem Lutherrat innerhalb acht Tagen zugeleitet werden193.
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te die notwendige und schriftgemäße Form der kirchlichen Ordnung“. Abschließend stellte der Lutherrat fest, im Beschluss der altpreußischen Bekenntnissynode zur Abendmahlsgemeinschaft könne er „nicht die Lösung erblicken, die der Wahrheit und Gewissensnot gerecht wird“, da der Beschluss den Nachweis schuldig geblieben sei, „daß unsere Bekenntnisse in der Lehre vom Heiligen Abendmahl die Heilige Schrift mißdeutet oder falsch verstanden hätten“ (Schreiben Breits und versandte Fassung der Erklärung: LKA Stuttgart, A 126 Nr. 1132; Abdruck der Erklärung: JK 5, 1937, S. 595ff.). Gemeint ist der von Albertz verfasste Artikel „Die Mitarbeit der Reformierten in der Deutschen Evangelischen Kirche“, in dem es geheißen hatte, die „Wahrung konfessioneller Belange“ stamme „nicht aus dem Herrschaftsanspruch Jesu Christi, sondern aus der romantischen Geschichtsbetrachtung des 19. Jahrhunderts“. Während die Mitarbeit der verfassten reformierten Kirchen in der Deutschen Evangelischen Kirche nach wie vor von dieser Romantik bestimmt werde, sei der entscheidende Anstoß zur Bekennenden Kirche von den reformierten Gemeinden ausgegangen. Dabei sei jedoch keineswegs die Absicht verfolgt worden, sich „von den übrigen evangelischen Kirchen abzusondern, sondern vom reformierten Bekenntnis aus das Gespräch mit den lutherischen Brüdern über die gemeinsame Überwindung der [deutschchristlichen] Irrlehre zu beginnen“. Die von der reformierten Kirchenordnung geprägte, auf den Bekenntnissynoden von 1934 geschaffene „synodale Organisation der Notkirchenregierungen der Bekennenden Kirche“ habe dann allerdings „im Herbst 1934 eine unorganische Krönung durch die Errichtung der aus bischöflichen und synodalen Organen gemischten Vorläufigen Kirchenleitung“ erlitten. Von großer Bedeutung für die Deutsche Evangelische Kirche seien auch die Versuche gewesen, „die reformierten Gemeinden in ganz Deutschland innerhalb und außerhalb der Union zu sammeln und zu verbinden“, was freilich nur innerhalb der Deutschen Evangelischen Kirche stattfinden konnte. Dazu hätten die Auseinandersetzungen des Kirchenkampfs nur einen Weg offen gelassen, nämlich die „bekennenden reformierten Gemeinden zu freien synodalen Verbänden zusammenzuschließen“. Dies habe sich „im engsten Zusammenhang mit der Gesamtheit der Bekennenden Deutschen Evangelischen Kirche“, d. h. mit dem reformierten Mitglied der VKL II und dem reformierten Konvent der Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche, vollzogen. Auf diese Weise sei gewährleistet, dass die „Verbindung der reformierten Abgeordneten in den Synoden und der reformierten Gemeinden zu reformierten Konventen“ den „Gesamtaufbau der Bekennenden Kirche“ nicht störe. Dies gelte auch für die reformierten und lutherischen Theologen in den Ausbildungsstätten der Bekennenden Kirche: „Sie haben beide ihre besondere, von ihrem Bekenntnis kommende Verpflichtung, aber sie schließen sich mit ihrer Konfession nicht ab, sondern nehmen das theologische Gespräch zwischen den Bekenntnissen, das im 16. Jahrhundert schon abgebrochen wurde, wieder auf“ (RKZ 87, 1937, Sp. 192ff.). Vgl. dazu oben Anm. 130. Gemeint ist das Vorwort für die Pfarrer (vgl. dazu oben Anm. 131). Nach G 2, S. 3, wurde das Sekretariat hier ermächtigt, an den Vorlagen noch redaktionelle Änderungen vorzunehmen. Die engültigen Fassungen der Kundgebung und des Vorworts versandte das Sekretariat dann mit Rundschreiben vom 23. Juni 1937 an die mit dem Lutherrat befreundeten und verbundenen Stellen. In diesem Rundschreiben hieß es
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Stoll: Bibellese. Verschiedenheit der Bibellesen. Das Nebeneinander verschiedener Pläne bringt in die Gemeinden große Verwirrung. Von 1938 an sollte die Einheit des Leseplanes gefunden werden194. Bis dahin ist eine Einheit nicht zu erzielen. Schwierigkeiten macht auch die Zählung der Trinitatissonntage nach der Berneuchener Ordnung195. Es wird nicht möglich sein, daß sich neben der bisherigen Ordnung der Sonntage eine einheitliche Ordnung im Sinn der Berneuchener Lesung durchsetzt. Der Lutherrat sollte die Verantwortlichen zur Einigung rufen.
u. a., es sei dem Lutherrat darauf angekommen, „über eine Synode der lutherischen Kirche nur das zu sagen, was aus Schrift und Bekenntnis begründet werden kann“; dabei habe kein Anlass bestanden, „die Kundgebung so zu erweitern, daß darin auch alle möglichen praktischen Folgerungen, die sich aufgrund einer bestimmten Lage nahelegen, gezogen werden“. Außerdem sei nicht beabsichtigt gewesen, „das Verhältnis von Amt und Gemeinde, von Synode und Kirchenregiment“ zu erörtern (LKA Stuttgart, A 126 Nr. 1132). 194 Der erste Leseplan für die tägliche Bibellese war 1898 vom Reichsverband Evangelischer Jungmännerbünde herausgegeben worden; 1929 hatten sich dann evangelische Jugendverbände „wie Jungmännerbund und Burckhardthaus, Ausbildungsstätten der Diakonen- und Diakonissenhäuser sowie die Frauenhilfe“ zusammengeschlossen, „um die Planung und Erarbeitung des Bibelleseplans auf eine breite Basis zu stellen“ (R. Micheel, Jahreslosung, S. 72). Daneben hatten sich die Niedersächsische Liturgische Konferenz und die Berneuchener Bewegung um eine Erneuerung des Kirchenjahres bemüht und 1934 gemeinsam eine Denkschrift über die kirchliche Ordnung des Jahres herausgegeben (vgl. Kirchenjahr). Um die Planungen der Jugendverbände und die Bemühungen von Niedersächsischer Liturgischer Konferenz und Berneuchener Bewegung zu koordinieren, hatte schon die erste Vorläufige Kirchenleitung eine Bibellesekonferenz initiiert, auf der Vertreter der Berneuchener, der Niedersächsischen Liturgischen Konferenz, des Evangelischen Jungmännerwerks, des Evangelischen Jungmädchenwerks, der Evangelischen Frauenhilfe und der Vorläufigen Kirchenleitung am 4. April 1935 die Frage des Verhältnisses von Bibellese und Kirchenjahr disktuiert hatten und übereingekommen waren, „dass eine erneuerte Kirche als unentbehrliche Ordnung sowohl eine lectio continua zur Kenntnis der biblischen Bücher und ihrer Botschaft im Zusammenhang, als eine lectio propria, welche ausgerichtet ist nach dem inneren Gang des Kirchenjahres, braucht“; die Neuordnung und Abstimmung der Lesepläne war dabei bereits für das Jahr 1937 in Aussicht genommen worden (Protokoll: EZA Berlin, 50/280). Dies war jedoch nicht gelungen: Nach wie vor wichen die von der Niedersächsischen Liturgischen Konferenz verantworteten „Isenhagener Kirchenzettel“ (vgl. dazu J. Cornelius-Bundschuh, Liturgik, S. 39f.), die Berneuchener Leseordnung (vgl. dazu unten Anm. 195) und die von den Jugendverbänden herausgegebenen Bibellesepläne, um die sich besonders die von Otto Riethmüller geleitete Jugendkammer der Vorläufigen Kirchenleitung bemühte, in verschiedenen Punkten voneinander ab (vgl. dazu unten Anm. 198). 195 Die von der Evangelischen Michaelsbruderschaft (vgl. dazu H. C. v. Haebler, Geschichte; G. Hage, Michaelsbruderschaft) als Gemeinschaftsarbeit herausgegebene Berneuchener Leseordnung war erstmals 1936 erschienen; dabei handelte es sich nicht um eine fortlaufende Leseordnung, sondern um eine Perikopenordnung, die ausgewählte biblische Texte für die Sonn- und Wochentage des Kirchenjahres enthielt (vgl. R. Spieker, Lesung; vgl. dazu auch G. Kunze, Lesungen, S. 177). Zur Problematik der Gliederung der Trinitatiszeit vgl. Kirchenjahr, S. 49–58.
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Marahrens: Die Angelegenheit ist durch die Paktkirchen196 schon geregelt197. Man sollte vom Lutherrat das Riethmüllersche Anliegen198 den Paktkirchen übergeben. Man sollte den Gegenstand auf eine der nächsten Tagesordnungen setzen199. In diesem Sinn wird die Angelegenheit erledigt. Stoll: Apologetische Zentrale200. Theologischer Nachwuchs. Not der theologischen Fakultäten und Not der Studenten. Für den Fall, daß die Fa-
196 Gemeint sind die lutherischen Landeskirchen von Hannover, Württemberg und Bayern, die sich am 12. Februar 1935 im ‚Lutherischen Pakt‘ zu einer engeren Zusammenarbeit innerhalb der Deutschen Evangelischen Kirche zusammengeschlossen hatten. Der Pakt sollte vor allem einer Vereinheitlichung „des kirchlichen Lebens im engeren Sinne, insbesondere des gottesdienstlichen Lebens“, dienen. Dazu sollten einheitliche Bestimmungen über die Gestaltung des Kirchenjahres – insbesondere die Festsetzung und Feier der kirchlichen Festtage – und des Gottesdienstes – u. a. über die Perikopenordnung und die Bibellesepläne – erlassen werden („Vereinbarung der Landesbischöfe von Hannover, Württemberg und Bayern“ vom 12. Februar 1935, Abdruck: J. Gauger, Chronik 3, S. 453, S. 455, S. 457, Zitat: S. 455; Abdruck auch in JK 3, 1935, S. 213ff.; vgl. dazu auch E. Klügel, Landeskirche 1, S. 256–259). 197 Vgl. dazu das Schreiben Marahrens’ an den Lutherrat vom 3. September 1937; in diesem Schreiben berichtete Marahrens, die Paktkirchen hätten sich über einheitliche Bestimmungen zu den kirchlichen Festtagen und zur Perikopenordnung verständigt, was bereits zum Erlass entsprechender landeskirchlicher Verordnungen geführt habe (LKA Hannover, D 15 I Nr. 18; vgl. dazu auch E. Klügel, Landeskirche 1, S. 304). 198 Riethmüller war von der Jugendkammer beauftragt worden, wegen der Uneinheitlichkeit der Bibellese mit dem von der Niedersächsischen Liturgischen Konferenz ins Leben gerufenen Isenhagener Liturgischen Seminar Verhandlungen aufzunehmen (vgl. die „Niederschrift über die 13. Sitzung der evangelischen Reichsjugendkammer“ vom 10. Mai 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 43). Daraufhin hatte Riethmüller in einem Schreiben vom 14. Mai 1937 an den Leiter des Seminars, Erich Hoyer, beklagt, dass zwischen den an der alten Perikopenreihe (vgl. dazu die undatierte Aufstellung „Sonntagslesungen nach den alten Perikopen für 1938“: Ebd.) ausgerichteten „Gottesdienstlesungen der allermeisten Kirchen und den Isenhagener Kirchenzetteln [vgl. dazu oben Anm. 194] eine vollkommene Verschiebung“ eingetreten sei (vgl. dazu die Aufstellung „Vergleich der Kirchenjahrgliederung“: LKA Hannover, D 15 I Nr. 43); als besonders problematisch sei dabei das „Auseinanderklaffen zwischen den in den Gottesdiensten der Sonntage gelesenen Perikopen und dem, was nunmehr in der Bibellese steht“, anzusehen (zu den Einzelheiten vgl. die undatierte „Aufstellung über die Abweichung der Kirchenjahrlese 1938 von den alten Perikopen“: Ebd.). Da eine Vereinheitlichung kurzfristig nicht mehr herbeizuführen sei, hatte Riethmüller vorgeschlagen, in der Bibellese für 1938 bei den Sonntagen zunächst noch „beide Reihen anzugeben, die alte Perikopenreihe und die Isenhagener Reihe“; nichtsdestotrotz sei es aber notwendig, baldmöglichst zu einer dauerhaften und von allen Seiten anerkannten Lösung zu kommen (Abschrift des Schreibens an Hoyer: Ebd.; vgl. dazu auch das Schreiben Riethmüllers an die Mitglieder und Stellvertreter der evangelischen Reichsjugendkammer vom 20. Mai 1937: Ebd.). 199 Das Thema wurde auf den folgenden Sitzungen des Lutherrats dann jedoch nicht mehr behandelt. 200 Die Apologetische Centrale stand mit dem Lutherrat seit Frühjahr 1937 in Verhandlungen über eine Anerkennung als Schulungsstätte der Lutherischen Kirche Deutschlands
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kultäten unterstellt werden, muß eine Auffangstellung vorbereitet werden. Vielfach wird den Theologiestudenten der Austritt aus der SA nahegelegt. Wahrscheinlich wird er verfügt201. Sie bekommen dann keine Stipendien und keinen Hörgelderlaß mehr202. Langsam handelt es sich um eine Gesamtnot. Der Lutherrat muß Mittel und Wege finden, um solchen Studenten unter die Arme greifen zu können, die um ihrer Bekenntnishaltung willen finanziellen Schaden leiden. Rüstzeiten für Theologiestudenten durch die Vorläufige Kirchenleitung. Dazu lädt die Vorläufige Kirchenleitung aus ganz Deutschland ein203. Bayern hat eigene Rüstzeiten. Weite Gebiete können das nicht machen. Es ist zu fragen, ob das nicht zentral gemacht werden kann. In Berlin ist ein Verbot herausgekommen: Wer an einer solchen Rüstzeit teilnimmt, wird relegiert204. Nun hat Künneth angeregt, ob nicht im
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(vgl. dazu oben Dok. 9, Anm. 18 und 26; Dok. 15, Anm. 111f.); dazu gehörte u. a. die Durchführung von kirchlichen Rüstzeiten. Die Oberste SA-Führung hatte bereits am 12. Mai 1937 eine nur für den Dienstgebrauch bestimmte Verfügung erlassen, nach der alle Theologen, die keine Parteimitglieder waren, aus der SA auszuscheiden hatten; zudem waren Pfarrer und Theologiestudenten von der Aufhebung der Mitgliedersperre der NSDAP, die Heß am 9. Februar 1937 angeordnet hatte, ausdrücklich ausgenommen (vgl. F. Zipfel, Kirchenkampf, S. 109f.; C. H. Meisiek, Theologiestudium, S. 313f.). Zur Situation der vom Ausschluss aus der SA betroffenen Studenten und der Reaktion der Theologischen Fakultäten vgl. ebd., S. 314– 323. Die Vergabe von Stipendien und der Erlass von Gebühren war bis 1933 ausschließlich an wissenschaftliche Kriterien und die Einkommenssituation der Eltern gebunden gewesen. Seit der nationalsozialistischen Machtübernahme war sie jedoch zunehmend vom politischen Engagement der Bewerber in nationalsozialistischen Organisationen abhängig gemacht worden; außerdem hatte die direkte Einflussnahme nationalsozialistischer Dienststellen auf das Vergabeverfahren stetig zugenommen (vgl. dazu C. H. Meisiek, Theologiestudium, S. 323ff.). Dementsprechend wurde von den Bewerbern in der Gebührenerlassverordnung des Reichserziehungsministeriums vom 10. Juli 1937 dann auch „Einsatzbereitschaft für den nationalsozialistischen Staat und seine Grundsätze“ verlangt, was durch „Dienstleistungszeugnisse der NSDAP oder deren Gliederungen“ nachzuweisen sei (Erlass zit. ebd., S. 325). Vgl. z. B. das Rundschreiben der VKL II vom 29. Juli 1937, mit dem die angeschlossenen Kirchenregierungen und Landesbruderräte gebeten wurden, die Studenten ihres Kirchengebietes auf einen Lehrgang für Studierende der Theologie im September 1937 aufmerksam zu machen (LKA Stuttgart, A 126 Nr. 416). Am 4. Mai 1937 hatte der Rektor der Berliner Universität in einem Aushang verfügt, es sei allen Studierenden „verboten, an Theologischen Kursen, Seminaren, Vorlesungen und ähnlichen Einrichtungen außerhalb der Universität, die nicht von der Universität genehmigt sind, teilzunehmen“; Zuwiderhandlungen würden mit dem Ausschluss „vom Studium an allen deutschen Hochschulen bestraft“ (Abdruck bei W. Scherffig, Theologen 2, S. 262f.). Diese Verfügung ging zurück auf den Runderlass des Reichserziehungsministers vom 17. November 1936, nach dem es allen eingeschriebenen evangelischen Theologiestudenten verboten war, „Ersatzkurse oder ähnliche Einrichtungen an Stelle der Hochschul-Vorlesungen zu besuchen und sich am Boykott gegen Hochschullehrer
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Johannesstift in Spandau eine Rüstzeit gehalten werden soll205. Künneth will wissen, ob unsere Kirchen bereit sind, hier werbend mitzutun. Es soll nicht um Ersatzvorlesungen, sondern um kirchliche Rüstzeiten gehen. Soll Künneth das machen oder soll es jede Landeskirche für sich machen? Soll man der Vorläufigen Kirchenleitung das Feld überlassen? Beste: In Rostock sind mehrere Studenten von der SA ausgeschlossen worden206. Deshalb bekommen sie keine Stipendien und keinen Hörgelderlaß. Ich würde mich einsetzen für eine Rüstzeit junger Theologen in Spandau. Breit: Ich möchte doch unsere Kirchen, die über einen geordneten Verwaltungsbetrieb verfügen, darauf aufmerksam machen, daß sie nicht mehr sehr lange in dieser Freiheit stehen werden. Sie sollen sich dieser Freiheit bedienen, solange es noch möglich ist. Marahrens: Wir veranstalten regelmäßig Lager in der Landeskirche207. Von jetzt an werden sie Pflichtlager. Bei den bisherigen Lagern hat unser Studentenpfarrer mitgewirkt. Als Quittung dafür sind seine Anschläge in der Universität abgenommen worden. Es wurde ihm auch die Abhaltung von Bibelstunden untersagt. Dahinter steht Hirsch208. Es ge-
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zu beteiligen“ (Abdruck u. a.: Dokumente 3, S. 276f., Zitat: S. 276; K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 1174). Nachdem der Rust-Erlass an der Berliner Universität zunächst nicht umgesetzt worden war, kam es dann jedoch von Mai bis November 1937 zu 28 Relegationen sowie dem Ausschluss eines Studenten von sämtlichen deutschen Hochschulen (vgl. H. Ludwig, Theologiestudium; W. Scherffig, Theologen 2, S. 262–268). Künneth hatte dem Lutherrat in einer Ergänzung zu seiner Denkschrift über die Beziehungen zwischen Lutherrat und Apologetischer Centrale vom 25. März 1937 (vgl. dazu oben Dok. 9, Anm. 18) vorgeschlagen, „den derzeitigen Leiter der Apologetischen Centrale [= Künneth] unbeschadet der bestehenden rechtlichen Verhältnisse und sonstigen Dienstobliegenheiten“ mit der Durchführung der kirchlichen Schulungsarbeit zu beauftragen und damit zugleich die Apologetische Centrale offiziell „als zentrale Kursusstätte für den kirchlichen Rüstdienst der Lutherischen Kirche“ anzuerkennen („Ergänzung zu der Denkschrift der Apologetischen Centrale über die Beziehungen zwischen Lutherischem Rat [sic!] und der Apologetischen Centrale“ vom 25. Mai 1937 mit hsl. Unterzeichnung Künneths: LKA Hannover, D 15 I Nr. 47). Im Wintersemester 1936/37 waren in Rostock unter dem Vorwand der Meuterei mehrere Theologiestudenten mit sofortiger Wirkung aus der SA ausgeschlossen worden, weil sie sich geweigert hatten, ein kirchenfeindliches und antisemitisches Spottlied mitzusingen (vgl. dazu C. H. Meisiek, Theologiestudium, S. 310–313; H. Riess, Student, S. 78–81; Abdruck des Liedes: Ebd., S. 78). Diese von der hannoverschen Bekenntnisgemeinschaft seit 1935 angebotenen Freizeiten und Lager für Studenten und junge Pfarrer sollten dem theologischen Nachwuchs eine Ausbildung im Sinne der Kirche ermöglichen (vgl. C. H. Meisiek, Theologiestudium, S. 263–267; E. Klügel, Landeskirche 1, S. 325). Der Göttinger Ordinarius für Systematische Theologie und ständige Dekan der Theologischen Fakultät, Emmanuel Hirsch (zu ihm vgl. auch unten Dok. 32, Anm. 16), führte gegen den von der hannoverschen Landeskirche 1936 eingesetzten Studentenpfarrer Adolf
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nügt nicht, daß wir den Studenten Gottesdienste geben. Wir müssen irgendwie an die oberste SA-Führung heran. Die SA hat verfügt: Theologen sind zu entfernen209. Wer aber entfernt ist, verliert Hörgelderlaß. Unsere Theologen sind an der Universität minderen Rechts. Breit: Wir sollten als Lutherrat diese Vorstellung erheben. Das ist die Ächtung des Christentums und eine totale Diffamierung des Theologiestudenten als Mann und Christ. Stoll: [Einige Wörter gestrichen] Weist noch auf die notwendige Aufklärung der zum Militär eingezogenen Studenten hin, die Theologie studieren wollen. Otto: An keiner Universität ist die Not so groß wie in Jena210. Nach Jena kommen viele deutschchristliche Studenten. Auch unter ihnen setzt die kritische Besinnung über das Deutsche Christentum ein. Wir haben in Jena ca. zwölf Bekenntnisstudenten gewonnen. Diese sind diffamiert von allen Seiten her211. Augenblicklich ist die Deutsche Christliche Studentenvereinigung212 dabei, den Kreis zu stützen. Es fehlen uns genügend Mittel, um so zu helfen, wie es nötig wäre. Ich möchte auch das andere stark unterstützen, daß Spandau eine Stelle wird, wohin wir unsere jungen Brüder schicken können. Beschluß: Die Sache von Spandau soll gefördert werden213. Gauger trägt über die Hilfskasse vor214.
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Wischmann einen erbitterten Kampf. Hirsch ging später so weit, dass er Wischmann im Februar 1939 beim Reichskirchenministerium denunzierte und mitteilte, „er sei für die junge Generation untragbar“ (vgl. A. Wischmann, Führung, S. 64, Zitat: S. 67). Wischmann wurde daraufhin von der hannoverschen Finanzabteilung das Gehalt gesperrt; bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde er zudem nicht als Militärpfarrer, sondern als einfacher Soldat eingezogen (vgl. ebd., S. 67f., und R. Ericksen, Theologen, S. 228f.). Vgl. dazu oben Anm. 201. Zur Situation an der Theologischen Fakultät Jena vgl. oben Dok. 15, Anm. 66. Zur Lage der Jenaer Theologiestudenten vgl. T. Schüfer, Fakultät, S. 98. Die 1895/97 gegründete Deutsche Christliche Studentenvereinigung (DCSV) war als praktisch einziger Studentenverband nicht dem Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund gleichgeschaltet worden. Seit 1934 hatte sie sich der Bekennenden Kirche angenähert und war als legale christliche Studentenarbeit noch an fast allen deutschen Universitäten vertreten. Ihr Generalsekretär war seit 1935 bis zum Verbot durch die Gestapo im Juli 1938 Eberhard Müller (vgl. E. Müller, Widerstand, S. 42ff.; zur Geschichte der DCSV vgl. W. Fleischmann-Bisten, Deutsche Christliche Studentenvereinigung; K. Kupisch, Studenten; H. Hong, Deutsche Christliche Studentenvereinigung). In G 2, S. 4, heißt es jedoch, dass hier trotz der Aussprache über die „Not des theologischen Nachwuchses“ und die „in den verschiedenen Landeskirchen bestehenden Mißstände“ kein Beschluss gefällt wurde. Der lutherische Hilfsverein hatte seit dem Beschluss des Lutherrats vom 22. April 1937 (vgl. dazu oben Dok. 15, Anm. 107; zur Vorgeschichte vgl. auch Dok. 6, Anm. 92; Dok. 15, Anm. 105) noch nicht konstituiert werden können, da immer noch keine Entscheidung über die Zukunft des Pfarrernotbunds gefallen war (vgl. dazu unten
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Beste teilt mit, daß nächste Woche in Berlin der Liquidationsausschuß tagt215. Am besten, wenn die Trennung durchgeführt würde. Wenn sie nicht durchgeführt wird, so bleibt uns nur das Ausscheiden um der Brüder aus der Mitte willen. Wir bekommen von der Hilfskasse monatlich 3 bis 4.000,– RM. Otto: Für uns ist die Hilfskassenfrage eine Existenzfrage. Das kann so, wie es ist, jetzt nicht weitergehen. Die Frage nach der Mitte spielt dabei noch nicht einmal eine entscheidende Rolle. Wesentlich ist für uns der Zuwachs an Kandidaten. Der Pfarrernotbund lehnt die Fürsorge für sie ab216. Wir haben jetzt einen monatlichen Etat von ca. 4.000,– RM. Anm. 215). Auch die Versuche Pressels, das weitere Vorgehen zunächst mit Mitgliedern der VKL II abzustimmen (zu diesem Auftrag vgl. oben Dok. 15, Anm. 107), waren ergebnislos verlaufen: So hatte Pressel dem Sekretariat des Lutherrats am 8. Mai 1937 mitgeteilt, die „Herren von Dahlem“ hätten „trotz mehrfachen Mahnens meinerseits, offenbar unter ihrer starken kirchenpolitischen Inanspruchnahme“, noch nichts von sich hören lassen (LKA Hannover, D 15 II Nr. 23). Am 18. Mai 1937 hatte er sich dann schriftlich an Friedrich Müller gewandt „in der Frage, ob nicht ein Zusammengehen zwischen Notbunds- und Hilfskasse des Lutherrats möglich wäre und zwar in der Art, dass eine gemeinsame Unterstützungskasse der bekennenden Kirche für besondere Notstände gebildet wird“; andernfalls stünde die Gründung einer besonderen lutherischen Hilfskasse bevor. Pressel hatte Müller außerdem dringend um eine Stellungnahme zu dem mündlich von Jacobi geäußerten Vorschlag gebeten, für die dem Lutherrat und der VKL II angeschlossenen Kirchengebiete jeweils eine eigene Hilfsorganisation zu bilden, deren Leitungen „in regem persönlichem und sachlichem Austausch“ stehen und sich gegenseitig unterstützen sollten (Ebd.). Daraufhin hatte Forck Pressel im Namen der VKL II mitgeteilt, zur Zeit lägen „so viele dringende Anliegen vor“, dass es Müller nicht möglich sei, zu den aufgeworfenen Fragen Stellung zu nehmen, und einstweilen noch um Geduld bitten lasse (Schreiben vom 20. Mai 1937: Ebd.). 215 Gemeint ist der Ausschuss, den der Pfarrernotbund bei seiner Sitzung am 22. Januar 1937 eingesetzt hatte (vgl. dazu oben Dok. 6, Anm. 92), „um über die Frage der Trennung des Pfarrernotbundes zu sprechen und die Einzelheiten zu vereinbaren“ (Schreiben Bestes an Held vom 14. Mai 1937: LKA Hannover, D 15 II Nr. 23). Dem Ausschuss gehörten Held als Leiter, Heine, Junge, Beste und Dipper als Mitglieder an (vgl. W. Niemöller, Pfarrernotbund, S. 114). Da der Ausschuss bisher noch nicht zusammengetreten war, hatte Gauger in einem Schreiben an Pressel vom 7. Juni 1937 sarkastisch ausgeführt: „Es ist ein Ausschuß gebildet worden, der die Liquidation des Notbundes erwägen soll. Bisher hat er aber noch nichts erwogen. [.|.|.] Auf mein Betreiben hat Beste endlich an Held geschrieben, er solle den Ausschuß mal zusammenrufen. Held ist diesem Ansinnen dadurch entronnen, daß er sich hat schutzverhaften lassen“ (Ebd.). Auf Veranlassung Gaugers (vgl. das Schreiben Gaugers an Junge vom 8. Juni 1937: Ebd.) war Junge dann mit Niemöller in Verbindung getreten (vgl. das Schreiben vom 9. Juni 1937: Ebd.) und hatte mit dessen Einverständnis in Vertretung für Held den Ausschuss zu einer Sitzung am 22. Juni 1937 in das Sekretariat des Lutherrats eingeladen; in seinem Einladungsschreiben vom 15. Juni 1937 hieß es u. a., der Ausschuss müsse jetzt endlich „zu einem klaren Ergebnis darüber kommen, ob der Trennungsvorschlag durchgeführt werden kann oder ein Zusammenbleiben möglich ist“ (Ebd.). 216 So stellte der Pfarrernotbund nach der Gründung des lutherischen Hilfsvereins in seinen am 1. Februar 1938 beschlossenen, am 25. August 1938 mit einigen Änderungen in Kraft
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Die Hilfskasse gibt uns monatlich 500,– RM. Es darf nicht sein, daß aus irgendwelchen persönlichen Rücksichten eine umfassende Hilfsaktion noch länger unterbleibt. Hahn: Wir sind einsichtig, daß die Not von Thüringen und Mecklenburg eine Umorganisation erfordert. Wir müssen uns nur vergewissern, ob der neue Apparat funktioniert und ob das Ganze auf eine bekenntnismäßige Grundlage gestellt werden kann. Das Ganze muß in freundschaftlicher Abmachung mit dem Pfarrernotbund erfolgen. Otto beantragt, daß vom 1. Juli 1937 ab der lutherische Hilfsverein nach der entworfenen Satzung217 zu laufen anfängt. Breit: Es besteht Einverständnis, daß bis 1. August bzw. 1. September die Hilfskasse errichtet wird218. Opfertag für Innere Mission219. Breit: Die Landeskirchen stehen verschieden zu der Frage, ob das Anerbieten der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt angenommen werden soll220. Wird die Innere Mission aus dem Winterhilfswerk entschädigt werden? Marahrens: Es handelt sich um zwei Fragen. Wie ist der Opfertag der Inneren Mission zu gestalten? Wichtig ist für uns die Frage: Soll die Innere
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gesetzten Richtlinien dann auch ausdrücklich fest, dass „die Ausbildung zum Pfarramt und die dafür aufzubringenden Kosten [.|.|.] nicht Sache des Pfarrernotbundes“ seien (Abdruck: W. Niemöller, Pfarrernotbund, S. 134–138, Zitat: S. 137). Zu dem Entwurf für die Statuten des Hilfsvereins, der mit Rundschreiben des Lutherrats vom 10. März 1937 an die angeschlossenen Kirchenregierungen und Bruderräte versandt worden war, vgl. oben Dok. 15, Anm. 105. Dieser Beschluss lautete nach G 2, S. 4: „Nach Bericht über den Stand der Vorbereitungsarbeiten für den Hilfsverein (Hilfskasse) wird dem Sekretariat der Auftrag erteilt, dafür Sorge zu tragen, daß bis zum 1. September 1937 der Hilfsverein arbeitsfähig ist. Die Landeskirchen erklären sich bereit, dem Plan ihre Unterstützung zu gewähren.“– Zur Gründung des lutherischen Hilfsvereins, die dann am 3. August 1937 vollzogen wurde, vgl. unten Dok. 29, Anm. 27. Nachdem der bisherige ‚Volkstag der Inneren Mission‘ als öffentliche Sammelaktion vom Reichs- und Preußischen Ministerium des Innern am 15. März 1937 verboten worden war (vgl. dazu oben Dok. 10, Anm. 88), hatte sich der Central-Ausschuss für die Innere Mission darum bemüht, in Zusammenarbeit mit dem Kirchenführergremium unter Marahrens (vgl. dazu oben Dok. 13, Anm. 42) in den Landeskirchen einen ‚Opfertag der Inneren Mission‘ durchzuführen, bei dem im gottesdienstlichen Rahmen genehmigungsfreie innerkirchliche Sammlungen stattfinden sollten. Dieser Opfertag sollte dazu dienen, die durch das Verbot drohenden erheblichen finanziellen Verluste für die Einrichtungen der Inneren Mission auszugleichen (vgl. R. Bookhagen, Sonntag, S. 10–18; R. Bookhagen, Kinderpflege 2, S. 195–201; J.-C. Kaiser, Protestantismus, S. 435–439). Der Leiter der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt und Reichsbeauftragte für das Hilfswerk, Hilgenfeldt, hatte auf Anweisung der Reichsregierung Ausgleichszahlungen für die Innere Mission angeboten (vgl. dazu R. Bookhagen, Sonntag, S. 11f.; R. Bookhagen, Kinderpflege 2, S. 195; P. Hammerschmidt, Wohlfahrtsverbände, S. 257).
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Mission eine Bezuschussung durch das Winterhilfswerk annehmen oder nicht? Die Innere Mission ist eine Praktische Lebensäußerung der lebendigen Gemeinden. Wenn sie das wirklich ist, dann darf man vom Winterhilfswerk nichts nehmen. Der Centralausschuss für die Innere Mission hat sich anders gestellt221. Wenn das Winterhilfswerk als die einzige Sammlung für Wohltätigkeitszwecke durchgeführt wird, dann dürfen wir uns nicht weigern, Mittel anzunehmen. Eine Bezuschussung aus dem Winterhilfswerk hebt die notwendige Verbindung des Werkes mit der Gemeinde auf. Das könnte also ein Moment sein gegen die Annahme von Geld aus dem Winterhilfswerk. Dazu kommt, daß bei Annahme von Geld die Innere Mission in eine Lage hineinkommen möchte, daß man ihr später sagt, daß die Innere Mission kein Recht auf Selbständigkeit mehr besitzt, weil sie ja aus öffentlichen Mitteln finanziert wird. Das Winterhilfswerk verlangt Einblick in die christliche Liebestätigkeit222. Trotz dieser Bedenken glauben manche, es sei nicht ratsam, die Bezuschussung abzulehnen. Manche meinen, es sei ein Affront, wenn wir die Mittel des Winterhilfswerks grundsätzlich ablehnen. Die Reichsregierung hat mehr oder weniger deutlich zu erkennen gegeben, daß sie eine Reihe von Fürsorgemaßnahmen auch weiterhin der freien Liebestätigkeit zu überlassen gedenkt. Bisher hat die Innere Mission kein Bedenken getragen, zur Durchführung von wohlfahrtspflegerischer Arbeit öffentliche Gelder anzunehmen. Warum soll sie nun auf einmal erklären: Die Bezuschussung aus dem Winterhilfswerk lehne ich ab? Demgegenüber gibt es eine Reihe von Arbeiten, bei denen es sich verbietet, daß man Mittel annimmt. Das gilt von allen Arbeiten evangelistischer Art, die verkündigenden oder gemeindeaufbauenden Charakter haben. Solche Werke dürfen sich nicht aus dem Winterhilfswerk bezuschussen lassen. Es ist ein Unding, daß wir Mittel nehmen für unsere Gemeindepflegestationen, die zu gleicher Zeit von der Nationalsoziali-
221 Sowohl auf der Sitzung des Vorstands des Central-Ausschusses für die Innere Mission am 13. April 1937 als auch auf der Sitzung der Geschäftsführerkonferenz am 15. April 1937 war die Annahme der Ausgleichszahlungen kontrovers diskutiert worden. Die Geschäftsführerkonferenz hatte sich schließlich darauf geeinigt, die Gelder anzunehmen, allerdings unter der Voraussetzung, dass sie als Ablöse für den Volkstag gezahlt und intern verteilt werden sollten; dadurch sollte sichergestellt werden, dass die Gelder auch Einrichtungen mit ausschließlich kirchlichem Auftrag zugute kommen konnten (vgl. R. Bookhagen, Sonntag, S. 11ff.; R. Bookhagen, Kinderpflege 2, S. 196–199; P. Hammerschmidt, Wohlfahrtsverbände, S. 257–260; J.-C. Kaiser, Protestantismus, S. 435ff.). 222 Dem Vorstand des Central-Ausschusses für die Innere Mission hatte bei seiner Sitzung am 13. April 1937 ein Richtlinienentwurf des Winterhilfswerks für die Ausgleichszahlungen vorgelegen, nach dem das Winterhilfswerk dazu berechtigt sein sollte, die Verwendung der Zuschüsse nachzuprüfen (R. Bookhagen, Sonntag, S. 11).
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stischen Volkswohlfahrt bekämpft werden. Wir haben uns deshalb in Hannover dafür entschieden, dieses Mal durch sämtliche Einrichtungen der Inneren Mission ohne Ausnahme die vorgelegten Antragsformulare ausfüllen zu lassen. Wir wollen aber nur die Anträge vorlegen, die mit gutem Gewissen eine Bezuschussung beanspruchen können. Für die nichtbezuschußten Werke sollen die Mittel durch den Opfertag aufgebracht werden223.
223 Die Diskussion über den geplanten Opfertag der Inneren Mission wurde dann am Nachmittag auf der gemeinsamen Sitzung des Lutherrats mit den Kirchenjuristen fortgesetzt (vgl. dazu unten Dok. 22, S. 490f.).
22 Sitzung des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (Lutherrat) (Fortsetzung) mit Kirchenjuristen 1937 Juni 15 I. Meiser, Wachstuchheft 7, S. 125–148a (als lose Beilage). II. Breit – Brüel – Ficker – Fleisch – Friedrich – Gauger – Geiger – Kotte – Marahrens – Meinzolt – Meiser – Hermann Müller – Niemann – Tramsen – Wurm. Beste – Eichele – Johnsen – Ostmann – Otto – Pietzcker – Wilhelm Ferdinand Schmidt – Sautter – Seebaß. III. Vgl. oben Dok. 21; von 15.30 Uhr bis 19.25 Uhr. G: Vgl. oben Dok. 21.
Friedrich-Baden1: Selbst die Tagung in der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei ist nicht so schlecht verlaufen, wie wir befürchtet haben2. 1 Friedrich berichtete im Folgenden über die Ergebnisse von zwei Besprechungen kirchlicher Juristen, die am 2./3. Juni 1937 und am 15. Juni 1937 stattgefunden hatten. Dabei war die Frage behandelt worden, ob und inwiefern das neue Deutsche Beamtengesetz (vgl. dazu unten Anm. 3) auf die kirchlichen Beamten Anwendung finden könne. Die erste Besprechung hatte auf Einladung Marahrens’ im Sekretariat des Lutherrats stattgefunden (vgl. sein Schreiben an die auf dem Boden von Art. 1 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche stehenden Landeskirchen vom 29. Mai 1937: LKA Hannover, L 3 I Nr. 19 Bd. I). Dabei war zunächst beschlossen worden, einer von der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei für den 3. Juni 1937 anberaumten Sitzung zum selben Thema (vgl. dazu unten Anm. 2) fernzubleiben. Im weiteren Verlauf der Diskussion war „eine ‚sinngemäße Anwendung‘ des Deutschen Beamtengesetzes für möglich, aber auch notwendig erklärt“ worden; allerdings müsse „die Pflicht gegenüber der Kirche als oberster Wertmaßstab und Norm für den kirchlichen Beamten und sein gesamtes Verhalten in einer Präambel für ein kirchliches Beamtengesetz statuiert werden“. Dementsprechend hatten sich die Teilnehmer abschließend darauf geeinigt, „daß in einer Präambel oder einleitendem Paragraphen der Kirchenbeamte als Deutscher mit erhöhten Pflichten gegenüber der Kirche und ihrem Auftrag bezeichnet werden soll; daß eine sinngemäße Anwendung des Deutschen Beamtengesetzes bei Berücksichtigung der erhöhten Pflichten des kirchlichen Beamten gegenüber der Kirche nicht auf unüberwindliche Schwierigkeiten stößt; daß die Dienststrafsachen für kirchliche Beamte besonders geregelt werden sollen; daß eine Scheidung in mittelbare und unmittelbare Beamte stattfinden solle“ (Niederschrift Gaugers „über die Besprechung betr. das kirchliche Beamtenrecht“ am 2./3. Juni 1937: LKA Hannover, L 3 I Nr. 19 Bd. I). Daraufhin hatte Gauger einen vorläufigen Entwurf für ein kirchliches Beamtengesetz ausgearbeitet und den Teilnehmern der Sitzung übersandt (undatierter Entwurf „Beamtengesetzgebung“ und Schreiben Gaugers an Niemann, Brüel, Ostmann, Meinzolt, Pietzcker, Friedrich, Schmidtsdorf, Lambrecht und Ewerbeck vom 4. Juni 1937: Ebd.). Die zweite Besprechung hatte dann parallel zur Sitzung des Lutherrats (vgl. oben Dok. 21) am Morgen des 15. Juni 1937 im Dienstgebäude des Münchener Landeskirchenrats stattgefunden. Dabei hatten sich die Kirchenjuristen darauf geeinigt, dass „in denjenigen Kirchen, für die eine Notwendigkeit und Möglich-
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Wir hatten angenommen, daß man wahrscheinlich in der Frage, die hier zur Debatte steht, in irgendeiner Form das neue Deutsche Beamtengesetz3 einfach auf die kirchlichen Beamten anwenden wird. Die staatskirchenrechtliche Linie wird auch dort beachtet (§ 1744). Wir haben uns dann mit den verschiedenen Entwürfen der einzelnen Landeskirchen beschäftigt5. Wir kamen zu dem Ergebnis, daß der Entwurf von Hannover6 eine sehr brauchbare Unterlage für ein zu erlassendes Gesetz abgeben wird. Eine Reihe von Landeskirchenräten wird entwe-
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keit hierzu besteht“, ein Beamtengesetz erlassen werden müsse; in solchen Kirchen aber, „in denen keine kirchenrechtlichen Verweisungen auf staatliches Beamtenrecht ein Handeln notwendig machen“, sollte auf den Erlass eines Gesetzes verzichtet werden (ungezeichnete „Niederschrift über die 2. Besprechung betreffend das kirchliche Beamtenrecht am 15. Juni 1937“: LKA Stuttgart, D 1, 185). Als Grundlage für derartige landeskirchliche Gesetze sollte ein von der hannoverschen Landeskirche vorgelegter Entwurf (vgl. unten Anm. 6) dienen, dessen endgültiger Wortlaut von den Juristen festgelegt worden war (vgl. unten Anm. 13). Am 3. Juni 1937 hatte in der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei unter der Leitung Werners eine Besprechung zur Frage des kirchlichen Beamtenrechts stattgefunden, die „ausschließlich von deutschchristlichen Kirchen und von der evangelischen Kirche der altpreußischen Union beschickt“ worden war. Dabei hatte Werner ausgeführt, durch das neue Deutsche Beamtengesetz (vgl. unten Anm. 3) würden die kirchlichen Beamten „ja doch mehr oder weniger mittelbare Reichsbeamte“, und dafür plädiert, „den großen Fortschritt herauszuarbeiten“, der „in der Einführung des Arierparagraphen und der Gesinnungsparagraphen“ liege; darüber hinaus hatten die Vertreter von Mecklenburg und Thüringen nachdrücklich gefordert, „nunmehr ganze Arbeit zu machen und das deutsche Beamtengesetz tunlichst ganz zu übernehmen“. Demgegenüber hatten die altpreußischen Vertreter und die Referenten der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei versucht, „die Aufmerksamkeit auf die technischen Einzelheiten zu lenken“ (Zitate aus dem oben Anm. 1 erwähnten Schreiben Gaugers an Niemann, Brüel, Ostmann, Meinzolt, Pietzcker, Friedrich, Schmidtsdorf, Lambrecht und Ewerbeck vom 4. Juni 1937). Zu den Ergebnissen der Besprechung vgl. das Schreiben Werners an die obersten Behörden der deutschen evangelischen Landeskirchen vom 8. Juni 1937 und die „Leitsätze der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei für die Einführung des Deutschen Beamtengesetzes vom 26. Januar 1937 in das landeskirchliche Recht der Beamten der allgemeinen Verwaltung“, die die Kirchenkanzlei dem Reichskirchenminister zur Stellungnahme vorgelegt hatte (LKA Hannover, D 15 II Nr. 28). Vom 26. Januar 1937 (RGBl I 1937, S. 39–70); zu Entstehung und Bedeutung dieses Gesetzes vgl. H. Mommsen, Beamtentum, S. 91–123. Nach diesem Paragraph galten die Vorschriften von Abschnitt IX des Deutschen Beamtengesetzes „über den Rechtsweg wegen vermögensrechtlicher Ansprüche“ auch „für die öffentlich-rechtlichen Religionsgesellschaften und deren Verbände“; diese seien „ermächtigt, zur Regelung des Rechts ihrer Beamten und Seelsorger“ dem Gesetz „entsprechende Vorschriften zu erlassen“ (RGBl I 1937, S. 68). Vgl. die Entwürfe im LKA Hannover, D 15 II Nr. 28. Gemeint ist der Entwurf „Verordnung über die Rechtsverhältnisse der Kirchenbeamten“, den das hannoversche Landeskirchenamt mit Schreiben vom 9. Juni 1937 an Meinzolt, Friedrich, Pietzcker, Lambrecht, Ewerbeck, Ostmann, Schmidtsdorf sowie den Lutherrat gesandt hatte (Entwurf und Schreiben: LKA Hannover, D 15 II Nr. 28).
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der nichts tun oder nur durch eine Verordnung eine Erklärung bringen. Sachsen hat bereits sein Gesetz7. Württemberg wird nur eine Verordnung erlassen und wird die Gültigkeit des bisherigen Beamtenrechtes einfach verlängern8. Anders liegt die Sache in Hannover9, Bayern10, Baden11. Sie müssen unter allen Umständen etwas unternehmen, weil ihr Beamtenrecht dem jeweils herrschenden staatlichen Beamtenrecht angepaßt ist. Die Kernfrage ist: Wie ist das deutsche Beamtenrecht zu übernehmen? Der neue Staat ist ähnlich wie die Kirche ein Bekenntnisstaat. Er verlangt von seinen Beamten nicht nur die gemeine Treue. Er verlangt ein dauerndes Bekenntnis zur nationalsozialistischen Partei und damit zur nationalsozialistischen Weltanschauung und zum neuen Staat, der ja immer mit der Bewegung verbunden ist12. Wir haben uns 7 Bezug unklar: In der sächsischen Landeskirche stand nach wie vor das „Kirchengesetz über die Rechtsverhältnisse der landeskirchlichen Beamten“ vom 4. Januar 1926 (KonsVBl Sachsen, S. 11) in Geltung; ein neues Gesetz oder eine Verordnung über die Rechtsverhältnisse der Kirchenbeamten hatte der Landeskirchenausschuss nicht erlassen. Erst nach dem Sturz des Ausschusses (vgl. dazu unten Dok. 29, Anm. 3) kam es durch den Leiter des Landeskirchenamts, Klotsche, und den Vorsitzenden der Finanzabteilung, Kretzschmar, am 11. Oktober 1937 zum Erlass der „Verordnung über die Rechtsverhältnisse der Kirchenbeamten“, in der das Deutsche Beamtengesetz soweit übernommen wurde, wie es nach der 13. Durchführungsverordnung vom 20. März 1937 (vgl. dazu oben Dok. 9, Anm. 11) zulässig war (KGVBl Sachsen 1937, 126f.). 8 Vgl. dazu das Schreiben des Evangelischen Oberkirchenrats Stuttgart an den Lutherrat vom 9. Juni 1937 (LKA Hannover, D 15 II Nr. 28) und die wenige Tage später erlassene „Verordnung des Evangelischen Oberkirchenrats über das kirchliche Beamtenrecht“ vom 25. Juni 1937. Danach war das am „30. Juni 1937 außer Kraft tretende württembergische Beamtenrecht auch über diesen Zeitpunkt hinaus bis zu späterer gesetzlicher Regelung einstweilen weiter auf die Mitglieder und Beamten des Oberkirchenrats, die nicht ein geistliches Amt bekleiden, entsprechend anzuwenden“; dasselbe sollte auch für die übrigen Beamten und Beamtinnen der württembergischen Landeskirche gelten, die nicht als Geistliche verwendet wurden (ABl Landeskirche Württemberg 1937, S. 85f., Zitat: S. 86).– Zu den beamtenrechtlichen Verhältnissen des württembergischen Landesbischofs und der Prälaten vgl. unten Anm. 18f. 9 Vgl. dazu unten Anm. 17. 10 Nach dem „Kirchengesetz betreffend die Rechtsverhältnisse der Kirchenbeamten“ vom 6. September 1920 fanden auf die Kirchenbeamten der bayerischen Landeskirche „hinsichtlich ihrer Rechte und Pflichten die jeweiligen Vorschriften des staatlichen Beamtengesetzes, mit Ausnahme der Bestimmungen über das Dienststrafrecht, sinngemäß Anwendung“ (KABl Bayern 1920, S. 460f., Zitat: S. 460); Meiser erließ dann am 30. Juni 1937 das „Kirchengesetz betr. die Rechtsverhältnisse der Kirchenbeamten“, das von dem unten Anm. 13 erwähnten Entwurf nur unwesentlich abwich (KABl Bayern 1937, S. 81). 11 Zu den beamtenrechtlichen Verhältnissen in der badischen Landeskirche vgl. unten Anm. 16. 12 In diesem Sinne hieß es u. a. in § 3, Abs. 2, des Deutschen Beamtengesetzes: „Der Beamte hat jederzeit rückhaltlos für den nationalsozialistischen Staat einzutreten und sich in seinem gesamten Verhalten von der Tatsache leiten zu lassen, daß die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei in unlöslicher Verbundenheit mit dem Volke die Trägerin des deutschen Staatsgedankens ist“ (RGBl I 1937, S. 41).
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daraufhin geeinigt, daß man das Deutsche Beamtengesetz sinngemäß übernehmen kann, wenn man klar ausspricht, daß der kirchliche Beamte über das Beamtengesetz hinaus besondere Pflichten hat, die aus dem besonderen Auftrag der Kirche erwachsen. Das ist geschehen in dem Artikel 1 des Gesetzes. Der Artikel wird vorgelesen13. Damit ist das Kirchliche vorangestellt. Im folgenden ist die Übernahme des Deutschen Beamtengesetzes formuliert. Das Gesetz findet nach Maßgabe des Artikel 1 sinngemäß Anwendung14. Für das Dienststrafrecht gelten die kirchlichen Bestimmungen15. Damit ist im wesentlichen gesagt, worauf es bei der Lösung der Frage ankam. Das Grundsätzliche ist, daß die kirchlichen Beamten an kirchliche Pflichten gebunden werden. Andererseits ist er so gestellt, daß er wie ein anderer Beamter den beamtenrechtlichen Bestimmungen untersteht. Sollte einmal ein Konflikt entstehen und ein Disziplinarfall daraus entstehen, so sind in erster Linie die kirchlichen Pflichten zu berücksichtigen. Wenn er aus diesem Pflichtenkreis heraus gegen die Pflicht des Beamten verstoßen hat, so ist ihm hier Schutz zu gewähren. Breit stellt fest, daß sich die Juristen zu einem einmütigen Votum vereinigt haben, daß als erster Satz die besondere kirchliche Verpflichtung statuiert wird und daß zwischen den juristischen und theologischen Beamten kein Unterschied zu machen sei. Friedrich: Das letzte ist landeskirchlich zu regeln. In Baden unterstehen der Landesbischof und die geistlichen Oberkirchenräte dem Beamtenrecht16. Niemann: In Hannover liegen die Dinge anders. Der Landesbischof ist nicht Mitglied der kirchlichen Verwaltung. Auf ihn findet das Deutsche
13 In Art. 1, Abs. 1, des Entwurfs „Gesetz – Verordnung über die Rechtsverhältnisse der Kirchenbeamten“, den die Kirchenjuristen bei ihrer Sitzung am 15. Juni 1937 ausgearbeitet hatten, hieß es dazu: „Die Pflichten der Kirchenbeamten sind bestimmt durch den Auftrag, den die Kirche von ihrem HERRN erhalten hat“ (LKA Stuttgart, D 1, 185). 14 Vgl. Art. 2, Abs. 1, des oben Anm. 13 erwähnten Entwurfs. 15 In Art. 2, Abs. 2, des Entwurfs war ein Leerraum vorgesehen, in den die jeweils in Geltung stehenden landeskirchlichen Bestimmungen über Dienstvergehen der Kirchenbeamten eingefügt werden sollten. 16 In der badischen Landeskirche fielen alle kirchlichen Beamten unter die Bestimmungen des staatlichen Beamtenrechts (vgl. O. Friedrich, Entwicklung, S. 203f.); dies galt nach § 126 der „Verfassung der vereinigten evangelisch-protestantischen Landeskirche Badens“ vom 24. Dezember 1919 (F. Giese/J. Hosemann, Verfassungen 1, S. 723f.) unter bestimmten Bedingungen auch für den Landesbischof (bis 1933: Kirchenpräsident) und die übrigen Mitglieder des Oberkirchenrats. Die entsprechenden Regelungen waren auch nach Verabschiedung der verfassungsändernden „Vorläufigen kirchlichen Gesetze – den vorläufigen Umbau der Verfassung der Vereinigten Evangelisch-protestantischen Landeskirche Badens betr.“ vom 1. Juni 1933 (Landeskirche 1, S. 807–812) in Kraft geblieben.
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Beamtengesetz keine Anwendung. Die geistlichen Mitglieder dagegen unterstehen dem Beamtenrecht17. Hermann Müller: Dasselbe trifft auch für unsere Verfassung zu. Der Landesbischof kann nur durch Beschluß der Landessynode seines Amtes entsetzt werden. Das Disziplinarrecht findet auf ihn keine Anwendung18. Die Prälaten, die ein geistliches Amt bekleiden, stehen unter dem Recht wie Geistliche19. Fleisch: Es ist für uns selbstverständlich, daß wir diesen Weg gehen müssen. Man müßte offiziell erklären, daß der kirchliche Diensteid über allen anderen Pflichten steht bei den Theologen des Kirchenregiments. Marahrens: Wir bekennen uns zu dem Ergebnis der heutigen Beratungen mit freudigem Herzen. Beschluss: Breit stellt fest, daß alle Mitglieder des Lutherrates der Vorlage der Kirchenjuristen zustimmen20. Breit: Kann nach der 13. Notverordnung [sic!] die Kirche überhaupt noch Gesetze erlassen21? Friedrich: Die Deutsche Evangelische Kirchenkanzlei stellt sich auf den Standpunkt: Da am 1. Juli 1937 irgendwie gehandelt wird22, kann man annehmen, daß das zur laufenden Verwaltung gehört23. 17 Nach der Verfassung der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers vom 20. Dezember 1922 war der Landesbischof, dem die geistliche Führung der Landeskirche oblag, lediglich berechtigt, ohne Stimmrecht an den Sitzungen des Landeskirchenamts teilzunehmen, im Gegensatz zu dessen geistlichen und nichtgeistlichen Mitgliedern selbst aber kein Mitglied des Landeskirchenamts (Abdruck: F. Giese/J. Hosemann, Verfassungen 1, S. 129–154, hier: S. 147–152; zur Stellung des hannoverschen Landesbischofs vgl. auch P. Fleisch, Entwicklung, S. 174ff.; H. Otte, Bischof, S. 183f.; I. Mager, Marahrens, S. 135). 18 Der württembergische Kirchenpräsident – seit 8. Juli 1933 Landesbischof (vgl. G. Schäfer, Landeskirche 1, S. 490) – unterlag zwar keiner Dienstaufsicht (vgl. Kirchenverfassungsgesetz, S. 46), nach § 35 des württembergischen Kirchenverfassungsgesetzes („Kirchliches Gesetz betreffend die Verfassung der evangelischen Landeskirche in Württemberg“) vom 24. Juni 1920 musste er jedoch von seinem Amt „zurücktreten, wenn der Landeskirchentag mit einer Mehrheit von zwei Dritteln der abgegebenen Stimmen erklärt, daß sein Rücktritt um des Wohls der Landeskirche willen geboten ist“ (F. Giese/J. Hosemann, Verfassungen 1, S. 454; vgl. dazu auch Kirchenverfassungsgesetz, S. 51f.). 19 Vgl. dazu § 36, Abs. 3 und 4, des württembergischen Kirchenverfassungsgesetzes (F. Giese/J. Hosemann, Verfassungen 1, S. 454; Kirchenverfassungsgesetz, S. 52ff.). 20 Nach G 2, S. 4, lautete dieser Beschluss: „Der Lutherrat nimmt mit aufrichtiger Befriedigung von dem ihm vorgelegten, in der Sitzung erarbeiteten Entwurf eines kirchlichen Beamtengesetzes Kenntnis“. 21 In § 2 der 13. Durchführungsverordnung vom 20. März 1937 hatte Kerrl die Vollmacht zur „Ausübung der kirchenregimentlichen Befugnisse“ durch die im Amt befindlichen Kirchenleitungen „auf die Führung der laufenden Geschäfte beschränkt“ (GBlDEK 1937, S. 12). 22 Am 1. Juli 1937 trat das Deutsche Beamtengesetz in Kraft (vgl. auch das Schreiben der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei an die obersten Behörden der deutschen evangelischen Landeskirchen vom 7. Mai 1937: LKA Hannover, D 15 II Nr. 28).
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Meiser fragt nach der Möglichkeit, daß Kerrl ein einheitliches Gesetz erläßt. Friedrich: Man kann dazu erst Stellung nehmen, wenn man die Maßnahmen des Ministers kennt24. Marahrens: Soll man nicht Fühlung nehmen mit Altpreußen, SchaumburgLippe, Hessen-Kassel [richtig: Kurhessen-Waldeck]25? Gauger: Man sollte zunächst allen unseren Gesetzentwurf zusenden. Marahrens bittet, daß der Lutherrat das macht. Streng genommen ist das eigentlich Sache des Restes der Kirchenführer26.
23 Vgl. dazu die oben Anm. 2 erwähnten Leitsätze der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei, in denen es hieß, die für die Anwendung des Deutschen Beamtengesetzes auf die landeskirchlichen Beamten „erforderlichen Durchführungsvorschriften würden auch im Rahmen der laufenden Geschäfte im Sinne des § 2 Abs. 2 der 13. Durchführungsverordnung liegen“. 24 Das Reichskirchenministerium vertrat in einem Schreiben an den bayerischen Landeskirchenrat vom 16. August 1937 dann die Auffassung, das von der bayerischen Landeskirche am 30. Juni 1937 erlassene Kirchengesetz über die Rechtsverhältnisse der Kirchenbeamten (vgl. dazu oben Anm. 10) sei rechtsunwirksam, da es über den in § 2 der 13. Durchführungsverordnung gezogenen Rahmen hinausgehe und „sein Erlass nicht als Führung der laufenden Geschäfte anzusprechen“ sei (Abschrift im LKA Hannover, D 15 II Nr. 16); in gleicher Weise bezeichnete das Reichskirchenministerium auch die von der badischen Landeskirche auf Grund der Besprechung im Lutherrat getroffenen Regelungen als nicht rechtswirksam (vgl. das Schreiben Kühleweins an den Lutherrat vom 28. August 1937: Ebd.). Der Lutherrat bemühte sich daraufhin um eine einheitliche Reaktion der betroffenen Landeskirchen und arbeitete einen Entwurf für ein Antwortschreiben an das Reichskirchenministerium aus, in dem auf die Leitsätze der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei Bezug genommen und auf die Stellungnahme der Kirchenführerkonferenz zur 13. Durchführungsverordnung (vgl. dazu oben Dok. 13, Anm. 20f.) hingewiesen wurde, in der es geheißen hatte, diese Verordnung stelle „einen unannehmbaren Eingriff in die Freiheit der Verkündigung und des Handelns“ dar („Vorschlag für ein Anschreiben an den Herrn Reichsminister für die kirchlichen Angelegenheiten“, Anlage zum Schreiben des Lutherrats an die ihm angeschlossenen und in der Kirchenführerkonferenz vertretenen Kirchenleitungen vom 8. September 1937: LKA Hannover, D 15 II Nr. 16; vgl. dazu auch das auf Grund des Entwurfs des Lutherrats angefertigte Schreiben des badischen Oberkirchenrats an Kerrl vom 15. September 1937: Ebd.). 25 Marahrens plädierte hier dafür, an der Behandlung der Frage des kirchlichen Beamtenrechts auch diejenigen Kirchen zu beteiligen, die nicht im Lutherrat, sondern nur in der Kirchenführerkonferenz vertreten waren. Dazu gehörten auch die Landeskirchenausschüsse der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union und der Evangelischen Landeskirche Kurhessen-Waldeck; die Evangelisch-lutherische Landeskirche SchaumburgLippe hatte sich zwar im Februar 1937 dem Lutherrat angeschlossen (vgl. K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 295; P. Fleisch, Werden, S. 32), auf der gemeinsamen Sitzung des Lutherrats mit den Kirchenjuristen war jedoch keiner ihrer Vertreter anwesend. Das Sekretariat des Lutherrats beteiligte bei seinem weiteren Vorgehen dann auch die in der Kirchenführerkonferenz vertretenen Kirchen (vgl. das oben Anm. 24 erwähnte Schreiben des Lutherrats vom 8. September 1937). 26 Vgl. oben Anm. 25.
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Mit der Kirchenführerkonferenz steht es so, daß Verhandlungen augenblicklich keinen Zweck haben. Werner zieht sich hinter den Minister [Kerrl] zurück. Unser Gedanke ist der: Eine Kirchenführerkonferenz soll, sobald die Möglichkeit besteht, nach der Marchstraße eingeladen werden. Dann wird uns die Marchstraße verschlossen sein27. Da werden sich weitere Konsequenzen ergeben. An sich ist es ein Skandal, daß wir nicht in den Saal sollen und nicht in das Haus, das sich die Kirchen da gebaut haben. Ich sehe keine Möglichkeit, von woher es uns verboten werden soll. Breit: Die bestehende Situation ist die, daß die Zerstörungsarbeit nunmehr vom Kirchenministerium getrieben wird. Wurm: Man könnte fragen, ob wir dann unsere finanziellen Verpflichtungen weiterhin erfüllen sollen. Wir müssen es für unter unserer Würde halten, eine solche Einrichtung, die völlig abseits von der wirklichen Kirche steht, noch zu finanzieren. Freilich könnte eine solche Maßnahme sehr weitreichende Folgen haben28. Breit: Faktisch ist die Deutsche Evangelische Kirche zerstört. Wenn man logisch diesen Tatbestand entfalten wollte, [müßte] die Selbständigkeit des Handelns an die einzelnen Landeskirchen zurückgehen. Aber welche Landeskirche wagt es, den Weg zu gehen, den Wurm angedeutet hat? Wurm: Wie denken die Juristen über die rechtliche Bedeutung des Wahlerlasses29? Bedeutet der Wahlerlaß nicht an sich schon eine Zurückziehung der Unterschrift des Deutschen Reiches unter die Kirchenverfassung vom 11. Juli 193330. Friedrich: Ich sehe darin noch keine Zurückziehung. Der Wahlerlaß wird innerhalb der Deutschen Evangelischen Kirche [ein Wort unleserlich],
27 In der Marchstraße befand sich die Deutsche Evangelische Kirchenkanzlei. Auf Weisung des Reichskirchenministeriums hatte Werner den nicht-deutschchristlichen Kirchenführern bereits im April 1937 untersagt, die Räume der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei für ihre Zusammenkünfte zu benutzen (vgl. dazu oben Dok. 17, Anm. 2; Dok. 18, S. 341ff.; vgl. auch unten Dok. 25, Anm. 21f.). 28 Die finanziellen Verpflichtungen der Landeskirchen ergaben sich aus Art. 11, Abs. 4, der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche vom 11. Juli 1933, nach dem der Finanzbedarf der Deutschen Evangelischen Kirche durch Umlagen aufzubringen war (GBlDEK 1933, S. 4); für den Fall, dass sich eine Landeskirche weigern sollte, Umlagezahlungen zu leisten, war schon im „Gesetz über die Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 14. Juli 1933 angedroht worden, „auf Ersuchen der Reichsregierung“ könne „die zuständige Landesregierung die Eintragung der Leistungen in den Haushalt“ zwangsweise veranlassen (Ebd., S. 9; RGBl I 1933, S. 471). 29 Zum Wahlerlass Hitlers vom 15. Februar 1937 vgl. oben Dok. 1, Anm. 1. 30 Gemeint ist das oben Anm. 28 erwähnte „Gesetz über die Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche“, durch das die Kirchenverfassung „von Reichs wegen anerkannt“ worden war.
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gleichgültig wie sie konkret verfaßt ist, eine Neuordnung bringen. Wenn die Neuordnung dann da ist, dann wird sie expressis verbis die alte konkrete Ordnung endgültig aufheben. Hier ist einmal auf etwas anderes hinzuweisen: Die ganzen Schwierigkeiten, die jetzt bestehen, sind doch selbst Nachwirkungen, [ein Wort unleserlich], der für eine Übergangszeit gilt. Jedermann hat am 15. Februar 193731 gedacht: In wenigen Wochen ist die Sache fertig. Nun sind vier Monate verflossen. Ich habe mir schon Gedanken gemacht: Soll man nicht einen anderen Weg gehen und durch Vorstelligwerden bei der Reichsregierung [zu erreichen suchen], daß doch nun mal hier ein Ende gesetzt wird? In dem Augenblick, in dem hier ein Ende ist, ist die ganze Kerrl-Muhs’sche Gesetzgebung zu Ende. Jeder andere Weg endet sehr rasch. Man sollte an die Erhebung einer Klage denken wegen Besitzstörung. Aber es ist schwer zu sagen: Wer ist aktiv, wer ist passiv legitimiert? Selbst wenn man annimmt, daß es gelingt, mit der Klage anzukommen – der Richter wird sofort sagen: Dies ist ein Streit innerhalb der Kirche, und verweist sie an das Reichskirchenministerium. Der gewöhnliche Prozeßweg ist aussichtslos. Anders ist der Weg, dem ganzen Zwischensystem ein Ende zu setzen zu versuchen, indem man verlangt, daß doch endlich die Wahlordnung32 herauskommt. Dann gibt es vielleicht ein Ende mit Schrecken, das bekanntlich oft besser ist als ein Schrecken ohne Ende. Breit: In dem Vertrauen, daß [die Kirche] durch irgend ein Ereignis, etwa durch die Generalsynode, aus ihren Schwierigkeiten herauskommt, liegen doch noch Restbestände eines veralteten juristischen Empfindens. Die Generalsynode ist doch nur eine Etappe auf dem Weg, der vor den Augen des Staates ganz klar liegt. Ich bin hier ganz pessimistisch. Wir kennen doch nun die kirchenpolitische Willensbildung des Staates. Er läßt sich nicht aufhalten auf seinem Weg. Die ganze Frage ist die: Ist die Bekennende Kirche stark genug, diesen Weg zu bestehen und zu überstehen? Niemann: Daß die Kirchenverfassung durch den Wahlerlaß des Führers [Hitler] nicht aufgehoben ist, dieser Auffassung werden wir Juristen alle beistimmen. Daß Breit die Zukunft richtig gekennzeichnet hat, ist auch meine Überzeugung. Der Minister [Kerrl] hat es sehr einfach. Da tut er, als ob die Verfassung suspendiert sei33. Dabei werden die Landeskirchen wieder an ihre Verpflichtungen gemäß der Kirchenverfas31 D. h. am Tag des Wahlerlasses. 32 Vgl. dazu oben Dok. 8, Anm. 8. 33 In diesem Sinne hatte sich Kerrl bei der Besprechung mit Werner im Reichskirchenministerium am 24. April 1937 geäußert (vgl. dazu oben Dok. 18, Anm. 3; vgl. auch schon oben Dok. 1, Anm. 53).
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sung erinnert34. Ob wir dem begegnen können dadurch, daß wir die Deutsche Evangelische Kirchenkanzlei boykottieren, ist sehr fraglich, weil uns dann der Minister sehr rasch matt setzen würde35. Das eigentlich Schmerzliche ist das, was sich nach der subjektiven Seite in der Marchstraße vollzieht. Daß man in der Leipzigerstraße36 die Dinge nicht anders sieht, ist selbstverständlich, aber nicht, daß sich diese Auffassung auch in der Marchstraße durchsetzt. Ein Hebel könnte nur nach der persönlichen Seite hin angesetzt werden37. Die Hoffnung, daß durch die Wahl den Unklarheiten ein Ende bereitet wird, vermag ich nicht zu hegen. Darum möchte ich auch den Staat nicht drängen, die Wahl auszuschreiben. Wir wissen alle, welche Gefahren damit für die Kirche erwachsen. Wir brauchen unsererseits nichts dazu zu tun, um dieses Unheil heraufzubeschwören. Friedrich: Ich wollte durch die Wahl dem Zwischenzustand, der uns – soweit ich sehe – nicht sonderlich gut bekommt, ein Ende bereiten. Wenn wir jetzt etwas tun, dann kann man uns immer mit der Begründung fassen, das verstoße gegen Gesetze. Sie wissen, wie in einer etwaigen Propaganda so etwas in der Öffentlichkeit wirkt, wie der als Rechtsbrecher dasteht, der gegen solche Gesetze verstößt. Ich möchte sagen: Wir gewinnen nichts durch das ewige Hinausziehen der Wahl. Ich weiß nicht, was wir gewinnen könnten. Ich glaube nicht, daß die Zeit für uns arbeitet. Wir sagen auch nicht, daß wir wählen wollen; wählen will der Führer [Hitler]. Wenn es dann sein muß, dann soll es bald stattfinden, damit das Zwischenreich endlich ein Ende findet, daß wir uns dann wieder frei bewegen können. Fleisch: Drängen können wir nur darauf, daß die Wahl erfolgt. Wir können nicht erreichen, daß sie so stattfindet, wie wir sie wollen.
34 So nahmen z. B. die den Haushalt der Deutschen Evangelischen Kirche betreffenden Anordnungen der Finanzabteilung bei der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei nach wie vor Bezug auf den oben Anm. 28 erwähnten Art. 11, Abs. 4, der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche (vgl. § 2 der „Anordnung betreffend den Haushalt der Deutschen Evangelischen Kirche 1937“ vom 10. März 1937: GBlDEK 1937, S. 23). 35 Nach der oben Dok. 18, Anm. 2, erwähnten „Niederschrift über eine Besprechung zwischen dem Herrn Reichsminister Kerrl und Präsident Werner im Reichskirchenministerium am 24. April 1937“ hatte Kerrl angekündigt, falls die Landeskirchen „für ihre Gesamtinteressen ein Sonderbüro“ einrichten und „die eigentliche Arbeit der Kirchenkanzlei durch dieses Büro ausführen“ lassen sollten, werde er dieses Büro „polizeilich schliessen lassen“. 36 = Sitz des Reichskirchenministeriums. 37 Nach H. Brunotte, Kurs, S. 7, folgten nicht alle Referenten der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei Werner in seinem willfährigen Verhalten gegenüber Muhs, sondern versuchten ihre von der staatlichen Kirchenpolitik abweichenden Interessen durch eigene Einflussnahme bei Stahn und Ruppel durchzusetzen; zu diesen Referenten gehörte auch Brunotte.
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Was Niemann über das Persönliche in der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei sagte, so ist das eine gewisse Möglichkeit. Aber es kommen dabei sofort Widersprüche heraus, die uns bedrücken. Wenn ein Referent auf unser Drängen etwas tut, tut er es immer im Namen der Kirchenkanzlei. Breit: Dazu ist zu sagen, daß die Kirchenkanzlei nicht von Werner, sondern vom Kirchenministerium dirigiert wird. Werner war seit Pfingsten nicht in der Kirchenkanzlei, weil er sich fürchtet, hier zu Handlungen gedrängt zu werden, die er nicht vollziehen will. Er bangt um seine Existenz38. Hermann Müller äußert die Bitte, daß alle diese Fragen von einem Gremium in maßgebender Weise beraten und dann durchgeführt werden, nämlich die Fragen mit der Wahl. Das muß wirklich einmal zu einer Entscheidung gebracht werden. Es sind viele neue Tatsachen eingetreten. Es wird uns immer mehr der Hals zugeschnürt. Ob nicht doch die Notwendigkeit besteht, zu sagen: Unsere Gemeinden bedürfen neuer Vertretungen? Diese Vertretungen müssen nun erneuert werden auf kirchlichem Weg. Wenn es mit der Arbeitsgemeinschaft39 nicht geht, dann muß der Lutherrat die Sache in die Hand nehmen. Es muß eingehend geprüft werden, ob nicht ein kirchliches Handeln notwendig ist. Meiser appelliert an die Juristen, den Tendenzen des Reichskirchenministeriums auf Verbürokratisierung der Kirche nicht Vorschub zu leisten. Breit: Das bedeutet, daß sich Verwaltungsbeamte zur Verfügung stellen, wenn Finanzabteilungen kommen40. Marahrens: Wir sollten eigentlich das konkrete Schreiben von Kerrl vom 8. Juni 1937 betr. Veröffentlichung der Kerrl’schen Verordnungen in den Amtsblättern Stellung nehmen [sic!]41.
38 Tatsächlich betrat Werner die Räume der Kirchenkanzlei zunehmend seltener und zog sich mit Kriegsbeginn schließlich fast ganz von den Geschäften der Kanzlei zurück (vgl. H. Brunotte, Kurs, S. 12). 39 Gemeint ist die Arbeitsgemeinschaft von Lutherrat und VKL II (vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 24). 40 Schon wenige Tage später, am 25. Juni 1937, wurde dann die „Fünfzehnte Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ erlassen, nach der „bei der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei und bei den Verwaltungsbehörden der deutschen evangelischen Landeskirchen je eine Finanzabteilung“ gebildet werden sollte (GBlDEK 1937, S. 33; vgl. dazu auch unten Dok. 24, Anm. 15). 41 Da sich sowohl die dem Lutherrat angeschlossenen als auch die in der Kirchenführerkonferenz vertretenen Kirchen geweigert hatten, die 13. Durchführungsverordnung in den landeskirchlichen Gesetzblättern zu veröffentlichen (vgl. dazu oben Dok. 9, Anm. 43, und Dok. 13, Anm. 21), hatte Kerrl die Herausgeber und Verleger der kirchlichen Gesetz-, Verordnungs- und Amtsblätter in seinem Runderlass vom 8. Juni 1937 dazu verpflichtet, „Gesetze, Verordnungen und amtliche Kundgebungen, die seit dem 15. Februar 1937 ergangen sind,“ auf sein Verlangen hin „ungekürzt und ohne Zusatz unentgeltlich zum Ab-
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Gauger: Man kann zu diesem Tatbestand sich rechtliche und kirchenpolitische Überlegungen machen. Rechtliche Überlegungen. Formelle Seite. Diese Anordnung erscheint unter einem Aktenzeichen42 und nicht in der Form eines Rechtssatzes. Trotzdem ist hier ein Rechtssatz enthalten. Es fragt sich, ob die Vorschrift über die Verkündigungen [sic!] hier erfüllt ist43. Diese Anordnung stützt sich auf den Erlaß des Führers [Hitler]44. Sie stützt sich nicht auf das Gesetz zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche45. Hier liegt eine Inkonsequenz vor. Man kann daraus nicht folgern, daß diese Anordnung, weil sie auf den Erlaß des Führers [Hitler] gestützt ist, dem wohl gesetzliche Bedeutung zukommt, – nichtsdestoweniger wird durch den Willen des Führers [Hitler] nichts außer Kraft gesetzt, was sonst an Vorschriften ergangen ist. Die sedes materiae46 ist das Gesetz vom 13. Oktober 1923. Das schreibt die Art der Verkündigung [sic!] vor47. Die gesetzliche Vorschrift über die Verkündigung [sic!] von Reichsverordnungen ist nicht erfüllt, es sei denn, daß der Führer [Hitler] sich als vorgesetzte Behörde der Deutschen Evangelischen Kirche betrachtet. Verweis auf die Äußerungen Stahns: Die staatliche Oberhoheit muß die Kirche hinnehmen48. Der Minister [Kerrl] erwartet rasche Erledigung aller Beschwerden; sonst muß er unmittelbar eingreifen. Der Kirchenminister nimmt also die Kirchenhoheit für sich in Anspruch. Was die materielle Seite betrifft, so kann man darauf hinweisen, daß hier noch nicht verlangt ist, daß die Kirchenleitungen in ihren Amts-
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druck zu bringen“; der Abdruck hatte „unverzüglich zu erfolgen“ (GBlDEK 1937, S. 31; Wiederabdruck: Dokumente 4, S. 79f.). = „I 22 421/37“ (GBlDEK 1937, S. 31). Vgl. dazu unten Anm. 47. In Abs. 1 seines Runderlasses (vgl. oben Anm. 41) hatte sich Kerrl auf die mit dem Wahlerlass gegebene Ermächtigung bezogen, die zur Vorbereitung der Wahl „erforderlichen Maßnahmen zu treffen“ (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 1). Vom 24. September 1935 (RGBl I 1935, S. 1178; GBlDEK 1935, S. 99). = Sitz des Gegenstands, einschlägige Gesetzesstelle. Nach § 1 des „Gesetzes über die Verkündung von Rechtsverordnungen“ mussten Rechtsverordnungen des Reichs „im Reichsgesetzblatt oder im Reichsministerialblatte (Zentralblatt für das Deutsche Reich) oder im Deutschen Reichsanzeiger verkündet“ werden; nach § 2 traten diese Rechtsverordnungen, „soweit sie nichts anderes bestimmen, mit dem auf die Verkündung folgenden Tage in Kraft“ (RGBl I 1923, S. 959f., Zitate: S. 959). Stahn hatte auf der Konferenz der Konsistorialpräsidenten am 28. Mai 1937 wörtlich geäußert, die Kirche müsse „die starke staatliche Oberhoheit“ für „das Übergangsstadium“ hinnehmen; eine „Wiederherstellung der kirchlichen Selbständigkeit könne erst nach den Wahlen zur Generalsynode in Frage kommen“ (Zitate aus dem Aktenvermerk Pettelkaus vom 2. Juni 1937: LKA Nürnberg, Meiser 96/IV).– Zu den Ausführungen Stahns vgl. auch oben Dok. 21, Anm. 20ff.
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blättern die 13. Durchführungsverordnung abdrucken sollen. Aber es ist damit zu rechnen, daß dieser Verkündigung [sic!] auf dem Fuß der [Wunsch] folgt, daß diese Bestimmungen abgedruckt werden. Gegen die Erfüllung dieses Wunsches sprechen die weitestgehenden Bedenken. Die Landeskirchenführerkonferenz hat zu der 13. Durchführungsverordnung Stellung genommen und schon erklärt, daß sie die Verordnung für unvollziehbar hält49. Die Landeskirchen würden in einem merkwürdigen Licht erscheinen, wenn sie nun trotz der weitgehenden rechtlichen Bedenken den Rechtsstoff des Reichskirchenministers abdruckten. Sie würden damit einem Gesetz, das sie selbst für rechtlich höchst bedenklich halten, den Schein der Legalität verleihen. Die Kirchenführer haben erklärt, die 13. Verordnung sei nicht vereinbar mit der gesamten staatskirchenrechtlichen Linie des Dritten Reiches50. Aus dem gleichen Grunde können sich die Landeskirchen der ergangenen Aufforderung nicht fügen. Die Anordnung enthält keinen Hinweis darauf, wie sich der Reichskirchenminister die Vollstreckung denkt. Das ist deshalb beachtlich, weil sich der Reichskirchenminister selbst noch keine Gedanken darüber gemacht hat. Er kann die Druckereien polizeilich zum Drucken zwingen. Er kann mit Maßnahmen gegen die sich weigernden Kirchenleitungen vorgehen. Das alles sind Maßnahmen, die für den Staat sehr unangenehm sind. Kirchenpolitische Frage: Soll sich die Kirche weigern oder soll sie der Anordnung nachkommen? Sie soll sich weigern, weil sich hier eine geradezu glänzende Gelegenheit bietet, die 13. Durchführungsverordnung in ihrer materiell weittragenden Bedeutung allem Volk vor Augen zu führen. Es könnte hier auf breiter Grundlage ein allgemeiner Widerstand gegen staatliche Zwangsmaßnahmen sich erheben. Das müßte dem Staat sehr unangenehm sein. Die Geltung des Reichskirchenministeriums ist bei den übrigen staatlichen Stellen sehr gering. Es könnte sein, daß ein zweckmäßig [sic!] geleisteter Widerstand dem Reichskirchenminister sehr viel unangenehmer sein müßte als den Kirchenregierungen selbst. Man sollte sich weigern, dem Verlangen des Ministers nachzukommen, ohne ihm das mitzuteilen.
49 Gemeint ist das Schreiben Marahrens’ an Kerrl vom 8. April 1937 (vgl. dazu oben Dok. 13, Anm. 21). 50 In der Stellungnahme der Kirchenführer zur 13. Durchführungsverordnung (vgl. dazu oben Dok. 13, Anm. 20) hatte es dazu wörtlich geheißen: „Die 13. Verordnung widerspricht [.|.|.] in ihrer Gesamtheit und in ihren Einzelheiten der grundsätzlichen Haltung, die der nationalsozialistische Staat gegenüber der Kirche bisher eingenommen hat, und den ausdrücklichen Richtlinien, die dem für kirchliche Angelegenheiten zuständigen Minister [.|.|.] gegeben sind“ (Zitat: KJ 1933–44, S. 172).
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Niemann: Gauger trug dem Umstand keine Rechnung, daß eine [ein Wort unleserlich] Anordnung des Ministers, seine 13. Durchführungsverordnung zu veröffentlichen, bereits vorliegt51. Jetzt steht die Frage vor uns, ob wir dieses Schriftstück veröffentlichen. Alles, was Gauger über die 13. Durchführungsverordnung sagt, entfällt damit. Friedrich: Der Vollzug wird sehr einfach vonstatten gehen. Es ist verlangt, daß die Verleger die Verordnung abdrucken. Diese werden von der Staatsbehörde angewiesen, den Druck vorzunehmen. Der Drucker wird es mit der Angst zu tun bekommen. Wir könnten höchstens das Blatt liegen lassen und nicht verschicken. Niemann: Der Auffassung von Friedrich kann ich nicht beitreten. Die Verleger sind die kirchlichen Verwaltungsbehörden. Der Minister kommt nur zum Ziel, wenn wir nachgeben. Da hat der Minister andere Druckmittel. Hermann Müller: Ich denke mir den Vollzug sehr einfach für den Staat. Wenn wir das Ersuchen nicht erfüllen, werden die kirchlichen Amtsblatt [sic!] nicht mehr erscheinen dürfen. Der Staat könnte auch die Staatsleistungen52 sperren. Dagegen ist nichts zu machen, wenn der Staat heute unsere Amtsblätter einstellt. Ich möchte doch fragen, ob es nicht das Richtige wäre, einfach den Staat ironisch zu behandeln und eben jedesmal hinzuzusetzen: „Auf Anordnung des Staates .|.|.“. Ich möchte die Frage stellen im Anschluß an Gauger: Wollen wir jetzt nicht den Staat stellen und wollen zum wenigsten Verwahrung einlegen? Ich glaube nicht, daß es viel Erfolg hat. Aber vielleicht zwingen wir doch den Staat dazu, daß er klar Farbe bekennt. Das nötigt ihn dann vielleicht wahrscheinlich, das Gesetz zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche zu bemühen. Der Erlaß, wie er hier vorliegt, wird in der Tat noch einer rechtlichen Korrektur bedürfen. Ob es nicht nötig wird, zuerst Verwahrung einzulegen? Meinzolt: Der Frage der rechtlichen Bedeutung ernsthaft nachzugehen, lohnt sich nicht. Jede formelle Rechtsverwahrung wird bei Kerrl nur ein Lächeln hervorrufen. Er wird immer für sich geltend machen können: Der Wunsch des Führers [Hitler] ist es; der Führer deckt mich hier. Er wird den Willen des Führers für sich einspannen wollen; das ist heute die bedeutsamste Rechtsquelle, gegen die sich zu stellen ein Kampf gegen Windmühlenflügel wäre. Ich sage das resigniert. Ich kann der Sache nur eine kirchenpolitische Bedeutung beimessen. Hier ist die Frage: Was geschieht, wenn wir der Anordnung nicht entsprechen? 51 Kerrl hatte Marahrens bereits in seinem Schreiben vom 12. April 1937 mitgeteilt, er erwarte „insbesondere auch eine Verkündung [der Verordnung] in der üblichen Weise in den Kirchlichen Amtsblättern“ (KJ 1933–1944, S. 172). 52 Vgl. dazu unten Dok. 24, Anm. 40.
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Daß wir uns bei allen diesen Maßnahmen fragen müssen: Wie wird es sich gegen uns auswirken, wenn wir ablehnen? Wir müssen alles in den großen Zusammenhang hereinstellen. Der Kirchenminister Kerrl hat sich durch unsere Ablehnung der Veröffentlichung der 13. Durchführungsverordnung ziemlich vor den Kopf gestoßen gefühlt. Er hat sich darüber aber wahrscheinlich die Hände gerieben. Nun kommt ein Nadelstich nach dem anderen. Der erste ist dieser. Er will uns hier provozieren. Er will uns locken, etwas zu tun, auf daß es ihm möglich sein wird, mit einem ganz dicken Schlag zu reagieren. Wir sollten uns nicht scheuen, von dem Vorgehen der Partei in der Kampfzeit53 zu lernen. Wir sollten den Gesichtspunkt nicht außer Acht lassen, daß hier eine Provokation vorliegt. Es ist schwer zu sagen: Wann und wo ist die Grenze? Diesen Zeitpunkt richtig zu finden, daran wird sich das Geschick der Kirche entscheiden. Wir können den Zeitpunkt nur so für uns günstig wählen, wenn wir wissen, daß der Schlag ein zur Abwehr entschlossenes Kirchenvolk hinter uns findet. Nun glaube ich: Wenn wir die Sache nicht veröffentlichen, dann wird Kerrl die Herausgabe weiterer Blätter verbieten. Die Gesetzgebung wird dadurch unterbunden. Kerrl wird aber noch mehr Repressalien anwenden. Können wir auf die Gefolgschaft unserer Gemeinden rechnen bei diesem Anlaß? Ich bezweifle selbst für unsere Landeskirche, daß sie uns in diesem Konflikt Gefolgschaft leistet. Sie wird auch dann nicht Widerstand leisten, wenn wir die 13. Durchführungsverordnung aufklärend veröffentlichen. Wir können sie nicht genügend aufklären. Ganz anders wäre der Fall, wenn die Kirchenleitung abgesetzt würde. Ich kann den Zeitpunkt zum Widerstand im Augenblick nicht für günstig erachten. Darum mein Vorschlag, daß wir diese Verordnung so veröffentlichen, wie sie uns aufgetragen ist. Wenn wir das nicht tun wollen und sperren uns dagegen, dann ist sicherlich zu erwarten, daß irgendeine uns sehr belästigende Repressalie einsetzen wird. Ob wir unter uns entschlossen sind, hier auf Gedeih und Verderb es an dieser Frage aufbrechen zu lassen, möchte ich auch bezweifeln. Solange nicht eine viel geschlossenere Macht dem Staat sagt: Wir veröffentlichen das nicht, werden wir den kürzeren ziehen. Brüel-Hannover tritt Meinzolt bei. Ich hielte den Zeitpunkt einer Weigerung für verfrüht. Man muß sich etwas an den Wortlaut halten, um erkennen zu können, worauf sich die Anordnung gründet. Die Anordnung fußt auf dem Erlaß des Führers [Hitler]54. Wir haben den Erlaß 53 Mit dem Begriff ‚Kampfzeit‘ wurde in der nationalsozialistischen Terminologie die Zeit vor der Machtübernahme am 30. Januar 1933 bezeichnet (zur Geschichte der NSDAP vor 1933 vgl. W. Horn, Marsch; W. Maser, Frühgeschichte). 54 Vgl. dazu oben Anm. 44.
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begrüßt. Man muß dem Minister das Recht zugestehen, die erforderlichen Maßnahmen, die den Erlaß betreffen, zu veröffentlichen. Die Entscheidung darüber, ob es sich um eine Maßnahme handelt, die der Vorbereitung der Wahl dient, müssen wir dem Minister überlassen. Wenn das alles der Fall ist, wäre [trotz] rechtlicher Bedenken und Vorbehalte, jetzt schon zu sagen: Diese Anordnung ist zu veröffentlichen. Gauger: Hat es Bedeutung, daß wir uns gerade an diesem Punkt sperren? Gauger verweist auf die Vorstellung der Kirchenregierungen betr. die 13. Durchführungsverordnung. Die Gemeinden werden verstehen, daß hier eine außergewöhnliche Komplikation vorliegt. Wenn die Frage auftaucht, ob eine derartige Anordnung zur Vorbereitung der Wahl erforderlich ist, so können wir dem Minister [Kerrl] hier keine uneingeschränkte Vollmacht einräumen. Die 13. Durchführungsverordnung hat mit der Wahl nichts zu tun. In Wirklichkeit handelt es sich hier nicht um eine Stillhalteverordnung. In Wirklichkeit wurde hier eine rechtliche Einebnung der Landeskirchen vorgenommen. Diesen Tatbestand müssen wir dem Kirchenvolk einhämmern. Hier handelt es sich um den Zentralpunkt. Jetzt haben wir im Süden noch einheitliche Kirchenleitungen. Wie es damit schon in kurzer Zeit stehen wird, ist schwer zu sagen. Darum Ablehnung der Anordnung. Wurm: Wenn es so leicht wäre, ein Nachgeben mit einer eindrucksvollen Demonstration zu verbinden, könnte ich mich auch mit dem Weg von Meinzolt einverstanden [erklären]. Aber wenn ich auf die Entwicklung der letzten Zeit schaue, so ist es uns verboten, hier auch nur einen Zentimeter nachzugeben. Kerrl hat sich durch die Verordnung vom März55 zum Regenten der Kirche zu machen [versucht] und hat den Rücktritt des Reichskirchenausschusses56 benützt, um seine Souveränität zu stabilisieren. Wir haben uns damals zur Wehr gesetzt. Wir haben den Ausschuß berufen, um eine kirchliche Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche herauszustellen57. Wenn wir jetzt die Verordnung abdrucken, nachdem wir uns zuerst geweigert haben, sie zu übernehmen, dann ist unser Widerstand gebrochen. Dann werden die Dahlemer Kreise58 erneut sagen: Die Kirchenregierungen des Lutherrates sind nicht imstande, eine klare Linie zu halten. Die Folge wird eine große
55 Gemeint ist die 13. Durchführungsverordnung. 56 Am 12. Februar 1937 (vgl. dazu oben Dok. 2, Anm. 20 und 26; Dok. 4, Anm. 3). 57 Gemeint ist das von der Kirchenführerkonferenz herausgestellte Leitungsgremium unter dem Vorsitz Liljes (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 18), das von Kerrl allerdings nicht anerkannt worden war; daraufhin hatte die Kirchenführerkonferenz am 2./3. April 1937 Marahrens, Wurm, Zimmermann und Hollweg mit der Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche beauftragt (vgl. oben Dok. 13 mit Anm. 42). 58 Zum damaligen Sprachgebrauch der Bezeichnung ‚Dahlemer‘ vgl. oben Dok. 3, Anm. 36.
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Niedergeschlagenheit der Pfarrerschaft sein und ein Triumph der radikalen Opposition. Die Führung der Kirche wird auf die Kreise übergehen, denen es doch am letzten Veranwortungsbewußtsein fehlt. Wir können auch im Blick auf vorwärts den Schritt nicht machen. Wenn wir diese Verordnung schlucken, dann haben wir noch viele andere zu schlucken. Wir haben uns anno 1935 noch viel zu leicht mit der Einrichtung des Kirchenministeriums abgefunden59. Wir haben uns damals getäuscht. Damals war der Staat vorsichtig, weil er die Bekennende Kirche als eine Potenz ansah. Er sieht sie heute nicht mehr als das an. Das ist das Tragische an der Lage. Ich glaube, daß der heutige Zeitpunkt von uns fordert, daß wir die Anordnung absolut ablehnen ohne Rücksicht auf die Konsequenzen. Gewiß kann uns der Minister dafür bestrafen. Aber er muß, durch innere Konsequenz getrieben, auch wieder die Hand an uns legen. Er muß die drei Landeskirchen, die hauptsächlich Widerstand geleistet haben60, zu beseitigen versuchen. Das ruft dann die Gegenwirkung hervor. Rechtsfragen eignen sich nicht zu einer großen Aktion. In der Pfarrerschaft weiß man, wieviel Uhr es geschlagen hat. Wenn wir jetzt, nachdem der neue Vorstoß gekommen ist, unsere Pfarrerschaft sofort richtig informieren, dann glaube ich, daß, wenn unser Widerstand mit Gewaltmaßnahmen beantwortet würde, Pfarrerschaft und Kirchenvolk sich wieder so hinter uns stellen würden wie 193461. Fleisch: Die Frage, ob jetzt der Punkt ist, nein zu sagen oder nicht, stellen wir seit 1933. Für mich muß ich sagen: Wenn wir immer fragen, dann
59 Am 16. Juli 1935 waren die „bisher im Reichs- und Preußischen Ministerium des Innern sowie im Reichs- und Preußischen Ministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung bearbeiteten kirchlichen Angelegenheiten“ auf den bisherigen „Reichsminister ohne Geschäftsbereich Kerrl“ übergegangen („Erlaß über die Zusammenfassung der Zuständigkeiten des Reichs und Preußens in Kirchenangelegenheiten“: RGBl I 1935, S. 1029; GBlDEK 1935, S. 83). Zu Entstehung, Struktur und Kompetenzen des Reichskirchenministeriums vgl. H. Kreutzer, Reichskirchenministerium, S. 75–98; G. Besier, Kirchen 3, S. 287–301; zu den kirchlichen Reaktionen auf die Einrichtung des Ministeriums vgl. ebd., S. 302–336. 60 Gemeint sind die Landeskirchen von Bayern, Hannover und Württemberg. 61 Im Herbst 1934 hatte der ‚Rechtswalter‘ des Reichsbischofs, August Jäger, versucht, die Landeskirchen von Württemberg und Bayern zwangsweise in die Reichskirche einzugliedern; dabei waren die Kirchenleitungen in Stuttgart und München gewaltsam abgesetzt und die Landesbischöfe Wurm und Meiser unter Hausarrest gestellt worden. Daraufhin hatte unter Pfarrern und Gemeindegliedern beider Landeskirchen eine Protestwelle eingesetzt, bei der es zu einer Vielzahl von Bitt- und Bekenntnisgottesdiensten, zu Massenversammlungen und zur Entsendung von Delegationen zu hohen politischen Stellen gekommen war (vgl. K. Scholder, Kirchen 1, S. 309–355; K. Meier, Kirchenkampf 1, S. 452–455, S. 463–468; T. Dipper, Bekenntnisgemeinschaft, S. 50–57; C. Nicolaisen, Herrschaft, S. 310–313).
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ist es so: Wir biegen immer noch einen Zentimeter zurück und biegen noch, auch wenn es längst abgebrochen ist. Es mag jemand selbst seiner so sicher sein, daß er sagt, er finde den rechten Punkt. Mir für meine Person wäre das Rückgrat ab, wenn ich hier ja sagte. Niemann: Wenn gesagt ist, der Minister müsse eine Möglichkeit haben, seine Maßnahmen zur Wahl bekannt zu machen, so ist das richtig. Insoweit würden wir keine Veranlaßung haben, ihm zu widerstehen. Aber seine Anordnung beschränkt sich nicht darauf. Er schreibt uns vor, a l l e Anordnungen zu veröffentlichen62. Noch hat er uns nicht angewiesen, die 13. Durchführungsverordnung zu veröffentlichen63. Aber wir müssen voraussehen, daß er das tun wird, und müssen mit der Möglichkeit weiterer untragbarer Anordnungen rechnen. Man müßte dem Minister sagen: Wenn du uns Gewähr bietest, daß nur deine Maßnahmen zur Durchführung der Wahl veröffentlicht werden sollen, so werden wir das tun. Wenn auch die 13. Durchführungsverordnung darunter fällt, vermögen wir deinem Ansuchen nicht zu entsprechen. Breit: Ich fürchte auch, wenn die Veröffentlichung erfolgt, so bringen wir Gemeinden und Pfarrer in die schlimmste Verwirrung und würden unglaubwürdig. Aus diesem Grund sehe ich auch keinen Weg, wie dieser Verfügung Rechnung getragen werden sollte, es sei denn, daß die Möglichkeit besteht, daß ein Amtsblatt mit dieser Verfügung herauskommt und auf dem Fuße folgt ein neues Amtsblatt, in dem die Kirchenbehörde zu der Verfügung Stellung nimmt und in aller Form ihren Standpunkt entwickelt. Jedenfalls ist die Kirchenführerkonferenz eine lächerliche Einrichtung, wenn diese Veröffentlichung erfolgt. Gauger: Warum will der Minister unsere Amtsblätter? Doch, weil hier die Stimme der Kirche ertönt. Wer sorgt dafür, daß der Minister sich die Anordnung des Württemberger Kirchenregiments64 zu eigen macht? Breit: Heute haben wir noch alles in Händen, was moralisch für uns spricht. Wenn wir vor unseren Gemeinden diese Blöße uns geben, dann sind wir moralisch sehr geschwächt. Hermann Müller: Was die Veröffentlichung betrifft, so möchte ich doch noch hinweisen dürfen auf den Zusammenhang mit der gegenwärtigen Behandlung der Presse überhaupt. Es gehört heute nicht zu den Seltenheiten, daß der Presse Zwangsauflagen gemacht werden. Ich möchte das anführen, um davor zu warnen, diese Sache zum Kardinalpunkt zu machen. Wäre es nicht richtig, die Dinge im Zusammenhang zu sehen
62 Zum Wortlaut des Runderlasses Kerrls vgl. oben Anm. 41. 63 Vgl. aber oben Anm. 51. 64 Bezug unklar.
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mit der ganzen Art des Vorgehens des Staates seit dem 15. Februar 1937? Sollte man jetzt nicht der Präsidialkanzlei sagen, was wir zu sagen haben65? Dann wäre in diesem Zusammenhang auch dieser Erlaß anzuführen und dagegen Protest zu erheben. Man sollte diese Sache nicht allein zum Gegenstand des Widerstandes benützen, sondern sie in einen großen Zusammenhang stellen. Das würden unsere Gemeinden viel eher verstehen. Der Führer [Hitler] hat gewollt, daß die Kirche ihre Angelegenheiten regeln soll. Was ist jetzt geschehen? Das versteht die Gemeinde besser. Wenn wir unseren Widerstand auf diese Maßnahmen der Zwangsauflage beschränken, so werden wir unsere Gemeinden nicht wirklich hinter uns bringen. Sollte nicht dieser Erlaß benützt werden, um uns im großen Zusammenhang an die Präsidialkanzlei zu wenden? Ich kann mir nicht denken, daß unsere Gemeinden wegen einer Zwangsauflage geschlossen aufstehen. Wenn wir es in der Richtung wenden: Der Führer [Hitler] hat das und das in Aussicht gestellt und seither ist das und das geschehen, um die Kirche zu knebeln, dann haben wir eher die Stimme der Gemeinde zu unseren Gunsten zu erwarten. Altpreußen hat die Sache ohne weiteres gemacht66. Das schwächt unseren Widerstand gegen die Sache ungeheuer. Breit: Eine Eingabe an die Reichskanzlei ist gänzlich ohne Wert. Mir wäre es wichtig, nachdem dieses Amtsblatt unsere Pfarrer bekommen, daß wir das Memorandum, das Müller empfiehlt, schleunigst an unsere Gemeinden herausgeben. Unsere Gemeinden müssen wissen, daß sich die Kirche nur dem Zwang beugt, aber ihm widerspricht. Marahrens: Ich habe heute morgen den Erlaß heute morgen [sic!] anders gelesen als ich ihn jetzt lese. Besteht eine Möglichkeit, daß man den Erlaß abdruckt und dem Minister [Kerrl] sagt: Jede Verordnung, die du erläßt, und die kirchlich untragbar ist, wird nicht abgedruckt. Wenn ich an das denke, was wir zur 13. Durchführungsverordnung gesagt ha65 Gemeint ist eine Eingabe an die R e i c h s kanzlei. 66 Gemeint wohl: Die Veröffentlichung der 13. Durchführungsverordnung in der altpreußischen Ausgabe des Gesetzblatts der Deutschen Evangelischen Kirche (GBlDEK 1937, Ausgabe B, S. 11f.). Dieser Abdruck erscheint allerdings nicht verwunderlich, weil das vom Evangelischen Oberkirchenrat verantwortete „Kirchliche Gesetz- und Verordnungs-Blatt“ bereits im März 1934 eingestellt worden war und die altpreußischen Gesetze, Verordnungen und amtlichen Mitteilungen seither im Gesetzblatt der Deutschen Evangelischen Kirche erschienen, das von der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei herausgegeben wurde (vgl. die „Bekanntmachung über das Eingehen des kirchlichen Gesetz- und Verordnungs-Blattes der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union“ vom 16. März 1934: KGVBl Altpreußen 1934, S. 13f.). Zwar erschien seit 1935 eine altpreußische Ausgabe des Gesetzblatts der Deutschen Evangelischen Kirche (Ausgabe B); der Inhalt der Abteilung „Deutsche Evangelische Kirche“, in der die 13. Durchführungsverordnung abgedruckt worden war, war jedoch identisch mit dem Inhalt der Reichsausgabe (Ausgabe A).
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ben, so ist es schlechterdings nicht möglich, daß wir die 13. Durchführungsverordnung abdrucken. Man muß von dem Musterbeispiel der 13. Durchführungsverordnung ausgehen. Der vorliegende Wortlaut wäre vielleicht abdruckfähig. Wir könnten dem Minister sagen: Wir sind bereit, sie abzudrucken. Aber wir sollten dem Minister heute schon sagen: Jede Verordnung, die dem Bekenntnis der Kirche widerspricht, lehnen wir ab, abzudrucken. Ficker: Mir scheint, hier will der Minister bewußt den Stein ins Rollen bringen. An dieser Sache soll der Konflikt aufbrechen. Es hat für sich das günstige Moment, daß es scheinbar nur eine formale Sache ist. Es ist ein Fühler, ein Versuchsballon. Man will feststellen, was man den Kirchen zumuten kann. Man sucht hier vielleicht zugleich auch eine Gelegenheit, einem obstruierenden Landeskirchenausschuß das Leben auszublasen. Wenn ich diese Verordnung im Zusammenhang sehe mit den Herausforderungen des Landeskirchenamts in Sachsen67, so bin ich mir ganz klar, daß die Verordnung den Stein ins Rollen bringen will. Hier will der Minister etwas erreichen. Man will zuerst mit den Kirchenausschüssen aufräumen. Dann kommen die bischöflich geführten Kirchen. Wir müssen verstehen, daß wir auf sehr ungünstigem Boden den Kampf ausfechten. Wir müßten vor den Gemeinden aufleben lassen, was dahinter steht. Die Gemeinden müßten wissen, was los ist. Wir müßten den Minister zum Reden zwingen. Sobald wir den Gemeinden etwas sagen wollen, so würde das schon im Druck verhindert. Ich habe keine große Hoffnung. Wenn wir ablehnen, müssen wir jedenfalls ein sehr ernstes Wort reden. Wenn der Minister trotzdem auf der Forderung besteht, dann ist der Boden nicht mehr ein bloß rechtlicher, sondern es geht dann gegen die Lebensinteressen der Kirche. Meiser: Warum geforderter Abdruck, da unsere Gemeinden ja das Gesetzblatt der Deutschen Evangelischen Kirche halten müssen? Sollte man den Minister nicht bei seinem eigenen Wort nehmen und erklären, daß die Anordnung dieser Wahl wohl abgedruckt wird, aber nicht Maßnahmen und Anordnungen, denen wir aus Bekenntnisgründen widerstehen müssen? Sollen wir nicht mit Gegenvorstellungen antworten?
67 So hatte das Reichskirchenministerium den sächsischen Landeskirchenausschuss u. a. an einer Befragung der Referenten und Mitglieder des Landeskirchenamts über ihre Stellung zum Bekenntnis und zu den Thüringer Deutschen Christen, an der Versetzung von Vikaren und der Neubesetzung von Superintendenturen gehindert (vgl. J. Fischer, Landeskirche, S. 83f.); darüber hinaus hatte Reichsstatthalter Mutschmann Ende April 1937 die Zahlung der Staatsleistungen an die Landeskirche eingestellt und verweigerte auch die Genehmigung neuer Steuertermine (vgl. dazu unten Anm. 70).
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Gauger: Mir scheint der Vorschlag von Marahrens eine mögliche, aber auch notwendige Form dessen zu sein, wie man sich in dieser Lage verhalten soll. Man soll ihn mit dem Vorschlag Meiser verbinden. Wir gewönnen dadurch Zeit, weil auch mit den Kirchenleitungen, die heute hier nicht vertreten sind, noch über diese grundsätzlich bedeutsame Sache Rates [sic!] gepflogen werden soll. Es muß auch heute schon gehandelt werden. Es kann sein, daß die anderen Kirchenregierungen schon daran gegangen sind, auch das zum Abdruck zu geben. Man sollte heute noch bitten, zu stoppen, bis weiter beschlossen würde. Meinzolt: Ich kann mich für den Weg Gaugers nicht erwärmen. Es kommt doch darauf hinaus, daß wir Kerrl eine Erklärung abgeben mit einer Art Referendum. Ein solches Vorgehen würde auf Kerrl nicht den geringsten Eindruck machen. Er wird das mit einem kurzen Ultimatum beantworten. Wir stehen dann heute in acht Tagen vor der gleichen Situation. Wenn wir schon glauben, mit der Veröffentlichung dieser Verordnung ist uns ein Stück Rückgrat gebrochen, dann gibt es nur ein Entweder-Oder. Ich konzediere, daß im Raum der Kirche die Entscheidung von anderen Motiven beeinflußt werden muß als im außerkirchlichen Raum. Wenn aber hier ein erster Schritt dazu getan werden [soll], der uns das Rückgrat bricht, dann schreibe man Kerrl: Wir werden es nicht tun. Schon der Form nach ist der Erlaß eine Unverfrorenheit. Man könnte schon sagen: Wir denken nicht daran, Gesetze, Verordnungen, Bekanntmachungen des Reichskirchenministeriums von unseren Verordnungen [Amtsblättern] auszuschließen. Es hätte der Rückerinnerungen in Ihrem Schreiben und des Befehlssatzes nicht bedurft; daß wir das nach Maßgabe unserer kirchlichen Verantwortung tun werden, brauchen wir Ihnen diese Anordnung nicht zu versichern [sic!], wenn wir darüber hinaus noch einen Satz hinzufügen, daß es uns ein Anliegen sein soll, die Anordnungen betr. der Wahl zu veröffentlichen. Niemann: Die Schwierigkeit beim Vorschlag Marahrens liegt darin, daß wir unsere Antwort an den Minister dem Abdruck nicht beigeben können. Das ganze Unheil, das Breit in den Gemeinden entstehen sieht, wird dadurch erzeugt. Die Gemeinden werden doch ver[unsichert]. Darum, wenn überhaupt einem der Vorschläge gefolgt werden soll, halte ich den Vorschlag von Meinzolt einzig für ausführbar. Breit: Mir scheint, daß der Vorschlag Meinzolt zu empfehlen ist. Es darf nur keine Differenz hier geben. Marahrens: Es bleibt dann in jedem Fall die Prüfung, ob die Anordnung des Ministers zu veröffentlichen ist. Niemann: Man würde gut tun, den Minister aufzufordern, zu erklären, daß sich seine Aufforderung nur auf Dinge bezieht, die mit der Wahl zusammenhängen. Sonst würde uns der Abdruck unseren Gemeinden ge-
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genüber in ein falsches Licht setzen. In der Anordnung haben wir es auch mit Erlassen zu tun, daß sie sich auch auf vorausgegangene Erlasse bezieht. Wir müssen doch auch aussprechen, ob wir die 13. Durchführungsverordnung veröffentlichen wollen. Kotte: Was ist gewonnen, wenn man den Vorschlag von Meinzolt befolgt und ablehnt mit einer Erklärung? Die Verordnung erscheint auch im Amtsblatt des Reichsinnenministeriums68. Sie wird also in weiteste Kreise dringen. Sie wird vermutlich schon morgen in den Tageszeitungen stehen. Wir müssen auch die Äußerungen von Stahn69 beiziehen. Für Sachsen ergibt sich die Folge, daß der Reichsstatthalter [Mutschmann] uns weitere Steuertermine nicht genehmigt70. Dann kann ich mir wohl denken, daß eine weitere Folge ist, daß der Reichskirchenminister die Finanzabteilung ermächtigt, die Durchführungsverordnung abzudrucken. Diese Folgen muß man sehen, daß der Abdruck unbedingt durchgesetzt wird. Eine Erklärung, daß man wohl alle Wahlerlasse abdrucken wird, hindert nicht, daß man sich heute schon vor die Frage gestellt sehen muß. Der Konflikt ist da, wenn wir nicht abdrukken.
68 Gemeint ist hier nicht die 13. Durchführungsverordnung, die schon im März 1937 im RGBl 1937, S. 333f., erschienen war, sondern der Runderlass Kerrls vom 8. Juni 1937 (vgl. oben Anm. 41), dessen Veröffentlichung im RMBliV 1937, S. 945, erfolgte. 69 Vgl. dazu oben Anm. 48. 70 Mutschmann hatte die sächsische Landeskirche seit 1935 durch massive Kürzungen der Staatszuschüsse und die Verzögerung der Genehmigung der Kirchensteuerordnung in eine finanzielle Notlage gebracht. Seit dem Steuerjahr 1936 konnten die Kirchensteuern nur noch auf Grund von Notverordnungen erhoben werden, deren Genehmigung Mutschmann ebenfalls wiederholt hinauszögerte (vgl. dazu J. Fischer, Landeskirche, S. 45, S. 72f.); für die Erhebung der Kirchensteuern im Steuerjahr 1937 hatte Mutschmann dann zunächst nur zwei Steuertermine genehmigt (vgl. die „Verordnung zur Regelung der Erhebung der Kirchensteuern im Bereiche der evangelisch-lutherischen Landeskirche des Landes Sachsen für die erste Hälfte des Kalenderjahres 1937 (1. Januar bis 30. Juni 1937)“ vom 8. April 1937 [KGVBl Sachsen 1937, S. 50–53] und die „Ausführungsverordnung zur Verordnung vom 8. April 1937 zur Regelung der Erhebung der Kirchensteuern im Bereiche der evangelisch-lutherischen Landeskirche des Landes Sachsen für die erste Hälfte des Kalenderjahres 1937“ vom 8. April 1937 [Ebd., S. 53ff.]). In seinem Schreiben an den sächsischen Landeskirchenausschuss vom 6. April 1937 hatte es dazu geheißen, diese Beschränkung sei „deshalb notwendig, weil der Landeskirchenausschuß zurzeit nicht in der Lage ist, in den schwebenden Fragen über die finanzielle Auseinandersetzung zwischen Staat und Landeskirche eine endgültige Entschließung zu fassen“; erst wenn die Generalsynode zusammengetreten sei und die Landeskirche eine verfassungsmäßige Leitung erhalten habe, könne eine „geeignete Grundlage für die endgültige Bereinigung der Frage der Staatsleistungen sowie für die weitere Behandlung der Steuerangelegenheit“ geschaffen werden (Abschrift im LKA Hannover, D 15 I Nr. 88).
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Hermann Müller: Ich kann mir nicht vorstellen, mit welchen auch nach außen hin einleuchtenden Gründen wir die Durchführungsverordnung nicht abdrucken. Breit: Wir können uns nicht selbst aufgeben. Mit der 13. Durchführungsverordnung hängen wir uns vor aller Welt auf. Fleisch: Ich habe das Empfinden: Wenn wir die Anordnung abdrucken, dann sind wir unwahrhaftig. Ich kann dem Minister keine Blankovollmacht geben, Dinge zu verlangen, die auch gegen das Bekenntnis sind. Wir können keine Blankovollmacht geben; darum können wir nicht abdrucken. Gauger: In den Amtsblättern haben wir schon bisher Gesetze veröffentlicht, die von dem Reichskirchenminister erlassen worden sind. Die staatlichen Anordnungen, die dem Bekenntnis nicht widerstreiten, kann man abdrucken. Fleisch meint, es sei schon eine Konzession, wenn die Anordnung des Reichskirchenministers veröffentlicht wird. Ich kann es nicht als Konzession ansehen. Derartige Auflagen kommen auch in der weltlichen Presse vor. Wenn in der Weise vorgegangen wird, nachdem Zusätze verboten sind, daß man cum actu71 zwei Amtsblätter herausgibt, eines mit der Anordnung, ein Blatt mit dem Schreiben an den Minister, dann würde der Eindruck, den Fleisch befürchtet, bei den Gemeinden nicht entstehen. Breit: Wenn dem gedient ist, daß wir vor unseren Gemeinden nicht als unglaubwürdig erscheinen und dem anderen, daß wir uns nicht aus diesem Fall die größten Schwierigkeiten schaffen, dann wäre es noch möglich, auf einer der vorgeschlagenen Linien zu prozedieren. Entweder nach Vorschlag Gauger oder Meinzolt. Tramsen ist gegen die Veröffentlichung in zwei Amtsblättern. Ich glaube, daß der Minister dann mehr gereizt sein muß, wenn er sieht, wie man das erste zu umgehen versucht hat. Darauf kommt es an, daß die 13. Durchführungsverordnung auf keinen Fall veröffentlicht wird. Sonst käme das Vertrauen völlig ins Wanken. Meiser ist gegen zwei Amtsblätter. Geiger: Wir kommen um den Konfliktsfall nicht herum. Die Verordnung des Ministers will den Abdruck der 13. Durchführungsverordnung erzwingen. Der Vorschlag von Meinzolt gibt uns noch eine Galgenfrist. Breit: Was Sachsen anlangt, so wird das Verhängnis auch über Sachsen kommen. Das wird nicht aufzuhalten sein72. Daß die Not in Sachsen 71 Wohl gemeint: gleichzeitig. 72 Das Reichskirchenministerium beließ es dann auch nicht bei Behinderungen des Landeskirchenausschusses (vgl. dazu oben Anm. 67), sondern begann bereits wenige Tage später, gezielt den Sturz des Ausschusses zu betreiben (vgl. dazu den Bericht Fickers unten Dok. 25, S. 526ff.).
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besonders groß ist, dafür wird bei uns tiefstes Verständnis sein. Breit stellt fest, daß an eine Veröffentlichung der 13. Durchführungsverordnung nicht gedacht werden kann. Es besteht auch Einverständnis, daß auch die Anordnung vom 8. Juni 1937 nicht abgedruckt werden kann. Marahrens fragt nach der Begründung. Meiser: Das Bekenntnisrecht der Kirche würde durch Zustimmung zu der Anordnung außer Kraft gesetzt. Ficker: Ich kann hier nicht mitsprechen, nicht für den Landeskirchenausschuß. Man wird bei uns den Anlaß benützen, aus der zweiten und dritten Steuer einen Termin zu sperren73. Wir haben die Absicht, nächsten Sonntag [20. Juni 1937] und Montag [21. Juni 1937] die Pfarrer, die zu uns stehen, zusammenzunehmen und sie aufzuklären über den Stand der Dinge74. Es ist für uns ungemein wichtig, daß wir Zeit gewinnen, ehe der Konflikt losbricht. Wir müssen den Konflikt von der juristischen Ebene auf die Ebene notwendiger Entscheidungen verschieben. Niemann: Wer von uns kann hier eine bindende Erklärung abgeben? Dieser Schwierigkeit müssen wir Herr werden in der Art, daß wir uns stark machen, daß die Veröffentlichung innerhalb der nächsten 48 Stunden nicht erfolgt und daß innerhalb dieser Zeit die Klärung in unseren Gremien eingetreten ist. Breit: Diese ganze Sache betrifft nicht nur die Existenz des Lutherrates, sondern auch seine Geschlossenheit. Es wäre für den Minister [Kerrl] ein sehr erfreulicher Vorgang, wenn Kirchen des Lutherrates hier den Weg der Mehrheit verließen. Marahrens: Man würde also eine Antwort, die man an Kerrl gibt, praktischerweise auch an das Reichsministerium des Innern richten. Meinzolt: Wir sollten uns nicht schon heute abend binden. Ich bin nicht der Meinung, unsere Pfarrer seien so [ein Wort unleserlich] darauf, wie wir uns zum Reichskirchenministerium verhalten, als wir es unter uns sind. Wurm bittet, daß wir uns möglichst auf den Vorschlag Meinzolt einigen75. 73 Vgl. dazu oben Anm. 70. 74 Vgl. dazu oben Dok. 21, Anm. 91. 75 Nach G 2, S. 5, wurde hier beschlossen, Meinzolt „um Fertigung eines an das Reichskirchenministerium zu richtenden, dann auch mit einem Begleitschreiben dem Reichsinnenministerium zu übermittelnden Anschreibens zu bitten, in dem die gegen die Befolgung dieser Anordnung [Kerrls vom 8. Juni 1937] sprechenden Bedenken deutlich zu Worte kommen sollen.“ Die Entwürfe Meinzolts sollten den dem Lutherrat angeschlossenen Kirchen als Grundlage für ihre Eingaben an das Kirchen- und das Innenministerium dienen. Bereits am 16. Juni 1937 konnte Meiser die Entwürfe an Marahrens, den Evangelischen Oberkirchenrat Stuttgart, Ficker, Johnsen, Henke, Tügel, den Evangelischen Oberkirchenrat Karlsruhe, Happich und den Lutherrat senden. In dem auf den 16. Juni 1937 da-
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Marahrens: Innere Mission76. Man soll die Bezuschussung77 nicht grundsätzlich ablehnen für wohlfahrtspflegerische Arbeiten; es gibt aber bestimmte Gebiete, für welche die Bezuschussung abzulehnen ist. Die Kirchen werden den Ersatz durch den Opfertag der Inneren Mission78 beschaffen müssen. Altpreußen [= die evangelische Kirche der altpreutierten Entwurf für das Schreiben an Kerrl wurde zunächst festgestellt, „dass wir für die Bekanntgabe solcher Erlasse jederzeit unser Kirchliches Amtsblatt zur Verfügung stellen und uns auch nicht für befugt halten, durch Kürzungen oder Zusätze Form und Inhalt solcher Erlasse zu verändern“; dies habe jedoch zur Voraussetzung, „dass diese Erlasse nichts enthalten, was dem Wesen der Kirche oder dem Bekenntnis und der Verfassung unserer Landeskirche entgegenstehen würde“. Ein Zuwiderhandeln gegen diese Voraussetzung wäre letztlich nur dazu geeignet, „einer erfolgverheissenden Vorbereitung der Wahl im Sinne des Erlasses des Führers und Reichskanzlers Abbruch zu tun“. Weiter hieß es, der Erlass Kerrls vom 8. Juni 1937 könne „das Mißverständnis begründen, als handle es sich um eine Art Auflage-Nachricht, wie sie gelegentlich Presseorganen durch amtliche Stellen zugehen“; ein derartiges Missverständnis aber müsse auch im Interesse des Reichskirchenministers vermieden werden. Der Entwurf schloss mit der Feststellung: „Aus den [.|.|.] dargelegten Erwägungen glauben wir von der Veröffentlichung des Erlasses vom 8. d. M. in unserem Amtsblatt Abstand nehmen zu müssen“. Der undatierte Entwurf für das Anschreiben an den Reichsinnenminister enthielt die Versicherung, „dass wir durch unser Verhalten den Absichten des Erlasses des Führers und Reichskanzlers vom 15. 2. 37 nicht entgegenzuhandeln, sondern zu entsprechen glauben“. Die Entwürfe wurden vom Sekretariat des Lutherrats mit Schreiben vom 18. Juni 1937 auch dem Arbeitsausschuss der Reformierten Kirchen, der Evangelisch-reformierten Landeskirche der Provinz Hannover, dem Lippischen Landeskirchenamt, der badischen und der Landeskirche von Kurhessen-Waldeck zur Stellungnahme zugesandt. Eine Zusammenfassung der eingegangenen Stellungnahmen, die auch einen überarbeiteten, im Wesentlichen aber übereinstimmenden Entwurf für das Schreiben an Kerrl enthielt, übersandte das Sekretariat den dem Lutherrat angeschlossenen und befreundeten Stellen dann am 24. Juni 1937. Der überarbeitete Entwurf wurde von den Landeskirchen nahezu unverändert übernommen, so z. B. im Schreiben des bayerischen Landeskirchenrats an Kerrl vom 1. Juli 1937. Das Reichskirchenministerium reagierte auf die Eingaben der Landeskirchen mit einem Ultimatum und der Androhung weiterer Maßnahmen. Unter Bezugnahme auf den endgültigen Wortlaut der Eingaben hieß es in dem von Muhs gezeichneten Schreiben an das Landeskirchenamt Hannover vom 23. Juli 1937, „daß Gesetze, die vom Wesen der Kirche, von ihrem Bekenntnis und den Grundlagen ihrer Ordnung als nicht tragbar bezeichnet werden müßten, hier weder ergangen noch den Kirchen zum Nachdruck aufgegeben worden sind“; da es den Kirchen fernliegen müsse, „die Beziehungen zwischen Staat und Kirche zu beeinträchtigen“, sei der umgehende Vollzug des Erlasses dem Reichskirchenministerium bis zum 10. August 1937 nachzuweisen (alle Dokumente: LKA Hannover, D 15 II Nr. 3). Zum Fortgang der Auseinandersetzungen vgl. unten Dok. 33, Anm. 74f. 76 Marahrens berichtete im Folgenden wie bereits am Vortag über die Bemühungen des Centralausschusses für die Innere Mission, die Durchführung von Ersatzveranstaltungen für den verbotenen ‚Volkstag der Inneren Mission‘ in die Wege zu leiten (vgl. dazu oben Dok. 21, Anm. 219). 77 Gemeint ist das Angebot des Leiters der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt und Reichsbeauftragten für das Hilfswerk, Hilgenfeldt, Ausgleichszahlungen für den ‚Volkstag der Inneren Mission‘ zu leisten (vgl. dazu oben Dok. 21, Anm. 220ff.). 78 Vgl. dazu oben Dok. 21, Anm. 219.
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ßischen Union] schlägt den 19. September 1937 vor79. Andere Kirchen haben darauf aufmerksam gemacht, daß dieser Tag nicht geeignet ist. Andere schlagen Erntedankfest vor. Ist ein einheitlicher Termin überhaupt nötig? Der Termin soll den Landeskirchen überlassen werden. Unter welcher Etikette soll der Tag durchgeführt werden? Altpreußen schlägt vor: Dienende Kirche80. Glaube und Liebe gehören zusammen. Es soll den Einzelnen überlassen werden, wie man es macht. Wer soll es im einzelnen vorbereiten? Soll ein Aufruf des Landeskirchenführers erfolgen? Oder ist es dadurch verboten, daß die Termine zu weit auseinanderliegen? Vorbereitung in liturgischer Beziehung! Opfersonntag! Das alles soll den einzelnen Kirchen freigelassen werden. Die Vorbereitung soll möglichst in der Stille geschehen, aber so, daß die Gemeinde davon Kenntnis nimmt und möglichst nicht durch öffentlichen Aufruf. Sonst kommt unter Umständen noch eine Störung der Opferwoche. Form der Sammlung in der Kirche81? Ficker: Am 1. Oktober 1937 setzt das Winterhilfswerk ein82. Ficker bittet: Ich erhoffe mir nicht mehr als eine Prolongation des Zusammenstoßes. Wir müssen mobilmachen. Wenn der Teufelsplan kommt83, muß etwas fertig sein für die Pfarrer und Gemeinden. Das muß sofort hinausgehen. Es wäre deshalb dankenswert, wenn das Sekretariat [des Lutherrats] etwas vorbereitet, das der Abwehr dient.
79 Vgl. das Schreiben des altpreußischen Landeskirchenausschusses an Marahrens vom 2. Juni 1937 (Abschrift im LKA Nürnberg, Meiser 101). 80 Vgl. das oben Anm. 79 erwähnte Schreiben des altpreußischen Landeskirchenausschusses und den Aufruf des Gesamtverbands der Berliner Inneren Mission und des Provinzialausschusses für Innere Mission in der Provinz Brandenburg vom 18. August 1937 (KABl Mark Brandenburg 1937, S. 134f., hier: S. 134). Zum Leitwort der ‚Dienenden Kirche‘ vgl. auch R. Bookhagen, Sonntag, S. 13 mit Anm. 68. 81 Der Opfertag wurde dann im Laufe des Monats September 1937 in den meisten Landeskirchen der Deutschen Evangelischen Kirche durchgeführt. Die Sammlungen fanden – von wenigen Ausnahmen abgesehen – als Kollekten im Rahmen von gottesdienstlichen Veranstaltungen statt und erbrachten schließlich ca. 50% der Einnahmen des Volkstages von 1936. Winterhilfswerk und Nationalsozialistische Volkswohlfahrt betrachteten die Durchführung des Opfertages jedoch als Betrug und drohten mit der Anrechnung der Einnahmen auf die vereinbarten Ausgleichszahlungen (vgl. dazu J. Kaiser, Protestantismus, S. 437ff.; P. Hammerschmidt, Wohlfahrtsverbände, S. 260ff.; R. Bookhagen, Sonntag, S. 13–18; R. Bookhagen, Kinderpflege 2, S. 199ff.). 82 Das Winterhilfswerk begann stets am 1. Oktober und endete am 31. März des folgenden Jahres (zum Winterhilfswerk vgl. H. Vorländer, NSV, S. 44–62). 83 Bezug hier und im Folgenden unklar.
23 Sitzung des Ausschusses der Kirchenführerkonferenz1 1937 Juni 23 I. Meiser, Wachstuchheft 8, S. 149ff. II. Bosse – Breit – Hollweg – Klingler (verspätet) – Marahrens – Meiser – Zimmermann. III. Berlin W 35, Sekretariat des Lutherrats, Großadmiral-Prinz-Heinrich-Str. 14; ab 12.00 Uhr. G: Meiser, ATB.
Marahrens berichtet über die ökumenische Lage2. Bischof von Chichester [Bell] will den Absagebrief des Lutherrates3 abdrucken4. Vorläufige Kirchenleitung hat ebenfalls abgeschrieben5. Heckel hat ebenfalls geschrieben (sehr diplomatisch)6. In einer Verhandlung mit Hannover am 1 Bei diesem Ausschuss handelte es sich um das unter dem Vorsitz Marahrens’ stehende Gremium, das die Kirchenführerkonferenz am 3. April 1937 zur Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche eingesetzt hatte (vgl. dazu oben Dok. 13, Anm. 42). 2 Die deutsche Teilnahme an den bevorstehenden Weltkonferenzen des Ökumenischen Rates für Praktisches Christentum in Oxford und der Bewegung für Glauben und Kirchenverfassung in Edinburgh war von allen beteiligten kirchlichen Stellen abgesagt worden, nachdem Mitte Mai 1937 den Delegierten der VKL II die Reisepässe entzogen worden waren und das Auswärtige Amt angedeutet hatte, der Staat werde die Teilnahme verbieten (vgl. dazu oben Dok. 20, Anm. 50ff.). 3 Vgl. das Schreiben des Lutherrats gez. Breit an Henriod vom 3. Juni 1937. In diesem Schreiben hatte es geheißen, der Lutherrat habe sich nachdrücklich darum bemüht, „die Bildung einer einheitlichen Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche bei den beiden ökumenischen Konferenzen dieses Jahres ermöglichen zu helfen“. Nachdem es zwar gelungen sei, eine gemeinsame Delegation unter der Führung von Marahrens zu bilden, sei die Entsendung der Delegation inzwischen jedoch „aus anderen Gründen [.|.|.] unmöglich gemacht“; daher könne die Deutsche Evangelische Kirche „an der wichtigen Arbeit der beiden genannten Konferenzen“ nicht teilnehmen (Abschrift: LKA Hannover, L 3 I Nr. 6). 4 Bell hatte Heckel in einem Schreiben vom 16. Juni 1937 mitgeteilt, er wünsche nicht nur das Absageschreiben des Lutherrats (vgl. oben Anm. 3), sondern auch die Absagen von Marahrens (vgl. unten Anm. 8) und der VKL II (vgl. unten Anm. 5) zu veröffentlichen (vgl. den unten Anm. 7 erwähnten Aktenvermerk Krummachers vom 23. Juni 1937). 5 Die VKL II hatte in ihrer Absage zwar „Schärfen [.|.|.] vermieden“, im Gegensatz zu den anderen beteiligten deutschen kirchlichen Stellen aber unverblümt „die Tatsache des Passentzuges einiger Mitglieder zum Angelpunkt gemacht“ (Zitate aus dem unten Anm. 7 erwähnten Aktenvermerk Krummachers vom 23. Juni 1937; zur Absage der VKL II vgl. auch H. Böhm, Kirche, S. 193). 6 Heckel hatte Bell in einem Schreiben vom 29. Mai 1937 mitgeteilt, dass das Kirchliche Außenamt sich trotz der gegebenen Schwierigkeiten „mit allen Kräften bemühe, die Frage einer einheitlichen Delegation zu fördern“; nachdem aber Marahrens „für die ihm nahestehenden Kirchen“ festgestellt habe, „von einer Konferenzbeschickung Abstand nehmen
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22. Juni 1937 mit dem Kirchlichen Außenamt wurde beschlossen, daß die ganze Korrespondenz von Marahrens geführt wird7. Chichester soll gebeten werden, nur den namens der Delegation geschriebenen Brief8 zu veröffentlichen9. Heckel gestand zu, daß er nicht die Verhandlungen führt. Die Leute, die für ihre Person auf die Weltkirchenkonferenz gehen wollen, wehren sich jetzt. Eine besondere Schwierigkeit besteht mit Professor Benz-Marburg10; will sich dem Beschluß der Nichtbeschik-
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zu müssen“, halte er, Heckel, es „für höchst unwahrscheinlich [.|.|.], dass die Weltkirchenkonferenz von deutscher Seite beschickt wird“. Dies sei um so bedauerlicher, als er sich „stets mit viel Liebe und Arbeit für die Kontinuität der ökumenischen Beziehungen eingesetzt habe“ (EZA Berlin, 5/22; vgl. dazu auch A. Boyens, Kirchenkampf 1, S. 151). Lilje kritisierte dieses Schreiben scharf, da es den Eindruck vermittle, „als wenn die Nichtteilnahme an der Konferenz lediglich aus innerkirchlichen Erwägungen und Entschliessungen heraus erfolge“ (Zitat aus dem unten Anm. 7 erwähnten Aktenvermerk Krummachers vom 23. Juni 1937). Zu dieser Besprechung, an der Marahrens, Lilje, Heckel und Krummacher teilgenommen hatten, vgl. den Aktenvermerk Krummachers vom 23. Juni 1937 (EZA Berlin, 5/23; vgl. auch A. Boyens, Kirchenkampf 1, S. 151, Anm. 329). Danach sollte die Beantwortung des Schreibens Bells an Heckel (vgl. oben Anm. 4) zwar Marahrens überlassen werden, allerdings nicht ohne eine vorherige Stellungnahme des Kirchlichen Außenamts. Inhaltlich waren Marahrens und Heckel übereingekommen, das Schreiben Bells müsse „in vorsichtiger und ausweichender Weise beantwortet werden und damit die ganze Frage der Gründe der Nichtteilnahme der Deutschen Evangelischen Kirche als erledigt gelten“; insbesondere sei dabei „jede politische Blosstellung [sic!] und Missdeutung im Interesse des Reiches“ zu vermeiden. Vgl. das Schreiben an Bell vom 3. Juni 1937, in dem Marahrens mitgeteilt hatte, „daß die Entsendung einer deutschen Delegation zu der Weltkonferenz in Oxford nun doch unmöglich geworden ist“; obwohl die Bemühungen „um die Bildung einer einheitlichen Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche“ erfolgreich gewesen seien, lasse „sich die Beschickung der Konferenz nicht durchführen“ (Abdruck: A. Boyens, Kirchenkampf 1, S. 353). Bei der Formulierung dieses Schreibens hatte Marahrens in Absprache mit Heckel bewusst von der „Angabe von Gründen für die Nichtteilnahme abgesehen“ (Zitat aus dem oben Anm. 7 erwähnten Aktenvermerk Krummachers vom 23. Juni 1937). Marahrens und Heckel erschien die Veröffentlichung der deutschen Absageschreiben als „äusserst unerwünscht“, weil „dann der Brief der Vorläufigen Kirchenleitung vor allem im Mittelpunkt der Diskussion stünde und erst recht das Ausland den Versuch machen könne, einzelne deutsche kirchliche Stellen gegeneinander auszuspielen“; daher sollte Bell nicht nur gebeten werden, ausschließlich das Absageschreiben Marahrens’ (vgl. oben Anm. 8) zu veröffentlichen, sondern dabei auch „von einer Erörterung der Gründe abzusehen“ (Zitate aus dem oben Anm. 7 erwähnten Aktenvermerk Krummachers vom 23. Juni 1937). Ernst Benz, seit 1935 zunächst ao. Professor, ab 1937 Ordinarius für Kirchengeschichte in Marburg, war am 22. Dezember 1936 durch einen Erlass Rusts mit der Vorbereitung der Konferenzen von Oxford und Edinburgh beauftragt worden, „soweit Hochschullehrer in Frage kommen“ (Erlass zit. bei A. Boyens, Kirchenkampf 1, S. 152). Den Anlass für diese Beauftragung hatte ein Schreiben Benz’ an das Reichserziehungsministerium vom 27. November 1936 gegeben, in dem er auf die Gefahren der Konferenzen für die „nationalso-
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kung nicht fügen. Erhält Brief von Marahrens, fern zu bleiben (unter Darlegung der Gründe)11. Fürbitte für die Weltkirchenkonferenzen soll empfohlen werden12. Kirchliche Lage. Klingler: Wir fürchten, daß wir eines Tages überrumpelt werden13 und daß man eines Tages unsere Uneinigkeit ausnützt. Deshalb haben die Verbände erklärt, daß sie mittun14. Nun bitten sie, daß die Kirchenführer führen. Auch Gustav-Adolf-Verein, Evangelischer Bund bitten dringend, daß etwas geschieht15. Von einer kompetenten Stelle aus muß eine einheitliche Parole ausgehen. Ministerialrat Ruppel erklärt, daß die Wahl am 27. Juni 1937 [ein Wort gestrichen] nicht kommt16. Für eine etwaige gemeinsame Wahlparole muß ein Zusammenschluß erfolgen.
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zialistische Auffassung von Staat und Volk“ hingewiesen und Vorschläge überreicht hatte, wie die „sogenannte Bekennende Kirche“ und ihre „Machtpolitik“ auszuschalten sei (Schreiben zit. ebd., S. 153; vgl. dazu auch H. Strahm, Methodistenkirche, S. 204f.). Schreiben an Benz nicht ermittelt. Marahrens versandte jedoch am 24. Juni 1937 eine Reihe von gleichlautenden Schreiben, die offenbar an die für Oxford angemeldeten deutschen Teilnehmer gerichtet waren und in denen er eine konsequente Durchführung der deutschen Nichtbeteiligung an der Weltkirchenkonferenz anmahnte; eines dieser Schreiben, in denen es u. a. hieß, „nach dem übereinstimmenden Urteil der in Betracht kommenden kirchlichen Stellen“ sei es „nicht erwünscht, daß durch Einzelaktionen dieser so ernst erwogene Beschluß der Kirchenführer wieder durchbrochen wird“, hat möglicherweise auch Benz erhalten (Schreiben mit masch. Vermerk „Persönlich und vertraulich!“ und Eingangsvermerk des Büros von Präses Koch: EvAG München, Teilverfilmung NL Wilhelm Niemöller, Rolle 13).– Der für die Beauftragung Benz’ verantwortliche Reichs- und Preußische Minister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung (vgl. dazu oben Anm. 10) schaltete sich am 30. Juni 1937 dann nochmals mit einem Erlass ein, nach dem denjenigen Hochschullehrern, die nach Oxford reisen wollten, mitgeteilt werden sollte, dass die Deutsche Evangelische Kirche sich weder an Oxford noch an Edinburgh beteiligen werde (EZA Berlin, 5/23). Das Kirchenführergremium beschloss dann auf seiner Sitzung am 2. Juli 1937, der Kirchenführerkonferenz einen Entwurf für diese Fürbitte vorzulegen (vgl. die Niederschrift gez. Marahrens: LKA Stuttgart, D 1, 137). D. h. durch die überraschende Ansetzung eines Termins für die Kirchenwahlen, die Hitler am 15. Februar 1937 angeordnet hatte (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 1). Klingler sprach hier für die Arbeitsgemeinschaft der missionarischen und diakonischen Verbände und Werke, die am 17. Februar 1937 gegründet worden war und sich seither um die Bildung eines breit aufgestellten Wahlbündnisses bemühte (vgl. dazu oben Dok. 2, Anm. 6; Dok. 8, Anm. 51). Gustav-Adolf-Verein und Evangelischer Bund waren Mitglieder der oben Anm. 14 erwähnten Arbeitsgemeinschaft und hatten sich maßgeblich an der Vorbereitung von Vorschlägen zur Durchführung der Kirchenwahlen beteiligt, die Klingler am 21. Mai 1937 beim Reichskirchenministerium eingereicht hatte (vgl. dazu unten Dok. 25, Anm. 31; vgl. auch W. Fleischmann-Bisten, Bund, S. 298–303, hier: S. 299). In der Bekennenden Kirche kursierten seit einigen Tagen Gerüchte, der Staat beabsichtige, den Wahltermin kurzfristig auf diesen Tag festzusetzen (vgl. J. Schmidt, Niemöller, S. 429; K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 154; W. Niesel, Kirche, S. 140); die Wahlen fanden am 27. Juni 1937 dann jedoch ebensowenig statt wie zu einem späteren Termin.
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[Ein Wort gestrichen] Die meisten sehen sehr trüb in die Zukunft und glauben, daß die Partei mit allen Mitteln darauf ausgeht, unsere Kirche zu vernichten. Es gibt wenige, die Hoffnung haben, daß es anders kommt. Wenn wir nicht jetzt zusammenstehen, wird der Staat ein leichtes [Spiel] haben. Der Staat hat nur Respekt, wenn wir zusammenstehen. Alles bittet dringend darum, daß endlich einmal der Wille zur Einigkeit aktiv wird. Es erscheint [.|.|.]17 und berichtet folgendes: Gestern abend [22. Juni 1937] hat Niemöller die Mitteilung erhalten18, daß morgen [24. Juni 1937] die Wahl ausgeschrieben und am Sonntag [27. Juni 1937] erfolgen soll. Nach Niemöllers Meinung scheint die Wahl absolut sicher zu sein. Die Glieder der Bekennenden Kirche müssten eine Weisung erhalten, daß die Wahl im Gegensatz zu den Verpflichtungen steht, die vom Führer [Hitler] gegeben wurden19. Die Bekennende Kirche kann nur ein Nein zur Wahl sagen. Es soll verhindert werden, daß in Preußen etwas anderes geschieht als irgendwo anders. Auch um des Kirchenvolkes willen ist ein einheitliches Vorgehen notwendig. Mitteilung, daß Reichsbruderrat verhaftet ist. Sitzung in der Friedrichswerderschen Kirche. Es wurde etwa eine Stunde getagt. Dann erschien die Gestapo und nahm die Personalien auf und nahm mit Friedrich Müller20, Beckmann, Lücking, Iwand, Rendtorff, von Rabenau, Böhm, Perels21. 17 Meiser hat hier zwar zunächst einen Namen notiert, dann aber unleserlich gemacht. 18 Informant Niemöllers nicht ermittelt. 19 Für den Fall, dass die Durchführung der Wahl vom Staat überraschend angeordnet werden sollte, hatte der altpreußische Bruderrat bereits am 17. Juni 1937 eine Anordnung an die Gemeinden beschlossen, die am Wahltag verlesen werden sollte. In dieser Anordnung hieß es, die Wahl sei „vom Staat und ohne Mitwirkung der Kirche und ihrer Organe angeordnet und vorbereitet“ worden. Da die kirchlichen Organe auch bei der Durchführung ausgeschaltet worden seien, widerspreche sie dem Wahlerlass Hitlers, nach dem „die Kirche in voller Freiheit nach eigener Bestimmung des Kirchenvolkes sich selbst die neue Verfassung und damit die neue Ordnung geben“ sollte. Nachdem die Organe der Bekennenden Kirche vom Staat vor der Wahl lahmgelegt worden seien und es außer Frage stehe, dass eine „unter diesen Umständen zustande gebrachte sogenannte Generalsynode zu kirchlichem Handeln unfähig ist“, müsse die evangelische Gemeinde eine Beteiligung an der Wahl strikt ablehnen (Abdruck der Anordnung: W. Niemöller, Kampf, S. 397f., Zitate: S. 397). 20 W. Niemöller, Kampf, S. 400, gibt an, dass nicht Friedrich, sondern Ludolf Müller verhaftet worden sei (so dann auch K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 173); sowohl in der undatierten Mitteilung „An die Pfarrer, Ältesten und Gemeindeglieder der Bekennenden Kirche!“ (Abdruck: KJ 1933–1944, S. 190f., hier: S. 190) als auch in der ebenfalls undatierten Mitteilung des altpreußischen Bruderrats „An alle Pfarrämter der Bekennenden Kirche“ (EvAG München, C 3.20) wird jedoch Friedrich Müller genannt (vgl. auch J. Schmidt, Niemöller, S. 431). 21 Der Reichsbruderrat hatte am 23. Juni 1937 ab 10.30 Uhr unter dem Vorsitz von Koch im Chorraum der Friedrichswerderschen Kirche getagt und ein gemeinsames Wort zur kom-
24 Besprechung mit Vertretern süddeutscher Landeskirchen 1937 Juli 3 I. Meiser, Wachstuchheft 8, S. 151–166. II. Bender – Breit – Eichele – Friedrich – Mayer-List – Meinzolt – Meiser – Hermann Müller – Seiz – Wurm. III. Stuttgart, Evangelischer Oberkirchenrat, Alter Postplatz 4; ab 10.30 Uhr. G: Meiser, ATB.
Breit: Bericht über Berliner Verhandlungen1. Versammlung in Kassel anberaumt. Teilnehmer: Kirchenführer, Lutherrat, Vertreter der Bekennenden Kirche (Koch, Otto Fricke-Frankfurt, Stratenwerth, Kloppenburg)2. Es [soll] noch jemand vom altpreußischen Bruderrat zugezogen werden. Im gegenwärtigen Augenblick ist es gleichgültig, wer eine solche Besprechung einberuft. Wesentlich ist, daß der Versuch gemacht wird, eine Aussprache unter allen Bedrängten herbeizuführen. Sachliches Vorgehen. Es ist begreiflich, daß die Brüder, besonders nach der Verhaftung von Niemöller3, in eine starke Aufregung gekommen sind menden Wahl beraten. Nach ca. 1 1/2 Stunden war in der verschlossenen Kirche eine Gruppe von Gestapobeamten erschienen, die zunächst die Personalien festgestellt und dann die Verhaftungen vorgenommen hatte. Bei dieser Aktion war es auch zur Durchsuchung und Beschlagnahmung von Akten gekommen. Die Aktion war offensichtlich gegen den altpreußischen Bruderrat gerichtet, von dessen prominenten Mitgliedern sich jetzt nur noch Koch, Niemöller und Asmussen in Freiheit befanden. Wie aus den oben Anm. 20 erwähnten Mitteilungen hervorgeht, setzten die übriggebliebenen Mitglieder des Reichsbruderrats die Sitzung fort und fassten in Abstimmung mit dem Lutherrat noch am selben Tag einen Beschluss zu der für den 27. Juni 1937 erwarteten Kirchenwahl, in dem es hieß: „Der Reichsbruderrat stellt fest, daß sich die gesamte Bekennende Kirche Deutschlands darin einig ist, daß die Beteiligung an dieser Wahl kirchlich nicht verantwortet werden kann. Er fordert deshalb alle evangelischen Christen auf, dieser Wahl fernzubleiben“ (Zitat: KJ 1933–1944, S. 191; vgl. dazu auch W. Niemöller, Kampf, S. 400; J. Schmidt, Niemöller, S. 431f.; K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 173; W. Niesel, Kirche, S. 139). 1 Gemeint sind die Verhandlungen des Kirchenführergremiums unter Marahrens, das am Vortag die Einberufung einer Kirchenführerkonferenz unter Beteiligung von Vertretern weiterer kirchlicher Gremien beschlossen hatte (vgl. dazu die unten Anm. 8 erwähnte Niederschrift), sowie die unten Anm. 5 erwähnte Besprechung zwischen Vertretern des Lutherrats und der VKL II, die allerdings nicht in Berlin, sondern in Bielefeld stattgefunden hatte. 2 Zu dieser gemeinsamen Besprechung von Vertretern der Kirchenführerkonferenz, des Lutherrats und der VKL II am 5. und 6. Juli 1937, bei der das sog. ‚Kasseler Gremium‘ konstituiert wurde, vgl. unten Dok. 25 und 27; zu den Teilnehmern vgl. unten Dok. 25, S. 515. 3 Niemöller war am 1. Juli 1937 als letztes preußisches Mitglied des Reichsbruderrats von der Gestapo verhaftet und in das Gerichtsgefängnis Berlin-Moabit überführt worden.
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und erinnern uns an die Zeit [sic!], da die süddeutschen Bischöfe sistiert waren4 [und] automatisch die norddeutschen Kreise die süddeutschen Kirchen unterstützt haben (Bekenntnisgottesdienste, Kerzenlöschen, Einstellung des Glockengeläutes)5. Damals kam eine Gemeinschaft der gesamten Bekennenden Kirche nachdrücklich zur Darstellung. Darum erwarten sie von uns eine irgendwie geartete öffentliche Hilfe. Kanzelerklärung des Lutherrates! Fortlaufendes Gespräch mit den Vertretern der Vorläufigen Kirchenleitung. Letztes Gespräch in Bielefeld (Otto Fricke, Kloppenburg, Forck, Niemöller, Flor, Gauger, Breit, Koch, von Bodelschwingh)6. Dort haben die Brüder eine längere KanzelabNoch am selben Tag hatte die Gestapo das Pfarrhaus durchsucht und Akten, Predigt- und Vortragsmanuskripte sowie Geld- und Schmuckspenden für die Bekennende Kirche beschlagnahmt. In der offiziellen Pressemeldung hatte es geheißen, Niemöller habe „seit langer Zeit in Gottesdiensten und Vorträgen Hetzreden geführt, führende Persönlichkeiten des Staates und der Bewegung verunglimpft und unwahre Behauptungen über staatliche Maßnahmen verbreitet, um die Bevölkerung zu beunruhigen“; er habe „zur Auflehnung gegen staatliche Gesetze und Verordnungen aufgefordert“ und seine Ausführungen seien regelmäßig in der „ausländischen deutschfeindlichen Presse“ erschienen (Meldung zit. bei W. Niemöller, Macht, S. 31; zur Verhaftung Niemöllers vgl. J. Schmidt, Niemöller, S. 428ff.; D. Schmidt, Niemöller, S. 133ff.; J. Bentley, Niemöller, S. 162; M. Schreiber, Niemöller, S. 79ff.). Der ursprünglich auf Mitte August 1937 angesetzte Prozess gegen Niemöller wurde nach dem Freispruch für Dibelius (vgl. dazu unten Dok. 31, Anm. 4) zunächst auf unbestimmte Zeit verschoben (vgl. unten Dok. 31, Anm. 3) und fand dann erst nach erheblicher Verzögerung im Februar 1938 statt. Er endete mit der Verurteilung Niemöllers zu einer geringen Festungshaft- und Geldstrafe, die mit der Untersuchungshaft als bereits verbüßt galt; im Anschluss an den Prozess wurde Niemöller jedoch nicht freigelassen, sondern von der Gestapo verhaftet und als „persönlicher Gefangener des Führers“ in KZ-Haft verbracht, aus der er erst 1945 wieder frei kam (vgl. J. Schmidt, Niemöller, S. 433–447, Zitat: S. 444; W. Niemöller, Macht). 4 Im Herbst 1934 waren Meiser und Wurm für abgesetzt erklärt und unter Hausarrest gestellt worden, nachdem sie erbitterten Widerstand gegen die zwangsweise Eingliederung der bayerischen und der württembergischen Landeskirche in die Reichskirche geleistet hatten (vgl. C. Nicolaisen, Herrschaft, S. 312; T. Dipper, Bekenntnisgemeinschaft, S. 51; K. Scholder, Kirchen 1, S. 325ff., S. 329ff.; vgl. dazu auch schon oben Dok. 21, Anm. 140). 5 Nach dem Einbruch Jägers in das Münchener Landeskirchenamt hatte der Bruderrat der Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche in einer Weisung vom 12. Oktober 1934 alle evangelischen Gemeinden dazu aufgefordert, bis auf Weiteres „innerhalb der Woche Bittgottesdienste abzuhalten“ und „als Zeichen der Trauer über die Gewalttaten“ die „Kirchenglocken in sämtlichen bekennenden Gemeinden [.|.|.] schweigen“ zu lassen (Abdruck: J. Gauger, Chronik 2, S. 337). Am 14. Oktober 1934 hatte Koch dann die Bekenntnissynode auf den 19. Oktober 1934 nach Berlin-Dahlem einberufen (Abdruck des Einladungsschreibens: W. Niemöller, Bekenntnissynode Dahlem, S. 21), da für das Präsidium der Synode feststand, „daß der deutschchristliche Zugriff auf Württemberg und Bayern nicht nur eine süddeutsche Angelegenheit war, sondern die gesamte deutsche Bekenntnisgemeinschaft unmittelbar betraf“ (vgl. K. Scholder, Kirchen 2, S. 335f., Zitat: S. 335). 6 Diese Besprechung hatte am 30. Juni 1937 stattgefunden; neben den in der Mitschrift Mei-
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kündigung vorgelegt. Dort haben die Brüder von der Vorläufigen Kirchenleitung ein Wort vorgelegt, das als Mitteilung an die Gemeinden gedacht ist7. Wir haben dieses Wort durchgesprochen. Sachlich ist nichts dagegen zu sagen. Wir haben ausgemacht, wir wollten es dem Lutherrat vorlegen und dann könnte erwogen werden, ob eine gemeinsame Hinausgabe in allen Kirchen möglich ist. Inzwischen tagte das Gremium Marahrens8. Letzterer meinte, daß in erster Linie jetzt nicht eine Kanzelabkündigung erforderlich sei. Dagegen hat er den Gedanken aufgenommen, den ich schon in Bielefeld vertreten habe, als ersten Akt mündliche und schriftliche Vorstellung beim Staat zu erwägen. Sie müßte zum Ausdruck bringen, was wir angesichts des ganzen Verordnungswerkes9 denken, und zweitens würde Marahrens sich dafür einsetzen, daß diese beim Staat erhobene Vorstellung in entsprechender
sers genannten Personen hatten daran außerdem Hahn und Vogel teilgenommen (vgl. die unvollständige hsl. Mitschrift Gaugers „Besprechung zwischen Mitgliedern der Vorläufigen Kirchenleitung und dem Lutherrat“ vom 30. Juni 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 5). 7 Im Mittelpunkt dieses Entwurfs „Zur Lage“ hatten die jüngste Verhaftungswelle (vgl. dazu oben Dok. 23, Anm. 21), die Durchführungsverordnungen des Reichskirchenministeriums (vgl. oben Dok. 9, Anm. 11, und unten Anm. 9) und der sog. ‚Kollektenerlass‘ (vgl. dazu unten Dok. 25, Anm. 54) gestanden. Zu den Verhaftungen hatte es u. a. geheißen, der Kirche drohe sich ein „Gefühl völliger Rechtlosigkeit“ zu bemächtigen und vielen Christen scheine es, „als ob entgegen den feierlichen Zusicherungen [.|.|.] des Führers von einer bekenntnismäßigen Gestaltung des kirchlichen Lebens in unserem Volke nicht mehr die Rede sein“ solle. Zur Kirchenpolitik des Reichskirchenministeriums hatte es geheißen, sie habe die „Verstaatlichung der Kirche [.|.|.] um einen bedeutenden Schritt vorangetrieben“ und ein „Bild von Kirche“ entstehen lassen, das „mit der Kirche, die der Herr Jesus Christus gegründet und beauftragt hat, nicht mehr das geringste zu tun hat“; zu einer „solchen Verstaatlichung der Kirche“ aber könnten die verantwortlichen Organe der evangelischen Kirche „nicht die Hand bieten“. Der ‚Kollektenerlass‘ füge der Verkündigung der Kirche schwersten Schaden zu und bringe weite Gebiete des kirchlichen Lebens in größte Gefahr. Die Kirche könne diesem Erlass nicht zustimmen, „denn nach der Heiligen Schrift“ sei „die Kollekte eine Lebensäußerung der christlichen Gemeinde“ und gehöre „als Opfer der Gemeinde zum Gottesdienst“. Der Entwurf mündete schließlich in den Aufruf, „für die Erhaltung einer an Schrift und Bekenntnis gebundenen Kirche in unserem Volke ernste und unablässige Fürbitte zu tun“ und „nicht müde zu werden in dem Kampf, der uns verordnet ist, und sich durch nichts beirren zu lassen, den Namen des Herrn zu bekennen“ (Entwurf mit hsl. Vermerk Niesels „Bielefelder Entwurf 30. 6. 37“ (EZA Berlin, 619/19). 8 D. h. das aus Marahrens, Wurm, Hollweg und Zimmermann bestehende Gremium, das die Kirchenführerkonferenz am 3. April 1937 mit der Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche beauftragt hatte (vgl. dazu oben Dok. 13, Anm. 42); dieses Gremium hatte am 2. Juli 1937 in Berlin getagt (vgl. die Niederschrift im LKA Stuttgart, D 1, 137). 9 Gemeint sind die 14., 15. und 16. Durchführungsverordnung, die mittlerweile erschienen waren (zur 14. Durchführungsverordnung vgl. unten Dok. 25, Anm. 77, zur 15. Durchführungsverordnung vgl. unten Anm. 15, zur 16. Durchführungsverordnung vgl. unten Anm. 45).
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Weise den Gemeinden und Pfarrern bekannt zu machen sei. Nun haben die Brüder nicht ganz ohne Recht gesagt, daß in Preußen die Dinge ähnlich liegen wie damals in Süddeutschland10, und sie könnten nicht länger warten, bis sie Gemeinden und Pfarrer mit einem Wort versehen. Ich habe gesagt, sie sollten es einstweilen für Altpreußen tun. Sie können sich bei dieser Kundgebung nicht auf die Zustimmung des Lutherrates berufen. In diesem Augenblick soll nichts vorweggenommen werden, was in Kassel uns alle einigen soll. Es besteht also die Wahrscheinlichkeit, daß wir am Montag [5. Juli 1937] mit den Brüdern von Dahlem11 in dieser großen Konferenz uns unterhalten12. Dort wird man sehen, ob ein gemeinsames Vorgehen möglich ist. Das ist deshalb wünschenswert, weil tatsächlich die Bekennende Kirche in Preußen in eine besondere Not gestürzt wird. Man möchte bei uns den Charakter der Verhaftung Niemöllers anders beurteilen als in Preußen13. Trotz10 D. h. nach der Verhaftung der altpreußischen Mitglieder des Reichsbruderrats (vgl. dazu oben Dok. 23, Anm. 21) und der Verhaftung Niemöllers (vgl. oben Anm. 3). 11 Zum damaligen Sprachgebrauch der Bezeichnung ‚Dahlem‘ vgl. oben Dok. 3, Anm. 36. 12 Vgl. dazu oben Anm. 2. 13 Bezeichnend für die kritische Haltung, die Teile der Pfarrerschaft in den dem Lutherrat angeschlossenen Kirchen gegenüber Niemöller einnahmen, war das Ergebnis einer von der VKL II anlässlich seiner Verhaftung initiierten Unterschriftenaktion. Bei dieser Aktion wurden die Pfarrer der Bekennenden Kirche aufgefordert, eine Erklärung zu unterschreiben, in der es u. a. hieß, Niemöllers „Kampf um die öffentliche Geltung des Evangeliums in Deutschland“ habe zu seiner Verhaftung geführt; im Vertrauen auf die Zusage Hitlers, „daß der christliche Glaube in Deutschland seinen Schutz finden und die Rechte der Kirche unangetastet bleiben sollen“, sei er „den Gegnern des Christentums in aller Öffentlichkeit entgegengetreten“ und habe „die große Gemeinde, die auf ihn hörte, vor dem Abfall von Jesus Christus gewarnt“ (LKA Hannover, D 15 I Nr. 102). Es war vorgesehen, die Erklärung und das Ergebnis der Unterschriftensammlung den Gemeinden und staatlichen Stellen bekannt zu geben (vgl. die „Richtlinien für die Unterschriftensammlung“: Ebd.). Die Unterschriftenaktion wurde auf Initiative der Evangelischen Bekenntnisgemeinschaft auch in der württembergischen Landeskirche durchgeführt (vgl. das Schreiben der Evangelischen Bekenntnisgemeinschaft Württemberg an die Vertrauensleute vom 4. August 1937: Ebd.). Dort konnten zwar 700 Unterschriften gesammelt werden, davon wurden aber „mehrere 100 mit besonderen einschränkenden Zusätzen“ abgegeben (Schreiben des Evangelischen Oberkirchenrats Stuttgart an das Sekretariat des Lutherrats vom 11. September 1937: Ebd.). Am 24. August 1937 übersandte der Evangelische Oberkirchenrat Stuttgart dem Lutherrat ein Beispiel für eine solche Zusatzerklärung, das für „die Einstellung weiter Kreise der württembergischen Pfarrerschaft kennzeichnend“ sei; in dieser Zusatzerklärung hieß es: „Ich musste seinerzeit Einspruch erheben gegen die Art, wie unter Mitführung Bruder Niemöllers der frühere Reichsbruderrat gesprengt und die frühere Vorläufige Kirchenleitung beseitigt worden ist, desgleichen gegen die Art, wie die Tätigkeit des Reichskirchenausschusses gelähmt wurde. Ich habe die ganze Art der Kirchenführung von Bruder Niemöller bei aller Würdigung seines redlichen und heiligen Eifers weithin nicht als evangelisch-lutherisch anzuerkennen vermocht und vermochte seine Wege nicht mitzugehen. Ich kann auch jetzt noch nicht alle seine Worte und sein Auftreten mir zu eigen machen.“ Die Unterzeichnung könne daher nur aus der Überzeu-
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dem glaube ich auch, daß wir bei der Bedeutung Niemöllers uns jetzt schon überlegen müssen, in welcher Weise wir den schwer bedrängten Brüdern beitreten. Ich bitte dringend, trotz allem, was uns an Niemöller nicht gefällt, doch sein Verdienst im Kampf der Bekennenden Kirche nicht zu unterschätzen. Die Brüder haben ein Verständnis [dafür], daß ein gemeinsames Vorgehen vor Kassel nicht notwendig ist. Für Preußen soll eine eigene Abkündigung stattfinden, die nicht in unsere Landeskirchen versandt werden wird14. Wurm: Besprechung der 15. Durchführungsverordnung15. Breit teilt mit, was Fleisch festgestellt hat. Er hat die 15. Durchführungsverordnung mit dem preußischen Gesetz über die Vermögensverwaltung vom 11. März 193516 verglichen. Es fehlt jetzt der Satz: „Die aus Beamten der allgemeinen Kirchenverwaltung bestehen“17. In § 2 ist neu: „Die Finanzabteilung leitet die Vermögensverwaltung.“ „Sie vertritt die Kirche“. § 3 ist neu, daß die Finanzabteilung darauf zu sehen hat,
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gung heraus geschehen, „dass es sich bei der Verhandlung gegen Bruder Niemöller um eine Sache handelt, die weniger ihm persönlich gilt, sondern dem Ziele, in ihm die ganze bekennende Gemeinde zu treffen“ (Schreiben des Oberkirchenrats und auszugsweise Abschrift der Zusatzerklärung: Ebd.). In dieser vom altpreußischen Bruderrat am 2. Juli 1937 beschlossenen Kanzelabkündigung zur Verhaftung Niemöllers hieß es, Niemöller sei es im Gegensatz zu den in der Presse veröffentlichten Meldungen „wie allen übrigen um ihres kirchlichen Dienstes willen verhafteten Pfarrern und Gemeindegliedern um die Ehre Gottes in unserem Volk und um den Gehorsam gegen Gottes Wort“ gegangen. Seine Verhaftung treffe „die ganze evangelische Christenheit in Deutschland“ und mit ihm sei „die Kirche des Evangeliums in Deutschland vor die Schranken der Gerichte gefordert“ (Abdruck: KJ 1933–1944, S. 193; Herausgefordert, S. 396). Gemeint ist die „Fünfzehnte Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 25. Juni 1937 (GBlDEK 1937, S. 33ff.; Wiederabdruck unten im Anhang Nr. V). Diese Verordnung bildete künftig die Rechtsgrundlage für alle bereits bestehenden und später eingerichteten Finanzabteilungen. Dem Reichskirchenministerium diente sie als Instrument, um massiven Druck auf diejenigen Kirchenleitungen auszuüben, die im Hinblick auf ihre kirchenpolitische Ausrichtung, die Verwendung von Finanzmitteln und die Durchführung von Verwaltungsmaßnahmen nicht den Vorstellungen und Wünschen des Ministeriums entsprachen (vgl. dazu H. Brunotte, Entwicklung, S. 60f.). Zum „Gesetz über die Vermögensverwaltung in den evangelischen Landeskirchen“ vom 11. März 1935 vgl. oben Dok. 7, Anm. 64. Die 15. Durchführungsverordnung enthielt außerdem Bestimmungen aus der „Ersten Durchführungsverordnung zum Gesetz über die Vermögensverwaltung in den evangelischen Landeskirchen“ vom 11. April 1935 (Preußische Gesetzsammlung 1935, S. 57ff.; GBlDEK 1935, S. 43f.; Wiederabdruck: Dokumente 2, S. 280–283). Vgl. § 1, Abs. 1, des Gesetzes über die Vermögensverwaltung, in dem es hieß: „Der für die kirchlichen Angelegenheiten zuständige Minister bildet bei dem Evangelischen Oberkirchenrate, den Landeskirchenämtern bzw. -räten und bei den Konsistorien je eine Finanzabteilung, die aus Beamten der allgemeinen kirchlichen Verwaltung besteht“ (GBlDEK 1935, S. 42).
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„daß die staatlichen und kirchlichen Bestimmungen von allen Beteiligten eingehalten werden“. Nach § 3, 2 ist die Finanzabteilung dem Staat nicht mehr nur für die ordnungsgemäße Verwendung der Staatsmittel, sondern auch der Kirchensteuermittel verantwortlich. Nach § 5 können die Beamten der kirchlichen Verwaltung zur Mitarbeit herangezogen werden. Neu ist § 8 mit den Befugnissen der Finanzabteilung der Deutschen Evangelischen Kirche, [§ 9, Absatz 3] Genehmigungspflicht der Kirchensteuererhebung. Von den neuen Punkten ist fraglich, ob die Weglassung in Punkt 1 bedeutet, daß auch andere als die Beamten in die Kirchenverwaltung kommen können. Bedeutungslos ist Punkt 5, 2. Verhältnismäßig wenig bedeutet der § 3, 3, Absatz 1 [richtig: § 3, Absatz 1] und § 4, 1, wenn die allgemein geltenden staatlichen Bestimmungen gewahrt sind. Aber die Bedeutung wächst, wenn man das Weisungsrecht des Ministers [Kerrl] hinzunimmt. Nicht sehr erheblich ist Punkt 6. Wichtig ist, daß auch die kirchlichen Steuermittel kontrolliert werden. Hauptsache Punkt 2: Finanzabteilung – „Rechtlicher Vertreter der Kirche“. Entmächtigung des bisherigen Kirchenregiments. Punkt 7 [richtig: 8]: Weitgehende Ermächtigung der Finanzabteilung der Deutschen Evangelischen Kirche. Meinzolt: Daß auch außerkirchliche Beamte herangezogen werden können, ist der bedenklichste Punkt. Breit: Die sächsische Finanzabteilung hat die Leistungen an den Lutherrat zurückgezogen18 und hat im Dienstgebäude einen Stürmerkasten ausgehängt. Wurm: Bei uns greift das Kultministerium direkt ein und beanstandet Ausgaben auch nach der materiellen Seite19.
18 Vgl. dazu das Schreiben der Finanzabteilung beim Evangelisch-Lutherischen Landeskirchenamt Sachsens an den Lutherrat vom 2. Juli 1937, in dem die sofortige Einstellung der monatlichen Zahlungen an den Lutherrat angekündigt worden war. Zur Begründung hatte die Finanzabteilung mitgeteilt, sie habe dem Anschluss Sachsens an den Lutherrat nur zugestimmt, „weil ihr ausdrücklich versichert worden war, daß der Lutherische Rat [sic!] kirchenpolitisch völlig neutral stehe, also nicht etwa Partei wie die Bekenntnisfront sei“. Es habe sich jedoch herausgestellt, dass der Lutherrat „selbst kirchenpolitische Partei“ sei und „einseitig nur den Standpunkt der Bekenntnisfront“ vertrete; deshalb könne es die Finanzabteilung „nicht mehr verantworten, noch länger Zahlungen an den Lutherischen Rat [sic!] zu leisten“ (Abdruck des Schreibens bei J. Fischer, Landeskirche, S. 252). Nach dem Sturz des Landeskirchenausschusses (vgl. dazu unten Dok. 29, Anm. 3; Dok. 31, Anm. 35) verfügten dann der Leiter des Landeskirchenamts, Klotsche, und der Vorsitzende der Finanzabteilung, Kretzschmar, am 3. September 1937 den Austritt der sächsischen Landeskirche aus dem Lutherrat (KGVBl Sachsen 1937, S. 103). 19 So verlangte das württembergische Kultministerium 1937 z. B. die vollständige Streichung der im landeskirchlichen Haushaltsplan für die Landesjugendstelle eingesetzten Mittel (vgl. die dem Oberstaatsanwalt beim Landgericht Stuttgart mit Schreiben Wurms vom
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Meinzolt: Man sollte zunächst die grundsätzlichen Fragen besprechen. Wurm: Offenbar besteht im Augenblick noch nicht die Absicht, die Verordnung tatsächlich auf alle Landeskirchen auszudehnen. Breit: Das bezieht sich auf die Reformierten, bei denen die Verfassung nach dem Bekenntnis geregelt ist20. Meiser: Die 15. Durchführungsverordnung ist ein grundsätzlicher Angriff auf Recht und Substanz unserer Kirche und ist darum abzulehnen. Wurm: Die Finanzabteilung von 1935 war Rechtshilfe für zerstörte Kirchen und für die Deutsche Evangelische Kirche21. Wir haben deshalb keine Bedenken getragen, Meinzolt und Müller in die Finanzabteilung der Deutschen Evangelischen Kirche zu delegieren22. Bei uns in Süddeutschland haben die Verfassungen grundsätzlich die Einrichtung der geistlichen Leitung und Verwaltung23. Eine Kirche, in der von vornherein eine Trennung besteht, verträgt eine Finanzabteilung leichter. Es ist die 15. Durchführungsverordnung – Professor Gerber sieht es auch so an24 – eine Verstaatlichung der Kirche auf kaltem Weg. Vorausnahme eines Wahlergebnisses. Man hat sich überzeugt, daß es keine
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14. Februar 1938 übersandte Stellungnahme der württembergischen Kirchenleitung, abgedruckt bei G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 590–634, hier: S. 630). Vgl. die Beschlüsse der Zweiten Freien Reformierten Synode vom 26.–28. März 1935 in Siegen, die zur erstmals 1935 erfolgten Einrichtung staatlicher Finanzabteilungen bei den Kirchenbehörden erklärt hatte: „Nach dem Bekenntnis der reformierten Kirche hat das ganze Leben der Kirche und der Gemeinden unter dem Worte Gottes zu stehen. Wie die Lehre ist auch die Ordnung und Verwaltung bekenntnisgebunden. Darum ist es mit dem reformierten Bekenntnis unvereinbar, daß unbeschadet des bestehenden staatlichen Aufsichtsrechtes ein Gebiet der äußeren Ordnung nach anderen Maßstäben geordnet und verwaltet werde. Der Anspruch des Staates, die Finanzen der Kirche und der Gemeinden durch ihm verantwortliche Beamte verwalten zu lassen, verletzt das durch das Bekenntnis gebundene Recht der reformierten Gemeinden“ (Abdruck: K. D. Schmidt, Bekenntnisse 3, S. 80–84, Zitat: S. 83). Vgl. dazu oben Dok. 13, Anm. 5. Zur Zusammensetzung der Finanzabteilung bei der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei vgl. oben Dok. 13, Anm. 4. In der „Bekanntmachung betr. Aufnahme der Geschäfte durch die Finanzabteilung bei der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei“ vom 14. November 1935 hatten die Mitglieder der Finanzabteilung noch versichert, „als Beamte der kirchlichen Verwaltung Diener der durch die Verfassung vom 11. Juli 1933 geschaffenen Deutschen Evangelischen Kirche zu sein“; dementsprechend hatte die Arbeit der Finanzabteilung nicht nur der „Sicherung und Festigung des kirchlichen Finanzwesens“, sondern auch der finanziellen „Förderung eines besonnenen und echten kirchlichen Aufbaus“ dienen sollen (GBlDEK 1935, S. 118). Die Verfassungen der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Württemberg vom 24. Juni 1920 (F. Giese/J. Hosemann, Verfassungen 1, S. 447–457) und der Evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern rechts des Rheins vom 10. September 1920 (F. Giese/ J. Hosemann, Verfassungen 2, S. 513–528) kannten beim Zusammenspiel ihrer ordnungsgemäßen Organe keine Trennung von geistlicher und weltlicher Leitung. Eine schriftliche Stellungnahme Gerbers konnte nicht ermittelt werden.
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Wahlordnung gibt, die eine sichere Mehrheit für die Deutschen Christen ergibt. So hat man sich entschlossen, auf diesem Weg das Ziel zu erreichen. Wer bisher dafür gekämpft hat, daß nicht um irgendwelcher institutioneller Auffassung willen, sondern um der Freiheit der Verkündigung willen die Kirche sich nicht einfach in die staatliche Leitung hineinbegeben könne, der muß hier eine grundsätzliche Haltung einnehmen. Man darf ein Staatskirchentum heute, im Dritten Reich, nicht einfach gleichstellen dem Staatskirchentum vergangener Zeiten. Am 20. Juni 1937 ist Schreiner aufgrund des Berufsbeamtengesetzes25 seines Amtes enthoben worden26. Die Absicht, die Verkündigung der Kirche mit aller Gewalt in Einklang zu bringen, ist so deutlich, daß man nicht anders kann als sagen: principiis obsta27. Hier hat der Staat alle seine Zusagen gebrochen, die er gegeben hat und hat inzwischen gezeigt, was zu erwarten ist, wenn man sich ihm verwaltungsmäßig ausliefert. Es kann keine andere Stellung geben als die der Ablehnung. Breit: Allgemeine Bemerkung zur nüchternen Besinnung: Ich habe den Eindruck, daß wir uns hier gar nicht nüchtern genug die Situation, die vorliegt, vergegenwärtigen können. 1. Was mich aufs stärkste bedrängt, ist die Frage: Können wir von unserer wirklichen, empirischen, durch ihre Geschichte in allerlei wertvolle und heute wieder lästige Beziehung zum Staat gestellte Kirche ohne weiteres das sagen, was wir von der durch den Heiligen Geist gestifteten Kirche Christi auf Erden sagen müssen? Können wir ohne weiteres sagen: Hier ist ein status confessionis28 gegeben, denn die mit
25 Nach § 6 des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933 konnten Beamte zur „Vereinfachung der Verwaltung“ vorzeitig in den Ruhestand versetzt werden, auch wenn sie noch nicht dienstunfähig waren (RGBl I 1933, S. 176); diese Bestimmung wurde auch als rechtliche Grundlage für die politisch motivierte Zwangsemeritierung von Universitätstheologen herangezogen (vgl. K. Meier, Fakultäten, S. 86). 26 Helmuth Schreiner, seit 1931 Professor für Praktische Theologie in Rostock, war am 2 9. Juni 1937 von Reichsstatthalter Friedrich Hildebrandt zwangsemeritiert und von sämtlichen Universitäts- und Prüfungsämtern enthoben worden. Bereits 1933 hatte das mecklenburgische Unterrichtsministerium gegen ihn ein Disziplinarverfahren mit dem Ziel der Entfernung aus dem Amt eröffnet. Das Verfahren war zwar eingestellt worden, Schreiner hatte seitdem jedoch unter argwöhnischer Beobachtung der Parteiorgane gestanden. Seit Anfang 1937 war auch seine Post von der Gestapo überwacht worden. Zudem hatte die deutschchristliche Kirchenleitung in Schwerin wegen seiner bekenntniskirchlichen Haltung beim mecklenburgischen Staatsministerium gegen ihn intrigiert (vgl. dazu S. Pauli, Geschichte, S. 351f.; P. Noss, Schreiner, Sp. 965; M. Buddrus/ S. Fritzlar, Professoren, S. 364f.; K. Meier, Fakultäten, S. 86; N. Beste, Kirchenkampf, S. 137). 27 = Wehret den Anfängen! 28 Vgl. dazu oben Dok. 10, Anm. 81.
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Körperschaftsrechten ausgestattete Kirche ist die Kirche, die wir bekennen müssen vor den Menschen, und jeden Eingriff in die so gestaltete Kirche müssen wir abwehren als Eingriff in das Bekenntnis unserer Kirche? Dabei ist zu beachten, daß wir lutherische Kirchen uns zweifellos unter der reformierten Führung der Bekennenden Kirche dazu haben verleiten lassen, den Zusammenhang zwischen Bekenntnis und Ordnung auf dieselbe Ebene zu stellen wie den Zusammenhang zwischen Bekenntnis und Verkündigung. In den Fragen der Ordnung empfangen wir weder aus der Schrift noch aus dem Bekenntnis bindende Weisungen29. Die Begründung des Rechtes, der Ordnung und der Leitung aus dem Bekenntnis ist eine völlig andere als die Begründung der Verkündigung aus dem Bekenntnis der Kirche. 2. Wenn wir sagen: status confessionis, dann müssen wir uns alles weitere sehr nüchtern, klar und tapfer überlegen. Ich unterstelle im Augenblick, daß der Staat bei dieser 15. Durchführungsverordnung bleibt, auch gegenüber der Weigerung der Kirche, diese 15. Durchführungsverordnung anzuerkennen. Ich möchte an diesem Punkt davor warnen, daß wir ein starkes Wort heute sprechen, das wir morgen nicht durchhalten und nicht vollziehen, wenn es den Weg durch Tod und Teufel hindurchgeht. Das haben wir schon sehr häufig getan und der Staat ist nicht ohne Recht, wenn er sagt: Das ertrage ich, dieses Murren und Murmeln! Ich warte eine Weile. Wenn der Staat bei der 15. Durchführungsverordnung bleibt, dann bedeutet unsere streng durchgeführte Haltung den Verzicht auf die bisherigen Privilegien der Kirche (Staatsleistungen, Steuerrecht, Körperschaftsrecht). Dann gibt es nicht mehr die Wahl, die es noch vor 1933 gegeben hätte, ob sich die Kirche ganz aufgeben will oder den Versuch mit der Freikirche30 machen will. Eine Freikirche gibt es nicht im nationalsozialistischen Staat. Es gibt zunächst nur eine Kirche unter Polizeiaufsicht, die mehr und mehr zu einer Sekte zusammenschrumpft. Mit dem Verbot von Sekten ist der Staat rasch bei der Hand31. 29 Diese Auffassung war von Breit bereits in seiner 1936 erschienenen Schrift „Bekenntnisgebundenes Kirchenregiment“ vertreten worden (vgl. bes. T. Breit, Kirchenregiment, S. 7f.). Breit hatte sich dabei nahezu wörtlich auf W. Kahl, Lehrsystem 1, S. 125f., berufen, wo es u. a. geheißen hatte, nach lutherischer Auffassung habe „die Kirche keinen einzigen Bestandteil ihrer Rechtsordnung als notwendigen von Gott erhalten“, so dass der lutherischen Kirche „jedwede Verfassung, welche ‚pura Evangelii doctrina et administratio Sacramentorum consentanea Evangelio Christi‘ ganz und voll verbürgt, [.|.|.] als rechtliche Existenzform wohl geeignet“ sein müsse; davon abweichend hätten einige reformierte Bekenntnisschriften allerdings „bestimmte Verfassungselemente als schriftgemäße und somit jure divino bezeichnet“ (Ebd., S. 127). 30 Vgl. dazu oben Dok. 4, Anm. 27. 31 Zur Verfolgung von Freikirchen und Sekten durch den nationalsozialistischen Staat vgl. F. Zipfel, Kirchenkampf, S. 174–212; J. S. Conway, Kirchenpolitik, S. 212–217.
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3. Wenn wir im Sinn der Feststellung eines status confessionis verfahren, wird die Kirche sich aufspalten. Es werden sich nicht alle hinter uns stellen. Die einen werden alle Auflagen und Lasten, die in dieser 15. Durchführungsverordnung für uns vorbereitet sind, auf sich nehmen. Sie werden im Augenblick gute Tage haben, weil sie sich dem Staat gegenüber empfehlen. Demgegenüber kann man sagen: Das muß alles ins Auge gefaßt werden. Es wird das Kirchengut in die Hände der Deutschen Christen übergeleitet werden. Diese werden die vom Staat gestützte Kirche haben, verwalten, führen und vertreten. Die anderen können sich in den Winkel verziehen. 4. Professor Gerber warnt dringend davor, hier den status confessionis aufzurichten, und bittet dringend, man möchte alles aus der 15. Durchführungsverordnung herausholen, was für die Kirche herauszuholen ist32. Wäre es nicht möglich, daß diejenigen unserer Juristen, die in erster Linie für die Bildung der Finanzabteilung in Betracht kommen, von den Bischöfen in aller öffentlichen Form für die von ihnen geforderte Tätigkeit in den Finanzabteilungen an ihre kirchliche Dienstverpflichtung erinnert werden? Die Juristen würden feierlich vor der Kirche bekennen, daß sie ihr neues Amt führen in der Verpflichtung gegen das Bekenntnis ihrer Kirche. Dann würde die Entscheidung der Kirche darüber, ob jetzt schon der Augenblick gekommen ist, oder ob diese 15. Durchführungsverordnung dazu verpflichtet, mit Ja oder Nein Stellung zu nehmen, auf die Stunde vertagt werden, wo anerkanntermaßen eine Verletzung des Bekenntnisses unserer Kirche eintritt, eine Verhinderung der freien Verkündigung und damit ein Verrat an dem Herrn unserer Kirche. Friedrich schließt sich Breit an. Den status confessionis heute zu erheben, wird uns jedenfalls vor der breiten Öffentlichkeit wie den Staatsstellen deshalb erspart werden, weil diese Finanzabteilungen in Kirchen, die hohen Wert auf ihr Bekenntnis legen, schon lange Zeit bestehen und dort in keiner Weise Einbußen zur Folge gehabt haben. Über diesen Einwand wird man nicht leicht hinwegkommen. [Einige Wörter gestrichen] Man könnte einwenden, daß das neue Gesetz anders ist, insbesondere in § 1 als das alte. Ob man damit durchschlägt, ist fraglich. Ich glaube, daß die Verordnung ergangen ist, um letztlich in den süddeutschen Kirchen aufzuräumen33, um hier einen Widerstand hervorzurufen und dann im Zusammenhang mit dem Widerstand wirklich einzugreifen. Es fragt sich, ob man hier nicht doch parieren muß und der
32 Vgl. oben Anm. 24. 33 In den Landeskirchen von Bayern, Württemberg und Baden waren bisher keine Finanzabteilungen gebildet worden.
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heutigen Staatskirchenleitung34 nicht eigentlich den Gefallen tun, auf den man wartet. Für uns in Baden ist der Fall besonders schwierig. Wir sind nicht intakt35. Wir brauchen für unser Kirchensteuerrecht eine Staatshilfe36. Ich gehe mit Breit einig: Wenn es gelänge, nach der Seite eine Zusicherung zu bekommen, daß es nur Kirchenbeamte sind, die die Finanzabteilungen zu leiten haben, die in dieser Situation ihre kirchliche Pflicht zu erfüllen haben, so sollte man erwägen, ob man nicht auf die Sache eingeht. Wer Verantwortung für die Finanzen trägt, schiebt hinaus, solange er kann, um die Not von den Pfarrfamilien abzuwenden. Wenn man sagen wird: unannehmbar! dann wird man mit Gründen, die man nach außen für den größten Teil unseres Kirchenvolkes vom Staat sehr geschickt hingestellt [sic!], sagen: Hier sind nur ein paar widerspenstige Menschen; um die zu beseitigen, muß der Staat einmal zugreifen. Hermann Müller: In der rechtlichen Beurteilung der 15. Durchführungsverordnung sind wir einig. Sie dient der weiteren Zerstörung der Kirchen.
34 Gemeint ist offenbar das Reichskirchenministerium. 35 Im Gegensatz zu den aus Sicht der Bekennenden Kirche als ‚intakt‘ geltenden Landeskirchen wie Bayern und Württemberg und den ‚zerstörten‘ Kirchen wie der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union nahm „die badische Landeskirche eine gewisse Mittelposition“ ein: So hatte die Landeskirche nach den in Baden rechtlich anfechtbar durchgeführten Kirchenwahlen vom 23. Juli 1933 kein deutschchristliches Kirchenregiment erhalten, sondern es hatte auch weiterhin die auf Grund der soeben geänderten Kirchenverfassung gebildete Kirchenregierung aus Landesbischof und Oberkirchenrat – dem freilich zunächst drei Deutsche Christen angehörten – amtiert. 1934 hatte Landesbischof Kühlewein dann der Eingliederung in die Reichskirche zugestimmt, die jedoch Ende 1934 widerrufen worden war. 1936 hatte Kühlewein dann gegen den Widerstand der Deutschen Christen die Einsetzung eines Landeskirchenausschusses und einer Finanzabteilung verhindern können (vgl. J. Thierfelder, Landeskirche, S. 310–337, Zitat: Ebd., S. 328; K. Meier, Kirchenkampf 1, S. 436–442; K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 316–321; H. Erbacher, Landeskirche, S. 36–50; O. Friedrich, Entwicklung, S. 179–219). 36 Zu den für die badische Landeskirche geltenden steuerrechtlichen Bestimmungen vgl. O. Friedrich, Kirchenvertrag, S. 90ff. Seit der Ausgliederung der badischen Landeskirche aus der Reichskirche im Dezember 1934 hatte ein Organ gefehlt, „das nach den Bestimmungen des Landeskirchensteuergesetzes in der Lage gewesen wäre, den landeskirchlichen Haushaltsplan zu verabschieden und den erforderlichen Steuerbeschluß rechtsgültig zu fassen“ (O. Friedrich, Entwicklung, S. 196). Eine im März 1936 ausgesprochene Bitte Kühleweins um staatliche Hilfe zur Festsetzung des Haushaltsplans hatte dann den Versuch ausgelöst, einen Landeskirchenausschuss für die badische Landeskirche einzusetzen (vgl. dazu die Dokumente in Landeskirche 4, S. 69–98). Erschwerend kam noch hinzu, dass der badische Kultusminister Wacker seit 1935 Pläne für eine radikale Trennung von Kirche und Staat verfolgt und schon 1936 die Bildung einer Finanzabteilung vorgeschlagen hatte (vgl. J. Thierfelder, Landeskirche, S. 329, S. 331); auf sein Betreiben hin wurde in der badischen Landeskirche – im Gegensatz zu Bayern und Württemberg – auf Grund der 15. Durchführungsverordnung dann auch im Mai 1938 eine Finanzabteilung gebildet (vgl. ebd., S. 333; O. Friedrich, Entwicklung, S. 205).
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Sie stimmt nicht mit der Tendenz [überein], die Kirche in Freiheit ihre Ordnung gestalten zu lassen37. Die Kirche muß alles tun, um diese 15. Durchführungsverordnung möglichst nicht zur Verwirklichung gelangen zu lassen. Wir können vielleicht eine gewisse Hinausschiebung des Vollzuges erreichen; daß sie zurückgenommen wird, das dürfen wir nicht erwarten. Wann beginnt der status confessionis? In den letzten Tagen ist mir das völlig klar geworden, wie unsere Frage mit dem Gelöbnis in der Frage des Religionsunterrichtes sich zuspitzte38. Mei37 Anspielung auf das „Gesetz zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 24. September 1935, nach dessen Vorspruch das Gesetz erlassen worden war, um eine Ordnung herbeizuführen, „die der Kirche ermöglicht, in voller Freiheit und Ruhe ihre Glaubens- und Bekenntnisfragen selbst zu regeln“ (GBlDEK 1935, S. 99). 38 Die Auseinandersetzungen um das Gelöbnis auf den Führer, das Pfarrer, die an öffentlichen Schulen Religionsunterricht erteilten, ablegen sollten (vgl. dazu oben Dok. 21, Anm. 164), hatten sich zugespitzt, nachdem der württembergische Kultminister am 18. Juni 1937 angeordnet hatte, „daß die Ablegung des Treuegelöbnisses durch Geistliche ohne jeden Vorbehalt zu erfolgen“ habe. Erklärungen mit Vorbehalten seien nicht entgegenzunehmen; darüber hinaus sei Pfarrern, die einen Vorbehalt im Sinne der Stellungnahme des württembergischen Oberkirchenrats (vgl. dazu oben Dok. 21, Anm. 165) äußerten, der Religionsunterricht „sofort zu entziehen“ (Abdruck der Anordnung: G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 770). Die Auseinandersetzungen um das Gelöbnis hatten aber auch deswegen an Brisanz gewonnen, weil im Zusammenhang mit dem Erlass Mergenthalers über die Gestaltung des Religionsunterrichts vom 28. April 1937 (vgl. dazu unten Dok. 32, Anm. 43) Befürchtungen laut geworden waren, „ob nicht von den Pfarrern unter Berufung auf das geleistete Gelöbnis verlangt werden könnte, den Inhalt der christlichen Unterweisung von außerkirchlichen und außerbiblischen Maßstäben abhängig zu machen“ (Zitat aus der den Pfarrern vom Evangelischen Oberkirchenrat Stuttgart mit Schreiben vom 18. Juni 1937 zugesandten Kanzelerklärung, abgedruckt bei G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 759). Die Abnahme des Gelöbnisses, die von den Schulräten unterschiedlich gehandhabt wurde, hatte am 19. Juni 1937 begonnen (vgl. dazu ebd., S. 772– 777). Bis Anfang Juli 1937 war dann ca. 700 Pfarrern das Recht zur Erteilung von Religionsunterricht entzogen worden, weil sie erklärt hatten, das Gelöbnis nur unter dem Vorbehalt ihres Ordinationsgelübdes ablegen zu können (vgl. ebd., S. 778). Eine Entspannung der Lage schien sich abzuzeichnen, als das Reichserziehungsministerium das württembergische Kultministerium in einem Schnellbrief vom 3. Juli 1937 anwies, dem Evangelischen Oberkirchenrat Stuttgart gegenüber „zum Ausdruck zu bringen, daß die nationalsozialistische Staatsführung die Gewissensfreiheit und kirchliche Lehrfreiheit“ gewährleiste, „von jedem Jugenderzieher aber die unbedingte Bejahung des nationalsozialistischen Staates und das rückhaltlose Gelöbnis der Treue zu Führer und Reich verlangen müsse“ (Abdruck: Ebd., S. 780). Die württembergische Kirchenleitung stellte daraufhin fest, auf dieser Grundlage seien die Geistlichen zur Ablegung des Gelöbnisses bereit, „nachdem sie die Gewähr haben, daß die Heilige Schrift allein für den Inhalt des Religionsunterrichts in der Schule wie für die gesamte Verkündigung maßgebend bleiben soll“ (Kanzelerklärung vom 11. Juli 1937, abgedruckt ebd., S. 782f., Zitat: S. 782). Die Bemühungen des Evangelischen Oberkirchenrats um eine Zulassung der Pfarrer zum Gelöbnis scheiterten jedoch am anhaltenden Widerstand des württembergischen Kultministeriums, das sich dabei auf den Erlass des Reichserziehungsministers vom 1. Juli 1937 berief, nach dem Geistlichen der Religionsunterricht nur noch dann zu übertragen war, wenn „die dazu auf Grund der vorgeschriebenen Prüfungen befähigten und zur Übernahme
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nerseits würde ich auf dem Standpunkt stehen: Wäre ich Mitglied einer Finanzabteilung und würde eine Zumutung an mich ergehen, die von mir als Christen nicht übernommen werden kann, dann lehne ich sie ab. Aber nach dem Herauskommen einer Verordnung einfach für den Fall zu erklären, daß nun der status confessionis gekommen ist – so weit bin ich als Laie bisher nicht gekommen. Ich sage: Wenn ich die innere Überzeugung habe: Es geht um einen Angriff auf unseren Glauben, dann bin ich ganz ruhig und sage: Komme was wolle. Aber nun einfach aufgrund der Tatsache einer Durchführungsverordnung, die rechtswidrig ist, den status confessionis zu erklären, soweit bin ich nicht. Dabei muß ich auch sagen: Ich würde es für die Pflicht halten, solange es irgend geht, daß die kirchlichen Gelder nicht in die Hände gelangen, von denen wir sicher wissen, sie werden in einer Weise verwendet, die wir nicht verantworten können. Wurm: Es geht hier um das Bollwerk. Es geht darum, ob die Kirche Kirche bleibt und nicht Staatsabteilung wird. Wir sind keine Kirche mehr, wenn wir das preisgeben. Meinzolt: Ich bin Breit sehr dankbar für die klaren Ausführungen, die er gemacht hat, und bin mit ihrem Inhalt einig. Sie dürfen überzeugt sein, daß wir Kirchenjuristen die ganzen Fragen mit größtem Ernst und mit aller Ehrlichkeit durchdenken, als es von anderer Seite geschieht [sic!]. Die Überlegungen, zu denen wir dann kommen, decken sich mit ihrem Willen zweifellos dahin, daß auch wir nichts anderes wollen und nichts anderes wünschen, als der Kirche zu dienen und der Kirche in der Welt ihre Stellung zu behaupten. Breit sagte, man sollte die Leute der Finanzabteilung an ihre kirchliche Pflicht erinnern. Das ist nur möglich, wenn kirchliche Beamte die Leitung bekommen. Für den Fall, daß kirchliche Außenseiter das Amt erhalten, gilt das nicht. Hier sei klar das eine gesagt, daß natürlich dann, wenn einer der Kirchenbeamten in die Leitung eintritt, ein [ein Wort unleserlich] in ihn gelegt wird. Wir sind bereit, diese Spannung zu tragen und entschlossen, die Spannung nicht weiter zu tragen, wenn es nach der kirchlich von uns übernommenen Pflicht uns unmöglich erscheint. Man muß bei allen diesen Dingen überlegen: Wie ist es mit der Rechtmäßigkeit der 15. Durchführungsverordnung? Hierzu möchte ich folgendes sagen: Ich glaube, daß man die sogenannte Rechtmäßigkeit der Verordnung auf zwei Gesichtspunkte vom Staat her stützen kann, einmal darauf, daß die Kirche eine Körperschaft des öffentlichen Rechtes ist39, dieses Unterrichts bereiten Lehrer und Lehrerinnen“ nicht zur Verfügung standen (Abdruck: Dokumente 4, S. 91). 39 Vgl. Art. 137 der Weimarer Reichsverfassung vom 11. August 1919 (RGBl II 1919, S. 409; vgl. dazu auch E. R. Huber/W. Huber, Staat 4, S. 127).
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die vom Staat auf Grund eines Gesetzes gewisse Pflicht- und freiwillige Leistungen bezieht40. Man hat schon in der Weimarer Zeit angenommen, weil die Kirche eine Körperschaft des öffentlichen Rechtes sei, darum könne ihr der Staat bestimmte besondere Auflagen setzen41. Ein zweiter Gesichtspunkt ist folgender: Die 15. Durchführungsverordnung stützt sich auf das Gesetz vom 24. September 193542. In diesem Gesetz ist der Reichskirchenminister ermächtigt, alle erforderlichen Verordnungen zu treffen. Mit dieser Ermächtigung kann der Reichskirchenminister sagen: Die Ordnung in der Deutschen Evangelischen Kirche kann ich nur auf die Weise herstellen, daß ich einmal eine Zäsur mache, daß ich in allen Landeskirchen meinen Einfluß zur Darstellung und Wirkung bringe. Gewiß gibt es Landeskirchen, die einer solchen Einwirkung gar nicht bedürfen; aber, auf das Ganze der Deutschen Evangelischen Kirche gesehen, bin ich doch der Meinung, daß ich mein Ordnungswerk doch nur durchführe, wenn ich für alle Landeskirchen mir 40 Gemeint sind die Staatsleistungen, als die auch heute noch die Geld- und Sachzuwendungen der Länder an die Kirchen bezeichnet werden. Diese Leistungen haben für die evangelische Kirche ihre Wurzeln in der Reformationszeit und kommen vor allem der allgemeinen kirchlichen Verwaltung, der Vorbildung der Geistlichen und kirchlichen Mitarbeiter, der Besoldung und Versorgung des kirchlichen Personals sowie dem Bau und dem Erhalt kirchlicher Gebäude zugute. Die Rechtsgrundlage bildet in vielen Fällen das Gewohnheitsrecht (vgl. dazu W. Hofmann, Staatsleistungen; Denkschrift; H.-J. Brauns, Staatsleistungen). Nach Art. 138 der Weimarer Reichsverfassung vom 11. August 1919 war allerdings beabsichtigt gewesen, die „auf Gesetz, Vertrag oder besonderen Rechtstiteln beruhenden Staatsleistungen an die Relgionsgesellschaften“ durch die Landesgesetzgebung abzulösen, d. h. durch Entschädigung endgültig aufzuheben. Die Grundsätze dafür hatte das Reich aufstellen sollen (RGBl II 1919, S. 1409); dies war jedoch nicht geschehen, so dass die Leistungen auf Grund der in Art. 173 der Reichsverfassung vorgesehenen Übergangsregelung, die als Sperrklausel wirkte, wie bisher bestehen geblieben waren (Ebd., S. 1416). Art und Umfang dieser Leistungen waren in den Ländern unterschiedlich geregelt; für die preußischen Landeskirchen war z. B. Art. 5 des „Vertrages des Freistaates Preußen mit den Evangelischen Landeskirchen“ vom 11. Mai 1931 maßgebend (Abdruck: E. R. Huber/W. Huber, Staat 4, S. 709ff., hier: S. 709). 41 Vgl. dazu z. B. G. Anschütz, Verfassung, S. 551f., wo es u. a. geheißen hatte: „Wenn der Staat [.|.|.] einer Religionsgesellschaft den Status einer ‚Körperschaft des öffentlichen Rechts‘ und damit den Besitz öffentlicher Machtbefugnisse [.|.|.] und sonstiger Vorrechte (z. B. Steuerprivilegien) belassen oder verleihen darf, so darf er, nach dem Grundsatz der Korrelativität von Recht und Pflicht, diesen besonderen Rechten auch besondere Pflichten entgegenstellen, also z. B. der verliehenen Rechtssetzungsgewalt (Autonomie), Finanzgewalt, Disziplinargewalt, materielle und formelle Schranken ziehen. [.|.|.] Die Verleihung [des Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts] kann vorbehaltlos, kann aber auch – und wird es in der Regel – unter Einschränkungen und Bedingungen, insbesondere so erfolgen, daß der Staat sich eine Kontrolle der dem Verbande verliehenen Machtstellung, eine B e a u f s i c h t i g u n g derselben vorbehält“ (Zitate: Ebd., S. 551). 42 D. h. auf das „Gesetz zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ (GBlDEK 1935, S. 99), auf das in der Präambel der 15. Durchführungsverordnung ausdrücklich Bezug genommen wurde (GBlDEK 1937, S. 33).
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diesen Einfluß sichere. Das Problem ist für uns nicht das, daß uns nicht erlaubt werden wird, nun nach den Verhältnissen unserer eigenen Landeskirche zu prüfen, ob der Eingriff berechtigt ist. Wir müssen unter Umständen auch stellvertretend leiden für andere Landeskirchen. Alles das nimmt der Staat nur vorübergehend in Anspruch. Dieses grundlegende Gesetz von 1935 sagt ausdrücklich: Ich übe alles nur vorübergehend aus, damit, wenn dann alles vorbei ist, die Kirche ihre Geschäfte wieder frei treiben kann43. Man wird sich nicht leicht tun, die Widerrechtlichkeit der 15. Durchführungsverordnung nachzuweisen. Weil ein Widerstand gegen die Verordnung rechtlich auf nicht ganz starken Füßen stünde, ist es für den Juristen notwendig zu fragen, ob ein Widerstand möglich ist. Ich für meine Person möchte auch sagen: Der sogenannte status confessionis schiene mir bei der Durchführung der 15. Durchführungsverordnung auf dieser Grundlage nicht gegeben, wenn man die Leute erhält, die an ihre kirchliche Pflicht gebunden sind. Wurm: 1934 schien die Jäger’sche Aktion auch rechtlich fundiert44. Wir haben seitdem sehr viel gelernt, wie der heutige Staat seine kulturpolitischen Ziele zu erreichen sucht, daß jedes Mißtrauen Recht und Pflicht ist. Ich möchte nicht ein Jurist sein, der in diese Sache mit Zustimmung der Kirchenleitung hineingeht und die ganze Schwere der Konflikte auszutragen hat. Bender: Ich schließe mich den vorgetragenen staatskirchenrechtlichen Erwägungen durchaus an. Wir haben uns im wesentlichen auch auf diesen 43 In diesem Sinne hieß es im Vorspruch des Gesetzes, die Reichsregierung sei von „dem Willen durchdrungen, einer in sich geordneten Kirche möglichst bald die Regelung ihrer Angelegenheiten selbst überlassen zu können“ (GBlDEK 1935, S. 99). 44 Anspielung auf die von Reichsbischof Ludwig Müller und seinem ‚Rechtswalter‘ August Jäger bei der zwangsweisen Eingliederung der Landeskirchen in die Reichskirche 1934 erlassenen Kirchengesetze (zu den einzelnen Gesetzen vgl. GBlDEK 1934, passim; vgl. dazu auch K. Meier, Kirchenkampf 1, S. 204–221; K. Scholder, Kirchen 2, S. 269–355). Den „Schein der Legitimität“ hatte das Vorgehen Müllers und Jägers vor allem durch den „Kronjuristen des Reichsbischofs“, den Münchener Staats- und Kirchenrechtslehrer Johannes Heckel, erhalten (Zitate: Ebd., S. 272). So hatte Heckel in seinem Gutachten „Über die Umgestaltung der Nationalsynode“ vom 2. Juli 1934 festgestellt, die „Verwandlung der landeskirchlich gegliederten Reichskirche in eine Einheitskirche“ sei in Art. 12 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche (GBlDEK 1933, S. 4) „als möglich angedeutet“; somit verlasse ein solcher Akt die „Legitimitätsbasis der reichskirchlichen Verfassung nicht“, sondern bleibe auf ihrem Boden (auszugsweiser Abdruck des Gutachtens: GBlDEK 1934, S. 126f.; Zitat: S. 126; Teilabdruck auch bei A. Jäger, Kirche, S. 73f.; vgl. auch K. Scholder, Kirchen 2, S. 272 mit Anm. 17). Vgl. dazu auch das im Auftrag Hitlers verfasste Schreiben Meißners an Wurm vom 11. September 1934, in dem es geheißen hatte, dass der Einwand der württembergischen Kirchenleitung, „die von der Reichskirchenregierung zur Eingliederung der Landeskirchen getroffenen Maßnahmen würden gegen Gesetz und Verfassung verstoßen, nicht begründet“ sei (Abdruck: G. Schäfer, Landeskirche 3, S. 534).
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Standpunkt stellen müssen. Die Frage nach dem Augenblick, in dem man vom status confessionis sprechen muß, wird durchaus nicht einheitlich beantwortet. Ein möglichst weitgehendes Geduldhaben und Tragen- und Leidenkönnen gehört zu den Pflichten der Verantwortlichen, um so mehr, wenn durch das Leiden und Geduldhaben die Verkündigungsmöglichkeit garantiert und verlängert wird. Man sollte den ernstlichen Versuch machen, dem gefährlichen § 1 der 15. Durchführungsverordnung in der Praxis eine Ausführung geben zu lassen, die kirchlich erträglich ist. Meiser weist auf die Haltung der Pfarrerschaft hin. Mayer-List: Wenn es möglich ist, daß die Kirchen zu einem einheitlichen Widerstand kommen, dann könnte doch der Staat zurückgewiesen werden. Wir sind einig in der Beurteilung der [ein Wort unleserlich]. Wir sind einig, daß wir in gewissem Sinn der ganzen Sache gegenüber Widerstand leisten. Der Widerstand läßt sich verschieden denken. Wenn einige Landeskirchen nur hergehen und eine Erklärung abgeben durch die Bischöfe und den Oberkirchenrat, dann hat es der Staat sehr leicht, eine Landeskirche ihrer Regierung zu berauben. Unsere Pfarrer machen sich die Konsequenzen nicht genügend klar. Wie werden wir Widerstand leisten? Wäre es richtig, wenn die Bischöfe erklären: Unter keinen Umständen können wir das annehmen? Wir müssen die Gemeinden mobil machen. Ich denke an einen Widerstand, aber wir wollen uns klar sein, wie wir ihn organisieren wollen. Ich halte es für möglich, unsere Bedenken herauszustellen und sie in die Gemeinden zu bringen, aber nicht so, daß die Bischöfe erklären: Unter keinen Umständen tue ich mit. Es ist möglich, daß der größte Teil unserer Pfarrer und unserer Gemeinden darauf aus sind [sic!], daß sie das reine Evangelium hören und daß sie gewisse Gewalten nicht fürchten. Ich möchte bloß den Gedanken als Frage aufwerfen: Ist es richtig, daß wir durch ein Vorgehen, das vielleicht zunächst als sehr tapfer erscheint, die ganze Leitung der Kirche in die Hand der Deutschen Christen bringen? Müssen wir nicht den Widerstand so organisieren, die Leitung so in der Hand behalten und mehr den passiven Widerstand organisieren? Eichele: Die juristischen Anliegen sind hier nicht die entscheidenden. Was uns bewegt, ist, daß wir ein anderes Bekenntnis haben als der Staat, der über uns kommt. Es geht nicht um die Rechtsfrage, sondern: Ist es von der Kirche aus tragbar? Darum ist es wesentlich, daß man nicht am Wortlaut hängen bleibt. In welchem Zusammenhang muß man das sehen? Es steht die 16. Notdurchführungsverordnung dabei45. Rostock
45 Nach der „Sechzehnten Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 25. Juni 1937 waren die Benutzung von Kirchen
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steht dabei46. Wir müssen die Ausbildung unserer Theologen neu aufbauen. Dazu brauchen wir Mittel. Der Staat nimmt sich in die Hand, was er nachher zu allem verwenden will. Wehren wir uns dann, wenn der Staat das Beil in die Hand nimmt, oder erst dann, wenn er uns auf den Kopf geschlagen hat? Wollen wir, um die Folgen des Kampfes zu vermeiden und um die Leitung in der Hand zu behalten, riskieren, daß wir wohl in der Leitung sitzen, aber dann niemand mehr haben, der uns noch vertraut? Eine Kirchenleitung, die hier zustimmt in etwas, wo man genau weiß, was es in sich schließt, verliert das Vertrauen. Ein später kommender Kampf, der nicht mehr vom Vertrauen der Gemeinde getragen ist, ist von vornherein verloren. Friedrich: Wir teilen die Bedenken der Theologen. Ich bin der Auffassung, daß das, was seit Monaten geschieht und was in der 15. Durchführungsverordnung steht, im Widerspruch zur staatskirchenrechtlichen Lage, wie sie durch Grundgesetz geschützt sind [sic!]47, verstößt [sic!]. Es fragt sich nur: Wie ist die Sache zu parieren? Da gehen wir auseinander. Mit der grundsätzlichen Erwägung ist es nicht getan. Wird Hannover und Braunschweig widersprechen? Es wird nur Widerspruch kommen von den drei süddeutschen Kirchen48. Die anderen können nicht mehr. Die Möglichkeit, daß alle zusammengehen, ist ausgeschlossen. Wenn nun widersprochen wird, dann werden Sie sehen, daß wir dem Minister [Kerrl] einen Gefallen tun. Er wird dann versuchen, das Kirchenregiment zu beseitigen. Das fürchte ich. Darauf geht die Tendenz. Wenn eine Lokomotive auf mich zukommt, die nicht richtig läuft, dann trete ich ihr nicht in den Weg, sondern versuche, sie sanft zum Entgleisen zu bringen. Meinzolt: Ich habe nur die Verhältnisse klargestellt und nicht den Anspruch erhoben, als ob die rechtliche Schau der bekenntnismäßigen Schau vorzugehen hätte. Die Kirche ist nicht eine freischwebende Kirzu Wahlzwecken, die Abhaltung von „öffentlichen Veranstaltungen“ zur Wahlvorbereitung und „die Herstellung und Verbreitung von Flugblättern zu Wahlzwecken“ bis zur Veröffentlichung des Wahltermins verboten (GBlDEK 1937, S. 35). 46 Gemeint ist die zwangsweise Ruhestandsversetzung Schreiners (vgl. dazu oben Anm. 26). 47 Vor allem durch Art. 137 der Weimarer Reichsverfassung, in dem es u. a. hieß: „Jede Religionsgesellschaft ordnet und verwaltet ihre Angelegenheiten selbständig innerhalb der Schranken des für alle geltenden Gesetzes. Sie verleiht ihre Ämter ohne Mitwirkung des Staates oder der bürgerlichen Gemeinde“ (RGBl II 1919, S. 409); aber auch durch die evangelischen Kirchenverträge wie z. B. den „Vertrag zwischen dem Freistaat Baden und der Vereinigten Evangelisch-protestantischen Landeskirche Badens“ vom 14. November 1932, nach dem die badische Landeskirche berechtigt war, „die Vermögensangelegenheiten der Landeskirche sowie ihrer Körperschaften, Anstalten und Stiftungen durch eigene Satzung selbständig zu ordnen und nach Maßgabe dieser Satzung zu verwalten“ (Abdruck: E. R. Huber/W. Huber, Staat 4, S. 727–730, Zitat: S. 728). 48 D. h. von der bayerischen, württembergischen und badischen Landeskirche.
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che, [sondern eine,] die in einem bestimmten Verhältnis zum Staat steht. Wie ist zu prozedieren? Es ist richtig, daß vom Standpunkt des Bekenntnisses aus sehr schwere Bedenken einzulegen sind. Ich würde auch glauben, daß es nicht ohne Verheißung ist, den Widerspruch gegen die 15. Durchführungsverordnung anzumelden. Meine Anregung geht darauf hinaus, daß das geschieht: Mündliche und schriftliche Vorstellungen, daß alle Bedenken, die sich mühelos zusammentragen lassen, zu Gehör gebracht werden. Aber wir müssen auch positive Vorschläge machen. Wenn wir uns in das Gespräch mit dem Staat begeben, könnte es sein, daß auch der Staat die ihm unangenehmen Dinge gern zurückstellt. Wurm: Wir müssen uns zusammenschließen zu einem gemeinsamen Wort .|.|. Meiser: .|.|. und zu einer Truppe, die auf ein Kommando geht. Breit: Gesegnet der Mann, der das zustande bringt! An dem Punkt habe ich ein Verständnis für den Staat. Ich bin auch der Meinung, daß wir in der Beurteilung der 15. Durchführungsverordnung einig sind. Schwierig ist die Frage, wie wir unsere Auffassung von dieser Verordnung a) dem Staat begreiflich machen sollen und wie wir b) vor der Kirche diese Auffassung wirksam vertreten sollen. Ich hielte es nicht für richtig, wenn ein Landesbischof schon morgen in aller Öffentlichkeit erklärt: Ich lehne diese Verordnung ab. Dann wird vorweggenommen, was wir in einer gemeinsamen Beratung festlegen wollen. Die Schwierigkeiten beginnen an dem Punkt, wo wir uns überlegen, in welcher Weise wir die Ablehnung der Verordnung wirksam werden lassen wollen. Dann wird sich zeigen, daß hier eine größere Einmütigkeit vorhanden ist, als es in der Aussprache über die grundsätzliche Beurteilung zum Ausdruck kam. Ebenso wie alle anderen Herren bin auch ich mißtrauisch gegen die verborgenen Tendenzen der Verordnung und gegen den wahrscheinlichen Vollzug derselben und möchte nur das eine in bonam partem49 auslegen: Ich wüßte an der Stelle des Staates nicht, wie man mit dieser Kirche anders verfahren soll. Die Zustände sind schauerlich. Wie soll der Staat zu einer Ordnung kommen, wenn man nicht mit aller Gewalt eingreift! Auch die Kirche bringt es nicht fertig. Das Schlimmste, was ihr widerfahren könnte, wäre, wenn heute die Bekennende Kirche legitimiert würde. Die Bekennende Kirche ist nicht in der Lage, ihre Dinge in Ordnung zu bringen. Es sollte von keiner Seite vor „Kassel“50 jetzt schon eine endgültige Stellungnahme eingenom49 = wohlwollend, in positivem Sinne. 50 D. h. der geplanten gemeinsamen Besprechung von Vertretern der Kirchenführerkonferenz, des Lutherrats und der VKL II am 5./6. Juli 1937 (vgl. dazu unten Dok. 25 und 27).
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men [sic!] werden. Es muß doch die Hoffnung bestehen, daß wir zu einem gemeinsamen Vorgehen unsere Reihen schließen. Die Vorstellungen beim Staat haben nur Nachdruck, wenn wir sagen können: Die ganze Deutsche Evangelische Kirche, nun aber auch die Dahlemiten51. Seiz: Ist nicht angesichts der gesamten Vorgänge schon der status confessionis gegeben? In der praktischen Auswirkung führt die 15. Durchführungsverordnung dazu, daß eine Kirchenleitung, gegen Deutsche Christen z. B., gar nichts mehr machen kann. Wurm: Zusammenfassung. In bezug auf die Beurteilung der 15. Durchführungsverordnung weithin Einverständnis. Dagegen die Frage, ob und wie der 15. Durchführungsverordnung Widerstand zu leisten ist, ist nicht völlig geklärt. Einig ist man darin, daß zunächst weder Ja noch Nein gesprochen wird, sondern daß versucht wird, im Zusammengehen mit den anderen Kirchen die 15. Durchführungsverordnung dadurch abzubiegen, daß man noch einmal in ernstem Wort an den Staat erklärt, dem Staat Vorschläge macht, wodurch die Ausführung der 15. Durchführungsverordnung für unsere Kirchen hinfällig würde. Meine persönliche Auffassung muß ich wiederholen: Ich werde mich niemals dazu herbeilassen, Landesbischof zu bleiben, wenn die Verordnung eingeführt wird.
51 Vgl. dazu oben Anm. 11.
25 Gemeinsame Besprechung von Vertretern der Kirchenführerkonferenz, des Lutherrats und der Vorläufigen Kirchenleitung II (Kasseler Gremium) 1937 Juli 5 I. Meiser, Wachstuchheft 8, S. 167–183. II. Albertz – Breit – Burghart – Ficker – Flor – Otto Fricke – Gauger – Hahn – Happich1 – Henke – Hollweg – Johnsen – Klingler – Kloppenburg – Koch – Marahrens – Meinzolt – Meiser – Niemann – Niesel – von Soden – Wurm. Bauer – Bender – Beste – Bosse – Brunotte – Drechsler – Ewerbeck – Fleisch – Forck – Horn2 – Kramer – Kühl – Lachmund – Lambrecht – Neuser – Schäfer – Spitta – Tramsen – Tügel – Wendelin. III. Kassel, Landeskirchenamt, Renthof 5; ab 16.15 Uhr. G: 1. Meiser, ATB; 2. Niederschrift, gez. Marahrens (EvAG München, NL von Soden 10).
Marahrens berichtet über den kleinen Kirchenführerausschuß3, Innere Mission4, Heeresseelsorge5, Fürbitte6. 1 In G 2, S. 1, heißt es ohne weitere namentliche Erwähnung, neben Happich habe der gesamte Landeskirchenausschuss von Kurhessen-Waldeck an der Besprechung teilgenommen; es ließ sich im Einzelnen jedoch nicht ermitteln, ob die übrigen Mitglieder des Landeskirchenausschusses – Blendin, Ferdinand Fricke, Haupt, Laabs, und Rebermann – tatsächlich vollzählig anwesend gewesen sind. 2 Nach G 2, S. 1, haben an der Fortsetzung der Besprechung am 6. Juli 1937 (vgl. dazu unten Dok. 27) außer Horn noch weitere, wiederum namentlich nicht genannte Mitglieder des Reformierten Arbeitsausschusses teilgenommen; dabei handelte es sich vermutlich um Hänisch, Langenohl und Schmidt-Knatz, die auch an einer der Fortsetzung unmittelbar vorausgehenden Sitzung des Lutherrats am 6. Juli 1937 (vgl. unten Dok. 26) teilnahmen. 3 Gemeint ist das aus Marahrens, Wurm, Zimmermann und Hollweg bestehende Gremium, das die Kirchenführerkonferenz am 3. April 1937 zur Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche eingesetzt hatte (vgl. dazu oben Dok. 13, Anm. 42). Nach G 2, S. 2, gab Marahrens hier einen Tätigkeitsbericht über die letzte Sitzung dieses Gremiums (vgl. dazu die von Marahrens gezeichnete Niederschrift über die Sitzung des Kirchenführergremiums am 2. Juli 1937: LKA Stuttgart, D 1, 137). 4 Marahrens berichtete hier über die Ausgleichszahlungen, die das Winterhilfswerk für den verbotenen Volkstag der Inneren Mission angeboten hatte (vgl. dazu oben Dok. 21, Anm. 219ff.), und über die Pläne zur Durchführung eines kirchlichen Opfertages der Inneren Mission (vgl. oben Dok. 22, Anm. 81). 5 Nach G 2, S. 2, wurden hier „die Nachteile der anscheinend geplanten Neuregelung (Abschaffung des nebenamtlichen Standortpfarrers) besprochen“; dadurch drohe „die Gefahr, daß die Heeresseelsorge die Verbindung zur Gemeinde und zur Kirche verliert“. Daraufhin wurde beschlossen, „daß das kleine Gremium [vgl. oben Anm. 3] die Sache mit dem Feldbischof der Wehrmacht [Dohrmann] besprechen soll“.– Nach dem Erlass des Reichskriegsministers und Oberbefehlshabers der Wehrmacht, von Blomberg, vom 25. Mai 1937 sollte die Wehrmachtsseelsorge beider Konfessionen künftig „nur noch durch
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Bericht über die Lage. Überblick über die Entwicklung der letzten Monate. Die letzten Monate vor dem Rücktritt des Reichskirchenausschusses7 enthielten gewisse Ansätze zur Überwindung der kirchlichen Notlage. Arbeit des Verfassungsausschusses. Die Verfassungskammer hat besonders wertvolle Arbeit getan (z. B. Neuordnung des Wahlrechts, der kirchlichen Körperschaften)8. Man könnte dem Staat nichts Besseres empfehlen. Auch die Konferenz der Kirchenführer schien uns ein gewisser Ansatz zur Überwindung der kirchlichen Notlage zu sein9. Es hatte damals der Reichskirchenausschuss eine bedingte Mitarbeit von 16 Kirchenleitungen10. Sechs der Thüringer Richtung standen zur Seite11. Zurückhaltung zeigten die Brüder in den Bruderräten in
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beamtete Wehrmachtpfarrer“ ausgeübt werden; dazu war vorgesehen, die „Beauftragung von Zivilgeistlichen mit der nebenamtlichen Standortseelsorge“ fortfallen zu lassen (Abdruck: D. Beese, Seelsorger, S. 55f., Zitate: Ebd.). Der Erlass von Blombergs erwies sich jedoch als nicht durchführbar, da sich nicht genügend Pfarrer auf die Stellen für die verbeamteten Wehrmachtpfarrer bewarben (vgl. ebd., S. 56–59; M. Messerschmidt, Aspekte, S. 96; M. Messerschmidt, Wehrmacht, S. 190). „Entgegen den Bedenken einzelner Landeskirchen“ wurde hier beschlossen, das Gremium der Kirchenführer solle den Landeskirchen eine Fürbitte für die ökumenischen Konferenzen von Oxford und Edinburgh vorschlagen (G 2, S. 2). Zuvor hatte Marahrens über die Vorgänge berichtet, die zur Absage der Teilnahme der Deutschen Evangelischen Kirche an den Konferenzen geführt hatten (vgl. dazu oben Dok. 23, Anm. 2–9). Der Reichskirchenausschusses war am 12. Februar 1937 zurückgetreten (vgl. dazu unten Anm. 16; oben Dok. 2, Anm. 20 und 26; Dok. 4, Anm. 3). Gemeint ist die vom Reichskirchenausschuss eingesetzte Beratende Kammer für Verfassungsangelegenheiten der Deutschen Evangelischen Kirche unter dem Vorsitz Meinzolts (vgl. GBlDEK 1936, S. 108). Die Kammer hatte dem Reichskirchenausschuss am 4. November 1936 mit einer ausführlichen Begründung Richtlinien „für das kirchliche Gemeindeverfassungsrecht“, „für die Neugestaltung der Organe der Kirchenkreise“ und „die Neubildung der Landes- und Provinzialsynoden“ vorgelegt, die die Landeskirchen zur Prüfung erhalten hatten (EvAG München, NL von Soden 10; vgl. auch die Bekanntmachung des Reichskirchenausschusses „betr. Neubildung der kirchlichen Organe“ vom 14. Dezember 1936: GBlDEK 1936, Ausgabe A, S. 123, und die Auszüge aus der „Denkschrift der ‚Beratenden Kammer der Deutschen Evangelischen Kirche für Verfassungsangelegenheiten‘ über die Neuordnung der kirchlichen Organe“: MBlDEK Nr. 6 vom 23. Dezember 1936, S. 29–39). Zur Wiederbelebung der Kirchenführerkonferenz im Herbst 1936 vgl. oben Dok. 1, Anm. 40. Vgl. dazu die „Bekanntmachung über die Zusammenarbeit des Reichskirchenauschusses mit den Landeskirchen“ vom 14. Dezember 1936, in der die „Landeskirchenführer bzw. Vorsitzenden der Landeskirchenausschüsse von Altpreußen, Sachsen, Hannover lutherisch und reformiert, Württemberg, Nassau-Hessen, Bayern, Schleswig-Holstein, Hamburg, Kurhessen-Waldeck, Baden, Pfalz, Braunschweig, Lippe und Schaumburg-Lippe sowie die Bruderräte (Vertrauensräte) von Thüringen, Mecklenburg und Lübeck“ genannt sind (GBlDEK 1936, Ausgabe A, S. 121; Wiederabdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 1207f.). Gemeint sind die Landeskirchen von Mecklenburg, Thüringen, Lübeck, Bremen, Anhalt und Oldenburg (vgl. H. Brunotte, Kurs, S. 3).
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Altpreußen12 und Nassau-Hessen13. Aber es wurde vom ersten Tag an in der Kirchenführerkonferenz der Wunsch ausgesprochen, die Brüder in die Arbeit hineinzuziehen. Dann kam die Zuspitzung des Lübecker Konflikts14 und die Spannung zwischen Reichskirchenausschuss und Reichskirchenministerium15. Beschlagnahme der Gesetzblätter16. Rück12 Vgl. dazu den Beschluss der 4. Bekenntnissynode der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union vom 16.–18. Dezember 1936 in Breslau zu der oben Anm. 10 erwähnten „Bekanntmachung über die Zusammenarbeit des Reichskirchenausschusses mit den Landeskirchen“. In diesem Beschluss hatte es u. a. geheißen, der altpreußische Landeskirchenausschuss sei „nicht befugt, die Evangelische Kirche der altpreußischen Union zu vertreten und bindende Erklärungen für sie abzugeben“, vielmehr werde „die Kirche allein durch die von den Bekenntnissynoden der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union berufenen oder anerkannten Organe kirchlich rechtmäßig geleitet und vertreten“. Daher entbehre auch eine „etwa beabsichtigte kirchliche Anerkennung des Reichskirchenausschusses durch eine Erklärung des Landeskirchenausschusses [.|.|.] der kirchlichen Legitimität“ (Abdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 1230f., Zitate: S. 1231). Zur Haltung des altpreußischen Bruderrats vgl. auch seine Schreiben an Marahrens, Meiser und Wurm vom 4. Dezember 1936 (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 39) und vom 26. Januar 1937 (Abdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 1300f.). 13 Der nassau-hessische Landesbruderrat hatte den Standpunkt vertreten, „dass der kirchliche Auftrag des Landesbruderrats unverrückbar weiter besteht und dass eine etwaige Billigung des Reichskirchenausschusses durch die lutherischen Bischöfe keine Auswirkung auf die beanspruchte kirchliche Geltung des Landeskirchenausschusses in Nassau-Hessen haben kann“ (Schreiben an Meiser vom 15. Dezember 1936: LKA Nürnberg, Meiser 170). In Bezug auf die Beteiligung Nassau-Hessens an der Kirchenführerkonferenz hatte der Landesbruderrat verlangt, „genau so behandelt“ zu werden „wie die Bruderräte von Thüringen und Mecklenburg“, d. h. als allein rechtmäßige Kirchenleitung (Entschließung des nassau-hessischen Landesbruderrats vom 8. Dezember 1936 „zur kirchlichen Lage“: Ebd.). 14 Vgl. dazu oben Dok. 2, Anm. 26. 15 Vgl. oben Anm. 7 und unten Anm. 16. 16 Der Reichskirchenausschuss hatte beabsichtigt, im Gesetzblatt der Deutschen Evangelischen Kirche in erhöhter Auflage eine Dokumentation über die kirchlichen Verhältnisse in Lübeck zu veröffentlichen, was von der Gestapo verboten worden war (vgl. Verantwortung 2, S. 494, Anm. 7; K. F. Reimers, Lübeck, S. 324); die Dokumentation hatte dann nur im Mitteilungsblatt der Deutschen Evangelischen Kirche erscheinen können („Die Kirchliche Lage in Lübeck“: MBlDEK Nr. 1 vom 7. Januar 1937, S. 1ff.).– Vgl. dazu auch das Schreiben an den Reichskirchenminister vom 12. Februar 1937, mit dem der Reichskirchenausschuss seinen Rücktritt begründet hatte: Danach war die Beschlagnahme des Gesetzblatts der Deutschen Evangelischen Kirche auf Veranlassung des Reichskirchenministeriums erfolgt; außerdem sei auf Weisung des Ministeriums mehrfach der Druck und die Verbreitung des Mitteilungsblatts der Deutschen Evangelischen Kirche behindert worden. Auch Nachdrucke aus dem Gesetzblatt seien nur noch „insoweit gestattet“ worden, „als das Deutsche Nachrichtenbüro die Berichte“ ausgegeben hätte. Vor allem aber hätte das Wort des Reichskirchenausschusses zum Jahrestag der Machtergreifung am 30. Januar 1937, „das ein Treuebekenntnis zum Werk des Führers und eine feierliche Bereiterklärung zur Mitarbeit im Kampf gegen den Bolschewismus“ dargestellt habe, nicht einmal in der kirchlichen Presse veröffentlicht werden dürfen (Abdruck des Schreibens: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 1339–1343, Zitate: S. 1341; Wort des Reichskirchenaus-
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tritt des Reichskirchenausschusses. Dann wurde vom Reichskirchenausschuss ein Gremium herausgestellt, das geführt wurde von Dr. Lilje17. Dieses Gremium ist freiwillig zurückgetreten18. Von einem Sturz desselben kann keine Rede sein19. An ihre Stelle traten die, welche dem Dienstalter nach die nächsten waren. Frei gehalten wurde ein Platz für die Vorläufige Kirchenleitung. Ein neues Gremium löste so das Gremium Lilje ab20. Es erfolgten die Schwierigkeiten, die in der Stellung der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei hervortraten. Weisung des Kirchenministers [Kerrl] an Dr. Werner21. Briefwechsel ist den Kirchenleitungen bekanntgegeben22. Redeverbote, Ausweisungen, Verhaftungen23. Rücktritt des sächsischen Provinzialkirchenausschusses24. Es traten die deutschchristlichen Mitglieder aus den Provinzialkirchenausschüssen in Brandenburg, Westpreußen [= Evangelische Kirche der Freien Stadt Danzig], Westfalen zurück25. Männer wie
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schusses vom 23. Januar 1937 an die Gemeinden zum 30. Januar 1937: GBlDEK 1937, S. 5; Wiederabdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 1299f.). Dieses Gremium war nicht vom Reichskirchenausschuss, sondern von der Kirchenführerkonferenz herausgestellt worden (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 18). Auf der Kirchenführerkonferenz am 2./3. April 1937 (vgl. dazu oben Dok. 10–13). Derartige Behauptungen waren z. B. in einer im Juni 1937 verbreiteten Stellungnahme der rheinischen Bekenntnissynode aufgestellt worden, in der es u. a. geheißen hatte, die Kirchenführerkonferenz habe „die vom Minister abgelehnte Kirchenleitung Lilje“ fallengelassen (Abdruck: KJ 1933–1944, S. 173–179, Zitat: S. 175). Vgl. dazu oben Anm. 3. Kerrl hatte Werner in einem Schnellbrief vom 12. April 1937 und im Verlauf einer Besprechung am 24. April 1937 im Reichskirchenministerium untersagt, den Kirchenführern die Räume der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei zur Verfügung zu stellen; dies galt sowohl für die Sitzungen des von der Kirchenführerkonferenz am 3. April 1937 eingesetzten Vertretungsgremiums als auch für die Sitzungen der Kirchenführerkonferenz selbst (vgl. dazu oben Dok. 18 mit Anm. 2). Den Schriftwechsel über die Benutzung der Räume der Kirchenkanzlei und die Haltung der Kanzlei gegenüber den Kirchenführern hatte Marahrens den in der Kirchenführerkonferenz vertretenen Kirchenleitungen abschriftlich am 11. Juni 1937 zukommen lassen (vgl. u. a. LKA Karlsruhe, 3330; EvAG München, NL Meinzolt 33). Diese Zusammenstellung enthielt den oben Anm. 21 erwähnten Schnellbrief Kerrls an Werner vom 12. April 1937, das Schreiben Kerrls an Marahrens vom 21. April 1937 (vgl. oben Dok. 13, Anm. 43), die Werner von Marahrens am 28. April 1937 schriftlich vorgelegten Fragen (vgl. oben Dok. 18, Anm. 13), das Schreiben Werners an Marahrens, Wurm, Zimmermann und Hollweg vom 28. April 1937 (vgl. oben Dok. 18, Anm. 11), das Schreiben Marahrens’ an Werner vom 30. April 1937 (vgl. oben Dok. 18, Anm. 16) und das Antwortschreiben Werners an Marahrens vom 5. Mai 1937 (vgl. ebd.). Vgl. dazu oben Dok. 20, Anm. 7–12; Dok. 23, Anm. 21; Dok. 24, Anm. 3; vgl. auch unten Anm. 48f. Am 4. Juni 1937 (vgl. dazu oben Dok. 21, Anm. 72). So hatte u. a. Superintendent Friedrich Klein vom Provinzialkirchenausschuss der Mark Brandenburg dem Reichskirchenministerium am 16. Juni 1937 mitgeteilt, er lege sein Amt nieder, weil der Ausschuss die ihm übertragenen Aufgaben nicht erfüllt und einseitig Par-
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Dr. Engert sollten austreten auf Weisung von Muhs26. Gleichzeitig erfolgten Vorstöße des Kirchenministeriums in der Absicht, vollendete Tatsachen zu schaffen in Richtung auf die Herstellung einer Staatskirche27. Erlaß des 15. Februar 193728. Der Erlaß, die Ansetzung einer Wahl, war dann sinnvoll, wenn er bald und ehrlich durchgeführt wurde; wenn das, was in dem Erlaß zur Ausführung kam „in voller Freiheit“29 auch wirklich durchgeführt wurde. Dann tauchte sofort die Frage der Wahlordnung auf. Am 19. Februar 1937 unsere ersten Eingaben, auf die weitere folgten30. Die Kirche hat sich nicht ablehnend verhalten, sondern hat versucht, wenn ein ehrliches Wollen vorhanden war, zu helfen. Auch die Verbände (Klingler) haben aus der Feder von Gerber einen Entwurf vorgelegt31. Außerdem hat immer ein kleiner
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tei für die Bekennende Kirche ergriffen habe (vgl. K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 187). In Westfalen war am 24. Juni 1937 Pfarrer Walter Fiebig von seinem Amt als Mitglied im Provinzialkirchenausschuss zurückgetreten; Muhs hatte daraufhin die übrigen Ausschussmitglieder zur Einstellung der Arbeit aufgefordert, da der Ausschuss nicht mehr handlungsfähig sei (vgl. ebd., S. 224). In der Evangelischen Kirche der Freien Stadt Danzig existierte kein Provinzialkirchenausschuss, sondern ein ausschließlich aus Pfarrern der Mitte und Deutschen Christen zusammengesetztes Landeskirchenkollegium (vgl. dazu ebd., S. 198; H. Neumeyer, Kirchengeschichte, S. 169f.; E. Sodeikat, Verfolgung, S. 160–163). Um die Abberufung der altpreußischen Provinzialkirchenausschüsse zu beschleunigen, hatte Muhs in mehreren Fällen deutschchristliche Ausschussmitglieder zum Rücktritt aufgefordert; in anderen Fällen wartete er auch ab, „bis der Ausschuß durch Rücktritt von Mitgliedern zum nicht mehr handlungsfähigen Rumpfausschuß erklärt werden konnte“ (K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 177). In diese Richtung hatten die Rede Kerrls vor den Vorsitzenden der Landes- und Provinzialkirchenausschüsse am 13. Februar 1937 (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 3) und das in dieser Rede angekündigte Verordnungswerk Muhs’ (vgl. oben Dok. 1, Anm. 10) gezielt. Gemeint ist der Wahlerlass Hitlers (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 1). Zitat aus dem Wahlerlass. Zur Erklärung der Kirchenführer an Kerrl zur Wahl vom 19. Februar 1937 vgl. oben Dok. 4, Anm. 33; zu den Eingaben der Kirchenführer vom 26. Februar 1937 und 3. März 1937 vgl. oben Dok. 6, Anm. 51. Gemeint ist die umfangreiche Denkschrift „Grundsätzliche Stellungnahme der Leiter der großen kirchlichen Verbände zur Durchführung der Kirchenwahlen“, die Klingler mit Schreiben vom 21. Mai 1937 an den Reichskirchenminister gesandt hatte. In dieser von Hans Gerber, Professor für öffentliches Recht in Leipzig und Präsident des Evangelischen Vereins der Gustav-Adolf-Stiftung, entworfenen Denkschrift hatte es geheißen, „Evangelische Kirche“ könne „nur eine auf den reformatorischen Bekenntnissen aufgebaute christliche Glaubensgemeinschaft“ sein; dementsprechend hätten sich kirchliche Amtsträger, Synodale und Kirchenmitglieder, die Art. 1 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche nicht anerkennen, „von der als evangelische Kirchen verfaßten evangelischchristlichen Glaubensgemeinschaft“ abzusondern. Für die Durchführung der Wahl hatte sich die Denkschrift entschieden gegen eine Verhältnis- und Listenwahl, den „Ungeist der Parteiung“ und die „Methoden des Parlamentarismus“ ausgesprochen, da Wahlen „nach evangelischem Verständnis nur einen Sinn als Bezeugung lebendiger Gemeinschaft in An-
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Kreis, der im Zusammenhang mit dem Verfassungsausschuß32 stand, fortlaufend gearbeitet33. Umso auffallender sind die Vorstöße des Kirchenministeriums. Die Kirchen hatten offen gezeigt: Wir lassen mit uns verhandeln und sind bereit zu helfen. Aber charakteristisch für die Lage ist daneben eine gewisse Unsicherheit. Bei den Laien ist ein großes Interesse. Ihre Orientierung ist schlecht. Wir haben den Fehler gemacht, daß wir da, wo der Wille der Laien uns entgegentrat, an diesem Willen vorbeigegangen sind. Es wird eine ernste Frage sein, ob wir die Willigkeit der Laien, die weithin ohne Führung sind, nicht in irgendeiner Form stärker binden müßten. Die Tätigkeit der Fronten lebt bei dieser Haltung des Ministeriums sehr auf. Lebendiger Austausch in ganz Deutschland. Auch die Deutschen Christen, besonders in Thüringen, haben nach einem ganz groß angelegten Plan gearbeitet. Im Thüringer Etat steht die Summe von 66.000,– RM zur Unterstützung des Bundes für Deutsches Christentum34. Aufs Ganze gesehen, hat die Situation die Macht der Bekennenden Kirche wachsen lassen. Viele bisher Unentschiedene kamen zur Erkenntnis, daß man sich mit in die gemeinsame Front stellen müsse. Gegen den zunehmenden Einfluß der
vertrauung eines Amtes für die Gemeinschaft“ haben könnten. Deshalb seien „zweigestufte“ Persönlichkeitswahlen durchzuführen, bei denen auf Gemeindeebene zunächst „Gemeindevertraute“ gewählt werden sollten, die in einem zweiten Schritt die Wahl der Synodalen zu vollziehen hätten. Qualifikationsbestimmungen für das aktive und passive Wahlrecht von Kirchenmitgliedern waren in der Denkschrift nicht vorgesehen; stattdessen sollte „von denjenigen, die sich zur Wahl stellen lassen wollen, eine Erklärung darüber gefordert werden, ob sie die in Art. 1 der Kirchenverfassung von 1933 bezeichneten Glaubensgrundlagen anerkennen oder inwieweit sie davon abweichen“. Diese Erklärung sollte zwar keinen Einfluss auf die Wählbarkeit haben, wer jedoch „eine Erklärung abgegeben hat, durch welche die Glaubensgrundlagen des Christentums verneint und anders geartete Glaubensziele aufgestellt werden, würde nach seiner Wahl nicht zu den Synodalen der Generalsynode gehören. Vielmehr würden die so Gewählten zu einer besonderen Körperschaft zusammentreten, deren Aufgabe es ist, über die Bildung einer nichtchristlichen Glaubensgemeinschaft zu entscheiden“ (EvAG München, NL von Soden 6). 32 Vgl. dazu oben Anm. 8. 33 So nicht ermittelt; vgl. aber den „Vorläufigen Entwurf eines Reichsgesetzes zur Neubildung der kirchlichen Körperschaften der Evangelischen Kirchen“, der den Mitgliedern der Beratenden Kammer für Verfassungsangelegenheiten der Deutschen Evangelischen Kirche von Seiten des Kirchenführergremiums (vgl. dazu oben Anm. 3) zur Prüfung vorgelegt worden war (undatierter Entwurf und Schreiben des „dienstältesten Landesbischofs der Deutschen Evangelischen Kirche [= Marahrens]“ – gez. Brunotte – vom 10. April 1937: EvAG München, NL Meinzolt 34). 34 Dieser Betrag war neben der Umlage für die Deutsche Evangelische Kirche in Höhe von 45.850,– RM im Abschnitt „Die Deutsche Evangelische Kirche“ des „Haushaltsplans der Thüringer evangelischen Kirche für die Rechnungsjahre 1937 und 1938“ (ThüKbl A 18, 1937, Nr. 5, S. 23–94, hier: S. 32f.) ausgewiesen, der vom Thüringer Landeskirchenrat mit Gesetz vom 16. Juni 1937 beschlossen worden war (Ebd., S. 21).– Zum ‚Bund für Deutsches Christentum‘ vgl. oben Dok. 5, Anm. 20.
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Bekennenden Kirche hat das Ministerium wieder versucht, einzugreifen: Verhaftungen, Prozesse, einschränkende Bestimmungen für die Arbeit der Kirche, Verächtlichmachung der Kirche, Eingriff in den Kultus. Wenn man diese ganze Entwicklung übersieht, dann wird klar: Auf der Seite des Partners, der sich mit uns nicht verständigt, sondern uns immer wieder lahmzulegen versucht, ist immer klar der Wille zur Staatskirche hervorgetreten, nicht eigentlich der Wille zur Thüringer Nationalkirche35. Dieser Wille kommt zum Ausdruck in der Verächtlichmachung der Kirche in der gegenwärtigen Form. Propagandistisches Geschick in dieser Beziehung. Es zeigt sich diese Haltung des Staates auch in der Fakultätenpolitik und darin, daß der Pfarrer- und Theologenstand künftig Volksgenossen zweiter Klasse umfassen wird. Ausschluß aus der SA36. Vertuschung der entscheidenden Erlasse. Wir Theologen und unsere jungen Brüder sind praktisch Volksgenossen zweiter Klasse. Eine reichseinheitliche Regelung bezüglich der Wohltaten für die Studierenden37 schließt die Theologen schon deshalb aus, weil diese nicht mehr zu einer Organisation gehören. Es liegt in der ganzen Linie, wenn nun auch Professor Schreiner in den Ruhestand versetzt wurde38. Immer größer ist die Einschränkung der Freiheit der Kirche. Das Ministerium treibt im eigentlichen Sinn des Wortes Kirchenpolitik. Die Deutschen Christen haben ungehinderten Zutritt. Verhandlungen von unserer Seite werden nicht angenommen. Das Ministerium zeigt hinsichtlich seines Auftrags, des Ordnungswerkes, eine rein negative Haltung. Fall Lohmann! Das Kirchenministerium schreitet ein gegen die Betrauung Lohmanns mit der geistlichen Leitung der sächsischen Provinzialkirche39. Der Minister erklärt das für recht und billig40. Wenn man sich fragt, wie diese ganze Erscheinung und Entwicklung zu werten ist, so sehe ich hinter dem allen doch eine starke Unsicherheit des Staates – jedenfalls nichts Einheitliches. Es ist vielleicht ein bestimmter Ausschnitt, ein bestimmter Kreis. Dieser Kreis handelt. Wir werden bei der Frage, wie das Ganze zu beurteilen ist, das Verhältnis Kirche und Staat, wie es der Staat sieht, noch genauer prüfen
35 Vgl. dazu oben Dok. 5, Anm. 5. 36 Vgl. dazu oben Dok. 21, Anm. 201. 37 Dies betraf die Stipendienvergabe und den Gebührenerlass (vgl. dazu oben Dok. 21, Anm. 202). 38 Zur Zwangsemeritierung Schreiners vgl. oben Dok. 24, Anm. 26. 39 Vgl. dazu oben Dok. 21, Anm. 72. 40 So waren die Proteste Egers und des altpreußischen Landeskirchenausschusses beim Reichskirchenministerium, das Fretzdorff und Schultz mit der geistlichen Leitung der Kirchenprovinz beauftragt hatte, vergeblich geblieben (vgl. M. Onnasch, Macht 1, S. 183f.).
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müssen. So wie es der Staat schon im Ansatz auffaßt, drängt es zur Katastrophe. Wer die Kirche als eine „sehr beachtliche weltliche Einrichtung“41 ansieht, ist nicht in der Lage, ein Betreuungswerk an der Kirche durchzuführen. Ich will die Frage nicht aufwerfen, in welcher Weise man die neue Form des Verhältnisses von Kirche und Staat suchen muß. Es ist nur möglich, wirklich weiterzukommen, wenn wirkliche Sachkenntnis auf beiden Seiten ist und wenn auf beiden Seiten guter Wille da ist. Wir sehen weder den guten Willen noch die Sachkenntnis. Wir sehen auch keine positiven Maßnahmen zur Entwirrung der Lage. Wir stehen vor einer rein negativen Politik. Man hält hin. Man vermehrt die Unordnung. Man spricht inzwischen den Zweifel aus, daß [ob] die Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche noch da sei42. Man spricht inzwischen den Zweifel aus, daß [ob] die Landeskirchen überhaupt noch existieren. In dem allen sehen wir heute eine rein negative Politik. Man macht die Rechtsgrundlagen schwankend oder zerstört sie. Wo immer ein kirchlicher Versuch erscheint, von der Kirche aus, mit kirchlichen Kräften zur Ordnung zu kommen, da wird dieser Versuch sabotiert. Lilje ein „gewisser Dr. Lilje“43. „Kirchenführergremium“44. Wo die Kirche einen Versuch macht, findet sie kein Verständnis. Alles wird zerstört. Die staatskirchlichen Ideen, die man hat, werden in einer Form vorangetrieben, obwohl man durch den Erlaß des 15. Februar 193745 gebunden sein müßte. Man macht einen Angriff auf das Wesen der Kirche durch Ausschaltung ihrer geistlichen Leitung. Ausführungen über die „Priesterschaft“, über das „Kirchenvolk“46. Die vorhandene Unklarheit macht unfähig, in dieser Notlage noch zur Klärung zu helfen. Aussprachen von unserer Seite werden ab-
41 Zitat aus der Erklärung Stahns vor der Konferenz der Konsistorialpräsidenten am 28. Mai 1937 (Aktenvermerk Pettelkaus vom 2. Juni 1937, Abschrift vom 11. Juni 1937 im LKA Nürnberg, Meiser 96/IV). 42 In diesem Sinne hatte sich Kerrl u. a. bei einer Besprechung mit Werner am 24. April 1937 geäußert (vgl. dazu oben Dok. 18, Anm. 3; vgl. auch schon oben Dok. 1, Anm. 53). 43 Zitat aus dem Schreiben Kerrls an Marahrens vom 25. Februar 1937 (vgl. dazu oben Dok. 9, Anm. 12, und unten Anm. 46). 44 Auch das von der Kirchenführerkonferenz am 3. April 1937 mit der Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche beauftragte Gremium hatte Kerrl nicht anerkannt (vgl. dazu oben Dok. 13, Anm. 43). 45 D. h. den oben Anm. 28 erwähnten Wahlerlass. 46 So hatte es im Schreiben Kerrls an Marahrens vom 25. Februar 1937 geheißen, die evangelische Kirche sei „nicht etwa wie die katholische eine Priesterkirche, in der die Entscheidung über Glaubenssätze und Verfassung einem Priester oder einem Kollegium von Priestern vorbehalten ist“, sondern „ihrer Herkunft und ihrer Geschichte nach“ sei sie „vielmehr eine Gemeindekirche, in der dem Willen des in den Gemeinden zusammengeschlossenen Kirchenvolkes gemäß Verfassung und Ordnung zu gestalten sind“ (Abdruck: KJ 1933–1945, S. 167f., Zitate: S. 167).
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gelehnt. Sie sind seit dem 19. Februar 1937 ständig angeboten47. Die Politik, die getrieben wird, ist eine bewußte DC-Politik. Die Deutschen Christen haben das Recht, Versammlungen zu halten; der Bekennenden Kirche ist es erschwert. Die DC-Bischöfe reisen durch ganz Deutschland; unseren Bischöfen wird es unmöglich gemacht48. Sondershausen49! Es muß hier auch erwähnt werden die Unfähigkeit des Kirchenministers, andere staatliche Stellen an kirchenfeindlichen Handlungen oder Äußerungen zu hindern. Immer wieder sind Äußerungen da, die in den Laien eine Aufregung verursachen und die uns schmerzen. Zweifellos ist von einem Betreuen nicht mehr die Rede. Wir stehen alle unter dem Eindruck: Es ist nicht nur die Machtlosigkeit, sondern auch die innere Unfähigkeit erwiesen, eine antichristliche Propaganda zu mäßigen. Schwierigkeiten für das Frauenwerk50, für die Innere Mission51. Wenn man die Lage so werten muß, dann fragt sich: 47 D. h. seit der oben Anm. 30 erwähnten Erklärung der Kirchenführer an Kerrl zur Wahl vom 19. Februar 1937. 48 Am 8. Mai 1937 war Meiser „zur Aufrechterhaltung des religiösen Friedens und der öffentlichen Sicherheit“ aus Thüringen ausgewiesen worden; wenige Tage später hatten auch Marahrens und Wurm Aufenthaltsverbote für Thüringen erhalten (H. Schmid, Wetterleuchten, S. 158; vgl. auch H. Baier/E. Henn, Chronologie, S. 182; H. Hermelink, Kirche, S. 396f.). In seinem Protestschreiben an den Reichsinnenminister vom 13. Mai 1937 hatte Meiser u. a. ausgeführt: „Mit besonderer Bitterkeit muß ich es empfinden, daß mir das Auftreten in Thüringen verboten werden soll, während gleichzeitig unter anderem Reichsbischof Ludwig Müller, Landesbischof Coch-Sachsen, Professor Wolf Meyer-Jena und andere Vertreter der Thüringer Deutschen Christen fortgesetzt in meinem Amtsbereich tätig sind und dadurch schwerste Beunruhigung in die Gemeinden tragen“ (Teilabdruck: Ebd., S. 397). 49 Das Aufenthaltsverbot drohte Marahrens die Teilnahme an der bevorstehenden Jahrestagung des von ihm geleiteten Ökumenischen Seminars an der Lutherakademie Sondershausen unmöglich zu machen (vgl. den Wochenbrief Marahrens’ vom 13. Mai 1937: EvAG München, A 16. 1; Abdruck: Zur Lage 2, S. 736–740, hier: S. 738). Da die Tagung auch von ausländischen Teilnehmern besucht werden sollte, hatte Marahrens sich bemüht, über das Auswärtige Amt eine Aufhebung des Aufenthalts- und Redeverbots zu erwirken, was bisher allerdings erfolglos geblieben war (vgl. die oben Anm. 3 erwähnte Niederschrift über die Sitzung des Kirchenführergremiums am 2. Juli 1937). 50 Seit 1935 hatten die NS-Frauenschaft und das Deutsche Frauenwerk unter Gertrud Scholtz-Klink versucht, die Eigenständigkeit des Frauenwerks der Deutschen Evangelischen Kirche und der ihm angeschlossenen Verbände aufzuheben. Die Mitgliedschaft des Frauenwerks der Deutschen Evangelischen Kirche im Deutschen Frauenwerk war dann am 23. November 1936 erloschen; damit war sowohl die staatliche Bestandsgarantie für die kirchliche Frauenarbeit als auch der Schutz vor Eingriffen der Gestapo fortgefallen (vgl. dazu J.-C. Kaiser, Frauenwerk, S. 498f.; zur Geschichte des Frauenwerks der Deutschen Evangelischen Kirche vgl. F. Mybes, Agnes von Grone; F. Mybes, Geschichte). Zur beabsichtigten Auflösung des Frauenwerks vgl. den Schriftwechsel zwischen dem Geheimen Staatspolizeiamt und dem Reichskirchenministerium: Dokumente 4, S. 113–117. 51 Vgl. z. B. das oben Dok. 10, Anm. 88, erwähnte Verbot des ‚Volkstages der Inneren Mission‘.
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Kann ein Weg aus dieser Lage noch herausführen? Wer bei dieser Lage ein Wort an die Gemeinden richtet und sich damit begnügt, macht einen Versuch, der eben nicht genügt. Ein Versuch muß in dieser Stunde gemacht werden, direkt den Staat zu stellen und ihm zu sagen, daß der bisherige Weg, bei diesem Kirchenminister [Text bricht ab]. Man müßte klar und mit vollem Ernst schildern. Dann würde man vielleicht ausgehen von der Auffassung des Verhältnisses von Kirche und Staat, die vorhanden ist, die aber nie so unmittelbar und klar uns entgegentritt, sondern uns oft in Erlassen verdeckt wird. Man hat den Eindruck, daß mit der Kirche kein klarer Weg gegangen wird. Wenn der Weg so weitergegangen wird, ist das Ende die Katastrophe, aber nicht die Befriedung. Man müßte ein Gespräch mit dem Staat versuchen. Wenn das nicht zustandekommt, dann ein Wort an den Staat, daß das Ergebnis aus der ganzen Entwicklung zieht. Das Gespräch könnte ausgehen von den Schwierigkeiten, in denen der Staat steckt mit der Durchführung der Kirchenwahl. Man sollte dem Staat sagen: Du steckst in Schwierigkeiten und meinst, auf dem Weg der Gewalt herauszukommen. In Wirklichkeit ist das kein Weg. Man müßte ihm klar den Weg der Wahlordnung zeigen und zwar so, daß man ihm empfiehlt, in den Landeskirchen von unten auf zu wählen. Die Kirche müßte erklären, daß sie dann eine gewisse Gewähr übernehmen würde. Das Reichskirchenministerium ist zu beschränken auf die Erledigung der laufenden Geschäfte. Man sollte versuchen, eine Abordnung der Kirche, die vielleicht besonders zusammenzustellen ist, bis zum Führer [Hitler] durchstoßen zu lassen, nun noch einmal unter Benutzung aller Möglichkeiten, die wir haben. Dann müßte man darauf drängen, daß Verordnungen wie die 13.52 außer Kraft gesetzt werden und die Frage der Finanzabteilungen53 gründlich revidiert wird. Sie sind Zeugnisse der falschen Auffassung von dem Verhältnis Staat und Kirche. Das Vertrauen der Kirche ist sonst dahin und sie muß erklären, daß die ihr gegebenen Zusicherungen nicht gehalten sind. Auf dem Weg über die Wahl zu den kirchlichen Körperschaften wird man zu einer anderen Generalsynode kommen als sie dem Staat vorschwebt. Selbstverständlich ist die Aufhebung der Polizeimaßnahmen unser Ziel, besonders die Einleitung geordneter Verfahren. Wenn man einen solchen Weg geht, würde man nachher das Recht haben, dieses den Gemeinden zu sagen. Zunächst handelt es sich um etwas, das zwischen der Kirche und dem Staat zu geschehen hat.
52 Gemeint ist die 13. Durchführungsverordnung vom 20. März 1937 (vgl. dazu oben Dok. 9, Anm. 11). 53 Vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 64; Dok. 21, Anm. 18; Dok. 24, Anm. 15.
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Breit betont die Notwendigkeit der Vertraulichkeit unserer Verhandlungen. Meiser: Es soll von der Kirchenführerkonferenz noch kurz über den Kollektenerlaß54 und die 15. Durchführungsverordnung55 gesprochen werden. Wir sollten bei den Besprechungen immer die Frage erwägen: Ist die Lage so, [dass wir glauben,] ein Gespräch mit dem Staat mit letzter Entschiedenheit fordern zu müssen und dem Staat das vielleicht mit den schriftlichen Unterlagen vorlegen zu müssen. Breit: Festzustehen scheint, daß wir an einen Punkt gekommen sind, wo bei einem in Aussicht zu nehmenden Gespräch mit dem Staat nur dann von uns mit Nachdruck gesprochen werden kann, wenn alle die, die hier versammelt sind und verschiedene Gremien zu vertreten berufen und berechtigt sind, sich vereinigen zu einem solchen Schritt. Ist eine solche Vereinigung nicht möglich, entweder deshalb, weil wir immer noch nicht erkannt haben, daß wir vom Staat her alle miteinander verworfen werden, oder weil allerhand Differenzen von uns in allzu großem Maßstab gesehen und beurteilt werden, dann sollten wir uns einen Schritt zum Staat hin ersparen. Was mir nicht so festzustehen scheint, ist dieses, daß der Staat sich sehr unsicher fühlt in seiner kirchenpolitischen Haltung und seinem kirchenpolitischen Willen. Im Staat kämpfen noch verschiedene Kräfte und Willensrichtungen gegeneinander. Der Wille, der sich uns präsentiert und der an uns handelt, ist ein ganz entschlossener Wille, der auch imstande ist, von der ganzen Macht, die hinter ihm steht, rücksichtslos Gebrauch zu machen. Das müssen wir uns vergegenwärtigen. Dann halten wir uns von der Täuschung frei, als könnten wir hoffen, mit einem guten und kirchlich wohlbegründeten Wort und mit einer wohlbegründeten Warnung irgendeinen Eindruck auf den Staat zu machen. Einen Eindruck werden wir nur dann machen, wenn hinter denen, die mit der Vorstellung betraut werden, die sämtlichen Gemeinden und
54 Gemeint ist der Runderlass des Reichs- und Preußischen Ministers des Innern und des Reichs- und Preußischen Ministers für die kirchlichen Angelegenheiten vom 9. Juni 1937, in dem angeordnet worden war, dass „nur diejenigen Kirchenkollekten, die nach Maßgabe der von den ordentlichen vorgeordneten Kirchenbehörden aufgestellten Kollektenpläne [.|.|.] veranstaltet werden, als genehmigungsfreie Sammlungen“ anzusehen seien. Unter Androhung strafrechtlicher Verfolgung waren dagegen die „Aufstellung von Kollektenplänen und die Durchführung anderer als der in den amtlichen Kollektenplänen vorgesehenen Kirchenkollekten“ sowie „alle Kollekten, die in Sondergottesdiensten veranstaltet werden“, verboten worden (GBlDEK 1937, S. 31f.; Wiederabdruck: KJ 1933– 1944, S. 198; Dokumente 4, S. 80f.). Dieser Erlass bedrohte vor allem die Ausbildung und Versorgung des theologischen Nachwuchses der Bekennenden Kirche und führte zu einer Reihe von Verhaftungen und Prozessen (vgl. dazu W. Niemöller, Kampf, S. 395f.). 55 Vgl. dazu oben Dok. 24, Anm. 15.
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Pfarrer stünden. Bereit zu [sic!] ein Wort allen Gemeinden in Deutschland zu sagen, welche Stunde in Deutschland geschlagen hat. Nur eine entschlossene und geschlossene Haltung der vereinigten Bekennenden Kirche kann durch die Not [zwei Wörter gestrichen] dieser Stunde hindurchfinden. Die Versammlung sollte sich auf eine gemeinsame Haltung und auf ein gemeinsames Handeln einigen unter freier Zuerkennung der kirchlichen und kirchenpolitischen Gegensätze, die zwischen uns liegen. Wenn wir diese Gegensätze nicht ertragen können, habe ich keine Hoffnung mehr, daß wir in 20 Jahren noch eine evangelische Kirche haben. Wir brauchen nichts preiszugeben von dem, was sich an Erkenntnis in unser Gewissen geschoben hat. Wir wollen das einander zuerkennen, daß das eine ehrlich erworbene Meinung und Überzeugung und heilige Gewißheit ist. Über dieser Zuerkennung müssen wir doch zeigen, daß wir doch Brüder sind und daß wir etwas von der Gefahr dieser Stunde verstanden haben, die uns verpflichtet, eins zu werden. Ficker: Sächsische Verhältnisse. Bei uns ist deutlich geworden, was für ein Weg jetzt gegangen werden soll. Wir sind das erste Versuchsobjekt. [Zwei Wörter gestrichen] Besetzungen von Superintendenturen wurden angefochten56. In einem Fall handelte es sich um eine Besetzung, um die wir uns seit einem Vierteljahr gemüht haben57. Das Ministerium erklärte, daß nicht nur die Superintendenturenbesetzungen nicht zu den laufenden Geschäften gehören, sondern daß auch alle Pfarrstellenbesetzungen ans Ministerium gezogen werden sollen58. (In [Name unleserlich] setzte Kerrl den Superintendenten [Name unleserlich] wieder ein, ohne das Landeskirchenamt zu verständigen). Die Reisekosten zum Lutherrat wurden den sächsischen Vertretern gestrichen, trotzdem der Finanzabteilungsvorsitzende die finanziellen Auswirkungen übernommen hat59. cf. dazu Thüringen: 66.000,– RM für den Bund für Deutsches Christentum60. Ferngespräche dürfen nur mit Zustimmung der Finanzabteilung geführt werden. Der Dienstwagen soll überhaupt nicht mehr zur Verfügung gestellt werden61. Der Dienstwagen ist dann 56 Z. B. die Besetzung der Superintendentur in Marienberg (vgl. dazu oben Dok. 21, Anm. 80). 57 Gemeint ist die Besetzung der mit einer Superintendentur verbundenen 1. Pfarrstelle in Pirna (vgl. dazu oben Dok. 21, Anm. 81). 58 Vgl. dazu ebd. 59 Vgl. dazu den Beschluss der sächsischen Finanzabteilung vom 8. Mai 1936, mit dem die Finanzabteilung dem Anschluss der sächsischen Landeskirche an den Lutherrat zugestimmt hatte, „soweit damit finanzielle Auswirkungen für die Landeskirche verbunden sind“ (Abdruck: J. Fischer, Landeskirche, S. 222). 60 Vgl. dazu oben Anm. 34. 61 Um die Kontrolle über Dienstreisen, den Gebrauch des Dienstwagens und über die Fern-
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tatsächlich Dr. Knabe verweigert worden. Das alles aus „Ersparnisgründen“. Wir haben, als der Landeskirchenausschuss eingerichtet wurde, ein Gesetz bekommen. Da ist gesagt, daß der Landeskirchenausschuss das Recht hat, die Dienstaufsicht einem Mitglied des Landeskirchenamts zu übertragen62. Wir haben Kotte nicht mit dem Amt des Präsidenten betraut und nur betraut mit den provisorischen Befugnissen unter Zustimmung Kerrls63. Nun hat Dr. Klemich erklärt, ihm sei die Dienstaufsicht übertragen worden64. Wir haben keine schriftliche Erklärung. Das Seltsame ist, wie man sich selbst ins Gesicht schlägt. Denn es schlägt [zwei Wörter unleserlich], daß wir unsere Dienstaufsicht einem bestimmten Mitglied des Landeskirchenrats delegieren können. Der Versuch ist offensichtlich, uns die Führung der Geschäfte unmöglich zu machen. Vorsitzender der Finanzabteilung ist ein Mann, der ehemals Freimaurer war, der dadurch gar nicht befähigt ist, ein solches Amt zu bekleiden65. Das hat nicht gezogen. Er ist Mitglied der Thüringer Deutschen
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gespräche zu gewinnen, hatte die sächsische Finanzabteilung am 21. und 24. Juni 1937 zwei Verwaltungsverfügungen erlassen (vgl. dazu J. Fischer, Landeskirche, S. 84f. mit Anm. 43ff.; vgl. auch D. Röthig, Chronik, S. 160). Eine derartige Regelung war nicht in einem Gesetz, sondern in der „Dritten Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 21. November 1935 vorgesehen gewesen; nach § 3, Abs. 3, dieser Verordnung führte der sächsische Landeskirchenausschuss „die Dienstaufsicht über die Mitglieder und Beamten des Landeskirchenamts“ und konnte ein Mitglied des Landeskirchenamts beauftragen, „den äußeren Geschäftsgang des Landeskirchenamts zu leiten und die Dienstaufsicht über die Beamten zu führen“ (GBlDEK 1935, S. 121f.; KGVBl Sachsen 1935, S. 119). Zur Beauftragung Kottes mit der präsidiellen Leitung des sächsischen Landeskirchenamts sowie der Dienstaufsicht über die Mitglieder des Landeskirchenamts, die landeskirchlichen Beamten und Angestellten durch den sächsischen Landeskirchenausschuss am 17. März 1936 vgl. J. Fischer, Landeskirche, S. 47; KGVBl Sachsen 1936, S. 28. Klemich war Anhänger des entmachteten Landesbischofs Coch und stand im Gegensatz zum sächsischen Landeskirchenausschuss. Die Beauftragung Klemichs mit der Dienstaufsicht war von Muhs veranlasst worden, der auf diese Weise den Landeskirchenausschuss ausschalten wollte. Klemich hatte die Geschäfte gegen den Protest des Ausschusses am 25. Juni 1937 übernommen und kontrollierte seither den gesamten Schriftverkehr (vgl. J. Fischer, Landeskirche, S. 84f.; K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 357); da es ihm allerdings nicht gelang, den Landeskirchenausschuss zu stürzen, beauftragte Muhs am 27. Juli 1937 schließlich Oberkirchenrat Klotsche mit der Dienstaufsicht, der dann gewaltsam gegen die Ausschussmitglieder vorging (vgl. dazu unten Dok. 29, Anm. 3). Gemeint ist Oberlandeskirchenrat Willy Kretzschmar, der im November 1935 zum Vorsitzenden der neu eingerichteten sächsischen Finanzabteilung berufen worden war (vgl. die „Bekanntmachung betr. Bildung des Landeskirchenausschusses für die Evangelischlutherische Landeskirche des Freistaats Sachsen und einer Finanzabteilung bei dem Evangelisch-lutherischen Landeskirchenamt Sachsens“ vom 27. November 1935: GBlDEK 1935, S. 122). Kretzschmar hatte bis Januar 1933 den Freimaurern angehört und war deswegen nicht in die NSDAP aufgenommen worden (vgl. G. Prater, Kämpfer, S. 118).
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Christen66. Wir werden in der Finanzabteilung regiert von einem ehemaligen Freimaurer, Mitglied des Bundes für Deutsches Christentum67. Dem Landeskirchenausschuss wurde vorgeworfen, daß er viel zu viel gemacht habe. Es ist die Tendenz, gewisse Dinge für das Landeskirchenamt in Anspruch zu nehmen. Wir sollen eine bloße Dekoration sein. Anbringung des Stürmerkastens im landeskirchlichen Dienstgebäude. Einer Abordnung erklärte Muhs68: Die Kirche ist ein Fremdkörper im Staat. Die Kirche muß sich eben fügen, dann wird alles in bester Ordnung sein; sonst wird der Staat über sie hinweggehen. Laienorganisation ist unbedingt notwendig. Die Stimme der Pfarrer verhallt. Wir haben aus dem Lande viele Zustimmungen bekommen. Wir sollten auf jeden Fall bleiben. Es kommt darauf hinaus, die geistliche Leitung völlig auszuschalten, den Landeskirchenausschuß mattzusetzen, die Kirche unter die Botmäßigkeit der Finanzabteilung zu zwingen durch einen Herrn, der sich völlig vom Minister [Kerrl] abhängig fühlt. Otto Fricke: Die Vorläufige Kirchenleitung stimmt mit Breit in der Beurteilung der gegenwärtigen Lage der Kirche weitgehend überein. Wir möchten auch warnen vor einer Auffassung, die von der Unsicherheit einer staatlichen Politik ausgeht. Der Kampf gegen die Kirche ist heute auf einem Höhepunkt angelangt. Es gibt vielleicht noch eine Änderung darin, daß die Staatsführung direkt den Kampf gegen die Kirche in aller Form aufnimmt. Der Kampf wird in drei Richtungen geführt: Der sächsische Landeskirchenausschuss hatte Kerrl bereits in einem Schreiben vom 2. März 1937 darauf aufmerksam gemacht, dass Kretzschmar nach geltender Rechtslage im Staatsdienst keine leitende Position bekleiden könne; im Zusammenhang der Auseinandersetzungen über die Verwendung kirchlicher Mittel für Wahlzwecke hatte der Ausschuss die Zusammenarbeit mit Kretzschmar dann für unmöglich erklärt und Kerrl damit gedroht, es werde „nicht zu verhindern sein, daß in den kommenden Wochen seine Zugehörigkeit zu den Freimaurern Gegenstand besonderer Aufmerksamkeit werden kann“ (Abschrift im LKA Hannover, D 15 I Nr. 87 Bd. II). 66 Kretzschmar gehörte zu den Deutschen Christen Sachsens (vgl. K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 352), die organisatorisch zunächst sowohl von der Reichsbewegung Deutsche Christen unter Rehm als auch von der Kirchenbewegung Deutsche Christen unter Leffler unabhängig geblieben waren. Die sächsische DC-Landesleitung hatte jedoch seit Mai 1935 eine ideologische Annäherung an die nationalkirchliche Kirchenbewegung Deutsche Christen vollzogen; nach der Entmachtung des sächsischen DC-Kirchenregiments durch die Einsetzung des Landeskirchenausschusses hatte sie dann auch eine organisatorische Verbindung gesucht. Aus Protest gegen die Aufnahme der sächsischen Landeskirche in den Lutherrat war es im Juni 1936 schließlich zur Vereinigung mit der Kirchenbewegung Deutsche Christen gekommen (vgl. dazu K. Meier, Deutsche Christen, S. 153–156; vgl. auch K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 353f.). 67 Vgl. dazu oben Anm. 30. 68 Hahn und Fischer hatten Muhs am 2. Juli 1937 aufgesucht (vgl. das Schreiben Hahns an Breit vom 1. Juli 1937: LKA Hannover, D 15 II Nr. 36).
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1. Durch eine, jedenfalls in der preußischen Kirche, allgemeine Aktion der Gestapo. Diese Aktion ist als eine Aktion besonders für sich zu nehmen. Sie bedeutet etwas für das ganze Volk. Das ganze Volk leidet darunter. Diese Aktion will die Organe der Bekennenden Kirche beseitigen. Sie hat sämtliche Büros bereits lahmgelegt69. Es sind Geld- und Kontenbeschlagnahmungen gewesen. Die Aktion geht weiter darauf, durch Redeververbote und Ausweisungen die allgemeine Verbindung in der Kirche zu stören, und bedeutet, daß in vielen Gemeinden größte Verwirrung angerichtet ist. Diese Aktion hat weithin das Gefühl einer absoluten Rechtlosigkeit erweckt. Wir stehen vor der Enthüllung eines Willkürregimentes im vollen Sinne des Wortes. 2. Aktion: Versuch seitens des Reichskirchenministeriums, auf dem Verordnungswege die Verstaatlichung der Kirche durchzuführen. Die gegenwärtigen Verordnungen70 sind noch nicht am Ende angelangt. Es sind nur einzelne Vorwegnahmen des ganzen Verordnungswerkes vom 13. Februar 193771. Dieses Werk war damals durch den Wahlerlaß72 überholt. Es kommt jetzt schrittweise über uns. Die Auffassung der Vorläufigen Kirchenleitung geht dahin, daß die Verordnungen heute bereits nach dem Wortlaut die Verstaatlichung der Kirche durchgeführt haben. Wenn man die Verordnungen als einen Gesamtvorgang sehen [sic!] mit dem Ziel der völligen Unterwerfung der Kirche, ihrer Ordnung und Verwaltung, ihres Behördenapparates unter die staatliche Kontrolle. 3. Propagandistisch. Antikirchliche Propaganda. Es bildet sich immer deutlicher eine Entweder-Oder-Lage heraus. Der kirchlich Gebundene kann nicht mehr im staatlichen Dienst stehen. Durch die Propaganda wird es vielen Menschen außerordentlich schwer gemacht, sich noch zur Kirche zu bekennen. Eidesfrage73. Die Vorläufige Kirchenleitung meint, es sei die Stunde, in welcher die Kirche sich in aller Nüchternheit und Klarheit sagen muß: Es geht um das Ganze der Kirche, um das Ganze der Verkündigung, um ihr Leben im Volk, um die Kirche Christi. Deshalb muß jetzt die Kirche alle einzelnen Vorgänge betrachten als auf die ganze Kirche gerichtet. Dann 69 So waren am 17. Juni 1937 das Büro des Rates der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union (vgl. W. Niesel, Kirche, S. 140) und am 1. Juli 1937 das Büro der VKL II von der Gestapo versiegelt worden (vgl. das Schreiben der VKL II an die angeschlossenen Kirchenregierungen und Landesbruderräte vom 2. Juli 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 6). 70 D. h. die 13.–16. Durchführungsverordnung (vgl. dazu oben Dok. 9, Anm. 11, und unten Anm. 77ff.). 71 Gemeint ist das geplante Verordnungswerk Muhs’ (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 10). 72 Vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 1. 73 Vgl. dazu oben Dok. 21, Anm. 63.
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lassen sie mich ein Wort sprechen über die gegenwärtigen Prozesse in Berlin74. Wir müssen uns klar darüber sein, daß in diesen Prozessen die Kirche des Evangeliums vor die Schranken des Gerichts gefordert wird. In Niemöller ist d i e Bekennende Kirche, da wo sie sich am deutlichsten als solche ausspricht, vor die Schranken des Gerichtes gefordert75. Das Urteil über Niemöller ist nicht einheitlich76. Wir weisen aber darauf hin, dass der in allen einzelnen Maßnahmen immer deutlicher hervorkommende Konflikt zwischen Staat und Kirche sich eben nun auch in Prozessen auswirkt. Gerade im Fall Niemöller muß sich unsere Auffassung bewähren, daß in einzelnen Fällen die ganze Kirche gefordert wird. Es muß deshalb jetzt gehandelt werden in Gemeinsamkeit, aber zugleich in voller Gebundenheit an den kirchlichen Auftrag aus der Sache heraus. Die Versuche, mit dem Staat noch verhandeln zu wollen, müssen als beendet erklärt werden. Sie sind uns kaum noch erlaubt. Es kann sein, daß diese Versuche nicht mehr aus dem Gehorsam kommen, sondern aus der Nachgiebigkeit. Wenn wir jetzt nicht das Ganze der Kirche aufrufen zu der Abwehr des totalen Angriffs, dann wird die Kirche Stück um Stück zerkleinert und eingeebnet und zertreten. Wir prüfen gern alles, was von Marahrens vorgeschlagen wird. Wir haben auch einen eigenen Vorschlag. Die Kirche müßte jetzt anfangen, zu dem Staat hin zu predigen, der die Kirche nicht mehr will. Die Kirche ist gerufen zum politischen Zeugnis: „Es ist nicht recht, was du tust“. Die Kirche muß ein deutliches Wort des Zeugnisses sagen. Das könnte geschehen so, daß ein Wort direkt an den Staat gerichtet wird, und so, daß ein Wort von den Kanzeln an die Öffentlichkeit gerichtet wird. Daß wir zu diesem Zeugnis an den Staat kommen möchten, das ist unsere Hoffnung für diese Tagung.
74 Dazu gehörte u. a. der Prozess, der am 2. Juli 1937 vor einem Schnellschöffengericht in Moabit gegen Jacobi, Ehlers, Niesel und von Arnim-Lützlow wegen Aufforderung zur Bekanntmachung von Kirchenaustritten stattgefunden hatte. Nach dem Runderlass des Reichsinnenministers vom 18. Februar 1937 war bei Androhung von Geld- und Gefängnisstrafen „jede öffentliche Bekanntgabe der Namen und Personen, die aus der Kirche ausgetreten sind, verboten“ (RMBliV 1937, S. 294; Wiederabdruck: Dokumente 4, S. 6f.). Der altpreußische Bruderrat hatte jedoch am 3. Juni 1937 beschlossen, die Kirchenaustritte auch weiterhin bekanntzugeben. Bei dem Prozess waren Jacobi und Ehlers freigesprochen, Niesel und von Arnim-Lützlow zu einer Geldstrafe von 600,– RM verurteilt worden (vgl. W. Niesel, Kirche, S. 143; W. Niemöller, Kampf, S. 399; W. Niemöller, Kirche im Dritten Reich, S. 145f.). 75 Zitat aus der oben Dok. 24, Anm. 14, erwähnten Kanzelabkündigung des altpreußischen Bruderrats vom 2. Juli 1937; zur Verhaftung Niemöllers am 1. Juli 1937 vgl. oben Dok. 24, Anm. 3. 76 Vgl. dazu oben Dok. 24, Anm. 13.
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Marahrens: Ein Gespräch mit dem Staat ist nicht ein Kompromiß. Abgesehen von allem anderen müssen wir auch unsere Stellung zur 14.77, 15.78 und 16. Durchführungsverordnung79 dem Minister [Kerrl] sagen. Niemann berichtet über die 15. Durchführungsverordnung80. Meinzolt schlägt vor, sich auf die Frage zu beschränken: Was tun wir, um unsere Stellung zum Staat in Ordnung zu bringen. Koch: Ich bin einverstanden, wenn ein ernstes Wort zum Staat versucht wird und um eine Aussprache nachgesucht wird. Das Wichtigste ist mir, daß wir ein wohl abgewogenes Wort unseren Gemeinden sagen. Wenn wir Laien sammeln, dann muß zu ihnen von den ernsten Fragen der Zeit gesprochen werden. Der Text sollte durch die ganze Deutsche Evangelische Kirche von allen Kanzeln gesprochen werden. Gauger: Wenn Niemann sagt, es ist jetzt ein einziger Weg da, und wir entscheiden uns, nur dann werden unsere Laien verstehen, um was es geht. Wir haben innerhalb zweieinhalb Jahren auf verschiedenen Wegen versucht, das Ohr des Staates zu finden. Es wird nur gelingen, wenn der Staat durch äußere Umstände aufmerksam geworden ist. Hahn spricht für Geschlossenheit der Haltung und Handlung. Es ist zu fragen, was in der Geschlossenheit zunächst geschehen muß. Zwei Möglichkeiten: Gespräch mit dem Staat; Wort an die Gemeinden. Das Wort an die Gemeinden würde eine besondere Wucht bekommen, wenn es auf einer [Ablehnung] durch den Staat beruht.
77 Nach der „Vierzehnten Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 10. Juni 1937 konnten „Anordnungen der staatlich gebildeten Finanzabteilungen bei den kirchlichen Verwaltungsbehörden“ von der Staatsbehörde „für vollstreckbar erklärt werden“; für die Vollstreckung galten die „Vorschriften über die Vollstreckung staatlicher Verwaltungsanordnungen durch staatliche Organe“ (GBlDEK 1937, S. 33). 78 Zur „Fünfzehnten Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 25. Juni 1937 vgl. oben Dok. 24, Anm. 15. 79 Zur „Sechzehnten Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 25. Juni 1937 vgl. oben Dok. 24, Anm. 45. 80 Nach G 2, S. 4, stellte Niemann hier „den Werdegang der Finanzabteilungen seit 1935 fest“ und hob „besonders die Punkte heraus, die in der 15. Durchführungsverordnung neu sind. Angesichts der neuen Bestimmungen gebe es für die Kirchen nur zwei Möglichkeiten: entweder sie entläßt die Beamten der Finanzabteilungen ihrer kirchlichen Pflichten, oder sie erklärt, daß kein Beamter der kirchlichen Verwaltungen mehr Mitglied einer Finanzabteilung sein kann.“ Niemann hatte allerdings auch auf die Konsequenzen eines derartigen Verhaltens hingewiesen: Damit überlasse man es dem Reichskirchenminister selbst, „andere zu Mitgliedern und Vorsitzenden der Finanzabteilungen zu berufen“ (Ausarbeitung Niemanns mit dem vollständigen Wortlaut seines „Votums zur 15. Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche vom 25. Juni 1937“: LKA Hannover, D 15 I Nr. 12). Meinzolt notierte dazu auf seiner Durchschrift der Ausarbeitung Niemanns: „Und was dann?“ (mit hsl. Vermerk „von Niemann“ überliefert bei der EvAG München, NL Meinzolt 38).
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Flor: Es müssen Prozesse angefangen werden, die zur Grundlage haben die Fragen, die von Niemann angeschnitten wurden. Es muß dem Staat bestritten werden, dies und das zu tun. Es müssen Fälle sein, mit denen man an das Reichsgericht kommen kann. Niesel: Der Gemeinde müßte jetzt gesagt werden, daß man der Kirche von seiten des Staates nicht noch mehr tun [kann] als sie in Ketten legen und mundtot machen. Wir müssen die Gemeinde wieder zum Herrn rufen. Wir sind der Meinung, daß jetzt der Augenblick da ist, wo man der Gemeinde sagen muß, daß sie erledigt ist, wenn die Gesetze ausgeführt werden sollen. Es ist nicht zu verantworten, in diesem Augenblick einen halben Schritt zu tun. Man soll bedenken, welchen Gefahren wir heute unsere Amtsbrüder aussetzen, denen wir eine Kanzelabkündigung zumuten. Man will uns durch die neue Durchführungsverordnung vor Gericht ziehen81. Wir müssen uns bewußt sein, daß das Wort wirklich ganz und voll verantwortet werden kann. Ich könnte es nicht verantworten, daß man heute die Pfarrer zu einem gewichtigen, aber nicht entscheidenden Wort auf die Kanzel ruft, um sie dann ins Gefängnis setzen zu lassen. Meiser spricht für Einigkeit. Schlägt ein Wort an den Staat vor, begleitet von einer Bekanntgabe an die Gemeinde. Wurm: Eine Vorstellung bloß an den Staat wird kühl lächelnd beseite gelegt werden. Es muß schon ein sehr kraftvolles Wort sein. Es muß der Adressat die ganze Reichsregierung sein. Es müßte auf Wege gesonnen werden, um das persönlich vorzubringen. Ich habe volles Verständnis dafür, daß gleichzeitig auch an die Gemeinden etwas herauskommt. Die Gemeinden müssen wissen, daß wir geschlossen sind und daß wir tätig sind. Die Gefahr, daß der Staat von vornherein die Sache ablehnt, wenn wir uns an die Gemeinden wenden, kann durch eines vermindert werden: Es muß zwar sehr ernst dem Staat vorgehalten werden, wie ungeschickt er manövriert hat, aber es muß diese Vorstellung in einen positiven Vorschlag ausmünden [sic!]. Johnsen: Es ist den Gegnern der Kirche gelungen, die Auseinandersetzung auf das rein juristische Gebiet abzuschieben. Es fällt den Gemeinden schwer, auf diesem Gebiet das rechte Wort zu finden. Wir müssen ein einmütiges Wort an den Staat richten. Es muß uns gelingen, die Auseinandersetzung auf den Boden des rein Glaubensmäßigen zurückzubringen. Es wird uns nicht gelingen, die Gemeinde zu einem Widerstand bis zum äußersten aufzurufen, wenn es sich um eine juristische Frage handelt. Henke ist für ein Wort an die Gemeinden. Man sollte hier zusammenstel81 Eine direkte Androhung von „Gefängnis und Geldstrafe oder einer dieser Strafen“ enthielt § 2 der 16. Durchführungsverordnung vom 25. Juni 1937 (GBlDEK 1937, S. 35).
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len: Führer, du hast so und so gesagt .|.|. . Wir müssen aber feststellen, daß seit einem Jahr, vom Reichskirchenministerium aus gesehen, nichts geschehen ist, was auch nur von weitem nach Befriedung unserer Kirche riechen könnte. Albertz hält den Weg, den Henke vorschlägt, für nicht gangbar. Ich verspreche mir gar nichts mehr von einer Ansprache an den Staat, weil wir gar nicht recht wissen, an wen wir uns zu wenden haben. Das soll nicht heißen, daß solche Wege nicht beschritten werden sollen. Wir haben dem Staat den Dienst zu tun im Sinn einer geistlichen Anrede an den Staat, auch wenn er es verlacht. Aber sie werden es vielleicht nicht ganz verstehen, wenn ich bitte, hier sehr schnell zu handeln. Wir müssen gleichzeitig mit dem, was an den Staat geht, für den nächsten Sonntag [11. Juli 1937] eine Kanzelabkündigung herausgeben mit allen nur erdenklichen Unterschriften82. Das muß eine geistliche Handlung sein, das muß das Entscheidende sein. Ich habe eine Bitte: Wenn man einmal im Gefängnis die Volksgemeinschaft der Gefangenen empfunden hat, dann wird einem deutlich, daß [Text bricht ab]. Ich bitte sehr um eine geistliche Handlung. Was wir ganz ernst nehmen müssen, das ist die Fürbitte. Ist es nicht notwendig, daß wir unsere Gemeinden, die wir erreichen können, auffordern zur Fürbitte, erstens für den Staat und die Regierung, daß sie Gott geben, was Gottes ist, zweitens für unsere verhafteten Brüder, drittens für unsere wahre Kirchenregierung? Vielleicht könnten wir unseren Brüdern im Amt nahelegen: In dieser Notzeit der Kirche sollte in jeder Kirche jede Woche ein besonderer Fürbittegottesdienst stattfinden, bis die Not behoben ist83. von Soden: Wir müßten natürlich den Staat stellen. Aber ich muß [sic!] wenn ich sage, was ich sagen will. Es muß über das Reichskirchenministerium hinweg geredet werden. Die 15. Durchführungsverordnung verlangt von unseren Kirchenbeamten, daß sie Henkersdienste an ihren Kirchenregierungen verrichten. Wir müssen weiter sagen: Wir können uns die Wahlvorbereitungen nicht verbieten lassen [einige Worte gestrichen]. Die Wahl wollen wir nur aufgeben, bis [wenn] etwas anderes an die Stelle gesetzt wird. Die Gemeinde steht in der Entscheidung über den Charakter ihrer Kirche. Ohne ein Wort an die Gemeinde geht es nicht. Wir dürfen ihre Geduld nicht zu sehr auf die Probe stellen. Das Wort an den Staat hilft uns nur, wenn es ein ultimatives Wort ist84. 82 Eine Kanzelabkündigung für die Gemeinden wurde dann bei der Fortsetzung der gemeinsamen Sitzung am 6. Juli 1937 beschlossen (vgl. dazu unten Dok. 27, Anm. 30). 83 Eine derartige Aufforderung zur Abhaltung von Fürbittegottesdiensten enthielt dann die verabschiedete Fassung der Kanzelabkündigung für die Gemeinden (vgl. ebd.). 84 Nach G 2, S. 4, wurden zum Schluss dieser Sitzung drei Ausschüsse eingesetzt: „1. für das Wort an den Staat, 2. für das Wort an die Gemeinden, 3. für die Stellungnahme zur
26 Sitzung des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (Lutherrat) mit Gästen 1937 Juli 6 I. Meiser, Wachstuchheft 8, S. 184–191. II. Bender – Beste – Bosse – Breit – Ficker – Fleisch – Flor – Gauger – Hahn – Horn (ab 10.00 Uhr) – Langenohl (ab 10.00 Uhr) – Marahrens – Meiser – Niemann. Bauer – Ewerbeck (ab 10.00 Uhr) – Hänisch (ab 10.00 Uhr) – Happich – Hollweg (ab 10.00 Uhr) – Johnsen – Kramer (ab 10.00 Uhr) – Kühl – Lachmund – Lambrecht – Lang (ab 10.00 Uhr) – Peters – Schmidt-Knatz (ab 10.00 Uhr) – Tramsen – Wendelin. III. Kassel, Landeskirchenamt, Renthof 5; von 8.15 Uhr bis 10.30 Uhr. G: 1. Meiser, ATB; 2. Protokoll des Sekretariats des Lutherrats, gez. Breit (LKA Hannover, D 15 III Nr. 13).
Vorsitz [Breit] Breit: Rückblick auf den vorausgegangenen Nachmittag1. Man möchte hoffen, daß uns unversehens etwas geschenkt ist, dessen Bedeutung nicht überschätzt werden kann. Vielleicht haben wir zum ersten Mal in den letzten Jahren einen wirklichen Schritt voran tun dürfen. Es möchte wohl sein, daß auf diesem Weg voran zu einer großen Handlungsfähigkeit der Bekennenden Kirche noch manche Hindernisse eintreten, deren Ausräumung Not und Mühe macht. Aber ich glaube, daß wir alle dazu entschlossen sind, alle brüderliche Liebe, allen Ernst des Glaubens daran zu wenden, daß die leise sich regende Gemeinschaft sehr stark und sehr fest wird, daß das weitere Verhalten der Bekennenden Kirche auch auf Arbeit gestellt werden kann [sic!], ohne daß die Gemeinschaft der Bekennenden Kirche morgen aufs neue gefährdet wird. Es ist ein ganz großer Vorzug, in dem wir im Augenblick stehen, daß wir wenigstens untereinander haben reden können und daß jeder den anderen ernst zu nehmen willens ist. Das ist wirklich nicht wenig. Ich möchte hier ausdrücklich der Auffassung und dem Rat mich anschließen, dem gestern durch Herrn Landesbischof Meiser Ausdruck gegeben worden ist2. Es ist wirklich so: Nicht, ob wir viel oder wenig sa15. Durchführungsverordnung“; diese Ausschüsse sollten am Abend tagen. Die gemeinsame Sitzung wurde dann am folgenden Morgen im Anschluss an eine gesonderte Sitzung des Lutherrats (vgl. dazu unten Dok. 26) fortgesetzt; dabei wurden auch die von den Ausschüssen erarbeiteten Entwürfe besprochen (vgl. unten Dok. 27). 1 Gemeint ist die gemeinsame Besprechung von Vertretern der Kirchenführerkonferenz, des Lutherrats und der VKL II am 5. Juli 1937 (vgl. dazu oben Dok. 25). 2 Meiser hatte für Einigkeit plädiert und ein gemeinsames Wort an den Staat vorgeschlagen, das auch den Gemeinden bekanntgegeben werden sollte (vgl. oben Dok. 25, S. 532).
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gen, ist das Entscheidende, sondern daß wir es miteinander sagen, ohne daß in diesem gemeinschaftlichen Wort irgendeine Lüge lauern müßte. Wir gehen ja davon aus, daß unter uns Gegensätze sind. Die sollen auch sein und die sollen vorzeitig auch jetzt nicht abgebaut werden. Wir geben darin ein Beispiel der Kirche in der Welt, der es je und je zugemutet wird, über Gegensätze, auch wenn sie nicht aus menschlichem Eigensinn herauswuchsen und sich nährten, sondern wie die [ein Wort unleserlich] Jahren begründet sind in einer verschiedenen Lebensführung, in einem verschiedenen Erkenntnisgrad und [ein Wort unleserlich] verhalten, daß wir über diese Gegensätze hinweg in der Verantwortung vor demselbem Gott, in der Liebe zu demselben Herrn und Heiland und im Gehorsam gegen den gleichen Willen des gleichen barmherzigen Gottes eins werden vor der Welt und dann aus dieser Einigkeit heraus die Vollmacht empfangen und die Vollmacht auswirken, der Welt und den Mächtigen dieser Welt etwas zu sagen im Namen Gottes, dem wir dienen. Daß ich eine große persönliche Freude habe über diese Perspektive, das mögen sie mir nachfühlen. Ich weise nur darauf hin, welch große, manchmal auch lästige Mühe es gekostet hat, die innere Vorbereitung für eine solche Gemeinschaft zu leisten. Wieviel wirklich nicht sehr erquickende Gespräche mußten stattfinden und wieviel bittere Enttäuschung folgte manchem Gespräch. Die Aussichtslosigkeit war manchmal so groß wie das Dunkel vor Mitternacht. Und wollen wir hoffen und wollen es auch in dieser Stunde uns von Gott erbitten, daß er hier etwas werden lasse aus seiner Gnade und zum Heil unserer lieben Kirche und zur Genesung unseres kranken Volkes, damit die Trunkenheit ein Ende nehme, die heute so laut und so verworren zu uns spricht. Ich werde, bevor wir den Zusammenhang mit der großen Konferenz wieder herstellen3, über einige sehr nüchterne Tatsachen zu Ihnen sprechen. Zunächst dieses: Es ist unverkennbar, daß der Lutherrat, der bisher von dem Reichskirchenministerium etwas freundlicher beurteilt, wenn auch nicht verständiger behandelt wurde als die Vorläufige Kirchenleitung und die hinter ihr stehenden Kreise, daß der Lutherrat, seitdem es offenkundig geworden ist, daß er sich seinerseits auch als eine Vertretung der Bekennenden Kirche weiß und fühlt, mit einem Mal von doppeltem Haß des Kirchenministeriums verfolgt wird. Diesem Haß geben die kleinen Geister im Ministerium recht ungenierten Ausdruck. Wir haben diese neue Beurteilung des Lutherrates nun auch schwarz auf weiß zu Gesicht bekommen, einmal im Einspruch des Kir-
3 Zur Fortsetzung der gemeinsamen Besprechung von Vertretern der Kirchenführerkonferenz, des Lutherrats und der VKL II vgl. unten Dok. 27.
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chenministeriums gegen die Angliederung Hamburgs4 sowie gegen die Angliederung der Badischen Landeskirche5. Und dann ist nunmehr auch vom Kirchenministerium dagegen [sic!] Stellung genommen worden, daß der ursprünglich, wenn auch nicht gebilligte, so doch geduldete Anschluß Sachsens an den Lutherrat6 wieder rückgängig gemacht wird. (Es wurde nicht in dieser Form verlangt, aber das Ministerium hat die Zahlung der Beiträge Sachsens bereits sistiert. Die letzte bereits überwiesene Rate wurde telegrafisch zurückgefordert)7. Nun ergibt
4 Kerrl hatte dem hamburgischen Landesbischof Tügel mitgeteilt, dass er die Befragung der Kirchenvorstände zum Anschluss der Landeskirche an den Lutherrat (vgl. dazu und zum Scheitern des Anschlusses oben Dok. 9, Anm. 10) als kirchenpolitische Aktion betrachte, die im Widerspruch zur 13. Durchführungsverordnung vom 20. März 1937 (vgl. dazu oben Dok. 9, Anm. 11) stehe. Daraufhin hatte Tügel die Befragung abgebrochen und zur Verärgerung des Lutherrats behauptet, dass sie „nur den Sinn haben sollte, die Kirchenvorstände mit der Angelegenheit, die ich seinerzeit eingeleitet hatte, vertraut zu machen, und die Meinung der Vertreter des Kirchenvolks zu erkunden“; der Anschluss an den Lutherrat sei für ihn „in diesem Zeitpunkt der kirchlichen Entwicklung in keiner Weise akut“ gewesen (Schreiben Tügels an die Geistlichen und Kirchenvorsteher der hamburgischen Landeskirche vom 10. Juni 1937, Abschrift im LKA Hannover, D 15 I Nr. 69; vgl. dazu auch P. Fleisch, Werden, S. 33). 5 Badische Landeskirche und Lutherrat hatten am 27./29. April 1937 eine Vereinbarung getroffen, nach der sich die badische Landeskirche an der am 16. Januar 1937 vereinbarten Zusammenarbeit zwischen dem Lutherrat und dem Arbeitsausschuss der Reformierten Kirchen Deutschlands (vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 35) beteiligen wollte. In dieser Vereinbarung hatte es geheißen, die Landeskirche schließe sich insofern dem Lutherrat an; ihr Bekenntnisstand werde davon jedoch nicht berührt. Für den Fall, dass andere unierte Kirchen mit der badischen Landeskirche einen unierten Ausschuss bilden sollten, sollte dieser Ausschuss an Stelle der badischen Landeskirche dem Lutherrat beitreten. Zur „Bestreitung der Verwaltungskosten“ des Lutherrats hatte sich die badische Landeskirche verpflichtet, monatlich 250,– RM zu entrichten; die „gemeinsamen Geschäfte in Berlin“ sollten „bis auf weiteres“ vom Sekretariat des Lutherrats geführt werden („Vereinbarung zwischen der Vereinigten Evangelisch-protestantischen Landeskirche Badens und dem Rat der Evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands“: LKA Karlsruhe, 4924; vgl. auch die frühere Fassung der Vereinbarung vom 12. März 1937: Ebd.). Kerrl hatte daraufhin beim badischen Kultusminister protestiert, eine „derartige Maßnahme würde weit über den Rahmen der laufenden Geschäfte hinausgehen“ und nach der 13. Durchführungsverordnung „unzulässig sein“; der Anschluss sei auch deshalb zu beanstanden, weil der Lutherrat von den Kirchenregierungen dazu benutzt werde, „unter amtlichem Anschein kirchenpolitische Zwecke einseitig zu Gunsten einer kirchenpolitischen Richtung zu verfolgen“. Zudem bleibe es „unverständlich, wie eine konsensusunierte Kirche an eine angeblich streng lutherische Institution angeschlossen werden kann“ (Schreiben Kerrls zit. im Schreiben des badischen Kultusministers an Kühlewein vom 22. Juni 1937: Ebd.). Zur Reaktion der – bekenntnisunierten – badischen Landeskirche und des Lutherrats vgl. das Schreiben des Lutherrats an den Evangelischen Oberkirchenrat Karlsruhe vom 7. Juli 1937 und das Schreiben des Evangelischen Oberkirchenrats an den badischen Kultusminister vom 21. Juli 1937 (Ebd.). 6 Vgl. dazu oben Dok. 9, Anm. 3. 7 Vgl. dazu oben Dok. 24, Anm. 18.
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sich für den Lutherrat damit eine etwas schwierige Lage. Es war die Rede [davon], daß auch Braunschweig gehindert wird, diese Zahlung zu leisten8. Wenn der Umkreis der Finanzabteilungen erweitert wird9, werden sich besondere Schwierigkeiten ergeben. Wir müssen uns kurz darüber verständigen, wie der Ausfall Sachsens ersetzt werden kann. Die Arbeit des Lutherrates kann nicht mit verminderter Kraft fortgesetzt werden. Es wäre auch noch einmal darauf hinzuweisen, daß die vom Sekretariat wiederholt gestellte Bitte auf eine Sicherstellung Gaugers bis heute keine Erfüllung gefunden hat10. Ich bitte, uns zu sagen, wie hier weiter verfahren werden soll. Vor allem bitte ich Sachsen, zu der Frage Stellung zu nehmen. Ficker: Es ist eine sehr ungeklärte [Frage] bei uns. Man könnte auf die Kollekte für den Lutherrat zurückgreifen oder auf die Kollekte für den Allgemeinen Kirchenfonds. Breit bittet den Landeskirchenausschuss, einmal die Fühlung mit dem Landesbruderrat aufzunehmen. Hahn: Wir haben bisher 600,– RM. an die Vorläufige Kirchenleitung geleistet11 und einen Sonderbetrag an Thüringen12. Gerade in diesem Moment können wir der Vorläufigen Kirchenleitung den Betrag nicht wegnehmen. Wenn die Pfarrer der Mitte13 sich entschlössen, ihre Gemeinden zu mobilisieren, dann müßte es denkbar sein. Flor empfiehlt die Anstrengung eines Prozesses. Gauger gibt einen Überblick über die Finanzen des Lutherrates14. 8 Die Streichung finanzieller Zuwendungen der braunschweigischen Landeskirche an den Lutherrat erfolgte dann jedoch erst nach der Umbildung der braunschweigischen Finanzabteilung im Juni 1938 (vgl. D. Kuessner, Geschichte, S. 89). 9 Zur Erweiterung der Zuständigkeiten der Finanzabteilungen durch die 15. Durchführungsverordnung vgl. den Bericht Breits auf der Besprechung von Vertretern süddeutscher Landeskirchen am 3. Juli 1937 oben Dok. 24, S. 500f. 10 Vgl. dazu oben Dok. 6, Anm. 94. 11 Diese monatlichen Zahlungen an die VKL II leistete der sächsische Landesbruderrat als Synodalbeitrag für die Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche (vgl. J. Fischer, Landeskirche, S. 154, Anm. 12). 12 D. h. an die Not leidende Bekennende Kirche in Thüringen. 13 Gemeint sind diejenigen Pfarrer, die sich weder der Bekennenden Kirche noch den Deutschen Christen angeschlossen hatten. Sie stellten in der Pfarrerschaft der sächsischen Landeskirche die Mehrheit dar. Die führende Rolle in der sog. Mitte nahmen die Leipziger Pfarrer Bruhns, Herz, Mieth und Heinrich Eduard Schumann ein. Seit der Einsetzung des sächsischen Landskirchenausschusses war es wiederholt zu einer Zusammenarbeit von Mitte und Landesbruderrat gekommen (vgl. H. Klemm, Dienst, S. 287–290), bis dann im November 1936 ein gemeinsamer Vertrauensrat gebildet worden war (vgl. dazu oben Dok. 19, Anm. 106ff.). 14 Präziser in G 2, S. 1f., wonach Gauger eine „Darstellung der Finanzlage des Rates bei weiteren [staatlichen] Eingriffen“ gab; anschließend wurde „erwogen, welche Maßnahmen im Falle einer Schließung des Lutherrats zu treffen sein werden“.
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Niemann: Kerrl wird allen Finanzabteilungen auferlegen, den Beitrag an den Lutherrat nicht weiter zu leisten. In Hannover hat er das bereits getan15. Beste: Der Bund für Deutsches Christentum bekommt von Thüringen 66.000,– RM16, von Mecklenburg 30.000,– RM17. Breit: Muhs vertritt den Standpunkt, daß der Lutherrat lediglich kirchenpolitische Zwecke verfolgt. Der Bund für Deutsches Christentum gilt als „staatstreu“, wir als „Staatsfeinde“. Bosse: Der Lutherrat stellt grundsätzlich fest, daß die Landeskirchen das Geld aufbringen. Wie ist die Sache? Daneben hat der Lutherrat die Pflicht, sich noch besondere Gedanken zu machen, ob es nicht einen Menschen in Deutschland gibt, der die Finanzsorgen des Lutherrates auf seine Schultern nimmt. Breit: Wenn einmal vorübergehend in der Zuweisung der monatlichen Beiträge eine Lücke eintreten sollte, so erachtet es der Lutherrat nicht für ein Unrecht, wenn ich den Kassierer anweise, aus der Kollekte für bedrängte Kirchengebiete das Notwendige zu entnehmen18. Es wird gut sein, wenn wir noch einige Fragen besprechen, die die Verhandlungen im großen Kreis19 betreffen. Wie soll die Vertretung
15 Kerrl hatte bereits 1936 die im Haushaltsplan der hannoverschen Landeskirche für 1937 angesetzte Umlage von 12.000,– RM für das Sekretariat des Lutherrats beanstandet; zur Begründung hatte es – so nicht zutreffend – geheißen, dass niemals ein Beschluss über den Anschluss der Landeskirche an den Lutherrat zustandegekommen sei. Die dennoch erfolgte Billigung des Haushaltstitels für den Lutherrat durch die hannoversche Finanzabteilung nahm Kerrl dann im Frühjahr 1938 zum Anlass, die Finanzabteilung unter dem Vorwurf der Verschleierung und der unrechtmäßigen Verwendung landeskirchlicher Gelder umzubilden und ihrem Vorsitzenden, Schnelle, sowie Landesbischof Marahrens strafrechtliche Verfolgung anzudrohen (vgl. E. Klügel, Landeskirche 1, S. 309ff.). 16 Vgl. dazu oben Dok. 25, Anm. 34. 17 Ein solcher Betrag war – anders als in Thüringen – allerdings nicht im Haushalt der mecklenburgischen Landeskirche ausgewiesen; die Vermutung, dass dem Bund für Deutsches Christentum auch aus Mecklenburg landeskirchliche Gelder zugeflossen waren, hatte sich jedoch nahegelegt, nachdem die Einladungszettel für zahlreiche deutschchristliche Wahlkundgebungen mit „Bund für Deutsches Christentum (für Mecklenburg: Die evangelisch-lutherische Landeskirche Mecklenburgs)“ gezeichnet gewesen waren. Auf Grund ihrer geringen Mitgliederzahl hätte die Gaugemeinde Mecklenburg die notwendigen Mittel für diese Wahlpropaganda nicht selbst aufbringen können; zudem hatte Landesbischof Schultz das Amt des zweiten Vorsitzenden des Bundes für Deutsches Christentum inne (vgl. dazu die „Denkschrift des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (Sekretariat)“, nachträglich hsl. datiert auf den 2. Dezember 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 123, Zitat: Ebd.). 18 Vgl. dazu G 2, S. 2: „Beschlußmäßig wird das Sekretariat ermächtigt, im Falle von Zahlungsstockungen Mittel aus dem ihm überwiesenen Kollektenfonds für seine Zwecke zu entnehmen“. 19 Vgl. oben Anm. 1 und 3.
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zusammengesetzt sein, die das Gespräch mit dem Staat zu führen hat20? Marahrens: Ein Mitglied der Kirchenführerkonferenz, eines des Lutherrates, eines der Vorläufigen Kirchenleitung. Wir sollten jüngere Leute vorschicken. Breit: Wenn diese Vertreter nominiert werden, muß von vornherein jeder Gedanke der Bildung einer neuen Leitung ausscheiden. Ich könnte mir denken, daß auch bei der großen Kundgebung21 die einzelnen Organisationen draußen bleiben und nur die Namen unterzeichnen. Was die drei Vertreter anlangt, so meine ich, daß wir, um von älterem Material zu reden, der Vorsitzende dieser erweiterten Kirchenführerkonferenz nicht ausgeschlossen werden kann. Marahrens muß auch weiterhin zeichnen. Dagegen können wir einen jüngeren Vertreter des Lutherrates nehmen und der Vorläufigen Kirchenleitung. Das halte ich für sehr gut und erwünscht. Zu den drei Vertretern sollte auch ein Jurist kommen. Ich schlage vor, daß Breit [sic!] ins Auge gefaßt wird. Bosse: Allein von dem Gegensatz zwischen altem und jungem Material darf man sich nicht leiten lassen. Entscheidend ist das Wissen um die Sache. Fleisch: Es muß das amtlich vertreten sein [sic!]. Meiser: Zu der Vertretung soll ein Aktionsausschuß kommen. Bender: Wir müssen die Jungen einspannen, aber so, daß sie wissen, daß sie ästimiert22 sind. Marahrens: Wir sind einig, daß wir in keiner Form uns bestimmen lassen, eine neue Leitung des Ganzen23 herausstellen zu lassen. Wer unterschreibt, was heute festgelegt wird? Wer verhandelt auf Grund der Eingabe mit dem Staat? Unterschrift: Es müßte heute alles unterzeichnen. Heißt das: Alle Anwesenden oder alle Gremien, die in irgendeiner Form hier vertreten sind? Meiser schlägt vor, daß die heute hier nicht vertretenen Kreise nachträglich zur Unterschrift aufgefordert werden24.
20 Die Einsetzung einer derartigen Vertretung hatte Marahrens bei der Besprechung am Vortag vorgeschlagen (vgl. dazu oben Dok. 25, S. 524); zur Beschlussfassung über die Besetzung der Vertretung vgl. unten Dok. 27, Anm. 26. 21 Gemeint ist die geplante Eingabe an Hitler und die Reichsregierung (vgl. dazu unten Dok. 27, Anm. 16). 22 = geschätzt, gewürdigt. 23 Gemeint ist ein neues Leitungsgremium im Sinne der ersten Vorläufigen Kirchenleitung (vgl. dazu oben Dok. 10, Anm. 98). 24 Die von Marahrens am 7. Juli 1937 an Hitler und die Reichsregierung übersandte Fassung der Eingabe führte dann alle Unterzeichner namentlich und mit Amtsbezeichnung auf (vgl. den Abdruck bei G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 252–256).
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Als Vertretung wird vorgeschlagen: Marahrens, Breit, Vertreter der Vorläufigen Kirchenleitung. Aktionsausschuß: Kern, Gauger, Klingler, [ein Name unleserlich], Schäfer, Riethmüller, zwei [Vertreter der] Vorläufigen Kirchenleitung, ein Reformierter, Putz25. Die herausgestellte Vertretung soll im Zusammenhang mit der Arbeitsgemeinschaft den Aktionsausschuß bilden26. Präsident Horn berichtet, daß Langenohl neue Nachrichten hat27. Langenohl: Vorgang bei der Universitätsfeier in Göttingen28. Rust und Kerrl anwesend. Hirsch, Ministerialdirektor im Reichskirchenministerium. Dort äußerste Verlegenheit. Man suchte einen theologischen Berater. Hirsch geht nicht nach Berlin. Aber es wird jemand gesucht. Daß jemand gesucht wird, weist auf die Verlegenheit in der Leipzigerstraße29 hin. Wir sollten diese Verlegenheit nicht zu gering in unsere Überlegungen einschalten. Im Grund ist das das Entscheidende, daß es gelingt, Herrn Kerrl die Initiative zu entwinden und sie in die Hand der Kirche zurückzulegen. Es könnte auf dem Weg geschehen, daß irgendwer dem Staat seitens der Kirche einen Vorschlag unterbreitet für eine Gesamtlösung, auf die die wohlwollenden staatlichen Stellen einzugehen sich bereit finden könnten. Das letzte Mal, daß ich in der Reichskirchenführerkonferenz [sic!] das Wort zu nehmen Gelegenheit hatte, habe ich folgendes ausgeführt30: Wenn es über der Wahl zu einer Kirchenspaltung in Deutschland kommt, so daß die Generalsynode [sich] als Gremium herausstellt, in dem keine Kirchengemeinschaft mehr vorhanden ist, dann wäre diese Lösung zu leicht gewesen. Das wäre keine kirchliche Lösung. Sie muß auf dem Weg der inneren Überwindung dieses Irrtums gefunden werden. Das würde bedeuten, daß alles getan werden muß, was von uns aus getan werden kann, um die verwaltungsrechtliche Einheit in der Deutschen Evangelischen Kirche zu 25 Zu den Aufgaben dieses Ausschusses vgl. unten Dok. 27, Anm. 27. 26 Bezug unklar. 27 Nach G 2, S. 2, traten von hier ab „die Vertreter der reformierten Arbeitsgemeinschaft“ zur Sitzung des Lutherrats hinzu. 28 Gemeint sind die Feierlichkeiten anlässlich des 200-jährigen Jubiläums der Georg-August-Universität, die vom 25.–30. Juni 1937 stattgefunden und bei denen ausschließlich nationalsozialistische Redner gesprochen hatten. Beim Festakt hatte Reichserziehungsminister Rust als Hauptredner einen Vortrag über ‚Glaube und Wissenschaft‘ gehalten (vgl. N. Kamp, Jubiläum; 200 Jahre Universität Göttingen; vgl. dazu auch H. Becker/ H.-J. Dahms/C. Wegeler, Universität, S. 15); die im Folgenden genannten Einzelheiten konnten nicht ermittelt werden. 29 = Sitz des Reichskirchenministeriums. 30 Folgendes Votum Langenohls nicht ermittelt; Langenohl hatte dem von der Kirchenführerkonferenz berufenen Leitungsgremium unter dem Vorsitz Liljes angehört, das auf der Kirchenführerkonferenz am 2./3. April 1937 seinen Auftrag zurückgegeben hatte (vgl. dazu oben Dok. 13, Anm. 42).
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erhalten. Das wäre der kirchliche Weg; der barmherzige Weg auch für die radikal dissentierenden Gruppen. Es würde ihnen der Rückweg nach allen Seiten hin offen gehalten. Ob nicht doch in letzter Stunde ernstlich darüber beraten werden könnte, um dem Staat auch einen solchen Vorschlag machen zu können? Erhaltung einer verwaltungsrechtlichen Einheit. Es bestand die Überzeugung, daß vielleicht Kerrl nicht mehr anders kann, als allen Vorschlägen gegenüber, die wir machen, wahrscheinlich Nein sagen wird [sic!], daß aber alle anderen Staatsstellen auf einen vernünftigen Vorschlag warten. Daß Neigung besteht, mit der Gruppe Marahrens Fühlung aufzunehmen, darf als sicher angesehen werden31.
31 Im Anschluss an den Bericht Langenohls wurde die gemeinsame Besprechung von Vertretern der Kirchenführerkonferenz, des Lutherrats und der VKL II fortgesetzt (vgl. dazu unten Dok. 27).
27 Gemeinsame Besprechung von Vertretern der Kirchenführerkonferenz, des Lutherrats und der Vorläufigen Kirchenleitung II (Kasseler Gremium) (Fortsetzung) 1937 Juli 6 I. II. III. G:
Meiser, Wachstuchheft 8, S. 191–205. Vgl. oben Dok. 25. Vgl. oben Dok. 25; von 10.30 Uhr bis 15.00 Uhr. Vgl. oben Dok. 25.
Marahrens teilt mit, daß Lücking, Müller-Dahlem und Steiner aus der Schutzhaft entlassen sind1. Neu verhaftet ist der Kirchmeister2 von Dahlem, Professor Bartning3. Es wurden gestern drei Ausschüsse bestimmt4. Der eine Ausschuß sollte ein Wort überlegen, durch das wir dem Staat den entscheidenden Ernst der Stunde zum Bewußtsein bringen, mit dem Zweck, unter Vorlegung eines positiven Vorschlags und unter Hinweis auf einen Weg, der uns möglich ist, mit dem Staat in ein Gespräch zu kommen. Dann bestellten wir einen anderen Ausschuß, der sich ein Wort an die Gemeinden überlegen sollte. In diesem Wort sollte zunächst gesagt werden, daß wir uns in der Deutschen Evangelischen Kirche, die aus
1 Lücking und Friedrich Müller waren am 23. Juni 1937 während der Sitzung des Reichsbruderrats in der Friedrichswerderschen Kirche verhaftet worden (vgl. dazu oben Dok. 23, Anm. 20f.); Steiner war ebenfalls am 23. Juni 1937 verhaftet worden (vgl. das Rundschreiben des bayerischen Landeskirchenrates an die aktiven Geistlichen vom 2. Juli 1937: EvAG München, A 30. 2; vgl. auch K. Immer, Briefe, S. 288; G. v. Norden, Kirchenkampf, S. 151). Zu ihrer Entlassung und zu weiteren Haftentlassungen vgl. das Rundschreiben des bayerischen Landeskirchenrats an die Geistlichen, Religionslehrer und die Geistlichen im Ruhestand vom 16. Juli 1937 (EvAG München, A 30. 2). 2 Nach Art. 36, Abs. 3, der „Verfassungsurkunde der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union“ vom 29. September 1922 lag dem Kirchmeister „die Sorge für das Kassenund Rechnungswesen der Gemeinde ob, in der Regel auch die besondere Aufsicht über die kirchlichen Liegenschaften“ (F. Giese/J. Hosemann, Verfassungen 1, S. 12) 3 Vgl. dazu H. Hermelink, Kirche, S. 402, wo Bartning allerdings fälschlich als Kirchenbaumeister bezeichnet wird, und das oben Anm. 1 erwähnte Rundschreiben des bayerischen Landeskirchenrats vom 16. Juli 1937. Bartning war herausragendes Mitglied und Sprecher der Bekennenden Gemeinde Berlin-Dahlem und hielt als Laie später zahlreiche Fürbittegottesdienste (vgl. G. Schäberle-Koenigs, Und sie waren, S. 71f. und passim; vgl. auch W. Niemöller, Verkündigung, S. 147; W. Niemöller, Kampf, S. 402f.; A. Stein, Laienpredigt, S. 94). 4 Vgl. dazu oben Dok. 25, Anm. 84.
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der Verantwortung des Evangeliums handeln will, zusammengefunden haben und daß wir in dieser Geschlossenheit mit dem Staat – menschlich gesprochen – zum letzten Male sprechen wollen. Endlich sollten Männer unter uns die Frage der 15. Durchführungsverordnung5 noch einmal überlegen zu dem Ziel, daß als Meinung und als Äußerung unseres Kreises oder als Feststellung, daß in unseren Kreisen diese Bedenken ausgesprochen sind, dieses den Kirchenleitungen und den Kreisen, die hier vertreten sind, mitgeteilt wird, um unter Berücksichtigung der verschiedenen Lagen in den einzelnen Landeskirchen und einzelnen Kreisen zu überlegen, ob in einer einheitlichen Linie gehandelt werden kann. Von Soden wurde gebeten, das Wort an den Staat zu entwerfen6, Wurm das Wort an die Gemeinden7. Über die 15. Durchführungsverordnung sollte Niemann ein Wort aufschreiben8. von Soden trägt seinen Entwurf vor (Forck, Meinzolt, Happich standen bei)9. Marahrens: Entspricht der Gesamttenor unserer Auffassung? Ist der Stoff ergiebig gebracht oder muß noch anderes genannt werden (Fakultäten, Theologen[nachwuchs], Kollektenverordnung10)? Soll nicht ein positiver Vorschlag noch stärker herausgestellt werden? 5 6 7 8 9
Vgl. dazu oben Dok. 24, Anm. 15. Vgl. dazu unten Anm. 9. Vgl. dazu unten Anm. 18. Vgl. dazu unten Anm. 29. Eine undatierte Durchschrift des hier vorliegenden Entwurfs von Sodens befindet sich bei der EvAG München, NL Meinzolt 29. Die Durchschrift trägt weder einen ausformulierten Titel noch einen Adressaten, sondern ist lediglich mit „Entwurf an .|.|.“ überschrieben; der Verfasser wurde hsl. nachgetragen. Der Entwurf richtete sich im Wesentlichen gegen die Bestimmungen der 15. Durchführungsverordnung, die Praxis der Finanzabteilungen, die 16. Durchführungsverordnung (vgl. dazu oben Dok. 24, Anm. 45) und die „neuerdings sich häufenden polizeilichen Zwangsmassnahmen aller Art gegen evangelische Geistliche und Gemeindemitglieder“. Im letzten Abschnitt wurde versichert, die Kirche solle „keineswegs der rechtmässigen Aufsicht des Staates“ entzogen werden; es sei jedoch untragbar, „dass unter dem Titel der Aufsicht der Staat die Kirche leitet, ja sich selbst an ihre Stelle setzen will“. Die Kirchen seien zwar „zu Verhandlungen über die zur vollen Befriedung zwischen Staat und Kirche führenden Wege jederzeit bereit“; die „Beendigung des Kampfes um die evangelische Kirche in Deutschland“ sei jedoch nur dann möglich, wenn der Staat anerkenne, „dass der Auftrag der Kirche, das Evangelium von Jesus Christus, wie es uns in der Heiligen Schrift bezeugt und in den Erkenntnissen der Reformation neu ans Licht getreten ist, in Wort und Tat zu verkünden, nicht im Widerspruch steht zum Auftrag des Staates, die deutsche Volksgemeinschaft zu sichern und auszubauen“. Außerdem müsse der Staat anerkennen, „dass die Einheit der Kirche auf der Einheit des Glaubens beruht, und dass daher nicht versucht werden darf, eine Kircheneinheit auf der Grundlage äusserer, vom Staate gesetzter Ordnung herbeizuführen“. Zum Inhalt des Entwurfs vgl. auch unten Anm. 11–14. 10 Gemeint ist der Runderlass des Reichs- und Preußischen Ministers des Innern und des Reichs- und Preußischen Ministers für die kirchlichen Angelegenheiten vom 9. Juni 1937 (zu diesem sog. Kollektenerlass vgl. oben Dok. 25, Anm. 54).
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Otto Fricke: Es müßte größte Sorgfalt darauf verwendet werden, daß der Tenor zusammenstimmt mit einem Wort an die Gemeinde. Es muß dem Kirchenminister [Kerrl] gegenüber deutlich das Nein gesprochen werden, nicht nur in bezug auf einzelne Maßnahmen, sondern in bezug auf die gesamte Einstellung. Schlägt vor, zuerst das Wort an die Gemeinden vorzulesen. Meinzolt: Ergänzung des Wortes in folgender Richtung. Es heißt: Die Verordnungen des Ministers sind nicht tragbar11. Wir können den Beamten nicht zumuten, in die Finanzabteilungen einzutreten12. Wir können den Wahlerlaß nicht annehmen13 usw. Ich könnte mir vorstellen, daß irgendwie zusammenfassend gesagt wird: Verehrter Staat, so geht es nicht. Wenn du diesen Willen hast zu einer Ordnung im Staat [in der Kirche] zu kommen, dann sollst du wissen: So geht es nicht! Wir stellen uns zur Verfügung, dir zu zeigen, auf welchem Weg es geht. Ich gehe von der Überzeugung aus, daß auch der Staat nicht weiß, was er machen soll. Er kommt nicht weiter. Er beginnt einzusehen, daß er mit der bloßen Entrechtung der Kirche nicht weiterkommt. Auch die Deutschen Christen haben die Erkenntnis gewonnen, daß sie nicht weiterkommen. Wenn wir jetzt das Gesetz des Handelns an uns zu nehmen versuchen, so tun wir etwas, was in jedem Kampf die Einleitung einer Entscheidung bilden muß, daß Männer da sind, welche das Gesetz des Handelns an sich zu nehmen versuchen. Niemann bittet auch, daß die Fassung so gewählt wird, daß aus der [einige Wörter gestrichen] Fassung hervorgeht unser ernstes Anliegen, praktische Vorschläge zu den Neuordnungen der Verhältnisse zu machen.
11 Im Entwurf von Sodens hieß es genauer: „Die in jüngster Zeit vom Herrn Reichsminister für die kirchlichen Angelegenheiten getroffenen Massnahmen sind für die in der Deutschen Evangelischen Kirche zusammengeschlossenen Landeskirchen, deren Leitungen auf der im Artikel 1 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche vom Juli 1933 umschriebenen unantastbaren Grundlage des Evangeliums von Jesus Christus, wie es uns in der Heiligen Schrift bezeugt und in den Bekenntnissen der Reformation neu ans Licht getreten ist, zu beharren verpflichtet und entschlossen sind, nicht mehr tragbar“ (EvAG München, NL Meinzolt 29). 12 Präziser Wortlaut im Entwurf von Sodens: „Wir müssen daher erklären, dass wir mit Pflicht und Ehre der Beamten der allgemeinen kirchlichen Verwaltung, die auf das Bekenntnis und die Verfassung der Kirchen eidlich verpflichtet sind, nicht mehr vereinbar halten, die Ämter als Vorsitzende oder Mitglieder der Finanzabteilungen im Sinn der 15. Durchführungsverordnung zu übernehmen“ (EvAG München, NL Meinzolt 29). 13 Im Entwurf von Sodens hieß es dazu, auf Grund des mit der 16. Durchführungsverordnung erlassenen Verbots aller öffentlichen Wahlveranstaltungen müssten die Kirchenführer erklären, „dass ein Wahlakt, über dessen Bedeutung die evangelischen Gemeinden nicht hinlänglich unterrichtet sind, und der nach einer zu willkürlich festgesetztem Termin bekannt zu gebenden Wahlordnung erfolgen soll, kirchlich nicht verantwortet werden kann“ (EvAG München, NL Meinzolt 29).
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Der Entwurf sollte sich nicht ausschließlich auf das neue Verordnungswerk beschränken. Dem Staat sollte die Unhaltbarkeit und Aussichtslosigkeit seiner ganzen Linie vorgehalten werden. Otto Fricke schließt sich weitgehend den Ausführungen Niemanns an. Der Tenor des Schreibens von von Soden ist der Tenor eines Schreibens, das sich an das Reichskirchenministerium wendet. Es sollte aber doch eine Appellation an die Staatsführung über das Kirchenministerium sein. Es muß klar werden, daß es zwischen diesem Kirchenministerium und der Kirche keinen Frieden geben kann. von Soden: Wir müssen die Beschwerde an die Gesamtheit der staatlichen Ministerien richten. Es soll unter keinen Umständen die Sache so gefaßt werden, daß sie nicht auch zugleich an das Kirchenministerium gerichtet werden kann. Sehr verschiedener Meinung sein kann man darüber, ob man die akute Lage zur Grundlage nimmt oder ob man einen weiteren Kreis zieht. Meiser wünscht stärkere Betonung des: Es ist die letzte Stunde14. Es sollte das Positive stärker herausgestellt werden. Breit: Das Wesentliche ist, daß wir das Wort gemeinsam sagen. Wir sollten weniger von einer letzten als von einer ersten Stunde reden. Es ist die erste Stunde, in der wir reden. Hier wollen wir nicht deklamieren, sondern wollen den Hebel unmittelbar zu den Füßen des Reichskirchenministers [Kerrl] ansetzen. Wir wollen nicht so tun, als wenn der Kirchenminister nicht mehr vorhanden wäre. Wir werden in der Lage sein, mit dem Minister zu verhandeln. Wir werden jetzt verhandeln! Bedenken Sie doch, daß wir mit Männern reden, die außerordentlich primitiv denken. Allgemeine Betrachtungen über Philosophie und staatliche Kirchenpolitik führen uns nicht weiter. Wir müssen an einigen konkreten Punkten aufzeigen: So geht es nicht weiter. Wenn wir die Anregungen, vor allem Meinzolts, hineinarbeiten, dann werden die Folgen gut werden. Alles andere kann ja dann den mündlichen Verhandlungen überlassen bleiben. Entscheidend ist nicht die Länge des Entwurfs. Entscheidend ist, wer dahinter steht. Wenn einmal die entschlossene, ihrer Bekenntnisverantwortung bewußte Kirche redet und wenn sie so redet, daß der Staat merkt, wir sind auch entschlossen, dann werden wir weiterkommen. Redaktionsausschuß: von Soden, Meinzolt, Breit, Forck, Wurm, Klingler, Niemann, Otto Fricke15. 14 Anspielung auf die letzte Passage im Entwurf von Sodens, in der es hieß: „Wir unterbreiten daher in letzter Stunde dem .|.|. die ehrerbietige Bitte, der evangelischen Kirche im deutschen Volk den für ihr Leben und ihren Dienst unentbehrlichen Raum der Selbstbestimmung nach ihrem Bekenntnis zu gewähren“ (EvAG München, NL Meinzolt 29). 15 Meiser hatte hier zusätzlich noch Langenohl notiert, dann aber wieder gestrichen.
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Adressat: Reichsregierung. Gesamter Tenor ist gebilligt; hinsichtlich des Rechts soll stärker betont werden, daß die jetzigen Verordnungen dem ganzen bisherigen Wege entsprechen [widersprechen]. Was von einem Vorschlag gesagt wird, soll verstärkt werden16.
16 Der Redaktionsausschuss tagte noch im Verlauf der Sitzung, während Hollweg ein Referat über den Kollektenerlass hielt (vgl. G 2, S. 5; zum Referat Hollwegs vgl. unten Anm. 28). Grundlage für das Schreiben der Kirchenführer an Hitler und die Reichsregierung wurde dann aber nicht der Entwurf von Sodens (vgl. oben Anm. 9), sondern ein Entwurf Meinzolts für ein Schreiben an den Reichskirchenminister (EvAG München, NL Meinzolt 29, mit hsl. Vermerk „Entwurf Meinzolt“ und hsl. Datumsangabe „5. 7. 37“). Der Entwurf Meinzolts konstatierte zunächst, den Maßnahmen des Ministers – insbesondere der 1.–9. Durchführungsverordnung und der Einrichtung von Kirchenausschüssen und Finanzabteilungen – sei der „erwartete Erfolg [.|.|.] versagt“ geblieben. Die seit dem Wahlerlass Hitlers erlassenen Durchführungsverordnungen, „namentlich die 13. und 15. Durchführungsverordnung“, stellten darüber hinaus „einschneidende Eingriffe in Wesen und Leben der Kirche überhaupt wie in das Recht der kirchlichen Verfassung dar“. Auch die „grosse Zahl polizeilicher Massnahmen gegen die Lebensäusserungen der Bekennenden Kirche und führende Männer aus ihrem Kreise“ seien nicht dazu geeignet, das „vom Führer und Reichskanzler erstrebte Ziel“ zu erreichen. Der Entwurf konstatierte dann, Ausgangspunkt der Führererlasse sei „die Erkenntnis und Feststellung“ gewesen, „dass der Kirche ein zwar in das Leben des Volkes einzuordnender, im übrigen aber der politischen Einwirkung entzogener Lebensraum zukommt“; jetzt gelte es, „diesen Lebensraum so zu gestalten und abzugrenzen, dass über den vorhandenen Spannungen nicht die Volksgemeinschaft Schaden leidet“. Dieses Ziel könne aber nicht durch „einseitiges Handeln des Staates“, sondern „nur durch Zusammenwirken von Staat und Kirche gefunden werden“. Als Voraussetzung für ein „ersprießliches Zusammenwirken“ müsse anerkannt werden, „daß der Auftrag der Kirche, die Verkündigung des Evangeliums, nicht im Widerspruch steht zu dem Auftrag des Staates, der Pflege der Volksgemeinschaft“, und dass „die Entscheidung in Glaubensdingen jedem Volksgenossen frei steht“. Weiter müsse anerkannt werden, „daß die Einheit der Kirche auf der Einheit des Glaubens“ beruhe und nicht auf der „Grundlage der äusseren Ordnung“ herbeigeführt werden könne. Die Kirche ihrerseits müsse in ihrer äußeren Ordnung Rücksicht darauf nehmen, dass sie sich „als Körperschaft des öffentlichen Rechtes [.|.|.] der Volksgemeinschaft einzufügen hat, deren Verkörperung der Staat ist“; allerdings müsse auch anerkannt werden, dass die Kirche „im Rahmen ihres Auftrages ihr Leben selbst zu ordnen und zu gestalten“ und allein darüber zu bestimmen habe, „wer ihr angehört und wer sie zu leiten hat“. Schließlich sei anzuerkennen, „dass die nunmehr errungene politische Einheit des deutschen Volkes auch nach einheitlichem Zusammenschluss der auf der gleichen Glaubens- und Bekenntnisgrundlage stehenden Kirche drängt“, weshalb der in der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche „angebahnte Zusammenschluss der Landeskirchen [.|.|.] weiter ausgebaut werden“ solle. Der Entwurf endete mit der Mitteilung, „die Kreise der Bekennenden Kirche, die bis jetzt zum Teil verschiedene Wege gegangen“ seien, hätten sich „zu einer Übereinstimmung in den angeführten Punkten geeinigt“ und wären bereit, mit dem Minister in ein Gespräch einzutreten.– Auf der Basis dieses Entwurfs erarbeitete der Redaktionsausschuss dann einen Entwurf für ein Schreiben an den „Führer und Reichskanzler und an die Deutsche Reichsregierung“ (Ebd., mit hsl. Vermerk „Endgültige Fassung“ und hsl. Ergänzung „Cassel 6. [Juli 1937]“). In diesem Entwurf wurden gegenüber dem Entwurf Meinzolts der Abschnitt über die Voraussetzungen für eine Zusammenarbeit von Kirche und Staat deutlich gestrafft und einige Aussagen verschärft. So
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Burghart tritt ein für ein Wort über die Deklassierung der Theologen17. Wurm liest das Wort an die Gemeinden vor18. Breit: Wir dachten nicht an ein substanziiertes Wort. Es sollte ein ganz loyales Wort sein. Es ist zu sagen, daß wir um die Not wissen, in welcher die Kirchen und die Gemeinden sich befinden. Dann ist zu sagen, daß wir uns zusammengeschlossen haben. Wir haben Vorstellungen beim Staat erhoben. Wir müssen uns entscheiden: Entweder wir erheben Vorstellungen beim Staat, dann dürfen wir sie nicht gleichzeitig den Gemeinden bekannt geben. Das widerspricht allen Gepflogenheiten. Wir werden drittens die Gemeinden bitten: „darum beten wir“19. Marahrens: Das Wort an die Gemeinden, wie es verlesen wurde, kann nicht zu der gleichen Zeit gesagt werden, in der wir uns an die Staatsführung wenden. Niesel: Auch Präses Koch war der Meinung, daß es nicht so gehen kann, daß wir den Gemeinden sagen: Wir haben uns zusammengetan und uns an den Staat gewendet. Den Gemeinden muß der Ernst der Stunde deutlich gemacht werden. Albertz: Ich unterstreiche, was Niesel gesagt hat. An diesem Punkte kann unsere Einheit zu Bruch gehen. Der Präses hat ausdrücklich sich nach dieser Richtung hin eingesetzt, auch in der Kommission am gestrigen Abend20. Wenn wir nicht zu einer Kanzelabkündigung ernstester Art am nächsten Sonntag [11. Juli 1937] kommen, dann ist die Einheit für
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hieß es jetzt, die Durchführungsverordnungen stellten „unerträgliche Eingriffe in Wesen und Leben der Kirche“ dar und durch polizeiliche Zwangsmaßnahmen würde „das Ziel der Ordnung und Befriedung der Kirche niemals erreicht“. Wie bereits im Entwurf von Sodens hieß es jetzt wieder, die Kirche könne es nicht tragen, „dass unter dem Titel der Aufsicht der Staat die Kirche leitet, ja sich selbst an ihre Stelle setzt“. Als Bevollmächtigte für die Verhandlungen mit dem Staat wurden Marahrens, Breit und Friedrich Müller genannt. Der Entwurf konnte zwar während der Sitzung nicht mehr endgültig redigiert werden (vgl. G 2, S. 5), aber bereits am 7. Juli 1937 übersandte Marahrens an Hitler und die Reichsregierung dann eine nochmals überarbeitete Fassung des Schreibens (Abschriften der Begleitschreiben Marahrens’ an Hitler und die Reichsregierung sowie der Eingabe des Kasseler Gremiums an die Reichsregierung vom 7. Juli 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 123; Abdruck der Eingabe: G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 252–256). Anlass für diesen Vorschlag waren der Ausschluss der Theologen aus der SA und die Aufnahmesperre der NSDAP (vgl. dazu oben Dok. 21, Anm. 201). Entwurf nicht ermittelt; nach G 2, S. 4, referierte Fricke im Anschluss an die Verlesung über eine – ebenfalls nicht ermittelte – zweite Fassung des Entwurfs. Zur beschlossenen Fassung des Wortes an die Gemeinden vgl. aber unten Anm. 30. Nach G 2, S. 4, schlug Breit hier für die Neubearbeitung des Wortes an die Gemeinden vor: „1. Die Gemeinden haben Ursache, die Kirche bedrängt zu sehen; 2. Wir haben uns einmütig entschlossen, dagegen beim Führer und Reichskabinett Vorstellungen zu erheben; 3. wir fordern die Gemeinden zur Fürbitte auf.“ Gemeint ist die Sitzung des am Vortag eingesetzten Ausschusses, der ein Wort an die Gemeinden erarbeitet hatte (vgl. oben Dok. 25, Anm. 84).
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uns verloren. Dann ist die Situation die, daß wir allein gelassen werden. Hier ist die Probe unserer Einigkeit. Die Probe besteht in dem geistlichen Dienst der Fürbitte in starkem Umfang. Breit: Die Aufforderung zur Fürbitte ist das Wesentliche. Die Aufforderung muß mit dem Hinweis auf die Lage begründet sein. Nur sollte der Hinweis nicht in der Breite entfaltet werden, in der er vorgeschlagen ist. Um unserer staatsbürgerlichen Ehre willen dürfen wir keinen Weg gehen, um dessentwillen uns der Vorwurf gemacht wird: Ihr habt illoyal gehandelt. Happich: Wenn die Abkündigung an die Gemeinde inhaltlich schon etwas von dem enthielte, was dem Staat vorgetragen werden soll, dann können wir die Eingabe an den Staat unterlassen. Dann müssen wir uns nur an die Gemeinde wenden. Aber wir waren doch gestern der Überzeugung: Wir müssen jetzt den letzten Versuch machen. Den Gemeinden soll nur mitgeteilt werden: Der letzte Versuch ist gemacht. Tragt alles auf betendem Herzen. Es war nachdrücklich betont: Wenn der Versuch nicht zum Ziel führt, dann haben wir uns erneut an die Gemeinden zu wenden. Kloppenburg: 1. Wir sind nicht hoffnungslos getrennt. Es wird sich schon ein Weg finden lassen, daß wir gemeinsam reden können. Wenn es gelingt, das, was Breit sagt, genügend zu profilieren, so werden wir uns verständigen können. Wenn objektiv ausgesagt wird, daß die Kirche in unmittelbarer Bedrohung steht, dann genügt das. 2. Vorstellung beim Staat: Wenn es gelingt das so zu sagen, [nicht] ein Beruhigungspulver zu geben, sondern es so zu sagen, daß [wir] die sehr erheblichen Sorgen, die wir haben, zum Ausdruck zu bringen [sic!], daß auch der Staat spürt: In ganz Deutschland wartet jetzt jeder darauf, daß der Staat doch erwidert, dann könnte auch der zweite Punkt vollkommen gemeinsam von uns beschlossen werden. 3. Fürbitte: Wenn der Aufruf zur Fürbitte21 ebenfalls so verfaßt ist, daß das, was eingangs gesagt ist, hier wieder aufgenommen ist, dann sind wir in der Lage von gestern, wo man ein Stück Konsensus spürte. Das Ganze müßte so knapp und kurz wie möglich gefaßt werden. Hahn: Es kommt nicht darauf an, daß es ein [zwei Wörter gestrichen] schneidiges, sondern ein geistliches Wort ist. Eine Kanzelerklärung ist nicht eine Kundgebung, Beschluß einer Versammlung. Otto Fricke: Gerade, weil wir die entstandene Gemeinschaft so außerordentlich ernst nehmen, war ich der Meinung, daß diese Erklärung einen stark proklamativen Charakter haben sollte. Es ist das erste Mal, daß so etwas geschieht, daß wir so gemeinsam reden. Das zweite Anliegen 21 Gemeint ist das Wort an die Gemeinden, das eine Aufforderung zur Fürbitte enthalten sollte (vgl. unten Anm. 30).
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dabei, die Gemeinschaft am Anfang selbst näher zu bezeichnen, lag darin. Wir werden durch nichts stärker sagen können, daß jetzt die Zersplitterung ein Ende hat. Die Übereinstimmung mit dem Wort wird sehr schnell erreicht, sobald man sich praktisch an die Arbeit begibt. Meinzolt: Wo wir etwas tun und reden, müssen wir es klar und deutlich tun. Wenn wir die Kanzelkundgebung noch einmal dazu verwenden wollen, um das Wort an den Staat zu richten, dann kommt eine Unklarheit und eine Unsauberkeit in die Sache hinein. Der Staat findet uns dann unglaubwürdig. Es geht nur das eine oder das andere. Wenn ich zu einer Fürbitte aufgerufen werde, dann stört es mich, wenn ich vorher eine Anklagerede höre. Gewiß muß ich wissen, um was ich Fürbitte tun soll, aber das sage man mit ein paar schlichten Worten. Die Kirche ist in Not. Nicht nur Fürbitte, daß die Kirche aus der Not herauskommt, sondern auch, daß die eingeleiteten Schritte zum Erfolg führen. Gauger schließt sich dem Wort von Marahrens an. Die Einmütigkeit bestand gestern in der Beschränkung und in der Aufforderung zur Fürbitte22. Burghart: Man kann uns nicht gut auffordern zur Fürbitte, wenn vorher eine Anklage ausgesprochen ist. Die Not, um derentwillen zur Fürbitte aufgerufen wird, muß mit einigen Worten geschildert sein. Die überwiegende Majorität unter der Kanzel möchte auch wissen, daß sich die Gedanken der fürbittenden Gemeinde auf die gleichen Punkte lenken. Deshalb Substanzerweiterung. Der Zusammenschluß darf unter keinen Umständen wieder aufgehoben werden. Der Zusammenschluß ist etwas, was gestern nicht bloß wir Menschen gemacht haben, sondern was wir vorher uns von unserem Gott erbeten haben. Ich würde es begrüßen, wenn der Zusammenschluß mit ein paar Worten vor der Gemeinde genannt werden könnte. Es darf nicht in Altpreußen wieder zu einer Spaltung kommen23. Wenn wir nicht in Altpreußen eine Annäherung herbeiführen, nützt aller Zusammenschluß nichts. Otto Fricke spricht über die Frage der Bittgottesdienste. Wir müssen uns darüber klar werden: Wie sollten diese Gottesdienste gehalten werden? Sollte man sie nicht begrenzen auf die nächsten drei bis vier Wochen? Klingler: Die Brüder der Vorläufigen Kirchenleitung sind uns wesentlich entgegengekommen bei der Abfassung des Wortes an die Gemeinden. Ich kann bestätigen, daß wir zusammenbleiben werden. Das Wort, wir 22 Bei den Verhandlungen am Vortag war beschlossen worden, das Wort an die Gemeinden solle „geistlichen Charakter haben und keinerlei Anklagen enthalten“ (G 2, S. 4). 23 Wie zuletzt nach der Vereinbarung zwischen altpreußischem Bruderrat und Landeskirchenausschuss vom 4. Mai 1937 (vgl. dazu oben Dok. 19, Anm. 111), deren Verbindlichkeit der Landeskirchenausschuss im Nachhinein nicht anerkannt hatte (vgl. oben Dok. 20, Anm. 45).
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könnten wieder auseinandergehen, darf nicht mehr fallen. Wenn unsere Gemeinden heute gelähmt sind, so deshalb, weil sie nicht verstehen können, daß wir nicht einig sind. Wenn sie hören, daß wir gemeinsam handeln, dann wachen sie auf. Wenn wir den Versuch machen, daß wir jetzt sofort das Wort neu beraten, dann muß der Anfang bleiben. Wegbleiben kann der Protest an den Staat. Es müßte doch hinein, daß zur Herstellung eines ehrlichen Friedens zwischen Staat und Kirche praktische Vorschläge gemacht werden. Der Schluß sollte unter allen Umständen bleiben. Das Wort von den einzelnen Kirchenregierungen soll nicht an die Spitze kommen. Man sollte das an den Schluß stellen. Aktionskomitee sollte bevollmächtigt werden. Wir dürfen nicht auseinandergehen, bevor der Ausschuß da ist24. Wurm stimmt dem bei, was über die Durcharbeitung des Aufrufs gewünscht wurde. Ich möchte nur sagen: Es wird schon die bloße Erwähnung dessen, daß die Kirche in Bedrängnis ist, von der anderen Seite übelgenommen. Wenn man die Gemeinde zur Fürbitte auffordert, muß man die Lage etwas konkreter beschreiben25. Marahrens schlägt als Vertretung vor: Dienstältester Landesbischof [Marahrens]. Vorsitzender des Lutherrates und der Vorläufigen Kirchenleitung (Breit und Müller)26. Empfiehlt einen Aktionsausschuß. Das Vertreterkollegium wird ermächtigt, einen solchen Ausschuß zu berufen27. Erlaß über das Kollektenwesen. Referat Hollweg28. 24 Vgl. dazu unten Anm. 26. 25 Nach G 2, S. 4f., wurde hier festgestellt, dass die beiden vorliegenden Fassungen des Wortes an die Gemeinden (vgl. oben Anm. 18) „nicht dem Beschluss des gestrigen Tages entsprechen, sondern zu sehr substantiiert sind“. Deshalb sollte das Wort auf der Grundlage der Vorschläge Breits (vgl. oben Anm. 19) vom Redaktionsausschuss überarbeitet werden. Zur endgültigen Fassung des Wortes vgl. unten Anm. 30. 26 Präziser in G 2, S. 5: „Es wird beschlossen, daß bei etwa zu führenden Verhandlungen mit dem Staat die drei großen hier zusammengetretenen Kreise (Kirchenführerkonferenz, Luther-Rat, Vorläufige Kirchenleitung) gemeinsam durch je eine Persönlichkeit auftreten sollen. Diese drei Bevollmächtigten sind Landesbischof D. Marahrens, Oberkirchenrat Breit, Pfarrer Müller-Dahlem. Bei Behinderung kann jeweils eine andere Persönlichkeit ernannt werden.“ 27 Dieser Aktionsausschuss sollte „vor allem die Aktivierung der Laien betreiben“, da die Kreise u. a. um von Ledebur und Ellwein „bei der Bürokratie des Kirchenministeriums und der Kirchenkanzlei Sympathien zu gewinnen“ schienen (Schreiben Greifensteins an Meiser und den bayerischen Landeskirchenrat vom 7. August 1937: LKA Nürnberg, Meiser 81). 28 Gemeint ist der sog. Kollektenerlass vom 9. Juni 1937 (vgl. dazu oben Dok. 25, Anm. 54). Nach G 2, S. 5, ergab die an das Referat Hollwegs anschließende Aussprache, „daß der Erlaß wahrscheinlich die Kollekten der Bekennenden Kirche treffen soll. Diese wird aber in den zerstörten Kirchen nicht darauf verzichten können.“ Daher wurde beschlossen, „daß die drei Bevollmächtigten [.|.|.] diese Frage möglichst schnell und einheitlich unter Herbeiführen eines kirchenrechtlichen Gutachtens regeln sollen. In Frage kommt ein formeller Protest gegen den Eingriff in den Kultus, falls die sachliche Prüfung dazu verpflichtet.“
Dokument 27 / 1937 Juli 6
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15. Durchführungsverordnung. Referat Niemann29. Wurm berichtet über die neue Fassung des Wortes an die Gemeinden. Unterzeichnen sollen Kirchenführerkonferenz, Vorläufige Kirchenleitung und Lutherrat30. 29 Niemann trug hier den Entwurf für eine Stellungnahme der leitenden Amtsträger der Landeskirchen zur 15. Durchführungsverordnung vor (Entwurf mit hsl. Korrekturen: LKA Hannover, D 15 I Nr. 12). Die Festlegung des endgültigen Wortlauts der Stellungnahme konnte jedoch erst nach der Sitzung abgeschlossen werden (vgl. dazu G 2, S. 5). In der von Marahrens, Breit und Friedrich Müller gezeichneten endgültigen Fassung, die nur unwesentlich vom Entwurf abweicht, hieß es u. a., die Verordnung setze „die staatskirchenrechtliche Linie fort, die mit der 13. Durchführungsverordnung begonnen hat“, und lasse eindeutig die „Tendenz zur Beseitigung des selbständigen Rechts der Kirche“ erkennen. So wögen die „gegenüber den bisherigen Bestimmungen bedeutend verschärften Eingriffe in das Rechtsleben der Landeskirchen“ umso schwerer, als sie zeitlich nicht mehr befristet seien. Weiter sei eine wichtige Voraussetzung für „ein befriedigendes Wirken der Finanzabteilung“ entfallen, da die Finanzabteilungen künftig nicht mehr aus Beamten der allgemeinen kirchlichen Verwaltung bestehen müssten. Durch die Übertragung des Rechtes zur „Vertretung der Kirche“ an die Finanzabteilungen würden „rechtlich unbestrittene Kirchenleitungen entmächtigt“. Die schwersten Bedenken bestünden jedoch gegenüber der Ermächtigung der Finanzabteilung bei der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei, die jetzt „rechtsverbindliche Anordnungen für den Bereich der Landeskirchen“ erlassen könne, ohne dabei an die „bekenntnismäßigen Schranken“ gebunden zu sein, die den reichskirchlichen Stellen durch die Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche auferlegt seien. Sichtbarster „Ausdruck eines Staatskirchentums und eines autoritären Prinzips“ sei schließlich die Bestimmung, wonach die Finanzabteilung für die Beachtung der Anweisungen zu sorgen hätte, die vom Reichskirchenminister für die Verwendung der Staatsleistungen und der Kirchensteuern erteilt würden. Daher müsse die „Konferenz der im leitenden Amt stehenden Führer der Deutschen Evangelischen Landeskirchen“ gegen die 15. Durchführungsverordnung „nachdrücklichst Verwahrung einlegen“ und feststellen, dass eine „Mitwirkung der Beamten der allgemeinen kirchlichen Verwaltung“ bei der Durchführung der Verordnung „der Ordnung und Verfassung unserer Landeskirchen“ zuwiderlaufe (LKA Hannover, D 15 I Nr. 18). 30 Die Kanzelabkündigung für die Gemeinden wurde noch während der Sitzung fertiggestellt und sollte am 11. Juli 1937 verlesen werden (vgl. G 2, S. 5). Unterzeichnet wurde sie von Marahrens für die Kirchenführerkonferenz, Breit für den Lutherrat und Friedrich Müller für die VKL II. In dieser Kanzelabkündigung hieß es u. a.: „Gebunden an den Herrn der Kirche und an den Auftrag, den wir erhalten haben, wenden wir uns in dieser Stunde schwerer Not unserer Kirche an alle evangelischen Gemeinden Deutschlands. Wir haben uns zu gemeinsamem Wort und gemeinsamem Handeln zusammengeschlossen. Als Glieder der christlichen Kirche und unseres deutschen Volkes haben wir ein Wort an den Staat gerichtet. Wir mußten darauf hinweisen, daß auf den bisher eingeschlagenen Wegen ein geordnetes Verhältnis zwischen Staat und Kirche nicht zustande kommen kann.“ Nach einer feierlichen Verpflichtung auf die Heilige Schrift und die Bekenntnisse der Kirche mündete das Wort in die Aufforderung zur Abhaltung von besonderen Abendgottesdiensten, in denen Fürbitte für die Regierung, „daß sie ihre schwere Aufgabe zum Wohl des deutschen Volkes erfülle und daß sie Gott gebe, was Gottes ist“, für „die Herstellung eines ehrlichen Friedens zwischen Staat und Kirche“ und für „alle verhafteten Brüder und Schwestern“ geleistet werden sollte (LKA Hannover, D 15 I Nr. 37; Abdruck bei H. Hermelink, Kirche, S. 409f.; KJ 1933–1944, S. 194; G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 256f., Zitate: Ebd.).
28 Sitzung des Kasseler Gremiums 1937 August 20 I. Meiser, Wachstuchheft 8, S. 202. II. Beste – Breit – Ficker – Fischer – Happich – Johnsen – Koch – Marahrens – Meiser – Friedrich Müller – von Thadden-Trieglaff – Wurm – Zimmermann. Bauer – Brunotte (als Gast) – Forck – Fresenius – Gauger – Kern – Niesel – von Soden (als Gast) – Stoevesandt. III. Berlin W 35, Sekretariat des Lutherrats, Großadmiral-Prinz-Heinrich-Str. 14; ab 15.00 Uhr. G: 1. Meiser, ATB; 2. ungezeichnete „Niederschrift über die Sitzung am 20. August 1937 in den Räumen des Lutherrates“ (LKA Hannover, D 15 I Nr. 75).
Vorsitz Marahrens: Die Kasseler Beauftragten1 haben einige Herren gebeten, damit wir in dem so erweiterten Kreis die zu treffenden Maßnahmen überlegen2. Kirchenführerkonferenz: Hollweg (entschuldigt),
1 Gemeint sind Marahrens, Breit und Friedrich Müller, die auf der gemeinsamen Sitzung von Vertretern der Kirchenführerkonferenz, des Lutherrats und der VKL II am 5./6. Juli 1937 in Kassel (vgl. dazu oben Dok. 25 und 27) bevollmächtigt worden waren, Verhandlungen mit dem Staat zu führen (vgl. oben Dok. 27, Anm. 26). 2 Auf die Eingabe des Kasseler Gremiums, die Marahrens mit Schreiben vom 7. Juli 1937 an Hitler und die Reichsregierung übersandt hatte (vgl. dazu oben Dok. 27, Anm. 16), hatte Marahrens von der Staatskanzlei und verschiedenen Ministerien lediglich Empfangsbestätigungen und die Mitteilung erhalten, die Eingabe sei zuständigkeitshalber an das Reichskirchenministerium abgegeben worden; auch vom Reichskirchenministerium war bisher nur eine Empfangsbestätigung eingegangen (vgl. das Schreiben Marahrens’ an die „Mitglieder der Kasseler Konferenz“ vom 7. August 1937: LKA Nürnberg, Meiser 103/2). Bei einer Besprechung des Kasseler Gremiums zwischen Marahrens, Friedrich Müller, Klingler und Fleisch am 22. Juli 1937 war daraufhin zunächst vereinbart worden, noch weitere 14 Tage auf eine Antwort zu warten (vgl. die Niederschrift mit Paraphe Fleischs: LKA Hannover, D 15 I Nr. 72). Bei einer weiteren Besprechung am 2. August 1937 in Hannover hatten Marahrens, Fleisch und Böhm dann erwogen, eine neue Eingabe an die Reichsregierung zu übersenden (Protokoll gez. Marahrens: LKA Hannover, D 15 I Nr. 75). Auf Grund der alarmierenden Vorgänge in der sächsischen Landeskirche (vgl. dazu unten Dok. 29, Anm. 3) hatten sich Marahrens, Breit und Müller dann jedoch entschlossen, auf schnellstem Weg eine Unterredung mit dem Reichskirchenministerium herbeizuführen. Da diese Unterredung von Muhs verschleppt worden war (vgl. den Aktenvermerk Gaugers vom 12. August 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 123), hatten sich Breit und Friedrich Müller für den 17. August 1937 bei Kerrl in Bad Kissingen angekündigt, um „über die weithin in der Deutschen Evangelischen Kirche eingetretenen untragbaren Verhältnisse Vortrag zu halten, nachdem Herr Staatssekretär Dr. Muhs trotz der Dringlichkeit der Sache es abgelehnt hat, den von uns Beauftragten insbesondere über die Notlage in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens anzuhören“ (vgl. das
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Happich, Zimmermann. Lutherrat: Marahrens, Wurm, Breit, Meiser, Johnsen, Ficker, Fischer, Beste. [Vorläufige Kirchenleitung:] von Thadden, Müller, Koch. Telegramm an den Führer [Hitler]3; Wort an die Gemeinden beschlossen4.
Schreiben Marahrens’ an Kerrl vom 14. August 1937, Abschrift: Ebd.; Abdruck: J. Fischer, Landeskirche, S. 261). Kerrl hatte einen Empfang in Bad Kissingen jedoch abgelehnt (vgl. sein Telegramm an Marahrens vom 15. August 1937, Abschrift: LKA Hannover, D 15 I Nr. 75); der Vorwurf, Muhs habe den Empfang verweigert, hatte außerdem zu einer scharfen Kontroverse zwischen Kerrl und Marahrens geführt (vgl. den ebd. in Abschrift überlieferten Schriftverkehr), in deren Verlauf Kerrl das Verhalten seines Staatssekretärs nachdrücklich verteidigte und einen Empfang schließlich endgültig ablehnte (vgl. das Schreiben Kerrls an Marahrens vom 31. August 1937, Abschrift: Ebd.). 3 Nach G 2, S. 1, wurde „der Vorschlag gemacht, sich nunmehr mit einem Telegramm an den Führer zu wenden und um Empfang zu bitten. Der Wortlaut eines solchen Telegramms wird vorgelesen und nach Besprechung festgelegt. Das Telegramm soll Sonnabend [21. August 1937] abgehen.“ Das Telegramm an Hitler lautete in der beschlossenen Fassung: „Anfang Juli in Kassel versammelte Vertreter evangelischer Kirchen hatten in ausführlicher Eingabe an die Reichsregierung um Verhandlungen gebeten. Sie erhielten Bescheid, daß die Eingabe an den zunächst zuständigen Kirchenminister abgegeben sei. Nachdem unsere bisherigen Bemühungen vergeblich geblieben sind, Herrn Staatssekretär Dr. Muhs, dann Herrn Kirchenminister Kerrl zu sprechen, bitten wir, nunmehr dem Führer unmittelbar vortragen zu dürfen, wie staatliche Eingriffe und öffentlich geförderte weltanschauliche Bekämpfung der Kirche ihrer Neuordnung entgegenstehen, für die wir uns einsetzen“ (mehrfach überarbeitetes hsl. Konzept mit Paraphen Breits, Müllers und Marahrens’ sowie Absendevermerk Gaugers vom 21. August 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 123; Abschrift auch im LKA Hannover, D 15 I Nr. 75). Der Empfang bei Hitler ist dann jedoch nicht zustandegekommen. 4 Gemeint ist die Kanzelabkündigung des Kasseler Gremiums (Abdruck der endgültigen Fassung: KJ 1933–1944, S. 194–198; H. Hermelink, Kirche, S. 411–417; G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 261–267), die am 29. August 1937 in allen am Kasseler Gremium beteiligten Kirchen verlesen werden sollte, „falls bezüglich des Empfanges beim Führer bis dahin eine Nachricht nicht erfolgt ist“ (G 2, S. 1). Diese Kanzelabkündigung hat eine komplizierte Entstehungsgeschichte durchlaufen: Der erste Entwurf stammte vom ehemaligen mecklenburgisch-schwerinischen Landesbischof Heinrich Rendtorff (vgl. das Schreiben des Lutherrats an die VKL II vom 4. Januar 1938: LKA Hannover, D 15 I Nr. 6). Die hier vorgelegte Fassung war von einem Ausschuss des Kasseler Gremiums bearbeitet worden (vgl. G 2, S. 1; die an die Teilnehmer ausgegebenen Exemplare sind später vernichtet worden, vgl. das undatierte Rundschreiben des Kasseler Gremiums, hier an das Präsidium der Bekenntnissynode Oldenburg: LKA Oldenburg, I A 7) und wurde noch am Abend des 20. August 1937 von Gauger und Marahrens überarbeitet. Am 21. August 1937 entwarfen Breit, Gauger, Friedrich Müller und Wurm dann eine neue Fassung. Nachdem Marahrens zunächst eine Verschiebung der Verlesung erwogen hatte, wurde die endgültige Fassung schließlich am 23. August 1937 von Ahlhorn, Gauger und Friedrich Müller fertiggestellt und an die im Kasseler Gremium vertretenen Kirchen versandt (vgl. dazu den Aktenvermerk Gaugers vom 23. August 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 75; undatiertes Rundschreiben des Kasseler Gremiums mit dem Text der endgültigen Fassung, hier an Happich, u. a. im LKA Kassel, NL Happich, Gesamtkirche 1933–1939; zu den Entwicklungsstufen der Kanzelabkündigung vgl. z. B. den – mit dem unzutreffenden hsl. Ver-
29 Sitzung des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (Lutherrat)1 1937 August 20 I. Meiser, Wachstuchheft 8, S. 202–204a. II. Bauer – Beste – Breit – Ficker – Fischer – Gauger – Geiger – Johnsen – Marahrens – Meiser – Stoll – Wurm. III. Berlin W 35, Sekretariat des Lutherrats, Großadmiral-Prinz-Heinrich-Str. 14; ab 18.00 Uhr. G: Meiser, ATB.
Verhältnisse in Sachsen. Bericht Ficker. [Ficker:] Bezugnahme auf die Drucksache2. Im Landeskirchenamt führt Klotsche die Geschäfte mit Kretzschmar3. Man hat Seck hineingenom-
merk „Endgültige Fassung“ versehenen – Entwurf „Botschaft an die Gemeinden“ im LKA Stuttgart, D 1, 137). Die Verlesung der Kanzelabkündigung in den Gottesdiensten am 29. August 1937 erfolgte dann an Stelle der Predigt (vgl. das Schreiben Wurms an die württembergischen Pfarrämter vom 23. August 1937, abgedruckt bei G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 259ff.). Allerdings wurde die Verlesung nicht in allen im Kasseler Gremium vertretenen Kirchengebieten durchgeführt (vgl. dazu unten Dok. 31, Anm. 18ff.); zudem wurde in radikalen Kreisen der Bekennenden Kirche auch der Wortlaut der Erklärung kritisiert (vgl. dazu unten Dok. 31, Anm. 21; Dok. 32, Anm. 33) und dabei u. a. der Vorwurf erhoben, die Kanzelabkündigung sei „theologisch nach Richtung deutschchristlicher Einschläge“ zu charakterisieren (Schreiben der VKL II an den Lutherrat vom 9. Dezember 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 6). 1 Bei dieser Sitzung handelte es sich nicht um eine offizielle Vollsitzung des Lutherrats, sondern offenbar um eine spontane Zusammenkunft im Anschluss an die Sitzung des Kasseler Gremiums, die am Nachmittag im Sekretariat des Lutherrats stattgefunden hatte (vgl. dazu oben Dok. 28). 2 Vermutlich ist der unten Anm. 3 erwähnte Erlass Muhs’ vom 9. August 1937 gemeint. 3 Klotsche war am 27. Juli 1937 von Muhs mündlich mit der Dienstaufsicht des Landeskirchenamts beauftragt worden. Am 31. Juli 1937 hatte er das Büro des Landeskirchenausschusses aufgelöst und den Ausschussmitgliedern am 7. August 1937 das Betreten des Dienstgebäudes verweigert. Als sie am 9. August 1937 trotzdem ihre Diensträume aufsuchen wollten, war es zu einem Handgemenge gekommen, bei dem Klotsche sie mit einer Pistole bedrohte; der Ausschuss musste das Landeskirchenamt auf polizeiliche Verfügung hin schließlich verlassen, nachdem Muhs das Polizeipräsidium entsprechend angewiesen hatte (zu diesen Vorgängen vgl. ausführlich unten Dok. 31, Anm. 35). Mit einem auf den selben Tag datierten Erlass hatte Muhs die Mitglieder des sächsischen Landeskirchenausschusses dann auch offiziell abberufen und die Leitung des Landeskirchenamts Klotsche übertragen; mit der Wahrnehmung der Befugnisse des Landeskirchenausschusses waren Klotsche als Leiter des Landeskirchenamts und der Vorsitzende der Finanzabteilung, Kretzschmar, beauftragt worden („Erlaß des Reichs- und Preußischen Ministers für die
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men4, der die Besetzungsverhandlungen führt. Man fühlt bereits die Auswirkungen. Vikar Wolf aus Thüringen soll wieder abgeschoben werden5. Seck hatte das Gemeindeblatt übernommen. Das wird jetzt in großer Zahl abbestellt6. Die Stimmung ist wenig zuversichtlich. Man
kirchlichen Angelegenheiten über die Abberufung der Mitglieder des Landeskirchenausschusses der evangelisch-lutherischen Landeskirche Sachsens und die Neuregelung der Vertretungsbefugnisse“: KGVBl Sachsen 1937, S. 93; vgl. dazu J. Fischer, S. 85f.; K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 357). 4 Seck hatte unter dem deutschchristlichen Kirchenregiment von Landesbischof Coch das Landeskirchliche Presseamt geleitet, dem im August 1933 die gesamte kirchliche Presse Sachsens unterstellt worden war. Das Presseamt gab die Sächsische Evangelische Korrespondenz und das Kirchliche Gemeindeblatt für Sachsen heraus (vgl. K. Meier, Kirchenkampf 1, S. 482; J. Fischer, Landeskirche, S. 105, Anm. 15; G. Prater, Kämpfer, S. 171). Seck hatte zu den deutschchristlichen Beamten gehört, die der am 28. November 1935 eingesetzte sächsische Landeskirchenausschuss auf Wunsch der Bekennenden Kirche und der sog. kirchlichen Mitte aus dem Landeskirchenamt entfernt hatte. Am 3./4. Dezember 1935 war ihm eröffnet worden, dass ihm die Leitung der Pressestelle entzogen werden müsse; an seine Stelle war Wendelin getreten (vgl. J. Fischer, Landeskirche, S. 136, Anm. 12). 5 Der Hilfspfarrer Wilhelm Wolf war im August 1935 wegen Insubordination aus dem Thüringer Vorbereitungsdienst entlassen worden. Er war jedoch in seiner Gemeinde in Metzels geblieben und hatte eine illegale Bekenntnisgemeinde aufgebaut (vgl. P. Dahinten/W. Pabst/Mälzer, Chronik, S. 54, S. 57, S. 60, S. 76, S. 85). Nach seiner Ausweisung aus Thüringen im Februar 1937 hatte er zunächst eine Pfarramtsvertretung in Bad Steben übernommen und war dann zum 1. Juli 1937 vom sächsischen Landeskirchenausschuss mit der vikarischen Verwaltung der Pfarrstelle Johnsbach beauftragt worden. Wegen des auch weiterhin bestehenden Aufenthaltsverbots für Thüringen berief Klotsche ihn dann am 25. August 1937 mit sofortiger Wirkung aus dem Vorbereitungsdienst ab (vgl. das Schreiben Wolfs an die Gestapo Reichsstelle Berlin vom 23. September 1937: LKA Hannover, D 15 II Nr. 4; vgl. dazu auch das Schreiben Ottos an den Lutherrat vom 13. April 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 96). 6 Nach dem Machtwechsel in der sächsischen Landeskirche war Seck mit der „Leitung der Landeskirchlichen Nachrichtenstelle und damit verbunden mit der Hauptschriftleitung des Kirchlichen Gemeindeblattes für Sachsen und der Schriftleitung der Sächsischen Evangelischen Korrespondenz“ beauftragt worden (KGVBl Sachsen 1937, S. 94). Daraufhin war es zu massenhaften Abbestellungen des landeskirchlichen Gemeindeblatts gekommen; bei einer Auflage von ca. 600.000 Stück wurden bis Jahresende 1937 etwa 400.000 abbestellt (vgl. G. Prater, Kämpfer, S. 171; vgl. auch AELKZ 70, 1937, Sp. 1015). In einer Mitteilung des Landeskirchenamts vom 20. August 1937 hieß es dazu, die Abbestellungen seien „in den weitaus meisten Fällen auf Anweisungen oder Anregungen von Personen oder Amtsträgern der sächsischen Landeskirche hin geschehen, die damit ihre Opposition oder Ablehnung gegen die vom Reichs- und Preußischen Ministerium für die kirchlichen Angelegenheiten berufene neue Leitung der sächsischen Landeskirchenverwaltung oder den von ihr in sein früheres Amt als Hauptschriftleiter des Gemeindeblattes zurückgerufenen Oberkirchenrat Seck aussprechen wollen“ (KGVBl Sachsen 1937, S. 96). Am 24. September 1937 ordnete die Finanzabteilung an, das Kirchliche Gemeindeblatt für Sachsen sei „das einzige kirchenamtliche Gemeindeblatt in Sachsen“; Kirchenvorstände und Pfarrer seien verpflichtet, „für den Bezug und Vertrieb“ des Blattes „in den Gemeinden zu sorgen, u. a. nötigenfalls durch Bereitstellung von Haus-
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soll im Ministerium Kerrl sehr wenig erfreut sein über die [ein Wort unleserlich] Haltung Klotsches. Der Vertrauensrat und der Landeskirchenausschuss haben beraten. Der Ausschuß ist nicht offiziell nach außen als Kirchenleitung aufgetreten. Wir haben aber einen Protest an Kerrl geschickt, der in aller Form Einspruch erhebt7. An alle Pfarrer soll ein Schreiben ergehen, wir seien beschworen worden, uns dem Dienst an der Landeskirche nicht zu entziehen8. Ficker erklärte sich
haltsmitteln“. Der „amtliche Vertrieb anderer privater Kirchgemeindeblätter“ wurde untersagt (Ebd., S. 112). Nachdem die Abbestellungen trotzdem nicht nachließen, wurde das Erscheinen des Gemeindeblattes „im Zuge nationalsozialistischer Pressegestaltung auf dem Gebiete des landeskirchlichen Pressewesens in Sachsen“ schließlich zum 31. Dezember 1937 eingestellt und durch das „Evangelische Gemeindeblatt in Sachsen“ abgelöst (Anordnung Klotsches und Kretzschmars vom 26. November 1937: KGVBl Sachsen 1937, S. 139; vgl. dazu auch unten Dok. 38, Anm. 64).– Vgl. auch J. Fischer, Landeskirche, S. 184, Anm. 96. 7 In diesem Schreiben des sächsischen Landeskirchenausschusses an den Reichskirchenminister vom 19. August 1937 hatte es geheißen, die Mitglieder des Ausschusses könnten den Erlass Muhs’ vom 9. August 1937 „aus formalrechtlichen wie materiellrechtlichen Gründen weder als rechtsverbindlich für uns noch als rechtswirksam für die evangelisch-lutherische Landeskirche Sachsens“ anerkennen. Der Landeskirchenausschuss habe seine Rechtsgrundlage in der „Dritten Verordnung zur Durchführung des Gesetzes der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 21. November 1935 (GBlDEK 1935, S. 121f.), der Gesetzeswert zukomme; der gesetzliche Inhalt dieser Verordnung aber könne nicht durch ein als Erlass bezeichnetes Anschreiben, sondern nur durch ein Gesetz oder eine gesetzvertretende Verordnung und deren Verkündung im Reichsgesetzblatt aufgehoben werden. Zudem habe die 13. Durchführungsverordnung vom 20. März 1937 die im Amt befindlichen Kirchenregierungen ausdrücklich gesetzlich bestätigt (vgl. dazu oben Dok. 9, Anm. 11). Das aber bedeute, dass „der Landeskirchenausschuss Sachsens in seiner personellen Zusammensetzung unverändert weiter und zwar nunmehr bis zur Bildung einer verfassungsmäßigen Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche zu amtieren berechtigt und verpflichtet ist, und daß dieses Recht und diese Pflicht durch einen bloßen ‚Erlaß‘ der hier vorliegenden Art in keiner Weise berührt werden kann“. Ferner nehme der Erlass Veränderungen kirchenpolitischer Art in der Zusammensetzung der obersten Kirchenbehörde vor, die nach der 13. Durchführungsverordnung untersagt seien; auch unter diesem Gesichtspunkt entbehre der Erlass der Rechtsgültigkeit, „da ja der Gesetzgeber sein eigenes gesetzliches Verbot vornehmlich auch gegen sich selbst wird gelten lassen müssen“. Abschließend wies der Ausschuss darauf hin, „daß nach dem Bekenntnis der evangelischlutherischen Kirche aus dem Wesen der Kirche auch allein das Wesen ihrer Leitung bestimmt werden“ dürfe. Nachdem die sächsische Landeskirche „eine Neueinsetzung des Systems Coch mit aller Entschiedenheit“ ablehne und „allein im Landeskirchenausschuß ihre wirkliche Kirchenleitung zu sehen gewillt“ sei, solle der Minister den Erlass Muhs’ zurücknehmen „und dem Landeskirchenausschuß die Möglichkeit zur ungehinderten Ausübung der Kirchenleitung wieder verschaffen“ (Abschrift im LKA Hannover, D 15 I Nr. 87 Bd. II; auszugsweiser Abdruck des Schreibens: J. Fischer, Landeskirche, S. 261f.). 8 So hatte der sächsische Vertrauensrat den Landeskirchenausschuss in einer Entschließung vom 5. August 1937 gebeten, „die Führung der Landeskirche unter keinen Umständen aus der Hand zu geben“ (Abdruck: J. Fischer, Landeskirche, S. 255); auch die Synode
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bereit, sich zum Dienst zur Verfügung zu stellen und geistliche Beratung und seelsorgerliche Betreuung zu üben. Passive Resistenz. Vermutlich werden sich die Kandidaten nicht prüfen lassen. Breit: Der Landeskirchenausschuss sollte sein Recht nicht preisgeben. Die Maßnahmen Muhs’ können in keiner Weise die Maßnahmen Kerrls aufheben9. Ficker sollte als Vorsitzender des Landeskirchenausschusses sprechen und nicht als dienstältester Superintendent. Breit und Gauger nach Sachsen abgeordnet zu einer gemeinsamen Sitzung mit dem Vertrauensrat: Landeskirchenausschuss und Landesbruderrat10. Beste berichtet über Mecklenburg. Vorgehen von Muhs. Muhs hat am 9. auch in zwei Briefen den Oberkirchenrat Schwerin als die alleinige Kirchenleitung hingestellt11. Dagegen haben wir rechtliche Einwendungen erhoben12. Die Prüfungskommission hat 14 Kandidaten zu prüfen. Die
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der sächsischen Bekennenden Kirche hatte den Landeskirchenausschuss in ihrer Entschließung vom 8. August 1937 dazu aufgefordert, „unbeirrt und unerschüttert sein Amt der Leitung der Kirche in vollem Umfang weiterzuführen“ (Abdruck: Ebd., S. 257f., Zitat: S. 258). Zu diesem Rechtsstandpunkt vgl. auch das Schreiben des Lutherrats an den Chef der Reichskanzlei vom 13. August 1937, in dem Breit die Maßnahmen Muhs’ als rechtsunwirksam bezeichnet und die Reichskanzlei zum sofortigen Eingreifen aufgefordert hatte (LKA Hannover, D 15 I Nr. 123; vgl. dazu auch J. Fischer, Landeskirche, S. 183, Anm. 79). Breits Begründung deckte sich im Einzelnen mit den Argumenten, die auch der sächsische Landeskirchenausschuss in seinem oben Anm. 7 erwähnten Schreiben an den Reichskirchenminister vom 19. August 1937 vorgebracht hatte. Zum sächsischen Vertrauensrat vgl. oben Dok. 19, Anm. 108. In seinem Schreiben vom 9. August 1937 an den mecklenburgischen Oberkirchenrat hatte Muhs bestätigt, „daß es für die mecklenburgische Landeskirche nur eine einzige im Amt befindliche Kirchenleitung im Sinne des § 2 Abs. 1 der Dreizehnten Verordnung vom 20. März 1937 (RGBl. I S. 333) gibt, nämlich den Oberkirchenrat in Schwerin, und zwar unter Führung des Landesbischofs als Landeskirchenführer“ (Abdruck: N. Beste, Kirchenkampf, S. 305). In einem zweiten Schreiben vom 9. August 1937, das an den mecklenburgischen Landesbischof Schultz gerichtet gewesen war, hatte Muhs unter Hinweis auf die 5. Durchführungsverordnung vom 2. Dezember 1935 (GBlDEK 1935, S. 130) festgestellt, die kirchenregimentlichen und kirchenbehördlichen Befugnisse lägen allein beim Oberkirchenrat in Schwerin; demnach seien die „von der sog. Bekenntnissynode vorgenommenen Prüfungen und Ordinationen von Kandidaten“ rechtsunwirksam und würden „die Evangelisch-Lutherische Kirche Mecklenburgs in keiner Weise“ binden (Abdruck: N. Beste, Kirchenkampf, S. 305f., Zitat: S. 306). Vgl. dazu das Schreiben des mecklenburgischen Bruderrats vom 16. August 1937, in dem er den Reichskirchenminister darauf hingewiesen hatte, „daß die Auslassungen in den Briefen die unmittelbare Wirkung einer mit Gesetzeskraft versehenen Auslassung erst dann haben könnten, wenn sie im Reichsgesetzblatt veröffentlicht wären“. Zum Inhalt der Schreiben hatte der Bruderrat festgestellt, seine kirchenleitenden Befugnisse würden durch die 5. Durchführungsverordnung sowie die „Bekanntmachung zur Fünften Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 20. Dezember 1935 (GBlDEK 1935, S. 135) keinesfalls berührt; diese Rechts-
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mündliche Prüfung steht noch aus für die zweite Hälfte des Septembers 1937. Soll nicht eine intakte Kirche gebeten werden, die Prüfung zu beenden13? Das Schwierige ist die Frage des Vorgehens des Oberkirchenrats. Er hat verordnet, daß kein Kandidat mehr amtieren darf, der nicht in die Landeskirche aufgenommen ist14. Wir haben jetzt 89
auffassung habe auch der Reichskirchenausschuss mehrfach vertreten. Wenn jetzt dem Oberkirchenrat unter Berufung auf die 13. Durchführungsverordnung „seine Meinung bestätigt“ werde, er sei „die einzige im Amt befindliche Kirchenregierung“, so widerspreche dies der geltenden Rechtslage, nach der Bruderräte, „soweit sie vor Erlaß der 5. Durchführungsverordnung schon bestanden und Kirchenleitung ausgeübt hatten, dies auch weiterhin tun dürften“. Im übrigen gehörten Prüfungen und Ordinationen „zu den ureigensten Angelegenheiten der Kirche“; eine diesbezügliche staatliche Verfügung greife „in die geistlichen Dinge der Kirche“ ein, „die nach mehrfachen Äußerungen von staatlicher Seite aus nicht angetastet werden sollen“. Schließlich hatte der Bruderrat auf die absehbaren Folgen der Bestätigung des Oberkirchenrats hingewiesen: Dieser werde sich keineswegs auf die „Führung der laufenden Geschäfte“ beschränken, sondern diesen Begriff so ausdehnend anwenden, „daß damit praktisch die gesamte Kirchenleitung in seine Hände gelegt ist und zwar unbefristet“; damit würden die „Versicherungen des Staates, er werde in die inneren Glaubensdinge der Kirche nicht eingreifen, für Mecklenburg hinfällig werden“ und ein „großer Teil von Pastoren und Gemeindegliedern [.|.|.] unter eine unkirchliche Zwangsherrschaft und unter das deutschchristliche Gewaltregiment zurückgebracht“ (Abschrift im LKA Hannover, D 15 I Nr. 80). 13 Nachdem der mecklenburgische Oberkirchenrat im Frühjahr 1935 von den Kandidaten der Theologie die Unterschrift unter einen Revers verlangt hatte, der sie zu unbedingtem Gehorsam gegen den Reichsbischof, die Reichskirchenregierung, den Landesbischof und den Oberkirchenrat verpflichten sollte, hatten die Kandidaten der Bekennenden Kirche ihre erste theologische Prüfung zunächst als Fakultätsexamen vor der Theologischen Fakultät Rostock abgelegt; auf Grund einer Verfügung des mecklenburgischen Staatsministeriums vom 23. Dezember 1935 war das Fakultätsexamen dann aber vorläufig untersagt worden. Daraufhin hatte der Bruderrat eine eigene Prüfungskommission eingesetzt, die die Prüfungen für das erste Examen der Kandidaten der Bekennenden Kirche durchführte; im November 1936 waren fünf, im April 1937 zehn Kandidaten geprüft worden. Die Durchführung des zweiten Examens hatte die hannoversche Landeskirche übernommen (vgl. N. Beste, Kirchenkampf, S. 135f.; S. Pauli, Geschichte, S. 350f.). Die Prüfungen für das erste Examen im Herbst 1937, zu der 15 Kandidaten zugelassen worden waren, konnten dann vom 23.–28. September 1937 noch von der Prüfungskommission des Bruderrats abgenommen werden (vgl. das Schreiben des Lutherrats an die angeschlossenen Kirchenleitungen vom 9. Oktober 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 47). Bereits im August 1937 war von der Prüfungskommission außerdem für 11 Kandidaten die Zulassung zur Frühjahrsprüfung 1938 ausgesprochen und das Prüfungsverfahren eingeleitet worden; das Verfahren konnte dann jedoch nicht fortgeführt werden, da die Durchführung des ersten Examens vor der Prüfungskommission des Bruderrats von der mecklenburgischen Gestapo verboten wurde. Daraufhin übernahm die hannoversche Landeskirche die Fortführung der Prüfung (vgl. das Schreiben Bestes an Marahrens vom 2. Oktober 1937: Ebd.). 14 Der Oberkirchenrat Schwerin hatte in einer Verfügung vom 14. August 1937 den Rostocker und Wismarer Pastoren untersagt, solchen Kandidaten, die nicht im offiziellen Dienst der Mecklenburger Kirche standen, die „Kanzel zur Verfügung zu stellen und überhaupt zuzulassen, daß dieselben in Ihrem Amtsbereich amtieren“ (Verfügung auszugsweise zit.
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Vikare. 30 sind beschäftigt15. Können wir diese 30 jetzt aus dem Dienst entlassen? Die Pfarrer würden abgesetzt werden, wenn sie noch länger die Vikare beschäftigen. Wir haben beschlossen, daß wir die Vikare trotzdem im Amt behalten16. Es geht um die Frage: Können wir zulassen, daß in der Mecklenburger Kirche die Wortverkündigung nur von solchen ausgeübt wird, die das Plazet des jetzigen Oberkirchenrats haben? Bauer: Bericht über Thüringen. Acht Pfarrer verhaftet, drei wieder freigelassen17. Grund der Verhaftung ist die Kanzelabkündigung von Kassel18 und die vorherige19. Drei Pfarrer ihres Dienstes vorläufig enthoben, weil ein Sondergerichtsverfahren schwebt20. Die Beteiligten haben noch gar keine Mitteilung vom Gericht gehabt. Der Landeskirchenrat hatte die Mitteilung schon. Ein weiterer ist beurlaubt, ein weiterer ist
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in der Entschließung Mecklenburger Pastoren vom 1. September 1937, abgedruckt bei N. Beste, Kirchenkampf, S. 307–310, Zitat: S. 307). Zu diesen Zahlenangaben vgl. N. Beste, Kirchenkampf, S. 137; vgl. auch die Liste der Kandidaten, Vikare und Hilfsprediger, die ihre erste oder zweite theologische Prüfung bei der Bekennenden Kirche Mecklenburgs abgelegt hatten: Ebd., S. 325–328. Vgl. dazu die oben Anm. 14 erwähnte Entschließung Mecklenburger Pastoren vom 1. September 1937, in der es hieß, die Verfügung des Oberkirchenrats vom 14. August 1937 entbehre jeglicher Grundlage. Die Vikare und Kandidaten der Bekennenden Kirche seien „zweifellos Glieder unserer evangelisch-lutherischen Kirche“ und besäßen „schon allein dadurch die Vollmachten, die jedem evangelisch-lutherischen Christen zustehen“; darüber hinaus müssten sie „nach den Lutherischen Bekenntnissen als rite vocati [= ordnungsgemäß berufen] und damit für berechtigt gelten, die Wortverkündigung und Sakramentsverwaltung dort zu übernehmen, wo eine evangelisch-lutherische Gemeinde danach begehrt“. Gegen die Fortführung ihrer Amtstätigkeit sei daher „weder rechtlich noch kirchlich“ etwas einzuwenden (Zitate: N. Beste, Kirchenkampf, S. 308). Zu den zahlreichen Verhaftungen von Pfarrern der Bekennenden Kirche und der kirchlichen Mitte in der Thüringer evangelischen Kirche im Juli und August 1937 vgl. P. Dahinten/W. Pabst/Mälzer, Chronik, S. 83ff. Gemeint ist die Kanzelabkündigung des Kasseler Gremiums an die Gemeinden für den 11. Juli 1937 (vgl. dazu oben Dok. 27, Anm. 30). Aus einem Schreiben Greifensteins an Meiser vom 7. August 1937 geht hervor, dass sich Bauer hier auf die oben Dok. 21, Anm. 163, erwähnte Kundgebung des Lutherrats an die Gemeinden vom 25. Juni 1937 bezog (LKA Nürnberg, Meiser 81). Der Thüringer Landeskirchenrat suspendierte in den folgenden Wochen noch weitere acht Pfarrer und Hilfspfarrer vorläufig vom Dienst, weil ein vorbereitendes Sondergerichtsverfahren gegen sie eingeleitet worden war. Entgegen den für die Thüringer evangelische Kirche geltenden Bestimmungen über Dienstvergehen durften die betroffenen Pfarrer ihren Dienst jedoch auch innerhalb der vorgeschriebenen Frist von zehn Tagen nach der Haftentlassung nicht wieder aufnehmen; selbst bei Einstellung des Verfahrens behielt sich der Landeskirchenrat die Entscheidung über die Aufhebung der Suspendierung und den Zeitpunkt der Wiederaufnahme des Dienstes vor (vgl. das Schreiben des Thüringer Landesbruderrats an den Reichskirchenminister vom 22. September 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 97).
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zwangsversetzt. Wir sind ungefähr 160; davon sind sicher 12021. Davon 13 gemaßregelt. Außerdem sind alle Pfarrer, die in Haft sind, vorläufig ihres Dienstes enthoben worden. Bittet um einen Vertreter des Lutherrats, der das zerstörte Gebiet bereist, die Brüder stärkt und Einblick in die Verhältnisse bekommt. Die Beschlußstelle22 entscheidet grundsätzlich gegen uns23. Wir sind Freiwild. Breit: Das Gesamtbild ist völlig klar. Trotzdem können Schomerus24 und Ellwein25 es für gut halten, einen Weg zu wählen, bei dem sie völlig frei bleiben bei [von] dem, was geschieht26. Gauger: Notwendigkeit der Unterstützungstätigkeit. Die Hilfskasse muß endlich zu Stand und Wesen kommen27. Die Bekenntnisgemeinschaf-
21 Gemeint sind diejenigen Pfarrer, die sich zur Bekennenden Kirche hielten. 22 Zur „Beschlußstelle in Rechtsangelegenheiten der Evangelischen Kirche“ vgl. oben Dok. 21, Anm. 102. 23 Vgl. dazu die drei Entscheidungen der Beschlussstelle vom 6. August 1937, durch die eine vom Thüringer Landeskirchenrat ausgesprochene Entlassung und die vom Landeskirchenrat in zwei Fällen verhängten Ordnungsstrafen für rechtsgültig erklärt worden waren (Abdruck: MBlDEK Nr. 5 vom 24. September 1937, S. 25f.). Mit Entscheidung vom 17. September 1937 wurde dann eine weitere Ordnungsstrafe für rechtsgültig vollstreckbar erklärt (Abdruck: MBlDEK Nr. 6 vom 20. November 1937, S. 28). Darüber hinaus bestätigte die Beschlussstelle am 19. Oktober 1937 erneut eine vom Landeskirchenrat ausgesprochene Entlassung (Abdruck der Entscheidung: AEvKR 1, 1937, S. 389). Insgesamt waren bei der Beschlussstelle sieben Verfahren aus der Thüringer evangelischen Kirche anhängig (vgl. JK 5, 1937, S. 1033); nach E. Stegmann, Kirchenkampf, S. 49, hatten diese Entscheidungen der Beschlussstelle auf die Thüringer Verhältnisse allerdings nur einen geringen Einfluss. 24 Zu Schomerus vgl. unten Dok. 31, Anm. 24. 25 Zu Ellwein vgl. unten Dok. 31, Anm. 25. 26 Schomerus und Ellwein hatten sich federführend an der Gründung des Wittenberger Bundes, eines Zusammenschlusses der kirchlichen Mitte, beteiligt (vgl. dazu unten Dok. 31, Anm. 23). 27 Am 3. August 1937 hatte sich der vom Pfarrernotbund unabhängige ‚Hilfsverein der evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands‘ (Lutherischer Hilfsverein) konstituiert (vgl. das von den Teilnehmern der konstituierenden Sitzung hsl. unterzeichnete Gründungsprotokoll vom 3. August 1937: LKA Hannover, D 15 II Nr. 21; vgl. dazu auch das Protokoll der „1. Sitzung des Hilfsvereins der evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands“ mit hsl. Unterzeichnung Geigers: LKA Wolfenbüttel, LKA 1853; zur Vorgeschichte vgl. oben Dok. 6, Anm. 92; Dok. 15, Anm. 105 und 107; Dok. 21, Anm. 214–218). Nach der bei der konstituierenden Sitzung verabschiedeten Satzung sollte der Hilfsverein „persönliche Unterstützung bedrängter Geistlicher in Notfällen“ leisten, „die im Zusammenhang mit dem Kampf für die lautere Verkündigung des Evangeliums entstanden“ waren, und „Beihilfen zur Behebung oder Linderung besonderer kirchlicher Notstände“ gewähren. Die Mitgliederzahl wurde auf mindestens sieben festgelegt; es sollten jedoch „möglichst Mitglieder aller Kirchenleitungen und Bruderräte der dem Rat der evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands angeschlossenen Kirchen vertreten sein“. Die Aufgabe der Mitglieder bestand in der „Sammlung, Erhaltung und stiftungsgemäßen Ver-
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ten müssen überführt werden zur Hilfskasse28. Dagegen müssen andere Anstrengungen gemacht werden29.
waltung des zweckgebundenen Vereinsvermögens“ („Statuten des Hilfsvereins der evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands“: LKA Wolfenbüttel, LKA 1853). Zum Vorsitzenden des Hilfsvereins war Breit, zum stellvertretenden Vorsitzenden Fleisch berufen worden; Gauger wurde zum Geschäftsführer bestimmt. Der Hilfsverein sollte seine Tätigkeit zum 1. September 1937 aufnehmen. Die dem Lutherrat „verbundenen und befreundeten Stellen“ waren deshalb von Gauger in einem Rundschreiben vom 6. August 1937 aufgefordert worden, ihre Vorbereitungsarbeiten bis Ende August abzuschließen und landeskirchliche Hilfsvereine zu gründen. Die Zahlungen an den Pfarrernotbund sollten sofort eingestellt werden. Den landeskirchlichen Hilfsvereinen sollte es selbst überlassen bleiben, von ihren Mitgliedern Verpflichtungserklärungen – wie beim Pfarrernotbund – einzufordern (Ebd.). Offenbar war jedoch zunächst jegliche Reaktion der dem Lutherrat angeschlossenen Stellen ausgeblieben; mit „Rücksicht auf die ständig bedrohlicher werdende kirchliche Situation“ hatte Breit deshalb die dem Lutherrat verbundenen und befreundeten Stellen in einem Rundschreiben vom 18. August 1937 dringend gemahnt, die angeforderten Berichte über die Vorbereitungsarbeiten vorzulegen (Ebd.; vgl. auch das Rundschreiben des Lutherischen Hilfsvereins gez. Gauger an die dem Lutherrat verbundenen und befreundeten Stellen vom 26. August 1937: Ebd.).– Zu den durch die Gründung des Lutherischen Hilfsvereins ausgelösten Auseinandersetzungen mit dem Pfarrernotbund vgl. unten Dok. 31, Anm. 29. 28 Vgl. dazu das oben Anm. 27 erwähnte Rundschreiben vom 18. August 1937, in dem Breit die dem Lutherrat verbundenen und befreundeten Stellen dazu aufgefordert hatte, „die Pfarrbruderschaften bezw. Bekenntnisgemeinschaften zur Leistung an den Hilfsverein über eine im dortigen Kirchengebiet zu errichtende Zahlstelle zu veranlassen“. Dieser Aufforderung kamen jedoch nicht alle Bekenntnisgemeinschaften in den dem Lutherrat angeschlossenen Kirchen nach: So lehnte es z. B. die württembergische Bekenntnisgemeinschaft ab, die von ihr gesammelten Gelder ausschließlich dem Lutherischen Hilfsverein zur Verfügung zu stellen, weil sie eine Spaltung der Bekennenden Kirche innerhalb Württembergs befürchtete (vgl. dazu T. Dipper, Bekenntnisgemeinschaft, S. 171ff.); auch im sächsischen Landesbruderrat kam es zunächst zu schwerwiegenden Auseinandersetzungen, so dass ein Beschluss, die Beiträge der bisher im Pfarrernotbund zusammengefassten Pfarrer künftig nicht mehr an den Notbund, sondern an den Lutherischen Hilfsverein abzuführen, erst am 30. November 1937 gefasst werden konnte (vgl. das Schreiben Hahns an Gauger vom 6. Dezember 1937: LKA Hannover, D 15 II Nr. 21). 29 Bezug unklar.
30 Sitzung des Exekutivkomitees des Lutherischen Weltkonvents 1937 August 24–281 I. Meiser 182. II. Ihmels – Jørgensen – Knubel – Lilje – Long – Marahrens – Meiser – Pont (am 24. August) – Sommerlath – Stosch (am 25. August) – Voges (am 24. August) – Wentz. Bonsdorff – Pehrsson. III. Amsterdam, Kirchenratssaal der Evangelisch-Lutherischen Kirche am Spui, Handboogstraat 6; am 24. August von 20.30 Uhr bis 22.00 Uhr; am 25. August von 9.30 Uhr bis 12.30 Uhr, ab 15.30 Uhr und von 20.30 Uhr bis 22.00 Uhr; am 26. August von 9.15 Uhr bis 12.15 Uhr und von 15.30 Uhr bis 17.30 Uhr; am 27. August von 9.15 Uhr bis 13.00 Uhr und von 16.00 Uhr bis 18.30 Uhr. G: 1. Meiser, ATB; 2. „Niederschrift über die Verhandlung des Executivkomitees des Lutherischen Weltkonvents geschehen im Kirchenratssaal der Ev.-Luth. Kirche am Spui zu Amsterdam, Handboogstraat 6 vom 24. bis 28. August 1937“, gez. Marahrens und Lilje (LKA Nürnberg, Meiser 182).
I. Sitzung, August 24, abends2 Marahrens: Vorsitz. Begrüßung. Fehlen: Boe, Northfield. Moe, Norwegen3. Gedenken an Präsident Heyn [sic!] Columbus † 19374; George L. Kieffer † 25. April 19375; Bischof Stadener, Schweden6. Gruß an Pfarrer Voges und Herrn Johannes Wilhelm Pont, Amsterdam7. Voges dankt zugleich im Namen von Herrn Pont8. 1 Meisers Mitschrift endet mit der VIII. Sitzung des Exekutivkomitees, die am Nachmittag des 27. August 1937 stattfand; das Exekutivkomitee trat jedoch nochmals am Vormittag des 28. August 1937 zu einer IX. Sitzung zusammen (vgl. dazu G 2, S. 11). 2 Diese und die folgenden Sitzungsüberschriften wurden abweichend von Meisers Mitschrift nach G 2 vereinheitlicht. 3 Moe hatte seine Teilnahme wegen dringender wissenschaftlicher und literarischer Arbeiten abgesagt (vgl. sein Schreiben an Lilje vom 14. August 1937: LKA Hannover, L 3 I Nr. 16). 4 Gemeint ist Carl Christian Hein, der erste Präsident der 1930 gegründeten American Lutheran Church, die ihren Sitz in Columbus/Ohio hatte (vgl. dazu S. Grundmann, Weltbund, S. 291ff.); Hein war am 30. April 1937 verstorben (zum Tod Heins vgl. auch AELKZ 70, 1937, Sp. 463). 5 Kieffer, wegen seiner statistischen Arbeiten für den „Lutheran World Almanac“ im Luthertum weltweit bekannt und geachtet, hatte während einer Predigt einen Herzinfarkt erlitten (vgl. AELKZ 70, 1937, Sp. 527). 6 Nils Samuel (Sam.) Stadener, zuletzt Bischof von Växjö, war am 6. August 1937 in Malmö gestorben. 1929 hatte er am Lutherischen Weltkonvent in Kopenhagen, 1935 in Paris teilgenommen (vgl. U. Önnerfors, Stadener; vgl. auch AELKZ 70, 1937, Sp. 775). 7 Wegen einer schweren Erkrankung hatte Pont weder an der Vorbereitung noch an der
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Besprechung des Tagungsplanes. Grußtelegramm an die VELKA (Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Australiens)9. II. Sitzung, August 25, vormittags Morgenandacht Knubel. Dr. Lilje: Bericht10. Grundsätzliches über die Art der Berichterstattung. Behandelt die Frage, inwieweit sind die Kirchen des Lutherischen Weltkonvents in Wirklichkeit lutherische Kirchen. Lutherische Selbstbewußtheit [sic!]. Ökumenischer Charakter der lutherischen Kirchen. Typologie der lutherischen Kirchen. Bekenntnisgrundlage der einzelnen lutherischen Kirchen sehr verschieden. Verhältnis von Kirche und Staat. Kirche in der Öffentlichkeit. Inneres Leben der lutherischen Kirchen. Besondere Ereignisse. Verhältnis der einzelnen Kirchen zum Lutherischen Weltkonvent. Ökumenische Bewegung im Lutherischen Weltkonvent. Vorsitzender [Marahrens] dankt dem Berichterstatter. Besprechung von Ziffer III des Berichts11. Sommerlath berichtet über die Lage der lutherischen Gemeinden in der Schweiz12. Dort über 30.000 Lutheraner. Von ihnen sind erfaßt nur
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Tagung des Exekutivkomitees selbst teilnehmen können und den deutschen Pfarrer der lutherischen Gemeinde in Amsterdam, Voges, gebeten, die die holländische lutherische Kirche betreffenden Vorbereitungen für die Tagung zu übernehmen (vgl. das Schreiben Voges’ an Lilje vom 30. Juli 1937: LKA Hannover, L 3 I Nr. 16). Nach G 2, S. 2, begrüßte Voges hier „die Mitglieder des Executivkomitees in Vertretung des auf einer Dienstreise abwesenden Präsidenten der Holländisch-Lutherischen Synode Pfarrer L. Schutte“. Dieses Grußtelegramm sollte anlässlich der Generalsynode der Vereinigten EvangelischLutherischen Kirche Australiens verschickt werden, die vom 27. August bis 1. September 1937 stattfand (vgl. G 2, S. 2). Vgl. den hsl. Entwurf Liljes für das Telegramm Marahrens’, in dem es hieß: „Das in Amsterdam versammelte Executiv-Komitee des Lutherischen Weltkonvents grüßt die Generalsynode Australiens. Gott segne Ihre Beratungen und stärke durch sie die Gemeinden in dem gemeinsamen Glauben“ (LKA Hannover, L 3 I Nr. 16). Lilje erstattete hier in seiner Funktion als Generalsekretär den Gesamtbericht über die Arbeit des Lutherischen Weltkonvents (vgl. die schriftliche Fassung: „Bericht über die Arbeit des Lutherischen Weltkonvents für die Sitzung des Executivkomitees vom 24. bis 29. August 1937 in Amsterdam/Holland“: LKA Hannover, L 3 I Nr. 16). In diesem Teil seines Berichts (vgl. oben Anm. 10) hatte Lilje die wichtigsten Ereignisse in den lutherischen Kirchen in Polen, Ostafrika, Jugoslawien, Spanien, Australien und Nordamerika behandelt. Auf der Sitzung des Exekutivkomitees am 21. Oktober 1935 in Paris war der von den „kleineren lutherischen Kirchen sowie der sog. Minoritätskirchen“ geäußerte Wunsch besprochen worden, in eine „dauernde enge Verbindung zum Exekutiv-Komitee“ zu treten. Dazu hatte das Exekutivkomitee beschlossen, „den einzelnen Mitgliedern bzw. stellvertretenden Mitgliedern des Exekutivkomitees bestimmte Kirchen zur Betreuung anzuvertrauen und sie als Referenten für diese Kirchen innerhalb des Komitees aufzustellen“;
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1.25013. Schwierig ist, daß alle Zuziehenden automatisch der Reformierten Kirche angehören, erst wieder aus der Reformierten Kirche austreten müssen, um dann in die Lutherische Kirche einzutreten14. Besondere Lage der Genfer Gemeinde15. Finanzielle Lage der Züricher Gemeinde16. [Jørgensen]: Verhältnisse in Westpolen. Vikar für Superintendent Braune mit polnischer Staatsangehörigkeit gesucht17. Jugoslawien18. Rumänien19.
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zum Referenten für die lutherischen Minderheitsgemeinden in der Schweiz war Sommerlath bestellt worden (vgl. Verantwortung 2, S. 50f., Zitate: S. 50). D. h., dass nur ein verschwindend geringer Teil der in der Schweiz lebenden Lutheraner evangelisch-lutherischen Gemeinden angeschlossen war (vgl. Die Lutherischen Kirchen, S. 137f.). Vgl. § 7 des Gesetzes betr. die Organisation der evangelisch-reformierten Landeskirche vom 26. Oktober 1902, in dem es hieß: „Als Mitglied der Landeskirche wird jeder evangelische Einwohner des Kantons betrachtet, der nicht ausdrücklich seinen Austritt genommen oder seine Nichtzugehörigkeit erklärt hat“ (zit. im Schreiben Wagners an Knubel vom 5. November 1937: LKA Nürnberg, Meiser 177). Gemeint ist die 1707 gegründete Deutsche Lutherische Kirche in Genf. Die Genfer Gemeinde, die im 19. Jahrhundert dem Evangelischen Oberkirchenrat Berlin unterstellt gewesen war, hatte sich 1925 dem Deutschen Evangelischen Kirchenbund angeschlossen und gehörte jetzt zur Deutschen Evangelischen Kirche, von der auch ihre Pfarrer entsandt wurden (vgl. Die Lutherischen Kirchen, S. 138). Die 1891 entstandene Gemeinde in Zürich gehörte ebenso wie die übrigen schweizerischen evangelisch-lutherischen Gemeinden – mit Ausnahme der Genfer Gemeinde – zur Evangelisch-lutherischen Kirche in Preußen (Altlutheraner). Diesen Gemeinden standen zur Abhaltung ihrer Gottesdienste keine eigenen Kirchen zur Verfügung. Seit Ende der 1920er Jahre wurden sie vom Exekutivkomitee des Lutherischen Weltkonvents finanziell unterstützt (vgl. Die Lutherischen Kirchen, S. 138f.). Die Pläne der Züricher Gemeinde für einen eigenen Kirchenbau hatten sich auf Grund der durch den Ersten Weltkrieg verursachten angespannten Finanzlage zerschlagen. Im Juni 1934 war es der Gemeinde dann aber gelungen, ein eigenes Pfarr- und Gemeindehaus zu erwerben, das durch Spenden, Sammlungen und Darlehen finanziert worden war (vgl. AELKZ 67, 1934, Sp. 693).– Nach G 2, S. 2, wurde im Anschluss an Sommerlaths Bericht beschlossen, ihn „um weitere Betreuung der schweizer lutherischen Gebiete in engerer Fühlungnahme mit dem Präsidenten und Generalsekretär zu bitten“. Nicht ermittelt. In der ‚Deutschen evangelisch-christlichen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses im Königreiche Jugoslawien‘ waren in zwei großen Feiern am 10. und 12. November 1936 ein neues Gesangbuch und das ‚Christliche Hausbuch‘ eingeführt worden (vgl. den oben Anm. 10 erwähnten Bericht Liljes und G. Wild, Kirche, S. 288–314). Einzelheiten des Berichts über Rumänien gehen weder aus der Mitschrift Meisers noch aus G 2 hervor. Im Bericht Liljes (vgl. oben Anm. 10) heißt es lediglich, die Evangelische Landeskirche A. B. in Rumänien habe sich mit den deutschen evangelischen Kirchen in Österreich, Jugoslawien und in Böhmen, Mähren und Schlesien zu einer „Arbeitsgemeinschaft zur Sicherung der äußeren Belange und zur Förderung der inneren Festigkeit“ zusammengeschlossen (vgl. dazu auch unten Dok. 39, Anm. 20); zur Geschichte und zur Lage der Evangelischen Landeskirche A. B. in Rumänien vgl. aber den Bericht in EvDia 20, 1938, S. 225–263.
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Knubel: Zusammenfassung der Kirchenführer angeregt. Lilje regt an, eine Sitzung des Exekutivkomitees nach Südosten zu verlegen und damit eine zweitägige lutherische europäische Bischofskonferenz zu verbinden20. Jørgensen: Polnische Frage. Die polnische Lage hat eine lange Geschichte hinter sich. Die Angriffe gegen Bursche21 sind in vieler Beziehung ganz ungerecht. Schon 1922 oder 1923 hatte Bursche recht, [wenn er forderte,] daß eine Verfassung, die nicht nur seine eigene, sondern auch die anderen evangelischen Kirchen in Polen22 umfaßte, geschaffen wurde [ein Wort gestrichen]23. Diese Verfassung war sehr günstig für die evangelische Kirche in Polen24. Damals wollten die Kirchen, besonders 20 Die letzten Sitzungen des Exekutivkomitees vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs fanden dann allerdings vom 21.–25. Mai 1938 in Uppsala (vgl. dazu unten Anm. 123) und vom 20.–25. Mai 1939 im sächsischen Waldenburg statt (vgl. die Niederschrift gez. Marahrens und Lilje: LKA Nürnberg, Meiser 184). 21 Julius Bursche, Bischof der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in der Republik Polen, war Exponent des polnischen Evangelizismus, nach dem der Protestantismus im katholisch dominierten Polen eine große Aufgabe hatte „unter der Voraussetzung, dass das Evangelium in polnischer Sprache und in polnischem Geist verkündet werde und die evangelische Kirche sich nicht durch die ‚chinesische Mauer‘ der deutschen Sprache vom polnischen Volk abgrenze“ (G. Grünzinger, Märtyrer, S. 179). Wegen seines pro-polnischen kirchenpolitischen Kurses war er bereits seit den 1920er Jahren scharfen Angriffen des deutschen Teils der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen und der ehemals zur Evangelischen Kirche der altpreußischen Union gehörenden Kirchen auf polnischem Territorium ausgesetzt gewesen, von denen er als ‚Deutschenhasser‘ und ‚großpolnischer Agitator‘ betrachtet wurde (vgl. B. Krebs, Identität, S. 66). Seine Mitwirkung an den Gesetzen über das Verhältnis des polnischen Staates zur Evangelisch-Augsburgischen Kirche und zu ihrer inneren Ordnung (vgl. dazu unten Anm. 31) hatte bei seinen Gegnern erst in jüngster Zeit wieder einen Sturm der Entrüstung ausgelöst und ihm den Vorwurf eingebracht, er habe die Mehrheit des Kirchenvolkes vergewaltigt und die innere Selbstständigkeit der Kirche preisgegeben (vgl. dazu ebd., S. 175–178; A. Kleindienst/O. Wagner, Protestantismus, S. 188–198; E. Kneifel, Bischof, S. 125–138). 22 Neben der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in der Republik Polen bestanden – bzw. waren bis 1922 zum polnischen Staatsgebiet gelangt – sechs weitere evangelische Kirchen, die Unierte Evangelische Kirche in Polen, die Unierte Evangelische Kirche in PolnischOberschlesien, die Evangelische Kirche Augsburgischen und Helvetischen Bekenntnisses in Polen, die Evangelisch-Lutherische Kirche in Westpolen, die Warschauer Reformierte Kirche und die Wilnaer Reformierte Kirche (vgl. A. Kleindienst/O. Wagner, Protestantismus, S. XIV; B. Krebs, Identität, S. 1, Anm. 1; G. Brakelmann, Kirche, S. 172– 177). 23 Bursche hatte bereits 1919 auf der Pariser Friedenskonferenz für eine Vereinigung aller evangelischen Polen plädiert und sich im Zuge der Verhandlungen über die Religionsartikel der polnischen Verfassung dafür eingesetzt, das Verhältnis der evangelischen Kirchen in Polen durch ein für alle Kirchen einheitliches Staatsgesetz zu regeln (vgl. A. Kleindienst/O. Wagner, Protestantismus, S. 71–95; B. Krebs, Identität, S. 28–67). 24 Missverständlich: Ein Verfassungsentwurf hatte nicht vorgelegen; gemeint ist offenbar der von Bursche präferierte staatliche „Gesetzentwurf über das Verhältnis der Evangelischen Kirchen in Polen zum Staat“ vom 2. Juli 1920, der vom polnischen Sejm dann jedoch nicht
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die unierte, nicht mittun. Nach langen Verhandlungen scheiterte die Geschichte25. Posen26 und Kattowitz27; man hoffte damals besonders in Posen, daß eine gewisse Selbständigkeit bewirkt werden sollte28. Noch einmal (1930) war wieder die Möglichkeit da, daß man eine Verfassung erhalten könnte, auch besser als die bisherige29. Die polnische Regierung verbot damals eine Veröffentlichung über die Sache. In Posen hat man trotzdem einen Bericht darüber veröffentlicht30. Daraufhin zog sich die polnische Regierung aus der Sache zurück. Nun ist es dazu gekommen, daß wir die bisherigen Verfassungen haben. Die sind verschieden für die betreffenden Kirchen und meiner Meinung nach
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verabschiedet worden war (Abdruck: A. Kleindienst/O. Wagner, Protestantismus, S. 424–429; vgl. dazu auch B. Krebs, Identität, S. 49–54). So hatte u. a. im März 1921 eine Kirchenkonferenz in Uppsala stattgefunden, bei der führende Vertreter der Evangelisch-Augsburgischen Kirche und der Unierten Evangelischen Kirche in Polen mit Vertretern der skandinavischen Kirchen zusammengetroffen waren. Dabei hatte zwar Einvernehmen in der Sprachenfrage erzielt werden können, nicht aber in Bezug auf das Verhältnis der evangelischen Kirchen zum polnischen Staat und den von den Vertretern der Unierten Kirche geforderten Verbleib bei der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union (vgl. A. Kleindienst/O. Wagner, Protestantismus, S. 90–93; B. Krebs, Identität, S. 57–62). = Sitz der Kirchenverwaltung der Unierten Evangelischen Kirche in Polen. = Sitz der Kirchenverwaltung der Unierten Evangelischen Kirche in Polnisch-Oberschlesien. Die Unierte Evangelische Kirche in Polen hatte ein Aufgehen in einer das gesamte polnische Staatsgebiet umfassenden (lutherischen) Kirche abgelehnt und sich über das Weiterbestehen ihrer organisatorischen Verbindung mit der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union hinaus eine Regelung des Staat-Kirche-Verhältnisses nach preußischem Vorbild erhofft (vgl. B. Krebs, Identität, S. 54, S. 60). Im Herbst 1929 hatte die polnische Regierung Verhandlungen mit Bursche über eine Regelung des Verhältnisses der Evangelisch-Augsburgischen Kirche zum Staat und ihre innere Ordnung aufgenommen. Diesen Verhandlungen hatten ministerielle Gesetzentwürfe zu Grunde gelegen, deren inhaltliche Tendenz allerdings dahin gegangen war, die Evangelisch-Augsburgische Kirche „in eine unmittelbare Abhängigkeit zum Staat zu bringen und staatlichen Organen und seinen Weisungen zu unterwerfen“; den bis Sommer 1933 noch mehrfach überarbeiteten Entwürfen war auch für die übrigen evangelischen Kirchen in Polen Vorbildcharakter zugekommen (vgl. dazu B. Krebs, Identität, S. 144ff., Zitat: S. 144f.; A. Kleindienst/O. Wagner, Protestantismus, S. 150–158). Tatsächlich hatte der Evangelische Pressverband in Posen eine „Schlüsselstellung bei der vorzeitigen Veröffentlichung der Gesetzentwürfe“ eingenommen. Die erste Meldung über die Entwürfe war allerdings nicht in Posen, sondern am 15. Oktober 1933 in einer Berliner Zeitung erschienen; am 18. Oktober 1933 hatte dann das „Posener Tageblatt“ den Gesetzentwurf über das Verhältnis des Staates zur Evangelisch-Augsburgischen Kirche abgedruckt (vgl. B. Krebs, Identität, S. 147, Zitat: S. 147, Anm. 389). Die Entwürfe waren nicht nur auf die nahezu geschlossene Ablehnung der übrigen evangelischen Kirchen gestoßen, sondern hatten auch innerhalb der Evangelisch-Augsburgischen Kirche schwerwiegende Auseinandersetzungen ausgelöst (vgl. ebd., S. 147–155; A. Kleindienst/ O. Wagner, Protestantismus, S. 158–172).
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nicht so ungünstig für die [ein Wort unleserlich] lutherische Kirche31, dagegen nicht günstig für Posen32 und Kattowitz33. Es ist aber Schuld der betreffenden Kirchen, daß sie den richtigen Zeitpunkt nicht ausgenützt haben. Sicher ist die Lage sehr schwer für sie34. Über Spanien35 berichtet Jørgensen folgendes: Fiedler [richtig: Flied31 Nachdem Anfang 1935 die Verhandlungen über die Gesetzentwürfe (vgl. oben Anm. 29) wieder aufgenommen worden waren, war am 25. November 1936 in Form eines Dekrets das Gesetz über das Verhältnis des polnischen Staates zur Evangelisch-Augsburgischen Kirche veröffentlicht worden (Abdruck: A. Kleindienst/O. Wagner, Protestantismus, S. 454–466); am 17. Dezember 1936 hatte die Regierung dann außerdem das von Bursche und anderen Kirchenvertretern unterzeichnete Gesetz über die innere Ordnung der Evangelisch-Augsburgischen Kirche verabschiedet. In diesem Dekret war der Kirche zwar volle Freiheit in Bezug auf Bekenntnis und Kultus zugesichert worden, zugleich aber hatte sich der Staat weitgehende Eingriffsmöglichkeiten in die kirchlichen Personalangelegenheiten vorbehalten. Die Gesetze und die Zustimmung Bursches hatten sowohl zu scharfen Auseinandersetzungen innerhalb der Evangelisch-Augsburgischen Kirche als auch mit den übrigen evangelischen Kirchen geführt (vgl. dazu ebd., S. 172–198; B. Krebs, Identität, S. 155–199; E. Kneifel, Geschichte, S. 258–280). 32 Die polnische Regierung hatte zwar 1927 den Zusammentritt einer konstituierenden Synode angeordnet, die eine Verfassung für die Unierte Evangelische Kirche in Polen ausarbeiten sollte; der von dieser Synode beschlossene und an die Regierung eingereichte Verfassungsentwurf war jedoch fast zehn Jahre lang nicht bearbeitet worden. Die Synode wurde erst 1938 wieder einberufen, um staatliche Änderungswünsche in den Entwurf einzuarbeiten; auch diese geänderte Fassung wurde von der Regierung aber nicht bearbeitet, so dass der verfassungsmäßige Schwebezustand der Unierten Evangelischen Kirche bis Kriegsbeginn bestehen blieb (vgl. A. Rhode, Kirche, S. 119–146, hier: S. 127ff.). 33 Am 16. Juli 1937, einen Tag nach Ablauf der Genfer Konvention vom 15. Mai 1922, hatte der schlesische Sejm ohne vorherige Anhörung der Kirchenleitung ein Gesetz erlassen, in dem die bisherige Verfassung der Unierten Evangelischen Kirche in Polnisch-Oberschlesien für ungültig erklärt, ihre Organe aufgelöst und vorläufige organisatorische Regelungen nach dem Vorbild des Dekrets für die Evangelisch-Augsburgische Kirche (vgl. oben Anm. 31) getroffen worden waren. Kirchenleitung, Pfarrer und Gemeinden der Unierten Kirche betrachteten das Gesetz als verfassungswidrig und lehnten seine Ausführung ab, was zu schwerwiegenden und lang anhaltenden Konflikten mit dem polnischen Staat führte (vgl. A. Kleindienst/O. Wagner, Protestantismus, S. 215–221, S. 264–310). 34 Nach G 2, S. 2, wurde „die abschliessende Behandlung der Frage der Augsburgischen Kirche in Polen [.|.|.] auf einen späteren Zeitpunkt vertagt“. Zu einer Aussprache über die Evangelisch-Augsburgische Kirche ist es auf den letzten beiden Vorkriegssitzungen des Exekutivkomitees (vgl. dazu oben Anm. 20) dann jedoch nicht mehr gekommen. 35 Nach dem Sieg der Volksfront im Februar 1936 war es in Spanien im Juli 1936 zu einem Militäraufstand gekommen. Im September/Oktober 1936 war General Franco dann von einer Militärjunta zum Generalissimus und Oberbefehlshaber der Truppen sowie zum Staats- und Regierungschef ernannt worden. Bis Frühjahr 1937 hatten die Aufständischen, die sich auf Monarchisten, Katholiken und die Falange Español stützten, ca. die Hälfte des Landes eingenommen. Hitler hatte bereits am 25. Juli 1936 beschlossen, die Aufständischen unter Franco zu unterstützen und entsandte im Verlauf des spanischen Bürgerkriegs von 1936–1939 rund 19.000 Soldaten (sog. ‚Freiwillige‘), ca. 600–700 Flugzeuge (‚Legion Condor‘) und mehr als 100.000 Tonnen Kriegsgerät nach Spanien (vgl. W. L. Bernecker, Krieg; B. Bolloten, Spanish Civil War).
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ner] ist in Oxford und greift dort sehr stark Franco an36. Das ist sehr unvorsichtig. Tatsache ist, daß innerhalb des Bezirks Francos acht oder neun Pastoren und Evangelisten getötet [ein Wort gestrichen] worden sind37. Sowohl Franco als die jetzige Regierung haben Erklärungen abgegeben, wie sie in jedem Fall Religionsfreiheit im künftigen Spanien regeln wollen. Franco sagt zu, daß er ein katholisches Spanien wünsche, aber Religionsfreiheit geben wolle38. Ungünstig ist, daß die Evangelischen in Spanien so zersplittert sind. 25.000 Protestanten, die verschiedenen Kirchen angehören39. Die Bibelgesellschaft arbeitet weiter. In Cambridge wurde beschlossen40, folgende Briefe hinzuschicken: 1. Einen Brief an die beiden Regierungen, worin man sie festhält an den 36 Theodor Fliedner sen. und sein Bruder Hans (vgl. unten Anm. 41) hatten „als Abgesandte der spanischen Protestanten“ an der Weltkirchenkonferenz für Praktisches Christentum in Oxford (vgl. dazu unten Anm. 67) teilgenommen und dabei das „Fehlen von Religionsfreiheit im ‚nationalen Spanien‘“ Francos angeklagt. Der Evangelische Oberkirchenrat Berlin hatte Theodor Fliedner daraufhin die Versorgungsbezüge gestrichen; zudem hatte das Kirchliche Außenamt ein reichsweites Redeverbot für Fliedner angestrebt. Fliedner wurde zwar einen Tag vor seinem Tod am 5. März 1938 von der Gestapo rehabilitiert, als Maßnahme gegen das Fliedner-Werk wurde im Frühjahr 1938 allerdings der ‚Verein zur Förderung des Evangeliums in Spanien‘ verboten und aufgelöst (vgl. J. Krüger/ C. Tichy, Kirchenbau, S. 100ff., Zitate: S. 100). 37 Vgl. dazu den Bericht des ‚Internationalen Komitees für die Evangelisation Spaniens‘ im ÖkJ 1936–1937, S. 253f., hier: S. 253. Zur Verfolgung der spanischen Protestanten durch Franco, der im spanischen Bürgerkrieg einen „‚Kreuzzug‘ gegen alles Nicht-Katholische“ führte, vgl. J. Krüger/C. Tichy, Kirchenbau, S. 99f. (Zitat: S. 99). 38 Zu diesen Zusagen, in denen von „religiöser Duldsamkeit“ und „absoluter Toleranz auf religiösem Gebiet“ die Rede gewesen war, vgl. AELKZ 70, 1937, Sp. 1126; JK 5, 1937, S. 1008. Tatsächlich wurde die Religionsausübung der Protestanten unter Franco dann auf den rein privaten Bereich beschränkt. So hieß es in Art. 6 der ‚Charta der Spanier‘, einem Bestandteil der von Franco erlassenen spanischen Verfassungsgesetze, vom 17. Juli 1945: „Das Bekenntnis und die Ausübung der katholischen Religion, welche die des Staates ist, genießen amtlichen Schutz. Niemand darf wegen seiner religiösen Überzeugung oder in der privaten Ausübung seines Gottesdienstes belästigt werden. Andere Zeremonien oder äußere Kundgebungen als die der katholischen Religion werden nicht geduldet“ (zit. in Hilfswerk, S. 34). Davon unmittelbar betroffen waren u. a. die vielfältigen Aktivitäten der protestantischen Kirchen auf schulischem und karitativem Gebiet (vgl. dazu ebd., S. 34ff.).– Zur Entwicklung der rechtlichen Stellung der spanischen Protestanten vgl. auch J. Krüger/C. Tichy, Kirchenbau, S. 15. 39 Zur Zersplitterung der verschwindenden Minderheit der spanischen Protestanten in mehr als 20 verschiedene Kirchen, zu denen u. a. Freikirchen amerikanischer und englischer Prägung gehörten, vgl. ChW 51, 1937, Sp. 784; Hilfswerk, S. 11f.; J. Krüger/C. Tichy, Kirchenbau, S. 16. 40 Vom 19. bis 23. August 1937 hatte in Cambridge die Jahrestagung des Exekutivkomitees der von Adolf Keller geleiteten ‚Europäischen Zentralstelle für kirchliche Hilfsaktionen‘ (zu Entstehung, Geschichte, Aufbau und Tätigkeit der 1922 gegründeten Zentralstelle vgl. E. v. Herck, Ökumeniker, S. 69–127; M. Jehle-Wildberger, Keller, S. 183–258) stattgefunden, auf der u. a. die Notlage der spanischen Protestanten behandelt worden war (zu den umfangreichen Hilfsleistungen der Zentralstelle für die spanischen Protestan-
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Erklärungen über religiöse Freiheit. 2. Einen Brief an die spanischen Protestanten, damit sie getröstet werden. 3. Eine Aufforderung an alle verschiedenen evangelischen Kirchen um Hilfe besonders für die Pastoren. So wird Hilfe möglich werden. Die Not der Pastoren und ihrer Familien ist außerordentlich groß. Es muß etwas für sie geschehen. Hier besteht die Möglichkeit, daß man von unserer Seite etwas dann im lutherischen Sinn für die Gebrüder Fliedner41 einwirken kann. Lilje: Nachrichten über die Erschießung von evangelischen Pfarrern sind außerordentlich schwer zu erlangen. Marahrens berichtet, daß auch auf Seiten der Roten viele Pfarrer erschossen worden sind. Jørgensen: Hauptbestand der Soldaten Francos sind Mohammedaner. Die sind so fanatisch, daß sie keinen evangelischen Pfarrer dulden. Diese Mohammedaner sind auch gegen das Christentum als solches. Jørgensen berichtet über Rußland42. Es kam voriges Jahr eine neue Verfassung43. Man erhofft eine Milderung der Lage. Die Lage ist die, daß das
ten vgl. auch J. Krüger/C. Tichy, Kirchenbau, S. 99). Zum Verlauf und zu den im Folgenden erwähnten Beschlüssen dieser Tagung vgl. den von Keller verfassten „Report of the Meeting of the Executiv-Committee of the European Central Office for InterChurch Aid at Ridley Hall, Cambridge, August 19th–23rd, 1937“ (LKA Nürnberg, Meiser 200); vgl. auch den Bericht in ChW 51, 1937, Sp. 784. 41 Gemeint sind die Söhne des Begründers des Deutschen Hilfswerks für die evangelische Kirche in Spanien, Fritz Fliedner, der 1870 vom Berliner Verein zur Förderung des Evangeliums in Spanien zur Unterstützung der protestantischen Minderheit nach Spanien entsandt worden war. Theodor Fliedner sen. hatte als Nachfolger Fritz Fliedners 1901 die Leitung des deutschen Hilfswerks übernommen, war jedoch bereits 1935 von seinem Sohn Theodor Fliedner jun. abgelöst worden. Hans Fliedner war seit 1908 Pfarrer der Iglesia Evangélica Española in Madrid. Georg Fliedner war seit 1903 Direktor des evangelischen Gymnasiums und Jugendheims ‚El Porvenir‘ in Madrid und hatte von 1927 bis zum Ausbruch des spanischen Bürgerkriegs 1936 das theologische Seminar des Internationalen Komitees für Evangelisation in Spanien geleitet (vgl. dazu Hilfswerk, S. 18ff. und passim; zur Wirksamkeit der Familie Fliedner in Spanien vgl. auch Memorias). 42 Nach einer Phase relativer Konsolidierung zwischen 1923 und 1928 hatte die evangelischlutherische Kirche in der Sowjetunion unter massiver Verfolgung gelitten. Die mit der Umsiedlung ganzer Dörfer verbundene Kollektivierung (vgl. dazu unten Anm. 46), die Enteignung kirchlichen Eigentums, die Verhaftung, Verbannung und Ermordung von Geistlichen und die Massendeportationen hatten die kirchliche Organisation bis 1937 nahezu restlos zerstört (vgl. dazu E. Amburger, Geschichte, S. 113–120; H. Maurer, Kirche; W. Kahle, Geschichte, S. 67–143). 43 Gemeint ist die von Stalin am 5. Dezember 1936 verkündete Verfassung der UdSSR. Zum Verhältnis von Kirche und Staat sowie zur Religionsausübung hieß es in Art. 124 dieser Verfassung: „Um den Bürgern die Gewissensfreiheit zu sichern, ist in der UdSSR die Kirche vom Staat und die Schule von der Kirche getrennt. Die Freiheit, religiöse Kulthandlungen zu verrichten, und die Freiheit, antireligiöse Propaganda zu treiben, wird allen Bürgern zuerkannt“ (zit. bei R. Stupperich, Kirche, S. 29; vgl. dazu auch A. W. Ziegler, Religion 1, S. 455f.).
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einzige, was erlaubt ist, die private Religionsausübung ist. Jede Form von Propaganda ist verboten. In Moskau war bis vor einigen Monaten noch eine lutherische Kirche offen. Der dortige lutherische Pfarrer ist inzwischen auch verschwunden. Trotzdem hat die Gemeinde in Moskau die Kirche wöchentlich. Sie kommt jeden Sonntag zusammen. Ein Laie liest das Evangelium, sie singen und beten44. [Ein Wort gestrichen] In Edinburgh kam neulich eine Sendung von Holz aus Sibirien an. Da entdeckte man auf einer Rinde die Worte: „Wir rufen. Aber niemand hört uns.“ Es scheint, als ob in diesem Augenblick vier oder fünf evangelische Pfarrer noch in Funktion sind, aber vorerst ganz im geheimen45. Das Eigentümliche ist, daß das geistliche Leben eine Neubelebung erhalten hat. Trotzdem nur Privatandacht erlaubt ist, sondern sich die Leute doch in „Katakomben“ ab. Über Hunger und Elend kann man augenblicklich nicht reden. Die Kollektivierung46 ist nicht so krass wie früher. Auf dem Land ist es besser geworden. In den Städten viel Not, besonders unter den Intellektuellen. Boegner erzählte, daß die Tochter des französischen Botschafters in Moskau sogar erzählt, es sei merkwürdig zu sehen, daß man in Rußland eine religiöse Wiedererweckung hatte. Besonders traurig sind die Verhältnisse in Ingermanland (zwischen Leningrad und Finnland)47. Ingermanland ist 44 Der Pastor der Moskauer St. Petri-Pauli-Gemeinde, Alexander Streck, war bereits 1936 verhaftet worden. Die Gemeinde führte seither sonntägliche Lesegottesdienste durch. Die Kirche war zunächst von der Schließung verschont geblieben, weil sie den Botschaftsangehörigen zur Verfügung stand; am 7. August 1938 wurde dann aber auch diese letzte lutherische Kirche Moskaus geschlossen (vgl. W. Kahle, Geschichte, S. 142; zu Streck vgl. auch E. Amburger, Pastoren, S. 487). 45 In Russland hatten – außer den unten Anm. 50 erwähnten vier ingermanländischen Geistlichen – seit Sommer 1936 noch sechs Pastoren amtiert, die allerdings bis Herbst 1937 alle ausschieden (vgl. W. Kahle, Geschichte, S. 327 mit Anm. 1). 46 Nachdem die ‚Neue Ökonomische Politik‘ in den 1920er Jahren vorübergehend zu einer Liberalisierung in Handel, Landwirtschaft und Kleingewerbe geführt hatte, waren auf dem 15. Parteitag im Dezember 1927 der erste Fünfjahresplan und – unter der Parole der ‚sozialistischen Umgestaltung‘ der Landwirtschaft – die Zusammenfassung der bäuerlichen Betriebe zu großen Kollektiven beschlossen worden. Im November 1929 war der Fünfjahresplan dann vom Zentralkomitee angenommen und zugleich die vollständige, d. h. zwangsweise Kollektivierung der Landwirtschaft beschlossen worden. Im Zuge der Zwangskollektivierung und der Kulakenverfolgung waren dann bis Ende 1931 ca. 2,1 Millionen Menschen deportiert worden; insgesamt sind dabei ca. 5–600.000 Menschen ums Leben gekommen (vgl. M. Hildermeier, Sowjetunion, S. 25–28, S. 36–39; H. Raupach, Wirtschaft, S. 34–70; S. Merl, Anfänge). 47 Als ‚Ingermanland‘ wird das Gebiet um St. Petersburg östlich der Narva, südlich des finnischen Meerbusens und des Lagodasees bezeichnet. Während der schwedischen Herrschaft von 1581/1591 und seit 1617 waren zahlreiche lutherische Finnen nach Ingermanland eingewandert, bevor es im Nordischen Krieg von 1700–1721 wieder an Russland gefallen war. Während des russischen Bürgerkriegs hatten sich die finnisch-ingermanländischen evangelisch-lutherischen Gemeinden zunächst von der deutsch geprägten Reichs-
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seit Jahrhunderten von Finnen bewohnt, treuen Lutheranern. Sie litten viel von der orthodoxen Kirche. Nach dem Umsturz48 ging es eine Zeitlang gut. Jetzt aber geht die sowjetische Regierung grausam gegen das Land vor. Nächtlicherweise wurden Dörfer umstellt und dann deportiert teils nach Sibirien, teils nach dem Kaukasus, teils nach Turkestan. Als der letzte Zug wegfuhr, da sangen die in die Wagen eingesperrten: Ein feste Burg ist unser Gott49. Beinahe die Hälfte von diesen Dörfern sind auf diese Weise deportiert. Bisher hatte man in Ingermanland doch einen lutherischen Pfarrer, der zugleich finnischer Konsul war, nun ist er auch weggeschickt50. Diese Lage ist außerordentlich schwierig. Das Merkwürdige ist, daß es doch möglich ist, diesen unglücklichen Ingermanländern zu helfen, durch Geld kann man alles erreichen in Rußland, auch recht, wenn man den Ingermanländern Geld schicken wolle51. Wir haben von nordischer Seite doch recht viele Gaben für diesen Zweck schicken können (Vertraulich). Australien feiert 1938 ihr hundertjähriges Bestehen52. Wenn es möglich ist, soll ein Vertreter des Weltkonvents entsandt werden53.
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kirche des ehemaligen zaristischen Russlands gelöst, 1921/22 dann aber wieder der früheren Reichskirche angeschlossen. Die Kirchenverfolgungen unter Stalin hatten die zahlenmäßig kleinen finnisch-ingermanländischen Gemeinden besonders hart getroffen, zumal die Ingermanländer der Spionage und der Kollaboration mit den Finnen verdächtigt wurden. War es im Zuge der Zwangskollektivierung (vgl. oben. Anm. 46) ab 1928 und besonders 1930/31 bereits zu einer in mehreren Wellen erfolgten Zwangsumsiedlung bäuerlicher Familien gekommen, ließ Stalin seit 1937 fast alle Ingermanländer nach Sibirien und Mittelasien deportieren, wobei zehntausende Menschen zu Tode kamen (vgl. G. Stricker, Lutheraner, S. 28ff.; W. Kahle, Geschichte, S. 232–237). Zur Verfolgung und Deportation der ingermanländischen lutherischen Christen vgl. bes. den Bericht Siegmund-Schultzes über „Die Vernichtung der evangelisch-lutherischen Bevölkerung von Ingermanland“ (ÖkJ 1936–1937, S. 173–187). D. h. nach der Oktoberrevolution von 1917. Diese Szene hatte sich nach dem oben Anm. 47 erwähnten Bericht Siegmund-Schultzes in Myllyoja ereignet (vgl. ÖkJ 1936–1937, S. 185). Im Sommer 1936 war die Zahl der noch in der Sowjetunion amtierenden ingermanländischen Pastoren zunächst auf vier gesunken. Im April 1937 war dann der Propst der finnischen ingermanländischen Gemeinden, Selim Hjalmar Laurikkala, als finnischer Staatsbürger aus der Sowjetunion ausgewiesen worden; die verbliebenen drei Pastoren wurden schließlich bis zum Herbst 1937 alle verhaftet und verurteilt (vgl. W. Kahle, Geschichte, S. 142, S. 236f., S. 327 mit Anm. 1). Zu den finanziellen Hilfsleistungen der Kirchen des Lutherischen Weltkonvents für die verfolgten evangelisch-lutherischen Christen in Russland vgl. W. Kahle, Geschichte, S. 339–357. Gemeint ist die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche in Australien (zu Entstehung und Geschichte dieser Kirche bis zu ihrem hundertjährigen Jubiläum im Jahr 1938 vgl. T. Hebart, Kirche). Als Gründungstag dieser Kirche wurde der 20. November 1838 angesehen (vgl. dazu das Schreiben Liljes an die dem Lutherischen Weltkonvent angeschlossenen Kirchen vom 13. April 1938: NEKA Kiel, Bestand 98.40 Nr. 315). Das Exekutivkomitee beschloss auf seiner Sitzung vom 21.–25. Mai 1938 in Uppsala dann
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Knubel berichtet über Amerika und berichtet über Verhandlungen mit den Missouriern54. Es geht sehr langsam. Aber Führer der Missourier suchen doch Verbindung, besonders die jungen Missourier wollen nicht in der Isolierung verharren. Lutherakademie in Dubuque55. Erste Tagung fand in Gegenwart von ca. 70 Pastoren statt. Die Unterrichtung soll fortgesetzt werden56. Wentz berichtet über Edinburgh57. Geplanter Weltbund58. Die Abwesenheit der Deutschen59 wurde überall und fortwährend bedauert. Eine Botschaft wurde verfaßt und nach Deutschland geschickt60. Auf dem
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die Entsendung einer Grußadresse (vgl. die Niederschrift gez. Marahrens und Lilje: LKA Nürnberg, Meiser 183). In seinem Schreiben vom 6. Juli 1938 informierte Lilje die dem Lutherischen Weltkonvent angeschlossenen Kirchen über die für den 20. November 1938 angesetzte Hauptfeier in Südaustralien und bat außerdem darum, „die glaubensbrüderliche Verbundenheit der übrigen lutherischen Kirchen mit der Australischen Lutherischen Kirche durch besondere Grußschreiben“ an den australischen Generalpräses zum Ausdruck zu bringen (NEKA Kiel, Bestand 98.40 Nr. 315). Gemeint sind die Verhandlungen zwischen dem National Lutheran Council, einem im Ersten Weltkrieg entstandenen Zusammenschluss amerikanischer lutherischer Kirchen (vgl. dazu S. Grundmann, Weltbund, S. 305–315), und der 1847 gegründeten MissouriSynode, die sich streng an den lutherischen Bekenntnissen orientierte und kompromisslos die Lehre von der Verbalinspiration verfocht. Bei den Verhandlungen stellte dann auch die „Frage der Verbalinspiration den entscheidenden Differenzpunkt“ dar (Zitat aus dem oben Anm. 10 erwähnten Bericht Liljes). Auf Grund ihrer orthodox-konfessionalistischen Haltung lehnte die Missouri-Synode einen Zusammenschluss mit anderen – auch lutherischen – Kirchen ebenso ab wie einen Beitritt zum späteren Lutherischen Weltbund (vgl. S. Grundmann, Weltbund, S. 316–331; W. Metzger, Luthertum, S. 118f.; G. Gassmann, Kirchen, S. 608ff.). Gemeint ist die nach dem Vorbild der Lutherakademie in Sondershausen (vgl. dazu unten Anm. 116) neu gegründete Lutherakademie für Religion und Leben im Wartburg Seminary in Dubuque/Iowa. Die erste Tagung dieser Akademie hatte vom 19. bis 29. Juli 1937 stattgefunden (vgl. dazu die „Mitteilungen des Lutherischen Weltkonvents“ vom April 1937, S. 15: LKA Nürnberg, Meiser 177; vgl. auch ChW 51, 1937, Sp. 447; AELKZ 70, 1937, Sp. 463). Nach G 2, S. 3, endete hier die Aussprache über den Gesamtbericht Liljes. Wentz berichtete im Folgenden über die Weltkonferenz für Glauben und Kirchenverfassung, die vom 3.–18. August 1937 in Edinburgh stattgefunden hatte. Zum Verlauf und zu den Beschlüssen dieser Konferenz vgl. den Berichtband von L. Hodgson, Glaubensgespräch; vgl. auch R. Frieling, Bewegung, S. 187–204; R. Rouse/S. C. Neill, Geschichte 2, S. 37–43. Gemeint sind die Planungen für einen Ökumenischen Rat der Kirchen, in dem die bisherigen Bewegungen für Praktisches Christentum und für Glaube und Kirchenverfassung zusammengefasst werden sollten. Nachdem die deutsche Teilnahme an den Weltkonferenzen unter dem Druck der nationalsozialistischen Kirchenpolitik abgesagt worden war (vgl. dazu oben Dok. 20, Anm. 50ff.; Dok. 23, S. 492ff.), hatten an der Konferenz in Edinburgh lediglich die im Exil lebenden Deutschen Siegmund-Schultze und Piper sowie als Delegierte ihrer Kirchen der altkatholische Bischof Kreuzer und der methodistische Superintendent Sommer teilgenommen (vgl. R. Frieling, Bewegung, S. 227). Weil bereits die Weltkonferenz für Praktisches Christentum in Oxford am 19. Juli 1937
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Fortsetzungskomitee wurden 28 Plätze für Lutheraner reserviert und davon acht Plätze für Deutsche freigehalten61. Es waren 414 Delegierte62, darunter 51 Lutheraner63. Eidem wurde gebeten, die Lutheraner zusammenzurufen. Er ist aber sehr müde. An seiner Stelle hat Bischof Alen [richtig: Aulén] die Lutheraner zusammengerufen64. Es waren ca. 50 anwesend. Die lutherische Sache kam überall zum Wort. Die Berichte65 waren nicht genau, wie wir Lutheraner sie verfaßt hätten, aber im großen und ganzen hatten wir nichts dagegen. Vor einem Jahr (1936) trat ein Ausschuß von 35 zusammen in Oxford66. Das 35iger Komitee, davon sind 31 drei Tage vor der Oxford-
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eine ausführliche Botschaft an die Deutsche Evangelische Kirche gerichtet hatte (vgl. dazu unten Dok. 32, Anm. 130), hatte die Weltkonferenz von Edinburgh lediglich ein kurzes Grußschreiben übermittelt; in diesem Grußwort, das vom Plenum am 3. August 1937 angenommen worden war, hatte es u. a. geheißen: „Aufs tiefste bedauern wir, daß Sie und andere deutsche Freunde nicht an der Konferenz teilnehmen können; wir sind uns völlig bewußt, daß dies einen großen Verlust für unsere Arbeit bedeutet. [.|.|.] Im Herzen wissen wir uns eins mit allen Christen ihres Landes, die in Not sind; ehrfürchtig stehen wir vor der Standhaftigkeit und dem Mut Ihres Zeugnisses“ (vollständiger Abdruck: L. Hodgson, Glaubensgespräch, S. 42; vgl. auch R. Frieling, Bewegung, S. 228). Zur Besetzung des von der Edinburgher Konferenz am 17. August 1937 neu bestellten Fortsetzungsausschusses vgl. L. Hodgson, Glaubensgespräch, S. 411–415. Dieser Ausschuss war nicht zu theologischen Studienzwecken gebildet worden, sondern sollte die Konferenz vertreten und „die Arbeit der Bewegung in Zukunft“ fortführen (vgl. ebd., S. 374f., Zitat: S. 375; vgl. auch R. Frieling, Bewegung, S. 203). Die Wahl eines Fortsetzungsausschusses weckte allerdings Befürchtungen, die Weltkonferenz für Glauben und Kirchenverfassung wolle damit „alle Vorkehrungen für die Weiterführung der eigenen Organisation“ treffen, „als ob es überhaupt keine Pläne für einen ÖRK gebe“ (A. Boyens, Kirchenkampf 1, S. 243). Vgl. das Verzeichnis der Konferenzteilnehmer bei L. Hodgson, Glaubensgespräch, S. 388–402; zur Zusammensetzung der Konferenz vgl. auch R. Frieling, Bewegung, S. 188ff. Zu den lutherischen Teilnehmern, die wegen der Abwesenheit der deutschen Delegation allerdings nur schwach vertreten waren, vgl. L. Hodgson, Glaubensgespräch, S. 408; R. Frieling, Bewegung, S. 189. Nicht ermittelt. Gemeint sind die von verschiedenen Kommissionen in jahrelanger Vorarbeit erstellten Berichte über „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus“, „Die Kirche Christi und das Wort Gottes“, „Die Gemeinschaft der Heiligen“, „Die Kirche Christi: Amt und Sakramente“ und „Die Einheit der Kirche im Leben und Gottesdienst“, die auf der Konferenz mehrfach diskutiert und nach drei Lesungen schließlich angenommen worden waren (L. Hodgson, Glaubensgespräch, S. 116–340; vgl. auch R. Frieling, S. 192–198). Auf Vorschlag des Verwaltungsausschusses der Bewegung für Praktisches Christentum war auf der Tagung des Fortsetzungsausschusses der Weltkonferenz für Glauben und Kirchenverfassung vom 31. August bis 3. September 1936 in Clarens beschlossen worden, einen Ausschuss einzusetzen, der den Auftrag haben sollte, „die ganze oekumenische Bewegung zu prüfen und die Ergebnisse seiner Arbeit den beiden Konferenzen zu Oxford und Edinburgh zu unterbreiten“ (L. Hodgson, Glaubensgespräch, S. 341). Der Ausschuss hatte zunächst aus dreißig Mitgliedern bestehen sollen; um die Vertretung anderer Orga-
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Konferenz67 zusammengekommen 193768. Abwesend waren Lilje, von Thadden, Zilke [richtig: Zˇilka], Zoellner69. Die 31 haben dann einen Plan niedergeschrieben über einen Weltrat der Christlichen Kirchen70. Diesen Bericht hat die Oxford-Konferenz im großen und ganzen unverändert angenommen71. Edinburgh hat ein Komitee von 90 Mitglie-
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nisationen zu sichern, war die Mitgliederzahl jedoch auf 35 erhöht worden. Die Liste der für den Ausschuss vorgesehenen Mitglieder war dann im Oktober 1936 in London aufgestellt worden (vgl. ebd., S. 342f.; R. Frieling, Bewegung, S. 179; R. Rouse/S. C. Neill, Geschichte 2, S. 392). Gemeint ist die Weltkonferenz für Praktisches Christentum vom 12.–26. Juli 1937 in Oxford. Zu Verlauf und Ergebnissen der Konferenz vgl. den Berichtband Kirche und Welt; vgl. dazu auch R. Rouse/S. C. Neill, Geschichte 2, S. 242–251; A. Boyens, Kirchenkampf 1, S. 156–165. Diese Sitzung des Fünfunddreißiger-Ausschusses hatte vom 8.–10. Juli 1937 im Westfield College in Hampstead stattgefunden (vgl. dazu R. Rouse/S. C. Neill, Geschichte 2, S. 393f.; L. Hodgson, Glaubensgespräch, S. 343). Zˇilka hatte kein Visum erhalten (vgl. H. Dam, Weltbund, S. 330); Zoellner war im Mai 1937 während einer Kur in Kissingen schwer erkrankt und am 16. Juli 1937 verstorben (vgl. W. Philipps, Zoellner, S. 165). Zur Abwesenheit Liljes und von Thaddens vgl. oben Anm. 59. Auf der Sitzung des Fünfunddreißiger-Ausschusses war ein Bericht erarbeitet worden, nach dem „die beiden ökumenischen Bewegungen für ‚Praktisches Christentum‘ und für ‚Glauben und Kirchenverfassung‘, um das Zeugnis der christlichen Kirche in der heutigen Welt wirksamer zu gestalten, enger in einer repräsentativen Körperschaft der Kirchen zusammengeschlossen werden“ sollten. Die „neue Organisation“ sollte keine kirchenregimentlichen Vollmachten besitzen und die Kirchen auch nicht „ohne ihre Zustimmung zu gemeinsamem Handeln“ verpflichten können; zu den Aufgaben des künftigen Zusammenschlusses sollte es vielmehr gehören, die Arbeit der beiden bisherigen Weltkonferenzen weiterzuführen, das gemeinsame Vorgehen der Kirchen zu erleichtern, gemeinsame Studien zu fördern, das ökumenische Bewusstsein zu stärken, eine ökumenische Zeitschrift zu gründen, Beziehungen zu den konfessionellen Weltbünden und den ökumenischen Bewegungen aufzunehmen und „nach Bedarf Weltkonferenzen zur Behandlung bestimmter Fragen einzuberufen“. Der neu zu gründende ‚Ökumenische Rat der Kirchen‘ sollte als Organe einen Ökumenischen Kirchentag von 200 Kirchenvertretern, einen Zentralen Rat mit 60 Mitgliedern und jeweils eine Kommission zur Weiterführung der Aufgaben der Bewegungen für Praktisches Christentum und für Glauben und Kirchenverfassung erhalten. Bis zum „Zustandekommen der neuen Organisation“ sollte „jede der ökumenischen Bewegungen ihre Arbeit mit ihrem eigenen Mitarbeiterstab durchführen“. Schließlich war in dem Bericht die Ernennung eines aus sieben Mitgliedern bestehenden konstituierenden Ausschusses vorgesehen, „der mit einem gleichen in Edinburgh (oder Oxford) ernannten Ausschuss die nötigen Einzelheiten bearbeitet und die Ausführung des Planes in Gang setzt“ (Abdruck des Berichts: Kirche und Welt, S. 272ff.). Die Konferenz hatte „grundsätzlich den Vorschlägen des Fünfunddreissiger-Ausschusses“ zugestimmt und „die Ernennung eines Konstituierenden Ausschusses von 7 Mitgliedern zur Zusammenarbeit mit einem entsprechenden in Edinburgh zu wählenden Ausschuss“ beschlossen. Der Ausschuss war beauftragt worden, „Abänderungen vorzunehmen, die sich etwa durch die Verhandlungen in Oxford oder nach Rücksprache mit den Vertretern der ökumenischen Bewegung für Glauben und Kirchenverfassung ergeben sollten, und die Ausführung des Planes in Gang zu setzen“ (vollständiger Wortlaut der Entschließung: Kirche und Welt, S. 274).
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dern ernannt, um die Sache zu überlegen und wieder zurück an die Konferenz zu berichten72. Stevenson ist Vorsitzender, Wentz ist Protokollführer. Unser Bericht wurde etwas abgeändert und dann von der ganzen Konferenz angenommen73. Nach einem kurzen Vorwort sagt der Bericht74: Die Bedingung unserer Ernennung durch die beteiligten Kirchen schließt eine formale Anerkennung des Vorschlages für einen Weltrat aus. Aber wir empfehlen auf der Konferenz, den Plan an sich willkommen zu heißen und ihn der Erwägung der Kirchen zu empfehlen. Wir empfehlen ferner, daß die Konferenz durch den Geschäftsausschuß einen Ausschuß von sieben Mitgliedern ernennt, der mit einem Ausschuß, der von Oxford ernannt wird, zugleich tagt, um einen Ausschuß von 14 Mitgliedern zu bilden, dessen Pflicht es sein wird: 1. Die Einzelheiten des Plans für einen Weltrat zu überprüfen und zu vervollständigen. 2. Den vervollständigten Plan dem Fortsetzungsausschuß zu unterbreiten. 3. Vorkehrungen zu treffen, daß der Plan nach seiner Annahme durch den Ausschuß den Kirchen unterbreitet wird. 4. Den Weltrat zusammenzurufen, wenn der Plan die Zustimmung der Kirchen erhalten hat. Der Weltrat soll aus amtlichen Vertretern der teilnehmenden Kirchen bestehen. Der Bericht wurde angenommen. Die Vertreter wurden ernannt75. Die Konferenz schloß am Mittwoch nachmittag. Schon am Donnerstag vormittag sind die 14 in London zusammengekommen76.
72 Der Bericht des Fünfunddreißiger-Ausschusses war der Weltkonferenz für Glauben und Kirchenverfassung am 4. August 1937 vorgelegt worden. Die Konferenz hatte daraufhin einen Ausschuss eingesetzt, der jedoch aus 6 0 Mitgliedern bestand (vgl. L. Hodgson, Glaubensgespräch, S. 349f.; zur Besetzung des Ausschusses vgl. auch die Liste ebd., S. 350). 73 Der Ausschuss hatte seinen Bericht am 11. August 1937 dem Plenum vorgelegt; der Bericht (Abdruck der ursprünglichen Fassung: L. Hodgson, Glaubensgespräch, S. 351f.) war zunächst im Plenum diskutiert und dann mit einer Gegenstimme angenommen worden (vgl. ebd., S. 352–359). 74 Der Bericht ist im Folgenden verkürzt wiedergegeben. Es fehlt vor allem die Wiedergabe des dritten Abschnitts, der die Bedingungen enthielt, die für eine Zustimmung des Fortsetzungsausschusses „zu dem vervollständigten Plan“ erfüllt zu sein hatten (zum vollständigen Wortlaut der verabschiedeten Fassung vgl. den Abdruck bei L. Hodgson, Glaubensgespräch, S. 359ff.); nach A. Boyens, Kirchenkampf 1, S. 243, liefen diese Bedingungen ebenso wie die oben Anm. 61 erwähnte Wahl eines Fortsetzungsausschusses darauf hinaus, „eine weitgehende Autonomie von ‚Glauben und Kirchenverfassung‘ innerhalb des zu bildenden ÖRK“ zu erhalten. 75 Zu den von der Weltkonferenz für Glauben und Kirchenverfassung bestimmten Vertretern für den Vierzehner-Ausschuss vgl. unten Anm. 78. 76 Bei dieser Sitzung des Vierzehner-Ausschusses am 19. August 1937 war beschlossen worden, eine Konferenz einzuberufen, die eine Verfassung für den Ökumenischen Rat entwerfen und Vorkehrungen zur Weiterführung der Arbeit der Bewegungen für Praktisches Christentum und für Glauben und Kirchenverfassung bis zur geplanten Vollversammlung
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Von Oxford: Bischof von Chichester [Bell]; Germanos; William Braun [richtig: Brown]; Boegner; Oldham; Mott; Cavert (Amerika) stellvertretend für Brown; Marahrens (Heckel) bezw. Eidem77. Von Edinburgh: Erzbischof von York [Temple]; Stevenson; Dr. G. Barbour (Schottland); Florowoti [richtig: Florowsky] (orthodox); Hatchison [richtig: Hodgson] Stellvertreter / York / Sekretär; Wentz für Bischof Norgard [richtig: Nørregaard]; J. C. Wissing [ein Wort unleserlich]78. Diese 14 treten zusammen79.
treffen sollte. Anzahl und Zusammensetzung der für diese Konferenz durch die Kirchen zu entsendenden Vertreter sollte dem im Bericht des Fünfunddreißiger-Ausschusses vorgesehenen Zentralrat entsprechen (vgl. dazu oben Anm. 70). Die Konferenz trat dann vom 9.–12. Mai 1938 in Utrecht zusammen (vgl. das Schreiben Oldhams an Visser ’t Hooft vom 20. August 1937, Abdruck: A. Boyens, Kirchenkampf 1, S. 369f.; vgl. auch den Bericht Heckels vom 21. August 1937, Abdruck: Ebd., S. 370ff.; vgl. außerdem R. Rouse/ S. C. Neill, Geschichte 2, S. 43, S. 395ff.). 77 Die vollständige Liste der von der Weltkonferenz für Praktisches Christentum in Oxford bestimmten Vertreter und Stellvertreter für den Vierzehner-Ausschuss führt folgende Namen auf: Boegner (Stellvertreter: Koechlin), Brown (Cavert), Lordbischof von Chichester (Moberly), Germanos (Irenäus), Marahrens (Eidem), Mott (Taft), Oldham (Aubrey) (vgl. Kirche und Welt, S. 274).– Entgegen dieser offiziellen Liste ist entsprechend der Mitschrift Meisers auch in G 2, S. 3, Heckel als Vertreter für Marahrens genannt. Heckel, der die Verwirklichung der Beschlüsse von Oxford zu hintertreiben versuchte, war auf Wunsch Temples von Oldham gegen die Satzungen zur Sitzung des Vierzehner-Ausschusses am 19. August 1937 (vgl. dazu oben Anm. 76) eingeladen worden; Heckel selbst hatte Marahrens und Lilje unter Druck gesetzt und war von Marahrens schließlich mit seiner Vertretung beauftragt worden (vgl. A. Boyens, Kirchenkampf 1, S. 244f.; vgl. auch den Aktenvermerk Heckels vom 9. August 1937 und den Aktenvermerk Krummachers vom 10. August 1937: EZA Berlin, 5/42). 78 Die in der Mitschrift Meisers wiedergegebene Liste ist unvollständig und fehlerhaft. Tatsächlich hatte die Weltkonferenz für Glauben und Kirchenverfassung in Edinburgh folgende Vertreter und Stellvertreter für den Vierzehner-Ausschuss bestimmt: Erzbischof von York (Stellvertreter: Hodgson), Stewart (Wentz), Stevenson (Pidgeon), Nørregaard (Brilioth), Florowsky (Cassian), Berkelbach van der Sprenkel (Vasady), Barbour (Duncan). Da Nørregaard zurücktrat, wurde er durch Fuglsang-Damgaard ersetzt (vgl. L. Hodgson, Glaubensgespräch, S. 416 mit Anm. 10). 79 Vgl. dazu oben Anm. 76.– In der Mitschrift Meisers fehlt jeder Hinweis darauf, dass vom Exekutivkomitee in der Sitzung vom 28. August 1937 noch von Wentz „verfasste Grundsätze über ökumenische Beziehungen, vor allem zu dem geplanten Weltrat der Kirchen“ angenommen wurden (G 2, S. 11). Mit diesen „Leitsätzen über die Beziehung des Lutherischen Weltkonvents zu den ökumenischen Bewegungen“ wurde Marahrens beauftragt, „die Mitgliedschaft in dem in Oxford und Edinburgh bestellten verfassunggebenden Ausschuss anzunehmen“ und dabei die „Interessen des Weltluthertums so zu vertreten, wie sie in der Stellungnahme des Executivkomitees in New York über ‚Luthertum und ökumenische Beziehungen‘ zum Ausdruck gekommen sind“ (zur Stellungnahme des Exekutivkomitees auf seiner Sitzung vom 29. September bis 6. Oktober 1936 vgl. S. Grundmann, Weltbund, S. 354–361; K. Schmidt-Clausen, Weltkonvent, S. 224– 227). Weiter wurde Marahrens angewiesen, darauf zu bestehen, dass die Vertretung bei
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III. Sitzung, August 25, nachmittags D. Ihmels berichtet über die Missionslage. Lage in der Gossnerschen Mission80. Finanzen81. Presseempfang. Dr. Schröter. Handelsblatt82. Dr. Lilje berichtet über die Organisation des Weltkonvents83.
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der Generalversammlung, dem Zentralausschuss sowie den Ausschüssen und Kommissionen nicht nach Gebieten, sondern „nach Kirchen und Bekenntnissen“ geordnet werden sollte. Schließlich kündigte das Exekutivkomitee an, die Mitgliedskirchen des Weltkonvents über den Plan zu unterrichten und Vorkehrungen zu treffen, „um an den Plan eines Weltkirchenrats nach seinem Abschluss in einheitlicher Stellungnahme heranzutreten“ (LKA Hannover, L 3 I Nr. 42; Abdruck: AELKZ 70, 1937, Sp. 878; vgl. dazu auch H. Oelke, Lilje, S. 348). Marahrens unterließ es dann jedoch, die lutherische Forderung nach einer konfessionellen Gliederung des Weltrats zu erheben. Dies führte auf der nächsten Sitzung des Exekutivkomitees vom 21.–25. Mai 1938 in Uppsala zu seiner Desavouierung: Das Exekutivkomitee verabschiedete eine Resolution „Zu den ökumenischen Beziehungen“, in der nochmals ausdrücklich betont wurde, der Lutherische Weltkonvent halte „auf die Dauer eine Beteiligung an der ökumenischen Arbeit nur auf bekenntnismäßiger Grundlage für aussichtsvoll“ (vgl. A. Boyens, Kirchenkampf 1, S. 269; Abdruck der Resolution: Ebd., S. 374f., Zitat: S. 375). Vgl. dazu unten Anm. 84. Jørgensen trug hier einen Finanzbericht über die Einnahmen der ‚Kleinen‘ und der ‚Großen Kasse‘ (vgl. dazu Verantwortung 1, S. 123, Anm. 4) im Jahr 1937 vor (vgl. die Aufstellung in G 2, S. 4; vgl. dazu auch die hsl. Aufstellung im LKA Hannover, L 3 I Nr. 16). Anschließend berichtete Long über die Finanzen der amerikanischen Gruppe für den Zeitraum vom 1. Januar bis 1. August 1937 (vgl. die Aufstellung in G 2, S. 4; vgl. auch die hsl. Aufstellung Longs „Report of Relief Treasury Jan. 1 – Aug. 1, 1937 American Section“: LKA Hannover, L 3 I Nr. 16). Dann gab Lilje einen Bericht über die Einnahmen und Ausgaben des Generalsekretariats des Lutherischen Weltkonvents bis zum 31. Juli 1937 (vgl. G 2, S. 5; vgl. auch das Prüfungsprotokoll vom 31. Juli 1937: LKA Hannover, L 3 I Nr. 42). Abschließend wurde beschlossen, einen aus Long, Ihmels und Jørgensen bestehenden Ausschuss zu bilden, der einen Entwurf für den Etat aufstellen sollte (vgl. dazu unten Anm. 129). Einzelheiten zu diesem Presseempfang gehen auch aus G 2 nicht hervor. Lilje legte hier einen von ihm selbst erarbeiteten Entwurf für eine Verfassung des Lutherischen Weltkonvents vor. In Art. I dieses Entwurfs „Grundlage und Ziel“ hieß es, der Weltkonvent „ist ein freier Zusammenschluß solcher lutherischer Kirchen, die durch ihre eigene Verfassung an die Grundlage der Heiligen Schrift Alten und Neuen Testamentes sowie an die Bekenntnisschriften der lutherischen Kirche gebunden sind“. Die Aufgaben des Weltkonvents sollten darin bestehen, die „Gemeinschaft des Glaubens und der Lehre sowie gemeinsame theologische Besinnung zu pflegen“, ein gemeinsames Handeln der lutherischen Kirchen zu ermöglichen, die Innere und Äußere Mission sowie die Diasporafürsorge zu fördern und die notleidenden lutherischen Kirchengebiete zu unterstützen. Art. II regelte die Mitgliedschaft im Weltkonvent, zu der nur Kirchen und Kirchengemeinschaften befähigt sein sollten. Die Entscheidung über ihre Aufnahme war dem Weltkonvent vorbehalten. Die Mitgliedskirchen sollten ihre Vertreter im Weltkonvent selbst bestimmen, wobei es sich dabei „in erster Linie“ um „ihre verantwortlichen Leiter“ handeln sollte. Nach Art. III waren als Organe des Lutherischen Weltkonvents der Weltkonvent selbst und das Exekutivkomitee vorgesehen. Während es dem Weltkonvent vorbe-
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IV. Sitzung, August 25, abends Präses Stosch berichtet über die Lage der Gossnerschen Mission84. Die Mission erhält monatlich statt der erforderlichen 300 Pfund nur 50 Pfund Sterling. Anglikaner erstreben eine Vereinigung mit der Gossnerschen Mission. Verhältnis zu den Kalkutta-Deutschen85. Hilfe des Weltluthertums erbeten. Bedarf monatlich 300 Pfund = 3.000 Mark. Vom nächsten Jahr an 250 Pfund. Dazu sind 50 Pfund monatlich für allgemeine kirchliche Bedürfnisse nötig. Ein Teil könnte in Deutschland aufgebracht werden. Es ist aber nicht möglich, das Geld zu transferieren. Stosch selbst soll die Leitung der Kolskirche wieder übernehmen86. Nur müßte das Weltluthertum dann die Gossnersche Mission stützen.
halten sein sollte, „die grundsätzlichen Richtlinien für die gesamte Arbeit“ zu bestimmen, sollte das Exekutivkomitee die Geschäfte führen und den Weltkonvent nach außen vertreten. Art. IV schließlich regelte die Aufbringung und Verteilung der finanziellen Mittel des Weltkonvents (LKA Hannover, L 3 I Nr. 16; Abdruck nach anderer Vorlage: K. Schmidt-Clausen, Weltkonvent, S. 247f.; vgl. auch ebd., S. 202; H. Oelke, Lilje, S. 337–344). Zur Beratung des Entwurfs wurde hier ein aus Knubel, Meiser und Pehrsson bestehender Unterausschuss eingesetzt (vgl. G 2, S. 6), der am folgenden Tag eine Stellungnahme vorlegte (vgl. dazu unten Anm. 98). 84 Stosch berichtete im Folgenden über die Lage der indischen Evangelisch-Lutherischen Goßner-Kirche in Chotanagpur und Assam, Ranchi, die im zeitgenössischen Missionsjargon als ‚Kolskirche‘ bezeichnet wurde. Diese Kirche war aus der Mitte des 19. Jahrhunderts begonnenen Arbeit der Goßner-Mission unter den Adhivasi entstanden. Nachdem 1850 die ersten vier Taufen stattgefunden hatten, war die Mitgliederzahl in einer regelrechten Massenbewegung bis 1914 auf 100.000 angewachsen. Nach der Ausweisung der deutschen Missionare im Ersten Weltkrieg hatten die indischen Lutheraner 1919 eine selbstständige lutherische Kirche gegründet, die 1927 eine Verfassung erhalten hatte. Unterstützung hatte die junge Kirche von der Vereinigten Lutherischen Kirche in Amerika und vom Lutherischen Weltkonvent erhalten. Der Bestand der weiterhin rasch wachsenden Kirche war in den 1930er Jahren allerdings immer noch gefährdet (vgl. dazu G. Klapper, Kirchen, S. 239; J. Richter, Mission; H. Lokies, Mission; K. Roeber, Mission; N. Minz, Goßner-Kirche).– Zur finanziellen Lage der Goßner-Kirche vgl. das Schreiben Stoschs an Marahrens vom 20. Januar 1937: LKA Nürnberg, Meiser 177; zur Unterstützung der Goßner-Mission durch den Lutherischen Weltkonvent vgl. auch Verantwortung 2, S. 306, S. 313. 85 Gemeint sind die in Kalkutta ansässigen deutschen Kaufleute und Diplomaten, die bis zur Ausweisung der deutschen Missionare im Ersten Weltkrieg von der Goßner-Mission von Ranchi aus geistlich und seelsorgerlich betreut worden waren. In den 1920er Jahren hatten die Goßner-Missionare dann nach Indien zurückkehren können. Während der nationalsozialistischen Herrschaft war das Verhältnis zwischen den Deutschen in Kalkutta und den Goßner-Missionaren jedoch nicht unbelastet, da von den Vertretern der deutschen Wirtschaft seitens der nationalsozialistischen Machthaber Linientreue erwartet wurde, die Goßner-Mission sich jedoch zur Bekennenden Kirche rechnete (schriftliche Auskunft von Dr. Klaus Roeber vom 7. August 2007). 86 Zu dieser Berufung hatten Stammesrivalitäten geführt, durch die die Evangelisch-Lutherische Goßner-Kirche in Chotanagpur und Assam an den Rand einer Kirchenspaltung ge-
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Verhältnis zum Staat87. Durchführungsverordnungen88. Spiele89, Jugend90, Kindergarten91, Religionsunterricht92. Kirchliche Presse93. Ausschluß der Theologen aus den Parteiorganisationen94. Finanzen95. V. Sitzung, August 26, vormittags Mitteilung über die Schuld beim Nansenkomitee. Restschuld ca. 7.000 Schweizer frs96. Gossner Mission97.
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raten war; Stosch wurde dann 1938 nach Indien entsandt und konnte die Spaltung verhindern (vgl. W. Holsten, Goßner, S. 382f.; H. Lokies, Goßner, S. 109; H. Lokies, Mission, S. 219). Im Folgenden wurde über die Lage der Kirchen in Deutschland berichtet. Einzelheiten des Berichts und der Name des Berichterstatters gehen auch aus G 2 nicht hervor. Gemeint sind die 13., 14., 15. und 16. Durchführungsverordnung (vgl. dazu oben Dok. 9, Anm. 11; Dok. 25, Anm. 77; Dok. 24, Anm. 15 und 45). Bezug unklar; möglicherweise sind die Olympischen Spiele von 1936 in Deutschland gemeint. Vgl. dazu unten Dok. 38, S. 764ff.; vgl. auch oben Dok. 5, Anm. 47. Zu den Versuchen nationalsozialistischer Partei- und Staatsstellen, die evangelische Trägerschaft von Kindergärten zu beseitigen, die Neugründung konfessioneller Kindergärten zu verhindern und die Verfügungsgewalt über Kindergärten ausschließlich der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt zu übertragen, vgl. R. Bookhagen, Kinderpflege 2, S. 26– 75, passim. Vgl. dazu oben Dok. 21, S. 448–454; Dok. 24, Anm. 38; unten Dok. 32, S. 617ff.; Dok. 36, Anm. 89. Vgl. dazu oben Dok. 3, Anm. 46; Dok. 6, Anm. 15 und 17f. Vgl. dazu oben Dok. 21, Anm. 201 und 206. Vgl. dazu oben Anm. 81 und unten Anm. 129. Der Lutherische Weltkonvent hatte Anfang der 1930er Jahre u. a. beim Fonds des ‚International Nansen Office for Refugees (under the authority of the League of Nations)‘ große Anleihen aufgenommen. Diese Anleihen waren rund 400 glaubensverfolgten Russlanddeutschen zu Gute gekommen, die zunächst nach China geflüchtet und – nach einem Zwischenaufenthalt in einem Lager in Charbin – in Brasilien angesiedelt worden waren (vgl. dazu Verantwortung 1, S. 122f. mit Anm. 3; Verantwortung 2, S. 55, Anm. 13). Der Weltkonvent war mit der Rückzahlung der Anleihen zunehmend in Schwierigkeiten geraten; dazu hatten u. a. die Erkrankung Moreheads, sinkende Spenden aus den Vereinigten Staaten, die – wegen der Devisenvorschriften – ausbleibenden Gelder aus Deutschland sowie die Hilfsprogramme des Weltkonvents für Russland und die Ukraine geführt. Bereits im Frühjahr 1936 hatte Jørgensen das Nansen-Büro um einen Schuldenerlass gebeten (vgl. das Schreiben Jørgensens an das Internationale Nansen-Büro in Genf vom 30. April 1936, Abschrift im LKA Hannover, L 3 I Nr. 35). Nachdem diese Bitte im November 1936 abgelehnt worden war, hatte Jørgensen den Mitgliedern und Stellvertretern des Exekutivkomitees in einem Schreiben vom 1. Dezember 1936 mitgeteilt, dass der Lutherische Weltkonvent nicht in der Lage sei, die geforderten Summen zu bezahlen (Ebd.). Auf Grund von Bemühungen Pehrssons erklärte sich das Nansen-Büro Ende 1938 schließlich doch noch zu einem Schuldenerlass bereit (vgl. das Schreiben Jørgensens an die Mitglieder und Stellvertreter des Exekutivkomitees vom 6. Dezember 1938: Ebd.). Vgl. dazu oben Anm. 84.
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Diskussion über den vorgelegten Organisationsentwurf98. Abschluß der Debatte am 27. August 1937 abends. Mission und Diasporafürsorge Welche Möglichkeiten bietet die internationale Missionskonferenz 193899, die lutherischen Missionsfelder im Osten zu betreuen; welche Schritte sind ratsam, um die lutherischen Vertretungen zu erfassen?
98 Gemeint ist der von Lilje in der Nachmittagssitzung am 25. August 1937 vorgelegte Entwurf für eine Verfassung des Lutherischen Weltkonvents (vgl. dazu oben Anm. 83). In der Diskussion über diesen Entwurf war es vor allem strittig, ob das Exekutivkomitee befugt sei, Änderungen an der geltenden Rechtslage vorzunehmen. Wentz stellte außerdem fest, dass „ein Verfassungsentwurf mit einer Angabe des Namens beginnen müsse“, und schlug dazu „Lutheran World Council“ vor. Trotz der an einzelnen Bestimmungen des Entwurfs geäußerten Kritik wurde letztlich aber doch „Zustimmung zum Gesamtentwurf zum Ausdruck gebracht“ (vgl. dazu G 2, S 6f., Zitate: S. 7; zum Entwurf Liljes und zur Diskussion im Exekutivkomitee vgl. auch K. Schmidt-Clausen, Weltkonvent, S. 202f.). In der Vormittagssitzung am 27. August 1937 berichtete Meiser dann über die Stellungnahme des am 25. August 1937 gebildeten Unterausschusses (vgl. oben Anm. 83 und G 2, S. 9). In dieser Stellungnahme, die das Exekutivkomitee schließlich ohne Änderungen annahm, wurde festgehalten, das Komitee sei zwar frei, „in eigener Zuständigkeit zu beschliessen und zu handeln“, dabei sei es jedoch an „beschlussmässige Festlegungen des Weltkonvents“ gebunden. Da die „Aufstellung einer eigenen Verfassung die Abänderung bezw. Erweiterung von früheren Konventsbeschlüssen nötig“ mache, könne auch „nur der Weltkonvent eine rechtsgiltige [sic!] Verfassung geben“. Zur Vorbereitung einer entsprechenden Beschlussfassung durch den nächsten Weltkonvent sollte der von Lilje vorgelegte Entwurf zunächst „in den einzelnen Gruppen des Weltkonvents“ durchgearbeitet werden. Die Mitglieder des Verfassungsausschusses sollten sich dann über die dabei erzielten Ergebnisse verständigen und dem Exekutivkomitee zu seiner nächsten Tagung „einen einheitlichen Entwurf“ vorlegen, der nach erneuter Beratung durch das Komitee schließlich an den Weltkonvent weitergeleitet werden sollte. Außerdem wurde das Sekretariat beauftragt, Entwürfe für eine Geschäftsordnung „sowohl für das Komitee wie für den Konvent“ auszuarbeiten, die „in der gleichen Weise wie der Verfassungsentwurf behandelt werden“ sollten (Stellungnahme vom 26. August 1937: LKA Hannover, L 3 I Nr. 42; Abdruck nach anderer Vorlage: K. Schmidt-Clausen, Weltkonvent, S. 203).– Mit seinem Entwurf hatte Lilje den Prozess der Verfassungsbildung für den Lutherischen Weltkonvent ausgelöst, der seinen Abschluss 1947 in der Gründungsverfassung des Lutherischen Weltbunds fand (vgl. dazu H. Oelke, Lilje, S. 337–344; K. Schmidt-Clausen, Weltkonvent, S. 202–214). 99 Gemeint ist die erweiterte Vollversammlung des Internationalen Missionsrats (Weltmissionskonferenz), die vom 12.–30. Dezember 1938 in Tambaram bei Madras stattfand. Die Entscheidung für Tambaram als Tagungsort fiel erst Ende 1937, weil die vorher in Aussicht genommenen Orte auf Grund weltpolitischer Spannungen und insbesondere dem Ausbruch des japanisch-chinesischen Krieges fallengelassen werden mussten. Noch im Sommer 1938 war unklar, ob die Versammlung überhaupt stattfinden konnte. Japaner und Chinesen, aber auch Deutsche wünschten eine Vertagung. Erst am 29. September 1938, einen Tag vor Unterzeichnung des Münchener Abkommens, fiel die endgültige Entscheidung, dass die Versammlung stattfinden sollte (zu Vorgeschichte, Verlauf und Ergebnissen der Versammlung vgl. W. Günther, Edinburgh, S. 43–66; vgl. auch den deutschen Berichtband: M. Schlunk, Wunder).
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Sollen die Mission [zweite Worthälfte unleserlich] in der lutherischen Kirche stärker zusammengefaßt werden? Ukraine100. VI. Sitzung, August 26, nachmittags [Sprecher fehlt bei Meiser] Neuanschlüsse. Die holländische Situation ist schwierig, weil zwei lutherische Kirchen nebeneinander bestehen101, von denen die kleine ein offizielles Verhältnis zum Weltkonvent hat102, während die große103 kein engeres Verhältnis hat. Es wäre erwünscht, wenn auch die große den Anschluß vollzieht, und beide Kirchen sich miteinander wieder vereinigten. In der Zeit des Rationalismus erfolgte die Trennung, weil die große Kirche dem Bekenntnis entfremdet war104. Die wiederhergestellte lutherische Kirche wollte die rechte sein
100 Unter der ukrainischen Bevölkerung im polnischen Galizien und Wolhynien hatte sich seit 1925 rasch eine evangelische Bewegung ausgebreitet. Neben reformierten Gemeinden, die sich der unierten Kirche Augsburgischen und Helvetischen Bekenntnisses unter Theodor Zöckler angeschlossen hatten, waren auch lutherische Gemeinden und Predigtstationen entstanden (vgl. T. Zöckler, Bewegung; zu den lutherischen Gruppen vgl. bes. S. 157– 162, S. 178–183). Finanzielle Unterstützung hatte die evangelische Bewegung zunächst von ukrainischen Emigranten in Amerika erhalten; auf Initiative Moreheads und Jørgensens hatte sich dann aber auch der Lutherische Weltkonvent zur Hilfsleistung entschlossen (vgl. ebd., S. 159f.; K. Schmidt-Clausen, Weltkonvent, S. 105, S. 157; Verantwortung 2, S. 49). In seinem an das Exekutivkomitee gerichteten „Bericht über den lutherischen Zweig der evangelischen Glaubensbewegung unter den Ukrainern Ostpolens“ von Anfang Juli 1937 hatte der Schriftführer des Ukraine-Ausschusses des Lutherischen Weltkonvents, Gottfried Werner, u. a. auf die gegenwärtige Krise des lutherischen Zweigs der Bewegung hingewiesen. Die Ursachen für diese Krise seien in der uneinheitlichen Ausbildung der Pfarrer, dem Fehlen einer Führungspersönlichkeit, den katholischen Gegenaktionen, der mangelnden evangelischen Tradition und der politischen Haltung der ukrainischen Bevölkerung zu sehen. Eine im Herbst 1936 durchgeführte Neuordnung, bei der u. a. ein ukrainischer lutherischer Kirchenrat mit Sitz in Stanislau gegründet worden war, habe sich jedoch bewährt und im ersten Halbjahr 1937 zu einer zufriedenstellenden äußeren Entwicklung geführt, zumal auch die finanzielle Unterstützung durch den Weltkonvent ausreichend ausgefallen sei (LKA Hannover, L 3 I Nr. 16; vgl. auch die Satzungen des Kirchenrats und die Satzungen des ukrainisch-evangelisch-lutherischen Missionsrats vom 5. Oktober 1936: Ebd.). 101 Gemeint sind die 1819 gegründete ‚Evangelisch-lutherische Kirche‘ und die ‚Wiederhergestellte evangelisch-lutherische Kirche‘ von 1835 (zu Entstehung, Geschichte, Bekenntnisgrundlage und Organisation dieser Kirchen vgl. Die Lutherischen Kirchen, S. 145– 155). 102 Die ‚Wiederhergestellte evangelisch-lutherische Kirche‘ Hollands hatte am 5. Mai 1937 bei Marahrens den Anschluss an den Lutherischen Weltkonvent beantragt (vgl. die nicht datierten, vermutlich Ende Mai 1937 herausgegebenen „Mitteilungen des Lutherischen Weltkonvents“, S. 8: LKA Nürnberg, Meiser 177). 103 D. h. die ‚Evangelisch-lutherische Kirche‘. 104 Diese Trennung hatte sich 1791 in Amsterdam vollzogen (vgl. Die Lutherischen Kirchen, S. 152).
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und ist es wohl auch. Heute bestehen die Unterschiede nicht mehr. Das war auch das Urteil von Professor Pont. Für den Lutherischen Weltkonvent bestehen keine Bedenken gegen den Anschluß der großen lutherischen holländischen Kirche, wenn es von ihr gewünscht wird. Jørgensen gibt zu bedenken, daß in dieser großen Kirche jedem Pfarrer der Bezug auf die Bekenntnisschriften ganz frei steht105. Die große Kirche hat 45 Gemeinden mit 60 Pfarrern, 79.000 Seelen, [die kleine Kirche] 7 Gemeinden mit 8 Pfarrern, 11–13.000 Seelen. Verhandlungen sollen aufgenommen werden. Knubel berichtet über Verhältnis [sic!] der deutsch-reformierten Kirche in Amerika106. Sie gebe sich als Kind der preußischen Union107, nun käme eine Verschmelzung. Es wird von einer Generalsynode der evangelischen und reformierten Kirche gesprochen108. In dieser Synode waren immer einige lutherische Gemeinden. Sie fühlen sich ganz fremd in dieser Verschmelzung. Vor einigen Monaten kam Professor Trost – New York und sagte, daß sich die neue Synode formell an den Reformierten Bund109 anschließen wolle. Die Lutheraner wollten von der Synode haben, daß sie sich auch mit dem Lutherischen Weltkonvent verbindet. Die lutherische Gemeinde beträgt ein Viertel der ganzen Sy105 In der ‚Evangelisch-lutherischen Kirche‘ mussten sich die Pfarrer lediglich dazu verpflichten, „die Interessen des Christentums im Allgemeinen und der Evangelisch-lutherischen Kirche in den Niederlanden insbesondere durch Lehre und Vorbild zu beherzigen“ (Die Lutherischen Kirchen, S. 146). 106 Gemeint ist die aus früheren Zusammenschlüssen deutscher reformierter Einwanderergemeinden hervorgegangene, 1863 gegründete und am Heidelberger Katechismus orientierte ‚General Synod of the German Reformed Church in the United States‘. Die Bezeichnung ‚german‘ war allerdings schon 1869 aus dem Kirchennamen gestrichen worden (zu Entstehung, Geschichte und Bekenntnisstand der ‚Reformed Church in the United States‘ vgl. H. P. Keiling, Entstehung, S. 35–38, S. 45ff., S. 227ff.). 107 Nicht die ‚Reformed Church in the United States‘, sondern die von deutschen Einwanderern im 19. Jahrhundert gegründete ‚Deutsche Evangelische Synode von Nordamerika‘ (seit 1927: ‚Evangelical Synod of North America‘) verstand sich als Tochterkirche der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union. Die ‚Evangelical Synod‘ umfasste lutherische, reformierte und unierte Gemeinden (vgl. H. P. Keiling, Entstehung, S. 38–42, S. 47ff., S. 230ff.). 108 Tatsächlich hatten sich die ‚Reformed Church in the United States‘ und die ‚Evangelical Synod of North America‘ bereits 1934 zur ‚Evangelical and Reformed Church‘ zusammengeschlossen. Die presbyterial-kongregationalistisch organisierte ‚Evangelical and Reformed Church‘ besaß zwar unierten Charakter mit reformiertem Schwerpunkt, ihren Mitgliedern und Gemeinden war es jedoch freigestellt, welchen Bekenntnisschriften sie sich verpflichtet wissen wollten (vgl. H. P. Keiling, Entstehung, S. 33f., S. 42–45, S. 49– 53, S. 232f.; vgl. auch W. W. Sweet, Weg, S. 409). 109 Gemeint ist der am 21. Juli 1875 in London von presbyterianischen und reformierten Kirchen gegründete Reformierte W e l t b und (‚The Alliance of the Reformed Churches throughout the World holding the Presbytarian System‘) (vgl. dazu M. Opocˇenský, Weltbund; S. v. d. Linde, Weltbund; G. Plasger, Weltbund).
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node. Es handelt sich um 50.000 Seelen. Knubel wird beauftragt, in Verhandlungen mit der lutherischen Gemeinde einzutreten. Verhältnisse der lutherischen Generalsynode: China110 Sommerlath: Theologischer Austausch. Zurücktreten der Wahrheitsfrage. Bewegungen zur Erneuerung der Frömmigkeit (Oxford Bewegung111, Berneuchener Bewegung112). Das kann theologisch mehr zu einem Austausch und einem Zusammenschluß führen. Literarischer Austausch: Zeitschrift für Systematische Theologie113, Allgemeine Evangelisch Lutherische Kirchenzeitung114, Theologisches Literaturblatt115.
110 Bezug so unklar; aus dem Bericht Liljes „über die Arbeit des Lutherischen Weltkonvents für die Sitzung des Executivkomitees vom 21.–25. Mai 1938 in Uppsala/Schweden “ geht jedoch hervor, dass die Evangelisch-Lutherische Kirche in China vom 13.–18. Juni 1937 ihre 6. General v e r s a m m l u n g gehalten hatte und dabei „eine erfreuliche Lebendigkeit ihrer kirchlichen Gesamtarbeit“ hatte vorweisen können (NEKA Kiel, Bestand 98.40 Nr. 315). 111 Die von Frank Buchman ins Leben gerufene Oxford-Gruppenbewegung propagierte die Erneuerung des Christentums im einzelnen Menschen. Für ihre Anhänger waren persönliche Seelsorge, das Hören auf das Wort Gottes (‚Stille Zeit‘) und das Leben nach den vier ‚Absoluten‘ (Ehrlichkeit, Reinheit, Selbstlosigkeit, Liebe) maßgebend. Die Bewegung hatte sich von Oxford aus seit 1921 weltweit ausgebreitet. In Skandinavien hatte sie Mitte der 1930er Jahre große Erfolge verzeichnen können. 1938 ging aus der Oxford-Gruppenbewegung dann die ‚Moralische Aufrüstung‘ hervor (vgl. I. Reimer, Aufrüstung; J. H. Schjørring, Aufrüstung, bes. S. 65–81; vgl. auch den Bericht Fuglsang-Damgaards auf der Sitzung von Vertretern des Lutherischen Einigungswerks am 10. Dezember 1935: Verantwortung 2, S. 128–131; zu Buchman vgl. BBKL 1, 1975, Sp. 790ff.). 112 Die ‚Berneuchener Bewegung‘ war in den 1920er Jahren aus der Jugendbewegung und verschiedenen sozialen Strömungen hervorgegangen. Sie sollte einer „Kirchen-, Gemeinde-, Gottesdienst- und Lebensreform im deutschen Protestantismus“ dienen. Ihr Name ging zurück auf das ehemalige Rittergut Berneuchen, in dem von 1923 bis 1927 jährliche Tagungen eines theologischen Arbeitskreises stattgefunden hatten, der sich selbst als ‚Berneuchener Konferenz‘ bezeichnet hatte und u. a. von Wilhelm Stählin und Karl Bernhard Ritter getragen worden war. Die Ergebnisse dieser Tagungen waren 1926 im „Berneuchener Buch“ zusammengefasst und veröffentlicht worden. 1931 hatten sich dann 22 Theologen und Nichttheologen der ‚Berneuchener Konferenz‘ in Marburg zur ‚Evangelischen Michaelsbruderschaft‘ zusammengeschlossen. Zur Vermittlung der Reformansätze in den Gemeinden waren zugleich Gruppen gebildet worden, die unter dem Namen ‚Berneuchener Dienst‘ auch heute noch aktiv sind (vgl. P. C. Bloth, Berneuchen, Zitat: Sp. 1326; H. Urner, Berneuchen; H. Henche, Michaelsbruderschaft). 113 Die u. a. von Carl Stange herausgegebene „Zeitschrift für Systematische Theologie“ war erstmals im Mai 1923 erschienen. Die Mehrzahl ihrer Autoren wurde der ‚Lutherrenaissance‘ zugerechnet; auch eine Reihe namhafter skandinavischer Theologen publizierte regelmäßig in dieser Zeitschrift (vgl. dazu H. Assel, Aufbruch, S. 22–31). 114 Das Organ der Allgemeinen Evangelisch-Lutherischen Konferenz, die „Allgemeine Evangelisch-Lutherische Kirchenzeitung“, war 1868 von dem neulutherischen Theologen Christoph Ernst Luthardt gegründet worden (vgl. K. Achtelstetter/G. Meier-Reutti/ M. Pöhlmann, Publizistik, S. 708). 1941 wurde sie verboten (vgl. M. Schibilsky/ R. Rosenstock, Zeitschriften, S. 618). 115 Das streng lutherische „Theologische Literaturblatt“ war 1880 ebenfalls von Luthardt als
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Austausch: Luther-Akademie116. Die Wahrheitsfrage ist das eigentlich Kirchenbauende. Jørgensen: In diesem Augenblick studiert kein schwedischer und kein dänischer Theologe in Deutschland. Hier liegt eine große Gefahr. 400 Jahre hindurch haben wir vom Norden unsere besten Theologen nach Deutschland geschickt. Die Luft ist in Deutschland anders geworden. Sichtlich sind weder Professoren noch Studenten gesinnt, noch nach Deutschland zu fahren. Das einzige was bleibt, ist Stanges Akademie in Sondershausen117. Jørgensen spricht für eine internationale theologische lutherische Fakultät118. Die Zeiten kommen, wo es nötig ist, daß die lutherischen Kirchen an einer Stelle etwas schaffen, wohin man zuverlässig seine Theologen schicken kann. Durch das Umgehen Deutschlands wird auch unsere Theologie allmählich geändert, das konfessionelle Gespräch fehlt den jungen Theologen, wenn sie bloß nach der Schweiz, Straßburg, England gehen. Studentenaustausch! Lilje beantragt Einsetzung eines ständigen Ausschusses zur Förderung dieser Fragen119. Ihmels berichtet über die Verhältnisse der Ostkirchen120. VII. Sitzung, August 27, vormittags Protokollverlesung121.
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eigenständige Rezensionszeitschrift gegründet worden. 1943 ging es in der vormaligen Konkurrenzzeitschrift „Theologische Literaturzeitung“ auf (vgl. M. Schibilsky/ R. Rosenstock, Zeitschriften, S. 618). Gemeint ist die Lutherakademie Sondershausen, die 1932 als eine „Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft und des geistigen Lebens im Rahmen lutherischer Ökumenizität“ gegründet worden war. Ihr wissenschaftlicher Leiter war Carl Stange, der bereits das 1909 von der Allgemeinen Evangelisch-Lutherischen Konferenz errichtete Apologetische Seminar in Wernigerode – später Helmstedt – geleitet hatte. Seit 1933 stand die Lutherakademie unter dem Vorsitz des schwedischen Erzbischofs Eidem. Sie führte regelmäßige Lehrkurse, Tagungen und Freizeiten durch (vgl. dazu G. Besier, Kirchen 3, S. 476ff., Zitat aus der Satzung von 1932, zit. ebd., S. 476; vgl. dazu auch AELKZ 65, 1932, Sp. 845–853; D. Ott/M. Seils, Luther-Akademie; E. Murtorinne, Norden). Vgl. dazu oben Anm. 116. Jørgensen hatte bereits auf dem Lutherischen Weltkonvent 1929 in Kopenhagen die Errichtung einer internationalen Luther-Fakultät gefordert (vgl. H. Assel, Aufbruch, S. 29f.). Zur Zeit des Lutherischen Weltkonvents kam es dann jedoch weder zur Gründung einer Internationalen Theologischen Fakultät noch zur Bildung eines ständigen Theologischen Ausschusses. Vergleichbare Einrichtungen wurden erst erheblich später vom Lutherischen Weltbund ins Leben gerufen (vgl. K. Schmidt-Clausen, Weltkonvent, S. 149ff.). Einzelheiten des Berichtes Ihmels’ gehen auch aus G 2 nicht hervor. Die offizielle Niederschrift über die Verhandlungen des Exekutivkomitees in Amsterdam (= G 2) setzt sich entsprechend der Anzahl der Sitzungen aus neun einzelnen Protokollen zusammen. Diese Protokolle wurden dann während der IX. Sitzung am 28. August 1937 von Marahrens und Lilje unterzeichnet (vgl. G 2, S. 11).
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Nächster Weltkonvent 1940122. Nächstjährige Sitzung des Exekutivkomitees im Mai 1938, 2. Hälfte, Budapest mit Besuch in Rumänien und Jugoslawien123. Weltkonvent: Amerika acht bis zehn Tage124. Bildung von Vorbereitungsausschüssen125. VIII. Sitzung, August 27, nachmittags Besprechung des Berichts Lilje126. Die skandinavischen Vertreter bemängeln die Erfahrungen [Ausführungen] Liljes über die nordischen und südöstlichen Kirchen. Anglikaner. Schweden127. Ausführungen über 122 Auf dem dritten Lutherischen Weltkonvent vom 13.–20. Oktober 1935 in Paris war beschlossen worden, den vierten Weltkonvent für 1940 in Aussicht zu nehmen (vgl. S. Grundmann, Weltbund, S. 354; K. Schmidt-Clausen, Weltkonvent, S. 218). Hier wurde zunächst beschlossen, dass die Vorbereitungen für den nächsten Weltkonvent nunmehr aufgenommen werden sollten (vgl. G 2, S. 9). Die Diskussion über Ort, genauen Zeitpunkt und Programm erfolgte dann an Hand einer Vorlage Liljes, nach der u. a. Hauptvorträge über die „Bekenntnisse der lutherischen Reformation als Grundlage der Kirche“, „Kirche, Amt und Sakrament nach lutherischer Lehre“, „Kirche in der Welt (Kirche und Staat, Kirche und Kultur)“, „Lutherische Theologie der Gegenwart“ und das „gottesdienstliche Leben der Kirche in der Gegenwart“ gehalten werden sollten („Aufriss des Weltkonvents 1940“: LKA Hannover, L 3 I Nr. 42).– Zur Vorbereitung des Weltkonvents vgl. auch unten Anm. 124f. 123 Dieser Zeitpunkt für die nächste Sitzung des Exekutivkomitees wurde mit Rücksicht auf die vom Vierzehner-Ausschuss für den 9.–13. Mai 1938 in Aussicht genommene Konferenz in Utrecht (vgl. dazu oben Anm. 76) gewählt. Die Entscheidung über den Tagungsort wurde Marahrens überlassen (vgl. G 2, S. 8). Die Sitzung fand dann vom 21.–25. Mai 1938 in Uppsala statt (vgl. dazu die „Niederschrift über die Verhandlungen des Vollzugsausschusses des Lutherischen Weltkonvents, 21. bis 25. Mai 1938 im Sammariterhemmet, Uppsala, Schweden“: LKA Nürnberg, Meiser 183). 124 Nachdem die Versammlungen des Lutherischen Weltkonvents bisher stets in Europa stattgefunden hatten, bedeutete diese Ortswahl ein Novum. Auf Grund der weltpolitischen Spannungen war damit aber auch ein erhebliches Risiko verbunden (vgl. K. SchmidtClausen, Weltkonvent, S. 218f.). Nach G 2, S. 9, wurde der Termin hier zunächst auf die Zeit vom 31. Oktober bis zum 10. November 1940 festgelegt. Auf der Sitzung des Exekutivkomitees im Mai 1938 wurde dann beschlossen, der Weltkonvent solle vom 24. Mai bis 2. Juni 1940 in Philadelphia stattfinden (vgl. die oben Anm. 123 erwähnte Niederschrift). 125 Auf Anregung Liljes wurde hier beschlossen, „die Hauptvorträge neu zu gestalten, etwa im Sinne von abschliessenden Berichten von Kommissionen, die die Hauptthemen erarbeiten; ausserdem wird eine Auflockerung in der Darbietung von Berichten gewünscht [.|.|.]. Zur Vorbereitung sollen Kommissionen gebildet werden, die sich mit der Programmgestaltung, mit den wissenschaftlichen Themen, mit den Berichten und mit der liturgischen Seite des Konvents beschäftigen sollen“ (G 2, S. 9). Damit hatte Lilje ein Vorbereitungskonzept durchgesetzt, das in seinen Grundzügen auch noch für die Vollversammlungen des Lutherischen Weltbunds nach 1947 Bestand hatte (vgl. H. Oelke, Lilje, S. 344; K. Schmidt-Clausen, Weltkonvent, S. 219). Zur weiteren Vorbereitung des vierten Lutherischen Weltkonvents, der wegen des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs nicht stattfinden konnte, vgl. ebd., S. 219–223. 126 Gemeint ist der oben Anm. 10 erwähnte Bericht. 127 Lilje hatte in seinem Bericht ausgeführt, für die lutherischen Volkskirchen in den nordischen Ländern fehle „der Anlaß, das lutherische Bekenntnis im Sinne eines konfessio-
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die Zentralstelle für europäische Hilfsarbeit128 [zwei Wörter gestrichen]. Etat, Rechenschaftsbericht D. Long129: Ukraine
12.000,– $
Deutsche Mission
15.000,– $
Rußland
6.000,– $
Minderheitskirchen (16 Kirchen)
8.000,– $
Nichtarische Christen
4.000,– $
Summe Hilfsarbeit
9.000,– fu¨r Gossner, 3.000,– fu¨r Breklum, 3.000,– fu¨r Berlin
45.000,– $
Verwaltung Laufende Kosten
5.000,– $
Einmalige Kosten
1.000,– $
Gesamt
51.000,– $
nellen Bewußtseins zu betonen“. Darauf sei es auch zurückzuführen, dass in diesen Ländern „vielfach die Neigung zur ökumenischen Arbeit stärker auf die großen ökumenischen Gesamtbewegungen gegangen ist und das Verständnis für die Notwendigkeit eines ökumenischen Zusammenschlusses des Luthertums zurückgetreten ist“. Diese Entwicklung sei noch verstärkt worden durch „eine Neigung zu engerer kirchlicher Gemeinschaft mit der anglikanischen Kirche“ und eine „größere Aufgeschlossenheit für die OxfordGruppenbewegung und ihre erwecklichen Einflüsse.“ Demgegenüber wiesen Jørgensen, Bonsdorff und Pehrsson hier auf die „unbedingte Haltung des Lutherischen Bekenntnisses“ in den nordischen Kirchen hin und verlangten eine Korrektur des Berichts (G 2, S. 10; vgl. dazu die überarbeitete Fassung des Berichts im LKA Hannover, L 3 I Nr. 13). 128 Nach G 2, S. 10, führten Knubel, Jørgensen und Meiser hier eine kurze Diskussion über die oben Anm. 40 erwähnte ‚Europäische Zentralstelle für kirchliche Hilfsaktionen‘; Einzelheiten der Diskussion nicht ermittelt. 129 Long legte hier den Entwurf für einen Haushaltsplan vor, der in der Mitschrift Meisers im Folgenden nur fragmentarisch wiedergegeben wird (vgl. dazu die Aufstellung in G 2, S. 10); der Entwurf wurde vom Exekutivkomitee dann auf seiner IX. Sitzung am folgenden Tag genehmigt (vgl. G 2, S. 11).
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Verteilung Zentrale Gruppe
14.000,– $
Nordische Gruppe
17.000,– $
Westliche Gruppe
20.000,– $
Gesamt
51.000,– $
6.000,– fu¨r Verwaltung 4.000,– Ukraine [drei Wo¨rter unleserlich] 2.000,– fu¨r Rußland 2.000,– fu¨r kleine Kirchen
31 Sitzung des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (Lutherrat) 1937 September 16/17 I. Meiser, Wachstuchheft 7, S. 205–214 (als lose Beilage). II. Breit – Ficker – Fleisch – Hahn – Meiser. Bauer – Beste – Duensing (16. September für Marahrens) – Flor – Gauger – Geiger – Henke – Johnsen (16. September, ab 17.45 Uhr) – Kühl (16. September, ab 17.45 Uhr) – Kühlewein – Künneth (zu Punkt 9) – Lilje (17. September) – Marahrens (17. September) – Mayer-List (für Wurm) – Nagel – Pressel – von Schwartz (für Lachmund) – Stoll – Tramsen. III. Berlin W 35, Sekretariat des Lutherrats, Großadmiral-Prinz-Heinrich-Str. 14; am 16. September von 16.00 Uhr bis 20.30 Uhr; am 17. September von 10.00 Uhr bis 13.45 Uhr. G: 1. Meiser, ATB; 2. Protokoll des Sekretariats des Lutherrats, gez. Breit (LKA Hannover, D 15 III Nr. 13).
Lagebericht Breit: Wiederholt die Grundgedanken, die bei der Bildung des Lutherrates maßgebend waren1. Widerspruch zwischen der weltöffentlichen Geltung des Lutherrates und seiner tatsächlichen Kraft. Bekennende Kirche: Altpreußen [Evangelische Kirche der altpreußischen Union] unter schwerem Druck. Wilde Verhaftungen lassen nicht nach2. Gestern zwölf neue Verhaftungen, vorgestern acht neue Verhaftungen, Pfarrer aus Jugendwerk und aus der Provinz Sachsen. Die angesetzten Verhandlungen bleiben ausgesetzt3. Seit Freisprechung von
1 Zur Gründung und zu den Zielen des Lutherrats vgl. oben Dok. 9, Anm. 1. 2 Mitte September 1937 befanden sich 111 Mitglieder der altpreußischen Bekennenden Kirche in Haft; die Zahl der Verhaftungen stieg in den folgenden Monaten auch weiterhin an (vgl. W. Niemöller, Kampf, S. 412). 3 So war u. a. die Hauptverhandlung gegen Niemöller ausgesetzt worden, die ursprünglich am 10., 12. und 16. August 1937 hatte stattfinden sollen (vgl. W. Niemöller, Macht, S. 40f.; J. Schmidt, Niemöller, S. 437; zur Verhaftung und zum Prozess gegen Niemöller vgl. oben Dok. 24, Anm. 3); offenbar befürchteten die nationalsozialistischen Machthaber nach dem Freispruch für Dibelius (vgl. dazu unten Anm. 4) weitere Niederlagen vor Gericht (vgl. R. Stupperich, Dibelius, S. 292; O. Dibelius, Christ, S. 196; J. Schmidt, Niemöller, S. 437). Nach einem anonymen Aktenvermerk vom 13. August 1937, der dem Lutherrat zugespielt worden war, war die sofortige Einstellung sämtlicher Verfahren gegen Geistliche fernmündlich von Reichsjustizminister Gürtner angeordnet worden. Die Aussetzung der Verfahren stehe im Zusammenhang mit dem Parteitag, für den die Parole „Parteitag des Friedens“ ausgegeben worden sei und auf dem Hitler „zur Festigung der Volksgemeinschaft“ ein „neues innerpolitisches [sic!] Programm entwickeln“ wolle (Aktenvermerk mit Eingangsstempel des Lutherrats vom 17. August 1937 und Paraphen Breits, Stolls, Gaugers und Geigers: LKA Hannover, D 15 I Nr. 123; zum Parteitag, der
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Dibelius4 kein neuer Prozeß angesetzt. Die Wirkung der Verhaftungen auf die Leitungsorgane der Bekennenden Kirche ist begreiflicherweise psychologisch außerordentlich stark. Zu den Verhaftungen kommen die häufigen Zitierungen hinzu, immer neue Haussuchungen, neue Verhöre bei der Gestapo. Besonders schwierig Lage derer, welche in Schutzhaft sind. Hier ist Hilfe schlechterdings ausgeschlossen. Verweigerung sogar des Beistandes des Anwaltes. Es scheint klar, daß der Entschluß des Staates feststeht, zunächst einmal die Bekennende Kirche, die nicht durch ein legales Kirchenregiment geschützt ist, zu vernichten. Sie wird in ihren einzelnen Vertretern auf alle mögliche Weise zermürbt. Hier zeigt sich auch, daß die hier gewählte Methode allemal zu einem für den Staat positiven Ergebnis führt. Wenn die Dinge so weitergehen, wird die Widerstandskraft immer mehr erlahmen. Die Frage der Leitung der Bekennenden Kirche durch die aufgestellten Organe ist weithin ins Abwesen geraten. Die Verbindungen sind gestört; die Vorläufige Kirchenleitung ist nur vorübergehend funktionsfähig. Reichskirchenministerium. Wir sehen die Absicht in einer deutlichen Differenzierung von den Absichten Rosenbergs. Während Rosenberg darauf ausgeht, anstelle der Kirche die von ihm entwickelte Staatsreligion samt der schon sich abzeichnenden fremden Liturgie zu setzen5,
dann allerdings unter dem Motto „Parteitag der Arbeit“ stattgefunden hatte, vgl. unten Anm. 8). Tatsächlich jedoch hatte Gürtner die Generalstaatsanwälte angewiesen, „weitere Verfahren gegen die Kirche so vorzubereiten, daß künftig auf jeden Fall eine Verurteilung erfolgen müsse“ (F. Zipfel, Kirchenkampf, S. 99). 4 Anlass für den Prozess gegen Dibelius war sein offener Brief an Kerrl von Ende Februar 1937, den Dibelius als Reaktion auf die Rede des Reichskirchenministers vor den Vorsitzenden der Landes- und Provinzialkirchenausschüsse vom 13. Februar 1937 verfasst hatte (Abdruck des Schreibens: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 1358–1362; KJ 1933–1944, S. 158–161; zur Rede Kerrls vgl. oben Dok. 1, Anm. 3 und 5). Dibelius hatte das Schreiben außer an Kerrl zunächst nur an Hitler, Göring, von Neurath, Schwerin von Krosigk und Gürtner gesandt; als das Schreiben unbeantwortet blieb, hatte er es in einer Auflage von ca. 500.000 Stück an die Öffentlichkeit übergeben. Daraufhin war er wegen Verhöhnung des Reichskirchenministers angeklagt und schließlich am 2. August 1937 in Schutzhaft genommen worden. Der Prozess hatte dann am 6. August 1937 in Anwesenheit von Vertretern der in- und ausländischen Presse, der Ministerien und der Parteiorganisationen vor dem Kriminalgericht in Moabit stattgefunden. Dabei hatte der Staatsanwalt Dibelius niedere Gesinnung, Heimtücke und Landesverrat vorgeworfen und sechs Monate Haft gefordert; Dibelius war jedoch in vollem Umfang freigesprochen worden. Kerrl, der mit diesem Urteil als Reichsminister eine Niederlage vor einem öffentlichen Gericht erlitten hatte, war anschließend auch mit seinem Versuch gescheitert, Dibelius in ein Konzentrationslager verbringen zu lassen (vgl. R. Stupperich, Dibelius, S. 278–287; O. Dibelius, Christ, S. 193–196; K. Scharf, Dibelius, S. 40ff.). 5 Um für die nordisch-germanische Weltanschauung als neue Religion, wie er sie in seinem ‚Mythus des 20. Jahrhunderts‘ entwickelt hatte, rituelle Formen zu finden, bediente sich Rosenberg u. a. der Volkskunde und der ‚Feiergestaltung‘ (zu Rosenbergs Weltanschau-
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will offenbar das Kirchenministerium eine staatlich geleitete Kirche einrichten6. Jedenfalls sind die Referenten des Kirchenministeriums der Meinung, es gebe für die Kirche überhaupt keine andere Wahl: Entweder Vernichtung oder Aussöhnung mit dem Muhs’schen Kirchenideal. Das würde personell bedeuten, daß einwandfreie Mittler und Vollzieher des politischen Willens in die verschiedenen Kirchenregierungen einzustellen seien. Erst dann könnte der Zeitpunkt proklamiert werden, zu dem die Kirche ihre Angelegenheiten wieder selbst in die Hand nehmen darf. Augenblicklich sitzt in der Leipziger Straße ein Vertreter des Thüringer Regiments und arbeitet dort allerlei Pläne aus7. Ein weiterer Punkt ist der Reichsparteitag8. Wir haben keinen Grund, die verschiedene Beurteilung dessen, was auf dem Parteitag in den Reden zum Ausdruck kam, allzu ernstzunehmen. Was im Hintergrund stand als leitende Idee, ist gleichgültig. Ich habe den Eindruck, daß hier
ung und den Auseinandersetzungen mit den Kirchen vgl. R. Baumgärtner, Weltanschauungskampf; H. Iber, Glaube; C.-E. Bärsch, Religion, S. 188–267); dazu hatte das ‚Amt Rosenberg‘ seit Mitte der 1930er Jahre den Bereich der ‚Feiergestaltung‘ systematisch ausgebaut (vgl. E. Gajek, Feiergestaltung; zum ‚Amt Rosenberg‘ vgl. R. Bollmus, Amt). Zur Ausgestaltung der nationalsozialistischen Feiern mit liturgieähnlichen Elementen vgl. K. Vondung, Magie, S. 113–121; J. S. Conway, Kirchenpolitik, S. 167ff.; vgl. dazu auch die vom Zentralverlag der NSDAP in München seit 1935 herausgegebenen „Vorschläge der Reichspropagandaleitung zur nationalsozialistischen Feiergestaltung“, die ab 1937 unter dem Titel „Die neue Gemeinschaft. Das Parteiarchiv für nationalsozialistische Feier- und Freizeitgestaltung“ erschienen. 6 Unter der Federfürung von Muhs hatten im Reichskirchenministerium zwischen dem 12. und 31. August 1937 mehrere geheime Besprechungen stattgefunden, bei denen Gesetzentwürfe zur Trennung von Staat und Kirche ausgearbeitet worden waren. In diesen Entwürfen waren u. a. der Wegfall der Staatsleistungen an die Kirchen, die Unterstellung des gesamten Kirchenvermögens unter Staatsaufsicht sowie die Abschaffung der Kirchensteuer zu Gunsten von freiwilligen Beiträgen vorgesehen. Faktisch liefen diese Entwürfe jedoch nicht auf eine Trennung von Staat und Kirche, sondern auf eine Verstaatlichung der Kirche hinaus, weshalb sie sowohl vom SD als auch von Hitler selbst abgelehnt wurden (vgl. H. Kreutzer, Reichskirchenministerium, S. 303–307).– Vgl. dazu auch unten Dok. 36, Anm. 97. 7 Gemeint ist der Thüringer Kirchenrat und Deutsche Christ Volkmar Franz, den Muhs zum 30. August 1937 ins Reichskirchenministerium berufen hatte. Franz, der auch während seiner Tätigkeit im Reichskirchenministerium Mitglied des deutschchristlichen Thüringer Kirchenregiments blieb, war an den Besprechungen über die Gesetzentwürfe zur Trennung von Kirche und Staat beteiligt und führte diesbezügliche Verhandlungen mit den Thüringer DC-Führern Leffler und Leutheuser (vgl. H. Kreutzer, Reichskirchenministerium, S. 142f., S. 305). 8 Der 9. Reichsparteitag der NSDAP, der sog. ‚Parteitag der Arbeit‘, hatte vom 6. bis 13. September 1937 in Nürnberg stattgefunden. Zum Verlauf und den auf dem Parteitag gehaltenen Reden vgl. Parteitag 1937; zur kirchenfeindlichen Propaganda auf dem Parteitag vgl. auch H.-A. Raem, Auseinandersetzungen.
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die ewigen Optimisten ihre Flucht vor der Entscheidung mit einer Interpretation der dortigen Entscheidungen zu rechtfertigen versuchen, die den konservativen Mächten im Staate ein Übergewicht zuspricht. Die anderen, die nüchternen Sinnes sind, halten sich an das, was laut geworden ist, und halten sich an die Praxis, die in den Gliederungen der Partei und den verschiedenen Landesregierungen offenkundig ist. Wenn wir uns beides vergegenwärtigen, dann bedarf es keines Ratens mehr darüber, was an maßgebenden Absichten in dem Verhältnis des Staates der Kirche gegenüber praktiziert werden soll. Reden. Das deutlichste Wort ist der Satz gewesen, daß das deutsche Volk nicht erbsündig, sondern erbadelig ist9. Alles zusammengenommen ergibt eine große Symphonie des tatsächlichen Willens, der im Staat der Bekennenden Kirche gegenübersteht. Einweihung der Ahnenhalle in Güstrow10. Diese Halle soll der Tempel des neuen Geschlechtes werden, die in der Frage nach dem Woher und dem Wohin und Warum Ruhe für ihre Seele suchen. Das Gebet des Deutschen kann nur heißen: Ich will. Unser Gottesdienst ist Arbeit für Deutschland. So der Oberbürgermeister von Güstrow. Hier wollen wir uns zu dem neuen Gottesglauben Adolf Hitlers bekennen11. Artikel im Durchbruch. Bayrisches Konkordat und Staatsvertrag. Evangelischer Schandvertrag. Schandvertrag, der alsbald zu beseitigen ist. Nummer vom 9. September12. Gauinformationsdienste.
9 So hatte sich Rosenberg wörtlich in seiner Rede bei der Eröffnung der Kulturtagung im Nürnberger Opernhaus am 7. September 1937 geäußert (Parteitag 1937, S. 47). Vgl. dazu auch unten Dok. 32, Anm. 118. 10 Die gottesdienstlich nicht mehr genutzte Gertrudenkapelle in Güstrow war 1936 restauriert und am 1. September 1937 als sog. ‚Ahnenhalle‘ eingeweiht worden (vgl. AELKZ 70, 1937, Sp. 1141); derartige Ahnenhallen waren auch in Wismar und Bad Doberan eingerichtet worden (vgl. ebd., Sp. 1125).– Vgl. dazu auch unten Anm. 11. 11 Der Oberbürgermeister von Güstrow, Wilhelm Lemm, hatte in seiner Rede bei der Einweihung u. a. ausgeführt: „Die Ahnenhalle soll der Tempel unserer absoluten Lebensbejahung sein, der Tempel des deutschen Blutes. [.|.|.] Hier wollen wir zu unserem Herrgott beten. Aber unser Gebet kann nicht ein selbstentäußerndes Flehen sein, sondern nur Bekenntnis und Tat. Das Gebet des Deutschen kann nur heißen: ‚Ich will‘. Unser Gottesdienst ist Arbeit für Deutschland. Unser oberstes Gesetz heißt Kampf. [.|.|.] Dieses oberste Gesetz verlangt aber auch, daß wir das Blut unserer Ahnen weitergeben an unsere Kinder. [.|.|.] Wer seinem Volke neues Leben schenkt, erfüllt das höchste Gesetz. Wer aber seinem Volke aus vermeintlicher Zweckmäßigkeit, aus Faulheit oder Feigheit, oder in Erfüllung religiöser Dogmen das Leben von morgen verweigert, ist, und mag er noch so fromm dahergehen, ein Gotteslästerer, ist ein Schädling und stellt sich außerhalb der Volksgemeinschaft. Hier wollen wir einem Glauben dienen. Wir glauben an Deutschland, wir glauben an den Sieg des Guten, des Lebens. Wir glauben nicht, daß das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens böse sei von Jugend auf“ (AELKZ 70, 1937, Sp. 1142). 12 Gemeint ist der Artikel „Erinnerungen an ein Konkordat. Ein Schmachvertrag mit dem
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Schlüsse: 1. Der Weg zur Richtung der Staatsreligion und der Weg zu einer politischen Liturgie ist beschritten. 2. Die lutherischen Kirchen stehen für die politische Beurteilung mit der gesamten Bekennenden Kirche in einem Ring. 3. Die gesamte Bekennende Kirche steht im Verdacht der politischen Freundschaft mit liberalen Judenfreunden und Anhängern des jüdisch-demokratischen Systems. Wenn es sich hier um eine Beurteilung von rein politischer Seite handelte, wäre das Urteil immer noch erträglich. Dieses Urteil aber wird unterstützt durch die Deutschen Christen, die behaupten, daß es sich in [bei] der Bekennenden Kirche um eine politische Größe handelt13. Die Karikatur der Bekennenden Kirche steht heute zwischen der Wirklichkeit und dem Staat. Hier muß 1. Kor. 13 beachtet werden: „Die Liebe läßt sich nicht erbittern“14. Das Schwerste für uns, daß treuestens alle Bemühungen fortgesetzt werden, dieses Karikaturbild der Kirche zu zerstören und den unmittelbaren Zugang der Kirche zum Staat zu erringen. Ich glaube nicht daran, daß uns beides gelingen kann, die Zerstörung der Karikatur und die Gewährung eines unmittelbaren Zuganges. Aber nach beiden Seiten hin dürfen wir die Bemühungen nicht aussetzen. Das ist schwer, weil die Seele des Staates erfüllt ist mit solchen Karikaturen (Rosenberg als Karikaturenzeichner). Wir dürfen nicht müde werden, diese Atmosphäre zu entgiften, wenngleich wenig Hoffnung besteht, daß dieses Bemühen aussichtsreich ist. Einzelnes. Rückblick auf Kassel. Übereinkommen zu dem Ziel, daß eine gemeinsame Vorstellung beim Staat erfolgt und auch eine gemeinsame Bitte um persönliche Verhandlungen15. Beides ohne Widerhall16.
Vatikan“, der in Folge 36 der Zeitschrift „Durchbruch. Kampfblatt für deutschen Glauben, Rasse und Volkstum“, herausgegeben in Verbindung mit den Landesringen der Deutschen Glaubensbewegung, am 9. September 1937 erschienen war. Der Artikel behandelte nicht die mit den evangelischen Kirchen abgeschlossenen Staatsverträge, sondern ausschließlich das Bayerische Konkordat vom 29. März 1924 (Abdruck des Konkordats: E. R. Huber/W. Huber, Staat 4, S. 299–305). In diesem Artikel hieß es u. a., mit dem Konkordat habe sich die römische Kirche „die endgültige Herrschaft – über wenigstens einen Teil des deutschen Volkes“ gesichert. Die Konkordatsbemühungen seien auch vom Landeskirchenrat der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern rechts des Rheins unterstützt worden, der damit „den Vormarsch des Ultramontanismus“ und die „unermüdlichen Bestrebungen der schwarzen Internationale, ‚die Niederlage Luthers von 1918‘ zu vervollständigen“, gestärkt habe. Das Konkordat zeige den „Triumph Roms über die weltliche Macht in seiner ganzen Brutalität“ und enthülle „die Kulturschande des 20. Jahrhunderts“. 13 Vgl. dazu oben Dok. 15, Anm. 8. 14 1 Kor 13, 5. 15 Bei einer gemeinsamen Besprechung am 5./6. Juli 1937 in Kassel hatten sich Vertreter der Kirchenführerkonferenz, des Lutherrats und der VKL II zum sog. Kasseler Gremium zu-
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Botschaft an die Gemeinden17. Wenn ich über diese Botschaft etwas sagen darf, stehe ich vor der nicht ganz erfreulichen Tatsache, daß das Wort nicht überall verlesen worden ist, auch nicht bei denen, die sich ursprünglich mit dem Wort einverstanden erklärt haben18. Verlesen: Hannover, Bayern, Württemberg, Aurich, Lippe, Baden, Mecklenburg, Braunschweig, Lübeck, Schleswig-Holstein. Nicht verlesen: Thüringen, Schaumburg-Lippe, Hamburg, [Landeskirche] Sachsen, Kurhessen-Waldeck19. Weit über den Kreis der Bekennenden Kirche hinaus haben sich Pfarrer das Wort angeeignet. In Altpreußen wurde verlesen: In [der Provinz] Sachsen nur in der Synode, Westfalen, Rheinland, Berlin und Brandenburg teilweise, Ostpreußen ganz.
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sammengeschlossen (vgl. dazu oben Dok. 25 und 27). Dabei war eine Eingabe an die Reichsregierung beschlossen worden (vgl. oben Dok. 27, Anm. 16); außerdem waren Marahrens, Breit und Friedrich Müller ermächtigt worden, in Verhandlungen mit dem Staat einzutreten (vgl. oben Dok. 27, Anm. 26). Vgl. dazu oben Dok. 28, Anm. 2. Gemeint ist die vom Kasseler Gremium beschlossene Kanzelabkündigung, die zur Verlesung im Gottesdienst am 29. August 1937 bestimmt gewesen war (vgl. dazu oben Dok. 28, Anm. 4). Vgl. dazu und zum Folgenden den Schriftverkehr im LKA Hannover, D 15 I Nr. 75, bes. den Vermerk des Sekretariats des Lutherrats „Kanzelabkündigung vom 29. August 1937“ vom 16. September 1937, der eine detaillierte Aufstellung zur Verlesung der Botschaft sowohl in den dem Lutherrat angeschlossenen Kirchen als auch in den Kirchen außerhalb des Lutherrats enthielt. Nicht verlesen wurde die Botschaft z. B. in der Evangelischen Landeskirche Kurhessen-Waldeck, obwohl sie der Vorsitzende des Landeskirchenausschusses, Happich, mitverantwortet hatte (vgl. dazu unten Anm. 19). Der Landeskirchenausschuss für Kurhessen-Waldeck hatte am 26. August 1937 mit drei zu zwei Stimmen für die Verlesung der Kanzelabkündigung gestimmt; da die Geschäftsordnung jedoch eine einmütige Beschlussfassung vorsah, war die Verlesung trotzdem abgelehnt worden (vgl. E. Dinkler/E. Dinkler-von Schubert, Theologie, S. 250; U. Schneider, Kirche, S. 404ff.; G. Schmerbach, Stellung, S. 204f.; vgl. auch R. Slenczka, Kirche, S. 134f., wo die Kanzelabkündigung allerdings fälschlich auf Oktober 1937 datiert ist). Der Vorsitzende des kurhessisch-waldeckischen Bruderrats, von Soden, hatte Happich daraufhin vorgeworfen, dieser Beschluss sei sachlich und formal untragbar und gebe unmissverständlich zu erkennen, dass die kurhessische Kirche „nur tun und lassen wird, was das Interesse ihrer Kirche als Landeskirche ihr zu fordern und ihre relativ ruhige Lage nicht zu gefährden scheint“; eine Kirche jedoch, die den „Einspruch jenes Wortes gegen die der gesamten Kirche zur Zeit widerfahrende Verachtung, Verleumdung und Verfolgung sich nicht zu eigen macht und die sich derer, die für die Kirche gefangen sind, nicht in jeder ihr möglichen Weise annimmt, verkennt und versäumt ihren Auftrag“. Deshalb müsse die Bekennende Kirche dem Landeskirchenausschuss das bisher „unter erheblichen Verzichten“ gegebene Vertrauen absprechen und für den Landesbruderrat „die volle Freiheit zu handeln, wie er es für die bekennende Kirche geboten findet“, wieder aufnehmen (Abdruck des Schreibens vom 28. August 1937: E. Dinkler/ E. Dinkler-von Schubert, Theologie, S. 251–256).
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In Bremen hat sich der Bruderrat die Verlesung nicht zu eigen gemacht. Nur einige wenige haben verlesen20. Kritik Gustav Greiffenhagen: „Ein kirchliches Verbrechen“. In dieser Kritik überschlägt sich die Bekenner-Theologie21. Staatliche Gegenwirkung: Im Großen und Ganzen ist nichts erfolgt; was erfolgt ist, ist lediglich lokal. Neue Versuche, mit dem Staat in Fühlung zu kommen und die Kirche zu retten. Laiensammlung durch von Ledebur22. Zu ihm besteht keine Verbindung. Seine Grundsätze und seine Grundlinien haben uns gehindert, ihn ernstzunehmen und ihm eine Unterstützung anzubieten. Dann ist der Wittenberger Bund23 da, Sammlung von Pfarrern unter 20 Vgl. dazu das Schreiben Stoevesandts an den Lutherrat vom 31. August 1937 (LKA Hannover, D 15 I Nr. 75). Danach hatte jedoch nicht die Bekennende Gemeinde Bremen die Verlesung abgelehnt, sondern nur der Bruderrat von Stephani-Süd, der sich von der Bekennenden Gemeinde abgespalten hatte (vgl. dazu unten Anm. 21); Stoevesandt hatte in seinem Schreiben deshalb ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Bruderrat von Stephani-Süd „nicht im Namen der Bekennenden Gemeinde Bremen sprechen und entscheiden“ könne. Dass die Botschaft tatsächlich nur in einer einzigen Bekenntnisgemeinde verlesen worden sei, habe daran gelegen, dass sich mehrere Pfarrer der Bekennenden Gemeinde im Urlaub befunden hätten. 21 Greiffenhagen vertrat einen radikalen Bekenntniskurs und verfolgte das Ideal einer von jeglicher Irrlehre gereinigten Kirche; dazu forderte er die kompromisslose Umsetzung der Beschlüsse der Bekenntnissynoden von Barmen und Dahlem. Seine rigorose Haltung hatte im September 1935 zur Spaltung der Bremer St. Stephani-Bekenntnis-Gemeinde geführt, im Mai 1936 war er dann aus dem Landesbruderrat ausgetreten (vgl. dazu A. MeyerZollitsch, Nationalsozialismus, S. 164, S. 173f., S. 239–245; A. Meyer-Zollitsch, Kirche, S. 242f.). An Stelle der Botschaft des Kasseler Gremiums hatte Greiffenhagen am 29. August 1937 eine Abkündigung vorgetragen, in der es u. a. geheißen hatte, dem „Verlangen der Gemeinde nach Aufklärung“ werde in Stephani-Süd ohnehin „fortlaufend nachgekommen, so dass die Abkündigung unserer Gemeinde keine neuen Tatsachen vermittelt“; vor allem aber habe die Gemeindeleitung gegen die Botschaft „vom Worte Gottes her verschiedene Bedenken“, die eine „gemeinsame Prüfung mit der Gemeinde“ erforderten (LKA Hannover, D 15 I Nr. 75). Diese Bedenken legte der Bruderrat von Stephani-Süd dann in einer ausführlichen, nicht datierten „Begründung“ dar: Darin warf der Bruderrat dem Kasseler Gremium u. a. vor, in die Botschaft habe sich „die ganze Irrlehre der Deutschen Christen eingeschlichen“, während von den Entscheidungen der Bekenntnissynoden von Barmen und Dahlem mit keinem Wort die Rede sei. Die gesamte Botschaft sei von einem „Nebeneinander der Beweggründe: Gehorsam gegen Gott und leidenschaftliche Liebe bzw. Treue zu unserm Volk“ bestimmt, wobei die „Liebe zum Volk den Gehorsam gegen den dreieinigen Gott“ verschlungen habe. Daher rede die Botschaft auch nicht die „versammelte christliche Gemeinde“, sondern ein Volk an, „vor dem man sich als Angeklagter weiß“. Auf diese Weise aber werde der „Glaube an den lebendigen Gott zu einer Überhöhung der neuen Gläubigkeit, die durch unser Volk geht, und der Widerspruch gegen Christus und die Sünde wird verharmlost“ (Ebd.). 22 Zu dem unter der Leitung von Ledeburs stehenden Arbeitsausschuss der Laien und den Aufrufen dieses Ausschusses vgl. oben Dok. 7, Anm. 33; Dok. 9, Anm. 53; Dok. 19, Anm. 97. 23 Der Wittenberger Bund hatte sich als Zusammenschluss der kirchlichen Mitte auf einer Tagung vom 21. bis 23. Juni 1937 in der Lutherhalle zu Wittenberg konstituiert. Er sollte
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der theologischen Führung von Schomerus24 und der kirchenpolitischen Führung von Ellwein25. „Lutherische Volkskirche“. Laiensammlung durch Ellwein. Hier muß scharf acht gegeben werden. Die so Gesammelten werden alsbald eine bittere Enttäuschung erleben. Diese Versuche gehen bewußt und planmäßig vorüber an den zuständigen diejenigen Kräfte zusammenfassen, die sich weder den Deutschen Christen noch der Bekennenden Kirche angeschlossen hatten, sich aber gleichwohl in die kirchlich-theologischen Auseinandersetzungen einschalten wollten. Auf der konstituierenden Tagung hatten Schomerus (vgl. unten Anm. 24) über „Kirche und Reich“, Ellwein (vgl. unten Anm. 25) über „Kirche und Volkserziehung“, Jeep über „Kirche und überkommene Lehre“ und Forsthoff (wegen Abwesenheit verlesen von Schomerus) über „Fragen der Kirchenverfassung“ gesprochen. Der Bund stand auf der Basis von Art. 1 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche vom 11. Juli 1933 (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 52) und sah sich sowohl dem reformatorischen Erbe als auch dem Staat Hitlers verpflichtet. Nach einem von Schomerus unterzeichneten Aufruf sollte er sich für „eine evangelische Volkskirche“, „eine evangelische Reichskirche“, „eine evangelische Bindung an die Lehre der Väter“ und „die Treue der Kirche zum völkischen Beruf des Christen“ einsetzen. Der Bund bestand aus einem sog. Pfarrerkreis, dem als Aufgabe die Volksmission zufiel, und einem – mit dem Arbeitsausschuss der Laien von Ledeburs (vgl. oben Anm. 22) nicht identischen – Laienkreis, der die ‚Pastorenkirche‘ zur Volkskirche überführen sollte (zu den Vorgängerorganisationen und zur Wirksamkeit des Wittenberger Bundes vgl. K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 371–375, Zitate nach ebd., S. 373; vgl. auch M. Onnasch, Macht 1, S. 198– 210; G. Besier, Kirche, S. 406–411). 24 Der Braunschweiger Domprediger Hans Schomerus war ein Gegner der dialektischen Theologie Karl Barths und der Bekennenden Kirche; er vertrat eine der Volksnomoslehre Wilhelm Stapels (vgl. O. Schmalz, Kirchenpolitik) nahestehende völkische Schöpfungstheologie (zur Theologie Schomerus’ und dem von ihm während der nationalsozialistischen Herrschaft verfassten Schrifttum vgl. W. Tilgner, Volksnomostheologie, S. 130– 136; E. Lessing, Bekenntnis, S. 370ff.). 25 Theodor Ellwein, seit 1936 Oberkonsistorialrat in der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei, leitete die vom Reichskirchenausschuss im Juli 1936 ins Leben gerufene Volkskirchliche Arbeitsgemeinschaft (vgl. dazu K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 127ff.; J.C. Kaiser, Protestantismus, S. 403–406). Ellwein, mit Reichskirchenminister Kerrl zunehmend freundschaftlich verbunden, lehnte den kirchenpolitischen Weg der Bekennenden Kirche ab und vertrat die kirchliche Mitte (vgl. L. Wenschkewitz, Versuche, bes. S. 127; K.-H. Melzer, Vertrauensrat, S. 23f.; zur Biographie Ellweins vgl. auch T. Ellwein, Freiheit, S. 198–237). Der Lutherrat stand Ellwein aufgrund der Positionen, die er als Referent des Reichskirchenausschusses entwickelt hatte, ablehnend gegenüber: So hatte er sich für eine Auflösung der Kirche als eigenständiger Körperschaft ausgesprochen, da es im totalen Staat Kirche nur noch „im Staat, nicht mehr neben dem Staat“ geben könne (vgl. das Schreiben des Lutherrats an den Reichskirchenausschuss vom 9. Juli 1936: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 844–849, Zitat: S. 848; vgl. auch Verantwortung 2, S. 242 mit Anm. 3); Empörung hatte auch seine Denkschrift über „Kirche und öffentliche Schule“ hervorgerufen, in der er für die Simultanschule plädiert hatte, da der „klerikale Gedanke einer ‚christlichen Reglementierung‘ des gesamten völkischen Erziehungswesens“ abzulehnen sei und der Staat „zur Herstellung seiner Erziehungsvollmacht nicht erst eines kirchlichen Auftrages“ bedürfe (Abdruck der Denkschrift: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 1035–1040, Zitate: S. 1036; vgl. auch Verantwortung 2, S. 339; G. Besier, Kirchen 3, S. 589f.).
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Kirchen und Kirchenleitungen. Es handelt sich um eine großartig aufgezogene neue [ein Wort unleserlich]. Ideenmäßig eine Konstruktion; neue Enttäuschung bleibt nicht aus. Nächstliegende Aufgabe: Der Lutherrat muß sich noch stärker als bisher zu einer aktionsfähigen Einheit verbinden. Persönliche Information in den einzelnen Kirchengebieten. Gauger wird in die einzelnen Kirchengebiete fahren26. Bildung der Lutherischen Hilfskasse27. Solidarität der Bekennenden Kirche. Bemühungen, Einfluß zu gewinnen auf die Kreise, die hinter der Vorläufigen Kirchenleitung stehen. Fortführung von Kassel. Im übrigen ein tapferes und unpolemisches Zeugnis im Blick auf Rosenberg. Unsere einzige Waffe und einziger Schutz ist das gute Gewissen, daß wir bei dem prophetischen Wort bleiben, das uns aufgetragen ist, und daß wir auch bei der Weisung des prophetischen Wortes bleiben, im Wissen, daß wir einer Tat unsere Kirche verdanken. [Gauger:] Finanzbericht28. „Wo Geist ist, da ist auch Geld.“ [Gauger:] Hilfsverein29.
26 Zu dieser Reise Gaugers im Oktober/November 1937 vgl. den umfangreichen Schriftverkehr und die Berichte Gaugers an das Sekretariat im LKA Hannover, D 15 II Nr. 36. 27 Vgl. dazu unten Anm. 29. 28 Gauger berichtete hier über die Schwierigkeiten, „die durch die Einstellung der sächsischen Umlagezahlung für das Sekretariat entstanden“ waren (vgl. dazu oben Dok. 24, Anm. 18). Daraufhin wurde beschlossen, „daß die etatsmäßigen Mittel für das Sekretariat, soweit Ausfälle entstanden bezw. zu erwarten sind, von den übrigen Kirchen des Lutherrates aufgebracht werden sollen“. Dazu wurden Breit, Pressel und Duensing „ermächtigt und beauftragt, mit dem Sekretariat die Umlageverteilung der Kirchen durchzuberaten und festzulegen und deren Durchführung zu fördern“ (G 2, S. 1f.). Pressel teilte Johnsen, Kühlewein, Marahrens, Meiser und Wurm dann mit, die Überprüfung der Einnahmen und Ausgaben des Lutherrats habe ergeben, die Einnahmeausfälle – insbesondere aus Sachsen – hätten bereits zu einem Fehlbetrag „von insgesamt 6.120,– RM für ein halbes Jahr“ geführt; daher bleibe „nichts anderes übrig, als dass wir an die ‚intakten Kirchen‘ herantreten mit der Bitte, einen Teil der aufzuwendenden Summe zu übernehmen“ (vgl. das Schreiben vom 2. November 1937: LKA Karlsruhe, 4924; vgl. auch die Ausgabeanweisung des Evangelischen Oberkirchenrats an die Kirchenkasse Karlsruhe vom 10. November 1937 über den anteiligen Betrag von 720,– RM: Ebd.). 29 Nach G 2, S. 2, berichtete Gauger hier über die „bisherigen Arbeiten des Hilfsvereins“ und die „Beziehung des Hilfsvereins zum Notbund“. Der Lutherische Hilfsverein hatte sich am 3. August 1937 konstituiert und seine Tätigkeit zum 1. September 1937 aufgenommen (vgl. dazu oben Dok. 29, Anm. 27; zur Vorgeschichte vgl. oben Dok. 6, Anm. 92; Dok. 15, Anm. 105 und 107; Dok. 21, Anm. 214–218; zur bisher geleisteten Unterstützungsarbeit des Hilfsvereins vgl. die Zusammenstellung der Einnahmen und Ausgaben vom 15. September 1937: LKA Hannover, D 15 II Nr. 21). Dabei waren jedoch erhebliche Schwierigkeiten aufgetreten: So hatte sich zunächst die Einrichtung der landeskirchlichen Zahlstellen verzögert, weil die Aufforderung Gaugers zur Gründung von landeskirchlichen Hilfsvereinen (vgl. dazu das oben Dok. 29, Anm. 27, erwähnte Rundschreiben Gaugers vom 6. August 1937) in einigen dem Lutherrat angeschlossenen Kirchen beinahe
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Ficker: Bericht über Sachsen. Man kann in Sachsen sehen, wie eine befriedete eine unbefriedete Kirche wird und das Chaos Platz greift30. Kotte beurlaubt31. Sechs Herren abgeschoben. Die alten deutschchristlichen
zur Bildung von Vereinen geführt hätte, die unweigerlich unter das „Gesetz zur Regelung der öffentlichen Sammlungen und sammlungsähnlichen Veranstaltungen“ (‚Sammlungsgesetz‘) vom 5. November 1934 (RGBl I 1934, S. 1086ff.) gefallen wären (vgl. dazu das Rundschreiben des Lutherrats an die landeskirchlichen Referenten für das Unterstützungswesen vom 14. September 1937: LKA Wolfenbüttel, LKA 1856). Gravierender für die Tätigkeit des Hilfsvereins wirkte sich jedoch die Weigerung mehrerer Bekenntnisgemeinschaften und Bruderräte aus, die von ihnen gesammelten Hilfsgelder künftig nicht mehr an den Notbund, sondern ausschließlich an den Lutherischen Hilfsverein zu zahlen (vgl. dazu oben Dok. 29, Anm. 28). Diese Weigerung war eine Auswirkung des nach wie vor ungeklärten Verhältnisses von Hilfsverein und Pfarrernotbund. Bei der ersten Sitzung des Hilfsvereins am 3. August 1937 war zwar beschlossen worden, „mit dem Notbund in ein Einvernehmen und ein Verhältnis gegenseitiger brüderlicher Unterstützung einzugehen“ (Protokoll: LKA Wolfenbüttel, LKA 1853); als Gauger der Geschäftsstelle des Pfarrernotbunds dann aber in einem Schreiben vom 25. August 1937 die Mitteilung gemacht hatte, „daß unser Hilfsverein mit dem 1. September 1937 seine Zahlungen aufnimmt“, und gleichzeitig darum gebeten hatte, „von Zahlungen und Korrespondenzen an die dem Lutherrat angeschlossenen Kirchengebiete nunmehr absehen zu wollen“ (LKA Hannover, D 15 II Nr. 21), hatte diese Nachricht den Notbund „buchstäblich wie ein Blitz aus heiterm Himmel“ getroffen und tiefe Bestürzung hervorgerufen (vgl. das Schreiben Kloppenburgs an Hahn vom 6. September 1937, abgedruckt bei W. Niemöller, Pfarrernotbund, S. 121f., Zitat: S. 121). Auf einer Sitzung des Gesamtvorstands des Pfarrernotbunds am 3. September 1937 war dann beanstandet worden, „dass dies die erste Mitteilung von der Gründung des Hilfsvereins an den Notbund überhaupt war und deshalb die Form dieser Mitteilung dem Verhältnis der Notbund-Mitglieder untereinander immerhin nicht voll entsprach“. Unverständnis hatte vor allem die Forderung nach Einstellung der Korrespondenz hervorgerufen, da „durch die Gründung des Hilfsvereins ja tatsächlich nur das finanzielle Anliegen des Notbunds, nicht aber das durch eine persönliche schriftliche Verpflichtung zum Ausdruck gekommene bekenntnismässige und brüderliche Anliegen berührt“ sei; diese Verpflichtung aber könne „niemand über den Kopf der unmittelbar beteiligten Brüder lösen“. Befremdlich hatte auch gewirkt, „dass in letzter Zeit fast täglich verantwortliche Persönlichkeiten des Rates und der Vorläufigen Kirchenleitung persönlich verhandelten und weitgehende Übereinstimmungen erzielten, trotzdem aber die unmittelbar bevorstehende oder eben erfolgte Gründung des Hilfsvereins nie erwähnt wurde“. Demgegenüber war dem Lutherrat jedoch zugestanden worden, „dass die Vorgänge im Januar und Februar dieses Jahres und die schleppende Behandlung der Sache auf Seiten des Notbunds die dem Lutherrat nahestehenden Kreise berechtigten, nunmehr endlich an die Ausführung des längst gehegten Plans zu gehen“. Abschließend war eine persönliche Besprechung zwischen Friedrich Müller, Breit und Gauger vereinbart worden (Schreiben Syltens an den Lutherischen Hilfsverein vom 6. September 1937: LKA Hannover, D 15 II Nr. 21; vgl. auch das Antwortschreiben Gaugers vom 14. September 1937: Ebd.); diese Besprechung fand dann am 17. September 1937 statt (vgl. dazu unten Dok. 32, Anm. 109). 30 Zu den Vorgängen um die Abberufung des sächsischen Landeskirchenausschusses und zur Beauftragung von Klotsche und Kretzschmar mit der Wahrnehmung der Befugnisse des Landeskirchenausschusses vgl. oben Dok. 29, Anm. 3. 31 Kotte war vom sächsischen Landeskirchenausschuss im März 1936 zum Präsidenten des
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Leiter amtieren wieder im Landeskirchenamt32. Grundmann33 prüft. Coch will wieder die geistliche Leitung in Anspruch nehmen. Einem Pfarrer wurde eröffnet, daß er am Erntedankfest seine Kanzel an Coch abtreten müsse34. Die Weiterverbreitung des Berichtes des Landeskirchenausschusses wurde verboten35. Umgekehrt wird der Lügenbericht
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Landeskirchenamts berufen worden (vgl. J. Fischer, Landeskirche, S. 47; H. Klemm, Dienst, S. 259) und hatte bis zur Einsetzung Klemichs (vgl. dazu oben Dok. 25, Anm. 64) die Dienstaufsicht ausgeübt (vgl. G. Prater, Kämpfer, S. 153). Klotsche leitete gegen Kotte dann ein Disziplinarverfahren mit dem Ziel der Amtsenthebung und sofortiger Kürzung der Gehaltsbezüge auf 50% ein (vgl. den Bericht Hahns an die befreundeten Kirchenleitungen und Bruderräte über die kirchliche Lage in Sachsen vom Frühjahr 1938, Abdruck: Ebd., S. 325–329, hier: S. 328; vgl. auch J. Fischer, Landeskirche, S. 184f., Anm. 97, hier: S. 185). Klotsche hatte bereits am 3. August 1937 die Referate des Landeskirchenamts neu verteilt, „wobei alle auf Seiten des Landeskirchenausschusses stehenden Referenten nicht mehr berücksichtigt waren“ (J. Fischer, Landeskirche, S. 85); zurück ins Landeskirchenamt berief er u. a. Seck (vgl. Dok. 29, Anm. 4 und 6), Adolf Müller (vgl. KGVBl Sachsen 1937, S. 101) und Liebsch (vgl. ebd., S. 138), die der Landeskirchenausschuss 1935 bzw. 1936 von ihren Positionen entfernt hatte (vgl. dazu J. Fischer, Landeskirche, S. 136f., Anm. 12). Walter Grundmann, Mitbegründer der sächsischen Deutschen Christen und Verfasser der „28 Thesen der sächsischen Volkskirche zum inneren Aufbau der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 10. Dezember 1933 (Abdruck: K. D. Schmidt, Bekenntnisse 1, S. 98– 102; Herausgefordert, S. 171–174), war 1933 von Landesbischof Coch als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter mit dem Titel Oberkirchenrat in das Dresdener Landeskirchenamt berufen worden. Nachdem er im Zuge der Entmachtung Cochs von diesem Amt beurlaubt worden war, hatte Grundmann 1936 die von ihm geleiteten sächsischen Deutschen Christen den Thüringer Deutschen Christen angeschlossen und bekleidete seit 1. November 1936 kommissarisch eine ‚Professur für Völkische Theologie und Neues Testament‘ an der Thüringer Landesuniversität Jena (vgl. W. Schenk, Jenaer Jesus, S. 170–181; P. v. d. Osten-Sacken, Grundmann; R. Deines/V. Leppin/K.-W. Niebuhr, Grundmann). Der betroffene Pfarrer, Friedrich Gerhard Pfeiffer in Geithain, weigerte sich jedoch, Coch die Kanzel zu überlassen. Daraufhin eröffnete das Landeskirchenamt am 1. Oktober 1937 ein Dienststrafverfahren gegen Pfeiffer mit dem Ziel der Entfernung aus dem Amt; Pfeiffer wurde mit Hilfe der Polizei an der Ausübung seines Pfarramtes gehindert (vgl. die „Denkschrift des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (Sekretariat)“, nachträglich hsl. datiert auf den 2. Dezember 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 123). Der sächsische Landeskirchenausschuss hatte in seinem detaillierten Bericht über die Vorgänge im sächsischen Landeskirchenamt am 9. August 1937 zunächst darauf hingewiesen, dass der Ausschuss zu diesem Zeitpunkt noch „unbestreitbar das Kirchenregiment“ gewesen sei. Trotz dieser „einwandfreien Rechtslage“ habe Klotsche den Mitgliedern des Ausschusses bereits vor dem 9. August 1937 mehrfach den Zutritt zum Dienstgebäude verweigert. Daraufhin hätten sich die Ausschussmitglieder „einmütig entschlossen, sich den gewaltsamen Ausschluss aus dem Dienstgebäude nicht gefallen zu lassen, sondern auf ihrem Rechte unweigerlich zu bestehen“. Um eine erneute „unrechtmäßige Schließung der Haustüre zu verhindern und um auf den Korridoren für die nötige Ordnung zu sorgen und die erforderlichen Akten heranzubekommen“, sei außerdem beschlossen worden, mehrere Begleitpersonen mitzunehmen. Diese Begleitpersonen seien ausdrücklich ange-
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von Klotsche und Genossen mit Hilfe der Partei verbreitet36. Auf unsere vielen Vorstellungen37 kam immer wieder nur die Antwort, daß wiesen worden, „daß sie sich jedes aggressiven Verhaltens zu enthalten hätten und daß alles möglichst schweigend vor sich gehen müßte“. Zu Tätlichkeiten sei es erst gekommen, als es „dem Vorsitzenden des Landeskirchenausschusses und einigen Begleitern ohne besonderes Gedränge“ gelungen war, Eintritt in das Landeskirchenamt zu gewinnen. Klotsche habe plötzlich eine Schusswaffe „auf die Umstehenden gerichtet“ und gerufen: „Meine Herren, ich fordere sie auf, verlassen sie sofort das Gebäude; ich habe die Waffe, ich schieße!“ Klotsche sei dem Ruf, die Waffe wegzulegen, nicht gefolgt. Daraufhin „wurde ihm der Arm von einem Begleiter in die Höhe gerissen, ein anderer, ein Kandidat umklammerte ihn von hinten und hielt seine Hände fest, um ihn am Schießen zu hindern“. Als die Kameraden Klotsches ihn zu befreien versuchten, sei es zu einem kurzen „Handgemenge“ gekommen. Nach seiner Befreiung habe Klotsche dann noch mehrfach die Waffe „gegen seine Umgebung“ gerichtet, wogegen auch der plötzlich hinzugetretene Landesbischof Coch nichts unternommen habe. Im weiteren Verlauf habe Klotsche Superintendent Willy Gerber „ein Papier vor die Augen“ gehalten und erklärt, „nun habe dieser seine heute eingegangene Vollmacht gesehen“; da Klotsche sich jedoch geweigert habe, „das Papier gründlich lesen zu lassen“, sei es dem Landeskirchenausschuss unmöglich gewesen, „festzustellen, ob es mehr als die Vollmacht für die Post enthielt“. Inzwischen seien zwei Polizeibeamte und ein Beauftragter der Gestapo „von Freunden des Oberkirchenrats Klotsche herbeigerufen“ worden, die das Haus auf telefonische Weisung ihrer Behörde „o h n e einzugreifen“ wieder verlassen hätten. Nachdem sich die Lage beruhigt hatte, seien die selben Polizeibeamten „überraschenderweise“ erneut erschienen, die „nunmehr zuerst die Begleiter und dann die Mitglieder des Landeskirchenausschusses zum Verlassen des Hauses“ aufgefordert hätten (Rundschreiben Fickers an die Amtsbrüder vom 16. August 1937: EvAG München, NL von Soden 16).– Die Vorgänge vom 9. August 1937 hatte das sächsische Landeskirchenamt bereits am 11. August 1937 als „gewaltsames Eindringen Unbefugter in das Dienstgebäude des Landeskirchenamtes“ dargestellt und vor der Verbreitung „unwahrer Behauptungen“ gewarnt (KGVBl Sachsen 1937, S. 93). Auf diese Warnung hatte das Landeskirchenamt dann am 20. August 1937 „nochmals nachdrücklichst verwiesen“ und gleichzeitig mitgeteilt, dass der Leiter des Landeskirchenamts „gegen die hauptsächlich Beteiligten“ Strafanzeige gestellt habe (Ebd., S. 96); umgekehrt hatte allerdings auch der Landeskirchenausschuss bereits am 10. August 1937 Strafanzeige gegen Klotsche gestellt (vgl. J. Fischer, Landeskirche, S. 87). 36 Das Landeskirchenamt hatte zwar am 20. August 1937 amtlich mitgeteilt, eine „ausführliche Sachdarstellung“ könne „im Hinblick auf die schwebenden Erörterungen“ vor Abschluss des Verfahrens gegen die Beteiligten vom 9. August 1937 nicht gegeben werden (KGVBl Sachsen 1937, S. 96); allerdings war bereits vorher eine von Klotsche gegebene Darstellung in Umlauf gebracht worden, die offenbar über die Superintendenturen verbreitet wurde. In dieser Darstellung hieß es, der „gesamte Ausschuß mit über 20 Genossen“ habe sich „mit Gewalt Eingang ins Haus verschafft“. Klotsche habe sich den „Eindringlingen“ zunächst allein entgegengestellt und sie mehrfach aufgefordert, das Haus zu verlassen. Dieser Aufforderung sei jedoch niemand gefolgt; stattdessen sei Klotsche von den Angreifern so bedrängt worden, dass er sie in „in Notwehr“ mit seiner „Dienstwaffe in Schach“ halten musste. Obwohl er nicht geschossen habe, sei es daraufhin zu einem Handgemenge gekommen, bei dem er verletzt und seine Kleidung beschädigt worden sei. Erst zu diesem Zeitpunkt seien ihm einige „Kameraden“ zu Hilfe gekommen, von denen einer ebenfalls geschlagen worden sei. Schließlich habe die „hinzukommende Polizei“ das „Haus mit säubern helfen“. Diese Darstellung Klotsches sollte dazu dienen, die Pfarrer zu verpflichten, „falschen Gerüchten energisch entgegenzutreten“ (Zitate aus dem Rund-
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die Sache an das Reichskirchenministerium abgegeben worden sei. Eine Reihe neuer Gesetze wurde im Gesetz- und Verordnungsblatt veröffentlicht38. Die Pfarrerrüstzeiten des Landeskirchenausschusses durch die Gestapo verboten39. Die Pfarrer haben sich gegen die zwangsweise Beurlaubung von Superintendent Berg verwahrt40. Außerdem haben die Superintendenten (25
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schreiben der Superintendentur Schneeberg an die Geistlichen der Ephorie vom 13. August 1937, abschriftlich im Rundschreiben Fickers an die Amtsbrüder vom 16. August 1937: EvAG München, NL von Soden 16). Vgl. z. B. das Protestschreiben des sächsischen Kirchentags an Hitler vom 12. August 1937 (Abdruck: J. Fischer, Landeskirche, S. 260f.). Dazu gehörten u. a. die Verfügung Klotsches und Kretzschmars vom 6. September 1937 über das Verbot der Teilnahme an den von Mitgliedern des Landeskirchenausschusses ausgeschriebenen Pfarrerrüstzeiten (vgl. dazu unten Anm. 39), die Verfügung Klotsches und Kretzschmars vom 3. September 1937 über den Austritt der sächsischen Landeskirche aus dem Lutherrat (KGVBl Sachsen 1937, S. 103; vgl. dazu auch oben Dok. 24, Anm. 18) und eine Verfügung Kretzschmars vom 7. September 1937, nach der „Pfarrerversammlungen unter Ausschluß einer Gruppe oder einzelner Geistlicher nicht als amtliche Versammlungen angesehen werden“ konnten (KGVBl Sachsen 1937, S. 104). Zu diesen Pfarrerrüstzeiten, die vom 11. bis 16. Oktober 1937 stattfinden sollten, hatten die Mitglieder des abberufenen Landeskirchenausschusses die sächsischen Pfarrer in einem Rundschreiben vom 4. September 1937 eingeladen; sie sollten „der geistlichen Zurüstung durch Gottes Wort, der theologischen Besinnung und dem brüderlichen Gespräch dienen, nicht aber, wie es selbstverständlich ist, kirchenpolitischen Zwecken und Auseinandersetzungen“ (auszugsweiser Abdruck: J. Fischer, Landeskirche, S. 263f., Zitat: S. 263). Daraufhin hatten Klotsche und Kretzschmar am 6. September 1937 eine Verfügung erlassen, nach der „Urlaub für diese Rüstzeiten grundsätzlich nicht genommen und bewilligt werden“ durfte und eine „Teilnahme an diesen Rüstzeiten als unerlaubte Entfernung vom Amte angesehen und behandelt“ wurde (KGVBl Sachsen 1937, S. 103f., Zitate: S. 103). Ficker und Willy Gerber wurde von der sächsischen Kirchenleitung mitgeteilt, sie könne „in dieser neuerlichen Handlung nur den erneuten Versuch erblicken, sich Befugnisse anzumaßen“, die ihnen nach den Durchführungsverordnungen des Reichskirchenministeriums nicht mehr zustünden. Sie sollten daher bis 10. September 1937 schriftlich erklären, „daß sie die geplante Veranstaltung von Rüstzeiten abgesagt“ hätten; darüber hinaus sollten sie eine Erklärung abgeben, dass sie bereit seien, die Verordnungen und Erlasse des Ministeriums „vorbehaltlos“ anzuerkennen und „die im Rahmen der uns erteilten Ermächtigung ergehenden Verordnungen durchzuführen“ (Schreiben vom 6. September 1937, abgedruckt bei J. Fischer, Landeskirche, S. 264; vgl. dazu auch das Protestschreiben Gerbers und Fickers an Kerrl vom 10. September 1937, Abschrift im LKA Hannover, D 15 I Nr. 123).– Zur polizeilichen Hilfe, die Klotsche und Kretzschmar bei der Durchsetzung dieser und anderer Maßnahmen erhielten, vgl. unten Dok. 38, Anm. 69. Vgl. dazu das von 51 Dresdener Pfarrern unterzeichnete Schreiben an den Bautzener Superintendenten Walter Theodor Berg vom 6. September 1937, in dem Berg aufgefordert worden war, den von Klotsche „eingesetzten Vertreter des Superintendenten nicht anzuerkennen, weiter an der vom Superintendenten berufenen Vertretung festzuhalten, und dies der Berliner zuständigen Stelle mitzuteilen“ (LKA Dresden, Best. 5, Nr. 153). Gegen Berg wurde dann am 23. September 1937 ein förmliches Dienststrafverfahren mit
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von 31) erklärt, daß sie die Maßnahmen gegen Berg nicht anerkennen41. Versuche, Ficker und Gerber von der Superintendentur zu entfernen. Die Nachfolger stehen schon bereit42. Rechtswidrigkeit von Klotsche und dem Reichskirchenministerium43. Eingriffe in die Kirchenzucht. Trauung zwischen einer Evangelischen und einem Gottgläubigen, der aus der Kirche ausgetreten ist. Der Reichskirchenminister [Kerrl] verfügte die Vornahme der Trauung44! Landeskirchliches Gemeindeblatt. Abbestellung zu Tausenden; in Dresden allein 60.000. Insgesamt wurden zwei Drittel des Blattes abbestellt45. Diffamierung, Terror, Wirtschaftlicher Druck (Darlehenskündigungen). Gegenwirkung: Rechtsverwahrung46. Von den Kandidaten haben sich zur Prüfung 17 beim Landeskirchenamt, 35 bei uns gemeldet. Rüstzeiten sind nun in Frage gestellt.
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dem Ziel der Entfernung aus dem Amt eröffnet (J. Fischer, Landeskirche, S. 185, Anm. 98). Vgl. die Erklärung vom 8. September 1937, in der die Superintendenten festgestellt hatten, dass sie die gegen Berg „getroffenen Personalmaßnahmen in kirchenpolitischen Angelegenheiten keinesfalls als gerechtfertigt anerkennen“ könnten, die von ihm eingenommene Haltung ausdrücklich billigten und sich seine Beschwerde an das Reichskirchenministerium zu eigen machten (Abschrift im LKA Hannover, D 15 I 123). Ficker und Gerber wurden dann zusammen mit vier weiteren Superintendenten am 29. September 1937 von Klotsche und Kretzschmar beurlaubt (vgl. dazu unten Dok. 38, Anm. 73, und das von Ficker gezeichnete Protestschreiben von 25 Superintendenten und stellvertretenden Superintendenten an den Reichskirchenminister vom 9. Oktober 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 87 Bd. I; vgl. auch D. Röthig, Chronik, S. 168); zur kommissarischen Verwaltung der Superintendenturen Dresden-Stadt und Chemnitz berief das Landeskirchenamt für Ficker Pfarrer Johannes Paul und für Gerber Pfarrer Karl Schönknecht (vgl. KGVBl Sachsen 1937, S. 129). Vgl. dazu die Schreiben des sächsischen Landeskirchenausschusses an den Reichskirchenminister vom 19. August 1937 (vgl. oben Dok. 29, Anm. 7) und vom 8. September 1937 (vgl. unten Anm. 50). Der Pfarrer an der Dresdener Trinitatiskirche, Martin Türke, hatte sich geweigert, ein Brautpaar zur Trauung an Oberkirchenrat Schuknecht an der Frauenkirche zu überweisen, weil der Bräutigam sich als gottgläubig bezeichnet und erklärt hatte, aus der Kirche ausgetreten zu sein. Das Landeskirchenamt hatte daraufhin den Vollzug der Trauung und die Überweisung an Schuknecht angeordnet; zur Begründung hatte es geheißen, der Bräutigam sei zwar aus der Kirche ausgetreten, gehöre aber als eingetragenes Mitglied der Nationalkirchlichen Bewegung Deutsche Christen an (vgl. das Schreiben des Landeskirchenamts gez. Klotsche an Türke vom 1. September 1937, Abschrift im LKA Hannover, D 15 I Nr. 123). Nachdem Türke sich trotzdem geweigert hatte, das Brautpaar zu überweisen, hatte das Landeskirchenamt im Einvernehmen mit dem Reichskirchenministerium Schuknecht dann unmittelbar ermächtigt, die Trauung zu vollziehen (vgl. das Schreiben des Landeskirchenamts gez. Klotsche und der Finanzabteilung gez. Kretzschmar an Schuknecht vom 7. September 1937, Abschrift: Ebd.). Vgl. dazu oben Dok. 29, Anm. 6. Vgl. dazu unten Anm. 48 und 50.
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Wöchentliche Versammlungen der Ephorenschaft und des Vertrauensrates47. Es gelang gegen alles Erwarten, von 31 Ephoren 27 zusammenzubekommen. Sie haben sich die erste Rechtsverwahrung48 zu eigen gemacht und erklärt, daß sie sich dementsprechend verhalten würden49. Die zweite Rechtsverwahrung50 hat sich die Ephorenkonferenz auch zu eigen gemacht. Bei der Frage der Stellenbesetzung bricht die ganze
47 Zum sächsischen Vertrauensrat vgl. oben Dok. 19, Anm. 108. 48 Gemeint ist das oben Anm. 43 erwähnte Schreiben des sächsischen Landeskirchenausschusses an Kerrl vom 19. August 1937. 49 Bei einer Besprechung der Superintendenten und ihrer Vertreter am 25. August 1937 hatten sich von 31 sächsischen Ephorien 24 hinter das Schreiben des Landeskirchenausschusses an Kerrl gestellt; in der Erklärung der Superintendenten hatte es geheißen, die fehlenden sieben Superintendenten würden noch um eine Stellungnahme gebeten werden (Abschrift im LKA Hannover, D 15 I Nr. 123; vgl. auch das Schreiben Fickers an den Lutherrat vom 14. September 1937: Ebd.). 50 Gemeint ist das Schreiben des sächsischen Landeskirchenausschusses an Kerrl vom 8. September 1937 (Abschrift: LKA Hannover, D 15 I Nr. 123). Anlass für dieses Schreiben war der Erlass des Reichskirchenministeriums vom 28. August 1937; darin hatte Muhs bestritten, dass die Abberufung des Landeskirchenausschusses „formalrechtlich unwirksam“ sei, weil sie lediglich „durch einen Erlaß und nicht durch eine Verordnung erfolgt sei“. Die Ausschussmitglieder seien durch Erlass berufen und könnten jederzeit durch Erlass wieder abberufen werden. Lediglich „die Einrichtung des Landeskirchenausschusses selbst“ sei durch eine Verordnung geschaffen; da diese Einrichtung als solche aber nicht beseitigt worden sei, habe es auch keiner Verordnung bedurft (KGVBl Sachsen 1937, S. 97). Demgegenüber hatte der Landeskirchenausschuss in seinem Schreiben den Standpunkt vertreten, die Abberufung stelle „tatsächlich eine Beseitigung der Einrichtung des Ausschusses als solchen [sic!] dar“. Durch den Erlass des Reichskirchenministeriums vom 9. August 1937 (vgl. dazu oben Dok. 29, Anm. 3) sei kein neuer Ausschuss gebildet worden, sondern es seien lediglich der Leiter des Landeskirchenamts und der Vorsitzende der Finanzabteilung mit der Wahrnehmung der Befugnisse des Ausschusses beauftragt worden. Zudem sei das Landeskirchenamt durch die unbeschränkte Beauftragung seines Leiters aus einem Hilfsorgan des Ausschusses wieder zu einer „eigenrechtlichen obersten Kirchenbehörde“ geworden; die Beauftragung des Vorsitzenden der Finanzabteilung hebe die Selbstständigkeit von Finanzabteilung und Landeskirchenausschuss auf. Schließlich bedeute die Beauftragung von Klotsche und Kretzschmar die Wiedereinführung des Führerprinzips in die Kirche. Damit sei der Inhalt der „Dritten Verordnung zur Durchführung des Gesetzes der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 21. November 1935 (GBlDEK 1935, S. 121f.), der Gesetzeswert zukomme, wesensmäßig verändert. Ein Erlass aber könne „solche Abänderungen rechtswirksam nicht vornehmen“; vielmehr sei dazu ein Gesetz oder eine gesetzvertretende Verordnung notwendig. Der Erlass vom 9. August 1937 widerspreche außerdem der 13. Durchführungsverordnung vom 20. März 1937, die die im Amt befindlichen Kirchenregierungen bestätigt und kirchenpolitische Veränderungen in den Kirchenbehörden untersagt habe (vgl. dazu oben Dok. 9, Anm. 11), und stehe im Gegensatz zum Gesetz zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche vom 24. September 1935 (GBlDEK 1935, S. 99), nach dem sich der Staat „auf eine an das unverfügbare Wesen der Kirche gebundene treuhänderische Rechtshilfe“ beschränkt habe. Der Landeskirchenausschuss müsse daher den Erlass Muhs’ vom 28. August 1937 zurück-
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Schwierigkeit auf, weil die Polizei gegen uns steht und der ganze Finanzapparat in den Händen unserer Gegner ist. Besondere Schwierigkeit wird die Verteilung und Unterhaltung der Vikare machen. Sie wollen sich vom Landeskirchenamt nicht versetzen lassen und müssen untergebracht werden51. Nächste Woche Pfarrerversammlung in allen Ephorien. Der Landeskirchenausschuss muß einen Vertreter in jede Versammlung schicken. Besondere Sorge macht uns die Gruppe von Ephoren, die von den Rehmschen Deutschen Christen52 herkommen und die auf manche Pfarrer doch Eindruck machen. Der Plan einiger Herren ist, daß man mit dem Reichskirchenministerium verhandeln solle, um dem Konsortium Klotsche-Coch einen Theologen beizugeben. Im Vertrauensausschuß [richtig: Vertrauensrat] wurde durchgesetzt, daß wir keine Verhandlungen anbieten. Bitte um Durchhilfe. Wir sind jetzt die Front. Hahn ergänzt den Bericht. Wir hatten auf höchstens die Hälfte der Pfarrer gerechnet. In Wirklichkeit stehen nahezu 1.000 Mann auf unserer Seite. Fortsetzung Freitag 17. 9. 1937 10 Uhr Lutherische Synode53. Lutherische Kirche lebt nicht von einer normativen Theologie. Stärkung der eigenen Gemeinschaft. Sekretariat soll der nächsten Sitzung Vorschläge machen54. Fleisch regt an, daß sich die Mitglieder des Lutherrates bevollmächtigen lassen für die Beschlußfassungen, die keinen Aufschub dulden55.
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weisen und halte sich „für berechtigt und verpflichtet, sein Amt weiter und seinen Auftrag zu Ende zu führen“. Nach D. Röthig, Chronik, S. 168, forderte der sächsische Landeskirchenausschuss dann die Ephoren dazu auf, für die Unterbringung derjenigen Vikare Sorge zu tragen, die sich nicht vom Landeskirchenamt anstellen lassen wollten. Vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 22. Der Lutherrat hatte das Sekretariat auf seiner Sitzung am 24./25. Mai 1937 beauftragt, eine lutherische Synode vorzubereiten (vgl. dazu oben Dok. 20, Anm. 49). Nach G 2, S. 3, berichtete Stoll hier über eine – nicht ermittelte – Vorlage zur Synode, nach der die Abhaltung einer lutherischen Synode besonders von den zerstörten Kirchen befürwortet wurde. Vgl. dazu unten Dok. 33, Anm. 68. Zu einer derartigen Bevollmächtigung kam es zunächst jedoch nicht; als sich zum Jahreswechsel 1937/38 dann aber abzeichnete, dass sich die geplante Ausgestaltung des Lutherrats zur Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands kurzfristig nicht verwirklichen lassen würde, legte Fleisch dem Lutherrat einen Entwurf vor, nach dem der Vorsitzende gemeinsam mit zwei weiteren Personen bevollmächtigt werden sollte, die Befugnisse des Lutherrats und des Sekretariats „nach eigenem gewissenhaften Ermessen wahrzunehmen“. Die Mitgliedskirchen sollten dazu verpflichtet werden, den Weisungen der Bevollmächtigten nachzukommen (EvAG München, NL Meinzolt 30). Diesem Entwurf stimmte der Lutherrat auf seiner Sitzung am 27./28. Januar 1938 zu; außerdem wurden die Bevollmächtigten beauftragt, „der lutherischen Synode baldigst den Entwurf einer Verfassung der lutherischen Kirchen Deutschlands innerhalb der Deutschen Evangeli-
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Rosenbergs protestantische Rompilger56. Künneth wird im Wichernverlag eine Gegenschrift veröffentlichen. „Antwort auf Rosenbergs Protestantische Rompilger.“ 60 Pfg57. [Anwesend]: Wurm, von Soden, Hollweg, Vertreter der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union, Breit, Meiser, Lilje, Ficker, vier Mitglieder der Vorläufigen Kirchenleitung58. Theologische Ausbildung des geistlichen Nachwuchses. Zwei dringliche Anliegen: Bedrohung der Fakultäten durch eine Loslösung von dem Bekenntnis der Evangelisch-Lutherischen Kirche. Mangel an Dozentennachwuchs59.
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schen Kirche“ vorzulegen (vgl. das Protokoll des Sekretariats des Lutherrats: LKA Hannover, D 15 III Nr. 13). Die Bevollmächtigung trat dann am 17. Februar 1938 in Kraft; neben Breit als Vorsitzendem des Lutherrats wurden Marahrens und Wurm zu Bevollmächtigten ernannt (vgl. das Schreiben des Lutherrats an die angeschlossenen und befreundeten Stellen vom 28. Februar 1938: LKA Wolfenbüttel, LKA 1853). Anfang September 1937 war die Kampfschrift „Protestantische Rompilger. Der Verrat an Luther und der ‚Mythus des 20. Jahrhunderts‘“ erschienen, die Rosenberg als Reaktion auf die protestantischen Streitschriften zum „Mythus des 20. Jahrhunderts“ (vgl. dazu oben Dok. 15, Anm. 4) verfasst hatte (vgl. H. Iber, Glaube, S. 273–276). In dieser Schrift hatte Rosenberg der Bekennenden Kirche vorgeworfen, die „Linie der einst deutsch begonnenen Reformation Martin Luthers [.|.|.] in ihrer Richtung doch eindeutig [.|.|.] der Peterskirche in Rom“ angenähert zu haben, indem sie „das Gesetz, die Offenbarung, die Kirche, das Kredo [.|.|.] dogmatisch“ über alle „Lebensnotwendigkeiten des nach innerer und äußerer Freiheit ringenden deutschen Volkes“ gestellt habe (A. Rosenberg, Rompilger, S. 10). Ein „entscheidender Teil der evangelischen Kirchenleitung“ habe sich – „getreu in die Spuren Roms tretend“ – der „Politik der Zersetzung aller jener Werte“ angeschlossen, „denen das deutsche Volk seine Wiedergeburt“ verdanke (Ebd., S. 85). Besonders scharf hatte sich Rosenberg gegen Künneth gewandt, den er als „amtlichen Apologeten“ der protestantischen „Leichenbitterkonfession“ bezeichnete (Ebd., S. 50). Gemeint ist die zu diesem Zeitpunkt noch in Vorbereitung befindliche Schrift „Wider die Verfälschung des Protestantismus! Evangelische Antwort auf Alfred Rosenbergs Schrift ‚Protestantische Rompilger‘“, die dann jedoch von der Gestapo beschlagnahmt wurde (vgl. dazu unten Dok. 33, Anm. 47).– Zum Inhalt von Künneths Schrift vgl. W. Künneth, Lebensführungen, S. 145–148; H. Iber, Glaube, S. 231ff. Bezug dieser Namensliste unklar. Nach G 2, S. 3, wurde hier das Memorandum „Zur Frage der theologischen Ausbildung des geistlichen Nachwuchses der deutschen evangelischen Landeskirchen in der Gegenwart“ verlesen. Im ersten Abschnitt dieses Memorandums wurde die Bedrohung der Evangelisch-Theologischen Fakultäten durch die „kulturpolitische Entwicklung in Deutschland“ beklagt, die eine innere Loslösung vom Bekenntnis der evangelischen Kirche zur Folge habe. Dazu gehöre die Berufungspraxis der staatlichen Hochschulverwaltung, die „bewusst und konsequent“ die der Bekennenden Kirche angehörenden oder nahestehenden Theologen benachteilige und Deutsche Christen bevorzuge. Dies gelte auch für die Besetzung des Amtes des Dekans, was um so schwerer wiege als „die Fakultäten jetzt nicht mehr nach dem Korporationsprinzip, sondern nach dem Führerprinzip geleitet werden“. Auch würden die Dozenten daran gehindert, sich an kirchlichen Arbeiten zu beteiligen. Ergebnis der „Politisierung der Hochschule“ sei schließlich ein steigender Mangel an Dozentennachwuchs. Für die Studenten könne sich „diese innere Zersetzung
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und Verkümmerung der akademischen Lehrkörper nur aufs [sic!] Nachteiligste auswirken“. Die Pfarr- und Lehramtsstudenten seien von der Studienförderung praktisch ausgeschlossen, sofern sie sich nicht aktiv für die Parteigliederungen einsetzten; andererseits werde ihnen die Mitgliedschaft in den Formationen zunehmend unmöglich gemacht. Studenten, die der Bekennenden Kirche angehörten, würden von vornherein als politisch unzuverlässig eingestuft. Insgesamt gefährde der „Druck der gegenwärtigen Studienverhältnisse“ eine „stetige, wesentlich vom Streben nach sachlich-theologischer Bildung und vom Ringen um sachlich-theologische Entscheidung bestimmte Entwicklung des Studiums“ und „damit sowohl seinen wissenschaftlichen wie seinen geistlichen Charakter“. Auch hätten die Studienverhältnisse, die Entkirchlichung der bürgerlichen Stände, die Entkonfessionalisierung der Schule und die weltanschauliche Erziehung des Staates den Zugang zum Theologiestudium zunehmend erschwert. Da mit einer Wende in der staatlichen Religions- und Kirchenpolitik kaum zu rechnen sei, dürften die evangelischen Kirchenleitungen „der Gefährdung ihres Nachwuchses an geistlichen Kräften sowohl nach der Zahl wie nach der für den geistlichen Beruf erforderten Bildung an Wissen und Charakter“ nicht länger zusehen. Der zweite Abschnitt des Memorandums enthielt Vorschläge an die Kirchenleitungen für ein Sofortprogramm zur „Ergänzung des theologischen Fakultätsstudiums durch kirchliche Einrichtungen“ und zur „Weiterbildung von dazu geeigneten Theologen zu Dozenten der Theologie auf kirchlichen Anstalten“. Die Ergänzung des Studiums an den staatlichen Fakultäten sollte durch die Einrichtung und den verpflichtenden Besuch von kirchlichen Schulen vor der ersten Prüfung oder durch eine Ergänzung und Weiterführung des Studiums zwischen erster und zweiter Prüfung gewährleistet werden. Dazu könnten die Erfahrungen mit den bereits bestehenden theologischen Schulen ausgewertet werden. Bei der Errichtung der Schulen müssten sich mehrere Landeskirchen zusammenschließen. Vordringlich sei jedoch die Heranbildung des Dozentennachwuchses. Dazu hätten die Kirchenleitungen geeignete Pfarrer „durch Beurlaubung und Stipendien für die wissenschaftliche Weiterbildung“ freizustellen. Während die Ausbildung der Dozenten durchaus variieren könne, müsse für die Abschlussprüfung ein einheitlicher Modus gefunden werden. Dazu sollte ein Prüfungsgremium geschaffen werden, „das für ein wissenschaftliches Urteil Gewähr böte und unabhängig wäre“. Die Prüfung habe die Forderungen einer theologischen Promotion zu erfüllen. Abschließend hieß es in dem Memorandum, die „Verantwortung für die Pflege der Theologie“ werde von der Kirche getragen. Zwar dürfe die Kirche der Hochschule „mit Fug überlassen, was diese besser als die Kirche zu leisten vermag“, habe aber „beim Versagen der staatlichen Hochschule einzugreifen“. Die „gebührende Achtung für die Eigenständigkeit und Unabhängigkeit der Theologie“ verkehre sich in Gleichgültigkeit, wenn die Kirchenleitungen der „in ihrem Wesen bedrohten Theologie“ nicht zu Hilfe kämen, „ohne dabei etwas anderes zu wollen als eben der Theologie zu helfen und ihren Dienst der Kirche der Reformation zu erhalten“ (nicht gezeichnetes, undatiertes Memorandum mit hsl. Vermerk „zur Vollsitzung 16./17. September 1937“: LKA Hannover, D 15 I Nr. 47).– Im Anschluss an die Verlesung des Memorandums wurde einstimmig beschlossen, zur weiteren Behandlung der Frage des theologischen Nachwuchses vom Sekretariat einen Ausschuss bilden zu lassen; die erste Zusammenkunft dieses Ausschusses sollte am 7. Oktober 1937 stattfinden (vgl. die Schreiben Breits an Brunstäd, von Soden, Meiser und Schnelle vom 30. September 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 45).
32 Sitzung des Kasseler Gremiums 1937 September 28 I. Meiser, Wachstuchheft 7, S. 215–259 (als lose Beilage). II. Asmussen – Böhm – Bogner – Breit – Fichtner – Kloppenburg – Koch – Lilje – Marahrens – Meiser – Friedrich Müller – von Soden – Stoltenhoff – von Thadden-Trieglaff – Wurm. III. Augsburg, Diakonissenhaus, Fröhlichstr. 17. G: 1. Meiser, ATB; 2. Mitschrift Bogners (LKA Nürnberg, Tagebuch Bogner II, S. 110–120); 3. Aufzeichnung Kloppenburgs (LKA Oldenburg, I A 3b).
Bericht Marahrens: Ergebnis des Parteitages1. Richtung, die auf Trennung hinarbeitet. Richtung, die auf Zermürbung hingeht. Richtung Kerrl: Neutralisierung der Verwaltung. Schaffung einer neuen Mitte2. Muhs will die Kirchenleitung an die Deutschen Christen ausliefern bzw. die Kirche mit Hilfe der Deutschen Christen verstaatlichen3. Radikale Richtung. Fortsetzung der Zermürbung; Richtung Kerrl; Richtung Muhs. Auf dem letzten Parteitag sind nicht die Deutschen Christen hervorgetreten. Gerüchteweise verlautet, daß sich auf dem Parteitag ein Ausschuß gebildet habe, um sich der Kirchenfrage anzunehmen. Kerrl, Neurath, Blomberg4. Politik des Reichskirchenministeriums. Das Kirchenministerium führt einen Kampf gegen die geistliche Leitung der Kirche durch5. Dieser Kampf ist für Kerrl und Muhs das Entscheidende. Es soll also das, was wir in der Entwicklung der Kirche in den letzten Jahren und im Kampf der letzten Jahre als besonders wertvoll bezeichnet haben, zerstört werden. Man will die geistliche Leitung entweder vernichten oder isolieren. Es scheint, daß sich die Richtung Ledebur6 in das Schlepptau
1 Zum 9. Reichsparteitag der NSDAP vgl. oben Dok. 31, Anm. 8. 2 Zu Kerrls kirchenpolitischer Konzeption vgl. L. Wenschkewitz, Versuche; K.-H. Melzer, Vertrauensrat, S. 17–39; H. Kreutzer, Reichskirchenministerium, S. 100–130. 3 Vgl. dazu H. Kreutzer, Reichskirchenministerium, S. 295ff., S. 300–303; H. Brunotte, Kurs, S. 6. 4 Nicht ermittelt. 5 Nach dem Rücktritt bzw. der Abberufung der Landes- und Provinzialkirchenausschüsse hatte Muhs es wiederholt abgelehnt, die Frage der geistlichen Leitung in den betroffenen Kirchen zu regeln, so z. B. in der Evangelischen Landeskirche von Nassau-Hessen (vgl. dazu unten Anm. 8) oder in den altpreußischen Kirchenprovinzen Sachsen (vgl. oben Dok. 21, Anm. 73) und Mark Brandenburg (vgl. K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 187). 6 Vgl. unten Anm. 13.
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dieses Kampfes begeben hat. Umgruppierung der Kirchenleitungen zugunsten der Deutschen Christen. Sachsen7, Hessen8, Altpreußen9. Wahrscheinlich soll auch die Deutsche Evangelische Kirchenkanzlei umgebildet werden (Kinder10?, Franz von Thüringen als Leiter der Finanzabteilung11?). Es scheinen Eingriffe in die bisher geordneten Kir7 Vgl. dazu oben Dok. 29, Anm. 3; Dok. 31, Anm. 32. 8 Nachdem Zentgraf und Fischer im Juli 1937 von ihren Ämtern im Landeskirchenausschuss der Evangelischen Landeskirche Nassau-Hessen zurückgetreten waren, hatte Muhs mit Erlass vom 29. Juli 1937 die Führung der laufenden Geschäfte des Ausschusses bis zur Bildung einer verfassungsmäßigen Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche auf den Präsidenten der Landeskirchenkanzlei, Kipper, übertragen (vgl. K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 309; K. Herbert, Durch Höhen, S. 107; H. Steitz, Geschichte, S. 582; W. Lueken, Kampf, S. 69; vgl. auch die Bekanntmachung Kippers zur Zusammensetzung des Landeskirchenausschusses vom 2. August 1937, Abdruck: Dokumentation 6, S. 326). Muhs hatte am 12. August 1937 außerdem mitgeteilt, die Frage der geistlichen Leitung werde von ihm „grundsätzlich nicht geregelt. Eine geistliche Leitung, die in irgendeiner Form in die Führung der laufenden Verwaltungsgeschäfte eingreift, wird von mir nicht anerkannt“ (Schreiben an Dietrich, Abdruck: Ebd., S. 329). Der Landesbruderrat, den Kipper an der Wahrnehmung der kirchenregimentlichen Befugnisse zu hindern versuchte, hatte daraufhin festgestellt, Kipper übe faktisch „die Befugnisse eines Staatskommissars in unserer Landeskirche aus“; da er keinen kirchlichen Auftrag besitze, habe er aber „nicht die Vollmacht, Kirchenleitung auszuüben“. Anlass für diese Feststellung waren u. a. Eingriffe Kippers in Pfarrstellenbesetzungen und die Veröffentlichung der Bekanntmachung von Landesbischof Dietrich über die Wiederaufnahme seiner Sprechstunden im landeskirchlichen Gesetz- und Verordnungsblatt (Schreiben des Landesbruderrats an alle Pfarrer, Kirchenvorstände und Bruderräte der Evangelischen Landeskirche Nassau-Hessen vom 1. September 1937, Abdruck: Ebd., S. 339f., Zitate: S. 339; Bekanntmachung Dietrichs vom 25. August 1937, Abdruck: Ebd., S. 331). 9 Nachdem Kaminski, Martin und Wilhelm Ewald Schmidt ihre Ämter im altpreußischen Landeskirchenausschuss niedergelegt hatten, waren durch einen Erlass Muhs’ vom 23. August 1937 auch die restlichen Mitglieder des Ausschusses abberufen worden. Die Befugnisse des Landeskirchenausschusses hatte Muhs auf den juristischen Präsidenten des Evangelischen Oberkirchenrats und Vorsitzenden der Finanzabteilung, Werner, übertragen (GBlDEK 1937, Ausgabe B, S. 57; zur Abberufung des altpreußischen Landeskirchenausschusses vgl. auch dessen Protestschreiben an den Reichskirchenminister vom 27. August 1937: EZA Berlin, 7/1304; K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 177–180; Geschichte 3, S. 367f.). Zu der nach der Abberufung des Auschusses erfolgten Umbildung des Evangelischen Oberkirchenrats Berlin vgl. unten Anm. 69f. 10 Ebensowenig wie eine Berufung des kommissarischen Präsidenten des Kieler Landeskirchenamts und ehemaligen Leiters der Reichsbewegung Deutsche Christen, Kinder, erfolgte dann jedoch eine einschneidende Umbildung der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei (vgl. dazu den im EZA Berlin, 1/2554, überlieferten Geschäftsverteilungsplan vom 28. August 1937 sowie die späteren Geschäftsverteilungspläne und Unterlagen im EZA Berlin, 1/2331). 11 Franz war zu diesem Zeitpunkt gerade in das Reichskirchenministerium berufen worden (vgl. dazu oben Dok. 31, Anm. 7). Mit Wirkung vom 4. März 1938 berief Werner Franz dann zu „einer nebenamtlichen kommissarischen Dienstleistung“ in die Deutsche Evangelische Kirchenkanzlei und bestellte ihn zu seinem „Sonderbeauftragten in der Wahrnehmung der Belange der innerhalb der Deutschen Evangelischen Kirche in einer Arbeitsge-
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chen bevorzustehen. Über Hannover gehen sehr viele Gerüchte um. Auch in Braunschweig vermutet man allerhand. In Hannover läuft die Kirchenregierung am 30. September 1937 ab12. Es ist offenbar die Neubildung von Finanzabteilungen für alle Kirchen beabsichtigt. Unter allen Linien ist keine, die die Kirche kirchlich zum Einsatz bringt. Neben den Parteitag und die Politik des Reichskirchenministeriums muß man die kirchenpolitischen Kreise um von Ledebur13 und den Wittenberger Bund14 stellen, Kreise, die sich theologisch auf Schomerus15 und Emanuel Hirsch16 berufen. Der große Motor ist hier Ellwein17. Das Bestreben in diesem Bund ist, sog. prominente Laien zu gewinnen. Der Volksrat18 kam nicht zum Ziel. Er sagt, er habe es nicht
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meinschaft mit der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union zusammengeschlossenen Landeskirchen“; dabei sollte Franz ausschließlich zur „persönlichen Verfügung“ Werners stehen und für die Dauer seiner – zunächst auf sechs Monate befristeten – Tätigkeit die Amtsbezeichnung Oberkonsistorialrat führen (Schreiben Werners an Franz vom 26. Februar 1938: EZA Berlin, 1/P 2). Der Vorsitz in der Finanzabteilung bei der Deutschen Evangelischen Kirche ging zum 4. November 1937 auf Werner über (vgl. H. Brunotte, Entwicklung, S. 75). Entsprechend der Befristung für die anderen von Kerrl auf dem Verordnungsweg gebildeten Landeskirchenausschüsse und Kirchenregierungen war auch die Geltung der einschlägigen Bestimmungen in der „Neunten Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 28. Februar 1936, mit der Kerrl „im Einvernehmen mit dem Landesbischof“ eine Kirchenregierung für die hannoversche Landeskirche gebildet hatte, auf die Zeit bis zum 30. September 1937 beschränkt (GBlDEK 1936, S. 25). Dies war insofern problematisch, als einerseits mit der Einsetzung der Kirchenregierung die Marahrens 1933 übertragene Vollmacht erloschen und seine Befugnisse auf die Kirchenregierung übergegangen waren, andererseits aber zum Zeitpunkt des Ablaufs der Befristung keine legitimen kirchlichen Organe existierten, die diese Befugnisse hätten übernehmen können. Um die Handlungsfähigkeit der hannoverschen Kirchenregierung zu erhalten, erteilte Marahrens unter Berufung auf die 13. Durchführungsverordnung (vgl. dazu oben Dok. 9, Anm. 11) dann sein Einverständnis, die Amtszeit der Kirchenregierung bis auf weiteres zu verlängern (vgl. E. Klügel, Landeskirche 1, S. 286). Zu dem von von Ledebur geleiteten Arbeitsausschuss der Laien vgl. oben Dok. 7, Anm. 33; Dok. 9, Anm. 53; Dok. 19, Anm. 97. Vgl. dazu oben Dok. 31, Anm. 23. Vgl. oben Dok. 31, Anm. 24. Der Ordinarius für Systematische Theologie und ständige Dekan der Göttinger Theologischen Fakultät, Emanuel Hirsch, galt als „Vertrauensmann des Nationalsozialismus“ (F. W. Bautz, Hirsch, Sp. 893) und setzte sich offen für die kirchenpolitischen Ziele der Deutschen Christen ein; theologisch war er von der Geschichtsphilosophie des deutschen Idealismus beeinflusst und vertrat einen „prinzipiellen Historismus“ (vgl. E. Herms, Hirsch, Zitat: S. 303; vgl. auch H.–J. Birkner, Hirsch; E. Lessing, Bekenntnis, S. 348– 354). Zu Ellwein vgl. oben Dok. 31, Anm. 25. Die Initiative zur Gründung eines Volksrates der Laien war vom Vorsitzenden des Arbeitsausschusses der Laien, von Ledebur, ausgegangen. Ellwein und Schomerus hatten sich an den Vorbereitungen für den Volksrat zwar maßgeblich beteiligt, zugleich aber betont, dass diese Aktion nicht von ihnen ins Leben gerufen worden sei (vgl. das Schreiben Scho-
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gewollt. Ich glaube aber, daß alles, was seit Freitag [24. September 1937] voriger Woche versucht wurde, um dieses zu durchkreuzen, doch einen gewissen Erfolg hatte19. Von Ledebur kommt aus dem Osnabrück’schen und ist Gutsbesitzer. Nach dem Pro Memoria dieses Kreises20 muß man sagen, daß sie die Landeskirchen ausschalten wolmerus’ an Meinzolt vom 19. September 1937: EvAG München, NL Meinzolt 36). Am 3. September 1937 hatte eine vorbereitende Sitzung des Volksrates stattgefunden; für den 22. September 1937 hatte von Ledebur dann den ‚Gesamt-Volksrat‘ zusammengerufen (vgl. sein Einladungsschreiben an Meinzolt vom 18. September 1937: Ebd.). Der Volksrat hatte die Aufgabe erfüllen sollen, das „christliche Glaubenserbe der Reformation dem deutschen Volk nicht nur zu erhalten, sondern es auch im Lebenskampf des deutschen Volkes [.|.|.] einzusetzen“; dazu hatte er unter Absehung von den Kirche und Volk zerreissenden Kämpfen das Ziel einer „fruchtbaren öffentlichen Ordnung des kirchlichen Lebens im deutschen Volke“ erstreben sollen („Nachrichtenblatt für die Mitglieder und Freunde des Wittenberger Bundes“, zit. bei K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 375). Obwohl der Volksrat eine kurzlebige Erscheinung blieb, führten die Vorgänge bei seiner Gründung auf Seiten der Bekennenden Kirche zu schwerwiegenden Irritationen und Befürchtungen, da über seine Aktivitäten keine gesicherten Informationen nach außen drangen. So hatten sich im Sekretariat des Lutherrats seit Mitte September Gerüchte verdichtet, dass „seitens des Wittenberger Bundes oder der Volkskirchlichen Arbeitsgemeinschaft oder der Herren Domprediger Schomerus, Freiherr von Ledebur, Lic. Ellwein, Prof. Schafft irgendeine Aktion geplant werde“. Noch am 22. September 1937 hatte Schafft geleugnet, dass an diesem Tage eine Sitzung des Volksrates stattfinden werde; tatsächlich hatte dann aber noch am Nachmittag dieses Tages im Berliner Flugverbandshaus eine Zusammenkunft stattgefunden. Teilgenommen hatten dabei neben Schomerus, Ellwein und von Ledebur u. a. Bruhns und Bosse (vgl. den Aktenvermerk Gaugers und Geigers vom 22. September 1937: LKA Nürnberg, Meiser 81; vgl. auch den Aktenvermerk Breits vom 20. Oktober 1937: LKA Hannover, D 15 III Nr. 12). Ernsthafte Beunruhigung sowohl beim Lutherrat als auch bei den der VKL II nahestehenden Kreisen hatte dann die Nachricht hervorgerufen, bei der Sitzung des Volksrates sei eine Denkschrift an Hitler unterzeichnet und abgesandt worden (vgl. dazu unten Anm. 20). 19 So hatte z. B. Wurm am 27. September 1937 ein Protestschreiben an die Mitglieder des Laienausschusses gerichtet (vgl. dazu unten Anm. 38). 20 Gemeint ist der von Schomerus verfasste Entwurf für die Denkschrift „Die deutsche Stunde der Reformation“ (Abdruck unten im Anhang Nr. VI). Diese Denkschrift war Breit – offenbar von Meinzolt, der sich in ständigem schriftlichen Kontakt zu Ellwein befand – zusammen mit einer Namensliste, in der insgesamt 54 Laien und Theologen aufgeführt waren, zugespielt worden (vgl. das Schreiben Ellweins an Meinzolt vom 21. September 1937: EvAG München, NL Meinzolt 36; Namensliste: Ebd.). Breit hatte zunächst nicht beurteilen können, in welchem Zusammenhang die Denkschrift, die Namensliste und der Volksrat standen (vgl. dazu unten Dok. 33, Anm. 19), dann aber vermutet, dass eine Beziehung „zwischen den in der Denkschrift entwickelten Anschauungen und Urteilen und den Absichten und Zielen des Volksrates“ bestehen müsse (Schreiben Breits an Bruhns vom 24. September 1937: LKA Hannover, D 15 III Nr. 12). Diese Vermutung hatte Bruhns in einem Schreiben an Breit vom 26. September 1937 bestätigt: Danach hatte Schomerus die Denkschrift auf der Sitzung des Volksrates am 22. September 1937 verlesen; anschließend hatte Bruhns „mit einer Reihe von anderen Personen – wenn ich mich recht erinnere waren es ca. 20 Herren, vor allem Laien – ein Begleitschreiben zu dem Memorandum ‚Die deutsche Stunde der Reformation‘ an die Reichskanzlei unterschrieben“
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len, ebenso die geistliche Leitung und ebenso die Bischöfe und Bruderräte sowie alle kirchenpolitischen Gruppen und alle belasteten Männer, und [meinen], unmittelbar das Kirchenvolk mobilisieren zu können durch einen führenden Laienkreis. Die Frage ist: Was kann unser Kreis, wie er sich in Kassel fand21, tun? Erste Lösung ist: Aktivierung des Kasseler Zusammenschlusses. Mir scheint wichtig zu sein, daß wir nicht einfach aufgeben, was wir in Kassel mit Dank begrüßt haben, und daß wir nicht auseinandergehen. Vielleicht erfordert unser Vorgehen, daß Einzelne unter uns sich gewisse Beschränkungen auferlegen. Mir scheint sicher zu sein, daß Verhandlungen mit dem Staat im Augenblick nicht möglich sind. Jedes Bemühen ist durchkreuzt. Alle Eingaben, die wir gemacht haben, sind der Zuständigkeit wegen an das Reichskirchenministerium übersandt22. Man sollte natürlich das Kirchenministerium fragen, wie weit die zuständige Bearbeitung gediehen sei. Der Volksrat hofft, mit dem Staat verhandeln zu können. Die Deutschen Christen sind in gleicher Lage. Vom Führer [Hitler] werden sie nicht empfangen. Eingaben an den Führer haben auch keine Antwort erhalten. Es wird alles an das Kirchenministerium überwiesen. Neue Kanzelabkündigung? Auch dieser Weg erscheint nicht mehr als geeignet. Soll man versuchen, die Kasseler Autorität in irgendeiner Form wirksam zu machen? Ich habe den Eindruck, daß die Kirchenführer im Moment abgeschrieben sind. Sie werden vom Staat nicht irgendwie in ihrem besonderen Auftrag anerkannt und angenommen. Die Frage dem Staat gegenüber wird um so ernster, als in manchen Kirchengebieten jetzt eine außerordentlich schwere Zuspitzung eingetreten ist. Altpreußen, Sachsen, Nassau-Hessen. Die Frage ist in der Tat: Wie können wir uns in den Landeskirchen helfen in allem, was zum geistlichen und inneren Aufbau der Kirche gehört? Ein besonderer Punkt der Besprechung könnte sein die Lage in Altpreußen. Ich möchte nur zwei Tatsachen erwähnt haben.
(Ebd.). Diese Darstellung hatte beim Lutherrat zu der Annahme geführt, die Denkschrift sei von den auf der Namensliste aufgeführten Personen unterzeichnet und bereits an Hitler übersandt worden. Für erneute Verwirrung sorgte dann jedoch die Nachricht, dass die Mehrheit der in der Namensliste aufgeführten Personen offenbar überhaupt keine Kenntnis von der Denkschrift besaß (vgl. dazu unten Anm. 38). 21 Gemeint ist das ‚Kasseler Gremium‘, das sich auf der gemeinsamen Besprechung von Vertretern der Kirchenführerkonferenz, des Lutherrats und der VKL II am 5./6. Juli 1937 konstituiert hatte (vgl. dazu oben Dok. 25 und 27). 22 Vgl. dazu oben Dok. 28, Anm. 2.
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Für unseren Kreis begnügen wir uns damit, daß wir Personen bitten, damit wir jedenfalls in fester Gemeinschaft stehen und unter der Hand auch den praktischen modus vivendi ausbauen. Vielleicht ist auch über Sonderaktionen ein Wort zu sprechen. Veröffentlichung von Lippstadt23! Laienaktivierung! Zusammenarbeit mit den sog. Verbänden. Stellungnahme zu der Rosenberg-Schrift24. Flugblatt25! Gemeinsame Stellungnahme im Fall der Neubildung von Finanzabteilungen. Sie sind das Gefährlichste in der ganzen kirchlichen Auseinandersetzung. Es wird jetzt ungeheuer schwer sein, dagegen Stellung zu nehmen. In den entscheidenden Erlassen sind ganz entscheidende Änderungen eingetreten26.
23 Marahrens bezog sich hier auf das Wort an die Gemeinden, das die 5. Bekenntnissynode der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union auf ihrer Tagung vom 23. bis 27. August 1937 in Lippstadt verabschiedet hatte. In diesem Wort hatte es geheißen, die „kirchenzerstörenden Gesetze und die Fülle von Verhaftungen und Bedrückungen aller Art“ hätten die altpreußische Bekennende Kirche in „große Not und Anfechtung gebracht“. Zwar müsse der Obrigkeit „in Ehrerbietung“ alles gegeben werden, „was ihr zukommt“; weil sie jetzt „aber in ein fremdes Amt eingreift und uns zumutet, was mit dem Gehorsam gegen Gottes Wort nicht vereinbar ist, können wir hierin nicht gehorchen“. Das Wort hatte dann im Einzelnen Stellung genommen zu den staatlichen Anordnungen, „denen die Kirche in der Bindung an Gottes Wort nicht Folge leisten“ könne, wozu auch die Übertragung der kirchlichen Vermögensverwaltung an staatlich eingesetzte Finanzabteilungen gehöre, durch die „auf dem Verordnungswege die Leitung der Kirche in fremde Hände“ gerate. Ferner war das Verbot der Predigerseminare der Bekennenden Kirche, der Bekanntgabe von Kirchenaustritten im Gemeindegottesdienst, der öffentlichen Stellungnahme zur angekündigten Kirchenwahl und der Kollekten der Bekennenden Kirche genannt worden. Schließlich hatte die Bekenntnissynode beklagt, dass „Brüder zur Rechenschaft gezogen sind, weil sie für die verfolgten Glieder der Kirche im Gottesdienst“ Fürbitte geleistet hätten. In diesen Maßnahmen trete das Bestreben zu Tage, „die Kirche unter die Gewalt des Staates zu bringen, die Ausrichtung ihres Auftrages zu erschweren, ja zu verhindern und dadurch ihre Stimme in der Öffentlichkeit unseres Volkes zum Schweigen zu bringen“; die Kirche aber sei „durch Gottes Wort gebunden, im Gehorsam des Glaubens hier nicht zu weichen, sondern Widerstand zu leisten, denn die Gemeinde, die des Herrn Eigentum ist, und ihm allein dient, steht unter seinem Befehl, das Wort von Gottes Gnade und Gericht unserem ganzen Volk zu sagen“ (Abdruck: KJ 1933– 1944, S. 199f., Zitate: Ebd.; W. Niesel, Um Verkündigung, S. 41ff.).– Zu Verlauf und Beschlüssen der Lippstädter Synode, die aus Furcht vor einem Eingriff der Gestapo in wechselnden Tagungsräumen stattgefunden hatte, vgl. auch ebd., S. 43–57; KJ 1933–1944, S. 200–205; W. Niesel, Kirche, S. 148–151; zur Datierung des Beginns der Synode auf den 23. August 1937 vgl. ebd., S. 148, Anm. 41. 24 Gemeint ist die oben Dok. 31, Anm. 56, erwähnte Schrift „Protestantische Rompilger“. 25 Marahrens schlug hier offenbar vor, die geplante Stellungnahme zu Rosenbergs Schrift in Form eines Flugblatts zu verbreiten, was dann schließlich auch geschah (vgl. dazu unten Dok. 34, Anm. 7). 26 Zu diesen Änderungen in Bezug auf Zusammensetzung, Befugnisse und Aufgaben der Fi-
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Zu überlegen ist, ob die angefangene Arbeit an den Verfassungsfragen27 nicht durchgeführt wird. Endlich möchten wir einen Vorschlag fertig haben, wie der augenblickliche Konflikt zu lösen ist. Wir müssen uns klar sein, wozu wir bereit sind und was wir als unaufgebbar bezeichnen. Das Entscheidende ist der innere Aufbau der Kirche. von Soden weist auf die ökumenische Frage hin28. Koch teilt die vorgetragene Auffassung: Es ist in der Tat so, daß man von zwei Strömungen reden kann: Völlige Trennung – Versuch, auf andere Weise mit der Sache fertig zu werden. Es ist möglich, daß man sich an Männer der Mitte wendet. Ob im Reichskirchenministerium eine einheitliche Linie angenommen werden kann, ist fraglich. Augenblicklich ist Muhs noch in Geltung und hofft, mit verstärkter Gewalt doch noch zu seinem Ziel zu kommen. In Altpreußen sind wir durch die Kollektenfrage29 in wesentlich schwierigerer Lage. Das Signum der Zeit ist die Tatsache, daß Rosenberg wegen seiner absolut feindlichen Haltung der Kirche gegenüber mit dem höchsten Preis ausgezeichnet wurde30.
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nanzabteilungen, die durch die 15. Durchführungsverordnung (vgl. dazu oben Dok. 24, Anm. 15) eingetreten waren, vgl. den Bericht Breits auf der Besprechung mit Vertretern süddeutscher Landeskirchen am 3. Juli 1937 oben Dok. 24, S. 500f. Die Kasseler Bevollmächtigten, Marahrens, Friedrich Müller und Breit, hatten einen Ordnungsausschuss eingesetzt, der mit der Ausarbeitung von Vorschlägen für eine neue Kirchenverfassung befasst war, die dem Staat unterbreitet werden sollten; zu diesem Ausschuss gehörten u. a. Mahrenholz und Mensing (vgl. die „Niederschrift über die Sitzung“ des Kasseler Gremiums „am 20. August 1937 in den Räumen des Lutherrats“: LKA Hannover, D 15 I Nr. 75). Die Animositäten zwischen den beiden Flügeln der Bekennenden Kirche hatten sich allerdings auch bei der Arbeit des Ordnungsausschusses bemerkbar gemacht: So hatte Mahrenholz bei der Übersendung von Thesen zur Neuordnung der Deutschen Evangelischen Kirche Breit ausdrücklich darauf hingewiesen, diese Thesen hätten bereits der vom Reichskirchenausschuss eingesetzten Beratenden Kammer für Verfassungsangelegenheiten der Deutschen Evangelischen Kirche vorgelegen (vgl. dazu oben Dok. 15, Anm. 27); die Kammer aber habe „mit der Weitergabe von nicht ganz fertig überarbeitetem Material [.|.|.] an die Kreise um Dahlem so schlechte Erfahrungen gemacht, daß ich es verhindern möchte, daß die Thesen, die einzig und allein für die Arbeit der Kammer bestimmt sind und die ich nun für die Arbeit des Ausschusses natürlich gern zur Verfügung stelle, von morgen ab in Dahlem zerredet und zerdiskutiert werden“ (Schreiben Mahrenholz’ an Breit vom 12. August 1937: LKA Hannover, D 15 II Nr. 16; vgl. auch das Antwortschreiben Breits vom 18. August 1937: Ebd.). Vgl. dazu unten S. 642–648. Zu Inhalt und Folgen des Runderlasses des Reichs- und Preußischen Ministers des Innern und des Reichs- und Preußischen Ministers für die kirchlichen Angelegenheiten vom 9. Juni 1937, dem sog. Kollektenerlass, vgl. oben Dok. 25, Anm. 54. Rosenberg war im Rahmen der Kulturtagung auf dem Reichsparteitag der NSDAP in Nürnberg am 7. September 1937 als erstem lebenden Deutschen der neu gestiftete ‚Deutsche Nationalpreis für Kunst und Wissenschaft‘ verliehen worden. In seiner Preisrede hatte Goebbels u. a. ausgeführt, Rosenberg habe „in hervorragendstem Maße die Weltan-
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Menschlich gesprochen, sehe ich nicht recht, was noch Verheißung haben kann außer dem, daß wir uns fest zusammenschließen und daß wir nachdrücklich die Arbeit in den Gemeinden aufnehmen. Asmussen spricht über die Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Ich bin sehr einverstanden, wenn davon geredet ist, wir müßten uns zusammenschließen. Nun werde ich aber auf Verständnis stoßen, wenn ich die Frage aufwerfe: Was kann geschehen, um diesen Zusammenschluß in gesunder Weise zu gestalten? Wir wissen alle, daß eine Überforderung im Zusammenschluß nur böses Blut macht. Wenn man einmal fragt, was uns eigentlich faktisch zusammenschließt in diesem Moment, dann ist greifbar zweierlei: Der von außen erfolgende Eingriff und eine darauf folgende innere Überzeugung von der Lage. Wir erleben, Marahrens und Niemöller31, Asmussen und Sasse32 an einem schauung des Nationalsozialismus wissenschaftlich und intuitiv begründen und festigen geholfen“ (Parteitag 1937, S. 50f.). Die Auszeichnung Rosenbergs „galt als ‚offizielle Absage an Weltkatholizismus und Weltprotestantismus‘, da er der profilierteste ranghohe Kämpfer gegen den Einfluss der Kirchen war“ (E. Piper, Rosenberg, S. 350).– Die Stiftung eines Nationalpreises hatte Hitler am 30. Januar 1937 verfügt, nachdem im November 1936 der Friedensnobelpreis für 1935 nachträglich dem pazifistischen Publizisten Carl von Ossietzky verliehen worden war, der nach dem Reichstagsbrand 1933 verhaftet und im Konzentrationslager schwer misshandelt worden war (vgl. ebd., S. 348ff.). 31 Zwischen Marahrens und Niemöller bestanden schwerwiegende Differenzen im Kirchen-, Bekenntnis-, Amts- und Obrigkeitsverständnis (vgl. dazu die programmatischen Reden Marahrens’ und Niemöllers auf der vierten Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche in Bad Oeynhausen am 19. Februar 1936, abgedruckt bei W. Niemöller, Bekenntnissynode Oeynhausen, S. 156–175). Nach seiner Verhaftung (vgl. dazu oben Dok. 24, Anm. 3) kritisierte der kompromisslose Niemöller den hannoverschen Landesbischof, der sich zunehmend „in kirchlicher Besitzstandswahrung und Überlebensstrategie“ übte (I. Mager, Marahrens, S. 144), wegen seines taktierenden Verhaltens als das „‚sanftlebende Fleisch‘ von Hannover“ (Schreiben Martin Niemöllers an seine Frau Else vom 8. Dezember 1937, Abdruck: M. Niemöller, Briefe Gefangenschaft Moabit, S. 150ff., Zitat: S. 150) und den „dicken Abt von Loccum [.|.|.], der immer auf zwei Schultern trug und noch trägt und der sich in Oeynhausen gern und mit Absicht auf die Seite schieben ließ, als es brenzlich wurde“ (Schreiben an Else Niemöller vom 16. Dezember 1937, Abdruck: Ebd., S. 167ff., Zitat: S. 167). 32 Zwischen den beiden lutherischen Theologen Hermann Sasse und Hans Asmussen waren bereits im Sommer 1934 im Zusammenhang der Barmer Theologischen Erklärung (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 48) tiefgreifende Konflikte aufgebrochen. So hatte Sasse Asmussen vorgeworfen, er wolle ebenso wie Niemöller die lutherische Kirche auflösen und eine Union herbeiführen (vgl. E. Konukiewitz, Asmussen, S. 106); als Asmussen den „verschiedenen Formen des Luthertums“ nach der Gründung des Lutherrats im März 1936 dann ein schrift- und bekenntniswidriges Selbst-, Schrift-, Amts- und Kirchenverständnis unterstellte (vgl. H. Asmussen, Bekenntnis, Zitat: Sp. 443), hatte Sasse gekontert, nicht die Lutherratskirchen seien vom Bekenntnis abgefallen, sondern Asmussen selbst sei „der Abgefallene, der nun mit Leidenschaft das verfolgt, wovon er abgefallen ist“ (vgl. H. Sasse, Asmussen, Zitat: Sp. 584; vgl. auch C. Stoll, Bekenntnis). Zu den Auseinandersetzungen zwischen Sasse und Asmussen vgl. auch E. Konukiewitz, Asmussen, S. 158ff.; A. Siemens, Asmussen, S. 34f.
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Tisch beisammen zu sehen. Die Unterschiede scheinen wesenlos zu werden. Das ist das Merkwürdige unserer Situation. Daneben sehe ich ein Gemeinsames in der Tatsache, daß die Auffassung vom Gegner in den eigenen Reihen einer gleichen Richtung unterworfen wurde. Wir sind alle der Überzeugung, daß die Bekämpfung der Kirche nicht deshalb erfolgt, weil der Staat die Kirche politisch mißversteht. Von Ledebur ist freilich heute noch dieser Überzeugung. Der Angriff erfolgt nicht um tatsächlich oder vermeintlich geschehener Fehler willen, sondern er erfolgt um der Sache willen, die wir verkünden. Darum möchte ich [ein Wort gestrichen] hinzufügen: Der Angriff auf die geistliche Leitung geschieht, weil man in ihr ein Bollwerk für die Verkündigung der Kirche sieht. Wir können die geistliche Leitung durch nichts anderes denken als durch Verkündigung. Deshalb möchte ich den Punkt in den Vordergrund gestellt wissen, daß wir von der Verkündigung weiter zu reden versuchen. Der Anlaß scheint in den Angriffen von Rosenberg her gegeben zu sein. Hier wird offensichtlich ein staatliches Evangelium verkündigt. Wenn die Kirche ihre Aufgabe erkennt und wenn ihr an der geistlichen Leitung liegt, dann muß sie wissen, daß die geistliche Leitung durch nichts anderes geweckt werden kann als dadurch, daß sie diesem Angriff gegenüber funktioniert. Es muß gesagt werden, welche Heilsbotschaft wir heute unserem Volk darzubieten haben. Nicht theologische Erklärung, sondern Form des Hirtenbriefs. Solchem Reden stehen in unserem Kreis erhebliche Schwierigkeiten im Wege. In bezug auf die letzte Kanzelabkündigung wurde erklärt, sie sei etwas mager und matt gewesen33. Wir dürfen gemeinsame Erklärungen nicht auf eine mittlere Linie rücken, die ihnen nicht zuträglich ist. Ob die Schwierigkeiten behoben werden können, wird erst die Besprechung zeigen. Wenn sie nicht überwunden werden können, ist es kein Grund, in diesem Kreise auseinanderzugehen, noch ist es ein Grund, anderen zu verbieten, zu reden. Die eigentümliche Lage, in der wir zueinander stehen, gebietet, daß Menschen und freie Kreise zu reden beginnen, die besser zusammenpassen als wir es tun, wenn wir nicht wirklich so reden können, daß man den Schlag vernimmt, wenn der Hammer niederfällt. Wir müssen weiter fragen: Welche Leitung können wir überhaupt der Kirche anbieten? Das gilt für das gesamte Gebilde der Deutschen
33 Gemeint ist die Kanzelabkündigung des Kasseler Gremiums für den 29. August 1937 (vgl. dazu oben Dok. 28, Anm. 4); in bruderrätlichen Kreisen war kritisiert worden, die Abkündigung habe „nicht die Klarheit wie die Botschaften der Reichsbekenntnissynoden“ besessen und „Töne der Anbiederung an den Staat mit seiner völkischen Weltanschauung“ enthalten (W. Niesel, Kirche, S. 152f.).
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Evangelischen Kirche wie für die zerstörten Kirchengebiete. Haben wir uns nicht schon zu sehr festgeredet in der Frage der kirchlichen Leitung? Haben wir uns dadurch nicht zu sehr abbringen lassen von der gemeinsamen Linie? Die Schwierigkeiten sind nicht geringer geworden. Ich möchte deshalb davor warnen, daß wir zu schnell darangehen und dieses Notkirchenregiment herausstellen, ehe eine wirkliche Einheit da ist. Wir haben früher gemeint, dem Staat eine tragfähige Kirchenregierung anzubieten34. Heute geht es um die Frage, ob wir noch in der Lage sein werden, faktisch in der Kirche etwas zu leiten. Wird es möglich sein, das vorhandene Gremium (Marahrens, Breit, Friedrich Müller)35 zu kräftigen und zu stärken? Wird dieser Kreis Leitung werden? Wird es möglich sein, in zerstörten Kirchengebieten eine Annäherung herbeizuführen zwischen denen, die in irgendeinem Zusammenhang stehen? Wir müssen überlegen, ob es möglich ist, in den Provinzen einen Kreis herauszustellen, der diesem Dreierausschuß entspricht. Man wird freilich diesem Kreis nichts zusprechen, was [einige Wörter gestrichen] er nicht halten kann. Eine Fusion zwischen Bekennender Kirche und den Organen der Kirchenausschüsse herzustellen, halte ich nicht für denkbar. Ich halte für denkbar die Herausstellung eines kleinen Kreises, der sich fragt bei einzelnen Ergebnissen, ob und wieweit ein Zusammengehen in den betreffenden Fragen möglich sei. Das ist wenig. Es ist aber rätlich, so vorzugehen, und es hat die große Verheißung. Dann könnte sich entscheiden, ob wir noch in anderen Punkten zusammengehören als in der gemeinsamen Not. Darüber hinaus will ich noch auf einen Punkt aufmerksam machen: Ich glaube, daß es nicht unrätlich ist, wenn wir die unter uns notwendigen Auseinandersetzungen vor der Öffentlichkeit führen. Wir dürfen frei-
34 Anspielung auf die am 22. November 1934 gebildete erste Vorläufige Kirchenleitung (VKL I), die sowohl den bruderrätlichen als auch den bischöflichen Flügel der Bekennenden Kirche repräsentiert und deren Zusammensetzung den Erfordernissen der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche vom 11. Juli 1933 für die Bildung des Geistlichen Ministeriums entsprochen hatte. Mit Rücksicht auf die Wünsche des Reichsinnenministeriums war Marahrens zum Vorsitzenden der VKL I berufen worden, was fast zur Spaltung der Bekennenden Kirche geführt hätte; dennoch hatte die VKL I ebensowenig die staatliche Anerkennung erhalten wie alle weiteren seitens der Kirche gebildeten Leitungsund Vertretungsgremien (vgl. G. Besier, Kirchen 3, S. 38ff.; G. Niemöller, Bekenntnissynode Barmen 1, S. 137–142). Kirchlich hatte die VKL I auf Grund der bei ihrer Bildung aufgebrochenen und in der Folge nicht mehr überwundenen theologischen Differenzen zwischen den beiden Flügeln der Bekennenden Kirche einen „nicht tragfähigen Kompromiß“ dargestellt (Verantwortung 1, S. XXXVI). 35 D. h. das aus Marahrens, Breit und Friedrich Müller bestehende ‚Kasseler Gremium‘, das bisher lediglich dazu bevollmächtigt war, Verhandlungen mit dem Staat zu führen (vgl. dazu oben Dok. 27, Anm. 26).
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lich die Dinge nicht bagatellisieren. Konfessionelle Fragen! Diese Dinge dürfen nicht zum Schweigen gebracht werden. Wir müssen in Bescheidenheit vorangehen. Wir dürfen nichts forcieren. Wir müssen dem einzelnen das Recht lassen, zu reden und zu sagen, was er für nötig hält. Aber wir werden sorgen müssen, daß wir auch zu gemeinsamem Handeln kommen. Wort gegen Rosenberg36. Wurm: Von Ledeburs Unternehmen. Ich habe den Aufruf zugesandt bekommen37. Ich traf Dohrmann. Er sagte, daß er entrüstet sei, daß sein Name unter diesem Aufruf steht. Ebenso hat Walz energischen Protest erhoben38. Gemisch von Dummheit und Gemeinheit. Völliges Vorbeireden an der konkreten Lage. Theologisch ist der Aufruf ein Gemisch
36 Vgl. dazu unten S. 637ff. 37 Wurm hatte den Entwurf für die oben Anm. 20 erwähnte Denkschrift und die Namensliste am 27. September 1937 vom Lutherrat erhalten (vgl. das Schreiben Wurms an Meinzolt vom 19. November 1937: EvAG München, NL Meinzolt 36). 38 Die Namen von Feldbischof Dohrmann und des ‚Betriebsführers‘ des Stuttgarter Elektrounternehmens Bosch, Hans Walz (zu ihm vgl. M. Kißener, Walz), befanden sich nicht auf der Denkschrift selbst, sondern auf der Namensliste. Auf Grund des Protestes von Dohrmann und Walz (vgl. dazu auch unten Dok. 33, Anm. 24) hatte Wurm in einem Schreiben vom 27. September 1937 an die „Mitglieder des ‚Laienausschusses‘“ dann sämtlichen in der Liste aufgeführten Personen mitgeteilt, ihre Namen befänden sich unter einer Denkschrift, die ihnen offenbar überhaupt nicht vorgelegen habe. Folglich handele es sich „um eine Liste von Persönlichkeiten, von denen die Urheber des Aufrufs vermuten, dass sie einen Versuch, aus dem Kirchenkampf herauszukommen und ein Vertrauensverhältnis zwischen dem Staat und der evangelischen Kirche herzustellen, billigen und unterstützen“; es sei aber doch wohl „ein ungewöhnliches Verfahren, ihre Namen unter einen Aufruf zu setzen, den sie noch nicht gelesen haben“. In scharfem Ton hatte Wurm dann die Denkschrift selbst verurteilt, die an der „erschütternden Lage der evangelischen Kirche im heutigen Deutschland“ völlig vorbeigehe und „deshalb auch nicht zu dem bescheidensten inhaltlichen Vorschlag“ komme. Die „Schilderung der Wirklichkeit“ werde durch „langatmige geschichtsphilosophische Betrachtungen“ ersetzt, „die als ein Gemisch von Binsenwahrheiten und haltlosen Konstruktionen betrachtet“ werden müssten. In einer Lage, in der „das Reichskirchenministerium selbst die Reste eines geistlichen Regiments in der Deutschen Evangelischen Kirche und in einer Reihe von Landeskirchen zerstört hat und jedes Gespräch der bekenntnistreuen Kirchenregierungen mit dem Staat verhindert“, rufe die Denkschrift dazu auf, sich „widerspruchs- und widerstandslos“ zu fügen und von den Kirchenführern zu trennen, die „diese Passivität nicht als Gehorsam gegen Gott und nicht als lutherisches Christentum gelten lassen“; damit aber käme die Denkschrift einer Aufforderung an die evangelische Kirche gleich, „den Kampf um die biblische Gotteserkenntnis und den biblischen Christusglauben aufzugeben und sich darein zu finden, dass die Rosenbergische Weltanschauung als allein des Deutschen würdig anerkannt wird“ (EvAG München, NL Meinzolt 36; Teilabdruck bei H. Hermelink, Kirche, S. 419; vgl. dazu auch K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 375f.). Wurm musste seinen Vorwurf, die Denkschrift habe den vermeintlichen Unterzeichnern nicht vorgelegen, dann jedoch zurücknehmen; ebenso erwies sich die Annahme des Lutherrats, die Denkschrift sei auf der Sitzung des Volksrates am 22. September 1937 unterzeichnet und bereits an Hitler übersandt worden, als unzutreffend (vgl. dazu unten Dok. 33, Anm. 19).
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von Hirsch39 und Gogarten40. Das Ganze ist eine Hilfsaktion für die Gruppe Stahn-Ruppel im Reichskirchenministerium41. Für sehr ernst halte ich die Situation, die nach dem 30. September 1937 eintreten wird42. Selbstverständlich wird der Staat nicht Halt machen können bei den Kirchen, bei denen er bisher keine Kirchenausschüsse hatte. [Einige Wörter gestrichen] Das ist mir auch unter der Hand mitgeteilt worden, daß das Hauptbestreben des Ministers [Kerrl] darauf gehe, die geistliche Leitung der Landeskirchen durch eine juristische zu ersetzen. Wir werden diesem Versuch des Staates einen unbeugsamen Widerstand entgegensetzen. Wir haben in diesem Widerstand eine klare Basis dadurch, daß die Eingriffe des Staates in die Verkündigung ganz offenbar geworden sind. Mergenthaler exerziert seinen Erlaß durch, daß das germanische Sittlichkeitsempfinden maßgeblich sei für die Auswahl des Stoffes des Religionsunterrichts43. In Heidenheim hat der Studiendirektor die Elternschaft zusammengerufen, um ihr über die Lage Eröffnung zu machen44. Die Versammlung
39 Vgl. oben Anm. 16. 40 Friedrich Gogarten, Mitbegründer der ‚dialektischen Theologie‘ und seit 1935 Professor für Systematische Theologie in Göttingen, hatte sich 1933 kurzzeitig den Deutschen Christen angenähert (vgl. H.-G. Drescher, Gogarten, Sp. 1072; zur Entwicklung der Theologie Gogartens vgl. auch P. Henke, Gogarten; T. Strohm, Gogarten; H. G. Göckeritz, Gogarten); Wurm bezog sich hier offenbar auf die 1933 in Hamburg erschienene Schrift „Einheit von Evangelium und Volkstum?“, die Gogarten den Vorwurf eingebracht hatte, „Gottesgesetz und Staatsgesetz“ gleichzuschalten und den Deutschen Christen „die theologische Begründung ihres Anliegens zu geben“ (H. Vogel, Wider die Gleichschaltung, S. 333; vgl. auch die Replik von F. Gogarten, Volksgesetz). 41 Der Leiter der evangelischen Abteilung im Reichskirchenministerium, Ministerialdirigent Julius Stahn, und der ebenfalls in dieser Abteilung tätige Ministerialrat Erich Ruppel galten als kirchlich gebunden und standen im Gegensatz zu dem von Staatssekretär Muhs verfolgten radikalen kirchenpolitischen Kurs (vgl. H. Kreutzer, Reichskirchenministerium, S. 146ff., S. 154ff.; H. Boberach, Organe, S. 319–322); diejenigen Referenten der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei, die Werner in seinem willfährigen Kurs gegenüber Muhs nicht folgten, pflegten deshalb auch direkte Kontakte zu Stahn und Ruppel (vgl. dazu H. Brunotte, Kurs, S. 7). 42 Vgl. dazu oben Anm. 12. 43 Gemeint ist der Erlass des württembergischen Kultministers vom 28. April 1937, in dem es geheißen hatte: „Die Erziehung der deutschen Jugend hat einheitlich im Geiste des Nationalsozialismus zu erfolgen. In der Schule ist diesem Grundsatz in allen Fächern Rechnung zu tragen. [.|.|.] Da Religion ordentliches Lehrfach der Schule ist, ist dieser Notwendigkeit auch im Religionsunterricht Rechnung zu tragen. Das hat zur Folge, daß Stoffe, die dem Sittlichkeitsempfinden der germanischen Rasse widersprechen, im Unterricht nicht zu behandeln sind. Gewisse Teile des Alten Testaments können daher für den Unterricht nicht in Frage kommen, andere werden stark in den Hintergrund treten müssen“ (Abdruck: Dokumente 4, S. 49f., Zitat: S. 49; G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 737). 44 Diese Elternversammlung in der Horst-Wessel-Oberschule, die von Oberstudiendirektor
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wurde riesig besucht von der Einwohnerschaft. Das Wort hat nach dem Schuldirektor bekommen der Religionslehrer an der Anstalt, der die Dinge ruhig und sachlich darlegte. (Christus hat nicht gesagt: Ihr sollt vollkommen sein wie euer Vater Abraham, sondern wie euer Vater im Himmel45.) Er hat riesigen Beifall gefunden, und nicht weniger als fünf Väter haben ihm sekundiert. Der Schuldirektor hat zum Schluß über diese Dinge überhaupt nicht mehr gesprochen. Aber der Kultminister hat den Studienrat abgesetzt und hat einen deutschchristlichen Pfarrer berufen lassen46. Wir haben diesem deutschchristlichen Pfarrer erklärt, daß er von uns keinen Urlaub bekomme. Wenn er dem Ruf folge, werde er aus dem Kirchendienst entlassen47. Es soll deutlich werden, daß eine innerste Frage der Kirche auf dem Spiel steht.
Honold einberufen worden war, hatte am 17. September 1937 um 20.00 Uhr im Saal des Bahnhofshotels stattgefunden; in seiner Ansprache hatte Honold sich gegen die Verwendung des Alten Testaments im Religionsunterricht gewandt, die Lehre von der Erbsünde angeprangert und der Kirche Machtlüsternheit vorgeworfen (vgl. den „Bericht über eine Elternversammlung in Heidenheim des Evangelischen Dekanatamts Heidenheim“ vom 12. Oktober 1937, Abdruck: G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 750–754). 45 Mt 5, 48.– Studienrat Johannes Friedrich Faber hatte zunächst darauf hingewiesen, in dem von ihm gehaltenen Religionsunterricht stehe Christus allein im Mittelpunkt; da Christus aber vom Alten Testament gesagt habe, „daß es das Wort des Vaters sei und daß man darin ihn selber finde“, sei es für den Religionsunterricht unentbehrlich (G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 750f., Zitat: S. 750). Faber hatte mit der Bemerkung geschlossen, „wenn er einen anderen Standpunkt einnehmen würde, so könnte er nicht mehr vor die Schüler treten, sondern müßte zusammenpacken und gehen“ (Ebd., S. 751). 46 Honold hatte Faber am 18. September 1937 erklärt, er werde dem Stuttgarter Kultministerium mitteilen, dass Faber sich gegen den Erlass vom 28. April 1937 (vgl. oben Anm. 43) gestellt habe; am 21. September 1937 war Faber dann vom Kultministerium mitgeteilt worden, dass ihm das Recht zur Erteilung von Religionsunterricht entzogen und ein Disziplinarverfahren gegen ihn eingeleitet worden sei (vgl. G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 751; vgl. auch M. Benz/T. Lutz, Schulwesen, S. 62f.). Mit Wirkung zum 27. September 1937 war an Stelle von Faber der bisherige Pfarrer von Onstmettingen, Walter Wittmann, berufen worden (vgl. das Schreiben der Stuttgarter Ministerialabteilung für die höheren Schulen an den Leiter der Horst-Wessel-Oberschule vom 28. September 1937: LKA Stuttgart, Registratur, PA Walter Wittmann). 47 Wittmann hatte den Evangelischen Oberkirchenrat mit Schreiben vom 23. September 1937 um seine Beurlaubung gebeten (LKA Stuttgart, Registratur, PA Walter Wittmann). Der Oberkirchenrat hatte Wittmann daraufhin mitteilen lassen, er sehe sich „nicht in der Lage, das Urlaubsgesuch zu bewilligen“; sollte Wittmann jedoch „auf seinem Vorhaben bestehen“, so sei „das nur in der Form eines Gesuchs um sofortige Entlassung aus dem Dienst der Württembergischen Landeskirche möglich“ (Erlass des Evangelischen Oberkirchenrats Stuttgart an das Dekanatamt Balingen vom 28. September 1937: Ebd.). Wittmann reagierte darauf mit einem Gesuch um „sofortige Beurlaubung mit dem Ziel der Dienstentlassung“ und beharrte darauf, den Schuldienst anzutreten (Schreiben an den Evangelischen Oberkirchenrat Stuttgart vom 3. Oktober 1937: Ebd.); seine Entlassung aus dem Kirchendienst erfolgte dann zum 31. Oktober 1937 (Erlass des Evangelischen Oberkirchenrats Stuttgart an das Dekanatamt Balingen vom 7. Oktober 1937: Ebd.).
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In einer anderen Gemeinde haben 500 Bauern den Schulrat, der das Alte Testament angriff, mit fünf Männern allein gelassen und sind aus dem Saal hinausmarschiert48. Es ist kein Zweifel mehr vorhanden, daß es sich um die Verkündigung der Kirche selbst handelt. Deshalb müssen wir jetzt auf diesen Punkt unser Hauptgewicht legen, wenn irgendwie aus unseren Beratungen etwas hervorgehen soll (Schritte dem Staat gegenüber, Schritte der Öffentlichkeit gegenüber). So erinnere ich mich, daß praktische Vorschläge vorbereitet sein sollen, die dem Staat gemacht werden sollen49. Es würde unsere Position stärken, wenn wir sagen könnten: Wir haben bestimmte Vorschläge ausgearbeitet. Der Staat kann nicht sagen, daß von uns kein Weg versucht worden wäre. Was vorbereitet wurde, sollte einen formellen Abschluß bekommen. Dann teilte mir Direktor Hermann Müller mit, daß man in der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei doch sehr das Bedürfnis hat, mit uns in nähere Fühlung zu kommen. Vor allem scheint wichtig eine scharfe und deutliche Kundgebung gegen die staatliche Anerkennung der Rosenberg-Religion. von Thadden: Laienbewegung von Ledebur. Es ist schwer zu ermessen, welches Echo diese Bewegung wirklich gefunden hat. Das unmittelbare Echo der Bewegung ist nicht sehr groß. Wohl aber ist die schädigende Wirkung sehr groß. Sie besteht darin, daß eine Menge Menschen, die sonst wohl einen Zugang zu uns fänden, durch solche Parolen unsicher werden in ihrem Verständnis vom Wesen der Kirche und in der richtigen Beurteilung der Lage. Die Bewegung von Ledeburs fischt im Trüben. Was ist in den letzten Jahren aus unseren Gemeinden und den Laien geworden? Es ist fraglos, daß in Laienkreisen die Kirchenfrage als solche außerordentlich stark ventiliert wird, nur nicht so, wie wir es wünschen müßten. Das bedeutet eine große Aufgabe für die Gegenwart. Deshalb müssen wir die Frage nach dem inneren Schicksal der Laien uns sehr viel ernsthafter vorlegen. Was alles zu geschehen hätte,
48 Gemeint ist offenbar eine Elternversammlung in Bernhausen, über die der Evangelische Oberkirchenrat dem Reichserziehungsministerium in einem Schreiben vom 30. September 1937 – unter Weglassung von genauen Namens-, Orts- und Zeitangaben – berichtet hatte. Nach diesem Schreiben hatte der Stuttgarter Oberschulrat Kimmich über die Zukunft des Religionsunterrichts gesprochen, „der nationalsozialistisch gestaltet werden müsse und das Sittlichkeitsempfinden der germanischen Rasse nicht durch bestimmte biblische Abschnitte verletzen dürfe“. Zu diesen Abschnitten gehörten insbesondere die Geschichten von Abraham, Joseph und David. Die Zuhörer hatten Kimmich daraufhin Antichristentum vorgeworfen; als Kimmich schließlich einen der Teilnehmer als Staatsfeind bezeichnete, der ins Gefängnis gehöre, war es zu einem Tumult gekommen, bei dem die Anwesenden „voll Entrüstung bis auf ganz wenige den Versammlungsraum“ verlassen hatten (Abdruck: G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 823–826). 49 Bezug unklar.
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würde zu weit führen. Der Laie will als Glied der Gemeinde Jesu Christi angesprochen werden und ernst genommen werden. Zwei Punkte gehören damit zusammen: a) Frage nach der Möglichkeit eines Kirchentages50. Ich verspreche mir nicht allzuviel davon. Aber es wäre doch etwas, wenn die evangelische Christenheit in Deutschland den Eindruck hätte, daß angesichts der zentralen Bedrohung durch die kirchenfeindlichen Mächte etwas zusammensteht, was man Deutsche Evangelische Kirche nennen kann. b) An den Laien kommt man zuverlässig nur heran, wenn man ihn verantwortlich macht an den Finanzen [sic!] der Kirche. Frage nach der materiellen Existenz unserer Kirche. Kloppenburg: Konkrete Frage. Wir müssen uns darüber klar sein, daß nicht nur die Versuche, mit dem Staat zu verhandeln, hoffnungslos sind. Der Staat ist sich auch darüber klar, daß die Kirche die Angriffe nicht unbeantwortet läßt und hat das in seine Kalkulation eingeschlossen. Es muß die Wahrheit bezeugt werden so eindeutig, als wir nur können. Kirchenpolitisch sollten wir uns darüber klar sein, daß in absehbarer Zeit keine Gegenwirkung gegen den augenblicklich vorhandenen Kurs vorhanden sein wird. Wir werden damit rechnen müssen. Auch die intakten Kirchen sind aufs Stärkste bedroht. Ganze Kirchenkreise in Brandenburg haben keine geordnete Verkündigung mehr. In
50 Aus einem Beschluss der VKL II vom 12. August 1937 geht hervor, dass vom Kasseler Gremium die Einberufung einer „Deutschen Evangelischen Kirchenkonferenz“ bzw. eines Kirchentags unter der gemeinsamen Leitung von VKL II, Lutherrat und Kirchenführerkonferenz erwogen wurde. Die VKL II hatte dieses Vorhaben zwar begrüßt, gleichzeitig aber gefordert, nur solche Teilnehmer zuzulassen, „die für ihre Person bereit sind, in den Kirchenfragen eine Haltung einzunehmen, wie sie dem Arbeitsabkommen zwischen dem Rat der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands und der Vorläufigen Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche entspricht“. Die Einladungen seien „nur im Einvernehmen mit den Bruderräten der Bekennenden Kirche“ auszusprechen; eine offizielle Vertretung der Landeskirchenausschüsse komme nicht in Frage. Schließlich hatte es die VKL II für wünschenswert gehalten, „wenn die Berufung der Vertreter aus den verschiedenen Landeskirchen auch weitgehend der theologischen Gliederung der Landeskirchen Rechnung trüge“; so sei z. B. mindestens ein Vertreter der Kirchlich-theologischen Sozietät in Württemberg einzuladen (LKA Hannover, D 15 I Nr. 6; vgl. auch das Schreiben der VKL II an Marahrens und den Lutherrat vom 13. August 1937: Ebd.). Auch beim altpreußischen Bruderrat war die Einberufung eines Kirchentags auf Zustimmung gestoßen; die „unaufgebbaren Voraussetzungen“ für seine Beteiligung hatte der Rat der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union in einem Schreiben an den Lutherrat vom 13. August 1937 aufgeführt: „1) Grundlage der Verhandlungen ist Artikel I der Kirchenverfassung, in der Interpretation, welche die Barmer Synode gegeben hat. 2.) Aus dem Gebiet der Evangelischen Kirche der altpreussischen Union sind nur solche Glieder zu berufen, die die ausdrückliche Zustimmung des Preussischen Bruderrats erhalten. 3.) Die Frage der Neuordnung der Deutschen Evangelischen Kirche gehört nicht zu den Befugnissen des Kirchentages“ (LKA Hannover, D 15 I Nr. 59).
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Küstrin sind unsere Bekenntnispfarrer verhaftet. In Brandenburg waren 200 Kanzeln zeitweise ohne ordentliche Verkündigung51. Unser Kirchenpräsident Volkers verbietet das Gebet für die gefangenen Pfarrer52. Von hier aus müßte sichtbar werden die Solidarität der Christenheit in Deutschland mit den preußischen Brüdern. Hier müßte etwas deutlich werden; sonst verzagen manche Brüder. Es werden viele ausschauen nach einem gemeinsamen Zeugnis. Innerer Aufbau der Gemeinden53. Die gesamte Bekennende Kirche wird in den letzten Jahren zu stark in Anspruch genommen durch die kirchenregimentlichen Versuche. Der Ansatz für den Neubau muß bei der Gemeinde liegen, die sich um das Wort sammelt. Die Gemeindeglieder und der größte Teil der Pfarrer sind nicht der Meinung, daß man aus der Deutschen Evangelischen Kirche herausgehen sollte. Es mehren sich die Fälle, daß Pfarrer eingesetzt werden und eine Gemeinde haben, wobei sowohl der Pfarrer wie die Gemeinde rechtlich nicht in den Organismus der Deutschen Evangelischen Kirche eingegliedert sind54. Es könnte an der Bildung und Ordnung dieser neuen Gemeinden etwas deutlich werden von einer bekenntnismäßigen Ordnung und neuen Haltung der Kirche überhaupt. Die Versorgung der nicht-ständigen Geistlichen aus der
51 Die Bekennende Kirche der Kirchenprovinz Mark Brandenburg war von der Verhaftungswelle in besonders hohem Maß betroffen. So sind in der mit Rundschreiben der VKL II an die angeschlossenen Kirchenregierungen und Landesbruderräte vom 23. September 1937 versandten Fürbittenliste allein aus Brandenburg 80 Geistliche und Laien genannt, die sich zum Zeitpunkt der Sitzung des Kasseler Gremiums in Haft befanden, darunter auch die Bekenntnisgeistlichen aus Küstrin, die am 13. September 1937 verhaftet worden waren (LKA Nürnberg, KKU 26/III). 52 Vgl. den von Volkers gezeichneten Erlass vom 22. September 1937, in dem der oldenburgische Oberkirchenrat sowohl die Abkündigung von „Verlautbarungen der sog. Bekenntnisfront oder Landeskirchenführer“ – insbesondere der Kanzelabkündigung des Kasseler Gremiums für den 29. August 1937 (vgl. dazu oben Dok. 28, Anm. 4) – als auch das Gebet „für die vom Staat verhafteten oder mit Verboten belegten Pfarrer und Laien“ untersagt hatte. Zur Begründung hatte es in diesem Erlass geheißen, derartige Äußerungen stellten „objektiv einen Kanzelmißbrauch im Sinne des § 130a des Strafgesetzbuchs [vgl. dazu unten Anm. 79]“ sowie ein Vergehen gegen das „Gesetz gegen heimtückische Angriffe auf Staat und Partei und zum Schutz der Parteiuniformen“ vom 20. Dezember 1934 (RGBl I 1934, S. 1269ff.) dar und seien „mit dem Wesen unseres lutherischen Gottesdienstes, seiner Predigt und seiner Gebete unvereinbar“ (Abdruck: H. Harms, Geschichte 3, S. 189; vgl. auch K.-L. Sommer, Bekenntnisgemeinschaft, S. 195 mit Anm. 38).– Zu der von Kloppenburg im weiteren Verlauf der Sitzung erbetenen Stellungnahme der Kirchenführer und des Lutherrats vgl. unten Anm. 125. 53 Kloppenburg referierte im Folgenden den Inhalt eines nicht datierten und nicht gezeichneten Entwurfs „Zur kirchlichen Ordnung“, den er nach einem hsl. Vermerk Meisers den Teilnehmern der Sitzung auch schriftlich übergab (LKA Nürnberg, Meiser 103/2). 54 Gemeint sind Gemeinden, in denen der Pfarrer durch den Bruderrat eingesetzt worden war (vgl. G 2, S. 112).
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Hilfskasse55 ist nur ein Übergangszustand. Die Gemeinde selbst muß die wirtschaftliche Basis für die angestellten Pfarrer bilden. Die Ordnung der Gemeinde muß auch wirtschaftlich vollzogen werden. Es muß geprüft werden, wie deutlich gemacht werden kann, daß diese Gemeinden und Ämter demnach legitime Kirchengemeinden sind. Übernahme einzelner Pfarrer in eine andere Landeskirche. Prüfungen. Merkwürdige Stellung zu den Restbeständen kirchlicher Behörde, die wir in den zerstörten Kirchen noch haben. Wie kommt Herr Werner dazu, geistliche Leiter zu ernennen56? Kraft welchen Rechtes sind wir in der Lage, einen solchen Mann als geistlichen Leiter zu erkennen, der von Herrn Werner eingesetzt ist? Bestimmte Behörden sollten von uns nicht mehr als kirchliche Behörden anerkannt werden: Deutsche Evangelische Kirchenkanzlei, Kirchliches Außenamt, Evangelischer Oberkirchenrat Berlin, deutschchristliche Kirchenregierungen. In den zerstörten Kirchen sind wir an dem Punkt angelangt, daß wir Pfarrer und Gemeinden haben, die nicht mehr damit rechnen können, die staatliche Legalitätserklärung zu erhalten. Fichtner: Der Kampf gegen die geistliche Leitung ist [ein Wort gestrichen] auch in Sachsen aufgenommen worden. Abberufung des Landeskirchenausschusses57. Wir bleiben natürlich in dem Amt, das uns verordnet ist. Der Staat kann höchstens eine Rechtshilfe leisten, aber doch nicht die Kirchenregierung abberufen. Die derzeitigen Machthaber in Sachsen58 haben unserer Staatskanzlei in den Ohren gelegen: Beruf doch den Landeskirchenausschuß ab! Dann werdet ihr sehen, daß die Vertrauenspfarrer (1.000–1.200)59 über Nacht sich zerstreuen. Das ist nicht eingetroffen. Die geistliche Leitung steht nach wie vor. Aber der Staat sieht sie nicht mehr und hat in Sachsen nicht einmal eine juristische Leitung einge55 Richtig: Notbundkasse (vgl. G 2, S. 112). 56 Der Evangelische Oberkirchenrat Berlin unter Präsident Werner hatte Zimmermann gebeten, „bis auf Weiteres das Amt der geistlichen Leitung in der Provinz Brandenburg zu führen“ (Schreiben Dibelius’ an Breit vom 17. September 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 59). 57 Vgl. dazu oben Dok. 29, Anm. 3. 58 D. h. der Leiter des Landeskirchenamts Dresden, Klotsche, und der Vorsitzende der sächsischen Finanzabteilung, Kretzschmar. 59 Gemeint sind diejenigen Pfarrer, die hinter dem am 28. November 1936 gegründeten Vertrauensrat der sächsischen Pfarrerschaft standen. Der Vertrauensrat, der unter dem Vorsitz des Leipziger Pfarrers Oskar Bruhns aus Vertretern des Pfarrernotbunds und der kirchlichen Mitte zusammengesetzt war, repräsentierte ca. drei Viertel der gesamten sächsischen Pfarrerschaft. Als kirchlich gebildetes Organ hatte er den vom Staat eingesetzten Landeskirchenausschuss unterstützen sollen, dessen Sturz aber letztlich nicht verhindern können (vgl. J. Fischer, Landeskirche, S. 74f.; K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 355; H. Klemm, Dienst, S. 287–297).
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setzt. Klotsche ist gar kein Jurist60. Die Pfarrer haben so darauf reagiert, daß sie „stehen“. Nur ganz wenige sind aus der Vertrauensfront ausgebrochen und abgebröckelt. Im Landeskirchenamt hat der Arbeitsprozeß sehr starke Einschränkungen erfahren. Der Briefverkehr ist auf ein Zehntel zurückgegangen. Man ist von einer gewissen Unsicherheit befangen. Man schrieb an Muhs, es sei eine unverkennbare Tatsache, daß die Geistlichen, Vikare und Kandidaten auf der Bekenntnisseite stünden61. Es soll nur in Fällen grober Disziplinlosigkeit vorgehen [vorgegangen werden]. Man wartet auf Nachricht aus Berlin. Die sächsische Landeskirche wird von Berlin aus regiert. Landeskirchliches Gemeindeblatt. Schlagartige Abbestellung. Der Christenbote (Blatt der Bekennenden Kirche) hat das Rennen gemacht. Ihm soll auch das Papier von staatlicher Seite zugesprochen werden, daß die landeskirchliche Druckerei nicht mehr benötigt62. Eigenmächtige Eingriffe Klotsches in kirchliche Ordnungen. Die für Monat Oktober 1937 für Sachsen fälligen Prüfungen haben sich für Klotsche sehr ungünstig ausgewirkt. Es haben sich dort nur zwölf Kandidaten gemeldet, bei uns 3863. Wir müssen auch das Ordinieren versuchen. Zur Zeit werden sie von Klotsche und dem Vorsitzenden der Finanzabteilung [Kretzschmar] (einem ehemaligen Bankbeamten) unterschrieben64. [Ein Wort gestrichen] Verhinderung der Pfarrerrüstzeiten65. Die Evangelisch-Theologische Fakultät Leipzig steht geschlos-
60 Klotsche besaß nur die mittlere Reife und hatte die Laufbahn eines Verwaltungsbeamten eingeschlagen. Bevor er 1933 in den landeskirchlichen Dienst eingetreten war, hatte er zuletzt als Oberjustizsekretär am Amtsgericht Dresden gearbeitet; seit 1926 besaß er außerdem die hilfsrichterliche Befugnis (vgl. G. Prater, Kämpfer, S. 296, Anm. 89). 61 Nach dem Schreiben des sächsischen Landeskirchenamts an den Reichskirchenminister vom 31. August 1937 hatte sich das Landeskirchenamt zu dieser Mitteilung verpflichtet gesehen, weil die „Vikare und Pastoren von heute den Nachwuchs für die Zukunft“ darstellten und die Verhältnisse innerhalb der Studentenschaft auch nicht besser lägen (BArch, R 5101/23765). 62 Zum Eingehen des ‚Kirchlichen Gemeindeblatts für Sachsen‘ und zur Neuordnung der kirchlichen Presselandschaft in Sachsen vgl. oben Dok. 29, Anm. 6, und unten Dok. 38, Anm. 64. 63 Aus Opposition gegen das Landeskirchenamt hatten sich mehrere Vikare, die beim Landeskirchenamt zur Zweiten Theologischen Prüfung angemeldet gewesen waren, sogar wieder abgemeldet; Klotsche hatte daraufhin den Reichskirchenminister um sein Einverständnis zur Abberufung dieser Vikare gebeten (Schreiben vom 4. September 1937: BArch, R 5101/23765). 64 Gemeint ist offenbar die Unterzeichnung der Prüfungszeugnisse über das Theologische Examen durch Klotsche und Kretzschmar; Anfang 1938 konnte die Theologische Fakultät Leipzig dann erreichen, dass der Vorsitz in der Prüfungskommission, der traditionell dem Landeskirchenamt zukam, einem Fakultätsmitglied übertragen wurde (vgl. K. Meier, Resistenzbedeutung, S. 211). 65 Vgl. dazu oben Dok. 31, Anm. 39.
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sen auf unserer Seite66. Die Grenzziehung ist in Sachsen in vollem Gange. Große Not macht uns die Finanzierung. Friedrich Müller-Dahlem: In der Beurteilung der kirchenpolitischen Lage sind wir uns einig. Frage von Kassel. Als Kassel zusammentrat, konnte ich nicht dabei sein. Ich freute mich aber über Kassel. Es war ein erster Schritt, eine Einheit innerhalb der Deutschen Evangelischen Kirche sichtbar werden zu lassen. Die Landeskirchenführerkonferenz67 kam in große Schwierigkeiten durch die Auflösung von Kirchenausschüssen, die nicht weiter den Anspruch auf die Leitung der Kirche erheben. Die vorhandenen Schwierigkeiten sind mir besonders deutlich geworden hinsichtlich des gemeinsamen Handelns, das wir bisher getätigt haben. Die Freude über den Zusammenschluß von Kassel entspricht keineswegs dem, was Kassel eigentlich sein müßte. Selbst [Name unleserlich] sucht die Nähe des Kasseler Gremiums, nachdem er einsieht, daß ihm alle anderen Gegebenheiten genommen sind. Viele Kreise haben das Anlehnungsbedürfnis an Kassel, um von dort her eine Legitimation [ein Wort gestrichen] zu erhalten, die sie sonst nicht bekommen können. Können wir Personen bitten zu gemeinsamem Handeln mit uns, damit wir in Verbindung bleiben, oder müssen wir nicht die Vorfrage klären, in welcher Weise wir uns zusammensetzen? Inwiefern will man legitimieren, was von 1935 an kirchenregimentlich geschehen ist68? Hier sehe ich theologische Schwierigkeiten. Diese sind auch Schuld daran, daß die Wirkung auf die Öffentlichkeit nicht so ist, wie wir sie uns wünschten. Haben wir die Vollmacht, den Anspruch zu exerzieren, den wir erheben werden? Stoltenhoff: Generalbedrohung der Kirche; der Ausdruck ist nicht übertrieben. Ein Mitglied des Evangelischen Oberkirchenrats in Berlin erzählte von einer neuen Dezernatsverteilung in Berlin. Das Schwergewicht ist wieder auf die Deutschen Christen verlagert worden69. Das 66 Die Leipziger Theologische Fakultät hatte sich sowohl gegenüber der seit 1933 vom sächsischen Landeskirchenamt betriebenen deutschchristlichen Kirchenpolitik als auch gegenüber den Gewaltmaßnahmen der Reichskirchenregierung ablehnend verhalten. 1936 war der einzige deutschchristliche Lehrstuhlinhaber, Eisenhuth, nach Jena berufen worden. Die Arbeit des im Herbst 1935 eingesetzten Landeskirchenausschusses hatte die Fakultät begrüßt. Dem Kirchenregiment von Klotsche und Kretzschmar stand sie ablehnend gegenüber (vgl. K. Meier, Resistenzbedeutung, S. 207, S. 209, S. 211; zur Besetzung des Lehrkörpers 1936/37 vgl. I. Garbe, Theologe, S. 558f.); deshalb denunzierte das Landeskirchenamt die Fakultät bei Reichsstatthalter Mutschmann, der ihre Auflösung plante, als staatsfeindlich (vgl. I. Garbe, Beyer, S. 311ff.). 67 Gemeint ist die Kirchenführerkonferenz unter dem Vorsitz Marahrens’ (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 40). 68 D. h. seit der Einsetzung der Kirchenausschüsse. 69 Vgl. dazu den Geschäftsverteilungsplan für den Evangelischen Oberkirchenrat Berlin und die Finanzabteilung beim Evangelischen Oberkirchenrat, das Schreiben Werners an
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Personalreferat ist wieder in Händen von Freitag70. Ich bin auch der Meinung, daß wir in der Kirche nicht weiterkommen können, wenn es nicht gelingt, unsere Gemeinden zu aktivieren (im Blick auf Asmussen71). Friedrich Müller: Was hat Kassel zu bedeuten, und was ist im Licht von Kassel der Kreis, der heute hier zusammensitzt? Wir wissen alle, was wir vom Staat zu erwarten haben. Aber müssen wir nicht mit dem gleichen Ernste sehen, was wir einander getan haben? Ich bin sehr dankbar dafür, daß Asmussen deutlich sagte: Gemeinsames Reden begegnet größten Schwierigkeiten. Gelingt das gemeinsame Reden nicht, so darum kein Auseinandergehen, so darum keine Verhinderung anderer, zu reden. Sobald etwas Gemeinsames zustande kommt, so wird es von anderer Seite wieder heruntergesetzt und in seiner Bedeutung abgeschwächt. Wir müssen Klarheit schaffen: Können wir nicht gemeinsam reden und handeln? Ich bin nur dann in der Lage, mich an einem gemeinsamen Reden und Handeln zu beteiligen, wenn wir das mit voller innerer Wahrheit und Deutlichkeit tun können. Darum ist nach dieser Seite hin eine Klärung herbeizuführen. Wir haben alle unter dem gegenseitigen Mißtrauen in den letzten Jahren gelitten. Wenn heute alle die zusammenkommen sollen, die Kirche als Kirche Jesu Christi wollen, dann kann es nur geschehen, wenn wir in voller brüderlicher Offenheit zueinander stehen. Sonst ist das gemeinsame Reden und Handeln nicht vollmächtig. Lilje: Wie können wir heute zur praktischen Lösung von Aufgaben kommen? Was können wir tun? Die Grenze nach innen ist von Asmussen aufgezeigt. Die Grenze nach außen zeigte Kloppenburg72. Nach innen: Wir können nichts sagen, was doch nur eine leere Feststellung bleibt. Wir wollen nicht zuviel von uns sagen. Nach außen: Seit Wochen halte ich es für den gefährlichsten Punkt, daß die Deutsche Evangelische Kirche die Frage nicht mehr beantwortet: Wie kommt ein Pfarrer rechtmäßig in das Amt der Verkündigung? Diese Frage muß vor allem beantwortet werden.
die Mitglieder, Referenten und Beamten des Evangelischen Oberkirchenrats, des Oberrechnungsamtes und der Kirchenkanzlei vom 21. September 1937 sowie die weiteren Unterlagen zur Geschäftsverteilung im EZA Berlin, 1/2554. 70 Mit der Übertragung des Personalreferats an Oberkonsistorialrat Freitag lag das wichtigste Referat im Evangelischen Oberkirchenrat wieder in den Händen eines Deutschen Christen (vgl. AELKZ 70, 1937, Sp. 949); Freitag hatte dieses Amt bereits unter Ludwig Müller innegehabt (vgl. K. Meier, Kirchenkampf 1, S. 559, Anm. 426). 71 Zum Votum Asmussens vgl. oben S. 613–616. 72 Zum Votum Kloppenburgs vgl. oben S. 620ff.
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Man sieht sowohl die innere wie die äußere Grenze für das, was wir tun können. Was bleibt dann an konkretem Handeln übrig? Im Krieg mußten die Führer zweimal umdenken: Bewegungs- und Stellungskrieg73; Stellungskrieg, Auflösung in Maschinengewehrnester74. Das letzte Stadium ist von uns erreicht. Die Aufgabe für eine übergreifende Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche ist die: Es ist deutlich zu machen: Es ist noch irgendwo eine evangelische Kirche in Deutschland da. Die Deutschen Christen werden aus diesem Kreis ausscheiden müssen. Es müßte ein Gremium da sein, das diesen Willen zu einer einheitlichen Zusammenfassung dessen symbolisiert, was man noch als Kirche ansprechen kann. Unsere Gemeinden brauchen das in einer sichtbaren Form. Wenn es gelingt, in einer sichtbaren Form klar zu machen: Es sind Leute beieinander, die das Vertrauen der Gemeinde in Anspruch nehmen können und willens sind, dieses Maß an geistlicher Autorität auszuüben, sind wir heute nicht umsonst beisammen gewesen. Das Gleiche müssen wir dem Staat gegenüber deutlich machen, sonst bildet er sich ein, daß seine Offensivwalze Erfolg hat. Es muß deutlich gemacht werden: Trotz allem sind wir da. Das muß auch sichtbar gemacht werden. Wie können wir das sichtbar machen? Einmal vielleicht dadurch, daß man sagt: Es ist etwas wie ein Vertrauensrat der Deutschen Evangelischen Kirche da. Er nimmt nicht Kirchenleitung in Anspruch, aber spricht „Rat“ aus. Kirchentag75! Der knappe Hirtenbrief, ähnlich dem Brief an die Gemeinden76. Zwei konkrete Wege: Ein Wort zum Fall Rosenberg. Der deutsche und politische Aspekt der Frage: Wir stellen an dich, o Staat, die Frage: Was gedenkst du mit einem Mann zu tun, der das deutsche Volk so entzweispaltet? Der Staat 73 Bereits wenige Monate nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs war es im November 1914 an der Westfront zum Erliegen des deutschen Vormarsches gekommen. Die Situation dort war daraufhin zum Stellungskrieg erstarrt (vgl. W. Deist, Kriegführung, S. 251; M. Pöhlmann, Bewegungskrieg, S. 386); dabei wurden von der Kanalküste bis zur Schweizer Grenze mehrere befestigte Schützengräbenlinien angelegt (vgl. M. Pöhlmann, Stellungskrieg, S. 866). 74 Wegen des zunehmenden Masseneinsatzes moderner Kampfmittel wie Giftgas, Flugzeugen und Tanks hatte die deutsche Infanterie ihre Verteidigungsstrategien umstellen müssen. Der größte Teil der Truppen war deshalb ab 1917 nicht mehr in den vordersten Frontlinien, sondern in einem größeren Raum hinter diesen Linien in verstreut liegenden Trichterstellungen und Maschinengewehrnestern eingesetzt worden (vgl. G. P. Gross, Infanterie, S. 574f.). 75 Vgl. dazu oben Anm. 50. 76 Wohl gemeint: die Kanzelabkündigung des Kasseler Gremiums für den 11. Juli 1937 (vgl. dazu oben Dok. 27, Anm. 30).
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stellt sich uns gegenüber nicht tot oder taub. Es wäre [auch] eine Frage, ob man nicht noch einmal daran denken soll, sichtbar zu machen, daß der Verzicht auf das Gespräch nicht zu unseren Lasten geht. Wir könnten erklären: Wir verlangen, daß der Wahlerlaß des Führers77 durchgeführt wird. Es würde deutlich werden: Wir sind es nicht, welche die Wahl sabotieren. Wir würden die Gedanken des Ministers [Kerrl], die Wahl zu umgehen, ans Tageslicht zerren. Wir hätten die Möglichkeit, hinzuzufügen, unter welchen Voraussetzungen allein wir eine Wahl für möglich halten. Böhm: Vergleich mit der Sommeschlacht78: Trommelfeuer, Maschinengewehrnester. Das ist die Lage bestimmter zerstörter Kirchengebiete. Zwischen dem Amt und der Gemeinde soll eine Isolierungspolitik getrieben werden. Was irgendwie Mund der Gemeinde ist, soll tot gemacht werden: Das synodale Element, Bruderräte, Einrichtungen für Kandidaten, das alles wird in diesem Augenblick zerschossen. Verbot der Versendung der Fürbittenlisten79. Ausräumung der Geschäftsstelle der Bekennenden Kirche80. Das Ganze soll auf das Gleis der Behörde81 geschoben werden. Diese Behörde ist nicht mehr dasselbe, was sie vor 1933 war. Damals war sie eine Kirchenbehörde, welche in den synodalen Organen ein Gegengewicht hatte. Heute sind letztere restlos weggefallen82. Auch das Gegengewicht aus der Bekennenden Kirche her77 Vom 15. Februar 1937 (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 1). 78 Die auf breiter Front geführte Schlacht an der Somme, die größte britisch-französische Offensive des Jahres 1916, hatte sich vom 1. Juli bis zum 25. November hingezogen. Ursprünglich als Entscheidungsoffensive geplant, hatte sie hauptsächlich zu einer Entlastung der französischen Truppen vor Verdun und zu einer fortschreitenden Zermürbung der deutschen Truppen geführt. Die Verluste hatten sich auf britisch-französischer Seite auf mehr als 600.000 Tote und Verwundete, bei den deutschen Truppen auf 500.000 Mann belaufen (vgl. dazu P. Simkins, Somme). 79 Dieses Verbot hatte die Gestapo damit begründet, dass die Versendung der Listen als Aufforderung zum Verstoß gegen § 130a StGB, den sog. Kanzelparagraphen, anzusehen sei. Der Kanzelparagraph, der 1871 auf dem Hintergrund des Kulturkampfs in Preußen entstanden war, bedrohte Geistliche, die in Ausübung oder auf Veranlassung ihres Amtes „Angelegenheiten des Staates in einer den öffentlichen Frieden gefährdenden Weise zum Gegenstande einer Verkündigung oder Erörterung machten“, mit bis zu zweijähriger Gefängnis- oder Festungshaft. Seit 1876 galt die gleiche Strafandrohung auch für die Ausgabe und Verbreitung von Schriftstücken entsprechenden Inhalts (zit. nach W. Niemöller, Verkündigung, S. 144; zum Verbot der Versendung der Fürbittelisten vgl. auch G. Grünzinger/F. Walter, Fürbitte, S. XXVIff.; W. Niesel, Kirche, S. 181, Anm. 73). 80 Nachdem das Büro des Rates der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union bereits am 17. Juni 1937 polizeilich versiegelt worden war (vgl. dazu oben Dok. 25, Anm. 69), hatte die Gestapo am 7. September 1937 dann fast das gesamte Inventar abtransportieren lassen, dabei jedoch die wichtigsten Akten übersehen (vgl. dazu W. Niesel, Kirche, S. 151). 81 Gemeint ist der Evangelische Oberkirchenrat Berlin. 82 Nachdem die von den Deutschen Christen dominierte 10. Generalsynode der Evangeli-
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aus wird zerschossen. Nach Wegfallen der Kirchenausschüsse hat der Staat die Behörde in die Hand genommen durch Einsetzung von Personen, die unerhörte Vollmacht haben. Der Staat sieht im Augenblick davon ab, durch Kirchenwahl oder durch Gesetz eine Rechtsbasis von sichtbarer klarer Begründung der Kirche zu geben. Der Staat hat keine bessere Methode, als er sie im Augenblick verwendet, den gesetzlosen Zustand sich auswirken zu lassen und unter der Hand durch die Gestapo alles das kaputt zu schlagen, was an lebendiger Kirche vorhanden ist. Artikel von Boll in der „Kommenden Kirche“. Hier ist ausgesprochen, was der Staat eigentlich will83. Ich halte es für völlig unangebracht, den Gedanken der Wahl im gegenwärtigen Augenblick in die Debatte zu werfen.
schen Kirche der altpreußischen Union am 5./6. September 1933 – die sog. ‚Braune Synode‘ – ihre Befugnisse auf den Kirchensenat übertragen und diesen dazu ermächtigt hatte, verfassungsändernde Gesetze zu erlassen, war der für die Verfassungsurkunde der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union vom 29. September 1922 „charakteristische ‚Trialismus‘ von Kirchensenat, Oberkirchenrat und Synode“ beseitigt; die Generalsynode ist danach nicht wieder einberufen worden (vgl. E. Lessing, Bekenntnis, S. 191–195, Zitat: S. 194). 83 Gemeint ist der Artikel „Konfessionen innerhalb der Konfession? Überwindung des politischen Konfessionalismus tut not!“, den der von Landesbischof Tügel 1936 abberufene hamburgische Oberkirchenrat und Deutsche Christ Karl Boll verfasst hatte (zur Abberufung Bolls vgl. F. Tügel, Weg, S. 315 mit Anm. 32; H. Wilhelmi, Kirche, S. 233f.). In diesem Artikel hatte es geheißen, das „Lebensgesetz“ des „nationalsozialistischen Zeitalters“ sei der „ebenso entschlossene wie unbeugsame Wille zur Einheit“; dieser Wille werde „alles, was ihm heut [sic!] noch stur und eigenwillig entgegensteht, durchbrechen und zur Seite drängen und die Konfessionen vor die Entscheidung stellen, entweder im Volksorganismus den Weg zur Nationalkirche zu gehen, oder außerhalb des völkischen Grundverbandes als Religionsgesellschaft auf seitlichem Privatweg abzuwandern“. Die nationalsozialistische Weltanschauung dringe bereits in sämtliche Lebensgebiete vor und werde „in Kürze einmal die Gemeinschaftsschule verwirklichen, zum andern die Entkonfessionalisierung des öffentlichen Lebens vollenden“. Mit seinem Bekenntnis zum ‚Positiven Christentum‘ habe der völkische Staat schon „in frühester Werdezeit“ richtig erkannt, dass es sich bei den Konfessionen nicht um „reine christliche Gebilde“, sondern um „religiös-politische Formationen“ handele. Dies treffe nicht nur auf die katholische Kirche, sondern auch auf die „innerprotestantischen Sonderkonfessionen“ zu. Während sich jedoch die lutherische Kirche von Anfang an durch eine „Bejahung des wirklich autoritären und totalen Staates“ ausgezeichnet habe, sei die reformierte Kirche „ursprünglich politisierend und aggressiv eingestellt“ gewesen und habe ihre „Heimat“ in einer „streng konfessionell geführten Republik“; dieser „politische Charakter des aus Genf stammenden Reformiertentums“ sei „von dem inzwischen wieder nach dort zurückgekehrten Theologieprofessor sozialdemokratischer Einstellung Karl Barth mit Hilfe einer neuen Orthodoxie und Anwendung eines unlutherischen Doktrinarismus wieder lebendig gemacht“ worden und habe zuletzt nicht nur den „ganzen ‚Kirchenstreit‘ der Gegenwart“ bestimmt, sondern auch „das Werden einer dem Staat ergebenen evangelischen Reichskirche unmöglich gemacht“. Auf diesem Hintergrund sei der Staat „in vollem Recht, zu fordern, daß auch auf dem Boden der evangelischen Kirche das politisierende Element mit
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Was muß von dem Gremium in Kassel geschehen? Nicht neue Gremien setzen! Wir sind herzlich dankbar dafür, daß das Kasseler Gremium da ist. Das Gremium von Kassel soll nach der Seite der Verkündigung ausbauen. Sind wir uns [ein Wort gestrichen] einig darüber, was wir als Frohe Botschaft unserem Volk zu verkündigen haben? Können wir ein Wort im Fall Rosenberg sprechen? Wie tritt die gesamte Kirche an die Seite derer, die in den Maschinengewehrnestern sitzen? Eine rechtliche Neuordnung der Deutschen Evangelischen Kirche vom Staat her ist nicht zu erwarten. Wir müssen die legalen Dinge an die zweite Stelle setzen. Aber wir wollen nicht um der legalen Dinge willen das, was neu wird, an die zweite Stelle setzen. Wenn diese Frage gestellt wird, wie wir zu einer inneren Neuordnung kommen, so ist sie in erster Linie an Preußen gestellt. Hier müssen heute Entscheidungen fallen. Wir sind gerne bereit, als Bruderräte mit allen in gemeinsamer Front zu reden und zu handeln, die mit uns auf gleichem Boden stehen. Wir können uns aber im gegenwärtigen Augenblick nicht denken, wie wir mit denen einig werden sollen, welche die Bande mit dem Staatskirchentum in Preußen noch halten. Wenn die Behörde [der Evangelische Oberkirchenrat Berlin] nur noch Werkzeug des Ministers [Kerrl] ist, Werkzeug fremder Mächte, dann ist die Stunde gekommen, wo wir alle die Brüder fragen müssen: Wie könnt ihr es vereinen, mit uns zusammenzustehen und doch so zu tun, als ob man noch im Dienst des Feindes kirchliche Arbeit leisten könnte? Zimmermann hätte das Amt des Generalsuperintendenten nicht aus der Hand Werners annehmen dürfen84. Wir wollen in Preußen ernsthaft an den Versuch herangehen, mit den Brüdern, die sich entscheiden können, gemeinsame Sache zu machen, auch wenn sie bisher fern von uns standen. Aber solange noch falsche
seinen Machtgelüsten beseitigt wird“; dies sei aber nur dann möglich, „wenn der ganze protestantische Konfessionalismus die lutherische Staatsauffassung“ bejahe, sich vorbehaltlos „in die große Reichskircheneinheit“ einordne und dabei „rückhaltlos dem neuen Staat“ vertraue. Den Beweis für ihren guten Willen müsse die so geeinte Reichskirche dadurch erbringen, „daß sie dem nationalsozialistischen Staate von sich aus ihre gesamte Verwaltung ihrer weltlichen Geschäfte aus freier Entscheidung überträgt. Wenn sie aber auf Garantien und Reservationen beharrt, wenn sie Staatsverträge oder Konkordate verlangt, beweist sie nur, daß sie politische Ansprüche nicht aufzugeben vermag und im Konfessionalismus weiterhin zu beharren entschlossen ist“ („Kommende Kirche. Wochenblatt für eine christliche Kirche deutscher Nation“, Nr. 35 vom 29. August 1937; vgl. dazu auch den ebenfalls von Boll verfassten Artikel „Der Zukunftsweg der Deutschen Evangelischen Kirche – und die katholische Kirche?“: Ebd., Nr. 39 vom 26. September 1937). 84 Vgl. dazu oben Anm. 56.
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Fiktionen aufrecht erhalten werden, würden wir uns schuldig machen an einer Verbreiterung der Front. Die Frage der inneren Ordnung ist wieder eine Entscheidung, die heute gestellt werden muß. Wir haben bisher geredet und gedacht im Rahmen von Landeskirchen, die rechtlichen Charakter [ein Wort gestrichen] tragen. Wir haben gedacht, daß man im Lauf der Zeit wieder in einen festen Normalzustand zurückschwenken könnte. Heute sind wir überzeugt, daß dieser Zustand nicht mehr kommt. Wir stehen in einer Neuordnung der Dinge schon darin. Wir bitten heute, daß Sie die legalen Kirchen auch nach außen bekunden [sic!], daß diese Kirche so eine Art von Mischkirche ist, von Legalität und Kirche. Legalität ist eine Kirche wie [ein Wort unleserlich] ist wie die legale Kirche [Satz verderbt]. Das muß auch dem Staat gegenüber gesagt werden. Frage der praktischen Hilfe. Wir sind dankbar, wenn Worte gesprochen werden. Wir sind aber auch für praktische Hilfe dankbar. Nicht so sehr in der Frage des Geldes – uns geht es um die Frage, wie wir das, was mühsam aufgebaut worden ist, aus Sorge für unseren theologischen Nachwuchs, erhalten werden kann [erhalten können]. Wir werden sonst bald an einem solchen Pfarrermangel leiden, daß wir ihn bald nicht mehr gutmachen können. Das ist sicher auch die Absicht der staatlichen Hochschulpolitik. Ersatzhochschulen85, Predigerseminare86, Dozentenmangel. Meiser: Sofortprogramm (Finanzabteilungen, Himmlererlaß87, Rosenberg)88. Zusammenschluß von Kassel befestigen! Ledebur-Gruppe.
85 Gemeint sind die von der Bekennenden Kirche gegründeten Kirchlichen Hochschulen (vgl. dazu oben Dok. 9, Anm. 21). 86 Zu den von der Bekennenden Kirche eingerichteten Predigerseminaren vgl. oben Dok. 19, Anm. 20–25. 87 Gemeint ist der Runderlass des Reichsführers SS und Chefs der Deutschen Polizei betr. „Verbot der Lehr-, Studenten- und Prüfungsämter der Bekennenden Kirche“ vom 29. August 1937, mit dem unter Berufung auf § 1 der „Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat“ vom 28. Februar 1933 (RGBl I 1933, S. 83) und unter Androhung von Geld- und Gefängnisstrafen die „von den Organen der sogenannten Bekennenden Kirche errichteten Ersatzhochschulen, Arbeitsgemeinschaften und die Lehr-, Studenten- und Prüfungsämter aufgelöst und sämtliche von ihnen veranstalteten theologischen Kurse verboten“ worden waren (Abdruck: Dokumente 4, S. 106f., Zitat: S. 106). In den Mitschriften Meisers wird nicht erwähnt, dass das Kasseler Gremium zu diesem Verbot in einem Schreiben an den Reichsführer SS vom 26. Oktober 1937 Stellung nahm (Abdruck: KJ 1933–1944, S. 206ff.). 88 Nach G 2, S. 115, forderte Meiser: „Wir müssen heute etwas zustande bringen! SofortProgramm: 1.) Was tun wir übermorgen? Bevorstehender Schlag des Staates! – 2.) Was tun wir zugunsten der durch den Himmler-Erlaß aller ihrer Einrichtungen beraubten Kirchen? – 3.) Was tun wir in der Angelegenheit Rosenberg, etwa am Reformationsfest?“
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Sammlung der Laien89. Unterstützung der bedrängten Kirchen. Hilfe für die Verhafteten. Zielsetzung. Verfassungsentwurf90. Marahrens gibt Aufschluß über den Fall Zimmermann91. Asmussen: Wir sehen bestimmte Aufgaben als heute lösbar vor uns. Hauptaufgabe: Versuch einer gemeinsamen Rede (Ansprache). Dabei ist nicht auszugehen von diffizilen theologischen Dingen, sondern von der einfachsten evangelischen Verkündigung. Wir müssen uns überlegen, wie wir reden sollen nach der Seite Rosenberg. Das Wort müsste deutlich machen, daß wir in Kassel nicht bloß eine platonische Verbindung begonnen haben. Die Frage ist mir noch, ob an dieses Wort angegliedert werden müßte ein Bekenntnis zueinander. Die intakten Kirchen sehen mit Besorgnis dem 1. Oktober 1937 entgegen92. Wir kennen diese Besorgnis in den zerstörten Kirchen nicht. Wir sollten es aber aussprechen, wenn von einer intakten Kirche dieses oder jenes verlangt wird, so sollen sie gewiß sein, daß wir hinter ihnen stehen. Hinzugefügt werden könnte, daß der Kreis hier gemeinsam hinter den verhafteten Brüdern steht. Es besteht die Gefahr, daß die Freudigkeit gelähmt wird, wenn die Gewißheit nicht aufrechterhalten bleibt: Was geschieht, geschieht um des Wortes Gottes willen. Eine andere Möglichkeit wäre die, daß dieser Kreis heute einen Brief an die Brüder schreibt, der ihnen dann ins Gefängnis gesendet wird. Die Frage: Was können wir tun? kann nicht anders beantwortet werden, als daß wir ihnen unsere Verbundenheit bezeugen. Man will offenbar den Nachweis führen vom Staat aus, daß man an eine hohe Verhaftungsgrenze herangehen kann, ohne daß die Kirche in Erregung gerät. Dankt Meiser für seine Worte. Frage des Reformationsfestes. Wahrscheinlich wird ein freier Kreis von führenden Theologen zusammengerufen werden, der zur Angelegenheit Rosenberg das Wort nimmt. Einen Kirchentag werden wir wahrscheinlich nicht durchführen können. Andererseits darf nicht der Anschein erweckt werden, als ob es immer nur dieselben Kreise sind, welche die Dinge arrangieren. Jetzt ist es eine große Zahl von Namen, die hinter der Sache stehen.
89 Meiser betrachtete die Aktivitäten von Ledeburs als „eine Hilfestellung für Kerrl“, durch die eine ernsthafte Gefahr drohe; er regte deshalb an, das Kasseler Gremium solle von sich aus einen Laienkreis schaffen. Dazu merkte er allerdings an, bei den Laien sei keine große Einsatzbereitschaft vorhanden; besonders die führenden Schichten versagten sich völlig und es finde sich höchstens „noch ein Häuflein von Bauern, das zu reden wagt“ (G 2, S. 115). 90 Nach G 3 besprach Meiser hier keinen Verfassungsentwurf, sondern regte an, eine Denkschrift „über alle die geschehenen Dinge“ zu verfassen. 91 Vgl. dazu oben Anm. 56. 92 Vgl. dazu oben Anm. 12.
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Die hätten sich dann mit der Frage Rosenberg insbesondere zu befassen. Anerkennung der Prüfungen und Ordinationen93. Zum Schluß ein kurzes Wort über die Verfassungsdinge94. Die Sache ist notwendig; ich bin aber der Meinung, daß das Ganze nicht so sehr ins Einzelne zu gehen braucht. Jedenfalls verlangt die Zeit, in der wir stehen, nicht, daß wir eine bis ins einzelne gehende Verfassung herauszustellen brauchen. Es wäre viel gewonnen, wenn wir in 10 Sätzen sagen könnten: Dahin geht unser Marsch. Pfarrer und Gemeinden müssen wissen, was unser Ziel ist. Kloppenburg: Frage der Verfassung und Ordnung der Kirche ist nicht rasch zu erledigen. Die Vorläufige Kirchenleitung hat seit einigen Monaten gewisse Arbeitskreise mit der Frage der Ordnung und der Gemeindeverfassung beauftragt95. Diese Arbeit soll hier zur Kenntnis gebracht werden. Es sollte überlegt werden, wie man den anderen Teil des Kasseler Gremiums daran beteiligen könnte. von Soden berichtet über die Verhältnisse in der Kirche von Hessen-Kassel. Wenn es dort zu einer Krise kommt, wird die Kirche hinter einem Vertrauensrat96 stehen, der zur Kirchenführerkonferenz hält97. Die Regierung rechnet mit dem Konsistorium, dem einzigen legalen Stück in der Kirche. Mit Hilfe der Konsistorien hofft man die Kirche zu beherrschen. Das erste, was geschehen muß, ist ein Wort gegen Rosenberg. Nach Rosenberg ist das Christentum für die deutsche Zukunft eine achtbare historische Erinnerung98. Die Lehre von der Erbsünde ist 93 Asmussen bezog sich hier auf ein vorhergehendes Votum Meisers, der zugesichert hatte, dass die intakten Kirchen die Prüfungen und Ordinationen der Bekennenden Kirche stets für rechtmäßig gehalten hätten; wenn es notwendig sei, bestünden deshalb auch keine Bedenken, „das nun auch öffentlich auszusprechen“. Diese Anerkennung der Prüfungen und Ordinationen bezeichnete Asmussen als „sehr wünschenswert“ (Zitate: G 2, S. 116; vgl. dazu auch G 3). 94 Vgl. dazu oben Anm. 27. 95 Nach G 2, S. 116, handelte es sich dabei lediglich um einen Arbeitskreis. 96 Ein derartiger Vertrauensrat bestand z. B. in der sächsischen Landeskirche (vgl. oben Anm. 59). 97 Zu einer solchen Krise ist es in der Evangelischen Landeskirche Kurhessen-Waldeck allerdings nicht gekommen: Der Landeskirchenausschuss, dessen Arbeit von der überwiegenden Mehrheit der kurhessischen Pfarrerschaft und auch vom Bruderrat unter dem Vorsitz von Sodens weitgehend mitgetragen wurde (vgl. dazu oben Dok. 16, Anm. 47 und 52), konnte sich als einziger Kirchenausschuss bis zum Kriegsende halten (vgl. K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 301ff.; K. Meier, Kirchenkampf 3, S. 419–423). 98 Vgl. A. Rosenberg, Rompilger, S. 78, wo es hieß: „So wie einst der Olymp religiöse Tatsache war und später, in Stein gehauen, Verehrungsobjekt aller Schönheitssuchenden wurde, so ist auch vieles, was mit der alten metaphysischen Gläubigkeit zusammenhing, heute von dieser Gläubigkeit gelöst. Es bleiben verehrungswürdige Kathedralen und Bildwerke als künstlerische Erinnerung übrig, wie einst die Tempel des Zeus und die Ge-
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[Text bricht ab]99. Also ist unser Kampf kein politischer, sondern ein Kampf um des Glaubens willen. Angriff auf die Innere Mission. Hephata schwer bedroht100. Das grundsätzliche Wort gegen Rosenberg müßte allen vorgelegt werden. Damit müßte versucht werden, die verkrampften Fronten aufzulösen. Man muß noch immer feststellen den Gedanken, es könnte mit dem Staat gehen. Solange der Staat den Eindruck hat: Das Letzte wagen sie nicht, solange drückt er. Ein kleiner Kreis von Theologen bemüht sich z. Zt. darum, daß sie in Ehren entlassen werden, weil sie unter anderen Voraussetzungen seinerzeit in die Partei eingetreten seien101. Verfassungsfragen. Man sollte sich auf Confessio Augustana VII zurückziehen. Kirche ist da, wo Amt und Gemeinde ist102. Wir haben
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sänge von Thor. Das ‚geschichtliche Ereignis‘ von Himmel- und Höllenfahrt entschwindet als Gleichnis und wird zukunftslose Vergangenheit. Niemand, der Geschichte eines Volkes begreifen will, wird sie beschimpfen; die wenigen Bilderstürmer zählen nicht mit. Bei aller Loslösung vom römischen Recht, entartenden Legenden, fremden Zauber und Wundertaten werden wir uns bemühen, in vielen Dingen des Christentums eine das rauhe Kampfesleben mildernde Hand anzuerkennen, eine schöne Entspannung der Seele, die auch Bereicherung bedeutet hat und die wir als ein Vermächtnis, eingefügt in eine andere Wertordnung, hinübernehmen in eine neue Zukunft, der wir entgegengehen“. Zu Rosenbergs ablehnender Haltung gegenüber der Lehre von der Erbsünde vgl. unten Anm. 118. Die Existenz der Anstalten Hephata als Anstalt der Inneren Mission war seit 1936 bedroht. Der SS-Standartenführer und Landeshauptmann von Kassel, Wilhelm Traupel, hatte den Auftrag, in Hessen die Durchführung der ‚Vernichtung unwerten Lebens‘ zu erproben; dazu hatte er im Frühjahr und Sommer 1936 zunächst eine Senkung der Pflegesätze und die Verlegung des Aufnahmeheims für schulpflichtige Fürsorgezöglinge in eine kommunale Einrichtung betrieben. Im Februar 1937 hatte der Leiter der Anstalten, Happich, dann einen anonymen Hinweis erhalten, dass die Verlegung von 400 Pfleglingen in staatliche Anstalten und damit das Ende von Hephata bevorstehe. Dies war jedoch zunächst nicht geschehen. Im Juni 1937 hatte Traupel dann jedoch die Einführung des Führerprinzips für Hephata und die Übertragung des Vorsitzes auf den staatlichen Bezirksverband verlangt. Dabei hatte er wiederum mit der Überführung der Zöglinge in staatliche Einrichtungen gedroht. 1937 wurden dann tatsächlich 52 Zöglinge aus Hephata verlegt; bis Ende Juni 1938 kam es trotz der Bemühungen Happichs und des Centralausschusses für die Innere Mission zur Verlegung von weiteren ca. 150 Pflegebedürftigen nach Merxhausen (vgl. dazu G. Schmerbach, Stellung, S. 237–247; P. Göbel/H. Thormann, Verlegt, S. 31–52). Namen nicht ermittelt. Art. VII der Confessio Augustana lautet: „Es wird auch gelehret, daß alle Zeit musse ein heilige Kirche sein und bleiben, welche ist die Versammlung aller Glaubigen, bei welchen das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakrament lauts des Evangelii gereicht werden. Dann dies ist gnug zu wahrer Einigkeit der christlichen Kirchen, daß da einträchtiglich nach reinem Verstand das Evangelium gepredigt und die Sakrament dem gottlichen Wort gemäß gereicht werden. Und ist nicht not zur wahren Einigkeit der christlichen Kirche, daß allenthalben gleichformige Ceremonien, von den Menschen ein-
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jetzt relativ unabhängige Pastoren, aber völlig abhängige Gemeinden. Der Aufbau von der Gemeinde ist z. Zt. für uns gefährlich. Man lieferte die Kirche der Gemeinde aus; dann lieferte man sie dem Staat und der Partei aus. Frage der Verhafteten. Eine einfache Solidaritätserklärung hat ihre Bedenken. Sollte es nicht möglich sein, daß man in irgend einer Kundgebung sagt: Hier wird Leuten, die verhaftet sind, ihr Recht verweigert. Wir fordern, daß den Leuten ihr Recht wird? Wir müssen einmal die Frage der Dozentenausbildung besprechen. Der Himmler-Erlaß darf nicht den Erfolg haben, daß die für uns nicht tragbaren Fakultäten103 dadurch neuen Zustrom erhalten. Alles, was wir gegen die Fakultäten unternehmen, hat eine wirkliche geistliche Wirkung nur dann, wenn die Wirkung der Fakultäten dabei überboten wird. Man muß den Kampf in der Richtung auf den positiven Aufbau verlegen. Breit: Ich werde die Empfindung nicht los, daß wir einander in dem Pulverdampf, der auf der gegenwärtigen kirchlichen Lage liegt, nicht ganz klar sehen. Nach mancher Richtung bin ich etwas beruhigt worden, was die Wertung anlangt, das Wort in Kassel104 anlangt. Trotzdem bin ich doch nicht fest davon überzeugt, daß wir in diesem Augenblick wirklich wenigstens noch da stehen, wohin wir in Kassel gekommen sind. Ich fürchte, daß wir einen Schritt hinter Kassel zurückgedrängt worden sind, obwohl die Lage vom Staat her einen Schritt weiter geklärt worden ist. Ich war der Meinung, die Einmütigkeit in bezug auf die Beurteilung der Lage müßte eigentlich viel schöpferischer sein. Ich sehe hier, besonders in Preußen, große Schwierigkeiten. Wir kommen aber ohne eine Ordnung in Altpreußen nie zu einer Ordnung unter uns selbst. Ich muß deshalb einige heikle Fragen stellen, die geklärt werden müssen. Will die Bekennende Kirche, soweit sie sich in Bruderräten organisiert hat, à tout prix105 nun auch organisiert bleiben für jeden Fall, oder klingt noch etwas mit von der Begrenzung und der Beschränkung des ursprünglichen Anspruchs, der auf Grund des kirchlichen Notrechts106 proklamiert wurde? Soll im Rheinland à tout prix
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gesetzt, gehalten werden, wie Paulus spricht zun Ephesern am 4.: ‚Ein Leib, ein Geist, wie ihr berufen seid zu einerlei Hoffnung euers Berufs, ein Herr, ein Glaub, ein Tauf‘“ (Bekenntnisschriften, S. 61). Gemeint sind die im Urteil der Bekennenden Kirche deutschchristlich dominierten Theologischen Fakultäten wie z. B. in Bonn, Breslau, Kiel und Königsberg (vgl. K. Meier, Fakultäten, S. 171, S. 352–391; vgl. dazu auch schon oben Dok. 21, Anm. 70). Bezug unklar. = um jeden Preis, auf jeden Fall. Vgl. dazu oben Dok. 10, Anm. 57.
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der Gegensatz bleiben, daß die geistliche Tätigkeit der Bruderräte (Ordination, Einführung von Pfarrern) nicht anerkannt bleibt von Generalsuperintendent Stoltenhoff107? Soll der Anspruch der Vorläufigen Kirchenleitung, die Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche zu sein108, bleiben? Wenn hier nicht Klärung geschaffen wird, kommen wir nie ins reine, nie zur Ruhe. [Einige Wörter gestrichen] Das sind für mich außerordentlich wichtige Fragen. Wir sehen in kleinen Dingen (Hilfsverein), wie außerordentlich schwer wir vorwärtskommen109.
107 Stoltenhoff, im April 1934 aus kirchenpolitischen Gründen zwangsweise in den Ruhestand versetzt, hatte sein Amt als rheinischer Generalsuperintendent im Mai 1936 wieder aufgenommen. Daraufhin hatte die Rheinische Bekenntnissynode auf ihrer Tagung vom 29. Juni bis 3. Juli 1936 in Barmen-Gemarke beschlossen, ihm die Frage vorzulegen, „ob er in der Rheinischen Bekenntnissynode die allein rechtmäßige Synode der evangelischen Kirche in der Rheinprovinz und ob er im Bruderrat und Rat der Bekenntnissynode die allein kirchlich bevollmächtigte Leitung der evangelischen Kirche der Rheinprovinz“ erblicke und ob er „diese Feststellung für seine Amtsführung als maßgebend“ ansehe (J. Beckmann, Bekenntnissynoden, S. 302). Stoltenhoff, dem nach Art. 100 der Verfassung der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union vom 29. September 1922 die geistliche Leitung der Kirchenprovinz zukam (vgl. F. Giese/J. Hosemann, Verfassungen 1, S. 31), hatte es schroff abgelehnt, diesen Alleinvertretungsanspruch anzuerkennen, obgleich er der Bekennenden Kirche angehörte (vgl. den Schriftwechsel zwischen der Bekenntnissynode und Stoltenhoff: J. Beckmann, Bekenntnissynoden, S. 316–337; vgl. auch G. van Norden, Kirchenkampf, S. 119–124). Dies hatte zu schwerwiegenden Auseinandersetzungen zwischen Generalsuperintendent, Provinzialkirchenausschuss, Konsistorium und Finanzabteilung auf der einen und Bekenntnissynode und Landesbruderrat auf der anderen Seite geführt (vgl. ebd., S. 124–131; vgl. auch E. Stoltenhoff, Hand, S. 381–386). Als Stoltenhoff dann nach dem Wahlerlass Hitlers mehrfach zur Einigkeit aufgerufen hatte, waren auch diese Bemühungen an der Opposition des Bruderrats gescheitert, der auf der expliziten Anerkennung der Barmer Theologischen Erklärung beharrte (vgl. G. van Norden, Kirchenkampf, S. 143–149; E. Stoltenhoff, Hand, S. 388f.). 108 Vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 31. 109 Gemeint ist das gespannte Verhältnis zwischen dem am 3. August 1937 gegründeten Lutherischen Hilfsverein und dem Pfarrernotbund (vgl. dazu oben Dok. 31, Anm. 29). Dazu hatte am 17. September 1937 eine Besprechung zwischen Asmussen, Böhm, Breit, Fleisch, Gauger, Gollwitzer, Pressel und – vermutlich – Kurtz stattgefunden, bei der „die Tatsache des Bestehens des Lutherischen Hilfsvereins“ anerkannt und gleichzeitig festgestellt worden war, dass der Notbund „als Gesinnungsgemeinschaft beisammen“ bleiben sollte. Darüber hinaus sollten sich Hilfsverein und Notbund zu „gemeinsamer Hilfe in äußersten Fällen“ verpflichten und dafür Sorge tragen, dass „Schwierigkeiten, die sich durch die Mitgliedschaft eines Pfarrers aus einem Gebiet des Lutherrats beim Notbund und umgekehrt ergeben können“, in gemeinsamer brüderlicher Beratung beigelegt würden. Abschließend war anerkannt worden, „daß für den Lutherrat und die Gründung des Hilfsvereins ganz simple Notwendigkeiten und objektive Tatbestände maßgebend waren und sind (steigende Zahlungsschwierigkeiten des Notbundes, steigende Zahlungsverpflichtungen des Lutherrats, Durchhaltung der Bekenntnisgemeinschaften in Thüringen, Mecklenburg, Sachsen, in welchen Gebieten u. a. auch viele BK-Pfarrer stehen, die nicht Mitglieder des Notbundes sind)“ („Gemeinsame protokollarische Feststellungen“ vom 17. September 1937: LKA Hannover, D 15 II Nr. 21). Diese Abmachungen waren je-
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Wir drücken uns um die Beantwortung dieser Fragen. Wenn wir eine saubere Abgrenzung schaffen, wird die Gemeinschaft, die sich ermöglichen läßt, viel aktionsfähiger werden. Wenn aber an der einen Seite unter uns an die Feststellung der Bekenntnismäßigkeit sofort Rechtsansprüche geknüpft werden, so kommen wir in größte Schwierigkeiten. Noch etwas anderes. Ich habe den Eindruck, daß die Situation viel ernster ist, als wir sie uns klarmachen. Wenn von der Finanzierung der Gemeinde gesprochen wurde110, glauben Sie, daß der Staat das je zuläßt? Werden nicht den Pfarrern, die sich seinem Befehl widersetzen, die Einkünfte entzogen werden? Glauben Sie, daß er erlauben wird, eine der aufgelösten Kirchlichen Hochschulen zu etablieren? Bischof Ketteler hat sich im Kulturkampf – gegen seine Kapläne – nicht bewegen lassen, getarnte Priesterseminare einzurichten. Er hat nur vor der Welt festgestellt, daß er nicht mehr in der Lage sei, seine Priester auszubilden. Ketteler hat Recht behalten, nicht seine Kapläne111. Ich habe den Eindruck, als ob wir innerlich nicht frei genug seien, alle unsere
doch unverbindlich, da sie lediglich von Bevollmächtigten des Lutherrats und der VKL II getroffen worden waren; eine Besprechung zwischen Hilfsverein und Pfarrernotbund selbst stand noch aus. Für Gauger schien jedoch „bei der derzeitigen Verfassung des Notbundes eine Verhandlung mit ihm fast unmöglich“ zu sein, und er hatte angekündigt, dass der Hilfsverein „auf dem nun einmal, wenn auch leider langsam genug beschrittenen Wege mit Tatkraft fortschreiten“ werde (Schreiben an Junge vom 24. September 1937: Ebd.). Tatsächlich befand sich der Pfarrernotbund durch die Verhaftung seines Vorsitzenden Niemöller (vgl. dazu oben Dok. 24, Anm. 3), die Beschlagnahme des Aktenmaterials und vor allem die in bisher ungekanntem Ausmaß gegen die altpreußische Bekennende Kirche durchgeführten polizeilichen Maßnahmen in einer besonders schwierigen Lage; auf diesem Hintergrund wurde die Gründung des Lutherischen Hilfsvereins vom Notbund als unbrüderlicher Akt und Zerreissung des letzten brüderlichen Bandes innerhalb der gespaltenen Bekennenden Kirche betrachtet (vgl. dazu W. Niemöller, Pfarrernotbund, S. 119– 124; zu den von Gauger gegenüber diesen Vorwürfen unternommenen Rechtfertigungsversuchen vgl. sein Schreiben an Dipper vom 23. September 1937: LKA Hannover, D 15 II Nr. 21). 110 Vgl. dazu das Votum Kloppenburgs oben S. 622. 111 Der Mainzer Bischof Wilhelm Emmanuel Freiherr von Ketteler hatte sich u. a. in seiner 1874 erschienenen Schrift „Der Culturkampf gegen die katholische Kirche und die neuen Kirchengesetzentwürfe für Hessen“ scharf gegen die in diesen Entwürfen vorgesehenen Regelungen für die Vorbildung und Anstellung von Geistlichen gewandt (Abdruck: W. E. Frhr. v. Ketteler, Werke I/4, S. 370–439). Dabei hatte er vor allem beklagt, die künftigen katholischen Priester sollten „auf Staatsschulen ungläubig gemacht werden“ (Zitat: S. 400), um dann im Amt „auch unser katholisches Volk um seinen Glauben zu bringen“ (S. 403); unter diesen Umständen sei es besser, wenn er keine Priester mehr weihe, als den Gemeinden einen „durch moderne Cultur und Staatsschulen verdorbenen Priester zu schicken“ (S. 414). Die Gesetze für das Großherzogtum Hessen waren dann im April 1875 in Kraft getreten und umgehend ausgeführt worden; der Betrieb des Mainzer Priesterseminars hatte jedoch auch weiterhin fortgeführt werden können (vgl. dazu F. Vigener, Ketteler, S. 705f.).
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bisherigen Methoden gründlich zu überprüfen und zu ändern. Ich habe den Eindruck, daß wir den Gegner wesentlich unterschätzen. Hier sehe ich ungeheure Schwierigkeiten nach allen Seiten, was die Lage anlangt, was die Bereitschaft zu einer wirklichen Gemeinschaft anlangt, was die ungelösten Fragen anlangt, die zwischen uns liegen. Würden wir Kassel nicht aufrechterhalten, so würden wir unseren Gemeinden eine ungeheure Enttäuschung bereiten. Eine Lähmung der Kampfesfreudigkeit wäre die Folge. Breit liest einen Entwurf eines Wortes gegen Rosenberg vor112. Marahrens schlägt vor, einige unter uns zu beauftragen, das Wort zu machen. Wir müssen uns einigen, wen wir bitten. von Soden, Asmussen, Lilje113. Die weitere Frage wäre: Wer entscheidet über den Erfolg der Bemühungen dieser drei Herren? Soll es das ganze Gremium sein oder sollen die drei Kasseler Herren114 die Entscheidung haben? Die drei vorgeschlagenen Namen werden akzeptiert. Das Gremium von Kassel soll entscheiden115. Böhm: Eine Kanzelabkündigung ist nicht zu empfehlen. Besser wäre die Verbreitung [zwei Wörter gestrichen] in der Form des Druckblattes zu überlegen. Das Ziel eines Angriffs müßte an Rosenberg gerichtet werden. Der schlichte Mann müßte es verstehen können. Wir müssen mit einer großen Unwissenheit der Menschen rechnen. Die inkriminierten Sätze müßten in unserem Flugblatt stehen. Koch: Am besten ist ein offener Brief an Rosenberg. Er müßte aber an alle Amtsstellen verschickt werden. Wurm: wirft die Frage auf: Sollen wir wirklich uns an Rosenberg wenden? Sollte nicht die Staatsführung oder die Partei die Adresse sein? Die Bezugnahme auf die früheren Erklärungen des Staates116 ist besonders 112 Entwurf nicht ermittelt. 113 Lilje war von Rosenberg in den „Protestantischen Rompilgern“ namentlich erwähnt und als Protagonist der „staatsfeindlichen“ Bekenntnisfront und der „antinationalsozialistisch“ eingestellten ökumenischen Bewegung diffamiert worden (vgl. A. Rosenberg, Rompilger, S. 62–74, Zitate: S. 67); auf diesen persönlichen Angriff war Lilje zwar nicht eingegangen, veröffentlichte dann aber im Dezember 1937 unter dem Titel „Neuentdekkung Luthers?“ eine Gegenschrift in der Allgemeinen Evangelisch-Lutherischen Kirchenzeitung (H. Lilje, Neuentdeckung), die sich mit dem Kapitel „Bedeutet Luther noch etwas für den Protestantismus?“ aus Rosenbergs Rompilgern auseinandersetzte (A. Rosenberg, Rompilger, S. 17–22).– Vgl. dazu auch H. Oelke, Lilje, S. 268–273. 114 D. h. Friedrich Müller, Marahrens und Breit. 115 Vgl. dazu die Sitzung des Kasseler Gremiums am 22. Oktober 1937 in Halle unten Dok. 34. 116 Vgl. die Regierungserklärung vom 23. März 1933, in der Hitler ausgeführt hatte: „Die nationale Regierung sieht in den beiden christlichen Konfessionen wichtige Faktoren der Erhaltung unseres Volkstums. Sie wird die zwischen ihnen und den Ländern abgeschlossenen Verträge respektieren; ihre Rechte sollen nicht angetastet werden“; allerdings erwarte und hoffe die Regierung, „daß die Arbeit an der nationalen und sittlichen Erhe-
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wichtig. Wir müssen den Staat deshalb wieder daran erinnern: Nicht die Person Rosenbergs ist das Wichtige. Das Wichtige ist, daß die Rosenberg-Weltanschauung nun zur Staatsreligion gemacht werden soll. Stoltenhoff macht auf die Einschränkung des Artikels 24 des Parteiprogramms aufmerksam „soweit das Christentum dem germanischen Sittlichkeitsgefühl nicht widerspricht“117. Asmussen: Man sollte die Gemeinden anreden und das, was man den Gemeinden sagt, den staatlichen Stellen zuschicken. von Soden: Man kann nur so sagen: Wenn das richtig ist, daß die nationalsozialistische Weltanschauung kompromißlos auf dem Satz von der Selbstachtung des Menschen ruht118, dann kann kein Christ mehr Nationalsozialist sein. Bitte, nun erklärt euch! Ein Wort wird vermißt in dem Entwurf, was Erbsünde ist. Meiser: Sollte nicht der Gedanke von der justitia civilis119 einmal klar herausgearbeitet werden? von Thadden: Man müßte das Wort vor dem Mißverständnis schützen, als ob wir nur so in Sündengefühlen wühlen. Marahrens: Das natürlichste wäre, daß wir das Wort an die Gemeinden richteten, daß wir es nachher dem Staat vorlegen und dabei zusetzen: Die Gemeinde kann die Erklärung Rosenbergs mit der Erklärung des Staates nicht mehr vereinigen. Böhm: Das Wort sollte die Unterschrift nicht nur vom Dreiergremium tragen, sondern möglichst viele bekannte Namen.
bung unseres Volkes, die sich die Regierung zur Aufgabe gestellt hat, umgekehrt die gleiche Würdigung erfährt“. Auch in Schule und Erziehung werde sie „den christlichen Konfessionen den ihnen zukommenden Einfluß einräumen und sicherstellen“. Die Sorge der Regierung gelte „dem aufrichtigen Zusammenleben zwischen Kirche und Staat“, der die „Rechte der Kirchen“ nicht schmälern und „ihre Stellung zum Staate“ nicht ändern werde (auszugsweiser Abdruck: Dokumente 1, S. 23f., Zitate: S. 24; Herausgefordert, S. 91f.). Diese Aussagen stellten den Höhepunkt und den Abschluss einer Kampagne dar, mit der Hitler in den ersten Wochen nach der nationalsozialistischen Machtübernahme das Vertrauen der Kirchen und der christlichen Bevölkerung zu gewinnen versucht hatte (vgl. dazu K. Scholder, Kirchen 1, S. 277–299, hier: S. 286). 117 Dieser Satz aus § 24 des Parteiprogramms der NSDAP vom 24. Februar 1920 lautete korrekt: „Wir fordern die Freiheit aller religiösen Bekenntnisse im Staat, soweit sie nicht dessen Bestand gefährden oder gegen das Sittlichkeits- und Moralgefühl der germanischen Rasse verstoßen.“ 118 Vgl. A. Rosenberg, Rompilger, S. 31, wo es hieß: „Die nationalsozialistische Weltanschauung ruht kompromißlos auf der Selbstachtung des deutschen Menschen, auf den natürlichen, als edel empfundenen Werten; wir sind der festen Überzeugung, daß das deutsche Volk nicht erbsündig, sondern erbadlig ist“. Vgl. dazu auch oben Dok. 31, Anm. 9. 119 Gemeint ist eine rein weltlich-bürgerliche Gerechtigkeit im Unterschied zu einem theologisch verstandenen Begriff von Gerechtigkeit (vgl. B. Hägglund, Gerechtigkeit, S. 440).
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Marahrens: Dabei würde die Repräsentation der Landeskirchen eine Größe. Am besten überlegen sich das alles die drei Mitglieder des Ausschusses. Frage der Laien. von Thadden: Ich sehe diese Frage sehr nahe zusammen mit der des Kirchentags. Die Gemeinden sollten ihre Laien zu mittragenden Bekennern machen. Meiser: empfiehlt die Herausstellung eines Gremiums zur Veranstaltung von örtlichen Kirchentagen. Marahrens: Preußische Frage. Friedrich Müller: Der gute Wille, zu großer Gemeinsamkeit auch in Altpreußen zu kommen, ist bei uns vorhanden120. von Thadden: Es ist zu fragen, ob die Ereignisse nicht schon so weit gediehen sind, daß uns ein Zusammenrücken mit den Ausschußleuten nichts mehr nützt, weil die Kirchenausschüsse ja aufgelöst sind121. Im Vordergrund steht jetzt etwas anderes. In Altpreußen gehen die Konsistorien mit dem Gedanken um, daß sie sagen: Was übrig geblieben ist, ist das [schöne] Konsistorium. Könnt ihr Euch nicht zusammenfinden mit den [ein Wort gestrichen] Leuten bis hin zu dem rechten Flügel der Deutschen Christen? Die Frage ist: Wollen wir jetzt nicht dem Wunsch von Minister Kerrl folgen? Marahrens: Wo der Minister die Hand im Spiel hat, soll alles geistliche Element erschlagen werden. Es soll die Verwaltung wieder das tragende Element werden. Friedrich Müller: Der Minister will das wohl; aber er will das tarnen dadurch, daß er daneben eine geistliche Leitung bestehen läßt, die aber völlig einflußlos ist122. Asmussen: Der Versuch, die Türen auch in Preußen aufzuhalten, ist auch in Preußen [Satz bricht ab]. Notwendig ist, wo wirklich Aussicht ist, daß wir uns auf einer tragfähigen Basis befinden. Aber man ahnt nicht, wieviel Hindernisse sich uns in den Weg stellen. Die Leute der Mitte führen einen erbitterten Kampf gegen die Bekennende Kirche. Ich möchte noch einmal sagen: Wollen Sie die Arbeit der nächsten Wochen vorbereiten, dann möchte ich bitten, daß man über die Frage der Verhafteten nicht so leicht hinweggeht als von Soden123. Es ist für uns 120 So hatte sich Müller für den altpreußischen Bruderrat an einer Besprechung am 18. September 1937 in Bielefeld beteiligt, die den Auftakt zu Verhandlungen über die Herausstellung einer gemeinsamen Vertretung der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union nach dem Vorbild des Kasseler Gremiums gebildet hatte (vgl. dazu unten Dok. 35, Anm. 30; Dok. 38, Anm. 130). 121 Vgl. dazu oben Anm. 9. 122 Vgl. dazu das oben Anm. 8 erwähnte Schreiben Muhs’ an Dietrich vom 12. August 1937. 123 Von Soden hatte Bedenken dagegen angemeldet, ein einheitliches Schreiben an die Ver-
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schwer, wenn wir angesichts der Verhaftungen mit Menschen sprechen sollen, die der Überzeugung sind: Diese Leute tragen eben die Folgen ihres falschen Verhaltens. Dieser Kreis würde den Besprechungen in Preußen einen Dienst tun, wenn er in irgendeiner Weise zum Ausdruck bringt: Diese Verhafteten sind unsere Brüder. Marahrens: Bei uns wird immer wieder die Fürbitte zur Pflicht gemacht. Einen Brief zu schreiben an alle Verhafteten, [ein Wort gestrichen] ist [ein Wort gestrichen] aus rechtlichen Gründen nicht möglich. Kloppenburg: Bei uns hat die Kirchenbehörde die Fürbitte verboten, weil die Fürbitte mit dem Wesen des lutherischen Gottesdienstes nicht vereinbar sei124. Es sollte zu diesem Verbot Stellung genommen werden125.
hafteten zu schicken: „Es ist schwierig, an 130 Leute ein und denselben Brief zu schreiben! Da kommt der Vorwurf: Da sieht man es wieder, wie leichtfertig diese Leute vorgehen, ohne die Akten zu kennen usw.“ (G 2). 124 Vgl. dazu oben Anm. 52. 125 Zu einer solchen Stellungnahme des Kasseler Gremiums ist es nicht gekommen. Allerdings äußerten sich dann sowohl der Lutherrat als auch Meiser in seiner Funktion als bayerischer Landesbischof zu den Maßnahmen des oldenburgischen Oberkirchenrats. Der Lutherrat bezeichnete es in einem Schreiben vom 4. Oktober 1937 an Kloppenburg als „kaum verständlich“, dass eine Kirchenbehörde die Kasseler Botschaft als Kanzelmissbrauch und Vergehen gegen das Heimtückegesetz betrachte, während staatliche Stellen gegen die Verlesung nichts einzuwenden gehabt hätten. Die Behauptung aber, „die Verlesung und Fürbitte seien mit dem Wesen des lutherischen Gottesdienstes unvereinbar“, zeige „vollends eine erschütternde Verkennung des Wesens des Gottesdienstes“. Nach Schrift und Bekenntnis könne der Erlass des Oberkirchenrats daher keinen Anspruch auf Befolgung erheben (Abdruck: H. Harms, Geschichte 3, S. 190). Auch Meiser verurteilte in einem Schreiben vom 4. Oktober 1937 an Kloppenburg die Maßnahmen des Oberkirchenrats, da sie „dem übereinstimmenden Zeugnis der ganzen Christenheit“ widersprächen. Die Kirche habe die Fürbitte „auch in früheren Zeiten nie unterlassen“ und „in den Schwierigkeiten der Gegenwart doppelt Anlaß dazu“. Selbst wenn in einzelnen gerichtlichen Verfahren „Tatbestände zu Tage treten sollten, die nicht bis in die letzten Einzelheiten gedeckt werden“ könnten, „bliebe doch das Recht und die Pflicht der Kirche zur Fürbitte“ (Abdruck: Ebd., S. 189f., Zitate: S. 190). Als Kloppenburg die Stellungnahmen Meisers und des Lutherrats mit Schreiben vom 7. Oktober 1937 den Pfarrern bekanntgab (Abdruck: Ebd., S. 189), behauptete Volkers, in Deutschland werde niemand wegen „der reinen Lehre und Predigt des Evangeliums“ verhaftet oder verfolgt. Deshalb müsse der Oberkirchenrat es als „falsch, unlutherisch und undeutsch“ betrachten, wenn die öffentliche Fürbitte jetzt dazu benutzt werde, „die Inhaftierten als Glaubensmärtyrer“ darzustellen. Ebenso „schädlich und unevangelisch“ sei es, von lutherischen Kanzeln Verlautbarungen zu verkünden, die „ganz oder teilweise, direkt oder indirekt, geeignet sind, das Vertrauensverhältnis zwischen Staat und Kirche zu stören oder vorhandenes Mißtrauen zu verstärken“. Schließlich sei aus kirchenrechtlicher Sicht zu bemängeln, dass es sich um „außerörtliche Verlautbarungen und außerordentliche Fürbitten“ handele, „die dem zuständigen Oberkirchenrat zwecks Prüfung und Genehmigung nicht vorgelegt“ worden seien (Schreiben an sämtliche Pfarrer vom 10. Oktober 1937, Abdruck: Ebd., S. 191).
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Koch: Gerade dieser Zustand, daß gegenwärtig 120 bis 130 Pfarrer im Gefängnis sitzen, ist kein ertragbarer Zustand. Wir sind es diesen Brüdern schuldig, daß wir einmal auch die Namen verlesen. Die Rechtsverweigerung ist ein himmelschreiender Zustand. Meiser schlägt eine Rechtsverwahrung an den Minister und Verbreitung des übersandten Textes vor. Stoltenhoff unterstützt das. In Schlesien wurde erklärt, Bunke könne jeden Tag freigelassen werden, wenn die Fürbitte für ihn eingestellt würde126. Asmussen: Ich glaube, es geht auch um die ganz primitive Sache der Vertagung der Leidenszeit. Man wundert sich im Reichsjustizministerium, daß es in der Kirche so still ist. Die Beamten der Gestapo glauben nicht mehr an die innere Vollmacht ihres Vorgehens. Frauen der verhafteten Pfarrer halten Gottesdienste für ihre Männer127. Asmussen bittet um Karten und Briefe an die Gefangenen. Marahrens: Es soll eine offizielle sichtbare Eingabe gemacht werden128. Dem Bruder Kloppenburg soll die Berechtigung und Notwendigkeit der Fürbitte bescheinigt werden129. 126 Der Vorsitzende des Bruderrats der schlesischen Gemeinde Glogau, Rechtsanwalt Adolf Bunke, war wegen seiner Äußerungen in den Bekenntnisstunden von der Gestapo am 16. Dezember 1936 verhaftet und am 1. Januar 1937 in das Konzentrationslager Lichtenburg verbracht worden; Stoltenhoff war hier aber offenbar noch nicht bekannt, dass Bunke am 1. September 1937 aus der Konzentrationslagerhaft wieder entlassen worden war (zur Verhaftung Bunkes vgl. E. Hornig, Kirche, S. 216–219; G. Ehrenforth, Kirche, S. 249; vgl. auch den Bericht Hornigs am 12. Mai 1937 auf der altpreußischen Bekenntnissynode in Halle: G. Niemöller, Synode, S. 312ff.). 127 Nach G 3 las z. B. Mechthild Kehr, Ehefrau des wegen Nichtabführens von Kollekten an die Kirchenbehörde am 28. August 1937 verhafteten Seelower Pfarrers Rudolf Kehr, die Predigt (vgl. dazu auch H.-O. Furian, Sammlung, S. 205f., Anm. 65, hier: S. 206; zur Datierung der Verhaftung Kehrs vgl. die mit Rundschreiben des Lutherrats vom 25. September 1937 an die angeschlossenen Kirchenleitungen, Bruderräte und befreundeten Stellen versandte Fürbittenliste: LKA Wolfenbüttel, LKA 1853); sie wurde dann auch selbst noch kurzfristig verhaftet (vgl. die mit Rundschreiben der VKL II an die angeschlossenen Kirchenregierungen und Landesbruderräte vom 29. September und 1. Oktober 1937 versandten Fürbittenlisten: LKA Nürnberg, KKU 26/III). 128 Nach G 2 hielt Marahrens hier als Beschluss fest, dass in Sachen der Verhafteten eine Eingabe an das Reichsjustizministerium ausgearbeitet werden sollte. In einem Schreiben an Gauger vom 29. September 1937 regte Marahrens dann an, diese Aufgabe Flor zu übertragen (LKA Hannover, D 15 II Nr. 4). Nachdem Flor sich dazu bereit erklärt hatte, teilte Gauger ihm in einem Schreiben vom 11. Oktober 1937 mit, im Zentrum der geplanten Eingabe solle die Feststellung stehen, „daß die Verhaftungen ohne zureichenden Haftgrund vorgenommen werden, daß die Haftdauer ganz unnötig lange ist und daß die Einstellungen [der Verfahren] ohne Bescheid erfolgen“ (Ebd.). Zum Entwurf Flors vgl. unten Dok. 39, Anm. 67. 129 Vgl. dazu oben Anm. 125.
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Ökumenische Frage. Böhm: Die Botschaft von Oxford130 ist offiziell an das Kasseler Gremium gekommen131. Die drei Gremien von Kassel132 haben einen Dankesbrief nach Oxford geschickt133.
130 Gemeint ist die Stellungnahme zur Abwesenheit der Delegation der Deutschen Evangelischen Kirche, die die Weltkonferenz für Praktisches Christentum in Oxford (vgl. dazu oben Dok. 30, Anm. 55) am 19. Juli 1937 verabschiedet hatte. In dieser Stellungnahme hatte es geheißen, die Konferenzteilnehmer seien „tief bewegt angesichts der Prüfungen vieler Pfarrer und Laien, die unerschütterlich von Anfang an in der bekennenden Kirche für die Herrschaft Christi und für die Freiheit der Kirche Christi, sein Evangelium zu verkünden, eingetreten sind“. Ausdrücklich war die entscheidende Bedeutung des Kampfes der evangelischen und der katholischen Kirche „gegen Verfälschung des Evangeliums und Unterdrückung des christlichen Zeugnisses“ sowie „für die Erziehung der Jugend im lebendigen Glauben an Jesus Christus“ hervorgehoben worden. Die Stellungnahme war in eine feierliche Bekundung der Verbundenheit mit der Deutschen Evangelischen Kirche gemündet: „So sind wir, eure Brüder in anderen Kirchen, eins in der Liebe und im Gebet mit unseren leidenden Brüdern in der Deutschen Evangelischen Kirche. Euer Herr ist unser Herr, euer Glaube ist unser Glaube, eure Taufe ist unsere Taufe. Euer unerschütterliches Zeugnis von Christus ruft uns selbst zu einem lebendigeren Vertrauen auf, und wir beten, es möchte uns in all unsern Kirchen die Gnade gegeben werden, in gleicher Klarheit Zeugnis für unseren Herrn abzugeben“ (Abdruck: Kirche und Welt, S. 267f.). Diese Stellungnahme war von einem Ausschuss unter dem Vorsitz Bells erarbeitet worden. Um die Deutsche Evangelische Kirche vor dem nationalsozialistischen Staat nicht zu kompromittieren, hatte Bell den Dean of Chichester, Duncan-Jones, am 12. Juli 1937 zu Sondierungsgesprächen mit Vertretern der Bekennenden Kirche, dem Auswärtigen Amt und dem Justizministerium nach Berlin gesandt; außerdem hatte Bell die Stellungnahme am 18. Juli 1937 mit den in Oxford anwesenden deutschen Vertretern, darunter dem Bischof der Bischöflichen Methodistischen Kirche in Deutschland, Melle, und dem Direktor des Bundes der deutschen Baptisten, Paul Schmidt, besprochen (vgl. A. Boyens, Kirchenkampf 1, S. 165f.). In seiner Ansprache vor der Konferenz hatte Bell dann den kirchlichen Charakter der Stellungnahme betont: Der Ausschuss sei sich einig gewesen, „die Botschaft religiös und biblisch und im Sinn christlicher Gemeinschaft zu gestalten, und sich auf keine Weise an den Staat zu wenden“ (Zitat aus dem Schreiben Bells an Böhm vom 20. Juli 1937, abschriftlich und in Übersetzung im Rundschreiben der VKL II an die ihr angeschlossenen Kirchenregierungen und Bruderräte sowie die Mitglieder des Ökumenischen Ausschusses vom Dezember 1937: EvAG München, NL von Soden 11); dementsprechend müsse die Konferenz ein Wort „als Kirche an die Kirche“ sprechen, das „Worte christlicher Gemeinschaft“ enthalte und „alle Worte, die verletzen könnten“, vermeide (Zitate aus der Übersetzung der Eröffnungsansprache Bells am 19. Juli 1937, abschriftlich überliefert im Rundschreiben der VKL II an die ihr angeschlossenen Kirchenregierungen und Bruderräte sowie die Mitglieder des Ökumenischen Ausschusses vom Dezember 1937: Ebd.). Trotz dieses Vorgehens war es nach Abschluss der Konferenz in Deutschland zu einem offenen Kampf gegen die Beschlüsse von Oxford gekommen, der von Rosenberg und den Deutschen Christen mit allen publizistischen Mitteln geführt wurde (vgl. dazu A. Boyens, Kirchenkampf 1, S. 169). 131 Mott und Henriod hatten die Botschaft am 19. Juli 1937 mit offiziellen Begleitschreiben an Marahrens, Breit und Friedrich Müller gesandt; dieses Schreiben hatte auch Heckel erhalten, allerdings mit dem einschränkenden Zusatz „For your information“. Auch in diesen Schreiben war jeder politische Bezug vermieden worden (Original des Schreibens an
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Wie ich gehört habe, es sind Gerüchte, ich habe keine festen Unterlagen, ist im Verlauf der Oxforder Konferenz ein Weltkirchenrat gegründet worden134. Die Frage der Vertretung Deutschlands im Weltkirchenrat schien zunächst offen zu sein. Die Frage ist aber soweit geklärt, daß Marahrens in den Weltkirchenrat berufen wurde135. Diese Entscheidung ist darum erfolgt, weil man damit einen legitimen Vertreter der Deutschen Evangelischen Kirche haben wollte. Man wollte damit das Kasseler Gremium haben. Die Mitgliedschaft ist also anzusehen als die Vertretung des Kasseler Gremiums. Vor kurzem hat die erste Sitzung des Weltkirchenrats stattgefunden136. An dieser ersten Sitzung
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Breit: LKA Hannover, D 15 I Nr. 26; Schreiben an Marahrens und Müller abschriftlich und in Übersetzung im Rundschreiben der VKL II an die ihr angeschlossenen Kirchenregierungen und Bruderräte sowie die Mitglieder des Ökumenischen Ausschusses vom Dezember 1937: EvAG München, NL von Soden 11; Abdruck des Schreibens an Heckel: A. Boyens, Kirchenkampf 1, S. 358; vgl. dazu auch ebd., S. 166f.). Gemeint sind die VKL II, der Lutherrat und die Kirchenführerkonferenz. Marahrens, Breit und Friedrich Müller hatten dem Erzbischof von Canterbury, Cosmo Gordon Lang, am 23. Juli 1937 geantwortet: „Wir danken Ew. Hochwürden und der Konferenz für die warme Bezeugung christlicher Verbundenheit mit der Deutschen Evangelischen Kirche. Ihr brüderliches Gedenken wird uns ein Anlaß sein, in der Aufgabe, das Evangelium von Jesus Christus lauter und rein zu verkündigen, immer treuer zu sein“ (Abdruck: A. Boyens, Kirchenkampf 1, S. 358f., Zitat: S. 359; vgl. auch das fast wortgleiche Schreiben an den Vorsitzenden des geschäftsführenden Ausschusses der Weltkonferenz, Mott, vom 23. Juli 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 26). Der Weltkirchenrat war nicht auf dieser Konferenz gegründet worden; vielmehr war in Oxford – mit Einschränkungen auch einige Wochen später auf der Weltkonferenz für Glauben und Kirchenverfassung in Edinburgh (vgl. dazu oben Dok. 30, Anm. 45) – die Annahme des Berichts des Fünfunddreißiger-Ausschusses beschlossen worden, in dem die Gründung eines engeren Zusammenschlusses der beiden ökumenischen Bewegungen zu einem Ökumenischen Rat der Kirchen und die Ernennung eines konstituierenden Ausschusses vorgesehen war (zu diesem Bericht vgl. oben Dok. 30, Anm. 58). In der Entschließung der Konferenz hatte es geheißen, die Konferenz stimme „grundsätzlich den Vorschlägen des Fünfunddreissiger-Ausschusses zu“ und beschließe „die Ernennung eines Konstituierenden Ausschusses von 7 Mitgliedern zur Zusammenarbeit mit einem entsprechenden in Edinburgh zu wählenden Ausschuss“; diesem Ausschuss sollte die Aufgabe zufallen, „Abänderungen vorzunehmen, die sich etwa durch die Verhandlungen in Oxford oder nach Rücksprache mit den Vertretern der ökumenischen Bewegung für Glauben und Kirchenverfassung ergeben sollten, und die Ausführung des Planes in Gang zu setzen“ (Kirche und Welt, S. 274; zum Beschluss der Konferenz von Oxford vgl. auch A. Boyens, Kirchenkampf 1, S. 164f.; R. Rouse/S. C. Neill, Geschichte 2, S. 394f.). Marahrens war nicht in den Weltkirchenrat, sondern zum Mitglied des konstituierenden Ausschusses berufen worden, der den Plan zur Gründung des Weltkirchenrats ausführen sollte; zur Besetzung dieses sog. Vierzehner-Ausschusses, in den die Weltkirchenkonferenzen von Oxford und Edinburgh jeweils 7 Mitglieder entsandt hatten, vgl. oben Dok. 30, Anm. 65 (Oxford) und Anm. 66 (Edinburgh). Gemeint ist die Sitzung des Vierzehner-Ausschusses, die am 19. August 1937 in London im Anschluss an die Weltkirchenkonferenz von Edinburgh stattgefunden hatte; zu den Beschlüssen dieser Sitzung vgl. oben Dok. 30, Anm. 64.
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hat Heckel teilgenommen. Ich weiß nicht, wie gerade Heckel dazu kommt, bei der ganzen Situation. Es wurde gesagt, daß er als Vertreter von Marahrens teilgenommen hat. Bitte um Aufklärung137. Heckel hat, als er drüben war, versucht, auch die Frage der Delegation138 zu klären. Er hat mit Chichester [Bell] verhandelt und gesagt: Gegen das Kommen einer Delegation nach Deutschland sei nichts zu sagen, aber man wünsche nicht, daß in dieser Delegation Eidem und Chichester nach Deutschland kämen139. Die Folge war, daß Heckel von Chichester einen Brief bekommen hat140. Dieser Brief stellt fest, daß die Oxforder Versammlung, welche die Botschaft beschlossen hat, mit vollem Bedacht den Brief an einen bestimmten Kreis gerichtet hat141. Es lag deshalb nicht mehr in der Hand des Bischofs von Chichester, wie die Zusammensetzung der Delegation sei, daß aber die Entscheidung über das Kommen in der Hand derer liege, an die die Botschaft legitim gegangen sei142. Von der Entscheidung dieser Brüder würden sie auch ih-
137 Vgl. unten Anm. 146. 138 Die Weltkirchenkonferenz für Praktisches Christentum in Oxford hatte beschlossen, eine Delegation nach Deutschland zu entsenden, die die Botschaft an die Deutsche Evangelische Kirche (vgl. dazu oben Anm. 130) „überbringen und der Deutschen Evangelischen Kirche über den Verlauf und die Ergebnisse der Konferenz“ Bericht erstatten sollte (Kirche und Welt, S. 268; vgl. auch A. Boyens, Kirchenkampf 1, S. 165). Zu den Auseinandersetzungen um die Entsendung dieser Delegation vgl. den folgenden Bericht Böhms und unten S. 646f.; Dok. 35, S. 672–679; Dok. 39, S. 771–775. 139 Dieses Gespräch hatte am 18. August 1937, am Tag vor der Sitzung des Vierzehner-Ausschusses, stattgefunden (vgl. das unten Anm. 140 erwähnte Schreiben Bells an Heckel vom 19. August 1937 und den Bericht Heckels vom 21. August 1937, abgedruckt bei A. Boyens, Kirchenkampf 1, S. 370ff., hier: S. 370). 140 Gemeint ist das Schreiben Bells an Heckel vom 19. August 1937, in dem es u. a. geheißen hatte: „The object of the delegation is to give the Message, adressed by the Oxford Conference to the German Evangelical Church; personally, in the most friendly way, to those authorised to receive it on behalf the German Evangelical Church. There is no thought of any commission of enquiry or criticism. It is designed simply as a friendly sharing by the representatives of the Oxford Conference of the Message and the proceedings with the German Evangelical Church“ (Abschrift im EZA Berlin, 50/389). 141 Nämlich an die Kreise innerhalb der Deutschen Evangelischen Kirche, die von Marahrens und Friedrich Müller repräsentiert wurden (vgl. unten Anm. 142). 142 Dazu hieß es in Bells oben Anm. 140 erwähnten Schreiben: „It desires only to arrange what is of greatest service to the German Evangelical Church and would be in accordance with the wishes of Bishop Marahrens and Dr. Mueller. [.|.|.] The object of the visit is that Church should speak to Church. When the Oxford Conference representatives have met the representatives of the German Evangelical Church its object will have been fullfilled. If anything further were to be proposed by Bishop Marahrens an Dr. Mueller and their colleagues as supplementary to this and helpfull to the German Evangelical Church, I have no doubt that we would do what was possible. But it is important to avoid anything in the nature of a demonstration which might appear to mix up this Church mission with, for example, things that might have a political aspect.“
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re Entscheidung abhängig machen. Nach diesem Brief halte ich es für dringend notwendig, daß wir heute hier zu einer Klarheit kommen, ob wir wünschen und wollen, daß eine solche Delegation hierher kommt und ob Chichester und Eidem mitkommen. Eine solche Delegation muß kommen. Es dürfte aber nicht der Bischof von York [William Temple] kommen. Sonst müßten wir ablehnen143. Die ökumenische Frage steht heute im Mittelpunkt des öffentlichen Geschehens. Man versucht, Isolierungspolitik zu treiben und uns abzuspalten von der Weltkirche. Die Fragwürdigkeit der Ökumene ist mir durchaus bewußt. Aber gerade den maßlosen Angriffen gegenüber halte ich es für notwendig, den Gedanken, daß die Kirche eine Kirche ist, und daß wir mit den anderen zusammenarbeiten müssen, daß wir diesen Gedanken sichtbar machen müssen und zwar so, daß die Ökumene selbst hierher kommt, daß wir Herrn Rosenberg zu einer solchen öffentlichen Versammlung einladen, damit ihm gesagt wird, daß sein Bild von der Ökumene als einer international gebundenen Erscheinung144 absolut irrig ist. Wir sollten mitteilen, daß wir ein Kommen der Delegierten wün-
143 Die Ressentiments der VKL II gegenüber Temple resultierten offenbar noch aus der 1934 erfolgten Aufnahme offizieller Beziehungen zwischen der Bewegung für Glauben und Kirchenverfassung und der Deutschen Evangelischen Kirche, an der Temple federführend mitgewirkt hatte und die einer Anerkennung der deutschchristlichen Reichskirchenregierung unter Reichsbischof Ludwig Müller und seinem ‚Rechtswalter‘ August Jäger gleichgekommen war; auch nach dem Zusammenbruch der gewaltsamen Kirchenpolitik von Müller und Jäger hatte Temple noch im Frühjahr 1935 dafür plädiert, die Bewegung für Glauben und Kirchenverfassung müsse sich gegenüber den kirchlichen Auseinandersetzungen in Deutschland neutral verhalten (vgl. dazu A. Boyens, Kirchenkampf 1, S. 113– 123). Zudem hatte sich Temple erst jüngst für eine Beteiligung Heckels am VierzehnerAusschuss eingesetzt (vgl. dazu unten Anm. 152). 144 In dem mit „Der ökumenische Völkerbund“ überschriebenen Abschnitt seiner „Protestantischen Rompilger“ hatte Rosenberg der ökumenischen Bewegung vorgeworfen, ihre Tätigkeit stehe nicht „im Zeichen tiefer religiöser Klärungen“, sondern sei durch „eine äußerliche und das heißt folgerichtigerweise politische Organisierungsarbeit“ gekennzeichnet; das aber sei nichts als eine „Nachahmung des römischen Beispiels, und zwar eine schlechte“: Während nämlich in der weltweiten Organisation der römisch-katholischen Kirche „die äußere Befehlsgewalt nur das Gleichnis einer in jeder Beziehung ausgebauten inneren Glaubenseinheit“ darstelle, gleiche die protestantische Ökumene „dem Genfer Völkerbund, d. h. einer Masse verschiedenster, untereinander uneiniger Interessengruppen, die nur ab und zu gegen einen gemeinsamen Gegner sich zu Zweckbündnissen zusammenschließen“. Rosenberg hatte dann gedroht: „Der Appell aber einiger deutscher protestantischer Kirchenvertretungen an dieses Gremium gegen eine Bewegung und Regierung, die das deutsche Volk vor dem blutigen Chaos retteten, das stellt ein Delikt dar, dessen Formulierung zu finden einmal von Wichtigkeit sein könnte“ (A. Rosenberg, Rompilger, S. 62–74, Zitate: S. 63; vgl. auch A. Boyens, Kirchenkampf 1, S. 239). Zur Untermauerung seiner Thesen hatte Rosenberg den Bericht eines „Sachverständigen“ über die bisherigen ökumenischen Aktivitäten wiedergegeben, der mit der Feststellung schloss, „daß die ökumenische Bewegung eine internationale konfessionelle Organisation
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schen. Die Zusammensetzung soll bleiben, wie sie genannt war145. Über die Form, in der es geschehen soll, sollen wir uns Gedanken machen. Einige [Männer der] Ökumene sollten in einem Gottesdienst reden. Danach soll eine Versammlung stattfinden von solchen, die in Aussicht genommen werden. Als Vertreter von Oxford. Dazu lade man ein das Auswärtige Amt, Herrn Goebbels, Herrn Rosenberg. Wir, die wir in der ökumenischen Arbeit stehen, gehen auf Messers Schneide einher. Marahrens: Man muß zwei Sachen unterscheiden: Die Angelegenheit Hekkel und die Angelegenheit der Delegation. Heckel habe ich seit Wochen nicht sprechen können. Heckel war mit meiner Zustimmung in London146. Ein Deputierter war bei mir147. Er erklärte mir die Botschaft von Oxford. Ich hielt mit meiner Kritik zurück, vor allem in bezug auf die Erwähnung der römischen Kirche148. Ich sollte nun nach
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ist, die dem nationalsozialistischen Staat und seinem Gedankengut grundsätzlich feindlich gegenübersteht“ (A. Rosenberg, Rompilger, S. 69). Nach einem Vermerk Wahls vom 7. Oktober 1937 über eine Unterredung mit Bell waren für die Delegation Bell selbst, Eidem als Leiter der Delegation, Irenäus, Koechlin sowie eine namentlich nicht genannte fünfte Person vorgesehen. Die Delegation sollte Marahrens als dienstältesten Landesbischof, Friedrich Müller für die VKL II und Breit für den Lutherrat besuchen. Im Verlauf der Unterredung hatte Bell als Form für den Besuch einen „feierlichen öffentlichen Empfang durch die erwähnten Stellen, vielleicht in Form eines Gottesdienstes, in dem auch die Botschaft an die Deutsche Evangelische Kirche verlesen werden“ sollte, vorgeschlagen (EZA Berlin, 5/25).– Das Kirchliche Außenamt unter Heckel verfolgte allerdings die Absicht, die Entsendung der Delegation – unabhängig von der Form des Besuchs – zu verhindern; für den Fall, dass sich die Entsendung nicht verhindern ließe, präferierte es den Besuch einer einzelnen Persönlichkeit und fasste dazu Oldham oder Temple ins Auge (vgl. den Aktenvermerk Wahls vom 21. Oktober 1937 über eine Besprechung mit Schönfeld: Ebd.). Zur Vertretung Marahrens’ durch Heckel auf der Sitzung des Vierzehner-Ausschusses am 19. August 1937 in London vgl. oben Dok. 30, Anm. 65.– Zum Verhalten Heckels auf dieser Sitzung vgl. A. Boyens, Kirchenkampf 1, S. 245; vgl. auch den Bericht Heckels vom 21. August 1937 (Abdruck: Ebd., S. 370ff.). Name nicht ermittelt. Im dritten Abschnitt der von der Weltkonferenz für Praktisches Christentum verabschiedeten Stellungnahme zur Abwesenheit der deutschen Delegation (vgl. dazu oben Anm. 130) hatte es geheißen: „Wir geben uns Rechenschaft von der entscheidenden Bedeutung des Kampfes, in den nicht allein eure Kirche, sondern auch die Römisch-Katholische Kirche gestellt ist“ (Kirche und Welt, S. 267). Nach der Verabschiedung der Stellungnahme hatten die in Oxford anwesenden Vertreter der deutschen Freikirchen, Melle und Paul Schmidt, die Erwähnung der römisch-katholischen Kirche als befremdlich bezeichnet (vgl. das Schreiben Melles und Schmidts an den Geschäftsausschuss der Weltkonferenz vom 20. Juli 1937, abgedruckt bei A. Boyens, Kirchenkampf 1, S. 354f., hier: S. 355). Deutlicher waren die deutschen Vertreter der altkatholischen Gesamtkirche und der russisch-orthodoxen Kirche im Ausland, Rudolf Keussen und Bischof Seraphim, in einer gemeinsamen Erklärung geworden: Dort hatte es geheißen, die Erwähnung der römisch-katholischen Kirche erscheine ihnen „monströs im Angesicht der Tatsache, daß die
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London fahren, konnte aber nicht. Ich wurde gefragt, ob ich einverstanden sei, daß Heckel fährt. Ich sehe in ihm den Geschäftsträger für die ökumenische Sache der Deutschen Evangelischen Kirche. Ich stimmte nun zu unter dem Vorbehalt, daß Heckel nicht als Bischof des Kirchlichen Außenamts auftrete, sondern als mit der Vertretung des dienstältesten Landesbischofs Beauftragter. Ich habe gewisse Schwierigkeiten empfunden. Ich sehe, daß ich mit ihnen nicht fertig geworden bin. Heckel war ausdrücklich von mir hingeschickt als Vertreter der Deutschen Evangelischen Kirche und unser Vertreter im Kasseler Gremium, damit Deutschland beteiligt ist. Heckel hat mir dann sofort berichtet149, hat aber dabei nicht erwähnt die Verhandlung mit Chichester [Bell] und nicht erwähnt, daß es bei dieser Verhandlung um die Frage der Delegation gegangen sei. Der Bericht beschränkte sich auf die Mitteilung, er habe ziemlich still gesessen, ohne sich an der Diskussion viel zu beteiligen. Was die Delegation anlangt, so ist durch eine Deputation gefragt, ob und wann eine Schwedendelegation erwünscht sei150. Ich sagte, wir müßten uns erst darüber beraten. In Aussicht genommen ist die Zeit bis etwa zum 31. Dezember 1937. Ich empfinde es schwierig, jetzt diese Delegation in Deutschland auftreten zu lassen. Ich halte den Elan Böhms, jetzt die Delegation aufzufordern151, persönlich für unmöglich. Der Stand der Debatte in den Gemeinden und den kirchlichen Kreisen [ein Wort gestrichen] verbietet es, die Delegation jetzt kommen zu lassen.
Strafverfolgungen, welche insbesondere Mitglieder geistlicher Genossenschaften in dieser Kirche sich zugezogen haben, durch schwerste sittliche Vergehen bedingt waren von solcher Art, daß sie unter Christen nicht einmal genannt werden sollten“ (auszugsweiser Abdruck der Erklärung: AELKZ 70, 1937, Sp. 717; JK 5, 1937, S. 643; vgl. dazu auch M. Ring, Periode, S. 151–156; M. Ring, Katholisch, S. 607–620). Dieser Hinweis auf die Sittlichkeitsprozesse gegen katholische Priester und Ordensangehörige (vgl. dazu H. G. Hockerts, Sittlichkeitsprozesse) war sowohl von den nationalkirchlichen Deutschen Christen als auch von Rosenberg für ihre Polemik gegen die Botschaft von Oxford ausgeschlachtet worden; sie untermauerten damit ihren Vorwurf, die Weltkonferenz habe sich ausschließlich von politischen Gesichtspunkten leiten lassen (vgl. die Erklärung des Bundes für Deutsches Christentum zur Kundgebung der Konferenz von Oxford vom 28. Juli 1937: Die Nationalkirche. Briefe an deutsche Christen. Nr. 32 vom 8. August 1937, S. 253) und dreist in die deutschen Verhältnisse eingemischt (vgl. A. Rosenberg, Rompilger, S. 73). 149 In einem Vermerk Wahls vom 23. September 1937 über eine Besprechung mit Krummacher und Marahrens am 17. September 1937 heißt es allerdings, Marahrens sei erst bei dieser Besprechung über die Sitzung des Vierzehner-Ausschusses unterrichtet worden, da Heckel zuvor keine Gelegenheit dazu gehabt habe (EZA Berlin, 5/42). 150 Nicht ermittelt. 151 Vgl. dazu das Votum Böhms oben S. 645.
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Böhm: Der Fall Heckel muß vom Gremium noch einmal durchberaten werden. Erhebliche Beunruhigung in den Kreisen der Vorläufigen Kirchenleitung und der Ökumene. Marahrens: Der Vorschlag, Heckel zu schicken, ist mir von Chichester gemacht worden152. Lilje: Das Auftreten Heckels in London hat sehr verstimmend gewirkt. Die Berichterstattung darüber ist außerordentlich verschieden. Koch: Heckel hat verlangt, daß die Delegation, wenn sie kommt, zu ihm kommt153. Ludwig Müller benutzt seine Beziehungen zum Ausland zu einem Kampf gegen die Bekennende Kirche als solche154. Wir müssen eine öffentliche Antwort auf den Angriff Rosenbergs geben. Das könnte so geschehen, daß die Delegation kommt. von Thadden berichtet über das Entsetzen über das Auftreten Heckels in England. von Soden: Wir schämen uns Oxfords nicht. Wir dürfen nicht durch passives Verhalten den Anschein erwecken, als ob es eine unanständige Sache sei, ökumenische Dinge zu machen. Es wird skrupellos mit Oxford gegen uns gekämpft.
152 Die Teilnahme Heckels am Vierzehner-Ausschuss ging ursprünglich jedoch auf Temple und Oldham zurück (vgl. dazu A. Boyens, Kirchenkampf 1, S. 244). So hatte es in Heckels Bericht vom 21. August 1937 geheißen, seine Reise nach London sei „durch den besonderen Wunsch“ von Oldham veranlasst gewesen, mit dem Kirchlichen Außenamt Fühlung aufzunehmen; Bell habe dann bei der Unterredung am 18. August 1937 einen Vermerk aufgenommen, „daß der zu dem 14ner-Ausschuß eingeladene Landesbischof D. Marahrens Herrn Dr. Schönfeld gegenüber ausdrücklich zugestimmt habe, daß der Leiter des Kirchlichen Außenamts an seiner Stelle an der Sitzung teilnehmen soll“ (Abdruck: A. Boyens, Kirchenkampf 1, S. 370ff., Zitate: S. 370). 153 Einen Besuch der Delegation bei Heckel und dem von ihm geleiteten Kirchlichen Außenamt hatte Bell jedoch nicht vorgesehen (vgl. dazu oben Anm. 145). 154 Bezug unklar.
33 Sitzung des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (Lutherrat) 1937 Oktober 21 I. Meiser, Wachstuchheft 8, S. 260–270. II. Breit – Ficker – Gauger – Geiger – Marahrens (ab 12.35 Uhr) – Meiser – Pressel (für Wurm) – Stoll. Bauer – Behm – Beste – Duensing – Fleisch – Flor – Hahn – Johnsen – Kotte – Kühl – Lachmund – Lilje – Peters – Schnelle (für Marahrens) – Tramsen. III. Berlin W 35, Sekretariat des Lutherrats, Großadmiral-Prinz-Heinrich-Str. 14; von 10.00 Uhr bis 13.30 Uhr. G: 1. Meiser, ATB; 2. Protokoll des Sekretariats des Lutherrats, gez. Breit (LKA Hannover, D 15 III Nr. 13).
Breit: Andacht. Jes. 43. Lagebericht. Im Buch von Frey, Das Buch der Weltpolitik Gottes (Calwer-Verlag), sagt der Verfasser: Wir stehen jetzt in demselben großen Prozeß zwischen Gott und Götzen, von dem das Jesaja-Buch zeugt1. Wenn wir unter diesen Gesichtspunkt die Betrachtung der kirchlichen Lage stellen, dann sind wir vor der Gefahr bewahrt, zu eng und die Augen abgewendet von dem, was außerhalb unseres Kreises geschieht, die eigenen Interessen zu sehen und zu beurteilen. Und wiederum, wenn wir unter solchem Gesichtspunkt die allgemeine Lage, die im NS-Staat sich vor uns ausbreitet, anschauen, dann lernen wir vielleicht die Bewegungen der Geschichte als den Sturm erkennen, der von Gott herbraust, in dem Gott aber nicht drinnen ist2, der ein Werkzeug des göttlichen Willens ist und doch etwas ganz anderes ist als der Wille Gottes selbst. Opus alienum und opus proprium Dei3. Auch für die kleinen Entscheidungen werden wir bewahrt vor der Gefahr, nur allzusehr auf uns selbst zu sehen, während doch alles, was wir denken und tun, nur dann Wert hat vor Gottes Augen, wenn alles das geschieht im Blick auf seinen Willen, der uns nicht immer offenbar zu sein braucht. 1. Ein Wort zum Staat. Der Staat scheint jetzt Himmler und Rosenberg das Feld zu überlassen. Der erstere muß die Hindernisse wegräumen, 1 H. Frey, Buch, S. 78. 2 Anspielung auf 1 Kön 19, 11. 3 = Gottes fremdes Werk (Zorn, Gericht, Gesetz) und Gottes eigentliches Werk (Liebe, Gnade, Evangelium); vgl. dazu Bekenntnisschriften, S. 261, S. 791, S. 955; H. Pöhlmann/T. Austadt/F. Krüger, Theologie, S. 42, S. 44, S. 58.
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welche der Religionsstiftung Rosenbergs im Weg stehen. Gleichwohl ist es gut, sich gegenwärtig zu halten, daß der damit angedeutete entschlossene Wille des Staates der Kirche gegenüber durchaus noch nicht reif vor uns liegt. Es zeigt sich, daß in den Zeiten, in denen wir von der Kirche her meinen, es müßte etwas geschehen, eine doppelte Interpretation des vermeintlichen staatlichen Willens möglich ist, auch heute noch. Es ist durchaus nicht notwendig, zu meinen, es seien alle Kräfte und Vertreter des heutigen Staates schon darin eins, daß sie den Angriff Rosenbergs4 als den von ihnen gewollten Angriff betrachten. Es kann auch sein, daß man einmal den Rosenberg laufen läßt, ohne daß man der Meinung wäre, daß alle Widersacher von Rosenberg gefressen werden müßten. Doch bedeutet das für uns sehr wenig, dann, wenn wir einmal erkannt haben, daß die notwendige Entfaltung des politischen Prinzips des Nationalsozialismus wohl durch taktische Bewegungen im Tempo, aber nicht mehr im Ziel beeinflußt werden kann. Es entspricht dem Prinzip des Nationalsozialismus, daß der Kirche der Kampf angesagt werden muß, die, wie Rosenberg in München erklärt hat, nichts anderes darstellt als die große Anmaßung der Vergangenheit5. Dieser Staat muß entschlossen sein, die Kirche in den Winkel zu weisen, bis die Zeit kommt, wo er auch in den Winkel hinein nachstoßen kann, um ihre Existenz endgültig zu vernichten. Es kann sein, daß der Führer [Hitler] noch eine Weile öffentlich zu den feierlichen Erklärungen von 19336 steht. Aber das Essentielle des politischen Willens weist in die Richtung einer endgültigen Vernichtung der christlichen Kirche. Jedenfalls enthüllt sich hier der schwere Ernst der Lage für die Kirche. Darin liegt eine Warnung, den Feind zu unterschätzen, und liegt der Aufruf an die Kirche, in allem, was sie überlegt und redet, so zu überlegen und so zu reden, daß sie mit ihren Überlegungen und ihrem Wort vor dem Herrn der Kirche zu bestehen vermag. Man möchte über die ganze evangelische Kirche in Deutschland den Wunsch ausrufen: Besinnt Euch noch einmal in diesem Augenblick und revidiert Euer Verhalten und traut der Weise, wie Ihr bisher gekämpft habt, nicht alles zu! Über das Reichskirchenministerium habe ich wenig oder nichts zu sagen, weil wir nichts wissen von dem, was im Schoß dieses Ministeriums
4 Zu den Angriffen Rosenbergs auf die evangelische Kirche und insbesondere die Lehre von der Erbsünde vgl. oben Dok. 31, Anm. 56; Dok. 32, Anm. 118. 5 Rosenberg hatte am 20. Oktober 1937 auf der Reichstagung der deutschen Beamten im Kongresssaal des Deutschen Museums über die „Einheit von Weltanschauung, Volk und Staat“ gesprochen (vgl. den Bericht im Völkischen Beobachter, Münchner Ausgabe Nr. 294 vom 21. Oktober 1937). 6 Vgl. dazu oben Dok. 32, Anm. 116.
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geplant wird. Auch Leute, die im Kirchenministerium sitzen, sind in der gleichen Lage wie wir und sind deshalb gar nicht imstande, Männer der Kirche zu empfangen. Wahrscheinlich ist niemand im Kirchenministerium, der weiß, was geplant ist, weil man nicht weiß, was an der entscheidenden Stelle im Staat geplant ist. 2. Überblick über die Deutschen Christen. Wie weit die Deutschen Christen nunmehr gekommen sind, zeigt eine Äußerung von SchultzMecklenburg auf der Eisenacher Tagung7: „Wer könnte sich Hindenburg in der Klosterzelle Martin Luthers vorstellen8?“ Dieses eine Wort kennzeichnet die Reichsbewegung [richtig: Nationalkirchliche Bewegung] Deutsche Christen zur Genüge. Innerhalb der Thüringer Deutschen Christen9 geht der Kampf lustig weiter. Einstweilen hat Hossenfelder Wienecke [richtig: Wieneke] den Kampf angesagt10.
7 Gemeint ist die von ca. 12.000 Teilnehmern besuchte 4. Reichstagung der ‚Deutschen Christen Nationalkirchliche Bewegung‘, die vom 9.–11. Oktober 1937 stattgefunden hatte. Zu den Referenten hatten u. a. Leffler und Grundmann gehört, die Vorträge über „Weltkirche oder Nationalkirche?“ und „Völkische Theologie“ gehalten hatten, die beide auch im Druck erschienen (vgl. S. Leffler, Weltkirche; W. Grundmann, Theologie). Die auf der Tagung verabschiedete Proklamation hatte sich scharf gegen die ökumenische Bewegung gewandt: „Weil es der Nationalkirchlichen Bewegung Deutsche Christen um den christlichen Glauben des deutschen Volkes geht und nicht um ein christlich verbrämtes Weltschwärmertum oder um eine christlich getarnte Weltpolitik, darum lehnen wir die sogenannte ökumenische Bewegung auf das schärfste ab. Eine christliche Konferenz, die es unternimmt, nach den Methoden von Oxford über Kirche, Volk und Staat normativ zu richten, hat das Recht verwirkt, sich auf das Evangelium zu berufen. Sie dient nicht dem Glauben, sondern der Politik und baut neben dem Vatikan in Rom einen Weltkirchenrat, einen Vatikan in Genf oder Canterbury. Die sogenannte ökumenische Bewegung hat sich damit für alle, die Luthers Erbe wahren wollen, selbst gerichtet. Sie verfällt dem Schicksal der politischen Internationale, der sie den christlichen Glauben ausgeliefert hat“ (JK 5, 1937, S. 929). Für die Durchführung der Tagung hatte Muhs, der in Eisenach mit starkem Applaus begrüßt worden war, einen Betrag von 20.000,– RM aus einem Sonderfonds des Reichskirchenministeriums zur Verfügung gestellt (vgl. H. Kreutzer, Reichskirchenministerium, S. 302f.). Zu Teilnehmern und Verlauf der Eisenacher Tagung vgl. auch den von Rosenberg in abfälligem Ton verfassten Bericht in den „Mitteilungen zur weltanschaulichen Lage“ vom 22. Oktober 1937 (Abdruck: F. Zipfel, Kirchenkampf, S. 432–442); K. Meier, Deutsche Christen, S. 233ff.; K. Meier, Kirchenkampf 3, S. 17. 8 Schultz hatte am Abend des 9. Oktober 1937 über das Thema „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ gesprochen (JK 5, 1937, S. 928f.). Den Vortrag bezeichnete Rosenberg in seinem oben Anm. 7 erwähnten Bericht als „fast durchweg farblos“; das Publikum sei „z. T. bereits sehr uninteressiert“ gewesen und nach dem Vortrag hätten trotz einer im Anschluss stattfindenden Abendfeier „zahlreiche Besucher des Zelt verlassen“ (Zitate: F. Zipfel, Kirchenkampf, S. 435). 9 Vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 23. 10 Hossenfelder hatte sich mit dem größten Teil seiner ‚Kampf- und Glaubensbewegung DC‘ im Sommer 1937 der am 6. Juni 1937 gegründeten Nationalkirchlichen Bewegung Deutsche Christen unter Leffler angeschlossen, die zu einer sich über das gesamte Reichsgebiet erstreckenden Organisation ausgebaut werden sollte. Ein kleiner Teil der Hossen-
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Was die zweite DC-Bewegung anlangt (Rehm), so hat man den Eindruck, daß sie eigentlich nur noch einen Minenwerfer in Stellung haben, der gelegentlich mal einen Schuß abgibt. Die Gefolgschaft ist klein. Wir haben diese Bewegung längst abgeschrieben11. Die Kirche, die Rosenberg einweihen wird12, wird wahrscheinlich Leffler nicht auf die Kanzel lassen13. felder-Bewegung, darunter der Berliner Oberkonsistorialrat und enge Mitarbeiter Hossenfelders, Friedrich Wieneke, hatte diesen Schritt abgelehnt und Hossenfelder für abgesetzt erklärt; Wieneke war daraufhin zusammen mit Martin Thom und Friedrich Hermann von der Heydt von Hossenfelder aus der Bewegung ausgeschlossen worden. Der Ausschluss drohte auch allen übrigen Mitgliedern, die den Anweisungen von Wieneke, Thom und von der Heydt Folge leisteten (vgl. K. Meier, Deutsche Christen, S. 222f.; JK 5, 1937, S. 882, S. 969; K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 139ff.). 11 Die ‚Reichsbewegung Deutsche Christen‘ unter Reichsleiter Rehm (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 22) hatte in der Zeit der Kirchenausschüsse einen erheblichen Mitgliederverlust erlitten. Der größte Teil der abgewanderten Mitglieder hatte sich den in der ‚Kirchenbewegung Deutsche Christen‘ unter Leffler organisierten Thüringer Deutschen Christen angeschlossen. Damit waren für die Reichsbewegung Auflösungserscheinungen in den einzelnen Gauorganisationen, dramatische finanzielle Probleme und ein zunehmender Verlust des Einflusses im Reichskirchenministerium einhergegangen. In Abgrenzung zur ‚Nationalkirchlichen Bewegung Deutsche Christen‘ trug die Reichsbewegung seit 23. August 1937 den programmatischen Beinamen ‚Reformatorische Reichskirche‘ (vgl. K. Meier, Deutsche Christen, S. 226–233; K. Meier, Kirchenkampf 3, S. 86–90). Die Zeitschrift der Nationalkirchlichen Bewegung Deutsche Christen, „Die Nationalkirche“, meldete am 31. Oktober 1937 hämisch, an der Reichstagung der „‚reformatorischen Reichskirche‘ des Herrn Rehm“ am 13. Oktober 1937 hätten „ganze 32 Pfarrer“ teilgenommen (vgl. JK 5, 1937, S. 1013). 12 Bereits in seinem „Mythus des 20. Jahrhunderts“ hatte Rosenberg es als „die Hauptaufgabe des erwachenden Deutschtums“ bezeichnet, „sich im Dienst des Mythus der Nation durch Schaffung einer Deutschen Volkskirche zu bemühen“ (A. Rosenberg, Mythus, S. 608). Bei der „Gründung einer Deutschen Nationalkirche“ handele es sich aber „nicht um Verfechtung irgendwelcher metaphysischer Behauptungen, nicht um die Forderung des Fürwahrhaltens geschichtlicher oder legendärer Erzählungen, sondern um die Schaffung eines hohen Wertgefühls, d. h. um die Auslese jener Menschen, welche bei aller Mannigfachheit religiöser und philosophischer Überzeugungen wieder das tiefe Vertrauen in die innere Art gewonnen, eine heroische Lebensauffassung sich erkämpft haben“ (Ebd., S. 611; vgl. dazu auch C.-E. Bärsch, Religion, S. 219f.).– Möglicherweise spielte Breit hier auch auf die von Rosenberg am 17. Oktober 1937 vollzogene Einweihung der Alltagskirche in Torgau zu einer nationalsozialistischen Feierstätte an (vgl. dazu JK 5, 1937, S. 928). 13 Rosenberg stand den nationalkirchlichen Deutschen Christen ablehnend gegenüber (vgl. dazu K. Meier, Kirchenkampf 3, S. 16f.). So warf er den Thüringer Deutschen Christen in seinem Bericht über die Eisenacher Reichstagung (vgl. oben Anm. 7) „Zwiespältigkeit“ vor: „Man sagt eben nicht, Führer und Volk, sondern man sagt vor allem, Führer, Volk und christliche Kirche“ (zit. bei F. Zipfel, Kirchenkampf, S. 438f.). Da es für Leffler „gar keine ursprünglich germanisch-deutsche, sondern nur eine christliche Geschichte auf deutschem Boden“ gebe, sei es „am Tage, daß diese Geschichtsauffassung und die rassische Geschichtsauffassung des Nationalsozialismus unter keinen Umständen auf einen Nenner gebracht werden“ könnten; auch die Thüringer Deutschen Christen landeten
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Eine dritte DC-Bewegung milder Observanz, die im Augenblick nicht unter sie gerechnet werden will, ist die Bewegung, die sich um Schomerus14 gruppiert. Schomerus hat neulich mit Petersmann und Schöttler zusammen in Westfalen gesprochen15. Seine Denkschrift weist in dieselbe Richtung16. Die gemäßigte DC-Richtung ist heute gefragt im Zusammenhang mit dem Kristallisationsprozeß, der unter den Neutralen sich eingestellt hat. Auch diese spüren, daß sie einen organisatorischen Zusammenhang brauchen. Hierher gehört der Wittenberger Bund17, über den niemand klar hat Auskunft geben können; wie sich der Wittenberger Bund von der Laienbewegung von Ledeburs18 unterscheidet, weiß man auch nicht. Wahrscheinlich ist es ein und dasselbe Gemenge. Jedenfalls handelt es sich bei diesen Kreisen um eine Bewegung, die etwa von der Gruppe her den religiösen Leim bezieht, von Schomerus den theologischen Leim und von der Süßlichkeit der Neutralitätshaltung her den Honig. Daß heute alle Losungen, die sich an die Bequemlichkeit, an die Zurückhaltung und an die Entscheidungsscheu des Menschen wenden, große Aussichten haben, versteht sich von selbst. Darum tun wir gut, auf diese Bewegung scharf zu achten und sie zu verfolgen. Rundschreiben Ledebur verursachte die größte Verwirrung19. Breit
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letztlich „in der biblischen Erlösungslehre, wie sie vornehmlich Paulus ausgebildet“ habe (Ebd., S. 440). Rosenberg resümierte, ebenso wie es die Nationalsozialisten ablehnen müssten, „irgendeine deutsch-gläubige oder deutsch-völkische Gruppe als Darsteller oder Vollender der nationalsozialistischen Weltanschauung anzuerkennen“, müsse diese Ablehnung „auch für jede kirchliche Gruppe einschließlich der Thüringer Deutschen Christen“ gelten. Der Nationalsozialismus könne „auf noch so gut gemeinte Versuche von diesen Seiten, seine Revolution religiös zu vollenden, verzichten“ (Ebd., S. 442). Zu Schomerus vgl. oben Dok. 31, Anm. 24. Schomerus hatte ebenso wie der schlesische Gauobmann der Reichsbewegung Deutsche Christen und spätere Leiter der ‚Luther-Deutschen‘, Petersmann, und der Generalsuperintendent i. R. der Kirchenprovinz Sachsen, Schöttler, als Referent auf einem Lehrgang für westfälische Kandidaten und Theologiestudenten in Hamm mitgewirkt (vgl. JK 5, 1937, S. 878). Gemeint ist der von Schomerus verfasste Entwurf für die Denkschrift „Die deutsche Stunde der Reformation“ (vgl. dazu oben Dok. 32, Anm. 20). Vgl. dazu oben Dok. 31, Anm. 23. Zu dem unter der Leitung von Ledeburs stehenden ‚Arbeitsausschuss der Laien‘ vgl. oben Dok. 7, Anm. 33; Dok. 9, Anm. 53; Dok. 19, Anm. 97; zu den Plänen von Ledeburs, einen ‚Gesamt-Volksrat der Laien‘ ins Leben zu rufen, vgl. oben Dok. 32, Anm. 18. Breit berichtete hier nicht über ein Rundschreiben von Ledeburs, sondern die von Schomerus verfasste Denkschrift (vgl. oben Anm. 16) und eine Namensliste, die vermeintlich die Unterzeichner dieser Denkschrift enthielt. Der Lutherrat hatte auf Grund eines Berichtes Bruhns’ über die Sitzung des ‚Gesamt-Volksrats‘ am 22. September 1937 angenommen, die Denkschrift sei auf dieser Sitzung unterzeichnet und an Hitler abgesandt worden (vgl. dazu oben Dok. 32, Anm. 20). Dieser Darstellung hatte Ellwein mittlerweile widersprochen: Nach dem oben Dok. 32, Anm. 18, erwähnten Aktenvermerk Breits vom
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verliest einen Brief von Schomerus20 und bespricht den Fall Bruhns21. Wir müssen nach wie vor um die angesonnene Unterredung bitten, und zwar im Interesse der anderen und nicht in unserem22. Man sollte solange mit von Ledebur keine persönliche Verbindung aufnehmen, bis die Sache erledigt ist. Das Sekretariat hat im Schreiben vom 23. Sep-
20. Oktober 1937 behauptete Ellwein, „daß nur wenige Leute ein Begleitschreiben an die Reichskanzlei unterzeichnet hätten und daß in der Anlage sich nicht das Memorandum ‚Die deutsche Stunde der Reformation‘ befunden habe, sondern ein paar [.|.|.] nicht näher bezeichnete Sätze“; dies sei auch nicht am 22. September 1937, sondern bereits Anfang September geschehen. Dementsprechend hatte auch Schafft verlauten lassen, am 22. September 1937 habe überhaupt keine Sitzung des ‚Gesamt-Volksrates‘ stattgefunden; vielmehr hätten die Initiatoren der Sitzung „zurückgesteckt und die Dinge in anderem Rahmen ablaufen lassen als zuerst geplant“ (Aktennotiz Gaugers über ein Telefongespräch mit Schafft vom 1. Oktober 1937: LKA Hannover, D 15 III Nr. 12). Die schwersten Auseinandersetzungen zwischen Ellwein, Schomerus, von Ledebur, Schafft und dem Lutherrat hatten sich jedoch an einem Schreiben Wurms vom 27. September 1937 entzündet, in dem er sämtlichen auf der Namensliste aufgeführten Personen mitgeteilt hatte, ihre Namen befänden sich unter einer Denkschrift, die ihnen offenbar überhaupt nicht vorgelegen habe (vgl. dazu oben Dok. 32, Anm. 38). Daraufhin hatte Schafft dem Lutherrat vorgeworfen, er betreibe öffentliche Diffamierung und verwende dabei „Hintertreppenmethoden“, die an die Gestapo erinnerten; die Denkschrift und die Namensliste hätten nichts miteinander zu tun und seien nur durch Vertrauensbruch bekannt geworden (vgl. die oben erwähnte Aktennotiz Gaugers vom 1. Oktober 1937). Die Namensliste enthielt tatsächlich nicht die Unterzeichner der Denkschrift, sondern führte lediglich diejenigen Personen auf, die Ellwein und Schomerus für ihre kirchenpolitische Aktion gewinnen wollten (vgl. dazu das Schreiben Meinzolts an Bosse vom 13. September 1937: EvAG München, NL Meinzolt 36); Wurm zog seinen Vorwurf daher wenige Tage nach der Lutherratssitzung zurück (vgl. dazu unten Anm. 22). 20 Schreiben Schomerus’ an den Lutherrat nicht ermittelt; vgl. dazu aber den anlässlich der Vorgänge um die Denkschrift und den ‚Gesamt-Volksrat‘ geführten Schriftwechsel zwischen Schomerus und Meinzolt bei der EvAG München, NL Meinzolt 36. 21 Offenbar berichtete Breit hier darüber, dass Bruhns seine Mitteilungen über die Sitzung am 22. September 1937 in einem Schreiben an den Lutherrat vom 14. Oktober 1937 korrigiert und sich der Darstellung Ellweins (vgl. dazu oben Anm. 19) angeschlossen hatte (vgl. den oben Dok. 32, Anm. 18, erwähnten Aktenvermerk Breits vom 20. Oktober 1937). 22 Am 28. Oktober 1937 kam es dann zu einer Besprechung zwischen Wurm, von Ledebur und Schafft. Nachdem von Ledebur und Schafft klargestellt hatten, dass es sich bei der Denkschrift lediglich um eine „Skizze“ gehandelt habe und die Namensliste keineswegs „den Schein einer schon vollzogenen Unterzeichnung“ habe erwecken sollen, brachte Wurm sein Bedauern zum Ausdruck, dass er „infolge eines Missverständnisses einen unbegründeten Vorwurf erhoben habe“. Eine Einigung in inhaltlichen Fragen kam jedoch nicht zustande; Wurm blieb dabei, „dass die Gedankengänge der Denkschrift für die im Lutherrat vereinigten Kirchenführer völlig unannehmbar seien“ und keine Basis für eine gemeinsames Handeln vorhanden sei (Niederschrift Wurms, Abschrift: EvAG München, NL Meinzolt 36). Am 19. November 1937 setzte Wurm dann sämtliche auf der Namensliste aufgeführten Personen von „der Zurückziehung des erhobenen Vorwurfs in Kenntnis“ (Zitat aus dem Schreiben Wurms an Meinzolt vom 19. November 1937: Ebd.).
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tember 1937 kein Wort gesagt, daß wir zurücknehmen müßten23. Die meisten Herren, die im „Namensverzeichnis“ stehen, haben in entschiedenster Weise abgeschrieben24. 3. Kassel25. Was seinerzeit in Kassel erreicht wurde, soll nicht wieder preisgegeben werden. In der Kasseler Einigung liegt eine kirchengeschichtlich bedeutsame Tatsache vor. Ein Vorteil in dieser Vereinigung liegt darin, daß allerlei Leute der Mitte sich überlegen, ob sie nicht auch zu dieser Vereinigung stoßen könnten. Die Kirchenführerkonferenz, die in Kassel auftrat, ist eine fiktive Größe, ein Phantom. Was an demselben Wirklichkeit und Wert besitzt, ist im Lutherrat zur Erscheinung gebracht. Doch wird man nichts dagegen sagen wollen, daß diese Fiktion noch eine Weile aufrecht erhalten wird. Vielleicht dient sie wenigstens dazu, daß es möglich ist, daß sich Kreise der Mitte anschließen (Hessen-Nassau [richtig: Nassau-Hessen]26). Die Schwäche von Kassel ist ebenso groß als ihre Stärke. Manchmal dünkt es, als ob die Schwäche größer sei als die Kraft. Die Schwäche liegt in dem ausgesprochenen Verzicht, eine einheitliche Leitung der
23 In diesem Rundschreiben hatte Breit den Mitgliedern des Lutherrats mitgeteilt, ihm sei nicht deutlich, ob die Namensliste „eine Aufzählung der Mitglieder des ‚Gesamt-Volksrates‘ darstellen soll oder eine Aufzählung von Leuten, die mit dem Inhalt der Denkschrift sympathisieren sollen, oder was sonst“. Nachdem er von der Denkschrift Kenntnis erhalten habe, habe er mehrfach versucht, Kontakt zu Ellwein aufzunehmen, um ihm die Bedenken des Lutherrats gegen den Inhalt der Denkschrift und die Laiensammlung mitzuteilen; dies sei ihm jedoch nicht gelungen (EvAG München, NL von Soden 5). 24 Vgl. z. B. das Schreiben Dohrmanns an von Ledebur vom 6. Oktober 1937. In diesem Schreiben hatte Dohrmann erklärt, dass er mit der Verlautbarung nichts zu tun habe. Sein Name und seine Dienststellung seien ohne seine Zustimmung „mit einer ganzen Reihe von anderen Namen unter die Kundgebung gesetzt“ worden (LKA Hannover, D 15 III Nr. 12; vgl. auch das Schreiben Dohrmanns an die Wehrmachtsgeistlichen vom 7. Oktober 1937: Ebd.). Auch der ehemalige Reichsinnenminister von Gayl hatte erklärt, er sei unter keinen Umständen bereit, sich dem Ausschuss von Ledeburs anzuschließen (vgl. sein Schreiben an von Ledebur vom 1. Oktober 1937, Abschrift: Ebd.). 25 Gemeint ist das Kasseler Gremium, das sich auf der gemeinsamen Besprechung von Vertretern der Kirchenführerkonferenz, des Lutherrats und der VKL II am 5./6. Juli 1937 in Kassel konstituiert hatte (vgl. dazu oben Dok. 25 und 27); eine Sitzung des Kasseler Gremiums fand am Tag nach der Lutherratssitzung, am 22. Oktober 1937, in Halle statt (vgl. unten Dok. 34). 26 In der Evangelischen Landeskirche Nassau-Hessen war es im Juni 1937 zu einem Zusammenschluss der kirchlichen Mitte gekommen, dem ca. 400 Pfarrer angehörten (vgl. dazu unten Dok. 41, Anm. 18). Der von diesem Zusammenschluss herausgestellte Vertrauensrat hatte dem Landesbruderrat in einem Schreiben vom 11. August 1937 seine Bereitschaft mitgeteilt, mit dem Kasseler Gremium in Verbindung zu treten und „notwendige kirchliche Aktionen unserer Einstellung entsprechend zu unterstützen“; Voraussetzung dafür sei allerdings, „daß wir über Inhalt und Ziel der im Gange befindlichen Aktionen authentisch und offiziell ins Bild gesetzt werden“ (Abdruck: Dokumentation 6, S. 318f., Zitat: S. 318).
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Deutschen Evangelischen Kirche aus der Kasseler Vereinbarung hervorzubringen27. Der Verzicht erklärt die Unfähigkeit der Bekennenden Kirche, eine einheitliche Leitung herauszustellen. Wir bringen das einfach nicht fertig, wir kommen nicht zu einer Vertretung. Auch diese Vertretung wird wieder auseinanderfallen, wenn die Geschäftsführung nicht in einer Weise vollzogen wird, welche die Geschäftsführung funktionsfähig macht. Zu den unerledigten Fragen, welche die Stoßkraft von Kassel schwächen, gehört die Frage, ob die Vorläufige Kirchenleitung nach wie vor den Anspruch erheben darf, die rechtmäßige Leitung der rechtmäßigen Deutschen Evangelischen Kirche zu sein28. An diesem Anspruch wird die Bekennende Kirche Deutschlands zugrunde gehen. Wenn es nicht gelingt, die Zurücknahme dieses Anspruchs zu erzwingen, kann auch der Lutherrat seine Existenz verlieren. Hier muß Klarheit geschaffen werden. Trotzdem muß der Versuch fortgesetzt werden, die Kraft der Kasseler Vereinigung möglichst unversehrt zu erhalten. Ob im Augenblick die Vorläufige Kirchenleitung bereit ist, sich hier zur Verfügung zu stellen, bezweifle ich. Mir wird jetzt erst klar, warum sie die Erklärung vom März dieses Jahres, wo von zwei Kirchenleitungen die Rede ist29, für sich innerlich zurückgenommen haben. In dem Maße, in dem die Enthaftungen zunehmen, steigen die Ansprüche der von Dahlem30 geleiteten Kirche31. Die durch Kassel gebotene ständige Verbindung und der ununterbrochene Austausch zwischen Lutherrat und Vorläufiger Kirchenleitung ist in der Regel nicht zu ermöglichen, weil uns die Mitglieder der Vorläufigen Kirchenleitung meist nicht erreichbar sind. Es fehlt meist jede Verbindung. „Ein jeglicher sah auf seinen Weg32.“ 4. Lutherrat. Unsere Aufgabe ist die Festigung des Luthertums und Unterstützung aller Bestrebungen, welche die Einheit fördern. „Der
27 Das Kasseler Gremium war als reines Aktionsbündnis gegründet worden; dementsprechend hatte es in der oben Dok. 27, Anm. 30, erwähnten Kanzelabkündigung für den 11. Juli 1937, mit der das Gremium erstmals vor die Öffentlichkeit getreten war, auch geheißen, Kirchenführerkonferenz, Lutherrat und VKL II hätten sich „zu gemeinsamem Wort und gemeinsamem Handeln zusammengeschlossen“. 28 Zu diesem Anspruch vgl. oben Dok. 7, Anm. 31. 29 Gemeint ist die Vereinbarung über eine Arbeitsgemeinschaft von Lutherrat und VKL II vom 3./11. März 1937 (vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 24 und 29). 30 Zum damaligen Sprachgebrauch der Bezeichnung ‚Dahlem‘ vgl. oben Dok. 3, Anm. 36. 31 Explizit bekräftigte die VKL II ihren Anspruch auf die Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche dann erneut in ihrem unten Dok. 41, Anm. 33, erwähnten Schreiben an den Lutherrat vom 9. Dezember 1937. 32 Jes 53, 6.
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einzige starke und ruhende Punkt innerhalb der Deutschen Evangelischen Kirche ist der Lutherrat.“ Ficker berichtet über Sachsen. Der Kampf geht weiter. Die Heftigkeit nimmt eher zu als ab. Rechtlicher Wirrwarr im Kirchlichen Gesetzblatt. In der letzten Nummer eine Verordnung von Muhs. Die Kirchenregierung von Klotsche wird auf Grund der 13. Durchführungsverordnung als zu Recht im Amt befindlich erklärt33. Zwangsweise Einführung des landeskirchlichen Gemeindeblattes34. Verweigerung der Bestellung wird als gegen den Staat gerichtet erklärt. Disziplinarmaßnahmen. Suspendierungen mit 50%iger Gehaltskürzung35. Acht bis zehn Pastoren wurden aus dem Dienst der sächsischen Landeskirche entlassen, weil sie sich Klotsche nicht unterstellen wollten36. 17 Kandidaten haben sich Klotsche zur Verfügung gestellt, 38 dem Landeskirchenausschuß37. Posaunenmission38. Zwangsweise kirchenpoliti33 In seinem Schreiben vom 8. Oktober 1937 zur „Ausübung der kirchenregimentlichen Befugnisse in Sachsen“ hatte Muhs festgestellt, dass die Beauftragung von Klotsche und Kretzschmar mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Landeskirchenausschusses (vgl. dazu oben Dok. 29, Anm. 3) auch über die Befristung bis zum 30. September 1937 hinaus Geltung habe (KGVBl Sachsen 1937, S. 125). Als Rechtsgrundlage dafür sei § 2, Abs. 1, der 13. Durchführungsverordnung vom 20. März 1937 anzusehen, nach dem die „im Amt befindlichen Kirchenregierungen“ die „kirchenregimentlichen Befugnisse in den Landeskirchen“ ausübten. Diese Regelung war im Gegensatz zu den Durchführungsverordnungen, auf Grund derer die Landeskirchenausschüsse gebildet worden waren, nicht zeitlich begrenzt, sondern sollte „bis zur Bildung einer verfassungsmäßigen Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche“ gelten (GBlDEK 1937, S. 11f.; zur 13. Durchführungsverordnung vgl. auch oben Dok. 9, Anm. 11). 34 Vgl. dazu oben Dok. 29, Anm. 6. 35 Davon betroffen waren u. a. die Pfarrer Ernst Ehrlich aus Sosa und Friedrich Gerhard Pfeiffer aus Geithain; gegen beide war wegen fortgesetzten Ungehorsams gegen Klotsche ein förmliches Dienststrafverfahren eingeleitet worden (vgl. dazu die unten Anm. 36 erwähnte Zusammenstellung; zu Pfeiffer vgl. auch oben Dok. 31, Anm. 34). In einem von Ficker gezeichneten Schreiben an den Reichskirchenminister vom 9. Oktober 1937 hatten 25 Superintendenten und stellvertretende Superintendenten gegen diese und andere Maßnahmen protestiert und darauf hingewiesen, es handele sich zweifelsfrei um „Personalmaßnahmen in kirchenpolitischen Angelegenheiten“, die nach der 13. Durchführungsverordnung unzulässig seien (Abschrift im LKA Hannover, D 15 I Nr. 87 Bd. I). 36 Zu den bis Mitte Oktober 1937 vom sächsischen Landeskirchenamt ausgesprochenen Entlassungen, Beurlaubungen, Gehaltskürzungen und den vom Landeskirchenamt eingeleiteten Dienststrafverfahren vgl. die Zusammenstellung „Maßregelungen (ohne Gewähr für Vollständigkeit) Stand vom 13. Oktober 1937“ (LKA Hannover, D 15 I Nr. 87 Bd. I). 37 Nach der oben Anm. 36 erwähnten Zusammenstellung drohte denjenigen Kandidaten, die sich nicht beim Landeskirchenamt prüfen lassen wollten, die Entlassung; zur Prüfung und Ordination von sächsischen Kandidaten, die dem Pfarrernotbund oder der sog. Mitte angehörten, vgl. auch unten Dok. 38, Anm. 102. 38 Während der sächsische Landesverband der Posaunenchöre unmittelbar dem Landeskirchenamt unterstand, war die sächsische Posaunenmission eine unselbstständige Abteilung
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sche Aufklärung durch Beauftragte von Klotsche. Redeverbot für Landesbischof Meiser bei der Feier des Gustav-Adolf-Frauenvereins Dresden 20. Oktober 1937. Kollektenverbot und Verbot der Bekanntmachung; Verbot, das Redeverbot für Meiser bekannt zu geben39. Monatliches Opfer der sächsischen Pfarrer im Oktober 20 Mark. [Beste:] Mecklenburg: Seit Monaten eine neue Bedrückung und fortschreitende Einengung unserer Arbeit40. Emeritierung Schreiners41. Gespräch Brunstäds mit dem Reichsstatthalter [Friedrich Hildebrandt]42 (1. Lage der Theologiestudenten; 2. Fall Schreiner; 3.) Gesamtkirchliche Lage in Mecklenburg). Der Reichsstatthalter erklärte, die Theolo-
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des Landesvereins für Innere Mission; das sächsische Landeskirchenamt hatte am 12. Oktober 1937 dann aber angeordnet, „die Arbeit der sächsischen Posaunenmission organisch mit dem Landesverband der kirchlichen Posaunenchöre zu verbinden“. Mit der Durchführung dieser Verordnung und der Wahrnehmung des Amts des Landesposaunenwarts hatte das Landeskirchenamt Oberlandeskirchenrat a. D. Adolf Müller beauftragt (KGVBl Sachsen 1937, S. 128). Am 14. Oktober 1937 hatten daraufhin einige Angestellte der Posaunenmission nach Dienstschluss die Diensträume der Posaunenmission fast vollständig ausgeräumt; dazu gehörten u. a. der gesamte Notenbestand, die Bibliothek, Schränke, einige Schreibtische und die Adresskartei der Posaunenchöre (vgl. dazu die Schreiben des Landesvereins für Innere Mission an die Pfarrämter vom 16. Oktober 1937 und an die Mitglieder des Posaunenwerks vom 21. Oktober 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 87 Bd. I). Müller hatte dazu erklärt, die Ausräumung sei von der „vom Staate berufenen Landeskirchenregierung gewünscht“ gewesen und in seinem Auftrag erfolgt. Der Landesverein für Innere Mission hatte die Ausräumung scharf verurteilt, die beteiligten Angestellten fristlos entlassen und „Anzeige und Klage auf Herausgabe der entwendeten Sachen bei den Gerichten“ eingereicht (Schreiben des Landesvereins für Innere Mission an die Pfarrämter vom 21. Oktober 1937: Ebd.; vgl. dazu auch D. Röthig, Chronik, S. 170). Nach dem Protestschreiben Meisers an den sächsischen Reichsstatthalter Mutschmann vom 26. Oktober 1937 hatte Meiser unmittelbar vor Beginn des Gottesdienstes zum Jahresfest des Gustav Adolf-Frauenvereins, der in der Kreuzkirche stattfinden sollte, in der Wohnung Fickers von einem Beamten der Gestapo die Mitteilung erhalten, dass er nicht predigen dürfe und auch eine Bekanntgabe des Predigtverbotes untersagt sei. Meiser hatte sich diesem Verbot gefügt, „um öffentliches Ärgernis zu vermeiden“; angesichts der Tatsache jedoch, dass das Verbot auf Grund der „Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat“ vom 28. Februar 1933 (RGBl I 1933, S. 83) ergangen sei, müsse es ihn mit Entrüstung erfüllen, dass er in eine Linie mit Kommunisten gestellt werde. Zudem lege er schärfste Verwahrung dagegen ein, „dass die Polizei unmittelbar in das unaufgebbare Recht des geistlichen Amtes, die Wortverkündigung“, eingegriffen habe (LKA Hannover, D 15 I Nr. 123). Mutschmann antwortete Meiser mit Schreiben vom 1. November 1937, dass er auf Meisers Predigt in seinem Gau „absolut keinen Wert lege“; er habe es nicht nötig, sich „Ammenmärchen erzählen zu lassen“, zumal Meiser bereits offen zu erkennen gegeben habe, dass er auf der Seite der Staatsfeinde stehe (Abschrift im LKA Hannover, L 3 I Nr. 20). D. h. der Arbeit des mecklenburgischen Landesbruderrats. Zur Zwangsemeritierung Schreiners vgl. oben Dok. 24, Anm. 26. Gespräch nicht ermittelt.
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gen müßten ausgeschlossen werden43. Sie wollten keinen Streit in der Partei haben. Ihn interessieren weder die Deutschen Christen noch sonst Pfarrer. Sie wollten nur unbehelligt bleiben. Im Fall Schreiner war er völlig unbelehrbar44. In bezug auf die allgemeine kirchliche Lage verlangt er, daß die Bekenntnispfarrer sich fügen müßten. Die Polizei verhält sich ziemlich neutral. Verhaftungen nur zwei; sie sind beide aufgehoben. Das Reichskirchenministerium hält sich zurück. Der Oberkirchenrat Schwerin hat im Augenblick seine Disziplinierungen etwas zurückgestellt. Verhältnis zur Mitte. Wir hatten ergebnislose Verhandlungen. Die Mitte hat zur kirchlichen Lage Stellung genommen in einem Elaborat, das dem Oberkirchenrat zugestellt wurde45.
43 Zum Ausschluss von Rostocker Theologiestudenten aus der SA vgl. oben Dok. 21, Anm. 206. 44 Wegen seines Einsatzes für Schreiner wurde Brunstäd dann im Dezember 1937 seines Amtes als Dekan enthoben (vgl. dazu unten Dok. 38, Anm. 51). 45 Gemeint ist die zugleich an den mecklenburgischen Bruderrat und an den Oberkirchenrat gerichtete „Stellungahme zur kirchlichen Lage in Mecklenburg“, die der Arbeitsring nationalsozialistischer Pastoren Mecklenburgs ausgearbeitet hatte. Anlass für diese Stellungnahme war die von der mecklenburgischen Bekennenden Kirche am 1. September 1937 verabschiedete Entschließung zur Frage der Vikare und Kandidaten der Bekennenden Kirche (Abdruck: N. Beste, Kirchenkampf, S. 307–310). Mit seiner Stellungnahme hatte der Arbeitsring in „Form einer allgemeinen Betrachtung“ die Spaltung der mecklenburgischen Kirche überwinden wollen. Dazu hatte er zunächst festgestellt, der Nationalsozialismus habe die Theologie vor die „bisher unerledigte Aufgabe“ gestellt, „dem Evangelium vom völkischen Denken her einen neuen und zeitgemäßen Ausdruck zu gewinnen und so dem neuen deutschen Menschen in der Kirche eine Glaubensheimat zu schaffen“. Den Theologen falle dabei die doppelte Aufgabe zu, das „Evangelium von Jesus Christus, wie es in der heiligen Schrift bezeugt und in den Bekenntnissen der Reformation neu ans Licht getreten ist“, zu wahren und in gleicher Weise „neu zu erwerben“. Bei diesem „inneren Ringen“ hätten „übereifrige Stürmer“ unaufgebbare Glaubensgrundlagen preisgegeben, während es das innere Anliegen der Bekennenden Kirche gewesen sei, dieser Gefahr zu begegnen. Beide Seiten hätten dann jedoch zu einer „sachlich unnötigen Verschärfung“ der Lage beigetragen, indem sie ihre „inneren Anliegen mit kirchenpolitischen Machtbestrebungen“ verquickt und ihren Kampf „in der Art politischen Ringens“ durchgeführt hätten. Neues kirchliches Wollen aber lasse sich nicht „durch kirchenregimentliche Einflüsse erzwingen“; so sei es untragbar, wenn das Kirchenregiment „mit den Mitteln der Macht in die theologische Auseinandersetzung eingreift, wenn es bestimmte theologische Haltungen durchzusetzen versucht, indem es Pastoren entsprechender Einstellung bei Besetzung wichtiger Stellen vorwiegend berücksichtigt und anderen Geistlichen den Dienst in der mecklenburgischen Landeskirche äußerlich und innerlich fast unmöglich macht“. Wenn aber auch die Bekennende Kirche versuche, „kirchenpolitische Machtstellungen zu erringen oder zu behaupten“, und durch die Prüfung, Ordination, Berufung und Beaufsichtigung von Kandidaten und Vikaren kirchenregimentliche Befugnisse wahrnehme, so sei dieses Verhalten nichts „als eine schlechte Kopie dessen, was man auf der anderen Seite gesehen hat“. Um die Zerreißung der Kirche zu verhindern, müsse der kirchenpolitische Kampf in seiner bisherigen Form beendet werden. Das „innere Ringen“ aber könne und
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Es folgen Berichte über Thüringen und Lübeck46. Erklärung an Rosenberg47. Grundbestimmungen48.
müsse fortgesetzt werden, ohne die Einheit der Kirche zu gefährden. Dazu sollten sich die Kandidaten und Vikare künftig in den Dienst der Landeskirche stellen und ihren Ordnungen fügen. Der Bruderrat habe auf kirchenregimentliche Weisungen zu verzichten. Der Oberkirchenrat aber solle es den Kandidaten und Vikaren „ungeachtet ihrer inneren Einstellung“ möglich machen, „in den Dienst ihrer Heimatkirche einzutreten, ohne ihnen zugleich kirchenpolitische Bindungen und damit gewissensmäßige Belastungen aufzuerlegen“ (undatierte Abschrift im LKA Hannover, D 15 I Nr. 80; vgl. dazu auch die undatierte Erwiderung des mecklenburgischen Bruderrats „Zur ‚Stellungnahme zur kirchlichen Lage in Mecklenburg‘ vom Arbeitsring nationalsozialistischer Pastoren Mecklenburgs (Wittenberger Bund)“, Abschrift: Ebd.). 46 Der Inhalt dieser Berichte geht auch aus G 2 nicht hervor. 47 Nach G 2, S. 1f., wurde hier nicht eine Erklärung an Rosenberg, sondern die „Behinderung einer Antwort des Lic. Dr. Künneth-Spandau auf Alfred Rosenbergs ‚Protestantische Rompilger‘ durch die Organe der Staatspolizei“ besprochen. Künneth hatte seine Schrift „Wider die Verfälschung des Protestantismus! Evangelische Antwort auf Rosenbergs Schrift ‚Protestantische Rompilger‘“ (vgl. dazu oben Dok. 31, Anm. 57) am 4. Oktober 1937 fertiggestellt; kurz vor ihrer Veröffentlichung war die Schrift jedoch von der Gestapo beschlagnahmt und die Drucklegung verboten worden (vgl. W. Künneth, Lebensführungen, S. 148f.; H. Iber, Glaube, S. 177f.; M. Pöhlmann, Kampf, S. 210). Aus einer Aktennotiz Breits vom 6. Oktober 1937 geht hervor, dass diese Maßnahme nicht aus weltanschaulichen, sondern aus politischen Gründen erfolgt war; auch hatten Vertreter des Amtes Rosenberg und des Reichskirchenministeriums Künneth gegenüber bestritten, Kenntnis vom Eingriff der Gestapo besessen zu haben (Aktennotiz zit. bei H. Iber, Glaube, S. 178).– Am Tag der Lutherratssitzung, am 21. Oktober 1937, hielt Künneth dann bei einem Bekenntnisgottesdienst in der Nürnberger Lorenzkirche einen Vortrag über Rosenbergs Weltanschauung. Wider Erwarten gelang es Künneth, diesen Vortrag in erweiterter Form unter dem Titel „Evangelische Wahrheit! Ein Wort zu Alfred Rosenbergs Schrift ‚Protestantische Rompilger‘“ kurz nach dem Reformationsfest 1937 zu veröffentlichen. Von den in einer Auflage von 112.000 Stück verbreiteten Broschüren, die der Wichern-Verlag aus Sicherheitsgründen in Leipzig und Stuttgart zugleich hatte drucken lassen, konnte die Gestapo nur noch Restexemplare beschlagnahmen (vgl. W. Künneth, Lebensführungen, S. 149f.). 48 Auf der Sitzung des Lutherrats am 22. April 1937 war das Sekretariat beauftragt worden, dem Rat eine neue Fassung der Grundbestimmungen vorzulegen (vgl. oben Dok. 15, S. 311). Auf der Sitzung am 14./15. Juni 1937 war dann zwar eine neue Fassung angenommen, gleichzeitig aber beschlossen worden, die Grundbestimmungen nochmals zu überarbeiten; die ursprünglich für die Sitzung des Lutherrats am 5. August 1937 vorgesehene Beschlussfassung über die nochmals überarbeitete Fassung der Grundbestimmungen hatte auf Antrag Hannovers allerdings verschoben werden müssen (vgl. dazu oben Dok. 21, Anm. 127 und 129). Nach G 2, S. 2, trug Fleisch hier die endgültige Fassung der Grundbestimmungen vor (mit Rundschreiben des Lutherrats am 23. November 1937 an die angeschlossenen Kirchenleitungen und Bruderräte versandt: LKA Hannover, D 15 II Nr. 16; Abdruck: P. Fleisch, Werden, S. 406–410; G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 855–859) und erläuterte die auf Wunsch von mehreren Landeskirchen vorgenommenen Änderungen (vgl. die mit Rundschreiben des Lutherrats vom 10. Februar 1937 an die Mitglieder des Rates versandte Synopse der Abänderungsvorschläge: LKA Stuttgart, D 1, 185; Ab-
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Die Meinung der Vollsitzung ist die, daß in den Grundbestimmungen der Weg des Lutherrates klar gezeichnet ist. Die Vollsitzung spricht die Hoffnung aus, daß es gelingen möge, auf diesem Weg das Ziel des Lutherrates zu erreichen. Die einzelnen Landeskirchen werden bemüht sein, jede Hilfe und Unterstützung zu leisten, die zur Erreichung des Zieles nötig sind. Im übrigen bleiben die vorläufigen Bestimmungen49 in Kraft. Ebenso wird dem Schlußprotokoll zugestimmt50. Breit versichert im Namen des Lutherrates, daß die brüderliche Teilnahme mit den bedrängten Kirchen [sic!] möglichst praktisch bezeugt werden soll. Pressel: Mitteilung zur Sache von Ledebur-Schomerus51. Von Bodelschwingh steht dem Ledebur-Kreis in absoluter Sauberkeit und einwandfrei gegenüber52. Der Württemberger Bruderrat hat sich distanziert, solche Bestrebungen in die Württemberger Kirche hineinzutra-
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druck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 1170ff.; zu den Änderungsvorschlägen vgl. auch oben Dok. 21, Anm. 115, 118f. und 129). Die endgültige Fassung der Grundbestimmungen wurde hier zwar angenommen, konnte jedoch nicht in Kraft treten, da Schnelle für Hannover den Vorbehalt machte, „daß die hannoversche Kirchenregierung aus formalen Gründen zurzeit nicht über eine Änderung der Grundbestimmungen abstimmen könne“ (G 2, S. 2; zu den Gründen für die fehlende Zustimmung Hannovers vgl. oben Dok. 21, Anm. 127). Der Lutherrat beschloss daher, dass bis zu einer Klärung der Angelegenheit in der hannoverschen Landeskirche die vorläufigen Grundbestimmungen (vgl. dazu unten Anm. 49) in Kraft bleiben sollten (vgl. G 2, S. 2). Gemeint ist der Text der Grundbestimmungen, wie er vom Lutherrat in der 9. Vollsitzung am 25./26. November 1936 angenommen worden war (vgl. dazu oben Dok. 15, Anm. 135). Dieses Schlussprotokoll enthielt Bestimmungen zum Verhältnis der Mitgliedskirchen zu den von verschiedenen Konfessionen getragenen Werken der Inneren und Äußeren Mission und der Diasporapflege, zum Anschluss nicht-lutherischer Kirchen an den Bund der lutherischen Kirchen und zum Verhältnis des Bundes zu einzelnen lutherischen Gemeinden und Personen innerhalb der unierten Kirchen (vgl. die mit Rundschreiben des Lutherrats am 23. November 1937 an die angeschlossenen Kirchenleitungen und Bruderräte versandte Fassung: LKA Hannover, D 15 II Nr. 16; Abdruck: P. Fleisch, Werden, S. 409f.; vgl. dazu auch ebd., S. 36; G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 858f.). Vgl. dazu oben Anm. 14–24. Von Bodelschwingh hatte Wurm in einem Schreiben vom 16. Oktober 1937 mitgeteilt, er habe seinen Neffen von Ledebur mehrfach darum gebeten, die Laienbewegung mit dem Lutherrat in Verbindung zu bringen. Auch habe er ihn gewarnt, dass aus der von Schomerus verfassten Denkschrift (vgl. dazu oben Dok. 32, Anm. 20) „nur Unheil entstehen könne“. Schließlich habe er ihm dringend empfohlen, „auf die organisatorische Verbindung mit Ellwein und den anderen Theologen zu verzichten und sich auf einen Laienausschuß zu beschränken, der sich lediglich die Aufgabe mache, für ein neues Gespräch mit dem Staat Möglichkeiten zu erschließen“; dies aber bedeute den Verzicht auf die Schaffung eines ‚Volksrates‘. Um künftigen Fehlentwicklungen und Missverständnissen vorzubeugen, solle das Kasseler Gremium Kontakt zur Laienbewegung aufnehmen und Verbindungsmänner einsetzen (Abschrift: LKA Hannover, D 15 III Nr. 12; vgl. auch K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 375).
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gen53. Der Versuch sollte aufgenommen werden. Württemberg bittet, daß in kirchlichen Dingen nicht gehandelt werde, ohne vorherige Fühlungnahme mit dem lutherischen Sekretariat54. Marahrens: Man hat von Ledebur zu lange ungehindert laufen lassen. Pressel bringt auch die Frage Bischof Melle zur Sprache55 (Melle wurde um ein Gespräch ersucht. Melle hat eingeladen, zu ihm zu kommen56). Der Erlaß des Landeskirchenrats Stuttgart wird sehr gegen den Landeskirchenrat ausgeschlachtet57.
53 Nicht ermittelt. 54 Präziser in G 2, S. 2: „Der Vertreter Württembergs spricht die Bitte aus, in Angelegenheiten kirchenpolitischer Art nur nach Fühlungnahme mit dem Sekretariat aktiv zu werden.“ 55 Melle hatte als Vertreter der Vereinigung Evangelischer Freikirchen Deutschlands an der Weltkirchenkonferenz für Praktisches Christentum in Oxford (vgl. dazu oben Dok. 30, Anm. 67) teilgenommen. Nachdem die Konferenz am 19. Juli 1937 die Stellungnahme zur Abwesenheit der Delegation der Deutschen Evangelischen Kirche angenommen hatte (vgl. dazu oben Dok. 32, Anm. 130), waren er und Paul Schmidt von der deutschen Botschaft in London dazu aufgefordert worden, Widerspruch gegen diese Stellungnahme einzulegen (vgl. A. Boyens, Kirchenkampf 1, S. 168). In ihrem Schreiben vom 20. Juli 1937 an den Geschäftsausschuss der Konferenz hatten Melle und Schmidt daraufhin ihre Zustimmung zur Botschaft verweigert und gleichzeitig mitgeteilt, die evangelischen Freikirchen in Deutschland seien „dankbar für die uneingeschränkte Freiheit der Verkündigung des Evangeliums von Christo und für die Gelegenheit, die sie in Deutschland haben, ihren Dienst in Evangelisation, Seelsorge, sozialer Fürsorge und Gemeindeaufbau tun zu können“ (Abdruck: Ebd., S. 354f., Zitat: S. 355). In diesem Sinne hatte Melle sich am 22. Juli 1937 dann auch vor der Konferenz selbst geäußert und darüber hinaus die „nationale Erhebung des deutschen Volkes als eine Tat göttlicher Vorsehung“ interpretiert; der von Gott gesandte Führer habe „die Gefahr des Bolschewismus in Deutschland“ gebannt und dem deutschen Volk „anstelle der Verzweiflung einen neuen Glauben an seine Sendung und seine Zukunft“ gegeben. Melles Äußerung, er „wünschte zu Gott, die Kirchen hätten nicht versagt, daß Gott sie hätte brauchen können, einen ähnlichen Dienst zu tun“, hatte bei der Bekennenden Kirche ebenso Empörung ausgelöst wie seine beschönigende Darstellung der Lage der Kirche in Deutschland (Zitate aus der auszugsweisen Wiedergabe der Rede bei H. Hermelink, Kirche, S. 421f.; vgl. dazu auch H. Strahm, Methodistenkirche, S. 206–213). 56 Melle war nicht bereit gewesen, sich für seine Äußerungen vor einem Gremium von Vertretern der württembergischen Landeskirche zu verantworten; er beabsichtigte stattdessen, sich mit Wurm in Verbindung zu setzen (vgl. das Schreiben des Heilbronner Pfarrers Lang an Wurm vom 11. Oktober 1937: G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 574ff., hier: S. 574; vgl. auch das Schreiben des Stuttgarter Pfarrers Jehle an Wurm vom 18. Oktober 1937: Ebd., S. 576f., hier: S. 576). Die Aussprache zwischen Melle und Wurm fand dann am 4. November 1937 statt (vgl. dazu unten Dok. 36, Anm. 41). 57 Gemeint ist der in Abwesenheit Wurms ergangene Erlass des württembergischen O b e r k irchenrats an die „Dekanatämter zur Bekanntgabe an die Pfarrämter“ vom 7. September 1937. In diesem Erlass hatte es geheißen, die Erklärung Melles in Oxford über die kirchliche Lage in Deutschland habe „von der gesamten Bekennenden Kirche als bedauerliche Verkennung der tatsächlichen Lage verstanden werden“ müssen. Solange keine „ausreichende Richtigstellung“ erfolge, sei es „um der Wahrhaftigkeit und Ehre willen geboten,
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Württemberg hat auch eine Kollekte ausgeschrieben58. Frage des Religionsunterrichtes59. Überall dort, wo Eltern ihre Kinder vom Religionsunterricht abmelden, geht der Kultminister [Mergenthaler] mit Strafmaßnahmen vor. Die aus christlichen Gründen abgemeldeten Kinder bekommen einen zusätzlichen zwangsmäßig erteilten Weltanschauungsunterricht60. 10. Oktober 1937 Kundgebung von 8.000 Lehrern in Stuttgart61. „Es gilt, unser Volk von der durch tausend Jahre währenden Gläubigkeit zu befreien62.“ „Wir tragen als Symbol den Adler, die anderen das Schaf63.“ Daraufhin sprang alles auf. Ein Lehrer im Braunhemd erklärte: „Im Namen des Führers protestiere ich gegen diese Ausführun-
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daß die Geistlichen und die Kreise der Bekennenden Kirche sich von gemeinsamen Veranstaltungen mit Vertretern der Bischöflichen Methodistenkirche fernhalten“. Daher würden die Geistlichen ersucht, „bis auf weiteres an den da und dort üblichen ‚Allianzversammlungen‘ nicht teilzunehmen, ihre Gemeinden in würdiger und sachlicher Weise über die Gründe des Fernbleibens aufzuklären und von einem Hinweis der Gemeinde im Gottesdienst auf solche Veranstaltungen abzusehen“ (Abdruck: G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 573f.; vgl. auch H. Strahm, Methodistenkirche, S. 219ff.). Kerrl warf dem Evangelischen Oberkirchenrat Stuttgart daraufhin Staatsfeindlichkeit vor (vgl. dazu unten Dok. 36, Anm. 43). Bezug so unklar; vgl. aber den Schriftverkehr über die Ausschreibung einer besonderen Kollekte für Notstände in der Bekennenden Kirche im LKA Stuttgart, Altregistratur Generalia 211 II+III. Zu den Auseinandersetzungen um den Religionsunterricht in Württemberg vgl. auch oben Dok. 32, Anm. 43–48. Vgl. dazu die Meldung in der „Christlichen Welt“, nach der der württembergische Kultminister angeordnet hatte, „daß die vom Religionsunterricht der Schule abgemeldeten Kinder christlicher Eltern ebenso wie die deutschgläubigen Kinder, die sich vom Religionsunterricht abgemeldet haben, einen weltanschaulichen Zwangsunterricht von 2 Wochenstunden erhalten“ (ChW 51, 1937, S. 989). Gemeint ist der 5. Gautag des NS-Lehrerbundes, der am 9./10. Oktober 1937 stattgefunden hatte. Im Zentrum der Tagung hatte die Erziehung der Jugend im Sinne der nationalsozialistischen Weltanschauung gestanden. Dabei war es zu massiven Angriffen gegen das Christentum gekommen (vgl. dazu das Rundschreiben des Evangelischen Oberkirchenrats Stuttgart an sämtliche Dekanatämter vom 25. Oktober 1937: LKA Stuttgart, D 1, 73; vgl. auch die offizielle Berichterstattung in der Zeitschrift „Der deutsche Erzieher. Kampfblatt der im nationalsozialistischen Lehrerbund geeinten Erzieherschaft des Gaues Württemberg-Hohenzollern“ 5, 1937, S. 669–678). Zitat nicht ermittelt. Zitat aus dem Hauptvortrag des Kölner Staatsrats Wilhelm Börger bei der Großkundgebung in der Stuttgarter Stadthalle am 10. Oktober 1937. Börger hatte nicht nur das christliche Symbol des Lammes als Schaf diffamiert, sondern darüber hinaus ausgeführt, „dass dieses Symbol nach Versailles geführt habe“; im Gegensatz dazu sei der Adler das „Symbol des Mutes, der Freiheit, der Kraft, der Höhe“ (Rundschreiben des Evangelischen Oberkirchenrats Stuttgart an sämtliche Dekanatämter vom 25. Oktober 1937: LKA Stuttgart, D 1, 73).
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gen64.“ Es entstand ein Tumult. Ein Teil der Lehrer verließ die Versammlung65. Vortrag eines Beamten vom Sicherheitsdienst66: Auf Grund der biblischen Bindung hat die evangelische Kirche keine Möglichkeit, zur Rassenfrage bindend Stellung zu nehmen. Kopernikus und wissenschaftliches Denken greifen an die Substanz der kirchlichen Lehre. Gegen was kämpft die Kirche heute? Arierparagraph67. Luther berief sich auf das Gewissen. Das ist die germanische Kraft der Reformation. Die Ablehnung jeden Mittlertums ist die radikale Konsequenz von Luther. Das Neue ist, daß heute ein Staat existiert, der die höhere Wahrheit hat, der nicht Halt macht mit seiner Forderung vor der Kirche. „Der Kirchenstreit ist ausgebrochen am religiösen Wesen des Nationalsozialismus.“ Sachreferent des Sicherheitsdienstes für Kirchenfragen. Stoll berichtet über die Vorbereitung einer lutherischen Synode68 und über
64 Der Lehrer war daraufhin von Uniformierten angegriffen und hinausgeworfen worden (Ebd.). 65 In einem Protestschreiben an Reichsstatthalter Murr vom 21. Oktober 1937 hatte Wurm die von Börger vorgebrachten Diffamierungen als „schwere Entgleisung“ bezeichnet, die von der christlichen Bevölkerung nicht nur als „Verhöhnung von Volksgenossen“, sondern als „Lästerung dessen, den die Heilige Schrift das Lamm Gottes nennt, das der Welt Sünde trägt“, empfunden würden (Abdruck: G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 664). 66 Nicht ermittelt. 67 Gemeint ist § 3, Abs. 1, des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933, nach dem „Beamte, die nicht arischer Abstimmung sind“, in „den Ruhestand [.|.|.] zu versetzen“ waren (RGBl I 1933, S. 175). Der kirchliche Widerstand hatte sich allerdings nicht an der Anwendung dieses Gesetzes im staatlichen Bereich entzündet, sondern an der Einführung des Arierparagraphen im Raum der Kirche, wie sie am 6. September 1933 von der 10. Generalsynode der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union, der sog. ‚Braunen Synode‘, beschlossen worden war. Diesem Beispiel waren auch andere Landeskirchen gefolgt, in denen die Deutschen Christen nach den Kirchenwahlen vom 23. Juli 1933 die Macht übernommen hatten. Die Einführung des Arierparagraphen durch die altpreußische Generalsynode hatte maßgeblich zur Sammlung der innerkirchlichen Opposition im Pfarrernotbund beigetragen, dessen Gründung am 11. September 1933 vollzogen worden war; in der Verpflichtungserklärung des Notbunds hatte es ausdrücklich geheißen, „daß eine Verletzung des Bekenntnisstandes mit der Anwendung des Arierparagraphen im Raum der Kirche geschaffen ist“ (vgl. dazu W. Gerlach, Als die Zeugen, S. 37–145, Notbundverpflichtung zit. ebd., S. 83; E. Röhm/J. Thierfelder, Juden 1, S. 108–223; K. Scholder, Kirchen 1, S. 345–354, S. 610–613). 68 Zu den Plänen, eine lutherische Synode abzuhalten, vgl. oben Dok. 20, Anm. 49; Dok. 31, Anm. 53.– Stoll bezog sich hier auf die Vorlage „Deutsche Lutherische Synode“ vom 20. Oktober 1937, die Ausführungen zu Zweck, Thema, Ort und Zeit der Synode, zur Berufung von Synodalen und Gästen sowie zum Tagungsplan enthielt. Nach dieser Vorlage sollte die Synode dazu dienen, die im Lutherrat gesammelte Lutherische Kirche darzustellen und die bedrängten Kirchen zu stärken; als Themen waren das Selbstverständnis der lutherischen Kirche und ein „Wort der Kirche an unsere Zeit (falsches und wahres Ärgernis, Seelsorge, Verkündigung des Gesetzes und des Evangeliums, Freiheit der Kirche, Ro-
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die Ausbildung des theologischen Nachwuchses, der Pfarrer und Hochschuldozenten69. Geiger berichtet über die Informationstätigkeit des Lutherrates70. Gauger berichtet über die mündliche Information, die er vorgenommen hat71. Rechtsfragen72. Kollektenfrage73. In der Kollektenfrage erfolgten keine weiteren Verhaftungen. Abdruck von Verordnungen in den kirchlichen Amtsblättern74. Rechtliche Be-
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senberg)“ vorgesehen (LKA Hannover, L 3 I Nr. 19 Bd. I). Entsprechend den Vorschlägen der Vorlage zu Ort und Zeit der Synodaltagung fasste der Lutherrat hier nach einer längeren Aussprache den Beschluss, als Tagungsort Nürnberg in Aussicht zu nehmen und die Synode so „vorzubereiten, daß sie ganz kurzfristig gehalten werden kann“, auf jeden Fall noch vor Weihnachten (G 2, S. 2). Einzelheiten zu diesem Bericht Stolls gehen auch aus G 2 nicht hervor; vgl. dazu aber oben Dok. 31, Anm. 59. Das Sekretariat des Lutherrats hatte bis Juli 1937 Rundschreiben mit Informationen zur Kirchenwahl versandt, um „über die kirchlichen Ereignisse eine möglichst breite Öffentlichkeit auf dem Laufenden zu halten“. Noch im Mai hatte das Sekretariat erwartet, dass die Nachrichtenübermittlung „während der Wahlzeit in vermehrtem Umfange durchgeführt werden“ könne (Rundschreiben des Lutherrats an die dem Lutherrat verbundenen und angeschlossenen Stellen vom 21. Mai 1937: LKA Stuttgart, A 126 Nr. 1132); auf Grund neuer Bestimmungen der Reichspressekammer hatte der Nachrichtendienst des Lutherrats Mitte Juli dann jedoch eingestellt werden müssen. Seither bemühte sich der Lutherrat um eine Genehmigung des Nachrichtendienstes bei der Reichspressekammer (vgl. das Schreiben Geigers an Wester vom 29. September 1937: NEKA Kiel, Bestand 98.40 Nr. 300; zum Verbot der kirchlichen Informationsdienste vgl. auch das Schreiben des Evangelischen Presseverbands für Württemberg an den Evangelischen Oberkirchenrat Stuttgart vom 20. August 1937: LKA Stuttgart, A 126 Nr. 416). Bezug unklar. Präziser in G 2, S. 2: „Dr. Gauger nimmt zu Rechtsfragen der Kirche Stellung.“ Zum Runderlass des Reichs- und Preußischen Ministers des Innern und des Reichs- und Preußischen Ministers für die kirchlichen Angelegenheiten vom 9. Juni 1937 und den Folgen dieses sog. Kollektenerlasses vgl. oben Dok. 25, Anm. 54. Am 8. Juni 1937 hatte Kerrl in einem Runderlass die Herausgeber und Verleger der landeskirchlichen Verordnungs- und Amtsblätter dazu verpflichtet, sämtliche seit dem 15. Februar 1937 erschienenen Verordnungen seines Ministeriums abzudrucken (vgl. dazu oben Dok. 22, Anm. 41). Da sich die im Lutherrat und in der Kirchenführerkonferenz vertretenen Landeskirchen geweigert hatten, dieser Anordnung nachzukommen, war ihnen vom Reichskirchenministerium in einem Schreiben vom 23. Juli 1937 ein Ultimatum gestellt worden, das am 10. August 1937 abgelaufen war (vgl. dazu oben Dok. 22, Anm. 75). Der Lutherrat war jedoch bei seiner ablehnenden Haltung geblieben und hatte in seiner Sitzung am 5. August 1937 beschlossen, nicht auf das Ultimatum einzugehen und den betroffenen Landeskirchen stattdessen den Entwurf für ein Antwortschreiben an das Reichskirchenministerium vorzulegen, das auch dem Reichsinnenministerium zugeleitet werden sollte (vgl. die Niederschrift vom 10. August 1937 gez. Fleisch über die 20. Vollsitzung des Lutherrats: LKA Hannover, D 15 III Nr. 13). In diesem Entwurf hatte es geheißen, das Schreiben des Reichskirchenministeriums vom 23. Juli 1937 sei an den von den Landeskirchen gegen den Abdruck der Verordnungen erhobenen Bedenken vorüberge-
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denken. Einmischung der Gestapo. Gestapo verlangt Abdruck75. Braunschweig hat abgedruckt76. Es wäre erwünscht gewesen, wenn gangen; ob aber „Gesetze und Verordnungen erlassen sind, die vom Wesen der Kirche, ihrem Bekenntnis und den Grundlagen ihrer Ordnung als nicht tragbar bezeichnet werden müssen, oder ob beabsichtigten Gesetzen und Verordnungen dieser Charakter eignet“, könne „bei Verschiedenheit des Urteils, wenn man einer Beeinträchtigung des Verhältnisses zwischen Staat und Kiche wehren will, nur durch mündliche Verhandlungen festgestellt werden“ (Entwurf vom 5. August 1937: LKA Hannover, D 15 II Nr. 3). Das Sekretariat hatte den Landeskirchen den Entwurf dann bereits am 5. August 1937 zugesandt (vgl. z. B. die Schreiben an Horn, Kühlewein und Pietzcker: Ebd.). Während die Landeskirchen ihre auf Grund dieses Entwurfs gefertigten Eingaben direkt an das Reichskirchenministerium gesandt hatten, waren sie dem Reichsinnenministerium über das Sekretariat zugeleitet worden. In seinem Anschreiben an das Ministerium vom 26. August 1937 hatte sich Breit besonders darüber beklagt, dass „der von uns mehrfach ausgesprochenen Bitte, dem Herrn Reichsminister für die kirchlichen Angelegenheiten, bezw. Herrn Staatssekretär Dr. Muhs die aus der derzeitigen Kirchenpolitik des Reichskirchenministeriums folgenden Bedenken darzulegen, nicht stattgegeben worden“ sei; umso mehr sei daher auf einen Empfang bei einem Sachbearbeiter des Reichsinnenministeriums zu hoffen, da „diese Behandlung der kirchlichen Fragen nicht zu einer von uns erstrebten und auch wirksam geförderten Beruhigung der kirchlichen Verhältnisse beiträgt, sondern im Gegenteil der wachsenden Beunruhigung weiter Volkskreise dient“ (Ebd.). 75 Von den auf Anweisung des Reichskirchenministeriums erfolgten Maßnahmen der Gestapo waren die Landeskirchen von Bayern, Baden und Braunschweig betroffen: So war einem Vertreter des bayerischen Landeskirchenrats am 8. Oktober 1937 in der Staatspolizeileitstelle München eröffnet worden, „der Landeskirchenrat habe die Verordnungen des Herrn Reichs- und Preußischen Ministers für die kirchlichen Angelegenheiten alsbald im Kirchlichen Amtsblatt abzudrucken“; andernfalls müsse sich die Gestapo alle weiteren Maßnahmen vorbehalten. Der Landeskirchenrat hatte darauf geantwortet, „ein auf polizeilichen Zwang sich stützendes Vorgehen“ des Reichskirchenministers entbehre der gesetzlichen Grundlage, da „die in Frage stehende Auflage den Landeskirchen auch nach staatlichem Recht nur in der Form einer rechtsverbindlichen Verordnung gemacht werden“ könne, die zudem im Reichsgesetzblatt verkündet werden müsse (Schreiben des bayerischen Landeskirchenrats gez. Meiser an die Staatspolizeistelle München vom 18. Oktober 1937, Abschrift: EvAG München, NL von Soden 16). Im Evangelischen Oberkirchenrat Karlsruhe war am 14. Oktober 1937 ein Beamter der Gestapo erschienen und hatte den sofortigen Abdruck der Verordnungen des Reichskirchenministeriums verlangt; andernfalls werde der „Nachdruck im Wege der Ersatzvornahme polizeilich erfolgen“ (Schreiben des Evangelischen Oberkirchenrats Karlsruhe an den Evangelischen Oberkirchenrat Stuttgart, den Landeskirchenrat München und das Landeskirchenamt Hannover vom 14. Oktober 1937: LKA Hannover, D 15 II Nr. 3). Zu den Vorgängen im Landeskirchenamt Wolfenbüttel vgl. unten Anm. 76. 76 Der Abdruck des Runderlasses Kerrls vom 8. Juni 1937 (vgl. dazu oben Dok. 22, Anm. 41) sowie der 13.–16. Durchführungsverordnung war in Stück 4 des „Landeskirchlichen Amtsblatts der Braunschweigischen evangelisch-lutherischen Landeskirche“ vom 14. Oktober 1937, S. 17–21, erfolgt. Zur Begründung hatte das Landeskirchenamt in Wolfenbüttel dem Lutherrat in einem Schreiben vom 18. Oktober 1937 mitgeteilt, am 14. Oktober 1937 sei im Landeskirchenamt ein Vertreter der Gestapo erschienen, der vom Chef der Gestapo Berlin den Auftrag erhalten habe, „die Veröffentlichung der Verordnungen des Reichskirchenministeriums durchzuführen“. Bei ihrer Entscheidung für den Abdruck habe sich die braunschweigische Landeskirchenleitung nach reiflicher Überlegung „vom
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Braunschweig vorher mit dem Sekretariat in Verbindung getreten wäre77. Erlaß Himmler über die Jugendlager. Einreichung der Namenslisten. Veranstaltungen nur im Einvernehmen mit dem zuständigen Landesjugendpfarrer. Runderlaß vom 4. August 193778. Frage der Prüfungen. Runderlaß vom 28. September 193779. Verbot der Doppelmitgliedschaft der [ein Wort unleserlich] in der Arbeitsfront80. Beschwerden sind nicht unnötig.
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Interesse der Landeskirche leiten lassen“: Eine Verweigerung des Abdrucks „hätte aller Wahrscheinlichkeit nach zur Folge gehabt, daß die Kirchenregierung der Braunschweigischen Landeskirche durch Ausscheiden eines Mitgliedes arbeitsunfähig geworden wäre“; dies hätte im „Interesse der landeskirchlichen Ordnung auf jeden Fall vermieden werden“ müssen (LKA Hannover, D 15 II Nr. 3). Um ein einheitliches Vorgehen der dem Lutherrat angeschlossenen Kirchen zu gewährleisten, hatte der Lutherrat in einem Rundschreiben vom 20. Oktober 1937 darauf hingewiesen, dass der Abdruck der Verordnungen des Reichskirchenministeriums trotz der Androhungen der Gestapo aus rechtlichen und sachlichen Gründen nach wie vor nicht möglich sei. Dazu hatte es u. a. geheißen, das Verhalten des Reichskirchenministeriums gegenüber den Vorgängen in den von den Deutschen Christen beherrschten Landeskirchen lasse klar erkennen, dass sich der Minister selbst nicht an die von ihm erlassenen Verordnungen gebunden fühle; daher sei es auch „nicht angängig, den Abdruck von Verordnungen verlangen zu wollen, die nach der Meinung des zuständigen Ministers selbst rechtlich keine Bedeutung haben“. Ferner sei der Runderlass Kerrls vom 8. Juni 1937 auch wegen Formmangels nichtig: Weder enthalte der Wahlerlass Hitlers vom 15. Februar 1937 (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 1) die notwendige Ermächtigung noch seien Gesetze oder gesetzesvertretende Verordnungen erlassen worden, die den Runderlass Kerrls rechtlich stützen könnten. Sollte es in Zukunft trotzdem zu einem zwangsweisen Abdruck der Verordnungen durch die Gestapo kommen, so müsse dies zunächst hingenommen werden. Dadurch entstehe selbstverständlich kein Kirchliches Amtsblatt, was „bei der Numerierung und Paginierung der folgenden Amtsblätter“ entsprechend zu berücksichtigen sei (Ebd.). Gemeint ist der Erlass des Reichsführers SS und Chefs der Deutschen Polizei an das Geheime Staatspolizeiamt betr. Konfessionelle Jugendlager vom 4. August 1937. Danach durften „konfessionelle Jugendlager und Freizeiten [.|.|.] nur von den Landeskirchen im Benehmen mit dem zuständigen Landesjugendpfarrer veranstaltet werden“. Die Lager sollten sich „in rein religiösem Rahmen halten“ und waren „spätestens vier Wochen vor Beginn bei der für den Wohnsitz des Veranstalters zuständigen Staatspolizeistelle anzumelden“. Der Anmeldung war neben Angaben zu „Lagerleiter, Ort und Zeit der Veranstaltung“ auch eine „Teilnehmerliste“ beizufügen, „aus der die etwaige Zugehörigkeit zur HJ hervorgeht, sowie der genaue Tagesplan“ (Abdruck: Dokumente 4, S. 102). Offenbar wurde hier über den Runderlass des Reichsführers SS und Chefs der Deutschen Polizei betr. „Verbot der Lehr-, Studenten- und Prüfungsämter der Bekennenden Kirche“ vom 2 9. A u g u s t 1937 berichtet (vgl. dazu oben Dok. 32, Anm. 87). Unter Berufung auf seine Anordnung vom 28. April 1934, nach der „Mitglieder anderweitiger Berufs- und Standesorganisationen, insbesondere auch von konfessionellen Arbeiter- und Gesellenvereinen nicht Mitglieder der Deutschen Arbeitsfront“ sein durften (Abdruck: Dokumente 2, S. 120f.; Zitat: S. 120), hatte Ley angeordnet, dass „konfessionell gebundene Schwestern“ im Gegensatz zu den Angehörigen der NS-Schwesternschaft
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Hilfsverein und Unterstützungswesen81. Breit: Schulungsblätter für Pfarrer, verfaßt von Künneth82.
und des Roten Kreuzes „weder die Einzelmitgliedschaft noch die korporative Mitgliedschaft bei der Deutschen Arbeitsfront erwerben“ konnten (JK 5, 1937, S. 838). 81 Nach G 2, S. 3, wurde hier „über den gegenwärtigen Stand des lutherischen Unterstützungswesens Kenntnis“ gegeben.– Zum Lutherischen Hilfsverein, der sich am 3. August 1937 konstituiert hatte, vgl. oben Dok. 29, Anm. 27; Dok. 31, Anm. 29; Dok. 32, Anm. 109; zu den Schwierigkeiten, die durch den Ausfall der sächsischen Umlagezahlungen an den Hilfsverein entstanden waren, vgl. oben Dok. 31, Anm. 28. 82 Präziser in G 2, S. 3: „Die Apologetische Zentrale – Spandau hat Schulungsblattentwürfe vorgelegt, die den angeschlossenen Kirchen empfohlen werden.“– Schulungsblätter und Empfehlungsschreiben nicht ermittelt; vgl. aber das Rundschreiben des Lutherrats an die angeschlossenen Kirchenleitungen und Bruderräte vom 15. Oktober 1937, in dem bereits Gemeinderüstblätter empfohlen worden waren (LKA Hannover, D 15 I Nr. 112).
34 Sitzung des Kasseler Gremiums 1937 Oktober 22 I. Meiser, Wachstuchheft 8, S. 271f. II. Böhm – Breit – Ficker – Happich – Johnsen – Lilje – Marahrens (V) – Meiser – Friedrich Müller – Pressel – von Soden – von Thadden-Trieglaff. III. Halle, Gemeindehaus, Albrechtstr. 27; von 9.40 Uhr bis 14.30 Uhr. G: Meiser, ATB.
Vorsitz Marahrens: Fortsetzung der Beratungen von Augsburg1. Fall Rosenberg. Entwurf einer Stellungnahme zu Rosenberg2. Der Entwurf geht zurück auf eine Arbeit, die von Soden gefertigt hat3. 1. Was sagt Rosenberg? 2. Wie ist das von der Wahrheit, von der Geschichte, von der Kirche aus zu beurteilen? 3. Was ergibt sich daraus für die Kirche? Das Ganze soll als Eingabe an die Reichsregierung gehen. Marahrens gibt den Entwurf bekannt. Das Schreiben soll an alle Minister gehen4. Es soll unterschrieben werden von allen Vertretern des Kasseler Kreises5.
1 Gemeint ist die Sitzung des Kasseler Gremiums am 28. September 1937 (vgl. oben Dok. 32), auf der u. a. über die Angriffe beraten worden war, die Rosenberg in seiner Schrift „Protestantische Rompilger“ gegen die evangelische Kirche gerichtet hatte (vgl. dazu oben Dok. 31, Anm. 56). Dazu war ein aus Asmussen, Lilje und von Soden bestehender Ausschuss berufen worden, der eine Erklärung zu den Angriffen Rosenbergs vorbereiten sollte (vgl. oben Dok. 32, S. 637). 2 Auf dieser Sitzung haben offenbar z w e i voneinander abweichende Entwürfe vorgelegen. Diese im LKA Hannover, D 15 I Nr. 123, überlieferten Entwürfe sind vom Sekretariat des Lutherrats nachträglich als Entwurf A und Entwurf B gekennzeichnet und mit dem hsl. Vermerk „Halle, 22.X.37“ versehen worden. Sie unterscheiden sich zwar in vielen Formulierungen, nicht aber in ihrer Gliederung und ihrem wesentlichen Inhalt. Beide Entwürfe sind mit zahlreichen hsl. Korrekturen versehen, die z. T. wörtlich übereinstimmen und vermutlich im Verlauf der Sitzung vorgenommen worden sind. Da Meiser jedoch nur stichwortartig mitstenographiert hat, erlaubt seine Mitschrift keine Rückschlüsse auf die hier vorgenommene Bearbeitung der Entwürfe. Im Folgenden wird lediglich noch die Gliederung und der Schlussabsatz von Entwurf A wiedergegeben (vgl. den Abdruck von Entwurf A nach einer bei der EvAG München, NL von Soden 5, wortgleich überlieferten Durchschrift unten im Anhang Nr. VII). Der vom Kasseler Gremium beschlossene Text der Erklärung basierte dann auf Entwurf B, der mit der veröffentlichten Fassung (vgl. dazu unten Anm. 7) nahezu wörtlich übeinstimmt. 3 Nicht ermittelt. 4 Zu den Adressaten der Erklärung vgl. unten Anm. 7.
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„Wir werden in der unverbrüchlichen Treuepflicht gegen unser Volk, zu dessen Gliedern uns Gott berufen hat, im Gehorsam gegen Gottes Gebot und im Glauben an seine Verheißungen nicht davon lassen, ihm das Evangelium von Jesus Christus, die Botschaft der Bibel und der Reformation von der Sünde des Menschen und der Gnade Gottes zu bezeugen. [Einige Wörter gestrichen] Unser Volk soll uns nicht vor Gott anklagen des Verrates an seiner Seele.“6 Frage der Versendung der Unterschriften. Durch die Landeskirchenregierungen an alle [politischen] Landesstellen. Ausgabetag an die Landeskirchen: 3. November 19377. Feier des Reformationsfestes. Bekenntnisakt am Schluß des Gottesdienstes8.
5 Zur Sammlung der schließlich ca. 100 Unterschriften vgl. den umfangreichen Schriftverkehr im LKA Hannover, D 15 I Nr. 75. 6 Zitat aus dem Schlussabsatz von Entwurf A (vgl. oben Anm. 2); dieser Absatz lautete in der endgültigen Fassung: „Wir werden im Gehorsam gegen Gottes Gebot und im Glauben an seine Verheißung nicht davon lassen, unserem Volk das Evangelium von Jesus Christus, die Botschaft der Bibel und der Reformation von der Sünde der Menschen und der Gnade Gottes zu bezeugen. Wir wissen, daß Gott die Seele unseres Volkes von uns fordern wird“ (KJ 1933–1944, S. 213). 7 Nach einem Schreiben Breits an die dem Lutherrat angeschlossenen und befreundeten Stellen vom 23. Oktober 1937 konnte sich das Kasseler Gremium hier nicht dazu entschließen, die Erklärung als Kanzelabkündigung für das bevorstehende Reformationsfest herauszugeben. Stattdessen sollte sie von den Kirchenleitungen zunächst den Pfarrern und Kirchenvorstehern bekanntgegeben werden; die Gemeinden sollten dann durch Vervielfältigung Kenntnis von der Erklärung erhalten (LKA Hannover, L 3 I Nr. 20). Außerdem wurde hier vorgesehen, sie den Parteistellen der Länder zu übergeben, was jedoch unterblieb (vgl. dazu unten Dok. 36, Anm. 28). Nachdem Marahrens, Müller und Breit die Erklärung mit Schreiben vom 29. Oktober 1937 an Hitler übersandt hatten (Abschrift des Schreibens: LKA Hannover, D 15 I Nr. 75), leitete sie der Lutherrat am 30. Oktober 1937 den angeschlossenen und befreundeten Stellen zur Weitergabe an die Pfarrer und Gemeinden zu (Schreiben des Lutherrats: Ebd.). Obwohl die Gestapo den Druck und die Verteilung der Erklärung zu verhindern suchte (vgl. dazu unten Dok. 36, Anm. 30f.), fand sie dann mit den Unterschriften von nahezu 100 Kirchenführern und Bruderratsvertretern weite Verbreitung in ganz Deutschland (vgl. das Flugblatt der Druckerei F. W. Köhler in Elberfeld: EVAG München, C 3. 22; Abdruck ohne Unterschriften: KJ 1933–1944, S. 211ff.).– Bei der Feststellung von K. Meier, Kirchenkampf 3, S. 27, und G. Schäfer, Dokumentation 5, S. 692, Anm. 3, die Gestapo habe die Verlesung der Erklärung als Kanzelabkündigung am 30. Oktober 1937 verboten, handelt es sich offenbar um einen Irrtum; dieses Verbot bezog sich vielmehr auf eine Kanzelabkündigung, in der die Beschlagnahme einer gegen Rosenberg gerichteten Schrift Künneths bekannt gemacht werden sollte (vgl. dazu unten Anm. 8). 8 Nach dem oben Anm. 7 erwähnten Schreiben Breits an die dem Lutherrat angeschlossenen und befreundeten Stellen vom 23. Oktober 1937 hielt es das Kasseler Gremium für wünschenswert, „daß im Blick auf die jüngsten öffentlichen Schmähungen des christlichen Glaubens die Verkündigung im Gottesdienst des Reformationsfesttages in einem
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Ökumenische Frage. Delegation von Oxford9. Von Thadden, Laienfrage10.
feierlichen Bekenntnisakt ausklingt, dessen Ausgestaltung den Landeskirchen überlassen bleiben muß“. Dazu legte Breit seinem Schreiben einen undatierten Entwurf „Abschluss der Reformationsfestpredigt“ bei, der einen Vorschlag für den Wortlaut des Bekenntnisaktes enthielt: „1.) Ihr habt die Botschaft gehört, die unserer Kirche von ihrem Herrn aufgetragen ist. Ihr Inhalt ist auch heute kein anderer als das Heil, das uns Gottes Gnade in Jesus Christus bereitet hat. Das hat D. Martin Luther dem deutschen Volk unmissverständlich gezeigt und bezeugt. 2.) So wie die berufenen Vertreter der deutschen evangelischen Kirche in diesen Tagen in grosser Einmütigkeit ihre schwere Sorge angesichts der öffentlichen Schmähung unseres Glaubens dem Führer unseres Volkes vorgetragen und ihn um sein Eingreifen gebeten haben, weisen auch wir diese Schmähungen und das Zerrbild Luthers zurück, das unseren Abfall von seinem Werk bekunden soll. 3.) Mit allen evangelischen Kirchen Deutschlands schliessen wir uns heute am Gedächtnistag der lutherischen Reformation zusammen im Bekenntnis unseres christlichen Glaubens, von dem wir nicht lassen werden, den im Leben und Sterben zu bezeugen wir heute aufs neue gerufen sind, indem wir einmütig und gemeinsam also bekennen: Ich glaube an Gott .|.|.“ (LKA Hannover, L 3 I Nr. 20; Abdruck nach abweichender Fassung: H. Hermelink, Kirche, S. 419f.). Im Auftrag des Kasseler Gremiums übersandte Breit zusammen mit seinem Schreiben außerdem eine Predigtmeditation, die als Richtlinie für den Inhalt der dem Bekenntnisakt vorausgehenden Predigt dienen sollte (nicht gezeichnete und undatierte Ausarbeitung „Zur Reformationsfestpredigt“: LKA Hannover, L 3 I Nr. 20).– Nach dem Rundschreiben des bayerischen Landeskirchenrats an sämtliche Geistliche der Landeskirche vom 26. Oktober 1937 sollte den Gemeinden in der Kanzelabkündigung am Reformationsfest noch Mitteilung über die Beschlagnahme der Antwort Künneths auf die Angriffe Rosenbergs (vgl. dazu oben Dok. 33, Anm. 47) gemacht werden (LKA Hannover, D 15 I Nr. 31); die Verlesung dieser Mitteilung wurde jedoch am 30. Oktober 1937 von der Gestapo verboten (vgl. H. Hermelink, Kirche, S. 420). 9 Gemeint ist die ökumenische Delegation, die die Stellungnahme der Weltkirchenkonferenz für Praktisches Christentum in Oxford zur Abwesenheit der Delegation der Deutschen Evangelischen Kirche überbringen sollte (vgl. dazu oben Dok. 32, Anm. 138); zu den Auseinandersetzungen über den Empfang dieser Delegation vgl. oben Dok. 32, S. 644–648; unten Dok. 35, S. 672–679; Dok. 39, S. 771–775. 10 Votum von Thaddens nicht ermittelt; zur Sammlung der Laien vgl. aber unten Dok. 38, S. 760; Dok. 39, S. 787.
35 Besprechung mit Breit, Lilje, Marahrens und Wurm 1937 November 8 I. II. III. G:
Meiser, Wachstuchheft 8, S. 273–280 (ab S. 278 als lose Beilage). Breit – Lilje – Marahrens – Meiser – Wurm. Würzburg, Dekanat, Zwinger 3a; von 17.00 Uhr bis 20.00 Uhr. Meiser, ATB.
Meiser berichtet über eine Unterredung Pfarrer Doerfler-München mit SSReichsführer Himmler in München am 6. November 19371. Himmler gab dabei anheim, ob nicht die Bekennende Kirche auf den Empfang der ausländischen Kirchenführer2 aus Anlaß der Überbringung der Botschaft von Oxford3 verzichten, das in einem offenen Brief der
1 Karl Dörfler hat später über diese Unterredung – die er retrospektiv allerdings auf 1938 datierte – bei A. L. Bühler, Kirchenkampf, S. 363f., berichtet, er sei von Himmler in das Hotel Vier Jahreszeiten bestellt und von ihm in der Hausjoppe empfangen worden. Im Verlauf der dreistündigen Aussprache sei Himmler immer aufgeschlossener geworden und habe das Gespräch schließlich mit der Feststellung beendet: „Wir sind weltanschauliche Feinde, aber ich erfülle Ihnen jeden Wunsch“ (Zitat: Ebd., S. 364). Dörfler hat sich daraufhin in einer Reihe von schriftlichen Eingaben an Himmler gewandt und dabei u. a. für die Freilassung Niemöllers und anderer inhaftierter Pfarrer eingesetzt (Abdruck des Schriftwechels von 1938–1940: Ebd., S. 369–389; vgl. dazu auch A. R. Kitzmann, Kreuz, S. 359ff.; A. R. Kitzmann, Dörfler).– Nicht-amtliche Kontakte zwischen Dörfler und Himmler hatten offenbar schon länger bestanden. In seinem Bericht über die Unterredung erwähnt Dörfler, dass sich schon sein Vater und der Vater Himmlers gekannt hätten; zudem habe Himmler während der Landshuter Vikarszeit Dörflers einmal die dortige SS besucht. Zu einer intensiveren Begegnung zwischen Dörfler und Himmler scheint es dann im Herbst 1934 gekommen zu sein: Dörfler hatte einer Deputation von ca. 30 bayerischen Nichttheologen und Pfarrern angehört, die sich am 29. Oktober 1934 in Berlin vergeblich um einen Empfang bei Hitler bemüht hatte (vgl. dazu P. Kremmel, Pfarrer, S. 395; G. Mack, Tage, S. 18ff., sowie Dörflers eigene Darstellung bei J. Schieder, Meiser, S. 36– 39). Nach einem nicht gezeichneten Bericht „Zur kirchlichen Lage“ vom 5. November 1934 waren Dörfler und einige weitere Mitglieder der Abordnung nach ihren Verhandlungen mit Vertretern der Reichskanzlei „unter den Linden spazieren“ gegangen; in diesem Bericht heißt es dann weiter: „Auf der anderen Seite ging Himmler. Sie begrüßen ihn und hören die Frage: ‚Warum seid denn ihr hier?‘ ‚Ja, die Kerng [= fränkische Mundart für Kirche] macht uns so viel Sorg.‘ Daraufhin war in der Wohnung Himmlers noch eine Aussprache, wo er den Bauern Recht geben mußte. Eine Folge hiervon war auch sein [Himmlers] Schreiben: ‚Der Dorfpfarrer Dörfler darf unter keinen Umständen auf Bekenntnisreisen verhaftet werden‘“ (LKA Nürnberg, KKU Bd. 3/V, Bl. 211; vgl. dazu auch P. Kremmel, Pfarrer, S. 708, Anm. 1030). 2 Zu dieser ökumenischen Delegation vgl. oben Dok. 32, Anm. 138. 3 Gemeint ist die Stellungnahme der Weltkirchenkonferenz für Praktisches Christentum
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Presse mitteilen und so zu erkennen geben wollte, daß sie nicht gemeinsame Sache mit den Feinden des deutschen Volkes machen wollte. Wenn das geschähe, so würde damit eine Grundlage geschaffen sein, auch über andere Punkte zur Verständigung zu kommen. Er – Himmler – würde eine solche Erklärung sofort dem Führer [Hitler] übermitteln und erhofft sich davon eine günstige Rückwirkung. Marahrens: Es handelt sich beim Besuch der ausländischen Kirchenführer nicht um eine Delegation, sondern um einen Freundschaftsbesuch4. Es sollen kommen Germanos oder Irenaeus, Köchlin, Eidem, FuglsangDamgaard oder Bonsdorf [richtig: Bonsdorff], Chichester [Bell] oder York [Temple]5. Die Brüder von Dahlem6 haben den Gedanken, daraus eine große Sache zu machen7. Sie begründen das damit, daß vor aller Welt kundgetan werden müßte, daß eine ökumenische Verpflichtung besteht. Als Ort ist Berlin gedacht. In einem Gottesdienst sollte die Botschaft von Oxford verlesen werden. Man kann aber auch darauf verzichten. Man könnte zu einer bloßen Aussprache zusammenkommen, und es könnte dabei die Botschaft interpretiert werden, so daß sie nicht mehr mißverständlich ist. Dieser Plan der Dahlemer, der von der Verkündigung aus gebilligt werden könnte, hat aber eine sehr ernste Seite von der Beurteilung durch den Staat her. Es ist zu fürchten, daß aus der ganzen Sache ein demonstrativer Akt wird. Es ist mit Schwierigkeiten von seiten der Gestapo her zu rechnen. Irgendwelche Beschlüsse liegen noch nicht vor. Wir haben den Dahlemern nur gesagt, es solle nicht demonstriert werden. Das Ganze soll überhaupt kein sensationeller Akt sein. Der bestimmende Gesichtspunkt muß lediglich der sein: Wie können wir weiter Sorge tragen, daß sich Deutschland aus der ökumenischen Arbeit nicht ausschließt, und wie können die berechtigten ökumenischen Anliegen gepflegt werden und besser zur Anerkennung kommen? So würde es genügen, nur einen Kreis zu versammeln, der sich nicht in der Öffentlichkeit zeigen sollte. Man sollte einen ähnlichen Empfang veranstalten wie beim Empfang des Exekutivkomitees des Lutherischen Weltkonvents durch den Luther-
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zur Abwesenheit der Delegation der Deutschen Evangelischen Kirche vom 19. Juli 1937 (vgl. dazu oben Dok. 32, Anm. 130). Vgl. dazu unten Dok. 39, S. 771f. Zur geplanten Zusammensetzung der Delegation vgl. den oben Dok. 32, Anm. 145, erwähnten Vermerk Wahls vom 7. Oktober 1937 sowie das Schreiben Eidems an Marahrens vom 15. November 1937, in dem – mit Ausnahme von Bonsdorff und Temple – alle von Marahrens hier genannten Persönlichkeiten aufgeführt sind (LA Uppsala, EEA Vol. C II: 11). Zum damaligen Sprachgebrauch der Bezeichnung ‚Dahlem‘ vgl. oben Dok. 3, Anm. 36. Vgl. dazu das Votum Böhms auf der Sitzung des Kasseler Gremiums am 28. September 1937 oben Dok. 32, S. 645f.
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rat8. Man sollte das aber nicht im Verborgenen tun, sondern vorher erst sondieren, wie die staatlichen Stellen zu diesem Plan stehen. Zu dem Akt selbst sollte man dem Auswärtigen Amt und dem Kirchlichen Außenamt Zutritt geben. Führt man das letztere durch, dann tut man etwas, was ein wirkliches Anliegen ist, das natürlich auch mißdeutet werden kann, aber bei näherer sachlicher Überlegung nicht mißdeutet werden darf. In gewissem Grad sind wir gefordert, nachdem ohne unsere Schuld die Teilnahme an Oxford verwehrt war9 und nachdem ohne unsere Schuld das Manöver Melle stattgefunden hat10, etwas zu tun. Für uns besteht kein Grund, eine solche Aktion aufzugeben, weil politische Stellen sich nicht die Mühe geben, das vorliegende Anliegen zu verstehen und als berechtigt anzuerkennen. Einen offenen Brief, der die Delegation ablehnt, halte ich für unmöglich. Diese Brüskierung haben die Leute, die kommen wollen, nicht verdient. Außerdem machen frühere 8 Anlässlich der Sitzung des Exekutivkomitees des Lutherischen Weltkonvents vom 24.– 27. August 1937 in Amsterdam (vgl. dazu oben Dok. 30) hatte der Lutherrat in den Berliner Diensträumen des Sekretariats am 31. August 1937 einen Empfang für lutherische Kirchenführer aus den Vereinigten Staaten und Schweden veranstaltet (vgl. den undatierten Bericht „Unsere ökumenischen Beziehungen“: LKA Hannover, L 3 I Nr. 16; Abdruck: AELKZ 70, 1937, Sp. 870–874). Bei diesem Empfang war auch das Verhältnis zwischen lutherischer Kirche und Staat behandelt worden. Dazu hatte u. a. Knubel ausgeführt, die „ewigen Kennzeichen Deutschlands“ seien Luther, die Wahrheit und die Treue zum Staat, die nirgendwo „vollkommener und wirkungsvoller gepflegt“ werde als in Deutschland. Diese drei Merkmale träfen ebenso auf die lutherische Kirche zu: Auch sie sei von Luther nicht zu trennen, auch sie sei die Kirche der Wahrheit, die „allewege eine bekennende Kirche“ sein müsse, und schließlich betone sie wie keine andere christliche Richtung die Treue zum Staat. Um so verwunderlicher sei es, dass „das Land Luthers nicht die lutherische Kirche sofort zu seiner Volkskirche“ gemacht habe, zumal sich die lutherische Kirche doch von Versuchen politischer Einflussnahme fernhalte. Angesichts der universalen Verbreitung der lutherischen Kirche wäre es für Deutschlands internationale Beziehungen von um so höherer Bedeutung, „wenn die deutsche Volkskirche eine lutherische Kirche wäre“ (Zitate: Ebd., Sp. 873f.). Zu diesem Empfang hatte das Sekretariat des Lutherrats auch Vertreter des Auswärtigen Amts und des Kirchlichen Aussenamts eingeladen (vgl. die Schreiben des Sekretariats an das Auswärtige Amt und das Kirchliche Aussenamt vom 28. August 1937: LKA Hannover, L 3 I Nr. 16). Selbst der Gestapo war die Möglichkeit gegeben worden, einen Referenten zu entsenden (vgl. das Schreiben des Sekretariats an die Gestapo Berlin vom 28. August 1937: Ebd.). Nachdem das Auswärtige Amt dann jedoch von einer Teilnahme am Empfang abgesehen hatte, war es vom Sekretariat in einem Schreiben vom 4. Oktober 1937 ausdrücklich auf die Ausführungen Knubels hingewiesen worden, die zum Ausdruck gebracht hätten, „in welcher Gesinnung die amerikanischen Lutheraner dem deutschen Luthertum gegenüberstehen und welche Bedeutung sie zugleich den Beziehungen zwischen dem Staat und lutherischer Kirche beimessen“ (Ebd.). 9 Zur Absage der Teilnahme der deutschen Delegation an der Weltkirchenkonferenz für Praktisches Christentum vgl. oben Dok. 20, Anm. 50ff.; Dok. 23, S. 492ff. 10 Zum Verhalten Melles auf der Weltkirchenkonferenz für Praktisches Christentum vgl. oben Dok. 33, Anm. 55.
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Erfahrungen einem solchen Ansinnen gegenüber vorsichtig. Was das Gerücht anlangt, die Oxforder Botschaft hätte vor ihrer Einbringung im Plenum der konservativen Partei in England vorgelegen, so handelt es sich dabei wahrscheinlich um den Tatbestand, daß sie zuerst dem englischen Außenamt zugeleitet worden ist, damit in die Botschaft nichts hineinkomme, das die Beziehungen zwischen Deutschland und England belasten könnte11. Marahrens berichtet weiter über das Gespräch mit Eidem am 6. November 1937 bei Lützen12. Eidem war bei der Annahme der Resolution in Oxford nicht zugegen. Er erklärte aber: Es würde ausdrücklich ausgemacht, daß auf keinen Fall etwas Politisches in die Resolution hineingebracht werden darf oder etwas, was das Deutsche Reich kränken oder den deutschen Brüdern schaden könnte13. Er hat sich bereit erklärt, den freundschaftlichen Besuch zu führen. Er würde auf keinen Fall etwas Sensationelles übernehmen. Es bestehe natürlich auch die Gefahr, daß man der Sache alle Klauen nimmt. Sie müßte sich deshalb in einem kleinen Kreis vollziehen, für den man Vertreter des Auswärtigen Amtes einlädt. Die Botschaft braucht nicht verlesen zu werden. Es sollte eine Interpretation der Haltung und der Arbeit von Oxford gegeben werden. Es sollte dann die zukünftige ökumenische Arbeit behandelt werden. Eidem sagte dann noch, er habe mit dem schwedischen Gesandten gesprochen14. Seine Erwägungen seien von der Frage bestimmt, ob für die deutsche Kirche Schwierigkeiten aus dem Geplanten entstünden. Marahrens meint, von unserer Seite sollte keinerlei Ermunterung ausgesprochen werden. Wir haben der Ökumene gegenüber völlig freie Hand. Es wird von unserer Seite nicht ein Drängen ausgesprochen. Es geschieht lediglich Handreichung zur Beurteilung der Sache. D. Lilje: Wieviel hat Himmler mit den ökumenischen Aufgaben der Kirche zu tun? Die ökumenische Aufgabe steht nicht im Blickfeld Himm-
11 So nicht ermittelt; nach A. Boyens, Kirchenkampf 1, S. 165, hatte der Dean of Chichester, Duncan-Jones, vor der Verabschiedung der Botschaft allerdings das deutsche Auswärtige Amt und das Justizministerium aufgesucht (vgl. dazu auch oben Dok. 32, Anm. 130). 12 Marahrens und Eidem waren sich an diesem Tag bei einer deutsch-schwedischen Feier anlässlich des Todestages Gustavs II. Adolf von Schweden und des 100-jährigen Jubiläums der Enthüllung des Denkmals für den Schwedenkönig in Lützen begegnet und hatten beide beim Festgottesdienst gesprochen (vgl. JK 5, 1937, S. 966). 13 Zu den Bemühungen der Weltkirchenkonferenz, den kirchlichen Charakter der Stellungnahme hervorzuheben, vgl. oben Dok. 32, Anm. 130f. 14 Der schwedische Gesandte in Berlin, Richert, hatte gemeinsam mit Eidem sowie Abordnungen schwedischer Behörden und des schwedischen Heeres an der oben Anm. 12 erwähnten Feier in Lützen teilgenommen.
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lers15. Er selber hat nur die Randerscheinungen des Problems ins Auge gefaßt, die dem Dritten Reich entstanden sind, weil sie sich der Regelung durch’s Dritte Reich entziehen. Der richtige kirchliche Nationalismus besteht nicht darin, daß man auf die ökumenische Diskussion eingeht. Man sollte kraftvoll antworten: Wir sind nicht in der Lage, irgendetwas in der gewünschten Richtung zu tun, ohne daß die Gesamtfrage der Kirche ausgelöst wird. Es muß dieser Anlaß benützt werden, um das Gespräch mit dem Staat in Gang zu bringen. Man muß dahin vorstoßen, daß das Gespräch als solches begonnen wird. Dafür ist unwesentlich die Frage, welche Rolle die ökumenische Bewegung in dem Gespräch spielen soll. Ich halte sie für eine sekundäre Frage. Ich würde erwägen, ob man nicht unter bestimmten Voraussetzungen auf den beabsichtigten Freundschaftsbesuch verzichten kann, wenn die ökumenische Arbeit der Kirche mit ganz klaren Sicherungen umgeben wird. Im übrigen müssen wir erwarten, daß diese Frage mit der von uns herausgestellten Vertretung der Kirche16 besprochen wird. Man soll die eigene Repräsentation so geschlossen und sichtbar wie möglich machen. Die ökumenischen Bindungen sollten unter keinen Umständen grundsätzlich preisgegeben werden. Breit: Wir dürfen über das uns Vorgelegte nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Wir sollten erkennen lassen, daß uns daran liegt, daß das völlig verfahrene Verhältnis entschlossen möglichst bald in Ordnung gebracht wird. Wir lassen mit uns über die Frage reden. Von uns ist bis jetzt nichts versäumt worden, was wir dem Staat an Rücksicht schuldig sind. Ich meine aber auch, daß bei dieser Gelegenheit, ohne daß zunächst klar Antwort gegeben wird darüber, was hier beschlossen wird, die Hand festgehalten wird, wie Lilje es vorschlägt. Wir würden sagen müssen: Bist du auch bereit, deinerseits dafür zu sorgen, daß das den Staat veranlassen würde, uns nicht aufs neue zu beschimpfen? Wir müssen geschützt werden gegen einen Mißbrauch dessen, wozu wir
15 Tatsächlich jedoch gehörte die Überwachung der Ökumenischen Bewegung und der internationalen Beziehungen insbesondere der Bekennenden Kirche zum Aufgabengebiet des Hauptamtes des Sicherheitsdienstes der SS (vgl. W. Dierker, Glaubenskrieger, S. 393f.). In einem „Kurzbericht über die evangelische Lage“ vom November 1937 war das Hauptamt zu der Einschätzung gekommen, „daß der Protestantismus seine letzten Weisungen aus Genf, Basel oder Oxford empfange, so wie der Katholizismus die seinen aus Rom“ (Ebd., S. 397). 16 Gemeint sind Marahrens, Friedrich Müller und Breit, die auf der gemeinsamen Besprechung von Vertretern der Kirchenführerkonferenz, des Lutherrats und der VKL II am 5./ 6. Juli 1937 zu Verhandlungen mit dem Staat bevollmächtigt worden waren (vgl. dazu oben Dok. 27, Anm. 26).
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unter bestimmten Bedingungen bereit sind. Es müßte uns auch zugesichert werden die Honorierung unserer Bereitschaft. Selbst wenn wir uns in der jetzt angedeuteten Weise auf ein Vorgehen einigen würden, würden wir es alsbald mit den Brüdern von Dahlem zu tun bekommen. Wir können den Dahlemern gar nicht sagen, warum wir jetzt gerade über diese Dinge reden. Es müßte vollständig verschwiegen werden. Es ist sonst nicht zu verhindern, daß es morgen in alle Welt hinausgerufen wird. Die Dahlemer glauben ja schon jetzt an die Grenze des Zulässigen von uns gedrängt worden zu sein, wenn sie sich damit begnügen, daß es bloß ein Freundschaftsbesuch sein soll. Es wird sehr schwer sein, mit den Brüdern ein Einverständnis herbeizuführen. Es könnte darüber zu einer starken Spannung innerhalb der Kasseler Vereinigung kommen, darüber hinaus zu einer Spaltung. Das ist peinlich [um so mehr], als es weite Kreise gibt, besonders in Hannover, die das wünschen möchten (Bosse u. a.)17. Wurm: Es wäre wertvoll zu wissen, ob unsere ökumenische Sache als eine solche Wunde empfunden wird, daß man selbst alles aufbieten müßte, um diese Wunde zu heilen, daß man hier eine Blöße feststellte, von der man frei werden müßte. Es wird festzustellen sein: Während wir sonst nichts in die Waagschale zu werfen haben, weil sich der Staat sonst in keiner Weise von uns gehemmt fühlt, so ist festzustellen: Hier ist etwas, was den Staat geniert. Man muß eine solche Tatsache doch sehr sorgfältig betrachten und ja nicht einen Schritt tun, der diesen Triumph sehr geschwinde ausspielt. Andererseits ist es gewiß richtig, wenn wir nicht einfach uns taub stellen und kein Verständnis zeigen für die Schmerzen, die auf der anderen Seite empfunden werden. Ich würde darauf kommen zu sagen: Liebe Freunde, wir lassen sehr gerne mit uns sprechen. Es ist uns selbst schmerzlich, daß die Religionspolitik des Dritten Reiches als eine Erschwerung der internationalen Stellung und für die Ansprüche Deutschlands so wirkt. Wir sind gern bereit, hier zu helfen, weil uns nichts ferner liegt, als auf der Seite der Feinde des Vaterlands zu stehen. Aber er [= der Staat] müsste verstehen, daß wir nicht einfach auf gute Worte hin uns zurückziehen. Wir müssen etwas sehr Reales in der Hand haben. Es muß eine Tatsache geschaffen werden, die es vor der Gemeinde und den Brüdern erlaubt, einen solchen Besuch abzublasen. Dazu ist Voraussetzung, daß endlich einmal eine
17 Bosse, Mitglied der hannoverschen Kirchenregierung, hatte bereits die Vereinbarung zwischen Lutherrat und VKL II vom 3./11. März 1937 (vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 24) als „einen entscheidenden Fehler“ betrachtet und war der Überzeugung, die Zusammenarbeit mit der VKL II stelle „die Möglichkeiten des Lutherrates in erheblichen Punkten in Frage“ (Schreiben Duensings an Breit vom 28. Oktober 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 72).
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Vertretung anerkannt wird und daß dieser kirchlichen Vertretung das Gespräch mit den obersten Stellen im Staat eröffnet wird. Diese beiden Punkte müssen gesagt werden. Es würde auch dem nationalsozialistischen Begriff von Ehre widersprechen, wenn wir, die wir seit einem halben Jahr vergebens mit dem Staat ins Gespräch zu kommen versuchen18, diese Sache abblasen würden, ohne daß uns die Möglichkeit gegeben wird, von uns aus zu handeln. Ihr seid selbst Schuld daran, daß das Ausland als die Stütze des Protestantismus in Deutschland erscheint. Ihr müßt die Kirche als Kirche wieder hören. Breit: Wird der Prozeß der Zerstörung der Kirche aufgehalten werden, wenn wir Himmler eine frohe Botschaft übermitteln? Andererseits, müssen wir nicht alles tun, um das Anliegen Himmlers nicht von vornherein abzulehnen? Es ist die Frage, ob Himmler nicht das ganze Interesse an der Sache verliert, wenn er den offenen Brief nicht bekommt. Die Partei lebt des Glaubens, daß wir ihr etwas schuldig geblieben sind. Ich möchte diesem Glauben unterstellen, daß er ganz ehrlich ist, also daß sie das wirklich meinen. Auch da, wo sie etwas wissen vom Wesen der christlichen Kirche, werden sie meinen: Ihr hättet doch etwas sagen können. Wir wissen, warum wir dieses Wort nie haben sprechen können. Wir konnten ja nur Worte sprechen, die wir der Kirche schuldig waren, weil sich der Staat nur von einer solchen Seite gezeigt hat, daß wir nie in der Lage waren, ihm ein unbefangenes und nicht allzu ängstliches Vertrauen entgegenzubringen. Marahrens: Ich lehne das ab, wir sind nach Strich und Faden betrogen worden, wenn wir an 1933 denken19. Dann kommt die tragische Sache von Dahlem, die immer das Verkehrte taten. Wenn ich sagte: Im Augenblick ist ein Brief nicht möglich. So wie die Dinge jetzt liegen, wo wir offiziell noch keine Verhandlungen über den freundschaftlichen Empfang haben, ist ein Brief nicht möglich. Ein Brief wird erst möglich nach einem Gespräch. Die Schicksalsfrage ist und bleibt Dahlem. Ich habe das Mißtrauen, daß in der Tat berichtet wird, und ich habe auch die Befürchtung, daß Einzelheiten über uns berichtet werden20. Was Eidem mir sagte21, ist mir auch ein Beweis. So auf dem Weg der vielleicht stark subjektiv gefärbten Berichte können wir tatsächlich in ein Licht gestellt werden, das dem Staat unerträglich ist. Es wird vielleicht, wenn wir zu dem Ergebnis kämen, daß wir den Freundschaftsbesuch ablehnen, eine Gefahr für unser Verhältnis zu Dahlem aufsteigen. Aber 18 Vgl. dazu oben Dok. 28, Anm. 2f. 19 Anspielung auf die Zusagen, die Hitler den Kirchen 1933 gemacht hatte (vgl. dazu oben Dok. 32, Anm. 116). 20 Bezug unklar. 21 Zum Treffen zwischen Marahrens und Eidem vgl. oben Anm. 12.
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es ist Tatsache, daß die Dahlemer für gewisse Äußerungen wirklich als Staatsfeinde gelten22. Es wurde von einer Stelle im Reichskirchenministerium gesagt: Daß sie Staatsfeinde sind, haben sie ausdrücklich erklärt. Wer mit ihnen in Verbindung tritt, kommt in die gleiche Beleuchtung. Deshalb ist der Gedanke das Richtige, daß es ein Gespräch mit den Kirchenführern23 sein muß. Aber in ein Gespräch mit dem Kasseler Gremium läßt sich der Staat nicht ein. Meiser stellt fest, daß Einigkeit darüber besteht, daß man die Fortsetzung des Gesprächs herbeizuführen versucht und daß man die Möglichkeit eines Briefes erst erwägt, wenn das Gespräch stattgefunden hat. Man soll Doerfler sagen lassen: 1. Ich habe mit Landesbischof Meiser gesprochen; 2. Meiser hat sich mit den in Frage kommenden Herren ins Benehmen gesetzt. 3. Die Herren sind bereit, mit sich reden zu lassen, mit ihm ins Gespräch zu kommen24. Wir behandeln es absolut vertraulich. Den Dahlemern soll vorerst nichts gesagt werden25. Marahrens spricht über die Exegese, welche das Kammergericht über die Bekennende Kirche gibt26. Marahrens schlägt eine Eingabe an das Reichsjustizministerium vor.
22 So z. B. wegen der vertraulichen Denkschrift der VKL II an Hitler vom 28. Mai 1936, die durch eine Indiskretion an die ausländische Presse gelangt war (Abdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 695–711; vgl. dazu auch G. Besier, Kirchen 3, S. 482–510). 23 Gemeint sind die an der Kirchenführerkonferenz unter Marahrens beteiligten nichtdeutschchristlichen Kirchenführer. 24 Entsprechende Mitteilungen Dörflers an Himmler konnten nicht ermittelt werden und sind auch in dem oben Anm. 1 erwähnten Schriftwechsel zwischen Dörfler und Himmler nicht enthalten. 25 Zum Fortgang der Verhandlungen mit Vertretern der VKL II über den Empfang der ökumenischen Delegation vgl. unten Dok. 39, S. 771–775. 26 In einer Entscheidung des Berliner Kammergerichts vom 11. September 1937 war die Haftbeschwerde eines Pfarrers zurückgewiesen worden, der verhaftet worden war, weil er Kollekten für die Bekennende Kirche abgekündigt hatte. In der Begründung hatte es geheißen, die Bekennende Kirche stelle „eine kirchliche Vereinigung oder Gruppe“ im Sinne der „Fünften Verordnung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 2. Dezember 1935 (GBlDEK 1935, S. 130) dar. Die von ihr ausgeschriebenen Kollekten seien nicht „von der zuständigen Kirchenregierung angeordnet oder genehmigt worden“ und könnten daher nicht als Sammlungen gelten, die im Sinne des Sammlungsgesetzes vom 5. November 1934 („Gesetz zur Regelung der öffentlichen Sammlungen und sammlungsähnlichen Veranstaltungen“: RGBl I 1934, S. 1086ff.) „von einer christlichen Religionsgesellschaft des öffentlichen Rechts bei Gottesdiensten in Kirchen“ durchgeführt würden (Abdruck der Entscheidung: AEvKR 1, 1937, S. 419f.; vgl. dazu auch die Berichterstattung in JK 5, 1937, S. 966f.; AELKZ 70, 1937, S. 1015). Besondere Aufmerksamkeit hatte in der Bekennenden Kirche ein Kommentar erregt, der zusammen mit der Entscheidung des Kammergerichts in der Zeitschrift „Deutsche Justiz. Amtliches Blatt der deutschen Rechtspflege“ erschienen war. In diesem Kommentar war die Entscheidung begrüßt und an der Strafbarkeit der Kollektenabkündigung festgehalten worden. Dazu hatte es geheißen, die Deutsche Evangelische Kirche „als eine christliche
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Breit bespricht die Frage, ob die lutherischen Kirchenregierungen der Vorläufigen Kirchenleitung angeschlossen sind27. Die Frage muß einmal geklärt werden. Marahrens beantwortet keine der Anschriften der Vorläufigen Kirchenleitung. Marahrens bespricht die Umwandlung der Finanzabteilung der Deutschen Evangelischen Kirche. Den Vorsitz hat Werner, den stellvertretenden Vorsitz Fürle28. Kollektenerlaß des Reichskirchenministeriums29. Es waren Verhandlungen in Bielefeld am Donnerstag [4. November 1937], bei welchen
Religionsgesellschaft des öffentlichen Rechts“ umfasse nur solche Mitglieder und Gruppen, „die das vom Führer und in seiner Vertretung vom Reichskirchenminister bestellte Kirchenregiment anerkennen, nicht aber die, welche sich von ihnen abgespalten, eigene Organe geschaffen haben und die Rechtmäßigkeit des vom Staat bestellten Kirchenregiments bestreiten“. Die Bekenntniskirche aber, die sich abgesplittert und eine eigene Verwaltung geschaffen habe, sei unstreitig kein „Bestandteil der deutsch-evangelischen Religionsgesellschaft des öffentlichen Rechts, sondern eine n e b e n ihr bestehende selbständige Gruppe“, der „die Rechte einer vom Staat anerkannten Religionsgesellschaft des öffentlichen Rechts“ nicht zustünden (Deutsche Justiz 99, 1937, S. 1618ff., Zitate: S. 1619; vgl. dazu auch die undatierte Stellungnahme des Rates der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union „Zur Rechtsprechung in der Kollektenfrage“: EvAG München, NL von Soden 11).– Die Rechtsprechung der Oberlandesgerichte in der Kollektenfrage war zu diesem Zeitpunkt jedoch uneinheitlich: So hob das Oberlandesgericht Naumburg die in ähnlichen Fällen ergangenen Haftbefehle auf; eine grundsätzliche Entscheidung des Leipziger Reichsgerichts in der Kollektenfrage – allerdings zu Ungunsten der Bekennenden Kirche – fiel dann erst im September 1938 (vgl. dazu unten Dok. 38, Anm. 48). 27 Breit warf diese Frage auf, weil die VKL II wiederholt Schreiben und Anfragen an die ihr angeschlossenen Kirchenregierungen und Landesbruderräte auch in die Kirchen des Lutherrats versandte (vgl. das Rundschreiben des Lutherrats an die angeschlossenen Kirchenleitungen und Bruderräte vom 12. Februar 1938: LKA Hannover, D 15 I Nr. 6). Auf einer Besprechung des Sekretariats des Lutherrats mit Johnsen, Marahrens, Meiser und Wurm am 6./7. April 1938 in Würzburg wurde dann beschlossen, der VKL II eine Erklärung abzugeben, in der es hieß: „a) Die dem Rat angeschlossenen Kirchen stellen keine der Vorläufigen Kirchenleitung angeschlossenen Kirchen dar; b) aller Verkehr zwischen den angeschlossenen Kirchen und der Vorläufigen Kirchenleitung wird über den Lutherrat geleitet; c) Der Leitungsanspruch der Vorläufigen Kirchenleitung und der ihr angeschlossenen Kreise greift in keiner Weise in die Ratskirchen ein; d) Die Vorläufige Kirchenleitung beschränkt ihren Leitungsanspruch auf die ihr tatsächlich angeschlossenen Gemeinden und Pfarrer in den Landeskirchen von Altpreußen, Anhalt, Bremen, NassauHessen und Oldenburg“ (Schreiben Breits an Meiser, Johnsen, Marahrens und Wurm vom 13. April 1938: LKA Nürnberg, Meiser 82; vgl. dazu auch K. Meier, Kirchenkampf 3, S. 33). 28 Vgl. dazu die „Bekanntmachung betr. die Finanzabteilung bei der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei“ vom 4. November 1937 (GBlDEK 1937, S. 65). 29 Gemeint ist der Runderlass des Reichskirchenministers vom 5. Oktober 1937 betr. Abkündigung von Kollekten und Verwendung von Kollektengeldern, in dem es hieß, es sollten „künftig in den amtlichen Kollektenplan nur noch solche Organisationen aufgenommen werden, deren Leitung vorbehaltlos zum nationalsozialistischen Staat steht. Auch aus den vorhandenen Kollektenmitteln dürfen nur solche Organisationen unterstützt wer-
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eine Art Einigung zustande kam. Für Altpreußen soll eine Art Kasseler Gremium gebildet werden, in welchem die verschiedenen Kreise mit den Dahlemer Brüdern zusammen sind30. Der Bund kam zustande nach dem Kollektenerlaß des Herrn Muhs. Muhs teilte der Finanzabteilung der Deutschen Evangelischen Kirche mit: Es ist unmöglich, daß eine Kollekte gesammelt wird für irgendein Werk, das nicht erklärt, vorbehaltlos im NS-Staat zu stehen. Es könne keinem Geistlichen zugemutet werden, eine Kollekte abzukündigen für ein Werk, das diese
den. Es kann keinem Geistlichen zugemutet werden, eine Kollekte abzukündigen für Organisationen, an deren staatstreuer Haltung er zweifeln muß“ (Abdruck: AEvKR 2, 1938, S. 56; Wiederabdruck: Dokumente 4, S. 119).– Vgl. dazu auch den oben Dok. 25, Anm. 54, erwähnten Runderlass des Reichs- und Preußischen Ministers des Innern und des Reichs- und Preußischen Ministers für die kirchlichen Angelegenheiten vom 9. Juni 1937, den sogenannten Kollektenerlass. 30 Bei diesen Verhandlungen hatte es sich nicht um die erste Besprechung in Bielefeld gehandelt; vielmehr hatte auf Anregung von Zänker und Stoltenhoff (vgl. das Schreiben Stoltenhoffs an Zänker vom 8. September 1937, Abdruck: E. Stoltenhoff, Hand, S. 522f.; vgl. auch das Schreiben Zänkers an Koch vom 11. September 1937, Abschrift im HA Bethel, 2/39–82) bereits am 18. September 1937 eine Besprechung im Bielefelder Wichernhaus stattgefunden, an der Koch, Friedrich Müller, Stoltenhoff, von Bodelschwingh und Zänker teilgenommen hatten. Dabei waren sie übereingekommen, „dass im Blick auf die Haltlosigkeit und Planlosigkeit unseres Oberkirchenrats [= der Evangelische Oberkirchenrat Berlin] und im Blick auf die Notwendigkeit, in Kassel regelrecht vertreten zu sein, ein Kreis von Männern herausgestellt werden müsse“, der „nach Analogie von Kassel“ für „unsere Landeskirche der altpreußischen Union den Gedanken von Kassel weiterverfolgen sollte“ (Schreiben Zänkers an Marahrens vom 21. September 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 59; vgl. dazu auch das Schreiben Stoltenhoffs an Burghart vom 2. Oktober 1937, Abdruck: E. Stoltenhoff, Hand, S. 526ff.). Um dieses Ziel zu erreichen, hatte in Bielefeld seither eine Reihe von Besprechungen stattgefunden (zu den Bielefelder Besprechungen insgesamt vgl. den Schriftverkehr im HA Bethel, 2/39– 82; vgl. auch K. Meier, Kirchenkampf 3, S. 182), an denen später auch Burghart für die Landeskirchliche Konferenz (vgl. dazu unten Dok. 37, Anm. 14) beteiligt worden war. Bei den Verhandlungen am 4. November 1937 war dann zwar ein gemeinsamer Aufruf in Aussicht genommen und eine Liste mit den „in den einzelnen Provinzen zum Zusammenschluss aufzufordernden Herren“ aufgestellt worden (Schreiben Zänkers an die Teilnehmer der Bielefelder Besprechungen vom 9. November 1937: Ebd.; vgl. auch die Namensliste und den Entwurf Zänkers für den Aufruf vom 8. November 1937: Ebd.), von einer ‚Einigung‘ konnte dabei jedoch keine Rede sein: So gab von Bodelschwingh im Anschluss an die Besprechung zu bedenken, zwar habe es „erfreuliche Fortschritte gegeben“, es sei aber nicht klargestellt worden, „daß und inwiefern eine [.|.|.] Mitarbeit der Bekennenden Kirche in einem erweiterten Kreis für sie selbst eine Bindung an diesen Kreis bedeutet“; vor allem aber stießen die Verhandlungen „immer im letzten Grunde auf den festgehaltenen Anspruch des Preußischen Bruderrates, d i e Kirchenregierung zu sein“, was sich in Preußen erheblich belastender auswirke als im Kasseler Gremium, in dem „praktisch der Regierungsanspruch der Vorläufigen Kirchenleitung auf die intakten Landeskirchen bereits aufgehoben ist“ (Schreiben an Zänker vom 4. November 1937: Ebd.). Die Bielefelder Besprechungen wurden Ende November 1937 schließlich ergebnislos abgebrochen (vgl. dazu unten Dok. 38, Anm. 130).
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Bedingungen nicht erfüllt. Dadurch sind der Bekennenden Kirche Kollekten unmöglich. Darüber hinaus sind [Kollekten] für Anstalten der Inneren Mission in Zukunft unmöglich, deren Leitungen nicht vorbehaltlos zum NS-Staat stehen. Das hat in Preußen zusammengeschlossen [sic!]. Der Erlaß wirkt als Fanfare. Teilnahme von Meinzolt und Hermann Müller am Finanzausschuß [richtig: Finanzabteilung]31. Man sollte die beiden Männer fragen, ob sie sich stark genug fühlen, die kirchlichen Belange zu vertreten. Wenn sie es bejahen, können wir sie nicht abberufen, weil das ein Mißtrauensvotum für sie wäre. Man sollte die letzte Position noch halten, die überhaupt noch da ist. Marahrens: Sollte man nicht dem Reichsjustizminister [Gürtner] einmal eine Eingabe machen, wie verschieden der Reichskirchenminister die gleichen Verordnungen handhabt32? Regelung des Ehescheidungsrechtes33! 31 Meinzolt und Müller gehörten der Finanzabteilung bei der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei seit ihrer Bildung als Mitglieder an (vgl. den Erlass Kerrls „über die Ernennung der Mitglieder der Finanzabteilung bei der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei“ vom 5. November 1935: GBlDEK 1935, S. 117f.). Auch nach der Umbildung der Finanzabteilung am 4. November 1937 (vgl. dazu oben Anm. 28) waren sie Mitglieder dieser Finanzabteilung geblieben (vgl. auch die Übersicht über die Entwicklung der Zusammensetzung der Finanzabteilung bei der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei bei H. Brunotte, Entwicklung, S. 75f., hier: S. 75). 32 Zur unterschiedlichen Anwendung der Verordnungen des Reichskirchenministeriums und anderer staatlicher Stellen auf die Bekennende Kirche und die Deutschen Christen vgl. die unten Dok. 36, Anm. 17, erwähnte Denkschrift des Lutherrats. 33 Bestrebungen zu einer Reform des Ehescheidungsrechts hatten bereits nach dem Ersten Weltkrieg eingesetzt. Bei den Reformdiskussionen hatte die Ergänzung bzw. Ersetzung des im BGB bisher nahezu ausschließlich vorgesehenen Verschuldens- durch das Zerrüttungsprinzip im Mittelpunkt gestanden. Gegen diese Reformbestrebungen hatten sowohl die katholische Fuldaer Bischofskonferenz als auch der Deutsche Evangelische Kirchenausschuss Stellung genommen. Die geplante Neuregelung des Ehescheidungsrechts war 1929 vorerst am Widerstand des Zentrums gescheitert (vgl. dazu E. Wolf/G. Lüke/H. Hax, Scheidung, S. 73–86). 1934 waren die Reformbestrebungen dann wieder aufgenommen worden, wobei erneut die Einführung des Zerrüttungsprinzips im Mittelpunkt der Diskussionen gestanden hatte. Mit Ermächtigung Hitlers hatte das Reichsjustizministerium 1937 die Planungen für ein neues Ehescheidungsgesetz massiv vorangetrieben. Dabei war es auch zu Auseinandersetzungen zwischen Gürtner und Kerrl gekommen; mit seiner Forderung, das Ehescheidungsrecht im Zusammenhang einer umfassenden Reform des Familienund Erbrechts neu zu regeln, hatte Kerrl jedoch keinen Erfolg (vgl. die bei W. Schubert, Familien- und Erbrecht, S. 120–187, abgedruckten Dokumente, hier: S. 220–225). Nachdem das Reichsjustizministerium Anfang September 1937 einen neu gefassten Entwurf für ein Gesetz über die Ehescheidung vorgelegt hatte (Text: Ebd., S. 226–236), wurde die Neuregelung nach der Annexion Österreichs schließlich am 6. Juli 1938 durch das „Gesetz zur Vereinheitlichung des Rechts der Eheschließung und der Ehescheidung im Lande Österreich und im übrigen Reichsgebiet“ vollzogen. In diesem Gesetz wurde der Zerrüttungsgedanke allerdings nicht zum ausschließlichen Prinzip erhoben, sondern fand neben der ‚Scheidung wegen Verschuldens‘ lediglich als ‚Scheidung aus anderen Gründen‘ Berücksichtigung (Text: Ebd., S. 120–143; Ehegesetz; vgl. auch Akten 4, S. 366 mit Anm. 12).
36 Sitzung des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (Lutherrat) 1937 November 25 I. Meiser, Wachstuchheft 8, S. 282–311. II. Bauer – Behm – Beste – Breit (bis 15.45 Uhr) – Fleisch – Gauger – Geiger – Hahn – Happich – Henke – Hollweg – Kotte – Kühl – Kühlewein – Lilje – Mahrenholz – Marahrens – Meinzolt – Meiser – Hermann Müller – Otto – Schäfer (für Johnsen) – Schmidtsdorf – Schnelle – von Schwartz – Stoll – Tramsen – Wurm. Friedrich – Lambrecht. III. Berlin W 35, Sekretariat des Lutherrats, Großadmiral-Prinz-Heinrich-Str. 14; von 9.00 Uhr bis 17.10 Uhr. G: 1. Meiser, ATB; 2. Protokoll des Sekretariats des Lutherrats (LKA Hannover, D 15 III Nr. 13).
Eröffnung Breit: Macht hoch die Tür .|.|.1. Apg. 4; 2.[richtig: 1.] Petr. 4, 12; 1. Petr. 2, 19: Das ist Gnade, so jemand um des Gewissens willen zu Gott das Übel verträgt und erleidet das Unrecht. Der Christ in der Verfolgung demonstriert nicht sein Recht vor den Menschen. Er klagt nicht sein Leid vor der Welt; er weiß, daß in dem Widerspruch und dem Widerstand der Welt Gott sein Zeugnis von Jesus Christus bestätigt, und bittet den Herrn um die Kraft, ohne Verärgerung und Beängstigung das Wort zu sagen, und dieses Wort auch vor den Widersachern durch die Liebe zu bewähren, die sich dem irrenden Bruder vor anderen verpflichtet weiß. Von der Bekennenden Kirche wird heute diese Bewährung gefordert. Gewiß müssen Grenzen gezogen werden, die Wahrheit und die Lüge, Gott und Welt, Christ und Antichrist im Gegensatz erscheinen zu lassen. An diesen Grenzen ist uns ein heiliges Wächteramt aufgetragen, daß nicht die Lüge in der Wahrheit über die Grenze geschmuggelt und nicht das Reich Gottes und das Reich der Welt ineinandergemischt werden. Die Wasser, die, um mit einem Bild Hesekiels zu reden, unter der Schwelle des Tempels entspringen2, die haben keine Grenzen. Sie sollen zu dem Strom werden, von dem unser Prophet sagt, es soll alles gesund werden und leben, wo dieser Strom hinkommt3. Hier ist die Aufgabe beschrieben, um deren Erfüllung die
1 EG Nr. 1. 2 Ez 47, 1. 3 Ez 47, 9.
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christliche Kirche bemüht sein muß und in deren Gehorsam sie Treue bewähren soll. Es ist nicht verwunderlich, daß diese Aufgabe im Kampf der bedrängten Kirche nicht immer klar gesehen wird und daß nicht alle Kräfte zu ihrer Erfüllung gesammelt und tüchtig gemacht werden. Und in der Tat kann man ja die Aufgabe auch so verstehen, und es sind nicht wenige in der Kirche in Deutschland da, die sie so verstehen, daß man sich das Recht zuerkennt, die Augen vor dem zu schließen, was heute in der Kirche, was wider sie in Deutschland geschieht. Aber wenn wir auch hier eine unmögliche Haltung in der Kirche erkennen, wenn wir gewiß im Ernst nicht bezichtigt werden können, so müssen wir auf der anderen Seite auch den Mut haben, einmal unsere Aufgabe ganz unabhängig von der kirchenpolitischen Situation zu suchen und zu sehen. Soviel von dieser Kirche Kraft ausgeht, soviel erfüllt sie ihren Beruf. Dabei fällt es nicht auf uns, wenn die Kirche Widerspruch erfährt. Die Kirche hat die Aufgabe, der Welt zu zeigen, was positives Christentum4 ist, die Offenbarung Gottes in Christus, der das neue Gesetz der Liebe und das Gebot: Überwinde das Böse mit Gutem .|.|.5 [Satz bricht ab]. Wir müssen es uns gesagt sein lassen, daß die Bekennende Kirche in Gefahr ist, in einem Prinzipienstreit ihre Aufgabe zu verlieren, und daß sie sich allzu rasch über dem, was sie faktisch zu Unrecht erleidet, davon dispensiert, Kräfte hineinzuschenken und hineinströmen zu lassen in unser Volk und etwas spüren zu lassen von der Allmacht der Liebe Christi, von der tragenden und der vergebenden Kraft dieser Liebe. Das ist der Grund, warum nicht wenige Hörer der Predigten, die von Bekenntnispfarrern gehalten werden, in wachsendem Maß klagen, sie hören kein Evangelium. Sie hören etwas von Kirchenstreit, sie gewinnen den Eindruck eines tapferen Mannes, eines treuen Bekenners, aber die Kraft der zukünftigen Welt spüren sie nicht und den Odem Gottes empfangen sie nicht. Sie gehen nicht erhoben aus der Kirche. Sie empfangen nicht den Segen der Gemeinschaft. Die freudige Zuversicht des Advents bleibt ihnen das gepredigte Wort schuldig. Ich wieder [ein Wort unleserlich] diese Kritik vieler Pfarrer höre [sic!], wie sie mit dieser Kritik ihre Feigheit entschuldigen und die unkonkrete Art ihrer Predigten, für die ist das nicht gesagt. Und doch ist es für alle gesagt. Ein kurzes Wort noch über die Versuchung, in der wir stehen. Unsere Kirche ist in Gefahr, die „jeweilige“ zu werden. Je nach Situation vergißt sie alles, was sie gestern getan hat, und besinnt sich auf einen neuen Trick und verachtet und be4 Anspielung auf Art. 24 des Parteiprogramms der NSDAP vom 24. Februar 1920, in dem es u. a. hieß, „die Partei als solche“ vertrete den „Standpunkt eines positiven Christentums, ohne sich konfessionell an ein bestimmtes Bekenntnis zu binden“. 5 Röm 12, 21.
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klagt die, welche sich nicht bewegen lassen von jedem Wind, der durchs deutsche Volk geht. Wir sind in Gefahr zu vergessen, was wir gestern gesagt haben. Viele unserer Pfarrer wollen jeden Tag etwas Neues hören. Sie klagen uns an, daß wir in der Führung versagen. Wir sind in ihren Augen Kompromißler. Sie sind im Bann des Geistes, den sie bekämpfen. Ich sage nichts gegen die Bereitschaft vieler jüngerer Pfarrer, zu kämpfen, wenigstens solange der Gehalt noch da ist. Ich sage nichts dagegen, daß die Maßnahmen des Kirchenregiments an dem Maßstab von Schrift und Bekenntnis geprüft werden müssen. Aber hier stehen wir einem kirchlichen Willen gegenüber, dessen Behauptung mir Sorgen macht, weil ich fürchte, daß in diesem Willen eine Dynamik steckt, die ein geordnetes kirchliches Leben und kirchliches Regieren überhaupt nicht möglich macht, eine Dynamik, die den Weg von der Bewegung zu einer lebendigen Institution gar nicht mehr findet. Weiter ist ein merkwürdiges Maß von Anfälligkeit in unserer Kirche für allerlei Klagen und Sorgen, für allerlei Einfälle und Ideen. Es fehlt die ruhige Stetigkeit, die sich ihres Rechtes bewußt ist, das ruhige Dahinschreiten durchs Dunkel der Zeit, das da möglich ist, wo man Ziel und Zeit weiß, so wie die Vögel ihre Zeit und ihren Weg wissen. Jesaja: Du zerarbeitest dich in der Menge deiner Wege6. Sie, die Hirten, wissen keinen Verstand. Ein jeglicher sieht auf seinen Weg; ein jeglicher geizt für sich in seinem Stande7. Darf ich hier ein Wort sagen, von dessen Ernst ich mich nicht ausnehme: Ich wundere mich eigentlich nicht, daß wir nicht vorwärtskommen. Wir haben einander zu wenig lieb. Wir dienen einander zu wenig. Es geht jeder seinem Fündlein nach. Ich resigniere einfach, was die Möglichkeit einer Zusammenfassung unserer Kirche anlangt und die Möglichkeit einer Vereinheitlichung in der Vertretung der Kirche anlangt. Natürlich hat jeder gute Gründe dafür, daß er sich beständig wieder selbst absolviert [dispensiert] von der Pflicht der Solidarität. Wir kommen nicht zusammen, wenn wir auf diesem Weg weitergehen. Ich habe keinen Glauben mehr daran, wenn Sie ihn mir nicht neu geben, daß wir wirklich zu einer kirchlichen Gemeinschaft zusammenwachsen. Ich bin nicht der Meinung, daß wir damit auf den Staat Eindruck machen, aber Gott muß uns wieder segnen, wenn es dazu kommt. Was dann uns widerfährt, Gutes oder Böses, fällt aus unserer Verantwortung heraus. Wir können tragen. Wir müssen dankbar sein, daß die Welt gar nicht weiß, wie es unter uns aussieht, und dankbar sein, daß auch ein solcher trunkener Geist, der die Rede in Fulda gehal-
6 Jes 57, 10. 7 Jes 56, 11.
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ten hat8, diese Erkenntnis nicht besitzt. Er könnte uns viel mehr quälen, wenn er es wüßte. Ich hätte nie gedacht, daß ein solcher Mangel an Füreinander und Miteinander in unserer Kirche in Deutschland besteht. Von den persönlichen Dingen will ich überhaupt nicht reden. Die gelten mir nichts. Wo sie mitspielen, da verachte ich die, die das Persönliche einsetzen, wo es sich um sachliche Dinge handelt. Nun zur Sache: 1. Einen kurzen Augenblick wollen wir den Blick auf den Staat richten. a. Es ist auch für die Kirche wissenswert, daß es dem Staat noch nicht gelungen ist, das innere Gleichgewicht herzustellen. Hin und her in der Frage, wie der Pluralismus der Gewalten aufgehoben werden soll in die Einheit des politischen Willens9. Der hier tobende Kampf scheint gerade in der letzten Zeit so heftig geworden zu sein, daß die in diesen Kampf Verwickelten auch unaufgefordert und ungefragt ihre Not aussprechen, jedem, der sie wissen will. Bis in höchste Stellen hinauf wird der Zweifel ausgesprochen, ob es überhaupt noch gelingen wird, dies innere Gleichgewicht herzustellen. Das ist kein technisches Problem. Die Schwere des Problems hängt mit einer Unausgeglichenheit im Grund des Selbstverständnisses zusammen, in dem die politische Bewegung steht. Wenn das der Fall ist, ist die Sache aussichtslos. Dann muß die Spannung im Grund der Bewegung in demselben Maß wachsen und alle Ämter in Staat und Partei berühren und aufspalten, in dem das politische Prinzip zur Entfaltung gebracht wird. Dazu kommen die politischen Schwierigkeiten. Wirtschaftliches Gutachten – düsteres Dokument10. Innerpolitische Schwierigkeiten. Die Lage mancher Bevölkerungsschichten ist nicht sehr rosig und aussichtsvoll. Der Augsburger Gauleiter sprach ganz offen die Hoffnung aus, daß es dem Führer gelingen möge, die Lage der Textilarbeiter zu verbessern11. Diese Bemerkung soll nicht bedeuten, daß unsere Kirche eine politische Aufgabe hätte, oder daß sie, was Kerrl uns immer wieder vorwirft, als ob sie [sic!] eine politisierte Kirche wäre. Allerdings sind wir Menschen mit Fleisch und Blut, sind Väter, die Kinder haben, sind Steuerzahler,
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Vgl. dazu unten Anm. 63. Vgl. dazu schon oben Dok. 21, Anm. 4. Bezug so unklar; zur problematischen Wirtschaftslage vgl. aber unten Dok. 38, Anm. 114. Dies hatte der Gauleiter und Regierungspräsident von Schwaben, Karl Wahl, in seiner Begrüßungsrede für Hitler ausgeführt, der Augsburg anlässlich der Feierlichkeiten zum 15jährigen Bestehen der Augsburger NSDAP am 21. November 1937 besucht hatte (Neue Augsburger Zeitung. Augsburger Generalanzeiger. Das große schwäbische Heimatblatt Nr. 271 vom 22. November 1937).
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sind Deutsche, und als solche haben wir ein Interesse an dem, was in der politischen Welt geschieht. Aber dieses Interesse versinkt in dem Augenblick, in dem wir davon reden, was unserer Kirche aufgetragen ist. Unserer Aufgabe sind wir auch dann verhaftet, wenn ihre Erfüllung vom Staat her keine besondere Anerkennung findet. b. Die Kulturpolitik des Staates ist klargelegt. Viele Reden12; wir halten uns an die offenkundige Praxis. c. Kirchenpolitik des Staates. Sie zeichnet sich auch in der neuesten Rede des Reichskirchenministers [Kerrl]13 deutlich ab. Es ist dasselbe, was Kerrl von Anfang an ausgesprochen hat. Es ist in keinem Punkt geändert. Er hat nichts vergessen und nichts gelernt. Die ganze Entwicklung ist an ihm spurlos vorübergegangen. Wenn er [auch] Maßnahmen, die er gewollt oder vollzogen hat, wieder zurücknehmen muß14, so hat das nicht eine Änderung in der Grundanschauung zur Folge. Er bleibt derselbe und er wartet. Für ihn ist lediglich der Zeitpunkt fraglich, wann er seine staatliche Kirchenpolitik vollziehen kann. In dem Daß bleibt er unveränderlich, immer derselbe. Die Kirche ist heute weithin ausgeliefert an die Geheime Staatspolizei. Sie [= die Gestapo] selbst sagt, daß sie kein Interesse an der Verhaftung der Pfarrer habe. Sie arbeite nur im Auftrag. [Einige Wörter gestrichen] Die Gestapo scheint
12 Wenige Tage vor der Sitzung des Lutherrats waren auf der Tagung der Gau- und Kreisamtsleiter der NSDAP auf der Ordensburg Sonthofen mehrere Reden zu kulturpolitischen Fragen gehalten worden. So hatte Reichserziehungsminister Rust am 22. November 1937 über die „Zielsetzung der nationalsozialistischen Schule“ gesprochen und dabei u. a. ausgeführt, in der Schule solle „das Bekenntnis zu der Weltanschauung des Führers in die Herzen der Jugend gelegt“ werden (Völkischer Beobachter, Münchner Ausgabe vom 23. November 1937, S. 2). Rosenberg hatte in seiner Rede am selben Tag betont, „daß die Partei nach wie vor nicht die Absicht habe, die Konfessionen zu reformieren“, sondern „ihren klaren Weg nach ihren eigenen Gesetzen“ weitergehen und dabei das Ziel verfolgen werde, „Seele und Charakter des deutschen Menschen auf der Grundlage germanischer Grundwerte wieder aufzubauen“ (Ebd.). Am Abend hatte Ley vor der Presse dann noch über das „nationalsozialistische Schulsystem der Zukunft“ – und dabei u. a. über die Adolf-Hitler-Schulen – gesprochen (Völkischer Beobachter, Münchner Ausgabe vom 24. November 1937, S. 1). 13 Vgl. dazu unten Anm. 63. 14 So hatte Kerrl das Verordnungswerk, dessen Erscheinen er am 13. Februar 1937 angekündigt hatte, nach dem Wahlerlass Hitlers vom 15. Februar 1937 (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 1) wieder zurückziehen müssen (vgl. oben Dok. 1, Anm. 3 und 10f.). Anfang November 1937 hatte er auf Anweisung Hitlers dann die vom Reichskirchenministerium im Sommer 1937 ausgearbeiteten Gesetzentwürfe für eine Trennung von Staat und Kirche (vgl. dazu oben Dok. 31, Anm. 6) zunächst fallenlassen müssen (vgl. unten Anm. 97). Auch eine von Kerrl im Dezember 1937 geplante 18. Durchführungsverordnung (Abdruck des Entwurfs: Dokumente 4, S. 161f.) scheiterte schließlich am Widerstand von Heß und Rosenberg (vgl. die ebd., S. 155–160, S. 162–170, abgedruckten Dokumente sowie G. Grünzinger/C. Nicolaisen, Kirchenpolitik).
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trotzdem das übergeordnete Organ zu sein. Im Augenblick vollzieht sie, was vom Kirchenminister verlangt wird (Apologetische Zentrale. Muhs schreibt an die Gestapo, daß die Apologetische Zentrale unter die Verordnung Himmlers betr. Prüfungswesen15 usw. falle16). Es soll ein gewisser Unterschied bestehen zwischen Muhs und Kerrl. Kerrl hat die vom Staat geleitete Kirche bauen wollen. Muhs will die von den Deutschen Christen geleitete evangelische Kirche. Das ist kein Unterschied; denn die Deutschen Christen gehören auf die Seite des Staates, nicht auf die Seite der Kirche. Wir haben eine Denkschrift herstellen lassen, aus der klar hervorgeht, daß das Reichskirchenministerium unter Hintansetzung der Logik und des Rechtes lediglich die Anträge, die Sorgen und Klagen, Wünsche und Hoffnungen von Deutschen Christen zum Vollzug bringt, während von vornherein alle Anliegen der Bekennenden Kirche in den Papierkorb wandern17. 15 Vgl. dazu oben Dok. 32, Anm. 87. 16 Diese Denunziation geht aus dem Schreiben Muhs’ an den Präsidenten des Evangelischen Oberkirchenrats Berlin, Werner, vom 9. November 1937 hervor. Muhs hatte Werner außerdem darauf hingewiesen, dass Künneths Erwiderung auf Rosenbergs „Protestantische Rompilger“ von der Gestapo beschlagnahmt worden war (vgl. dazu oben Dok. 33, Anm. 47), und ihn dazu aufgefordert, weitere Maßnahmen gegen das oppositionelle Wirken Künneths zu ergreifen und die finanzielle Unterstützung der Apologetischen Centrale einzustellen. Auf dem Schreiben Muhs’ hatte die Deutsche Evangelische Kirchenkanzlei sachlich zutreffend vermerkt, die Apologetische Centrale falle überhaupt nicht unter den Erlass Himmlers (vgl. J.-C. Kaiser, Protestantismus, S. 418, Anm. 485; H. Iber, Glaube, S. 178; M Pöhlmann, Kampf, S. 210).– Zur Schließung der Apologetischen Centrale durch die Gestapo, die wenige Wochen später erfolgte, vgl. unten Dok. 38, Anm. 33. 17 Diese umfangreiche Denkschrift sollte aufzeigen, wie seit dem Wahlerlass Hitlers „bis in die jüngste Zeit auf fast allen Gebieten des kirchlichen Lebens der Grundsatz der Parität sowohl wie der der ‚vollen Freiheit‘ von außerkirchlichen Stellen behandelt worden ist“. Sie basierte auf Aktenmaterial, das dem Sekretariat aus den Lutherratskirchen zugegangen war. Im 1. Abschnitt „Vorbereitung der Wahl“ wurden Verstöße dokumentiert, die örtliche Parteifunktionäre zugunsten der Deutschen Christen gegen das parteiamtliche Verbot der Wahlbeeinflussung und die von Staat und Partei proklamierte Neutralität begangen hatten. Der 2. Abschnitt behandelte die rigide Einschränkung der Versammlungsfreiheit der Bekennenden Kirche, während deutschchristliche Versammlungen kaum oder überhaupt nicht behindert würden. Der 3. Abschnitt „Aufenthaltsbeschränkungen“ dokumentierte die in Thüringen, Hessen und Sachsen ergangenen Aufenthalts- und Predigtverbote gegen die Landesbischöfe Marahrens, Meiser, Johnsen und Wurm, wohingegen die Redetätigkeit von Coch, Engelke, Hossenfelder, Ludwig Müller, Sasse und Schultz keinen staatlichen Beschränkungen unterliege. Der 4. Abschnitt „Tagungen und Freizeiten“ behandelte die Verbote von Jugend- und Studentenfreizeiten sowie von Evangelischen Wochen bzw. Bibelwochen, von denen stets nur bekenntnistreue Kreise und Landeskirchen betroffen seien. Im 5. Abschnitt wurde kritisiert, dass zwar in befriedeten Kirchen wie Braunschweig Finanzabteilungen gebildet worden seien, nicht aber in denjenigen Kirchen, „in denen infolge der bekenntniswidrigen Haltung der Kirchenleitung der Kirchenkampf am heftigsten entbrannt und dementsprechend die Unordnung auch am größten“ sei, also in Anhalt, Lübeck, Mecklenburg, Oldenburg und Thüringen.
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Die innere Lage unserer Kirche habe ich zu schildern versucht. Sie ist traurig genug. Es fehlt die große Linie und offenbar auch der Wille zu einer einheitlichen Zusammenfassung. Auch was wir in Kassel versucht haben18, führt nicht zu einem vollen Gelingen, weil auch hier nachträglich starke Widerstände entstanden sind. Wir sind weit davon entfernt, in den Kreisen des Lutherrates zu einer einheitlichen Meinungsbildung voranzuschreiten und müssen wahrscheinlich auf lange hinaus diesen betrüblichen Zustand ertragen. Ich fürchte manchmal, daß die Entwicklung dazu führt, daß wir aus der Deutschen Evangelischen Kirche langsam wieder zurücksinken in die partikularistische Existenz der einzelnen Landeskirchen, was zur völligen Vernichtung der Bekennenden Kirche in den zerstörten Gebieten führen müßte. Einzelnes: Wir müssen über die Kasseler Vereinigung reden, dann ein kurzes Wort über die Forderung einer Bekenntnissynode19 und einer lutherischen Synode20, dann ein kurzes Wort über die Affäre MelleWurm21; außerdem auch über die Ökumene22. Kasseler Vereinigung und Erklärung von Halle23. Was die Kasseler Vereinigung anlangt, so war von Anfang an nicht daran gedacht, eine neue Leitung hervorzubringen24. Es ist nicht daran gedacht gewesen,
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Der 6. Abschnitt befasste sich mit dem „Glockengeläut bei Beerdigungen“, das der Reichskirchenminister in Hannover für alle kirchenpolitischen Gruppen angeordnet habe, Angehörigen der Bekennenden Kirche in mecklenburgischen Gemeinden jedoch verweigert werde. Im 7. Abschnitt wurde die von verschiedenen Länderregierungen und deutschchristlichen Kirchenleitungen betriebene Verwendung landeskirchlicher Gelder zugunsten von deutschchristlichen Gemeinden und Organisationen beklagt. Der 8. Abschnitt behandelte die unterschiedliche Anwendung der 13. Durchführungsverordnung vom 20. März 1937 (vgl. dazu oben Dok. 9, Anm. 11) bei Personal- und Disziplinarmaßnahmen, deren Durchführung das Reichskirchenministerium in Württemberg und Sachsen verboten habe, während sie in Mecklenburg und Thüringen – neuerdings auch wieder in Sachsen – ungehindert vollzogen werden könnten („Denkschrift des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands [Sekretariat]“, nachträglich hsl. datiert auf den 2. Dezember 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 123). Gemeint ist die Zusammenarbeit des Lutherrats, der VKL II und der Kirchenführerkonferenz in dem am 5./6. Juli 1937 gebildeten Kasseler Gremium (vgl. dazu oben Dok. 25 und 27). Vgl. dazu unten Anm. 35f. Vgl. dazu unten Anm. 34 und den Bericht Stolls S. 717. Vgl. dazu unten S. 694ff. Nach G 2, S. 2, erstattete Lilje kurz vor Schluss der Sitzung „einen Bericht über die oekumenische Lage“. Die Mitschrift Meisers enthält keine Aufzeichnungen über diesen Bericht; zu den Auseinandersetzungen um den Empfang der ökumenischen Delegation, die die Stellungnahme der Weltkirchenkonferenz für Praktisches Christentum in Oxford zur Abwesenheit der deutschen Delegation an die Deutsche Evangelische Kirche überbringen sollte, vgl. aber oben Dok. 32, S. 644–648; Dok. 35, S. 672–679; unten Dok. 39, S. 771–775. Gemeint ist die Erklärung des Kasseler Gremiums gegen Rosenberg (vgl. dazu oben Dok. 34, Anm. 7). Breit bezog sich hier auf die Beschlüsse des Reformierten Konvents der Bekenntnissynode
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die grundsätzlichen Fragen, die zwischen Vorläufiger Kirchenleitung und Lutherrat liegen, damit zu erledigen, daß die beiden Partner in der Vereinigung so tun, als ob zwischen ihnen keine grundsätzlichen Fragen lägen. Das liegt dazwischen. Es ist nicht daran gedacht worden, daß die Selbständigkeit dieser dort sich einigenden oder zueinanderordnenden kirchlichen Organe aufgegeben werden sollte. Ich denke heute noch: Wenn wir die Kasseler Einigung da stehen lassen, wo sie hingestellt ist, dann muß gegen ihr Fortbestehen kein begründeter Einwand erhoben werden. Ich [einige Wörter gestrichen] weiß, daß in der Hannoverschen Landeskirche in aller Form dagegen Einspruch erhoben worden ist, daß die Kasseler Einigung fortbesteht. Es wurde darauf hingewiesen, daß es dem Gedeihen des Lutherrates nicht förderlich sein kann, wenn wir weiterhin in der Öffentlichkeit dastehen als ver-
der Deutschen Evangelischen Kirche, des Moderamens des Reformierten Bundes und des reformierten Mitglieds der VKL II (= Albertz) vom 5. Oktober 1937, die erneut schwerwiegende Konflikte zwischen Lutherrat und VKL II ausgelöst hatten und die Zusammenarbeit im Kasseler Gremium zu gefährden drohten. In diesen Beschlüssen, die von der VKL II mit Rundschreiben vom 13. Oktober 1937 an die Kirchenregierungen und Bruderräte der reformierten Kirchen sowie die unierten Kirchen mit reformierten Gemeinden versandt worden waren, hatte es geheißen: „1.) Wir verstehen das Kasseler Gremium als eine Arbeitsgemeinschaft aller derer, die in Deutschland Kirche Jesu Christi wollen. Wir erwarten, dass die Vorläufige Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche jeden Versuch, dem Vorstand des Kasseler Gremiums den Charakter einer Kirchenleitung beizumessen, ablehnt. 2) Daraus folgt, dass von Fall zu Fall an Schrift und Bekenntnis zu prüfen ist, ob zu dringlichen Einzelfragen ein gemeinsames Wort gefunden werden kann, das jede Kirchenleitung für sich ihren Gemeinden weitergibt. Es ist unerträglich, wenn die Sache, um die es geht, zugunsten des gemeinsamen Redens verkürzt wird. 3) Die reformierten Gemeinden in der bekennenden Kirche tragen schwer daran, dass reformierte Kirchentümer und Einzelpersonen, die den Weg der Bekennenden Kirche (Vorläufige Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche) abgelehnt haben, auf dem bekenntnismäßig unhaltbaren Umweg über den Lutherischen Rat [sic!] in Kassel einen Anschluss an die Bekennende Kirche finden, ohne dass die Frage ihrer Stellung zu Barmen geklärt ist“ (LKA Leer, Kirchenordnungen, Kirchengemeinde- und Synodalordnung, Nr. 20 Vol. I). Daraufhin hatte sich der Lutherrat in einem Schreiben an die VKL II vom 6. November 1937 gegen die „Gleichsetzung des Weges der Bekennenden Kirche mit dem Weg der Vorläufigen Leitung“ verwahrt und festgestellt, er verstehe „den Zusammenschluss von Kassel nicht im Sinne einer neuen Kirchenleitung, sondern im Sinne einer Konföderation, die von drei Bundesmitgliedern geschlossen wurde, nämlich der Vorläufigen Kirchenleitung, dem Lutherrat und der Vertretung von Kirchenführern, zu denen bekanntlich auch reformierte Kirchenführer gehören“. Die gegen den Arbeitsausschuss der reformierten Kirchen gerichteten Angriffe hatte der Lutherrat als kirchliche Verunglimpfung bezeichnet, zumal die in diesem Ausschuss vertretenen Kirchen „gerade durch ihre Teilnahme am Kasseler Gremium bezeugen“ würden, „dass sie Kirche Jesu Christi in Deutschland wollen“. Schließlich hatte der Lutherrat um Aufklärung gebeten, „ob, wann, wo und wie in Veröffentlichungen des Kasseler Gremiums ‚die Sache, um die es geht, zu Gunsten des gemeinsamen Redens verkürzt‘ worden“ sei (Abschrift: Ebd.).
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bunden mit den Dahlemiten25. Ich weiß, daß auch in anderen Landeskirchen ähnliche Empfindungen und Gedanken lebendig sind. Es sind auch Empfindungen und Gedanken lebendig, die der Existenz des Lutherrats gerne an die Wurzel gehen möchten. Wir wollen aber bei der Kassel-Sache bleiben. Man kann tatsächlich die Meinung haben, daß zwischen uns und der Vorläufigen Kirchenleitung so viel liegt, daß wir nicht einmal das Recht zu einer Konföderation haben. Es gäbe Gründe genug für eine solche Meinung. Und doch [einige Wörter gestrichen] sollen wir uns ja nicht täuschen, daß wir in den Augen des Staates genau solche Kirchenfeinde [muss heißen: Staatsfeinde] sind wie die Dahlemer26. Zwischen Marahrens und Niemöller besteht in diesem Punkt kein Unterschied, nur daß man Marahrens konzediert, daß Marahrens klüger ist als Niemöller. Wir sind alle miteinander in der gleichen Verdammnis. Man weigert sich, mit uns in ein Gespräch zu treten. Es wäre ein Unrecht, ein erklärtes Unrecht an den Brüdern, um der Fehler willen, die sie gemacht haben, um der Überheblichkeit willen, mit der sie uns geärgert haben, die Freundschaft zu kündigen und ihnen das Zeugnis zu versagen, daß sie treu und tapfer im Kampf gestanden haben. Sie haben nicht immer so gekämpft, wie wir es gewollt hätten. Sie haben zu viele politische Argumente für ihren Kampf entwickelt. Sie haben dem Staat gegenüber zu viel Mißtrauen gehabt. Deshalb soll doch unsere Verbundenheit bleiben. Ich warne Sie davor, diese Verbindung zu leicht zu nehmen oder zu kündigen. Sie werden es in ihrer Landeskirche spüren. Dann wird die Bekennende Kirche noch mehr an geistiger Kraft verlieren und noch mehr zu Dynamit werden, das unsere Landeskirchen sprengt. Die Bekanntgabe der Erklärung ist nicht so erfolgt, wie in Halle beschlossen wurde27. Es wurde beschlossen, sie den Kir25 So nicht ermittelt; vgl. dazu aber den im LKA Hannover, N 48 Nr. 145, überlieferten Schriftwechsel zwischen Brunotte und Mahrenholz. So hatte Brunotte in einem Schreiben vom 12. November 1937 beklagt: „So geht es einfach nicht weiter. Ich habe getobt, als ich die Unterschriften zur Rosenbergeingabe sah. Das macht die besten Sachen kaputt, wenn die Dahlemer es fertig bringen, sich derart vorzudrängen. Man kann diese Dinge einfach Herrn Breit nicht mehr überlassen. Wenn von einem Provinzialbruderrat 4 bis 6 Namen aufgenommen werden und aus unseren Landeskirchen nur der Bischof, so entsteht notwendig das Bild: Die Kirchenführer im Gefolge der alten schönen Bekennenden Kirche! Ich verstehe unseren Chef [Marahrens] nicht mehr, dass er das nicht sieht.“ Mahrenholz hatte am 22. November geantwortet: „Ich halte – offen gestanden – die ganze Sache [= das Kasseler Gremium] für ein Unglück. Wer mit Dahlem ein Bündnis schließt, wird stets übers Ohr gehauen. Das müssen die Bischöfe im Laufe der letzten 4 Jahre allmählich selbst eingesehen haben. In stillen Stunden gibt das unser Bischof [Marahrens] jedenfalls offen zu.“ Vgl. dazu auch schon oben Dok. 35, Anm. 17; zur Bezeichnung ‚Dahlemer‘ bzw. ‚Dahlemiten‘ vgl. oben Dok. 3, Anm. 36. 26 Vgl. dazu z. B. die unten Anm. 43 erwähnten Vorwürfe, die Kerrl gegen die württembergische Kirchenleitung erhoben hatte. 27 Vgl. dazu oben Dok. 34, Anm. 7.
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chenvorstehern bekanntzugeben. Den Gemeinden sollte sie mit Vervielfältigung zugänglich gemacht werden. Eine Meinungsverschiedenheit ist darüber entstanden, ob sie förmlich den Parteistellen der Länder bekanntgegeben werden sollte (Einspruch der reformierten Kirche)28. Das letztere ist vielfach unterblieben. Es ist selbstverständlich, daß man nie so handeln kann, wie es alle wollen. Es ist mir aufgefallen, daß die Erklärung in einem Kirchengebiet völlig unbekannt geblieben ist29. Was die Beschlagnahmungen anlangt, so wurden in verschiedenen Kirchen die Vervielfältigungsmaschinen beschlagnahmt30. Künftig wird man [dafür] sorgen müssen, daß bei anderen Erklärungen über die Frage des Textes, der Unterschriften und der Verbreitung ganz klare Bestimmungen getroffen werden. Eine umfangreiche Aktion der Gestapo richtet sich gegen Druckereien, die die Erklärung gedruckt haben31, und gegen Buchhandlungen, wel28 So nicht ermittelt; vgl. dazu aber das Schreiben des Lutherrats an die dem Rat angeschlossenen Kirchenleitungen vom 1. November 1937, in dem es geheißen hatte, „von beachtlicher Seite“ sei „die Meinung ausgesprochen, daß solche Mitteilung (als ein Hineingreifen in den politischen Raum) als ein Verlassen rein kirchlichen Handelns mißdeutet werden könnte“; der Lutherrat sehe daher davon ab, den Kirchenvertretungen „eine Übermittlung des Wortes an die politischen Landesstellen nahezulegen“ (LKA Hannover, D 15 I Nr. 75). 29 Möglicherweise ist hier die hamburgische Landeskirche gemeint: So hatte Landesbischof Tügel die Erklärung zwar unterzeichnet, dann aber nicht an die Pfarrer und Gemeinden weitergegeben, „da eine dem Führer und Reichskanzler [= Hitler] übermittelte Erklärung nur diesem zugeleitet werden“ könne, nicht aber dem Kirchenvolk; so verlange es „die selbstverständliche Disziplin des im Vertrauen beschrittenen Weges zur verantwortlichen höchsten Stelle des Deutschen Reiches“ (Schreiben Tügels an den Lutherrat vom 6. November 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 75; vgl. auch das Antwortschreiben Breits vom 10. November 1937 und den weiteren Schriftverkehr ebd.). 30 So z. B. im Büro des Nürnberger Kreisdekans Julius Schieder (vgl. das Schreiben Schieders an die Gestapo Nürnberg vom 9. November 1937, Abschrift im LKA Hannover, D 15 II Nr. 5) und im Haus des Vorsitzenden des mecklenburgischen Landesbruderrats, Niklot Beste (vgl. das Schreiben Bestes an die Gestapo Berlin vom 20. November 1937, Durchschrift: Ebd.). Diese Maßnahmen gingen zurück auf das Fernschreiben der Gestapo Berlin an alle regionalen Gestapo-Ämter vom 5. November 1937, in dem es geheißen hatte, die Verbreitung der Erklärung gegen Rosenberg sei „auf jeden Fall zu verhindern, die Schriften zu beschlagnahmen und die zur Herstellung und Vervielfaeltigung benutzten Apparate sicherzustellen und einzuziehen“ (Teilabdruck: H. Ludwig, Glaube, S. 57). 31 Nach dem oben Anm. 30 erwähnten Fernschreiben der Gestapo Berlin vom 5. November 1937 waren diese Druckereien zu schließen. Davon betroffen war z. B. die Buchdruckerei F. W. Köhler in Elberfeld, die am 9. November 1937 polizeilich geschlossen worden war und deren Vermögen wegen Förderung volks- und staatsfeindlicher Bestrebungen eingezogen wurde (vgl. dazu das Schreiben der Buchdruckerei F. W. Köhler an Breit, Marahrens und Friedrich Müller vom 15. November 1937: LKA Hannover, D 15 II Nr. 5; H. Ludwig, Glaube; vgl. auch die Eingabe des Lutherrats an den Reichs- und Preußischen Minister des Innern vom 13. November 1937: LKA Hannover, L 3 I Nr. 20). Am 15. November 1937 war dann auch die Druckerei Kraft in Rendsburg von der Gestapo
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che die Schrift Künneths32 verbreitet haben. In Sachsen sitzt fast das ganze Büro des Bruderrats wegen Verbreitung der Schrift Künneths33. Hier müssen wir ein ganz deutliches Wort sagen. Die Vorläufige Kirchenleitung hat uns gebeten, nachdem sie von unserer Synode34 hörte, wir möchten diese Synode vereinigen mit einer Bekenntnissynode35. Ich habe sofort mitteilen lassen, daß dieses Zusammenlegen für uns nicht in Frage kommt36. Eine Reichssynode kann für
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geschlossen worden (vgl. dazu die Schreiben Iversens an den Lutherrat vom 20. und 29. November 1937: LKA Hannover, D 15 II Nr. 5). Gemeint ist die kurz nach dem Reformationsfest 1937 im Wichern-Verlag erschienene Schrift Künneths „Evangelische Wahrheit“, deren Auslieferung die Gestapo nicht hatte verhindern können (vgl. dazu oben Dok. 33, Anm. 47). Das Büro des Landesbruderrats hatte am 18. November 1937 „einen überraschenden Besuch der Gestapo erhalten“, bei dem eine Hausdurchsuchung vorgenommen worden war. Dabei hatte die Gestapo 75 Exemplare der Schrift Künneths beschlagnahmt und die Jugendsekretäre Gröschel und Jahn verhaftet. Am 19. November 1937 waren dann der Geschäftsführer und der Kraftwagenfahrer des Landesbruderrats, Mager und Karl Kunst, verhaftet worden; zur Begründung hatte die Gestapo lediglich mitgeteilt, Anlass sei die „Gesamttätigkeit“ des Bruderrats (Schreiben des sächsischen Landesbruderrats an den Lutherrat vom 19. November 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 87 Bd. II). Am 26. November 1937 wurde auch noch Lommatzsch, Sekretär beim Landesbruderrat, verhaftet. Während Kunst bereits am 23. November 1937 wieder entlassen worden war, blieben Mager, Gröschel, Jahn und Lommatzsch noch bis zum 17. Dezember 1937 im Polizeigefängnis Dresden in Haft (vgl. D. Röthig, Chronik, S. 171ff.; vgl. auch G. Prater, Kämpfer, S. 162f.). Mager, Gröschel, Jahn und Lommatzsch berichteten nach ihrer Entlassung, ihnen sei von der Gestapo vorgeworfen worden, „durch Nichtachtung behördlicher Anordnung die öffentliche Sicherheit unmittelbar gefährdet“ zu haben (vgl. das Schreiben des sächsischen Landesbruderrats an den Lutherrat vom 17. Dezember 1937: LKA Hannover, D 15 II Nr. 5). Gemeint ist die lutherische Synode, die auf der Sitzung des Lutherrats am 21. Oktober 1937 beschlossen worden war (vgl. oben Dok. 33, Anm. 68). Diese Bitte hatten Friedrich Müller und Asmussen in dem Schreiben der VKL II und des Rates der Deutschen Evangelischen Kirche an den Lutherrat vom 5. November 1937 geäußert; dabei hatten sie darauf hingewiesen, „daß wir uns so in der Richtung bewegen, die wir gemeinsam in Kassel eingeschlagen haben“ (LKA Hannover, D 15 I Nr. 6). In seinem Schreiben vom 11. November 1937 hatte Breit der VKL II geantwortet, der „Weg der Bekenntnissynoden der Deutschen Evangelischen Kirche“ scheine für den Lutherrat „mit der Synode von Bad Oeynhausen an sein Ende gekommen zu sein“, da seitdem „keine von allen bekennenden Kirchen Deutschlands anerkannte Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche“ mehr existiere. Dies gelte auch für die VKL II, die „in ihrer Zusammensetzung, ihrer Entstehung und in den von ihr in Anspruch genommenen Zuständigkeiten seit der Oeynhausener Synode der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche vom 11. Juli 1933 nicht mehr entspricht“. Die der Kirche gestellten Aufgaben könnten derzeit ausschließlich von der „Kasseler Konföderation“ wahrgenommen werden; allerdings könne auch diese gemeinsame Arbeit „nur dann gedeihlich geschehen, wenn die Gremien, die sich zusammengeschlossen haben, in organisatorisch s a u b e r e r S c h e i d u n g verbleiben“. Der Lutherrat sei zwar „bereit und willens, die in Kassel begonnene Zusammenarbeit zu fördern“, aber jeder „Schritt über diesen Zustand hinaus,
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den Lutherrat überhaupt nicht in Frage kommen. Wir haben Oeynhausen noch nicht verarbeitet37. Es wird nun verhandelt über eine Art Parallelsynode oder Kirchenversammlung38. Was die Lutherische Synode anlangt, so handelt es sich nicht darum, sie in der nächsten Zeit zu halten. Wir vollziehen einstweilen nur die Vorbereitung, daß man sie jederzeit halten kann39. Bezüglich Melle-Wurm40. Es war möglich, eine persönliche Verbindung zwischen Wurm und Melle herzustellen41. Festzustellen ist, daß mein ursprünglicher Gedanke, Melle dazu zu bewegen, in einiger Öffentlichkeit sich dagegen zu wenden, daß der Erlaß Wurms42 durch Kerrl so mißbraucht wird43, sich nicht hat erfüllen lassen. Melle sieht
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wie ihn die Einberufung einer gemeinsamen Bekenntnissynode darstellen würde, müßte den Kasseler Zusammenschluß gefährden und dadurch die bekennende Kirche in ihrer Gesamtheit gefährden“ (LKA Hannover, D 15 I Nr. 6; vgl. auch K. Meier, Kirchenkampf 3, S. 568). D. h. die Ereignisse auf der vierten Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche vom 18.–22. Oktober 1936 in Bad Oeynhausen (vgl. dazu oben Dok. 8, Anm. 45). Eine derartige ‚Parallelsynode‘ hatte die VKL II in ihrem Schreiben an den Lutherrat vom 15. November 1937 vorgeschlagen. In diesem Schreiben hatte sie darum gebeten, „nichts unversucht zu lassen“, den seit 1936 bestehenden Riss in der Bekennenden Kirche „zu schließen, um dadurch auch den Gegnern des Evangeliums Zeugnis zu geben und ihnen vor Augen zu führen, daß der Grundsatz: Divide et impera [= teile und herrsche] für uns nicht anwendbar ist“. Wenn schon die Einberufung einer gemeinsamen Bekenntnissynode nicht möglich sei, solle daher wenigstens ein „Gespräch über den Gegenstand der Beratung“ der geplanten lutherischen Synode aufgenommen werden und „ein getrenntes Zeugnis über dieselben Gegenstände statthaben“; auf diese Weise könne die vom Lutherrat geforderte organisatorische Scheidung gewahrt bleiben, „ohne die in Kassel begonnene Zusammenarbeit durch zu starke Betonung der Geschiedenheit zu gefährden“ (LKA Hannover, D 15 III Nr. 11). Auf der Vollsitzung des Lutherrats am 21. Oktober 1937 war allerdings beschlossen worden, dass die Synode noch vor Weihnachten 1937 stattfinden sollte (vgl. dazu oben Dok. 33, Anm. 68). Zu den Auseinandersetzungen zwischen Wurm und Melle über das Auftreten Melles auf der Weltkirchenkonferenz für Praktisches Christentum in Oxford vgl. oben Dok. 33, Anm. 55ff. Am 4. November 1937 hatte in Berlin eine Aussprache zwischen Melle und Wurm stattgefunden, bei der es jedoch nicht zu einer endgültigen Bereinigung der Angelegenheit gekommen war (vgl. G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 587; H. Strahm, Methodistenkirche, S. 222). Zu der von Melle bei dieser Aussprache vertretenen Argumentation vgl. unten Anm. 46. Gemeint ist der oben Dok. 33, Anm. 57, erwähnte Erlass des Evangelischen Oberkirchenrats Stuttgart vom 7. September 1937. In einem Schreiben an Wurm vom 27. Oktober 1937, das einen Tag später in der Presse veröffentlicht worden war, hatte sich Kerrl scharf gegen den Erlass des Evangelischen Oberkirchenrats Stuttgart gewandt und dem Oberkirchenrat vorgeworfen, er habe „einen aufrechten deutschen Mann“ diffamiert, „der in vorbildlicher Weise böswilligen Verleumdungen seines Vaterlandes entgegengetreten“ sei. Oberkirchenrat und Bekennende Kirche hätten sich damit „an die Seite der ausgesprochenen Feinde des Deutschen Rei-
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sich als Mittler zwischen Nationalsozialismus und Christentum. Im übrigen freut sich Melle, daß es ihm besser geht und daß er der verfaßten Kirche einmal eins auswischen konnte. Melle glaubt, eine kirchengeschichtliche Sendung zu haben. Das muss ihm klar gemacht werden, daß er in Oxford den Dienst der Bruderliebe uns schuldig geblieben ist. Da ist er gebunden durch das öffentliche Lob, das er empfangen hat44 [einige Wörter gestrichen]. Das Problem Heckel muß auch einmal gelöst werden. Wir werden von Heckel betrogen und mißbraucht45. Melle hat zwar eingestanden, er habe an alle Kirchen der Welt gedacht in Oxford und habe kein Urteil gefällt über das Recht und Unrecht unserer Kirche, sondern nur an seine Freikirche gedacht. Aber er kann nicht einmal dem Wortlaut nach diese Behauptung begründen46. Es
ches“ gestellt und unterstützten „sie im Kampfe gegen das eigene Vaterland“ (G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 577 mit Anm. 8; vgl. dazu auch H. Strahm, Methodistenkirche, S. 220, wo das Schreiben Kerrls allerdings auf den 16. Oktober 1937 datiert ist; zur Reaktion des Oberkirchenrats auf die von Kerrl erhobenen Vorwürfe vgl. G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 578–586). Der von Kerrl erhobene Vorwurf der Staatsfeindlichkeit führte am 3. Januar 1938 zur Einleitung eines Verfahrens gegen Wurm, das aber im August 1938 eingestellt wurde (vgl. dazu ebd., S. 588–634). 44 Vgl. dazu das oben Anm. 43 erwähnte Schreiben Kerrls an Wurm und die Ausführungen Kerrls in seiner Rede in Fulda am 23. November 1937 (vgl. unten Anm. 112). 45 Heckel torpedierte sowohl die Bemühungen um die Verwirklichung der Beschlüsse der Weltkirchenkonferenz in Oxford zur Gründung des Ökumenischen Rates der Kirchen (vgl. dazu A. Boyens, Kirchenkampf 1, S. 240–247) als auch die Planungen für den Besuch der ökumenischen Delegation, die die Stellungnahme der Konferenz zur Abwesenheit der deutschen Delegation überbringen sollte (vgl. dazu oben Dok. 32, Anm. 138). 46 Melle hatte betont, bei seiner Rede vor der Weltkirchenkonferenz in Oxford vom 22. Juli 1937 habe er „weder über die allgemeine religiöse noch über die allgemeine kirchliche Lage in Deutschland“ gesprochen, sondern ausschließlich Zeugnis ablegen wollen „von der Stellung der Freikirchen in unserem neuen Staat und von der Freiheit für die Verkündigung des Evangeliums, sowie für den Dienst in Seelsorge, sozialer Arbeit und Gemeindeaufbau, die wir genießen“. Seine Ausführungen über das Versagen der Kirchen, bei denen er „in erster Linie an die Weltkirchen“ gedacht habe, hätten eine „Mahnung zur Besinnung und zur Buße“ darstellen sollen, die „an Staatskirchen, Landeskirchen, Volkskirchen und Freikirchen zugleich gerichtet“ gewesen sei (Schreiben Melles an Wurm vom 5. November 1937, auszugsweise abgedruckt bei H. Strahm, Methodistenkirche, S. 222). Wurm hatte Melle daraufhin mitgeteilt, er zweifle zwar nicht an der Darstellung Melles, nach der er lediglich zum Ausdruck habe bringen wollen, dass „die Kirchen in der großen Weltkrise nicht den Beitrag zum Frieden, zur Gerechtigkeit und Wohlfahrt der Völker geleistet“ hätten, „den man von ihnen erwarten durfte, und daß sie insbesondere dem niedergetretenen deutschen Volk in keiner Weise geholfen“ hätten; allerdings bedürfe es angesichts des dem Stuttgarter Oberkirchenrat vorliegenden Wortlauts der Rede „einer sehr eingehenden Exegese, um diesen Sinn zu finden“. Naheliegender sei vielmehr die Interpretation, die auch die Parteipresse der Rede gegeben habe: Während die Freikirchen „die große Tat Adolf Hitlers restlos anerkannt“ hätten und sich bei ihrer Arbeit darum auch „voller Freiheit“ erfreuten, hätten „die Landeskirchen dem nationalen Befreiungskampf keine Sympathie entgegengebracht, ihn vielmehr behindert, und durch
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wird gut sein, wenn wir es seiner eigenen Formulierung überlassen, um das selbst zu sagen, was wir ihm sagen müssen. Einstweilen kann Wurm die Allianzversammlungen nicht zurücknehmen47. Das bedeutet im Augenblick nichts, weil wegen der Maul- und Klauenseuche Versammlungen überhaupt verboten sind48. Hinweis auf eine Laienversammlung, die am Nachmittag stattfinden soll49. Marahrens: Kasseler Vereinigung. Persönlich habe ich die Kasseler Vereinigung als ein Geschenk angesehen. Ich habe aber damals schon zum Ausdruck gebracht, daß ich nicht in der Lage bin, dieser Tatsache zuviel Hoffnung entgegen zu bringen. Ich habe mich dagegen gewehrt, daß in dem Kasseler Gremium eine Art neuer Vorläufiger Kirchenleitung50 wiederkehrt. Ich glaube, daß es manche gibt in dem Kasseler Kreis, die diese Hoffnung nicht nur damals hatten, sondern die an dieser Hoffnung festgehalten haben. Der Kreis ist gemacht als ein Kreis, der in besonderer Situation dem Staat gegenüber die Geschlossenheit der Deutschen Evangelischen Kirche dokumentieren soll. In der Geschlossenheit steckt Spannung. Die Hauptspannung ist die Vorläufige Kirchenleitung II51. Hier ist etwas, was nicht gelöst ist und dessen Lösung man bewußt aus dem Wege geht. Man will die Schwierigkeiten nicht sehen, die bestehen. Wofür ist die Vorläufige Kirchenleitung denn
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ihre Unfähigkeit sich zu einigen, die Lage herbeigeführt, in der sie sich befinden“. Melle solle deshalb endlich zugeben, dass aus seiner Rede nichts anderes herauszulesen sei „als eine Anklage gerade gegen die deutschen Kirchen“ (Schreiben Wurms an Melle vom 9. November 1937, abgedruckt bei G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 587f.; auszugsweise abgedruckt auch bei H. Strahm, Methodistenkirche, S. 222f.). Zur Aufhebung des Verbots der Teilnahme von Pfarrern der württembergischen Landeskirche an Allianzversammlungen kam es nach weiteren Vermittlungsbemühungen dann erst im Januar 1938 (vgl. G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 588; H. Strahm, Methodistenkirche, S. 223); die Spannungen zwischen den Methodisten und den bekenntniskirchlichen Kreisen waren damit jedoch nicht behoben (vgl. ebd., S. 222). Nachdem diese Tierseuche im Herbst 1937 auch an einigen Orten in Württemberg ausgebrochen war, hatte der württembergische Oberkirchenrat in einem Erlass an sämtliche Pfarrämter vom 19. November 1937 angeordnet, in den betroffenen Orten hätten „über die Zeit der Sperre sämtliche kirchlichen Veranstaltungen“ auszufallen. Das Verbot galt auch für Nachbarorte, sofern es von der Seuchenpolizei für notwendig erachtet wurde. Im Schutzgebiet und in den benachbarten Kreisen sollten lediglich örtliche Veranstaltungen abgehalten werden; Bezirksveranstaltungen hingegen waren untersagt (Abdruck: G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 433f., Zitat: S. 433). Vgl. dazu den Bericht Breits auf der Sitzung des Lutherrats am 9. Dezember 1937 unten Dok. 38, S. 760. Gemeint ist die erste Vorläufige Kirchenleitung, die noch die gesamte Bekennende Kirche repräsentiert hatte (vgl. dazu oben Dok. 10, Anm. 98). Marahrens bezog sich hier auf den Anspruch der VKL II, die allein rechtmäßige Leitung der gesamten Deutschen Evangelischen Kirche zu sein (vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 31).
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Leitung? Ich persönlich bekomme nicht Briefe, an deren Kopf steht: den uns angeschlossenen Kirchenregierungen52. Aber solche Briefe werden bis jetzt geschrieben [einige Wörter gestrichen]. In Kassel sind die Gremien voll selbständig nebeneinandergetreten. Es kann nichts Gutes dabei herauskommen, wenn sich die Vorläufige Kirchenleitung immer wieder an bestimmte Kreise innerhalb der intakten Kirchen wendet. Es ist selbstverständlich, daß wir den Bund mit der Vorläufigen Kirchenleitung aufrechterhalten. Aber ich glaube, wir müssen ihnen die Überlegung als Pflicht zuschieben: Wie ist es mit eurem Anspruch, Vorläufige Kirchenleitung der Deutschen Evangelischen Kirche zu sein? Die alte Vorläufige Kirchenleitung konnte diesen Anspruch erheben, weil sie einen klaren kirchlichen Gegner hatte53. Das Regiment Friedrich Müller-Dahlem [mit] diesem Anspruch ist überholt durch die Gestaltung der kirchlichen Dinge. Seit Bestehen des Lutherrates ist die Beibehaltung des Anspruchs der Vorläufigen Kirchenleitung ein Unding. Die Vorläufige Kirchenleitung hat den Zeitpunkt verpaßt in der Zeit der Kirchenausschüsse. Hätte man den Mut gehabt, es zu versuchen, dann wäre heute eine andere Lage. Die Frage ist, ob nicht jetzt unter der Attacke des Staates ein ähnlicher Augenblick gekommen ist. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, wenn wir uns daran erinnern, daß es Tage gab, wo wir mit Präses Koch verhandelten, daß er in die Kirchenführerkonferenz einträte54. Er hat es nicht getan, weil er mit Zöllner usw. nicht verhandeln wollte. Heute verhandelt man mit Werner. Wir müssen uns überlegen, ob der Weg, den wir bisher gegangen sind, weitergegangen werden soll oder nicht. Die Vorläu-
52 Vgl. dazu oben Dok. 35, Anm. 27. 53 Gemeint ist das deutschchristliche Kirchenregiment der Deutschen Evangelischen Kirche unter Reichsbischof Ludwig Müller, dem die VKL I vorgeworfen hatte, „durch Lehren, Gesetze und Maßnahmen die christlichen Grundlagen der Deutschen Evangelischen Kirche, wie sie in Art. 1 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche vom 11. Juli 1933 festgestellt sind, aufgehoben“ zu haben („Vereinbarung über die Bestellung eines vorläufigen Kirchenregiments der Deutschen Evangelischen Kirche“, abgedruckt in K. D. Schmidt, Bekenntnisse 2, S. 174f., Zitat: S. 174; Herausgefordert, S. 235f.). 54 Anlässlich des Rücktritts des Reichskirchenausschusses hatte am 12. Februar 1937 eine gemeinsame Sitzung des Reichskirchenausschusses und der nicht-deutschchristlichen Amtsträger der deutschen evangelischen Landeskirchen – Kirchenführerkonferenz – stattgefunden (vgl. dazu Verantwortung 2, S. 538–541). Dabei hatte Mahrenholz ein Proponendum des Reichskirchenausschusses vorgelegt, das Vorschläge zur Bestellung einer neuen Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche durch die Kirchenführerkonferenz enthalten hatte (Abdruck in der am 12. Februar 1937 an Kerrl gesandten Fassung: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 1343ff.). Dieses Proponendum war noch am selben Tage von den Kirchenführern in einer separaten Sitzung beraten worden; dabei hatten die Kirchenführer auf Anregung Meisers beschlossen, als Vertreter des altpreußischen Bruderrats Koch zu den Beratungen hinzuzuziehen (vgl. Verantwortung 2, S. 543f.).
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fige Kirchenleitung sucht als Querverbindung Einfluß in allen Kirchen als Befehlsstelle zu gewinnen. Solange dieser Zustand bleibt, ist an eine Fortbildung des Kasseler Gremiums nicht zu denken. Die Vorläufige Kirchenleitung muß sich überlegen, ob sie nicht diesen Anspruch in aller Form aufgibt. Breit: Hier ist der Finger auf einen Punkt gelegt, der wesentlich ist, auf die Beurteilung der Vorläufigen Kirchenleitung und ihren Anspruch, aber auch auf die ungeheure Schwierigkeit, in der die Vorläufige Kirchenleitung steht. Die Vorläufige Kirchenleitung ist fortgesetzt in der Erwägung, wie sie aus dem Zustand der Vorläufigkeit herauskommt. Die Vorläufige Kirchenleitung ist auf der Höhe der Prinzipien unsanft auf den Boden der Wirklichkeit gesetzt. Sie muß sich auseinandersetzen mit den legalen Resten der Kirche, in denen sie stehen [sic!]55. Asmussen will von den lutherischen Bischöfen, daß sie die Bruderräte in den zerstörten Gebieten kirchlich legitimieren und autorisieren. Tun wir das, so werden wir in den Konflikt zwischen Bruderräten und Konsistorien hineingezogen. Das einzige, was wir ihnen geben können, ist dieses, daß wir die innere Verbindung bezeugen, wie wir können: daß wir aber auch keine Gelegenheit vorübergehen lassen, um ihnen klar zu machen: Sie müssen einmal diesen Konflikt lösen. Sie müssen den Anspruch der Vorläufigkeit [Rechtmäßigkeit] einmal loswerden. Die eiserne Klammer, in der die organisierten bekennenden Kirchen außerhalb des Lutherrates zusammengehalten werden, ist der Anspruch der Vorläufigen Kirchenleitung, d i e Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche zu sein. Hahn: Der Anspruch der Vorläufigen Kirchenleitung und ihre Zwischenregierung bereitet die größten Schwierigkeiten. Otto Fricke-Frankfurt ließ mir sagen, sie56 seien bereit, ihren Anspruch auf Rechtmäßigkeit öffentlich aufzugeben. Auch in Sachsen erscheint die Vorläufige Kirchenleitung immer noch. Aber es geht nach dem Wort: Die ich rief, die Geister, die werd ich nun nicht los. Wäre es nicht doch möglich, daß wir eine gemeinsame Leitung herausstellen? Könnte man nicht die Vorläufige Kirchenleitung dazu bringen, auf ihren Anspruch zu verzichten und dass das Drei-Männer-Kollegium57 die Leitung dann übernimmt? Breit: Ich hatte gedacht, daß das Gremium von Kassel seine Autorität einsetzt für die Ordnung innerhalb der Evangelischen Kirche der altpreu-
55 Gemeint sind z. B. die Konsistorien der altpreußischen Provinzialkirchen. 56 D. h. die VKL II. 57 Gemeint ist das aus Marahrens, Friedrich Müller und Breit bestehende Kasseler Gremium.
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ßischen Union58. Selbst wird sie es nicht fertig bringen. Wenn aber Marahrens seine kirchliche Autorität dafür einsetzt, daß die Ordnung nunmehr aufgenommen wird auch von der Vorläufigen Kirchenleitung, dann bekommen wir eine reine Situation. Sagen sie nein, dann sind wir von jedem Vorwurf absolviert. Marahrens: Ich habe erklärt: Zur nächsten Kirchenführerkonferenz lade ich ein Friedrich Müller, Zänker, Koch, von Bodelschwingh59. Dann mag die Vorläufige Kirchenleitung machen, was sie will. Über diese Zusammensetzung wird sich hoffentlich keiner beschweren. Breit: Ich möchte auch in der Kirchenführerkonferenz Altpreußen nicht als Fiktion, sondern als Wirklichkeit. Darum muß der nächsten Kirchenführerkonferenz vorausgehen die Einsetzung der Autorität Marahrens’ für eine Ordnung in der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union. Fleisch: Durch das Verhalten der Vorläufigen Kirchenleitung in Sachen der Synode60 hat die Vorläufige Kirchenleitung eigentlich schon bewiesen, daß sie ihren Anspruch aufgibt. Wir müssen zu einer regionalen Abgrenzung kommen61. Dann entsteht [sic!] das altpreußische Problem in
58 Breit bezog sich hier auf die Bielefelder Besprechungen, bei denen versucht wurde, eine nach dem Vorbild des Kasseler Gremiums gestaltete einheitliche Vertretung für die Evangelische Kirche der altpreußischen Union herauszustellen (vgl. dazu oben Dok. 35, Anm. 30, und unten Dok. 38, Anm. 130). 59 Marahrens forcierte bereits seit Oktober 1937 die Wiedereinberufung der Kirchenführerkonferenz und plante, die Vertretung der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union in der Kirchenführerkonferenz von sich aus zu regeln (vgl. dazu unten Dok. 38, Anm. 92); dieses Vorhaben scheiterte jedoch zunächst am Widerstand Breits (vgl. dazu unten Anm. 81). 60 Vgl. dazu oben Anm. 35f. und 38. 61 Vgl. dazu das offenbar Anfang 1938 im Sekretariat des Lutherrats ausgearbeitete, nicht gezeichnete und undatierte Thesenpapier „Was bedeutet regionale Abgrenzung zwischen Vorläufiger Kirchenleitung und Rat der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands?“ (mit hsl. Vermerk nachträglich datiert auf „18/II“: LKA Hannover, D 15 I Nr. 6). In diesem Papier hieß es, die VKL II müsse darauf verzichten, „die Kirchenleitung der Deutschen Evangelischen Kirche zu sein“, und sich darauf verpflichten, „a) nicht mehr Anschreiben an unsere Kirchen ‚an die angeschlossenen Kirchenregierungen und Bruderräte‘ zu adressieren; b) nicht mehr Sendlinge in unsere Kirchengebiete zu schicken, es sei denn, daß von der betr. Kirchenleitung durch uns darum gebeten würde, c) alle Schreiben an die uns angeschlossenen Kirchen nur durch uns gehen zu lassen, d) die Trennung von Notbund und lutherischer Hilfskasse säuberlich durchzuführen, sowie dafür zu sorgen, daß diffamierende Rundschreiben betr. Hilfskasse unterbleiben“. Im Gegenzug verpflichte sich der Lutherrat, die VKL II und „ihre Bruderräte innerhalb der evangelischen Kirche der altpreußischen Union, Nassau-Hessen und Oldenburg als Kirchenleitung für diejenigen Gemeinden und Kirchenteile anzuerkennen, die sich ihr ausdrücklich unterstellen“; dabei müsse der Lutherrat allerdings das Recht in Anspruch nehmen, mit denjenigen „Kirchenteilen, die nicht zur Vorläufigen Kirchenleitung gehören wollen, ohne Vermittlung der Vorläufigen Kirchenleitung Verbindung aufzunehmen“. Das Thesenpa-
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anderer Beleuchtung. Am liebsten würde ich sagen: Altpreußen sollen wir von uns aus zerlegen. Man wird nie mehr zu einer wirklichen Vertretung für Altpreußen kommen. Das gibt es nur noch im Evangelischen Oberkirchenrat Berlin. Immerhin könnte man vielleicht ein Hinführen zu den noch vorhandenen legalen Resten in Preußen und den Bruderräten [dadurch] bestärken, daß man sagt: Tut ihr es nicht, dann wird von uns aus mit den einzelnen Gebieten verhandelt. Wie sollen wir es halten, wenn Brüder aus Altpreußen zu uns kommen, und bei uns angestellt werden wollen? Also regionale Abgrenzung. Wollen sie darauf nicht eingehen, dann Verhandlungen mit einzelnen Kirchengebieten. Rein praktische Anerkennung der Prüfungen durch ein Kolloquium62. Happich: Rede von Kerrl in Fulda63. Im großen und ganzen fassen die Berichte das Wesentliche zusammen. Kerrl sprach auch über die Wahlen und versuchte zu begründen, warum es bis jetzt nicht zu einer Kirchenwahl gekommen ist. Er wies auf die Zersplitterung unter uns hin64. Im Anschluß daran sagte er: Ich bin aber bereit, erneut mit den verschiedenen Parteien zu verhandeln65. Wenn er dazu bereit ist, dürfen wir uns nicht von ihm zersplittern lassen. Es muß ein einheitliches autorisiertes Gremium auftreten, das im Namen von allen spricht. Mahrenholz66: Ich glaube, für meine Loccumer Freunde über Kassel etwas sagen zu müssen. Unsere Bedenken gehen nicht gegen die Tatsache,
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pier schloss mit der Feststellung, dass der Kirchenleitungsanspruch der VKL II nur gegenüber solchen Gemeinden erhoben werden könne, die sich ihr ausdrücklich unterstellt hätten. Vgl. dazu unten Anm. 79. Gemeint ist die programmatische Rede über Weltanschauung und Religion, die Kerrl am 23. November 1937 im Rahmen einer Kundgebung der NSDAP vor mehreren tausend Zuhörern in den Fuldaer Stadtsälen gehalten hatte. Zum Wortlaut dieser Rede vgl. die auf Grund eines Berichts des DNB erstellten Presseberichte in der „Westfälischen Zeitung“ vom 24. November 1937 (Wiederabdruck: Dokumente 4, S. 126–129), im „Völkischen Beobachter“ vom 25. November 1937 (Wiederabdruck: JK 5, 1937, S. 987ff.) und in der „B.Z. am Mittag“ vom 24. November 1937; vgl. dazu auch die Berichte Meinzolts und Happichs unten S. 707ff. und S. 712f. Nach den Presseberichten hatte Kerrl dazu ausgeführt: „Den evangelischen Kirchen gegenüber habe der Staat sich zuletzt durch die Einsetzung der Kirchenausschüsse bemüht, die vorhandenen Streitigkeiten zwischen den verschiedenen kirchenparteilichen Gruppen zu überwinden. Die Kirchenparteien aber hätten nicht gewollt. Der Führer habe nochmals in einem großzügigen Wahlerlaß die hilfreiche Hand des Staates ausgestreckt. Daß die Wahl bis heute nicht habe durchgeführt werden können, sei einzig und allein Schuld der Kirche. Eine einheitliche Richtung sei in der evangelischen Kirche nicht herzustellen“ (Dokumente 4, S. 128; JK 5, 1937, S. 988). Von einer Verhandlungsbereitschaft Kerrls war in den Zeitungen jedoch keine Rede gewesen; vgl. dazu auch die Voten Happichs und Mahrenholz’ unten S. 713 und S. 716. Zum folgenden Votum Mahrenholz’ vgl. schon oben Anm. 25.
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daß Kassel überhaupt existiert. Unsere Bedenken bestehen gegen die Art, wie die Vorläufige Kirchenleitung Kassel ausnützt. Dieser Punkt ist uns nicht so wesentlich als das andere, daß wir Bedenklichkeiten sehen in der Linie, Kassel auszu[weiten] oder aus Kassel eine neue Vorläufige Kirchenleitung zu machen, oder Kassel mit der Ordnung der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union zu betrauen. Wir könnten vielleicht dem zustimmen, was Breit gesagt hat; aber die Begründung, die Breit für die Zusammenarbeit mit den Brüdern in Dahlem gegeben hat67, ist es, die uns hochbringt. Ihre Ungezogenheiten, ihre Art, aus der Reihe zu tanzen, ihr Dazwischenreden hindert uns nicht. Das Schwierige empfinden wir darin, daß nach unserer Meinung nicht mehr genug zum Ausdruck kommt, daß zwischen uns und dem Kreis der Vorläufigen Kirchenleitung Unterschiede liegen, die ich nicht bloß als theologische Unterschiede sehe, sondern die über diese Grenze hinausgehen. Diese Unterschiede sind kirchliche. Die innere Verbundenheit, die daraus erwächst, das Stehen in gemeinsamem Bekenntnis von Schrift und Bekenntnis können wir nicht haben. Gehen wir nicht aus taktischen Gründen, um dem Staat ein gemeinsames Gremium zu bieten, allzu eng mit den Brüdern zusammen, von denen wir in Fragen der Kirche und der Lehre besonders stark geschieden sind und bei denen wir manchmal die Frage stellen, was uns in unseren Aufgaben gefährlicher stören kann, ob die grobe Art der Thüringer Deutschen Christen68 oder die feine Art, mit der gerade in der Vorläufigen Kirchenleitung Theologie getrieben und Lehre verfälscht wird? Breit: Gerade die sachliche Ergänzung, die Mahrenholz meinen Ausführungen gegeben hat, kann ich völlig aufnehmen. Ich stehe gerade darüber mit Vertreten der Vorläufigen Kirchenleitung über diese Punkte der Lehre in ständiger Auseinandersetzung69. Aber vom Staat her gesehen stehen wir in einer Front. Ich habe immer Sorge, daß wir den Einwand, der gegen uns erhoben wird, daß wir in der Kirche überhaupt nicht zusammenkommen, nicht ernst genug nehmen. Wir sollten uns
67 Vgl. das Votum Breits oben S. 690f. 68 Vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 23. 69 Zur Klärung der theologischen Auseinandersetzungen zwischen Lutherrat und VKL II hatte sich Breit darum bemüht, Theologen beider Richtungen zu einer Tagung zusammenzurufen. Diese Tagung hatte unter dem Vorsitz Breits bereits am 14./15. Oktober 1937 in Hof stattfinden und sich mit dem Bekenntnis- und Kirchenbegriff sowie Fragen der Kirchengemeinschaft beschäftigen sollen. Als Teilnehmer waren für die VKL II Asmussen, Vogel, Schlink, Iwand und Beckmann, für den Lutherrat Sasse, Sommerlath, Stoll, Thielicke und Strasser vorgesehen gewesen (vgl. das Schreiben Breits an Strasser vom 6. Oktober 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 6). Die Tagung hatte jedoch mehrfach verschoben werden müssen und konnte dann auch zum vorgesehenen Ersatztermin am 10./11. Dezember 1937 nicht stattfinden (vgl. den Schriftverkehr: Ebd.).
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mit den Leuten der Vorläufigen Kirchenleitung wenigstens dahin eins werden, daß wir dem Staat gegenüber in der Haltung uns vereinigen. Wenn wir überhaupt in einer Kirche weiter verharren dürfen, die in ihrem Gesicht und in ihrer Gestalt und ihrer Ordnung dem Staat gegenüber einige Ähnlichkeit hat mit der Kirche von gestern, müssen wir es ertragen, in unserer eigenen Mitte Spannungen auch dieser Art zu ertragen. Sonst kommen wir, die wir Kirche des lutherischen Bekenntnisses sein wollen, leicht in die Gefahr, daß wir demselben Geist verfallen, dem die Vorläufige Kirchenleitung verfallen ist, die eine reine Kirche nach ihrer Art entwickeln will. Ich glaube nicht an die Möglichkeit dieser reinen Kirche, es müßte denn sein, daß wir den Weg der freiesten und vom Staat getrennten Freikirche70 gehen, die der Polizeigewalt ausgeliefert ist, und uns damit trösten, daß wir in einer Kirche der Heiligen leben. Ich möchte in dieser Kirche nicht leben. Mir ist etwas wohler in der „unreinen“ Kirche71. Gauger: Der Lutherrat kann für sich in Anspruch nehmen, daß in den Kirchen, die zu ihm gehören, die Auseinandersetzungen in der richtigen Form geführt werden. Die Vorläufige Kirchenleitung hat das unwiderlegliche Zeugnis dafür abgelegt, daß sie keine Kirchenleitung ist. Im Augenblick unternimmt die Vorläufige Kirchenleitung immer noch Versuche, in die anderen Kirchen hineinzuwirken. Sie legt an vielen Orten Minen, gerade in den am schwersten bedrängten Kirchen. Es muß also aus kirchlichen Gründen dafür gesorgt werden, daß die Vorläufige Kirchenleitung davon abläßt, diese Minen zu legen (Sachsen, Thüringen, Mecklenburg). Für den Juristen ist vielleicht das Zentralste, was gesagt werden muß: Altpreußen. Die hinter der Vorläufigen Kirchenleitung stehenden Kreise brechen immer wieder alle Brücken ab, die zu den Kreisen innerhalb der legalen Restbestände führen. In Altpreußen ist die Verwaltung von früher erhalten geblieben. Sie denkt kirchlich. Ausgerechnet hier soll es unmöglich sein, mit derselben zu-
70 Vgl. dazu oben Dok. 4, Anm. 27. 71 In diesem Sinne hatte es bereits im Rundschreiben des bayerischen Landeskirchenrats an die Geistlichen und Religionslehrer der bayerischen Landeskirche vom 9. Januar 1936 geheißen, die altpreußischen Bruderräte versuchten „nach der Weise der Reformierten Kirche der Heiligen Schrift ein äußeres Gesetz für die Ordnung der Kirche“ zu entnehmen und seien der Überzeugung, „für jeden Fall eine bestimmte Weisung Gottes zu haben und darnach die Kirche bauen zu können“. Zwar stehe auch für die lutherische Kirche fest, dass „alle Ordnung in der Kirche nach dem Bekenntnis ausgerichtet werden muss“, die „gesetzliche Methode“ der Dahlemer müsse jedoch abgelehnt werden; lutherischer Auffassung entspreche es vielmehr, „die jeweiligen Entscheidungen aus unserem durch die Heilige Schrift erleuchteten Glauben in Berücksichtigung der jeweiligen Lage“ zu treffen, da „die Kirche Kirche in der Welt“ sei (Abdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 205–209, Zitate: S. 206f.).
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sammenzuarbeiten! Wäre es nicht jetzt an der Zeit, den Dahlemer Freunden zu sagen: Einigt Euch mit denen, die innerhalb der euch verbundenen Landeskirchen auf Artikel 1 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche72 stehen! Tut es um der Gesamtkirche willen (Rücksicht auf die Verhandlungsfähigkeit mit dem Staat). Meiser: Wir dürfen der Vorläufigen Kirchenleitung die Gemeinschaft nicht kündigen. Der Lutherrat muß bis auf weiteres die ideelle Führung behalten, bis die Frage mit der Vorläufigen Kirchenleitung gelöst ist. Breit: Es war eine verhängnisvolle Stunde in der Kirchengeschichte, als die Farbe Violett aufkam, die eine Mischung zwischen dem Blau des Himmels und dem Rot der Hölle ist73. Diese Farbe ist nicht ganz zufällig. Es scheint der Kirche versagt zu sein, eine klare Farbe dem Staat gegenüber zu zeigen. Wahrscheinlich dann, wenn Minister Kerrl sich nach Leuten umsieht, nach Leuten, mit denen er verhandeln will, werden sich viele neue Ratgeber zur Verfügung stellen. Mahrenholz: Wir sind uns alle einig, daß in unserem Kreis niemals der Gedanke laut werden darf, daß wir die reine Kirche bauen können. Aber eines ist mir bedenklich geworden. Das ist vielleicht der Grund, daß ich mich scheinbar mißverständlich ausgedrückt habe74. Wenn es so ist, daß in der Tatsache, daß Dahlem besteht, eine für die Kirche notwendige Spannung vorliegt, dann können wir uns gegen eine solche Linie regional nicht abgrenzen. Es ist nicht möglich, daß man taktisch die Dahlemiten in unseren Kirchen zum Schweigen bringt und den Dahlemiten ein regional abgegrenztes Gebiet überläßt. Für den Augenblick läßt sich Dahlem vielleicht auf ein bestimmtes Gebiet beschränken. Dahlem wirkt als geistige und theologische Bewegung. Wir können nicht verhindern, daß die Parolen gehört werden, die von Dahlem ausgegeben werden. Das erreicht man nicht. Man macht eine weitere Sicht unklar: Wenn man Dahlem den altpreußischen Raum überläßt, so erkennen wir damit implicite75 an, daß für diesen Bereich die Vorläufige Kirchenleitung mit Vollmacht arbeitendes Kirchenregiment ist. In Altpreußen gibt es viele Gruppen, die sich bedanken, durch Dahlem vertreten zu sein. Hier gibt es nur die eine Möglichkeit, ob nicht die frühere Stellungnahme des Lutherrates, daß alle aus Altpreußen an uns herangetragenen Anschlußwünsche an die zuständige Kirchenleitung
72 Vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 52. 73 Violett ist die allgemeine Kirchenfarbe der evangelischen Kirche (zur geschichtlichen Entwicklung der Farbsymbolik in den christlichen Kirchen vgl. A. A. Häußling/ E. Hofhansl, Farben). 74 Zum Votum Mahrenholz’ vgl. oben S. 700f. 75 = inbegriffen, eingeschlossen.
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gewiesen werden76, ob dieser Beschluß nicht einer Überprüfung bedarf, wo von geistlicher Leitung in Preußen nichts mehr da ist. Man würde konsequent handeln, wenn auch der zu machende Schritt schmerzlich wäre. Solange wir ihnen ein Gebiet völlig überlassen, ohne die Auswirkungen hintan zu halten, die wir befürchten, solange wird dieses aber nicht möglich sein. Marahrens: Es muß irgendein Gremium für Altpreußen gebildet werden, das die altpreußische Kirche vertritt. Dahlem hat zwei Möglichkeiten: Entweder in der gegenwärtigen Form weiter zu bestehen; dann ist es eines Tages mit Dahlem zu Ende. Oder es erklärt: Wir geben den kirchenregimentlichen Anspruch auf, wollen aber eine Bewegung bleiben, die allen Landeskirchen dient. Dann hat dieses Gremium für kein Kirchengebiet das Recht zu sagen: Wir sind hier Kirchenleitung. Das wäre die einzige Möglichkeit, durch die wir weiterkommen. Dasselbe gilt für Nassau-Hessen77. Dahlem muß quittieren als Kirchenregiment 76 Nach der Gründung des Lutherrats im März 1936 war es zu zahlreichen Anfragen von Gemeinden und Pfarrern aus dem Gebiet der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union gekommen, die den Anschluss an den Lutherrat suchten. In einer Besprechung zwischen Zoellner, Mahrenholz und Breit am 13. Mai 1936 hatte Breit Zoellner zugesagt, diese Anfragen würden dahingehend beantwortet, dass „der Anschluss von einzelnen Gemeinden oder Pfarrern nicht möglich ist, sondern nur der Anschluss von Kirchen. Überall, wo man Beziehungen zum Rat wünscht, soll auf den ordentlichen Weg durch die zuständigen Kirchenbehörden (Ausschüsse) verwiesen werden“. Damit hatte der Verdacht abgewehrt werden sollen, „als wolle der Rat in der Union Minen legen“ oder Einzelgemeinden dabei unterstützen, den Kirchenausschüssen den Gehorsam zu verweigern (Zitate aus dem undatierten Vermerk mit Paraphen Stallmanns und Brunottes: EZA Berlin, 1/1596; vgl. dazu auch K. Meier, Kirchenkampf 3, S. 566). In diesem Sinne hatte sich der Lutherrat in einem Schreiben vom 9. Juni 1936 dann u. a. gegenüber dem Hauptvorstand der Vereinigung der Evangelisch-Lutherischen innerhalb der preußischen Landeskirche geäußert (Abdruck: K. D. Schmidt, Dokumente 2, S. 762ff.). Dementsprechend hieß es auch im Schlussprotokoll der am 21. Oktober 1937 grundsätzlich angenommenen Grundbestimmungen des Lutherrats: „Lutherische Gemeinden oder Einzelpersonen innerhalb einer unierten Kirche können dem Bunde nicht angeschlossen werden, doch wird das Sekretariat ihnen zur Erhaltung ihres Bekenntnisstandes und zur Förderung ihrer lutherischen Eigenart behilflich sein“ (Abdruck: P. Fleisch, Werden, S. 409f., Zitat: S. 410; vgl. dazu und zur Annahme der Grundbestimmungen auch oben Dok. 33, Anm. 48 und 50). 77 Ebenso wie der altpreußische vertrat auch der nassau-hessische Bruderrat den Standpunkt, dass aus kirchlicher Sicht keine Kirchenleitung außer der Bekenntnissynode „und des durch ihre Berufung und in ihrem Auftrag handelnden Landesbruderrates“ existierte, und lehnte rigoros eine gleichzeitige Mitgliedschaft in der Bekennenden Kirche und in einem „irgendwie gearteten“ anderen Kreis ab, da allein die Bekennende Kirche „das Gesamtanliegen der Kirche vertritt und immer vertreten“ habe (Rundschreiben des nassauhessischen Landesbruderrats an die Brüder vom 4. August 1937, Abdruck: Dokumentation 6, S. 327). Trotzdem war der Bruderrat mit dem neu gegründeten nassau-hessischen Vertrauensrat (vgl. dazu unten Dok. 41, Anm. 18) bereits im Sommer 1937 in Verhandlungen über die Bildung einer gemeinsamen Vertretung der Landeskirche getreten, die im
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oder [muss heißen: und] als Leitung für die Deutsche Evangelische Kirche. Alle anderen Versuche führen nicht weiter, sondern hemmen uns. Aus dem Kasseler Gremium müßte die Vorläufige Kirchenleitung ausscheiden. Es bleiben nur noch übrig Kirchenführerkonferenz und Lutherrat. Mein Ziel würde in der Erstarkung des Lutherrates liegen. Ich würde mich aber als dienstältester Landesbischof auch [bemühen], die Interessen anderer Kirchengebiete zum Ausbalancieren zu bringen. Es gibt keinen anderen Weg. Es liegt an Dahlem, ob es diesen Auftrag erkennt. Fleisch: Bei der regionalen Abgrenzung muß man zwei Dinge unterscheiden, sofern es sich um Lutherrat und die Dahlemer handelt oder um die Kirchenführerkonferenz und Dahlem. Wir im Lutherrat können regional abgrenzen78. Breit: Es soll ein Einverständnis herbeigeführt werden, daß bei der Übernahme auswärtiger Kandidaten das Kolloquium bei der altpreußischen Kirchenbehörde stattfinden kann, wenn dazu von uns aus dem altpreußischen Bruderrat der Auftrag gegeben wird79. Wir müssen in geeigne-
Dezember 1937 zu einem kurzfristigen Erfolg führten (vgl. oben Dok. 33, Anm. 26, und unten Dok. 41, Anm. 22). 78 Zur Fortsetzung der Diskussion über die Auseinandersetzungen im Kasseler Gremium vgl. unten Dok. 37, S. 720f. 79 Breit hatte die dem Lutherrat angeschlossenen Kirchenleitungen in einem Schreiben vom 26. Oktober 1937 darauf hingewiesen, dass die Übernahme von altpreußischen Kandidaten und Pfarrern, die ihre Prüfung vor einer Prüfungsbehörde der Bekennenden Kirche abgelegt hatten, in den Dienst einer dem Lutherrat angeschlossenen Kirche bisher nicht geregelt sei. Da es sich bei den in der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union noch bestehenden Behörden „nicht um so eindeutig als kirchlich nicht anzuerkennende Behörden wie in Mecklenburg und Thüringen“ handele, erhebe sich die Frage, „ob Prüfungen vor den besonderen Prüfungsbehörden der Bekennenden Kirche in diesen Gebieten ohne weiteres anzuerkennen“ seien. Dazu hatte Breit vorgeschlagen, „in einem solchen Falle ein Kolloquium, nicht eine neue Prüfung zu fordern und insofern also die Prüfung vor der Bekennenden Kirche zugleich anzuerkennen und zu legalisieren“ oder „bei Einforderung der Personalakten von der betreffenden Kirchenbehörde dieser anheimzugeben [.|.|.], die Prüfung der Bekennenden Kirche ihrerseits durch ein mehr oder minder formales Kolloquium zu legalisieren“ (LKA Hannover, D 15 I Nr. 47). Obwohl der bayerische Landeskirchenrat aus Bekenntnisgründen Bedenken gegen die Ablegung eines Kolloquiums vor den altpreußischen Kirchenbehörden äußerte (vgl. das Schreiben an den Lutherrat vom 25. November 1937: Ebd.), stimmte der Lutherrat diesen Vorschlägen hier zu und forderte die angeschlossenen Landeskirchen in einem Schreiben vom 9. Dezember 1937 dazu auf, mit Bewerbern aus der altpreußischen Bekennenden Kirche entsprechend zu verfahren: Die Legalisierung der Prüfungen durch ein Kolloquium führe zu einer bedeutenden Stärkung der altpreußischen Bekennenden Kirche; zugleich würde dadurch vermieden, „daß ihr Nachwuchs in hohem Maße abwandert oder keine Anstellung erhält“. Dabei müsse allerdings noch abgewartet werden, ob „der altpreußische Bruderrat seinen Studenten und Kandidaten die Ablegung eines solchen Kolloquiums verbieten wird“ (Ebd.).
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ter Weise darauf hinwirken, daß die Vorläufige Kirchenleitung ihren Anspruch aufgibt. Das wird allerlei schmerzliche Diskussionen zwischen uns zur Folge haben. Wir werden aber nur dann Gewicht für unser Wort haben, wenn alle Kirchen, die hier vertreten sind, zustimmen und praktisch es ablehnen, den Anspruch der Vorläufigen Kirchenleitung in ihren Kirchen wirksam werden zu lassen. Es ist nicht mehr bloß eine Frage der Form, sondern eine Sachfrage, daß auch diejenigen Kirchen, die bisher ohne Widerspruch Anschriften empfangen haben, die an die der Vorläufigen Kirchenleitung angeschlossenen Kirchenleitungen gehen, [diese Anschriften] zurückweisen, bei aller Bereitschaft, auch weiterhin Anregungen, die von der Vorläufigen Kirchenleitung kommen, aufzunehmen. Die dritte Frage, die sehr eindringlich Landesbischof Meiser zur Debatte gestellt hat80, werden wir heute nicht zum Austrag bringen können. Aber ich wäre sehr dankbar, wenn immer wieder dafür gesorgt würde, daß die Frage nicht aus dem Bewußtsein weicht: Wer vertritt wen? Ich stimme Marahrens darin zu, daß das persönliche und sachliche Verhältnis zwischen dem Leiter der Kirchenführerkonferenz und dem Leiter des Lutherrates einstens doch dazu führt, daß dadurch die Fakten, die in dem Nebeneinander bestehen, verschwinden81. Marahrens: Ich darf doch konstatieren, dass alles, was heute über die Vorläufige Kirchenleitung gesagt ist, sehr objektiv gesagt ist und mit dem Wunsch, einen Ausweg aus der vorhandenen Not zu finden. Wir Kirchenführer, die wir hier sind, denken von unseren Zusammenkünften der Kirchenführerkonferenz nicht übermäßig hoch. Aber es ist ein Rest der Legalität auf dem Boden der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche82. Von hier aus können wir uns dem Staat gegenüber uns [sic!] immer noch einschalten. Deshalb haben wir allen Anlaß, die letzten Reste der Legalität nicht zu bagatellisieren oder aufzugeben.
80 Votum Meisers nicht ermittelt. 81 Tatsächlich jedoch bestanden nicht unerhebliche Spannungen zwischen Marahrens und Breit: Während Marahrens die Wiedereinberufung der Kirchenführerkonferenz forcierte, sah Breit darin eine Gefahr für die Zusammenarbeit im Kasseler Gremium und die Einflussmöglichkeiten des Lutherrats (vgl. dazu auch unten Dok. 37, Anm. 25). Um das Nebeneinander von Kasseler Gremium, Kirchenführerkonferenz und Lutherrat zu beseitigen, hatte Breit Marahrens bereits im Oktober 1937 um die Verlegung der Geschäftsführung der Kirchenführerkonferenz nach Berlin gebeten und legte bei einer Besprechung mit von Bodelschwingh, Marahrens, Meiser und Wurm am 26. November 1937 außerdem ein Organisationsstatut vor, nach dem die Führung des Kasseler Gremiums dem Leiter des Lutherrats – und damit ihm selbst – übertragen werden sollte (vgl. dazu unten Dok. 37, Anm. 2 und 23f.). 82 Vgl. dazu oben Dok. 3, Anm. 34.
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Breit: Ich füge hinzu: Es ist in keiner Weise die Absicht derer, die die Kirchenführerkonferenz weiter pflegen, die dem Lutherrat von Beginn seiner Existenz an gestellten Aufgaben zu schädigen. Damit das nie in Betracht kommt, wird auch künftig alles, was die Kirchenführerkonferenz zu tun vorhat, in engstem Einvernehmen mit dem Lutherrat geschehen. Meinzolt: Wir Juristen wollten uns über bestimmte aktuelle Fragen unterhalten83 und standen der Tatsache gegenüber, daß die Kerrl’sche Rede im Druck vorlag84. Wir sind zu der Überzeugung gekommen, daß wir uns einmal mit der Kerrl’schen Rede befassen müßten. Wir sind zum Ergebnis gekommen, daß zur Rede Stellung genommen werden muß. In einem Dreifachen ist die Rede von Interesse. 1. Die Konstatierung: Eine Kirchenwahl wird ausgesetzt, sie wird ad calendas graecas vertagt85. 2. Bis jetzt hat man immer gelesen: Diese Kirchenwahl soll stattfinden, damit das Kirchenvolk sich zu Gehör bringt. Es war nicht der Gesichtspunkt der Wahl zugrundegelegt worden, eine Einheit unter den Gruppen herbeizuführen. Jetzt heißt es auf einmal: Eine Wahl findet nicht statt, weil es nicht möglich ist, eine Einheit unter dem Kirchenvolk herzustellen86. 3. Bis jetzt bestand die Gefahr, daß das Reichskirchenministerium sich total den Thüringern [= den Thüringer Deutschen Christen] verschreiben würde. Jetzt liest man: Wir wollen keine neue Staatskirche87. Der Verzicht darauf, sich mit den Thüringern zu identifizieren, ist bedeutsam.
83 Meinzolt berichtete hier über eine Zusammenkunft von Kirchenjuristen, die im Vorfeld der Lutherratssitzung am 24. November 1937 im Sekretariat des Lutherrats stattgefunden hatte. Bei dieser Zusammenkunft hatten sich die Kirchenjuristen u. a. mit Vorschlägen befassen sollen, „in denen erörtert wird, wie die Kirche zu einer Notordnung kommen soll bei der Fortdauer der gegenwärtigen Gegensätze zwischen den evangelischen Kirchen und den ‚Deutschen Christen‘“ (Schreiben Gaugers an Friedrich, Kotte, Mahrenholz, Meinzolt und Hermann Müller vom 13. November 1937: LKA Hannover, D 15 II Nr. 36); als die Rede Kerrls bekannt geworden war, hatten sie dann jedoch einen Entwurf für ein Schreiben an Kerrl ausgearbeitet (vgl. dazu unten Anm. 93). 84 Gemeint sind die Presseberichte über die Fuldaer Rede Kerrls (vgl. dazu oben Anm. 63). 85 Kerrl hatte dazu ausgeführt, der „Staat verhalte sich [.|.|.] in Sachen dieser Wahl abwartend, nachdem sie von den Kirchenparteien vorerst selbst abgelehnt worden sei“, und werde sich „bis auf weiteres [.|.|.] auf die Aufrechterhaltung der äußeren Ordnung“ beschränken (Dokumente 4, S. 128). 86 Vgl. dazu oben Anm. 64. 87 So hatte Kerrl geäußert, der „nationalsozialistische Staat“ werde weder „an einem Staatskirchentum festhalten“ noch sei er „an der Gründung einer nationalsozialistischen Staatskirche interessiert“ (Dokumente 4, S. 128).
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Nun kommt ein anderes: Diese Ankündigung: Wahl findet nicht statt, hat Kerrl in eine Unmenge von anderen Dingen eingewickelt. Darum ist alles, was Kerrl noch gesagt hat, nicht mit der Bedeutung gesprochen, als das, was in den drei ersten Hauptpunkten zu liegen scheint [sic!]. Immerhin ist die Feststellung wichtig: Wir wollen keine Staatskirche. Die Partei mischt sich nicht in den Dogmenstreit88. Beteuerung des guten Willens, mit der Kirche zum Frieden zu kommen. Frage des Religionsunterrichts89. Kirchensteuerfrage90. Die öffentliche Meinung ist mit den angeblich hohen Aufwendungen für die Kirche91 befaßt. Das wird in allen Schulungen wiederkommen. Die Rede muß uns veranlassen, darauf zu reagieren. Wenn Kerrl erklärt hat: Ich bin bereit zu verhandeln92, so kann man fragen, ob man nicht lieber Gewehr bei Fuß stehen bleiben sollte. Ich möchte in der Mitte bleiben. Man sollte nicht mit verschränkten Armen die Rede anhören. Wir sollten nicht zu lange zusehen, wie die Thüringer Deutschen Christen sofort in die Hand Kerrls einschlagen. Wenn sich bei uns nichts regt, so könnte es so werden. Ich möchte nicht haben, daß Kerrl von sich aus die Partner dieser Verhandlung bestimmt. Wenn wir nicht zu erkennen geben, wir sind bereit, mit Dir zu verhandeln, dann wird Kerrl von sich aus Partner heraussuchen. Wir ziehen das Gesetz des Handelns an uns, wenn wir unsere Bereitschaft zu erkennen geben, mit ihm zu verhandeln. Nicht in 88 In Kerrls Rede hatte es geheißen, Staat und Partei dächten überhaupt nicht daran, „sich in den Streit der Kirchen und Bekenntnisse über Dogmen einzulassen“ (Dokumente 4, S. 127). 89 Kerrl hatte zwar zunächst angekündigt, „der Religionsunterricht in den Schulen werde niemals behindert werden“, dann jedoch „unter großem Beifall“ erklärt: „Wir können nicht anerkennen, daß die Kirche ein Recht hätte, dafür zu sorgen, daß die Menschen auf allen Gebieten so erzogen werden, wie sie es für richtig hält, sondern wir müssen es dem nationalsozialistischen Staat überlassen, die Kinder so zu erziehen, wie er es für richtig hält“ (Dokumente 4, S. 128). 90 Dazu hatte Kerrl geäußert, es sei „nicht die Aufgabe der nationalsozialistischen Regierung, die Erhaltung von Kirchen durch Zuschüsse und durch Steuern von sich aus zu sichern“; dies sei vielmehr „die Aufgabe der Gläubigen, denen es obliegen muß, für die Kirche zu sorgen, der sie zugehören wollen. Wenn dies auch nicht sofort durchgeführt wird, so steht es doch als Ziel fest“ (Dokumente 4, S. 127). 91 Kerrl hatte von „ungeheuren Beträgen“ gesprochen, die „an die beiden vorhandenen großen christlichen Kirchen gezahlt worden“ seien: Diese hätten „im Dritten Reich bisher eine halbe Milliarde an Staatsleistungen erhalten“; hinzu seien noch die Kirchensteuern gekommen, „die der Staat mit jährlich 200 Millionen Mark für sie eingezogen habe, so daß sie im Dritten Reich bisher fast eine halbe Milliarde Mark erhalten hätten“ (JK 5, 1937, S. 988).– Zu den tatsächlichen Aufwendungen des Reiches und der Länder für kirchliche Zwecke vgl. die – nicht vollständigen – Angaben bei H. Kreutzer, Reichskirchenministerium, S. 353–357 und S. 304f., Anm. 178. 92 Vgl. dazu aber oben Anm. 65.
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stürmischer Hast. Kerrl läuft uns nicht davon. Er befindet sich auf dem Rückzug. Wer soll den Schritt unternehmen? Es wäre richtig, wenn das Kasseler Gremium es täte. Ich sage das aber mit einem unnachgiebigen [ein Wort unleserlich]. Wenn [nur] ein Teil des Gremiums nicht mittäte, dann werden wir es allein machen müssen. Die Erklärung wird vorgelesen93. Breit: Allgemeine Bemerkungen. Kurz bevor die Rede gehalten wurde, haben Goebbels und Heydrich eine Versammlung gehalten, in der sie die Kirchenwahl als sicher bevorstehend den politischen Leitern mitgeteilt haben und in der sie Verhaltungsmaßnahmen [sic!] für die Wahl bekanntgegeben haben94. Dabei wurde auch ausgesprochen, daß es wün-
93 Bei der hier von Meinzolt vorgetragenen Erklärung handelt es sich offenbar um den Entwurf für ein Schreiben an Kerrl vom 24. November 1937. Im Mittelpunkt dieses Entwurfs stand nicht eine generelle Zurückweisung der Fuldaer Rede, sondern das Bemühen, in den Ausführungen Kerrls „Ausgangspunkte für Verhandlungen zur Erreichung eines von Staat und Kirche gemeinsam erstrebten Zieles“ zu finden. Dementsprechend wurde es unterlassen, die für die Kirche anstößigsten und bedrohlichsten Aussagen Kerrls überhaupt zu erwähnen. Stattdessen wurde in den drei thematisch gegliederten Abschnitten des Entwurfs („Zur weltanschaulichen Lage“; „Zur Frage des Verhältnisses von Staat und Kirche“; „Zur innerkirchlichen Ordnung“) zunächst jeweils die Übereinstimmung mit den Ausführungen Kerrls betont, bevor dann einzelne Aussagen einer kirchlichen Interpretation bzw. Kritik unterzogen wurden. So hieß es z. B. zur Stellung der Kirche im nationalsozialistischen Staat: „Wir stimmen mit Ihnen überein, wenn Sie feststellen, daß der nationalsozialistische Staat nicht mehr an einem Staatskirchentum festhalten kann und daß er nicht an der Gründung einer nationalsozialistischen Staatskirche interessiert sei. Daß die Kirche entsprechend ihrer Bedeutung auch einer besonderen Stellung im öffentlichen Raum bedarf, glauben wir dabei auch als Ihre Auffassung voraussetzen zu können und nehmen in diesem Zusammenhang Ihre Erklärung, daß der Religionsunterricht in den Schulen niemals behindert werden würde, dankbar zur Kenntnis.“ Zur Wiederherstellung einer Ordnung der evangelischen Kirche wurde im Entwurf ausgeführt: „Wir nehmen es als eine bedeutsame Erklärung zur Kenntnis, daß Sie, Herr Reichsminister, zu der Feststellung gekommen sind, eine einheitliche Richtung in der evangelischen Kirche sei nicht herzustellen. Wir sind bereit, unsererseits die sich daraus ergebenden Folgerungen zu ziehen und gleichzeitig darauf Bedacht zu nehmen, die etwa damit verbundene Gefahr der Störung der Volksgemeinschaft zu bannen. Die notwendige Auseinandersetzung wird umso reibungsloser vor sich gehen, je mehr alle Beteiligten sich Ihrem Satz verpflichtet wissen, daß Staat und Bewegung nicht daran denken, sich in den Streit der Kirchen und Bekenntnisse über Dogmen einzulassen“. Für den Schluss des Schreibens sah der Entwurf zwei Fassungen vor: Während in der ersten Fassung explizit die Bereitschaft zu Verhandlungen erwähnt wurde, hieß es in der zweiten Fassung: „Trotz mancher Belastung, die das Verhältnis zwischen Staat und Kirche in der letzten Zeit erfahren hat, glauben wir, Herr Reichsminister, doch in ihren Ausführungen den Ansatz zur Anbahnung eines neuen Weges erblicken zu können. Wir würden uns freuen, wenn dieser Weg gegangen werden könnte“ (Entwurf mit zahlreichen hsl. Korrekturen: EvAG München, NL Meinzolt 29; Zitate nach dem ursprünglichen masch. Wortlaut des Entwurfs). 94 Nicht ermittelt.
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schenswert sei, bis zu jenem Zeitpunkt die Bekennende Kirche auszuschalten, vor allem in ihren maßgebenden Vertretern, und an einigen Punkten festzustellen, wieviel man sich leisten könne in der Bekämpfung der Bekennenden Kirche. Ostpreußen jetzt 78 Verhaftungen95. Verhältnisse in Sachsen96. Nicht nur Muhs, sondern auch der Propagandaminister [Goebbels] steht hinter der Gestapo. In der jüngsten Zeit hat auch Kerrl seine Vorschläge an den Führer [Hitler] gelangen lassen. Diese Vorschläge sind vor 14 Tagen abgelehnt worden97. Damit ist auch annulliert, was von Goebbels und Heydrich geplant war. Die Rede Kerrls in Sonthofen klingt in ihrem wesentlichen Inhalt zusammen mit der Rede Kerrls in Fulda98. Kerrl hat hier sicherlich im Auf95 In Ostpreußen waren Ende Oktober 1937 allein in einer Woche 40 Pfarrer verhaftet worden (vgl. M. Koschorke, Geschichte, S. 283; zur Verhaftungswelle in Ostpreußen vgl. auch H. Linck, Kirchenkampf, S. 169–180). 96 Zu den jüngsten Verhaftungen in Sachsen vgl. oben Anm. 33; zur Lage in der sächsischen Landeskirche seit dem Sturz des Landeskirchenausschusses vgl. die Berichte Fickers auf den Sitzungen des Lutherrats am 20. August 1937 (oben Dok. 29, S. 554–557) und am 16./ 17. September 1937 (oben Dok. 31, S. 597–603), den Bericht Fichtners auf der Sitzung des Kasseler Gremiums am 28. September 1937 (oben Dok. 32, S. 622ff.) sowie den Bericht Fickers auf der Sitzung des Lutherrats am 21. Oktober 1937 (oben Dok. 33, S. 657f.). 97 Bei einer Besprechung mit Heydrich am 5. November 1937 hatte Kerrl mitgeteilt, die Trennung von Staat und Kirche (zu den entsprechenden Gesetzentwürfen des Reichskirchenministeriums vgl. oben Dok. 31, Anm. 6) könne auf Weisung Hitlers nicht sofort, sondern nur etappenweise durchgeführt werden. Dafür waren in der Besprechung vier Schritte vorgesehen worden: Ein sog. Toleranz-Erlass für den staatlichen Bereich nach dem Vorbild der Verfügung der Reichsleitung der NSDAP vom 13. Oktober 1933 (Abdruck der Verfügung: Dokumente 1, S. 145), ein Gesetz über die Ablösung der Staatszuschüsse für die Besoldung der Geistlichen, die Abschaffung der Realkirchensteuern, der Besteuerung von Ehegatten und juristischen Personen sowie über die Abschaffung der Kirchensteuereintreibung durch den Staat. Kerrl, dessen kirchenpolitische Maßnahmen vom SD misstrauisch beobachtet wurden, hatte in der Besprechung für eine enge Zusammenarbeit von Staat und Partei geworben; um seinen innerparteilichen Gegnern Entgegenkommen zu signalisieren, hatte er Heydrich ausdrücklich versichert, weder er noch Muhs strebten eine Staatskirche an (vgl. H. Kreutzer, Reichskirchenministerium, S. 307ff.).– Zur Haltung Hitlers vgl. den vertraulichen Aktenvermerk des Reichsfinanzministeriums vom 12. November 1937, wonach Hitler angeordnet hatte, „daß auf dem Gebiete des Kirchenwesens zunächst keine Änderungen erfolgen“ sollten (Abdruck: Dokumente 4, S. 125f., Zitat: S. 125); auch bei J. Goebbels, Tagebücher I/4, S. 394, heißt es in einem Eintrag vom 6. November 1937, Hitler habe bei einem Mittagessen geäußert: „In der Kirchenfrage auch Reverse. Nicht damit in die Weihnachtszeit hineinplatzen“. 98 Kerrl hatte am 19. November 1937 auf der Ordensburg Sonthofen einen Vortrag vor Kreis- und Gauamtsleitern gehalten, in dem er ebenfalls über Weltanschauung und Religion gesprochen hatte. Die Inhalte stimmten sachlich mit der Fuldaer Rede überein, waren jedoch teilweise schärfer formuliert. Die in der Rede vorgetragenen Angriffe galten hauptsächlich der katholischen Kirche. Nachdem Kerrl anfangs noch begeistert empfangen worden war, waren die Kreis- und Gauamtsleiter von der Rede dann jedoch enttäuscht gewesen. Dazu hatten nicht nur die langatmigen und konfusen geschichtstheologischen Ausführungen Kerrls geführt, sondern vor allem die Tatsache, dass er außer Stande gewe-
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trag geredet99. Die Weise, wie er die ihm gestellte Aufgabe aufgenommen und durchgeführt hat, beurteile ich ebenso wie Meinzolt. Es ist selbstverständlich, daß die Weisung von ihm in einen Zusammenhang gebracht werden mußte mit dem, was er bisher gesagt hat. Es ist interessant gewesen, im Verlauf der letzten vier Jahre festzustellen, wie in dem Augenblick, [in dem] vom Staat etwas Entscheidendes vorbereitet wurde, bevor das [ein Wort unleserlich] kam, von dem, was [faktisch] vorbereitet wurde, [ein Wort unleserlich] eine gegensätzliche Interpretation des [zwei Worte unleserlich] kam, was an der obersten Stelle beschlossen wurde. So begegnen wir auch jetzt wieder einer gegensätzlichen Interpretation. Wir müssen unterscheiden zwischen einer lex abscondita und revelata100. Die Rede Kerrls ist ein Stück der lex revelata. Dieses Stück enthüllt uns lediglich ein Stück der Taktik des Staates. Die lex abscondita bleibt hiervon ganz unberührt. Auf diesem Hintergrund müssen wir alles sehen und verstehen, was in dieser Rede entwickelt ist. Zur Sache selbst. Rein formal: In der Flut der Anregungen bitte ich Sie, die zwei Fragen nicht zu übersehen: Wer soll reden, wenn die erste
sen war, konkrete Maßnahmen gegen die Kirchen anzukündigen. So hatte Kerrl lediglich ausgeführt, ein von ihm in Aussicht genommenes „Verbot des Beitritts zu einer Konfession“ sei von Hitler abgelehnt worden; auch sei es unklar, ob die geplante Abschaffung des staatlichen Kirchensteuereinzugs „jetzt schon durchführbar“ sei. Schließlich hatte Kerrl festgestellt, im Gegensatz zu den Gewerkschaften und liberalistischen Einrichtungen könne die Partei die Kirchen nicht einfach zerstören, weil „wir anstelle eines zertrümmerten Christentums dem deutschen Volke nichts bieten können“ und daher „heute jede Propaganda, die der Vernichtung der derzeitigen Religionsgemeinschaften das Wort rede, verfehlt sei“. Am Schluss der Rede war es unter den Zuhörern dann zu abfälligen Bemerkungen wie „so ein Geseires [sic!]“ und „jetzt hetze ich erst recht“ gekommen; besonderen Unmut hatte erregt, dass Kerrl sich für Entscheidungen, die den antikirchlichen Absichten der Kreis- und Gauamtsleiter zuwiderliefen, stets auf Hitler selbst berufen hatte, während er seine übrigen Maßnahmen nicht begründet hatte (undatierter und ungezeichneter Bericht „Vortrag des Reichsministers Kerrl vor den Kreisleitern und Gauamtsleitern auf der Ordensburg Sonthofen am 19. 11. 37“: BArch Dahlwitz-Hoppegarten, ZB I/1585). 99 Dies war jedoch nicht der Fall; nach seinen Reden in Sonthofen, Fulda und Hagen (vgl. dazu unten Dok. 38, Anm. 10) warf der SD Kerrl vielmehr vor, er habe die in der Besprechung vom 5. November 1937 erzielte Vereinbarung über die Trennung von Staat und Kirche öffentlich gemacht, obwohl „das Ergebnis der Besprechung seiner weitgehenden Bedeutung wegen den interessierten Kreisen nicht vorzeitig zur Kenntnis kommen durfte“, und sei in der Hagener Rede dann sogar wieder von den Trennungsplänen abgerückt (Stellungnahme des SD vom 8. Januar 1938: BArch Dahlwitz-Hoppegarten, ZB I/1585). 100 = verborgenes und offenbartes Gesetz. Breit spielte hier auf die von Luther vorgenommene Unterscheidung vom verborgenen Gott (Deus absconditus) und gepredigten/offenbarten Gott (Deus revelatus) an (vgl. dazu T. Reinhuber, Deus; W. Krötke, Verborgenheit, Sp. 940).
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Frage, ob geredet werden soll, entschieden ist, und wann soll gesprochen werden? Happich berichtet über den Verlauf der Versammlung in Fulda101. Wir haben uns gewundert, daß diese Rede in Fulda gehalten wurde. Wahrscheinlich, weil Fulda Sitz der katholischen Bischofskonferenz ist. Der Saal umfaßt mit allen Nebenräumen 2.500 Leute. Wieviele auf der Straße standen, kann ich nicht beurteilen102. Als Adjutant war Stahn dabei. Das erste Drittel der Rede war kaum zu verstehen aus akustischen Schwierigkeiten. Die Rede hat zwei Stunden gedauert. Inhaltlich konnte sie in dreiviertel Stunden gehalten werden. Die Einleitung ging aus von dem Paradies. Dann kam Aristoteles, Plato, Konstantin, Kopernikus, Kant103. Der ganzen Rede war abzuspüren, daß sich der Minister selbst nicht ganz klar ist. Viele logische Gegensätze. Er hat zwei oder drei Mal betont, daß der Nationalsozialismus Religion ist104. Dann mußte die Absage kommen gegenüber allen Konfessionen. Wir empfanden die Spannung sehr stark. Es heißt in den Zeitungen: brausender Beifall. Es haben natürlich viele geklatscht. Eine Unmenge Menschen haben kein einziges Mal geklatscht. Kerrl kam auch auf Dibelius zu sprechen und erklärte mindestens fünf Mal, er habe das nicht gesagt, was Dibelius behauptet105. Hätte er vorausgewußt, daß Dibelius freigesprochen wird106, so hätte er die Sache allein gemacht. Es war ein Kunststück, zwei Stunden zu reden und kein Wort über Rosenberg zu sagen. Angriffe, die gegen uns erfolgt sind: Wenn ein HJ-Jüngling eine eigene Meinung vertrete, dann gingen wir alle gleich hoch. Andere Teile seiner Rede hatte er schon am 13. Februar 1937 gehalten107. Wesentlich war, daß sehr deutlich das Problem der Trennung von Staat und Kirche hereinwirkte. Betonung, daß sie keine einzige Konfession
101 Vgl. dazu oben Anm. 63. 102 Die „Westfälische Zeitung“ hatte von insgesamt 5.000 Zuhörern berichtet (vgl. Dokumente 4, S. 126). 103 Über diesen Teil der Fuldaer Rede war in den Zeitungen nicht berichtet worden; zu den teilweise absurden geistesgeschichtlichen Ausführungen Kerrls vgl. aber den oben Anm. 98 erwähnten Bericht über seine Rede in Sonthofen und die Mitschrift des SD über die ähnliche Rede am 30. November 1937 in Hagen (BArch Dahlwitz-Hoppegarten, ZB I/ 1585). 104 Kerrl hatte sich „entschieden gegen das Gegeneinanderausspielen von Weltanschauung und Religion“ gewandt und „unter Hinweis auf die alleinige Gültigkeit des nationalsozialistischen Parteiprogramms“ festgestellt, der Nationalsozialismus sei „eine religiöse Bewegung, die die Bindung an Gott und die göttliche Ordnung nicht nur durchaus anerkennt, sondern durchlebt“ (JK 5, 1937, S. 987). 105 Vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 5. 106 Vgl. dazu oben Dok. 31, Anm. 4. 107 D. h. in seiner Rede vor den Vorsitzenden der Landes- und Provinzialkirchenausschüsse (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 3).
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bevorzugen würden. Dann zählte er auf, was an Konfessionen da ist, um die Zersplitterung zu zeigen. Abschluß: Deutsche Christen – Deutsche Glaubensbewegung108. In diesem Zusammenhang kam er auf die Kirchenwahlen zu sprechen und sagte: Man hätte alles gewollt, aber man hätte von der Kirche her selbst die Sache zerstört. Es sei keine einheitliche Linie zu sehen109. Er erklärte, daß er grundsätzlich gegen Wahlen gewesen wäre. Er sagte dann nicht: Wahlen kommen nicht110. Er sagte: Ich bin bereit, erneut mit den verschiedenen Parteien zu verhandeln111. In einem Abschnitt seiner Rede kam der andere Satz: Ich habe nicht die Absicht, irgendwelche rigorosen Kirchengesetze zu erlassen. Immer wieder wurden bis in den Himmel gehoben die Freikirchen112. Dann bekam Wurm seinen Hieb, auch [Name unleserlich]. Nun ist es eine Frage der Taktik: Ist es richtig, sofort an ihn zu schreiben? Es ist nicht [ein Wort unleserlich], wenn man sich äußert, aber man darf sich nicht in Einzelheiten festlegen, wenn man eine [mündliche] Verhandlung herbeiführen möchte. Meiser weist auf die Differenzen mit Rosenberg hin113. Kann man mit Kerrl und Muhs überhaupt verhandeln? Breit: Das Bedenken hat natürlich Gewicht. Ich glaube auch, daß ein solches Schreiben dann besonderen Wert hätte, wenn es sich sehr beschränkt auf einige Gesichtspunkte. Dahin gehört der unverschämte Vorwurf von Kerrl114, und dahin gehört die Fesselung der Kirche durch beauftragte Vertreter des Staates. 108 Auch über diesen Teil der Rede war in den Zeitungen nicht berichtet worden. In seiner Sonthofener Rede hatte Kerrl dazu aber ausgeführt, die Propaganda solle „lediglich die Deutschen Christen in ihrer Werbung unterstützen, denn dann würden die Katholiken usw. von ihren Kirchen entfernt und ein offizielles Eingreifen des Staates oder der Partei sei nicht erforderlich“ (Zitat aus dem oben Anm. 98 erwähnten Bericht). In Kerrls Rede in Hagen hieß es dann, der nationalsozialistische Staat werde weder „die Deutsche Glaubensbewegung oder andere als offizielle Staatsreligion“ einführen noch eine „deutschchristliche Staatskirche“ herstellen (Zitate aus der oben Anm. 103 erwähnten Mitschrift des SD). 109 Vgl. dazu oben Anm. 64. 110 Vgl. oben Anm. 85. 111 Vgl. aber oben Anm. 65. 112 So hatte Kerrl ausgeführt, bezeichnenderweise „hätten die christlichen Freikirchen eindeutig anerkannt, daß sie niemals freier und ungehinderter das Evangelium verkünden könnten als im Dritten Reich“; allerdings seien ihre Vertreter, „die nicht machtpolitisch, sondern religiös interessiert seien“, deshalb von „Kreisen der Bekenntnisfront diffamiert worden“ (JK 5, 1937, S. 988). 113 Gemeint sind die kirchenpolitischen Differenzen zwischen Kerrl und Rosenberg. 114 Breit bezog sich hier offenbar auf den oben Anm. 43 erwähnten Vorwurf der Staatsfeindlichkeit; in seiner Fuldaer Rede hatte Kerrl außerdem den Vorwurf erhoben, trotz der „bewiesenen übergroßen religiösen Toleranz“ des nationalsozialistischen Staates hätten die Geistlichen immer wieder „gegen den Staat gewühlt“ und die „zugunsten einzelner
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Bauer: Es ist richtig, daß die Kirchenwahl vorgesehen war. Bei einer Drukkerei in Erfurt waren 1 1/2 Millionen Flugblätter der Deutschen Christen abgerufen worden. Außerdem waren alle Bürgermeister angewiesen gewesen, sämtliche Wahlkarteien in Ordnung zu bringen. Bei den Deutschen Christen bröckelt es gewaltig. Spannung zwischen Leutheuser und Leffler. Leutheuser ist sehr stark in den Hintergrund gedrängt worden. Ein Rheinländer wurde mit der Presseleitung beauftragt115. Nun noch eine Äußerung, die kennzeichnend ist für die Thüringer Deutschen Christen. Sie stammt wahrscheinlich von Leutheuser selbst: Wenn wir den Kampf gegen die Kirche gewonnen haben, dann wird der viel schwerere Kampf gegen den Staat kommen116. Also, sie wissen ganz genau, was gespielt wird. Sie wissen, daß der Kampf gegen das Christentum überhaupt geht. Aber dieser Kampf ist ja von vornherein verloren. Sie haben ja den Boden preisgegeben, auf dem sie kämpfen könnten. Der Minister [Kerrl] ist tatsächlich abgerückt von den Deutschen Christen (Kerrl sagte: Ich kann auch den Deutschen Christen, die mir am sympathischsten sind, nicht helfen117). So sehr ich das Anliegen verstehe wegen der politischen Differenzen, so kann ich nur raten: Um Christi willen müßten wir es fertig bringen, das einmal alles auszuschalten. Wir müßten mit den Männern118 trotzdem verhandeln. Es ist bei der Mentalität dieser Kreise nicht anders möglich, als daß wir diesen Weg beschreiten, den Meinzolt vorgeschlagen hat. Ich würde dringend bitten, den Entwurf Meinzolts119 anzunehmen. Wurm: Ich bin auch der Meinung, daß wir trotz aller Bedenken die Möglichkeit benützen sollten, die die Rede Kerrls geschaffen hat. Es gibt eine Menge Leute in unserer Kirche, wohlgesinnte Menschen, denen gegenüber wir entschieden uns darauf berufen müssen, daß wir keine Gelegenheit ausgelassen haben, mit dem Staat ins Gespräch zu kommen. Wir sind doch allmählich hartschlägig geworden gegenüber den politischen Beschimpfungen. Meine Stellung in Württemberg ist durch
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Kirchenparteien ordnungswidrig gesammelten“ Kollekten zur „staatsfeindlichen Propaganda mißbraucht“ (JK 5, 1937, S. 988). Am 1. September 1937 hatte der Mülheimer Pfarrer und frühere Schriftleiter der deutschchristlichen Blätter „Weckruf“ und „Kommende Kirche“, Heinz Dungs, die Leitung des Presseamts der Nationalkirchlichen Bewegung Deutsche Christen in Weimar und – als Nachfolger Leutheusers – die Schriftleitung des deutschchristlichen ‚Kampfblatts‘ „Die Nationalkirche. Briefe an Deutsche Christen“ übernommen (vgl. JK 5, 1937, S. 800; vgl. auch H. Weitenhagen, Evangelisch, S. 296, S. 311ff.). Zitat nicht ermittelt. Vgl. dazu oben Anm. 108. Gemeint sind Kerrl und Muhs. Vgl. dazu oben Anm. 93.
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die Angriffe gegen mich120 nur befestigt worden. Der Kurswert derartiger Superlative geht mit dem Nennwert soweit auseinander wie bei gewissen südamerikanischen Papieren. Die Diffamierungen Kerrls dürfen uns nicht abhalten, in diesem Augenblick ein Wort zu reden. Ich verstehe durchaus, daß gesagt ist: Man darf in das erste Wort nicht allzuviel hineinstopfen. An zwei Punkten habe ich Anmerkungen: Religionsunterricht und Gewissensfreiheit. Es muß hier gesagt werden, in welchem Maße gerade hier die Freiheit mit Füßen getreten wird. Man könnte erwägen zu sagen: Wie wäre es, wenn neben dem offiziellen Schritt wir uns in den einzelnen Kirchen diese Rede näher ansehen würden und auf den anscheinenden Widerspruch zwischen der Praxis gegenüber der Kirche und den volltönenden Worten von Kerrl hinweisen würden? Es ist notwendig, zu einem bestimmten Zeitpunkt positiv zu handeln. Breit: Es ist wichtig, daß wir aus der Rede Kerrls wahrnehmen können, wie wir doch in unseren Eingaben beachtet worden sind121, auch wenn nicht sofort ein Echo kam. Was die politischen Verdächtigungen betrifft, so können uns die Angriffe unsere Ehre natürlich nicht nehmen. Daneben ist es schon wichtig, daß in den politischen Gliederungen die Angriffe aufhören. Wir müssen hier scharf unterscheiden zwischen dem, was wir der Rücksicht auf die eigene Person schuldig sind, und der Rücksicht, die wir unserer Gemeinde schulden. Lilje: In der Beurteilung der Rede ist der entscheidende Punkt nicht die verkappte Absage an die Kirchenwahl, sondern die Einleitung einer neuen Epoche in dem Verhältnis zwischen Staat und Kirche mit dem Ziel der Trennung von Staat und Kirche. Da scheint sich mir die zweite Frage zu erheben: Wie können wir den bisher unter uns ausgedrückten Willen, Kerrl bei seiner Bereitschaftserklärung zu verhaften, sachgemäß durchführen? Man wird das schriftlich tun müssen. Die Erklärung darf aber nicht mit inhaltlichen Dingen behaftet werden. Geht man weiter, dann müssen wir auf sehr viele Dinge eingehen. Dann müßten
120 Vgl. dazu oben Anm. 43. 121 Im Bericht der „Westfälischen Zeitung“ über Kerrls Rede in Fulda hatte es dazu lediglich geheißen, Kerrl habe sich „Belehrungen darüber, was er als zuständiger Minister zu tun habe, [.|.|.] von jeher schärfstens verbeten“ (Dokumente 4, S. 127); aus dem oben Anm. 103 erwähnten Bericht des SD über die ähnliche Rede in Hagen geht jedoch hervor, dass Kerrl sich z. T. wörtlich auf die Eingaben des Kasseler Gremiums bezog. So führte er unter Anspielung auf den Schlusssatz der Erklärung des Kasseler Gremiums gegen Rosenberg (vgl. dazu oben Dok. 34, Anm. 7) aus: „Herr Maharenz [sic!], Sie haben mir [geschrieben], Gott wird das Leben der Völker von uns fordern. Nein, Herr Maharenz [sic!], sie sind nicht dazu ausgesucht, sondern Gott hat seinen Willen kundgetan, von wem er die Verantwortung für das deutsche Volk fordern will. (Beifall) Und diese Verantwortung, die hat er dem Führer übertragen.“
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wir auf die Frage Religion und Weltanschauung [kommen]. Es soll also nur das Gespräch herbeigeführt werden. Was man außerdem schreibt, setzt man immer einem Mißverständnis aus. Mahrenholz: Wenn schon einmal zwischen der Politik des Staates unterschieden wird, die abscondita und revelata ist122, so kann man das auch weiter ausdehnen in der Art, wie eine Rede gehalten wird, und in der Art, wie sie das Licht der Öffentlichkeit erblickt. Wichtig ist, in welcher Weise die Rede bekannt gemacht wird. Wenn man das voraussetzen muß, dann ist es sehr schwierig, den Vorschlag von Lilje aufzugreifen und den Staat wissen zu lassen: Wir sind zu Verhandlungen bereit. Der Satz von der Bereitschaft zu Verhandlungen steht in der Rede gerade nicht. Deshalb kann man unsere Bereitschaft, zu verhandeln, nicht anders erklären als durch sachliche Auslegung der Rede. Wir müssen auf die Dinge hinweisen, die uns eine Anknüpfung zu bieten scheinen. Hermann Müller: Wir müssen die beiden Zwecke erfüllen: Wir müssen einige Ausführungen des Ministers zurückweisen. Dann müssen wir den Minister auf einige Sätze festlegen, die als Fortschritt von unserem Standpunkt aus zu bewerten sind. Ich stelle mich auf den Standpunkt des Entwurfs123. Weiter würde ich in dieser Frage nicht gehen. Was die anderen Punkte betrifft, ob man nicht das erste ganz weglassen soll, so meine ich, man müßte mit kurzen Worten zurückgreifen, womit wir nicht einverstanden sind. Das kann nicht kürzer als im Entwurf geschehen. Was die Differenzierung betrifft, so genügt es vollständig, wie es der Entwurf auch schon tut, [dass man] sagt: Es liegt vieles zwischen uns, aber wir sehen darüber hinweg. Über alles, was bisher geschehen ist, kann im Rahmen des geplanten Schreibens nicht gesprochen werden. Trotz der Einwendungen gegen den Entwurf wird man urteilen müssen, daß der Entwurf das Nötige sagt, was im gegenwärtigen Zeitpunkt gesagt werden muß. Breit: Es ist die Meinung der Versammlung, das Kasseler Gremium solle den Brief an Kerrl richten. Dem Kasseler Gremium wird aufgegeben, den Skopus, der im Entwurf vorgelegt ist, im großen und ganzen sich anzueignen und auf Grund dessen ein Schreiben an Kerrl zu schicken. Wenn die Vorläufige Kirchenleitung nicht mitmachen will, dann sollen Lutherrat und Kirchenführerkonferenz allein vorgehen. Im übrigen verzichtet unser Kreis darauf, im einzelnen über den Entwurf zu sprechen124.
122 Vgl. dazu oben Anm. 100. 123 Gemeint ist der von Meinzolt vorgetragene Entwurf (vgl. oben Anm. 93). 124 Die Grundlage für eine Stellungnahme des Kasseler Gremiums zu den Reden Kerrls bildete dann jedoch nicht der Entwurf Meinzolts, sondern ein Entwurf der VKL II, der auf
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Stoll berichtet über die Synode125. Bitte, daß das Schreiben betr. Benennung der Synodalen126 beantwortet wird. Die Synode muß so vorbereitet werden, daß die Synode jederzeit einberufen werden kann. Sind grundsätzliche Bedenken gegen die Abhaltung der Synode überhaupt vorhanden, dann müssen sie heute geäußert werden, dann erübrigen sich alle Arbeiten der Vorbereitung. [Fleisch]: Prüfung durch intakte Kirchen127. Bayern überlastet. Sachliche Differenz: Hannover prüft nach seinen Bestimmungen128, Bayern prüft nach Bestimmungen der jeweiligen Kirche129. Man kann für beide Arten gute Gründe anführen. Wir in Hannover machen die Kandidaten
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der Sitzung des Kasseler Gremiums am 10. Dezember 1937 vorgelegt wurde (vgl. dazu unten Dok. 39, Anm. 37). Vgl. dazu oben Anm. 34. Vgl. die Schreiben des Sekretariats des Lutherrats an das Landeskirchenamt Hannover, den sächsischen Landeskirchenausschuss, den Evangelischen Oberkirchenrat Stuttgart, den Landeskirchenrat München, die Lutherische Bekenntnisgemeinschaft Thüringen, die Lutherische Bekenntnisgemeinschaft Mecklenburg, den schleswig-holsteinischen Landesbruderrat, das schaumburg-lippische Landeskirchenamt, den Lübecker Bruderrat und die braunschweigische Landeskirche vom 10. November 1937, mit denen die Mitgliedskirchen aufgefordert worden waren, die Synodalen für die geplante lutherische Synode bis zum 20. November 1937 zu benennen (LKA Hannover, D 15 III Nr. 11). Meiser hatte den Lutherrat in einem Schreiben vom 6. November 1937 darum gebeten, auf der nächsten Sitzung für eine einheitliche Regelung zur Prüfung von Kandidaten aus zerstörten Kirchengebieten durch die dem Lutherrat angeschlossenen intakten Landeskirchen Sorge zu tragen (LKA Hannover, D 15 I Nr. 47). Anlass dazu war die Bitte des schleswig-holsteinischen Bruderrats an die bayerische Landeskirche, die zweite theologische Prüfung der Vikare der schleswig-holsteinischen Bekenntnisgemeinschaft vorzunehmen (vgl. das Schreiben Tramsens an Meiser vom 2. November 1937: Ebd.). Der bayerische Landeskirchenrat hatte daraufhin beschlossen, man wolle den schleswig-holsteinischen Bruderrat zwar in keinem Fall „im Stiche lassen“, angesichts „der Häufung und offenbar verschiedenartigen Behandlung derartiger Fälle“ sei jedoch zunächst eine „Fühlungnahme unter den im Lutherischen Rat [sic!] angeschlossenen [sic!] Kirchen [.|.|.] unerlässlich“ (Schreiben Meisers an Tramsen vom 6. November 1937: Ebd.). Nach dem oben Anm. 127 erwähnten Schreiben Tramsens an Meiser hatte sich der schleswig-holsteinische Bruderrat mit seiner Bitte zunächst an die hannoversche Landeskirche gewandt; dem Bruderrat sei von dort jedoch mitgeteilt worden, die hannoversche Landeskirche könne „sich bei der derzeit schwierigen Lage des Kirchenkampfes nur bereit erklären, im Rahmen der dort giltigen [sic!] Bestimmungen die Prüfung vorzunehmen“. Das aber bedeute eine erhebliche Belastung für die schleswig-holsteinischen Vikare, „da die Hannoverschen Bestimmungen eine wesentlich anders gestaltete Prüfung“ vorsähen und die Vikare „zum Teil in einer Zeit und Kraft stark in Anspruch nehmenden praktischen Tätigkeit gestanden und sich für eine Prüfung nach unseren Bestimmungen vorbereitet“ hätten. Eine Einigung zwischen dem schleswig-holsteinischen Bruderrat und der hannoverschen Landeskirche kam dann nicht mehr zustande (vgl. dazu K. Reumann, Kirchenkampf, S. 342). Allerdings wurden dann auch die in Bayern durchgeführten Prüfungen der schleswig-holsteinischen Vikare nur als bayerisches Examen vorgenommen (vgl. K. Reumann, Kirchenkampf, S. 342).
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durch die Prüfung zu unseren Kandidaten. Es ist die absolute Legalisierung solcher Prüfungen. Man wird in Hannover nicht leicht von dem eingeschlagenen Weg abgehen. Es sollte nicht danach der Strom aus den zerstörten Gebieten sich richten. Ich weiß nicht, ob wir heute darüber entscheiden sollen. Es müßte jede Kirche das bei sich selbst überlegen. Ich würde vorschlagen, daß erst Hannover und Bayern in Austausch miteinander treten. Wir müssen zu einer Verteilung kommen. Meiser entwickelt den bayerischen Standpunkt und bespricht die Frage der Übernahme von Kandidaten aus anderen Landeskirchen in den Dienst der eigenen Landeskirche. Tramsen: Uns lag bei unserer Bitte130 vor allem daran, daß möglichst bald die Prüfung vorgenommen werden könnte. Kinder versucht, uns alle Stellen zu nehmen131. Deshalb wollten wir die in Frage kommenden zwölf Kandidaten nach Bayern schicken132. Es ist durchaus nötig, daß vom Lutherrat aus entscheidende Bestimmungen getroffen werden. Nach der Verfassung hat bei uns der Landesbischof den Vorsitz in der Prüfungskommission133. Darum müssen unsere Leute außer Landes gehen.
130 Vgl. dazu oben Anm. 127. 131 Der Präsident des Kieler Landeskirchenamts, Kinder, hatte am 25. September 1937 den kommissarischen Oberkonsistorialrat und Verbindungsmann der Bekennenden Kirche im Landeskirchenamt, Halfmann, abberufen (vgl. J. Bielfeldt, Kirchenkampf, S. 159f.; K. Reumann, Kirchenkampf, S. 322ff.). Halfmann war noch vom Landeskirchenausschuss mit der Zuständigkeit für Prüfungen und Ordinationen beauftragt worden und hatte die Gewähr dafür geboten, dass die landeskirchlichen Prüfungen im Sinne der Bekenntnisgemeinschaft durchgeführt wurden (vgl. ebd., S. 287 mit Anm. 752). Nachdem Halfmann noch kurz vor seiner Abberufung acht Vikare der Bekenntnisgemeinschaft ordiniert hatte, war ihm am 12. November 1937 von Kinder schriftlich mitgeteilt worden, dass er dazu keine Befugnis mehr besitze; dadurch war die Frage nach der Prüfung und Ordination des theologischen Nachwuchses der Bekenntnisgemeinschaft wieder akut geworden (vgl. ebd., S. 341). 132 Da sich die Verhandlungen des schleswig-holsteinischen Bruderrats mit der hannoverschen und der bayerischen Landeskirche noch länger hinauszögerten, konnte die ursprünglich für den Herbst 1937 vorgesehene Prüfung von elf Vikaren der Bekenntnisgemeinschaft dann erst im Februar 1938 abgehalten werden. Kinder bemühte sich in der Folgezeit um eine Wiedereingliederung der Kandidaten und Vikare der Bekenntnisgemeinschaft in die schleswig-holsteinische Landeskirche. Im Oktober 1938 kam es nach längeren Verhandlungen mit dem Landesbruderrat und dem Lutherrat schließlich zu einer Vereinbarung, nach der die in Bayern geprüften Vikare in den landeskirchlichen Dienst übernommen und die Kandidaten künftig wieder durch das Kieler Landeskirchenamt geprüft werden sollten (vgl. K. Reumann, Kirchenkampf, S. 342f.). 133 Vgl. § 138 der Verfassung der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schleswig-Holsteins vom 30. September 1922, nach dem „die Leitung der theologischen Prüfungen“ zu den „amtlichen Obliegenheiten der Bischöfe“ gehörte (F. Giese/J. Hosemann, Verfassungen 1, S. 223–266, Zitat: S. 258). Bei der Vereinbarung vom Oktober 1938 (vgl. dazu oben Anm. 132) wurde deshalb die Einrichtung eines zweiten Prüfungssenats für die Kan-
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Stoll: Es steht jeder Landeskirche frei, Kandidaten durch ein Kolloquium bei sich aufzunehmen. Persönlich bin ich für den Weg, den Fleisch empfiehlt. Es wäre wichtig, wenn wir im Sekretariat wüßten, wann und wo jeweils Prüfungen sind. Bauer wünscht eine Prüfung nach Thüringer Muster für Thüringer Kandidaten. Es muß für die Kirchen des Lutherrats Gepflogenheit werden, daß sie erst beim Bruderrat anfragen, ehe sie auswärtige Pfarrer aufnehmen. Jeder verlorene Pfarrer ist bei uns ein verlorenes Grabenstück. Dann haben wir auch den Wunsch, daß Ausgewiesene [Text bricht ab]. Mahrenholz: Bei den Dingen des ersten Examens glaubt immer auch der Staat, Ansprüche erheben zu können. Bespricht die Frage der Legalität. In Hannover melden sich die Kandidaten aus auswärtigen Kirchen zum ersten Examen wie die Kandidaten der Hannoverschen Landeskirche. Sie werden in unsere Kandidatenliste aufgenommen und werden dann beurlaubt in die heimische Landeskirche. Beim zweiten Examen liegt die Sache grundsätzlich auf der gleichen Linie. Mir scheint dieser Weg der bessere zu sein. Fleisch: Wir bitten die zerstörten Kirchen, uns anzugeben, welche Studenten und Kandidaten und zu welchen Terminen voraussichtlich fertig werden. Bei Meldungen von Kandidaten soll Mitteilung an den Lutherrat gehen134.
didaten der Bekenntnisgemeinschaft vorgesehen, an dem Landesbischof Paulsen nicht beteiligt sein sollte; die Kandidaten mussten sich dann jedoch trotzdem von Paulsen prüfen lassen, weil die beiden Prüfungssenate für unterschiedliche Fächer zuständig waren (vgl. K. Reumann, Kirchenkampf, S. 343ff.). 134 Nach G 2, S. 2, lautete der hier gefasste Beschluss: „Der Lutherrat soll feststellen, durch welches Verfahren das größtmögliche Maß an Legalität für die zu prüfenden Kandidaten erreicht werden kann. Die zerstörten Kirchen werden gebeten, die Namen der Kandidaten, die in nächster Zeit prüfungsreif werden, dem Sekretariat bekanntzugeben, damit in Fühlungnahme mit den Landeskirchen eine zentrale Ordnung möglich wird.“– Der Lutherrat forderte daraufhin den sächsischen Landeskirchenausschuss sowie die Landesbruderräte in Thüringen, Mecklenburg und Schleswig-Holstein dazu auf, die voraussichtliche Zahl der Meldungen von Studenten und Kandidaten zu den theologischen Prüfungen von Herbst 1938 bis Herbst 1939 zu melden; damit sollte eine „möglichst glatte Verteilung der Kandidaten“ auf diejenigen Landeskirchen erreicht werden, „deren Prüfungswesen rechtlich intakt“ geblieben war (Schreiben vom 27. November 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 47; vgl. auch die Antwortschreiben ebd.). Gleichzeitig bat der Lutherrat das Landeskirchenamt Hannover, den Evangelischen Oberkirchenrat Stuttgart, den Landeskirchenrat München und das Landeskirchenamt Wolfenbüttel darum, Angaben zu den bevorstehenden Prüfungsterminen, Meldefristen, voraussichtlichen Prüfungskapazitäten und Zulassungsvoraussetzungen für die Prüfung mitzuteilen, um ein „möglichst reibungsloses Prüfungsverfahren für die Studenten und Kandidaten der zerstörten Kirchen unseres Bundes zu bewerkstelligen“ (Schreiben vom 27. November 1937: Ebd.; vgl. auch die Antwortschreiben ebd.).
37 Besprechung mit von Bodelschwingh, Breit, Marahrens und Wurm 1937 November 26 I. Meiser, Wachstuchheft 8, S. 312–315. II. von Bodelschwingh – Breit – Marahrens – Meiser – Wurm. III. Berlin W 35, Sekretariat des Lutherrats, Großadmiral-Prinz-Heinrich-Str. 14; von 9.00 Uhr bis mittags. G: 1. Meiser, ATB; 2. Aufzeichnung von Bodelschwinghs (masch. Übertragung) (HA Bethel, 2/39–53).
[Breit:] Bedeutung und Zukunft des Kasseler Zusammenschlusses1. Verschiedene Auffassung von Kassel. Breit will nicht in den Verdacht einer zweideutigen Haltung kommen. Darum sollten wir uns untereinander Bescheid geben: Wollen wir die Kräfte unterstützen, die einer Auflösung bzw. Entwertung der Kasseler Einigung dienen, oder wollen wir eine uns erträgliche und von uns dann auch durchzuführende Auffassung von dem Wesen des Kasseler Gremiums bilden, zu der wir dann jederzeit stehen? Breit legt den Entwurf für ein Organisationsstatut für Kassel vor2.
1 Gemeint ist die Zusammenarbeit der Kirchenführerkonferenz, des Lutherrats und der VKL II in dem am 5./6. Juli 1937 gebildeten ‚Kasseler Gremium‘ (vgl. dazu oben Dok. 25 und 27), das – ausgelöst durch die oben Dok. 36, Anm. 24, erwähnten Beschlüsse des Reformierten Konvents der Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche, des Moderamens des Reformierten Bundes und des reformierten Mitglieds der VKL II vom 5. Oktober 1937 – in eine schwere Krise geraten war (vgl. dazu die Diskussion auf der Sitzung des Lutherrats am 25. November 1937 oben Dok. 36, S. 689–694, S. 696–706). 2 Dabei handelte es sich offenbar um eine undatierte Vorlage mit der Überschrift „Kassel“, die im LKA Hannover, D 15 I Nr. 75, und L 3 I Nr. 20 mehrfach überliefert ist. Nach diesem ‚Organisationsstatut‘ sollte das Kasseler Gremium „eine kirchliche Föderation zur Stärkung in gemeinsamen Anfechtungen, zur Abwehr gemeinsam zu bestehender Angriffe“ und zur „Förderung gemeinsam zu lösender Aufgaben“ darstellen. Diese Konföderation bedeute weder eine „Union der vertretenen Stellen“ noch die „Aufstellung einer neuen Vorläufigen Leitung nach Art der Vorläufigen Leitung vom November 1934“, sondern erhalte ihren Mitgliedern die Selbstständigkeit. Der Lutherrat könne deshalb einen Leitungsanspruch der VKL II gegenüber den ihm angeschlossenen Kirchen nicht anerkennen; auch hätten alle im Kasseler Gremium vertretenen Kirchen und kirchlichen Kreise das Recht, auf der für alle geltenden bekenntnismäßigen Grundlage Angliederungen – z. B. aus der kirchlichen Mitte – vorzunehmen. Die gemeinsamen Aufgaben erforderten eine ununterbrochene Verständigung zwischen den Vertretern des Kasseler Gremiums. Mit der Führung des Gremiums solle der Vorsitzende des Lutherrats beauftragt werden, der diese Aufgabe in ständigem Benehmen mit Marahrens und Friedrich Müller wahrzunehmen
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Soll das Gremium erhalten werden? Ist die Hoffnung, daß es bald zugrunde geht, [stärker] als der ehrliche Wille, es zu erhalten? Breit bittet um Weisung und darum, daß er dann im Vollzug dieser Weisung nicht gestört wird. Wurm: Kassel hat für Württemberg sehr wohltätig gewirkt, vor allem in Pfarrerkreisen, die oppositionell zur Kirchenleitung stehen3. Es würde viel Schwierigkeiten machen, wenn Kassel aufgegeben würde. Es sollte nicht von unserer Seite etwas geschehen, was als Intrige gegen Kassel aufgefaßt werden könnte. In dieser Hinsicht ist unser Kollegium4 völlig eins. Schwerwiegende Unterschiede sind in unserem Kollegium nicht. Die Stellung zum Lutherrat ist im Kollegium einheitlich. Das Kollegium ist immer gehemmt durch die ablehnende Haltung des Bruderrates und der Laienbevollmächtigten5.
habe. Für den Behinderungsfall solle für jedes Mitglied des Kollegiums ein Vertreter zur Verfügung stehen. Schließlich diene es der „Wahrheit und der kirchlichen Sauberkeit“, wenn es künftig „gelänge, eine Überschneidung der Tätigkeit der drei Vertretungen zu vermeiden“.– Die Verfasserschaft des Statuts ist unklar; eine Paraphe Gaugers, die sich allerdings nur auf einem der im LKA Hannover, D 15 I Nr. 75, überlieferten Exemplare findet, lässt die Vermutung zu, dass Gauger das Statut verfasst hat. Aus mehreren hsl. Vermerken Breits auf dem selben Exemplar geht hervor, dass das Statut auch für andere Sitzungen – z. B. des Kasseler Gremiums – als Vorlage vorgesehen war. 3 Dazu gehörte vor allem die von der Theologie Karl Barths beeinflusste ‚Kirchlich-theologische Sozietät in Württemberg‘, die kompromisslos die Entscheidungen der Bekenntnissynoden von Barmen, Dahlem und Bad Oeynhausen verfocht und die VKL II als einzige kirchlich legitime Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche betrachtete. Sie warf dem Evangelischen Oberkirchenrat Stuttgart ständiges Lavieren zwischen Bekennender Kirche und Staat vor und verdächtigte ihn, „wesentlich um seine eigene Freiheit und seine Sorge für gesetzliche Lösungen“ zu kämpfen. Restlos ablehnend stand sie der Mitgliedschaft Württembergs im Lutherrat gegenüber, den sie als „schismatisches Gebilde menschlicher Willkür und kirchlicher Diplomatie“ verurteilte (Schreiben Schempps an Wurm vom 8. September 1936, Abdruck: G. Schäfer, Landeskirche 4, S. 823–829, Zitate: S. 825; zu Entstehung, Geschichte und theologischen Positionen der württembergischen Sozietät vgl. M. Widmann, Geschichte; vgl. auch D. Buchstädt, Sozietät, S. 113ff.). Kritisch stand aber auch der Landesbruderrat den Entscheidungen des Oberkirchenrats gegenüber, obwohl er die württembergische Kirchenleitung als Kirchenregiment anerkannte und selbst keine kirchenregimentlichen Funktionen ausübte (vgl. T. Dipper, Bekenntnisgemeinschaft, S. 124); diese Kritik richtete sich besonders gegen die Zugehörigkeit der Landeskirche zum Lutherrat (vgl. dazu unten Anm. 5). 4 Gemeint ist der Evangelische Oberkirchenrat Stuttgart. 5 So hatte der württembergische Landesbruderrat bereits bei der Gründung des Lutherrats erklärt, er könne in dieser Gründung „keine kirchlich begründete Notwendigkeit sehen und keine Mitverantwortung dafür übernehmen“ (Entschließung vom 26. März 1936, abgedruckt bei T. Dipper, Bekenntnisgemeinschaft, S. 119; vgl. dazu auch ebd., S. 115– 129). Als dann Ende 1937 bekannt wurde, dass der Lutherrat eine lutherische Synode vorbereitete (vgl. dazu oben Dok. 33, Anm. 68), teilte der Landesbruderrat dem Evangelischen Oberkirchenrat Stuttgart in einem Schreiben vom 18. Dezember 1937 mit, ihm liege „alles daran, dass die evangelische Christenheit Deutschlands durch eine geordnete Ver-
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Besprechung mit von Bodelschwingh, der zu Kerrl gerufen worden ist6. Von Bodelschwingh’s Linie7. Breit: Kerrl wäre zu sagen: 1. Es kann nicht weiter geduldet werden, daß das, was unseren Pfarrern vorgeworfen wird, in dieser Weise geahndet wird. Das zerstört jedes Rechtsgefühl, die Rechtsmoral und das Rechtsempfinden8. Die Leute in den Gemeinden sagen jetzt schon: Wenn unser Pfarrer ins Gefängnis kommt, dann ist der Pfarrer gar nicht so schlecht. Man kann nicht eine
tretung, wie es in der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche vom Juli 1933 vorgesehen ist und in den Bekenntnissynoden der Deutschen Evangelischen Kirche bestätigt wurde, zu den kirchlichen Fragen verbindlich spricht und damit die Einheit der Deutschen Evangelischen Kirche sichtbar darstellt“; zugleich legte der Landesbruderrat dem Oberkirchenrat eine Reihe kritischer Rückfragen vor, die vor allem die Anerkennung der Barmer Theologischen Erklärung (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 48) durch die lutherische Synode und ihr Verhältnis zur Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche betrafen (Abschrift im LKA Hannover, D 15 I Nr. 102). Eine ähnlich kritische Haltung nahmen auch die württembergischen Vertrauensleute ein (zum Fortgang der Auseinandersetzungen über die geplante lutherische Synode in Württemberg vgl. die bei G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 863–901, abgedruckten Dokumente sowie T. Dipper, Bekenntnisgemeinschaft, S. 200–205). 6 Das Gespräch von Bodelschwinghs mit Kerrl fand am 26. November 1937 nach der Besprechung von Bodelschwinghs mit Breit, Marahrens, Meiser und Wurm statt (vgl. G 2). Der Empfang beim Minister war auf Bitte von Bodelschwinghs zustandegekommen; in seinem Schreiben vom 20. November 1937 hatte er Kerrl darauf hingewiesen, er sei „organisatorisch nach keiner Seite gebunden“ und komme „auch nicht als Beauftragter einer Gruppe“, sondern „als freier Mann, der aber doch für ein bedeutsames Stück kirchlicher Arbeit verantwortlich ist“ (Schreiben zit. bei C. Nicolaisen, Bodelschwingh, S. 96). Das Gespräch fand unter vier Augen statt (vgl. T. M. Schneider, Kollaboration, S. 307).– Zu Inhalt und Verlauf des Gesprächs vgl. die Aufzeichnung von Bodelschwinghs (HA Bethel, 2/39–53; Abdruck unten im Anhang Nr. VIII) und die undatierte „Aktennotiz über ein Gespräch zwischen Herrn Pastor D. v. Bodelschwingh und Herrn Reichsminister Kerrl am 26. November 1937“ (LKA Hannover, L 3 I Nr. 20). 7 Nach seinem „Programm für die Aussprache“ beabsichtigte von Bodelschwingh den Minister u. a. darauf hinzuweisen, dass die „jetzige Methode der Gewalt“ keine Aussicht auf Erfolg besitze. Auf diesem Weg ließe sich die verlorengegangene Autorität der Kirchenbehörde keinesfalls wiederherstellen; vielmehr würden die Gemeinden stets aufs Neue beunruhigt und gerade „die Besten entfremdet“. Auch das gegen das Christentum gerichtete Verhalten der NSDAP, etwa auf dem Gebiet der Schule, stärke nur den „pflichtmäßigen Widerstand“. Die Spaltung innerhalb der evangelischen Kirche ließe sich nur noch überwinden, wenn den faktisch getrennten „beiden Kirchen“ unter einem gemeinsamen „Verwaltungsdach“ die „Freiheit im einzelnen“ gewährt werde, d. h. getrennte geistliche Leitungen. Um diesen Plan zu verwirklichen, solle der Minister in ein neues Gespräch mit Kirchenvertretern eintreten (HA Bethel, 2/39–53). 8 Breit bezog sich auf die Kriminalisierung, der sich diejenigen Pfarrer ausgesetzt sahen, die gegen den sog. Kollektenerlass vom 9. Juni 1937 verstießen (vgl. dazu oben Dok. 25, Anm. 54; Dok. 27, Anm. 28; vgl. dazu auch unten Dok. 39, Anm. 67).
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Sache, die als Recht nur auf dem Hintergrund der Kirche gewertet werden kann, zu einem Staatsverbrechen stempeln. 2. Man kann sagen: Ihr habt in vier Wochen Frieden, wenn ihr den geistlichen Anspruch der Bekennenden Kirche respektiert und befriedigt. Die Ehre des Pfarrers darf nicht preisgegeben werden und nicht das, was schrift- und bekenntnismäßig für unaufgebbar gehalten werden muß. 3. Nicht verschwiegen werden darf die unerhörte Mundtotmachung der Kirche, deren Augapfel zerstört werden darf und die nicht sprechen darf. Sie darf ja nicht einmal mehr in Gotteshäusern sprechen. Dem Bischof von Braunschweig [Johnsen] ist eine Kanzelerklärung einfach verboten worden9. Beschlagnahme von Vervielfältigungsapparaten und Druckereien10. 4. Zurückweisung der unerhörten Verdächtigungen11. Es kommt noch so weit, daß jeder, der noch in die Kirche geht, berufliche und geschäftliche Schädigungen zu fürchten hat12. Mitteilung über Bielefelder Besprechungen13. Koch, Stoltenhoff, Zänker, Müller (Stratenwerth), Preußische Konferenz14 (Burghardt [rich-
9 Gemeint ist ein Grußwort Johnsens, das anlässlich des Männersonntags in den Gottesdiensten am 28. November 1937 verlesen und in gedruckter Form in kirchlichen Gebäuden verteilt werden sollte. Die Gestapo hatte das Verbot zunächst damit begründet, dass „der Landesbischof zur Veröffentlichung eines solchen Grußwortes nicht berechtigt sei, weil er nicht in die Berufsliste der Schriftleiter eingetragen sei“. Auf einen Einspruch des Landeskirchenamts hatte die Gestapo diese Begründung dann zwar zurückgezogen, das Verbot jedoch aufrechterhalten, da der Inhalt des Grußwortes geeignet sei, „die öffentliche Sicherheit oder Ordnung zu gefährden“ (vgl. das Schreiben des braunschweigischen Landeskirchenamts an die Staatspolizeileitstelle Braunschweig vom 27. November 1937, Abschrift im LKA Hannover, D 15 II Nr. 5). Am 12. November 1937 hatte Johnsen von der Gestapo außerdem mündlich die Mitteilung erhalten, dass ihm die weitere Herausgabe seiner Bischofsbriefe untersagt sei, da er nicht in die Schriftleiterliste eingetragen sei (vgl. das Schreiben Johnsens an den Lutherrat vom 15. November 1937: Ebd.). Dazu hieß es in einem Schreiben der Staatspolizeileitstelle Braunschweig an Johnsen vom 19. Januar 1938, die Herausgabe von Bischofsbriefen und Rundschreiben, für die „die formellen pressepolizeilichen Voraussetzungen“ fehlten, sei nicht gestattet, „selbst wenn ihr Inhalt lediglich aus kirchenamtlichen Mitteilungen oder seelsorgerischen Maßnahmen für die Ihnen unterstellten Pfarrer“ bestehe; gegen einen Abdruck im landeskirchlichen Amtsblatt sei jedoch nichts einzuwenden (Abschrift: Ebd.). 10 Vgl. dazu oben Dok. 36, Anm. 30f. 11 Gemeint ist der Vorwurf Kerrls, die Bekennende Kirche sei staatsfeindlich (vgl. dazu oben Dok. 36, Anm. 43 und 114; vgl. auch unten Dok. 38, S. 732). 12 Am 2. Dezember 1937 kam es dann zu einem weiteren Gespräch mit dem Reichskirchenminister, an dem neben von Bodelschwingh auch Breit teilnahm (vgl. dazu unten Dok. 38, Anm. 5). 13 Zu diesen Besprechungen vgl. oben Dok. 35, Anm. 30. 14 Gemeint ist die sog. Landeskirchliche Konferenz, eine Sammlung der kirchlichen Mitte in der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union. Wie aus einem Aufruf vom 1. März
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tig: Burghart]), Neutrale (Heydenreich [richtig: Heidenreich])15. Die altpreußische Kirche ist als Einheit überhaupt nicht lebensfähig. Friedrich Müller und Niemöller setzen die verfehlte Politik des Evangelischen Oberkirchenrats Berlin fort, die fingierte Einheit der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union festzuhalten16. Die Unterschiede in Preußen sind zu groß. Die einzelnen Kirchenprovinzen müssen ein gewisses Maß von Freiheit haben. Wenn der Dahlemer Kreis17 auch für Preußen in eine Arbeitsgemeinschaft mit anderen treten will, dann muß er sich auch daran bitten [binden]. Die praktische Schwierigkeit liegt darin, daß hinter den Dahlemern die klare Front Niesel, Hesse und die Barmer Gruppe (Gemarke)18, Albertz steht. Nachdem die Kirchenausschüsse in Preußen verschwunden sind19, steht die Bekennende Kirche vor einer neuen Lage. Sie muss bereit sein, sich einer neuen Si-
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1937 hervorgeht, wollte dieser aus Anlass des Wahlerlasses Hitlers (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 1) entstandene Zusammenschluss alle diejenigen sammeln, „die mit Artikel 1 der von dem Führer anerkannten Verfassung“ der Deutschen Evangelischen Kirche „sich auf das Evangelium von Jesus Christus gründen“ und „das Wort Gottes als die alleinige Quelle kirchlicher Verkündigung anerkennen“. Dadurch sollten allerdings weder neue Spaltungen in die bereits bestehenden kirchlichen Gruppierungen gebracht noch eine neue Gruppe ins Leben gerufen werden; der Zusammenschluss wollte vielmehr „gemeinsam mit den bekenntnisgebundenen Vertretungen der anderen Landeskirchen die Anliegen der altpreußischen Kirche zur Geltung“ bringen und „mit allen Glaubensbrüdern eine starke Gemeinschaft“ bilden, „deren einziges Anliegen es ist, dem Herrn der Kirche und dadurch auch dem deutschen Volk zu dienen“ (Wahldienst der VKL II Nr. 11 vom 15. März 1937, S. 8f.: Evag München, A 1.18; vgl. dazu auch K. Meier, Kirchenkampf 3, S. 181f.). Ursprünglich hatten nur Koch, Friedrich Müller, Stoltenhoff, von Bodelschwingh und Zänker an den Bielefelder Besprechungen teilgenommen; der Kreis der Teilnehmer war dann aber sowohl um Vertreter der Landeskirchlichen Konferenz als auch um weitere Vertreter aus dem altpreußischen Bruderrat erweitert worden (vgl. dazu die Unterlagen im HA Bethel, 2/39–82). Anspielung auf den vom altpreußischen Bruderrat für das gesamte Gebiet der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union erhobenen Kirchenleitungsanspruch, den Breit für das drohende Scheitern der Bielefelder Besprechungen verantwortlich machte (vgl. dazu unten Dok. 38, Anm. 130). Zum damaligen Sprachgebrauch der Bezeichnung ‚Dahlemer‘ vgl. oben Dok. 3, Anm. 36. Die reformierte Gemeinde Barmen-Gemarke gehörte zu den wenigen Gemeinden in der Kirchenprovinz Rheinland, in denen die Deutschen Christen bei den Kirchenwahlen von 1933 nicht die Mehrheit gewonnen hatten. Die Pfarrer der Gemeinde, unter ihnen Paul Humburg, Karl Immer und Harmannus Obendiek, gehörten zu den entschiedensten Vertretern der Bekennenden Kirche. Im Januar 1934 hatte in Barmen-Gemarke die erste freie reformierte Synode, im Februar 1934 die erste rheinische Bekenntnissynode und im Mai 1934 dann die erste Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche stattgefunden (vgl. R. Steiner, Barmen-Gemarke; K. Scholder, Kirchen 1, S. 568). Nachdem der altpreußische Landeskirchenausschuss am 23. August 1937 abberufen worden war (vgl. dazu oben Dok. 32, Anm. 9), hatte Muhs auch die noch verbliebenen Provinzialkirchenausschüsse für handlungsunfähig erklärt, sobald eines ihrer Mitglieder zu-
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tuation zu öffnen. In der Praxis werden die Folgerungen nicht gezogen. Apologetische Zentrale20. Künneth habe staatsabträgliche Dinge geschrieben; auch seine Arbeitsweise sei, vom Staat her gesehen, untragbar. Darum soll er von der Apologetischen Zentrale entfernt werden21. Verbot der Bibelrüstzeiten22. Die Geschäftsführung des Kasseler Gremiums muß in die Geschäftsstelle des Lutherrates verlegt werden23. Ebenso muß die Geschäftsführung der Kirchenführerkonferenz in einer spürbaren Verbindung mit dem Lutherrat stehen24. Bis jetzt hat Breit immer einen Hemmschuh angelegt, wenn Marahrens eine Kirchenführerkonferenz einberufen wollte. Zunächst wurde das Augenmerk Marahrens’ auf den Zustand in der altpreußischen Union gelenkt. Es ist zu wünschen, wenn Marahrens zur Kirchenführerkonferenz einlädt, so sollte Marahrens zunächst an den Lutherrat gewiesen werden25.
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rückgetreten war; die Tätigkeit der Provinzialkirchenausschüsse war dann am 30. September 1937 endgültig zu Ende gegangen (vgl. dazu G. Besier, Lenkung, S. 368). Vgl. dazu oben Dok. 9, Anm. 18 und 22–26; Dok. 21, Anm. 205; Dok. 36, Anm. 16. Vgl. dazu unten Dok. 38, Anm. 33. Die Apologetische Centrale hatte für die Zeit vom 14.–27. November 1937 die Durchführung eines Bibelkurses für Laien unter der Leitung Künneths geplant. Dieser Bibelkurs war „in erster Linie für Gemeindeglieder bestimmt, die in der Zeit entscheidender religiöser Auseinandersetzungen aus Gottes Wort Weisung empfangen wollen“ (JK 5, 1937, S. 883). Die Rüstzeit hatte von der Apologetischen Centrale jedoch abgesagt werden müssen, nachdem sie am 11. November 1937 auf Betreiben des Reichskirchenministeriums von der Berliner Gestapo verboten worden war. Auf eine telefonische Rückfrage Künneths hatte das Ministerium mitgeteilt, das Verbot müsse aus „staatspolitischen Gründen“ aufrechterhalten werden (Schreiben Künneths an den Lutherrat vom 18. November 1937: LKA Hannover, D 15 II Nr. 5; vgl. dazu auch M. Pöhlmann, Kampf, S. 210). Zu dieser Forderung Breits vgl. das oben Anm. 2 erwähnte Organisationsstatut für das Kasseler Gremium; eine frühere Fassung dieses Statuts hatte noch den später gestrichenen Hinweis enthalten, das Sekretariat des Lutherrats sei auch technisch besonders für die Übernahme der Führung der Geschäfte des Kasseler Gremiums gerüstet (LKA Hannover, D 15 I Nr. 75). Breit hatte Marahrens bereits in einem Schreiben vom 20. Oktober 1937 darum gebeten, in Erwägung zu ziehen, „ob eine Ausrichtung und bessere Zusammenfassung nicht dadurch gefördert werden könne, daß die Führung der Geschäfte der Landeskirchenführerkonferenz nach Berlin verlegt wird“. Den Anstoss zu dieser Bitte hatten Gerüchte gegeben, nach denen Marahrens für den 22. Oktober 1937 die Einberufung der Kirchenführerkonferenz plante (LKA Hannover, D 15 I Nr. 72); tatsächlich hatte an diesem Tag dann aber eine Sitzung des Kasseler Gremiums stattgefunden (vgl. dazu oben Dok. 34). Breit sah in der Einberufung der Kirchenführerkonferenz – vor allem angesichts der nach wie vor ungeklärten Verhältnisse in der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union – nicht nur eine Gefährdung der Zusammenarbeit des Lutherrats mit der VKL II, sondern befürchtete zudem eine Einschränkung der Einflussmöglichkeiten des Lutherrats. So hatte es z. B. in seinem kritischen Schreiben an Marahrens vom 29. Juni 1937 geheißen, es liege ihm „nicht daran, der ohnehin so viel angefochtenen Kirchenführerkonferenz Schwierig-
38 Sitzung des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (Lutherrat) 1937 Dezember 9 I. Meiser, Wachstuchheft 8, S. 316–342. II. Bauer – Beste – Breit – Ficker – Fleisch – Flor – Gauger – Hahn – Marahrens – Meiser – Rost – Stoll – Tramsen – Wurm. Behm – Geiger – Happich – Henke – Hollweg – Johnsen – Kotte – Kühl – Lambrecht – Lilje – Matthias Schulz (für Nagel) – von Schwartz – Stallmann. III. Berlin W 35, Sekretariat des Lutherrats, Großadmiral-Prinz-Heinrich-Str. 14; von 10.00 Uhr bis 13.00 Uhr und von 15.00 Uhr bis 19.30 Uhr. G: 1. Meiser, ATB; 2. Protokoll des Sekretariats des Lutherrats, gez. Breit (LKA Hannover, D 15 III Nr. 13); 3. Aufzeichnung Hollwegs vom 13. Dezember 1937 (LKA Leer, Kirchenordnungen, Kirchengemeinde- und Synodalordnung, Kirchenkampf, Nr. 2 Vol. I).
Andacht Breit. Lagebericht Breit: In dem Verhältnis von Staat und Kirche bereitet sich ein Zustand vor, der die Kirche in einen völlig neuen Abschnitt ihrer Geschichte führt1. Was hier zu überlegen ist, kann nicht ernst genug ge-
keiten zu bereiten“, wohl aber müsse er „pflichtgemäß darüber wachen, daß dem Lutherrat und dem damit uns erteilten Auftrag kein Schade geschieht“ (LKA Nürnberg, Meiser 80).– Im Sinne Breits kam es dann zunächst auch nicht zum Zusammentritt der Kirchenführerkonferenz, sondern zu einer Sitzung des Kasseler Gremiums (vgl. dazu unten Dok. 39). Die Kirchenführerkonferenz tagte erst wieder am 17. März 1938, als der Zerfall des Kasseler Gremiums kaum noch aufzuhalten war (vgl. das Einladungsschreiben Marahrens’ vom 10. März 1938: LKA Nürnberg, Meiser 101). 1 Gemeint ist die von nationalsozialistischen Parteikreisen geplante Trennung von Kirche und Staat. In einer offenbar von Breit verfassten, undatierten Ausarbeitung „Für die Vollsitzung des Lutherrates am 9. Dezember 1937“ hieß es dazu, „Form und Inhalt der in Deutschland heute in Vorbereitung befindlichen und später durchgeführten Trennung“ seien nicht mit dem Verhältnis von Staat und Kirche in anderen Ländern – wie z. B. in den USA – zu vergleichen. Das Selbstverständnis des nationalsozialistischen Staates werde keineswegs eine „Freistellung der Kirche im Sinne der Weimarer Verfassung“ zulassen, sondern der Kirche lediglich eine „Freiheit öffentlicher Bedeutungslosigkeit“ und eine „Freiheit auf dem Gebiet des jus in sacra“ zugestehen, die mit den „Mauern der Gotteshäuser“ zusammenfalle. Der Kirche werde es künftig versagt sein, „aus der Sphäre des Privatrechtlichen in die Sphäre des Gemeinrechtlichen hinauszuwachsen“, womit sie in ein Ghetto verwiesen werde. Auch die Bereitschaft des Staates, der Kirche und den kirchlichen Gruppen das Recht zur geistlichen Leitung zu konzedieren, werde vom Staat praktisch wieder „sterilisiert“, da die geistlichen Leitungen auf Grund der Ausweitung der Staatsaufsicht über die kirchliche Vermögensverwaltung, die bisher zum Selbstverwaltungsrecht der Kirche gehört habe, keinen Einfluss mehr auf Maßnahmen hätten, die mit finanziellen Auswirkungen verbunden seien (LKA Hannover, D 15 III Nr. 13).
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nommen werden, auch um deswillen, weil erfahrungsgemäß alles, was für das Verhältnis Staat und Kirche eh und je ausgemacht worden ist, eine ungeheure Beharrungskraft in sich birgt, so daß Fehler, die die Kirche macht, ihr von der Geschichte nie verziehen werden. In der Frage des Rechts hat man sich entschlossen, neue Wege in der staatlichen Kirchenpolitik zu gehen2. Nach unserer Überzeugung sind die neuen Wege lediglich neue Wege zu dem alten Ziel, das in einer fast bewunderswerten Klarheit von Anfang an in unserem Reich aufgestellt worden ist. Dr. von Bodelschwingh hat sich dazu entschlossen, die Beziehung zu Kerrl wieder aufzunehmen3. Ursprünglich lag der Gedanke vor, ob er nicht den Versuch machen sollte, mit der obersten Stelle [= Hitler] die Verbindung aufzunehmen. Aber er hat sich dann doch zu dem anderen Weg entschlossen. Er hat sofort eine Zusage des Ministers [Kerrl] erhalten. In einem Gespräch unter vier Augen hat er den Minister darauf aufmerksam gemacht, daß alle Versuche, mit der Kirche ins Reine zu kommen, wieder mißglücken müssen, wenn er sich nicht dazu versteht, vor Verordnungen und Gesetzen mit der Kirche sich ins Benehmen zu setzen4. Es ist ihm gelungen, viel Verständnis beim Minister zu erreichen, vor allem wahrscheinlich deshalb, weil inzwischen bei der obersten Stelle die Erkenntnis auftauchte, daß man in der bisherigen Weise nicht weiterverfahren könne. Ob hinter dieser Erkenntnis der ehrliche Wille steht, der Kirche zu geben, was der Kirche gehört, kann bezweifelt werden. Es war auch in dem Gespräch, das von Bodelschwingh
2 Vgl. z. B. die Ankündigungen Kerrls bei der unten Anm. 5 erwähnten Besprechung mit von Bodelschwingh und Breit am 2. Dezember 1937, er wolle die „finanziellen Beziehungen zwischen Kirche und Staat“ lockern, „so daß zuletzt die Kirche allein von den Leistungen und Opfern ihrer Glieder lebe“. In diesem Zusammenhang hatte Kerrl explizit auf die Freikirchen verwiesen, die „ausschließlich aus Gliedern“ bestünden, die „ihren Beitritt erklärt“ hätten, und denen er nunmehr „auch die äußere und innere Gestalt der Hauptkirchen annähern“ wolle (Zitate aus der Niederschrift: Dokumente 4, S. 132). 3 Zu den Kontakten zwischen von Bodelschwingh und Kerrl vgl. T. M. Schneider, Kollaboration. 4 Dieses Gespräch hatte am 26. November 1937 stattgefunden (vgl. dazu oben Dok. 37, Anm. 6). Dabei hatte Kerrl „grundsätzlich“ zugesagt, „vorher Leute der Kirche zu fragen und nicht erst, wenn alles fertig sei“. Darüber hinaus hatte er zugestimmt, von den Kirchen Vorschläge für eine Lösung der gesamtkirchlichen Probleme entgegenzunehmen und dazu Vertreter der Kirche zu empfangen (Aufzeichnung von Bodelschwinghs über die Besprechung mit Kerrl: HA Bethel, 2/39–53). Außerdem hatte Kerrl sich bereit erklärt, Verhandlungen mit Breit aufzunehmen, nicht jedoch mit Marahrens und Wurm oder dem Kasseler Gremium (vgl. die undatierte „Aktennotiz über ein Gespräch zwischen Herrn Pastor D. v. Bodelschwingh und Herrn Reichsminister Kerrl am 26. November 1937“: LKA Hannover, L 3 I Nr. 20).
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und ich am 2. Dezember 1937 stundenlang mit Kerrl hatten5, nicht deutlich geworden, daß Kerrl bereit sei, die Subjekthaftigkeit der Kirche anzunehmen. Wir mußten uns durchaus als Vertreter eines Objektes empfinden, an dem nun eine neue Operation vorgenommen werden soll. Wir hatten beim Gespräch den Eindruck, daß Kerrl die Geschäfte seines Ministeriums wieder in die Hand genommen hat6. Muhs saß dabei wie der Gendarm neben dem Bürgermeister. Weiter hatten wir den Eindruck, daß Kerrl in einer reinen Redlichkeit und Überzeugtheit von dem sprach, was ihm hier neuerlich von der höchsten Stelle aufgegeben ist, und daß diese reine Redlichkeit und begeisterte Überzeugtheit von dem Recht und der Wahrheit des nationalsozialistischen Urteils über die Kirche sich auch auf die ganze politische Gedankenwelt bezieht, ist mir auch klar geworden. Wir waren auch beide darüber erstaunt, daß ein starker Zusammenhang besteht zwischen dem, was Kerrl heute sagt, und was er gestern gesagt hat. Er expliziert heute nichts anderes, als was er vor zwei Jahren gesagt und gewollt hat7. Dieser ungestörte Zusammenhang gründet in dem [ein Wort gestrichen] Urteil des Nationalsozialismus über die evangelische Kirche. Wir haben Kerrl gegenüber darauf hingewiesen, daß es für die Kirche uner-
5 Diese Besprechung, an der neben Kerrl, von Bodelschwingh und Breit auch Muhs und Stahn teilgenommen hatten, hatte dreieinhalb Stunden gedauert. Breit referierte hier und im Folgenden z. T. wörtlich eine Niederschrift über die Besprechung, die vermutlich auf ein Stenogramm von Bodelschwinghs zurückging, im Sekretariat des Lutherrats ausgefertigt und von Breit mit Ergänzungen versehen worden war (HA Bethel, 2/39–53; Abdruck: Dokumente 4, S. 132–141; vgl. auch das Schreiben Breits an von Bodelschwingh vom 3. Dezember 1937: HA Bethel, 2/39–53). 6 Kerrl hatte im Frühjahr 1936 einen Herzinfarkt erlitten und sich daraufhin wiederholt von der Führung der Geschäfte des Reichskirchenministeriums zurückgezogen (vgl. H. Kreutzer, Reichskirchenministerium, S. 118–126). Nach dem Rücktritt des Reichskirchenausschusses im Februar 1937 hatte Kerrl die Führung der Geschäfte weitgehend seinem Staatssekretär Muhs überlassen, der die Gelegenheit genutzt hatte, um die Deutschen Christen zu begünstigen und seinen staatskirchlichen Kurs zu verfolgen. Mit seinen öffentlichen Auftritten Ende November 1937 hatte Kerrl dann den Anspruch signalisiert, die Führung der Kirchenpolitik wieder selbst in die Hand zu nehmen (vgl. ebd., S. 300– 303; vgl. auch H. Brunotte, Kurs, S. 6). In der Besprechung mit von Bodelschwingh am 26. November 1937 hatte sich Kerrl entsprechend seiner häufigen Abwesenheit vom Ministerium über viele Vorgänge unorientiert gezeigt und dadurch den Eindruck entstehen lassen, „daß Muß [sic!] sehr viele Sachen hinter seinem Rücken macht“ (Zitat aus der oben Anm. 4 erwähnten Aufzeichnung von Bodelschwinghs über die Besprechung mit Kerrl). 7 Vgl. dazu z. B. die Reden Kerrls über Nationalsozialismus und Glauben auf dem Empfang des Wirtschaftsrates der Deutschen Akademie am 16. Oktober 1935 in Berlin (auszugsweiser Abdruck: JK 3, 1935, S. 1029f.) und vor dem Limburger Kreistag der NSDAP am 28. Oktober 1935 (Ebd., S. 1030).
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träglich sei, Maßnahmen vollzogen zu sehen, die in keiner Weise der Kirche und ihren unaufgebbaren Aufgaben gemäß sind und entsprechen. Es ist unerläßlich, daß die Kirche selbst bei solchen Maßnahmen zu Wort kommt. Kerrl gab hier entsprechende Zusicherungen8. Kerrl wiederholte den Inhalt seiner Reden in Fulda9 und in Hagen10. Kerrl hat erkennen lassen, daß die Partei durch Beitreibung der Kirchensteuern aufs höchste indigniert sei. Man trägt aber Bedenken, sich gegen den Zwang dadurch zu wehren, daß man aus der Kirche austritt. So kam er immer wieder darauf zu sprechen, daß der Kirchenausschluß und das Zwangsbeitreibungsverfahren nicht in Verbindung miteinander gesetzt werden sollten. Es müßte in der Kirche der Freiwilligkeitscharakter stärker betont sein und die Nichtzugehörigkeit zur Kirche von Diffamierung
8 Von Bodelschwingh hatte zunächst vorgeschlagen, von kirchlicher Seite sollten einige Sachverständige benannt werden, die den Sachbearbeitern des Ministeriums zur Prüfung von Gesetzesvorhaben und sonstigen rechtlichen Fragen zur Verfügung stehen sollten. Kerrl hatte diesen Vorschlag akzeptiert. Von Bodelschwingh und Breit hatten daraufhin angeregt, einen Theologen und einen Juristen zu entsenden; demgegenüber hatte Stahn jedoch vorgeschlagen, ausschließlich Juristen zu benennen, „die ja ihrerseits sich mit den Theologen jeweils verständigen können“ (Dokumente 4, S. 134).– In der Hoffnung, Kerrl werde sich vor der Durchführung neuer Maßnahmen künftig zunächst mit Vertretern der Kirche abstimmen, hatte Breit dem Minister am 7. Dezember 1937 dann schriftlich eine Reihe von sachlichen und personellen Vorschlägen übersandt (vgl. dazu unten Anm. 36). 9 Vgl. dazu oben Dok. 36, Anm. 63. 10 Am 30. November 1937 hatte Kerrl in Hagen über Weltanschauung und Religion gesprochen (vgl. dazu die Transkription der vollständigen stenographischen Mitschrift des SD: BArch Dahlwitz-Hoppegarten, ZB I/1585; vgl. außerdem den auszugsweisen Abdruck einer Aufzeichnung der Rede durch die Pressestelle des Reichskirchenministeriums: Dokumente 4, S. 129–132); inhaltlich entsprach diese Rede weitgehend der Rede Kerrls in Fulda. Aus Sicht des SD stellte die Hagener Rede allerdings „eine wesentliche Abschwächung der Fuldaer Rede dar“: So habe Kerrl die Trennung von Staat und Kirche völlig übergangen und dem in Art. 24 des Parteiprogramms der NSDAP enthaltenen Bekenntnis zum positiven Christentum den „Glauben an Christus hinzugefügt, an sein Leben, seine Worte und seine Taten, wie sie uns in den Evangelien klar vor Augen liegen“, obwohl die Evangelien und das evangelische Christusbild mit der nationalsozialistischen Weltanschauung nicht zu vereinbaren seien. Die Rede habe letztlich dazu geführt, dass „die Parteikreise in völlige Verwirrung gebracht werden“ und die „Kirchenkreise sich über die Führung der nationalsozialistischen Kirchenpolitik absolut lustig machen“. Hätten sich die Kirchen bis vor kurzem noch in der Defensive befunden, gingen sie „jetzt unter dem Eindruck dieser Plan- und Ziellosigkeit und dieses katastrophalen Wirrwarrs wieder auf der ganzen Front zur Offensive und zum Aufbau ihrer Kampfstellungen über“ (Zitate aus dem undatierten „Politischen Gutachten zur Hagener Rede des Reichsministers Kerrl“: BArch Dahlwitz-Hoppegarten, ZB I/1585; vgl. auch die ebenfalls undatierten „Bemerkungen zur Rede des Reichsministers Kerrl in Hagen am 30. November 1937“ und die Stellungnahme des SD vom 8. Januar 1938: Ebd.).
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durch ausdrücklichen Austritt befreit werden. Der Staat erklärt sich desinteressiert an den inneren Vorgängen der Kirche. Er nimmt auch keine Stellung im Gegensatz zwischen Bekenntnisfront und Deutschen Christen. Er konzediert allen Gruppen in der Kirche das Recht der geistlichen Leitung. Die Verfügung über das Geld in der Kirche wolle er selbstverständlich in den Händen behalten und noch stärker an sich ziehen durch Zentralisierung. Die Finanzverwaltung gehört ja in das Gebiet des staatlichen Herrschaftsbereichs. Die gestrige Nummer des Schwarzen Korps gibt auch in einem Artikel „An die Kirchen“ sehr aufschlußreiche Nachrichten über das, was beabsichtigt ist11. Man beabsichtigt in bestimmten Kreisen des Staates eine Auflösung des ge11 Anknüpfend an die Rede Kerrls in Fulda hieß es in diesem Artikel, für das Verhältnis zwischen Staat und Kirche könne es im nationalsozialistischen Staat nur noch eine Lösung geben, nämlich „das Aufgeben jener gemeinsamen Ebene, auf der bisher Kirche und Staat als gleichgewichtige, voneinander abhängige Größen erschienen“ wären. Dies bedeute nicht nur „Gewissensfreiheit und freies religiöses Korporationsrecht für den einzelnen“, sondern auch die „Beschränkung dieser Korporationen, nämlich der Kirchen, auf die ‚Seligkeit‘, auf die Seelsorge, auf die Glaubensgrundsätze jener Menschen, die sich zu diesem Zweck in kirchlichen Gemeinschaften“ zusammenfänden. Diese Lösung sei der Schlusspunkt einer „geschichtlichen Entwicklung, die nunmehr dem Staat selbst einen endgültigen inneren Sinn, einen Glaubenskern“ gegeben habe. Der nationalsozialistische Staat sei als „Lebensform der Volksgemeinschaft durchlebter Gottglaube“ und wolle „auf allen Lebensgebieten der göttlichen Ordnung Geltung verschaffen“. Sein Sittengesetz beziehe er dabei aus der „Offenbarung Gottes in der Natur, im Schicksal, Leben und Sterben der Völker“. Diese neue Staatsreligion müsse über den Konfessionen stehen. Da es nur eine göttliche Ordnung geben könne, werde der Staat sowohl denjenigen Freiheit gewähren, die „den Gottglauben in seinem sittlichen Gesetz“ oder im „Wirken für die Gemeinschaft des Volkes“ erlebten, als auch denjenigen, die sich für die Deutung dieses Gottglaubens einer Konfession unterwerfen und mit Gleichgesinnten zu einer Kirche verbinden wollten. Die Gottgläubigen aber, die sich nicht an eine Kirche binden wollten, dürften nicht als eine neue Konfession verstanden werden, da Konfessionen „Zweckgemeinschaften von Menschen“ seien, „die sich eines Mittlers zwischen Gott und den Menschen bedienen“ wollten; die Gottgläubigen aber hofften gerade, „dieses Mittlers entraten zu können“. Deshalb sei es vom Staat auch nicht beabsichtigt, den bisherigen Konfessionskirchen eine Staatskirche an die Seite zu stellen. Umgekehrt müssten sich „die politisierenden Kirchen“ allerdings „wieder in religiöse Gemeinschaften umwandeln“. Die Kirchen selbst hätten ja hinlänglich bewiesen, „daß sie keine organisatorische Bindung und keine wie immer geartete Zusammenarbeit zwischen Staat und Kirche“ wünschten. Der nationalsozialistische Staat habe zwar lange Zeit an die Möglichkeit einer „gutnachbarlichen Zusammenarbeit“ geglaubt und den Kirchen mit seinem Abrücken von den Deutschen Christen und der Einsetzung der Kirchenausschüsse eine „hilfreiche Hand“ angeboten. Die Kirchen aber hätten keine Einigung gewollt; vielmehr sei es offenkundig gewesen, „daß die Uneinigkeit ihr Lebenselement ist“. Mit ihrem Verhalten gegenüber der vom Staat angebotenen freien Kirchenwahl schließlich hätten sie sich endgültig als „private Vereinigungen von Pfarrern, Theologen und Kirchenbeamten“ erwiesen, die lediglich denjenigen, „die Wert darauf legen, eine Mittlerschaft zu Gott“ anböten. Damit sei „das Tischtuch zerschnitten“: Der Staat werde derartige Unternehmen zwar nicht behindern, aber auch „keinen Menschen zwingen, dieser privaten Einrichtung zu folgen oder sie durch Beiträge zu erhalten“. Zur
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samten Vermögens der Kirche mit einem konzedierten Rückkaufsrecht. Man denkt an eine neue Bestandsaufnahme der Kirchen bezüglich des Mitgliederstandes. Es sollte jeder eine Neuerklärung abgeben. Es zeigt sich auch hier wieder, daß in jedem Augenblick, in dem in den vergangenen vier Jahren irgendetwas Neues und Entscheidendes auf dem Gebiet der staatlichen Kirchenpolitik vorbereitet wurde, wir vor der Tatsache stehen, daß hier zwei Kräfte miteinander ringen12. Nun wieder zum Gespräch vom 2. Dezember 1937. Der Minister [Kerrl] hat auf Vorschlag und Bitte des Herrn von Bodelschwingh mich mit von Bodelschwingh zu der Besprechung eingeladen13 und hat davon abgesehen, die ganze Schar der kleinen Referenten im Reichskirchenministerium zuzulassen (es war auch der Thüringer Franz14 vorgesehen). Muhs und Stahn waren dabei. Der Eingang der Reden, die wir hielten, knüpfte an an das, was Kerrl in seinen Reden gesagt hatte. Hier hat von Bodelschwingh für eine Bemerkung darüber, daß jedem die Religion und die innere Überzeugung des anderen Volksgenossen heilig sein müßte, seinen Dank ausgesprochen. Hier hat Kerrl ein Verständnis dafür gezeigt, daß man nicht die Ehrfurcht, die die Kirche predigt, entrechten könne, ohne daß die Ehrfurcht allerorten Schaden leiZeit führe er zusätzlich zu den Kirchensteuern noch immense Leistungen an die Kirchen ab, obwohl er von ihnen „nicht nur keine moralische Unterstützung“ erhalte, sondern im Gegenteil sogar „erhebliche Mittel und Kräfte“ aufwenden müsse, um „staatsgefährdenden, moralwidrigen Bestrebungen entgegenzutreten, die aus dem Schoß der Kirchen“ kämen. In Zukunft aber müssten die „von der Volksgemeinschaft aufgebrachten Mittel für kulturelle und soziale Leistungen“ auch dort eingesetzt werden, „wo die Leistung vollbracht wird“. Der gottgläubige Mensch müsse in die Lage versetzt werden, „niemals und nirgendwo auf Leistungen der Kirchen angewiesen zu sein“. Dazu müsse geklärt werden, „wem s o g e n a n n t e s Kirchengut r e c h t l i c h gehört“. Nachdem die kirchlichen Besitztümer „durch das gemeinschaftliche Wirken aller Volksgenossen“ zu einer Zeit entstanden seien, „da Staat und Kirche noch eine Einheit waren“ und die Kirchen ihren Verpflichtungen für Staat und Volksgemeinschaft nachgekommen seien, müsse heute die Frage gestellt werden, ob „solche Gemeinschaftsgüter nun plötzlich rechtlicher Besitz der Kirchen sein sollen, die mit dem früheren Begriff von Kirche nur noch den Namen gemein“ hätten. Darüber hinaus aber müssten letztlich auf allen Gebieten des Lebens, vor allem auf dem Gebiet des Religionsunterrichts, klare Konsequenzen aus der Tatsache gezogen werden, „daß die Kirchen selbst die Mitarbeit im Staate, am Aufbau der Volksgemeinschaft“ verweigerten, „daß sie verknöcherter als je sich hinter einen Wall von Dogmen“ zurückzögen, „um sich darin als private Institutionen, als Seelsorgegemeinschaften einiger weniger niederzulassen“ (Das Schwarze Korps. Zeitung der Schutzstaffeln der NSDAP. Organ der Reichsführung SS, 49. Folge vom 9. Dezember 1937, S. 1f.; vgl. auch den Bericht in JK 5, 1937, S. 1037ff., und K. Meier, Kirchenkampf 3, S. 20). 12 D. h. auf der einen Seite der Reichskirchenminister und auf der anderen Seite die „weltanschaulichen Rigoristen [.|.|.], zu denen neben Rosenberg, Heß und Bormann ganz wesentlich auch Himmler und Heydrich gehörten“ (H. Dierker, Glaubenskrieger, S. 424). 13 Vgl. dazu oben Anm. 4. 14 Zu Franz vgl. oben Dok. 31, Anm. 7, und Dok. 32, Anm. 11.
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det15. Breit machte darauf aufmerksam, daß an dem Punkte die Sozialdemokratie vor die Hunde gegangen sei. Hier handelt es sich um organische Zusammenhänge im Reich der Wahrheit und der Sittlichkeit. [Das waren] die wesentlichen Punkte der Unterhaltung, bei der es schwer war, mehr ins Konkrete hineinzugreifen, weil Kerrl sehr viel über das Grundsätzliche in seiner Art sich verbreitete und der Hoffnung Ausdruck gab, daß es ihm im Lauf der Zeit gelingen würde, uns zu einer besseren Auffassung von Kirche, Dogma usw. zu bekehren. Ich habe die Hoffnung ausgesprochen, daß allmählich eine Atmosphäre des Vertrauens sich zwischen Staat und Kirche bildet und Kerrl gesagt, daß ich seine Reden dahin interpretieren möchte, daß er bereit sei, das Fazit aus dem bisherigen Kichenstreit zu ziehen. Wir müssen voraussetzen, daß die Gleichsetzung von Bekenntnistreue und Staatsfeindlichkeit einmal aufhört. Kerrl wehrte sich [dagegen], daß er Wurm und der gesamten Bekennenden Kirche Staatsfeindschaft vorgeworfen habe16. Ich sagte ihm, daß wir in den künftigen Verhandlungen zwar bereit seien, erkennen zu lassen, daß auch die Kirche sich hingebe an die Aufgabe des Staates, daß wir aber gebunden seien, die [zwei Wörter gestrichen] Selbstaufgabe der Kirche nicht [ein Wort gestrichen] zuzulassen. In bezug auf seine Reden erklärte Kerrl, daß vieles durch das Deutsche Nachrichten Büro nicht richtig wiedergegeben worden sei17. Die Äußerung, der Nationalsozialismus sei eine religiöse Bewegung, hatte umfassende Ausführungen des Ministers zur Folge. Auf seiten des Staates ist man der Meinung, daß nicht nur die Obrigkeit von Gott ist, sondern daß diese konkrete Obrigkeit von Gott ist. Sie hat göttlichen Charakter, göttliche Bedeutung. Die nationalsozialistische Obrigkeit hat in Deutschland Ordnung geschaffen, sie ist daran schuld und hat das Verdienst, den Staat, der an und für sich eine Ordnung Gottes darstellt, die in den Schmutz geworfen war, wieder aufgerichtet zu haben. Darum nehmen die Männer des nationalsozialistischen Staates teil an dem Satz: Die Obrigkeit ist von Gott. Es ist die Schöpfungsordnung in Deutschland wieder aufgerichtet. Der nationalsozialistische Staat hat auf allen Lebensgebieten der göttlichen 15 Nach der oben Anm. 5 erwähnten Niederschrift hatte von Bodelschwingh ausgeführt: „Dank gebühre dem Minister in der Hagener Rede für den klaren Hinweis darauf, daß jedem religiösen Bekenntnis volle Freiheit gelassen werden solle“; daraus müsse allerdings „die Folgerung gezogen werden, daß auch die Verkündigung des biblischen Evangeliums, wie sie der Kirche aufgetragen ist, in vollem Maße Raum und Recht im neuen Staat behalte und daß durch die Staatsführung mit aller Kraft dafür gesorgt wird, die Ehrfurcht vor dem, was uns heilig ist, zu schützen“ (Dokumente 4, S. 133). 16 Vgl. dazu oben Dok. 36, Anm. 43 und 114. 17 Vgl. die oben Dok. 36, Anm. 63, erwähnten Presseberichte über die Fuldaer Rede Kerrls, die auf dem Bericht des DNB beruhten.
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Ordnung Geltung verschafft. Das ist unsere Staatsreligion. Dieser Staat hat seine bestimmte Religion. Diese muß über den Konfessionen stehen, unabhängig von den Dogmen, die als Menschenwerk empfunden werden. Es kann aber nur eine göttliche Ordnung geben. Der Staat kann sich der Deutung nie unterwerfen, die ihm eine Konfession bietet von der göttlichen Ordnung des Staates. Dazu kommt ein anderes Moment. Die Konfessionen sind Zweckgemeinschaften, die sich eines Mittlers zwischen Gott und Mensch bedienen wollen. Die Gottgläubigen hoffen, dieses Mittlers entraten zu können. Sie sind keine Zweckgemeinschaften. An diesem Punkt wird, welche Gestalt auch der Kirche gegeben oder aufgezwungen wird, immer Kampf sein, es sei denn, daß die Kirche selbst in ihrer Verkündigung den Glauben an irgendeinen Mittler zwischen Gott und Mensch für eine Angelegenheit erklärt, die ästhetischen, rein geistesgeschichtlichen Wert besitzt, die aber in die Auffassung von der Göttlichkeit der Staatsordnung und der Obrigkeit und der Führung eines Reiches nicht hineinwirkt. Also, wenn die Kirche ihre Verkündigung sterilisiert, so kann es Frieden geben. Jede nicht sterilisierte Verkündigung gilt als politisch. Aus ihr bricht dann ein Angriff auf diese religiöse Grundlage des Staates hervor. Unsere Pfarrer sollten ihre Aufmerksamkeit einmal auf diesen Punkt lenken. Die Frage sollte ganz gründlich durchgedacht werden, inwieweit die Kirche gefaßt sein muß auf den Vorwurf, politische Kirche zu sein. Ich [= Breit] möchte einige grundsätzliche Bemerkungen über Staat und Kirche [machen], die der Minister anerkennt: Kein Verständnis hatte Kerrl für meine Warnung, daß seine Rede von dem religiösen Charakter des Nationalsozialismus und von der politischen Kirche die notwendige Unterscheidung erschwere und Mißverständnisse bei dem kleinen Mann hervorrufe. Ich hatte einige Bemerkungen über Versuche gemacht, eine kultische Ausprägung des politischen Lebens hervorzubringen. Der Führer [Hitler] habe sich mit größter Schärfe und grimmigem Spott über einen nationalsozialistischen Kultus geäußert. Andererseits sagt Kerrl, daß etwa der Reichsparteitag, der ewig bleiben werde, in seinen erhebendsten Augenblicken heute schon mit einem Gebet der dort Versammelten verglichen worden sei, und Kerrl wisse, daß es dahin kommen werde, daß in der Selbstdarstellung des Nationalsozialismus viele ihre innere Befriedigung finden, die heute noch in der Kirche stehen. Man hofft also, durch den Nationalsozialismus im Lauf der Zeit auch die religiösen Bedürfnisse befriedigen zu können. Wir kamen auch auf die Verhaftungen zu sprechen18. Kerrl sieht die Kollektenabkündigung nur unter dem Gesichtspunkt der staatlichen
18 Breit hatte Kerrl darauf hingewiesen, dass „das Rechtsgefühl des Volkes Schaden leiden
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Ordnung. Die Bruderräte müssen eigentlich so lange ins Gefängnis gesetzt werden, bis sie reumütig anerkennen, daß sie eigentlich verpflichtet gewesen seien, sich der Ordnung zu fügen19. In diesem Zusammenhang fielen sehr ernste Äußerungen (Prozeß Dibelius20, Fall Niemöller21), aus denen man entnehmen durfte, daß Gerichtsurteile wie das, dem Dibelius seinen Freispruch verdankte, nicht mehr vorkommen22. An solchen Punkten kann man nur Angst bekommen. Es wurde aber auch das andere klar: Eine solche Entwicklung wird nicht durch Proteste und Vorstellungen aufgehalten. Sie kann nur abgebrochen werden dadurch, daß von innen her starke Widerstände dagegen entstehen oder daß die Kirche Opfer bringt und nicht bloß das innere Leid, das ihr damit zugeschoben ist, tapfer und treu trägt, sondern vielleicht auch in ihren Vertretern die furchtbare Form einer solchen Rechtsanschauung, vielleicht auch physisch, leidet. Dieses Feuer wird nicht durch das Wasser unserer Reden gelöscht, sondern nur im Blut derer, die das Opfer dieser Entwicklung werden. Es muß uns [ein Wort gestrichen] daran aufgehen, wie furchtbar ernst die Lage ist. Die Kirche sollte heute mehr beten als reden. Völlig unzugänglich war Kerrl, als ich die Sprache auf den Landeskirchenausschuss Sachsen23 brachte. Kerrl denkt gar nicht daran, ihn wieder in seine alten Rechte einzusetzen. Dabei schimmerte doch die Meinung durch, daß im Zug dessen, was nunmehr beabsichtigt sei, die bisherigen Streiter innerhalb der Kirche zu ihrem Recht kämen, wenn auch die Bekennende Kirche ihre eigene Leitung erhält, wobei aber die schwierige Frage, daß die geistliche Leitung von den Ordnungsaufgaben der Kirche zu trennen sei, in keiner Weise gelöst ist. Wichtig war
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müsse, wenn Pfarrer wegen einer Übertretung der Kollektenverordnung [vgl. dazu oben Dok. 25, Anm. 54] dieselbe Strafe leiden wie Verbrecher“ (Dokumente 4, S. 137). Kerrl hatte Breit geantwortet, „daß jeder Widerspruch gegen die Kollektenverordnung Ungehorsam gegen den Staat sei, und daß die Aufhetzung zum Ungehorsam in Wirklichkeit ein ebenso schlimmes Verbrechen sei wie das anderer Insassen von Konzentrationslagern“ (Dokumente 4, S. 137). Vgl. dazu oben Dok. 31, Anm. 4. Vgl. dazu oben Dok. 24, Anm. 3. Kerrl hatte über das Urteil geäußert: „Es sei eine Schmach, daß ein deutsches Gericht ein solches Urteil zustandebringe“. Er habe noch „an den Führer [Hitler] telephoniert und gefragt, ob er die drei Richter und Dibelius ins Konzentrationslager schicken dürfe“; dies sei von Hitler jedoch abgelehnt worden. Allerdings habe Reichsjustizminister Gürtner dafür gesorgt, dass „die Herren des Naumburger Gerichts“, das in mehreren Fällen die wegen Verstoßes gegen das Sammlungsgesetz über Pfarrer der Bekennenden Kirche verhängten Haftbefehle aufgehoben hatte (vgl. z. B. unten Anm. 48), „in alle Winde zerstreut werden“ (Dokumente 4, S. 137 mit Anm. 18). Zu der mit gewaltsamen Mitteln durchgesetzten Abberufung des sächsischen Landeskirchenausschusses vgl. oben Dok. 29, Anm. 3.
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mir auch zu hören, daß die Schuld für die vielen Verhaftungen auch der Kirchenminister von sich abgelehnt [sic!] hat24. Hier sieht man in Unklarheiten, die vielleicht auch Kerrl nicht zu klären vermag. Sehr ausführlich unterhielten wir uns über die Kollektenfrage. [Zwei Wörter gestrichen] Von Bodelschwingh schlug eine Lösung vor25. Der Minister hält sie für die Zukunft für möglich; aber er ließ sich nicht herbei, ein Wort schon heute nach dieser Richtung zu sprechen. Zuerst müssen die Bruderräte zu Kreuz kriechen26. Auch die Bitte von Bodelschwinghs, schon jetzt in einzelnen Fällen einzugreifen und den alten Zustand wiederherzustellen, lehnte er ab. Man weiß nicht, inwieweit Kerrl überhaupt die Macht hat, einzugreifen. Er zeigte sich über viele Dinge fast völlig unorientiert. Am Schlusse erreichten wir, daß sich Kerrl einverstanden erklärt hat, mit uns die Verhandlungen fortzusetzen und vor Abschluß einer neuen Maßnahme sich mit uns zu bereden27. Mit größter Heftigkeit sprach Kerrl über den Bischof von Chichester [Bell], den er einen Lügner nannte. Er ist offenbar der Meinung, daß dieser die eigentliche treibende Kraft der ökumenischen Kreise ist, die politisch gegen das Dritte Reich hetzen und Stimmung
24 Präziser in der oben Anm. 5 erwähnten Niederschrift: „Breit kommt u. a. auf die Frage zu sprechen, wer nun eigentlich die Verhaftungen der Pfarrer veranlasse. Soviel ihm bekannt ist, hat der Reichsführer SS [Himmler] es von sich gewiesen, daß er aus eigenem Willen Pfarrer verhaften lasse. Nachdem Kerrl das auch für sich ablehnt, entsteht die Frage, wer nun diese Verhaftungen verfüge. Stahn wirft ein, das tun die Gerichte. Kerrl hält es für möglich, daß es Heydrich tut. Er ist selber der Meinung, daß vor allen Dingen die leitenden Persönlichkeiten in den Bruderräten, weniger aber die ausführenden Pfarrer, für die Übertretung der staatlichen Verordnungen haftbar gemacht werden sollen, und darum hat er dem Justizminister nahegelegt, diejenigen verhaften zu lassen, die zu dieser Übertretung aufgefordert haben. Unser Einwand, daß diese Vertreter der Bruderräte ja alle schon im Gefängnis gewesen seien, wurde als nicht erwiesen abgelehnt“ (Dokumente 4, S. 138). 25 Von Bodelschwingh hatte vorgeschlagen, „daß in ähnlicher Weise wie es in Westfalen bereits seit Monaten geschehen ist, die Konsistorien sich mit den Bruderräten über ihre offiziellen Sonntagskollekten verständigen, die Neben- und Sondergottesdienste sollten aber freigegeben werden“ (Dokumente 4, S. 138f.).– Zur Regelung der Kollektenfrage in der Kirchenprovinz Westfalen vgl. B. Hey, Kirchenprovinz, S. 297–305, hier: S. 299. 26 Genauer hatte Kerrl ausgeführt, zunächst „müsse der Ungehorsam gebrochen werden, indem die Bruderräte ihre Anweisung [zur Sammlung der Kollekten] zurückzögen“; daraufhin hatte Breit den Minister gebeten, „ihm ein Wort zu geben, mit dem er die Bruderräte zu dieser Zurücknahme willig machen könne, etwa in dem Sinn, daß er denselben mit Zustimmung des Ministers die Mitteilung zukommen lasse, es sei beabsichtigt, in einer neuen Regelung der Dinge diese Kollektenverordnung aufgehen zu lassen“. Dies hatte Kerrl jedoch strikt abgelehnt: Den Bruderräten könne nur das „reumütige Geständnis helfen, daß sie den Ungehorsam aufgeben“; in diesem Fall sei Kerrl bereit, „beim Justizminister [Gürtner] um Gnade für den betroffenen Pfarrer zu bitten“ (Dokumente 4, S. 139). 27 Vgl. dazu oben Anm. 8.
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machen28. Das künftige Verhältnis von Staat und Kirche verglich Kerrl mit der Stellung des freien Richters im Staatsganzen. Kerrl sprach davon, daß er recht bald die Vermengung beseitigen wolle. Er hoffe, daß es bei den zu erlassenden Gesetzen gehe wie bei den Judengesetzen29. Das Urteil des Führers [Hitler] über den Mythus30: Der Führer sagte zu Rosenberg: Davon wirst du höchstens 1.500 Exemplare absetzen. Dann aber kommen die Gegenschriften. Dann erst schnellt der Absatz hinauf31. Scharf nahm Kerrl Stellung gegen die Künneth’sche Schrift32. Die sei staatsfeindlich, weil Künneth zum Glaubenskampf aufrufe33. Er wolle jetzt auch die Schrift von Rosenberg lesen (Die Rompilger)34. Wenn er es für notwendig halte einzugreifen, so werde es geschehen. Ich habe ihm in Aussicht gestellt, wenn es ihm ein Dienst ist, so könne
28 Vgl. dazu die Ergänzungen Breits zu der oben Anm. 5 erwähnten Niederschrift (Dokumente 4, S. 139ff., hier: S. 139f.). 29 Gemeint sind die Nürnberger Gesetze, das „Reichsbürgergesetz“ und das „Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre“ (‚Blutschutzgesetz‘), die in einer Reichstagssitzung am 15. September 1935 während des Nürnberger Reichsparteitags kurzfristig erlassen worden waren. Mit diesen Gesetzen war die Ausgrenzung und Diskriminierung der deutschen Reichsbürger jüdischer Herkunft nach einer Welle von antijüdischen Pogromen im Frühjahr und Sommer 1935 ‚legalisiert‘ worden (vgl. dazu P. Longerich, Politik, S. 94–111; P. Longerich, Befehl, S. 49–56; C. Essner, Nürnberger Gesetze, bes. S. 108–154). 30 Gemeint ist Rosenbergs „Mythus des 20. Jahrhunderts“. 31 Dazu hatte Kerrl ausgeführt: „Kardinal Faulhaber allein und die kirchlichen Bekämpfer des Mythus brachten es dann dahin, daß Rosenberg alsbald 70.000 Exemplare verkaufte, und wie ein Anti-Mythus nach dem anderen herauskam, wuchs der Absatz ins Ungemessene“ (Dokumente 4, S. 140f.). 32 Gemeint ist die Schrift Künneths „Evangelische Wahrheit“ (vgl. dazu oben Dok. 33, Anm. 47). 33 Kerrl bezog sich hier auf W. Künneth, Wahrheit, S. 27, wo es heißt: „So drängt sich uns zum Schluß die Erkenntnis auf: Die Stunde ist da, d i e S t u n d e d e s G l a u b e n s k a m p f e s , d e r G l a u b e n s e n t s c h e i d u n g . [.|.|.] In eine Wetterstunde hat uns Gott hineingerufen. Da werden wir wachgerüttelt, vielleicht auch aufgeschreckt, zum Einsatz aufgefordert.“ Kerrl hatte angekündigt, Künneth werde keine Gelegenheit mehr bekommen, seine Schrift bekanntzumachen, da er ein Redeverbot erhalten habe (vgl. Dokumente 4, S. 141). Tatsächlich jedoch verfügte die Gestapo am 8. Dezember 1937 „im Einvernehmen mit dem Herrn Reichs- und Preussischen Minister für die kirchlichen Angelegenheiten“ zunächst die Auflösung und das Verbot der von Künneth geleiteten Apologetischen Centrale (Abschrift des Schreibens der Staatspolizeileitstelle Berlin an Künneth: ADW Berlin, CA 417/9). Die Schließung der Apologetischen Centrale, die möglicherweise nicht vom Reichskirchenministerium, sondern von Rosenberg veranlasst worden war, erfolgte dann am 10. Dezember 1937 (vgl. M. Pöhlmann, Kampf, S. 210– 213; H. Iber, Glaube, S. 178–181; W. Künneth, Lebensführungen, S. 151f.). Ein Schreibund Redeverbot für das gesamte Reich erhielt Künneth erst am 31. Dezember 1937 (vgl. ebd., S. 156f.). 34 Vgl. dazu oben Dok. 31, Anm. 56.
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er wohl nach vorheriger Verständigung mit dem Lutherrat mit ihm [= Breit] verantwortlich reden35. Breit übergibt einige grundsätzliche Bemerkungen zu dem, was nun vor uns steht, und einen Vorschlag über vorläufige Maßnahmen für Befriedung im Raum der Kirche und eine Art Sofortprogramm (Maßnahmen gerichtlicher und polizeilicher Art)36. Drei Sätze über die grundsätzliche Weiterentwicklung: 1. Ausbau der Deutschen Evangelischen Kirche unter Zusammenschluß der bekenntnisgleichen Kirchen und Aufhebung der Landeskirchen; 2. Ablösung der staatlichen Leitung durch Benehmen zwischen Kirche und Staat; 3. Kirchen bleiben Körperschaften des öffentlichen Rechtes mit Steuerrecht.
35 Breit hatte Kerrl während der Besprechung mehrfach darauf hingewiesen, „daß der Lutherrat in 1 1/2 jähriger Tätigkeit zu zeigen vermochte, daß eine Sammlung und Vereinigung von bekenntnisgleichen Kirchen auf kirchlichem Wege und mit kirchlichen Mitteln wohl möglich sei. Ich [= Breit] sei deshalb auch in der Lage, wenn ich von dem Minister verantwortlich gefragt werde, für alle zum Lutherrat gehörigen Kirchen zu sprechen“ (Dokumente 4, S. 141). 36 Breit hatte die Ausarbeitung „Maßnahmen zur vorläufigen Befriedung im Raum der Kirche“ (Abdruck im Anhang Nr. IX) bereits bei der Besprechung mit von Bodelschwingh und Kerrl am 2. Dezember 1937 vorgetragen. Kerrl hatte dazu festgestellt, die Vorschläge Breits seien zwar diskutabel, er könne jedoch „im Augenblick begreiflicherweise kein Urteil abgeben“. Daraufhin war vereinbart worden, Breit solle seine Vorschläge schriftlich einreichen (Dokumente 4, S. 138). Breit hatte die „Maßnahmen“ dann zusammen mit den hier ebenfalls genannten Ausarbeitungen, den Bemerkungen „Zum Grundsätzlichen“ (Abdruck im Anhang Nr. X) und dem „Sofortprogramm“ (Abdruck im Anhang Nr. XI), mit Schreiben vom 7. Dezember 1937 an Kerrl gesandt (HA Bethel, 2/39–53). Als Gesprächspartner für Verhandlungen vor weiteren „Maßnahmen von größerer Tragweite“ hatte Breit dem Minister in einer gesonderten Ausarbeitung außerdem sich selbst als Vertreter des Lutherrats und des reformierten Arbeitsausschusses, Meinzolt als Vertreter der Kirchenführerkonferenz, Friedrich Müller als Vertreter des Rates der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union und von Bodelschwingh als Vertrauensmann „weiter kirchenorganisatorisch nicht erfaßter Kreise“ vorgeschlagen (Ebd.). In einem weiteren Schreiben vom 11. Dezember 1937 bat Breit den Reichskirchenminister dann, zur „weiteren Besprechung der in der Unterredung vom 2. Dezember 1937 erörterten Fragen“ Meinzolt und Schwebel zu empfangen (LKA Hannover, D 15 I Nr. 123). Kerrl betrachtete die Vorschläge Breits jedoch als „so ungeeignet zur Herstellung einer wirklichen Ordnung“ in der Deutschen Evangelischen Kirche, „daß sie nicht Gegenstand weiterer Besprechungen“ sein könnten (Zitate aus dem Entwurf für ein Schreiben Kerrls an Breit vom Dezember 1937, Abdruck: Dokumente 4, S. 163f.), und erließ am 10. Dezember 1937 ohne weitere Absprache die „Siebzehnte Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ (vgl. dazu unten Dok. 40, Anm. 1). Breit ließ dem Minister daraufhin mitteilen, die Verordnung sei weder mit den von ihm am 2. Dezember 1937 gegebenen Zusagen zu vereinbaren noch dazu geeignet, den Kirchenkampf zu beenden (vgl. den Telefonvermerk Breits über ein Gespräch mit Stahn vom 18. Dezember 1937, Abdruck: Dokumente 4, S. 160).
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In den grundsätzlichen Bemerkungen37 spricht sich Breit aus über die Form des geistlichen Lebens und die Aufgaben von Staat und Kirche. Die einzige Aufgabe der Kirche ist, das Evangelium dem deutschen Volk und aller Welt zu verkündigen. Bleibt sie dieser Aufgabe treu, dann wird die Frucht ihres Dienstes das sittliche Fundament des Staates stärken. Die Frage der Kirchenleitung ist das Schlüsselproblem der gegenwärtigen Kirchenfrage. Rein äußerliche rechtliche Reorganisation der Kirche wird darum keine Befriedung schaffen können, weil auf dem Grund der Kirche und ihrer Bestimmungen solange kräftige Widerstände gegen eine von außen gesetzte Leitung aufstehen, bis diese Leitung die Legitimation durch die Kirche empfangen hat. Innerhalb der Deutschen Evangelischen Kirche wird es große Spannungen geben, die getragen werden müssen. Eine für alle gültige einheitliche Lösung der strittigen Fragen ist weder wünschenswert noch möglich. Der Zusammenschluß bekenntnisgleicher Kirchen ist nicht nur ein selbstverständliches Recht dieser Kirchen, sondern entspricht auch der Intention der Verfassung von 193338. Jede falsche Diagnose der Not, die die Bekennende Kirche erleidet und die sie dem Staat macht, ist Staat und Kirche gleich abträglich. Die politische Diffamierung der Bekennenden Kirche läßt sich nicht rechtfertigen. Befriedungsvorschlag39: Wir sind bereit, bis zur Herstellung einer Kirchenordnung folgender Regelung zuzustimmen: 1. Für die Landeskirchen40 (Thüringen, Mecklenburg) soll folgendes gelten: Die bekennenden Geistlichen und Gemeinden erhalten das Recht, sich einer bekenntnisgebundenen Kirchenleitung zu unterstellen (Prüfung, Ausbildung, Ordination und Visitation). Bei Besetzung von Pfarrstellen [zwei Wörter gestrichen] entscheidet ein Besetzungsausschuß, wenn es zu keiner Einigung kommt; ebenso bei Ernennung von
37 Im Folgenden referierte Breit die oben Anm. 36 erwähnte Ausarbeitung „Zum Grundsätzlichen“. 38 Bei den 1933 geführten Verhandlungen über die zukünftige Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche war zwar ein Zusammenschluss bekenntnisgleicher Landeskirchen vorgesehen worden (vgl. H. Kater, Kirche, S. 100), aus dem Text der Verfassung vom 11. Juli 1933 selbst ließ sich ein Recht auf derartige Zusammenschlüsse jedoch nicht ohne weiteres herleiten. Lediglich in Art. 7, Abs. 3, hieß es, den theologischen Mitgliedern des Geistlichen Ministeriums komme die besondere Aufgabe zu, „das geistliche Band der Landeskirchen zur Deutschen Evangelischen Kirche, die Gemeinschaft unter den Angehörigen gleichen Bekenntnisses und deren Vertrauensverhältnis zu den übrigen Gliedern der Deutschen Evangelischen Kirche zu festigen“ (GBlDEK 1933, S. 3; vgl. dazu auch M. Pertiet, Ringen, S. 263, Anm. 160a). 39 Ab hier referierte Breit die „Maßnahmen zur vorläufigen Befriedung im Raum der Kirche“ (vgl. oben Anm. 36). 40 Gemeint sind hier die deutschchristlich regierten Landeskirchen.
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Organen der Kirchenleitung. Benützungsordnung der Kirchen durch Schlichtungsausschuß. 2. Für deutschchristliche Gemeinden in intakten Kirchen soll die Regelung von Ziffer 1 sinngemäß gelten, soweit hierfür ein Bedürfnis besteht. Breit hebt zum Schluß einige Feststellungen heraus und zieht einige Folgerungen daraus; siehe Beilage41. Wurm: Der Staatssekretär Waldmann (aus der Kirche ausgetreten), der sich schon seit längerer Zeit durch den Gang der Dinge für die staatliche Seite beunruhigt fühlt und gern zu einer Klärung beitragen möchte, hat einen angesehenen Theologen zu sich berufen und ihm einige Vorschläge gemacht und ihn beauftragt, auch mir das zur Kenntnis zu geben, um ein Gespräch zwischen ihm und mir zu eröffnen42. Der Inhalt des Gesprächs deckt sich mit dem, was in Berlin besprochen wurde43. Bei der Württemberger Regierung ist der Wunsch vorhanden, ein starkes Hereingreifen von Berlin zu verhindern. Zu dem Zweck sucht die
41 Vgl. die in zwei Abschnitte gegliederte Ausarbeitung Breits „Für die Vollsitzung des Lutherrates am 9. Dezember 1937“. Im ersten Abschnitt „Feststellungen“ hatte Breit die bedrohlichen Konsequenzen dargelegt, die für die Kirche von der bevorstehenden Neuordnung des Verhältnisses zwischen Staat und Kirche zu erwarten seien (zu den Einzelheiten vgl. oben Anm. 1). Zum Schluss dieses Abschnitts hatte er noch einmal auf die Bereitschaft Kerrls hingewiesen, sich vor der Herausgabe neuer Gesetze und Verordnungen künftig mit Vertretern der Kirche ins Benehmen zu setzen (vgl. dazu oben Anm. 8). Da eine „epochale Wandlung in der öffentlichen Stellung der Evangelischen Kirche in Deutschland“ bevorstehe, hatte Breit im zweiten Abschnitt „Folgerungen“ dann „ein gründliches Studium aller einschlägigen Fragen“ gefordert. Die im Lutherrat zusammengeschlossenen Kirchen hatte er ermahnt, sich „bei der von ihnen verlangten jeweiligen Stellungnahme zu einem einmütigen Votum zu vereinigen“; das Sekretariat des Lutherrats werde die Verbindung mit dem Minister aufrechterhalten und zur Klärung der wichtigsten Sachfragen die Ausarbeitung von juristischen und theologischen Gutachten veranlassen. Abschließend hatte Breit darauf hingewiesen, es werde bald notwendig sein, „den Pfarrern und Gemeinden ein Bild der nunmehr entstandenen Lage zu vermitteln und ihnen deutlich zu machen, daß der Kirche Bestes nur dann besorgt und herbeigeführt werden kann, wenn sie selbst in Geschlossenheit und klarem Verstand ihrer Aufgabe vor dem Staat steht“ (LKA Hannover, D 15 III Nr. 13). 42 Am 31. März 1938 fand dann ein Gespräch zwischen Wurm und Reichsstatthalter Murr statt, bei dem die Forderungen Waldmanns erörtert wurden. Nach dem Protokoll Wurms über dieses Gespräch lauteten die Forderungen Waldmanns: „Anerkennung der Erbgesundheitsgesetzgebung, Förderung des Wehrwillens und Anerkennung der rassischen Weltanschauung“ (Abdruck: G. Schäfer, Landeskirche 5, S. 919f.; Zitat: S. 919). Im Verlauf des Gesprächs konzedierte Wurm dem Reichsstatthalter, in den Fragen von Erbgesundheitsgesetzgebung und Wehrwillen sei „die Stellung der Evangelischen Kirche durchaus positiv“, in Bezug auf die rassische Weltanschauung frage es sich jedoch, „ob sie vereinbar ist mit dem christlichen Standpunkt“ (Ebd.). 43 D. h. bei der Besprechung zwischen von Bodelschwingh, Breit und Kerrl am 2. Dezember 1937.
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Württemberger Kirchenregierung nach einer Verständigung. Die Bedingung ist: 1. Die Kirche soll den Wehrwillen des deutschen Volkes nicht schädigen; 2. es soll keine Polemik der Kirche gegen die Rassengesetzgebung erfolgen; 3. es soll dem germanischen Sittlichkeitsempfinden Rechnung getragen werden. Es soll möglichst rasch etwas zustandekommen, weil allerlei von Berlin geplant sei, was sehr störend empfunden wird. Meiser: Grundsätzliches und Praktisches. Aktionskomitee. Vorsicht, katholische Kirche44. Breit: Es ist dann schon sehr viel erreicht für die Sammlung der Kräfte über die Grenzen des Lutherrats hinaus, wenn festgestellt werden kann, daß der Lutherrat in sich selbst geschlossen ist und daß die ihm angeschlossenen Kirchen unter keinen Umständen sich dazu verführen lassen, eine Verbindung mit Kräften und Vertretern der Kirche und Richtungen innerhalb der Kirche einzugehen, die nicht in Gemeinschaft mit uns, dem Lutherrat, vorzugehen bereit sind. Ich möchte meinen, daß die werbende und sammelnde Kraft des Lutherrates dann unerhört groß ist, wenn beim Staat und außerhalb der hier zusammengeschlossenen Kirchen das Bild einer starken, unerschütterlichen Geschlossenheit des Lutherrats entsteht, und wir werden von selbst dann wachsen, und das Wort, das wir sprechen, wird von selbst die Zustimmung und die Unterstützung derer finden, die rein organisatorisch dem Lutherrat nicht angehören. Flor: Gültigkeitsraum der letzten Verordnungen. Es ist eigentümlich, daß die ganzen Prozesse geruht haben, nachdem Dibelius freigesprochen wurde45. Dann wurde nur ein Prozeß beim Kammergericht durchgeführt46, dann ein Prozeß in Magdeburg gegen einen Hilfsprediger Kramer (Kollektenabkündigung und Verlesung der Fürbittenliste). Der betreffende Geistliche erhielt fünf Monate Gefängnis47. Revision ist zum
44 Nach G 3 berichtete Meiser hier, „dass die höchste Stelle eine Aussprache mit einem hohen katholischen Würdenträger suchte“. Gemeint ist der Empfang des Weihbischofs von Augsburg, Franz Xaver Eberle, bei Hitler am 6. Dezember 1937 (vgl. dazu das Schreiben Eberles an Faulhaber vom 9. Dezember 1937, Abdruck: L. Volk, Akten 2, S. 422f., und die Aufzeichnung Faulhabers über eine Unterredung mit Eberle vom 22. Dezember 1937, Abdruck: Ebd., S. 457ff.; vgl. dazu auch T. Groll, Eberle, S. 448ff.). 45 Vgl. dazu oben Dok. 31, Anm. 3. 46 Gemeint ist offenbar die oben Dok. 35, Anm. 26, erwähnte Entscheidung des Berliner Kammergerichts vom 11. September 1937. 47 Zur Verurteilung von Helmut Kramer, Hilfsprediger der Bekennenden Kirche in Möckern, wegen Vergehens gegen das „Gesetz zur Regelung der öffentlichen Sammlungen und sammlungsähnlichen Veranstaltungen“ vom 5. November 1934 (RGBl I 1934, S. 1086ff.) und Kanzelmissbrauchs im Sinne von § 130a StGB (vgl. dazu oben Dok. 32,
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Reichsgericht eingelegt. Die Verhandlung soll möglichst rasch beim Reichsgericht erledigt werden. Der Ausgang der Sache ist unklar. Auf jeden Fall wird hier in der Kollektenfrage eine Entscheidung getroffen werden48. Es ist zu erwägen, ob man nicht eine Denkschrift an den Justizminister [Gürtner] gelangen läßt. Dr. Beste: Es wird sehr begrüßt, daß der Gedanke der Zusammengehörigkeit im Lutherrat so stark unterstrichen wird. Es muß praktiziert werden, wie intakte Kirchen und Bruderräte gemeinsam vorgehen müssen. Es kommt darauf an, daß das ganze Verhältnis von Staat und Kirche von Grund her bereinigt wird. Andere Dinge vorübergehender Art haben gar keinen Zweck. In Rostock bei der Fakultät sind große Schwierigkeiten entstanden durch Pensionierung Schreiners49. Sie wurde begründet mit Überflüssigkeit seiner Stellung. Nun ist Engelke mit der Versehung der Stelle betraut50. Daraus entstand ein Konflikt zwischen Brunstäd und dem Anm. 79) durch das Landgericht Magdeburg im November 1937 vgl. M. Onnasch, Macht 1, S. 225. 48 Nachdem das Oberlandesgericht Naumburg am 29. September 1937 und 10. November 1937 die gegen Ludolf Müller und Wolfgang Staemmler wegen Aufstellung von Kollektenplänen verhängten Haftbefehle aufgehoben hatte (vgl. M. Onnasch, Macht 1, S. 222– 225; vgl. auch den auszugsweisen Abdruck der Urteilsbegründungen: AEvKR 2, 1938, S. 215ff.), bestand auf Seiten der Bekennenden Kirche die Hoffnung, im Fall Kramer eine schnelle Grundsatzentscheidung des Reichsgerichts in der Kollektenfrage zu erwirken. Die beantragte Revisionsverhandlung fand dann allerdings zunächst nicht statt. Das Verfahren gegen Kramer wurde am 12. Mai 1938 auf Grund des „Gesetzes über die Gewährung von Straffreiheit“ vom 30. April 1938 (RGBl I 1938, S. 434f.), das anlässlich der Annexion Österreichs verkündet worden war, eingestellt. Kramer stellte daraufhin einen Antrag auf Fortsetzung des Verfahrens, um anstelle der Einstellung einen Freispruch zu erwirken; in der Verhandlung am 8. und 22. September 1938 verwarf der 2. Strafsenat des Reichsgerichts jedoch die Revision und bestätigte weitgehend das Urteil des Magdeburger Landgerichts. Als maßgeblich betrachtete das Reichsgericht dabei nicht den Runderlass des Reichs- und Preußischen Ministers des Innern und des Reichs- und Preußischen Ministers für die kirchlichen Angelegenheiten vom 9. Juni 1937, den sog. Kollektenerlass (vgl. oben Dok. 25, Anm. 54), sondern die „Fünfte Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 2. Dezember 1935, nach der kirchlichen Gruppen u. a. „die Ausschreibung von Kollekten und Sammlungen im Zusammenhang mit kirchengemeindlichen Veranstaltungen“ untersagt war (GBlDEK 1935, S. 130). Das Reichsgericht stellte abschließend fest, dass „Kollekten, die von irgendwelchen Stellen der Bekennenden Kirche als kirchlicher Gruppe angeordnet oder empfohlen werden, rechtswirksam verboten“ seien (Zitat aus der Abschrift der Urteilsbegründung: EvAG München, NL von Soden 11; vgl. auch die ausführliche Berichterstattung in JK 7, 1939, S. 22–26; M. Onnasch, Macht 1, S. 225; K. Meier, Kirchenkampf 3, S. 319). 49 Zur Zwangsemeritierung Schreiners vgl. oben Dok. 24, Anm. 26. 50 Fritz Engelke, Deutscher Christ und ehemaliger Reichsvikar von Reichsbischof Ludwig Müller, war gegen den Widerstand der Theologischen Fakultät der Universität Rostock zum Wintersemester 1937/38 mit der Vertretung der Professur für Praktische Theologie
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Reichsstatthalter [Friedrich Hildebrandt]. Brunstäd darf seit heute das Dekanat nicht mehr führen51. Winkel aus München (Privatgelehrter) ist als Dozent nach Rostock berufen worden für Neues Testament52! Man kann sehen, welche Absichten auch in bezug auf Rostock durchgeführt werden. Engelke hat fünf Hörer. Seminarübungen mit 1–2 Leuten. Engelke hat sich die gesamten Universitätsgottesdienste übertragen lassen und verhindert die anderen Herren am Predigen. Der Besuch nimmt [ein Wort gestrichen] katastrophal ab. 60–70 Hörer. Der
beauftragt worden. Für die Beauftragung Engelkes hatte sich auch der mecklenburgische Landesbischof Schultz eingesetzt. Mit dieser Maßnahme sollte ebenso wie mit der gewaltsamen Einsetzung von außerplanmäßigen Lehrkräften, die als politisch zuverlässig galten (vgl. dazu z. B. unten Anm. 52), die bisher geschlossene Ausrichtung der Fakultät zerstört werden. Engelke versah die Vertretung des Lehrstuhls dann aber nur bis zum Sommersemester 1938, da seine Veranstaltungen von den Studenten weitgehend boykottiert wurden (vgl. S. Pauli, Geschichte, S. 352). 51 Brunstäd hatte sich in mehreren Eingaben an den Reichsstatthalter dafür eingesetzt, die gegen Schreiner erhobenen Vorwürfe zu überprüfen und die Pensionierung rückgängig zu machen. Hildebrandt hatte eine Wiedereinsetzung Schreiners jedoch abgelehnt, da sein gegen den nationalsozialistischen Staat gerichtetes Verhalten nicht zu verantworten sei. Wegen seines Einsatzes für Schreiner war Brunstäd auf Veranlassung Hildebrandts dann Anfang Dezember 1937 von seinem Amt als Dekan enthoben worden (vgl. S. Pauli, Geschichte, S. 352; vgl. auch M. Buddrus/S. Fritzlar, Professoren, S. 92, Anm. 7). 52 Erich Winkel, Nationalsozialist und politischer Leiter der NSDAP, war vom Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung am 29. November 1937 beauftragt worden, an der Theologischen Fakultät Rostock das Fach Neues Testament in Vorlesungen und Übungen zu vertreten, obwohl er weder ein abgeschlossenes Theologisches Examen noch einen Doktorgrad besaß (vgl. S. Pauli, Geschichte, S. 352). Der Autodidakt Winkel hatte die Aufmerksamkeit des Ministeriums durch seine theologischen Publikationen auf sich gezogen, insbesondere durch eine mit pseudowissenschaftlichen Methoden rekonstruierte Fassung des Markusevangeliums, die 1937 unter dem Titel „Das ursprüngliche Evangelium, befreit von den erst nachträglich angebrachten dogmatischen Änderungen und Zusätzen, aus den ältesten Texten der Evangelienhandschriften wiedergewonnen und im Rhythmus des Urtextes wort- und sinngetreu ins Deutsche übertragen; Bd. 1, Das Evangelium nach Markus“ erschienen war. Winkels Markusevangelium wurde von evangelischen Theologen scharf kritisiert. So urteilte u. a. Hans von Soden in seiner Rezension „Ein erdichtetes Evangelium“, die „Ehre deutscher Forschung und evangelischer Fakultäten“ an deutschen Hochschulen gebiete es, „die vielberufenen ‚Forschungen‘ Winkels einmal gründlich nachzuprüfen und sie zu erweisen, als das, was sie nach dieser Nachprüfung sind, subjektiv: krankhafte Einbildungen, objektiv: verwerfliche Fälschungen“ (zit. bei E. Dinkler/E. Dinkler-Schubert, Theologie, S. 27f.; vgl. auch K. Meier, Fakultäten, S. 444). Die Stellungnahme der Theologischen Fakultät Rostock, die eine Berufung Winkels unter Hinweis auf die Unwissenschaftlichkeit seiner Arbeiten und seine mangelnde Qualifikation abgelehnt hatte, war von staatlichen Stellen und von der deutschchristlichen mecklenburgischen Kirchenleitung ignoriert worden. Vielmehr hatte der Oberkirchenrat in Schwerin Winkel am 16. November 1937 ermöglicht, seine theologischen Examina im Schnelldurchgang nachzuholen; am 23. Dezember 1937 wurde er dann von Landesbischof Schultz ordiniert (vgl. S. Pauli, Geschichte, S. 353f.; vgl. auch N. Beste, Kirchenkampf, S. 137f.).
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Oberkirchenrat Schwerin scheint sein Ziel nach wie vor klar im Auge zu haben. Es ist geplant, den NS-Pastorenbund53 zu überführen in die deutsche Pfarrergemeinde (Leffler)54. Neuerdings ist auch ein engeres Verhältnis zwischen Oberkirchenrat und Staatspolizei zu spüren. Die Staatspolizei geht dazu über, Verhaftungen und Sistierungen im großen Umfang vorzunehmen (Hübener im Konzentrationslager55). Timm wegen staatszersetzender Tätigkeit ausgewiesen56. Romberg verhaftet 53 Innerhalb des Nationalsozialistischen Pastorenbundes war es wegen des deutschchristlichen Kurses des Bundesleiters und mecklenburgischen Landesbischofs Schultz zu schweren Spannungen gekommen, die bereits zu Beginn des Jahres 1937 zur Abspaltung eines ‚Arbeitsringes nationalsozialistischer Pastoren‘ geführt hatten (vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 50). Während sich der ‚Arbeitsring‘ der kirchlichen Mitte zuwandte, blieben die radikalen Deutschen Christen im NS-Pastorenbund ein beständiger „Unruheherd“ im mecklenburgischen Kirchenkampf (vgl. N. Beste, Kirchenkampf, S. 182). 54 Die ‚Deutsche Pfarrergemeinde‘ war 1934 als Unterabteilung der von Leffler geführten ‚Kirchenbewegung Deutsche Christen‘ gegründet worden. Sie agierte nicht auf kirchenpolitischer Ebene, sondern diente als „eher loser Verband vor allem der Sammlung aller nationalkirchlich gesinnten Pfarrer im Reich“ (H. Weitenhagen, Evangelisch, S. 302). Dazu hieß es in einer Selbstdarstellung vom September 1937, die Pfarrergemeinde habe „bis heute darauf verzichtet, Satzungen aufzustellen“; sie sei „weder eine Organisation noch ein Verein, sondern der Zusammenschluß von Menschen, die die Gesinnung darleben [sic!] wollen, die sie verbindet“ (W. Bauer, Wesen, S. 5). Ihre Arbeit vollziehe sich auf monatlichen Pfarrerzusammenkünften, durch Bildung von Arbeitsgemeinschaften für die praktische Pfarramtstätigkeit, die Betreuung des theologischen Nachwuchses und die Unterstützung verfolgter ‚Kameraden‘. Ihr Ziel bestehe letztlich darin, „den Beweis zu erstellen, daß es möglich ist, was wir erstreben, was heute noch als Schwärmerei, Illusion und Irrlehre verlacht und verketzert wird: Die Christusgemeinde der Deutschen“ (Ebd., S. 45). 55 Der Bekenntnispfarrer Martin Hübener in Eldena war am 3. November 1937 von der Staatspolizeistelle Schwerin aufgefordert worden, innerhalb von 48 Stunden den Kreis Ludwigslust zu verlassen. Da Hübener dem Ausweisungsbefehl nicht Folge geleistet hatte, war er am 5. November 1937 verhaftet und in das Langerichtsgefängnis Schwerin verbracht worden. Am 15. November 1937 war er dann nach Strelitz-Alt weitertransportiert worden und blieb insgesamt fünf Monate in Haft, da er sich auch weiterhin weigerte, dem Ausweisungsbefehl zu folgen (vgl. M. Hübener/G. Scharnweber/J. Hübener, Eldena, S. 270f.).– Die kirchenpolitischen Auseinandersetzungen in der Gemeinde Eldena hatten bereits 1933 eingesetzt. Im Sommer 1935 hatte sich Hübener geweigert, einer vom mecklenburgischen Oberkirchenrat angeordneten Zwangsversetzung Folge zu leisten und trotz der Einsetzung eines deutschchristlichen Gegenpastors auch weiterhin amtiert. In dem daraufhin einsetzenden Kampf gegen Hübener hatten die Deutschen Christen selbst vor Gewalttätigkeiten nicht zurückgeschreckt und dabei massive Unterstützung von den örtlichen Parteistellen sowie der SA erhalten. Kurz vor seiner Ausweisung war Hübener wegen einer angeblich unerlaubten Kollekte am 8. August 1937 schon einmal verhaftet, dann aber nach acht Tagen ohne Begründung wieder entlassen worden (vgl. ebd., S. 264– 269; vgl. auch N. Beste, Kirchenkampf, S. 128–132). 56 Unmittelbarer Anlass für die Ausweisung Hermann Timms war ein von ihm gezeichnetes Schreiben an Beste vom 14. Oktober 1937, das der Gestapo in die Hände gefallen war. Dieses Schreiben enthielt die Beschlüsse eines freien Kreises von ca. 20 Pastoren und Laien, die den mecklenburgischen Bruderrat trotz staatlicher Verbote u. a. dazu aufforderten,
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wegen der Kollektensache. Die Pfarrer in den bedrängten Gemeinden, die seit mehreren Monaten in ihren Häusern nur Notgottesdienste halten, haben keine Kollekten mehr abgekündigt, sondern nur eine Sammelbüchse aufgestellt, so auch Pastor Romberg, verhaftet mit der Begründung, sich gegen das Kollektengesetz57 verfehlt zu haben58. Am nächsten Tage wurden drei Güstrower Pastoren in gleicher Sache vor die Staatspolizei geladen59. Pastor Siegert, der eine vorgelegte Erklä-
auch weiterhin Kollekten anzuordnen, Kirchenaustritte bekanntzugeben und die Prüfungen und Ordinationen der Bekennenden Kirche fortzuführen (Abdruck: H. Timm, Ringen, Anlage 3). Timm war daraufhin wegen dauernder volkszersetzender Tätigkeit vor die Staatspolizeistelle Schwerin geladen worden. Bei diesem Verhör am 10. November 1937 hatte er ein Revers unterschreiben sollen, dass er „künftig alle staatlichen Anordnungen bedingungslos befolgen werde“. Timm war jedoch nur unter dem Vorbehalt seines Gewissens und des Ordinationsgelübdes zur Unterschrift bereit gewesen; die Gestapo hatte ihn daraufhin aufgefordert, Mecklenburg innerhalb von 48 Stunden zu verlassen. Im August 1938 wurde die Ausweisung Timms dann überraschend wieder aufgehoben (vgl. ebd., S. 36–46, Zitat: S. 36; vgl. auch N. Beste, Kirchenkampf, S. 208f.). 57 Vgl. dazu oben Dok. 25, Anm. 54. 58 Bernhard Romberg, Pfarrer in Teterow, wurde seit April 1935 vom mecklenburgischen Oberkirchenrat an der Ausübung seines Amtes gehindert und hatte seither die Gottesdienste im Pfarrhaus abgehalten (vgl. N. Beste, Kirchenkampf, S. 206). Wegen des Sammelns von Kollekten war er am 3. Dezember 1937 von der Gestapo verhört worden. Weil er sich geweigert hatte, über sein „ferneres Verhalten bestimmte Zusicherungen zu machen“, war er dann bei einem zweiten Verhör am 4. Dezember 1937 verhaftet worden (undatierter Bericht des mecklenburgischen Bruderrats, Anlage zum Schreiben des Bruderrats an den Vertrauensrat der Bekennenden Kirche zu Teterow vom 17. Dezember 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 80). 59 Bei dieser Vorladung am 7. Dezember 1937 war Propst Hans Friedrich Koch, Pfarrer Sibrand Siegert (zu ihm vgl. auch unten Anm. 60) und Vikar Erich Eichhorst vorgeworfen worden, „in den Gottesdiensten der Bekenntnisgemeinschaften in Güstrow seien nicht die vom Oberkirchenrat angeordneten Kollekten angesagt worden, vielmehr vor den Augen der Pastoren ohne deren Aufforderung von den Gottesdienstbesuchern Gaben auf einen Stuhl gelegt worden; die Pastoren hätten das nicht verhindert, sondern diese Gaben angenommen und für die Bekenntnisgemeinschaft verwendet“. Auch ihnen war eine Verpflichtungserklärung zum unbedingten Gehorsam gegenüber Staat und Gestapo vorgelegt und dazu erklärt worden, es genüge „der Verdacht einer Übertretung, um die Unterschrift zu fordern“. Auf ihren Einwand, ein Christ könne keinen unbedingten Gehorsam versprechen, hatte die Gestapo erwidert, „der Staat habe jedem die religiöse Freiheit gelassen und sie durch Reichsminister Kerrl erneut zugesagt. Der Gedanke, der Staat könne etwas gegen die christliche Lehre anordnen, dürfe nicht gedacht werden“. Eichhorst und Koch hatten die Erklärung dann unterschrieben, „weil man durch Verweigerung der Unterschrift sich zum Staatsfeind erklärt hätte“ (Zitate aus dem oben Anm. 58 erwähnten Bericht des mecklenburgischen Bruderrats). Koch hatte noch am selben Tag den Bruderrat um eine Beurteilung seines Verhaltens gebeten und sich dazu bereit erklärt, seine Unterschrift im Falle einer Missbilligung zurückzuziehen. Der Bruderrat hatte daraufhin zwar erklärt, „daß es nicht zu raten ist, das Gewissen durch eine unbestimmte und in ihren Folgen nicht zu übersehende Erklärung zu belasten“, dann aber darauf verzichtet, Koch
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rung nicht unterschrieben hat, wurde daraufhin verhaftet60. Dem Minister [Kerrl] ist zu sagen, daß diese Methoden aufhören müssen. Gauger bespricht Rechtsfragen, die im Zusammenhang mit der Vertagung des Führererlasses61 stehen. Welche Schlußfolgerungen sind für unser Zusammensein mit dem Kasseler Gremium62 zu ziehen in dem Zeitpunkt, in dem wir mit dem Reichskirchenminister in ein neues Gespräch kommen wollen? Ficker: Derzeitige sächsische Verhältnisse. Die Praxis geht ohne Veränderung im alten Gleise fort. Ein Erfolg wurde erzielt durch die geschlossene Haltung der Pfarrer und Gemeinden. Das deutschchristliche Blatt ist als Zwangsblatt gefallen63. Es erscheinen jetzt zwei Blätter64.
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zu verurteilen und eine für alle Geistlichen bindende Anweisung zu erteilen (Zitat aus dem oben Anm. 58 erwähnten Schreiben vom 17. Dezember 1937). Siegert war seit November 1936 seines Amtes enthoben, weil er einen vom deutschchristlichen Oberkirchenrat verbotenen Reformationsgottesdienst gehalten hatte. Er hatte jedoch auch weiterhin amtiert und die Gottesdienste im Gemeindehaus gehalten. Bei dem Verhör am 7. Dezember 1937 hatte er sich geweigert, die von der Gestapo vorgelegte Verpflichtungserklärung ohne Zusatz zu unterschreiben, und war daraufhin für 14 Tage in Haft genommen worden (vgl. den oben Anm. 58 erwähnten Bericht des mecklenburgischen Bruderrats und K.-H. Stüber, Siegert, S. 96–100, hier: S. 100; zu Siegert und den Auseinandersetzungen in Güstrow vgl. auch N. Beste, Kirchenkampf, S. 207). Gemeint ist der Wahlerlass Hitlers vom 15. Februar 1937 (vgl. oben Dok. 1, Anm. 1); zu der von Kerrl in seiner Rede in Fulda angekündigten Aussetzung der Wahl vgl. oben Dok. 36, Anm. 64 und 85. Gemeint ist die am 5./6. Juli 1937 in Kassel gegründete Arbeitsgemeinschaft von Lutherrat, VKL II und Kirchenführerkonferenz (vgl. dazu oben Dok. 25 und 27). Zum Zwangsbezug und zur Einstellung des „Kirchlichen Gemeindeblatts für Sachsen“ vgl. oben Dok. 29, Anm. 6. Gemeint sind das landeskirchliche „Evangelische Gemeindeblatt in Sachsen“, das im Dresdener Verlag Baensch erschien und im Januar 1938 das „Kirchliche Gemeindeblatt für Sachsen“ ablöste, sowie das der Bekennenden Kirche verpflichtete private Gemeindeblatt „Die Heimatkirche“, das bis zum Verbot im Jahr 1941 im Verlag Max Müller (Chemnitz) erschien. Nach dem Sturz des sächsischen Landeskirchenausschusses hatten die meisten Bezieher das „Kirchliche Gemeindeblatt für Sachsen“ wegen seiner deutschchristlichen Ausrichtung abbestellt und stattdessen die „Heimatkirche“ bestellt. Dies hatte zu einem Protest des Verlags Baensch geführt, der mit dem Landeskirchenamt offenbar einen Vertrag über den Druck des wirtschaftlich angeschlagenen landeskirchlichen Gemeindeblatts besaß. Nach längeren Verhandlungen einigten sich die Verlage Müller und Baensch schließlich darauf, dass Baensch „den Innenteil der HEIMATKIRCHE für alle Gemeinden drucken durfte. Die Auflage betrug 350.000 Exemplare. Die äußeren 4 Seiten wurden auf 22 Bezirksdruckereien zum Eindruck der Ortsseiten aufgeteilt.“ Die „Heimatkirche“ wurde dann in „über 500 Gemeinden mit über 600 Ortsvertretern“ von ca. 8.000 Helferinnen verteilt (Schreiben des Evangelischen Verlags Max Müller Chemnitz an die Bibliothek des Landeskirchenamts Dresden vom 3. September 1996, der Bearbeiterin vom Verlag Max Müller am 30. Juni 2004 zur Verfügung gestellt; das Verlagsarchiv wurde ausgebombt, so dass keine weiteren Unterlagen über die Verhandlungen zur Verfügung stehen).– Vgl. auch G. Prater, Kämpfer, S. 65, S. 170f.; D. Röthig, Chronik, S. 172.
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Gleichwohl hat man die Disziplinierungen auf Grund der Verweigerung der Haltung des Blattes fortgesetzt. Der Prozeß gegen Klotsche wegen des 9. August 1937 geht immer noch nicht vom Stapel65. Der Ausgang kann für Klotsche nicht günstig sein. Deswegen wird der Prozess wahrscheinlich nicht zum Vollzuge kommen. Weiter wird die Politik des Terrors und des Finanzdruckes fortgesetzt. Entlassen sind unterdessen wieder verschiedene Amtsbrüder. Es wird den Pfarrern jetzt ein Revers vorgelegt. In diesem wird verkoppelt Gehorsam gegen die staatliche Ordnung und gegenüber den Maßnahmen des jetzigen Kirchenregiments. Man soll erklären, daß man weder offen noch versteckt etwas unternehmen wolle66. Im Fall Garbe, der entlassen wurde67, ist die Sache insofern interessant, als angeordnet wurde, daß der Kantor Gelbke ermächtigt wurde, deutschchristlichen Gottesdienst zu halten. Der Pfarrer erhielt eine Anordnung, am ersten Advent sei deutschchristlicher Gottesdienst durch den Kantor zu halten68. Anderen Ge65 Vgl. dazu oben Dok. 31, Anm. 35. 66 Ein solcher Revers war z. B. einem Vikar Hahns, Wolfgang Müggenburg, vorgelegt worden. Hahn hatte Müggenburg zunächst ohne Wissen des deutschchristlichen Landeskirchenamts in die vakante Pfarrstelle in Weißig eingewiesen. Als der Kirchenvorstand das Landeskirchenamt am 9. November 1937 dann offiziell um die Besetzung der Pfarrstelle mit Müggenburg bat, hatte das Landeskirchenamt die Unterschrift unter den Revers zur Bedingung für seine Zustimmung gemacht. Nach diesem Revers hatte Müggenburg „das am 9. August 1937 von dem Herrn Reichs- und Preußischen Minister für die kirchlichen Angelegenheiten für die evangelisch-lutherische Landeskirche Sachsens eingesetzte Kirchenregiment vorbehaltlos“ anerkennen und sich verpflichten sollen, „die von diesem Kirchenregiment ergehenden Anordnungen in vollem Umfange durchzuführen“. Außerdem hatte er versichern sollen, dass er sich „in keiner Weise an etwaigen Bestrebungen beteiligen werde, die offen oder versteckt gegen den Staat und das eingesetzte Kirchenregiment gerichtet sind“. Müggenburg hatte die Unterschrift „aus Gewissensgründen“ abgelehnt (Bericht über den „Kirchenkampf in Weißig, bei Dresden Bad Weißer Hirsch“: EvAG München, NL von Soden 16). Zu den darauf folgenden Auseinandersetzungen um die Besetzung der Pfarrstelle in Weißig, die mit der Ausweisung Müggenburgs aus Sachsen endeten, vgl. auch G. Prater, Kämpfer, S. 164ff. 67 Richard Garbe war am 1. Dezember 1937 mit sofortiger Wirkung aus dem landeskirchlichen Vorbereitungsdienst abberufen worden. Zur Begründung hatte das sächsische Landeskirchenamt u. a. angeführt, er habe sich gegen die Beurlaubung von Superintendent Berg (vgl. dazu oben Dok. 31, Anm. 40f.) ausgesprochen und das landeskirchliche Gemeindeblatt (vgl. oben Dok. 29, Anm. 6) gegen den Willen des Kirchenvorstands abbestellt (Schreiben Klotsches und Agricolas an das Bezirkskirchenamt Dresden vom 1. Dezember 1937, Abschrift im LKA Hannover, D 15 I Nr. 87 Bd. I). 68 Vgl. dazu den undatierten Vermerk Garbes „‚Lesegottesdienste‘ des Kantors Gelbke in Goldbach“. Danach hatte das Landeskirchenamt beschlossen, in der Goldbacher Kirche „den alten Brauch sogenannter Lesegottesdienste wieder herzustellen“, und den deutschchristlichen Kantor Max Gelbke beauftragt, „diese Gottesdienste jeden 4. Sonntag im Monate sowie jeden 1. Feiertag an den hohen Festen“ zu halten. Daraufhin hatte Gelbke am 21. November 1937 von Garbe die Verlesung einer Abkündigung verlangt, nach der am 1. Advent der Gottesdienst „im deutsch-christlichen Geist“ und der Gottesdienst am
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meinden werden die Bekenntnispfarrer genommen, so daß sie nur noch einen deutschchristlichen Pfarrer haben. Fortgegangen ist auch die Zurverfügungstellung der Polizei für das Regiment Klotsche. Es besteht eine Verordnung, daß sich die Polizei zur Verfügung des Kirchenregiments halten müsse69. Verbot der Ephorenversammlungen70. Verbot eines Jugendlagers71. Gegen den Beschluß des Kirchenvorstandes wurden deutschchristliche Bläser auf den Kirchturm gesetzt72. Einzelnen
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1. Weihnachtsfeiertag „ebenfalls als deutsch-christliche Weihnachtsfeier“ gehalten werden sollten (Abschrift im LKA Hannover, D 15 I Nr. 87 Bd. I). In einem Erlass vom 2. Oktober 1937 hatte der sächsische Innenminister Fritsch angeordnet, der vom Reichskirchenministerium eingesetzten sächsischen Kirchenregierung solle „polizeiliche Hilfe geleistet werden für den Fall, daß deren Maßnahmen Widerstand entgegengesetzt und von ihr Unterstützung der Polizei beantragt wird“ (Abdruck: J. Fischer, Landeskirche, S. 264; vgl. dazu auch ebd., S. 87). Dieser Erlass war am 29. November 1937 noch durch eine vertrauliche Mitteilung ergänzt worden, nach der die polizeiliche Hilfe „vorkommendenfalls im Benehmen mit der zuständigen Staatspolizeistelle zu leisten“ war (zit. ebd., S. 184, Anm. 92). Ficker hatte für den 25. Oktober 1937 eine Versammlung von Superintendenten und Pfarrern nach Dresden eingeladen, die von Klotsche am 22. Oktober 1937 verboten worden war; außerdem hatte Klotsche ein polizeiliches Verbot der Zusammenkunft erwirkt (vgl. J. Fischer, Landeskirche, S. 184, Anm. 95). Nach der Verfügung des Polizeipräsidenten von Dresden an Ficker vom 23. Oktober 1937 war ihm unter Androhung von Geld- oder Gefängnisstrafe darüber hinaus auch „die Abhaltung von Ersatzversammlungen, Besprechungen oder Zusammenkünften irgendwelcher Art mit dem genannten Personenkreis“ untersagt worden (Abdruck: Ebd., S. 264f.). Zu diesem Verbot hatten Bruhns, Hahn und Meyer dem Reichskirchenminister in einem Schreiben vom 4. November 1937 mitgeteilt, es habe sich keineswegs um eine von Ficker „eingeladene oder veranstaltete Versammlung gehandelt“, sondern, „wie die Dinge in Sachsen sich entwickelt haben, um eine aus dem Kreise derjenigen Superintendenten bzw. ephoralen Vertrauenspfarrer, die das Landeskirchenamt Klotsche-Kretzschmar ablehnen, hervorgegangene freie Zusammenkunft“, die Ficker in seiner Eigenschaft als dienstältester Superintendent geleitet habe (Abschrift im LKA Hannover, D 15 I Nr. 87 Bd. I). Gemeint ist der Jugendtag in Roßwein, der am 28. November 1937 polizeilich verboten worden war (vgl. D. Röthig, Chronik, S. 172). Veranlasst hatte dieses Verbot der deutschchristliche Landesjugendpfarrer Erich Fleischhack, bei dem seit der Auflösung des vom sächsischen Landeskirchenausschuss eingesetzten Beirats für die Jugendarbeit und der Verordnung des Landeskirchenamts über den Evangelischen Jugenddienst vom 29. Oktober 1937 (KGVBl Sachsen 1937, S. 132) die ausschließliche Leitung der landeskirchlichen Jugendarbeit lag (vgl. J. Fischer, Landeskirche, S. 184, Anm. 96). In einem Bericht Hahns an die befreundeten Kirchenleitungen und Bruderräte über die kirchliche Lage in Sachsen vom Frühjahr 1938 heißt es zu Fleischhack, er beanspruche „Genehmigungsrecht für alle übergemeindlichen Veranstaltungen“, gebe „eine Liste nicht genehmer Jugendredner heraus“, lasse „durch die Polizei Jugendveranstaltungen schließen“ und ordne „seine ephoralen und gemeindlichen Jugendbeauftragten den Pfarrern über“ (Abdruck: G. Prater, Kämpfer, S. 325–329, Zitat: S. 327). Der Kirchenvorstand der Kreuzkirche in Dresden hatte 1933 eine Vereinbarung mit dem Landesverein für Innere Mission getroffen, nach der „Sonnabends-Abend Angestellte der beim Landesverein als eine seiner Abteilungen betriebenen Posaunenmission vom Kreuz-
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abgesetzten Pfarrern ist durch die Polizei jedes Amtieren verboten worden. Es werden überall deutschchristliche Feierstunden zwangsweise durchgesetzt. Über den Einspruch der Kirchenvorsteher geht man einfach hinweg. Man will sich überall Eingang verschaffen. Zu den sieben Superintendenten sind neue hinzugekommen, die ihres Ephoralamtes enthoben wurden73. Dem Vorsitzenden des sächsischen Pfarrervereins74 wurde geschrieben, er sei unwürdig und unfähig, ein Aufsichtsamt in der sächsischen Kirche zu führen75. Der vierte Steuertermin ist endlich bewilligt worden, aber nur als Halbtermin. Man will die Kirche finanziell in die Hand bekommen76. Man will den Gemein-
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kirchenturm blasen“; im Zusammenhang der Auseinandersetzungen um die sächsische Posaunenmission (vgl. dazu oben Dok. 33, Anm. 38) hatte am 23. Oktober 1937 dann aber „Oberlandeskirchenrat Adolf Müller mit Hilfe eines Polizeiwachtmeisters für seine Bläser den Zugang zum Turm erzwungen und das Blasen der bereits auf dem Turm befindlichen Bläser des Landesvereins – entgegen dem diesen allein nach der weiter gültigen Vereinbarung zustehenden Benutzungsrecht – verhindert“ (Schreiben Bruhns’, Hahns und Meyers an den Reichskirchenminister vom 4. November 1937, Abschrift im LKA Hannover, D 15 I Nr. 87 Bd. I). Seit September 1937 waren Ficker (Dresden-Stadt), Gerber (Chemnitz-Stadt), von Kirchbach (Freiberg), Lindner (Glauchau), Loesche (Auerbach) und Semm (Plauen) vom Superintendentenamt beurlaubt; außerdem war gegen Superintendent Berg (Bautzen) unter vorläufiger Amtsenthebung ein Dienststrafverfahren eingeleitet worden (vgl. KGVBl Sachsen 1937, S. 129; D. Röthig, Chronik, S. 168; zur Beurlaubung Fickers und Gerbers vgl. auch oben Dok. 31, Anm. 42). Gegen diese Maßnahmen hatten 25 Superintendenten und stellvertretende Superintendenten in einem von Ficker gezeichneten Schreiben an den Reichskirchenminister bereits am 9. Oktober 1937 protestiert und Kerrl darauf hingewiesen, es handele sich um „Veränderungen kirchenpolitischer Art in der Zusammensetzung der Kirchenbehörden“, die nach der 13. Durchführungsverordnung vom 20. März 1937 (vgl. dazu oben Dok. 9, Anm. 11) unzulässig seien (Abschrift im LKA Hannover, D 15 I Nr. 87 Bd. I). Im November 1937 waren dann noch Hammerschmidt (Werdau), Meinel (Bad Schandau) und Alfred Meyer (Rochlitz) von der Führung der Geschäfte der Superintendenten beurlaubt worden (vgl. KGVBl Sachsen 1937, S. 138; D. Röthig, Chronik, S. 172; vgl. dazu auch die Zusammenstellung „Zur Berichtigung der Fürbitteliste“ vom 16. Dezember 1937: LKA Hannover, D 15 II Nr. 5). = Alfred Meyer. Derartige Begründungen hatte das Landeskirchenamt Dresden in einer Vielzahl von Schreiben angeführt, in denen Amtsenthebungen ausgesprochen worden waren; so hatte es z. B. im Schreiben des Landeskirchenamts an Hammerschmidt vom 10. November 1937 geheißen, er habe bewiesen, dass ihm „ein Aufsichtsamt im Bereiche unserer Landeskirche nicht belassen werden kann“, da seine „Amtsführung nicht die Gewähr dafür“ biete, „dass die Verwaltung der Ephorie Werdau so gehandhabt wird, dass sie Staat und Bewegung gegenüber verantwortet werden kann“ (Abschrift im LKA Nürnberg, Meiser 172; zu Hammerschnidt vgl. auch M. Kluge, Hammerschmidt). Reichsstatthalter Mutschmann setzte die sächsische Landeskirche seit 1935 u. a. durch die Verzögerung der Bewilligung von Steuerterminen finanziell massiv unter Druck (vgl. dazu oben Dok. 22, Anm. 70). Auch im letzten Quartal des Steuerjahres 1937 hatte der Steuertermin erst mit erheblicher Verspätung festgesetzt werden können (vgl. die „Verordnung zur Regelung der Erhebung der Kirchensteuern im Bereiche der evangelisch-lu-
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den die Beihilfen sperren, [zwei Wörter gestrichen] wenn Pfarrer sich nicht fügen. Das Kirchenamt ordnet Trauungen zwischen einem Glied der Landeskirche und einem Ausgetretenen an (auch zwischen einer Katholikin und einem Ausgetretenen)77. Rundschreiben der Deutschen Christen, auch Ausgetretene in den Listen weiterzuführen78. Es ist uns vorher doch dann und wann eine Hoffnung erwachsen, daß die Dinge sich wenden könnten. Ich habe keine Hoffnung. Ein Theologe war in einem Gespräch bei Kerrl. Mitteilung nur mündlich. Der Staat will die ganze Finanzoberleitung in die Hand nehmen. Die Deutschen Christen werden die Grundpfeiler der Kirche. In Sachsen wird die Sache ausprobiert. Gegensatz zwischen Kerrl-Muhs. Dem Befriedungswillen darf man nicht allzu weit trauen. Früher schon sagte Kerrl, daß künftig der Staat die Deutschen Christen privilegieren werde79. Fraglich erscheint, ob das, was Kerrl sagt, den Intentionen der höchsten Spitze [= Hitler] entspricht. Wir sind längst noch nicht durch die Not hindurch. Das Schwerste wird erst noch kommen. Wir müssen zusammen stehen und die Front stärken. Marahrens: Ich glaube in der Tat, daß die Politik in der Leipzigerstraße80 nicht einheitlich ist. Der eigentliche Gegner ist Muhs und nicht Kerrl. Wenn es gelänge, irgendwie einzudringen, dann würde man mit Kerrl fertig werden. Der eigentliche Widerstand liegt bei Muhs. Zur Lage: Es wurde neulich ein Superintendent von der Gestapo verwarnt, weil er bei seelsorgerlichen Gesprächen den Namen eines Ausgetretenen genannt hat81. Wir wurden vorstellig. Die Gestapo sagte:
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therischen Landeskirche des Landes Sachsen für das vierte Vierteljahr des Kalenderjahres 1937 (1. Oktober bis 31. Dezember 1937)“ vom 30. November 1937 [KGVBl Sachsen 1937, S. 139f.] und die „Ausführungsverordnung zur Verordnung vom 30. November 1937 zur Regelung der Erhebung der Kirchensteuern im Bereiche der evangelisch-lutherischen Landeskirche des Landes Sachsen für das vierte Vierteljahr des Kalenderjahres 1937“ vom 30. November 1937 [Ebd., S. 140]). Vgl. dazu oben Dok. 31, Anm. 44; in dem oben Anm. 71 erwähnten Bericht Hahns heißt es, dabei habe es sich nicht um einen Einzelfall gehandelt, sondern es seien auf Anweisung des Landeskirchenamts wiederholt kirchliche Amtshandlungen an aus der Kirche Ausgetretenen vollzogen worden. Rundschreiben nicht ermittelt; vgl. aber den oben Anm. 71 erwähnten Bericht Hahns, wo es heißt: „Die Deutschen Christen fordern in Aufrufen auch Evangelische, Katholische und aus der Kirche Ausgetretene auf, in ihre Reihen einzutreten.“ Vgl. dazu die oben Dok. 1, Anm. 6, zitierte Passage aus der Rede Kerrls vor den Vorsitzenden der Landes- und Provinzialkirchenausschüsse vom 13. Februar 1937. = Sitz des Reichskirchenministeriums. Bei dem betroffenen Superintendenten handelte es sich um Adolf Brunkhorst in Zeven; für den Wiederholungsfall waren ihm „schärfste staatspolizeiliche Maßnahmen“ angedroht worden (vgl. das Schreiben des hannoverschen Landeskirchenamts an den Reichsinnenminister vom 21. September 1937, Abschrift im LKA Hannover, D 15 II Nr. 4).
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„An dem Vorgehen gegen den Superintendenten ist nichts auszusetzen“82. Im Augenblick habe ich den Eindruck, daß Kerrls Redefreudigkeit gestoppt ist. Er hatte vor, mehr zu sprechen83. Der Artikel im „Schwarzen Korps“ richtet sich direkt gegen Kerrl. Im „Schwarzen Korps“84 offenbart sich die Haltung von Himmler, Rosenberg, Goebbels. In vielen Stellen sind die Deutschen Christen etwas aufgebracht gegen das „Schwarze Korps“ (Ein feste Burg ist unser Gold85). In bezug auf das, was geschehen muß, stimme ich dem zu, was gesagt wurde. Das Laienelement muß stärker eingesetzt werden. Der Vorwurf der Staatsfeindschaft der bekennenden Kirche86 muß beseitigt werden. Sehr dankbar bin ich für die Veröffentlichung des Lutherrats gegen Rosenberg87. Wir müssen für die verhafteten Brüder etwas tun. Die eigentliche Not, die mich bedrückt, ist die Frage der Organisation. Ich höre, daß Anfang Januar wieder eine neue Mitte in Erscheinung tritt, um einen Berliner Richter herum88. Es sei eine sehr umfangreiche Agi82 Nach dem oben Anm. 81 erwähnten Schreiben des hannoverschen Landeskirchenamts hatte die Gestapo ihr Vorgehen mit dem Runderlass des Reichsinnenministers vom 18. Februar 1937 (vgl. dazu oben Dok. 8, Anm. 22) begründet; da Brunkhorst die Namen allerdings gar nicht öffentlich bekanntgegeben hatte, war von der Gestapo argumentiert worden, die Form der Bekanntgabe sei unerheblich: Brunkhorst habe mit der von ihm gewählten Art der Bekanntgabe nur das Verbot umgehen wollen und in Parteikreisen auch deshalb besondere Erregung hervorgerufen, weil den Beteiligten Unannehmlichkeiten erwachsen seien; sollte diese Art der Bekanntgabe Schule machen, so sei mit „recht unangenehmen Gegenwirkungen“ zu rechnen. 83 Nach der Niederschrift über die Besprechung im Reichskirchenministerium am 2. Dezember 1937 (vgl. oben Anm. 5) hatte Kerrl angekündigt, daß nach den Reden in Fulda (vgl. oben Dok. 36, Anm. 63) und Hagen (vgl. oben Anm. 10) „ähnliche Reden jetzt von ihm in weiterem Umfange gehalten werden, nachdem er 1 1/2 Jahre lang nicht reden konnte“ (Dokumente 4, S. 132). 84 Vgl. dazu oben Anm. 11. 85 Das „Schwarze Korps. Zeitung der Schutzstaffeln der NSDAP“ hatte auf dem Titelblatt der Ausgabe vom 2. Dezember 1937 unter der Überschrift „1 Milliarde Reichsmark Kirchensteuern“ eine Karikatur veröffentlicht, die einen katholischen und einen evangelischen Pfarrer inmitten von Geldsäcken der Reichsbank zeigte. Der katholische Pfarrer trug eine Fahne mit der Aufschrift „Ecclesia Militans“, der evangelische Pfarrer eine mit „Protestantische Kirchenstreiter“ beschriftete Fahne sowie ein Buch mit Davidstern und der Aufschrift „Moses“. Unter der Karikatur hatte es dann geheißen: „Chor der Steuerzahler: Ein’ feste Burg ist unser Gold“. Gegen diese Karikatur legte der Lutherrat in einem Schreiben vom 12. Januar 1938 beim Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda Verwahrung ein (LKA Hannover, L 3 I Nr. 20); das Ministerium antwortete in einem Schreiben vom 26. Januar 1938, der Lutherrat habe die Karikatur und die Verunglimpfung des Lutherliedes zu Recht beanstandet (Ebd.). 86 Vgl. dazu oben Dok. 36, Anm. 43 und 114. 87 Der Lutherrat hat kein eigenes Wort zu Rosenberg herausgegeben; gemeint ist hier offenbar die Erklärung des Kasseler Gremiums (vgl. dazu oben Dok. 34, Anm. 7). 88 Möglicherweise sind hier die Aufrufe des Berliner Pfarrers Robert Richter gemeint, der im
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tation durch Monate hindurch betrieben worden. Es seien auch mehrere Professoren der Theologie gewonnen. Morgen wird die Frage des Kasseler Gremiums zur Debatte stehen89. Wäre es nicht am einfachsten, wenn wir vom Kasseler Gremium die Bitte aussprächen, daß Breit die Geschäftsführung übernimmt? Es muß die Geschäftsführung in Berlin sein90. Eine andere Stelle als der Lutherrat würde für mich nicht in Betracht kommen. Die Bildung eines neuen Gremiums würde ich ablehnen. Damit ist wieder das Problem der letzten Sitzung angedeutet91. Not in bezug auf die Evangelische Kirche der Altpreußischen Union. Man müßte versuchen, eine Klärung herbeizuführen, wen Altpreußen als seine Vertretung haben will92. Es scheitert immer daran, daß die Bruderräte das letzte Wort haben wollen, ohne es wirklich zu sprechen. Es ist ein Weiterkommen in der Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche nur möglich, wenn die Bruderräte sich entschließen,
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Dritten Reich den von Gott herbeigeführten Zeitpunkt für den ‚Durchbruch‘ einer ‚Dritten Kirche‘ gekommen sah, in der das Priestertum aller Gläubigen und ein Christentum der Tat verwirklicht werden sollten (vgl. dazu die Unterlagen bei der EvAG München, NL von Soden 5). Am folgenden Tag fand eine Sitzung des Kasseler Gremiums statt (vgl. dazu unten Dok. 39); zu der für diese Sitzung erwarteten Aussprache über die Spannungen innerhalb des Kasseler Gremiums, die durch die oben Dok. 36, Anm. 24, erwähnten Beschlüsse des Reformierten Konvents der Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche, des Moderamens des Reformierten Bundes und des reformierten Mitglieds der VKL II vom 5. Oktober 1937 ausgelöst worden waren (vgl. dazu oben Dok. 36, S. 689–694, S. 696– 707; Dok. 37, S. 720f.), kam es auf Grund der jüngsten kirchenpolitischen Ereignisse jedoch nicht. Die Forderung nach einer Übertragung der Führung der Geschäfte des Kasseler Gremiums an das Sekretariat des Lutherrats hatte Breit bereits in der Besprechung mit von Bodelschwingh, Marahrens, Meiser und Wurm am 26. November 1937 erhoben und dazu ein vom Sekretariat des Lutherrats verfasstes ‚Organisationsstatut‘ für das Kasseler Gremium vorgelegt (vgl. dazu oben Dok. 37, Anm. 2 und 23). Bezug unklar; möglicherweise ist hier jedoch die Einberufung der Kirchenführerkonferenz gemeint (vgl. dazu unten Anm. 92). Nachdem die zuletzt bei den Bielefelder Besprechungen unternommenen Versuche, zu einer einheitlichen Vertretung der verschiedenen Gruppen in der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union zu kommen, gescheitert waren (vgl. dazu unten Anm. 130), beabsichtigte Marahrens, eine Sitzung der Kirchenführerkonferenz einzuberufen und von sich aus Vertreter aus der altpreußischen Union zu benennen. Dazu hatte er bereits im Oktober 1937 den an den Bielefelder Besprechungen beteiligten Bischof von Breslau, Zänker, um Personalvorschläge gebeten; dabei war nicht vorgesehen, Vertreter aus sämtlichen altpreußischen Kirchenprovinzen zu berufen, sondern es sollte sich „um Namen handeln, die für den weiteren Kreis der Pfarrer einen bestimmten Klang haben“ (undatierter Entwurf für ein Schreiben Zänkers an Marahrens, vermutlich vom 1. Dezember 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 59).
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nur eine Art Querverbindung zu sein, und im übrigen sich durch das lutherische Sekretariat vertreten lassen. Fleisch: Nur im Lutherrat ist es möglich, die anderen Herren (der Deutschen Evangelischen Kirche) auf einmal zu erreichen. Man wird immer wieder zu einer gewissen Abgrenzung mit ihnen kommen. Sie müssen ihren Anspruch93 endlich aufgeben; cf. die letzte Veröffentlichung, durch welche die Hilfskasse94 bei der Polizei denunziert ist95. Hahn: Die Beamten des Landeskirchenamtes haben sich ausgesprochen, es sei völlig anders als in der Ära Coch96. Es handelt sich um eine Liquidation der Kirche, um nichts anderes. Das zeigt sich auch im Gemeindeblatt des sächsischen Landeskirchenamtes. Dieses Blatt vertritt Rosenberg in der Kirche. Es bringt einen Artikel, in dem die Auferstehung Christi geleugnet wird97. Die Kollekten werden bei uns nicht vom Staat verboten. Das Landeskirchenamt hetzt den Staat gegen uns auf. Jede letzte Regung des kirchlichen Lebens soll unterdrückt werden. Wir haben heute ein antichristliches Landeskirchenamt. Alle Vereine, die sich Klotsche nicht unterstellen, werden sich bald nicht mehr versammeln dürfen. Alle Vereine stehen vor der [verzweifelten] Frage: Was sollen wir tun? Die Jugend darf nur noch Veranstaltungen machen, die von deutschchristlichen Jugendpfarrern genehmigt werden. Wenn er sie verbietet, bestellt er gleich die Polizei dazu98. Bei uns werden jetzt auch die Hausgemeinschaften verfolgt. Klotsche hat den Auftrag, die Kirche abzuwürgen. Wir stehen vor der ganz ernsten Frage. In einer unserer besten Gemeinden sind unsere Bekenntnispfarrer herausgeworfen, auch aus Dresden99. Der Gemeinde ist jede Möglichkeit
93 Zum Anspruch der VKL II, die allein rechtmäßige Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche zu sein, vgl. oben Dok. 7, Anm. 31, und unten Dok. 41, Anm. 33. 94 Gemeint ist der Lutherische Hilfsverein (vgl. dazu oben Dok. 6, Anm. 92; Dok. 15, Anm. 105 und 107; Dok. 21, Anm. 214 und 218; Dok. 29, Anm. 27f.; Dok. 31, Anm. 29; Dok. 32, Anm. 109). 95 Vgl. dazu unten Anm. 155. 96 Zu Coch vgl. oben Dok. 21, Anm. 84. 97 In diesem Artikel, der im November 1937 erschienen war, hatte der Schriftleiter des Kirchlichen Gemeindeblatts für Sachsen, Oberkirchenrat Seck (zu ihm vgl. oben Dok. 29, Anm. 4), kritiklos Rosenbergs „Protestantische Rompilger“ (vgl. oben Dok. 31, Anm. 56) behandelt und dabei aus dem Kapitel „Dogmatische Kämpfe“ dieser Kampfschrift zitiert: „Das ‚Faktum‘ aber (Sühnetod – Himmelfahrt – Auferstehung), an das das 16. Jahrhundert noch kindlich und in innerer Wahrhaftigkeit glauben konnte, ist heute in seinem entscheidenden Teil n i c h t mehr als geschichtliche Tatsache lehrbar, ist also nicht mehr vorhanden“ (A. Rosenberg, Rompilger, S. 48; zum Artikel Secks vgl. den oben Anm. 71 erwähnten Bericht Hahns an die befreundeten Kirchenleitungen und Bruderräte über die kirchliche Lage in Sachsen vom Frühjahr 1938). 98 Vgl. dazu oben Anm. 71. 99 So z. B. Siegfried Heimer aus Schmeckwitz (vgl. dazu den folgenden Bericht Hahns mit
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Evangelisch-Lutherischen Gottesdienstes genommen. Wir stehen vor der Frage, ob wir nicht aus der Kirche austreten sollen. Das von der Vorläufigen Kirchenleitung verbreitete Flugblatt redet von kläglichen Zuständen in Sachsen100. Das ist eine böswillige Übertreibung. Ein schwieriges Problem ist bei uns das Problem der Mitte. Die Mitte meint, man müsse den Kampf möglichst unsichtbar führen101. Wir sagen, wenn wir uns nicht regen und merklich regen, dann werden wir abgedrosselt. Dadurch spitzt sich das Verhältnis zur Mitte immer mehr zu. Frage der Ordination, der geprüften Vikare102. Es sind noch elf Superintendenten im Amt. Auch diese elf werden sich nicht halten können103. Trotzdem gibt es noch sehr Erhebendes. Fall Schmeckwitz. Dort sitzt ein sehr tapferer Pfarrer104. Ihm ist gekündigt worden zum 31. des Monats. Er wurde ohne Gehalt hinausgeworfen. Am 7. November 1937 hielt er noch Gottesdienst. Vorher hielt der deutschchristliche Pfarrer105 Gottesdienst, zu dem niemand kam. Am 14. November 1937 wiederholte sich das. Die Gemeinde geht mit dem Pfarrer in die Kir-
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Anm. 104) und Walter Adam aus Dresden-Tolkewitz (vgl. das Rundschreiben des Lutherrats an die angeschlossenen Kirchenleitungen, Bruderräte und verbundenen Stellen vom 15. Dezember 1937: LKA Hannover, D 5 Nr. 22/II). Gemeint ist das unten Anm. 155 erwähnte anonyme Rundschreiben vom 15. November 1937, in dem es geheißen hatte: „Die sächsischen Verhältnisse gehören überhaupt zu den katastrophalsten, die im Augenblick gedacht werden können, es scheint, als ob die Organisation des Notbundes und z. T. des Landes-Bruderrates noch das einzige feste Gerüst wären, das die Kirche hält. Superintendent Ficker, der Leiter des alten Landeskirchenausschusses, versagt, lässt nichts von sich hören, hat keinen Mut, einem ihm auferlegten Verbot, die Superintendenten zu sammeln [vgl. dazu oben Anm. 70], zu widerstehen.“ Zur Haltung der kirchlichen Mitte in Sachsen, die sich nach dem Sturz des Landeskirchenausschusses zunächst noch gemeinsam mit dem Landesbruderrat hinter den Ausschuss gestellt hatte, vgl. H. Klemm, Dienst, S. 300–308; G. Prater, Kämpfer, S. 160ff. Im Januar 1938 vertrat der Leipziger Pfarrer und Vorsitzende des sächsischen Vertrauensrats, Oskar Bruhns, auf einer Sitzung des Vertrauensrats dann die Ansicht, man müsse „die derzeitigen Verhältnisse einfach hinnehmen und sie erleiden, um im Rahmen des noch Möglichen um so treuer die Verkündigung des Evangeliums zu treiben“ (H. Klemm, Dienst, S. 305). Im November 1937 waren in München sowohl sächsische Kandidaten des Pfarrernotbunds als auch der Mitte geprüft worden. Nachdem es in der Frage ihrer Ordination zu schweren Spannungen zwischen Notbund und Mitte gekommen war, verständigte sich der sächsische Vertrauensrat im Dezember 1937 dann darauf, die Kandidaten durch die zuständigen Superintendenten ordinieren zu lassen; die der Mitte zugehörigen Superintendenten weigerten sich jedoch, die Ordinationen durchzuführen (vgl. H. Klemm, Dienst, S. 307; vgl. auch den Bericht Hahns vom April 1938, auszugsweise abgedruckt bei J. Fischer, Landeskirche, S. 266f., hier: S. 267). Vgl. dazu oben Anm. 73; vgl. auch J. Fischer, Landeskirche, S. 185, Anm. 98. Gemeint ist Siegfried Heimer, der zu einem kleinen Kreis von sächsischen Bekenntnispfarrern gehörte, die sich der VKL II zugeordnet hatten (vgl. K. Meier, Kirchenkampf 3, S. 515). Name nicht ermittelt.
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che. Der Pfarrer wird im Ornat vom Altar weggeführt. Darauf wurde zwei mal versucht, im Freien Gottesdienst zu halten. Es wurde jedesmal verhindert (auch das Abendmahl im Freien). Es wurden alle aufgeschrieben, die gekommen sind. Die Bauern haben sich alle aufschreiben lassen. Am Totensonntag hat der Superintendent106 kapituliert. Er fragte an: Wie wird es am Sonntag werden? Es wurde gesagt: Es kommt niemand in die Kirche. „Wo halten Sie den Gottesdienst?“ „Im Freien, oder wo wir es können.“ „Dann halten Sie ihn, wo Sie es können.“ Die Gemeinde ging wieder in die Kirche. Seitdem wird der Gottesdienst nicht mehr gestört107. Wenn es mehr solche Gemeinden gäbe, würde Kerrl nicht meinen können, daß er Sachsen niederzwingt. Bis vor einem halben Jahr war die Kirche in vollem Frieden108. Breit: Man fragt sich, ob hier die übrigen Kirchen nicht alles tun sollten, um der Pfarrerschaft und ihren Gemeinden Kenntnis zu geben von dem, was in Sachsen und Mecklenburg vor sich geht. Man erprobt in Sachsen, ob es jetzt schon möglich ist, eine Kirche völlig zu verwüsten. Beste: Wir müssen uns konkreten Fragen zuwenden. Wir möchten beraten werden in bezug auf den Revers der Gestapo109. Wir müssen auch darüber sprechen, wie wir mit den Dahlemiten110 weiterkommen. Beschränkung der Vorläufigen Kirchenleitung auf bestimmte Kirchengebiete111. Tramsen: Es wurde davon gesprochen, daß wir früher eine andere Stellung eingenommen haben112. Ich glaube, daß in dem Bericht von heute morgen113 eines nicht ganz zu seinem Recht kam, die wirtschaftlichen Schwierigkeiten114. Unterredung mit einem Landrat. Ich war vor die
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Johannes Thomas. Zu den Vorgängen in Schmeckwitz vgl. auch G. Prater, Kämpfer, S. 168f. Vgl. dazu oben Dok. 16, Anm. 48. Vgl. dazu oben Anm. 56 und 59 sowie unten Anm. 138. Zum damaligen Sprachgebrauch der Bezeichnung ‚Dahlemiten‘ vgl. oben Dok. 3, Anm. 36. Vgl. dazu oben Dok. 36, Anm. 61. Bezug unklar. Gemeint ist der Lagebericht Breits (vgl. oben S. 726–739). Tramsen bezog sich hier auf die angespannte Lage in der Landwirtschaft. Nachdem die Getreidevorräte im Juni 1937 nahezu aufgezehrt gewesen waren und politische Stellen bereits die Einführung einer Brotkarte erwogen hatten, war auf Grund des trockenen Sommers auch die Ernte 1937 weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben, so dass erneut ein erhöhter Einfuhrbedarf an Brotgetreide und Futtermitteln bestand (vgl. Akten 4, S. XLII; vgl. auch den Runderlass des Auswärtigen Amts an auswärtige Missionen vom 3. September 1937 und die Anlage „Die Getreidelage und die auf dem Gebiet der Getreidewirtschaft getroffenen Maßnahmen“, Abdruck: Ebd., S. 488–491). Daher wurden die Bauern – vor allem von der Vierjahresplan-Behörde – massiv unter Druck gesetzt, die Produktion in einer ‚Erzeugungsschlacht‘ zu maximieren, ohne dabei auf die Kosten-Nut-
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Gestapo zitiert115. Das gab Anlaß zu einer offenen Aussprache. Ich bekam den Eindruck, daß die wirtschaftlichen Schwierigkeiten außerordentlich drückend sind. Es ist nicht gefahrlos, in unserem Lande, in dem Bezirk, in dem 500 Träger des Goldenen Parteiabzeichens sind, mit dem Hitlergruß in ein Haus zu treten. Es wurde neulich erörtert, ob man nicht wieder einen Bauernaufzug116 machen sollte. Es ist nicht ohne Grund geschehen, daß der Reichsbauernführer [Darré] seine Reise durch unser Land macht117, und daß er abgesperrt wird vor dem Volk. Er hat sich über das Gegeneinanderarbeiten in Berlin ausgesprochen. Der Landrat wich sehr zurück, als wir von der Trennung zwischen Kirche und Staat sprachen und als ich sagte, daß der Staat den Schaden hätte. Es ist offenbar schwierig, die Parteikreise zum Kirchenaustritt zu bringen. Auf dem letzten Gebietstage sollten [Austritts]erklärungen118 abgegeben werden. Es kam zu keiner Erklärung. In den Kreisen des Arbeitsdienstes hat man es sehr bestimmt abgelehnt, aus der Kirche auszutreten. Das Volk ist durch die Verhaftungen der Pfarrer derart aufgeregt, daß von jetzt an keine Verhaftungen vorgenommen werden sollen. Das hörte ich aus Kreisen der Staatsanwaltschaft. Breit: Wir müssen scharf unterscheiden zwischen dem, was wir als Kirche und was wir als Bürger des Staates zu sagen haben. Unsere Haltung darf in keiner Hinsicht als eine irgendwie politisch bestimmte erscheinen. Bauer-Thüringen: Es erfolgte bei uns wieder eine Ausweisung ohne jegliche Begründung. Bemerkenswert scheint mir, daß diesmal in der Mitteilung der Ausweisung nichts mehr vom Reichskirchenministerium stand119. Dann spielt auch bei uns der Revers eine Rolle. Es wird nicht
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zen-Relation für ihre eigenen Betriebe Rücksicht nehmen zu dürfen (vgl. G. Corni/ H. Gies, Brot, S. 253–363, bes. S. 278ff., S. 315f.). Nicht ermittelt. Während der Agrarkrise hatten am 28. Januar 1928 an verschiedenen Orten in SchleswigHolstein insgesamt ca. 140.000 Personen aus der Landbevölkerung gegen die Landwirtschafts- und Handelspolitik der Reichsregierung demonstriert. Dieser Protest hatte den Auftakt einer länger anhaltenden Demonstrationswelle gebildet und war in die antiparlamentarische und von völkischem Gedankengut beeinflusste Landvolkbewegung gemündet, die mit Steuerverweigerungen, Widerstand gegen Pfändungen sowie Bombenanschlägen agitiert und ideologisch den Weg für den Nationalsozialismus bereitet hatte (vgl. G. Stoltenberg, Strömungen, S. 107–181). Darré hatte sich Mitte November 1937 in Schleswig-Holstein aufgehalten und dabei u. a. die „Landesbauernschaft Schleswig-Holstein und ihre Einrichtungen“ besucht (Völkischer Beobachter, Norddeutsche Ausgabe vom 15. November 1937, S. 2; vgl. auch die Berichte in den Ausgaben des Völkischen Beobachters vom 14. November 1937, S. 1, und vom 17. November 1937, S. 1). Gemeint sind Kirchenaustrittserklärungen. Vorgang nicht ermittelt.
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nur Unterwerfung unter das Kirchenregiment verlangt, sondern Verwerfung der Erklärung von Oxford120. In einer Landgemeinde wurde der Pfarrer ausgewiesen. Die Gemeinde will das Gotteshaus haben. „Ihr bekommt es nicht; Eure Führer stehen bei Oxford.“ Ich glaube auch, daß wir Politik und Kirche streng scheiden müssen. Das Schreiben, das jetzt von Dahlemer Kreisen ausgegangen ist, in der Notbundsache121, ist so ungeheuerlich, daß es nicht unter den Tisch fallen darf. Etwas anderes ist viel schlimmer, das politische Gift; das muß uns von Dahlem trennen. Hier müssen wir sagen: Wenn ihr das tut, dann können wir mit euch nicht so gehen, wie es notwendig wäre. Das Drängen auf die Entlassung von Muhs verstehe ich. Aber es ist ganz gleich, wen der Staat an seine Stelle setzt. Wir können es nicht hindern. Wenn wir mit einer solchen Forderung kommen, verbauen wir uns den Weg von vorneherein. Breit: Ich werde von der Vorläufigen Kirchenleitung verlangen, daß sie diesen Brief offiziell und öffentlich desavouiert; sonst kann die Verbindung mit der Vorläufigen Kirchenleitung nicht aufrechterhalten werden122. Dr. Rost aus Baden berichtet über die Aktion: Dritte Kirche im Dritten Reich123. Breit: Beziehung des Kasseler Gremiums zu den von hier aus zu führenden Verhandlungen mit dem Reichskirchenministerium124. Es ist mir bis jetzt nicht gelungen, mit Müller-Dahlem ins Gespräch zu kommen125. Ich konnte lediglich Asmussen davon sagen. Es wird nicht leicht sein, wie wir prozedieren wollen. Wenn wir ganz sauber vorgehen, dann wird es so sein müssen, daß wir mit einer klaren Meinung und einem klaren Willen vor die Brüder von Dahlem hintreten, ohne daß wir uns in jedem Augenblick die Last einer Auseinandersetzung machen. Nur dann kommen wir weiter. Wir werden mit offenen Karten spielen, aber wir werden mit unseren Karten spielen und uns nicht darauf beschränken dürfen, daß wir jeweils, wenn wir spielen, unsere Karten erst er-
120 Gemeint ist die Stellungnahme der Weltkonferenz für Praktisches Christentum in Oxford (vgl. dazu oben Dok. 30, Anm. 67) zur Abwesenheit der Delegation der Deutschen Evangelischen Kirche vom 19. Juli 1937 (vgl. dazu oben Dok. 32, Anm. 130). 121 Vgl. dazu unten Anm. 155. 122 Vgl. dazu unten Anm. 156. 123 Vgl. dazu oben Anm. 88. 124 Nach den oben Anm. 8 erwähnten Zusicherungen Kerrls bei der Besprechung mit von Bodelschwingh und Breit am 2. Dezember 1937 ging Breit davon aus, dass es in absehbarer Zeit zu Verhandlungen mit dem Reichskirchenministerium kommen würde. 125 Auf der Sitzung des Kasseler Gremiums am kommenden Tag beklagte sich Friedrich Müller dann auch darüber, dass er von den Gesprächen mit Kerrl keine Kenntnis erhalten hatte (vgl. unten Dok. 39, S. 776f.).
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gänzen lassen. Anders sehe ich keinen Weg. Darum ist auch meine Bitte so dringlich, wir möchten doch alles tun, auch in den nächsten Monaten, daß wir unter uns [Text bricht ab]. Dieser Weg ist sauber und klar. Es kann einmal dazu kommen, daß wir dann auch jeweils nicht nur das Interesse der Dahlemiten finden, sondern auch eine ausdrückliche Ermächtigung, in ihrem Namen zu sprechen. Wir müssen mit Kerrl verantwortlich reden. Durch solches Reden ist Kerrl stärker zu beeinflussen, als wenn wir nur privat mit ihm reden. Sie müßten sich nun mit diesem Vorschlag einverstanden erklären. Marahrens bittet, daran unbedingt festzuhalten. Wir müssen das den Dahlemern einmal klar sagen. In den altpreußischen kirchlichen Körperschaften sitzen viele Leute, die gern einmal in eine andere Linie kommen möchten. Sie können es nur durch uns. Dahlem kommt zu keinem Ziel. Solange die Bruderräte kein Vertrauen gewinnen, besteht das Regiment Werner126 [einige Wörter gestrichen]. Beste bittet zu erklären, daß die Bruderräte in den lutherischen Kirchen127 diesen Weg durchaus mitmachen. Das muß den Dahlemern immer wieder gesagt werden. Marahrens: Die Bruderräte dürfen nicht immer den Anspruch erheben, zu dessen Verwirklichung sie weder die Möglichkeit noch die Mittel haben128. Breit: Der Anspruch der Vorläufigen Kirchenleitung, die rechtmäßige Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche zu sein, macht uns dauernd schwer zu schaffen. Die Vorläufige Kirchenleitung sucht immer wieder Einfluß auf unsere Kirchen zu gewinnen in dem Sinn, daß die Verbindung zu diesen Kirchen wieder enger mit der Vorläufigen Kirchenleitung aufgenommen wird. Hier muß ich eine unfaire Haltung feststellen. Es geht nicht, daß man via Pfarrernotbund kirchenpolitisch tätig ist129. Man darf diese Verbindung auch nicht rein theologisch interpretieren. Hier liegt bei den Kirchen selbst die sicherste Waffe, um solche Einflüsse zu bekämpfen, und die Kirchen hier müssen alle diese genannten Versuche scharf im Auge behalten. Es wird das aussichtsvoller 126 Mit der Abberufung des altpreußischen Landeskirchenausschusses am 23. August 1937 waren dessen Befugnisse auf den Präsidenten des Evangelischen Oberkirchenrats und Vorsitzenden der Finanzabteilung beim Evangelischen Oberkirchenrat, Werner, übergegangen (vgl. den „Erlaß des Reichs- und Preußischen Ministers für die kirchlichen Angelegenheiten betr. die Abberufung der Mitglieder des Landeskirchenausschusses für die Evangelische Kirche der altpreußischen Union“ vom 23. August 1937: GBlDEK 1937, Ausgabe B, S. 57; vgl. dazu auch K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 178; G. Besier, Lenkung, S. 368). 127 Z. B. in Mecklenburg und Thüringen. 128 D. h. den Anspruch auf die allein rechtmäßige Kirchenleitung. 129 Anspielung auf die unten Anm. 155 erwähnten anonymen Rundschreiben.
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sein, auf diesem Weg gegen den Anspruch vorzugehen, als wenn wir uns in eine theoretische Erörterung darüber einlassen, daß der Anspruch aufgegeben werden muß. Breit: Evangelische Kirche der Altpreußischen Union. Wir verstehen die Not, die hier besteht. Man weiß nie, durch wen Altpreußen vertreten werden soll. Alle Versuche (fünf Besprechungen!) scheiterten an der Haltung des altpreußischen Bruderrats130. Derselbe lebt der Fiktion, daß es eine Lösung geben müsse, die für alle Kirchenprovinzen akzeptabel sei. Das ist unmöglich. Was in Westfalen möglich ist, wo die Bekennende Kirche achtzig Prozent unter ihrer Führung hat, ist in der Provinz Sachsen nicht diskutabel. Die Lösung für Ostpreußen kommt für Schlesien nicht in Betracht. Hier müssen wieder andere Methoden angesetzt werden. Diese Fiktion des Bruderrats hängt mit der Verwaltungseinheit der Altpreußischen Union durch den Evangelischen Ober130 Gemeint sind die sog. Bielefelder Besprechungen (vgl. dazu oben Dok. 35, Anm. 30), die am 29. November 1937 abgebrochen worden waren, ohne dass es gelungen war, „einen Ausschuss herauszustellen, der gleichzeitig die im verfassungsmäßigen Amt befindlichen geistlichen Leiter von Kirchenprovinzen, maßgebende Mitglieder des Preussischen Bruderrats und Vertreter der ‚Neutralen‘ Pfarrerschaft vereinigt hätte“ (Zitat aus dem oben Anm. 92 erwähnten Entwurf für ein Schreiben Zänkers an Marahrens). Bereits im Vorfeld der letzten Besprechung hatte sich abgezeichnet, „dass Bruder Friedrich Müller am Ende aller Beratungen doch noch abzuspringen droht“ (Schreiben Zänkers an von Bodelschwingh vom 15. November 1937: HA Bethel, 2/39–82), da seine Zustimmung zu einer Zusammenarbeit mit den Vertretern der anderen Gruppen „in letzter Konsequenz den Verzicht [des altpreußischen Bruderrats] auf einen die ganze preußische Kirche umfassenden kirchenregimentlichen Anspruch“ bedeutet hätte (Schreiben von Bodelschwinghs an Zänker vom 11. November 1937: Ebd.). Die Befürchtung, dass „eine wirkliche Zusammenarbeit der drei Gruppen auf dem Boden voller Gleichberechtigung“ am altpreußischen Bruderrat scheitern würde, hatte sich bei der Sitzung am 29. November 1937 dann bestätigt (Schreiben von Bodelschwinghs an Zänker vom 30. November 1937: Ebd.). Negativ auf die Bielefelder Besprechungen hatte sich allerdings auch die Weigerung von Bodelschwinghs ausgewirkt, seinen Namen für die in Aussicht genommene Arbeitsgemeinschaft zur Verfügung zu stellen (vgl. dazu z. B. das Schreiben von Bodelschwinghs an Burghart vom 5. November 1937: Ebd.). Dies galt nicht nur für die Landeskirchliche Konferenz (vgl. dazu oben Dok. 37, Anm. 14), die gehofft hatte, von Bodelschwingh werde eine führende Rolle übernehmen (vgl. das Schreiben Burgharts an von Bodelschwingh vom 13. November 1937: HA Bethel, 2/39–82), sondern auch für Müller, der durch die Absage von Bodelschwinghs die geplante Zusammenarbeit öffentlich „diskreditiert“ und damit „ernstlich in Frage gestellt“ sah (Stellungnahme Müllers zit. im Schreiben Zänkers an von Bodelschwingh vom 15. November 1937: Ebd.). Nach dem Scheitern der Bielefelder Besprechungen bemühte sich Zänker zwar noch um eine Vertretung der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union in der Kirchenführerkonferenz (vgl. den oben Anm. 92 erwähnten Entwurf für ein Schreiben Zänkers an Marahrens, das Schreiben Zänkers an von Bodelschwingh vom 1. Dezember 1937 sowie das Schreiben von Bodelschwinghs an Zänker vom 3. Dezember 1937: HA Bethel, 2/39–82), zu Verhandlungen zwischen Landeskirchlicher Konferenz und altpreußischem Bruderrat kam es aber erst wieder im April 1938 (vgl. dazu unten Dok. 41, Anm. 2).
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kirchenrat Berlin zusammen131. Weil der altpreußische Bruderrat mit dem Evangelischen Oberkirchenrat Berlin nicht zurechtkommt, ist das Problem nicht lösbar. Es käme nur dann zu einer Ordnung, wenn die einzelnen Provinzen für sich ihre Ordnung herstellen. Gefährlich ist die Lage, weil Altpreußen für den Staat die Hälfte der Deutschen Evangelischen Kirche darstellt132. Was wir anbieten können an Ordnungsansätzen, wird nicht ernst genommen, weil alle Angebote in die Vorstellung aufgenommen werden, wie sie von der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union beim Staat vorliegt. Etwas anderes ist die Frage, ob der Lutherrat nicht neuerlich dem altpreußischen Bruderrat nahelegen soll, zu einer Verständigung in Altpreußen zu kommen, und ob wir, wenn nichts vorwärts geht, nicht erklären sollen, ob wir dann nicht eigene Beziehungen zu den lutherischen Kreisen [ein Wort gestrichen] in Preußen aufnehmen sollen. Meiser erklärt sich zum Fall Ostpreußen, der Bruderräte und der Frage der Altpreußischen Union133.
131 Vgl. Art. 131 der „Verfassungsurkunde für die Evangelische Kirche der altpreußischen Union“ vom 29. September 1922, nach dem der Evangelische Oberkirchenrat für die Leitung und Verwaltung der inneren und äußeren Angelegenheiten der gesamten altpreußischen Kirche zuständig war (F. Giese/J. Hosemann, Verfassungen 1, S. 40; zu den Befugnissen des Evangelischen Oberkirchenrats vgl. auch Verfassung, S. 151ff.). 132 Mit einer Seelenzahl von 19. 898. 531 umfasste die Evangelische Kirche der altpreußischen Union fast die Hälfte der evangelischen Bevölkerung; die Seelenzahl der übrigen Landeskirchen betrug zusammengerechnet 21. 141. 072 (vgl. die „Umlageberechnung der Deutschen Evangelischen Kirche für die Zeit vom 1. April 1937 bis 31. März 1938“: GBlDEK 1937, S. 26). 133 Vermutlich bezog sich Meiser hier auf die an ihn ergangene Einladung zum ostpreußischen Kirchentag, bei dem er am 24. November 1937 eine Predigt im Königsberger Dom hatte halten sollen. In der Einladung des ostpreußischen Bruderrats hatte es geheißen, durch die Auswahl der Redner solle die „Einheit der Bekennenden Kirche ganz Deutschlands“ dargestellt werden; dem Bruderrat scheine es mehr denn je geboten, dass die lutherischen Landeskirchen und die Bekennende Kirche der altpreußischen Union zusammenstünden. Meiser hatte gegen die Einladung jedoch schwere Bedenken getragen, weil er hinter ihr „bestimmte kirchenpolitische Absichten“ vermutete (Schreiben Meisers an Breit vom 20. September 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 59). In einem Schreiben vom 7. Oktober 1937 hatte Breit Meiser dann vom Besuch des Kirchentags abgeraten: Mit einer Absage könne vielleicht erreicht werden, „daß unsere wiederholten dringlichen Bitten an die Vorläufige Kirchenleitung, für Altpreußen dieselbe Ordnung und Zusammenfassung der Kräfte mit Ernst zu betreiben, die wir im Zusammenwirken mit dem Landeskirchenausschuss in Sachsen erreicht haben, endlich einmal Beachtung und Erwägung finden“; außerdem erfordere eine wahrhaftige Verbindung zwischen den lutherischen Landeskirchen und der altpreußischen Bekennenden Kirche „eine unmißverständliche Abgrenzung beider Größen“ (Ebd.).– Möglicherweise berichtete Meiser hier außerdem über die Hilfsaktion der bayerischen Landeskirche auf dem Höhepunkt der Verhaftungswelle in der Kirchenprovinz Ostpreußen (vgl. dazu unten Dok. 39, Anm. 71).
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Breit bespricht die Geschäftsführung des Kasseler Gremiums durch den Lutherrat. Es spricht sehr viel dafür, den Lutherrat mit dieser Aufgabe zu beauftragen134. Breit: Laienversammlung135. Es sollte versucht werden, die Laien an die Seite derer zu bringen, die sich für die Vertretung der Kirche befugt halten müssen136. In der Versammlung herrschte ein sehr nüchterner Ton und eine starke Bereitschaft der dort Versammelten, der Kirche den Dienst zu tun, den die Vertreter der Gemeinde den Trägern des Amtes in der Gemeinde schulden. Die Versammlung war der Meinung, es sollten die Laien vielleicht durch einige prominente Vertreter Einfluß nehmen auf die kirchliche Meinung und Willensbildung beim Staat. Wir könnten in der Richtung vorgehen, daß wir aus diesem und anderen Laienkreisen einen Ausschuß von drei Männern zusammenrufen, die dann den Versuch machten, Vorstellungen beim Führer [Hitler] bzw. beim Kirchenminister Kerrl zu erheben137.
134 Vgl. dazu oben Anm. 90. 135 Diese Versammlung hatte am 25. November 1937 stattgefunden (vgl. das Votum Breits auf der Sitzung des Lutherrats am 25. November 1937 oben Dok. 36, S. 696); möglicherweise ist dabei ein nicht gezeichneter und undatierter Entwurf „Leitgedanken für eine Laienbewegung auf dem Boden der deutschen evangelischen Kirche“ behandelt worden, in dem vom Staat u. a. ein „Verzicht auf die Erzwingung einer einheitlichen für alle verbindlichen Staatsreligion“, die „Erfüllung der Zusagen der Gewissensfreiheit auch gegenüber allen in der Kirche sich betätigenden Staatsbürgern“, die „Einstellung aller polizeilichen Zwangsmaßnahmen gegenüber der Kirche“, die „geordnete Durchführung aller anhängigen Verfahren gegen kirchliche Personen“ sowie die „Ermöglichung der Neubildung der kirchlichen Körperschaften durch Gemeindewahlen nach kirchlichem Recht“ gefordert wurden (Entwurf mit hsl. Vermerk „übergeben von Landesbischof Wurm 25. 11. 37“: LKA Nürnberg, Meiser 37). 136 Bei der Einsetzung des Kasseler Gremiums auf der gemeinsamen Besprechung von Vertretern der Kirchenführerkonferenz, des Lutherrats und der VKL II am 5./6. Juli 1937 waren Marahrens, Breit und Friedrich Müller ermächtigt worden, einen Aktionsausschuss zu berufen, zu dem insbesondere Laien hinzugezogen werden sollten (vgl. dazu oben Dok. 27, S. 550 mit Anm. 27); der Lutherrat hatte dann auf seiner Sitzung am 5. August 1937 beschlossen, die ihm angeschlossenen Landeskirchen und Bruderräte um Besetzungsvorschläge für diesen Ausschuss zu bitten (vgl. das Schreiben Greifensteins an Meiser vom 7. August 1937: LKA Nürnberg, Meiser 81; Besetzungsvorschläge enthält z. B. das Schreiben des mecklenburgischen Bruderrats an den Lutherrat vom 13. August 1937: LKA Hannover, D 15 III Nr. 12). 137 Nach G 2, S. 2, unterstrich der Lutherrat im Anschluss an diesen Bericht Breits „die Notwendigkeit, das Laienelement in der Kirche zu starkem Einsatz zu bringen“; zu den weiteren Bemühungen um eine Aktivierung der Laien vgl. die Unterlagen im LKA Hannover, D 15 III Nr. 12, bes. den Entwurf für eine Eingabe des „Evangelischen Laien-Ausschusses“ an Hitler vom 14. Dezember 1937 sowie den Entwurf für ein Schreiben des Laienausschusses vom 14. Januar 1938, mit dem weitere Laien zur Mitarbeit eingeladen werden sollten. Vgl. auch unten Dok. 39, S. 787.
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Reversangelegenheit: Es soll Vorstellung beim Kirchenminister und bei der Gestapo erhoben werden138. Stoll: Legitimierung Riethmüllers. Riethmüller soll beauftragt werden mit der Durchführung der Jugendarbeit, ohne daß die Befugnisse der einzelnen Landeskirchen dadurch berührt werden. Beschlußfassung wird auf den nächsten Tag verschoben139. 138 Anlass für diesen Beschluss waren die Vorgänge in Mecklenburg, wo die Gestapo dazu übergegangen war, den verhafteten Bekenntnispfarrern einen Revers vorzulegen, nach dem sie sich verpflichten sollten, staatlichen Anordnungen unbedingten Gehorsam zu leisten (vgl. dazu oben Anm. 56 und 59). Der Beschluss lautete nach G 2, S. 2: „Die Praxis solcher Reverse erweckt sehr ernste Bedenken. Der Lutherrat wird in einer gesamtkirchlichen Vorstellung bei den obersten Staatsstellen das kirchliche Anliegen zur Geltung bringen. Auch das Kasseler Gremium soll mit der Angelegenheit befasst werden.“ Offenbar hat der Lutherrat dann aber lediglich in einem Rundschreiben vom 16. Dezember 1937 „an die Bevollmächtigten zum Lutherrat und die ihm angeschlossenen, verbundenen und befreundeten Stellen“ eine Stellungnahme zur Reversangelegenheit abgegeben; in diesem Schreiben, das den Pfarrern zur Kenntnis gegeben werden sollte, hieß es u. a.: „Jeder Geistliche ist wie jeder Christ in seinem Verhalten gegenüber der Obrigkeit an das 4. Gebot gebunden, in seiner kirchlichen Verpflichtung auf das Ordinationsgelübde. Stärkere, darüber hinausgehende Verpflichtungen gibt es nicht; zusätzliche Verpflichtungen stellen Ernst und Ehrlichkeit des der Obrigkeit geschuldeten und geleisteten Gehorsams in Frage. Sachlich und zeitlich begrenzte Verpflichtungen, die nicht gegen Wahrheit und Gewissen stehen, durch Reversunterschrift zu übernehmen, wird je nach Umständen und bei gewissenhafter Prüfung des einzelnen Falles für statthaft gelten können“ (LKA Hannover, D 15 I Nr. 80). Beste erklärte dann auf der folgenden Sitzung des Lutherrats am 27./28. Januar 1938, die Revers-Frage sei mittlerweile „nicht mehr akut“; gleichzeitig sprach er sich aber für eine „noch klarere Anweisung“ aus, da die Angelegenheit „manche Brüder schwer betroffen“ und die Mecklenburger Kirche beinahe „auseinandergebracht“ habe (Zitate aus der Mitschrift Meisers: LKA Nürnberg, Meiser Wachstuchheft 9, S. 411f.). 139 Otto Riethmüller war Direktor des Evangelischen Reichsverbandes weiblicher Jugend und Leiter des Berliner Burckhardthauses (vgl. E. Lauxmann, Riethmüller, S. 25–29) sowie Vorsitzender der auf der dritten Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche vom 4.–6. Juni 1935 in Augsburg eingesetzten Reichsjugendkammer der Bekennenden Kirche (vgl. dazu M. Priepke, Jugend, S. 111ff.; H. Riedel, Kampf, S. 109ff.). Nach G 2, S. 2, wurde hier beraten, „in welcher Form Pastor Riethmüller sich in seiner Arbeit an der weiblichen Gemeindejugend auf einen gesamtkirchlichen Auftrag der Kirchen des Lutherrats berufen kann“. Nach einem Schreiben des Sekretariats des Lutherrats an die bayerische, hannoversche und württembergische Landeskirche vom 11. Dezember 1937 wurde hier vereinbart, Riethmüller nicht einen Auftrag des Lutherrats, sondern eine Vollmacht der Kirchen des Lutherischen Pakts (vgl. dazu oben Dok. 21, Anm. 196) zu erteilen (LKA Hannover, D 15 I Nr. 18). In einem vom Sekretariat erstellten Entwurf für diese Vollmacht hieß es, Riethmüller werde zur Wahrnehmung der aus der Vereinbarung über den Lutherischen Pakt „sich ergebenden Aufgaben der Vereinheitlichung der weiblichen Gemeindejugendarbeit der beteiligten Landeskirchen“ bevollmächtigt. Diese Aufgabe solle erfüllt werden „gemäß unseren Weisungen und in Zusammenarbeit mit den Landesjugendpfarrern und den für die kirchliche Jugendarbeit bestimmten Werken unserer Landeskirchen“. Die vordringliche Aufgabe Riethmüllers solle in der „Heranbildung kirchlicher Kräfte für die weibliche evangelische Jugendarbeit“ und in der „Pflege ihres gesamt-
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Fall Ludendorff140. Breit gibt die Anweisung des Lutherrats vom 6. Dezember 1937 bekannt141. Einmütige Haltung ist nicht zu erzielen. Die Mehrheit des Lutherrates glaubt, daß ein Widerstand gegen eine ergehende öffentliche Anordnung142 nicht in Frage kommt. Doch ist zu hoffen, daß im gegebenen Fall einheitlich gehandelt wird und die Bedenken gegen die Vorlage143 zurückgestellt werden. Militärseelsorge. Fleisch: Wir müssen versuchen, dem Feldbischof [Dohrmann] geeignete Männer als Wehrkreispfarrer zu benennen144. Frage der Verpflichtung.
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kirchlichen Schrifttums“ bestehen (Entwurf für eine Vollmacht: Ebd.). Meiser erteilte Riethmüller für die bayerische Landeskirche daraufhin eine diesem Wortlaut entsprechende Vollmacht, wies dabei jedoch darauf hin, dass die Bevollmächtigung weder finanzielle Folgen habe noch Riethmüllers Funktion als Vorsitzender der Jugendkammer der Bekennenden Kirche berühre (Schreiben Meisers an Riethmüller und Vollmacht des Landeskirchenrates München vom 16. Dezember 1937: Ebd.). Demgegenüber lehnte die hannoversche Landeskirche die Bevollmächtigung zunächst ab, weil es unmöglich sei, „eine Persönlichkeit mit Befugnissen, die sich auf die bekenntnisgebundene Arbeit der Landeskirche erstrecken, zu betrauen, die den Bekenntnisstand der Landeskirche nicht teilt bezw. in ihrer Arbeit nicht eindeutig die Linie dieses Bekenntnisses erkennen lasse“ (Schreiben des hannoverschen Landeskirchenamts an den Lutherrat vom 20. Dezember 1937: Ebd.). Erst der Einwand der bayerischen Landeskirche, Riethmüller stehe „seit langem mit den lutherischen Kirchen in reibungsloser Zusammenarbeit [.|.|.], ohne dass sich Unstimmigkeiten vom Bekenntnis her ergeben hätten“, und sei außerdem auf der Augsburger Bekenntnissynode mit Zustimmung der hannoverschen Vertreter zum Vorsitzenden der Jugendkammer gewählt worden (Schreiben Meisers an das Landeskirchenamt Hannover vom 31. Dezember 1937, Abschrift: Ebd.), konnte das hannoversche Landeskirchenamt dazu veranlassen, Riethmüller doch noch eine leicht abgeänderte Vollmacht zu erteilen (Vollmacht vom 18. Januar 1938, Abschrift: Ebd.). Ludendorff war zu diesem Zeitpunkt so schwer erkrankt, dass jederzeit mit seinem Tod gerechnet werden musste; nach G 2, S. 2, gab dieser „Sonderfall [.|.|.] Veranlassung, über die Gewährung gesamtkirchlicher Ehrungen beim Ableben vaterländisch verdienter Persönlichkeiten, die der Kirche ferngestanden haben, eine Einheitlichkeit der Auffassung herbeizuführen“. Gemeint ist das Rundschreiben des Lutherrats vom 6. Dezember 1937, in dem den angeschlossenen Kirchenleitungen empfohlen worden war, „nicht etwa Trauerbeflaggung und Geläut zu verbieten“, da „eine solche Ehrung, falls sie gefordert wird, ganz allein dem Feldherrn des deutschen Heeres und seinen Leistungen im Weltkrieg gilt, ohne Rücksicht auf seine religiöse Stellung“ (LKA Stuttgart, A 126 Nr. 2135). Anlässlich des Todes Ludendorffs ordnete Reichsinnenminister Frick dann am 20. Dezember 1937 durch den Rundfunk Beflaggung an. Die Deutsche Evangelische Kirchenkanzlei teilte den obersten Behörden der deutschen evangelischen Landeskirchen in einem Rundschreiben vom selben Tag dazu mit, die Deutsche Evangelische Kirche ehre „durch das Setzen der Flagge auf Halbmast mit dem ganzen deutschen Volke das Andenken an den Feldherrn des Weltkrieges, der in schwerster Zeit dem Vaterlande unvergängliche Dienste geleistet“ habe (EZA Berlin, 1/2415). Vgl. oben Anm. 141. Dohrmann hatte bei einer Besprechung mit Breit am 4. November 1937 „über einen bedauerlichen Mangel an tüchtigem Nachwuchs für die evangelische Militärseelsorge“ ge-
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Hannover wünscht, die Verpflichtung als kirchliche Verpflichtung vorzunehmen. Es schien uns in Hannover, als ob das nicht in allen Kirchen geschähe, als ob nicht die kirchliche Verpflichtung überall erfolge. Nach der Militärkirchenordnung ist es gutes Recht der Landeskirche145. Ficker bittet, diese Sache jetzt nicht anzugreifen. Wenn wir jetzt Geistliche beim Militär anbringen wollen, dann geht es nur so, daß wir Geistliche vorschlagen, die Klotsche nie vorschlüge. Kein ordentlicher Pfarrer würde sich von der Klotsche-Kirchenregierung einführen lassen. Man brächte die Militärbehörde in die schwerste Lage. Die Folge eines Beschlusses a là Fleisch würde sein, daß wir in die größten Schwierigkeiten kämen. Breit: Es kann sich keine Landeskirche von der Pflicht absolvieren, auch hierin das Beste der Landeskirche zu suchen. Rost: Bei uns wachsen die Garnisonen geradezu aus dem Boden146. Wir werden mit den Aufgaben gar nicht mehr fertig. Dabei fallen wir in drei Wehrkreisbezirke147. Die Herren haben bisher absolut selbständig klagt und dringend um Hilfe bei der Besetzung von Militärdienstseelsorgestellen gebeten; die Lage sei um so problematischer, als die Deutschen Christen „ein auffallend starkes Interesse an der Heeresseelsorge“ bekundeten (vgl. das Schreiben Breits an Meiser vom 4. November 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 123). Breit hatte Dohrmann dazu in einem Schreiben vom 10. November 1937 mitgeteilt, es sei „nicht leicht, geeignete Anwärter für den Dienst eines Heerespfarrers zu gewinnen, weil von seiten der Wehrmacht allerlei Bedingungen gestellt werden müssen, die [.|.|.] von nicht sehr vielen Geistlichen erfüllt werden. Die Betreffenden sollen nicht alt sein, sie sollen gedient haben, sie sollen gesundheitlich unversehrt sein, sie sollen gute Prediger und Seelsorger sein und bei allem der politischen Prüfung standhalten können, die ja bei dem Urteil über die Bekennende Kirche manchem Geistlichen den politischen Unbedenklichkeitsvermerk vorenthält, der nach unserer Meinung ein treuer und zuverlässiger Diener des nationalsozialistischen Staates ist“ (Ebd.). 145 Nach der „Evangelischen militärkirchlichen Dienstordnung für das Reichsheer und die Reichsmarine“ vom 28. Februar 1929 (RGBl II 1929, S. 141f.; Wiederabdruck: G. J. Ebers, Staatskirchenrecht, S. 73–77) bestimmten sich die Rechte und Pflichten der Militärpfarrer als kirchliche Amtsträger grundsätzlich nach den kirchlichen Vorschriften bzw. besonders zu treffenden Vereinbarungen. Die Übertragung des geistlichen Amtes fiel ebenso wie die Entfernung aus dem geistlichen Amt ausschließlich in die Zuständigkeit der Landeskirche, in deren Gebiet der Militärpfarrer tätig sein sollte (vgl. auch ebd., S. 81, Anm. 8); dementsprechend hatte der Feldpropst (seit 1934 Feldbischof) bei der Einführung der Militärpfarrer in ihr Amt in einem Gottesdienst zum Ausdruck zu bringen, „daß er zugleich im Auftrag der Landeskirche handelt“. Die Landeskirche konnte sich allerdings auch vorbehalten, „die geistlichen Obliegenheiten durch einen anderen Beauftragten zu übertragen“ (Ebd., S. 75). 146 Zur Aufrüstung der Wehrmacht vgl. W. Deist, Aufrüstung; W. Bernhardt, Aufrüstung; K.-J. Müller, Armee, S. 96–103. 147 Das Gebiet der badischen Landeskirche fiel in die Wehrkreise V (Stuttgart), XII (Wiesbaden) und XIII (Nürnberg). Vgl. dazu H. Boberach, Verwaltungsgliederung, S. 86f.; vgl. auch die Übersichtskarte: Ebd., S. 88f.
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gewirtschaftet. Finanziell werden dauernd Anforderungen an uns gestellt. Es steht absolut nicht fest, ob die Heeresverwaltung die Militärgeistlichen später hauptamtlich wird anstellen können. Es ist zu befürchten, daß das Budget der Heeresseelsorge sehr gekürzt wird. Ficker bittet, die Regelung auf die einzelnen Landeskirchen zu beschränken. Urlaubsgewährung von der Hitler-Jugend und kirchliche Jugendarbeit. Stoll: Von der Hitler-Jugend wird einseitig angenommen, daß das Abkommen von 1933148 hinfällig geworden sei und daß man deshalb einseitig vorgehen könne149. Eine einheitliche Stellungnahme soll erarbeitet und 148 Gemeint ist das zwischen Reichsbischof Ludwig Müller und dem Jugendführer des Deutschen Reiches, Baldur von Schirach, geschlossene Abkommen über die Eingliederung der evangelischen Jugend in die Hitler-Jugend vom 19. Dezember 1933, mit dem alle Jugendlichen des Evangelischen Jugendwerks unter 18 Jahren der HJ und ihren Untergliederungen eingegliedert worden waren. Nach diesem Abkommen sollte dem Evangelischen Jugendwerk für zwei Nachmittage in der Woche und zwei Sonntage im Monat mit Ausnahme von geländesportlicher und politischer Erziehung „die volle Freiheit seiner Betätigung in erzieherischer und kirchlicher Hinsicht“ erhalten bleiben. An den betreffenden Tagen sollten die Jugendlichen von der HJ beurlaubt werden. Urlaub sollte die HJ auch „für die evangelische Lebensgestaltung und evangelische Jugenderziehung durch volksmissionarische Kurse und Lager“ gewähren (Abdruck: JK 2, 1934, S. 43f.; Wiederabdruck u. a.: Dokumente 1, S. 183f.; Herausgefordert, S. 144; zur Vorgeschichte und zur Bedeutung des Abkommens für die Evangelische Jugend vgl. M. Priepke, Jugend, S. 66–80; J. Jürgensen, Lektion, S. 84–93). 149 Der Reichsjugendführer hatte am 18. Juni 1937 Rundverfügungen zur Urlaubsgewährung für kirchliche Veranstaltungen und zur Doppelmitgliedschaft in der HJ und den konfessionellen Verbänden getroffen. Danach war es zwar „durchaus möglich, daß ein deutscher Junge auf der einen Seite genau den Pflichtdienst der Hitler-Jugend wahrnimmt und auf der anderen Seite sich von der entsprechenden religiösen Vereinigung oder Konfession betreuen läßt“; andererseits müsse jedoch von ihm verlangt werden, „daß er den von der Hitler-Jugend geforderten Pflichtdienst genau einhält und durchführt“. Eine Vernachlässigung des Pflichtdienstes „zugunsten einer konfessionellen Betätigung“ müsse deshalb „als ein disziplinarisches Vergehen gegenüber der Autorität der Hitler-Jugend aufgefaßt werden“. In „Anerkennung der seelsorgerlichen Aufgabe der Kirchen oder anderer religiöser Vereinigungen“ sei die HJ grundsätzlich bereit, in außergewöhnlichen Fällen für besondere Veranstaltungen Urlaub zu gewähren. Dieser Urlaub müsse stets dann beantragt werden, „wenn der Besuch dieser Veranstaltungen die Jugendlichen an der Erfüllung ihres pflichtmäßigen Dienstes in der Hitler-Jugend hindert oder wenn es sich um solche Veranstaltungen handelt, die länger als einen Tag dauern“. Für Wochenendveranstaltungen der Kirche werde nur dann Urlaub gewährt, wenn sie nicht mit dem HJ-Dienst zusammenfielen; für die Dauer eines HJ-Lagers könne überhaupt kein Urlaub gewährt werden. Voraussetzung für die Urlaubsgewährung sei, dass „die kirchlichen Veranstaltungen in keinerlei Gegensatz zu staatlichen Gesetzen oder Verordnungen“ stünden (MBlDEK Nr. 3 vom 24. Juli 1937). Der Reichsjugendpressedienst hatte in einem amtlichen Kommentar darauf hingewiesen, diese Bestimmungen seien „an die Stelle des alten Abkommens vom 19. Dezember 1933 getreten“; das einseitige Vorgehen der Reichsjugendführung sei notwendig geworden, nachdem eine Änderung des Abkommens zwar erforderlich gewesen, „aber ein rechtmäßiges Kirchenregiment, mit dem über
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der Hitler-Jugend zugeleitet werden150. Urlaubsgewährung, besonders im Blick auf den Konfirmandenunterricht und die starke Inanspruchnahme durch die Hitler-Jugend. Hannover traf Verfügungen, um einen ungestörten Unterricht zu gewährleisten151. Einheitliche Stellungnahme der verschiedenen Kirchen sollte erzielt werden. Es sollte nur in dringenden Fällen, und dann nicht durch Verhandlungen zwischen Pastor und Fähnleinführer, Urlaub gewährt werden. [Ein Wort gestrichen] Die Verhandlungen sollten durch den Dekan und die Gebietsführung der Hitler-Jugend geführt werden. Vorschlag: Die Regelung
eine solche Änderung hätte verhandelt werden können, nicht vorhanden sei“ (Schreiben des Landeskirchenamts Hannover an den Lutherrat vom 28. Juli 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 43). 150 Das Landeskirchenamt Hannover hatte den Lutherrat bereits in seinem oben Anm. 149 erwähnten Schreiben vom 28. Juli 1937 aufgefordert, „eine einheitliche Stellungnahme der Landeskirchen“ vorzubereiten, damit „auch eine neue Rechtsgrundlage nicht ständig einseitig geändert wird“. Auf nochmalige Nachfrage des Landeskirchenamts vom 2. November 1937 hatte Stoll dann am 19. November 1937 geantwortet, die Frage der Urlaubsgewährung für kirchliche Veranstaltungen sei „mit dem zuständigen Referenten in der Reichskirchenkanzlei und im Kreise der Jugendkammer der Deutschen Evangelischen Kirche mündlich beraten“ worden, „ohne daß bisher von einer neuen Stellungnahme der Reichsjugendführung etwas bekannt geworden wäre“ (LKA Hannover, D 15 I Nr. 43). 151 Gemeint sind die Rundverfügung des hannoverschen Landeskirchenamts an sämtliche Pfarrämter der Landeskirche sowie die Richtlinien für sämtliche Superintendenten der Landeskirche vom 29. November 1937. In der Rundverfügung an die Pfarrämter wurde unter Hinweis auf bereits früher getroffene Verfügungen zunächst betont, dass die Kirche „die Verantwortung für die ihr anvertraute Jugend nicht ernst genug nehmen“ könne. Deshalb hätten sowohl die Geistlichen als auch die Gemeinden beim Unterricht und Gottesdienstbesuch der Konfirmanden auf größte Regelmäßigkeit zu achten. Die Konfirmanden selbst könnten außer in Ausnahmefällen im Winterhalbjahr nicht mit einer Beurlaubung rechnen. Im Fall der „Behinderung durch den Dienst in der Staatsjugend“ müsse über den zuständigen Staatsjugendleiter ein Antrag auf Beurlaubung beim Superintendenten eingereicht werden, der seine Entscheidung dem zuständigen Geistlichen mitzuteilen und den Staatsjugendführer entsprechend zu benachrichtigen habe. Ein Verstoß gegen diese Bestimmungen könne die Zurückweisung von der Konfirmation nach sich ziehen. Auch in den Richtlinien für die Superintendenten hieß es, dass im Winterhalbjahr „Urlaub für längere Zeit oder aus regelmäßig wiederkehrenden Anlässen“ grundsätzlich nicht möglich sei. Die tatsächliche Inanspruchnahme durch die Staatsjugend „an einem Sonntag im Monat und zur Führerschulung“ bringe die Eltern jedoch in schwere Konflikte, so dass den Superintendenten die Möglichkeit gegeben werden müsse, „in solchen Ausnahmefällen Urlaub zu erteilen“. Dazu wurden die Superintendenten ermächtigt, nicht öfter als einmal im Monat eine Befreiung von den sonntäglichen Gottesdienstverpflichtungen auszusprechen. Für längere Schulungen sollte jedoch zwischen Weihnachten und Ostern überhaupt kein Urlaub, zwischen Michaelis und Weihnachten nur in Ausnahmefällen eine Befreiung erteilt werden (alle Dokumente: LKA Hannover, D 15 I Nr. 43; vgl. auch das Schreiben des hannoverschen Landeskirchenamts an den Lutherrat vom 29. November 1937 und das undatierte Schreiben des Landeskirchenamts an die Gebietsführungen der HJ: Ebd.).
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Hannovers soll den Kirchen zur Kenntnis gegeben und gebeten werden, daß eine einheitliche Haltung eingenommen wird152. Religionsunterricht. Fleisch bittet um Bevollmächtigung, die Frage der Zerstörung des Religionsunterrichtes in einer Denkschrift zu bearbeiten153. Gauger: Hilfskasse154. Gauger berichtet von einem den Hilfsverein betreffenden Absatz aus einem Rundbrief, der anonym, wahrscheinlich aus den Kreisen der Vorläufigen Kirchenleitung stammend, versandt wird. Der betreffende Brief ist von Düsseldorf ausgegangen an alle Thüringer Geistlichen, die in irgendeinem Kontakt mit dem Pfarrernotbund stehen. Mangel an Brüderlichkeit, der aus diesem Schreiben hervorgeht155.
152 Nach G 2, S. 3, lautete dieser Beschluss: „Ein Ausgleich von Spannungen, die zwischen Staatsjugendarbeit und kirchlicher Jugendarbeit lokal auftreten, wird erörtert. Der Lutherrat wird zu diesem Thema Richtlinien erarbeiten.“– Dazu konnte lediglich ein Schreiben des Sekretariats des Lutherrats an den evangelisch-reformierten Landeskirchenrat Aurich vom 7. März 1938 ermittelt werden, in dem es hieß, ein einheitliches Vorgehen der Landeskirchen sei zwar geplant, dementsprechende Richtlinien lägen jedoch bisher nicht vor; einstweilen solle sich der Landeskirchenrat nach den oben Anm. 151 erwähnten Empfehlungen des hannoverschen Landeskirchenamts richten (LKA Hannover, D 15 I Nr. 43). 153 Nach G 2, S 3, wurde diese Bitte Fleischs zum Beschluss erhoben; auf der am folgenden Tag stattfindenden Sitzung des Kasseler Gremiums wurde dann jedoch erneut die Zerstörung des Religionsunterrichts behandelt und für die Ausarbeitung der Denkschrift ein abweichendes Verfahren beschlossen (vgl. dazu unten Dok. 39, S. 770 mit Anm. 12). 154 Vgl. dazu oben Anm. 94. 155 In diesem mit der Anrede „Lieber Freund und Bruder!“ versehenen und mit „XX.“ gezeichneten Rundschreiben vom 15. November 1937 hatte es geheißen: „Die neu gegründete lutherische Hilfskasse [richtig: Hilfsverein] funktioniert offenbar noch gar nicht. Superintendent Hahn konnte in Sachsen nicht hindern, dass die Notbund-Brüder dem Notbund treu bleiben. Umgekehrt hat Dr. Gauger, von dem in dieser Angelegenheit wiederum ganz unerhörte Briefe und Rundschreiben vorliegen, es für nötig befunden, die dem Lutherrat angeschlossenen Dienststellen darauf hinzuweisen, dass nirgends in Deutschland ein lutherischer Hilfsverein existiere, abgesehen von dem aus acht Männern bestehenden Hilfsverein in Berlin, diesem Hilfsverein seien die verschiedensten Dienststellen und Organisationen der lutherischen Bekennenden Kirche angeschlossen. Auf diese Weise hofft Herr Gauger offensichtlich der bereits drohend heraufziehenden Gefahr einer Kollision des Hilfsvereins (der ja nicht wie der Notbund durch eine innere Verpflichtung seiner Mitglieder, sondern lediglich durch einen Geldsammelzweck zusammengehalten wird!) mit dem Sammelgesetz [richtig: Sammlungsgesetz] bezw. der Polizei zu verhindern. Umso notwendiger ist es jetzt, die altbewährte Organisation des Notbundes aufrechtzuerhalten“ (EvAG München, A 24. 1). Zu den auf die Gründung des Lutherischen Hilfsvereins erfolgten Auseinandersetzungen in der sächsischen Bekennenden Kirche (vgl. dazu schon oben Dok. 29, Anm. 28) hatte es bereits in einem vom gleichen anonymen Absender verfassten Rundschreiben vom 12. November 1937 geheißen: „Bei der entscheidenden Notbundsitzung hatte der Vertreter Sachsens erklärt, dass die sächsischen Brüder beim Notbund bleiben würden. Für den Hilfsverein kämen für
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Es wird beschlossen, der Vorläufigen Kirchenleitung anheim zu geben, von dieser Sache abzusehen156. Lutherische Synode. Die Synodalen sollen benannt werden157. Gesellschaft für Liturgieforschung. Breit fragt, wie auf die Forderung, [zwei Wörter gestrichen] denen [zwei Wörter unleserlich] dieser Gesellschaft beizutreten [Satz verderbt], [geantwortet werden soll]158. Marahrens beurteilt Kunze als einen gut qualifizierten Mann. Mahrenholz empfiehlt, die Unterschrift zu geben159. Breit macht auf die finanziellen Verpflichtungen aufmerksam, die sich aus der Unterschriftserteilung ergeben. Für den Augenblick liegen größere Aufgaben vor uns.
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Sachsen nur die Neutralen in Frage. Nun erhebt Superintendent Hahn hiergegen Einspruch. Er habe dem Lutherrat die Zuführung des gesamten Notbundes versprochen. Man fragt unwillkürlich, ob ein dem Lutherrat gegebenes Wort heiliger ist als ein Wort, das man anderen Leuten gab; denn die sächsischen Brüder w a r e n ja schon im Notbund und sind, als Bruder Hahn grosszügig über sie verfügte, überhaupt nicht gefragt worden“ (LKA Hannover, D 15 I Nr. 6). Dieser Beschluss lautete nach G 2, S. 2: „Ein die Beziehungen zwischen Lutherrat und Vorläufiger Kirchenleitung belastendes anonymes Schreiben aus Notbundkreisen wird bekanntgegeben. Der Vertreter der Vorläufigen Kirchenleitung ist über dieses Schreiben zu befragen. Es muss erwartet werden, dass die dortige Stelle das Schreiben verurteilt.“ Breit nutzte die am kommenden Tag stattfindende Sitzung des Kasseler Gremiums, um der VKL II die Beschwerden über das Rundschreiben vorzutragen. Friedrich Müller sagte daraufhin zu, für Abhilfe Sorge zu tragen (vgl. dazu unten Dok. 39, S. 787 mit Anm. 75). Dieser Beschluss lautete nach G 2, S. 3: „Die noch in Rückstand befindlichen Landeskirchen werden gebeten, ihre für die lutherische Synode ausersehenen Synodalen baldigst zu benennen.“– Das Sekretariat hatte die Mitgliedskirchen am 10. November 1937 erstmals aufgefordert, die Synodalen zu benennen (vgl. oben Dok. 36, Anm. 126). In einem Schreiben vom 4. Dezember 1937 hatte das Sekretariat dann an diese Aufforderung erinnert und darum gebeten, die Benennungen spätestens bis zum 10. Dezember 1937 zu melden (LKA Hannover, D 15 III Nr. 11). Am 14. Januar 1938 musste das Sekretariat einzelne Mitgliedskirchen nochmals mahnen (vgl. die Schreiben an den Landeskirchenrat München und das Landeskirchenamt Wolfenbüttel: Ebd.). Nach G 2, S. 3, lag hier ein von Gerhard Kunze verfasster „Aufruf zur Bildung einer Evangelischen Gesellschaft für Liturgie-Forschung“ vor (Abdruck: MGKK 43, 1938, S. 1–4; vgl. dazu auch den programmatischen Aufsatz von G. Kunze, Aufgabe). Diese Gesellschaft sollte das gottesdienstliche Leben und seine geschichtliche Herkunft wissenschaftlich erforschen. Die erste Tagung der Gesellschaft fand dann am 17. Oktober 1938 in Lüneburg statt; dabei wurde Kunze zum Geschäftsführer und Oskar Söhngen zum Vorsitzenden gewählt (vgl. den Bericht Kunzes in MGKK 43, 1938, S. 240ff.; vgl. auch die ebd., S. 243f., abgedruckten „Satzungen der Evangelischen Gesellschaft für Liturgieforschung“; zur weiteren Entwicklung der Gesellschaft vgl. den Bericht Kunzes in MGKK 44, 1939, S. 58ff.). Mahrenholz hatte – ebenso wie Lilje – den Aufruf bereits unterzeichnet (vgl. die im oben Anm. 158 erwähnten Aufruf enthaltene Liste der Unterzeichner).
39 Sitzung des Kasseler Gremiums 1937 Dezember 10 I. Meiser, Wachstuchheft 8, S. 343–359. II. Asmussen (bis 13.30 Uhr) – Behm – Böhm – Breit – Brunotte (bis 10.45 Uhr) – Ficker – Happich (bis 10.50 Uhr) – Hollweg – Klingler – Kloppenburg (bis 13.30 Uhr) – Karl Koch (von 10.00 Uhr bis 13.15 Uhr) – Lilje – Marahrens – Meiser – Friedrich Müller – von Soden – von Thadden (ab 13.10 Uhr) – Wurm. Hahn (ab 9.45 Uhr). III. Berlin W 35, Sekretariat des Lutherrats, Großadmiral-Prinz-Heinrich-Str. 14; von 9.00 Uhr bis 14.30 Uhr. G: 1. Meiser, ATB; 2. Protokoll, gez. Breit mit hsl. Vermerk „nur für den Gebrauch des Lutherrates“ (LKA Hannover, D 15 I Nr. 75); 3. Stenografische Mitschrift (EZA Berlin, 50/ 218); 4. Mitschrift Kloppenburgs (LKA Oldenburg, I A 3b).
Bericht Breit. Kerrl teilte Kipper mit, daß die Deutschen Christen auf eine Nationalkirche1 nun eben verzichten müßten2. Im übrigen deckt sich der Bericht mit der am Vortage im Lutherrat gegebenen Darstellung3. Es ist zu warnen, die Dinge in einem allzu raschen Lauf zu erledigen. Vom Staat muß verlangt werden, daß er die Kirche ernster hört als bisher in dem, was sie zu sagen hat. von Soden teilt mit, daß es in Württemberg und Sachsen verboten ist, hebräische Prüfungen abzuhalten4.
1 Vgl. dazu oben Dok. 5, Anm. 5. 2 Ein entsprechende schriftliche Mitteilung Kerrls konnte nicht ermittelt werden.– Paul Kipper, deutschchristlich orientierter Leiter der nassau-hessischen Landeskirchenkanzlei, führte seit Ende Juli 1937 die Geschäfte des Landeskirchenausschusses; zum Zeitpunkt der Sitzung des Kasseler Gremiums war noch nicht bekannt, dass ihm durch die „Siebzehnte Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 10. Dezember 1937 (vgl. dazu unten Dok. 40, Anm. 1) als im Amt befindlichen Leiter der obersten kirchlichen Verwaltungsbehörde soeben die Leitung der Evangelischen Landeskirche Hessen-Nassau übertragen worden war (vgl. W. Lueken, Kampf, S. 69–74; H. Steitz, Geschichte, S. 582f.; K. Meier, Deutsche Christen, S. 187). 3 Vgl. den Lagebericht Breits auf der Sitzung des Lutherrats am 9. Dezember 1937, in dessen Mittelpunkt die Besprechung zwischen Kerrl, von Bodelschwingh und Breit am 2. Dezember 1937 gestanden hatte (oben Dok. 38, S. 726–739). 4 Nach einer Meldung in JK 5, 1937, S. 1010f., hatten der württembergische Kultminister und der sächsische Volksbildungsminister angeordnet, dass vom 1. Dezember 1937 an „in württembergischen und sächsischen höheren Schulen kein hebräischer Sprachunterricht mehr erteilt“ werden sollte; in Württemberg war auch „die bisher geltende Verfügung über die Nachprüfung in der hebräischen Sprache für Studierende der evangelischen
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Friedrich Müller: Der Bericht zeigt deutlich, daß der Minister [Kerrl] seinen Kurs in nichts geändert hat. Das Ziel ist die Beherrschung der Kirche durch den Staat (Finanzabteilungen5, Beschlußstelle6 usw.). Die Tätigkeit der Finanzabteilungen ist vorgebildet durch das Wirken der Finanzabteilung in Preußen. Unter dem Vorwand der Sicherstellung des Finanzbedarfs der Kirche regiert die Finanzabteilung bis ins Innerste der Kirche hinein. Sie bestätigt aber die [ein Wort unleserlich] eines Pfarrers nur unter der Bedingung, daß die zweite Pfarrstelle einem Deutschen Christen gegeben wird7. Der Kurs der Unterstützung der Deutschen Christen wird weitergehen. Deshalb ist es äußerst bedenklich, daß der Minister nur eine geistliche Leitung neben der Verwaltung zugestehen will8. Man kann die geistliche Leitung nicht vom Kirchenregiment lösen. Beides steht und fällt ineinander und miteinander. Man muß sich darüber klar werden: Genauso, wie wir in den Zeiten Jägers die These bekämpft haben, daß es eine Trennung von Verwaltung und geistlicher Leitung gibt9, so müssen wir jetzt gegen die Thesen Kerrls
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Theologie mit sofortiger Wirkung aufgehoben worden“. Damit fanden künftig keine staatlichen Prüfungen für Hebräisch mehr statt. Am 15. Dezember 1937 erschien dann ein Erlass des Reichserziehungsministers, nach dem reichsweit kein hebräischer Unterricht an höheren Schulen mehr erteilt und daher auch keine hebräischen Prüfungen mehr abgehalten werden durften (Abdruck: Deutsche Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung. Amtsblatt des Reichsministeriums für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung und der Unterrichtsverwaltungen der Länder 4 [1938], S. 15; vgl. dazu auch K. Hunsche, Kampf, S. 487). Vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 64; Dok. 24, Anm. 15. Vgl. dazu oben Dok. 21, Anm. 102. Vorgang nicht ermittelt. Bei der Besprechung mit von Bodelschwingh und Breit am 2. Dezember 1937 hatte Kerrl „allen in der Kirche befindlichen Gruppen die eigene geistliche Leitung“ konzediert (Dokumente 4, S. 133). So hatte es z. B. in der auf der ersten Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche in Barmen verabschiedeten „Erklärung zur Rechtslage der Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 30. Mai 1934 geheißen: „In der Kirche ist eine Scheidung der äußeren Ordnung vom Bekenntnis nicht möglich“ (Abdruck: G. Niemöller, Bekenntnissynode Barmen 2, S. 202f., Zitat: S. 202); diese Erklärung beinhaltete die Forderung, dass das Kirchenregiment „in a l l e n seinen Bereichen bekenntnisgebunden“ sein müsse (K. D. Schmidt, Fragen, S. 207). Dementsprechend hatte die Mitteilung der westfälischen Bekenntnissynode, sie übernehme „die geistliche Leitung der Gemeinden“ (Kundgebung der westfälischen Bekenntnissynode vom 16. März 1934, abgedruckt bei K. D. Schmidt, Bekenntnisse 2, S. 44f., Zitat: S. 45), Karl Immer auf der zweiten Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche am 19./20. Oktober 1934 in BerlinDahlem zu der Feststellung veranlasst: „Das ist DC-Geist – daß auch wir meinen, man könnte geistliche Leitung und Verwaltung auseinanderreißen. Wir können nicht in geistlichen Dingen Gott gehorchen und in weltlichen Dingen dem Teufel!“ (W. Niemöller, Bekenntnissynode Dahlem, S. 90).– Zur Problematik der Verwirklichung einer bekenntnisgebundenen Kirchenleitung innerhalb der Bekennenden Kirche seit 1934 vgl. auch H. Brunotte, Grundfragen, S. 176–179.
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kämpfen. Wir müssen uns dagegen erbittert wehren. Es ist nur eine völlige Trennung von den Deutschen Christen möglich. Die Trennung muß durch alle Dinge durchgehen. Wenn die Trennung eingesetzt ist, könnte eine Übergangszeit festgesetzt werden, welche die Trennung regelt, aber nicht die Gemeinsamkeit. Klingler: Schon seit Monaten geht im Evangelischen Oberkirchenrat Berlin das Gerücht, daß der Staat mit aller Gewalt die Verwaltung der Finanzen in seine Hand bringen wolle10 und daneben eine Reihe von geistlichen Leitungen konzedieren wolle. Auf die Laien wirkt das verführerisch [zwei Wörter gestrichen]. Ich hätte nicht geglaubt, daß es kommt, denn es ist undurchführbar. Wenn drei Leitungen11 da wären, so ginge das einigermaßen, wenn die Gemeinden geschlossen wären in ihrem Bestand. Wenn in einer Gemeinde drei Gruppen sind, dann kann keine geistliche Leitung sagen, wie gehandelt werden soll. In der Pfarrerschaft wartet man darauf, daß von der Kirche her irgendeine geistliche Leitung geschaffen wird. Nicht nur, daß die geistliche Leitung, die Kerrl schaffen will, abgelehnt wird, sondern wir müssen dafür sorgen, daß eine geistliche Leitung herausgestellt wird. Die Verwaltung kann grundsätzlich nicht getrennt werden. Wir dürfen nicht eines Tages von einem Gesetz überrumpelt werden. Marahrens bespricht die Frage des Religionsunterrichtes. Hannover hat einmal eine Denkschrift über den Religionsunterricht verfaßt, auf Grund von Eingaben, die an Marahrens gegangen sind. Die Denkschrift ist von kirchlichen Schulmännern zusammengestellt worden. Die ganze Zerstörung des Religionsunterrichtes ist in der Denkschrift dargestellt. Marahrens schlägt vor, die Denkschrift an Fleisch und Hollweg zur Durchsicht zu übergeben. Die Denkschrift soll vom Kasseler Gremium aus übergeben werden12. Ökumenische Frage. 10 Dementsprechend hatte Kerrl auch bei der Besprechung mit von Bodelschwingh und Breit am 2. Dezember 1937 ausgeführt, „daß er selbstverständlich die Verfügung über das Geld in der Kirche in Händen behalten und noch stärker als bisher an sich ziehen wolle“; dazu beabsichtige er, auch in den bisher nicht betroffenen Kirchen Finanzabteilungen zu errichten und die „gesamte Finanzverwaltung der Kirche zu zentralisieren“. Diese Maßnahmen gehörten „in das Gebiet der äußeren Ordnung, das der Staat nie aus seinem Herrschaftsbereich ausscheiden kann“ (Dokumente 4, S. 133). 11 D. h. jeweils eine geistliche Leitung für die Bekennende Kirche, die Deutschen Christen und die Neutralen. 12 Diese Denkschrift „Religionsunterricht und Volkserziehung“ wurde dann jedoch nicht vom Kasseler Gremium, sondern – nach mehrfacher Überarbeitung – im Herbst 1938 von Marahrens namens der Kirchenführer an das Reichserziehungsministerium übersandt (undatierte Denkschrift mit 10 Anlagen und Schreiben Marahrens’ an Rust vom 1. Oktober 1938: LKA Leer, Kirchenordnungen, Kirchengemeinde- und Synodalordnung, Kirchenkampf, Nr. 2, Vol. II; vgl. auch den Schriftverkehr zwischen Marahrens und Hollweg:
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Lilje: Es handelt sich um die spezielle Frage, ob die Delegation von Oxford von uns empfangen werden soll oder nicht13. Pressepolemik gegen Oxford14. Man hielt im Blick darauf den Empfang der Delegation für un-
Ebd.). Im 1. Teil der Denkschrift wurden die den Religionsunterricht unmittelbar betreffenden Probleme behandelt; dabei wurden u. a. die Reduzierung der wöchentlichen Unterrichtsstunden, die Nichtbeachtung kirchlicher Vorschläge bei der Neuordnung des Schulwesens, die Bindung der Unterrichtsrichtlinien an das germanische Sittlichkeitsempfinden, das Verschwinden von Lehrveranstaltungen für evangelische Religionslehre an den Hochschulen für Lehrerbildung, der drohende Ausschluss der Volltheologen vom Amt des Religionslehrers, die mangelnde Weiterbildung von Religionslehrern sowie die zunehmende Umwandlung des Religionsunterrichts in zwangsmäßigen Weltanschauungsunterricht kritisiert. Im 2. Teil der Denkschrift standen über den Religionsunterricht hinaus die „gesamte religiöse Jugenderziehung“ und „damit zuletzt [.|.|.] die tragenden Grundlagen der gesamten sittlichen Volkserziehung“ im Fokus; dabei wurden u. a. die Ausgliederung der religiösen Unterweisung „aus dem Gesamtbetrieb der schulischen Erziehung“, die zwangsweise Einführung von Gemeinschaftsschulen, die Verächtlichmachung von Kirche und Christentum durch Lehrerschaft und HJ, die „Bedrohung der geschlechtlichen Volksmoral“ durch eine ausschließlich rassisch-biologische Beurteilung des Sexuallebens sowie die Aushöhlung der moralischen Grundlagen durch die Überbewertung von „Rasse, Blut und Erbanlage“ beklagt. Die Denkschrift mündete in die Feststellung, dass es „für eine standfeste Volksmoral“ nach wie vor nur „e i n e wirklich zuverlässige Grundlage“ gebe, „den christlichen Glauben in seiner kirchlichen Formung“. Daher sei es umso bedenklicher, dass „viele Hunderttausende treuer Christen“ darum ringen müssten, „wie sie ihre christliche Glaubenstreue vereinigen sollen mit dem Gehorsam gegen einen Staat, in dem leider vielfach ihre Kirche politisch diffamiert und ihr Glaube verachtet wird“. Die deutsche Jugend aber dürfe nicht in der „Vorstellung genährt werden, als sei der überzeugte Christ ein weniger zuverlässiges und wertvolles Glied der Volksgemeinschaft oder gar ein Staatsbürger zweiten Ranges“; vielmehr sei es eine „Schicksalsfrage für unser deutsches Volk, ob es die Kräfte des Glaubens, die aus dem Evangelium kommen, in seiner Jugenderziehung zu einem positiven Ansatz bringen wird, ob es also eine christliche Jugend- und Volkserziehung erhalten und pflegen will“. Sollte allerdings „das Christentum in unserem Volke“ angetastet werden, so sei nicht nur „die innere Haltung der Jugend“ bedroht, sondern „auch die aus dem Glauben und der Verantwortung vor Gott geborene Treue und Verlässlichkeit des Volksheeres und die selbstlos sich hingebende Fürsorge für alle Opfer eines vaterländischen Krieges“. 13 Gemeint ist die ökumenische Delegation, die die auf der Weltkirchenkonferenz für Praktisches Christentum in Oxford verabschiedete Stellungnahme zur Abwesenheit der Delegation der Deutschen Evangelischen Kirche überbringen sollte (vgl. dazu oben Dok. 32, Anm. 138); zu den Auseinandersetzungen über den Empfang dieser Delegation vgl. schon oben Dok. 32, S. 644–648; Dok. 35, S. 672–679. 14 Diese Pressepolemik hatte bereits während der Weltkirchenkonferenz eingesetzt und seither angehalten. So hatte der „Völkische Beobachter“ nach Bekanntwerden der Stellungnahme der Weltkirchenkonferenz zur Abwesenheit der deutschen Delegation (vgl. dazu oben Dok. 32, Anm. 130) in seiner Ausgabe vom 24. Juli 1937 gemeldet, die in Oxford versammelten Kirchenmänner beurteilten die Lage im Deutschen Reich falsch, „wenn sie die alte Mär von der angeblichen Unterdrückung des Christentums als Tatsache auftischen“; insbesondere stelle es „den Versuch einer Diffamierung Deutschlands“ dar, „die untermenschlichen bolschewistischen Mordmethoden in einem Atem zu nennen mit dem ernsten Ringen des deutschen Volkes um eine alle umfassende und erfassende Weltan-
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zweckmäßig. Man erwog dann, ob statt der Delegation nicht ein freundschaftlicher Besuch stattfinden sollte15. Die Durchführung der betreffenden Besprechung müßte sehr diskret vor sich gehen. Wir haben es als erwünscht erklärt, daß der Freundschaftsbesuch durchgeführt wird, weil die Vernebelung der ökumenischen Fragestellung dazu führen könnte, daß über diese Frage überhaupt nicht mehr geredet werden könnte. Ein Freundschaftsbesuch von führenden Kirchenmännern der Ökumene hätte hier helfen können. Wenn es gelingen würde, diese Kirchenführer zu empfangen, wobei auch staatliche Stellen eingeladen würden, so hätten die staatlichen Stellen sich überzeugen können, was an der üblichen Pressepolemik richtig ist oder nicht. In dieser Linie wurden die vorbereitenden Besprechungen geführt. Eidem schrieb an Marahrens und brachte ein solches Zusammensein in Vorschlag16. Das Schreiben trug vollen persönlichen Charakter und wies alle Andeutungen über eine Einmischung in die deutschen kirchlichen Verhältnisse ab. Über dieses Schreiben fand eine Beratung in Hannover statt. Es stellte sich heraus, daß man den Wunsch nach einer Vertagung des Besuches habe17. Es muß erreicht werden, daß die ökumenische
schauung“. In einer Stellungnahme des DNB hatte es außerdem geheißen, die Planungen für einen Weltrat der Kirchen (vgl. dazu oben Dok. 30, Anm. 70) ließen eine Nachahmung „der unfruchtbaren politischen Arbeit des Genfer Völkerbundes“ und „ein eindeutiges Eindringen der politischen Sphäre in die Angelegenheiten der Kirche“ befürchten; die angekündigte Entsendung der ökumenischen Delegation erinnere an „das Auftreten und das System der internationalen Kontrollen aus der politischen Vergangenheit“ (Zitate: Evangelischer Pressedienst. Korrespondenz des Evangelischen Preßverbandes für Deutschland, Ausgabe B, Nr. 29a vom 28. Juli 1937, S. 2). 15 So war Lilje Anfang Oktober 1937 zu Koechlin nach Basel gereist, um ihm mitzuteilen, dass Marahrens ein privates Treffen vorziehe und um eine Vertagung des Treffens auf November oder Dezember bitten lasse (vgl. A. Boyens, Kirchenkampf 1, S. 179). 16 In einem Schreiben vom 15. November 1937 hatte Eidem Marahrens vor die Frage gestellt, ob er „ein Zusammentreffen persönlicher Art zwischen einigen ausländischen Kirchenmännern und einigen Leitern der deutschen evangelischen Kirche anordnen“ könne, da die ausländischen Kirchenvertreter „mit grösster Unruhe“ eine „immer grösser zu [sic!] werdende Isolierung der deutschen evangelischen Kirche von den anderen Gliedern der allgemeinen Kirche“ beobachten müssten. Bei diesem Besuch solle „über die Möglichkeiten einer erneuerten und verstärkten Aufnahme eines christlichen Zusammenwirkens für das Reich Gottes“ beraten und dafür Sorge getragen werden, dass „etwaige Missverständnisse“ in Bezug auf die „in Deutschland von gewissen Seiten unrichtig, in politischem Sinne“ aufgefasste Stellungnahme der Weltkirchenkonferenz von Oxford ausgeräumt werden könnten; die Delegation wolle nicht „als Friedensstörer, sondern womöglich als Friedensstifter“ nach Deutschland kommen. Als Ort für die Zusammenkunft, die am 10. Dezember 1937 stattfinden sollte, hatte Eidem Hannover vorgeschlagen (LA Uppsala, EEA Vol. C II: 11; vgl. auch das Schreiben Eidems an Marahrens vom 24. November 1937: Ebd.). 17 Auf Grund dieser Besprechung am 24. November 1937 hatte Marahrens Eidem in einem Telegramm vom 27. November 1937 um eine Verschiebung des Besuchs auf Februar 1938
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Betätigung der Deutschen Evangelischen Kirche gewahrt bleiben muß [bleibt] [drei Wörter gestrichen]. Böhm: Von der Vorläufigen Kirchenleitung her stimmen wir den grundsätzlichen Gedanken über die Ökumene zu. Wir dürfen in keine Isolierung hineingeraten und werden an dem Gedanken eines freundschaftlichen Besuches festhalten, wiewohl wir uns darüber klar sind, daß damit diese ganze Sache kaputt gemacht ist. Wir müssen aber im Auge behalten, wie wir die ganze ökumenische Frage in Fluß zu halten haben. Wurm fragt, ob nicht die Rede des Reichsinnenministers [Frick] in Stockholm und seine Ausführungen über Gustav Adolf18 Anlaß geben könnten, den Besuch von Eidem vielleicht unter einer etwas anderen Begründung herbeizuführen. Lilje: Mir scheint, daß der Vorschlag des Reichsinnenministers mit der Stiftung eines Nationaldenkmals auch gegen uns sich auswirken könnte. Vielleicht stoßen wir mit der Erwägung Wurms ins Leere. An der Frage des freundschaftlichen Besuchs lassen sich die gesamten Fragen der Weiterarbeit illustrieren. Inzwischen wird die ökumenische Schulung in Pfarrerschaft und Gemeinde weitergehen müssen. Eine orientierende Schrift Liljes ist in Vorbereitung19.
gebeten (LA Uppsala, EEA Vol. C II: 11). In seinem Schreiben an Eidem vom 6. Dezember 1937 hatte er dazu ausgeführt, vor dem Empfang der Delegation müsse „alles geschehen, dass der von allen politischen Erwägungen völlig freie rein kirchliche Charakter echter ökumenischer Arbeit klargestellt werde“; daher sei es zunächst notwendig, „mit den für uns entscheidenden Stellen eine Klärung der kirchlichen Lage zu betreiben und damit die Voraussetzungen zu fördern, durch die die Beurteilung der ökumenischen Verhältnisse entlastet und dem Reichtum der ökumenischen Beziehungen Raum gegeben wird“ (EZA Berlin, 50/625). Eidem ließ sich jedoch nicht beirren und betonte in seinem Antwortschreiben vom 10. Dezember 1937 erneut die Bereitschaft der Delegation, noch vor Weihnachten nach Deutschland zu kommen (LA Uppsala, EEA Vol. C II: 11). 18 Frick hatte Gustav II. Adolf am 4. Dezember 1937 als „die größte historische Persönlichkeit Schwedens“ bezeichnet und erklärt, „es erscheine ihm nur als eine Erfüllung einer deutschen Ehrenpflicht, jenem echt germanischen Helden an dem Ort seines Soldatentodes bei Lützen neben der schon bestehenden einfachen Gedenkkapelle ein würdiges Nationaldenkmal zu errichten“ (AELKZ 70, 1937, Sp. 1165). Darüber hinaus hatte Frick vor Pressevertretern in Stockholm über das Verhältnis des nationalsozialistischen Staates zu den deutschen Kirchen ausgeführt, die Reichsregierung halte entschieden an dem Grundsatz fest, „daß die Freiheit aller Religionsbekenntnisse geschützt würde, sofern sie die Sicherheit des Staates nicht gefährden“, und werde sich „von dem Willen zu einer friedlichen Zusammenarbeit mit den verschiedenen Religionsbekenntnissen“ nicht abbringen lassen (JK 5, 1937, S. 1049). 19 Ein inhaltlich entsprechendes Manuskript oder eine Veröffentlichung Liljes konnte nicht ermittelt werden; zu den zeitnahen Publikationen Liljes vgl. aber die Bibliographien bei U. Gröger, Bibliographie, S. 19–23, und H. Oelke, Lilje, S. 406–412, hier: S. 411.
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von Soden kommt auf den Beschluß der vereinigten Ostkirchen betreff Oxford zu sprechen20. Wenn Heckel in diesem Fall der Leitung der Kirche21 vorgegriffen hat22, so müßten daraus Konsequenzen gezogen werden. Breit: Könnte es sich nicht empfehlen, daß wir in der Pflege unserer ökumenischen Beziehungen unter nachdrücklichem Festhalten der gesamten ökumenischen Verpflichtungen einen Weg und eine Weise beraten, die auch den Machthabern in unserem Staat sehr anschaulich vor Augen führt, welchen Inhalt das Verständnis unserer ökumenischen Verpflichtungen hat? Es schwebt mir immer dieses vor, daß wir mit einzelnen Kirchen, die in der Ökumene zusammengefaßt sind, in aller Form und Öffentlichkeit Beziehungen aufnehmen. Diese Beziehungen könnten nicht so mißverstanden werden wie die ins allgemeine reichenden ökumenischen Beziehungen. Könnte man nicht die schwedische Kirche veranlassen, ihre Beziehungen zur deutschen lutherischen Kirche zu pflegen, in der Weise etwa, daß der Primas der schwedischen Kirche [Eidem] einen Besuch bei der deutschen Kirche anmeldet via Auswärtiges Amt? Diese Ökumene ist heute mit allerlei grundlosem Verdacht belastet. Es wäre es [sic!] eine erzieherische Leistung, die wir unserem Staat gegenüber vollbringen, wenn wir die etwas anonym klingende ökumenische Verpflichtung konkretisieren würden, wenn wir mit einer bestimmten Kirche Beziehungen aufnähmen. Das würden wir mit der anglikanischen Kirche ebenso machen. Das deutsche Reich täte sich außerordentlich schwer, hier dazwischen zu reden. Koch: Ich habe kürzlich den Bischof von Chichester [Bell] gesehen23. Damals sprach er davon, daß der Besuch vorgesehen sei für den 10. De20 Auf ihrer Jahrestagung am 10. November 1937 in Wien hatten Vertreter der Evangelischen Kirche A. B. und H. B. in Österreich, der Deutschen Evangelischen Kirche in Böhmen, Mähren und Schlesien, der Deutschen Evangelisch-christlichen Kirche A. B. im Königreich Jugoslawien und der Evangelischen Landeskirche A. B. in Rumänien eine Entschließung zur Weltkirchenkonferenz für Praktisches Christentum gefasst, in der das „Ergebnis der Konferenz zumal ihre Schlussbotschaft und die ‚Botschaft an die Brüder der evangelischen Kirche in Deutschland‘ [.|.|.] nachdrücklich bedauert“ worden waren. Die ökumenische Bewegung müsse künftig „zwischem dem seelsorgerischen Amt der Kirche und dem politischen Amt des Staates“ klare Grenzen ziehen. Die Entschließung hatte „mit einem Bekenntnis zum Kampf gegen den Bolschewismus“ geendet (Abschrift eines Berichts der „Frankfurter Zeitung“ vom 21. November 1937: LKA Hannover, L 3 I Nr. 35; Abdruck des Berichts: Die Christliche Welt, 51, 1937, Sp. 989). 21 Gemeint ist offenbar das Kasseler Gremium. 22 Nachdem die Entschließung dem Kirchlichen Außenamt zugeleitet worden war, hatte Heckel nach Wien mitgeteilt, „dass sie der Auffassung des Aussenamtes völlig entspreche“ (Zitat aus dem oben Anm. 20 erwähnten Bericht der „Frankfurter Zeitung“). 23 Koch hatte anlässlich des 175jährigen Jubiläums der deutschen lutherischen St. Georgskirche London besucht und dort am 24. Oktober 1937 die Festpredigt gehalten (vgl. H. Roggelin, Hildebrandt, S. 132f.; zum Treffen Kochs mit Bell vgl. auch das
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zember 193724. Ich glaube, daß er doch durch die Verschiebung schwer betroffen sein wird. Ob es im Februar noch möglich ist, einen Besuch zu empfangen, ist zweifelhaft. Der Gedanke Breits ist durchaus diskutabel. Koch berichtet über seinen Besuch in London. Böhm pflichtet dem Vorschlag Breit bei. Die Ökumenen haben bisher immer Bedenken gehabt zu kommen, weil sie nicht wußten, zu wem sie kommen sollten. Verschiedene Leute haben keine Lust mehr, mit dem Kirchlichen Außenamt etwas zu tun zu haben25. Sie wollen aber nicht mit den politischen Stellen in Konflikt kommen. Jetzt ist eine andere Lage da, da kirchlich gesehen außer dem Kasseler Gremium nichts anderes vorhanden ist. Ich würde es für sehr gut halten, wenn es gelingen sollte, einmal die Schweden nach Deutschland zu bringen. Breit: Es wäre das vielleicht ein Weg, auf dem wir Heckel aus dem Sattel heben. Stahn erklärt: Helfen Sie doch, daß die ökumenischen Sachen einmal in Ordnung kommen. Es muß ja nicht gerade Heckel sein26! Marahrens: Hier ist beim Kirchlichen Außenamt eine Not mit den Geldern für Kulturpropaganda, die durch das Auswärtige Amt vermittelt werden27. Breit schlägt vor, Heckel einmal vor das Kasseler Gremium zu laden. Marahrens: Es muß einmal Klarheit über die Stellung Heckels geschaffen werden. Die Frage der Ökumene sollte in der Öffentlichkeit nachdrücklich vertreten werden28.
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Schreiben Bells an Koch vom 29. Oktober 1937: LKA Bielefeld, Best. 5, 1, Nr. 773 Fasc. 1). Zu diesem Termin vgl. das oben Anm. 16 erwähnte Schreiben Eidems an Marahrens vom 15. November 1937. Die Gründe für die Ablehnung des Kirchlichen Außenamts lagen u. a. im Verhalten Heckels bei der Bildung der deutschen Delegation für die Weltkirchenkonferenz für Praktisches Christentum in Oxford (vgl. dazu oben Dok. 13, Anm. 15; Dok. 15, Anm. 99), bei der Ausführung der Beschlüsse der Weltkirchenkonferenz (vgl. dazu oben Dok. 30, Anm. 77) und beim geplanten Empfang der ökumenischen Delegation (vgl. oben Dok. 32, S. 644–648; Dok. 36, Anm. 45). Votum Stahns nicht ermittelt. Die dem Kirchlichen Außenamt aus dem Etat der Deutschen Evangelischen Kirche zufließenden Mittel genügten nicht, um seinen Finanzbedarf zu decken; es war daher auf staatliche Zuschüsse und damit auf die Unterstützung der Reichsbehörden angewiesen. Dazu gehörten auch Mittel, die das Kirchliche Außenamt aus dem Kulturfonds des Auswärtigen Amtes erhielt. Diese Mittel mussten jährlich neu genehmigt werden; der nationalsozialistische Staat machte die Mittelzuweisung jedoch zunehmend von politischen Gesichtspunkten abhängig und versuchte, die kirchliche Auslandsarbeit für seine Zwecke zu instrumentalisieren (vgl. dazu E. Gerstenmaier, Streit, S. 74; E. Gerstenmaier, Kirche, S. 309; D. Gniss, Politiker, S. 64). Tatsächlich versuchte Marahrens jedoch, den Besuch der Delegation auch weiterhin zu verzögern: Als Eidem die Delegation für Mitte Februar 1938 ankündigte (vgl. das Schrei-
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Asmussen bittet um eine grundsätzliche Besprechung des Berichtes Breit29. Friedrich Müller: Ich bin am 29. November 1937 mit von Bodelschwingh zusammengewesen30. Von Bodelschwingh äußerte sich dabei nicht über sein Gespräch mit dem Minister [Kerrl]31. Nun ist nachher die Unterredung zwischen von Bodelschwingh-Breit und dem Ministerium erfolgt32. Nach dem, was Breit über den Hergang des Gespräches gesagt hat, so bin ich nicht im Zweifel, daß die nötigen Dinge in aller Deutlichkeit gesagt worden sind. Ich bin aber betrübt darüber, daß ich von der Tatsache des Gespräches erst nachträglich Kenntnis erhalten habe. Die Vorläufige Kirchenleitung müßte um die Tatsache eines solchen Gespräches sehr viel früher wissen, als es der Fall gewesen ist. An die Tatsache des Gespräches knüpfen sich Hoffnungen, die sehr weit gehen. Ich möchte also bitten, daß nach Möglichkeit diese Dinge nicht vorkommen, daß ich falsche Auskünfte gebe bloß, weil ich nicht informiert bin. Ich habe volles Verständnis dafür, daß der Lutherrat die ihm erreichbaren Kreise zu informieren [sucht]. Ich bin aber der Meinung, wenn wir ein gemeinsames Vorgehen dem Staat gegenüber exerzieren wollen, dann geht es nicht gut, daß die Arbeit so verlagert wird, daß wir draußen stehen. Wir haben uns den Kopf zerbrochen: Wie müßte man auf das grundsätzliche Programm des Ministers reagieren? [Einige Wörter gestrichen] Die Fragen, die der Minister aufgestellt hat, sind grundlegender Art. Wir müssen uns besinnen über das, was wir dem entgegenzusetzen haben. Wir dürfen die These nicht preisgeben, daß geistliche Leitung und äußere Verwaltung in der Kirche nicht getrennt werden
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ben Eidems an Marahrens vom 26. Januar 1938: LA Uppsala, EEA Vol. C II: 14), bat Marahrens um Verschiebung auf März 1938, „da vorher eine Reihe von Fragen auch mit dem kirchlichen Außenamt der Deutschen Evangelischen Kirche zu klären“ sei (Schreiben an Eidem vom 28. Januar 1938: Ebd.). Nachdem Lilje und Koechlin sich dann bei einer Reise nach London mit Bell und Oldham als Termin für den Besuch auf den 20. April 1938 geeinigt hatten, stimmte Marahrens zwar zunächst zu, sagte dann aber kurzfristig ab, da „die Fortsetzung einer gesunden ökumenischen Arbeit“ nicht mit einer Besprechung belastet werden dürfe, „deren sachgemäße und fruchtbare Durchführung“ von deutscher Seite aus „nicht in sichere Aussicht gestellt“ werden könne (Schreiben Marahrens’ an Fuglsang-Damgaard vom 18. April 1938, Abschrift: Ebd.). Bell und Koechlin erschienen am 20. April 1938 jedoch trotzdem in Berlin und besuchten das Kirchliche Außenamt, die VKL II, Else Niemöller, Marahrens und den Lutherrat (vgl. dazu A. Boyens, Kirchenkampf 1, S. 182). Gemeint ist der Bericht Breits über die Besprechung mit von Bodelschwingh und Kerrl (vgl. oben Anm. 3). Anlässlich der letzten Bielefelder Besprechung (vgl. dazu oben Dok. 38, Anm. 130). Gemeint ist die Besprechung von Bodelschwinghs mit Kerrl am 26. November 1937 (vgl. dazu oben Dok. 37, Anm. 6). Am 2. Dezember 1937 (vgl. oben Anm. 3).
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dürfen. Wir können dem Staat keinen größeren Gefallen tun, als daß wir uns auf eine tatsächlich entmächtigte geistliche Leitung zurückziehen. Von daher haben wir in der Vorläufigen Kirchenleitung gestern versucht, zu dieser Frage des Ministers Stellung zu nehmen. Wir sehen diese Frage zusammengedrängt in drei Äußerungen, die der Minister getan hat: 1. Er betont grundsätzlich die Freiheit für den einzelnen, seine Konfession zu wählen33. Wir fragten: Was muß es bedeuten, wenn dem einzelnen daraus keine Vorteile und Nachteile erwachsen sollen? 2. Der Minister hat die Gleichheit sämtlicher Konfessionen proklamiert34. Also sollen Konfessionen bestehen dürfen, müssen es aber in ehrlicher eigener Ordnung tun können. 3. Finanzielle Unterhaltung der Kirche durch ihre Gläubigen35. Dieses Gebiet ist mit rechtlichen, geschichtlichen und dogmatischen Fragen aufs engste durchwachsen. Die Vorläufige Kirchenleitung hat ihre Gedanken darüber in einer Denkschrift zusammengestellt36. Breit: Zum Formalen: Es ist außerordentlich schwer, Müller zu erreichen. Ich habe mich vor dem Gespräch mit Kerrl wiederholt bemüht, Müller zu erreichen. Ich habe unmittelbar nach dem Gespräch wiederholt mich bemüht, Müller zu erreichen. Es war wieder nicht möglich. Ich habe dann wenigstens durch Asmussen Mitteilung machen lassen. Wir müssen aber dafür sorgen, daß der Klage, die Müller vorgebracht hat, jeder Grund entzogen wird. Denn in dieser Sache habe ich mit einer fast übertriebenen Gewissenhaftigkeit und Offenheit zu handeln versucht. Ich lege großes Gewicht darauf, daß wenigstens unter uns kein Mißverständnis und keine Mißstimmung mehr möglich ist. Friedrich Müller trägt vor, was sich die Vorläufige Kirchenleitung zu den Reden Kerrls zurechtgelegt hat. Der Entwurf wird vorgelesen37. 33 Vgl. dazu die Ausführungen Kerrls in seiner Rede am 23. November 1937 in Fulda: „Wir halten es für eine Pflicht, dem Deutschen die religiöse Freiheit unter allen Umständen zu gewährleisten. Es ist das persönliche Recht des Einzelnen, sich die Religionsgemeinschaft selbst auszusuchen“ (JK 5, 1937, S. 987; vgl. auch Dokumente 4, S. 127). 34 Kerrl hatte in seiner Rede in Hagen am 30. November 1937 hervorgehoben, „daß das Ziel der nationalsozialistischen Kirchenpolitik die völlige Gleichstellung der verschiedenen Religionsgemeinschaften untereinander sei“ (Dokumente 4, S. 129). 35 Vgl. dazu die oben Dok. 36, Anm. 90, wiedergegebenen Ausführungen Kerrls in seiner Fuldaer Rede; auch in Hagen hatte Kerrl dazu bemerkt, die „Zurückführung“ der Religionsgemeinschaften „auf die Opfer ihrer Gläubigen sei nicht als plötzliche Entziehung der hohen Staatszuschüsse zu verstehen. Es solle nur langsam und sicher die Entwicklung auf die Erreichung des Zieles eingestellt werden, das unbedingt erreicht werden müsse“ (Dokumente 4, S. 129). 36 Vgl. dazu unten Anm. 37. 37 Entwurf mit hsl. Vermerk „1. Entwurf vorgelegt im Kasseler Gremium am 10.XII.37 von
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Falls sich der Plan verwirklicht, daß sich die Besprechungen mit Kerrl fortsetzen, so sollte vorher eine Besprechung mit Juristen stattfinden, damit eine einheitliche Linie herauskommt. Asmussen macht ergänzende Bemerkungen zu dem Entwurf, den Müller vorgelesen hat. Wir müssen uns hüten, daß wir meinen, wir könnten den Minister und den Staat gleichsetzen. Es ist wesentlich, daß die verschiedenen Wege, welche das Schwarze Korps38 und welche der Minister im Auge hat [haben], von uns gesehen werden. Das gemeinsame Ziel hat der Minister bisher zu verfolgen versucht auf dem Weg einer offenen Staatskirche. Jetzt will er es versuchen auf dem Weg einer getarnten Staatskirche. Es scheint, daß der Minister auf höheren Befehl scheinbar das Steuer herumwirft. Wir würden falsch vorgehen, wenn wir meinen, wir hätten wirklich den Staat, wenn der Minister redet. Auch wenn der Minister jetzt Zusagen macht, so wird er sie sofort wieder zurücknehmen, wenn er von einer Stelle dazu genötigt wird. Der Minister steht nicht allein. [Ein Wort gestrichen] Wir müssen uns hüten, den Anschein zu erwecken, als ob wir in ihm alles sähen. Das könnte uns auch von dritter Seite sehr übel genommen werden. Es [besteht] von sehr weiten Kreisen des Staates und der Partei ein Interesse daran, den Minister in der angefochtenen Stellung zu erhalten, in der er ist. Es könnte der Augenblick eintreten, daß der Minister seine Unersetzbarkeit vor dem Staat nachweisen kann. Wenn er das kann, so haben wir andere Stellen vor den Kopf gestoßen, die nicht dieser Meinung sind. Wir müssen eine eigene Stellung beziehen. Wir dürfen nicht die Meinung aufkommen lassen, als habe der Minister nur zu befehlen und wir gehorchten dann. Was die Enteignung der Kirchengüter anlangt, so sind sie im Norden in geringerem Umfang säkularisiert als im Süden39. Wir müssen uns hüten, hier alles über einen Kamm zu scheren. Aus diesem Grunde haben die Reste von Kirchenbehörden einen sehr verschiedenen Wert für den Staat. Wenn ich daran denke, welches der Unterschied zwischen einer Kirchenbehörde innerhalb der evangelischen Kirche der altpreußischen Union und der bayerischen Landeskirche ist, so ist zu beachten der verschiedene Vermögenswert, den beide Kirchenbehörden vertreten. Es ist zu beachten, daß SS-Leute in Finanzabteilungsstellen kom-
Vertretern der Vorläufigen Kirchenleitung (Müller)“: LKA Nürnberg, Meiser 103; Abdruck unten im Anhang Nr. XII. 38 Gemeint ist der im „Schwarzen Korps“ erschienene Artikel „An die Kirchen!“ (vgl. dazu oben Dok. 38, Anm. 11). 39 Zur unterschiedlichen Durchführung der Säkularisation von 1803 in den protestantischen Territorien vgl. H.-C. Mempel, Vermögenssäkularisation 2, S. 210–216.
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men40 und in Ausschüsse der Inneren Mission41. Ich täusche mich nicht, daß sich hieraus eine verschiedene Aufgabe der Kirchenbehörden ergibt. Was in Preußen an Finanzämtern [sic!] und Konsistorien ist, hat im Dienst der Überleitung des kirchlichen Vermögens auf die Volksgemeinschaft eine bedeutend stärkere Aufgabe als in anderen Gegenden, wo das Interesse am Kirchenvermögen nicht so bedeutend ist. Wir müssen die Dinge divergent behandeln in den verschiedenen Kirchengebieten. Wir müssen [zwei Wörter gestrichen] zu verstehen bitten, weshalb wir viel radikaler den Kirchenbehörden von Preußen gegenüberstehen müssen als Sie es tun (aus den intakten Landeskirchen). Haben uns diese Behörden in der Hand, so haben sie uns völlig in der Hand. Diese Behörden sind ja nur Scheinexistenzen. Auch in bezug auf Schleswig-Holstein möchte ich die Bitte aussprechen, [nicht so zu tun], als gäbe es mit dem Landeskirchenamt in Kiel42 ein Paktieren. In Schleswig-Holstein sind die Kirchengüter relativ sehr hoch43. Wir 40 Das Reichskirchenministerium hatte am 12. November 1937 den der Bekennenden Kirche nahestehenden Oberkonsistorialrat Otto Jung vom Vorsitz der rheinischen Finanzabteilung abberufen und den Reichsamtsleiter und SS-Untersturmführer Hans Friedrich Sohns, der aus der Kirche ausgetreten war, zum Vorsitzenden ernannt. Kurz darauf war Jung von Werner auch von seinem Amt als kommissarischer Präsident des Konsistoriums abberufen worden. Diese Maßnahmen gingen auf eine Besprechung Kerrls mit Oberheid und anderen Thüringer Deutschen Christen am 8. Oktober 1937 zurück, bei der die Frage der zukünftigen Leitung der rheinischen Provinzialkirche erörtert worden war (vgl. G. v. Norden, Kirchenkampf, S. 158–162; U. Kaminsky, Dienen, S. 204–209, S. 211–218; U. Kaminsky, Rolle). 41 So war z. B. der Führer des SS-Oberabschnitts Rhein, Richard Hildebrandt, nach der zwangsweisen Einführung des Führerprinzips durch den hessischen Landeshauptmann Traupel in den Beirat der Heilerziehungs- und Pflegeanstalt Scheuern (Nassau/Lahn) berufen worden (vgl. JK 5, 1937, S. 1053f.). Diese Anstalt, die auch weiterhin eine Einrichtung der Inneren Mission geblieben war, diente später als Durchgangsstation für die Tötungsanstalt Hadamar (vgl. R. Otto, Heilerziehungs- und Pflegeanstalt, S. 320; E. Klee, Euthanasie, S. 67, S. 268). 42 Mit der am 25. September 1937 erfolgten Abberufung des kommissarischen Oberkonsistorialrates und Verbindungsmannes der Bekenntnisgemeinschaft im Kieler Landeskirchenamt, Halfmann, hatte der Präsident des Landeskirchenamts und frühere Reichsleiter der Deutschen Christen, Kinder, dem Landesbruderrat auch die letzte Möglichkeit einer Beteiligung an der Ausübung kirchenregimentlicher Befugnisse genommen; zudem war es Kinder am 9. Oktober 1937 gelungen, einen Erlass des Reichskirchenministeriums zu erwirken, in dem seine ursprünglich auf die Wahrnehmung der laufenden Verwaltungsangelegenheiten beschränkte Beauftragung als Übertragung der Leitung der schleswig-holsteinischen Landeskirche ausgelegt wurde (vgl. J. Bielfeldt, Kirchenkampf, S. 159f.; K. Reumann, Kirchenkampf, S. 322ff.). 43 Auf Grund der überwiegend agrarischen Struktur in Schleswig-Holstein dachte Asmussen hier vermutlich an einen vergleichsweise umfangreichen kirchlichen Grundbesitz; nach schriftlicher Auskunft des Nordelbischen Kirchenarchivs Kiel vom 22. Mai 2007 lässt sich diese Aussage Asmussens nach bisherigem Kenntnisstand und der Quellenlage allerdings nicht verifizieren bzw. quantifizieren.
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müssen dafür sorgen, daß der Gesichtspunkt, den der Minister ausgesprochen hat, den der persönlichen Religionsfreiheit, so verstanden wird, daß wir anfangen, in aller Leidenschaft einzelne Menschen zu sammeln. Ich könnte mir denken, daß ein Augenblick kommen kann, wo weite Gebiete der Bekennenden Kirche, bei denen diese Arbeit unterlassen ist, in schwere Bedrängnis kommen. Martin Niemöller schrieb aus dem Gefängnis, er beurteile die beiden Kerrl-Reden für eine Legitimierung eines von der Kirche erfochtenen Sieges44. Es ist doch von großer Bedeutung, daß der Minister die Hoffnung aufgegeben hat, in absehbarer Zeit die gesamte Kirche zusammenfassen zu können unter irgendeinem Mitte- oder DC-Regiment. Das bedeutet für uns, daß wir versuchen müssen, die geistliche Leitung in den Vordergrund zu stellen und zwar so, daß sichtbar wird: Hier ist der Angelpunkt. Denn nach seinen Worten wird es dem Minister schwer fallen, Positionen geistlicher Leitung so anzugreifen, wie es in der Kollektenfrage45 geschah. Wir müssen aus der Defensive zur Offensive übergehen. Es wäre schön, wenn wir zu einer Gesamt-Geistlichen Leitung kämen. Ich verstehe hier Klingler gut. Für die zerstörten Kirchen wäre es weitgehend ein Fehler, wenn man versuchte, die Leitung der Kirche von oben her zu bauen. Was in Bayern ausgezeichnet aufgebaut ist, steht in den zerstörten Kirchen erst am Anfang. In Schleswig-Holstein ist nicht einmal mehr eine geistliche Leitung vorhanden46, nicht einmal mehr ein intakter Bruderrat47. Wenn wir einer 44 Vgl. dazu das Schreiben Niemöllers an seine Frau Else vom 25. November 1937, in dem er die Rede Kerrls in Fulda als ein Zeichen dafür gedeutet hatte, dass es „der jungen Bekennenden Kirche“ gelungen sei, „die Politisierung der Kirche zu verhindern“ (Abdruck: M. Niemöller, Briefe Moabit, S. 126f., Zitat: S. 126). 45 Vgl. dazu oben Dok. 25, Anm. 54; Dok. 35, Anm. 29; Dok. 38, Anm. 48; vgl. auch den unten Anm. 67 erwähnten Entwurf Flors. 46 Nach dem Rücktritt des schleswig-holsteinischen Landeskirchenausschusses im Januar 1937 hatte das Reichskirchenministerium – wie in anderen Landeskirchen auch – davon abgesehen, die Frage der geistlichen Leitung zu regeln. Einem Antrag von Landesbischof Paulsen, ihm die kirchenregimentlichen Befugnisse wieder zu übertragen, die er an den Landeskirchenausschuss abgetreten hatte, hatte das Ministerium nicht stattgegeben. Auch der Landesbruderrat hatte es nicht gewagt, die geistliche Leitung auszuüben, wie es eigentlich dem Beschluss der zweiten schleswig-holsteinischen Bekenntnissynode vom 18. August 1936 entsprochen hätte (vgl. K. Reumann, Kirchenkampf, S. 302ff.; K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 267). 47 Die Konflikte im schleswig-holsteinischen Bruderrat waren wegen der Mitarbeit von Mitgliedern der Bekennenden Kirche im Landeskirchenausschuss aufgebrochen. Nachdem die Bekenntnissynode in Bredeneek im August 1936 beschlossen hatte, die Mitarbeit im Ausschuss aufzukündigen, waren mehrere Befürworter der Ausschussbeteiligung aus dem Bruderrat ausgetreten (vgl. J. Bielfeldt, Kirchenkampf, S. 139–142; K. Reumann, Kirchenkampf, S. 279–296). Die Konflikte hatten sich auch nach dem Rücktritt des Ausschusses fortgesetzt und entzündeten sich in der Folgezeit wiederholt an der Frage nach einer
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solchen Kirche von oben her etwas aufpfropfen, so wird das immer ungesund. Deshalb müssen wir das zentrale Gremium etwas länger [dahin] gestellt sein lassen. Wir sind aber jederzeit bereit, über diese Ordnung der gesamten Dinge in ein geordnetes Gespräch einzutreten. Mir scheint bezüglich der geistlichen Leitung eines gesagt werden zu müssen. Wir müssen mit ganz anderer Leidenschaft auf die Frage der Ausbildung48 unser ganzes Gewicht legen. Man könnte über die Frage der [ein Wort gestrichen] Ausbildung der Kandidaten die geistliche Leitung der Kirche überhaupt lahmlegen wollen. Es wäre eine Katastrophe, wenn der Minister nun zu der Überzeugung käme, er könnte uns durch diese Aussichten irgendwie in eine freudige Adventstimmung versetzen. Er muß bald wieder von unserer Existenz erfahren. Wir müßten in Sachen unserer Gefangenen49 bald etwas unternehmen, womöglich noch vor Weihnachten. Sie können sich schwer in die Freude hineinversetzen, die uns bewegt hat, als mir Frau Niemöller erzählte, sie hätte den so sehr erfreulichen Brief von Meiser bekommen50. Sie glauben nicht, was das für die betroffenen Gebiete ausmacht, wenn sie sehen: Wir sind nicht vergessen. Ich bekam einen Brief aus Ostpreußen [einige Wörter gestrichen] von einem aus der Haft entlassenen Pfarrer51. Wir müssen unsere Zusammengehörigkeit mit den gefangenen Brüdern bezeugen. Wir müssen dem Minister sagen: Die gesamte Kirche schämt sich ihrer gefangenen Pfarrer nicht. Klingler: Die Not ist dort besonders groß, wo Leute an der Spitze stehen und geistliche Leitung ausüben, die sich nur als Büttel des Ministers fühlen. Es muß eine geistliche Leitung herausgestellt werden. Was die Gefangenen anlangt, so habe ich nachdrücklich gefordert, daß jetzt endlich einmal Recht wird. Klingler berichtet über seine Bemühungen, die Freilassung der gefangenen Pfarrer zu erwirken52.
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Einbindung der Bekenntnisgemeinschaft in die landeskirchlichen Ordnungen unter dem staatlich eingesetzten Kirchenregiment von Präsident Kinder (vgl. J. Bielfeldt, Kirchenkampf, S. 164–171; K. Reumann, Kirchenkampf, S. 339–347). Vgl. dazu schon oben Dok. 9, Anm. 21; Dok. 19, S. 348ff.; Dok. 21, Anm. 12 und 69; Dok. 31, Anm. 59; Dok. 32, Anm. 87. Gemeint sind die zahlreichen verhafteten Pfarrer und Laien der Bekennenden Kirche (vgl. dazu z. B. oben Dok. 31, Anm. 2; Dok. 32, Anm. 51; Dok. 36, Anm. 95). Schreiben nicht ermittelt. Schreiben nicht ermittelt; zur Verhaftungswelle in der Kirchenprovinz Ostpreußen vgl. aber unten Anm. 71. Die Reichsbundestagung der Deutschen Evangelischen Pfarrervereine am 21. September 1937 in Bautzen hatte den Vorstand beauftragt, sich bei den zuständigen staatlichen Stellen für die sofortige Freilassung der verhafteten Pfarrer und die Aufhebung der Ausweisungen und Redeverbote einzusetzen (vgl. die Entschließung vom 21. September 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 123). Daraufhin hatte sich Klingler wiederholt in Eingaben an Reichskirchenminister Kerrl und Reichsjustizminister Gürtner gewandt (vgl. das
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Asmussen: Wir sind sehr intensiv daran, in den einzelnen preußischen Kirchen geistliche Leitung aufzubauen. Aussprache über die Denkschrift53. Friedrich Müller: Wir müssen über das Grundsätzliche klar werden. Wie ist der Entwurf zu verwenden? Wurm: Im großen und ganzen ist im Entwurf gesagt, was sich jeder von uns als Antwort auf die Rede des Ministers gedacht hat. Zwei Ergänzungen notwendig: Es darf keine ungleiche Behandlung stattfinden gegenüber der [ein Wort unleserlich] Kirche. Dann möchte ich noch bitten, zu überlegen, ob wir nicht irgendwie erklären sollten: Ehe einzelne Verhandlungen beginnen, müssen die schlimmsten Schäden gutgemacht sein, Verhaftungen, Rede- und Aufenthaltsverbote. Als Beispiel dafür, wie es hier [ein Wort gestrichen] aussieht: Ein Studienrat in Württemberg, der bei der Einführung eines Pfarrers mitgewirkt hat, hat dafür eine Maßregelung erfahren54. Wir müßten weiter sagen: Es hat jede Maßregelung eines Gliedes der evangelischen Kirche einfach deshalb, weil er seine Teilnahme an der Kirche bezeugt, von jetzt an aufzuhören. Meiser: Man sollte eine Verhandlungsbasis schaffen, an die sich alle zu binden haben, die Verhandlungen führen. In den Entwurf sollten auch unsere Forderungen über die Deutschen Christen hineinkommen55. Man sollte in finanziellen Dingen nicht so entgegenkommend sein. Man muß etwas tun für die verhafteten Pfarrer56. Ficker: Unter die Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, ehe verhandelt wird, sollen auch die Verhältnisse in Sachsen57 aufgenommen werden. Es ist unmöglich, durch Finanzdruck die Gewissen brechen zu wollen.
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Schreiben Klinglers an Kerrl vom 16. Oktober 1937, abgedruckt bei F. Klingler, Dokumente, S. 111–114, und das Schreiben Klinglers an Gürtner vom 1. November 1937, abgedruckt ebd., S. 115f.). Angesichts des bevorstehenden Weihnachtsfestes wandte sich Klingler im „Namen von 16.000 evangelischen Geistlichen Deutschlands“ in einem Schreiben vom 17. Dezember 1937 dann nochmals an Kerrl und bat darum, „daß die inhaftierten Amtsbrüder und Gemeindeglieder noch vor Weihnachten entlassen werden und daß ihnen baldmöglichst in einem geordneten Gerichtsverfahren Gelegenheit gegeben werde, sich zu verantworten“ (Abdruck: Ebd., S. 117). Gemeint ist der Entwurf der VKL II zu den Reden Kerrls (vgl. dazu oben Anm. 37). Vorgang nicht ermittelt. Nach G 4 führte Meiser hier aus: „Keinerlei Simultaneum möglich. Kerrl über unsere Haltung nicht im Unklaren lassen. Er riskiert neuen Kampf.“ Dazu schlug Meiser vor, Verhandlungen mit Kerrl von der Entlassung der Gefangenen abhängig zu machen; für den Fall, dass die Gefangenen auch weiterhin in Haft bleiben sollten, forderte er einen „Weihnachtsdienst der gesamten Deutschen Evangelischen Kirche“ (G 4). Vgl. dazu die Lageberichte oben Dok. 29, S. 554–557; Dok. 31, S. 597–603; Dok. 32, S. 622ff.; Dok. 33, S. 657f.; Dok. 38, S. 745–749, S. 752f.
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Es ist unmöglich, daß die Finanzabteilung etwa 10.000,– RM den Thüringern58 gibt, ohne jemand verantwortlich zu sein59. Es ist untragbar, daß Vikare im Einvernehmen mit dem Reichskirchenministerium einfach des Dienstes entlassen werden60. Klotsche hat in einem Schreiben offen ausgesprochen, daß sie die Aufgabe hätten, die Kirche in den nationalsozialistischen Staat einzufügen61. Er fühlt sich als Kommissar der Partei gegen die Kirche. Es ist Sachsen nicht nur eine sächsische Angelegenheit. Der Minister hat sich privatim dahin ausgesprochen, es würden die Dinge, die er vorhat, eben an Sachsen ausprobiert. Marahrens: Man sollte sich mit folgender [der vorgelegten] Eingabe begnügen und die Frage der DC-Regelung in einem besonderen Proponendum [ein Wort gestrichen] behandeln. Ich schlage vor, daß wir nur das uns Vorgelegte besprechen, ob dazu sachlich noch etwas zu sagen ist und wie der modus procedendi sein soll. Muß es zuerst den Kirchen gegeben werden, so haben sich die Kirchen darüberzusetzen und noch in der nächsten Woche wieder vorzulegen. Es müßte dazu das Dokument noch vor Weihnachten beim Minister sein. Friedrich Müller: Die Frage nach den Deutschen Christen hat auch uns sehr stark beschäftigt. Eine Lösung der Kirchenfrage ist nicht möglich, wenn nicht die DC-Frage im Mittelpunkt der Lösung steht. Aber sind wir uns einig, wie die Lösung von den Deutschen Christen zu handhaben ist? In München kamen wir um die Osterzeit zu [einer] sehr starken Einigung. Die Verhandlungen standen damals sehr stark unter der bevorstehenden Wahl62. Aber das Problem als solches ist nicht sehr viel anders. Man sollte den Münchner Kreis noch einmal zusammenholen, wie die Frage heute zu bewerten sei. Wir sollen uns nicht zur Eile bringen lassen, aber Kerrl redet weiter. Die Reden werden im Ton freundlicher, ohne daß er sich das strategische Bild verrücken läßt. Er weckt Hoffnungen unter den Laien und Pfarrern, die völlig daneben gehen. 58 Gemeint sind die Thüringer Deutschen Christen (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 23). 59 Nach einem Bericht Hahns an die befreundeten Kirchenleitungen und Bruderräte über die kirchliche Lage in Sachsen vom Frühjahr 1938 stammte dieser Betrag aus der Gesangbuchkasse und war den Thüringer Deutschen Christen als Geschenk überlassen worden (Abdruck: G. Prater, Kämpfer, S. 325–329, hier: S. 326). 60 Vgl. dazu die im LKA Hannover, D 15 I Nr. 89, abschriftlich überlieferten Schreiben des sächsischen Landeskirchenamts und der Finanzabteilung an die betroffenen Kandidaten und zuständigen Superintendenturen. Danach erfolgte die Abberufung in einigen Fällen ohne Begründung; in anderen Fällen hieß es, sie erfolge auf Grund der „Einstellung“ der Kandidaten. Vgl. dazu auch die „Liste entlassener Vikare und Pastoren“ vom 13. Januar 1938: LKA Hannover, D 15 II Nr. 5. 61 Schreiben nicht ermittelt. 62 Gemeint ist die gemeinsame Besprechung von Vertretern des Lutherrats und der VKL II am 23./24. März 1937, bei der Thesen zu den von Hitler angeordneten Kirchenwahlen (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 1) aufgestellt worden waren (vgl. oben Dok. 9, Anm. 17).
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Von daher ist es dringend erforderlich, daß wir möglichst bald Stellung nehmen. Frage der Vorbedingungen. Es gibt bestimmte Dinge, die es uns erschweren, mit dem Staat zu reden. Wir haben die Erfahrung gemacht, daß man oft schon mit dem Staat gesprochen hat, ohne daß Vorbedingungen erfüllt wurden. Man muß entschlossen sein, die Vorbedingungen ernst zu nehmen. Dann muß man das aber auch durchexerzieren. Außerdem darf man die Bedingungen nicht stellen. Koch hat Bedenken, die Deutschen Christen in den Entwurf hineinzunehmen. Lilje: Es [besteht] Einigkeit über das Daß eines Schrittes, wie ihn die Vorläufige Kirchenleitung vorlegt. Bei den Verhandlungen über die Deutschen Christen kam mir die Erinnerung an die Münchner Besprechung. Man sollte das zu einem gesonderten Vorschlag machen. Inhaltlich wird die damalige Ausarbeitung63 verwendbar sein. Bei Punkt III dieses Vorschlags muß die Anregung Meisers berücksichtigt werden64. Man sollte nicht zu großzügige Anerbietungen machen. Man sollte erklären: Wir sind zu einer sachgemäßen Bereinigung der Frage bereit. Man sollte einen Kreis von einigen Leuten benennen, die das endgültig fertig machen. Soll man nicht in der Frage der Gefangenen folgenden Weg wählen: Nicht als conditio65, sondern als gleichzeitig selbständig vorgebrachte Sache? Marahrens: Wir hatten in Augsburg eine Eingabe an den Justizminister [Gürtner] angeregt66. Flor steht mit seiner Arbeit dicht vor dem Abschluß67.
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Vgl. oben Anm. 62. Vgl. das Votum Meisers oben S. 782. = Bedingung. Zu diesem Beschluss des Kasseler Gremiums auf seiner Sitzung am 28. September 1937 vgl. oben Dok. 32, Anm. 128. 67 Flor hatte Gauger bereits einen Entwurf für eine Eingabe an das Reichsjustizministerium in Sachen der Verhafteten zukommen lassen, den er in seinem Anschreiben vom 3. November 1937 selbstironisch als „Erguß“ bezeichnet hatte (LKA Hannover, D 15 I Nr. 112). Dabei handelt es sich offenbar um einen ebd. in Original und Durchschrift überlieferten Entwurf, der nicht gezeichnet ist und weder Überschrift noch Datum trägt; die im Schreiben Flors erwähnten Anlagen fehlen. Der in scharfem Ton gehaltene Entwurf begann mit der Feststellung, die jüngsten Ereignisse auf dem Gebiet der deutschen Rechtspflege hätten „das Ansehen der deutschen Justiz in den Augen weiter Teile des deutschen Volkes stark herabgesetzt“. Es herrsche der Eindruck vor, die „Justiz habe sich in den zahlreichen jetzt schwebenden kirchenpolitischen Strafverfahren dazu hergegeben, mit Verhaftungen kirchenpolitische Ziele“ des Reichskirchenministers durchzusetzen, „die darauf hinauslaufen, die Kirche – entgegen der ihr vom Führer zugesagten Freiheit des Wirkens – völlig“ dem Reichskirchenministerium „auszuliefern und ihr jede Möglich-
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Kloppenburg: Die Gefangenensache müßte doch von der ganzen Deutschen Evangelischen Kirche zu ihrer Sache gemacht werden. Es sollte nicht bloß bei einer Eingabe belassen werden. Breit schlägt vor: Wir kommen heute in acht Tagen noch einmal zusammen, beschließen endgültig über die Form und geben es dann an das Ministerium. Hollweg: Wir müssen die Formulierung sehr genau nehmen. Ich rate zu größter Vorsicht. Lilje: Man leite den Entwurf drei Herren aus unserem Kreis zu, die den Text noch einmal durchsehen und ihn dann an die Kirchen versenden. Friedrich Müller: Das Wort muß von dem hier versammelten Kreis an den Staat gegeben werden. Es muß aber vorher kirchenrechtlich durchgeprüft werden. Es sollte ein Kreis von Theologen und Juristen das Wort prüfen. Dann könnte das Wort an die Landeskirchen gehen. Am Freitag [17. Dezember 1937] könnte abschließend beschlossen werden. Beschluß: Vorbereitung in den Kirchen68, Donnerstag Spezialberatung69, Freitag 9.00 Uhr Kasseler Gremium70.
keit eigenen kirchlichen Handelns zu nehmen“. Vor allem mit der rücksichtslosen Verhaftung von Pfarrern „in an sich harmlosen Kollektenangelegenheiten“ leiste die Justiz dem kirchenfeindlichen Verhalten des Reichskirchenministeriums willige Hilfe. Der den Verhaftungen zugrundeliegende ‚Kollektenerlass‘ vom 9. Juni 1937 (vgl. dazu oben Dok. 25, Anm. 54) sei eine willkürliche Erweiterung des Sammlungsgesetzes (vgl. oben Dok. 31, Anm. 29) und besitze keine rechtliche Gültigkeit. Gegenüber den Bestimmungen des Erlasses sei festzuhalten, dass eine Kollekte „immer dann von einer anerkannten Religionsgemeinschaft öffentlichen Rechts gehalten“ werde, „wenn sie im Gottesdienst einer evangelischen Kirchengemeinde abgehalten oder ohne ausdrückliche Abkündigung tatsächlich gesammelt“ werde. Die Sammlung von Kollekten sei ausschließlich Sache der Gemeinde; wie weit aber „die Gemeinde dabei gehalten ist, Richtlinien, Kollektenpläne, Empfehlungen der vorgesetzten Kirchenbehörde zu beachten“, sei eine rein innerkirchliche Angelegenheit. Bei dieser klaren Rechtslage seien die Pfarrer lediglich dazu verpflichtet, „unberechtigte Eingriffe in das Kollektenrecht abzuwehren und die Kollekten so abzukündigen, wie es ihr Gewissen und ihr Ordinationsgelübde ihnen vorschreibt“. Wenn ein Pfarrer jetzt aber verhaftet werde, so gewinne er vor seiner Gemeinde nur an Ansehen, denn man wisse mittlerweile, „daß er frei von Menschenfurcht seine Pflicht tut, seinem Ordinationsgelübde treu bleibt und daß er bereit ist, persönliche Opfer zu bringen, wenn es sich darum handelt, dem deutschen Volke unverkürzt das Evangelium zu bringen“. Um das Ansehen der deutschen Justiz wieder zu heben, könne ihr daher nur empfohlen werden, „die Staatsanwaltschaften anzuweisen, die Aufhebung aller Haftbefehle zu beantragen“, und „alle Verfahren, die zur Zeit offenbar künstlich gehemmt werden, beschleunigt durchzuführen, damit die verhaftet gewesenen Pfarrer durch die ihnen zukommende Freisprechung von der Justiz rehabilitiert werden und damit die Justiz selbst wieder ihre wichtigste Aufgabe voll erfülle, das Recht zu schützen und dem Unrecht zu wehren, von welcher Seite es auch komme“. Die weitere Bearbeitung dieses Entwurfs lag dann in den Händen Gaugers (vgl. sein Schreiben an Flor vom 18. Januar 1938: LKA Hannover, D 15 II Nr. 36). 68 Zur weiteren Bearbeitung des Entwurfs wurde hier nach G 2, S. 4, beschlossen, „daß von
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Friedrich Müller dankt für die Hilfe Bayerns in Ostpreußen71. In Ostpreußen müssen die Gottesdienste, Beerdigungen und andere Amtshandder Einfügung eines Passus über das Verhältnis von Bekennender Kirche und Deutschen Christen abgesehen“ werden sollte, da dies eine „allzu große und allzu zeitraubende Belastung“ bedeuten würde. Ferner wurden Breit, von Soden und Friedrich Müller beauftragt, den Entwurf im Anschluss an die Sitzung des Kasseler Gremiums noch weiter zu beraten. Außerdem wurde beschlossen, den überarbeiteten Text umgehend den Behörden der Landeskirchen „zur Begutachtung“ zuzuleiten. Der neue Entwurf blieb gegenüber der ursprünglichen Fassung der VKL II (vgl. dazu oben Anm. 37) in den Abschnitten I und II dann nahezu unverändert, lediglich Abschnitt III enthielt einige Umstellungen und neue Akzentuierungen; dazu gehörten vor allem ein expliziter Hinweis auf die „rechtlichen Verpflichtungen, die bei der staatlichen Einziehung von Kirchengut“ vom Staat übernommen worden seien, und eine Erklärung der Kirchenvertreter, dass sie dazu bereit seien, an der Abschaffung der unmittelbaren Staatsleistungen mitzuarbeiten und dazu Vorschläge zu unterbreiten (Entwurf mit zwei leicht differierenden Fassungen von Abschnitt III: LKA Hannover, D 15 I Nr. 75). Den neu gefassten Entwurf versandte Gauger im Auftrag des Kasseler Gremiums dann mit Rundschreiben vom 13. Dezember 1937 und forderte dabei die Landeskirchen zu umgehender Beschlussfassung auf (LKA Stuttgart, A 126 Nr. 1133; zu den Stellungnahmen der Landeskirchen vgl. z. B. die Schreiben des Evangelischen Oberkirchenrats Stuttgart an Gauger vom 14. Dezember 1937 und des Landeskirchenamts Braunschweig an den Lutherrat vom 16. Dezember 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 75). 69 Zu dieser Besprechung am 16. Dezember 1937 um 15.00 Uhr sollte „ein aus Juristen und Theologen bestehender Kreis von 7 Männern (4 vom Lutherrat und der Kirchenführerkonferenz, 3 von der Vorläufigen Kirchenleitung“ zusammengerufen werden, der die endgültige Fassung der Erklärung des Kasseler Gremiums vorbereiten sollte (G 2, S. 4). Da inzwischen jedoch überraschend die oben Anm. 2 erwähnte 17. Durchführungsverordnung erschienen war, wurden bei dieser Besprechung dann außerdem „die Auswirkungen der und die Stellungnahme zur 17. Durchführungsverordnung“ beraten (Zitat aus dem Einladungsschreiben des Lutherrats an Hermann Müller, Friedrich und Meinzolt vom 13. Dezember 1937: LKA Hannover, D 15 II Nr. 36). Im Anschluss an diese Besprechung fand am 16. Dezember 1937 außerdem eine – hier noch nicht vorgesehene – Besprechung von Vertretern des Lutherrats und der VKL II statt, bei der ausschließlich die 17. Durchführungsverordnung behandelt wurde (vgl. dazu unten Dok. 40). 70 Nach G 2, S. 4, sollte bei dieser Sitzung des Kasseler Gremiums am 17. Dezember 1937 (vgl. unten Dok. 41) über die endgültige Fassung der Erklärung zu den Reden Kerrls beraten werden. Zudem wurde hier beschlossen, die Erklärung noch am selben Tag dem Reichskirchenminister zu übergeben. Die Erklärung wurde auf der Sitzung dann allerdings nur kurz behandelt, da – wie bereits bei den Besprechungen am Vortag (vgl. oben Anm. 69) – die Beratungen über eine Stellungnahme zur 17. Durchführungsverordnung im Vordergrund standen. Zur endgültigen Fassung der Erklärung des Kasseler Gremiums zu den Reden Kerrls vgl. unten Dok. 41, Anm. 37. 71 In der altpreußischen Kirchenprovinz Ostpreußen hatte im November 1937 die Verhaftungswelle gegen Pfarrer, die trotz des ‚Kollektenerlasses‘ vom 9. Juni 1937 (vgl. dazu oben Dok. 25, Anm. 54) Kollekten für die Bekennende Kirche abkündigten und sammelten, ihren Höhepunkt erreicht. Daraufhin waren auf Initiative Meisers und Breits die bayerischen Pfarrer Frör, Grießbach, Helbich, Käßler, Putz und Steinlein vom 12. bis 19. November 1937 nach Ostpreußen gereist, um in den verwaisten Gemeinden Gottesdienste zu halten und Notpfarrer einzusetzen. Bei ihrer Ankunft hatten sich 53 ostpreußische Pfarrer in Haft befunden. Da auch die bayerischen Pfarrer in ihren Gottesdiensten
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lungen vielfach von Laien vorgenommen werden. Viele Deputationen sind bis zu hohen Stellen durchgedrungen. Es entsteht der Eindruck, als ob es einen Kirchenkampf nur in Ostpreußen besteht [gäbe]. Es sollten Laien-Deputationen aus allen Gebieten kommen. Es braucht nicht nur in der Gefangenensache vorgestoßen zu werden. Breit macht den Vorschlag, ob nicht die Laienvertretung einen Vorstoß machen sollte. von Thadden berichtet über die Laienversammlung72. Wir haben von einer Organisation abgesehen. Wir wollen unsere Arbeit nur in enger Anlehnung an die Landeskirche tun73. Breit trägt über den anonymen Rundbrief aus Düsseldorf vom 15. November 1937 vor74. Diesen Brief empfinden wir als eine große Infamie. Er muß aus Kreisen kommen, die sich einige Kenntnisse zuschreiben über die Verhandlungen zwischen dem Pfarrernotbund und der lutherischen Hilfskasse [richtig: Hilfsverein] und über allerlei Vorgänge der letzten Zeit. Der Brief ist [stellt] eine Denunziation der lutherischen Hilfskasse [sic!] bzw. Dr. Gaugers an die Gestapo dar. Friedrich Müller sagt Abhilfe zu75.
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die verbotenen Kollekten für die Bekennende Kirche gesammelt hatten, war Putz am 14. November 1937 verhaftet und nach seiner Entlassung am 25. November 1937 mit Redeverbot belegt und ausgewiesen worden; ein Predigtverbot war am 14. November 1937 auch gegen Steinlein ergangen, der seine Reise deshalb vorzeitig abgebrochen hatte. Bis zum Ende der von den Gemeinden und der ostpreußischen Bekennenden Kirche dankbar aufgenommenen Reise war die Zahl der verhafteten ostpreußischen Pfarrer auf 65 gestiegen (vgl. H. Linck, Kirchenkampf, S. 204–216; M. Koschorke, Geschichte, S. 292ff.; M. Koschorke, Materialsammlung, S. 115ff.). Vermutlich ist hier die selbe Versammlung gemeint, über die Breit bereits am Vortag auf der Sitzung des Lutherrats berichtet hatte (vgl. dazu oben Dok. 38, S. 760 mit Anm. 135ff.). Nach G 2, S. 4f., wurde hier „nach längerer, lebhafter Debatte [.|.|.] beschlossen: von Thadden soll versuchen, mit Hilfe von Pfarrer Dr. Böhm in Berlin einige prominente Laien zu finden, ebenso wird Landesbischof D. Meiser aus Bayern einen Vertrauensmann heraufsenden. Dieser Kreis wird dann hier in Berlin weitere Informationen erhalten und soll dann versuchen, bei dem Kirchenminister und bei anderen staatlichen Stellen, zu denen ein Zutritt möglich sein wird, vorstellig zu werden, sowohl in der Frage der Gefangensetzung der Geistlichen wie in den übrigen Fragen drückender kirchlicher Not. Dies soll möglichst noch vor Weihnachten geschehen.“ Zum Inhalt dieses Rundschreibens vgl. oben Dok. 38, Anm. 155; vgl. dazu auch G 2, S. 5, wo es heißt: „Im Auftrage des Lutherrates verliest Oberkirchenrat Breit einen anonymen Brief, in dem in verletzender und denunzierender Weise über sächsische Vorgänge und Verhältnisse wie auch über den Lutherischen Hilfsverein gesprochen wird. Er bittet die Vorläufige Kirchenleitung, offen von diesem Schreiben abzurücken und Pfarrer Jannasch, der vermutlich der Verfasser desselben ist, darauf zu stellen.“ Die VKL II hat in dieser Angelegenheit offenbar zunächst nichts unternommen. In einem Schreiben an die VKL II vom 27. Januar 1938 wies Breit dann darauf hin, er habe wiederholt „bei Besprechungen mit dem Vorsitzenden der Vorläufigen Kirchenleitung und
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Wort zur Frage des theologischen Nachwuchses soll vorbereitet werden. Bedenken dagegen bestehen nicht76. Gesetzesentwurf über die Vereinheitlichung der Gehälter der Pfarrer77. Friedrich Müller bittet, daß der Pfarrerverein vor den staatlichen Stellen die kirchlichen Stellen mit der Sache befaßt78.
mit Herrn Pastor Asmussen um die Feststellung des Urhebers und der Verbreiter“ des anonymen Rundschreibens gebeten, und wiederholte seine Bitte, „daß gemäß den mir gegebenen Zusicherungen ‚An die der Vorläufigen Leitung angeschlossenen Kirchenregierungen und Bruderräte‘ alsbald eine Richtigstellung des verleumderischen Inhalts jenes Briefes herausgegeben werde“ (LKA Hannover, D 15 I Nr. 6). 76 Ein derartiger Beschluss geht aus G 1–4 nicht hervor; ein Wort zum theologischen Nachwuchs hat das Kasseler Gremium dann auch nicht mehr verabschiedet. 77 Nachdem sich die Finanzreferenten der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei und der deutschen evangelischen Landeskirchen auf ihrer Sitzung am 11./12. Dezember 1936 mit „Fragen der Vereinheitlichung des Pfarrbesoldungswesens“ befasst hatten (Niederschrift im EZA Berlin, 1/2414), war auf Beschluss der Finanzabteilung bei der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei bereits im Dezember 1936 „eine Kommission zur Vorbereitung eines einheitlichen Pfarrbesoldungsrechtes“ eingesetzt worden. Vor Aufnahme der Arbeit an einem entsprechenden Gesetzentwurf hatte die Kommission im August 1937 zunächst eine Umfrage zu dem in den Landeskirchen bisher in Geltung stehenden Pfarrbesoldungsrecht in die Wege geleitet (Rundschreiben der Finanzabteilung bei der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei an die obersten Behörden der deutschen evangelischen Landeskirchen vom 16. August 1937: EZA Berlin, 1/2415; vgl. auch das Rundschreiben vom 4. November 1937: Ebd.; vgl. auch die Antwortschreiben der Landeskirchen im EZA Berlin, 1/928). Die Kommission stellte dann erst auf ihrer Sitzung am 4. März 1938 einen ersten „Entwurf einer reichskirchlichen Regelung der Besoldung und Versorgung des Pfarrerstandes der Deutschen Evangelischen Kirche“ fertig (LKA Stuttgart, K 9, 93); dieser Entwurf sollte „nicht eine blosse Richtlinie für die Gesetzgebung der Landeskirchen sein“, sondern „in der Form eines Reichskirchengesetzes erlassen“ werden (vgl. das Rundschreiben der Kommission zur Vorbereitung eines einheitlichen Pfarrbesoldungsrechts vom 28. April 1938: Ebd.). 78 Der Entwurf ging dann den obersten Behörden der deutschen evangelischen Landeskirchen mit Rundschreiben der Finanzabteilung vom 30. August 1938 zur Stellungnahme zu (LKA Stuttgart, K 9, 93); an diesen Stellungnahmen wurden in verschiedenen Landeskirchen auch die Pfarrervereine beteiligt (vgl. z. B. das Schreiben des Evangelischen Oberkirchenrats Stuttgart an den Evangelischen Pfarrerverein in Württemberg vom 1. Oktober 1938: Ebd.). Die Arbeit der Kommission wurde dann allerdings für längere Zeit unterbrochen, so dass den Landeskirchen erst 1940 ein überarbeiteter Entwurf vorgelegt werden konnte (vgl. das Rundschreiben der Finanzabteilung bei der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei vom 9. Mai 1940: Ebd.).
40 Besprechung mit Vertretern des Rates der EvangelischLutherischen Kirche Deutschlands (Lutherrat) und der Vorläufigen Kirchenleitung II 1937 Dezember 16 I. Meiser, Wachstuchheft 8, S. 360–364. II. Böhm – Gauger – Mahrenholz – Meiser. III. Berlin W 35, Sekretariat des Lutherrats, Großadmiral-Prinz-Heinrich-Str. 14; ab 18.30 Uhr. G: Meiser, ATB.
Aussprache über die 17. Notverordnung [sic!]1. Mahrenholz berichtet über die Stellung Hannovers. Drei Gesichtspunkte sind Hannover besonders wichtig erschienen: 1. Mit der 17. Durchführungsverordnung erfolgt ein völliges [Verlassen] des bisherigen Verordnungswerkes des Ministers [Kerrl]. Außerkraftsetzung der 13. Durchführungsverordnung2. Aufhebung aller entgegenstehenden Bestimmungen. Das sind sämtliche bisher erlassenen Durchführungsverordnungen mit Ausnahme der 5. Durchführungsverordnung3. Das ist auch daran erkennbar, daß einzelne Fragen in gleicher Form wie in früheren Verordnungen hier neu geregelt werden. In § 3, 3 wird die Zuständigkeit des Kirchlichen Außenamtes wieder aufgenommen, die schon in der 1. Durchführungsverordnung geregelt war4. Die übrigen Durchführungsbestimmungen, die einzelne Landes-
1 Gemeint ist die „Siebzehnte Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 10. Dezember 1937 (GBlDEK 1937, S. 70; Abdruck unten im Anhang Nr. XIII). Vor der Besprechung von Vertretern des Lutherrats und der VKL II hatte am Nachmittag eine Besprechung kirchlicher Juristen stattgefunden, bei der bereits über diese Durchführungsverordnung beraten worden war (vgl. dazu oben Dok. 39, Anm. 69, und G). 2 Vgl. dazu oben Dok. 9, Anm. 11. 3 Nach der „Fünften Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 2. Dezember 1935 war „die Ausübung kirchenregimentlicher und kirchenbehördlicher Befugnisse durch kirchliche Vereinigungen oder Gruppen“ in denjenigen Kirchen unzulässig, in denen „auf Grund des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche vom 24. September 1935 (Reichsgesetzblatt I S. 1178) und der Durchführungsverordnungen [.|.|.] Organe der Kirchenleitung“ gebildet worden waren (GBlDEK 1935, S. 130). 4 In der „Ersten Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 3. Oktober 1935, die die Bestimmungen zur Bildung des Reichskirchenausschusses enthalten hatte, hatte es dazu geheißen: „Für die Beziehungen
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kirchenausschüsse einsetzten5, sind durch § 2 restlos erledigt. Sachsen, Schleswig-Holstein, Nassau-Hessen, Braunschweig, Kurhessen fallen unter § 2. Mehrere dieser Kirchenregierungen werden neu installiert ohne Beschränkung. Die Befragung des Ministers bei Anstellung von kirchlichen Beamten ist außer für die Deutsche Evangelische Kirchenkanzlei nicht mehr nötig. 2. Hier wird zum ersten Mal eine Fristsetzung für eine Übergangszeit unterlassen6. Es ist auch nicht mehr wie bei den Verordnungen bei dem Wahlerlaß gesagt: Bis zur Bildung einer einheitlichen Leitung7. Wann der Zeitpunkt gekommen ist, zu dem der Minister die Wiederaufhebung bestimmt, ist nicht im voraus zu bestimmen. Gerade Ausnahmen in Notverordnungen pflegen sich rechtlich am längsten zu halten. Es ist also mit einer Dauerregelung zu rechnen. Das wäre als solches alles zu tragen, wenn irgendwie etwas gesagt wäre, wie sich die Leitungen dieser Kirchen ergänzen, zusammensetzen usw. Was geschieht, wenn die gegenwärtigen kirchlichen Körperschaften aussterben? Wenn man aus dem § 3, 1 schließt, daß der Erlaß von Verordnungen jetzt den Leitungen der Landeskirchen restlos übertragen ist, dann wäre es notwendig, daß die Landeskirchen von sich aus eine Verordnung treffen, wie sich die Kirchenregierungen ergänzen. 3. § 1 und § 1 [sic!] in seinem Verhältnis zu § 2 und 3. Es scheint uns ein bedeutsamer Unterschied darin zu liegen, daß in § 1 gesagt wird: Die Leitung der Kirche liegt beim Leiter der Deutschen Evangelischen der Deutschen Evangelischen Kirche zu ihren außerdeutschen Teilen und zu den Kirchen des Auslands bleibt das Kirchliche Außenamt der Deutschen Evangelischen Kirche zuständig“ (GBlDEK 1935, S. 101f.; Zitat: S. 101). 5 Landeskirchenausschüsse waren eingerichtet worden für die Evangelische Kirche der altpreußischen Union mit der 1. Durchführungsverordnung vom 3. Oktober 1935 (GBlDEK 1935, S. 101f.), für die Evangelisch-lutherische Landeskirche Sachsens mit der 3. Durchführungsverordnung vom 21. November 1935 (GBlDEK 1935, S. 121f.), für die Evangelische Landeskirche Kurhessen-Waldeck mit der 4. Durchführungsverordnung vom 29. November 1935 (GBlDEK 1935, S. 129), für die Evangelische Landeskirche Nassau-Hessen mit der 6. Durchführungsverordnung vom 15. Januar 1936 (GBlDEK 1936, S. 1) und für die Evangelisch-lutherische Landeskirche Schleswig-Holsteins mit der 8. Durchführungsverordnung vom 26. Februar 1936 (GBlDEK 1936, S. 24). Außerdem waren mit der 7. Durchführungsverordnung vom 26. Februar 1936 für die Braunschweigische evangelisch-lutherische Landeskirche (GBlDEK 1936, S. 23) und mit der 9. Durchführungsverordnung vom 28. Februar 1936 für die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers (GBlDEK 1936, S. 25) Kirchenregierungen eingesetzt worden. 6 So war z. B. die Geltungsdauer der 5. Durchführungsverordnung (vgl. oben Anm. 3) bis zum 30. September 1937 befristet gewesen. 7 Eine Befristung der Geltungsdauer „bis zur Bildung einer verfassungsmäßigen Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche“ hatte u. a. die nach dem Wahrlerlass Hitlers vom 15. Februar 1937 (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 1) erschienene 13. Durchführungsverordnung enthalten (vgl. dazu oben Dok. 9, Anm. 11).
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Kirchenkanzlei, daß dieser ein Verordnungsrecht hat, das er aber nur nach Anhörung der Landeskirchenregierungen ausüben kann. Die Kirchenleitungen der Landeskirchenregierungen [sic!] haben das Verordnungsrecht ohne jede Beschränkung. Aber es ist in § 1, Abs. 1 und § 2, Abs. 2 doch das kirchliche Führerprinzip eingeführt. Wenn das in § 1, 1 für die Deutsche Evangelische Kirche als solche eingeführt ist, so halten wir das für die Deutsche Evangelische Kirche, die ja keine Kirche ist8, schon für möglich. Schwierig aber ist es in § 2, 2, wo auch zwei lutherische Landeskirchen genannt sind, die völlig unter das Führerprinzip gestellt werden9. Das ist in der Geschichte der lutherischen Kirche seit der Einführung der Reformation zum ersten Mal der Fall. Zum ersten Mal ist ein Mann, der nicht Träger des geistlichen Amtes ist, mit der alleinigen und ausschließlichen Leitung der Kirche einschließlich der geistlichen Leitung beauftragt. Es kann also Klotsche10 etwa eine neue sächsische Agende, ein neues Gesangbuch usw. machen. Das geistliche Element im Kollegium ist lediglich auf die Beratung beschränkt. Für die altpreußische Kirche ist es kein Novum. Vor 100 Jahren war es dort einmal schon so11. § 1, 2. Was heißt es, daß der Leiter der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei Verordnungen in äußeren Angelegenheiten erlassen kann? Das sagt grundsätzlich dasselbe, was in der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche vom 11. Juli 1933 steht. Dort ist gesagt, daß Richtlinien gegeben werden können, daß das gesamte kirchliche Rechtsleben geregelt wird12. Man wird den § 1, 2 lediglich im Zusam8 Aus konfessionell-lutherischer Sicht verstieß der 1933 erfolgte Zusammenschluss verschiedener Bekenntnisse in der Deutschen Evangelischen Kirche gegen „den klaren und unmißverständlichen Wortlaut des 7. Artikels der Confessio Augustana [vgl. dazu oben Dok. 32, Anm. 102]“ und konnte daher auch nicht als „Kirche im Sinne der lutherischen Reformation“ betrachtet werden (vgl. dazu H. Sasse, Union, Zitat: S. 266; vgl. auch H.J. Reese, Bekenntnis, S. 191–195). Vgl. dazu auch schon oben Dok. 1, Anm. 65; Dok. 8, Anm. 65. 9 Gemeint sind die Evangelisch-lutherischen Landeskirchen von Sachsen und SchleswigHolstein. 10 Zu Klotsche, dem Muhs beim Sturz des sächsischen Landeskirchenausschusses die Leitung des Dresdener Landeskirchenamts übertragen hatte, vgl. oben Dok. 29, Anm. 3; Dok. 31, Anm. 35f.; Dok. 32, Anm. 60. 11 Vor der 1850 erfolgten Errichtung des Evangelischen Oberkirchenrats hatte die oberste Kirchenverwaltung in der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union beim 1817 gebildeten Kultusministerium gelegen, an dessen Spitze ein Jurist stand. Zum ersten Kultusminister war Karl Sigmund Franz Freiherr vom Stein zum Altenstein berufen worden, der sich gegen Bestrebungen, eine unabhängige, presbyterial-synodal verfasste Kirche zu schaffen, „voll auf die Seite der Staatsomnipotenz“ und einer „nach konsistorialem Prinzip uniformierten Obrigkeitskirche“ gestellt hatte (vgl. K. Wappler, Altenstein, Zitate: S. 119). 12 Vgl. Art. 2, Abs. 4, der „Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 11. Juli
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menhang mit der Verfassung ansehen können. Durch den § 1 ist die Struktur der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche insoweit völlig verändert, als nunmehr gegen den ausdrücklichen Willen der Gesetzgeber der Präsident des Evangelischen Oberkirchenrats Berlin13 die Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche bekommt14. Daß wir das Führerprinzip unter Ausschaltung des geistlichen Elementes für die Landeskirchen für unmöglich halten, ist klar. Bedenklich erschien uns auch § 1, 3. Aufs Ganze gesehen: Manche Bestimmungen sind glücklich. Es sind aber Bestimmungen darin (§ 1, 3), die sehr unklar sind. Unser Vorschlag geht dahin, diese unsere Bedenken dem Minister mitzuteilen und abzuwarten, ob er widerspricht. Böhm: Ich bin nicht in der Lage, die neue Verordnung so positiv zu beurteilen wie Mahrenholz. Diese Verordnung wird sich katastrophal auswirken. Wir sehen in der Verordnung zusammen mit den Reden, die Kerrl gehalten hat15, einen neuen Abschnitt in der Kirchenpolitik des Staates. Der Staat läßt jetzt seine Maske fallen und schreitet von Schritt zu Schritt schneller auf das Ziel zu, die Kirche in feste Hand von seiten des Staates zu nehmen. Er überläßt ihr das Recht auf Kultus und Bekenntnis. Aber beide lassen sich grundsätzlich von den Dingen der Verwaltung nicht trennen. Wenn es dem Staat gelingt, die Finanzen und die Verwaltung in seine Hand zu bringen, so hat er seine Hand bis in die innersten Dinge der Gemeinden. Das Beispiel der jetzt im Amt befindlichen Finanzabteilungen spricht deutlich genug. In § 1 liegt ein Unikum, daß die Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche hier grundsätzlich vom Staat bestellt und ernannt wird. Damit
1933: „Die Deutsche Evangelische Kirche kann den Landeskirchen für ihre Verfassung, soweit diese nicht bekenntnismäßig gebunden ist, durch Gesetz einheitliche Richtlinien geben. Sie hat die Rechtseinheit unter den Landeskirchen auf dem Gebiete der Verwaltung und Rechtspflege zu fördern und zu gewährleisten“ (GBlDEK 1933, S. 2). 13 Gemeint ist Friedrich Werner, der seit 1933 sowohl das Amt des Präsidenten des Evangelischen Oberkirchenrats Berlin als auch das Amt des Leiters der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei innehatte. 14 Nach Art. 5, Abs. 1, der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche vom 11. Juli 1933 sollte an der Spitze der Deutschen Evangelischen Kirche „der lutherische Reichsbischof“ stehen (GBlDEK 1933, S. 3); das rechtskundige Mitglied des Geistlichen Ministeriums der Deutschen Evangelischen Kirche, das nach der Verfassung zugleich Leiter der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei und „mit der Stelle des leitenden rechtskundigen Mitgliedes in der Verwaltung der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union“ zu betrauen war, sollte lediglich als „Stellvertreter des Reichsbischofs in Rechtsangelegenheiten“ fungieren (Art. 7, Abs. 4 und 5: Ebd.). 15 Gemeint sind die Reden Kerrls am 19. November 1937 in Sonthofen (vgl. dazu oben Dok. 36, Anm. 98), am 23. November 1937 in Fulda (vgl. oben Dok. 36, Anm. 63) und am 30. November 1937 in Hagen (vgl. oben Dok. 38, Anm. 10).
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ist ein Grundpfeiler der Kirchenverfassung von 1933 außer Kraft gesetzt. Sie sind [ist] restlos beseitigt. An Stelle des Reichsbischofs tritt der Leiter der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei, dem die gesamte Leitung übertragen ist, wenn auch sein Verordnungsrecht nachher eingeschränkt ist. Die Leitung der Kirche ist also vom Staat bestellt. Die Frage der Grenzen zur Leitung: Der Leiter hat die Landeskirchen anzuhören. Dieses ist eine sehr schwache Einschränkung. Hier bedeutet das Wort „Anhörung der Landeskirchen“ nur einen Schein. Es kann der Leiter der Kirchenkanzlei, auch wenn er die Landeskirchen angehört hat, grundsätzlich jede Verordnung erlassen. Das gleiche gilt für das Plazet der kirchlichen Beamten. Wenn gesagt wurde, die preußischen Präsidenten müßten das Plazet haben16, so wurde es nie angewendet auf die Referenten im einzelnen, nicht einmal auf die meisten Vizepräsidenten. Wenn das Schule macht, dann kann es durchaus möglich sein, daß das Plazet für sämtliche Mitglieder auch der anderen Kirchenbehörden vom Staat einzuholen ist. Auch dieser Absatz ist außerordentlich kritisch. Die zerstörten Gebiete trifft § 2 besonders schwer. Nach dem Fortfall der synodalen Organe bestanden immer noch Behörden, die von sich sagten: Wir haben doch das Kollegialsystem17. Das ist nunmehr ausgeschlossen. Die Behörde ist nur noch der Präsident. Die anderen Mitglieder der Behörde haben nur beratende Stimme. Die Entscheidung trifft der Präsident allein. Da die Leiter dieser Behörden wieder abhängig sind vom Leiter des Evangelischen Oberkirchenrats, so ist hier eine Befehlsgewalt von oben nach unten durchgeführt, wie wir sie bisher nie hatten. Wir befürchten, daß auf Grund dieser Befehlsgewalt nun gewisse Bereinigungen durchgeführt werden, die dem Minister bisher nicht möglich waren. Auch noch ein anderes: Es gibt in Preußen noch eine ganze Reihe intakter Gemeindekirchenräte, vor allem auf dem Lande. Wir fürchten,
16 Vgl. dazu Art. 7 des Vertrages des Freistaats Preußen mit den Evangelischen Landeskirchen vom 11. Mai 1931, nach dem niemand zum „Vorsitzenden einer Behörde der Kirchenleitung oder einer höheren kirchlichen Verwaltungsbehörde sowie zum Inhaber eines kirchlichen Amtes, mit dem der Vorsitz oder die Anwartschaft auf den Vorsitz einer solchen Behörde verbunden“ war, ernannt werden konnte, „von dem nicht die zuständige kirchliche Stelle durch Anfrage bei der Preußischen Staatsregierung festgestellt“ hatte, „daß Bedenken politischer Art gegen ihn nicht bestehen“ (E. R. Huber/W. Huber, Staat 4, S. 710; vgl. auch das Schlussprotokoll zum Preußischen Kirchenvertrag vom 11. Mai 1931: Ebd., S. 711ff., hier: S. 712; K. Meier, Kirchenkampf 1, S. 263f.). 17 So hieß es in Art. 104 der Verfassung der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union vom 29. September 1922 ausdrücklich, die Konsistorien der Kirchenprovinzen seien Kollegien (F. Giese/J. Hosemann, Verfassungen 1, S. 32).
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daß nunmehr die Eingriffe in diese intakten Verwaltungsorgane, da die Befugnisse des Präsidenten nicht abgegrenzt sind, viel leichter möglich sein werden. Diese beiden Punkte der Leitung, der Veränderung der Leitung durch den Staat, die Leitung durch einen Juristen, sind für uns entscheidend. Wir sollten nicht so ohne weiteres die Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche preisgeben. Wenn wir erst hier zugestimmt haben, dann kann das Gleiche in den anderen Landeskirchen geschehen. Die Vorläufige Kirchenleitung hat auf Grund dieser Wertung für morgen18 eine Vorlage gemacht19. Dieselbe wird vorgelesen. Gauger: Ich persönlich glaube, daß die 17. Durchführungsverordnung doch in einigen Punkten ein Zurückweichen des Staates bedeutet und daß man das auch würdigen sollte. Wir können kaum annehmen, daß die Stellung von Kerrl so stark erschüttert ist, daß durch einen Protest gegen die 17. Durchführungsverordnung faktisch etwas erreicht wird. Ich würde es für richtig halten, wenn man versuchte, Kerrl zu Verhandlungen zu bewegen über die Punkte, gegen die erhebliche Bedenken anzumelden sind. Die schwersten Bedenken sind im landeskirchlichen Bereich zu erheben. In der sprachlichen Fassung und in dem, was man als eine Besserung anzusehen hat, würde ich erkennen lassen, daß wir bestrebt sind, mit dem Staat zusammen an der Neuordnung der Deutschen Evangelischen Kirche zu arbeiten. Gauger verliest einen von ihm erarbeiteten Entwurf20. 18 D. h. für die Sitzung des Kasseler Gremiums am 17. Dezember 1937 (vgl. dazu unten Dok. 41). 19 Bei dieser – nicht ermittelten – Vorlage handelte sich um den Entwurf für eine Stellungnahme zur 17. Durchführungsverordnung (vgl. dazu unten Dok. 41, S. 806ff.). 20 Entsprechend der hier von Gauger dargestellten Absicht war dieser Entwurf vom 16. Dezember 1937 in Formulierungen abgefasst, die dem Reichskirchenminister Entgegenkommen und Gesprächsbereitschaft signalisieren sollten. Im ersten Abschnitt des Entwurfs wurde zunächst auf die Stellungnahme der Kirchenführerkonferenz zur 13. Durchführungsverordnung Bezug genommen (vgl. dazu oben Dok. 13, Anm. 20), in der nachdrücklich auf die Grenzen hingewiesen worden sei, „die der nationalsozialistische Staat in den feierlichen Erklärungen des Führers und Reichskanzlers und der für die kirchlichen Angelegenheiten jeweils zuständigen Reichsminister als auch für seine Einwirkung auf die evangelische Kirche bestehend immer anerkannt hat“. Eine Überschreitung dieser Grenzen aber sei weder dem Frieden zwischen Staat und Kirche noch dem Wohl des Staates selbst förderlich. Mit Befriedigung könne daher festgestellt werden, dass „manche Formulierungen“ der Reden Kerrls in Fulda und Hagen (vgl. dazu oben Dok. 36, Anm. 63; Dok. 38, Anm. 10) „eine neue Bestätigung der seinerzeit hierzu abgegebenen feierlichen Erklärungen“ enthalten hätten. Im zweiten Abschnitt hieß es, eine „Anzahl von Punkten“ gebe dazu Anlass, „den Inhalt der 17. Durchführungsverordnung zu begrüßen“; dazu gehörten die Aufhebung der Beschränkung der im Amt befindlichen Kirchenleitungen auf die Führung der laufenden Geschäfte sowie die Begrenzung der Wirksamkeit der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei auf Fragen der äußeren Ordnung, was dem
41 Sitzung des Kasseler Gremiums 1937 Dezember 17 I. Meiser, Wachstuchheft 8, S. 365–388 (S. 388 als lose Beilage). II. Asmussen – Behm – Böhm – Breit – Ficker – Fleisch – Friedrich – Gauger – Hahn – Hollweg – Klingler – Kloppenburg – Kotte – Lilje – Marahrens – Meiser – Friedrich Müller – Hermann Müller – von Thadden-Trieglaff – Wurm. III. Berlin W 35, Sekretariat des Lutherrats, Großadmiral-Prinz-Heinrich-Str. 14; ab 9.00 Uhr. G: 1. Meiser, ATB; 2. Mitschrift Kloppenburgs (LKA Oldenburg, I A 3b).
Psalm 24 Marahrens bespricht die Frage der Einberufung der Landeskirchenführerkonferenz1. Friedrich Müller hält eine Vertretung Preußens in der Landeskirchenführerkonferenz gegenwärtig überhaupt nicht für möglich. Wir stehen in
„tragenden Grundgedanken“ der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche vom 11. Juli 1933 ebenso entspreche wie die in der Verordnung vorgesehene Anhörung der Kirchenregierungen vor dem Erlass von Verordnungen. Im dritten Abschnitt des Entwurfs wurden dann diejenigen Bestimmungen der 17. Durchführungsverordnung behandelt, gegen die ernste Bedenken geltend gemacht werden müssten: Darunter fiel zunächst die zeitlich unbegrenzte Anerkennung von solchen Kirchenregierungen, die aus rechtlichen und bekenntnismäßigen Gründen nicht als im Amt befindliche Kirchenregierungen betrachtet werden könnten. Bedenken wurden auch gegen die Übertragung der Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche auf den Leiter der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei geäußert, die sich vor allem gegen die bekenntniswidrige Einführung des Führerprinzips in der evangelischen Kirche richteten. Ferner wurde die in der 17. Durchführungsverordnung geforderte Zustimmung des Reichskirchenministers bei der Ernennung und Entlassung von Kirchenbeamten als Eingriff „in die bekenntnismäßige Bestimmtheit“ der Deutschen Evangelischen Kirche kritisiert. Schließlich wurde gegenüber der uneingeschränkten Einführung des Führerprinzips in den Landeskirchen von Altpreußen, Sachsen, Nassau-Hessen und Schleswig-Holstein darauf hingewiesen, dass es für die evangelische Kirche „eine innere Unmöglichkeit“ sei, einem Einzelnen „die gesamte gesetzgebende und vollziehende Gewalt“ zu übertragen. Der Entwurf mündete in die Bitte um Aufnahme von Verhandlungen, bei denen „die hier zur Sprache gebrachten Bedenken im einzelnen erläutert“ und Vorschläge „für eine unserer Überzeugung nach mögliche Neuordnung“ der Deutschen Evangelischen Kirche unterbreitet werden sollten (LKA Hannover, L 3 I Nr. 20).– Der Entwurf Gaugers wurde dann ebenso wie der Entwurf der VKL II am folgenden Tag im Kasseler Gremium zur Diskussion gestellt (vgl. dazu unten Dok. 41, S. 806–819). 1 Zu den Plänen Marahrens’, die Kirchenführerkonferenz wieder einzuberufen, vgl. oben Dok. 38, Anm. 92.
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Preußen ununterbrochen in Verhandlungen mit verschiedenen Kreisen, wie man der Lage Rechnung tragen kann2. Die Kirche selbst sollte einmal einheitlich auftreten und ihre Stimme erheben. Wir denken dabei in erster Linie an eine Bekenntnissynode3. Man sollte den Weg der Bekenntnissynode nicht ungeprüft aufgeben. Der Reichsbruderrat soll in Kürze einmal Stellung zu der Frage nehmen4. Meiser ist gegen die Einberufung einer neuen Kirchenführerkonferenz5. Er bittet um Aufklärung über die Lage in Preußen6. 2 Zuletzt in den Bielefelder Besprechungen, die Ende November 1937 vorerst ergebnislos abgebrochen worden waren (vgl. dazu oben Dok. 35, Anm. 30; Dok. 37, Anm. 15; Dok. 38, Anm. 130). Im April 1938 kam es dann erneut zu Verhandlungen zwischen altpreußischem Bruderrat und Landeskirchlicher Konferenz (vgl. dazu oben Dok. 37, Anm. 14), nachdem sich Burghart darum bemüht hatte, von Bodelschwingh für die geistliche Leitung der altpreußischen Kirche zu gewinnen (vgl. dazu und zu den Ergebnissen der Besprechung K. Meier, Kirchenkampf 3, S. 186ff.; W. Niesel, Kirche, S. 161ff.). Weitere Versuche, die Verhältnisse in der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union neu zu ordnen, wurden dann seit April 1938 im Rahmen des von Held und Iwand angeregten ‚Essener Kolloquiums‘ unternommen (vgl. K. Meier, Kirchenkampf 3, S. 34–38; S. 188ff.; W. Niesel, Kirche, S. 163–167). 3 Nach dem Erlass der 17. Durchführungsverordnung vom 10. Dezember 1937 (vgl. dazu oben Dok. 40, Anm. 1), durch die die Evangelische Kirche der altpreußischen Union der Leitung des Präsidenten des Evangelischen Oberkirchenrats, Werner, unterworfen wurde, hatte der altpreußische Bruderrat am 14. Dezember 1937 seinen Vorsitzenden Friedrich Müller beauftragt, den Präses der Bekenntnissynode, Koch, um die Einberufung der Bekenntnissynode zu bitten (vgl. W. Niesel, Kirche, S. 160). 4 Auf Einladung Kochs trat dann am 24. Januar 1938 in Kassel „eine kleine Zahl von Mitgliedern des Reichsbruderrates“ zusammen, um die Frage zu erörtern, „ob der Zusammentritt einer Bekenntnissynode möglich sei“ (Schreiben Kochs an Marahrens, Meiser, Breit und Wurm vom 26. Januar 1938: LKA Hannover, D 15 I Nr. 6). Die dem Lutherrat angehörenden Mitglieder des Reichsbruderrats blieben dieser Besprechung jedoch fern, da der Lutherrat die Auffassung vertrat, dass „bestimmte Dinge nicht mehr der Entscheidung des Reichsbruderrates“, sondern des Kasseler Gremiums unterliegen müssten (Schreiben Fleischs an Duensing, Beste, Bogner, Pressel und Hahn vom 21. Januar 1938: Ebd.). Deshalb baten die Teilnehmer der Besprechung im Reichsbruderrat Koch darum, eine Aussprache zur Einberufung einer Bekenntnissynode anzuregen, an der Koch, Friedrich Müller, von Soden, Breit, Marahrens, Meiser und Wurm teilnehmen sollten (vgl. das bereits genannte Schreiben Kochs vom 26. Januar 1938). Bei dieser Aussprache, die am 12. Februar 1938 in Berlin stattfand, standen sich die Vertreter des Lutherrats und der VKL II in der Frage der Einberufung des Reichsbruderrats und einer neuen Bekenntnissynode jedoch so unversöhnlich gegenüber, dass auch die weitere Zusammenarbeit im Kasseler Gremium in Frage gestellt war (vgl. die Niederschrift Stolls: LKA Nürnberg, Personen LXXXVIII Nr. 8; vgl. dazu auch W. Niesel, Kirche, S. 160f.). 5 Votum Meisers präziser in G 2: „Haben Horror davor, neue Kirchenführerkonferenz einzuberufen. 1) Nicht in immer neuen Kreisen reden. Kassel vertritt die Kirchenführer. Wer nicht mittue, muss sich entscheiden (Tügel). Kassel hat klare Grundlage; kann man dann wieder in unverbindlichen Kreis treten? K o n z e n t r a t i o n ist nötig, nicht Erweichung.“ 6 Dazu führte Meiser aus: „2) Muss dringende Vorstellung erheben, dass man in Preußen
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von Thadden: Müller sprach ja deutlich von den veränderten Fronten und verschiedenen Verhältnissen. Er ist nur der Meinung, daß wir hier den Weg beschreiten müssen, der für uns der legitime ist. Erst dann können wir verantwortlich Wege beschreiten, die anders sind, als die wir früher hatten. Wir müssen uns erst auf den Boden stellen, den wir haben, und dann in gemeinsamer Beratung uns klar werden, ob es nicht Wege gibt, die uns von der Vergangenheit absetzen und auf einen anderen Boden stellen. Friedrich Müller: Ich müßte eigentlich ernste Vorstellungen erheben. Nur das Wissen um die freundliche Gesinnung von Meiser macht mir möglich, dazubleiben und weiter hierzubleiben. Wir müssen die, die noch fehlen, in die Entscheidung stellen. Das ist der Weg, den wir in Preußen gegangen sind. Dieser Weg hat sich bewährt. Das Problem in Preußen ist nicht zu lösen dadurch, daß man feststellt: Wir sind immer noch nicht weiter. Das preußische Problem hat seine besonderen Schwierigkeiten. Wir haben es nicht an Versuchen fehlen lassen, mit den anderen zusammenzukommen. Wir haben ja auch mit dem altpreußischen Landeskirchenausschuss hier im Lutherrat verhandelt7. Was vereinbart wurde, darf nicht durch unsere Schuld wieder zerbrechen. Wir sind von Preußen bemüht, die preußischen Verhältnisse zu klären. Wenn es bisher nicht gelungen ist, dann mag es z. T. auch am altpreußischen Bruderrat liegen. Er hat bestimmte Grundsätze vom Evangelium her; die wird er nicht aufgeben. Darüber hinaus ist er bereit, mit anderen Leuten zusammenzukommen. Ich bitte, nicht das zu tun, daß man die Einigung in Preußen dadurch erschwert, daß man irgendeiner Gruppe die Aussicht eröffnet: Ihr könnt ja im Kasseler Gremium eine selbständige Existenz haben. Marahrens: Man wird in Altpreußen nur zu einer provinziellen Lösung kommen8. Fleisch: Es geht uns im Lutherrat immer so, daß, wenn wir sagen, wir sind an Altpreußen desinteressiert, so werden uns schwere Vorwürfe gemacht. Wenn wir uns vorsichtig interessieren, werden uns auch Vorwürfe gemacht. Wir standen bisher auf dem Standpunkt: Rechtens ha-
zu einer Ordnung zu kommen [sic!]. Jahrelang wird verhandelt! Die Wunde will sich nicht schließen. Auf was wollen wir denn noch warten, bis wir die Hemmungen überwinden? Wenn man uns klar machen könnte, w a r u m es nicht geht – wäre uns leichter“ (G 2). 7 Gemeint ist die Besprechung zwischen Vertretern des altpreußischen Bruderrats, des altpreußischen Landeskirchenausschusses, der VKL II und der Kirchenführerkonferenz im Sekretariat des Lutherrats am 29. April 1937 (vgl. dazu oben Dok. 17 und 19). 8 D. h. nicht zu einer Regelung für die gesamte Evangelische Kirche der altpreußischen Union, sondern auf der Ebene der einzelnen Kirchenprovinzen.
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ben wir kein Recht, uns in Altpreußen einzumischen. Aber wir sind jederzeit bereit, den ehrlichen Makler zu machen. Nach den Worten Müllers scheint es, als sollten wir die Hand überhaupt davon lassen. Wir müssen Klarheit haben. Sollen wir weiter Hilfestellung leisten oder nicht? Dann wissen wir wenigstens, wie wir daran sind. Wurm: Die 17. Durchführungsverordnung9 stellt doch alle, die in der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union in irgendeiner Form mit uns gegangen sind, vor eine neue Situation. Die Evangelische Kirche der altpreußischen Union wird genannt unter den Kirchen, die unter die Leitung des Herrn Werner kommen10. Diese Kirche umfaßt nahezu die Hälfte aller Evangelischen in Deutschland11. Nun ist es von ungeheurer Bedeutung, daß dieser größte Kirchenkörper geschlossen steht in dieser Sache, geschlossen erklärt, daß hier Bestimmungen getroffen sind, die von seiten einer ihres Wesens bewußten Kirche als untragbar erklärt werden müssen. Ich möchte die Frage aufwerfen: Ist nicht in der Erklärung gegen Rosenberg tatsächlich ein Zusammengehen aller derer in der altpreußischen Union dokumentiert, die auf unserem Boden stehen12? Und warum sollte es nicht möglich sein, daß alle die Kirchenkörper und kirchlichen Kreise in Altpreußen, die eine derartige Verstaatlichung der Kirche ablehnen, wirklich zusammenstehen? Wenn Müller die Bruderratsmitglieder und -gemeinden vertritt, warum soll nicht ein Mann wie von Bodelschwingh die anderen kirchlich denkenden und handelnden Kreise in Preußen vertreten13? Dann hätten wir eben die altpreußische Union in zwei Männern dargestellt, die sich des größten Vertrauens in den kirchlichen Kreisen, sogar gegenseitig herüber und hinüber, erfreuen. Die beiden Männer könnten wirklich ein autoritäres Wort im Namen der altpreußischen Kirche sprechen. Liebe Freunde, in Süddeutschland versteht es, abgesehen von ganz kleinen Kreisen, kein Mensch, kein Pfarrer und kein Laie, warum et-
9 Vgl. dazu oben Dok. 40, Anm. 1. 10 Nach § 2 der 17. Durchführungsverordnung lag die Leitung der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union sowie der Landeskirchen von Sachsen, Schleswig-Holstein und Nassau-Hessen „bei dem im Amt befindlichen Leiter der obersten kirchlichen Verwaltungsbehörde“ (GBlDEK 1937, S. 70). 11 Vgl. dazu oben Dok. 38, Anm. 132. 12 Diese Erklärung (vgl. dazu oben Dok. 34, Anm. 7) war von nahezu 100 Kirchenführern und Bruderratsvertretern verschiedener kirchlicher Richtungen unterschrieben worden. Die Unterzeichner aus den Kirchenprovinzen der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union gehörten Gruppierungen an, die sich bisher z. T. unversöhnlich gegenüber gestanden hatten (vgl. das Flugblatt der Druckerei F. W. Köhler in Elberfeld: EvAG München, C 3.22; vgl. dazu auch H. Ludwig, Glaube, S. 66, Anm. 41). 13 Von Bodelschwingh war jedoch nicht dazu bereit, sich an einer Vertretung für die Evangelische Kirche der altpreußischen Union zu beteiligen (vgl. dazu unten Anm. 26).
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was Derartiges nicht möglich sein soll. Sie müssen sich der außerordentlichen Gefahr bewußt sein, daß an einer gewiß ehrenwerten Überzeugungstreue in bezug auf nicht mögliche Dinge, aber doch aus einem vielleicht allzu starren Festhalten an Gedankengängen, daß daran die Kirche einfach scheitern kann. Ich rechne Barmen14 nicht unter das, was gewissermaßen in den Hintergrund treten soll. Barmen in seinen Grundgedanken bleibt die Grundlage allen kirchlichen Handelns in dieser Hinsicht. Was vom Evangelium aus in Barmen gesprochen wurde, bleibt unbedingt bestehen. Es ist niemand in unserer Gemeinschaft tätig, der diese Grundlage nicht anerkennt. Ich bitte dringend, dringend, dringend, daß, wenn jetzt gehandelt werden muß gegenüber der 17. Durchführungsverordnung, die Koalition auch innerhalb Preußens, die bei der Erklärung gegen Rosenberg in Erscheinung getreten ist, wiederum in Erscheinung kommt. Böhm verwundert sich, daß das preußische Problem hier zur Verhandlung kommt. Wir sind doch zusammengekommen, um noch dringendere Dinge zu besprechen. Ich wünsche, daß dieses Problem, das sehr ernst ist und mit dem Gesamtproblem eng zusammenhängt, jetzt nicht weiter verfolgt wird. Wir haben gestern abend dieses Problem im Zusammenhang mit der 17. Durchführungsverordnung besprochen15. Ich würde es für gut halten, wenn in der nächsten Sitzung dieses Problem hier des längeren erörtert werden könnte16. Es ist förderlich, wenn wir jetzt in die Dinge eintreten würden, die uns heute beschäftigen müssen. Klingler: Diese Sache ist mir die wichtigste von allen, das Kasseler Gremium komplett zu machen. Wenn das nicht gelingt, dann verzweifle ich an allem, was wir weiter sprechen. Auch die leitenden Männer in den Ministerien würden einen ganz anderen Respekt vor Ihrem Gremium haben, wenn hier auch andere vertreten wären. Hessen-Nassau [richtig: Nassau-Hessen]. 400 Brüder der Mitte fragen: Warum sind wir nicht vertreten im Kasseler Gremium? Sie erklärten: Wir sind sofort bereit auch zu einer Erklärung von Kassel, zu unterschreiben und mitzutun17. Ist es nicht möglich, daß ein Mann wie Oberkirchenrat Mül14 Gemeint ist die Barmer Theologische Erklärung (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 48). 15 Zu dieser Besprechung zwischen Vertretern des Lutherrats und der VKL II am 16. Dezember 1937 vgl. oben Dok. 40. 16 Auf Grund der angespannten kirchenpolitischen Lage und des drohenden Auseinanderbrechens des Kasseler Gremiums wurden die altpreußischen Verhältnisse auf der oben Anm. 4 erwähnten Besprechung zwischen Lutherrat und VKL II am 12. Februar 1938 und auf der Sitzung des erweiterten Kasseler Gremiums am 17. Februar 1938 dann aber zunächst nur am Rande behandelt (vgl. die stenographische Mitschrift Meisers: LKA Nürnberg, Meiser Wachstuchheft 9, S. 477–492). Zu den weiteren Bemühungen, die Verhältnisse in der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union zu klären, vgl. aber oben Anm. 2. 17 Gemeint sind diejenigen Pfarrer, die sich hinter den nassau-hessischen Vertrauensrat (vgl.
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ler18 neben den Bruderräten auch mit eingeladen wird? Am vergangenen Sonntag war ich in Stendal19. Dort wurde mir gesagt, daß selbst unter den Bruderräten das Bedürfnis besteht, die Fühlung mit den anderen aufzunehmen. Man denkt an die Schaffung eines Vertrauensrates20. Die Frage ist nicht nur eine altpreußische, sondern eine Frage, die uns alle betrifft. Wir müßten doch eine große Notgemeinschaft von Brüdern aufrichten. Die Bruderräte dürfen das Joch nicht zu schwer machen für die anderen, die mitmöchten. Und sie möchten mit. Und sie bitten, daß sie hier auch eine Vertretung bekommen. Wenn Müller sagt: Wir machen Versuche, so kommt es darauf an, in welcher Form man die Versuche macht. Ich möchte noch einmal darum bitten, daß dazu unten Anm. 18) gestellt hatten. Zur Bereitschaft des Vertrauensrates, sich am Kasseler Gremium zu beteiligen, vgl. oben Dok. 33, Anm. 26. 18 Friedrich Müller gehörte zu einer Gruppe von nassau-hessischen Pröpsten, die sich maßgeblich am Zusammenschluss der beiden bisher getrennten Vereinigungen der kirchlichen Mitte, der ‚Volkskirchlichen Arbeitsgemeinschaft‘ und der ‚Einigungsbewegung unter dem Evangelium von Christus‘, beteiligt hatten. Der Zusammenschluss war am 29. Juni 1937 unter der Losung „Einheit und Freiheit der Kirche auf dem Grunde des Evangeliums“ erfolgt. Dabei war ein Vertrauensrat herausgestellt worden, dessen Vorsitz Müller übernommen hatte. Der Zusammenschluss sollte einer möglichst breiten Einigung innerhalb der nassau-hessischen Kirche dienen und gemeinsame kirchenpolitische Aktionen ermöglichen (vgl. das Schreiben Müllers an Hans Edgar Schaefer vom 30. Juni 1937, abgedruckt in Dokumentation 6, S. 310; Zitat aus dem Aufruf des Vertrauensrates vom 1. Juli 1937, abgedruckt ebd., S. 310f.; vgl. auch das Schreiben Knodts an Müller vom 26. Juni 1937, abgedruckt ebd., S. 308ff.). Der Mitgliederstand hatte sich im Oktober 1937 auf 410 belaufen (vgl. das Rundschreiben Müllers an die Mitglieder des Vertrauensrings vom 12. Oktober 1937, abgedruckt ebd., S. 320).– Zur kirchenpolitischen Position des Vertrauensrates vgl. auch unten Anm. 22. 19 Klingler hatte dort am 12. Dezember 1937 vor der bekennenden Gemeinde gesprochen (vgl. sein Schreiben an Meiser vom 13. Dezember 1937: LKA Nürnberg, Meiser 117). 20 Der Impuls zur Gründung eines Vertrauensrates in der Kirchenprovinz Sachsen ging nicht vom Provinzialbruderrat, sondern vom Wittenberger Bund (vgl. dazu oben Dok. 31, Anm. 23) aus, der in dieser Kirchenprovinz erheblich größeren Einfluss erlangen konnte als in anderen Kirchengebieten. Eine Beteiligung am Kasseler Gremium lehnten die provinzsächsischen Mitglieder des Wittenberger Bundes prinzipiell ab. Nachdem in der Kirchenprovinz Sachsen seit dem Rücktritt des Provinzialkirchenausschusses im Juni 1937 keine geistliche Leitung mehr bestand (vgl. dazu oben Dok. 21, Anm. 72), hatte der Wittenberger Bund zunachst einen weitgehend aus seinen eigenen Reihen gebildeten Vertrauensrat ins Leben gerufen, der mit dem provinzsächsischen Konsistorium über die Einsetzung einer geistlichen Leitung verhandeln sollte. An diesem Vertrauensrat war der Provinzialbruderrat nicht beteiligt. Anfang 1938 rief der Wittenberger Bund dann die Pfarrer der Kirchenprovinz zur Sammlung auf und legte dabei seine Grundsätze zur Bildung einer geistlichen Leitung dar, die – unter voller Anerkennung der kirchenpolitischen Maßnahmen des Reichskirchenministeriums – von einem neu zu bildenden Vertrauensrat ausgeübt werden sollte; zur Bildung dieses neuen Vertrauensrates nahm der Wittenberger Bund im Frühjahr 1938 dann auch Gespräche mit dem Provinzialbruderrat auf, die jedoch an unüberbrückbaren theologischen Gegensätzen scheiterten (vgl. M. Onnasch, Macht 1, S. 210–220).
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die Bitten der vielen, vielen Brüder, die hier nicht vertreten sind, berücksichtigt werden. Wenn Erklärungen hinausgegeben werden, dann viel einfacher und verständlicher als bisher! Ich spreche diese Bitte auch im Namen vieler Laien aus. Friedrich Müller: Klingler hat hingewiesen auf Verhandlungen in der Altmark21 und in Hessen und hat die Bruderräte gebeten, das Joch nicht eng zu machen. Wenn man das so hört, dann hat man den Eindruck, als ob es Kreise der Mitte gäbe, die das Bedürfnis hätten, sich mit den Bruderräten auszusprechen, und daß diese Bemühungen immer wieder an der Widerspenstigkeit der Bruderräte scheitern. Die Verhandlungen mit den Leuten der Mitte sind von uns aus nie abgerissen. Die Bemühungen gehen öfters von den Bruderräten aus als von den Neutralen. Hinsichtlich der Dinge, die den Kirchenrat Müller und den Bruderrat in Nassau angehen: In vielen Dingen sind gemeinsame Beziehungen dort da. Es ist dem Bruderrat zu danken, daß er sich dauernd um eine Verbindung bemüht22. Stellte man den Grundsatz auf, daß Oberkirchenrat Müller als Vertreter der 400 Pfarrer ins Kasseler Gremium hinein muß, so muß auch Otto Fricke23 hinein. Eine solche Ausweitung der Vertretung kann man ins Auge fassen. Dann melde ich an, daß,
21 Die Altmark, eine westlich der Elbe und nördlich von Ohretal und Drömling gelegene historische Landschaft, gehörte kirchlich zum Gebiet der Kirchenprovinz Sachsen. 22 Der nassau-hessische Landesbruderrat hatte bereits Ende Juli 1937 Kontakt zum Vertrauensrat aufgenommen und ihn zu seiner theologischen und kirchenpolitischen Position befragt. Der Vertrauensrat hatte daraufhin mitgeteilt, er könne die 15. und 16. Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche (vgl. dazu oben Dok. 24, Anm. 15 und 45) nicht anerkennen und lehne „rein staatskirchliche und nationalkirchliche Lösungsversuche der Kirchenfrage ebenso wie freikirchliche ab“. Auch bestehe in der nassau-hessischen Kirche zur Zeit keine Kirchenleitung, die vom Vertrauensrat anerkannt werden könne (Schreiben des Vertrauensrates an den Landesbruderrat vom 11. August 1937, vgl. oben Dok. 33, Anm. 26). Am 23. Dezember 1937 kam es dann zu einer Vereinbarung zwischen Müller, Lueken und Rumpf, die als „Grundlage für gemeinsames Handeln der beiden von ihnen vertretenen Richtungen“ dienen sollte. Darin wurde festgehalten, die Voraussetzung für das gemeinsame Handeln sei „der Wille und die Bereitschaft, geistliche Leitung der Kirche zu schaffen, die ihre Berufung allein von der auf Schrift und Bekenntnis stehenden Gemeinde her hat“. Für diese kirchliche Leitung sollte dann das staatliche Placet erlangt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, sollte zunächst ein Zusammenschluss „zu praktischer Arbeitsgemeinschaft“ erfolgen; dabei sollten die „Selbständigkeit und Parität der beiden Bewegungen“ ebenso erhalten bleiben wie die Organisation der Bekennenden Kirche (Abdruck: Dokumentation 6, S. 323f.). Der Vertrauensrat hatte jedoch auch Verhandlungen mit dem Wittenberger Bund aufgenommen, dem die vom Vertrauensrat vertretene Einigungsbewegung der Mitte in Nassau-Hessen dann im Sommer 1938 beitrat (vgl. Dokumentation 6, S. 319, S. 326). 23 Fricke war Mitglied des nassau-hessischen Bruderrats und der VKL II (zu Fricke vgl. F. W. Bautz, Fricke; A. Freudenberg, Gründer).
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wenn einer als Vertreter einer Kirchenprovinz hierherkommt, daß aus dem gleichen Bezirk Vertreter der Bruderräte hierherkommen. Als es um die Rosenberg-Erklärung ging, haben die Bruderräte darum gebeten, den Kreis so groß als möglich zu machen24. Wir sind mit allen bereit gewesen, zusammen zu handeln, die sich auf den Boden der Rosenberg-Erklärung gestellt haben, und sind nicht der Meinung, daß das nicht die Gleichen sind, die hinsichtlich der 17. Durchführungsverordnung mit uns zusammenarbeiten werden. Diejenigen, welche die Verstaatlichung der Kirche ablehnen – wie steht es damit? Röhricht z. B. denkt gar nicht daran, die 17. Durchführungsverordnung zu bestreiten, weil sie ihm ermöglicht, noch im Konsistorium zu sitzen. Röhricht denkt nicht daran, gegen seine Anerkennung durch den Staat vorzugehen25. Darin liegt die Schwierigkeit, daß die Leute von einer anderen Seite an das Problem herankommen und in gewissen Bindungen stehen. Die Dinge, um die es uns geht, sind keineswegs Dinge, die wir exerzieren, weil sie in der Vergangenheit einmal so geworden sind. Die Bemühungen um irgendeine Erweiterung der Vertretung – wir stehen seit langem in den Verhandlungen, die von Bodelschwingh führt. Von Bodelschwingh lehnt es ab, seinen Namen herausstellen zu lassen26. Wir stehen in Preußen in einer Repristination der Dinge von 193327. 24 Vgl. das Votum Böhms auf der Sitzung des Kasseler Gremiums am 28. September 1937 oben Dok. 32, S. 638. 25 Eberhard Röhricht, Pfarrer in Berlin-Dahlem, war seit Frühjahr 1936 als theologischer Referent, seit Sommer 1936 als nebenamtlicher Konsistorialrat im Evangelischen Konsistorium der Mark Brandenburg in Berlin tätig (vgl. K. Meier, Kirchenkampf 2, S. 184f.; vgl. auch JK 4, 1936, S. 778). Zu Beginn des Kirchenkampfs hatte Röhricht noch zusammen mit seinen Amtskollegen Niemöller und Friedrich Müller in einer gemeinsamen Front gegen die Deutschen Christen gestanden; er hatte sich jedoch zunehmend vom kirchenpolitischen Kurs Niemöllers und Müllers distanziert und ihre rigorose Ablehnung der Kirchenausschüsse nicht mitgetragen. Seinen Eintritt in das Konsistorium, das dem altpreußischen Landeskirchenausschuss unterstand, hatte er weder mit dem Gemeindekirchen- noch mit dem Gemeindebruderrat abgestimmt. Niemöller hatte daraufhin geurteilt, es sei unmöglich, dass er und Röhricht weiterhin in einer Gemeinde amtierten. Auf Grund der Spannungen zwischen den Pfarrern war die Dahlemer Gemeinde dann in zwei Flügel zerfallen (vgl. J. Schmidt, Niemöller, S. 377f.; vgl. auch G. Schäberle-Königs, Und sie waren täglich einmütig beieinander, S. 34f.). 26 Gemeint sind die Bielefelder Besprechungen (vgl. dazu oben Anm. 2), an denen von Bodelschwingh von Anfang an beteiligt gewesen war. Bereits bei der ersten Besprechung am 18. September 1937 hatte er es aus gesundheitlichen Gründen abgelehnt, sich in einer Vertretung der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union zu exponieren (vgl. das Schreiben Zänkers an Marahrens vom 21. September 1937: LKA Hannover, D 15 I Nr. 59). 27 Die Nominierung von Bodelschwinghs zum designierten Reichsbischof durch die Vertreter der Landeskirchen am 27. Mai 1933 hatte innerhalb der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union zu schweren Auseinandersetzungen geführt und ihre „innere ‚Zerstörung‘“ eingeleitet (vgl. J. Mehlhausen, Beginn, S. 228–231, Zitat: S. 231). Unter dem
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Von Bodelschwingh denkt nicht daran, da mitzumachen. Von Bodelschwingh muß auch immer wieder das Millionenwerk von Bethel28 in seine Rechnung stellen. Ich bin bereit, mit jedem zusammenzugehen, der gegen die 17. Durchführungsverordnung geht. Wir müssen vorher sagen, wie wir es meinen, so wie wir es bei der Begründung von Kassel getan haben29. Solange sich von Bodelschwingh bemüht, in Preußen die Sache zu fördern, so bitte ich, von keiner anderen Stelle in die Dinge einzugreifen. Breit berichtet über die Vorarbeiten zur Herausgabe eines Wortes zu den Erklärungen des Reichskirchenministers [Kerrl]30. Vorher nimmt er noch kurz Stellung zur bisherigen Debatte. Die Auseinandersetzungen, die eben laut geworden sind, zeigen eine Schwierigkeit, die in der Sache nicht nur liegt, um die es sich handelt, sondern die auch in der ganz verschiedenen Stellung zur Sache begründet ist. Die Sache selber, um die es sich handelt, ist unter denen, die hier versammelt sind, reichlich oft und in hinreichender Klarheit erhoben, beschrieben, verteidigt wor-
Eindruck dieser Auseinandersetzungen war der Präsident des Evangelischen Oberkirchenrats Berlin und des Deutschen Evangelischen Kirchenausschusses, Hermann Kapler, Anfang Juni 1933 zurückgetreten. Als der altpreußische Kirchensenat dann die Stelle des Präsidenten des Evangelischen Oberkirchenrats kommissarisch mit dem rheinischen Generalsuperintendenten Stoltenhoff besetzt hatte, war dieses Vorgehen vom preußischen Kultusminister Rust als schwerer Bruch des preußischen Staatskirchenvertrags vom 11. Mai 1931 (Abdruck: E. R. Huber/W. Huber, Staat 4, S. 709ff.) gewertet worden; unter dem Vorwand der Nichtbeachtung der politischen Klausel (vgl. dazu oben Dok. 40, Anm. 16) hatte Rust die altpreußische Kirchenleitung für rechtlich handlungsunfähig erklärt und den Leiter der Kirchenabteilung im preußischen Kultusministerium, August Jäger, zum Staatskommissar für den Bereich sämtlicher evangelischer Landeskirchen Preußens eingesetzt. Jäger hatte daraufhin mit allen Mitteln versucht, die völlige Gleichschaltung der altpreußischen Kirche mit dem Staat zu erreichen; dazu hatte er sämtliche gewählten kirchlichen Vertretungen aufgelöst, mehrere Generalsuperintendenten beurlaubt und den Berliner Rechtsanwalt und „kompromißlosen Verfechter einer nationalsozialistischen Kirchenpolitik“, Friedrich Werner, als kommissarischen Präsidenten des Evangelischen Oberkirchenrats eingesetzt (vgl. dazu und zur folgenden Entwicklung J. Mehlhausen, Eingriffe, Zitat: S. 236f.). 28 Gemeint sind die von Bodelschwinghschen Anstalten in Bethel, die seit 1910 von Friedrich von Bodelschwingh d. J. geleitet wurden. Dazu gehörten die 1867 gegründete Anstalt Bethel, die Westfälische Diakonissenanstalt Sarepta von 1869 und die Westfälische Diakonenanstalt Nazareth von 1877. Die Anstalt Bethel betätigte sich auf vielfältigen Arbeitsgebieten, u. a. der Epilepsiebehandlung, der Psychiatrie, der Fürsorge- und Jugendheilerziehung, der Altenpflege sowie der Mission, und unterhielt eine Theologische Schule (vgl. dazu M. Benad, Bethel; M. Benad, Mission 1–3; M. Benad, Bodelschwingh; F.– M. Kuhlemann, Hochschule). Zur wirtschaftlichen Entwicklung der Betheler Anstalten vgl. bes. H.–U. Grundmann, Aspekte. 29 Das Kasseler Gremium war nicht als Kirchenleitung, sondern als Aktionsbündnis gegründet worden (vgl. dazu oben Dok. 33, Anm. 27). 30 Vgl. dazu unten Anm. 34f.
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den nach innen und nach außen. Und das hat dazu geführt, daß die Bekennende Kirche den bekannten Anspruch erhob, sie stelle in Deutschland die eigentliche, wahre evangelische Kirche dar31. Sie hat sich nicht damit begnügt, diesen Anspruch allein zu erheben und dogmatisch kirchlich zu begründen, sondern sie hat auch Organe geschaffen, in denen sie diesen Anspruch repräsentiert und durch die sie den Anspruch versucht wirksam werden zu lassen32. Diese Bekennende Kirche mit diesem Anspruch und mit diesen Organen hat nun eine ganz besondere Geschichte erlebt, und in der Geschichte, die sie erlebt hat, mußte sie eine Erfahrung machen, die sie außerordentlich ängstlich werden ließ gegenüber den Einwänden derer, die sich von Anfang an nicht bereit zeigten, sich mit dieser so sich verstehenden, so repräsentierten und so arbeitenden Bekennenden Kirche zusammenzuschließen. Nun komme ich näher und näher an die Schwierigkeit, die in der Sache liegt. Es ist ganz klar, daß das Notrecht und das Notregiment und der auf diesem Hintergrund praktizierte Anspruch nicht von all denen aufgenommen und anerkannt werden konnte, die im Lauf der Zeit zu anderen Er-
31 In ihren gegen das bekenntnis- und verfassungswidrige Kirchenregiment der Deutschen Christen unter Reichsbischof Ludwig Müller gerichteten Verlautbarungen hatte die Bekennende Kirche den Anspruch erhoben, die r e c h t m ä ß i g e evangelische Kirche Deutschlands zu sein, so z. B. in der Ulmer Erklärung der Bekenntnisgemeinschaft der Deutschen Evangelischen Kirche vom 22. April 1934 (Abdruck: K. D. Schmidt, Bekenntnisse 2, S. 62f., hier: S. 62; Herausgefordert, S. 204f.), in der Kasseler Erklärung der Bekenntnisgemeinschaft der Deutschen Evangelischen Kirche vom 7. Mai 1934 (Abdruck: K. D. Schmidt, Bekenntnisse 2, S. 72f., hier: S. 73) und in der auf der Barmer Bekenntnissynode verabschiedeten „Erklärung zur Rechtslage der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 30. Mai 1934 (Abdruck: G. Niemöller, Barmen 2, S. 202f., hier: S. 202). Dieser Anspruch implizierte die Behauptung, dass allein die der Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche und der von ihr eingesetzten Kirchenleitung zugeordneten Kirchengemeinden und Gemeindeglieder „den Namen evangelisch verdienen“ und dass das „bisherige häretische Kirchenregiment [der Deutschen Christen] nicht mehr zur christlichen Kirche gehört“ (Amtlicher Bericht über die Zweite Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche am 19./20. Oktober 1934 in Berlin-Dahlem, abgedruckt bei W. Niemöller, Bekenntnissynode Dahlem, S. 46–49, Zitate: S. 47). 32 Gemeint sind die auf Grund des kirchlichen Notrechts (vgl. dazu oben Dok. 10, Anm. 57) von der Bekennenden Kirche gebildeten Organe der Kirchenleitung. Die Einsetzung kirchenleitender Organe durch die Bekennende Kirche ging zurück auf die Zweite Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche am 19./20. Oktober 1934 in Berlin-Dahlem, auf der beschlossen worden war, einen Bruderrat und einen Rat zu berufen, die die Deutsche Evangelische Kirche leiten und vertreten sollten (vgl. die Botschaft der Dahlemer Bekenntnissynode vom 20. Oktober 1934, Abdruck: W. Niemöller, Bekenntnissynode Dahlem, S. 37f., hier: S. 38). Am 29. Oktober 1934 hatte der Reichsbruderrat außerdem beschlossen, dass in denjenigen Landeskirchen, die unter einem bekenntnis- und verfassungswidrigen Kirchenregiment standen, die Leitung vom Bruderrat übernommen werden sollte (Verordnung des Reichsbruderrats „zur Ausführung der Beschlüsse der Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche“, Abdruck: Ebd., S. 39f.).
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kenntnissen getrieben wurden als diejenigen, die ehedem diese Ausprägung der Bekennenden Kirche verursacht haben. Unter ihnen sind sehr viele, die völlig aufrichtig ihre sachliche Verbindung mit uns bezeugen und die infolgedessen mit einer begreiflichen inneren Erbitterung davon Kenntnis nehmen, daß sie eigentlich von dieser Bekennenden Kirche nicht aufgenommen und nicht anerkannt und nicht berücksichtigt werden. Wiederum auf der anderen Seite – und darin verstehe ich die Hartnäckigkeit, mit der die Vorläufige Kirchenleitung ihren Absolutheitsanspruch unermüdlich vorträgt33 – hier ist die Sorge lebendig, daß man zwar bereit ist, seine sachliche Verbundenheit zu bezeugen, daß man aber nicht stark genug ist, auch zu handeln und durchzustehen, und zwar auch durch Tod und Teufel hindurch. Darin hat die Vorläufige Kirchenleitung zweifellos recht, daß sie sich von der Sorge selbst nicht entlasten kann. Ihre Erfahrungen scheinen das Recht dieser Sorge zu bestätigen. Das wäre all denen zu sagen, die darüber klagen, daß die Bekennende Kirche ihre Sache weitermacht ohne Rücksicht auf alle die, die sachlich doch ihre Verbundenheit gern zum Ausdruck bringen möchten. Ich wollte eigentlich darauf hinweisen, einfach aus der Bemühung heraus, hier möglichst objektiv, sachlich, nüchtern, ruhig die Tatbestände zu beurteilen, um welche die vorhin gehenden Auseinandersetzungen gingen. Es gehört zu der besonderen Not, in der wir stehen, daß alles, was in uns selbst nicht durchgeklärt wird, gerade in diesem Augenblick wieder als furchtbares Hindernis vor uns aufsteht, wo wir nur dann etwas leisten können, wenn wir in voller Geschlossenheit vor dem Staat stehen. Daß auf beiden Seiten, auch auf Seiten der bekennenden Brüder, Schwierigkeiten vorliegen, ist klar. Es besteht die Gefahr, daß das, was als geistlicher Anspruch sein Recht hat, auch als juristischer Anspruch vertreten wird.
33 Ihren Anspruch, die allein rechtmäßige Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche zu sein (vgl. dazu oben Dok. 7, Anm. 31) hatte die VKL II in einem Schreiben an den Lutherrat vom 9. Dezember 1937 soeben erneut bekräftigt; in diesem Schreiben hatte es u. a. geheißen: „Der Weg der Vorläufigen Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche ist auch für uns der Weg der Bekennenden Kirche. Wir haben niemals einen Hehl daraus gemacht, dass wir in der Verpflichtung, die wir von der Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche empfangen haben, auch den Anspruch übernommen haben, eben die Vorläufige Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche zu sein“ (LKA Hannover, D 15 I Nr. 6). Breit entgegnete der VKL II daraufhin, der Lutherrat habe sowohl die Vereinbarung vom 3. März 1937 (vgl. oben Dok. 7, Anm. 24) als auch die Zusammenarbeit im Kasseler Gremium „dahin verstanden, dass die Vorläufige Kirchenleitung diesen Anspruch uns gegenüber aufgegeben habe“, und müsse dringend darum bitten, „uns jetzt nicht zu nötigen, diesen Anspruch mit geschichtlichen und rechtlichen Darlegungen zurückzuweisen“ (Schreiben vom 4. Januar 1938: LKA Hannover, D 15 I Nr. 6).
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Breit bespricht das Wort über die Stellungnahme zu den Reden des Ministers34 durch Gespräche [sic!]35. Es schien zunächst bei der Versammlung36 keine große Geneigtheit vorhanden zu sein, in eine Besprechung der Einzelheiten des Wortes einzutreten. Man hat sich aber dann die Sache dadurch etwas erleichtert, daß man sagte: Wir werden über die Frage der Verwendung des Wortes nichts ausmachen, sondern wollen nur das Wort selbst einmal herstellen. Es soll der eiserne Bestand dessen, was in jeder Situation von uns festgehalten werden muß, herausgestellt werden. Die Frage der Verwendung ist offen; es wird nur zu sagen sein, worin die gestern Versammelten eins geworden sind. Es wird sich vielleicht empfehlen, dem Kirchenminister von dem Inhalt des Wortes Kenntnis zu geben37. Stellung zur 17. Durchführungsverordnung38. Böhm: 1. Wir39 sehen die 17. Durchführungsverordnung als außerordentlich katastrophal an. Sie bringt den intakten Landeskirchen scheinbar gewisse Erleichterungen durch Aufhebung der bisherigen Beschrän-
34 Gemeint sind die Reden Kerrls in Sonthofen (vgl. dazu oben Dok. 36, Anm. 98), Fulda (vgl. oben Dok. 36, Anm. 63) und Hagen (vgl. oben Dok. 38, Anm. 10). 35 Auf der Sitzung des Kasseler Gremiums am 10. Dezember 1937 hatte die VKL II einen Entwurf für eine Erklärung zu den Reden Kerrls vorgelegt (vgl. dazu oben Dok. 39, Anm. 37), der im Anschluss an die Sitzung von Breit, von Soden und Friedrich Müller überarbeitet worden war (vgl. oben Dok. 39, Anm. 68). Nachdem der neu gefasste Entwurf zunächst den Landeskirchen zur Stellungnahme zugegangen war, hatte dann am 16. Dezember 1937 eine Besprechung von Juristen und Theologen stattgefunden, in deren Verlauf der Wortlaut des Entwurfs nochmals behandelt worden war (vgl. oben Dok. 39, Anm. 69). Zur beschlossenen Fassung vgl. unten Anm. 37. 36 Gemeint ist die oben Anm. 35 erwähnte Besprechung vom 16. Dezember 1937. 37 In der endgültigen Fassung der Erklärung fehlt gegenüber den früheren Entwürfen der Hinweis auf die Rede Kerrls in Sonthofen. In Abschnitt I, in dem die freie Betätigung der Gläubigen sowohl in der Kirche als auch im bürgerlichen Leben eingefordert wird, sind Parteimitglieder nicht mehr erwähnt. Ferner ist in Abschnitt II nicht wie bisher von der Bekennenden Kirche, sondern von den „von uns vertretenen Kirchen“ die Rede. Vor allem ist hier ein Absatz gestrichen, der Bezug auf den von Kerrl erhobenen Vorwurf der missbräuchlichen Verwendung von Kollekten zu staatsfeindlicher Propaganda genommen hatte. Hinzugefügt hingegen ist ein Hinweis auf die ungleiche Behandlung von evangelischer und katholischer Kirche. In Abschnitt III werden vor allem die Rechtsgrundlagen der Staatsleistungen nochmals stärker betont; zudem wird die Bereitschaft der Kirchenvertreter zu Verhandlungen über eine Ablösung der Staatsleistungen explizit mit der Forderung nach einem „angemessenen Ausgleich“ verknüpft. Die endgültige Fassung der Erklärung ging den angeschlossenen und verbundenen Kirchenleitungen dann mit Rundschreiben des Kasseler Gremiums gez. Stoll vom 28. Dezember 1937 zu (Erklärung und Rundschreiben: LKA Hannover, D 15 I Nr. 75; Abdruck nach anderer Vorlage und mit – offensichtlichen – Schreibfehlern: KJ 1933–1944, S. 224f.; H. Hermelink, Kirche, S. 426–429). 38 Vgl. dazu oben Dok. 40, Anm. 1. 39 D. h. die VKL II.
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kungen40. Die zerstörten Gebiete werden noch radikaler als bisher in die Arme der deutschchristlichen Kirchenregierungen getrieben. Die Durchführungsverordnung ändert die Lage innerhalb der Deutschen Evangelischen Kirche grundsätzlich. Die Durchführungsverordnung ist zeitlich nicht begrenzt41. In § 1 ist die Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche in die Hand des Leiters der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei gelegt. § 1 ist eine glatte Bekenntniswidrigkeit. Bisher lag die Leitung in geistlichen Händen. Nun ist die Leitung in die Hand eines einzelnen gelegt. Es ist der gleiche Mann, der in Altpreußen unumschränkt regiert42. Werner ist nicht mehr der Mann der Kirche, sondern der des Staates. Der Grundpfeiler der Kirchenverfassung vom 11. Juli 1933, daß die Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche von der Kirche selbst bestimmt und in geistliche Hände gelegt wird43, ist umgestoßen. Wir sollten den Punkt der Deutschen Evangelischen Kirche recht ernst nehmen. Die Tendenz des Ministers geht dahin, zu isolieren und zu atomisieren. Die Landeskirchen sollen ihre geistliche Leitung behalten. Die Deutsche Evangelische Kirche soll in staatliche Zwangsverwaltung genommen werden. In der Praxis können die Vollmachten Werners unendlich weit gehen. Was äußere Dinge sind, darüber entscheidet Werner ganz selbständig. § 1 ist verfassungs- und bekenntniswidrig. 2. Der zweite Punkt, der uns außerordentlich bedenklich macht, ist § 2, 2. Hier werden die zerstörten Kirchengebiete in die Hand der doch vom Minister bestellten deutschchristlichen Kirchenregierungen gegeben. Alle Bedenken sind völlig unberücksichtigt geblieben. Auch die Struktur der Behörde wird grundsätzlich verändert. Die Leitung der Behörde wird in die Hand des Leiters gelegt. Bisher wurde kollegial gehandelt. Wir haben krassestes Führerprinzip in den einzelnen Landeskirchen. Es wird durchgegriffen werden, daß den Deutschen Christen 40 Gemeint sind die Beschränkungen, die den im Amt befindlichen Kirchenregierungen mit der „Dreizehnten Verordnung zur Durchführung des Gesetzes der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 20. März 1937 auferlegt worden waren (vgl. dazu oben Dok. 9, Anm. 11). 41 Zur zeitlichen Befristung der früheren Durchführungsverordnungen vgl. oben Dok. 40, Anm. 6f. 42 Gemeint ist Friedrich Werner, der sowohl das Amt des Leiters der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei als auch das Amt des Präsidenten des Evangelischen Oberkirchenrats Berlin innehatte. 43 Nach Art. 5, Abs. 1, der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche sollte an der Spitze der Deutschen Evangelischen Kirche ein lutherischer Reichsbischof stehen; nach Art. 6, Abs. 5, sollte der Reichsbischof „der Nationalsynode von den im leitenden Amt stehenden Führern der Landeskirchen in Gemeinschaft mit dem Geistlichen Ministerium vorgeschlagen und von der Nationalsynode in das Bischofsamt berufen“ werden (GBlDEK 1933, S. 3).
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Schutz gewährt wird. Wo Bekenntnispfarrer verfolgt sind, bleibt es so wie bisher. Das ist unsere Befürchtung. Die im Amt befindlichen deutschchristlichen Kirchenregierungen sind durch die Durchführungsverordnung außerordentlich gestärkt und in ihren Vollmachten vermehrt44. Die Bekennende Kirche ist noch rechtloser gemacht als bisher. 3. Wir halten die Durchführungsverordnung als ganze für rechtsunwirksam. Es ist nicht möglich, eine Kirchenverfassung einseitig durch Gesetz des Staates, noch weniger durch Verordnung des Staates abzuändern. Man könnte darüber reden, als [zumal] sich der Staat in einer gewissen Zwangslage befindet. Wenn der Staat aber ernsthaft mit uns reden wollte, dann hätte er vorher mit den Führern der Kirche beraten müssen. Die Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche ist an entscheidenden Punkten außer Kraft gesetzt. Böhm liest seinen Entwurf vor45. Gauger: Es besteht zwischen mir und Böhm eine gewisse Differenz. Die Akzente sind verschieden. Mein Entwurf46 enthält im wesentlichen dieselben Bedenken wie der Entwurf Böhms, aber er sieht die Lage anders. Während Böhm nur die Bedenken aufzeigt, versuche ich zu sehen, was man in der gegenwärtigen Lage an Weiterführendem und Wegweisendem herauslesen kann. Es finden sich Punkte, die man nicht vernachlässigen darf. Es ist sicher, daß ein Lehrer des Staatsrechts, der im Jahre 1932 darüber gearbeitet hätte, einen Entwurf gefertigt hätte, der dem entspricht, was Böhm verlesen hat. Wir leben aber in einer so drangvollen Not, daß wir auch das Stückchen Spalt benützen müssen, um den Spalt zu erweitern, und den Leuten hinter der Tür sagen müssen: Wir sind auch da, um mitzuarbeiten; bitte gebt uns dazu Gelegenheit. Wenn man eine Psychologie voraussetzt, die Ordnung will, kann man weiterkommen. Wenn man lediglich das Freund-Feind-Verhältnis voraussetzt, dann bleibt nur die schweigende Tat, der Protest, die Anmeldung von Bedenken, aber man verzichtet auf Mitgestaltung. Ich gebe gerne zu, daß eine Anzahl von Punkten im Entwurf von Böhm ernste Berücksichtigung verdienen [sic!]. Mir kommt es auf den gesamten Duktus an. In einem Punkte muß ich Böhm widersprechen, in dem Punkte, daß er sagt: Es ist unmöglich, daß man im Weg einer Durchführungsverordnung einfach Gesetze abändert. Schon vom rein juristischen Denken her muß der Grundgedanke des Böhmschen Entwurfes angezweifelt werden. 44 So z. B. die Kirchenleitungen in Mecklenburg, Thüringen und Sachsen. 45 Entwurf der VKL II nicht ermittelt. 46 Zum Entwurf Gaugers, der ebenso wie der Entwurf der VKL II bereits bei der gemeinsamen Besprechung von Vertretern des Lutherrats und der VKL II am Vortag vorgelegen hatte, vgl. oben Dok. 40, Anm. 20.
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Gauger liest seinen Entwurf vor. Gauger berichtet dann über die Stellungnahme Mahrenholz’47. Geheimrat Kotte: Man sollte vor allen Dingen nicht versuchen, davon auszugehen, daß man im Verordnungsweg nicht ein Gesetz abändern kann. Der Hauptwert ist darauf zu legen, daß man von dem Gesetz zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche ausgeht und von dem Begriff der treuhänderischen Rechtshilfe48. Was jetzt versucht wird, ist keineswegs mehr eine treuhänderische Rechtshilfe. Das müßte noch mehr betont werden als bisher. Man [sollte] doch auch darauf hinweisen: Wenn jetzt der Begriff der äußeren Ordnung eingeführt wird, so geschieht etwas, was ein Konkurs werden muß. Äußere Ordnung hieße, vom Staat aus gesehen, die Verwaltung der Kirche bis in die Interna hinein. Es ist erschreckend, zu sehen, wie nun die Reichskirchenverfassung vom 11. Juli 1933 bewußt umgebogen wird. Jetzt kann der Leiter der Deutschen Evangelischen Kirche unmittelbar bindendes Recht für die Landeskirchen setzen. Nach der Reichskirchenverfassung könnten hier Richtlinien gegeben werden49. Die Gesetzgebung für die Landeskirchen selbst lag bei diesen. Die jetzige Erweiterung ist geradezu unerträglich. Das erinnert ganz an die Ära Müller-Jäger50. § 3, 2 setzt die Finanzabteilungen wieder in ihr volles Recht ein51. Es müßte erneut gesagt werden, was damals gegen die Finanzabteilungen gesagt werden mußte52. Was Sachsen betrifft, so wird Klotsche alleiniger Inhaber sämtlicher kirchenregimentlicher Befugnisse53. 47 Vgl. das Votum Mahrenholz’ oben Dok. 40, S. 789–792. 48 Vgl. die Präambel des „Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 24. September 1935, in der sich die Reichsregierung auf ihre „Pflicht als Treuhänder“ berufen hatte (GBlDEK 1935, S. 99); die Präambel war insgesamt so formuliert gewesen, dass die „Formel vom Treuhänder“ als „Ausdruck einer besonderen Hilfsbereitschaft“ erschien, die der Staat der Deutschen Evangelischen Kirche lediglich „h e u t e und in d i e s e r für sie so bedrohlichen konkreten Lage und beschränkt auf die Zeit einer vorübergehenden Hilfsbedürftigkeit antragen“ wollte (W. Weber, Entwicklung, S. 14). 49 Vgl. dazu oben Dok. 40, Anm. 12. 50 Vgl. das von der Deutschen Evangelischen Nationalsynode am 9. August 1934 in Berlin beschlossene „Kirchengesetz über die Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche und der Landeskirchen“, das der Reichskirche unter Reichsbischof Ludwig Müller, insbesondere aber seinem ‚Rechtswalter‘ August Jäger uneingeschränkte Rechtssetzungsvollmachten und Weisungsbefugnisse gegenüber den Landeskirchen gegeben hatte. Davon ausgenommen geblieben waren lediglich Angelegenheiten von Bekenntnis und Kultus (GBlDEK 1934, S. 121; vgl. dazu auch K. Scholder, Kirchen 1, S. 285f.). 51 Nach § 3, Abs. 2, der 17. Durchführungsverordnung blieben „die den Finanzabteilungen übertragenen Befugnisse“ unberührt (vgl. Dok. 40, Anm. 1). 52 Gemeint ist die oben Dok. 27, Anm. 29, erwähnte Stellungnahme, die das Kasseler Gremium im Juli 1937 zur 15. Durchführungsverordnung vom 25. Juni 1937 (vgl. dazu oben Dok. 24, Anm. 15) abgegeben hatte. 53 Muhs hatte Klotsche beim Sturz des sächsischen Landeskirchenausschusses die Leitung des
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Müller-Dahlem: Wenn wir uns [sic!] in unserer Vorlage54 von der juristischen Betrachtung zunächst ausgegangen sind, so sind wir darauf durch unsere juristischen Mitarbeiter gebracht worden, die darauf hingewiesen haben, daß in ständiger Rechtsprechung dieser Einwand immer wieder erhoben worden ist: Ein Gesetz kann durch Verordnung nicht geändert werden. Ich bin nicht der Meinung, daß die juristische Bestreitung das der Kirche Angemessene ist. Für uns hat das bekenntnismäßige Bestreiten im Mittelpunkt zu stehen. Zum Grundsätzlichen: Als seinerzeit der Reichskirchenausschuß eingerichtet wurde, war unsere Haltung gegenüber dem Ausschuß eine gebrochene55. In Wirklichkeit hat sich nicht bewährt, daß man dem Minister seine eigenen Gedanken unterschob. Für die weitere Entwicklung waren nicht die eigenen Gedanken maßgebend, sondern die brutalen Tatsachen, die der Minister in seine Kirchenpolitik eingebaut hat. Wir dürfen dem Minister nicht freundliche Formulierungen unterschieben, an die nicht einmal wir ehrlich glauben. Wir haben keine Möglichkeit, in wohlwollender Auslegung, die mit dem Wortlaut sich nicht deckt, die Durchführungsverordnung auch noch zu begrüßen. Der Plan des Ministers mit der 17. Durchführungsverordnung ist für mich sehr einsichtig, als er hier in § 2 eine unterschiedliche Behandlung zwischen den zerstörten und den intakten Kirchenregierungen einrichtet56. Die intakten Kirchen werden mit neuem Recht ausgestattet. In Preußen wird ein bekenntniswidriges Kirchenregiment aufgerichtet. Meine Bitte ist, daß wir dem Minister nicht Vorschub leisten [dadurch], daß wir sagen, wir begrüßen die ganze Geschichte, weil sie einzelne Erleichterungen
Dresdener Landeskirchenamts übertragen (vgl. dazu oben Dok. 29, Anm. 3; Dok. 31, Anm. 35f.). 54 Gemeint ist der Entwurf der VKL II. 55 So hatte sich die (erste) Vorläufige Kirchenleitung unter Marahrens (vgl. dazu oben Dok. 10, Anm. 98) – mit Ausnahme Humburgs – im Herbst 1935 für eine bedingte Zusammenarbeit mit dem vom Staat eingesetzten Reichskirchenausschuss ausgesprochen (vgl. oben Dok. 6, Anm. 65), während eine solche Zusammenarbeit beim altpreußischen Bruderrat auf strikte Ablehnung gestoßen war (vgl. Dok. 1, Anm. 42; Dok. 19, Anm. 41); an der Frage nach der Zusammenarbeit mit den Kirchenausschüssen war die Einheit der Bekennenden Kirche dann schließlich zerbrochen (vgl. dazu oben Dok. 8, Anm. 45). 56 § 2 der 17. Durchführungsverordnung regelte die Frage der Kirchenleitungsbefugnisse; danach lag die Kirchenleitung bei den im Amt befindlichen Kirchenregierungen, was allerdings nicht nur eine Stärkung der Kirchenregierungen in den sog. intakten, sondern auch in den deutschchristlich regierten Kirchen bedeutete. Ausgenommen von dieser Regelung waren die Evangelische Kirche der altpreußischen Union sowie die Landeskirchen von Sachsen, Schleswig-Holstein und Nassau-Hessen, deren Leitung künftig beim Leiter der obersten kirchlichen Verwaltungsbehörde lag; deshalb wurden diese Kirchen nach dem Erlass der Verordnung im damaligen Sprachgebrauch auch als ‚Ein-Mann-Kirchen‘ bezeichnet.
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bringt. Was in der Richtung darin steht, ist nicht die Spur eines Entgegenkommens, sondern ein Sichabfinden mit Tatsachen, die der Minister nicht ändern kann. Von hierher sind wir innerhalb unserer Kirchen in einer Zwangslage. Wir sind in der Zwangslage, gegen diese 17. Durchführungsverordnung mit aller Gewalt Sturm laufen [zu müssen]. Wir müßten mit flammender Entrüstung antworten. Die Form unserer Vorlage kann keine endgültige sein. Wir müssen uns aber darüber einigen, ob wir glauben, daß ein Spalt offen ist, den wir weiter öffnen müssen, oder ob wir zu einer klaren Ablehnung kommen müssen. Asmussen: Es muß bei einer solchen Verordnung eine Rechtsverwahrung eingelegt werden. So habe ich den Entwurf Müller57 verstanden. Hier ist mein Hauptbedenken gegen den Entwurf von Gauger58. Ich halte die Voraussetzung, von der Gauger ausgeht, für grundsätzlich irrig. Ich sehe zwei Anliegen, die Gauger vertritt. Er möchte jeden offenen Türspalt benützen, um hineinzukommen. Er möchte sich einschalten in den weiteren Gang der Entwicklung. Zum ersten Anliegen habe ich zu sagen, daß dieses Anliegen bereits als erfüllt anzusehen ist. Wenn der Minister nicht annähme, daß wir da sind, hätte er die 17. Durchführungsverordnung nicht erlassen. Dem zweiten Anliegen kann ich zustimmen, daß wir uns einschalten. Wir müssen uns bei allen juristischen Deduktionen klar sein, daß es nur noch einen geringen Personenkreis gibt, auf den juristische Personen noch einen Eindruck machen. Alle Rechtsverordnungen haben weniger Gewicht durch die juristische [ein Wort unleserlich], sondern durch den propagandistischen Einschlag. Wenn wir der 17. Durchführungsverordnung begegnen wollen, dann muß dieser Gesichtspunkt herauskommen, daß es nicht richtig ist, daß der Staat der Kirche alle Freiheit gewährt59. Dem Minister liegt gar nichts daran, daß er uns zur Mitarbeit heranzieht. Nach meinem Dafürhalten ist die wesentlichste Antwort, die wir dem Minister zu erteilen haben, die Zerstörung des von ihm erhofften propagandistischen Erfolges. Unsere erste Antwort muß in drei bis vier Sätzen bestehen, die wir unseren Pfarrern mitteilen. In diesen Sätzen muß stehen, was mit dieser Verordnung getan wird60.
57 D. h. den Entwurf der VKL II. 58 Vgl. oben Anm. 46. 59 Die Formel von der ‚vollen Freiheit‘ kehrte geradezu stereotyp in den die Kirche betreffenden staatlichen Gesetzen und Anordnungen wieder, so z. B. im „Gesetz zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 24. September 1935 (GBlDEK 1935, S. 99) und im Wahlerlass Hitlers vom 15. Februar 1937 (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 1). 60 Asmussen referierte im Folgenden eine ungezeichnete und nicht datierte Vorlage für eine Erklärung des Kasseler Gremiums zur 17. Durchführungsverordnung, die hier nur unvollständig wiedergegeben ist. Diese Vorlage enthielt drei Punkte und eine Schlussbemer-
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1. Nachdem bereits 1933/34 vergeblich versucht wurde, das Führerprinzip einzuführen61, wird von neuem dieses Prinzip einzuführen versucht, mit dem Unterschied, daß jetzt ein Jurist beauftragt wird und daß die Beauftragung durch den Staat geschieht. [2.] Wie bereits unter Reichsbischof Ludwig Müller wird versucht, die Knechtung der Kirche zu tarnen durch eine Teilung zwischen äußeren und inneren Angelegenheiten62. Dazu vielleicht noch einen oder zwei Sätze, damit unsere Pfarrer benachrichtigt werden. Den Pfarrern muß ein Schlagwort an die Hand gegeben werden, das sie gebrauchen können. Notwendig ist, daß unsere Kirche weiß und zu wissen bekommt: Hier wird dasselbe versucht, was mit Ludwig Müller und Jäger versucht wurde. Auf diese Weise müssen wir den vom Minister erhofften Propagandaversuch zerschlagen. Dazu muß eine Rechtsverwahrung eingelegt werden. Der Minister steht vor der Frage: Werden die intakten Landeskirchen auf die Verordnung hereinfallen und werden sie sich von den anderen trennen? Hier muß deutlich gemacht werden quod non63. Auf uns alle ge-
kung (LKA Hannover, L 3 I Nr. 20); zu den in der Mitschrift Meisers fehlenden Passagen vgl. unten Anm. 62. 61 So hatte August Jäger eine konsequent nach dem nationalsozialistischen Führerprinzip gestaltete Kirchenverfassung entworfen und im September 1933 u. a. in der neu gegründeten Evangelischen Landeskirche Nassau-Hessen einzuführen versucht (vgl. K. Scholder, Kirchen 1, S. 588–609; K. Meier, Kirchenkampf 1, S. 424ff.). Nach dem Führerprinzip gestaltet war auch das von der ‚braunen‘ altpreußischen Generalsynode verabschiedete „Kirchengesetz über die Errichtung des Landesbischofsamtes und von Bistümern“ vom 6. September 1933 gewesen, mit dem das Amt des Generalsuperintendenten abgeschafft und für die neu errichteten Bistümer das Amt des Bischofs eingeführt worden war; im Gegensatz zu den Generalsuperintendenten, denen lediglich die geistliche Leitung der früheren Kirchenprovinzen zugekommen war, standen die Bischöfe jetzt „an der Spitze des Bistums“ (KGVBl Altpreußen 1933, S. 141f., Zitat: S. 142; Wiederabdruck u. a.: Herausgefordert, S. 126f.; vgl. dazu auch J. Mehlhausen, Eingriffe, S. 246ff.). Im Zuge der von Jäger und Reichsbischof Ludwig Müller 1934 betriebenen Eingliederungspolitik (vgl. oben Dok. 21, Anm. 75) hatte dann erneut das Führerprinzip durchgesetzt werden sollen (vgl. K. Scholder, Kirchen 2, S. 159; A. Kersting, Notrecht, S. 288); nach dem Sturz Jägers Ende Oktober 1934 hatte Müller jedoch die Eingliederungsgesetzgebung aufheben und das ältere Recht wiederherstellen müssen (vgl. die „Verordnung zur Sicherung der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 20. November 1934: GBlDEK 1934, S. 219; vgl. auch K. Scholder, Kirchen 2, S. 309–355; K. Meier, Kirchenkampf 1, S. 501–512). 62 In der Vorlage Asmussens folgte hier: „3. Entgegen den zwischen Staat und Kirche geltenden rechtlichen Bestimmungen wird nunmehr das staatliche Placet auf die Beamten der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei ausgedehnt. Damit ist ein weiterer Schritt auf dem Wege staatlicher Beherrschung der Kirche gegangen“. Die Schlussbemerkung lautete: „Wie wir den Versuchen Müllers und Jägers um des Evangeliums willen haben widerstehen müssen, so werden wir auch diesen neuen Versuchen, die Kirche einem fremden Geiste zu unterstellen, widerstehen“ (LKA Hannover, L 3 I Nr. 20). 63 = dass nicht; gemeint ist ein eindeutiges und bestimmtes ‚Nein‘.
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sehen will der Minister wissen: Habe ich sie totgekriegt oder nicht? Eine freundliche Antwort bedeutet für den Minister: Aha, sie sind endlich so weit. Eine klare Antwort bedeutet für ihn: Sie sind noch nicht klein. Eine andere Frage ist: Wenn Dr. Gauger meint, er habe eine Stelle, der er diese Dinge sagen könne, um dem Minister eins auszuwischen, dann muß der Stelle gesagt werden, daß wir friedfertige Leute sind. Die Stelle muß in die Lage versetzt werden, dem Minister zu sagen: Du bist nicht fähig, dein Amt zu führen. Wenn man nicht von diesem Gesichtspunkt ausgeht, dann erreicht man nicht, was man erreichen will. Friedrich äußert sich zu der Frage, ob die 17. Durchführungsverordnung an sich rechtsungültig ist, weil durch eine Verordnung die Reichskirchenverfassung nicht abgeändert werden kann. Die Äußerungen Böhms nehmen ihren Standpunkt beim Jahre 1932. Nach neuerer Rechtsprechung ist dieser Standpunkt nicht mehr haltbar64. Man soll die Erklärung „rechtsungültig“ deshalb fallen lassen, damit man um so nachdrücklicher gegen die Verordnung selbst Stellung nehmen kann. Ich würde die Sache anders aufziehen und komme damit dem Entwurf Gauger näher. Ich würde dem Minister sagen: Deine Aufgabe ist es, nach dem Gesetz Ordnung zu schaffen. Ich würde ihm sagen, was diese Ordnung ist. Das ist nicht Friedhofsordnung, sondern das ist Gestaltung des Äußeren nach den inneren Bedingungen des Wesens, das man ordnet. Das ist gut nationalsozialistische Lehre. Daraus würde ich ableiten: 1. Weil es sich nur um eine sich im Äußersten [sic!] bewegende Verordnung handelt, kann es nur eine befristete sein. Darum muß die Verordnung in ganz kurzer Zeit wieder aufgehoben werden. 2. Diese Ordnung wirst du jetzt, nachdem du hier eine äußere Polizeiordnung geschaffen hast, nur erreichen, wenn du den Kirchen die Möglichkeit gibst, diese Ordnung selbst aufzubauen, nachdem die Ordnung durch dich und die Deutschen Christen zerstört worden ist. 3. Dann würde ich einzelne Punkte herausgreifen, wo wir das selbst machen wollen: Bildung der Körperschaften. Wir müssen darauf bestehen, daß uns der Minister freie Hand läßt, auf Grund der Gesetze nach kirchlichen Grundsätzen Körperschaften zu bilden und damit in einem Teil der Deutschen Evangelischen Kirche anzufangen, kirchliche Organe zu bilden.
64 Nach G 2 bezog sich Friedrich hier auf die Staatsrechtslehre Ernst Rudolf Hubers (vgl. dazu E. R. Huber, Verfassung, bes. S. 44–53) und wies außerdem darauf hin, die 17. Durchführungsverordnung sei „insofern Ausnahme, als Kerrl unbegrenztes Recht hat, neue Gesetze zu erlassen“.
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4. Wenn du überhaupt weitermachen willst, dann mußt du eine Sache fallenlassen, die jetzt wiederkehrt: die Unterscheidung von äußeren und inneren Angelegenheiten. Ich würde ihn wieder am modernen Staatsrecht packen. Was würde man sagen, wenn man beim Staat unterscheiden würde zwischen äußeren und inneren Angelegenheiten. Im Nationalsozialismus muß auch alles herauskommen aus der Weltanschauung. Für die Gesinnungsgemeinschaften gibt es die Unterscheidung von externa und interna nicht. Diese Unterscheidung würde ich in den Mittelpunkt stellen. Dann würde ich zeigen, daß die hier geschaffenen Verhältnisse völlig unmöglich sind. Es ist völlig einseitig. Der Staat betont: Wir sind völlig neutral. Trotzdem trifft er hier eine dogmatische Entscheidung zugunsten der Deutschen Christen und steht im völligen Widerspruch zu dem, was er nach außen dauernd propagandiert [sic!]. Zuletzt ist dann zu sagen: Es ist sehr nett, daß du die 13. Durchführungsverordnung65 aufgehoben hast. Sie ist nie anerkannt worden66. Die Aufhebung ist rechtlich von keiner Bedeutung. Die intakten Kirchen können dem Minister schreiben: Wir nehmen davon Kenntnis, wir fühlen uns aber unbedingt solidarisch mit den zerstörten Kirchen. Wir haben bisher mit Volldampf [regiert]. Wir werden es auch weiterhin tun. Fleisch: Der Entwurf Gauger ist nicht aus der Sicht der intakten Kirchen gemacht. Der Minister könnte nicht sagen: Ich bin der friedliche Mann, aber die anderen wollen nicht. Dann haben wir allerdings vor allem an die lutherischen Kirchen gedacht. Ich halte es für unmöglich, daß wir eine gemeinsame Vorstellung machen. Die reformierten Kirchen könnten gar nicht mitmachen. Altpreußen [= die Evangelische Kirche der altpreußischen Union] ist auch eine Kirche sui generis67, [so daß] sie allein schreiben muß. Darum kommen wir nicht zu einer gemeinsamen, sondern zu einer sachlichen Einheit in der Form verschiedener Erklärungen. So allein ist unser Entwurf entstanden. von Thadden: Es kommt darauf an, daß man fragt, was man mit der Sache bezweckt. Ich stimme mit Asmussens Ausführungen68 überein, soweit sie die Beurteilung der Lage angehen. Ich möchte meinen, daß Friedrich mit seinem Weg viel Rechtes getroffen hat69. Es sollten seine Gedankengänge gewählt werden. Das wäre für uns in der Tat nicht übel. Mit dem Stehen auf der Kirchenverfassung vom 11. Juli 1933 wird hier
65 Vgl. dazu oben Anm. 40. 66 Vgl. dazu die oben Dok. 13, Anm. 20f., erwähnte Stellungnahme der Kirchenführerkonferenz. 67 = durch sich selbst eine Klasse bildend, einzig, besonders. 68 Vgl. dazu oben S. 811ff. 69 Vgl. das Votum Friedrichs oben S. 813f.
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weithin tauben Ohren gepredigt. Nur wenn deutlich ist, was wir miteinander wollen, könnte ich zustimmen, daß wir getrennt vorgehen. Die Verschiedenheit muß ausgeglichen werden durch die Gemeinsamkeit, die wir auf anderem Wege feststellen, vor allem in der Verständigung der Gemeinden. Die Gemeindeglieder schauen einfach nicht durch. Böhm bittet auch um ein Wort an die Gemeinden. Muß das Rechtsgutachten auf Kerrl oder die Stellen abgezielt werden [sic!]? Es muß Kerrl angesprochen werden, aber so, daß es auch andere Stellen verstehen. Wir müssen so reden, daß an unserem Reden nichts mehr zu deuteln ist. Es muß klar werden, daß hier eine Kirche steht, die nicht nur ihr Recht verficht, sondern die auch ihre Würde hat. Der Entwurf Gaugers wird der gegenwärtigen Kampflage nicht gerecht. Ich habe Bedenken, daß wir hier nicht in der Lage seien [sind], hier gemeinsam zu reden. Die 17. Durchführungsverordnung bezieht sich zunächst auf die gesamte Deutsche Evangelische Kirche. Wir haben festzuhalten, daß die Deutsche Evangelische Kirche noch da ist, auch wenn ihr Organ zerstört ist. Wir haben die Geltung der Deutschen Evangelischen Kirche dadurch sichtbar zu machen, daß hier die ganze Deutsche Evangelische Kirche redet. Ich bin gern bereit, daß typisch juristische Ausführungen in den Hintergrund gestellt werden, wenn dabei deutlich gemacht wird, daß durch die Verordnung die Grundsätze der Reichskirchenverfassung vom 11. Juli 1933 grundsätzlich geändert werden. Wir aber wollen die Verfassung nicht preisgeben. Dann habe ich Bedenken, die Begründung zu geben etwa mit dem Sicherungsgesetz70. Dieses Gesetz hat schon bei der Veröffentlichung ganz entscheidenden Widerspruch erfahren71. Der Minister läßt die Verordnung durch den Staat herstellen
70 Gemeint ist das oben Anm. 48 und 59 sowie unten Anm. 72 erwähnte „Gesetz zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“. 71 So hatte der Präses der Rheinischen Bekenntnissynode, Humburg, in einer Erklärung von Ende September 1935 festgestellt, „die Begründung und geschichtliche Darstellung der Präambel“ des Gesetzes entspreche nicht der Wahrheit: Die Zerreißung der Kirche sei keineswegs „durch den Kampf kirchlicher Gruppen untereinander und gegeneinander“ entstanden, sondern weil die Vereinigung der Landeskirchen zur Deutschen Evangelischen Kirche „von der Partei als einer kirchenfremden Stelle mit kirchenfremden Mitteln durch die Deutschen Christen betrieben wurde“; die Uneinigkeit in der Kirche sei dann auch weiterhin „erhalten und gefördert“ worden, „indem die Machtmittel des Staates dauernd und bis auf den heutigen Tag eingesetzt wurden zur Erhaltung des bekenntniswidrigen Deutschen Christen-Kirchenregiments und zur Unterdrückung der Bekennenden Kirche“. Vor allem aber könne die Bekennende Kirche, die „für die bekenntnismäßige Grundlage der Kirche [.|.|.] und damit für ihre wahre Einigung“ kämpfe, es nicht akzeptieren, sich als Gruppe bezeichnen zu lassen, neben der gleichberechtigt die Deutschen Christen stünden. Folglich könne „der einzige Dienst der Bekennenden Kirche für den zur Hilfe bereiten Staat nur dieser sein, um der Wahrheit der geschichtlichen Darstellung und
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und will sie nicht durch die Kirche herstellen lassen. Dann habe ich Bedenken, das Ermächtigungsgesetz zugrunde zu legen72. Wir müssen den Stoß führen gegen die ganze Grundlage, von der Kerrl ausgeht. Darum habe ich auch Bedenken, die Treuhänderschaft des Staates73 hier überhaupt hereinzubringen. Wir sollten dieses Wort überhaupt nicht in den Mund nehmen. Der Inhalt müßte so sein, daß ausgesprochen wird: Durch diese Verordnung wird die Reichskirchenverfassung grundsätzlich zerstört. Sie ist darum bekenntniswidrig in ihrem ganzen Gehalt. Wir müssen grundsätzlich Widerspruch anmelden. Wenn das geschieht, dann bezieht sich unser Widerspruch auch gegen die einzelnen Teile. Wir sollten der Wahrheit entsprechend reden. Darum würde ich Bedenken tragen, Vorschläge zu machen für eine Besserung der Dinge und lieber Hart auf Hart [ein Wort unleserlich] zu setzen. Friedrich Müller: Das Rechtsgutachten74 ist wertvoll für unsere Juristen. Ich möchte dringend davor warnen, über die Rechtsfragen, soweit sie formaler Natur sind, irgendetwas herauszugeben. Die Tendenz unseres Schreibens muß dahin gehen, die ganzen Auswirkungen der 17. Durchführungsverordnung im einzelnen darzulegen, nach den beiden Gesichtspunkten, die von Asmussen und Friedrich [hervorgehoben wurden], um zu sagen: Das bedeutet keine Freiheit der Konfessionen und keine Befriedung der Kirche. Das gibt ein so verschobenes Bild, daß jedermann sich überzeugen lassen kann, wenn sie sich überzeugen lassen wollen. Ich würde keine bestimmten Vorschläge machen, sondern nur des Bekenntnisses willen die Präambel und damit auch das Gesetz in dieser Form abzulehnen“ (Abdruck: K. D. Schmidt, Bekenntnisse 3, S. 246f.). Die Bekennende Kirche im Rheinland hatte dieser Erklärung zugestimmt und es in ihrer Stellungnahme vom 1. Oktober 1935 als Irrtum bezeichnet, „a) daß auf dem Wege über eine ä u ß e r e Neuordnung der Kirche eine Befriedung herbeigeführt werden könne, b) daß es sich um zwei in der Kirche berechtigte Gruppen handele; c) daß eine außerkirchliche, nicht an das Bekenntnis der Kirche gebundene Macht über Ordnung und inneres Leben der Kirche bestimmen kann“ (Abdruck: Ebd., S. 247f., Zitat: S. 248). Aus lutherischer Sicht war der Aschaffenburger Pfarrer Friedrich Wilhelm Hopf in seinem Gutachten „Die neue Rechtslage der Evangelisch-lutherischen Kirche in Deutschland“ vom 18. Oktober 1935 zu dem Schluss gekommen, das Gesetz dürfe „als innerkirchlich zu Recht bestehend von den an der ungeänderten Augsburgischen Konfession festhaltenden Kirchen in Deutschland nicht anerkannt werden“, da es die bisherige Rechtslage sowohl „hinsichtlich der kirchlichen Selbstverwaltung“ als auch „hinsichtlich der fortdauernden Gültigkeit des Bekenntnisstandes“ aufhebe (Abdruck: K. D. Schmidt, Bekenntnisse 3, S. 279ff., Zitat: S. 279).– Vgl. dazu auch H.-J. Reese, Bekenntnis, S. 371f. 72 Gemeint ist wiederum das „Gesetz zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“, mit dem der Reichskirchenminister ermächtigt worden war, für den Bereich der Deutschen Evangelischen Kirche und die Landeskirchen „Verordnungen mit rechtsverbindlicher Kraft zu erlassen“ (GBlDEK 1935, S. 99). 73 Vgl. dazu oben Anm. 48. 74 Gemeint ist der Entwurf der VKL II.
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eine Andeutung machen: Wir sind zu Vorschlägen jederzeit bereit. Wir sollten einen neuen Entwurf machen. Es wäre auch völlig verfehlt, getrennte Wege zu gehen. Das gibt eine Schwächung unserer Position. Man sollte sich wirklich alle Mühe geben, eine einheitliche Erklärung herauszubringen. Gauger wendet sich gegen Asmussen: Er sagt, es ist unzweckmäßig, daß man an die Adresse von Kerrl überhaupt Vorstellungen richte. Das Wichtigste ist, daß wir die Gemeinden unterrichten. Deshalb müßten wir einige kurze Sätze zusammenfassen. Ich bin persönlich der Überzeugung, daß das sehr zweckmäßig wäre, wenn man es tun könnte. Wir können das aber nicht. Unsere Erfahrungen im Fall Rosenberg haben uns darüber belehrt75. Es ist für uns technisch unmöglich, irgendein derartiges Wort herauszugeben. Es ist die einzige Möglichkeit, im Weg der Propaganda [zur Stunde] etwas Derartiges zu tun. Alles andere führt zur sofortigen Beschlagnahme der Apparate76 und zur Verhaftung der Leute, die sich betätigt haben77. Wenn die Frage gestellt wird, wie soll der Duktus einer solchen Vorstellung sein, dann schwebt mir noch lebhaft vor die Kritik, die wir seinerzeit an der 13. Durchführungsverordnung geübt haben. Damals wurde allgemein gesagt: Diese Verordnung ist unvollziehbar78. Wir haben uns dann aber doch genötigt gesehen, uns auf diese Verordnung zu berufen79. Ich halte es für ein Gebot der Redlichkeit, die sich auch lohnt, daß man sorgfältig abwägt: Was ist an einer solchen Verordnung
75 Die Gestapo hatte die Verbreitung der Erklärung des Kasseler Gremiums zu Rosenbergs „Protestantischen Rompilgern“ (vgl. dazu oben Dok. 34, Anm. 7) u. a. durch die Beschlagnahme von Vervielfältigungsapparaten (vgl. oben Dok. 36, Anm. 30) und die Schließung der beteiligten Druckereien zu verhindern gesucht (vgl. oben Dok. 36, Anm. 31). 76 Vgl. oben Anm. 75. 77 Anspielung auf die Verhaftung der Mitglieder des Büros des sächsischen Bruderrats wegen Verbreitung einer gegen Rosenberg gerichteten Schrift Künneths (vgl. dazu oben Dok. 36, Anm. 32f.). 78 So u. a. in der oben Anm. 66 erwähnten Stellungnahme der Kirchenführerkonferenz. 79 So hatte der Lutherrat auf seiner Sitzung am 16./17. September 1937 einer Vorlage des Sekretariats zugestimmt, die sich mit der auf den 30. September 1937 befristeten Geltungsdauer derjenigen Durchführungsverordnungen befasste, die die Rechtsgrundlage für die Einsetzung von Kirchenausschüssen bzw. -regierungen in verschiedenen Landeskirchen gebildet hatten (vgl. das Protokoll gez. Breit: LKA Hannover, D 15 III Nr. 13). In dieser Vorlage hatte es geheißen, durch die 13. Durchführungsverordnung habe der Staat die betroffenen Kirchenleitungen rechtlich anerkannt, „und zwar ohne Befristung“; auch die ablehnende Stellungnahme der Kirchenführer zur 13. Durchführungsverordnung ändere nichts an der Tatsache, dass „der Staat sich selbst“ durch diese Verordnung gebunden habe (Entwurf für ein Schreiben des Lutherrats an die Kirchenregierungen von Braunschweig und Hannover sowie an den sächsischen Landeskirchenausschuss vom 14. September 1937: LKA Hannover, D 15 II Nr. 3).
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gut und was ist schlimm? Ich begrüße eine Anzahl von Punkten der Verordnung. Es wird dadurch den intakten Landeskirchen eine geordnete Verwaltung möglich. Es heißt auch die zerstörten Landeskirchen verteidigen, wenn man den intakten zu einem ordentlichen lebenden Zustand hilft. Auch für die zerstörten Kirchen kann man das eine oder andere aus der 17. Durchführungsverordnung herauslesen. Wir legen damit den Sätzen des Ministers keinen verkehrten Sinn unter. Der Führer [Hitler] hat doch dem Minister gesagt, daß die bisherige Kirchenpolitik des Ministers nichts tauge80. Ist [einige Wörter gestrichen]. Es offenbart sich doch eine deutliche Schranke der staatlichen Kirchenpolitik. Wenn ich die Wahl habe zwischen einer, wenn auch schwachen, Möglichkeit, am Leben zu bleiben oder dem sicheren Untergang, so entscheide ich mich für das erstere. Deshalb wäre es falsch, wenn man in einer derartig brutalen Weise vorginge, wie es bei Böhm81 der Fall ist. Eine Anzahl von Punkten müssen [sic!] in meinem Entwurf nachgetragen werden. Aber wo ich noch keine Brücke sehe, ist die [Absicht], wie man etwas derartiges sagen soll. Man soll dem Staat nicht Dinge sagen, die er sich so nicht sagen läßt und nicht sagen lassen kann. Vermeidbaren Gefahren soll man aus dem Wege gehen. Uns liegt daran, daß die Stellung möglichst lange gehalten wird, weil ihm dieser Widerstand am unangenehmsten ist. Hahn: Wir müssen sehr bald eine Antwort an den Minister geben. Wir sollten einen kleinen Kreis mit einer neuen Vorlage beauftragen, die alles Wertvolle aufnimmt, was hier gesagt ist. Mir imponiert am meisten der Duktus der Ausführungen von Friedrich82. Die Ablehnung des Führerprinzips müßte noch herauskommen. Dann müßte ich noch einmal bitten, das Beispiel Sachsens nicht zu vergessen83. Sachsen ist das Schulbeispiel, wie sich die Verordnung in der Praxis auswirkt. Wir sind zur Überzeugung gekommen, daß es keinen Zweck hat, die Wiedereinsetzung eines Landeskirchenausschusses in Sachsen zu fordern84. Was
80 So nicht ermittelt; allerdings untersagte Hitler Kerrl wenige Tage nach der Sitzung des Kasseler Gremiums „jede Neuerung“ in der Kirchenfrage (vgl. den Tagebucheintrag Goebbels’ vom 22. Dezember 1937: J. Goebbels, Tagebücher I/5, S. 63–66, Zitat: S. 66). 81 D. h. im Entwurf der VKL II. 82 Vgl. dazu oben S. 813f. 83 Vgl. dazu unten Anm. 92. 84 Nachdem alle Appelle zur Wiedereinsetzung des sächsischen Landeskirchenausschusses an das Reichskirchenministerium und andere staatliche Stellen ergebnislos geblieben waren, stellte der Ausschuss in einer Erklärung vom 16. März 1938 dann schließlich resigniert fest, er sei zwar „echtes Kirchenregiment im Sinne seines Auftrages geworden“, sehe sich „jedoch praktisch nicht in der Lage, seine Aufgabe zu verwirklichen“ (Abdruck: J. Fischer, Landeskirche, S. 267f., Zitat: S. 268).
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wir fordern müssen, ist dieses, daß wir aus der Kirche heraus eine Leitung stellen. Friedrich Müller: Wir müßten ein gemeinsames Wort herausbringen. Ich möchte danken für die Solidaritätserklärung der intakten Kirchen85. Keiner der eingereichten Entwürfe ist in der vorgelegten Form haltbar. Das Wort, das der Ausschuß erarbeitet, sollen die Drei des Kasseler Gremiums dann in aller Namen sprechen86. Ein Wort an die Pfarrer
85 Vgl. das Votum Friedrichs oben S. 814. 86 Am 20. Dezember 1937 fand dann in Stuttgart eine Besprechung zwischen Böhm, Friedrich, Gauger, Kotte, Friedrich Müller und Hermann Müller statt (vgl. die hsl. Notizen Gaugers im LKA Hannover, D 15 I Nr. 75). Dabei wurde ein Entwurf Friedrichs für eine Erklärung des Kasseler Gremiums zur 17. Durchführungsverordnung behandelt. In diesem Entwurf hieß es, die Verordnung erfülle weder die rechtlichen Voraussetzungen, „unter denen eine solche Verordnung ergehen kann“, noch könne sie ihrem Zweck gerecht werden, „nämlich Ordnung wiederherzustellen“; eine „wirkliche Geordnetheit“ der Kirche sei nur dann zu erreichen, wenn nach einer dem Wesen der Kirche entsprechenden Ordnung verfahren werde. Eine solche Ordnung aber müsse daran ausgerichtet sein, dass es sich bei der evangelischen Kirche um eine Gesinnungsgemeinschaft handele, „gegründet und zusammengehalten durch einen bestimmten objektiven Glauben und unabdingbar damit betraut, diesen Glauben, der seinen rationalen Ausdruck in den reformatorischen Bekenntnissen gefunden hat, der Welt zu bekennen“. Ebensowenig wie der nationalsozialistische Staat von seiner Weltanschauung zu trennen sei, gebe es für die Kirche „einen Unterschied zwischen ‚äusseren‘ und ‚inneren‘ Angelegenheiten in dem Sinn, dass die ersteren von ausserkirchlichen Stellen, die an den christlich-reformatorischen Glauben nicht gebunden sind, geregelt werden könnten“; die Unterscheidung von inneren und äußeren Angelegenheiten habe sich erst im Staatskirchentum des absolutistischen Polizeistaates des 18. und 19. Jahrhunderts herausgebildet, um „die evangelische Kirche in die völlige Gewalt des Staates zu bekommen“. Nach diesen grundsätzlichen Bemerkungen wurden dann die einzelnen Bestimmungen der Verordnung behandelt. Im ersten Abschnitt „Die Verhältnisse in der Deutschen Evangelischen Kirche“ wurde vor allem die Beauftragung des Leiters der Kirchenkanzlei mit der Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche als Wiedereinführung des Führerprinzips kritisiert, „das doch anerkanntermaßen für den Bereich der Kirche nicht gilt“. Diese Beauftragung sei erfolgt, obwohl keine „Ungeordnetheit in der Deutschen Evangelischen Kirche“ vorgelegen habe, „also ohne dass die Voraussetzungen des Gesetzes [zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche] vom 24. 9. 1935 gegeben waren“. Zudem widerspreche die Beauftragung eines Juristen der Kirchenverfassung vom 11. Juli 1933, nach der die Kirche geistlich geleitet werden müsse; daran könne auch die Beschränkung auf den Erlass von Verordnungen in äußeren Angelegenheiten nichts ändern, da der Begriff der ‚äußeren Angelegenheiten‘ in der Vergangenheit stets ausgedehnt angewandt worden sei und auch in Zukunft „fortgesetzt Anlass zu neuen Schwierigkeiten“ geben werde, „die das Zustandekommen einer wahren Geordnetheit aufheben“. Im zweiten Abschnitt des Entwurfs „Die Verhältnisse in den Landeskirchen“ wurde die Anerkennung der Kirchenleitungen in den deutschchristlich regierten Landeskirchen bestritten, die den Boden der Heiligen Schrift und der Bekenntnisse verlassen hätten. Eine Kirchenleitung sei nur dann rechtmäßig, wenn sie auf dem Bekenntnis ihrer Kirche stehe; daran könne auch die 17. Durchführungsverordnung nichts ändern, da „niemals ein aus dem Wesen der evangelischen Kirche folgender Satz wie der der Bekenntnisgebundenheit des Kirchenregiments durch einen vom Staat gesetzten
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Rechtssatz“ aufgehoben werden könne. Ferner liege hier eine „lehrmässige Entscheidung von Seiten des Staates“ vor, die der in Punkt 24 des Parteiprogramms der NSDAP ausgesprochenen konfessionellen Neutralität widerspreche. Die Übertragung der Leitung der altpreußischen, sächsischen, schleswig-holsteinischen und der nassau-hessischen Landeskirche auf den im Amt befindlichen Leiter der obersten kirchlichen Verwaltungsbehörde bedeute auch hier die Einführung des für die Kirche „anerkannterweise unmöglichen Führerprinzips“; eine solche Leitung aber, die im Gegensatz zur Deutschen Evangelischen Kirche nicht einmal auf die äußeren Angelegenheiten beschränkt sei, werde „niemals auch nur im entferntesten den Bedürfnissen, die ein so grosser kirchlicher Körper mit so schwierigen Verhältnissen wie die Altpreussische Union hat, gerecht werden können“. Noch unmöglicher erscheine es, aus der Verordnung „eine Geordnetheit für die lutherische Landeskirche in Sachsen zu erwarten“, die durch die Einsetzung des Kirchenregiments unter Klotsche und Kretzschmar in „völlig chaotische Zustände“ geraten sei. Wenn es die geordneten Landeskirchen auch begrüßten, dass die Beschränkung der Kirchenregierungen auf die Führung der laufenden Geschäfte aufgehoben sei, wüssten sie sich mit den Landeskirchen, „in denen ein bekenntnis- und rechtswidriges Regiment besteht, das in der 17. Verordnung einen Schein des Rechts für sich erhalten soll“, dennoch „unverbrüchlich eins“ und stünden mit ihnen „Schulter an Schulter“ zusammen in dem „furchtbaren Ringen um ihre rechtmässige, evangelische Ordnungsgestaltung“. Im letzten Abschnitt „Die Anwendung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ hieß es, aus der „Neutralität des Dritten Reiches gegenüber den Konfessionen“ und der sich aus dieser neutralen Haltung ergebenden „Ablehnung jedes Staatskirchentums“ folge, dass „es der Kirche und nur der Kirche überlassen bleiben kann, ihre Angelegenheiten selbst zu ordnen“; die 17. Durchführungsverordnung versuche die Ordnung jedoch mit Mitteln wiederherzustellen, die „wesensmässig kirchlich nicht sind und in manchem den Mitteln und Wegen gleichen, die der frühere Reichsbischof Müller mit seinem Rechtswalter Jäger ergriffen hat“. Abhilfe könne nur geschaffen werden, wenn alle rechtmäßigen Kirchenregierungen ermächtigt würden, „die für den bürgerlichen Rechtsverkehr der Kirche erforderlichen Handlungen“ selbst zu vollziehen. Vor allem aber müsse allen Landeskirchen die Möglichkeit gegeben werden, „neue Organe nach kirchlichem Recht zu bilden“. Dazu solle der von der ‚Beratenden Kammer der Deutschen Evangelischen Kirche für Verfassungsangelegenheiten‘ im Dezember 1936 vorgelegte Entwurf für die Neuordnung der kirchlichen Organe (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 51) als Gesetz in Kraft gesetzt werden und staatliche Anerkennung erhalten; dadurch würden nicht nur die kirchlichen Körperschaften neu geordnet, sondern auch sichere Erkenntnisse gewonnen, „inwieweit innerhalb des kirchlichen Raumes an dem Evangelium, so wie es uns in der Heiligen Schrift offenbart und in den reformatorischen Bekenntnissen seinen Ausdruck gefunden hat, festgehalten oder den nationalkirchlichen Grundsätzen zugestimmt wird“ (Entwurf mit hsl. Vermerk Gaugers „von D. Dr. Friedrich Stuttgart 20.XII.37“ und zahlreichen hsl. Korrekturen: LKA Hannover, D 15 I Nr. 75). Der Entwurf Friedrichs bildete dann die Grundlage für die Erklärung des Kasseler Gremiums: Zunächst wurden die in Stuttgart vorgenommenen Korrekturen, bei denen u. a. der Hinweis auf den Entwurf der Verfassungskammer gestrichen worden war, am 22. Dezember 1937 in Berlin in einen neuen Entwurf eingearbeitet; dieser Entwurf wurde dann nochmals überarbeitet (Entwurf für ein Schreiben an den Reichskirchenminister mit zahlreichen hsl. Korrekturen: LKA Hannover, D 15 I Nr. 112). Die endgültige Fassung der Erklärung wurde schließlich mit Schreiben vom 23. Dezember 1937 an den Reichskirchenminister übersandt (Abschrift des Anschreibens und der auf den selben Tag datierten Erklärung: LKA Leer, Kirchenordnungen, Kirchengemeinde- und Synodalordnung, Kirchenkampf, Nr. 2 Vol. I; Abdruck: KJ 1933–1944, S. 220–224; H. Hermelink, Kirche, S. 429–435).
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sollte auf jeden Fall herausgebracht werden. Das gemeinsame Wort muß einschließen die gemeinsame Sache der Deutschen Evangelischen Kirche, die gemeinsame Äußerung der zerstörten Kirche. Ich würde es bedauern, wenn das zuerst gesprochene Wort zu kurz käme. Böhm bringt ein Wort zur Gefangenenfrage zur Verlesung87. Asmussen: Unsere Aufgabe sehe ich nicht darin, darauf zu achten, wo vielleicht noch ein Spalt offen ist. Ich sehe die Kontroverse nicht darin, ob wir am Leben bleiben oder nicht, sondern ob wir unterliegen oder siegen. Asmussen übergibt seine Sätze, die an die Gemeinden gerichtet sind88. Meiser: Die Befriedungsabsichten [sind] unmöglich, wenn hier nicht die Probe aufs Exempel gemacht wird89. Kloppenburg stimmt Meiser zu. Es muß wieder gehört werden, wie vordem, daß gegenüber dieser Verordnung90 Männer der Kirche aus allen Lagern in dem gleichen Gewissensernst ihr Nein sagen. Das müßte im Ton und Inhalt auch unseren Gemeinden deutlich werden. Sie müssen wissen: Es sind Männer da, die gegenüber solchen Versuchen sagen: Hier ist es uns nicht erlaubt, mitzugehen. Wurm: Sollten wir nicht mit Werner ein persönliches oder privatim ein Gespräch führen und sachlich sagen, warum es einfach nicht möglich ist,
87 Dabei handelte es sich vermutlich um den im LKA Hannover, L 3 I Nr. 20, überlieferten Entwurf für ein „Wort an die Gemeinden (Verlesung am I. und II. Weihnachtstage zur Gefangenschaft unserer Brüder über Weihnachten“. In diesem nicht gezeichneten und undatierten Entwurf hieß es u. a., die evangelische Christenheit wisse, „daß es unrecht ist, den gefangenen Brüdern vorzuwerfen, sie seien gegen den Staat eingestellt und hätten durch ihr Verhalten der Volksgemeinschaft Schaden zugefügt“. Die Gefangenen hätten auch nicht „eigenmächtig den Kampf gesucht“, sondern „in dem Gehorsam gehandelt [.|.|.], zu dem die ganze Kirche verpflichtet ist“; daher sei durch ihre Not „die ganze evangelische Kirche mitbetroffen“. Diese Formulierungen finden sich wörtlich auch in einem ebd. überlieferten Entwurf für eine „Eingabe an den Führer und Reichskanzler und an die Reichsregierung“. 88 Gemeint ist die oben Anm. 60 erwähnte Vorlage. 89 Nach G 2 lautete das Votum Meisers: „Duktus der Ausführungen von Friedrich sagt mir zu. Zu Gauger: ich hätte nicht gedacht, dass er so leise treten kann. Wir haben nicht Bedenken, sondern ein non possumus [= wir können nicht]. Ob es uns Verfolgung einbringen wird, haben wir nicht in der Hand. Bei Müller/Jäger haben wir nicht von Bedenken gesprochen, sondern: nein. Der Staat soll ganz klar wissen: nein. Eure Rede sei: Ja ja, nein, nein. Für Aufhebung der 13. Durchführungsverordnung danken? Wir haben sie ihm nie zugestanden. ‚Deutsche Evangelische Kirche nicht wirkliche Kirche‘ (Mahrenholz) – damit können wir nicht kommen, taten es bei Jäger auch nicht. Für den Staat ist die Deutsche Evangelische Kirche Kirche. Zu § 1, 1: Wer sagt, daß Werner nicht der Platzhalter Jägers ist? Da, wo wir um des Gewissens willen nur nein sagen können, müssen wir es tun, komme, was kommen mag. Es ist Zeit, dass das wieder gesagt wird. Und dann g e m e i n s a m reden! Staat muss wissen, daß wir alle getroffen sind, wenn er einen angreift.“ 90 D. h. der 17. Durchführungsverordnung.
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zu [ein Wort unleserlich]. Lediglich sich passiv verhalten, wenn eine Aufforderung kommt, würde ich nicht für klug halten. Ficker: Wir haben den Rechtsausschuß für den Landeskirchenausschuss bis jetzt aufrechterhalten. Natürlich ist die rechtliche Lage wesentlich ungünstiger als bisher. Wir wollten aus unserem Anspruch keine persönliche Frage machen. Es geht uns nicht um Personen. Der Staat würde sich den Prestigeverlust nicht aufdrängen lassen, uns [= den Landeskirchenausschuss] wieder zu rufen. Es geht uns um eine kirchliche Lösung. Wir müssen so reden, daß es auch andere Stellen verstehen und daß diese Einfluß auf Kerrl üben. Wir dürfen uns dann nicht nur auf juristische Finessen einlassen. Wir müssen darin sagen, was gehört wird. Es muss gesagt werden, daß da etwas geschehen ist, was die Ehre und Würde der Kirche und von deutschen Volksgenossen verletzt. Es wurde heimlich ein Beamter [Klotsche] gegen uns aufgestellt. Der Mann erhebt gegen uns seinen Revolver und noch am selben Tag wird dieser Mann legalisiert91. Es ist das Vertrauen in die Ehrlichkeit [Text bricht ab]. Wenn nicht bald gehandelt wird und Erfolge erzielt werden, so ist zu sorgen, daß in Sachsen die Front zerbricht. Geben sie dem Wort die von uns gefertigte Erklärung der sächsischen Verhältnisse bei92! 91 Vgl. dazu oben Dok. 29, Anm. 3. 92 Entsprechend dieser Aufforderung wurde der Stellungnahme zur 17. Durchführungsverordnung (vgl. oben Anm. 86) der Bericht „Die besondere Notlage in Sachsen“ als Anlage beigefügt. In diesem Bericht wurde die Einsetzung des sächsischen Kirchenregiments beklagt, die „ohne jede Mitwirkung der Kirche einseitig vom Staate erfolgt“ sei. Klotsche und Kretzschmar seien weder Geistliche noch Männer der Kirche, sondern Thüringer Deutsche Christen (vgl. dazu oben Dok. 1, Anm. 23) und „Exponenten des abgewirtschafteten Systems Coch, dessen kirchenzerstörende Tätigkeit unvergessen ist“; ihre Einsetzung bedeute „erneut eine Auslieferung der Kirche an die Partei der Thüringer Deutschen Christen und damit an ein bekenntniswidriges Kirchenregiment“. Dieses Kirchenregiment sei nicht nur vom Staat eingesetzt, sondern beziehe sich auch bei seinen Maßnahmen fortwährend auf staatliche Weisungen, „so dass danach in Wirklichkeit der Staat als Kirchenregiment erscheint“; dies lasse sich anhand der Amtsenthebungen, des Verbots von Superintendentenversammlungen, des Widerrufs des Anschlusses der sächsischen Kirche an den Lutherrat, des Einsatzes der Polizei und anderer Maßnahmen leicht nachweisen. Besonders schwer falle jedoch ins Gewicht, dass das sächsische Kirchenregiment im Gegensatz zur Präambel des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche den Staat „zum Parteigänger der rein kirchenpolitischen Richtung der Thüringer Deutschen Christen“ mache und diesen „auch mit der Verantwortung für den Missbrauch der kirchenregimentlichen und finanziellen Machtmittel und für die die Volksgemeinschaft schädigende politische Diffamierung der kirchenpolitischen Gegner“ belaste. Um die fortschreitende Zerstörung der Kirche und ihres Verhältnisses zum Staat aufzuhalten, müsse der Staat daher „in wohlverstandenem eigenen und in kirchlichem Interesse“ der Kirche „die ihr wesensnotwendige und auch vom Führer und Reichskanzler wiederholt verbürgte Freiheit zur Ordnung ihrer Angelegenheiten“ zurückgeben (LKA Leer, Kirchenordnungen, Kirchengemeinde- und Synodalordnung, Kirchenkampf, Nr. 2 Vol. I; vgl. dazu auch den Entwurf im LKA Hannover, D 15 I Nr. 75).
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von Thadden: Wir brauchen unbedingt Material, vielleicht schon in diesen Weihnachtstagen zu einem bestimmten Zweck, wo in knappster Weise einfach die Lage zusammengefaßt wird, was die 17. Durchführungsverordnung für einen Tatbestand für die Deutsche Evangelische Kirche geschaffen hat.
ANHANG I Entwurf für ein Schreiben der Beauftragten der Kirchenführerkonferenz für die Leitung und Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche an den Reichskirchenminister (Goslarer Beschluss) [Goslar 1937 Februar 23/24]1 LKA Hannover, D 15 III Nr. 13 (Durchschrift).
Die Landeskirchenführer-Konferenz hat bereits in ihrem Schreiben vom 19. d. M. zu der durch den Erlass des Führers und Reichskanzlers vom 15. d. M. geschaffenen neuen Lage grundsätzlich Stellung genommen. Sie hat es dankbar begrüsst, dass nach dem Willen des Führers über eine Verfassung und Ordnung der Deutschen Evangelischen Kirche diese selbst in völliger Freiheit entscheiden soll. Die Unterzeichneten, welche von der Landeskirchenführer-Konferenz mit der Leitung und Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche2 beauftragt sind, nehmen Bezug auf dieses Schreiben, dürfen aber nicht verschweigen, dass gerade aus den Kreisen der Deutschen Evangelischen Kirche, welche dem eigentlichen kirchlichen Leben besonders nahestehen, uns Bedenken und Einwendungen zugegangen sind, die sich vor allem darauf stützen, dass noch völlige Unklarheit darüber besteht, wie der Charakter der geplanten Wahl sein und in welchen Formen sie sich vollziehen wird. Angesichts dieser Tatsache, die der Führung des Deutschen Reiches mitzuteilen wir für unsere Pflicht halten, sehen wir uns veranlasst, zu den in dem Schreiben vom 19. d. M. behandelten Fragen nochmals eingehender Stellung zu nehmen. Wir dürfen annehmen, dass es Ihnen, Herr Reichsminister, erwünscht sein wird, unsere Stellung zu den Ihnen in diesen Wochen obliegenden schwerwiegenden Entscheidungen kennenzulernen. Wir glauben, damit bei der Erfüllung der Ihnen vom Führer gestellten Aufgabe mithelfen zu können. Wir haben uns vergewissert, dass die im Folgenden
1 Der Entwurf ist masch. auf den 26. Februar 1937 datiert, da er als Vorlage für eine Sitzung der Kirchenführerkonferenz vorgesehen war, die an diesem Tag hätte stattfinden sollen (vgl. dazu oben Dok. 6, S. 137 mit Anm. 39); tatsächlich stammt der Entwurf jedoch vom 23./24. Februar 1937 (vgl. oben Dok. 6, Anm. 22). 2 „der DEK“ am Seitenrand masch. ergänzt.
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vorzutragenden Gedanken und Grundsätze die Zustimmung3 der Mehrheit der Kirchenführer der großen konfessionellen Gliederungen der Deutschen Evangelischen Kirche und der Arbeitsgemeinschaft der kirchlichen Verbände (Zentralausschuß für die Innere Mission einschließlich Evangelischem Männerwerk und Evangelischem Frauenwerk, Evangelischem Bund, Gustav-Adolf-Verein, Reichsbund der deutschen evangelischen Pfarrervereine) gefunden haben. I Wenn die gegen die Durchführung der Wahl in der Deutschen Evangelischen Kirche vorhandenen Bedenken beseitigt werden sollen und eine von freudigem Verantwortungsbewusstsein getragene unbeeinflusste Wahl mit objektiven Ergebnissen gezeitigt werden soll, so ist die Feststellung folgender unerlässlicher Grundvoraussetzungen geboten: 1) In dem Erlass des Führers ist ausgesprochen, dass die Wahl frei und unbeeinflusst stattfinden soll. Zur Sicherung dieses Willens des Führers müsste in einer eindeutigen und gegen jeden Missbrauch gesicherten Form (etwa durch öffentlichen Erlass des Führers oder des Stellvertreters des Führers) nicht nur die Freiheit der Stimmabgabe gewährleistet, sondern auch jeder mittelbare, ein Autoritätsverhältnis ausnutzende Einfluss auf die Willensbildung der Abstimmenden ausgeschlossen werden. 2) Die Generalsynode kann in keinem Falle über die Substanz der Kirche und über die ihr anvertraute Botschaft entscheiden, weil es sich hier um vorgegebene Wahrheiten handelt, die der Kirche unveräusserlich gesetzt sind. Der Artikel 1 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche kann also seinem Inhalt nach nicht Gegenstand einer Beschlussfassung der Generalsynode sein. 3) Die Generalsynode kann nur über die Angelegenheiten beschliessen, die zur Zuständigkeit der Deutschen Evangelischen Kirche gehören. Da durch Artikel 2, Absatz 3 der geltenden Verfassung das Gebiet des Bekenntnisses und des Kultus davon ausdrücklich ausgenommen ist und gemäss Artikel 12, Absatz 1 diese Bestimmung ihrem Wesen nach auch durch eine Verfassungsänderung nicht aufgehoben werden kann, so scheidet jede Zuständigkeit der Generalsynode auf diesen Gebieten von vornherein aus. 4) Die Wahl muss eine persönliche sein; die Abgabe gesammelter Stimmzettel durch einen Vertreter kann keinesfalls zugelassen werden. 5) Die Leitung und Durchführung der Wahl muss durch kirchliche Organe geschehen.
3 Text ab hier bis zum Schluss des Absatzes masch. ergänzt.
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6.) Eine freie Wahl, wie sie der Führer in seinem Erlass zugesagt hat, schliesst es aus, dass lediglich eine vorher bestimmte Liste den Wählern zur Annahme oder Ablehnung vorgelegt wird. Vergleiche II B Ziffer 4. II Was den Charakter der Wahl anbetrifft, so besteht eine doppelte Möglichkeit der Ausführung des Erlasses des Führers und Reichskanzlers. A) Die eine Möglichkeit ist, dass die Wahl als eine kirchliche Wahl im eigentlichen Sinne verstanden und vollzogen wird, damit durch4 die zu bildende Generalsynode die fehlenden echten kirchlichen Leitungsorgane und eine neue endgültige Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche geschaffen werden, so dass auf diesem Wege der innere Neuaufbau der Deutschen Evangelischen Kirche zustande kommt. In diesem Falle würde es sich lediglich um eine besondere Form der sonst üblichen kirchlichen Wahlen handeln; sie müsste deshalb, was insbesondere die Anforderungen an die Wähler und die zu Wählenden anlangt, vom Wesen der Kirche und von den für die Bildung kirchlicher Organe massgebenden Grundsätzen her vollzogen werden. Auch bedürfte dann die Ausarbeitung und der Erlass der Wahlordnung der Mitwirkung der Kirchen. Über diese Form der Wahl hat sich das Schreiben der Landeskirchenführer vom 19. d. M., insbesondere unter Ziffer 4, bereits näher geäussert. Wir sehen in dem von der beratenden Kammer für Verfassungsangelegenheiten der Deutschen Evangelischen Kirche vorgelegten Entwurf einer Neuordnung der kirchlichen Organe eine geeignete Grundlage, um auf dem Weg von Wahlen zu neuen kirchlichen Körperschaften in den Kirchengemeinden und den Gliederungen der Deutschen Evangelischen Kirche und von daher zu der verfassunggebenden Generalsynode zu gelangen. B) Auf der anderen Seite besteht die Möglichkeit, die Wahl so zu gestalten, dass sie mit der Bildung der Generalsynode zugleich eine Abstimmung des evangelischen Teiles des deutschen Volkes über dessen Stellung zur Kirche überhaupt wie zu der durch Artikel 1 der geltenden Verfassung umschriebenen Grundlage der Kirche herbeiführt. 1) Die Befugnisse der aus solcher Abstimmung hervorgehenden Generalsynode würden dann im wesentlichen den rechtlichen Aufbau der Kir4 „durch“ am Seitenrand masch. ergänzt.
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che betreffen. Der Aufgabenkreis der Generalsynode würde demgemäss durch nachfolgende Punkte bestimmt und begrenzt sein. a) Auch die auf diesem Wege gebildete Generalsynode wird, wie das Schreiben vom 19. d. M. schon ausgeführt hat, von dem ernsten Willen zur Einheit der ganzen Deutschen Evangelischen Kirche geleitet sein müssen5. b) Die Tatsache jedoch, dass die Fortgeltung der in Artikel 1 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche vom 11. 7. 1933 umschriebenen Grundlage der Deutschen Evangelischen Kirche und damit die in Artikel 2 bezw. 12 gewährleistete Selbständigkeit der bekenntnisgebundenen Kirchen, in welche sich die Deutsche Evangelische Kirche gliedert, nicht Gegenstand der Beschlussfassung in der Generalsynode sein kann, kann diese in die Notwendigkeit versetzen, diejenigen Teile des evangelischen Volkes, die an dieser Grundlage nicht mehr festhalten zu können glauben, einen eigenen Weg gehen zu lassen. Die Generalsynode würde die hierfür erforderlichen Einzelmassnahmen in gegenseitiger Aussprache und Beratung zu ermitteln haben. c) Hauptaufgabe der Generalsynode, wenn oder soweit sie an der in Artikel 1 der Verfassung bezeichneten Grundlage der Deutschen Evangelischen Kirche festhält, ist es, durch Schaffung entsprechender Ordnungen den Aufbau eigenständiger kirchlicher Organe herbeizuführen und auf die einheitliche Zusammenfassung der bekenntnisgebundenen Gliederungen der Deutschen Evangelischen Kirche in einer neuen Verfassung hinzuarbeiten. Ausserdem wird die Generalsynode eine beauftragte Leitung und Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche herauszustellen haben. Dem etwa ausscheidenden Teil bleibt es unbenommen, für seinen Bereich entsprechende Massnahmen zu treffen. 2) Der Kreis der Abstimmungsberechtigten würde für eine Wahl auf solcher Grundlage weit gezogen werden können. Wir halten jedoch mindestens folgende Erfordernisse für geboten: a) Kirchenmitgliedschaft am Tage des Erlasses des Führers, den 15. 2. 1937, und am Wahltage. b) Vollendung des 24. Lebensjahres am Wahltage. c) Besitz der deutschen Reichsangehörigkeit. Ausgeschlossen vom Wahlrecht werden diejenigen sein müssen, die nicht oder nur beschränkt geschäftsfähig sind, denen durch rechtskräftiges Urteil die bürgerlichen Ehrenrechte oder die Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Ämter aberkannt sind oder die6 unter Polizeiaufsicht stehen. 5 „müssen“ hsl. ergänzt. 6 Am Seitenrand hsl. hinzugefügt: „aufgrund gerichtlichen Urteils“.
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3) Eine Wählerliste wird durch die zuständigen kirchlichen Organe aufzustellen sein. 4) Von entscheidender Wichtigkeit wird die Regelung der Frage sein, von wem die Vorschläge für die künftigen Mitglieder der Generalsynode den Wählern gemacht werden können. Eine freie Wahl schliesst es, wie oben gesagt, aus, dass lediglich e i n e vorher bestimmte Liste den Wählern zur Annahme oder Ablehnung vorgelegt wird. Es ist andererseits nicht zu verkennen, dass sich die Abstimmungsberechtigten in erster Linie unter dem Gesichtspunkt entscheiden werden, ob sie weiterhin einer evangelischen Kirche angehören wollen, die auf dem Boden der Heiligen Schrift und der reformatorischen Bekenntnisse steht. Dadurch wird es sich rechtfertigen, dass für diejenigen Kreise, die auf dem Boden des Artikel 1 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche stehen, dem von uns noch vorzuschlagenden Organ, für die anderen Kreise etwa der Leitung des Bundes für Deutsches Christentum, das Recht der Aufstellung von Wahlvorschlägen zuerkannt wird. Daneben sollte indessen nicht ausgeschlossen werden, dass auch andere Kreise Wahlvorschläge aufstellen, sofern sie eine hinreichende Anzahl von Unterschriften (etwa 1.000) hierfür nachweisen. Die Frage, über die der Wähler zu entscheiden haben wird, ist für die ganze Deutsche Evangelische Kirche die gleiche. Aus diesem Grunde empfehlen wir, dass jedenfalls auch Reichslisten zugelassen werden. 5) Die Gesamtzahl der zu Wählenden sollte 150–200 Personen nicht übersteigen. Bei diesen Zahlen würde sich eine angemessene und ausreichende Berücksichtigung der verschiedenen Kirchengebiete ermöglichen lassen. 6) Für die Durchführung der Wahl wird es sich als notwendig erweisen, die Wahlkreisgrenzen so zu ziehen, dass sie mit den Grenzen von Landeskirchen übereinstimmen. 7) Für die örtliche Vorbereitung und Leitung der Wahl und die Feststellung des örtlichen Wahlergebnisses sollte der Pfarrer unter Hinzuziehung von Beisitzern bestimmt werden. Dagegen ist zu erwägen, ob die Zusammenstellung des Wahlergebnisses in den Wahlkreisen und für die gesamte Deutsche Evangelische Kirche sowie die Ausübung höherer leitender Befugnisse im Wahlverfahren nicht etwa dem höchsten richterlichen Beamten evangelischen Bekenntnisses in dem betreffenden Wahlkreis bezw. im Gesamtgebiet der Deutschen Evangelischen Kirche übertragen werden sollte. Wir haben, Herr Reichsminister, über die unter II B dargelegte Möglichkeit der Wahl deshalb so eingehende und auch auf Einzelheiten des Verfahrens sich erstreckende Ausführungen gemacht, weil in dem Schreiben der Landeskirchenführer vom 19. d. M. diese Möglichkeit nur kurz angedeutet wurde; es darf aber nicht unterlassen werden, auch für diese unter kirchlichen Gesichtspunkten weniger als die unter II A behandelte erwünscht
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scheinende Möglichkeit der Durchführung der Wahl unsere grundsätzliche Auffassung vorzutragen. Wir sind jedenfalls der Überzeugung, dass eine echte, dem Wesen der Kirche entsprechende und der Aufgabe der Kirche dienende Ordnung der Kirche, ihrer Leitung und Verwaltung erst errichtet werden kann, wenn die seit 3 Jahren in der Deutschen Evangelischen Kirche durch alle kirchlichen Auseinandersetzungen hindurchgehende Vorfrage, wie die einzelnen Glieder der Kirche zu dem in Artikel 1 der Verfassung umschriebenen Fundament der Kirche stehen, geklärt ist. Wir sehen in der unter II B dargelegten Form eine Möglichkeit einer solchen Klärung und auch den geeigneten Ansatz für die sich daraus im rechtlichen Bereich der Kirche etwa ergebenden Forderungen7. Zur weiteren Erörterung der sich aus der Vorbereitung der Wahl ergebenden Fragen ist von uns ein besonderer Ausschuß ermächtigt worden. Die Beauftragten für die Leitung und Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche
7 Die folgenden beiden Absätze wurden masch. ergänzt.
II Beschlüsse der Vorläufigen Kirchenleitung II und des Rates der Deutschen Evangelischen Kirche Berlin 1937 April 21 EvAG München, C 3. 19 (Hektographie).
I. Der Rücktritt des Reichskirchenausschusses am 12.2.1937 sollte öffentlich darlegen, daß für ihn ein kirchlich bestimmtes Handeln infolge der Widerstände des Reichs- und Preußischen Ministeriums für die kirchlichen Angelegenheiten nicht möglich war. Die Rede des Kirchenministers vor den Vertretern der Landes- und Provinzialkirchenausschüsse am 13.2.1937 kündete ein Verordnungswerk an, das unter stärkster staatlicher Förderung der Deutschen Christen, besonders ihrer Thüringer Richtung, den Primat des Staates über die Kirche vollenden wollte. Der Erlaß des Führers über die Einberufung einer verfassunggebenden Generalsynode der Deutschen Evangelischen Kirche vom 15.2.1937 sichert zwar der Kirche volle Freiheit zu, sich selbst eine neue Verfassung und damit eine neue Ordnung zu geben, setzt aber fälschlich die Kirche dem Kirchenvolk gleich (Schreiben des Reichskirchenministers vom 25.2.1937 an Landesbischof D. Marahrens) und droht damit eine Wiederholung der politisch bestimmten, unkirchlichen Wahl des Jahres 1933 und einen erneuten, wahrscheinlich sogar verstärkten Einfluß kirchenfremder und christusfeindlicher Massen auf Ordnung und Verkündigung der Kirche herbeizuführen. Diese Bedrohung zwingt die Kirche zur Selbstbesinnung. Sie weiß, daß ihre Zersplitterung sie in allen Kämpfen nur schwächt. Darum sehnt sie sich nach Einheit. Ludwig Müller, der, gestützt auf das Vertrauen des Führers, sich zum Reichsbischof aufschwang, scheiterte bei seinen Versuchen, die Einheit der Kirche auf dem Verwaltungswege zu erzwingen, an der Schwere seines unkirchlichen Handelns und an der Fülle seiner Rechtsbrüche. Der Reichskirchenausschuß, der nach der alleinigen Bestimmung des Kirchenministers Angehörige der verschiedenen Gruppen mit dem Ziele des Ausgleichs entgegengesetzter Bestrebungen und Machtverhältnisse umfaßte, die dabei als Männer der Kirche gelten sollten, scheiterte an der Unmöglichkeit, den Anschein aufrechtzuerhalten, als könne man diejenigen in einer einheitlichen Kirche ordnen, bei denen eine Übereinstimmung in den Grundfragen des christlichen Glaubens nicht besteht. Einheit der
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Ordnung in der Kirche kann nur auf Grund vorhandener Einheit in der Lehre erwachsen. Es geht nicht umgekehrt. Dem gibt der grundlegende Artikel 1 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche Ausdruck. Um dem weit verbreiteten Unfug zu wehren, sich nur formal auf diesen Artikel zu berufen, haben die Bekenntnissynoden der Deutschen Evangelischen Kirche vom Worte Gottes her, wie es in den Bekenntnissen der Kirchen bezeugt ist, Entscheidungen gefällt und Scheidungen vollzogen, die für die Kirche verbindlich sind, solange sie nicht vom Worte Gottes her widerlegt werden können. Die Einheit der Kirche wird nicht durch äußere Verbindung möglichst vieler Menschen, die man Kirchenvolk nennen mag, sondern durch die innere Verbundenheit mit dem einen Grunde geschaffen, außer dem niemand einen anderen legen kann. Auf dieser Grundlage haben sich am 3. 3. 1937 die Vorläufige Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche und der Rat der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands zu gemeinsamem Handeln zusammengeschlossen. In den von der evangelischen Kirche Deutschlands heute geforderten Entscheidungen werden – das war die Zielsetzung dieser Arbeitsgemeinschaft – beide Kirchenleitungen gemeinsam vorgehen. Vorläufige Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche und Rat der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands erfüllten damit zugleich die Aufforderung des Reichsbruderrates, einen bevollmächtigten Arbeitsausschuß zu bestellen, der für die Bekennende Kirche in den nächsten Wochen die Verhandlungen mit staatlichen Stellen über die mit der Wahl zusammenhängenden Fragen zu führen hat. Die Arbeitsgemeinschaft hat am 11.3.1937 dafür folgende Grundsätze aufgestellt: „Die Kirche des Evangeliums ist allein das Eigentum ihres Herrn, der sie durch sein Blut erworben hat, daß sie unter ihm lebe und ihm diene. Darum ist es ihr verwehrt, in eine Ordnung zu willigen, die im Widerspruch zu der Aufgabe steht, die ihr durch das Wort des Herrn gewiesen und in ihren Bekenntnissen bezeugt ist. Die Vertreter der Arbeitsgemeinschaft, die zwischen der Vorläufigen Leitung und dem Lutherischen Rat [sic!] gebildet ist, wenden sich an alle, die wider jede Politisierung der kirchlichen Verkündigung, Ordnung und Leitung das Evangelium von dem gekreuzigten und auferstandenen Christus bezeugen und rufen zur Sammlung. Diese Sammlung schließt die Scheidung von denen in sich, die den Grund der Kirche damit verlassen, daß sie Botschaft und Ordnung derselben von weltanschaulichen und politischen Überzeugungen ableiten.“ Die Bedeutung dieser Arbeitsgemeinschaft sah die Vorläufige Leitung in folgenden Punkten: 1. Anstelle der lähmenden Zerrissenheit der Bekennenden Kirche war ein zu einheitlichem Handeln befähigtes Organ getreten. Die Stimme der
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Bekennenden Kirche konnte mit dem Vollgewicht dieser Einheit in die Waage geworfen werden. 2. Die Einheit war nicht auf dem Wege des Kompromisses in grundsätzlichen Fragen und nicht durch Abgrenzung teilweise für strittig erklärter Zuständigkeiten, sondern durch gemeinsame Besinnung auf die gleicherweise gültige und gleicherweise verbindliche Entscheidung aus Gottes Wort gemäß den Bekenntnissen der Kirche gewonnen worden. 3. Demgemäß konnte und sollte die weitere Sammlung nicht durch taktische Erwägungen und formale Scheingründe, sondern durch die auf dem Boden der Wahrheitsfrage vollzogene Entscheidung und Scheidung beruhen. II. Mit der so gegründeten und so ausgerichteten Arbeitsgemeinschaft verträgt es sich nicht, wenn an diese Arbeitsgemeinschaft gebundene Kirchenführer für ihr kirchliches Handeln unter Umgehung der Arbeitsgemeinschaft andere Bindungen für ein anders geartetes Handeln eingehen. Gemäß einer Verlautbarung im Hannoverschen Kirchenblatt „Um Glaube und Kirche“ vom 8. April 1937 haben die im leitenden Amt der Landeskirchen stehenden Führer beschlossen, den dienstältesten Landesbischof (D. Marahrens, Hannover) zu bitten, in Zusammenarbeit mit drei rechtmäßig im leitenden Amt einer Landeskirche stehenden Kirchenführern die Gesamtheit der auf dem Boden des Artikels 1 stehenden Landeskirchen in den gemeinsamen Aufgaben zusammenzufassen und die Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche wahrzunehmen. Es wird bestritten, daß von den drei Benannten der Landessuperintendent D. Dr. Hollweg der „rechtmäßig im leitenden Amt“ der Evangelischreformierten Landeskirche der Provinz Hannover „stehende Kirchenführer“ ist. Als solcher gilt vielmehr der Präsident des Landeskirchenrates Koopmann. Es wird bestritten, daß Präses Zimmermann-Berlin der rechtmäßig im leitenden Amt der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union stehende Kirchenführer ist. Er ist nur eins der Mitglieder des Landeskirchenausschusses, dessen Vorsitzender Generalsuperintendent i. R. D. Eger ist. Es wird bestritten, daß Kirchenausschüsse, die vom Staat einseitig bestellt, von ihm beauftragt und nunmehr in ihrem Handeln weithin entmächtigt, als Kirchenleitungen anerkannt werden können, weil sie noch einen geringen Rest staatlicher Legalität zu haben scheinen. Es wird bestritten, daß insbesondere Kirchenausschüsse, soweit sie außerstande sind, die vom Worte Gottes geforderte Entscheidung sich zu eigen zu machen und die damit zugleich gesetzte Scheidung zu vollziehen,
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für sich in Anspruch nehmen können, auf dem Boden des Artikels 1 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche zu stehen. Es wird bestritten, daß in der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche „die im leitenden Amt stehenden Führer der Landeskirchen“ auch dann für die Deutsche Evangelische Kirche handeln können, wenn zahlreiche Landeskirchen von einer solchen Kirchenführerkonferenz ausgeschlossen sind. Es wird bestritten, daß eine solche Landeskirchenführerkonferenz imstande ist, eine Leitung und Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche zu bilden. Dem Gremium Marahrens ist aber die Aufgabe zugewiesen, „die Gesamtheit der .|.|. Landeskirchen in den gemeinsamen Aufgaben zusammenzufassen und die Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche wahrzunehmen.“ Das ist etwas anderes als eine gemeinsame Vertretung von immerhin noch mit beschränkter Legalität vom Staat zeitweilig belassener Kirchenregierungen. Es ist der Versuch der Fortsetzung des zurückgetretenen Reichskirchenausschusses und des gleichfalls zurückgetretenen Gremiums Dr. Lilje als Leitung und Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche. Dem mangelt nicht nur die formal-rechtliche, sondern auch die kirchliche Begründung. Denn es wird bestritten, daß die hier handelnden Kirchenführer befugt sind, von der bekenntnisgebundenen Leitung der bruderrätlichen Notkirchenregierungen abzusehen und in Gemeinsamkeit mit Kirchenausschüssen, die aus Gründen des Bekenntnisses als Kirchenleitungen nicht anerkannt werden können, in Anspruch zu nehmen, für die Gesamtheit der auf dem Boden des Artikels 1 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche stehenden Landeskirchen zu handeln. Es wird bestritten, daß ein noch vorhandener Legalitätsrest aufgegeben wird, wenn die sogenannte Kirchenführerkonferenz aufhört, bekenntnisbestimmte Landeskirchenregierungen mit Ausschüssen, deren Kirchenregiment aus Gründen des Bekenntnisses abgelehnt werden muß, zu gemeinsamem Handeln zu verbinden. Es wird die Möglichkeit bestritten, daß Kirchenleitungen oder Kirchenführer, die in der Vorläufigen Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche oder im Rate der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands eine für sie verbindliche Kirchenleitung anerkannt haben und an der Arbeitsgemeinschaft zwischen beiden beteiligt sind, gleichzeitig und im Gegensatz dazu andere Organe mit der Leitung und Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche betrauen können. Es verträgt sich nicht mit der Zugehörigkeit zu dieser Arbeitsgemeinschaft, wenn solche Kirchen weiterhin an der Beratenden Kammer für Verfassungsangelegenheiten der Deutschen Evangelischen Kirche unter dem Vorsitz des Vizepräsidenten Dr. Meinzolt festhalten. Diese Kammer hat sich nicht nur durch ihre bisherige Arbeit, sondern auch durch ihre Bin-
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dung an den zurückgetretenen Reichskirchenausschuß als äußerst fragwürdig erwiesen. Keinesfalls kann sie hinsichtlich verantwortlicher Äußerung gegenüber dem Staat Arbeiten über die künftige Verfassung oder die Wahl weiterführen, nachdem die Arbeitsgemeinschaft in gleicher Richtung verantwortlich beauftragt worden ist. III. Aus diesen Gründen hat die Vorläufige Leitung durch ihren Vorsitzenden Herrn Landesbischof D. Meiser unter dem 7. April geschrieben: „Um die jetzt ohne Vorwissen der Vorläufigen Leitung durch die Landeskirchenführerkonferenz geschaffenen Schwierigkeiten zu beheben und den sonst unvermeidlichen Bruch zu vermeiden, sind nach unserer Meinung folgende Schritte notwendig: Die Herren Landesbischöfe müssten eindeutig und öffentlich anerkennen, dass in Landeskirchen, in denen bekenntniswidrige Kirchenausschüsse im Gegensatz zu den von den Bekenntnissynoden bestellten Bruderräten das Kirchenregiment ausüben, das Kirchenregiment nicht bei diesen Ausschüssen, sondern bei den Bruderräten liegt. Es muss in Uebereinstimmung mit den Zusagen des Herrn Oberkirchenrat Breit vom 3. März 1937, die eine wesentliche Grundlage der Arbeitsgemeinschaft für uns bildeten, die Landeskirchenführerkonferenz, die ja wegen ihrer unvollkommenen Zusammensetzung nicht einmal eine papierene Legalität besitzt, völlig fallen gelassen werden. Statt dessen müssen die einzelnen Landeskirchen, die der Bekennenden Kirche zugehören, zu gemeinsamem Handeln gebracht werden. Es muss der Plan öffentlich fallen gelassen werden, nun eine dritte, auf bekenntniswidrigem Wege gebildete Kirchenleitung für die Deutsche Evangelische Kirche herauszustellen, an der sich zu beteiligen die Vorläufige Kirchenleitung keine Möglichkeit sieht. Es muss die Arbeitsgemeinschaft zwischen Vorläufiger Kirchenleitung und Lutherischem Rat [sic!], wie es in ihrer Gründung vorgesehen war, die einzige Stelle sein, die befugt ist, für die Bekennende Kirche in den nächsten Wochen die Verhandlungen mit staatlichen Stellen über die mit der Wahl zusammenhängenden Fragen zu führen.“ Dieses Schreiben wurde ergänzt durch ein Brieftelegramm vom 19. 4. 1937 an die Herren Landesbischöfe D. Marahrens, D. Meiser, D. Wurm: „Nachdem ausser Kirchenführerkonferenz auch Verfassungskammer ohne Kenntnis der Arbeitsgemeinschaft Lutherrat Vorläufige Leitung weiterarbeitete, anfragen wir, ob Landesbischöfe absehen, der Gesamtkirche zur gegenwärtigen Lösung gestellte Fragen anders als durch Arbeitsgemeinschaft zu behandeln. Vorläufige Leitung muss zwanzigsten nachmittags Stellung nehmen. Darum Antwort bis 16 Uhr erbeten.
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Vorläufige Leitung Friedrich Müller“ Die Vorläufige Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche bedauert, dass sie die erbetene Antwort nicht fristgemäss erhalten hat. Die Landesbischöfe Marahrens, Meiser, Wurm haben vielmehr telegraphiert: „Zu grundsätzlicher Aussprache jederzeit bereit sind Donnerstag in Berlin.“ Somit muß die Vorläufige Leitung ohne die sachliche Antwort beschließen. IV. Die Vorläufige Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche hofft, daß ein klarer Beschluß des am 22. 4. 1937 in Berlin versammelten Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands mit Verbindlichkeit für die dem Lutherischen Rat [sic!] angeschlossenen Landeskirchen und Kirchenführer die Voraussetzungen wiederherstellt, um die Bekennende Kirche auf dem Wege der Arbeitsgemeinschaft zu einheitlich-geschlossenem Einsatz zu bringen. Die Vorläufige Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche erwartet, daß es ihr erspart bleiben möge, die Gründe öffentlich bekanntzugeben, die wider ihren Willen zum Bruch der Arbeitsgemeinschaft der Vorläufigen Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche und des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands geführt haben. Die Vorläufige Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche, der von der Bekenntnissynode die Verantwortung der Leitung übertragen worden ist, kann dem Zustande nicht länger zusehen, daß sie sich ihrerseits redlich an die Arbeitsgemeinschaft mit dem Rate der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands gebunden weiß, während andererseits durch den Lutherischen Rat [sic!] vertretene Kirchenregierungen und dem Lutherischen Rate [sic!] zugehörige Kirchenführer immer wieder handeln, als ob der Lutherische Rat [sic!] für sie eine Belanglosigkeit wäre und als ob sie durch die Arbeitsgemeinschaft ihrerseits nicht berührt sind. Die Vorläufige Leitung kann sich in Sonderheit nicht damit abfinden, daß sie ihrerseits zur Ruhe gerufen und auf kommende grundsätzliche Aussprachen vertröstet wird, während in ihrem Kirchengebiet unter Berufung auf die Einheitlichkeit der Landeskirchenführerkonferenz der Kampf der Ausschüsse gegen die Bruderräte und die Maßnahmen der bekennenden Kirche unvermindert fortgeführt wird. Die Vorläufige Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche kann die Lähmung nicht weiter verantworten, die durch das derzeitige Handeln von Landeskirchenführern über sie verhängt wird. Sie kann sich der Fülle der dringenden Aufgaben nicht entziehen, die den einheitlichen und geschlossenen Einsatz der Bekennenden Kirche fordern.
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V. Um dem Kampf gegen das Evangelium und die Kirche einen Schein des Rechtes zu verleihen, wird vielfach in der Öffentlichkeit behauptet, die Pfarrer verhinderten durch ihre Uneinigkeit die Ordnung der Kirche. So hat der Minister für die kirchlichen Angelegenheiten in einem Schreiben an Herrn Landesbischof D. Marahrens [Satz bricht ab]: „Die Priesterschaft der evangelischen Kirche hat in den letzten Jahren hinreichend bewiesen, daß sie zur Stabilisierung dieser Ordnung unfähig ist. Sie ist vielmehr in verschiedene, einander bekämpfende Gruppen zerfallen, die nicht in der Lage waren, eine Mehrheit innerhalb des Kirchenvolkes zu erreichen.“ Um darüber Klarheit zu schaffen, ob diese Vorwürfe zu Recht erhoben werden, halten wir es für notwendig, daß die Kirchenleitungen bezw. Bruderräte sofort eine Umfrage bei allen ordinierten Geistlichen ihrer Landeskirche veranstalten. Dabei ist das schriftliche Einverständnis zu nachfolgender Erklärung einzuholen, die in ihrer Formulierung auf die Vereinbarung der Vorläufigen Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche mit dem Rat der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands zurückgeht: „Erklärung“. „1. Die Kirche des Evangeliums ist allein das Eigentum ihres Herrn, der sie durch sein Blut erworben hat, daß sie unter ihm lebe und ihm diene. Darum ist es ihr verwehrt, in eine Ordnung zu willigen, die im Widerspruch zu der Aufgabe steht, die ihr durch das Wort des Herrn gewiesen und in ihren Bekenntnissen bezeugt ist. 2. Wir bezeugen wider jede Politisierung der kirchlichen Verkündigung, Ordnung und Leitung das Evangelium von dem gekreuzigten und auferstandenen Christus und rufen zur Sammlung. Diese Sammlung schließt die Scheidung von denen in sich, die den Grund der Kirche damit verlassen haben, daß sie Botschaft und Ordnung derselben von weltanschaulichen und politischen Überzeugungen ableiten.“ Es wird gebeten, die Ergebnisse dieser Umfrage der Vorläufigen Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche bis zum 10. Mai zuzuleiten. Die Vorläufige Leitung und der Rat der Deutschen Evangelischen Kirche machen es allen Bruderräten zur Pflicht, darauf Bedacht zu nehmen, daß so lange wir noch Zeit haben, unser gesamtes Deutsches Volk durch intensive Predigt- und Vortragstätigkeit unter die Entscheidungsfrage gerufen wird: Christus oder Antichristus. In dem Maße, in dem wir dieser kirchlichen Verantwortung für unser Volk gerecht werden, erweisen wir uns als Kirche.
III Entwurf des Sekretariats des Lutherrats für die endgültige Fassung der Grundbestimmungen [Berlin] 1937 Mai 14 LKA Hannover, D 15 I Nr. 22 (Hektographie)1.
Im Namen des dreieinigen Gottes! Nachdem die evangelisch-lutherischen Landeskirchen Bayerns, Hannovers und Württembergs schon im Februar 1935 sich zu enger Zusammenarbeit innerhalb der Deutschen Evangelischen Kirche auf der Grundlage des lutherischen Schriftverständnisses vereinigt hatten und nachdem sie zusammen mit den evangelisch-lutherischen Kirchen des Freistaates Sachsen, Braunschweigs und den Vertretungen der bekennenden evangelisch-lutherischen Kirchen in Thüringen, Mecklenburg, Lübeck im Rat der evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands eine geistliche Leitung für die gemeinsamen Angelegenheiten aufgestellt haben, bilden nunmehr die evangelisch-lutherischen Landeskirchen von Bayern, Braunschweig, Hannover, Sachsen, Schaumburg-Lippe und Württemberg, die lutherische Klasse der Lippischen Landeskirche sowie die lutherischen Landeskirchen in Thüringen, Mecklenburg, Lübeck und Schleswig-Holstein in ihren Vertretungen durch die Bruderräte einen Bund lutherischer Landeskirchen innerhalb der Deutschen Evangelischen Kirche. Dem Bunde ist die lutherische Kirche in Altpreußen angegliedert. Für den Bund gelten folgende Grundbestimmungen: §1 Zweck des Bundes ist die Leitung der angeschlossenen Kirchen in allen Fragen von gesamtkirchlicher Bedeutung, die mit Bekenntnis und Kultus zusammenhängen. Diese Leitung wirkt sich im besonderen u. a. aus in der Herstellung einer einheitlichen Willensbildung der angeschlossenen Kirchen, in der Förderung laufender theologischer und verwaltungsmäßiger Zusammenarbeit, in einheitlicher Vertretung der gemeinsamen Angelegenheiten nach außen, in gegenseitiger brüderlicher Unterstützung und Hilfeleistung. Für all dies ist die Grundlage die lebendige Beziehung auf die Be1 Die in der Vorlage enthaltenen hsl. Korrekturen werden beim folgenden Abdruck nicht berücksichtigt, da sie erst nachträglich hinzugefügt worden sind und einem späteren Bearbeitungsstadium des Entwurfs entsprechen.
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kenntnisse der evangelisch-lutherischen Kirche und deren tätige Bezeugung. Das Ziel des Zusammenschlusses ist die Ausgestaltung des Bundes zur evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands. §2 Die Kirchen sind willens, unter der Gewährleistung ihrer Eigenart sich künftig der evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands als Sprengel einzufügen. Bis dahin bleibt ihre Stellung nach ihrer Kirchenverfassung und nach der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche unberührt. Im übrigen verpflichten sich die Kirchen, Beschlüsse des Bundes auszuführen. §3 Organe des Bundes sind die Synode der evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands; der Rat der evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands; das Sekretariat des Rates der evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands. §4 Die Synode berät im Rahmen der Aufgaben des Bundes über Vorlagen, die der Rat einbringt. Sie hat das Recht, von sich aus zu allen Grundfragen der Kirche und ihres Lebens Stellung zu nehmen. Sie wird vom Rat einberufen. Die Zahl der Mitglieder beträgt fünfundsechzig. Davon entsenden die Kirchen nach eigenem Recht sechzig Mitglieder, fünf werden vom Rat berufen. Von den landeskirchlich entsandten Mitgliedern entfallen auf die Kirche Mitglieder ........... ........... ........... ........... Das Nähere wird durch Beschlüsse des Rates bestimmt. Eigene Vollziehung hat die Synode nicht. Diese kommt vielmehr den anderen Organen des Bundes zu. §5 Der Rat bestimmt die Richtlinien für die Arbeit des Bundes. Er überwacht die Tätigkeit des Sekretariats. §6 Zur Teilnahme an den Sitzungen des Rates sind berechtigt:
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(1) die stimmberechtigten Vertreter (§ 7) der zusammengeschlossenen Kirchen; (2) aus Kirchen, für die laut Anschlußurkunde neben der Kirchenregierung (Kirchenausschuß) ein Bruderrat der Bekennenden Kirche angeschlossen ist, außerdem ein Vertreter des Bruderrats; (3) die Mitglieder des Sekretariats. §7 Bei Abstimmungen hat jede Kirche, deren Mitgliederzahl 100.000 übersteigt, eine Stimme. Kirchen, deren Mitgliederzahl eine Million übersteigt, erhalten eine Zusatzstimme; falls die Mitgliederzahl zwei Millionen übersteigt, eine weitere Zusatzstimme. Die lutherische Landeskirche von Schaumburg-Lippe und die lutherische Klasse in Lippe führen zusammen eine Stimme. Hat eine Kirche nach Absatz 2 mehrere Stimmen, so können sie von mehreren Vertretern geführt werden. Die Stimmführer werden zu Eingang jeder Sitzung benannt. Außer den Stimmführern der Kirchen sind stimmberechtigt: (1) der Vorsitzende des Sekretariats und sein Stellvertreter; (2) jedes Mitglied des Sekretariats für sein Fachgebiet; (3) der gegenwärtige Generalsekretär des lutherischen Weltkonvents, solange er nebenamtlich auch im Sekretariat Dienst tut. §8 Beschlüsse des Rates werden in der Regel in den Vollsitzungen des Rates, und zwar mit einfacher Stimmenmehrheit, gefaßt. Erhebt eine Kirche bei der Beratung Einwand, daß ein Beschluß ihrer geschichtlichen Eigenart völlig widerspreche, so ist sie vorläufig nicht verpflichtet, ihn auszuführen. Beschließt die Vollsitzung nach frühestens einem halben Jahr mit einer Mehrheit von vier Fünfteln aller satzungsmäßig vorhandenen Stimmen, dem Einwand nicht stattzugeben, so ist die Kirche gehalten, den Beschluß auszuführen. Das Sekretariat kann auf Antrag einer Kirche oder aus eigenem Entschluß auch durch Rundschreiben Beschlüsse herbeiführen. Stimmen alle Kirchen der Vorlage zu, so gilt sie als vom Rat beschlossen, sonst ruht die Angelegenheit bis zur nächsten Vollsitzung. Ist Gefahr im Verzuge, so kann das Sekretariat eine noch nicht beschlossene Maßregel den Kirchen zur Ausführung dringend empfehlen. Will eine Kirche der Ausführung widersprechen, so hat sie das umgehend dem Sekretariat mitzuteilen und eine Vollsitzung zu beantragen.
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§9 Der Bund unterhält ein s t ä n d i g e s S e k r e t a r i a t in Berlin; diesem kommt die Vollziehung und Veröffentlichung der Beschlüsse von Synode und Rat der evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands zu. Das Sekretariat, unter der Bezeichnung „Rat der evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands“ handelnd, vertritt den Bund nach außen, und zwar sind der Vorsitzende und sein Stellvertreter zu dieser Vertretung selbständig befugt, die übrigen Mitglieder in der Regel nur im Rahmen ihres Fachgebietes. Das Sekretariat hat Zweck und Ziel des Zusammenschlusses gemäß den grundsätzlichen Äußerungen der Synode und den vom Rat aufgestellten Richtlinien zu fördern, bei allen Entschlüssen und Arbeiten im Auge zu behalten und insbesondere ein lutherisches Kirchenregiment vorzubereiten. Das Sekretariat besteht aus einem Theologen als Vorsitzendem und den erforderlichen geistlichen und weltlichen Mitgliedern. Ein geistliches Mitglied ist Stellvertreter des Vorsitzenden. Die Mitglieder werden, soweit es sich um Theologen und Juristen handelt, in dem Status einer Landeskirche, möglichst als Mitglieder oder Hilfsarbeiter in ihrer obersten Verwaltungsbehörde geführt und ihre Ruhegehalts- und Witwenversorgung durch Anschluß an die betreffenden Kassen sichergestellt. Die Mitglieder des Sekretariats werden entweder von ihrer Kirche mit Zustimmung der Vollsitzung zur Dienstleistung im Sekretariat entsandt oder von der Vollsitzung berufen. Die Mitglieder sind, soweit sie nicht ordinierte Geistliche einer angeschlossenen Kirche sind, auf die Heilige Schrift und die lutherischen Bekenntnisschriften zu verpflichten. § 10 Das Sekretariat gibt sich eine Geschäftsordnung, die der Billigung durch die Vollsitzung bedarf. § 11 Deutsche lutherische Landeskirchen, die bisher dem Bunde nicht angehören, können aufgenommen werden, wenn sie (1) den Inhalt dieser Bestimmungen, insbesondere § 1 und 2 als für sich verbindlich anerkennen; (2) bereit sind, nach Maßgabe ihrer verfügbaren Mittel sich an den Umlagen für die Zwecke des Bundes zu beteiligen.
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§ 12 Deutsche lutherische Freikirchen können in loser Form dem Rate angegliedert werden. § 13 Lutherische Werke der Äußeren und Inneren Mission und der Diasporapflege, die über das Gebiet der Kirche hinausgreifen, können insoweit in ein in jedem Falle zu vereinbarendes Verhältnis zum Rat treten. § 14 Eine Kirche kann nur dann ihr Verhältnis zum Rat lösen, wenn sie den – mit Gründen zu belegenden – Einwand erheben zu müssen glaubt, daß die Haltung des Rates dem Bekenntnis der lutherischen Kirche widerspreche. In diesem Fall erlöschen ihre geldlichen Verpflichtungen mit dem 31.XII. des laufenden Kalenderjahres. § 15 Eine Kirche kann aus dem Rat ausgeschlossen werden, wenn sie in ihren Ordnungen und ihrem Verhalten dem Bekenntnis der lutherischen Kirche widerspricht, insbesondere ihr Kirchenregiment dem Bekenntnis zuwider zusammengesetzt ist. Zu einem solchen Beschluß des Rates bedarf es einer Mehrheit von vier Fünfteln aller satzungsmäßig vorhandenen Stimmen. In diesem Fall erlöschen die geldlichen Verpflichtungen dieser Kirche mit dem 31.XII. des laufenden Kalenderjahres.
IV Kundgebung des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (Lutherrat) „Von der Synode“ Berlin [1937 Juni 15] LKA Stuttgart, A 126 Nr. 1132 (Hektographie).
I. Unsere Kirche kennt nach Ausweis ihrer Bekenntnisse auf Grund der Heiligen Schrift nur e i n Amt, das für den Bestand und die Mehrung der Kirche wesentlich ist, das P r e d i g t a m t . Gott selbst hat dieses Amt eingesetzt als den Dienst der Predigt des Evangeliums und der Darreichung der Sakramente (Confessio Augustana 5). Den von der Kirche ordentlich berufenen Trägern des Predigtamtes, den Pfarrern oder Bischöfen, obliegt „nach göttlichen Rechten: das Evangelium predigen, Sünde vergeben, Lehre urteilen und die Lehre, die dem Evangelium entgegen, verwerfen und die Gottlosen, deren gottloses Wesen offenbar ist, aus christlicher Gemeinde ausschließen, ohne menschliche Gewalt, sondern allein durch Gottes Wort“ (Confessio Augustana 28, 20. 21). Für die Ausübung ihres Dienstes an den Gemeinden gilt ihnen die apostolische Mahnung: „So habt nun acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, unter welche euch der Heilige Geist gesetzt hat zu Bischöfen, zu weiden die Gemeinde Gottes, welche er durch sein eigen Blut erworben hat“ (Apg. 20, 28). Auch der äußere Aufbau, die Ordnung und Verfassung und das Kirchenregiment unserer Kirche dienen der rechten Erfüllung der Aufgaben des Predigtamtes. II. Seit der Zeit der Apostel sind in der christlichen Kirche neben dem geordneten Dienst des kirchlichen Amtes zur Bezeugung des gemeinsamen Glaubens, zur Bestätigung schriftgemäßer Lehre, zur Abwehr schriftwidriger Lehre, zur Behebung gesamtkirchlicher Notstände, zur Durchführung christlicher Zucht, zur Ordnung äußerer Angelegenheiten und durch das alles zur Mithilfe in der Leitung der Gemeinde und der Gesamtkirche S y n o d e n oder Kirchenversammlungen zusammengetreten. Sie wußten sich als Versammlungen berufener Vertreter der Kirche für die Erfüllung aller der Kirche und ihren Einzelgemeinden zukommenden Aufgaben verantwortlich, vornehmlich aber für die Förderung und Reinhaltung der christlichen Verkündigung. Denn wie d e r b e r u f e n e T r ä g e r d e s k i r c h l i -
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c h e n A m t e s verpflichtet ist zur lauteren Predigt der Heiligen Schrift und zur Abwehr falscher Lehren, so hat auf Grund der Heiligen Schrift d i e c h r i s t l i c h e K i r c h e , das ist die Versammlung aller Gläubigen, Recht und Macht, alle Lehren und Lehrer zu beurteilen (1. Joh. 4, 1ff.; Apg. 15, 22). Sie ist dabei mit den Trägern des kirchlichen Amtes gewiesen an „die einige Regel und Richtschnur, nach welcher zugleich alle Lehren und die Lehrer gerichtet und geurteilet werden sollen“, nämlich an „die prophetischen und apostolischen Schriften Alten und Neuen Testamentes“ (Formula Concordiae Epitome De Compendiaria Regula 1). Ist aber von allen Aufgaben, die einer Synode obliegen, die vornehmste das Recht und die Macht, „alle Lehren und Lehrer zu beurteilen“, dann gelten in Übereinstimmung mit der Heiligen Schrift und gemäß dem Bekenntnis unserer Kirche für eine rechte christliche Synode f o l g e n d e R e g e l n : 1.) Die Synode steht u n t e r d e r H e i l i g e n S c h r i f t und ist a n d a s s c h r i f t g e m ä ß e B e k e n n t n i s d e r K i r c h e g e b u n d e n . Sie ist darum auch dessen eingedenk, daß alle ihre Beschlüsse, auch in den äußeren Angelegenheiten der Kirche, der rechten Verkündigung des Evangeliums dienen sollen. 2.) Da eine rechte Synode als die berufene Vertretung der Kirche als ihre vornehmste Aufgabe „alle Lehren und Lehrer zu beurteilen“ hat, kann sie nur die Synode e i n e r Kirche sein, in der alle Amtsträger auf dasselbe Bekenntnis verpflichtet sind. Denn die Einheit der christlichen Kirche in der Welt ist nur möglich auf Grund der Einheit in Lehre und Verkündigung. „Urwahlen“ für eine Synode, die der bisherigen kirchlichen Übung nicht entsprechen, können nur innerhalb einer bekenntnisgebundenen Kirche für diese Kirche durchgeführt werden unter der Aufsicht der für das Bekenntnis verantwortlichen Kirchenleitung oder Notkirchenleitung. Beschlüsse und Kundgebungen kirchlicher Versammlungen von Vertretern verschiedener Bekenntniskirchen sind für eine Bekenntniskirche nur dann verbindlich, wenn die Synode dieser Kirche sie als schrift- und bekenntnismäßig bestätigt. 3.) D i e S y n o d e , die der Heiligen Schrift unterworfen und an das schriftgemäße Bekenntnis gebunden ist, v e r f ü g t n i c h t ü b e r d a s B e k e n n t n i s . Sie kann deshalb keine neuen Artikel des Glaubens aufstellen, die nicht in der Heiligen Schrift gründen; denn „Gottes Wort soll Artikel des Glaubens stellen und sonst niemand, auch keine Engel“ (Schmalkaldische Artikel II, 2, 15). Die Synode hat vielmehr in Abwehr schrift- und bekenntniswidriger Irrlehre die schriftgemäße Lehre zu bestätigen, zu entfalten oder neu ans Licht zu bringen. 4.) Da Lehre, Ordnung und Verwaltung der Kirche nicht zu scheiden, sondern aufeinander zu beziehen sind, können Synodalbeschlüsse über die äußere Ordnung, den Aufbau und die Verfassung der Kirche eine bekennt-
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nisgebundene Kirche nur dann verpflichten, wenn sie nicht gegen die Heilige Schrift und das klare kirchliche Bekenntnis sind. III. Aus den vorstehenden Sätzen folgt für die Berufung und die Zusammensetzung einer Synode: 1.) Die Synode ist mit s a c h k u n d i g e n Leuten zu beschicken, die um der vornehmsten Aufgabe der Synode willen auch „Lehre zu urteilen“ vermögen. Wohl kennt unsere Kirche auf Grund der Heiligen Schrift und ihres Bekenntnisses nicht den Unterschied von „Priestern“ und „Laien“, sie weiß aber um den Unterschied des Auftrages und Berufes ihrer Glieder. Sie hält es darum für erforderlich, daß in einer Synode die Träger des kirchlichen Amtes als die von der Kirche selbst berufenen „Lehrer der Kirche“ gebührend vertreten sind1. 2.) Alle Synodalen sind bei ihren Entscheidungen an Schrift und Bekenntnis gebunden. Sind dazu Träger des geistlichen Amtes schon auf Grund ihrer Ordination verpflichtet, so ist von den übrigen Synodalen zu fordern, daß sie in der Heiligen Schrift bewandert sind, über kirchliche Fragen sachgemäß zu urteilen verstehen und das Wohl ihrer Kirche im Auge haben. Nur Gemeindeglieder, die diesen Voraussetzungen genügen, können nach kirchlicher Ordnung als Vertreter der Kirche in die Synode gewählt werden. 3.) D i e E i n b e r u f u n g einer Synode ist grundsätzlich A u f g a b e d e r K i r c h e und ihrer damit beauftragten geordneten Organe oder Notorgane. In Zeiten eines kirchlichen Notstandes kann d i e w e l t l i c h e O b r i g k e i t der Kirche dadurch Rechtshilfe leisten, daß sie die geordnete Berufung und Durchführung einer Synode ermöglicht. Die Art der Berufung aber, die Voraussetzungen einer kirchlichen Wahl, die Feststellung der Wählbarkeit kann allein die Kirche durch ihr Kirchenregiment oder Notkirchenregiment bestimmen. Sie ist dabei ausschließlich an ihr Bekenntnis und die geltende kirchliche Ordnung gebunden. Nur die Beschlüsse einer an das Bekenntnis gebundenen und dieser Bindung gemäß handelnden Synode verpflichten die Kirche. IV. Wir v e r w e r f e n darum 1 Originalanmerkung in der Vorlage: „Luther: ‚Man müßte aus allen Landen die recht gründlich gelehrten Leute in der Heiligen Schrift fordern, die auch Gottes Ehre, den christlichen Glauben, die Kirche, der Seelen Heil und der Welt Frieden mit Ernst und von Herzen meinten. Darunter etliche von weltlichem Stande (denn es geht sie auch an), die auch verständig und treuherzig wären‘ (Von Konzilien und Kirchen)“.
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1.) jeden Versuch, durch eine Abstimmung des „Kirchenvolkes“ die Bekenntnisgrundlage der Kirche und die darauf sich gründenden Rechte und Stiftungen zu ändern, zu verfälschen oder aufzuheben. Die Kirche ist niemals zu lösen vom Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist (Eph. 2, 20). Alle, die diesen Grund, welcher ist Jesus Christus, der Sohn des lebendigen Gottes, der Heiland und Herr, verwerfen, trennen sich von der heiligen christlichen Kirche. Steht ihnen nach weltlichem Recht der Kirchenaustritt frei, so ist das „bischöfliche Amt ohnehin nach göttlichen Rechten“ verpflichtet, sie aus der christlichen Gemeinde auszuschließen, ohne menschliche Gewalt, allein durch Gottes Wort (Confessio Augustana 28, 21), wenn sie nicht umkehren und Buße tun; 2.) jeden Versuch, eine Synode politischen Erwartungen und Zwecken dienstbar zu machen; denn dadurch würden der Kirche „das rechte Urteil und Erkenntnis genommen“. Sobald das aber geschieht, „kann nicht möglich sein, daß man falscher Lehre oder unrechtem Gottesdienst könnte steuern“ (Schmalkaldische Artikel, Tractatus de potestate et primatu papae 51). In der Synode hat allein die K i r c h e zu urteilen (a. a. O., 56) und geistliche Sachen geistlich zu richten (1. Kor. 2, 13); 3.) jeden Versuch, unter Absehung vom Bekenntnis eine Einheit der Kirche in Ordnung, Verfassung und Kirchenregiment zu schaffen und eine solche verwaltungsmäßige Zusammenfassung einander widersprechender Bekenntnisse und Lehrbildungen Kirche zu nennen (Confessio Augustana 7). Allen diesen Versuchen hat die Kirche auf Grund ihres Bekenntnisses zu widerstehen und lieber alles zu erleiden, was ihr auch begegnen mag, als ihren Auftrag und damit ihren Herrn zu verleugnen. Den Pfarrern und Gemeinden unserer Kirche aber gilt heute das Wort: „Wie ihr nun angenommen habt den Herrn Christum Jesum, so wandelt in ihm, und seid gewurzelt und erbauet in ihm, und fest im Glauben, wie ihr gelehrt seid, und seid in demselben reichlich dankbar“ (Kol. 2, 6. 7).
V „Fünfzehnte Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ Berlin 1937 Juni 25 GBlDEK 1937, S. 33ff.
Auf Grund des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche vom 24. September 1935 (Reichsgesetzblatt I S. 1178) wird zur Vereinheitlichung des Rechtes der Finanzabteilungen hiermit verordnet: §1 (1) Der Reichsminister für die kirchlichen Angelegenheiten bildet bei der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei und bei den Verwaltungsbehörden der deutschen evangelischen Landeskirchen je eine Finanzabteilung. (2) Die Beamten der allgemeinen kirchlichen Verwaltung sind zur Übernahme des widerruflichen Ehrenamtes als Vorsitzende oder Mitglieder der Finanzabteilung verpflichtet. (3) Die Finanzabteilung trifft ihre Entscheidungen durch den Vorsitzenden nach vorangegangener Beratung. §2 (1) Die Finanzabteilung leitet die Vermögensverwaltung der Kirche, für deren Bezirk sie gebildet ist. Sie vertritt die Kirche. (2) Die Finanzabteilung setzt den Haushaltsplan und die Umlage der Kirche fest. Sie bestimmt die Art der Aufbringung der Umlage und überwacht die Verwendung der Haushaltsmittel. §3 (1) Der Finanzabteilung liegt es ob, dafür Sorge zu tragen, daß eine den öffentlichen Belangen entsprechende ordnungsgemäße Verwaltung gewährleistet bleibt, daß größte Sparsamkeit beobachtet wird und daß die staatlichen und kirchlichen Bestimmungen von allen Beteiligten eingehalten werden. (2) Die Finanzabteilung ist dem Staat für ordnungsgemäße Verwendung der für evangelisch-kirchliche Zwecke gewährten Staatszuschüsse und der Kirchensteuermittel verantwortlich.
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§4 (1) In den Landeskirchen übt die Finanzabteilung die kirchliche Aufsicht über die Verwaltung des Vermögens und der Kirchensteuermittel der Kirchengemeinden und der kirchlichen Verbände aus. Sie ist befugt, falls infolge Weigerung oder aus anderen Gründen ein Beschluß der zuständigen kirchlichen Organe nicht zustande kommt oder falls diese Organe der kirchlichen oder staatlichen Ordnung zuwiderhandeln, deren Rechte selbst auszuüben. Das gleiche gilt, wenn zweifelhaft oder streitig ist, welche Organe für die Verwaltung des Vermögens und der Kirchensteuermittel zuständig sind. (2) Das Vermögens- und Steueraufsichtsrecht der Finanzabteilung umfaßt auch die den kirchlichen Aufsichtsbehörden in den Verfassungsurkunden und Kirchengesetzen übertragenen Genehmigungsbefugnisse. Wenn die Finanzabteilung die Rechte von Kirchengemeinden oder kirchlichen Verbänden selbst wahrnimmt, enthält ihr Beschluß zugleich die Genehmigung der Kirchenaufsichtsbehörde. (3) Die Finanzabteilung kann zur Durchführung der von ihr in den Kirchengemeinden und kirchlichen Verbänden zu treffenden Anordnungen Bevollmächtigte bestellen. Im Falle des Absatzes 1 Satz 2 und 3 fallen die Kosten dem Verband oder der Kirchengemeinde zur Last. §5 (1) Der Vorsitzende der Finanzabteilung kann die Erledigung einzelner Angelegenheiten einem Mitglied der Finanzabteilung übertragen. Er kann sich bei vorübergehender Behinderung durch ein Mitglied vertreten lassen. Bei längerer Behinderung ist die Entscheidung des Reichsministers für die kirchlichen Angelegenheiten einzuholen. (2) Zur Unterstützung bei der Erledigung der Geschäfte können die Beamten und Angestellten der allgemeinen kirchlichen Verwaltung herangezogen werden. (3) Die Finanzabteilung führt ein Siegel, in dem die „Kirchenbehörde“ mit dem Zusatz „Finanzabteilung“ genannt ist. Erklärungen der Finanzabteilung sind von dem Vorsitzenden oder seinem Vertreter unter Beidrükkung des Siegels zu unterschreiben. §6 Die Finanzabteilung kann im Rahmen ihrer Befugnisse rechtsverbindliche Anordnungen treffen. Sie kann insbesondere die Dienst- und Versorgungsbezüge der Beamten der allgemeinen kirchlichen Verwaltung, des Pfarrerstandes, der Kirchengemeindebeamten und der Angestellten regeln.
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§7 (1) Die Finanzabteilung hat sich in enger Fühlung mit der zuständigen Kirchenleitung zu halten. (2) Anordnungen und Maßnahmen der Kirchenleitung und der kirchlichen Verwaltungsbehörden, die mit finanzieller Auswirkung verbunden sind, bedürfen der Zustimmung der Finanzabteilung. Sie verpflichten die Kirche nur dann, wenn die Zustimmung erteilt und den Beteiligten bekanntgegeben ist. §8 (1) Die Finanzabteilung bei der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei hat durch ständige Fühlungnahme mit den Finanzabteilungen der Landeskirchen darauf hinzuwirken, daß die Vermögensverwaltung der Landeskirchen einfacher und einheitlicher wird. Sie kann auf dem Gebiete der Vermögensverwaltung zur Regelung des gesamtkirchlichen Rechtslebens für den Bereich der Deutschen Evangelischen Kirche oder den Bereich mehrerer Landeskirchen rechtsverbindliche Anordnungen erlassen. (2) Die Finanzabteilung bei der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei kann in die Vermögensverwaltung einer Landeskirche Einsicht nehmen, Auskunft verlangen und Anregungen für die Führung der Vermögensverwaltung geben. (3) Für die Vermögensverwaltung der Deutschen Evangelischen Kirche kann die Finanzabteilung bei der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei ein Rechnungsamt errichten. Dem Rechnungsamt kann die Nachprüfung der Vermögensverwaltung der Landeskirchen übertragen werden. §9 (1) Die Finanzabteilung hat den Reichsminister für die kirchlichen Angelegenheiten über die Finanzlage zu unterrichten. (2) Zu rechtsverbindlichen Anordnungen allgemeiner Art ist die Zustimmung des Reichsministers für die kirchlichen Angelegenheiten erforderlich. (3) Die Beschlüsse der Kirchenbehörden über die Festsetzung der Kirchensteuer bedürfen der Genehmigung der Finanzabteilung. (4) Die Finanzabteilungen haben für die Beachtung der Anweisungen zu sorgen, die der Reichsminister für die kirchlichen Angelegenheiten für die Verwendung der Staatsleistungen und der Kirchensteuermittel erteilt. § 10 Die Verordnung tritt mit dem auf die Verkündung folgenden Tage in Kraft. Der Reichsminister für die kirchlichen Angelegenheiten bestimmt den Zeitpunkt des Außerkrafttretens. Entgegenstehende Bestimmungen treten für die Dauer dieser Verordnung außer Kraft.
VI Entwurf Schomerus’ für eine Denkschrift an die Reichskanzlei O. O. [1937 September] EvAG München, NL Meinzolt 36 (Hektographie).
Die deutsche Stunde der Reformation Die Beurteilung des Kirchenkampfes und die daraus sich ergebende Haltung muß zu verhängnisvollen Entscheidungen führen, wenn man sich nicht klar ist über das G e s a m t b i l d der gegenwärtigen geistigen Kämpfe. Man muß wissen, daß die geistigen Kämpfe der Gegenwart zwar um Deutschland kreisen, sich aber nicht auf Deutschland beschränken. Man muß wissen, daß dieses „Kreisen um Deutschland“ in einem doppelten Sinn zu verstehen ist, nämlich einmal in dem Sinn, daß Deutschland von starken kämpfenden geistigen Mächten umgeben und eingekreist ist, und sodann, daß in der deutschen Situation die entscheidende Mitte, die Achse des kreisenden Rades sichtbar wird. I. Deutschland und das Abendland1 In Deutschland vollzieht sich heute zunächst der Zusammenbruch einer kirchlichen christlichen Tradition, die das Abendland 3 Jahrhunderte hindurch verhängnisvoll bestimmt hat. Die Reformation hatte den Aufstand zweier Mächte zur Folge, die nicht mit der Reformation selber verwechselt werden dürfen: 1. Die römische Reaktion. 2. Die westlerische Revolution. a. Die römische Reaktion ist bis heute bewußt und planvoll betriebene G e g e n r e f o r m a t i o n , d. h. die Rückführung des Abendlandes unter die Herrschaft und Ordnung der römischen Kirche. Heute stehen die Dinge so, daß der gesamte Mittelmeerraum bis weit in Deutschland hinein dieser Gegenreformation offen steht. b. Die w e s t l e r i s c h e R e v o l u t i o n ist die unter den Schlagworten Gewissen, Freiheit, Menschenrechte bis heute planvoll bis zur letzten Konsequenz des Marxismus betriebene Auflösung und Zersetzung aller göttlichen Bindungen und Ordnungen in der Welt. Diese beiden Mächte sind in das durch den 30-jährigen Krieg nicht nur blutmäßig, sondern auch seelisch dezimierte Deutschland eingedrungen. 1 Innerhalb des Dokuments folgt keine weitere Zwischenüberschrift.
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Die Folge war ein Rückzug des reformatorischen Glaubens und die D e f e n s i v s t e l l u n g einer weltabgekehrten Innerlichkeit (Pietismus und ähnliches). Der Pietismus war gewiß eine nicht einmal von vornherein schwache Defensivstellung. In ihm haben sich auch geschichtsmächtige Kräfte wirklich halten können (Adel, preußisches Offiziers- und Soldatentum, Beamtenschaft, Bürger, Bauer). Nichtsdestoweniger aber war der Pietismus ein leider nicht erkannter R ü c k z u g aus der für Welt und Geschichte sich verantwortlich wissenden reformatorischen Gläubigkeit. Er konnte deshalb nicht verhindern, daß Welt und Geschichte im 19. Jahrhundert vollkommen an die Mächte der westlerischen Revolution ausgeliefert wurden. Der Pietismus zog sich immer stärker auf das Persönliche, Individuelle, Außergeschichtliche und rein Innerseelische zurück. Er ließ die Welt Welt sein, ohne auch nur zu ahnen, daß er damit den ersten Artikel des christlichen Glaubens verriet. Infolgedessen entstand folgende Lage: Die Arbeiterschaft verfiel vollkommen dem Marxismus, das Bürgertum mitsamt der Beamtenschaft und weiten Kreisen des Offiziers- und Soldatentums dem Liberalismus, während immer geringer und ohnmächtiger werdende Teile des Adels und der evangelischen Pfarrerschaft einem weltabgekehrten, ungeschichtlichen Nationalismus (Thron und Altar) verfielen, der als kirchliche Haltung gepflegt wurde. Die d e u t s c h e E r h e b u n g von 1933 ist entschlossene Rückkehr zu den verpflichtenden Ordnungen und Bindungen des Lebens und der Geschichte, wie Blut, Boden, Rasse usw. Eine Rückkehr, die sich zugleich mit einem erbitterten Kampf gegen die Macht der westlerischen Revolution verband. Die traditionelle evangelische Kirchlichkeit hat infolge ihres Beharrens in der Defensivstellung des Pietismus diese Rückkehr und diesen Kampf im allgemeinen nicht verstanden. Sie verteidigte diese Defensivstellung, die sie „Kirche“ nannte, auch gegen den Nationalsozialismus. Von da aus lassen sich Pathos und Entwicklung des sog. Kirchenkampfes bis ins Einzelne verstehen. Von da aus läßt sich auch verstehen, warum das Kirchenvolk in dem organisierten Widerstand der „Bekennenden Kirche“ einen Kampf für die Kirche schlechthin erblicken mußte. Es läßt sich von da aus aber auch verstehen, daß der Zusammenbruch dieser kirchlichen und gläubigen Tradition aufs Ganze gesehen unvermeidlich ist. Unvermeidlich ist infolge der Traditionsverhaftung des Glaubens auch die Panikstimmung, als handele es sich um den Zusammenbruch des Christentums. Es stirbt heute e i n Christentum, und das ist das westlerische. Die „Bekennende Kirche“ vollzieht heute die feierliche Bestattung einer 300-jährigen christlichen Glaubenstradition und macht in der Leichenrede den Nationalsozialismus für den Tod dieser Tradition verantwortlich. Die heute wildwuchernde, neugläubige Sektiererei spielt bei diesem Vorgang die Rolle des zynischen Totengräbers. Das ist die heutige Lage. Während sich solchergestalt der Kampf um dies vergangene Christen-
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tum in Deutschland abspielt, bereitet sich in der Welt anderes vor, nämlich der Aufbruch der r ö m i s c h e n G e g e n r e f o r m a t i o n einerseits und des w e s t l e r i s c h e n L i b e r a l i s m u s andererseits, vertreten durch die Kurie (Enzyklika) und Canterbury (Weltkirchenkonferenz). Hinzu kommt als Erbe des 19. Jahrhunderts der B o l s c h e w i s m u s , der sich mit dem aufsteigenden Asien zu verbünden scheint, nachdem der Plan einer von Europa aus vorgetragenen Weltrevolution gescheitert sein dürfte. Diese Mächte umkreisen in politischen und geistigen Kämpfen Deutschland, das wiederum durch einen Krieg blutsmäßig und seelisch stark dezimiert ist. Die große geschichtliche Gefahr für Deutschland ist diese, daß es wiederum und zwar endgültig den alten das Abendland seit dreihundert Jahren bestimmenden Mächten ausgeliefert wird. Man mißversteht die politische Weltlage, wenn man nicht sieht, daß im Hintergrund aller Kämpfe und Verschiebungen die großen geschichtlichen geistigen Mächte stehen, und daß diese geistigen Mächte das Schicksal Europas und damit der Welt entscheiden. Heute wird es klar, daß die Geschichte Europas während der letzten vierhundert Jahre wirklich eine einheitliche Geschichte gewesen ist, und daß kein Volk Europas sich aus diesem Zusammenhang dispensieren kann. Das deutsche Volk hat mit der Reformation das römische Herrschaftssystem zerbrochen nicht nur für sich selber, sondern für das ganze Abendland. Die Reformation bedeutet für die römische Kirche, daß ihre Herrschaft gerade da angetastet wird, worauf letzten Endes ihre Macht beruht, nämlich im Glauben. Seit der Reformation gibt es das Abendland nicht mehr als römisches Herrschaftsgebiet. Wiederum haben aber auch die Völker Europas diese ihre Freiheit nicht gebraucht, um zu einer Ordnung zu kommen. Vom 30-jährigen Krieg bis zum Weltkrieg war die Geschichte Europas ein hemmungsloser Kampf Aller gegen Alle, ein Beutezug, der in der Form des I m p e r i a l i s m u s den Erdball versklavte und in der Form des K a p i t a l i s m u s die Völker ausplünderte. Diese ganze Entwicklung ist aber nicht die Folge der Reformation, sondern ein Widerspruch gegen sie. Rom und der Westen haben die Lähmung Deutschlands durch den 30-jährigen Krieg benutzt, um die Reformation einzukreisen, und heute geht es wieder um dasselbe Spiel. Wer die Reformation trifft, trifft Deutschland, und wer Deutschland trifft, trifft die Reformation. Das alles gilt in genau demselben Sinn auch für das heutige Deutschland. Was kann angesichts dieser Gefahr geschehen? Oder welches ist der d e u t s c h e W e g v o r G o t t ? 1. Kein Verharren in der Defensivstellung der pietistischen Christlichkeit: das würde abgesehen von seiner Unmöglichkeit ein Zurückweichen vor der geschichtlichen Verantwortung und der Sendung der Deutschen bedeuten. 2. Kein Anschluß oder Paktieren mit Gegenreformation, Liberalismus
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und Bolschewismus: das würde die Überantwortung der deutschen Geschichte an fremde Hände bedeuten. 3. Keine Flucht in sektiererische Überspannung und Übersteigerung der blossen deutschen Eigenart als Ersatz für den Glauben an das Ewige: das würde zu einem verhängnisvollen Raubbau gerade an der deutschen Art führen und mittelbar damit auch zum Sieg der antideutschen, gegenreformatorischen und liberalistischen Mächte. Der deutsche Weg ist geschichtlich gewiesen durch den N a t i o n a l s o z i a l i s m u s und eben dieser Weg kann nur gegangen werden im G l a u ben der deutschen Reformation Luthers. Der Glaube der deutschen Reformation ist in seinem Grunde nichts anderes als das getroste, freudige Aufblicken in das Ewige mitten in einer Welt, die uns als Schöpfung und Ordnung Gottes zur Ehrfurcht und zur Verantwortung unerbittlich fordert, obwohl sie dunkel und rätselhaft in den Händen des verborgenen Gottes bleibt. Vor die Frage und Entscheidung dieses Glaubens ist das deutsche Volk auf seinem im Nationalsozialismus beschrittenen geschichtlichen Weg unausweichlich gestellt. Der Nationalsozialismus als W e l t a n s c h a u u n g nämlich stellt uns Deutsche nicht vor die Frage nach der nützlichsten politischen Methode, sondern er stellt uns alle vor die G e w i s s e n s f r a g e nach der letzten Verantwortung und Deutung des Lebens überhaupt. Darum kann nationalsozialistische Weltanschauung zunächst einmal überhaupt weder erkannt noch gelebt werden ohne G o t t g l a u b e n . Im schärfsten Widerspruch gegen die pietistische Glaubenstradition wird dieser Gottglaube nicht als private Herzensregung verstanden, sondern als der Hintergrund und die Basis alles Denkens und Handelns, gerade auch des öffentlichen und politischen Handelns. Hier nun aber entscheidet es sich: Wird das deutsche Volk gelehrt, einen Gott zu glauben, der nicht Wirklichkeit ist, sondern ein blosser Gedanke und lediglich die letzte Schlußfolgerung einer rassisch bestimmten Logik, so wird diese Gottgläubigkeit wiederum entweder nur eine Vorstufe zu einer tatsächlichen Gottlosigkeit sein oder aber dieser Gott muß zum Willkürdämon einer unentrinnbaren Notwendigkeit und einer daraus entspringenden blutleeren Ethik werden, entweder also sagt dieser Glaube: Es gibt zwar einen Gott, aber ich mache keinen Gebrauch davon! oder er wird ein stoischer oder mohammedanischer Fatalismus, der alles andere nur nicht deutsch ist. Wird diese Frage nicht ernsthaft durchgekämpft, so droht die künftige deutsche Religiosität zu einer verschwommenen Stimmungssache zu werden. Warum denn aber sucht man einen deutschen Gottglauben, da doch der Deutsche in seinen auch heute noch geschichtsmächtigen Gestalten als deutscher Soldat und als deutscher Bauer im Grunde seiner Seele noch so glaubt, wie die Reformation Deutschland glauben lehrte. Der Nationalsozialismus
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ist als geschichtliche Erscheinung ein Beweis dafür, daß das deutsche Volk trotz aller Irrwege vergangener Jahrhunderte, trotz aller Not und gegen eine ganze Welt die e i n e g r o ß e L e h r e d e r R e f o r m a t i o n nicht vergessen hat, sondern im Gegenteil für sie einsteht, die Lehre nämlich, daß man Gott nur dienen könne in der wirklichen Welt und in der wirklichen Geschichte und nicht etwa nur in einer erst römisch oder anglikanisch oder pietistisch zurechtgemachten Welt oder in einer erst römisch oder anglikanisch oder pietistisch zurechtgemachten Geschichte, die mit dem Evangelium und der Lehre von Christus überhaupt nichts zu tun haben. Das ist wirklicher echter Glaube, und dieser Glaube kann auch heute noch genau wie zur Zeit der Reformation ungezählte deutsche Menschen, Vater, Mutter, Soldat, Jugend, Staatsmänner und Arbeiter befreien, die heute noch unter dem schweren Druck leben, als sei der Glaube nur etwas für feierliche Angelegenheiten und passe im Grunde nicht in die heutige Welt und zu den Notwendigkeiten und der Härte des Lebens, oder als sei er eine Unterwerfung unter „Zwangsglaubenssätze“, die in vielen entscheidenden Punkten schon des veränderten Weltbildes wegen vom heutigen Menschen weithin gar nicht mehr ernsthaft vollzogen werden können. Es ist der vergessene und nicht mehr gewagte Glaube Luthers, daß das Leben in der Welt nicht der Weihe eines Priesters, weder eines heidnischen noch eines römischen bedürfe, daß es auch nicht der moralischen Aufsicht eines Klerus bedürfe, sondern daß es a l l e i n d e s G l a u b e n s bedürfe, d. h. der felsenfesten Gewißheit vor Gott verantwortlich und in ihm geborgen zu sein. Wenn aber dieser Glaube nicht zu einer verkrampften Betriebsamkeit, zu einem hohlen Leistungsoptimismus und zu einem entnervenden Erfolgsrausch werden soll, dann muß er eine Gewißheit haben, die ihn auch die Rätselhaftigkeit, die Vergänglichkeit, den Schrecken und das Dunkel überwinden läßt, von dem allem unser Dienst in Welt und Geschichte ständig bedroht ist, und diese Gewißheit darf sich nicht gründen auf menschliche Theorien, sondern auf ein göttliches Wort. Und dieses Wort heißt Christus. Wir nehmen den Gott, dem wir dienen, bei seinem Wort und allein das macht unser Gewissen vor diesem dunklen und verborgenen Gott frei und getrost. Wenn der Nationalsozialismus uns vor die G e w i s s e n s f r a g e notwendig stellt, so macht uns gerade da die Botschaft der deutschen Reformation im Gewissen frei, freudig und getrost, indem sie uns lehrt, Gott bei seinem Wort zu nehmen und auf sein Wort uns zu verlassen. Dies ist das Wort, von dem Luther in der Zeit der ärgsten Bedrohung des ganzen Abendlandes durch Papst und Türken sang: „Das Wort sie sollen lassen stahn.“ Wir haben auch heute kein anderes Wort. Wir brauchen auch kein anderes Wort. Wir können es mit diesem Wort mit der ganzen Welt aufnehmen
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und wir werden es auch tun müssen, wenn nicht letzten Endes die deutsche Geschichte aus der Weltgeschichte gestrichen werden soll. Ein Volk aber, das in diesem Glauben lebt, und aus der Kraft dieses Glaubens seinen geschichtlichen Weg geht, erhält nicht nur sich selbst, sondern es geht den Völkern der Welt voran und führt sie. Die kommende Geschichte wird die Frage nach der Führung in der Weltgeschichte entscheiden. Das deutsche Volk kann Gott nur dienen, wenn es seine heutige geschichtliche Berufung in der Kraft des reformatorischen Glaubens lebt, und diese seine Entscheidung wird eine weltgeschichtliche Entscheidung sein. Wir stehen heute vor dieser Entscheidung. Mancher mag heute im Blick auf den Kirchenkampf der letzten vier Jahre denken, es sei in der Frage des Glaubens schlechthin alles verfahren und kein Weg mehr möglich, höchstens ein Ausweg, der ein allgemeines Unglück verhindert. Hoffnungslos und aussichtslos scheint sich alles in Kämpfen verbissen zu haben, deren Parolen heute schon lange nicht mehr vom echten Glaubenseinsatz künden, sondern von Trotz, Eigensinn, Angst, Rechthaberei und Konjunkturhascherei. Ebenso gewiß ist aber auch die Tatsache, daß das fromme deutsche Volk, das Volk, das nach wirklichem, echtem, heißem, tapferem Glauben fragt, daß die Männer, die im Krieg Gott erfuhren, und die Jugend, die für einen männlichen tapferen Einsatz erzogen werden will, daß alle diese Herzen, wenn auch nicht in einem hellen Bewußtsein so doch in einer starken Ahnung auf einem Weg sind, der kein fauler und ängstlicher Ausweg ist. Dies ist der Weg zu dem schlichten, weder durch Illusionen noch durch spitzfindige Theorien noch durch ein überlebtes Weltbild, sondern allein durch den Ruf und das Wort des Ewigen begründeten Glauben, den die R e f o r m a t i o n L u t h e r s vor vierhundert Jahren das deutsche Volk lehrte. Diesen Weg müssen wir heute bewußt und entschlossen gehen. Wir gehen nicht nach R o m und nicht nach O x f o r d ! Wir gehen nach W i t t e n b e r g und zu dem L u t h e r , der uns Deutschen gesandt ist! Wir müssen diesen einen einzigen Weg gehen und wenn wir ihn gehen, sind wir mit dem bisherigen Kirchenkampf fertig. Dann beginnt erst der wirkliche Kampf der Deutschen Volkskirche. Es ist einfach nicht wahr, daß die Kirche das ist, was heute von den Bischöfen, Bruderräten und Kirchenparteispitzen geführt wird. Nicht die Kirche, sondern die allgemeine Verwirrung, Panik und Ratlosigkeit haben diesen Kräften so viel Vollmacht gegeben. Sie sind aber nicht fähig, heute den Weg zu gehen, den wir Deutschen gehen müssen. Wir müssen aber diesen Weg gehen. Es muß heute in dieser Stunde dazu aufgebrochen werden. Es müssen sich Männer finden, die bezeugen laut und deutlich vor dem ganzen deutschen Volk: Wir haben keine berühmten Namen, wir sind keine Bischöfe und Kir-
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chenführer, wir haben keine großen Organisationen hinter uns – aber jeder von uns weiß, daß er von Gott gerufen ist, diesen Weg zu gehen. Wir werden ihn gehen, auch wenn wir ihn ganz allein gehen müssen. Aber wir werden nicht aufhören, laut und deutlich immer wieder vor dem ganzen deutschen Volk zu bekunden, daß dies d e r W e g d e r D e u t s c h e n v o r G o t t ist. Für den Pietismus ist K i r c h e im wesentlichen G e m e i n s c h a f t , d. h. eine Gemeinsamkeit, die verbindet und absondert. Für die Reformation ist K i r c h e im wesentlichen G e m e i n d e , d. h. ein G e s c h e h e n , das sammelt. So kann vom pietistischen Glauben her die Kirche auch nur i m Volk oder n e b e n dem Volk ein B e s o n d e r e s und A b g e s o n d e r t e s sein, während von der Reformation her die Kirche als Geschehen d a s Volk vor Gottes Angesicht sammelt als Gemeinde vor Gott.
Politischer Mißbrauch des Glaubens? Es handelt sich hier weder darum, daß der Glaube die Politik vorschreibt, noch darum, daß politische Notwendigkeit den Glauben bestimmt, sondern darum, daß alles politische Handeln sich in einem klaren Glauben vor Gott verantwortlich weiß.
VII Entwurf für ein Wort des Kasseler Gremiums zu Rosenbergs „Protestantischen Rompilgern“ [Halle 1937 Oktober 22] EvAG München, NL von Soden 5 (Durchschrift).
I. Der Reichsleiter der NSDAP für weltanschauliche Schulung, Alfred Rosenberg, verkündigt in seiner kürzlich erschienenen Schrift „Protestantische Rompilger“ offen das Ziel einer Loslösung des deutschen Volkes von der geschichtlichen Überlieferung des Christentums. Im Schlußkapitel heißt es: „Das allerdings ist klar: für eine staatliche Formung unseres Lebens ist die geschichtliche christliche Überlieferung keine Förderung, sondern ein Heuchelei forderndes Hindernis gewesen“ (S. 79). Auf das geschichtliche Christentum wird der Satz angewendet: „Eine Religion, früher Zeichen einer echten Gläubigkeit, erweckt in ihren Formen heute entweder ästhetische Verehrung oder, bei den Zusammengebrochenen, anarchistische Empörung“ (S. 78). Und wenn im gleichen Zusammenhang „in vielen Dingen des Christentums eine das rauhe Kampfesleben mildernde Hand anerkannt“ wird, „eine schöne Entspannung der Seele“, so wird auch davon nur gesagt, daß dies „auch Bereicherung bedeutet hat und als ein Vermächtnis eingefügt in eine andere Wertordnung hinübergenommen werden solle in eine neue Zukunft, der wir entgegengehen“ (S. 78). Verhängnis und Last des geschichtlichen Christentums sieht Alfred Rosenberg vor allem in der „Lehre von der Minderwertigkeit“, als welche er die christliche Lehre von Sünde und Gnade versteht; dieser vermeintlich christlichen Lehre von der Minderwertigkeit stellt er den Satz entgegen: „Die nationalsozialistische Weltanschauung beruht kompromißlos auf der Selbstachtung des deutschen Menschen, auf den natürlichen, als edel empfundenen Werten; wir sind der festen Überzeugung, daß das deutsche Volk nicht erbsündig, sondern erbadlig ist“ (S. 31). „Auch das Christentum ist schon dadurch geadelt, daß Germanen an seine Lehre geglaubt haben“ (S. 32). In seiner Rede bei der Kulturtagung der NSDAP auf ihrem diesjährigen Parteitage hat Alfred Rosenberg gleichartige Ausführungen gemacht und „die Vertretung und Durchsetzung der nationalsozialistischen Weltanschauung“ dabei ausdrücklich „als das geistige Hoheitsrecht der NSDAP“ in Anspruch genommen; er hat die Partei als „Bekenntnisfront des deutschen Volkes“ bezeichnet.
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II. (1) Was Alfred Rosenberg über die Bedeutung des Christentums in der geschichtlichen Vergangenheit unseres Volkes behauptet, richtet sich selbst für jeden, der diese Vergangenheit wirklich kennt. Es ist von der Geschichtswissenschaft hundertfältig erwiesen worden, daß die Christianisierung unseres Volkes im Mittelalter wie die Reformation seine staatliche Formung entscheidend gefördert haben. Die großen christlichen Staatsmänner und Volksführer deutscher Vergangenheit haben weder Heuchelei gefordert noch von sich fordern lassen. Es ist ebenso wider die geschichtliche Wahrheit zu behaupten, „die wirklich Volk und Staat erhaltenden Mächte seien von den herrschenden Trägern des Christentums stets bekämpft worden“ (S. 79). (2) Die christliche Lehre von der Sünde ist keine „grundsätzliche Verächtlichmachung des Volkes und seiner Werte“ und „der Größten seiner Geschichte“; sie bedeutet nicht, daß völkische Selbstachtung und nationaler Lebensmut gebrochen werden. Sie bedeutet vielmehr das schlichte und aufrichtige Bekenntnis, daß alle Menschen sich daran schuldig wissen sollen, daß Gottes Schöpfung nicht verehrt und gehütet, sondern in menschlicher Selbstverblendung verkannt und in menschlicher Selbstsucht verdorben wird. Mit der Lehre von der Erbsünde bekennt der christliche Glaube, daß kein Mensch von der Herrschaft der Sünde ausgenommen ist, daß niemand vor ihr durch seine natürlichen Anlagen geschützt ist oder von ihr durch persönliche Leistungen frei wird, daß niemand aus eigener Kraft vor Gott gerecht werden kann. Es sind wahrlich nicht die Minderwertigen im menschlichen Geschlecht und im deutschen Volk gewesen, die von dieser Wahrheit je und je am stärksten gezeugt haben. Unter den deutschen Menschen hat sich niemand öfter, ernster und dringender zu ihr bekannt als Martin Luther. „Darin steht eigentlich ein christliches Wesen, daß wir uns als Sünder erkennen und um Gnade bitten“; dies ist ein Wort Luthers, dem tausend gleiche zur Seite und nicht ein einziges entgegenzusetzen wäre. Es ist „Verrat an Luther“, ihn gegen die Lehre der Erbsünde in Anspruch zu nehmen. Im Bekenntnis seiner Sünde bekennt der Mensch die Heiligkeit und Vollkommenheit Gottes; Gott nimmt nur ernst, wer ihn um seiner Sünde willen fürchtet. Die christliche Lehre von der Sünde ist nicht erfunden worden, damit Priester Gnade spenden und so Menschen beherrschen könnten, wie Rosenberg, alte Irrtümer freidenkerischer Überlieferungen wiederholend, behauptet. Vielmehr ist der frohe Glaube an Gottes vergebende und helfende Gnade der heilsame Trost, welcher der ihre Sünde erkennenden Menschheit durch Gottes Wort verkündigt und in Christus geschenkt worden ist. Wir bekennen willig für uns, die wir Christen sind, wie für die, die es vor uns gewesen sind, daß wir und sie auch Christen in Sünde gewesen wa-
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ren und sind. Wir beschwören unsere Volksgenossen, daß sie sich nicht der Wahrheit des christlichen Glaubens um der Schwachheit der Gläubigen willen1 entziehen, und weisen sie von uns und unserer Schwachheit weg auf unseren Herrn und seine Kraft. Wir selbst wissen um die Irrungen auch der christlichen Kirche besser als die, die sie von außen her so hart richten. Deshalb verweilen wir nicht bei den groben Entstellungen der Wahrheit und den gehässigen Angriffen auf Lebende und Tote, denen wir auch bei Alfred Rosenberg wieder begegnen müssen. So schwer ungerechte Beschuldigungen zu tragen sind, so wissen wir doch, daß sie nur unwürdige Mittel im Kampf gegen die Wahrheit des christlichen Glaubens sind. III. Die angeführten Worte Alfred Rosenbergs zeigen, daß es in der Tat um den christlichen Glauben selbst, um seine entscheidenden und wesentlichen Bekenntnisse geht. Niemand wird angesichts dieser Äußerungen behaupten können, daß nur ein Kampf gegen politische Übergriffe der Kirche oder ihrer Geistlichen geführt werde. Es geht um die Ablösung des Christentums in der Geschichte unseres Volkes durch die Weltanschauung des Rosenbergschen Mythus und „die politische Kirche des Nationalsozialismus“. Nach dieser Klärung der Lage haben wir an alle Volksgenossen, die mit uns noch Christen sein und heißen wollen, die ernste und dringende Frage zu stellen: Seid ihr gewillt, mit uns kompromißlos zu bezeugen, daß die Verkündigung Alfred Rosenbergs nicht christlich, sondern widerchristlich ist, und daß der Glaube an das Evangelium von Jesus Christus wider den Glauben an den Mythus steht? Seid ihr gewillt, mit uns zu bezeugen, daß die nationalsozialistische Weltanschauung, so wie sie Alfred Rosenberg versteht und vertritt, mit dem christlichen Glauben unvereinbar ist, und daß die christliche Gemeinde erwarten muß, daß diese Weltanschauung ihren Gliedern und insbesondere ihrer Jugend nicht im Namen der Staatshoheit und der Volksgemeinschaft aufgenötigt werde? Seid ihr gewillt, mit uns der von Gott verordneten Obrigkeit allen schuldigen Gehorsam gewissenhaft zu leisten, aber dem Evangelium von Jesus Christus in Glauben und Bekennen die Treue zu halten? An die nationalsozialistische Bewegung und die von ihr getragene Führung des Deutschen Reiches haben wir angesichts der Tatsache, daß der Reichsleiter für die weltanschauliche Schulung, Alfred Rosenberg, sich nunmehr offen zu denen gestellt hat, die unser Volk vom Glauben seiner christlichen Väter lösen wollen, und daß er ausdrücklich erklärt, seine Sätze gegen die christliche Lehre von Sünde und Gnade in Verteidigung des Ge1 „willen“ hsl. ergänzt.
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samtgehalts der nationalsozialistischen Weltanschauung niedergeschrieben zu haben (S. 33), ehrerbietig die Frage zu stellen: Soll es noch gestattet sein oder nicht, daß wir uns öffentlich zum christlichen Glauben bekennen als der Kraft Gottes, die auch unser Volk in seiner Vergangenheit reich gesegnet hat und in aller Zukunft segnen wird? Soll es als „anarchistische Empörung“ gelten, daß wir Christen nicht nur gewesen sind, sondern mit Gottes Hülfe [sic!] bleiben wollen? Sollen christliche Kirchen in deutschen Städten und Dörfern „künstlerische Erinnerung“ sein „wie die Tempel des Zeus und die Gesänge von Thor“, oder dürfen sie Stätten bleiben, an denen das Evangelium von Christus den Menschen unserer Zeit und unseres Volkes verkündigt wird, ohne daß Prediger und Hörer deshalb als Staatsfeinde und Volksverächter gelten? Die Last dieser Fragen, die durch das Wirken von Alfred Rosenberg sowie durch die Freiheit der Presse zur Schmähung der christlichen Kirche, der Bibel, der Geistlichen und die vielfältige Beschränkung öffentlicher Verteidigung der christlichen Wahrheit und der kirchlichen Ehre gestellt werden, drückt immer schwerer auf Leben und Gewissen des christlichen Teiles unseres Volkes; sie erschüttert das Vertrauen des Volkes zu den die Freiheit des christlichen Glaubens und die Rechte der christlichen Kirchen verbürgenden staatlichen Zusagen. Deshalb bitten wir um eine rasche und klare Antwort. Wie immer sie lauten möge, wir werden aus der unverbrüchlichen Treuepflicht gegen unser Volk, zu dessen Gliedern uns Gott berufen hat, im Gehorsam gegen Gottes Gebote und im Glauben an seine Verheißung nicht davon lassen, ihm das Evangelium von Jesus Christus, die Botschaft der Bibel und der Reformation von der Sünde des Menschen und der Gnade Gottes, zu bezeugen, damit es uns nicht vor Gott anklage des Verrates an seiner Seele.
VIII Aufzeichnung von Bodelschwinghs über eine Besprechung mit Kerrl [Berlin] 1937 November 26 HA Bethel, 2/39–53 (masch. Transkription mit zahlreichen Auslassungen und unsicheren Stellen, die in der Vorlage durch Fragezeichen oder Ergänzungen in runden Klammern gekennzeichnet sind).
1. Persönlich. Seine Gesinnung. Verhältnis zum Jünglingsverein (?). 2. Längerer Vortrag über seine [Kerrls] Rede in Fulda.– Plato, Kant.– Wissen und Glaube.– Das Vorbild durch den Führer hinzugekommen.– Die Kameradschaft, die Gesamtheit des Volkes .|.|. die Judenfrage. 3. Ich [= von Bodelschwingh] glaube, daß über die Rassen- und Judenfrage in der Zeit seit Christus kein unüberwindliches Hindernis zu bestehen braucht. Über die Frage des Judentums vor Christus (Altes Testament) muß die Kirche ein anderes Urteil haben. Aber da brauchte und dürfte sich kein Gegensatz zur Partei ergeben, wenn sie das Glaubensgut der Christenheit nicht antaste. In der Frage der Volksgemeinschaft erkennt sie die entscheidende Wendung durch den Führer durchaus dankbar an. 4. Ich [= von Bodelschwingh] weise auf die untragbare Haltung der Partei gegenüber dem echten Christusbekenntnis und die ebenso untragbare Gleichsetzung mit Rosenberg hin. Der Druck in den Schulen, in den Schulungslägern, die Verächtlichmachung jedes echten Christentums und der Kampf gegen alle .|.|. Er [= Kerrl] leugnet das nicht und spricht sein Bedauern darüber aus. Er könne es aber noch nicht ändern. Der Haß der Partei durch die Haltung der katholischen Kirche und entsprechend der evangelischen (verursacht). Erst wenn da eine andere Haltung einträte, würde er auf die Haltung der Partei Einfluß ausüben können. 5. Ich [= von Bodelschwingh] spreche von den Gewaltmaßnahmen und den Verhaftungen. Das Rechtsempfinden des Volkes werde dadurch schwer erschüttert. Die Leute begreifen nicht, warum gleich jedes „Vergehen“ im kirchlichen Raume mit Gefängnis bestraft würde. Er [= Kerrl] behauptet, die Geheime Staatspolizei sei dabei nicht beteiligt. Ich widerspreche ihm. Ich sage ihm, daß eine allgemeine Aufhebung der Verhaftungen durchaus nötig sei, wenn die von ihm gewünschte Befriedung zustande kommen solle. Ich weise darauf hin, wie völlig die Autorität der Kirchenbehörde durch Jäger vernichtet sei. Die könne man nicht durch Gewalt wiederherstellen. Sie müsse wachsen. Darum Geduld. 6. In der Sache Niemöller gar kein Gespräch möglich. [Kerrl:] „Der
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kommt überhaupt nicht wieder frei“. Es würde wahrscheinlich ein besonderer Gerichtshof gebildet werden. Wenn er dann auch nur eineinhalb Jahre Gefängnis bekomme, würde man ihn doch nicht wieder loslassen. Das sei auch der Wille des Führers.– Offenbar liegt der Grund gar nicht in eigentlich kirchlichen Streitpunkten, sondern in den zuchtlosen Äußerungen, durch die Niemöller den Führer, Kerrl und seine Leute lächerlich gemacht habe. Erwähnt wird auch seine [Niemöllers] dauernde Verbindung mit dem Auslande, ohne daß Einzelheiten erwähnt werden.– Seine [Kerrls] starke Verstimmung über den Ausgang des Prozesses [gegen Dibelius]: „Der hätte eigentlich in ein Konzentrationslager gehört. Unmögliche Entscheidung des Gerichtes“. Es wären „dumme Richter gewesen“. Offenbar will man sich einem derartigen Reinfall nicht noch einmal aussetzen. 7. Was soll geschehen? Wiederholte starke Betonung: Wir [= der nationalsozialistische Staat] wollen keine Staatskirche, eher eine Lockerung des Verhältnisses. Aber das soll nicht schnell geschehen. Er [= Kerrl] denke nicht daran, hunderttausend plötzlich brotlos zu machen. Das Ziel muß der Abbau der Staatsleistungen sein. Aber erst nach Jahren. Auch das Steuerrecht soll bleiben, aber nur bei denen, die freiwillig wollen. Es dürfe kein Austritt aus der Kirche mehr nötig sein, sondern nur Eintrittserklärungen (?). Darüber will er ein Gesetz vorbereiten, das seien aber noch Erwägungen.– Ich [= von Bodelschwingh] bitte dringend, vorher Leute der Kirche zu fragen und nicht erst, wenn alles fertig sei. Das sagt er [= Kerrl] grundsätzlich zu. 8. Die Frage der Weihnachtssammlung.– Er [= Kerrl] weiß aber nichts, will sich sofort erkundigen und meint, daß sie gestattet werden möchte. Sicherheit auf tatkräftiges Durchgreifen an dieser Stelle gering. 9. Theologische Schule [Bethel]. Ich [= von Bodelschwingh] berichte über den Angriff der Staatspolizei, den Stand der Verhandlungen. Er [= Kerrl] erklärt, er wünsche nicht, daß die Arbeit gehindert wird. Auf dieses Wort .|.|. , aber die nötige Einsicht in den Ernst der Frage fehlt .|.|. 10. Künneth: Er [= Kerrl] kennt nicht einmal den Namen, weiß von den Vorgängen nichts, wie man überhaupt den Eindruck hat, daß Muß [richtig: Muhs] sehr viele Sachen hinter seinem Rücken macht. Er meint, daß ihm Rosenberg noch vor einigen Tagen gesagt habe, eine Schrift gegen ihn [= Rosenberg] könne ruhig gedruckt werden. Kerrl meint, das sei die von Künneth, weiß es aber nicht sicher. Er verspricht, sich sogleich zu erkundigen. 11. Zur gesamtkirchlichen Lösung: Ich [= von Bodelschwingh] erkläre: es bleibt nichts anderes übrig, als die tatsächlich vorhandene und auch von ihm [Kerrl] in Fulda erklärte Trennung der beiden Gruppen der Kirche anzuerkennen und dafür die rechte Form zu finden. Auf dem Wege der Wahl geht das nicht. Er selbst, Kerrl, hat das dem Führer von vornherein gesagt. Der hat aber den Versuch machen wollen. Das gehe nicht, die Bekenntnis-
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leute hätten eine kirchliche Revolution (?) erlebt, die der Staat nicht fester setzen könne. Auch die Deutschen Christen hätten erklärt, sie hätten kein Interesse an der Wahl.– So sage ich [= von Bodelschwingh], daß man von diesem Tatbestande ausgehen muß. Daher sei .|.|. , schiedlich-friedlich die Dinge zu lösen. Gegebenenfalls gemeinsamer Gebrauch der Gotteshäuser. Vielleicht gemeinsame Finanzen (?) durch Abtrennung der geistlichen Leitungsfunktionen von den juristischen Behörden. 12. Er [= Kerrl] stimmt diesen Gedanken im wesentlichen zu. Ich [= von Bodelschwingh] sage ihm, daß hierüber nun Vorschläge von den Kirchen kommen müßten. Er [= Kerrl] betont immer wieder, daß er nur für Ruhe sorgen will, aber den Kirchen nichts mit Gewalt aufzwingen will.– Mein [von Bodelschwinghs] Vorschlag: Breit zu sprechen. Er [= Kerrl] stimmt zu: Daran habe er auch schon gedacht. Mit dem könne er erst noch sprechen. W .|.|. sei sicher ein Staatsfeind. Von Marahrens sei der letzte Aufruf eine Infamie gegen Rosenberg. Offenbar hat wieder das predigende (?) Wort des Aufrufes und der Schluß ihn [Kerrl] geärgert. (Genau wie wir [= die Kirchenführer] vorher gesagt hatten.) Ich [= von Bodelschwingh] bitte, möglichst ihn zu sprechen (?). Schließlich .|.|. Am nächsten Donnerstag [2. Dezember 1937] um 11 Uhr soll D. [Breit] zu ihm kommen, er könne auch einen oder mehrere Juristen mitbringen, es wäre ihm, Kerrl, sehr willkommen, wenn ich mitkäme, falls es meine Gesundheit gestattete. Wir sollten dann nach Möglichkeit bestimmte Vorschläge mitbringen, er würde den Staatssekretär [Muhs] und seine anderen Herren hinzuziehen.
IX Breit: „Maßnahmen zur vorläufigen Befriedung im Raum der Kirche“ [Berlin 1937 Dezember 2/7] HA Bethel, 2/39–53 (Durchschrift).
Wir sind bereit, unter Aufrechterhaltung des Grundrechts der Bekenntnisbestimmtheit jeder kirchlichen Gemeinschaft und Einrichtung bis zur Herstellung kirchlicher Ordnung in der Deutschen Evangelischen Kirche folgender Regelung zuzustimmen: I. Für die Landeskirchen, deren derzeitige Leitung von der bekennenden Kirche abgelehnt wird (Thüringen, Mecklenburg, Anhalt, Nassau-Hessen, Schleswig-Holstein, Bremen, Lübeck) soll folgendes gelten: (1) Die bekennenden Geistlichen und Gemeinden erhalten das Recht, sich einer bekenntnisgebundenen Kirchenleitung zu unterstellen. Die geistliche Leitung im Sinne dieser Bestimmung umfaßt insbesondere das Recht der Prüfung und Ausbildung von Anwärtern des geistlichen Amtes sowie die Ordination und Visitation. Die kirchenbehördliche Aufsicht über die Verwaltung des Kirchenvermögens bleibt bei der für das Kirchengebiet zur Zeit bestehenden Leitung. Bei Besetzung von Pfarrstellen hat sich die zur Zeit bestehende Leitung mit der bekenntnisgebundenen Leitung ins Benehmen zu setzen. Kommt es hierbei zu keiner Einigung, so entscheidet ein von jeder Seite anzurufender Schlichtungsausschuß auf Grund billiger Erwägung der örtlichen kirchlichen Verhältnisse und Bedürfnisse. Seine Entscheidung ist bindend. Bei der Ernennung von Organen der Kirchenleitung ist gleicherweise zu verfahren. (2) Wird es nach Lage der Verhältnisse erforderlich, daß kirchliche Gebäude und Einrichtungen von deutschchristlichen Pfarrern und Gemeinden gemeinsam mit solchen der bekennenden Kirche benutzt werden müssen, so entscheidet, falls unmittelbare Verhandlungen nicht zu einer Einigung führen, ebenfalls der Schlichtungsausschuß über die Benutzungsordnung. (3) Die Geistlichen, die sich der bekenntnisgebundenen Kirchenleitung unterstellen, scheiden aus der Lehraufsicht der zur Zeit bestehenden Kirchenleitung aus. Die allgemeine Dienstaufsicht über sie übt der Schlichtungsausschuß aus. Hinsichtlich ihrer Dienstbezüge und Versorgungsrechte tritt eine Änderung gegenüber dem bisherigen Recht nicht ein.
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(4) Gemeindeglieder, die sich aus Gewissensgründen nicht von dem für sie zuständigen Geistlichen bedienen lassen wollen, können sich von einem anderen Geistlichen bedienen lassen, ohne daß ihnen hieraus ein Nachteil entstehen darf. Für die Kosten haben sie selbst aufzukommen. In Streitfällen entscheidet der Schlichtungsausschuß. (5) Für die unter Ziffer I aufgeführten lutherischen Kirchengebiete kann auf Wunsch der Beteiligten der Rat der evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands die geistliche Leitung übernehmen. Die Abhaltung von Prüfungen wird er lutherischen Landeskirchen zuweisen. (6) Die Schlichtungsausschüsse (Ziffer 1–4) werden für die einzelnen Kirchengebiete in der Weise gebildet, daß je ein Mitglied von der zur Zeit bestehenden Kirchenleitung und der Vertretung der bekennenden Kirche in diesem Gebiet benannt und vom Reichskirchenministerium bestellt wird. Den Vorsitz führt ein evangelisches Mitglied aus dem für den Sitz der Kirchenregierung zuständigen Oberlandesgericht, über dessen Wahl die beiden Vertreter sich einigen. Kommt keine Einigung zustande, so bestimmen die evangelischen Mitglieder desselben Oberlandesgerichts den Vorsitzenden aus ihrer Mitte. Auf Antrag aller Beteiligten kann ein Schlichtungsausschuß auch für mehrere Kirchengebiete bestellt werden. Die Mitglieder des Ausschusses sind auf unparteiische Geschäftsführung zu verpflichten und an Weisungen nicht gebunden. Sie führen ihr Amt ehrenamtlich; Auslagen vergütet die Landeskirche. II. Für die deutschchristlichen Geistlichen und Gemeinden in den Landeskirchen von Hannover lutherisch und reformiert, Bayern, Württemberg, Baden, Braunschweig, Kurhessen, Hamburg, Schaumburg-Lippe, Lippe-Detmold und des Landesteils Lübeck im Freistaat Oldenburg soll die unter Ziffer I vorgesehene Regelung sinngemäß gelten, soweit hierfür ein Bedürfnis besteht. III. Der Landeskirchenausschuß in Sachsen wird wieder in seine vollen Rechte eingesetzt. Im übrigen gilt für die sächsische Landeskirche die unter Ziffer II vorgesehene Regelung. IV. Für die Evangelische Kirche der altpreußischen Union ist eine besondere Regelung – unter entsprechender Anwendung der unter Ziffer I aufgeführten Grundsätze – zu treffen.
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V. Die kirchenbehördlichen Befugnisse in den Landeskirchen werden durch die zur Zeit im Amt befindlichen Kirchenleitungen ausgeübt, ohne daß diese dabei anderen als den in den gegenwärtigen Bestimmungen vorgesehenen Beschränkungen unterworfen werden. Disziplinarverfahren können nur eingeleitet werden, wenn der Schlichtungsausschuß vorher gehört wurde. Für die in einzelnen Landeskirchen bestehenden Finanzabteilungen gelten die Grundsätze des Gesetzes vom 11. März 1935 über die Vermögensverwaltung in den evangelischen Landeskirchen. Neue Finanzabteilungen werden nicht eingerichtet. VI. Die Führung der laufenden Geschäfte der Deutschen Evangelischen Kirche obliegt der Kirchenkanzlei unter Leitung des dienstältesten juristischen Oberkonsistorialrates. Die Finanzabteilung der Deutschen Evangelischen Kirche steht unter der gleichen Leitung.
X Breit: „Zum Grundsätzlichen“ [Berlin 1937 Dezember 7] HA Bethel, 2/39–53 (Durchschrift).
(1) Wie die Kirche weiß, daß es ihr verwehrt ist, in den F o r m e n i h r e s g e i s t l i c h e n L e b e n s eine Repristination das 16. Jahrhunderts zu erstreben, so weiß sie auch, daß ihre R e c h t s g e s t a l t im Dritten Reich sich von ihrer Rechtsgestalt im 19. Jahrhundert unterscheiden muß. Nur ist es ihr auch verwehrt, sich unter ein Recht stellen zu lassen, das das Bekenntnis ins Unrecht setzt. (2) Die einzige A u f g a b e der Kirche ist, das Evangelium von Jesus Christus dem deutschen Volk und aller Welt zu verkündigen. Bleibt sie dieser Aufgabe treu, dann wird die F r u c h t ihres Dienstes das sittliche Fundament des Staates sowie die Dienst- und Opferbereitschaft des Volkes stärken. (3) Die Frage der K i r c h e n l e i t u n g ist das Schlüsselproblem zur ganzen gegenwärtigen Kirchenfrage. Eine nur äußerlich-rechtliche Reorganisation der Kirche unter Absehung von dem Zusammenhang von Bekenntnis und Ordnung der Kirche wird darum keine Befriedung schaffen können, weil aus dem Grund der Kirche und ihrer Bestimmung so lange Kräfte des Widerstandes gegen eine von außen gesetzte Leitung aufstehen, bis diese Leitung die Legitimation durch die Kirche empfangen hat. (4) Die Aufgaben von S t a a t u n d K i r c h e liegen grundsätzlich auf verschiedenen Ebenen. Gegensätze können nur dann entstehen, wenn die dimensionale Verschiedenheit beider Größen verkannt wird, wenn also das Amt des Staates vom Amt der Kirche nicht deutlich unterschieden wird. Eine unabhängige Gestaltung der Kirchenleitung entspricht nicht nur den Lebensgesetzen der Kirche, sondern entlastet auch den Staat von einer Fülle von Fragen und Verwicklungen, die sonst das öffentliche Leben in Deutschland unnötig beschweren. (5) Innerhalb der Deutschen Evangelischen Kirche wird es immer S p a n n u n g e n geben, die getragen werden müssen. Eine für alle evangelischen Kirchen Deutschlands gültige einheitliche Lösung der strittigen Fragen ist weder möglich noch wünschenswert. (6) Der Zusammenschluß b e k e n n t n i s g l e i c h e r K i r c h e n ist nicht nur ein selbstverständliches Recht dieser Kirchen, sondern er entspricht auch den Intentionen der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche von 1933. Eine Versagung dieses Rechtes verhindert die Entwicklung und
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Auswirkung der Ordnungskräfte, welche die Besinnung auf die Bekenntnisverpflichtung freimacht. Die Überwindung der Stagnation der Kirchenfrage auf organisatorischem und rechtlichem Gebiete kann hier auf kirchlichem Wege vorbereitet werden. Die Erfahrungen des Lutherrates rechtfertigen diese Zuversicht. (7) Jede falsche D i a g n o s e der Not, die die bekennende Kirche leidet, und die sie dem Staat macht, ist Staat und Kirche im gleichen Maße abträglich. Die politische Verunehrung der bekennenden Kirche und insbesondere ihrer führenden Vertreter läßt sich um der Wahrheit willen und im Interesse des Staates und der machtvollen Darstellung seiner inneren Geschlossenheit nicht rechtfertigen. Wo und ob wirkliche oder vermeintliche Angriffe auf die Hoheit des Staates erfolgen, entscheiden die Gerichte in einem ordentlichen Verfahren.
XI Breit: „Sofortprogramm“ [Berlin 1937 Dezember 7] HA Bethel, 2/39–53 (Durchschrift).
A. Maßnahmen gerichtlicher und polizeilicher Art. (1) Freilassung aller in Schutzhaft befindlichen Pfarrer. Entgegen dem für Preußen noch gültigen Erlaß des Preußischen Ministerpräsidenten – Geheime Staatspolizei – vom 11. März 1934 – zu 3 – werden häufig Geistliche auch dann in Schutzhaft genommen, wenn die Gerichte den Erlaß von Haftbefehlen ablehnen (vgl. den Fall Fricke in Frankfurt a. M. und die drei Elbinger Fälle, darunter Putz, vom 26. November 1937). In vielen Fällen werden Geistliche in Schutzhaft genommen, ohne daß ihnen vorher Gelegenheit zur Äußerung gegeben worden wäre und ohne daß ihnen auch nur die Gründe der Maßnahme mitgeteilt würden. Für Redeverbote gilt dasselbe (vgl. Timm-Boddin). (2) Anweisung an die Staatsanwaltschaften, zu prüfen, inwieweit etwa die gegen Pfarrer laufenden Verfahren eingestellt werden können. In sehr vielen Fällen – der Reichskirchenminister hat selbst die beschämende Zahl von 7.000 Strafanzeigen genannt – werden haltlose Anzeigen gegen Geistliche erstattet. Das Reichsgericht hat in seinem Urteil vom 1. Juni 1937 darauf hingewiesen, daß Grenzen zwischen der nationalsozialistischen Weltanschauung und dem Gedankengut Rosenbergs bestehen. (3) Beschleunigung der ordentlichen Gerichtsverfahren, insbesondere gegen Niemöller. Niemöller sitzt seit dem 1. Juli 1937 in Untersuchungshaft. Der den Gegenstand der Anklage bildende Sachverhalt ist seit Monaten geklärt; denn es war ja bereits auf den 12. August 1937 Termin zur Hauptverhandlung anberaumt; dennoch hat bisher keine Hauptverhandlung stattgefunden. Hilfspfarrer Friederich in Zeulenroda ist am 26. Juli 1937 wegen einer Kanzelabkündigung, die er s o f o r t schriftlich vorlegen konnte, und deren Inhalt und Wortlaut er sofort unumwunden zugab, gefangengesetzt worden und erst am 24. November 1937 entlassen worden. Eine Hauptverhandlung steht noch nicht in Aussicht. In den übrigen Thüringer Fällen, etwa 8–10, haben die Gerichte den Verteidigern erst wochenlang die Sprecherlaubnis versagt, ebenso Akten-
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einsicht, dann die Geistlichen aus der Untersuchungshaft entlassen, ohne ihnen auch nur zu sagen, warum sie gefangengesetzt worden waren. Vielfach k e i n H a f t b e f e h l e r t e i l t ! (4) Freigabe der Kollekten in gottesdienstlichen Veranstaltungen. In Soltau hat die Polizei die im ordentlichen Vormittagsgottesdienst der Kirchengemeinde Soltau (Lutherkirche) gesammelte Kollekte für die Hermannsburger Mission auf Veranlassung des Landrats beschlagnahmt und sichergestellt. Am 11. Juli 1937 hat der Regierungspräsident in Lüneburg an die Landräte seines Bezirks folgenden Erlaß gerichtet: „Unter Bezugnahme auf den Runderlaß des Herrn Reichs- und Preußischen Ministers des Innern und des Herrn Reichs- und Preußischen Ministers für die kirchlichen Angelegenheiten vom 9. Juni 1937 betr. Nichtrechtmäßige Kirchenkollekten weise ich darauf hin, daß die Sammlungen der Kirchengemeinden bei den alljährlich stattfindenden Missionsfesten n i c h t genehmigungsfrei sind. Zu derartigen Sammlungen ist meine Genehmigung rechtzeitig einzuholen und dabei der Redner und seine kirchliche Einstellung (Deutscher Christ, bekenntnistreu) anzugeben. Im Auftrage Schmitz“. Die beschlagnahmten Sammlungserträge waren auch nach der Erklärung des Reichskirchenministeriums, daß Missionsfeste keine Sondergottesdienste im Sinne des Runderlasses vom 9. Juni 1937 seien, (am 3. November 1937) noch nicht freigegeben. Die Staatsanwaltschaften sind gegen die Deutschen Christen nicht eingeschritten, die entgegen dem Wortlaut des Runderlasses vom 9. Juni 1937 Kollekten eingesammelt haben. So besonders in Sachsen, auch ein bayerischer Fall. (5) Freigabe von Jugendlagern und Freizeiten. Der Runderlaß des Reichsführers SS und Chefs der Deutschen Polizei im Reichsministerium des Inneren vom 4. August 1937 über konfessionelle Jugendlager und Freizeiten stellt eine außerordentliche Behinderung der evangelischen Jugendbetreuung dar. Außerdem wird er unzulässig ausgedehnt. Fall Schneverdingen: Landeskirche Hannover veranstaltet einen Ausbildungskurs für Studenten und Vikare. Geheime Staatspolizei verbietet ihn auf Grund des Erlasses über Prüfungs- und Ausbildungseinrichtungen der Bekennenden Kirche vom 28. [richtig: 29.] August 1937. Nachdem die Geheime Staatspolizei überzeugt worden ist, daß diese Begründung inhaltslos ist, verbietet sie die Veranstaltung auf Grund des Erlasses vom 4. August 1937, der noch weniger zutrifft.
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Auch Veranstaltungen von Bibelsonntagen durch CVJM soll unter den Erlaß fallen. Verbote in Heinrode am 14. November 1937, Verhaftung von Jugendwart Pein. Dieser ohne Verhör dann wieder entlassen. (6) Lehr- und Ausbildungsstätten der Bekennenden Kirche. Zerstörung der Fakultäten (Rostock). Erlaß vom 28. [richtig: 29.] August 1937. B. Maßnahmen auf dem Gebiete der Presse. (1) Zulassung eines Nachrichtenblattes der bekennenden Kirche. Der Reichsbote v e r b o t e n . Dagegen zugelassen und erlaubt: Die Kommende Kirche Das Positive Christentum Durchbruch Nordland (2) Zulassung legitimer Rundbriefe Die Deutschen Christen Thüringer Richtung haben einen Rundbrief (Propp, n e u g e n e h m i g t ! !), ebenso Herrigel. Dem Lutherrat ist ein Rundbrief schon zum dritten Male v e r w e i g e r t . Notwendigkeit legitimer Rundbriefe. a) Entlastung der Gottesdienste b) Verhinderung unterirdischer Gerüchtebildung. Zulassung der Bischofsbriefe (Bayern, Braunschweig). (3) Freigabe der Abwehrschriften gegen Rosenberg. a) Köhler (Druckereien) b) Künneth (Evangelische Wahrheit) c) Freigabe der beschlagnahmten Maschinen und Apparate in München Hannover Karlsruhe Neubukow Dresden Stuttgart d) Freilassung der wegen Verbreitung der Evangelischen Wahrheit verhafteten Geistlichen und Laien (Bekenntnisgemeinschaft Dresden). (4) Ehrenschutz gegen Verleumdungen durch die Presse. Fälle Holz-Streicher (Immunität). Ehrenschutz durch die Berufsgerichte der deutschen Presse.
XII Entwurf der Vorläufigen Kirchenleitung II für eine Erklärung des Kasseler Gremiums zu den Reden des Reichskirchenministers in Sonthofen, Fulda und Hagen [Berlin 1937 Dezember 10] LKA Nürnberg, Meiser 103 [Hektographie mit hsl. Vermerk: „1. Entwurf vorgelegt im Kasseler Gremium am 10.XII.1937 von Vertretern der Vorläufigen Kirchenleitung (Friedrich Müller)“].
Zu den in Sonthofen, Fulda und Hagen erfolgten programmatischen Erklärungen des Herrn Reichs- und Preußischen Ministers für die kirchlichen Angelegenheiten nehmen die unterzeichneten Vertreter der Deutschen Evangelischen Kirche wie folgt Stellung: I. In seiner Rede in Hagen hat der Herr Kirchenminister ausgeführt: „Dem nationalsozialistischen Staat geht es ausschließlich um die Gewissens- und Glaubensfreiheit des einzelnen. Keiner soll darin beschränkt werden, sich seine Konfession auszusuchen. Ganz allein soll der einzelne entscheiden, welchem religiösen Glauben er angehören wolle. Daraus soll weder ein Vorteil noch ein Nachteil erwachsen.“ Dazu erklären wir: Daß in Zukunft nach diesen Grundsätzen verfahren wird, ist eine wesentliche Voraussetzung der Befriedung des Verhältnisses von Kirche und Staat. Wenn der einzelne nicht darin beschränkt werden soll, sich seine Konfession zu wählen, dann muß er das auch in der tätigen Teilnahme an allen Dingen seiner Konfession beweisen dürfen. Er darf nicht länger der freien öffentlichen Meinungsäußerung in Bezeugung seines Glaubens und in Abwehr öffentlicher Angriffe auf ihn beraubt sein. Er darf nicht der Verächtlichmachung seines Glaubens wehrlos preisgegeben bleiben, indem sein vom Glauben her bestimmtes Handeln als staatsfeindlich und die Volksgemeinschaft störend mißdeutet wird. Er muß künftig vor allen politischen oder wirtschaftlichen Zwangsmaßnahmen gesichert sein, die ihn wegen seiner Konfessionszugehörigkeit in seiner bürgerlichen Ehre oder wirtschaftlichen Existenz mindern. Auch die Parteigenossen, auch die von parteiamtlichen Organisationen, beson-
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ders der Jugend, Erfaßten, auch die Staatsbeamten müssen künftig die Freiheit erhalten, sich ungehindert innerhalb ihrer Kirche (z. B. als Mitglieder kirchlicher Körperschaften, als Mitarbeiter im evangelischen Männerdienst, der evangelischen Frauenhilfe, der evangelischen Jugendarbeit, dem Kindergottesdienst usw.) zu betätigen und ihren evangelischen Glauben auch innerhalb ihres bürgerlichen Lebens zu bezeugen. II. In der gleichen Rede hat der Herr Kirchenminister hervorgehoben: „Der nationalsozialistische Staat denkt nicht daran, irgendeine Konfession zu einer Staatskirche zu machen .|.|. Das Ziel der nationalsozialistischen Kirchenpolitik ist die völlige Gleichstellung der verschiedenen Religionsgemeinschaften untereinander.“ Dazu erklären wir: Die innerhalb der Kirche ausgebrochenen Glaubenskämpfe müssen vom Staat in Zukunft als rein innerkirchliche Angelegenheiten behandelt werden. Freiheit der Konfession schließt ein, daß es der Kirche nicht länger verwehrt werden darf, ihre Lehre und ihre Ordnung gemäß den ihr Wesen begründenden unaufgebbaren Voraussetzungen zu gestalten. Innerhalb der Deutschen Evangelischen Kirche hält die Bekennende Kirche an diesen in der Heiligen Schrift gegebenen und in ihren Bekenntnissen bezeugten Grundlagen fest. Es muß ihr daher in Zukunft unverwehrt bleiben, die auf dieser unaufgebbaren Grundlage stehenden Gemeindeglieder in Gemeinden zu sammeln und zu ordnen sowie auf allen Stufen des kirchlichen Aufbaus in synodalen Organen dem von Schrift und Bekenntnis bestimmten Willen der Gemeinde Ausdruck und Wirksamkeit zu verleihen (Neubildung der kirchlichen Organe, Gestaltung der künftigen Verfassung); ihre Ämter zur Ausrichtung der Verkündigung und zur Aufrechterhaltung der Ordnung mit von der Kirche bestimmten und der Kirche verantwortlichen Trägern zu besetzen, die künftigen Diener am Wort in eigener Verantwortung auszubilden, zu prüfen und zu ordinieren, die Aufsicht über Pfarrer und Gemeinden in ungehindertem Verkehr mit ihnen auszuüben, die freiwilligen Dankopfer der Gemeinde für die Gabe des Wortes Gottes (Kollekten) für die kirchliche Arbeit und für kirchliche Werke in eigener Verantwortung auszuschreiben, zu sammeln und zu verwenden. Von dem Vorwurf des Herrn Kirchenministers in seiner Rede zu Fulda am 23.11.1937, daß Kollekten zu staatsfeindlicher Propaganda mißbraucht würden, wird die Bekennende Kirche nicht betroffen. Sollte er dennoch gegen sie gerichtet sein, so weist sie ihn entschieden zurück.
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Die Freiheit der Konfessionen schließt hinsichtlich der Deutschen Evangelischen Kirche und der evangelischen Landeskirchen aus, daß die staatliche Kirchenpolitik auch weiterhin alle kirchlichen Instanzen, besonders die Organe der kirchlichen Selbstverwaltung entmächtigt, für nicht bestehend erklärt und durch staatliche Organe mit unbegrenzten staatlichen Vollstreckungsbefugnissen ersetzt. Die im Aufsichtsrecht des Staates begründeten Maßnahmen des Staates müssen sich darauf beschränken, dafür zu sorgen, daß seitens der Kirche weder die allgemein gültigen staatlichen Gesetze verletzt werden, noch die für den Staat notwendige Steuerkraft seiner Bürger ernstlich gefährdet wird. Die Berufung auf das staatliche Aufsichtsrecht darf aber nicht dazu führen, daß der Staat durch das Kirchenministerium oder andere von ihm gesetzte oder ihm allein verantwortliche Organe über die äußeren Kirchendinge (jus circa sacra) hinaus wie bisher in die innerkirchlichen Angelegenheiten (jus in sacra) eingreift. III.1 Der Herr Kirchenminister hat in seiner Fuldaer Rede ausgeführt: „Es ist an sich nicht die Aufgabe der nationalsozialistischen Regierung, die Erhaltung von Kirchen durch Zuschüsse oder Steuern von sich aus zu sichern. Das ist die Aufgabe der Gläubigen, denen es obliegen muß, für die Kirche zu sorgen, zu der sie gehören wollen. Wenn dies auch nicht sofort durchgeführt wird, so steht es doch als Ziel fest.“ Dazu erklären wir: In dieser grundsätzlichen Auffassung sind wir mit dem Herrn Kirchenminister einig. Die Kirche muß selbst für die Aufbringung der Mittel sorgen, deren sie zur Ausrichtung ihrer Sendung bedarf. An der Erreichung dieses Zieles wollen wir mitarbeiten und Vorschläge dazu unterbreiten. Dabei setzen wir voraus, daß der Kirche das ihr gehörige Eigentum verbleibt und sie allein über seine Nutzbarmachung für kirchliche Zwecke bestimmt. Die im Gebrauch der Kirche befindlichen staatseigenen Gebäude dürfen ihrer bisherigen kirchlichen Benutzung nicht entzogen werden. Wir nehmen zur Kenntnis und stellen ausdrücklich fest, daß der Herr Kirchenminister seine Fuldaer Rede in Hagen dahin ergänzt hat, daß die Zurückführung der Religionsgemeinschaften auf die Opfer ihrer Gläubigen nicht als eine plötzliche Entziehung der hohen Staatszuschüsse zu verstehen sei. Wir halten eine auf Recht und Billigkeit gestützte Ablösung der rechtlich begründeten und geschichtlich entstandenen bisherigen Staatsleistungen für erforderlich. Das Kirchensteuerwesen muß eine Regelung erfahren, durch die der Kirche die Möglichkeit der Befriedigung ihrer notwendigen Bedürfnisse 1 Nummerierung hsl. ergänzt.
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nicht genommen wird, bei der aber stärker als bisher die Einziehung und Verwaltung der Kirchensteuern in die Hände der Kirche selbst gelegt wird. Hinsichtlich der freiwilligen Beiträge der Konfessionsangehörigen für kirchliche Zwecke, die weder eine Minderung der Steuerkraft noch der Leistungsmöglichkeit für öffentliche Sammlungen bedeuten, müßten die einengenden Vorschriften des Sammlungsgesetzes in Fortfall kommen. Unter diesen Voraussetzungen sehen auch wir es als ein bald zu erreichendes Ziel an, daß die Staatsleistungen an die Kirche aufhören.
XIII „Siebzehnte Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ Berlin 1937 Dezember 10 GBlDEK 1937, S. 70.
Auf Grund des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche vom 24. September 1935 (Reichsgesetzblatt I S. 1178) wird zur Wiederherstellung der Ordnung in der Deutschen Evangelischen Kirche verordnet: §1 (1) Die Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche liegt bei dem Leiter der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei. (2) Dieser ist befugt, nach Anhörung der Kirchenregierungen der Landeskirchen Verordnungen in äußeren Angelegenheiten zu erlassen. Die Fragen von Bekenntnis und Kultus sind von dieser Befugnis ausgeschlossen. (3) Die Ernennung und Entlassung von Beamten der Deutschen Evangelischen Kirche (Kirchenkanzlei) bedarf der Zustimmung des Reichsministers für die kirchlichen Angelegenheiten. §2 (1) Die Leitung der Landeskirchen liegt, soweit nicht im folgenden besondere Bestimmungen getroffen sind, bei den im Amt befindlichen Kirchenregierungen. (2) In den Landeskirchen: a) Evangelische Kirche der altpreußischen Union, b) Evangelisch-lutherische Landeskirche Sachsens, c) Evangelisch-lutherische Landeskirche Schleswig-Holsteins, d) Evangelische Landeskirche Nassau-Hessen liegt die Leitung bei dem im Amt befindlichen Leiter der obersten kirchlichen Verwaltungsbehörde. Dieser trifft seine Entscheidungen nach vorangegangener Beratung mit den Mitgliedern der Behörde. §3 (1) Die Kirchenleitung im Sinne dieser Verordnung umfaßt insbesondere die Ausübung der kirchenregimentlichen Befugnisse einschließlich des Erlasses von Verordnungen.
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(2) Die den Finanzabteilungen übertragenen Befugnisse bleiben unberührt. (3) Unberührt bleibt auch die Zuständigkeit des Kirchlichen Außenamts der Deutschen Evangelischen Kirche und des Evangelischen Oberkirchenrats der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union für die Beziehungen dieser Kirchen zu ihren außerdeutschen Teilen und den Kirchen des Auslands. §4 (1) Diese Verordnung tritt mit dem auf die Verkündung folgenden Tage in Kraft. Mit dem gleichen Zeitpunkt treten die Dreizehnte Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche vom 20. März 1937 (Reichsgesetzblatt I S. 333) und alle entgegenstehenden Bestimmungen außer Kraft. (2) Den Zeitpunkt des Außerkrafttretens dieser Verordnung bestimmt der Reichsminister für die kirchlichen Angelegenheiten.
CHRONOLOGISCHES DOKUMENTENVERZEICHNIS Dieses Verzeichnis enthält 1. alle vollständig abgedruckten Dokumente (Seitenzahlen im Fettdruck) 2. alle in den diplomatischen Apparaten als Gegenüberlieferungen (G) und in den Fußnoten zitierten oder erwähnten Dokumente. 1883 August 26
Verordnung über die Konfessionsschulen in Bayern
290, Anm. 85
Gesetz betr. die Organisation der evangelisch-reformierten Landeskirche in der Schweiz
564, Anm. 14
1913 Juli 22
„Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz“
135, Anm. 33
1919 August 11
Weimarer Reichsverfassung
289, Anm. 85; 508, Anm. 39; 509, Anm. 40; 512, Anm. 47; 726, Anm. 1 470, Anm. 16; 506, Anm. 35
1902 Oktober 26
Dezember 24
1920 Februar 24
Juni 24 Juli 2 September 6 September 10
„Verfassung der vereinigten evangelisch-protestantischen Landeskirche Badens“
Parteiprogramm der NSDAP
„Kirchliches Gesetz betreffend die Verfassung der evangelischen Landeskirche in Württemberg“ „Gesetzentwurf über das Verhältnis der Evangelischen Kirchen in Polen zum Staat“ Bayerisches „Kirchengesetz betreffend die Rechtsverhältnisse der Kirchenbeamten“ Verfassung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern rechts des Rheins
638, Anm. 117; 684, Anm. 4; 729, Anm. 10; 820, Anm. 86 471, Anm. 18f.; 502, Anm. 23 565, Anm. 24 469, Anm. 10 502, Anm. 23
1921 Juli 15
„Gesetz über die religiöse Kindererziehung“
135, Anm. 31
1922 Mai 15
Genfer Konvention
567, Anm. 33
878
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1922–1929)
Mai 25
Verfassung des Deutschen Evangelischen Kirchenbundes
Mai 29
Verfassung der Evangelisch-lutherischen Landeskirche des Freistaats Sachsen Bayerisches Kirchengesetz über die Änderung der Kirchenvorstandsverordnung „Kirchliche Lebensordnung“ der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern „Verfassungsurkunde für die Ev. Kirche der altpreußischen Union“
August 17 [August 29] September 29
September 30 Dezember 20
1923 Oktober 13 1924 März 29
1925 Juni 26
1926 Januar 4
1927 Mai 5 Mai 9
1928 Mai 22
1929 Februar 28
136, Anm. 36; 147, Anm. 68f. 151, Anm. 76 135, Anm. 32; 136, Anm. 34 231, Anm. 34 135, Anm. 32; 136, Anm. 34; 240, Anm. 75; 542, Anm. 2; 628, Anm. 82; 635, Anm. 107; 759, Anm. 131; 793, Anm. 17 718, Anm. 133
Verfassung der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schleswig-Holsteins Verfassung der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Han- 432, Anm. 118; novers 471, Anm. 17
„Gesetz über die Verkündung von Rechtsverordnungen“
477, Anm. 47
Konkordat zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Freistaat Bayern
591f., Anm. 12
„Teilgeschäftsordnung des Kirchenbundesrates“
136, Anm. 36; 147, Anm. 69
Sächsisches „Kirchengesetz über die Rechtsverhältnisse der landeskirchlichen Beamten“
469, Anm. 7
Altpreußisches „Kirchengesetz betreffend Vorbildung und Anstellungsfähigkeit der Geistlichen“ Altpreußisches „Kirchengesetz betreffend Vorbildung und Anstellung der Vikarinnen“
366, Anm. 75 366, Anm. 75
Kirchliche Gemeindewahlordnung für die Evangelische Kir- 135, Anm. 32; che der altpreußischen Union 136, Anm. 34
„Evangelische militärkirchliche Dienstordnung für das Reichsheer und die Reichsmarine“
763, Anm. 145
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1931–1933) 1931 Mai 11
Mai 11 1932 November 14
1933 Februar 28
März 21 März 23 März 23 April 7 April 13 Mai 5 Juni 1
Juli 7 Juli 10
Juli 11
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„Vertrag des Freistaates Preußen mit den Evangelischen Lan- 432, Anm. 118; deskirchen“ 509, Anm. 40; 793, Anm. 16; 803, Anm. 27 Schlussprotokoll zum Preußischen Kirchenvertrag 793, Anm. 16
„Vertrag zwischen dem Freistaat Baden und der Vereinigten 512, Anm. 47 Evangelisch-protestantischen Landeskirche Badens“
„Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat“
Rede Hindenburgs „Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich“ (Ermächtigungsgesetz) Regierungserklärung Hitlers „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“
225, Anm. 8; 258, Anm. 28; 630, Anm. 87; 658, Anm. 39 73, Anm. 12 65, Anm. 32
637, Anm. 116 503, Anm. 25; 664, Anm. 67 Aufruf Zoellners an „alle Lutheraner“ 145, Anm. 63 Kirchensteuergesetz der Thüringer evangelischen Kirche 426, Anm. 95–98 „Vorläufige kirchliche Gesetze – den vorläufigen Umbau der 470, Anm. 16; Verfassung der Vereinigten Evang.-protestantischen Landes- 506, Anm. 35 kirche Badens betr.“ „Gesetzentwurf betr. das Verhältnis des Staates zur Evange- 566, Anm. 30 lisch-Augsburgischen Kirche in Polen“ Protokoll Ruppels über die „Besprechung des Verfassungs- 325, Anm. 42 entwurfs am 10. Juli 1933, nachm. 17 Uhr, im Reichsministerium des Innern“ Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche 44, Anm. 18; 50, Anm. 40; 54, Anm. 52f.; 58, Anm. 66; 60, Anm. 6; 62, Anm. 20; 68, Anm. 43; 71, Anm. 52; 72, Anm. 7; 78, Anm. 31; 79, Anm. 34; 82, Anm. 43 und 45; 94, Anm. 82; 99, Anm. 4; 104, Anm. 23; 106, Anm. 30; 110, Anm. 4; 112, Anm. 9; 131, Anm. 14; 134, Anm. 27; 145, Anm. 60; 165, Anm. 19; 194, Anm. 47; 201, Anm. 68; 212,
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Juli 11 Juli 14
Juli 20 Juli 22 September 6
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1933)
Niederschrift über die Sitzung der Vertreter der Landeskirchen „Gesetz über die Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche“
Konkordat zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Deutschen Reich Rundfunkansprache Hitlers
Anm. 17; 216, Anm. 28; 217, Anm. 29; 219, Anm. 35; 230, Anm. 31; 231, Anm. 38; 236, Anm. 57; 237, Anm. 60; 262, Anm. 42; 266, Anm. 10; 275, Anm. 28; 301, Anm. 127; 305, Anm. 142; 315, Anm. 12; 325, Anm. 42; 340, Anm. 3; 342, Anm. 13; 347, Anm. 12; 358, Anm. 50; 362, Anm. 63; 391, Anm. 34; 467, Anm. 1; 473, Anm, 28 und 30; 475, Anm. 34; 502, Anm. 22; 510, Anm. 44; 519f., Anm. 31; 544, Anm. 11; 546, Anm. 16; 551, Anm. 29; 595, Anm. 23; 615, Anm. 34; 620, Anm. 50; 693, Anm. 36; 697, Anm. 53; 722, Anm. 5; 724, Anm. 14; 738, Anm. 38; 791, Anm. 12; 792, Anm. 14; 795, Anm. 20; 807, Anm. 43; 819, Anm. 86 325, Anm. 42 62, Anm. 20; 113, Anm. 15; 358, Anm. 50; 406, Anm. 21; 473, Anm. 28 und 30 226, Anm. 13
114, Anm. 15; 268, Anm. 6 Altpreußisches „Kirchengesetz über die Errichtung des Lan- 812, Anm. 61 desbischofsamtes und von Bistümern“
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1933–1934) Oktober 4 Oktober 13 November 1 Dezember 10 Dezember 11 Dezember 19
1934 Januar 3/4
Januar 30 März 14 März 16
März 16 April 22 April 28 Mai 7 Mai 30 Mai 31
Juli 2
881
Schriftleitergesetz
83, Anm. 46; 131, Anm. 17 Verfügung der Reichsleitung der NSDAP 710, Anm. 97 „Erste Verordnung zur Durchführung des Reichskulturkam- 132, Anm. 18; mergesetzes“ 546, Anm. 16 „28 Thesen der sächsischen Volkskirche zum inneren Auf45, Anm. 22; 598, bau der Deutschen Evangelischen Kirche“ Anm. 33 Richtlinien der Kirchenbewegung Deutsche Christen 110, Anm. 5 Abkommen über die Eingliederung der evangelischen Ju764, Anm. 148f. gend in die Hitler-Jugend
Erklärung der Freien reformierten Synode „über das rechte Verständnis der reformatorischen Bekenntnisse in der Deutschen Evangelischen Kirche der Gegenwart“ „Gesetz über den Neuaufbau des Reichs“ Verfügung des altpreußischen Landesbischofs „Bekanntmachung über das Eingehen des kirchlichen Gesetz- und Verordnungs-Blattes der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union“ Kundgebung der Westfälischen Bekenntnissynode Ulmer Erklärung der Bekenntnisgemeinschaft der Deutschen Evangelischen Kirche Anordnung des Führers der Deutschen Arbeitsfront Kasseler Erklärung der Bekenntnisgemeinschaft der Deutschen Evangelischen Kirche „Erklärung zur Rechtslage der Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche“ Barmer Theologische Erklärung
Gutachten Johannes Heckels „Über die Umgestaltung der Nationalsynode“
270f., Anm. 12
310, Anm. 154 349, Anm. 20f. 484, Anm. 66
769, Anm. 9 804, Anm. 31 667, Anm. 80 804, Anm. 31 769, Anm. 9; 804, Anm. 31 48, Anm. 31; 53, Anm. 48; 172, Anm. 38; 198, Anm. 60f.; 277, Anm. 36f.; 302, Anm. 128; 306, Anm. 144; 324, Anm. 40; 335, Anm. 8; 344, Anm. 3; 345, Anm. 5; 347, Anm. 12 und 15; 351, Anm. 27; 404f. Anm. 13; 412, Anm. 41; 415, Anm. 55; 440, Anm. 141f.; 456, Anm. 189; 613, Anm. 32; 635, Anm. 107; 690, Anm. 24; 722, Anm. 5; 799, Anm. 14 305f., Anm. 142; 510, Anm. 44
882 August 9 September 3
September 11 September 15 Oktober 12 Oktober 14 [Oktober 19/20] Oktober 19 Oktober 20
Oktober 29
November 5
November 5 November 20 November 22
Dezember 20 Dezember 6
1935 Februar 3 Februar 4 Februar 4 Februar 4
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1934–1935) „Kirchengesetz über die Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche und der Landeskirchen“ „Verordnung betreffend das Inkrafttreten der §§ 1 und 3 des Kirchengesetzes über die Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche und der Landeskirchen vom 9. August 1934“ Schreiben Meißners an Wurm Kundgebung der bayerischen Landeskirche über „Bekenntnisstand und Kirchengewalt“ Weisung des Bruderrats der Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche Einladungsschreiben Kochs zur Bekenntnissynode nach Berlin-Dahlem Amtlicher Bericht über die Zweite Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche in Berlin-Dahlem Vortrag Friedrich Müllers: „Das Recht der kirchlichen Selbsthilfe“ Botschaft der Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche
439f., Anm. 140; 809, Anm. 50 439f., Anm. 140
510, Anm. 44 57, Anm. 65 497, Anm. 5 497, Anm. 5 804, Anm. 31 150, Anm. 74 80, Anm. 36; 147, Anm. 70; 236, Anm. 57; 335, Anm. 8; 351, Anm. 28; 804, Anm. 32 804, Anm. 32
Verordnung des Reichsbruderrats „zur Ausführung der Beschlüsse der Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche“ 597, Anm. 29; „Gesetz zur Regelung der öffentlichen Sammlungen und sammlungsähnlichen Veranstaltungen“ 679, Anm. 26; 734, Anm. 22; 735, Anm. 26; 740, Anm. 47; 766, Anm. 155; 785, Anm. 67 Bericht „Zur kirchlichen Lage“ 672, Anm. 1 „Verordnung zur Sicherung der Verfassung der Deutschen 812, Anm. 61 Evangelischen Kirche“ „Vereinbarung über die Bestellung eines vorläufigen Kir245, Anm. 89; chenregiments der Deutschen Evangelischen Kirche“ 265, Anm. 9; 410, Anm. 35; 697, Anm. 53 „Gesetz gegen heimtückische Angriffe auf Staat und Partei 621, Anm. 52; und zum Schutz der Parteiuniformen“ 640, Anm. 125 Erklärung der Vorläufigen Kirchenleitung I zur Frage des 418, Anm. 64; staatlichen Eides 419, Anm. 65
Erlass des Evangelischen Oberkirchenrats Berlin betr. Bildung von Finanzabteilungen „Gesetz über die Devisenbewirtschaftung“ „Durchführungsverordnung zum Gesetz über die Devisenbewirtschaftung“ „Verordnung zur Devisenbewirtschaftung (Richtlinien für die Devisenbewirtschaftung)“
180, Anm. 64 288, Anm. 81 288, Anm. 81 288, Anm. 81
883
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1935) Februar 12 März 4/5
März 11
März 26–28 April 4 April 11 Mai 10 [Mai 17] Juni 4–6
Juni 4–6
Juni 26 Juli 3
Juli 16 Juli 27
August 28 September 5 September 6 September 11 September 15 September 15 September 24
„Vereinbarung der Landesbischöfe von Hannover, Württemberg und Bayern“ (Lutherischer Pakt) Kundgebung der zweiten Bekenntnissynode der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union „zur Zerstörung und zum Neubau der Kirche“ „Gesetz über die Vermögensverwaltung in den evangelischen Landeskirchen“
Beschlüsse der Zweiten Freien Reformierten Synode in Siegen Protokoll über die Bibellesekonferenz der Vorläufigen Kirchenleitung I „Erste Durchführungsverordnung zum Gesetz über die Vermögensverwaltung in den evangelischen Landeskirchen“ Rede Zänkers auf der Vorläufigen Schlesischen Synode in Breslau Bericht über die Vorläufige Schlesische Synode in Breslau am 10. Mai 1935 Beschluss der Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche in Augsburg über die Vorbildung und Prüfung der Pfarrer der Bekennenden Kirche Beschluss der Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche in Augsburg zur „Verfassung und Ordnung der bekennenden Kirche“ „Gesetz über das Beschlußverfahren in Rechtsangelegenheiten der Evangelischen Kirche“ „Erste Verordnung zur Durchführung des Gesetzes über das Beschlußverfahren in Rechtsangelegenheiten der Evangelischen Kirche“ „Erlaß über die Zusammenfassung der Zuständigkeiten des Reichs und Preußens in Kirchenangelegenheiten“ „Zweite Verordnung zur Durchführung des Gesetzes über das Beschlußverfahren in Rechtsangelegenheiten der Evangelischen Kirche“ Statut der Kirchlichen Hochschule Berlin/Wuppertal-Elberfeld Erlass des Reichskirchenministers Schreiben Meisers an die Vorläufige Kirchenleitung I Schreiben Wurms an den Reichskirchenminister „Reichsbürgergesetz“ „Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre“ „Gesetz zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“
459, Anm. 196 198, Anm. 61; 348, Anm. 16 180, Anm. 64; 251, Anm. 3; 406, Anm. 22; 500, Anm. 16f. 502, Anm. 20 458, Anm. 194 500, Anm. 16 306, Anm. 144 306, Anm. 144 404, Anm. 12
376, Anm. 102
428, Anm. 102 428, Anm. 102
428, Anm. 102; 482, Anm. 59 428, Anm. 102; 546, Anm. 16 214, Anm. 21 65, Anm. 30 214, Anm. 21 361, Anm. 60 135, Anm. 33; 736, Anm. 29 736, Anm. 29 91, Anm. 71; 216, Anm. 28; 260, Anm. 38; 341, Anm. 7; 406, Anm. 21; 477, Anm. 45; 507, Anm. 37; 509, Anm. 42; 510, Anm. 43; 602,
884
September Ende Oktober 1
Oktober 3
Oktober 7 Oktober 9 [vor Oktober 12] Oktober 14 Oktober 14 Oktober 16 Oktober 17 Oktober 17
Oktober 18 Oktober 21 Oktober 28 Oktober 28 Oktober 30 November 5 November 5 November 14
November 16 November 21
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1935) Anm. 50; 789, Anm. 3; 809, Anm. 48; 811, Anm. 59; 815, Anm. 70f.; 816, Anm. 72; 819f., Anm. 86; 822, Anm. 92 Erklärung Humburgs zum „Gesetz zur Sicherung der Deut- 815f., Anm. 71 schen Evangelischen Kirche“ Stellungnahme der Bekennenden Kirche im Rheinland zum 816, Anm. 71 „Gesetz zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ „Erste Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Si- 95, Anm. 85; 251, cherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ Anm. 4; 272, Anm. 18; 351, Anm. 29; 789, Anm. 4; 790, Anm. 5 Entschließung des Lüneburger Pakts 150, Anm. 75 Entschließung des altpreußischen Bruderrats 51, Anm. 42 Entwurf für eine Erklärung des Reichskirchenausschusses 237, Anm. 60 vor seiner Ernennung Bekanntmachung betr. Bildung des Landeskirchenausschus- 48, Anm. 30; 347, ses für die Evangelische Kirche der altpreußischen Union Anm. 13 Bekanntmachung betr. Bildung des Reichskirchenausschus- 347, Anm. 13 ses Rede Kerrls auf dem Empfang des Wirtschaftsrats der Deut- 728, Anm. 7 schen Akademie „Geschäftsordnung des Reichskirchenausschusses“ 218, Anm. 33 „Aufruf des Reichskirchenausschusses und des Landeskir237, Anm. 60; chenausschusses für die Evangelische Kirche der Altpreußi- 371, Anm. 88 schen Union“ Gutachten Hopfs „Die neue Rechtslage der Evangelisch-lu- 816, Anm. 71 therischen Kirche in Deutschland“ „Niederschrift über die 2. Sitzung des Exekutivkomitees des 288, Anm. 81 Lutherischen Weltkonvents“ Beschluss des altpreußischen Bruderrats 356, Anm. 41 Rede Kerrls vor dem Limburger Kreistag der NSDAP 728, Anm. 7 Rundverfügung des altpreußischen Bruderrats 356, Anm. 41 „Erlaß über die Ernennung der Mitglieder der Finanzabtei- 251f., Anm. 4; lung bei der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei“ 682, Anm. 31 „Zweite Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Si- 272, Anm. 18 cherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ „Bekanntmachung betr. Aufnahme der Geschäfte durch die 502, Anm. 22 Finanzabteilung bei der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei“ Schreiben des Reichskirchenausschusses an die obersten Be- 363, Anm. 67 hörden der deutschen evangelischen Landeskirchen „Dritte Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Si- 272, Anm. 18; cherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ 429, Anm. 106; 527, Anm. 62; 546, Anm. 16;
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1935–1936)
November 27 November 27
November 28 November 29
Verordnung des altpreußischen Landeskirchenausschusses „über die Benutzung der kirchlichen Gebäude“ „Bekanntmachung betr. Bildung des Landeskirchenausschusses für die Evangelisch-lutherische Landeskirche des Freistaats Sachsen und einer Finanzabteilung bei dem Evangelisch-lutherischen Landeskirchenamt Sachsens“ Entschließung des sächsischen Landesbruderrats „Vierte Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“
885
556, Anm. 7; 602, Anm. 50; 790, Anm. 5 355, Anm. 39 527, Anm. 65
329, Anm. 52 272, Anm. 18; 546, Anm. 16; 790, Anm. 5 Dezember 2 „Fünfte Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Si- 272, Anm. 18; cherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ 546, Anm. 16; 557, Anm. 11; 558, Anm. 12; 679, Anm. 26; 741, Anm. 48; 789, Anm. 3; 790, Anm. 6 Dezember 11 Verordnung des altpreußischen Landeskirchenausschusses 345, Anm. 4 betr. Provinzialkirchenausschüsse Dezember 11 Verordnung des altpreußischen Landeskirchenausschusses 354, Anm. 35; „über das theologische Prüfungswesen und die Übertragung 355, Anm. 38 des geistlichen Amtes“ Dezember 14 Beschluss des Rates der Evangelischen Kirche der altpreußi- 355, Anm. 38 schen Union Dezember 20 Denkschrift Lückings und Beckmanns 345, Anm. 5 Dezember 20 „Bekanntmachung zur Fünften Verordnung zur Durchfüh- 557, Anm. 12 rung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ Dezember 23 Verfügung des Mecklenburgischen Staatsministeriums 558, Anm. 13 Dezember 27 „Bekanntmachung betr. Bildung der Provinzialkirchenaus- 344, Anm. 4 schüsse für die Evangelische Kirche der altpreußischen Union“ Dezember 31 Runderlass des Geheimen Staatspolizeiamts Berlin 83, Anm. 46 [Dezember Ende] Neujahrswort des Bruderrats der Bekennenden Kirche von 329, Anm. 52 Kurhessen-Waldeck 1936 Januar 2 Januar 5
Januar 9
Januar 9 Januar 11
Entwurf von Bodelschwinghs für eine Neuordnung der geistlichen Leitung in den altpreußischen Kirchenprovinzen „Ordnung der geistlichen Leitung in den altpreußischen Kirchenprovinzen für die Übergangszeit bis zum Jahre 1937“ („Betheler Sätze“) Rundschreiben des bayerischen Landeskirchenrats an die Geistlichen und Religionslehrer der bayerischen Landeskirche Schreiben des altpreußischen Bruderrats an den altpreußischen Landeskirchenausschuss Beschluss des westfälischen Bruderrats
345, Anm. 5 345, Anm. 5f.
143, Anm. 56; 702, Anm. 71 345, Anm. 5 345, Anm. 5
886 Januar 15
Januar 25
Februar 4
Februar 6 Februar 12 Februar 14 Februar 14 Februar 14
Februar 17 Februar 19 Februar 19 Februar 22
Februar 26
Februar 26
Februar 26
Februar 28
März 7 März 11
März 12 März 13 März 16 März 18 März 18
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1936) „Sechste Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Si- 272, Anm. 18; cherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ 546, Anm. 16; 790, Anm. 5 Niederschrift Dierlamms über die Rede des Leiters des Ras- 383, Anm. 7, 11 senpolitischen Amts der NSDAP und 13; 384, Anm. 13 und 14 „Richtlinien für die Regelung der geistlichen Leitung in den 346, Anm. 8 altpreußischen Kirchenprovinzen während der Übergangszeit bis zum Jahre 1937“ Beschluss des altpreußischen Bruderrats 346, Anm. 8 „Sätze betr. die geistliche Leitung in den altpreußischen Kir- 346, Anm. 8 chenprovinzen“ Erlass des Reichspropagandaministers an den Präsidenten 83, Anm. 46; 131, der Reichspressekammer Anm. 17 Schreiben des altpreußischen Bruderrats an Koch 346, Anm. 8 „Bekanntmachung betr. Bildung der Provinzialkirchenaus- 346, Anm. 9 schüsse für die Kirchenprovinzen Westfalen und Rheinprovinz“ Erlass des Präsidenten der Reichspressekammer an den 83, Anm. 46; 131, Reichsverband der evangelischen Presse Anm. 17 Rede Marahrens’ auf der vierten Bekenntnissynode der 613, Anm. 31 Deutschen Evangelischen Kirche in Bad Oeynhausen Rede Niemöllers auf der vierten Bekenntnissynode der 613, Anm. 31 Deutschen Evangelischen Kirche in Bad Oeynhausen 193, Anm. 45; Beschluss der vierten Bekenntnissynode der Deutschen 325, Anm. 41; Evangelischen Kirche in Bad Oeynhausen „Von der Kir377, Anm. 102 chenleitung“ „Siebente Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur 272, Anm. 18; Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ 546, Anm. 16; 790, Anm. 5 „Achte Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Si- 272, Anm. 18; cherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ 546, Anm. 16; 790, Anm. 5 355, Anm. 40 Verordnung des altpreußischen Landeskirchenausschusses „über die Vertretung der Kirchenkreise und Kirchengemeinden in der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union“ „Neunte Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur 272, Anm. 18; Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ 546, Anm. 16; 608, Anm. 12; 790, Anm. 5 „Verordnung des Führers und Reichskanzlers über die Auf- 123, Anm. 46 lösung und Neuwahl des Reichstages“ 169, Anm. 30 Beschluss über die Bildung einer gemeinsamen geistlichen Leitung für die lutherischen Kirchen und Gemeinden der Bekennenden Kirche Entwurf für einen Erlass des Reichskirchenministers 65, Anm. 30 „Zehnte Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Si- 272, Anm. 18 cherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ Schreiben des sächsischen Landesbruderrats an den sächsi264, Anm. 4; 329, schen Landeskirchenausschuss Anm. 52 Mitschrift Meisers über die Sitzung des Lutherrats 157, Anm. 94 „Niederschrift der Besprechung über die lutherische Verein- 207, Anm. 1; 277, barung“ Anm. 35
887
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1936) [März 18]
Erklärung des Lutherrats über seine „Gründung, Aufgabe und Zusammensetzung“
März 25
Stellungnahme der lutherischen Mitglieder der Vorläufigen Kirchenleitung II zur Gründung des Lutherrats Schreiben der lutherischen Mitglieder der Vorläufigen Kirchenleitung II an den Lutherrat Entschließung des württembergischen Landesbruderrats zur Gründung des Lutherrats Grundsätze Hauers zur Leitung der Deutschen Glaubensbewegung Verfügung des altpreußischen Landeskirchenausschusses Schreiben Flors an Kloppenburg Niederschrift über die Sitzung des Lutherrats
März 26 März 26 März 27 März 30 April 4 April 6 [April 6] April 22 April 23 April 29 April 30 April 30 Mai 7 Mai 8 Mai 11 Mai 11/12 Mai 13 [Mai Mitte]
Mai 18 Mai 23
Mai 23/24 Mai 25 Mai 26 Mai 26 Mai 27
„Ausgaben-Voranschlag für den Rat der Ev.-Luth. Kirche Deutschlands (Sekretariat)“ Vermerk des preußischen Staatsministeriums Schreiben des Reichskirchenausschusses an den Lutherrat „Theologisches Wort“ der Bekenntnissynode der Evangelischen Landeskirche Nassau-Hessen „Elfte Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ Schreiben Jørgensens an das Internationale Nansen-Büro in Genf Niederschrift betr. Anschluss der sächsischen Landeskirche an den Lutherrat Beschluss der sächsischen Finanzabteilung über den Anschluss der sächsischen Landeskirche an den Lutherrat Erklärung der Vertrauensmänner der sächsischen Notbundpfarrer und der sog. Mitte Beschluss des sächsischen Landesbruderrats Vermerk über eine Besprechung zwischen Zoellner, Mahrenholz und Breit Statistik über die Theologiestudenten und Kandidaten der Bekenntnissynoden der Kirchenprovinzen Westfalen, Rheinland, Ostpreußen, Berlin-Brandenburg, Schlesien, Sachsen und Pommern „Allgemeine Erwägungen zu dem Plane über die Errichtung eines Lutherischen Predigerseminars in Augsburg“ Schreiben des Bruderrats der Bekennenden Kirche von Kurhessen-Waldeck an den kurhessen-waldeckischen Landeskirchenausschuss Beschluss der Christophori-Synode „Zur Kirchenleitung in der Kirchenprovinz Schlesien“ Schreiben des sächsischen Landeskirchenausschusses an den Reichskirchenausschuss Schreiben des Reichskirchenministers an Zoellner
169, Anm. 30; 207, Anm. 1; 431, Anm. 114 30, Anm. 169; 208, Anm. 5 208, Anm. 5 721, Anm. 5 84, Anm. 50 377, Anm. 103 316, Anm. 13 157, Anm. 94; 213, Anm. 19 156, Anm. 94 65, Anm. 30 208, Anm. 4 375, Anm. 99 272, Anm. 18 579, Anm. 96 264, Anm. 4 526, Anm. 59 379, Anm. 106 und 109 264, Anm. 4 704, Anm. 76 349, Anm. 19
213, Anm. 19 329, Anm. 52
307, Anm. 145 310, Anm. 156
208, Anm. 3; 310, Anm. 155 Schreiben Schnelles an Breit 213, Anm. 19 Beschluss des Ansbacher Kreisgerichts der NSDAP betr. Ep- 154, Anm. 88 pelein
888
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1936)
Mai 28
Denkschrift der Vorläufigen Kirchenleitung II an Hitler
Mai 28 Mai 30 Mai 30
Niederschrift über die Sitzung des Lutherrats Schreiben Harders an die Amtsbrüder Schreiben Zoellners an den Reichskirchenminister
Juni 4
Schreiben des Lutherrats an den Reichskirchenausschuss
Juni 9
Protokoll über die Sitzung der Schulreferenten der dem Lutherrat angeschlossenen Kirchen Sätze der lutherischen Schulreferenten Schreiben des Lutherrats an den Hauptvorstand der Vereinigung der Evangelisch-Lutherischen innerhalb der preußischen Landeskirche Schreiben Gloeges und Westermanns an Zänker 2. Tätigkeitsbericht des Lutherrats
Juni 9 Juni 9
Juni 22 Juni 25 [vor Juni 27] Juni 27 Juni 29–Juli 3 [Juli Anfang] Juli 1 Juli 3 Juli 6 Juli 9 Juli 16 Juli 16 Juli 17 Juli 23 Juli 28 Juli 28 August 18 August 23 August 29
Erklärung der Reichsbewegung Deutsche Christen an den Reichskirchenausschuss Rundschreiben des Reichskirchenausschusses an die obersten Behörden der deutschen evangelischen Landeskirchen Beschluss der Rheinischen Bekenntnissynode in Barmen-Gemarke Theologisches Gutachten des Reichskirchenausschusses über die Thüringer Richtung der Deutschen Christen Denkschrift über das „Das Predigerseminar der Ev.-Luth. Kirche Deutschlands“ Schreiben der Führung der sächsischen Pfarrer der sog. Mitte an die Pfarrer der Mitte Niederschrift über die Sitzung des Lutherrats Schreiben des Lutherrats an den Reichskirchenausschuss Erklärung des Reichskirchenausschusses „Zur gegenwärtigen kirchlichen Lage“ Wort der Vorläufigen Kirchenleitung II zur konfessionellen Lage der Deutschen Evangelischen Kirche Schreiben des Lutherrats an die Vorläufige Kirchenleitung II Schreiben des Lutherrats an die Vorläufige Kirchenleitung II Schreiben der Vorläufigen Kirchenleitung II an den Lutherrat Stellungnahme des Thüringer Landeskirchenrats „zur deutschen Erziehungs- und Schulfrage“ Beschluss der zweiten schleswig-holsteinischen Bekenntnissynode „An die evangelische Christenheit in Deutschland. Kanzelabkündigung der Bekennenden Kirche“ Kundgebung des bayerischen Landeskirchenrats
43, Anm. 13; 86, Anm. 55; 158, Anm. 102; 159, Anm. 103; 167, Anm. 24; 679, Anm. 22 213, Anm. 19 48, Anm. 31 208, Anm. 3; 311, Anm. 156 208, Anm. 4; 280, Anm. 49 290, Anm. 87 290, Anm. 87 704, Anm. 76
409, Anm. 33 280, Anm. 49; 290, Anm. 87 99, Anm. 4 99, Anm. 4 635, Anm. 107 67, Anm. 43; 188, Anm. 27 213, Anm. 19 379, Anm. 106 213, Anm. 19 595, Anm. 25 68, Anm. 43f.; 188, Anm. 27 277, Anm. 37 277, Anm. 37 274, Anm. 25; 280, Anm. 49 169, Anm. 31; 305, Anm. 139 451, Anm. 172 780, Anm. 46 159, Anm. 105 117, Anm. 29
889
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1936) [August Ende] [September] September 8 September 29– Oktober 6 [Oktober] [Oktober Anfang] Oktober 5 Oktober 5 Oktober 10 Oktober 13 Oktober 14 Oktober 15 Oktober 20 Oktober 26 Oktober 28/29 [Herbst]
[Herbst]
[November 4]
November 5/6 November 7
November 12 November 17 November 19/20 November 20
Bericht Liljes über die Tagung des Ökumenischen Rates für Praktisches Christentum in Chamby sur Montreux Denkschrift Ellweins „Kirche und öffentliche Schule“ Schreiben Schempps an Wurm Stellungnahme des Exekutivkomitees des Lutherischen Weltkonvents zu Luthertum und ökumenischen Beziehungen Rahmenlehrplan für den Religionsunterricht in Thüringen Schreiben Balzers an alle lübeckischen Gemeindeglieder Satzungen des ukrainischen lutherischen Kirchenrats Satzungen des ukrainischen evangelischen Missionsrats Schreiben des Lutherrats an die VKL II Schreiben der VKL II an den Lutherrat „Zwölfte Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ Vertrauliches Rundschreiben des Reichsverbands der evangelischen Presse Stellungnahme Stolls „Der Rat der evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands und der Reichsbruderrat“ Bundesordnung des Bundes für Deutsches Christentum Niederschrift über die Sitzung des Reichskirchenausschusses Entwurf der Verfassungskammer der Vorläufigen Kirchenleitung II für eine Übergangsordnung der Deutschen Evangelischen Kirche Denkschrift der Beratenden Kammer der Deutschen Evangelischen Kirche für Verfassungsangelegenheiten über die Neuordnung der kirchlichen Organe
287, Anm. 73 595, Anm. 25 721, Anm. 3 576, Anm. 79
451, Anm. 173; 452, Anm. 174 56, Anm. 60 581, Anm. 100 581, Anm. 100 158, Anm. 102 158, Anm. 102; 159, Anm. 105 272, Anm. 18 132, Anm. 18 159f., Anm. 108
115, Anm. 20 50, Anm. 40 54, Anm. 51; 55, Anm. 56; 70, Anm. 49 54, Anm. 51; 55, Anm. 56; 70, Anm. 49; 80, Anm. 38; 94, Anm. 82; 100, Anm. 8; 103, Anm. 21; 138, Anm. 43; 516, Anm. 8; 820, Anm. 86 Richtlinien der Beratenden Kammer der Deutschen Evange- 516, Anm. 8 lischen Kirche für Verfassungsangelegenheiten „für das kirchliche Gemeindeverfassungsrecht“, „für die Neugestaltung der Organe der Kirchenkreise“ und „die Neubildung der Landes- und Provinzialsynoden“ Niederschrift über die Sitzung des Lutherrats 158, Anm. 102 Schreiben des Lutherrats an die Vorläufige Kirchenleitung II 43, Anm. 13; 158, Anm. 102; 159, Anm. 103 Wort des Lutherrats an die Gemeinden zum Bußtag 438, Anm. 133 Runderlass des Reichskultusministers an die Universitäten 460f., Anm. 204 mit Evangelisch-Theologischen Fakultäten Erklärung Kochs und Friedrich Müllers 158f., Anm. 102 Denkschrift des Reichskirchenausschusses „Kirche und öf- 188, Anm. 25; fentliche Schule“ 291, Anm. 92
890 November 21 November 24 November 25 November 25/26 November 25/26
November 26 November 26 November 27 November 27 November 27 November 28
November 30 Dezember 1 Dezember 1 Dezember 1 Dezember 2 Dezember 2 Dezember 3 Dezember 4 Dezember 4 Dezember 5 Dezember 8 Dezember 8 Dezember 9 [Dezember 9] Dezember 11/12
Dezember 12 Dezember 12 Dezember 14 Dezember 14
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1936) Rundschreiben der VKL II an die angeschlossenen Kirchenregierungen und Bruderräte Anordnung des thüringischen Staatsministeriums Dekret des Staatspräsidenten betr. das Verhältnis des Staates zur Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen Niederschrift über die Sitzung des Lutherrats (Vorläufige) Grundbestimmungen des Lutherrats
158, Anm. 102 451, Anm. 173 567, Anm. 31
159, Anm. 102 280, Anm. 49; 297, Anm. 113; 304, Anm. 135; 661, Anm. 48f. Gruppenbefehl der SA-Führung Franken 123, Anm. 47 Runderlass des Reichsinnenministers betr. Bezeichnung reli- 135, Anm. 30 giöser Bekenntnisse Erklärung Marahrens’ an den Reichskirchenausschus 70, Anm. 50 Schreiben Zoellners an den Reichskirchenminister 89, Anm. 66 Schreiben Benz’ an das Reichserziehungsministerium 493, Anm. 10 Schreiben des sächsischen Vertrauensrats an den sächsischen 379, Anm. 107 Landeskirchenausschuss und 109; 380, Anm. 110 Schreiben der Vorläufigen Kirchenleitung II an Marahrens, 50, Anm. 39; 80, Meiser und Wurm Anm. 35; 157, Anm. 97 Schreiben Bruhns’ und Mieths an den Reichskirchenminister 380, Anm. 110 Schreiben Jørgensens an die Mitglieder und Stellvertreter des 579, Anm. 96 Exekutivkomitees des Lutherischen Weltkonvents „Gesetz über die Hitlerjugend“ 188, Anm. 24 Beschluss des mecklenburgischen Bruderrats 433, Anm. 122 Schreiben des sächsischen Landeskirchenausschusses an den 434, Anm. 123 Lutherrat Schreiben des mecklenburgischen Bruderrats an den Luther- 433, Anm. 122 rat Schreiben des altpreußischen Bruderrats an Marahrens, Mei- 50, Anm. 39; 517, ser und Wurm Anm. 12 Schreiben Niemöllers an Greiffenhagen 155, Anm. 92 Verfassung der UdSSR 569, Anm. 43 Schreiben des Evangelischen Oberkirchenrats Stuttgart an 431, Anm. 115 den Lutherrat Entschließung des nassau-hessischen Landesbruderrats 517, Anm. 13 Schreiben des Lutherrats an den Landeskirchenrat München 452, Anm. 174 Streiflichter zur kirchlichen Lage“ 452, Anm. 174 788, Anm. 77 Niederschrift über die Sitzung der Finanzreferenten der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei und der deutschen evangelischen Landeskirchen Bericht der Vorläufigen Kirchenleitung II über eine Bespre- 347, Anm. 12 chung mit Zoellner Schreiben der Vorläufigen Kirchenleitung II an die Landes- 347, Anm. 12 kirchenregierungen und Landesbruderräte Schreiben des Evangelischen Oberkirchenrats Stuttgart an 430, Anm. 111; den Lutherrat 431, Anm. 115 Bekanntmachung des Reichskirchenausschusses „betr. Neu- 516, Anm. 8 bildung der kirchlichen Organe“
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1936–1937) Dezember 14
891
77, Anm. 22; 516, Anm. 10; 517, Anm. 12 Dezember 15 Schreiben des nassau-hessischen Landesbruderrats an Meiser 517, Anm. 13 Dezember 16–18 Beschlüsse der 4. Bekenntnissynode der Evangelischen Kir- 77, Anm. 22; 517, che der altpreußischen Union in Breslau Anm. 12 Dezember 17 Schreiben Niemöllers an den Vorstand des Pfarrernotbunds 155f., Anm. 92 Dezember 17 „Richtlinien für den evangelischen Religionsunterricht an 291, Anm. 89 und der Volksschule“ 91 Dezember 17 „Inneres Grundgesetz“ der Evangelisch-Augsburgischen 567, Anm. 31 Kirche in Polen Dezember 18 Schreiben der Geschäftsstelle des Pfarrernotbunds an Beste 155, Anm. 92 Dezember 18 Entwurf des konfessionellen Ausschusses auf der vierten Be- 198, Anm. 61 kenntnissynode der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union Dezember 18 Thesen der lutherischen Schulreferenten zur Schulfrage 290, Anm. 87; 449, Anm. 169 Dezember 18 Schreiben Stolls an den Reichskirchenausschuss 291, Anm. 90 Dezember 21 Schreiben des Reichskirchenausschusses an den Reichserzie- 291, Anm. 89 hungsminister Dezember 22 Schreiben des thüringischen Landesbruderrats an den thü452, Anm. 173 ringischen Minister für Volksbildung Dezember 22 Erlass des Reichserziehungsministers 493, Anm. 10 Dezember 29 Anordnung des Reichsstatthalters von Hessen 376, Anm. 100 Dezember 30 Schreiben des Lutherrats an den Reichskirchenausschuss 449, Anm. 169 Ende 1936/Januar Erlass des Reichskirchenministers betr. Verbot der Evangeli- 257, Anm. 25 1937 schen Wochen 1937 [Anfang] Januar 6 Januar 7 Januar 7 Januar 7 Januar 12 Januar 13 Januar 13
Januar 13 Januar 14 Januar 15
„Bekanntmachung über die Zusammenarbeit des Reichskirchenausschusses mit den Landeskirchen“
Rundschreiben der Vorläufigen Kirchenleitung II an die angeschlossenen Kirchenleitungen und Landesbruderräte Niederschrift über die Sitzung des Lutherrats Schreiben des Thüringer Landesbruderrats an den Lutherrat Schreiben der hannoverschen Kirchenregierung an den Lutherrat Dokumentation des Reichskirchenausschusses „Die Kirchliche Lage in Lübeck“ Änderung der Geschäftsordnung des Reichskirchenausschusses Schreiben des Reichskirchenausschusses an den Reichskirchenminister Schreiben des Lutherrats an die Bruderräte, Pfarrbruderschaften und Leitungen der Bekenntnisgemeinschaften der angeschlossenen Kirchen Schreiben Fleischs an Meiser Bericht der Vorläufigen Kirchenleitung II über die Besprechungen mit dem Reichskirchenausschuss Schreiben Niemöllers an Hermelink
123, Anm. 47 157, Anm. 94 291, Anm. 90 432, Anm. 118 517, Anm. 16 64, Anm. 27; 67, Anm. 40 64, Anm. 27 156, Anm. 92
455, Anm. 182 348, Anm. 15 64, Anm. 27
892 Januar 16
Januar 19 [Januar 20] Januar 20 Januar 20 Januar 22 [Januar 22] Januar 22 Januar 23 Januar 26
Januar 26 Januar 26
[Januar 26] Januar 26 [Januar 26] Januar 26 Januar 27 Januar 27 Januar 28
[Januar 29]
Januar 29
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937) Erklärung des Lutherrats und des Arbeitsausschusses der Re- 172, Anm. 35 und formierten Kirchen Deutschlands über eine Arbeitsgemein- 37; 381, Anm. 1; 399, Anm. 3; 536, schaft Anm. 5 Schreiben Pfisterers an Niemöller 158, Anm. 102 Niederschrift Wurms über eine Besprechung mit Kloppen- 47, Anm. 28 burg, Koch und Lücking Schreiben Stoschs an Marahrens 578, Anm. 84 Schreiben Muhs’ an den Reichskirchenausschuss 64, Anm. 27 Entwurf für „Statuten der Hilfskasse des Rates der evang.156, Anm. 92 luth. Kirche Deutschlands“ Mitschrift über die Sitzung des Vorstands des Pfarrernot156, Anm. 92 bunds Schreiben Fleischs an den thüringischen Landesbruderrat 455, Anm. 182 Wort des Reichskirchenausschusses an die Gemeinden zum 517f., Anm. 16 Jahrestag der „Machtergreifung“ am 30. Januar 1937 „Deutsches Beamtengesetz“ 153, Anm. 86; 154, Anm. 87; 418, Anm. 63; 467, Anm. 1; 468, Anm. 2ff.; 469, Anm. 7 und 12; 471, Anm. 22; 472, Anm. 23 Runderlass des Geheimen Staatspolizeiamts Berlin 257, Anm. 25 „Bericht über die Besprechung der Schulreferenten der ober- 291, Anm. 91f. sten Kirchenbehörden der deutschen evangelischen Landeskirchen“ Entwurf für einen Stoffverteilungsplan 291, Anm. 91; 292, Anm. 93ff. Schreiben des Evangelischen Oberkirchenrats Stuttgart an 431, Anm. 115 den Lutherrat Abänderungsvorschläge des Evangelischen Oberkirchenrats 431, Anm. 115f. Stuttgart zu den Grundbestimmungen des Lutherrats Schreiben des altpreußischen Bruderrats an Marahrens, Mei- 517, Anm. 12 ser und Wurm Schreiben Muhs’ an Gürtner 41, Anm. 10 Schreiben Fleischs an den Reichskirchenausschuss 291, Anm. 90 Dokumentation des Reichskirchenausschusses „Der Reichs- 348, Anm. 15 kirchenausschuss und die theologische Erklärung von Barmen“ Verordnungsentwurf des Reichskirchenministeriums 41, Anm. 10; 61, Anm. 13; 64, Anm. 28; 78, Anm. 29; 224, Anm. 4; 519, Anm. 27; 529, Anm. 71; 687, Anm. 14 Schreiben der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei an Fleisch
893
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937)
Januar 30 Februar 2/3 Februar 3 Februar 5 Februar 5 Februar 5 Februar 7 Februar 9 Februar 10 Februar 10 Februar 10 [Februar 10] Februar 11 Februar 12 Februar 12
Rundschreiben Schieders an die Kirchenvorsteher und Gemeindehelfer Niederschrift des Sekretariats des Lutherrats über die Sitzung des Lutherrats Schreiben des Reichsjustizministers an den Reichskirchenminister Schreiben des Bischofs von Gloucester an den deutschen Botschafter in London Schreiben Dippers an Wurm Beschluss der Bekenntnissynode der Evangelischen Landeskirche Nassau-Hessen Predigt Niemöllers Niederschrift über die Sitzung des Reichskirchenausschusses Rede Leys Rundschreiben Gaugers an die Mitglieder des Lutherrats Rundschreiben des Lutherrats an die Mitglieder des Lutherrats Synopse der Stellungnahmen der Landeskirchen zu den Grundbestimmungen des Lutherrats Protokoll des Sekretariats des Lutherrats über die Sitzung des Lutherrats Schreiben des Reichskirchenausschusses an den Reichskirchenminister betr. Rücktritt Schreiben des Reichskirchenausschusses an den Reichskirchenminister betr. Behebung des Verfassungsnotstands der Deutschen Evangelischen Kirche
Februar 12
Schreiben des Reichskirchenausschusses an den Reichskirchenminister betr. Begründung seines Rücktritts
Februar 12
Schreiben der Kirchenführerkonferenz an den Reichskirchenminister Rede Kerrls vor den Vorsitzenden der Landes- und Provinzialkirchenausschüsse
Februar 13
Februar 14 Februar 15
292, Anm. 93 123, Anm. 47 294, Anm. 105; 455, Anm. 182 42, Anm. 10 42, Anm. 12 202, Anm. 74 375, Anm. 99 369, Anm. 86 62, Anm. 19 120, Anm. 43 70, Anm. 52 304, Anm. 135; 660, Anm. 48 304, Anm. 135; 660, Anm. 48 130, Anm. 14 92, Anm. 74 44, Anm. 18; 71, Anm. 4; 72, Anm. 7; 315, Anm. 12; 697, Anm. 54 62, Anm. 20; 64, Anm. 26; 98, Anm. 3; 357, Anm. 49; 517, Anm. 16 74, Anm. 14
40, Anm. 3; 44, Anm. 18; 54, Anm. 53; 74, Anm. 15; 78, Anm. 29; 84, Anm. 49; 224, Anm. 4; 519, Anm. 27; 589, Anm. 4; 712, Anm. 107; 749, Anm. 79 Schreiben des Lutherrats an die angeschlossenen Kirchenlei- 455, Anm. 182 tungen Tagebucheintrag Goebbels’ 42, Anm. 11; 61, Anm. 13
894 Februar 15
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937) Wahlerlass Hitlers
39, Anm. 1; 41, Anm. 7; 42, Anm. 11; 47, Anm. 29; 49, Anm. 32; 50, Anm. 40; 52, Anm. 46; 55, Anm. 57; 61, Anm. 11 und 14; 64, Anm. 29; 70, Anm. 51; 71, Anm. 52; 72, Anm. 10; 77, Anm. 28; 82, Anm. 45; 94, Anm. 82; 95, Anm. 86; 96, Anm. 89; 101, Anm. 11; 109, Anm. 3; 112, Anm. 9; 116, Anm. 24; 121, Anm. 44; 125, Anm. 2; 130, Anm. 14; 141, Anm. 51; 156, Anm. 93; 161, Anm. 3; 184, Anm. 6; 185, Anm. 10; 186, Anm. 14; 202, Anm. 74; 210, Anm. 12; 211, Anm. 16f.; 212, Anm. 17; 219, Anm. 37; 225, Anm. 6; 232, Anm. 44; 252, Anm. 9; 274, Anm. 27; 283, Anm. 60; 304, Anm. 134; 323, Anm. 36; 341, Anm. 8; 373, Anm. 91; 382, Anm. 3; 384, Anm. 15; 406, Anm. 19 und 21; 413, Anm. 46; 442, Anm. 145; 444, Anm. 152; 473, Anm. 29; 474, Anm. 31; 477, Anm. 44; 490, Anm. 75; 495, Anm. 19; 519, Anm. 28f.; 522, Anm. 45; 635, Anm. 107;
895
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937)
Februar 15 Februar 15 Februar 15 Februar 16 Februar 16 Februar 16 Februar 16 Februar 17 Februar 17 Februar 17 Februar 17
Februar 17 [Februar 17] [Februar 17] Februar 17
Februar 17 Februar 17 Februar 17 Februar 18 Februar 18 [Februar 18] [Februar 18] Februar 18
Presseanweisung Schreiben Liljes an die im leitenden Amt stehenden Führer der Landeskirchen Niederschrift Liljes, Werners und Rankes über eine Besprechung in der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei Tagebucheintrag Goebbels’ Schreiben Liljes an die Mitglieder der Kirchenführerkonferenz Presseanweisung „Information zu den Kirchenwahlen“ Mitteilung Balzers und des Lübecker Kirchenrats an die Lübecker Bekenntnispastoren Mitschrift Meisers über eine Besprechung lutherischer Kirchenführer mit Vertretern der Vorläufigen Kirchenleitung II Konzept Stahns für ein Schreiben an die Deutschen Evangelischen Landeskirchen Mitschrift Meisers über die Sitzung des Lutherrats Entschließungen des Reichsführerrats des Reichsbunds der Deutschen Evangelischen Pfarrervereine zu den Kirchenwahlen Schreiben des nassau-hessischen Landeskirchenausschusses an die Mitglieder der Kirchenführerkonferenz und Lilje Entwurf Gaugers und Breits zu den Kirchenwahlen Antrag Meinzolts betr. Zusammenschluss zur Lutherischen Kirche Deutschlands Entwurf des Lutherrats und der Vorläufigen Kirchenleitung II für eine Erklärung der Kirchenführer zu den Kirchenwahlen
667, Anm. 77; 687, Anm. 14; 688, Anm. 17; 700, Anm. 64; 724, Anm. 14; 745, Anm. 61; 790, Anm. 7; 811, Anm. 59 61, Anm. 13 44, Anm. 18 72, Anm. 8; 91, Anm. 72 42, Anm. 11 59, Anm. 1 125, Anm. 4 156, Anm. 93 39–58 (Dok. 1); 59, Anm. 4 44, Anm. 19 57, Anm. 64; 59– 70 (Dok. 2) 60, Anm. 6; 86, Anm. 59 158, Anm. 98 70, Anm. 51 70, Anm. 52
70, Anm. 51; 82, Anm. 45; 85, Anm. 52; 93, Anm. 82; 100, Anm. 8 Tagebucheintrag Goebbels’ 120, Anm. 42 Schreiben Kretzschmars an das Reichskirchenministerium 132, Anm. 20 Stellungnahme des Lutherrats zur Barmer Theologischen Er- 321, Anm. 31 klärung Rundschreiben der Vorläufigen Kirchenleitung II an die an- 54, Anm. 54 geschlossenen Kirchenregierungen und Landesbruderräte Rundschreiben des Rates der Bekennenden Kirche Schle56, Anm. 63 siens Bericht zur Lage 56, Anm. 63; 62, Anm. 18 Stellungnahme Asmussens 56, Anm. 63 Mitschrift Meisers über die Sitzung der Kirchenführerkonfe- 57, Anm. 64; 59, renz Anm. 3; 66, Anm. 38; 71–97 (Dok. 3)
896
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937)
Februar 18
Entwurf für eine Erklärung der Kirchenführer zu den Kirchenwahlen an den Reichskirchenminister
Februar 18
Protokoll Niesels über die Sitzung des altpreußischen Bruderrats Runderlass des Reichsinnenministers
Februar 18
Februar 18 Februar 18 Februar 18/19
Februar 18/19
Februar 19
Februar 19 Februar 19 Februar 19
Februar 19 Februar 19 Februar 19 Februar 19 Februar 19 Februar 19
Schreiben des altpreußischen Bruderrats an den altpreußischen Landeskirchenausschuss Wahldienst der Vorläufigen Kirchenleitung II Niederschrift über die Sitzung der Kirchenführerkonferenz
93, Anm. 82; 94, Anm. 83f.; 97, Anm. 93; 100, Anm. 8; 101, Anm. 12; 103, Anm. 21 97, Anm. 93 188, Anm. 22; 530, Anm. 74; 750, Anm. 82 165, Anm. 16
49, Anm. 32 71 (G 2 zu Dok. 3 und 4); 90, Anm. 67 und 69; 100, Anm. 7; 108, Anm. 35 Überarbeiteter Entwurf für eine Erklärung der Kirchenfüh- 93, Anm. 82; 100, rer an den Reichskirchenminister Anm. 8; 101, Anm. 12; 103, Anm. 19; 105, Anm. 24; 106, Anm. 29; 108, Anm. 31 und 32 Mitschrift Meisers über die Sitzung der Kirchenführerkonfe- 57, Anm. 64; 59, renz Anm. 3; 66, Anm. 38; 97, Anm. 93; 98–108 (Dok. 4) Schreiben Meisers an Jacobi 97, Anm. 93 Vortrag Meinzolts „Zur Wahl zur Generalsynode“ 71, Anm. 52; 101, Anm. 13 Erklärung der Kirchenführer an den Reichskirchenminister 108, Anm. 33 und zu den Kirchenwahlen 34; 115, Anm. 18; 133, Anm. 23f.; 141, Anm. 51; 142, Anm. 53; 158, Anm. 98; 210, Anm. 12; 222, Anm. 48; 229, Anm. 26; 438, Anm. 133; 519, Anm. 30; 523, Anm. 47 Schreiben Liljes an den Reichskirchenminister 108, Anm. 33 Vermerk im Protokoll über die Sitzung des altpreußischen 90, Anm. 67 Bruderrats Schreiben Meinzolts an Mahrenholz 108f., Anm. 36 Rundschreiben Hinderers an die Mitglieder des Reichsver131, Anm. 15 bands der evangelischen Presse Schreiben des altpreußischen Bruderrats gez. Held an Meiser 247, Anm. 106 Entwurf des Sekretariats des Lutherrats „Statuten für einen 295, Anm. 105 Hilfsverein der evang.-luth. Kirche Deutschlands“
897
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937) Februar 19
Februar 19
Februar 20 Februar 20 Februar 22
Februar 22
Februar 22
Entwurf des Sekretariats des Lutherrats „Ordnung des Rechnungswesens für den Hilfsverein der evang.-luth. Kirche Deutschlands“ Niederschrift über die Sitzung des altpreußischen Landeskirchenausschusses und der Vorsitzenden der Provinzialkirchenausschüsse Schreiben Ewald Fischers an die Mitglieder der Kirchenführerkonferenz Schreiben Ewald Fischers an Zentgraf Mitschrift Meisers über die gemeinsame Sitzung des bayerischen Landessynodalausschusses mit dem bayerischen Landeskirchenrat Niederschrift Meinzolts über die gemeinsame Sitzung des bayerischen Landessynodalausschusses mit dem bayerischen Landeskirchenrat Niederschrift über die gemeinsame Sitzung des bayerischen Landessynodalausschusses mit dem bayerischen Landeskirchenrat
Februar 22
Erlass des Reichskirchenministers an die Finanzabteilungen
Februar 22 Februar 22
Schreiben des Reichskirchenministeriums an Kretzschmar Protokoll über die Sitzung des württembergischen Landesbruderrats Schreiben Liljes an die in der Kirchenführerkonferenz vertretenen Kirchenleitungen Schreiben der Vorläufigen Kirchenleitung II an Hinderer Telegramm Liljes an Beste Kundgebung des Lutherrats an die Gemeinden
Februar 23 Februar 23 Februar 23 Februar 23
Februar 23 Februar 23 Februar 23 Februar 23 Februar 23 Februar 23 Februar 23[/24] [Februar 23/24]
Februar 24 Februar 24
295, Anm. 105
59, Anm. 2; 165, Anm. 16 106, Anm. 30 158, Anm. 98 63, Anm. 25; 109– 124 (Dok. 5) 109 (G 2 zu Dok. 5) 63, Anm. 25; 109 (G 3 zu Dok. 5); 110, Anm. 4; 115, Anm. 21; 120, Anm. 38; 124, Anm. 49 133, Anm. 21; 181, Anm. 68; 188, Anm. 23; 251, Anm. 1; 253, Anm. 10 und 12 132, Anm. 20 202, Anm. 74 90, Anm. 68 131, Anm. 16 137, Anm. 39 149, Anm. 73; 385, Anm. 17; 438, Anm. 133 163, Anm. 9 156, Anm. 93 181, Anm. 66 177, Anm. 55 185, Anm. 10 152, Anm. 79 133, Anm. 22
Rede Martin Sasses Bericht Mohrs Wahldienst der Vorläufigen Kirchenleitung II Tagebucheintrag Goebbels’ Schreiben Wurms an den Stellvertreter des Führers Schreiben Hofers an Haug Mitschrift Meinzolts über die Sitzung des Wahlausschusses der Kirchenführerkonferenz Entwurf für ein Schreiben der Beauftragten der Kirchenfüh- 133, Anm. 22f.; rerkonferenz für die Leitung und Vertretung der Deutschen 134, Anm. 26; Evangelischen Kirche an Kerrl (Goslarer Beschluss) 139, Anm. 46; 140, Anm. 47; 184, Anm. 9; 222, Anm. 49; 824–829 Aufruf des sächsischen Landeskirchenausschusses und der 151, Anm. 78 sächsischen Superintendenten zur Kirchenwahl Schreiben Meisers an den Stellvertreter des Führers 185, Anm. 10f.
898
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937)
Februar 25
Schreiben des Reichskirchenministers an Hitler
Februar 25
Schreiben des Reichskirchenministers an Marahrens
Februar 25
Entwurf für ein Schreiben des Reichskirchenministers an Marahrens Februar 25 Schreiben Ewald Fischers an die Mitglieder der Kirchenführerkonferenz Februar 25 Telegramm Henkes an Beste Februar 25 „Entschließung der Reichsbewegung Deutsche Christen zur Kirchenwahl“ Februar 25 Entwurf des Reichskirchenministeriums für die 13. Durchführungsverordnung [Februar 25] Auslegung Stahns zu dem Entwurf für die 13. Durchführungsverordnung Februar 25 Schreiben der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei an die obersten Behörden der deutschen evangelischen Landeskirchen [nach Februar 25] Aktenvermerk Benns [vor Februar 26]
[vor Februar 26] Februar 26 Februar 26
Februar 26 Februar 26 Februar 26
74, Anm. 16; 221, Anm. 46; 233, Anm. 48 24, Anm. 118; 44, Anm. 18; 74, Anm. 15; 210, Anm. 12; 221, Anm. 44 und 46; 222, Anm. 51; 224, Anm. 2f.; 227, Anm. 19; 228, Anm. 21; 252, Anm. 7; 272, Anm. 16; 522, Anm. 43 und 46 221, Anm. 46 106, Anm. 30 137, Anm. 39 189, Anm. 31 221, Anm. 46; 233, Anm. 47 233, Anm. 47 292, Anm. 93
133, Anm. 22; 140, Anm. 47 Rechtsgutachten Flors, Ahlhorns und Tilemanns zum Wahl- 130, Anm. 14; erlass Hitlers 142, Anm. 53; 211, Anm. 16 Zusammenstellung „Die Not der lutherischen Kirche in 154, Anm. 89 Thüringen“ Mitschrift Meisers über die Sitzung des Lutherrats 125–160 (Dok. 6) Protokoll des Sekretariats des Lutherrats über die Sitzung 125 (G 2 zu Dok. des Lutherrats 6); 130, Anm. 14; 142, Anm. 54; 153, Anm. 84; 159, Anm. 105 Niederschrift über die Sitzung des altpreußischen Landeskir- 139, Anm. 47 chenausschusses Schreiben des altpreußischen Landeskirchenausschusses an 140, Anm. 47; den Reichskirchenminister 229, Anm. 28 Schreiben der Beauftragten der Kirchenführerkonferenz an 142, Anm. 51; den Reichskirchenminister 153, Anm. 82; 185, Anm. 9; 222, Anm. 48; 229, Anm. 27f.; 438, Anm. 133; 519, Anm. 30
899
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937) [Februar 26] [Februar 26] [Februar 26] Februar 26 Februar 27 Februar Ende [Februar/März] Frühjahr März 1 März 1 März 1 März 1 März 2 März 2
März 2 März 2 März 2 März 2 [vor März 3]
[März 3] März 3
Entwurf für eine Entschließung des Lutherrats zur Parteimitgliedschaft von Geistlichen Vorlage des Sekretariats des Lutherrats über einen Wahldienst des Lutherrats Thesen des Sekretariats des Lutherrats zur Wahl zur Generalsynode Erlass des Reichskirchenministeriums an die evangelischen Kirchenbehörden Telegramm Henkes an Beste Offenes Schreiben Dibelius’ an den Reichskirchenminister Flugblatt der württembergischen Landesführung der Volkskirchenbewegung im Bund für Deutsche Christen „Was will die Nationalkirche?“ Stellungnahme der lippischen Landessynode zu den Kirchenwahlen Aufruf des Arbeitsausschusses der Laien „An die evangelischen Kirchenführer“ Aufruf der altpreußischen „Landeskirchlichen Konferenz“ Schreiben Breits an Meiser Schreiben des sächsischen Landeskirchenausschusses an den Reichskirchenminister betr. Ephorenkonferenz Schreiben des sächsischen Landeskirchenausschusses an den Reichskirchenminister betr. Erlass des Reichskirchenministeriums an die Finanzabteilungen Presseanweisung Mitschrift Breits über eine Besprechung mit Hahn, Gauger, Friedrich Müller und Böhm am 27. Februar 1937 Rundschreiben von Ledeburs Verordnung des sächsischen Reichsstatthalters Entwurf Iwands, Kuessners und Lincks für eine Vereinbarung über Prüfungen und Ordinationen von ostpreußischen Kandidaten Entwurf Friedrich Müllers für eine Vereinbarung von Lutherrat und Vorläufiger Kirchenleitung II Vereinbarung über die Arbeitsgemeinschaft von Lutherrat und Vorläufiger Kirchenleitung II
153, Anm. 84 160, Anm. 109 und 111 34, Anm. 202; 142, Anm. 54 179, Anm. 63 137, Anm. 39 40, Anm. 5; 589, Anm. 4 211, Anm. 16 155, Anm. 90 56, Anm. 62; 81, Anm. 43 171, Anm. 33 723f., Anm. 14 141, Anm. 51 69, Anm. 47 133, Anm. 21; 253, Anm. 12; 528, Anm. 65 125, Anm. 4 167, Anm. 24 171, Anm. 33 235, Anm. 51 363, Anm. 67
174, Anm. 44 159, Anm. 106; 166, Anm. 22; 167, Anm. 24; 169, Anm. 27ff.; 170, Anm. 32; 174, Anm. 43ff.; 181, Anm. 67; 187, Anm. 17; 190, Anm. 36; 191, Anm. 38; 193, Anm. 46f.; 202, Anm. 74; 209, Anm. 8; 298, Anm. 114; 314, Anm. 5; 317, Anm. 16; 321, Anm. 30f.; 323, Anm. 35; 334,
900
März 3 März 3 März 3 März 3 März 3
März 4 März 5
März 5 März 5 März 5 März 5 März 5 März 6 März 6 [März 6] März 7 März 7 März 8 März 9 März 9 März 9 März 9 März 9 März 9 März 10 März 10 März 10
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937) Anm. 5; 412, Anm. 39; 415, Anm. 55; 424, Anm. 89; 440, Anm. 142; 656, Anm. 29; 677, Anm. 17; 805, Anm. 33 Niederschrift über die Sitzung des Reichsbruderrats 128, Anm. 9; 176, Anm. 52 Schreiben Meinzolts an Mahrenholz 141, Anm. 51 Schreiben Meinzolts an Breit 141, Anm. 51 Beschluss des altpreußischen Landeskirchenausschusses 348, Anm. 17 Schreiben Liljes an den Reichskirchenminister 142, Anm. 51; 222, Anm. 48; 229, Anm. 28; 438, Anm. 133; 519, Anm. 30 Predigt Niemöllers 161, Anm. 4 Schreiben Breits an die Mitglieder des Lutherrats 126, Anm. 6; 166, Anm. 22; 167, Anm. 24; 168, Anm. 26; 175, Anm. 49; 190, Anm. 36 Entwurf für eine Vereinbarung zwischen Lutherrat und Vor- 174, Anm. 44 läufiger Kirchenleitung II Schreiben des Lutherrats an die Vorläufige Kirchenleitung II 167, Anm. 24 Rundschreiben des württembergischen Oberkirchenrats an 186, Anm. 15 die Dekanatämter Schreiben Fleischs an die dem Lutherrat angeschlossenen 292, Anm. 94 Kirchenleitungen Schreiben Fleischs an Ellwein 292, Anm. 94 Schreiben Stolls an Friedrich Müller 174, Anm. 44 Rede Ludwig Müllers in Lübeck 186, Anm. 14 Entwurf für eine Vereinbarung zwischen den Lübecker Be- 186, Anm. 13 kenntnisgeistlichen und dem Lübecker Kirchenrat Rede Rosenbergs vor den Amtsträgern der NSDAP des 162, Anm. 7 Gaues Düsseldorf Rede Ludwig Müllers in Lübeck 186, Anm. 14 Rede Oberheids 185, Anm. 12 Schreiben Stolls an Meiser 129, Anm. 11 Entwurf für ein Telegramm Henkes 137, Anm. 39 Schreiben Ottos an die Mitglieder des Lutherrats 163, Anm. 9 Wort des Reichsbruderrats an die Gemeinden 163, Anm. 12 Niederschrift über die Sitzung des Reichsbruderrats 163, Anm. 12; 176, Anm. 52 Anweisung Muhs’ an die Finanzabteilungen 253, Anm. 12 Schreiben Duensings an Breit 130, Anm. 11 Wahldienst der Vorläufigen Kirchenleitung II 179, Anm. 63 Rundschreiben des Lutherrats an die angeschlossenen Kir295, Anm. 105; chenregierungen und Bruderräte 464, Anm. 217
901
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937) März 10 März 10 März 10
März 10 [März 10] [vor März 11] März 11 März 11 März 11
Überarbeiteter Entwurf „Statuten für einen Hilfsverein der evang.-luth. Kirche Deutschlands“ Überarbeiteter Entwurf „Ordnung des Rechnungswesens für den Hilfsverein der evang.-luth. Kirche Deutschlands“ Anordnung der Finanzabteilung bei der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei betr. den Haushalt der Deutschen Evangelischen Kirche 1937 Schreiben des sächsischen Landesbruderrats an den Stellvertreter des Führers „Umlageberechnung der Deutschen Evangelischen Kirche für die Zeit vom 1. April 1937 bis 31. März 1938“ Flugblatt „Einladung zu einer Kundgebung der Märkischen Kirche“ Aktenvermerk der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei Mitschrift Meisers über die Sitzung des Lutherrats Protokoll des Sekretariats des Lutherrats über die Sitzung des Lutherrats
März 11
Mitschrift Tramsens
März 11 März 11 März 11
Aktennotiz Geigers Abschiedsrede Zoellners Erweiterte Fassung der Vereinbarung über die Arbeitsgemeinschaft von Lutherrat und Vorläufiger Kirchenleitung II
[März 11]
Bericht über die „Ausschuss-Kundgebung zur Wahl in der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin“
März 11
Schreiben der Arbeitsgemeinschaft von Lutherrat und Vorläufiger Kirchenleitung II an Friedrich Müller, Böhm, Breit, Lilje, Knak und Flor
295, Anm. 105; 464, Anm. 217 295, Anm. 105 475, Anm. 34
163, Anm. 11 759, Anm. 132 164, Anm. 14 59, Anm. 1 161–182 (Dok. 7) 161 (G 2 zu Dok. 7); 181, Anm. 69f.; 182, Anm. 71 161 (G 3 zu Dok. 7); 180, Anm. 66; 181, Anm. 67f. 164, Anm. 13 165, Anm. 19 168, Anm. 24; 170, Anm. 32; 174, Anm. 43ff.; 176, Anm. 53; 181, Anm. 67; 187, Anm. 17; 190, Anm. 36; 191, Anm. 38; 193, Anm. 46f.; 195, Anm. 51f.; 202, Anm. 74; 209, Anm. 8; 274, Anm. 23; 303, Anm. 131; 324, Anm. 37; 330, Anm. 53; 334, Anm. 5; 335, Anm. 9; 380, Anm. 111; 412, Anm. 39; 415, Anm. 55; 424, Anm. 89; 440, Anm. 142; 656, Anm. 29; 677, Anm. 17 164, Anm. 13; 165, Anm. 18; 166, Anm. 21 171, Anm. 34
902 März 11 März 11 März 11 März 11 [März 11] März 11
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937) Schreiben der Arbeitsgemeinschaft von Lutherrat und Vorläufiger Kirchenleitung II an Klingler Schreiben der Arbeitsgemeinschaft von Lutherrat und Vorläufiger Kirchenleitung II an Hollweg Schreiben der Arbeitsgemeinschaft von Lutherrat und Vorläufiger Kirchenleitung II an von Ledebur Schreiben der Arbeitsgemeinschaft von Lutherrat und Vorläufiger Kirchenleitung II an Zimmermann Entwurf für eine Eingabe des Lutherrats an das Reichskirchenministerium Entwurf für eine Kundgebung des Lutherrats „Von der Synode“
[vor März 12]
Entwurf des Reichskirchenministeriums für eine Wahlordnung
[vor März 12]
Entwurf des Reichskirchenministeriums für eine Wahlanweisung Schreiben des Reichskirchenministers an Lammers Rundschreiben des bayerischen Landeskirchenrats an sämtliche Geistliche und Religionslehrer der bayerischen Landeskirche Schreiben des Arbeitsausschusses der Laien an den Lutherrat Aufruf des Arbeitsausschusses der Laien an die Deutsche Evangelische Kirchenkanzlei, die Vorläufige Kirchenleitung II, den Lutherrat, die Kirchenführerkonferenz, die Reichsleitung der Deutschen Christen und den Bund für Deutsches Christentum Mitschrift Meisers über die Sitzung der Kirchenführerkonferenz Niederschrift über die Sitzung der Kirchenführerkonferenz
März 12 März 12
März 12 März 12
März 12 März 12
März 12 März 12 März 13 März 13 März 14 [vor März 15] März 15 März 15
Vereinbarung zwischen dem Lutherrat und der Vereinigten evangelisch-protestantischen Landeskirche Badens Wahldienst der Vorläufigen Kirchenleitung II Schreiben der Vorläufigen Kirchenleitung II an den Arbeitsausschuss der Laien Schreiben Mahrenholz’ an Meinzolt Enzyklika „Mit brennender Sorge“
171, Anm. 34 171, Anm. 34 171, Anm. 34 171, Anm. 34 181, Anm. 68 181, Anm. 69f.; 385, Anm. 18; 396f., Anm. 55; 436, Anm. 130 126, Anm. 6; 184, Anm. 8; 205, Anm. 84 184, Anm. 8 184, Anm. 8 116, Anm. 23
171, Anm. 33 171, Anm. 33
179, Anm. 61; 183–206 (Dok. 8) 183 (G 2 zu Dok. 8); 187, Anm. 21; 188, Anm. 22 und 24f.; 190, Anm. 32; 191, Anm. 41f.; 193, Anm. 47; 206, Anm. 86 536, Anm. 5 185, Anm. 12 171, Anm. 33
275, Anm. 27 218f., Anm. 34; 225f., Anm. 13 Verlautbarung des Arbeitsrings nationalsozialistischer Pasto- 175f., Anm. 50 ren Mecklenburgs Schreiben des Reichs- und Preußischen Ministeriums des In- 243f., Anm. 88; nern an den Central-Ausschuss für die Innere Mission 464, Anm. 219 Wahldienst des Lutherrats 176, Anm. 50
903
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937) [März 15]
März 15 März 15
Schreiben Meinzolts an die Mitglieder der Beratenden Kammer für Verfassungsangelegenheiten der Deutschen Evangelischen Kirche Bericht über die Sitzung der Schulreferenten der deutschchristlich geleiteten Landeskirchen Schreiben Fleischs an Ellwein Wahldienst der Vorläufigen Kirchenleitung II
März 16 März 16
Schreiben Stolls an Duensing Rundschreiben des Lutherrats
März 16 März 16 März 17 März 17
Verordnung des sächsischen Innenministers Mitschrift Friedrich Müllers Schreiben Lammers’ an den Reichskirchenminister Vertraulicher Bericht Klinglers
März 17 März 18 März 18 März 18 März 19 März 19
Kirchlicher Wahldienst für Schleswig-Holstein Wahldienst der Vorläufigen Kirchenleitung II Aktennotiz Fleischs über ein Telefonat mit Niemöller Erlass des Reichserziehungsministers Schreiben Zänkers an Meinzolt Schreiben Friedrich Müllers an Zimmermann
März 20
„Dreizehnte Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“
März 15
274, Anm. 27
292, Anm. 93 292, Anm. 94 163, Anm. 11; 724, Anm. 14 130, Anm. 11 182, Anm. 72; 207, Anm. 2 234, Anm. 50 195, Anm. 51 184, Anm. 8 195, Anm. 51; 240, Anm. 73 186, Anm. 14 164, Anm. 13 295, Anm. 105 448, Anm. 164f. 275, Anm. 27 203, Anm. 79; 240, Anm. 74 206, Anm. 86; 209, Anm. 11; 216, Anm. 28; 217, Anm. 29; 218, Anm. 32 und 34; 219, Anm. 35; 220, Anm. 39ff.; 221, Anm. 43 und 46ff.; 224, Anm. 3; 227, Anm. 16; 232, Anm. 42; 233, Anm. 47; 236, Anm. 56; 237, Anm. 59; 243, Anm. 86; 253, Anm. 13; 254, Anm. 15; 255, Anm. 19f.; 256, Anm. 21; 262, Anm. 43; 301, Anm. 126; 320, Anm. 28; 342, Anm. 10; 343, Anm. 14 und 16; 351, Anm. 30; 412, Anm. 42; 420, Anm. 72; 422, Anm. 80; 440, Anm. 143; 447, Anm. 160; 469, Anm. 7; 471,
904
März 20 März 20
März 20 [nach März 20]
März 22 März 22 März 23 März 23 März 23
März 24 März 24
März 24
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937)
Schreiben Muhs’ an Klingler Flugblatt des Arbeitsausschusses der Laien (von Ledebur) „Zur weiteren Verständigung in unserem Arbeitskreis. Auswertung der bisherigen Erfahrung!“ Schreiben Hosemanns an Meinzolt Gutachten Hermann Müllers über die 13. Durchführungsverordnung
Schreiben von Bodelschwinghs an Friedrich Müller Schreiben Meinzolts an Zänker Mitteilung der Finanzabteilung beim Evangelischen Oberkirchenrat Berlin an Eger Rundschreiben des Stabsleiters des Stellvertreters des Führers an die Gauleiter Rundschreiben des Central-Ausschusses für die Innere Mission der Deutschen Evangelischen Kirche an die Landesund Provinzialverbände der Inneren Mission Schreiben des mecklenburgischen Bruderrats an den Reichskirchenminister Beschluss von Vertretern des Lutherrats und der Vorläufigen Kirchenleitung II zu den Kirchenwahlen („Beschluß der Münchener Konferenz“) Kommentar der Pressestelle des Reichskirchenministeriums zur 13. Durchführungsverordnung
Anm. 21; 472, Anm. 23f.; 476, Anm. 41; 478, Anm. 50; 479, Anm. 51; 481, Anm. 55; 484, Anm. 66; 487, Anm. 68; 524, Anm. 52; 529, Anm. 70; 536, Anm. 4f.; 546, Anm. 16; 551, Anm. 29; 556, Anm. 7; 557, Anm. 11; 558, Anm. 12; 579, Anm. 88; 602, Anm. 50; 608, Anm. 12; 657, Anm. 33 und 35; 666, Anm. 76; 689, Anm. 17; 748, Anm. 73; 790, Anm. 7; 794, Anm. 20; 807, Anm. 40; 817, Anm. 79; 821, Anm. 89 210, Anm. 13 223, Anm. 53
275, Anm. 27 212, Anm. 17; 219, Anm. 35; 220, Anm. 40; 234, Anm. 49 191, Anm. 38 275, Anm. 27 90, Anm. 68 101, Anm. 14 223, Anm. 54
84, Anm. 48 211f., Anm. 17; 222, Anm. 50; 232, Anm. 39; 319, Anm. 25 220, Anm. 39; 238, Anm. 62
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937) März 24 März 25
März 30 [vor März 31] März 31 [März/April] [April]
April 1 April 1
April 1 April 1 April 1
[April 1]
April 1 April 1 April 1 April 1/2
April 2
April 2 April 2
Erlass der Finanzabteilung beim Evangelischen Oberkirchenrat Berlin Denkschrift Künneths über die Beziehungen zwischen Lutherrat und Apologetischer Centrale
905 348, Anm. 17f.
211, Anm. 15; 213, Anm. 18; 214, Anm. 23; 215, Anm. 24f.; 461, Anm. 205 Verfügung der Gestapo Darmstadt 225, Anm. 8 Gutachten Flors, Tilemanns und Ahlhorns über ein Flugblatt 211, Anm. 16 der württembergischen Deutschen Christen Schreiben Flors an Lutherrat 211, Anm. 16 Flugblatt Karl Timms „An die evangelischen Pfarrer 333, Anm. 4 Deutschlands!“ 405, Anm. 15 Flugblatt der Vorläufigen Kirchenleitung II und des Rates der Deutschen Evangelischen Kirche „An die evangelische Christenheit in Deutschland“ Mitschrift Meisers über die Sitzung des Lutherrats 207–223 (Dok. 9) Protokoll des Sekretariats des Lutherrats über die Sitzung 207 (G 2 zu Dok. des Lutherrats 9); 215, Anm. 26; 220, Anm. 40; 221, Anm. 42f.; 223, Anm. 56 Entwurf für das Protokoll des Sekretariats des Lutherrats 220, Anm. 41 über die Sitzung des Lutherrats Rundschreiben Klinglers 210, Anm. 13 Entwurf Gaugers und Niemanns zur 13. Durchführungsver- 216, Anm. 28; ordnung 217, Anm. 29; 218, Anm. 32; 220, Anm. 40 Entwurf für ein Schreiben Marahrens’ an den Reichskirchen- 210, Anm. 12; minister 222, Anm. 52; 228, Anm. 22; 230, Anm. 31; 231, Anm. 36 Schreiben des Geheimen Staatspolizeiamts Darmstadt an die 225, Anm. 8; 241, Außendienststellen Anm. 79 Tagebucheintrag Goebbels’ 226, Anm. 14 Vertraulicher Beschluss der Vorläufigen Kirchenleitung II 319, Anm. 23 und des Rates der Deutschen Evangelischen Kirche Entwurf Gaugers, Niemanns und Fleischs „Zur 13. Durch- 220, Anm. 40; führungsverordnung zum Gesetz zur Sicherung der Deut232, Anm. 43; schen Evangelischen Kirche vom 20. März 1937“ 236, Anm. 56; 243, Anm. 87; 255, Anm. 18 Mitschrift Meisers über die Sitzung der Kirchenführerkonfe- 206, Anm. 87; renz 221, Anm. 45; 224–248 (Dok. 10); 518, Anm. 18 Schreiben der Vorläufigen Kirchenleitung II an die evangeli- 225, Anm. 10 schen Reichsminister Entwurf für ein Wort der Kirchenführerkonferenz an die 206, Anm. 86; Gemeinden 243, Anm. 86; 244, Anm. 89
906 April 2
April 2
April 2[/3]
April 3
April 3 April 3 April 3
April 3
April 3 April 3 April 3
April 3 [nach April 4] [nach April 4] April 5
April 5 [April 5–8]
April 6 April 6
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937) Mitschrift Meisers über die Besprechung eines Ausschusses der Kirchenführerkonferenz
206, Anm. 87; 221, Anm. 45; 249 (Dok. 11); 250, Anm. 1; 256, Anm. 22; 518, Anm. 18 Mitschrift Meisers über die Sitzung der Kirchenführerkonfe- 206, Anm. 87; renz 221, Anm. 45; 248, Anm. 109; 250 (Dok. 12); 518, Anm. 18 Niederschrift über die Sitzung der Kirchenführerkonferenz 224 (G 2 zu Dok. 10 und 13); 240, Anm. 70; 244, Anm. 89 Mitschrift Meisers über die Sitzung der Kirchenführerkonfe- 206, Anm. 87; renz 221, Anm. 45; 248, Anm. 109; 251–261 (Dok. 13); 518, Anm. 18 Rundschreiben des Lutherrats „Die Not der lutherischen 154, Anm. 89 Kirche in Thüringen“ Vergleich zwischen den Lübecker Bekenntnispastoren und 227, Anm. 16 dem Lübecker Kirchenrat Persönliches Schreiben Marahrens’ an den Reichskirchenmi- 228, Anm. 21; nister 232, Anm. 41; 271, Anm. 15 Schreiben Marahrens’ an den Reichskirchenminister 232, Anm. 39; 271, Anm. 15; 275, Anm. 27; 319, Anm. 25; 320, Anm. 26 Überarbeiteter Entwurf für eine Stellungnahme der Kirchen- 255, Anm. 18 führerkonferenz zur 13. Durchführungsverordnung Beschluss der Kirchenführerkonferenz über die Einsetzung 261, Anm. 42 einer Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche Beschluss der Kirchenführerkonferenz zur Beteiligung der 257, Anm. 27 Vorläufigen Kirchenleitung II an der Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche Wahldienst der Vorläufigen Kirchenleitung II 245, Anm. 93 Bericht des Arbeitsausschusses der Evangelischen Woche 225, Anm. 8 Darmstadt Aktenvermerk über die Evangelische Woche in Darmstadt 225, Anm. 9 Rundschreiben Klinglers 195, Anm. 51; 210, Anm. 13; 239f., Anm. 70 Schreiben Asmussens an Wurm 249, Anm. 3 Bericht über die Arbeitstagung der evangelischen Religions- 292, Anm. 95 dozenten an den Hochschulen für Lehrerbildung auf dem Hainstein bei Eisenach Schreiben des sächsischen Landeskirchenausschusses an den 235, Anm. 54 Reichskirchenminister Schreiben Asmussens an Breit und Wurm 257, Anm. 27
907
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937) April 6
Beschluss des Rates der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union
April 6 April 6
Schreiben Marahrens’ an Friedrich Müller Schreiben des Arbeitsausschusses der Bekenntnisgemeinschaft innerhalb der evangelisch-reformierten Landeskirche der Provinz Hannover gez. Middendorf an die Vorläufige Kirchenleitung II und den Lutherrat Schreiben des Reichsstatthalters in Sachsen an den sächsischen Landeskirchenausschuss Niederschrift über die gemeinsame Sitzung des altpreußischen Landeskirchenausschusses mit den Provinzialkirchenausschüssen Entschließung des altpreußischen Landeskirchenausschusses und der Provinzialkirchenausschüsse zur kirchenpolitischen Lage Schreiben Bauers an den Stellvertreter des Führers Schreiben Friedrich Müllers an Meiser
April 6 April 7
April 7
April 7 April 7
April 7 April 7 April 7 April 8
April 8
April 8 April 8
April 8 April 8
Schreiben Knaks an die Arbeitsgemeinschaft von Lutherrat und Vorläufiger Kirchenleitung II Schreiben Wurms an Friedrich Müller
261, Anm. 39; 276, Anm. 34; 390, Anm. 32 263, Anm. 1 321, Anm. 30ff.; 413, Anm. 44
487, Anm. 70 237, Anm. 59; 362, Anm. 63 237, Anm. 59; 362, Anm. 63f. 242, Anm. 85 246, Anm. 100; 263, Anm. 1; 276, Anm. 30; 314, Anm. 6; 316, Anm. 15; 319, Anm. 25 263, Anm. 1
34, Anm. 204; 263, Anm. 1 „Niederschrift über die Besprechung zur Vorbereitung einer 296, Anm. 107 lutherischen Hilfskasse“ am 6. April 1937 Schreiben Marahrens’ an den Reichskirchenminister (= Stel- 255, Anm. 18ff.; lungnahme der Kirchenführerkonferenz zur 13. Durchfüh- 256, Anm. 21; 271, Anm. 15; rungsverordnung) 299, Anm. 120; 405, Anm. 15; 472, Anm. 24; 478, Anm. 50; 794, Anm. 20; 814, Anm. 66; 817, Anm. 78 221, Anm. 43; Schreiben Marahrens’ an den Reichskirchenminister (An256, Anm. 21; schreiben zur Stellungnahme der Kirchenführerkonferenz 271, Anm. 15; zur 13. Durchführungsverordnung) 405, Anm. 15; 478, Anm. 49 Schreiben Marahrens’ an den Reichskirchenminister betr. 258, Anm. 28; Aufenthaltsverbot für Wurm 271, Anm. 15 Schreiben Friedrich Müllers an Marahrens 261, Anm. 39; 263, Anm. 1; 275, Anm. 28; 276, Anm. 30 Schreiben Breits an Asmussen 257, Anm. 27 Niederschrift über die Sitzung des Kirchenführergremiums 261, Anm. 42
908 [April 8]
April 8
April 8
April 8
April 8
April 9 [vor April 10] April 10 April 10 April 10
April 11 April 12 April 12
April 12 [April 12] April 12 [vor April 13] April 13
April 13 [April 13]
April 13 April 13 April 13
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937) Überarbeitete Fassung des Beschlusses der Kirchenführerkonferenz über die Einsetzung einer Vertretung der Deutschen Evangelischen Kirche Mitschrift Meinzolts über die Sitzung der Beratenden Kammer für Verfassungsangelegenheiten der Deutschen Evangelischen Kirche Niederschrift über die Sitzung der Beratenden Kammer für Verfassungsangelegenheiten der Deutschen Evangelischen Kirche „Verordnung zur Regelung der Erhebung der Kirchensteuern im Bereiche der evangelisch-lutherischen Landeskirche des Landes Sachsen für die erste Hälfte des Kalenderjahres 1937 (1. Januar bis 30. Juni 1937)“ „Ausführungsverordnung zur Verordnung vom 8. April 1937 zur Regelung der Erhebung der Kirchensteuern im Bereiche der evangelisch-lutherischen Landeskirche des Landes Sachsen für die erste Hälfte des Kalenderjahres 1937“ Schreiben Marahrens’ an den Reichskirchenminister „Vorläufiger Entwurf eines Reichsgesetzes zur Neubildung der kirchlichen Körperschaften der Evangelischen Kirchen“ Schreiben Wurms an Friedrich Müller
261f., Anm. 39
275, Anm. 27
275, Anm. 27; 298, Anm. 116 487, Anm. 70
487, Anm. 70
262, Anm. 43 520, Anm. 33
261, Anm. 39; 263, Anm. 1 Schreiben Kloppenburgs an die Vorläufige Kirchenleitung II 283, Anm. 57 Schreiben Marahrens’ (gez. Brunotte) an die Mitglieder der 520, Anm. 33 Beratenden Kammer für Verfassungsfragen der Deutschen Evangelischen Kirche Schreiben Friedrich Müllers an Wurm 263, Anm. 1; 276, Anm. 30 und 34 Mitschrift Meisers über eine Besprechung mit Breit, Pressel 262–265 (Dok. und Wurm 14) Schreiben des Reichskirchenministers an Marahrens 272, Anm. 16; 299, Anm. 121; 479, Anm. 51 Rundschreiben der Vorläufigen Kirchenleitung II an die an- 280, Anm. 47 geschlossenen Landes- und Provinzialbruderräte Liste der Vorläufigen Kirchenleitung II „Einladungen zur 280, Anm. 47 Informationsbesprechung am 21.4.37“ Schnellbrief des Reichskirchenministers an Werner 340, Anm. 2; 518, Anm. 21f. Richtlinienentwurf des Winterhilfswerks 465, Anm. 222 Schreiben Friedrich Müllers an die Mitglieder der Vorläufi- 257, Anm. 27 gen Kirchenleitung II, des Rates der Deutschen Evangelischen Kirche und der Arbeitsgemeinschaft von Lutherrat und Vorläufiger Kirchenleitung II Schreiben des Lutherrats an die dem Rat angeschlossenen 296, Anm. 107 Kirchenregierungen und Bruderräte Neue Fassung der „Niederschrift über die Besprechung zur 296, Anm. 107 Vorbereitung einer lutherischen Hilfskasse“ am 6. April 1937 Schreiben Ottos an den Lutherrat 555, Anm. 5 Schreiben Meisers an Middendorf 322, Anm. 32 Schreiben des Sekretariats des Lutherrats an die Mitglieder 399, Anm. 2 des Lutherrats
909
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937) [April 14] April 14 April 16 April 16 April 16
April 16 April 16 April 16 April 17 April 17
April 17
April 17 April 17 April 19 April 19 April 20 April 20 April 21
April 21
Niederschrift Meisers über eine Besprechung mit Friedrich Müller und Jacobi Schreiben Meisers an Breit Rundschreiben des Arbeitsausschusses der Laien (von Ledebur) Schreiben Breits an Bogner Entwurf für eine Vereinbarung zwischen altpreußischem Landesbruderrat und altpreußischem Landeskirchenausschuss Niederschrift über die Sitzung des Kirchenführergremiums Rundschreiben des Lutherrats an die angeschlossenen und verbundenen Stellen Schreiben Fleischs an die dem Lutherrat angeschlossenen Kirchenleitungen Schreiben Breits an Ficker, Henke, Johnsen, Marahrens, Meiser und Wurm Mitschrift Meinzolts über die Sitzung der Beratenden Kammer für Verfassungsangelegenheiten der Deutschen Evangelischen Kirche Niederschrift über die Sitzung der Beratenden Kammer für Verfassungsangelegenheiten der Deutschen Evangelischen Kirche Schreiben Niemöllers an Meiser
329, Anm. 50 329, Anm. 50 374, Anm. 97 265, Anm. 10 265f., Anm. 10; 285, Anm. 67; 302, Anm. 130 276, Anm. 31 280, Anm. 47 293, Anm. 95 265f., Anm. 10 275, Anm. 27
275, Anm. 27
278, Anm. 44; 321, Anm. 32 Schreiben Niemöllers an Wurm 278f. Anm. 44 Telegramm der Vorläufigen Kirchenleitung II an Marahrens, 282, Anm. 53 Meiser und Wurm Gewinn- und Verlustrechnung des Sekretariats des Luther- 293, Anm. 96; rats 294, Anm. 103 Thüringer „Gesetz vom 20. April 1937 zur Aenderung des 426, Anm. 95f. Kirchensteuergesetzes vom 5. Mai 1933“ Thüringer „Kirchensteuergesetz in der Fassung vom 20. 426, Anm. 95 und April 1937“ 97f. Schreiben des Reichskirchenministers an Marahrens 262, Anm. 43; 272, Anm. 16; 300, Anm. 123; 329, Anm. 51; 333, Anm. 2; 343, Anm. 14; 518, Anm. 22 Beschlüsse der Vorläufigen Kirchenleitung II und des Rates 275, Anm. 27; der Deutschen Evangelischen Kirche vom 21. April 1937 276, Anm. 29; 280, Anm. 48; 282, Anm. 53; 297, Anm. 114; 302, Anm. 129; 302f., Anm. 131; 305, Anm. 137; 313, Anm. 162; 316, Anm. 15; 318, Anm. 20; 327, Anm. 45;
910
April 21
April 21 April 21 April 22 April 22 April 22
April 22 April 22 April 22 April 23
April 23
April 23 [April 23]
April 23 April 24 April 24 April 26 April 26
April 26
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937) 388, Anm. 27; 413, Anm. 48; 830–836 (Vorläufiger) Entwurf des Lutherrats für eine „Kundgebung 289, Anm. 84; zur Schulfrage“ 294, Anm. 102; 449, Anm. 168f. Schreiben Marahrens’ an den Reichskirchenminister 299, Anm. 122 Niederschrift Pettelkaus über die Sitzung des altpreußischen 301, Anm. 126; Landeskirchenausschusses 320, Anm. 28f. Schreiben Muhs’ an den sächsischen Landeskirchenausschuss 235, Anm. 55 Mitschrift Meisers über die Sitzung des Lutherrats 266–313 (Dok. 15) Protokoll des Sekretariats des Lutherrats über die Sitzung 266 (G 2 zu Dok. des Lutherrats 15); 288, Anm. 78; 289, Anm. 84; 294, Anm. 104; 295, Anm. 107; 297, Anm. 112f.; 298, Anm. 114; 311, Anm. 158; 313, Anm. 165 Geschäftsbericht Gaugers über das erste Geschäftsjahr des 293, Anm. 96 Lutherrats Voranschlag Gaugers für das Geschäftsjahr 1937/38 293, Anm. 97 Bemerkungen Gaugers zum Voranschlag für das Geschäfts- 293, Anm. 97 jahr 1937/38 Mitschrift Meisers über eine Besprechung lutherischer Kir- 313, Anm. 162 chenführer mit Vertretern der Vorläufigen Kirchenleitung II und 164; 314–331 (Dok. 16); 338, Anm. 17; 389, Anm. 29 Mitschrift Gaugers über eine Besprechung lutherischer Kir- 314 (G 2 zu Dok. chenführer mit Vertretern der Vorläufigen Kirchenleitung II 16); 330, Anm. 57; 331, Anm. 59 und 61 Ergebnisprotokoll der Vorläufigen Kirchenleitung II über 314 (G 3 zu Dok. eine Besprechung mit lutherischen Kirchenführern 16); 332, Anm. 63 Mitschrift Gaugers über eine Besprechung lutherischer Kir- 331, Anm. 62f. chenführer mit Vertretern der Vorläufigen Kirchenleitung II (Fragment) Schreiben Kerrls an das Geheime Staatspolizeiamt Berlin 395, Anm. 51 Schreiben Liljes an Wurm 294, Anm. 101 Niederschrift über eine Besprechung zwischen dem Reichs- 340, Anm. 2ff.; kirchenminister und Werner 475, Anm. 35 Protokoll über die Sitzung des Ausschusses des Beirats der 280, Anm. 47 württembergischen Kirchenleitung Schreiben des Rates der Evangelischen Kirche der altpreußi- 333, Anm. 1 schen Union an Marahrens, Meiser, Wurm, den Lutherrat und die Vorläufige Kirchenleitung II 333, Anm. 1; 337, Schreiben Marahrens’ an Breit, Ficker, Happich, Hollweg, Kühlewein, Meiser, Wurm, die Vorläufige Kirchenleitung II, Anm. 15 den altpreußischen Landeskirchenausschuss und den altpreußischen Bruderrat
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937) April 26 April 27 April 27 April 27/29 April 28 April 28
April 28 April 28 April 28
April 29 April 29
April 29
April 29
April 29
April 29
April 29
April 29
911
Wahldienst der Vorläufigen Kirchenleitung II 334, Anm. 4 Schreiben der Kirchlich-theologischen Sozietät in Württem- 404f., Anm. 13 berg an den württembergischen Landesbruderrat Schreiben Friedrich Müllers an Marahrens 333, Anm. 1; 337, Anm. 16 Vereinbarung zwischen dem Lutherrat und der Vereinigten 399, Anm. 3; 536, evangelisch-protestantischen Landeskirche Badens Anm. 5 Schreiben des sächsischen Landeskirchenausschusses an den 235, Anm. 52f. Reichskirchenminister Schreiben Werners an Marahrens, Wurm, Zimmermann und 342, Anm. 11; Hollweg 343, Anm. 14; 518, Anm. 22 Fragenkatalog Marahrens’ an Werner 342, Anm. 13; 518, Anm. 22 Schreiben Egers an das Reichskirchenministerium 362, Anm. 64 Erlass des württembergischen Kultministers 507, Anm. 38; 617, Anm. 43; 618, Anm. 46 Schreiben Henriods an Heckel 286, Anm. 69 312, Anm. 160 Protokoll über die „Besprechung zwischen den Vertretern des Arbeitsausschusses der reformierten Kirchen Deutschlands und dem Sekretariat des Rates der evang.-luth. Kirche Deutschlands über die Fragen der Erneuerung des Verfassungsbaues der Deutschen Evangelischen Kirche“ Mitschrift Meisers über eine Besprechung mit Vertretern der 332–339 (Dok. 17); 340, Anm. 1; Kirchenführerkonferenz, des Lutherrats, der Vorläufigen Kirchenleitung II, des altpreußischen Bruderrats und des alt- 344, Anm. 1; 797, Anm. 7 preußischen Landeskirchenausschusses Protokoll Geigers über eine Besprechung mit Vertretern der 332 (G 2 zu Dok. 17 und 19); 336, Kirchenführerkonferenz, des Lutherrats, der Vorläufigen Kirchenleitung II, des altpreußischen Bruderrats und des alt- Anm. 13; 344, Anm. 2; 355, preußischen Landeskirchenausschusses Anm. 37; 358, Anm. 51; 366, Anm. 77; 369, Anm. 83f.; 373, Anm. 94; 380, Anm. 111 Stenographische Mitschrift über eine Besprechung mit Ver- 332 (G 3 zu Dok. tretern der Kirchenführerkonferenz, des Lutherrats, der Vor- 17 und 19); 376, Anm. 101 läufigen Kirchenleitung II, des altpreußischen Bruderrats und des altpreußischen Landeskirchenausschusses Mitschrift Niesels über eine Besprechung mit Vertretern der 332 (G 4 zu Dok. 17 und 19) Kirchenführerkonferenz, des Lutherrats, der Vorläufigen Kirchenleitung II, des altpreußischen Bruderrats und des altpreußischen Landeskirchenausschusses Mitschrift Meisers über eine Besprechung im kleinen Kreis 339, Anm. 19; 340–343 (Dok. 18); 344, Anm. 1 Mitschrift Meisers über eine Besprechung mit Vertretern der 332, Anm. 63; 339, Anm. 19; Kirchenführerkonferenz, des Lutherrats, der Vorläufigen Kirchenleitung II, des altpreußischen Bruderrats und des alt- 344–380 (Dok. 19); 370, Anm. 1; preußischen Landeskirchenausschusses 797, Anm. 7
912 April 29 April 30 April 30 April 30 April 30 [April 30]
Mai 3 Mai 4
Mai 4 Mai 5 Mai 5 Mai 5 Mai 5 Mai 5
Mai 5 Mai 6
Mai 7 Mai 7 Mai 7
Mai 8 Mai 8 [Mai 8] Mai 10 Mai 10 Mai 10
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937) Erklärung des altpreußischen Landeskirchenausschusses 380, Anm. 111 Rundschreiben des Lutherrats an die angeschlossenen Kir293, Anm. 102 chenleitungen Entwurf des Lutherrats für eine Kundgebung zur Schulfrage 293, Anm. 102; 449, Anm. 168f. Schreiben Marahrens’ an Werner 343, Anm. 16; 518, Anm. 22 Schreiben des Thüringer Landesbruderrats an den Lutherrat 425, Anm. 93 425, Anm. 93 Bericht des Thüringer Landesbruderrats „Thüringer D.C.Kirchenregierung nimmt auch nach dem 15. Februar wichtige kirchenpolitische Personalveränderungen vor“ Erlass des Reichspropagandaministeriums 102, Anm. 14 Vereinbarung zwischen altpreußischem Bruderrat und alt380, Anm. 111; preußischem Landeskirchenausschuss 388, Anm. 28; 392, Anm. 36; 393, Anm. 41; 394, Anm. 45; 409, Anm. 32; 549, Anm. 23 Verfügung des Rektors der Berliner Universität 460, Anm. 204 Wochenbrief Marahrens’ 290, Anm. 86 Schreiben Gaugers an Pressel 296, Anm. 107 Schreiben Breits an den Arbeitsausschuss der reformierten 313, Anm. 160 Kirchen Schreiben Werners an Marahrens 343, Anm. 16; 518, Anm. 22 Schreiben des Rates der Evangelischen Kirche der altpreußi- 380, Anm. 111; schen Union an sämtliche Provinzialbruderräte und die Mit- 394, Anm. 45 glieder des altpreußischen Bruderrats Erlass des württembergischen Oberkirchenrats an das Deka- 405, Anm. 13 natamt Göppingen 409, Anm. 32 Ausarbeitung Egers „Zum Verständnis der Abmachungen des Landeskirchenausschusses mit dem altpreußischen Bruderrat vom 4.V.“ Schreiben Ottos an den Lutherrat 242, Anm. 85 Niederschrift Brunottes über die Sitzung des Kirchenführer- 391, Anm. 34; gremiums 392, Anm. 37 Schreiben der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei an 471, Anm. 22 die obersten Behörden der deutschen evangelischen Landeskirchen Schreiben Pressels an den Lutherrat 296, Anm. 107; 463, Anm. 214 Schreiben des Lutherrats an die angeschlossenen Kirchenlei- 297, Anm. 112 tungen Vermerk über die Umlagebeiträge der Lutherratskirchen für 297, Anm. 112 die Apologetische Centrale Vermerk Wahls über eine Besprechung im Kirchlichen Au- 293, Anm. 99 ßenamt am 7. Mai 1937 „Gesetz über die Kirchgemeinde Weimar“ 426, Anm. 94 Niederschrift über die Sitzung der evangelischen Reichsju459, Anm. 198 gendkammer
913
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937) Mai 10–13 Mai 12
Mai 12 Mai 12 Mai 12 Mai 12 Mai 12 Mai 12 Mai 12 Mai 13 [Mai 13] Mai 13 Mai 13 Mai 13 Mai 14 Mai 14 Mai 14 Mai 14
Mai 14 Mai 14
Beschlüsse der Bekenntnissynode der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union in Halle Niederschrift Brunottes über die Sitzung des Kirchenführergremiums Schreiben des nassau-hessischen Bruderrats an den nassauhessischen Landeskirchenausschuss Rundschreiben des Rates der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union an die Provinzialbruderräte Schreiben des Gaues Sachsen der Reichsbewegung Deutsche Christen an den sächsischen Landeskirchenausschuss Synopse der Entwürfe Gaugers und Fleischs für eine endgültige Fassung der Grundbestimmungen Verfügung der Obersten SA-Führung Bericht Hornigs auf der Bekenntnissynode der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union in Halle Ausarbeitung Dippers „Der Leib Christi. Zur innerkirchlichen Lage in Württemberg“ Schreiben Egers an den Rat der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union Aktenvermerk Wahls über eine Besprechung im Auswärtigen Amt Erlass des Reichserziehungsministers Schreiben Meisers an den Reichsinnenminister Wochenbrief Marahrens’ Rundschreiben des Rates der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union an die Provinzialbruderräte Schreiben des altpreußischen Landeskirchenausschusses an den Rat der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union Schreiben des Lutherrats an die angeschlossenen Kirchenleitungen Entwurf des Sekretariats des Lutherrats für eine endgültige Fassung der Grundbestimmungen
Mai 18
Schreiben Bestes an Held Rundschreiben des württembergischen Landesbruderrats an die Pfarrer der Bekenntnisgemeinschaft Niederschrift über die gemeinsame Sitzung des Landeskirchenausschusses mit Vertretern der Provinzialkirchenausschüsse Schreiben Riethmüllers an Hoyer „Sonntagslesungen nach den alten Perikopen für 1938“ „Vergleich der Kirchenjahrgliederung“ „Aufstellung über die Abweichung der Kirchenjahrlese 1938 von den alten Perikopen“ „Urkunde über den Anschluß des Bruderrats der Bekennenden lutherischen Kirche in Schleswig-Holstein an den Rat der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands“ Entwurf des Lutherrats für eine Kundgebung zur Schulfrage
Mai 18
Schreiben Pressels an Friedrich Müller
Mai 14
Mai 14 [Mai 14] [Mai 14] [Mai 14] Mai 14/Juni 3
198, Anm. 61; 351, Anm. 27 391, Anm. 34; 392, Anm. 38; 393, Anm. 39 393, Anm. 41 394, Anm. 45 424, Anm. 88 429, Anm. 109 460, Anm. 201 641, Anm. 126 416, Anm. 57 394, Anm. 45 396, Anm. 52 453, Anm. 177 523, Anm. 48 523, Anm. 49 394, Anm. 45 394, Anm. 45f. 429, Anm. 109 429, Anm. 109; 660, Anm. 48; 837–841 463, Anm. 215 416, Anm. 57 408, Anm. 31; 409, Anm. 32 459, Anm. 198 459, Anm. 198 459, Anm. 198 459, Anm. 198 434, Anm. 126
294, Anm. 102; 449, Anm. 168f. 463, Anm. 214
914 Mai 19 Mai 19 Mai 20 Mai 20 Mai 20 Mai 20 Mai 20 [vor Mai 21]
Mai 21
Mai 21 Mai 21 Mai 21 Mai 21 Mai 22 Mai 22 Mai 23 [Mai 23] Mai 24 Mai 24 Mai 24
Mai 24 Mai 24/25 Mai 24/25
Mai 25
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937) Schreiben Meisers an Fricke Rundschreiben des Rates der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union an die Provinzialbruderräte Schreiben des Rates der Deutschen Evangelischen Kirche an den Lutherrat Schreiben der Vorläufigen Kirchenleitung II an den Lutherrat Schreiben Frickes an Meiser Schreiben Riethmüllers an die Mitglieder und Stellvertreter der Jugendkammer Schreiben Forcks an Pressel Denkschrift Gerbers „Grundsätzliche Stellungnahme der Leiter der großen kirchlichen Verbände zur Durchführung der Kirchenwahlen“ Schreiben Klinglers an den Reichskirchenminister
393, Anm. 43 394, Anm. 45 389, Anm. 28 389, Anm. 28 393, Anm. 43 459, Anm. 198 463, Anm. 214 519f., Anm. 31
210, Anm. 13; 494, Anm. 15; 519, Anm. 31 Telegramm der Staatspolizeileitstelle Berlin an die Staatspoli- 383, Anm. 11 zei Essen Schreiben Breits an den Rat der Deutschen Evangelischen 389, Anm. 28; Kirche 393, Anm. 43 Schreiben Rumpfs an Meiser 393, Anm. 43 Rundschreiben des Lutherrats an die dem Lutherrat verbun- 665, Anm. 70 denen und angeschlossenen Stellen Meldung Szymanowskis für den Sicherheitsdienst 382, Anm. 6 Schreiben der Staatspolizeistelle Düsseldorf an die Staatspo- 383, Anm. 11 lizeileitstelle Berlin Schreiben Kropatschecks an Fleisch 455, Anm. 181f. Bericht Kropatschecks über den Allgemeinen evangelisch-lu- 455, Anm. 181f. therischen Schulverein Einlieferungs-Anzeige der Politischen Inspektion der Staats- 383, Anm. 11 polizei Essen Telegramm der Staatspolizeileitstelle Berlin an die Staatspoli- 383, Anm. 13 zeileitstelle Düsseldorf Entwurf des Sekretariats des Lutherrats für eine Kundge385, Anm. 18; bung „Von der Synode“ 396, Anm. 55; 397, Anm. 56f.; 398, Anm. 59–62; 436, Anm. 130 Schreiben des sächsischen Landeskirchenausschusses an den 424, Anm. 88 Gau Sachsen der Reichsbewegung Deutsche Christen Mitschrift Meisers über die Sitzung des Lutherrats 381–398 (Dok. 20) Protokoll des Sekretariats des Lutherrats über die Sitzung 381 (G 2 zu Dok. des Lutherrats 20); 395, Anm. 47 und 49f.; 398, Anm. 62; 409, Anm. 33; 429, Anm. 109 „Ergänzung zu der Denkschrift der Apologetischen Centrale 214, Anm. 23; 461, Anm. 205 über die Beziehungen zwischen Lutherischem Rat und der Apologetischen Centrale“
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937) Mai 25 Mai 25 Mai 26 Mai 26 Mai 27 Mai 28 Mai 28
Mai 28 Mai 28 Mai 28 Mai 29 Mai 29
Mai 29 [vor Mai 31] Mai 31 [Mai Ende/Juni Anfang] Juni 1 Juni 2 Juni 2 Juni 2
Juni 2
Juni 2 Juni 2 Juni 2 Juni 2/3
915
Erlass des Reichskriegsministers und Oberbefehlshabers der 373, Anm. 96; Wehrmacht 515f., Anm. 5 Bericht Lückings 383, Anm. 7f. und 10 Schreiben Forcks an Breit 389, Anm. 28 Memorandum Schliers zur Lage der Theologischen Fakultä- 419, Anm. 69 ten Aktenvermerk des Sekretariats des Lutherrats 388, Anm. 25 Bericht der Kirchenpolitischen Abteilung des SD-Amtes II 286, Anm. 71; an Heydrich 395, Anm. 51 Schreiben Wurms an Rumpf 389, Anm. 28; 392, Anm. 36f. und 39; 393, Anm. 40 und 44 Schreiben Breits an die dem Lutherrat angeschlossenen Kir- 398, Anm. 62 chen Rede Goebbels’ in der Berliner Deutschlandhalle 401, Anm. 8; 402, Anm. 9 Schreiben des Lutherrats an die angeschlossenen Kirchenlei- 429, Anm. 109 tungen Tagesbericht der Außendienststelle der Gestapo Essen 383f., Anm. 13 467, Anm. 1 Schreiben Marahrens’ an die auf dem Boden von Artikel 1 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche stehenden Landeskirchen Schreiben Heckels an Bell 492f., Anm. 6 Erklärung der Reichsbewegung Deutsche Christen „Wer 424, Anm. 89 überwindet die Bekenntnisfront?“ Schreiben Rehms an den Gau Sachsen der Reichsbewegung 424, Anm. 89 Deutsche Christen Stellungnahme der rheinischen Bekenntnissynode 518, Anm. 19 Schreiben des Gaues Sachsen der Reichsbewegung Deutsche 425, Anm. 89 Christen an das Landeskirchenamt Dresden Rundschreiben des Lutherrats an die angeschlossenen Kir294, Anm. 102 chenleitungen Entwurf des Lutherrats für eine Kundgebung zur Schulfrage 294, Anm. 102; 449, Anm. 168f. Aktenvermerk Pettelkaus 406, Anm. 20f.; 407, Anm. 23; 477, Anm. 48; 522, Anm. 41 414, Anm. 49f.; Mitschrift Gaugers über die außerordentliche Besprechung der Arbeitsgemeinschaft zwischen Lutherrat und Vorläufiger 446, Anm. 158 Kirchenleitung II Schreiben des Reichskirchenministeriums an den sächsischen 422, Anm. 80 Landeskirchenausschuss Schreiben des Evangelischen Oberkirchenrats Stuttgart an 448, Anm. 164f. das Reichserziehungsministerium Schreiben des altpreußischen Landeskirchenausschusses an 491, Anm. 79f. Marahrens Niederschrift Gaugers „über die Besprechung betr. das 467, Anm. 1 kirchliche Beamtenrecht“
916 [Juni 3]
Juni 3 Juni 3 Juni 3 Juni 3/4 Juni 4 Juni 4
[Juni 4] Juni 5 Juni 5 Juni 5 Juni 5 Juni 5/6 Juni 7 Juni 8 Juni 8 Juni 8 Juni 8 Juni 8 Juni 8
[Juni 9] Juni 9 Juni 9 Juni 9 Juni 9
[Juni 9]
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937) „Leitsätze der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei für die Einführung des Deutschen Beamtengesetzes vom 26. Januar 1937 in das landeskirchliche Recht der Beamten der allgemeinen Verwaltung“ Schreiben des Lutherrats an Henriod Schreiben Marahrens’ an Bell Beschluss des altpreußischen Bruderrats Protokoll über die Sitzung des „Committee on devotional arrangements at the Oxford Conference“ Schreiben des Provinzialkirchenausschusses der Kirchenprovinz Sachsen an den Reichskirchenminister Schreiben Gaugers an Niemann, Brüel, Ostmann, Meinzolt, Pietzcker, Friedrich, Schmidtsdorf, Lambrecht und Ewerbeck Entwurf Gaugers „Beamtengesetzgebung“ Schreiben Kochs an Breit Einladungsschreiben Kochs zu einer Sitzung des Reichsbruderrats Schreiben Breits an Beste, Duensing, Bogner, Hahn, Otto, Pressel und Wester Schreiben Johnsens an den Lutherrat Beschluss der Christophori-Synode „Zum Bekenntnisstand der Kirchenprovinz Schlesien“ Schreiben Gaugers an Pressel Schreiben der dem Lutherrat angehörenden Mitglieder des Reichsbruderrats, gez. Bogner, an Koch Schreiben des Reichskirchenministeriums an den sächsischen Landeskirchenausschuss Schreiben Kropatschecks an Fleisch Schreiben Gaugers an Junge Schreiben Werners an die obersten Behörden der deutschen evangelischen Landeskirchen Runderlass des Reichskirchenministers
Entwurf für die Sitzung des Reichsbruderrats „Eidesbelehrung“ Niederschrift Egers und Pettelkaus über die Sitzung des altpreußischen Landeskirchenausschusses „Anwesenheitsliste für die Sitzung des Reichsbruderrats am 9. Juni 1937 in Berlin-Lichterfelde“ Schreiben Junges an Niemöller Schreiben des Landeskirchenamts Hannover an Meinzolt, Friedrich, Pietzcker, Lambrecht, Ewerbeck, Ostmann, Schmidtsdorf und den Lutherrat Entwurf der hannoverschen Landeskirche für eine „Verordnung über die Rechtsverhältnisse der Kirchenbeamten“
468, Anm. 2; 472, Anm. 23f.
492, Anm. 3f. 493, Anm. 8f. 530, Anm. 74 417, Anm. 58 407, Anm. 26; 420, Anm. 72 467, Anm. 1; 468, Anm. 2 467, Anm. 1 130, Anm. 11 412, Anm. 42 412, Anm. 44 433, Anm. 120 409, Anm. 33 463, Anm. 215 413, Anm. 44 422, Anm. 81 455, Anm. 183 463, Anm. 215 468, Anm. 2 476, Anm. 41; 477, Anm. 44; 483, Anm. 62; 487, Anm. 68; 489f., Anm. 75; 665, Anm. 74; 666, Anm. 76; 667, Anm. 77 418, Anm. 63 422, Anm. 77 443, Anm. 147 463, Anm. 215 468, Anm. 6
468, Anm. 1 und 6
917
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937) Juni 9 Juni 9
Schreiben des Evangelischen Oberkirchenrats Stuttgart an den Lutherrat Runderlass des Reichs- und Preußischen Ministers des Innern und des Reichs- und Preußischen Ministers für die kirchlichen Angelegenheiten („Kollektenerlass“)
Juni 10 Juni 10
Schreiben Breits an Koch Aktennotiz Liljes
Juni 10 [Juni 10] Juni 10 Juni 10
Schreiben Gaugers an die Mitglieder des Lutherrats Tagesordnung für die Sitzung des Lutherrats Schreiben Meisers an den Lutherrat „Vierzehnte Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“
Juni 10
Schreiben Tügels an die Geistlichen und Kirchenvorsteher der hamburgischen Landeskirche Schreiben Marahrens’ an die in der Kirchenführerkonferenz vertretenen Kirchenleitungen Schreiben Pfisterers an Dipper Ausarbeitung Pfisterers: „Bekenntnisgemeinschaft und Bekenntnis in der evang.-luth. Kirche Württembergs“ Schreiben Frickes an Wurm
Juni 11 Juni 12 [Juni 12] Juni 13 Juni 13
Juni 14 Juni 14 Juni 14 Juni 14/15 Juni 14/15
Bericht Kropatschecks über die Arbeit des Allgemeinen evangelisch-lutherischen Schulvereins von Januar bis Mai 1937 Schreiben des württembergischen Kultministeriums an den Evangelischen Oberkirchenrat Stuttgart Schreiben Fleischs an Ellwein Schreiben von Sodens an Koch Mitschrift Meisers über die Sitzung des Lutherrats Protokoll des Sekretariats des Lutherrats über die Sitzung des Lutherrats
469, Anm. 8 498, Anm. 7; 525, Anm. 54; 543, Anm. 10; 546, Anm. 16; 550, Anm. 28; 612, Anm. 29; 665, Anm. 73; 681, Anm. 29; 722, Anm. 8; 734, Anm. 18f.; 741, Anm. 48; 785, Anm. 67; 786, Anm. 71 130, Anm. 11 417, Anm. 59f.; 418, Anm. 62 429, Anm. 108 429, Anm. 108 430, Anm. 112 498, Anm. 9; 529, Anm. 70; 531, Anm. 77; 579, Anm. 88; 666, Anm. 76 536, Anm. 4 518, Anm. 22 417, Anm. 57 416f. Anm. 57 388, Anm. 25; 393, Anm. 44 455, Anm. 183
448, Anm. 164 451, Anm. 171 418, Anm. 65 399–466 (Dok. 21); 467, Anm. 1 399 (G 2 zu Dok. 21 und 22); 436, Anm. 129; 447, Anm. 160f.; 454, Anm. 179f.; 457, Anm. 193; 462, Anm. 213; 464, Anm. 218; 471, Anm. 20; 489, Anm. 75
918 [Juni 14/15] Juni 15
Juni 15
Juni 15 Juni 15 Juni 15 Juni 15 Juni 15 Juni 15 Juni 15 Juni 15
Juni 16
Juni 16 [Juni 16] Juni 16 Juni 16 Juni 16 Juni 17 Juni 17 Juni 18 Juni 18
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937) Entwurf für eine Erklärung des Lutherrats zu den Hallenser Beschlüssen der altpreußischen Bekenntnissynode Kundgebung des Lutherrats „Von der Synode“
456, Anm. 189
398, Anm. 62; 436, Anm. 130; 438, Anm. 137; 443, Anm. 150; 447, Anm. 162; 457f., Anm. 193; 842–845 Vorwort zur Kundgebung des Lutherrats „Von der Synode“ 436f., Anm. 131; 438, Anm. 137f.; 447, Anm. 162; 457f., Anm. 192f. Erklärung des Lutherrats zu den Hallenser Beschlüssen der 456f., Anm. 189 altpreußischen Bekenntnissynode Telegramm der Staatspolizeileitstelle Stuttgart an die Staats- 384, Anm. 13 polizeileitstelle Düsseldorf Schreiben des Evangelischen Oberkirchenrats Stuttgart an 448, Anm. 164; die Dekanatämter 449, Anm. 165 Schreiben des Evangelischen Oberkirchenrats Stuttgart an 449, Anm. 165 das Reichserziehungsministerium Schreiben Junges an die Mitglieder des Ausschusses des Pfar- 463, Anm. 215 rernotbunds Mitschrift Meisers über die Sitzung des Lutherrats mit Kir- 399, Anm. 3; 467– chenjuristen 491 (Dok. 22) „Niederschrift über die 2. Besprechung betreffend das kirch- 468, Anm. 1 liche Beamtenrecht“ Entwurf der Kirchenjuristen „Gesetz – Verordnung über die 468, Anm. 1; 469, Rechtsverhältnisse der Kirchenbeamten“ Anm. 10; 470, Anm. 13ff.; 471, Anm. 20 489, Anm. 75 Schreiben Meisers an Marahrens, den Evangelischen Oberkirchenrat Stuttgart, Ficker, Johnsen, Henke, Tügel, den Evangelischen Oberkirchenrat Karlsruhe, Happich und den Lutherrat Entwurf für ein Schreiben des bayerischen Landeskirchen489f., Anm. 75 rats an den Reichskirchenminister Entwurf für ein Schreiben des bayerischen Landeskirchen489f., Anm. 75 rats an den Reichsinnenminister Schreiben Bells an Heckel 492, Anm. 4; 493, Anm. 7 Gesetz über den Haushaltsplan der Thüringer evangelischen 520, Anm. 34 Kirche „Haushaltsplan der Thüringer evangelischen Kirche für die 520, Anm. 34 Rechnungsjahre 1937 und 1938“ Liste der Mitglieder der vom Reichsbruderrat am 9. Juni 440, Anm. 143 1937 eingesetzten Ausschüsse Anordnung des altpreußischen Bruderrats zu den Kirchen- 495, Anm. 19 wahlen Telegramm der Staatspolizeileitstelle Berlin an die Staatspoli- 384, Anm. 13 zeileitstelle Düsseldorf Schreiben Breits an Koch 412, Anm. 42; 447, Anm. 160
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937) Juni 18 Juni 18
Juni 18 Juni 18 Juni 18 Juni 18 Juni 19 Juni 19 Juni 19 Juni 19 Juni 19 Juni 21 Juni 21 Juni 21 [Juni 21–23] Juni 22 Juni 22 Juni 23 Juni 23 Juni 23 Juni 23 [nach Juni 23] [nach Juni 23] Juni 23 Juni 24
Juni 24 Juni 24
[Juni 24]
Aktennotiz Breits
919
414, Anm. 51; 415, Anm. 52f. Schreiben des Lutherrats an den Arbeitsausschuss der Refor- 489, Anm. 75 mierten Kirchen, die Evangelisch-reformierte Landeskirche der Provinz Hannover und das Lippische Landeskirchenamt Anordnung des württembergischen Kultministers 507, Anm. 38 Schreiben des Evangelischen Oberkirchenrats Stuttgart an 507, Anm. 38 die württembergischen Pfarrer Rundverfügung des Reichsjugendführers betr. Urlaubsge764, Anm. 149 währung für kirchliche Veranstaltungen Rundverfügung des Reichsjugendführers betr. Hitler-Jugend 764, Anm. 149 und konfessionelle Verbände Schnellbrief der Außendienststelle der Gestapo Essen an die 384, Anm. 13 Staatspolizeileitstelle Düsseldorf Schreiben des mecklenburgischen Bruderrats an Pressel 427, Anm. 101 Schreiben des Landeskirchenamts Hannover an den Luther- 432, Anm. 119 rat Schreiben Kochs an Asmussen, Kloppenburg, Niemöller, 441, Anm. 143 Pressel, Mensing, Bogner und Hahn Rundschreiben des Lutherrats an die angeschlossenen Kir455, Anm. 185 chenleitungen Rundschreiben Nr. 27 der Schlesischen Synode der Beken410, Anm. 34 nenden Kirche Aktennotiz über eine Besprechung zwischen Friedrich Mül- 415, Anm. 55 ler und Breit Verwaltungsverfügung der sächsischen Finanzabteilung 527, Anm. 61 Aufruf des Wittenberger Bunds 595, Anm. 23 Mitteilung des sächsischen Landeskirchenausschusses über 48, Anm. 29 die Konferenz der sächsischen Superintendenten Schreiben des badischen Kultusministers an Kühlewein 536, Anm. 5 Rundschreiben des Lutherrats an die befreundeten und ver- 436, Anm. 131; bundenen Stellen 457, Anm. 193 Schreiben des Lutherrats an den Rat der Evangelischen Kir- 456f., Anm. 189 che der altpreußischen Union Mitschrift Meisers über die Sitzung des Ausschusses der Kir- 492–495 (Dok. chenführerkonferenz 23) Aktenvermerk Krummachers über eine Besprechung im 492, Anm. 4f.; Kirchlichen Außenamt 493, Anm. 6–9 Mitteilung „An die Pfarrer, Ältesten und Gemeindeglieder 495, Anm. 20; der Bekennenden Kirche!“ 496, Anm. 21 Mitteilung des altpreußischen Bruderrats „An alle Pfarräm- 495, Anm. 20; ter der Bekennenden Kirche“ 496, Anm. 21 Beschluss des Reichsbruderrats zu den Kirchenwahlen 496, Anm. 21 Entwurf für ein Schreiben des Lutherrats an den Reichserzie- 449, Anm. 169; hungsminister 450, Anm. 170; 454, Anm. 179 Schreiben des Lutherrats an die angeschlossenen Kirchenlei- 454, Anm. 179 tungen betr. Schulfrage Schreiben des Lutherrats an die angeschlossenen und be490, Anm. 75 freundeten Stellen betr. Veröffentlichung der Verordnungen des Reichskirchenministers in den Amtsblättern Entwurf für ein Schreiben an den Reichskirchenminister 490, Anm. 75
920 Juni 24 Juni 24 Juni 25
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937) Schreiben Marahrens’ betr. Nichtbeteiligung an der Weltkirchenkonferenz in Oxford Verwaltungsverfügung der sächsischen Finanzabteilung „Fünfzehnte Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“
Juni 25
Kundgebung des Lutherrats an die Gemeinden
Juni 25
Rundschreiben des Lutherrats an die befreundeten und verbundenen Stellen Verordnung des Evangelischen Oberkirchenrats Stuttgart „über das kirchliche Beamtenrecht“ „Sechzehnte Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“
Juni 25 Juni 25
Juni 26 Juni 29 Juni 30 Juni 30 Juni 30 Juni 30 Juni 30 Juli Anfang Juli 1
Schreiben Knodts an Friedrich Müller (Nassau-Hessen) Schreiben Breits an Marahrens Bayerisches „Kirchengesetz betr. die Rechtsverhältnisse der Kirchenbeamten“ Erlass des Reichs- und Preußischen Ministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung Mitschrift Gaugers über eine Besprechung zwischen Vertretern des Lutherrats und der Vorläufigen Kirchenleitung II Entwurf der Vorläufigen Kirchenleitung II für ein Wort an die Gemeinden „Zur Lage“ Schreiben Friedrich Müllers (Nassau-Hessen) an Hans Edgar Schäfer „Bericht über den lutherischen Zweig der evangelischen Glaubensbewegung unter den Ukrainern Ostpolens“ Einladungsschreiben Marahrens’ zu einer Versammlung in Kassel
494, Anm. 11 527, Anm. 61 405, Anm. 18; 421, Anm. 76; 476, Anm. 40; 498, Anm. 9; 500, Anm. 15f.; 506, Anm. 36; 509, Anm. 42; 529, Anm. 70; 531, Anm. 78 und 80; 534, Anm. 84; 537, Anm. 9; 543, Anm. 9; 544, Anm. 12; 546, Anm. 16; 551, Anm. 29; 579, Anm. 88; 612, Anm. 26; 666, Anm. 76; 801, Anm. 22; 809, Anm. 52; 846ff. 447f., Anm. 163; 559, Anm. 19 448, Anm. 163 469, Anm. 8 498, Anm. 9; 511, Anm. 45; 529, Anm. 70; 531, Anm. 79; 532, Anm. 81; 543, Anm. 9; 544, Anm. 13; 579, Anm. 88; 666, Anm. 76; 801, Anm. 22 800, Anm. 18 725, Anm. 25 469, Anm. 10; 472, Anm. 24 494, Anm. 11 498, Anm. 6 498, Anm. 7 800, Anm. 18 581, Anm. 100 395, Anm. 48
921
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937) Juli 1 Juli 1 Juli 1 Juli 1 [nach Juli 1] [nach Juli 1] Juli 2
Juli 2 Juli 2 Juli 2 Juli 2 Juli 3 Juli 3 Juli 3 Juli 5
Juli 5 Juli 5 Juli 5/6
Juli 6
Juli 6
Schreiben des bayerischen Landeskirchenrats an den Reichskirchenminister Erlass des Reichserziehungsministers Schreiben Hahns an Breit Aufruf des nassau-hessischen Vertrauensrats Richtlinien für eine Unterschriftensammlung für Niemöller Erklärung der Pfarrer der Bekennenden Kirche für Niemöller Niederschrift Marahrens’ über die Sitzung des Kirchenführergremiums
Kanzelabkündigung des altpreußischen Bruderrats zur Verhaftung Niemöllers Schreiben der Finanzabteilung beim Evangelisch-Lutherischen Landeskirchenamt Sachsens an den Lutherrat Schreiben der Vorläufigen Kirchenleitung II an die angeschlossenen Kirchenregierungen und Landesbruderräte Rundschreiben des bayerischen Landeskirchenrats an sämtliche aktiven Geistlichen der bayerischen Landeskirche Einladungsschreiben Marahrens’ zu einer Versammlung in Kassel Mitschrift Meisers über eine Besprechung mit Vertretern süddeutscher Landeskirchen Schnellbrief des Reichserziehungsministeriums an das württembergische Kultministerium Mitschrift Meisers über die gemeinsame Besprechung von Vertretern der Kirchenführerkonferenz, des Lutherrats, des Reformierten Arbeitsausschusses und der Vorläufigen Kirchenleitung II (Kasseler Gremium)
Ausarbeitung Niemanns zur 15. Durchführungsverordnung Entwurf Meinzolts für ein Schreiben an den Reichskirchenminister Niederschrift Marahrens’ über die gemeinsame Besprechung von Vertretern der Kirchenführerkonferenz, des Lutherrats, des Reformierten Arbeitsausschusses und der Vorläufigen Kirchenleitung II (Kasseler Gremium)
490, Anm. 75 507, Anm. 38 528, Anm. 68 800, Anm. 18 499, Anm. 13 499, Anm. 13 395, Anm. 48; 494, Anm. 12; 496, Anm. 1; 498, Anm. 8; 515, Anm. 3; 523, Anm. 49 500, Anm. 14; 530, Anm. 75 501, Anm. 18 529, Anm. 69 542, Anm. 1 395, Anm. 48 496–514 (Dok. 24) 507, Anm. 38 395, Anm. 48; 515–533 (Dok. 25); 534, Anm. 1; 552, Anm. 1; 593, Anm. 15; 610, Anm. 21 531, Anm. 80 546, Anm. 16
515 (G 2 zu Dok. 25 und 27); 516, Anm. 6; 531, Anm. 80; 533, Anm. 84; 546f., Anm. 16; 547, Anm. 18f.; 550, Anm. 25f. und 28; 551, Anm. 29f. Kanzelabkündigung des Kasseler Gremiums an die Gemein- 533, Anm. 82f.; den zur Verlesung am 11. Juli 1937 547, Anm. 18; 551, Anm. 30; 559, Anm. 18; 626, Anm. 76; 656, Anm. 27 Mitschrift Meisers über die Sitzung des Lutherrats mit Gä534–541 (Dok. sten 26); 515, Anm. 2
922 Juli 6
Juli 6
[Juli 6]
Juli 6
Juli 6 Juli 6 [nach Juli 6] Juli 7 Juli 7
Juli 7 Juli 7 Juli 10 Juli 10 Juli 11 Juli 14 Juli 16 Juli 16 Juli 19 Juli 19
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937) Protokoll des Sekretariats des Lutherrats über die Sitzung des Lutherrats mit Gästen
534 (G 2 zu Dok. 26); 537, Anm. 14; 538, Anm. 18; 540, Anm. 27 395, Anm. 48; Mitschrift Meisers über die gemeinsame Besprechung von Vertretern der Kirchenführerkonferenz, des Lutherrats, des 515, Anm. 2; 534, Anm. 84; 535, Reformierten Arbeitsausschusses und der Vorläufigen KirAnm. 3; 541, chenleitung II (Kasseler Gremium) Anm. 31; 542–551 (Dok. 27); 552, Anm. 1; 593, Anm. 15; 610, Anm. 21 Entwurf von Sodens für ein Wort des Kasseler Gremiums an 543, Anm. 9; 544, den Staat Anm. 11ff.; 545, Anm. 14; 546f., Anm. 16 Entwurf für ein Schreiben des Kasseler Gremiums an den 546f., Anm. 16 „Führer und Reichskanzler und an die Deutsche Reichsregierung“ Entwurf Wurms für ein Wort an die Gemeinden 547, Anm. 18 Entwurf für eine Stellungnahme der leitenden Amtsträger 551, Anm. 29 der Landeskirchen zur 15. Durchführungsverordnung Stellungnahme des Kasseler Gremiums zur 15. Durchfüh551, Anm. 29; rungsverordnung 809, Anm. 52 Schreiben des Lutherrats an den Evangelischen Oberkir536, Anm. 5 chenrat Karlsruhe Eingabe des Kasseler Gremiums an Hitler und die Reichsre- 539, Anm. 21 und gierung 24; 547, Anm. 16; 552, Anm. 2; 553, Anm. 3; 593, Anm. 15 Schreiben Marahrens’ an Hitler 547, Anm. 16; 552, Anm. 2 Schreiben Marahrens’ an die Reichsregierung 547, Anm. 16; 552, Anm. 2 Schreiben des sächsischen Landeskirchenausschusses an den 422, Anm. 80; Reichskirchenminister 423, Anm. 81 Verordnung des Reichserziehungsministeriums 460, Anm. 202 Kanzelerklärung der württembergischen Kirchenleitung 507, Anm. 38 Programmatische Sätze der Nationalkirchlichen Bewegung 110, Anm. 5 Deutsche Christen Rundschreiben des bayerischen Landeskirchenrats an sämtli- 542, Anm. 1 und che Geistliche, Religionslehrer und Geistliche im Ruhestand 3 Gesetz des schlesischen Sejm über die vorläufige Organisati- 567, Anm. 33 on der unierten evangelischen Kirche in Oberschlesien Eröffnungsansprache Bells auf der Weltkirchenkonferenz für 642, Anm. 130 Praktisches Christentum 573, Anm. 60; Stellungnahme der Weltkirchenkonferenz für Praktisches Christentum zur Abwesenheit der Delegation der Deutschen 642, Anm. 130f.; 644, Anm. 138; Evangelischen Kirche 646, Anm. 145 und 148; 662, Anm. 55; 672f.,
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937)
Juli 19 Juli 19 Juli 19 Juli 19 Juli 20 Juli 20 Juli 20
Juli 21 Juli 21 Juli 22 Juli 22 Juli 23 Juli 23 Juli 23 Juli 23 Juli 28
Juli 28 Juli 29 Juli 29 Juli 29 Juli 29 Juli 30 Juli 31 [Juli 31] [Juli 31] Juli 31
923
Anm. 3; 675, Anm. 11 und 13; 689, Anm. 22; 695, Anm. 45; 756, Anm. 120; 771, Anm. 13f.; 772, Anm. 16; 774, Anm. 20 Schreiben Motts und Henriods an Marahrens 642f., Anm. 131 Schreiben Motts und Henriods an Breit 642f., Anm. 131 Schreiben Motts und Henriods an Friedrich Müller 642f., Anm. 131 Schreiben Motts und Henriods an Heckel 642f., Anm. 131 Schreiben des mecklenburgischen Bruderrats an den Luther- 427, Anm. 101 rat Schreiben Bells an Böhm 642, Anm. 130 Schreiben Melles und Paul Schmidts an den Geschäftsaus646, Anm. 148; schuss der Weltkirchenkonferenz für Praktisches Christen- 662, Anm. 55 tum Schreiben Fleischs an das Landeskirchenamt Hannover 454, Anm. 179 Schreiben des Evangelischen Oberkirchenrats Karlsruhe an 536, Anm. 5 den badischen Kultusminister Niederschrift Fleischs über die Sitzung des Kasseler Gremi- 552, Anm. 2 ums Rede Melles auf der Weltkirchenkonferenz für Praktisches 662, Anm. 55 und Christentum 57; 695f., Anm. 46 Schreiben Ewald Fischers an Zentgraf 391, Anm. 33 Schreiben Muhs’ an das Landeskirchenamt Hannover 490, Anm. 75; 665, Anm. 74 Schreiben Marahrens’, Breits und Friedrich Müllers an Cos- 643, Anm. 133 mo Gordon Lang Schreiben Marahrens’, Breits und Friedrich Müllers an Mott 643, Anm. 133 Erklärung des Bundes für Deutsches Christentum zur Stel- 647, Anm. 148 lungnahme der Weltkirchenkonferenz für Praktisches Christentum zur Abwesenheit der Delegation der Deutschen Evangelischen Kirche Schreiben der Landeskirchenamts Hannover an den Luther- 765, Anm. 149f. rat Schreiben des Lutherrats an den Reichserziehungsminister 454, Anm. 179 Schreiben des Lutherrats an die angeschlossenen Kirchenlei- 454, Anm. 179 tungen Rundschreiben der Vorläufigen Kirchenleitung II an die an- 460, Anm. 203 geschlossenen Kirchenregierungen und Landesbruderräte Erlass des Reichskirchenministeriums 607, Anm. 8 Schreiben Voges’ an Lilje 563, Anm. 7 Rundschreiben des Sekretariats des Lutherrats an die ange436, Anm. 129 schlossenen Kirchenleitungen und Bruderräte Entwurf für eine neue Fassung der Grundbestimmungen des 436, Anm. 129; Lutherrats 660, Anm. 48 Entwurf für ein Schlussprotokoll zu den Grundbestimmun- 436, Anm. 129 gen des Lutherrats Protokoll über die Prüfung der Finanzen des Lutherischen 577, Anm. 81 Weltkonvents
924 August 2 August 2 August 2 August 3 August 3 August 3 August 3 August 3 August 4 August 4
August 4 August 5
August 5 August 5 August 5 August 5 August 6 August 6 August 6
August 7 August 7
August 8 August 9
August 9 August 9
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937) Schreiben des mecklenburgischen Bruderrats an den Lutherrat Protokoll Marahrens’ über die Sitzung des Kasseler Gremiums Bekanntmachung Kippers über die Zusammensetzung des nassau-hessischen Landeskirchenausschusses Schreiben des mecklenburgischen Bruderrats an den Lutherrat Gründungsprotokoll des „Hilfsvereins der evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands“ Protokoll Geigers über die 1. Sitzung des Hilfsvereins der evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands Statuten des Hilfsvereins der evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands Grußwort der Weltkirchenkonferenz für Glaube und Kirchenverfassung an die Deutsche Evangelische Kirche Schreiben der Evangelischen Bekenntnisgemeinschaft Württemberg an die Vertrauensleute Erlass des Reichsführers SS und Chefs der Deutschen Polizei an das Geheime Staatspolizeiamt betr. konfessionelle Jugendlager Rundschreiben des nassau-hessischen Landesbruderrats an die Brüder Entwurf für ein Schreiben der Landeskirchen an das Reichskirchenministerium und das Reichsinnenministerium betr. Abdruck von Verordnungen Schreiben des Lutherrats an Horn Schreiben des Lutherrats an Kühlewein Schreiben des Lutherrats an Pietzcker Entschließung des sächsischen Vertrauensrats Rundschreiben des Lutherrats an die angeschlossenen Kirchenleitungen und Bruderräte Beschlüsse der „Beschlußstelle in Rechtsangelegenheiten der Evangelischen Kirche“ betr. Thüringen Rundschreiben des Hilfsvereins der evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands an die dem Lutherrat angeschlossenen und die befreundeten Stellen Schreiben Marahrens’ an die „Mitglieder der Kasseler Konferenz“ Schreiben Greifensteins an Meiser
428, Anm. 101 552, Anm. 2 607, Anm. 8 428, Anm. 101 560, Anm. 27 560, Anm. 27; 597, Anm. 29 561, Anm. 27 573, Anm. 60 499, Anm. 13 667, Anm. 78
704, Anm. 77 665f., Anm. 74
666, Anm. 74 666, Anm. 74 666, Anm. 74 556, Anm. 8 436, Anm. 129 560, Anm. 23 561, Anm. 27; 596, Anm. 29 552, Anm. 2
550, Anm. 27; 559, Anm. 19; 760, Anm. 136 Entschließung der Synode der sächsischen Bekennenden Kir- 557, Anm. 8 che „Erlaß des Reichs- und Preußischen Ministers für die kirchli- 554, Anm. 1 und 3; 556, Anm. 7; chen Angelegenheiten über die Abberufung der Mitglieder des Landeskirchenausschusses der evangelisch-lutherischen 602, Anm. 50 Landeskirche Sachsens und die Neuregelung der Vertretungsbefugnisse“ Schreiben des Reichskirchenministeriums an den Oberkir557, Anm. 11f. chenrat Schwerin Schreiben des Reichskirchenministeriums an Schultz 557, Anm. 11f.
925
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937) August 9 August 10 August 10 August 11 August 11 August 12 August 12 August 12 August 12 August 12 August 13 August 13 August 13 August 13 August 13 August 13 August 14 August 14 August 14 August 15 August 16 August 16 August 16 August 16 August 16
August 18
August 18 August 18 August 18 August 19
Aktenvermerk Heckels Niederschrift Fleischs über die Sitzung des Lutherrats am 5. August 1937 Aktenvermerk Krummachers Warnmeldung des sächsischen Landeskirchenamts und der sächsischen Finanzabteilung Schreiben des nassau-hessischen Vertrauensrats an den nassau-hessischen Landesbruderrat Aktenvermerk Gaugers Schreiben des Reichskirchenministeriums an Dietrich Schreiben Mahrenholz’ an Breit Eingabe des sächsischen Kirchentags an Hitler Beschluss der VKL II zur Einberufung einer „Deutschen Evangelischen Kirchenkonferenz“ Anonymer Aktenvermerk betr. Einstellung sämtlicher Verfahren gegen Geistliche Rundschreiben der Superintendentur Schneeberg an die Geistlichen der Ephorie Schreiben des Lutherrats an den Chef der Reichskanzlei Schreiben der VKL II an Marahrens und den Lutherrat Schreiben des Rates der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union an den Lutherrat Schreiben des mecklenburgischen Bruderrats an den Lutherrat Schreiben Marahrens’ an den Reichskirchenminister Verfügung des Oberkirchenrats Schwerin
576, Anm. 77 436, Anm. 129; 665, Anm. 74 576, Anm. 77 599, Anm. 35 655, Anm. 26; 801, Anm. 22 552, Anm. 2 607, Anm. 8; 639, Anm. 122 612, Anm. 27 600, Anm. 37 620, Anm. 50 588, Anm. 3 599f., Anm. 36 557, Anm. 9 620, Anm. 50 620, Anm. 50 760, Anm. 136
553, Anm. 2 558, Anm. 14; 559, Anm. 16 Schreiben Moes an Lilje 562, Anm. 3 Telegramm des Reichskirchenministers an Marahrens 553, Anm. 2 Schreiben des Reichskirchenministeriums an den bayerischen 472, Anm. 24 Landeskirchenrat Schreiben des mecklenburgischen Bruderrats an den Reichs- 557, Anm. 12 kirchenminister Rundschreiben Fickers an die Amtsbrüder 599, Anm. 35; 600, Anm. 36 Schreiben Martins an Eger 409, Anm. 31 Rundschreiben der Finanzabteilung bei der Deutschen Evan- 788, Anm. 77 gelischen Kirchenkanzlei an die obersten Behörden der Deutschen Evangelischen Landeskirchen 491, Anm. 80 Aufruf des Gesamtverbands der Berliner Inneren Mission und des Provinzialausschusses für die Innere Mission in der Provinz Brandenburg Rundschreiben des Lutherrats an die angeschlossenen und 561, Anm. 27f. befreundeten Stellen Schreiben Breits an Mahrenholz 612, Anm. 27 Vermerk Bells 648, Anm. 152 Schreiben des sächsischen Landeskirchenausschusses an den 556, Anm. 7; 557, Reichskirchenminister Anm. 9; 601, Anm. 43; 602, Anm. 48f.
926
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937)
August 19
Schreiben Bells an Heckel
August 19–23
August 20
„Report of the Meeting of the Executiv-Committee of the European Central Office for Inter-Church Aid at Ridley Hall, Cambridge, August 19th–23rd, 1937“ Mitschrift Meisers über die Sitzung des Kasseler Gremiums
August 20
Niederschrift über die Sitzung des Kasseler Gremiums
August 20 August 20
Konzept für ein Telegramm des Kasseler Gremiums an Hitler Mitschrift Meisers über die Sitzung des Lutherrats
August 20
Mitteilung des Landeskirchenamts Dresden
August 20 August 20
Schreiben Oldhams an Visser ’t Hooft Schreiben des Evangelischen Presseverbands für Württemberg an den Evangelischen Oberkirchenrat Stuttgart Telegramm des Kasseler Gremiums an Hitler Bericht Heckels über die Sitzung des Vierzehner-Ausschusses am 19. August 1937 in London
August 21 August 21
[vor August 23] August 23
August 23
August 23 August 23 [August 23] August 23–27 [vor August 24]
August 24 [August 24] [August 24]
Entwurf für eine Kanzelabkündigung des Kasseler Gremiums „Botschaft an die Gemeinden“ „Erlaß des Reichs- und Preußischen Ministers für die kirchlichen Angelegenheiten betr. die Abberufung der Mitglieder des Landeskirchenausschusses für die Evangelische Kirche der altpreußischen Union“ Kanzelabkündigung des Kasseler Gremiums zur Verlesung am 29. August 1937
644, Anm. 139f. und 142 569, Anm. 40
552f. (Dok. 28); 554, Anm. 1 552 (G 2 zu Dok. 28); 553, Anm. 3f.; 612, Anm. 27 553, Anm. 3 554–561 (Dok. 29) 555, Anm. 6; 599, Anm. 36 576, Anm. 76 665, Anm. 70 553, Anm. 3 576, Anm. 76; 644, Anm. 139; 646, Anm. 146; 648, Anm. 152 554, Anm. 4 607, Anm. 9; 757, Anm. 126
553f., Anm. 4; 593, Anm. 17ff.; 594, Anm. 20f.; 614, Anm. 33; 621, Anm. 52; 640, Anm. 125 Aktenvermerk Gaugers 553, Anm. 4 Rundschreiben Wurms an die württembergischen Pfarrämter 554, Anm. 4 Rundschreiben des Kasseler Gremiums 553, Anm. 4 Beschlüsse der 5. Bekenntnissynode der Evangelischen Kir- 611, Anm. 23 che der altpreußischen Union in Lippstadt 563, Anm. 10f.; Bericht Liljes „über die Arbeit des Lutherischen Weltkon564, Anm. 18f.; vents für die Sitzung des Executivkomitees vom 24. bis 29. 572, Anm. 54 und August 1937 in Amsterdam/Holland“ 56 Schreiben des Evangelischen Oberkirchenrats Stuttgart an 499f., Anm. 13 das Sekretariat des Lutherrats Auszug aus einer Zusatzerklärung zur Erklärung der Pfarrer 499f., Anm. 13 der Bekennenden Kirche für Niemöller Entwurf Liljes für ein Telegramm Marahrens’ an die Gene- 563, Anm. 9 ralsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Australiens
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937) August 24–28 August 24–28
[August 25] [August 25] [August 25] August 25 August 25 August 25 August 26
August 26 August 26 [August 27] [August 27] August 27 August 28 [August 28] August 28 August 28 August 28 August 28 August 28 August 28 [nach August 28]
August 29
927
562–587 (Dok. 30) 562 (G 2 zu Dok. 30); 563, Anm. 8f.; 564, Anm. 16 und 19; 567, Anm. 34; 572, Anm. 56; 576, Anm. 77 und 79; 577, Anm. 81f.; 578, Anm. 83; 579, Anm. 87; 580, Anm. 98; 584, Anm. 120f.; 585, Anm. 122– 125; 586, Anm. 127ff. Aufstellung über die Einnahmen des Lutherischen Weltkon- 577, Anm. 81 vents Aufstellung über die Finanzen der amerikanischen Gruppe 577, Anm. 81 des Lutherischen Weltkonvents Entwurf Liljes für eine Verfassung des Lutherischen Welt577f., Anm. 83; konvents 580, Anm. 98 Schreiben Gaugers an die Geschäftsstelle des Pfarrernot597, Anm. 25 bunds Erklärung sächsischer Superintendenten 602, Anm. 49 Bekanntmachung Dietrichs 607, Anm. 8 Rundschreiben des Hilfsvereins der evangelisch-lutherischen 561, Anm. 27 Kirche Deutschlands an die dem Lutherrat angeschlossenen und befreundeten Stellen Stellungnahme des Exekutivkomitees des Lutherischen 580, Anm. 98 Weltkonvents zum Verfassungsentwurf Liljes Schreiben des Lutherrats an das Reichsinnenministerium 666, Anm. 74 Entwurf für einen Haushaltsplan des Lutherischen Weltkon- 577, Anm. 81; vents 586, Anm. 129 Vorlage Liljes „Aufriss des Weltkonvents 1940“ 585, Anm. 122 Schreiben des altpreußischen Landeskirchenausschusses an 607, Anm. 9 den Reichskirchenminister Schreiben Kühleweins an den Lutherrat 472, Anm. 24 „Leitsätze über die Beziehung des Lutherischen Weltkon576, Anm. 79 vents zu den ökumenischen Bewegungen“ Schreiben von Sodens an Happich 593, Anm. 19 Erlass des Reichskirchenministeriums 602, Anm. 50 Schreiben des Lutherrats an das Auswärtige Amt 674, Anm. 8 Schreiben des Lutherrats an das Kirchliche Außenamt 674, Anm. 8 Schreiben des Lutherrats an die Gestapo Berlin 674, Anm. 8 Geschäftsverteilungsplan der Deutschen Evangelischen Kir- 607, Anm. 10 chenkanzlei 586, Anm. 127 Überarbeiteter Bericht Liljes „über die Arbeit des Lutherischen Weltkonvents für die Sitzung des Executivkomitees vom 24. bis 29. August 1937 in Amsterdam/Holland“ Kanzelabkündigung Greiffenhagens 594, Anm. 21 Mitschrift Meisers über die Sitzung des Exekutivkomitees des Lutherischen Weltkonvents Protokoll Marahrens’ und Liljes über die Sitzung des Exekutivkomitees des Lutherischen Weltkonvents
928 August 29
August 31 August 31 August 31 [August Ende/ September Anfang] [September]
[September]
[September Anfang] [September Anfang] September 1 September 1 September 1
September 3 September 3 September 3 [September 3] September 4 September 4 September 4 September 6 September 6 September 6
September 6 September 6
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937) Runderlass des Reichsführers SS und Chefs der Deutschen Polizei betr. „Verbot der Lehr-, Studenten- und Prüfungsämter der Bekennenden Kirche“ Schreiben des Reichskirchenministers an Marahrens Schreiben Stoevesandts an den Lutherrat Schreiben des sächsischen Landeskirchenamts an den Reichskirchenminister Begründung der Bremer Gemeinde Stephani-Süd zur NichtVerlesung des Wortes des Kasseler Gremiums an die Gemeinden Entwurf Schomerus’ für eine Denkschrift an die Reichskanzlei „Die deutsche Stunde der Reformation“
630, Anm. 87f.; 667, Anm. 79; 688, Anm. 16 553, Anm. 2 594, Anm. 20 623, Anm. 61
Entwurf für ein Gesetz über die Ehescheidung
682, Anm. 33
Entschließung Mecklenburger Pastoren zur Frage der Vikare und Kandidaten der Bekennenden Kirche Schreiben des Landeskirchenamts Dresden an Türke Schreiben des nassau-hessischen Landesbruderrats an alle Pfarrer, Kirchenvorstände und Bruderräte der Evangelischen Landeskirche Nassau-Hessen Schreiben Marahrens’ an den Lutherrat Verfügung Klotsches und Kretzschmars über den Austritt der sächsischen Landeskirche aus dem Lutherrat Runderlass des Auswärtigen Amts an auswärtige Missionen Bericht „Die Getreidelage und die auf dem Gebiet der Getreidewirtschaft getroffenen Maßnahmen“ Schreiben des mecklenburgischen Bruderrats an den Lutherrat Rundschreiben der Mitglieder des sächsischen Landeskirchenausschusses an die sächsischen Pfarrer Schreiben Klotsches an den Reichskirchenminister Schreiben Kloppenburgs an Hahn Schreiben Syltens an den Hilfsverein der evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands Verfügung Klotsches und Kretzschmars über das Verbot der Teilnahme an den vom Landeskirchenausschuss ausgeschriebenen Pfarrerrüstzeiten Schreiben der sächsischen Kirchenleitung an Ficker und Gerber Schreiben von 51 Dresdener Pfarrern an Berg
559, Anm. 14 und 16; 659, Anm. 45 601, Anm. 44 607, Anm. 8
594, Anm. 21
609f., Anm. 20; 616, Anm. 37f.; 653, Anm. 16 und 19; 654, Anm. 19f. und 22; 655, Anm. 23f.; 661, Anm. 52; 849–855 Liste potentieller Interessenten für eine kirchenpolitische 609f., Anm. 20; Aktion Ellweins und Schomerus’ 616, Anm. 37f.; 653, Anm. 19; 654, Anm. 19 und 22; 655, Anm. 23 Bericht des Lutherrats „Unsere ökumenischen Beziehungen“ 674, Anm. 8
459, Anm. 197 501, Anm. 18; 600, Anm. 38 754, Anm. 114 754, Anm. 114 451, Anm. 171 600, Anm. 39 623, Anm. 63 597, Anm. 29 597, Anm. 29 600, Anm. 38f.
600, Anm. 39 600, Anm. 40
929
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937) September 7 September 7 September 7 September 7 September 7 September 8 [September 8] September 8 September 8 September 8 September 10 September 11 September 11 September 11 September 13 September 14 September 14 September 14 September 14
September 15 September 15 September 16 September 16/17 September 16/17
[September 16/ 17] [September 16/ 17] September 17
Rede Rosenbergs auf der Kulturtagung des Reichsparteitags Verfügung Kretzschmars betr. Pfarrerversammlungen Schreiben des Landeskirchenamts Dresden und der sächsischen Finanzabteilung an Schuknecht Rede Goebbels’ bei der Verleihung des „Deutschen Nationalpreises für Kunst und Wissenschaft“ Erlass des Evangelischen Oberkirchenrats Stuttgart betr. Allianzveranstaltungen Schreiben des Lutherrats an die ihm angeschlossenen und die in der Kirchenführerkonferenz vertretenen Kirchenleitungen Entwurf des Lutherrats für ein Anschreiben an den Reichskirchenminister Erklärung sächsischer Superintendenten für Berg Schreiben des sächsischen Landeskirchenausschusses an den Reichskirchenminister Schreiben Stoltenhoffs an Zänker Schreiben Fickers und Gerbers an den Reichskirchenminister Schreiben des Evangelischen Oberkirchenrats Stuttgart an das Sekretariat des Lutherrats Beschluss des Berliner Kammergerichts
591, Anm. 9 600, Anm. 38 601, Anm. 44
Beschluss der „Beschlußstelle in Rechtsangelegenheiten der Evangelischen Kirche“ betr. Mecklenburg
428, Anm. 103
612, Anm. 30 662, Anm. 57; 694, Anm. 42f. 472, Anm. 24f. 472, Anm. 24 601, Anm. 41 601, Anm. 43; 602, Anm. 50 681, Anm. 30 600, Anm. 39 499, Anm. 13
679, Anm. 26; 740, Anm. 46 Schreiben Zänkers an Koch 681, Anm. 30 Schreiben Meinzolts an Bosse 654, Anm. 19 Rundschreiben des Lutherrats an die landeskirchlichen Refe- 597, Anm. 29 renten für das Unterstützungswesen Schreiben des Hilfsvereins der evangelisch-lutherischen Kir- 597, Anm. 29 che Deutschlands an Sylten Schreiben Fickers an den Lutherrat 602, Anm. 49 Entwurf für ein Schreiben des Lutherrats an die Kirchenre- 817, Anm. 79 gierungen von Braunschweig und Hannover sowie an den sächsischen Landeskirchenausschuss Schreiben des Evangelischen Oberkirchenrats Karlsruhe an 472, Anm. 24 den Reichskirchenminister Zusammenstellung der Einnahmen und Ausgaben des Hilfs- 596, Anm. 29 vereins der evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands Vermerk des Sekretariats des Lutherrats zur Verlesung der 593, Anm. 18 „Kanzelabkündigung vom 29. August 1937“ Mitschrift Meisers über die Sitzung des Lutherrats 588–605 (Dok. 31) Protokoll des Sekretariats des Lutherrats über die Sitzung 588 (G 2 zu Dok. des Lutherrats 31); 596, Anm. 28f.; 603, Anm. 53; 604, Anm. 59; 817, Anm. 79 Memorandum des Lutherrats „Zur Frage der theologischen 419, Anm. 69; Ausbildung des geistlichen Nachwuchses der deutschen 604f., Anm. 59 evangelischen Landeskirchen in der Gegenwart“ Vorlage für die Sitzung des Lutherrats zur Synode 603, Anm. 53
930 September 17 September 17 September 17 September 18 September 19 September 20 September 21 September 21 September 21 September 21 September 21
September 21
September 21 September 22 September 22 September 22 September 23 September 23 September 23 September 23 September 23 September 23 September 24 September 24 September 24 September 25 September 26 September 27
September 28 September 28
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937) Beschluss der „Beschlußstelle in Rechtsangelegenheiten der Evangelischen Kirche“ betr. Thüringen Schreiben Dibelius’ an Breit „Gemeinsame protokollarische Feststellungen“ von Bevollmächtigten des Lutherrats und des Pfarrernotbunds Schreiben von Ledeburs an Meinzolt Schreiben Schomerus’ an Meinzolt Schreiben Meisers an Breit Schreiben Ellweins an Meinzolt Schreiben des Landeskirchenamts Hannover an den Reichsinnenminister Entschließung der Reichsbundestagung der Deutschen Evangelischen Pfarrervereine Schreiben Zänkers an Marahrens Geschäftsverteilungsplan für den Evangelischen Oberkirchenrat Berlin und die Finanzabteilung beim Evangelischen Oberkirchenrat Schreiben Werners an die Mitglieder, Referenten und Beamten des Evangelischen Oberkirchenrats, des Oberrechnungsamts und der Kirchenkanzlei Schreiben Zänkers an Marahrens
560, Anm. 23 622, Anm. 56 635, Anm. 109 609, Anm. 18 608f., Anm. 18 759, Anm. 133 609, Anm. 20 749, Anm. 81; 750, Anm. 82 781, Anm. 52 681, Anm. 30 624, Anm. 69
624f., Anm. 69
681, Anm. 30; 802, Anm. 26 Schreiben des Thüringer Landesbruderrats an den Reichskir- 559, Anm. 20 chenminister Erlass Volkers’ 621, Anm. 52; 640, Anm. 125 Aktenvermerk Geigers und Gaugers betr. „Gesamt-Volks609, Anm. 18 rat“ Schreiben Wolfs an die Gestapo Reichsstelle Berlin 555, Anm. 5 Rundschreiben der Vorläufigen Kirchenleitung II an die an- 621, Anm. 51 geschlossenen Kirchenregierungen und Landesbruderräte Schreiben Gaugers an Dipper 636, Anm. 109 Rundschreiben Breits an die Mitglieder des Lutherrats 655, Anm. 23 Vermerk Wahls über eine Besprechung mit Krummacher 647, Anm. 149 und Marahrens am 17. September 1937 Schreiben Wittmanns an den Evangelischen Oberkirchenrat 618, Anm. 47 Stuttgart Anordnung der sächsischen Finanzabteilung 555, Anm. 6 Schreiben Breits an Bruhns 609, Anm. 20 Schreiben Gaugers an Junge 636, Anm. 109 Rundschreiben des Lutherrats an die angeschlossenen Kir641, Anm. 127 chenleitungen, Bruderräte und befreundeten Stellen Schreiben Bruhns’ an Breit 609, Anm. 20 Schreiben Wurms an die „Mitglieder des ‚Laienausschusses‘“ 609, Anm. 19; 616, Anm. 38; 654, Anm. 19 Mitschrift Meisers über die Sitzung des Kasseler Gremiums 606–648 (Dok. 32) Mitschrift Bogners über die Sitzung des Kasseler Gremiums 606 (G 2 zu Dok. 32); 630, Anm. 88; 632, Anm. 93 und
931
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937)
September 28
Aufzeichnung Kloppenburgs über die Sitzung des Kasseler Gremiums
[September 28] September 28 September 28
Oktober 6 Oktober 6 Oktober 6 Oktober 7 Oktober 7 Oktober 7
Entwurfs Kloppenburgs „Zur kirchlichen Ordnung“ Entwurf Breits für ein Wort gegen Rosenberg Schreiben der Stuttgarter Ministerialabteilung für die höheren Schulen an den Leiter der Horst-Wessel-Oberschule Erlass des Evangelischen Oberkirchenrats Stuttgart an das Dekanatamt Balingen Rundschreiben der Vorläufigen Kirchenleitung II an die angeschlossenen Kirchenregierungen und Landesbruderräte Schreiben Marahrens’ an Gauger Schreiben Geigers an Wester Schreiben des Evangelischen Oberkirchenrats Stuttgart an das Reichserziehungsministerium Schreiben Breits an Brunstäd, von Soden, Meiser und Schnelle Stellungnahme des Rates der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union „Zur Rechtsprechung in der Kollektenfrage“ Rundschreiben der Vorläufigen Kirchenleitung II an die angeschlossenen Kirchenregierungen und Landesbruderräte Aktennotiz Gaugers über ein Telefongespräch mit Schafft Schreiben von Gayls an von Ledebur Schreiben Bestes an Marahrens Schreiben Stoltenhoffs an Burghart Erlass des sächsischen Innenministers Schreiben Wittmanns an den Evangelischen Oberkirchenrat Stuttgart Schreiben des Lutherrats an Kloppenburg Schreiben Meisers an Kloppenburg Schreiben des Lutherrats an das Auswärtige Amt Runderlass des Reichskirchenministers betr. Abkündigung von Kollekten und Verwendung von Kollektengeldern Beschlüsse des Reformierten Konvents der Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche, des Moderamens des Reformierten Bundes und des reformierten Mitglieds der Vorläufigen Kirchenleitung II Schreiben Dohrmanns an von Ledebur Aktennotiz Breits Schreiben Breits an Strasser Schreiben Kloppenburgs an die Oldenburger Pfarrer Schreiben Dohrmanns an die Wehrmachtsgeistlichen Vermerk Wahls über eine Besprechung mit Bell
Oktober 7
Schreiben Breits an Meiser
September 28 September 29 September 29 September 29 September 30 September 30 [Herbst]
Oktober 1 Oktober 1 Oktober 1 Oktober 2 Oktober 2 Oktober 2 Oktober 3 Oktober 4 Oktober 4 Oktober 4 Oktober 5 Oktober 5
95; 640, Anm. 123; 641, Anm. 128 606 (G 3 zu Dok. 32); 631, Anm. 90; 632, Anm. 93; 641, Anm. 127 621, Anm. 53 637, Anm. 112 618, Anm. 46 618, Anm. 47 641, Anm. 127 641, Anm. 128 665, Anm. 70 619, Anm. 48 605, Anm. 59 680, Anm. 26
641, Anm. 127 654, Anm. 19 655, Anm. 24 558, Anm. 13 681, Anm. 30 747, Anm. 69 618, Anm. 47 640, Anm. 125 640, Anm. 125 674, Anm. 8 680, Anm. 29 689f., Anm. 24; 720, Anm. 1; 751, Anm. 89 655, Anm. 24 660, Anm. 47 701, Anm. 69 640, Anm. 125 655, Anm. 24 646, Anm. 145; 673, Anm. 5 759, Anm. 133
932 Oktober 7 Oktober 8 Oktober 8
Oktober 9 Oktober 9
Oktober 9
Oktober 9 Oktober 9–11 Oktober 10 Oktober 10 Oktober 11 Oktober 11 Oktober 11 [vor Oktober 12] Oktober 12 Oktober 12 Oktober 12 Oktober 12 [nach Oktober 12]
Oktober 13 Oktober 13
Oktober 14 Oktober 14
Oktober 14 Oktober 15 Oktober 16 Oktober 16
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937) Erlass des Evangelischen Oberkirchenrats Stuttgart an das Dekanatamt Balingen Schreiben des Sekretariats des Lutherrats an das Landeskirchenamt Hannover Schreiben des Reichskirchenministeriums an das Landeskirchenamt Sachsen zur „Ausübung der kirchenregimentlichen Befugnisse in Sachsen“ Schreiben des Lutherrats an die angeschlossenen Kirchenleitungen Schreiben sächsischer Superintendenten und stellvertretender Superintendenten an den Reichskirchenminister
618, Anm. 47 433, Anm. 119 657, Anm. 33
558, Anm. 13
601, Anm. 42; 657, Anm. 35; 748, Anm. 73 Vortrag Schultz’ „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ 651, Anm. 8 auf der 4. Reichstagung der „Deutschen Christen Nationalkirchliche Bewegung“ Erlass des Reichskirchenministeriums 779, Anm. 42 Proklamation der 4. Reichstagung der „Deutschen Christen 651, Anm. 7 Nationalkirchliche Bewegung“ Schreiben Volkers’ an sämtliche Oldenburger Pfarrer 640, Anm. 125 Rede Börgers 663, Anm. 63 Sächsische „Verordnung über die Rechtsverhältnisse der Kir- 469, Anm. 7 chenbeamten“ Schreiben Gaugers an Flor 641, Anm. 128 Schreiben Gottlob Langs an Wurm 662, Anm. 56 Stellungnahme des Arbeitsrings nationalsozialistischer Pa659, Anm. 45 storen Mecklenburgs zur kirchlichen Lage in Mecklenburg Schreiben des Lutherrats an Marahrens 453, Anm. 178 „Bericht über eine Elternversammlung in Heidenheim des 618, Anm. 44 Evangelischen Dekanatamts Heidenheim“ Anordnung des Landeskirchenamts Dresden betr. sächsische 658, Anm. 38 Posaunenmission Rundschreiben Friedrich Müllers (Nassau-Hessen) an die 800, Anm. 18 Mitglieder des nassau-hessischen Vertrauensrings 660, Anm. 45 Erwiderung des mecklenburgischen Bruderrats „Zur ‚Stellungnahme zur kirchlichen Lage in Mecklenburg‘ vom Arbeitsring nat. soz. Pastoren Mecklenburgs (Wittenberger Bund)“ Zusammenstellung der vom Landeskirchenamt Dresden ge- 657, Anm. 35ff. gen sächsische Geistliche verhängten Maßregelungen Rundschreiben der VKL II an die Kirchenregierungen und 690, Anm. 24 Bruderräte der reformierten Kirchen und unierten Kirchen mit reformierten Gemeinden Schreiben Bruhns’ an den Lutherrat 654, Anm. 21 Schreiben des Evangelischen Oberkirchenrats Karlsruhe an 666, Anm. 75 den Evangelischen Oberkirchenrat Stuttgart, den Landeskirchenrat München und das Landeskirchenamt Hannover Schreiben Timms an Beste 743, Anm. 56 Rundschreiben des Lutherrats an die angeschlossenen Kir668, Anm. 82 chenleitungen und Bruderräte Schreiben des sächsischen Landesvereins für Innere Mission 658, Anm. 38 an die Pfarrämter Schreiben von Bodelschwinghs an Wurm 661, Anm. 52
933
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937) Oktober 16 Oktober 18 Oktober 18 Oktober 18 Oktober 19 Oktober 20
Oktober 20 Oktober 20 Oktober 20 Oktober 20 [vor Oktober 21] Oktober 21
Schreiben Klinglers an den Reichskirchenminister Schreiben Jehles an Wurm Schreiben des bayerischen Landeskirchenrats an die Staatspolizeistelle München Schreiben des Landeskirchenamts Wolfenbüttel an den Lutherrat Beschluss der „Beschlußstelle in Rechtsangelegenheiten der Evangelischen Kirche“ betr. Thüringen Aktenvermerk Breits
Rede Rosenbergs Vorlage des Sekretariats des Lutherrats „Deutsche Lutherische Synode“ Rundschreiben des Lutherrats an die angeschlossenen Kirchenleitungen Schreiben Breits an Marahrens Schreiben Schomerus’ an den Lutherrat Mitschrift Meisers über die Sitzung des Lutherrats
Oktober 21
Protokoll des Sekretariats des Lutherrats über die Sitzung des Lutherrats
Oktober 21
Schreiben des sächsischen Landesvereins für Innere Mission an die Mitglieder des Posaunenwerks Schreiben des sächsischen Landesvereins für Innere Mission an die Pfarrämter Vortrag Künneths „Evangelische Wahrheit!“ Grundbestimmungen des Rates der evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands Schlussprotokoll zu den Grundbestimmungen des Rates der evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands Schreiben Wurms an den württembergischen Reichsstatthalter Vermerk Wahls über eine Besprechung mit Schönfeld Bericht Rosenbergs über die 4. Reichstagung der „Deutschen Christen Nationalkirchliche Bewegung“ Mitschrift Meisers über die Sitzung des Kasseler Gremiums
Oktober 21 Oktober 21 Oktober 21 Oktober 21 Oktober 21 Oktober 21 Oktober 22 Oktober 22
Oktober 22 Oktober 22 Oktober 23 [Oktober 23]
782, Anm. 52 662, Anm. 56 666, Anm. 75 666, Anm. 76 560, Anm. 23 609, Anm. 18; 653f. Anm. 19; 654, Anm. 21 650, Anm. 4 664f., Anm. 68 667, Anm. 77 725, Anm. 24 654, Anm. 20 649–668 (Dok. 33) 649 (G 2 zu Dok. 33); 660, Anm. 46ff.; 661, Anm. 48; 662, Anm. 54; 665, Anm. 68f. und 72; 668, Anm. 81f. 658, Anm. 38 658, Anm. 38 660, Anm. 47 660f., Anm. 48; 704, Anm. 76 661, Anm. 50; 704, Anm. 76 664, Anm. 65
646, Anm. 145 651, Anm. 7f.; 652, Anm. 13 637, Anm. 115; 655, Anm. 25; 669ff. (Dok. 34) „Entwurf A“ für eine Stellungnahme des Kasseler Gremiums 669, Anm. 2; 670, gegen Rosenberg Anm. 6; 856–859 „Entwurf B“ für eine Stellungnahme des Kasseler Gremiums 669, Anm. 2 gegen Rosenberg Schreiben des Lutherrats an die dem Lutherrat angeschlosse- 670, Anm. 7f. nen und befreundeten Stellen Entwurf des Sekretariats des Lutherrats „Abschluss der Re- 671, Anm. 8 formationsfestpredigt“
934 [Oktober 23] Oktober 23 Oktober 25 Oktober 26 Oktober 26 Oktober 26 Oktober 26 Oktober 27 Oktober 28 Oktober 28 Oktober 29 Oktober 29 Oktober 29 Oktober 30 Oktober Ende
November November 1 November 1 November 1 November 2 November 2 November 2 November 3 [November 3]
November 4 November 4 November 4 November 4
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937) Predigtmeditation des Sekretariats des Lutherrats „Zur Reformationsfestpredigt“ Verfügung des Polizeipräsidenten von Dresden an Ficker Rundschreiben des Evangelischen Oberkirchenrats Stuttgart an sämtliche Dekanatämter Schreiben des Kasseler Gremiums an den Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei Schreiben Meisers an den Reichsstatthalter in Sachsen Rundschreiben des bayerischen Landeskirchenrats an sämtliche Geistliche der Landeskirche Schreiben des Lutherrats an die angeschlossenen Kirchenleitungen Schreiben des Reichskirchenministers an Wurm Niederschrift Wurms über eine Besprechung mit von Ledebur und Schafft Schreiben Duensings an Breit Schreiben des Kasseler Gremiums an Hitler Verordnung des sächsischen Landeskirchenamts über den Evangelischen Jugenddienst Schreiben Bells an Koch Schreiben des Lutherrats an die dem Lutherrat angeschlossenen und befreundeten Stellen Erklärung des Kasseler Gremiums gegen Rosenberg
„Kurzbericht über die evangelische Lage“ des Hauptamts des Sicherheitsdienstes der SS Schreiben des Reichsstatthalters in Sachsen an Meiser Schreiben des Lutherrats an die angeschlossenen Kirchenleitungen Schreiben Klinglers an den Reichsjustizminister Schreiben Pressels an Johnsen, Kühlewein, Marahrens, Meiser und Wurm Schreiben Tramsens an Meiser Schreiben des Landeskirchenamts Hannover an den Lutherrat Schreiben Flors an Gauger Entwurf Flors für eine Eingabe an den Reichsjustizminister
„Bekanntmachung betr. die Finanzabteilung bei der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei“ Schreiben von Bodelschwinghs an Zänker Schreiben Bruhns’, Hahns und Meyers an den Reichskirchenminister Schreiben Breits an Meiser
671, Anm. 8 747, Anm. 70 663, Anm. 61 und 63 630, Anm. 87 658, Anm. 39 671, Anm. 8 705, Anm. 79 694, Anm. 43; 695, Anm. 44 654, Anm. 22 677, Anm. 17 670, Anm. 7 747, Anm. 71 775, Anm. 23 670, Anm. 7 669, Anm. 2; 670, Anm. 6f.; 689, Anm. 23; 692, Anm. 29f.; 715, Anm. 121; 750, Anm. 87; 798, Anm. 12; 817, Anm. 75 676, Anm. 15 658, Anm. 39 692, Anm. 28 782, Anm. 52 596, Anm. 28 717, Anm. 127f. 765, Anm. 150 784, Anm. 67 641, Anm. 128; 780, Anm. 45; 784, Anm. 67 680, Anm. 28 681, Anm. 30 747, Anm. 70; 748, Anm. 72 763, Anm. 144
935
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937) November 4
November 5 November 5 November 5 November 5 November 5 November 6 November 6 November 6 November 6 November 6 November 8 November 8 [November 8]
November 9 November 9 November 9 November 9 November 10 November 10 November 10 November 10 November 10 November 10 November 10 November 10 November 10 November 10 November 10 November 10
Rundschreiben der Finanzabteilung bei der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei an die obersten Behörden der Deutschen Evangelischen Landeskirchen Schreiben Wagners an Knubel Schreiben von Bodelschwinghs an Burghart Fernschreiben der Gestapo Berlin an die regionalen Gestapoämter Schreiben der Vorläufigen Kirchenleitung II und des Rates der Deutschen Evangelischen Kirche an den Lutherrat Schreiben Melles an Wurm Schreiben des Lutherrats an die Vorläufige Kirchenleitung II
788, Anm. 77
564, Anm. 14 758, Anm. 130 692, Anm. 30f. 693, Anm. 35
695, Anm. 46 30, Anm. 175; 690, Anm. 24 Schreiben Tügels an den Lutherrat 692, Anm. 29 Tagebucheintrag Goebbels’ 710, Anm. 97 Schreiben Meisers an den Lutherrat 717, Anm. 127 Schreiben Meisers an Tramsen 717, Anm. 127 Mitschrift Meisers über eine Besprechung mit Breit, Lilje, 672–682 (Dok. Marahrens und Wurm 35) Entwurf Zänkers für einen Aufruf über eine neue Vertretung 681, Anm. 30 der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union 681, Anm. 30 Liste der für einen Ausschuss zur Vertretung der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union vorgesehenen Personen Schreiben Zänkers an die Teilnehmer der Bielefelder Bespre- 681, Anm. 30 chungen Schreiben des Reichskirchenministeriums an Werner 688, Anm. 16 Schreiben Schieders an die Gestapo Nürnberg 692, Anm. 30 Schreiben Wurms an Melle 696, Anm. 46 Ausgabeanweisung des Evangelischen Oberkirchenrats 596, Anm. 28 Karlsruhe an die badische Kirchenkasse Schreiben Breits an Tügel 692, Anm. 29 Schreiben des Lutherrats an das Landeskirchenamt Hanno- 717, Anm. 126 ver Schreiben des Lutherrats an den sächsischen Landeskirchen- 717, Anm. 126 ausschuss Schreiben des Lutherrats an den Evangelischen Oberkir717, Anm. 126 chenrat Stuttgart Schreiben des Lutherrats an den Landeskirchenrat München 717, Anm. 126 Schreiben des Lutherrats an die Lutherische Bekenntnisge717, Anm. 126 meinschaft Thüringen Schreiben des Lutherrats an die Lutherische Bekenntnisge717, Anm. 126 meinschaft Mecklenburg Schreiben des Lutherrats an den schleswig-holsteinischen 717, Anm. 126 Landesbruderrat Schreiben des Lutherrats an das schaumburg-lippische Lan- 717, Anm. 126 deskirchenamt Schreiben des Lutherrats an den Lübecker Bruderrat 717, Anm. 126 Schreiben des Lutherrats an die braunschweigische Landes- 717, Anm. 126 kirche
936 November 10
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937)
November 10 November 11
Entschließung von Vertretern der Evangelischen Kirche A. B. und H. B. in Österreich, der Deutschen Evangelischen Kirche in Böhmen, Mähren und Schlesien, der Deutschen Evangelisch-christlichen Kirche A. B. im Königreich Jugoslawien und der Evangelischen Landeskirche A. B. in Rumänien zur Weltkirchenkonferenz für Praktisches Christentum Schreiben des Landeskirchenamts Dresden an Hammerschmidt Schreiben Breits an Dohrmann Schreiben des Lutherrats an die Vorläufige Kirchenleitung II
November 11 November 12 November 12 November 12 November 12
Schreiben von Bodelschwinghs an Zänker Schreiben Brunottes an Mahrenholz Vertraulicher Aktenvermerk des Reichsfinanzministeriums Schreiben Kinders an Halfmann Anonymes Rundschreiben betr. Pfarrernotbund
November 13 November 13 November 13
Schreiben Burgharts an von Bodelschwingh Schreiben des Lutherrats an den Reichsinnenminister Schreiben Gaugers an Friedrich, Kotte, Mahrenholz, Meinzolt und Hermann Müller Schreiben Eidems an Marahrens
November 10
November 15
November 15 November 15 November 15 November 15 November 15
Schreiben Zänkers an von Bodelschwingh Schreiben der Buchdruckerei F. W. Köhler an Breit, Marahrens und Friedrich Müller Schreiben der Vorläufigen Kirchenleitung II an den Lutherrat Schreiben Johnsens an den Lutherrat Anonymes Rundschreiben betr. Hilfsverein der evangelischlutherischen Kirche Deutschlands
774, Anm. 20 und 22
748, Anm. 75 763, Anm. 144 29, Anm. 165; 693, Anm. 36 758, Anm. 130 691, Anm. 25 710, Anm. 97 718, Anm. 131 757, Anm. 129; 766, Anm. 155 758, Anm. 130 692, Anm. 31 707, Anm. 83 673, Anm. 5; 772, Anm. 16; 775, Anm. 24 758, Anm. 130 692, Anm. 31 694, Anm. 38 723, Anm. 9 753, Anm. 100; 757, Anm. 129; 766, Anm. 155; 767, Anm. 156; 787f., Anm. 74 725, Anm. 22 616, Anm. 37; 654, Anm. 22 693, Anm. 33
November 18 November 19
Schreiben Künneths an den Lutherrat Schreiben Wurms an Meinzolt
November 19
Schreiben des sächsischen Landesbruderrats an den Lutherrat Erlass des Evangelischen Oberkirchenrats Stuttgart an sämt- 696, Anm. 48 liche Pfarrämter der württembergischen Landeskirche Rede Kerrls in Sonthofen 710f., Anm. 98; 712, Anm. 103; 713, Anm. 108; 792, Anm. 15; 806, Anm. 34 und 37 Schreiben des Lutherrats an das Landeskirchenamt Hanno- 765, Anm. 150 ver Schreiben Liljes an den Evangelischen Oberkirchenrat Stutt- 294, Anm. 101 gart
November 19 November 19
November 19 November 20
937
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937) November 20 November 20 November 20 November 21 November 22 November 22 November 22 November 22 November 23 November 23
November 24
November 24 November 25 November 25
November 25 [November 25] November 25 November 26 November 26 November 26
Schreiben Bestes an die Gestapo Berlin Schreiben Iversens an den Lutherrat Schreiben von Bodelschwinghs an den Reichskirchenminister Begrüßungsrede Karl Wahls für Hitler Rede Rusts in Sonthofen Rede Rosenbergs in Sonthofen Rede Leys in Sonthofen Schreiben Mahrenholz’ an Brunotte Rundschreiben des Lutherrats an die angeschlossenen Kirchenleitungen und Bruderräte Rede Kerrls in Fulda
692, Anm. 30 693, Anm. 31 722, Anm. 6
686, Anm. 11 687, Anm. 12 687, Anm. 12 687, Anm. 12 691, Anm. 25 660, Anm. 48; 661, Anm. 50 695, Anm. 44; 700, Anm. 63f.; 707, Anm. 83ff. und 87; 708, Anm. 88–91; 709, Anm. 93; 710, Anm. 98; 712, Anm. 103; 713, Anm. 112 und 114; 715, Anm. 121; 729, Anm. 10; 730, Anm. 11; 732, Anm. 17; 745, Anm. 61; 750, Anm. 83; 777, Anm. 33 und 35; 780, Anm. 44; 792, Anm. 15; 794, Anm. 20; 806, Anm. 34 Entwurf Meinzolts für ein Schreiben an den Reichskirchen- 707, Anm. 83; minister 709, Anm. 93; 716, Anm. 123f. Schreiben Eidems an Marahrens 772, Anm. 16 Mitschrift Meisers über die Sitzung des Lutherrats 683–719 (Dok. 36) Protokoll des Sekretariats des Lutherrats über die Sitzung 683 (G 2 zu Dok. des Lutherrats 36); 689, Anm. 22; 719, Anm. 134 Schreiben des bayerischen Landeskirchenrats an den Luther- 705, Anm. 79 rat „Leitgedanken für eine Laienbewegung auf dem Boden der 760, Anm. 135 deutschen evangelischen Kirche“ Schreiben Martin Niemöllers an Else Niemöller 780, Anm. 44 Anordnung Klotsches und Kretzschmars betr. Einstellung 556, Anm. 6 des Kirchlichen Gemeindeblatts für Sachsen Mitschrift Meisers über eine Besprechung mit von Bodel720–725 (Dok. schwingh, Breit, Marahrens und Wurm 37) Aufzeichnung von Bodelschwinghs über eine Besprechung 720 (G 2 zu Dok. mit Breit, Marahrens, Meiser und Wurm 37); 722, Anm. 6
938 [November 26]
November 26
November 26
[November 26] November 27
November 27
November 27 November 27 [November 28] November 29 November 29 November 29 November 29 November 29 November 29 [November 29] November 30 November 30
[November 30] [November 30]
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937) Organisationsstatut Breits für das Kasseler Gremium
706, Anm. 81; 720f., Anm. 2; 725, Anm. 23; 751, Anm. 90 Aufzeichnung von Bodelschwinghs über eine Besprechung 722, Anm. 6; 727, mit dem Reichskirchenminister Anm. 4; 728, Anm. 6; 860ff. „Aktennotiz über ein Gespräch zwischen Herrn Pastor D. v. 722, Anm. 6; 727, Bodelschwingh und Herrn Reichsminister Kerrl am 26. No- Anm. 4 vember 1937“ „Programm“ von Bodelschwinghs für die Aussprache mit 722, Anm. 7 dem Reichskirchenminister Schreiben des Lutherrats an den sächsischen Landeskirchen- 719, Anm. 134 ausschuss und die Landesbruderräte in Thüringen, Mecklenburg und Schleswig-Holstein Schreiben des Lutherrats an das Landeskirchenamt Hanno- 719, Anm. 134 ver, den Evangelischen Oberkirchenrat Stuttgart, den bayerischen Landeskirchenrat München und das Landeskirchenamt Wolfenbüttel Schreiben des braunschweigischen Landeskirchenamts an die 723, Anm. 9 Staatspolizeileitstelle Braunschweig Telegramm Marahrens’ an Eidem 772, Anm. 17 Grußwort Johnsens zum Männersonntag 723, Anm. 9 Beschluss der „Beschlußstelle in Rechtsangelegenheiten der 428, Anm. 103 Evangelischen Kirche“ Schreiben Iversens an den Lutherrat 693, Anm. 31 Vertrauliche Mitteilung des sächsischen Innenministers 747, Anm. 69 Rundverfügung des hannoverschen Landeskirchenamts an 765, Anm. 151 sämtliche Pfarrämter der Landeskirche Richtlinien des Landeskirchenamts Hannover für sämtliche 765, Anm. 151 Superintendenten der Landeskirche Schreiben des Landeskirchenamts Hannover an den Luther- 765, Anm. 151 rat Schreiben des Landeskirchenamts Hannover an die Gebiets- 765, Anm. 151 führungen der HJ Schreiben von Bodelschwinghs an Zänker 759, Anm. 130 Rede Kerrls in Hagen 711, Anm. 99; 712, Anm. 103; 713, Anm. 108; 715, Anm. 121; 729, Anm. 10; 732, Anm. 15; 750, Anm. 83; 777, Anm. 34f.; 792, Anm. 15; 794, Anm. 20; 806, Anm. 34 Politisches Gutachten des Sicherheitsdienstes zur Rede des 729, Anm. 10 Reichskirchenministers in Hagen „Bemerkungen“ des Sicherheitsdienstes zur Rede des 729, Anm. 10 Reichskirchenministers in Hagen
939
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937) November 30
„Verordnung zur Regelung der Erhebung der Kirchensteuern im Bereiche der evangelisch-lutherischen Landeskirche des Landes Sachsen für das vierte Vierteljahr des Kalenderjahres 1937 (1. Oktober bis 31. Dezember 1937)“ November 30 „Ausführungsverordnung zur Verordnung vom 30. November 1937 zur Regelung der Erhebung der Kirchensteuern im Bereiche der evangelisch-lutherischen Landeskirche des Landes Sachsen für das vierte Vierteljahr des Kalenderjahres 1937“ „Denkschrift des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche [November Ende/Dezember An- Deutschlands (Sekretariat)“ fang] Dezember
[Dezember] [Dezember] [Dezember] [Dezember] Dezember 1 Dezember 1 [Dezember 1] Dezember 2
[Dezember 2/7]
Dezember 3 Dezember 3 Dezember 4 Dezember 4 Dezember 6 Dezember 6 Dezember 6 Dezember 7 [Dezember 7]
748f., Anm. 76
749, Anm. 76
538, Anm. 17; 598, Anm. 34; 682, Anm. 32; 688f., Anm. 17 Rundschreiben der Vorläufigen Kirchenleitung II an die an- 642, Anm. 130; geschlossenen Kirchenregierungen und Bruderräte sowie die 643, Anm. 131 Mitglieder des Ökumenischen Ausschusses Bericht über den „Kirchenkampf in Weißig“ 746, Anm. 66 Vermerk Garbes „‚Lesegottesdienste‘ des Kantors Gelbke in 746, Anm. 68 Goldbach“ Entwurf des Reichskirchenministeriums für eine 18. Durch- 687, Anm. 14 führungsverordnung Entwurf für ein Schreiben des Reichskirchenministers an 737, Anm. 36 Breit Schreiben Klotsches und Agricolas an das Bezirkskirchenamt 746, Anm. 67 Dresden Schreiben Zänkers an von Bodelschwingh 758, Anm. 130 Entwurf für ein Schreiben Zänkers an Marahrens 751, Anm. 92; 758, Anm. 130 Niederschrift über eine Besprechung Kerrls, Muhs’ und 727, Anm. 2; 728, Stahns mit von Bodelschwingh und Breit Anm. 5; 729, Anm. 8; 732, Anm. 15; 735, Anm. 24ff.; 736, Anm. 28 und 31; 737, Anm. 35; 750, Anm. 83 Breit: „Maßnahmen zur vorläufigen Befriedung im Raum 737, Anm. 36; der Kirche“ 738, Anm. 39; 863ff. Schreiben Breits an von Bodelschwingh 728, Anm. 5 Schreiben von Bodelschwinghs an Zänker 758, Anm. 130 Rundschreiben des Lutherrats an die angeschlossenen Kir767, Anm. 157 chenleitungen und Bruderräte Rede des Reichsinnenministers in Stockholm 773, Anm. 18 Schreiben Hahns an Gauger 561, Anm. 28 Schreiben Marahrens’ an Eidem 773, Anm. 17 Rundschreiben des Lutherrats an die angeschlossenen Kir762, Anm. 141 chenleitungen Schreiben Breits an den Reichskirchenminister 729, Anm. 8; 737, Anm. 36 Breit: „Zum Grundsätzlichen“ 737, Anm. 36; 738, Anm. 37; 866f.
940
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937)
[Dezember 7]
Breit: „Sofortprogramm“
Dezember 8 Dezember 8 Dezember 9
Schreiben Martin Niemöllers an Else Niemöller Schreiben der Staatspolizeileitstelle Berlin an Künneth Schreiben des Lutherrats an die angeschlossenen Landeskirchen Mitschrift Meisers über die Sitzung des Lutherrats
Dezember 9 Dezember 9
Dezember 9 Dezember 9 Dezember 9 Dezember 9
Dezember 10
Dezember 10 Dezember 10
Dezember 10 Dezember 10
[Dezember 10]
737, Anm. 36; 868ff. 613, Anm. 31 736, Anm. 33 705, Anm. 79
726–767 (Dok. 38) Protokoll des Sekretariats des Lutherrats über die Sitzung 726 (G 2 zu Dok. des Lutherrats 38); 760, Anm. 137; 761, Anm. 138f.; 762, Anm. 140; 766, Anm. 152f.; 767, Anm. 156ff. Aufzeichnung Hollwegs über die Sitzung des Lutherrats 726 (G 3 zu Dok. 38); 740, Anm. 44 Vorlage Breits zur Sitzung des Lutherrats 726, Anm. 1; 739, Anm. 41 Schreiben Eberles an Faulhaber 740, Anm. 44 Schreiben der Vorläufigen Kirchenleitung II an den Luther- 31, Anm. 181; rat 554, Anm. 4; 656, Anm. 31; 805, Anm. 33 „Siebzehnte Verordnung zur Durchführung des Gesetzes 30, Anm. 171; zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche“ 737, Anm. 36; 768, Anm. 2; 786, Anm. 69f.; 789, Anm. 1; 794f., Anm. 20; 795, Anm. 3; 798, Anm. 10; 809, Anm. 51; 810, Anm. 56; 811, Anm. 60; 813, Anm. 64; 819f., Anm. 86; 821, Anm. 90; 875f. Mitschrift Meisers über die Sitzung des Kasseler Gremiums 768–788 (Dok. 39) Protokoll Breits über die Sitzung des Kasseler Gremiums 768 (G 2 zu Dok. 39); 785, Anm. 68; 786, Anm. 69f.; 787, Anm. 73f.; 788, Anm. 76 Stenographische Mitschrift über die Sitzung des Kasseler 768 (G 3 zu Dok. Gremiums 39); 788, Anm. 76 Mitschrift Kloppenburgs über die Sitzung des Kasseler Gre- 768 (G 4 zu Dok. miums 39); 782, Anm. 55f.; 788, Anm. 76 716f., Anm. 124; Entwurf der Vorläufigen Kirchenleitung II für eine Erklä777f., Anm. 37; rung des Kasseler Gremiums zu den Reden des Reichskir782, Anm. 53; chenministers in Sonthofen, Fulda und Hagen
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937)
[Dezember 10]
Dezember 10 Dezember 11 Dezember 11 [Dezember 11] Dezember 13 Dezember 13 Dezember 13 Dezember 14 Dezember 14 Dezember 15 Dezember 15 Dezember 16 Dezember 16 Dezember 16 Dezember 16 Dezember 16 Dezember 16 Dezember 16
[Dezember 16]
Dezember 16
Dezember 17 Dezember 17 Dezember 17
941
785f., Anm. 68; 806, Anm. 35; 871–874 Überarbeiteter Entwurf für eine Erklärung des Kasseler Gre- 786, Anm. 68; miums zu den Reden des Reichskirchenministers in Sontho- 806, Anm. 35 fen, Fulda und Hagen Schreiben Eidems an Marahrens 773, Anm. 17 Schreiben Breits an den Reichskirchenminister 737, Anm. 36 Schreiben des Sekretariats des Lutherrats an die bayerische, 761, Anm. 139 hannoversche und württembergische Landeskirche Entwurf für eine Vollmacht des Lutherischen Pakts für 761f., Anm. 139 Riethmüller Schreiben Klinglers an Meiser 800, Anm. 19 Rundschreiben des Kasseler Gremiums an die landeskirchli- 786, Anm. 68 chen Behörden Schreiben des Lutherrats an Hermann Müller, Friedrich und 786, Anm. 69 Meinzolt Entwurf für ein Schreiben des Evangelischen Laienausschus- 760, Anm. 137 ses an Hitler Schreiben des Evangelischen Oberkirchenrats Stuttgart an 786, Anm. 68 Gauger Erlass des Reichserziehungsministers 769, Anm. 4 Rundschreiben des Lutherrats an die angeschlossenen Kir753, Anm. 100 chenleitungen, Bruderräte und verbundenen Stellen Schreiben Martin Niemöllers an Else Niemöller 613, Anm. 31 Zusammenstellung „Zur Berichtigung der Fürbitteliste“ 748, Anm. 73 Schreiben Meisers an Riethmüller 762, Anm. 139 Vollmacht des Landeskirchenrats München für Riethmüller 762, Anm. 139 Rundschreiben des Lutherrats an die Bevollmächtigten und 761, Anm. 138 die angeschlossenen, verbundenen und befreundeten Stellen Schreiben des Landeskirchenamts Braunschweig an den Lu- 786, Anm. 68 therrat Mitschrift Meisers über eine Besprechung von Vertretern des 786, Anm. 69; Lutherrats und der Vorläufigen Kirchenleitung II 789–794 (Dok. 40); 799, Anm. 15 Entwurf der Vorläufigen Kirchenleitung II für eine Stellung- 30, Anm. 171; nahme zur 17. Durchführungsverordnung 794, Anm. 19; 795, Anm. 20; 808, Anm. 45f.; 810, Anm. 54; 811, Anm. 57; 816, Anm. 74; 818, Anm. 81 Entwurf Gaugers für eine Stellungnahme zur 17. Durchfüh- 30, Anm. 171; rungsverordnung 794f., Anm. 20; 808, Anm. 46 Schreiben Kerrls an Heß 20, Anm. 93 Schreiben des sächsischen Landesbruderrats an den Luther- 693, Anm. 33 rat Schreiben des mecklenburgischen Bruderrats an den Vertrau- 744, Anm. 58; ensrat der Bekennenden Kirche zu Teterow 745, Anm. 59
942 [Dezember 17] Dezember 17 Dezember 17
Dezember 17
[Dezember 17]
[Dezember 17]
[Dezember 17]
Dezember 18 Dezember 18 Dezember 20 Dezember 20 Dezember 20 Dezember 20
Dezember 22 Dezember 22 Dezember 22 [vor Dezember 23] Dezember 23 Dezember 23 Dezember 23
[Dezember 23] Dezember 26 Dezember 28 [Dezember 28]
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937) Bericht des mecklenburgischen Bruderrats
744, Anm. 58f.; 745, Anm. 60 Schreiben Klinglers an den Reichskirchenminister 782, Anm. 52 Mitschrift Meisers über die Sitzung des Kasseler Gremiums 786, Anm. 70; 795–823 (Dok. 41) Mitschrift Kloppenburgs über die Sitzung des Kasseler Gre- 795 (G 2 zu Dok. miums 41); 796, Anm. 5; 797, Anm. 6; 813, Anm. 64; 821, Anm. 89 Entwurf Asmussens für eine Erklärung des Kasseler Gremi- 811, Anm. 60; ums zur 17. Durchführungsverordnung 812, Anm. 62; 821, Anm. 88 Entwurf der Vorläufigen Kirchenleitung II für ein „Wort an 821, Anm. 87 die Gemeinden (Verlesung am I. und II. Weihnachtstage zur Gefangenschaft unserer Brüder über Weihnachten“ Entwurf der Vorläufigen Kirchenleitung II für eine „Eingabe 821, Anm. 87 an den Führer und Reichskanzler und an die Reichsregierung“ Telefonvermerk Breits über ein Gespräch mit Stahn 737, Anm. 36 Schreiben des württembergischen Landesbruderrats an den 721, Anm. 5 Oberkirchenrat Stuttgart Schreiben des Landeskirchenamts Hannover an den Luther- 762, Anm. 139 rat 819, Anm. 86 Niederschrift Gaugers über eine Besprechung mit Böhm, Friedrich, Kotte, Friedrich Müller und Hermann Müller Entwurf Friedrichs für ein Erklärung des Kasseler Gremi819f., Anm. 86 ums zur 17. Durchführungsverordnung Rundschreiben der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei 762, Anm. 142 an die obersten Behörden der deutschen evangelischen Landeskirchen Aufzeichnung Faulhabers über eine Unterredung mit Eberle 740, Anm. 44 Tagebucheintrag Goebbels’ 818, Anm. 80 Entwurf für ein Schreiben des Kasseler Gremiums an den 820, Anm. 86 Reichskirchenminister Entwurf für den Bericht des sächsischen Landeskirchenaus- 822, Anm. 92 schusses „Die besondere Notlage in Sachsen“ Vereinbarung zwischen Friedrich Müller (Nassau-Hessen), 801, Anm. 22 Lueken und Rumpf Schreiben Breits, Marahrens’ und Friedrich Müllers an den 820, Anm. 86 Reichskirchenminister (Anschreiben) 820, Anm. 86; Schreiben Breits, Marahrens’ und Friedrich Müllers an den 822, Anm. 92 Reichskirchenminister (Stellungnahme zur 17. Durchführungsverordnung) Bericht des sächsischen Landeskirchenausschusses „Die be- 821, Anm. 92 sondere Notlage in Sachsen“ Schreiben des Landeskirchenamts Hannover an Albertz 31, Anm. 182 Rundschreiben des Kasseler Gremiums an die angeschlosse- 806, Anm. 37 nen und verbundenen Kirchenleitungen Erklärung des Kasseler Gremiums zu den Reden Kerrls in 786, Anm. 70; Fulda und Hagen 806, Anm. 37
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1937–1938) Dezember 29 Dezember 31 1938 Januar 4 Januar 7 Januar 7
Januar 8 Januar 12 Januar 13 Januar 14 Januar 14 Januar 14 Januar 18 Januar 18 Januar 19 Januar 21 Januar 26 Januar 26 Januar 26 Januar 27 Januar 27/28 [Januar 27/28] Januar 27/28 Januar 28 Februar 12 Februar 12 Februar 14 [Februar 14] Februar 17
943
Schreiben des Lutherrats an die angeschlossenen Kirchenlei- 31, Anm. 182 tungen und Bruderräte Schreiben Meisers an das Landeskirchenamt Hannover 762, Anm. 139
Schreiben des Lutherrats an die Vorläufige Kirchenleitung II 553, Anm. 4; 805, Anm. 33 Schreiben Albertz’ an das Landeskirchenamt Hannover 31, Anm. 182 Entwurf Meinzolts für einen Zusammenschluss der lutheri- 311, Anm. 159 schen Landeskirchen zu einer Lutherischen Kirche Deutschlands Stellungnahme des Sicherheitsdienstes zu den Reden Kerrls 711, Anm. 99; in Sonthofen, Fulda und Hagen 729, Anm. 10 Schreiben des Lutherrats an das Reichsministerium für 750, Anm. 85 Volksaufklärung und Propaganda „Liste entlassener Vikare und Pastoren“ der sächsischen 783, Anm. 60 Landeskirche Entwurf für ein Schreiben des Evangelischen Laienausschus- 760, Anm. 137 ses Schreiben des Lutherrats an den Landeskirchenrat München 767, Anm. 157 Schreiben des Lutherrats an das Landeskirchenamt Wolfen- 767, Anm. 157 büttel Vollmacht des Landeskirchenamts Hannover für Riethmül- 762, Anm. 139 ler Schreiben Gaugers an Flor 785, Anm. 67 Schreiben der Staatspolizeileitstelle Braunschweig an John- 723, Anm. 9 sen Schreiben Fleischs an Duensing, Beste, Bogner, Pressel und 796, Anm. 4 Hahn Schreiben des Reichsministeriums für Volksaufklärung und 750, Anm. 85 Propaganda an den Lutherrat Schreiben Eidems an Marahrens 775f., Anm. 28 Schreiben Kochs an Marahrens, Meiser, Breit und Wurm 796, Anm. 4 Schreiben des Lutherrats an die Vorläufige Kirchenleitung II 787, Anm. 75 Protokoll des Sekretariats des Lutherrats über die Sitzung 312, Anm. 159; des Lutherrats 603f., Anm. 55 Entwurf Fleischs für eine Bevollmächtigung zur Vertretung 312f., Anm. 159; des Lutherrats 603, Anm. 55 Mitschrift Meisers über die Sitzung des Lutherrats 761, Anm. 138 Schreiben Marahrens’ an Eidem 776, Anm. 28 Rundschreiben des Lutherrats an die angeschlossenen Kir680, Anm. 27 chenleitungen und Bruderräte Niederschrift Stolls über eine Besprechung zwischen Vertre- 796, Anm. 4 tern des Lutherrats und der Vorläufigen Kirchenleitung II Schreiben Wurms an den Oberstaatsanwalt beim Landge501f., Anm. 19 richt Stuttgart Stellungnahme der württembergischen Kirchenleitung 501f., Anm. 19 Mitschrift über die Sitzung des erweiterten Kasseler Gremi- 799, Anm. 16 ums
944 [Februar 18]
Februar 26 Februar 28 [Frühjahr]
März 4
März 7 März 10 März 16 März 26 [März 31] April April 13 April 13 April 18 April 28 April 30 [vor Mai 21]
Mai 21–25 Mai 21–25 Juli 6 Juli 6
August 25 August 30
September 29 Oktober 1 [Oktober 1] Oktober 1
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1938) Thesenpapier des Sekretariats des Lutherrats „Was bedeutet regionale Abgrenzung zwischen VKL und Rat der Evang.Luth. Kirche Deutschlands?“ Schreiben Werners an Franz Schreiben des Lutherrats an die angeschlossenen und befreundeten Stellen Bericht Hahns an die befreundeten Kirchenleitungen und Bruderräte über die kirchliche Lage in Sachsen
„Entwurf einer reichskirchlichen Regelung der Besoldung und Versorgung des Pfarrerstandes der Deutschen Evangelischen Kirche“ Schreiben des Sekretariats des Lutherrats an den evangelischreformierten Landeskirchenrat Aurich Einladungsschreiben Marahrens’ an die Mitglieder der Kirchenführerkonferenz Erklärung des sächsischen Landeskirchenausschusses Aktenvermerk Gaugers Aufzeichnung Wurms über ein Gespräch mit dem württembergischen Reichsstatthalter Bericht Hahns Schreiben Liljes an die dem Lutherischen Weltkonvent angeschlossenen Kirchen Schreiben Breits an Meiser, Johnsen, Marahrens und Wurm Schreiben Marahrens’ an Fuglsang-Damgaard Rundschreiben der Kommission zur Vorbereitung eines einheitlichen Pfarrbesoldungsrechts „Gesetz über die Gewährung von Straffreiheit“ Bericht Liljes „über die Arbeit des Lutherischen Weltkonvents für die Sitzung des Executivkomitees vom 21.–25. Mai 1938 in Uppsala/Schweden“ Niederschrift Marahrens’ und Liljes über die Sitzung des Exekutivkomitees des Lutherischen Weltkonvents Resolution des Exekutivkomitees des Lutherischen Weltkonvents „Zu den ökumenischen Beziehungen“ Rundschreiben Liljes an die dem Lutherischen Weltkonvent angeschlossenen Kirchen „Gesetz zur Vereinheitlichung des Rechts der Eheschließung und der Ehescheidung im Lande Österreich und im übrigen Reichsgebiet“ Richtlinien des Pfarrernotbunds Rundschreiben der Finanzabteilung bei der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei an die obersten Behörden der deutschen evangelischen Landeskirchen Münchner Abkommen Schreiben Marahrens’ an Rust Denkschrift der Kirchenführerkonferenz „Religionsunterricht und Volkserziehung“ Schreiben des Evangelischen Oberkirchenrats Stuttgart an den Evangelischen Pfarrerverein in Württemberg
130, Anm. 12; 699, Anm. 61 608, Anm. 11 604, Anm. 55 598, Anm. 31; 747, Anm. 71; 749, Anm. 77f.; 752, Anm. 97; 783, Anm. 59 788, Anm. 77f.
766, Anm. 152 726, Anm. 25 818, Anm. 84 448, Anm. 163 739, Anm. 42 753, Anm. 102 571, Anm. 52 680, Anm. 27 776, Anm. 28 788, Anm. 77 741, Anm. 48 583, Anm. 110
572, Anm. 53; 585, Anm. 123f. 577, Anm. 79 572, Anm. 53 682, Anm. 33
463f., Anm. 216 788, Anm. 78
580, Anm. 99 770, Anm. 12 770f., Anm. 12 788, Anm. 78
Chronologisches Dokumentenverzeichnis (1938–1947) Oktober 17 Dezember 6
1939 Mai 20–25 September 6 1940 Mai 9
945
„Satzungen der Evangelischen Gesellschaft für Liturgiefor- 767, Anm. 158 schung“ Schreiben Jørgensens an die Mitglieder und Stellvertreter des 579, Anm. 96 Exekutivkomitees des Lutherischen Weltkonvents
Niederschrift Marahrens’ und Liljes über die Sitzung des Exekutivkomitees des Lutherischen Weltkonvents Schreiben des Reichskirchenministers an Stapel
565, Anm. 20 178, Anm. 57
Rundschreiben der Finanzabteilung bei der Deutschen Evan- 788, Anm. 78 gelischen Kirchenkanzlei
1941 März 3
Schreiben des Reichskirchenministers an Lammers
42, Anm. 11
1945 Juli 17
„Charta der Spanier“
568, Anm. 38
1947 Juli 1/3
Verfassung des Lutherischen Weltbunds
580, Anm. 98
QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS I. UNVERÖFFENTLICHTE QUELLEN
a. Archivalische Quellen Evangelisches Zentralarchiv in Berlin (EZA Berlin) Bestand 1: Vorgängereinrichtungen der EKD 1/928: Vereinheitlichung des Pfarrbesoldungsrechts. Bd. 1: 1937–1938. 1/1044: Sitzungen des Kirchenbundesrates. Bd. 5: 1933–1937. 1/1484: Reichskirchenausschuss. Generalia. Bd. 2: 1937–1938. 1/1486: Protokolle der Sitzungen des RKA. Bd. 2: 1936–1937. 1/1530: Religionsunterricht in den Volksschulen. Bd. 1: 1935–1937. 1/1538: Konferenz der Landeskirchenführer. 1936–1938. 1/1596: Der Rat der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands. 1936–1939. 1/2331: Geschäftsordnung und Verteilung der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei Januar 1937 bis Dezember 1940. 1/2414: Rundschreiben der Kirchenkanzlei (1. Reihe). Bd. 4: 1937.01– 1937.07. 1/2415: Rundschreiben der Kirchenkanzlei (1. Reihe). Bd. 5: 1937.08– 1938.05. 1/2554: Geschäftsordnung und Geschäftsverteilungsplan des Evangelischen Oberkirchenrates in Berlin 3.1934–3.1939. 1/P 2: 1/P 35:
Personalakte Volkmar Franz. Personalakte Dr. med. Alfons Jakob.
Bestand 5: Kirchliches Außenamt der Deutschen Evangelischen Kirche 5/22: Weltkirchenkonferenz in Oxford 1937. Bd. 3: 1936.12–1937.06. 5/23: Weltkirchenkonferenz in Oxford 1937. Bd. 4: 1937.06–1937.08. 5/25: Weltkirchenkonferenz in Oxford 1937. Bd. 6: 1937.10–1938.09. 5/42: Fortsetzungs- und Exekutivausschuss der Allgemeinen Konferenz der Kirche Christi für Praktisches Christentum bzw. Ökumenischer Rat der Kirchen für Praktisches Christentum. Bd. 17: 1937.01–1937.12. Bestand 7: Evangelischer Oberkirchenrat 7/1304: Landeskirchenausschuss 1935–1937, 1950. 7/1305: Reichskirchenausschuss 1936–1937.
Quellen- und Literaturverzeichnis
947
Bestand 12: Landeskirchenausschuss 12/12: Protokolle (Ausfertigungen) 1.1937–8.1937. 12/19: Sitzungsprotokolle Provinzialkirchenausschuss Sachsen. Bestand 50: Archiv für die Geschichte des Kirchenkampfes 50/4: Korrespondenz der Vorläufigen Kirchenleitung Januar–Dezember 1936. 50/96: VKL. Einzelangelegenheiten 1934–1940. 50/169: v. Rabenau. Zur Eidesfrage 1934–1940. 50/218: Klapproth/Ebeling: Arbeit des Kasseler Gremiums 1937/38 (Sitzungen vom 9. 12. 1937, 7. 1. 1938). 50/224: VKL-Böhm. Korrespondenz und Dokumente 1939–1941. Dokumente 1937–1939. 50/273: ApU-Rat. Protokolle der Sitzungen des Bruderrats der Evangelischen Kirche der ApU Juni 1934–Juni 1937. 50/280: VKL. Kirchliche Jugenderziehung (Bibellese, Religionsunterricht, Konfirmation, Schulandacht) 1934–1939. 50/281: Ausgehender Schriftwechsel der VKL Januar 1935 und 1936/37 mit den verschiedenen Landeskirchen und Einzelpersonen sowie Reichsstellen. Korrespondenz 1936–1938. 50/336: VKL. Korrespondenz und Material 1936/37. 50/364: VKL-Böhm-Müller. Arbeitsgemeinschaft VKL-Lutherrat 1937. 50/381: VKL. Zur Kirchenwahl 1937. 50/389: VKL-Böhm. Ökumene 1933–1942. 50/397: Verhältnis der VKL zum Lutherrat 1937. 50/625: Böhm. Ökumene 1935–1942. Bestand 619: Nachlass Wilhelm Niesel 619/17: Kirchenkampf Bd. 16: 1936.12–1937.03. 619/18: Kirchenkampf Bd. 17: 1937.04–1937.05. 619/19: Kirchenkampf Bd. 18: 1937.06–1937.08. Archiv des Diakonischen Werkes Berlin (ADW Berlin) Bestand Central-Ausschuss für die Innere Mission der deutschen evangelischen Kirche (CA) CA 417/9: Apologetische Centrale: Auflösung und Beschlagnahme 1937 bis 1939. CA 2139: Arbeitsausschuss der Laien (Laienbund) 1937. Bundesarchiv Berlin (BArch) Bestand R 43 II: Neue Reichskanzlei R 43 II/160: Evangelische Kirche. Bd. 8: 1935–1941. R 43 II/165: Evangelische Kirche. Bd. 10: 1938–1944. R 43 II/411a: Paß- und Fremdenwesen. Einzelfälle. Bd. 2: 1937.
948
Quellen- und Literaturverzeichnis
Bestand R 5101: Reichsministerium für die kirchlichen Angelegenheiten R 5101/27: Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche.– Wortprotokolle der Beratungen des vom Deutschen Evangelischen Kirchenbund bevollmächtigten Ausschusses zur Schaffung der Verfassung der DEK Juni 1933–Juli 1933. R 5101/23502: Gesetz zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche vom 24. September 1935 und Verordnungen zu dessen Durchführung. Bd. 1: September 1935–November 1938. R 5101/23705: Neuordnung der Deutschen Evangelischen Kirche und der deutschen evangelischen Landeskirchen Dezember 1935–Oktober 1942. R 5101/23763: Provinzialkirchenausschüsse. Bd. 2: Mai 1935–Oktober 1937. R 5101/23765: Sonstige landeskirchliche Angelegenheiten. Landeskirchen. Evangelische Landeskirche Sachsen. Bd. 2: August 1936–Mai 1940. Bundesarchiv-Außenstelle Dahlwitz-Hoppegarten (BArch Dahlwitz-Hoppegarten) ZB I/1585. Hauptarchiv der von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel (HA Bethel) 2/39–53:
2/39–82:
Schriftwechsel und Gesprächsnotizen Friedrich v. Bodelschwingh d. J. mit Regierungsstellen und Einzelpersonen zur kirchenpolitischen Lage. Schriftwechsel Friedrich v. Bodelschwingh d. J. mit Bischof Zänker zur kirchenpolitischen Lage. Landeskirchliches Archiv Bielefeld (LKA Bielefeld)
Bestand 5, 1: Sammlung D. Wilhelm Niemöller 5, 1, Nr. 18 Fasc. 2: Kirchenwahl 1937. 5, 1, Nr. 704 Fasc. 1: Reichsbruderratssitzungen. 5, 1, Nr. 762 Fasc. 1: Verschiedenes: Lutherischer Konvent, Lutherischer Rat. 5, 1, Nr. 773 Fasc. 1: Verschiedenes: Zuschriften. Landeskirchliches Archiv Dresden (LKA Dresden) Bestand 5 Nr. 153. Landesbruderrat 154144ff. Landesarchiv Nordrhein-Westfalen – Abteilung Rheinland –, Düsseldorf (LA Nordrhein-Westfalen) Bestand RW 58: Geheime Staatspolizei(leit)stelle Düsseldorf Nr. 1264: Wilhelm Busch, geb. 27. 3. 1897. Nr. 31490: Wilhelm Busch, geb. 27. 3. 1897.
Quellen- und Literaturverzeichnis
949
Landeskirchliches Archiv Hannover (LKA Hannover) Bestand D 5: Landeskirchenamt Bückeburg Nr. 22/II: Rat der Ev.-Luth. Kirchen Deutschlands (Rundschreiben). Bd. 2: 1937–1938. Bestand D 15: Lutherrat Berlin D 15 I Nr. 4: Vorläufige Kirchenleitung und Reichsbruderrat 1. 1. 37–31. 3. 37. D 15 I Nr. 5: Vorläufige Kirchenleitung und Reichsbruderrat 1. 4. 37–1. 7. 37. D 15 I Nr. 6: Vorläufige Kirchenleitung und Reichsbruderrat 1. 7. 37–30. 4. 38. D 15 I Nr. 12: Kirchenführer-Konferenz 25. 2. 37–20. 5. 38. D 15 I Nr. 17: Lutherische Einigungsorganisation 14. 3. 36–30. 6. 37. D 15 I Nr. 18: Lutherische Einigungsorganisation 1. 7. 37–30. 6. 38. D 15 I Nr. 22: Grundbestimmungen 1. 11. 36–31. 10. 37. D 15 I Nr. 26: Lutherisches Außenamt. Ökumene 2. 1. 7. 37–30. 6. 38. D 15 I Nr. 31: Gottesdienst und Liturgie 7. 3. 36–27. 5. 38. D 15 I Nr. 34: Predigerseminar 1. 5. 36–10. 9. 46. D 15 I Nr. 35: Schule 19. 2. 36–25. 2. 37. D 15 I Nr. 36: Schule 8. 2. 37–30. 6. 37. D 15 I Nr. 37: Schule 1. 7. 37–24. 2. 38. D 15 I Nr. 43: Jugend 1. 4. 5. 36–18. 6. 38. D 15 I Nr. 45: Universität 6. 5. 36–24. 11. 47. D 15 I Nr. 47: Theologischer Nachwuchs 1. 4. 36–30. 6. 38. D 15 I Nr. 51: Missionarische und Diakonische Verbände 11. 2. 36–21. 6. 38. D 15 I Nr. 59: Altpreußen 6. 12. 36–3. 6. 38. D 15 I Nr. 72: Hannover mit Schaumburg-Lippe 5. 5. 37–31. 7. 40. D 15 I Nr. 74: Kurhessen und Hessen-Nassau 22. 4. 36–29. 4. 41. D 15 I Nr. 75: Kassel (allein) 6. 7. 37–28. 10. 38. D 15 I Nr. 80: Mecklenburg 19. 6. 37–31. 1. 38. D 15 I Nr. 87: Sachsen 10. 5. 37–23. 12. 37. D 15 I Nr. 88: Sachsen 23. 11. 36–30. 6. 37. D 15 I Nr. 89: Sachsen 18. 10. 37–26. 4. 38. D 15 I Nr. 94: Schleswig-Holstein 18. 4. 36–19. 6. 37. D 15 I Nr. 95: Schleswig-Holstein 8. 5. 37–9. 2. 48. D 15 I Nr. 96: Thüringen 1. 1. 37–30. 6. 37. D 15 I Nr. 97: Thüringen 30. 3. 36–31. 3. 38. D 15 I Nr. 102: Württemberg 23. 3. 36–30. 6. 38. D 15 I Nr. 112: Archiv, Entwürfe, Rundschreiben, Bücherverzeichnis 19. 11. 36– 7. 11. 40. D 15 I Nr. 116: Reformierte und unierte Zusammenschlüsse 12. 9. 36–18. 3. 47. D 15 I Nr. 123: Verkehr mit Reichs- und Staatsbehörden 1. 8. 37–25. 1. 38. D 15 II Nr. 3: Staatskirchenrechtliche Einzelfragen 5. 8. 37–9. 9. 41. D 15 II Nr. 4: Verwaltungsrecht, Polizei- und Presserecht 26. 5. 37–30. 10. 37. D 15 II Nr. 5: Verwaltungsrecht, Polizei- und Presserecht 1. 11. 37–15. 6. 38. D 15 II Nr. 16: Verfassungsfragen 7. 12. 36–14. 5. 38. D 15 II Nr. 21: Hilfsvereine 8. 1. 37–28. 1. 38. D 15 II Nr. 23: Vorakte Notbund 1936–1938.
950
Quellen- und Literaturverzeichnis
D 15 II Nr. 26: D 15 II Nr. 28: D 15 II Nr. 36: D 15 III Nr. 11: D 15 III Nr. 12: D 15 III Nr. 13: D 15 III Nr. 14:
Sonderakte Wahlerlass 15. 2. 1937. 1. 2. 37–23. 10. 37. Sonderakte: Kirchliches Beamtenrecht 21. 5. 37–20. 9. 39. Reisen und Vorträge 1. 7. 37–28. 6. 38. Sonderakte Lutherische Synode 5. 10. 37–17. 8. 38. Sonderakte Frhr. v. Ledebur 4. 3. 37–14. 1. 38. Sammlung Protokolle des Lutherrates. 1936–1938. Pfarrer Stoll 6. 5. 36–25. 6. 37.
Bestand L 3: Nachlass Lilje L 3 I Nr. 6: Ökumenische Beziehungen. Life and Work 1935–1939. L 3 I Nr. 13: Exekutiv-Komitee des Lutherischen Weltkonvents 1936–1942. L 3 I Nr. 16: Exekutivkomitee des Lutherischen Weltkonvents. Amsterdam 1937. L 3 I Nr. 19: Zentralgruppe Deutschland 1936–1937. L 3 I Nr. 20: Zentralgruppe Deutschland 1937–1939. L 3 I Nr. 35: Varia. Korrespondenzen mit Einzelpersonen; Nansen-Komitee 1936–1943. L 3 I Nr. 42: Lutherischer Weltkonvent. Rundschreiben des Lutherischen Weltkonvents 1935–1940. Bestand N 48: Nachlass Mahrenholz Nr. 145: Übergangsregiment (Lilje) 1937. Landeskirchliches Archiv Karlsruhe (LKA Karlsruhe) Bestand Generalia, Gruppe 15 Nr. 3330: Konferenz der Kirchenführer – Geistlicher Vertrauensrat der DEK (Handakten J. Kühlewein, 1937–1944). Nr. 4918: Kirchenverfassung. Gesetz zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche. Befriedung der Kirchl. Lage, 1936–1943. Nr. 4924: Rat der evang.-luth. Kirche Deutschlands 1935–1944. Landeskirchliches Archiv Kassel (LKA Kassel) Nachlass Happich: Gesamtkirche 1933–1939. Nordelbisches Kirchenarchiv Kiel (NEKA Kiel) Bestand 98.40: Nachlass Wester Nr. 300: Rat der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands. Rundschreiben, Berichte zur Lage, Korrespondenz 1935–1937. Nr. 302: Korrespondenz Rat der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands und Bekennende Kirche in Schleswig-Holstein 1936–1939. Nr. 303: Rat der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands. Einladungen, Protokolle u. a. zu den Vollsitzungen 1937–1941, 1943. Nr. 315: Rat der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands. Lutherischer Weltkonvent 1937–1938.
Quellen- und Literaturverzeichnis
951
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952 6: 9: 10: 11: 14: 16:
Quellen- und Literaturverzeichnis Generalsynode, Reichskirchenausschuss, Reichsministerium für die kirchlichen Angelegenheiten, Pfarrerverein. Altpreußische Union, Reichsbruderrat. Verfassungsausschuss, Kirchenführerkonferenz, Reformierte Kirche, Lutherrat. Christliche Erziehung, Predigerseminare, Eid, Prozesse, Ökumenische Bewegung. Landeskirchen. Brandenburg, Schlesien, Grenzmark, Ostpreußen. Landeskirchen. Bayern, Thüringen, Sachsen.
Teilverfilmung Nachlass Wilhelm Niemöller Rolle 8: Denkschrift der VKL von 1936 I/II. Rolle 13: Westfälischer Bruderrat 1934/35, 1936–1941. Rolle 20: Reichsbruderrat I/II. Landeskirchliches Archiv Nürnberg (LKA Nürnberg) Personen XXXVI: Nachlass Landesbischof D. Meiser (= Meiser) Wachstuchhefte (= WTH) Nr. 6, 7, 8, 9. Amtstagebuch Meiser (= ATB) Meiser 37: 1. Treuekundgebungen und Vertrauenserklärungen 1935–43. 2. Zur Kundgebung vom 14. Februar 1936. 3. Evangelische Woche in Nürnberg Januar 1937. 4. Klage Holz’s gegen Landesbischof 1937. 5. Laienbewegung 1937. 6. Vertrauenserklärung der Pfarrer vom Juli 1937 (Nachträge). Meiser 39: Die in Aussicht gestellte Wahl zur Generalsynode 1937. Meiser 80: Rat der Evang.-Luth. Kirche Deutschlands. Januar–Juni 1937. Meiser 81: Rat der Evang.-Luth. Kirche Deutschlands. Juli–Dezember 1937. Meiser 82: Lutherische Linie. Sitzungsprotokolle Mai 1936–Januar 1938. Meiser 96/IV: Kirchenkampf im Reich. Reichskirchenausschuss 1935. Meiser 97: Vorläufige Leitung der DEK. 1934–1942. Meiser 98: 1. Verfassungsangelegenheiten der Vorläufigen Leitung der DEK. 2. Besprechungen zwischen Kirchenführern und Vertretern der Vorläufigen Leitung. 3. Mitteilungen der Vorläufigen Leitung der DEK. Meiser 101: Kirchenführerkonferenz. 1936–1950. Meiser 102: Bekenntnissynode 1. Augsburg; 2. Oeynhausen; 3. Reichsbruderrat. Meiser 103: Kirchenkampf im Reich. Meiser 117: Korrespondenz zur kirchlichen Lage 1936/37 A–Z. Meiser 170: Bekennende Kirche Nassau-Hessen und Provinz Sachsen 1936– 1951. Meiser 172: a) Maßregelungen von Pfarrern in Thüringen, Mecklenburg und Sachsen; b) Gewaltmaßnahmen gegen Pfarrer in Dachau. Meiser 177: Lutherischer Weltkonvent 1937–1938. Meiser 182: Lutherischer Weltkonvent. Exekutiv-Komitee Amsterdam 1936/ 37.
Quellen- und Literaturverzeichnis Meiser 183: Meiser 184: Meiser 200:
953
Lutherischer Weltkonvent. Exekutiv-Komitee Uppsala 1938. Lutherischer Weltkonvent. Exekutiv-Komitee Waldenburg 1939. Europäische Zentralstelle für kirchliche Hilfsaktionen – Prof. Keller 1936–1952.
Personalakten Theologen 380: Friedrich Eppelein. LSA. Sitzungen des LSA 1934–1945 Tagebuch Bogner, Bd. II. Personen LXXXVIII: Nachlass Oberkirchenrat Christian Stoll Nr. 8: Sitzungsprotokolle (außerbayerische) 1933–1938. Sammlung Kirchenkampf-Umdrucke (KKU) KKU 3/V: Bayern 18. 10. 1934–31. 12. 1934. 1934. KKU 26/III: Vorläufige Kirchenleitung der DEK. 1937. Bestand LKR: Ev.-Luth. Landeskirchenrat München LKR I 102: Der Rat der Evang.-Luth. Kirche Deutschlands Bd. I: 1936. Landeskirchliches Archiv Oldenburg (LKA Oldenburg) Bestand Bekenntnissynode Oldenburg I A 3b: Kloppenburg. Eigenhändige Sitzungsprotokolle betr. Reichsbruderrat, Lutherischer Konvent und Bekenntnissynoden 1934–1939. I A 7: Lutherischer Rat. Landeskirchliches Archiv Schwerin (LKA Schwerin) Bestand Bruderrat der Bekennenden Kirche Mecklenburgs BK 14: Deutsche Evangelische Kirche (Kirchenführerkonferenz), 1937– 1938. Landeskirchliches Archiv Stuttgart (LKA Stuttgart) Bestand A 126: Württembergische Kirchenleitung. Allgemeine Kirchenakten 1924– 1966 Nr. 348: Deutsche Evangelische Kirche 1936–1940. Nr. 416: Kirchenpolitische Auseinandersetzungen sowie diesbezügliche staatliche und parteiamtliche Maßnahmen 1937. Nr. 1074: Zusammenschluss des Luthertums 1932–1937. Nr. 1131: Zusammenschluss des Luthertums: Rat der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands 1936. Nr. 1132: Zusammenschluss des Luthertums: Rat der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands 1937–1938.
954 Nr. 1133: Nr. 2135:
Quellen- und Literaturverzeichnis Zusammenschluss des Luthertums: Rat der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands 1937–1938. Beflaggung kirchlicher Gebäude 1929–1940.
Bestand AH 1: Direktor Müller 43: Kirchenleitung. Bestand D 1: Nachlass Landesbischof D. Wurm D 1, 73: Württembergische Evangelische Landeskirche. Oktober bis Dezember 1937. D 1, 135: Deutsche Evangelische Kirche. Januar bis Februar 1937. D 1, 136: Deutsche Evangelische Kirche. März bis April 1937. D 1, 137: Deutsche Evangelische Kirche. Mai bis Juli 1937. D 1, 185: Lutherischer Rat. Januar bis Juni 1937. D 1, 186: Lutherischer Rat. Juli bis Dezember 1937. Bestand K 9: Pfarrerverein in Württemberg e. V. 93: Vereinheitlichung des Pfarrerbesoldungsrechts 1938–1940. Altregistratur Generalia 211 II: Kollekten, insbesondere Landeskirche. 1931–1937. Altregistratur Generalia 211 III: Kollekten, insbesondere Landeskirche. 1937–1949. Registratur Personalakte Walter Wittmann. Landsarkivet i Uppsala (LA Uppsala) Ärkebiskop Erling Eidems Arkiv (= EEA) Vol. C II: 11. Vol. C II: 14. Landeskirchliches Archiv der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Braunschweig, Wolfenbüttel (LKA Wolfenbüttel) Bestand Landeskirchenamt (LKA) LKA 26: Bestellungen von Propagandamaterial für die Kirchenwahl durch die Gemeinden 1937. LKA 1853: Rundschreiben des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (Lutherrat) 1936–1944. LKA 1856: Mitgliedschaft im Rat der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (Lutherrat) 1936–1939.
b. Schriftliche Auskünfte Natalia Alekseeva, Zentralarchiv der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Darmstadt.
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ABKÜRZUNGEN A. B. ABl Abs. Abt. ACK ADW AELK AELKZ AEvKR AG AGK AKiZ allg. altluth. altpr. Anm. ao. apl. ApU Art. AT ATB BArch BBKL Bd. Bearb./bearb. Bek./bek. bes. BG BGB BK BR BS CA cf. Christl./christl. CKL CSVD CVJM D. DC
Augsburgischen Bekenntnisses Amtsblatt Absatz Abteilung Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland Archiv des Diakonischen Werkes Allgemeine Evangelisch-Lutherische Konferenz Allgemeine Evangelisch-Lutherische Kirchenzeitung Archiv für evangelisches Kirchenrecht Arbeitsgemeinschaft Arbeiten zur Geschichte des Kirchenkampfes Arbeiten zur Kirchlichen Zeitgeschichte allgemein/e/en/er/es altlutherisch/e/en/er/es altpreußisch/e/en/er/es Anmerkung außerordentlich/e/en/er/es außerplanmäßig/e/en/er/es Altpreußische Union Artikel Altes Testament Amtstagebuch Bundesarchiv Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Band Bearbeiter/in, bearbeitet bekennend/e/en/er/es besonders Bekenntnisgemeinschaft Bürgerliches Gesetzbuch Bekennende Kirche Bruderrat Bekenntnissynode/n Confessio Augustana conferatur (= man vergleiche) christlich/e/en/er/es Calwer Kirchenlexikon Christlich-Sozialer Volksdienst Christlicher Verein junger Männer/Menschen Dr. theol. ehrenhalber Deutsche Christen, Deutscher Christ, deutschchristlich/e/en/er/es
Abkürzungen DCSV DDR DEK DEKA DEKK DEKT Del. Ders./ders. Dir. DNB DNVP Dok. Dt./dt. DVP ebd. EEA EG ehrenamtl. Einstw./einstw. EKD EKL EKU EOK EStL Ev./ev. EvAG Ev.-Luth./ev.-luth. Ev.-Ref./ev.-ref. Ev.-Theol. Ew. EZA FA Fak. Fasc. FGeistl Frhr. G GBlDEK Geh./geh. Geistl./geistl. GenSup Gestapa Gestapo gez. HA hauptamtl.
Deutsche Christliche Studentenvereinigung Deutsche Demokratische Republik Deutsche Evangelische Kirche Deutscher Evangelischer Kirchenausschuss Deutsche Evangelische Kirchenkanzlei Deutscher Evangelischer Kirchentag Delegierter derselbe Direktor Deutsches Nachrichtenbüro Deutschnationale Volkspartei Dokument deutsch/e/en/er/es Deutsche Volkspartei ebenda Erling Eidems Arkiv Evangelisches Gesangbuch ehrenamtlich/e/en/er/es einstweilig/e/en/er/es Evangelische Kirche in Deutschland Evangelisches Kirchenlexikon Evangelische Kirche der Union Evangelischer Oberkirchenrat Evangelisches Staatslexikon evangelisch/e/en/er/es Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte evangelisch-lutherisch/e/en/er/es evangelisch-reformiert/e/en/er/es evangelisch-theologisch/e/en/er/es Euer/Eure Evangelisches Zentralarchiv Finanzabteilung Fakultät Fascikel; Faszikel Feldgeistlicher Freiherr Gegenüberlieferung Gesetzblatt der Deutschen Evangelischen Kirche geheim/e/en/er/es geistlich/e/en/er/es Generalsuperintendent Geheimes Staatspolizeiamt Geheime Staatspolizei gezeichnet Hauptarchiv hauptamtlich/e/en/er/es
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990 H. B. Hg. HGeistl HJ HonProf. HPred hsl. HStA IM JB Jg. JK jur. KA KABl Kath./kath. KBA KdF KG KGVBl KiHo Kirchl./kirchl. KJ komm. Kons. KonsAss KonsPräs KonsR KonsVBl KPD KR KZ LA Landeskons. Landessup. LBR LKA LKAm LKAu LKR LR LSA Ltd./ltd. LThK Luth./luth.
Abkürzungen Helvetischen Bekenntnisses Herausgeber, herausgegeben Hilfsgeistlicher Hitler-Jugend Honorarprofessor Hilfsprediger handschriftlich Hauptstaatsarchiv Innere Mission Jungreformatorische Bewegung Jahrgang Junge Kirche juristisch/e/en/er/es Kirchliches Außenamt Kirchliches Amtsblatt katholisch/e/en/er/es Kirchenbundesamt Kraft durch Freude Kirchengeschichte Kirchliches Gesetz- und Verordnungsblatt Kirchliche Hochschule kirchlich/e/en/er/es Kirchliches Jahrbuch kommissarisch/e/en/er/es Konsistorium Konsistorialassessor Konsistorialpräsident Konsistorialrat Verordnungsblatt des Evangelisch-Lutherischen Landesconsistoriums zu Dresden Kommunistische Partei Deutschlands Kirchenrat Konzentrationslager Landesarchiv Landeskonsistorium Landessuperintendent Landesbruderrat Landeskirchliches Archiv Landeskirchenamt Landeskirchenausschuss Landeskirchenrat Rat der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (Lutherrat) Landessynodalausschuss leitende/en/er/es Lexikon für Theologie und Kirche lutherisch/e/en/er/es
Abkürzungen LWB masch. MBlDEK MdL MdR Mitgl. NatSyn nebenamtl. NEKA NKWD NL Nr. NS NSDAP NSV NT o. Oberkons. o. D. Ökum., ökum. ÖRK OKonsR OKR OLKR o. O. Ord. ostpreuß. PBR PD Pfg. Pfr. PfVwal PfVwes Phil./phil. PhilStud PKA PNB Polit./polit. Präs. Preuß./preuß. Prof. Prot./prot. PS PT RBR Red. Ref./ref.
Lutherischer Weltbund maschinenschriftlich/e/en/es/er Mitteilungsblatt der Deutschen Evangelischen Kirche Mitglied des Landtags Mitglied des Reichstags Mitglied Nationalsynode/n nebenamtlich/e/en/er/es Nordelbisches Kirchenarchiv Narodnyj Kommissariat Wnutrennych Del ˙ ˙ ˙ Nachlass Nummer nationalsozialistisch/e/en/es/er Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei Nationalsozialistische Volkswohlfahrt Neues Testament ordentlich/e/en/er/es Oberkonsistorium ohne Datum ökumenisch/e/en/er/es Ökumenischer Rat der Kirchen Oberkonsistorialrat Oberkirchenrat Oberlandeskirchenrat ohne Ort Ordination ostpreußisch/e/en/er/es Provinzialbruderrat Privatdozent Pfennig Pfarrer Pfarrverwalter Pfarrverweser Philosophie, philosophisch/e/en/er/es Philosophiestudium Provinzialkirchenausschuss Pfarrernotbund politisch/e/en/er/es Präsident/en preußisch/e/en/er/es Professor protestantisch/e/en/er/es Predigerseminar Praktische Theologie Reichsbruderrat Redaktion reformiert/e/en/er/es
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992 RGBl RGG RKA RM RMBliV röm.-kath. S. SA SD Sp. SPD SS ST staatl. Stellv./stellv. StGB Sup. Teiln. Theol./theol. TheolStud ThüKbl
TRE UA USA VELKD VGeistl vgl. VKL Vol. Vorl./vorl. Vors. Vorst. weltl. WGK wiss. WPC zit.
Abkürzungen Reichsgesetzblatt Die Religion in Geschichte und Gegenwart Reichskirchenausschuss Reichsmark Reichsministerialblatt für die innere Verwaltung römisch-katholisch/e/en/er/es Seite Sturmabteilung Sicherheitsdienst Spalte/n Sozialdemokratische Partei Deutschlands Schutzstaffel Systematische Theologie staatlich/e/en/er/es Stellvertreter, stellvertretend/e/en/er/es Strafgesetzbuch Superintendent Teilnehmer Theologie, theologisch/e/en/er/es Theologiestudium Thüringer Kirchenblatt und Kirchlicher Anzeiger. Gesetzund Nachrichtenblatt der Thüringer evangelischen Kirche. A: Gesetze und Verordnungen. B: Kirchliche Anzeigen Theologische Realenzyklopädie Universitätsarchiv United States of America Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands Vereinsgeistlicher vergleiche Vorläufige Kirchenleitung Volume vorläufig/e/en/er/es Vorsitzender Vorsteher weltlich/e/en/er/es Weltkirchenkonferenz für Glauben und Kirchenverfassung wissenschaftlich/e/en/er/es Weltkirchenkonferenz für Praktisches Christentum zitiert
PERSONENREGISTER/BIOGRAPHISCHE ANGABEN Adam, Walter 753 geb. 23. 4. 1900 Pirna, gest. 29. 4. 1951 Dresden, Vikar IM Dresden 1924, Pfr. Frauenstein 1926, Dresden-Tolkewitz 1937. Agricola, Werner, Dr.jur. 746 geb. 17. 8. 1887 Leisnig (Sachsen), gest. 29. 6. 1962, Rechtsreferendar 1911, Kriegsdienst 1914–1918, Assessor bzw. Regierungsrat im sächsischen Staatsdienst 1919, jurist. Hilfsarbeiter beim Landeskons. Dresden 1. 10. 1926, KonsR ebd. 30. 11. 1926, OKonsR ebd. 1927, OKR LKAm Dresden 1933, o. Mitgl. und OLKR ebd. 1937–1945, dann beurlaubt zur Dienstleistung in der hannoverschen Landeskirche, Ruhestand 1952.– Mitgl. der sächsischen FA 1935. Ahlhorn, Gustav 130, 211, 553 geb. 23. 8. 1886 Oldenburg, gest. 11. 1. 1971 Bad Sooden-Allendorf, Jurist im Staatsdienst, Mitgl. des Ev.-luth. Oberkirchenrats Oldenburg 1921–1934, jurist. Hilfsarbeiter, OLKR LKAm Hannover 1934 und Mitgl. der FA der braunschweigischen Landeskirche 1936 bis zur Amtsenthebung durch Reichskirchenminister Kerrl 1938, OKR, beauftragt mit den Geschäften des LKAm Hannover 1945, Präs. ebd. 1946–1952. – Mitgl. des Luth. Rates 1935. – Teiln. der BS der DEK Berlin-Dahlem 1934. Ahrendts, Karl, Dr.jur. 71 geb. 24. 6. 1881 Saargemünd/Lothringen, gest. 20. 12. 1949 Berlin, Jurastudium Straßburg, Berlin und Bonn 1901–1905, Gerichtsreferendar 1905, Regierungsassessor Straßburg 1909, Kriegsdienst 1914/15, Regierungsrat Straßburg 1916, Kreisdir. Gebweiler/Lothringen 1917, Landrat Belgard/Pommern 1919, Regierungsrat Stettin 1921, Oberregierungsrat Berlin 1922, Referent im preuß. Finanzministerium 1928, Ministerialrat ebd. 1929, Versetzung in den einstw. Ruhestand wegen eines Dienstvergehens 1932, dauernde Ruhestandsversetzung 1933. – Mitgl. der Französisch-Ref. Gemeinde Berlin 1924, Ancien-Diacre Friedrichstadt-Paroisse 1927, Ancien ebd. und stellv. Secrétaire der Generalversammlung der Französisch-Ref. Gemeinde Berlin 1931, Secrétaire ebd. 1933– 1946, Mitgl. des Ref. Kirchenausschusses 1934, Mitgl. des Arbeitsausschusses der Ref. Kirchen Deutschlands und dessen Verbindungsmann zum LR 1936, Mitgl. des Dt. Ref. Kirchenausschusses 1939, rechtskundiges Mitgl. des Disziplinarhofs der DEK 1943. – Mitgl. der NSDAP seit 1933. Albertz, Martin, Lic.theol. D. 30f., 86, 172f., 195, 282, 344, 377f., 395, 441, 457, 515, 533, 547, 690, 724 geb. 7. 5. 1883 Halle/Saale, gest. 29. 12. 1956 Berlin, TheolStud Halle, Berlin und Erlangen, Ord. und HPred Posen 1908, Studieninspektor Halle 1909, Pfr. Stampen und Bohrau/Schlesien, Referent Kons. Breslau 1910, Studiendir. PS Johannesstift Berlin-Spandau 1921, Verlegung nach Stettin-Kückenmühle 1923, Sup. und Dompfr. Soldin/Brandenburg 1928, Pfr. und Sup. Berlin-Spandau 1931– 1953, Mitgl. des berlin-brandenburgischen (seit 1935: Berliner) BR 1934, Amtsenthebung aus polit. Gründen 1935, Dozent für NT KiHo Berlin und Leiter des
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Personenregister/Biographische Angaben
Theol. Prüfungsamts der BK Berlin-Brandenburg 1935 bis zur Schließung 1941, wegen dieser „illegalen“ Tätigkeit Disziplinarverfahren und Aberkennung der Rechte des geistl. Standes 1938, Gefängnishaft 1937, 1940/41 und 1944/45, Mitgl. der VKL II 1936–1945, ao. Prof. für ref. Theol. Humboldt-Universität Berlin und Prof. für NT KiHo Berlin 1945. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936. Altenstein, Karl Sigmund Franz Frhr. vom Stein zum 791 geb. 1. 10. 1770 Schalkhausen, gest. 14. 5. 1840 Berlin, Preuß. Kriegs- und Domänenrat 1797, Kriegs- und Vortragender Rat 1801, Geh. Oberfinanzrat 1803, Finanzminister 1808, Zivilgouverneur Schlesien 1813, Mitgl. der Zentralbehörde der verbündeten Mächte 1815, Mitgl. des preuß. Staatsrats und Kultusminister 1817. Althaus, Paul d. J., Lic.theol. D. Dr.jur.h.c. D.D. 67 geb. 4. 2. 1888 Obershagen bei Celle, gest. 18. 5. 1966 Erlangen, TheolStud Tübingen und Göttingen 1906–1911, PS Erichsburg 1911, PD für ST und NT Göttingen 1913, Ord. 1915, Kriegsdienst und Lazarettpfr. 1914–1918, danach zeitweise Leiter PS Erichsburg, o. Prof. für ST Rostock 1919, für Dogmatik (seit 1931 ST und NT) Erlangen 1925–1945 und 1948–1956, dazwischen vorl. Entlassung durch die amerikanische Militärregierung 1947/48, Ruhestand 1956. – Mitgl. im Arbeitsausschuss des Luth. Rates 1934/35, der Theol. Kammer der DEK 1936. – Teiln. der BS der DEK Berlin-Dahlem 1934 und des Dt. Luth. Tages Hannover 1935. Amann, Max 83, 131f. geb. 24. 11. 1891 München, gest. 30. 3. 1957 München, Kaufmannsschule, Militärdienst seit 1912, im Ersten Weltkrieg Vizefeldwebel und Offiziers-Stellv., erster Geschäftsführer der NSDAP 1921, Dir. des Zentralverlags der NSDAP, Verleger u. a. von „Mein Kampf“ und vieler NS-Organe („Völkischer Beobachter“) im Zentralverlag Franz Eher Nachfolger München 1922, Teilnahme am HitlerPutsch 1923, Stadtrat München (NSDAP) 1924–1933, Reichsleiter für die Presse der NSDAP Anfang 1933, MdR März 1933, Präs. der Reichspressekammer 15. 11. 1933. – SS-Obergruppenführer 1936. – Verurteilung als Hauptschuldiger zu 10 Jahren Arbeitslager 1948. Aristoteles 712 384–322 v. Chr., griechischer Philosoph. Arnim-Lützlow, Wilhelm von 530 geb. 27. 2. 1879 Gut Züsedom Kreis Angermünde/Brandenburg, gest. (Luftangriff) 23. 11. 1943 Berlin, Gutsbesitzer auf Lützlow bis 1926, lebte dann in Berlin-Wannsee. – Mitgl. des BR der Ev. Kirche der ApU und des berlin-brandenburgischen (seit 1935: brandenburgischen) PBR 1934, Mitgl. der Konferenz der Landesbruderräte seit der Gründung. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936 und des Dt. Luth. Tages Hannover 1935. Asmussen, Hans, D. D.D. 39, 53, 56, 86, 129, 196, 199, 225, 242, 249, 257, 314, 317, 322, 326, 330ff., 338, 358, 360, 362–365, 367ff., 371, 375, 383, 388, 410, 412, 414, 440f., 496, 606, 613, 625, 631f., 635, 637ff., 641, 669, 693, 698, 701, 756, 768, 776– 779, 782, 788, 795, 811f., 814, 816f., 821 geb. 21. 8. 1898 Flensburg, gest. 30. 12. 1968 Speyer, TheolStud Tübingen und
Personenregister/Biographische Angaben
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Kiel, Ord. und HGeistl Diakonissenanstalt Flensburg 1923, Pfr. Albersdorf/Süderdithmarschen 1925, Altona 1932, als einer der Vorkämpfer der BK aus kirchenpolit. Gründen Suspendierung 1933, Ruhestandsversetzung 25. 2. 1934, Leiter der theol. Abt. im Präsidium der BS Bad Oeynhausen Juni 1934, Bestellung als Visitator der bek. Gemeinden durch den vorl. LBR (BG) Nassau-Hessen Sommer 1934, Dozent für PT und AT KiHo Berlin Wintersemester 1935/36, deren Leiter 1937 bis zur Schließung 1941, zugleich Pfr. Berlin-Lichterfelde 1936, Reichsredeverbot 1936–1940, Gefängnisstrafe 1941, Aushilfspfr. im Dienst der württembergischen Landeskirche 1942, nach der Ausbombung für die Rüstungswirtschaft reklamiert („Privatsekretär“ der Firma Deschimag) 1943, Mitgl. der (zunächst Vorl.) Kirchenleitung Kiel (ständig vertreten durch Propst Hasselmann) seit August 1945, Mitgl. des Rates der EKD und erster Präs. der Kirchenkanzlei der EKD in Schwäbisch-Gmünd 1945–1948, Propst Kiel 1949, Ruhestand 1955. – Mitgl. des RBR 1934, des Rates der DEK 1934 und 1936, des BR der Ev. Kirche der ApU bis 1938. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, BerlinDahlem 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936. Aubrey, Melbourn Evans, LL.D. D.C.L. 576 geb. 21. 4. 1885 Rhondda, gest. 18. 10. 1957 Godalming, Ord. und HGeistl Baptistenkirche Leicester 1911, Pastor Cambridge 1913, Sekretär der Baptist Union of Great Britain and Ireland 1925, Moderator des Federal Council of the Evangelical Free Churches 1936, Vize-Präs. des British Council of Churches 1948–1950, Mitgl. des Zentralkomitees des ÖRK 1948–1954, Präs. der Baptist Union 1950– 1951. – Del. auf der WPC Oxford 1937 und auf der WGK Edinburgh 1937. Aulén, Gustav, D.D. 573 geb. 15. 5. 1879 Ljungby, gest. 16. 12. 1977 Lund, Dozent für theol. Einleitungswissenschaften Universität Uppsala 1906, für ST ebd. 1910, o. Prof. für ST Universität Lund 1913, Bischof Strängnäs 1933–1952. – Führende Persönlichkeit in der internationalen Ökumene und im Weltluthertum. Bachmann, Karl, Lic.theol. D. 244 geb. 30. 6. 1871 Kassel, gest. 19. 10. 1936 Kassel, TheolStud Marburg und Leipzig 1889–1893, Ord. Kassel und Pfarrgehilfe Wolfershausen 1895, Borken 1896, Inspektor PS Hofgeismar, zugleich Hilfspfr. Gesundbrunnen 1897, Pfr. Deisel 1905, Kassel 1910, Kreispfr. Kassel-Stadt 1915–1936. Balzer, Erwin 56, 63, 156, 186, 226f. geb. 15. 3. 1901 Berlin, gest. 5. 3. 1975 Hamburg-Bergstedt, Ord. und Provinzialvikar Berlin 1927, Pfr. St. Nikolai/Helgoland 1929, Othmarschen bei Altona 1933, Landesbischof Lübeck, Präses des Kirchentags 1934, Vors. des Lübecker Kirchenrats 1934–1939, Amtsenthebung und Aberkennung der geistl. Rechte 1945, Wiedererlangung der geistl. Rechte 1955, Ruhestand 1956. – Landesleiter der DC, Vertreter der Landeskirche Lübeck für das Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das dt. kirchl. Leben in Eisenach seit 1939. – Mitgl. der NSDAP 1931. Barbour, G. F., Dr.phil. 576 Del. der Church of Scotland auf der WGK Edinburgh 1937. Barth, Karl, Dr.theol.h.c.mult. 185, 270f., 410, 418, 595, 628, 721 geb. 10. 5. 1886 Basel, gest. 10. 12. 1968 Basel, TheolStud Bern, Berlin, Marburg und Tübingen 1904–1908, Ord. und Vikar Genf 1908, Hilfsredakteur der Zeit-
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Personenregister/Biographische Angaben
schrift „Die Christliche Welt“ 1908/09, HPred (ref. Gemeinde) Genf 1909, Pfr. Safenwil/Kanton Aargau 1911, HonProf. für Ref. Theol. (erster ref. Lehrstuhl der Universität) Göttingen 1921, o. Prof. für ST Münster 1925, Bonn 1930, Suspendierung wegen Verweigerung des Eides auf Adolf Hitler 1934, Zwangsemeritierung und Ausweisung aus Deutschland aus polit. Gründen 1935, nach erfolglosen Verhandlungen über die Leitung einer freien ref. Fak. in Elberfeld o. Prof. Basel 1935–1962. – Mitbegründer und -herausgeber der Schriftenreihe „Theologische Existenz heute“ 1933, theol. Berater der BK seit 1933, Mitgl. des RBR und des Rates der DEK bis Oktober 1934. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934. Bartning, Ludwig 542 geb. 30. 4. 1876 Hamburg, gest. 27. 12. 1956 Berlin, Kunststudium München, Privatunterricht bei Paul Schultze-Naumburg, Studium in Rom und Karlsruhe, Maler, Übersiedlung nach Berlin 1901, Lehrer Kunstgewerbemuseum Berlin 1913, Prof. Vereinigte Staatsschulen für Freie und angewandte Kunst (Hochschule für Bildende Kunst) Berlin 1913. – Mitgl. der Kirchengemeindevertretung BerlinDahlem ab 1919, Mitgl. Kirchengemeinderat ebd. 1923, stellv. Vors. des Kirchengemeinderats ebd. 1925, Kirchmeister, Mitgl. des BR und Sprecher der Bek. Gemeinde ebd., Ord. zum Laienprediger 1944, Ausscheiden aus den kirchl. Ämtern 1950. Bartz, Gerhard 164ff. geb. 19. 3. 1874 Altwerder bei Kolberg, Ord. Berlin und Pfr. Leichholz 1900, Pfr. Tempel 1909, Oberpfr. und Sup. Luckau 1918, Pfr. und Sup. Finsterwalde 1930– 1938. Bauer, Gerhard 71, 84, 98, 107, 125, 154, 224, 242, 515, 534, 552, 554, 559, 588, 649, 683, 714, 719, 726, 755 geb. 25. 6. 1896 Roda bei Ilmenau, gest. 28. 11. 1958 Zeitz, Kriegsdienst 1914– 1918, TheolStud Halle 1919–1922, Ord. und Pfr. Gotha 1923, Amtsenthebung und Wartestandsversetzung aus kirchenpolit. Gründen 1938, Religionslehrer Würzburg, Entlassung nach zehn Wochen wegen „politischer Unzuverlässigkeit“, PfVwes und Leiter der Stadtmission Hof/Saale 1940, Entlassung aus dem Dienst der thüringischen Kirche und Pfr. im Dienst der pommerschen Kirche Stargard 1943, komm. Leiter des Waisenhauses Römhild/Thüringen Mai 1945, Pfr. und Sup. Stadtroda Juli 1945, KR 1947, OKR und aufsichtsführendes geistl. Mitgl. des Landeskirchenrats Eisenach für den Aufsichtsbezirk Ost (Gera), Visitator für Ostthüringen 1949–1952, gleichzeitig komm. Verwaltung der Pfarrstelle Gera-Untermhaus, Pfr. Kosma und Wartestandsversetzung wegen Krankheit 1952. – Mitgl. des PNB 1933, Gründungsmitgl. der Luth. BG und stellv. Vors. des LBR Thüringen (Leiter der Geschäftsstelle zusammen mit Ernst Otto bis 1938) 1934, Vertreter der Thüringer BK im LR 1936. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934, Bad Oeynhausen 1936. Baumgärtner, Johannes (Hans) 116 geb. 9. 9. 1892 Nürnberg-Lichtenhof, gest. (Selbstmord) 9. 11. 1943 Nürnberg, TheolStud Erlangen und Tübingen 1912–1914, Kriegsdienst 1914–1918, HGeistl Nürnberg 1919, Ord. Ansbach 1920, Katechet und Studienrat Schweinfurt 1921, Titel Pfr. 1924, Studienrat 1927, VGeistl der Stadtmission und Organisator der DC Nürnberg 1930, Entlassung aus dem Dienst der IM 1934, Kriegsdienst 1939,
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stellv. Kommandeur des Streifendienstes beim Generalkommando XIII Nürnberg 1940. – Landesleiter der bayerischen DC. Beckmann, Joachim, Dr.phil. Lic.theol. D. 345, 440, 495, 701 geb. 18. 7. 1901 Wanne-Eickel, gest. 18. 1. 1987 Düsseldorf, Theol.- und PhilStud Marburg, Tübingen, Münster und Göttingen seit 1920, Inspektor des ref. Studienkonvents Göttingen 1924, Assistent beim Central-Ausschuss für die IM Berlin (Ev. Reichserziehungsverband) 1925, Ord. und Landespfr. für IM und Wohlfahrtspflege Wiesbaden 1926, zweiter VGeistl Westfälische Frauenhilfe Soest 1928, zugleich Geschäftsführer des Ev. Männerdienstes ebd. 1932, Pfr. Düsseldorf 1933–1948, vorübergehend Amtsenthebung wegen Zugehörigkeit zur BK Februar 1934, Mitgl. der rheinischen Kirchenleitung 1945, OKR ebd. 1949 und Theol. Dirigent des LKAm 1952–1958, Präses der rheinischen Kirche 1958–1971. – Dozent KiHo Wuppertal 1945, Prof. ebd. 1951, HonProf. für Kirchenkunde der Gegenwart Bonn 1960. – Gründer der Rheinischen Pfarrerbruderschaft (die sich dem PNB anschloss) 1933, Mitgl. des rheinischen BR, des Rates der rheinischen BS, des BR der Ev. Kirche der ApU, des RBR 1934, des BR der EKD nach 1946, Vors. des Rates der EKU 1960. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936. Beer, Ludwig, Dr.jur. 116, 278 geb. 28. 11. 1893 Patras/Griechenland, gest. (Verkehrsunfall) 7. 3. 1949, Theol.und Jurastudium 1913–1923, dazwischen Kriegsdienst 1914–1918, Übertritt von der kath. zur ev. Kirche 1922, Ord. Ansbach und Vikar Hammelburg/Unterfranken 1924, VGeistl Landesverein für IM Nürnberg 1928, Pfr. Nürnberg-Eibach 1932, komm. Einsetzung als Dekan durch den Staatskommissar der Reichskirchenregierung, Amtsenthebung November 1934, Dienstentlassung durch die bayerische Kirchenleitung Februar 1935, Pfr. für Volksmission im Gebiet der mecklenburgischen Kirche 1935/36 und Beurlaubung zur Dienstleistung als Pfr. der Gesamtgemeinde Franken der DC Nürnberg-Eibach bis 1940, Sup. Wernigerode/Kirchenprovinz Sachsen 1940 bis zur Amtsenthebung 1945, dazwischen Kriegsdienst und Gefangenschaft 1941–1947, im Dienst der westfälischen Kirche 1947–1949. – Mitgl. der NSDAP. Behm, Dieter 649, 683, 726, 768, 795 geb. 12. 7. 1913 Parchim, gest. (gefallen) 2. 7. 1944 bei Beresino, TheolStud Erlangen und Rostock 1931–1935, freiwilliger Wehrdienst Rostock 28. 10. 1935– 30. 9. 1936, Vikar Pritzier Oktober 1936 bis Juni 1937, dann Predigerseminarkurs Hermannsburg und Beschäftigung im Sekretariat des LR, 2. Theol. Examen Hannover September 1938, anschließend HPred Levin bei Dargun und Schlossgemeinde Schwerin bis zur Einberufung zum Kriegsdienst 26. 8. 1939. Bell, George Kennedy Allen 65, 287, 417, 492f., 576, 642, 644–648, 673, 735, 774ff. geb. 4. 2. 1883 Hayling Island Hampshire/Großbritannien, gest. 3. 10. 1958 Canterbury, Priesterweihe und Sozialpfr. Leeds 1907, Studentenpfr. und Tutor Christ Church College Oxford 1910, Privatsekretär des Erzbischofs von Canterbury und Sonderreferent für internationale und interkonfessionelle Beziehungen 1914, Dompropst von Canterbury 1925, Bischof von Chichester 1929–1957. – Mitinitiator des Ökum. Rates für Praktisches Christentum Stockholm 1925, dessen Vors. 1932, Vors. des Zentralausschusses des ÖRK 1948–1955.
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Personenregister/Biographische Angaben
Bender, Karl, D. 291, 496, 510, 515, 534, 539 geb. 28. 2. 1881 Karlsruhe, gest. 21. 3. 1961 Karlsruhe, TheolStud Heidelberg und Halle, Ord. und Vikar Neckarau 1904, Gernsbach, PfVwal Rastatt, Nonnenweier 1905, Karlsruhe 1906, Bruchsal 1907, Pfr. Schatthausen 1911, Donaueschingen 1919, Mannheim 1924, Mitgl. der badischen Kirchenregierung 1924–1933, LKR 1925, OKR 1933, ständiger Vertreter des Landesbischofs 1933, Ruhestandsversetzung auf eigenen Antrag 1. 11. 1945. – Mitgl. der DNVP 1919–1924, der NSDAP 1933, Parteiausschluss nach Parteigerichtsverfahren 1939. Benn, Ernst-Viktor, Dr.jur. 108, 133, 140, 251 geb. 18. 6. 1898 Sellin Kreis Königsberg/Neumark, gest. 7. 8. 1990 Essen, Kriegsdienst 1916, Jurastudium 1919–1924, jurist. Hilfsreferent der Ev. Kirche der ApU in den Konsistorien Breslau und Königsberg 1925, KonsR 1928, jurist. Mitgl. im EOK Berlin 1930, OKR bei der DEK 1934, OKonsR und Mitgl. EOK 1936–1951, dazwischen vorübergehend abgestellt zur Dienstleistung in der DEK als Leiter des Büros des RKA 1936–1937, Kriegsdienst, Beauftragung mit der Führung der Geschäfte des jurist. Mitgl. der Abt. Ost des Ev. Kons. im „Reichsgau Wartheland“ Litzmannstadt 1940–1945, Kriegsgefangenschaft, Stellv. des Leiters der Kirchenkanzlei der EKD – Berliner Stelle – (Dezember 1945) bzw. Stellv. des Präs. der Kirchenkanzlei der EKD (Dienstbezeichnung „Vizepräs.“), mit der Leitung der Berliner Stelle beauftragt seit 1949, Übernahme in den Dienst der EKD, Lehrbeauftragter für Kirchenrecht an der KiHo Berlin 1951, kurzfristig Präs. des LKAm Hannover 1952, Justitiar und später Abteilungsleiter der Rheinischen Stahlwerke Essen seit 1953, komm. jurist. Dirigent der Kirchenkanzlei der EKU 1967, jurist. nebenamtl. Mitgl. ebd. 1969. – Teiln. der Dt. Ev. NatSyn Wittenberg 1933. – Mitgl. der NSDAP 1933 bis zum Austritt 1936. Benz, Ernst, Dr.phil. Lic.theol. Dr.h.c.mult. 396, 493f. geb. 17. 11. 1907 Friedrichshafen/Bodensee, gest. 29. 12. 1978 Meersburg/Bodensee, Philologie-, Phil.-, Archäologie-, dann TheolStud Tübingen, Rom, Berlin und Bonn, PD Universität Halle/Saale 1932, Dozent Lutherakademie Dorpat 1934/35, ao. Prof. für Kirchen- und Dogmengeschichte Universität Marburg 1935, o. Prof. ebd. 1937–1973, dazwischen Kriegsdienst (Divisionspfr.) und Gefangenschaft, erneut Marburg 1946, dort auch Dir. des Ökum. Seminars. – Mitgl. der SA 1933, der NSDAP 1937. Berg, Rolf, Dr. 377 geb. 16. 11. 1891 Wiesbaden, Ord. und Vikar Alt-Karin bei Doberan 1931, Pfr. ebd. 1932, Dömitz (Mecklenburg) 1933, Berlin-Spandau 1934, Superintendenturverwalter ebd. 1937–1939, Pfr. Weitenhagen Kirchenkreis Greifswald-Land 1939, Ruhestand 1953. Berg, Walter Theodor 600f., 746, 748 geb. 2. 5. 1874 Stettin, gest. 7. 1. 1955 Bautzen, Vikar Steinigtwolmsdorf 1900, Pfr. Lengenfeld 1901, Bautzen 1903, Sup. ebd. 1933, Ruhestand 1939. Berkelbach van der Sprenkel, Simon Frederik Hendrik Jan, Dr.theol. Dr.theol.h.c. 576 geb. 10. 4. 1882 Nederhemert/Niederlande, gest. 18. 1. 1967 Utrecht, Pfr. (Ref. Kirche der Niederlande) Wijk aan Zee 1907, Purmerend 1915, Haarlem 1919, Rotterdam 1925, Amsterdam 1933, Prof. für Dogmatik und PT Utrecht 1935–
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1958. – Teiln. der WKG Edinburgh 1937, Mitgl. von deren Fortsetzungsausschuss 1937–1948, des Zentralkomitees des ÖRK 1948–1953. Beste, Niklot, Dr.phil. D. D.D. 71, 84, 95, 98, 103, 137, 155, 161, 175, 207, 219, 224, 236, 266, 294, 304, 381, 399, 412, 427, 433, 437, 451, 461, 463, 467, 515, 534, 538, 552ff., 557f., 588, 649, 658, 683, 692, 726, 741, 743, 754, 757, 761, 796 geb. 30. 6. 1901 Gut Ilow/Kreis Wismar, gest. (Verkehrsunfall) 24. 5. 1987 Gießen, Theol.- und Geschichtsstudium Marburg, Innsbruck, Breslau und Rostock 1920–1924, Ord. und als Vikar Verwaltung der Pfarrei Benthen Kirchenkreis Parchim 1926, Pfr. ebd. 1929, Pfr. für Volksmission Schwerin 1932, Pfr. Neubukow/Kreis Bad Doberan 1933–1945, Unterbrechung durch Kriegsdienst 1939/ 40, Beauftragung mit der einstw. Führung der Geschäfte des Oberkirchenrats Mecklenburg 1945, mecklenburgischer Landesbischof 1946–1971. – Mitgl. und Geschäftsführer des PNB Mecklenburg, Vors. des mecklenburgischen LBR seit seiner Gründung Juli 1934, Mitgl. des RBR 1936. – Gründungsmitglied des LR 1936, stellv. Mitgl., dann Mitgl. der Kirchenleitung der VELKD seit 1948, deren stellv. Ltd. Bischof 1954 und stellv. Vors. der Bischofskonferenz der VELKD 1954–1967, Mitgl. des Rates der EKD 1961–1967, Ltd. Bischof der Vereinigten Ev.-Luth. Kirche/DDR 1968–1971, Vors. der Konferenz der ev. Kirchenleitungen in der DDR 1968–1969. – Teiln. der BS der DEK Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936. Bischoff, Otto 423f. geb. 10. 4. 1881 Alsleben/Saale, gest. 3. 6. 1945 Weferlingen, Ord. und Oberhelfer Pfeiffersche Anstalten Magdeburg-Cracau 1908, Pfr. Späningen 1909, FGeistl 1917/18, Pfr. und Sup. Weferlingen 1931–1945, dazwischen Vakanzvertreter und Superintendenturverwalter Nordhausen Oktober 1936, Aufenthaltsverbot für den Bezirk Erfurt 1937. Blendin, Georg 515 geb. 21. 11. 1874 Gelnhausen, gest. 29. 11. 1956 Gelnhausen, Ord., Pfarrgehilfe Bergen und Altenhaßlau 1903, Pfr. Oberkalbach 1904, Wachenbuchen 1913, Ruhestand 1940. – Mitgl. des LKAu von Kurhessen-Waldeck seit 1935. Blomberg, Werner Eduard Fritz von 298, 373, 515f., 606 geb. 2. 9. 1878 Stargard/Pommern, gest. 14. 3. 1946 Nürnberg, Berufssoldat seit 1894, Referent im Reichswehrministerium 1919, Oberstleutnant 1920, Chef des Stabes beim Wehrkreiskommando 5 Stuttgart 1921, Oberst 1923, Chef der Heeresausbildungsabt. im Reichswehrministerium 1925, Chef des Truppenamts 1927, Generalmajor 1928, Befehlshaber Wehrkreis 1 Ostpreußen und Generalleutnant 1929, Leiter der dt. Militärdelegation auf der Abrüstungskonferenz in Genf 1932, Reichswehrminister und General der Infanterie 30. 1. 1933, Generaloberst Oktober 1933, Umbenennung in Reichskriegsminister und Oberbefehlshaber der Wehrmacht 21. 5. 1935, Generalfeldmarschall 1936, Goldenes Parteiabzeichen 1937, Abdankung und Entlassung aus Ministeramt und Heeresdienst 1938, Verhaftung und Verwahrung im Kriegsverbrechergefängnis Nürnberg 1945. Bodelschwingh, Friedrich von, D. D.Debrecen Dr.med. h.c. 20, 190f., 201, 345f., 497, 661, 681, 699, 706, 720, 722ff., 727ff., 731f., 735, 737, 739, 751, 756, 758, 768ff., 776, 796, 798, 802f., 860ff. geb. 14. 8. 1877 Bethel, gest. 4. 1. 1946 Bethel, TheolStud Bonn, Basel, Tübingen
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Personenregister/Biographische Angaben
und Greifswald seit 1896, Militärdienst, Ord. und HPred Dortmund 1903, Pfr. Zionsgemeinde, Vorst. Anstalt Bethel, Mitarbeiter und (seit 1906) Stellv. seines Vaters bei der Leitung der Anstalten Bethel, Sarepta und Nazareth (ab 1921: von Bodelschwinghsche Anstalten mit Krankenhäusern, Heimen für Behinderte und Gemütskranke, Arbeiterkolonien und Schulen) seit 1904, deren Leiter 1910– 1946, zusammen mit Pastor Paul Braune Protest bei staatl. Stellen gegen die sog. Euthanasiemaßnahmen. – (Designierter) Reichsbischof der werdenden DEK 27.5.–24. 6. 1933, Rücktritt nach der Einsetzung August Jägers zum Staatskommissar. – Führendes Mitgl. des Central-Ausschusses für die IM, Mitbegründer und Mitgl. des BR der AG der missionarischen und diakonischen Verbände der DEK 1934. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934. Boe, Lars W., D.D. 562 geb. 27. 12. 1875 Calumet Michigan/USA, gest. 27. 12. 1942, Ord. und Pfr. im Staat Iowa seit 1901, Präs. Waldorf College 1904–1915, Generalsekretär United Norwegian Lutheran Church 1917, Präs. St. Olaf College Northfield/Minnesota 1918–1942. Boegner, Marc, Dr.theol. D.D. 570, 576 geb. 21. 2. 1881 Epinal/Frankreich, gest. 19. 12. 1970 Straßburg, Jura- und TheolStud, Pfr. der ref. Gemeinde Passy in Paris 1918–1954, Präs. des Conseil de la Fédération protestante de France 1929–1961, Mitgl. und Präs. des Conseil National de l’Eglise reformée 1938–1950, Mitgl. des (in Vorbereitung befindlichen) ÖRK 1938–1948, einer der Präs. des ÖRK 1948–1954. Böhm, Hans, Dr.phil. Dr.theol. D. 86, 167, 169, 171, 195, 212, 281, 314, 318, 331f., 375, 395, 495, 552, 606, 627, 635, 637f., 642, 644, 647f., 669, 673, 768, 773, 775, 787, 789, 792, 795, 799, 802, 806, 808, 813, 815, 818f., 821 geb. 5. 5. 1899 Hamm/Westfalen, gest. 3. 4. 1962 Berlin, Kriegsdienst 1917–1918, Studium seit 1919, Freikorpskämpfer in einem Studentenbataillon, Ord., HPred und PfVwes Mosau Kreis Züllichau/Brandenburg 1926, Pfr. Langheinersdorf 1927, theol. Hilfsarbeiter EOK Berlin Juli 1930, planmäßiger Referent ebd. November 1930, Entlassung aus dem EOK durch Staatskommissar August Jäger Juni 1933, Versetzung an die Kreispfarrstelle für Siedlungsgemeinden der Kreissynode Kölln-Land I Oktober 1933, Verhaftung und Gefängnis aus kirchenpolit. Gründen 1938, Verhaftung wegen Mitverantwortung für das Prüfungswesen der BK 1941, Propst Kölln-Stadt, nebenamtl. theol. Referent im EOK Berlin, Mitgl. der berlin-brandenburgischen Kirchenleitung 1945, Mitgl. des Kons. BerlinBrandenburg 1946, Geistl. Leiter des Kons. Abt. Berlin mit der Amtsbezeichnung Propst 1948–1959, als Beamter der allg. berlin-brandenburgischen Kirchenverwaltung und als nebenamtl. OKR der Kirchenkanzlei der EKU in Ruhestand 1960. – Mitgl. des PBR Berlin 1935, der VKL II 1936, Vors. des BR Berlin nach 1945. – Teiln. der BS der DEK Bad Oeynhausen 1936. – Mitgl. der NSDAP Mai 1933 bis zum Ausschluss September 1938. Böhmcker, Hans, Dr.jur. 186, 226 geb. 6. 11. 1899 Bad Schwartau, gest. 18. 10. 1942 Lübeck, Amtsrichter 1925– 1930, Landesrichter Lübeck 1930–1933, Senator ebd. 1933, Senatskommissar für Verhandlungen mit den Kirchen, Vors. Lübecker Kirchenausschuss, Oberbürgermeister Lübeck 1937, jurist. Mitgl. des Lübecker Kirchenausschusses, Heeresdienst 1939, Beauftragter des Reichskommissars für die Niederlande/Amster-
Personenregister/Biographische Angaben
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dam 1940, Staatskommissar zur Wahrnehmung der Geschäfte des Oberbürgermeisters der Hansestadt Lübeck 1942. Börger, Wilhelm 663f. geb. 14. 2. 1896 Kray/Essen, gest. 29. 6. 1962 Heidelberg, Schlosser, Mitgl. der NSDAP 1924, Ortsgruppenleiter Neuss 1929, Kreisleiter und MdR 1930, Landesobmann Nationalsozialistische Betriebsorganisation 1932, Treuhänder der Arbeit für das Rheinland Köln Juni 1933, Preuß. Staatsrat September 1933, HonProf. für „Deutschen Sozialismus“ Universität Köln 1935, Ministerialdir. Reichsarbeitsministerium 1938, SS-Brigadeführer 1943. Bogner, Wilhelm 109, 113, 123, 125, 131, 265, 399, 412f., 440f., 443, 456, 606, 796 geb. 8. 5. 1897 Fünfbronn, gest. (Verkehrsunfall) 6. 12. 1946 bei Darmstadt, TheolStud Erlangen und Tübingen 1916–1921, dazwischen Kriegsdienst, Freikorpskämpfer 1917–1919, Ord. 1920, Pfr. Göggingen 1923, Augsburg 1933–1937, Dekan ebd. seit 1. 10. 1937, Vors. des bayerischen Landessynodalausschusses Dezember 1938, komm. Dienstleistung als theol. Hilfsreferent Landeskirchenrat München 1935, KR 1939, Schutzhaft 1941, OKR (Stellv. von Landesbischof Hans Meiser) 1945. – Vors. des Ev. Preßverbands 1935 bis nach Kriegsende. – Mitgl. des RBR 1936. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936. Boll, Karl Friedrich, Dr.phil. 628f. geb. 30. 6. 1898 Lübeck, gest. 12. 8. 1991 Reinbek, Ord. und HPred Krankenhaus Eppendorf 1929, Pfr. ebd. 1932, nebenamtl. Mitarbeiter und OKR LKAm Hamburg 1934, Abberufung durch Landesbischof Tügel 1936, Kriegsdienst 1943– 1945, Ruhestand 1945. – Mitgl. der NSDAP, DC (Nationalkirchler). Bonhoeffer, Dietrich, Lic.theol. 350 geb. 4. 2. 1906 Breslau, gest. (hingerichtet) 9. 4. 1945 KZ Flossenbürg/Oberpfalz, TheolStud Tübingen, Rom und Berlin 1923–1927, Vikar Barcelona 1928/29, Assistent Berlin, PD für ST 1930 und Stipendiat am Union Theological Seminary New York bis 1931, Ord. und Studentenpfr. Berlin 1931, öffentlicher Widerspruch gegen das nationalsozialistische Regime, die DC und insbesondere die Judenverfolgung 1933, Auslandspfr. London Oktober 1933 bis Frühjahr 1935, Leiter der dt. Jugenddelegation auf der ökum. Tagung in Fanö, Wahl zum Jugendsekretär des Weltbunds für Freundschaftsarbeit der Kirchen für Mitteleuropa 1934, Leiter des pommerschen PS der BK Zingst ab April 1935 und Finkenwalde ab Juni 1935 bis zum Verbot 1937, Leiter von Sammelvikariaten der BK Köslin und Schlawe/Hinterpommern bis 1939/40, Entzug der akademischen Lehrbefugnis 1936, Ausweisung aus Berlin 1938, trotz Kriegsgefahr Rückkehr von einer Vortragsreise aus den USA und Kontakte zum polit. Widerstand 1939, im Dienst der BK und offiziell als V-Mann im Amt Ausland/Abwehr („Amt Canaris“) im Oberkommando der Wehrmacht 1940, auf zahlreichen Auslandsreisen Bemühungen um Akzeptanz der dt. Widerstandskreise, Verhaftung durch die Gestapo wegen „Wehrkraftzersetzung“ April 1943, nach Aufdeckung des fehlgeschlagenen Attentats auf Hitler vom 20. 7. 1944 Überführung vom Wehrmachtsgefängnis Berlin/Tegel in das Reichssicherheitshauptamt Oktober 1944, dann in die KZ Buchenwald und Flossenbürg. Bonsdorff, Max von, D. Dr.theol. 562, 586, 673 geb. 23. 8. 1882 Åbo, gest. 12. 2. 1967 Borgå, Gymnasiallehrer Viborg und Åbo
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Personenregister/Biographische Angaben
1910–1921, Pfr. einer schwedischsprachigen Gemeinde Helsinki 1921, Bischof von Borgå (als erster Bischof für die schwedischsprachige Bevölkerung in Finnland) 1923–1954, stellv. Vors. der „Kirchenversammlungen“ 1935–1953. – Mitgl. der Engeren Konferenz des Luth. Einigungswerks, stellv. Mitgl. des Exekutivkomitees des Luth. Weltkonvents 1935. Bormann, Martin 731 geb. 17. 6. 1900 Halberstadt, gest. (Selbstmord) 2. 5. 1945 Berlin, Militärdienst 1918/19, Landwirtschaftseleve und Inspektor auf mecklenburgischen Gütern 1920–1926, wegen Beteiligung an einem Fememord zu einem Jahr Haft verurteilt 1924, Mitgl. der NSDAP 1927, Gaupresseobmann der NSDAP Thüringen 1927/ 28, Mitgl. im Stab der Obersten SA-Führung 1928–1930, Stabsleiter im Amt des Stellv. des Führers, Reichsleiter der NSDAP und MdR 1933, Leiter der Parteikanzlei 1941, Sekretär des Führers 1943, Ernennung zum Minister 1944, in den Nürnberger Prozessen als einer der Hauptkriegsverbrecher in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Borrmann, Walther, Lic.theol. 164 geb. 16. 3. 1890 Rössel/Ostpreußen, gest. 26. 6. 1965 Berlin, Ord. und Domhilfsprediger Berlin 1914, Felddivisionspfr. 1916, Oberpfr. Lieberose/Kreis Lübben 1918, Pfr. Königsberg 1925, Sup. und Propst Angermünde 1928, Ruhestand 1960. Borst, Albert 266 geb. 18. 6. 1892 Jungholzhausen/Württemberg, gest. (gefallen) 13. 7. 1941, Pfr. Waldenburg 1919, Dekan Langenburg 1930, Mitgl. EOK Stuttgart 1934, KR 1935, OKR 1937. Bosse, Johannes 71, 92, 98, 104, 161, 183, 201, 207, 215, 224, 232, 244, 247, 249, 252, 282, 328, 492, 515, 534, 538f., 609, 654, 677 geb. 22. 10. 1896 Hannover-Kirchrode, gest. 9. 2. 1970 Minden, Kriegsdienst, TheolStud Berlin und Göttingen, Vikar 1922, Ord. Hannover und Hilfspfr. Raddestorf 1925, Pfr. ebd. 1929, Pfr. und Sup. Stolzenau/Weser 1936–1964, unterbrochen durch Kriegsdienst, Mitgl. der Vorl. Kirchenleitung Hannover unter Landesbischof Marahrens 1936–1939. – Mitbegründer und zeitweise im Vorstand der Landeskirchl. Sammlung (später BG) Hannover 1933–1938, Landesobmann der BG Hannover 1934–1938, Mitgl. des RBR 1934–1936, der beratenden Kammer der DEK für Verfassungsangelegenheiten 1936. – Geschäftsführer der Luth. Vereinigung seit 1928. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936. Brachmann, Wilhelm, Dr. 286 geb. 19. 7. 1900 Brieg/Schlesien, gest. 30. 12. 1989 München, Kriegsdienst 1918, TheolStud Königsberg und Breslau 1919–1922, Vikar Bunzlau und Muskau ab 1923, HPred 1925, Pfr. Hertigswaldau bei Sagan 1926, Missionsinspektor Ostasienmission 1929, Studiendir. im ostpreuß. PS 1933 bis zur Abberufung durch den altpr. LKAu 1936, dann Lektor in der Reichsstelle zur Förderung des dt. Schrifttums, Referent für Protestantismus und Religionswissenschaft (ab November 1937 Hauptstelle Religionswissenschaft) in der Reichsleitung der NSDAP (Dienststelle Rosenberg) 1937, Lehrauftrag Universität Halle 1938, Dozent ebd. 1941, Lehrstuhlvertreter für Religionswissenschaft ebd. 1942, zugleich Aufbau des Instituts für Religionswissenschaft der Hohen Schule der NSDAP,
Personenregister/Biographische Angaben
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o. Prof. Universität Halle 1943, Flucht zur Ausweichstelle der Hohen Schule Oberheimbach Kreis Öhringen Februar 1945, Entlassung von der Universität Halle in Abwesenheit Mai 1945, Internierung in Ludwigsburg und Kornwestheim, im Entnazifizierungsverfahren als Mitläufer eingestuft 1948, danach publizistische Tätigkeit. – Mitgl. der NSDAP seit 1933. Braune 564 Sup. Polen. Breit, Thomas, D. 20, 23, 25, 27f., 31ff., 35, 43, 59f., 62ff., 67, 70f., 92, 100, 125f., 130, 137f., 141f., 144f., 149, 152f., 156f., 159ff., 163f., 166–169, 171–175, 177, 181, 183, 190f., 193, 195–199, 202f., 206f., 211ff., 215–218, 220ff., 224, 238, 240, 242, 244f., 248f., 257, 262f., 265f., 276, 281, 283, 285, 293, 296ff., 300, 306, 309, 313f., 321f., 329f., 332f., 381, 385, 388f., 393–396, 398f., 401, 404, 408, 412–416, 422, 425, 429ff., 433–447, 449f., 453–456, 461f., 464, 467, 470f., 473f., 476, 483f., 486, 488f., 492, 496f., 500–506, 508, 513, 515, 525, 528, 534, 537–540, 545, 547f., 550– 554, 557, 560f., 588, 593, 596f., 604ff., 609, 612, 615, 622, 634f., 637, 642f., 646, 649, 652–655, 660f., 666, 668–672, 676ff., 680, 683, 689, 691ff., 696, 698f., 701, 703–707, 709, 711, 713, 715f., 720–729, 732–740, 751, 754–760, 762f., 767–770, 774–777, 785ff., 795f., 803, 806, 834, 862f., 866, 868 geb. 16. 3. 1880 Ansbach, gest. 20. 11. 1966 Augsburg, TheolStud Erlangen und Greifswald, Ord. und Privatvikar Baldingen und Nördlingen 1903, Geistlicher bei der Stadtmission Berlin 1904, HGeistl München 1905, Pfr. Augsburg 1908, FGeistl 1914–1918, Dekan Hof 1925, OKR Landeskirchenrat München Mai 1933–1945 (Ruhestand), dazwischen beurlaubt zur Dienstleistung als Mitgl. der VKL I in Berlin 1934–1936 und als Vors. des LR im Sekretariat in Berlin 1936– 1938, Leiter des Martin Luther-Bundes Erlangen 1947–1950, Ephorus des Theologenheims ebd. 1948–1950. – Mitgl. des RBR und des Rates der DEK 1934 bis Februar 1936, des Luth. Rates 1934/35. – Teiln. der Dt. Ev. NatSyn Wittenberg 1933, der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936 und des Dt. Luth. Tages Hannover 1935. Brilioth, Yngve Torgny, Dr.phil. 576 geb. 12. 7. 1891 Västra Ed/Kalmar Län, gest. 27. 4. 1959 Uppsala, Dozent für KG Uppsala 1919, Prof. für KG an der Schwedischen Akademie Åbo/Finnland 1925, Prof. für PT und Dompropst Lund 1928, Bischof von Växjö 1937, Erzbischof Uppsala 1950–1958. Brown, William Adams, Ph.D. D.D.mult. S.T.D. 576 geb. 29. 12. 1865 New York, gest. 15. 12. 1943 New York, Prof. Union Theological Seminary New York 1898–1936. – Teiln. der WPC Oxford 1937. Brüel, Constanz, Dr.jur. 467f., 480 geb. 1. 11. 1892 Schladen Kreis Uslar, gest. 30. 5. 1964 Hannover, Jurist im Staatsdienst (Gerichtsassessor) 1916, Hilfsreferent LKAm Hannover 1924, LKR ebd. 1926, rechtskundiger OLKR Hannover 1933, jurist. Vertreter des Präs. des LKAm 1936–1938, jurist. Dirigent Landeskirchenrat Hannover 1953, Ruhestand 1958. Bruhns, Oskar Alexander 86, 379f., 537, 609, 622, 653f., 747f., 753 geb. 31. 3. 1881 Nissi/Estland, gest. 29. 12. 1945 Leipzig, Pfr. Tallin 1907, Jerwen/ Russland 1909, Sibirien 1915, Sekretär des Gustav-Adolf-Werks Leipzig 1921,
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Personenregister/Biographische Angaben
Pfr. Leipzig-Reudnitz 1922, Leipzig-Nikolai 1934. – Mitgl. und Vors. des Vertrauensrats Sachsen 1936. Brunkhorst, Adolf 749f. geb. 30. 10. 1867 Misselwarden Kreis Lehe, gest. 9. 3. 1945 Hamburg, Ord. und Vikar Reiherstieg/Harburg-Wilhelmsburg 1893, Pfr. Damnatz 1894, Osten 1899, Pfr. und Sup. Jork/Bezirk Hamburg 1912, Zeven 1917, Ruhestand 1940. Brunotte, Heinz, D.theol. 71, 88, 183, 188, 224, 236, 244, 259ff., 293, 391, 420, 475, 515, 520, 552, 691, 704, 768 geb. 11. 6. 1896 Hannover, gest. 2. 2. 1984 Hannover, Kriegsfreiwilliger und Freikorpskämpfer Oberschlesien 1914–1919, TheolStud Marburg, Tübingen und Göttingen 1919–1922, Hospes PS Loccum 1923, Ord. und Pfr. Münchehagen 1925, Pfr. Hoyershausen Kreis Alfeld und Geschäftsführer der Jungevangelischen Konferenz Hannover 1927, OKonsR DEKK (faktisch deren Leiter 1944) Berlin 1936–1945, dazwischen Kriegsdienst 1939, OLKR LKAm Hannover 1946, Präs. der Kirchenkanzlei der EKD 1949–1965, zugleich Präs. des Luth. Kirchenamts der VELKD bis 1963. – Mitgl. der JB, Gründungsmitglied der Landeskirchl. Sammlung (später LBR), des PNB und der BG Hannover 1933, dort im BR tätig 1933–1936. Brunstäd, Friedrich, Dr.phil. D. 67, 266, 289, 438, 605, 658f., 741f. geb. 22. 7. 1883 Hannover, gest. 2. 11. 1944 Willershagen bei Gelbensande/Mecklenburg, Phil.-, Geschichts-, Neuphilologie-, Staatswissenschafts- und TheolStud Heidelberg und Berlin seit 1901, PD Erlangen 1911, ao. Prof. der Phil. ebd. 1917, o. Prof. für ST Rostock 1925–1944, zugleich Gründer und Leiter der Ev.Sozialen Schule Spandau 1922–1934. – Mitgl. der JB 1933, des Luth. Rates 1934/ 35, der Theol. Kammer der DEK 1936. – Teiln. der mecklenburgischen BS Januar 1935. – Ltd. Mitgl. der DNVP bis 1929. Buchman, Frank Nathan Daniel 583 geb. 4. 6. 1878 Pennsburg/Pennsylvania, gest. 7. 8. 1961 Freudenstadt/Schwarzwald, amerikanischer Theologe, Gründer der Oxford-Gruppenbewegung 1921, der Moralischen Aufrüstung 1938. Büchler, Emil, Dr.jur. 376 geb. 18. 6. 1890 Saargemünd, gest. 6. 1. 1946 Heilbronn, Kirchenjurist 1922, OKR Darmstadt bis zur Ruhestandsversetzung 1942, Mitgl. der nassau-hessischen FA 1937. Bünz, Paul Christoffer 108 geb. 20. 9. 1878 Uetersen, gest. 15. 10. 1958 Rensefeld, Lehrvikar Karby 1905, Ord. und Provinzialvikar ebd. 1907, Pfr. Hansühn 1907, Enge 1910, Rensefeld 1927, später stellv. Landespropst der Landeskirche Eutin, Ruhestand 1951. Bürckel, Josef 290 geb. 30. 3. 1895 Lingenfeld/Pfalz, gest. (wahrscheinlich Selbstmord) 28. 9. 1944 Neustadt an der Weinstraße, Lehrerbildungsanstalt Speyer 1909–1914, Kriegsfreiwilliger 1914–1918, Lehrer Rodalben/Pirmasens und Nußbach 1920–1927, Anschluss an die nationalrevolutionäre Bewegung 1921, Beteiligung an Aktionen gegen die separatistische Bewegung in der Pfalz 1923, Mitgl. der NSDAP 1925, Gauleiter der NSDAP Rhein-Pfalz 1926, Leiter des 1935 zur „Saarpfalz“, 1942 zum „Gau-Westmark“ erweiterten Gaues bis 1944, MdR 1930, Saarbevollmächtigter der Reichsregierung 1934, Reichskommissar für die Rückgliederung des
Personenregister/Biographische Angaben
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Saarlandes 1935, Reichskommissar für das Saarland 1936, SS-Gruppenführer 1937, Reichskommissar für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Reich 1938, Gauleiter und Reichsstatthalter Österreich 1939, Reichsverteidigungskommissar Wehrkreis XVII 1939, Chef der Zivilverwaltung Lothringen 1940, Reichsstatthalter Westmark 1941, Reichsverteidigungskommissar 1942. Bultmann, Rudolf, Lic.theol. Dr.h.c.mult. 67 geb. 20. 8. 1884 Wiefelstede/Oldenburg, gest. 30. 7. 1976 Marburg/Lahn, TheolStud Tübingen, Berlin und Marburg 1903–1906, Gymnasiallehrer Oldenburg 1907, dann Repetent Seminarium Philippinum Marburg, PD für NT Marburg 1912, ao. Prof. Breslau 1916, o. Prof. Gießen 1920, Marburg 1921–1951. – Mitgl. des PNB und der BK 1933, Unterzeichner der gegen den kirchl. Arierparagraphen gerichteten Erklärung dt. Neutestamentler „Neues Testament und Rassenfrage“ Oktober 1933. Bunke, Adolf 641 Rechtsanwalt, Vors. BR Gemeinde Glogau/Schlesien, Verhaftung aus kirchenpolit. Gründen 16. 12. 1936, Überführung ins KZ Lichtenburg 1. 1. 1937, später Verlegung ins KZ Buchenwald, nach seiner Entlassung am 1. 9. 1937 Übersiedlung nach Königsberg und Geschäftsführer des ostpreuß. BR. Burghart, Georg, D.theol. 515, 547, 549, 681, 723f., 758, 796 geb. 21. 10. 1865 Berlin, gest. 3. 3. 1954 Berlin, TheolStud Berlin und Marburg 1886–1890, Ord. und Domhilfsprediger Berlin 1891, Pfr. Düsseldorf 1893, Barmen-Wuppertal (ev.-luth. Gemeinde) 1897, Geh. KonsR und hauptamtl. Mitgl. des EOK Berlin 1917, Ausscheiden aus dem EOK, Pfr. und GenSup im Nebenamt Berlin-Stadt 1921, GenSup im Hauptamt ebd. 1925, Mitgl. des Kons. BerlinBrandenburg 1921–1928, Geistl. Vizepräs. EOK Berlin und Oberdomprediger im Nebenamt 1927, Ephorus Domkandidatenstift und Präs. Dom-Kirchen-Kollegium 1928, Ruhestand (auf Antrag) 1933, Niederlegung aller Ämter 1949. – Vors. der Ev. Hauptbibelgesellschaft Berlin 1928–1949, Mitgl. des DEKA und des Kirchensenats der Ev. Kirche der ApU. – Mitgl. der Verfassungskammer der VKL I. Bursche, Julius/Juliusz, D. 565ff. geb. 19. 9. 1862 Kalisch/Kalisz, gest. (Gestapo-Krankenhaus) 20. 2. 1942 Berlin, TheolStud Dorpat 1880–1884, Ord. und Vikar Warschau, Zyrardow 1884, Pfr. Wiskitki 1885, Warschau 1888, KonsR 1895, GenSup 1905, Bischof der Ev.Augsburgischen Kirche in Polen 1937, Verhaftung durch SD-Einsatzgruppen in Lublin, Gestapohaft Berlin 1939, KZ Sachsenhausen 1940. – Begründer der Ev.Theol. Fak. Warschau 1921/22. – Teiln. der ökum. Konferenzen von Stockholm 1925 und Oxford 1927. Busch, Wilhelm 383f. geb. 27. 3. 1897 Elberfeld, gest. 20. 6. 1966 Bremen, Kriegsdienst 1915–1918, TheolStud Tübingen 1919–1921, Lehrvikar 1922, Ord. und HPred Bielefeld 1923, Pfr. Essen 1924–1929, Jugendpfr. (Weigle-Haus) ebd. 1931–1962, vorübergehende Amtsenthebung 1933/34, mehrmals Haft, Schreib- und Publikationsverbot zwischen 1936 und 1940. Cassian (Sergej Sergejewitsch Bezobrazov), Dr.theol. Dr.theol.h.c. 576 geb. 1892, gest. 5. 2. 1965, Dozent für die Geschichte der christl. Ursprünge Universität St. Petersburg, Amtsenthebung wegen seiner religiösen Anschauungen
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Personenregister/Biographische Angaben
und Dozent am kurzlebigen Orthodoxen Theol. Institut Petrograd, Exil in Serbien, Prof. für NT Theol. Institut St. Sergius Paris 1925–1965, Ablegung der Mönchsgelübde und Priesterweihe 1932, Aufenthalt auf dem Berg Athos/Griechenland 1939–1946, Bischof von Catania und Rektor Theol. Institut St. Sergius Paris 1946. Cavert, Samuel McCrea, Dr.theol. Dr.phil. 576 geb. 9. 9. 1888 Charlton/New York, gest. 21. 12. 1976 Bronxville/New York, Ord. und Assistent Union Theological Seminary, Mitgl. der War-Time Commission of the Churches 1917, Militärpfr. 1918, Sekretär des Comittee on the War and the Religious Outlook des Federal Council of the Churches of Christ in the USA 1919, Generalsekretär des Federal Council of the Churches of Christ in America 1921, Senior General Secretary 1930, Vors. des National Council of the Churches of Christ in the USA 1950, Exekutivsekretär des Ökum. Rates der Kirchen für Amerika 1954, Ruhestand 1957, Dozent Universität Chicago 1958. Coch, Friedrich 379, 423, 454, 523, 527, 555f., 598f., 603, 688, 752, 822 geb. 11. 12. 1887 Eisenach, gest. 9. 9. 1945 Hersbruck/Bayern, Pfr. Hoheneck/ Sachsen 1914, FGeistl 1916, Pfr. Schwesternhaus Arnsdorf 1918, Freiberg 1921, Landespfr. für IM und Leiter des Ev. Preßverbands Sachsen 1927, Landesbischof Sachsen 1933–1945, Verhaftung und Rücktritt, Internierungslager Hersbruck 1945. – Gaufachberater für kirchl. Angelegenheiten und Führer der AG der nationalsozialistischen Pfr. in Sachsen 1932, führender DC. – Teiln. der Dt. Ev. NatSyn Wittenberg 1933, Berlin 1934. – Mitgl. der NSDAP 1931. Cordier, Leopold, Lic.theol. Dr.phil. D. 393 geb. 14. 7. 1887 Landau, gest. 1. 3. 1939 Gießen, TheolStud Halle, Berlin und Heidelberg, Ord., Militärhilfsprediger Karlsruhe 1911, Pfr. Eschelbronn/Baden 1914, Frankfurt/Main 1917, Elberfeld 1922, PD Bonn 1925, o. Prof. für PT Gießen 1926–1939. – Führendes Mitgl. der BK in Nassau-Hessen. Corvin-Wiersbitzki, Otto von 452 geb. 12. 10. 1812 Gumbinnen/Ostpreußen, gest. 1. 3. 1886 Wiesbaden, preuß. Offizier Mainz und Saarlouis seit 1830, antiklerikaler Schriftsteller Leipzig seit 1840, aktiver Teiln. und Bürgerwehroberst beim badischen Aufstand 1848, Verurteilung zum Tode 1849, Begnadigung und Haft 1849–1855, Presseberichterstatter im nordamerikanischen Bürgerkrieg 1861, dann Eintritt in das Heer der Nordstaaten und Oberst ebd., Rückkehr nach Deutschland 1867, Presseberichterstatter im Dt.-Französischen Krieg 1870/71, Übersiedlung nach Wertheim/ Main 1874, später nach Leipzig. Darré, Richard (Ricardo) Walt(h)er 755 geb. 14. 7. 1895 Belgrano/Argentinien, gest. 5. 9. 1953 München, Kriegsdienst 1914–1918, Kolonialwirt 1920, Diplomlandwirt 1925, landwirtschaftlicher Sachverständiger der Dt. Gesandtschaft Riga 1928–1929, Mitgl. der NSDAP und der SS 1930, Leiter des Rassen- und Siedlungshauptamts und Leiter der agrarpolit. Abt. der NSDAP 1931–1938, Reichsbauernführer 1933–1945, Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft 1933–1942, Präs. der Reichsfachgemeinschaft des Dt. Bauernstands 1933, Präs. des Dt. Landwirtschaftsrats 1933, MdR November 1933, SS-Obergruppenführer 1934, Goldenes Parteiabzeichen 1936. – Vom Nürnberger Militärgerichtshof zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt 1949, Begnadigung und Entlassung 1950.
Personenregister/Biographische Angaben
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Daumiller, Oskar, D. 109, 121, 399 geb. 24. 3. 1882 Memmingen, gest. 14. 6. 1970 Gräfelfing, Studium Erlangen und Leipzig 1901–1905, Einjährig-Freiwilliger 1906, PS München 1906/07, Ord. und HGeistl Ingolstadt 1907, Pfr. Zeitlofs-Brückenau/Unterfranken 1912, Divisionspfr. 1914, Pfr. Memmingen 1917, München 1922–1933, Vorstand der Diakonissenanstalt München bis 1934, OKR im Landeskirchenrat München 1933, Kreisdekan des südbayerischen Kirchenkreises 1934–1952, Vorstand des Gustav-Adolf-Werks Bayern, Landesführer der IM Bayern, Referent für die ev. Frauenarbeit und den bayerischen Mütterdienst 1947, Ruhestand 1952, PfVwes Florenz 1952/53, Genua 1953, Bozen 1955. Dibelius, Otto, Dr.phil. Lic.theol. D. 16, 39ff., 48, 55ff., 256, 395, 497, 588f., 622, 712, 734, 740, 861 geb. 15. 5. 1880 Berlin-Lichterfelde, gest. 31. 1. 1967 Berlin, TheolStud Berlin 1899–1904, Ord. und HPred Guben/Niederlausitz 1906, Archidiakonus Crossen/Oder 1907–1909, Pfr. (ref. Gemeinde) Danzig 1910, Oberpfr. Lauenburg/ Pommern 1911, Pfr. Berlin-Schöneberg 1915–1925, zugleich nebenamtl. Geschäftsführer des Vertrauensrats beim EOK Berlin, Geschäftsführer des Vertrauensrats der Ev. Kirche der ApU 1918/19, nebenamtl. Mitgl. EOK Berlin (OKonsR) 1921, GenSup der Kurmark 1925, vorübergehende Zwangsbeurlaubung durch Staatskommissar Jäger 26.6.–19. 7. 1933, Zwangsruhestandsversetzung durch den Kirchensenat der Ev. Kirche der ApU 6. 9. 1933, vorübergehend Kurprediger San Remo/Italien 1933/34, Rückkehr nach Deutschland, ständiger Mitarbeiter im BR der Provinzialkirche Berlin-Brandenburg seit 1934, Mitgl. des Rates der Ev. Kirche der ApU (nach Niemöllers Verhaftung) 1937, Verhaftung und Prozess, Freispruch, aber öffentliches Redeverbot 1937, Vors. des Gesamtverbands der IM Berlin 1945, Bischof der Ev. Kirche in Berlin-Brandenburg 1945–1966, Präs. des EOK Berlin 1945–1951. – Mitgl. der Verfassungskammer der VKL II und Mitgl. im Kuratorium der KiHo Berlin-Dahlem 1936, Teiln. der BS der DEK Bad Oeynhausen 1936. – Mitgl. des Rates der EKD und Leiter der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – 1945, Vors. der Kirchl. Ostkonferenz 1945– 1960, Vors. des Rates der EKD 1949–1961. – Mitgl. des Zentralausschusses des ÖRK 1948, als erster Deutscher einer der Präs. des ÖRK 1954–1961. – Mitbegründer der CDU 1945. Diehl, Ludwig 62 geb. 17. 1. 1894 Weilerbach/Pfalz, gest. 15. 10. 1982 Zweibrücken, TheolStud Heidelberg und Bonn 1914–1918, dazwischen kurzzeitig Kriegsdienst 1916, Privatvikar Zweibrücken 1918, Ord. und Stadtvikar ebd. 1919, Pfr. Mackenbach, Hausgeistlicher der Arbeiterkolonie Schernau/Ramstein 1924, Landesbischof der pfälzischen Landeskirche 1934–1945, kirchl. Zuständigkeit für die ref. und prot. Kirchengemeinden Lothringens 1940, Pfr. Mackenbach (unterbrochen durch Suspendierung 1945 und Verhaftung durch die französischen Behörden 1946) 1945–1963. – Mitgl. des RKA 1935–1937. – Landesleiter der DC 1933, Mitgl. der AG der DC-Kirchenleiter, Vertreter seiner Landeskirche für das Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das dt. kirchl. Leben Eisenach seit 1939. – Teiln. der Dt. Ev. NatSyn Wittenberg 1933. – Mitgl. der NSDAP seit 1925 bzw. 1927, Gauredner der NSDAP, inoffizieller stellv. Kreisleiter, Träger des Goldenen Parteiabzeichens 1934.
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Personenregister/Biographische Angaben
Dierlamm, Theodor 384 geb. 29. 11. 1912 Hülben bei Urach, gest. 3. 1. 2004 Stetten, Lehrerausbildung und Studium der Sonderpädagogik München, Lehrer Esslingen 1936, Gestapohaft 1936, Lehrer Loßburg-Rodt 1938, Militärdienst und Kriegsgefangenschaft in Sibirien 1940–1950, Lehrer an der Schule für geistig Behinderte Anstalt Stetten im Remstal 1950, Rektor ebd. und Einsatz für die allg. Schulpflicht für geistig Behinderte sowie Schaffung entsprechender Lehrpläne 1951–1980. Dietrich, Ernst Ludwig, Lic.theol. Dr.phil. 607, 639 geb. 28. 1. 1897 Groß-Umstadt, gest. 20. 1. 1974 Wiesbaden, TheolStud Gießen, Theol. Seminar Friedberg 1919/20, Ord. 1920, Pfr. Wackernheim bei Mainz 1923, Hamburg-Barmbek 1927, Wiesbaden 1929, nassau-hessischer Landesbischof 1934–1945, staatl. Amtsverbot als Landesbischof, PfVwes Wiesbaden 1936, Pfr. ebd. 1945, Suspendierung 1946–1949, Pfr. und Krankenhausseelsorger Wiesbaden 1947–1968, Lehrbeauftragter Frankfurt/Main 1956. – Teiln. der Dt. Ev. NatSyn Wittenberg 1933, Berlin 1934. Dipper, Theodor 202, 280, 282, 416f., 463, 636 geb. 20. 1. 1903 Unterheinreit bei Heilbronn, gest. 20. 8. 1969 Imperia/Italien, Ord. 1925, Pfr. Würtingen 1930, Geschäftsführer des Ev. Gemeindedienstes Stuttgart 1935–1939, mehrmalige Maßregelungen durch die Gestapo 1937–1939, Pfr. Reichenbach/Fils 1938, Haft Schutzhaftlager Welzheim 1938/39, Dekan Nürtingen 1945, Ludwigsburg 1959. – Mitgl. des PNB, Vors. der BG Württemberg 1935–1969, Mitgl. des RBR. – Mitgl. des Landeskirchentags und der Landessynode Württemberg, Vors. des BR der EKD 1956, Mitgl. der Synode der EKD. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936 und des Dt. Luth. Tages Hannover 1935. Dörfler, Johann 109, 113f. geb. 23. 12. 1869 Neudrossenfeld bei Bayreuth, gest. 1946 Bayreuth, Landwirt Neudrossenfeld, Ökonomierat. – Weltl. Ersatzmann bayerischer Landessynodalausschuss. Dörfler, Karl 672, 679 geb. 25. 2. 1906 Füssen, gest. 25. 10. 1968 München, Ord. und Stadtvikar Landshut 1929, Pfr. Sommersdorf-Thann 1934, München 1936, KR 1962, Ruhestand 1967. Doerfler, Theodor 109, 113 geb. 9. 6. 1869 Markt Berolzheim, gest. 14. 5. 1938, Theol.- und Jurastudium, Oberlandesgerichtsrat München 1925, Landgerichtsdir. Augsburg 1931. – MdL Bayern (Völkischer Block) 1924, Gründer des „Nationalen Volksbunds“. – Teiln. der Dt. Ev. NatSyn Wittenberg 1933, Berlin 1934, der BS der DEK Barmen 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936. Dohrmann, Franz, D. 515, 616, 655, 762f. geb. 4. 10. 1881 Großlübbichow bei Frankfurt/Oder, gest. 19. 4. 1969 München, Ord. 1908, Pfr. und Militärseelsorger Potsdam, Bromberg und an der Front 1908–1919, Wehrkreispfr. und KonsR Stettin 1920, ev. Feldbischof der Wehrmacht 1934–1945, Pfr. München 1946. Drechsler, Adolf 71, 108, 515 geb. 8. 11. 1889 Picher/Mecklenburg, gest. 26. 2. 1970 Hamburg, Ord. 1914, Pfr. Hamburg-St. Pauli 1914–1938, dazwischen FGeistl 1917/18, OKR Hamburg
Personenregister/Biographische Angaben
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1934–1942, ständiger Vertreter des durch Krankheit lange behinderten Landesbischofs Franz Tügel 1938–1945, Hauptpastor ebd. (St. Jacobi) 1940–1960. – Landesleiter Reichsbewegung DC Nordwest/Nordbund/Gau Nordmark 1934. Duensing, Friedrich 59, 130, 212, 282, 294, 412, 588, 596, 649, 677, 796 geb. 4. 7. 1898 Fürstenwalde, gest. (gefallen) 25. 7. 1944 bei Dünaburg/Lettland, Ord. und HPred Berlin-Charlottenburg 1924, Pfr. Finsterwalde 1925, Bundeswart des Nordbunds des Ev. Männer- und Jünglingsvereins Hamburg 1928, Stadtjugendpfr. Hannover 1930, Pfr. Rießen-Steyerberg 1934, Kriegsdienst. – Geschäftsführer der Landeskirchl. Sammlung (später: BG) Hannover 1933, Mitgl. des Führerrats des Ev. Jugendwerks 1933, des BR des PNB 1934 und des RBR 1936. – Teiln. der BS der DEK Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936 und des Dt. Luth. Tages Hannover 1935. Duncan, George Simpson, D.theol. D.D.mult. 576 geb. 8. 3. 1884 Forfar, gest. 8. 4. 1965 Dundee, Ord. Church of Scotland und Army Chaplain 1915, Prof. of Biblical Criticism St. Andrews 1919, Principal St. Mary’s College ebd. 1940, Vice-Chancellor ebd. 1952–1953. – Präs. Society for New Testament Studies 1948, Moderator General Assembly of the Church of Scotland 1949. – Del. auf der WGK Edinburgh 1937. Duncan-Jones, Arthur Stuart 642, 675 geb. 25. 4. 1879 Oldham, gest. 19. 1. 1955, Fellow and Dean Caius College 1907, Rector of Blofield 1912, Louth 1915, Vicar of St. Mary’s Primrose Hill 1916, St. Paul’s Knightbridge 1928, Dean of Chichester 1929–1955. Dungs, Heinz 714 geb. 21. 12. 1898 Sterkrade, gest. (vermutlich) 8. 1. 1949 in sowjetischer Haft, TheolStud Greifswald, Halle, Heidelberg und Bonn, Vikar Bonn, HPred Engers, Pfr. Kleinich 1925, Krefeld 1928, Mülheim/Ruhr 1934, Leiter der Kirchl. Nachrichten- und Pressestelle der Thüringer Landeskirche Weimar 1938, KR 1943, Entlassung aus dem kirchl. Dienst Februar 1946, Verhaftung durch die sowjetische Besatzungsbehörde am 28. 6. 1946. – Schriftleiter des Krefelder DC-Sonntagsblatts der „Weckruf“ 1933, DC-Gaupresseleiter und Schriftleiter des rheinischen DC-Batts der „Weckruf“ 1934, Schriftleiter der von Weidemann herausgegebenen „Kommenden Kirche“ 1936, Leiter des Presseamts der Nationalkirchl. Bewegung DC Weimar und Schriftleiter der „Nationalkirche“ 1937. – Mitgl. der NSDAP 1933. Duske, Johannes, Dr.jur. 251 geb. 11. 7. 1898 Magdeburg, gest. 23. 5. 1938 Berlin, Jurist im Staatsdienst, allg. kirchl. Verwaltungstätigkeiten in den Konsistorien Magdeburg und Münster/ Westfalen, Hilfsarbeiter EOK Berlin 1929, OKR 1934, OKonsR 1936, Mitgl. des EOK Berlin 1937. – Mitgl. der FA bei der DEKK 1935, der FA beim EOK Berlin 1936. Eberle, Franz Xaver, Dr.oec.publ. Dr.theol. 740 geb. 4. 7. 1874 Augsburg, gest. 18. 11. 1951 ebd., Priesterweihe München und Kaplan Neu-Ulm 1897, Kaplan Neuburg/Donau 1898, Hofstiftprediger und Religionslehrer 1903, Kanonikus München 1907, Prof. für Moraltheol. und Sozialethik Passau 1912, Militärpfr. 1914, Domkapitular, Kanzleidir., Bistumstheol. und Synodalexaminator Augsburg 1916, Dompropst ebd. 1933, Generalvikar ebd. 1927–1942, Weihbischof ebd. 1934–1951.
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Personenregister/Biographische Angaben
Eger, Johannes, D. 44, 48f., 51, 54, 59, 62, 67, 71, 76, 79, 89f., 95f., 98, 101f., 108, 139, 157, 164, 180, 183, 190, 204, 265, 308, 318, 332, 336, 338, 344f., 347, 352, 360, 362, 364f., 367f., 394, 408f., 420, 422, 521, 832 geb. 6. 12. 1873 Hackpfüffel Kreis Sangerhausen, gest. 11. 12. 1954 Enger bei Herford/Westfalen, Ord. und Domhilfsprediger Berlin 1901, Pfr. Erfurt 1903, Barmen-Wupperfeld 1909, Berlin-Moabit 1916, Berlin-Dahlem 1925, GenSup Kirchenprovinz Sachsen (Südwestsprengel), Vors. des Kons. Magdeburg, Geh. KonsR 1929, Ruhestandsversetzung 1934. – Mitgl. des Kirchensenats der Ev. Kirche der ApU und Vors. des Provinzialkirchenrats der Provinzialkirche Sachsen 1925–1933. – Mitgl. des PNB. – Mitgl. des RKA und Vors. des altpr. LKAu 1935–1937. Ehlers, Hermann, Dr.jur. Dr.theol.h.c. 440, 530 geb. 1. 10. 1904 Berlin-Schöneberg, gest. 29. 10. 1954 Oldenburg, Studium der Rechts- und Staatswissenschaften Berlin und Bonn 1922–1926, einige Monate freiwilliger Dienst in der Reichswehr 1924, Tätigkeit in der Reichsversicherungsanstalt, Justitiar der „Notgemeinschaft der Inneren Mission“ und Tätigkeit in der Justizverwaltung Berlin und Frankfurt 1931, Kommunalverwaltung Berlin(Steglitz) 1933/34, Entlassung, jurist. Hilfsarbeiter in einer Anwaltssozietät 1934– 1936, Leiter und Justitiar des BR der Ev. Kirche der ApU 1935, Ausscheiden aus dem BR und Richter Berlin 1937, Inhaftierung 17.6.–2. 7. 1937, Entlassung wegen seiner Tätigkeit für die BK, Anwaltsvertreter Berlin 1939, Kriegsdienst 1940– 1945, jurist. OKR Landeskirche Oldenburg 1945, Wahl zum Bundestagspräs. 1950, Wiederwahl 1953. – Mitgl. der Reichsleitung des Bundes dt. Bibelkreise 1930–1933, der Kreissynode Kölln-Land („Evangelium und Kirche“) 1937, der Synode der EKD 1949–1954. – Mitgl. der CDU und Stadtrat Oldenburg 1946, Mitgl. des Bundestags 1949, Gründungsvorsitzender des Ev. Arbeitskreises der CDU und stellv. Vors. der CDU 1952. – Teiln. der BS der DEK Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936. Ehrlich, Ernst 657 geb. 27. 11. 1902 Dresden, gest. 26. 12. 1989 Dresden, Ord. und HGeistl Meißen 1928, Pfr. Sosa 1929, Eibenstock 1941, Stadtmission Dresden 1948, Pfr. Dresden 1951, Marienberg 1962, Ruhestand 1967. Eichele, Erich, D. Dr.theol. 399, 452, 467, 496, 511 geb. 26. 2. 1904 Stuttgart, gest. 11. 6. 1985 Stuttgart, Studium Schöntal und Urach 1918–1922, Tübingen 1922–1926, Vikar Göttelfingen 1926, Stuttgart 1927, Auslands-Fellowship in Hartford und New York 1928, Stadtpfarrverweser Schwenningen und Kirchheim/Teck 1930, Stiftsrepetent Tübingen 1931, Pfr. Stuttgart 1934, Hilfsarbeiter beim EOK Stuttgart 1935, KR 1936, OKR 1944, Prälat von Ulm 1951, Landesbischof der württembergischen Landeskirche 1962–1969. Eichhorst, Erich 744 geb. 28. 5. 1911 Wismar, gest. 30. 11. 1992 Detmold, Theol.- und Pädagogikstudium Rostock, Tübingen und Bonn 1929–1935, 1. Theol. Prüfung Rostock und Ausschluss vom landeskirchl. Dienst in Mecklenburg wegen Zugehörigkeit zur BK 1935, PS Isenhagen/Hannover und Ord. Güstrow 1936, dann im Dienst der BK Mecklenburgs ebd., 2. Theol. Prüfung Hannover 1938, HPred, dann Pfr. der Bek. Domgemeinde Güstrow 1938–1941, PfVwes, dann Pfr. Detmold 1941– 1962, Pfr. Hiddesen 1962, Ruhestand 1981.
Personenregister/Biographische Angaben
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Eidem, Erling 573, 576, 584, 644ff., 673, 675, 678, 772–776 geb. 23. 4. 1880 Göteborg, gest. 14. 4. 1972 Vänersborg, Dozent für NT 1913, Pfr. in Gårdstånga bei Lund 1923, Prof. für NT Lund 1928, Erzbischof von Uppsala 1931–1950. – Einstw. Präs. des Luth. Weltkonvents 1945, einer der Präs. des ÖRK 1948–1950. Eisenhuth, Heinz Erich, Lic.theol. Dr.phil. 284, 624 geb. 8. 5. 1903 Frankfurt/Main, gest. 26. 7. 1983 Pferdsdorf/Werra, TheolStud Rostock, Tübingen und Berlin, PD für ST Jena 1931, Leipzig 1935, Lehrstuhlvertreter Jena 1936, o. Prof. ebd. 1937, Decanus perpetuus ebd. 1938, Amtsenthebung 1945, komm. Pfr. Jena 1946, Pfr. ebd. 1948, Sup. Eisenach 1952, zeitweise auch Lehrbeauftragter am Theol. Seminar Leipzig, krankheitsbedingtes Ausscheiden aus dem Dienst 1966, Ruhestand 1969. – Mitgl. der Glaubensbewegung DC seit 1933, führender DC, Mitarbeiter am Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das dt. kirchl. Leben Eisenach seit 1939, zeitweise dessen wiss. Leiter seit 1943. – Mitgl. der NSDAP 1933. Elert, Werner, Dr.phil. Lic.theol. D. 67 geb. 19. 8. 1885 Heldrungen/Unstrut, gest. 21. 11. 1954 Erlangen, Studium der Theol., Phil., Geschichte, dt. Literaturgeschichte, Psychologie und Rechtswissenschaft Erlangen, Breslau und Leipzig 1906–1910, Erzieher in Livland 1910, HGeistl Breslau 1911, Pfr. der altluth. Gemeinde Seefeld/Pommern 1912, Kriegsdienst (Feldprediger) 1914–1918, Dir. des Theol. Seminars der ev.-altluth. Freikirche Preußens Breslau 1919, o. Prof. für KG, Dogmatik und Symbolik Erlangen 1923 und für ST ebd. 1932–1953, Decanus perpetuus ebd. 1935–1943. – Unterzeichner des Erlanger Fakultätsgutachtens zum kirchl. Arierparagraphen September 1933, Kritiker der Barmer Theol. Erklärung im sog. Ansbacher Ratschlag Juni 1934. – Mitgl. des Luth. Rates 1934/35, der Theol. Kammer der DEK 1936, stellv. Leiter des Martin-Luther-Bundes, Vorstandsmitglied des Luth. Einigungswerks. Ellwein, Theodor, Dr.theol. 26, 183, 188, 291f., 451, 550, 560, 595, 608f., 653ff., 661 geb. 18. 8. 1897 Madras/Indien, gest. 22. 2. 1962 München, Schul- und Studienzeit in Deutschland, Kriegsfreiwilliger, Freikorpskämpfer 1915–1918, Ord. und Stadtvikar München 1922, Religionslehrer (Studienrat) Hof 1924, Augsburg 1930, Prof. Hochschule für Lehrerbildung Weilburg/Lahn 1934, OKonsR (theol. Referent) in der DEKK Berlin, Leiter der „Volkskirchlichen Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Evangelischen Kirche“ 1936, Kriegsdienst 1939–1945, russische Gefangenschaft bis Ende 1949, Religionslehrer am Gymnasium und Lehrbeauftragter an der Lehrerbildungsanstalt München-Pasing 1951, Studienleiter der Ev. Akademie Bad Boll 1954–1961. – Mitgl. der JB 1933. Engelke, Fritz, D.theol. 688, 741f. geb. 24. 2. 1878 Osnabrück, gest. 5. 5. 1956 Schwerin, Ord. Schleswig und Provinzialvikar Rickling 1907, VGeistl ebd. 1908, Kompastor Heiligenstedten 1910, Pfr. Altona 1913, Dir. Rauhes Haus Hamburg-Horn 1925, Geistl. (luth.) Minister in der Reichskirchenregierung 23. 2. 1934, „Vikar der Deutschen Evangelischen Kirche“ 1934 bis zur Beurlaubung und Aufhebung der Stelle 1936, Dozent für AT Universität Hamburg 1934/35, Lehrstuhlvertretung (PT) Universität Ro-
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Personenregister/Biographische Angaben
stock 1937/38, Hilfeleistungen und Amtsvertretungen in der mecklenburgischen Landeskirche in Schwerin seit 1939, komm. Pfr. Schwerin nach 1951. Engelland, Hans, Dr.theol. D. 212 geb. 23. 6. 1903 Föhrden/Rendsburg, gest. 4. 11. 1970 Kiel, TheolStud Tübingen, Göttingen und Berlin 1923–1927, PD für ST Tübingen 1930, Kiel 1933, Entzug der venia legendi auf Grund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums 1935, Vikar Preetz 1935/36, Ord. 1936, Dozent und Inspektor am Seminar für den volksmissionarischen Dienst der Kirche (Apologetische Centrale) Berlin-Spandau 1936 bis zur Auflösung der Apologetischen Centrale im Dezember 1937, Vorst. Diakonissenhaus Oldenburg 1938, Dozent (ab 1950 mit dem Titel Prof. für Theol.) KiHo Hamburg 1948, nach deren Auflösung HonProf. Theol. Fak. Universität Hamburg 1954, Hauptpastor Hamburg 1962, o. Prof. Universität Kiel 1963. Engert, Karl, Dr. 301, 519 geb. 23. 10. 1877 Stettin, gest. 8. 9. 1951, Amtsgerichtssekretär München, dann Amtsgericht Scheinfeld, Landgerichtsdir. Regensburg, Landgerichtspräs. Schweinfurt, Ministerialrat Bayerisches Justizministerium, Militärdienst und Kriegsgerichtsrat im Ersten Weltkrieg, Mitgl., Mitbegründer und Ortsgruppenleiter der NSDAP in Franken 1921, Schriftsteller für Zeitungen und Zeitschriften, MdL Bayern (NSDAP) 1932–1933, dann Ministerialdir. (Leiter der Abt. V und verantwortlich für die jurist. Fragen der Strafrechtspflege) Reichsjustizministerium, Vizepräs. am Volksgerichtshof und Vors. des 2. Senats, verantwortlich für Todesurteile gegen minderjährige Mitgl. jugendlicher Widerstandsgruppen, angeklagt im Nürnberger Juristenprozess, wegen Krankheit keine Verurteilung. Eppelein, Friedrich, Dr.phil. 154 geb. 4. 6. 1887 Nürnberg, gest. 25. 12. 1969 Zirndorf, Pfr. Bayreuth 1922, Inspektor für Volksmission Ev.-Luth. Missionsanstalt Neuendettelsau 1926, Dir. ebd. 1928, Pfr. Zirndorf 1946, Ruhestand 1957. – Mitgl. der NSDAP 1933 bis zum Parteiausschluss 1935. Ewerbeck, Kasimir 108, 133, 175, 467f., 515, 534 geb. 12. 5. 1891 Bösingfeld/Lippe, gest. 4. 4. 1973 Brake/Lippe, TheolStud Tübingen, Halle und Bonn 1910–1914, Ord. und Pfr. Almena 1920, Lemgo 1924–1961 und stellv. Landessup. von Lippe 1. 4. 1934 bis zum Rücktritt 1936, Sup. der 2. (ref.) Klasse Brake 1939–1961. – Mitgl. und Kreisleiter der Glaubensbewegung DC, Rücktritt als Kreisleiter Frühjahr 1933 und Austritt nach der Sportpalastkundgebung November 1933, Mitgl. der beratenden Kammer der DEK für Verfassungsangelegenheiten 1936, stellv. Mitgl. des Arbeitsausschusses der Ref. Kirchen Deutschlands. Faber, Johannes Friedrich 618 geb. 15. 12. 1900 Börtlingen, gest. 18. 8. 1958 Schöntal, Studienrat für Religion Reutlingen 1930, vorübergehende Suspendierung vom Dienst und Strafversetzung nach Heidenheim 1935, Entziehung der Erlaubnis zur Erteilung von Religionsunterricht und Einleitung eines Disziplinarverfahrens durch das württembergische Kultministerium Herbst 1937, Versetzung in den Ruhestand und Amtsverweser Ludwigsburg 1939, Ephorus Schöntal 1947. Faulhaber, Michael von, Dr.theol. 225, 736, 740 geb. 5. 3. 1869 Klosterheidenfeld/Unterfranken, gest. 12. 6. 1952 München, Ein-
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tritt ins Priesterseminar und TheolStud Würzburg 1889, Priesterweihe und Kaplan Kitzingen 1892, Präfekt des Kilianeums 1893, Studienaufenthalte, Kaplan und Vizerektor des dt. Priesterkollegs Rom 1896–1898, PfVwes Holzkirchen bei Marktheidenfeld 1898/99, o. Prof. für AT und Biblische Theol. Straßburg 1903, Dekan ebd. 1909/10, Ernennung zum Bischof von Speyer 1910, Bischofsweihe 1911, Verleihung des persönlichen Adelstitels 1913, Erzbischof von München und Freising 1917–1952, Kardinal seit 1921. Fezer, Karl, D.theol. 325 geb. 18. 4. 1891 Geislingen/Steige, gest. 13. 1. 1960 Stuttgart-Degerloch, TheolStud Tübingen seit 1909, Vikar Stuttgart und Echterdingen 1913, Repetent am Ev. Stift und Assistent an der Ev. Predigeranstalt Tübingen 1919, Stadtpfr. Stuttgart 1920, Tübingen 1922, ao. Prof. für PT Tübingen 1926, zugleich Frühprediger ebd. 1929, persönlicher Ordinarius für PT und Ephorus des Ev. Stifts ebd. 1930, o. Prof. ebd. 1956–1959. – Mitgl. der Glaubensbewegung DC bis zur Sportpalastkundgebung November 1933. – Teiln. der Dt. Ev. NatSyn Wittenberg 1933. – Mitgl. der NSDAP 1933. Fichtner, Horst, Dr.phil. Dr.med. 381, 606, 622, 710 geb. 3. 9. 1893 Dresden, gest. 12. 5. 1961 Berlin, Ord. 1919, Theol.-, Phil.- und Medizinstudium Leipzig 1914, gleichzeitig Kriegsdienst, Ord. 1919, Vikar Leipzig und Hauptgeschäftsführer IM Leipzig 1920, Pfr. Leipzig 1921, Studentenpfr. Dresden 1934, Mitgl. des LKAu Sachsen 1935–1937, des LKAm Dresden und Hofprediger 1936, Sup. (Amtsbezeichnung: Propst) Lübben/Spreewald 1940, OKonsR 1943, Geistl. Dirigent des brandenburgischen Kons. Berlin bis 1945, Mitgl. der Kirchenleitung Berlin-Brandenburg 1945, OKonsR 1945–1961, Lehrauftrag für kirchl. Sozialethik an der Theol. Fak. der Humboldt-Universität Berlin und nebenamtl. Leiter des Amtes für Krankenhausseelsorge 1947. – Mitgl. des Central-Ausschusses für die IM 1938, Leiter des Gesamtverbands der dt. ev. Kranken- und Pflegeanstalten und Geschäftsführer der Konferenz ev. Krankenhausseelsorger 1939, Vorstandsmitglied der Berliner Stadtmission 1945, deren Vors. und Vorstandsmitglied im Gesamtverband der Berliner IM 1955. – Mitgl. der DC 1933, der Landesleitung der Reichsbewegung DC Sachsen 1935, Austritt aus der Landesleitung 1936. Ficker, Johannes 71, 84f., 98, 108f., 125, 132, 151, 153, 161, 178, 207, 221, 224, 234, 251, 256, 261, 265f., 310, 332f., 338, 378, 381, 399, 408, 422, 429, 444, 467, 485, 488f., 491, 515, 526, 534, 537, 552ff., 556f., 588, 597, 599–602, 604, 649, 657f., 669, 710, 726, 745, 747f., 753, 763f., 768, 782, 795, 822 geb. 18. 5. 1878 Burkhardswalde bei Meißen, gest. 27. 1. 1945 Dresden, Ord. und HGeistl Planitz 1905, Pfr. ebd. 1907, Diakonus ebd. 1913, Pfr. Zwickau 1918, Pfr. und Sup. Oelsnitz/Vogtland 1924, Sup. Dresden-Stadt 1928–1945. – Mitgl. des LBR Sachsen, Vors. des LKAu 1935–1937, Vertreter der Landeskirche Sachsen im LR. Fiebig, Walter 519 geb. 27. 6. 1893 Altenhundem/Kreis Olpe, gest. 31. 7. 1984 Köln, Ord. 1918, Pfr. Herne 1919, Münster 1926, Wartestand 1949/50, Pfr. Weiden 1950–1963. – Mitgl. des westfälischen PKA März 1936–Juni 1937. Fiedler, Eberhard, Dr.jur. 245 geb. 19. 1. 1898 Köstritz, gest. 29. 5. 1947 Ronneburg, Jura-, Nationalökonomie-
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und Geschichtsstudium München, Berlin und Jena, Rechtsanwalt am Reichsgericht Leipzig 1924, wiss. Mitarbeiter der Hans-Soldan-Stiftung 1929, hauptamtl. Rechtsberater des Präses der BS der DEK, Leiter der jurist. Abt. im Präsidium der BS Bad Oeynhausen 1935, Amtsniederlegung wegen Krankheit 1936, Oberlandesgerichtsrat Gera 1945. – Rechtsberater des PNB 1933, Mitgl. des BR Sachsen, des RBR und des Rates der DEK 1934, als ständiger Vertreter von Wilhelm Flor Mitgl. (Rechtsabt.) und Leiter der „Kirchenkanzlei“ der VKL I November 1934. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935. Fischer, Ewald (ab 1938: Fischer-Dorp), Dr.jur. 98, 106, 108, 158, 251, 376, 390– 393, 607 geb. 2. 10. 1899 Frankfurt/Main, gest. 5. 2. 1991 Niefern-Öschelbronn, Gerichtsassessor 1925, Eintritt in das Kons. Stettin 1926, KonsAss ebd. 1927, LKR beim LKAm Wiesbaden (Ev. Landeskirche Nassau) 1928, OLKR im Landeskirchenrat Darmstadt (Ev. Kirche Nassau-Hessen), Stellv. des Leiters der Landeskirchenkanzlei und Leiter des Finanzwesens 1934, zugleich Mitgl. der FA der DEK in Berlin seit 1935, Mitgl. des nassau-hessischen LKAu 1936, OKonsR und hauptamtl. jurist. Mitgl. im EOK Berlin 1939, Mitgl. der FA ebd. 1942–1944, Übernahme in das Reichswirtschaftsministerium 1943, Beurlaubung zur komm. Tätigkeit in der Inspektion der Nationalpolit. Erziehungsanstalten 1943, Ernennung zum Ministerialrat im Reichswirtschaftsministerium 1944, nach dem Zweiten Weltkrieg Tätigkeit im Regierungsbezirk Stade, Regierungsrat 1950, Verwaltungsgerichtsdir. Landesverwaltungsgericht Braunschweig, Präs. ebd. 1954, Präs. des Landessozialgerichts Celle 1956, Ruhestand 1963. Fischer, Karl 379, 381, 528, 552ff. geb. 22. 3. 1896 Chemnitz, gest. 15. 9. 1941 Dresden, Kriegsdienst und Gefangenschaft 1914, Studium Basel und Leipzig 1918, Ord. 1921, HGeistl Schmiedeberg und Kipsdorf 1920, Pfr. Lauenstein 1922, Dresden 1929, Amtsbehinderung und Entlassung ohne Gehalt 1938. – Mitgl. des BR Sachsen, dessen Vors. 1939, Mitgl. des Luth. Rates und des LR. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936. Fleisch, Paul, D. 59f., 69, 125, 138, 140, 143, 149f., 152, 161, 175, 207, 218, 220, 255, 266, 289, 291–295, 297, 308, 310ff., 381, 398f., 414, 428f., 433, 436, 439, 445, 450f., 453ff., 467, 471, 475, 482, 488, 500, 515, 534, 539, 552, 561, 588, 603, 635, 649, 660, 665, 683, 699, 705, 717, 719, 726, 752, 762f., 766, 770, 795ff., 814 geb. 11. 2. 1878 Hamburg, gest. 11. 3. 1962 Loccum, Ord. und HGeistl Münchehagen 1904, Hannover-Herrenhausen 1907, VGeistl des Landesvereins für IM Hannover 1908, Stiftsprediger Loccum 1911, Konventualstudiendir. ebd. 1917, OLKR im LKAm Hannover 1924, Geistl. Vizepräs. ebd. 1932, Zwangspensionierung 1933, Wiedereinsetzung 1935, Rehabilitierung 1937, Konventual Kloster Loccum 1937, Prior ebd. 1950. – Mitgl. des Luth. Rates 1934/35, stellv. Vors. und Mitarbeiter im Sekretariat des LR 1936, stellv. Vors. des Martin LutherBundes 1938. – Teiln. des Dt. Luth. Tages Hannover 1935. Fleischhack, Erich Fritz 747 geb. 25. 9. 1908 Erfurt, gest. 15. 8. 1990 Bad Segeberg, Ord. Magdeburg und Landesjugendpfr. Mühlhausen/Thüringen 1934, Pfr. Dresden 1934, Leiter der Jugendarbeit der Landeskirche Sachsen Oktober 1937, Dienstauftrag Kellinghusen
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1945, Pfr. Bad Segeberg 1947, Ruhestand (1. 6. 1977) und Dienstauftrag zur Weiterverwaltung des Pfarramts bis 15. 4. 1978. Fliedner, Fritz 569 geb. 1845 Kaiserswerth, gest. 1901 Madrid, Begründer des dt. Hilfswerks für die ev. Kirche in Spanien. Fliedner, Georg 569 geb. 1875 Madrid, gest. 1966 Madrid, Dir. des ev. Gymnasiums und Jugendheims ‚El Porvenir‘ in Madrid seit 1903, stellv. Leitung des Fliedner-Werks 1914–1918, Leiter des theol. Seminars des Internationalen Komitees für Evangelisation in Spanien 1927. Fliedner, Hans 568f. geb. 1878, gest. 1964, Pfr. ev. Gemeinde Madrid seit 1908. – Teiln. der WPC Oxford 1937. Fliedner, Theodor 567ff. geb. 1873, gest. 5. 3. 1938 Berlin, Leiter des dt. Hilfswerks für die ev. Kirche in Spanien 1901–1935, Deutschlandaufenthalt 1914–1919. – Teiln. der WPC Oxford 1937. Fliedner, Theodor jun. 569 geb. 1906 Madrid, gest. 1970 Madrid, Leiter des dt. Hilfswerks für die ev. Kirche in Spanien 1935–1970. Flor, Wilhelm 125, 130f., 142, 158, 161, 167, 169, 171, 211, 245, 316, 414, 441, 446, 497, 515, 532, 534, 537, 588, 641, 649, 726, 740, 780, 784f. geb. 23. 5. 1882 Oldenburg, gest. 19. 11. 1938 Leipzig, jurist. Hilfsarbeiter, Oberlandesgerichtsrat 1923–1933, nebenamtl. rechtskundiges Mitgl. des EOK Oldenburg 1925, Abordnung an das Reichsgericht Leipzig 1931, Reichsgerichtsrat ebd. und Ausscheiden aus dem oldenburgischen Justizdienst 1933. – Mitgl. des BR Sachsen, des RBR Oktober 1934, der VKL I November 1934 (wegen staatl. Verbots, dieses Amt auszuüben, ständig vertreten durch Eberhard Fiedler), Mitgl. der Kammer für Rechtsfragen der DEK 1936, Vors. der BS Sachsen 1937. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936. – Mitgl. der DVP, der NSDAP 1933. Florowsky, Georgi Wassiljewitsch 576 geb. 23. 8. 1893 Odessa, gest. 11. 8. 1979 Princeton, Studium Odessa seit 1911, Emigration nach Sofia 1920, Berufung an das Russische Akademische Kollegium Prag 1921, an das St.-Sergius-Institut Paris 1926, St. Vladimir’s Theological Seminary New York 1948, Harvard Divinity School Cambridge/Mass. 1956, Emeritierung und Gastprofessur Universität Princeton 1964. Fölsch, Gerhard 80 geb. 23. 10. 1898 Woldegk/Mecklenburg, gest. (Verkehrsunfall) 5. 12. 1951, Ord. 1926, Pfr. Fürstenberg 1927, Lübeck 1930, Kriegsdienst 1939, Präses des vorl. Kirchentags Lübeck 1947. Forck, Bernhard Heinrich 86, 388f., 463, 497, 515, 543, 545, 552 geb. 28. 8. 1893 Seehausen bei Bremen, gest. 27. 3. 1963 Luckenwalde/Brandenburg, Ord. 1920, Bundeswart des norddt. Männer- und Jünglingsbunds 1924, Pfr. Hamburg-Hamm und Horn 1926, mehrfach gemaßregelt zwischen 1937 und 1940, Sup. Luckenwalde 1950. – Mitgl. des hamburgischen BR, Mitarbeiter
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der VKL II 1936. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936 und des Dt. Luth. Tages Hannover 1935. Forsthoff, Ernst, Dr.jur. 595 geb. 13. 9. 1902 Duisburg/Laar, gest. 13. 8. 1974 Heidelberg, Studium der Rechtswissenschaften Freiburg, Marburg und Bonn, PD für öffentliches Recht und Verfassungsgeschichte Freiburg/Breisgau 1930, o. Prof. Frankfurt 1933, Hamburg 1935, Königsberg 1936, Wien 1941, Heidelberg 1943–1946 und 1949–1967. Fraenkel, Ernst, Dr.jur. Dr.phil.h.c. 401 geb. 26. 12. 1898 Köln, gest. 28. 3. 1975 Berlin, Studium der Rechtswissenschaften Frankfurt/Main und Heidelberg, Rechtsanwalt Berlin 1927, Emigration in die Vereinigten Staaten von Amerika 1938, Studium Law School Universität Chicago 1939–1941, Beschäftigung im US-Staatsdienst 1944–1951, Rechtsberater der amerikanischen Militärregierung in Korea 1945–1950, Dozent für Politikwissenschaft Freie Universität Berlin 1951, Prof. ebd. 1953, Emeritierung 1967. Franco Bahamonde, Francisco 567ff. geb. 4. 12. 1892 Ferrol, gest. 20. 11. 1975 Madrid, Offiziersausbildung Toledo und Paris, dann Kolonialdienst in Marokko, Kommandant der spanischen Fremdenlegion 1923–1927, Brigadegeneral 1926, Leiter der Militärakademie Saragossa 1928–1931, in Folge der spanischen Revolution verschiedene Posten auf den Balearen, in Marokko und den Kanaren, nach Ausbruch des spanischen Bürgerkriegs Anführer der spanischen Truppen in Marokko, Erhebung zum nationalspanischen Regierungschef, Generalissimo und Staatsoberhaupt durch rechtsgerichtete Kräfte 30. 9. 1936, Leiter der Falange 1937, Wiederherstellung der Monarchie und „Caudillo“ (Anführer) des faschistischen Militärregimes über Spanien 1939, in Personalunion Inhaber der Ämter des Staatschefs, des Regierungschefs (bis 1973), des Oberbefehlshabers der Streitkräfte und Führers des Movimiento Nacional seit 1957. Franz, Volkmar 590, 607f., 731 geb. 8. 3. 1893 Pößneck/Thüringen, gest. 28. 3. 1960 Eisenach, Studium der Rechte in Jena, Berlin und München 1911–1919, dazwischen Kriegsdienst 1914–1918, Kirchenregierungsrat am Landeskirchenrat Eisenach 1923, KR ebd. 1926, unter Beibehaltung seiner Stellung als Thüringer KR Referent Reichskirchenministerium 30. 8. 1937–28. 2. 1938, nebenamtl. komm. Dienstleistung bei der DEKK mit dem Titel OKonsR März bis Dezember 1938. – Ltd. Mitgl. des Bundes für Dt. Christentum 1936. Freitag, Albert, D. 625 geb. 13. 12. 1880 Brieg, gest. 2. 9. 1959 Ludwigsburg, Ord. 1906, Pfr. Prausnitz/ Schlesien 1907, Berlin 1913, Reichsreferent für Pressewesen der Glaubensbewegung DC 1932, OKonsR EOK Berlin 1934–1945. Fresenius, Wilhelm, Lic.theol. 552 geb. 25. 6. 1886 Wiesbaden, gest. 5. 10. 1971 Frankfurt/Main, Stadtvikar Frankfurt/Main 1912, Pfr. Diethard 1913, Nassau/Lahn 1918, Frankfurt/Main 1924, Ruhestand 1956. – Mitgl. des geschäftsführenden Ausschusses des LBR NassauHessen. Fretzdorff, Otto, Dr.jur. 420f., 521 geb. 19. 12. 1881 Stralsund, gest. 21. 11. 1950 Magdeburg, Jurastudium Leipzig und Greifswald 1900–1905, Referendariat Pommern, jurist. Kirchendienst Stet-
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tin und Berlin seit 1910, KonsAss 1912, KonsR Ev. Kons. Brandenburg in Berlin 1918, Ev. Kons. Kirchenprovinz Danzig-Westpreußen 1923, OKonsR ebd. 1925, Berlin 1932, KonsPräs und Vors. Kons. Magdeburg 1936, Vors. der provinzsächsischen FA 1936/37, Ruhestand und Übernahme der jurist. Dirigentenstelle im Kons. Magdeburg 1945, OKonsR ebd. 1946. Frey, Hellmuth, Mag.theol. 649 geb. 20. 12. 1901 Torri/Estland, gest. 27. 12. 1982 Bethel, Jura- und TheolStud Dorpat, Mag.theol. 1923, „Pastor Diakonus“ Dorpat 1927, Pfr. und Leiter der IM ebd. 1930, Dozent für Evangelisation und AT am Theol.-Phil. Lutherinstitut ebd. 1931 bis zur Aussiedlung aus dem Baltikum 1939, Pfr. Lissa bei Posen 1941, Kriegsdienst in Frankreich, Belgien und Holland, Kriegsgefangenschaft in Großbritannien, Dozent Theol. Schule für Kriegsgefangene Norton Camp/Großbritannien 1945, Dozent für AT Theol. Schule Bethel 1946–1963, Pfr. Anstalten Bethel 1946–1967. Frick, Wilhelm, Dr.jur. 42, 75, 79, 135, 184, 188, 233, 298, 382, 396, 428, 490, 523, 525, 530, 543, 612, 665, 681, 692, 749f., 762, 773, 869 geb. 12. 3. 1877 Alsenz/Pfalz, gest. (hingerichtet) 16. 10. 1946 Nürnberg, Jurist, Leiter der Bayerischen Polit. Polizei 1919–1921, Leiter der Kriminalpolizei 1923, nach dem Hitler-Putsch Verhaftung, Verurteilung zu einer Bewährungsstrafe und Entlassung aus dem Staatsdienst wegen Dienstvergehens am 31. 7. 1924, Aufhebung der Entlassung am 6. 11. 1924, MdR (bis zum Eintritt in die NSDAP 1925 zunächst für die Deutschvölkische Freiheitspartei) 1924–1933, Fraktionsvorsitzender NSDAP 1928, gleichzeitig Beamter Oberversicherungsamt München 1926–1930 und 1932–1933, dazwischen Innen- und Volksbildungsminister Thüringen 1930/31, Reichsminister des Innern 1933, Reichsminister ohne Geschäftsbereich und Reichsprotektor von Böhmen und Mähren 1943–1945. Fricke, Ferdinand, Dr.jur. 515 geb. 18. 8. 1903 Heinebach, gest. 8. 10. 1978 Freudenstadt, Landgerichtsrat Kassel, stellv. Vors. LKAu Kurhessen-Waldeck 1935, Jurist im LKAm Kassel 1947– 1948, später Rechtsanwalt und Notar Hofgeismar. Fricke, Otto, Lic.theol. D.D. 86, 332, 373, 388, 392f., 440, 496f., 515, 528, 544f., 547ff., 698, 801, 868 geb. 28. 2. 1902 Heinebach, gest. 8. 3. 1954 Frankfurt/Main, Studium Göttingen und Halle, Ord. und Hilfspfr. Kassel 1926, Pfr. Bockenheim 1927, Pfr. Frankfurt/Main und Hochschulpfr. im Nebenamt 1929–1954, aus kirchenpolit. Gründen Beurlaubung 1934, zwei Dienststrafverfahren und Haft, mehrmals Maßregelungen zwischen 1937 und 1940, Kriegsdienst 1942–1944, Mitgl. der Vorl. Kirchenleitung Frankfurt/Main mit dem Titel „Stadtpfarrer“, Verbindungsmann zu den Behörden, Mitgl. des Verbindungsausschusses der Teilkirchen der Landeskirche Nassau-Hessen 1945–1947, OKR und Mitgl. der hessen-nassauischen Kirchenleitung 1947–1950, Eden Theological Seminary Webster/Grove 1948. – Sprecher des PNB Frankfurt/Main 1934, Mitgl. des nassau-hessischen BR und des RBR, der VKL II 1936–1938. – Teiln. der BS der DEK Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936. Friederich, Paul 868 geb. 2. 9. 1908 Prassen/Ostpreußen, Vikar Spittal/Kärnten 1931, Ord. und
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Personenregister/Biographische Angaben
Hilfspfr. Neuhaus am Rennweg 1932, dann PfVwal Zeulenroda, Gestapohaft 1937 und Ausweisung aus Thüringen, Privatvikar Bayreuth 1938, Vikar Oberstdorf 1939, Pfr. ebd. 1942, Bayreuth 1947, Ansbach 1966, Ruhestand 1974. Friedrich, Otto, Dr.jur. D. 108, 125, 133, 139, 467f., 470–473, 475, 479, 496, 505, 512, 707, 786, 795, 813f., 816, 818–821 geb. 6. 7. 1883 Molsheim/Elsaß, gest. 21. 6. 1978 Heidelberg, Jurastudium, Gerichtsassessor Großtännchen, Pfalzburg und Mühlhausen 1914–1918, jurist. Hilfsarbeiter am Landespreisamt und beim Stadtrat Karlsruhe 1919, Stadtrechtsrat ebd. 1920, dann Stadtamtmann ebd., Rechtsreferent 1924, OKR und Mitgl. der Kirchenleitung der badischen Landeskirche 1925–1953, Lehrbeauftragter für Kirchenrecht Heidelberg 1932, Entzug der Lehrbefugnis aus polit. Gründen 1937–1945, HonProf. Heidelberg 1963. Fritsch, Karl, Dr.rer.pol. 234, 747 geb. 16. 6. 1901 Hof, gest. (Selbstmord) 22. 4. 1944, Mitgl. der NSDAP 1922, Schriftleiter „Der Streiter“ 1923, Kreisleiter der NSDAP Oberfranken 1924, Gaugeschäftsführer der NSDAP Sachsen 1927, stellv. Gauleiter 1928, MdL Sachsen 1929, Fraktionsführer 1930, MdR und Staatsminister des Innern Sachsen 1933, SS-Brigadeführer 1943, Beurlaubung 1943. Frör, Kurt, D.theol. 440, 786 geb. 10. 10. 1905 Rothenburg ob der Tauber, gest. 16. 2. 1980 Erlangen, Ord. 1928, PfVwes Bad Reichenhall 1929, dann Stadtvikar München-Sendling, Inspektor PS Nürnberg 1932, Pfr. München 1936, Beauftragter der bayerischen Landeskirche für kirchl. Unterweisung Rummelsberg 1949, o. Prof. für PT, Pädagogik und Didaktik Erlangen 1952–1972, Universitätsprediger ebd. 1964–1973. – Mitbegründer der bayerischen Pfarrbruderschaft. Fürle, Günther, Dr.jur. 680 geb. 26. 7. 1899 Breslau, gest. 17. 1. 1978 Memmingen, Jurastudium 1917–1920, unterbrochen durch Kriegsdienst 1917–1919, Referendar 1921, Assessor Breslau 1924, beurlaubt aus dem Staatsdienst als komm. Hilfsreferent Kons. Breslau, KonsR 1928, komm. Hilfsreferent EOK Berlin 1929, OKonsR und Dirigent ebd. 1933, komm. weltl. Vizepräs. Kons. Breslau 1933, betraut mit der komm. Wahrnehmung des Amtes des KonsPräs ebd. 1935, Leiter des Oberrechnungsamts des EOK Berlin und der DEK 1936, stellv. Vors. der FA bei der DEKK 1937, Dir. der DEKK 1938, Leiter (stellv. Präs. 1941–1943) 1941 bis zur Amtsenthebung durch Muhs 22. 2. 1945, Ruhestandsversetzung 1946, Rechtsanwalt Memmingen 1947, Ruhestand 1954. – Teiln. der Dt. Ev. NatSyn Wittenberg 1933, Berlin 1934. Fuglsang-Damgaard, Hans, Dr.theol. D.D. 576, 583, 673, 776 geb. 29. 7. 1890 Örsted/Dänemark, gest. 8. 7. 1979 Kopenhagen, Volksschullehrer, (als Nordschleswiger) Kriegsdienst auf dt. Seite 1914, TheolStud Kopenhagen und Straßburg 1919–1924, Dozent Kopenhagen 1925, Dompropst ebd. 1933, Bischof von Kopenhagen 1934–1960. Galen, Clemens August Graf von, Dr.theol.h.c. 40 geb. 16. 3. 1878 Burg Dinklage/Amtsbezirk Vechta, gest. 22. 3. 1946 Münster, Phil.- und Geschichtsstudium Freiburg/Schweiz 1897, TheolStud Innsbruck seit 1898, Priesterseminar Münster 1903, Priesterweihe ebd., Domvikar und Sekretär von Weihbischof Maximilian Gereon Graf von Galen 1904, Kaplan Berlin 1906,
Personenregister/Biographische Angaben
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Präses der Berliner Gesellenvereine, Kuratus Berlin 1911, Pfr. ebd. 1919, Münster 1929, Bischof ebd. 1933, Ernennung zum Kardinal 24. 12. 1945. Garbe, Ernst Richard Christian 746 geb. 29. 7. 1910 Hohndorf bei Chemnitz, gest. 2. 8. 1992 Hannover, TheolStud Leipzig, Verwalter einer Pfarrstelle (Vikar) Großdrebnitz und Goldbach 1935, Ord. 1936, Entlassung aus kirchenpolit. Gründen 1937, Rücknahme der Entlassung und Pfr. Großdrebnitz 1938–1951, dazwischen Kriegsdienst und Gefangenschaft 1939–1945, Pfr. Freiberg 1951, Dresden 1960–1966, zugleich Leiter des Landeskirchl. Amts für Frauendienst 1960–1977. Gauger, Martin, Dr.jur. 59, 69ff., 125, 139, 148, 156f., 159, 161, 167, 177, 185, 207, 212, 216ff., 220, 226f., 255, 266, 293–296, 309, 313f., 325, 331, 381, 399, 401, 414, 429, 434, 446, 448f., 462f., 467f., 472, 477, 479, 481, 483, 486, 488, 497f., 515, 531, 534, 537, 540, 549, 552ff., 557, 560f., 588, 596f., 609, 635f., 641, 649, 654, 665, 683, 702, 707, 721, 726, 745, 766, 784–787, 789, 794f., 808f., 811, 813ff., 817, 819ff. geb. 4. 8. 1905 Elberfeld, gest. (ermordet) 13. 7. 1941 Sonnenstein bei Pirna, Studium der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften Tübingen, Kiel, London, Berlin und Breslau 1925–1930, dann Referendar und Assessor an Gerichten im rheinisch-westfälischen Industrierevier, wegen Verweigerung des Eides auf Hitler Entlassung aus dem Staatsdienst 1934, jurist. Mitarbeiter der VKL I 1935, Justitiar im Sekretariat des LR Berlin 1936, Kontakt zum Widerstand, Beziehungen zum Dt. Klub von Berlin und zur Staatswiss. Gesellschaft, Beteiligung an der Gründung des Kreisauer Kreises seit 1939, Kriegsdienstverweigerung und Flucht in die Niederlande 1940, nach dem Einmarsch der dt. Truppen mißglückter Fluchtversuch, Schussverletzung, Haft Düsseldorf-Derendorf, KZ Buchenwald 1941, Verlegung in die Tötungsanstalt Sonnenstein Juni 1941. Gayl, Wilhelm Frhr. von 655 geb. 4. 2. 1879 Königsberg, gest. 5. 11. 1945 Potsdam, Reichsminister des Innern Juni bis November 1932, vorübergehend Kommissar für das Siedlungswesen April 1933. Geiger, Hannsludwig (Pseudonym: Gottfried Sartorius), Dr.phil. 59, 125, 161, 180, 207, 266, 381, 399, 467, 488, 554, 560, 588, 609, 649, 665, 683, 726 geb. 27. 8. 1902 Stettin, gest. 8. 12. 1980 Seeheim an der Bergstraße, Schriftsteller und Journalist, Redakteur der „Greifswalder Zeitung“ und des „Reichsboten“ bis zum Verbot 1936, danach Pressereferent im Sekretariat des LR Berlin, während des Zweiten Weltkriegs Mitarbeiter in der Kulturredaktion der „Deutschen Allgemeinen Zeitung“, nach Kriegsende Gründer der Zweigstelle des Erich Schmidt-Verlags in München, Herausgeber des „Evangelischen Literaturbeobachters“ 1953–1967, Mitarbeiter in der literarischen Leitung der Dt. Buchgemeinschaft Darmstadt 1954–1957, Vorstandsmitglied des Bayerischen Presseverbands und Vors. des Ev. Presseverbands in Hessen und Nassau. Gelbke, Max 746 Kantor und Lehrer Goldbach/Sachsen. Gerber, Hans, Dr.jur. D. 502, 505, 519 geb. 29. 9. 1889 Altenburg/Thüringen, gest. 16. 10. 1981 Bad Krozingen, Jurastudium Heidelberg, München, Berlin und Jena, Hauptverwaltung Deutschnationaler Handlungsgehilfenverband Berlin 1919, PD Marburg 1923, apl. Prof. ebd.
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Personenregister/Biographische Angaben
1927, o. Prof. für öffentliches Recht Tübingen 1929, Leipzig 1934, Freiburg/ Breisgau 1941–1957. – Vors. des Gustav-Adolf-Vereins 1934–1941. – Mitgl. der NSDAP und des NSLB 1937. Gerber, Willy, D. 599ff., 748 geb. 21. 4. 1985 Dresden, gest. 9. 5. 1980 Freital, Ord. 1918, Pfr. Zöblitz 1919, Inspektor der Ev.-Luth. Mission Leipzig 1926, Pfr. Chemnitz 1929, Sup. ebd. 1931, Mitgl. der Kirchenleitung Sachsen 1935–1964, OLKR 1953. – Mitgl. des LKAu Sachsen 1935–1937, Vertreter seiner Landeskirche im LR seit 1936. Germanos, Lukas Strenopoulos, D. 576, 673 geb. 15. 9. 1872 Siliviria/Delliones, gest. 24. 1. 1951 London, Prof. für Dogmatik und Symbolik Chalki 1903, Priesterweihe 1907, Rektor Theol. Hochschule Chalki 1908, (Titular-)Metropolit Seleukia 1912, Erzbischof Thyateira und Exarch für West- und Zentraleuropa des Ökum. Patriarchats von Konstantinopel mit Sitz in London 1922, einer der Präs. des ÖRK 1948. Gisevius, Johannes, Dr.jur. 72 geb. 25. 8. 1880 Colochau/Provinz Sachsen, gest. 7. 1. 1955 Berlin, TheolStud Tübingen, Halle und Königsberg 1899–1900, Jurastudium Halle, Freiburg/Breisgau und Greifswald 1900–1904, Referendar im Justizdienst, Militärdienst 1905–1906, Beurlaubung in die allg. kirchl. Verwaltung der Ev. Kirche der ApU als jurist. Hilfsarbeiter Kons. Magdeburg 1912, Kriegsdienst 1914, KonsAss Magdeburg 1915, KonsR ebd. 1918, jurist. Rat 1920, nach vorübergehender Tätigkeit in Koblenz Hilfsarbeiter EOK Berlin 1922, OKonsR und Mitgl. ebd. 1925, Wechsel ins Dt. Ev. KBA Oktober 1925, vorl. Ruhestandsversetzung 1934, Wiederaufnahme des Dienstes in der DEKK (während des Zweiten Weltkriegs praktisch deren Leiter) 1935–1945, OKR Kirchenkanzlei der EKD – Berliner Stelle – 1945, Ruhestand 1946. – Teiln. der Dt. Ev. NatSyn Wittenberg 1933. Gloege, Gerhard, D. Dr.theol. D.D. 350, 409 geb. 24. 12. 1901 Crossen/Oder, gest. 15. 4. 1970 Bonn, Pfr. Bernau 1927, Dozent für KG und NT am Auslandsseminar Ilsenburg 1929, Pfr. und Ephorus PS Naumburg am Queis 1933, Amtsenthebung 1935, Verwaltung einer vakanten Pfarrstelle in der westfälischen Landeskirche, Disziplinarverfahren mit dem Ziel der Entfernung aus dem Amt, Reichsredeverbot 1937, Ausweisung aus Schlesien 1938, Pfr. Erfurt 15. 12. 1938, Mitgl. der Vorl. Geistl. Leitung der Provinzialkirche Sachsen und Propst Erfurt 1945, o. Prof. für ST Jena 1946, Bonn 1961–1968. – Austritt aus den DC 1934, Mitbegründer der Bekenntnisgemeinde Naumburg am Queis, Mitgl. des schlesischen PBR und nach dessen Spaltung Mitgl. der Naumburger Synode, Mitgl. des Luth. Rates 1934/35. – Teiln. des Dt. Luth. Tages Hannover 1935. Goebbels, Joseph, Dr.phil. 21, 42, 61, 83, 120, 131, 177, 226, 382, 401f., 612, 646, 709f., 750, 818 geb. 29. 10. 1897 Rheydt, gest. (Selbstmord) 1. 5. 1945 Berlin, Mitgl. der NSDAP 1924, Gauleiter Groß-Berlin 1926, Begründer und Herausgeber der Zeitung „Der Angriff“ 1927, MdR 1928, Reichspropagandaleiter der NSDAP 1930, Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda 1933–1945, Reichsbeauftragter für den totalen Kriegseinsatz an der Heimatfront 1944, von Hitler am 28. 4. 1945 zu seinem Nachfolger bestimmt.
Personenregister/Biographische Angaben
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Göring, Hermann 589 geb. 12. 1. 1893 Rosenheim, gest. (Selbstmord in der Haft) 15. 10. 1946 Nürnberg, Mitgl. der NSDAP 1922, Teilnahme am Hitler-Putsch 1923, MdR 1928, persönlicher Beauftragter Hitlers in Berlin 1930, Reichstagspräs. 1932, Chef der preuß. Gestapo 1933/34, preuß. Ministerpräs. 1933–1945 und bis 1934 Innenminister, Reichsminister für Luftfahrt 1933, Oberbefehlshaber der Luftwaffe 1935, Beauftragter zur Durchführung des Vierjahresplans 1936, komm. Reichswirtschaftsminister 1937/38, Generalfeldmarschall 1938, Vors. des Reichsverteidigungsrats und offizielle Bestellung zum Nachfolger Hitlers 1939, Reichsmarschall des Großdt. Reiches 1940, wegen Verhandlungen mit Alliierten Enthebung von allen Ämtern, Parteiausschluss und Verhaftung durch die SS 23. 4. 1945, in den Nürnberger Prozessen zum Tod verurteilt 1946. Gogarten, Friedrich, D. 67, 617 geb. 13. 1. 1887 Dortmund, gest. 16. 10. 1967 Göttingen, Kunstgeschichts-, Germanistik-, Psychologie-, dann TheolStud München, Jena, Berlin, Heidelberg und Zürich 1907–1912, Studienaufenthalte in Zürich und der Toskana 1912, Synodalvikar Stolberg/Rheinland 1913, Ord. und HPred Bremen 1914, Pfr. Stelzendorf/Thüringen 1917, Dorndorf/Saale 1925, PD für ST Jena 1925, o. Prof. Breslau 1931, Lehrstuhlvertreter Bonn (für Karl Barth) 1935, o. Prof. Göttingen 1935, Emeritierung 1955. – Mitbegründer der Dialektischen Theol., Gründer der Zeitschrift „Zwischen den Zeiten“. – Anfänglich Mitgl. der JB 1933, dann vorübergehend Anhänger der Glaubensbewegung DC bis zum Sportpalastskandal November 1933. Gollwitzer, Hans (Johann) 278 geb. 13. 1. 1896 Erding, gest. 24. 3. 1979 Mühldorf, TheolStud Erlangen 1918– 1921, PfVwes Zirndorf 1921, Ord. Ansbach und Privatvikar Brunnenreuth 1922, exponierter Vikar Mühldorf 1922, Titel Pfr. 1926, Pfr. Mühldorf 1931, von der Reichskirchenregierung unter Ludwig Müller und August Jäger zum komm. Bischof des Kirchengebiets Altbayern ernannt 11.10.–26. 10. 1934, Entlassung aus dem Dienst der bayerischen Landeskirche 1935, ehrenamtl. Bürgermeister Mühldorf 1937, hauptamtl. Bürgermeister ebd. 1938–1945, ehrenamtl. Bürgermeister ebd. 1952, hauptamtl. Bürgermeister ebd. 1960–1966. – Mitgl. der NSDAP 1929. Gollwitzer, Helmut, Lic.theol. D. D.D. 635 geb. 29. 12. 1908 Pappenheim/Bayern, gest. 17. 10. 1993 Berlin, Theol.- und PhilStud München, Erlangen, Jena, Bonn und Basel 1928–1932, Vikar München 1932, Hauslehrer Ernstbrunn bei Wien seit 1933, Referent für den theol. Nachwuchs beim thüringischen und altpr. BR der BK 1935, Pfr. Berlin-Dahlem 1. 5. 1937–1940, Dozent an der illegalen KiHo Berlin 1938, als aktives Mitgl. der BK Redeverbot für das Dt. Reich, Ausweisung aus Berlin, mehrfache Verhaftungen 1940, Militärdienst (Sanitäter) 1940–1945, sowjetische Kriegsgefangenschaft 1945–1949, o. Prof. für ST Bonn 1949, Freie Universität Berlin 1957–1975, zugleich Lehrbeauftragter KiHo Berlin 1957–1971. Gossner, Johannes Evangelista 577ff. geb. 14. 12. 1773 Hausen bei Günzburg, gest. 30. 3. 1858 Berlin, Phil.-, Physikund TheolStud Dillingen und Ingolstadt, Priesterweihe 1796, dann Kaplan Stoffenried und Neudorf, Gefängnishaft Priestergefängnis Göggingen 1802, Rehabilitation und Pfr. Dirlewang 1803, München 1811, Gymnasialprof. und Schulpfr.
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Personenregister/Biographische Angaben
Düsseldorf 1819, Pfr. St. Petersburg 1820 bis zur Ausweisung aus Russland 1824, Übertritt zur ev. Kirche 1826, HPred Berlin 1827, „zeitweiliger Prediger“ ebd. 1829 bis zur Ruhestandsversetzung auf eigenen Wunsch 1846, Gründer von Krankenpflegeanstalten seit 1833 und der Goßnerschen Missionsgesellschaft Berlin seit 1836/37. Gramlow, Georg 44, 72, 164f., 183, 206, 224, 241, 258, 261 geb. 24. 4. 1894 Kolberg/Pommern, gest. 16. 9. 1973 Berlin, Ord. 1921, Pfr. Weißig Kirchenkreis Crossen/Brandenburg 1922, Wellmitz Kreis Guben 1926, Sup. Arnswald 1931. Greifenstein, Hans 291, 550, 559, 760 geb. 2. 11. 1883 Erlangen, gest. 12. 8. 1959 Nürnberg, TheolStud Leipzig und Erlangen seit 1902, Ord. 1907, Pfr. Weißenstadt 1913, Marktredwitz 1916, Nürnberg 1928, „Landesführer“ des Landesverbands für IM und OKR im Landeskirchenrat München 1934, Betreuung der Pfarrstelle Königshofen/Ansbach 1945– 1951, stellv. Kreisdekan Ansbach 1947. – Vors. des bayerischen Landessynodalausschusses 1933. – Teiln. der BS der DEK Berlin-Dahlem 1934. Greiffenhagen, Gustav, Lic.theol. 594 geb. 13. 2. 1902 Hannover, gest. 2. 6. 1968 Bremen, TheolStud Göttingen 1921– 1924, Ord. und Pfr. Bremervörde 1927, Stotel 1929, Bremen 1931–1967. – Mitgl. des Bremer BR 1934. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934, Bad Oeynhausen 1936. Greiffenhagen, Werner 80, 155 geb. 17. 4. 1895 Reval, gest. 19. 7. 1975 Lübeck, Jurastudium Dorpat 1914–1916, Offizier im russischen Heer 1916/17, Tätigkeit in der Polizeiverwaltung Reval März bis August 1918, dann Kriegsfreiwilliger im russischen Heer bis zur Entlassung im Dezember 1918, Soldat im Baltenbataillon Dezember 1918 bis Juli 1920, TheolStud Greifswald, Tübingen und Leipzig 1920–1924, Hilfsarbeiter beim Centralvorstand des Gustav-Adolf-Vereins Leipzig 1925, Ord. und HGeistl Corbach 1927, dann Adorf/Waldeck, PfVwal ebd. 1. 4. 1928, HPred Lübeck 16. 10. 1928, Pfr. ebd. 1930 bis zur krankheitsbedingten Wartestandsversetzung 1. 1. 1959, dazwischen Kriegsdienst 1943–1945, Ruhestand 1960. Griessbach, Wilhelm 109, 786 geb. 20. 9. 1907 Georgensmünd, gest. 2. 4. 1993 Heldenstein/Oberbayern, Ord. 1930, Pfr. Möttingen-Balgheim über Nördlingen 1933, Theol. Mitarbeiter beim Kreisdekan Nürnberg 1936, Kriegsdienst und Gefangenschaft 1941–1945, Pfr. Nürnberg 1943, Militärdekan für Bayern 1956, Ruhestand 1972. Gröschel, Kurt Franz 693 geb. 11. 8. 1896 Crumbach, gest. 11. 2. 1959 Kasendorf, Jugendsekretär des Ev. Jungmännerbunds 1914 und 1919–1934, Volksmissionar des LBR Dresden 1934, Pfr. Mittelsayda 1947, Ruhestand 1957. Gross, Walter, Dr.med. 383f. geb. 21. 10. 1904 Kassel, gest. (Selbstmord) 25. 4. 1945 Berlin-Zehlendorf, Mitgl. der NSDAP 1925, Mitgl. des NS-Ärztebunds und Mitarbeiter der Unterabt. Volksgesundheit in der Reichsleitung der NSDAP 1932, Gründer und Leiter des Aufklärungsamts für Bevölkerungspolitik und Rassenpflege (seit 1934 Rassenpolit. Amt) der NSDAP 1933, MdR 1936, Leiter der Abt. Naturwissenschaft im Amt Rosenberg 1942.
Personenregister/Biographische Angaben
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Grundmann, Walter, Dr.theol. 45, 284, 598, 651 geb. 21. 10. 1906 Chemnitz, gest. 30. 8. 1976 Eisenach, TheolStud Leipzig, Tübingen und Rostock 1926–1930, Assistent Tübingen 1930, Ord. und Vikar Oberlichtenau 1932, wiss. Hilfsarbeiter (Titel: OKR) LKAm Dresden 1933–1936, komm. Prof. Jena 1936, o. Prof. für Völkische Theol. und NT ebd. 1938–1945, Kriegsdienst und Gefangenschaft, Dienstentlassung 1945, Hilfsarbeiter beim Hilfswerk der EKD Dresden 1946, Hilfspfr. und Pfr. Waltershausen (Thüringen) 1947, Dozent und Rektor Katechetisches Seminar Eisenach 1954–1975, zugleich Dozent am Seminar in Leipzig seit 1970, KR 1974. – Führender DC, Verfasser der „28 Thesen der sächsischen Volkskirche zum inneren Aufbau der Deutschen Evangelischen Kirche“ November 1933, Leiter der Volksmissionarischen Bewegung Sachsens (= DC) 1935, Gründer und wiss. Leiter des Instituts zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das dt. kirchl. Leben in Eisenach 1939. – Mitgl. der NSDAP 1930. Günther, Fritz, Dr.jur. 383 geb. 31. 1. 1871 Berlin, gest. 30. 6. 1956 Berlin, Eintritt in den Staatsdienst 1892, Gerichtsassessor 1897, Amtsrichter Frankfurt/Oder 1903, Amtsgericht Berlin 1905, vertretungsweise Hilfsrichter am Königlichen Kammergericht Berlin (nicht angetreten) 1906, Landrichter Landgericht I Berlin, Landgerichtsrat 1907, Landgerichtsdir. ebd. 1912 bis zur Ruhestandsversetzung 1936, Wiedereinberufung 1940–1945, Wiedereinstellung als Landgerichtsdir. ebd. 1946, Beauftragung mit der Führung der Geschäfte des Vizepräs. ebd. 1948/49, Ruhestand 1950. – Mitgl. des Kuratoriums der KiHo Berlin-Dahlem 1936, jurist. Mitgl. der VKL II 1936–1939, Haft 1937. Gürtner, Franz, Dr.h.c. 26, 41f., 588f., 682, 734f., 741, 781f., 784 geb. 26. 8. 1881 Regensburg, gest. 29. 1. 1941 Berlin, Landgerichtsrat München 1920, Oberregierungsrat 1921, Bayerischer Justizminister 1922, Reichsjustizminister 1932, in die Regierung Hitler als Reichsjustizminister übernommen am 1. 2. 1933, zugleich Preuß. Justizminister 1934/35, in die NSDAP aufgenommen 1937. Gustav II. Adolf 675, 773 geb. 19. 12. 1594 Stockholm, gest. (gefallen) 16. 11. 1632 bei Lützen, König von Schweden 1611–1632. Gustavus, Walther, Dr.jur. 251, 341 geb. 1. 12. 1892 Vietz/Ostbahn, gest. 18. 5. 1945 Landsberg/Warthe, jurist. Hilfsarbeiter EOK Berlin 1923, Hilfsarbeiter Dt. Ev. KBA Berlin 1925, KonsR ebd. 1926, OKonsR ebd. 1928, Versetzung an das Kons. Berlin durch Staatskommissar Jäger im Juni 1934 (rückgängig gemacht im Dezember 1934), Einberufung zu einer komm. Dienstleistung bei der DEK November 1934, Vors. der FA bei der DEKK 1935–1937, OKonsR ebd. 1938, Vertreter der DEKK im Central-Ausschuss für die IM 1940, Kriegsdienst und Wehrmachtsrichter. – Mitgl. der NSDAP 1933. Hänisch, Hans 515, 534 geb. 14. 3. 1885 Berlin, gest. 1. 4. 1954 [Lemgo], Ord. Aurich 1910, Pfr. Dykhausen-Neustadtgödens 1911, Leopoldshöhe 1922, Lemgo 1928–1951, Präses der Lippischen Landessynode 1933–1946. – Mitgl. des Moderamens des Ref. Bunds 1934, des Arbeitsausschusses der Ref. Kirchen Deutschlands 1936.
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Personenregister/Biographische Angaben
Hahn, Ernst Karl Friedrich Robert 109 geb. 2. 8. 1901 Thüngen, gest. 31. 3. 1940 Gräfensteinberg, TheolStud Erlangen und Tübingen 1920–1924, Ord. Ansbach, PfVwes Segringen 1925, Nürnberg 1925, HGeistl ebd. 1926, exponierter Vikar Ellingen 1927, Titel Pfr. 1930, Pfr. Gräfensteinberg bei Gunzenhausen 1932. Hahn, Hugo, D. 39, 43, 47, 51, 59, 97, 138, 159, 161, 167, 176, 207, 218, 266, 281, 379, 381, 399, 412, 427, 435, 439, 441, 443, 446f., 464, 498, 515, 528, 531, 534, 537, 548, 561, 588, 597f., 603, 649, 683, 698, 726, 746–749, 752, 766ff., 783, 795f., 818 geb. 22. 9. 1886 Reval, gest. 5. 11. 1957 Dresden, Studium Dorpat und Leipzig 1905, Ord. Reval und Pfr. Nissi/Estland 1910, Übersiedlung in das Dt. Reich und Pfr. Worbis/Eichsfeld 1919, Leipzig 1927, Pfr. Dresden und zugleich Sup. Dresden-Land 1930, als aktives Mitgl. der BK vorübergehende Dienstenthebung und Ruhestandsversetzung 1934/1935, Ausweisung aus Sachsen 1938, PfVwes Stuttgart-Hedelfingen 1939, Pfr. Stuttgart-Kaltenthal 1943, Stuttgart-Zuffenhausen 1946, Landesbischof Sachsen 1947–1953. – Leiter des PNB Sachsen und seines BR 1933, Vors. des BR Sachsen und Mitgl. des RBR 1934, Mitgl. des Luth. Rates 1934/35, Gründungsmitglied und Vertreter der BK Sachsen im LR 1936. – Mitgl. des Rates der EKD 1945–1954, stellv. Ltd. Bischof der VELKD 1949. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936 und des Dt. Luth. Tages Hannover 1935. Hahn, Wilhelm, Dr.theol. 39 geb. 14. 5. 1909 Dorpat/Estland, gest. 9. 12. 1996 Heidelberg, TheolStud Tübingen, Göttingen, Bonn und Münster 1929–1933, dann illegale Vikarausbildung in der westfälischen BK, führender Mitbegründer der westfälischen Bruderschaft der HPred und Vikare 1934, Mitarbeiter des westfälischen BR bei Karl Lücking, Inspektor am PS Bloestau/Ostpreußen 1936, Pfr. Minden 1937–1948, dazwischen Kriegsdienst und Gefangenschaft 1942–1946, Sup. Minden 1949, Leitung der ökum. Arbeit der westfälischen Landeskirche 1945, LKR ebd. 1946, o. Prof. für Homiletik, Liturgik und Katechetik Heidelberg 1950, Rektor Universität Heidelberg 1958–1960, Mitgl. des Bundestags (CDU) 1962–1964, Kultusminister Baden-Württemberg 1964–1978, MdL ebd. 1968–1980, stellv. Ministerpräs. ebd. 1972–1978, Mitgl. des Europäischen Parlaments 1979–1987. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934. Halder, Franz 339 geb. 30. 8. 1884 Würzburg, gest. 2. 4. 1972 Aschau/Oberbayern, Eintritt in die bayerische Armee 1902, Ausbildung an der Bayerischen Kriegsakademie 1911– 1914, Einsatz als Generalstabsoffizier in verschiedenen Oberkommandos 1914– 1918, Hauptmann in der Reichswehr 1919, Major 1922, Oberst 1931, Divisionskommandeur München 1934, Generalleutnant im Oberkommando des Heeres 1936, Generalstabschef des Heeres 1938, Leitung des Balkanfeldzugs und des Überfalls auf die Sowjetunion 1941, Ablösung von seinem Kommando und Versetzung in die Reserve 1942, Kontakte zum militärischen Widerstand 1942–1944, nach dem Attentat vom 20.7. Verhaftung und Einlieferung ins KZ Flossenbürg 1944, offizielle Verabschiedung aus der Wehrmacht 31. 1. 1945, kurz vor Kriegsende Verlegung ins KZ Dachau, Verschleppung nach Südtirol und Befreiung
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durch amerikanische Truppen, Leiter der dt. Abt. des kriegsgeschichtlichen Forschungsamts der U.S. Army Königstein/Taunus und Karlsruhe 1946–1961. Halfmann, Wilhelm, D. 381, 718, 779 geb. 12. 5. 1896 Wittenberg, gest. 8. 1. 1964 Kiel, Kriegsdienst 1914–1918, Ord. und Inspektor PS Preetz 1923, Pfr. Schönberg 1926, Flensburg 1933, zugleich komm. OKonsR LKAm Kiel 1933–1937, Vors. der Vorl. Kirchenleitung August 1945, Bischof für den Sprengel Holstein 1946–1964, Vors. der Kirchenleitung 1947–1964. – Geistl. Leiter der BK Schleswig-Holsteins 1936/37. – Teiln. des Dt. Luth. Tages Hannover 1935. Hammerschmidt, Karl Reinhard 748 geb. 19. 1. 1900 Dresden-Plauen, vermisst seit 17. 1. 1945 Warka, TheolStud Leipzig 1917–1921, dazwischen Militärdienst 1918/19, Lehrer Erziehungsanstalt Meißen-Bohnitzsch 1921, Ord. und Pfr. Kirschau 1924, Dienststrafverfahren wegen Nichtabführens von Kollekten an das von DC geleitete LKAm Dresden und Befolgung von Instruktionen der Leitungsorgane der BK 1935, Pfr. und Sup. Werdau 1936, Enthebung vom Superintendentenamt aus kirchenpolit. Gründen November 1937, Dienstentlassung 1938, nach einer Denunziation des LKAm Dresden beim Arbeitsamt Meldung zur Wehrmacht 1939, während des Kriegseinsatzes Amnestie und Wiederherstellung der Amtswürde als Sup., erneutes Predigtverbot 1940. – Mitgl. der BG Sachsen 1934, Vors. des LBR nach der Ausweisung Hahns aus Sachsen 1938. Hanemann, Friedrich 62 geb. 24. 4. 1889 Maxhütte/Oberpfalz, gest. 6. 5. 1970 München, Studium Erlangen, Ord. und PfVwes Aschbach-Hohn 1914, Vikar Landshut 1916, Pfr. Pappenheim 1917, Neudrossenfeld bei Bayreuth 1926, Pfr. und Dekan Kulmbach 1932–1946, OKR im Landeskirchenrat München 1934–1946, Übertritt von der ev. zur kath. Kirche 1955, Bibliothekar 1956, Bibliotheksrat Ordinariat München 1958. – Mitgl. des RKA 1935–1937, Vors. der Kammer für ev. Erziehungsarbeit der DEK 1936. – Mitgl. der NSDAP seit 1929. Happich, Friedrich, D. 71, 93, 95, 108, 183, 206, 224, 244, 249, 256, 258, 328, 332f., 381, 489, 515, 534, 543, 548, 552f., 593, 633, 669, 683, 700, 712, 726, 768 geb. 14. 8. 1883 Speckswinkel Kreis Magdeburg, gest. 4. 4. 1951 Hephata bei Treysa, TheolStud Marburg, Leipzig und Tübingen 1905–1909, Hauslehrer Zirmoissel/Rügen 1910, PS Hofgeismar 1911, Brüderhelfer Bethel, Ord. und Pfr. Frankenau Kreis Frankenberg/Oberhessen 1912, Pfr. der Anstalten Hephata bei Treysa 1913, Leiter ebd. und Vorst. des Hessischen Brüderhauses 1923, Ruhestand 1951. – Mitgl. der Einstw. Kirchenleitung 1934/35, Vors. des LKAu Kurhessen-Waldeck 1935–1945, Präses der Landessynode nach 1945, Titel KR 1946. Harder, Günther, Dr.jur. Lic.theol. D. 48 geb. 13. 1. 1902 Groß-Breesen Kreis Guben, gest. 12. 9. 1978 Berlin, Jurastudium Marburg und Berlin 1920–1924, TheolStud Berlin, Ord. und Pfr. Fehrbellin 1929, Kreis- und Bezirkspfr. der BK 1934–1945, Mitbegründer der KiHo Berlin 1935, Dozent für NT ebd. 1936–1941 und 1945–1948, Prof. und wiederholt Rektor ebd. 1948 bis zum Ruhestand 1972, zugleich Begründer und Leiter des Archivs für die Geschichte des Kirchenkampfs ebd. 1945, Sup. Nauen 1945, zugleich Pfr. Berlin und Sup. Kirchenkreis Friedrichswerder 1947–1967. – Mitgl.
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des PNB 1934, Pfr. der BS 1935, stellv. Vors. des PBR Brandenburg Dezember 1935, dessen Vors. 1940, Mitgl. des BR der Ev. Kirche der ApU. Hauer, Jakob Wilhelm, Dr.phil. 76, 84 geb. 4. 4. 1881 Ditzingen bei Leonberg/Württemberg, gest. 18. 2. 1962 Tübingen, Gipserlehre, Eintritt in das Missionsseminar Basel 1900, Dozent Missionsschule in Indien 1907–1911, Studium (Indologie) in Oxford 1911, Vikar Reutlingen 1915–1919 (Rücktritt vom Kirchendienst aus Gewissensgründen), PD Tübingen 1921, o. Prof. für Indologie und Religionswissenschaft Marburg 1925, Tübingen 1927–1945, nach Kriegsende Internierung und Entlassung aus dem Hochschuldienst, Ruhestand 1949. – Gründer (1920) und Leiter des Bundes der Köngener bis 1934, Leiter des Religiösen Menschheitsbundes 1927, Mitbegründer und Leiter der „Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Glaubensbewegung“ (seit 1934: „Deutsche Glaubensbewegung“) 1933, Amtsniederlegung 1936, nach Kriegsende Weiterwirken für die deutschgläubige Idee, Gründer der AG für freie Religionsforschung und Phil. (seit 1956: Freie Akademie) 1947. – Mitgl. der NSDAP 1937, SS-Hauptsturmführer 1941. Haug, Theodor 152 geb. 9. 3. 1895 Hundersingen, gest. 28. 2. 1951, Kriegsdienst 1914–1918, Vikar Esslingen 1920, Stuttgart 1921, Pfr. Tübingen 1923, Dekan Herrenberg 1935, Tübingen 1946. Haupt, Karl 515 geb. 29. 8. 1892 Kassel, gest. 6. 11. 1966 Frankfurt/Main, Ord. und Predigtgehilfe Camburg/Saale 1915, Übertritt in die Ev. Landeskirche Hessen-Kassel und Hilfspfr. Kassel-Unterneustadt 1917, Pfr. Vaake 1920, Kassel-Rothenditmold 1920, Ruhestand 1958. – Mitgl. der NSDAP. – Mitgl. des LKAu KurhessenWaldeck 1935–1945. Headlam, Arthur Cayley, Dr. 42 geb. 2. 8. 1862 Whorlton Hall/Durham, gest. 17. 1. 1947 ebd., Principal King’s College London 1903–1912, Prof. Oxford 1918–1923, Bischof von Gloucester 1924–1954. Hechler, Hermann 375 geb. 28. 1. 1885 Assenheim bei Friedberg, gest. 26. 4. 1977 Heppenheim, Ord. 1908, Pfarrassistent Pfungstadt 1908, Heppenheim 1909, Vikar Angersbach 1913, Pfr. ebd. 1913, VGeistl Hessischer Diakonieverein 1916, Pfr. Alsfeld 1920, PfVwal Bek. Gemeinde Heppenheim 1933, Pfr. Heppenheim 1935, nach mehrfachen Ausweisungen und Aufenthaltsverboten Versetzung in den einstw. Ruhestand 1938, Pfarrvikar Reichenbach und Beedenkirchen, Rücknahme des Auftrags 1940. Heckel, Johannes, Dr.jur. D. 254, 306, 325, 510 geb. 24. 11. 1889 Kammerstein/Mittelfranken, gest. 15. 12. 1963 Tübingen, Jurastudium München, Kriegsdienst und Verwundung im Ersten Weltkrieg, KonsAss EOK Berlin 1920, PD für Kirchenrecht Berlin 1923, apl. Prof. ebd. 1926, o. Prof. für öffentliches Recht, insbesondere Kirchenrecht Bonn 1928, München 1934–1945, 1948–1957. – Gastteiln. der Dt. Ev. NatSyn Wittenberg 1933. Heckel, Theodor, Lic.theol. D. Dr.jur.h.c. 254, 286, 293, 341, 396, 421, 492f., 576, 642–648, 695, 774f. geb. 15. 4. 1894 Kammerstein/Mittelfranken, gest. 24. 6. 1967 München, Studium
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Erlangen seit 1913, Unterbrechung durch Kriegsdienst 1914–1918, Ord. 1921, Reiseprediger Solln (Seelsorgebezirk München-Süd) 1922, Studienrat Lehrerinnenbildungsanstalt Erlangen 1925, OKonsR Dt. Ev. KBA (Auslandsreferat) Berlin 1928, Leiter des KA der DEK und Bischof der dt. Auslandsgemeinden 1934– 1945, Gründer und Leiter des Ev. Hilfswerks für Internierte und Kriegsgefangene Berlin 1939, Verlegung nach Erlangen 1945, Fortführung des Hilfswerks als offizieller Sonderbeauftragter der EKD für Kriegsgefangenenarbeit 1947, Umzug nach München 1950 und Fortführung des Hilfswerks bis 1967, Dekan München 1950–1964. – Mitgl. der JB 1933. Heidenreich, Gustav 724 geb. 22. 3. 1885 Börtlingen/Württemberg, gest. 19. 4. 1954 Berlin, Ord. zum HPred in der württembergischen Landeskirche 1909, Pfr. Santos/Brasilien 1912, Esperito/Brasilien 1918, Puerto Montt/Chile 1923, Buenos Aires/Argentinien 1925, Stadtvikar Berlin 1930, Pfr. ebd. 1931. – Mitgl. des PKA der Mark Brandenburg, Auftrag zur Betreuung der Kirchenprovinz Grenzmark und Lehrauftrag an der Hochschule für Lehrerbildung Schneidemühl Dezember 1935 bis August 1937, Mitgl. der altpr. Landeskirchl. Konferenz 1937. Heimer, Siegfried 752f. geb. 26. 2. 1909 Gross-Agaleibern, gest. (gefallen) 28. 9. 1944 (in Russland), Pfr. Radeberg 1933, Schmeckwitz 1936, Langenhessen 1940–1944, wegen Eidverweigerung Einberufung in die Wehrmacht und Einsatz in einem Strafbataillon. Hein, Carl Christian, D.D. 562 geb. 31. 8. 1868 Wiesbaden, gest. 30. 4. 1937 Columbus/Ohio, Auswanderung in die USA 1884, Studium Columbus/Ohio, Pfr. in den Staaten Wisconsin, Michigan und Ohio 1889–1925, (gewählter) Präs. der Evangelical Lutheran Joint Synod of Ohio 1924, erster Präs. der American Lutheran Church 1931–1937. Heine, Ludwig 463 geb. 16. 6. 1877 Zerbst, gest. 5. 2. 1957 Bad Vilbel, Studium Halle und Jena, Ord. 1901, Vikar Gotha 1902, Diakon und Pfr. Friedrichroda 1903, Pfr. Adlig-Kruschin/Provinz Posen 1908, VGeistl und Leiter des Ev. Provinzialvereins für IM Posen 1912, Pfr. Grätz/Provinz Posen 1914, Ausweisung und Pfr. Heuckewalde/Provinz Sachsen 1919, Schnarsleben 1924, gleichzeitig geistl. Hilfsreferent und Dezernent für das Pressewesen Kons. Magdeburg, Pfr. und Sup. Schneidemühl 1930–1936, Zwangsbeurlaubung 1936, Wartestand 1937, Ausweisung und Aufenthaltsverbot 1938, Ruhestandsversetzung 1942. – Präses der BK in der Grenzmark, Mitgl. des BR und des Rates der Ev. Kirche der ApU 1934, des RBR 1936. – Teiln. der BS der DEK Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936. – Mitgl. der NSDAP 1933/34. Heitmann, Ludwig, D. 39, 41, 44f. geb. 16. 6. 1880 Ochsenwärder, gest. 2. 7. 1953 Hamburg, Ord. und HPred Hamburg 1905, Pfr. Hamburg-Eppendorf 1909–1951. – Mitbegründer der JB in Hamburg, Mitgl. des BR des PNB 1933. Helbich, Hans-Martin, D.theol. 786 geb. 17. 4. 1906 Niederfüllbach/Kreis Coburg, gest. 8. 3. 1975 Berlin, TheolStud Erlangen, Greifswald und Tübingen, Stadtvikar Fürth 1930, Verhaftung und Amtsenthebung 1934, Pfr. Bad Steben 1935, Landesjugendpfr. Bayern 1943, De-
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Personenregister/Biographische Angaben
kan Coburg 1956, GenSup West-Berlin 1961, Mitgl. der Kirchenleitung BerlinBrandenburg ab 1966. Held, Heinrich 90, 97, 247, 383f., 463, 796 geb. 15. 9. 1897 St. Johann bei Saarbrücken, gest. 19. 9. 1957 Düsseldorf, Kriegsfreiwilliger 1914–1918, Studium Bonn und Tübingen seit 1919, PS Wittenberg, Ord. und HPred Wesseling 1924, Pfr. Essen-Rüttenscheid 1930, vorübergehende Amtsenthebung Februar 1934, Sup. und OKR Essen 1946, Präses der rheinischen Kirche 1948–1957. – Mitbegründer der rheinischen BK 1933, Mitgl. ihres BR sowie des BR und des Rates der Ev. Kirche der ApU 1934. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934, Bad Oeynhausen 1936. – Mitgl. des Rates der EKD 1945–1949. Henke, Wilhelm, D. 44, 71f., 98, 107f., 137, 161, 207, 224, 258, 261, 266, 381, 489, 515, 532f., 588, 683, 726 geb. 23. 6. 1897 Bevern bei Holzminden, gest. 3. 9. 1981 Bückeburg, Ord. und HPred Großheidendorn/Schaumburg-Lippe 1923, Pfr. Altenhagen-Hagenburg und Landesjugendpfr. 1924, PfVwes Bückeburg 1929, Landessup., Präs. des LKAm und Ltd. Geistlicher der schaumburg-lippischen Landeskirche 1933, mit dem Titel „Landesbischof“ 1948–1966. – Mitgl. des LR 1937. – Teiln. des Dt. Luth. Tages Hannover 1935. Henriod, Henry-Louis 286, 417, 492, 642 geb. 2. 12. 1887 Neuchâtel, gest. 5. 5. 1970 ebd., TheolStud, geschäftsführender Generalsekretär der World Students Christian Federation 1920, Generalsekretär des Weltbunds für Freundschaftsarbeit der Kirchen und in Personalunion der Ökum. Bewegung für Praktisches Christentum 1932, später Geschäftsführer des Ökum. Instituts Bossey bei Genf bis 1951. Hermelink, Heinrich, Dr.phil. Lic.theol. D. 64 geb. 30. 12. 1877 Mulki bei Bangalore/Ostindien, gest. 11. 2. 1958 München, TheolStud Tübingen, wiss. Hilfsarbeiter Universitätsbibliothek ebd. 1901, Mitarbeiter Staatsarchiv Stuttgart 1904, PD Leipzig 1906, zugleich Pfr. Thekla bei Leipzig seit 1909, ao. Prof. für KG Kiel 1913, Kriegsdienst (Offizier und Gouvernementspfr. Warschau) 1914–1918, o. Prof. für KG (nicht ausgeübt) Bonn 1915, Marburg 1918, aus polit. Gründen (nicht vollzogene) Zwangsversetzung 1934, Zwangsemeritierung, Pfr. Eschenbach/Württemberg 1935, Miesbach/Bayern 1939, Neuaubing bei München 1942–1945, nach Kriegsende keine Restitution in Marburg, HonProf. (Phil. Fak.) München und Lehrbeauftragter (württembergische KG und Konfessionskunde) Tübingen 1946, Ruhestand 1953. Herrigel, Hermann 870 geb. 2. 6. 1888 Monakam/Calw, gest. 19. 10. 1973 Schorndorf, Studium Tübingen, München und Berlin, Bibliothekar Dresden-Löptau 1912, Journalist und Redakteur der Hochschul- und Jugendbeilage der „Frankfurter Zeitung“ 1916–1936, Herausgeber der Zeitschrift „Christliche Besinnung heute“ 1936 bis zum Verbot 1939, dann Kriegsaushilfstätigkeiten, nach dem Zweiten Weltkrieg Übersiedlung nach Schorndorf und Publizist. Hertel, Johannes 426 geb. 5. 7. 1899 Neunhofen bei Neustadt, gest. 19. 8. 1975 Säckingen, Ord. und Lehrvikar Dermbach 1923, Hilfspfr. Tannroda seit 1. 10. 1923, Pfr. ebd. 1924,
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Themar 1932, Beurlaubung und Wartestandsversetzung aus kirchenpolit. Gründen 1937, Pfr. Lobeda 1946, Nordhausen am Harz 1958–1967. Herz, Johannes, D. 379, 537 geb. 13. 6. 1877 Oberleutersdorf/Sachsen, gest. 6. 11. 1960 Leipzig, Studium Tübingen, Marburg und Leipzig, Ord. und Vikar Waltersdorf bei Zittau 1903, Diakonus 1904, Archidiakonus Chemnitz 1909, Studienreise durch Großbritannien 1910, Pfr. Leipzig 1915–1954, Generalsekretär des Ev.-Sozialen Kongresses 1923, zugleich Leiter des Ev.-Sozialen Instituts seit 1929, Lehrbeauftragter für Sozialethik und Religionssoziologie Universität Leipzig 1947, Prof. ebd. 1952. – Mitgl. des DEKA. Hess, Rudolf 20, 42, 61, 163, 184f., 233, 242, 382, 460, 687, 731, 825 geb. 26. 4. 1894 Alexandria/Ägypten, gest. (Selbstmord) 17. 8. 1987 Berlin-Spandau, Mitgl. der NSDAP 1920, Teilnahme am Hitler-Putsch 1923, Festungshaft Landsberg 1924, Privatsekretär Hitlers 1925, Vors. der Polit. Zentralkommission der NSDAP 1932, Stellv. des Führers innerhalb der NSDAP und Reichsminister ohne Geschäftsbereich 1933–1941, Mitgl. des Ministerrats für die Reichsverteidigung und Ernennung zum zweiten Nachfolger Hitlers 1939, geh. Flug nach Schottland und Internierung 1941, Überführung nach Nürnberg 1945, in den Nürnberger Prozessen zu lebenslanger Haft verurteilt 1946. Hesse, Hermann Albert, Lic.theol. D. 145f., 200, 349, 410, 724 geb. 22. 4. 1877 Weener/Ostfriesland, gest. 26. 7. 1957 Elberfeld, TheolStud Erlangen, Berlin, Greifswald und Tübingen, Ord. und Pfr. Duisburg-Meiderich 1902, Bremen 1909, Elberfeld (ref.) 1916–1946, zugleich Schriftleiter „Reformierte Kirchenzeitung“ 1918–1929 sowie Dir. des Ref. PS und Dozent an der Theol. Schule Elberfeld 1929, KZ-Haft Dachau 1943–1945. – Mitgl. des rheinischen BR, des BR der Ev. Kirche der ApU 1934, des RBR seit Mai 1934 (vorübergehend ausgeschieden November 1934 bis Mai 1935). – Moderator des Ref. Bundes Januar 1934 bis 1946, stellv. Vors. des Ref. Kirchenausschusses 1934– 1936. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936. Heydrich, Reinhard 19f., 120, 286, 395, 709f., 731, 735 geb. 7. 3. 1904 Halle, gest. 4. 6. 1942 (nach einem Attentat tschechischer Widerstandskämpfer am 27. 5. 1942) Prag, Freikorpskämpfer, Seekadett in der Reichsmarine 1922, Leutnant 1926, Oberleutnant 1928, Entlassung aus der Reichsmarine auf Grund eines Ehrengerichtsverfahrens, Mitgl. der NSDAP und Eintritt in die SS 1931, Leiter des SD, SS-Standartenführer Juli 1932, Leiter der neu organisierten Bayerischen Polit. Polizei 1. 4. 1933, Leiter des Gestapa Berlin 20. 4. 1934, Preuß. Staatsrat, MdR 1936, Chef des Hauptamts der Sicherheitspolizei und des SD 26. 6. 1936, Chef der dt. Polizei 1936, Chef des Reichssicherheitshauptamts 1939, stellv. Reichsprotektor von Böhmen und Mähren 1941. Heydt, Friedrich Hermann von der 652 geb. 29. 12. 1896 Berlin, gest. 23. 8. 1986 Berlin, Militärdienst 1914–1920, TheolStud Berlin 1920–1924, Ord. Berlin und Pfr. Wetzenow 1928, Pfr. Potsdam 1937, Berlin-Neukölln 1948–1964. Hildebrandt, Friedrich 503, 658, 742 geb. 19. 9. 1898 Kiekindemark/Mecklenburg, gest. (hingerichtet) 5. 11. 1948 Landsberg, Landarbeiter seit 1914, später Eisenbahnarbeiter, Kriegsdienst 1916,
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Personenregister/Biographische Angaben
Mitgl. Freikorps Brandis in Oberschlesien und im Baltikum 1919, Entlassung aus dem Heer Anfang 1920, Mitgl. der DNVP, Angehöriger der Sicherheitspolizei Halle und Entlassung aus dem Polizeidienst wegen zu harten Vorgehens gegen Spartakisten 1920, dann erneut Landarbeiter, Kreisvorsitzender Westprignitz des Brandenburgischen Landarbeiterbunds 1921, MdL Mecklenburg als Spitzenkandidat der dt.-völkischen Freiheitsbewegung 1924, Mitgl. der NSDAP und Gauleiter von Mecklenburg-Lübeck 1925, MdL Mecklenburg für die NSDAP 1929, MdR 1930, als Gauleiter für Mecklenburg-Lübeck wegen Hitlerkritischer Äußerungen beurlaubt und wiedereingesetzt 1931, Reichsstatthalter für Mecklenburg und Lübeck Mai 1933, Reichsverteidigungskommissar Wehrkreis II 1939, SS-Obergruppenführer 1942, Internierung 1945, wegen Tötung abgeschossener alliierter Flieger durch ein amerikanisches Militärgericht zum Tod verurteilt 1947. Hildebrandt, Richard 779 geb. 13. 3. 1897 Worms, gest. (hingerichtet) 10. 3. 1952 Bromberg, im Ersten Weltkrieg als Kriegsfreiwilliger Militärdienst bis 1918, dann Studium der Nationalökonomie, Geschichte und Kunstgeschichte in Köln und München, Tätigkeit als Korrespondent seit 1921, Mitgl. Bund Oberland 1924, Auswanderung in die USA und Mitgl. der NSDAP-Ortsgruppe New York 1928, Rückkehr nach Deutschland und Ortsgruppen-, dann Bezirksführer der NSDAP 1930, Mitgl. der SS 1931, MdR 1933, Brigadeführer und Führer SS-Abschnitt Görlitz, dann Wiesbaden 1933–1935, SS-Gruppenführer 1936, Führer SS-Oberabschnitt Rhein in Wiesbaden 1937, Höherer SS- und Polizeiführer ebd. 1.4.–25. 9. 1939, Weichsel in Danzig 26. 10. 1939–20. 4. 1943, SS-Obergruppenführer 1942, Chef des SSRasse- und Siedlungshauptamts 20. 4. 1943, zugleich stellv. Höherer SS- und Polizeiführer Schwarzes Meer bei der Heeresgruppe A und SS- und Polizeiführer Krim, Höherer SS- und Polizeiführer Südost Breslau 25. 2. 1945 bis Kriegsende, in den Nürnberger Prozessen zu 25 Jahren Haft verurteilt 1948, Auslieferung an Polen und Verurteilung zum Tod. Hilgenfeldt, Erich 464, 490 geb. 2. 7. 1897 Heinitz/Ottweiler, gest. (Selbstmord) 25. 4. 1945 Berlin, Angestellter im Statistischen Reichsamt 1927, Mitgl. der NSDAP 1929, Kreisleiter 1932, Gauinspektor Groß-Berlin März 1933, Amtsleiter Juni 1933, dann Reichsleiter des Amtes für Volkswohlfahrt der NSDAP und in Personalunion der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV), MdR November 1933, Reichsbeauftragter für das Winterhilfswerk, zusätzlich Leiter des Hauptamts der NS-Frauenschaft, der NS-Schwesternschaft und des Reichsbunds der freien Schwestern 1934, SS-Gruppenführer 1942. Himmler, Heinrich 42, 65, 96, 382, 630, 634, 649, 667, 672f., 675f., 678f., 688, 731, 735, 750, 869 geb. 7. 10. 1900 München, gest. (Selbstmord) 23. 5. 1945 Lüneburg, DiplomLandwirt 1922, Teilnahme am Hitler-Putsch 1923, Mitgl. der NSDAP, Eintritt in die SS und stellv. NS-Gauleiter Niederbayern und Oberpfalz 1925, stellv. Propagandaleiter und stellv. Gauleiter Oberbayern-Schwaben 1926, stellv. Reichsführer SS 1927, Reichsführer SS 1929, MdR 1930, komm. Polizeipräs. von München und Polit. Polizeikommandeur in Bayern, Kommandeur der Polit. Polizeien in Württemberg, Bayern, Hamburg, Mecklenburg, Lübeck 1933, Chef
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der Dt. Polizei 1935, Staatssekretär im Reichsinnenministerium 1936, Reichskommissar für die Festigung des Dt. Volkstums 1939, Gründer und Leiter der Forschungs- und Lehrgemeinschaft „Das Ahnenerbe“ 1940, Reichsinnenminister August 1943–1945, Oberbefehlshaber des Ersatzheeres und Chef der Heeresrüstung 1944, Enthebung von allen Ämtern und Parteiausschluss durch Hitler April 1945, Flucht und britische Gefangenschaft. Hindenburg, Paul von 73, 651 geb. 2. 10. 1847 Posen, gest. 2. 8. 1934 Neudeck, Leutnant 1866, Teiln. am dt.französischen Krieg 1870/71, Oberleutnant 1872, kommandiert zum Großen Generalstab 1877, Hauptmann 1878, dann wechselnde Truppen und Stabsstellungen, Tätigkeit im Kriegsministerium 1888, Abteilungschef ebd. 1890, Regimentskommandeur Oldenburg 1893, Oberst 1894, Generalmajor 1897, Generalleutnant und Divisionskommandeur 1900, Kommandierender General IV. Armeekorps 1903, General der Infanterie 1905, Ruhestand 1908, Reaktivierung bei Kriegsausbruch 1914, Oberbefehlshaber der 8. Armee, Beförderung zum Generaloberst, Oberbefehlshaber der dt. Streitkräfte an der Ostfront 1. 11. 1914, Generalfeldmarschall 27. 11. 1914, Chef der Obersten Heeresleitung 27. 8. 1916, Entlassung aus dem Heeresdienst 1919, Reichspräs. 1925–1934. Hinderer, August Hermann, D. 131, 402 geb. 8. 8. 1877 Weilheim/Teck, gest. 27. 10. 1945 Kirchheim/Teck, TheolStud Tübingen, Greifswald und Halle seit 1895, Ord. 1900, VGeistl und Leiter der Literaturabt. der Ev. Gesellschaft Stuttgart, Verleihung des Titels „Pfarrer“ durch den württembergischen König 1907, Chefredakteur „Evangelisches Gemeindeblatt für Württemberg“ 1908–1918, Mitbegründer (1911) und Leiter des Ev. Presseverbands Württemberg 1916, geschäftsführender Vors. und Dir. des Ev. Pressverbands für Deutschland Berlin 1918–1945, vorübergehende Amtsenthebung durch Ludwig Müller und August Jäger Juni/Juli 1933, Verhaftung 1934, Leiter des Büros Stuttgart des Ev. Presseverbands für Deutschland 1945. – Gründung des Dt. Ev. Volksbildungsausschusses, Übernahme der „Evangelischen Korrespondenz“ 1920, Herausgeber und Schriftleiter „Das evangelische Deutschland“ 1924–1945, des „Eckart“ 1924–1941, Mitgl. der Ev. Reichsarbeitsgemeinschaft für Rundfunk, Kulturbeirat beim Dt. Rundfunk, Geschäftsführer des Verbands der Ev. Sonntagspresse 1925, Gründung und Vors. der Internationalen Christl. Pressekommission 1926, Gründung und Vors. des Reichsverbands der ev. Presse (als Fachschaft der Reichspressekammer), Herausgeber „Evangelischer Pressedienst“ 1933. – Lehrbeauftragter (Prot. Pressewesen) an der Theol. Fak. Berlin 1925, o. HonProf. ebd. 1927, Dir. des von ihm gegründeten Seminars für Publizistik ebd. 1931. – Gastteiln. der Dt. Ev. NatSyn Wittenberg 1933. Hirsch, Emanuel, Lic.theol. D. 461f., 540, 608, 617 geb. 14. 6. 1888 Bentwisch/Brandenburg, gest. 17. 7. 1972 Göttingen, TheolStud Berlin und Bonn 1906–1910, Hauslehrer, Inspektor Theol. Stift Göttingen 1912– 1914, PD für KG Bonn 1915–1921, Ord. und Pfr. Schopfheim/Baden 1917, o. Prof. für KG Göttingen 1921, als Vertrauensmann der nationalsozialistischen Regierung ständiger Dekan ebd. 1933–1945, o. Prof. für ST ebd. 1936–1945, Zwangsemeritierung 1945. – Wortführer der DC, u. a. theol. Berater von Reichsbischof Ludwig Müller.
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Hitler, Adolf 14, 16, 18–22, 25, 34, 39–43, 47, 49f., 52, 55f., 61f., 64, 69ff., 73ff., 77, 83–86, 93–96, 101, 106, 108ff., 112, 114, 116–123, 125, 127, 130f., 133, 140–143, 145, 148, 156, 158, 161–165, 167, 177f., 180, 184ff., 189, 201f., 210f., 219, 221, 223, 225f., 228, 232f., 252f., 267f., 274, 283, 299, 304, 323, 334, 341, 368, 373, 382, 384, 386, 396, 400, 406, 413, 418, 437, 440, 442, 444, 448, 453, 473ff., 477, 479f., 484, 490, 494f., 497ff., 507, 510, 517, 519, 524, 533, 539, 546f., 552f., 567, 588– 591, 595, 600, 609f., 613, 616, 627, 635, 637f., 650, 652f., 662f., 667, 670–673, 678f., 680, 682, 686ff., 692, 695, 700, 710f., 715, 724, 727, 733f., 736, 740, 745, 749, 760, 783f., 790, 794, 811, 818, 822, 824–827, 830, 860f. geb. 20. 4. 1889 Braunau/Inn, gest. (Selbstmord) 30. 4. 1945 Berlin, „Führer“ der NSDAP, Reichskanzler 1933–1945. Hodgson, Leonard 576 geb. 24. 10. 1889 Fulham/England, gest. 15. 7. 1969 Leamington Spa, Ord. 1913, Vizerektor St. Edmund Hall Oxford 1914, Dekan für Theol. Magdalen College Oxford 1919, Domherr Winchester 1931, Prof. für Moral- und Pastoraltheol. Oxford 1938, Magdalen College ebd. 1944–1958. Hofer, Karl 152 geb. 13. 2. 1875 Schorndorf, gest. 14. 11. 1954 Schorndorf, Gummistempelfabrikant, Papier- und Schreibwarenhändler Schorndorf. Hollweg, Walter, Dr.phil. Lic.theol. D. 22, 71, 85, 171ff., 183, 194f., 206, 224, 231, 238, 249, 256, 258, 261, 274, 318, 332f., 342f., 481, 492, 498, 515, 518, 534, 546, 550, 552, 604, 683, 726, 768, 770, 785, 795, 832 geb. 23. 5. 1883 Mönchengladbach, gest. 23. 4. 1974 Emden, Ord. 1908, Pfr. der ref. Gemeinde Gildehaus/Grafschaft Bentheim 1909, Landessup. der Landeskirche Hannover-ref. 1927, zugleich Präs. des Landeskirchenrats Aurich 1939, Ruhestand 1951. – Mitgl. des Moderamens des Ref. Bunds 1913–1934, des Ref. Kirchenausschusses 1934, der Theol. Kammer der DEK 1936, stellv. Mitgl. des Arbeitsausschusses der Ref. Kirchen Deutschlands 1936, Mitgl. des Dt. Ref. Kirchenausschusses 1939. Holz, Karl 870 geb. 27. 12. 1895 Nürnberg, gest. (gefallen) 20. 4. 1945 Nürnberg, Kaufmannslehre, Kriegsdienst 1915–1918, dann Beamter Nürnberg, Mitgl. der NSDAP 1922, SA-Sturmführer 1923, Stadtrat Nürnberg 1924, Entlassung aus dem Dienst als Staatsbeamter 1925, Redakteur beim antisemitischen Hetzblatt „Der Stürmer“ 1927, MdR 1933, stellv. Gauleiter Franken Januar 1934, Kreisleiter der NSDAP Nürnberg Juli 1934, SA-Brigadeführer November 1934, vorübergehend aller Ämter enthoben 1940, Beauftragung mit der Führung des Gaus Franken März 1942, Reichsverteidigungskommissar ebd. November 1942, Gauleiter ebd. 1944. Honold, Wilhelm, Dr.phil. 617f. geb. 7. 2. 1890 Ludwigsburg, gest. 1. 7. 1945, Hilfslehrer Tübingen 1914, Ulm 1918, Studienrat Giengen 1919, Heidenheim 1924, Oberstudiendir. ebd. 1934, Kirchheim/Teck 1942. – Mitgl. der NSDAP 1930, der SA und des NSLB 1931, Bezirksredner und Kreisamtsleiter des NSLB, SA-Sturmbannführer 1933. Hopf, Friedrich Wilhelm D.D. 816 geb. 31. 5. 1910 Melsungen, gest. 19. 7. 1982 Hermannsburg, Ord. Melsungen und Stadtvikar Aschaffenburg 1933, Pfr. Mühlhausen/Oberfranken 1936, Wartestandsversetzung wegen seines Widerstands gegen den Anschluss der bayeri-
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schen Landeskirche an die EKD 1949, Pfr. der Selbstständigen Ev.-Luth. Gemeinde Mühlhausen/Oberfranken, Leiter der Mission Ev.-Luth. Freikirchen (Bleckmar Mission) 1949–1951, Leiter des Missionsseminars Bleckmar/Kreis Celle 1951–1978, Titel Missionsdir. 1979. – Mitgl. des Luth. Rates 1934. – Teiln. des Dt. Luth. Tages Hannover 1935. Horn, Johannes Theodor 172, 224, 244, 312, 381, 515, 534, 540, 666 geb. 24. 8. 1882 Orsoy/Rheinland, gest. 11. 12. 1967 Bentheim, Lehrvikar Gummersbach 1907, Abordnung zur Hilfeleistung Kreissynode Altenkirchen 1908, Ord. und Synodalvikar Kreissynode Lennep 1909, Gefängnisseelsorger Wittlich 1910, Pfr. Nordhorn 1913–1952, dazwischen Divisionspfr. im Ersten Weltkrieg. – Mitgl. der ref. Gesamtsynode, Vors. Bezirkskirchenverband Bentheim 1927– 1946, Mitgl. Landeskirchenvorstand (LKAu) 1928–1946, Kirchenpräs. ref. Landeskirche der Provinz Hannover (Landeskirchenrat Aurich) 1933–1946. – Mitgl. des Nürnberger Ausschusses (= Vorl. RBR) 1934. – Mitgl. des Moderamens des Ref. Bunds 1934, Vors. des Ref. Kirchenausschusses 1934, Mitgl. des Arbeitsausschusses der Ref. Kirchen Deutschlands 1936, des Dt. Ref. Kirchenausschusses 1939. Hornig, Ernst, D. 641 geb. 25. 8. 1894 Kohlfurt (Schlesien), gest. (Unfall) 5. 12. 1976 Bad Vilbel-Heilsberg, Kriegsdienst 1914–1918, Freikorpskämpfer 1919, Studium Halle und Breslau 1919–1921, Ord. und Pfarrvikar Waldenburg 1923, Pfr. Friedland (Schlesien) 1924, Breslau 1928–1946, wegen Mitgliedschaft in der BK mehrfach Maßregelungen, Inhaftierung, Gerichts- und Strafverfahren zwischen 1937 und 1940, Ausweisung/Aufenthaltsverbot Berlin und Provinz Brandenburg ab 1938, Sprecher der Abordnung der ev. und kath. Kirche mit dem Festungskommandanten von Breslau wegen Übergabe der Stadt 1945, Vors. der schlesischen Kirchenleitung 1946, Ausweisung aus Breslau und Übersiedlung nach Görlitz Winter 1946, Berufung 1946, Bischof der Ev. Kirche von Schlesien (westlich der Neisse) Görlitz 1947–1964. – Mitbegründer und Vors. PNB Schlesien 1933, Mitgl. des BR und des Rates der BK der schlesischen Provinzialkirche 1934, der schlesischen BS (Naumburger Synode), des BR der Ev. Kirche der ApU. – Teiln. der BS der DEK Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936. Horre, Otto, Dr.jur. 376 geb. 1. 9. 1894 Zwingenberg/Bergstraße, gest. 1972, Studium der Rechtswissenschaften Freiburg, Heidelberg, München und Gießen, Regierungsassessor Kreisamt Bergstraße 1923, OKR (jurist. Referent) Darmstadt 1927, Ltd. Jurist des LKAm Darmstadt (ab 1946 als Stellv. des Präs.) 1945, Leiter der Verwaltungsstelle Darmstadt, Mitgl. der Kirchenleitung der Ev. Kirche in Hessen und Nassau, OLKR 1947, jurist. Referent ebd. 1950, Ruhestand 1959. Hosemann, Johannes, D. 274f. geb. 3. 6. 1881 Malchow bei Berlin, gest. 1. 9. 1947 Karlsruhe, Jurastudium, Konsistorialpraktikant 1899, Referent 1903, Gerichtsassessor 1908, Hilfsarbeiter Dt. Ev. KBA Berlin, KonsAss 1911, komm. beim EOK Berlin 1913, KonsR 1916, jurist. Hilfsarbeiter EOK Berlin 1919, OKonsR und Dir. des Dt. Ev. KBA 1924, Leiter der Verfassungs- und Rechtsabt. der DEKK Herbst 1933, zwangsweiser Wartestand bis 1935, Präs. Kons. Breslau, zugleich Leiter des Archivamts der
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DEK und OKR Berlin 1936–1945. – Mitgl. der beratenden Kammer der DEK für Verfassungsangelegenheiten 1936. Hossenfelder, Joachim 110, 115, 419, 651f., 688 geb. 29. 4. 1899 Cottbus/Brandenburg, gest. 28. 6. 1976 Lübeck, Kriegsdienst 1917, Freikorpskämpfer, Studium Kiel und Breslau 1919, Ord. 1923, Pfr. Simmenau/Oberschlesien 1925, Alt-Reichenau 1927, Berlin 1931, Hilfsreferent preuß. Kultusministerium Mai 1933, Geistl. Vizepräs. EOK Berlin September 1933, Bischof des Bistums Brandenburg und ständiger Vertreter des altpr. Landesbischofs Ludwig Müller 1.10.–19. 12. 1933, Geistl. (unierter) Minister in der Reichskirchenregierung September bis November 1933, Enthebung von allen Ämtern und Wartestandsversetzung Dezember 1933, Pfr. Potsdam 1939–1945, dann Wartestandsversetzung, Krankenhausgeistlicher, komm. Verwalter von Pfarrstellen, Taubstummenseelsorger Vehlow/Mark 1947, Ruhestandsversetzung 1953, im Dienst der schleswig-holsteinischen Kirche Pfr. Ratekau 1954– 1969. – Mitbegründer und erster Reichsleiter der Glaubensbewegung DC 1932, Landesleiter der DC Ostpreußen 1934, Leiter der Kampf- und Glaubensbewegung DC (Hossenfelder-Bewegung) 1935. – Teiln. der Dt. Ev. NatSyn Wittenberg 1933. – Mitgl. der NSDAP 1929, Kirchenfachberater der Reichsleitung der NSDAP. Hoyer, Erich 459 geb. 17. 11. 1880 Ovelgönne/Amt Brake in Oldenburg, gest. 30. 8. 1943 Isenhagen, Studium Halle/Saale und Greifswald 1901–1905, Hilfslehrer Franckesche Stiftungen und Erzieher an der Waisenanstalt Halle/Saale 1905, Erzieher Brandenburgische Provinzial-Schul- und Erziehungsanstalt Strensberg bei Berlin 1906, wiss. Hilfslehrer Oldenburg in Oldenburg 1907, Ord. ebd. und Pfr. Ahrensbök 1910, wiss. Lehrer Oldenburg in Oldenburg 1912, Pfr. Ickern/Kreis Dortmund 1914, Oldenburg in Oldenburg 1918, Isenhagen 1934, zugleich Leiter des Liturgischen Seminars ebd. 1935. Huber, Ernst Rudolf, Dr.jur. 813 geb. 8. 6. 1903 Idar-Oberstein, gest. 28. 10. 1990 Freiburg/Breisgau, Jura- und Geschichtsstudium Tübingen, München und Bonn, Assessor Oldenburg 1930, PD Bonn 1931, o. Prof. für Öffentliches Recht Kiel 1933, Leipzig 1937, Straßburg 1941–1944, Lehrbeauftragter Freiburg/Breisgau 1952, HonProf. ebd. 1956, zugleich o. Prof. Hochschule für Sozialwissenschaften Wilhelmshaven 1957–1968, o. Prof. Göttingen 1962–1968. – Mitgl. der Kammer für Rechtsfragen der DEK 1936. – Mitgl. der NSDAP 1933, Wiederaufnahme 1937. Hübener, Martin 743 geb. 20. 1. 1881 Pampow, gest. 3. 4. 1976 Sanitz, Lehrer höhere Bürgerschule Hagenow 1904, HPred ebd. 1907, Pastor Satow bei Malchow 1911, Pastor Eldena 1929, Ausweisung aus dem Kreis Ludwigslust und Schutzhaft November 1937, Freilassung März 1938, Pastor Satow bei Malchow 1938, Propst Malchower Zirkel 1945, Ruhestand 1960. Humburg, Paul, D. 245, 724, 810, 815 geb. 22. 4. 1878 Mülheim/Ruhr, gest. 21. 5. 1945 Detmold, Studium Halle, Bonn und Utrecht 1898, Ord. und Pfr. Dhünn/Rheinland 1906, ref. Gemeinde Elberfeld 1909, als Feldprediger im Auftrag der DCSV Aufbau und Leitung Soldatenheimarbeit 1915–1918, Pfr. Barmen-Gemarke 1929–1943, wegen Engagements
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für die BK Verhöre und Haft 1937/39, Präses der rheinischen BS 1934–1943. – Mitgl. des Rates der rheinischen BS 1934, der VKL I November 1934 bis zu seinem vorzeitigen Rücktritt 14. 1. 1936, Mitgl. des RBR 1936. – Generalsekretär der DCSV 1919, zuletzt zweiter Vors., Bundeswart des Westdt. Jungmännerbunds 1921–1929. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936. Hymmen, Johannes, Lic.theol. D. 71, 85, 89, 93, 96, 98, 103, 183, 190, 197–200, 202, 206, 224, 229, 231ff., 237, 252, 254, 307, 420, 422 geb. 28. 12. 1878 Barmen, gest. 18. 3. 1951 Bonn, Studium Erlangen, Halle und Bonn, Ord. und PD Münster 1904, Inspektor Ev. PS Soest, HPred ebd., Synodalvikar Kreissynode Kreuznach 1905, Pfr. Otzenrath/Niederrhein 1905–1912, Dir. des Landeskirchl. Diasporaseminars 1910, Dir. des Landeskirchl. Auslandsseminars (zuerst Soest, dann Witten/Ruhr) 1912–1923, dazwischen Kriegsdienst 1914–1918, Pfr. Blankenstein/Ruhr 1923–1925, gleichzeitig Geschäftsführer der IM Westfalen, KonsR Münster 1926, OKonsR ebd. 1932, GenSup ebd. 1934/35, mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Geistl. Vizepräs. des EOK Berlin beauftragt 1936, Geistl. Vizepräs. ebd. 1940, Ruhestand 1945. – Mitgl. des Geistl. Vertrauensrats der DEK 1939–1945. Ihmels, Carl, Dr.phil. D. 562, 577, 584 geb. 24. 10. 1888 Detern/Ostfriesland, gest. 10. 4. 1967 Dresden, Phil.- und TheolStud Leipzig, Erlangen und Göttingen seit 1907, Pfr. Insel Baltrum 1914, Westerhauderfehn 1916, Dir. der Leipziger Mission 1923–1960, Leiter des Missionswiss. Seminars der Theol. Fak. Leipzig 1926 bis nach Kriegsende 1945, HonProf. ebd. 1932. – Mitgl. des Luth. Rates 1934/35, stellv. Mitgl. des Exekutivkomitees des Luth. Weltkonvents 1935, des dt. Nationalkomitees des LWB und der Commission on World Mission 1948–1961. – Teiln. der Weltmissionskonferenzen Jerusalem 1928 und Tambaram/Madras 1938, des Dt. Luth. Tages Hannover 1935. Immer, Karl 395, 410, 440f., 724, 769 geb. 1. 5. 1888 Manslagt/Ostfriesland, gest. 6. 6. 1944 Meinberg/Lippe, TheolStud Basel, Halle, Tübingen und Marburg seit 1907, Privatlehrer 1911, Ord. und HPred Rekum 1913, Pfr. Rysum 1914, Feldprediger 1916–1918, Pfr. Erziehungsverein Neukirchen/Niederrhein, Dir. ebd. 1925, Pfr. Barmen-Gemarke 1927, Versetzung in den einstw. Ruhestand 15. 3. 1934, Haft und Redeverbot 1937. – Gründer des Coetus ref. Prediger 1933, Mitgl. des Moderamens des Ref. Bunds 1934, des Ref. Kirchenausschusses 1934–1936, Herausgeber der „Coetus-Briefe“ 1933–1937. – Mitbegründer der rheinischen BK, Mitgl. des BR und des Rates der Ev. Kirche der ApU 1934, des RBR 1934–1936 (vorübergehend ausgeschieden November 1934–Mai 1935), Mitbegründer KiHo Elberfeld und Berlin-Dahlem. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936. ´ iric´) D.D. 576, 646, 673 Irenäus (Ivan C geb. 1884, gest. 1955, Bischof von Novi Sad 1922, Administrator Eparchie Banat 1935. Iversen, Johannes 693 geb. 2. 4. 1888 Munkbraruk, gest. 8. 6. 1948 Rendsburg, Ord. und HGeistl Kiel 1916, Pfr. Neuenbrook 1917, Rendsburg-Neuwerk 1925, Rendsburg 1928.
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Personenregister/Biographische Angaben
Iwand, Hans Joachim, Lic.theol. D. Dr.theol.h.c. 350, 363, 495, 701, 796 geb. 11. 7. 1899 Schreibendorf/Schlesien, gest. 2. 5. 1960 Bonn, Theol.- und PhilStud Breslau und Halle 1919–1922, unterbrochen durch Kriegsdienst und Freikorpseinsatz 1918–1921, Hauslehrer 1921, Studieninspektor Lutherheim Königsberg 1923, Leiter des Theol. Konvikts Königsberg 1926–1933, PD für ST ebd. 1928–1935, zugleich Prof. für NT Herder-Institut Riga 1935, wegen Engagement für die BK Entzug der akademischen Lehrbefugnis, Gründer und Leiter des PS der ostpreuß. BS Blöstau 1935 bis zur Schließung und Ausweisung aus Ostpreußen 1937, Fortführung des PS Jordan (Brandenburg), Leiter des Sammelvikariats Dortmund, zugleich Pfr. ebd. 1938–1945, Gestapohaft, Schreibund Publikationsverbot 1938/39, o. Prof. für ST Göttingen 1945, Bonn 1952– 1960. – Mitgl. des RBR 1934, Vors. des PBR Ostpreußen nach 1945, Mitgl. der Ev. Konferenz und des BR der EKD 1955–1960. – Mitgl. der Synode der EKD 1949–1960. – Teiln. der BS der DEK Bad Oeynhausen 1936. Jacobi, Gerhard, D. D.D. 90, 97, 328, 332, 338, 356, 440, 463, 530 geb. 25. 11. 1891 Bremen, gest. 12. 7. 1971 Oldenburg, Studium Tübingen, Berlin und Halle, Kriegsdienst 1914–1919, Ord. und HPred Halle, geschäftsführender Geistlicher der Gefängnisgesellschaft für die Provinz Sachsen und Anhalt, zugleich Pfr. Gerichtsgefängnis Halle 1921, Pfr. Halle/Saale 1923, Berlin 1930– 1954, Kriegsdienst 1939/40, Sup. Berlin-Charlottenburg 1945, GenSup Berlin Sprengel I 1948, oldenburgischer Landesbischof 1954–1967. – Mitgl. des BR des PNB, des BR der Ev. Kirche der ApU, Präses der BK in Berlin 1933–1939, Mitgl. des RBR, Präses der BS Berlin-Brandenburg 1934, Vors. des BR Berlin Dezember 1935. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935 und des Dt. Luth. Tages Hannover 1935. Jäger, August, Dr.jur. 45, 201, 245, 305, 325, 421, 439f., 482, 497, 510, 645, 769, 803, 809, 812, 820f., 860 geb. 21. 8. 1887 Dietz/Lahn, gest. (hingerichtet) 17. 6. 1949 Posen, Landgerichtsrat Wiesbaden 1921, Leiter der Kirchenabt. im preuß. Kultusministerium Juni 1933, Ministerialdir. 1. 7. 1933, Staatskommissar für den Bereich sämtlicher ev. Landeskirchen Preußens 24.6.–14. 7. 1933, rechtskundiges Mitgl. des Geistl. Ministeriums in der Reichskirchenregierung mit dem Titel „Rechtswalter“ 12.4.– 26. 10. 1934, Senatspräs. Kammergericht Berlin 1936, stellv. Chef der Zivilverwaltung Warthegau 1939, später Regierungspräs. als allg. Vertreter des Reichsstatthalters ebd., vom polnischen Staatsgerichtshof zum Tod verurteilt 1948. – Mitgl. der NSDAP und Amtswalter für ev. Angelegenheiten in der Reichsleitung der NSDAP 1933. – Teiln. der Dt. Ev. NatSyn Wittenberg 1933, Berlin 1934. Jahn, Max 693 geb. 10. 8. 1903, gest. 1. 4. 1962 Großschweidnitz, Techniker, Bundeswart im Ev. Jungmännerwerk Sachsen 1930–1938, zweimalige Verhaftung und Redeverbot aus kirchenpolit. Gründen, Rückkehr in den Techniker-Beruf 1938, Mitgl. des Beirats der Landeskirche Sachsen 1945, stellv. Bürgermeister Eibau 1946. Jakob, Alfons, Dr. med. 183, 188 geb. 23. 2. 1909 Nürnberg, Medizinstudium Erlangen, Graz und Tübingen bis 1933, ärztliche Approbation 1934, dazwischen und anschließend TheolStud bis 1935/36, Assistenzarzt und Katechet Nürnberg 1936, komm. Jugendreferent in der DEKK Dezember 1936 bis April 1937. – Mitgl. der NSDAP 1927.
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Jannasch, Wilhelm, Dr.theol. D. 383 geb. 8. 4. 1888 Gnadenfrei/Schlesien, gest. 6. 6. 1966 Frankfurt/Main, Ord. 1913, Pfr. Jena, Lübeck 1914, Hauptpastor ebd. 1922, als aktiver Vertreter der JB und des PNB zwangsweise Ruhestandsversetzung durch die DC-Kirchenleitung April 1934, Leiter eines am Notkirchenrecht festhaltenden Bekenntniskreises seiner Gemeinde St. Ägidien (der nicht dem landeskirchl. BR angehörte), im Dienst der BK 1936–1945, ständiger Mitarbeiter der VKL II Berlin 1936, Geschäftsführer des PNB 1937, Pfr. Berlin-Friedenau, Mitgl. der berlin-brandenburgischen Kirchenleitung, Dozent KiHo Berlin 1945, Gründungsdekan 1946 und o. Prof. für PT Mainz bis 1956. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936. Jansen, Ernst 80 geb. 29. 7. 1903 St. Annen, gest. 2. 12. 1978 Lübeck, Ord. und HGeistl Kiel 1930, Pfr. Grube 1931, Lübeck 1934. Jeep, Walter, D. 183, 206, 595 geb. 13. 4. 1878 Harzburg, gest. 5. 2. 1964 Bremen, Ord. und Diakonus Vorsfelde 1909, VGeistl IM Braunschweig 1922, Ltd. Dir. des Central-Ausschusses für die IM Berlin 1933, Pfr. Bremen 1934–1945, zugleich Standortpfr. ebd. 1934–1935. – Mitgl. des bremischen LBR. – Mitgl. der NSDAP. Jehle, Arthur 662 geb. 11. 3. 1874 Winnenden, gest. 20. 10. 1957 Stetten im Remstal, Basler Mission (Goldküste) 1900, Pfr. Ditzingen 1919, Basler Missionssekretär mit dem Titel „Pfarrer“ Stuttgart 1925, Ruhestand 1940. – Mitgl. des Landeskirchentags 1931– 1946. Jensen, Julius 80 geb. 18. 2. 1900 Messina, gest. 22. 10. 1984 Kiel, Ord. Hamburg und HPred Jugendgefängnis Hahnhöfersand 1924, Hamburg-Eppendorf 1925, dann Jugendpfr. Lübeck, Pfr. Travemünde 1932, Lübeck 1947, Dir. und Pfr. an den Alsterdorfer Anstalten Hamburg 1955–1968. – Mitgl. des PNB 1933. Jørgensen, Alfred Theodor, Dr.theol. 562, 564f., 567, 569, 577, 579, 581f., 584, 586 geb. 9. 6. 1874 Vejle/Dänemark, gest. 12. 9. 1954 Kopenhagen, TheolStud Halle/ Saale, Sekretär der „kirchlichen Sozialpflege“ Kopenhagen 1902, PD 1907, Generalsekretär des Luth. Weltkonvents und Schriftführer des Exekutivkomitees 1929, erster Schatzmeister ebd. 1935, Leiter des dänischen Nationalkomitees des LWB bis 1952. Johnsen, Helmuth, Dr.phil. 71, 84f., 108, 125, 145, 161, 177, 207, 209, 221, 264, 266, 381, 399, 433, 441, 444, 467, 489, 515, 532, 534, 552ff., 588, 596, 649, 669, 680, 683, 688, 723, 726 geb. 29. 11. 1891 Neustadt bei Coburg, gest. (erschossen) 2. 9. 1947 (Gefangenenlager) Zrenjanin/Jugoslawien, Theol.- und Nationalökonomiestudium Kiel, Leipzig, Erlangen und Halle, Kriegsdienst 1914–1918, Ord. und Vikar Gauerstadt bei Coburg 1919, Pfr. ebd. und Seelsorger Landespolizei Coburg 1920, Hauptpastor Lübeck 1929, braunschweigischer Landesbischof 1934–1946, Kriegsdienst ab 1940, Gefangenschaft 1945. – Gauobmann der DC bis zum Austritt 26. 2. 1935, Leiter (Reichsobmann) des Dt. Ev. Männerwerks 1936, Mitgl. des LR seit Januar 1937. – MdL Bayern (Völkischer Block) 1924–1928, Mitgl. der NSDAP 1929.
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Personenregister/Biographische Angaben
Jung, Otto, Dr.jur. 779 geb. 13. 9. 1893 Ober-Ohmen, gest. (Selbstmord) 12. 7. 1939 Cortina/Italien, Kriegsdienst 1914–1918, jurist. Vorbereitungsdienst Oberlandesgerichtsbezirk Kassel 1918–1921, jurist. Hilfsarbeiter Kons. Berlin 1923, KonsR Breslau und Magdeburg 1925, Koblenz 1929, komm. OKonsR Münster 1934, Düsseldorf Januar 1935, Leiter der FA beim Ev. Kons. der Rheinprovinz seit Mai 1935, OKonsR und komm. KonsPräs Düsseldorf 1. 3. 1936 bis zur Beurlaubung November 1937, außerplanmäßiger Referent EOK Berlin 1. 8. 1938. Junge, Hermann, Dr.phil. 463, 636 geb. 31. 3. 1884 Hamburg, gest. 29. 3. 1953 Zwingenberg bei Bensheim, Ord., HPred, dann Pfr. Hamburg-Borgfelde 1910, Divisionspfr. 1915–1918, Propst Hamburg 1933, Rücktritt vom Propstamt 1934, nach Ausbombung seiner Kirche PfVwal Hamburg-Heimfeld 1943–1946, dann Rückkehr als Pfr. nach Borgfelde. – Leiter des PNB Hamburg 1933. Kässler, Georg Karl 786 geb. 11. 12. 1898 Waizenbach, gest. 14. 6. 1989 Nürnberg, TheolStud Erlangen und Tübingen 1920–1924, Ord. Roth bei Nürnberg und PfVwes Frauenaurach 1925, HGeistl Roth 1925, exponierter Vikar ebd. 1930, Pfr. Nürnberg-Reichelsdorf 1932, Schriftleiter der „Allgemeinen Rundschau“ und zugleich VGeistl Stadtmission Nürnberg 1934, Pfr. und Dekan Selb 1935, Kriegsdienst 1941– 1945, Dekan Aschaffenburg 1948, KR 1953, Osternohe 1957, Ruhestand 1964. – Inschutzhaftnahme 1934. Kaminski, Walter 48, 408, 421, 607 geb. 6. 11. 1892 Wartenburg/Ostpreußen, gest. (Selbstmord) 24. 5. 1938 Königsberg, Ord. 1920, Pfr. Jedwabno 1922, Preuß.-Eylau 1927, Theol. Hilfsarbeiter Kons. Königsberg 1933, OKonsR ebd. 1934, Mitgl. des altpr. LKAu und des ostpreuß. PKA 1935–1937. – Mitgl. der NSDAP 1930, anfänglich (gemäßigter) DC. Kant, Immanuel 712, 860 geb. 22. 4. 1724 Königsberg, gest. 12. 2. 1804 Königsberg, Studium der Naturwissenschaften, Mathematik und Phil. Königsberg 1740, Hauslehrer auf verschiedenen Adelsgütern ab 1746, PD Universität Königsberg 1755, Prof. für Logik und Metaphysik ebd. 1770, Beendigung des Lehrbetriebs aus gesundheitlichen Gründen 1796. – Bedeutendster Philosoph der Aufklärung. Kapler, Hermann, Dr.jur. D. 145f., 200, 803 geb. 2. 12. 1867 Oels/Schlesien, gest. 2. 5. 1941 Berlin, Jurastudium Berlin 1885, Jurist im Staatsdienst, KonsAss Kons. Berlin 1897, KonsR ebd. 1901, gleichzeitig jurist. Hilfsreferent EOK Berlin, OKonsR 1904, weltl. Vizepräs. EOK Berlin 1921, Präs. ebd. 1925 und damit zugleich Präs. des DEKA, Ruhestand 30. 6. 1933. – Bevollmächtigter des Dt. Ev. Kirchenbunds (Kaplerausschuss) April bis Juni 1933. Karsten, Dietrich 427 geb. 3. 7. 1911 Kolmar/Elsaß, gest. (gefallen) 14. 1. 1942, Vikar der BK Eldena und Satow bei Malchow 1936, HPred der BK Neustrelitz 1937 bis zur Ausweisung im Mai 1938, PfVwal Döbbersen 1939, Pfr. ebd. 1941. Kehr, Mechthild 641 geb. 3. 6. 1903 Pröttlin, gest. 20. 4. 1997 Berlin, Ehefrau von Rudolf Kehr.
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Kehr, Rudolf 641 geb. 14. 2. 1902 Berlin, gest. 9. 4. 1977 Berlin, TheolStud 1920–1924, Vikariat 1924, Ord., HPred Berlin-Mahlsdorf und Pfr. Warthe/Kreis Templin 1927, Pfr. Pechüle/Kreis Luckenwalde 1933, Seelow 1936, Kriegsdienst 1941–1945, Pfr. Berlin 1946, nebenamtl. KonsR 1951, hauptamtl. KonsR 1953, OKonsR 1955, Ruhestand 1967. – Verhaftungen aus kirchenpolit. Gründen 1935 und 1936. Keller, Adolf, D.D.mult. 568f. geb. 7. 2. 1872 Rüdlingen/Schweiz, gest. 10. 2. 1963 Los Angeles, Theol.-, Phil.und Psychologiestudium Basel, Genf und Berlin, Ord. und Pfr. Kairo 1896, Pfr. Burg bei Stein am Rhein 1899, deutschschweizerische Gemeinde Genf 1904, Zürich 1909–1924, Mitbegründer und (deutschsprachiger) Sekretär Schweizerischer Ev. Kirchenbund 1920–1941, Gründer und (seit 1924) Leiter der Europäischen Zentralstelle für kirchl. Hilfsaktionen 1922–1945, Generalsekretär des Ökum. Sozialwiss. Instituts Genf 1927–1937, Dozent für ökum. Fragen Universität Zürich 1926 und Genf 1929. Kern, Georg 109, 118, 121 geb. 14. 1. 1885 Rehweiler, gest. 18. 6. 1947 Neuendettelsau, TheolStud Erlangen und Leipzig 1904–1908, Ord. und Stadtvikar München 1910, Pfr. Fünfbronn 1912, VGeistl des Landesvereins für IM Nürnberg 1919, Pfr. Nürnberg-Steinbühl 1922, Pfr. und Dekan Kempten/Allgäu 1928, OKR und Kreisdekan Ansbach 1934. Kern, Helmut 109, 540, 552 geb. 25. 11. 1892 Nördlingen, gest. (Kriegsverwundung) 16. 12. 1941 Bukarest, TheolStud Erlangen seit 1912, unterbrochen durch Kriegsdienst und Freikorps Epp 1914–1918, Präfekt Pfarrwaisenhaus Windsbach 1920, Ord. Hof und Vikar Trogen/Oberfranken 1921, Pfr. Schwarzach bei Kulmbach 1923, Missionsinspektor für Heimatmission Neuendettelsau 1928, Pfr. Augsburg-Göggingen 1933, Sonderbeauftragter der bayerischen Landeskirche für Volksmission 1933, Leiter des neu errichteten Amtes für Volksmission der Ev.-Luth. Kirche in Bayern 1935, Reichsredeverbot und verschärfte Überwachung 1937, Dekan Nördlingen 1939, freiwilliger Wehrmachtspfr. 1939/40, auf Druck der Gestapo von der Landeskirche zurückgerufen, freiwillige Meldung als Offizier. – Mitgl. der Glaubensbewegung DC bis zur Sportpalastkundgebung November 1933. – Mitbegründer der volksmissionarischen Kammer der BK Berlin 1933. – Vors. der AG Dt. Volksmissionare 1934 bis zum Rücktritt auf Aufforderung durch seine Landeskirche 1939. Kerrl, Hanns 14, 17, 19f., 22, 24, 26, 39–42, 44, 49, 51–54, 56, 59, 61–67, 71, 73f., 77f., 80, 83–93, 96–100, 103–108, 114f., 120, 127, 131ff., 139–142, 146, 158, 178, 184f., 188f., 207–210, 216–222, 224, 227ff., 231ff., 235–238, 246, 251ff., 255–260, 262, 271f., 275, 292, 298ff., 310f., 315, 317–320, 329, 333, 340f., 343f., 346, 353f., 357, 360ff., 366ff., 375, 380, 382, 395f., 405, 407, 420–423, 428f., 431, 441f., 445, 468, 471–490, 501, 512, 517ff., 521–528, 531, 536, 538, 540f., 543–546, 552f., 556f., 559, 589, 595, 600ff., 606ff., 612, 617, 623, 627, 629, 631, 639, 641, 657, 663, 665ff., 680ff., 686–689, 691, 694f., 697, 700, 703, 707–716, 722f., 727–737, 739, 741, 744f., 747–750, 754, 756f., 760f., 768ff., 776–784, 786f., 789f., 792–795, 803, 806f., 810–818, 820, 822, 824, 828, 830, 836, 846ff., 860ff., 868f., 871ff., 875f. geb. 11. 12. 1887 Fallersleben, gest. 14. 12. 1941 Paris, Beamtenlaufbahn im mittle-
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Personenregister/Biographische Angaben
ren jurist. Dienst, Kriegsteilnehmer 1914–1918, Eintritt in die NSDAP 1923, MdL Preußen 1928–1933, Präs. des preuß. Landtags 1932, preuß. Staatsrat September 1933, Mitgl. bzw. Vizepräs. des Reichstags November/Dezember 1933, Reichskommissar für die preuß. Justizverwaltung März 1933, preuß. Justizminister (bis zur Zusammenlegung der Reichs- und preuß. Ministerien) April 1933 bis Juni 1934, danach Reichsminister ohne Geschäftsbereich, Leiter der Reichsstelle für Raumordnung März 1935, des Zweckverbands Reichsparteitag Nürnberg April 1935, Reichs- und Preuß. Minister für die kirchl. Angelegenheiten seit 16. 7. 1935. Ketteler, Wilhelm Emmanuel von 636 geb. 25. 12. 1811 Münster, gest. 13. 7. 1877 Kapuzinerkloster Burghausen/Oberbayern, Studium der Rechte und der Staatswissenschaft Göttingen und Berlin, Jurist im Staatsdienst 1835–1837, TheolStud München 1841–1843, Priesterweihe Münster und Kaplan Beckum 1844, Pfr. Hopsten 1846, Mitgl. des Frankfurter Parlaments 1848/49, Propst Berlin 1949, Bischof von Mainz 1850–1877. – MdR 1871/72, Teiln. des I. Vatikanischen Konzils 1870. Keussen, Rudolf, Dr.phil. 646 geb. 24. 8. 1877 Krefeld, gest. (Bombenangriff) 28. 12. 1944 Bonn, Studium der alt-kath. Theol. 1895–1898, Priesterweihe und Vikar Konstanz 1899, Vikar München 1902, Assistent am Seminar für Phil. Propädeutik Bonn 1904–1908, zugleich provisorischer Leiter des Bischöflichen Seminars ebd. 1906 und Lehrbeauftragter für Theol. 1907, Prof. für Phil. ebd. 1908, nach Auflösung des Bischöflichen Seminars Pfr. Konstanz 1923, Karlsruhe 1926, Prof. am wiedereröffneten Bischöflichen Seminar Bonn und Lehrbeauftragter für neutestamentliche Exegese Universität Bonn 1936, Lehrstuhlvertreter für die Heranbildung alt-kath. Theologen ebd. 1939, o. Prof. für Altkath. Theol., Religionsphilosophie und christl. Ethik ebd. 1942, Emeritierung 1943. – Del. der Alt-Kath. Kirche auf der WPC Oxford 1937. Kieffer, George Linn, D.D. Litt.D. 562 geb. 25. 11. 1883 bei Millersburg/Pennsylvania, gest. 25. 4. 1937 New York, Pfr. Rosedale 1919–1926, Statistiker und Bibliothekar des National Lutheran Council 1919–1937, statistischer Sekretär der United Lutheran Church in America 1921–1932, Herausgeber des Lutheran Year Book 1919–1937 und des Lutheran World Almanac 1921–1937. Kietzmann, Julius 342 geb. 21. 3. 1884 Kavelwisch, Fräser 1910–1931, Hauswart, Heizer und Pförtner DEKK 1931–1945, Hilfsamtsgehilfe Kirchenkanzlei der EKU 1946–1953. Kimmich, Adolf 619 geb. 10. 11. 1881 Renfrizhausen, Hauptlehrer Stuttgart 1913, Mittelschulrektor Schwenningen 1914, Schulrat Rottweil 1921, Esslingen 1930, Oberschulrat Kultministerium Stuttgart 1934. – Mitgl. und Propagandaredner der NSDAP 1924. Kinder, Christian, Dr.jur. 45, 296, 607, 718, 779, 781 geb. 29. 5. 1897 Plön, gest. 30. 4. 1972 Hamburg, Jurastudium Kiel und Göttingen, Gerichtsassessor Kiel, Hilfsarbeiter in einer Rechtsanwaltskanzlei 1925, KonsAss LKAm Kiel 1925, KonsR 1928, Bevollmächtigter von Staatskommissar August Jäger in Schleswig Holstein, jurist. Vizepräs. Sommer 1933, komm. Präs. 1936, endgültige Ernennung zum Präs. 1938, Universitätskurator Kiel 1943–
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1945, Kaufmann Hamburg nach 1945. – Reichsleiter der Reichsbewegung DC 1933–1935, Vors. der FA beim LKAm Schleswig-Holstein 1936. – Mitgl. der beratenden Kammer der DEK für Verfassungsangelegenheiten 1936. – Vertreter seiner Landeskirche für das Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das dt. kirchl. Leben Eisenach seit 1939. – Mitgl. der NSDAP und der SA 1932. Kipper, Paul 376, 607, 768 geb. 15. 5. 1876 Berghofen bei Dortmund, gest. 17. 5. 1963 Darmstadt, Jurist im preuß. Staatsdienst seit 1900, Land- und Amtsgerichtsrat 1930–1934, rechtskundiges Mitgl. Landeskirchenrat Nassau-Hessen Februar 1934, darüber hinaus Stellv. des nassau-hessischen Landesbischofs in Rechtsangelegenheiten und Präs. der Landeskirchenkanzlei (seit 1938: LKAm) April 1934 bis zum Ruhestand 1945, Wahrnehmung der Geschäfte des nassau-hessischen LKAu 1937–1945, Vors. der FA beim LKAm Nassau-Hessen seit 1937. – Vertreter seiner Landeskirche für das Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das dt. kirchl. Leben Eisenach seit 1939. Kirchbach, Arndt Friedrich Hans von 748 geb. 30. 1. 1885 Dresden, gest. 28. 2. 1963 Goslar, Offizierslaufbahn, Teilnahme am Ersten Weltkrieg, TheolStud Greifswald und Leipzig seit 1919, Ord. und Vikar Roßwein 1923, VGeistl Landesverein für IM Sachsen und Geschäftsführer Ev. Preßverband Dresden 1924, Studentenpfr. und Domprediger Dresden 1927, Haft und Dienstenthebung 1934, Einleitung eines Dienststrafverfahrens mit dem Ziel der Entfernung aus dem Amt 1935, Wiedereinsetzung als Domprediger durch den LKAu Sachsen 1936, Sup. Freiberg 1937, Ablösung als Sup. 1937, kirchengerichtliche Verurteilung, Eröffnung eines Dienststrafverfahrens mit dem Ziel der Dienstentlassung, Gehaltskürzung, Untersagung jeglicher Amtshandlung 1938, Kriegspfr. 1939, Versetzung als Standortpfr. Straßburg 1942, Rückkehr aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft, Wiederaufnahme der Tätigkeit als Sup. Freiberg und Domprediger 1945, Ruhestand 1953, dann vikarische Übernahme der Pfarrstelle Tragnitz, Übersiedlung nach Goslar 1962. – Mitgl. des PNB und des LBR Sachsen 1933. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934, Bad Oeynhausen 1936. Klein, Friedrich 518 geb. 3. 11. 1894 Heidenheim/Mittelfranken, gest. 24. 2. 1946 Bad Freienwalde/ Oder, Ord. und Vikar Grafengehaig/Oberfranken 1921, Pfr. ebd. 1922 bis 16. 5. 1934, Bevollmächtigter der Reichskirchenregierung für den Zusammenschluss und die Eingliederung der ev. Frauenverbände in die DEK 27.10.– 30. 11. 1933, Beauftragter des Reichsbischofs, komm. Vertreter des Geistl. (luth.) Ministers in der Reichskirchenregierung 3.–21. 12. 1933, Beauftragter für das ev. Frauenwerk 5.1.–25. 6. 1934, Oberpfr. Bad Freienwalde/Oder, Sup. Wriezen und Superintendenturverwalter Strausberg 1. 7. 1934–1946. – Mitgl. des PKA der Mark Brandenburg Dezember 1935 bis Juni 1937. – Gründer eines Wehrverbands Grafengehaig 1922, Überführung in die NSDAP 1923, Mitgl. der NSDAP seit 1927, Leiter der (Reichs-) AG nationalsozialistischer ev. Geistlicher 1931, Reichsführer (des parteiamtlich nicht anerkannten) Nationalsozialistischen Ev. Pfarrerbunds (später: Bund ev. Pfr. im Dritten Reich) 1933, Landesleiter der DC in Bayern Juli bis Oktober 1933.
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Klemich, Ernst, Dr. 527, 598 geb. 7. 3. 1902 Klotzsche bei Dresden, gest. 5. 3. 1959 Hannover, Rechtsanwalt Dresden 1932, Beauftragung mit den Geschäften des KonsPräs Sachsen 1. 7. 1933, OLKR Dresden 1. 10. 1935 bis zur Entlassung 19. 7. 1945, dazwischen Kriegsdienst 1939–1945, Kraftfahrer Northeim 1948, Referent für Wohlfahrt und Fürsorge Sozialministerium Hannover 1952, Regierungsrat Hannover 1954. Klemm, Hermann 379 geb. 5. 6. 1904 Zwickau, gest. 10. 6. 1983 Meißen, TheolStud Leipzig und Tübingen 1923–1926, Lehrer Missionsseminar Leipzig 1927, Ord. und Pfr. Burkhardswalde 1929–1951, währenddessen mehrfach Strafmaßnahmen durch die DC-Kirchenleitung, kurzzeitige Inhaftierung KZ Sachsenburg 1935, Sup. Meißen 1951– 1973. – Mitgl. des LBR Sachsen 1935. – Teiln. des Dt. Luth. Tages Hannover 1935. Klingler, Friedrich 109, 119f., 122, 166, 171, 195, 210, 239f., 492, 494, 515, 519, 540, 545, 549, 552, 768, 770, 780ff., 795, 799f. geb. 23. 12. 1882 Schaffhausen, gest. 6. 3. 1951 Nürnberg, TheolStud Erlangen und Leipzig 1903–1907, Ord. 1908, Kriegsdienst 1914–1919, Pfr. Kammerstein 1915, Nürnberg-Wöhrd 1926, Senior Dekanatsbezirk Nürnberg, KR 1935. – Vors. des bayerischen Pfarrervereins 1931, stellv. Präs. der bayerischen Landessynode und Mitgl. des Landessynodalausschusses 1933, stellv. Vors. des Reichsbundes der Dt. Ev. Pfarrervereine 1934 und Reichsbundesführer 1935. – Teiln. der BS der DEK Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936. Kloppenburg, Heinz, Dr.theol.h.c. 39, 43, 46ff., 200, 283, 316, 332, 391, 441, 496f., 515, 548, 597, 606, 620f., 625, 632, 636, 640f., 768, 785, 795, 821 geb. 10. 5. 1903 Elsfleth/Wesermarsch in Oldenburg, gest. 18. 2. 1986 Bremen, Lehre zum Importhandelskaufmann, Tätigkeit als Steward, Ladungskontrolleur und Verwalter Bremen-Hansa-Linie seit 1919, TheolStud Marburg, Göttingen, Münster und Bonn seit 1925, HPred Zwischenahn 1930–1931, Ord. und Pfr. Rüstringen (1937: Wilhelmshaven-Heppens) 1932, aus kirchenpolit. Gründen Versetzung in den einstw. Ruhestand 1937, Reichsredeverbot bis 1940, Vakanzprediger Wiefelstede 1940, Rehabilitation 1941, OKR, hauptamtl. geistl. Mitgl. der Kirchenregierung und ständiger Vertreter von Landesbischof Wilhelm Stählin Oldenburg 1945, beurlaubt als Sekretär der Flüchtlingsabt. des ÖRK Genf 1947–1950, nach Unterliegen in der Kampfabstimmung zur Bischofswahl in Oldenburg 1952 auf eigenen Wunsch Versetzung in den einstw. Ruhestand. – Gründer und Leiter des oldenburgischen PNB 1933, der oldenburgischen Bekenntnisgemeinde 1934 und Vors. der oldenburgischen BS 1935–1937, Mitgl. des RBR seit Oktober 1934 und des Rates der DEK seit März 1936, der Verfassungskammer der VKL II, vorübergehend des Luth. Rates 1934/35 (vorzeitig ausgeschieden), Vors. der Konferenz der Landesbruderräte 1940. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936. Klotsche, Johannes 469, 501, 527, 554ff., 597–603, 622ff., 657f., 746f., 752, 763, 783, 791, 809, 820, 822 geb. 11. 5. 1895 Leipzig, gest. 24. 2. 1965 Stadt Wehlen/Elbe, Scholar Gemeindeverwaltung Reichenberg bei Dresden 1912, Kriegsfreiwilliger 1914–1918, Verwaltungsangestellter beim Ministerium des Innern Dresden 1918, Regierungsse-
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kretär bei der Sächsischen Gesandtschaft in Berlin 1920, Oberregierungssekretär Amtshauptmannschaft Meißen 1923, Oberjustizsekretär Amtsgericht Dresden 1925–1933, Hilfsrichter 1926, OKR LKAm Dresden und „Adjutant“ von Landesbischof Friedrich Coch 1933, Leiter LKAm Dresden 1937, Präs. ebd. 1938 bis zum Rücktritt vor der Verhaftung 1945, nach Kriegsende Entfernung aus dem Amt, Hilfsarbeiter, Ausbildung an der Predigerschule Paulinum Berlin und hauptamtl. als Gemeinschaftsprediger in Mecklenburg tätig. – Vertreter seiner Landeskirche für das Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das dt. kirchl. Leben Eisenach seit 1939. – Mitgl. der NSDAP 1925, goldenes Parteiabzeichen. Knabe, Erich 527 geb. 21. 5. 1882 Böhringen bei Roßwein/Sachsen, gest. 24. 4. 1940 Moritzburg, Ord. und HGeistl Leipzig-Gohlis 1908, Pfr. Wendischrottmannsdorf 1910, Geistlicher Landesanstalt Hubertusburg 1915, Arnsdorf 1921, Leipzig-Dösen 1928, Rektor Brüderanstalt Moritzburg 1936. – Austritt bei den DC 1935/36 und Mitgl. des LKAu Sachsen 1935–1937. Knak, Siegfried, D. 166f., 169, 171, 190, 195, 257, 261, 263, 414 geb. 12. 5. 1875 Zedlitz/Schlesien, gest. 22. 5. 1955 Berlin, Studium Berlin und Halle, Ord. und Pfr. Ribbekardt/Pommern 1901, Inspektor der Berliner Missionsgesellschaft 1910–1920, dazwischen Divisionspfr. 1915–1918, Missionsdir. der Berliner Missionsgesellschaft 1921 bis zum Rücktritt 1949, Berufung an die KiHo Berlin 1935, Prof. ebd., Dozent Universität Halle und Burckhardthaus Berlin 1950. – Mitgl. des Dt. Ev. Missionsrats 1933, des BR der AG der missionarischen und diakonischen Werke und Verbände 1934 und der Verfassungskammer der VKL II 1936. – Teiln. der BS der DEK Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936 und des Dt. Luth. Tages Hannover 1935. Knodt, Karl 800 geb. 14. 6. 1881 Gernsheim, gest. 31. 5. 1960 Lich, TheolStud Gießen, Berlin und Basel 1900–1904, Ord. und Pfarrassistent Gießen 1905, Vikar Graz 1906, Mainz 1908, PfVwal Hopfmannsfeld 1908, Pfr. Schornsheim 1910, Wimpfen 1920, Offenbach/Main 1927, komm. Propst von Oberhessen 1934, Verwaltung einer Pfarrgemeinde Gießen 1935, Wiederaufnahme des Propstamtes 1936, komm. Sup. von Oberhessen 1945, Ruhestand 1948. Knubel, Frederick Hermann, D.D. LL.D S.T.D. 562–565, 572, 578, 583, 586, 674 geb. 22. 5. 1870 New York, gest. 16. 10. 1945 New York, Pfr. New York 1896– 1918, erster Präs. der United Lutheran Church in America 1918–1945. Koch, Hans Friedrich 744 geb. 29. 5. 1881 Hohen-Sprenz, gest. 5. 12. 1942 Wichmannsburg/Hannover, Pfr. Grabow 1914, Domprediger und (seit 1928) Propst Güstrow 1922–1934. Koch, Karl, D. 28, 39, 45, 47, 52, 55, 108, 128, 130, 158f., 245, 344ff., 412f., 418, 440f., 446f., 494–497, 515, 531, 547, 552f., 606, 612, 637, 641, 648, 681, 697, 699, 723f., 768, 774f., 784, 796 geb. 6. 10. 1876 Witten/Ruhr, gest. 28. 10. 1951 Bielefeld, TheolStud Greifswald und Bonn 1896–1900, Ord., Lehrvikar Rehme, HPred Feudingen/Wittgensteiner Land und Schalke 1902, Pfr. Holtrup 1904, Bünde 1914, später Ennigloh/Herford, Bad Oeynhausen 1916–1949, gleichzeitig Sup. Vlotho 1927–1948, unterbrochen durch vorübergehende Ruhestandsversetzung aus kirchenpolit. Grün-
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den 1934/35, Präses der westfälischen Kirche 1945–1949. – Seit den Anfängen über Westfalen hinaus führend in der BK, Mitgl. des PNB Herbst 1933, als Präses der westfälischen Provinzialsynode (seit 1927) nach deren Spaltung Präses der westfälischen BS 1934, Vors. des westfälischen BR 1934–1939, Präses der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936 und Leiter ihres Büros in Bad Oeynhausen seit Sommer 1934, Vors. des RBR Mai 1934, Mitgl. des Rates der DEK 1934–1936 und der VKL I, Vors. des altpr. BR 1934 und des Rates der Ev. Kirche der ApU 1934–1936, Präses der altpr. BS 1934–1936 (Rücktritt von den Funktionen in der altpr. Kirche wegen grundlegender Differenzen in der Kirchenausschussfrage). – MdL Preußen (DNVP) 1919–1933 und MdR 1930–1932. Koch, Walter, Dr.jur. 251 geb. 3. 2. 1894 Starzeddel/Brandenburg, gest. 8. 10. 1965 Remscheid-Lennep/ Rheinland, Kriegsdienst und Gefangenschaft 1914–1919, jurist. Hilfsarbeiter EOK Berlin 1925, KonsR ebd. 1926, OKonsR und Mitgl. ebd. 1933, KonsPräs Düsseldorf 1937–1946, Mitgl. der FA bei der DEKK seit 1935, Vors. der FA beim EOK Berlin 1936, Rechtsanwalt Amtsgericht Remscheid und Landgericht Wuppertal 1951. Koechlin, Alphons, Dr.theol.h.c. 576, 646, 673, 772, 776 geb. 6. 1. 1885 Basel, gest. 8. 5. 1965 Basel, Pfr. Stein am Rhein und (seit 1921) Basel 1910–1954, Präs. des ev.-ref. Kirchenrats Basel 1933–1945, Präs. des Schweizer Ev. Kirchenbunds 1941–1954, Vors. des Wiederaufbauausschusses des ÖRK Genf 1945–1954. Konstantin I. der Große 78, 712 geb. 27.2. ca. 280 Nassius, gest. 22. 5. 337 bei Nikomedia, römisch-byzantinischer Kaiser 306–337, bahnte die Entwicklung des Christentums zur Staatsreligion an. Koopmann, Otto 62, 67, 71, 77, 83, 87f., 90ff., 100, 108, 224, 232, 256, 259, 318, 832 geb. 19. 8. 1878 Suurhusen, gest. 27. 3. 1951 Aurich, Jurastudium Marburg und Göttingen 1898, Amtsgerichtsrat, Landgerichtsrat Aurich, Präs. des Landeskirchenrats Aurich (= ref. Landeskirche der Provinz Hannover) 1925–1937, vertretungsweise erneut Präs. nach Kriegsende 1945/46. – Mitgl. der Einstw. Leitung der DEK und gleichzeitig Kanzleileiter 20.7.–27. 9. 1933, Mitgl. des RKA 1935– 1937, Vors. der Kammer für Rechtsfragen der DEK 1936. – Mitgl. des Moderamens des Ref. Bunds 1934. – Teiln. der Dt. Ev. NatSyn Wittenberg 1933, Berlin 1934. Kopernikus (Koppernigk), Nikolaus 664, 712 geb. 19. 2. 1473 Thorn, gest. 24. 5. 1543 Frauenburg/Ostpreußen, Mathematiker, Mediziner, Jurist und Astronom, Begründer des heliozentrischen („kopernikanischen“) Weltbilds. Kortheuer, August, D. 392 geb. 3. 1. 1868 Wiesbaden, gest. 31. 5. 1963 Königsfeld, TheolStud Greifswald, Halle und Marburg 1887–1890, Ord. und HPred Eibelshausen 1893, Pfr. ebd. 1894, Hochheim und Flörsheim/Main 1899, Wiesbaden 1911, FGeistl 1914– 1918, nebenamtl. KonsR Landeskirche Nassau Wiesbaden 1919, nassauischer Landesbischof 1925, zwangsweise Ruhestandsversetzung 1933–1945 und Geschäftsführer ohne Besoldung beim Ev. Verein für IM Nassau bis 1948, dann Vors. beim Landesverband für IM bis 1959, Vors. der nassauischen Vorl. Kir-
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chenleitung 1945 bis zur Bildung der ev. Kirche in Hessen und Nassau, Ruhestand 1947. Kotte, Erich, D. 207, 218, 221, 224, 232, 251, 253, 255, 399, 467, 487, 527, 597f., 649, 683, 707, 726, 795, 809, 819 geb. 16. 11. 1886 Buchenau bei Eisenach, gest. 24. 10. 1961 Dresden, Regierungsrat und jurist. Hilfsarbeiter Kons. Dresden 1920, Vortragender Rat 1923, Geh. KonsR 1925, rechtskundiges Mitgl. des Landeskons. der Landeskirche Sachsen 1926, vorübergehend Zwangsbeurlaubung durch Landesbischof Coch 1.7.– 14. 7. 1933, Geh. KonsR 1935, Mitgl. des LKAu Sachsen 1935–1937, Mitgl. der FA beim LKAm Dresden 1935–1938, Leiter des LKAm Dresden 1936, Zwangswartestandsversetzung 1940, erneut Leiter des LKAm Dresden 1945, Präs. ebd. 1946–1957. – Mitgl. des LBR Sachsen und jurist. Berater der BK. – Mitgl. der Kirchenleitung der VELKD 1948. Kramer, Adolf, Dr.jur. 515, 534 geb. 15. 12. 1888 Weener, gest. 7. 12. 1960 Aurich, Jurastudium Tübingen und Göttingen, Landgerichtsrat Aurich 1926, Amtsgerichtsrat und Vors. des Arbeitsgerichts Altona 1927. – Mitgl. der Gesamtsynode (Landeskirchentag) der Ev.ref. Landeskirche der Provinz Hannover 1925–1945, Vizepräs. des Landeskirchentags und Mitgl. des Landeskirchenvorstands (LKAu) 1937–1945. Kramer, Helmut 740f. geb. 7. 7. 1910 Fallowfield, Manchester/England, Vikar Burg 1934, Prädikant Herzberg/Elster 1935, HPred ebd. 1.2.–31. 7. 1937, Ord. Körba 23. 2. 1937, HPred Möckern 1.8.–1. 12. 1937, Mitarbeiter der Pressestelle des PBR Halle 1.1.–8. 2. 1938, Hauslehrer Kathewitz bei Belgern 1. 4. 1938, Pfr. Langengrassau/ Nlaus 1. 10. 1938, HPred, später Pfr. Pouch 1944, komm. PfVwal Fröttstädt 1945, komm. PfVwal Trügleben 1947, Pfr. Treutleben 1947, Pfr., Sup. und KR Gotha 1949, Oberpfr. und Superintendenturvertreter ebd. 1950, Pfr. und Sup. ebd. 1964–1976. Kretzschmar, Willy 132, 251, 253, 469, 501, 527f., 554, 556, 597, 600ff., 622ff., 657, 747, 820, 822 geb. 6. 6. 1890 Dresden, gest. 7. 2. 1962 Dresden, Banklehre, Bankbeamter Allg. Dt. Credit-Anstalt, Kriegsdienst 1914–1916, OLKR LKAm Dresden 1933, Mitgl. der FA bei der DEKK und Vors. der FA beim LKAm Dresden 1935, Tätigkeit beim LKAm Karlsruhe und bei der DEKK Außenstelle Stolberg/Harz 1944/45, Weiterbeschäftigung LKAm Dresden 1945, unter Aberkennung des Titels und der Rechte eines OLKR Hilfssachbearbeiter für Finanzfragen ebd. 1947, Aufhebung der Beschränkungen durch den LKAu 1949, Wahl zum ordentlichen Mitgl. des LKAm Dresden mit dem Titel OLKR 1950, Ruhestand 1959. – Mitgl. der Freimaurerloge zum goldenen Apfel 1923 bis zur Auflösung 1933, Mitgl. der NSDAP 1933, Entzug der NSDAP-Mitgliedschaft wegen Mitgliedschaft bei den Freimaurern 1934, Mitgl. der DC 1933–1938, des Finanzausschusses des Instituts zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das dt. kirchl. Leben Eisenach 1939. Kreuzer, Erwin 572 geb. 24. 2. 1878 Berlin, gest. 20. 8. 1953 Bonn, Studium der alt-kath. Theol. Bonn seit 1897, Priesterweihe und Kaplan Köln 1900, PfVwes Passau 1900, Kempten 1901, Pfr. ebd. 1903, Freiburg/Breisgau 1916–1935, Vors. der badischen Landes-
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synode 1919, Mitgl. der Synodalvertretung seit 1922, Generalvikar Baden 1924, Generalvikar des alt-kath. Bistums Deutschland März 1934, Bistumsverweser Dezember 1934, Bischof der altkath. Kirche in Deutschland 1935–1953. Kropatscheck, Gerhard, D. Dr. 454f. geb. 5. 8. 1882 Brandenburg, gest. 29. 6. 1955 Eisenach, Hauptschriftleiter „Reichsbote“ Berlin, Leiter des Allg. Ev.-Luth. Schulvereins Dresden 1913, Vikar der BK Elgersburg und Ilmenau 1935, wiss. Mitarbeiter Amt für Volksmission Nürnberg 1938, Vikar Elgersburg 1945, Pfr. ebd. 1947, Oberpfr. Ilmenau 1950, Ruhestand 1952. Krummacher, Friedrich Wilhelm, Dr.theol. Dr.theol.h.c. 293, 396, 492f., 576, 647 geb. 3. 8. 1901 Berlin, gest. 19. 6. 1974 Altefähr/Rügen, Theol.-, Geschichts-, Pädagogik-, Phil.- und Volkswirtschaftsstudium Berlin, Tübingen und Greifswald, Vikar Neuruppin 1923, Ord. und Pfarrvertretung Berlin-Wannsee 1925, Provinzialvikar bei GenSup Otto Dibelius 1926, Pfr. Essen-Werden und zugleich Sozialbeauftragter des Kirchenkreises 1928, Mitarbeiter Dt. Ev. KBA 1933, theol. Referent (später: OKR) KA der DEK 1934, OKonsR ebd. 1936, Vertretung Pfarrstelle Rom 1938/39, Wehrmachtspfr. 1939, russische Kriegsgefangenschaft 1943–1945, währenddessen Anschluss an das Nationalkomitee Freies Deutschland und den Bund dt. Offiziere, Mitbegründer des „Kirchlichen Arbeitskreises beim Nationalkomitee Freies Deutschland“, Pfr. Berlin-Weißensee und Sup. Berlin-Land, nebenamtl. OKonsR Kirchenkanzlei der EKD – Berliner Stelle – 1945, GenSup Berlin-Weißensee (Sprengel II) 1946, Bischof der pommerschen Kirche (seit 1968: Landeskirche Greifswald) 1955–1972. – Vors. der Kirchl. Ostkonferenz 1960, der Konferenz der Ev. Kirchenleitungen in der DDR 1960– 1968. – Mitgl. des Rates der EKD 1961–1969. Kübel, Johannes, D. 392 geb. 20. 9. 1873 Neustadt/Aisch, gest. 14. 6. 1953 Bubenreuth, Diaspora-Reiseprediger der bayerischen Landeskirche und exponierter Vikar Pfarrkirchen/Niederbayern 1896, HGeistl München 1899, Militärgeistlicher ebd. 1901, Pfr. Frankfurt/Main 1909 bis zur zwangsweisen Ruhestandsversetzung 1938, dann Auftrag der bayerischen Landeskirche zu Archivarbeiten Nürnberg, Vertreter des ersten Stadtvikars ebd. 1941–1950, danach kirchl. Aushilfsdienste Bubenreuth bis zu seinem Tod 1953. – Nebenamtl. Mitgl. des Frankfurter Landeskirchenrats 1925– 1932, danach KR ebd. bis zum Austritt aus dem Landeskirchenrat aus Protest gegen die Einsetzung eines Staatskommissars 1933, Mitgl. des PNB und aktives Mitgl. der Frankfurter BK 1933–1938, Redeverbot 1935, Verhaftung 1937. Kühl, Axel Werner 71, 80, 89, 125, 139, 141, 150, 155, 161, 266, 381, 515, 534, 588, 649, 683, 726 geb. 2. 5. 1893 Altona, gest. 6. 6. 1944 Verden/Aller, TheolStud Halle-Wittenberg, Göttingen und Kiel 1911–1914, Kriegsdienst 1914–1918, Ord. Kiel, HGeistl Rendsburg und Westerland/Sylt 1920, Pfr. Lübeck 1921, Dienstentlassung (mit acht weiteren Amtskollegen) durch die DC-Kirchenleitung 5. 12. 1936, Ausweisung durch die Gestapo zum 1. 1. 1937, Beilegung des Konflikts April 1937, Kriegsdienst 1940. – Mitgl. des PNB 1933, des lübeckischen BR (= Gemeinschaft der BK) und seines Rates Herbst 1934, Vertreter der lübeckischen BK im LR 1936. – Teiln. des Dt. Luth. Tages Hannover 1935.
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Kühlewein, Julius, D. 71, 108, 224, 244, 249, 333, 472, 506, 536, 588, 596, 666, 683 geb. 18. 1. 1873 Neunstetten/Baden, gest. 2. 8. 1948 Karlsruhe, TheolStud Erlangen, Halle und Heidelberg 1890–1894, Ord. und Vikar Genua 1894, Vikar Lahr 1895, Freiburg/Breisgau 1896, Pfr. Mauer bei Heidelberg 1898, Hausgeistlicher Diakonissenhaus Mannheim 1901, Pfr. Karlsruhe 1909, Freiburg/Breisgau 1921, Mitgl. der badischen Kirchenregierung 1919, Prälat Karlsruhe 1924, Ernennung zum badischen Landesbischof (auf Lebenszeit) 1933, Abwahl durch die Synode November 1945. – Teiln. der Dt. Ev. NatSyn Wittenberg 1933. Künneth, Walter, Lic.theol. Dr.phil. D. 18, 153, 210–215, 297, 460f., 588, 604, 660, 668, 670f., 688, 693, 725, 736, 861, 870 geb. 1. 1. 1901 Etzelwang/Oberpfalz, gest. 26. 10. 1997 Erlangen, TheolStud Erlangen, Ord. 1925, Dozent Apologetische Centrale im Central-Ausschuss für die IM Berlin 1927, PD für ST Berlin seit 1930, Leiter der Apologetischen Centrale 1932 bis zu deren Zwangsschließung durch die Gestapo 1937, Entzug der Lehrbefugnis aus polit. Gründen und Pfr. Starnberg/Oberbayern 1938, Dekan Erlangen 1944, zugleich HonProf. ebd. 1946, o. Prof. für ST ebd. 1953–1969. – Mitbegründer und führendes Mitgl. der JB 1933, Mitgl. des Luth. Rates 1934/35. – Stellv. Mitgl. der Dt. Ev. NatSyn Wittenberg 1933, Teiln. des Dt. Luth. Tages Hannover 1935. Kuessner, Theodor 48, 71, 84f., 88, 92, 98, 100, 108, 183, 191, 196f., 199f., 202f., 206, 224, 236f., 240, 243–246, 249, 252, 256, 332, 336, 347, 352f., 356, 358, 360, 362f., 366f., 380, 408, 421f. geb. 19. 12. 1896 Schaaken/Ostpreußen, gest. 29. 12. 1984 Quakenbrück, Kriegsfreiwilliger und Freikorpskämpfer 1914, TheolStud Königsberg 1919, Bethel 1922, Vikar ebd. 1923, Ord. Königsberg, Provinzialvikar Ev. Pressverband Königsberg, Assistent Theol. Schule Bethel 1925, zugleich Pfr. Anstalten Bethel 1926, Dozent Theol. Schule Bethel 1927, Vorst. des Diakonissenmutterhauses Bethanien Lötzen/Ostpreußen 1931, Kriegsdienst 1939, Rückkehr nach Lötzen 1943, Verlegung des Mutterhauses nach Celle 1945, nach Hamburg 1946, nach Quakenbrück 1950, Ruhestand 1966. – Mitgl. des BR und des Rates der Ev. Kirche der ApU 1934, Präses der ostpreuß. BS und Vors. des PBR bis 1935. – Mitgl. des RKA, des altpr. LKAu und des ostpreuß. PKA 1935–1937. – Teiln. der BS der DEK Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935. Kunst, Karl 693 geb. 21. 9. 1912 Bocholt, vermisst seit 15. 1. 1943 bei Stalingrad, Kraftwagenführer LBR Sachsen seit 1935, Kriegsdienst 1940. Kunze, Gerhard, Dr.theol. 767 geb. 29. 7. 1892 Hartenstein/Erzgebirge, gest. 23. 10. 1954 Hofgeismar, Ord. und Vikar Leipzig 1921, Pfr. ebd. 1922, Studentenpfr. ebd. 1925, Pfr. HannoverBothfeld 1933, Sup. Hannover 1945–1948 (Eintritt in den Ruhestand aus gesundheitlichen Gründen), Studiendir. PS Preetz 1950. Kurtz, Adolf 635 geb. 16. 8. 1891 Berlin, gest. 25. 9. 1975 Wembley Park/England, TheolStud Berlin, Militärgeistlicher Frankfurt/Oder 1916, HGeistl Berlin 1918, Ord. ebd. 1920, Pfr. Zwölf-Apostelkirche ebd. 1922, Übersiedlung nach England und – unter Beibehaltung der Berliner Pfarrstelle – Beurlaubung zum Dienst in der dt. Gemeinde Oxford 1948, Ruhestand 1962. – Mitbegründer des PNB 1933, Orga-
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nisationsleiter der BK Berlins seit 1934, Errichtung einer Hilfsstelle für „Nichtarier“ im Pfarrhaus der Zwölf-Apostelkirche, maßgeblich beteiligt an der Errichtung einer Schule für „nichtarische“ Kinder, nach der Verhaftung Heinrich Grübers Fortsetzung der Arbeit des „Büros Grüber“, Kontakt zu Widerstandsgruppen und zu Persönlichkeiten der internationalen Ökumene seit 1935. Laabs, Friedrich (Fritz) 515 geb. 26. 6. 1895 Altdamm/Bezirk Stettin, gest. 8. 8. 1967 Neukirchen, Ord. und Kirchl. Hilfsdienst Melsungen 1924, Pfr. Zwesten 1926, Pfr. und Kreispfr. (ab 1944 Amtsbezeichnung Sup., ab 1945 Dekan) 1931, Pfr. Treisbach 1957, Ruhestand 1961. – Mitgl. des LBR Kurhessen-Waldeck, Mitgl. des LKAu KurhessenWaldeck seit 1935. Lachmund, Heinrich 125, 207, 266, 381, 515, 534, 588, 649 geb. 6. 9. 1875 Wolfenbüttel, gest. 4. 3. 1952 Wolfenbüttel, Ord. 1903, Pfr. Braunschweig-Riddagshausen 1905, Braunlage 1915, Blankenburg/Harz 1927. – Vors. des braunschweigischen PNB 1933–1945/46, Vertreter der braunschweigischen BK im LR seit Januar 1937. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934, Bad Oeynhausen 1936. Lambrecht, Friedrich, Dr.jur. 266, 294, 310, 467f., 515, 534, 726 geb. 11. 4. 1898 Klein Biewende, gest. 6. 5. 1982 Braunschweig, jurist. Hilfsarbeiter, Kichenregierungsrat im LKAm Wolfenbüttel 1924, OKR und stellv. Mitgl. der Kirchenregierung 1934, Mitgl. und Vors. der FA ebd. 1936–1938, Übertritt in den Staatsdienst Finanzamt Braunschweig-Stadt 1938, Regierungsrat 1939, Oberfinanzpräsidium/Oberfinanzdirektion Hannover 1941, Oberregierungsrat 1942, Vorst. Finanzamt Göttingen 1949, Niedersächsischer Landesrechnungshof Hildesheim 1950, Regierungsdir. und stimmberechtigtes Mitgl. des Rechnungshofs 1951, Ministerialrat 1953, Ltd. Ministerialrat 1966. Lammers, Hans Heinrich, Dr.jur. 42, 184, 557 geb. 27. 5. 1879 Lublinitz/Oberschlesien, gest. 4. 1. 1962 Düsseldorf, Jurastudium, Gerichtsassessor Breslau 1907, Landrichter Beuthen 1912, Kriegsfreiwilliger 1914, Abstellung zum Verwaltungsdienst nach Verwundung 1917, Oberregierungsrat Reichsministerium des Innern 1921, Ministerialrat ebd. 1922, Disziplinarverfahren aus polit. Gründen 1931, Wechsel von der DNVP zur NSDAP 1932, Staatssekretär, Chef der Reichskanzlei und SS-Oberführer 1933, SS-Brigadeführer 1935, Titel Reichsminister 1937, SS-Gruppenführer 1938, geschäftsführendes Mitgl. Ministerrat für Reichsverteidigung 1939, SS-Obergruppenführer 1940, kurz vor Kriegsende Verhaftung durch die SS wegen Unterstützung Görings, Gefangennahme durch US-Truppen, im Wilhelmstraßenprozess Verurteilung zu 20 Jahren Haft 1949, Begrenzung der Haftstrafe auf zehn Jahre Januar 1951, Begnadigung und Entlassung Dezember 1951. Lang, August, Lic.theol. D. Dr.theol.h.c. 534 geb. 26. 2. 1867 Huppichteroth/Rheinprovinz, gest. 24. 12. 1945 Halle/Saale, TheolStud Bonn und Berlin, Ord. 1893, ref. Domprediger Halle/Saale 1893– 1943, zugleich PD ebd. 1900, Titularprof. ebd. 1909, Kriegsdienst (Lazarettpfr.) ebd. 1915–1919, o. HonProf. für Neuere, bes. ref. KG ebd. 1919, Sup. des ref. Kirchenkreises ebd. 1921. – Mitgl. des Moderamens des Ref. Bunds 1920–1934, Mitbegründer der ref. Theol. Schule Elberfeld 1927/28, stellv. Mitgl. des Arbeitsausschusses der Ref. Kirchen Deutschlands 1936.
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Lang, Cosmo Gordon 643 geb. 31. 10. 1864 Fyvie/Aberdeenshire, gest. 5. 12. 1945 London, Dean of Divinity Magdalen College Oxford 1893–1896, dann Vicar of Portsea, Bischof Stepney 1901, Erzbischof von York 1908, von Canterbury 1928–1941. Lang, Gottlob 662 geb. 28. 1. 1888 Stuttgart, gest. 11. 12. 1970 Korntal, Pfr. Maulbronn 1916, 2. Stadtpfr. Calw 1922, Pfr. Wiesbaden 1928, 2. Stadtpfr. Heilbronn 1933, 1. Stadtpfr. Stuttgart 1939, Ruhestand 1955. Langenfass, Friedrich Christian, D. 109, 121 geb. 8. 7. 1880 Hohenaltheim bei Nördlingen, gest. 5. 2. 1965 München, Ord. 1903, Studium Erlangen, Leipzig und Greifswald, PS München, Ord. 1903, exponierter Vikar Starnberg 1904, Stadtvikar München 1905–1908, Pfr. Rothenburg ob der Tauber 1910, FGeistl 1914, Pfr. und (seit 1930) Dekan München 1920–1950, KR 1935. – Lizenzträger des Ev. Schrifttums Bayerns 1945, Mitbegründer und Vors. des Gemeinschaftswerks der Ev. Presse 1950–1963. – Teiln. des Dt. Luth. Tages 1935. Langenohl, Wilhelm August 44, 72, 195, 224, 244, 258, 261, 515, 534, 540f., 545 geb. 29. 5. 1895 Wermelskirchen, gest. 1. 9. 1969 Rheydt, Jugendzeit teilweise in der Tschechoslowakei, Studium Bonn, Halle, Berlin und Tübingen, Ord. und Hilfspfr. Köln 1920, Wiesloch 1922, Pfr. Opladen 1922, Düsseldorf 1927, Rheydt 1932–1964. – Mitgl. des Moderamens des Ref. Bunds 1926–1934 und 1954–1966, Mitgl. des Arbeitsausschusses der Ref. Kirchen Deutschlands 1936, Mitgl. des Dt. Ref. Kirchenausschusses 1939. Lauerer, Hans, Lic.theol. D. 109, 111, 117, 122f. geb. 25. 4. 1884 Regensburg, gest. 20. 1. 1953 Neuendettelsau, TheolStud Erlangen und Leipzig 1904–1908, Ord. 1908, Pfr. Großgründlach/Mittelfranken 1912, Rektor des Diakonissenmutterhauses und der Anstalten Neuendettelsau 1918– 1953, KR 1936, Lehrauftrag an der Augustana-Hochschule Neuendettelsau 1949. – Ernannt zum Geistl. (luth.) Minister in der Reichskirchenregierung 2. 12. 1933 (Amt nicht angetreten). – Teiln. der Dt. Ev. NatSyn Wittenberg 1933, Berlin 1934. Laurikkala, Selim Hjalmar 571 geb. 29. 12. 1882, gest. 19. 11. 1957, Propst der finnischen ingermanländischen Kirche 1924–1937, danach Pastor in Finnland, nach dem Zweiten Weltkrieg Tätigkeit unter finnischen und ingermanischen Flüchtlingen in Schweden. Ledebur, Gisbert Frhr. von 26, 171, 195, 222f., 374, 550, 594f., 606, 608f., 614, 616, 619, 630f., 653ff., 661f. geb. 7. 4. 1899 Crollage/Kirchspiel Holzhausen, gest. 21. 7. 1980 Schwenningdorf, Rittergutsbesitzer Arenshorst bei Bohmte 1930–1969 und Crollage/Kirchspiel Holzhausen 1930–ca. 1947. – Initiator und Vors. des „Arbeitsausschusses der Laien“ 1937. Leffler, Siegfried 45, 115, 162, 270, 272, 284, 419, 528, 590, 651f., 714, 743 geb. 21. 11. 1900 Azendorf/Oberfranken, gest. 10. 11. 1983 Hengersberg/Niederbayern, Kriegsdienst 1918, Freikorpskämpfer, TheolStud Erlangen, Marburg und Tübingen seit 1919, Ord. Langerringen-Schwabmünchen 1925, dann Stadtvikar Augsburg, HPred, freiwilliges Ausscheiden aus dem Dienst der bayerischen Landeskirche 1927, Pfr. Niederwiera/Thüringen 1928, Beurlaubung aus
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dem Kirchendienst und Regierungsrat Volksbildungsministerium Weimar 1933, später Oberregierungsrat, Kriegsdienst, Leiter des Instituts zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das dt. kirchl. Leben Eisenach 1939, Präs. des 4. Thüringer Landeskirchentags 1944, Verhaftung durch die amerikanische Besatzungsmacht 1945, öffentliches Schuldbekenntnis, eingestuft als Belasteter und Verurteilung zu Arbeitslager, Geldstrafe und Berufsverbot, Entlassung aus dem Thüringer Kirchendienst 1947, Amtsaushilfe bei der bayerischen Landeskirche 1949, Pfr. Hengersberg 1959–1970. – Mitbegründer, später Reichsleiter der Thüringer DC Anfang der 1930er Jahre, weitergeführt als Kirchenbewegung DC, Nationalkirchl. Bewegung, Nationalkirchl. Einung. – Teiln. der Dt. Ev. NatSyn Wittenberg 1933, Berlin 1934. – Mitgl. der NSDAP seit 1929. Lehmann, Paul 155, 333 geb. 5. 8. 1884 Celle, gest. 22. 1. 1960 Jena, Ord. 1910, Pfr. Großkochberg 1911, Diakon Saalfeld 1914, Pfr. Bad Liebenstein 1917, Tambach-Dietharz 1923, KR und Mitgl. des Landeskirchenrats Eisenach 1933, in dessen Auftrag zu Forschungszwecken beurlaubt 1943, Entlassung aus dem Dienst der Thüringer Landeskirche 1945. Lemm, Wilhelm 591 geb. 17. 5. 1895 Hagenow, gest. 1945, Gärtnerlehre Güstrow, Kriegsdienst 1914– 1918, dann selbstständiger Unternehmer Güstrow, Mitgl. der Stadtverordnetenversammlung (Dt.-Völkische Freiheitsbewegung) ebd. 1925/26, Mitgl. der NSDAP 1927, Ratshilfsarbeiter Güstrow 22. 3. 1933, Stadtrat ebd. 29. 5. 1933, zugleich Kreisleiter der NSDAP ebd., stellv. Bürgermeister ebd. 27. 12. 1934, Oberbürgermeister ebd. 1. 5. 1935. Leutheuser, Julius 19, 45, 115, 270, 284, 590, 714 geb. 9. 12. 1900 Bayreuth, gest. (gefallen) 24. 11. 1942 bei Stalingrad, TheolStud Erlangen und Tübingen, Freikorpskämpfer, Ord. 1925, dann PfVwes Marktredwitz und HGeistl Augsburg, freiwilliges Ausscheiden aus dem Dienst der bayerischen Landeskirche 1927, Pfr. Flemmingen/Thüringen 1928, Mitbegründer der Thüringer DC Anfang der 1930er Jahre, KR und hauptamtl. Mitgl. des Landeskirchenrats Eisenach 1933, Kriegsdienst 1939, als Nachfolger von Landesbischof Martin Sasse in Aussicht genommen 1942. – Mitgl. der NSDAP. Ley, Robert, Dr.phil. 120, 667, 687 geb. 15. 2. 1890 Niederbreidenbach/Rheinland, gest. (Selbstmord) 25. 10. 1945 Nürnberg, Studium der Chemie Jena, Bonn und Münster, Kriegsdienst 1914, Kriegsgefangenschaft 1917 bis 1920, Chemiker Leverkusen 1920 bis zur Entlassung wegen antisemitischer Agitation 1928, Gauleiter der National-Freiheitsbewegung 1924, Übertritt zur NSDAP und Gauleiter Rheinland-Süd 1925, MdL Preußen und Organisationsleiter Gau Köln-Aachen 1928, MdR 1930, Reichsorganisationsleiter der NSDAP 1932, Leiter der Dt. Arbeitsfront 1933. Liebsch, Johannes, Dr.jur. 598 geb. 18. 4. 1897, Rechtsanwalt Dresden 1927, OLKR ebd. 1933, Amtsentlassung 1945. Liermann, Hans, Dr.jur. D. 109, 112f., 212 geb. 23. 4. 1893 Frankfurt/Main, gest. 22. 2. 1976 Erlangen, Jurastudium Freiburg/Breisgau und Halle 1911–1914, Kriegsdienst 1914–1918, Rechtsanwalt
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1922–1927, PD Freiburg/Breisgau 1926, ao. Prof. für Kirchenrecht Erlangen 1929, o. Prof. ebd. 1931–1961. Lilje, Hanns, Dr.theol. D.D.mult. 15, 22, 24, 44, 46, 59, 65f., 68, 71f., 74, 77, 81f., 86, 90f., 93, 98ff., 104, 107f., 125, 137, 140ff., 153, 156, 158, 160f., 166f., 169, 171, 173f., 176, 178, 183ff., 187, 190f., 193, 197, 199, 205, 207, 210, 221f., 224, 226, 228f., 232, 234, 238, 241, 243ff., 249, 253ff., 257–261, 266, 285, 287ff., 292ff., 381, 395f., 398, 414, 417f., 481, 493, 518, 522, 540, 562–565, 569, 571ff., 576f., 580, 583ff., 604, 606, 625, 637, 648f., 669, 672, 675f., 683, 689, 715f., 726, 767f., 771ff., 776, 784f., 795, 833, 839 geb. 20. 8. 1899 Hannover, gest. 6. 1. 1977 Hannover, Kriegsdienst 1917–1918, Studium der Theol. und Kunstgeschichte Göttingen und Leipzig 1919–1922, PS Kloster Loccum 1922–1924, Ord. und HGeistl Landesjugendfürsorgedienst Hannover 1924, Studentenpfr. Technische Hochschule Hannover 1925, Generalsekretär der DCSV 1927–1935, Gestapohaft Berlin und Nürnberg wegen „Landesverrats“ (im Zusammenhang mit Kontakten zu Beteiligten am Attentat auf Hitler am 20. 7. 1944) 1944–1945, schon zuvor Ausweisungen, Rede- und Reiseverbote, nach der Haftentlassung Mitwirkung am Aufbau des Bayerischen Mütterdienstes Stein bei Nürnberg, OLKR Hannover 1945, Landesbischof der hannoverschen Landeskirche 1947–1971, zugleich Abt von Loccum 1950–1977. – Mitgl. des Exekutivkomitees der World Student Christian Federation 1928, deren Vizepräs. 1932–1935. – Mitbegründer JB Frühjahr 1933, Mitarbeiter der VKL I 1935, Mitgl. des Beirats des Kirchl. Einigungswerks des württembergischen Landesbischofs Theophil Wurm 1943. – Herausgeber der Zeitschrift „Junge Kirche“ 1933–1936, der „Furche“ 1934–1941. – Mitgl. des Luth. Rates 1934, des LR (Geschäftsführer des Berliner Sekretariats) 1936. – Generalsekretär des Luth. Weltkonvents 1936–1945, Mitbegründer des LWB Lund 1947, dessen Präs. 1952–1957, Ltd. Bischof der VELKD 1955–1969. – Mitgl. des Rates der EKD 1945–1972, dessen stellv. Vors. 1949–1967. – Mitgl. des Zentralkomitees des ÖRK seit 1948, des Exekutivkomitees des ÖRK 1961–1968, einer der Präs. des ÖRK 1968–1975. – Teiln. des Dt. Luth. Tages Hannover 1935. Linck, Hugo 363 geb. 20. 3. 1890 Königsberg, gest. 24. 12. 1975 Hamburg, Kriegsfreiwilliger 1914, Kriegsgefangenschaft Rußland 1915 bis zu seiner Flucht nach Deutschland 1918, Ord. Königsberg 1918, Pfr. Puppen/Südostpreußen 1919, Wehlau/Ostpreußen 1922, Königsberg 1930, Übernahme in den Dienst der hamburgischen Landeskirche 1948, Pfr. Hamburg 1949, Ruhestand 1959. – Mitgl. des ostpreuß. BR 1936, Leiter des ostpreuß. PNB 1943. Lindner, Kurt 748 geb. 18. 4. 1874 Seifersbach, gest. 17. 12. 1959, Realschullehrer 1901, später Oberlehrer Oschatz, Pfr. Gottleuba 1906, Rötha 1915, Sup. Glauchau 1925, Ruhestand 1939. Loesche, Ernst 748 geb. 25. 9. 1887 Groitzsch, gest. 11. 3. 1947, HGeistl beim Landesverein für IM Dresden und beim sächsischen Jünglingsbund 1912, Ord., Vikar und Geistlicher Moritzburger Erziehungsanstalten 1914, Pfr. Rochlitz 1916, Rodewisch 1925, 1. Pfr. und Sup. Auerbach/Vogtland 1934, Amtsenthebung als Sup. 1946.
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Personenregister/Biographische Angaben
Lohmann, Karl, D. 420, 521 geb. 30. 6. 1878 Rüggeberg/Westfalen, gest. (Bombenangriff) 15. 4. 1945 Magdeburg, TheolStud Erlangen, Greifswald und Halle 1896–1899, Ord. und HPred Klafeld und Dortmund 1903, Iserlohn 1906, Pfr. ebd. 1908, Essen 1917, zugleich Sup. ebd. 1928, GenSup Sprengel Halle-Wittenberg 1931, Bitte um Beurlaubung, Ernennung zum Propst der neuen Propstei Westfalen-Süd (ohne Amtsantritt) September 1933, Beurlaubung durch Staatskommissar Jäger, vorübergehend Geschäftsführer bei der Reichsleitung der Ev. Frauenhilfe Potsdam 1934, Geistl. Dezernent Kons. Magdeburg 1937, Geistl. Dirigent ebd. 1939. – Gastteiln. der Dt. Ev. NatSyn Wittenberg 1933. Lommatzsch, Hermann Walther 693 geb. 29. 7. 1900 Dresden, gest. 19. 7. 1974 Pirna, selbstständiger Kaufmann, Sekretär LBR Dresden 1933. Long, Ralph Herman, D.D. 562, 577, 586 geb. 3. 12. 1882 Londonville/Ohio, gest. 19. 2. 1948 [New York], Ord. und Pfr. Newton Falls Warren/Ohio 1909, Coraopolis/Pennsylvania 1913, Pittsburgh 1921, Steward Evangelical Lutheran Joint Synod of Ohio 1927, Executive Director of the National Lutheran Council New York seit 1930, 2. Schatzmeister im Exekutivkomitee des Luth. Weltkonvents 1935. Ludendorff, Erich 225f., 762 geb. 9. 4. 1865 Kruszewnia bei Schwersenz/Posen, gest. 20. 12. 1937 Tutzing, Leutnant 1882, Ausbildung auf der Kriegsakademie 1890–1893, Hauptmann und Versetzung in den Großen Generalstab 1895, Oberstleutnant und Chef der Abt. Aufmarsch und Operationen 1908, Oberst und Kommandeur des Niederrheinischen Füsilier-Regiments Nr. 39 1913, Generalmajor und Kommandeur der 85. Infanterie-Brigade 1914, Chef des Generalstabs der 8. Armee 22. 8. 1914, dann Chef des Generalstabs beim Oberkommando Ost, General und Erster Generalquartiermeister in der Obersten Heeresleitung 29. 8. 1916, Entlassung aus dem Dienst 26. 10. 1918, Unterstützer des Kapp-Putsches 1920, Teiln. am HitlerPutsch November 1923, Freispruch im Hochverratsprozess 1924, Mitgl. der Reichsführerschaft der NS-Freiheitsbewegung 1924/25, MdR für die Nationalsozialistische Freiheitspartei 1924–1928, Kandidat der NSDAP für die Reichspräsidentenwahl 1925, Bruch mit der NSDAP 1928, Führer des TannenbergBunds 1925 bis zum Verbot 1933, Gründer und Leiter des deutschgläubigen Religionsvereins „Deutschvolk“ 1930 bis zum Verbot 1933, Wiederzulassung des „Deutschvolks“ als „Bund für Deutsche Gotteserkenntnis (Haus Ludendorff)“ 1937. Lücking, Karl, D. 47, 86, 200, 212, 345, 383, 495, 542 geb. 23. 11. 1893 Lüdenscheid, gest. 30. 11. 1976 Bad Salzuflen, Ord. und Pfr. Bodelschwingh Kreis Dortmund 1922, Dortmund 1929 bis zur Verhaftung und Ausweisung aus Westfalen 1938, danach Jastrow bei Schneidemühl/Grenzmark, PfVwes Hannover Oktober 1939, Halle 1941, Pfr. Barkhausen/Westfalen 1942– 1949, Superintendenturverwalter Minden und nebenamtl. Mitgl. der westfälischen Kirchenleitung 1945, Sup. ebd. 1946, Theol. Vizepräs. LKAm und Mitgl. der Kirchenleitung der Ev. Kirche von Westfalen 1949–1960. – Mitgl. des BR des PNB und Leiter des westfälischen PNB 1933, Vors. bzw. stellv. Vors. des westfälischen BR, des Rates der BK Westfalens, Mitgl. des BR der Ev. Kirche
Personenregister/Biographische Angaben
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der ApU und des RBR seit 1934, des Rates der DEK 1936. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936. Lueken, Wilhelm, Lic.theol. D. 801 geb. 17. 10. 1875 Oldenburg, gest. 13. 7. 1961 Frankfurt/Main, Theol.- und Germanistikstudium Erlangen, Leipzig, Göttingen und Marburg seit 1893, Ord. und Pfr. Bardewisch/Oldenburg 1901, Pfr. Dt. Ev.-ref. Gemeinde Frankfurt/Main 1907–1944, Lehrbeauftragter Universität Frankfurt 1930–1938, PS der BK Frankfurt 1935, Suspendierung durch Reichskirchenminister Kerrl 1938, Ruhestand 1944, PfVwes Buchschlag bei Frankfurt 1945. – Mitgl. des Landeskirchenrats 1925–1932, Mitgl. des PNB und des LBR Nassau-Hessen, Unterzeichner der gegen den kirchl. Arierparagraphen gerichteten Erklärung dt. Neutestamentler „Neues Testament und Rassenfrage“ Oktober 1933. Luthardt, Christoph Ernst, Lic.theol. 583 geb. 22. 3. 1823 Maroldsweisach, gest. 21. 9. 1902 Leipzig, TheolStud Erlangen und Berlin 1841–1845, Ord. 1846, danach Gymnasialprof. für Geschichte und Religion München, Repetent Universität Erlangen 1851, Prof. für Dogmatik und Exegese Marburg 1854, o. Prof. für ST Leipzig 1856. Luther, Martin 18, 115, 223, 267, 374, 416, 426f., 592, 604, 637, 651, 664, 671, 674, 711, 844, 852ff., 857 geb. 10. 11. 1483 Eisleben, gest. 15. 2. 1546 ebd., Reformator. Macholz, Waldemar, Lic.theol. D. 284 geb. 3. 5. 1876 Danzig, gest. 1. 5. 1950 Jena, Pfr. Görlitz 1906, Sup. Kemberg/Provinz Sachsen 1913, Berlin-Kölln 1915, Dir. des PS Wittenberg 1924, o. Prof. für PT Jena 1927, für Konfessionskunde ebd. 1933–1938, Reaktivierung als Prof. für PT ebd. 1945, Emeritierung 1948. Mager, Reimer 693 geb. 22. 7. 1906 Köln, gest. 10. 10. 1966 Dresden, Gewerkschäftssekretär Verband christl. Textilarbeiter Zittau 1927, Landesgeschäftsführer des Gesamtverbands Christl. Gewerkschaften Deutschlands für Sachsen 1931, Mitarbeit in der BK seit 1933, Leiter des Büros der Gemeindebewegung „Evangelischer Volksdienst“ Sachsen, Geschäftsführer des LBR Sachsen 1934, mehrfach verhaftet wegen Kontakt zu Widerstandskreisen, Kriegsdienst und Kriegsgefangenschaft, Mitgl. der Kirchenleitung 1945–1966, Präs. Landessynode Sachsen 1948–1966. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936. – Mitgl. des Rates der EKD 1949–1966, Vizepräs. des DEKT 1949, dessen Präs. (Bereich DDR) 1961–1966. Mahrenholz, Christhard, Dr.phil. D. 62, 67, 77, 108, 133, 141, 212, 224, 248f., 259, 261, 274f., 291, 328, 612, 683, 691, 697, 700f., 703f., 707, 716, 719, 767, 789, 792, 809, 821 geb. 11. 8. 1900 Adelebsen Kreis Northeim, gest. 15. 3. 1980 Hannover, Theol.und Musikwissenschaftsstudium Göttingen und Leipzig 1918–1923, wiss. Hilfsarbeiter Universitätsbibliothek Göttingen 1923, Ord. und HGeistl Göttingen 1925, Pfr. Groß-Lengden 1926–1930, zugleich Hilfsarbeiter im Nebenamt LKAm Hannover und Mitgl. im Musikbeirat 1928, hauptamtl. Hilfsarbeiter und Prediger Schlosskirchengemeinde Hannover 1930, LKR 1931, OLKR 1933, Mitgl. der hannoverschen Kirchenregierung 1936–1945, Geistl. Dirigent 1953,
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Geistl. Vizepräs. 1965, Abt von Amelungsborn 1960–1971. – Lehrbeauftragter für Kirchenmusik Göttingen 1930, HonProf. ebd. 1946–1965. – Reichsobmann des Verbands ev. Kirchenchöre 1933, Mitgl. und stellv. Vors. des RKA 1935– 1937, Mitgl. der beratenden Kammer der DEK für Verfassungsangelegenheiten 1936. Marahrens, August, D. 15, 21f., 24f., 27, 44, 47, 50, 59, 65f., 70f., 74, 80, 83, 88, 90f., 93, 98, 100f., 108, 125, 139, 145, 148ff., 156f., 161, 173, 176, 179, 181, 183, 188f., 199–202, 207, 210, 212, 218f., 221f., 224, 227f., 230, 232, 238–242, 244ff., 248f., 252–259, 261ff., 265f., 271f., 274ff., 282, 288, 290, 293, 298ff., 314f., 319f., 325, 328f., 331ff., 335, 337, 340–344, 381, 388f., 392–396, 399, 405, 409ff., 413f., 417, 420, 422, 429, 431, 433, 435, 441, 443, 446, 453, 459, 461, 464, 467, 471f., 476, 478f., 481, 484, 486, 489–494, 496, 498, 515–518, 520, 522f., 530f., 534, 538– 543, 547, 549–554, 558, 562–565, 569, 572, 576ff., 581, 584f., 588, 593, 596, 604, 606, 608, 611ff., 615, 620, 624, 631, 637–644, 646–649, 662, 669f., 672f., 675f., 678f., 680–683, 688, 691f., 696, 698f., 704, 706, 715, 720, 722, 725ff., 749, 751, 757f., 760, 767f., 770, 772, 775f., 783f., 795ff., 802, 810, 830, 832–836, 862 geb. 11. 10. 1875 Hannover, gest. 3. 5. 1950 Loccum, Schlossprediger Hannover 1904, Studienleiter PS Erichsburg 1909, Sup. Einbeck 1919, GenSup Stade 1922, hannoverscher Landesbischof 1925–1947. – Vors. der VKL I November 1934 bis Februar 1936, Mitgl. des Luth. Rates 1934/35, Gründungsmitglied des LR März 1936, Vors. der Kirchenführerkonferenz 1937 und des Geistl. Vertrauensrats 1939–1945. – Vizepräs. des Luth. Weltkonvents 1933, dessen Präs. 1933–1945. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936. Martin, Ernst 48, 183, 189f., 204, 344, 409, 607 geb. 3. 3. 1885 Schraplau/Provinz Sachsen, gest. 12. 11. 1974 Bad Münstereifel, Ord. und HPred Nordgermersleben und Hötensleben 1911, Pfr. Felgentreu 1912, Domprediger Magdeburg 1918–1957. – Mitgl. der DC 1933, Übertritt zur BK 1937. – Mitgl. des altpr. LKAu und Vors. des provinzsächsischen PKA 1935–1937. – MdR (DNVP) 1924–1928, Mitgl. der NSDAP 1933. Martins, Wilhelm 427 geb. 22. 7. 1867 Gnoien, gest. 29. 1. 1941 Neustrelitz, TheolStud Erlangen, Tübingen und Rostock, dann Hauslehrer Groß Varchow und Gützkow, Lehrer Schwerin 1896, Ord. und HPred Doberan-Althof 1898, Pfr. Selmsdorf 1907, Neustrelitz 1910, Hauptpfr. ebd. 1925, Amtsenthebung aus kirchenpolit. Gründen 14. 5. 1937, Ruhestandsversetzung 1. 7. 1937. Marx, Karl 177 geb. 5. 5. 1818 Trier, gest. 14. 3. 1883 London, sozialistischer Wissenschaftler, Politiker und Publizist, führender Theoretiker des europäischen Sozialismus. Matthaei, Kurt 869 geb. 4. 2. 1886 Nienburg/Weser, gest. 19. 3. 1974 Duisburg, Jurist, Mitgl. der NSDAP 1932, Reichskommissar für Schaumburg-Lippe März 1933, komm. Landrat Recklinghausen April 1933, Landrat ebd. Mai 1933, komm. Regierungspräs. Münster Juni 1933, Regierungspräs. ebd. September 1933, Regierungspräs. Lüneburg 1934–1944. Mayer-List, Max 496, 511, 588 geb. 28. 1. 1871 Stuttgart, gest. 31. 12. 1949 Stuttgart, Ord. 1892, Repetent 1898, Pfr. Göppingen 1900, zugleich Bezirksschulinspektor 1904, Pfr. Stuttgart 1905,
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Mitgl. des EOK Stuttgart mit dem Titel „Prälat“ 1929–1943, Stellv. des württembergischen Landesbischofs für geistl. Angelegenheiten seit 1933, kurzzeitige Beurlaubung durch die DC-Kirchenregierung Herbst 1934. Medicus, Franz Albrecht, Dr.jur. 126 geb. 18. 12. 1890 Straßburg, gest. 5. 7. 1967 Wiesbaden, Studium der Rechtswissenschaften München und Straßburg, kaiserlicher Referendar Molsheim/Elsaß, Kriegsdienst 1914–1918, dann preuß. Regierungsreferendar Potsdam, Regierungsassistent 1920, Hilfsarbeiter im preuß. Finanzministerium und im preuß. Kultusministerium, Übertritt ins Reichsinnenministerium 1928, Oberregierungsrat ebd. 1933, Ministerialrat ebd. und Dozent an der Dt. Hochschule für Politik 1934, Schriftleiter des Reichsgesetzblatts 1937, Kriegsverwaltungschef beim Militärbefehlshaber Paris 1942, Athen 1944, Ministerialrat Bundesrechnungshof 1950–1955, dann beim KA der EKD. – Mitgl. der SS 1933, der NSDAP 1937. Meinel, Martin Richard 748 geb. 28. 10. 1893 Schneeberg, gest. 11. 12. 1958 [Bockau], Vikar Bärenstein 1919, Ord. und Pfr. Schöneck 1921, Marieney 1923, Schöneck 1926, Bad Schandau 1932–1956, vorübergehend mit der Führung der Geschäfte der Superintendentur Pirna beauftragt bis zur Zwangsbeurlaubung aus kirchenpolit. Gründen November 1937. Meinzolt, Hans, Dr.jur. Dr.theol.h.c. 59f., 67, 70f., 85, 90f., 93, 95f., 98, 100ff., 104f., 107ff., 114f., 118, 122, 125, 133, 135, 138, 140f., 212, 251, 274f., 279, 311, 467f., 479ff., 486–489, 496, 501f., 508, 512, 515f., 531, 543–546, 549, 609, 616, 654, 682f., 700, 707, 709, 711, 714, 716, 737, 786, 833 geb. 27. 10. 1887 Bächingen an der Brenz, gest. 20. 4. 1967 Weßling/Oberbayern, Jurastudium Erlangen und Berlin 1906–1913, dann Kriegsdienst und Freikorps Epp in München, Assessor Sulzbach/Oberpfalz 1919, Regierungsrat Kultusministerium München 1920, Oberregierungsrat ebd. 1925, Landrat Kirchheimbolanden/Pfalz 1930, OKR im Landeskirchenrat München 1933, kurzzeitige Absetzung durch „Rechtswalter“ August Jäger Herbst 1934, Vizepräs. LKAm München 1935–1945, Kriegsdienst seit 1941, auf Empfehlung von Landesbischof Hans Meiser Berufung in das bayerische Kultusministerium Juni 1945, Staatsrat ebd. 1945–1946, Staatssekretär ebd. 1954–1957. – Lehrbeauftragter für öffentliches Recht Universität und Technische Universität München 1946, HonProf. für Staats- und Verwaltungsrecht ebd. 1948. – Mitgl. der FA bei der DEKK 1935, Vors. der beratenden Kammer der DEK für Verfassungsangelegenheiten 1936. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936 und des Dt. Luth. Tages Hannover 1935. Meiser, Hans, D. D.D. 9–13, 19, 22, 33–36, 39, 47, 50, 59, 63, 71, 75, 80, 85, 90, 93, 97f., 103, 106–109, 111f., 116, 124f., 129, 138, 141, 143, 149, 152, 157ff., 161, 173, 183, 185, 189f., 200, 202, 207, 214, 218, 220f., 224, 231f., 236, 238, 244–247, 249, 256f., 261ff., 266f., 276, 278, 282, 293, 297f., 300, 303, 309, 314, 316, 319, 321f., 325, 327ff., 331ff., 335f., 339f., 368, 373, 376, 380f., 388f., 392f., 397ff., 403, 413f., 418, 430, 433, 440, 442, 446, 451, 455, 467, 469, 472, 476, 482, 485f., 488f., 492, 495ff., 502, 511, 513, 515, 517, 523, 525, 532, 534, 539, 545, 550, 552ff., 559, 562, 564, 576, 578, 580f., 586, 588, 596, 604ff., 621, 630ff., 638–641, 649, 658, 666, 669, 672, 679f., 683, 688f., 697, 703, 706, 713, 717f., 720, 722, 726, 740, 751, 759–763,
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Personenregister/Biographische Angaben
768, 781f., 784, 786f., 789, 795ff., 799f., 812, 821, 834f. geb. 16. 2. 1881 Nürnberg, gest. 8. 6. 1956 München, Volkswirtschafts-, Psychologie- und PhilStud München 1899, TheolStud Erlangen, Berlin und Halle/Saale 1899–1904, Militärdienst 1904/05, Ord. und Privatvikar Weiden/Oberpfalz 1905, exponierter Vikar Haßfurt 1908, Stadtvikar Würzburg 1909, VGeistl Landesverein für IM Nürnberg 1911, vorübergehend Lazarettgeistlicher Frankreich 1914, Pfr. München 1915, zugleich Vorst. der Münchener Diakonissenanstalt 1917, Pfr. München-Sendling 1920, Leiter des neu errichteten PS Nürnberg 1922, OKR Landeskirchenrat München 1928, Stellv. des bayerischen Kirchenpräs. 12. 4. 1933, bayerischer Landesbischof 4. 5. 1933–1. 5. 1955, kurzfristige Absetzung durch „Rechtswalter“ August Jäger und Hausarrest Oktober 1934. – Mitgl. der bayerischen verfassunggebenden Generalsynode 1920, des Landessynodalausschusses 1920–1922, Vors. des Kirchl.-Sozialen Bunds in Bayern 1929, Hauptvorstandsmitglied auf Reichsebene 1932, Mitgl. des Luth. Einigungswerks 1930, der AELK 1932, Vorstandsmitglied ebd., Mitgl. des DEKA, des Dt. Ev. Kirchenbundesrats, Vors. der Dt. Luth. Bischofskonferenz 1933, des Direktoriums der Vereinigung der dt. luth. Landeskirchen 1933, Mitgl. des RBR Mai 1934 bis Februar 1936, Vors. des Luth. Rates 1934/35, Gründungsmitglied des LR März 1936, dessen Vors. seit Winter 1938, Vors. der Vorl. Leitung der VELKD 1948, deren erster Ltd. Bischof 1949–1955, Mitgl. des Rates der EKD 1945–1955. – Mitgl. des Exekutivkomitees des Luth. Weltkonvents 1933, Schriftführer ebd. 1935, Mitgl. des Exekutivausschusses des LWB 1947. – Teiln. der Dt. Ev. NatSyn Wittenberg 1933, der BS der DEK Barmen 1934, Augsburg 1935 und des Dt. Luth. Tages 1935. Meissner, Otto, Dr.jur. 510 geb. 13. 3. 1880 Bischweiler/Elsaß, gest. 27. 5. 1953 München, Gerichtsassessor 1906, Regierungsrat Reichsbahndirektion Elsaß 1911, Kriegsdienst 1915, dt. Geschäftsträger in der Ukraine Januar 1919, Vortragender Rat im Büro des Reichspräs. April 1919, Ministerialdir. und Leiter des Büros ebd. 1920, Staatssekretär 1923, Chef der Präsidialkanzlei unter Beschränkung auf repräsentative Aufgaben 1935, Staatsminister im Rang eines Reichsministers 1937, Internierung durch die Alliierten 1945, Freispruch im Nürnberger Wilhelmstraßenprozess 1949. Melanchthon, Philipp 364, 416 geb. 16. 2. 1497 Bretten, gest. 19. 4. 1560 Wittenberg, Humanist und Reformator. Melle, Otto Friedrich Heinrich, D.theol. 642, 646, 662, 674, 689, 694ff. geb. 16. 8. 1875 Liebengrün/Thüringen, gest. 26. 3. 1947 Berlin, Studium am PS der Bischöflichen Methodistischen Kirche in Deutschland Frankfurt/Main 1897–1900, Missionar Ungarn, Pfr. Dresden 1900–1907, Sup. Wien 1911–1920, dazwischen Kriegsdienst bis 1915, Dir. und Dozent am PS der Bischöflichen Methodistischen Kirche in Deutschland Frankfurt/Main 1920, deren Bischof 1936–1946. – Teiln. der WPC Oxford 1937. Mensing, Karl, Dr.jur. Dr.theol.h.c. 441, 612 geb. 21. 12. 1876 Koblenz, gest. 2. 1. 1953 Düsseldorf, Rechtsanwalt WuppertalElberfeld, nebenamtl. Dozent Theol. Schule Elberfeld (später: KiHo Wuppertal), Mitgl. der Leitung der Ev. Kirche im Rheinland 1945, OKR Düsseldorf 1948– 1953. – Mitgl. der Gemeindevertretung und des Presbyteriums der ref. Gemeinde Elberfeld 1920, Kirchmeister ebd. 1921–1933, Mitgl. Synodalvorstand Kir-
Personenregister/Biographische Angaben
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chenkreis Elberfeld, Synode, PKA rheinische Provinzialkirche, Generalsynode, Kirchensenat der Ev. Kirche der ApU. – Vorstandsmitgl. Ev.-kirchl. Hilfsverein im Rheinland, Mitgl. Ref. Bund. – Führendes Mitgl. der BK, Mitgl. im rheinischen Rat und BR, Rechtsbeistand der rheinischen BK 1933–1945, Mitgl. des BR der Ev. Kirche der ApU, des Harzburger Kreises (Kreis der Juristen der BK). – Teiln. der BS der DEK Bad Oeynhausen 1936. Mergenthaler, Christian 452f., 507, 617f., 663 geb. 8. 11. 1884 Waiblingen, gest. 11. 9. 1980 Bad Dürrheim, Physik- und Mathematikstudium Stuttgart, Tübingen und Göttingen, Gymnasiallehrer 1911–1933, dazwischen Kriegsdienst 1914–1918, Mitgl. der NSDAP und der SA 1922 (erneut 1927), MdR Mai bis Dezember 1924, MdL Württemberg 1924–1928 und Juni 1929 bis 1933, dessen Präs. 1932, komm. württembergischer Justiz- und Kultminister März 1933, württembergischer Ministerpräs. und Kultminister Mai 1933–1945, SA-Obergruppenführer 1938, Verhaftung und Internierung Mai 1945, von der Lagersonderspruchkammer Balingen als Hauptschuldiger zu dreieinhalb Jahren Arbeitslager und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt 1948, Haftentlassung 1949. Meyer, Alfred Otto, Dr.phil. 747f. geb. 6. 1. 1886 Taubenpreskeln, gest. 9. 10. 1965 Seelitz, Pfr. Dobra 1912, Rodewisch 1919, Sup. Rochlitz 1925, Ruhestand 1960. – Langjähriger Vors. des sächsischen Pfarrervereins, Mitgl. des PNB. Meyer, Bruno 80 geb. 20. 3. 1892 Bad Doberan, gest. 12. 9. 1969 Lübeck, Ord. und Jugendpfr. Mecklenburg 1920, Pfr. Bachendiek bei Güstrow 1926, Lübeck 1928, Mitgl. des Kirchensenats ebd. 1945, Mitgl. der Kirchenleitung und Senior ebd. 1948, Ruhestand 1960. Meyer-Erlach, Wolf 284, 523 geb. 21. 9. 1891 Kitzingen/Main, gest. 15. 11. 1982 Idstein/Taunus, TheolStud Erlangen und Tübingen 1911–1915, Kriegsfreiwilliger 1915/16, Präfekt Waisenhaus Windsheim 1916/17, Ord. 1917, Pfr. Fessenheim/Bayern 1918, Freikorpskämpfer, Pfr. Heidingsfeld 1929, gleichzeitig Rundfunkprediger der bayerischen Landeskirche 1931, o. Prof. Jena 1933–1945, zugleich Rektor ebd. bis zur Absetzung 1936, Universitätsprediger, Vortragstätigkeit bei der Wehrmacht 1941–1944, Amtsenthebung und Gelegenheitsarbeiten 1945, theol. Sachbearbeiter beim Martin Luther-Bund Erlangen 1950, PfVwal Wörsdorf/Taunus 1951–1963. – Führer der Glaubensbewegung DC Mittel- und Unterfranken 1933, Landesgemeindeleiter der Kirchenbewegung DC bis Ende 1934, aktiver Mitarbeiter am Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das dt. kirchl. Leben Eisenach. – Mitgl. der NSDAP 1933. Michaelis, Ernst 427 geb. 19. 12. 1881 Muschten/Kreis Züllichau-Schwiebus, gest. 5. 6. 1951 Neustrelitz, TheolStud Breslau und Leipzig, Vikar Strehlen/Schlesien, Berlin und Köln, Pfr. Luzine/Schlesien 1910, Rensefeld bei Lübeck 1915, Neustrelitz 1926, Propst ebd. 1946. Middendorf, Friedrich, D. 86, 321f., 327, 413 geb. 2. 2. 1883 Emden, gest. 12. 5. 1973 Schüttorf, Studium Halle, Tübingen und Erlangen, Ord. 1908, Pfr. Bunde, Papenburg, Uttum bei Emden und Neermoor
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1907–1926, Schüttorf/Grafschaft Bentheim 1926–1956, Ausweisung aus Schüttorf 1937, Anstellung Altona, Vakanzprediger in anderen Kirchengebieten, nach der Rückkehr Präses Gesamtsynode (Kirchenpräs.) 1946–1953. – Stellv. Mitgl. Moderamen des Ref. Bunds 1936, Mitgl. 1937–1946, Vors. 1937. – Mitgl. vorl. Arbeitsausschuss der BG der Landeskirche Hannover-ref. 1934, Vorstand ref. Konvent der BS der DEK, RBR und Rat der DEK 1936, Vors. BG Hannoverref. 1937, Vors. BR Landeskirche Hannover-ref. nach 1945. – Mitgl. des Landeskirchentags Hannover-ref. 1925–1933 und 1946–1959, des Landeskirchenvorstands 1946–1959, Mitgl. der Synode der EKD 1949–1955. – Teiln. der BS der DEK Bad Oeynhausen 1936. – Herausgeber des „Sonntagsblatts für evangelischreformierte Gemeinden“ 1919 bis zum Ausschluss aus der Reichsschrifttumskammer 1936. Mieth, Fritz Hermann 379f., 537 geb. 25. 10. 1897 Dresden, gest. 4. 2. 1963 Berlin, Vikar Lengefeld 1924, dann Pfr. ebd., Jugendpfr. Leipzig 1927, Dir. IM Leipzig 1931, Dir. Ev. Diakonieverein Berlin-Zehlendorf und Mitgl. in dessen Vorstand 1946–1963, Titel KR (Ev. Kirche Berlin-Brandenburg) 1959. Moberly, Sir Walter Hamilton, L.L.D. D.Litt. 417, 576 geb. 20. 10. 1881 Budworth/Cheshire, gest. 31. 1. 1974 Oxford, Prof. für Phil. University of Birmingham 1921, Principal University College of the South West of England 1925, Vice-Chancellor University of Manchester 1926, Chairman University Grants Committee 1935, Principal Catherine’s Foundation 1949– 1955. Moe, Olaf Edvard, Dr.theol. 562 geb. 6. 9. 1876 Modum, gest. 6. 12. 1963 Oslo, Dozent Universität Oslo 1906, Prof. für NT Gemeindefakultät Oslo 1916–1952. – Stellv. Mitgl. des Exekutivkomitees des Luth. Weltkonvents 1935. Mögelin, Wilhelm 399 geb. 2. 3. 1975 Bronn bei Pegnitz, gest. 25. 4. 1957 München, Bezirksamtsassessor Hof 1905, Regierungsassessor Regensburg 1916, weltl. KonsR Bayreuth 1916, OKR München 1921, Ruhestand 1943. Mohr, Ernst, Dr.phil. 156, 207, 227 geb. 14. 10. 1895 Elmshorn/Holstein, gest. 26. 12. 1974 Meldorf/Holstein, Ord. und Pfr. Uetersen 1923, Pfr. Flensburg 1927, Bevollmächtigter für das Hilfswerk der EKD und Hauptgeschäftsführer des Hauptbüros Rendsburg 1947, Pfr. und Propst für Süderdithmarschen in Meldorf 1949–1961. – Mitgl. des LKAu Schleswig-Holstein 1936, geistl. Beauftragter des LR für Lübeck 1937. Morehead, John Alfred, D.D. LL.D. D.Th. ST.D. 579, 581 geb. 4. 2. 1867 Pilaski County/Virginia, gest. 1. 6. 1936 Salem/Virginia, Studium Roanoke College Salem/Virginia und Lutheran Theological Seminary Philadelphia, Ord. und Gemeindepfr. Virginia 1892, Prof. für ST und Leiter des Southern Seminary Columbia 1898–1908, dazwischen Studium Berlin und Leipzig 1901/02, Präs. Roanoke College 1908–1913, der Vereinigten Luth. Synode des Südens 1910–1914, Vors. der Europa-Kommission des National Lutheran Council in America seit 1919, Dir. National Lutheran Council 1923–1930 und Vors. seines Editionskomitees (Lutheran World Almanac) 1924–1930, Vors. des Fort-
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setzungs- bzw. Exekutivkomitees des unter seinem maßgeblichen Einfluss in Eisenach gegründeten Luth. Weltkonvents und dessen erster Präs. 1923–1935. Mott, John Raleigh 576, 642f. geb. 25. 5. 1865 Purvis/New York, gest. 31. 1. 1955 Evanston, Studentensekretär des internationalen YMCA 1888–1915, dessen Generalsekretär 1915–1921, auswärtiger Sekretär des amerikanischen National Council 1898–1915, dessen Generalsekretär 1915–1921, Mitbegründer und Vors. des Exekutivausschusses des Studentenmissionsbunds 1888–1920, Generalsekretär des christl. Studentenweltbunds 1895–1920, dessen Vors. 1920–1928, Mitbegründer, Mitgl. und Vors. (seit 1921) des Internationalen Missionsrats 1910–1942, führend beteiligt an der Entstehung des ÖRK, dessen Ehrenpräs. 1948. – Träger des Friedensnobelpreises 1946. Müggenburg, Wolfgang 746 geb. 9. 5. 1912, vermisst seit Juli 1944 bei Minsk, Vikar Ephorie Dresden-Land (Dienst in Weißig) 1936, Abberufung aus dem Dienst der Landeskirche Sachsen (trotzdem weiterhin Dienst in Weißig) November 1937, Ausweisung aus Sachsen aus kirchenpolit. Gründen 1938. Müller, Adolf 598, 658, 748 geb. 4. 4. 1876 Freiberg, gest. 13. 12. 1957 Glaubitz, Vikar Wittgensdorf 1902, Pfr. ebd. 1904, Landesverein für IM Dresden 1907, Stadtverein IM ebd. 1910, Landesverein für IM ebd. 1922, OLKR im DC-Landeskirchenrat ebd. 1933, Ruhestand 1935. Müller, Eberhard, Dr.phil. D. 462 geb. 22. 8. 1906 Stuttgart, gest. 11. 1. 1989 Heidelberg, Theol.- und PhilStud Tübingen, Erlangen und Berlin 1925–1930, Ord. Stuttgart 1931, Parochialvikar Baiersbronn 1931–1932, Generalsekretär der DCSV 1932–1938, Titel „Pfarrer“ 1935, Studentenpfr. Tübingen seit 1938, FGeistl Russland 1942, Geschäftsführer Hilfsdienst für Kriegsgefangene und Vermisste 1945, Gründungsdir. der Ev. Akademie Bad Boll 1945, deren Dir. bis 1972, zugleich Vors. des Leiterkreises Ev. Akademien 1947, zugleich Pfr. Ev. Akademie Bad Boll 1946. – Mitgl. der JB 1933, des Reichsausschusses der Dt. Ev. Woche 1935–1938. Müller, Friedrich (genannt Müller-Dahlem, Fritz) 25, 34, 39, 49, 52f., 58, 80, 86, 90, 97, 150, 158f., 167, 169, 171f., 174, 190f., 195, 203, 212, 240, 246, 248, 256f., 261ff., 265, 275f., 281f., 302, 308, 314ff., 319f., 322, 324, 327–330, 332f., 335ff., 344, 347, 352f., 364ff., 376, 389, 414f., 435, 446, 463, 495, 542, 547, 550–553, 593, 597, 606, 612, 615, 624f., 637, 639, 642ff., 646, 669f., 676, 681, 692f., 697ff., 720, 723f., 737, 756, 758, 760, 767ff., 776ff., 782f., 785–788, 795–798, 800ff., 806, 810f., 816, 819, 834, 871 geb. 11. 3. 1889 Berlin, gest. (vermutlich ermordet) 20. 9. 1942 Szolty/ St. Petersburg, TheolStud Berlin und Tübingen, Ord. und HPred Lautawerk/ Senftenberg 1919, Pfr. ebd. 1924, Berlin-Steglitz 1928, Berlin-Dahlem 1933, Amtsenthebung und Kriegsdienst (sog. Gräberoffizier an der Ostfront) 1939. – Mitbegründer des PNB Herbst 1933, Mitgl. des BR und des Rates der Ev. Kirche der ApU 1934, des RBR 1935, Vors. der VKL II 1936, Vors. der Konferenz der Landesbruderräte 1937–1939. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, BerlinDahlem 1934, Bad Oeynhausen 1936.
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Müller, Friedrich, Dr.phil. 799ff. geb. 30. 12. 1879 Ober-Sorg bei Alsfeld/Hessen, gest. 15. 9. 1947 Darmstadt, PS Friedberg 1903, Assistent Offenbach 1904, Ord. 1905, Vikar Lampertheim, Heppenheim an der Brenz und Pfungstadt 1907, Pfr. Wimpfen 1909, Rüsselsheim 1918, Sup. (seit 1934 Propst) Starkenburg 1928 und (Wiedereinsetzung) erneut 1936, gleichzeitig OKR LKAm Darmstadt, Präs. der nassau-hessischen Kirchenregierung und Entlassung auf eigenen Antrag 1934, stellv. Vors. Landeskirchenrat 1935, Mitbegründer des Kirchl. Einigungswerks Nassau-Hessen 1939, Vors. (mit der Amtsbezeichnung Präs.) der Vorl. Kirchenregierung Hessen (Darmstadt) 1945, Gründung der Landeskirchl. AG und Vors. des Verbindungsausschusses der drei hessischen Landeskirchen 1946. – Vors. des nassau-hessischen Vertrauensrats 1937. Müller, Hermann, Dr.jur. 59, 68, 71, 98, 100, 107f., 125, 138, 141f., 151, 212, 219f., 224, 231f., 234, 251, 253, 260, 399, 429f., 432, 435f., 441, 467, 471, 476, 479, 483f., 488, 496, 502, 506, 619, 682f., 707, 716, 786, 795, 819 geb. 5. 1. 1878 Herrenberg/Württemberg, gest. 29. 3. 1945 Stetten/Rems, Jurastudium Tübingen, Jurist im Staatsdienst, zuletzt Amtsrichter, Assessor Kons. Stuttgart 1911, OKonsR ebd. 1912, Dir. EOK Stuttgart 1927–1945, weltl. Stellv. des Kirchenpräs. bzw. Landesbischofs in jurist. Angelegenheiten seit 1927, Weigerung zur Mitarbeit in der komm. Kirchenleitung der DC 1934, auf Wunsch von Landesbischof Theophil Wurm Verbleiben im Amt 1943. – Mitgl. des Dt. Ev. Kirchenbundesrates 1924, der FA bei der DEKK 1935. – Teiln. der BS der DEK Bad Oeynhausen 1936. Müller, Ludolf, D. 495, 741 geb. 8. 10. 1882 Kalbe/Milde, gest. 14. 2. 1959 Magdeburg, TheolStud Tübingen, Leipzig und Halle 1901–1904, anschließend Vikariat und Tätigkeit als Hauslehrer, Ord. und Provinzialvikar Dambeck/Altmark 1908, Pfr. ebd. 1909, Feldprediger 1915–1917, Pfr. Schönsee/Westpreußen 1917 bis zur Ausweisung aus Polen 1921, zwischenzeitlich Beurlaubung, Pfr. Dingelstedt/Huy 1922, Pfr. und Sup. Heiligenstadt 1927, Suspendierung als Sup. 1934, Vors. der Vorl. Geistl. Leitung und Präses der Kirchenprovinz Sachsen 1945, Bischof ebd. und Domprediger Magdeburg 1947–1955. – Vors. des BR der provinzsächsischen BK, Mitgl. des BR des PNB 1933, des BR der Ev. Kirche der ApU 1935–1936 und 1943–1945. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936. Müller, Ludwig 45, 49f., 56, 64, 68, 116, 145f., 185f., 201, 225, 245, 325, 341, 349, 384, 421, 439, 510, 523, 558, 625, 645, 648, 688, 697, 741, 764, 804, 809, 812, 820f., 830 geb. 23. 6. 1883 Gütersloh, gest. (Selbstmord) 31. 7. 1945 Berlin, TheolStud Halle/ Saale und Bonn 1902–1905, Ord. und Pfr. Rödinghausen/Westfalen 1908, Marinepfr. Wilhelmshaven und I. Marinedivision Flandern 1914, Sonderkommando in der Türkei 1916, Mittelmeerdivision November 1918, Garnisonpfr. Cuxhaven, Marineoberpfr. Wilhelmshaven 1920, Wehrkreispfr. Königsberg/Ostpreußen 1926, Bevollmächtigter Hitlers für Fragen der ev. Kirche 25. 4. 1933, in dieser Eigenschaft beteiligt an den Beratungen über die Verfassung der DEK April bis Juni 1933, Wahl zum Präs. des EOK Berlin mit der Amtsbezeichnung Landesbischof durch den altpr. Kirchensenat 4. 8. 1933, Mitgl. der Einstw. Leitung der
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DEK 20.7.–27. 9. 1933, Wahl zum Reichsbischof durch die NatSyn der DEK 27. 9. 1933, Amtseinführung 23. 9. 1934, Entzug der Befugnisse durch das Gesetz zur Sicherung der DEK (ohne Entfernung aus dem Amt) 24. 9. 1935, danach Vortragstätigkeit. – Mitbegründer der DC und Landesleiter der DC in Ostpreußen 1932, Schirmherr der Glaubensbewegung DC 16. 5. 1933 bis Dezember 1933. – Teiln. der Dt. Ev. NatSyn Wittenberg 1933, Berlin 1934. – Mitgl. der NSDAP 1931. Muhs, Hermann, Dr.jur. 14, 16, 26, 41f., 59, 61, 64, 89, 92, 132, 179, 210, 221, 224, 226, 233ff., 253, 298, 311, 340, 342, 421ff., 474f., 490, 519, 527f., 538, 552ff., 556f., 590, 602, 606f., 612, 617, 623, 639, 651, 657, 666, 681, 688, 710, 713f., 724, 728, 731, 749, 756, 791, 809, 861f. geb. 16. 5. 1894 Barlissen Kreis Hannoversch Münden, gest. 13. 4. 1962 Göttingen, Kriegsfreiwilliger 1914–1918, in französischer Gefangenschaft bis 1920, Studium Göttingen, Berlin und Königsberg, Staatsdienst, Rechtsanwalt Göttingen 1927, Mitgl. der NSDAP 1929, MdL Preußen 1930, NSDAP-Ortsgruppenleiter Göttingen und Eintritt in die SS 1931, Notar und Gauleiter Hannover-Ost 1932, Regierungspräs. Hildesheim April 1933, Mitgl. des hannoverschen Kirchensenats 1933, Versetzung in den Wartestand wegen Willkür im Amt 1935, Austritt aus der Kirche 10. 11. 1936 und Wiedereintritt 16.(17.).11.1936, von Reichskirchenminister Kerrl zu seinem ständigen Vertreter bestimmt 19.(23.)11.1936, Staatssekretär und ständiger Vertreter des Ministers im Reichskirchenministerium 20. 4. 1937, Leiter der Zentralabt. 1938, SS-Standartenführer 1938, Wehrdienst 1941, nach dem Tod Kerrls mit der Führung der Geschäfte des Ministers beauftragt 16. 1. 1942, Internierung nach 1945, Rechtsanwalt Göttingen 1952. Murr, Wilhelm 664, 739 geb. 16. 12. 1888 Esslingen, gest. (Selbstmord) 14. 5. 1945 Egg/Großes Walsertal, kaufmännische Tätigkeit in Großhandel und Industrie, Kriegsfreiwilliger 1914, schwere Verwundung 1915, Mitgl. der NSDAP und Ortsgruppenleiter Esslingen 1922, Wiedereintritt 1925, Gauleiter Württemberg-Hohenzollern 1928, MdR 1930, MdL Württemberg 1933, Staatspräs., Innen- und Wirtschaftsminister Württemberg März 1933, Reichsstatthalter ebd. Mai 1933, Ehrenmitglied der SS 1934, Reichsverteidigungskommissar 1939, SS-Obergruppenführer 1942, Flucht ins Große Walsertal April 1945, Verhaftung durch französische Truppen ebd. Mai 1945. Mutschmann, Martin 235, 485, 487, 624, 658, 748 geb. 9. 3. 1879 Hirschberg/Saale, gest. 14. 2. 1947 Moskau, Geschäftsführer und Unternehmer in der Textilbranche, Kriegsdienst 1914 bis zu einer schweren Verwundung 1916, Mitgl. des Völkischen Schutz- und Trutzbunds 1919, Eintritt in die NSDAP 1922, Gauführer der NSDAP Sachsen 1925, MdR 1930, Reichsstatthalter Sachsen 1933 und Ministerpräs. ebd. 1935–1945, SA-Obergruppenführer 1937, Reichsverteidigungskommissar 1939, Verhaftung durch russische Truppen Mai 1945. Nagel, Gottfried, Dr.phil. Lic.theol. D. 125, 143–146, 148ff., 152, 410, 588, 726 geb. 24. 6. 1876 Strehlen/Schlesien, gest. 31. 5. 1944 Guben/Brandenburg, Studium Breslau, Erlangen und Berlin, Ord. 1902, Pfr. Herischdorf/Schlesien 1907, KR Oberkollegium der Ev.-Luth. Kirche in Preußen (altluth. Freikirche) Breslau 1917, OKR und Präs. ebd. 1920–1944. – Vors. der Vereinigung Ev.-Luth. Frei-
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Personenregister/Biographische Angaben
kirchen in Deutschland, Dozent ev.-luth. Seminar Breslau (Mitgl. der Prüfungskommission), Mitgl. des Luth. Rates 1934/35, Gast des LR für seine Kirche seit 1936. – Teiln. des Dt. Luth. Tages Hannover 1935. Neurath, Konstantin Frhr. von 61, 298, 382, 396, 589, 606 geb. 2. 2. 1873 Klein-Glattbach/Vaihingen, gest. 14. 8. 1956 Enzweihingen, Jurist, Gerichtsassessor Auswärtiges Amt 1901, Vizekonsul London 1903, Mitarbeiter Auswärtiges Amt 1908, Legationsrat 1909, Botschaftsrat Konstantinopel 1914– 1916, dazwischen Kriegsdienst 1914/15, Kabinettschef Württemberg 1917, Gesandter Kopenhagen 1919, Botschafter Rom 1921, London 1930, Reichsaußenminister 1932–1938, Mitgl. der NSDAP und SS-Gruppenführer 1937, Reichsminister ohne Geschäftsbereich 1938–1945, Mitgl. des Reichsverteidigungsrats 1939, Reichsprotektor von Böhmen und Mähren 1939–1943 (ab 1941 beurlaubt), SS-Obergruppenführer 1943, in den Nürnberger Prozessen zu 15 Jahren Haft verurteilt 1946, Entlassung aus der Haft 1954. Neuser, Wilhelm, D. 71, 81, 90, 98, 105, 108, 183, 202, 206, 224, 244, 249, 260, 515 geb. 26. 3. 1888 Himmelmert bei Plettenberg Kreis Altena, gest. 19. 1. 1959 Detmold, Ord. und Pfr. Siegen/Westfalen 1916, Prof. PS und Pfr. Herborn/Nassau 1931, Landessup. lippische Landeskirche Detmold 1936–1958, Vors. LKAm und Landeskirchenrat ebd. 1936. – Mitgl. des Ref. Kirchenausschusses, des Arbeitsausschusses der Ref. Kirchen Deutschlands 1936, des Ref. Bunds und seines Moderamens 1947–1958. Niemann, Gerhard 59, 68, 71, 80, 85, 98, 103, 125, 139, 143f., 207, 215–218, 220, 224, 231f., 236, 253, 255, 260, 399, 432, 442, 467f., 470, 474, 476, 479, 483, 486, 489, 515, 531f., 534, 538, 543ff., 551 geb. 13. 2. 1892 Clausthal-Zellerfeld, gest. 5. 10. 1962 Hannover, Staatsdienst, jurist. Hilfsreferent Kons. Hannover 1923, Assessor 1923, LKR 1926, OLKR 1933–1957. – Wegen seines Eintretens für Landesbischof Marahrens von Staatskommissar Jäger zeitweise beurlaubt, Verbindungsmann zur württembergischen und bayerischen Landeskirche, Mitgl. im Arbeitsausschuss des Luth. Rates 1934/35, vorübergehend Mitarbeit im Berliner Sekretariat des LR 1935/36. – Teiln. der BS der DEK Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936 und des Dt. Luth. Tages Hannover 1935. Niemöller, Else 33, 613, 776, 780f. geb. 20. 7. 1890 Wuppertal-Elberfeld, gest. (Verkehrsunfall) 7. 8. 1961 Apenrade, Ehefrau von Martin Niemöller seit 1919. Niemöller, Martin, Dr.theol.h.c.mult. 17, 25, 29, 33, 63f., 80, 86, 102, 152, 155f., 158, 161, 269, 272f., 278f., 295, 308, 321f., 327, 332, 337, 344, 369f., 378, 395, 410, 441, 463, 495ff., 499f., 530, 588, 613, 636, 672, 691, 724, 734, 780, 802, 860f., 868 geb. 14. 1. 1892 Lippstadt/Westfalen, gest. 6. 3. 1984 Wiesbaden, Marineoffizier (zuletzt als U-Boot-Kommandant) 1912–1918, Landwirtschaftslehre, dann TheolStud Münster 1919, Ord. und Geschäftsführer der IM ebd. 1924, Pfr. Berlin-Dahlem bis zur Verhaftung 1. 7. 1937, Urteilsverkündung wegen „Kanzelmissbrauch und Widerstand gegen die Staatsgewalt“ und Abtransport ins KZ, als „persönlicher Gefangener des Führers“ Häftling in Sachsenhausen und (ab 1941) in Dachau 1938–1945, Befreiung in Südtirol 1945, Leiter des KA und Mitgl. des Rates der EKD 1945–1955, Präs. der hessen-nassauischen Kirche 1947–1964, einer der Präs. des ÖRK 1961–1968. – Gründer und Leiter des PNB
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1933, Mitgl. des Rates der Ev. Kirche der ApU Dezember 1934, des RBR seit Mai 1934 (vorübergehend ausgeschieden November 1934 bis Mai 1935), des Rates der DEK Oktober 1934. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936. – Mitgl. des Zentral- und des Exekutivausschusses des ÖRK 1948, Vors. der ACK 1948–1961. Niesel, Wilhelm, Lic.theol. Dr.theol.h.c.mult. 97, 332, 369, 383, 498, 515, 530, 532, 547, 552, 724 geb. 7. 1. 1903 Berlin, gest. 13. 3. 1988 Frankfurt/Main, TheolStud Berlin, Tübingen, Göttingen, PS Elberfeld 1922–1925, Ord. Berlin und HPred Wittenberge/ Brandenburg 1930, Pfr. Elberfeld (ref. Gemeinde) und Studieninspektor PS ebd. 1930–1934, Mitarbeiter im Präsidium der BS der DEK Bad Oeynhausen Juli bis November 1934, Dozent für ST KiHo Berlin 1935 bis zur Verhaftung 1940, Aufenthaltsverbot für Berlin 1938–1940, Ausweisung und Aufnahme als HPred Breslau 1940, Reichsredeverbot, Gestapo-Haft wegen Abhaltung theol. Prüfungen 1941, PfVwes Reelkirchen/Lippe 1943–1946, Pfr. ref. Gemeinde Schöller bei Dornap/Rheinland und Prof. KiHo Wuppertal 1946–1968, Präses und Moderator des Ref. Bunds 1946–1973, Präs. des Ref. Weltbunds 1964–1970. – Mitgl. des BR und des Rates der Ev. Kirche der ApU 1934–1945, des Rates der EKD 1945– 1972, des Zentralausschusses des ÖRK 1947–1963, einer der Präs. des ÖRK 1964–1970. Nørregaard, Jens, Dr.theol. Dr.theol.h.c.mult. 576 geb. 16. 5. 1887 Rye, gest. 26. 7. 1953 Kopenhagen, o. Prof. für KG Kopenhagen 1923–1953, Rektor ebd. 1942–1948. – Teiln. der WGK Edinburgh 1937. Obendiek, Harmannus, Lic.theol. 724 geb. 19. 9. 1894 Weener/Ostfriesland, gest. (Verkehrsunfall) 14. 9. 1954 bei Rapid City/USA, Theol.- und Jurastudium Tübingen und Göttingen seit 1914, unterbrochen durch Kriegsdienst 1915–1919, Ord. und Pfr. Hinte (Hannover-ref.) 1922, Nüttermoor 1925, Ihrhove/Ostfriesland 1927, Barmen-Gemarke 1931– 1951, dort umfangreiche Tätigkeit für die BK, nebenamtl. Dozent Kirchl. Schule Elberfeld 1932, Dozent KiHo Wuppertal 1935 bis zur zwangsweisen Schließung 1941, Wiederaufnahme der Lehrtätigkeit 1945, hauptamtl. Prof. ebd. seit 1952. – Mitgl. (und 1943 zeitweise stellv. Leiter) Ref. Bund 1934–1946 und 1950–1954, Leiter des Coetus Ref. Prediger 1944–1951, stellv. Moderator Ref. Bund, Mitgl. Ref. Weltbund 1950. Oberheid, Heinrich, Dr.phil. 116, 185, 225, 242, 779 geb. 7. 2. 1895 Mülheim/Ruhr, gest. 17. 11. 1977 Düsseldorf, TheolStud Marburg und Berlin 1914, Kriegsdienst 1916–1918, Nationalökonomie-, Jura- und PhilStud Heidelberg 1919, Bergmann, Dezernent Bergbau-Verein Essen 1920, Privatsekretär bei der Firma Hugo Stinnes 1922, dann Dir. Stinnes-Eisen bis zum Ausscheiden aus dem Konzern 1925, Fortsetzung des TheolStud Bonn 1926, Leitung eines Textilunternehmens 1928, Vikar Remscheid 1931, Ord. und Pfr. Asbach-Kircheib/Westerwald 1933, Obmann der Glaubensbewegung DC Gau Koblenz-Trier Juni 1933, Bischof (Landespfr.) des Bistums Köln-Aachen (= DC-Bezeichnung für die Rheinische Provinzialkirche) Oktober 1933, engster Mitarbeiter von Reichsbischof Ludwig Müller in Berlin November 1933 mit dem Titel „Chef des Stabes“ (März 1934), Beurlaubung aus beiden Ämtern Juni 1934, Leiter der Geschäftsstelle West der Nationalkirchl. Bewegung DC und des
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Personenregister/Biographische Angaben
Bundes für Dt. Christentum, Dienstverhältnis als Pfr. für gesamtkirchl. Aufgaben ohne Wohnsitz im Gebiet der thüringischen Landeskirche 1937–1945, Kriegsdienst und Gefangenschaft 1939–1945, Entlassung aus dem kirchl. Dienst 1946, kaufmännische Tätigkeit, zuletzt als Generalbevollmächtigter eines Stahlhandelsunternehmens Düsseldorf 1950–1960. – Mitgl. der preuß. Generalsynode 1933, Teiln. der Dt. Ev. NatSyn Wittenberg 1933. – Mitgl. der NSDAP 1928– 1932 (Streichung aus der Mitgliederkartei wegen unregelmäßig gezahlter Beiträge, Antrag auf Wiederaufnahme 1933, abgelehnt 1934), Mitgl. der SA 1929– 1934. Oldham, Joseph Houldsworth, D.D. D.D. CBE 287, 417, 576, 646, 648, 776 geb. 20. 10. 1874 Bombay, gest. 16. 5. 1969 St. Leonards on Sea, Studium Edinburgh Academy und Trinity College Oxford 1892–1896, missionarische Tätigkeit in Indien im Auftrag des schottischen YMCA seit 1897, Rückkehr nach Europa 1901 und Missionswissenschaftsstudium Halle/Saale und Edinburgh, Sekretär des internationalen Vorbereitungsausschusses für die Weltmissionskonferenz Edinburgh 1908, ihres Fortsetzungsausschusses 1910, Gründer und Herausgeber „International Review of Missions“ 1912–1927, Gründer und Sekretär des Internationalen Missionsrats 1921, Administrativer Dir. International Institute of African Languages and Cultures 1931–1938, Vors. der Studienkommission des Ökum. Rates für Praktisches Christentum zur Vorbereitung der Weltkirchenkonferenz Oxford 1934–1937, Herausgeber des „Christian News Letter“ 1939–1945, Ehrenpräs. des ÖRK 1961. Ossietzky, Carl von 613 geb. 3. 10. 1889 Hamburg, gest. (an den Folgen von Haft und Misshandlung) 4. 5. 1938 Berlin, Angestellter Stadtverwaltung Hamburg 1907, Mitarbeiter der Wochenzeitung „Das freie Volk“ 1911, Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg, Sekretär der „Deutschen Friedensgesellschaft“ 1919/20, Gründungsmitglied der pazifistischen Vereinigung „Nie wieder Krieg“, Redakteur Berliner Volkszeitung 1920–1922, Gründungsmitglied Republikanische Partei 1924, Redakteur der Zeitschrift das „Tagebuch“ und Autor für die „Weltbühne“ 1924–1926, Chefredakteur der „Weltbühne“ 1927, Verurteilung zu 18 Monaten Haft wegen eines Artikels über die geh. Aufrüstung der Wehrmacht November 1931, Haftentlassung auf Grund der Weihnachtsamnestie 1932, Verhaftung und Einweisung in das KZ Papenburg-Esterwegen März 1933, Friedensnobelpreis und Verbot der Annahme durch die nationalsozialistischen Machthaber 1935, Verleihung des Nobelpreises in Abwesenheit 1936. Ostmann, Hans, Dr.jur. 467f. geb. 16. 8. 1906 Schöppenstedt bei Braunschweig, gest. 4. 10. 1991 Stuttgart, Banklehre 1926, Studium der Rechtswissenschaft München, Bonn und Leipzig 1928, Gerichtsreferendar Braunschweig 1932, Hilfsreferent bei der Vorl. Kirchenleitung 1935, Assessor beim PKA Brandenburg 1936, jurist. Mitgl. der württembergischen Kirchenleitung (KR, ab 1945 OKR) Stuttgart 1937–1971. – Schatzmeister des württembergischen Gustav-Adolf-Werks 1940–1978, Generalbevollmächtigter (Justitiar) des Gustav-Adolf-Werks der EKD 1956–1972. Otto, Ernst 161, 163, 183, 188f., 207, 242, 266, 283, 294, 399, 412, 425, 451, 456, 462ff., 467, 555, 683 geb. 12. 9. 1891 Schmölln/Thüringen, gest. 17. 2. 1941 Hohegrete bei Au an der
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Sieg/Rheinland, TheolStud Greifswald und Leipzig 1911, Kriegsdienst 1914– 1918, Ord. 1920, HGeistl, Pfr., zuletzt auch Stiftspfr. und Lehrer am freiadeligen Magdalenenstift Altenburg 1920–1927, Pfr. der Thüringer ev. Kirche für besondere gesamtkirchl. Aufgaben im Volksdienst Eisenach 1927, Leiter des Volksdienstes 1929, Pfr. Eisenach 1932, Entfernung aus dem Gefängnisseelsorgeamt wegen angeblichem „staatsabträglichen Verhalten“ und Wartestandsversetzung 1938, Ausweisung, Hausgeistlicher Bibel- und Erholungsheim Hohegrete 1939– 1941. – Mitgl. der Sydower Bruderschaft, Initiator der Sammlung der JB in Thüringen Juni 1933, Mitgl. des PNB, Leiter der neu gegründeten Luth. BG Thüringen 27. 6. 1934 und Vors. des thüringischen BR, Mitgl. des RBR 1935 und des LR 1936. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936. Paul, Johannes 601 geb. 1. 12. 1898 Dresden, gest. 25. 10. 1982 Leipzig, Ord., Vikar Zschorlau und Hohnstein 1924, Pfr. Hohnstein 1925, Großgrabe 1928, Dresden 1935, komm. Sup. Dresden-Stadt 1937, Pfr. Chemnitz 1950, Radeberg 1952, Ruhestand 1965. Paulsen, Adalbert 296, 719, 780 geb. 5. 5. 1889 Kropp/Schleswig, gest. 9. 1. 1974 Hamburg, Ord. Ratzeburg und HPred Mölln 1916, Pfr. Krummendiek 1917, Kiel 1923, schleswig-holsteinischer Landesbischof 1933–1945, Pfr. Hamburg-Lohbrügge 1945–1959. – Mitgl. der DC bis zur Austrittserklärung am Bußtag 1934. Pautke, Johannes, D. 80 geb. 8. 4. 1888 Freienwalde, gest. 24. 11. 1955 Lübeck, Studium Berlin, Halle und Rostock, Domkandidatenstift Berlin, Ord. 1912, Pfr. Usedom 1913, Lübeck 1914, vorübergehende Entlassung 1936, Hausarrest 1937, Propst und Mitgl. der Kirchenleitung Lübeck 1945, Leiter der Kirchenkanzlei ebd. seit 1948, Bischof ebd. 1948–1955. – Mitgl. des PNB und des BR Lübeck 1934, Vors. des Rates ebd. 1939/40–1945. Pehrsson, Per, D. 562, 578f., 586 geb. 30. 9. 1867, gest. 21. 2. 1953, Pfr. Göteborg/Schweden 1908, Propst ebd. 1929–1947. – Mitgl. des schwedischen Reichstags für die Konservativen 1906– 1908 und 1921–1936, Generalsekretär des schwedischen Pfarrervereins 1907– 1942. – Mitgl. des Exekutivkomitees des Luth. Weltkonvents 1923 und dessen stellv. Vors. 1935–1938. Pein 870 Jugendwart Heinrode. Perels, Friedrich Justus 495 geb. 13. 11. 1910 Berlin, gest. (hingerichtet) 23. 4. 1945 Berlin, Studium der Rechtswissenschaften Berlin und Heidelberg 1929, Rechtsreferendar 1. 4. 1933, jurist. Beratung des PNB und der BK seit 1933, nach dem Examen 1936 aus „rassischen Gründen“ nicht in den Staatsdienst übernommen und keine Erlaubnis zur Niederlassung als Rechtsanwalt, Justitiar des altpr. BR Herbst 1936, Haft 1937, Wechsel in die Kanzlei von Rechtsanwalt Horst Holstein 1940, Ord. (Verkündigungs- und Sakramentsdienst) 1943. – Kontakte zum Widerstandskreis im Amt Ausland/Abwehr seit 1940, beteiligt an den Vorbereitungen für das „Unternehmen Sieben“, wegen Kenntnis des Attentats vom 20. 7. 1944 Verhaftung am 5. 10. 1944, Todesurteil durch den Volksgerichtshof 2. 2. 1945.
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Personenregister/Biographische Angaben
Peters, Hermann 125, 381, 534, 649 geb. 29. 4. 1867 Bippen/Bezirk Osnabrück, gest. 28. 12. 1946 Bad Salzuflen, Ord. und HPred Hannover 1893, HPred Bad Salzuflen (luth. Gemeinde, zur Parochie Bergkirchen gehörig) 1897, Pfr. ebd. 1901–1938, Sup. der luth. Klasse der lippischen Landeskirche 1910, Mitgl. des Landeskirchenrats Detmold 1918–1938. Petersmann, Werner, Dr.theol. 99, 653 geb. 2. 1. 1901 Dortmund-Aplerbeck, gest. 17. 5. 1988 Hannover, HGeistl New York 1925, Ord. 1926, Pfr. Marburg/Lahn 1927, Assistenzprof. und Pfr. Eden 1928, Pfr. Schweinsberg/Marburg 1932, Breslau 1934, Militärpfr. Belgien, Balkan und Baltikum 1940, Kriegsgefangenschaft 1945–1949, Flüchtlingspfr. Hannover 1950, Auftrag zur Versehung einer Pfarrstelle ebd. seit 1952, Ruhestand 1969. – Führender DC, u. a. Kreisobmann Breslau der Reichsbewegung DC Frühjahr 1934, Leitung Gau Schlesien der Reichsbewegung DC Herbst 1934, Gauobmann ebd. Ende 1935 bis Anfang 1937 und wieder seit Sommer 1937, Leiter der AG für Positives Christentum und Mitgl. der Theol. Kammer der DEK 1936, Reichsleiter der Reichsbewegung DC (umbenannt in „Luther-Deutsche“) 1938. Pettelkau, Egon 301, 320, 406f., 422, 477, 522 geb. 23. 1. 1907 Berlin-Schöneberg, gest. 18. 7. 1961 Berlin, Referendar Amtsgericht Zielenzig 1930, Gerichtsassessor Amtsgericht Berlin 1934, jurist. Hilfsarbeiter DEKK und EOK Berlin ab 1934, KonsAss EOK Berlin 1936, ständiger Mitarbeiter im altpr. LKAu 1935–1937, KonsR 1937, OKR 1938, Kriegsdienst und Kriegsgefangenschaft 1940–1945, dann dem Kons. Greifswald als Sachbearbeiter überwiesen, übernommen 1950, Mitgl. der Kirchenkanzlei der EKU 1954, Übertragung der Leitung der Kirchenkanzlei der EKD – Berliner Stelle – (als Vizepräs.) und der Kirchenkanzlei für die Gliedkirchen in der DDR 1958. Pfeiffer, Friedrich Gerhard 598, 657 geb. 21. 5. 1886 Oberneuschönberg, gest. 28. 8. 1956 Leipzig, Pfr. Geithain 1918, Sup. Leipzig 1948. Pfisterer, Heinrich Karl 59, 68, 125, 139, 158, 161, 207, 266, 311, 381, 397, 416f. 6. 5. 1877 Basel, gest. 5. 11. 1947 Marbach, Ord. 1900, Stadtvikar Crailsheim 1904, Stadtpfr. Weinsberg 1907, Geschäftsführer des Ev. Preßverbands Stuttgart 1922, des Ev. Volksbunds Stuttgart 1927, Dekan Marbach 1933–1947. – Württembergischer Vertreter im Sekretariat des LR Berlin November 1936. Pflügel, Richard 399 geb. 17. 1. 1881 Bamberg, gest. 7. 9. 1973 Diessen/Ammersee, Rechtsanwalt München 1912, Hilfsreferent Landeskirchenrat München 1922, Kirchenamtmann ebd. 1925, Oberkirchenamtmann ebd. 1928, Oberkirchenanwalt 1939, OKR 1943, mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Vorstands der Landeskirchenstelle Ansbach beauftragt 1948, Ruhestand 1949. Pflugk, Heinz 125 geb. 28. 6. 1903 Rostock, gest. 25. 7. 1989 Ahrensburg, Ord. und Vikar Dreveskirchen/Mecklenburg 1928, Pfr. ebd. 1930, Landessup. Rostock 1947–1970. – Mitgl. des mecklenburgischen LBR. – Mitgl. des Luth. Rates 1934/35, Teiln. des Dt. Luth. Tages 1935. Pfundtner, Hans 79 geb. 15. 7. 1881 Gumbinnen, gest. (Selbstmord) 25. 4. 1945 Berlin, Geh. Regierungsrat und Vortragender Rat Reichswirtschaftsministerium, Rechtsanwalt und
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Notar 1925–1933, Mitgl. der NSDAP (Wechsel von der DNVP) 1932, Staatssekretär Reichsinnenministerium 1933–1943, Geh. Regierungsrat und Beteiligung an der Formulierung der Nürnberger Gesetze 1935, Präs. der Prüfungskommission für höhere Verwaltungsbeamte 1936, Ruhestand 1943. Pidgeon, George Campbell, D.D. 576 geb. 2. 3. 1872 Grand Cascapédia (Kanada), gest. 15. 6. 1971 Toronto, Ord. 1894, dann Pfr. Montreal, Streetsville, Ontario und Toronto, Dozent für PT Westminster Hall Vancouver 1909–1915, erneut Pfr. Toronto 1915–1948. – Erster Moderator der United Church of Canada 1925–1926. – Del. der United Church of Canada auf der WGK Edinburgh 1937. Pietzcker, Eduard Hagen, Dr.jur. 467f., 666 geb. 30. 10. 1895 Hamburg, gest. 1. 8. 1970 Hamburg, Syndikus im hamburgischen Kirchenrat 1925–1959, als OKR seit 1934, Präs. des LKAm Hamburg 1959–1960. Pinn, Theodor Friedrich Nicolai 383 geb. 11. 10. 1898 Flensburg, gest. 23. 12. 1989 Glücksburg, Ord. Ratzeburg und Provinzialvikar Sandesneben 1925, Pastor ebd. 1925, Flemhude 1931, Landesverweisung durch die Gestapo 1937, kurzfristig Mitarbeit bei der VKL II 1937, vorübergehend Pfr. Löhne 1937, zwangsweise Ruhestandsversetzung und Sanitätsdienst 1938, Pastor Flemhude 1945, HGeistl Kiel 1949, Pastor ebd. 1951, Ruhestand 1964. Piper, Otto, Lic.theol. Dr.theol.h.c.mult. 572 geb. 29. 11. 1891 Lichte/Thüringen, gest. 12. 2. 1982 Princeton/USA, Theol.- und PhilStud Jena, Marburg, Paris und Göttingen, Kriegsfreiwilliger 1914–1917, PD Göttingen 1920, ao. Prof. ebd. 1929, o. Prof. Münster 1930, Entlassung aus dem Staatsdienst (aus polit. Gründen), Emigration nach Großbritannien 1933, Gastprof. University of Wales seit 1934, Gastprof. Theological Seminary Princeton 1937, Lehrstuhlinhaber ebd. 1941 bis zur Emeritierung 1962, danach Dozent an verschiedenen Colleges, Emeritierung und Ehrenbürgerschaft Münster 1953. Pius XI. (Achille Ambrogio Damiano Ratti) 10, 218, 226 geb. 31. 5. 1857 Desio bei Monza, gest. 10. 2. 1939 Rom, TheolStud Mailand und Rom, Priesterweihe 1879, Prof. für Dogmatik Priesterseminar Mailand 1882, Bibliothekar Ambrosiana Mailand 1888, Präfekt ebd. 1907, Propräfekt (ab 1914: Präfekt) Vatikanische Bibliothek 1912, apostolischer Visitator Polen 1918, Nuntius ebd. 1919, Titular-Erzbischof von Lepanto 1919, Kommissar für die Abstimmungsgebiete Oberschlesiens, West- und Ostpreußens 1920, Erzbischof von Mailand und Kardinal 1921, Papst 1922–1939. Plato 712, 860 427–387 v. Chr., griechischer Philosoph. Pont, Johannes Wilhelm, Dr.theol. 562, 582 geb. 31. 3. 1863 Amsterdam, gest. 22. 12. 1939 Bussum/Holland, Pfr. Amsterdam 1902, zugleich Prof. am Seminar der Wiederhergestellten Ev.-Luth. Kirche in Holland 1903 bis zum Ruhestand 1933. – Teiln. des Luth. Weltkonvents Paris 1935. Prater, Wilhelm Georg 176, 379 geb. 17. 2. 1895 Radebeul, gest. 19. 8. 1970 Klingberg/Timmendorfer Strand, Jurastudium Kiel, TheolStud Bethel, Tübingen und Leipzig, Vikar Klagenfurt/
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Personenregister/Biographische Angaben
Österreich 1923, Lehrer Gymnasium Oberschützen 1924, Vikar Wolfsberg, Pfr. Radeburg 1925, Dresdner Stadtmission 1929, Amtsenthebung 1934, OKR LKAm Dresden nach 1945, Pfr. Kiel 1951–1963. – Mitgl. des BR Sachsen 1934, Vertrauensmann der BK im LKAm Dresden. – Vertreter der volksmissionarischen Arbeit im LR 1936, Geschäftsführer ebd. 1947. Praun, Friedrich von 109 geb. 21. 7. 1888 Hersbruck, gest. (in Gestapohaft) 19. 4. 1944, Rechtsanwalt Nürnberg 1920, Assessor im Oberkons. 1920, Kirchenamtmann 1921, Oberkirchenamtmann 1924, Vorstand der Landeskirchenstelle Ansbach 1930, Dir. ebd. 1936, wegen „staatsfeindlicher“ und „defätistischer“ Äußerungen Verhaftung Oktober 1943. Pressel, Wilhelm 200, 262, 296, 412, 427, 441, 443, 463, 588, 596, 635, 649, 661f., 669, 796 geb. 22. 1. 1895 Creglingen/Tauber, gest. 24. 5. 1986 Tübingen, Ord. 1921, Pfr. Nagold 1925, Studentenpfr. Tübingen 1929, OKR und Mitgl. des EOK Stuttgart 1933 bis zum Ausscheiden auf eigenen Wunsch 1945, Leiter des Ev. Hilfswerks in Württemberg 1946–1950, Krankenhauspfr. bis zum Ruhestand 1961. – Mitgl. des Luth. Rates 1934/35, Mitarbeiter der VKL I 1935, Mitgl. des LR, des RBR 1936. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936 und des Dt. Luth. Tages Hannover 1935. – Mitgl. der DC bis zum Austritt Frühherbst 1933. – Wegen Kritik am „Führer“, an der Partei und der Reichskirche sowie wegen Ablehnung des Diensteides für Geistliche auf der Dt. Ev. NatSyn Berlin 1934 Ausschluss aus der NSDAP 1935. Propp, Herbert 870 geb. 11. 5. 1899 Güstrow, gest. 24. 4. 1945 Berlin, Pressepfr. Schwerin 1927, Landessup. Neustrelitz 1934, Geschäftsführer des Bundes für Dt. Christentum Berlin 1936. Putz, Eduard 116, 540, 786f., 868 geb. 9. 1. 1907 Altenschönbach/Unterfranken, gest. 22. 9. 1990 Erlangen, Ord. 1929, Vikar Nördlingen und Stadtvikar München 1930, theol. Hilfsreferent Landeskirchenrat München 1933, vorübergehende Dienstleistung bei der VKL I Herbst 1934, Pfr. Fürth 1935, Dekan Erlangen 1954, KR 1958, Ruhestand 1972. – Mitgl. der NSDAP 1927, Mitbegründer des Nationalsozialistischen Studentenbunds in Tübingen und Erlangen 1927/28, Hochschulgruppenführer Nationalsozialistischer Studentenbund Erlangen 1928, Goldenes Parteiabzeichen 1934. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936. Rabenau, Eitel-Friedrich von, Dr.phil. 441, 495 geb. 13. 1. 1884 Schweidnitz/Schlesien, gest. 5. 10. 1959 Berlin, TheolStud Tübingen, Halle und Berlin seit 1902, Ord. Cottbus und HPred Finsterwalde/Brandenburg 1910, Pfr. Jaffa/Palästina 1912, Internierung in Ägypten 1917, Rückkehr nach Deutschland, Lehrer, Seelsorger und Verwalter von Bodelschwinghsche Anstalten Bethel 1920, gleichzeitig PhilStud Münster, Pfr. Berlin-Schöneberg 1923–1954, Dozent für PT KiHo Berlin nach 1945, Ruhestand 1954, Krankenhausseelsorger 1955. – Mitbegründer des PNB 1933, Mitgl. des berlin-brandenburgischen PBR 1934 bzw. des Berliner BR 1935, ständiger Mitarbeiter des altpr.
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BR, Mitarbeit in der VKL II 1936. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936. Rad, Gerhard von, Lic.theol. Dr.h.c.mult. 284 geb. 21. 10. 1901 Nürnberg, gest. 31. 10. 1971 Heidelberg, TheolStud Erlangen und Tübingen 1921–1925, Vikar der bayerischen Landeskirche 1925, Ord. 1928, Repetent Erlangen 1929, PD Leipzig 1930, Palästinaaufenthalte 1930 und 1932, o. Prof. für AT Jena 1934–1945, Kriegsdienst und Gefangenschaft 1944, o. Prof. Göttingen 1945, Heidelberg 1949, Emeritierung 1966. – Mitgl. der Luth. BG in Thüringen. Ranke, Hansjürg (Hans Georg) 72 geb. 9. 6. 1904 Arosa/Schweiz, gest. 3. 2. 1987 Berlin, Jurastudium Erlangen, Kiel und Tübingen ab 1923, jurist. Hilfsreferent LKAm München 1930, Dt. Ev. KBA Berlin mit kurzer Tätigkeit Kons. Breslau 1932, KonsAss DEKK Berlin 1933, persönlicher Referent des Vors. des RKA Wilhelm Zoellner 1935–1937, KonsR 1936, OKR 1938, Kriegsdienst und Gefangenschaft Frankreich und Großbritannien 1939–1945, Dozent für Kirchenrecht und Geschäftsführer Theol. Schule (Fak.) für Kriegsgefangene Norton Camp/Großbritannien 1945 bis Dezember 1946, Repatriierung, Berufung zur Dienstleistung in die Kirchenkanzlei der EKD Schwäbisch Gmünd 1947, OKR Außenstelle Bonn 1950, OKonsR Kirchenkanzlei der EKD Hannover 1955, KonsPräs Berlin-Brandenburg 1960– 1971. – Mitgl. der NSDAP. Rebermann, Kurt 515 geb. 3. 8. 1898 Hannover, gest. 30. 7. 1975 Bad Wildungen, TheolStud Göttingen und Marburg 1919–1921, Stiftsinspektor Göttingen 1922, Ord. Kassel und Kirchl. Hilfsdienst Twiste/Waldeck 1924, Pfr. ebd. 1925, zugleich Geschäftsführer des Landesvereins für IM in Waldeck 1929, Pfr. Korbach 1933, Pfr. Bergheim und Kreispfr. (ab 1944 Amtsbezeichnung Sup., ab 1945 Dekan) 1936–1963. – Mitgl. des LKAu der Ev. Kirche von Kurhessen-Waldeck 1935–1945. Redepenning, Wilhelm 328 geb. 3. 2. 1880 Wiedensahl, gest. 24. 2. 1971, Amtsrichter Walsrode 1908, Landrichter Göttingen 1912, Oberlandesgerichtsrat Celle 1920, Senatspräs. Oberlandesgericht Celle 1926–1948. – Mitgl. des kirchl. Verfassungsgerichts Hannover 1929, des Landeskirchentags und des LKAu 1932, der neu gebildeten hannoverschen Kirchenregierung 1936, der vorl. Landessynode 1945, Präs. der ordentlichen Landessynode 1947. Rehm, Wilhelm 45, 99, 115, 162, 178, 180, 189f., 201, 270, 357, 424f., 528, 603, 652 geb. 8. 12. 1900 Saulgau/Württemberg, gest. 13. 2. 1948 Ansbach, Theol.- und Geschichtsstudium Tübingen, Ord. 1923, Pfr. Simmersfeld über Altensteig 1926, Gymnasiallehrer (Studienrat) für Deutsch, Latein und Geschichte Stuttgart 1934, Gymnasiallehrauftrag, Beurlaubung durch Ministerpräs. Christian Mergenthaler als Presse- und Propagandareferent im Stab der Obersten SA-Führung München 1941. – Zunächst württembergischer Landesleiter (1933), dann Reichsleiter der Reichsbewegung DC 1935–1938. – Mitgl. der NSDAP 1922 und erneut 1931 (u. a. Gaukirchenfachberater), Mitgl. der SA 1922 bzw. 1933, Hauptsturmführer 1941, Sturmbannführer 1943. Rendtorff, Heinrich, Lic.theol. D. 495, 553 geb. 9. 4. 1888 Westerland/Sylt, gest. 18. 4. 1960 Kiel, TheolStud Tübingen, Halle
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Personenregister/Biographische Angaben
und Leipzig seit 1906, Ord. und HPred Kiel 1918, Pfr. Hamwarde-Worth/Lauenburg 1919, Volksmissionar Landesverein für IM Rickling 1921, Studiendir. PS und Klosterprediger Preetz 1924, o. Prof. für PT und NT Kiel 1926, mecklenburg-schwerinischer Landesbischof 1930, zugleich HonProf. Rostock 1921– 1933, Niederlegung des Bischofsamts wegen Konflikten mit den DC, Pfr. Stettin-Braunsfelde/Pommern 1934, Flucht in den Westen 1945, Mitgl. der vorl. Kirchenleitung Schleswig-Holstein, erneut Prof. für NT und PT Kiel 1945–1956. – Mitgl. des pommerschen BR 1934. – Teiln. der BS der DEK Augsburg 1935. Ribbentrop, Joachim von 42, 286 geb. 30. 4. 1893 Wesel, gest. (hingerichtet) 16. 10. 1946 Nürnberg, Inhaber eines Spirituosen-Import-Export-Handels Berlin, Eintritt in die NSDAP 1932, MdR und SS-Standartenführer 1933, Abrüstungsbeauftragter des Reichs nach dem Rückzug von der Genfer Abrüstungskonferenz 1934, Leiter des Amts für außenpolit. Sonderfragen im Stab Heß 1935, Sonderbotschafter in London Mai 1935, SS-Brigadeführer, Botschafter London 1936, Reichsaußenminister 1938–1945, SS-Obergruppenführer 1940, Verhaftung Juni 1945, im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher zum Tod verurteilt 1946. Richert, Arvid, Dr. 675 geb. 5. 4. 1887 Göteborg, gest. 22. 8. 1981, Jurist im schwedischen Staatsdienst, Diplomat, schwedischer Gesandter in Berlin 1937–1945. Richter 235 Vikar Quatitz/Sachsen 1936/37. Richter, Karl 80 geb. 12. 12. 1904 Aussig, gest. 20. 7. 1979 Lübeck, Ord. Gablonz und Pfarrvikar Prag 1928, Pfr. Mährisch-Schönberg 1931, Lübeck 1935, Militärdienst 1942– 1945, Ruhestand 1972. Richter, Robert 750 geb. 5. 11. 1879 Kleinberndten/Kreis Grafschaft Hohenstein, gest. 23. 2. 1962 Berlin, Ord. 1907, HGeistl in Ehrenfriedersdorf/Erzgebirge 1908, Pfr. Königswalde/Erzgebirge 1908, mit Einverständnis des Landeskons. Sachsen Tätigkeit in der Volksseelsorge Berlin 1921–1932, zugleich Aushilfspfr. ebd. 1925, Pfr. ebd. 1932, Ruhestand 1950. Riethmüller, Otto 440, 458f., 540, 761f. geb. 26. 2. 1889 Bad Cannstatt, gest. 19. 11. 1938 Berlin, Ord. Bad Cannstatt, Stadtvikar Stuttgart, Vikar Flein, Stadtvikar Heilbronn und Bad Cannstatt 1912, PfVwes Schöntal/Württemberg 1913, Pfr. Esslingen 1919, Mitgl. Landeskirchentag Göppingen 1919–1928, Dir. Ev. Reichsverband weiblicher Jugend und Vorst. Burckhardthaus Berlin-Dahlem 1928–1938. – Vertrauensmann der BK für Jugendarbeit laut Beschluss des RBR 1934, Leiter ihrer Jugendkammer seit 1935, Mitgl. des RBR 1936. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936. Ritter, Karl Bernhard, Dr.phil. Dr.theol.h.c. 583 geb. 17. 3. 1890 Hessisch Lichtenau, gest. 15. 8. 1968 Königstein/Taunus, Theol.und PhilStud Heidelberg, Halle und Erlangen, Zivillehrer Hauptkadettenanstalt Berlin-Lichterfelde 1913, Kriegsdienst 1914, Ord. 1918, Pfr. Berlin 1919, Studentenpfr. Marburg 1925–1945, zugleich Vorlesungstätigkeit für Studenten aller Fak. ebd. 1929–1934, Offizier 1940, KR 1946, Dekan Marburg-Stadt 1951–1960.
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– Mitbegründer des Jungdt. Bunds 1919, der Berneuchener Konferenz, Gründer (Stifter) der Ev. Michaelsbruderschaft 1931 und deren erster Ältester bis 1937, Senior ebd. 1960–1964. – Mitgl. der Theol. Kammer der DEK 1936. – Mitgl. der JB Bewegung 1933. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936. Rittweger, Paul 426 geb. 20. 1. 1911 Eisenach, gest. (gefallen) 25. 9. 1941 Perekop/Krim, Lehrvikar Zella-Mehlis 1935, Ord. und HPred Themar 1936, beurlaubt zum Bund für Dt. Christentum Stuttgart 1938. Röhricht, Eberhard 802 geb. 1. 3. 1888 Horn bei Hamburg, gest. 10. 8. 1969 Berlin-Schöneberg, Ord. Berlin und Pfr. Großneuendorf/Brandenburg 1919, Berlin-Dahlem 1927–1958, dazwischen Kriegsdienst seit 1941. – Theol. Referent und nebenamtl. KonsR im Ev. Kons. der Mark Brandenburg Berlin 1936. – Mitbegründer des PNB 1933. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934. Rönck, Hugo 452 geb. 12. 4. 1908 Altenburg/Thüringen, gest. 8. 2. 1990 Eutin, TheolStud Göttingen und Jena, Ord. 1932, Hilfspfr. Denstedt bei Weimar und Landesjugendpfr. Landeskirche Thüringen 1936, Kriegsdienst 1939–1943, Präs. Landeskirchenrat Eisenach 1943, Amtsbezeichnung „Landesbischof“ 1945, Verhaftung durch die amerikanische Besatzungsmacht und Versetzung in den Wartestand April 1945, Entlassung aus dem Thüringer Kirchendienst August 1945, Pfr. Eutin 1947– 1978. – Führendes Mitgl. der Nationalkirchl. Bewegung DC. – Mitgl. der NSDAP 1925 bis zum Ausschluss 1944. Romberg, Bernhard 743f. geb. 1. 9. 1889 Dömitz, gest. 1. 1. 1947 Teterow, PfVwes Dreveskirchen 1919, Pastor Teterow 1928. – Wegen jahrelanger Aussperrung aus seiner Ortskirche durch die DC-Kirchenleitung Abhaltung von Notgottesdiensten im Pfarrhaus, Verhaftung 1937. Romberg, Hermann 375, 390f. geb. 21. 1. 1886 Burbach Kreis Siegen, gest. 27. 12. 1977 Wiesbaden, Ord. und HPred Buer 1914, Kriegsdienst 1914–1916, Pfr. Netphen/Westfalen 1916, Krombach 1921, Gonzenheim/Hessen 1927, Wiesbaden-Dotzheim 1933–1940, aus polit. Gründen Ausweisung aus Hessen und Versetzung in den einstw. Ruhestand 1936, HPred Siegen 1937, Pfr. ebd. 1944–1953. Rose, Gustav 328, 435 geb. 20. 2. 1890 Schulenburg Leine, gest. 7. 1. 1961 Schulenburg bei Hannover, TheolStud Göttingen, Berlin und Kiel, Ord. Hannover und Pfarrkollaborator Fallersleben 1920, Pfr. Eschede 1921, Sup. Lüneburg 1934 bis zur Ruhestandsversetzung 1946, Mitgl. der hannoverschen Kirchenregierung 1936–1945, Kriegsdienst 1939–1945, beauftragt mit der Versehung der Pfarrstelle Schulenburg bei Hannover 1949, Aufhebung des Auftrags 1958. Rosenberg, Alfred 17–20, 26f., 96, 162f., 224, 267, 286, 589, 591f., 596, 604, 611– 614, 616, 619, 626, 629–633, 637f., 642, 645–653, 660, 664f., 669ff., 687, 689, 691f., 712f., 715, 731, 736, 750, 752, 798f., 802, 817, 856–862, 868, 870 geb. 12. 1. 1893 Reval/Estland, gest. (hingerichtet) 16. 10. 1946 Nürnberg, Architekturstudium Riga und (nach der Evakuierung) Moskau bis 1918, Emigrant in
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Personenregister/Biographische Angaben
München 1919, Betätigung als antisemitischer Publizist, Beitritt zur Dt. Arbeiterpartei, Redakteur „Völkischer Beobachter“ 1921, dessen Hauptschriftleiter (mit Unterbrechung zwischen 1924 und 1926) 1923–1937, Teiln. am HitlerPutsch 1923, Herausgeber der Nationalsozialistischen Monatshefte, Gründung des Kampfbunds für dt. Kultur 1929, MdR und Mitgl. des Außenpolit. Ausschusses 1930, Leiter des Außenpolit. Amts der NSDAP und Reichsleiter 1933, „Beauftragter des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP“ 1934, Zurückstufung zum Herausgeber des „Völkischen Beobachters“ durch Hitler 1938, oberster Chef des (Kunstraub-) „Einsatzstabs Reichsleiter Rosenberg“ 1940, Reichsminister für die besetzten Ostgebiete 1941, Verhaftung Mai 1945, im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess zum Tod verurteilt 1946. – Erster Träger des Dt. Nationalpreises für Kunst und Wissenschaft 1937. Ross, Colin, Dr.rer.pol. 118f. geb. 4. 6. 1885 Wien, gest. (Selbstmord) 29. 4. 1945 Urfeld/Bad Tölz, Ingenieur, Kriegsberichterstatter, Reiseschriftsteller und Journalist, Privatsekretär bei Oskar von Miller 1911, Reporter Balkankrieg 1913, Berichterstatter mexikanischer Bürgerkrieg 1913/14, Kriegsdienst 1914, Mitarbeiter der „Militärischen Stelle des Auswärtigen Amtes“ (dann: „Auslandsabteilung der Obersten Heeresleitung“) 1916, Mitgl. des Vollzugsrats der Berliner Arbeiter- und Soldatenräte 1918, Auswanderung nach Südamerika 1919, Rückkehr nach Deutschland 1921, Reise in den Kaukasus, nach Persien und Afghanistan 1922, Weltumrundung 1923/24, Afrikareise 1926/27, Reise nach Indien, Australien, Neuseeland, China und in die Südsee 1928–1930, fortgesetzte Reise- und nationalsozialistische Propagandatätigkeit in den USA, in Kanada, England und Spanien seit 1933, von einer Reise nach Japan, Mandschuko, China, Französisch-Indochina und Thailand Rückkehr nach Deutschland nach Kriegsausbruch 1940, Reise in die nordafrikanischen Gebiete unter Vichy-Verwaltung 1941/42, Leiter eines informellen Amerika-Komitees im Auswärtigen Amt 1944. Rost, Gustav 332, 726, 756, 763 geb. 21. 1. 1884 Königsteele/Westfalen, gest. 10. 5. 1958 Heidelberg, Ord. und Pfr. Hüningen Oberelsaß 1908, FGeistl 1915–1918, Pfr. Furtwangen/Baden 1920, Mannheim 1922, OKR EOK Karlsruhe 1933–1949. Rumpf, Julius 24, 389, 392f., 801 geb. 17. 7. 1874 Frankfurt/Main-Sachsenhausen, gest. 23. 2. 1948 Heidelberg, Ord. 1902, PfVwal Langenschwalbach (heute: Bad Schwalbach) 1903, Pfr. ebd. 1904, Militärdienst und FGeistl 1917/18, Pfr. Wiesbaden 1921, Amtsenthebung durch das DC-Kirchenregiment 1934, Zwangspensionierung 1939, Ausweisung aus dem Regierungsbezirk Wiesbaden durch die Gestapo 1940. – Mitgl. des PNB 1933, dessen Geschäftsführer in Nassau 1934, Mitgl. des LBR Nassau-Hessen 1934, dessen Vors. 1936–1940 und erneut Juli 1945 bis April 1946. Ruppel, Erich, Dr.jur. 325, 428, 475, 494, 617 geb. 25. 1. 1903 Wuppertal-Elberfeld, gest. 7. 7. 1975 Hannover, Studium der Rechts- und Staatswissenschaften Tübingen, Göttingen und Bonn seit 1921, Richter Amtsgericht Barmen, Stettin, Landgericht Wuppertal, kirchl. Verwaltungsdienst Kons. Münster und Magdeburg, KonsR Dt. Ev. KBA 1931, OKonsR DEKK und EOK Berlin 1934, Oberregierungsrat geistl. Abt. des
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Reichs- und Preuß. Erziehungsministeriums bzw. Reichsministerium für die kirchl. Angelegenheiten 1935, Ministerialrat 1938, Kriegsdienst und anschließende Gefangenschaft 1939, Tätigkeit in der Wirtschaft, Leiter der Kanzlei des hannoverschen Landesbischofs 1947–1958, zugleich jurist. Referent und Mitgl. des Kollegiums des hannoverschen LKAm seit 1949, jurist. Dirigent und Leiter der jurist. Abt. LKAm Hannover 1958, rechtskundiger Vizepräs. ebd. 1965, Ruhestand 1968, weiterhin kirchl. Tätigkeiten im Bildungs- und Sozialbereich, im Pressewesen und im Konvent des Klosters Loccum. – Mitgl. der SA 1933, der NSDAP 1937. – Teiln. der Dt. Ev. NatSyn Wittenberg 1933. Rust, Bernhard 61, 201, 291, 298, 341, 448ff., 453f., 460f., 493, 507, 540, 687, 770, 803 geb. 30. 9. 1883 Hannover, gest. (Selbstmord) 8. 5. 1945 Berne/Wesermarsch, Studienrat Hannover 1909, Kriegsdienst 1914, Rückkehr in den Schuldienst 1918, Mitgl. Dt.-völkische Freiheitspartei und Bürgervorst. Hannover 1924, Übertritt in die NSDAP und NS-Gauleiter Hannover-Nord 1925, Gauleiter Süd-Hannover-Braunschweig 1928 bis zum Rücktritt 1940, Ausscheiden aus dem Schuldienst 1930, MdR September 1930, Staatskommissar im preuß. Ministerium für Kunst, Wissenschaft und Volksbildung Februar 1933, preuß. Kultusminister April 1933, Reichsminister für Erziehung, Wissenschaft und Volksbildung 1934– 1945. – Zuständigkeit für die Nationalpolit. Erziehungsanstalten im gesamten Reichsgebiet seit 1934, SA-Gruppenführer 1940. Sammetreuther, Julius 109, 114 geb. 18. 3. 1883 Schwabach, gest. 3. 2. 1939 München, Ord. 1906, Stadtvikar München, Pfr. Gärthenroth/Oberfranken 1912, Kriegsdienst, Pfr. Schweinfurt 1917, München 1926, OKR Landeskirchenrat München 1935. – Mitgl. des RBR 1935. – Teiln. des Dt. Luth. Tages Hannover 1935, der BS der DEK Augsburg 1935 und Bad Oeynhausen 1936. Sasse, Hermann, Lic.theol. D.D. 125, 140, 613, 701 geb. 17. 7. 1895 Sonnewalde/Brandenburg, gest. 8. 8. 1976 North Adelaide/Südaustralien, Theol.- und Altphilologiestudium Berlin seit 1913, Ord. und HPred Berlin 1920, dann Pfr. Templin, Oranienburg 1921, Studienaufenthalt und Erwerb der Lehrbefugnis am Theological Seminary in Hartford Connecticut/USA 1925/26, Gemeinde- und Sozialpfr. Berlin 1928, ao. Prof. für KG, Dogmengeschichte und Konfessionskunde Erlangen 1933, aus polit. Gründen verspätet o. Prof. und Prorektor ebd. 1946, als strenger Lutheraner Austritt aus der bayerischen Landeskirche wegen ihrer Mitgliedschaft in der EKD und Anschluss an die altluth. Freikirchengemeinde Frankfurt/Main 1948, Auswanderung, Prof. Immanuel Theological Seminary der Vereinigten Luth. Kirche North Adelaide/ Südaustralien 1949, Emeritierung 1965. – Mitgl. des Luth. Rates 1934/35, des Bundesrats des Martin Luther-Bunds 1938. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934 und des Dt. Luth. Tages Hannover 1935. Sasse, Martin 120, 163, 284, 688 geb. 15. 8. 1890 Groß Drenzig Kreis Guben/Brandenburg, gest. 28. 8. 1942 Eisenach, TheolStud Jena, Tübingen, Halle und Berlin 1911, Kriegsdienst 1914–1918, Ord., Pfr. Haber/Tschechoslowakei 1921, Rothenburg/Oberlausitz 1923, Oberpfr. Lauscha/Thüringen 1930, KR im Nebenamt und Mitgl. des Landeskirchenrats Eisenach 1933, Stellv. des Landesbischofs (ehemals Oberpfr.) 9.1.–
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Personenregister/Biographische Angaben
28. 2. 1934, thüringischer Landesbischof 1. 3. 1934. – Führendes Mitgl. der Kirchenbewegung DC. – Vertreter seiner Landeskirche im Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das dt. kirchl. Leben Eisenach 1939. – Mitgl. der NSDAP 1930. Sautter, Reinhold 399, 467 geb. 22. 3. 1888 Buttenhausen, gest. 19. 11. 1971 Stuttgart, Oberlehrer ev. Lehrerseminar Backnang 1917–1923, Pfr. Schalkstetten 1924, Religionslehrer Stuttgart 1928, KR EOK Stuttgart 1936, OKR ebd. 1937–1953. – Gestapohaft September 1944 bis April 1945. Schaefer, Hans Edgar Arthur 800 geb. 4. 8. 1887 Frankfurt/Main, gest. 18. 2. 1956 Darmstadt, TheolStud Heidelberg, Bethel, Rostock und Marburg 1906–1911, Ord. Wiesbaden, Pfr. und Missionar Assuan 1912, Garnisonpfr. Darmstadt 1914, Felddivisionspfr. Militärmission Aleppo 1917, VGeistl IM Darmstadt 1919, Missionsinspektor Wiesbaden 1925, Oberpfr. und Dekan Michelstadt 1930, PfVwal, dann Pfr. Rommershausen 1949–1956. Schäfer, Walter, Lic.theol. Dr.phil. 515, 540, 683 geb. 16. 3. 1903 Essen, gest. 18. 7. 1979 Verden, TheolStud Marburg und Göttingen, Pfr. Gesundbrunnen und Sup. Stadtinspektion Hofgeismar 1928, Landesjugendpfr. Kassel 1931, Pfr. Atzum 1936, beurlaubt zur Leitung der braunschweigischen Volksmission und des braunschweigischen Männerwerks 1. 4. 1936, zusätzlich Leiter des Rüstdienstes 1937, Einleitung eines Disziplinarverfahrens wegen eines Konflikts mit der FA 1938, Wechsel in die hannoversche Landeskirche und Pfr. Osnabrück 1939, Pfr. und Sup. Verden 1960, Ruhestand 1971. Schafft, Hermann, Lic.theol. D. 609, 654 geb. 2. 12. 1883 Langenstein bei Halberstadt, gest. 2. 6. 1959 bei Kassel, TheolStud Halle, Berlin und Tübingen seit 1903, Lehrvikar Hersfeld 1907/08, Pfarramtsvertreter Zimmersrode 1908, Ausbildung zum Taubstummenseelsorger 1908/09, Inspektor PS Soest 1909, Ord. 1910, Dir. Studienhaus Bonn und zugleich Seelsorger Lungstass’sche Anstalten Bonn 1912, Kriegsdienst 1914–1918, Pfr. Kassel 1927–1930, Mitinitiator der Volkshochschule Habertshof bei Schlüchtern, Prof. Pädagogische Akademie Kassel (ab 1932: Dortmund) 1930, wegen seiner Stellungnahme für Günther Dehn beurlaubt 1933, Zwangspensionierung 1934, danach Tätigkeit für die Volkskirchl. AG, Pfr. Friedewald bei Hersfeld 1938, Kirchbauna 1942, zugleich Regierungsdir. für das Schulwesen im Regierungsbezirk Kassel 1945, Ruhestand 1948. Scheffbuch, Adolf, Dr.rer.pol. 384 geb. 6. 11. 1905 Weilheim/Teck, gest. 6. 8. 1963 Tübingen, Banklehre, Studium der Wirtschafts- und Rechtswissenschaften Frankfurt und Tübingen, Diplomhandelslehrer Stuttgart 1928–1940, zahlreiche Strafversetzungen wegen Mitgliedschaft im württembergischen BR, Militärdienst (als Meteorologe) 1940– 1945, französische Kriegsgefangenschaft 1945–1946, nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft als Abteilungsleiter und Ministerialrat (1951) im Kultusministerium Baden-Württemberg verantwortlich für den Wiederaufbau des Berufs- und Fachschulwesens. – MdL Nordwürttemberg-Nordbaden (CDU) 1946–1950.
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Schempp, Paul, D. 721 geb. 4. 1. 1900 Stuttgart, gest. 4. 6. 1959 Bonn, TheolStud Marburg und Göttingen, Vikar 1923, Repetent Tübinger Stift 1925, Studienassessor Stuttgart 1929, Pfr. Waiblingen 1931, Religionslehrer Stuttgart 1931 bis zur Entlassung aus dem Schuldienst aus polit. Gründen 1933, Pfr. Iptingen 1934, zugleich Dozent KiHo Wuppertal-Elberfeld 1935–1936, nach schwerwiegenden Auseinandersetzungen mit der württembergischen Kirchenleitung über den theol. richtigen Weg im Kirchenkampf zwangsweise Enthebung vom Pfarramt 1939, Kriegsdienst bzw. Dienstverpflichtung in der Industrie 1939, Niederlegung des Pfarramts 1943, Pfr. (ev.-ref. Gemeinde) und Religionslehrer Stuttgart 1945, Studienrat ebd. 1949, o. Prof. für PT und ST Bonn 1958. – Mitbegründer der Kirchl.-Theol. Sozietät in Württemberg 1930. Schieder, Julius, D.theol. 109, 115, 123, 692 geb. 17. 7. 1888 Weißenburg/Bayern, gest. 29. 7. 1964 München, Ord. 1911, Vikar Burghausen/Oberbayern 1912, FGeistl 1914, Pfr. Augsburg 1915, Dir. des PS Nürnberg 1928, OKR und Kreisdekan Nürnberg 1935–1958. – Mitgl. des RBR 1935. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936. Schirach, Baldur von 764 geb. 9. 5. 1907 Berlin, gest. 8. 8. 1974 Kröv/Mosel, Mitgl. der NSDAP 1925, der SA 1927, Reichsführer des NS-Studentenbunds und Mitgl. der Reichsleitung der NSDAP 1928, Reichsjugendführer der NSDAP im Stab der Obersten SA-Führung 1931, MdR 1932, Reichsleiter der NSDAP für Jugenderziehung, Jugendführer des Dt. Reiches 17. 6. 1933 bis zum Rücktritt am 7. 8. 1940, Ernennung zum Staatssekretär 1936, kurzer Einsatz an der Westfront 1939, Reichsstatthalter und Gauleiter Wien 1940, dabei weiterhin Reichsleiter für die Jugenderziehung der NSDAP und beauftragt mit der Inspektion der Hitlerjugend, SA-Obergruppenführer 1941, in den Nürnberger Prozessen zu 20 Jahren Haft verurteilt 1946, Entlassung aus der Haft 1966. Schlageter, Albert Leo 228 geb. 12. 8. 1894 Schönau/Baden, gest. (hingerichtet) 26. 5. 1923 bei Düsseldorf, Frontoffizier im Ersten Weltkrieg, danach Freikorpskämpfer im Baltikum und in Oberschlesien, nach dem Einmarsch französischer und belgischer Truppen in das Ruhrgebiet 1923 wegen Verübung eines Sprengstoffattentats von einem französischen Militärgericht zum Tod verurteilt. Schlier, Heinrich, Lic.theol. Dr.theol.h.c.mult. 419 geb. 31. 3. 1900 Neuburg/Donau, gest. 26. 12. 1978 Bonn, Kriegsdienst 1918, Abitur 1919, Theol.- und PhilStud Leipzig und Marburg 1919–1924, Assistent Marburg 1925/26, Ord. und PfVwal Berga an der Elster 1926, Pfr. Casekirchen/Thüringen 1927, PD für NT Jena 1928, Umhabilitation Marburg 1930 und Lehrbeauftragter ebd. bis 1935, Unterzeichner der gegen den kirchl. Arierparagraph gerichteten Erklärung dt. Neutestamentler „Neues Testament und Rassenfrage“ Oktober 1933, Lehrstuhlvertreter Halle/Saale 1934/35, Mitgl. und theol. Lehrer der BK seit 1935, Verweigerung der akademischen Lehrerlaubnis, hauptamtl. Dozent KiHo Wuppertal bis zu ihrer Schließung Dezember 1936, Pfr. Elberfeld (luth. Bekenntnisgemeinde) 1937–1945, o. Prof. Bonn 1945 bis zur Emeritierung
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auf eigenen Wunsch 1952, HonProf. für altchristl. Literatur an der Phil. Fak. ebd. 1952–1958, Übertritt zur röm.-kath. Kirche 1953. Schlink, Edmund, Lic.theol. Dr.phil. Dr.h.c.mult. 701 geb. 6. 3. 1903 Darmstadt, gest. 20. 5. 1984 Heidelberg, Studium der Phil., Psychologie, Naturwissenschaften und (ab 1925) Theol. Tübingen, München, Kiel, Wien, Marburg und Münster seit 1922, Ord. 1931, Studentenpfr. Darmstadt 1932, PD für ST und PT Gießen 1934, wegen Zugehörigkeit zur BK Verweigerung der akademischen Lehrerlaubnis, Dozent KiHo Bethel 1935, Visitator der BK Nassau-Hessen, Ausweisung 1939, PfVwes Dortmund und Bielefeld 1941– 1945 und Studiendir. Thomasstift (Collegium Wilhelmitanum) Straßburg seit 1943, Ephorus PS Brackwede, Mitgl. der westfälischen Kirchenleitung, vorübergehend Dozent KiHo Bethel 1945, o. Prof. für ST Heidelberg 1946–1971, Begründer und Dir. des dt. Ökum. Instituts und Ephorus des neuen Ökum. Studienhauses Heidelberg 1957. – Mitgl. des Verfassungsausschusses des BR der Ev. Kirche der ApU, nach dem Zweiten Weltkrieg Inhaber zahlreicher ökum. Ämter. – Teiln. der BS der DEK Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936. Schmidt, Gerhard Friedrich Heinrich Karl, D. 109 geb. 5. 5. 1899 Untermagerbein, gest. (Verkehrsunfall) 20. 9. 1950 Erlangen, Militärdienst 1917–1919, TheolStud Erlangen, Leipzig und Tübingen 1919–1922, Ord. und Stadtvikar München 1922, HGeistl ebd. 1924, exponierter Vikar Burghausen 1925, Studienrat Lehrerinnenbildungsanstalt Erlangen 1928, Rektor PS Nürnberg 1935, Pfr. und Dekan Regensburg 1943, OKR München 1945, o. Prof. für PT Erlangen 1946. Schmidt, Heinrich, Dr.jur. 383 Jurist, wegen jüdischer Herkunft seiner Großmutter nicht zum Referendar ernannt, auf Vermittlung der rheinischen BS Mitarbeiter in der Rechtsabt. der VKL I seit Oktober 1935, Büroleiter bei der VKL II 1937. Schmidt, Paul 642, 646, 662 geb. 13. 10. 1888 Kalkofen, gest. 28. 1. 1970 Bergisch-Gladbach, kaufmännische Lehre Berlin, PS baptistischer Gemeindebund Berlin 1911, Kriegsdienst 1914, erneut PS 1918, Gemeindedienst Breslau 1919, Zürich 1924–1928, Redakteur Verlagshaus der Baptisten Kassel 1930, Bundesdir. Geschäftsstelle Gemeindebund Berlin 1935. – Vorstandsmitglied der Vereinigung Ev. Freikirchen 1929–1959, Generalsekretär Europäische Baptistische Missionsgesellschaft 1954–1959, Vors. Dt. Ev. Allianz 1958–1967, Vors. Europäische Ev. Allianz 1961–1967. – Teiln. der WPC Oxford 1937. – MdR (CSVD) 1930–1932. Schmidt, Wilhelm Ewald, Dr.phil. (genannt Schmidt-Oberhausen) 48, 67, 71, 75, 85, 88f., 94f., 98ff., 104, 108, 332, 336, 338, 345, 354f., 357, 371, 375, 408, 607 geb. 15. 12. 1888 Elberfeld, gest. 19. 12. 1969 Waldbröl, Ord. und Pfr. Schöller 1914, FGeistl 1916, Pfr. Oberhausen 1918–1954 und Sup. ebd. 1933–1945. – Mitgl. des altpr. LKAu und des rheinischen PKA 1935. Schmidt, Wilhelm Ferdinand, Lic.theol. D. 385, 399, 467 geb. 7. 5. 1899 Merkendorf/Mittelfranken, gest. 2. 6. 1980 München, Ord. und HGeistl Nürnberg-Gibitzenhof und München 1924, Pfr. Wechingen 1927, München 1933, Beurlaubung zur Dienstleistung bei der VKL I Februar 1935, gelegentlich Stellv. Meisers im RBR, theol. Hilfsreferent Landeskirchenrat München 1936 und Geschäftsführer der Landeskirchl. Pressestelle bis zum Publikations-
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verbot für kirchl. Gemeindeblätter 1941 (1943), Pfr. und komm. Dekan Selb 1942, Dekan Regensburg 1945, OKR Landeskirchenrat München 1946–1969. – Mitgl. des Luth. Rates 1934/35. Schmidt-Knatz, Friedrich (Fritz), Dr.jur. 515, 534 geb. 29. 4. 1873 Frankfurt/Main, gest. 23. 2. 1950, Studium der Rechtswissenschaften Heidelberg, Berlin und Marburg, Rechtsanwalt Frankfurt/Main 1899, Dir. Frankfurter Pfandbriefbank, Vors. der Gütestelle der Industrie- und Handelskammer ebd., Justizrat ebd. 1918. – Mitgl. der Französisch-Ref. Gemeinde Frankfurt/Main, Mitgl. in deren Kons., Diakon, Ältester und Präsesältester ebd., Ehrenpräses ebd. 1945. Schmidtsdorf, Hans 467f., 683 geb. 2. 4. 1905 Hannover, Jurist im Staatsdienst 1928–1932, nach freiwilligem Urlaub zur Abfassung einer wiss. Arbeit (März 1933) jurist. Hilfsarbeiter bei den thüringischen Rechtsanwälten und Notaren Kühn, Weimar und Freysoldt Sonneberg 1934–1936, jurist. Berater an der Geschäftsstelle des mecklenburgischen LBR 1937 bis mindestens 1942, Tätigkeit bei der Reichsgruppe Industrie Roßleben/Unstrut 1944. Schmitz 869 Mitarbeiter beim Regierungspräs. in Lüneburg. Schmitz, Otto, Lic.theol. D. 349 geb. 16. 6. 1883 Hummeltenberg (jetzt Neu-Hückeswagen) bei Lennep, gest. 20. 10. 1957 Elberfeld, TheolStud Halle, wiss. Sekretär bei Prof. Eduard Riggenbach (Basel) 1909, Domhilfsprediger Berlin 1909/10, PD 1910 und Stadtvikar ebd. bis 1912, Dir. und Dozent Ev. Predigerschule Basel 1912, Lehrstuhlvertreter Kiel 1915, o. Prof. für NT Münster 1916 bis zur zwangsweisen Ruhestandsversetzung wegen seines Engagements für die BK 1934, dann Leiter des PS der BK Bielefeld und Dozent Theol. Schule Bethel 1934, Dir. Johanneum WuppertalBarmen 1938–1951, Leiter KiHo Wuppertal 1945 und hauptamtl. Prof. ebd. 1952. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936. Schneider, Georg 278 geb. 5. 1. 1902 Dürrmenz, gest. 6. 11. 1986 Gailenkirchen, Stadtpfr. Stuttgart 1931, ohne Amtsausübung seit 1936, Versetzung in den Wartestand 1947, Ruhestand 1952, Lehrer Schwäbisch Hall-Steinbach 1952, Oberlehrer Schwäbisch Hall 1959. Schnelle, Friedrich 213, 538, 605, 649, 661, 683 geb. 22. 10. 1881 Bevensen, gest. 4. 3. 1966 Taetendorf-Bevensen, Studium der Rechtswissenschaften 1908, große jurist. Staatsprüfung 1915, dann Kriegsdienst, nach dem Krieg Amtsrichter Peine und Staatsanwalt Lüneburg, KonsR im Landeskons. Hannover 1924, OLKR im neu gebildeten LKAm ebd. November 1924, Finanzdir. ebd. 1929, Mitgl. des hannoverschen Kirchensenats 1933/34, Präs. des LKAm 1933–1946, Wartestand 1945, Ruhestand 1946. – Vors. der hannoverschen FA 1936–1938. – Mitgl. der DC. – Mitgl. der Dt. Ev. NatSyn Wittenberg 1933, Berlin 1934. – Rechtskundiger Konventuale Kloster Loccum 1931–1953. Schönfeld, Hans, Dr.rer.pol. D. 646, 648 geb. 25. 1. 1900 Fehrbellin, gest. 1. 9. 1954 Frankfurt/Main, Theol.- und Volks-
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wirtschaftsstudium Greifswald, Rostock, Tübingen und Frankfurt/Main, Assistent beim Enquete-Ausschuss des Reichswirtschaftsrats Berlin 1926, als Beauftragter des Dt. Ev. Kirchenbunds wiss. Assistent am Internationalen Sozialwiss. Institut Genf 1929, nach dessen Umwandlung in die Studienabt. des Ökum. Rates für Praktisches Christentum deren Dir. 1931, Tätigkeit in der Ökum. Centrale 1946, OKonsR und Ökumene-Referent KA der EKD Frankfurt/Main 1948, krankheitshalber in Ruhestand 1951. Schönknecht, Karl 601 geb. 14. 1. 1890 Rodewisch, gest. 19. 9. 1961, Ord. 1914, Pfr. Coswig 1915, Neundorf 1919, Chemnitz 1927, vorübergehend komm. Sup. Chemnitz-Stadt 1937. Schöttler, Johannes (Hans), D.theol. 653 geb. 22. 2. 1861 Gütersloh, gest. 17. 7. 1945 Buchschlag bei Offenbach, Mathematik- und Naturwissenschaftsstudium Bonn, Berlin und Münster 1879–1882, TheolStud Bonn und Greifswald 1883–1885, wiss. Lehrer Bielefeld 1886, HPred, Ord. und Garnisonprediger Berlin 1888, Divisionspfr. Frankfurt/Main 1889, Pfr. (luth. Gemeinde) Barmen-Wupperfeld 1891, Düsseldorf 1902, Pfr. Schöneberg und Sup. Berlin-Friedrichswerder II 1908, GenSup und erster Hofprediger Königsberg 1912, GenSup Magdeburg 1917, zugleich HonProf. Halle/Saale 1924, Ruhestand 1931. – HonProf. Greifswald. Scholtz-Klink, Gertrud Emma (geb. Treusch) 523 geb. 9. 2. 1902 Adelsheim/Baden, gest. 24. 3. 1999 Tübingen-Bebenhausen, Mitgl. der NSDAP 1928, Frauenführerin der NSDAP in Baden 1929, Gauleiterin des Dt. Frauenordens ebd. 1930 und in Hessen 1931, Leiterin des weiblichen Arbeitsdienstes und der NS-Frauenschaft 1933, Reichsfrauenführerin und Leiterin des Dt. Frauenwerks 1934, Entnazifizierung als Hauptschuldige und Verurteilung zu 30 Monaten Haft 1950. Scholz, Wilhelm, Lic.theol. 164, 166 geb. 24. 7. 1892 Giesmannsdorf Kreis Bolkenhain/Schlesien, gest. 24. 12. 1964 Kelkheim/Taunus, TheolStud Breslau 1911–1914, Ord. Breslau und Diakon Guhrau 1920, Pfr. Tiefhartmannsdorf 1920, Berlin-Schmargendorf 1926, Sup. Wittenberge 1930–1960, Übersiedlung nach Bad Segeberg 1961, nach Kelkheim/ Taunus 1962. Schomerus, Hans (Johannes), D. 560, 595, 608f., 653f., 661, 849 geb. 20. 3. 1902 Villupuram/Ostindien, gest. 20. 5. 1969 Schielberg, Ord. 1926, HGeistl Alfeld/Leine 1927, Pfr. Wahrenholz 1928, Domprediger Braunschweig 1936, Studiendir. PS Wittenberg 1938, Pfr. Reinbek bei Hamburg 1945, Schriftleiter „Christ und Welt“ 1948, Pfr. badische Landeskirche und Leiter (ab 1955 Akademiedir.) Ev. Akademie Bad Herrenalb 1951–1967. Schreiner, Helmuth, Dr.phil. Lic.theol. D. 503, 512, 521, 658f., 741f. geb. 2. 3. 1893 Dillenburg/Nassau, gest. 28. 4. 1962 Münster, Studium der Theol., Phil. und Pädagogik Halle/Saale, Erlangen Berlin und Bonn seit 1912, unterbrochen durch Kriegsdienst und Gefangenschaft 1914–1919, Ord. Dillenburg und Vorst. der Hamburger Stadtmission 1921, Veranstalter sog. Weltanschauungswochen ab 1922, Vorst. Ev. Johannesstift Berlin-Spandau 1926, o. Prof. für PT Rostock 1931 bis zur Zwangsruhestandsversetzung aus polit. Gründen 1937, Vorst. Diakonissenanstalt Münster 1938–1955, als erster Dekan Wiederaufbau
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der Ev.-Theol. Fak. Münster und o. Prof. für PT ebd. 1946–1957. – Mitgl. des Luth. Rates 1934/35, der Kammer für ev. Erziehungsarbeit der DEK 1936. Schröter, Dr. 577 Journalist. Schuknecht, Arthur 601 geb. 26. 2. 1883 Dresden, gest. 3. 4. 1955 ebd., Lehrer am Seminar Plauen 1907, Ord. und Vikar Leipzig 1908, Dresden 1910, Lauenstein 1946, Dresden 1949, Ruhestand 1950. – OKR. – DC. Schultz, Johannes, Dr.jur. 421, 521 geb. 30. 3. 1897 Groß Thiemig, gest. 1967 [Berlin], Studium der Rechts- und Staatswissenschaften 1916–1922, Gerichtsreferendar Oberlandesgericht Naumburg/Saale 1924, Assessor 1925, im Kirchendienst seit 1925, KonsAss Magdeburg 1927, KonsR ebd. 1930, Ernennung zum Generalreferenten für die Verhandlungen mit Staats-, Partei- und Polizeistellen 1934, OKonsR Magdeburg 1938, Vors. der FA ebd. 1937, Ernennung zum komm. Landeskirchenführer und Kirchenpräs. der Bremischen Ev. Kirche 1943 bis zur Amtsenthebung wegen DC-Vergangenheit 1945, Weiterbeschäftigung im Angestelltenverhältnis, Amtsleiter Rentamt Burg 1948, dann Salzelmen, Leiter Kirchensteueramt Schönebeck/Elbe bis 1961. – Mitgl. der NSDAP 1933. Schultz, Walther 84, 175, 538, 557f., 651, 688, 742f. geb. 20. 8. 1900 Hof Tressow bei Grevesmühlen/Mecklenburg, gest. 26. 6. 1957 Schnakenburg/Elbe, TheolStud Rostock, Münster und Berlin seit 1920, Hauslehrer, Privatsekretär, Ord. und HPred Gehren 1927, Pfr. Badendiek bei Güstrow 1928, mecklenburgischer „Landeskirchenführer“ bzw. (ab 1934) Landesbischof 1933–1945, Mitgl. des Geistl. Vertrauensrats der DEK 1939–1945, Rücktritt, Verhaftung und Entlassung aus dem Dienst der mecklenburgischen Landeskirche 1945, Tätigkeit in einer Gärtnerei, pfarramtliche Hilfeleistung in der hannoverschen Landeskirche Fallingbostel 1950, Versehung der Pfarrstelle Schnakenburg 1952, Pfr. ebd. 1956. – Führer des nationalsozialistischen Pastorenbunds in Mecklenburg 1933, der mecklenburgischen DC 1934. – Teiln. der Dt. Ev. NatSyn Wittenberg 1933, Berlin 1934. – Mitgl. der NSDAP 1931. Schulz, Johannes 80, 225, 381 geb. 30. 3. 1899 Brotzen Kreis Tempelburg, gest. 4. 3. 1959 Lübeck, Pfr. Lübeck 1925–1959, Mitgl. des lübeckischen Kirchenrats 1945, Mitgl. der lübeckischen Kirchenleitung 1955–1959. Schulz, Matthias Georg Siegfried, Lic.theol. Dr.theol.h.c. 726 geb. 13. 1. 1900 Stettin, gest. 5. 1. 1981 Berlin, Militärdienst 1918, TheolStud Rostock, Breslau (altluth. Theol. Seminar), Erlangen und Leipzig 1919–1923, HPred Berlin und Ord. Stettin 1923, HPred Marienwerder 1924, Pastor (altluth.) Parochie Marienwerder 1925, Düsseldorf 1929, Berlin-West 1935, Militärdienst Juni–Oktober 1940, PfVwes Jabel 1944, KR und Leiter der Dienststelle Berlin des (altluth.) Oberkirchencollegiums 1947–1952, faktisch Geschäftsführer ebd. 1948–1950, Leiter der neu eingerichteten Dienststelle Ost des Oberkirchencollegiums 1950–1961, Leiter der Dienststelle Berlin-West des Oberkirchencollegiums 1961–1973, zugleich Superintendenturverwalter der Westberliner Gemeinden 1961, Ruhestand als Pastor 1970, als Superintendenturverwalter 1972, als KR 1973. – Jugendpastor der Rheinisch-westfälischen Diözese 1933, Bundesfüh-
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Personenregister/Biographische Angaben
rer des ev.-luth. Jugendbundes 1933–1937. – Teiln. der Sitzungen des LR seit Dezember 1937. Schumann, Friedrich Karl, Dr.phil. D. Dr.theol.h.c. 67 geb. 15. 6. 1886 Meßkirch/Baden, gest. 21. 5. 1960 Münster, Theol.- und PhilStud Basel, Berlin, Greifswald und Würzburg, Militärdienst, Stadtvikar Mannheim 1909/10, Pfr. Triberg 1914–1924, dazwischen Kriegsdienst (mehrfach dekorierter Felddivisionspfr.) 1914–1918, PD für ST Tübingen 1924, ao. Prof. ebd. 1928, o. Prof. Gießen 1929, o. Prof. für ST und PT Halle 1932, Entlassung und vorübergehend Mitarbeit Vorl. Geistl. Leitung Kirchenprovinz Sachsen 1945, Leiter ev. Forschungsakademie Hemer/Kreis Iserlohn 1948, HonProf. Münster 1951, Emeritierung als o. Prof. ebd. 1955. – Mitgl. der Einstw. Leitung der DEK und Berater von Reichsbischof Ludwig Müller (später jedoch Befürworter seines Rücktritts) Juli bis September 1933, Mitgl. der Glaubensbewegung DC bis zur Sportpalastkundgebung November 1933. – Teiln. der Dt. Ev. NatSyn Wittenberg 1933. – Mitgl. im Zentralvorstand des Ev. Bunds 1932, in dessen Präsidium 1939. – Mitgl. der DNVP 1919–1933, der NSDAP 1933. Schumann, Heinrich Eduard 379, 537 geb. 5. 6. 1875 Kottenheide, gest. 21. 5. 1964 Leipzig, Vikar IM Leipzig 1901, Pfr. Leipzig 1913, Sup. ebd. 1935, Ruhestand 1953. Schutte, Lambertus 563 geb. 25. 2. 1874 Weesp/Niederlande, gest. 1951, Ord. Rotterdam und Pfr. Groede 1899, Monnikendam 1900, Utrecht 1903, Amsterdam 1907–1940.– Präs. der holländischen luth. Synode 1928–1940. Schwartz, Karl von, Dr.phil. 161, 381, 588, 683, 726 geb. 1. 11. 1873 Erkerode, gest. 30. 1. 1943 Braunschweig, Ord. und Pfr. Bodenburg 1900, Dompropst, Hof- und Domprediger Braunschweig 1908, zugleich Propst Marienberg bis zur zwangsweisen Ruhestandsversetzung 19. 1. 1934, Wiedereinsetzung und Pfr. Braunschweig 1935–1942. – Vors. der Ev.-luth. Vereinigung im Land Braunschweig. Schwebel, Ernst August 737 geb. 23. 3. 1886 Winningen/Mosel, gest. 31. 10. 1955 Marburg/Lahn, Studium der Rechtswissenschaften, Militärdienst im Ersten Weltkrieg, Landrat Meisenheim 1919, Marburg/Lahn 1924, Oberverwaltungsgerichtsrat Berlin 1934, Beauftragter des Reichskommissars für die Provinz Südholland und Den Haag 1940–1945, zugleich Richter am Reichsverwaltungsgericht 1942–1945, Internierungshaft 1945–1947, Geschäftsführer der Christl. Nothilfe Marburg 1948–1952. – Mitgl. der Konservativen Volkspartei 1930–1933. Schwerin von Krosigk, Lutz Graf 298, 589 geb. 22. 8. 1887 Rathmannsdorf/Anhalt, gest. 4. 3. 1977 Essen, Studium der Rechts- und Staatswissenschaften, im preuß. Staatsdienst seit 1909, Regierungsrat Reichsfinanzministerium 1920, Ministerialdir. und Leiter der Haushaltsabt. ebd. 1929, Reichsfinanzminister 1932–1945, Vors. der geschäftsführenden Reichsregierung Mai 1945, Verurteilung zu 10 Jahren Gefängnis im Nürnberger Wilhelmstraßenprozess 1949, Begnadigung 1951. Seck, Heinrich August 554f., 598, 752 geb. 14. 1. 1895 Oberhausen, gest. 9. 5. 1947 Stadt Wehlen, Kaplan (röm.-kath.)
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Köln u. a. 1925, Vikar (ev.-luth.) Königsbrück 1930, Pfr. ebd. 1931, Pressepfr. LKAm Dresden 1933, OLKR ebd. 1938, Entlassung 1945. Seebass, Hans-Eduard 264, 399, 435, 446, 467 geb. 21. 1. 1894 Hehlen/Weser, gest. 25. 4. 1957 Braunschweig, Ord. und Adjunkt Königslutter 1919, Pfr. Groß Dahlem 1920, Schöppenstedt 1925, Diakonissenanstalt Marienstift Braunschweig 1930–1957, nebenamtl. OKR LKAm Wolfenbüttel 1936–1957. – Mitgl. des braunschweigischen LBR. – Teiln. der BS der DEK Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936. Seiz, Otto 496, 514 geb. 28. 10. 1887 Aalen, gest. 16. 7. 1957 Stuttgart, Finanzsekretär Bad Mergentheim 1913, Obersekretär Kultministerium Stuttgart 1916, Oberrechnungsrat ebd. 1920, KR und Mitgl. EOK Stuttgart 1935, OKR ebd. 1937–1953. – Vors. des Landesverbands der IM in Württemberg 1935. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936. Seldte, Franz 298 geb. 29. 6. 1882 Magdeburg, gest. (US-Militärlazarett) 1. 4. 1947 Fürth, kaufmännische Lehre, Chemiestudium Braunschweig, Leitung der im Familienbesitz befindlichen Getränkefabrik 1908, Kriegsdienst 1914–1918, schwere Verwundung 1916, Gründer des „Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten 1918“, dessen erster Bundesführer 1927, gemeinsam mit Hugenberg und Hitler Bildung der Harzburger Front 1931, Mitgl. der NSDAP April 1933, MdR und Reichs- und Preuß. Arbeitsminister 1933–1945. Semm, Reinhold 748 geb. 26. 11. 1890 Schneeberg, gest. 12. 2. 1961 Köln-Riehl, Seminarlehrer Schneeberg 1914, Bischofswerda 1916, Pfr. Pulsnitz 1917, Bischofswerda 1924, Sup. Plauen 1935, Leisnig 1940, Pfr. Collmen 1947, Ruhestand 1958. Seraphim (Albert Lade) 646 geb. 1883 Leipzig, gest. 1950 München, Konversion zur russisch-orthodoxen Kirche 1903, Geistl. Seminar Petersburg 1905, Diakon 1907, Priesterweihe und Eintritt in die geistl. Akademie Moskau 1912, Lehrer Geistl. Seminar Char’kov 1916, nach Verwitwung Ablegung der Mönchsgelübde 1924, Bischof der ukrainischen autokephalen orthodoxen Kirche Zmiev, Vors. des Unterrichtsausschusses und des Komitees für den Kampf gegen den Unglauben 1925, Ausbürgerung 1930, Vikarbischof der russisch-orthodoxen Auslandskirche Berlin und Verwalter der österreichischen Gemeinden 1931, Bischof von Berlin und Deutschland 1938, Erzbischof 1939, nach dem dt. Überfall auf Polen kurzfristig Übernahme der Kirchenverwaltung im „Generalgouvernement“, Metropolit von Mitteleuropa 1942, nach Kriegsende Oberhaupt der Orthodoxen für das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland. Siegert, Sibrand 744 geb. 18. 12. 1890 Rostock, gest. 14. 9. 1954 Güstrow, PfVwes Alt-Gaarz 1919, Pastor Güstrow 1921–1945, Garnisonprediger ebd. 1926–1936, Landessup. Kirchenkreis Güstrow 1945–1954. Siegmund-Schultze, Friedrich, Lic.theol. D. Dr.theol. 571f. geb. 14. 6. 1885 Görlitz, gest. 11. 7. 1969 Soest, Phil.- und TheolStud Tübingen, Breslau, Marburg, Halle und Berlin 1903–1908, Mitgl. DCSV und Christl. Studentenweltbund (deren Sekretär 1912–1914), Adjunkt Königliches Domkandi-
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datenstift Berlin 1908, Pfr. Potsdam 1910, Gründer und (bis 1933) Leiter Soziale AG Berlin-Ost 1911, Gründer Akademisch-Sozialer Verein Berlin 1912, Dir. des neu gegründeten Jugendamts Berlin 1917–1918, Prof. (Phil., Jugendkunde, Jugendwohlfahrt, später: Sozialpädagogik und Sozialethik) Berlin 1926, Amtsenthebung aus polit. Gründen und Emigration in die Schweiz 1933, Gastprofessuren 1934–1941, HonProf. Münster und Leiter der Sozialpädagogischen Abt. der Sozialforschungsstelle an der Universität Münster (Sitz: Dortmund) 1947. – Vors. verschiedener sozialer Vereinigungen, insbesondere auf dem Gebiet der Jugendfürsorge. – Pionier der ökum. Bewegung und aktive Mitarbeit in verschiedenen ökum. Organisationen seit 1908, Teiln. der WPC Oxford 1937 und der WGK Edinburgh 1937, Gründer und Geschäftsführer des Ökum. Archivs Soest/ Westfalen 1958–1968. Smend, Rudolf, Dr.jur. D. Dr.rer.pol.h.c. 10 geb. 15. 1. 1882 Basel, gest. 5. 7. 1975 Göttingen, Jurastudium Basel, Berlin, Bonn und Göttingen, PD Kiel 1908, ao. Prof. Greifswald 1909, o. Prof. Tübingen 1911, Bonn 1915, vorübergehend Referent für studentische Fragen im preuß. Kultusministerium nach 1918, erneut o. Prof. Berlin 1921, Mitgl. der BK 1934, Zwangsversetzung, o. Prof. Göttingen 1935, Emeritierung 1950. – Mitgl. des Ref. Kirchenausschusses 1939–1945, des Moderamens des Ref. Bunds 1945– 1963, des Rates der EKD 1945–1955, Gründer und bis 1969 Leiter des Instituts für Ev. Kirchenrecht der EKD. Soden, Hans Frhr. von, Lic.theol. D. 71, 77, 81, 83, 85f., 89, 93, 95, 97–100, 105f., 108, 125, 133, 137–140, 245, 418, 427, 440f., 515, 533, 543–547, 552, 593, 604ff., 612, 632, 637ff., 648, 669, 742, 768, 774, 786, 796, 806 geb. 4. 11. 1881 Striesen bei Dresden, gest. 2. 10. 1945 Marburg, TheolStud 1900– 1905, Assistent Preuß.-Historisches Institut Rom 1906, PD Berlin 1910, zugleich Religions- und Geschichtslehrer Berlin-Lichterfelde, Ord. 1915, Divisionspfr. 1915–1918, ao. Prof. Breslau 1918, o. Prof. für KG und NT ebd. 1921, Marburg 1924–1945, Dekan ebd. 1933/34, vorübergehende Zwangsbeurlaubung aus kirchenpolit. Gründen August–Oktober 1934, verminderte Aktivität aus gesundheitlichen Gründen seit 1940. – Mitgl. des PNB 1933, des RBR Oktober 1934, Vors. des kurhessisch-waldeckischen BR, Vertrauensdozent aller Hochschullehrer in der BK. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936. Söhngen, Oskar, Dr.phil. Lic.theol. D. 265, 307, 422, 767 geb. 5. 12. 1900 Hottenstein (jetzt Stadtkreis Wuppertal-Barmen), gest. 28. 8. 1983 Berlin, Theol.-, Musikwissenschafts- und PhilStud Marburg und Bonn seit 1918, HPred Essen-Rüdenscheid, Ord. 1926, dann Pfr. Köln-Kalk, im Dienst der Kirchenkanzlei der Ev. Kirche der ApU, Hilfsarbeiter, Referent für Kirchenmusik und kirchl. Kunst seit 1932, vorübergehend zwangsweise Ruhestandsversetzung durch Staatskommissar August Jäger 1933–1935, OKonsR und Mitgl. EOK Berlin 1936, vorübergehend komm. Verwaltung der Stelle des Theol. Dirigenten beim Kons. Brandenburg 1941/42, zunächst komm. (1945), dann Geistl. Vizepräs. der Kirchenkanzlei der Ev. Kirche der (altpr.) Union Berlin 1951–1969 und Leiter der Dienststelle Berlin-West seit 1961. – Maßgeblich beteiligt am Aufbau des Kirchenmusikalischen Amts der Ev. Kirche der ApU 1935–1942, Dozent an der Hochschule für Musikerziehung und Kirchenmusik seit 1935, Lehrtätigkeit
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an der Hochschule für Kirchenmusik Berlin 1945, HonProf. an der Hochschule für Musik Berlin 1959–1969, maßgeblicher Förderer einer kirchenmusikalischen Erneuerung. Sohns, Hans Friedrich 779 geb. 15. 9. 1907 Illingen, gest. 1990, Jurastudium Greifswald und München, Ausscheiden aus der jurist. Ausbildung am Amtsgericht München auf Grund einer Verurteilung wegen Verächtlichmachung der republikanischen Staatsform 1931. – Mitgl. der SA 1922–1934, Mitgl. der NSDAP 1925, Gauredner 1930, Reichsredner 1931–1933, Pressereferent in der Hilfskasse der SA 1931, dann Leiter der Presse und Propaganda des wirtschaftspolit. Amts in der Reichsleitung der NSDAP, Reichsleiter des Hauptamts für Handwerk und Handel 1933–1939, Mitgl. der SS und ehrenamtl. Mitarbeiter des SD 1935, SS-Untersturmführer 1936, Obersturmführer 1939, Hauptsturmführer 1941, Leiter der SD-Hauptaußenstelle München März 1941, Einsatz im Stab des Generalkommissars für die Ukraine 1941–1942, Sturmbannführer SS 1943, Befehlshaber der Sicherheitspolizei in der Ukraine und Leiter des „Sonderkommandos 1005“ zur Beseitigung der Spuren von Massenerschießungen durch die Einsatzgruppen 1943/44, Internierungshaft 1945–1948, nach Verurteilung zu zweijähriger Haftstrafe (durch Internierungshaft bereits abgebüßt) 1948 verschiedene Tätigkeiten als Übersetzer, Verkäufer und Lagerist, Anklage wegen Tötung von Arbeitshäftlingen 1967, Verurteilung zu vier Jahren Zuchthaus wegen fortgesetzter Beihilfe zum Mord 1969. – Kirchenaustritt 1935, Vors. der FA beim Kons. der Ev. Kirche der Rheinprovinz November 1937 bis 1945. Sommer, Johann Wilhelm Ernst 572 geb. 31. 3. 1881 Stuttgart, gest. 15. 10. 1952 Zürich, Studium Caius College Cambridge, später Lausanne, Lehrer Wilhelmsdorf, Missionar und Leiter Lehrerseminar Azig/Türkei 1906–1912, danach Dozent am Missionsseminar des „Deutschen Hülfsbunds für christliche Liebestätigkeit im Orient“ in Luchtenhagen bis 1920, Lehrer im PS der Methodistenkirche Frankfurt/Main 1920, Dir. ebd. 1936, Bischof der Methodistenkirche in Deutschland 1946–1952. – Teiln. der WGK Lausanne 1927 und der WGK Edinburgh 1937. – Mitbegründer und stellv. Vors. der ACK 1948. Sommerlath, Ernst, Lic.theol. D. D.D. 562ff., 583, 701 geb. 23. 1. 1889 Hannover, gest. 4. 3. 1983 Leipzig, TheolStud Heidelberg, Greifswald, Leipzig und Göttingen seit 1907, Kriegsdienst, Ord. 1919, Pfr. HannoverKleefeld, Dozent (dann Dir.) am Religionslehrerseminar Leipzig, PD Leipzig 1921, Leiter des Ev.-Luth. Missionsseminars 1923, ao. Prof. Leipzig 1924, o. Prof. für ST ebd. 1926–1959, Dekan 1949–1951. – Mitgl. des Luth. Rates 1934/ 35, stellv. Mitgl. des Exekutivkomitees des Luth. Weltkonvents 1935. – Teiln. des Dt. Luth. Tages Hannover 1935. Spinoza, Baruch de 278 geb. 24. 11. 1632 Amsterdam, gest. 21. 2. 1677 Den Haag, bedeutendster niederländischer Philosoph, Vertreter von Rationalismus und Pantheismus. Spitta, Theodor, Dr.jur. 224, 244, 515 geb. 5. 1. 1873 Bremen, gest. 24. 1. 1969 Bremen, Studium der Rechtswissenschaften und der Volkswirtschaft Freiburg, München, Erlangen und Berlin, Rechtsanwalt (ab 1905 auch Notar) Bremen 1900, Mitgl. der Bürgerschaft ebd. 1905, des
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Personenregister/Biographische Angaben
Senats 1911–1933, zweiter Bürgermeister ebd. 1920–1928 und 1930–1933, Wiedereintritt in den Senat und in das Amt des zweiten Bürgermeisters 1945, Ruhestand 1955. – Führendes Mitgl. der Bremer Kirchl. AG seit 1935. Sprenger, Jakob 376 geb. 24. 7. 1884 Oberhausen/Rheinpfalz, gest. (Selbstmord) 8. 5. 1945 Kössen/Tirol, im Verwaltungsdienst der Reichspost seit 1902, zuletzt Oberinspektor Frankfurt/Main, Kriegsdienst 1914–1918, danach erneut Postbeamter Frankfurt/ Main, Mitgl. der NSDAP 1922, während des Parteiverbots Vors. der Dt. Partei in Frankfurt, Rückkehr in die NSDAP und Stadtverordneter Frankfurt 1925, dann Bezirksleiter der NSDAP für Hessen-Nassau-Süd und SA-Führer von Frankfurt, Gauleiter Hessen-Nassau-Süd 1927, Fraktionsvorsitzender der NSDAP im Frankfurter Stadtrat und im Provinziallandtag 1929, im Verwaltungsrat der Dt. Reichspost 1930–1933, Leiter der NS-Beamtenabt. in der Reichsleitung der NSDAP, Landesinspekteur Süd-West der NSDAP und komm. Führer Gau Hessen-Darmstadt 1932, Gauleiter Großgau Hessen-Nassau und Reichsstatthalter Hessen 1933, mit der Führung der hessischen Landesregierung beauftragt 1935, Reichsverteidigungskommissar Wehrkreis XII 1939, Oberpräs. der Provinz Nassau 1944, Flucht nach Tirol März 1945. Stadener, Nils Samuel, D. 562 geb. 30. 3. 1872 Asarum, gest. 6. 8. 1937 Malmö, Volksschulinspektor Hälsingborg 1898, schwedischer Pfr. Paris 1901, Malmö 1905, Ystad 1909, bei Lund 1924, Bischof Strängnäs 1928, Växjö 1933. – Schwedischer Minister für Kirchenund Schulfragen 1930–1932. Stählin, Wilhelm, Dr.phil. Dr.theol.h.c. D.D. 583 geb. 24. 9. 1883 Gunzenhausen/Bayern, gest. 16. 12. 1975 Prien/Chiemsee, Theol.-, dann Religionspsychologiestudium Erlangen, Rostock, Berlin und Würzburg 1901–1905 und 1909, Vikar und HGeistl Feucht, Schwabach, Nürnberg 1905, Ord. Ansbach 1906, Studienreise nach England 1908, Pfr. Egloffstein 1910, FGeistl 1914–1917, Pfr. Nürnberg 1917, o. Prof. für PT Münster 1926 bis zur Emeritierung auf eigenen Antrag 1945, Vorlesungstätigkeit bis 1958, Bischof Oldenburg 1945 bis zum Rücktritt wegen theolog. und kirchenpolit. Differenzen 1952. – Mitbegründer der Berneuchener Konferenz 1923, deren Mitgl. bis 1928, Gründer (Stifter) der Ev. Michaelsbruderschaft 1931, deren Ältester 1942–1946. – Mitgl. der JB 1933, der BK 1934–1941, der Theol. Kammer der DEK 1936, Mitbegründer und Leiter Ökum. Arbeitskreise (sog. Stählin-Jäger-Kreis) seit 1946. Staemmler, Wolfgang, D. 741 geb. 2. 9. 1889 Duschnick/Polen, gest. 27. 10. 1970 Calbe/Saale, TheolStud Berlin und Halle, Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg, Pfr. Schlieben 1919, Wolfen 1924, Pfr. Reideburg und Sup. Halle/Saale 1929, Studiendir. PS Frankfurt/Oder 1931, Pfr. Großkugel bei Halle 1934, als Mitgl. der BK (Präses der Provinzialsynode 1940) mehrfach verhaftet, Entlassung aus dem kirchl. Dienst 1941, Verurteilung zu dreijähriger Haft 1944, Propst Sprengel Wittenberg (Kurkreis) 1945–1963, zugleich Studiendir. des PS ebd. bis 1950. – Mitgl. der Kirchenleitung der Provinzialkirche Sachsen 1946. – Teiln. der BS der DEK Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936.
Personenregister/Biographische Angaben
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Stahn, Julius, Dr.jur. 44, 63, 98, 233, 406f., 428, 475, 477, 487, 522, 617, 712, 728f., 731, 735, 737, 775 geb. 11. 11. 1898 Berlin, gest. (russisches Gefangenenlager) 26. 5. 1945 Landsberg/ Warthe, KonsAss Berlin und Stettin 1928, Magdeburg 1929, KonsR, beurlaubt zur Dienstleistung in der Geistl. Abt. des preuß. Kultusministeriums 1930, Ministerialrat 1934, im Reichskirchenministerium seit Juli 1935, Ministerialdirigent 1937. Stalin (Dschugaschwili), Josef Wissarionowitsch 569, 571 geb. 21. 12. 1879 Gori/Georgien, gest. 5. 3. 1953 bei Moskau, Eintritt in das orthodoxe Priesterseminar Tiflis 1894, Mitgl. der sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands 1898, Entlassung aus dem Priesterseminar wegen Beteiligung an revolutionären Aktivitäten und Mitgliedschaft in der Arbeiterpartei 1899, Anschluss an die Bolschewiken und Verbannung nach Sibirien 1903, nach der Flucht aus Sibirien Raubüberfälle für die Revolutionäre seit 1904, mehrfache Verhaftungen und Verurteilungen 1907–1913, Mitgl. im Zentralkomitee der Bolschewiken 1912, Verbannung nach Sibirien 1913, nach Ende der Zarenherrschaft Leitung militärischer Einheiten und Mitgl. der Redaktionsleitung der „Prawda“, Volkskommissar für Nationalitätenfragen 1917, Mitgl. von Polit- und Organisationsbüro der Partei sowie Volkskommissar für die Arbeiter- und Bauerninspektion 1919, Generalsekretär des Zentralkomitees der Partei 1922, Leitung der Partei 1924, Vors. des Rates der Volkskommissare 1941, des Ministerrats 1946– 1953. Stallmann, Martin, D. 704, 726 geb. 13. 8. 1903 Börninghausen/Westfalen, gest. 29. 1. 1980 Göttingen, Studium Rostock, Berlin und Marburg seit 1922, Lehrvikar Dortmund, Düsseldorf 1926, Synodalvikar Bochum, Kurprediger Abbazia/Opatja (Jugoslawien) 1928, Ord. und PfVwes Grevenbrück/Finnentrop 1929, Pfr. Dortmund 1934–1937, Redeverbot 1935, Berufung in die Theol. Kammer der DEK 1936, Beurlaubung vom Pfarramt, persönlicher theol. Hilfsarbeiter von Wilhelm Zoellner im RKA 1936– 1937, Beauftragung mit der komm. Wahrnehmung der Geschäfte eines hauptamtl. geistl. KonsR beim Ev. Kons. Münster 1936–1937, Pfr. Westkilver 1938– 1948, dazwischen Kriegsdienst 1941–1945, nebenamtl. Dozent für Religionspädagogik Pädagogische Hochschule Lüneburg seit 1946, Prof. (1948) und Dir. ebd. 1949–1950, Prof. Pädagogische Hochschule Göttingen 1961–1968 und HonProf. Universität Göttingen 1965. – Mitgl. des Luth. Rates 1934/35. – Teiln. des Dt. Luth. Tages Hannover 1935. Stange, Carl, D. Dr.theol.h.c. Dr.phil.h.c. 583f. geb. 7. 3. 1870 Hamburg, gest. 5. 12. 1959 Göttingen, TheolStud Halle, Göttingen, Leipzig und Jena 1888–1892, PD Halle 1895, ao. Prof. für ST Königsberg 1903, o. Prof. Greifswald 1904, Ord. 1907, o. Prof. für ST Göttingen 1912–1935, Leiter der Lutherakademie Sondershausen 1932–1959. Stapel, Wilhelm, Dr.phil. 178, 595 geb. 27. 10. 1882 Calbe an der Milde/Altmark, gest. 1. 6. 1954 Hamburg, Studium der Kunstgeschichte, Germanistik, Theol., Phil. und Volkswirtschaft Göttingen, München und Berlin 1905–1909, Redakteur bei „Der Beobachter. Ein Volksblatt für Schwaben“ Stuttgart 1911, Wechsel zu „Der Kunstwart“ Dresden 1911– 1917, Leiter des Hamburger Volksheims 1916–1919, Schriftleiter „Deutsches
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Personenregister/Biographische Angaben
Volkstum“ 1918, Mitarbeiter „Die Christliche Welt“ bis 1919, Herausgeber „Deutsches Volkstum“ 1919–1938, Leiter der kulturpolit. Abt. der Hanseatischen Verlagsanstalt 1926–1931, freier Schriftsteller seit 1938, Lektor der kulturpolit. Abt. der Hanseatischen Verlagsanstalt 1943, Entlassung und Publikationsverbot 1946, Entnazifizierung als unbelastet 1947, Mitarbeit beim „Deutschen Pfarrerblatt“ und freie schriftstellerische Tätigkeit. Steiner, Robert, D. 542 geb. 22. 11. 1901 Eiserfeld/Sieg, gest. 3. 8. 1982 Königsfeld/Taunus, TheolStud Tübingen, Bethel, Bonn und Edinburgh 1921–1928, Ord. und Pfr. Leun/Rheinland 1929, Pfr. Barmen-Gemarke 1937–1970, Schutzhaft und Redeverbot 1937/ 40. – Schriftleiter der „Reformierten Kirchenzeitung“ 1936–1951. – Mitgl. des Moderamens des Ref. Bunds 1936–1954, Vorstandsmitglied des Ref. Weltbunds 1948–1960. Steinlein, Wilhelm 786f. geb. 18. 12. 1900 Ansbach, gest. Meran 24. 5. 1971, TheolStud Erlangen und Berlin 1920–1924, Stadtvikar Aschaffenburg 1924, Ord. Ansbach 1925, Pfr. Ochsenfurt 1930, München 1936, KR 1960, Senior 1964, Ruhestand 1968. Steinweg, Johannes, Lic.theol. D. 244f. geb. 14. 2. 1879 Stettin-Grabow, gest. 4. 11. 1960 Kassel, TheolStud Greifswald und Berlin 1897–1901, Schuldienst Labes/Hinterpommern 1901, Vikar Naumburg am Queiß 1902, Hauslehrer Nassenheide bei Stettin 1903, Ord. Stettin und Pfarrvikar Cannes/Frankreich 1906, Domhilfsprediger und Adjunkt Berlin 1907, Pfr. Semlow/Vorpommern 1908–1918, im Auftrag des Oberbefehlshabers Ost PfVwes dt. ev. Gemeinde Kowno/Litauen 1916–1918, Pfr. Berlin-Dahlem 1918– 1932, 2. Dir. und Leiter der Wohlfahrtsabt. im Central-Ausschuss für die IM Berlin 1918, 1. Dir. ebd. 1930 bis zum Ausscheiden nach dem Zusammenbruch der Heimstättengesellschaft Devaheim 1932, Übertritt in die Ev. Landeskirche Hessen-Kassel und Kreispfr. Rotenburg/Fulda 1932, Mitgl. der Einstw. Kirchenleitung 1934/35, Kreispfr. Kassel-Stadt 1937, Ruhestand 1945. Stevenson, Joseph Ross, D.D. LL.D. 575f. geb. 1. 3. 1866 Ligonier, gest. 13. 8. 1939 New York, Präs. Princeton Theological Seminary 1914–1936. – Del. der Presbyterian Church in the USA auf der WGK Edinburgh 1937. Stewart, George Craig, D.D. 576 geb. 18. 8. 1879 Saginaw/Michigan, gest. 2. 5. 1940, Ord. 1903, Pfr. Parish Church of Saint Luke Evanston 1904, Secretary of the War Commission of the Episcopal Church und Red Cross Chaplain an der Kriegsfront im Ersten Weltkrieg, Bischof von Chicago 1930–1940. – Del. der Protestant Episcopal Church in the USA auf der WGK Edinburgh 1937. Stoevesandt, Karl, Dr.med. D.theol.h.c. 552, 594 geb. 9. 8. 1882 Bremen, gest. 4. 7. 1977 Bremen, Medizinstudium Tübingen, Berlin und Leipzig 1901–1907, praktischer Arzt Bremen seit 1913, später Ltd. Arzt des Vereins zur Bekämpfung der Tuberkulose, Lehrer Sozialpädagogisches Seminar und Soziale Frauenschule 1921, Absetzung wegen „politischer Unzuverlässigkeit“, Verweigerung des Übertritts zum NS-Ärztebund 1933, Verhaftungen April 1935 und August 1936, Vors. der Tuberkulosenfürsorge und Stiftung Bremer Heilstätten Bad Rehburg 1945. – Bauherr der Gemeinde Unser Lieben
Personenregister/Biographische Angaben
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Frauen 1933–1967, Vors. des bremischen BR 1934–1945, Mitgl. des RBR 1935, der Synode der EKD 1945–1961. – Teiln. der BS der DEK Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936. Stoll, Christian 59, 125, 129f., 143f., 147, 149, 159ff., 174, 176, 181, 207, 266, 291, 303, 310, 381, 399, 412, 436, 438, 442, 456, 458f., 462, 554, 588, 603, 649, 664f., 683, 689, 701, 717, 719, 726, 761, 764f., 796, 806 geb. 13. 7. 1903 Neustadt/Aisch, gest. (Verkehrsunfall) 6. 12. 1946 zwischen Babenhausen und Aschaffenburg, TheolStud Erlangen und Berlin 1922–1926, Kandidat PS München, Stadtvikar ebd. 1928, Ord. und Studieninspektor PS Nürnberg 1929, Anstaltspfr. Diakonissenanstalt Neuendettelsau 1932, theol. Hilfsreferent Landeskirchenrat München 1933, beurlaubt zur Dienstleistung im LR Berlin 1936, Dekan Schwabach und Pfr. Katzwang 1938, zugleich Pfr. Schwabach 1940, Leiter des Martin Luther-Bunds 1941, komm. Dienst bayerischer Landeskirchenrat 1945, OKR ebd. 1946. – Mitgl. im Arbeitsausschuss des Luth. Rates 1934/35, des RBR 1936. – Teiln. des Dt. Luth. Tages Hannover 1935, der BS der DEK Bad Oeynhausen 1936. Stoltenhoff, Ernst, Lic.theol. Dr.phil. D. 606, 624, 635, 638, 641, 681, 723f., 803 geb. 17. 1. 1879 Odenkirchen/Rheinland, gest. 27. 4. 1953 Wittlaer, Studium Erlangen, Halle und Greifswald 1897–1900, Hilfslehrer Barmer Missionshaus, Vikar Bad Neuenahr 1903, Ord. Elberfeld, HPred Mülheim/Ruhr-Broich 1904, Pfr. ebd. 1906, Essen 1918, komm. Hilfsarbeiter EOK Berlin 1923, OKonsR und Mitgl. ebd. 1924, GenSup Koblenz bzw. Düsseldorf 1928–1949, dazwischen zwangsweise Ruhestandsversetzung 1. 4. 1934–25. 5. 1936, vorübergehend komm. Präs. des EOK Berlin Juni 1933, Mitgl. der rheinischen Kirchenleitung 1945. Stosch, Johannes, Lic.theol. 562, 578 geb. 16. 11. 1878 Rosenthal/Sachsen, gest. 9. 11. 1973, TheolStud Berlin, Erlangen und Halle 1897–1901, Ord. 1907, Missionar Goßner-Mission Indien 1907–1916, Präses der Kolsmission 1913, Pfarrvertreter Berlin-Schlachtensee 1916, Pfr. Berlin-Wannsee und Präses der Goßnerschen Missionsgesellschaft 1920. Strasser, Ernst, Lic.theol. 701 geb. 12. 1. 1892 Lüneburg, gest. 12. 7. 1978 Lüneburg, Ord. und Pfr. Lübeck 1922, Pfr. Hildesheim 1930, Sup. Ilfeld 1935, KonsR Stolberg 1936, Schlossprediger und Sup. Hannover 1937, Propst Uelzen 1947, Ruhestand 1960. Stratenwerth, Gerhard 496, 723 geb. 20. 7. 1898 Barmen, gest. 25. 5. 1988 Frankfurt/Main, Kriegsdienst seit 1916, Theol.-, Jura-, Psychologie- und Geschichtsstudium Tübingen, Münster und Bonn 1918–1922, Del. Europäische Studentenhilfe des Christl. Studentenweltbunds Saratow/Russland 1923, Ord. und HPred Essen-Rüdenscheid 1925, Bethel 1926–1927, persönlicher Mitarbeiter von Bodelschwinghs ebd. 1926, komm. Beauftragter im Reichsarbeitsministerium mit Aufbau eines freiwilligen Arbeitsdienstes 1933, Pfr. Dortmund 1934, Kriegsdienst und amerikanische Kriegsgefangenschaft 1939–1945, Aufbau und Leitung des Sozialamts der westfälischen Kirche 1946, Provinzialsynodalpfr. 1947/48, Vizepräs. KA der EKD Frankfurt/ Main 1948–1966. – Gründungsmitglied und in der Leitung des PNB Winter 1933/34. – Teiln. der BS der DEK Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936.
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Personenregister/Biographische Angaben
Streck, Alexander 570 geb. 25. 6. 1883 Popovka/Kreis Kamyšin Gouvernement Saratov, gest. nach 1938, Pastor Grimm/Lesnoj Karamyš Gouvernement Saratov [1914], Astrachan’ 1924, Moskau 1928 bis zur Verhaftung 1936. Streckenbach, Walter 166, 175 geb. 22. 11. 1881 Breslau, gest. 24. 10. 1958 Berlin, Ord. und Militärhilfsgeistlicher 1908, Divisionspfr. 1909, Pfr. Schweidnitz 1919, Reichenbach/Schlesien 1924, Berlin 1931, Ruhestand 1951. – Vors. des Berliner Ev. Pfarrervereins. Streicher, Julius 870 geb. 12. 2. 1885 Fleinhausen, gest. (hingerichtet) 16. 10. 1946 Nürnberg, Lehrer seit 1904, Mitgl. Deutschsoziale Partei 1919, Beitritt zur NSDAP und Gründer der Ortsgruppe Nürnberg 1921, Gründer und Herausgeber des antisemitischen Hetzblatts „Der Stürmer“ 1923–1945, wegen Teilnahme am Hitler-Putsch im November 1923 Suspendierung vom Schuldienst (endgültige Entlassung 1928), MdL Bayern 1924–1932, Gauleiter der NSDAP Franken 1925, nach Teilung des Gaus Leiter des zentralen Gaus Nürnberg-Fürth 1928, nach Neuaufteilung Gauleiter Mittelfranken (Umbenennung in Franken 1936) 1930, MdR Januar 1933, Leiter des „Zentralkomitees zur Abwehr der jüdischen Greuel- und Boykotthetze“ März 1933, Leiter der Regierung von Ober- und Mittelfranken und SAGruppenführer 1934, Untersuchungen wegen Korruption seit 1939, Amtsenthebung unter Beibehaltung des Titels Gauleiter und der Herausgeberschaft des „Stürmer“ 1940, Flucht nach Österreich April 1945, Verhaftung Mai 1945, vom Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg zum Tod verurteilt September 1946. Stuckart, Wilhelm, Dr.jur. 42, 126, 184 geb. 16. 11. 1902 Wiesbaden, gest. (Verkehrsunfall) 15. 11. 1953 bei Hannover, Mitgl. der NSDAP 1922, Freikorps Epp 1922/23, Rechtsberater der NSDAP 1926–1931, Richter in Rüdesheim 1930 und Wiesbaden 1931, Entlassung wegen Begünstigung der NSDAP 1931, Mitgl., Anwalt und Rechtsreferendar der SA Pommern 1932 bis März 1933, komm. Oberbürgermeister und Staatskommissar Stettin April 1933, Ministerialdir. (Leiter der Schulabt.) im preuß. Kultusministerium Mai 1933, Staatssekretär ebd. Juni 1933, preuß. Staatsrat September 1933, Staatssekretär Reichserziehungsministerium Juli 1934, vorl. Ruhestand November 1934, danach kurzzeitig Oberlandesgerichtspräs. Darmstadt, Staatssekretär Reichsinnenministerium März 1935, Vors. des Reichsausschusses zum Schutz des dt. Blutes, Mitherausgeber des Kommentars zu den Nürnberger Gesetzen und Übertritt zur SS 1936, Leiter der Zentralstelle zur Durchführung der Wiedervereinigung Österreichs mit dem Reich 1938, Teiln. der Wannsee-Konferenz 1942, mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Reichsinnenministers und des Reichserziehungsministers beauftragt 5. 5. 1945, Verurteilung zu vier Jahren Haft im Nürnberger Wilhelmstraßenprozess und Haftentlassung wegen Verbüßung durch Untersuchungshaft 1949. Sturm, Paul Karl Theodor 294 geb. 19. 5. 1883 Dresden, gest. 19. 11. 1955 Hochweitzschen, Vikar Auerbach 1910, Pfr. ebd. 1911, Rabenau 1914, Dresden 1933, Kühnhaide, Mittweida 1945, Ruhestand 1954.
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Sylten, Werner 597 geb. 9. 8. 1893 Hergeswyl (Schweiz), gest. 26. 8. 1942 KZ Schloss Hartheim bei Linz (Österreich), TheolStud Marburg und Berlin 1913–1920, dazwischen Kriegsdienst 1914–1918, Pfr. Frauenheim „Himmelstür“ bei Hildesheim 1921, Ord. 1922, Pfr. und Leiter Mädchenheim der IM Köstritz 1925, Entlassung als „Nichtarier“ 1936, Mitarbeiter der Geschäftsstelle der BG Thüringen Gotha bis zur Schließung durch die Gestapo 1938, Mitarbeiter der Hilfsstelle für „nichtarische“ Christen („Büro Grüber“) Berlin 1939, Verhaftung und Einlieferung ins KZ Dachau 1941, KZ Hartheim 1942. – Mitgl. des PNB und der Luth. BG Thüringen. Szymanowski (seit 1941: Biberstein), Ernst 382 geb. 15. 2. 1899 Hilchenbach/Siegen, gest. 8. 12. 1986 Neumünster, Kriegsdienst 1917–1919, TheolStud 1919–1921, Pfr. Kating 1924, Mitgl. der NSDAP 1926, Pfr. Kaltenkirchen 1927, komm. Propst Neumünster Oktober 1933, Propst Bad Segeberg November 1933, Kreisschulungsleiter der NSDAP 1934, theol. Sachbearbeiter Reichskirchenministerium, Oberregierungsrat, Referent für ev. kirchl. und religiöses Leben 1935, Eintritt in den SD 1936, Kirchenaustritt 1938, SSSturmbannführer 1939, Ausscheiden aus dem Reichskirchenministerium und Kriegsdienst 1940, durch den Reichsinnenminister abgeordnet an den Chef der Sicherheitspolizei und des SD Oktober 1940, Leiter der Staatspolizeistelle Oppeln 1941, abgeordnet als Leiter des Einsatzkommandos 6 der Einsatzgruppe C der Sicherheitspolizei und des SD in der Sowjetunion (Kiew) 1942, Tätigkeit in der dt. Wirtschaftsverwaltung Triest 1944/45, Verhaftung Juli 1945, im Einsatzgruppenprozess Verurteilung zum Tod 1948, Umwandlung in lebenslängliche Freiheitsstrafe 1951, nach Unterstützung durch die schleswig-holsteinische Landeskirche vorzeitige Entlassung aus dem Gefängnis Landsberg und Büroaushilfe Kirchengemeindeverband Neumünster 1958, wechselnde Tätigkeiten in der Privatwirtschaft bis 1965. Taft, Charles Phelps II 576 geb. 20. 9. 1897 Cincinnati/Ohio, gest. 24. 6. 1983 ebd., im Ersten Weltkrieg Kriegsdienst in der U.S. Army, Rechtsanwalt, Hamilton County Prosecuting Attorney, Mitgl. des Cincinnati City Council 1938–1942, 1948–1951 und 1955– 1977, im Zweiten Weltkrieg Dir. U.S. Community War Service at the Federal Security Agency, später Dir. Economic Affairs at the State Departement, Präs. Federal Council of the Churches of Christ in America 1947–1948, Bürgermeister Cincinnati/Ohio 1955–1957. – Teiln. der WPC Oxford 1937. Tausch, Friedrich 162f. geb. 18. 1. 1892 Schönsee Kreis Briesen/Westpreußen, gest. 1. 3. 1958 Holzminden, Studium Halle, Berlin, Tübingen und Greifswald, Ord. und Vikar Zicker/ Rügen 1921, HPred Königsfelde und Finkenwalde/Pommern 1922, Pfr. Seefeld/ Pommern 1923, Schlawe 1927, Berlin-Tempelhof 1929–1949, ohne kirchl. Amt in Berlin-Brandenburg 1949–1952, Wiederverleihung der Rechte des geistl. Standes 1952, Flüchtlingsseelsorger 1953/54. – Gauobmann der DC Gau Großberlin nach der Sportpalastkundgebung November 1933, führendes Mitgl. des Bundes für Dt. Christentum 1936. Temple, William 576, 645f., 648, 673 geb. 15. 10. 1881 Exeter/England, gest. 26. 10. 1944 Westgate-on-Sea/England,
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Personenregister/Biographische Angaben
Priesterweihe 1909, Dir. Internat Repton 1910, Rektor der Pfarrei St. James London 1914, Tätigkeit für das Life and Liberty Movement 1917, Bischof von Manchester 1921, Erzbischof von York 1929, Erzbischof von Canterbury 1942. – Teiln. der WGK Lausanne 1927 und der Internationalen Missionskonferenz Jerusalem 1928, Vors. der WGK Edinburgh 1937 und von deren Fortsetzungsausschuss, Mitinitiator des ÖRK. Thadden-Trieglaff, Reinold von, Dr.jur. D. D.D. 39, 44, 46f., 57, 86, 332, 353, 373, 388, 414, 440, 552f., 574, 606, 619, 638f., 648, 669, 671, 768, 787, 795, 797, 814, 823 geb. 13. 8. 1891 Mohrungen/Ostpreußen, gest. 10. 10. 1976 Fulda, Jurastudium Paris, Leipzig, München und Greifswald 1909–1913, Kriegsdienst 1914–1918, jurist. Mitarbeiter der Sozialen AG Berlin-Ost 1919, Rittergutsbesitzer auf Vahnerow und Trieglaff/Pommern 1921–1945, Verhaftung durch die Gestapo 1937, Kriegsdienst 1940, als Major Kommandant Löwen/Belgien 1942–1944, russische Kriegsgefangenschaft, kurzzeitige Deportation durch das NKWD in das Arbeitslager Archangelsk 1945, Tätigkeit in Genf (teils als Del. der EKD, teils im Auftrag des ÖRK) 1946, Referent der Kirchenkanzlei der EKD Schwäbisch Gmünd 1948. – Mitarbeiter der DCSV 1923, deren Vorstandsmitglied 1924 und Vors. 1928 bis zur Auflösung 1939. – Mitgl. der Synode der Provinzialkirche Pommern 1925–1934, als erster Vizepräses der Synode (bis 1933) auch Mitgl. der Generalsynode der Ev. Kirche der ApU 1929, Einberufung des ersten Kirchentags Stettin 1923. – Präses der BS und des BR Pommern 1934–1938, Mitgl. des BR und des Rates der Ev. Kirche der ApU, des RBR 1934, des Rates der DEK, Mitverfasser und Unterzeichner der Denkschrift der VKL II an Hitler 1936. – Mitgl. des Rates der EKD 1952–1967. – Mitgl. des Zentralausschusses des ÖRK 1948–1961, Vizepräs. 1948. – Mitgl. der DNVP 1919, MdL Preußen bis 1933. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936. – Mitarbeiter des Christl. Studentenweltbunds 1929–1949, dessen Vizepräs. ab 1938. – Mitinitiator der „Evangelischen Wochen“ und Laienvorsitzender des Reichsausschusses 1935 bis zum Verbot 1937, Proklamierung der Ev. Woche Hannover 1949, damit Gründer des DEKT und dessen Präs. bis 1964. Thielicke, Helmut, Dr.phil. Lic.theol. D. D.D. Dr.jur.h.c. Dr.phil.h.c. 701 geb. 4. 12. 1908 Wuppertal-Barmen, gest. 5. 3. 1986 Hamburg, Theol.- und PhilStud Greifswald, Marburg, Erlangen und Bonn 1928–1935, Leiter Studienhaus Erlangen 1935, Lehrstuhlvertreter Heidelberg 1936, Amtsenthebung, Lehr-, Schreib- und Redeverbot wegen Engagements für die BK 1940, PfVwes Ravensburg 1941, Leiter des neu geschaffenen Theol. Amts der württembergischen Landeskirche Stuttgart 1942, o. Prof. für ST Tübingen 1945, Rektor ebd. und Präs. der Westdt. Rektorenkonferenz 1951, Gründungsdekan und o. Prof. Ev.Theol. Fak. Hamburg 1954, Rektor ebd. 1960, Emeritierung 1974. – Mitberater im Freiburger Kreis, nach dem Attentat auf Hitler vom 20. 7. 1944 knapp der Verhaftung entgangen. Thom, Martin, Dr.phil. 652 geb. 27. 3. 1893 Berlin, gest. 1. 4. 1979 Berlin, Ord. und HPred 1921, Pfr. Madrid 1923, Berlin 1929, OKonsR und Mitgl. des EOK der Ev. Kirche der ApU 1933, Pfr. und Sup. Potsdam 1934–1945, Pfr. für Seelsorge Untersuchungsanstalt Berlin-Moabit 1951–1963.
Personenregister/Biographische Angaben
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Thomas, Johannes 754 geb. 29. 4. 1890 Dresden, gest. 2. 8. 1975, Vikar Radeberg 1914, Ord. 1915, Pfr. Schirgiswalde 1916, Freiberg 1921, Großröhrsdorf 1928, Sup. Kamenz 1933, Amtsenthebung als Sup. 1946, Pfr. Burkau 1948, Ruhestand 1960. Tilemann, Heinrich, Dr.phil. D. 130, 211 geb. 18. 6. 1877 Norden/Ostfriesland, gest. 22. 3. 1956 Oldenburg, TheolStud Erlangen, Leipzig, Göttingen und Berlin 1895–1899, Ord. und HPred Hannover 1905, später Göttingen, Schlossprediger und KonsAss Hannover 1909, Konventual-Studiendir. Loccum 1912, OKR und Hofprediger Oldenburg 1917, Präs. des Ev.-luth. Oberkirchenrats ebd. 1920 bis zur zwangsweisen Ruhestandsversetzung 1. 2. 1934. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934. Timm, Hermann 743f., 868 geb. 20. 5. 1907 Pritzier, gest. 7. 8. 1993 Neuendettelsau, TheolStud Tübingen, Erlangen und Rostock, Ord. und Vikar Boddin 1930, Pastor ebd. 1932, Ausweisung aus Mecklenburg durch die Gestapo 9. 11. 1937, Rückkehr August 1938, Pastor Neubrandenburg 1940, Landessup. Parchim 1951, OKR Schwerin 1958, Ruhestand 1975. – Führendes Mitgl. des mecklenburgischen BR. Timm, Karl 333 geb. 28. 4. 1900 Pritzier, gest. 4. 6. 1981 Neubukow, HPred Groß-Poserin 1923, PfVwes Klütz 1927, Pfr. Ludwigslust 1933, Reinshagen 1935, Plau 1951, Propst ebd. 1952, später zugleich Lübzer Zirkel, Ruhestand 1967. Tramsen, Johannes 35, 161, 207, 391, 399, 434, 454, 467, 488, 515, 534, 588, 649, 683, 717f., 726, 754 geb. 11. 8. 1877 Dollerup/Schleswig-Holstein, gest. 8. 9. 1943 Innien/SchleswigHolstein, Ord. Schleswig und HGeistl Diakonissenanstalt Flensburg 1906, Kompastor Alkersum/Föhr 1908, Pfr. Innien 1915–1943. – Vors. des schleswigholsteinischen LBR seit 1937, dessen Vertreter im LR. Traupel, Wilhelm 633, 779 geb. 6. 5. 1891 Mainz, gest. (Selbstmord) Internierungslager Recklinghausen 7. 2. 1946, Höhere Handelsschule und kaufmännische Lehre, Kriegsdienst und Nordamerika-Reise seit 1914, Handelsbevollmächtigter nach 1919, Verlagsleiter der NS-Zeitung „Frankfurter Beobachter“, Stadtrat Frankfurt/Main und Gauinspektor der NSDAP 1931, Landeshauptmann Wiesbaden 1933–1945 und Kassel 1936–1945, SS-Oberführer, Kriegsdienst seit 1941. Tröger, Walther, Dr.jur. 421 geb. 29. 2. 1884 Breslau, gest. 28. 8. 1952 Berlin, Kons. Breslau 1912–1925, KonsR ebd. 1920, OKonsR ebd. 1925, Königsberg 1925, KonsPräs ebd. 1936, Referent im EOK Berlin 1938, hauptamtl. Mitgl. ebd. und unter Belassung der Dienststellung als KonsPräs mit der Wahrnehmung der Geschäfte des weltl. Vizepräs. beauftragt 1945–1951. – Vors. der ostpreuß. FA 1936 bis zu seiner Abberufung wegen Begünstigung der BK im November 1937. Trost, Walter P., Dr. 582 geb. 6. 9. 1918, gest. 20. 1. 2001, Prof. für Biologie Chicago State University, Pfr. Reformed Church in the United States, Gründer und erster Leiter Mawuli School in Ho/Ghana 1949. Tügel, Franz 209, 489, 515, 536, 628, 692, 796 geb. 16. 7. 1888 Hamburg, gest. 15. 12. 1946 Hamburg, TheolStud Rostock, Er-
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Personenregister/Biographische Angaben
langen, Tübingen und Berlin 1908–1912, Ord. und HPred Hamburg 1914, Pfr. ebd. 1916, OKR Hamburg und Vertreter von Landesbischof Simon Schöffel in allen kirchenregimentlichen Angelegenheiten 1933, hamburgischer Landesbischof 1934 bis zum Rücktritt 1945 und Hauptpastor St. Jacobi bis 1940, aus Gesundheitsgründen über längere Zeiträume vertreten von Alfred Drechsler. – Mitgl. der NSDAP seit 1931, Gauredner seit 1932, Kirchenfachberater seit 1933, Parteiausschlussverfahren, Aufhebung 1937. – Gauobmann der DC in Hamburg 1933 bis zum Austritt 1935. Türke, Martin 601 geb. 22. 9. 1886 Waldkirchen, gest. 8. 4. 1969 Dresden, Pfr. Döbra 1912, Lampertswalde 1916, Dresden 1921, Ruhestand 1956. Vas(s)ady, Béla de, Dr. D.D. 576 geb. 1902, gest. 1992, Prof. für Religionspsychologie Debreczen/Ungarn und Princeton Theological Seminary/USA. – Teiln. der WGK Edinburgh 1937. Veidt, Karl 392f. geb. 20. 2. 1879 Dörnberg/Unterlahn, gest. 9. 8. 1946 Wiesbaden, TheolStud Marburg, Berlin, Halle und am Theol. Seminar Herborn seit 1898, Tätigkeit bei der Berliner Stadtmission 1902, Stadtvikar, Ord. und VGeistl bei der IM Frankfurt/ Main 1905, Schriftleiter der ev.-nationalen Tageszeitung „Frankfurter Warte“ 1910, Pfr. Wiesbaden 1912, FGeistl 1914, Pfr. Frankfurt/Main 1918–1944, dazwischen Prof. Theol. Seminar Herborn 1925–1929, Beauftragung mit der Verwaltung einer Pfarrstelle Wiesbaden 1944–1946. – Maßgebliches Mitgl. des CSVD, MdL Preußen und MdR. – Leiter des BR des PNB Frankfurt/Main 1933–1934, Vors. des nassau-hessischen LBR 1934/1935, Mitgl. des RBR 1936. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936. Visser ’t Hooft, Willem Adolf, Dr.theol. 576 geb. 20. 9. 1900 Haarlem/Niederlande, gest. 4. 7. 1985 Genf, Sekretär des CVJMWeltbunds 1924–1931, Mitarbeit an allen ökum. Konferenzen und Organisator der ökum. Bewegung seit 1925, Sekretär des Christl. Studentenweltbunds 1931, dessen Generalsekretär 1933, dessen Vors. 1936, Generalsekretär des (im Aufbau begriffenen) ÖRK Genf 1938–1966 (1948 im Amt bestätigt), dessen Ehrenpräs. 1968. Vogel, Heinrich, Dr.theol. D. 498, 701 geb. 9. 4. 1902 Pröttlin/Brandenburg, gest. 25. 12. 1989 Berlin, TheolStud Berlin und Jena, Ord. und Hilfspfr. Oderberg/Mark Brandenburg 1927, Pfr. und Gefängnisseelsorger ebd. 1928, Pfr. Dobbrikow Kreis Luckenwalde 1932, Dozent (1935) und Leiter KiHo Berlin 1937 bis zur zwangsweisen Schließung 1941, dreimalige Gestapohaft, Gefängnis, Gehaltssperrung, Reichsschreibverbot, Aufenthaltsverbot Berlin und Potsdam, Kriegsdienst, Dozent Sprachenkonvikt 1945, Prof. für ST KiHo Berlin 1946 und deren Leiter bis 1972, gleichzeitig ao. Prof. Humboldt-Universität Berlin 1946, o. Prof. ebd. 1948–1973. – Nach Kriegsende Mitgl. der Kirchenleitung der Ev. Kirche der ApU. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936. Voges, Friedrich 562f. geb. 9. 2. 1897 Hannover, gest. 23. 4. 1985 Dannenberg/Elbe, Ord. und Pfr. Han-
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nover 1924, Pfr. Eickeloh, Hudemühlen und dt. ev.-luth. Gemeinde Amsterdam 1925, Hannover 1944, Sup. Dannenberg/Elbe 1956, Ruhestand 1963. Volkers, Johannes Georg Heinrich 265, 621, 640 geb. 5. 10. 1878 Oldenbrok über Brake, gest. 25. 6. 1944 Oldenburg, Ord. und Pfr. Minsen 1904, Jade 1920, Ganderkesee 1930, Auftrag zur Wahrnehmung des Dienstes eines geistl. Mitgl. des Ev.-Luth. Oberkirchenrats Oldenburg (Januar), als OKR zur Wahrnehmung der Geschäfte des Präs. ebd. (März), Wahl zum Landespropst (Juni) und Einführung als Landesbischof (August) 1934. Wacker, Otto, Dr.phil. 506 geb. 6. 8. 1899 Offenburg/Baden, gest. 14. 2. 1940 Karlsruhe, Kriegsdienst 1917/ 18, dann Studium der Architektur, Philologie und Kunstgeschichte, Mitgl. der NSDAP 1925, Hauptschriftleiter des „Führer“ 1928, Mitgl. der SA 1929, Leiter der Presseabt. des Gaues Baden der NSDAP 1931–1933, Mitgl. der SS, Minister für Kultus, Unterricht und Jugend Baden und MdR 1933, SS-Oberführer im Stab Reichsführer SS 1937, Leiter des Amtes Wissenschaft im Reichserziehungsministerium 1937, Rückkehr in die badischen Ämter 1939. Wächtler, Fritz 112 geb. 7. 1. 1891 Triebes/Thüringen, gest. (auf Befehl seines Stellv. erschossen) 19. 4. 1945 Herzogau/Bayerischer Wald, Volksschullehrer, Kriegsdienst 1914, Mitgl. der NSDAP und verschiedene Parteiämter 1926, MdL Thüringen, Gauorganisationsleiter und stellv. Gauleiter Thüringen 1929, Volksbildungsminister Thüringen 1930 und Innenminister ebd. 1933, MdR November 1933, Übertritt zur SS und SS-Oberführer 1934, Gauleiter Bayerische Ostmark, Leiter des NSDAP-Hauptamts für Erziehung und komm. Leiter des NS-Lehrerbunds 1935, SS-Gruppenführer und preuß. Staatsrat 1937, Reichsverteidigungskommissar Gau Bayerische Ostmark 1942, SS-Obergruppenführer 1944, Flucht aus Bayreuth 12. 4. 1945. Wagner, Paul Georg Christoph 564 geb. 18. 12. 1892 Görlitz, TheolStud am wiedereröffneten (altluth.) Theol. Seminar Breslau 1919, Ord. Görlitz und HPred Swinemünde 1919, Pastor Parochie Wollin (Sitz Swinemünde) 1920, Parochie Zürich 1926, Amtsentlassung 1939. Wahl, Hans, Dr.jur. 293, 396, 646f., 673 geb. 13. 1. 1900 Freiburg/Breisgau, gest. 14. 10. 1946 Erlangen, Jurist im Dienst des Dt. Ev. KBA seit 1930, OKR KA der DEK 1934, OKonsR ebd. 1936. – Mitgl. der NSDAP 1923 (seit 1937 wieder Parteianwärter). Wahl, Karl 686 geb. 24. 9. 1892 Aalen, gest. 18. 2. 1981 Augsburg, Militärlaufbahn in der bayerischen Armee nach 1910, Kriegsdienst 1914–1918, Tätigkeiten in Lazaretten in Göggingen und Augsburg 1919, städtischer Beamter Augsburg, Mitgl. der NSDAP und der SA 1921, Kreisleiter Augsburg 1925, MdL Bayern und Gauleiter Schwaben 1928, Regierungspräs. von Schwaben, Eintritt in die SS und SSGruppenführer 1934, Reichsverteidigungskommissar Gau Schwaben 1942, SSObergruppenführer 1944, Verhaftung durch amerikanische Truppen Mai 1945, Verurteilung zu dreieinhalb Jahren Haft und Einzug des Vermögens 1948, Haftentlassung 1949, dann Tätigkeit als Vertreter, Bibliothekar bei Messerschmidt Augsburg 1958–1968.
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Waldmann, Karl 739 geb. 20. 6. 1889 Tiefenbach, gest. 7. 11. 1969 Stuttgart, Eintritt in den württembergischen Staatsdienst 1911, Verwaltungsbeamter Landesgewerbeamt Stuttgart 1921, Leiter des Amtes für Innenpolitik und Personalreferent bei der Gauleitung der NSDAP Württemberg-Hohenzollern 1932–1933, MdL Württemberg und Vors. des Finanzausschusses 1932–1934, Staatssekretär und persönlicher Referent des württembergischen Reichsstatthalters 1933, Kriegsverwaltungschef im besetzten Frankreich 1940, württembergischer Finanzminister 1942, Internierung 1945–1947, im Entnazifizierungsverfahren eingestuft als „Minderbelasteter“ 1948. – Mitgl. der NSDAP und Mitarbeiter der Gauleitung Württemberg 1925–1928 und wieder ab 1931. – Kirchenaustritt 1935. Walter, Richard 266, 295 geb. 25. 8. 1868 Rodenpois/Livland, gest. 7. 6. 1956 Radebeul, TheolStud Dorpat 1889–1894, Ord. und Pfr. Moskau 1895, Mitgl. des Kons. ebd. 1911, Vizegeneralsuperintendent ebd. 1913, Pfr. Heidenau 1919, Dresden 1921, Ruhestand 1934. – Vors. des LBR Sachsen 1942–1946. Walz, Hans 616 geb. 21. 3. 1883 Stuttgart, gest. 23. 4. 1974 Stuttgart-Bad Cannstatt, persönlicher Sekretär von Robert Bosch bei der Robert Bosch GmbH 1912, Aufsichtsratmitglied ebd. 1919, Vorstandsmitglied 1924, Leiter des Finanz-, Personal- und Sozialwesens und Mitgl. der Geschäftsführung bis 1945, trotz Gegnerschaft gegen den Nationalsozialismus Internierung als Wirtschaftsführer durch die Amerikaner 1945, Rückkehr zu Bosch 1948 und Aufsichtsratsvorsitzender bis 1952, Wiedereintritt in die Geschäftsführung 1952 und deren alleiniger Vors. bis 1963. Weber, Werner, Dr.jur. 252 geb. 31. 8. 1904 Wülfrath/Rheinland, gest. 29. 11. 1976 Göttingen, Assistent und Lehrbeauftragter Handelshochschule (Wirtschaftshochschule) Berlin 1930, o. Prof. für öffentliches Recht Berlin 1935, Leipzig 1942, Göttingen 1949, Rektor ebd. 1956–1958. – Mit August Jäger und Ernst Rudolf Huber „Rechtsbeirat“ bei Reichsbischof Ludwig Müller 1933. Weidemann, Heinrich (Heinz), Lic.theol. Dr.phil. 115, 419 geb. 1. 3. 1885 Hannover, gest. 8. 3. 1976 München, TheolStud und Kriegsdienst seit 1914, Ord., Pfr. Göttingen 1922, Inspektor des Theol. Stifts ebd. 1923, Pfr. Bremke bei Göttingen 1925, Bremen 1926, Mitgl. des Kirchenausschusses ebd. 6. 7. 1933, dessen Schriftführer (ltd. geistl. Amt) 30. 8. 1933, Staatsrat, bremischer „Landesbischof“ und stellv. Landeskirchenführer 24. 1. 1934, Beauftragung mit der Führung der Geschäfte des Präs. und Landeskirchenführers Bremen 2. 11. 1936, Bestätigung als Führer der Kirchenregierung durch Reichskirchenminister Kerrl 20. 3. 1937, vorl. Dienstenthebung 8. 10. 1941, Suspendierung 29. 12. 1941, Einweisung in die Charité Berlin 1943, Ruhestandsversetzung 1944, Aberkennung der Rechte des geistl. Standes und Verurteilung durch das Landgericht Hamburg wegen Nötigung und Verleitung zum Meineid zu Zuchthausstrafe und Ehrverlust, Entnazifizierungsverfahren und Einstufung als Hauptschuldiger 1949. – Gauleiter der bremischen DC 1934, Austritt aus der Reichsbewegung DC und Anschluss an die Thüringer DC 1935, Benennung der bremischen DC als „Kommende Kirche (Die Christus bekennende Reichskirche)“ 1936. – Teiln. der Dt. Ev. NatSyn Wittenberg 1933, Berlin 1934.
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Wendelin, Adolf 59f., 69, 71, 88, 98f., 161, 178, 454, 515, 534, 555 geb. 16. 3. 1877 Frankenhausen/Kyffhäuser, gest. 17. 12. 1952 Cunnersdorf/Sachsen, Vikar Paris 1900, Ord. und HGeistl Rudolstadt/Thüringen 1902, Diakonus Stadtilm 1904, Pfr. Schlotheim 1907, Geistlicher des Landesvereins Sachsen für IM Dresden 1911, OKR, Dir. ebd. 1921–1944. – Mitgl. des LKAu Sachsen und Leiter der landeskirchl. Nachrichtenpressestelle 1935–1937. Wentz, Abdel Ross, Ph.D. Th.D. D.D. Lit.D. 562, 572, 575f., 580 geb. 8. 10. 1883 Black Rock/USA, gest. 19. 7. 1976 Rockford/Illinois, Prof. für KG am Lutheran Theological Seminary Gettysburgh 1916–1956, Präs. ebd. 1940–1951, Prof. Lutheran Theological Seminary Columbia 1956–1958. – Mitgl. im Exekutivkomitee des Luth. Weltkonvents 1935, Teiln. der WGK Edinburgh 1937, Mitgl. des Vorl. Ausschusses des ÖRK 1938–1948, Vizepräs. des LWB 1947–1952. Werner, Friedrich, Dr.rer.pol. 15, 20, 24, 44, 59, 70, 72, 87, 91ff., 180, 217, 259, 307, 333, 340–343, 420ff., 431, 468, 473–476, 518, 522, 607f., 617, 622, 624, 629, 680, 688, 697, 757, 779, 792, 796, 798, 803, 807, 821, 875 geb. 3. 9. 1897 Danzig-Oliva/Westpreußen, gest. 30. 11. 1955 Düsseldorf, Geschichts-, Nationalökonomie- und Jurastudium Berlin, Marburg und Jena 1919, Generalassessor und Hilfsrichter Landgericht Berlin 1927/28, Landgerichtsanwalt Berlin 1928, Kirchendienst, komm. Präs. EOK Berlin 25. 6. 1933, zugleich Präses der altpr. Generalsynode und des altpr. Kirchensenats 5./6. 9. 1933, rechtskundiges Mitgl. des Geistl. Ministeriums der DEK September bis Dezember 1933, Leiter der DEKK 1933 bis April 1934 und erneut ab Oktober 1934, in dieser Eigenschaft Leiter der Ev. Kirche der ApU und der DEK 1937, Vors. der FA bei der DEKK 1937–1943, Kriegsdienst 1941, Kriegsgefangenschaft, Entlassung aus dem kirchl. Dienst 1945. – Teiln. der NatSyn der DEK Wittenberg 1933. – Als Mitgl. der NSDAP seit 1930 Stadtverordneter Berlin-Spandau und Bezirksverordneter Berlin-Charlottenburg. – Aktives Mitgl. der Glaubensbewegung DC 1932. Werner, Gottfried, Dr.phil. 581 geb. 21. 4. 1900 Konstadt/Wolcyn (Oberschlesien), gest. 23. 1. 1986 Geesthacht, Freiwilliger im Ersten Weltkrieg, Theol.- und PhilStud Breslau 1919–1923, Ord. 1924, Pfr. der altluth. Gemeinde Seefeld/Pommern 1926, Generalsekretär des Martin Luther-Bunds Erlangen 1931–1942, zugleich Jurastudium 1932–1935 und Leiter des Martin Luther-Verlags ebd. 1934–1940, Kriegsdienst 1942–1945, Anstaltsdir. des Erziehungsheims Faßoldshof bei Kulmbach 1945–1950, Pfr. Bad Schwartau bei Lübeck 1950, zugleich Dozent für Kirchenrecht Hermannsburg 1952–1958, Studienrat Hannoversch Münden 1958–1970. – Schriftleiter und Mitherausgeber „Lutherische Kirche“ 1934–1940, Teiln. des Dt. Luth. Tages Hannover 1935. Wester, Reinhard, D. 412, 443, 665 geb. 2. 6. 1902 Wuppertal-Elberfeld, gest. 16. 6. 1975 Fissau bei Eutin, TheolStud Tübingen, Rostock und Kiel, Ord. und Jugendpfr. Kiel 1929, Pfr. Westerland/ Sylt 1932–1947, dazwischen Gestapo-Untersuchungshaft Flensburg 1941, Kriegsdienst 1942–1945, Kriegsgefangenschaft Italien und Ägypten 1945/46, in Ägypten Lagerpfr., Bischof für Schleswig 1947–1967, Vors. der Kirchenleitung der schleswig-holsteinischen Landeskirche 1964–1967. – Leiter der „Gemeinde-
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bewegung Lutherische Kirche“ 1933, Vors. des schleswig-holsteinischen BR, Mitgl. des RBR 1936. – Mitgl. des Rates der EKD 1960/61. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Berlin-Dahlem 1934, Augsburg 1935, Bad Oeynhausen 1936 und des Dt. Luth. Tages Hannover 1935. Westermann, Claus, Dr.theol. D. 409 geb. 7. 10. 1909 Berlin, gest. 11. 6. 2000 Heidelberg, Studieninspektor Naumburg/ Queis 1936, Pfr. Burckhardthaus Berlin 1937, Dozent Biblische Theol. (AT) KiHo Berlin 1949, Prof. ebd. 1954, o. Prof. für AT Heidelberg 1958–1978. Wieneke, Friedrich, Dr.phil. 651f. geb. 7. 10. 1892 Zehlendorf, gest. 5. 8. 1957 Alt-Töplitz/Brandenburg, TheolStud Berlin 1912–1914, Kriegsdienst 1915, Vikar Berlin 1918, Ord. und HPred Arnswalde 1919, Archidiakonus (später Dompfr.) Soldin 1920, komm. Hilfsarbeiter im EOK Berlin 1933, OKonsR Kons. Magdeburg 1934, OKonsR und Mitgl. EOK Berlin 1935, zugleich OKonsR DEKK 1939, Wartestand, komm. Verwaltung der Pfarrstelle Hain und Steinbrücken (Grafschaft Stolberg) 1945, Pfr. AltTöplitz 1949–1957. – Reichsreferent für Theol. und Hochschule in der Reichsleitung der Glaubensbewegung DC 1932 bis zum Ausschluss 1937. – Mitgl. der NSDAP 1929. Wilm, Walter 64 geb. 7. 1. 1893 Berlin, gest. 10. 12. 1957 Greifswald, TheolStud Berlin seit 1913, Kriegsdienst 1914, französische Gefangenschaft und dort planmäßiges Studium unter Anleitung 1917, Wiederaufnahme des Studiums in Berlin 1919, Ord., Hilfspfr. Potsdam und Pfr. Beveringen bei Pritzwalk 1923, im Nebenamt Jugendpfr. der Prignitz, Provinzialjugendpfr. der Mark Brandenburg 1928, VGeistl beim Central-Ausschuss für die IM Berlin 1930, Pfr. Dolgelin/Kirchenkreis Seelow 1932, theol. Hilfsarbeiter Kons. Düsseldorf 1934, Pfr. Damgarten/Pommern 1938, Ausscheiden aus dem kirchl. Dienst unter Beibehaltung der Rechte des geistl. Standes und Kriegsdienst 1944, PfVwal Saal/Kreis Barth, später Löcknitz Kreis Penkun 1944–1947, Pfr. Löcknitz 1948, Pfr. und Sup. Greifswald 1950– 1957, Beauftragung mit der Wahrnehmung der Superintendenturgeschäfte des Kirchenkreises Greifswald-Land 1953–1957. – Mitgl. des RKA 1935–1937. – Mitbegründer der Christl.-Dt. Bewegung 1930, Mitgl. der Reichsbewegung DC 1934 bis zum Austritt 1935, vorübergehend bis Ende 1934 deren komm. Gauobmann im Rheinland. Winckler, Paul, Dr.phil. 345 geb. 20. 9. 1889 Isenstedt Kreis Lübbecke/Westfalen, gest. 9. 12. 1970 Volmerdingsen/Kreis Vlotho, TheolStud Tübingen, Halle und Bonn seit 1909, Lehrvikar Brackwede/Bielefeld 1913, Kriegsdienst 1915, Ord. 1916, FGeistl bis 1918, Pfr. Elsoff 1918, Dir. des westfälischen Ev. Pressverbands Witten 1925–1942, Pfr. ebd. 1941–1944, zugleich Superintendenturverwalter Kirchenkreis Hattingen-Witten 1942, komm. OKonsR Münster 1936/37, Pfr. Holzhausen Kreis Lübbecke 1944–1956. – Leiter der Informationsabt. der VKL I 1934/35, komm. Referent im RKA 1935–1936. – Mitgl. der DNVP 1918, der NSDAP 1933. Winkel, Erich 742 geb. 1894, gest. 1973, Abitur 1913, TheolStud vom Vater verboten, bis Kriegsende berufslos, nach dem Krieg Verlagsschriftleiter Berlin bis 1928, Schauspieler und Astrologe, betrieb zeitweise psychoanalytische Praxis in München, Beru-
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fung zur Vertretung des Fachs NT in Vorlesungen und Übungen Rostock 1937, beide theol. Examina vor dem DC-Oberkirchenrat Schwerin nachgeholt 1937, Ord. durch Landesbischof Schultz 1937, Promotion zum Dr. theol. Universität Jena 1939, Austritt aus dem Dienst der mecklenburgischen Landeskirche und Pfr. Atzmannsdorf 1939, Widerrufung des Rostocker Lehrauftrags durch das Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung 1940. – Eintritt in den Stahlhelm 1929, in die SA übernommen und Mitgl. der NSDAP 1933, Blockleiter Ortsgruppe München 1933–1936, Beauftragter des NS-Dozentenbunds an der Ev.-Theol. Fak. Rostock 1938. Winter, Friedrich August Julius 422 geb. 26. 1. 1885 Meißen, gest. 23. 2. 1979 Güldengossa, Vikar Zwickau-Schedewitz 1912, dann Pfr. Großenhain, Ponickau 1919, Zittau 1927, Sup. Marienberg 1937–1955. Wischmann, Adolf, Dr.theol.h.c. 461f. geb. 17. 10. 1908 Brockel Kreis Rotenburg an der Wümme, gest. 27. 10. 1983 Rotenburg an der Wümme, TheolStud Tübingen, Berlin, Zürich und Göttingen, Assistent Universität Tübingen 1934–1935, Studenten- und Stadtjugendpfr. Göttingen 1936–1948, dazwischen Kriegsdienst, Dir. Ev. Akademie Hermannsburg/ Loccum 1948, Landessup. Osnabrück-Diepholz und Mitgl. des Bischofsrats Hannover 1955, Präs. des KA der EKD 1956–1974. – Mitgl. der BK. Wissing, Johan Christiaan, Dr.theol. 576 geb. 2. 11. 1888 Ulrum/Niederlande, gest. 22. 6. 1939, TheolStud Utrecht und Leiden, Pfr. Vught 1917, Tiel 1929, nebenamtl. Sekretär der niederländischen Abt. des Weltbunds für Freundschaftsarbeit der Kirchen 1927, Sekretär des Ökum. Rates in den Niederlanden 1935. – Redakteur „Oecumenische berichten van die Nederlandsche Afdeeling van den Wereldbond voor internationale vriendschap door de kerken“ 1937–1939. Wittmann, Walter 618 geb. 28. 7. 1900 Mainhardt, gest. 18. 11. 1955 Steinheim/Allgäu, Pfr. Crispenhofen 1926, Onstmettingen 1931, vorübergehend (DC) komm. OKR Stuttgart 1934, auf eigenes Ersuchen Entlassung aus dem Kirchendienst, Übernahme in den staatl. Schuldienst und Religionslehrer Heidenheim 1937, Studienrat ebd. 1940, nach Kriegsende Internierung Moosburg und aus polit. Gründen Entlassung aus dem staatl. Schuldienst, Amtsaushilfeauftrag zur Führung der Geschäfte des Lagerpfr. Moosburg 1947, Pfr. Steinheim/Allgäu 1951. – Mitgl. der NSDAP 1933. Wolf, Wilhelm 555 geb. 21. 3. 1909 Flemmingen, gest. (gefallen) 27. 3. 1944 Rußland, Ord. und HPred Metzels 1933, Entlassung aus dem Thüringer Kirchendienst aus kirchenpolit. Gründen 1935, illegales Weiteramtieren und Aufbau einer Bekenntnisgemeinde bis zur Ausweisung aus Thüringen Februar 1937, danach Pfarramtsvertreter Bad Steben und bis zur Abberufung im August 1937 vikarischer Pfarramtsverwalter Johnsbach/Sachsen, Pfr. Dittersdorf über Heidenau 1938. Wurm, Theophil, D. 22, 24, 34, 39, 47f., 50, 59, 67f., 71, 80ff., 85, 90, 94, 97, 100, 125, 148, 157, 161, 177, 185, 200, 202, 207, 219, 221, 224f., 234, 238, 241ff., 245, 249, 256ff., 261ff., 266f., 274, 276, 279, 282, 293f., 298, 314, 316, 331ff., 335, 342f., 360f., 372, 381, 388f., 392f., 399, 405, 413f., 433, 440, 467, 473, 481f., 489, 496ff., 501f., 508, 510, 513ff., 517f., 523, 532, 543, 545, 547, 550–554, 588, 596, 604, 606,
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Personenregister/Biographische Angaben
609, 616f., 637, 649, 654, 661f., 664, 672, 677, 680, 683, 688f., 694ff., 706, 713f., 720ff., 726f., 732, 739, 751, 760, 768, 773, 782, 795f., 798, 821, 834f. geb. 7. 12. 1868 Basel, gest. 28. 1. 1953 Stuttgart, TheolStud Tübingen seit 1887, Ord. und Vikar Blaubeuren 1891, Vikar Kirchheim/Neckar 1892, zugleich Studium Berlin, Stadtvikar Stuttgart 1894, Pfr. bei der Ev. Gesellschaft (Stadtmission) Stuttgart 1899, geschäftsführender Sekretär und Leiter 1901, Stadtpfr. Ravensburg 1913, Dekan Reutlingen 1920, Prälat Heilbronn 1927, württembergischer Kirchenpräs. (seit 1933 mit dem Titel „Landesbischof“) 1929–1949. – Mitgl. des RBR Mai 1934 bis Februar 1936, des Luth. Rates 1934/35, Gründungsmitglied des LR März 1936, führend im „Kirchlichen Einigungswerk“ seit 1941. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Augsburg 1935 und des Dt. Luth. Tages Hannover 1935. – Mitgl. und Vors. des Rates der EKD 1945–1949. – MdL Württemberg (DNVP) 1920. Zänker, Otto, D. 39, 44, 47, 59, 69, 207, 215, 266, 274f., 306f., 409f., 681, 699, 723f., 751, 758, 802 geb. 29. 6. 1876 Herzkamp/Westfalen, gest. 30. 1. 1960 Bielefeld, TheolStud Erlangen, Greifswald und Halle 1895–1898, Hilfslehrer Seminar der Rheinischen Missionsgesellschaft Barmen 1901, Inspektor am Tholuckkonvikt Halle 1903, Ord. Barmen und VGeistl des Ev. Vereins für IM Godesberg 1906, Pfr. Viersen/ Rheinland 1908, Ephorus PS Soest 1912, Pfr. Münster und nebenamtl. KonsR 1924, GenSup Schlesien 1925, Bischof von Breslau 1933, Weiteramtieren trotz Suspendierung 1934, Amtsenthebung und Ruhestandsversetzung wegen Eintretens für die BK 1941, Ausweisung aus Schlesien 1945. – Mitgl. des Luth. Rates 1934/35, Gast im LR. – Teiln. der BS der DEK Barmen 1934, Augsburg 1935 und des Dt. Luth. Tages Hannover 1935. Zentgraf, Rudolf 79, 158, 183, 204, 390ff., 607 geb. 14. 12. 1884 Reichenbach/Odenwald, gest. 27. 5. 1958 Lauterbach, Studium Gießen, Ord. Langen und Pfarramtsverwalter Steinbach 1910, Pfarrassistent Schönberg, Gustavsburg und Rüssheim, VGeistl IM Darmstadt und PfVwal Erbach/Odenwald 1911, Pfr. ebd. 1913–1922, dazwischen FGeistl 1914–1918, nassauischer Landesjugendpfr. 1922, OKR LKAm Darmstadt und Sup. der Provinz Rheinhessen 1925, Pfr. Bingenheim 1934–1950. – Vors. des nassau-hessischen Landeskirchenrats 5. 11. 1935–16. 1. 1936, des LKAu 15. 1. 1936–18. 7. 1937. Ziercke, Walter 427 geb. 3. 6. 1885 Schwerin, gest. 13. 1. 1944 Gnoien, Rektor Gnoien und Warin 1910, Pfr. Dömitz 1913, Röbel 1921, Stadtpfr. Neustrelitz 1934, zugleich Standortpfr. ebd. und Rechlin 1935, Amtsenthebung aus kirchenpolit. Gründen 16. 4. 1937, nach seiner Ausweisung aus Neustrelitz Pfr. Mölln 1. 5. 1937, Gnoien 1940. Zˇilka, František (Francis), Dr.theol. D.D. F. 574 geb. 1. 6. 1871 Dolní Rozsícˇka Kreis Zˇd’ár nad Sázavou, gest. 9. 2. 1944 Prag, Theol.- und PhilStud Wien, Lausanne, Halle und Edinburgh, Pfr. (Tschechische Ref. Kirche) Táborˇe und Meˇlníku 1901, Prof. für NT Theol. Fak. Prag 1919. – Vors. der tschechoslowakischen Abt. des Weltbunds für Freundschaftsarbeit der Kirchen. Zimmermann, Richard 22, 48, 50, 63, 71, 79, 98, 108f., 164ff., 171, 183, 190f., 195, 200, 202f., 205f., 238, 240, 249, 251, 254, 256, 258, 261, 263, 265, 274ff., 314, 318,
Personenregister/Biographische Angaben
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335, 342ff., 390, 422, 481, 492, 498, 515, 518, 552f., 622, 629, 631, 832 geb. 21. 2. 1877 Ilfeld am Harz, gest. 5. 12. 1945 Nordstemmen bei Alfeld/Leine, TheolStud Berlin seit 1896, Vikar Dahme 1902, Zivilerzieher Kadettenhaus Köslin 1904, Ord. und Divisionspfr. Metz 1907, Pfr. Unterbarmen 1910, FGeistl 1914–1917, Pfr. Falkenrehde Kirchenkreis Potsdam II 1919, VGeistl beim Provinzialausschuss für die IM in der Provinz Brandenburg Berlin-Spandau 1921, Pfr. und Sup. Kirchenkreis Berlin Stadt I 1927, Ruhestand 1943. – Mitgl. des altpr. LKAu und Vors. des brandenburgischen PKA 1935–1937, Präses der Berliner Stadtsynode 1936, Mitgl. des von der Kirchenführerkonferenz herausgestellten Vertretungsgremiums für die DEK April 1937. Zöckler, Theodor, D. 581 geb. 5. 3. 1867 Greifswald, gest. 18. 9. 1949 Stade, Theol.- und Orientalistikstudium Leipzig, Greifswald und Erlangen seit 1885, Ausbildung Lehrerseminar Franzburg, Seminar für Judenmission Leipzig 1889, Judenmissionar Galizien 1891, Ord. Stettin 1892, Gründer und Leiter der Anstalten Stanislau 1896, Pfr. ebd. 1900, dreimalige Flucht mit den Anstalten während des Ersten Weltkriegs, Aufbau des Kirchen- und Schulwesens im polnischen Galizien und Vorkämpfer der ökum. Verständigung mit Polen seit 1919, Umsiedlung in den Warthegau und Scheitern des Neuanfangs auf Grund der nationalsozialistischen Kirchenpolitik, Aufenthalt Lissau 1939, Leiter des Siedlungswerks für Ostflüchtlinge in Stade nach 1945. Zoellner, Wilhelm, D. 21f., 40, 50, 58, 60–70, 77, 79, 88ff., 93, 98ff., 145, 165f., 174, 179, 190f., 199, 202, 208, 241, 254, 274, 287, 289, 291, 310f., 344f., 347, 375, 434, 574, 697, 704 geb. 30. 1. 1860 Minden, gest. 16. 7. 1937 Düsseldorf-Oberkassel, TheolStud Leipzig, Halle und Bonn 1879–1882, Ord. und HPred Friedrichsdorf 1885, Adjunkt 1888, Pfr. ebd. und an der luth. Gemeinde Barmen-Wupperfeld 1889, Vorst. Diakonissen-Mutterhaus Kaiserswerth 1897, GenSup Westfalen 1905–1930, im Ruhestand Vors. des RKA 1935–1937. – Mitgl. des Luth. Rates 1934/35, Teiln. des Dt. Luth. Tages Hannover 1935, Vors. der Theol. Kammer der DEK 1936.
INSTITUTIONEN-, ORTS- UND SACHREGISTER Aachen 230 Abendmahl 142, 176, 225, 351, 457, 754 Ahnenhallen 591 Allgemeine Evangelisch-Lutherische Kirchenzeitung 583, 637 Allgemeine Evangelisch-Lutherische Konferenz 583f. Allgemeiner Evangelisch-Lutherischer Schulverein 454f. – vgl. auch Schule Altenburg 46, 425 Altes Testament 52, 55, 284, 291f., 451, 577, 617ff., 843, 860 Altkatholische Kirche 572, 646 Altlutheraner (Evangelisch-Lutherische Kirche Altpreußens) 143, 564, 837 – vgl. auch Breslau Altpreußen vgl. Preußen, Evangelische Kirche der altpreußischen Union Altprotestantische Orthodoxie 283f. Amerika vgl. Vereinigte Staaten von Amerika Amsterdam 288, 562f., 581, 584, 674 Anglikaner, Anglikanische Kirche 578, 585f., 774, 853 – vgl. auch England, Kirche von England Anhalt, Evangelische Landeskirche 41, 516, 680, 688, 863 Ansbach 119 Antichristliche Propaganda 32, 98, 160, 219, 243, 383, 267f., 447, 523, 529, 619, 860 – vgl. auch Entkonfessionalisierung Antiochia 397 Antisemitismus 76, 120, 452, 461 – vgl. auch Arierparagraph; Juden, Judenfrage, Judentum; Nürnberger Gesetze; Rassismus, Rassenfrage, -lehre, -politik
Apologetische Centrale 18, 210, 212– 215, 297, 459, 461, 668, 688, 725, 736 Arbeitsausschuss der Reformierten Kirchen Deutschlands 30, 171–175, 177, 193ff., 202, 292, 312f., 381, 399, 490, 515, 536, 690, 737 – vgl. auch Reformierte Arbeitsgemeinschaft Rat der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands/Vorläufige Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche II (März 1937) 159, 166–170, 173–178, 180ff., 187, 190–197, 202–205, 209, 240, 273f., 279, 296–299, 303, 309, 314, 317, 321, 323f., 327, 330, 334f., 373, 380, 388f., 412, 415, 424, 440, 446f., 476, 620, 656, 677, 805, 831ff., 834ff. Arierparagraph 42, 468, 664 – vgl. auch Antisemitismus; Juden, Judenfrage, Judentum; Nürnberger Gesetze; Rassismus, Rassenfrage, -lehre, -politik Aschaffenburg 816 Assam 578 Auerbach 748 Aufenthaltsverbote 32, 63, 77, 84, 225, 241, 256f., 424, 427, 523, 555, 688, 782 – vgl. auch Ausweisungen; Predigtverbote, Redeverbote Augsburg 213, 606, 669, 686, 740, 784 – 3. Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche (1935) 143, 169, 376, 404, 413, 761f. Augsburgische Konfession 143, 150, 277, 334, 363, 633, 791, 816, 842, 845 Aurich 43, 180, 261, 593, 766 – vgl. auch Hannover, Evangelisch-reformierte Landeskirche der Provinz Hannover
Institutionen-, Orts- und Sachregister Außenamt vgl. Deutsche Evangelische Kirche, Kirchliches Außenamt Australien, Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Australiens 563, 571f. Auswärtiges Amt 286, 293, 396, 492, 523, 642, 646, 674f., 754, 774f. – vgl. auch Reichsministerien, Reichsaußenminister/-ministerium Ausweisungen 54, 65, 80, 350, 375, 383, 390f., 423, 427, 447, 518, 523, 529, 555, 571, 578, 719, 743f., 746, 755f., 781, 787 – vgl. auch Aufenthaltsverbote Bad Doberan 591 Bad Kissingen 213, 552f., 574 Bad Oeynhausen, 4. Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche (1936) 28, 130, 160, 169f., 192f., 246, 305, 325, 329, 377, 387, 410, 412f., 443f., 613, 693f., 721 Bad Schandau 748 Bad Steben 555 Baden, Vereinigte evangelisch-protestantische Landeskirche 12, 41, 183, 399, 405, 467, 469f., 472, 490, 505f., 512, 516, 536, 593, 666, 756, 763, 864 – Finanzabteilung 405, 505f. – Oberkirchenrat (Karlsruhe) 470, 472, 489, 506, 536, 596, 666 Balingen 618 Baptisten 642 – vgl. auch Freikirche, Freikirchentum Barmen – Barmen-Gemarke 724 – 1. Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche (1934) 43, 143, 277, 307, 335, 413, 457, 594, 620, 721, 724, 769, 804 – Theologische Erklärung 48, 53, 172, 198, 277, 302, 306, 324, 335, 344f., 347, 351, 359, 362ff., 370, 404f., 412, 415, 440, 456, 613, 635, 690, 722, 799 – 1. Bekenntnissynode der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union (1934) 351
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– 1. Freie reformierte Synode (1934) 271 – Rheinische Bekenntnissynode (1936) 635 Basel 676, 772 Bautzen 425, 600, 748, 781 Bayern 290 – Deutsche Christen 115f., 278, 497 – Evangelisch-Lutherische Kirche 11, 33, 41, 47, 57, 63, 70, 109, 111, 115ff., 123f., 129, 135f., 143, 156, 169, 213, 217, 220, 231, 252, 257, 278, 297, 361, 368f., 405, 408, 411f., 430, 439, 455, 459f., 469, 472, 482, 497, 505f., 512, 516, 592f., 640, 666, 672, 702, 717f., 759, 761f., 778, 780, 786, 837, 864, 869f. – Finanzabteilung 361, 405, 505 – Kirchenverfassung (1920) 502 – Landeskirchenamt (München) 497 – Landeskirchenrat (München) 11, 63, 109, 116f., 124, 143, 399, 440, 452, 467, 472, 490, 542, 550, 592, 666, 671, 702, 705, 717, 719, 762, 767 – Landessynodalausschuss 11, 63, 109, 111, 124 – Pfarrbruderschaft 116 Beamte, Beamtenrecht, Deutsches Beamtengesetz (1937) 40, 112, 153f., 251, 259, 294, 300, 307, 343, 351, 373, 407, 410, 418f., 422, 449, 467– 472, 476, 500–503, 506, 508, 516, 527, 531, 533, 544, 551, 625, 650, 664, 730, 790, 793, 795, 812, 846f., 850, 872, 875 Bekenntnisschriften 56, 143, 151, 359, 437, 504, 577, 582, 840 Bekenntnisschule vgl. Schule, Bekenntnis-, Konfessionsschule Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche 29, 31, 170, 246, 265f., 314, 321, 335, 390, 440, 497, 537, 614, 722, 805, 831, 835 – vgl. auch Barmen, 1. Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche; Berlin, Berlin-Dahlem, 2. Bekenntnissynode der Deutschen
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Institutionen-, Orts- und Sachregister
Evangelischen Kirche; Augsburg, 3. Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche; Bad Oeynhausen, 4. Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche – Einberufung einer 5. Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche 28, 31, 43f., 412f., 439f., 443, 447, 456, 689, 693f., 699, 796 – Präses (Koch) 28, 412, 497, 796 – vgl. auch Reformierte, Reformierter Konvent der Reichsbekenntnissynode Berchtesgaden, Obersalzberg 42, 61, 65, 96 Berlin 24f., 39, 59, 83, 88, 99, 115, 117, 125, 161, 164, 180, 182, 195, 207, 213f., 226f., 239, 241, 249, 257, 261, 266, 314, 320, 322, 332, 343, 345f., 350, 357, 381, 383f., 389, 393, 395, 401, 409, 415, 421f., 452, 460f., 463, 492, 496, 498, 530, 536, 540, 552, 554f., 564, 566, 568f., 588, 593, 607, 609, 622ff., 627, 642, 649, 652, 666, 672ff., 679, 681, 683, 688, 692, 694, 700, 706, 720, 724ff., 728, 736, 739f., 750f., 755, 759, 761, 766, 768, 770, 776, 787, 789, 792, 795f., 802f., 807, 809, 820, 830, 832, 835, 837, 840, 842, 846, 860, 863, 866, 868, 871, 875 – Berlin-Charlottenburg 71, 183, 224 – Berlin-Dahlem 176, 802 – Berlin-Dahlem, 2. Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche (1934) 43, 80, 143, 147, 150, 236, 307, 335, 351, 410, 413, 440, 457, 497, 594, 629, 721, 769, 804 – Berlin-Dahlem, 2. Bekenntnissynode der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union (1935) 198, 348, 356 – Berlin-Dahlem, Kirchengemeinde 80, 279, 542, 802 – Berlin-Lankwitz 162 – Berlin-Lichterfelde 163, 443 – Berlin-Moabit 496, 530, 589
– Berlin-Spandau 212, 214, 377f., 461f., 660, 668 – Berlin, Kirchliche Hochschule 214, 350 Berliner Mission 586 Berliner Stadtmission 343 Berneuchen, Rittergut 583 Berneuchener Bewegung 249, 458, 583 – Leseordnung 458 – vgl. auch Michaelsbruderschaft Bernhausen 619 Beschlagnahmungen 65, 114, 154, 496f., 517, 529, 604, 636, 660, 670f., 688, 692f., 723, 817, 869f. Beschlussstelle in Rechtsangelegenheiten der Deutschen Evangelischen Kirche 16, 428, 560, 769 Bethel – Anstalten 803 – Theologische Schule 803, 861 Betheler Verhandlungen 345f. Bibel 155, 223, 283, 382, 670, 859 – Bibellese 458f. – Bibelrüstzeiten, Verbot von 725 – Bibelstunden, Verbot von 242, 461 – Bibelwochen 688 Bielefeld 496, 498, 680f. – Predigerseminar der BK 349 Bielefelder Besprechungen 30, 354, 639, 680f., 699, 723f., 751, 758, 776, 796, 802 – vgl. auch Preußen Blut und Boden 40, 237, 850 Boddin 868 Böhmen 564, 774 Bolschewismus 517, 662, 771, 774, 852 – vgl. auch Marxismus, Marxisten; Kommunisten Bonn, Evangelisch-Theologische Fakultät 634 Brandenburg vgl. Mark Brandenburg Brasilien 579 Braunschweig 433, 595, 723, 786 – Bekennende Kirche, Bruderrat 150, 209, 264, 412, 435 – Evangelisch-Lutherische Landeskirche 70, 183, 209, 221, 224, 264, 293,
Institutionen-, Orts- und Sachregister 297, 412, 433, 512, 516, 537, 593, 608, 666f., 688, 717, 723, 790, 837, 864, 870 – Finanzabteilung 221, 537, 688 – Kirchenregierung 209, 221, 264, 667, 790, 817 – Landeskirchenamt (Wolfenbüttel) 264, 666, 719, 723, 767, 786 Bredeneek, Schleswig-Holsteinische Bekenntnissynode (1936) 780 Breklumer Mission 586 Bremen, Evangelische Kirche 96, 98, 405, 516, 594, 680, 863 – Bekennende Kirche, Bruderrat 594 – Bekennende Gemeinde StephaniSüd 594 – Finanzabteilung 405 Breslau 56, 145, 410, 751 – 4. altpreußische Bekenntnissynode (1936) 77, 198, 351, 517 – Evangelisch-Theologische Fakultät 634 Bückeburg 294 Budapest 585 Bund für Deutsches Christentum 115f., 136, 171, 211, 409, 419, 424, 426f., 520, 526, 528, 538, 647, 828 – vgl. auch Deutsche Christen; Nationalkirche; Thüringer Deutsche Christen Burckhardthaus 458, 761 – vgl. auch Jugendarbeit Cambridge 568f. Canterbury 651, 851 – Erzbischof von (Lang) 643 Calvinismus vgl. Reformierte Centralausschuss für die Innere Mission vgl. Innere Mission Chamby sur Montreux, Vollversammlung des Ökumenischen Rates für Praktisches Christentum (1936) 254, 287 – vgl. auch Ökumenischer Rat für Praktisches Christentum; Oxford, Weltkirchenkonferenz für Praktisches Christentum Charbin-Flüchtlinge 579
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Chemnitz 425, 601, 745, 748 Chichester – Bischof von (Bell) 65, 287, 492f., 576, 642, 644f., 647f., 673, 675, 735, 774 – Dean of (Duncan-Jones) 642, 675 China 579f., 583 – Evangelisch-Lutherische Kirche 583 – Japanisch-Chinesischer Krieg 580 Chotanagpur 578 Christophorisynode vgl. Schlesien, Christophorisynode Clarens 573 Columbus/Ohio 562 Confessio Augustana vgl. Augsburgische Konfession Dahlem vgl. Berlin, Berlin-Dahlem Dahlemer, Dahlemiten 33, 79f., 93, 100f., 111, 128, 130, 138, 143f., 146f., 149f., 157, 214, 239, 247, 277f., 282, 285, 296, 300–305, 308f., 331, 333, 389, 408, 411, 413, 422, 427, 442, 445, 463, 481, 499, 514, 612, 656, 673, 677ff., 681, 691, 701–705, 724, 754, 756f. Danzig, Evangelische Kirche der Freien Stadt Danzig 518f. Darmstadt 98, 106, 225, 241, 376 – Evangelische Woche 225, 256f., 261 – vgl. auch Evangelische Wochen „Das Schwarze Korps“ 19, 730f., 750, 778 – vgl. auch SS (Schutzstaffel) Denkschrift der Vorläufigen Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche II (1936) 16, 43, 86, 158f., 167, 679 – vgl. auch Vorläufige Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche II Detmold 297, 864 – vgl. auch Lippe, Landeskirche Deutsche Arbeitsfront (DAF) 102, 120, 667f. Deutsche Christen 14, 16, 20f., 40f., 45–49, 51, 53, 75, 79, 84, 88, 103, 114–117, 120, 122, 129, 139, 155, 161ff., 168, 175f., 185ff., 189f., 196, 201, 204, 209, 211, 225f., 229, 235,
1104
Institutionen-, Orts- und Sachregister
245, 251ff., 263, 269f., 272, 278, 283f., 292, 301, 304, 316, 322f., 327f., 330, 335, 345, 349f., 352, 357, 363, 370, 374, 376–379, 382, 384, 390, 409, 411, 419ff., 423–427, 435, 438, 440, 445, 451f., 457, 462, 468, 497, 503, 505f., 511, 514, 518–521, 523, 528, 537, 544, 554f., 558, 590, 592, 594f., 597f., 604, 606ff., 610, 617f., 622, 624–628, 634, 639, 642, 645, 647, 651f., 659, 664, 667, 682, 688f., 697, 707, 713f., 724, 728, 730, 738f., 741ff., 745–750, 752, 763, 768ff., 779f., 782ff., 786, 802, 804, 807ff., 813ff., 819, 830, 862ff., 869 – „Die Christus bekennende Reichskirche – Bewegung Deutsche Christen“ (Weidemann) 115, 419 – Glaubensbewegung Deutsche Christen 110 – Luther-Deutsche 653 – Reichsbewegung Deutsche Christen (Rehm) 45, 99, 115f., 162, 171, 178, 180, 189f., 201, 270, 357, 424f., 528, 603, 607, 652f. – Kampf- und Glaubensbewegung Deutsche Christen (Hossenfelder) 115, 419, 651f. – vgl. auch Bund für Deutsches Christentum; Nationalkirche, Nationalkirchliche Bewegung Deutsche Christen; Thüringer Deutsche Christen Deutsche Christliche Studentenvereinigung 462 Deutsche Evangelische Kirche 9f., 15, 20ff., 24, 29, 31, 34f., 39f., 43f., 46, 49, 57f., 62, 64, 66, 68, 70–74, 76–79, 81ff., 85–92, 94–97, 99, 102, 104, 106–110, 112, 114, 119, 122, 126, 128, 130f., 134, 138, 140–150, 152, 154, 164f., 171ff., 178, 183f., 188, 194f., 201f., 206f., 209–212, 216f., 219f., 222, 227–234, 236–240, 243, 245f., 248–251, 254f., 257–263, 265f., 272–277, 280, 282, 286, 293, 299– 302, 305f., 309, 312, 314ff., 319, 321,
325, 327, 329, 331f., 334f., 340ff., 344, 347, 351, 354, 358, 361f., 371, 374, 376, 382, 385, 388f., 391, 394, 396, 402, 406, 410, 413ff., 421, 428f., 432, 437, 439, 444, 457, 459, 467, 473, 475ff., 479, 481, 484f., 491–494, 498, 500, 502, 507, 509ff., 514–517, 519f., 522, 527, 531, 540, 542, 544, 546, 551f., 556, 564, 573, 595, 602f., 607, 612, 614ff., 620f., 624ff., 629, 635, 642–647, 656f., 662, 671, 673, 679, 689, 693, 696–699, 703, 705f., 721f., 724, 737f., 741, 751f., 756f., 759, 762, 768f., 771, 773, 775, 782, 785, 788–792, 794f., 804f., 807ff., 811ff., 815f., 819–834, 837f., 846, 848, 863, 865f., 872f., 875f. – Finanzabteilung 251, 253, 341, 475, 501f., 551, 607f., 680ff., 788, 846, 848, 865 – Frauenwerk 523, 825 – Geistliches Ministerium 44, 72, 79, 217, 615, 738, 792, 807 – Kirchenkanzlei 15, 20, 24, 40, 44, 59, 68, 71f., 91ff., 169, 171, 183, 188, 209, 216ff., 220, 224, 236, 238, 251ff., 255, 259f., 275, 291f., 312, 333, 340– 343, 467f., 471ff., 475f., 484, 502, 518, 550f., 595, 607, 617, 619, 622, 680, 682, 688, 762, 765, 788, 790– 795, 807, 812, 819, 846, 848, 865, 875 – Kirchliches Außenamt 254, 286, 293, 395, 492f., 568, 622, 646ff., 674, 774ff., 789f., 876 – vgl. auch Nationalsynode; Reichsbischof; Reichskirchenausschuss Deutsche Evangelische Kirche in Böhmen, Mähren und Schlesien 564, 774 Deutsche Glaubensbewegung, Deutschgläubige 76, 84f., 96, 592, 653, 663, 713 Deutsche Pfarrergemeinde 743 – vgl. auch Nationalkirche, Nationalkirchliche Bewegung Deutsche Christen; Thüringer Deutsche Christen
Institutionen-, Orts- und Sachregister Deutscher Evangelischer Kirchenbund 136, 147, 564 – Kirchenbundesrat 136, 147, 201 – Kirchenausschuss 147, 201, 682, 803 Deutscher Nationalpreis 18, 612f. Deutsches Frauenwerk 523 Deutsches Hilfswerk für die evangelische Kirche in Spanien 569 Devisen, -bewirtschaftung 288, 579 Diakonie/diakonische Einrichtungen, Werke und Verbände 60, 494, 166, 190, 458, 494, 803 – Arbeitsgemeinschaft der diakonischen und missionarischen Werke und Verbände (1934) 60 – vgl. auch Innere Mission Dialektische Theologie 283f., 595, 617 Dortmund 347, 350 Drei-Säulen-Theorie 58, 312 Dresden 213, 423, 425, 598, 600f., 622f., 658, 693, 745–748, 752, 791, 810, 870 – Dresden-Tolkewitz 753 Dubuque/Iowa 572 Düsseldorf 162, 228, 383f., 766, 787 Duisburg 228, 230 Edinburgh 570 – Weltkirchenkonferenz für Glauben und Kirchenverfassung (1937) 17, 254, 285f., 288, 395, 492ff., 516, 572ff., 576, 643 Ehescheidungsrecht 682 Eid vgl. Treueid Eisenach 201, 651f. – Lutherische Generalsynode (1948) 34, 312 – Lutherischer Weltkonvent (1923) 288 – Wartburg 115 Elberfeld vgl. Wuppertal-Elberfeld Elbing 868 Eldena 743 Elgersburg 454 England 395, 584, 648, 675 – Kirche von England 111 Entkonfessionalisierung 373, 605, 628 – vgl. auch antichristliche Propaganda
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Enzyklika „Mit brennender Sorge“ vgl. Papst, Enzyklika Erbsünde, Erbsündenlehre 18, 591, 618, 632f., 638, 650, 856f. Erfurt 257, 714 – Regierungsbezirk 424 Erlanger Theologie 410 Ermächtigungsgesetz 65 Essen 383f. Essener Kolloquium 796 Esslingen 384 Europäische Zentralstelle für kirchliche Hilfsaktionen 568, 586 Euthanasie vgl. „Vernichtung unwerten Lebens“ Eutin, Evangelisch-Lutherische Landeskirche 183 Evangelisch-Lutherische Kirche Altpreußens vgl. Altlutheraner Evangelisch-Theologische Fakultäten 214, 404, 419f., 459f., 521, 543, 604f., 634 – Bonn 634 – Breslau 634 – Göttingen 461, 608 – Jena 283ff., 462, 624 – Kiel 634 – Königsberg 634 – Leipzig 623f. – Rostock 503, 558, 741f., 870 – vgl. auch Kirchliche Hochschulen; Theologiestudenten; Universitäten Evangelische Allianz 663, 696 Evangelische Gesellschaft für Liturgieforschung 767 Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) 35 Evangelische Wochen 16, 183, 225, 256ff., 261, 353, 688 – vgl. auch Darmstadt, Evangelische Woche Evangelischer Bund 60, 86, 166, 186, 195, 494, 825 Evangelischer Pressverband für Deutschland 402 – vgl. auch Presse
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Institutionen-, Orts- und Sachregister
Evangelischer Reichsverband weiblicher Jugend 761 – vgl. auch Jugendarbeit Faith and Order vgl. Edinburgh, Weltkirchenkonferenz für Glauben und Kirchenverfassung; Ökumenische Bewegung für Glauben und Kirchenverfassung Finanzabteilungen 15, 25, 90, 132f., 179ff., 188, 210, 215f., 218, 221, 251ff., 255, 348f., 361, 375f., 405f., 420ff., 427, 462, 469, 475f., 487, 500ff., 505f., 508, 524, 526ff., 531, 537f., 543f., 546, 551, 554f., 601f., 607f., 611, 622ff., 630, 635, 680ff., 688, 747, 769f., 778f., 783, 788, 792, 809, 846ff., 865, 876 Finkenwalde, Predigerseminar der BK 350 Finnland 570 Flemhude 383 Formula Concordiae vgl. Konkordienformel Franken 121 Frankfurt/Main 47, 207, 392f., 496, 698, 868 Frankreich 402 Frauenarbeit, kirchliche 458, 523, 658, 825, 872 – Evangelische Frauenhilfe 458, 872 – Frauenwerk der Deutschen Evangelischen Kirche 523, 825 – Gustav Adolf-Frauenverein 658 Freiberg 748 Freikirche, Freikirchentum 105, 111f., 115, 117, 119, 504, 568, 662, 695, 702, 713, 727, 841 Friedrichroda 163 Führerprinzip 64, 325, 349, 416, 426, 602, 604, 633, 779, 791f., 795, 807, 812, 818ff. Fürbitte, Fürbittelisten 25, 447, 494, 498, 515, 533, 542, 547–551, 611, 621, 627, 640f., 740, 748 Fürth 322
Fulda 682, 685, 695, 700, 707, 709–713, 715, 729f., 732, 745, 750, 777, 780, 792, 794, 806, 860f., 871ff. – Katholische Bischofskonferenz 682 Galizien 581 Gauleiter 101, 290, 401, 686 – vgl. auch Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei; Reichsstatthalter Geheime Staatspolizei (Gestapo) 15, 17f., 32, 63ff., 80, 83f., 120, 156, 158, 213f., 217, 225ff., 241f., 257, 286, 349, 368, 375, 383f., 390, 395, 420, 424, 427, 462, 495ff., 503, 517, 523, 529, 555, 558, 568, 589, 599f., 604, 611, 627f., 641, 654, 658, 660, 666f., 670f., 673f., 687f., 692f., 710, 723, 725, 736, 743ff., 749f., 754f., 761, 787, 817, 860f., 868f. Geistliche Leitung 16, 27, 29, 47, 74, 131, 150, 169, 186, 207f., 227, 240, 274, 306f., 310, 327f., 342–346, 355, 361, 363, 371, 404f., 407, 409, 415, 420f., 502, 521f., 528, 598, 606f., 610, 614, 617, 622, 635, 639, 704, 722, 726, 730, 734, 769f., 776f., 780ff., 791, 796, 800f., 807, 812, 819, 837, 862ff. Geistliches Ministerium vgl. Deutsche Evangelische Kirche, Geistliches Ministerium Geithain 598, 657 Gemeinschaftsschule vgl. Schule, Gemeinschaftsschule („Deutsche Schule“) Generalsynode vgl. Kirchenwahlen (1937), Generalsynode, verfassunggebende Genf 564, 579, 628, 645, 651, 676, 772 – Deutsche Lutherische Gemeinde 564 – vgl. auch Völkerbund Genfer Konvention 567 Germanen, germanisch 19, 76, 224, 589, 617, 619, 638, 652, 664, 687, 740, 771, 773, 856
Institutionen-, Orts- und Sachregister Glauben und Kirchenverfassung vgl. Edinburgh, Weltkirchenkonferenz für Glauben und Kirchenverfassung; Ökumenische Bewegung für Glauben und Kirchenverfassung Glauchau 748 Glogau 641 Gloucester, Bischof von (Headlam) 42 Göppingen 405 Göttingen 10, 185, 540, 617 – Theologische Fakultät 461, 608 Goldbach 746 Goslar 133, 139–142, 153, 184, 187, 222, 824 Gossner-Mission 577ff., 586 Grenzmark Posen-Westpreußen, Kirchenprovinz 344 Güstrow 591, 744 Gustav Adolf-Verein, -Stiftung 60, 86, 166, 186, 195, 494, 519, 658, 825 Gut Bloestau, Predigerseminar der BK 350 Hadamar, NS-Tötungsanstalt 779 Hagen 27, 172, 711ff., 715, 729, 732, 750, 777, 792, 794, 806, 871, 873 Hainstein bei Eisenach, Hochschule für Lehrerbildung 292 Halle 637, 669, 689, 691, 856 – 2. Tagung der 4. Bekenntnissynode der altpreußischen Union (1937) 351, 456f., 641 Hamburg 617 – Evangelisch-Lutherische Kirche 183, 209, 224, 293, 385, 516, 536, 593, 628, 692, 864 – Bekennende Kirche 150, 242 Hamm 653 Hampstead, Westfield College 574 Hannover 146, 180, 261, 345f., 432f., 443, 454, 480, 490, 492, 552, 613, 772, 832, 870 Hannover, Evangelisch-Lutherische Kirche 47, 70, 150, 156, 169, 213, 217, 297, 304, 328, 411ff., 432, 435f., 443, 455, 459, 461, 466, 468ff., 482, 512, 516, 538, 558, 593, 608, 660f.,
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677, 689f., 717ff., 761ff., 765f., 770, 789, 837, 864, 869 – Bekennende Kirche, Bekenntnisgemeinschaft 412, 461 – Deutsche Christen 328, 411, 435 – Finanzabteilung 180, 462, 538 – Kirchenregierung 27, 328, 432, 434f., 608, 661, 677, 790, 817 – Landeskirchenamt (Hannover) 31, 180, 432f., 454, 468, 471, 490, 666, 717, 719, 749f., 762, 765f. – Verfassung 432, 471 Hannover, Evangelisch-reformierte Landeskirche der Provinz Hannover 318, 321, 490, 593, 832, 864 – Bekenntnisgemeinschaft 321 – Finanzabteilung 180 – Landeskirchenrat (Aurich) 180, 766, 832 Heidelberger Katechismus 582 Heidenheim 617f. Heilbronn 662 Heinrode 870 Helmstedt 584 Hephata, Anstalten 633 Heppenheim 375 Hermannsburger Mission 869 Herrenberg 152 Hessen, Großherzogtum 636 Hessen, Land 241f., 256, 633, 688, 779 – Reichsstatthalter (Sprenger) 376 – vgl. auch Nassau-Hessen; Kurhessen-Waldeck Hildburghausen 452 Hildesheim 61 Hitler-Jugend (HJ) 18, 123, 188, 373, 667, 712, 764ff., 771 – Bund deutscher Mädel (BDM) 123 Hochschulen vgl. Evangelisch-Theologische Fakultäten; Hochschulen für Lehrerbildung; Kirchliche Hochschulen; Universitäten Hochschulen für Lehrerbildung 289, 292, 450, 771 Hof 701 Holland 563, 581f.
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Institutionen-, Orts- und Sachregister
– Evangelisch-Lutherische Kirche 581f. – Wiederhergestellte Evangelisch-Lutherische Kirche 581f. Indien 578f. Ingermanland 570f. – vgl. auch Russland; Sowjetunion Innere Mission 60, 86, 166, 186, 195, 212, 215, 222f., 243f., 353, 464ff., 490f., 515, 523, 577, 633, 658, 661, 682, 747, 779, 825, 841 – Centralausschuss für die Innere Mission 60, 86, 166, 186, 195, 212, 215, 222f., 244, 464f., 490, 633, 825 – Volkstag der Inneren Mission/Opfer(sonn)tag 183, 243, 464ff., 490f., 515, 523 – vgl. auch Diakonie/diakonische Einrichtungen, Werke und Verbände „Intakte“ Kirchen 21, 25, 30, 43, 50ff., 58, 77, 156, 193, 202, 216f., 220, 272, 282, 285, 304, 330, 390, 405, 410f., 506, 558, 596, 620, 631f., 681, 697, 717, 719, 739, 741, 779, 806, 810, 812, 814, 818f. Internationales Komitee für die Evangelisation Spaniens 568f. Irrlehre, Irrlehrer 45, 68, 99, 181, 198, 271, 347, 398, 417, 456f., 594, 743, 843 Isenhagen – „Isenhagener Kirchenzettel“ 458f. – Liturgisches Seminar 459 Japan, Japanisch-Chinesischer Krieg 580 Jena 523, 598, 624 – Theologische Fakultät 283ff., 462, 624 Johnsbach 555 Jordan in der Neumark 350 Juden, Judenfrage, Judentum 40, 162f., 177, 180, 188f., 211, 369, 401, 427, 452, 592, 736, 860 – vgl. auch Antisemitismus; Arierparagraph; Nürnberger Gesetze; Rassismus, Rassenfrage, -lehre, -politik
Jugendarbeit 31, 118, 458, 501, 583, 588, 688, 693, 747, 752, 761f., 764ff., 872 – Eingliederung der evangelischen Jugend in die Hitler-Jugend (1933) 764 – Jugendkammer (Vorläufige Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche) 458f., 761f. – Jugendkammer, -pfarramt, -referat (Deutsche Evangelische Kirche) 188, 765 – Reichsverband weiblicher Jugend 761 – vgl. auch Burckhardthaus – Verbot konfessioneller Jugendlager 18, 667, 869f. Jugenderziehung 112, 149, 290, 452, 507, 617, 642, 663, 687, 708, 771, 803, 854, 858 – vgl. auch Jugendarbeit; Schule Jugoslawien 563, 585 – „Deutsche evangelisch-christliche Kirche Augsburgischen Bekenntnisses im Königreiche Jugoslawien“ 564, 774 Kalkutta 578 Kaltenwestheim/Rhön 242 Kandidaten (der Theologie) 155, 214, 235, 348ff., 352ff., 363, 366, 370, 372, 463, 557ff., 601, 623, 627, 653, 657, 659f., 705, 717ff., 753, 781, 783 – vgl. auch Predigerseminare; Prüfungen; Theologiestudenten Kanzelmissbrauch, -paragraph 621, 627, 640, 740 Karlsruhe 133, 489, 536, 596, 666, 870 Kassel 180, 244f., 257, 395, 496, 499f., 513, 515, 534, 552f., 559, 592, 596, 610, 624f., 630f., 633f., 637, 642, 655f., 681, 689ff., 693f., 697f., 700f., 720f., 745, 796, 799, 803f. Kasseler Gremium 11f., 25ff., 30ff., 395, 496, 515–533, 542–554, 559, 592ff., 596, 606, 610, 612, 614f., 620f., 624ff., 629–632, 637, 639f., 642f., 647, 655f., 661, 669ff., 673,
Institutionen-, Orts- und Sachregister 677, 679, 681, 689ff., 693f., 696, 698– 701, 705f., 709f., 715ff., 720f., 725ff., 745, 750f., 756, 760f., 766ff., 770, 774f., 777, 784ff., 788, 794–797, 799– 803, 805f., 809, 811, 817–820, 856, 871 – Kanzelabkündigung an die Gemeinden zur Verlesung am 11. Juli 1937 533, 547, 551, 559, 626, 656 – Stellungnahme zur 15. Durchführungsverordnung (nach 6. Juli 1937) 551, 809 – Eingabe an Hitler und die Reichsregierung (7. Juli 1937) 539, 546f., 552f., 593 – Kanzelabkündigung zur Verlesung am 29. August 1937 553f., 593f., 614, 621, 640 – Schreiben an den Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei betr. Verbot der Ausbildungseinrichtungen der Bekennenden Kirche (26. Oktober 1937) 630 – Erklärung gegen Rosenberg (Ende Oktober 1937) 669f., 689, 691f., 715, 750, 798f., 802, 817 – Stellungnahme zur 17. Durchführungsverordnung (23. Dezember 1937 820, 822 – Erklärung zu den Reden Kerrls in Fulda und Hagen (28. Dezember 1937) 786, 806 Katechismus 198, 582 Katholiken, Katholische Kirche Katholizismus 218f., 267, 382, 427, 452, 522, 565, 567f., 581, 613, 628f., 636, 642, 645ff., 676, 682, 710, 712f., 740, 749f., 806, 860 – vgl. auch Papst; Rom, Römisch-katholische Kirche Kattowitz, Unierte Evangelische Kirche in Polnisch-Oberschlesien 566f. – vgl. auch Polen Kiel 180, 381, 607, 718, 779 – Evangelisch-Theologische Fakultät 634 Kindergärten, konfessionelle 579
1109
Kirchen, „intakte“ vgl. „Intakte“ Kirchen Kirchen, „zerstörte“ vgl. „Zerstörte“ Kirchen, Gebiete Kirchenaustritte, Verbot der Bekanntgabe 188, 447, 530, 611, 744, 749f. Kirchenbeamte vgl. Beamte, Beamtenrecht, Deutsches Beamtengesetz (1937) Kirchenbewegung Deutsche Christen vgl. Bund für Deutsches Christentum; Nationalkirche, Nationalkirchliche Bewegung Deutsche Christen; Thüringer Deutsche Christen Kirchenfarbe 703 Kirchenführer 22, 39f., 44, 49ff., 52, 54f., 59, 61ff., 67, 70, 72, 76f., 79, 82, 85–88, 90–95, 97, 100ff., 108, 115, 121, 129, 133, 141f., 147, 157f., 171, 173, 176, 192f., 201, 205, 210, 219– 224, 228f., 236, 243, 255, 258, 261, 275f., 282, 285, 292, 298–301, 304f., 314–318, 321, 325, 327f., 330ff., 335f., 338, 340–343, 347, 372, 394, 422, 440, 472f., 478, 491, 494, 496, 516, 518f., 523, 544, 546, 565, 610, 616, 621, 654, 670, 679, 690f., 697, 706, 770, 796, 798, 817, 825f., 828, 832f., 835, 862 – vgl. auch Kirchenführerkonferenz Kirchenführerkonferenz 11f., 15, 21– 25, 27, 33f., 44, 50, 57, 59, 66, 70–74, 77, 79, 87–90, 92, 97–101, 106, 108f., 114, 120, 129, 133, 137, 140, 157f., 160, 166, 171, 173f., 178f., 181, 183f., 188–192, 197, 199–202, 204ff., 210, 216, 219–222, 224f., 227, 229, 232ff., 238f., 241, 243, 246–251, 254–263, 265, 274ff., 279, 281f., 293, 298–301, 314–323, 325f., 328–333, 335, 341– 344, 373, 377, 387f., 390–395, 405, 408, 413f., 438, 441f., 446, 464, 472f., 476, 478, 481, 483, 492, 494, 496, 498, 513, 515–518, 520, 522f., 525, 534f., 539–542, 550ff., 592, 610, 620, 624, 632, 643, 655f., 665, 676, 679, 689, 697, 699, 705ff., 716, 720, 725f.,
1110
Institutionen-, Orts- und Sachregister
737, 745, 751, 758, 760, 786, 794– 797, 814, 817, 824, 833ff. – Erklärung der Kirchenführer an den Reichskirchenminister zu den Kirchenwahlen (19. Februar 1937) 108, 115, 133, 141f., 158, 210, 222, 229, 438, 519, 523, 824, 826ff. – Schreiben der Beauftragten der Kirchenführerkonferenz an den Reichskirchenminister betr. Kirchenwahlen (26. Februar 1937) 141f., 153, 185, 222, 229, 438, 519 – Schreiben Liljes an den Reichskirchenminister betr. Kirchenwahlen (3. März 1937) 142, 222, 229, 438, 519 – Stellungnahme der Kirchenführerkonferenz zur 13. Durchführungsverordnung (8. April 1937) 255f., 271, 299, 405, 472, 478, 794, 814, 817 – Provisorisches Leitungsgremium für die Deutsche Evangelische Kirche (Februar/März 1937; Lilje, Gramlow, Henke, Langenohl) 15, 22, 24, 40, 44, 66, 71f., 74, 87–92, 98, 158, 160, 173, 187, 191, 198f., 205f., 210, 238, 258, 261, 274, 292, 481, 518, 522, 540, 833 – Vertretungsgremium für die Deutsche Evangelische Kirche (ab April 1937; Marahrens, Hollweg, Wurm, Zimmermann) 15, 22–25, 34, 44, 238, 244, 247ff., 253f., 256–263, 274ff., 282, 293, 299, 305, 317ff., 330f., 333, 335, 341ff., 388, 391ff., 395, 413, 464, 481, 492, 494, 496, 498, 515f., 518, 520, 522f., 832ff. – vgl. auch Kirchenführer Kirchenkanzlei vgl. Deutsche Evangelische Kirche, Kirchenkanzlei Kirchensteuern, Kirchensteuereinzug 19, 32, 42, 56, 75, 162, 350, 367, 426, 485, 487, 489, 501, 504, 506, 509, 551, 590, 708, 710f., 729, 731, 737, 748ff., 846ff., 861, 873f. – vgl. auch Staatsleistungen Kirchentag
– Deutscher Evangelischer Kirchentag 353 – Plan für einen gemeinsamen Kirchentag der Bekennenden Kirche (1937) 413f., 439–443, 445, 447, 620, 626, 631, 639 Kirchenverträge 216, 432, 509, 512, 592, 629, 637, 793, 803 Kirchenwahlen (1933) 21, 46, 51, 54, 75, 79, 113f., 126, 212, 268, 358, 506, 664, 724, 830 Kirchenwahlen (1937) 14f., 19–22, 28, 34, 39–42, 44, 47, 49–58, 60f., 64–77, 79–86, 90f., 93–97, 99–116, 118–142, 144, 148f., 151f., 155, 158–168, 170f., 177, 180, 184–190, 192–195, 201ff., 205, 210ff., 218f., 221–227, 229–232, 234f., 240f., 245, 251ff., 255, 269, 274f., 280, 283f., 296, 298ff., 304, 309, 311, 313, 315, 318f., 323f., 341f., 357, 373f., 382, 384–387, 397, 406, 412f., 419, 421, 427, 429, 436–447, 457, 473–477, 481, 483, 485ff., 490, 494ff., 503, 512, 519f., 522ff., 528f., 533, 538, 540, 544, 546, 611, 627f., 635, 665, 667, 687f., 700, 707ff., 713ff., 724, 730, 745, 783, 790, 811, 824–831, 834, 861f. – Generalsynode, verfassunggebende 14f., 21, 39, 44, 52, 55, 65, 68, 71, 73, 75, 78–82, 86, 94–97, 101, 103–107, 109f., 117–120, 122, 131, 133ff., 137ff., 141f., 152, 162f., 184f., 210, 212, 216f., 219f., 223, 226, 228f., 231f., 234, 255, 262, 299, 304, 342f., 374, 386, 406, 413, 421, 444, 474, 477, 487, 495, 520, 524, 540, 825– 828, 830 – Wahlerlass Hitlers (15. Februar 1937) 39, 41f., 47, 49f., 52, 55, 61, 64, 70f., 77, 82, 94ff., 101, 109, 112, 116, 121, 125, 130, 141, 156, 161, 184ff., 202, 210f., 212, 219, 225, 232, 252, 274, 283, 304, 323, 341, 373, 382, 384, 406, 413, 442, 444, 473f., 477, 490, 495, 519, 522, 635, 667,
Institutionen-, Orts- und Sachregister 687f., 700, 724, 745, 790, 811, 824– 827, 830 – Wahlordnung 14, 21, 39, 41, 44, 52ff., 60, 66, 74, 83, 94f., 102f., 105f., 111, 114f., 118–127, 131, 133, 141f., 164, 184, 186, 205, 210ff., 222, 227, 229, 274, 280, 298, 311, 374, 382, 437, 442, 447, 474, 503, 519, 524, 544, 826 Kirchlich-Theologische Sozietät 404f., 416, 620, 721 – vgl. auch Württemberg, Bekennende Kirche Kirchliche Hochschulen 214, 350, 420, 605, 630, 636 Kirchliches Außenamt vgl. Deutsche Evangelische Kirche, Kirchliches Außenamt Köln 230, 663 Köln-Aachen, Bistum 116 Königsberg 56, 759 – Evangelisch-Theologische Fakultät 634 Kollekten, „Kollektenerlass“ 16, 266, 296, 447, 498, 525, 537f., 543, 546, 550, 611f., 641, 658, 663, 665, 679– 682, 714, 722, 733ff., 740f., 743f., 752, 780, 785ff., 806, 869, 872 – vgl. auch Sammlungen, Sammlungsgesetz Kommunisten 658 – vgl. auch Bolschewismus; Marxismus, Marxisten Konfessionalismus 9, 172, 416, 572, 628f. Konkordat (Bayern 1924) 591f. Konkordat (Reich 1933) 226 Konkordienformel 55f., 843 Konzentrationslager 369, 497, 589, 613, 641, 734, 743, 861 Kopenhagen, Lutherischer Weltkonvent (1929) 288, 562, 584 Kraft durch Freude (KdF) 102 Krummesse 242 Küstrin 621 Kuggen 350 Kulturkampf 61, 627, 636
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Kurhessen-Waldeck – Evangelische Landeskirche 244f., 328f., 361, 472, 490, 515f., 593, 632, 790, 864 – Bekennende Kirche, Bruderrat 328f., 361, 593, 632 – Landeskirchenausschuss 328f., 361, 472, 515f., 593, 632, 790 Laien 18, 26, 44, 54, 68, 118, 181, 212, 225, 353f., 380, 398, 403, 407, 425, 437, 520, 523, 528, 531, 542, 550, 570, 595, 611, 619ff., 631, 639, 642, 671, 696, 721, 725, 743, 750, 760, 770, 781, 783, 787, 801, 844, 870 – Arbeitsausschuss der Laien/(Gesamt-)Volksrat der Laien (von Ledebur) 26, 171, 195, 222f., 274, 374, 594f., 608ff., 616, 619, 630f., 653ff., 661 Landeskirchenführer vgl. Kirchenführer; Kirchenführerkonferenz Landeskirchliche Konferenz vgl. Preußen, Landeskirchliche Konferenz Landesverrat 290, 589 Landshut 672 Landvolkbewegung 755 Lehrzuchtverfahren 278 Leipzig 86, 425, 431, 452, 519, 537, 622, 660, 753 – Evangelisch-Theologische Fakultät 623f. – vgl. auch Reichsgericht Leningrad vgl. St. Petersburg Liberalismus 211, 269, 283, 711, 850ff. Lichtenburg, Konzentrationslager 641 Life and Work vgl. Ökumenischer Rat für Praktisches Christentum; Oxford, Weltkirchenkonferenz für Praktisches Christentum Limburg 728 Lippe, Landeskirche 516, 593, 864 – Landessynode 56, 81 – Landeskirchenamt (Detmold) 490 – lutherische Klasse 209, 297, 837, 839 Lippstadt, 5. Bekenntnissynode der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union (August 1937) 611
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Institutionen-, Orts- und Sachregister
Loccum, Kloster 146, 613, 700 Löhne 383 London 42, 417f., 575, 582, 643, 646ff., 662, 775f. Ludwigsburg 453 Ludwigslust 743 Lübeck 55, 63, 77, 80, 141, 155f., 185f., 225, 227, 241f., 517 – Evangelische Kirche 47, 56, 63, 77, 80, 98, 141, 155f., 185f., 225ff., 297, 516f., 593, 660, 688, 837, 863 – Bekennende Kirche, Bruderrat 47, 54, 63, 80, 150, 155f., 185f., 209, 225f., 242f., 516, 717, 837 – Kirchenrat 63, 80, 156, 186, 225ff. Lüneburg 435, 767, 869 Lüneburger Pakt 150, 328 Lützen 675, 773 Lutherakademie – Dubuque 572 – Sondershausen 254, 523, 572, 584 Lutherische Kameradschaft vgl. Schleswig-Holstein, Lutherische Kameradschaft Lutherischer Hilfsverein 29, 155f., 294ff., 434, 462ff., 560f., 596f., 635, 668, 699, 752, 766, 787 – vgl. auch Rat der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands; Pfarrernotbund Lutherischer Pakt 459, 761 Lutherischer Rat 214 Lutherischer Weltbund 288, 572, 580, 584f. Lutherischer Weltkonvent 11, 246, 288f., 293, 562ff., 571f., 576–585, 673f., 839 – Internationale Lutherische Fakultät 584 Lutherrat vgl. Rat der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands Madrid 569 Mähren 564, 774 Männerarbeit, kirchliche 458, 723, 825, 827 – Evangelisches Jungmännerwerk 458 – Evangelisches Männerwerk 825, 827
– Männersonntag 723 – Reichsverband evangelischer Jungmännerbünde 458 Märtyrer 640 Magdeburg 257, 423, 740f. Mainz 636 Malmö 562 Mannheim 257 Marburg 396, 493, 583 Marienberg 422, 526 Mark Brandenburg – Kirchenprovinz 164, 166f., 174f., 187, 191, 199–202, 247, 344, 348f., 593, 606, 620ff., 802 – Bekennende Kirche, Bruderrat 39, 48, 349, 621 – Bruderbund junger Theologen der Bekennenden Kirche Berlin-Brandenburg 39 – Konsistorium 802 – Provinzialausschuss für die Innere Mission 491 – Provinzialkirchenausschuss 275, 344, 518, 606 Marxismus, Marxisten 177, 185, 269, 849f. – vgl. auch Bolschewismus; Kommunisten Mecklenburg 744 – Evangelisch-Lutherische Landeskirche 27, 31, 41, 47, 84, 88, 98, 117, 150, 155, 219, 242, 252f., 283, 292, 297, 333, 342, 412, 427f., 433, 451, 464, 468, 516, 538, 557ff., 593, 658ff., 688f., 702, 705, 738, 741–745, 754, 757, 761, 808, 863 – Arbeitsring nationalsozialistischer Pastoren 175f., 659f., 743 – Bekennende Kirche, Bekenntnisgemeinschaft, Bruderrat 27, 47, 84, 150, 155, 219, 242, 283, 315, 412, 427f., 433, 437, 451, 516f., 557f., 635, 658ff., 689, 692, 717, 719, 743ff., 760f., 808, 837 – Bund nationalsozialistischer Pastoren 175, 743
Institutionen-, Orts- und Sachregister – Deutsche Christen 41, 84, 88, 176, 252f., 283, 427, 468, 516, 538, 651, 688, 705, 742f. – Oberkirchenrat (Schwerin) 84, 304, 427f., 451, 557ff., 659f., 742–745 Mecklenburg-Schwerin, EvangelischLutherische Landeskirche 553 Mengersgereuth 242 Merxhausen, Landesheilanstalt 633 Methodisten 572, 642, 663, 696 – vgl. auch Freikirche, Freikirchentum Metzels/Kreis Meiningen 242, 555 Michaelsbruderschaft 458, 583 – vgl. auch Berneuchener Bewegung Militärseelsorge 373, 515f., 762ff. Missouri-Synode (USA) 572 Mitte, kirchliche/Neutrale 21, 46, 176, 178, 204, 296, 301, 328, 334, 357f., 362, 370, 376, 379, 463, 519, 537, 555, 559f., 594f., 606, 612, 622, 639, 653, 655, 657, 659, 720, 723f., 743, 750, 753, 758, 767, 770, 780, 799ff. – vgl. auch Preußen, Landeskirchliche Konferenz; Volkskirchliche Arbeitsgemeinschaft; Wittenberger Bund Moderamen des Reformierten Bundes vgl. Reformierte, Reformierter Bund Möckern 740 Moralische Aufrüstung 583 Moskau 570 Mühldorf 278 Mülheim 714 München 12, 109, 112, 116, 121, 222, 226, 290, 319f., 383, 399, 440, 452, 467, 482, 497, 510, 590, 650, 666, 672, 717, 719, 742, 753, 767, 783f., 870, 875 Myllyoja 571 „Mythus des 20. Jahrhunderts“ (Rosenberg) 18, 96, 224, 267, 589, 604, 652, 736, 858 – vgl. auch „Protestantische Rompilger“ Nansenkomitee 579 Nassau-Hessen – Evangelische Landeskirche 12, 20, 158, 204, 375, 388, 390, 392–395,
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405, 516f., 606f., 610, 655, 680, 699, 704, 768, 790, 795, 798–801, 810, 812, 820, 863 – Bekennende Kirche, Bekenntnissynode, Bruderrat 375, 377, 388ff., 392ff., 517, 607, 655, 699, 704, 801 – Finanzabteilung 180, 375f., 405 – Landeskirchenausschuss 79, 158, 375, 388, 390–393, 516f., 606f., 768, 790 – Landeskirchenkanzlei 376, 607, 768 – Vertrauensrat 655, 704, 799ff. Nationalkirche, Nationalkirchliche Bewegung Deutsche Christen 46, 68, 94, 110, 115–118, 134, 151, 154f., 165, 269, 273, 419, 425, 521, 528, 601, 628, 647, 651f., 714, 743, 768, 801, 820 – 4. Reichstagung der Nationalkirchlichen Bewegung Deutsche Christen (Eisenach Oktober 1937) 651f. – vgl. auch Bund für Deutsches Christentum; Thüringer Deutsche Christen Nationalpolitische Erziehungsanstalten 289, 450 – vgl. auch Schule Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) 10, 14, 17ff., 26, 32, 40, 42, 61, 76, 79, 101f., 106ff., 112, 114f., 117f., 120, 124f., 131f., 137, 153ff., 162, 177, 201, 209, 218, 228, 267, 383, 400f., 460, 469, 480, 495, 527, 547, 579, 590f., 599, 606, 612, 633f., 637f., 659, 678, 684, 686ff., 700, 708, 710f., 713, 722, 728f., 731, 742, 778, 783, 815, 820, 856, 860 – Goldenes Parteiabzeichen 116, 755 – Parteiprogramm (1920) 155, 638, 684, 712, 729, 820 – Reichsparteileitung 126, 184, 233, 710 – vgl. auch Reichsparteitage Nationalsozialistische Frauenschaft 523
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Institutionen-, Orts- und Sachregister
Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) 374, 464ff., 490f., 579 Nationalsozialistischer Deutscher Studentenbund 462 Nationalsozialistischer Lehrerbund 663 Nationalsynode, Deutsche Evangelische 104, 109f., 118, 306, 421, 510, 807, 809 – vgl. auch Deutsche Evangelische Kirche Naumburg/Saale, Oberlandesgericht 680, 734 Naumburg am Queis – Naumburger Synode vgl. Schlesien, Naumburger Synode – Predigerseminar der BK 349 Neubukow 870 Neuendettelsau, Missionsanstalt 154 Neuhaus/Rennweg 242 Neuluthertum 199, 410, 583 Neustrelitz 427 Neutrale vgl. Mitte, kirchliche New York 576, 582 Nicäa, Konzil von (325) 78 Nichtarische Christen 586 – vgl. auch Antisemitismus; Arierparagraph; Juden, Judenfrage, Judentum; Nürnberger Gesetze; Rassismus, Rassenfrage, -lehre, -politik Niederdeutsche Kirchen 150, 291 – vgl. auch Lüneburger Pakt Niedersächsische Liturgische Konferenz 458f. Nobelpreis 613 Nordhausen 420, 423 Northfield 562 Norwegen 562 Notkirchenregiment, -leitung 245, 263, 398, 457, 615, 833, 843f. – vgl. auch Notrecht, kirchliches Notrecht, kirchliches 80, 150, 216, 236, 375, 440, 446, 634, 800, 804 – vgl. auch Notkirchenregiment, -leitung
Notstand, kirchlicher 71f., 90, 103, 156, 181, 295, 315f., 397f., 414, 463, 560, 663, 844 Nürnberg 112, 257, 290, 590f., 660, 665, 692, 736, 763 – Nürnberg-Eibach 116 Nürnberger Gesetze 135, 736 – vgl. auch Antisemitismus; Arierparagraph; Juden, Judenfrage, Judentum; Rassismus, Rassenfrage, -lehre, -politik Obersalzberg vgl. Berchtesgaden Obrigkeit, Obrigkeitskirche 398, 448, 611, 613, 732f., 761, 791, 858 Ökumene 185, 246, 253f., 285–288, 293, 395f., 492ff., 515f., 572–576, 612, 637, 642–648, 671–679, 695, 735f., 770–775 – vgl. auch Edinburgh, Weltkirchenkonferenz für Glauben und Kirchenverfassung; Ökumenischer Rat der Kirchen; Ökumenischer Rat für Glauben und Kirchenverfassung; Ökumenischer Rat für Praktisches Christentum; Oxford, Weltkirchenkonferenz für Praktisches Christentum Ökumenischer Rat der Kirchen 288, 572–576, 643, 695 – vgl. auch Edinburgh, Weltkirchenkonferenz für Glauben und Kirchenverfassung; Ökumene; Oxford, Weltkirchenkonferenz für Praktisches Christentum Ökumenischer Rat für Glauben und Kirchenverfassung 254, 285, 492, 572–576, 643, 645 – vgl. auch Edinburgh, Weltkirchenkonferenz für Glauben und Kirchenverfassung; Ökumene; Ökumenischer Rat der Kirchen Ökumenischer Rat für Praktisches Christentum 254, 285–288, 417, 492, 568, 572–576, 642, 644, 646, 662, 671f., 674, 689, 694, 756, 771, 774f.
Institutionen-, Orts- und Sachregister – vgl. auch Chamby sur Montreux, Vollversammlung des Ökumenischen Rates für Praktisches Christentum; Ökumene; Ökumenischer Rat der Kirchen; Oxford, Weltkirchenkonferenz für Praktisches Christentum Österreich 682, 741 – Evangelische Kirche 564, 774 Offenbarung 40, 94, 166, 270f., 604, 684, 711, 730, 820 Oldenburg – Evangelisch-Lutherische Kirche 43, 96, 98, 150, 265, 391, 516, 621, 688, 864 – Bekennende Kirche, Bekenntnissynode, Bruderrat 43, 150, 265, 553, 680, 699 – Oberkirchenrat 621, 640 Oldenburger Kommission 211 Olympische Spiele 579 Onstmettingen 618 Opfertag der Inneren Mission vgl. Innere Mission, Volkstag der Inneren Mission/Opfer(sonn)tag Ordensburgen vgl. Sonthofen; Vogelsang Ordinationen, Ordinationsgelübde, -verpflichtung 131, 198, 227, 266, 349, 351, 354, 363, 380, 438, 449, 456, 507, 557f., 623, 632, 635, 657, 659, 718, 738, 744, 753, 761, 785, 844, 863, 872 Osnabrück 609 Ostpreußen 350 – Kirchenprovinz 33, 247, 326, 344, 349, 363, 366, 593, 710, 758f., 781, 786f. – Bekennende Kirche, Bekenntnissynode, Bruderrat 326, 349f., 363, 759 – Predigerseminar 350 – Provinzialkirchenausschuss 326, 344, 363, 409, 421 Oxford 254, 583, 651, 676, 854 – Weltkirchenkonferenz für Praktisches Christentum (1937) 17, 285– 288, 293, 395f., 417, 492ff., 516, 568,
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572–576, 642ff., 646ff., 651, 662, 671–675, 689, 694f., 756, 771f., 774f., 854 – Stellungnahme der Weltkirchenkonferenz für Praktisches Christentum zur Abwesenheit der Deutschen Delegation 573, 642, 644, 646, 662, 671ff., 675, 689, 695, 756, 771f., 774 – Delegation zur Überbringung der Stellungnahme der Weltkirchenkonferenz für Praktisches Christentum zur Abwesenheit der Deutschen Delegation 644–648, 671–679, 695, 771–775 Oxford-Gruppenbewegung 583, 586 Papst 218, 226, 853 – Enzyklika „Mit brennender Sorge“ (März 1937) 218, 225f., 851 Paris 562, 565 – Lutherischer Weltkonvent (1935) 288, 562, 585 „Pfaffenspiegel“ 452 Pfalz, Vereinigte protestantisch-evangelisch-christliche Kirche 516 Pfarrbesoldungsrecht 788 Pfarrbruderschaften 116, 156, 295, 561 Pfarrernotbund 29, 48, 155f., 294ff., 379, 462ff., 560f., 597, 622, 635f., 657, 664, 753, 757, 766, 787 – vgl. auch Lutherischer Hilfsverein Pfarrervereine 239 – Reichsbundestagung der Deutschen Evangelischen Pfarrervereine 781 – Reichsführerrat der Deutschen Evangelischen Pfarrervereine 60 – Reichsbund der Deutschen Evangelischen Pfarrervereine 60, 166, 186f., 195, 239, 781, 788, 825 – Sächsischer Pfarrerverein 748 – Württembergischer Pfarrerverein 788 Philadelphia 585 Pietismus 283f., 850–853, 855 Pirna 422, 526 Plauen 425, 748 Polen 563–567
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Institutionen-, Orts- und Sachregister
– Evangelisch-Augsburgische Kirche in der Republik Polen 565ff. – Evangelisch-Lutherische Kirche in Westpolen 565 – Evangelische Kirche Augsburgischen und Helvetischen Bekenntnisses 565, 581 – Unierte Evangelische Kirche in Polnisch-Oberschlesien 565ff. – Unierte Evangelische Kirche in Polen 565ff. – Warschauer Reformierte Kirche 565 – Wilnaer Reformierte Kirche 565 Politisierung 170, 195, 360, 380, 604, 628, 686, 730, 780, 831, 836 Pommern – Kirchenprovinz 247, 344, 349 – Bekennende Kirche, Bekenntnissynode 349 – Provinzialkirchenausschuss 344 Posen, Unierte Evangelische Kirche in Polen 566f. – vgl. auch Polen Positives Christentum 115, 628, 684, 729, 870 Potsdam, Tag von 65, 73 Praktisches Christentum vgl. Ökumenischer Rat für Praktisches Christentum; Oxford, Weltkirchenkonferenz für Praktisches Christentum Predigerseminare 348 – Bekennende Kirche 349f., 366, 380, 611, 630 – Lutherisches Predigerseminar 213 Predigtverbote 258, 658, 688, 787 – vgl. auch Aufenthaltsverbote; Ausweisungen; Redeverbote Presbyterianer 582 Presse 61, 73, 113, 120f., 125, 160, 163, 220, 237, 243, 402, 483, 488, 490, 497, 500, 589, 673, 687, 694f., 771f., 859 – außerdeutsche 43, 86, 118f., 152, 285, 497, 589, 679 – kirchliche 73, 83, 94, 106, 125, 131f., 160, 163f., 212, 225, 402, 409, 517, 555f., 579, 623, 665, 714, 870
– vgl. auch Reichsverband der evangelischen Presse; Reichspressekammer Preußen – Evangelische Kirche der altpreußischen Union 17, 20, 23f., 30, 48ff., 76f., 90, 94, 102f., 130, 145ff., 157, 165ff., 170, 179, 193, 197–203, 205, 214f., 217, 229, 233f., 237, 240f., 247f., 252, 263–266, 275ff., 281, 285, 291, 306ff., 312, 316, 318, 328–333, 335–339, 344–380, 388ff., 394f., 405– 410, 414f., 421f., 446f., 456, 468, 472, 484, 490f., 499, 506, 519, 549, 565f., 582, 588f., 593, 607f., 610, 612, 627f., 634f., 639, 664, 680f., 698–705, 723ff., 751f., 757ff., 778, 790–793, 795–800, 802f., 807, 810, 812, 814, 820, 832, 864, 875f. – Bekennende Kirche, Bruderrat 23f., 30, 43, 50ff., 85, 90, 97, 130, 143, 157, 165, 179, 196ff., 203, 205, 214, 240, 247, 261, 263–266, 275ff., 283, 285, 302, 316, 324, 329, 331ff., 335–338, 340, 344–353, 356f., 367, 369ff., 377, 380, 383, 388, 390, 392–395, 409, 414f., 418f., 446, 456f., 495f., 500, 517, 529f., 549, 588f., 611, 620, 627, 636, 639, 641, 680f., 697, 702, 704f., 724, 737, 758f., 796f., 810 – Bekennntnissynode 77, 198, 348, 351, 356, 456f., 517, 611, 641 – Finanzabteilung 90, 180, 251f., 348f., 422, 500, 607, 624, 635, 747, 769 – Generalsynode (September 1933, „Braune Synode“) 627f., 664, 812 – Kirchenausschüsse, Landeskirchenausschuss 22ff., 30, 45, 48ff., 52, 59, 67, 79, 89, 95, 139f., 157, 165, 179, 190, 195, 197, 203, 205, 229, 236f., 240, 247, 263–266, 274f., 285, 301f., 314, 316, 318ff., 322, 324, 328f., 331ff., 335–338, 340f., 344–348, 351ff., 355–360, 362, 364–371, 373ff., 377f., 380, 388ff., 392–395, 408f., 414f., 420, 422f., 446, 472, 491, 516f.,
Institutionen-, Orts- und Sachregister 519, 521, 549, 607, 724, 757, 790, 797, 802, 832 – Landeskirchliche Konferenz 681, 723f., 758, 796 – Oberkirchenrat (Berlin) 90, 164, 174f., 180, 217, 307, 348, 350, 409, 415, 422, 484, 500, 564, 568, 607, 622, 624f., 627ff., 681, 688, 700, 724, 757, 759, 770, 791ff., 796, 803, 807, 876 – Vereinbarung zwischen Landesbruderrat und Landeskirchenausschuss (4. Mai 1937) 380, 388, 392ff., 409, 549 – Verfassung 135f., 240, 542, 628, 635, 759, 793 – vgl. auch Altlutheraner; Bielefelder Besprechungen; Grenzmark PosenWestpreußen, Kirchenprovinz; Mark-Brandenburg, Kirchenprovinz; Pommern, Kirchenprovinz; Ostpreußen, Kirchenprovinz; Rheinland, Kirchenprovinz; Sachsen, Kirchenprovinz; Schlesien, Kirchenprovinz; Westfalen, Kirchenprovinz Primat des Staates 40, 203, 830 „Protestantische Rompilger“ (Rosenberg) 18, 604, 611, 632, 637f., 645ff., 660, 669, 688, 736, 752, 817, 856, 859 – vgl. auch „Mythus des 20. Jahrhunderts“ Prozesse 16, 220, 428, 474, 497, 521, 525, 530, 588f., 647, 734, 740, 746, 861 – vgl. auch Reichsgericht Prüfungen (Theologische) 266, 349, 354f., 363, 365f., 377, 380, 404, 503, 507, 557ff., 598, 601, 605, 623, 630, 632, 657, 659, 667, 688, 700, 705, 717ff., 738, 744, 753, 863f., 869, 872 – vgl. auch Evangelisch-Theologische Fakultäten; Kandidaten; Kirchliche Hochschulen; Theologiestudenten; Verbot der Lehr-, Studenten- und Prüfungsämter der Bekennenden Kirche Pullach (bei München) 213
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Quatitz 235 Ranchi/Indien 578 Rassismus, Rassenfrage, -lehre, -politik 40, 76, 96, 162, 226, 237, 286, 383, 592, 617, 619, 638, 652, 664, 739f., 771, 850, 852, 860 – vgl. auch Antisemitismus; Arierparagraph; Juden, Judenfrage, Judentum; Nürnberger Gesetze Rat der Deutschen Evangelischen Kirche 44, 62, 160, 257, 275f., 280, 282, 297, 302, 305, 313, 316, 318f., 347, 388ff., 392f., 405, 412f., 693, 830, 836 – vgl. auch Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche; Vorläufige Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche II Rat der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (Lutherrat) 11, 15, 20f., 23, 25, 27–35, 43f., 47, 50, 57, 59–64, 67, 70, 81f., 90, 113, 125f., 128–133, 139–146, 148ff., 152, 154– 161, 163, 166–177, 181f., 185ff., 190– 203, 205, 207–215, 220, 227, 232, 234, 238ff., 242, 248, 254f., 257, 261f., 264ff., 274–283, 285, 287, 290– 299, 302–306, 308, 310–321, 323, 327, 330, 332–335, 340, 343f., 373f., 379ff., 385, 387–392, 394f., 398f., 401, 404, 408–416, 419, 422, 424, 427, 429–436, 438–444, 446–464, 466–469, 471f., 476, 481, 489–492, 496–499, 501, 513, 515, 526, 528, 534–542, 550–555, 557–561, 588, 592–598, 600, 602ff., 609f., 612f., 616, 620f., 635f., 640f., 643, 646, 649, 653–657, 660f., 664–670, 674, 676f., 680, 682f., 687–694, 696–699, 701– 707, 710, 716–721, 723, 725f., 728, 737, 739ff., 745, 750–753, 759–762, 765–768, 776, 783, 786f., 789, 795ff., 799, 805, 808, 817, 822, 831, 833– 838, 840, 842, 864, 867, 870 – Grundbestimmungen 27f., 280, 297, 304, 309, 311, 313, 429–436, 660f., 704, 837–841
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Institutionen-, Orts- und Sachregister
– Plan für eine Lutherische Synode 28, 31, 281, 312, 395, 413, 603, 664f., 689, 693f., 717, 721f., 767 – Plan für eine Verfassung der Lutherischen Kirche Deutschlands 28, 309, 311f., 603 – Plan für ein lutherisches Predigerseminar 213 – Erklärung des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands über seine „Gründung, Aufgabe und Zusammensetzung“ (März 1936) 169, 207, 431 – Erklärung über eine Arbeitsgemeinschaft mit dem Arbeitsausschuss der Reformierten Kirchen Deutschlands (16. Januar 1937) 172, 381, 399, 536 – Stellungnahme zur Barmer Theologischen Erklärung (17. Februar 1937) 321 – Kundgebung an die Gemeinden (23. Februar 1937) 149, 385, 438 – Vereinbarung mit der Vereinigten evangelisch-protestantischen Landeskirche Badens (März/April 1937) 399, 536 – Kundgebung „Von der Synode“ (15. Juni 1937) 398, 436, 438, 443, 447, 457f., 842–845 – Erklärung zu den Hallenser Beschlüssen der altpreußischen Bekenntnissynode (15. Juni 1937) 456f. – Kundgebung an die Gemeinden (25. Juni 1937) 447f., 559 – Memorandum „Zur Frage der theologischen Ausbildung des geistlichen Nachwuchses der deutschen evangelischen Landeskirchen in der Gegenwart“ (September 1937) 419, 604f. – vgl. auch Arbeitsgemeinschaft Rat der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands/Vorläufige Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche II; Lutherischer Hilfsverein; Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands
Rechtshilfe 169, 181, 203, 218, 255, 266, 285, 329, 371, 375, 398, 502, 602, 622, 809, 844 – vgl. auch Treuhänder, treuhänderische Rechtshilfe Redeverbote 32, 54, 65, 77, 80, 84, 225, 241, 447, 518, 523, 568, 658, 736, 781f., 787, 868 – vgl. auch Aufenthaltsverbote; Ausweisungen; Predigtverbote Reformation 54, 68, 99, 147, 177f., 223, 232, 237, 267, 270, 284, 405, 418, 456, 509, 543f., 585, 604f., 609, 653f., 659, 664, 670f., 791, 849, 851ff., 855, 857, 859 Reformationsfest, -gottesdienst 630f., 660, 670f., 693, 745 Reformierte (Kirchen, Gemeinden, Bekenntnis) 44, 56ff., 81f., 104f., 111, 142f., 152, 172–175, 192, 195, 198f., 202, 206, 214, 230, 238, 248, 270f., 277, 284, 309, 312f., 318, 321, 349, 381, 391, 416, 456f., 490, 502, 504, 516, 540, 564f., 581f., 628, 689f., 692, 702, 724, 766, 814, 832, 864 – Kirchenkonvent 172 – Predigerseminar Elberfeld 349 – Reformierter Bund, Moderamen 30, 172, 690, 720, 751 – Reformierter Konvent der Reichsbekenntnissynode 30, 457, 689f., 720, 751 – Theologische Schule Elberfeld 214 – vgl. auch Arbeitsausschuss der Reformierten Kirchen Deutschlands; Reformierter Weltbund; Hannover, Evangelisch-reformierte Landeskirche der Provinz Hannover; Lippe, Landeskirche; Barmen, 1. Freie reformierte Synode; Siegen, 2. Freie reformierte Synode Reformierter Weltbund 582 Reichsbekenntnissynode vgl. Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche
Institutionen-, Orts- und Sachregister Reichsbewegung Deutsche Christen vgl. Deutsche Christen, Reichsbewegung Reichsbischof (Ludwig Müller) 45, 49f., 56, 64, 68, 116, 145f., 185f., 201, 225, 245, 325, 341, 349, 384, 421, 439, 510, 523, 558, 625, 645, 648, 688, 697, 741, 764, 804, 809, 812, 820f., 830 – vgl. auch Deutsche Evangelische Kirche, Geistliches Ministerium; Reichskirchenregierung Reichsbruderrat 25, 28, 33, 85, 128ff., 158ff., 163, 168ff., 176, 182, 189, 193, 245, 254, 410, 412f., 418, 439f., 442– 447, 456, 495f., 499, 542, 796, 804, 831 Reichsbund der Deutschen Evangelischen Pfarrervereine vgl. Pfarrervereine, Reichsbund Reichsgericht 16, 349, 532, 680, 741, 868 – vgl. auch Prozesse Reichsjugendführer, -führung 119, 764f. Reichskanzlei 79, 396, 484, 557, 609, 654, 672, 849 Reichskirchenausschuss 13, 15, 21ff., 39ff., 44–47, 49f., 54ff., 60–64, 66ff., 70ff., 74, 77, 82, 87–90, 92, 95, 98ff., 103, 106, 122, 130, 155, 157, 165, 188f., 198, 207f., 210, 218, 221, 227f., 232, 237, 251f., 254, 258ff., 261, 274f., 279f., 287, 291, 299, 310f., 314f., 341, 346ff., 357, 363, 371, 406, 449, 451, 481, 499, 516ff., 558, 595, 612, 697, 728, 789, 810, 830, 833f. – Theologische Kammer 99 – Verfassungskammer 52, 54f., 70, 80, 94, 100, 103, 138, 274f., 279, 282, 298, 309, 314, 317, 320, 516, 520, 612, 820, 826, 833f. – vgl. auch Deutsche Evangelische Kirche Reichskirchenregierung 45, 80, 245, 368, 440, 510, 558, 624, 645
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– vgl. auch Deutsche Evangelische Kirche, Geistliches Ministerium; Reichsbischof Reichskulturkammer 132 Reichsminister/-ministerium für die kirchlichen Angelegenheiten 12, 14– 17, 19–26, 30, 32, 39ff. 44f., 48f., 51– 54, 56, 59–67, 69, 71–74, 77, 80, 82– 93, 96–100, 103–109, 115, 120, 126, 131ff., 140ff., 144, 146, 153, 158, 165, 179, 181, 184f., 188, 205, 207f., 210, 216–222, 227ff., 231ff., 235ff., 240, 250–253, 256, 258ff., 262, 271f., 279, 292, 298ff., 308, 310f., 315, 317–320, 329, 333, 340f., 343, 346, 351, 354, 360ff., 366, 368, 380, 382, 387, 396, 405, 407ff., 420–425, 428, 441f., 445, 462, 468, 472–490, 494, 498, 500f., 506, 509, 512, 517–521, 523–526, 528f., 531, 533, 535f., 540, 543–546, 550–557, 559, 589f., 595, 600–603, 606ff., 610, 612, 616f., 623, 627, 629, 639, 641, 650ff., 657, 659, 660, 665ff., 679–682, 687ff., 703, 707, 709–712, 714ff., 722f., 725, 727ff., 731ff., 735ff., 739, 741, 744–750, 755ff., 760f., 776–787, 789f., 792–795, 800, 803, 806f., 810–816, 818, 820, 824, 828, 830, 836, 846ff., 864, 868f., 871ff., 875f. – Verordnungsentwurf zur Ausdehnung der Staatsaufsichtsrechte über die Kirche (Januar 1937) 41, 61, 64, 78, 224, 519 529, 687 – 13. Durchführungsverordnung (20. März 1937) 206, 209, 216–221, 224, 227, 232f., 236f., 243, 253–256, 262, 301, 320, 342f., 351, 412, 420, 422, 440, 447, 469, 471f., 476, 478f., 480f., 483ff., 487ff., 524, 529, 536, 546, 551, 556ff., 579, 602, 608, 657, 666, 689, 748, 789f., 794, 807, 814, 817, 821, 876 – 14. Durchführungsverordnung (10. Juni 1937) 498, 529, 531, 579, 666 – 15. Durchführungsverordnung (25. Juni 1937) 405, 421, 476, 498, 500–
1120
Institutionen-, Orts- und Sachregister
514, 525, 529, 531, 533f., 537, 543f., 546, 551, 579, 612, 666, 801, 809, 846ff. – 16. Durchführungsverordnung (25. Juni 1937) 498, 511, 529, 531f., 543f., 579, 666, 801 – 17. Durchführungsverordnung (10. Dezember 1937) 30, 737, 768, 786, 789–796, 798f., 802f., 806–811, 813, 815f., 818–823, 875f. – 18. Durchführungsverordnung (Plan Dezember 1937) 687 – Runderlass des Reichskirchenministers betr. Abdruck der Verordnungen des Reichskirchenministeriums in den kirchlichen Amtsblättern (8. Juni 1937) 476f., 483, 486–490, 665ff. – Runderlass des Reichsinnen- und des Reichskirchenministers betr. Kollekten (9. Juni 1937) 498, 525, 543, 546, 550, 612, 665, 681, 722, 734, 741, 785f. – Rede des Reichskirchenministers vor den Vorsitzenden der Landes- und Provinzialkirchenausschüsse (13. Februar 1937) 40, 44, 54, 74, 78, 84, 224, 519, 589, 712, 749, 830 – Rede des Reichskirchenministers in Sonthofen (19. November 1937) 710–713, 792, 806, 871 – Rede des Reichskirchenministers in Fulda (23. November 1937) 685ff., 695, 700, 707–716, 729f., 732, 745, 750, 777, 780, 792, 794, 806, 860f., 871ff. – Rede des Reichskirchenministers in Hagen (30. November 1937) 711ff., 715, 729, 732, 750, 777, 792, 794, 806, 871ff. – vgl. auch Beschlussstelle in Rechtsangelegenheiten der Deutschen Evangelischen Kirche Reichsministerien – Reichsaußenminister/-ministerium 382, 396 – vgl. auch Auswärtiges Amt
– Reichsfinanzminister/-ministerium 710 – Reichskriegsminister/-ministerium 515 – Reichsminister/-ministerium des Innern 79, 115, 126, 135, 184, 188, 243, 325, 382, 396, 428, 434, 464, 482, 487, 489f., 523, 525, 530, 543, 612, 615, 655, 665f., 681, 692, 741, 749f., 762, 769, 773, 869 – Reichsminister/-ministerium der Justiz 26, 41, 588, 641f., 675, 679, 682, 734f., 741, 781, 784 – Reichsminister/-ministerium für Volksaufklärung und Propaganda 21, 61, 73, 83, 131, 152, 382, 710, 750 – Reichsminister/-ministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung 291f., 294, 341, 396, 448ff., 453f., 460, 482, 493f., 507, 540, 619, 687, 742, 769f. – vgl. auch Reichsminister/-ministerium für die kirchlichen Angelegenheiten Reichsparteitage 18, 588–591, 606, 608, 612f., 733, 736, 856 – vgl. auch Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei Reichspressekammer 83, 120, 131f., 665 – vgl. auch Presse Reichsregierung 25, 79, 91, 113, 218f., 310, 358, 396, 464f., 473f., 510, 532, 539, 546f., 552f., 593, 669, 755, 773, 809, 821 – vgl. auch Reichsministerien Reichsstatthalter 235, 376, 485, 487, 503, 624, 658, 664, 739, 742, 748 – vgl. auch Gauleiter; Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei Reichstag 65, 73, 123, 184, 736 – Reichstagsbrand 613 – Reichstagswahlen 123, 184, 267 Reichsverband der evangelischen Presse 83, 131f. – vgl. auch Presse
Institutionen-, Orts- und Sachregister Reichsverband Evangelischer Jungmännerbünde 459 Reichsverfassung vgl. Weimarer Reichsverfassung Religionsmündigkeit 135 Religionsunterricht 18, 26, 289, 291f., 341, 448–454, 507, 579, 617ff., 663, 708f., 715, 731, 766, 770f. – Lehrpläne 289, 291, 450ff. – Richtlinien für den evangelischen Religionsunterricht an Volksschulen 291, 341 – Stoffverteilungspläne 291ff., 341 – vgl. auch Schule; Treuegelöbnis der Religionslehrer auf Hitler Rendsburg 692 Rheinland 123 Rheinland, Kirchenprovinz 247, 344ff., 349, 593, 634f., 724, 779 – Bekennende Kirche, Bekenntnissynode, Bruderrat 345, 349, 518, 635, 724, 815f. – Deutsche Christen 724 – Finanzabteilung 779 – Provinzialkirchenausschuss 345f., 635 Rochlitz 748 Römisch-Katholische Kirche – vgl. Katholiken, Katholizismus, Katholische Kirche; Papst; Rom, Römisch-katholische Kirche Rom 651, 676 – Römisch-katholische Kirche 382, 592, 604, 651, 851, 854 Rosenberg vgl. Kasseler Gremium, Erklärung gegen Rosenberg; „Mythus des 20. Jahrhunderts“; „Protestantische Rompilger“ Roßwein 747 Rostock 438, 461, 503, 511, 558, 659 – Theologische Fakultät 503, 558, 741f., 870 Rumänien 585 – Evangelische Landeskirche Augsburgischen Bekenntnisses 564, 774 Rundfunk 114, 121, 237, 268, 401, 762
1121
Russisch-orthodoxe Kirche im Ausland 646 Russland 267, 569ff., 579, 586f. – vgl. auch Sowjetunion SA (Sturmabteilung) 120, 123, 154, 460ff., 521, 743 Saarpfalz, NSDAP-Gau 290 Sachsen, Evangelisch-Lutherische Landeskirche 16, 20, 32, 47f., 69f., 132, 144, 151, 163, 183, 207, 213, 221, 232, 246f., 251, 253, 264, 293, 297, 310f., 328f., 338, 361, 379, 408, 412, 422–425, 429f., 434, 455, 469, 487ff., 501, 516, 523, 526ff., 536f., 552, 554– 557, 593, 596–603, 607, 610, 622ff., 632, 657f., 668, 689, 693, 698, 702, 710, 734, 745–749, 752ff., 766f., 782f., 790f., 795, 798, 808ff., 818, 820, 822, 837, 864, 875 – Bekennende Kirche, Bruderrat 163, 234f., 246, 264, 295, 329, 338, 361, 379, 412, 537, 557, 561, 635, 693, 753, 766f., 787, 817 – Deutsche Christen 45, 47, 69, 235, 379, 423, 528, 598, 607, 869 – Finanzabteilung 132, 221, 251, 253, 469, 501, 526ff., 554f., 601f., 622f., 783 – Landeskirchenamt (Dresden) 16, 234, 423, 425, 469, 485, 501, 526ff., 554f., 598f., 601ff., 622ff., 657f., 745– 749, 752, 783, 791, 810 – Landeskirchenausschuss 16, 47f., 69, 132f., 151, 196, 208f., 234f., 246, 251, 253, 264, 310f., 328f., 338, 361, 378ff., 408, 422ff., 429, 434, 444, 454, 469, 485, 487ff., 501, 516, 527f., 537, 554–557, 597–603, 622, 624, 657, 710, 717, 719, 734, 745, 747, 753, 759, 790f., 809, 817f., 822, 864 – Vertrauensrat 86, 379f., 423ff., 429, 537, 556f., 602f., 622, 753 Sachsen, Kirchenprovinz 189, 204, 247, 300, 344, 349, 384, 407, 420, 423, 518, 521, 588, 593, 606, 653, 758, 800f.
1122
Institutionen-, Orts- und Sachregister
– Bekennende Kirche, Bekenntnissynode, Bruderrat 189, 204, 247, 349, 800 – Deutsche Christen 189, 204 – Konsistorium (Magdeburg) 300f. – Provinzialkirchenausschuss 189, 204, 247, 301, 344, 407, 420f., 423, 518, 606, 800 – Vertrauensrat 800 Säkularisation 778 Sammlungen, Sammlungsgesetz 243f., 464f., 491, 525, 597, 679, 734f., 740f., 766, 785, 869, 874 – vgl. auch Kollekten, „Kollektenerlass“ Schaumburg-Lippe, Evangelisch-Lutherische Landeskirche 70f., 183, 209, 224, 297, 472, 516, 593, 837, 839, 864 – Landeskirchenamt (Bückeburg) 717 Scheuern, Heilerziehungs- und Pflegeanstalt 779 Schlesien – Kirchenprovinz 56, 306f., 349, 409f., 641, 758 – Bekennende Kirche, Bekenntnissynode, Bruderrat 56, 306f., 349 – Christophorisynode 307, 409f. – Deutsche Christen 99, 653 – Naumburger Synode 307, 409 – Predigerseminar 349 – Provinzialkirchenausschuss 307, 344 Schleswig-Holstein 383, 755, 779 – Evangelisch-Lutherische Landeskirche 20, 296, 381, 385, 391, 516, 593, 718, 779f., 790f., 795, 798, 810, 820, 837, 863, 875 – Bekennende Kirche, Bekenntnisgemeinschaft, Bekenntnissynode, Bruderrat 150, 242, 296, 381, 385, 391, 412, 434, 717ff., 779ff., 837 – Finanzabteilung 180 – Landeskirchenamt (Kiel) 180, 607, 718, 779 – Landeskirchenausschuss 516, 718, 780, 790
– Lutherische Kameradschaft 296f. Schmalkaldische Artikel 398, 416, 843, 845 Schmeckwitz 753f. Schneeberg 600 Schneverdingen 869 Schorndorf 152 Schottland 576 Schulabstimmungen vgl. Schule, Schulabstimmungen Schule 224, 289–294, 341f., 374, 429, 448–454, 507, 568f., 605, 617ff., 638, 663, 687, 708f., 722, 771, 860 – Adolf-Hitler-Schulen 289, 450, 687 – Bekenntnis-, Konfessionsschule 17, 112, 282, 289f., 294, 449f., 452f. – Denkschrift des Reichskirchenausschusses „Kirche und öffentliche Schule“ 188, 291, 595 – Gemeinschaftsschule („Deutsche Schule“) 18, 112, 289f., 294, 449– 452, 454, 595, 628, 771 – Reichsschulgesetz 290 – Schulabstimmungen 18, 112, 123, 289f., 449, 452 – Verbot des hebräischen Sprachunterrichts 768f. – Weltanschauungsunterricht 18, 453, 663, 771 – vgl. auch Allgemeiner EvangelischLutherischer Schulverein; Jugenderziehung; Nationalpolitische Erziehunganstalten; Religionsunterricht; Treuegelöbnis der Religionslehrer auf Hitler Schutzhaft 65, 154, 225, 542, 589, 868 – vgl. auch Verhaftungen Schwaben, Bayerischer Regierungsbezirk 686 Schweden 562, 585, 647, 674f., 773ff. Schweiz 563f., 584 Schwerin 503, 557f., 659, 742ff. SD (Sicherheitsdienst) 19, 76, 286, 382, 395, 590, 664, 676, 710–713, 715, 729 Seelow 641 Sekten 119, 165, 178, 180, 504 Sibirien 570f.
Institutionen-, Orts- und Sachregister – vgl. auch Russland; Sowjetunion Siegen, 2. Freie reformierte Synode (1935) 502 Simultaneum 40, 782 Soltau 869 Sondershausen 254, 523, 572, 584 Sonthofen, Ordensburg 687, 710–713, 792, 806, 871 Sosa 657 Sowjetunion 569, 571 – vgl. auch Russland Spanien 563, 567ff. – Bürgerkrieg 567 – Evangelische Kirche 563, 568f. Sportpalastkundgebung 45 SS (Schutzstaffel) 76, 120, 630, 667, 672, 676, 735, 778f., 869 – vgl. auch „Das Schwarze Korps“ St. Petersburg 570 Staatskirche 14, 19, 41, 43, 61, 78, 180, 183, 236, 328, 503, 519, 521f., 551, 629, 695, 707–710, 713, 728, 730, 778, 801, 819, 820, 861, 872 Staatskirchenrecht 216f., 220, 232, 369, 468, 478, 510, 512, 551 Staatskommissar, -kommissariat 145, 372, 376, 607, 803 Staatsleistungen 19, 32, 42, 479, 485, 487, 504, 509, 551, 590, 708, 786, 806, 848, 861, 873f. – vgl. auch Kirchensteuern, Kirchensteuereinzug Staatspolizei vgl. Geheime Staatspolizei Stanislau 581 Status Confessionis 241f., 503ff., 507f., 510f., 514 Stendal 800 Stockholm 773 Straßburg 584 Strelitz-Alt 743 Studenten vgl. Evangelisch-Theologische Fakultäten; Kirchliche Hochschulen; Prüfungen (Theologische); Theologiestudenten; Universität Stuttgart 231, 261, 278, 384, 415, 430f., 440, 448, 469, 482, 489, 496, 499,
1123
501, 507, 616, 618f., 660, 662f., 665f., 694f., 717, 719, 721, 763, 786, 788, 819f., 870 – Kirchentag (1924) 451 Tambaram/Madras, Weltmissionskonferenz (1938) 580 Teterow 744 Themar 425 Theologiestudenten 153, 284f., 348ff., 370, 404, 420, 459–462, 584, 604f., 623, 630, 653, 658f., 667, 705, 719, 742, 869 – vgl. auch Evangelisch-Theologische Fakultäten; Kandidaten; Kirchliche Hochschulen; Predigerseminare; Prüfungen (Theologische); Universitäten; Verbot der Lehr-, Studentenund Prüfungsämter der Bekennenden Kirche Theologische Fakultäten vgl. Evangelisch-Theologische Fakultäten Theologische Literaturzeitung 584 Theologisches Literaturblatt 583 Thüringen 83f., 107, 123, 283, 523, 555, 688 – Evangelische Kirche 27, 31, 41, 96, 98, 107, 116, 120, 154f., 242, 251ff., 283ff., 292, 297, 342, 412, 425ff., 451f., 464, 468, 516, 520, 526, 538, 555, 559f., 590, 593, 607, 660, 688f., 702, 705, 719, 731, 738, 755ff., 808, 837, 863, 868 – Bekennende Kirche, Lutherische Bekenntnisgemeinschaft, Bruderrat 27, 47, 107, 120, 155, 219, 242, 283, 291, 315, 425, 452, 455, 516f., 537, 559, 635, 717, 719, 766, 837 – Landeskirchenrat (Eisenach) 425f., 451, 520, 559f. Thüringer Deutsche Christen 17, 19, 41, 45f., 51, 53ff., 60, 63, 67ff., 75, 81, 84f., 88f., 99, 110, 115–120, 137, 154f., 162f., 165, 171, 188–191, 201, 204, 235, 244, 251, 253, 270, 297, 316, 322, 329, 333, 357, 386, 419, 423, 485, 516, 520f., 523, 527, 590,
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Institutionen-, Orts- und Sachregister
598, 651ff., 701, 707f., 714, 779, 783, 822, 830, 870 – vgl. auch Bund für Deutsches Christentum; Deutsche Pfarrergemeinde; Nationalkirche, Nationalkirchliche Bewegung Deutsche Christen Torgau 652 Trennung von Staat und Kirche 19f., 42, 177, 506, 569, 590, 606, 687, 710ff., 715, 726, 729, 755 Treuegelöbnis der Religionslehrer auf Hitler 18, 448f., 453, 507 – vgl. auch Religionsunterricht; Schule Treueid 412, 418f., 441, 447, 529 Treuhänder, treuhänderische Rechtshilfe 300, 341, 345, 371, 406, 446, 602, 809, 816 – vgl. auch Rechtshilfe Turkestan 571 – vgl. auch Russland; Sowjetunion Ukraine 579, 581, 586f. Ulm 262 Ulmer Bekenntnistag (1934) 43, 804 Unierte (Bekenntnis, Kirchen, Gebiete) 44, 57f., 104, 111, 146, 152, 192, 198, 206, 238, 296, 399, 456, 536, 565ff., 581f., 661, 690, 704 – vgl. auch Baden, Vereinigte evangelisch-protestantische Landeskirche; Nassau-Hessen, Evangelische Landeskirche; Preußen, Evangelische Kirche der altpreußischen Union; Pfalz, Vereinigte protestantischevangelisch-christliche Kirche; Rheinland, Kirchenprovinz; Westfalen, Kirchenprovinz Union 28, 33, 58, 135, 143–149, 151, 172, 197, 199f., 214, 312, 350f., 432, 456f., 613, 720 Universitäten, Universitätslehrer, -theologen 404, 419f., 460ff., 503, 540, 598, 741f. – vgl. auch Evangelisch-Theologische Fakultäten Uppsala 565f., 571, 577, 585 Utrecht 576, 585 Växjö 562
Verbalinspiration 283f., 572 Verbot der Lehr-, Studenten- und Prüfungsämter der Bekennenden Kirche 630, 634, 667, 688, 869f. – vgl. auch Kirchliche Hochschulen; Predigerseminare; Prüfungen (Theologische); Theologiestudenten Verdun 627 Verein zur Förderung des Evangeliums in Spanien 568f. Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands 9, 11, 34, 213, 312 – vgl. auch Rat der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands Vereinigte Staaten von Amerika (USA) 401, 563, 572, 581f., 585, 674, 726 – Evangelical Synod of North America 582 – Evangelical and Reformed Church 582 – National Lutheran Council 572 – vgl. auch Missouri-Synode – Reformed Church in the United States 582 Vereinigung der Evangelisch-Lutherischen innerhalb der preußischen Landeskirche 704 Verhaftungen, Verhaftungswellen 16f., 25, 33, 65, 84, 225, 243, 350, 378, 383, 388, 447, 463, 495–500, 518, 521, 525, 530, 533, 542, 551, 559, 569ff., 588f., 611, 613, 621, 631, 634, 636, 639ff., 659, 665, 672, 679, 687, 693, 710, 715, 733, 735, 743ff., 750, 755, 759, 761, 781f., 784–787, 817, 860, 870 – vgl. auch Schutzhaft Vermögensverwaltung vgl. Finanzabteilungen „Vernichtung unwerten Lebens“ 633 Versailles, Versailler Vertrag 226, 663 Völkerbund 645, 772 Vogelsang, Ordensburg 178 Volkskirche 45, 111, 180, 224, 334, 369f., 585, 595, 598, 652, 674, 695, 854
Institutionen-, Orts- und Sachregister Volkskirchliche Arbeitsgemeinschaft 26, 292, 595, 609 – vgl. auch Mitte, kirchliche/Neutrale Volksmission 47, 183, 212, 241, 326, 441, 595, 764 Volksnomoslehre 595 Volkstag der Inneren Mission vgl. Innere Mission, Volkstag der Inneren Mission/Opfer(sonn)tag Vorläufige Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche I (1934) 26, 32, 43, 65, 214, 245f., 306, 343, 410, 418f., 458, 499, 539, 615, 696f., 720, 810 – Jugendkammer 458ff., 761f. Vorläufige Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche II (1936) 11f., 16f., 21–25, 27–35, 39, 43f., 47, 49f., 52–55, 59, 63, 68, 70, 80ff., 85f., 106, 120, 123, 128–131, 157–160, 163f., 166–179, 181f., 185, 187, 190–199, 201–205, 208f., 211, 225, 232, 238ff., 245, 248f., 254, 256f., 261ff., 265, 273–283, 285, 287, 293, 296ff., 302f., 305–308, 310f., 313–325, 327, 330– 338, 344, 347f., 373f., 376, 380, 383, 387–390, 394f., 405, 408, 410–415, 424, 429, 435, 440, 442, 444–447, 455ff., 460f., 463, 476, 492f., 496– 499, 513, 515, 518, 528f., 534f., 537, 539–542, 549–554, 589, 592, 596f., 604, 609f., 620f., 632, 635f., 641ff., 645f., 648, 655f., 676f., 679ff., 689ff., 693f., 696–703, 705f., 716, 720f., 724f., 745, 751–754, 756f., 759f., 766f., 773, 776ff., 782ff., 786–789, 794–797, 799, 801, 805f., 808, 810f., 816, 818, 830f., 833–836, 871 – Verfassungskammer 52, 54, 70 – vgl. auch Arbeitsgemeinschaft Rat der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands/Vorläufige Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche II; Denkschrift der Vorläufigen Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche II; Rat der Deutschen Evangelischen Kirche
1125
Wahlrecht, kirchliches 52, 80f., 135f., 231, 516 Waldenburg 565 Warschau, Reformierte Kirche 565 – vgl. auch Polen Wehrmachtseelsorge, -pfarrer vgl. Militärseelsorge Weimar 242, 426, 452, 714 Weimarer Reichsverfassung 289, 508f., 512, 726 Weimarer Republik 290, 509 Weißenburg 290 Weißig 746 Weltanschauungsunterricht vgl. Schule, Weltanschauungsunterricht Weltkirchenkonferenzen vgl. Edinburgh, Weltkirchenkonferenz für Glauben und Kirchenverfassung; Oxford, Weltkirchenkonferenz für Praktisches Christentum Weltkirchenrat vgl. Ökumenischer Rat der Kirchen Weltkrieg – Erster 80, 226, 373, 451, 564, 572, 578, 626, 682, 762, 851, 854 – Zweiter 11, 13, 34, 301, 312, 328, 353, 462, 476, 565, 567, 585, 632 Weltmissionskonferenz vgl. Tambaram/Madras Werdau 748 Wernigerode 584 Wesel 230 Westfalen – Kirchenprovinz 114, 247, 344ff., 349, 519, 593, 653, 735, 758 – Bekennende Kirche, Bekenntnissynode, Bruderrat 39, 344f., 349, 758, 769 – Bruderschaft der Hilfsprediger und Vikare 39 – Predigerseminar 349 – Provinzialkirchenausschuss 344ff., 518f. Wien 774 Wiesbaden 180, 763 – Wiesbaden-Dotzheim 375, 390f. Wilna, Reformierte Kirche 565
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Institutionen-, Orts- und Sachregister
– vgl. auch Polen Winterhilfswerk 244, 464f., 491, 515 Wirtschaftslage 35, 686, 754f. Wirtschaftsrat der Deutschen Akademie 728 Wismar 558, 591 Wittenberg 594, 854 Wittenberger Bund 26, 120, 176, 334, 560, 594f., 608f., 653, 660, 800f. – vgl. auch Mitte, kirchliche/Neutrale Wolfenbüttel 666, 719, 767 Wolhynien 581 Württemberg 290, 663, 696, 768 – Evangelisch-Lutherische Landeskirche 12, 18, 34, 41, 47, 70, 156, 169, 177, 183, 186, 202f., 213, 217, 252, 278, 280, 297, 304, 360f., 404f., 408, 411f., 416, 429ff., 439, 448f., 452f., 455, 459, 469, 471, 482f., 497, 499, 501f., 505ff., 510, 512, 516, 554, 593, 617ff., 661–664, 689, 691, 696, 714f., 721f., 740, 761, 782, 788, 837, 864 – Bekennende Kirche, Bekenntnisgemeinschaft, Landesbruderrat 74, 202f., 404, 416, 499, 561, 661, 721f. – vgl. auch Kirchlich-Theologische Sozietät – Deutsche Christen 211, 278, 497 – Finanzabteilung 361, 405, 505 – Kirchenverfassung 471, 502 – Kultministerium (Mergenthaler) 448, 452f., 501, 507, 617f., 663, 768
– Oberkirchenrat (Stuttgart) 186, 202, 295, 361, 405, 430f., 440, 448f., 469, 489, 496, 499f., 507, 618f., 662f., 665f., 694ff., 717, 719, 721f., 786, 788 – Presseverband 665 – Staatsregierung 448, 739f. Würzburg 672, 680 Wuppertal-Elberfeld 670, 692, 798 – Kirchliche Hochschule 214, 350 – Predigerseminar der BK 349 – Reformierte Theologische Schule 214 York, Erzbischof von (Temple) 576, 645, 673 Zeitschrift für Systematische Theologie 583 „Zerstörte“ Kirchen, Gebiete 27, 30, 43, 46f., 50ff., 69, 82, 95, 98, 146, 169, 200, 202, 208, 215, 217, 219, 236, 245, 283, 285, 304, 348, 361, 406, 411, 416, 428, 473, 502, 506, 550, 560, 603, 615, 622, 627, 631, 689, 698, 717ff., 780, 793, 807, 810, 814f., 818, 821 Zeulenroda 868 Zeven 749 Zingst, Predigerseminar der BK 350 Zittau 422 Zürich, Evangelisch-Lutherische Gemeinde 564 Zwickau 425
Arbeiten zur Kirchlichen Zeitgeschichte Reihe A: Quellen Die lieferbaren Titel der Reihe, weitere Bände sind in Vorbereitung. Mehr Informationen unter www.v-r.de
Band 16: Die Protokolle des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. Band 7: 1953 Bearbeitet von Dagmar Pöpping und Peter Beier. 2009. 828 Seiten mit 2 Abb., gebunden ISBN 978-3-525-55767-9
Band 15: Die Protokolle des Rates der Evanglisch-Lutherischen Kirche Deutschlands 1945–1948 Bearbeitet von Thomas Martin Schneider. 2009. 608 Seiten, gebunden ISBN 978-3-525-55766-2
Band 14: Die Protokolle des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. Band 6: 1952 Bearbeitet von Dagmar Pöpping und Anke Silomon, unter Mitarbeit von Karl-Heinz Fix. 2008. 518 Seiten, gebunden ISBN 978-3-525-55764-8
Band 13: Die Protokolle des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. Band 4: 1950 Bearbeitet von Anke Silomon. 2007. 526 Seiten, gebunden ISBN 978-3-525-55763-1
Band 11: Die Protokolle des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. Band 3: 1949 Bearbeitet von Karl-Heinz Fix. 2006. 587 Seiten, gebunden ISBN 978-3-525-55762-4
Band 10: Harald Schultze (Hg.) Berichte der Magdeburger Kirchenleitung zu den Tagungen der Provinzialsynode 1946–1989 2005. 744 Seiten, gebunden ISBN 978-3-525-55760-0
Band 9: Die Protokolle der Kirchlichen Ostkonferenz 1945–1949 Bearbeitet von Michael Kühne. 2005. 494 Seiten, gebunden ISBN 978-3-525-55759-4
Band 8: Die Protokolle des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. Band 5: 1951 Bearbeitet von Dagmar Pöpping. 2005. 647 Seiten, gebunden ISBN 978-3-525-55758-7
Band 6: Die Protokolle des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. Band 2: 1947/48 1997. XXVIII, 851 Seiten, gebunden ISBN 978-3-525-55754-9
Band 12: Personenlexikon zum deutschen Protestantismus 1919–1949
Band 5: Die Protokolle des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. Band 1: 1945/46
Zusammengestellt und bearbeitet von Hannelore Braun und Gertraud Grünzinger. 2006. 293 Seiten, gebunden ISBN 978-3-525-55761-7
Bearbeitet von Carsten Nicolaisen und Nora Andrea Schulze. Mit einer Einleitung von Wolf-Dieter Hauschild. 1995. XLVIII, 971 Seiten, gebunden ISBN 978-3-525-55756-3
Persönlichkeiten der kirchlichen Zeitgeschichte Wolfgang Sommer Wilhelm Freiherr von Pechmann
Manfred Gailus Mir aber zerriss es das Herz
Ein konservativer Lutheraner in der Weimarer Republik und im nationalsozialistischen Deutschland
Der stille Widerstand der Elisabeth Schmitz
2010. 255 Seiten mit 7 Abb., gebunden ISBN 978-3-525-55005-2
Diese Biographie erzählt das Leben der Elisabeth Schmitz, einer überaus mutigen Frau des christlichen Widerstands gegen die Nazibarbarei. Angela Merkel nannte Elisabeth Schmitz eine »Ausnahme von der Regel des Schweigens«.
Wilhelm Freiherr von Pechmann (1859–1948) gilt als einer der bedeutendsten Laien in der evangelischen Kirche. In der Weimarer Republik war er in Politik, Kultur, Wirtschaft und Kirche gleichermaßen geachtet und nahm zahlreiche leitende kirchliche Ämter ein. Als Mitglied des Deutschen Evangelischen Kirchenausschusses kam ihm im Frühjahr 1933 herausragende Bedeutung zu. Von Anfang an wandte er sich entschieden gegen Ideologie und Terror des NS-Regimes. Entschlossen setzte er sich für eine öffentliche Kundgebung der Kirche gegen die Judenverfolgung ein, blieb aber mit seinem Protest allein. Es folgte der Austritt aus der Deutschen Evangelischen Kirche, die er aber weiter kritisch begleitete. Wolfgang Sommer macht mit Leben und Wirken dieses aufrechten konservativen Lutheraners vertraut.
2010. 320 Seiten mit 33 Abb., gebunden ISBN 978-3-525-55008-3
Zu ihrer Beerdigung 1977 kamen sieben Gäste. Elisabeth Schmitz, studierte Historikerin und Theologin, bis 1938 Studienrätin an einem Berliner Mädchengymnasium, war im Krieg in ihre Heimatstadt Hanau zurückgekehrt. Kaum jemand hier wusste, was diese Frau unter der Nazidiktatur in Berlin an Widerstand geleistet hatte. Sie selbst schwieg dazu. Erst als man 2004 in einem Kirchenkeller eine Aktentasche mit persönlichen Dokumenten fand, wurde bekannt, wie mutig sie in Wirklichkeit gewesen war. Die Geschichte ihres Lebens ist eine überfällige Entdeckung.