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German Pages 227 Year 1981
Struktur und Wachstum Reihe Industrie
Heft 34
Textilindustrie Strukturwandlungen und Entwicklungsperspektiven für die achtziger Jahre
Von
Michael Breitenacher
Duncker & Humblot · Berlin
IFO-INSTITUT
FÜR
WIRTSCHAFTSFORSCHUNG
STRUKTUR UND REIHE
WACHSTUM
INDUSTRIE
Heft 34
I F O - I N S T I T U T FÜR WIRTSCHAFTSFORSCHUNG
Textilindustrie Strukturwandlungen und Entwicklungeperspektiven für die achtziger Jahre
Von
Michael Breitenacher
D U N C K E R
&
H U M B L O T
/
B E R L I N
Alle Rechte vorbehalten © 1981 Duncker & Humblot. Berlin 41 Gedruckt 1981 bei Buchdruckerei Bruno Luck, Berlin 65 Printed in Germany ISBN 3 428 05040 1
Vorwort Das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung sieht eine seiner Hauptaufgaben darin, den strukturellen Umschichtungen innerhalb einer wachsenden Wirtschaft nachzugehen. Es hat deshalb die Schriftenreihe „Struktur und Wachstum" ins Leben gerufen. In zwangloser Folge erscheinen Studien über den strukturellen Wandel und die sich daraus ergebenden Wachstumschancen dieser Bereiche. Die vorliegende „Reihe Industrie" vermittelt einen Einblick in Strukturwandlungen und deren Ursachen in wichtigen Industriegruppen der Bundesrepublik. Die Untersuchungen werden in den Branchenreferaten der Abteilung Industrie, die unter Leitung von Friedrich Otto Bonhoeffer steht, durchgeführt. Mit der Textilindustrie befaßte sich im Rahmen dieser Reihe letztmals eine im Jahre 1971 erschienene Studie. Die vorliegende Untersuchung ist problemorientiert angelegt. Ausgangspunkt der Studie ist die Tatsache, daß die Textilindustrie vor erheblichen Strukturanpassungsproblemen aufgrund von partiellen Sättigungserscheinungen bei der Nachfrage nach Textilien, technologischen Neuerungen und Änderungen in der internationalen Arbeitsteilung stfeht. Es wird gezeigt, mit welchen Strategien die Unternehmen der Textilindustrie diesen Problemen begegneten. Das Bundesministerium für Wirtschaft hat die Studie finanziell unterstützt. München, Februar 1981 Dr. Karl Heinrich Oppenländer Präsident des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, München
Inhaltsverzeichnis /.
Problemstellung und Aufbau der Studie 1. Ursachen und Bewältigung von Strukturanpassungsproblemen . . . 2. Strukturkrise in der Textilindustrie? 3. Aufbau der Studie
II.
Abgrenzung, Bedeutung und Merkmale der Branche 1. Gliederung des textilindustriellen Produktionsprozesses 2. Bedeutung der Branche a) Stellung und Entwicklung der Textilindustrie innerhalb der Gesamtwirtschaft b) Die Textilindustrie als Arbeitgeber c) Bedeutung für andere Wirtschaftsbereiche 3. Merkmale der Branche a) Angebotsbedingungen b) Nachfragebedingungen
III.
11 11 12 13
Ursachen des Strukturwandels
15 15 17 17 18 19 21 21 25
in der Textilindustrie
1. Nachfrageverschiebungen a) Bevölkerungskomponente der Textilindustrie b) Einkommenskomponente der Textilnachfrage c) Einfluß der Mode d) Einfluß der Preise 2. Technologische Neuerungen a) Neue Produktionsverfahren b) Technologische Veränderungen bei den Textilrohstoffen 3. Änderungen in der internationalen Arbeitsteilung a) Änderungen in der Welttextilwirtschaft b) Die Außenhandelsposition der Bundesrepublik bei Textüien und Bekleidung c) Protektionistische Maßnahmen im Textil- und Bekleidungsbereich d) Änderungen in den kostenorientierten Standortbedingungen . . aa) Entwicklung des Außenwerts der D-Mark bb) Entwicklung der Lohnkosten cc) Entwicklung der Energiepreise dd) Entwicklung der Rohstoff preise 4. Änderungen in den vom Staat gesetzten Rahmenbedingungen . . .
30 31 32 33 35 37 38 38 42 43 43 45 49 63 64 65 68 69 71
8
IV.
Inhaltsverzeichnis
Strategien der Textilindustrie problemen
zur Bewältigung von Strukturanpassungs73
1. Überblick 2. Die wichtigsten Strategien im einzelnen a) Kapazitätsanpassung b) Anpassung der Betriebs-und Unternehmensgröße c) Einführung neuer Produkte und Produktionsverfahren d) Anwendung der wirtschaftlichen Produktionsverfahren e) Erschließung neuer regionaler Absatzmärkte f) Erschließung neuer Standorte V.
Ökonomische Auswirkungen des Strukturwandels dustrie
in der Textilin109
1. Entwicklung der Gesamtproduktivität und der Kosten a) Gesamtproduktivität b) Kosten 2. Ertragslage VI.
Strukturverschiebungen
109 109 110 111
in der Textilindustrie
114
1. Entwicklungstendenzen in einzelnen Branchen und Produktgruppen 2. Entwicklung des Arbeitseinsatzes VII. Die deutsche Textilindustrie
im internationalen
114 118
Vergleich
1. Entwicklung der Produktivität und der Lohnstückkosten 2. Entwicklung von Produkten, Beschäftigten und Zahl der Unternehmen VIII. Entwicklungsperspektiven
73 73 73 78 81 88 96 100
123 123 126
für die Textilindustrie
129
Literaturverzeichnis
137
Tabellen-Anhang
145
Abbildungsverzeichnis Abb. 1 : Textilindustrieller Produktionsprozeß
16
Abb. 2: Wachstum der Ausgaben für Textilien und Bekleidung im Vergleich zum privaten Verbrauch
36
Abb. 3: Produktivitätsfortschritt bei Webmaschinen
41
Abb. 4: Lohnkosten je Arbeiterstunde im Jahre 1980
67
Abb. 5 : Entwicklung der Preise für Textilfasern
70
Abb. 6: Kostenvergleich zwischen der BR Deutschland und Nigeria für die Hemdenproduktion
97
I. Problemstellung und Aufbau der Studie 1. Ursachen und Bewältigung von Strukturanpassungsproblemen Von Mitte der fünfziger bis in die siebziger Jahre hinein befand sich die Wirtschaft der Bundesrepublik in einer Phase weitgehend problemlosen Wachstums. Strukturveränderungen vollzogen sich in dieser Zeitspanne weitgehend friktionslos, d.h. es ist nicht zu größerer Arbeitslosigkeit gekommen. Seit Mitte der siebziger Jahre steht die Bundesrepublik - nach verbreiteter Ansicht - vor einer Reihe von größeren strukturellen Anpassungsproblemen 1. Deren Ursachen liegen teils im binnen-, teils im außenwirtschaftlichen Bereich. Sie bestehen insbesondere darin, daß - sich Sättigungstendenzen auf einigen Konsumgütermärkten abzeichnen; - der Übergang zu flexiblen Wechselkursen im Jahre 1973 diejenigen Wettbewerbsvorteile der deutschen Wirtschaft abgebaut hat, die sich in den sechziger Jahren aus der Kombination von festem Außenwert der DM und relativ gemäßigten Lohn- und Preissteigerungsraten ergaben; - die fortgeschritteneren Entwicklungsländer in die Reihe der Exporteure von Industrieprodukten vorgedrungen sind, mit der Folge einer verstärkten Importkonkurrenz in den entwickelten Ländern; - sich im Rohstoff- und Energiebereich Verteuerungs- und Verknappungstendenzen zeigen. Hinzu kommt, daß die Wachstumsdynamik allgemein nachgelassen hat und die sozialen Spannungen an Intensität zugenommen haben 2 . Die Strukturanpassungsprobleme wurden darüber hinaus dadurch verstärkt, daß3 - das Ausmaß der weltwirtschaftlichen Datenänderungen ungewöhnlich groß war und - die binnen- und weltwirtschaftlichen Strukturprobleme gerade zu einer Zeit deutlich geworden sind, in der viele Staaten die Folgen der Weltrezession von 1974/75 noch kaum überwunden hatten. Es ist strittig, ob und inwieweit die derzeitigen Strukturanpassungsprobleme bewältigt sind. Die nach wie vor relativ hohe Arbeitslosigkeit in der Bundesrepublik wird vielfach als Indiz dafür angesehen, daß ein Stau an unbewältigtem 1 2 3
Vgl. Kowalski (1977), S. 3 f. Glismann, Horn (o.J.), S. 33. Vgl. Kowalski (1977), S. 4.
12
I. Problemstellung und Aufbau der Studie
Strukturwandel bestehe. Diese These wird insbesondere von der „Kieler Schul e " 4 und vom Sachverständigenrat vertreten 5 . Die Ursache für unterlassene Strukturwandlungen wird dabei - neben einem sukzessiven Erlahmen der Wachstumskräfte - insbesondere in der jahrelangen Unterbewertung der deutschen Währung gesehen. Der These eines unbewältigten Staus an Strukturwandlungen stehen die Ansichten gegenüber, daß die nach wie vor hohe Zahl an Arbeitslosen - allein konjunkturell, d.h. durch mangelnde Nachfrage bedingt ist 6 , - oder auf eine unterschiedliche Struktur von Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt zurückzuführen ist, d.h. auf mangelnde regionale und berufliche Mobilität der Arbeitskräfte. Für die letzte These spricht, daß gegenwärtig in zahlreichen Branchen ein Mangel an Arbeitskräften, insbesondere an qualifizierten Facharbeitern besteht. Akzeptiert man diese Ansicht, so bedeutet dies, daß zwar der Unternehmenssektor in den letzten Jahren durchaus seine Fähigkeit zur Anpassung an die erheblichen - Änderungen der binnen- und außenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen bewiesen, ja sogar eine beachtliche Anpassungsdynamik gezeigt hat, daß jedoch der Produktionsfaktor Arbeit diesem Tempo der Umstellung nicht folgen konnte.
2. Strukturkrise in der Textilindustrie? Es ist deutlich erkennbar, daß die Änderung der binnen- und außenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen die einzelnen Sektoren und Branchen der Gesamtwirtschaft unterschiedlich beeinflussen und daß diese wiederum eine unterschiedliche Anpassungsdynamik zeigen. Vor erheblichen Strukturanpassungsproblemen aufgrund von Sättigungstendenzen, realer Höherbewertung der DM und Änderungen der internationalen Arbeitsteilung stehen vor allem einige Bereiche der Verbrauchsgüterindustrie. Insbesondere der Textilsektor wird vielfach zu den Branchen gezählt, deren Standort in der Bundesrepublik nachhaltig gefährdet erscheint 7. Der Branche wird häufig die Fähigkeit abgesprochen, mit den anstehenden Strukturproblemen fertig zu werden. Symptomatisch dafür seien die zahlreichen staatlichen Eingriffe in den Textilmarkt, nicht zuletzt einzelne staatliche Stützungsmaßnahmen an notleidende Unternehmen. Selbst in offiziellen Dokumenten wird daher von einer „Krise" in der Textilindustrie ge4 Vgl. Glismann, Horn (o.J.), S. 49: „Die unter Anpassungsdruck stehenden Produktionsbereiche haben in erheblichem Ausmaß Arbeitskräfte freigesetzt. Es sind Arbeitsplätze vernichtet worden; aber es ist noch nicht gelungen, in anderen Produktionsbereichen in hinreichendem Umfang neue Arbeitsplätze zu schaffen. 44 5 Sachverständigenrat (1978), S. 135. 6 Vgl. beispielsweise Riese (1978), S. 165 ff. 7 Vgl. beispielsweise Dicke u.a. (1976), S. 144 ff.
3. Aufbau der Studie
13
sprochen 8. Die Branche ist sozusagen „ins Gerede gekommen". Drei Gründe werden dafür verantwortlich gemacht9 : - Die hohen Importe, die zum Inlandsverbrauch über zwei Fünftel beitragen; - der Rückgang der Zahl der Beschäftigten von rund einer halben Million (1970) auf etwa 300 000 (1980); - die traditionell hohe Standortunabhängigkeit textilindustrieller Fertigung, die in der Verlagerung wesentlicher Teile des Produktionsprozesses ins Ausland zum Ausdruck kommt. Zweifel an einer generellen Strukturkrise in der Textilindustrie ergeben sich jedoch daraus, daß diese Branche nicht nur eine Negativ-Bilanz, sondern durchaus auch positive Aspekte aufzuweisen hat, die allerdings in der Öffentlichkeit vielfach nicht die ihnen gebührende Aufmerksamkeit finden. Zu nennen sind beispielsweise folgende Aspekte: — Den hohen Importen stehen beachtliche Exporterfolge gegenüber; die Exportquote belief sich 1979 auf über ein Drittel. — Bei rückläufiger Beschäftigtenzahl konnte die Produktion im Zeitraum 1970 /80 leicht erhöht werden. — Die deutsche Textilindustrie hat zwar im Fertigungsbereich gewisse Standortnachteile gegenüber Ländern mit niedrigeren Löhnen; sie hat jedoch andererseits auch Standortvorteile, die sich insbesondere aus der Marktnähe zum heimischen Verbraucher sowie aus der engen Kooperation mit dem Textilmaschinenbau bei der Realisierung von Produkt- und Prozeßinnovationen ergeben.
3. Aufbau der Studie Inwieweit im Zusammenhang mit der Textilindustrie von einer Strukturkrise gesprochen werden kann, soll in der vorliegenden Untersuchung geklärt werden. Dazu ist es notwendig, sowohl die von einer Änderung der Rahmenbedingungen ausgehenden Anpassungszwänge zu analysieren, als auch zu untersu-' chen, mit welchen Strategien die Unternehmen der Textilindustrie diesen Zwängen begegneten. Die Studie wird sich daher folgendermaßen untergliedern: Nach einem einleitenden Kapitel, in dem die Bedeutung der Branche und ihre spezifischen Merkmale dargestellt werden, werden die für die Textilindustrie bedeutsamen Rahmenbedingungen erörtert, die sich in den letzten Jahren geändert haben. Dies sind schwergewichtige Änderungen der Nachfrage nach Textilien in quantitativer und qualitativer Hinsicht, Änderungen in der internationalen Arbeitsteilung, das Tempo des technischen Fortschritts sowie Änderungen in den vom Staat gesetzten Rahmenbedingungen. Anschließend wird 8 9
Europäische Gemeinschaften (1977). Schwietert (1979), S. 7.
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I. Problemstellung und Aufbau der Studie
auf die Anpassungsstrategien der Textilindustrie eingegangen; dabei wird insbesondere untersucht, inwieweit die Branche neue Märkte, neue Standorte, neue Produkte sowie neue Produktionsprozesse und Organisationsformen erkundet hat. In zwei weiteren Kapiteln werden sodann die Auswirkungen der Änderung der Rahmenbedingungen auf die Produktions- und Beschäftigtenstruktur der Textilindustrie sowie auf deren internationale Stellung dargelegt. Das Schlußkapitel befaßt sich mit den Zukunftschancen der deutschen Textilindustrie.
II. Abgrenzung, Bedeutung und Merkmale der Branche 1. Gliederung des textilindustriellen Produktionsprozesses Ein besonderes Kennzeichnen der Textilindustrie ist ihre Vielstufigkeit. Man unterscheidet im allgemeinen vier Stufen, nämlich - Spinnstoffaufbereitung, - Spinnstoffverarbeitung, — Garnverarbeitung, — Textilveredlung. Einen Einblick in die Verflechtung zwischen diesen Stufen und deren Einbettung in den gesamten textilwirtschaftlichen Produktions- und Verteilungsprozeß gibt Abb. I 1 . In der Spinnstoffaufbereitung werden mit Ausnahme der Baumwolle alle Naturfasern, also Rohwolle, Bast- und Hartfasern sowie Reißmaterialien und Wollabgänge für den Spinnprozeß aufbereitet. Von besonderer Bedeutung ist das Waschen und Kämmen von Wolle sowie die Herstellung von Reißspinnstoffen. In der Spinnstoffverarbeitung werden die aufbereiteten Spinnstoffe sowie Baumwolle, Zellwolle und synthetische Fasern zu Garnen versponnen. Diese Stufe wird daher auch als Spinnereistufe bezeichnet. Eine Zwischenstellung nehmen Zwirnerei und Texturiererei ein. Sie beziehen die zu verarbeitenden Fäden von der Chemiefaserindustrie und von der Spinnerei und werden vielfach zur Gespinstverarbeitung gerechnet. In der Gespinstverarbeitung werden die Garne sowie Reyon, synthetische Endlosfäden und Seide zu Geweben (in den Webereien) sowie zu gewirkten und gestrickten Stoffen (in der Maschenindustrie) verarbeitet. Die Maschenindustrie nimmt allerdings innerhalb der Gespinstverarbeitung insofern eine Sonderstellung ein, als sie die gewirkten und gestrickten Stoffe überwiegend selbst konfektioniert. Neben textilen Flächengebilden und konfektionierten Erzeugnissen werden in der Gespinstverarbeitung auch Netze, Bänder, Gurte, Seile usw. hergestellt. Auf derselben Stufe wie Weberei und Maschenindustrie steht die Herstellung von Verbundstoffen (Vliesstoffe, Filze usw.), die ihre Rohstoffe von den 1
Vgl. hierzu Lindhorst (1976), S. 2 ff.
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II. Abgrenzung, Bedeutung und Merkmale der Branche Abb. 1
Textilindustrieller Produktionsprozeß à\
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Handel
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Weiterverarbeitung
Textilveredelung
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Verbundstoffe
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Maschenindustrie
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Weberei
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Zwirnerei, Texturiererei
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Spinnstoffaufbereitung
Chemiefasern
Naturfasern
Naturfaserproduzenten, der Chemiefaserindustrie sowie der Spinnerei bezieht. Die Textilveredlung wird im allgemeinen als vierte Stufe des textilwirtschaftlichen Produktionsprozesses bezeichnet. Dies ist insofern richtig, als es sich um
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2. Bedeutung der Branche
die Veredlung von Erzeugnissen der Gespinstverarbeitung handelt (z.B. Bleichen, Färben, Bedrucken). Darüber hinaus befaßt sich die Textilveredlung wenngleich in geringerem Umfang — mit der Veredlung von Spinnstoffen und Garnen. Der Produktionsprozeß der Textilindustrie endet mit der Ausrüstung textiler Flächengebilde. Die Erzeugnisse gehen - zum überwiegenden Teil — ans Bekleidungsgewerbe oder sie werden an andere industrielle Abnehmer, an den Textilgroß- und -einzelhandel oder ins Ausland geliefert. Es erscheint wichtig darauf hinzuweisen, daß die Abgrenzung der Textil- von der Bekleidungsindustrie in der deutschen Statistik unter institutionellen (produktionstechnisch orientierten) Gesichtspunkten vorgenommen wird. In funktionaler Sicht zählen zahlreiche Produkte der Textilindustrie (ζ. B. gewirkte und gestrickte Bekleidung) zu den Bekleidungserzeugnissen.
2. Bedeutung der Branche a) Stellung und Entwicklung der Textilindustrie innerhalb der Gesamtwirtschaft
2
Gemessen am realen Nettoproduktionsvolumen ist die Textilindustrie nach der Holzverarbeitung der bedeutendste Zweig der Verbrauchsgüterindustrie. Innerhalb des gesamten verarbeitenden Gewerbes nimmt die Branche nach der chemischen Industrie, der Elektrotechnik, dem Maschinenbau, dem Fahrzeugbau, der Eisen- und Stahlindustrie, der Eisen-, Blech- und Metallverarbeitung und der Holzverarbeitung die achte Stelle ein. Das Gewicht der Textilindustrie innerhalb des verarbeitenden Gewerbes hat sich allerdings in den vergangenen Jahren vermindert (vgl. Tabelle l ) 3 . Die Textilindustrie gehört zu den unterdurchschnittlich expandierenden Branchen. Während das jahresdurchschnittliche Wachstum des Nettoproduktionsvolumens des verarbeitenden Gewerbes von 1960 bis 1970 5,5 % und von 1970 bis 1980 2,1 % betrug, belief es sich im Textilgewerbe in den entsprechenden Zeiträumen auf 2,9 % bzw. 0,7 % 4 . 2 Mit der Einführung der „Systematik für das produzierende Gewerbe (SYPRO)" lautet die Bezeichnung für diese Branche Textilgewerbe". Da sich im folgenden die Angaben bis einschließlich 1977 auf die Industrie beziehen, wird hier noch der alte Begriff „Textilindustrie" synonym verwendet. Es gilt folgende Abgrenzung: Die Angaben umfassen bis 1976 Industriebetriebe mit 10 und mehr Beschäftigten, 1977 Betriebe von Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten, ab 1978 einschließlich Betriebe des produzierenden Handwerks. 3 Die Tabellen sind im Anhang zusammengefaßt. 4 Diese Wachstumsraten sind nur als grobe Anhaltspunkte zu sehen. Der Index der Nettoproduktion ist nämlich für langfristige Vergleiche nur bedingt geeignet.
2 Breitenacher
18
II. Abgrenzung, Bedeutung und Merkmale der Branche
Zum Bruttoinlandsprodukt der Bundesrepublik trägt die Textilindustrie gegenwärtig etwa 1 % bei (vgl. Tabelle 1); rechnet man den Bekleidungssektor, der mit der Textilindustrie in enger Beziehung steht, hinzu, so entfällt auf den gesamten Textilsektor ein Anteilswert von rund 1 1/2 %. Diese Anteilswerte mögen auf den ersten Blick gering erscheinen. Vergegenwärtigt man sich jedoch, daß eine Volkswirtschaft eine Fülle von Wirtschaftsbereichen umfaßt (die von der Land- und Forstwirtschaft über die Energieversorgung, den Bergbau, das verarbeitende Gewerbe, den Handel und Verkehr bis hin zu den Dienstleistungsunternehmen reichen) und außerdem der Beitrag des Textilgewerbes zum Bruttoinlandsprodukt in einigen Regionen recht bedeutend ist (dies gilt beispielsweise für Baden-Württemberg und Bayern), so kann man das Textilgewerbe durchaus als einen wichtigen Bereich der deutschen Volkswirtschaft bezeichnen. Allerdings hat sich sein Gewicht in den vergangenen Jahren ständig vermindert. Diese Entwicklung ist einerseits auf eine - im Vergleich zur Gesamtwirtschaft — geringere Expansion der Nachfrage, andererseits auf einen schwächeren Anstieg der Erzeugerpreise zurückzuführen. Dementsprechend hat sich der Anteil des Textilgewerbes am Bruttoinlandsprodukt zu konstanten Preisen günstiger entwickelt als jener zu jeweiligen Preisen (vgl. Tabelle 1). Daraus kann auf eine relativ schwache Marktposition des Textilgewerbes geschlossen werden. b) Die Textilindustrie
als Arbeitgeber
Die Textilindustrie bot 1980 etwa 300 000 Personen einen Arbeitsplatz. Dies bedeutet, daß in der Branche rund 1,2 % aller Beschäftigten der Bundesrepublik tätig sind. Zusammen mit der Bekleidungsindustrie, in der 1980 etwa 250 000 Personen Arbeit fanden, entfallen auf den Textilsektor 2,2 % aller Beschäftigten. Innerhalb der verarbeitenden Industrie ist die Textilindustrie der siebtgrößte Arbeitgeber (vor der Textilindustrie stehen jene Branchen, die auch hinsichtlich des Nettoproduktionswertes die Textilindustrie übertreffen). Die Zahl der Beschäftigten nimmt jedoch im Textilgewerbe ständig ab. Während zwischen 1960 und 1970 etwa 120 000 Arbeitskräfte freigesetzt wurden, waren es von 1970 bis 1980 sogar fast 200 000. Allerdings hat sich der Beschäftigtenrückgang seit 1976 erheblich verlangsamt. Gemessen an den Beschäftigten der gesamten verarbeitenden Industrie war der Anteilsverlust in den siebziger Jahren geringer als in den sechziger Jahren (vgl. Tabelle 2). Die Beschäftigtenentwicklung in der Textilindustrie weist also auf keinen beschleunigten Strukturwandel hin. Unter arbeitsmarktpolitischen Gesichtspunkten ist allerdings daraufhinzuweisen, daß die Textilindustrie mit ihrer hohen Freisetzung insbesondere um die Mitte der siebziger Jahre wesentlich zu den gegenwärtigen Beschäftigungsproblemen beigetragen hat. Dies deshalb, weil die Textilindustrie überwiegend Arbeitsplätze für solche Bevölkerungsgruppen bietet, die in anderen Sparten nur schwer wieder Beschäftigung finden (minder qualifizierte Arbeitskräfte,
2. Bedeutung der Branche
19
Frauen), zumal die Textilindustrie häufig in Regionen konzentriert ist, wo die Chancen einer Umstellung der Produktion auf andere Fertigungszweige relativ gering sind. Die Beschäftigung von Frauen spielt in der Textilindustrie eine große Rolle. Es gibt im Textilgewerbe zahlreiche Arbeitsplätze, die den Fähigkeiten der Frauen in besonderem Maße entgegenkommen. Außer in der Verwaltung, wo die weiblichen Angestellten naturgemäß überwiegen, sind Frauen vor allem in Spinn-, Web-, Wirk- und Strickberufen sowie als Näherinnen tätig. Im Jahre 1974 belief sich der Anteil der Frauen an den Gesamtbeschäftigten in der Textilindustrie auf 52,3 %, im Durchschnitt des verarbeitenden Gewerbes auf rund 30%. Die Textilindustrie ist in zwei Bundesländern, nämlich in Baden-Württemberg und Bayern, mit einem relativ hohen Anteil an den gesamten Industriebeschäftigten beteiltigt (1979: 6,9 %bzw. 5 %). In einigen Regierungsbezirken, so in Südbaden, Südwürttemberg-Hohenzollern, Oberfranken und Schwaben liegen diese Anteile noch wesentlich höher. Ein weiteres Agglomerationszentrum der Textilindustrie befindet sich im Rhein-Ruhr-Gebiet. In manchen Gebieten macht der Anteil der Beschäftigten in der Textilindustrie ein Drittel und mehr der Erwerbsbevölkerung aus.
c) Bedeutung für andere Wirtschaftsbereiche Die Textilindustrie ist sowohl auf der Beschaffungs- als auch auf der Absatzseite nur mit wenigen Wirtschaftsbereichen intensiv verflochten. Hinsichtlich der Vorleistungs- und Lieferungsverflechtung ist also die Textilindustrie kein Schlüsselsektor der deutschen Wirtschaft, im Gegensatz beispielsweise zum Maschinenbau, zur Stahlindustrie, zur chemischen Industrie oder zum Baugewerbe; von diesen Branchen gehen erhebliche quantitative Kopplungseffekte aus 5 . Die Textilindustrie ist allerdings in einen — wenn auch relativ eng abgegrenzten - Komplex eingebunden, der von der Chemie und dem Maschinenbau über die Bekleidungsindustrie bis hin zu den letzten Absatzstufen reicht. Den überwiegenden Teil der Vorleistungen (fast 60 %) bezieht die Textilindustrie — sieht man von den internen Lieferungen ab - aus der chemischen Industrie 6 . Dabei handelt es sich um Chemiefasern sowie um Farbstoffe und Textilhüfsmittel. Die Textilindustrie nimmt damit etwa 6 % des Outputs der chemischen Industrie auf 6 . Dies bedeutet, daß gegenwärtig ungefähr 30 000 der rund 570 000 in der Chemie Beschäftigten von der Produktion der deutschen Textilindustrie abhängig sind. Die sonstigen Vorleistungen der Textilindustrie haben geringe Beschäftigungseffekte: Sie stammen entweder aus dem Ausland 5 6
2*
Vgl. Rettig (1978), S. 245. Lt. Input-Output-Tabelle des Statistischen Bundesamts für das Jahr 1974.
20
II. Abgrenzung, Bedeutung und Merkmale der Branche
(wie der größte Teil der Naturfasern) oder sind relativ unbedeutend, wie der Verbrauch an sonstigen Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen, worunter beispielsweise Textilhülsen und -spulen, Nähgarnrollen, Knöpfe und Reißverschlüsse fallen. Wichtigster Lieferant von Investitionsgütern für die Textilindustrie ist der Textilmaschinenbau. Da dieser Teilbereich des Maschinenbaus den größten Teil seiner Produktion im Ausland absetzt (Exportquote 1979: rund 91 %), sind für die deutsche Textilindustrie nur knapp 4 000 der 44 000 Beschäftigten des Textilmaschinenbaus tätig. Die Bedeutung der deutschen Textilindustrie für den heimischen Textilmaschinenbau und die chemische Industrie geht jedoch weit über die dargelegten quantitativen Relationen hinaus. Beide Branchen suchen nämlich bei ihren Produktentwicklungen den engen Kontakt zur Textilindustrie. So ist der Textilmaschinenbau auf die Textilunternehmen angewiesen, um aus den vom Markt ausgehenden Anforderungen an die Textilmaschinen Anregungen zu empfangen, die dann in neue produktionstechnische Lösungen umgesetzt und anschließend zusammen mit den heimischen Unternehmen erprobt und weiterentwickelt werden. Bei den Chemiefasern und anderen chemischen Erzeugnissen gehen zwar die Innovationsimpulse in erster Linie von den dort aufgebauten Forschungs- und Entwicklungsabteilungen aus; jedoch spielt auch hier — wie bei den Textilmaschinen - die Textilindustrie nicht selten die Rolle eines „Versuchskaninchens"7. Der Textilmaschinenbau und die für die Textilindustrie produzierenden Bereiche der chemischen Industrie sind also auf eine leistungsfähige deutsche Textilindustrie angewiesen; sie hätten erhebliche Konsequenzen für ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit zu befürchten, wenn sich die Tendenzen zur Verlagerung der Textilproduktion ins Ausland verstärken sollten. Aus der engen Verbindung zum Textilmaschinenbau und zur chemischen Industrie ergeben sich auch für die deutsche Textilindustrie sowohl Chancen als auch Risiken. In aller Regel ist es den deutschen Textilunternehmen möglich, technische Neuerungen mit einem zeitlichen Vorsprung vor der Auslandskonkurrenz anzuwenden; selbst ein Vorsprung von einem halben Jahr bedeutet vielfach einen nicht zu unterschätzenden Wettbewerbsvorteil. Sobald jedoch die technischen Neuerungen anwendungsreif und erprobt sind, ist einem weltweiten Verbreitungsprozeß, auch in Niedriglohnländern, kaum ein Riegel vorzuschieben. Darauf weist mit aller Deutlichkeit die Exportquote des deutschen Textilmaschinenbaus in Höhe von über 90 % hin. Auf der Outputseite steht die Textilindustrie insbesondere mit der Bekleidungsindustrie in enger Kooperation 8 . Für die deutsche Bekleidungsindustrie 7
Vgl. Scholz (1979), S. 13 f. Läßt man die internen Lieferungen innerhalb der Textilindustrie unberücksichtigt, so nimmt von der Gesamtproduktion von Textilien das Bekleidungsgewerbe rund 20 % ab; 8
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der Branche
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ist die heimische Textilindustrie deshalb von besonderer Bedeutung, weil diese gegenüber ausländischen Textilunternehmen - insbesondere solchen aus Staatshandels- und Niedriglohnländern - vielfach nicht nur hinsichtlich der Lieferfähigkeit und Anpassungsflexibilität einen gewissen Vorsprung besitzt, sondern auch hinsichtlich des Know-how und der Innovationsfreudigkeit. Allerdings birgt die Verzahnung zwischen Textil- und Bekleidungsindustrie auch Gefahren in sich. Eine zunehmende Verlagerung der Produktion der Bekleidungsindustrie ins Ausland hätte zweifelsohne auch Konsequenzen für die deutsche Textilindustrie, da man davon ausgehen kann, daß in den ausländischen Fertigungsstätten auch ausländische Stoffe verarbeitet werden. Man sollte diese Gefahr jedoch auch nicht überschätzen. So wird beispielsweise die Einfuhrgenehmigung für im Ausland lohnveredelte Waren (sog. zollbegünstigter passiver Veredelungsverkehr) nur dann erteilt, wenn diese aus in der Europäischen Gemeinschaft 9 erzeugten Vormaterialien angefertigt worden sind (sog. Vorerzeugnisklausel). Aber auch unabhängig von dieser Klausel würde die deutsche Bekleidungsindustrie insbesondere im passiven Veredelungsverkehr mit Ostblockländern überwiegend Stoffe aus deutscher Produktion verarbeiten lassen, da diese Länder vielfach nicht in der Lage sind, die gewünschten Qualitäten zu liefern.
3. Merkmale der Branche Das Nettoproduktionsvolumen der Textilindustrie expandierte in der Vergangenheit - wie gezeigt - unterdurchschnittlich. Dies kann auf eine ungünstige Entwicklung der Nachfrage und/oder des Angebots zurückzuführen sein. Im folgenden sollen daher die Nachfrage- und Angebotsbedingungen der Branche dargestellt werden. a) Angebotsbedingungen Die Angebotsbedingungen einer Branche können an der Ausstattung mit Realfaktoren gemessen werden. Es sind dies im wesentlichen: aa) der Einsatz von Arbeit und Kapital bb) die Nutzung von Energie, Rohstoffen und Umwelt cc) der Einsatz von Forschung und Entwicklung. Die genannten Faktoren sind entscheidend für die realen Standortvorteile oder -nachteile einer Branche in der Bundesrepublik. weitere wichtige Abnehmer sind die privaten Haushalte (30 %, in erster Linie über den Absatzmittler Einzelhandel) sowie das Ausland (28 %). Vgl. Input-Output-Tabelle des Statistischen Bundesamts für das Jahr 1974. g
Wegen der Freizügigkeit des Warenverkehrs in der EG müssen die Vorerzeugnisse nicht unbedingt aus der Bundesrepublik stammen, sondern können auch aus anderen EGLändern kommen.
22
II. Abgrenzung, Bedeutung und Merkmale der Branche
Zu aa): Bei der Beurteilung der Standortvorteile oder -nachteile der Textilindustrie wird vielfach daraufhingewiesen, daß die Existenz der Branche in der Bundesrepublik aufgrund ihrer hohen Arbeitsintensität gefährdet sei. Diese Auffassung wurde insbesondere vom Kieler Institut für Weltwirtschaft in mehreren Gutachten geäußert 10 . Die Argumentation beruht auf der sog. Faktorausstattungs-Hypothese. Nach der einfachsten Variante dieser Hypothese sollten sich die Industrieländer, in denen Kapital reichlich vorhanden und billig ist, auf die Herstellung jener Güter spezialisieren, deren Produktionsprozeß relativ kapitalintensiv ist. Andererseits wäre in Entwicklungsländern, die im allgemeinen über ein erhebliches Reservoir an Arbeitskräften verfügen, der Aufbau arbeitsintensiver Industriezweige zu fördern. Dies würde also bedeuten, daß im Interesse einer sich vertiefenden weltwirtschaftlichen Arbeitsteilung eine Umstellung der Produktionsstruktur vorgenommen werden sollte, und zwar hätten insbesondere die arbeitsintensiven Bereiche der Textil- und Bekleidungsindustrie ihre Kapazitäten verstärkt zu reduzieren, um der exportorientierten Entwicklungsstrategie der unterentwickelten Länder Platz zu machen. Diese Schlußfolgerung ist insofern zweifelhaft, als man die Textilindustrie als Ganzes gesehen als nicht mehr arbeitsintensiv bezeichnen kann. Die Sachkapitalintensität ist nämlich in den sechziger und siebziger Jahren überdurchschnittlich gestiegen (vgl. auch Tabelle 3); im Jahre 1978 lag sie nahe bei dem Wert für die gesamte verarbeitende Industrie. Damit ist eine wesentliche Voraussetzung für die „Verlagerungsthese" nicht gegeben11. Empirische Tests der Faktorausstattungs-Hypothese auf der Grundlage der Sachkapitalintensitäten haben darüber hinaus zu recht unbefriedigenden Ergebnissen geführt. Der Grund hierfür liegt darin, daß das Sachkapital international vergleichsweise mobil ist und insoweit keinem Land besondere Standortvorteile bietet 1 2 . Als wesentlich bedeutsamer für den Standortvorteil einer Branche hat sich das Qualifikationsniveau der Arbeitskräfte erwiesen 13 , d.h. ein hochentwickeltes Land wie die Bundesrepublik hat bei jenen Produkten Standortvorteile, deren Herstellung ein hohes Qualifikationsniveau der Beschäftigten erfordert. Demnach wird argumentiert, „daß Sachkapital in hochentwickelten
10
Vgl. vor allem Fels (1972). Anders liegen die Verhältnisse in der Bekleidungsindustrie; deren Sachkapitalintensität lag 1978 nur bei 30 % des Durchschnittswertes für die verarbeitende Industrie. Allerdings hat Helmstädter (1975), S. 441, mit Recht daraufhingewiesen, daß man die Bekleidungsindustrie nicht aus der gesamten Textilwirtschaft herauslösen und für sich betrachten kann. Gleichwohl muß man auch die Gefahren sehen, die von einer zunehmenden Verlagerung der Bekleidungsproduktion ins Ausland auf die Textilindustrie ausgehen (vgl. Abschnitt II.2.C). 12 Vgl. Glismann, Horn (o.J.), S. 22. 13 Vgl. Baumann u.a. (1977). 11
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der Branche
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Ländern eher mit Ausbildungskapital 14 und in weniger entwickelten Ländern eher mit ungelernter Arbeit kombiniert wird (von sonstigen Einflußfaktoren, wie unterschiedlichen politischen Risiken oder Standortvorteilen aufgrund von Rohstoffvorkommen, einmal abgesehen)"15. Die Ausbildungskapitalintensität der Textilindustrie ist relativ niedrig (vgl. Tab. 3); der Abstand zum Durchschnitt der verarbeitenden Industrie konnte in der Vergangenheit nicht vermindert werden. Dies bedeutet, daß die Textilindustrie - insgesamt gesehen - weniger qualifizierte Arbeitskräfte benötigt als andere Branchen. Sie besitzt damit in dieser Hinsicht keinen Standortvorteil in der Bundesrepublik. Diese Aussage soll jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, daß auch in der Textilindustrie - wie in anderen Branchen - eine deutliche Gewichtsverlagerung zu höher qualifizierten Tätigkeiten festzustellen ist; darauf weist der zunehmende Einsatz technischer Fach- und Führungskräfte hin. Zu bb): Die Standortbedingungen einer Branche hängen auch von der Verfügbarkeit von Energie und Rohstoffen sowie von Umweltschutzauflagen ab. Aufgrund der seit 1973/74 eingetretenen Preissteigerungen bei Rohöl und wichtigen in der Bundesrepublik nicht vorkommenden Rohstoffen könnten energie- und rohstoffintensiven Industriezweigen in der Bundesrepublik Standortnachteile erwachsen. Es ist zu prüfen, ob die Textilindustrie zu diesen Branchen zu zählen ist. Die Energieintensität der Textilindustrie lag 1975 bei etwa 60 % des Durchschnittswerts für die verarbeitende Industrie (vgl. Tabelle 3). Energiepreissteigerungen werden also die Textilindustrie weniger tangieren als andere Industriezweige. Dies gilt allerdings nicht für die Textilveredelung, auf die etwa 30 % des Primärenergieverbrauchs der gesamten Textilindustrie entfallen. Im Vergleich zu einigen ausländischen Konkurrenten dürfte die deutsche Textilindustrie von steigenden Energiekosten stärker betroffen sein (vgl. Kapitel III.3. d)cc)). Die Textilindustrie ist zu den rohstoffintensiven Industriezweigen zu rechnen. Im Jahre 1964 wiesen lediglich sieben Branchen, und zwar überwiegend solche aus dem Grundstoff- und Produktionsgüterbereich, eine höhere Rohstoffintensität als die Textilindustrie auf. Gleichwohl dürften der deutschen Textilindustrie aus ihrer hohen Rohstoffabhängigkeit keine gravierenden Standortnachteile entstehen. Mögliche Preiserhöhungen bei Textilfasern hat nämlich auch die Auslandskonkurrenz der deutschen Textilindustrie zu tragen; dies gilt auch dann, wenn diese Konkurrenten aus Ländern mit eigenen Rohstoffvor14 Das Qualifikationsniveau der Beschäftigten kann näherungsweise mit Hilfe des Ausbildungskapitals gemessen werden; dieses ist der kapitalisierte Teil der Lohn- und Gehaltssumme, den die Beschäftigten aufgrund ihrer Ausbildung erhalten. 15 Glismann, Horn (o.J.), S. 22.
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II. Abgrenzung, Bedeutung und Merkmale der Branche
kommen stammen. Darüber hinaus besteht bei Textilfasern die Möglichkeit der Substitution. Die natürlichen Textilfasern Wolle und Baumwolle, bei denen die Einfuhrabhängigkeit der Bundesrepublik sehr hoch ist, können in gewissen Grenzen durch Chemiefasern ersetzt werden. Bei den Chemiefasern bestand in der Vergangenheit in den Industrieländern ein erheblicher Kapazitätsüberhang, der auf die Preise drückte. Allerdings dürfte sich in den kommenden Jahren die Versorgungssituation bei Chemiefasern - aus der Sicht der deutschen Textilindustrie — nicht mehr so günstig darstellen wie bisher, da einerseits die europäischen Chemiefaserproduzenten ihre Kapazitäten bereinigen wollen und zum anderen sich die Rohstoffe für die Herstellung von Chemiefasern (die auf dem Rohöl beruhen) weiter verteuern dürften. Am Industriedurchschnitt gemessen ist die deutsche Textilindustrie mit relativ geringen Umweltschutzauflagen belastet, wie der niedrige Anteil der Umweltschutzinvestitionen an den Gesamtinvestitionen in Höhe von 1,5 % zeigt (Durchschnitt der verarbeitenden Industrie: 5,2 %, vgl. Tabelle 3). Allerdings gibt es auch in der Textilindustrie Bereiche, die recht hohe Umweltschutzkosten haben, vor allem die Textilveredelung. Im Vergleich zu Textilproduzenten in anderen Industrieländern, beispielsweise in USA und Japan, dürfte die deutsche Textilindustrie mit niedrigeren Umweltschutzkosten belastet sein 16 . Gegenüber Textilproduzenten in Entwicklungsländern hat die deutsche Textilindustrie jedoch diesbezügliche Standortnachteile, da in den Entwicklungsländern mit dem Produktionsfaktor „Umwelt" vielfach recht verschwenderisch umgegangen wird. Zu cc): Ein hochentwickeltes Land wie die Bundesrepublik hat bei der Herstellung „neuer" Produkte Standortvorteile gegenüber Ländern mit geringerem Einkommensniveau, und zwar deshalb, weil es 17 - reichlicher mit qualifizierten Arbeitskräften ausgestattet ist, - reichlicher mit Kapital ausgestattet ist und daher auch eher in der Lage sein dürfte, das vergleichsweise hohe Risiko von Forschungsinvestitionen einzugehen und - einen aufnahmefähigen Markt für neue Produkte hat.
16 Im Zeitraum 1971 bis 1978 belief sich der Anteil der Umweltschutzinvestitionen an den Gesamtinvestitionen in der Textilindustrie der USA auf 3,6 %, in der Textilindustrie Japans auf 9,4 % (Quelle: McGraw-Hill Surveys; US-Department of Commerce; Japan Ministry of International Trade and Industry; zitiert nach: Sprenger (1980), S. 11). Auch wenn derartige internationale Vergleiche nicht unproblematisch und ihre Ergebnisse im Hinblick auf Abgrenzungs-, Erfassungs- und Berechnungsunterschiede zu relativieren sind, so lassen sie doch erkennen, daß im internationalen Vergleich signifikante Unterschiede bei den umweltschutzinduzierten Investitionen zu verzeichnen sind. Bei einem internationalen Belastungsvergleich ist allerdings zu berücksichtigen, daß die deutschen Unternehmen vermutlich nicht mit annähernd ähnlich hohen staatlichen Beihilfen rechnen können wie jene in den USA und in Japan (vgl. Staratzke (1978), S. 3). 17
Vgl. hierzu Glismann, Horn (o.J.), S. 27.
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Wie „neu" die Güter sind, die einzelne Branchen produzieren, bzw. welche Stellung die Erzeugnisse einer Branche im jeweiligen Produktzyklus einnehmen, wird üblicherweise an den Aufwendungen für Forschung und Entwicklung (FuE) abgelesen. Die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten der Textilindustrie sind, gemessen sowohl am Umsatz als auch an den Beschäftigten, relativ niedrig (vgl. Tabelle 3). Daraus wird vielfach der Schluß gezogen werden, daß die Textilindustrie vergleichsweise wenig neue Güter hervorbringt und sich weitgehend auf die Belieferung alter, schon erschlossener Märkte konzentriert. Gegen diese Schlußfolgerung können gewisse Einwände vorgebracht werden: Viele Unternehmen des Textilgewerbes ersetzen eigene FuE durch Teilhabe an Gemeinschafts-FuE und Nutzung ihrer Ergebnisse. Im Textilgewerbe sind die Aufwendungen für Gemeinschafts-FuE doppelt so hoch wie die von den Unternehmen selbst getätigten FuE-Aufwendungen. Aber selbst unter Berücksichtigung der Gemeinschaftsforschung liegt die Forschungsintensität der Textilindustrie weit unter dem Industriedurchschnitt. Es sei aber auch daraufhingewiesen, daß die Textilindustrie beim Einsatz ihrer Rohstoffe und Maschinen auf Produkte zurückgreift, in denen hohe FuE-Aufwendungen enthalten sind (Chemiefasern, Textilmaschinen usw.). Fast man zusammen, was die statistischen Kennziffern hinsichtlich der Angebotsbedingungen zeigen, so ist die Textilindustrie im Vergleich zu anderen Branchen durch folgende Merkmale charakterisiert: - Durchschnittliche Sachkapitalintensität - Niedriges Qualifikationsniveau der Beschäftigten - Unterdurchschnittliche Energieintensität - Hohe Rohstoffintensität - Unterdurchschnittliche Belastung mit Umweltschutzauflagen - Niedrige Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen im herkömmlichen Sinn, d.h. ohne „Kreativ-Kosten" 18 . Diese Merkmalskombination wird als typisch für Branchen angesehen, in denen die Entwicklungsländer komparative Vorteile gegenüber den Industrieländern besitzen. Tatsächlich ist festzustellen, daß in der Vergangenheit in zahlreichen Entwicklungsländern Fertigungsstätten für Textilien auf- und ausgebaut wurden. Im Zuge einer exportorientierten Entwicklungspolitik drängten die Textilhersteller dieser Länder zunehmend auf die Märkte der Industrieländer. Damit sind die Nachfragebedingungen der Textilindustrie angesprochen. b ) Nachfragebedingungen Bei der Analyse der Nachfragebedingungen einer Branche unterscheidet man zweckmäßigerweise zwischen heimischer Nachfrage und Exportnachfrage. Die heimische Nachfrage, die man auch als Inlandsnachfrage oder Inlandsverbrauch 18
Vgl. Kapitel IV. 2 c): Einführung neuer Produkte und Produktionsverfahren.
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II. Abgrenzung, Bedeutung und Merkmale der Branche
bezeichnen und an der Inlandsverfügbarkeit messen kann, setz: sich ihrerseits aus der Nachfrage nach den im Inland und nach den im Ausland erzeugten Gütern (Importnachfrage) zusammen. Ein hoher und steigender Teil des Inlandsverbrauchs an Textilien wird durch Einfuhren gedeckt. Während sich das Wachstum des Inlandsverbrauchs in den siebziger Jahren — im Vergleich zu den sechziger Jahren — verlangsamt hat, stiegen die Einfuhren beschleunigt an. Mit einem jahresdurchschnittlichen Wachstum von 10 % im Zeitraum 1970/79 expandierten die Einfuhren dreimal so schnell wie der Inlandsverbrauch. Dementsprechend hat sich der Anteil ausländischer Erzeugnisse am Gesamtverbrauch an Textilien, also die Importquote, von gut einem Viertel (1970) auf 45 % (1979) erhöht. Die Importquote ist daher bei Textilien nahezu doppelt so hoch wie im Durchschnitt der verarbeitenden Industrie (vgl. Tabelle 4). Innerhalb der Einfuhren von Textilien 19 haben die Importe aus Entwicklungsländern 20 an Bedeutung gewonnen. Derzeit liegt der Anteil dieser Einfuhren an den (wertmäßigen) Gesamtimporten von Textilien bei etwa einem Sechstel. Die Entwicklungsländer dringen nicht nur bei solchen Produkten vor, die nach bekannten und standardisierten Fertigungsverfahren hergestellt werden und die darüber hinaus häufig auch relativ arbeitsintensiv sind; in zunehmendem Maße exportieren sie auch Erzeugnisse, die in fertigungstechnischer und qualitativer Hinsicht höhere Anforderungen stellen. Die Absatzerfolge des Auslands auf dem deutschen Textilmarkt sind um so bemerkenswerter, als dieser durch Handelshemmnisse tarifärer und nicht-tarifärer Art stärker geschützt ist als andere Märkte der Bundesrepublik. Dies ist ein Indiz dafür, daß die deutsche Textilindustrie gewisse Standortnachteile hat. Im internationalen Vergleich ist der deutsche Textilmarkt allerdings relativ „offen". Darauf weist die Tatsache hin, daß die Bundesrepublik der Welt größter Importeur von Textilien ist. Der Expansionsspielraum der Textilindustrie wurde in der Vergangenheit nicht nur durch die Entwicklung der Importe,sondern auch durch das relativ geringe Wachstum der Inlandsnachfrage beengt. Der (nominale) inländische Verbrauch an Textilprodukten nahm jahresdurchschnittlich von 1960 bis 1970 um 3,9 %, von 1970 bis 1979 um 3,2 % zu. Dieser Anstieg der Inlandsnachfrage war damit deutlich niedriger als jener bei den Erzeugnissen der verarbeitenden Industrie insgesamt (7,3 % bzw. 7,1 %; vgl. Tabelle 4). Die Inlandsnachfrage nach Textilien setzt sich zu etwa 54 % aus der Zwischennachfrage anderer Industriezweige und zu 46 % aus der Endnachfrage zu19
In der Abgrenzung nach der SITC-Systematik (Internationales Warenverzeichnis für den Außenhandel). 20 In der Abgrenzung des Statistischen Bundesamts.
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sammen 21 . Von der Endnachfrage entfällt der weitaus größte Teil auf den privaten Verbrauch, während dem Einsatz von Textilien als Investitionsgut nur relativ geringe Bedeutung zukommt. Die nachfragebedingten Expansionsmöglichkeiten der textilen Zwischenprodukte hängen letztlich auch wieder von der Endnachfrage ab. Dabei zeigt sich, daß diese Zwischennachfrage ebenfalls größtenteils konsumorientiert ist. So geht etwa die Hälfte des Inlandsabsatzes von textilen Zwischenprodukten an die Bekleidungsindustrie. Die Lieferungen der Textilindustrie an den Fahrzeugbau, die Kunststoffverarbeitung und an andere Abnehmer von Textilien werden gleichfalls - zumindest teilweise — indirekt dem privaten Verbrauch zugeführt. Man kann daher davon ausgehen, daß etwa 90 % der Produktion der Textilindustrie direkt oder indirekt für den Konsum bestimmt sind. Die für den Konsum bestimmten Endprodukte der Textilindustrie sind teilweise (insbesondere Maschenware) den Bekleidungsgütern verwandt; insofern kann man die Textilindustrie hinsichtlich der nachfragebedingten Expansionsmöglichkeiten in die Nähe der Bekleidungsindustrie einordnen. Allerdings ist ein Großteil der Konfektionserzeugnisse der Textilindustrie (z.B. Unterwäsche) geringeren modischen Schwankungen unterworfen als die Produkte der Bekleidungsindustrie. Untersuchungen über den Zusammenhang zwischen Einkommen und Bekleidungsverbrauch haben gezeigt, daß in hochentwickelten Ländern die Ausgaben für Bekleidung mit steigendem Lebensstandard hinter der Entwicklung der Einkommen zurückbleiben 22 . Mit steigendem Einkommen fließen nämlich die Ausgaben der privaten Haushalte vor allem den Gütern und Dienstleistungen des gehobenen Bedarfs zu, z.B. den Bereichen „Gesundheit und Sicherheit" sowie „Verkehr und Kommunikation" (hierzu zählen auch Ausgaben für Kraftfahrzeuge und Touristik). Die Einkommenselastizität der Nachfrage nach Bekleidung liegt unter 1. Für den Zeitraum 1950/72 hat das Ifo-Institut einen Koeffizienten von 0,89 ermittelt 2 3 . Helmstädter schätzt, daß der Elastizitätskoeffizient der Textilausgaben derzeit in der Größenordnung von 0,8 zu vermuten i s t 2 4 . Die Einkommenselastizität der Nachfrage nach Bekleidung kann nicht direkt auf die Nachfrage nach Vorerzeugnissen der Textilindustrie übertragen 21 Vgl. Input-Output-Tabelle des Statistischen Bundesamts für das Jahr 1974. - Es sei darauf hingewiesen, daß sich die an dieser Stelle dargelegten Prozentsätze auf die Inlandsnachfrage (inländische Produktion zuzügl. Einfuhr abzügl. Ausfuhr) beziehen; sie sind daher nicht vergleichbar mit den in Fußnote 8 erwähnten Prozentsätzen, die sich auf die Nachfrage des In- und Auslands nach Produkten der Textilindustrie beziehen. 22 Vgl. Breitenacher (1976), S. 44. 23 Vgl. Breitenacher (1976), S. 50. Der Berechnung lagen reale Pro-Kopf-Werte zugrunde. 24 Vgl. Helmstädter (1979) S. 443. Bei Helmstädter umfassen die Textilausgaben die Ausgaben für Textilien und Bekleidung.
II. Abgrenzung, Bedeutung und Merkmale der Branche
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werden. Die Übertragbarkeit würde nämlich eine konstante Vorprodukt-/Endprodukt-Relation voraussetzen 25. Man muß jedoch davon ausgehen, daß der technische Fortschritt in der Bekleidungsindustrie Materialeinsparungen erlaubt (abgesehen von modischen Schwankungen im Stoffeinsatz, z.B. infolge wechselnder Rocklänge). Hinzu kommt, daß Erzeugnisse der Textilindustrie (z.B. Garne) durch Erzeugnisse der Chemiefaserindustrie (synthetische und zellulosische Fäden) ersetzt werden können 2 6 . Was die sonstigen für den Konsum bestimmten Produkte der Textilindustrie anbelangt, so sind hier unterschiedliche Konsumentenpräferenzen gegeben. Die relativ hohe Präferenz für die Ausgabenkategorien „Wohnung", „ A u t o " und „Freizeit" schafft grundsätzlich günstige Absatzmöglichkeiten für Heim- und Haustextilien, für in Fahrzeugen enthaltene Textilien sowie für Sportbekleidung und textiles Sportzubehör. Empirische Untersuchungen haben jedoch ergeben, daß namentlich das Wachstum der Ausgaben für Haushaltswäsche und Heimtextilien (z.B. Gardinen und Teppiche) in bestimmten Haushaltstypen nicht unmerklich hinter dem Wachstum der Einkommen zurückbleibt. Alles in allem dürfte der Elastizitätskoeffizient der Ausgaben für Textilien in der Größenordnung von 0,7 - und damit etwas unter demjenigen der Ausgaben für Bekleidung (0,8) - liegen. Den Verlust von Marktanteilen im Inland konnten die deutschen Textilfirmen durch vermehrte Ausfuhren teilweise ausgleichen. In den siebziger Jahren expandierte die Ausfuhr von Textilien mit jahresdurchschnittlich rund 11 % weitaus stärker als der Inlandsumsatz (rund 1,5 %). Dementsprechend hat sich die Exportquote von 21 % (1970) auf 37 % (1979) erhöht. Die Textilindustrie hat sich damit zu einer überdurchschnittlich exportintensiven Branche entwickelt. Gute Absatzchancen bestehen vor allem in anderen Industrieländern, in denen die deutsche Textilindustrie mit qualitativ hochstehenden Produkten und eigenständigen Kreationen Absatzerfolge verbuchen konnte. Die Exporterfolge der Textilindustrie deuten darauf hin, daß an ihrer Einstufung unter die standortbenachteiligten Branchen gewisse Zweifel angebracht sind. Zwar verdankt die Textilindustrie ihre überdurchschnittlich gute Exportposition zum Teil tarifären und nicht-tarifären Handelshemmnissen, die von Industrieländern gegenüber Entwicklungs- und Ostblockländern aufgebaut wurden. Es ist jedoch zu berücksichtigen, daß die Identifizierung von Standortvor- und -nachteüen mit Hilfe weniger Realfaktoren (wie Einsatz von Arbeit, Kapital usw., vgl. Abschnitt II. 3. a) und auf einer verhältnismäßig hohen Aggregationsebene vorgenommen wurde. Neben den genannten Realfaktoren gibt es eine Reihe weiterer Faktoren, welche die internationale Wettbewerb sfähig25
Vgl. hierzu Görgens (1975), S. 115 ff. Mit dem Einsetzen der Naturfaserwelle gegen Ende der siebziger Jahre hat jedoch dieses Argument etwas an Bedeutung verloren. Im übrigen ist daraufhinzuweisen, daß die Chemiefäden eigene textile Produktionsprozesse zur Folge haben (Zwirnen, Texturieren). 26
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keit beeinflussen, beispielsweise Qualität, Design, Lieferbereitschaft und «Zuverlässigkeit, technischer Service und die Fähigkeit, technisches Know-how zu vermitteln 27 . Darüber hinaus darf nicht übersehen werden, daß die Kombination der die Wettbewerbsposition bestimmenden Faktoren in den einzelnen Fachzweigen und Produktbereichen in mehr oder weniger großem Umfang vom Branchendurchschnitt abweicht. Dieser Gesichtspunkt spielt insbesondere in einer vielstufigen und vielgestaltigen Branche wie der Textilindustrie eine große Rolle. So können komparative Standortnachteile, welche sich für eine Branche insgesamt ausmachen lassen, in einzelnen Produktbereichen überspielt werden, wenn Wettbewerbsfaktoren ins Spiel gebracht werden, die unabhängig vom Preis zu Absatzerfolgen beitragen können. So haben weite Bereiche der deutschen Textilindustrie ihre Produktionen in der Bundesrepublik auf Erzeugnisse umgestellt, welche in einem hochindustrialisierten Land komparative Vorteile haben, nämlich einerseits auf Erzeugnisse des gehobenen Bedarfs, welche nach Design und Qualität dem aktuellen modischen Geschmack entsprechen und andererseits auf hochwertige technische Textilien. Andere Anpassungsstrategien sind ebenfalls möglich, wie beispielsweise die Errichtung von Fertigungsstätten an neuen Standorten, der Einsatz neuer Produktionsverfahren oder neuer Organisationsformen. Bevor diese Strategien der Textilindustrie näher beleuchtet werden (vgl. Kapitel IV), werden zunächst die sie auslösenden Ursachen behandelt.
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Vgl. hierzu Herrmann (1979), S. 74 ff.
III. Ursachen des Strukturwandels in der Textilindustrie Grundsätzlich kann man vier wichtige Ursachen des Wandels der Produktionsstruktur unterscheiden: - Nachfrageverschiebungen (nachfragebedingter Strukturwandel), - Änderungen in der internationalen Arbeitsteilung (außenhandelsbedingter Strukturwandel), - technologische Neuerungen (technologisch bedingter Strukturwandel), - Änderungen der staatlichen Rahmensetzung (staatlich bedingter Strukturwandel). Jeder der genannten Bestimmungsfaktoren des Wandels der Produktionsstruktur ist seinerseits wiederum das Ergebnis des Zusammenwirkens von in sich relativ komplexen Faktoren 1 . So hängen Höhe und Struktur der Inlandsnachfrage nach Textilien nicht nur von der Höhe und Verteilung des Einkommens, sondern auch vom Wandel in der Bedürfnisstruktur und der Struktur der Bevölkerung ab. Die Änderungen in der internationalen Arbeitsteilung sind auf Verschiebungen im Preis- und Kostengefüge zwischen einzelnen oder mehreren Ländern, auf Unterschiede in der Innovationsneigung, in der Qualifikation der Arbeitskräfte und nicht zuletzt auf den Ab- oder Aufbau von Handelshemmnissen zurückzuführen. Der strukturelle Wandlungsprozeß spielt sich außerdem in einem System ab, das zahlreiche Interdependenzen und Rückkoppelungen aufweist. Auch der technische Fortschritt und die staatlichen Rahmenbedingungen sind zumindest teilweise in diesen Systemzusammenhang eingebunden. Die Richtung der technologischen Entwicklung wird nicht nur von den Knappheitsverhältnissen bei den Produktionsfaktoren bestimmt, sondern auch von der bereits im Zusammenhang mit der internationalen Arbeitsteilung angesprochenen Innovationsneigung und Qualifikation der Arbeitskräfte. Aus diesem Grunde wird der Strukturfaktor „Technologische Neuerungen" im Gegensatz zu den Faktoren „Nachfrageverschiebungen" und „Änderungen in der internationalen Arbeitsteilung" vielfach nicht als ein originärer, sondern als ein abgeleiteter Strukturfaktor angesehen. „Innerhalb der entwickelten Länder marktwirtschaftlicher Orientierung ist mit einer weitgehenden Ubereinstimmung von (inländischer) Nachfragestruktur und branchenmäßiger Produktionsstruktur zu rechnen, die lediglich durch den abweichenden Grad der Außenhandelsverbundenheit von Ländern unterschiedlicher Größe in gewissem Umfang modifiziert wird." 2 1 2
Vgl. Ifo-Institut (1979), S. 1 ff. Görgens (1975), S. 192.
1. Nachfrageverschiebungen
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Zwar ist nicht zu verkennen, daß häufig auch Unternehmen im Sinne Schumpeter auftreten, die Neuerungen durchzusetzen versuchen, für welche die Nachfrage erst geschaffen werden muß. Dem wird jedoch entgegengehalten, daß es übertrieben wäre, sich den marktwirtschaftlichen Entwicklungsprozeß nur als einen Strom von Neuerungen vorzustellen, der die industrielle Produktionsstruktur laufend verändert. Vielmehr erfolge in großem Umfang Routineproduktion zur Deckung des kontinuierlichen (Ersatz-)Bedarfs 3. Entsprechend dieser Auffassung werden technologische Neuerungen, soweit es sich um neue Produkte handelt, in dieser Untersuchung nicht als letzte Strukturfaktoren angesehen, sondern als Teil der Strategie der Textilindustrie, sich den Nachfrageverschiebungen und/oder den Änderungen in der internationalen Arbeitsteilung anzupassen. Demgegenüber werden neue Produktionsverfahren und neue Textilrohstoffe als letzte Strukturfaktoren betrachtet, da es sich hierbei um Verfahren bzw. Produkte handelt, die zumindest teilweise autonom vom Maschinenbau bzw. von der fasererzeugenden Industrie angeboten werden, obwohl - wie gezeigt — deren Entwicklung nicht völlig unabhängig von der Textilindustrie erfolgt. Im übrigen ist die Einführung neuer technischer Verfahren in der Textilindustrie häufig mit der Entwicklung neuer oder der Variation bereits bekannter Produkte verbunden, so daß es auch aus diesem Grund gerechtfertigt erscheint, lediglich neue Produktionsverfahren und neue Textilrohstoffe, nicht dagegen neue Produkte, als letzte Strukturfaktoren zu betrachten.
1. Nachfrageverschiebungen Die Verwendung inländischer textiler Endprodukte teilte sich 1979 schätzungsweise wie folgt auf 4 : - fast 60 % Bekleidungstextilien5, wovon die eine Hälfte direkt an den Handel und die andere Hälfte an die Bekleidungsindustrie geliefert wird; - ein Achtel Haushaltstextilien6 ; - ein Fünftel Heimtextilien 7 ; - etwa 10 % technische Textilien 8 . Überschlägige Rechnungen haben ergeben, daß sich die Verwendungsstruktur 3
Vgl. Görgens (1975), S. 175. Die angegebenen Prozentsätze beziehen sich auf die (in Tonnen gemessene) Produktion. Gleichwohl können sie als Hilfsgröße für die Verwendungsstruktur - zumindest was deren zeitliche Verschiebungen anbelangt - herangezogen werden, da, wie empirische Tests ergeben haben, das Produktionswachstum entscheidend von der Änderung der Inlandsnachfrage abhängt. 5 Fertiggewebe für Bekleidung und Wäsche, Maschenwaren u.ä. 6 Haus-, Bett- und Tischwäsche u.ä. η ο Möbelstoff, Dekorationsstoff, Gardinen, textiler Bodenbelag u.ä. Sämtliche Textilien, die nicht als Bekleidungs-, Haushalts- oder Heimtextilien gelten. 4
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III. Ursachen des Strukturwandels in der Textilindustrie
in den siebziger Jahren zugunsten der Heimtextilien und zu Lasten der Haushaltstextilien verschoben hat; der Anteil der Bekleidungs- und technischen Textilien dürfte in etwa gleich geblieben sein. Von welchen Faktoren hängt nun die unterschiedliche Entwicklung der Nachfrage nach einzelnen textilen Endprodukten ab? Was die Nachfrage nach technischen Textilien betrifft, so scheitert eine empirische Analyse der Bestimmungsfaktoren der Nachfrage aus Mangel an statistischen Unterlagen. Folgendes läßt sich jedoch feststellen: Die gleichbleibende Bedeutung der technischen Textilien innerhalb der Nachfrage nach textilen Endprodukten hat ihre Ursache darin, daß die Textilindustrie gerade auf dem Gebiet der technischen Textilien in den letzten Jahren zahlreiche neue, hochwertige Produkte auf den Markt gebracht hat 9 . Die Bestimmungsgrößen der Nachfrage nach Bekleidungs-, Haushalts- und Heimtextilien waren bereits Gegenstand zahlreicher empirischer Untersuchungen. Als wesentlich haben sich dabei herausgestellt 10 : a) die Entwicklung der Bevölkerung, b) die Entwicklung des Pro-Kopf-Einkommens, c) die Mode, d) die Entwicklung der relativen Preise für Textilien. Diese Faktoren werden im folgenden näher untersucht 11 . a) Bevölkerungskomponente
der Textilnachfrage
Die Ausgaben für Textilien und Bekleidung wachsen, gemessen am Einkommen, unterdurchschnittlich (vgl. Abschnitt II. 3. b). Textilien und Bekleidung befriedigen demnach — wenigstens zum Teil — einen sogenannten Grundbedarf, und insofern spielt die Bevölkerungskomponente bei der Textilnachfrage eine erhebliche Rolle. Man kann davon ausgehen, daß mit sinkender Verbraucherzahl ein Nachfrageausfall bei Textilien verbunden ist. In der Bundesrepublik nahm die Bevölkerung in den sechziger Jahren um 5,2 Millionen oder jahresdurchschnittlich um 0,9 % zu. In den siebziger Jahren war zunächst bis 1974 ein weiterer Zuwachs von 1,4 Millionen oder jahresdurchschnittlich von 0,6 % zu verzeichnen. Bis Mitte 1979 ist die Bevölkerung um 0,7 Millionen zurückgegangen; seitdem nimmt die Bevölkerung wieder leicht zu. Aus der negativen Bevölkerungsentwicklung in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre resultierte für den Textilmarkt zweifelsohne ein Wachstumsverlust, der jedoch geringer sein dürfte als die Abnahmerate der Bevölkerung. 9
Vgl. Abschnitt IV. 2. c). Vgl. Helmstädter (1978), S. 441. 11 Der Einfluß sonstiger Größen auf die Textilnachfrage, wie beispielsweise soziodemographische Haushaltsmerkmale, ist relativ gering. Vgl. Giersch (1978, a), S. 4. 10
1. Nachfrageverschiebungen
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Zwar bewirkt ein Rückgang der Bevölkerung primär, daß Produkte mit niedriger Einkommenselastizität, also auch Textilien, weniger nachgefragt werden, ebenso Güter, die speziell für Kinder hergestellt werden 12 . Andererseits unterliegen diese Produkte dem Wandel von Mode und Geschmack, so daß laufend neue Nachfrage stimuliert wird. Außerdem verändert sich im Zuge einer schrumpfenden Bevölkerung auch deren Struktur, was eine Verschiebung der Nachfrage vom Jugend- zum Erwachsenenbedarf zur Folge hat.
b) Einkommenskomponente der Textilnachfrage Als die für die Entwicklung des Textilverbrauchs entscheidende Größe hat sich in zahlreichen empirischen Untersuchungen. das Einkommen herausgeschält. Wie bereits erwähnt, liegt die langfristige Einkommenselastizität der Ausgaben für textile Fertigprodukte unter 1, dJh. es ist langfristig eine sinkende Tendenz der Anteüe der Ausgaben für textile Fertigprodukte am verfügbaren Einkommen zu erkennen (vgl. auch Tabelle 5). Hinsichtlich der Entwicklung der Elastizitätskoeffizienten im Zeitablauf stellte Pattis 13 folgende These auf: Der Bekleidungsverbrauch wächst bei niedrigem Einkommen zunächst überproportional, dann proportional mit dem Einkommen. Bei weiter steigendem Einkommen nehmen die Ausgaben für Bekleidung nur noch unterproportional zu, während sie bei relativ hohem Einkommen wiederum proportional ansteigen. Die Einkommenselastizität würde sich also bei relativ hohem Wohlstand dem Wert 1 nähern. Diese These wird durch neuere empirische Untersuchungen nicht gestützt 14 . Vielmehr ist davon auszugehen, daß die Einkommenselastizität der Ausgaben für Textilien und Bekleidung in der Bundesrepublik tendenziell sinkt. Dies ist insofern zu erwarten, als Textilien und Bekleidung jener Kategorie von Gütern zuzurechnen sind, die bereits längere Zeit auf dem Markt sind. Zwar haben sich Textilien ständig neue Märkte erschlossen (z.B. Sport- und Freizeitkleidung) und ihr Erscheinungsbild unterliegt einem ständigen Wandel, der laufend neue Nachfrage erzeugt. Andererseits ist jedoch zu berücksichtigen, daß die Kreierung völlig neuer Produkte (im Sinne von grundlegenden Produktinnovationen) in der Herstellung von Textilien und Bekleidung seltener ist als in anderen Branchen und der Einfluß der Mode auf den gesamten Textil- und Bekleidungsverbrauch langfristig weniger stark ist als vielfach angenommen wird. Textilien und Bekleidung sind eine solch heterogene Größe, daß bei einigen Produkten Wirkungen z.B. der Mode und des Geschmackswandels durchaus zu Elastizitätskoeffizienten führen können, die höher als 1 liegen. Recht hohe Ela12 13 14
Vgl. Schattat (1978), S. 18/19. Vgl. Pattis (1969), S. 208. Vgl. Giersch (1978, a), S. 75 und Breitenacher (1976), S. 55.
3 Breitenacher
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III. Ursachen des Strukturwandels in der Textilindustrie
stizitätskoeffizienten weisen die Ausgaben für Teppiche sowie für Sportbekleidung und Maschenware auf. Relativ unelastisch sind dagegen die Ausgaben für Herren- und Knabenoberbekleidung. Für den mittleren Indexhaushalt wurden für die einzelnen Textilwarengruppen folgende Einkommenselastizitäten ermittelt 1 5 : Bekleidung und Schuhe Herren- und Knabenoberbekleidung Damen-und Mädchenoberbekleidung
0,71 Ί 0,73 | 0,97 J
Zeitraum 1958-75
Maschen ware für Herren Herrensportbekleidung Maschen ware für Damen Damensportbekleidung
1,25 1,06 1,16 1,14 \
Zeitraum
Heimtextilien und Haushaltswäsche Teppiche Gardinen
0,90 1,30 0,77 ,
1964—75
Mit zunehmendem Einkommen wenden sich die Verbraucher bei Textilwaren in steigendem Maße höheren Qualitäten z u 1 6 . Für den Indexhaushalt mit dem niedrigsten Einkommen ist die bei einer Einkommenssteigerung mögliche Mehrausgabe für textile Güter etwa je zur Hälfte mengen- bzw. qualitätsbedingt. Bei den Haushalten mit höherem Einkommen entfallen von der Mehrnachfrage nach Textilien und Bekleidung grob drei Viertel auf die Qualitätskomponente. Nach Produktgruppen ergeben sich interessante Unterschiede: Während bei Damenoberbekleidung beide Komponenten in etwa gleich hoch sind, überwiegt bei den Ausgaben für Herrenoberbekleidung eindeutig die Qualitätskomponente. Gleiches gilt auch weitgehend für Heim- und Haustextilien. Der Zug zur höheren Qualität bewirkt, daß Sättigungstendenzen beim wertmäßigen Verbrauch noch nicht zu erkennen sind. Für ausgewählte Warengruppen belief sich der Sättigungsgrad, den der Haushaltstyp mit mittlerem Einkommen 1975 erreichte, auf folgende Werte (in %) 1 7 : Herrenoberbekleidung Damenoberbekleidung Herren-Maschen ware Damen-Maschen ware Teppiche Gardinen
85 62 56 77 50 62
Es zeigt sich, daß der Sättigungsgrad im allgemeinen um so höher ist, je niedriger die Einkommenselastizität liegt. 15 16 17
Giersch (1978, a), S. 76. Vgl. Giersch (1978, a), S. 77 ff. Giersch (1978, a),S. 97.
1. Nachfrageverschiebungen
35
c) Einfluß der Mode Es wurde bereits darauf hingewiesen, daß die Mode bei bestimmten Produkten zu höheren Einkommenselastizitäten führen kann. Als besonders modeabhängig gelten die Ausgaben für Damenoberbekleidung. Einen gewissen Hinweis auf den Modeeinfluß geben die Abweichungen der jährlichen Wachstumsraten der Ausgaben für Textilien und Bekleidung vom „normalen" Verbraucherverhalten. Dieses läßt sich bei der Nachfrage nach Oberbekleidung (ohne Wirkund Strickwaren) - basierend auf den empirischen Werten für den Zeitraum 1963 bis 1979 - wie folgt beschreiben (vgl. Abbildung 2): - Bei einem jährlichen Anstieg des privaten Verbrauchs um etwa 4 % nehmen die Ausgaben für Oberbekleidung ebenfalls um 4 % zu. - Wächst der private Verbrauch um weniger als 4 %, nimmt die Nachfrage nach Oberbekleidung unterproportional zu. - Wächst der private Verbrauch um mehr als 4 %, wird die Nachfrage nach Oberbekleidung überproportional ausgedehnt. Für Erzeugnisse des Textilgewerbes zeigte sich, daß erst ab einem Wachstum des privaten Verbrauchs in Höhe von etwa 6 % eine überproportionale Zunahme der Nachfrage nach Textilien zu erwarten ist; unter diesem Schwellenwert ergibt sich eine unterproportionale Nachfrageentwicklung. Bei den Ausgaben für Oberbekleidung waren in einzelnen Jahren starke Abweichungen von diesem generellen Konsumentenverhalten zu beobachten; demgegenüber sind bei den Ausgaben für Erzeugnisse des Textilgewerbes die Abweichungen vom Normalmuster verhältnismäßig gering. Daraus kann geschlossen werden, daß der Grad der Modeabhängigkeit bei Oberbekleidung relativ hoch ist ; die Abweichungen vom Normalmuster lassen sich nämlich — zumindest zum Teil - durch Modeeinflüsse erklären. So wurden beispielsweise im Jahre 1973 die Ausgaben für Oberbekleidung — bei einem Anstieg des privaten Verbrauchs um 2,5 % - erheblich eingeschränkt. Infolge der anschwellenden Jeans-Welle, einer langlebigen und wenig aufwendigen Mode, hatte sich nämlich die Nachfrage nach anderen Kleidungsstücken verringert 18 . Dagegen entwickelten sich die Ausgaben im Jahr 1975 günstiger als angesichts des geringen Wachstums des privaten Verbrauchs zu erwarten gewesen wäre. Ausschlaggebend dafür war vor allem die neue Modelinie in der Damenoberbekleidung. Teilweise als Reaktion auf diese starke Ausdehnung der Nachfrage erfolgte 1976 wiederum ein erheblicher Rückschlag; zudem erreichte damals die Jeans-Welle ihren Höhepunkt, was sich negativ auf das Ausgabenvolumen auswirkte. Im Jahr 1977 hat sich die Nachfrage wieder mehr höherwertigen und modischen Artikeln zugewandt, so daß die Wachstumsrate des Absatzes von Oberbekleidung positiv von der „Norm" abwich. 18 Neben dem modischen Element spielte bei der Nachfrageentwicklung im Jahre 1973 auch der konjunkturelle Faktor eine Rolle.
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Wachstumsrate der realen Umsätze des Einzelhandels mit Erzeugnissen des Textilqewerbes
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Quete. Statistisches Bundesamt; Berechnungen des tfo-Instituts
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Wachstum der Ausgabe für Textilien und Bekleidung im Vergleich zum privaten Verbrauch
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Abt
36 III. Ursachen des Strukturwandels in der Textilindustrie
1. Nachfrageverschiebungen
37
Die Abweichungen vom Normalmuster waren in den siebziger Jahren größer als in den sechziger Jahren. Dies könnte darauf hindeuten, daß sich der Einfluß der Mode auf den Textil- und Bekleidungsverbrauch im Zeitablauf verstärkt hat. Allerdings ist zu konstatieren, daß die Einstellung der Konsumenten der Mode gegenüber in den letzten Jahren kritischer geworden ist, d.h. daß bestimmte Modeerscheinungen nicht mehr kritiklos übernommen werden. Der Verbraucher fühlt sich nicht mehr so wie früher an die herrschende Mode gebunden. Abgesehen davon, welche der beiden Hypothesen - Zunahme oder Abnahme des Modeeinflusses - Gültigkeit besitzt, feststehen dürfte, daß die Mode ein wichtiges absatzförderndes Mittel sein kann, wenn es richtig eingesetzt wird; dazu gehört beispielsweise, daß sich der modische Wechsel nicht zu schnell vollzieht. d) Einfluß der Preise Die Ergebnisse vorliegender empirischer Untersuchungen über den Textilverbrauch - auf der Grundlage von Konsumfunktionen - zeigen, daß der Einfluß der absoluten und relativen Preise relativ gering i s t 1 9 . Diese Aussage gilt insbesondere für Haushalte mit höherem Einkommen 20 . Gleichwohl lehrt die Erfahrung, daß einzelne Textilunternehmen immer wieder versuchen, den Absatz durch eine scharfe Preiskalkulation zu fördern. Inwieweit diese Strategie erfolgversprechend ist, läßt sich anhand eines neuartigen Ansatzes zur Bestimmung des Preiseinflusses ermitteln 2 1 . Dabei wurden die gesamten Ausgaben der einzelnen Haushaltstypen in die Kategorien - Textilwaren - langlebige Gebrauchsgüter - Verkehr und Nachrichtenübermittlung - Luxusgüter - übrige Güter und Dienstleistungen unterteilt und angenommen, daß die Verteilung der Ausgaben auf diese Güterkategorien von den jeweiligen Preisindizes bestimmt wird. Für den Haushaltstyp l 2 2 ergab sich für das Jahr 1975 für Textilwaren eine Preiselastizität von -0,75, d.h. die Nachfrage nach Textilgütern vermindert sich um 7,5 %, wenn der Preis um 10 % steigt. Für den Haushaltstyp 2 2 3 liegt die Preiselastizität bei -1,05. Mit Ausnahme der Kategorie „Übrige Güter und Dienstleistungen" liegt die Preisreagibilität des Textilkonsums über den Werten der anderen Güterkategorien. 19
Vgl. Breitenacher (1976), S. 27. Giersch (1978, a), S. 4. 21 Vgl. Giersch (1978, b), S. 194 ff. 22 2-Personen-Haushalte von Renten- und Sozialhilfeempfängern mit geringem Einkommen. 23 4-Personen-Arbeitnehmerhaushalte mit mittlerem Einkommen. 20
38
III. Ursachen des Strukturwandels in der Textilindustrie
Vergleicht man die Elastizitätskoeffizienten des Jahres 1975 mit jenen des Jahres 1958, so stellt man für den Haushaltstyp 1 einen Anstieg von 34 % fest; beim Haushaltstyp 2 hat sich der Koeffizient kaum verändert. Es kann daher davon ausgegangen werden, daß innerhalb des Beobachtungszeitraumes zumindest ein Teil der Textilkonsumenten preisbewußter geworden ist. Diese Aussage steht nicht im Widerspruch zu dem für die Vergangenheit festgestellten Trend zu höheren Qualitäten (vgl. Abschnitt III. 1. b). Man kann die Ergebnisse dahingehend interpretieren, daß der Verbraucher durchaus bereit ist, für Textilien höherer Qualität mehr auszugeben, vorausgesetzt die Relation Qualität: Preis „stimmt" aus seiner Sicht.
2. Technologische Neuerungen a) Neue Produktionsverfahren Die textile Fertigungstechnik ist einem ständigen Wandel und Fortschritt unterworfen. Man kann drei besonders markante Daten des technologischen Fortschritts im Textilbereich unterscheiden: - Vor über hundert Jahren begann mit der Einführung des mechanischen Webstuhls die Massenfertigung in der Textilindustrie. - Der zweite große technologische Sprung fällt in die fünfziger und sechziger Jahre dieses Jahrhunderts. Er war gekennzeichnet durch eine Automatisierung der Produktion. Darüber hinaus haben in der Textilindustrie einige Verfahrensinnovationen erhebliche wirtschaftliche Bedeutung erlangt. Beispielhaft seien hier genannt für die Garnerzeugung das Offen-End-Spinnen und die Texturiertechnik, für die Erzeugung von textilen Flächen die SulzerWebmaschine, die Maschentechnik, die Nadelfilz-Technik, das Tuftingverfahren und die Vliesstoffherstellung. In der Textilveredelung wurde ebenfalls eine Vielzahl neuer Verfahren eingeführt. - Seit Anfang der siebziger Jahre steht die Textilindustrie am Anfang einer dritten technologischen Revolution, die auf dem Einsatz von Prozeßrechnern beruht. Eine Spielart dieser Rechner sind die sogenannten Mikroprozessoren. Mit Hilfe derartiger Rechner lassen sich Prozesse (in der Textilindustrie spricht man üblicherweise von Verfahren) überwachen, steuern und regeln. Unter Überwachung wird die Registrierung von Prozeßdaten wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Geschwindigkeit oder Fehlerzahl verstanden 24. Mit Hilfe einer Steuerung wird der Prozeß anhand vorgegebener Daten geführt. Ein typisches Beispiel ist die Steuerung eines Färbeapparates, die mit gestanzten Karten oder Lochstreifen erfolgen kann. Üblicherweise wird parallel zur Steuerung 24
Vgl. zum folgenden Egbers (1979), S. 29 f.
2. Technologische Neuerungen
39
eine Überwachung vorgenommen, um festzustellen, ob der Prozeß wie vorgesehen abläuft. Als Regelung wird schließlich eine Prozeßfiihrung bezeichnet, bei der die Prozeßdaten vorgegeben und die tatsächlich sich einstellenden Werte anhand eines Soll-Ist-Vergleichs gegebenenfalls korrigiert werden. Beim Einsatz von Prozeßrechnern besteht also ein geschlossener Regelkreis. Diese Rechner lassen sich mit besonderem Vorteil für die Prozeßregelung einsetzen, da sie sich ändernden Bedingungen auf einfache Weise angepaßt werden können. Der Einsatz von Prozeßrechnern ist heute praktisch in allen Bereichen der textilen Fertigung möglich. Aber auch im Lagerbereich, in der Auftragsüberwachung und in sonstigen Bereichen des Unternehmens (z.B. Auswertung von Lohndaten) ist der Einsatz von Rechnern vielfach nicht mehr wegzudenken. Die wichtigsten Ziele, die durch den Einsatz von Prozeßrechnern erreicht werden sollen, sind - Sicherung oder Verbesserung der Qualität der Erzeugnisse, - Übernahme von Kontrollfunktionen, die bisher vom Menschen wahrgenommen wurden, - Automation und - Rationalisierung. Die Erfahrung hat gezeigt, daß der Qualitätssicherung und der Überwachung bislang die größte Bedeutung zukommt. Dies ist dadurch bedingt, daß textile Verfahren und Prozesse heutzutage im allgemeinen sehr komplex sind. Sie laufen zudem mit hoher Geschwindigkeit bzw. Leistung ab. Die Fülle der Daten, die bei der Überwachung anfällt, ist immens und manuell praktisch nicht verarbeitbar. Außerdem ist die Zuverlässigkeit des Menschen begrenzt, vor allem dann, wenn aus der Überwachung heraus permanent Eingriffe erforderlich werden oder wenn die statistische Absicherung der Werte eine lange Überwachungszeit bedingt. Ohne entsprechende rechnergestützte Auswertung und ohne Steuereinrichtungen ist es daher heutzutage in vielen Fällen nicht möglich, die Fülle der anfallenden Daten zu verarbeiten und die Qualität der Produkte zu sichern. Dabei erweist sich der Einsatz von Rechnern um so wirtschaftlicher, je modischer und vielfältiger das Produktionsprogramm ist. Der Einsatz der Elektronik und speziell der Mikroelektronik ging einher mit einer Leistungssteigerung, Automatisierung und Erhöhung der Flexibilität der Textilmaschinen — vielfach hat er diese Weiterentwicklungen sogar erst ermöglicht. Im Bau von Textilmaschinen lassen sich für das vergangene Jahrzehnt folgende Entwicklungstendenzen herausstellen 25 : - Steigerung der Maschinenleistung durch Verbesserung der Maschinen und ihrer Elemente, insbesondere aber durch die Entwicklung neuer Techniken. Damit verbunden ist die Verwendung präziser Maschinenelemente, die bei verringertem Wartungsaufwand und großer Produktionssicherheit eine hohe 25
Vgl. hierzu Lünenschloß (1979), S. 904.
40
III. Ursachen des Strukturwandels in der Textilindustrie
Lebensdauer zu garantieren vermögen. Einige Beispiele mögen die enormen Leistungssteigerungen der Textilmaschinen verdeutlichen : - Beim OE-Rotor-Spinnen konnte innerhalb von zehn Jahren eine Leistungssteigerung um das 2- bis 2,5-fache erzielt werden. Die Rotordrehzahlen sind von anfänglich 20 000 bis 25 000 pro Minute auf derzeit etwa 55 000 pro Minute im praktischen Betrieb gesteigert worden 2 6 . - Bei Webmaschinen konnte die Leistung erheblich gesteigert werden. Die Schußeintragsleistung, wichtigste Kennzahl für die Leistungsfähigkeit von Webstühlen, liegt bei den in den letzten zehn Jahren zur Serienreife entwickelten Düsen-Webmaschinen (die mit den Schußeintragselementen Luft und Wasser arbeiten) um bis zu ein Viertel höher als bei den seit Anfang der fünfziger Jahre gebauten Projektil-Webmaschinen (z.B. Sulzer-Webmaschinen). - In der Strickerei wurde in den letzten zehn Jahren die Zahl der Systeme (an den Strickmaschinen) verdoppelt. Die Maschinendrehzahl konnte um 50 bis 100 % gesteigert werden 27 . - Eng mit der Leistungssteigerung verbunden sind Erleichterung und Verringerung des Arbeitsaufwandes. Als Beispiel sei der Produktivitätsfortschritt bei den Webmaschinen angeführt (vgl. Abbildung 3). Die wesentlichen Motive für die Erleichterung und Verringerung des Arbeitsaufwandes sind unterschiedlicher Art. Neben der Möglichkeit, die Gestehungskosten zu reduzieren, haben der Mangel an geeigneten Arbeitskräften und die Entlastung des Bedienungspersonals von schwerer körperlicher oder eintöniger Arbeit eine Rolle gespielt. Besonders bedeutsam ist, daß automatisierte Maschinen und Verfahren eine bedienungsfreie oder bedienungsarme Produktion während der Nachtschichten und an Wochenenden ermöglichen und damit über die Erhöhung der jährlichen Maschinennutzungsstunden zur Verringerung der Kosten beitragen können. - Verbesserungen der Umweltbedingungen wurden durch die Berücksichtigung ergonomischer Anforderungen, dJi. bedienungsgerechter Anordnung der Arbeitselemente, Vereinfachung und Erleichterung der Handhabung und Verringerung der Lärm- und Staubemission erzielt. Zum Teil wurde die Verbesserung der Umweltbedingungen durch gesetzliche Vorschriften veranlaßt. - Ein wesentliches Merkmal der Entwicklung der Textiltechnik in den vergangenen Jahren war die Reduzierung der Zahl der Verarbeitungsstufen. Dabei handelt es sich zum Teil um die völlige Eliminierung einzelner Verarbeitungsstufen, zum Teil um die Integration der Aufgaben bestimmter Stufen in die Vor- oder Folgestufe. - Mit der zunehmenden Anwendung von Hochleistungsprozessen und dem sprunghaften Anstieg der Energiepreise haben Fragen des Energiebedarfs 26 27
Derichs (1979), S. 59. Staratzke (1979), S. 26.
2. Technologische Neuerungen
41 Abb.3
Produktivitätsfortschritt bei Webmaschinen
Arbeitsstunden/100 m
zunehmend an Bedeutung gewonnen. Die Forderung nach Einsparung von Energie fand in entsprechenden konstruktiven und technologischen Entwicklungen Berücksichtigung. Als ein Beispiel hierfür sei die direkte Arbeitsstellenklimatisierung genannt, die — auf den Ort ihres Bedarfs konzentriert — die energieintensive Klimatisierung großer Räume überflüssig machen kann, Energie einsparen hilft und darüber hinaus zur Reduzierung von Lärm, Staub und Faserflug beiträgt. - Die zunehmende Sättigung des Textilverbrauchs und die steigende Konkurrenz der Niedriglohnländer erfordern von den Textilproduzenten in den hochindustrialisierten Ländern eine kurzfristige Anpassung der Produktion an die schnell wechselnde Marktsituation. Die Textilindustrie benötigt heutzutage Maschinenaggregate, die ohne Verlust an Leistung und ohne höheren Bedienungsaufwand beliebig an Art und Größe der Partien angepaßt werden können. Dieser Forderung nach erhöhter Flexibilität und Universalität der Textilmaschinen kommt der Maschinenbau durch entsprechende Entwicklungen zunehmend nach. Eine Kenngröße der Universalität ist
42
III. Ursachen des Strukturwandels in der Textilindustrie
beispielsweise die Möglichkeit, die Gewebebreiten in weiten Grenzen zu variieren. So reichen bei einer bestimmten Webmaschine die Blattbreiten von 33 bis 545 c m 2 8 . Die skizzierten Fortschritte in der textilen Fertigungstechnik haben dazu geführt, daß die Automatisierung der einzelnen Stufen des textilen Produktionsprozesses erheblich vorangetrieben werden konnte. Diese sogenannten Automatisierungsinseln sind jedoch vielfach nicht verbunden. Den Bemühungen um eine lückenlose Verbindung dieser Inseln waren bislang keine spektakulären Erfolge beschieden. In jüngster Zeit hat sich jedoch eine neue Entwicklung angekündigt: Durch den Einsatz völlig neuer Techniken und insbesondere der Mikroelektronik scheint es aus heutiger Sicht nicht unmöglich, den textilen Fertigungsablauf in einem fortlaufenden Produktionsfluß zu verwirklichen. Dabei könnte es dank des Einsatzes von Prozeßrechnern auch möglich sein, die notwendige Anpassungsflexibüität an die sich kurzfristig ändernden Marktgegebenheiten zu gewährleisten. b) Technologische Veränderungen beiden Textilrohstoffen Die Situation auf dem Markt für Textilrohstoffe 29 war im vergangenen Jahrzehnt durch einen harten Konkurrenzkampf gekennzeichnet. Dieser Konkurrenzkampf wurde nicht nur über den Preis (worauf weiter unten eingegangen wird), sondern auch über die Qualität und die Eigenschaften der einzelnen Textilrohstoffe ausgetragen. Insbesondere die Chemiefaserindustrie versuchte, durch eine entsprechende Gestaltung ihrer Produkte auf allen Gebieten des Textilmarktes präsent zu sein. Dabei richteten sich die Anstrengungen der Chemiefaserhersteller in erster Linie auf die Verbesserung der Eigenschaften bereits vorhandener Fasern; die Schaffung völlig neuer Fasertypen war dagegen in den siebziger Jahren relativ selten. Die Chemiefasern zeichnen sich gegenüber den Naturfasern durch eine Reihe von Vorteilen aus. Dies sind beispielsweise30 : - Große Homogenität und damit günstige Verarbeitungseigenschaften - Geringe Dicke und damit größere Lauflängen - Hohe Reiß- und Scheuerfestigkeit, dadurch hoher Gebrauchswert - Beständigkeit gegen Feuchtigkeit und damit hohe Dimensionsstabilität 28
29
Steiner (1979), S. 78.
Die textilen Rohstoffe kann man einteilen in Naturfasern (Baumwolle, Wolle u.a.) und Chemiefasern. Die Chemiefasern werden ihrerseits in synthetische und zellulosische Fasern untergliedert, wobei jeweils zwischen Endlosfasem/Filament und Spinnfasern unterschieden werden kann. 30 Vgl. Isselhorst (1973), S. 41 f.
3. Änderungen in der internationalen Arbeitsteilung
43
— Anfärbbarkeit in brillanten Farben hoher Echtheit — Beständigkeit gegen Verrottung und Mikroorganismen — Hervorragende Pflegeeigenschaften. Die Anstrengungen der Chemiefaserhersteller haben natürlich Gegenmaßnahmen bei den Erzeugern und Verarbeitem von Naturfasern hervorgerufen. Dabei waren die Aktivitäten vor allem darauf gerichtet, die naturgegebenen Eigenheiten der Naturfasern verstärkt zum Tragen zu bringen, d.h. zu verbessern. Diese Eigenschaften sind in erster Linie die Atmungsaktivität und die Hautfreundlichkeit oder allgemeiner gesprochen, das angenehme Tragegefühl. Diese Eigenschaften konnten bislang von den Chemiefasern - trotz erheblicher technologischer Fortschritte - nicht erreicht werden. Nach wie vor haben daher die Naturfasern auf solchen Gebieten, wo es in erster Linie auf die genannten Eigenschaften ankommt, ein weites Einsatzgebiet.
3. Änderungen in der internationalen Arbeitsteilung a) Änderungen in der Welttextilwirtschaft Wie entsprechend der Verfügbarkeit über die realen Standortfaktoren zu erwarten, hat die Produktion der Textilindustrie in den traditionellen Industrieländern seit Anfang der sechziger Jahre, gemessen an der Entwicklung in der gesamten Welt, nur unterdurchschnittlich zugenommen (vgl. Tabelle 6). Die Textilindustrie in den Entwicklungsländern und vor allem in den Staatshandelsländern befand sich demgegenüber in einer schnellen Expansion. Damit ist bis Mitte der siebziger Jahre der Anteil der Industrieländer an der Weltproduktion von Textilien auf unter 50 % gefallen, während die Entwicklungsländer einen Anteü von fast einem Fünftel und die Staatshandelsländer einen solchen von nahezu einem Drittel erreichten 31 . In der der Textilindustrie nachgelagerten Bekleidungsindustrie waren die Wachstumsunterschiede nach Ländergruppen zeitweise noch ausgeprägter: Vor allem im Durchschnitt des Zeitraums 1963/73 expandierte die Produktion in den Entwicklungs- und Staatshandelsländern wesentlich schneller als in den Industrieländern (vgl. Tabelle 6). Dies liegt darin begründet, daß sowohl die Sach- als auch die Ausbildungskapitalintensität in der Bekleidungsindustrie weit unter den entsprechenden Werten für die Textilindustrie liegt, d.h. Niedriglohnländer haben in der Produktion von Bekleidung noch größere Standortvorteile als in der Produktion von Textilien. Wegen der engen Verzahnung von Textil- und Bekleidungsindustrie ist die schnelle Expansion der Bekleidungspro-
31
Vgl. Europäische Gemeinschaften (1976), S. 12.
44
III. Ursachen des Strukturwandels in der Textilindustrie
duktion in Entwicklungs- und Staatshandelsländern ein wesentlicher Faktor für die künftige Entwicklung der Textilindustrie in den Industrieländern und damit auch in der Bundesrepublik. Aus diesem Grund ist in diesem Kapitel über die Änderung in den internationalen Wettbewerbsvorteilen auch der Bekleidungssektor mit einzubeziehen. Die Industrialisierung der Entwicklungsländer im Textil- und Bekleidungssektor ist vielfach exportorientiert. Der Anteil der Entwicklungsländer am Weltexport von Bekleidung ist zwischen 1963 und 1976 von 14 % auf fast zwei Fünftel gestiegen; besonders ausgeprägt war der Anteilsgewinn in der ersten Hälfte der siebziger Jahre (vgl. Tabelle 7). Der Anteil der Staatshandelsund insbesondere jener der Industrieländer am Weltexport von Bekleidung war bis Mitte der siebziger Jahre rückläufig; seitdem sind die Anteile zu Lasten der Entwicklungsländer wieder gestiegen. Nach wie vor sind die Industrieländer die führenden Exporteure von Bekleidung in der Welt. Im Textilsektor konnten die Entwicklungsländer im Beobachtungszeitraum ihren Anteil am Weltexport nur geringfügig von 16 % auf 19 % ausbauen. Der Welthandel mit Textilien wurde 1978 zu über 70 % von den Industrieländern bestritten. Die erheblich stärkere Stellung der Entwicklungsländer im Weltexport von Bekleidung, verglichen mit jener bei Textilien, ist einerseits dadurch bedingt, daß die Textilindustrie zahlreicher Entwicklungsländer primär eine Zulieferfunktion für die jeweilige exportorientierte Bekleidungsindustrie erfüllt. Zum anderen hat in der Vergangenheit der Veredelungsverkehr bei Bekleidung an Bedeutung gewonnen; dabei werden beispielsweise Gewebe, die in einem Industrieland hergestellt wurden, zur Weiterverarbeitung (Zuschneiden, Nähen usw.) in ein Niedriglohnland gebracht und zum Absatz wieder in das Industrieland eingeführt. Die wichtigsten Absatzmärkte für Textilien und Bekleidung aus Entwicklungsländern sind die Industrieländer. Diese nahmen 1978 gut 46 % der Textilexporte und 84 % der Bekleidungsexporte der Entwicklungsländer auf (vgl. Tabelle 8). Während die regionale Absatzstruktur der Textilexporte der Entwicklungsländer in der Vergangenheit keine gravierenden Verschiebungen erfuhr, waren die Bekleidungsexporte — zumindest bis Mitte der siebziger Jahre — zunehmend auf die Industrieländer ausgerichtet. Dementsprechend hatte sich auch der Marktanteil von Bekleidungserzeugnissen aus Entwicklungsländern auf den Märkten der Industrieländer erheblich erhöht: Er stieg von 1 % (1959/60) auf 8,6 % (1975) 3 2 . Für Textilien beliefen sich die entsprechenden Importquoten auf 1,6 % bzw. 3,2 %. Damit konnten die Entwicklungsländer auf den Textil- und Bekleidungsmärkten der Industrieländer erheblich stärker Fuß fassen als auf anderen Industriegütermärkten (durchschnittliche Importquote für sämtliche Industriegüter im Jahr 1975: 2 %). 32
Vgl. Blackhurst u.a. (1978), S. 34.
3. Änderungen in der internationalen Arbeitsteilung
45
Die Bemühungen der Entwicklungsländer, den Absatz von Textilien und Bekleidung vornehmlich in den Industrieländern auszuweiten, haben den — ohnehin schon hohen - Anteil der Industrieländer am Weltimport von Textilien und Bekleidung im Beobachtungszeitraum ansteigen lassen. Dieser Anstieg war besonders ausgeprägt bei Bekleidungserzeugnissen, während bei Textilien der entsprechende Anteil seit Anfang der siebziger Jahre relativ stabil ist (vgl. Tabelle 9). Die Struktur der Weltimporte von Textilien und Bekleidung zeigt also - wie die Struktur der Weltexporte - , daß die Stellung der Textilindustrie der Industrieländer im internationalen Wettbewerb stärker ist als jene der Bekleidungsindustrie. Die Industrieländer sind bei Textilien Netto-Exporteur, bei Bekleidung Netto-Importeur. Der Außenhandelssaldo bei Textilien hatte sich im Zeitraum 1963 bis 1977 sogar erhöht, was in erster Linie auf eine verbesserte Handelsposition gegenüber den Entwicklungsländern zurückzuführen war (vgl. Tabelle 10); seitdem war der Außenhandelssaldo allerdings wieder rückläufig. Innerhalb der Industrieländer zeigen sich erhebliche Unterschiede. Überschußpositionen weisen traditionell Japan und die EG sowie neuerdings auch die USA auf, während die Außenhandelsbilanz der EFTA-Länder negativ ist. Dabei ist bemerkenswert, daß der Außenhandelssaldo der EG-Länder gegenüber den Entwicklungsländern, der lange Jahre bei Null lag, sich in jüngster Zeit verschlechtert hat. Der hohe negative Außenhandelssaldo der Industrieländer bei Bekleidung ist vor allem durch die hohen Importe aus den Entwicklungsländern bedingt. Als besonders aufnahmefähig für Bekleidungserzeugnisse aus diesen Ländern erwiesen sich die Märkte der USA und der EG. b) Die Außenhandelsposition der Bundesrepublik bei Textilien und Bekleidung Im Jahre 1979 war die Bundesrepublik weltweit größter Im-und Exporteur von Textilien sowie größter Importeur von Bekleidung (bei den Ausfuhren von Bekleidung nahm 1979 Italien die Spitzenposition vor Hongkong, Südkorea und der Bundesrepublik ein). Der Außenhandelssaldo der deutschen Textilindustrie ist seit Jahren negativ. Nachdem er sich bis Anfang der siebziger Jahre stark erhöht hatte, ging er in den Jahren 1973 und 1974 — in erster Linie konjunkturell bedingt — erheblich zurück; seitdem nimmt der negative Außenhandelssaldo der Tendenz nach wieder zu (vgl. Tabelle 11). Angesichts der erheblichen Änderungen der Rahmenbedingungen, denen sich die deutsche Wirtschaft seit Anfang der siebziger Jahre ausgesetzt sieht (in diesem Zusammenhang ist insbesondere die kräftige Höherbewertung der DM im Jahre 1973 zu nennen), wäre jedoch eine noch ungünstigere Entwicklung der textilen Außenhandelsbilanz zu erwarten gewesen. Daß diese Entwicklung nicht eintrat,
46
III. Ursachen des Strukturwandels in der Textilindustrie
lag vor allem an dem Bestreben zahlreicher Entwicklungsländer, zunehmend Fertigprodukte anstelle von Vorprodukten (Garnen und Geweben) zu exportieren. Die Textilindustrie dieser Länder wurde dadurch in die Rolle des Zulieferanten für die heimische Bekleidungsindustrie gedrängt, mit der Folge, daß die Textilexporte dieser Länder schwächer wuchsen als deren Bekleidungsexporte. Darüber hinaus war die deutsche Textilindustrie bereits vor der realen DMAufwertung gezwungen, sich einem intensiven internationalen Wettbewerb zu stellen, da insbesondere wegen der extremen Lohnkostenunterschiede und teüweise auch wegen zunehmend praktizierter Exportvergünstigungen das Textilangebot aus den Entwicklungsländern schon in den sechziger Jahren massiv auf den deutschen Markt drängte. Dadurch wurde die deutsche Textilindustrie veranlaßt, ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit schon frühzeitig zu stärken. Bei der Beurteilung der Entwicklung der textilen Außenhandelsbilanz ist außerdem zu berücksichtigen, daß die Textilindustrie durch eine Vielzahl tarifärer und nicht-tarifärer Handelshemmnisse von der Auslandskonkurrenz abgeschirmt i s t 3 3 . Obwohl auch die deutsche Bekleidungsindustrie einen erheblichen Schutz vor der Auslandskonkurrenz genießt, ist der Außenhandelssaldo mit Bekleidungserzeugnissen höher als jener mit Textilien (vgl. Tabelle 11). Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, daß die deutsche Bekleidungsindustrie mit standortbegünstigenden Faktoren weniger reichlich ausgestattet ist als die deutsche Textilindustrie. Demzufolge wurden große Teile der Bekleidungsproduktion im Inland aufgegeben und ins Ausland verlagert. Die deutsche Bekleidungsindustrie war an dieser Verlagerung in großem Umfang beteiligt. Die im Ausland gefertigten Bekleidungserzeugnisse werden häufig wieder in die Bundesrepublik reimportiert 34 . Geschieht diese Fertigung im Rahmen einer passiven Lohnveredelung, so werden im allgemeinen Gewebe der deutschen Textilindustrie verarbeitet, was sich positiv auf deren Außenhandelsbilanz auswirkt. Dabei wird die Verlagerung von Teüen der Bekleidungsproduktion dadurch erleichtert, daß sich der Herstellungsprozeß von Bekleidung leichter in Einzelschritte zerlegen läßt als jener von Erzeugnissen der Textilindustrie und daß Arbeitskräfte zur Durchführung dieser Einzelschritte (speziell Näh- und ähnliche Arbeiten) einfach anzulernen sind. Der Außenhandelssaldo an sich sagt nun nichts über die relative Außenhandelsposition der deutschen Textil- und Bekleidungsindustrie, gemessen am Durchschnitt der verarbeitenden Industrie, aus. Diese Position läßt sich anhand der sog. RCA-Werte ermitteln 3 5 . Dabei werden die Nettoexporte einer Branche
33
Auf dieses Thema wird im Abschnitt III. 3. c) eingegangen. Es wird geschätzt, daß die deutschen Bekleidungshersteller am Gesamtimport von Bekleidung zu etwa 40 % beteiligt sind. Vgl. Schwarting (1978), S. 218. 35 RCA = Revealed Comparative Advantage. 34
3. Änderungen in der internationalen Arbeitsteilung
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auf die Nettoexporte der gesamten Wirtschaft bezogen. Wenn eine Branche relativ hohe Nettoexporte hat, dann kann daraus geschlossen werden, daß diese Branche einen komparativen Vorteil in diesem Land hat, oder auch, daß diese Branche international besonders wettbewerbsfähig i s t 3 6 . Sowohl die Textilals auch die Bekleidungsindustrie sind nach diesem Meßkonzept in die unterdurchschnittlich wettbewerbsfähigen Branchen einzuordnen, wobei jedoch die Textilindustrie mit einem RCA-Wert von -27 3 7 (1979) weniger ungünstig abschneidet als die Bekleidungsindustrie (-47, vgl. Tabelle 12). Deren internationale Wettbewerbsfähigkeit hatte sich zudem von Anfang der sechziger bis Mitte der siebziger Jahre erheblich verschlechtert (seitdem allerdings wieder leicht verbessert), während die Textilindustrie ihre Position in den sechziger Jahren verbessern und in den siebziger Jahren halten konnte. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Textil- und Bekleidungsindustrie ist regional höchst unterschiedlich. Im Warenaustausch mit den Industrieländern ist die Position der Textil- und Bekleidungsindustrie weniger ungünstig als mit der Welt insgesamt (vgl. Tabelle 12). Dies liegt letztlich daran, daß die anderen Industrieländer ein ähnlich hohes Pro-Kopf-Einkommen und damit ähnliche Nachfragestrukturen wie die Bundesrepublik aufweisen. Bei relativ hohem Pro-Kopf-Einkommen ist die Nachfragestruktur recht differenziert, die Ansprüche der Verbraucher relativ hoch. Diesen Verbraucherwünschen kann die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie aufgrund ihrer Standortfaktoren besser nachkommen als einem undifferenzierten qualitativ wenig hochstehenden Bedarf. Daher erstreckt sich der Textil- und Bekleidungs-Außenhandel mit den Industrieländern auf sämtliche Artikelmärkte; er ist durch eine Spezialisierung der deutschen Textil- und Bekleidungsindustrie auf den Artikelmärkten und nicht auf Artikelmärkte gekennzeichnet38. Erhebliche Wettbewerbsnachteile besitzt die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie gegenüber Entwicklungsländern. Die entsprechende Wettbewerbsposition der beiden Branchen stellte sich Ende der siebziger Jahre wesentlich schlechter dar als Anfang der sechziger Jahre; bei Textilien ist diese 36 Das RCA-Maß drückt also zweierlei aus: Zum einen ist eine Branche dann besonders wettbewerbsfähig, wenn sie im Ausland stärker Fuß fassen konnte als die ausländische Konkurrenz im Inland. Und zum anderen ist sie wettbewerbsfähiger als der Durchschnitt der übrigen heimischen Produktionszweige, wenn sie stärker auf den Auslandsmärkten vorgedrungen ist als die übrigen Produzenten dieses Landes. Allerdings ist vor einer unkritischen Anwendung des RCA-Maßes zu warnen. Es schlagen sich nämlich in dieser Kennziffer auch Einflüsse nieder, welche die Handelsströme verzerren, wie Zölle, Kontingente und Exportsubventionen. Das RCA-Maß darf deshalb nicht als Analyse mißverstanden werden, die Schlüsse auf die Ursachen von Veränderungen der Wettbewerbsfähigkeit erlaubt. Vgl. Glismann, Horn (o.J.), S. 14 f.
37
Der Durchschnittswert des RCA-Index für die verarbeitende Industrie insgesamt ist 0: der Wertevorrat liegt zwischen +100 (höchstmögliche errechenbare Wettbewerbsfähigkeit3und - 100 (niedrigstmögliche errechenbare Wettbewerbsfähigkeit). 8 Vgl. Jessen (1973), S. 6.
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III. Ursachen des Strukturwandels in der Textilindustrie
Tendenz der Entwicklung der gesamten Außenhandelsposition entgegengerichtet (vgl. Tabelle 12). Die Ursache hierfür ist vor allem darin zu sehen, daß die Entwicklungsländer seit Mitte der sechziger Jahre ihre Industrialisierungsanstrengungen verstärkt und gleichzeitig ihre Exportanstrengungen auf dritten Märkten und damit auch auf dem deutschen Markt erhöht haben. Dies läßt sich deutlich an der regionalen Struktur der deutschen Einfuhr erkennen. Die Entwicklungsländer haben inzwischen beträchtliche Marktanteile an der deutschen Einfuhr gewonnen, insbesondere bei Bekleidung (vgl. Tabelle 13). Dabei zeigen sich verschiedene Tendenzen: Einerseits hat die Zahl der Lieferländer ständig zugenommen. Andererseits haben unter den Lieferländern insbesondere die sog. Schwellenländer 39, also solche Länder, in denen die Industrialisierung bereits weiter fortgeschritten ist, an Bedeutung gewonnen, und zwar zum Teil aufgrund nicht unerheblicher Exportsubventionen 40 . Neben der exportorientierten Industrialisierung sind die Anteilsgewinne der Entwicklungsländer im Rahmen der deutschen Einfuhr von Textilien und Bekleidung auch auf die ihnen seit 1971 gewährten Zollpräferenzen zurückzuführen 41 . Hinzu kommt, daß zahlreiche deutsche Unternehmen insbesondere der Bekleidungsindustrie Produktionen in Entwicklungsländer verlagert haben, um deren Standortvorteile, vor allem das niedrige Lohnniveau, auszunutzen. Dementsprechend ist auch der Anteil der Entwicklungsländer an der Gesamteinfuhr bei Bekleidung fast doppelt so hoch wie bei Textilien. Der Nettoimportsaldo mit Entwicklungsländern belief sich 1979 bei Bekleidung (einschl. Maschenware) auf 3 723 Mill. DM, bei Textilien auf „nur" 1 210 Mill. DM. Diese Zahlen belegen, daß sich in der Vergangenheit die Textilindustrie im Konkurrenzkampf mit den Entwicklungsländern besser behaupten konnte als die Bekleidungsindustrie. Allerdings darf nicht übersehen werden, daß die Produktion von Bekleidung in Entwicklungsländern, sofern sie in die Bundesrepublik importiert wird, den Inlandsabsatz der deutschen Textilindustrie beeinträchtigt. Die deutsche Bekleidungsindustrie hat in der Vergangenheit auch den passiven Lohnveredelungsverkehr mit Staatshandelsländern erheblich ausgeweitet. Als Folge davon hat sich der entsprechende RCA-Wert kontinuierlich verschlechtert, der Anteil der Staatshandelsländer an der Einfuhr von Bekleidung erhöht (vgl. Tabellen 12 und 13). Die Kehrseite der Medaille waren steigende Exporte von Geweben in die Staatshandelsländer; der RCA-Wert der deutschen Textilindustrie gegenüber diesen Ländern hat sich daher beträchtlich verbessert. 39
In Tab. 13 sind die Schwellenländer in der Rubrik „Entwicklungsländer" enthalten. Der Wettbewerbsvorteil der Exportsubventionierung wird bei einzelnen Ländern möglicherweise dadurch kompensiert, daß deren Währungen unter einem permanenten Abwertungsdruck stehen, d.h. überbewertet sind. Vgl. hierzu Fels (1973) und Boeck (1978). 41 Vgl. hierzu Abschnitt III. 3. c). 40
3. Änderungen in der internationalen Arbeitsteilung
49
Die Verschiebung des Exportschwerpunkts der Entwicklungsländer von Textilien zu Bekleidung spiegelt sich in der Importstruktur der Bundesrepublik wider. Während Anfang der sechziger Jahre Textilien (ohne Maschenware) noch mit über vier Fünftel zum Import von Textilien und Bekleidung beitrugen, war es 1979 nur noch knapp die Hälfte (vgl. Tabelle 14). Innerhalb der Importe von Textilien war der Anteilsverlust für Vorprodukte, wie Garne und Gewebe, besonders groß. Demgegenüber haben textile Endprodukte, wie Haushaltswäsche und Heimtextilien, kaum Anteilsverluste hinnehmen müssen. Die Struktur der Einfuhren von Textilien und Bekleidung hat sich also zugunsten der Endprodukte und zulasten der Vorprodukte verschoben. Dies bedeutet jedoch keineswegs, daß die Vorstufen der Textilindustrie einem geringeren Importdruck ausgesetzt sind als die Hersteller von textilen Endprodukten. Vielmehr sind die Vorstufen ebenfalls stark von der Importkonkurrenz betroffen, da zu den Einfuhren von Vorprodukten noch die indirekten Wirkungen der Fertigwarenimporte hinzuzurechnen sind.
c) Protektionistische Maßnahmen im Textilund Bekleidungsbereich Im Zuge des Vordringens der Entwicklungs- und Ostblockländer auf dem Textil- und Bekleidungssektor ergaben sich in den Industrieländern strukturelle Anpassungsprobleme, die man in vielen Fällen mit protektionistischen Maßnahmen, also Zöllen und mengenmäßigen Beschränkungen, zu mildern versuchte. Bei den in der Nachkriegszeit im Rahmen des GATT durchgeführten Zollsenkungs-Runden wurden für Textil- und Bekleidungserzeugnisse gewisse Ausnahmen getroffen. Die allgemeinen Zollpräferenzen der Europäischen Gemeinschaft gegenüber Entwicklungsländern beinhalten ebenfalls eine Sonderregelung für den Textil- und Bekleidungssektor 42. Die Zollsätze der Europäischen Gemeinschaft gegenüber Drittländern 43 sind für Erzeugnisse der Textilund Bekleidungsindustrie höher als für sonstige Waren. Der Zollschutz steigt mit zunehmender Konsumreife der Produkte an, wie die Zollsätze 44 für folgende ausgewählte Baumwollwaren zeigen: 42
Auf diese Zollpräferenzen wird weiter unten näher eingegangen. Zollfreiheit besteht seit 1.7.1977 in West-Europa einschließlich des Mittelmeerraumes im Rahmen der Freihandels- und Assoziierungsabkommen der EG. Außerdem genießen die Länder, die das Abkommen von Lomé unterzeichnet haben, Zollfreiheit. Dadurch unterliegt nur ein Teil der Einfuhren einer Zollbelastung; bei Baumwollgarnen ist es z.B. rund ein Drittel. 43
44
Vertragsmäßige Zollsätze der Europäischen Gemeinschaft für 1979, vgl. Europäische Gemeinschaften (1978, b). Die vertragsmäßigen Zollsätze sind Zollsätze für eingeführte Waren mit Ursprung in Ländern, die Vertragsparteien des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens sind, oder mit Ursprung in Ländern, mit denen die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft Abkommen über die Meistbegünstigungsklausel auf dem Gebiet der Zölle geschlossen hat.
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III. Ursachen des Strukturwandels in der Textilindustrie
Baumwolle Baumwolle, gekrempelt Baumwollgarne Gewebe aus Baumwolle Oberbekleidung aus Baumwollgeweben
frei 1,5 % 4-12%
9 - 15 % 17%
Da der Textilsektor in der Europäischen Gemeinschaft mit günstigeren Standortfaktoren ausgestattet ist als der Bekleidungssektor, orientiert sich die Staffelung der Zollsätze in gewisser Weise an der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Stufen des Textil- und Bekleidungssektors. Für die Bundesrepublik liegt eine Berechnung der durchschnittlichen Zollbelastung für Waren aus Drittländern nach Branchen v o r 4 5 . Danach genoß die Textilindustrie im Jahr 1972 einen nominalen Zollschutz von 10,3 %, die Bekleidungsindustrie einen solchen von 14 %; diese Sätze liegen erheblich über dem Durchschnittswert für die gesamte Industrie (vgl. Tabelle 15) 4 6 . Die nominale Zollprotektion, die anzeigt, um welchen Prozentsatz ein bestimmtes Produkt im Inland teurer sein kann als im Ausland, sagt nichts darüber aus, in welchem Ausmaß die Wertschöpfung der heimischen Produzenten durch Zölle vor ausländischer Konkurrenz geschützt wird. Dies kann man an der effektiven Zollprotektion ablesen, die angibt, um welchen Prozentsatz die Wertschöpfung einer Branche aufgrund von Zöllen höher liegt als bei Freihandel. Um diese effektive Protektion zu messen, müssen die Entstehungskosten im Inland mit den entsprechenden Kosten in einer Situation ohne Zölle verglichen werden. Dabei werden Zölle auf das Endprodukt als eine Form der Subvention und Zölle auf Vorleistungen als eine Form der indirekten Besteuerung aufgefaßt. Nach diesem Konzept genießen die Erzeugnisse der Textilund Bekleidungsindustrie, gemessen am Industriedurchschnitt, einen relativ hohen Zollschutz (vgl. Tabelle 15). Um auf dem Markt der Bundesrepublik wettbewerbsfähig zu sein, müssen Drittländer Textil- und Bekleidungserzeugnisse um rund 20 % billiger anbieten als die heimischen Produzenten. Es zeigt sich also, daß für die - am Industriedurchschnitt gemessen - wenig wettbewerbsfähigen Branchen der Textil- und Bekleidungsindustrie relativ hohe Zollmauern errichtet worden sind. Gelegentlich wird argumentiert, daß ein Vergleich der Textilzölle mit Zöllen anderer Industrien im gleichen Lande wenig aussagefähig sei. Vielmehr komme es darauf an, wie hoch die Textilzölle im zwischenstaatlichen Vergleich seien. Ein derartiger Vergleich zeigt, daß die Textilindustrie der EG (und damit auch die deutsche Textilindustrie) mit relativ niedrigen Zöllen geschützt ist. Der Zollschutz für die EG-Länder wird mit 3 bis 21 %, jener der USA mit 8 bis 45
Vgl. Dönges u.a. (1973). Die Zollsätze, die diesen Berechnungen zugrunde liegen, werden auch heute noch bei den Einfuhren aus Drittländern angewendet. 46
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50 % angegeben. Demgegenüber bewegen sich die Textilzölle folgender wichtiger textilexportierender Entwicklungsländer auf einem wesentlich höheren Niveau 47 : Ägypten 6 bis 200 % Taiwan 15 bis 130% Brasilien 25 bis 155 % Südkorea 30 bis 100%. Durch die starke Abriegelung des Binnenmarktes ist es den Produzenten in den Entwicklungsländern möglich, auf dem Binnenmarkt überhöhte Preise zu fordern und somit eine überdurchschnittliche Kostendeckung zu erzielen. Dies ist eine der Ursachen dafür, daß die Entwicklungsländer zu äußerst günstigen Bedingungen exportieren können. Der Zolltarif der Europäischen Gemeinschaft wird nicht gegenüber allen Drittländern angewendet. Die EFTA-Länder, die Präferenzländer des Mittelmeerraumes und die AKP-Länder 48 genießen (mit wenigen Ausnahmen) Zollfreiheit. Den außereuropäischen Entwicklungsländern wird bereits seit Mitte 1971 im Rahmen der „Allgemeinen Zollpräferenzen" Zollfreiheit grundsätzlich für alle gewerblichen Produkte gewährt 49 . Der Umfang der unter die Präferenzregelung fallenden Einfuhren ist im Regelfall auf bestimmte Plafonds beschränkt; übersteigt die Einfuhr der EG insgesamt diese Plafonds, so können die Waren entsprechend dem Gemeinsamen Zolltarif mit einem Zoll belastet werden. Präferenzen für Baumwolltextilien wurden ursprünglich nur den Signatarstaaten des Langzeitabkommens über Baumwolltextilien 50 eingeräumt; außerdem galten sie bis Ende 1976 nur gegenüber den selbständigen Entwicklungsländern (dadurch blieben beispielsweise Hongkong und Macau ausgeschlossen). Auch bei der jährlichen Aufstockung der Zollkontingente wurden Textilien besonders restriktiv behandelt. Während bei anderen gewerblichen Produkten für die Berechnung der Plafonds in bestimmten Abständen jeweils jüngere Referenzjahre gewählt wurden und die jährlichen Steigerungsbeträge bis 1976 im allgemeinen bei 15 % lagen, galt für Textilien unverändert das Referenzjahr 1968; die jährlichen Steigerungsraten der Zollkontingente für Textilien betrugen nur 5 %. Im Jahre 1977 wurde das Präferenzsystem für Textilien im Zusammenhang mit den im Rahmen des Multifaser-Abkommens 51 geschlossenen Vereinbarungen auch auf die nicht-selbständigen Gebiete ausgedehnt. Dabei wurden allerdings die Zollkontingente für die am weitesten entwickelten Länder, die im 47
48
Vgl. Richter (1978), S. 177 und Gesamttextil (1973).
Staaten in Afrika, im karibischen Raum und im Pazifischen Ozean, die das Abkommen von Lomé unterzeichnet haben. 49 Vgl. Dicke u.a. (1976), S. 24 ff. und Möbius (1977), S. 332 f. 50 Vgl. weiter unten. 51 Vgl. weiter unten.
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Textilbereich gleichzeitig die wichtigsten Lieferländer sind, besonders niedrig gehalten. Auf der anderen Seite wurden 28 der am wenigsten entwickelten Länder von jeder mengenmäßigen Beschränkung ausgenommen. Da jedoch von diesen 28 Ländern 19 ohnehin zu den AKP-Staaten gehören, denen durch den Vertrag von Lomé zollfreier und unbegrenzter Zugang (ohne mengenmäßige Beschränkung) zum Markt der Gemeinschaft eingeräumt worden ist, brachte diese Maßnahme nur für die anderen Länder Vorteile. Unter den AKP-Staaten ist bisher kein bedeutender Anbieter von Textilien. Diese Staaten bestritten 1980 nur rund 0,4 % der Einfuhren der Bundesrepublik an Textilien und Bekleidung (vgl. Tabelle 16). Der Verdacht, daß das Präferenzsystem, das die Gemeinschaft gegenüber anderen Ländern anwendet, immer dann großzügig gestaltet ist, wenn das Angebotspotential der entsprechenden Länder besonders schwach ist, dürfte somit nicht ganz unbegründet sein 5 2 . Andererseits ist jedoch nicht zu übersehen, daß das Präferenzsystem gerade den ärmsten Entwicklungsländern zu verstärkten Absatzchancen verhilft. Es ist auch darauf hinzuweisen, daß beispielsweise die USA und die EFTA-Länder auf dem Textilsektor überhaupt keine Zollpräferenzen oder geringere Präferenzen als die EG gewähren. Neben den Zöllen wird die Textil- und Bekleidungsindustrie durch zahlreiche mengenmäßige Einfuhrbeschränkungen vor der Konkurrenz aus Entwicklungs- und Staatshandelsländern abgeschirmt. Nach Berechnungen der Außenhandelsvereinigung des Deutschen Einzelhandels belief sich der Wert der entliberalisierten Wareneinfuhr auf dem Textil- und Bekleidungssektor im Jahre 1977 auf 5,28 Mrd. D M 5 3 , was einem Anteil von über 25 % an der gesamten Einfuhr an Textilien und Bekleidung entspricht. Demgegenüber belief sich der entsprechende Anteilswert für die Gesamteinfuhr der Bundesrepublik auf 7 %, d.h. 93 % ihrer Wareneinfuhr war von mengenmäßigen Beschränkungen freigestellt. Der Textil- und Bekleidungssektor zählt damit zu den importpolitisch am meisten geschützten Industriezweigen der Bundesrepublik. Zwar begann nach Ende des Zweiten Weltkriegs mit der Neuordnung des Weltmarktes eine umfassende Liberalisierungspolitik, an der sich fast alle wichtigen Industrieländer beteiligten. Auch auf dem Textil- und Bekleidungssektor konnten Erfolge bei dem Bemühen um den Abbau von mengenmäßigen Beschränkungen erzielt werden; gegenüber Staatshandelsländern und der ostasiatischen Region wurden die Kontingente teilweise erheblich aufgestockt, was sich positiv auf den Welthandel mit Textilien und Bekleidung auswirkte. Seit Anfang der sechziger Jahre ist jedoch im internationalen Handel mit Textilien und Bekleidung ein gewisser Entliberalisierungsprozeß festzustellen. Im Rah52 53
Vgl. Möbius (1977), S. 334. Wienholt (1978), S. 141.
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men der internationalen Textilabkommen wurde das Instrument der Ausfuhrselbstbeschränkung eingeführt. Dabei verpflichten sich sog. Niedrigpreisländer, ihre Ausfuhren in bestimmte Länder zu beschränken, um mögliche handelspolitische Sanktionen ihrer Abnehmerländer zu vermeiden. Das Instrument der Ausfuhrselbstbeschränkung tauchte erstmals im sog. Langzeit-Abkommen über Baumwolltextilien 54 auf, das 1962 abgeschlossen wurde und Ende 1973 auslief. Dieses Abkommen wurde 1974 durch das Multifaser-Ab kommen 55 ersetzt; der Anwendungsbereich wurde erheblich erweitert und schließt neben Textilien aus Baumwolle auch solche aus den meisten anderen Fasern mit ein. Die erste Etappe des Abkommens ging mit dem 31.12. 1977 zu Ende; es wurde - mit einem Protokoll, das gewisse Abweichungen von den Regeln des Abkommens zuließ - bis Ende 1981 verlängert. Wie sein Vorläufer, das ATL, steht das MF A im Spannungsfeld zwischen den Interessen der Anbieter aus den Industrie- und Entwicklungsländern. Den Industrieländern, die sich einer immer schärferen Konkurrenz aus den Entwicklungsländern ausgesetzt sehen, geht es u.a. um die Sicherung ihrer Arbeitsplätze; sie wollen möglichen oder vermeintlichen Marktzerrüttungen durch eine Selbstbeschränkung der Anbieter aus Entwicklungsländern begegnen. Demgegenüber wollen die Entwicklungsländer ihre günstige Position in der Herstellung von Textilien und Bekleidung, einem der bisher wenigen Industriezweige, in dem sie konkurrenzfähig sind, voll ausschöpfen. Dem Multifaser-Ab kommen waren Ende 1980 folgende Länder beigetreten: - Hochentwickelte Länder: Australien, Europäische Gemeinschaft 5 6 , Finnland, Japan, Kanada, Norwegen, Österreich, Schweden, Schweiz, Vereinigte Staaten. - Entwicklungsländer: Ägypten, Argentinien, Bangladesh, Bolivien, Brasilien, Dominikanische Republik, El Salvador, Ghana, Guatemala, Haiti, Indien, Indonesien, Israel, Jamaika, Jugoslawien, Kolumbien, Korea, Malaysia, Mexiko, Nicaragua, Pakistan, Paraguay, Peru, Philippinen, Portugal (für Macau), Singapur, Spanien, Sri Lanka, Thailand, Trinidad und Tobago, Türkei, Uruguay, Vereinigtes Königreich (für Hongkong). - Staatshandelsländer: Bulgarien, Polen, Rumänien, Tschechoslowakei, Ungarn. Die Notwendigkeit, ein ausschließlich für den Textilhandel gültiges eigenes Abkommen zu schließen, ergab sich aus der Sicht der Industrieländer daraus, 54
Accord à Long Terme sur les Textiles de Coton = ATL. Multi-Fibre Agreement = MF Α. 56 Da es sich beim Multifaser-Abkommen um ein internationales Textilabkommen handelt, fällt es unter die gemeinsame Handelspolitik der Gemeinschaft. 55
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daß die Schutzmaßnahmen, die gemäß den allgemeinen GATT-Regelungen bei einer Marktbeunruhigung gegen Importe ergriffen werden können, relativ unelastisch sind 5 7 . Die im Multifaser-Ab kommen vorgesehene Schutzklausel (Artikel 3) ist demgegenüber wesentlich praktikabler (auf ein einzelnes Land anwendbar; Verzicht der Exportländer auf Vergeltungsmaßnahmen). Das Multifaser-Abkommen ist jedoch keineswegs mit der Schutzklausel nach Artikel 3 gleichzusetzen, zumal diese Klausel bisher relativ selten in Anspruch genommen wurde. Dieses Abkommen verfolgt eine Reihe von Zielen, die sich folgendermaßen zusammenfassen lassen58 : - Grundziele: Die MFA-Mitgliedstaaten sollen die Ausweitung des Handels, den Abbau der Handelsschranken und die fortschreitende Liberalisierung des Welttextilhandels gewährleisten. Dabei sollen sie auf eine geordnete und gleichmäßige Entwicklung des Textilhandels unter Vermeidung von Störungen der Märkte sowohl in den Import- als auch in den Exportländern achten. Diese Ziele konnten bisher nur teilweise erreicht werden. Artikel 2 des MF A (Abbau von Handelsrestriktionen) besitzt weitgehend Ausnahmecharakter. Die Aufhebung von Handelsrestriktionen ist nämlich u.a. dann nicht obligatorisch, wenn diese aufgrund der Schutzklausel von Artikel 3 gerechtfertigt sind oder laut Artikel 4 unter ein bilaterales Abkommen fallen. Allenfalls kann man dem Welttextilabkommen konzidieren, daß es eine weitergehende Entliberalisierung verhindert hat; es ist nämlich nicht auszuschließen, daß — bei Nichtexistenz dieses Abkommens — einige Industrieländer, so z.B. die USA, wesentlich weitergehende protektionistische Maßnahmen getroffen hätten. — Anpassung der Textilindustrie in den Industrieländern an strukturelle Veränderungen in der Welttextilwirtschaft : Die im MF A vorgesehenen handelspolitischen Maßnahmen dürfen die von den beteiligten Ländern zur Industrieanpassung eingeleiteten Maßnahmen nicht unterbrechen oder hemmen. Diese Maßnahmen sollten geeignet sein, weniger wettbewerbsfähige Unternehmen zu ermutigen, sich im internationalen Rahmen schrittweise auf gängigere Produkte oder auf andere Wirtschaftsbereiche zu verlegen. Dieses Ziel konnte bisher ebenfalls nur teilweise erreicht werden. Zwar ist in der Bundesrepublik der Anpassungsprozeß in der Textil- und Bekleidungsindustrie bereits recht weit gediehen (dies läßt sich beispielsweise am relativ starken Rückgang der Zahl der Arbeitsplätze ablesen); in den anderen Ländern der EG besteht jedoch noch ein erheblicher diesbezüglicher Anpassungsbedarf. Es hat den Anschein, daß die Durchführung des MF A bisher
57
Gemäß Art. XIX dürfen die Schutzmaßnahmen nicht diskriminierend sein, sie müssen also für alle GATT-MitgliedStaaten gelten. Darüber hinaus setzt sich das Land, das Schutzmaßnahmen ergreift, Vergeltungsmaßnahmen seitens der betroffenen Länder aus. 58 Vgl. hierzu Europäische Gemeinschaften (1978, a), S. 4 ff. und Europäische Gemeinschaften (1976), S. 2 ff.
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stärker an den Interessen der Industrieländer als an den Interessen der Anbieter aus den Entwicklungsländern orientiert war 5 9 . Was als eine Übergangsregelung und als eine Anpassungshilfe für die Textilproduzenten in den Industrieländern gedacht war, wird aller Voraussicht nach eine ähnliche Langlebigkeit wie das ATL entwickeln. Bereits zum jetzigen Zeitpunkt wird nämlich die Forderung nach einer weiteren Verlängerung des MFA über 1981 hinaus erhoben. — Förderung der Entwicklungsländer: Laut MFA sollen die Mitgliedstaaten die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Entwicklungsländer fördern, ein wesentliches Anwachsen von deren Einnahmen aus Textilexporten gewährleisten und ihnen die Möglichkeit bieten, ihren Anteil am Welthandel mit Textilien zu vergrößern. Obwohl die große Mehrheit der im Rahmen des MFA vereinbarten Handelsrestriktionen für Entwicklungsländer gilt, war die Steigerung der Exporterlöse der Entwicklungsländer im Textil- und Bekleidungsbereich erheblich. Selbst im „beschränkten" Bereich wurden hohe Zuwächse erzielt, die allerdings neben echten Mengensteigerungen vor allem auch auf „trading-up" und Preiserhöhungen zurückzuführen waren. Es ist fraglich, ob die textilen „Newcomer" ohne die Beschränkung der Exporte der lieferstarken Schwellenländer wie z.B. Hongkong oder Südkorea überhaupt eine Chance gehabt hätten, auf dem Weltmarkt Fuß zu fassen. Die Europäische Gemeinschaft war der Ansicht, daß sich die Hauptziele des Multifaser-Abkommens, d.h. die ordnungsgemäße Entwicklung des Welthandels mit Textilien, am besten durch den Abschluß von bilateralen Abkommen mit Drittländern nach Maßgabe des Artikels 4 verwirklichen lassen. Im Gegensatz zur Schutzklausel nach Artikel 3 wirken bilaterale Abkommen präventiv, d.h. sie sollen eine Marktbeunruhigung oft gar nicht erst eintreten lassen. Aus diesem Grund wurde bisher Artikel 4 relativ häufig in Anwendung gebracht. In der ersten Geltungsperiode des MFA hatte die Europäische Gemeinschaft mit den folgenden 16 Ländern bilaterale Abkommen abgeschlossen: Indien, Pakistan, Hongkong, Südkorea, Macau, Malaysia, Brasilien, Singapur, Mexiko, Kolumbien, Philippinen, Thailand, Jugoslawien, Ägypten, Japan, Rumänien 60 . Die Abkommen basierten im wesentlichen auf dem Grundsatz der Selbstbeschränkung der Ausfuhren auf bestimmte Höchstmengen durch das jeweilige Land. Die von diesen Abkommen erfaßten Erzeugnise wurden unter Berücksichtigung der „selektiven Anwendung" festgelegt, d.h. es wurden nur solche Erzeugnisse berücksichtigt, für die eine echte Gefahr der Marktzerrüttung festgestellt wurde. Die Höchstmengen der Produkte, die unter die Selbstbe59
Vgl. Dicke u.a. (1976), S. 22. Gegenüber Taiwan besteht eine autonome Einfuhrregelung der EG (Taiwan ist völkerrechtlich nicht existent!). 60
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III. Ursachen des Strukturwandels in der Textilindustrie
schränkung fallen, waren mit einem jährlichen Steigerungssatz gekoppelt (6 %). Im Hinblick auf eine harmonische Aufteilung der Einfuhren zwischen den Mitgliedstaaten der EG wurden die jährlichen Erhöhungen mit Hilfe eines Verteilungsschlüssels aufgeteilt, der Mitgliedstaaten mit niedrigem Einfuhrvolumen höhere Wachstumsraten zuwies. In der ersten Geltungsperiode des Multifaser-Abkommens (1974 bis 1977) hat sich zwar das Wachstum der (wertmäßigen) Einfuhren in die Bundesrepublik aus jenen Ländern, mit denen die EG bilaterale Abkommen geschlossen hat, vermindert. Es reduzierte sich von jahresdurchschnittlich 28 % im Zeitraum 1970/74 (also noch in der Geltungsdauer des Langzeit-Abkommens über Baumwolltextilien) auf 16 % im Zeitraum 1974/77. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, daß, absolut betrachtet, der Einfuhranstieg im Zeitraum 1974/77 fast genau so hoch war wie in der Periode 1970/74. Zudem hat sich der Anteü der Abkommens-Länder an der Gesamteinfuhr von Textilien und Bekleidung weiter erhöht, und zwar von 16,5 % (1974) auf 19,1 % (1977, vgl. Tabelle 16) 6 1 . Dies führte seitens der Textil- und Bekleidungsindustrie sowie der in diesen Branchen beschäftigten Arbeitnehmer zu der Forderung nach einer Verlängerung des MFA bei gleichzeitiger Verschärfung der EinfuhrreStriktionen. Die EG-Kommission ging im 4. Quartal 1977 mit einem entsprechenden Mandat in die Verhandlungen mit ihren Haupttextillieferanten mit niedrigen Gestehungskosten. Wichtigstes Ergebnis dieser Verhandlungen war, daß gegenüber der ersten Geltungsperiode des MFA sowohl die Zahl der Produkte als auch der Länder, die unter die Selbstbeschränkungsabkommen fielen, ausgedehnt wurde 6 2 . Für besonders sensible Produkte gilt das interne Globalkonzept. Es legt für die Jahre 1978 bis 1982 sog. jährliche Globalplafonds als Höchsteinfuhrmengen der Gemeinschaft für die hochsensiblen Produkte fest, und zwar insoweit diese aus Niedrigpreisländern kommen. Die Einfuhr der weniger sensiblen Produkte ist zwar zunächst nicht beschränkt; mengenmäßige Beschränkungen können jedoch dann eingeführt werden, wenn die Einfuhren gewisse Schwellenwerte überschreiten und wirtschaftliche Schwierigkeiten verursachen. Dies bedeutet, daß die Einfuhrbeschränkungen im allgemeinen um so eher eintreten können, je schneller die Nachfrage nach ausländischen Textilien steigt. Was die Zahl der Länder betrifft, mit denen die EG bilateral Selbstbeschränkungsabkommen ausgehandelt hat, so erhöhte sich diese für die zweite Geltungsperiode des MFA von 16 auf 2 6 6 3 . 61 In Tabelle 16 sind unter der Rubrik „Lieferländer im Rahmen des Multifaser-Abkommens" die Staatshandelsländer Ungarn, Polen, Bulgarien und Rumänien (mit denen ebenfalls bilaterale Abkommen abgeschlossen wurden) nicht aufgeführt; diese sind den europäischen Staatshandelsländern zugeordnet. 62 Vgl. Neundörfer (1980), S. 12. 63 Zu den in Fußnote d von Tabelle 16 aufgeführten Lieferländern kommen noch Rumänien, Polen, Bulgarien und Ungarn hinzu. Gegenüber Taiwan besteht nach wie vor eine autonome Einfuhrregelung. Ein Selbstbeschränkungsabkommen außerhalb des MFA wurde mit der VR China abgeschlossen.
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Im ersten Jahr der zweiten Geltungsperiode des MFA wirkten sich die verschärften Einfuhrrestriktionen deutlich auf die (wertmäßigen) Importe der Bundesrepublik aus den MFA-Lieferländern aus; diese waren im Jahr 1978 im Vergleich zu 1977 leicht rückläufig, ihr Anteil an den Gesamteinfuhren von Textilien und Bekleidung sank um 1,3 Prozentpunkte (vgl. Tabelle 16). Allerdings ist der Wert der Einfuhren aus den MFA-Lieferländern in den Jahren 1979 und 1980 wieder erheblich angestiegen, teils aufgrund einer echten Mengensteigerung, teils aufgrund von Preiserhöhungen und eines ,,trading-up". Die von der Europäischen Gemeinschaft beschlossenen Maßnahmen, die am 1.1.1978 in Kraft getreten sind, bestehen aus einem umfassenden Einfuhr- und Kontrollsystem 64 . Das Einfuhrsystem ist grundsätzlich so gestaltet, daß sich die mengenmäßigen Textil- und Bekleidungseinfuhren der Gemeinschaft aus den Abkommensländern global gesehen jährlich um mindestens 6 % erhöhen können. Allerdings kann diese Zuwachsrate in besonderen Fällen, z.B. bei den hochsensiblen Produkten mit hohem Einfuhranteil, unterschritten werden. Ausgangsniveau für die Steigerungsraten sind die Importe der Gemeinschaft im Jahr 1976. Diese waren, nicht zuletzt aus konjunkturellen Gründen, relativ hoch. Im Jahre 1977 schwächte sich die Nachfrage nach Textilien und Bekleidung allgemein ab, was sich auch auf die entsprechenden Einfuhren auswirkte. Demzufolge entstand der überwiegenden Zahl der Lieferländer aus der Wahl der Basis 1976 kein Schaden. Lediglich einige wenige Lieferländer aus dem südostasiatischen Raum mußten in dem Maße eine Reduzierung ihrer Exporte hinnehmen, als ihr Niveau von 1977 dasjenige von 1976 um mehr als 6 % überstieg. Nach Warengruppen sind die jährlichen Steigerungsraten unterschiedlich. Sie richten sich nach der Höhe der Importquote (und damit nach dem Grad der Sensibilität) sowie nach der Lieferstärke des Exportlandes. Man unterscheidet 123 Warenkategorien, die zu sechs Warengruppen zusammengefaßt sind: - Warengruppe I Zu dieser Gruppe gehören acht hochsensible Produkte (vgl. Tabelle 17). Die Importquote liegt für diese Produkte im allgemeinen bei über 50 %. Diese Produkte unterliegen EG-internen Globalkontingenten, d.h. es wurden für diese Produkte Höchstmengen für die Einfuhr, soweit diese aus Niedrigpreisländern kommen, festgelegt. Die zunächst für die Gemeinschaft fixierten Globalplafonds wurden dann auf die einzelnen EG-Mitgliedsstaaten nach dem Verhältnis der bisherigen Einfuhren aufgeteilt. Dabei wurde insbesondere berücksichtigt, inwieweit der tatsächliche Anteil eines bestimmten Landes an den Gesamteinfuhren der Gemeinschaft von seinem „ideellen" Anteil abweicht. Ziel der Globalisierungspolitik ist es, den Anteil der Niedrigpreiseinfuh64
Vgl. Wienholt (1978), S. 150 ff.
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ren am Gesamtmarkt der Gemeinschaft bei den Produkten der Gruppe I nur noch geringfügig steigen zu lassen. Dabei ging man von einer bestimmten Verbrauchsentwicklung in den Jahren 1978 bis 1981 aus und räumte einen Teil des unterstellten Verbrauchszuwachses den Niedrigpreisländern ein. Die durch die Globalplafonds festgelegten jährlichen Zuwachsraten sollten - für den Zeitraum 1978 bis 1981 - je nach Produkt zwischen 0,2 % und 5,7 % liegen 65 . Die Globalplafonds wurden auf die einzelnen Lieferländer aufgeteilt, wobei bestimmte Mengen für jene Länder reserviert wurden, mit denen keine Vereinbarungen geschlossen wurden (z.B. afrikanische Länder) oder die nur geringe Mengen liefern (weniger als 0,2 % der Gesamteinfuhren der Gemeinschaft bei dem betreffenden Produkt). Diese Absatzchancen, die man den relativ kleinen und neuen Lieferländern einräumte, wurden ermöglicht, indem man die Kontingente der wichtigsten fernöstlichen Lieferländer, nämlich Hongkong, Südkorea und Taiwan, kürzte (sog. cut-back). Von den genannten theoretischen Zuwachsraten ist jedoch die tatsächliche Entwicklung der Einfuhren zu unterscheiden. So gibt es bestimmte Flexibilitätsregeln (s. weiter unten), die dafür verantwortlich sind, daß bei einem bestimmten Produkt die theoretischen Zuwachsraten überschritten, bei einem anderen Produkt unterschritten werden. Dies schlägt sich in einer unterschiedlichen Ausnutzung der acht internen Globalfonds nieder. Im Jahre 1979 schwankte der Ausnutzungsgrad zwischen 52,6 % (Kategorie 3) und 104,4 % (Kategorie 7). Insgesamt lag der Ausnutzungsgrad der Globalplafonds bei über 90 %. Auch von Jahr zu Jahr weichen die tatsächlichen von den theoretischen Wachstumsraten erheblich ab. Während z.B. im Jahre 1978 die (mengenmäßigen) Einfuhren der Bundesrepublik von Waren der Gruppe I aus Ländern außerhalb der EG um 4 % zugenommen haben, stiegen sie 1979 und 1980 um jeweils 10 bis 11 %. Aufgrund der Flexibüitätsregelungen und wegen konjunktureller Schwankungen der Nachfrageentwicklung kann man die Wirkungsweise des Welttextilabkommens nur unter Zugrundelegung der Daten eines mehrjährigen Zeitraums beurteilen. - Warengruppe II Diese Gruppe umfaßt weitere sensible Erzeugnisse 66, deren Importquote auf Gemeinschaftsebene über 20 % beträgt. Die jährliche (theoretische) Einfuhrsteigerungsrate liegt für die Gemeinschaft zwischen 4 und 5 % mit Ausnahmemöglichkeiten bei Erzeugnissen mit besonderer Empfindlichkeit (hierzu gehören u.a. Haustextilien aus Frottiergeweben und Strümpfe). - Warengruppen I I I und IV Hierzu zählen Waren mit einem Einfuhranteil zwischen 5 und 20 %. Die jährlichen (theoretischen) Steigerungsraten der Einfuhren liegen zwischen 6 und 8 %. 65 66
Vgl. Neundörfer (1980), S. 15. Der Inhalt der Warengruppen II bis VI kann Tabelle 18 entnommen werden.
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- Warengruppen V und V I Bei den hierunter fallenden Textilerzeugnissen liegt der Einfuhranteil unter 5%.
Für die Warengruppen I I bis V wurden - im Gegensatz zu Warengruppe I — keine Globalplafonds festgesetzt. Auch bei ihnen können nach den sog. Korbausgangsregelungen68 mengenmäßige Beschränkungen mit den Lieferländern ausgehandelt werden, wenn die Lieferungen eines Drittlandes, für das die Regelung gilt, einen bestimmten Prozentsatz der Gesamteinfuhren der Gemeinschaft bei dem betreffenden Produkt übersteigen. Diese Schwellenwerte liegen für die Gruppe II zwischen 1 und 1,5 % und für die Gruppen I I I bis V zwischen 3 und 5 %, und zwar je nach Lieferstärke des Exportlandes. Diese Regelung ermöglicht es, die sog. Kleinlieferanten zu begünstigen. Dadurch kann — entsprechend den Zielen des MFA — der Lieferanteil dieser Länder rascher angehoben werden als derjenige der Großlieferanten. So lange ein Land den für die jeweilige Produktkategorie vereinbarten Prozentsatz nicht erreicht, werden keinerlei Einfuhrrestriktionen ergriffen. Wenn es jedoch die Schwellenwerte überschreitet, kann die Gemeinschaft Konsultationen fordern, um eventuell ein Kontingent festzusetzen. Die Schwellenklauseln können auch auf regionaler Ebene (d.h. von einem EG-Staat) in Anspruch genommen werden. Von dieser Möglichkeit wurde bisher recht häufig Gebrauch gemacht, allerdings nicht von der Bundesrepublik. In die Abkommen sind - wie bereits erwähnt — sogenannte Flexibilitätsregelungen eingebaut. Innerhalb bestimmter Grenzen ist bei Erschöpfung einer Jahresquote für ein bestimmtes Produkt ein Vorgriff auf die Quote des nächsten Jahres sowie ein „Transfer" von einer unausgenutzten Quote auf die erschöpfte Quote (d.h. also von Kategorie zu Kategorie) möglich. Zulässig ist auch — in bestimmten Grenzen — ein Rückgriff auf eine im Vorjahr nicht ausgenutzte Quote. Auch Übertragungen zwischen den Quoten der einzelnen Mitgliedsstaaten sind möglich 69 . Außerdem könen die Quoten in besonderen Fällen erhöht werden; ein Beispiel dafür ist die Erhöhung der Globalplafonds im Rahmen des mit der Volksrepublik China abgeschlossenen bilateralen Selbstbeschränkungsabkommens. Zur Beurteilung der Wirksamkeit des Welttextilabkommens sind, worauf schon hingewiesen wurde, die Daten mehrerer Jahre heranzuziehen. Nimmt man als Basis die Einfuhren von 1976 - die derzeit geltenden Quoten basieren auf diesem Jahr - so haben sich die mengenmäßigen Einfuhren sämtlicher 67
Die Warengruppe VI wird vom Welttextilabkommen nicht erfaßt. Vgl. Neundörfer (1980), S. 13. 69 Von diesen legalen Übertragungen sind zu unterscheiden die sog. Umgehungseinfuhren. Diese Einfuhren, die insbesondere bei Wirk- und Strickwaren einige Bedeutung haben, stammen aus Ländern, deren Lieferquoten erschöpft sind; sie gelangen durch Manipulationen der Lieferpapiere oder andere Maßnahmen ins Inland. 68
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Textilien in die Bundesrepublik aus Ländern außerhalb der EG bis 1979 jahresdurchschnittlich um immerhin 6,5 % erhöht; die Zuwachsrate für die entsprechenden Einfuhren aus Niedrigpreisländern beläuft sich auf etwa 5 %. Betrachtet man nur jene Produkte, die unter das Welttextilabkommen fallen, so ergibt sich für die Einfuhren der Bundesrepublik aus Ländern außerhalb der EG für den Zeitraum 1976/79 ein jahresdurchschnittliches Wachstum von rund 5,5 %; die Zuwachsrate für die entsprechenden Einfuhren aus Niedrigpreisländern liegt bei 4,2 %. Auch im Jahre 1980 war das mengenmäßige Wachstum der Einfuhren aus den Niedrigpreisländern beachtlich; es dürfte in der Größenordnung von 7 % gelegen haben. Teilt man die mengenmäßigen Einfuhren von MFA-Produkten aus Niedrigpreisländern auf die einzelnen Warengruppen auf, so zeigt sich, daß die Einfuhren der Waren von Gruppe I - also jene Waren, die den meisten Einfuhrbeschränkungen unterliegen - die geringsten Zuwächse aufweisen, während die Einfuhren der Warengruppen I I bis IV am stärksten expandierten. Die Unterschiede im Einfuhrwachstum zwischen den einzelnen Warengruppen sind geringer, wenn man statt der Mengen die Werte der Einfuhren betrachtet. So haben zwar 1978 insbesondere die Einfuhrwerte der hochsensiblen Produkte unterdurchschnittlich zugenommen (vgl. Tabelle 18) 7 0 . Im Jahre 1979 stieg jedoch der Einfuhrwert dieser Waren fast so schnell an wie die gesamte Textileinfuhr, worin sich nicht nur ein Mengenanstieg, sondern auch Preiserhöhungen und ein „trading-up" widerspiegeln. Ziel der Textilpolitik der Gemeinschaft ist es, ihre Haupttextillieferanten unter den Entwicklungsländern zu bewegen, für bestimmte Produkte Eigenkontingentierungsabkommen zu schließen. Wie gezeigt, gelang dies mit 27 Lieferländern (davon 26 im Rahmen des MFA). Wichtige Textillieferländer mit niedrigen Gestehungskosten sind darüber hinaus die Mittelmeerländer, mit denen die EG Präferenzabkommen unterhält. Da diese Abkommen eine völlige Liberalisierung der Importe von Industrieprodukten in die EG vorsehen, stieß das Ansinnen der EG auf beträchtliche Schwierigkeiten. Schließlich kamen Ende 1977 mit vier Ländern, nämlich Ägypten 71 (für Baumwollgarne), Marokko, Tunesien und Griechenland Vereinbarungen zustande, die jedoch nicht rechtsverbindlich sind. Gemeinsam ist diesen Vereinbarungen, daß sich entweder die Regierungen oder die Exporteure dieser Länder bereit erklären, bei gewissen „sensiblen" Textilprodukten eine Eigenkontingentierung zu beachten. Wie die Entwicklung der Einfuhren in die Bundesrepublik zeigt, 70 In Tab. 18 sind die Einfuhrwerte sämtlicher in die Bundesrepublik gelieferten Waren erfaßt, also auch jene aus den anderen EG-Ländern. 71 Ägypten hat auch im Rahmen des MFA ein Selbstbeschränkungsabkommen mit der EG geschlossen. Hierunter fällt ein einziges Produkt (Baumwollgewebe). Die sonstigen der MFA-Liste zugehörigen Produkte sind bei einem plötzlichen Exportzuwachs dem „Korbschwellen"-System unterstellt.
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haben diese Vereinbarungen die Exportchancen der Mittelmeerländer kaum tangiert; im Gegenteil - in den letzten Jahren konnten diese Länder ihren Anteil an den Gesamteinfuhren der Bundesrepublik von Textilien und Bekleidung erhöhen (vgl. Tabelle 16). Das gleiche gilt für Portugal, Spanien und Malta, mit denen später ebenfalls Vereinbarungen zustande kamen. Ähnlich umfassend wie die Vereinbarungen im Rahmen des MultifaserAbkommens sind die mengenmäßigen Beschränkungen, denen Einfuhren aus den Staatshandelsländern unterliegen. Die Kontingente wurden ursprünglich bilateral verwaltet, weil sich die Kompetenz der Gemeinschaft in der Handelspolitik zunächst nicht auf den Handel mit Ostblockländern erstreckte. Erst von 1975 an gibt es eine gemeinsame jährliche Liste der Einfuhrkontingente. Sie wird vom Rat verabschiedet, ist aber faktisch nur eine Zusammenstellung der autonomen Einfuhrregelungen der einzelnen Mitgliedstaaten gegenüber den Staatshandelsländern. Die Bundesrepublik betreibt in dieser Hinsicht eine weniger restriktive Politik als die anderen Mitgliedsländer der EG. Seit Mitte der siebziger Jahre trugen die europäischen Staatshandelsländer72 konstant 5 % zur Einfuhr von Textilien und Bekleidung in die Bundesrepublik bei (vgl. Tabelle 16), d.h. diese Länder haben voll am Einfuhrwachstum partizipiert. Allerdings ist der Anteilssatz im ersten Halbjahr 1980 etwas gesunken. Die VR China konnte ihre Ausfuhren in die Bundesrepublik sogar überdurchschnittlich stark ausdehnen. Demgegenüber blieb das Wachstum der Bezüge aus der DDR hinter dem durchschnittlichen Wachstum der gesamten Einfuhren an Textilien und Bekleidung zurück; dies hängt nicht nur mit einem den Vorstellungen des bundesdeutschen Verbrauchers wenig entsprechenden Angebot zusammen, sondern auch mit dem Vorhandensein gewisser mengenmäßiger Einfuhrbeschränkungen. Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß die Textil- und Bekleidungsindustrie - verglichen mit anderen Industriezweigen der Bundesrepublik - nicht nur einen überdurchschnittlichen Zollschutz genießt, sondern auch durch zahlreiche mengenmäßige Einfuhrbeschränkungen geschützt ist, die sich in erster Linie gegen die Entwicklungs- und Ostblockländer richten. Es ist aus verständlichen Gründen schwer abzuschätzen, wieviele Arbeitsplätze aufgrund dieser Einfuhrbeschränkungen in der Bundesrepublik geschützt sind. Aus einer Studie von Glismann 73 geht hervor, daß jene Produktionsbereiche der Textil- und Bekleidungsindustrie, die mengenmäßigen Einfuhrschutz genießen, im Jahr 1972 rund 100 000 bzw. 250 000 Arbeitskräfte beschäftigten. Bei einer - hypothetisch angenommenen - vollständigen Liberalisierung der Einfuhr von Textilien und Bekleidung wären damals nach Glismann in der Textil- und Bekleidungs72 Einschließlich Rumänien, Ungarn, Polen und Bulgarien, mit denen die EG Selbstbeschränkungsabkommen auf der Grundlage des MFA geschlossen hat. 73 Glismann (1974), S. 23 ff.
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III. Ursachen des Strukturwandels in der Textilindustrie
industrie Arbeitsplätze in der Größenordnung von 40 000 bzw. 120 000 verlorengegangen74 . Bezogen auf die Beschäftigten der Textil- und Bekleidungsindustrie im Jahr 1972 wären dies rund 10 bzw. 30 % gewesen. Ein - ebenfalls hypothetisch angenommener - Abbau der tarifären Protektion hätte Mitte der siebziger Jahre - das ist das Ergebnis einer anderen Untersuchung - in der Textilindustrie zu einem Verlust von 12 000 Arbeitsplätzen, in der Bekleidungsindustrie zu einem solchen von 25 000 Arbeitsplätzen geführt 75 . Wenngleich diese hypothetischen Freisetzungseffekte nur ungefähre Größenvorstellungen vermitteln können 7 6 , so zeigen die dargelegten Zahlen doch, in welchem Maße der Textil- und Bekleidungssektor vor der Auslandskonkurrenz geschützt ist. Bei der Beurteilung der Einfuhrbeschränkungen, die für den Textil- und Bekleidungssektor der Bundesrepublik gelten, sind jedoch die unterschiedlichen Wettbewerbsverhältnisse im internationalen Textilhandel zu berücksichtigen 77. Hingewiesen sei in diesem Zusammenhang auf nichttarifliche und administrative Hemmnisse sowie auf hohe Zölle, mit denen nicht nur einige Schwellenländer ihre bereits recht aufnahmefähigen Märkte abschotten, sondern auch wichtige Industrieländer wie die USA, Kanada und Australien. Hinzu kommt, daß zahlreiche Textilausfuhrländer ihre Exporte erheblich subventionieren 78. Schließlich spielt sich der Warenverkehr mit den Staatshandelsländern außerhalb der marktwirtschaftlichen Ordnung ab: Das Auslandsgeschäft dieser Länder wird im wesentlichen über staatliche Außenhandelsmonopole abgewickelt, die Preisbildung erfolgt weitgehend unabhängig von der Kostenentwicklung. Eine gewisse Rechtfertigung der Einfuhrbeschränkungen auf dem Textilund Bekleidungssektor kann man darin sehen, daß sie dazu beitragen können, allzu abrupte Anpassungsvorgänge zu verhindern. Dieser Gesichtspunkt hat vor allem in Zeiten geringen Wirtschaftswachstums - wie gegenwärtig - besondere Bedeutung, in denen es recht schwierig ist, für die vom Strukturwandel freigesetzten Arbeitskräfte neue Beschäftigungsmöglichkeiten zu schaffen. Das Problem ist besonders gravierend für die im Textilsektor Beschäftigten, da diese sowohl regional als auch beruflich wenig mobil sind (vgl. hierzu Kapitel VI.2). 74 Diese hypothetischen Freisetzungen sind zu unterscheiden von den tatsächlichen Freisetzungen. Vgl. hierzu Kapitel II. 2. b). 75 Vgl. Dicke u.a. (1976), S. 107. 76 Die dargelegten Freisetzungseffekte dürften eher zu hoch als zu niedrig angesetzt sein. Insbesondere ist darauf hinzuweisen, daß in die Berechnungen die nicht quantifizierbaren, also qualitativen Angebotsbedingungen der Textil- und Bekleidungsindustrie nicht eingegangen sind. So verschafft beispielsweise die Nähe zum Verbraucher der deutschen Textil- und Bekleidungsindustrie Standortvorteile, die ihr im Konkurrenzkampf mit der Auslandsware gute Chancen eröffnen. 77 Vgl. Gesamttextil (1980). 78
Vgl. Europäische Gemeinschaften (1980), S. 8.
3. Änderungen in der internationalen Arbeitsteilung
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Bei der Beurteilung der Einfuhrbeschränkungen im Textil- und Bekleidungssektor darf auch nicht vergessen werden, daß die Bundesrepublik weltweit größter Importeur von Textilien und Bekleidung ist. Dabei schreitet die Importdurchdringung des deutschen Marktes ständig voran: Wie gezeigt, ist nämlich das Welttextilabkommen nicht auf eine Reduzierung oder ein Einfrieren, sondern auf ein „kontrolliertes" Wachstum der Importe ausgerichtet. Gleichwohl ist nicht zu verkennen, daß der freie Zugang zu den Märkten der Industrieländer für viele Entwicklungsländer lebensnotwendig ist. Nur die Industriewarenausfuhr erlaubt es ihnen, den Mangel an Devisen, der in der Vergangenheit oftmals ihre wirtschaftliche Entwicklung hemmte, zu beseitigen. Dabei muß man sehen, daß für die Industriealisierung der Entwicklungsländer - von deren Möglichkeiten und Fähigkeiten her betrachtet - nur wenige Branchen infrage kommen; dazu zählt zweifelsohne der Textilsektor. Insofern wird man die Forderung der Entwicklungsländer nach freiem Zugang zu den Textilund Bekleidungsmärkten der Industrieländer nicht verwerfen können. Die Erfüllung dieser Forderung liegt auch im Interesse der Industrieländer. Einerseits ist darauf hinzuweisen, daß die zunehmende Integration der Entwicklungsländer in die internationale industrielle Arbeitsteilung auch die Chance erhöht, daß den Forderungen nach einer neuen, dirigistischen Weltwirtschaftsordnung die Spitze genommen w i r d 7 9 . Andererseits schaffen die Exporterlöse, welche die Entwicklungsländer mit Industriewaren erzielen, erst die Voraussetzungen für deren weitere Industrialisierung. Davon profitieren aber wiederum die Industrieländer, insbesondere deren Investitionsgütersektor; diese Aussage gilt vor allem für die Bundesrepublik. d) Änderungen in den kostenorientierten
Standortbedingungen
Änderungen in der internationalen Arbeitsteilung sind zu einem erheblichen Teil bedingt durch Änderungen in den kostenorientierten Standortbedingungen. Diese werden im folgenden in ihrer Relevanz für die Textilindustrie der Bundesrepublik dargestellt. Die wichtigsten kostenorientierten Standortbedingungen sind die Lohnkosten, die Energiepreise und die Rohstoffkosten. Inwieweit die Entwicklung dieser Kostenarten die internationale Wettbewerbssituation einer Branche beeinflußt, hängt entscheidend von der Entwicklung des Außenwerts der heimischen Währung ab. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, daß absolute Kostendifferenzen bei einzelnen Produktionsfaktoren zwischen der deutschen Textilindustrie und den Konkurrenten im Ausland an sich noch nichts über die Wettbewerbsfähigkeit aussagen. Inwieweit sich beispielsweise Lohnkostendifferenzen der deutschen Textilindustrie zum Ausland in Standortnachteilen niederschlagen, hängt vom 79
Vgl. Glismann, Horn (o.J.), S. 42.
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III. Ursachen des Strukturwandels in der Textilindustrie
Niveau der Arbeitsproduktivität, d.h. vom Produktionsergebnis je Stunde ab. Die Kosten je Einheit der Produktion steigen nur, wenn die Erhöhung der Arbeitskosten je Stunde größer ist als die Zunahme des Outputs je Stunde (vgl. hierzu Kapitel IV. 2. d). Darüber hinaus ist daraufhinzuweisen, daß Kosten nur einen Teil derjenigen Faktoren ausmachen, welche die internationale Konkurrenzposition eines Landes bestimmen; im Wettbewerb insbesondere zwischen den Industrienationen stehen andere Faktoren, wie das technologische Niveau und die Qualität der Produkte, an vorderer Stelle. Ebenso sind Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit bei den Lieferungen nicht ohne Bedeutung 80 . aa) Entwicklung des Außenwerts der D-Mark Die Textilindustrie wird als eine Branche angesehen, die überdurchschnittlich stark von Schwankungen des Wechselkurses beeinflußt w i r d 8 1 . Der Übergang zu flexiblen Wechselkursen im Jahr 1973 und der damit verbundene Aufwertungsdruck auf die D-Mark stellten daher für eine stark in den internationalen Wettbewerb eingebettete Branche wie die Textilindustrie ein einschneidendes Datum dar. Höherbewertung einer Währung bedeutet nämlich, daß die Produkte des aufwertenden Landes auf dem Weltmarkt relativ teurer, die Erzeugnisse der ausländischen Konkurrenten vergleichsweise billiger werden. Allerdings verschlechtert sich die Position im internationalen Preiswettbewerb nur dann, wenn die Aufwertung höher ist als die Kosten- und Preisunterschiede, die in der gleichen Zeit zugunsten des aufwertenden Landes entstehen. Die D-Mark wurde schon im System fixer Wechselkurse aufgewertet; die Aufwertungssätze waren jedoch damals relativ bescheiden. Von 1960 bis 1972 stieg der Außenwert der D-Mark um 25 %, d.h. jahresdurchschnittlich um 1,9 %. Demgegenüber belief sich die Höherbewertung im Zeitraum 1972/80 auf etwa 46 %, was einem jahresdurchschnittlichen Anstieg von fast 5 % entspricht (vgl. Tabelle 19). Damit ist der Preis der D-Mark in fremden Währungen seit 1973 etwas stärker gestiegen, als es nach Maßgabe der unterschiedlich hohen Inflationsraten zu erwarten gewesen wäre, d.h. die D-Mark wurde im Durchschnitt dieses Zeitraums real aufgewertet. Allerdings hat die D-Mark seit 1979 real an Wert eingebüßt; der jahresdurchschnittliche Wechselkurs lag 1980 in realer Betrachtung etwa auf dem Stand des Jahres 1974. Im System fixer Wechselkurse bedeuten Auf- und Abwertungen einer Währung im allgemeinen, daß sich der Außenwert gegenüber allen Ländern um den gleichen Prozentsatz ändert. Bei flexiblen Wechselkursen bilden sich jedoch unterschiedliche Tendenzen gegenüber einzelnen Währungen heraus. Ist die regionale Struktur der Ein- und Ausfuhr für eine Branche verschieden von der regionalen Struktur des gesamten Außenhandels, so ergeben sich unter80 81
Vgl. Herrmann (1980), S. 3. Vgl. Baumann u.a. (1977), S. 122.
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schiedliche Auf- und Abwertungssätze. Es zeigt sich, daß die deutsche Textilindustrie in den siebziger Jahren von der Entwicklung des Außenwertes der D-Mark etwas stärker tangiert wurde als andere Bereiche der deutschen Wirtschaft, d.h. der Außenwert der D-Mark ist, bezogen auf den Textilaußenhandel, stärker gestiegen als der D-Mark-Wert, bezogen auf den gesamten Außenhandel. bb) Entwicklung der Lohnkosten Die Löhne und Lohnnebenkosten sind in der Textilindustrie der Bundesrepublik in den siebziger Jahren kräftig gestiegen. Die Bruttostundenverdienste der in der Textilindustrie beschäftigten Arbeiter haben sich im Zeitraum 1970/80 um jahresdurchschnittlich rund 9 % erhöht. Damit war der prozentuale Anstieg etwa genau so stark wie in den sechziger Jahren, in denen er sich auf durchschnittlich 9,2 % belief. Bei absoluter Betrachtung stiegen die Stundenverdienste in den siebziger Jahren mit etwa 0,75 DM pro Jahr wesentlich schneller als in den sechziger Jahren (0,34 DM). Die hohen Lohnsteigerungsraten insbesondere zu Beginn der siebziger Jahre (vgl. Tabelle 20) waren zu einem Großteil das Resultat stark erhöhter Inflationserwartungen. Die Umverteilung zugunsten der Arbeitnehmereinkommen 82 entsprang aber auch einer veränderten lohnpolitischen Strategie der Gewerkschaften, die nicht nur auf eine Erhöhung der Lohnquote abzielt und dieses Ziel auch mittels einer erhöhten Streikbereitschaft durchzusetzen sucht, sondern auch auf eine Einkommensnivellierung bei den Arbeitnehmern. Diese als „Sockelbetrags-Politik" bezeichnete Strategie führte dazu, daß sich die Stundenverdienste insbesondere in den unteren Lohngruppen überdurchschnittlich erhöht haben. Diese Strategie hat zur Folge, daß die Unternehmen in erster Linie versuchen, wenig qualifizierte aber gleichwohl relativ teuer bezahlte Arbeitskräfte durch Maschinen zu ersetzen. Im Vergleich zum gesamten verarbeitenden Gewerbe der Bundesrepublik sind die Bruttostundenverdienste im Textilgewerbe in den siebziger Jahren — wie bereits in den sechziger Jahren — etwas weniger angehoben worden (vgl. Tabelle 20). Dabei ist zu berücksichtigen, daß die Nachfrage- und Produktionsstrukturen in der Textilindustrie vor allem in den siebziger Jahren wesentlich ungünstiger waren als in der Gesamtindustrie. International gesehen sind die Löhne der deutschen Textilindustrie in den letzten Jahren auf eine Spitzenposition gestiegen. Unter den wichtigsten westlichen Industrieländern hatten 1980 nur Schweden, die Niederlande und Belgien höhere Lohnkosten je Arbeiterstunde 83 zu tragen als die deutsche 82
Die sogenannte Lohnquote, d.h. der Anteil der Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit am Volkseinkommen ist bis 1974 gestiegen, seitdem wieder gefallen; 1980 lag 83 sie auf dem Niveau von 1973. Vgl. Sachverständigenrat (1980), S. 79. Umgerechnet in DM mit den jeweiligen Wechselkursen. 5 Breitenacher
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III. Ursachen des Strukturwandels in der Textilindustrie
Textilindustrie (vgl. Abbildung 4). Besonders gravierend ist der Abstand zu den Entwicklungs- und Schwellenländern; so betragen beispielsweise in Hongkong die Lohnkosten je Arbeiterstunde nur etwa 15 % der vergleichbaren Lohnkosten in der Bundesrepublik. Dabei ist Hongkong nicht einmal der Extremfall eines Niedriglohnlandes; in vielen Entwicklungsländern dürften sich die Lohnkosten auf unter 10 % derjenigen in der deutschen Textilindustrie belaufen. Die erheblichen Lohnkostenunterschiede zwischen der Bundesrepublik und den Entwicklungsländern sind teilweise darauf zurückzuführen, daß die Lohnnebenkosten in diesen Ländern niedriger sind als in der Bundesrepublik. Während beispielsweise die deutschen Textilunternehmen mit rund 55 % Lohnnebenkosten belastet sind, beläuft sich der entsprechende Satz in Hongkong nur auf etwa ein Drittel. Aber auch andere wichtige Konkurrenten der deutschen Textilindustrie, wie beispielsweise die USA, Großbritannien und die Schweiz, sind mit wesentlich niedrigeren Lohnnebenkosten belastet (vgl. Tabelle 21). Die Lohnkostendifferenzen der deutschen Textilindustrie gegenüber anderen Ländern haben sich in der Vergangenheit erheblich erhöht. Dabei ist jedoch die Entwicklung nach Ländergruppen unterschiedlich verlaufen. Gegenüber den Ostblockländern ist die Differenz beträchtlich gestiegen. Im Jahre 1979 betrug diese Differenz 12,33 DM, während sie 1970 noch bei 4,54 DM lag. Wesentlich geringer sind dagegen die Differenzen gegenüber den westlichen Industrieländern. Einen ersten Höhepunkt erreichte die Lohnkostendifferenz zwischen der Bundesrepublik und den westlichen Industrieländern im Jahre 1973 (vgl. Tabelle 2 2 ) M , also im Jahre des Übergangs von den fixen zu den flexiblen Wechselkursen. In den beiden folgenden Jahren hat sich die Differenz nicht unerheblich verringert, während sie von 1976 bis 1978, als sich der Außenwert der D-Mark beträchtlich erhöhte, wieder zunahm. Im Jahre 1979 ist die Lohnkostendifferenz gegenüber den westlichen Industrieländern, bedingt u.a. durch die relativ geringe Aufwertung der D-Mark, nur noch wenig angestiegen. Betrachtet man nicht die absolute Lohnkostendifferenz, sondern die relative Entwicklung im Zeitablauf, so haben sich die Lohnkosten der deutschen Textilindustrie in den siebziger Jahren im Verhältnis zu den entsprechenden
84 Kalkulationsbasis für die in Tab. 22 ausgewiesenen Lohnkosten sind die normalen Anwesenheitsstunden (tarifliche Arbeitszeit abzüglich Urlaub und Feiertage) ohne Berücksichtigung von Krankheit und Abwesenheit aus besonderen Gründen. Die Lohnkosten enthalten alle individuellen Aufwendungen für die gewerblichen Arbeitnehmer (Lohn für gearbeitete Zeit, Sonderzahlungen, bezahlte Ausfallzeiten, gesetzliche Sozialabgaben und vertragliche soziale Leistungen). Nicht enthalten sind Lohngemeinkosten (Unterhaltung von Kantinen, Werksküchen und sonstigen Belegschaftseinrichtungen, Kosten der Berufsausbildung usw.).
67
3. Änderungen in der internationalen Arbeitsteilung
Abb.A
Lohnkosten je Arbeiterstunde im Juli 1980 in DM 10
12
Κ
16
18
DM 20
Niederlande Schweden . .'.
Belgien
.V.·.1.·.'.'.1.'.'·1.'.'.1·1.'.'·'.
BR Deutschland Dänemark Norwegen Schweiz Italien Frankreich USA Großbritannien Japan Hongkong 10
5*
12
U
16
18
20 DM
68
III. Ursachen des Strukturwandels in der Textilindustrie
Lohnkosten der wichtigsten ausländischen Wettbewerber (umgerechnet in DM mit den jeweiligen Wechselkursen) nicht ungünstig entwickelt. Setzt man das im Jahr 1970 gegebene Verhältnis zwischen den Lohnkosten in der Bundesrepublik und jenen in anderen Ländern gleich 100, so zeigt sich, daß im Zeitraum 1970/79 der Lohnkostenanstieg in der Textilindustrie der Bundesrepublik um etwa 8 % geringer war als in den Textilindustrien der wichtigsten Konkurrenten (vgl. Tabelle 22). Im Jahre 1980 hat sich diese Tendenz fortgesetzt, nicht zuletzt als Folge der Abwertung der D-Mark. Lediglich in den Jahren 1973 und 1976, in denen sich der Außenwert der D-Mark gravierend erhöhte, stiegen die Stundenlohnsätze der deutschen Textilindustrie auch im internationalen Vergleich kräftig an. Die - international gesehen — günstige relative Entwicklung der Stundenlohnsätze in der deutschen Textilindustrie seit Anfang der siebziger Jahre unterscheidet sich grundsätzlich von der Entwicklung in den sechziger Jahren. Damals sind die Lohnkosten in der Bundesrepublik um ca. 13 % schneller gestiegen als im Ausland, obwohl sich in diesem Zeitraum die Aufwertungssätze für die D-Mark in relativ engen Grenzen hielten. Der starke Lohnkostendruck in den sechziger Jahren hat die deutsche Textilindustrie - wie bereits erwähnt - schon frühzeitig gezwungen, sich dem internationalen Wettbewerb zu stellen. Davon dürfte sie in den siebziger Jahren, als sich zahlreiche Rahmenbedingungen entscheidend änderten, profitiert haben. Gegenüber den Wettbewerbern in den westlichen Industrieländern war die Lohnkostenentwicklung in der deutschen Textilindustrie günstiger als gegenüber sämtlichen ausländischen Konkurrenten. Im Zeitraum 1970/79 war nämlich der Lohnkostenanstieg in der Textilindustrie der Bundesrepublik um fast ein Zehntel geringer als in der Textilindustrie anderer westlicher Industrieländer (vgl. Tabelle 22). Demgegenüber war die Lohnkostenentwicklung im Vergleich zu den Ostblockländern recht ungünstig. Von 1970 bis 1979 sind die Stundenlohnsätze in der deutschen Textilindustrie um über 70 % schneller gestiegen als in den Ostblockländern. cc) Entwicklung der Energiepreise Gemessen am Industriedurchschnitt ist die Energieintensität der Textilindustrie als Ganzes gesehen — wie bereits in Kapitel II. 3. a) dargestellt — relativ niedrig. Allerdings ist der Produktionsprozeß der Textilveredelung verhältnismäßig energieintensiv. Hinzu kommt, daß mit dem Übergang zu kapitalintensiveren Produktionsverfahren die Energiekosten in der Textilindustrie zunehmend an Bedeutung gewinnen. Aus diesem Grund wird bei der Konstruktion von Textilmaschinen Fragen des Energieverbrauchs wachsende Aufmerksamkeit geschenkt.
3. Änderungen in der internationalen Arbeitsteilung
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Die Entwicklung der Energiepreise ist - aus den oben angeführten Gründen - für die Textilindustrie nicht unwichtig. Deshalb sei hier in kurzen Zügen die Preisentwicklung in den siebziger Jahren dargestellt. Verursacht durch die Ölkrisen in den Jahren 1973 und 1979 haben sich die Mineralölpreise in diesen Jahren sprunghaft erhöht. Mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung hat sich die Ölverteuerung auch auf die Preise anderer Energieträger, wie Kohle, Gas und elektrischen Strom ausgewirkt. Von 1968 bis 1978 haben sich die Heizölpreise in der Bundesrepublik für die Industrie um mehr als 400 % erhöht, die Preise für Kohle um knapp 400 %; die Strompreise stiegen im gleichen Zeitraum „nur" um rund 200 % (vgl. Tabelle 23). Damit war die deutsche Industrie im vergangenen Jahrzehnt mit teilweise wesentlich stärkeren Energiepreissteigerungen konfrontiert als die Industrie anderer Länder. Besonders Kohle und leichtes Heizöl hat sich in der Bundesrepublik im internationalen Vergleich überdurchschnittlich stark erhöht. Dementsprechend erreichte auch das Preisniveau für diese Energieträger im Jahre 1978 international gesehen eine absolute Spitzenstellung 85 . Aber auch bei Strom ist die deutsche Industrie mit relativ hohen Preisen belastet. dd) Entwicklung der Rohstoffpreise In ihrer Eigenschaft als rohstoffintensiver Branche ist für die Textilindustrie die Entwicklung der Faserpreise von besonderer Bedeutung. In konjunktureller Hinsicht sind vor allem die Erwartungen bezüglich der Preisveränderungen von Textilfasern relevant. Von steigenden Faserpreisen werden im allgemeinen positive Lagerdispositionen ausgelöst, was zu einem lagerzyklisch bedingten Nachfragestoß und damit zu einer Verstärkung konjunktureller Auftriebstendenzen führen kann; das umgekehrte gilt, wenn sinkende Preise der Textilfasern erwartet werden. Die empirischen Daten bestätigen diese Aussagen. In Phasen steigender Preise für textile Rohstoffe (1972/73, 1976 und 1979, vgl. Abb. 5) hat sich die Produktion der Textilindustrie relativ günstig entwickelt. Unter strukturellen Gesichtspunkten, die in dieser Untersuchung im Vordergrund stehen, sind die Entwicklung des Preisniveaus und die Verschiebung der Preisrelationen zwischen den einzelnen Textilfasern von Bedeutung. Was die Entwicklung des Preisniveaus anbelangt, so wurde die deutsche Textilindustrie von dem im vergangenen Jahrzehnt zu beobachtenden tendenziellen Anstieg der Weltmarktpreise für Rohstoffe weniger tangiert als andere Branchen. Während nämlich sämtliche Grundstoffe der gewerblichen Wirtschaft im Zeitraum 1970 bis 1980 im Schnitt um etwa 70 % im Preis anstiegen, haben sich die Spinnstoffe im selben Zeitraum um rund 40 % verteuert. Dabei ist jedoch 85 Es deutet wenig darauf hin, daß sich die Wettbewerbssituation der deutschen Industrie, was die Energiepreise betrifft, seit 1978 gebessert hätte. Vgl. Sachverständigenrat (1980), S. 168.
III. Ursachen des Strukturwandels in der Textilindustrie
70
Abb.5
Entwicklung der Preise für Textilfasern 1970=100 3 00
3 0 0
— Spinnstoffe, insgesamt — — Baumwolle, ausländisch — Rohwolle, ausländisch Zellulosische Spinnfasern, inländisch — — Synthetische Spinn-u. Endlosfasern, inländisch
2θ 0
-
2 8 0
2 6 0
2 4 0
2 20
2 00
1θ 0 1 6 0
140 1 2 0
1 00
100
βο
1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 Quelle: Statistisches
Bundesamt.
zu berücksichtigen, daß die deutsche Textilindustrie in einzelnen Jahren von steigenden Rohstoffpreisen relativ stark belastet wurde. Insbesondere bei den Preisen für Baumwolle und Wolle sind kurzzeitige Preiserhöhungen von 100 bis 200 % keine Seltenheit. Bemerkenswert ist dabei, daß der Preisanstieg für Spinnstoffe ausschließlich auf die Verteuerung der Naturfasern und der zellulosischen Fasern zurückzu-
4. Änderungen in den vom Staat gesetzten Rahmenbedingungen
71
führen ist, also von Fasern, deren Rohstoffbasis reproduzierbar ist. Ende 1980 erreichte der Preis für Wolle und Baumwolle - auf Basis 1970 = 100 - einen Indexstand von jeweils etwa 170, jener für zellulosische Fasern einen solchen von knapp 150. Demgegenüber haben sich die Preise für synthetische Fasern aus der Sicht der Textilindustrie relativ günstig entwickelt. Dies ist um so überraschender, als die Rohstoffbasis für die synthetischen Fasern das Erdöl ist. Zwar zeigten die Preise für synthetische Fasern auf die sprunghaften Erhöhungen der Ölpreise eine Reaktion, die jedoch relativ schwach ausfiel (vgl. Abb. 6). Zum Jahresende 1980 lagen nämlich die Preise für synthetische Fasern immer noch um gut 20 % unter dem Niveau des Jahres 1970. Der Grund für diese Preisentwicklung ist in erster Linie darin zu sehen, daß bei den Produktionskapazitäten für Chemiefasern in der Welt und speziell in der europäischen Gemeinschaft ein erheblicher Kapazitätsüberhang besteht. Davon ging ein starker Druck auf die Preise aus. Das vergleichsweise niedrige Preisniveau der Synthesefasern ist gepaart mit einer Preisentwicklung, die nur geringe Ausschläge zeigt. Im Gegensatz dazu unterliegen die Naturfasern Baumwolle und Wolle ausgeprägten Preisschwankungen, die vor allem durch ein von Jahr zu Jahr unterschiedliches Aufkommen und spekulative Dispositionen der Händler und Verarbeiter verursacht sind.
4. Änderungen in den vom Staat gesetzten Rahmenbedingungen Die Wirtschaftsverfassung der Bundesrepublik Deutschland war in den fünfziger und sechziger Jahren relativ liberal. Sie ließ dem freien Spiel der Marktkräfte weiten Raum; die Aktivitäten des Staates beschränkten sich auf subsidiäre Maßnahmen. Seit Anfang der siebziger Jahre hat jedoch der Staat die Entfaltungs- und Entscheidungsfreiheit der privaten Wirtschaft erheblich eingeengt, und zwar in zweierlei Hinsicht 86 : - Der Staat tritt in verstärktem Maße als Investor, als Anbieter von Gütern und Dienstleistungen und als Nachfrager von Arbeitskräften auch in solchen Bereichen auf, in denen einzelwirtschaftliche Aktivitäten produktiver erfolgen könnten. Die erforderliche Finanzierung wirkt sich nachteilig auf Rentabilität (durch Erhebung von Steuern) und Liquidität (bei Verschuldung auf dem Kapitalmarkt) der privaten Unternehmen aus. — Der Staat greift zunehmend auf dem Gesetzes- und Verordnungswege in die Dispositionsfreiheit der privaten Unternehmen ein. Beispielhaft seien genannt die langwierigen Genehmigungsverfahren insbesondere in Zusammenhang mit großindustriellen Anlagen sowie die Einführung der erweiter86
Vgl. Dönges, Juhl (1979), S. 210.
III. Ursachen des Strukturwandels in der Textilindustrie
72
ten Mitbestimmung, die insbesondere auf die Kritik ausländischer Investoren stieß. Belastungen als Folge der Änderungen in den vom Staat gesetzten Rahmenbedingungen entstehen Teilen der Textilindustrie auch durch die Umweltschutzgesetzgebung. Zwar ist die Textilindustrie als Ganzes gesehen durch Umweltschutzauflagen weniger belastet als andere Industriezweige (vgl. Kapitel II. 3. a); insbesondere für die Textilveredelungsindustrie stellt jedoch der Umweltschutz ein zentrales Problem dar. Auf dem Gebiet des Umweltschutzes gibt es heute in der Bundesrepublik eine Vielzahl von Gesetzen und Verordnungen. Sie haben zum großen Teil ihren Ausgangspunkt im 1. Umweltprogramm der Bundesregierung von 1971. Als wichtigste Vorschriften sind zu nennen das Bundesemissionschutzgesetz von 1974 mit seiner Verordnung der technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft, das Abwasserabgabengesetz von 1976 und die Verordnung über Arbeitsstätten von 1975. Die Textilindustrie ist einer der größten Wasserverbraucher in der Bundesrepublik 87 . Die Ursache dafür liegt in der Vielzahl der notwendigen Wasch- und Spülvorgänge. Daraus resultieren schwerwiegende Probleme im Bereich des Abwassers, und zwar sowohl hinsichtlich seiner Menge als auch seiner Schädlichkeit. Das Abwasserabgabengesetz zwingt die Textilveredelungsindustrie zur Einführung wassersparender Verfahrenstechniken sowie zum Einsatz umweltfreundlicher Substanzen88. Neben den Abwasserproblemen erfordert die Luftreinhaltung aufgrund des Bundesemissionsschutzgesetzes zunehmende Beachtung in der Textilindustrie, und zwar wiederum insbesondere in der Textilveredelung. Die mit dem textilen Produktionsprozeß verbundenen Lärmbelästigungen und Erschütterungen stellen ebenfalls ein nicht zu unterschätzendes Problem dar. Dies gilt vor allem für die Spinnerei und Weberei; hier wird erfahrungsgemäß häufig die in der Arbeitsstättenverordnung festgelegte Höchstgrenze der Geräuschemission am Arbeitsplatz überschritten. Diese Lärmprobleme sind jedoch in erster Linie dem Arbeitsschutz zuzurechnen, während die eigentlichen Umweltschutzprobleme demgegenüber in den Hintergrund treten. Die Kosten des Umweltschutzes sind nicht niedrig: Für die Textilveredelungsindustrie wird der Anteil der Abwasserkosten am gesamten Umsatz auf derzeit 3 bis 3,5 % geschätzt 89 .
87
Vgl. zum folgenden Hartkopf (1978), S. 9 ff. Das Abwasserabgabengesetz hat einen abgabenfreien Vorlauf von 1976 bis 1981 und anschließend eine Phase mit allmählich steigenden Abgabesätzen bis 1986. 89 Kress (1978), S. 21. 88
IV. Strategien der Textilindustrie zur Bewältigung von Strukturanpassungsproblemen 1. Überblick Im vorhergehenden Kapitel wurden die Faktoren dargestellt, die in der Vergangenheit die Entwicklung der Textilindustrie wesentlich beeinflußt haben. Dabei haben sich folgende Faktoren als besonders bedeutsam herausgestellt: — Die Abschwächung des Wachstums der Inlandsnachfrage bei gleichzeitigen strukturellen Veränderungen (zugunsten von qualitativ hochwertigen und intelligenten Produkten einerseits und Heimtextilien, Sportbekleidung und Maschen ware andererseits); — die zunehmenden Exporte von Textilien und Bekleidung der im weltwirtschaftlichen Wachstumsprozeß aufholenden Länder, wobei diese Länder in steigendem Maße auch qualitativ hochwertigere Produkte exportieren; — die erheblichen technologischen Veränderungen bei den Textilmaschinen und den eingesetzten Rohstoffen. In einem funktionierenden marktwirtschaftlichen System mit ausreichender Wettbewerbsintensität müssen sich die Unternehmen voll an diese veränderten Rahmenbedingungen anpassen, und zwar indem sie — ihre Kapazitäten der Nachfrageentwicklung entsprechend verändern (erweitern oder reduzieren); — die Betriebs- und Unternehmensgröße den jeweiligen Bedingungen des Absatzmarktes möglichst gut anpassen; — das Erzeugungsprogramm schneller an den Wandel der Absatzbedingungen anpassen; — die wirtschaftlichsten Produktionsverfahren anwenden; — neue rentable Standorte für die Produktion erschließen; — neue regionale Absatzmärkte suchen.
2. Die wichtigsten Strategien im einzelnen a) Kapazitätsanpassung Der Verbrauch von Erzeugnissen der Textilindustrie hat sich in der Bundesrepublik seit Mitte der siebziger Jahre stark abgeschwächt. Wegen des erheblichen Anstiegs der Importe war diese Abschwächung beim Inlandsabsatz der
74
IV. Strategien zur Bewältigung von Strukturanpassungsproblemen
deutschen Textilindustrie besonders ausgeprägt. Zwar hat sich die Auslandsnachfrage günstiger als die Inlandsnachfrage entwickelt — sie konnte jedoch nicht verhindern, daß die reale Gesamtnachfrage nach Erzeugnissen der deutschen Textilindustrie im Jahre 1979 um rd. 12 % unter dem Niveau des Jahres 1970 lag. Im Jahre 1980 war ein weiterer - konjunkturell bedingter — Rückgang der realen Nachfrage um gut 5 % gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Die Kapazitäten der Textilindustrie sind - in ihrer Gesamtheit gesehen den veränderten Nachfragebedingungen angepaßt worden. Seit dem Jahr 1974 ist das - vormals stetig steigende - Produktionspotential (gemessen am potentiellen Nettoproduktionsvolumen) rückläufig (vgl. Tabelle 24). Betrachtet man die Entwicklung im Zeitraum 1970/78, so zeigt sich, daß das Produktionspotential leicht abnahm, während die effektive Produktion geringfügig anstieg. Obwohl die realen Investitionsausgaben der Textilindustrie seit Anfang der siebziger Jahre rückläufig waren 1 , kann davon ausgegangen werden, daß der Produktionsapparat eine ständige Modernisierung erfuhr (vgl. Kapitel IV. 2. d). Der Einsatz neuer, hochautomatisierter Produktionsaggregate hat die Leistungsfähigkeit des Produktionsapparates stark erhöht. Da seit 1973 die Produktion der Textilindustrie der Tendenz nach nicht mehr gestiegen ist, mußten — sollten Überkapazitäten vermieden werden - zahlreiche Maschinen stillgelegt werden. Im Zeitraum 1970 bis 1979 hat sich der Spindelbestand um fast ein Drittel, der Webmaschinenbestand um über 40 % vermindert. Dabei war der Rückgang in der Juteindustrie sowie in der Seiden- und Samtweberei überdurchschnittlich hoch (vgl. Tabelle 25). Auch in der Maschenindustrie mußte der Maschinenpark erheblich reduziert werden, ausgenommen die Rundstrickmaschinen; die diesen Maschinen zugrunde liegende Technologie hat sich in den siebziger Jahren verstärkt durchgesetzt. Die Anpassung der Kapazitäten an die geänderten Nachfragebedingungen kommt auch darin zum Ausdruck, daß die (realen) Erweiterungsinvestitionen seit 1974 erheblich eingeschränkt wurden. Im Jahre 1979 lagen sie um schätzungsweise 60 % unter dem Volumen von 1970, während die gesamten Brutto-Anlageinvestitionen im gleichen Zeitraum nur um etwa 40 % zurückgingen. Die Analyse der Entwicklung des Produktionspotentials und des Maschinenbestands, die sich auf die Gesamtheit der Textilindustrie bezieht, verdeckt allerdings die Schwierigkeiten, denen sich einzelne Unternehmen bei der Anpassung der Kapazitäten an die sich ändernden Nachfragebedingungen gegenübersahen. Die branchenbezogene Analyse ist deshalb durch eine unternehmensbezogene zu ergänzen. 1
Erst 1979 war wieder ein kräftiger Anstieg der realen Investitionsausgaben zu verzeichnen, der jedoch schon 1980 von einer neuerlichen rückläufigen Tendenz abgelöst wurde.
2. Die wichtigsten Strategien im einzelnen
75
Noch zu Anfang der siebziger Jahre wurden von zahlreichen Unternehmen der Textilindustrie hohe Erweiterungsinvestitionen getätigt (vgl. Tabelle 26), was sich im Nachhinein als „Hypothek" bei der Bewältigung der anstehenden Strukturprobleme herausstellte. Die Erweiterungsinvestitionen hatten damals in erster Linie das Ziel, die Kapazitäten für das bestehende Produktionsprogramm zu erhöhen. Dahinter verbirgt sich die Tatsache, daß zu jener Zeit viele Unternehmen der Textilindustrie ihre Zukunft in der Massenfertigung relativ einfacher Produkte sahen. Sie waren der Überzeugung, daß eine relativ kapitalintensive Produktion kostenmäßig mit den Importen aus sogenannten Niedriglohnländern Schritt halten könne. Inzwischen hat sich jedoch herausgestellt, daß hohe Kapitalintensität allein kein Garant für internationale Wettbewerbsfähigkeit ist. Wenn aufgrund eines hohen Automatisierungsgrades die Kapitalkosten bei der Kalkulation wichtiger werden als die Lohnkosten, dann neigt sich dadurch keineswegs die Waagschale automatisch zugunsten der Produktion in einem Industrieland. Das Gegenteil kann sogar der Fall sein: Je kapitalintensiver die Produktion wird, desto größere Standortvorteile kann die Produktion in Entwicklungsländern haben, und zwar deswegen, weil es in den entwickelten Industrieländern immer schwieriger wird, geeignete Arbeitskräfte für Schichtarbeit zu finden und die Nacht- und Feiertagsarbeit starken Einschränkungen unterliegt 2 . Die Auslastung der Produktionskapazitäten ist in der Bundesrepublik - international gesehen - relativ niedrig; dementsprechend hoch sind die Vorteile von Niedriglohnländern bei der kapitalintensiven Fabrikation einfacher Artikel. Die noch zu Anfang der siebziger Jahre von zahlreichen Unternehmen der Textilindustrie getätigten hohen Erweiterungsinvestitionen in Verbindung mit einem Festhalten an überkommenen Produktionsstrukturen waren im übrigen gewichtige Ursachen für Schwierigkeiten bei der Bewältigung von Strukturanpassungsproblemen. Dies zeigte sich in einer hohen Zahl von Konkursen, insbesondere in den Jahren 1974 bis 1977. Diese hatten - nach Helmstädter — im wesentlichen zwei Ursachen3 : Einerseits solche Ursachen, die sich unter dem Stichwort „Managementfehler" subsumieren lassen, wie Organisationsmängel und besonders bei alten Familienunternehmen ein veraltetes, zäh festgehaltenes Produktionsprogramm. Andererseits eine zu optimistische Einschätzung der Absatzmöglichkeiten, die zu unbeabsichtigter Lagerbildung führte, nicht zuletzt wegen zuvor getätigter, hoher Erweiterungsinvestitionen. Dadurch kam es häufig zu Finanzierungsschwierigkeiten. Die hohe Zahl von Konkursen in der Textilindustrie war (und ist) jedoch — neben den genannten zwei Ursachenkomplexen — auch dadurch bedingt, daß der Strukturwandel und der Wettbewerb auf dem Textilmarkt besonders intensiv sind. Ein derartiger Markt „verzeiht" Managementfehler viel weniger 2 3
Vgl. Zempelin (1976), S. 6 f. Vgl. Helmstädter (1975), S. 451.
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IV. Strategien zur Bewältigung von Strukturanpassungsproblemen
als ein Wachstumsmarkt. Hinzu kamen weitere objektive Tatsachen, die ein Fehlverhalten des Managements begünstigten. Für die deutsche Textilindustrie waren in diesem Zusammenhang insbesondere folgende Faktoren relevant 4 : -
Ein hoher Stand der Nachfrage bis Anfang der siebziger Jahre hat den schon damals bestehenden erheblichen außenwirtschaftlichen Anpassungsdruck etwas entschärft, was den ökonomischen Zwang zum Strukturwandel zunächst noch milderte, so daß einige Unternehmen die an sich notwendige Anpassung ganz unterlassen oder zumindest vertagen konnten, ohne gleich Gefahr zu laufen, Marktanteile zu verlieren. Diese Versäumnisse wirkten sich dann bei sich wandelnden Nachfragebedingungen negativ aus.
— Der bis 1973 anhaltende Zustrom von ausländischen Arbeitskräften in die Bundesrepublik hat dazu beigetragen, das inländische Arbeitsangebot elastischer zu machen, als es bei anhaltendem Expansionstempo wegen des Mangels an Mobilität der Arbeitskräfte gewöhnlich ist. — Jene Branchen, für die sich, wie bei der Textilindustrie, die Standortbedingungen zugunsten inländischer Anbieter verschlechtert hatten, kamen in den Genuß überdurchschnittlich hoher effektiver Zollraten (dies gilt insbesondere für die konsumnahen Bereiche) und sonstiger Importrestriktionen, was den Zwang zur Anpassung an die längerfristigen Gegebenheiten milderte. Der Schutz vor der Auslandskonkurrenz führt u.a. dazu, daß Investitionen in Importländern weniger sorgfältig als bei Freihandel geplant werden, was zur Entstehung von Überkapazitäten beiträgt. Bei dieser Aussage wird selbstverständlich nicht übersehen, daß Importrestriktionen, sofern sie nur als befristete, kurzfristige Anpassungshilfen gedacht sind 5 , die negativen sozialen Folgen des Strukturwandels mildern können. Allerdings ist in diesem Zusammenhang auch darauf hinzuweisen, daß in der Vergangenheit nicht nur in jenen Bereichen Überkapazitäten entstanden sind, die einen besonderen Schutz vor der Auslandskonkurrenz genossen, sondern auch in anderen Sektoren wie beispielsweise bei Jersey und TuftedTeppichen. Die Ursachen dafür sind in den besonderen Eigenheiten des Textilmarktes zu sehen (vgl. weiter unten). -
In gewisser Weise kann auch die Bereitschaft des Staates, bei der Sanierung in finanzielle Schwierigkeiten geratener Unternehmen zu helfen, als ein Hemmnis bei der Bewältigung des Strukturwandels angesehen werden. Gerade in der Textilindustrie wurde in den vergangenen Jahren eine Reihe größerer Unternehmen mit staatlicher Hilfe erhalten. Diese Maßnahmen werden vor allem damit begründet, daß sie dazu beitragen, die negativen 4
Vgl. auch Dönges (1978), S. 10 ff. Diese Intention liegt - zumindest nach offizieller Verlautbarung - dem MultiFaserabkommen zugrunde. 5
2. Die wichtigsten Strategien im einzelnen
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sozial- und regionalpolitischen Probleme des Strukturwandels zu entschärfen. Derartige Hilfen stellen jedoch - anders als die Importrestriktionen, die sämtlichen Firmen zugute kommen — eine Wettbewerbsverzerrung zu ungunsten jener Unternehmen dar, die keine Subventionen erhalten. Diese „gesunden" Unternehmen können durch derartige wettbewerbsverzerrende staatliche Maßnahmen in ihrer Existenz bedroht werden. Durch die „Subventionierung" notleidender Unternehmen kann damit die Bewältigung des Strukturwandels bei den „gesunden" Unternehmen sogar erschwert werden. Die Schwierigkeiten, die bei der Anpassung der Kapazitäten der Textilindustrie an die sich ändernden Nachfragebedingungen auftraten, lassen sich teilweise auch auf die besonderen Eigenheiten des Textilmarktes zurückführen. Zunächst ist darauf hinzuweisen, daß die Konjunkturreagibilität der Textilindustrie besonders hoch ist. Wie bereits bei der Analyse der Inlandsnachfrage nach Textilien gezeigt (vgl. Kapitel III. 1.), reagiert diese auf konjunkturelle Schwankungen des privaten Verbrauchs verhältnismäßig stark. Diese Schwankungen werden zusätzlich aufgrund der Vielstufigkeit des textilindustriellen Produktionsprozesses verstärkt. Die Abweichungen der Textilproduktion von ihrem langfristigen Trend sind daher wesentlich größer als die Schwankungen der Produktion in anderen Branchen. Demzufolge besteht in der Textilindustrie mehr als in anderen Branchen die Gefahr, daß im Aufschwung die Absatzmöglichkeiten überschätzt und zu umfangreiche Erweiterungsinvestitionen getätigt werden. Bei einzelnen Unternehmen der Textilindustrie kam es auch noch nach 1974, als sich die Nachfrage nach Textilien bereits erheblich abschwächte, zu verhältnismäßig hohen Kapazitätszuwächsen (vgl. Tabelle 27) 6 . Dies ist dadurch bedingt, daß sich die Branche vor allem seit Anfang der siebziger Jahre einem erheblichen Strukturanpassungsdruck ausgesetzt sieht. Verschiebungen innerhalb der Binnennachfrage, zunehmender Importdruck und neue technologische Entwicklungen haben zwar einerseits zahlreiche Firmen zum Ausscheiden aus dem Markt gezwungen. Andererseits haben die Strukturverschiebungen innerhalb der Textilindustrie nicht nur bestimmte Sparten schrumpfen lassen, sondern auch eine Expansion in wichtigen Teilbereichen bewirkt. Zu den letztgenannten Sektoren zählen beispielsweise die Heimtextilienindustrie und die Textilveredelung. Die zum Ifo-Investitionstest meldenIn Tabelle 27 sind strukturbereinigte Berichtskreisergebnisse dargestellt, d.h. die unterschiedliche Besetzung in den einzelnen Unternehmensgrößenklassen ist berücksichtigt. Es ist jedoch zu beachten, daß Kapazitätsstillegungen im allgemeinen nicht erfaßt sind, so daß die Ergebnisse nach oben verzerrt sind. Dies gilt besonders fur den Textilsektor, da hier, anders als im Durchschnitt des gesamten verarbeitenden Gewerbes, Kapazitätsstillegungen ein besonders großes Gewicht haben. Gleichwohl dürften die Ergebnisse des Ifo-Investitionstests grobe Anhaltspunkte für die Kapazitätsentwicklung in einzelnen Unternehmen geben.
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IV. Strategien zur Bewältigung von Strukturanpassungsproblemen
den Firmen der Teppichindustrie sowie der Textilveredelung haben ihre Produktionskapazitäten seit 1970 jeweils um fast 70 % erhöht (vgl. Tabelle 28). Die Anpassung der Kapazitäten in den Unternehmen der Textilindustrie an die sich verändernden Nachfragebedingungen war auch deshalb mit Schwierigkeiten verbunden, weil — wie schon angedeutet — die Leistungsfähigkeit der in der Textilindustrie neu installierten Maschinen ständig zugenommen hat. Aus diesem Grunde haben auch Maschineninvestitionen, die der Ersatzbeschaffung oder der Rationalisierung dienen, in einzelnen Unternehmen einen erheblichen Kapazitätseffekt 7 . Dies wäre nicht weiter problematisch gewesen, wäre die Produktion auch entsprechend gewachsen. Dem war jedoch nicht so: Im Jahre 1979 lag der Produktionsindex der Textilindustrie nur um 8 % über dem Niveau des Jahres 1970. Speziell im Spinnereibereich wurde im Jahre 1979 das Produktionsniveau von 1970 nicht unerheblich unterschritten (um rund 19 %). Ungünstige Produktionsentwicklung und der Einsatz neuer, hochautomatisierter Produktionsaggregate machten daher die Stillegung einer Reihe von Maschinen notwendig. Trotz eines beachtenswerten Abbaus des Maschinenbestands (vgl. Tabelle 25) ist nicht auszuschließen, daß in einigen Bereichen das Tempo der Reduzierung der Maschinenkapazitäten zu gering war.
b) Anpassung der Betriebs- und Unternehmensgröße Angesichts eines wachsenden europäischen Marktes war man vor etwa zehn Jahren vielfach der Meinung, daß die Betriebs- und Unternehmensgrößenstruktur der deutschen Textilindustrie nicht optimal sei. Man sprach von einem Rückstand der Unternehmenskonzentration der deutschen Textilindustrie gegenüber anderen europäischen Ländern 8 und ging davon aus, daß sich die Textilindustrie zu einem Industriezweig entwickeln wird, der ähnlich strukturiert ist wie andere große Industriezweige. „Er wird aus einigen wenigen multinationalen Großunternehmen mit Umsätzen von einer Milliarde DM und mehr pro Unternehmen bestehen, außerdem aus einer ganzen Reihe von Unternehmen im mittleren Bereich, das heißt also ab hundert Millionen DM Umsatz." 9 Vor einem Jahrzehnt ging man davon aus, daß der Konzentrationsprozeß in der Textilindustrie in erster Linie durch die ständig steigenden Lohnkosten und die damit verbundene Entwicklung von einem lohnintensiven zu einem kapitalintensiven Industriezweig erzwungen würde. „Nur Mittelbetriebe ab einer bestimmten Mindestgröße sind in der Lage, die notwendigen betriebη
Bezogen auf die gesamte Textilindustrie war der zusätzliche Kapazitätseffekt von Ersatzinvestitionen von untergeordneter Bedeutung, da er möglicherweise durch - seit Anfang der siebziger Jahre - sinkende Realinvestitionen kompensiert wurde. 8 Vgl. Wunden (1969), S. 117. 9 Delden, van (1973), S. 75.
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liehen Investitionen zu tätigen und die vorhandenen Rationalisierungsinvestitionen auszuschöpfen. Kleineren Unternehmen dagegen mangelt es oft an dem benötigten Kapital; zudem sind ihre Absatzmöglichkeiten häufig begrenzt, um den durch Errichtung ganzer Fertigungsstraßen anfallenden Produktionszuwachs absetzen zu können." 1 0 Diejenigen Unternehmen der Textilindustrie, die sich dieser Argumentation verschrieben hatten, stellten ihre Produktion auf großindustrielle Massenfertigung um. Um große Serien verkaufen zu können, wurde gleichzeitig die Zahl der produzierten Qualitätsstufen auf ein Minimum reduziert 11 . Hierzu trug nicht zuletzt die Überlegung bei, daß die Stärke der Industrieländer langfristig bei der Produktionstechnologie der Chemiefasern gesehen wurde und demzufolge die Maschineninvestitionen speziell auf diesen Bereich konzentriert wurden. Diese Visionen haben sich im Nachhinein als falsch erwiesen. Im Jahre 1979 gab es in der deutschen Textilindustrie keine einzige Unternehmensgruppe mit einem Umsatz von einer Milliarde DM und darüber. Demgegenüber betätigten sich auf der ganzen Welt 34 Textil-Umsatzmilliardäre. Davon entfielen 13 auf die USA. Die restlichen Umsatzmilliardäre verteilten sich auf Frankreich (6), Japan (6), Großbritannien (5), Südkorea (2) sowie Kanada und die Türkei (je 1). Der größte deutsche Textilkonzern erzielte 1979 einen Umsatz von gut 700 Mill. DM. Für die zehn größten Textilunternehmen errechnet sich ein Umsatz von gut 5 Mrd. DM. Der entsprechende Umsatzwert für die zehn größten US-amerikanischen Textilunternehmen lag demgegenüber bei 19 Mrd. D M 1 2 . Daraus kann geschlossen werden, daß die Entfaltungsmöglichkeiten für sehr große Unternehmen auf dem europäischen Markt, der noch immer eine Vielzahl nationaler Märkte umfaßt, nicht in dem Maße gegeben sind wie auf dem relativ homogenen USA-Markt. Dabei ist bemerkenswert, daß der Umsatz je Beschäftigten in den zehn größten deutschen Textilunternehmen mit 120 000 DM sogar höher liegt als in den größten amerikanischen Unternehmen (82 000 DM). Auf dem europäischen und speziell deutschen Textilmarkt scheinen sich die Chancen für mittlere und kleinere Unternehmen in den letzten Jahren verbessert zu haben. Diese Ansicht wird bestätigt durch die Entwicklung der Unternehmensgrößenstruktur. Nahm der Beschäftigtenanteil der Unternehmen mit weniger als 500 Beschäftigten im Zeitraum 1964/70 noch leicht ab (von 51,9 % auf 50,2 %), so stieg er in der Folgezeit nicht unerheblich an (auf 54,6 % im Jahre 1976 und 55,9 % im Jahre 1978, vgl. Tabelle 29). Auch 10 11 12
Detden, van (1973), S. 77. Vgl. Jeske (1977). Vgl. Textil-Wirtschaft (1981), S. 24 ff.
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IV. Strategien zur Bewältigung von Strukturanpassungsproblemen
gemessen an der Zahl der Unternehmen schnitten die kleineren und mittleren Unternehmen in den siebziger Jahren besser ab als die größeren Unternehmen. Während im Zeitraum 1970/78 die Zahl der Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten um 78 Firmen oder 37 % zurückging, verringerte sich die Zahl der Unternehmen mit weniger als 500 Beschäftigten um 606 Firmen oder 28 %. Diese Tendenzen zeigen sich noch deutlicher in der Betriebsgrößenstruktur. Gemessen an den Gesamtbeschäftigten nahm der Anteil der Betriebe mit weniger als 500 Beschäftigten bereits im Zeitraum 1964/70 leicht zu (von 58,6 % auf 60,3 %); bis zum Jahr 1978 erhöhte er sich auf 68,3 % (vgl. Tabelle 30). Im Jahre 1979 hat sich diese Tendenz nicht mehr weiter fortgesetzt; im Gegenteil: Der Anteil der Betriebe mit weniger als 500 Beschäftigten ist leicht gesunken (auf 67,5 %). Der bis 1978 zu beobachtende Anteilsgewinn der kleineren und mittleren Betriebseinheiten hatte zur Folge, daß die durchschnittliche Betriebsgröße, d.h. die Zahl der Beschäftigten je Betrieb, in den vergangenen zwei Jahrzehnten zurückgegangen ist. Dabei war der Rückgang in der ersten Hälfte der siebziger Jahre besonders ausgeprägt (vgl. Tabelle 31). Die erhebliche Kapitalintensivierrung, die vor allem in den siebziger Jahren in der Textilindustrie stattgefunden hat, hat also zu keinem Anstieg der produktionstechnisch optimalen Betriebsgröße geführt. Welches sind nun die Gründe dafür, daß der vor einem Jahrzehnt prognostizierte Trend zu größeren Betriebs- und Unternehmenseinheiten nicht eingetreten ist? Hier ist ein ganzes Bündel von Faktoren aufzuführen. Ursächlich für die dargestellte Entwicklung dürfte in erster Linie die Tatsache sein, daß sich die Nachfrage nach Produkten der deutschen Textilindustrie erheblich abgeschwächt hat. Dazu hat nicht nur - wie bereits weiter oben dargestellt der unterdurchschnittliche Anstieg der Verbrauchernachfrage nach Textilien beigetragen, sondern auch (und vor allem) das Vordringen der Importkonkurrenz, insbesondere bei Fertigwaren. Das zur Auslastung größerer Kapazitäten erforderliche Mengenwachstum war in den siebziger Jahren nicht mehr — wie noch in den sechziger Jahren - vorhanden. Der Aufbau größerer Betriebsund Unternehmenseinheiten wurde auch durch die sich verstärkenden konjunkturellen Ausschläge in Frage gestellt. So fiel die Textilproduktion in der Rezession 1974/75 um nicht weniger als 10 % unter das Niveau des Jahres 1973. Hinzu kamen Änderungen in der Verbrauchernachfrage, und zwar in vielfacher Hinsicht. Die Verbraucher haben sich seit Mitte der siebziger Jahre wieder verstärkt den Naturfasern, insbesondere der Wolle, zugewendet. Zwar ist die wenig abwechslungsreiche Jeansmode nach wie vor aktuell, daneben wurde jedoch die sonstige Stoffmode wieder vielfältiger und schließlich verlagerte sich die Nachfrage zusehends auf exklusivere Modelle und Muster. All diese Änderungen waren dafür verantwortlich, daß die Aufnahmefähigkeit des Marktes für große Mengen mehr und mehr schwand. Jene Unterneh-
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men, die sich der Strategie des Umsatz Wachstums durch Mengenexpansion verschrieben hatten, waren entweder gezwungen, ihre Strategie zu ändern oder ganz aus dem Marktgeschehen auszuscheiden. Dabei zeigte sich, daß es vorwiegend die größten Unternehmen der Textilindustrie waren, die in Schwierigkeiten gerieten. Im Jahre 1972 mußte Schulte & Dieckhoff liquidieren, im Jahre 1974 brach die Glöggler-Gruppe zusammen (deren einzelne Betriebe heute zum Teil noch mit Hilfe des Staates und der Banken gestützt werden). Die Delden-Gruppe, Mitte der siebziger Jahre an die Spitze der deutschen Textilkonzerne gerückt, mußte 1978 zum dritten Mal mit Hilfe des Staates gerettet werden; Ende 1980 meldete die Gruppe Vergleich an. Auch der Adolff-Konzern mußte, nach Jahren schneller Expansion, staatliche Hilfe in Anspruch nehmen. All diese Unternehmen kamen vor allem deswegen in Schwierigkeiten, weü ihre Flexibilität zu stark eingeschränkt worden war. Angesichts der Veränderungen im Verbraucherverhalten kommt es darauf an, möglichst beweglich zu sein, da die Aufträge immer kleiner und kurzfristiger werden. Die Chancen der deutschen Textilindustrie liegen weniger in der Quantität als vielmehr in der Qualität, im Ideenreichtum und in der Flexibilität. Größe kann bei der Vielfältigkeit und dem Wandel der Mode das Überleben auf dem Textilmarkt nicht garantieren 13 . Es wäre allerdings falsch, davon auszugehen, Großserienfertigung sei generell nicht die geeignete Strategie für die Textilindustrie. Es gibt auch Gegenbeispiele. Das sind Firmen, die große Mengen pro Einheit mit einem universell einsetzbaren Maschinenpark produzieren. Ihnen ist es möglich, nicht nur wenige Stoffarten, sondern auch eine breite Palette von Stoffarten zu produzieren und so auf die Schwankungen der Mode und der Verbrauchernachfrage flexibel zu reagieren 14. Aber diese Strategie ist nur eine der möglichen Antworten auf die Strukturwandlungen im Textilbereich. Die Stärke der Textilindustrie der Bundesrepublik liegt jedenfalls vorwiegend bei hochwertigen und individuellen Textilien. c) Einführung neuer Produkte und Produktionsverfahren Unter den unternehmensstrategischen Maßnahmen zur Hebung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit einer Branche wird im allgemeinen die Intensivierung der Forschungs- und Entwicklungstätigkeit mit dem Ziel der Einführung neuer Produkte und Produktionsverfahren als ein vielversprechender Ansatzpunkt angesehen. Ohne vorweg entscheiden zu wollen, ob diese Argumentation auch für die Textilindustrie gilt, ist zunächst einmal festzustellen, 13 14
Vgl. Jeske (1978). Vgl. Jeske (1977).
6 Breitenacher
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IV. Strategien zur Bewältigung von Strukturanpassungsproblemen
daß ihre Anstrengungen auf dem Gebiet der Forschung und Entwicklung sowie der Innovation bislang unterdurchschnittlich waren, wie folgende Tatbestände zeigen: - Die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten der Textilindustrie sind, gemessen sowohl am Umsatz als auch an den Beschäftigten, relativ niedrig (vgl. Tabelle 3). In einer Rangskala sämtlicher Industriezweige befindet sich die Textilindustrie am unteren Ende. Daraus wird geschlossen, daß die Textilindustrie durch Steigerung ihrer Forschungs- und Entwicklungstätigkeit ihr Innovationspotential erheblich vergrößern könnte. - Entsprechend den relativ niedrigen Ausgaben für Forschung und Entwicklung ist auch die Einführung neuer Produkte in der Textilindustrie vergleichsweise selten. Im Durchschnitt der Jahre 1975/77 waren in der Textilindustrie jene (Erweiterungs-)Investitionen, welche der Einführung neuer Produkte dienten, mit 6 % an den gesamten Investitionsausgaben beteiligt (vgl. Tabelle 32). Damit liegt dieser Prozentsatz unter jenem für den Durchschnitt der gesamten Industrie (10 %). Die dargelegten Daten drängen folgende Fragen auf: Sind die Forschungsund Entwicklungsausgaben bzw. ist das Innovationspotential in der Textilindustrie strukturell bedingt niedriger als in anderen Bereichen der Industrie? Und: Stehen der Realisierung von Innovationen in der Textilindustrie spezielle Hemmnisse entgegen? Was die Ausgaben für Forschung und Entwicklung betrifft, so ist zu berücksichtigen, daß die Textilindustrie beim Einsatz ihrer Rohstoffe und Produktionsmittel auf Produkte zurückgreift, in denen bereits hohe FuE-Aufwendungen enthalten sind. Sowohl die Chemiefaserindustrie, die Textilhilfsmittel- und Färbstoffindustrie als auch der Textilmaschinenbau nehmen nämlich hinsichtlich der Forschungs- und Entwicklungsintensität eine Spitzenstellung in der Rangskala der Industriebranchen ein. Was das Innovationspotential der Textilindustrie in bezug auf neue Produkte anbelangt, so ist hier ein grundsätzlicher Unterschied zwischen Textilindustrie und anderen Branchen, beispielsweise der Investitionsgüterindustrie, festzustellen. Dort können immer wieder völlig neuartige Produkte mit völlig neuen Einsatzbereichen geschaffen werden; dieses Innovationspotential findet nicht zuletzt seinen Ausdruck in den relativ hohen Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen der Investitionsgüterindustrie. In der Textilindustrie sind die Verhältnisse dagegen ganz anders gelagert. Da bei Textilien die Möglichkeiten der Kreierung völlig neuer Produkte begrenzt sind, sind in der Textilindustrie die FuE-Aktivitäten im gemeinhin verstandenen Sinn gering. Gleichwohl muß auch diese Branche „Entwicklungsarbeiten" in großem Umfang leisten. Sie muß jährlich mindestens zweimal neue Kollektionen vorlegen. Die Vorarbeiten hierzu werden meist in den sogenannten Musterungsabteilungen durchgeführt, die in der Textilindustrie vielfach die Funktion einer Forschungs- und Ent-
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Wicklungsabteilung ausüben. Fragen der Mode und des Design haben in der Textilherstellung eine ähnliche Bedeutung wie der technische Fortschritt in den Investitionsgüterbranchen. Bei Firmen mit stark modisch ausgerichteter Kollektion erreichen die „Kreativ-Kosten" oftmals 5 bis 7 % vom Umsatz. Eine Anpassungsstrategie, die auf die modische Flexibilität setzt, erscheint auf den ersten Blick recht erfolgversprechend. Die deutsche Textil- (und Bekleidungsindustrie besitzt nämlich aufgrund ihrer Marktnähe zum deutschen Verbraucher komparative Vorteile gegenüber dem Ausland. Insbesondere bei der Herstellung von Erzeugnissen, bei denen Mode und Design eine erhebliche Rolle spielen und bei denen es somit auf rasches Eindringen in neue Marktlücken ankommt, sind diese „Fühlungsvorteile" von nicht zu unterschätzendem Wert. Eine intensive Kenntnis des deutschen Marktes und die Fähigkeit, auf dessen Entwicklungen schnell und flexibel zu reagieren, ist nämlich bei den Produzenten aus Staatshandels- und Entwicklungsländern nicht immer vorhanden. Gleichwohl ist die modeorientierte Strategie kein absoluter Garant für eine Überwindung von Strukturanpassungsproblemen; wegen eines zu schnellen modischen Wechsels mußten nämlich in der Vergangenheit oftmals Rückschläge in Kauf genommen werden (vgl. auch Kapitel III. 1. c). Welche Bedeutung die modeorientierten routinemäßigen Produktinnovationen für die Textilindustrie haben, läßt sich aus einer Erhebung des Ifo-Instituts über die Innovationsaktivitäten ersehen. Dieser Erhebung zufolge haben im Jahr 1979 über die Hälfte der Firmen der Textilindustrie Produktinnovationen realisiert. Dabei war der Zeithorizont der Markteinführungsphase relativ kurz: Bei etwa 50 % der Firmen betrug er weniger als ein Jahr, bei 45 % der Firmen ein bis zwei Jahre. Produktinnovationen mit einer Markteinführungsphase von weniger als einem Jahr kann man praktisch ganz den modeorientierten Produktinnovationen zurechnen, jene mit einer Markteinführungsphase von einem bis zu zwei Jahren zu einem großen Teil (so muß beispielsweise die Webereistufe die Kollektionen regelmäßig mehr als ein Jahr vor Beginn der Verkaufssaison erstellen). Neben der kurzfristigen, modeorientierten Strategie steht der Textilindustrie auf dem Gebiet der Produktinnovationen auch die mehr mittel- und langfristig angelegte Strategie der Erschließung neuer Märkte zur Verfügung. Derartige grundlegendere Produktinnovationen können auf der einen Seite bei Materialänderungen und auf der anderen Seite bei der Funktion der Produkte ansetzen. Basisinnovationen beim Material gehen — wegen der institutionalisierten Arbeitsteilung zwischen der Textilindustrie und der Chemiefaserindustrie — weitgehend von letzterer aus. Wie bereits in Kapitel III. 2. dargelegt, waren die Innovationsimpulse seitens der Chemiefaserindustrie in den siebziger Jahren geringer als im vorhergehenden Jahrzehnt. Dies dürfte sich auch in der strukturellen Entwicklung des Faserverbrauchs der deutschen Textilindustrie niedergeschlagen haben. Während in den sechziger Jahren die Chemiefasern 6*
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IV. Strategien zur Bewältigung von Strukturanpassungsproblemen
pro Jahr 2,3 %-Punkte zu Lasten der Naturfasern hinzugewannen, waren es im Zeitraum 1970/79 jahresdurchschnittlich nur noch 1,9 Prozentpunkte (vgl. Tabelle 33). Bezogen auf den Endverbrauch von Textilien hat sich der Anteilsgewinn der Chemiefasern möglicherweise noch stärker verlangsamt; hingewiesen sei in diesem Zusammenhang auf den hohen Anteil importierter Baumwollartikel. Die Strukturverschiebungen im Faserverbrauch sind nicht zuletzt eine Folge der unterschiedlichen Preisentwicklung der einzelnen Faserarten. Das von Anfang der siebziger Jahre bis Ende 1978 tendenziell sinkende Preisniveau der synthetischen Fasern (vgl. Abbildung 5) korrespondierte mit einem erheblichen Anteilsgewinn dieser Fasern (vgl. Tabelle 33). Die Verteuerung der synthetischen Fasern seit 1979 war von einem leichten Anteilsverlust dieser Fasern an der gesamten Rohstoffverarbeitung begleitet. Recht preiselastisch ist auch die Verarbeitung von zellulosischen Fasern: Der Preissprung im Jahre 1974 wirkte sich im folgenden Jahr in einer merklichen Reduzierung des Anteils dieser Fasern am gesamten Faserverbrauch aus. Durch eine hohe Preiselastizität ist auch der Verbrauch von Naturfasern gekennzeichnet. Die erheblich gestiegenen Preise in den Jahren 1972/73 und 1975/76 waren von einem Anteilsverlust der Baumwolle und Wolle in den Jahren 1973 und 1976 begleitet. Während die Baumwolle seit 1977 weiter an Boden verlor, konnte die Wolle ihren Anteil am Fasereinsatz 1977 wieder erhöhen und seitdem weitgehend stabilisieren (vgl. Tabelle 33). Dieser Umschwung war nicht nur bedingt durch eine Wende in der Preistendenz, sondern auch durch eine Änderung in den Konsumentenpräferenzen: In den letzten Jahren war nämlich bei der Nachfrage nach Bekleidungstextilien ein starker Trend hin zum Naturfaser-Look festzustellen. Von diesem Trend profitierte in besonderem Maße die Wolle. Dieses Beispiel zeigt, daß die Struktur des Fasereinsatzes in der Textilindustrie nicht nur von den technologischen Eigenschaften und der Preisentwicklung der Fasern abhängt, sondern auch von modischen Gesichtspunkten. Somit können Produktinnovationen, die sich auf Materialänderungen beziehen, in erheblichem Maße auch durch die Textilindustrie induziert werden. Eine aktivere Rolle im Innovationsprozeß kann die Textilindustrie insbesondere dann spielen, wenn sie sich neue Endproduktmärkte erschließt. In der Vergangenheit führte der Weg immer stärker zu sogenannten „intelligenten" Textilien. Welche Möglichkeiten sich auf diesem Gebiet dartun, sei anhand einiger Beispiele veranschaulicht: — Gestrickte Ader-Prothesen, die in der Gefäßchirurgie verwendet werden. — Kunststoffbeschichtete Planen für Baustellen, unter deren Schutz auch im Winter gebaut werden kann. — Hochfeste Synthetikgewebe lösen bei weit gespannten Hallendächern das Problem einer leichten, wartungsfreien und wasserdichten Abdeckung. So gibt es beispielsweise transluzente, bewegliche Membran-Überdachungen
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für Schwimmbäder, die bei Regen innerhalb weniger Minuten ausgefahren werden können 1 5 . - Filtergewebe mit einer präzisen Fadendichte von 80 Faden/cm zum Einsatz in der optischen Industrie. - Aufblasbare Ölwehrmatten auf der Basis eines Baumwollgewebes zum Einsatz bei Tankerunfällen. Diese Beispiele für Produktinnovationen lassen erkennen, worum es geht: Hohes technologisches Produktions-Know-how und Systementwicklung. Solche Entwicklungen können im allgemeinen wegen der hohen Anforderungen nur branchenübergreifend und nur von einigen wenigen Unternehmen angegangen werden 16 . Es ist daher nicht überraschend, daß grundlegende Produktinnovationen in der Textilindustrie (also die modeorientierten routinemäßigen Produktinnovationen nicht mitgerechnet) weitaus weniger häufig erfolgen als im Industriedurchschnitt. Produktinnovationen sind in der Textilindustrie eng mit Prozeßinnovationen verbunden. Vom Markt geforderte oder akzeptierte Änderungen im Material und/oder Design setzen in den einzelnen Fertigungsstufen eine hohe Anpassungsflexibilität der technischen Anlagen voraus. Viele Unternehmen der deutschen Textilindustrie erfüllen diese wichtige Voraussetzung, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. „Allerdings darf man diesen Wettbewerbsfaktor nicht überschätzen, denn auch die Konkurrenten im Ausland setzen — dort wo es darauf ankommt — hochmoderne und universell verwendbare Textilmaschinen ein. Allein vom Stand der Technik her gesehen läßt sich darum noch kein Wettbewerbsvorteil ableiten, es muß noch das innovative Moment hinzukommen. Und für dieses Moment bestehen in der Bundesrepublik denkbar günstige Voraussetzungen, da auf einen leistungsfähigen Textilmaschinenbau zurückgegriffen werden kann. Die enge Kooperation bei der Realisierung von Produkt- und Prozeßinnovationen zwischen der deutschen Textilindustrie und dem Textilmaschinenbau - und zwar nicht nur in der Bundesrepublik, sondern beispielsweise auch in der Schweiz — stellt einen zentralen Ansatzpunkt dar, um im Wettbewerb bestehen zu können. Daraus ergeben sich jedoch nicht nur Chancen, sondern auch Gefahren. Der Textilmaschinenbau ist auf die Textilunternehmen angewiesen, um die vom Markt ausgehenden Innovationsimpulse zu empfangen, in neue produktionstechnische Lösungen umzusetzen — aber auch, um die gefundenen Lösungen zu erproben und weiterzuentwickeln. Sobald jedoch die Lösungen anwendungsreif sind, ist einem weltweiten Verbreitungsprozeß, auch in Niedriglohnländern, kaum ein Riegel vorzuschieben, sofern es sich um lukrative Märkte handelt.
15 16
Dieses Beispiel und die folgenden führen an: Bröckel, Steiner (1978). Vgl. hierzu und im folgenden Scholz (1979), S. 10 ff.
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Exportquoten des deutschen Textilmaschinenbaus von über 90 % unterstreichen diesen Sachverhalt mit aller Deutlichkeit." 17 Aus diesen Überlegungen folgt, daß die deutsche Textilindustrie nur geringe Überlebenschancen hat, wenn sie sich mit der Rolle des „Versuchskaninchens" für den Textilmaschinenbau zufrieden gibt. Eine mögliche Strategie besteht darin, daß man das Know-how des Maschinenbaus durch eigenes, unternehmensspezifisches Know-how ergänzt und dieses gegenüber der Konkurrenz zurückhält. In letzter Konsequenz kann dies bedeuten, daß sich ein Textilunternehmen einem Maschinenbaubetrieb angliedert. Es gibt in der Textilindustrie einige - wenige - Unternehmen, die diesen Weg erfolgreich beschritten haben. Für die Masse der Unternehmen kommt diese Strategie allerdings nicht in Frage. Für diese bietet sich in erster Linie eine möglichst enge Kooperation mit den Unternehmen des Maschinenbaus an. Dies kann fruchtbar sein, wenn es gelingt, ständig eine Innovations-Spitzenreiterposition zu halten. Abgesehen davon, daß solche Positionen nicht mit Massengeschäften vereinbar sind, waren den speziell auf die Textilindustrie zugeschnittenen produktionstechnischen Innovationen enge Grenzen gezogen. In den siebziger Jahren hat zwar die Textiltechnologie erhebliche Fortschritte gemacht. Im Vordergrund der technologischen Entwicklung stand jedoch die Verbesserung bereits bekannter Verfahren. Deshalb werden auch heute noch die weitaus meisten textilen Erzeugnisse nach den traditionellen Verfahren des Spinnens, Webens, Wirkens und Strickens hergestellt. Vielfach wurde in der Vergangenheit auch die Innovationsfreudigkeit des Textilmarktes überschätzt. Erinnert sei beispielsweise an die Jersey-Innovation 18. Diese Innovation wurde zu Anfang der siebziger Jahre als der seinerzeit wichtigste Innovationsprozeß in der Textilindustrie betrachtet 19 . Damals wurde angenommen, daß das neue technologische Verfahren die konventionelle Technologie, d.h. das Weben, mehr oder weniger weitgehend ersetzen und einen tiefgreifenden Umstrukturierungsprozeß auf dem Markt der Oberbekleidungsstoffe auslösen werde. Diese Annahme war stark beeinfluß von den damaligen hohen (zweistelligen) Zuwachsraten der Produktion (vgl. Tabelle 34). Man verkannte jedoch, daß die schnelle Expansion der Jersey-Stoffe zu einem großen Teil modisch bedingt und darüber hinaus das konventionelle Verfahren durchaus noch entwicklungsfähig war. Noch im Jahr 1977 wurde die Frage erörtert, ob Gewebe und Maschenware als Gegner oder Partner im Wettbewerb anzusehen sind 2 0 , obwohl die Produktion von Maschenstoff für Oberbekleidung schon seit 1972 nicht unerheblich hatte eingeschränkt werden müssen. Heute 17
18
Scholz (1979), S. 13.
Unter der Bezeichnung ,Jersey" werden alle gewirkten, gestrickten und nach ähnlichem Verfahren der Maschentechnik hergestellten Stoffe für Oberbekleidung verstanden. 19 Vgl. Isselhorst (1973), S. 36. 20 Vgl. Steiner (1977), S. 7 ff.
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kann kein Zweifel mehr daran bestehen, daß von der Konstruktion her gesehen Gewebe und Maschen ware grundsätzlich verschieden bleiben werden. Dasselbe gilt für den optischen Eindruck und das Trageverhalten. Dem Versuch, die beiden Technologien einander anzunähern, werden Grenzen gesetzt bleiben. So gesehen werden sich Gewebe und Maschenware immer ergänzen, also Partner bleiben 21 . Auch die Produktion anderer, nach neuen technologischen Verfahren hergestellter textiler Erzeugnisse zeigt einen ähnlichen Verlauf wie die Produktion von Maschenstoffen. Die Produktion von texturiertem Garn sowie von getufteten und genadelten textilen Bodenbelägen mündete nach einem steilen bis Anfang der siebziger Jahre andauernden Anstieg in einen mehr oder weniger stark ausgeprägten Rückgang mit sich anschließender Stagnation ein (vgl. Tabelle 34). Der am Beispiel der Maschenstoffe skizzierte idealtypische Verlauf der Verbreitung neuer Technologien in der Textilindustrie hat offenbar in erster Linie nur für sogenannte Partialinnovationen Gültigkeit, die am technologischen Arbeitsverfahren ansetzen. Sogenannte Systeminnovationen, die sowohl in produktions- als auch produkttechnischer Hinsicht komplexere Sachverhalte berühren, können dagegen zu durchaus tiefgreifenden Umstrukturierungsprozessen führen. Ein Beispiel hierfür ist die Vliesstofftechnik. Diese Innovation hat, obwohl bereits seit Ende des Zweiten Weltkrieges im Einsatz, in bestimmten Einsatzgebieten wenig von ihrer ursprünglichen Dynamik eingebüßt (vgl. Tabelle 3 4 ) 2 2 . Mit der Vliesstofftechnik können textile Flächengebilde direkt aus Fasermaterial hergestellt werden. Dabei wird eine Reihe bisher erforderlicher Fertigungsschritte, wie Spinn-, Web- oder Maschenbildungsprozeß, völlig ausgeschaltet, so daß ein kontinuierlicher, weitgehend automatisierter Arbeitsgang entsteht. Der Verlauf des Verbreitungsprozesses der Vliesstofftechnik ist jedoch eine Ausnahme geblieben. In der Vergangenheit gab es jedenfalls in der Textilindustrie nur wenige technisch-organisatorische Systeminnovationen. Dabei wären die Chancen für solche Innovationen in der Textilindustrie grundsätzlich günstig, da die Branche eine große Fertigungstiefe aufweist. Es hat sich aber im Verlauf der technischen und wirtschaftlichen Entwicklung innerhalb der Textilindustrie eine institutionalisierte Arbeitsteilung herauskristallisiert, die 21
Steiner (1977), S. 17. Ein gegenteiliges Beispiel ist die Entwicklung der Produktion genadelter Bodenbeläge, die nach der sog. Nadelvliestechnik, einer speziellen Art der Vliesstofftechnik, hergestellt werden. Obwohl die Nadelvliestechnik große Kosteneinsparungen gegenüber anderen Verfahren der Herstellung textiler Bodenbeläge ermöglicht, mußte die Herstellung genadelter Bodenbeläge seit Anfang der siebziger Jahre erheblich eingeschränkt werden (vgl. Tabelle 34). Der Grund dafür ist ir\ erster Linie darin zu sehen, daß genadelte Bodenbeläge den Vorstellungen der Verbraucher hinsichtlich Aussehen und Geltungsnutzen nicht immer entsprechen. 22
88
IV. Strategien zur Bewältigung von Strukturanpassungsproblemen
sich an den einzelnen Fertigungsstufen orientiert. Die Intensität der Arbeitsteilung wird noch offensichtlicher, wenn man in die Betrachtung auch die Bekleidungsindustrie einbezieht. Dieses Prinzip der Arbeitsteilung hat dazu beigetragen, daß zwar der Stand der Technik innerhalb der einzelnen Fertigungsstufen sukzessive gesteigert worden ist. Diese einzelnen relativ hoch automatisierten Teilbereiche (sog. Automatisierungsinseln) stehen jedoch weitgehend isoliert nebeneinander. Fraglich ist allerdings, ob die Überwindung der Arbeitsteilung zwischen den einzelnen Fertigungsstufen überhaupt wünschenswert ist; es ist nicht auszuschließen, daß die Verschmelzung der Fertigungsstufen — zumindest beim gegenwärtigen Stand der Technik — mit einem Verlust an Flexibilität verbunden wäre. Investitionen, welche der Einführung neuer Fertigungs- und Verfahrenstechniken dienten, hatten im Zeitraum 1975-1977 in der Textilindustrie einen Anteil von 10 % an den gesamten Investitionsausgaben. Dieser Anteil lag etwas über dem für den Durchschnitt der gesamten Industrie (8 %, vgl. Tabelle 32). Gleichwohl kommt in der Textilindustrie den Investitionen für sämtliche grundlegende Innovationen zusammen (Einführung neuer Fertigungs- und Verfahrenstechniken, Erweiterungsinvestitionen zur Änderung des Produktionsprogramms, FuE-Investitionen) eine geringere Bedeutung zu als in den meisten anderen Branchen der Industrie. Das Bild ändert sich jedoch, wenn man auch die Rationalisierungsinvestitionen zur Erhöhung des Mechanisierungs- und Automatisierungsgrades (die im folgenden Abschnitt behandelt werden) zu den Innovationsinvestitionen zählt. Stellt man die gesamten Investitionen zur qualitativen Verbesserung des Produktionsapparates (Innovationsinvestitionen) den Investitionen zur Aufrechterhaltung und zum Ausbau der Kapazität beim bestehenden Produktionsprogramm (Kapazitätsinvestitionen) gegenüber 23, so liegt die Textilindustrie mit einem Innovationsanteil von 55 % nicht unerheblich über dem Durchschnitt für die gesamte Industrie (45 %). d) Anwendung der wirtschaftlichsten
Produktionsverfahren
Die Textilindustrie war in den vergangenen Jahren herausgefordert, dem Wettbewerbsdruck nicht nur durch Innovationen, sondern auch durch Anwendung kostengünstigerer Produktionstechniken entgegenzuwirken. Im Vordergrund der Investitionstätigkeit der Textilindustrie stand daher in den vergangenen Jahren die Rationalisierung, und zwar weitaus stärker als im Durchschnitt der verarbeitenden Industrie. Im Zeitraum 1970/79 nannten 53 % der Firmen der Textilindustrie die Rationalisierung als Hauptziel der Investitionstätigkeit; in der verarbeitenden Industrie insgesamt waren es nur 42 % 2 4 . 23 Die Schutzinvestitionen (vgl. Tabelle 32) werden also bei dieser Betrachtung ausgeklammert.
89
2. Die wichtigsten Strategien im einzelnen
Wie allerdings die Entwicklung der Investitionsneigung zeigt, sind die diesbezüglichen Maßnahmen im Laufe der siebziger Jahre reduziert worden. Seit 1972 ist nämlich ein deutlicher Rückgang der realen Investitionsausgaben festzustellen. Im Jahre 1979 erreichten die realen Brutto-Anlageinvestitionen nur 58 % des Volumens im Jahre 1970 (vgl. Tabelle 35). Demgegenüber konnte in den sechziger Jahren das Investitionsvolumen in etwa gehalten werden. Der Rückgang der Investitionstätigkeit der Textilindustrie in den siebziger Jahren kann nur zum Teil mit der rückläufigen Entwicklung der Nachfrage erklärt werden. Im Verhältnis zum Umsatz haben sich die Investitionen nämlich weit unterdurchschnittlich entwickelt: Die Investitionsquote sank von über 6 % im Jahre 1970 auf 3,7 % im Jahre 1979. Damit war die Abnahme der Investitionsneigung der Textilindustrie auch weitaus ausgeprägter als im Durchschnitt des verarbeitenden Gewerbes (vgl. Tabelle 35). Diese Ausage wird auch untermauert durch die Entwicklung der Investitionsintensitäten. Die Anwendung kostengünstigerer Produktionstechniken wurde in der Textilindustrie durch eine Reihe von Faktoren behindert. Häufigste Hindernisse waren (im Zeitraum 1975/77) lt. einer Ifo-Befragung folgende 25 : — Finanzierungsspielraum ausgeschöpft — Aufgabe von Produkten bzw. Fertigungsstufen durch (zusätzliche) Rationalisierungsinvestitionen nicht zu verhindern angesichts zu großer Wettbewerb snachteile gegenüber ausländischer Konkurrenz — Rationalisierungseffekt der Ersatz-/Erweiterungsinvestitionen ausreichend. Wenngleich die Textilindustrie aus verschiedenen Gründen Rationalisierungsprojekte zurückstellte, so ist doch andererseits nicht zu verkennen, daß die realisierten Rationalisierungsmaßnahmen die Wettbewerbsfähigkeit der Textilindustrie entscheidend gestärkt haben. Unmittelbarer Anlaß dieser Rationalisierungsinvestitionen war in der Textilindustrie in den meisten Fällen die Einsparung von Lohn- und Gehaltskosten (vgl. Tabelle 36). Derartige Rationalisierungsinvestitionen laufen im allgemeinen auf eine höhere Automatisierung hinaus. Umfragen haben ergeben, daß die Firmen der Textilindustrie im Zeitraum 1975/77 in erster Linie im Fertigungsbereich Automatisierungs-Investitionen durchgeführt haben. Seitdem dürften Automatisierungs-Investitionen auch in anderen betrieblichen Funktionsbereichen an Bedeutung gewonnen haben 26 . Von den Firmen, welche die Automatisierung verstärkt vorantreiben wollen, strebten dies (im Frühjahr 1979) an: - in der Fertigungsplanung — in der Fertigungssteuerung 24
27% 31 %
Diese Prozentzahlen sind Ergebnisse aus den laufend im Investitionstest des IfoInstituts gestellten Fragen nach der überwiegenden Zielsetzung der Investitionstätigkeit; sie sind nicht identisch mit der Ausgabenstruktur der Investitionen (vgl. Tabelle 32). 25 Vgl. Uhlmann (1980), S. 141. 26 Vgl. Scholz (1979), S. 12.
90
IV. Strategien zur Bewältigung von Strukturanpassungsproblemen
-
in der Fertigung. , im Lager im Vertrieb in der Verwaltung.
34% 23 % 24%
28%.
Auffallend an dem Umfrageergebnis ist, daß vor allem in der Fertigungsplanung und -Steuerung verstärkte Automatisierungsanstrengungen unternommen werden sollen. Hier dürfte ein unmittelbarer Zusammenhang mit den steigenden Flexibüitätserfordernissen des Marktes bestehen. Die zunehmende Verlagerung der Automatisierungs-Investitionen von der Fertigung auf andere betriebliche Funktionsbereiche wird verständlich, wenn man sich vergegenwärtigt, daß der Stand der Automatisierung der Fertigung — zumindest in Teilbereichen — bereits relativ hoch ist. In der Baumwollweberei, in der Tuch- und Kleiderstoffweberei sowie in der Juteindustrie sind fast nur noch automatische Webmaschinen im Einsatz (vgl. Tabelle 37). Der für die Teppichindustrie ausgewiesene Automationsgrad von etwa einem Drittel (1979) gilt nur für die Herstellung von Webteppichen; etwa zwei Fünftel des Maschinenparks der Teppichindustrie entfallen auf Nadelflormaschinen (Tufting) und Nadelfilzmaschinen, die hochautomatisiert sind. Im Durchschnitt der gesamten Weberei erreichte der Automationsgrad im Jahr 1979 einen Stand von über 95 %; er hat sich damit gegenüber dem Jahr 1970 um 10 Prozentpunkte erhöht. Angesichts der Automatisierungswelle in den sechziger Jahren - damals stieg der Automationsgrad von rund 50 % auf 85 %, vgl. Tabelle 37 ist diese nochmalige Steigerung des Automationsgrades ein Hinweis darauf, welch großen Wert die Unternehmen der Textilindustrie dieser Strategie beimessen. Der verstärkte Einsatz automatisierter Aggregate hatte einerseits eine Verringerung der Bearbeitungszeiten und andererseits eine Substitution des Faktors Arbeit durch den Faktor Kapital zum Ziel. Die Verringerung der Bearbeitungszeiten kommt in der Entwicklung der Maschinenlaufzeit je Produkteinheit zum Ausdruck. Diese Kennzahl ist seit 1970 in den Webereisparten stärker gefallen als in den Spinnereibranchen (vgl. Tab. 38). Ein möglicher Grund für diese unterschiedliche Entwicklung könnte darin gesehen werden, daß sich in der Spinnerei der Einsatz hochautomatisierter Anlagen (Rotorspinnstellen) z.Zt. erst für einen Teil der Garnproduktion eignet. Ein Indiz dafür ist der geringe Anteil von Rotorspinnstellen am gesamten Bestand von Spindeln; im Jahre 1979 belief sich diese Relation in der Streichgarnspinnerei auf 3,5 %, in der Dreizylinderspinnerei auf 19,4 % 2 7 . Inwieweit das wichtigste Ziel der Automatisierung, nämlich die Substitution des Faktors Arbeit durch den Faktor Kapital erreicht wurde, läßt sich an der 27
Diese Relationen sind nicht mit dem Automationsgrad gleichzusetzen.
2. Die wichtigsten Strategien im einzelnen
91
Entwicklung der Kapitalintensität ablesen. Für deren Messung gibt es mehrere Möglichkeiten: — Zieht man als Indikator den Maschinenbestand je Beschäftigten heran, so zeigt sich seit 1970 in den meisten Sparten ein nur geringfügiger Anstieg; in einigen Sparten, so z.B. in Möbel- und Dekorationsstoffweberei liegt sogar ein Rückgang vor (vgl. Tabelle 39). In dieser so definierten Kapitalintensität kommt allerdings die unterschiedliche Qualität und Dimension der einzelnen Maschinen nicht zum Ausdruck. Dieser Mangel ist um so schwerwiegender, als sich im Zuge des technologischen Fortschritts die Qualität des Maschinenparks erheblich verbessert hat. - Diesen Mangel vermeidet man, wenn man die Kapitalintensität am - in Werten ausgedrückten - Realkapitaleinsatz je Beschäftigten mißt. Die so gemessene Kapitalintensität der Textilindustrie ist in der Vergangenheit - nimmt man die verarbeitende Industrie als Bezugspunkt - überdurchschnittlich schnell gestiegen (vgl. Tabelle 40). Das Niveau der Kapitalintensität der Textilindustrie liegt derzeit leicht über dem Industriedurchschnitt. Die Kennzahl „Realkapitaleinsatz je Beschäftigten" hat ihrerseits den Mangel, daß sie die historischen Werte des Bruttoanlagevermögens aus unterschiedlichen Zeiträumen enthält. Man kann diesen Mangel beseitigen, indem man den erforderlichen Kapitaleinsatz je Arbeitsplatz zu einem bestimmten Zeitpunkt ermittelt. Für die Textilindustrie wurden im Herbst 1978 die Kosten je Arbeitsplatz auf 250 000 DM geschätzt 28 . Für den Durchschnitt der verarbeitenden Industrie lagen die Investitionsausgaben je zusätzlichen Arbeitsplatz bei 160 000 DM. Diese an sich schon beträchtliche Differenz gewinnt noch an Gewicht, wenn man berücksichtigt, daß die Textilindustrie zu jenen Branchen zählt, die vorwiegend mit „mechanischer" Technologie arbeiten. Für diese Branchen beliefen sich im Schnitt die Kosten je Arbeitsplatz auf lediglich 130 000 DM. Beträchtliche Unterschiede in den Kosten neuer Arbeitsplätze bestehen zwischen den einzelnen Branchen der Textilindustrie. Ein Vergleich von vier ihrer wichtigsten Sparten ergibt folgendes Bild: 29
Investitionsausgaben je Arbeitsplatz in 1 000 DM
im Fachzweig
im Durchschnitt
Spinnereien Webereien Spinnwebereien Maschenindustrie
28 29
Vgl. Uhlmann (1979), S. 20 ff. Vgl. Uhlmann (1979), S. 20.
370 210 350 70
bei einer Spannweite von 100 150 100 30
- 500 -600 -600 - 150
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IV. Strategien zur Bewältigung von Strukturanpassungsproblemen
Die Unterschiede zwischen den einzelnen Sparten stehen in engem Zusammenhang mit der Mechanisierbarkeit und Automatisierbarkeit der Arbeitsabläufe. Generell kann beim Spinnen und Weben die menschliche Arbeitskraft leichter durch Maschinen ersetzt werden als in der Maschenindustrie. Dort zeigt sich auch, daß die Investitionsausgaben je neuen Arbeitsplatz im Durchschnitt um so niedriger sind, je höher der Anteil der arbeitsintensiven Konfektionierung am Produktionsprozeß ist. Arbeitsplätze in der Herstellung von gewirkter und gestrickter Ober- und Unterbekleidung erfordern weniger Kapitaleinsatz als solche im Rundstrickbereich (Strümpfe). Der überdurchschnittliche Anstieg der Kapitalintensität hat dazu beigetragen, daß die Textilindustrie zu den Branchen mit dem größten Produktivitätsfortschritt zählt. Das Produktionsergebnis je Beschäftigtenstunde, die sogenannte Arbeitsproduktivität, hat in der Textilindustrie im Zeitraum 1970 /79 jahresdurchschnittlich um 7,2 % zugenommen, in der verarbeitenden Industrie um 5,2 % 3 0 . Allerdings hat sich der Produktivitätsfortschritt in der Textilindustrie in den Jahren 1977 und 1978 erheblich verlangsamt (vgl. Tabelle 41), nicht zuletzt eine Folge schwacher Investitionstätigkeit. Im Jahr 1979 hat sich der Produktivitätsfortschritt wieder beschleunigt, was mit der Belebung der Investitionstätigkeit (real +15 % gegenüber 1978) und vor allem mit der gestiegenen Kapazitätsauslastung zusammenhängt. Zwischen den einzelnen Branchen der Textilindustrie bestehen teilweise erhebliche Unterschiede hinsichtlich des Produktivitätsfortschritts. Im allgemeinen konnten die Webereisparten in den siebziger Jahren größere Produktivitätsfortschritte realisieren als die Spinnereisparten (vgl. Tabelle 42). Diese Unterschiede stehen in engem Zusammenhang mit dem Anstieg des Automationsgrades. Dementsprechend war auch der Anstieg der Arbeitsproduktivität in der Maschenindustrie relativ gering; der hohe Anteil der Konfektionsarbeit in dieser Branche ist nämlich — wie schon mehrfach betont - einer Mechanisierung und Automatisierung nur schwer zugänglich. Entscheidendes ökonomisches Kriterium für den Erfolg der durchgeführten Mechanisierungs- und Automatisierungsmaßnahmen ist die Entwicklung der Lohnkosten bezogen auf die erstellte Leistung. Auch unter diesem Blickwinkel hat die Textilindustrie überdurchschnittliche Erfolge aufzuweisen. Die Lohnstückkosten31 haben sich im Zeitraum 1970/78 jahresdurchschnittlich nur um 2,4 % erhöht gegenüber einem Anstieg von 5,1 % in der gesamten verarbeitenden Industrie. Damit lagen die Lohnstückkosten im Jahr 1978 absolut gesehen unter dem Durchschnittswert für die gesamte Industrie (vgl. Tabelle 30 Der Berechnung der Beschäftigtenproduktivität liegt der Index der Nettoproduktion zugrunde. Dieser dürfte im Falle der Textilindustrie die tatsächliche Entwicklung etwas überziehen. Insofern ist auch der Produktivitätsfortschritt der Textilindustrie etwas zu hoch ausgewiesen. 31 Lohn- und Gehaltssumme im Verhältnis zum effektiven Nettoproduktionsvolumen.
2. Die wichtigsten Strategien im einzelnen
93
32
4 3 ) . Im Jahre 1979 haben sich die Lohnstückkosten in der Textilindustrie sogar ermäßigt. Der relativ geringe Anstieg der Lohnstückkosten hat es der Textilindustrie ermöglicht, die Lohnquote 33 in den letzten Jahren weitgehend zu stabilisieren. Der höchste Wert der Lohnquote wurde 1973 mit 23,8 % erreicht. Seither ist tendenziell sogar ein leichter Rückgang zu verzeichnen. Demgegenüber stieg die Lohnquote in den sechziger und zu Anfang der siebziger Jahre noch relativ stark an (vgl. Tabelle 44). Ursache dafür waren in erster Linie die damaligen nicht unbeträchtlichen Verschiebungen der Einkommensrelationen zugunsten der Arbeitnehmer, die durch den Produktivitätsfortschritt nicht aufgefangen werden konnten. Die Lohnquote der Textilindustrie liegt seit Jahren um 1 1/2 bis 2 Prozentpunkte über derjenigen des verarbeitenden Gewerbes (vgl. Tabelle 44). Der unterdurchschnittliche Anstieg der Lohnstückkosten in der Textilindustrie vermochte also den Abstand zur Gesamtindustrie nicht zu verringern. Fragt man nach den Ursachen für diese Konstellation, so kommen vor allem Aspekte des Angebots und der Wettbewerbssituation in Betracht. Offenbar ist es der Textilindustrie nicht im selben Ausmaß wie anderen Branchen gelungen, die Preiskomponente des Angebots stärker ins Spiel zu bringen. Dies liegt sicherlich zu einem großen Teil am relativ scharfen Wettbewerb des Textilmarktes. Hinzu kommt, daß in der Textilindustrie die Möglichkeiten der Kreierung neuer Produkte, die im allgemeinen hohe Erlöse erbringen, recht begrenzt sind (vgl. Kapitel IV. 2. c). Da den grundlegenden Produktinnovationen in der Textilindustrie enge Grenzen gezogen sind, ist die Strategie, durch Automatisierung die Lohnkosten zu senken und sich verstärkt Flexibilitätserfordernissen des Marktes anzupassen, für eine Branche in einem Hochlohnland, die mit Billigprodukt- und Niedriglohnländern konkurriert, ein entscheidender Ansatzpunkt zur Aufrechterhaltung ihrer Wettbewerbsfähigkeit. Diese Strategie wird häufig als „Defensivinvestitionen" abgelehnt; dabei werden jedoch die grundlegenden Erfordernisse, die sich aus den marktwirtschaftlichen Prinzipien ergeben, verkannt. Allerdings ist zuzugeben, daß es einerseits bei dem in einigen Bereichen bereits erreichten hohen Stand der Automatisierung zunehmend schwerer wird, noch durchschlagende Kostensenkungen zu erzielen und andererseits die verstärkte Kapitalintensivierung mit Nachteilen verbunden sein kann. In der Textilindustrie bestehen durchaus noch Chancen für weitere Kostensenkungen. Es wird geschätzt, daß die Arbeitsproduktivität in der Textilindu32
Dabei ist wiederum zu berücksichtigen, daß der Produktionsindex der Textilindustrie die tatsächliche Entwicklung etwas überzeichnet. Insofern ist die Entwicklung der Lohnstückkosten der Textilindustrie etwas weniger günstig als sie in den dargelegten Zahlen zum Ausdruck kommt. 33 Lohn- und Gehaltssumme in % des Umsatzes.
IV. Strategien zur Bewältigung von Strukturanpassungsproblemen
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strie innerhalb der nächsten zwanzig Jahre zu verdoppeln wäre, wenn nur die heute schon bekannten Möglichkeiten rationeller Produktion voll und konsequent ausgeschöpft würden. Dazu bedürfe es keiner einzigen neuen Erfindung 34 . Aber auch in hochautomatisierten Betrieben bestehen durchaus noch Chancen für Kostensenkungen. Diese sind insbesondere dann gegeben, wenn die Unternehmen bereits bei der Investitionsplanung von einem integrierten Automatisierungskonzept, das mehrere Funktionsbereiche umfaßt, ausgehen. Auf diese Weise können sogenannte Automatisierungsinseln im Rahmen des gesamten Betriebsablaufs vermieden und Schnittstellenprobleme rechtzeitig erkannt werden 35 . Weitere Reserven der Kostensenkung bestehen insbesondere in der Anhebung der Schichtleistung. Seit Anfang der siebziger Jahre konnte die Maschinenleistung je Maschine - eliminiert man konjunkturelle Schwankungen nur wenig gesteigert werden (vgl. Tabelle 45). Im Vergleich zu anderen Ländern, und zwar nicht nur solchen in Afrika und Asien, sondern auch im Vergleich zu Nord-Amerika liegt die durchschnittliche Maschinenlaufzeit in der deutschen Textilindustrie relativ niedrig (vgl. Tabelle 46). Die Ursache hierfür sind gesetzliche Regelungen (Verbot der Nachtarbeit für Frauen, Verbot der Sonntagsarbeit) und nicht zuletzt die Schwierigkeit, geeignete Arbeitskräfte für die Nachtschicht zu finden. Als Lösung des Problems bietet sich für bestimmte Sparten der vollautomatische Betrieb über die Nacht- und Sonntagszeiten hinweg an. Das zweite Argument, das gegen eine forcierte Kapitalintensivierung vorgebracht wird, knüpft am ersten Argument an. Seitdem die technischen Möglichkeiten der Lohnkosteneinsparung enger geworden sind - so wird argumentiert - schlagen die zusätzlichen Kapitalkosten voll zu Buch 3 6 . Dadurch gerät die Standortverteidigung durch die sogenannten „Defensiv-Investitionen" ins Wanken. Zwar würde als Folge der Kapitalintensivierung die Produktion am alten Standort zunächst noch wettbewerbsfähig bleiben. Infolge der relativ starken Mobilität des Finanz- und Sachkapitals über die Grenzen hinweg 37 würde sich jedoch alsbald auch die Kapitalintensität und damit die Wettbewerbsfähigkeit aufstrebender Industrieunternehmen in Entwicklungsländern erhöhen, so daß die Standortvorteile im Industrieland sukzessive abgebaut würden. Deshalb könne - auf die Dauer gesehen - eine hohe Sachkapitalintensität allein keine Standortvorteile mehr für Firmen in einem Hochlohnland begründen; diese müßten sich vielmehr auf know-how-intensive Bereiche umstellen. 34 35 36 37
Vgl. Helmstädter (1975), S. 452. Scholz (1979), S. 12. Vgl. Dönges (1978), S. 13. Hierauf weist z.B. Hollenstein (1978), S. 48 hin.
2. Die wichtigsten Strategien im einzelnen
95
Dieser Argumentation ist insoweit zuzustimmen, als sie unterstellt, daß eine Senkung der Durchschnittskosten durch Rationalisierungsmaßnahmen zur Einsparung von Arbeitskosten wegen der damit verbundenen Steigerung des investierten Kapitals in der Regel durch eine Erhöhung des Fixkostensockels erkauft werden muß. Wie jedoch dargelegt wurde, kann dieser Fixkostensockel z.B. durch eine erhöhte Maschinenlaufzeit wieder verkleinert werden. Die technischen Möglichkeiten für einen weitgehend bedienungsunabhängigen Lauf über Stunden hinweg sind heutzutage gegeben. Freilich können diese Möglichkeiten nur ausgeschöpft werden, wenn die Firmen immer an der Spitze der technischen Entwicklung stehen. Es ist auch nicht zu leugnen, daß der Zwang zur verstärkten Auslastung der Kapazitäten die Abhängigkeiten in konjunktureller Hinsicht enorm erhöht. Andererseits ist es jedoch durchaus denkbar, daß eine Sachkapitalintensivierung in wettbewerbsstarken Produktionszweigen durchaus ein Mittel zur Verbesserung der Ertragslage sein kann und damit die finanziellen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Strategie der Intensivierung von Forschung und Entwicklung geschaffen w i r d 3 8 . Schwerer als alle bisher diskutierten Einwände gegen eine verstärkte Kapitalintensivierung wiegt jedoch die Tatsache, daß die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Textilindustrie nicht unabhängig von jener der ihr nachgelagerten Bekleidungsindustrie gesehen werden darf. Diese Aussage läßt sich anhand eines Kalkulationsbeispiels für die Fabrikation eines Hemdes belegen. Bei gleicher Schichtzahl liegen die gesamten Herstellungskosten (von der Faser bis zur Konfektion) in einem Entwicklungsland (hier: Nigeria) um rund 30 % niedriger als in der Bundesrepublik. Wenn man die Konfektion allein betrachtet, dann beläuft sich der Kostenvorteil des Niedriglohnlandes auf über 40 %, während er bei der Herstellung von Garn und Gewebe nur etwa 18 % beträgt 39 . Dieses Ergebnis stimmt tendenziell mit dem Index der internationalen Wettbewerbsfähigkeit (RCA-Wert) gegenüber Entwicklungsländern überein, der für die Bekleidungsindustrie wesentlich ungünstigere Werte als für die Textilindustrie anzeigt (vgl. Tabelle 12). Diese unterschiedliche internationale Wettbewerbsfähigkeit deutet zugleich auf die Gefahr hin, die der Textilindustrie aus dem Aufbau einer enorm wettbewerbsfähigen Bekleidungsindustrie an Niedrig-Lohn-Standorten droht: Der Textilindustrie nützt eine Verbesserung ihrer Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Entwicklungsländern relativ wenig, wenn im Bereich der Bekleidung zunehmend Fertigwaren importiert und die zu deren Herstellung benötigten Game und Gewebe ebenfalls im Ausland produziert werden. Man kann davon ausgehen, daß die Unternehmen in Niedrig-Lohn-Ländern auf längere Sicht Bekleidungserzeugnisse zunehmend in eigener Regie herstellen und die bisher weit verbreitete Fertigung im Rahmen der Lohn Veredelung sukzessive abbauen werden. Damit würden sich 38
39
Vgl. Hollenstein (1978), S. 48. In Abb. 6 sind diese Relationen in DM/kg dargestellt.
IV. Strategien zur Bewältigung von Strukturanpassungsproblemen
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zwangsläufig negative Auswirkungen auf Produktion und Beschäftigung der deutschen Textilindustrie ergeben, da - anders als bei der passiven Lohnveredelung — die Vormaterialien nicht aus der Bundesrepublik stammen müßten. e) Erschließung neuer regionaler Absatzmärkte Die deutsche Textilindustrie war aufgrund des schwachen Wachstums der Inlandsnachfrage gezwungen, ihre Absatzbemühungen verstärkt auf die Auslandsmärkte zu richten. Inwieweit diese Anpassungsstrategie erfolgreich war, läßt sich an der Entwicklung der absoluten Exporte als auch an deren Entwicklung in Relation zu anderen Größen ablesen (vgl. Tabelle 47). Im Zeitraum 1970 bis 1979 haben sich die Exporte der Textilindustrie mehr als verdoppelt. Allerdings hat sich das Wachstum der Exporte seit 1975 vermindert. Während das jahresdurchschnittliche Wachstum der Exporte der Textilindustrie von 1970 bis 1974 16 % betrug, belief es sich im Zeitraum 1975 bis 1979 auf 4 %. Die Exportquote 40 der deutschen Textilindustrie hat sich - entsprechend der Entwicklung der absoluten Exporte — in der ersten Hälfte der siebziger Jahre kräftig erhöht. Wurden 1970 etwa 21 % des Umsatzes exportiert, so waren es 1974 bereits 30 %. Zwar ist die Exportquote im Jahre 1975 wegen einer weltweit schlechten Konjunkturlage auf dem Textilsektor leicht gesunken, in den folgenden Jahren konnte jedoch die Quote weiter angehoben werden. Im Jahre 1979 exportierte die deutsche Textilindustrie über ein Drittel ihrer Produktion. Damit ist die Exportintensität der Textilindustrie höher als im Durchschnitt des verarbeitenden Gewerbes (Exportquote 1979: etwa 30 %). Noch im Jahre 1975 lag die Exportquote der Textilindustrie auf dem Niveau des Industriedurchschnitts. Der überdurchschnittliche Anstieg der Exportquote der Textilindustrie ist nicht nur auf die verstärkten Exportbemühungen zurückzuführen, sondern er ist rein rechnerisch auch dadurch bedingt, daß das Inlandsgeschäft der Textilindustrie seit 1973 kaum noch expandierte. Dies zeigt sich auch daran, daß die Textilausfuhren, gemessen an der Ausfuhrentwicklung sämtlicher industrieller Produkte, seit Anfang der siebziger Jahre nur noch unterdurchschnittlich zunahmen. Dementsprechend ist ihr Anteil an der Gesamtausfuhr industrieller Erzeugnisse von 4,7 % im Jahre 1971 auf 3,8 % im Jahre 1979 gesunken. In den sechziger Jahren war dieser Anteil dagegen gestiegen (vgl. Tabelle 47). Damals konnte die deutsche Textilindustrie auch ihren Anteil an der Ausfuhr der westlichen Industrieländer von gut 10 % auf rund 15 % erhöhen. Diese erhebliche Verbesserung der Weltmarktposition war vor allem auf zwei Gründe zurückzuführen: Einerseits war damals die Konkurrenz der Entwicklungsländer auf dem Weltmarkt noch nicht so stark wie heute, anderer40
Anteil der Ausfuhr am Umsatz.
2. Die wichtigsten Strategien im einzelnen
97 Abb. 6
Kostenvergleich zwischen der BR Deutschland und Nigeria für die Hemdenproduktion (DM/kgjfob) 1ί ΐ ί ί ί ί ) Kostenvorteil Nigerias
EBBS Kapitalkosten
Arbeitskosten Sonstige Kosten
B. Zusatzschicht in Nigeria 1 '
Δ. Gleiche Schichtzahl in beiden Ländern Garn- und Gewebeherstellung, Konfektion
Garn-und Gewebeherstellung, Konfektion
88,2 ••••••• •••••••
••••••• •••••••
J:29,6J;
îi^o.eî:
• ••••••f.
58,6
tttxxxx
"Ini 47,6 Garn-und Gewebeherstellung
Garn- und Gewebeherstellung 29,4
a m
Sa
21,2
w m 2,7
::·: 8 , 8 ·:•:
Deutschland 1) 2) 3) I)
m m n i
:2 2 , 6 V
&
S: Μ ·::::: Nigeria
Deutschland
Nigeria
Garn - und Gewebeherstellung 3 Schichten, Konfektion 1 Schicht. In Nigeria: Garn-und Gewebeherstellung 4 Schichten, Konfektion Ku mutati • von der Faserherstellung bis zur Ausrüstung. Kumulativ von der Faserherstellung bis zur Konfektion.
Deutschland
Nigeria
BR Deutschland
Nigeria
2 Schichten.
Quelle Zempelm ( 1976). IFO INSTlTUTfur WirtschoHsfofschunç, München
7 Breitenacher
U70/8Q
φ
98
IV. Strategien zur Bewältigung von Strukturanpassungsproblemen
seits wurde gerade die deutsche Textilindustrie wegen der relativ liberalen Einfuhrpolitik der Bundesregierung frühzeitig gezwungen, die Auslandsmärkte verstärkt in ihre Absatzstrategie einzubeziehen. Im Gefolge des massiven Vordringens der Entwicklungsländer auf den internationalen Märkten kam der Anstieg des Weltmarktanteils der deutschen Textilindustrie anfangs der siebziger Jahre zum Stillstand. In der Folgezeit konnte der Anteil weitgehend gehalten werden — und dies trotz der nicht unerheblichen Aufwertung der D-Mark. Das war nur deshalb möglich, weil sich die Unternehmen der Textilindustrie zunehmend auf den Export skill-intensiver, d.h. qualitativ hochwertiger und modischer Produkte konzentrierten, auf Produkte also, für die die heimischen Hersteller Standortvorteile besitzen. Derartige Produkte sind praktisch in allen Warengruppen der Textilindustrie anzutreffen. Daraus folgt, daß grundsätzlich alle Sparten der Textilindustrie bei einer entsprechenden Gestaltung ihres Produktionsprogramms Exportchancen haben. Es ist deshalb nicht überraschend, daß in den siebziger Jahren das Gewicht der Spezialge webe — also typisch know-how-intensiver Produkte, zu deren Herstellung ein hoher FuE-Aufwand sowie der Einsatz qualifizierter Arbeitskräfte nötig sind - innerhalb der Ausfuhr von Textilien und Bekleidung abgenommen hat, während sich die Anteile hochwertiger und modischer Erzeugnisse anderer Textiisparten entsprechend erhöhten (vgl. Tabelle 48). Der Anteilsverlust der Spezialge webe hat seine Ursache teilweise auch darin, daß es sich hier um einen Markt handelt, der einerseits recht eng ist und andererseits wegen der hohen Anforderungen nur von wenigen Firmen bedient werden kann. Anteilsgewinne konnten demgegenüber Wäsche, Heimtextilien (einschl. Teppiche), Bekleidung (vor allem auch solche aus Gewirken) sowie Baumwollgewebe erzielen; die letztgenannte Produktgruppe hatte allerdings in den sechziger Jahren erhebliche Anteilsverluste hinnehmen müssen. Wäsche, Heimtextilien und Bekleidung exportieren die deutschen Unternehmen vor allem in industrialisierte westliche Länder (vgl. Tabelle 4 9 ) 4 1 , also in Gebiete, in denen ähnliche Standortbedingungen gegeben sind wie in der Bundesrepublik. Dieser Außenhandel läßt sich also nur zu einem geringelt Teil mit Hilfe der Faktorausstattung erklären. Die zunehmende Intensität des Warenaustausches mit hochindustrialisierten Ländern läßt sich vielmehr auf die Ähnlichkeit von sogenannten Präferenzstrukturen zurückführen. Hinter dieser Aussage steht die Vorstellung, daß mit steigendem Pro-Kopf-Einkommen die Nachfragewünsche differenzierter werden 42 . In die Bedarfsstruktur gehen zunehmend Produktvarianten ein, die im eigenen Land nicht erzeugt werden. 41 Die Verschiebung der Exportstruktur von Textilien zugunsten der Ostblockländer und zulasten der Industrieländer, die sich Anfang der siebziger Jahre vollzog, ist überwiegend auf die Zunahme der passiven Lohnveredelung mit Firmen des Ostblocks zurückzuführen. 42 Vgl. hierzu Herrmann (1977), S. 27.
2. Die wichtigsten Strategien im einzelnen
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Da sich eine Produktion im Inland wegen des relativ kleinen Marktes nicht lohnen würde, werden die neuen Nachfrage wünsche durch Importe (z.B. deutschen Ursprungs) gedeckt. Dasselbe gilt umgekehrt für die Bundesrepublik. Bei einem derartigen Warenaustausch handelt es sich um sehr ähnliche Produkte, die sich oft nur wenig, beispielsweise nur im Design unterscheiden. „ Ä h n l i c h e , aber sehr differenzierte Bedarfsstrukturen sind also eine wesentliche Voraussetzung für das Zustandekommen dieses Warenaustausches. Charakteristisch ist außerdem, daß bereits ein großer heimischer Markt vorhanden ist, ehe der Absatz über nationale Grenzen hinweg expandiert. Die Spezialisierungsstruktur, welche diesem präferenzbedingten Handel zugrunde liegt, ist mit Economies of Scale, Marktzugangsvorteilen usw. verbunden." 42 Die Bedeutung des präferenzbedingten Handels läßt sich empirisch durch einen Vergleich der Export- und Importstrukturen überprüfen. Zeigt sich, daß bei hinreichend tiefer Disaggregation die Strukturen in hohem Maße übereinstimmen, so kann daraus geschlossen werden, daß im Außenhandel der betroffenen Branche Präferenzen ein großes Gewicht haben. Für den Zeitraum 1972/73 fällt der Präferenzstruktur-Test für die Textilindustrie wenig günstig aus. Nur knapp ein Drittel des Außenhandels wurde damals mit Ländern abgewickelt, deren Importe aus der Bundesrepublik den Exporten in die Bundesrepublik in hohem Maße ähnlich sind. Daraus wurde geschlossen, daß die Textilindustrie ihre relativ starke Position im Export zu einem beträchtlichen Teil falschen Wechselkursen zu verdanken hatte. „Insofern wird sie von ihrer bislang verhältnismäßig günstigen Position abrücken müssen, und sei es durch eine verstärkte Verlagerung von Produktionsstätten ins Ausland." 43 Wie im folgenden Kapitel noch zu zeigen sein wird, ist zwar die prognostizierte zunehmende Verlagerung der Produktion ins Ausland eingetreten; die Textilindustrie mußte jedoch — gemessen an der Exportquote und an ihrem Weltmarktanteil — keine Einbußen hinnehmen. Man wird dies wohl damit erklären können, daß die Textilindustrie bei ihren Exportanstrengungen in steigendem Maße den differenzierten Wünschen der Endverbraucher Rechnung trug. Eine derartige Tendenz hatte sich bereits seit Mitte der sechziger Jahre abgezeichnet. Der steigende Absatz der deutschen Textilindustrie im Ausland ist jedoch nicht nur eine Folge der Umstellung des Produktionsprogramms auf Erzeugnisse des gehobenen Bedarfs und auf hochwertige technische Textilien. Die Exporte mußten vielmehr auch durch teilweise nicht unerhebliche Preiszugeständnisse erkauft werden. Stiegen im Zeitraum 1970/79 die Erzeugerpreise der Textilindustrie im Inlandsabsatz um 37 %, so konnten die Ausfuhrpreise nur um 26 % erhöht werden. Der größte Teil dieses Preisanstiegs fiel in die Jahre 1973 und 1974 - eine Folge der D-Mark-Aufwertung. Von 1975 bis 43
7*
Herrmann (1977), S. 29.
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IV. Strategien zur Bewältigung von Strukturanpassungsproblemen
1978 konnte die deutsche Textilindustrie ihre Auslandserlöse kaum verbessern (vgl. Tabelle 50). Erst in den Jahren 1979 und 1980 gelang es der deutschen Textilindustrie, die Exportpreise wieder stärker zu erhöhen, nicht zuletzt wegen der weltweiten Inflationstendenzen. Entsprechend der unterschiedlichen Entwicklung von Ausfuhrpreisen und Erzeugerpreisen (Inlandsabsatz) ist das Verhältnis zwischen den beiden Indexreihen im Untersuchungszeitraum gesunken. Dabei ist diese Relation seit 1977 weitgehend konstant, da die Konkurrenzlage im Inland offenbar einen schnelleren Anstieg der Erzeugerpreise nicht mehr zuließ. Erhebliche Preiszugeständnisse im Ausland mußten die Hersteller von Meterware machen; aber auch die Produzenten von Gespinsten mußten im Export zeitweise niedrigere Preise als im Inlandsabsatz hinnehmen. Demgegenüber ist es der Teppichindustrie gelungen, im Export relativ „gute" Preise zu erzielen. Dies dürfte nicht zuletzt eine Folge der international starken Marktposition der deutschen Teppichindustrie sein. Auch die Maschenindustrie, die lange Zeit im Ausland geringere Erlöse als im Inland erzielte, konnte in den Jahren 1979 und 1980 die Exportpreise stark erhöhen.
f) Erschließung neuer Standorte In den vergangenen zwei Jahrzehnten ist die Kapitalintensität der Textilindustrie - insgesamt gesehen - überdurchschnittlich angestiegen. Gleichwohl gibt es in der Textilindustrie noch viele Bereiche, die sich einer Mechanisierung und Automatisierung weitgehend entziehen und dementsprechend arbeitsintensiv sind. Hierzu zählt in erster Linie der gesamte Konfektionsbereich, der insbesondere in der Maschenindustrie eine große Bedeutung hat. Aufgrund ihrer hohen Arbeitsintensität reagierten in der Vergangenheit diese Bereiche der Textilindustrie relativ empfindlich auf Steigerungen der Lohnkosten. Eine der möglichen Strategien, dem Lohnkostendruck auszuweichen, ist die Suche nach neuen Standorten. Dieser Strategie kommt in der Textilindustrie die besondere Eigenart des Produktionsprozesses, der durch eine an den einzelnen Fertigungsstufen orientierte Arbeitsteilung gekennzeichnet ist, entgegen. Es ist möglich, einzelne Tätigkeitsbereiche dieses Fertigungsprozesses auszugliedern, so daß in vielen Fällen von einer Verlagerung der gesamten Fertigung abgesehen werden kann. Dabei werden bevorzugt die fertigungsrelevanten, arbeitsintensiven Tätigkeiten ausgelagert (z.B. Zuschneiden, Nähen), während die entwicklungs- und vertriebsrelevanten Tätigkeiten im Stammbetrieb verbleiben. Bereits in den sechziger Jahren hat sich insbesondere die Maschenindustrie auf derartige Weise neue Standorte erschlossen. Diese lagen hauptsächlich in den ländlichen Regionen des Bundesgebietes, da dort — bei dem damals herr-
2. Die wichtigsten Strategien im einzelnen
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sehenden Arbeitskräftemangel in den Ballungsgebieten - noch erhebliche Arbeitskräftereserven vorhanden waren. Dies waren insbesondere Frauen und Mädchen, die oftmals aus familiären Gründen regional wenig mobil sind. Diese Verlagerungstendenzen kommen deutlich in der regionalen Struktur der Textilindustrie zum Ausdruck. Waren 1962 erst 68 % der Betriebe bzw. Beschäftigten der Textilindustrie in Landkreisen angesiedelt, so waren es im Jahr 1970 bereits 74 bzw. 72 % (vgl. Tabelle 51). Schon gegen Ende der sechziger Jahre, als die Auslandskonkurrenz immer stärker wurde, kam jedoch die Verlagerung von Betriebsstätten in ländliche Gebiete zum Stillstand. In der Folgezeit wurden dort sogar Kapazitäten wieder abgebaut, da die in diesen Gebieten zu zahlenden Löhne nur wenig niedriger waren als in den Ballungsgebieten und somit in bestimmten Sparten der Textilindustrie eine wettbewerbsfähige Produktion nicht mehr zuließen. Da aber gleichzeitig die Reduzierung der Kapazitäten in den Ballungsgebieten noch schneller vor sich ging, hat sich der Anteil der in den ländlichen Gebieten ansässigen Betriebe und Beschäftigten an der gesamten Textilindustrie weiter erhöht (vgl. Tabelle 51). Parallel zum Abbau der Kapazitäten im Inland sind die Unternehmen der Textilindustrie verstärkt dazu übergegangen, Produktionskapazitäten ins Ausland zu verlagern. Dabei sind sie zweigleisig gefahren: Sie arbeiten einerseits mit ausländischen Textilfabrikanten zusammen (sogenannte passive Lohnveredelung) und produzieren andererseits in eigenen ausländischen Fertigungsstätten (sogenannte Direktinvestitionen im Ausland). Eine wichtige Voraussetzung für die passive Veredelung, bei der in ausländischen Betrieben im Auftrag deutscher Unternehmen bestimmte Arbeiten an zuvor ins Ausland exportierten Vorerzeugnissen vorgenommen und anschließend wieder in die Bundesrepublik eingeführt werden, ist, daß der zollamtlich bewilligte passive Veredelungsverkehr in den Genuß der sogenannten Differenzverzollung kommt. Bei dieser Verzollungsart kann der Zoll für die Vorerzeugnisse vom Zoll für die Fertigware in Abzug gebracht werden. Neben dieser zollbegünstigten passiven Veredelung gibt es auch noch die sogenannte wirtschaftliche passive Veredelung, die ohne Inanspruchnahme der Zollvergünstigung erfolgt. Statistisch gesehen (und zwar gemessen am Verhältnis zwischen der Einfuhr nach passiver Veredelung und der gesamten Einfuhr) war die Textilindustrie bereits zu Beginn der sechziger Jahre stark im passiven Veredelungsverkehr engagiert (vgl. Tabelle 5 2 ) 4 4 . Insbesondere die Textilveredelungsindustrie ar44
Tabelle 52 enthält nur die zollbegünstigte passive Veredelung, die in erster Linie mit den Staatshandelsländern abgewickelt wird. Die wirtschaftliche passive Veredelung, in die vor allem die Mittelmeerländer eingebunden sind, ist in der Einfuhrstatistik nicht gesondert ausgewiesen.
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IV. Strategien zur Bewältigung von Strukturanpassungsproblemen
beitet traditionell mit Firmen in Nachbarländern zusammen, z.B. mit solchen in der Schweiz und in den Niederlanden. Dieser Veredelungsverkehr erfuhr jedoch in der Vergangenheit keine wesentliche Ausdehnung. Da außerdem die Spinnereien und Webereien nur einen relativ geringen Teil ihrer Produktion im Ausland „veredeln" lassen, hat sich die Einfuhr von Erzeugnissen der Textilindustrie nach passiver Veredelung seit Mitte der sechziger Jahre — gemessen an den gesamten Einfuhren von Textilien — nur unterdurchschnittlich erhöht. Seit Anfang der siebziger Jahre wurde jedoch die passive Lohnveredelung mit Maschenware erheblich forciert. Diese passive Lohnveredelung wird überwiegend von der Maschenindustrie abgewickelt, aber auch die Bekleidungsindustrie ist in großem Umfang in diesen Veredelungsverkehr eingebunden (auf der Grundlage von Maschenmeterware). Bei vielen Firmen der Maschenindustrie erreichen die im Ausland veredelten Waren einen Anteil am Gesamtumsatz von 20 % und mehr. Der passive Veredelungsverkehr mit Erzeugnissen der Maschenindustrie wird zum überwiegenden Teil mit Staatshandels- und Niedriglohnländern (insbesondere aus dem Mittelmeerraum) abgewickelt. Von den gesamten Einfuhren aus Staatshandelsländern entfällt rund ein Drittel auf die passive Veredelung. Die relativ starke Einschaltung von Betrieben dieser Länder in den passiven Veredelungsverkehr ist nicht zuletzt dadurch bedingt, daß in diesen Ländern eine Konfektionsindustrie mit langer Tradition vorhanden ist. Bei der passiven Lohnveredelung von Wirk- und Strickwaren werden die fertigungsrelevanten Tätigkeiten (z.B. Zuschneiden, Nähen, Bügeln) fast vollständig ins Ausland transferiert, während die entwicklungs- und vertriebsrelevanten Tätigkeiten im Inland verbleiben. Auf diese Weise können die deutschen Hersteller die komparativen Vorteile an Standorten mit niedrigen Löhnen wahrnehmen, zugleich aber können die komplementären Produktionsfaktoren, über welche die deutsche Maschenindustrie verfügt („Fühlungsvorteüe" in bezug auf Mode und Design), im Inland genutzt werden. Damit konnten die deutschen Hersteller ihren Standort zumindest in Teilbereichen verteidigen. Die passive Lohn Veredelung ist für eine Branche wie die Textil- und insbesondere die Maschenindustrie, die überwiegend mittelständisch strukturiert ist, grundsätzlich die adäquate Form der Verlagerung der Produktion ins Ausland. Im Vergleich zur Fertigung in eigenen ausländischen Betriebsstätten hat die passive Lohnveredelung den Vorteil, daß sie das Risiko, das vor allem mit Direktinvestitionen in Entwicklungsländern verbunden ist, vermeidet. Darüber hinaus übersteigt der Kapitalbedarf derartiger Investitionen häufig das finanzielle Leistungsvermögen kleiner und mittlerer Unternehmen. Hinzu kommt, daß die Auslandsproduktion im Rahmen der passiven Veredelung - im Vergleich zur Produktion in eigenen Auslandsbetrieben - keine Festlegung der Unternehmensstrategie auf Jahre hinaus erfordert.
2. Die wichtigsten Strategien im einzelnen
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Die Praxis hat jedoch gezeigt, daß auch der passiven Lohnveredelung zahlreiche Hemmnisse entgegenstehen45. Dazu zählen die geringe Flexibilität der Kooperationsbetriebe im Ausland, Schwierigkeiten administrativer Art sowohl im Umgang mit deutschen als auch mit ausländischen Behörden und die steigenden Lohnkosten in den Veredelungsländern. Ein besonderes Hemmnis für eine stärkere Inanspruchnahme der passiven Lohnveredelung stellte in den letzten Jahren die häufige Anrufung des Artikels 115 des EWG-Vertrages und die entsprechende Anwendungspraxis der EG-Kommission dar. Artikel 115 bestimmt, daß Drittlandsware unter bestimmten Voraussetzungen vom europäischen Freiverkehr ausgeschlossen werden kann. In diesem Zusammenhang ist die EG-Ursprungsregelung von Bedeutung 46 . Diese Regelung, die sowohl für die Einfuhr aus Drittländern im Vollgeschäft 47 als auch für die Einfuhr nach passiver Lohnveredelung in einem Drittland angewendet wird, legt die ursprungsbegründenden Be- und Verarbeitungsvorgänge im Textilbereich fest. Kriterium dafür ist die vollständige Konfektion zugeschnittener oder abgepaßter Teile. Nach dem Kriterium der „vollständigen Konfektion" nimmt eine in der Bundesrepublik gefertigte und gegebenenfalls zugeschnittene Meterware nach Ausfuhr in ein Lohnveredelungsland außerhalb der EG durch den Prozeß des vollständigen Konfektionierens den Ursprung des Lohnveredelungslandes an. Damit werden die Exportchancen dieser Lohnveredelungswaren innerhalb der Europäischen Gemeinschaft — in Verbindung mit der Anwendung des Artikels 115 — erheblich eingeschränkt. In der Vergangenheit haben insbesondere Frankreich, Großbritannien und die Benelux-Länder den Artikel 115 außergewöhnlich oft angerufen. Der Freiverkehr innerhalb der Europäischen Gemeinschaft kann im übrigen nur ausgeschlossen werden, wenn in dem betroffenen Mitgliedstaat Beschränkungen gegenüber dem Ursprungsland im Rahmen des Welttextilabkommens oder einer autonomen Einfuhrbeschränkung (Nicht-MFA-Staatshandelsländer und Taiwan) bestehen. Dies mag ein Grund dafür sein, daß sich die passive Lohnveredelung in den letzten Jahren zugunsten der Mittelmeerländer verlagert h a t 4 8 . Der zollbegünstigte passive Veredelungsverkehr mit Textilien (insbesondere mit Maschenware) hat sich seit 1977 nicht mehr erhöht (vgl. Tabelle 52). Der Anteil dieses passiven Veredelungsverkehrs an der gesamten Einfuhr von Textilien war bereits seit Mitte der siebziger Jahre rückläufig: Während er im Jahre 1974 mit 3,9 % einen bisherigen Höhepunkt erreichte, sank er bis zum 45
Vgl. Breitenacher (1977), S. 45 ff. EG-Ursprungsregelung Nr. 749/78 vom 1.5.1978. 47 Beim Einfuhr-Vollgeschäft stammen die Vorerzeugnisse aus einem anderen Land (und nicht wie bei der passiven Veredelung aus dem Inland); die Fertigware wird in das Inland eingeführt. 48 Die Möglichkeit zur Anrufung des Artikels 115 besteht auch beim Zukauf von Fertigware (Einfuhr-Vollgeschäft) sowie bei Importen aus der Produktion von Direktinvestitionen. 4 6
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IV. Strategien zur Bewältigung von Strukturanpassungsproblemen
Jahre 1979 auf 2,4 % ab. Unter Einschluß der wirtschaftlichen Veredelung dürfte jedoch die Entwicklung der gesamten passiven Veredelung auch in den letzten Jahren steigend gewesen sein. Die Alternativen, die sich den Firmen der Textilindustrie zur passiven Lohnveredelung bieten, sind das sogenannte Einfuhr-Vollgeschäft und die Errichtung von Fertigungsstätten im Ausland. Der Zukauf von Fertigware im Ausland bietet folgende Vorteile 49 : - Das unternehmerische Risiko ist gegenüber den Importen im Rahmen der passiven Lohnveredelung geringer, ja minimal; - die zugekauften Produkte, die im Ausland produziert werden, profitieren von dem jeweiligen Markenimage der Hersteller in der Bundesrepublik; - eine kürzerfristige Disposition ist grundsätzlich möglich; - die Möglichkeit des Zukaufs erlaubt es, ein preiswertes und vollständiges Sortiment anzubieten. Die im Vollgeschäft importierten Artikel sind vielfach billiger als jene im Wege der passiven Veredelung hergestellten Artikel. Aufgrund dieser Vorteile haben die deutschen Hersteller in der Vergangenheit in zunehmendem Maße Eigenimporte bezogen. Daneben gewinnen die Direktinvestitionen zunehmend an Aktualität, und zwar nicht nur wegen der Verknappungs- und Verteuerungstendenzen bei den Produktionsfaktoren, sondern auch wegen der entwicklungspolitisch erwünschten stärkeren Kooperation zwischen den Industrieländern und den Ländern der Dritten Welt. Allerdings nimmt sich das Volumen der Direktinvestitionen der deutschen Textilindustrie im Ausland im Vergleich zu jenem anderer Branchen (insbesondere der chemischen Industrie, der Elektrotechnik, des Fahrzeugbaus und des Maschinenbaus) recht bescheiden aus. Bislang liegen die Anlageschwerpunkte der Textilindustrie nicht in den „billigen" Entwicklungsländern, sondern in den europäischen Industriestaaten, insbesondere in Österreich, der Schweiz und Schweden. Im Jahre 1979 entfielen von den gesamten Direktinvestitionen der Textilindustrie 76 % auf Industrieländer. Allerdings war bis 1978 der Anteil der Industrieländer zugunsten der Entwicklungsländer rückläufig (vgl. Tabelle 53). Im Jahre 1979 hat sich jedoch der Anteil der Industrieländer wieder leicht erhöht. Das Auslandsengagement der Textilindustrie hat sich seit Anfang der siebziger Jahre erheblich verstärkt. War der Textilsektor der Bundesrepublik bis Ende der sechziger Jahre noch ein Nettokapitalimporteur, so überwogen bereits im Jahre 1970 die kumulierten Transferwerte privaten Produktivkapitals aus der Bundesrepublik in andere Länder den Bestand ausländischer Investitionen in der Bundesrepublik. Seit 1974 hat sich der Saldo zwischen Kapitalexport und -import nochmals deutlich erhöht (vgl. Tabelle 55). Diese Entwicklung steht offenbar in engem Zusammenhang mit dem seit 1974 gestiegenen Anpassungs49
Schwarting (1978), S. 215 f.
2. Die wichtigsten Strategien im einzelnen
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bedarf der deutschen Textilindustrie und den nunmehr für den Kapitalexport günstigeren Wechselkursen. Die Auslandsinvestitionen der deutschen Textilindustrie erreichten in den letzten Jahren - gemessen an der Investitionstätigkeit im Inland - recht hohe Werte. Dies wurde besonders deutlich in den Jahren 1974 und 1975, in denen die nominalen Brutto-Anlageinvestitionen im Inland um 15 bzw. 12 % rückläufig waren. In diesen Jahren war die Bestandsänderung bei den Direktinvestitionen überdurchschnittlich hoch; der Anteil an den Inlandsinvestitionen erreichte 11 bzw. 7 % (vgl. Tabelle 53). Zwar hat sich dieser Anteilssatz im Zuge der Belebung der inländischen Investitionstätigkeit in den Jahren 1976 und 1977 verringert, in den Jahren 1978 und 1979 stieg jedoch die Relation wieder an. Die Beschäftigtenzahl in Produktionsbetrieben der deutschen Textilindustrie im Ausland wurde für Ende 1976 - nach einer Erhebung der Deutschen Bundesbank - auf 9 500 geschätzt 50 . Dies bedeutet, daß auf je 100 Inlandsbeschäftigte etwa drei Auslandsbeschäftigte entfielen. Inzwischen dürfte sich diese Relation weiter erhöht haben. Gemessen an der Zahl der Beschäftigten dürfte damit in der Textilindustrie den Direktinvestitionen eine etwa dreimal so große Bedeutung zukommen als dem passiven Lohnveredelungsverkehr; dieser hat sein Schwergewicht in der Bekleidungsindustrie. Das Auslandsengagement deutscher Firmen ist vielfach Gegenstand von Kritik. Es wird generell befürchtet, daß Auslandsinvestitionen heimische Investitionen ersetzen und sich damit nachteilig auf die inländische Beschäftigung auswirken 51 . Diese These ist jedoch in dieser allgemeinen Form nicht haltbar. Zweifel an dieser These werden allein schon durch die Tatsache geweckt, daß nur ein Teil der ausländischen Produktionskapazitäten der deutschen Textilindustrie für den Markt der Bundesrepublik arbeitet. Aus einer vom Ifo-Institut im Jahre 1975 durchgeführten Untersuchung geht hervor, daß nur bei 10 % der Unternehmen, welche textile Halbfertiggüter im Ausland herstellen, der Zweck der Auslandsproduktion die Belieferung des deutschen Marktes ist; bei textilen Verbrauchsgütern beläuft sich der entsprechende Prozent-Anteil (jeweils gewichtet mit der Zahl der im Ausland Beschäftigten) auf 42 % (vgl. Tabelle 54, Zwecke c bis e). Dabei ist eine echte Substitutionsbeziehung zwischen Auslandsinvestitionen und Inlandsproduktion nur bei 3 bzw. 13 % der Unternehmen gegeben (vgl. Tabelle 54, Zweck c). Gegen eine generelle Substitutionsbeziehung zwischen heimischen Investitionen und Auslandsinvestitionen spricht auch, daß die Bundesrepublik inzwischen in vielen Bereichen an die Spitze der technologischen Entwicklung
50 51
Gesamttextil (1979), S. 4. Vgl. zu dieser Kontroverse Dönges, Juhl (1979), S. 203 ff.
IV. Strategien zur Bewältigung von Strukturanpassungsproblemen
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vorgerückt ist und es demnach nicht mehr in so starkem Maße wie früher möglich ist, anderswo erzielte technologische Fortschritte auf den deutschen Markt zu übertragen und hier zu relativ niedrigen Kosten auszuwerten. „ A u c h für deutsche Unternehmen ist es angesichts dieser Entwicklung häufig interessanter geworden, in der Bundesrepublik bewährte und standardisierte Produktionsprozesse und Produkte auf ausländischen Märkten zu relativ niedrigen Grenzkosten nochmals zu verwerten, als durch Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen am traditionellen Standort Produktionsprozeß und -Sortiment an die sich wandelnden Verhältnisse — am besten vorausgreifend — anzupassen." 52 Derartig bewährte und standardisierte Produktionsprozesse und Produkte gibt es gerade im Textilbereich in großer Anzahl! Insofern sind Auslandsinvestitionen speziell in der Textilindustrie als eine unter mehreren Formen des wachstumsnotwendigen Strukturwandels in einer offenen Weltwirtschaft anzusehen. Größere Bedeutung als die These, Auslandsinvestitionen würden heimische Investitionen ersetzen, hat die These erlangt, Auslandsinvestitionen substituieren traditionelle Exporte. Für die — wenigstens teilweise — Gültigkeit der These scheint zu sprechen, daß aufgrund der erwähnten Ifo-Befragung bei 38 % bzw. 25 % der Unternehmen, die im Ausland textile Halbfertigprodukte bzw. Verbrauchsgüter herstellen, der Zweck der Auslandsproduktion die Belieferung des Auslands anstelle früherer eigener Exporte aus der Bundesrepublik ist (vgl. Tabelle 54, Zweck a). Es kommt jedoch nicht darauf an, ob Exporte durch Direktinvestitionen substituiert werden, sondern darauf, ob eine Wahlmöglichkeit zwischen diesen beiden Alternativen besteht. Um diese Frage zu beantworten, ist es notwendig, die Motive für Auslandsinvestitionen näher zu untersuchen. In diesem Zusammenhang sind vor allem zwei Arten von Auslandsinvestitionen von Bedeutung, nämlich 53 : — Absatzorientierte Auslandsinvestitionen, deren Ziel darin besteht, bereits erschlossene Absatzmärkte zu sichern oder auszuweiten und neue Märkte zu erschließen. — Kostenorientierte Auslandsinvestitionen, welche das Ziel verfolgen, die Produktion unter Wahrung der bisherigen Produktionstechnik und/oder Produktpalette an einen Standort zu verlagern, der im Vergleich zur Bundesrepublik komparative Kostenvorteile besitzt. Die absatzorientierten Auslandsinvestitionen haben in der Textilindustrie das größere und zudem steigende Gewicht. Dafür sind insbesondere folgende Gründe ausschlaggebend: — Große Absatzmärkte im Ausland, vor allem in Industrieländern, lassen sich 52 53
Dönges, Juhl (1979), S. 211. Vgl. hierzu Dönges, Juhl (1979), S. 216 ff.
2. Die wichtigsten Strategien im einzelnen
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auf Dauer nicht allein durch Exporte bedienen. Marktanteile im Ausland lassen sich langfristig nur dann halten, wenn der Schritt vom Export zur Auslandsproduktion gewagt wird. Die Absatzsicherung durch größere Marktnähe hat seit 1973 steigende Bedeutung als Motiv für Auslandsinvestitionen der deutschen Textilindustrie erlangt (vgl. Tabelle 55, Grund d). Es kann davon ausgegangen werden, daß bereits weit über die Hälfte der Auslandsproduktion der deutschen Textilindustrie im Ausland abgesetzt wird; insbesondere die im Ausland hergestellten textilen Halbfertigprodukte werden nur zu einem geringen Teil in die Bundesrepublik reimportiert (vgl. Tabelle 54, Zwecke a und b). Die zunehmende Bedeutung absatzorientierter Auslandsinvestitionen der Textilindustrie steht in engem Zusammenhang mit der Verlagerung der Produktion der deutschen Bekleidungsindustrie im Ausland; 1974/75 beschäftigte die Bekleidungsindustrie bereits 31 000 Arbeitskräfte in eigenen ausländischen Produktionsstätten, was etwa 10 % der Inlandsbeschäftigten entsprach. - Absatzorientierte Auslandsinvestitionen erweisen sich darüber hinaus häufig deshalb als unumgänglich, weil die Abnehmerländer die Industrialisierung binnenmarktorientiert vorantreiben und dabei Importrestriktionen erlassen, um bisherige Importe durch heimische Produktion zu ersetzen. Die Umgehung von Importrestriktionen mittels Auslandsinvestitionen ist daher oftmals der einzige Weg, Auslandsmärkte zu bedienen (vgl. Tabelle 55, Grund c). Die vorstehenden Überlegungen zeigen, daß die Vornahme von Auslandsinvestitionen häufig eine unbedingte Notwendigkeit ist, wenn die Unternehmen nicht auf bestimmte Absatzmärkte verzichten wollen. Dies bedeutet, daß eine Wahlmöglichkeit zwischen Export und Auslandsinvestition in vielen Fällen gar nicht gegeben ist, oder anders ausgedrückt: Jene Arbeitsplätze, die für den Export bestimmt sind, werden nicht durch Auslandsinvestitionen überflüssig, sondern aufgrund anderer Umstände. Bei der Beurteüung der Wirkungen von Auslandsinvestitionen ist darüber hinaus zu beachten, daß die ausländischen Produktionsstätten deutscher Textilunternehmen vielfach Vorleistungen aus der Bundesrepublik beziehen. Nach der bereits mehrfach zitierten Ifo-Erhebung über Direktinvestitionen verarbeiteten im Jahre 1975 rund 90 % der Unternehmen der Textilindustrie 54 , die im Ausland Produktionsstätten besaßen, Vorprodukte aus der Bundesrepublik. Außerdem beziehen diese Firmen durchwegs Ausrüstungsgüter aus der Bundesrepublik, und zwar in erster Linie Maschinen und Anlagen. Die kostenorientierten Auslandsinvestitionen haben seit 1973 an Bedeutung verloren (vgl. Tabelle 55, Grund a). Dies dürfte nicht zuletzt darauf zurückzuführen sein, daß die deutsche Textilindustrie den Prozeß der Rationalisierung 54
Gewichtet mit der Zahl der im Ausland Beschäftigten.
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IV. Strategien zur Bewältigung von Strukturanpassungsproblemen
und Automatisierung in den letzten Jahren weit vorangetrieben hat und die menschliche Arbeitskraft zunehmend durch Maschinen ersetzt wurde. Hinzu kommt, daß ein Großteil der Direktinvestitionen der Textilindustrie auf westliche Industriestaaten entfällt, in denen sich der Faktor Arbeit in etwa mit derselben Rate verteuerte wie in der Bundesrepublik. Bei Investitionen, die in Entwicklungsländern vorgenommen werden, dürfte das Kostenmotiv - wegen der großen Lohndifferenz zur Bundesrepublik - kaum an Bedeutung verloren haben. Dort ist sogar in Zukunft mit einem zunehmenden Gewicht dieses Investitionsmotivs zu rechnen, und zwar u.a. wegen der Errichtung von sogenannten „Freihandelszonen", in denen die ausländischen Unternehmen den Vorteil niedriger Löhne voll nutzen können. Bei kostenorientierten Auslandsinvestitionen ist die These — diese führten zu einem Export von Arbeitsplätzen — noch weniger aufrechtzuerhalten als bei absatzorientierten Auslandsinvestitionen. Denn würden die unter Kostengesichtspunkten nicht mehr wettbewerbsfähigen Arbeitsplätze im Inland konserviert, so würden sie über kurz oder lang durch die Importkonkurrenz aus wettbewerbsfähigeren Standorten vernichtet. Dabei fielen dann auch jene Arbeitsplätze der Auslandskonkurrenz zum Opfer, die andernfalls bei einer rechtzeitigen Verlagerung ins Ausland hätten erhalten werden können. Verstärkte Umweltschutzauflagen im Inland spielen bei der Vornahme von kostenorientierten Direktinvestitionen kaum eine Rolle (vgl. Tabelle 55, Grund h). Dies ist um so bemerkenswerter, als in einigen Fachbereichen der Textilindustrie die (inländischen) Investitionen für den Umweltschutz relativ hoch sind; in der Textilveredelung erreichten diese Investitionen in den letzten Jahren - lt. Ifo-Investitionstest — bis zu 5 % der gesamten Investitionssumme. Demgegenüber ist nach dem Urteil der Textilindustrie der Einfluß gesellschaftspolitischer Vorhaben im Inland ein wesentlicher Grund für die Verlagerung der Produktion ins Ausland. In der bereits zitierten Befragung über Auslandsinvestitionen haben vier Fünftel der Unternehmen der Textilindustrie angegeben, daß sie den Entschluß, Auslandsinvestitionen zu tätigen, unter dem Einfluß gesellschaftspolitischer Vorhaben im Inland gefaßt haben 55 .
55
Vgl. Baumann u.a. (1977).
V. ökonomische Auswirkungen des Strukturwandels in der Textilindustrie Die Textilindustrie ist sowohl auf den Faktor- als auch auf den Absatzmärkten starker Konkurrenz ausgesetzt. Auf den Faktormärkten konkurriert sie mit allen anderen Branchen um die knappen Produktionsfaktoren. Sie ist gezwungen, im Inland nahezu die gleichen Löhne zu bezahlen wie die Gesamtindustrie; bei der Kapitalbeschaffung gelten für sie die allgemeinen Marktkonditionen. Die Preise für den Rohstoffeinsatz werden überwiegend vom Weltmarkt bestimmt. Die Absatzmärkte der Textilindustrie sind durch eine hohe Wettbewerbsintensität gekennzeichnet. Die starke Konkurrenz insbesondere aus Niedriglohn- und Staatshandelsländern erlaubte es der Textilindustrie nicht immer, die Faktorpreissteigerungen in den Kosten weiterzugeben. Wie im vorhergehenden Kapitel gezeigt, haben die Unternehmen der Textilindustrie versucht, sich den Änderungen in den Rahmenbedingungen durch eine Reihe von Strategien anzupassen. Diese Strategien setzten teils an den Produktionsfaktoren, teils am Absatz an. Soweit der Ansatzpunkt die Produktionsfaktoren sind, sind damit in erster Linie die Entwicklung der Produktivität und der Kosten angesprochen. Der Ansatzpunkt „Absatzmarkt" zielt u.a. auf die Preise. Es stellt sich die Frage, inwieweit die von der Textilindustrie eingeschlagenen Strategien erfolgreich waren. Kriterium dafür ist die Ertragslage. Dieser Frage wird im folgenden nachgegangen.
1. Entwicklung der Gesamtproduktivität und der Kosten a) Gesamtproduktivität Der realwirtschaftliche Erfolg der von den Unternehmen einer Branche durchgeführten Strategien läßt sich mittels einer sogenannten makroökonomischen Fortschrittsrate messen. Diese Fortschrittsrate, die im allgemeinen mit Hilfe einer makroökonomischen Produktionsfunktion berechnet wird, ist Ausdruck für die Summe aller Einflußgrößen, die ursächlich sind für das Wachstum der Branche, ausgenommen die quantitative Entwicklung der Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital. Diese auch als Gesamt- oder Totalproduktivität bezeichnete Fortschrittsrate umfaßt also folgende Formen des Fortschritts:
110
V. Ökonomische Auswirkungen des Strukturwandels
— Technischer Fortschritt, und zwar sowohl Schaffung neuer Produkte als auch Übergang zu neuen Produktionsverfahren; — organisatorischer Fortschritt, z.B. fortschreitende Arbeitsteilung, Verwirklichung neuer Organisationsformen; — wirtschaftlicher Fortschritt, und zwar Erschließung neuer Beschaffungsund Absatzmärkte. Berechnungen der in den fünfziger und sechziger Jahren realisierten Gesamtproduktivität führten zu dem Ergebnis, daß die jährliche Fortschrittsrate in der Textilindustrie zugenommen hat und gegen Ende der sechziger Jahre weit über dem gesamtindustriellen Durchschnitt lag 1 . Neuere Berechnungen der Fortschrittsrate zeigen, daß die Textilindustrie auch in den siebziger Jahren zu den Branchen mit der höchsten Gesamtproduktivität zählte 2 . b) Kosten Für den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens ist nicht allein die Entwicklung der Produktivität, d.h. einer Realgröße von Bedeutung, sondern vor allem die Entwicklung der Kosten. Es stellt sich insbesondere die Frage, ob es der Textilindustrie in der Vergangenheit gelungen ist, den erheblichen Anstieg der Stundenlohnsätze aufzufangen. Einen ersten Anhaltspunkt dafür liefert der Anteil des Personalaufwands am Umsatz. Dieser Anteil ist - worauf bereits bei der Analyse der Lohnquote hingewiesen wurde 3 - seit 1973 relativ stabil, obwohl die Brutto-Stundenverdienste im Zeitraum 1973/78 jährlich um rd. 9 % angestiegen sind. Dabei ist zu berücksichtigen, daß sich beim Einsatz des Produktionsfaktors Arbeit weitaus größere Rationalisierungserfolge erzielen lassen als beim Einsatz anderer Produktionsfaktoren. Der Anteil des Materialaufwands am Umsatz ist in den siebziger Jahren ebenfalls relativ konstant geblieben (vgl. Tabelle 56). Läßt man den Materialeinsatz, der ja zur Wertschöpfung nichts beiträgt, außerhalb der Betrachtung und bezieht die Personalkosten auf den erweiterten Rohertrag 4 , so zeigt diese Relation bis 1977 steigende Tendenz. Im Jahre 1978 ging der Anteilswert leicht zurück; er belief sich auf etwa 58 %. Die Personalkosten haben also - zumindest bis über die Mitte der siebziger Jahre hinaus in immer stärkerem Maße die Ertragslage der Textilindustrie bestimmt, und 1
Vgl. Hesse (1969), S. 8 ff.; Uhlmann (1970), S. 14 f. Die Berechnungen wurden mit Hilfe des folgenden Regressionsansatzes durchgeführt: In χ = a + b In y + c In z. Dabei bedeuten: χ = Nettoproduktionsvolumen y = Arbeitsvolumen ζ = Reales Brutto-Anlagevermögen. Das konstante Glied gibt die Fortschrittsrate an. 3 Vgl. Kapitel VI. 2. d). 4 Umsatz abzüglich Waren- und Materialeinsatz zuzüglich sonstiger Erträge. 2
2. Ertragslage
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zwar auch im Vergleich zum Durchschnitt des verarbeitenden Gewerbes; dort belief sich die entsprechende Relation im Jahre 1978 auf gut 50 %. Die Abschreibungen auf Sachanlagen belasteten den Rohertrag seit 1972 immer weniger (vgl. Tabelle 56). Diese Entwicklung ist angesichts des raschen Anstiegs der Kapitalintensität und der Investitionsausgaben je Arbeitsplatz recht überraschend. Die Erklärung hierfür dürfte darin liegen, daß der Anstieg des Personalaufwands ein Ausmaß erreicht hat, das sich selbst durch überdurchschnittliche Automatisierungs- und Rationalisierungsanstrengungen nicht mehr kompensieren läßt. Wie hoch die Kapitalintensität in der Textilindustrie inzwischen ist, zeigt sich u.a. daran, daß im Zeitraum 1970/78 die Abschreibungen den Rohertrag mit 0,3 Prozentpunkte mehr belasteten als im Durchschnitt des verarbeitenden Gewerbes.
2. Ertragslage Der Markt für zahlreiche Erzeugnisse der Textilindustrie ist dadurch gekennzeichnet, daß einer Vielzahl von Anbietern eine ebensolche Vielfalt von Abnehmern gegenübersteht. Allerdings gewinnen auf der Handelsstufe die Großbetriebsformen zunehmend an Bedeutung, so daß sich die Textilindustrie immer mehr einem Nachfrageoligopol (neben dem polypolistisch strukturierte Abnehmerbereiche existieren) gegenübersieht. Berücksichtigt man noch, daß auf dem Textilmarkt der Bundesrepublik die Auslandskonkurrenz einen hohen Marktanteil erringen konnte, so folgt aus dieser Konstellation zwangsläufig ein verschärfter Preiswettbewerb. Die Erzeugerpreise der Textilindustrie sind im langjährigen Schnitt schwächer angestiegen als im Durchschnitt der verarbeitenden Industrie, und zwar sowohl im Inlands- als auch im Auslandsabsatz (vgl. Tabelle 57). Zwar sagt eine von Branche zu Branche unterschiedliche Preisentwicklung an sich noch nichts über die Intensität des Preiswettbewerbs aus, da die Preise — zumindest langfristig — auch von der Entwicklung der Kosten bestimmt werden. Es gibt jedoch Anzeichen dafür, daß die Wettbewerbskomponente in der Textilindustrie bei der Preisbüdung eine große Rolle spielt. Zum einen ist darauf hinzuweisen, daß sich seit Mitte der siebziger Jahre die Nachfrage auf dem deutschen Textilmarkt erheblich abgeschwächt hat; und zum anderen gibt es bei Textilien zahlreiche Märkte, die durch eine große Homogenität der angebotenen Güter gekennzeichnet sind. Hierzu zählen beispielsweise weite Bereiche des Heimund Haustextilienmarktes, des Marktes für Leibwäsche sowie des Garnmarktes. In diesen Bereichen war in den vergangenen Jahren der Anstieg der Erzeugerpreise geringer als im Branchendurchschnitt. Andererseits konnten Bereiche, die einen technisch anspruchsvollen Markt bedienen, wie beispielsweise die Hersteller von Filtertuch, ihre Preise relativ stark erhöhen.
112
V. Ökonomische Auswirkungen des Strukturwandels
Die Ertragslage der Textilindustrie wurde im vergangenen Jahrzehnt sowohl von der Kostenseite als auch von der Preisseite her tendenziell negativ beeinflußt. Besonders stark verschlechtert hat sich die Ertragslage in den konjunkturell ungünstigen Jahren 1973 bis 1975 (vgl. Tabelle 58). In diesen Jahren drückten die erheblichen Produktionsrückgänge (-0,2 %, -5,8 %, -3,1 %) auf die Kapazitätsauslastung und damit auf die Erträge. Die Erhöhung der Erzeugerpreise in den Jahren 1973 und 1974 (um 12,8 % bzw. 8,8 %), die nicht zuletzt durch die gestiegenen Rohstoffpreise bedingt war, konnte die Verschlechterung der Ertragslage nicht verhindern. Mit dem Rückgang der Erzeugerpreise im Jahre 1975 (um 3,1 %) setzte sich die Verschlechterung der Gewinnsituation fort. Zwar konnte im Jahre 1976 im Zuge des konjunkturellen Aufschwungs und dem damit verbundenen Preisanstieg eine Verbesserung der Ertragslage erzielt werden, die sich - mit einer Unterbrechung im Jahre 1977 - im Jahr 1978 weiter fortsetzte. Die Ertragslage der Textilindustrie blieb aber 1978 immer noch unter dem Niveau vom Anfang der siebziger Jahre. Wichtig erscheint jedoch, daß es der Textilindustrie im vergangenen Jahrzehnt gelungen ist, einen ähnlich steilen Abfall der Ertragslage wie in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre (vgl. Tabelle 58) zu vermeiden. Dies dürfte nicht zuletzt das Ergebnis einer erheblich forcierten Anpassungsstrategie gewesen sein. Im Vergleich zu anderen Industriebranchen ist jedoch die Ertragslage der Textilindustrie — gemessen sowohl am Rohertrag als auch am Umsatz — nach wie vor unterdurchschnittlich (vgl. Tabelle 58). Die Textilindustrie ist unter den großen Industriebranchen neben dem Stahl- und Leichtmetallbau und der NE-Metallerzeugung eine der ertragsschwächsten Branchen überhaupt. Diese generelle Aussage gilt allerdings nicht für sämtliche Bereiche des Textilgewerbes. Bei der Vielgestaltigkeit des Produktionsprozesses ist es wahrscheinlich, daß die Bandbreite der Ertragssituation relativ groß ist. Auch in der Untergliederung nach Unternehmensformen zeigen sich Unterschiede. Die in der Rechtsform eines Einzelkaufmanns firmierenden Unternehmen des Textilgewerbes, also z.B. Handwerksbetriebe und Kleingewerbebetriebe, waren im Jahre 1977 fast ebenso ertragsstark wie der Durchschnitt sämtlicher Einzelkaufleute im verarbeitenden Gewerbe (vgl. Tabelle 59). Demgegenüber war die Gewinnsituation bei den Personen- und insbesondere bei den Kapitalgesellschaften 5 des Textilgewerbes deutlich ungünstiger als bei den Einzelkaufleuten. In den meisten anderen Branchen des verarbeitenden Gewerbes ist es gerade umgekehrt: Dort sind die Kapitalgesellschaften am ertragsstärksten. Die relativ günstige Ertragslage der kleineren Unternehmen des Textilgewerbes ist eine Bestätigung für die bereits an früherer Stelle vertretene These, derzu5 Zu den Kapitalgesellschaften zählen Aktiengesellschaften (einschließlich Kommanditgesellschaften auf Aktien) sowie Gesellschaften mbH. Die Personengesellschaften umfassen Kommanditgesellschaften, auch jene in Form der GmbH, KG, sowie Offene Handelsgesellschaften.
2. Ertragslage
113
folge gerade diese Unternehmen verhältnismäßig gute Überlebenschancen besitzen6 . Die Analyse von Gesamt Produktivität, Kosten und Ertragslage hat gezeigt, daß es der Textilindustrie als Ganzes gesehen nicht immer gelungen ist, mittels einer Erhöhung der Gesamtproduktivität (in erster Linie über steigende Automatisierung) eine wesentliche Verbesserung der Ertragslage herbeizuführen. Dies könnte auch weniger über die Kostenseite als vielmehr über die Absatzseite geschehen, und zwar durch das Angebot neuartiger Produkte, die in preislicher Hinsicht wesentlich „interessanter" sind. Allerdings ist das innovatorische Potential der Textilindustrie in bezug auf grundlegend neue Produkte begrenzt.
6
Vgl. Kapitel IV. 2. b).
8 Breitenacher
VI. Strukturverschiebungen in der Textilindustrie 1. Entwicklungstendenzen in einzelnen Branchen und Produktgruppen Die Entwicklung von Produktion und Produktionsstruktur der Textilindustrie ist das Ergebnis des Zusammenwirkens der verschiedenen nachfrage- und angebotsbedingten Einflußfaktoren einerseits und der von der Textilindustrie ergriffenen Anpassungsmaßnahmen andererseits. In der Umsatzstruktur der Textilindustrie haben sich in den siebziger Jahren, betrachtet man die vier wichtigsten Bereiche 1, keine gravierenden Verschiebungen vollzogen. Während in den sechziger Jahren die Garnverarbeitung vor allem zulasten der Spinnstoffverarbeitung an Gewicht gewonnen hat, haben sich die Strukturanteile seit 1970 der Tendenz nach nur leicht verändert. Auch seit 1973/74, also seit dem Zeitpunkt, zu dem sich die Rahmenbedingungen für die Textilindustrie so grundlegend geändert haben, sind keine ins Auge springenden Strukturbrüche festzustellen (vgl. Tabelle 60). Die relative Konstanz der Umsatzstruktur der Textilindustrie ist dadurch bedingt, daß sich die Nachfragestruktur nach Textilien 2 in den siebziger Jahren nicht mehr - wie noch in den sechziger Jahren — zugunsten der Gewebe und Gewirke und zulasten der Gespinste verschoben hat. Dadurch konnte die Spinnstoffverarbeitung ihren Anteil am Umsatz halten. Dies liegt auch daran, daß dieser Bereich der Textilindustrie bei weitem keinem so starken direkten Importdruck ausgesetzt ist wie die übrigen Bereiche der Textilindustrie. Hinzu kommt, daß die Spinnstoffverarbeitung in einigen Branchen, so z.B. in der Baumwollindustrie, eng mit der Garn Verarbeitung verkoppelt ist und dementsprechend eine weitgehende Parallelentwicklung mit diesem Sektor aufweist. Lediglich die Entwicklung der Umsatzanteile von Spinnstoffaufbereitung und Textilveredelung deutet im Untersuchungszeitraum auf strukturelle Veränderungen hin. Die Spinnstoffaufbereitung konnte ihren Anteil bis 1976 leicht erhöhen. In der Folgezeit war jedoch ein abrupter Abfall festzustellen (vgl. Tabelle 60). Dieser Abfall erfolgte parallel zu einem Anteilsgewinn der Spinnstoffverarbeitung; offenbar kam es zu einer Verlagerung bestimmter Fertigungsschritte aus der Spinnstoffaufbereitung in die Spinnstoffverarbeitung. 1 2
Spinnstoffaufbereitung, Spinnstoffverarbeitung, Garnverarbeitung, Textüveredelung. Gemessen an der Struktur der Inlandsverfügbarkeit.
1. Entwicklungstendenzen in einzelnen Branchen und Produktgruppen
115
Der Anteil der Textilveredelung am Umsatz der gesamten Textilindustrie hat sich in den siebziger Jahren kontinuierlich erhöht. In dieser Entwicklung kommen nicht nur die steigenden Energiepreise, mit denen die Textilveredelung in hohem Maße belastet ist, zum Ausdruck, sondern auch die steigenden Ansprüche der Verbraucher an die Ausrüstung der Textilien. Insbesondere der Trend zur Freizeit-, Leger- und Sportbekleidung in Verbindung mit der Naturfaserwelle schaffte ein positives Wachstumsklima für die Textilveredelung. Der Standort in der Bundesrepublik ist für die Branche - trotz verschärfter Umweltschutzauflagen und hoher Energieintensität - nach wie vor günstig: Er erlaubt es, auf die jeweiligen Markttendenzen schnell und flexibel einzugehen. Die verschärften Umweltschutzauflagen haben also keinen entscheidenden Einfluß auf die Produktionsentwicklung der Branche ausgeübt. Die Unternehmen haben sich diesen Auflagen durch Entwicklung und Einsatz neuer Techniken angepaßt. Innerhalb der beiden wichtigsten Bereiche der Textilindustrie, nämlich der Spinnstoff- und Garnverarbeitung, haben sich teilweise recht unterschiedliche Entwicklungen vollzogen. Die gesamte Garnproduktion (gemessen in Tonnen) mußte in den siebziger Jahren nicht unerheblich eingeschränkt werden. Die größten Produktionseinbußen mußten dabei seit 1974 hingenommen werden (vgl. Tabelle 61). Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, daß eine Tendenz zu feineren und damit leichteren Garnen besteht. Einem besonders ausgeprägten Schrumpfungsprozeß unterlag die Herstellung von Bast- und Hartfasergarnen, was neben der zunehmenden Importkonkurrenz auf die Substitution durch andere Materialien (z.B. Kunststoffe, Papier, Chemiefasern) zurückzuführen ist. Die Baumwollspinnerei konnte in der ersten Hälfte der siebziger Jahre ihre Produktion und damit ihren Anteil am Umsatz der gesamten Textilindustrie erhöhen. In der Folgezeit mußte die Branche einen Rückgang der Produktion und des Umsatzanteils hinnehmen (vgl. Tabelle 60, 61 und 62). In dieser Entwicklung spiegelt sich der steile Anstieg der Importe wider, insbesondere jener von Baumwollgarnen. Die Importquote für Baumwollgarn belief sich 1972 auf rund 25 %, 1978 auf fast 40 %. Wegen der wachsenden Auslandskonkurrenz konnten die Hersteller von Baumwollgarnen nicht an der Mitte der siebziger Jahre einsetzenden Naturfaserwelle partizipieren. Von der Naturfaserwelle profitiert hat demgegenüber die Wollspinnerei, und zwar insbesondere die Kammgarnspinnerei. Nachdem die Produktion von Wollgarn im Jahre 1974 mit knapp 50 000 t ihren bisherigen niedrigsten Stand erreicht hatte, stieg sie im Verlaufe der konjunkturellen Erholung auf fast 60 000 t (1976) an; seitdem konnte sie dieses Produktionsniveau in etwa halten (vgl. Tabelle 61). Der Anteil der Wollgarne an der gesamten Produktion von Garnen hat sich daher seit 1975 laufend erhöht. Dabei spielte auch eine Rolle, daß der Importdruck bei Wollgarnen wesentlich geringer ist als bei 8*
116
VI. Strukturverschiebungen in der Textilindustrie
Baumwollgarnen (Importquoten 1978: 29 bzw. 38 %). Hinzu kommt, daß insbesondere die Kammgarnspinnereien große Anstrengungen unternahmen, die Produktion von rohweißen Stapelgarnen auf bunte, modische Garne umzustellen. Bei diesen Garnen ist nämlich der Preisdruck wegen geringerer Auslandskonkurrenz wesentlich schwächer als bei Stapelware. Nicht mehr zur Spinnstoffverarbeitung, sondern bereits zur Garnverarbeitung zählen die Herstellung texturierter Garne und handelsfertig aufgemachter Garne. Die Produktion texturierter Garne, die sowohl in Unternehmen der Textil- als auch der Chemiefaserindustrie erfolgt, zeigte in den siebziger Jahren wenig Dynamik 3 . Die Märkte für diese Garne sind in den vergangenen Jahren an gewisse Grenzen gestoßen, die eine weitere Expansion - noch in den sechziger Jahren erzielte dieses relativ neue Produkt große Zuwachsraten - verhindert. Die Herstellung handelsfertig aufgemachter Garne hat sich dagegen bis 1977 nahezu kontinuierlich erhöht (vgl. Tabelle 61). In dieser Entwicklung spiegelt sich die Tatsache wider, daß das Handarbeiten und Stricken zunehmend Freunde gefunden hat. In den Jahren 1978 und 1979 lag allerdings die Produktion wieder leicht unter dem Niveau von 1977. Innerhalb der gesamten Garnverarbeitung (also einschließlich handelsfertiger Aufmachung von Garnen und Zwirnerei/Texturiererei) hat in den siebziger Jahren die Maschenindustrie ihre Stellung als wichtigster Fachzweig behaupten können. Die Maschenindustrie entwickelte jedoch bei weitem nicht mehr die Dynamik wie in den sechziger Jahren, als ihr Umsatzanteil an der gesamten Textilindustrie von 16 % auf fast 23 % emporschnellte (vgl. Tabelle 60). An die Stelle der Maschenindustrie als dem dynamischsten Fachzweig trat in den siebziger Jahren die Heimtextilienindustrie, die ihren Umsatzanteil an der Textilindustrie um etwa 3 Prozentpunkte verbessern konnte. Strukturell rückläufig waren dagegen die Umsatzanteile der Seiden- und Samtindustrie sowie der Tuch- und Kleiderstoffindustrie. Dies ist vorwiegend auf den vermehrten Stoffeinkauf der Bekleidungsindustrie im Ausland sowie den zunehmenden Import von Bekleidung zurückzuführen. Zum Teil haben die genannten Sparten auch Marktanteüe an die Baumwollweberei verloren. Diese Sparte profitierte in den letzten Jahren nicht nur von der Jeanswelle und dem Trend zur Freizeitkleidung; sie ist darüber hinaus in den angestammten Bereich der Tuchweber und der Maschenindustrie eingedrungen. Daraus folgt, daß sich Branchenzugehörigkeit und Produktionsprogramm immer mehr überschneiden und daher die Umsatzentwicklung der einzelnen Branchen der Garnverarbeitung immer weniger über die Entwicklung der einzelnen Produkte aussagt. Die Branchenbetrachtung ist deshalb durch eine Darstellung der Entwicklungstendenzen in einzelnen Produktgruppen zu ergänzen. 3
In bezug auf die Produktion von texturierten Garnen (vgl. Tabelle 61) ist zu beachten, daß die Angaben ab 1973 die in der Chemiefaserindustrie hergestellten texturierten Garne enthalten.
1. Entwicklungstendenzen in einzelnen Branchen und Produktgruppen
117
Die Produktion von Geweben zeigt in den siebziger Jahren den für die gesamte Textilindustrie typischen Verlauf starker Produktionsschwankungen. Im Jahr 1979 lag die Produktion von Geweben — gemessen in Quadratmetern — um etwa 8 % unter dem Niveau des Jahres 1970 (vgl. Tabelle 63). Wichtigster Bereich der gesamten Gewebeproduktion ist nach wie vor die Herstellung von Fertiggeweben für Bekleidung. Der Anteil dieser Sparte an der gesamten Gewebeproduktion lag in den siebziger Jahren bei etwa einem Drittel (vgl. Tabelle 64). Innerhalb der Herstellung von Fertiggeweben für Bekleidung fällt besonders der ungünstige Produktionsverlauf bei Futterstoffen ins Auge. In dieser Entwicklung kommt die Tendenz zu ungefütterten Kleidungsstücken zum Ausdruck. Demgegenüber verzeichnete die Herstellung von Stoffen für Damen- und Mädchenbekleidung eine relativ günstige Entwicklung, was nicht zuletzt eine Folge davon ist, daß in diesem Bereich die Möglichkeiten, durch bestimmte Gestaltung der Erzeugnisse (Dessin, Farbe usw.) zusätzliche Nachfrage zu schaffen, besonders groß sind. Die Herstellung von Rohgeweben konnte ihren Anteil an der gesamten Gewebeproduktion in den siebziger Jahren behaupten (vgl. Tabelle 64). Dies ist insofern bemerkenswert, als es sich bei Rohgeweben im allgemeinen um ein undifferenziertes Stapelprodukt handelt, auf dessen Markt ein scharfer Wettbewerb aus Niedrigpreis- und Entwicklungsländern herrscht. Offenbar ist es den deutschen Herstellern nach dem erheblichen Produktionsrückgang in den sechziger Jahren gelungen, auf einem reduzierten Produktionsniveau konkurrenzfähig zu bleiben. Demgegenüber sahen sich die Hersteller von Haustextilien in den siebziger Jahren erheblichen Absatzschwierigkeiten gegenüber. Vor allem die Herstellung von Haus-, Bett- und Tischwäschestoff wurde durch eine stagnierende Nachfrage der privaten Haushalte negativ beeinflußt. Die steigenden Ansprüche an die Ausstattung von Wohn- und Geschäftshäusern spiegeln sich in den Produktionszahlen der Heimtextilienbranche wider. Bis zum Jahr 1973 befand sich die Branche in einer Phase starker Expansion. Seitdem haben die nachlassende Bautätigkeit, steigende Importe sowie eine zunehmende Marktsättigung leichte Produktionseinschränkungen erzwungen. Das Produktionsniveau im Jahr 1979 lag aber immer noch um 15 %über dem Niveau des Jahres 1970. Besonders starke Einbußen mußten die Produzenten von undichtem Vorhangstoff hinnehmen, während die Teppichindustrie ihr 1973 erreichtes Produktionsniveau weitgehend halten konnte. Obwohl in Geweben für technische und andere Zwecke hohe Aufwendungen für Forschung und Entwicklung stecken und demzufolge der Standort Bundesrepublik für die Herstellung derartiger Güter komparative Vorteile besitzt, konnte dieser Sektor der Gewebeproduktion im Zeitraum 1970/79 keine überdurchschnittlich günstige Entwicklung erzielen. Dies ist zum einen auf die rückläufige Produktion von Cord- und Wulstgewebe für Reifen zurückzuführen,
118
VI. Strukturverschiebungen in der Textilindustrie
zum anderen auf die Substitution technischer Gewebe durch Produkte aus anderen Rohstoffen. In den sechziger Jahren empfing die Maschenindustrie starke Impulse von den Fortschritten in der Wirk- und Stricktechnik. Dies gilt insbesondere für die Jersey-Technik. Zwischen 1960 und 1970 hat sich die Produktion von gewirktem und gestricktem Stoff stark erhöht; der Anteil dieser Erzeugnisse am Produktionswert der gesamten Maschenindustrie stieg von 2,6 % auf 20,5 % (vgl. Tabelle 65 und 66). Im Jahre 1972 kam die stürmische Produktionsentwicklung von gewirktem und gestricktem Stoff zum Stillstand. Ursächlich dafür waren nicht nur steigende Einfuhren von Jersey-Stoffen und Oberbekleidung aus Jersey, sondern auch modische Gründe. Obwohl sich die Maschenstoffe durch recht vorteilhafte Trageeigenschaften auszeichnen, mußten sie zum Teil wieder Marktanteile an die Webstoffe abtreten, und zwar deswegen, weil diese in bezug auf das Dessin ein wesentlich breiteres Angebotsspektrum abdecken können. Das Wachstum der Maschenindustrie wurde im Untersuchungszeitraum von Oberbekleidung und Leibwäsche getragen. Dabei schnitt die modisch wandlungsfähige Damenoberbekleidung am besten ab. In der Herren- und Knabenoberbekleidung ist dagegen der Durchbruch der Maschenstoffe immer noch nicht gelungen. Die Entwicklung der Herstellung von Strumpfwaren und Strumpfhosen war in den siebziger Jahren durch einen Schrumpfungsprozeß gekennzeichnet, nachdem noch in den sechziger Jahren eine stürmische Aufwärtsentwicklung zu verzeichnen war. Die Gründe hierfür liegen nicht nur in den rapide angestiegenen Importen; der Schrumpfungsprozeß ist auch modisch bedingt, und zwar wegen der zunehmenden Verbreitung der Damenhose.
2. Entwicklung des Arbeitseinsatzes Die Textilindustrie hat in der Vergangenheit zahlreiche Arbeitskräfte freigesetzt. Wie bereits gezeigt (vgl. Kapitel II. 2. b), waren es in den sechziger Jahren rund 120 000 Beschäftigte, in den siebziger Jahren fast 200 000 Beschäftigte. Besonders gravierend war der Beschäftigtenrückgang in den Jahren 1974 und 1975 mit je fast 40 000. In den letzten Jahren hat sich der Beschäftigtenrückgang sowohl absolut als auch relativ erheblich verlangsamt (vgl. Tabelle 2). Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, daß sich das gesamtwirtschaftliche Wachstum seit Mitte der siebziger Jahre ebenfalls verlangsamt hat, so daß das Problem, anderweitig Arbeitsplätze für die von der Textilindustrie freigesetzten Erwerbspersonen zu finden, größer geworden ist. Die Zahl jener Arbeitslosen, die zuletzt in der Textilindustrie beschäftigt waren, war in den vergangenen Jahren relativ hoch. Sie erreichte naturgemäß
2. Entwicklung des Arbeitseinsatzes
119
in den Jahren mit hoher Freisetzungsrate (1974 und 1975) ihren Höhepunkt. Damals kamen zwischen 2 und 3 % sämtlicher Arbeitsloser aus der Textilindustrie. Mit dem Rückgang der Zahl der von der Textilindustrie Freigesetzten und als arbeitslos gemeldeten Arbeitskräfte in den Jahren seit 1976 hat sich auch deren Anteil an den gesamten Arbeitslosen in der Bundesrepublik vermindert. Dieser Anteil lag jedoch mit 1,6 % (1979) über dem Anteil, welche die Textilindustrie an den Gesamtbeschäftigten hat (1,4 %). Im Verhältnis zu ihrer Beschäftigtenzahl bietet die Textilindustrie relativ wenige offene Stellen an; im Jahre 1979 belief sich der Anteil der Textilindustrie an der Gesamtzahl der angebotenen offenen Stellen auf 1,2 %. Ein ähnlich ungünstiges Bild zeigt die Arbeitslosigkeit im Textilsektor, wenn man sie an der Zahl jener Arbeitslosen mißt, die den Textilberufen zuzuordnen sind. Im Jahr 1979 betrug der Anteil der Arbeitslosen aus Textilberufen an den gesamten Arbeitslosen 0,8 %; demgegenüber wurden für diese Berufsgruppe nur 0,6 % sämtlicher offenen Stellen angeboten. Es stellt sich die Frage nach den Gründen für die relativ ungünstige Lage auf dem Arbeitsmarkt für Berufe der Textilindustrie. Zunächst ist darauf hinzuweisen, daß für Angehörige von Branchen, deren Beschäftigtenzahl sowohl absolut als auch in Relation zu anderen Branchen rückläufig ist, die Arbeitsmarktlage generell schwieriger ist als für Angehörige von Branchen mit stagnierender oder wachsender Beschäftigtenzahl. Im Falle der Textilindustrie kommen noch zwei Faktoren hinzu: Einerseits die starke regionale Konzentration der Branche und andererseits die niedrige Mobilität und Qualifikation der in der Textilindustrie Beschäftigten. Auf der Ebene der Bundesländer ist die Regionalstruktur der Textilindustrie zwar nahezu identisch mit derjenigen der gesamten Industrie 4 . Lediglich in zwei Ländern, nämlich in Baden-Württemberg und Bayern, ist die Textilindustrie mit einem relativ hohen Anteil an den Beschäftigten vertreten (vgl. Tabelle 67). Die Länderbetrachtung ist jedoch für die Analyse des Arbeitsmarktes zu grob. Innerhalb der einzelnen Bundesländer bestehen nämlich ausgeprägte regionale Schwerpunkte für die Textilindustrie. Im Jahr 1974 erreichten in folgenden Regionen die Beschäftigtenanteile der Textilindustrie an den dortigen Industriebeschäftigten ein Drittel und mehr: Grafschaft Bentheim im Regierungsbezirk Osnabrück, die Stadt Bocholt und die Landkreise Ahaus und Steinfurt im Regierungsbezirk Münster, die Stadt Fulda im Regierungsbezirk Kassel, der Landkreis Kusel im Regierungsbezirk Rheinhessen-Pfalz, der Zollernalbkreis im Regierungsbezirk 4 Im Jahr 1970 belief sich der Wert des Konformitätskoeffizienten der Textilindustrie auf 0,96 %. Der Konformitätskoeffizient hat einen Wertevorrat von 0 bis 1. Er wird 1 für den Fall, dalj die regionale Struktur der jeweiligen Branche mit der der Industrie insgesamt übereinstimmt. Vgl. Dicke u.a. (1976), S. 113.
VI. IStrukturverschiebungen in der Textilindustrie
120
Tübingen, die Städte Bayreuth und Hof sowie die Landkreise Hof und Kulmbach im Regierungsbezirk Oberfranken. Diese Regionen und darüber hinaus ein großer Teil der regionalen Schwerpunkte der Textilindustrie befinden sich vornehmlich im Zonenrandgebiet und in den Fördergebieten der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" 5 . Diese Gebiete sind durch eine einseitige Wirtschaftsstruktur und dadurch gekennzeichnet, daß in ihnen der Anteil jener Branchen besonders hoch ist, die unter strukturellem Anpassungsdruck leiden. Demzufolge ist in diesen Gebieten die strukturelle Arbeitslosigkeit relativ hoch. Die ungünstige Lage auf dem Arbeitsmarkt für Berufe der Textilindustrie ist auch durch die geringe Mobilität der in der Textilindustrie Beschäftigten bedingt; dabei ist zu unterscheiden zwischen regionaler und beruflicher Mobilität. Kommt es in der Textilindustrie zu Entlassungen, so haben vor allem die Frauen (die über 50 % der in der Textilindustrie Beschäftigten stellen) Schwierigkeiten, wieder geeignete Arbeitsplätze zu finden, da sie aus familiären Gründen im allgemeinen seßhafter sind als Männer. Demzufolge stellen die Frauen mit 76 % (1979) einen hohen Anteil an den Arbeitslosen aus Textilberufen. Aber auch aus beruflichen Gründen können die in der Textilindustrie Tätigen nur schwer wieder Beschäftigung finden. Dies ist zunächst dadurch bedingt, daß es nur wenige der Textilindustrie verwandte Branchen gibt, in denen ausgebildete Textilarbeiter ihre erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten nutzbringend anwenden können. Zu diesen Branchen zählt in erster Linie die Bekleidungsindustrie, die jedoch ihrerseits unter einem erheblichen Anpassungsdruck steht. Im Gegensatz zu den Textilarbeitern sind beispielsweise Elektriker und Schlosser wesentlich universeller einsetzbar. Auch der überdurchschnittlich hohe Anteil minder qualifizierter Beschäftigter in der Textilindustrie erschwert eine Wiedereingliederung entlassener Arbeitskräfte in den Arbeitsprozeß. Die Beschäftigungschancen unterdurchschnittlich qualifizierter Arbeitskräfte sind nämlich wesentlich geringer als von Fachkräften 6 . Auf das unterdurchschnittliche Qualifikationsniveau der in der Textilindustrie Beschäftigten weist nicht nur das relativ niedrige Ausbildungskapital hin (vgl. Tabelle 3), sondern auch die Struktur des Arbeitskräfteeinsatzes. In der Textilindustrie lag im Jahr 1974 der Anteil der Arbeiter (ohne Facharbeiter) an den Gesamtbeschäftigten bei fast 52 % (vgl. Tabelle 68); im Durchschnitt der Industrie belief sich der entsprechende Anteilssatz auf 42%. Die strukturelle Entwicklung des Arbeitskräftebedarfs der Textilindustrie wurde in den vergangenen Jahren vor allem von der technologischen Entwicklung und der Verlagerung der Produktion ins Ausland beeiflußt. Was den 5 6
Vgl. Dicke u.a. (1976), S. 114. Vgl. beispielsweise Sachverständigenrat (1979), S. 58 ff.
2. Entwicklung des Arbeitseinsatzes
121
letztgenannten Faktor betrifft, so wirkt er sich in einer Verringerung der Zahl jener Arbeitsplätze aus, die relativ niedrige Qualifikationsanforderungen an die Arbeitskraft stellen. Die Auswirkungen der technologischen Entwicklung auf die Qualifikationsstruktur der in der Textilindustrie Beschäftigten sind dagegen weniger eindeutig. Man geht im allgemeinen davon aus, daß das Anforderungsniveau beim Übergang von der (handwerklichen) Einzel- zur hochmechanisierten Massenfertigung (gegebenenfalls mit Teilautomatisierung) abnimmt, während sie beim Übergang von der Massenfertigung zur Prozeßfertigung (mit sehr hoher Automatisierung) wieder zunimmt. ,,Letzteres wird damit begründet, daß bei der Prozeßfertigung statt der sehr starken Arbeitsteilung in der hochmechanisierten Massenfertigung und der damit in der Regel verbundenen Dequalifizierung der Arbeitskraft eine differenzierte Überwachungs- und Kontrolltätigkeit an zum Teil komplizierten Schaltpulten überwiegt." 7 Die Textilindustrie befindet sich seit Mitte der siebziger Jahre im Übergang von der hochmechanisierten Massenfertigung zur Prozeßfertigung. Dementsprechend hat sich die Struktur der Arbeiter zugunsten der angelernten Arbeitskräfte und zulasten der ungelernten Kräfte verschoben (vgl. Tabelle 69). Bei den Angestellten ist eine deutliche Gewichtsverlagerung zu den höher qualifizierten Tätigkeiten festzustellen. Dies zeigt sich insbesondere bei den technischen Fach- und Führungskräften. Zwischen 1974 und 1979 ist die Zahl der Beschäftigten, die auf eine technische Fach- und Führungskraft fallen, erheblich zurückgegangen (vgl. Tabelle 70). Demgegenüber ist dieses Verhältnis im Zeitraum 1969 bis 1974 - der durch den Übergang zur Massenfertigung gekennzeichnet war — bei den graduierten Ingenieuren und Textiltechnikern gestiegen. Die Zahl der Beschäftigten je Meister ist dagegen schon in der ersten Hälfte der siebziger Jahre gefallen. Dies ist dadurch bedingt, daß die grundlegende Voraussetzung für eine erhöhte Mechanisierung ein verstärkter Einsatz von Meistern ist; sie haben nämlich in erster Linie für das reibungslose Funktionieren des Produktionsprozesses Sorge zu tragen. Es mag überraschen, daß sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt für Textilberufe so ungünstig darstellt. Im Jahr 1980 war nämlich die Produktionstätigkeit bei 11 % der Firmen der Textilindustrie durch Mangel an Arbeitskräften behindert; im Durchschnitt der verarbeitenden Industrie lag dieser Anteilssatz etwas niedriger. Im Jahr 1978 war der Mangel an Arbeitskräften in der Textilindustrie etwa ebenso stark spürbar wie im Durchschnitt der anderen Branchen, während von 1974 bis 1977 die Produktionstätigkeit der Textilindustrie relativ wenig durch Mangel an Arbeitskräften behindert war (vgl. Tabelle 71). Die zunehmende Schwierigkeit der Textilindustrie, geeignete Arbeitskräfte zu finden, dürfte 7
Vgl. Zink (1979), S. 6.
122
VI. Strukturverschiebungen in der Textilindustrie
in erster Linie darauf zurückzuführen sein, daß die Nachfrage nach und das Angebot von Arbeitskräften nicht immer übereinstimmen. Dies gilt vor allem für qualifizierte Fachkräfte, aber auch für die Besetzung von Frauenarbeitsplätzen. Da Frauen regional weniger mobil sind als Männer, sind die einzelnen Betriebe auf das Arbeitskräftereservoir am jeweiligen Ort, das im allgemeinen begrenzt ist, angewiesen. Hinzu kommt, daß für die Beschäftigung von Frauen eine Reihe gesetzlicher Einschränkungen gilt (z.B. Verbot der Nachtarbeit). Die Textilindustrie war in den vergangenen Jahren verstärkt darum bemüht, sich einen Stamm von fähigen Fachkräften heranzubilden. Zwischen 1974 und 1979 ist es gelungen, die Zahl der besetzten Ausbildungsplätze von 2 012 auf 4 207 zu erhöhen.
VII. Die deutsche Textilindustrie im internationalen Vergleich Die deutsche Textilindustrie ist, wie an mehreren Stellen dieser Untersuchung gezeigt, tief in die internationale Arbeitsteilung eingebettet. Im Vergleich zur Textilindustrie in den meisten anderen Mitgliedsländern der Europäischen Gemeinschaft, in den USA und in Japan sowie insbesondere in einigen Schwellenländern sieht sie sich einem starken direkten und indirekten Importdruck (letzterer resultiert aus der Einfuhr von Bekleidung) ausgesetzt. Die Relation „Export zu Import" (vgl. Tabelle 72) quantifiziert diese Aussage. Die Erfolgsträchtigkeit der von der deutschen Textilindustrie ergriffenen Maßnahmen zur Anpassung an die veränderten Rahmenbedingungen ist daher nicht nur im intersektoralen Vergleich zu messen (wie in den Kapiteln IV. und V. geschehen), sondern sie ist auch einem internationalen Vergleich zu unterziehen. Dabei wird zunächst auf die Entwicklung der Produktivität und der Lohnstückkosten eingegangen, also auf Kennziffern, die das Ergebnis der gewählten Anpassungsstrategien darstellen. Anschließend wird dargestellt, wie sich die Anpassungsmaßnahmen auf Produktion, Beschäftigte und Zahl der Unternehmen ausgewirkt haben. An dieser Stelle sei besonders darauf hingewiesen, daß ein internationaler Vergleich stets mit erheblichen Problemen und Schwierigkeiten verbunden ist. Unterschiedliche Abgrenzungs-, Erfassungs- und Berechnungsmethoden lassen es geraten erscheinen, die vorgelegten statistischen Daten lediglich als mehr oder weniger plausible Größenordnungen zu betrachten. Dies gilt vor allem für den Index der Nettoproduktion, der seinerseits wiederum in die Produktivität und die Lohnstückkosten eingeht. 1. Entwicklung der Produktivität und der Lohnstückkosten Bedingt durch eine relativ liberale Importpolitik und einen erheblichen Anstieg der Lohnkosten war die deutsche Textilindustrie frühzeitig gezwungen, die sich bietenden Produktivitätsfortschritte möglichst voll auszuschöpfen. Schon in den sechziger Jahren konnte sie ein Wachstum der Beschäftigtenproduktivität erzielen, das höher lag als in der Textilindustrie wichtiger Konkurrenzländer, wie beispielsweise Frankreichs, des Vereinigten Königreichs und der USA (vgl. Tabelle 73). Lediglich der Textilindustrie Japans und einiger kleinerer Länder gelang es, den Output je Beschäftigten stärker zu erhöhen. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, daß die japanische Textilindustrie von einem
124
VII. Die deutsche Textilindustrie im internationalen Vergleich
relativ niedrigen Produktivitätsniveau ausging; die Textilindustrie kleinerer Länder, wie z.B. jene der Niederlande, Islands und Dänemarks ist traditionell einem starken internationalen Wettbewerb ausgesetzt, und zwar deswegen, weil die differenzierte Nachfrage nach Textilien in solchen Ländern, deren Märkte relativ klein sind, durch die beschränkte Produktpalette der inländischen Produzenten nicht gedeckt werden kann. Anfang der siebziger Jahre hat sich der Produktivitätsfortschritt in den Textilindustrien der wichtigsten westlichen Industrieländer - mit wenigen Ausnahmen — beschleunigt. Die Textilindustrie der Bundesrepublik konnte jedoch den Abstand gegenüber den größeren Ländern weiter halten; im Vergleich zu Japan konnte sogar - anders als in den sechziger Jahren - die Produktivität stärker erhöht werden. Die generelle Beschleunigung des Produktivitätsfortschritts Anfang der siebziger Jahre hatte zum einen ihre Ursache darin, daß die textiltechnologischen Innovationen der sechziger Jahre zunehmend in der Textilindustrie Eingang fanden. Zum anderen spielte die damalige Einschätzung der Zukunftschancen der Textilindustrie in den Industrieländern eine Rolle. Man ging davon aus, daß diese in der Massenfertigung weniger Qualitätsstufen lägen. Dementsprechend wurden in diesen Jahren erhebliche Erweiterungsinvestitionen getätigt. Diese konnten zunächst aufgrund einer günstigen konjunkturellen Entwicklung der Produktion relativ gut ausgelastet werden, was ebenfalls die Realisierung hoher Produktivitätsfortschritte begünstigte. Nachdem sich jedoch im Gefolge der ersten weltweiten Ölkrise das Wachstum der Nachfrage nach Textilien erheblich verlangsamte bzw. in einigen Ländern in Stagnation überging, und zudem die Entwicklungsländer mit ihrem Textilangebot immer stärker auf die Märkte der Industrieländer drängten, zeigten sich zunehmend die Grenzen der als zukunftsweisend angesehenen Strategie der Massenfertigung. Die Folge dieser veränderten Datenkonstellation war ein erheblicher Abfall des Produktivitätsfortschritts in der Textilindustrie fast aller Industrieländer im Zeitraum 1973 bis 1978 (vgl. Tabelle 73). Obwohl auch die deutsche Textilindustrie von dieser generellen Entwicklung nicht verschont blieb, ist es ihr doch gelungen, die Verlangsamung des Produktivitätsfortschritts in relativ engen Grenzen zu halten; im Zeitraum 1973 bis 1978 nahm sie - gemessen an der Fortschrittsrate - eine Spitzenposition im internationalen Vergleich ein. Diese relativ günstige Position der deutschen Textilindustrie ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, daß sie sich zu Anfang der siebziger Jahre weniger ausschließlich - als die Textilindustrie einiger anderer Länder - auf die Strategie der Massenfertigung verlegt hatte. Vielmehr war die deutsche Textilindustrie schon seit jeher durch eine Vielzahl auch kleinerer und mittlerer Unternehmen gekennzeichnet, denen es dann bei veränderten Marktbedingungen leichter fiel, einen differenzierter gewordenen Markt zu bedienen. Dabei
1. Entwicklung der Produktivität und der Lohnstückkosten
125
standen auch diese Unternehmen unter einem erheblichen Anpassungszwang, der zu einem großen Teil seine Ursache in der beträchtlichen Aufwertung der D-Mark seit 1973 hatte. Hohe Rationalisierungsanstrengungen und damit hohe Produktivitätsfortschritte waren die Folge. Die relativ günstige Textilindustrie wirkte Lohnstückkosten aus. in Landeswährung) in (vgl. Tabelle 74).
Entwicklung der Arbeitsproduktivität in der deutschen sich in einem verhältnismäßig geringen Anstieg der In anderen Industrieländern haben diese (ausgedrückt den siebziger Jahren wesentlich stärker zugenommen
Besonders ausgeprägt war der entsprechende Anstieg in der Textilindustrie des Vereinigten Königreichs, die — wie gezeigt — nur geringe Produktivitätsfortschritte realisieren konnte. Aber auch die japanische Textilindustrie war mit rasch steigenden Lohnstückkosten belastet, vor allem bedingt durch ein sich stark erhöhendes Lohnniveau. Dieses Bild wird allerdings durch die Wechselkursverschiebungen erheblich verändert. Die kräftige Aufwertung der D-Mark hat dazu geführt, daß die Textilindustrie der Bundesrepublik trotz eines relativ schwachen Anstiegs der Arbeitskosten je Produkteinheit im Vergleich mit dem Textilsektor anderer Industrieländer einen mittleren Rang einnimmt (vgl. Tabelle 74, Lohnstückkosten in US-$). Die Textilindustrie von Ländern mit stärkerem Lohnkostendruck, wie Italien, Schweden und die USA, haben aufgrund der Abwertung ihrer Währungen Vorteile erlangen können; auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Textilindustrie des Vereinigten Königreichs profitierte von der Abwertung des britischen Pfund. Demgegenüber verlief der Lohnstückkostenanstieg in der Textilindustrie Japans wechselkursbereinigt wesentlich steiler als derjenige in der Bundesrepublik, bedingt durch den steigenden Yen-Kurs. Die Position der deutschen Textilindustrie im internationalen Preiswettbewerb kann man anhand des Preisgefälles zum Ausland messen. Im Laufe der siebziger Jahre entstand insbesondere gegenüber Italien und Großbritannien ein erhebliches Preisgefälle (vgl. Tabelle 75, Preisrelation zur Bundesrepublik). Aber auch in den übrigen EG-Ländern stieg das Preisniveau im Textilsektor stärker als in der Bundesrepublik. Eine relativ geringe Abweichung gegenüber der Bundesrepublik zeigte die Entwicklung des Preisniveaus in den USA. Berücksichtigt man jedoch die Entwicklung der Wechselkurse, dann ergibt sich eine erhebliche Verschlechterung für die Position der deutschen Textilindustrie im internationalen Preiswettbewerb gegenüber den USA. Diese Verschlechterung vollzog sich im wesentlichen in zwei Etappen: Zunächst im Jahre 1973 mit dem Übergang zu flexiblen Wechselkursen und - nach einer zwischenzeitlichen Verbesserung der Wettbewerbssituation — mit Beginn des Dollarsturzes Ende des Jahres 1977 (vgl. Tabelle 75). Gegenüber den anderen Ländern war die Verschlechterung der Preisposition weniger gravierend; gegenüber Belgien und den Niederlanden konnte sie sogar leicht verbessert werden.
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VII. Die deutsche Textilindustrie im internationalen Vergleich
2. Entwicklung von Produktion, Beschäftigten und Zahl der Unternehmen Der - im internationalen Vergleich - überdurchschnittliche Anstieg der Produktivität der deutschen Textilindustrie war in erster Linie eine Folge des auf dem deutschen Textilmarkt herrschenden scharfen Wettbewerbs. Dieser zwang die Unternehmen einerseits, die wirtschaftlichsten Produktionsverfahren anzuwenden, andererseits erlaubte er es nicht, überkommene Produktionsstrukturen über längere Zeiträume zu konservieren 1. Hinzu kam, daß der Staat in der Bundesrepublik diesen Strukturwandel - abgesehen von wenigen Ausnahmen - nicht durch staatliche Stützungsmaßnahmen behinderte. Demgegenüber erfuhr in einer Reihe anderer Industrieländer die Textilindustrie eine besondere staatliche Förderung. In der Bundesrepublik wurde im Zeitraum 1970/78 die Produktion von Maschenware, deren Fertigungsprozeß relativ arbeitsintensiv ist und für die deswegen die Standortbedingungen in einem Hochlohnland nicht günstig sind, je nach Warengruppe mehr oder weniger stark eingeschränkt (vgl. Tabelle 76). Auch in der Textilindustrie anderer Industrieländer, wie z.B. in der belgischen, schwedischen, US-amerikanischen sowie in der japanischen Textilindustrie war der diesbezügliche Anpassungsprozeß sehr ausgeprägt. Demgegenüber hat die Erzeugung von Maschenwaren im Durchschnitt der siebziger Jahre in Frankreich, Großbritannien und vor allem in Italien zugenommen. In Italien erfolgt die Erzeugung von Maschenware überwiegend in kleinen und kleinsten Betriebseinheiten, die vielfach Familienangehörige beschäftigen und dementsprechend ein relativ preisgünstiges Angebot auf den Markt bringen können. Bei der Herstellung von Geweben schnitt die deutsche Textilindustrie in den siebziger Jahren im internationalen Maßstab relativ günstig ab. Während sich die Produktion in der Bundesrepublik jahresdurchschnittlich um 1,6 % verminderte, belief sich die Schrumpfungsrate in der gesamten Europäischen Gemeinschaft auf 2 %. Auch im Garnsektor konnte die deutsche Textilindustrie den Schrumpfungsprozeß in relativ engen Grenzen halten. Einer Schrumpfungsrate von 0,9 % steht hier eine entsprechende Rate von 1,5 % in der gesamten Europäischen Gemeinschaft gegenüber. Bedingt durch den intensiven Anpassungsprozeß hat die Zahl der Beschäftigten in der deutschen Textilindustrie in den siebziger Jahren erheblich abgenommen. Zwischen 1973 und 1978 gingen etwa 113 000 Arbeitsplätze verloren, was einer jahresdurchschnittlichen Abnahme um 22 500 entspricht. Damit hat die deutsche Textilindustrie innerhalb der Europäischen Gemeinschaft die höchste Zahl von Arbeitskräften freigesetzt (vgl. Tabelle 77). Prozen1 Kurz- und mittelfristig war auch in der Textilindustrie der Bundesrepublik sehr wohl ein Festhalten an überkommenen Produktionsstrukturen zu beobachten. Vgl. hierzu Kapitel IV. 2. a).
2. Entwicklung von Produktion, Beschäftigten und Zahl der Unternehmen
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tual betrachtet war allerdings der Verlust an Arbeitsplätzen in Dänemark, in den Niederlanden und in Belgien mit jahresdurchschnittlich 8 bis 10 % wesentlich höher als in der Bundesrepublik (knapp 6 %). Versucht man, den Rückgang der Zahl der Beschäftigten auf die Komponenten „Veränderung der Produktivität" und „Veränderung der Produktion" aufzuteilen, so zeigt sich, daß in der deutschen Textilindustrie im Zeitraum 1973/78 der Produktivitätsanstieg über 90 % des Rückgangs der Zahl der Beschäftigten erklären kann. Mit Ausnahme der dänischen Textilindustrie war in allen Mitgliedsländern der Europäischen Gemeinschaft sowie in den USA und in Japan der Erklärungsanteil der Produktivität geringer, z.T. sogar erheblich (vgl. Tabelle 78). Die Beschäftigung im Textilsektor der Europäischen Gemeinschaft ist zwar tendenziell nach unten gerichtet. Es hat jedoch den Anschein, daß sich der Rückgang in jüngster Zeit im Vergleich zu früheren Jahren nicht mehr beschleunigt, in einigen Ländern sogar verlangsamt hat. Diese Aussage gilt nicht zuletzt für die Textilindustrie in der Bundesrepublik: Im Jahre 1979 wurden nur noch 9 000 Beschäftigte freigesetzt (gegenüber 22 500 im Durchschnitt der Jahre 1973 bis 1978), im Jahre 1980 waren es rund 6 000 Beschäftigte. Diese Verlangsamung im Rückgang der Zahl der Beschäftigten war jedoch teilweise durch eine gute Textilkonjunktur bedingt. Die Freisetzung von Arbeitskräften in der Textilindustrie wirft daher nach wie vor erhebliche Arbeitsmarktprobleme auf. Dies um so mehr, als der Textilsektor sowohl beschäftigungs- als auch regionalpolitisch von großer Bedeutung ist: So beschäftigt die Textilindustrie der Europäischen Gemeinschaft etwa 9,5 % der Arbeitskräfte der verarbeitenden Industrie und 30 % aller weiblichen Arbeitskräfte, wobei sie zudem in einer begrenzten Anzahl von Gebieten der Gemeinschaft konzentriert ist 2 . Parallel zum Rückgang der Beschäftigten vollzog sich in der Textilindustrie eine Reduzierung der Zahl der Unternehmen. Innerhalb der Europäischen Gemeinschaft schieden in Frankreich und in der Bundesrepublik die meisten Unternehmen aus dem Marktgeschehen aus (vgl. Tabelle 79). Prozentual gesehen war der diesbezügliche Anpassungsprozeß vor allem in Belgien und in Irland am intensivsten. Wie bereits erwähnt, ist der Konzentrationsgrad der deutschen Textilindustrie im internationalen Vergleich relativ niedrig. Im Jahre 1978 entfiel auf die zehn größten Unternehmen nur ein Anteil von etwa einem Sechstel an den Gesamtbeschäftigten. Unter den Textilindustrien der großen Industrieländer sind lediglich jene in Frankreich und Italien ähnlich strukturiert. In Italien ist sogar das Gewicht der kleinen und mittleren Unternehmen noch größer; dort kommen die zehn größten Unternehmen nur auf einen Anteil von rund einem Achtel. Demgegenüber ist die Textilindustrie Großbritanniens, die vor allem 2
Vgl. Europäische Gemeinschaften (1980, a), S. 15 f.
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VII. Die deutsche Textilindustrie im internationalen Vergleich
gegen Ende der siebziger Jahre zahlreiche Arbeitskräfte freisetzen mußte, hoch konzentriert; die zehn größten Unternehmen beschäftigen dort zwei Drittel aller in der Textilindustrie tätigen Arbeitskräfte. In der Textilindustrie der USA beträgt das entsprechende Konzentrationsmaß etwa ein Viertel.
Vili. Entwicklungsperspektiven für die Textilindustrie Eingangs dieser Untersuchung wurde die Frage gestellt, ob sich die deutsche Textilindustrie in einer Strukturkrise befindet. Diese Frage kann aufgrund der durchgeführten Untersuchungen nicht mit einem eindeutigen Ja oder Nein beantwortet werden. Es sprechen sowohl theoretische Überlegungen als auch empirisch beobachtete Symptome für und gegen eine Strukturkrise. Bei den theoretischen Überlegungen zu den Standortvor- und -nachteilen der deutschen Textilindustrie hat die Faktorausstattungs-Hypothese große Bedeutung erlangt. Die Grundaussage dieser Hypothese läuft darauf hinaus, daß ein Land bei jenen Gütern besonders wettbewerbsfähig ist, bei deren Produktion es die im Land relativ reichlich vorhandenen Produktionsfaktoren besonders intensiv nutzen kann. In ihrer erweiterten Form berücksichtigt die Faktorausstattungs-Hypothese die drei Faktoren ungelernte Arbeit, Ausbildungskapital und Sachkapital. Da die Textilindustrie mit einer gegebenen Investitionssumme überdurchschnittlich viel Arbeitsplätze für weniger qualifizierte Arbeitskräfte zur Verfügung stellt, wird geschlossen, daß jene Länder, die über ein großes Reservoir wenig qualifizierter Arbeitskräfte verfügen (z.B. Entwicklungsländer), bei der Herstellung von Textilien Standortvorteile haben. Umgekehrt hätte die Bundesrepublik bei der Herstellung von Textilien Standortnachteile, die insbesondere darin zum Ausdruck kommen, daß die deutsche Textilindustrie Lohnkosten je Arbeiterstunde zu tragen hat, die bis zu zehnmal höher sind als in Entwicklungsländern. Für diese Schlußfolgerung scheint zu sprechen, daß die Einfuhr von Textilien in die Bundesrepublik relativ hoch ist (Importquote 1979: 46 %) und die deutsche Textilindustrie in den vergangenen Jahren einem erheblichen Schrumpfungsprozeß, gemessen an der Zahl der Betriebe, Unternehmen und Beschäftigten, unterlag. Symptome für eine Strukturkrise sieht man insbesondere darin, daß die Insolvenzen in der Textilindustrie relativ hoch waren und daß der Rückgang der Zahl der Beschäftigten auf einigen lokalen Arbeitsmärkten erhebliche Probleme aufwarf. Es ist zweifelhaft, ob aus den auf der Faktorausstattungs-Hypothese basierenden Überlegungen und den empirisch feststellbaren Symptomen auf gravierende Standortnachteile und damit auf eine Strukturkrise in der deutschen Textilindustrie geschlossen werden darf. Die Faktorausstattungs-Hypothese berücksichtigt nämlich selbst in ihrer erweiterten Form nicht alle relevanten Parameter, um generelle Aussagen über Standortvor- oder -nachteile einer Branche oder eines Landes zu rechtfertigen. Neben den drei genannten Fakto9 Breitenacher
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VIII. Entwicklungsperspektiven für die Textilindustrie
ren gibt es noch eine Vielzahl weiterer, die einen Einfluß auf die Wettbewerbsfähigkeit ausüben. Dazu zählen beispielsweise1 : (1) Das Wirtschaftsklima im allgemeinen und seine voraussichtliche Entwicklung; (2) das Ausmaß von Genehmigungsvorschriften und die Effizienz der Verwaltungsorgane ; (3) Umfang und Intensität von Normen betreffend den Umweltschutz; (4) Höhe und zeitliche Entwicklung der übrigen Kostengrößen (also außer den Arbeitskosten), so insbesondere Rohstoff-, Infrastruktur-, Energieund Kommunikationskosten; (5) die Produktivität des Faktors Arbeit; (6) die Sicherheit der Transportwege (Streikgefahr) und die Nähe zum Absatzmarkt; (7) die Einbindung in bereits vorhandene vor- und nachgelagerte Branchen. Vielfach wird behauptet, daß in den vergangenen Jahren die Faktoren (1) bis (4) dahingehend wirkten, daß der Standort Bundesrepublik zunehmend an Attraktivität verlor. Wie die Untersuchung gezeigt hat, war dies nur vereinzelt der Fall. Negativ zu Buche geschlagen hat in den Augen der Textilindustrie der Einfluß gesellschaftspolitischer Vorhaben im Inland. Dagegen spielten verstärkte Umweltschutzauflagen im Inland als Grund für die Verlagerung von Textilbetrieben ins Ausland kaum eine Rolle. Was die Höhe und Entwicklung der übrigen Kostengrößen betrifft, so dürfte die deutsche Textilindustrie teüweise mit höheren Rohstoff- und Energiekosten als die wichtigsten Konkurrenten, insbesondere die USA, belastet sein; in bezug auf die Infrastruktur- und Kommunikationskosten hat die deutsche Textilindustrie dagegen Standortvorteile . Die Faktoren (5) bis (7) schlagen bei einer Standortbeurteilung der deutschen Textilindustrie positiv zu Buche. Die deutsche Textilindustrie ist aufgrund ihrer engen Verbindungen zur Textilmaschinenindustrie in der Lage, neue Produktionsverfahren mit einem zeitlichen Vorsprung vor der Auslandskonkurrenz einzusetzen. Dies erlaubt es ihr, hinsichtlich der Arbeitsproduktivität eine Spitzenstellung zu halten. Ein leistungsfähiger Distributionssektor und insbesondere die Nähe zum Absatzmarkt ermöglichen es der deutschen Textilindustrie, auf Änderungen in den Verbraucherwünschen schnell zu reagieren. Diese Faktoren werden in der Theorie mit der Produktzyklus-Hypothese und dem sogenannten Sortimentseffekt eingefangen. Die ProduktzyklusHypothese geht von dem Reifegrad eines Produkts aus. Gestaltung und Einführung eines neuen Produkts erfordern ein hohes Maß an qualifizierter Arbeit und an Kapital, also hohen Forschungs- und Entwicklungsaufwand. Mit zunehmender Verbreitung des Produkts standardisieren sich Produktbeschaffenheit und Produktionstechnik, Produkt und Technologie werden in einem Imita1
Vgl. Neu (1978), S. 15 f.
VIII. Entwicklungsperspektiven für die Textilindustrie
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tionswettbewerb international verbreitet. Textilien durchlaufen generell einen derartigen Produktzyklus. Dies gilt nicht nur für sogenannte technische Textilien, deren Entwicklung ein hohes Maß an Know-how erfordert. Auch Bekleidungstextilien unterliegen einem solchen Zyklus; hier ist es nicht die Kreierung völlig neuartiger Produkte wie im technischen Bereich, sondern Mode und Design. Wie die Untersuchung gezeigt hat, ist zwar der eigentliche Forschungsaufwand der deutschen Textilindustrie relativ niedrig; die Branche gibt jedoch erhebliche Beträge für die Erstellung neuer Kollektionen aus. Der zunehmende Einsatz technischer Fach- und Führungskräfte weist darauf hin, daß sich die deutsche Textilindustrie zunehmend auf know-how-intensive Tätigkeitsbereiche konzentriert, während die einfacheren Tätigkeiten an Bedeutung verlieren und ins Ausland verlagert werden. Der sogenannte Sortimentseffekt setzt an der Tatsache an, daß die gesamte Abdeckung einer Produktpalette durch inländische Anbieter unwirtschaftlich wäre und demzufolge das Auslandsangebot das inländische Sortiment abrundet. Hierunter fällt auch die Produktdifferenzierung aufgrund persönlicher Präferenzen. Die deutsche Textilindustrie konnte in den vergangenen Jahren wegen des Sortimentseffekts erhebliche Exporterfolge erzielen. Es konnte gezeigt werden, daß ein Großteil der Exporte der Textilindustrie auf den intraindustriellen Warenaustausch mit anderen Industrieländern entfällt. Sowohl theoretische Überlegungen als auch der empirische Befund sprechen dafür, daß der Standort Bundesrepublik für die deutsche Textilindustrie nicht nur Nachteile (insbesondere bei den Arbeitskosten), sondern auch Vorteile bietet. Die Unternehmen der deutschen Textilindustrie haben in der Vergangenheit versucht, durch eine entsprechende Strategie den speziellen Standortvorteil der Bundesrepublik zu verteidigen. Im Großen und Ganzen ist dies den Unternehmen auch gelungen. Die Anpassung war vielfach mit der Aufgabe bestimmter Produktionsbereiche und/oder deren Verlagerung ins Ausland verbunden. Daraus - und aus der Anpassungsstrategie Rationalisierung - resultierte ein zeitweise nicht unerheblicher Rückgang der Beschäftigten. Ein Teil der Unternehmen der Textilindustrie konnten jedoch die notwendigen Strukturanpassungsmaßnahmen nicht bewältigen. Dies führte dann in einigen Regionen zu erheblichen Arbeitsmarktproblemen. Daraus kann jedoch nicht auf eine generelle Strukturkrise der Textilindustrie geschlossen werden. Es hat sich nämlich gezeigt, daß die Firmenzusammenbrüche nicht in erster Linie branchentypische Gründe hatten, vielmehr überwiegend durch Managementfehler bedingt waren, dJi. vor allem durch falsche Anpassungsstrategien. Derartige falsche Anpassungsstrategien waren in erster Linie die Errichtung zu großer Kapazitäten infolge zu optimistischer Einschätzung der Nachfrageentwicklung. Für die These, daß sich die deutsche Textilindustrie nicht generell in einer Strukturkrise befindet, spricht auch die Tatsache, daß sich die Produktions9*
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VIII. Entwicklungsperspektiven für die Textilindustrie
struktur der Textilindustrie im vergangenen Jahrzehnt nicht grundlegend geändert hat. Abrupte Produktionsverschiebungen waren relativ selten und vollzogen sich mehr innerhalb als zwischen den großen Produktionsbereichen. Man kann diesen Sachverhalt auch dahingehend deuten, daß es in der Textilindustrie zunehmend weniger Branchenkonjunkturen und zunehmend mehr Firmenkonjunkturen gibt. In einer derartigen Konstellation haben es die Firmen in erster Linie selbst in der Hand, über ihre Stellung am Markt zu entscheiden. Wie stellen sich nun die Zukunftschancen der deutschen Textilindustrie dar? Wird die Bundesrepublik auch morgen noch ein textiler Standort sein oder wird dieser den Niedriglohnländern geopfert werden? Generell kann man davon ausgehen, daß es keine einzige Branche gibt, die aufgrund der Konkurrenz aus Niedriglohnländern ganz aufgegeben werden müßte. Die entscheidenden Gründen hierfür sind folgende 2 : (1) Vorläufig gibt es innerhalb einer jeden Branche Produkte, die die Niedriglohnländer von ihrer Faktorausstattung her gesehen gar nicht produzieren können. Dies sind in der Textilindustrie hochwertige und modische Produkte, für deren Herstellung „highsküls" und „specialskills" erforderlich sind. Der Standort Bundesrepublik kann der deutschen Textilindustrie - wie gezeigt - diese Produktionsfaktoren zur Verfügung stellen. (2) Wenn die Niedriglohnländer diese Produkte von der Faktorausstattung her gesehen produzieren könnten, dann ist anfangs auch ihre Arbeitsproduktivität noch sehr niedrig - und nicht nur ihr Lohnniveau —, so daß sie bei der Preiskonkurrenz zunächst nicht überlegen sind. (3) Wenn ihre Arbeitsproduktivität steigt, so könnten sie „gefährlich" werden, wenn nicht ihre Löhne und Gehälter auch steigen. Das aber dürfte der Fall sein. Die Kernthese der hier dargelegten Argumentation lautet also: Wenn die Niedriglohnländer oder einzelne Niedriglohnländer so weit industrialisiert sind, daß sie auch die letzten Produktionsreservate einzelner Branchen „stürmen" könnten, dann wird auch ihr Lohnniveau so weit gestiegen sein, daß sie keine besonderen Kostenvorteile mehr haben. Vorläufig und zumindest in den nächsten zehn Jahren wird es so sein, daß in jeder Branche einzelne Produktgruppen immer wieder Konkurrenz aus Niedriglohnländern zu spüren bekommen. Dies bedeutet, daß auch in Zukunft in der Bundesrepublik mit einem weiteren Wachstum der Importe von Textilien zu rechnen ist. Daran wird auch das Welt-Textilabkommen nichts ändern. Dieses Abkommen, das nur gut 25 % der Textilimporte umfaßt, ist ja nicht auf eine Reduzierung oder ein Einfrieren der Importe ausgerichtet, sondern auf ein „kontrolliertes" Wachstum der Importe. Im ersten Jahr der Geltungsperiode des neuen Welt-Textilabkommens, also 1978, sind die (mengenmäßigen) Einfuhren aus den Abkommensländern zwar nur um 5 % gegenüber 1977 2
Vgl. Braun (1979), S. 61 f.
VIII. Entwicklungsperspektiven für die Textilindustrie
gestiegen. Im Jahre 1979 hat sich jedoch die Wachstumsrate der entsprechenden Importe auf 12 % erhöht, 1980 dürfte die Wachstumsrate in der Größenordnung von 7 % gelegen haben. Für einen weiteren Anstieg der Importe in den achtziger Jahren sprechen u.a. auch folgende Argumente: - Die Europäische Gemeinschaft dürfte auch weiterhin den Entwicklungsländern Zollpräferenzen gewähren, und zwar nicht nur den am Anfang der Industrialisierung stehenden Entwicklungsländern, sondern auch den Entwicklungsländern mit einem schnell zunehmenden Industrialisierungsgrad (Schwellenländer) 3. Die Textilunternehmen der zuletzt genannten länder führen intensive Markterschließungsmaßnahmen in den Industrieländern durch, teilweise mit staatlicher Unterstützung. - Die Erweiterung der Europäischen Gemeinschaft durch den Beitritt Griechenlands, Spaniens und Portugals wird für den deutschen Textilmarkt erhebliche Belastungen mit sich bringen. - Der Konkurrenzdruck wird jedoch nicht nur aus Entwicklungs- und Schwellenländern wachsen, sondern auch aus hochindustrialisierten Ländern. So kündigt sich für die nächsten Jahre eine amerikanische Exportoffensive an. Die Textilindustrie der USA zieht beispielsweise Nutzen aus den niedrigen Arbeitskosten; die Lohnkosten je Arbeiterstunde liegen um rund 30 % unter jenen der deutschen Textilindustrie. Unter den dargelegten Annahmen ist damit zu rechnen, daß die Importe von Textilien auch in den achtziger Jahren schneller steigen werden als der Inlandsverbrauch von Textilien. Dies bedeutet,daß sich die (reale) Importquote weiter erhöhen wird. Ob sie allerdings in dem Tempo steigen wird wie in den siebziger Jahren (als sie sich um 20 Prozentpunkte von gut einem Viertel (1970) auf 46 % (1979)erhöhte), erscheint fraglich. Dies vor allem deshalb, weil die Bundesrepublik bereits der größte Importeur von Textilien in der Welt ist. Hinzu kommt, daß es eine gewisse Schwelle gibt, ab der sich die Importquote nur noch schwer erhöhen läßt. Die inländischen Abnehmer von Textilien (Handel und Industrie) sind nämlich aus vielerlei Gründen (z.B. schnelle Lieferfähigkeit) daran interessiert, daß der Lieferanteil der heimischen Textilindustrie nicht unter einen bestimmten Schwellenwert sinkt. Dieser Schwellenwert dürfte auf dem Textilmarkt immer näher rücken. Unter diesen Umständen erscheint für 1990 eine Importquote von rund 55 % wahrscheinlich. Während bei den Importen ein weiteres Anwachsen zu erwarten ist, sind diesbezügliche Annahmen hinsichtlich der Exporte mit einem Fragezeichen zu versehen. Und zwar vor allem deshalb, weil der Welthandel mit Textilien auch in den achtziger Jahren durch ausgeprägte protektionistische Tendenzen geprägt sein wird. Einige Beispiele mögen diese Aussage illustrieren 4 : 3 4
Vgl. Europäische Gemeinschaften (1980, b). Vgl. Hardt (1980), S. 3.
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VIII. Entwicklungsperspektiven für die Textilindustrie
-
Im Gemeinsamen Markt ist der freie Warenverkehr mit Textilien de facto nicht mehr im vollen Umfang gewährleistet. Im Jahr 1979 hat die EGKommission insgesamt 155 Ausnahmeermächtigungen erteilt, die es den jeweiligen Regierungen erlaubten, bestimmte Güter vom freien Verkehr innerhalb der Gemeinschaft auszuschließen (Artikel 115). Insbesondere Frankreich, die Benelux-Staaten und Irland haben von diesen Ermächtigungen Gebrauch gemacht. Darüber hinaus bestehen in verschiedenen Ländern Bestrebungen, einen Etikettierungszwang einzuführen. - Auch die Exportmärkte vieler Drittländer sind immer noch durch hohe Importbarrieren abgeschirmt. Dies gilt nicht nur für die Industrieländer (so liegt der Zolltarif der USA um ein Drittel über dem der EG), sondern auch und vor allem für die sogenannten Schwellenländer. Diese Länder — selbst große Textilexporteure — sperren sich gegen eine Öffnung ihrer Grenzen für Textilien. Die Staatshandelsländer schließlich kommen für die deutsche Textilindustrie als Absatzmarkt praktisch nicht in Betracht — abgesehen von den Exporten im Rahmen der passiven Lohnveredelung, die jedoch in den nächsten Jahren an Bedeutung verlieren dürften. Die Staatshandelsländer benutzen nämlich ihrerseits den Export von Textilien dazu, Devisen für Investitionsgüter zu verdienen. Trotz dieser auch in Zukunft bestehenden Exporthemmnisse ist ein weiteres, wenngleich leichtes Wachstum der Ausfuhren der deutschen Textilindustrie nicht auszuschließen. Diese Voraussage beruht auf den Annahmen, daß auch weiterhin - gewisse Konsumentenpräferenzen für Produkte der deutschen Textilindustrie im Ausland bestehen (insbesondere in den Industrieländern), - und der hohe Standard der in der Bundesrepublik hergestellten Textilien eine Garantie für Exporterfolge beinhaltet. Unter Zugrundlegung dieser Annahmen ist bis zum Jahr 1990 ein Anstieg der (realen) Exportquote von derzeit (1979) 40 % auf etwa 44 % zu erwarten. Damit wäre die Zunahme der Exportquote weitaus geringer als in den siebziger Jahren (1970 lag sie erst bei rund 21 %). Die Entwicklung des Verbrauchs von Textilien ist die wichtigste Komponente für die zukünftigen Wachstumschancen der deutschen Textilindustrie. An dieser Stelle kann nur eine Prognose für jene Textilien vorgenommen werden, die direkt oder indirekt in den privaten Verbrauch fließen. Die zukünftige Marktentwicklung für technische Textilien kann aus Mangel an statistischen Unterlagen nicht vorausgeschätzt werden. Davon dürfte jedoch die Güte der Prognose nicht entscheidend berührt werden, da auch in Zukunft der überwiegende Teil der Textilien (etwa 90 %) direkt oder indirekt für den privaten Verbrauch bestimmt sein wird. In der Vergangenheit konnten die Ausgaben der privaten Haushalte für Textilien und Bekleidung mit dem allgemeinen Einkommenswachstum nicht
VIII. Entwicklungsperspektiven für die Textilindustrie
Schritt halten. Auch für die Zukunft ist damit zu rechnen, daß die Textilquote 5 im gesamten Verbraucherbudget kontinuierlich sinken wird. Fraglich ist jedoch, ob auch der Elastizitätskoeffizient, der in den siebziger Jahren bei etwa 0,8 lag, zurückgehen wird. Nach vor nicht allzu langer Zeit sprach ein gewichtiges Argument gegen ein Sinken des Elastizitätskoeffizienten, nämlich das zunehmende Bemühen der Wirtschaftspolitik, für mehr Stetigkeit in der wirtschaftlichen Entwicklung zu sorgen. Eine gleichmäßige Entwicklung des Einkommens wirkt sich nämlich günstiger auf den Textilabsatz aus, als wenn es zu stärkeren Schwankungen der Einkommensentwicklung kommt. Die zur Jahreswende 1979/80 eingetretenen massiven Änderungen in den ökonomischen und politischen Rahmenbedingungen lassen jedoch erhebliche Zweifel aufkommen, ob es gelingt, die gesamtwirtschaftliche Entwicklung zu verstetigen. Aufgrund der weiterhin zu erwartenden Erhöhung der Rohölpreise ist zudem damit zu rechnen, daß erhebliche Umschichtungen im Verbraucherbudget vorgenommen werden. Es ist denkbar, daß die Verbraucher vor allem bei jenen Gütern Abstriche machen, deren Bedarf nicht so drängend empfunden wird. Hierunter fallen zweifelsohne die Ausgaben für Kleidung. Mode und Werbung werden diese Abstriche zwar in Grenzen halten, jedoch nicht gänzlich verhindern können. Demgegenüber scheinen die künftigen Absatzchancen für solche Güter, die zum engeren Lebensbereich der privaten Haushalte zählen, nicht ungünstig zu sein. Da bei weiterhin steigenden Energiekosten Einsparungen bei den Ausgaben für Kraftfahrzeuge und Urlaubsreisen nicht auszuschließen sind, könnte die Nachfrage nach Möbeln und anderen hochwertigen Gütern für die Haushaltsführung überdurchschnittlich stark expandieren. Dafür spricht auch die Tendenz zur Neugründung von privaten Haushalten, der wachsende Trend zu Zweitwohnungen6 und der ungebrochene Wunsch nach Wohnungseigentum. Allerdings dürfte die Textilindustrie vom wachsenden Bedarf an Einrichtungsgegenständen nur in geringem Maße profitieren, da der Heimtextilienmarkt zunehmend die Erscheinungen eines gesättigten Marktes zeigen wird 7 . Dies gilt insbesondere für den Markt für Teppichböden. Andererseits ist darauf hinzuweisen, daß der wärmedämmende Effekt der Heimtextilien Kaufimpulse auslösen wird. Unter Berücksichtigung dieser Überlegungen wird man daher kaum davon ausgehen können, daß der Elastizitätskoeffizient der Ausgaben für Textilien und Bekleidung auch in den achtziger Jahren bei 0,8 liegen wird. Ein Wert von 0,7 erscheint wahrscheinlicher. Dementsprechend dürfte der Elastizitätskoeffizient für Textilien ohne Bekleidung in den achtziger Jahren noch leicht unter diesem Wert liegen.
5 6 7
Ausgaben für Textilien und Bekleidung. Vgl. Ifo-Institut (1980), S. 100. Vgl. Kemmann (1978), S. 198.
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VIII. Entwicklungsperspektiven für die Textilindustrie
Unterstellt man, daß der (reale) private Verbrauch im Zeitraum 1980 bis 1990 mit einer durchschnittlichen jährlichen Rate von knapp 3 % zunimmt, so würde sich die Wachstumsrate der (realen) Ausgaben für Textilien auf etwa 1,5 % belaufen. Nimmt man weiter an, daß sich die Import- und Exportquoten wie oben dargelegt entwickeln werden 8 , so ergibt dies für das Jahr 1990 ein Produktionsvolumen der Textilindustrie, das etwa auf dem Niveau des Jahres 1980 liegen wird. Dieser Prognosewert erscheint unter mehreren Gesichtspunkten als relativ optimistisch. Er dürfte nur dann erreicht werden, wenn sich die Tendenzen zur Verlagerung der Produktion ins Ausland in den achtziger Jahren nicht beschleunigen. Voraussetzung dafür ist, daß die deutsche Bekleidungsindustrie ihrerseits nicht einen Großteil ihrer Produktion ins Ausland verlagert. Hieran bestehen jedoch erhebliche Zweifel, da die internationale Wettbewerbsposition der deutschen Bekleidungsindustrie ungleich schwächer ist als jene der deutschen Textilindustrie. Die dargelegte Prognose basiert auch auf der Annahme, daß die deutsche Textilindustrie selbst alle Anstrengungen unternimmt, ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Dazu gehört insbesondere eine ausreichende Innovationsfreudigkeit. Sollten sich die Prämissen, auf denen die Prognose beruht, nicht erfüllen, so ist es durchaus denkbar, daß die Produktion der deutschen Textilindustrie in den achtziger Jahren im Trend jährlich um 0,5 % bis 1 % zurückgeht. Wie dem auch sei — ob die mehr optimistische oder pessimistische Variante der Prognose eintrifft - , feststehen dürfte, daß die deutsche Textilindustrie, um in ihrem Kern überleben zu können, auch in den achtziger Jahren eine erhebliche Zahl von Beschäftigten wird freisetzen müssen. Setzt man den jährlichen Produktivitätsfortschritt mit rund 3 % an — ein angesichts der zu erwartenden Produktivitätsfortschritte, welche der Einsatz der Mikroprozessoren mit sich bringen könnte, relativ niedriger Wert — so wird sich der jährliche Beschäftigtenabbau auf 3 bis 4 % belaufen. In absoluten Zahlen sind dies etwa 10 000 bis 12 000 Beschäftigte pro Jahr. Demnach könnte die Zahl der Beschäftigten der Textilindustrie im Jahr 1990 bei 200 000 liegen, während sie gegenwärtig etwa 300 000 beträgt. Vom Beschäftigtenabbau werden vor allem die weniger qualifizierten Arbeitskräfte betroffen sein.
8
Für das Jahr 1980 wird eine Importquote von 55 % und eine Exportquote von 44 % unterstellt.
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Verzeichnis der statistischen Quellen 1. Statistische Quellen, von denen verschiedene Jahrgänge herangezogen wurden Bundesamt für gewerbliche Wirtschaft, Eschborn/Ts. Die Textilindustrie der Bundesrepublik Deutschland, Jahresergebnisse der Textilfachstatistik. Bundesanstalt für Arbeit, Nürnberg Amtliche Nachrichten. Bundesministerium für Wirtschaft, Bonn Vermögensanlagen Gebietsansässiger in fremden Wirtschaftsgebieten; Vermögensanlagen Gebietsfremder im Wirtschaftsgebiet, jeweils veröffentlicht im Bundesanzeiger. Deutsche Bundesbank, Frankfurt Monatsberichte. GATT, Geneva General Agreement on Tariffs and Trade, International Trade. Gesamtverband der Textilindustrie in der Bundesrepublik Deutschland — Gesamttextil - , Frankfurt(Main) Die Textilindustrie der Bundesrepublik Deutschland; Löhne und Arbeitskosten der Textilindustrie — Internationaler Vergleich; Textilbericht — Aktuelles für die Textilindustrie. Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung, München Ifo-Konjunkturtest Ifo-Investitionstest Strukturdaten über die Industrie. Krengel u.a.: R. Krengel, E. Baumgart, A. Boneß, K. Droege, R. Pischner, J. Schintke, Produktionsvolumen und -potential, Produktionsfaktoren des Bergbaus und des Verarbeitenden Gewerbes in der Bundesrepublik Deutschland, Hrsg.: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin. OECD: Organisation for Economic Cooperation and Development, Textile industry in OECD Countries. Statistisches Bundesamt, Wiesbaden Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland; Produktion im Produzierenden Gewerbe (Fachserie 4, Reihe 3); Beschäftigung, Umsatz u.ä. der Unternehmen und Betriebe im Bergbau und im Verarbeitenden Gewerbe (Fachserie 4, Reihen 4.1 und 4.2); Beschäftigte und Umsatz im Einzelhandel (Fachserie 6, Reihe 3.1); Warenverkehr mit Berlin (West) und mit der Deutschen Demokratischen Republik und Berlin (Ost) (Fachserie 6, Reihen 5 und 6); Zusammenfassende Übersichten für den Außenhandel (Fachserie 7, Reihe 1); Außenhandel nach Waren und Ländern (Fachserie 7, Reihe 2); Einnahmen und Ausgaben ausgewählter privater Haushalte (Fachserie 15, Reihe 1); Index der Grundstoffpreise (Fachserie 17, Reihe 2); Preise und Preisindizes für die Lebenshaltung (Fachserie 17, Reihe 7); Preise und Preis-
Verzeichnis der statistischen Quellen
143
indizes für die Ein- und Ausfuhr (Fachserie 17, Reihe 8); Input-OutputTabellen (Fachserie 18, Reihe 2). 2. Sonstige statistische Quellen Deutsche Bundesbank (1978): Jahresabschlüsse der Unternehmen in der Bundesrepublik Deutschland 1965 bis 1976, Frankfurt (Main) 1978. — (1980): Verhältniszahlen aus den Jahresabschlüssen der Unternehmen in der Bundesrepublik Deutschland für 1977, Frankfurt (Main) 1980. GATT (1978): General Agreement on Tariffs and Trade, GATT-Studies in International Trade No. 7, Networks of World Trade by Areas and Commodity Classes 1955-1976, Geneva 1978. Gesamttextil (1973): Gesamtverband der Textilindustrie in der Bundesrepublik Deutschland - Gesamttextil - , Internationaler Textilzollvergleich, Frankfurt (Main) 1973. — (1979): Gesamtverband der Textilindustrie in der Bundesrepublik Deutschland — Gesamttextil-, Fach- und Führungskräfte in der Textilindustrie der Bundesrepublik Deutschland (Erhebung: 1.1.1979), Frankfurt (Main) 1979. ITMF (1977): International Textile Manufactures Federation, International Cotton Industry Statistics, Volume 20/1977, Zürich o.J. Swedish Employer's Confederation (1980): Research Department of Swedish Employer's Confederation, Wages and total labour costs for workers — international survey 1967/77, Stockholm, August 1980. Textilwirtschaft (1981): Die 250 Größten der Welt, in: Textil-Wirtschaft, Nr. 5 v. 29.1.1981.
Tabellen-Anhang
10 Breitenacher
Tabellenverzeichnis Tab. Tab. Tab. Tab.
1: 2: 3: 4:
Tab. 5: Tab. 6: Tab. 7: Tab. 8: Tab. 9: Tab. 10: Tab. 11 : Tab. 12: Tab. 13: Tab. 14: Tab. 15:
Tab. 16: Tab. 17: Tab. 18: Tab. 19: Tab. 20: Tab. 21 : Tab. 22:
10*
Entwicklung der Produktion des Textilgewerbes Beschäftigte in der Textilindustrie Angebotsbedingungen der Textilindustrie Entwicklung der Nachfrage nach Erzeugnissen der Textilindustrie Ausgaben ausgewählter privater Haushalte für Textilien Entwicklung der Tex til- und Bekleidungsproduktion nach Ländergruppen Anteü einzelner Ländergruppen am Weltexport von Textilien und Bekleidung Regionale Struktur des Exports von Textüien und Bekleidung der Entwicklungsländer Anteil einzelner Ländergruppen am Weltimport von Textilien und Bekleidung Außenhandelssalden ausgewählter Industrieländer bei Textilien Bekleidung Entwicklung der Ein- und Ausfuhr von Textilien und Bekleidung der Bundesrepublik Index der internationalen Wettbewerbsfähigkeit (RCA-Wert) der deutschen Textil-und Bekleidungsindustrie Struktur der Einfuhr der Bundesrepublik Deutschland von Textilien und Bekleidung nach Ländergruppen Struktur der Einfuhr der Bundesrepublik Deutschland von Textilien und Bekleidung nach Warengruppen Nominaler und effektiver Zollschutz der Textü- und Bekleidungsindustrie der Bundesrepublik Deutschland gegenüber Einfuhren aus Drittländer im Jahr 1972 Einfuhr von Textilien und Bekleidung (ohne Rohstoffe) in die Bundesrepublik nach Lieferländern und -regionen Entwicklung von Verbrauch und Einfuhr hochsensibler Produkte (Warengruppe I) Einfuhr von Textilien und Bekleidung in die Bundesrepublik nach Warengruppen Entwicklung des Außenwerts der DM gegenüber den wichtigsten Handelspartnern der Bundesrepublik Entwicklung der Bruttolohnsumme je geleisteter Arbeiterstunde Lohnnebenkosten in der Textilindustrie Entwicklung der gesamten Lohnkosten je Arbeiterstunde in der Textilindustrie der Bundesrepublik und der am deutschen Textilaußenhandel beteiligten Länder
151 152 153 154 155 156 156 157 157 158 159 160 161 162
163 164 165 166 167 168 169 170
148
aerzeichnis
Tab. 23: Entwicklung der Energiepreise im internationalen Vergleich in der Industrie im Jahr 1978 171 Tab. 24: Entwicklung von Produktion und Produktionspotential in der Textilindustrie 172 Tab. 25: Entwicklung des Maschinenbestands in der Textilindustrie . . . . 173 Tab. 26: Entwicklung der Erweiterungsinvestitionen in der Textilindustrie 174 Tab. 27: Veränderung der Produktionskapazitäten im Textilgewerbe und im verarbeitenden Gewerbe in % gegenüber dem Vorjahr 175 Tab. 28: Veränderung der Produktionskapazitäten in ausgewählten Bereichen der Textilindustrie 176 Tab. 29: Entwicklung der Unternehmensgrößenstruktur der Textilindustrie 177 Tab. 30: Entwicklung der Betriebsgrößenstruktur der Textilindustrie . . . 178 Tab. 31 : Entwicklung der durchschnittlichen Betriebsgröße in der Textilindustrie 179 Tab. 32: Struktur der Investitionen in der Textilindustrie und in der verarbeitenden Industrie 180 Tab. 33: Struktur des Fasereinsatzes in der Textilindustrie 181 Tab. 34: Produktion von nach neuen technologischen Verfahren hergestellten textilen Erzeugnissen 182 Tab. 35: Investitionstätigkeit im Textilgewerbe im Vergleich zum verarbeitenden Gewerbe 183 Tab. 36: Rationalisierungsinvestitionen in der Textilindustrie Tab. 37: Entwicklung des Automatisierungsgrades in der Weberei Tab. 38: Entwicklung der Maschinenlaufzeit je Produkteinheit in ausgewählter Sparten der Spinnerei und Weberei Tab. 39: Entwicklung des Maschinenbestands je Beschäftigten in ausgewählten Sparten der Spinnerei und Weberei Tab. 40: Entwicklung des Brutto-Anlagevermögens (Realkapital) je Beschäftigten Tab. 41 : Entwicklung des Produktionsergebnisses je Beschäftigtenstunde Tab. 42: Entwicklung der Produktion je Beschäftigten in ausgewählten Sparten der Textilindustrie Tab. 43: Entwicklung der Lohnstückkosten Tab. 44: Entwicklung der Bruttolohn- und Gehaltssumme in % des Umsatzes im Textilgewerbe und im verarbeitenden Gewerbe insgesamt Tab. 45 : Entwicklung der Maschin en leistung je Maschine in ausgewählten Sparten der Spinnerei und Weberei Tab. 46: Durchschnittliche Maschinenlaufzeit im Jahr 1977 Tab. 47: Entwicklung der Exporte und der Exportquote der Textüindustrie Tab. 48: Struktur der Ausfuhr der Bundesrepublik Deutschland von Textilien und Bekleidung nach Warengruppen
184 185 186 187 188 . 189 190 .191 192 193 194 195 196
Tabellenverzeichnis
Tab. 49: Struktur der Ausfuhr der Bundesrepublik Deutschland von Textilien und Bekleidung nach Ländergruppen Tab. 50: Entwicklung der Ausfuhrpreise für Textilien Tab. 51 : Verteilung der Betriebe und Beschäftigten der Textilindustrie auf Stadt- und Landkreise Tab. 52: Einfuhr von Erzeugnissen der Textilindustrie nach passiver Veredelung Tab. 53: Entwicklung von Kapitalexport und -import im Textilgewerbe. Tab. 54: Zweck der Produktion im Ausland im Jahre 1975 Tab. 55: Gründe für Auslandsinvestitionen der deutschen Textilindustrie Tab. 56: Entwicklung der Kostenstruktur des Textilgewerbes Tab. 57: Entwicklung der Erzeugerpreise industrieller Produkte Tab. 58: Entwicklung der Ertragslage im Textilgewerbe und im verarbeitenden Gewerbe insgesamt Tab. 59: Entwicklung der Ertragslage nach Rechtsformen Tab. 60: Umsatzstruktur der Textilindustrie Tab. 61 : Entwicklung der Garnproduktion Tab. 62: Entwicklung der Struktur der Garnproduktion Tab. 63: Entwicklung der Gewerbeproduktion Tab. 64: Entwicklung der Struktur der Gewebeproduktion Tab. 65: Entwicklung der Produktion der Maschenindustrie Tab. 66: Entwicklung der Produktionsstruktur der Maschenindustrie. . . Tab. 67: Beschäftigte Arbeitnehmer in der Textilverarbeitung nach Landesarbeitsamtsbezirken Tab. 68: Beschäftigte der Textilindustrie nach der Stellung im Betrieb. . Tab. 69: Arbeiter und Angestellte nach Leistungsgruppen im Textügewerbe Tab. 70: Technische Fach-und Führungskräfte in der Textilindustrie . . Tab. 71 : Behinderung der Produktionstätigkeit durch Mangel an Arbeitskräften Tab. 72: Export/Import - Relationen für den textilen Sektor ausgewählter Länder Tab. 73: Entwicklung der Beschäftigtenproduktivität in der Textilindustrie wichtiger Industrieländer Tab. 74: Entwicklung der Lohnstückkosten in der Textilindustrie ausgewählter Industrieländer Tab. 75: Entwicklung der Stellung der deutschen Textilindustrie im internationalen Preiswettbewerb Tab. 76: Entwicklung der Produktion ausgewählter Warengruppen der Textilindustrie in wichtigen Industrieländern Tab. 77: Entwicklung der Zahl der Beschäftigten in der Textüindustrie der Europäischen Gemeinschaft Tab. 78: Erklärungskomponenten des Rückgangs der Beschäftigten in der Textilindustrie im Zeitraum 1973/78 Tab. 79: Entwicklung der Zahl der Unternehmen in der Textilindustrie der Europäischen Gemeinschaften
149
197 198 199 200 . 201 202 . 203 204 205 206 207 208 209 210 211 212 213 .214 215 . 216 217 .217 218 219 220 221 222 223 224 225 226
3,4
3,4
3,4
3,6 13,2
3,7 12,6
3,6 12,2
13,0
11,0
11,3
.
1,7
8,7
11,2
10,9
10,6
1,3
1,3
12,0
12,2
.
1,7
2,3
1,1
1,1
1,2
1,4
1,5
1,5
1,6
2,0
Mrd. DM in Preisen in jeweilig. Preisen von 1970
.
1,4
1,4
1,4
1,6
1,7
%-Anteilb) in Preisen Preisen von 1970
Quelle: Statistisches Bundesamt; Krengel u.a f ; Berechnungen des Ifo-Instituts,
a) Anteil am Nettoproduktionswert des verarbeitenden Gewerbes in Preisen von 1970. - b) Anteil am Bruttoinlandsprodukt. - c) Schätzung.
107,0
108,0
1979
1980
106,3
104,9
1977
108,6
1976
1978
98,6
101,8 3,6
1974
1975
108,1 3,7 12,2
12,4
3,9 12,3
108,3
4,0
1972
c)
5,5
11,9 11,9
7,0
in jeweilig.
ητβ1±
. a)
1973
3,8
^
105,4
100
75,4
Index 1970=100
1971
1970
1960
Jahr
Bruttowertschöpfung des Textilgewerbes
Entwicklung der Produktion des Textilgewerbes
dSS TeXtilgeWerbeS
Nettoproduktionswert
Tabelle 1
Tabellen-Anhang 151
Tabellen-Anhang
152 Tabelle 2
Beschäftigte i n der T e x t i l i n d u s t r i e
Jahr
Beschäftigte 1000
A n t e i l an den Beschäftigten der verarbeitenden Industrie %
Veränderung der Beschäftigtenzahl 1000
%
1960
620
8,3
1970
501
6,0
1971
481
5,8
- 20
-
1972
458
5,7
- 23
- 4,9
1973
434
5,4
- 24
-
5,3
1974
394
5,0
- 40
-
9,3
1975
357
4,8
- 37
-
9,4
1976
342
4,8
- 15
-
M
1977
332
4,6
- 10
-
3,5
1978
320
4,4
- 12
-
3,6
1979
311
4,2
-
9
-
2,8
1980b)
305
-
6
- 1,8
-
2 > 4,0
a) Durchschnitt aus den Jahren 1960 b i s 1970. - b) Durchschnitt der Monate Januar bis September. Quelle: Krengel u . a . ; Berechnungen des I f o - I n s t i t u t s .
1975 0,20 1975 330 1975 0,4
F + E Aufwendungen je Beschäftigten Anteil am Umsatz
64,1
100,1
9,7 13,8
60,6
28,8 0,2012 DM
DM %
kg
DM
DM
Verarbeitende Industrie = 100
Quelle: Echterhoff-Se veritt u.a.
(1978); Glismann, Horn (o.J.); Krengel u.a.; Ochel (1977); Sprenger (1981).
a) Bruttoanlagevermögen je Beschäftigten zu Preisen von 1970. - b) Ausbildungskapital je Beschäftigten. c) Produktions- und produktbezogene UmweltschutζInvestitionen in % der GesamtInvestitionen. - d) Vorleistungen aus dem primären Sektor je DM Bruttowertschöpfung. - e) Kg SKE je DM effektives Nettoproduktionsvolumen zu Preisen von 1970.
1964
Energieintensität6^
1971-1978
Rohstoffintensität^
GesamtInvestitionen0 ' %
1973 32 953
Ausbildungskapitalintensität^
1,5
1978 66 766
Sachkapitalintensitäta^
Anteil der Umweltschutzinvestitionen an den
bzw.
Jahr Absolute Werte Zeitraum
Angebotsbedingungen der Textilindustrie
Merkmal
Tabelle 3
Tabellen-Anhang 153
Tabellen-Anhang Tabelle 4
E n t w i c k l u n g der Nachfrage nach E r z e u g n i s s e n d e r
Textilindustrie
Merkmal
1960/70
1970/79
Textilindustrie
Verarb.
Industrie
1960/70
1970/79
Durchschnittliche jährliche Veränderungsraten i n % Inlandsverfügbarkeit 3^
+
3,9
+
Einfuhr
+
8,8
+ 10,1
+ 12,3
+ 10,2
Ausfuhr
+ 11,9
+ 11,3
t
+ 10,4
3,2
+
7,3
10,4
+
7,1
Anteile in % b
Importquote ^ c) Exportquote
26,1
44,8
16,9
24,1
21,2
37,2
23,0
30,2
a) Gesamtumsatz e i n s c h l i e ß l i c h E r z e u g n i s s e des K l e i n g e w e r b e s . / . A u s f u h r e n + E i n f u h r e n , e i n s c h l i e ß l i c h Handel m i t d e r DDR. - b ) E i n f u h r e n ( e i n s c h l i e ß l i c h Bezüge aus d e r DDR) i n % d e r I n l a n d s V e r f ü g b a r k e i t ; Angaben f ü r 1970 und 1979. - c ) Ausfuhren ( e i n s c h l i e ß l i c h L i e f e r u n g e n i n d i e DDR) i n % des Gesamtumsatzes ( e i n s c h l i e ß l i c h E r z e u g n i s s e des K l e i n g e w e r b e s ) , Angaben f ü r 1970 und 1979. Q u e l l e : S t a t i s t i s c h e s Bundesamt; Berechnungen des
Ifo-Instituts.
Tabellen-Anhang Tabelle Ausgaben a u s g e w ä h l t e r p r i v a t e r H a u s h a l t e f ü r
Textilien
( A n t e i l e am p r i v a t e n V e r b r a u c h i n %)
A r t d e r Ausgaben
1964
1970
1975
1976
Haushaltstyp
L977
ι
1978
1979
a )
Oberbekleidung
3,5
3,4
3,8
3,5
3,4
3,7
3,3
Sonstige
2,6
2,3
2,0
1,8
1,8
1,8
1,8
Bekleidung
Teppiche und s o n s t i g e r bodenbelag, Matratzen
Fuß0,3
0,3
0,4
0,4
0,5
0,4
0,4
Sonstige H e i m t e x t i l i e n , Haushaltswäsche
1,1
0,9
1,0
0,9
1,1
0,9
1,0
Insgesamt
7,5
6,9
7,2
6,6
6,8
6,8
6,5
Oberbek le i d u n g
6,1
5,7
5,8
5,2
5,3
5,2
5,1
3,3
2,9
2,2
1,9
2,0
2,0
1,9
0,7
0,7
0,7
0,6
0,6
0,6
0,5
0,9
0,8
0,9
0,9
0,7
0,6
0,6
11,0
10,1
9,6
8,6
8,6
8,4
8,1
Haushaltstyp 2
Sonstige
Bekleidung
Teppiche und s o n s t i g e r bodenbelag, Matratzen
Fuß-
Sonstige H e i m t e x t i l i e n , Haushaltswäsche Insgesamt
Haushaltstyp
3C>
Oberbekleidung
6,9
6,3
6,2
6,1
5,8
6,1
5,8
Sonstige
3,0
2,5
2,0
1,9
1,8
1,9
1,8
0,9
0,9
0,8
0,6
0,9
0,7
0,8
0,9
0,8
0,7
0,8
0,7
0,8
0,7
11,7
10,5
9,7
9,4
9,2
9,5
9,1
Bekleidung
Teppiche und s o n s t i g e r bodenbelag, Matratzen
Fuß-
Sonstige H e i m t e x t i l i e n , H a u s h a l t swäs che Insgesamt
a ) 2 - P e r s o n e n - H a u s h a l t e von Renten- und S o z i a l h i l f e e m p f ä n g e r n m i t geringem Einkommen. - b ) 4 - P e r s o n e n - A r b e i t n e h m e r h a u s h a l t e m i t m i t t l e r e m Einkommen. c ) 4 - P e r s o n e n - H a u s h a l t e von Beamten und A n g e s t e l l t e n m i t höherem Einkommen. Quelle:
Statistisches
Bundesamt.
156
Tabellen-Anhang
Tabelle 6 E n t w i c k l u n g der T e x t i l - und B e k l e i d u n g s p r o d u k t i o n nach Ländergruppen ( D u r c h s c h n i t t l i c h e j ä h r l i c h e Wachstumsraten der mengenmäßigen P r o d u k t i o n i n %)
1963 - 1973
Bereich
1973 - 1979
Textilien 5
2
4,5
0
4,5
3
6
4,5
4
2
2
1
Entwicklungsländer
5,5
3,5
Zentrale Planwirtschaften
7
5
Welt Traditionelle
Industrieländer
Entwicklungsländer Zentrale Planwirtschaften
Osteuropas
Bekleidung Welt Traditionelle
Industrieländer Osteuropas
Q u e l l e : GATT.
Tabelle 7 A n t e i l e i n z e l n e r Ländergruppen am Weltexport von T e x t i l i e n und Bekleidung ( % - A n t e i l e der Exportwerte)
Exportierende
Ländergruppe
1963
1970
1976
1978
- Textilien Industrieländer 3 ^
75,5
76,7
72,1
71,1
Entwicklungsländer
15,6
16,2
19,2
18,8
8,5
6,7
7,2
8,4
Staatshandelsländer
- Bekleidung 3
Industrieländer ^
67,9
64,0
48,9
49,0
Entwicklungsländer
13,6
22,2
38,8
37,4
Staatshandelsländer
18,1
13,7
11,9
12,8
a) Ohne A u s t r a l i e n , Neuseeland und S ü d a f r i k a ; g i b t deshalb n i c h t 100. Q u e l l e : GATT; Berechnungen des
Ifo-Instituts.
d i e Summe der % - A n t e i l e e r -
Tabellen-Anhang
157
Tabelle 8 Regionale S t r u k t u r des Exports νοή T e x t i l i e n und Bekleidung der E n t w i c k l u n g s l ä n d e r ( % - A n t e i l e der E x p o r t w e r t e )
Importierende
Ländergruppe
1963 - Textilien
1970
1976
1978
-
Industrieländer 3 ^
48,2
46,3
46,6
46,4
Entwicklungsländer
39,1
38,8
39,8
43,8
6,4
10,9
8,5
5,2
Staatshandelsländer
- Bekleidung 3
Industrieländer ^
70,0
81,9
85,0
84,3
Entwicklungsländer
26,7
13,0
10,6
12,0
2,9
1,3
1,5
Staatshandelsländer
-
a) Ohne A u s t r a l i e n , Neuseeland und S ü d a f r i k a ; g i b t deshalb n i c h t 100. Q u e l l e : GATT; Berechnungen des
d i e Summe der % - A n t e i l e e r -
Ifo-Instituts.
Tabelle 9 A n t e i l e i n z e l n e r Ländergruppen am W e l t i m p o r t von T e x t i l i e n und Bekleidung ( % - A n t e i l e der I m p o r t w e r t e )
Importierende
Ländergruppe
1963 - Textilien
1970
1976
1978
-
Industrieländer 3 ^
65,5
63,2
62,9
63,4
Entwicklungsländer
27,5
24,9
24,8
25,9
7,0
7,0
8,3
7,1
Staatshandelsländer
- Bekleidung Industrieländer 3 ^
64,7
75,4
78,1
78,2
Entwicklungsländer
16,7
9,5
9,8
10,9
Staatshandesländer
16,7
13,7
10,2
9,2
a) Ohne A u s t r a l i e n , Neuseeland und S ü d a f r i k a ; g i b t deshalb n i c h t 100. Q u e l l e : GATT; Berechnungen des
Ifo-Instituts.
d i e Summe der % - A n t e i l e e r -
Tabellen-Anhang
158 Tabelle 10
Außenhandelssalden 3 ^ ausgewählter I n d u s t r i e l ä n d e r b e i
Textilien
und B e k l e i d u n g (Mrd. US-g)
1963
Ländergruppe
1973
1976
1978
1979
1,14
1,71
2,59
2,56
1,81
Südeuropa
0,02
0,04
0,02
- 0,20
Entwicklungsländern
0,70
0,76
1,27
1,52
1,01
S t a a t shande1sländern
0,01
0,18
0,39
0,25
0,18
1,01
1,97
1,47
1,62
0,83
Südeuropa
0,04
0,09
-
0,05
- 0,17
- 0,29
Entwicklungsländern
0,29
0,11
-
0,06
0,05
- 0,55
Staatshandelsländern
0,01
0,28
0,38
0,34
0,35
_ Textilien Industrieländer
insgesamt* 5 ^
-
d a r . Saldo gegenüber:
Europäische Gemeinschaft
-
-
0,32
d a r . Saldo gegenüber :
EFTA-Länder
- 0,30
- 0,58
0,61
- 0,95
USA
- 0,19
- 0,36
0,32
0,11
1,07
0,86
1,32
2,39
2,33
1,97
-11,12
-13,95
Japan
• Bekleidung Industrieländer
insgesamt*^
-
0,69
-
-
- 0,05
- 3,89
-
8,10
d a r . Saldo gegenüber: Südeuropa
- 0,03
- 0,65
-
1,23
-
1,67
-
Entwicklungsländern
- 0,03
- 2,94
-
6,22
-
8,37
-10,25
2,23
Staatshandelsländern
- 0,01
- 0,34
-
0,65
-
1,01
-
1,51
Europäische Gemeinschaft
0,23
- 0,89
-
2,75
-
3,38
-
4,92
Südeuropa
- 0,01
- 0,47
-
0,98
-
1,40
-
1,87
Entwicklungsländern
- 0,01
- 0,95
-
2,23
-
2,75
-
3,91
0,00
- 0,25
-
0,52
-
0,71
- 0,97
d a r . Saldo gegenüber :
Staatshandelsländern EFTA-Länder
- 0,12
- 0,71
-
1,33
- 1,77
-
USA
- 0,30
- 1,88
-
3,05
- 4,76
- 4,77
0,19
- 0,20
-
0,37
- 0,75
-
Japan a) Ausfuhr minus E i n f u h r . Q u e l l e : GATT.
- b ) EG, EFTA, USA, Kanada, Japan.
2,25
1,45
Tabellen-Anhang Tabelle 1 E n t w i c k l u n g der E i n - und Ausfuhr von T e x t i l i e n und Bekleidung der Bundesrepublik ( M i l l . DM)
Textilien Jahr
Einfuhr 3)
Ausfuhr 3^
Bekleidung Saldob)
Einfuhr 3)
Ausfuhr 3^
Saldob)
1960
2 855
1 650
1 205
343
309
-
34
1970
6 547
4 344
2 203
2 263
1 081
-
1 182
1971
7 654
5 046
2 608
2 950
1 297
-
1 653
1972
8 818
5 483
3 335
3 994
1 596
-
2 398
1973
9 528
7 629
1 899
4 581
1 913
-
2 668
1974
9 947
8 691
1 256
5 617
2 103
-
3 514
1975
10 651
8 048
2 603
6 306
2 373
-
3 933
1976
12 416
9 856
2 560
7 310
3 170
-
4 140
1977
13 371
10 007
3 364
7 742
3 535
-
4 207
1978
14 041
10 345
3 696
8 417
3 685
-
4 732
1979
15 649
11 546
4 103
9 637
4 237
-
5 400
1980C)
16 029
11 142
4 887
9 803
4 363
-
5 440
a) Nach dem Warenverzeichnis f ü r d i e E i n f u h r . - c ) Januar b i s November.
I n d u s t r i e s t a t i s t i k ,. - b) Ausfuhr minus
Q u e l l e : S t a t i s t i s c h e s Bundesamt; Berechnungen des
Ifo-Instituts.
(RCA-Wert)
Quelles Glismann, Horn
1976
- Textilindustrie -27,0 -30,9 -26,9 -24,4 -66,8 -67,7 -22,4 -14,3
1975
1978
-27,6 -29,a -20,0 - 2 2 , 1 -66,6 -65,7 -15,6 -17,5
1977
-29,4 -21,7 -66,7 -17,4
1979
-26,6 -18,7 -68,9 -12,9
- Bekleidungsindustrie -45,5 -51,7 -56,1 -50,6 -48,7 -49,6 -47,1 -37,1 -37,8 -36,7 -27,2 -26,3 -28,6 -25,2 -88,2 -94,4 -96,1 -95,0 - 9 2 , 1 -92,9 -92,6 -65,3 -84,3 -86,4 -87,0 -88,0 - 8 8 , 9 -89,1
-32,8 -28,7 -62,8 -24,0
1973
(o.J.); Berechnungen des Ifo-Instituts.
-39,6 -33,7 -75,0 -69,0
der Welt insgesamt Industrieländern Entwicklungsländern Staatshandelsländern
1970
-43,9 -41,7 -54,5 -67,1
1962
der deutschen Textil- und Bekleidungsindustrie
Index der internationalen Wettbewerbsfähigkeit
der Welt insgesamt Industrieländern Entwicklungsländern Staatshandelsländern
Handel mit ...
Tabelle 12
Tabellen-Anhang
Tabellen-Anhang Tabelle
S t r u k t u r der E i n f u h r ^
d e r B u n d e s r e p u b l i k D e u t s c h l a n d von
T e x t i l i e n und B e k l e i d u n g nach Ländergruppen (%-Anteile der
Jahr
Industrialisierte westliche Tänder
Einfuhrwerte)
Entwicklungsländer -
Textilien
Ostblockländer
-
1970
88,6
9,9
1,5
1973
83,4
14,1
2,6
1976
80,2
16,2
3,6
1978
79,8
16,6
3,5
1979
78,9
17,5
3,5
-
Bekleidung
-
1970
80,0
14,7
5,3
1973
72,3
19,3
8,4
1976
62,1
29,8
8,1
1978
64,0
27,9
8,1
1979
62,4
29,0
8,6
a) Nach dem W a r e n v e r z e i c h n i s f ü r den Außenhandel? im Geg e n s a t z zu T a b . 11 i s t Maschenware n i c h t i n T e x t i l i e n , sondern i n B e k l e i d u n g e n t h a l t e n . Quelle:
11 Breitenacher
S t a t i s t i s c h e s Bundesamt? Berechnungen des Instituts.
Ifo-
82f8
1960
%
10,1
100 14 044
48,0
10,2 41,9
100 100 2 878 8 997
17,2
1,1 3,9 2,3
14,4 4,2 16,0
52,0
1973
1,7 4,5 2,0
17,8 4,0 18,0
58,1
1970
100 19 384
54,0
8,8
0,8 3,2 2,4
12,6 5,5 12,6
46,0
1976
53,0
9,8
0,9 3,7 2,7
11,8 6,0 12,1
47,0
1979
100 100 22 350 25 257
52,9
9,8
0,9 3,4 2,6
12,0 5,4 13,0
47,1
1978
Quelle: Statistisches Bundesamt? Berechnungen des Ifo-Instituts.
a) Nach dem Warenverzeichnis für den Außenhandel? Textilien ohne, Bekleidung einschließlich Maschenware. - b) Überwiegend technische Produkte. - c ) Uberwiegend Haushaltswäsche und Heimtextilien.
Insgesamt Mill. DM
Bekleidung
davon: Garne 30,9 Baumwollgewebe 10,2 Andere Gewebe 26,0 Tülle, Spitzen, Stickereien, Bänder u. Posamentierwaren 2 , 5 Spezialgewebeb) , 3,2 Sonstige Spinnstoffwaren 2,6 Fußbodenbeläge, Teppiche und Tapisserien 7,3
Textilien
Warenbenennung
(%-Anteile der Einfuhrwerte)
nach Warengruppena
Struktur der Einfuhr der Bundesrepublik Deutschland von Textilien und Bekleidung
Tabelle 14
Tabellen-Anhang
Tabellen-Anhang
163
Tabelle
N o m i n a l e r und e f f e k t i v e r
Z o l l s c h u t z der T e x t i l -
B e k l e i d u n g s i n d u s t r i e der Bundesrepublik gegenüber E i n f u h r e n aus D r i t t l ä n d e r
und
Deutschland
im J a h r .1972
(%) Industriezweig
Nominaler Zollschutz
Effektiver Zollschutz
Textilindustrie
10,3
20,8
Bekleidungsindustrie
14,0
20,7
7,3
10,0
Industrie
insgesamt3^
a) Ohne Nahrungs- und G e n u ß m i t t e l i n d u s t r i e n . Quelle:
1*
Dönges u . a .
(1973), Tabelle
4.
EG-Länder
Mill. DM 1.M3. 1978
1977
. 1979
1970
Anteil in % 1980
1974
.
„. i.hj. 1977
1978
1979 1980
Erstfassunge)
China
6
120
132
181
139 24 110
677
0,3
605
0,0
13 249
347
48
0,0
2,6
100
4,0
0,6
5,0
100
3,9
0,6
5,0
100
3,7
0,8
5,0
100
3,6
100
100
2,6
Quelle: Gesamttextil; Berechnungen des Ifo-Instituts.
4,6
2,2 9,9
5,1
1,0
2,8
0,4
2,1
19,6
9,4 0,3
2,0
18,0
8,9 0,2
2,3
17,4
5,9 0,4
1,9
18,8
3,0 0,1
0,6
16,4
1 423
298
10,1
2 397
1 068 1 238
63
21 432
769
1 006
52
504
2 595
2 008
4 344 426
1 786
20 180
742
762
15 098
587
233
9 101
24
362
89
888
457
3 791 3 725
a) Frankreich, Belgien/Luxemburg, Niederlande, Italien, Vereinigtes Königreich, Irland, Dänemark. - b) Island, Norwegen, Schweden, Schweiz, Österreich, Finnland. - c) USA, Kanada, Südafrika, Japan, Australien, Neuseeland. - d) Indien, Pakistan, Hongkong, Südkorea, Macau, Malaysia, Brasilien, Singapur, Mexiko, Kolumbien, Philippinen, Thailand, Jugoslawien, Ägypten, Argentinien, Guatemala, Haiti, Indonesien, Peru, Sri Lanka, Uruguay, Bangladesch. - e) Die ersten 14 unter Fußnote d) genannten Länder. - f) Spanien, Portugal, Griechenland, Türkei, Zypern, Malta, Algerien, Marokko, Tunesien, Jordanien, Syrien, Libanon, Israel. - g) Staaten in Afrika, im karibischen Raum und im Pazifischen Ozean, die das Abkommen von Lome unterzeichnet haben. - h) Sowjetunion, Ungarn, Bulgarien, Albanien, Polen,Rumänien, Tschechoslowakei.
Insgesamt
Volksrep.
DDR
Staatshandelsländerh)
0 18
272
292
2 482
Tabellen-Anhang
Europ.
AKP-Länder g^
51
918
Länder des Mittelmeerraums^
Taiwan
10,7
6 062 8 583 9 838 10 449 11 367 5 870 66,6 56,8 48,8 48,8 47,1 44,3 5 763 8 207 9 080 9 633 10 415 5 319 63,3 54.4 45,0 44,9 43,2 40,1
1974
in die Bundesrepublik nach Lieferländern und -regionen
Sonstige Länder 3 039 6 515 10 341 10 983 12 743 7 379 33,4 43,2 51,2 51,2 52,9 55,7 darunter: ., EFTA-Länder 475 662 1 291 1 561 1 815 991 5,2 4,4 -6,4 7,3 7,5 7,5 Andere industrialisierte 0 westliche Länder ' 403 415 524 554 667 412 4,4 2,7 2,6 2,6 2,8 3,1 1 Lieferländer im Rahmen des d) Multifaser-Abkommens 919 2 491 3 857 3 809 4 465 2 661 10,1 16,5 19,1 · 17,8 18,5 20,1 dar.: im Rahmen der MFA-
EG-Länder3^ dar.: Ursprüngl.
1970
Einfuhr von Textilien und Bekleidung (ohne Rohstoffe)
Lieferländer bzw. -regionen
Tabelle 16
164
Tabellen-Anhang Tabelle
165
17
Entwicklung von Verbrauch und E i n f u h r hochsensibler Produkte (Warengruppe I )
Kategorie 1
2
3
4
5
6
7
8
Warenbezeichnung
Einheit
1974
1975
1976
1977
1978
1979
Baumwollgarne 3 ^ Verbrauch Einfuhr ,ν Importquote
1000 t 1000 t %
270 71 26,3
263 81 30,9
290 . 108 36,3
273 100 36,7
261 110 42,1
267 122 45,7
1000 t 1000 t %
156 50 32,4
147 53 36,0
176 77 43,5
165 84 50,7
154 70 45,5
154 83 54,0
1000 t 1000 t %
64 38 60,0
76 39 51,0
72 37 51,5
60 34 56,6
68 36 53,4
70 36 50,5
M i l l .• St. M i l l .,st. %
158 73 46,3
174 79 45,2
220 122 55,4
207 121 58,2
185 112 60,9
176 106 60,2
P u l l o v e r und d e r g l . Verbrauch Einfuhr ^^ Importquote
M i l l .,st. M i l l .,st. %
223 171 76,5
236 183 77,7
262 211 80,6
220 179 81,5
207 156 75,3
202 158 78,1
Hosen Verbrauch Einfuhr Importquote
M i l l . .St. M i l l . -St. %
107 54 50,1
111 54 48,3
126 62 48,9
137 83 60,6
135 83 61,4
148 93 62,8
e) Blusen Verbrauch Einfuhr ^) Importquote
M i l l . .St. M i l l . .St. %
71 41 57,2
73 42 57,2
81 50 61,6
77 46 60,4
113 74 65,9
116 78 67,1
Oberhemden aus Geweben Verbrauch Einfuhr k) Importquote
M i l l ..St. M i l l . .St. %
113 79 69,9
114 90 78,6
107 90 83,4
104 90 86,3
111 87 78,1
116 93 80,4
c) Gewebe aus Baumwolle Verbrauch Einfuhr ^\ Importquote Gewebe aus synthetischen Spinnfasern^ Verbrauch Einfuhr ,ν Importquote T - S h i r t s und Oberhemden aus Gewirken Verbrauch Einfuhr ^ν Importquote
a) N i c h t i n Aufmachungen f ü r den E i n z e l v e r k a u f . - b) Einfuhr i n % des Verbrauchs (= I n l a n d s V e r f ü g b a r k e i t ) . - c) Andere a l s Drehergewebe, Schlingengewebe ( F r o t t i e r gewebe), Bänder, Samt, Plüsch, Schlingengewebe, T ü l l e und geknüpfte N e t z s t o f f e . d) Andere a l s Bänder, Samt, Plüsch, Schlingengewebe ( e i n s c h l i e ß l i c h Frottiergewebe) und Chenillegewebe. - e) Werte f ü r 1978 m i t jenen f ü r 1977 n i c h t v e r g l e i c h b a r . Quelle: G e s a m t t e x t i l ; S t a t i s t i s c h e s Bundesamt; Berechnungen des I f o - I n s t i t u t s .
462
14 307
3 845
18 783
582 123
4 238
7 140
19 815
787 92
6 735
22 335
884 89
1 551
14,3
1 042 14,9
5,7
15,5
8,5
10,1
11,2
9,5
5,5
Quelle: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des Ifo-Instituts.
10,0
17,1
11,4
12,7
12,3 -3,3
15,7
6,5
10,2
1,1
1979/78
10,6 -25,2
9,6
1978/77
10,0 26,3
2,0
1977/74 22,7
25,7
1974/70
4 962
7 956
1979
6 120
1 341
5 744
1 223
4 500
2 882
7 061
1978
Durchschnittliche jährliche
a) Baumwollgarne, Gewebe aus Baumwolle, Gewebe aus synthetischen Spinnfasern, T-Shirts und Oberhemden aus Gewirken, Pullover und dgl., Hosen, Blusen, Oberhemden aus Geweben. - b) Schlingengewebe aus Baumwolle, Handschuhe, Strümpfe, Unterkleidung, Mäntel, Anzüge, Sakkos und Jacken, Taschentücher, Bettwäsche, Parkas, Anoraks und dgl., Garne aus synthetischen und künstlichen Spinnfasern, Schlafanzüge, Kleider, Röcke, Hosen aus Gewirken, Kostüme und Hosenanzüge, Büstenhalter.
8 375
1977 5 130
397 61
1 152
3 599
Bindfäden, Verpackungsbeutel, Filze, Zelte, techn. Gewebeu. dgl. Waren aus Flachs oder Ramie 35
Bekleidungs- und Wirkartikel
Haus- und Heimtextilien
1 618
2 264
1974
Wachstumsrate in %
Tabellen-Anhang
I-VI Insgesamt
VI
V
IV
b)
1970
Andere Garne, Gewebe und Gewirke,
Andere sensible Produkte
II
III
Hochsensible Produktea)
Bezeichnung
Mill. DM
Einfuhr von Textilien und Bekleidung in die Bundesrepublik nach Warengruppen
I
Nr.
Warengruppe
Tabelle 18
166 17,9
Tabellen-Anhang Tabelle
E n t w i c k l u n g des Außenwerts d e r DM gegenüber den w i c h t i g s t e n Handelspartnern der
Jahresende
1972 = 100
1960
80,8
1970
94,1
1971
100,0
Bundesrepublik3^
Veränderung i n % gegenüb. V o r j a h r
1 > 6,3
1972
100
1973
111,6
1974
116,4
1975
114,1
1976
128,8
12,9
1977
137,7
6,9
1978
144,8
5,2
1979
151,7
1980
146,4
a) D u r c h s c h n i t t l i c h e Quelle:
0 11,6 4,3 -
2,0
4,8 -
3,5
j ä h r l i c h e Wachstumsrate
1960/70.
G e s a m t t e x t i l ; Deutsche B u n d e s b a n k ; Berechnungen des I f o - I n s t i t u t s .
168
Tabellen-Anhang
T a b e l l e 20 E n t w i c k l u n g d e r Bruttolohnsumme j e g e l e i s t e t e r
Textilgewerbe Jahr 1970=100
DM
1960
V e r a r b e i t e n d e s Gewerbe
Veränderung i n % gegenüber V o r j a h r
DM
2,66
41,4
2,39
Arbeiterstunde
9,2
a)
6,84
1970=100
Veränderung i n % gegenüber V o r j a h r
38,9 9,9a)
100
1970
5,77
100
1971
6,44
111,6
11,6
7,69
112,4
12,4
1972
7,10
123,1
10,2
8,46
123,7
10,0
9,55
139,6
12,9
1973
8,13
140,9
14,5
1974
9,17
158,9
12,8
10,95
160,1
14,7
1975
10,00
173,3
9,1
11,97
175,0
9,3
1976
10,49
:
181,8
4,9
12,65
184,9
5,7
1977
11,20 '
194,1
6,8
13,79
201,6
9,0
1978
12,09
209,5
7,9
14,73
215,4
6,8
1979
12,79
221,7
5,8
15,74
230j 1
6,9
1 9 8 0 b ) 13,29
230,3
•
16,51
241,4
•
a) D u r c h s c h n i t t l i c h e j ä h r l i c h e Wachstumsrate 1960/70. Oktober.
Quelle: I f o - I n s t i t u t ;
Krengel u . a .
- b ) Januar b i s
Tabellen-Anhang
169
T a b e l l e 21 Lohnnebenkosten i n der
Textilindustrie
- Zuschlag zum A n w e s e n h e i t s l o h n i n
-
Land
1965
1975
1978
1979
1980
Italien
78,6
102,2
105,9
104,2
100,2
Frankreich
54,4
61,1
64,2
65,8
67,0
Belgien
46,0
64,7
64,2
64,9
64,9
Niederlande
41,7
58,2
58,9
66,6
68,2
Japan
35,6
55,8
55,5
58,0
58,1 57,7
Schweden
21,6
39,6
54,7
56,7
BR D e u t s c h l a n d
33,1
50,4
53,7
55,5
55,8
Norwegen
20,2
41,2
46,4
46,4
47,4
Hongkong
23,9
22,8
36,9
37,0
35,6
USA
23,7
33,1
34,6
35,0
35,5
Schweiz
23,8
26,5
28,3
28,3
29,1
Großbritannien
13,6
20,1
23,3
27,7
27,7
Dänemark
11,3
15,9
20,0
24,0
24,7
a) U n t e r d i e Zuschläge f a l l e n f o l g e n d e Kosten: E i n m a l i g e Lohnzahlungen, b e z a h l t e A u s f a l l s t u n d e n , S o z i a l a b g a b e n , s o n s t i g e g e s e t z l i c h e und t a r i f l i c h e Leistungen. Quelle:
Gesamttextil.
12,30
13,23
14,13
15,00
15,91
17,06
1976
1977
1978
1979
1980
*
13,11
12,16
11,38
10,70
9,99
9,61
8,33
7,04
6,56
5,74
5,22
3,61
2,49
6
·
13,41
12,62
12,18
11,28
10,81
9,31
7,83
7,27
6,29
5,68
3,90
2,64
·
.
3,95
3,58
3,59
3,55
3,41
3,36
3,31
3,00
2,94
2,90
·
3,75
3,62
3,43
3,24
2,69
3,01
3,13
2,32
2,39
2,18
1,18
0,49
·
2,50
2,38
1,95
1,95
1,49
2,03
2,34
1,61
1,84
1,72
1,41
91,8
12,33
11,41
10,58
9,82
8,94
8,03
7,17
5,94
5,23
4,54
Ostblock·^
92,3
93,0
93,1
93,4
90,3
96,0
101,9
95,5
99,9
100
93,6
91,1
91,2
89,0
90,0
87,3
93,5
99,7
93,7
99,2
100
Quelle: Gesamttextil; Berechnungen des Ifo-Instituts.
171,7
161,5
153,8
150,0
141,5
132,4
131,0
116,7
108,3
100
86,5
70,4
länderü)
94,2
91,0
b; Länder
88,6
·
es
westl. * e
ins
Lohnkostenentwicklung in der Bundesrepublik im Verhältnis
2,65
länder >
c
Ostblock- .
0,89
b;
Länder
westl. λ
0,64
msges.
2,86
2,14
1,72
Ostblockländer0'
Ländern in DM
westl.,x Länder
Lohnkostendifferenz der Bundesrepublik zu anderen zu anderen Ländern; 1970=100
Tabellen-Anhang
a) Jeweils Oktober, im Jahr 1980 Juli. - b) EG-Länder, Schweden, Norwegen, Schweiz, Österreich, USA, Japan, Hongkong. c) DDR, Tschechoslowakei, UdSSR, Polen, Ungarn, Bulgarien, Rumänien, Jugoslawien.
11,34
8,88
1972
1975
8,13
1971
1974
7,40
1970
10,17
4,79
1973
3,13
1960
F
Andere Länder
Lohnkosten in DM
und der am deutschen Textilaußenhandel beteiligten Länder
Entwicklung der gesamten Lohnkosten je Arbeiterstünde in der Textilindustrie der Bundesrepublik
1965
Jahr
Tabelle 22
170
-
-
-
-
-
-
-
109,8
563
305,5
317,0
520,3
256,1
387,9
-
77,7
71,8 99,3
404,6
54,3
Quelle: Sachverständigenrat (1979), S. 201.
522
507,9
Schweres Heizöl
-
Leichtes Heizöl
-
Kohle
481,2
-
Naturgas
286,8
96,5
Strom
177,5
Schweres Heizöl
-
Leichtes Heizöl
-
Kohle
125,9
-
54-0,7
359
441,1
219,9
398
244,4
88,6
158,8
65,3
107,5
435,1
432,1
346,9
89,6
104,5
63,3
82,1
523,8
492
373
372,4
Nieder-
115
538,3
519,7
405,8
560
260,0
1968 = 100
96,9
171,5
84,0
112
409,3
Großnien
456
460
442,5
352,8
325,5
104,8
122
55,3
309,2
US-Dollar / IO7 Kcal
USA FrankItalien lande britan-
in der Industrie im Jahr 1978
-
Entwicklung der Energiepreise im internationalen Vergleich
Bundesrep. KanaDeutsch- da reich land
Naturgas
Strom
Energieträger
Tabelle 23
-
-
463,1
-
636,3
422,8
-
385,2
132,3
Japan
531,5
357,6
-
106,3
135,3 120,9
94,3
-
Schweiz
554,6
460,0
117,8
374,8
88
-
562,2
Schweden
Tabellen-Anhang
172 Tabelle
Tabellen-Anhang 24
E n t w i c k l u n g von P r o d u k t i o n und P r o d u k t i o n s p o t e n t i a l
i n der
Textilindustrie
( i n P r e i s e n v o n 1970)
Effektives Jahr Mill.
Nettoproduktionsvolumen
DM
1970 = 100
Potentielles Nettoproduktionsvolumen ( P r o d u k t i o n s p o t e n t i a l ) Mill.
DM
1970 = 100
1962
10 300
80,0
11 034
78,1-
1965
1 1 317
87,9
12 263
86,8
1970
12 875
1971
13 570
1972
100
14 128
100
105,4
14 485
102,5
13 944
108,3
14 720
104,2
1973
13 918
108,1
14 787
104,7
1974
13 107
101,8
14 709
104,1
1975
12 695
98,6
14 4 8 1
102,5
1976
13 982
108,6
14 209
100,6
1977
13 686
106,3
13 926
98,6
1978
13 467
104,6
13 595
96 >2
1979
13 905
108,0
•
1980
13 776
107,0
•
Quelle: Krengel u . a . ; Instituts.
S t a t i s t i s c h e s Bundesamt; Berechnungen des
Ifo-
Tabellen-Anhang
173
T a b e l l e 25
E n t w i c k l u n g des Maschinenbestands i n der
Bereich
Betriebsbereite
a) Textilindustrie'
1970
1972
1974
1976
737 204 4 262 37 120 5 360
772 164 3 916 33 92 4 977
674 141 3 854 17 79 4 765
679 166 3 455 17 64 4 381
3 022 16 59 4 017
6 055 58 101 20 100
4 898 50 934 16 399
4 175 45 844 13 365
3 884 41 724 12 227
4 475 1 417
4 376 1 217
3 989 1 037
3 763 878
(212) (43) 691 2 277
(290) (84) 809 1 793
(349) (84) 836 1 222
1978
1979
Spindeln
(1000) Kammgarnspinnerei Streichgarnspinnerei Dreizylinderspinnerei Juteindustrie Übrige Spinnerei S p i n n e r e i insgesamt Betriebsbereite
763g)
724 148 2 675 12 57 3 616
- 1,8 -27,5 -37,2 -67,6 -52,5 -32,5
3 325 36 520 10 696
3 350 34 413 10 565
-44,7 -40,8 -47,4
3 326 859
3 187 774
-28,8 -45,4
157
σ)
Webmaschinei
Tuch- und K l e i d e r s t o f f weberei . Baumwollweberei Seiden- und Samtweberei Möbel- und D e k o r a t i o n s stoffweberei Teppichindustrie außerdem: N a d e l f l o r maschinen ( T u f t i n g ) Nadelfilzmaschinen Verbandmittelherstellung Juteindustrie Ü b r i g e Weberei (ohne Bandweberei) Weberei insgesamt
(413) (98) 941 880
(443) (94) 517. 675
(462) +117,9 (105) +144,2 521 , - 2 4 , 6 634°' - 7 2 , 2
2 144 95 260
1 985 82 411
1 432 71 900
1 417 65 714
983 56 901
950 54 394
-55,7 -42,9
17 049
17 315
16 412
15 284
15 170
14 851
-12,9
207 101
150 313
242 358
251 412
268 968
277 563
+34,0
43 941
39 794
31 474
29 607
23 318
22 204
-49,5
50 446 2 091 884 3 322
45 308 1 840 682 3 319
39 258 1 397 541 2 214
33 698 1 112 517 1 905
27 402 793 410 1 598
24 580 789 388 1 454
-51,3 -62,3 -56,1 -56,2
Maschinen f ü r d i e Maschenindustrie Flachstrickmaschinend ^ (Kopfe) ν Rundstrickmaschinen (Systeme) Rundstrickmaschinen f ü r Strümpfe Rundwirkmas ch i n e n (Mailleusen) Kettenwirkmaschinen Raschelmaschinen Cottonmaschinenf)
a ) Stand j e w e i l s Ende September. - b ) E i n s c h l i e ß l i c h L e i n e n - , Grobgarn- und Schwerweber e i . - c ) Nur a u t o m a t i s c h e Webmaschinen. - d) Ohne S t r u m p f - und Handschuhmaschinen. e) Ohne Strumpfmaschinen. - f ) Für Unterwäsche und O b e r b e k l e i d u n g . - g ) M i t den V o r j a h r e n n i c h t v e r g l e i c h b a r (Verschiebungen i n n e r h a l b des meldenden F i r m e n k r e i s e s von d e r D r e i z y l i n d e r s p i n n e r e i z u r Kammgarnspinnerei). Q u e l l e : G e s a m t t e x t i l ; Berechnungen des
Ifo-Instituts.
174
Tabellen-Anhang
T a b e l l e 26
Entwicklung der E r w e i t e r u n g s i n v e s t i t i o n e n
Zeitraum insgesamt
davon u n t e r Beibehaltung d. Produktionsprogramms
1970
39
21
1971
32
14
1972
37
23
1973
33
17
1974
21
18
1975
14
10
1976
20
11
1977
20
16
1978
13
10
1979
28
16
21
13
1980
a)
Planung •
Quelle:
Textilindustrie
Erweiterung a l s H a u p t z i e l der Investitionstätigkeit bei . . . % der Firmen
J a h r bzw.
a)
i n der
Ifo-Investitionstest.
Tabellen-Anhang Tabelle
7
Veränderung der P r o d u k t i o n s k a p a z i t ä t e n 5 ^
i m T e x t i l g e w e r b e u n d im
v e r a r b e i t e n d e n Gewerbe i n % g e g e n ü b e r dem V o r j a h r
Jahr
Textilgewerbe
V e r a r b e i t e n d e s Gewerbe insgesamt
1970
+ 5,5
+ 7,5
1971
+ 5,4
+ 5,5
1972
+ 5,2
+ 5,6
1973
+ 4,3
+ 5,3
1974
+ 2,5
+ 4,0
1975
+ 3,1
+ 2,6
1976
+ 3,3
+ 3,2
1977
+ 1,6
+ 2,9
1978
+ 2,0
+ 2,5
1979
+ 2,7
+ 2,7
1980b)
+ 2,0
+ 3,0
a) S t r u k t u r b e r e i n i g t e b) Planung. Quelle:
Berichtskreisergebnisse.
Ifo-Investitionstest.
-
+19
Streichgarnspinnerei
+ 4
Herstellung von Möbelstoffen
Maschenindutrie
Quelle : Ifo-Investitionstest.
+ 8
+ 3
Textilveredelung (einstufig)
Jutespinnerei und -weberei
+14
Herstellung von Teppichen
darunter: Seiden- und Samtweberei + 6
+ 8
.
.
+ 4 -1
-1
+ 7
+ 3
+ 4
+ 9
.
+1
+^0
+ 2
+ 5
1975
+ 2
+ 6
+ 7 - 2
- 3
+ 8
+ 3
+ 6
+ 2
-1
+1
+1
3 + 4
+ 5
+
+ 4 - 2
+
+ 3
+ 9 2
+ 3 + 5
+ 3 + 6
I59
168
167
136
+ 3
138 - 2 98
+ 5
+^0
113
128
i97ä=i00S1S
197
131
1979
+1
+1
+ 0
+^0 + 2
+ 2
+1
+ 5
+1
+ 2
1978
+1
1977
+ 2
+ 2
£ 0
+ 3
+ 2
+ 3
+ 5
1976
+^0
+ 6
+ 3
. + 3+ 1+ 2
+ 4
+1
- 8
+1
1974
+15
+ 6
+ 9
+ 5
+12
+ 3 + 7
+ 7
1973
+ 6
_+ 0
Herstellung von Tuchen und Kleiderstoffen
+ 3
+ 4
1972
Kammgarnspinnerei
1971
Veränderung der Produktionskapazitäten in ausgewählten Bereichen der Textilindustrie
Baumwollspinnerei und -Weberei
Bereich
Tabelle 28
176 Tabellen-Anhang
12 Breitenacher
Quelle : Statistisches Bundesamt.
2 829
543
405
89
277
362
1 803
46
91
820
2 396
52
143
395
425
70
Insgesamt
147
500 - 999
84
432
200 - 499
1000 und mehr
619
495
99
50 -
1 052
100 - 199
49
20 403 268
324
1 712
29,8
18,3
616 8,0 24,8
12,8
100
29,4
20,4
582
27,3 100
7,8
8,3
100
6,0
26,5
14,3
8,9
1978
100
25,5
14,8 19,2
5,4
24,9
24,8
12,2 18,0
6,3
Anteil der Unternehmensgrößenklasse an den Gesamtbeschäftigten in % 1978 1964 1970 1976
Entwicklung der Unternehmensgrößenstruktur der Textilindustrie
Beschäftigtengrößenklasse Unternehmen mit Anzahl der Unternehmen bis ... Beschäftigten 1964 1970 1976
Tabelle 29
6,2
Tabellen-Anhang
1 091
Quelle: Statistisches Bundesamt.
3 536 2 979
Insgesamt
2 081
100
7,0
100
14,0
100
30,5
17,9
11,5
8,4
1978
18,5
28,1
14,8
10,2
7,2
1970
18,2
100
13,4
28,4
13,4
9,8
20,9 18,9
302
385
511
1960
30,2
17,5
11,6
8,2
1979
Anteil der Betriebsgrößenklasse an den Gesamtbeschäftigten in %
770
1979
21,9 19,4
309
404
2 145
72 57 30 30
800 520
151 82 83
455
517
708
1978
1000 und mehr
193
200 - 499
500 - 999
575
550
100 - 199
1 311
835
99
50 -
2 0 - 4 9
1970
Anzahl der Betriebe
(jeweils Ende September)
Entwicklung der Betriebsgrößenstruktur der Textilindustrie
Betriebe mit ... bis ... Beschäftigten 1960
Beschäftigtengrößenklasse
Tabelle 30
178 Tabellen-Anhang
Tabellen-Anhang T a b e l l e 31 Entwicklung der d u r c h s c h n i t t l i c h e n Betriebsgröße 5^
Jahr
1960 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979
Betriebe
3 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2
Beschäftigte
536 979 883 794 644 460 285 237 211 145 081
602 491 471 445 422 379 343 337 328 315 308
Statistisches
Bundesamt.
Textilindustrie
Durchschnittl. Betriebsgröße
820 502 952 566 080 332 484 807 304 169
171 165 164 159 160 154 150 151 148 147
054
148
a) B e s c h ä f t i g t e j e B e t r i e b i n B e t r i e b e n m i t t e n , j e w e i l s September. Quelle:
i n der
20 und mehr
Beschäftig-
180
Tabellen-Anhang
T a b e l l e 32
S t r u k t u r d e r I n v e s t i t i o n e n i n d e r T e x t i l i n d u s t r i e und i n d e r v e r a r b e i t e n d e n I n d u s t r i e ( A n t e i l e i n %, 1975 b i s
Investitionskategorie
1977)
Textilindustrie
Verarbeitende Industrie^
Kapazitätsinvestitionen
43
50
Ersatzinvestitionen
(29)
(30)
E r w e i t e r u n g s i n v e s t i t i o n e n im Rahmen des bestehenden Produktionsprogramms
(14)
(20)
52
41
z u r Erhöhung des M e c h a n i s i e r u n g s und A u t o m a t i s i e r u n g s g r a d e s
(36)
(21)
z u r E i n f ü h r u n g neuer F e r t i g u n g s und V e r f a h r e n s t e c h n i k e n
(10)
(8)
E r w e i t e r u n g s i n v e s t i t i o n e n z u r Änderung des Produktionsprogramms (neue P r o d u k t e )
(6)
(10)
FuE-Investitionen
(0)
(2)
5
9
Umweltschutzinvestitionen
(4)
(6)
Arbeitsschutzinvestitionen
(1)
(3)
Innovationsinvestitionen RationalisierungsInvestitionen
Schutzinvestitionen
Insgesamt a) Ohne chemische
100 Industrie.
Q u e l l e : Uhlmann ( 1 9 8 0 ) , S. 69.
100
Struktur des Fasereinsatzes in der Textilindustrie
74,5
16,0 13,3
51,7
16,2
16,9
6,9
57,1
18,6 16,2
16,5
22,7
5,6
16,7
22,9
5,6
16,7
23,4
5,9
15,6
28,0
5,0
Quelle: Gesamttextil.
15,4
30,0
5,3
35,0
1979
16,5
31,6
31,2
65,0
5,2 5,0
15,4
23,3
0,1 64,0
0,1
11,8 12,3
61,9
0,2
4,1
9,0 8,8
23,8
36,0
1978
3,1 2,8
24,8 9,0
11,2
59,6
0,2
4,5
8,3
27,5
38,1
1976a) 1977 40,5
10,9
56,6
0,3
6,6
8,7
27,8
43,4
1975
10,6
57,9
0,3
7,7
6,3
27,8
42,1
1974
12,7
0,2
8,9
7,3
26,5
42,9
1973
12,3
6,3
11,3
52,4
0,2
9,5
10,1
27,8
47,6
1972
in %)
a) Durch Änderung der BetriebsStufenabgrenzung ist Vergleichbarkeit mit dem Vorjahr beeinträchtigt.
1,4 2,6
Synthetische Fasern
Synthetische Fäden
7,0
11,9
0,2
10,6
10,0
27,5
48,3
1971
11,7
0,4
13,6
48,2
6,8
14,7
25,5
1,1
18,6
9,1
28,7
51,8
1970
Zellulosische Fäden
dar.: Zellulosische Fasern
Chemiefasern insgesamt
Sonstige Fasern
Bast- und Hartfasern
Wolle und andere Tierhaare 11,6
43,3
Naturfasern insgesamt
dar.: Baumwolle
1960
(Anteile der einzelnen Rohstoffarten an der gesamten Rohstoffverarbeitung
Faserart
Tabelle 33
Tabellen-Anhang
163,5
164,6
1978
1979
0,7
1,2
-10,8
11,3
4,2
-10,7
9,3
c)
-16,8
42,5
38,8 9,5
6,0
9,3
36,6 - 8,7
40,1
36,7 - 7,3
39,6
.
112,4
- 2,9
47,3
37,8
3,7
1000 t
20,1
24,4
24,4
21,0
0
8,6
.
C)
4,5
3 2 , 2 - 8,8
Quelle: Bundesamt für gewerbliche Wirtschaft; Gesamttextil; Berechnungen des Ifo-Instituts.
7,1
11,2
23,0
20,1
23,9
- 4,9
9,9
36,0
22,6
9,9
1,6
18,9
17,2
35,3
28,7
21,5
-22,9
21,1
19,2
25,1
%
Vliesstoffe
7,0
-42,6
35,0
45,4 - 2,6
46,6 - 1,5
C)
22,8
1,6
2,2
- 3,1
- 0,3
115,8
119,5
119,8
- 1,8
119,3 117,2
13,9
25,3
43,6
31,6
%
Textile Bodenbeläge, I Mill.qm
57,3
G)
82,3
%
117,4
103,1
39,0
64,4
14,5
Mill.qm
47,6 - 6,1
50,7 - 1,9
51,7
37,2
%
Textile Bodenbeläge, genadelt
a) Angaben 1965 bis 1973 ohne, ab 1973 mit den in der Chemiefaserindustrie texturierten Garnen. - b) Veränderung gegen Vorjahr in %; 1965 bis 1970 durchschnittliche jährliche Veränderungsrate. - c) Oberbekleidungs-Fertigstoff zuzügl. Rohwaren für Oberbekleidung.
181,1
162,7
1975
161,5
156,2
1974
1977
*10,7
1973
39,3
.
1000 t
3,1
41,1
.
C)
- 8,9
%
f % getuftet
Tabellen-Anhang
1976
101,3
1972
78,8
111,2
1970
1971
(15)
1000 t
Texturiertes Garna) Oberbekleldung
Produktion von nach neuen technologischen Verfahren hergestellten textilen Erzeugnissen
1965
Jahr
Tabelle 34
182
877 58
1979
4,1
4,1
2,7
2,6
2,9
3,2
2 115
2 640 3,2
3,8
4,3
2 775
2 835
2 385
2 355
2 465
3 335
2 315
3 680
4 395
4 340
3 935
3 705
3 550
3,3
3 465
4,6
4 005
3 240
4 345
2 900
3 040
1 745
3,3
3,7
3,2
6,0
6,4
6,5
4,5
4,2
4,1
4,1
4,5
5,5
6,4
verarb. Gewerbe
InvestitionsTextilgewerbe
5,8
3,6
4,2
3,9
4,8
4,8
5,3
Investitionsquotec^ DM % Textilverarb. gewerbe Gewerbe
Quelle: Ifo-Investitionstest.
a) Jeweils in Preisen von 1970. - b) Bruttoanlageinvestitionen je Beschäftigten. - c) Anteil der Bruttoanlageinvestitionen am Umsatz.
781 52
7 6 2 50
1977
847 56
1976
1978
754 50 3,0
76 3,6
84
911 60
1 262
1 141
1972
1973
102
1975
1 547
1971
100
1974
1 517
991 66
BruttoanlageInvestitionen des Textilgewerbes intensität^) Anteil an Invest. Mill.DM 1970=100 des verarbeitend. Gewerbes in %
Investitionstätigkeit5^ im Textilgewerbe im Vergleich zum verarbeitenden Gewerbe
1970
1963
Tabelle 35
Tabellen-Anhang
184
Tabellen-Anhang
T a b e l l e 36
Rationalisierungsinvestitionen'in
der
Textilindustrie
Rationalisierung als Hauptziel der I n v e s t i t i o n s t ä t i g k e i t Jahr
... %
bei der Firmen
dabei g e r i c h t e t L o h n - und Gehaltskosten
auf: Sonstige Kosten
1970
51
42
1971
59
51
5 3
1972
51
39
4
1973
57
48
3
1974
60
46
4 3
1975
60
52
1976
48
40
3
1977
48
36
4
1978
53
41
4
1979
46
31
4
1980a)
54
37
6
a)
Planung.
Quelle:
Ifo-Investitionstest.
1960
41,8
58,5
50,8
Weberei insgesamt
85,7
93,4
75,3
25,8
20,6
82,5
93,6
68,7
86,4
94,1
51,5
26,6
53,0
82,1
94,8
75,8
1971
87,8
95,5
38,7
29,7
56,2
85,7
95,3
77,3
1972
90,5
97,4
40,6 91,4
97,1
92,3
100,0
93,2
97,6
37,0 94,3
Quelle: Gesamttextil.
90,6 90,6
18,0 20,2
36,7 3 2 , 2
87,3
92,2 94,2
99,0 99,2
97,6 98,0
1978 1979
95,1
95^5
(100) (100)
31,6
85,0
91,5
98,8
96,2
1977
(100)
31,1
83,5
91,1
98,0
92,4
1976
47,7
30,0
78,9
89,6
97,6
89,7
1975
41,2
27,2
75,3
88,6
97,2
88,3
1974
38,6
29,2
63,3
88,5
96,2
83,2
1973
in %)
a) Stand jeweils Ende September . - b) Einschließlich Leinen-, Grobgarn- und Schwerweberei. - c) Ohne Nadelflormaschinen und Nadelfilzmaschinen.
82,3
Juteindustrie
3,4
49,7
Verbandmittelherstellung
Teppichindustrie
Möbel- und Dekorationsstoffweberei c)
Seiden- und Samtweberei
Baumwollweberei ^
b
1970
Entwicklung des Automatisierungsgrades in der Weberei^ (Anteil der Webautomaten am gesamten Bestand von Webmaschinen
Tuch- und Kleiderstoffweberei 17,1
Bereich
Tabelle 37
Tabellen-Anhang
115,2
114,7
150,4
Seiden- und Samtweberei 100
89,6 148,9
100
100
94,8
153,6 100
Quelle: Gesamttextil; Berechnungen des Ifo-Instituts.
1978
73,2
65,5
60,7
58,1
59^9
74,7 72,4 65,8 61,0
68,3
69,7
62,4
71,1 67,8
74,1
68,7
89,9 e^g
70,7
82,2
76,4
85,1
78,7 76,1
70,6
79,3
83,2
84,3
76,6
85,5
90,0
86,8
93,4
1977
91,5 91,1
1976
92,1
1975
89,3
1974
92,8
1973
90,7
91,9
94,2
97,5
83,9
90,9
1972
97,4
90,0
93,2
101,9
1971
a) Geleistete Spindel- bzw. Webmaschinenstunden, bezogen auf Spinnstoffverbrauch bzw. Garnverarbeitung. b) Einschließlich Leinen-, Grobgarn- und Schwerweberei.
Möbel- und Dekorationsstoffweberei
163,8
97,0
95,3
1970
Tabellen-Anhang
Baumwollwebereib)
100
100
I960
(1970 = 100)
der Spinnerei und Weberei
Entwicklung der Maschinenlaufzeit je Produkteinheita^ in ausgewählten Sparten
Tuch- und Kleider StoffWeberei
Weberei
Dreizylinderspinnerei
Kammgarnspinnerei
Spinnerei
Bereich
Tabelle 38
186 5
7
1
93,5
Dreizylinderspinnerei
100
100
100
1970
101,8
101,1
106,9
105,1
Quelle: Gesamttextil; Berechnungen des Ifo-Instituts.
97,3
109,8
105,2
1147
102,5
111,3
107,2
111,8
118,4 111,2
108,1
110,8
103,8
108,5
109,9
108,0
112,1
110,8
98,7
98,2
104,1
112,3
108,8
1979
152,2
1978
153,3
1977
154,5
1976
141,9
1975
136,5
91,7
99,0 97,5
95,0
100,5
99,3
96,6
119,3
1974
100,8
1973
111,3
99,8
97,6
98,9
91,9
97,4
104,6
1972
a) Betriebsbereite Spindeln bzw. Webmaschinen. - b) Einschließlich Leinen-, Grobgarn- und Schwerweberei.
100
101,1
99,5
96,0
99,9
95,0
1971
97,3
100
100
94,0
127,2
Möbel- und Dekorationsstoffweberei
Seiden- und Samtweberei
Baumwollwebere^
Tuch- und Kleiderstoffweberei 113,1
Weberei
77,7
1960
(1970 = 100)
der Spinnerei und Weberei
Entwicklung des Maschinenbestands5^ je Beschäftigten in ausgewählten Sparten
Kairangarnspinnerei
Spinnerei
Bereich
Tabelle 39
Tabellen-Anhang 9
188
Tabellen-Anhang
T a b e l l e 40
E n t w i c k l u n g des B r u t t o - A n l a g e v e r m o g e n s a ^
Jahr
Textilindustrie DM
1970 = 100
1960
20 845
1970
4 1 195
1971 1972 1973
51 064
1974
56 380
1975
6 1 809
150,0
1976
63 631
1977
65 248
1978
66 766
162,1
50,6
(Realkapital)
je
Beschäftigten
Verarbeitende I n d u s t r i e DM 24 932
1970 = 100
56,8
100
43 895
44 376
107,7
47 092
107,3
47 797
116,0
50 690
115,5
124,0
52 444
119,5
136,9
55 588
126,6
60 945
138,8
154,5
63 568
144,8
158,4
65 193
148,5
66 689
151,9
a ) Zu P r e i s e n von 1970. Quelle: Krengel u . a .
100
Tabellen-Anhang
189
Tabelle E n t w i c k l u n g des P r o d u k t i o n s e r g e b n i s s e s
1960
1970=100
Beschäftigtenstunde
Verarbeitende
Textilindustrie Jahr
je
Veränderung gegenüber Vorjahr i n %
55,6
1970=100
Industrie Veränderung gegenüber Vorjahr in %
60,0
1970
100
+
1971
110,1
+10,1
6,0
a )
100
+ 5 >
104,9
+ 4,9
1972
119,1
+
8,2
112,1
+ 6,9
1973
126,3
+
6,0
119,2
+ 6,3
1974
134,8
+ 6,7
123,0
+ 3,2
1975
147,6
+ 9,5
127,9
+ 4,0
1976
162,6
+10,2
138,4
+ 8,2
1977
168,2
+
3,4
145,3
+ 5,0
1978
174,0
+
3,4
150,1
+ 3,3
1979
186,2
+ 6,8
157,9
+ 5,2
a) D u r c h s c h n i t t l i c h e Quelle:
Ifo-Institut;
jährliche Krengel
Zuwachsrate im Z e i t r a u m u.a.
1960/70.
48,9
Seiden- und Samtweberei
62,2
87,6 100
100
Quelle:
117,6
129,7
120,2
127,0
138,5
126,6
126,9
146,8
183,1
133,1
123,1
180,2
138,3
125,5
177,1
148,8
131,9
Gesamttextil; Berechnungen des Ifo-Instituts.
179,0
140,6
137,0
190,0
153,8
160,6
128,5 119,2
180,4
199,4
166,6
178,1
186,6
159,8
170,6
177,6
156,2
1979
149,0
156,3
1978
135,2
159,9
1977
124,0
143,8
152,8
164,1
136,1
148,1
130,5
136,1
170*8
1976
184,9
1975
113,8
137,0
133,9
131,2
115,3
125,7
123,8
133,8
1974
118,0
1973
110,8
104,0
122,8
115,2
127,4
109,9
117,6
1972
- b) Einschließlich Leinen-, Grobgarn- und Schwerweberei.
112,9
116,2
100
114,9
108,8
118,9
104,3
107,1
1971
58,5
a) Spinnstoffver brauch bzw. Garnverarbeitung.
Maschenindustrie
Teppichindustrie
100
100
100
100
100
1970
Tabellen-Anhang
Möbel- und Dekorationsstoffweberei
53,3
66,9
Tuch- und KleiderStoffWeberei
Baumwollwebereib ^
Weberei
54,3
74,7
Dreizylinderspinnerei
1960
(1970 = 100)
Entwicklung der Produktion3^ je Beschäftigten in ausgewählten Sparten der Textilindustrie
.Kammgarnspinnerei
Spinnerei
Bereich
Tabelle 42
190 1
Tabellen-Anhang Tabelle
43 Entwicklung der
Lohnstückkosten5^
Textilindustrie Jahr 1960
a)
191
absolut 0,330
Verarb.
1970 = 100 73,8
absolut 0,261
Industrie 1
1970 = 100 64,8
1970
0,443
100
0,366
100
1971
0,450
101,6
0,396
108,2
1972
0,458
103,4
0,409
111,7
1973
0,492
111,1
0,435
118,9
1974
0,523
118,1
0,486
132,8
1975
0,527
119,0
0,519
141,8
1976
0,498
112,4
0,507
138,5
1977
0,520
117,4
0,533
145,6
1978
0,543
122,6
0,552
150,8
1979
0,537
121,2
•
L o h n - und Gehaltssumme z u e f f e k t i v e m
Quelle:
Krengel u . a . ;
Gesamttextil;
Nettoproduktionsvolumen.
S c h ä t z u n g e n des
Ifo-Instituts.
192
Tabellen-Anhang
T a b e l l e 44 E n t w i c k l u n g der B r u t t o l o h n - und Gehaltssumme i n % des Umsatzes im T e x t i l g e w e r b e und im v e r a r b e i t e n d e n Gewerbe insgesamt
Jahr
Textilgewerbe
1960 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978
1 8 , r5 22,r 7 22,f 7 23,r 3 23,f 8 22,r 9 23,r 7 22,r 7 22,F 7 2 3 ,,6
1979 1 980
2 3 ,r 2 2 2 ,r 7
a) Januar b i s Oktober Quelle:
Ifo-Institut.
Verarbeitendes Gewerbe 1 6 ,r5 21.,3 2 2 , rO 2 2 , 13 2 2 ,r 4 2 1 ι, 9 22,r 4
21,r 2 21,τ 8 2 2 , r1 2 1 ι, 4 2 0 ,r 7
•
89,7
Spinnerei insgesamt
78,3
89,5
Seiden- und Samtweberei
Möbel- und Dekorationsstoffe
100
100
100
100
100
100
100
100
1970
101,6
101,8
103,7
111,4
102,7
101,3
107,4
102,4
1971
99,7
105,6
105,9
127,3
105,9
105,1
114,5
107,6
1972
105,5
101,3
93,9
109,0
101,7
108,5
93,5
107,4
108,2
85,4
111,7
95,4
96,1
98,8
Quelle: Gçsamttextil; Berechnungen des Ifo-Instituts.
109,5 111,9
102,7 117,8
95,4 9 3 , 5
113,8
107,9 110,8 107,7
107,7
110,3 110,3
105,0 109,6
104,5
1979 103,5 112,9
1978
117,1 124,4
107,0
95,4
101,8
97,6
1977
122,0
103,8
104,6
116,3
107,2
1976
113,7
99,4
94,2
99,8
95,5
1975
124,7
1974
107,1
105,3
113,4
104,4
108,1
103,0
107,8
1973
a) Geleistete Spindel- bzw. Webmaschinenstunden, bezogen auf betriebsbereite Spindeln bzw. Webmaschinen. b) Einschließlich Leinen-, Grobgarn- und Schwerweberei.
86,2
72,3
Baumwollwebereib)
Tuch- und Kleiderstoffweberei
darunter :
84,8
92,1
Dreizylinderspinnerei
Weberei insgesamt
80,2
Kammgarnspinnerei
darunter :
1960
(1970 = 100)
der Spinnerei und Weberei
Entwicklung der Maschinenleistung je Maschine3^ in ausgewählten Sparten
Bereich
Tabelle 45
Tabellen-Anhang
194 Tabelle
Tabellen-Anhang 46 Durchschnittliche
Maschinenlaufzeit
im J a h r e
1977
(Stunden)
Region bzw.
Land
Laufzeit
je
Spindel
Laufzeit
Afrika
7 003
6 626
Nord-Amerika
5 692
6 110
Süd-Amerika
6 141
5 392
A s i e n und
6 668
6 403
Europa
4 738
4 395
BR D e u t s c h l a n d
3 950
4 110
Quelle:
Ozeanien
ITMF
(1977).
je
Webstuhl
Tabellen-Anhang
195
T a b e l l e 47 E n t w i c k l u n g d e r E x p o r t e und d e r E x p o r t q u o t e d e r
Exporte
Jahr
a)
Exportr quoteb;
A n t e i l an den Ausfuhren s ä m t l . industr.Produkte
Textilindustrie A n t e i l an den Ausfuhren d . w e s t l . Industrieländer
Mill.DM
%
%
%
1960
1 649,6
9,9
3,5
10,5
1970
5 107,4
20,7
4,4
15,1 15,6
1971
5 908,9
22,3
4,7
1972
6 275,4
23,4
4,6
14,2
1973
7 628,6
27,1
4,6
15,3
4,0
15,5
1974
8 691,4
30,0
1975
7 805,1
28,7
3,7
15,0
1976
9 855,5
33,1
• 4,0
15,5
1977
10 0 0 7 , 1
32,6
3,8
14,6
1978
10 3 4 5 , 1
34,1
3,8
1979
11 545,6
36,7
3,8
11 142,3
37,4
3,6
1980
ei
a ) Nach dem W a r e n v e r z e i c h n i s f ü r d i e I n d u s t r i e s t a t i s t i k . d e r A u s f u h r am Umsatz. - c ) J a n u a r b i s November. Quelle:
13*
Statistisches
Bundesamt; Berechnungen des
- b)
Anteil
Ifo-Instituts.
1,9
3,0
8,2
Mill. DM
% 2 079
100
14,3
· ·
·
100
·
4,0 23,0
7 041 10 451
100
3,6 22,4 ·
100
·
3,0
10,1
4,0 27,2
8,6
1,1
23,7
9,5
23,6
72,8
1976
100
19,5
10,0
4,4 29,6
2,8
8,4
24,0
9,5
20,1
70,4
1978
13 291 14 213 15 859
2,3
10,2
1,1
25,5
6,6
1,1 1,1
1,7 1,7
10,7
1,2
26,8
5,5
27,9
77,0
1973
100
19,9
4,1 29,9
8,4
23,5
10,4
19,9
70,1
1979
Quelle: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des Ifo-Instituts.
a) Nach dem Warenverzeichnis für den Außenhandel; Textilien ohne, Bekleidung einschl. Maschenware. b) Überwiegend technische Produkte. - c) Überwiegend Wäsche und Heimtextilien.
Insgesamt
Sonstige Bekleidung
davon: Ober- und Unterbekleidung aus Gewirken 5,9
Fußbodenbeläge, Teppiche u.dgl. 2,9 Bekleidung 20,2
waren c)
Sonstige Spinnstoff-
Spezialgewebeb^
Posamentierwaren
Tülle, Spitzen, Stickereien, Bänder und
Andere Gewebe und Gewirke 25,2
19,7
28,2
77,6
79,8
18,8
1970
1960
(%-Anteile der Ausfuhrwerte)
nach Warengruppen5
Struktur der Ausfuhr der Bundesrepublik Deutschland von Textilien und Bekleidung
Baumwollgewebe
davon: Garne
Textilien
Warenbenennung
Tabelle 48
196 Tabellen-Anhang
Tabellen-Anhang
197
Tabelle S t r u k t u r der Ausfuhr der Bundesrepublik von T e x t i l i e n und Bekleidung 5 ^ ( % - A n t e i l e der
Deutschland
nach Ländergruppen
Einfuhrwerte)
Entwicklungsländer
Ostblockländer
Jahr
Industrialisierte westliche Länder
1970
87,0
9,1
3/8
1973
83,6
9/6
6,8
1976
83,3
8,9
7,7
1978
83,8
9,2
7,0
1979
85,5
7,8
6,7
1970
93,8
3/0
3,2
1973
95,0
2/2
2,7
1976
95,1
3/2
1,7
1978
94,9
3/5
1,6
1979
95,1
3,3
1/6
Textilien
Bekleidung
a) Nach dan Warenverzeichnis für den Außenhandel; Textilien ohne, Bekleidung einschl. Maschenware.
Quelle: Statistisches Bundesamt? Berechnungen des I f o - I n s t i t u t s .
123,9
127,7
119,4
119,2
121,2
122,8
123,2
126,3
1974
1975
1976
1977
1978
1979
136,0
129,5
124,2
126,1
127,2
123,1
120,9
119,8
117,1
115,9
116,5
108,2
102,5
125,8
122,9
121,3
120,6
119,3
121,0
117,9
108,0
104,0
101,7
100
1
147,2
138,4
126,5
126,2
124,1
119,1
109,8
105,9
105,4
104,9
100
0,922
0,925
0,934
0,922
0,922
0,956
0,924
0,936
0,991
1,002
1
0,975
0,986
0,986
0,959
0,899
0,984
0,935
1
0,908 0,885
0,864
0,861
0,882
0,865
0,874
0,962
0,987
0,910
1,070
1,056
1
(Inlandsabsatz)
0,982
1
Bezogen auf Erzeugerpreise
0,987
0,996
1,013
1,012
1,016
1,018
0,983
0,960
1,010
1,027
1,052
1,018
0,952
0,970
0,984
0,957
0,913
0,990
0,985
Wirk- und Strickwaren
0,981
Wirk- und Textilien Gespinste Meterware Textile Strickwaren insgesamt ohne End- ohne Boden- Bodenlosfasern beläge beläge
Quelle: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des Ifo-Instituts.
a) Januar bis Juni.
130,7
119,2
111,0
1973
106,7
100,3
100
1970 = 100
Meterware Textile ohne Boden- Bodenbeläge beläge
Entwicklung der Ausfuhrpreise für Textilien
Tabellen-Anhang
1980a)
130,0
103,4
1972
101,6
100
100
100,7
1970
Gespinste ohne Endlosfasern
1971
Textilien insgesamt
Jahr
Tabelle 5Ό
198
Tabellen-Anhang
199
Tabelle V e r t e i l u n g der B e t r i e b e und B e s c h ä f t i g t e n der
Textilindustrie
a u f S t a d t - und L a n d k r e i s e
Einheit Bundesgebiet bzw. a J a h r ' Betriebe Beschäft. Einheit
ι in
d a v o
kreisfr.Städten Betriebe 9Ό
..
T
Landkreisen
Beschäft. α "Ö
Betriebe 9-ο
Beschäft. o. -6
Anzahl
1000
4 375
579,9
32.2
32,0
67,8
1970
3 601
499,5
25,8
27,8
74,2
72,2
1974
3 090
386,6
23.3
26,7
76,7
73,3
1978
2 375
318,2
17,6
1962
a) J e w e i l s
82,4
September.
Q u e l l e : S t a t i s t i s c h e s Bundesamt; Berechnungen des
Ifo-Instituts.
68,0
200
Tabellen-Anhang
Tabelle
52
Einfuhr
von E r z e u g n i s s e n d e r T e x t i l i n d u s t r i e passiver
Jahr
Mi11.DM
Veredelung
A n t e i l an Gesamteinfuhr in %
1960
80,2
3,48
1965
279,2
6,61
1970
117,6
1 ,90
1971
183,9
2,50
1972
283,5
3,33
1973
306,7
3,47
1974
365,8
3,90
1975
368,1
3,65
1976
399,2
3,44
1977
378,3
3,01
1978
330,1
2,49
1979
369,8
2,36
Quelle:
nach
S t a t i s t i s c h e s Bundesamt? Berechnungen des Ifo-Instituts.
416,6
537,3 22,4
607,6 23,0
657,6 22,8
687,9 24,8
740,9 25,9
815,2
1972
1973
1974
1975
1976
1977
1978
1979
.
.
24,3
53,0
30,3
50,0
70,3
5,0
2,9
4,5
7,3
4,3
5,9
548,7
-181,2
513,9
-193,7
-163,4
-101,4
399,4
-266,5
-174,0