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German Pages 458 [475] Year 2007
Texte aus der Umwelt des Alten Testaments Neue Folge
Texte aus der Umwelt des Alten Testaments Neue Folge
Begründet von Otto Kaiser Herausgegeben von Bernd Janowski und Gernot Wilhelm in Verbindung mit Friedhelm Hartenstein, Karl Hecker, Andrea Jördens, Jörg Klinger, Heidemarie Koch, Ingo Kottsieper, Norbert Nebes, Hans Neumann, Herbert Niehr, Daniel Schwemer und Heike Sternberg-el Hotabi
Gütersloher Verlagshaus
Texte aus der Umwelt des Alten Testaments Neue Folge Band 3
Briefe Angelika Berlejung, Louise Gestermann, Karl Hecker, Andrea Jördens, Michael Jursa, Jörg Klinger, Heidemarie Koch, Ingo Kottsieper, Jared L. Miller, Matthias Müller, Hans Neumann, Herbert Niehr, Carsten Peust, Rosel Pientka-Hinz, Karen Radner, Anson F. Rainey, Maren Schentuleit, Daniel Schwemer, Peter Stein, Gernot Wilhelm, Nele Ziegler Redaktion: Michael Lichtenstein, Tübingen
Gütersloher Verlagshaus
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Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
XI
Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XIII I.
Mesopotamische Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1
Sumerische und akkadische Briefe des 3. Jt. v. Chr. . . . . . . . . . . . Hans Neumann 1. Ein Brief der königlichen Kanzlei von Ebla an den Beauftragten des Herrschers von Hamazi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ˘ der frühdynastischen Zeit . . . . . . . . . . . . 2. Sumerische Briefe 3. Sumerische und akkadische Briefe der altakkadischen Zeit . . . . . 4. Sumerische und akkadische Briefe der Ur III-Zeit . . . . . . . . . . 5. Ein sumerischer Brief der sog. Königskorrespondenz der Ur III-Zeit aus der altbabylonischen Edubba’a-Überlieferung . . . . . . . . . . 6. Ein sumerischer Brief an den König Sˇulgi in einer spätbabylonischen Abschrift . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1
Altbabylonische Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rosel Pientka-Hinz 1. »Grußkarte« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Händlerbrief . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Freilassungsgesuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Korrespondenz zwischen König und Untertan . . . . . 5. Königsanweisung: Haftbefehl . . . . . . . . . . . . . 6. Königsanweisung: Baumaßnahmen an den Kanälen . . 7. Königsanweisung: Versorgung der kassitischen Truppen 8. Königsanweisung: Götterprozession . . . . . . . . . . 9. Ermahnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10. Korrespondenz zwischen Sklavenbesitzern . . . . . . . 11. »Beileidskarte« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12. Bittbrief . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13. Dankesbrief . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14. Einberufung einer Versammlung . . . . . . . . . . . . 15. Verweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16. Direktive . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17. »Königlicher Rundbrief« und eine Denunzierung . . . 18. Beschwerde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19. Bericht über eine Opferschau . . . . . . . . . . . . . 20. Bitte um Rechtsbeistand . . . . . . . . . . . . . . . . 21. Schulbrief . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2 3 5 11 17 19
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21
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V
Inhalt
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38
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40 41 45 52 61 69 73
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77
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78 81 83 85 88
Briefe aus Nuzi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gernot Wilhelm 1. Brief eines Königs von Mittani an seinen Vasallen Ithi-tesˇsˇup ˘ von Arrapha . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ˘ 2. Brief eines Richterkollegiums an die Minister des Königs von Arrapha . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ˘ 3. Zwei Briefe von Verwaltungsbeamten zur Strafverfolgung . . . . . . 4. Brief eines Verwaltungsbeamten mit Anweisung zur Prozeßeröffnung 5. Brief eines für die Kleinviehhaltung zuständigen Verwalters . . . . . 6. Brief mit Anweisung zum Verkauf eines Sklaven . . . . . . . . . . . 7. Brief mit einer Zurechtweisung des Adressaten . . . . . . . . . . .
101
Briefe aus Mari . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nele Ziegler 1. Kalender, Chronologie . . . . . . . . . . . . . . 2. Schriftliche Kommunikation und Archivhaltung 3. Hauptstadt und Provinzen . . . . . . . . . . . . 4. Die diplomatischen Gepflogenheiten . . . . . . 5. Soldaten und Kriegswesen . . . . . . . . . . . . 6. Religiöse Mentalität . . . . . . . . . . . . . . . 7. Der Palast . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Altassyrische Briefe . . . . . . . . . . . Karl Hecker 1. Abrechungsschreiben . . . . . . . . 2. Briefe des Stadtfürsten von Assur . . 3. Nichtoffizielle Briefe des Stadtfürsten 4. Sonstige offizielle Schreiben . . . . . 5. Private Briefe . . . . . . . . . . . .
Mittelassyrische Briefe . . Karl Hecker 1. Ba¯bu-aha-iddina . . . . ˘ 2. Du¯r-Katlimmu . . . . . 3. Harbe . . . . . . . . . ˘ Mittelbabylonische Briefe . Karl Hecker 1. Bericht eines Arztes . . 2. Der Notruf des Kalbum
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102 102 103 104 104 105 105
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106
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106 107 111
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114 115
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116
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116 118 126 139 150
Briefe aus der Korrespondenz der neuassyrischen Könige Karen Radner 1. Adad-ne¯ra¯rı¯ III. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Tiglatpileser III. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Sargon II. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Asarhaddon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Assurbanipal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VI
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Inhalt
Neubabylonische Briefe . . . . . . . . . . . . . . Michael Jursa 1. Aus dem Nippur-Briefarchiv des 8. Jh. . . . . . 2. Privatbriefe aus dem späten 7. und dem 6. Jh. . 3. Briefe aus Tempelarchiven aus dem 7. und 6. Jh. 4. Briefe aus dem 4.-3. Jh. . . . . . . . . . . . . 5. Ein Privatbrief aus dem 2. Jh. (BM 34555) . .
II.
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158
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158 160 163 170 171
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Diplomatische Korrespondenzen der Spätbronzezeit . . . . . . . . 173 .
173
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175
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180
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190
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191
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195
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205
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230
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231 232
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232
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233
Briefe aus dem Archiv von el-Amarna . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniel Schwemer 1. Aus der Korrespondenz mit Babylonien und Assyrien . . . . . . . Daniel Schwemer 2. Der Brief Tusˇrattas von Mittani an Amenophis III. in hurritischer Sprache (EA 24) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gernot Wilhelm 3. Ein Brief des hethitischen Großkönigs (EA 41) . . . . . . . . . . Daniel Schwemer 4. Die Korrespondenz mit Arzawa . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg Klinger 5. Briefe aus Palästina . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anson F. Rainey 6. Briefe über die politischen Entwicklungen im nördlichen Libanon zu Zeiten Amenophis’ III. und Amenophis’ IV. . . . . . . . . . . Anson F. Rainey Briefe aus dem Archiv von Taanach . . . . . . . . . . . . . . Angelika Berlejung 1. Ehli-Tesˇsˇub an Talwisˇar: Begleitbrief zu einer Sendung von 50˘ Sekeln Silber (TT 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Ahijami an Talwisˇar: Bitte um Waffen (TT 2) . . . . . . . ˘ 3. Der ägyptische Funktionär Amanhatpa an Talwisˇar: Mahnung aus Gaza (TT 6) . . .˘ . . . . . . . . . . . . . 4. Der ägyptische Funktionär Amanhatpa an Talwisˇar: Eine Erinnerung an die Mahnung˘aus Gaza (TT 5) . . . .
Briefe aus den Archiven von Hattusˇa . . . . . . . . . . . . . . . . . ˘ Gernot Wilhelm 1. Ramses II. von Ägypten an Hattusˇili III. von Hatti über eine Arznei ˘ . .˘ . . . . . . . . . . . zur Herbeiführung einer Schwangerschaft 2. Ein König von Hatti an einen König von Assyrien: Ablehnung der Gleichrangigkeit˘ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Ein König von Hatti an einen König von Assyrien: Von unklaren Zuständigkeiten˘ im Grenzbereich und von Eisenlieferungen . . .
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235
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236
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237
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238
VII
Inhalt
4. Ein König von Hatti an einen König von Ahhijawa ˘˘ (der sogenannte˘ Tawagalawa-Brief) . . . . . . . . . . . . . . . . . Jared L. Miller Briefe aus den Archiven von Ugarit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Herbert Niehr/Daniel Schwemer 1. Briefe in akkadischer Sprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniel Schwemer 2. Briefe in ugaritischer Sprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Herbert Niehr
III.
249 264
273 279
Ägyptische Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289 . . . . . . . . . .
289
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295 298 301 302 303
Das Lehrstück Kemit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Carsten Peust
307
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314
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316 321 325
Ägyptische Briefe vom Beginn der 21. Dynastie . . . . . . . . . . . . . Matthias Müller 1. Ausführung eines Orakelentscheids (pStraßburg 31+40/XXII) . . . 2. Warten auf jemanden und Aufruf zur Wachsamkeit (pStraßburg 33) 3. Entlaufene Arbeiter (pStraßburg 26+27i+29vii+44iv) . . . . . . . . 4. Vogelfängergeschäfte (pStraßburg 25) . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Anweisung für Ordal (pLouvre 25359) . . . . . . . . . . . . . . . 6. Anweisung für Ordal (pLouvre 25360) . . . . . . . . . . . . . . .
330
Briefe in das Jenseits . . . . . . . . . . . . . . . . Louise Gestermann 1. Bitten für die Beseitigung persönlichen Unglücks 2. Bitten bei Streitigkeiten um Besitz und Erbschaft 3. Bitten für die Gesundheit . . . . . . . . . . . . 4. Bitten um ein Kind . . . . . . . . . . . . . . . 5. Bitte um Schutz . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ägyptische Briefe aus der Zeit der 18. Dynastie Matthias Müller 1. Briefe aus der ersten Hälfte der 18. Dynastie (vornehmlich Hatschepsut/Thutmosis III.) . 2. Briefe aus der zweiten Hälfte der 18. Dynastie 3. Briefe aus der Amarna-Zeit . . . . . . . . .
VIII
248
Briefe aus Syrien: Korrespondenzen innerhalb des Königreiches von Ugarit und seiner Verwaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273 Herbert Niehr/Daniel Schwemer 1. Briefe in akkadischer Sprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniel Schwemer 2. Briefe in ugaritischer Sprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Herbert Niehr
IV.
240
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335 336 336 337 338 338
Inhalt
V.
7. Anweisungen für Ordal (pStraßburg 51+37viii+40vi+40xx) . . . . 8. Anweisung zu Untersuchungen (pAberdeen 162a+k+163h+aq+ 166k+cp) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9. Bitte an den Gott Pepahe, den Hohepriester(?) Masaharta zu retten (pStraßburg 21) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
338
Demotische Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Maren Schentuleit 1. Privatbrief an Hartophnachthes (pBerlin P 13538) . . . . . . . . . 2. Brief an den Gott Thot (pOIM 19422) . . . . . . . . . . . . . . .
340
339
344 346
Briefe aus Iran . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 349 Heidemarie Koch 1. Die sog. Ninive-Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Briefe aus dem Archiv Dareios d. Gr. (522-486 v. Chr.) . . . . . . .
VI.
339
Hebräische, transjordanische und aramäische Briefe . . . . . . Ingo Kottsieper 1. Briefe aus Palästina und dem Ostjordanland . . . . . . . . . . 2. Aramäische Briefe aus Ägypten . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Briefe aus der Zeit des Bar-Kochba-Aufstandes (132-135 n. Chr.)
349 352
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357
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358 360 377
VII. Sabäische Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 385 Peter Stein 1. Begleitschreiben zu einer Warenlieferung (Oost.Inst. 14) . . 2. Beschwerdebrief über mangelnde Zuwendung (ohne Siglum) 3. Aufforderung zur Zusammenarbeit (YM 11742 = TYA 6) . . 4. Anbahnung eines Vertragsabschlusses (YM 11749 = TYA 14) 5. Bezugnahme auf vorausgegangene Korrespondenz (Mon.script.sab. 68) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Rechtsverbindliche Arbeitsanweisung für die Bewässerung (Mon.script.sab. 557) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7. Bestellung von Nahrungsmitteln (YM 11729 = TYA 7) . . . 8. Beschwerde über die Entsendung eines falschen Boten (Mon.script.sab. 6) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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389 390 391 392
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393
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394 395
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396
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VIII. Griechische Briefe aus Ägypten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 399 Andrea Jördens 1. Zwei Schreiben des Ammoniterfürsten Tubias . . . . . . . . . 2. Kaiserliche Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Vier Briefe mit Erwähnung des Dositheos, Sohn des Drimylos 4. Brief des Dioiketen Herodes an Onias . . . . . . . . . . . . . 5. Eingabe wegen Spätfolgen der Bürgerkriege . . . . . . . . . . 6. Vorbereitungen für den Besuch eines römischen Senators . . . 7. Petitionen aus der Zeit des Ptolemaios IV. Philopator . . . . .
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399 401 408 410 411 412 413 IX
Inhalt
8. Aus den Papieren des Phrurarchen Dioskurides . . . . . . . . . . . 9. Briefe aus dem Archiv des Apollonios . . . . . . . . . . . . . . . .
417 420
Ausführliches Inhaltsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 428 Zeittafeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 443
X
Vorwort »Briefe gehören unter die wichtigsten Denkmäler, die der einzelne Mensch hinterlassen kann«, schrieb einst J. W. Goethe, als das Briefeschreiben noch etwas galt und zuweilen gar eine Kunst war. Zwar mag dies für den einen oder anderen auch noch heute gelten, längst sind im elektronischen Zeitalter aber andere Formen der Mitteilung an ihre Stelle getreten. Briefe erlauben Einblicke in das Privatleben ihrer Verfasser, sie geben Nachricht von ihrer Zeit und bedienen sich aller rhetorischen Sprechakte von der Frage und Bitte über die Aufforderung und Anklage bis zur Entschuldigung und Erklärung. Natürlich werden wir durch diesen neuen Band der TUAT.NF die Kunst des Briefeschreibens weder beleben noch befördern. Unsere Absicht ist im eigentlichen Sinn des Wortes vielmehr ›rückwärtsgewandt‹ – nämlich zur Kultur des Briefeschreibens, die in der Umwelt des Alten Testaments außerordentlich verbreitet und beliebt war. Dabei sind alle denkbaren Gattungen vertreten: offizielle und private Briefe, Bittgesuche und Dankbriefe, Beschwerdebriefe und Mahnschreiben, Beileidsbekundungen, Freilassungsgesuche, Abrechnungsschreiben, rechtsverbindliche Anweisungen, Briefe an Götter und Göttinnen oder – wie in Ägypten – Briefe an Tote. Der Brief ist fast so alt wie die Schrift und hat sich durch seine flexible Form immer den jeweiligen Anforderungen angepaßt. Im vorliegenden Band finden sich Briefe aus Mesopotamien, Anatolien, Altsyrien, Ägypten (auch griechische Texte), Iran, Phönizien, Palästina/ Israel und Altsüdarabien, und zwar vom 3. Jt. v. Chr. bis zur Zeitenwende und darüber hinaus. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Neubearbeitung einzelner Briefe aus der spätbronzezeitlichen Amarna-Korrespondenz, die für die alttestamentliche Wissenschaft seit ihrer Entdeckung zu den wichtigsten altorientalischen Quellen gehört. Nach Abschluß dieses Bandes haben wir wieder vielfältig zu danken: den Fachherausgebern und Bearbeitern für ihre sorgfältige und pünktliche Arbeit, Herrn D. Steen vom Gütersloher Verlagshaus für die abermals reibungslose Zusammenarbeit zwischen Redaktion, Verlag und Setzerei, Herrn M. Lichtenstein, Tübingen, für die vorzügliche redaktionelle Betreuung, Frau Dr. U. Neumann-Gorsolke, Uetersen / Hamburg, für das sorgfältige Mitlesen der Korrekturen und last but least der Deutschen Forschungsgemeinschaft für die fortgesetzte Bereitstellung der finanziellen Mittel, ohne die diese aufwendige Editionsarbeit nicht zu leisten wäre. Da Herr Lichtenstein, der das Projekt von Anfang an mit hohem persönlichen Einsatz begleitet hat, die Tübinger Redaktion Ende Februar 2007 verlassen wird, sei ihm ein besonderer Dank für alle seine Arbeit ausgesprochen. Tübingen und Würzburg, im Oktober 2006
Bernd Janowski / Gernot Wilhelm
XI
Abkürzungsverzeichnis Die Abkürzungen entsprechen dem Verzeichnis der Theologischen Realenzyklopädie, zusammengestellt von S. M. Schwertner, Internationales Abkürzungsverzeichnis für Theologie und Grenzgebiete, 2., überarb. und erw. Aufl., Berlin; New York 1992. Darüber hinaus werden verwendet: AAHL ABD ABoT AC ADD AE Äg Urk AfK AG AGS AHR AJ AKT ALASP AlT AoF AP APA APE APOE ARET ARI ASJ ATTM ATTM.E AulaOr. BAR BBVO
J. M. Lindenberger: Ancient Aramaic and Hebrew Letters, SBL Writings from the Ancient World 14, Atlanta 2. Aufl. 2003 The Anchor Bible Dictionary I-VI, (ed. by) D. N. Freedman, New York / NJ u. a. 1992 Ankara Arkeoloji Müzesinde bulunan Bog˘azköy Tabletleri, Istanbul 1948 J. J. Koopmans: Aramäische Chrestomathie, Leiden 1962 C. H. Johns: Assyrian Deeds and Documents, Cambridge 1898-1923 B. Porten: Archives from Elephantine. The Life of an Ancient Jewish Military Colony, Berkeley / CA; Los Angeles / CA 1968 Urkunden des ägyptischen Altertums, (hg. von) G. Steindorff u. a., Leipzig u. a. 1903 ff. Archiv für Keilschriftforschung, Berlin 1923-1925 R. Degen: Altaramäische Grammatik der Inschriften des 10.-8. Jh. v. Chr., AKM XXXVIII, 3, Wiesbaden 1969 S. Segert: Altaramäische Grammatik mit Bibliographie, Chrestomathie und Glossar, Leipzig 1975 An Aramaic Handbook, (hg. von) F. Rosenthal, Wiesbaden 1967 = Porta linguarum orientalium, Neue Serie X Antiquaries Journal, London; Oxford 1921 ff. Ankara Kültepe Tabletleri / Ankaraner Kültepe-Tafeln bzw. Texte I-II, Ankara 1990-1995; III: FAOS Beih. 3, 1995 Abhandlungen zur Literatur Alt-Syrien-Palästinas, Münster 1988 ff. D. J. Wiseman: The Alalakh Tablets, London 1953 Altorientalische Forschungen, Berlin 1974 ff. Aramaic Papyri of the Fifth Century B.C., (ed. by) A. Cowley, Oxford 1923 Aramaic Papyri Discovered at Assuan, (ed. by) A. H. Sayce (assist. A. E. Cowley), London 1906 A. Ungnad: Aramäische Papyrus aus Elephantine, Leipzig 1911 Aramäische Papyrus und Ostraka aus einer jüdischen Militärkolonie zu Elephantine, (hg. von) Ed. Sachau, Leipzig 1911 Archivi reali di Ebla. Testi, Rom 1981 ff. A. K. Grayson: Assyrian Royal Inscriptions, Records of the Ancient Near East I–II, Wiesbaden 1972 ff. Acta Sumerologica, Hiroshima 1979 ff. K. Beyer: Die aramäischen Texte vom Toten Meer, Göttingen 1984 ATTM Ergänzungsband, Göttingen 1994 Aula Orientalis, Barcelona 1983 ff. J. H. Breasted: Ancient Records of Egypt I-V, Chicago / IL 1906 Berliner Beiträge zum Vorderen Orient, Berlin 1982 ff.
XIII
Abkürzungsverzeichnis
BdE BE BGU BiMes. BIN BL BMAP BMECCJ BoSt BRM BSA BWL CANE CDOG CHANE CPR CST CT CTH CTN DAE DAFI DAI DaM DARI DCS DDD
DLU DNWSI ESE
XIV
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Abkürzungsverzeichnis
HAE HAHL HANE/M HANE/S HdO HKL HSAO IFP IH ILAP IRSA ITT JEAS
JEN
JEOL KTU2
LD LEM LSS MBAH MesCiv. Mesopotamia MHE
MIO MPAT MRE MVN NABU NATN Nbn.
J. Renz / W. Röllig: Handbuch der althebräischen Epigraphik I-III, Darmstadt 1995-2003 D. Pardee: Handbook of Ancient Hebrew Letters, SBL.SBibSt 15, Chico / CA 1982 History of the Ancient Near East. Monographs, Padova 1996 ff. History of the Ancient Near East. Studies, Padova 1990 ff. Handbuch der Orientalistik, Leiden 1948 ff. R. Borger: Handbuch der Keilschriftliteratur I-III, Berlin 1967-1975 Heidelberger Studien zum Alten Orient I (FS A. Falkenstein), Wiesbaden 1967; IIff.: Heidelberg 1988 ff. M. G. G. Amadasi: Le iscrizioni fenicie e puniche delle colonie in occidente, StudSem 28, Rom 1967 A. Lemaire: Inscriptions Hébraiques I. Les Ostraca, LAPO 9, Paris 1977 R. Yaron: Introduction to the Law of the Aramaic Papyri, Oxford 1961 E. Sollberger / J. R. Kupper: Inscriptions royales sumériennes et akkadiennes, LAPO 3, Paris 1971 Inventaire des tablettes de Tello I–V, Paris 1910-1921 B. Porton (collab. J. C. Greenfield): Jews of Elephantine and Arameans of Syene (Fifth Century B.C.E.). Fifty Aramaic Texts with Hebrew and English Translations, Jerusalem 1974 Joint Expedition with the Iraq Museum at Nuzi, Publications of the Baghdad School. Texts I-VI, Paris; Philadelphia / PA 1927-1939; VII: SCCNH 3, Winona Lake / IN 1989; VIII: SCCNH 14, Bethesda / MD 2003 Jaarbericht van het Vooraziatisch-Egyptisch Genootschap Ex Oriente Lux, Leiden 1933ff M. Dietrich / O. Loretz / J. Sanmartín: Die keilalphabetischen Texte aus Ugarit einschließlich der keilalphabetischen Texte außerhalb Ugarits I, ALASP 8, Münster 1995 C. R. Lepsius: Denkmäler aus Ägypten und Äthiopien, Berlin 1849-1859 P. Michalowski: Letters from Early Mesopotamia, SBL Writings from the Ancient World 3, Atlanta 1993 Leipziger Semitistische Studien, Leipzig 1904-1932 Münstersche Beiträge zur antiken Handelsgeschichte, St. Katharinen 1980 ff. Mesopotamian Civilizations, Winona Lake / IN 1989 ff. Mesopotamia. Rivista di Archeologia, Turin 1966 ff. Mesopotamian History and Environment (Series 1: NAPR, 1991 ff.; Series 2: MHEM-Mémoirs, 1989 ff.; Series 3: MHET-Texts, 1991 ff.; MHEOOccasional Publications, 1991 ff.) Mitteilungen des Instituts für Orientforschung, Berlin 1953 ff. J. A. Fitzmyer / D. J. Harrington: A Manual of Palestinian Aramaic Texts, Biblica et Orientalia 34, Rom 1978 Monographies Reine Elisabeth, Brüssel 1970 ff. Materiali per il vocabulario Neosumerico, Rom 1974 ff. Nouvelles Assyriologiques Brèves et Utilitaires, Paris 1987 ff. D. I. Owen: Neo-Sumerian Archival Texts primarily from Nippur, Winona Lake / IN 1982 J. N. Strassmaier: Inschriften von Nabonidus, König von Babylon (555-
XV
Abkürzungsverzeichnis
NE NG NRVN OBC O. Bodl. OECT O. Edfu OPBF OPBIA OPSNKF OrNS O. Wilcken Pap. Flor. PAT P. Cair. Zenon P. Gurob P. Hamb. P. Harrauer P. Heid. P. IFAO PIHANS P. Köln P. L. Bat. P. Polit. Iud. P. Ryl. PSAS PSD PSI P. Tebt. XVI
538 v. Chr.), von den Thontafeln des Britischen Museums copiert und autographiert (= Babylonische Texte I-IV), Leipzig 1889 M. Lidzbarski: Handbuch der Nordsemitischen Epigraphik, Weimar 1898 A. Falkenstein: Die neusumerischen Gerichtsurkunden I-III, München 1956-1957 M. Çıg˘ / H. Kızılyay: Neusumerische Rechts- und Verwaltungsurkunden aus Nippur, Ankara 1965 Orientalia biblica et christiana, Glückstadt u. a. 1991 ff. Greek Ostraca in the Bodleian Library at Oxford and Various Other Collections I-III, (ed. by) J. G. Tait u. a., London 1930-1964 Oxford Editions of Cuneiform Texts, Oxford; Paris 1923 ff. Fouilles franco-polonaises Tell Edfou 1937-1939, (pub. par) B. Bruyère e. a., 3 Bde., Le Caire 1937-1950 Occasional publications of the Babylonian Fund, Philadelphia / PA 1976 ff. Occasional Publications of the British Institute of Archaeology at Ankara, London 1949 ff. Occasional Publications of the Samuel Noah Kramer Fund, Philadelphia / PA 1988 (I-VIII: OPBF) Orientalia. Nova Series, Rom 1932 ff. Griechische Ostraka aus Aegypten und Nubien I-II, (hg. von) U. Wilcken, Leipzig; Berlin 1899 Papyrologica Florentina, Firenze 1976 ff. D. R. Hillers / E. Cussini: Palmyrene Aramaic Texts, Baltimore / MD; London 1996 Zenon Papyri I-V, (ed. by) C. C. Edgar, Cairo 1925-1940 Greek Papyri from Gurob, (ed. by) J. G. Smyly, Dublin 1921 Griechische Papyri der Hamburger Staats- und Universitätsbibliothek, (hg. von) P. M. Meyer u. a., Leipzig; Berlin 1911 ff. Wiener Papyri als Festgabe zum 60. Geburtstag von Hermann Harrauer, (hg. von) B. Palme, Wien 2001. Veröffentlichungen aus der Heidelberger Papyrussammlung, (hg. von) E. Siegmann u. a., Heidelberg 1956 ff. Papyrus grecs de l’Institut Français d’Archéologie Orientale, (pub. par) J. Schwartz / G. Wagner, 3 Bde., Le Caire 1971-1975. Publications de l’Institut historique archéologique néerlandais de Stamboul, Leiden 1956 ff. Kölner Papyri, (ed. by) B. Kramer u. a., Opladen 1976 ff. Papyrologica Lugduno-Batava, Leiden 1941 ff. Urkunden des Politeuma der Juden von Herakleopolis (144/3-133/2 v. Chr.), (hg. von) J. M. S. Cowey / K. Maresch, Wiesbaden 2001 Catalogue of the Greek and Latin Papyri in the John Rylands Library I-IV, (ed. by) A. S. Hunt u. a., Manchester 1911-1952 Proceedings of the Seminar for Arabian Studies, London 1970 ff. The Sumerian Dictionary of the University Museum of the University of Pennsylvania, Philadelphia / PA 1984 ff. Papiri greci e latini della Società Italiana, (ed. by) G. Vitelli u. a., Firenze 1912 ff. The Tebtunis Papyri I-IV, (ed. by) B. P. Grenfell u. a., London 1902-1976
Abkürzungsverzeichnis
QGN RES RGPAE RGTC RHA RIME RSOu. RT RTAT
RTC SAA SAAB SAAS SAB
SAHG SAIO SALPE SARI SB SCCNH SHCANE SKIZ SMEA SPP SR SSA StAT StBoT StEbl. StudSem
U. Hackl / H. Jenni / Chr. Schneider: Quellen zur Geschichte der Nabatäer, NTOA 51, Fribourg; Göttingen 2003 Répertoire d’Epigraphie Sémitique, Paris 1900 ff. A. Verger: Ricerche giuridiche sui papiri aramici di Elefantina, StudSem 16, Rom 1965 Répertoire Géographique des Textes Cunéiformes, BTAVO, Reihe B 7, 1 ff., Wiesbaden 1974 ff. Revue Hittite et Asianique, Paris 1930 ff. The Royal Inscriptions of Mesopotamia. Early Periods, Toronto / Ontario 1990 ff. Ras Shamra-Ougarit. Publications de la Mission Française Archéologique de Ras Shamra-Ougarit, Paris 1983 ff. Recueil des Travaux relatifs à la Philologie et à l’Archéologie Égyptiennes et Assyriennes, Paris 1870-1923 Religionsgeschichtliches Textbuch zum Alten Testament, (hg. von) W. Beyerlin, Grundrisse zum Alten Testament, ATD Ergänzungsreihe 1, Göttingen 1975 F. Thureau-Dangin: Recueil des tablettes chaldéennes, Paris 1903 State Archives of Assyria, Helsinki 1987 ff.; State Archives of Assyria. Bulletin, Padua 1987 ff. State Archives of Assyria Studies, Helsinki 1992 ff. B. Kienast / K. Volk: Die sumerischen und akkadischen Briefe des III. Jahrtausends aus der Zeit vor der III. Dynastie von Ur, FAOS 19, Stuttgart 1995 A. Falkenstein / W. von Soden: Sumerische und akkadische Hymnen und Gebete, BAW.AO, Zürich; Stuttgart 1953 E. Lipin´ski: Studies in Aramaic Inscriptions and Onomastics I, Orientalia Lovaniensia Analecta I, Leuven 1975 Y. Muffs: Studies in the Aramaic Legal Papyri from Elephantine, Studia et documenta ad iura orientis antiqui pertinentia, vol. VIII, Leiden 1969 Sumerian and Akkadian Royal Inscriptions, New Haven / CT 1986 Sammelbuch griechischer Urkunden aus Ägypten, (hg. von) F. Preisigke u. a., Straßburg; Berlin 1913 ff. Studies on the Civilization and Culture of Nuzi and the Hurrians I-V, Winona Lake / IN 1981 ff.; VIff.: Bethesda / MD 1994 ff. Studies in the History and Culture of the Ancient Near East, Leiden u. a. 1996 ff. W. H. Ph. Römer: Sumerische ›Königshymnen‹ der Isin-Zeit, Leiden 1965 Studi Micenei ed Egeo-Anatolici, Rom 1966 ff. Studien zur Paläographie und Papyruskunde, (hg. von) C. Wessely, 23 Bde., Leipzig 1901-1924. D. O. Edzard: Sumerische Rechtsurkunden des III. Jahrtausends aus der Zeit vor der III. Dynastie von Ur, München 1968 J. van Dijk: La sagesse suméro-accadienne, Leiden 1953 Studien zu den Assur-Texten, Saarbrücken 1999 ff. Studien zu den Bog˘azköy-Texten, Wiesbaden 1965 ff. Studi Eblaiti, Rom 1979 ff. Studi Semitici, Rom 1958 ff.
XVII
Abkürzungsverzeichnis
TADAE TDT THeth TLB TMH TOu TRU TSS UAVA UET UVB VBoT VO VS WAF
XVIII
B. Porten / A. Yardeni: Textbook of Aramaic Documents from Ancient Egypt I-IV, Jerusalem 1986-1999 A. Yardeni: Textbook of Aramaic, Hebrew and Nabataean Documentary Texts from the Judaean Desert and Related Material I-II, Jerusalem 2000 Texte der Hethiter, (hg. von) Annelies Kammenhuber, München 1971 ff. Tabulae cuneiformes a F. M. Th. de Liagre Böhl collectae, Leiden 1954 ff. Texte und Materialien der Frau Professor Hilprecht Collection Jena, Leipzig 1932-1934; NF: Leipzig 1937, Berlin 1961 ff. A. Caquot / M. Sznycer / Andrée Herdner: Textes ougaritiques I. Mythes et légendes, LAPO 7, Paris 1974 P. Xella: I testi rituali di Ugarit – I: Testi, Rom 1981 J. C. L. Gibson: Textbook of Syrian Semitic Inscriptions Iff., Oxford 1971 ff. Untersuchungen zur Assyriologie und Vorderasiatischen Archäologie, Berlin 1960 ff. Ur Excavation Texts, London 1928 ff. Vorläufiger Bericht über die … Ausgrabungen in Uruk-Warka (1-11 in: AbhBerlin, 1930-1940; 12 ff. in ADOG, Berlin 1956 ff.) Verstreute Boghazköi-Texte, (hg. von) A. Götze, Marburg 1930 Vicino Oriente. Annuario dell’Istituto di Studi del Vicino Oriente dell’Università di Roma, Rom 1978 ff. Vorderasiatische Schriftdenkmäler der (Königlichen) Staatlichen Museen zu Berlin, Berlin 1907 ff. J. A. Fitzmyer: A Wandering Aramean. Collected Aramaic Essays, Society of Biblical Literature. Monograph Series 25, Missoula / MT 1979
I. Mesopotamische Briefe
Sumerische und akkadische Briefe des 3. Jt. v. Chr. Hans Neumann Die keilschriftliche Überlieferung von Briefen, formal gekennzeichnet durch ein den Absender und/oder Adressaten enthaltendes Briefeinleitungsformular und in sumerisch-literarischen Dichtungen als Kulturleistung mythischer Herrscher gepriesen, 1) beginnt im alten Vorderasien im 24. Jh. v. Chr. vor allem mit den entsprechenden ˆ irsu und dem nordsyrischen Ebla 2) und Texten aus dem südmesopotamischen G reicht bis in die Zeit der III. Dynastie von Ur im 21. Jh. v. Chr. Während die wenigen südmesopotamischen Briefe der ausgehenden frühdynastischen Zeit ausschließlich in sumerischer Sprache abgefaßt sind, besitzen wir aus der nachfolgenden Periode der Könige von Akkade neben sumerischen Briefen auch eine Reihe von Briefbeispielen in Akkadisch. 3) Die Briefe der Ur III-Zeit sind in der Mehrzahl sumerisch abgefaßt, jedoch gibt es auch hier eine gewisse Anzahl von Briefen in akkadischer Sprache bzw. Texte mit akkadischen Syntagmen. Überliefert sind in erster Linie Briefe aus dem Bereich der staatlichen Administration, häufig die Wirtschaftsverwaltung betreffend. Dabei handelt es sich überwiegend um sog. briefliche Anweisungen, die über einen Boten an den Adressaten vermittelt werden, was sich auch in der sprachlichen Gestaltung des entsprechenden Briefeinleitungsformulars manifestiert. 4) Derartige Texte, in relativ großer Zahl aus der Zeit der III. Dynastie von Ur überliefert, sind in der Regel nur im Kontext der jeweiligen staatlichen Verwaltungsorganisation und -tätigkeit zu verstehen, was die Interpretation und konkrete sozial-, rechts- und wirtschaftshistorische Einordnung dieser zumeist recht knapp formulierten Briefanweisungen häufig erschwert. 5) In weitaus geringerer Zahl liegen ›echte‹ Briefe als Beispiele für eine Korrespondenz zwischen
1. 2. 3. 4. 5.
Vgl. dazu K. Radner, Die Macht des Namens. Altorientalische Strategien zur Selbsterhaltung, SANTAG 8, Wiesbaden 2005, 99 mit Anm. 493 f. (Literatur). Zur entsprechenden Überlieferung aus Ebla vgl. B. Kienast/H. Waetzoldt, Zwölf Jahre Ebla: Versuch einer Bestandsaufnahme, Eblaitica 2 (1990) 63-65. Zu den Briefen der frühdynastischen und altakkadischen Zeit vgl. vor allem B. Kienast/ K. Volk, SAB. Vgl. dazu (mit Literatur) B. Kienast/K. Volk, aaO 8 f. Vgl. den Überblick (mit Literatur) bei W. Sallaberger, Ur III-Zeit, in: P. Attinger/M. Wäfler (Hg.), Annäherungen 3, OBO 160/3, Freiburg; Göttingen 1999, 216 f.
1
Hans Neumann
Absender und Adressaten vor. Auch hier dominieren wirtschaftliche Sachverhalte, zuweilen mit privatrechtlichen Vorgängen verbunden. Im vorliegenden Zusammenhang ist auch auf die Überlieferung von Briefen aus der sog. Königskorrespondenz der Ur III-Zeit hinzuweisen. 6) Allerdings muß einschränkend bemerkt werden, daß es sich hier ausschließlich um (literarische) Schöpfungen im Rahmen der altbabylonischen Schreibertradition handelt, so daß die entsprechenden Texte daher nicht als Abschriften originaler Briefe der königlichen Korrespondenz der Ur III-Zeit gewertet werden können. 7) Die folgende Auswahl ergänzt die bereits von W. H. Ph. Römer in TUAT I/4, 312 f. (Brief des Lu’enna an Enentarzi) und 343-353 (literarische Königsbriefe) vorgelegten Textbeispiele. 8)
1. Ein Brief der königlichen Kanzlei von Ebla an den Beauftragten des Herrschers von Hamazi ˘ Mehrkolumnige Keilschrifttafel aus Ebla (Tell Mardih) in der für Ebla typischen semitischen ˘ Sprache 9) (24. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Archäologisches Museum Damaskus, Syrien (TM.75.G.2342). – Edition und Bearbeitung: G. Pettinato, Rivista Biblica Italiana 25 (1977) 232 (Photo) und 239-240; P. Fronzaroli, Testi di cancelleria: i rapporti con le città (archivio L. 2769), ARET XIII, Roma 2003, 30-34 Nr. 3 mit Taf. IV (Kopie) und XXXVf. (Photo). 10) – Zum Text vgl. noch G. Pettinato, Ebla. Nuovi orizzonti della storia, Milano 1986, 397 f. (= Ebla. A New Look at History, Baltimore; London 1991, 240 f.) (Umschrift und Übersetzung); P. Michalowski, LEM 13 f. Nr. 2 (Umschrift und Übersetzung; dazu H. Neumann, JAOS 117 [1997] 709 f.); vgl. auch die Angaben bei G. Conti, Index of Eblaic Texts (Published or Cited), QdS 1, Firenze 1992, 99 f.
Bei dem vorliegenden Schreiben handelt es sich um die Kopie eines Briefes der königlichen Kanzlei von Ebla an den Beauftragten des Herrschers von Hamazi 11) für das ˘ Palastarchiv in Ebla. In dem Brief wird vermerkt, daß im Austausch gegen »gute Maultiere«, die von dem Repräsentanten von Hamazi übergeben worden sind, sei˘ Ebla Balken und Gegenstände aus tens des Verwalters des königlichen Palastes von Buchsbaumholz an den Gesandten aus Hamazi ausgeliefert wurden. Es handelte sich ˘ hier gewiß um den Austausch von Freundschaftsgeschenken im Rahmen des diplomatischen Verkehrs zwischen Ebla und Hamazi. Hintergrund dürfte das Bestreben ˘ Eblas im 24. Jh. v. Chr. unter dem König Irkab-Damu gewesen sein, mit Hamazi eine ˘ Allianz zu bilden, die sich wahrscheinlich vor allem gegen die hegemonialen Bestre6. Vgl. zusammenfassend P. Michalowski, Art. Königsbriefe, RLA VI (1980-1983) 51-59. 7. Vgl. dazu jetzt F. Huber, La Correspondence Royale d’Ur, un corpus apocryphe, ZA 91 (2001) 169-206 8. Vgl. im vorliegenden Zusammenhang auch die Textvorlage von P. Michalowski, LEM. 9. Zum sog. Eblaitischen vgl. bereits H. Neumann, TUAT.NF II, 2 Anm. 6. 10. Vgl. auch das Photo in dem Katalog P. Matthiae/F. Pinnock/G. Scandone Matthiae (ed.), Ebla. Alle origini della civiltà urbana, Milano 1995, 357 Nr. 161 (nur Vs.). 11. Zu Hamazi vgl. M. Bonechi, I nomi geografici dei testi di Ebla, RGTC 12/1, Wiesbaden 1993, 174;˘ P. Steinkeller, The Historical Background of Urkesh and the Hurrian Beginnings in Northern Mesopotamia, in: G. Buccellati/M. Kelly-Buccellati (ed.), Urkesh and the Hurrians, FS L. Cotsen, BiMes. 26, Malibu 1998, 79-85.
2
Sumerische und akkadische Briefe des 3. Jt. v. Chr.
bungen des am mittleren Euphrat gelegenen Mari richtete. 12) Zu den Beziehungen zwischen Ebla und Mari im 3. Jt. v. Chr. vgl. zuletzt A. Archi/M. G. Biga, A Victory over Mari and the Fall of Ebla, JCS 55 (2003) 1-44 mit Anm. 1 (Literatur). (Vs. I 1) Folgendermaßen (2) Ibubu, 13) (3-5) Verwalter
des Palastes des Königs 14), (6-7) an den bist (mein) Bruder bin (dein) Bruder! (3-7) Welcher Wunsch eines Bruders Mund auch immer zum Ausdruck bringt, (8-9) ich erfülle (ihn), (10) und (III 1-4) du hast den zum Ausdruck gebrachten Wunsch erfüllt: (5-6) Gute Maultiere 16) hast du gegeben. 17) (7-8) Du bist (mein) Bruder (9) und (10-11) ich bin (dein) Bruder! (IV 1) 10 (Balken aus) Buchsbaumholz (2) (und) 2 Räder aus Buchsbaumholz (3-5) gibt Ibubu dem Gesandten. (6) Irkab-Damu, (7-8) der König von Ebla, (9-10) ist der Bruder von Zizi, (V 1-2) des Königs von Hamazi. (3) Zizi, (4-5) der König von Hamazi, (6-7) ist ˘ der Bruder von Irkab-Damu, (8-VI 1)˘des Königs von Ebla, (2) und (3) folgendermaßen (4-5) Tı¯ra-[I]l, der [Sc]hreiber: (6) (Diese) Tafel 18) (7-Rs. I 1) habe ich an den Gesandten des Zizi gegeben. 19)
›Gesandten‹ 15): (8-9) Du
(10) und (II 1-2) ich
2. Sumerische Briefe der frühdynastischen Zeit ˆ irsu und Dilmun 2.1 Austausch von Geschenken zwischen den Herrscherhäusern von G ˆ irsu (um 2370 v. Chr.). – Aufbewahrungsort: VorderasiaVierkolumnige Keilschrifttafel aus G tisches Museum Berlin (VAT 4845). – Edition (Kopie): J. Marzahn, Altsumerische Verwaltungstexte und ein Brief aus Girsu/Lagasˇ, VS XXVII, Mainz 1996, Nr. 98. – Bearbeitung: G. J. Selz, Ein neuer altsumerischer Brief aus dem Vorderasiatischen Museum zu Berlin, AoF 16 (1989) 380-382; B. Kienast/K. Volk, SAB 33-35 (asGir 5); dazu ausführlich W. Sallaberger, Zur frühen mesopotamischen Briefliteratur, OLZ 91 (1996) 399-401.
12. 13. 14. 15.
16.
17. 18. 19.
Vgl. in diesem Sinne vor allem P. Steinkeller, aaO 81 f. Zur Problematik der Lesung des PN vgl. ausführlich P. Fronzaroli, ARET XIII (2003) 32. Zu EN als Bezeichnung für den Herrscher in den Texten aus Ebla vgl. W. T. Pitard, The Meaning of EN at Ebla, in: G. D. Young/M. W. Chavalas/R. E. Averbeck (ed.), Crossing Boundaries and Linking Horizons, Bethesda 1997, 399-416. Zu SUKKAL.DU8 als Bezeichnung für jemanden mit einer »Tätigkeit im Bereich der Diplomatie« vgl. H. Waetzoldt, ›Diplomaten‹, Boten, Kaufleute und Verwandtes in Ebla, in: L. Cagni (ed.), Il Bilinguismo a Ebla, Napoli 1984, 429 f.; P. Fronzaroli, ARET XIII (2003) 30 und 32 übersetzt »intendente della porta«; A. Archi, Prepositions in Ebla, Eblaitica 4 (2002) 4 »minister«. Bei den in Vs. III 5 genannten BAR.AN – wohl eine Kreuzung aus Onager und Esel (vgl. W. Heimpel, Art. Maultier, RLA VII [1987-1990] 602) – dürfte es sich um sehr teure Equiden gehandelt haben; vgl. W. Heimpel, aaO 604 und W. Sallaberger, Nagar in den frühdynastischen Texten aus Beydar, in: K. van Lerberghe/G. Voet (ed.), Languages and Cultures in Contact. At the Crossroads of Civilizations in the Syro-Mesopotamian Realm, OLA 96, Leuven 1999, 394 mit Anm. 7. Zu Vs. II 3 – III 6 vgl. den entsprechenden Kommentar bei P. Fronzaroli, ARET XIII (2003) 32 f. Vs. VI 6 DISˇ DUB; vgl. P. Fronzaroli, ARET XIII (2003) 34 »la lettura è certa«, womit alle bisherigen Deutungen der Stelle hinfällig sind. Bei Vs. VI 2 – Rs. I 1 handelt es sich um den Archivvermerk des zuständigen Schreibers für die eigene Administration.
3
Hans Neumann
ˆ irsu Der Oberschreiber Nigˆinmud aus dem Bereich der staatlichen Verwaltung von G ˆ irsu 20) Datteln und Leiteilt hier mit, daß seitens der königlichen Gemahlin von G nengewänder an die Gattin des Herrschers von Dilmun 21) zur Kompensation von 60 kg Kupfer, die man aus Dilmun erhalten hatte, abgesandt wurden. Mit großer Wahrscheinlichkeit dokumentiert der vorliegende Brief damit den Austausch von diˆ irsu und Dilmun plomatischen Geschenken zwischen dem südmesopotamischen G 22) in der Region des Persischen Golfes. (I 1) 12
Behälter mit Datteln, (2) 3 Behälter mit entkernten Datteln, (3) 1 …-Leinengewand, (II 1) 2 Leinengewänder, (2-3) um 120 Minen (= 60 kg) Kupfer in Ordnung [zu] bringen, (4) (hat) [der] Herrin des Landes Dil[mun] (III 1) [die] Herrin von L[a]gasˇ (2) geschickt. 23) (3-5) Was Nigˆinmud, der Oberschreiber, sagt, (IV 1) [zu PN] (2) sp[ri]ch: (3) Dumu-x-x (4-5) soll seine Aufmerksamkeit darauf richten. 24)
2.2 Anweisung zur Auslieferung von Gerste Gesiegelte Keilschrifttafel unbekannter Herkunft (24. Jh. v. Chr.?). – Aufbewahrungsort: Yale Babylonian Collection, New Haven (NBC 5823). – Edition (Kopie): G. G. Hackman, Sumerian and Akkadian Administrative Texts from Predynastic Times to the End of the Akkad Dynasty, BIN VIII, New Haven 1958, Nr. 47 mit Taf. CLX (Siegelabrollung auf der unbeschriebenen Tafelrückseite). – Bearbeitung: B. Kienast/K. Volk, SAB 36 (asUnb 1).
Bei dem vorliegenden Brief handelt es sich um die Anweisung eines gewissen Mes’e, dem Überbringer des Briefes Gerste auszuliefern. Der Empfänger der brieflichen Anweisung ist nicht genannt. (1) [Was] (4) Ezi,
20. 21.
22. 23. 24. 25. 26.
4
Mes’e sagt: (2) 140 Kor (= 42,000 l) 25) Gerste der Goldschmied. 26)
(3) möge
er dir darmessen. –
Es könnte sich hier mit W. Sallaberger, OLZ 91 (1996) 400 mit Anm. 39 um Baranamtara, die Gemahlin des Lugalanda, handeln. Bei Dilmun handelt es sich um ein Gebiet in der Region des Persischen Golfes, zunächst bis ca. Mitte des 3. Jt. v. Chr. wohl im Osten der Arabischen Halbinsel gelegen, dann als Bezeichnung für das heutige Bahrain dienend; vgl. dazu D. T. Potts, The Arabian Gulf in Antiquity I: From Prehistory to the Fall of the Achaemenid Empire, Oxford 1990, 85-89, zu den Belegen in präsargonischen Texten des 24. Jh. v. Chr. vgl. aaO 182. In diesem Sinne überzeugend W. Sallaberger, OLZ 91 (1996) 401. Die Interpretation von II 2 – III 2 folgt W. Sallaberger, OLZ 91 (1996) 399 f. Zu IV 4 f. vgl. auch G. Zólyomi, BiOr. 54 (1997) 723 f., der darauf verweist, daß die Verbalform »either as ›he should pay attention to me‹ or as ›he should pay attention to him‹« zu übersetzen wäre. Vgl. unten Anm. 53; ausgegangen wird hier von einem gerundeten Wert (1 sìla = 1 l). Die Angabe bei B. Kienast/K. Volk, SAB 36 »336 Hektoliter« beruht auf der Gleichung 1 sìla = 0,8 l. B. Kienast/K. Volk, aaO 36 vermuten in Ezi entweder den Briefempfänger oder aber denjenigen, der »als ›Wägemeister‹ … die Abwicklung des Darmessens der genannten Gerstemenge überwacht«.
Sumerische und akkadische Briefe des 3. Jt. v. Chr.
3. Sumerische und akkadische Briefe der altakkadischen Zeit 3.1 Aufforderung zum Ergreifen von Schutzmaßnahmen gegen Raubzüge der Gutäer ˆ irsu (23. Jh. Keilschrifttafel mit Brief in akkadischer Sprache, vermutlich aus der Region von G v. Chr.). – Aufbewahrungsort: British Museum, London (BM 121205). – Edition (Kopie): S. Smith, Notes on the Gutian Period: I. A Letter of the Agade Period, JRAS 1932, 296; A. Westenholz, bei B. Kienast/K. Volk, SAB Taf. 7. – Bearbeitung: S. Smith, aaO 295-301; P. Michalowski, LEM 27 f. Nr. 22 (Umschrift und Übersetzung); B. Kienast/K. Volk, SAB 8994 (Gir 19). – Übersetzung: J. Læssøe, People of Ancient Assyria. Their Inscriptions and Correspondence, London 1963, 29; A. L. Oppenheim, Letters from Mesopotamia, Chicago; London 1967, 71 f.; A. Westenholz, The World View of Sargonic Officials. Differences in Mentality Between Sumerians and Akkadians, in: M. Liverani (ed.), Akkad. The First World Empire. Structure, Ideology, Traditions (HANE/S V), Padova 1993, 157. Vgl. auch B. R. Foster, The Gutian Letter Again, N.A.B.U. 1990/46.
Der Absender Isˇkun-Daga¯n, ein hoher Funktionär der königlichen Verwaltung, ermahnt den Adressaten Lugalra, dafür zu sorgen, daß die in dessen Verantwortungsbereich befindlichen Felder bestellt und die Viehherden bewacht werden. Um sich vor unliebsamen Raubzügen der Gutäer zu schützen, soll Lugalra zunächst Wachposten aufstellen, im Ernstfall dann der Gefahr militärisch begegnen und gleichzeitig das Vieh in Sicherheit bringen. Eine eventuelle (Schutz-)Behauptung, die Gutäer hätten das Vieh fortgeführt, würde von Isˇkun-Daga¯n nicht akzeptiert werden und die alleinige Ersatzpflicht des Adressaten zur Folge haben. Nur bei Beachtung der Hinweise des Isˇkun-Daga¯n würden die im Rahmen der staatlichen Verwaltungstätigkeit üblichen Zahlungen und Ertragsabgaben erfolgen. Der Brief zeigt darüber hinaus, daß man zur Zeit des Königs Sˇarkalisˇarrı¯ von Akkade (2223-2198 v. Chr.) im Süden Mesopotamiens bereits häufiger mit Übergriffen der Gutäer zu rechnen hatte, was gewiß als eine Folge der zunehmenden inneren Instabilität des altakkadischen Reiches gewertet werden muß. Zur Akkade-Zeit und zum Niedergang des Reiches der Könige von Akkade vgl. A. Westenholz, The Old Akkadian Period: History and Culture, in: P. Attinger/M. Wäfler (Hg.), Annäherungen 3, OBO 160/3, Freiburg; Göttingen 1999, 17-117 (mit Literatur). (1) Folgendermaßen (2) Is ˇkun-Daga¯n, 27) (3) zu
Lugalra: (4) Das Feld bestelle (5) und bewache das Vieh! (6) Außerdem (10) sage nicht: (7) »Die Gutäer 28) (sind da)! (8) Das Feld (9) konnte ich nicht bestellen«! (11) Jede halbe Meile (= ca. 5 km) 29) (12-13) stelle Wachposten auf und (14-15) du bestelle das Feld! (16-17) Sobald sie (= die Posten) die (feindlichen) Soldaten bemerken, 30) (18-19) sollen sie für dich einen (Entlastungs-)Angriff unternehmen und (20-21) (du) bring das Vieh zur Stadt! (22) [Soll]te (es heißen) 31): »Das Vieh 27. 28. 29. 30. 31.
Zur Stellung des Beamten Isˇkun-Daga¯n im Rahmen der königlichen Verwaltung von Akkade vgl. B. Kienast/K. Volk, SAB 54 f. Zum Bergvolk der Gutäer und ihre Rolle im 3. Jt. v. Chr. vgl. W. W. Hallo, Art. Gutium, RLA III (1957-1971) 708-716. Zu da-na/danna = be¯ru »Doppelstunde, Meile« vgl. AHw 130a (»rund 10 800 m«). So mit B. Kienast/K. Volk, SAB 91 f. Die Interpretation von Z. 22-37 folgt hier im wesentlichen der Auffassung von B. R. Foster, N.A.B.U. 1990/46.
5
Hans Neumann (23) haben
die Gutäer weggeführt« (24) und ich (25) soll (dazu) überhaupt nichts sagen, (vielleicht noch) Silber geben? (27) Schau, (28-29) (beim) Leben des (Königs) Sˇarkalisˇarrı¯ schwöre ich: (30-31) Wenn die Gutäer Vieh fortführen, (32-33) wirst du gewiß selbst (den Ersatz dafür) geben! (34) Sobald ich zur Stadt komme, (35) werde ich dir (natürlich) Silber geben –, 32) (36-37) und du wirst das Vieh nicht bewachen? (38-40) Die regulären Ertragslieferungen werde ich von dir einfordern. (41) Meine Anweisung 33) sollst du zur Kenntnis nehmen. (26) dir
3.2 Der Provinzstatthalter als Richter Keilschrifttafel mit brieflicher Anweisung in sumerischer Sprache aus Gˆirsu (23. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Archäologische Museen Istanbul (L. 5758). – Edition (Kopie): H. de Genouillac, ITT 2/2, Paris 1911, Taf. 83 (5758). – Bearbeitung: D. O. Edzard, SR 152 Nr. 96; P. Michalowski, LEM 24 Nr. 13 (Umschrift und Übersetzung); B. Kienast/K. Volk, SAB 70 f. (Gir 4).
ˆ irsu Lugal’usˇumgal Das vorliegende Brieffragment enthält die an den Statthalter von G gerichtete Aufforderung, in einer bestimmten Rechtssache den Prozeß zu führen. Hintergrund der Angelegenheit ist offensichtlich die Tatsache, daß besagter Prozeß auf Grund eines nicht geleisteten assertorischen Eides bislang nicht zu Ende gebracht werden konnte, so daß es sich hier vielleicht um einen Verweis der Angelegenheit an eine höhere rechtsprechende Instanz – repräsentiert durch den Provinzstatthalter – handeln könnte. Lugalkuzu sagt, (3-4) zu Lugal’usˇumgal 34) sprich: (Rest der Vorderseite und Anfang der Rückseite abgebrochen) (Rs. 1’) [PN] (2’) [(hat) den (assertorischen) Eid] (3’) geleistet. (4’) (Was) Ur-Ningirsu (betrifft), 35) (5’) so (hat) er den Eid (6’) mir dann nicht geleistet. (7’) In dieser Rechtssache möge er den Prozeß führen. (Vs. 1-2) Was
3.3 Aufforderung zur Bestrafung und zu anschließender Freilassung ˆ irsu (23. Jh. v. Chr.). – Keilschrifttafel mit brieflicher Anweisung in akkadischer Sprache aus G Aufbewahrungsort: Musée du Louvre, Paris (AOTb 17). – Edition (Kopie): F. ThureauDangin, RTC, Nr. 78. – Bearbeitung: I. J. Gelb, Glossary of Old Akkadian, MAD III, Chicago 1957, 300 (Teilübersetzung mit Umschrift); R. M. Whiting, The Dual Personal Pronouns in Akkadian, JNES 31 (1972) 335 (Umschrift und Übersetzung); P. Michalowski, LEM 23 Nr. 12 (Umschrift und Übersetzung); B. Kienast/K. Volk, SAB 106 f. (Gir 29). 32. 33. 34. 35.
6
B. Kienast/K. Volk, SAB 91 und 93 emendieren zu ›la‹ anaddanukum, was wenig wahrscheinlich und nach B. R. Foster, N.A.B.U. 1990/46 auch nicht notwendig ist. mu-bi! so versuchsweise mit B. Kienast/K. Volk, SAB 93 gedeutet; anders B. R. Foster, N.A.B.U. 1990/46, für den MU.BI! »refers to the the oath on the name of Sˇarkalisˇarri: ›You should keep this oath in mind‹«. ˆ irsu, der sein Amt als Schreiber und Zum Provinzstatthalter (énsi) Lugal’usˇumgal von Lagasˇ/G Statthalter unter Nara¯m-Sîn (2260-2223 v. Chr.) und Sˇar-kali-sˇarrı¯ ausübte, vgl. J. Bauer, Art. Lugal-usˇumgal, RLA VII (1987-1990) 155; B. Kienast/K. Volk, SAB 67. So mit C. Wilcke, bei B. Kienast/K. Volk, SAB 71.
Sumerische und akkadische Briefe des 3. Jt. v. Chr.
Der Adressat, ein mit polizeilichen Aufgaben betrauter Beamter, soll zwei offensichtlich in Gewahrsam genommene Personen nach erfolgter Bestrafung durch Züchtigung? »bei Lugal’usˇumgal herausgehen lassen«, was vielleicht wie der Brief Nr. 3.2 auf die von dem Provinzstatthalter Lugal’usˇumgal wahrgenommene Jurisdiktion hinweist. ˇ atpi-ilim, (3-4) zu (1) Folgendermaßen (2) S
Egu, dem ›Polizisten‹ 36): (5) Luba, (6) der Sohn ˙ des Lugal-KA (7) [(und) S]agˆ’il, (8) sein [D]iener, (9) sollen geschlagen werden, 37) (10-11) Bei Lugal’usˇumgal (12) möge er sie beide (dann) herausgehen lassen.
3.4 Anweisung, die Übernahme von Arbeitskräften betreffend ˆ irsu (23. Jh. v. Chr.). – Keilschrifttafel mit brieflicher Anweisung in akkadischer Sprache aus G Aufbewahrungsort: Musée du Louvre, Paris (AOTb 16). – Edition (Kopie): F. Thureau-Dangin, RTC, Nr. 77. – Bearbeitung: J. P. van der Westhuizen, Six Old Akkadian Letters, ASJ 11 (1989) 277 f.; B. Kienast/K. Volk, SAB 69 f. (Gir 3).
Der König weist den Statthalter Lugal’usˇumgal an, dafür zu sorgen, daß der für die Arbeitskräfte im Bereich des Ba’u-Tempels zuständige Inspektor die wegen Krankheit (mit der Arbeit) in Verzug geratenen Leute übernehmen soll, möglicherweise um diesen neue Arbeitsaufgaben zuzuweisen. ˇ ulmi, (2) Inspektor (1) S
(verantwortlich für die) Leute der (Göttin) Ba’u (3) (in) Lagasˇ – 38) König, (6) zu Lugal’usˇumgal: (7) Diejenigen, die wegen Krank(8) heit (mit der Arbeit) in Verzug geraten waren, 39) (9) möge er (über)nehmen.
(4) Folgendermaßen (5) der
3.5 Aufforderung zur Prozeßführung Keilschrifttafel mit brieflicher Anweisung in sumerischer Sprache aus Isin (23. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Yale Babylonian Collection, New Haven (NBC 6869). – Edition (Kopie): G. G. Hackman, Sumerian and Akkadian Administrative Texts from Predynastic Times to the End of the Akkad Dynasty, BIN VIII, New Haven 1958, Nr. 157. – Bearbeitung: M. Lam36. 37.
38. 39.
Z. 3 f.: a-na É-gu4 / sˇi GAL5.LÁ; zum sˇugalla¯’um-Beamten, der mit polizeilichen Aufgaben betraut war, vgl. A. Westenholz, ›Have you been near Prof. Larsen too long?‹, in: J. G. Dercksen (ed.), Assyria and Beyond, FS M. T. Larsen, PIHANS C, Leiden 2004, 602 f. Mit AHw 1325a (fragend) ist die Verbalform li-tá-ar-kà-am-ma (Z. 9) wohl zu tara¯kum N »geschlagen werden« zu stellen (littarka¯-ma), auch wenn die Schreibung -am-ma auffällig ist. Anders B. Kienast/K. Volk, SAB 107, die in der Verbalform die 3. Prs. Sg. Prek. »mit Ventiv entweder von einem N-Stamm oder, vielleicht besser, einem (reflexiven ?) t-Stamm eines unbekannten Verbums« sehen wollen und, einem Vorschlag von A. Westenholz folgend (»to intercede«), Z. 9 ff. übersetzen mit »er soll sich (darum) bemühen?, … sie beide freizubekommen«. Z. 1-3 wird von F. R. Kraus, Einführung in die Briefe in altakkadischer Sprache, JEOL 24 (1975-1976) 89 als »Amtsvermerk« gedeutet. Zur Interpretation von Z. 7 f. vgl. ausführlich B. Kienast/K. Volk, SAB 70; zur Verbalform in Z. 8 (ju’uhhiru¯n[i]) vgl. auch W. von Soden, Grundriß der akkadischen Grammatik, AnOr. ˘ § 97* und 135 § 83b* (»die wegen Krankheit [?] zurückblieben«). 33, 31995,˘ 157
7
Hans Neumann
bert, La vie économique à Umma à l’époque d’Agadé, RA 59 (1965) 115; D. O. Edzard, SR 149 Nr. 92; P. Michalowski, LEM 49 f. Nr. 68 (Umschrift und Übersetzung); B. Kienast/ K. Volk, SAB 121-122 (Is 2); vgl. auch A. Westenholz, The World View of Sargonic Officials. Differences in Mentality Between Sumerians and Akkadians, in: M. Liverani (ed.), Akkad. The First World Empire. Structure, Ideology, Traditions (HANE/S V), Padova 1993, 167 (Übersetzung).
Der Absender, ein gewisser Urlugal, informiert den Adressaten Inima über seine Prozeßgegner und weist daraufhin an, den Statthalter zu informieren, und zwar mit dem Ziel, daß dieser »in dieser Rechtssache den Prozeß führen möge«. Bei dem zu informierenden Statthalter handelt es sich um einen gewissen Nammah, der als der gleich˘ namige Ensi von Nippur zu identifizieren ist. Als eine der beiden Prozeßgegner des Urlugal fungiert eine gewisse Nin’imah, die auch anderweitig als (allerdings erfolg˘ lose) Klägerin vor Gericht bezeugt ist. 40) (1-2) Was
Urlugal sagt, (3-4) zu Inima sprich: (5-6) Ursipada (und) Nin’imah, (7) die Ehefrau des Ugˆ’il, (8) des Nu’esˇ-Priesters 41) (9) – Leute aus Nippur sind sie – (10)˘sind meine Prozeßgegner. (11) Nammah, dem Statthalter, 42) (12) möge er sagen: (13) »Das Siegel möge er ˘ Rechtssache möge er Prozeß führen«. 43) abrollen (14) (und) in dieser
3.6 Anweisung zum Sklavenkauf Keilschrifttafel mit Brief in akkadischer Sprache, wahrscheinlich aus der Dija¯la-Region (23. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: British Museum, London (BM 122181). – Edition (Kopie): E. Sollberger, Pre-Sargonic and Sargonic Economic Texts, CT L, London 1972, Nr. 70. – Bearbeitung: C. Wilcke, Zur Deutung der SI.BI-Klausel in den spätaltbabylonischen Kaufverträgen aus Nordbabylonien, WO 9 (1977-1978) 211 f.; P. Steinkeller, Sargonic Letter CT 50 70, RA 78 (1984) 86 f.; P. Michalowski, LEM 45 Nr. 58 (Umschrift und Übersetzung); B. Kienast/K. Volk, SAB 158 f. (Di 4).
Der vorliegende Brief enthält die Anweisung des Absenders an zwei Adressaten, für ihn zwei junge Sklaven zu kaufen, wofür 15 Sekel Silber zur Verfügung stehen, und durch Boten herbeibringen zu lassen. Verbunden damit ist die Mitteilung, daß mehrere nicht weiter zu identifizierende Personen – vielleicht Verwandte bzw. Verschwägerte des Absenders – in Subartu wohlauf sind.
40. 41. 42.
43.
8
Vgl. dazu im einzelnen D. O. Edzard, SR 139. Zu Rolle und Funktion des nu-èsˇ vgl. J. Renger, Untersuchungen zum Priestertum in der altbabylonischen Zeit, 2. Teil, ZA 59 (1969) 138-143. ˆ AR.énsi vgl. B. Kienast/K. Volk, SAB 122 (mit LiteraZur Schreibung der Amtsbezeichnung G tur), wonach für den vorliegenden Text aus altakkadischer Zeit »einstweilen offen (bleibt), ob … eine sachliche Differenzierung zwischen énsi und NÍG-énsi unterstellt werden muß«. Zum Ensi Nam-mah(-abzu) von Nippur vgl. D. R. Frayne, Sargonic and Gutian Periods (2334˘ 2, Toronto; Buffalo; London 1993, 245 f. 2113 BC), RIME Z. 13 f.: kisˇib hé-ra-ra / di-bé di hé-bé; Z. 13 bezieht sich gewiß auf das Ausfertigen einer ˘ zwecks Ladung vor ˘ Gericht. gesiegelten Tafel
Sumerische und akkadische Briefe des 3. Jt. v. Chr.
Sekel Silber – (2) Folgendermaßen (3) Il-bı¯tum, (4-6) zu Ilı¯-da¯n, dem Sohn des Sˇugat, des Uräers, 44) (7) und zu Dudu: (8) 2 Sklaven (9) erwerbt für mich! (10) Sie sollen jung sein (und) keinesfalls schon einen Bart haben. (11) Unter der Obhut meines Boten 45) ˇ allala, (13) seine Schwester, und Abu-damiq, (14) seine Mutter, und (12) schickt sie her! S Nani 46) (15-16) sind in Subartu 47) wohlauf. (1) 15
3.7 Anweisung zum Haftverbleib Keilschrifttafel mit brieflicher Anweisung in akkadischer Sprache aus Gasur (23. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Harvard Semitic Museum, Cambridge (SMN 4206). – Edition (Kopie): Th. J. Meek, Old Akkadian, Sumerian, and Cappadocian Texts from Nuzi, HSS X, Cambridge 1935, Nr. 10. – Bearbeitung: Th. J. Meek, aaO XXI (Umschrift und Übersetzung); P. Michalowski, LEM 35 f. Nr. 37 (Umschrift und Übersetzung); B. Kienast/K. Volk, SAB 187 (Ga 7); K. E. Slansky, A Note on the Coordinating Particle -ma in the Old Akkadian Letter Greeting Formula, IOS XVIII (1998) 13 f. (Umschrift und Übersetzung).
Der Absender Ursa weist an, daß drei mit Namen genannte Personen solange in Haft zu verbleiben haben, bis er selbst am Ort der Inhaftierung eintreffen wird. Die Haftgründe werden nicht genannt, jedoch kann es sich hier nur um eine sog. vorläufige Inhaftnahme (Untersuchungshaft) gehandelt haben. Dabei muß offen bleiben, ob Ursa die Haftanordnung in offizieller Mission – vielleicht als Leiter der (gerichtlichen) Untersuchung in einer Strafsache – erteilt oder ob er die Anweisung zum Haftverbleib im Zusammenhang mit (strittigen) Schuldverpflichtungen – vielleicht als Gläubiger bzw. Geschädigter – übermittelt hat. Verbunden ist die vorliegende Anweisung mit der Aufforderung an den Adressaten, Hülsenfrüchte an den Absender des Briefes zu schicken. Ilı¯ sprich: (5) Ahusˇunu, (6) Bisasa (7) (und) Ilisˇ-takal (solange) Gefängnis (11) sitzen, (9-10) [bi]s ich komme. (12) 1 Scheffel 48) (13) (= 60 l) Kichererbsen (und) 1 Scheffel Linsen (14) möge er mir schicken!
(1) Folgendermaß[en] (2) Ursa, (3-4) zu (11) sollen
44. 45. 46. 47.
48.
(8) im
Die Interpretation von Z. 5 f. folgt der Auffassung von B. Kienast/K. Volk, SAB 158 f. So mit B. Kienast/K. Volk, aaO 159. Mit W. Sallaberger, Zur frühen mesopotamischen Briefliteratur, OLZ 91 (1996) 405 wird hier von fünf verschiedenen Personen ausgegangen. Zu Subartu, dem schwer einzugrenzenden Bereich im Norden und Nordosten von Mesopotamien, vgl. P. Michalowski, Mental Maps and Ideology: Reflections on Subartu, in: H. Weiss (ed.), The Origins of Cities in Dry-Farming Syria and Mesopotamia in the Third Millennium B.C., Guilford 1986, 129-156 und ergänzend ders., Sumer Dreams of Subartu: Politics and the Geographical Imagination, in: K. van Lerberghe/G. Voet (ed.), Languages and Cultures in Contact. At the Crossroads of Civilizations in the Syro-Mesopotamian Realm, OLA 96, Leuven 1999, 305-315. Vgl. unten Anm. 53.
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Hans Neumann
3.8 Die wiederentdeckte Habe eines Kaufmanns Keilschrifttafel mit brieflicher Anweisung in sumerischer Sprache aus Gˆirsu (23. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Musée du Louvre, Paris (AOTb 20). – Edition (Kopie): F. ThureauDangin, RTC, Nr. 84. – Bearbeitung: B. Kienast/K. Volk, SAB 94-96 (Gir 20); dazu G. Zólyomi, BiOr. 54 (1997) 725 f. (mit abweichender Interpretation und Übersetzung).
Hintergrund des Briefes ist die Wiederauffindung der Habe eines Kaufmanns durch zwei namentlich genannte Personen, von denen mindestens eine wohl ein Angestellter des Kaufmanns war. Der Adressat wird nun angewiesen, sich über den Umfang des Fundgutes kundig zu machen, indem er den Kaufmann in dieser Angelegenheit näher befragt. [L]ugal’a (2) sagt, (3) zu Allagˆu (4) sprich: (5-6) Die Habe des Urnu, des Kaufmanns – au[s] Umma (9-10) und Ekis[a, (der [Diener] des)] Urnu (11) haben (sie) ˘ ›ausgegraben‹ (= aufgefunden). 49) (12) Über [al]les, was vorhanden ist, (13) möge er (ihn = Urnu) befragen. (14) Zu Allagˆu (15) sprich: (16) Im Hause seines Dieners (17) möge er (ihn) befragen. 50)
(1) Was
(7-8) Ahu-mupi
3.9 Ermahnung zu einem Leben in Eintracht Keilschrifttafel mit Brief in akkadischer Sprache, wahrscheinlich aus der Dija¯la-Region (23. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Albertinum, Nimwegen. – Edition (Kopie) und Bearbeitung: K. R. Veenhof, An Old Akkadian Private Letter, JEOL 24 (1975-1976) 105-110. – Bearbeitung: P. Michalowski, LEM 47 f. Nr. 63 (Umschrift und Übersetzung); B. Kienast/K. Volk, SAB 153 f. (Di 1); vgl. auch G. Deutscher, Syntactic Change in Akkadian. The Evolution of Sentential Complementation, Oxford 2000, 23.
Der Absender Babi ermahnt die Adressatin Sˇa¯rtum, mit (ihrem Ehemann?) Ibbi-ilum in Eintracht zusammenzuleben, und verbindet dies mit der Anweisung zur Sendung von Öl. Die Tafel mit dem Brief ist rund und quer durchbohrt, was dafür spricht, daß sie um den Hals getragen wurde, ob vom Boten oder von der Empfängerin, muß offen bleiben. Sˇa¯rtum: (4) Da kann ich, wie man so sagt, nur lachen! 51) ihr, und Ibbi-ilum, (8) im Hause? (10-11) Lebt (in Eintracht) zu(12) sammen! Schicke mir ›Baumöl‹ !
(1) Folgendermaßen (2) Babi (3) zu (5) Warum (9) streitet
49.
(6-7) du
Zu ba-al »ausgraben« im vorliegenden Sinn vgl. W. Heimpel, Meaning 5 of ba-al, N.A.B.U. 1994/82. 50. Die Interpretation von Z. 9 f., 12 f. und 16 f. entspricht der von B. Kienast/K. Volk, SAB 94 f. (mit Kommentar). Z. 16 f. könnten allerdings auch eine Anweisung enthalten, die nichts mit dem in Z. 5-13 geschilderten Sachverhalt zu tun hat; vgl. in diesem Zusammenhang auch D. O. Edzard, Zum sumerischen Eid, FS Th. Jacobsen, AS 20, Chicago 1976, 69 zu Z. 16 f. (»er möge sich um das Haus seines Sklaven kümmern«). 51. Zu dem umstrittenen asehhammi mit der vorliegenden Interpretation vgl. D. O. Edzard, ˘ ˙ ˘ N.A.B.U. »Das ist ja zum lachen!«, 1996/52. Auch W. Sallaberger, Zur frühen mesopotamischen Briefliteratur, OLZ 91 (1996) 405 lehnt die von K. R. Veenhof, JEOL 24 (19751976) 107-110 und B. Kienast/K. Volk, SAB 153 f. vorgenommene Charakterisierung von sia¯hum »lachen« als »Wort mit Gegensinn« (asehhammi = »ich bin ärgerlich«) ab und ˘ ˙nimmt ˙ ˘ ˘[mögest du sagen]«). hier eine Grußformel an (»›ich bin sehr froh‹
10
Sumerische und akkadische Briefe des 3. Jt. v. Chr.
3.10 Anweisung zur Salzlieferung in einem Brief aus postaltakkadischer Zeit Gesiegelte Keilschrifttafel mit brieflicher Anweisung in sumerischer Sprache aus Uruk (22. Jh. v. Chr.)?. – Aufbewahrungsort: Vorderasiatisches Museum Berlin (VAT 20418). – Photo: A. von Haller, UVB 7 (1936) Taf. 23c-c1; R. M. Boehmer, Uruk und Madain: Glyptik der Akkad-Zeit, BaM 27 (1996) Taf. 14 Nr. 10 (Rs. mit Siegel). – Edition (Kopie) und Bearbeitung: H. Neumann, Der sumerische Brief UVB 7, Taf. 23c (W 15966c), AoF 15 (1988) 209 f.; vgl. auch P. Michalowski, LEM 48 Nr. 65 (Umschrift und Übersetzung); B. Kienast/K. Volk, SAB 138 (Urk 1) (Umschrift und Übersetzung mit Kommentar); zur Siegelabrollung vgl. zuletzt R. M. Boehmer, aaO 152.
Der vorliegende Text ist bislang das einzige Beispiel für eine briefliche Anweisung aus Uruk aus der Zeit vor der III. Dynastie von Ur und enthält die Aufforderung eines Schreibers an den Adressaten zur Auslieferung von Salz an den Überbringer des Briefes. Der Text gehört darüber hinaus zu den wenigen Briefanweisungen vor der Ur IIIZeit, die gesiegelt sind. 52) [Lugal]’ugˆe [s]agt, (3-4) zu [ … ]-KU sprich: (5) 2 Scheffel (= 120 l) 53) Salz (6) möge er dir geben. Siegellegende: Lugal’u[gˆ(e)], der Schreiber, Soh[n] des [(-x)]-É[(-x)].
(1-2) Was
4. Sumerische und akkadische Briefe der Ur III-Zeit 4.1 Anweisung des Königs an den Provinzstatthalter von Umma zur Lieferung von Abgaben Keilschrifttafel mit brieflicher Anweisung in sumerischer Sprache aus Umma (21. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Yale Babylonian Collection, New Haven (YBC 1317). – Edition (Kopie): C. E. Keiser, Selected Temple Documents of the Ur Dynasty, YOS IV, New Haven; London; Oxford 1919, Nr. 117. – Bearbeitung: E. Sollberger, The Business and Administrative Correspondence under the Kings of Ur, TCS I, Locust Valley 1966, 12 Nr. 1; P. Michalowski, LEM 54 Nr. 73 (Umschrift und Übersetzung).
Das vorliegende Schreiben des Königs (Amar-Su’ena) von Ur (2045-2037 v. Chr.) an Ur-Lisi, den Provinzstatthalter von Umma, 54) führt verschiedene Luxusgüter und Vieh als Bestandteil einer Abgabe auf. Diese ist dem königlichen Boten auszuhändigen.
52. 53. 54.
Vgl. dazu F. R. Kraus, Altbabylonische Briefe mit Siegelabrollungen, in: J.-M. Durand/J.-R. Kupper (éd.), Miscellanea Babylonica, FS M. Birot, Paris 1985, 140; B. Kienast/K. Volk, SAB 18 § 11. Hohlmaße der Akkade- und Ur III-Zeit sind: Kor (gur) = 300 l, Scheffel (barig) = 60 l, Sea (bán) = 10 l, Liter (sìla) = 1 l. Ur-Lisi war Statthalter von Umma im letzten Drittel der Regierungszeit des Sˇulgi (2093-2046 v. Chr.) und während der darauffolgenden Herrschaft des Amar-Su’ena; vgl. im einzelnen R. Kutscher, Ur-Lisi and other Officials on three Umma Tablets from Tokyo, Tel Aviv 7 (1980) 173-178.
11
Hans Neumann (1-2) Was der König sagt, (3) zu Ur-Lisi (4) sprich: (5) (eine) Silberringspirale (mit einem Gewicht von) 1⁄3 Mine (= ca. 167 g), 55) (6) 15 Gewänder, (7) 3 Sea (= 30 l) gutes Öl, (8) 2 Scheffel (= 120 l) ›Baumöl‹, (9) 1 Ochse (10) (und) 10 Stück Kleinvieh (= Schafe und Ziegen) (11-12) möge er meinem Boten geben.
4.2 Truppenanforderung Keilschrifttafel mit brieflicher Anweisung in sumerischer Sprache aus Ur (21. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Iraq Museum, Baghdad (U. 3042). – Edition (Kopie): L. Legrain, Business Documents of the Third Dynasty of Ur, UET III, London 1937, Nr. 7. – Bearbeitung: E. Sollberger, The Business and Administrative Correspondence under the Kings of Ur, TCS I, Locust Valley 1966, 31 Nr. 95; P. Michalowski, LEM 84 Nr. 142 (Umschrift und Übersetzung).
An den Adressaten ergeht die Aufforderung, insgesamt 30 Mann aus zwei Ortschaften »für die Expedition« zu schicken, möglicherweise bereits mit Proviant ausgestattet. Die Anweisung könnte sich auf die Durchführung eines Handelszuges bezogen haben, so daß die angeforderten Angehörigen der Eren-Truppe hier vielleicht als Begleitschutz vorgesehen waren. (1) Zu
Luduga (2) sprich: (3) 10 (Leute der) Eren(-Truppe) 56) aus Elugala 57) (4) (und) 20 (Leute der) Eren(-Truppe) aus Ga’esˇ 58) (5-6) möge er für die Expedition herschicken. 59) (7-8) [Er] mö[ge ihnen] Ledersäcke (mit Proviant) … [ … geben].? 60) (9) Es ist dringend! (10) Sch[ne]ll!
4.3 Arbeitskräfteanforderung Keilschrifttafel mit brieflicher Anweisung in sumerischer Sprache aus Umma (21. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: University of Illinois, Classical Museum, Urbana-Champaign (UIOM 491). – Edition (Umschrift und Übersetzung): E. Sollberger, The Business and Administrative
55.
56. 57. 58. 59.
60.
12
Mit M. A. Powell, A Contribution to the History of Money in Mesopotamia prior to the Invention of Coinage, in: B. Hrusˇka/G. Komoróczy (ed.), FS L. Matousˇ II, Budapest 1978, 212 »the Sumerian term har and the Akkadian term sˇewirum do not mean simply ›ring‹ in ˘ the ordinary sense of the word, i. e. as a continuous circular band, but also included what we would term ›coil‹ or ›spiral‹«. Zu éren als Bezeichnung für die »(Arbeits-)Truppe«, wobei »der Begriff sowohl für Arbeiter als auch für das Heer gebraucht werden kann«, vgl. W. Sallaberger, Ur III-Zeit, in: P. Attinger/ M. Wäfler (Hg.), Annäherungen 3, OBO 160/3, Freiburg; Göttingen 1999, 310-313. Zum Ort Elugala »wenig nördl. von Umma« vgl. D. O. Edzard/G. Farber, Die Orts- und Gewässernamen der Zeit der 3. Dynastie von Ur, RGTC II, Wiesbaden 1974, 45. Zu Ga’esˇ bei Ur vgl. D. O. Edzard/G. Farber, aaO 50 f. Zu Z. 3-6 vgl. auch A. Falkenstein, NG I, 96 Anm. 4; M.-L. Thomsen, The Sumerian Language. An Introduction to its History and Grammatical Structure, MCSA 10, Copenhagen 1984, 174 (361); abweichend D. O. Edzard, hamtu, marû und freie Reduplikation beim sumeri˘ ˙ 12. schen Verbum, ZA 61 (1971) 213 mit Anm. Z. 7 kusˇa-gˆá-lá UD x [x]; zu kusˇa-gˆá-lá vgl. PSD A1 73-75 »leather sack (for food products, plants, etc.)«. Z. 8 ist stark zerstört, so daß die Ergänzungen unsicher bleiben.
Sumerische und akkadische Briefe des 3. Jt. v. Chr.
Correspondence under the Kings of Ur, TCS I, Locust Valley 1966, 21 Nr. 47. – Bearbeitung: P. Michalowski, LEM 82 Nr. 136 (Umschrift und Übersetzung).
Der Adressat Baza wird aufgefordert, dem Absender des Briefes – auf Grund des abgerollten Siegels der Schreiber Lukala – einen Rohrflechter für einen Tag zur Verfügung zu stellen. Der Einsatz erfolgte wahrscheinlich im Bereich der zentralen Wirtschaftsverwaltung von Umma. 61) (1) Zu Baza (2) sprich: (3) 1 Rohrflechter (4) für einen Tag (5) möge er ihm geben. Siegellegende: Lukala, der Schreiber.
4.4 Gersteversorgung für einen Baumeister Keilschrifttafel mit brieflicher Anweisung in sumerischer Sprache aus Gˆirsu (21. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Kurth’sche Sammlung des Archäologischen Museums der MartinLuther-Universität Halle-Wittenberg (Kurth 29). – Edition (Kopie) und Bearbeitung: H. Neumann, Ein Ur III-Brief aus der Sammlung des Archäologischen Museums der MartinLuther-Universität Halle-Wittenberg, AoF 7 (1980) 269-272; vgl auch ders., Sumerische Tontafel mit einer brieflichen Anweisung, Girsu (Tello), Zeit der III. Dynastie von Ur, in: R.-T. Speler (Hg.), 300 Jahre Universität Halle 1694-1994. Schätze aus den Sammlungen und Kabinetten, Halle/Saale 1994, 168 (mit Photo).
Der Brief enthält die Mitteilung, daß ein gewisser Zanâ, auf Grund anderer Texte als »(Inspektor über die) Baumeister« ([nu-bànda-]sˇidim) zu identifizieren, eine Gersteversorgung (sˇe-sˇuku-ra) erhalten hat. Die Gerstemenge (ca. 1,020 l) war möglicherweise als Versorgungsleistung für die dem Zanâ unterstehenden Arbeitskräfte gedacht. Darüber hinaus wird in dem vorliegenden Brief der Adressat angewiesen, eine bestimmte Gerstemenge an einen gewissen Guzazi zu überweisen. Zum Tätigkeitsfeld und zur sozialen Stellung des »Baumeisters« im 3. Jt. v. Chr. vgl. H. Neumann, Der sumerische Baumeister (sˇidim), in: K. R. Veenhof (ed.), Houses and Households in Ancient Mesopotamia, PIHANS LXXVIII, Leiden 1996, 153-169. Ur-Lama (2) sprich: (3) 3 Königs-Kor 2 Scheffel (= 1,020 l) Gerste (5) hat! (4) als seine Gersteversorgung (5) Zanâ erhalten. (6) 1 Kor 3 Scheffel (= 480 l) (7) für sein …-Feld 62) (8-9) möge er Guzazi geben. (1) Zu
4.5 Anweisung zur Feldbearbeitung Gesiegelte Keilschrifttafel mit brieflicher Anweisung in akkadischer Sprache aus Uruk (21. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Iraq Museum, Baghdad (W 25045). – Edition (Kopie und Photo) und Bearbeitung: B. Böck/R. M. Boehmer, Zwei neusumerische Tontafeln aus Uruk
61. 62.
Vgl. dazu im einzelnen H. Neumann, Handwerk in Mesopotamien. Untersuchungen zu seiner Organisation in der Zeit der III. Dynastie von Ur, Berlin 21993, 140 f. und 207. Z. 7 a-sˇà-sagˆ-ku5 vielleicht Feldname; vgl. den Kommentar bei H. Neumann, AoF 7 (1980) 271.
13
Hans Neumann
(Kampagne 39, 1989), BaM 23 (1992) 78-82 und 85 mit Taf. 10; vgl. auch M. Hilgert, Akkadisch in der Ur III-Zeit, IMGULA 5, Münster 2002, 39 Nr. 59.
Ein für die aus 60 Mann bestehende (Arbeits/Militär-)Truppe verantwortlicher Funktionär erteilt dem Adressaten die Anweisung, ein Feld zu übernehmen und für dessen Bearbeitung zu sorgen. Man darf vielleicht vermuten, daß es sich bei besagtem Feld um Versorgungsland der Truppe gehandelt hat, für dessen Bestellung ein spezieller Bearbeiter bzw. Pächter zuständig war. Der Text gehört zu den wenigen aus Uruk stammenden Tontafeln der Ur III-Zeit. (1) Zu
Ta¯b-ilı¯ (2) sprich: (3) (Folgendermaßen) der Aufseher (über die Truppe, bestehend aus) 60˙ (Mann) 63) Bululu: (4) Das Feld übernimm und (5) bearbeite es! Siegellegende: (I 1) Ibbi-Sîn, (2) Gott [sei]nes Landes, (3) sta[rker] König, (4) König von U[r], (5) [Kö]nig der [vier We]lt[gege]nden, (II 1) [ … ], (2) [ … ] 64), (3) dein Diener.
4.6 Bürgschaft Keilschrifttafel mit brieflicher Anweisung in sumerischer Sprache unbekannter Herkunft (21. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: British Museum, London (BM 87135). – Edition (Umschrift mit Übersetzung): E. Sollberger, The Business and Administrative Correspondence under the Kings of Ur, TCS I, Locust Valley 1966, 27 Nr. 74. – Bearbeitung: P. Michalowski, LEM 79 Nr. 128 (Umschrift und Übersetzung); vgl auch H. Sauren, Zum Bürgschaftsrecht in neusumerischer Zeit, ZA 60 (1970) 73.
Der Absender weist den Adressaten Haligˆu an, einem gewissen Akala die Ehefrau ˘ eines Dritten als Bürgen (zur persönlichen leiblichen Haftung) zu übergeben. Die (schuld)rechtlichen Hintergründe werden nicht genannt. Zur Bürgschaft im 3. Jt. v. Chr. vgl. C. Wilcke, Neusumerische Merkwürdigkeiten, in: B. Böck/E. CancikKirschbaum/Th. Richter (Hg.), Munuscula Mesopotamica, FS J. Renger, AOAT 267, Münster 1999, 623-626 (mit Literatur und Textzusammenstellung); zur Ur III-Zeit jetzt auch P. Steinkeller, The Ur III Period, in: R. Westbrook/R. Jasnow (ed.), Security for Debt in Ancient Near Eastern Law, CHANE 9, Leiden; Boston; Köln 2001, 50 f. Haligˆu (2) sprich: (3) Die Ehefrau des Udana (4-5) [möge] er dem Akala [als] Bürgen geben.˘
(1) Zu
4.7 Haft wegen ausstehender Zahlungen Keilschrifttafel mit Brief in akkadischer Sprache aus Nippur (21. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Tontafelsammlung des University Museum der University of Pennsylvania, Philadelphia (CBS 9263). – Edition (Kopie und Photo) und Bearbeitung: D. I. Owen, Ur III Let63. 64.
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Zur Funktionsbezeichnung ugula-60(-da) vgl. ausführlich P. Steinkeller, Alleged GUR.DA = ugula-gésˇ-da and the Reading of the Sumerian Numeral 60, ZA 69 (1979) 176-187. In II 1 f. der Siegellegende ist zwar der Absender des Briefes, Bululu, mit Funktions- bzw. Berufsbezeichnung oder/und Filiation durchaus zu vermuten, jedoch ist dies nicht zwingend; vgl. dazu B. Böck, BaghM 23 (1992) 80 f.
Sumerische und akkadische Briefe des 3. Jt. v. Chr.
ter-Orders from Nippur in the University Museum, Or. 40 (1971) 398-399 Nr. 12 mit Taf. LXV; P. Michalowski, LEM 74 Nr. 118 (Umschrift und Übersetzung); vgl auch M. Hilgert, Akkadisch in der Ur III-Zeit, IMGULA 5, Münster 2002, 41 Nr. 64.
Der namentlich nicht genannte Absender fragt bei den beiden Adressaten Iridan und Ilı¯-rabi nach, warum der eine von ihnen – Ilı¯-rabi – den ausstehenden Betrag von einer Mine Silber nicht an einen gewissen Lu-Inana gezahlt hat. Offensichtlich aus diesem Grund ist der Absender nämlich in Haft genommen worden, wahrscheinlich um die Zahlung im Auftrag des (Gläubigers) Lu-Inana zu erzwingen. Iridan und Ilı¯-rabi waren wohl Geschäftspartner des Absenders. Im Rahmen der Solidarhaftung begründete daher der durch Ilı¯-dan verursachte Zahlungsverzug die (vorsorgliche) Inhaftnahme des (Mit-)Schuldners. (1) Zu
Iridan (2) und Ilı¯-rabi (3) s[p]rich: (4-7) Warum bloß hat Ilı¯-rabi das Silber – 1 Mine Silber – dem Lu-Inana nicht gezahlt? 65) (8) (Wegen dieser Angelegenheit) bin ich nun ins Gefängnis geworfen! (9) Schreibe mir, ich wüßte gern (was hier vorgeht)! 66)
4.8 Anweisung zur Übersendung von Silber Keilschrifttafel mit Brief in akkadischer Sprache unbekannter Herkunft (21. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Yale Babylonian Collection, New Haven (NBC 5378). – Edition (Kopie): E. Sollberger, The Business and Administrative Correspondence under the Kings of Ur, TCS I, Locust Valley 1966, Taf. XXI Nr. 370. – Bearbeitung: E. Sollberger, aaO 90 Nr. 370; P. Michalowski, LEM 87 Nr. 153 (Umschrift und Übersetzung); vgl auch M. Hilgert, Akkadisch in der Ur III-Zeit, IMGULA 5, Münster 2002, 42 Nr. 67.
Der Absender weist die Übersendung von 3 Minen Silber durch einen »vertrauenswürdigen Kaufmann« an, wobei er sich beim Adressaten darüber beschwert, daß trotz mehrfacher Mahnung letzterer seiner Aufforderung bislang nicht nachgekommen ist. Sˇu¯-Kuku, (2) zu Andaga (3) sprich: (4) 3 Minen Silber (5-6) schicke mir durch einen vertrauenswürdigen Kaufmann! 67) (7) Warum schreibe ich immer wieder und (8) du schickst (es) mir nicht? 68)
(1) Folgendermaßen
4.9 Die mit einer Rechtfertigung verbundene Handlungsaufforderung einer Ehefrau Keilschrifttafel mit Brief in sumerischer Sprache aus Umma (21. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Harvard Semitic Museum, Cambridge (HSM 911.5.31). – Edition (Kopie): D. I. Owen, Selected Ur III Texts from the Harvard Semitic Museum, MVN XI, Roma 1982, 65. 66. 67. 68.
Zu Z. 4-7 vgl. auch M. Hilgert, Akkadisch in der Ur III-Zeit, IMGULA 5, Münster 2002, 192 Anm. 52. Zu Z. 8 f. vgl. auch M. Hilgert, aaO 199 Anm. 101 (mit Literatur); 461 Anm. 66; 481 Anm. 162. Zur Interpretation von Z. 5 ki-dumu-dam-gàr-gi-né im vorliegenden Sinne vgl. auch M. Hilgert, aaO 339 f. Anm. 108. Zu Z. 7 f. vgl. auch M. Hilgert, aaO 217 Anm. 221; 339 Anm. 104.
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Hans Neumann
Nr. 168. – Bearbeitung (mit Kopie und Photo): D. I. Owen, A Sumerian Letter from an Angry Housewife (?), in: G. Rendsburg/R. Adler/M. Arfa/N. H. Winter (ed.), The Bible World, FS C. H. Gordon, New York 1980, 189-202; W. W. Hallo, in: W. W. Hallo/K. Larson Younger (ed.), Archival Documents from the Biblical World, COS III, Leiden; Boston 2003, 295 (Übersetzung). – Kollation: C. Wilcke, bei D. I. Owen, MVN XI, Roma 1982, 13.
Bei dem nicht in allen Einzelheiten verständlichen Brief in sumerischer Sprache handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um die Botschaft einer Ehefrau an ihren Ehemann. Zwar standen ihr Nahrungsmittel für den persönlichen Verzehr zur Verfügung, jedoch hatte sie keinen Zugang zu den Gerstevorräten des Hauses. Möglicherweise in Erwiderung von Vorwürfen des Ehemannes stellt sie klar, daß sie selbst sorgsam mit dessen Eigentum umgehen und nicht unberechtigterweise die Vorräte verschleudern würde. Die für die Aussaat notwendige Gerste war durch Dritte aus dem Haus weggeführt worden. Zur Sicherung der Feldbestellung mahnt nun die Frau die Beschäftigung eines Bearbeiters bzw. Pächters, die Bereitstellung eines Pflugochsenführers sowie die Lieferung der fehlenden Gerste an. [Ki’a]gˆa sprich: (3-5) Warum verleumdet er mich wegen der Kinder? 69) (6-7) Ein Fladenbrot (und) 2 Sea (= 20 l) Mehl hat er (zwar) fürwahr für den ›Ledersack‹ (als Versorgung für die Ehefrau?) 70) gebunden 71); (8) im Haus hat er (jedoch) die Gerste, die verfügbar war, für die Frau (= Absenderin des Briefes) nicht gebunden (= nicht zur Verfügung gestellt)! (9) In sein Vorratshaus werde ich ohne Atu nicht eintreten! 72) (10) Unser Habe, entsprechend dem, was (durch) ihn vorhanden ist, werde ich wohl zerstreuen? 73) (11) In seinem Haus habe ich (nur) 11 Bierbrote, die verfügbar waren, herausgehen lassen; als Versorgung für den Haushalt habe ich sie abgebucht. (12) Die Gerste für die (Feld-)Bestellung 74) hat die Eren-Truppe 75) davongetragen. (13) Im Haus gibt es
(1-2) Zu
69. 70. 71.
72.
73. 74. 75.
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Zu Z. 3-5 vgl. auch P. Attinger, Eléments de linguistique sumérienne. La construction de du11/e/di « dire », OBO Sonderband, Fribourg; Göttingen 1993, 488. Zu kusˇa-gˆá-lá vgl. oben Anm. 60. Zur ungewöhnlichen Schreibung der Verbalform ha-mu-ní-késˇ für normales ha-mu-ni-késˇ ˘ Assyrien. Überlegungen zur ˘ Literalität vgl. C. Wilcke, Wer las und schrieb in Babylonien und im Alten Zweistromland (SBAW 6/2000), München 2000, 75; vgl. auch die Bemerkungen bei D. I. Owen, in: G. Rendsburg/R. Adler/M. Arfa/N.H. Winter (ed.), The Bible World, FS C. H. Gordon, New York 1980, 196 f. é-kisˇib-ba-ka-na A-tu-da nu-me-a nu-un-ku4-re-en6; A-tu hier als PN verstanden, ohne daß klar wird, um was für eine Person es sich dabei handeln könnte (Verwandter oder Beauftragter/Angestellter des Ki’agˆa?); anders D. I. Owen, aaO 192 (mit Kommentar 197), der die erste Hälfte der Zeile als é-kisˇib-ba-ka-na-a TU-da nu-me-a auffaßt und den Satz folgendermaßen übersetzt: »(Furthermore) there is no (need) to be (worry) sick about his storehouse for I have not (even) entered it!« (aaO 194). Vgl. auch PSD B 156b »would I be scattering our possessions which (my husband) has acquired?«. Vgl. D. I. Owen, in: G. Rendsburg/R. Adler/M. Arfa/N.H. Winter (ed.), The Bible World, FS C. H. Gordon, New York 1980, 194 (mit Kommentar 198 f.) »grain for seed-plowing«. nam-éren wörtlich: »éren-schaft«; zu éren als Bezeichnung für die »(Arbeits/Militär-)Truppe«, vgl. oben Anm. 56. Was der Grund für die Mitnahme der Gerste durch die Truppe war, bleibt unklar. Zu einem Beispiel »der Schädigung eines Feldes durch Truppen« (éren) vgl. C. Wilcke, Flurschäden, verursacht durch Hochwasser, Unwetter, Militär, Tiere und schuldhaftes Verhalten zur Zeit der 3. Dynastie von Ur, in: H. Klengel/J. Renger (Hg.), Landwirtschaft im Alten Orient, BBVO 18, Berlin 1999, 320 f., wobei es sich dabei »um eine Plünderung, um eine Requirierung zur Versorgung der Truppe oder aber um durch Acht- und
Sumerische und akkadische Briefe des 3. Jt. v. Chr.
(somit) keine Gerste mehr! (14-15) Wegen des Feldes (d. h. bezüglich seiner Bearbeitung/ Verpachtung) habe ich zu Lu-Nanna gesprochen. »Ich will es (= die entsprechende Dienstleistung) dir geben« hat er mir gesagt. 76) (16) Wenn er (= Ki’agˆa) das Feld nicht in seine (= des Lu-Nanna) Hand gibt, (17) (dann) will ich anderswo einen Bearbeiter/Pächter nehmen. (18) Wegen des (Pflug-)Ochsen 77) möge er einen (Ochsen-)›Führer‹ freigeben. (19) Gerste ist im Haus bei mir nicht (mehr) vorhanden; (20) er soll mir (daher) Gerste aushändigen! (21) Es ist eilig! Er möge sie (= die Gerste) (her)bringen (lassen)! 78) ˇ ara ist (bereits) zu ihm (22) Der Igidu sagte mir: »Ein Bote des (Tempels) des (Gottes) S 79) (23) Halte (ihn) nicht fest, er soll kommen! (= Ki’agˆa) gekommen«.
5. Ein sumerischer Brief der sog. Königskorrespondenz der Ur III-Zeit aus der altbabylonischen Edubba’a-Überlieferung Keilschrifttafel unbekannter Herkunft aus altbabylonischer Zeit (1. Hälfte 2. Jt. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Yale Babylonian Collection, New Haven (YBC 5011). – Edition (Umschrift) und Bearbeitung: P. Michalowski, The Royal Correspondence of Ur, PhD. Yale University, New Haven 1976, 216-220 Nr. 14. 80) Vgl. auch H. Neumann, Nochmals zum Kaufmann in neusumerischer Zeit: Die Geschäfte des Ur-DUN und anderer Kaufleute aus Nippur, in: D. Charpin/F. Joannès (éd.), La circulation des biens, des personnes et des idées dans le Proche-Orient ancien, Paris 1992, 88 f. (mit Literatur); P. Michalowski, Sumer Dreams of Subartu: Politics and the Geographical Imagination, in: K. van Lerberghe/G. Voet (ed.), Languages and Cultures in Contact. At the Crossroads of Civilizations in the Syro-Mesopotamian Realm, OLA 96, Leuven 1999, 313 (Teilübersetzung); F. Huber, La Correspondence Royale d’Ur, un corpus apocryphe, ZA 91 (2001) 180-182.
Der Kaufmann Ur-DUN war im Bergland unterwegs, um im Auftrag des Königs Zedernharz zu kaufen. Nach erfolgreicher Handelstätigkeit veranlaßte jedoch der hohe Reichsbeamte Apillasˇa, daß dem Kaufmann die Ware wieder abgenommen wurde. Ur-DUN wurde daraufhin in der Residenz des Apillasˇa vorstellig, jedoch blieb die Intervention ohne Erfolg. Daraufhin scheint Ur-DUN die anderen mächtigen Männer des Reiches, Urdugˆu und Babati, über die Angelegenheit informiert zu haben, wohl um von deren Seite Unterstützung zu bekommen bzw. von deren Boten die vorliegen-
76. 77. 78. 79.
80.
Rücksichtslosigkeit verursachte Schäden« handeln konnte. Die vorliegende Zeile legt nahe, daß Ki’agˆa in einem administrativen Verhältnis zur besagten Eren-Truppe gestanden haben muß, entweder im Rahmen der staatlichen Felderverwaltung oder im militärorganisatorischen Bereich. Vgl. in diesem Sinne D. I. Owen, in: G. Rendsburg/R. Adler/M. Arfa/N.H. Winter (ed.), The Bible World, FS C. H. Gordon, New York 1980, 199. Vgl. zur Stelle auch Th. E. Balke, Das sumerische Dimensionalkasussystem, AOAT 331, Münster 2006, 214 (421). So, falls he-em-túm zu lesen ist; möglich wäre auch he-em-du »er möge kommen«; vgl. bereits ˘ in: G. Rendsburg/R. Adler/M. Arfa/N.H. ˘ Winter (ed.), The Bible World, FS C. H. D. I. Owen, Gordon, New York 1980, 194 und 200. Zur (unklaren) Funktionsbezeichnung igi-du8 sowie zum Satzzusammenhang vgl. die ausführliche Diskussion bei D. I. Owen, aaO 200 f. mit der Bemerkung, daß »there may have been some kind of business association between Kiaga and the temple of Shara in Umma in which … the igi-du8 was an intermediary«. Vs. = Z. 1-15, Rs. = 16-20.
17
Hans Neumann
de Beschwerde über das Verhalten des Apillasˇa dem König übermitteln zu lassen. Auch wenn es sich bei dem Brief sowohl sprachlich als auch inhaltlich mit ziemlicher Sicherheit um eine Neuschöpfung des altbabylonischen Edubba’a handeln dürfte, so ist doch auffällig, daß der vorliegende Text nicht – wie bei den meisten anderen Zeugnissen der Ur III-Königskorrespondenz – auf Sammeltafeln und/oder in mehreren Exemplaren, sondern als Einzeltext überliefert wurde, und zwar bislang ohne Duplikate. 81) Obwohl die entsprechenden Briefe keine authentischen Zeugnisse der politischen Geschichte darstellen, zeigt doch der Rückgriff auf reale Persönlichkeiten des ausgehenden 3. Jt. v. Chr., 82) zu denen auch der Kaufmann Ur-DUN aus Nippur zählt, 83) daß für die Abfassung fiktiver Briefe im Edubba’a durchaus konkrete, gewiß durch entsprechende Archive vermittelte historische Erfahrungen die Grundlage bildeten. (1) Zu
meinem König 84) sprich, (2) was Ur-DUN, der Kaufmann, dein Diener, sagt: (3) Silber hat mein König mir gegeben und (4) zum fernen Bergland, um Zedernharz (5) zu kaufen, mich geschickt. (6) Als ich ins Bergland ›eingetreten‹ war (7) (und) Zedernharz gekauft hatte, (8) hat Apillasˇa, der Leiter der Ratsversammlung, 85) (Männer) zu mir geschickt, und (9) mein Handelsgut haben sie mir weggenommen. (10) Nachdem ich am Tor seines Palastes angekommen war, (11) nahm sich niemand meiner Angelegenheit an. (12) Urdug ˆ u, dein Diener, 86) und Babati, 87) der ›Rechnungsführer‹ 88), (13) sind von Zimu89) dar nach Simurrum 90) (14) gegangen und (15) [i]ch [w]ill? es sie wissen lassen un[d] 91) (16-17) … 92) (18) Gewalt? nicht habend (= ohne eigene Machtmittel) 93) konnte ich ihre 81. 82. 83. 84. 85. 86. 87. 88. 89. 90. 91. 92.
93.
18
Im Unterschied zu »un exercice scolaire classique« sieht P. Attinger, bei F. Huber, ZA 91 (2001) 182 daher in dem vorliegenden Brief »un exercice isolé«. Vgl. die Zusammenstellung bei F. Huber, aaO 195 Anm. 111. Vgl. dazu im einzelnen H. Neumann, in: D. Charpin/F. Joannès (éd.), La circulation des biens, des personnes et des idées dans le Proche-Orient ancien, Paris 1992, 83-94. Es handelt sich hier um den zweiten König der III. Dynastie von Ur, Sˇulgi (2093-2046 v. Chr.). Zu den Funktionen und zur Rolle des Apillasˇa nach den Aussagen der Königskorrespondenz und nach der authentischen Überlieferung der Ur III-Zeit vgl. zusammenfassend F. Huber, ZA 91 (2001) 202-205. Zu dem mit dem Königshaus verschwägerten Beamten und späteren Großwesir (sukkal-mah) ˘ des Reiches Urdugˆu (= Urdu-Nanna) vgl. F. Huber, aaO 195-197 (mit Literatur). Zu Babati, Onkel des Königs Sˇu¯-Sîn und hoher Funktionär des Reiches, vgl. F. Huber, aaO 197-200 (mit Literatur). Zu GÁ-dub-ba »Rechnungsführer« als Bezeichnung für einen höheren Funktionär innerhalb der Ur III-Verwaltungshierarchie vgl. A. Falkenstein, NG III, 159; zur Problematik der Lesung vgl. R. Borger, Mesopotamisches Zeichenlexikon, AOAT 305, Münster 2004, 346. Zu Zimudar vgl. P. Michalowski, Foreign Tribute to Sumer during the Ur III Period, ZA 68 (1978) 36 »located in the Diyala region, most probably to the north-east of Esˇnunna«. ˇ abal Hamrı¯n« Zu Simurrum östlich des Tigris »beim Durchbruch des al-2Adaim durch den G ˙ Zeit der 3. Dynastie˙ von Ur, vgl. D. O. Edzard/G. Farber, Die Orts- und Gewässernamen der RGTC II, Wiesbaden 1974, 168. Die Zeichenspuren am Anfang der Zeile (kollationiert) legen einen Kohortativ nahe: [g]i4-inne-zu-m[a]. Nach dem Anfang von Z. 16 ([lú-kí]gˆ-gi4-a-ne-ne »ihre [Bo]ten«) scheint sich die (nur fragmentarisch erhaltene) Passage auf die Abgesandten der beiden Reichsbeamten zu beziehen, ohne daß Klarheit über den genauen Zusammenhang zu gewinnen ist. Man könnte vermuten, daß hier Ur-DUN vielleicht auf deren Unterstützung bzw. auf die Nachrichtenübermittlung an den König Bezug nahm. P. Michalowski, The Royal Correspondence of Ur, PhD. Yale University, New Haven 1976, 217
Sumerische und akkadische Briefe des 3. Jt. v. Chr.
(= der Ware) (illegale) Beschlagnahme nicht [rückgängig machen]. 94) (19) Den Bericht, oh König, hat er (= ein Bote?) dir übergeben. (20) Was (auch immer) mein König mir befiehlt, (ich will es tun)! 95) (Nach Doppelstrich und einem Winkelhaken als abschließendem Archiv- bzw. Schreibervermerk) 26. Tag. 96)
6. Ein sumerischer Brief an den König Sˇulgi in einer spätbabylonischen Abschrift Fragment einer mehrkolumnigen Keilschrifttafel aus Babylon aus spätbabylonischer Zeit (Mitte 1. Jt. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Vorderasiatisches Museum Berlin (VAT 13294). 97) – Edition (Kopie und Photo) und Bearbeitung: H. Neumann, Ein Brief an König Sˇulgi in einer späten Abschrift, AoF 19 (1992) 29-39. Vgl. auch P. Michalowski, LEM 117 f. Nr. 240 (Umschrift und Übersetzung); dazu vgl. H. Neumann, JAOS 117 (1997) 711 f.
Bei dem vorliegenden Textfragment handelt es sich um eine in archaisierender Schrift im 1. Jt. v. Chr. angefertigte Kopie eines sumerischen Briefes, der als Adressaten den zweiten König der III. Dynastie von Ur, Sˇulgi (2093-2046 v. Chr.), nennt. Eine Reihe von Indizien deutet darauf hin, daß es sich bei der abgeschriebenen Vorlage – im Unterschied zur sonstigen sog. Königskorrespondenz der Ur III-Zeit – um einen ›echten‹ Brief gehandelt haben könnte, der (wohl auf Grund seines Inhalts) für wert befunden wurde, als »Bibliotheks«- bzw. »Archiv«-Exemplar abgeschrieben und aufbewahrt zu werden. 98) Trotz des fragmentarischen Erhaltungszustandes der Tafel, der natürlich in erheblichem Maße das Textverständnis erschwert, läßt sich der Brief vielleicht als Schreiben eines in der Hierarchie der Reichsverwaltung des Ur III-Staates recht hochstehenden Beamten charakterisieren, der gegenüber seinem Herrscher (wohl als Antwort auf vom König erlassene Verfügungen) eine Absichtserklärung abgab, bestimmte Maßnahmen im Bereich der Wirtschaftsorganisation durchzuführen. Dies betraf die Sicherung der Versorgung von Arbeitskräften durch Rationen, die Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit der Land- und Viehwirtschaft sowie die Organisation des Versorgungssystems für dienstpflichtige Arbeitskräfte durch Zuteilung von Versorgungsland. Somit könnte der Brief durchaus in den Zusammenhang
94.
95. 96. 97. 98.
liest am Anfang der Zeile fragend usu(Á.KAL) = emu¯qu »Kraft«, was nach den Zeichenspuren (kollationiert) durchaus wahrscheinlich ist. P. Michalowski, aaO 218 übersetzt Z. 18 »Without resort to force this injustice cannot be corrected« (aaO 220 »quite hypothetical«); die Verbalbasis am Ende der Zeile bleibt unsicher, so daß die Ergänzung dem Sinn nach vorgenommen wurde. Zu Z. 18 vgl. auch PSD A2 50b: »not having … their illegal seizure (confiscation) (of the purchased cedar resin) cannot be …«. Zur vollständigen Formel vgl. P. Attinger, Eléments de linguistique sumérienne. La construction de du11/e/di « dire », OBO Sonderband, Fribourg; Göttingen 1993, 387 Anm. 1029. u4-26-kam; kollationiert; nicht in der Edition und Bearbeitung von P. Michalowski, The Royal Correspondence of Ur, PhD. Yale University, New Haven 1976, 216-220 enthalten. Vgl. auch die Angaben bei O. Pedersén, Archive und Bibliotheken in Babylon. Die Tontafeln der Grabung Robert Koldeweys 1899-1917, Saarwellingen 2005, 223 (N13:159). Vorsichtiger P. Michalowski, LEM 117, der meint, daß »there is no way of establishing if this is a copy of a real letter, or a late fabrication«.
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Hans Neumann
der für Sˇulgi anderweitig bezeugten Reformmaßnahmen gehören.99) Zum König Sˇulgi und zu dessen historischer Bedeutung vgl. ausführlich W. Sallaberger, Ur III-Zeit, in: P. Attinger/M. Wäfler (Hg.), Annäherungen 3, OBO 160/3, Freiburg; Göttingen 1999, 140-163 [x(-x)]-x, [der … des x(x)-E]N.ZU [s]agt, (4) zu [Sˇu]lgi, (5) meinem [Kö]nig, das Haus der Götter (8) [will ich]? (Rest von Vs. Kol. I zerstört) (II 1) will ? ich [ … ]. (2) Der Gersteration [Gerste]? (3) will ich [hinzufügen]?. (4) Am (Pflug-)Ochsen will ich [den Ochsentreiber Dienst tun lassen]?. (5) [An den] Pflu[g] (6) wil[l ich] die Leute [zurückkehren lassen]?. (7) Den Hirt[en] (8) wil[l ich] Schafe [geben]?. (Rest von Vs. Kol. II und Anfang Rs. Kol. I’ zerstört) (Rs. I’ 1’) [Auf] den Versorgungsfeldern [der Eren-Leute 101)]? (2’) [zu j]e einem Bur (= 6,48 ha) 102) (3’) will ich (Trupp-)›Führer‹ [Dienst tun lassen]?. (4’-5’) Den Eren-Leuten [deiner]? ›Generäle‹ (6’) will ich Versorgungsfelder [abmessen]?. ˇ ulg[i … ]. (Anfang Rs. Kol. II’ zerstört) (7’) S (Kolophon)(Rs. II’ 1’) [Na]ch dem Wortlaut einer alten Tafel (2’) [aus] Ekis ˇnugal 103) (3’) [geschrieb]en und kollationiert. (4’) [Hand des x(-x)-]BA-Marduk, (5’) [des Sohnes des x-x(-x)]?-Marduk, des Masˇmasˇ-Priesters 104), (6’) des Nachkommen des (x(-x-x)]?-Marduk. (7’) [Auf B]efehl (8’) [des GN 105) (in TN 106))]? hat er (es) aufgestellt. (o.Rd. 1) [ … in/ von? B]abylon [ … ] (2) [ … Zu End]e. (Vs. I 1-3) Was
(6) sprich: 100) (7) Für
99. Vgl. dazu im einzelnen H. Neumann, AoF 19 (1992) 37 f. 100. Die Briefeinleitung folgt dem Schema der (authentischen) brieflichen Anweisungen aus der Zeit der III. Dynastie von Ur, nennt also zuerst den Absender, dann den Adressaten. Die als Produkte des altbabylonischen Edubba’a zu wertenden Briefe der sog. Königskorrespondenz der Ur III-Zeit vermerken zuerst den Adresssaten und dann den Absender; vgl. H. Neumann, aaO 30 mit Anm. 7 f. (Literatur). 101. Zu éren vgl. oben Anm. 56. 102. Flächenmaße der Ur III-Zeit sind: Bur (bùr) = 6,48 ha, Esˇe (èsˇe) = 2,16 ha, Iku (iku) = 0,36 ha, Sar (sar) = 36 m2. 103. Mit dem Ekisˇnugal scheint das Heiligtum des Nanna-Su’en in Ur gemeint zu sein, was darauf hindeuten könnte, daß die Vorlage – möglicherweise ein ›echter‹ Brief – aus der Residenz des Sˇulgi stammt. Ein gleichnamiger Tempel des Sîn ist allerdings auch für Babylon bis in spätbabylonische Zeit bezeugt; vgl. A. R. George, House Most High. The Temples of Ancient Mesopotamia, MC 5, Winona Lake 1993, 114 (Nr. 653 f.). 104. Zu masˇmasˇsˇu(MASˇ.MASˇ) als eine Bezeichnung für den Beschwörer vgl. AHw 628; CAD M1 381; als Schreiber und Tafeleigentümer in Kolophonen vgl. H. Hunger, Babylonische und assyrische Kolophone, AOAT 2, Kevelaer; Neukirchen-Vluyn 1968, 10. 105. GN = Göttername. 106. TN = Tempelname.
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Altbabylonische Briefe Rosel Pientka-Hinz Aus den vier Jahrhunderten der altbabylonischen Epoche (ca. 1950-1531 v. Chr.) 1) sind – abgesehen von den besonders umfangreichen Palastarchiven aus Mari – bisher 3200 Briefe publiziert, davon wurden allein 2500 in der Reihe »Altbabylonische Briefe in Umschrift und Übersetzung«, Leiden 1964 ff., 2) bearbeitet. Sie stammen aus dem gesamten babylonischen Raum und sind in akkadischer Sprache abgefaßt. Grundsätzlich lassen sich die Briefe in zwei Gruppen einteilen, in Königs- und Beamtenbriefe sowie private Korrespondenz jeder Art. Die berühmtesten Beispiele aus der ersten Gruppe finden wir in der überlieferten Korrespondenz des Königs Ham˘ murapi mit seinen im südbabylonischen Larsa waltenden Funktionären Sˇamasˇ-ha¯zir ˘ und Sîn-iddinam. Aber auch von den Nachfolgern Hammurapis, aus der spätaltba˘ bylonischen Zeit, ist ein nicht unbedeutendes Korpus an Königsbriefen bekannt. Briefe aus offiziellen Archiven lassen sich allerdings von privaten Briefen oft nicht eindeutig unterscheiden, da viele Texte mit administrativen Inhalten dennoch aus einem Privathaushalt stammen können. Als besonders lebensnahe Zeugnisse ihrer Zeit geben die Briefe anschauliche Einblicke in geschichtliche, religiöse sowie soziale Zusammenhänge. Offizielle Briefe sind zumeist administrativen Inhalts. Die häufigsten Themen aus privaten Briefen ranken um das tägliche Leben: die Versorgung mit Lebensmitteln, Kleidung oder anderen Notwendigkeiten, Geldangelegenheiten und Handelsgeschäfte, Ratschläge und Aufträge im Bereich der Landwirtschaft, Familienangelegenheiten, aber auch Streitigkeiten bis hin zu rechtlichen Auseinandersetzungen. Regelrechte Liebesbriefe sind bisher nicht bekanntgeworden. Die in den altbabylonischen Briefen dargestellte kommunikative Situation mit ihren festgelegten Konventionen, aber auch Möglichkeiten wurde eingehend in der Untersuchung von W. Sallaberger, »Wenn Du mein Bruder bist, …« – Interaktion und Textgestaltung in altbabylonischen Alltagsbriefen, Cuneiform Monographs 16, Groningen 1999, ausgeführt. Dabei zeugen insbesondere die Anrede- und Grußformeln, aber auch Danksagungen und Bittstellungen von einem ausbalancierten System für Regeln höflicher, zuweilen auch eindringlicher Kommunikation.
1. »Grußkarte« Ort: von Ur(?) nach Babylon bzw. Sippar (s. D. Charpin, Cr. zu: W. H. van Soldt, Letters in the British Museum, Altbabylonische Briefe 12, Leiden 1990. RA 87 [1993] 89). – Zeit: Samsuiluna(?) (1685-1648 v. Chr.). – Aufbewahrungsort: British Museum, London; Museumsnummer: BM 66438. – Bearbeitung: W. H. van Soldt, Letters in the British Museum, AbB 1. 2.
Zu einem historischen Abriß der altbabylonischen Zeit s. R. Pientka-Hinz, TUAT.NF I, 25 f.; wiederum richten sich die Datierungen nach der »kurzen Chronologie«, s. ebd Anm. 1. Abkürzung im folgenden AbB.
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Rosel Pientka-Hinz
12, Leiden 1990, Nr. 186 (s. jetzt auch W. Sallaberger, »Wenn Du mein Bruder bist, …« – Interaktion und Textgestaltung in altbabylonischen Alltagsbriefen, CM 16, Groningen 1999, 96 [63c]).
Der folgende Brief vermittelt ausschließlich Grüße und Segenswünsche. Da die genannten Götter des Absenders Sîn und Ningal diesen als Einwohner der Stadt Ur kennzeichnen und die besonders ausführliche Grußformel den Brief mit einiger Wahrscheinlichkeit in die spätaltbabylonische Zeit datiert, 3) könnte es sich um einen der letzten aus dieser Region abgeschickten altbabylonischen Briefe überhaupt handeln. Wir wissen von zahlreichen Flüchtlingen, die nach dem Verlust Südbabyloniens während der Regierungszeit Samsuilunas in den mehr Sicherheit versprechenden Norden des Landes abgewandert sind. 4) Demnach wäre der Brief vielleicht als Übersendung eines Lebenszeichens aus einer Krisenregion an eine dem Absender nahe stehende Person, die sich im nordbabylonischen Rückzugsgebiet aufhielt, aufzufassen. (1-3) Zu
[…] sprich – folgendermaßen (sagt) Marduk-muballit: (4-5) Sîn und Ningal mögen ˙ (und) lebendig auf Daudich auf ewige Zeit am Leben erhalten! (6-8) Mögest du wohlauf er sein! (9-11) Auf den Gruß hin, den du mir geschrieben hast: mir geht es gut. (12-13) Marduk, der Gott deiner Stadt, möge dich auf ewige Zeit am Leben erhalten! (14-15) Dir zum Gruß sch[reibe ich]. Schicke deinen Gruß! 5))
2. Händlerbrief Ort: von Kurda¯ 6) nach Sippar. – Zeit: unbekannt. – Aufbewahrungsort: Vorderasiatisches Museum, Berlin. – Museumsnummer: VAT 923. – Kopie: O. Schroeder, VS XVI Leipzig 1907, Nr. 30. – Bearbeitung: R. Frankena, Briefe aus dem Berliner Museum, AbB 6, Leiden 1974, Nr. 30 (s. jetzt auch W. Sallaberger, aaO 98 [67b]).
Ein Handelsreisender schreibt aus Nordsyrien an eine ihm nahestehende Person – einen Geschäftspartner oder Angehörigen zu Hause – um nicht zuletzt neben Instruktionen auch ein Lebenszeichen von sich zu geben. Ada¯jatum sprich – folgendermaßen (sagt) Ilum-Sˇamasˇ: Sˇamasˇ und dein (persönlicher) Gott mögen dich am Leben erhalten! (5-6) Mir geht es gut. Ich bin nun nach Kurda¯ hereingekommen. (7-11) Wenn das Silber für die Stoffe (oder: Gewänder), die ich nach Qatana 7) geschickt habe, bei dir angekommen sein wird, nimm diese (bestimmten) Ro˙ (1-4) Zu
3. 4. 5. 6. 7.
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Vgl. zuletzt W. Sallaberger, aaO 74 ff. Vgl. zuletzt D. Charpin, Mesopotamien – Die altbabylonische Zeit, Annäherungen 4, OBO 160/4, Freiburg 2004, 343 ff. Zum Verständnis von ˇsulmam ˇsapa¯rum »einen Gruß schreiben« gegenüber sˇulmam ˇsapa¯rum / ana ˇsulmim sˇapa¯rum »Heil / zum Heil schreiben« s. ausführlich W. Sallaberger, aaO 87 ff. Nach B. Groneberg, RGTC 3 (1980) 145 f., im Ha¯bu¯r-Gebiet gelegene Ortschaft; s. auch J.-R. Kupper, Art. Kurda¯, RLA VI (1980-1983) 368. ˘ Zu dieser bedeutenden Stadt in Mittelsyrien s. J. A. Belmonte Marín, RGTC 12/2 (2001) 225 f.; D. Charpin, Annäherungen 4, 1015.
Altbabylonische Briefe
setten, 8) die (es) in Sippar (gibt)! (12-15) Nach diesem Brief werde ich bis zum Beginn des nächsten (wörtlich: »dieses«) Monats bei dir eintreffen. Sorge dich nicht!
3. Freilassungsgesuch Ort: von Assyrien nach Babylon(?). – Zeit: Hammurapi(?) (1728-1686 v. Chr.). – Aufbewah˘ rungsort: British Museum, London. – Museumsnummer: BM 92652. – Kopie: L. W. King, The Letters and Inscriptions of Hammurabi, King of Babylon I, London 1898, Nr. 48, pl. 82 f. – Bearbeitung: R. Frankena, ˘Briefe aus dem British Museum (LIH und CT 2-33), AbB 2, Leiden 1966, Nr. 46 (s. jetzt auch M. Stol, Mesopotamien – Die altbabylonische Zeit, Annäherungen 4, OBO 160/4, Freiburg 2004, 893, sowie W. Sallaberger, aaO 176 [117c] und 201 [149d]).
Aus Assyrien schreiben zwei Kriegsgefangene der Ehefrau eines Generals, sich für ihre Freilassung einzusetzen. Sie möge sich darum kümmern, daß die »Väter« der Gefangenen – deren Vorgesetzte und Veranwortliche – das Lösegeld zur Verfügung stellen und den Freikauf über den ansässigen Kaufmann als Mittelsmann veranlassen. (1-4) Zu
Aha¯tum, der Ehefrau des Generals Sîn-iddinam (wörtlich: »Großer der Amurri˘ – folgendermaßen (sagen) Tappê-we¯dim und Ma¯r-Sˇamasˇ, deine Diener: ter«), sprich (5-10) Der General hat uns an dich verwiesen. Oberhalb von Ekalla ¯ tum hat der Feind uns (fest)genommen. Im Palast von Kakmûm werden wir gefangen gehalten. (11-12) Setze dich bei unseren Vätern dafür ein, daß unsere Väter uns freikaufen! (13-14) (Nun) haben wir Briefe an unsere Väter geschickt. (15-18) Sie sollen dem Kaufmann Freundlichkeit erweisen, damit er seinem Sohn schreibe, und der Sohn uns dann freikauft! (19-21) Sobald wir dich sehen, wollen wir dein Bildnis in unsere Arme ritzen! 9)
4. Korrespondenz zwischen König und Untertan 4.1 Beschwerde Ort: von Larsa (oder Isin) nach Babylon. – Zeit: Hammurapi (1728-1686 v. Chr.). – Auf˘ bewahrungsort: British Museum, London. – Museumsnummer: BM 93749. – Bearbeitung: W. H. van Soldt, Letters in the British Museum. Part 2, AbB 13, Leiden 1994, Nr. 4.
Starben oder verschwanden Soldaten während eines Feldzuges, so wurden ihre Unterhaltsfelder, die ihre Versorgung sichern sollten, von der Obrigkeit neu vergeben. Gelegentlich sah sich ein Soldat mit einer solchen Weitergabe seines Feldes noch zu Lebzeiten konfrontiert; bitterböse Beschwerdebriefe suchten diesen Mißstand zu beheben. 10) Im folgenden wendet sich ein zum Kriegsdienst eingezogener ehemaliger 8. Gemeint sind wohl rosettenförmige Schmuckelemente aus kostbarem Material. 9. Vgl. AHw II, 743 naqa¯ru(m) »einreißen, herauskratzen«. Als Zeichen der Demut und Dankbarkeit wollen die hier um Hilfe Nachsuchenden sich ein Zeichen ihres Retters in die Haut einschneiden lassen; zu dieser extremen Art der Ergebenheitsbezeugung bzw. Anzeige von Leibeigenschaft s. W. Sallaberger, aaO 119 mit Anm. 170 und 201. 10. Vgl. auch M. Stol, Annäherungen 4, 788 f.
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Rosel Pientka-Hinz
Chefkoch 11) aus Emutbalum – dem alten Königreich von Larsa, welches durch Ham˘ da murapi von Babylon erobert worden war – direkt an seinen König Hammurapi, ˘ der in Emutbalum zuständige Vizekönig Sîn-iddinam die Rückgabe des Feldes auch nach wiederholter Aufforderung nicht vorantrieb. Dieser und der nachfolgende Brief stellen Stationen eines offensichtlich regen Briefwechsels zwischen allen Beteiligten dar, deren zum Teil konträre Standpunkte bzw. ausweichende Antworten gegenüber dem König auch ohne ein detailliertes Kontextwissen unsererseits noch ersichtlich sind. Der große Rangunterschied zwischen Briefabsender und Empfänger verbietet einen direkten Gruß. 12) (1-3) [Zu]
meinem Herrn (Hammurapi) sprich – folgendermaßen (sagt) Ibni-Amurru, ˘ dein Diener: (4-5) Als mein Herr mich zu den Truppen von Isin gestellt hat, nahmen sie (eine Fläche von) 81 ikû 13) (als) Versorgungsfeld(er) jenseits des Irnina-Kanals in Besitz. (6-8) Mein Herr eignete sich 270 ikû Feld in Isin an und übernahm es vom Kaufmann. Ich investierte einen hohen Arbeitsaufwand, aber meine Gefälligkeit vergolt er mir nicht. Als ich (dann) auf einem Feldzug war, (9-10) nahm man (es) mir weg und es wurde dem Schreiber Saniq-pı¯-Sˇamasˇ, Sohn des x-ramma, gegeben, welcher (bereits) ein Feld von 90 ikû zur Verfügung hat (wörtlich: »ißt«). (11-14) Damit mein Chef (wörtlich: »der an meiner Vorderseite geht«) Annum-pı¯-Marduk (es) vergibt, schrieb mein Herr mehrmals dem Sîn-iddinam nach Emutbalum. Aber er übergab mir das Feld nicht und konnte (es auch) nicht (selbst?) bestellen […]. (15-20) Nachdem ich (zurück)gekommen und nach Emutbalum gegangen war, habe ich (die Sache) immer wieder vor Sîn-iddinam angesprochen, [aber] die …, die [mir] niemals gemacht worden sind, (18-20) … das Feld zu übergeben … (unterer Rand ist abgebrochen) (1’-2’) … Er schüch[terte?] meinen Wächter Etel-pı¯-Marduk damit ein, ihn zu verprügeln. 14) (3’-4’) Ich schrieb zu meinem Herrn, [woraufhin] mein Herr Sîn-iddinam und (den zuständigen Katasterbeamten) 15) Sˇamasˇ-ha¯zir be[fragte]. (5’-6’) Daß man das Feld nicht dem Etel-pı¯-Marduk zur biltum-Abgabe 16) ˘ [gegeben, sondern] mir selbst gegeben hat, erklärten sie meinem Herrn. (7’-8’) Mein Herr befahl Sîn-iddinam, die Ertragsquote einzuheben. Und (Sîn-iddinam) schrieb an Etel-pı¯-Marduk. (9’-11’) Bis jetzt hat mein Wächter die Tenne bewacht. Er drosch, worfelte und brachte die Gerste hinein. (Nun aber) schickte man meinen Wächter her. (12’-13’) Soldaten, die ihre Felder bestellten, hoben die Ertragsabgabe an Gerste ein. Mir hingegen wurde nicht (einmal) ein Liter Gerste gegeben. (14’) Ich habe Hunger! In dieser Ernte hat man nicht (einmal) ein Kor 17) Gerste in unser Haus hinein[gebracht]! (15’-17’) Um das 8,4 ikû (große) Feld, welches mir mein Herr zugewiesen hat, urbar zu machen (wörtlich: »zu öffnen«), schickte ich meine beiden Pflugrinder, die 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17.
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So W. H. van Soldt, Anm. b). Vgl. W. Sallaberger, aaO 40 mit Anm. 50. 1 ikû = 3600 m2. Vgl. W. H. van Soldt, ebd Anm. i) und k) (ú-sˇa-a[h-hi-it]). Eventuell »veranlaßte« (ú-sˇa˘ a[h-hi-iz]) er aber auch die Schläge; s. AHw I, 18 aha¯˘zu(m) Sˇ 3) b) »instruieren, anstiften«. ˘ ˘ Zu˘ diesem bedeutenden Verwalter der Königsländereien in Larsa s. L. Pecha, ArOr 67 (1999) 51-57. Soldaten, die im Dienst (ilkum) des Königs standen, wurden mit Unterhaltsfeldern entlohnt, von deren Ertrag ein bestimmter Teil – die biltum-Abgabe – an den König entrichtet werden mußte; s. zuletzt M. Stol, Annäherungen 4, 757 ff. 1 Kor = 300 Liter.
Altbabylonische Briefe
ich besitze, und gab zwei meiner geringeren Ernten 18) als Futter für die Rinder. (18’) Wie sollen sie den Reiseproviant aufschütten, und womit soll ich das Feld bestellen? (19’-20’) Mein Herr möge (einen Bescheid) schicken, damit man mir die Ertragsabgaben meines Feldes gibt. Ich will nicht (weiter) hungern! (21’-24’) Man hat mir (auch) kein Wasser zugeteilt, so daß ich das Feld nicht bewässern konnte. Und gerade jetzt habe ich (noch) nicht (einmal) ein mu¯sˇarum 19) bestelltes Feld.
4.2. Königliche Anweisung als Reaktion auf die Beschwerde Ort: von Babylon nach Larsa. – Zeit: Hammurapi (1728-1686 v. Chr.). – Aufbewahrungsort: ˘ British Museum, London. – Museumsnummer: BM 23120. – Kopie: L. W. King, The Letters and Inscriptions of Hammurabi, King of Babylon I, London 1898, Nr. 28, pl. 47 f. – Bearbei˘ tung: R. Frankena, Briefe aus dem British Museum (LIH und CT 2-33), AbB 2, Leiden 1966, Nr. 28. (1-2) Zu
Sîn-iddinam sprich – folgendermaßen (sagt) Hammurapi: (3-6) Was die Abliefe˘ des Ibni-Amurru, das (sich) in rung der Gerste – Ertragsabgabe (miksum) des Feldes der Hand des Etel-pı¯-Marduk (befindet) – an Ibni-Amurru betrifft, worüber er dir geschrieben hat und du folgendermaßen (erklärtest): (7-10) »Etel-pı¯-Marduk hat folgendes zu mir gesagt: ›Zusammen mit dem Feld des Ibni-Amurru habe ich ein anderes (wörtlich: »fremdes«) Feld bestellt und die Gerste ist (gemeinsam) an einer Stelle aufgeschüttet worden. (11-14) Durch (den Eid bei) der Gotteswaffe soll man genau feststellen, wieviel Gerste auf dem Feld des Ibni-Amurru gereift ist, und (daraufhin) die Ertragsabgabe nehmen.‹ So hat er gesprochen. (15-16) Der Diener des Ibni-Amurru war (damit) (aber) nicht einverstanden – folgendermaßen (entgegnete) er: (17-19) ›Ohne (die Einwilligung des) Ibni-Amurru wird (die Gerste) nicht genau festgestellt!‹ So hat er gesprochen und ist fortgegangen. (20-23) Wieviel Gerste auf seinem Feld gereift ist, wird man durch die Gotteswaffe genau feststellen und ihm (dementsprechend) die Ertragsabgabe geben.« (Das ist es,) was du geschrieben hast. (24-27) Wie du geschrieben hast, soll man (nun) durch die Gotteswaffe genau feststellen, wieviel Gerste auf dem Feld des Ibni-Amurru vorhanden war, und (28-30) (demgemäß) begleiche dem Ibni-Amurru die Gersteabgabe seines Feldes!
5. Königsanweisung: Haftbefehl Ort: von Babylon nach Larsa. – Zeit: Hammurapi (1728-1686 v. Chr.). – Aufbewahrungsort: ˘ British Museum, London. – Museumsnummer: BM 12829. – Kopie: L. W. King, The Letters and Inscriptions of Hammurabi, King of Babylon I, London 1898, Nr. 11, pl. 18-9. – Be˘ Briefe aus dem British Museum (LIH und CT 2-33), AbB 2, Leiden arbeitung: R. Frankena, 1966, Nr. 11. 18. 19.
Wörtlich: »meine beiden ganz Kleinen«; s. AHw III, 1088 sehhertu(m) »2) (Ernte-)Neben˙ ˘˘ frucht«. 1 mu¯sˇarum = 36 m2.
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Rosel Pientka-Hinz
Hammurapis Regime über den Süden Babyloniens war auf einen gut funktionieren˘ Nachrichtendienst angewiesen. In jeder Ortschaft waren Königstreue stationiert, den die für Recht und Ordnung im Sinne ihrer Obrigkeit sorgten. Schwere Vergehen – in diesem Fall Bestechungsversuche – wurden direkt vor dem König verhandelt. Sîn-iddinam sprich – folgendermaßen (sagt) Hammurapi: (4-6) Sˇumman-la¯-ilum ˘ hat mir folgendes berichtet: (7-14) »In (der Stadt) Bad-tibira ist Bestechung vorgekommen, und es gibt Bürger, die Bestechung(sgaben) angenommen haben, sowie Zeugen, die diese Angelegenheiten bestätigen können (wörtlich: »wissen«).« So sprach er zu mir. (15-18) Nun habe ich dir den betreffenden Sˇumman-la¯-ilum (sowie) einen Berittenen und einen Elitesoldaten 20) geschickt. (19-20) Sobald du diesen meinen Brief siehst, prüfe es genau (wörtlich: »unterscheide die Rückseite«)! (21-24) Und wenn Bestechung (tatsächlich) vorgekommen ist, versiegele das Silber und alles, was sie an Bestechung(sgaben) angenommen haben, und schicke (es) mir! (25-31) Laß diejenigen Bürger, die Bestechung(sgaben) angenommen haben, sowie diejenigen Zeugen, die die Angelegenheiten bestätigen können (und) welche Sˇumman-la¯-[ilum dir] zeigen wird, zu mir führen! (1-3) Zu
6. Königsanweisung: Baumaßnahmen an den Kanälen Ort: von Babylon nach Sippar. – Zeit: Abi-esˇuh (1647-1618 v. Chr.). – Aufbewahrungsort: ˘ 26970. – Kopie: L. W. King, The Letters British Museum, London. – Museumsnummer: BM and Inscriptions of Hammurabi, King of Babylon II, London 1900, Nr. 87, pl. 166 f. – Bearbeitung: R. Frankena,˘ Briefe aus dem British Museum (LIH und CT 2-33), AbB 2, Leiden 1966, Nr. 70 (s. jetzt auch M. Stol, Annäherungen 4, 755 f.).
Die Instandhaltung der Kanäle und damit der Lebensadern der babylonischen Landwirtschaft war von ausgesprochener Wichtigkeit und mobilisierte täglich viele Arbeiter. Ein Brief des Königs Abiesˇuh an die Behörden der nordbabylonischen Stadt Sip˘ par zeigt, in welchem Maße sich die Stadtverwaltung und der Palast solch aufwendige Arbeiten und deren Unkosten teilten. (1-4) Zu
Sîn-iddinam, dem Handelsamt von Sippar und den Richtern von Sippar sprich – folgendermaßen (sagt) Abiesˇuh: (5-8) Was das betrifft, weswegen ihr mir folgendes geschrieben habt: »Am Kai des ˘Irnina-Kanals hält der Palast jährlich (eine Strecke von) 120 usˇ instand (wörtlich: »er baut«). 24 usˇ halten wir selbst instand. 21) (9-11) Jetzt ist das Hochwasser gekommen, und der Irnina-Kanal reicht bis an die Kaimauer.« (Das ist es), was ihr mir geschrieben habt. (12-13) An die verantwortlichen Personen, die in Sippar wohnen, wurde (bereits) geschrieben. (14-17) Gemeinsam mit der Festungsbesatzung, die in Sippar stationiert ist, werden sie alle zur Verfügung stehenden Arbeiter einsetzen und, nachdem (das Wasser) gesunken ist, die Kaimauer des Irnina-Kanals verstärken. (18-19) [Zusätzlich werden sie] die Kaimauer des [Euphrat mit Er]de [aufschütten lassen]. 20. 21.
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In der Funktion eines Polizisten. Da 1 usˇ einer Länge von 360 m entspricht, handelt es sich hier um eine fast 52 km lange Uferbebauung. Gehen wir davon aus, daß beide Seiten des Kanals befestigt wurden, bleibt ein 26 km langer Kanalverlauf, dessen Instandhaltung zu einem Fünftel von der angrenzenden Stadt und zu vier Fünfteln vom Palast übernommen wurde.
Altbabylonische Briefe
(Lücke von etwa drei Zeilen) (1’-6’) [Sobald] sie bei [euch] eingetroffen sein werden, biete [all]e Feldbesitzer auf, und [gemeinsam mit] der Festungsbesatzung sollen sie [die K]aimauer des Euphrat [mit Erde auf]schütten!
7. Königsanweisung: Versorgung der kassitischen Truppen Ort: von Babylon nach Sippar. – Zeit: Abiesˇuh (1647-1618 v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Bri˘ 26961. – Kopie: L. W. King, The Letters and tish Museum, London. – Museumsnummer: BM Inscriptions of Hammurabi, King of Babylon II, London 1900, Nr. 85, pl. 161 f. – Bearbei˘ Briefe aus dem British Museum (LIH und CT 2-33), AbB 2, Leiden 1966, tung: R. Frankena, Nr. 67 (s. jetzt auch M. Stol, Annäherungen 4, 800, sowie D. Charpin, RA 82 [1988] 25).
Zu einer Zeit, in der das Getreide knapp wurde, gibt der König Anweisungen an die Behörden der nordbabylonischen Stadt Sippar, für die Versorgung der im Umland zu stationierenden kassitischen Truppen Bierrationen brauen zu lassen. Zu diesem Anlaß sollen die Brauereien des Nachbarortes Sippar-Amna¯num, deren Getreidevorrat anscheinend noch nicht erschöpft war, die Bierproduktion aufnehmen und auf weiteren Befehl in den nächsten Nachbarort Sippar-Jahrurum zu den kassitischen Lagern ˘ liefern. Ibni-Sˇamasˇ, Sîn-iddinam, dem Handelsamt von Sippar und den Richtern von Sippar sprich – folgendermaßen (sagt) Abiesˇuh: (6-7) Boten und Wagen der kassitischen Truppen werden aus Babylon nach Sippar-Jah˘ rurum gehen. (8-9) Am 24. Tag des Tasˇrı¯tu ˘ (10-13) Sobald ihr diesen meinen (d. h. des 7. Monats) werden sie bei euch eintreffen. Brief seht, nehmt 300 Krüge Bier im Haus der Brauer von Sippar-Amna¯num, damit sie zur Verfügung stehen! (14-15) Wenn man euch schreibt, so schickt das Bier nach SipparJahrurum! (16-18) Des weiteren ist wegen der Gerstelieferung für die Brauer, worüber ihr ˘ geschrieben habt, soeben Befehl erteilt worden. (19-20) Man wird die Gerste den mir Brauern in Sippar geben. (1-5) Zu
8. Königsanweisung: Götterprozession Ort: von Babylon nach Larsa. – Zeit: Hammurapi (1728-1686 v. Chr.). – Aufbewahrungsort: ˘ British Museum, London. – Museumsnummer: BM 23131. – Kopie: L. W. King, The Letters and Inscriptions of Hammurabi, King of Babylon I, London 1898, Nr. 34, pl. 59-60. – Bearbeitung: R. Frankena,˘ Briefe aus dem British Museum (LIH und CT 2-33), AbB 2, Leiden 1966, Nr. 34.
Diese königliche Weisung zur Durchführung einer Götterprozession zeigt, wie sehr der König auch in kultische Abläufe involviert war. Hammurapi läßt die Kultbilder ˘ samt einer ihnen zugeordder Göttinnen aus dem südbabylonischen Emutbalum neten spezifischen Frauengruppe zu sich nach Babylon geleiten. (1-3) Zu
Sîn-iddinam sprich – folgendermaßen (sagt) Hammurapi: (4-7) Nun habe ich dir den ababdû-Tempelverwalter Zikir-ilı¯sˇu sowie den ˘Berittenen Hammurapi-ba¯ni ge˘ (8-11) Sobald schickt, damit sie die (Kultbilder der) Göttinnen aus Emutbalum begleiten. 27
Rosel Pientka-Hinz
es möglich ist (wörtlich: »wenn [sich] eine Öffnung [ergibt]«), lasse die Göttinnen an Bord eines malallûm-Schiffes bringen, damit sie zu mir nach Babylon kommen! (12-14) Und auch die kezre ¯ tu-Frauen 22) mögen in deren Dienst (wörtlich: »hinter ihnen«) herkommen! (15-19) Für die Verpflegung der Göttinnen lade Brot, Bier (und) Schafe (als) Schiffsreisekost auf sowie Reiseproviant für die kezre¯tu-Frauen, welches bis Babylon ausreichen soll! (20-24) Setze Treidler und ausgewählte Soldaten ein, damit sie die Göttinnen sicher nach Babylon herbringen! (25-27) Sie sollen sich nicht aufhalten, (sondern) eiligst nach Babylon herkommen!
9. Ermahnung Ort: nach Kisˇ. – Zeit: Sîn-muballit (1748-1729 v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Louvre, Paris. – Museumsnummer: AO 10796. – ˙Bearbeitung: J.-R. Kupper, Lettres de Kisˇ, RA 53 (1959) 177 f.: D 37.
Es handelt sich um einen Brief zwischen zwei babylonischen Funktionären. Mardukna¯sir ermahnt Du10-ga-Sˇara in Kisˇ, nicht durch Vernachlässigung seinen dortigen ˙ Haushalt zu ruinieren. Zudem treibt er ihn zur schnellen Fertigung von Körben und Matten an, beauftragt ihn mit der Sendung zweier Ferkel, die seinen Beitrag zum Unterhalt des Königs darstellen sollen, und der Abtrennung einer Feldparzelle zugunsten eines gewissen Nisrum. ˙ ˇ ara sprich – folgendermaßen (sagt) Marduk-na¯sir: (4-7) Warum läßt (1-3) Zu [Du ]-ga-S 10 ˙ du die Rinder, Schafe, Ziegen und den ganzen Haushalt durch Unachtsamkeit und zu wenig Aufsicht (wörtlich: »durch Nichthinsehen und Nichtüberprüfen«) zugrundegehen? (8-9) Und (wenn) ich dir eine Tafel schicke, öffnest du diese Tafel gar nicht? (10-12) Des weiteren, ist die Produktion der gi.h.en-Wollkörbe und der Proviantabdeck˘ matten fertiggestellt? (13-15) Sijatum soll dir Rohrbündel geben, damit sie eiligst (Rs. 1-2) auf (3-4) fachmännische Art und Weise fertiggestellt werden! Außerdem habe ich dieses Jahr den König (noch) nicht (mit einer Lieferung) versorgt. (5-8) Zwei Ferkel soll man für mich in den Häusern der Schankwirtinnen (aus)suchen 23) und mit Käfigen kaufen, 24) damit ich (sie) dem König überreichen kann. (9-16) Und auf dem Feld der Ortschaft Labasˇar teile (eine Fläche von) 10 ikû Feld für den Nisrum ab! Denn diese Tage […], und die ˙ die ich dir [geschi]ckt habe(?), soll er drei zuverlässigen(?) [Männer(?)] des Ortes […], mir (über)geben!
22. 23. 24.
28
Zu der nach einer bestimmten Haartracht benannten Frauenkaste s. zuletzt N. Ziegler, Florilegium marianum IV (1999) 87; danach betitelt diese Bezeichnung in Mari einen bestimmten Typ von Musikerinnen. Die Abfälle eines Brauereibetriebes können hervorragend für eine nebenher betriebene Schweinezucht verwertet werden. Vgl. CAD Sˇ/I, 357 sˇita’umu »to buy one by one, here and there, b)«.
Altbabylonische Briefe
10. Korrespondenz zwischen Sklavenbesitzern 10.1 Sklaventausch I Ort: von Lagaba nach Sippar. – Zeit: unbekannt. – Aufbewahrungsort: British Museum, London. – Museumsnummer: BM 16887. – Kopie: H. H. Figulla, CT 43, London 1963, Nr. 51. – Bearbeitung: F. R. Kraus, Briefe aus dem British Museum (CT 43 und 44), AbB 1, Leiden 1964, Nr. 51 (s. jetzt auch W. Sallaberger, aaO 134 [93a]).
Insbesondere Sklaven sind Gegenstand zahlreicher Briefe; mal handelt es sich um deren Kauf und Verkauf, mal um Streitigkeiten aufgrund ihres schlechten Zustandes. Anscheinend stand die Herkunft der Sklaven für deren Qualität. Die folgenden beiden Briefe sind Teil einer Korrespondenz zwischen Sklavenbesitzern und -händlern. Inibsˇina verspricht der Be¯lessunu – kurz Bitî genannt –, ihrem Wunsch nach einer besonderen Sklavin im Tauschweg nachzukommen. Der zweite Brief enthüllt das Versprechen der Inibsˇina als vorgetäuscht, zumal Be¯lessunu ihre Sklavin losgeschickt, Inibsˇina die einzutauschende Sklavin jedoch zurückgehalten hat. Bitî sprich – folgendermaßen (sagt) Inibsˇina: (3-4) Sîn und Isˇtar von Urum 25) mögen dich um meinetwillen am Leben erhalten! (5-7) Was die Sklavin betrifft, derentwegen du mir dauernd schreibst: »Gib mir die Sklavin zurück!« – habe ich mir folgendermaßen überlegt: (8-11) »Ihre Schwestern haben gute Sklavinnen. Sie aber hat keine hervorragende (wörtlich: »helle«) Sklavin. (Deshalb) schreibt sie mir auch immer wieder persönlich.« (12-14) Nun schicke ich dir meine Tafel. Demjenigen, der dir meine Tafel bringt, gib eine Sklavin! (15-19) Und verpflichte (wörtlich: »binde«) den, welchem du die Sklavin gibst, mit folgenden Worten: »Läßt du die Sklavin nicht herführen, wirst du neunfach geben!« (20-22) Mit demjenigen, dem du die Sklavin gibst, schicke deinen Boten, und ich will dir die Sklavin zuführen lassen! (23-26) Falls womöglich entweder ihr Vater od[er ihre Mutter] dir Silber anbieten sollten – mit den Worten: »Unsere Tochter wollen wir auslösen!» –, willige nicht ein! (27-28) Die Sklavin sei dir anvertraut, vernachlässige die Sklavin nicht! (29-32) (Oder) falls etwa der Herr dir folgendermaßen schreiben sollte: »Entweder eine (andere) Sklavin oder Silber biete ich dir an«, willige (ebenfalls) nicht ein! (33-36) Falls er dir mündlich (Botschaft) senden sollte, dann (sage) folgendes: »Meiner Schwester gab ich sie nicht, werde ich sie gerade dir überlassen?« (1-2) Zu
10.2 Sklaventausch II Ort: nach Sippar. – Zeit: unbekannt. – Aufbewahrungsort: British Museum, London. – Museumsnummer: BM 16494. – Kopie: H. H. Figulla, CT 43, London 1963, Nr. 27. – Bearbeitung: F. R. Kraus, Briefe aus dem British Museum (CT 43 und 44), AbB 1, Leiden 1964, Nr. 27 (s. jetzt auch W. Sallaberger, aaO 134 f. [93b]). (1-3) Zu Be ¯ lessunu sprich – folgendermaßen (sagt) Awı¯l-Adad: Dein Herr und deine Herrin mögen dich am Leben erhalten! (4-5) Ein Sklave, für den du Silber abwiegst und
25.
Zur Inanna/Isˇtar von Urum bzw. Lagaba s. P. Steinkeller, JCS 32 (1980) 31.
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den du kaufst, wird sich nicht (so) für dich abmühen wie ich. (6-9) Was die Sippirı¯tum 26), über die du geschrieben hast, betrifft – warum habt ihr dem Be¯lsˇunu erzählt, (ich hätte gesagt): »Die Sklavin werde ich euch keinesfalls geben, (sondern) ich selbst werde sie meiner Schwester zurückbringen«? (10-11) Was die Sˇala-ummı¯ betrifft, so behielt ich sie, denn eine Sklavin, die mir meine Mutter gab, gebe ich nicht weg. (12-15) Solange ich anwesend war, schrie sie fortwährend auf dem Dach. Doch später, als sie mich fortgehen hörte, ist sie heruntergekommen. Da bin ich herumgeschlichen, jedoch fünf Tage lang verriegelte sie das Haus und öffnete nicht. (16-19) (Schießlich) ergriff ich die Sˇala-ummı¯, und sie schrie: »Ich bin geraubt worden!« Folgendermaßen (erklärte) sie: »Ich bin die Sklavin des Be¯lsˇunu, (denn) meine Herrin hat mich (ihm) geschenkt.« (20-22) Ich brach ihren Widerstand (wörtlich: »zerbrach sie«) 27) und ging [(mit ihr) fort]. Man kam ihr zu Hilfe. 28) Ich verprügelte sie (die Verfolger), woraufhin sie umkehrten. (23-25) Nunmehr schicke ich dir die Sˇala-ummı¯. Lege ihr eine Fessel von fünf Minen an und behalte sie! (26-28) Der Sinn der Sklavin (steht) hierher, und sie wird dir entfliehen wollen. Die Fessel soll sie (daran) hindern (wörtlich: »abschneiden«)! Und (nun) etwas anderes: (29-32) Was die Sippirı¯tum betrifft, du und deine Schwester Be ¯ ltani sprecht folgendermaßen zu der Tochter des […]: »Unser Herr Bruder, (33-38) der dort wohnt (und) jedes Jahr fünf Sklavinnen holt – voriges Jahr hat unsere Schwester eine Sklavin behalten, und als Ersatz gab sie unserem Bruder eine Nordmesopotamierin. 29) Mein Bruder brachte sie hierher, aber ich nahm die Nordmesopotamierin nicht an (39-40) (und) entgegnete: ›Das wäre meine Sklavin?‹ Sie schrieb mir folgendermaßen: (41-42) ›Gib meine Sklavin zurück, und hole deine Sklavin fort!‹ Da ließ ich ihr ihre Sklavin zuführen, und sie nahm ihre Sklavin mit, hielt jedoch meine Sklavin zurück. (43-44) Eine Tafel von dir möge ausgehen, damit man meine Sklavin und den Lohn meiner anderen Sklavin von sieben Jahren [für mich] eintreibt!«
11. »Beileidskarte« Ort: von Lagaba nach Sippar. – Zeit: unbekannt. – Aufbewahrungsort: British Museum, London. – Museumsnummer: BM 17026. – Kopie: H. H. Figulla, CT 43, London 1963, Nr. 54. – Bearbeitung: F. R. Kraus, Briefe aus dem British Museum (CT 43 und 44), AbB 1, Leiden 1964, Nr. 54 (s. jetzt auch W. Sallaberger, aaO 102 [72b]).
Inibsˇina, die wir als betrügerische Sklavenbesitzerin kennengelernt haben, spricht hier einer Bekannten ihr Beileid aus. Iltı¯ja sprich – folgendermaßen (sagt) Inibsˇina: Die Isˇtar von Urum möge dich am Leben erhalten! (5-10) Von deinen Sklavinnen, die der Feind [wegge]nommen hat, habe ich gehört und bin (deshalb) sehr betroffen. (1-4) Zu
26. 27. 28. 29.
30
Die Sklavin wird nach ihrer Herkunft benannt – »Sippiräerin«, also »Frau aus der Stadt Sippir« (konventionell »Sippar« gelesen). Zu dieser Interpretation von hepûm sowie anderen Beispielen für Menschenraub s. C. Wilcke, Xenia 32 (1992) 53 ff.,˘insbesondere 60-62. Wörtlich: »Hilfe« (kollektiver Gebrauch) »kam hinter mir her.« Wörtlich: »eine Frau aus dem Lande Sˇubartu«; folglich finden sich auch Übersetzungen wie »Subaräerin« oder »Assyrerin«.
Altbabylonische Briefe
12. Bittbrief Ort: aus Südbabylonien. – Zeit: unbekannt. – Aufbewahrungsort: Musées Royaux d’Art et d’Histoire, Brüssel. – Museumsnummer: 0.3859. – Kopie und Bearbeitung: G. Dossin, Akkadica 6 (1978) 2-8.
Der »kleine Bruder« wendet sich in höchster Not – anscheinend nicht zum ersten Mal – an seinen »großen Bruder«, den er offensichtlich sehr verehrt. Diese wortgewandte Petition besticht durch ihre bilderreiche und stellenweise sogar humorvoll anmutende Sprache. In überschwenglicher Weise versucht der Absender seinen Bruder dazu zu bewegen, ihn von der anstrengenden Aufsicht über seine Neffen zu erlösen. Lebensretter, mei[nen] Wohl[täter] sprich – folgendermaßen (sagt) Ahu¯sˇu˘ nu: (4-5) Sˇamasˇ und Ningalana 30) mögen dich um meinetwillen auf ewige Zeit am Leben (6-8) erhalten! Von dir abgesehen habe ich weder Vater noch Bruder, weder einen Brotkorb, 31) noch Hilfe oder Unterstützung. (9-11) In meiner Rückständigkeit 32) warst du zu mir freundlich, und mit der Rettung meines Lebens stehe ich in deiner Schuld. (12-15) Auch in der Bürgschaft 33) hast du mich gerettet. Und nun laß mich auf dem Weg weiterziehen, damit (auch) in Zukunft dein Name »der Retter« sei! (16-17) »(Kaum) hat er ein Wort gehört, (schon) sorgte er sich!« (18-19) Richte dich nicht nach ihren Worten und handle nicht gegen mich! (20-21) Sollen sie doch einen Toten (wörtlich: »von den Knochen«) mieten – du hast die Wahl! (Wörtlich: »Was willst du nehmen?«) (22-23) Erhalte mich am Leben, und ich will dein Sklave sein! (24-26) In Zukunft soll deine Nachkommenschaft nicht enden (wörtlich: »soll das Kohlenbecken nicht erlöschen«), und man soll dich nicht verspotten! 34) (27-28) Ich sehe, daß du freundlich sein und am Leben erhalten kannst. (29) Sei übermächtig 35) und selbstbewußt! 36) (30-32) Für ein brüderliches Verhältnis sind wir nicht geringwertig! Wegen der Söhne der Brüder unseres Vaters hat man mich sehr bedrängt. (33-34) Die ganze Nacht lang (wörtlich: »in den Nächten bis zum Tag«) belagern sie meine Tür. (35-36) […] besprich mit ihnen, 37) dann möge, wer dich sieht, an mir zuschanden werden! 38) (1-3) [Zum]
30. 31. 32.
33. 34. 35. 36. 37. 38.
Hier wird die Göttin Isˇtar mit ihrem Beinamen »Große Herrin des Himmels« angesprochen. Vielleicht handelt es sich um eine Metapher für ein behütendes Zuhause. Wir kennen solche »Brotkörbe« (garrum) vor allem als Teil des persönlichen Besitzes (auch als Mitgift) von Frauen. Wörtlich: »als Hurra¯er«, gemeint ist »als Einwohner des Ortes Hurra¯« – eine Ortschaft, deren ˘ ˘ als rückständig galten. Die Bewohner aufgrund der Assoziation zu aha¯rum »hinten bleiben« ˘ Bezeichnung »Hurra¯er« wurde somit zum Synomym für einen »einfältigen Menschen« ˘ oder auch »unerfahrenen Jungen« (»Grünschnabel«); s. G. Dossin, aaO 6. (»Schildbürger«) Auch eine Herleitung auf -a¯jum von hurrum »Loch« wäre in Erwägung zu ziehen; s. W. von ˘ Versenkung«, »in meinem Schattendasein«). Soden, GAG (1995) 85 § 37 (»in meiner Vgl. AHw II, 910 qa¯tu(m) »D meist Pl. Sicherheit, Bürgschaft; Bürge«, hier als Lokativ-Adverbialis. Vgl. M. Stol, in: D. Charpin/F. Joannès (éd.), Marchands, diplomates et empereurs. Études sur la civilisation mésopotamienne offertes à Paul Garelli, Paris 1991, 338. Lies: [h]u!-bi-it-ma; vgl. F. R. Kraus, RA 69 (1975) 31 ff. ˘ III, 1183 sˇara¯hu(m) Dt. Vgl. AHw ˘ Lies: [x x x] it-ti-sˇu-nu du-bu-um-ma. Lies: li-ba-sˇa!-an-ni.
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13. Dankesbrief Ort: aus Sippar(?). – Zeit: spätaltbabylonisch. – Aufbewahrungsort: British Museum, London. – Museumsnummer: BM 78332. – Kopie: M. T. G. Pinches, CT II, London 1896, pl. 11. – Bearbeitung: R. Frankena, Briefe aus dem British Museum (LIH und CT 2-33), AbB 2, Leiden 1966, Nr. 81 (s. jetzt auch W. Sallaberger, aaO 114 f. [83]).
Sˇumum-libsˇi bedankt sich mit diesem Brief bei einem Mann aus einer anderen Stadt dafür, ein Kind, dessen Versorgung offensichtlich nicht gesichert war, bei sich aufgenommen zu haben. Sˇumum-libsˇi versichert dem Adressaten, für bestimmte anfallende Kosten aufzukommen, und bittet ihn weiterhin, für die Schulausbildung des Kindes zu sorgen. dem Herrn, den Marduk am Leben erhalte, sprich – folgendermaßen (sagt) Sˇumum-libsˇi: (4-6) Sˇamasˇ und Marduk mögen dich auf ewige Zeit am Leben erhalten! Mögest du heil (und) lebendig sein! (7-8) Dein Schutzgott möge dir zum Guten beistehen (wörtlich: »deinen Kopf halten«)! (9-10) Dir zum Heil schreibe ich. Dein Heil sei vor Sˇamasˇ und Marduk von Dauer! (11-12) Begründete Besorgnis deinerseits besteht überhaupt nicht, denn die Kleinen brachte ich mit mir nicht hierher. 39) (13-16) Nach Ahud 40) habe ˘ Sohn Sînich (sie) geschickt, aber aus Ahud hat man aus Mangel an Verpflegung deinen ˘ (17-18) na¯din-sˇumi zu mir hergeschickt. Warad-Marduk, der [her]kam, sprach so zu mir: (19-22) »Ein fremder Mann hat ihn gesehen und bei sich behalten mit den Worten: ›Ich schicke ihn nicht weg.‹« Dies sagte er mir. (23-24) Marduk möge (dich) für dieses dein Handeln segnen! (25-28) Vom 18. Tag des Sˇaba¯tu (d. h. des 11. Monats) an, seitdem du ihn bei dir aufgenommen hast, soll er pro Tag 2 ½ qû 41) Brot samt seiner Fleischration (essen) und 1 qû Bier trinken! (29-31) Weise ihn an, in die Schule zu gehen, prüfe seine Hand(schrift) und bringe ihm Unterstützung entgegen! (32-33) Das Getreide für die Brotzuweisung werde ich selbst begleichen. Beunruhige dich nicht! (34-35) Und wenn du (es) sagst, möge man (auch) seinen Bruder zu dir nehmen! (36-38) 1 qû Brot und Bier für sie beide will ich dir begleichen! Dein Gönner Marduk möge dich in deiner Aufgabe (wörtlich: »in der Verantwortung deines Heils«) täglich huldvoll geleiten! (1-3) Zu
14. Einberufung einer Versammlung Ort: aus Umma oder Kisurra. 42) – Zeit: frühaltbabylonisch. – Aufbewahrungsort: British Museum, London. – Museumsnummer: BM 28447. – Kopie: L. W. King, CT XXIX, London 1910, pl. 1b. – Bearbeitung: R. Frankena, Briefe aus dem British Museum (LIH und CT 233), AbB 2, Leiden 1966, Nr. 118 (s. jetzt auch L. Sassmannshausen, BaghM 26 [1995] 142). 39. 40. 41. 42.
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So die Interpretation von W. Sallaberger, ebd mit Anm. 162 (zu asˇa¯ˇsum »sich betrüben«). Vgl. W. von Soden, BiOr. 24 (1967) 334: »In (Ortsname) gibt es für dich kein ›Nest‹ (ú-sˇaasˇ-ka) und daher konnte ich die Kleinen nicht mit mir holen.« Nach A. R. George, MC 5 (1993) 35 (478), könnte es sich um das später als A-hu-du bekannte ˘ Bollwerk bei Bı¯t-Amukka¯ni in Südbabylonien handeln. 1 qû = 1 Liter. Vgl. W. Sommerfeld, ZA 73 (1983) 205, und W. H. van Soldt, AbB 13 (1994) IX und Nr. 54. a).
Altbabylonische Briefe
Eine Seuchengefahr und deren Bannung ist Thema dieses Aufrufs zu einer besonderen Verehrung desjenigen Gottes, der als Verursacher des Übels bestimmt worden ist. Lipit-Isˇtar und Lu-Bau sprich – folgendermaßen (sagt) Ahum: (5-8) Eine Epidemie ˘ (wörtlich: »Todesfälle«) herrscht nun in der Stadt. (9-12) Die Epidemie ist nicht dem Gott Nergal (zuzuschreiben), die Epidemie ist dem Gott Asar (zuzuschreiben). (13-14) Der Herold möge ausrufen! (15-19) Veranstaltet daraufhin im Dorf Bittversammlungen zu (Ehren) des Gottes und versöhnt den Gott! (20-22) Der Gott möge sich im Laufe seiner Bittversammlungen beruhigen! (1-4) Zu
15. Verweis Ort: von Sippar(?) nach Kisˇ. – Zeit: Hammurapi(?) (1728-1686 v. Chr.). – Aufbewahrungsort: ˘ British Museum, London. – Museumsnummer: BM 40037. – Kopie: L. W. King, CT XXIX, London 1910, pl. 22. – Bearbeitung: R. Frankena, Briefe aus dem British Museum (LIH und CT 2-33), AbB 2, Leiden 1966, Nr. 153.
Eine hochgestellte Persönlichkeit namens Nidnat-Sîn – wahrscheinlich der bekannte General 43) – rügt einen seiner in Kisˇ stationierten Untergebenen, mit der Eingliederung von vier Soldaten aus dem nordbabylonischen Ka¯r-Sˇamasˇ in einen offenbar besonders rigide geführten Arbeitstrupp ohne Weisungsbefugnis gehandelt zu haben. Adad-sˇarrum sprich – folgendermaßen (sagt) Nidnat-Sîn: (4-5) Die Bewohner von Ka¯r-Sˇamasˇ haben mir folgendes vorgetragen: (6-10) »Adad-sˇarrum, Sohn des Lusˇta¯bil-ilı¯, kam nach Ka¯r-Sˇamasˇ, holte vier Soldaten und sperrte sie dann in Kisˇ ein.« So haben sie (es) vor mir dargestellt. (11-13) Du (bist doch nur) ein ›Einpeitscher‹ ! 44) Auf wessen Geheiß hast du die vier Soldaten (also) eingeschlossen? (14-18) (Nun) habe ich dir geschrieben. Sobald du diesen meinen Brief siehst, laß die vier Soldaten, die du gefangen hältst, frei! (19-20) Und mache auch du dich auf den Weg zu mir! (1-3) Zu
16. Direktive Ort: aus Nordbabylonien. – Zeit: spätaltbabylonisch. – Aufbewahrungsort: Horn Archaeology Museum, Berrien Springs, Michigan. – Museumsnummer: AUAM 73.3130. – Kopie und Bearbeitung: M. Sigrist, Old Babylonian Account Texts in the Horn Archaeology Museum, Andrews University Cuneiform Texts, Volume IV, Berrien Springs, Michigan 1990, Text 86.
43. 44.
S. zuletzt M. Stol, AOAT 281 (2002) 737. In einem ähnlichen Brief (AbB 13,46) befiehlt der König Hammurapi, einen Ersatzmann der ˘ worden war, aus einem solchen Palastgarde, welcher ebenfalls nicht rechtmäßig eingezogen durch die »Peitsche angetriebenen Arbeitstrupp« freizulassen. Vgl. auch C. Wilcke, in: M. Mindlin u. a. (ed.), Figurative Language in the Ancient Near East, London 1987, 86 f. Die von W. Sallaberger, aaO 230 (171), bevorzugte Emendation – kina¯shsunui atta¯ »Du bist (doch) ihr Kollege!« – halte ich aufgrund des parallelen Briefes mit ganz ähnlicher Terminologie für weniger wahrscheinlich.
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Rosel Pientka-Hinz
Auffällige kissenförmige Briefe ohne Linierung mit der babylonischen Bezeichnung ze’pum haben sich in der spätaltbabylonischen Zeit hauptsächlich zum Ausdruck von Weisungen und Bestellungen entwickelt. 45) Sîn-imguranni sprich – folgendermaßen (sagt) Damiq-ilı¯sˇu: (4-8) Sˇamasˇ möge dich am Leben erhalten! Sobald du meinen gesiegelten Brief siehst, gib dem Be¯lsˇunu 2 Scheffel 46) Gerste! (Siegelinschrift: Damiq-ilı¯sˇu, Sohn des Isˇgum-Erra, Diener des Nergal)
(1-3) Zu
17. »Königlicher Rundbrief« und eine Denunzierung Ort: aus Sippar-Jahrurum. – Zeit: Ammisaduqa (1582-1562 v. Chr.). – Aufbewahrungsort: ˘ Metropolitan Museum of Art, New York. –˙ Museumsnummer: MMA 86.11.111. – Kopie und Bearbeitung: M. Stol, in: I. Spar (ed.), Cuneiform Texts in the Metropolitan Museum of Art, vol. I: Tablets, Cones, and Bricks of the Third and Second Millennia B.C., New York 1988, 87 Nr. 69 mit Plates 63, 64, 135, 136 (s. auch R. Pientka, IMGULA 2/1 (1998) 260 f., sowie M. Stol, Annäherungen 4, 668 f.).
Eine Gruppe von Briefen zeigt eindringlich, in welchem Ausmaß das Königreich zur Regierungszeit des vorletzten altbabylonischen Herrschers, Ammisaduqa, von plündernden Völkergruppen bedroht war. Im Land kursierte eine Reihe˙ von regelrechten Rundbriefen mit dem königlichen Gebot, die Städte ununterbrochen zu bewachen sowie das Vieh von den umliegenden Weiden in sichere Gebiete zu bringen. Der Absender des folgenden Briefes beschuldigt seinen Kollegen, der zuvor zitierten Anordnung zuwiderzuhandeln, und versucht gleichzeitig, sich selbst vor eventuellen Konsequenzen zu bewahren. meinem Vorgesetzten sprich – folgendermaßen (sagt) Marduk-musˇallim: ich bereits früher in meinem Brief zu meinem Herrn geschrieben habe, so lautet die königliche Benachrichtigung, die im Umlauf ist (wörtlich: »uns gebracht wird«): (6) »Das Stadttor darf, bevor die Sonne nicht hoch (am Himmel) steht, nicht geöffnet werden! (7) Nachdem die Sonne untergegangen ist, 47) soll es geschlossen bleiben (wörtlich: »sei es umgedreht«)! (8) Die ausziehende Truppe soll unter Aufsicht bleiben! Die Wachen sollen verstärkt werden! (9) Der Mann aus Mahanum 48) darf nicht von der Stadtmauer herabsteigen! (10-11) Rinder und Kleinvieh, die˘im Gebiet von Sippar-Jahru˘ rum ständig geweidet haben, soll man eiligst ins Inland verlagern! (12) Die feindliche Truppe darf (sie) nicht erbeuten! (13-14) Falls die feindliche Truppe (sie doch) erbeutet, wird man mit euch keine Nachsicht üben (wörtlich: »werden eure Gesichter nicht hingebracht werden«)! (15) Mit eurem Leben werdet ihr bezahlen müssen!« 49) (16) So wird (1-3) Zu
(4-5) Wie
45. 46. 47. 48. 49.
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S. zuletzt W. Sallaberger, aaO 26 mit Literatur. 1 Scheffel = 60 Liter. Wörtlich: »nach (dem Zeitpunkt) ›die Sonne steht‹«; s. C. Wilcke, in: M. Mindlin u. a. (ed.), Figurative Language in the Ancient Near East, London 1987, 91. Es handelt sich um einen kollektiven Begriff für bestimmte Söldner aus Nordmesopotamien; s. zuletzt D. Charpin, Des Numhéens originaires de Mahanum montaient la garde à Sippar ˘ sous Ammi-saduqa, NABU 2001/37. ˙ Wörtlich: »wird (es) eingeklagt werden« – ein bisher nicht belegter N-Stamm von daba¯bum »sprechen, reden«?
Altbabylonische Briefe
uns geschrieben. (17-19) Unter (der Aufsicht) des Barbiers Marduk-lamassasˇu wird das Stadttor, bevor die Sonne hoch (am Himmel) steht, (bereits) geöffnet (und) zu spät geschlossen. (20-21) Ich schließe das Stadttor und gehe hinein bei Fackelschein. (22) Wenn ich einen Einwand mache (wörtlich: »meinen Mund [zurecht]mache«), entgegnet er mir: »Achte nicht auf seinen Befehl!« (23-24) Um keinen Streit zu verursachen, löse ich immer wieder die Querträger. 50) (25-26) Aber aus Furcht vor dir, meinem Herrn, behalte ich (sie) in meiner Hand. (27-28) Wenn ein Schaden entstehen sollte, wer wird dann mit seinem Leben dafür bezahlen müssen? 51) Man wird sicher uns auswählen! 52) (29) In (diesem) Jahr waren die Generäle (wörtlich: »Aufseher der Amurriter«) nachlässig. (30) Sie stellen ihre Leute nicht bereit, so daß (diese) nicht zur Verfügung stehen werden. (31-32) Also halten sich die Soldaten in ihren Dörfern auf (und) machen die ganze Zeit (irgendetwas). (33-34) So schrieb ich dir, mein Herr, in meinem Brief. (35-37) Diesen meinen Brief (des Inhalts) »Der Löser meiner Schuld (sei) Marduk!« 53) ließ ich den Diener meines Herrn zu meinem Herrn bringen. (Aber) mein Herr hörte überhaupt nicht. (38-40) Nun, was am 22. Tag des Arahsamnu (d. h. des 8. Monats) passierte, ist nicht (gerade) dafür geeignet, daß der König˘ und du, mein Herr, es hören. (41) Rinder und Kleinvieh weideten(?) 54) am Stadttor. (42-43) Die Truppe des Stadttores brachte (sie) jedoch, bis die erste Nachtwache vorbei war (wörtlich: »bis die Nacht ein Drittel der Wache abgelöst hatte«), nicht zurück. (44-45) Mein Herr möge den Abgesandten Gimil-Marduk, der die (Tafel)kästen hergebracht hat, fragen! (46) Für dich, meinen Herrn, bekomme ich laufend Informationen. (47) In (diesem) Jahr entsteht ein großes Problem. (48) Damit mein Herr informiert wird (wörtlich: »es hört«), habe ich geschrieben.
18. Beschwerde Ort: nach Tutub (Dija¯la-Gebiet). – Zeit: frühaltbabylonisch. – Aufbewahrungsort: Irak-Museum, Baghdad. – Museumsnummer: Kh. 1935, 38. – Kopie: T. Jacobsen, JCS 9 (1955) 120 Nr. 111. – Bearbeitung: R. Harris, The Archive of the Sin Temple in Khafajah (Tutub), JCS 9 (1955) 105 Nr. 111.
Das im Sîn-Tempel von Tutub gefundene Tempelarchiv, welches primär offizielle Angelegenheiten des enum-Priesters zum Gegenstand hat, überliefert uns neben zahlreichen Urkunden auch folgenden Brief. Offenbar ließen die Fähigkeiten einer Bierbrauerin aus dem Hause des Mondgottes zu wünschen übrig, so daß das von ihr hergestellte Bier als »bittere Medizin« empfunden wurde. (Anfang ist abgebrochen.) (1’-2’) »(…), die Bier gut macht, werde ich dir holen.« (3’-6’) Die Frau hat er mir geholt, doch sie hat zehn (Krüge) zweitrangiges Bier (wörtlich: »Misch50. 51. 52. 53. 54.
Lies: da-pa-ni – s. AHw I, 10 adappu I, dappu I »waagerechter Querträger«. Lies analog zu Z. 15: (…) i[t-ti n]a!-pí-isˇ-ti ma-an-nim »mit wessen Leben wird (es) eingeklagt werden?«. Wörtlich: »(als) Ausgewählte wird man uns auswählen« (als paronomastische Wendung). Lies: (…) ˇsa pa-te4-er e-il-ti damar.utu ìr be-lí-ia. Zu dieser Art, sich einer Verantwortung zu entziehen, s. ˙C. Janssen, CRRA 36 (1991) 77 ff., insbesondere 94 und 106 (z. T. aber verlesen!). Zu AHw III, 1340 ta’û(m) »essen; weiden«?
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Rosel Pientka-Hinz
bier«) schlecht hergestellt. (7’-9’) Außerdem hat sie mir Bier, das wie die pillû-Pflanze 55) sauer ist, zusammengebraut. (Rest der Tafel ist abgebrochen.) (Rd. 10’-11’) Sei bitte nicht untätig (wörtlich: »lasse den Arm nicht hängen«)!
19. Bericht über eine Opferschau Ort: nach Sippar-Amna¯num (Tell ed-De¯r). – Zeit: spätaltbabylonisch. – Aufbewahrungsort: Irak-Museum, Baghdad. – Museumsnummer: Di 232. – Kopie und Bearbeitung: K. Van Lerberghe / G. Voet, Sippar-Amna¯num. The Ur-Utu Archive. Volume 1, MHE, Texts I, Ghent 1991, 117 ff. Nr. 79 mit Pl. 56.
Der Absender des Briefes leitet an einen hohen Herrn einen ihm zugetragenen Bericht über eine fehlgeschlagene Opferschau weiter. dem Herrn sprich – folgendermaßen (sagt) Sîn-na¯din-sˇumi: (4-5) Sˇamasˇ und Marduk mögen dich auf ewige Zeit am Leben erhalten! Mögest du heil (und) lebendig sein! (6-7) Dein Schutzgott möge dir zum Guten beistehen! (8) [Dir zum Gruß] schreibe ich. (9-10) Dein Wohlbefinden sei [vor] Sˇamasˇ und Marduk von Dauer! (etwa acht Zeilen unverständlich.) (3’-4’) (Er sagte mir:) »Ich nahm ein Lamm (mit mir) zu Ilu¯ni, dem Sohn des Aufsehers über die Opferschaupriester, 56) (und) kam her. (5’-6’) Daraufhin prüfte er (die zu untersuchende Angelegenheit) genau, doch zu dieser ›Zeichnung‹ (auf der Leber) 57) stellte er keine Überlegungen an. (7’-10’) Er sagte: ›Anhand dieser ›Zeichnung‹ soll beraten (und) genau geprüft werden! Dann will ich einen vollständigen Bericht schikken!‹« (11’-12’) (Der Berichterstatter) traf sich zudem mit Nabı¯um-na¯sir, dem Aufseher ˙ über die Gefangenen. (13’-15’) Und er sagte: »Über den vollständigen Bericht, nach dem Nabı¯um-na¯sir den Sohn des Aufsehers über die Opferschaupriester gefragt hat, werde ich meinen ˙Herrn, Erı¯bam-Adad, benachrichtigen!« (1-3) [Zu]
20. Bitte um Rechtsbeistand Ort: unbekannt. – Zeit: unbekannt. – Aufbewahrungsort: British Museum, London. – Museumsnummer: BM 29402. – Bearbeitung: W. H. van Soldt, Letters in the British Museum, AbB 12, Leiden 1990, Nr. 177.
meinem Vorgesetzten sprich – folgendermaßen (sagt) Tarı¯bum: (3-4) Sˇamasˇ und Marduk mögen meinen Vorgesetzten um meinetwillen auf ewige Zeit am Leben erhalten! (5-7) In der Stadt Dagla¯ waren unsere Rinder angebunden. Doch (einige) Rinder rissen sich los zu einem Sesamfeld, nachdem sie von der Arbeit losgespannt worden wa-
(1-2) Zu
55. 56. 57.
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Vgl. AHw II, 863 pillû »Mandragora, Alraun«?; CAD P pillû »a plant«. Dieser häufig in der Medizin eingesetzten Pflanze wird auch eine geburtseinleitende Wirkung zugeschrieben, s. M. Stol, CM 14 (2000) 57 f. Vielleicht ist damit ein »Lehrling/Neuling (aus der Gruppe) des Aufsehers über die Opferschaupriester« gemeint. Vgl. AHw III, 1440 usurtu(m) »Zeichnung, Vorzeichnung, Planung, 5) am Körper, c) auf Le˙ ber, Milz usw«.
Altbabylonische Briefe
ren. (8-9) Der Eigentümer des Feldes jagte die Rinder davon (wörtlich: »ließ sie [aus dem Feld] heraussteigen«), doch (dabei) brach er mit einem Beil das Bein eines Rindes. (10) (Bei) dem Rind, dessen Bein gebrochen wurde, (handelt es sich um) ein »hinteres Rind«. 58) (11-13) Um [in] der Mitte [von …] pflügen zu können, ließ ich unsere (eigenen) Rinder herführen. (14-19) Mein Vorgesetzter möge dem Ahu-waqar und dem Rı¯m-Adad ˘ schreiben, damit sie (es) genau prüfen und meinem Vorgesetzten einen Bericht (darüber) zurücksenden!
21. Schulbrief Ort: aus Nippur. – Zeit: unbekannt. – Aufbewahrungsort: Lowie Museum of Anthropolgy, Berkeley. – Museumsnummer: 9-2316. – Bearbeitung: M. Stol, Letters from Collections in Philadelphia, Chicago and Berkeley, AbB 11, Leiden 1986, Nr. 170.
Eine Gruppe von Briefen identischen Inhalts, die wir nicht zuletzt aufgrund fehlerhafter Schreibungen sowie austauschbarer Absender und Adressaten als Schultafeln identifizieren können, geben uns einen Einblick in das altbabylonische Schreibercurriculum. Demnach galt die Versorgung des Haushalts sowie eine sichere Aufbewahrung der Vorräte als wünschenswert und bedurfte zuweilen einigen Durchsetzungsvermögens. Sîn-musˇte¯sˇer sprich – folgendermaßen (sagt) Sîn-rı¯m-ilı¯: (4-5) Enlil und Ninurta mögen dich um meinetwillen am Leben erhalten! (6) Folgendes habe ich zu dir gesagt: (7-9) »Deiner Absicht (wörtlich: »deinem Gesicht«) entsprechend stelle dich dem Dorf in den Weg (wörtlich: »lege dich quer«) und öffne meinen versiegelten Speicher! (10-16) Gib 20 Kor 59) Gerste, 30 Kor Datteln, 5 Kor Sesam (und) 1 Talent 60) Wolle für die Verpflegung des Haushalts, als Salbölration sowie für die Bekleidung des Haushalts heraus! Verschließe (den Speicher) und lege deine gesiegelte Tonbulle an! 61) (17) Bitte, der Haushalt soll nicht hungern!« (1-3) [Zu]
58. 59. 60. 61.
Das »hintere Rind« stellt das stärkste und damit wertvollste Tier des Gespanns dar; s. M. Stol, BSA 8 (1995) 191. 1 Kor = 300 Liter. 1 Talent = 30 kg. Zu praktischen Überlegungen hinsichtlich dieses Verschlußsystems s. R. L. Zettler, Sealings as Artifacts of Institutional Administration in Ancient Mesopotamia, JCS 39 (1987) 197 ff.
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Briefe aus Mari Nele Ziegler Die Ausgrabungen des Palasts von Mari (Tell Harı¯rı¯, Syrien) haben ca. 20.000 Tafeln und Fragmente zutage gebracht 1): zahlreiche teils datierte Verwaltungstexte 2), Rechtstexte 3) und vor allem Briefe4). Diese Dokumentation stammt aus den letzten ca. 50 Jahren des Palastes, d. h. aus den Regierungstagen der drei Könige Jahdun-Lîm ˘ (?-1730 v. Chr.), Jasmah-Addu (ca. 1722-1711) und Zimrı¯-Lîm (1711-1698 5)). ˘ Über Jahdun-Lîm ist nur relativ wenig bekannt. Er wurde anscheinend von Sumu˘ Jamam ermordet, der zwanzig Monate den Thron Maris usurpierte, ehe die Stadt von den Truppen Samsı¯-Addus erobert wurde 6). Dieser setzte seinen noch jungen Sohn Jasmah-Addu in Mari als Herrscher ein, während ein älterer Bruder, Isˇme-Daga¯n, ˘ den Osten des Reiches verwaltete. Das Heranwachsen des jungen Königs kann in den Briefen mitverfolgt werden, Jasmah-Addu bekam immer mehr militärische Auf˘ gaben und ergriff Initiativen. Mit wachsender Kompetenz wurde auch sein Machtbereich erweitert: bereits früh um die große Provinz von Tuttul (Tell Bı¯’a¯), dann um die Provinz Qattuna¯n, später auch um die Provinz von Sˇubat-Sˇamasˇ. Er wurde 1718 ˙˙ mit einer Prinzessin aus Qatna¯ (Tell Misˇrife) verheiratet, die in allen Texten nur »die Herrin« (be¯ltum) genannt ˙wird (Nr. 6.5), aber höchstwahrscheinlich Da¯m-hura¯si ˘ ˙ hieß. Als Samsı¯-Addu starb, wurde sein Großreich von mehreren Seiten angegriffen: jaminitische Nomaden revoltierten im Land, Adalsˇenni erlangte Burundum (Nr. 7.2), und Zimrı¯-Lîm, ein Sproß der sim’alitischen Dynastie Jahdun-Lîms konn˘ 1. 2. 3. 4.
5.
6.
38
Zu den schriftlichen Quellen aus Mari s. D. Charpin und N. Ziegler, Mari et le Proche-Orient à l’époque amorrite: essai d’histoire politique, Florilegium marianum V, Mémoires de NABU 6, Paris 2003 (forthin abgekürzt FM V) 1-27. Vgl. v. a. die Bände ARM VII, IX, XI-XII, XXI-XXV, XXXI und die Beiträge in ARM XVIII, FM II-IV, VI und MARI 1-8 (Liste nicht vollständig). Vgl. den Beitrag von K. Hecker, TUAT.NF I, 39-42. Bisher sind ca. 2500 Briefe v. a. in den Bänden ARM I-VI, XIII, XVIII, XXVI/1 und 2, XXVIIXXVIII, FM (I), II-III, VI-VIII, in der Serie MARI 1-8, Paris 1982-97 und in diversen Artikeln publiziert worden. Ein bedeutendes Unternehmen stellte die systematische Kollation und Neuübersetzung aller Briefe der Bände ARM I-XVIII, FM (I), und der diversen »hors collection« publizierten Texte (bis 1993) dar, die J.-M. Durand, in: Les Documents épistolaires du palais de Mari, Bände I-III, Littératures anciennes du Proche-Orient 16-18, Paris 1997, 1998, 2000 veröffentlicht hat (fortan als LAPO 16-18 zitiert). Für ein englisch-sprachiges Publikum hat W. Heimpel, Letters to the King of Mari. A New Translation, with Historical Introduction, Notes, and Commentary, MC 12, Winona Lake 2003 (fortan W. Heimpel, Letters …) die Bände ARM XXVI/1 und 2, ARM XXVII und diverse andere Briefe übersetzt. Alle Texte werden in Syrien, v. a. im Museum von De¯r-ez-Zor, aufbewahrt. Die hier angegebenen Daten richten sich nach der »Kurzen Chronologie« und setzen die Regierung Hammurapis mit 1728-1686 v. Chr. an. Zur Ereignisgeschichte Maris verweise ich allgemein auf D. Charpin und N. Ziegler, FM V. Dort finden sich der derzeit aktuelle Stand der Forschungen und die Hinweise auf die vorangehende Literatur. Zu einer Erwähnung dieser Eroberung in einem Brief s. nun auch D. Charpin und N. Ziegler, Une lettre de Samsî-Addu découverte à Hazor?, NABU 2004/84. – Samsı¯-Addu übrigens ist der Sˇamsˇ¯ı-Adad der altassyrischen Texte.
Briefe aus Mari
te Mari zurückerobern (Nr. 4.3), während der König von Esˇnunna von Süden her angriff. Jasmah-Addu starb in unbekannten Umständen, seine Witwe Da¯m-hura¯si ˘ ˘ ˙ wurde mit Zimrı¯-Lîm vermählt. Zimrı¯-Lîm bedurfte mehrerer Kriege, ehe er seine Macht v. a. gegenüber den verschiedenen jaminitischen Königen des Euphrattals und den anderen Führern der Sim’aliten festigen konnte. Er war Vasall des Königs von Aleppo (Nr. 4.1) und nahm in seinem 2. Regierungsjahr Sˇ¯ıbtu, eine aleppinische Prinzessin, zur zweiten Frau (Nr. 7.1). Sein Gegner war immer wieder der König von Esˇnunna (Nr. 4.9). Zimrı¯-Lîm war der Oberherr mehrerer Könige des Habu¯r-Gebiets (Nr. 4.3, 4.5, 5.5, ˘ etc.). 1703 sandte er, ebenso wie Hammurapi von Babylon, dem Sukkal von Elam ˘ Hilfstruppen, mit denen Esˇnunna eingenommen wurde. Als der Herrscher von Elam 1701 aber seinen Einfluß noch weiter nach Westen ausdehnen wollte (Nr. 5.4, 5.5), taten sich mehrere Königreiche unter der Führung Hammurapis von Babylon zu˘ war als der große Sieger hersammen und hielten den Invasoren stand. Hammurapi ˘ vorgegangen. Er ließ sich von Zimrı¯-Lîm ein zweites Mal Hilfstruppen stellen (Nr. 1), mit denen er den Verbündeten Elams, Rı¯m-Sîn von Larsa, besiegte. Er dehnte dann aber seinen Einfluß auch auf das Sindjargebiet aus. Keine derzeit bekannten Briefe kündigen die 1697 erfolgte Eroberung Maris durch babylonische Truppen an, oder geben Hinweise über die Umstände des Todes Zimrı¯-Lîms. Weniger als zwei Jahre nach der Eroberung wurde der Palast von Mari zerstört. Die Zeit der Archive von Mari war keine friedliche: Für die Regierungen Yasmah-Addus und Zimrı¯-Lîms kann man fast jährliche Kriegszüge oder Revolten fest˘ stellen. Dies führte die amurritischen Königreiche zu einem strukturellen Personalund Bevölkerungsmangel, dem durch Deportationen abgeholfen werden sollte. Aus Platzgründen habe ich hier auf eine systematische Beschreibung der Bevölkerungen von Stadt und Land verzichtet: sie gliederte sich in mehrere große Gruppen, so die palasthörige Bevölkerung (Nr. 2.3, 3.1, 3.2, 6.4, 7.2), das gemeine Volk (musˇke¯num) (Nr. 3.7, 4.2, 5.5), die freien Adeligen (awı¯lum, we¯dûm) (Nr. 3.6, 4.1, 4.2, 5.1), weiters die sim’alitischen und jaminitischen Nomaden 7) (Nr. 2.2, 3.6, 4.6, 4.7, 5.2, 5.3). Wegen des Mangels an Menschen und auch der ständigen Ausnutzung menschlicher Energie für Kriegszüge scheinen große Unternehmungen, wie der Bau neuer Kanäle, Tempel etc. nicht stattgefunden zu haben. Mehrere Briefe berichten über den schadhaften vorhandenen Baubestand (Nr. 3.4, 5.5).
7.
Die von J.-M. Durand vorgeschlagene Übersetzung von hanûm mit »Nomade« ist gesichert, ˘ auch wenn die Etymologie noch umstritten ist, s. dazu LAPO 17 417 f. Zu den Nomaden im allgemeinen s. jüngstens J.-M. Durand, Peuplement et sociétés à l’époque amorrite (I). Les clans bensim’alites, Amurru 3 (2004) 111-197 und M. Streck, Zwischen Weide, Dorf und Stadt: Sozio-ökonomische Strukturen des amurritischen Nomadismus am Mittleren Euphrat, BaghM 33 (2002) 155-209.
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Nele Ziegler
1. Kalender, Chronologie Die in Mari gefundenen Briefe tragen zwar nur selten ein Datum 8), können aber häufig mit datierten Wirtschafts- und Verwaltungstexten in Verbindung gebracht und daher immer präziser eingeordnet werden. Deren Datierung beruht auf zwei verschiedenen Kalendersystemen, die unter den beiden Herrschern Jasmah-Addu ˘ und Zimrı¯-Lîm üblich waren. Im Reich Samsı¯-Addus und Jasmah-Addus benutzte ˘ man für die Benennung der Jahre das Eponymalsystem, das in der Stadt Assur gebräuchlich war. Die Jahre begannen im Herbst, die Monatsnamen waren nicht die in Assur üblichen9). Zimrı¯-Lîms Kalenderjahr begann im Frühling. Für die Benennung benutzte man Jahresnamen, d. h. ein bedeutendes Ereignis des vorangehenden Jahres wurde im Namen des folgenden kommemoriert 10).
1.1 Wahl eines Jahresnamens ARM XIII Nr. 27. Übersetzung: LAPO 16 Nr. 157. Datum: Jahresanfang ZL 11’ (= ZL 12, 1699 v. Chr.).
Der ˇsandabakkum Jası¯m-Sumû 11) schreibt dem König über Bauarbeiten. Weiters macht er einen Vorschlag zur Benennung des anbrechenden Jahres. Seine Idee fand aber keinen Anklang. Zimrı¯-Lîm wählte als Namen für dieses Jahr: »Jahr: Zimrı¯-Lîm weihte dem Daga¯n von Terqa einen großen Thron«. (1-4) Zu
meinem Herrn sprich: Folgendermaßen (spricht) Jası¯m-Sumû, dein Diener. des Wasserreservoirs, von dem mein Herr mir geschrieben hatte: (6-8) gemäß dem Schreiben meines Herrn ist es von unten bis oben mit Trockenasphalt verpicht, darüber ist es mit Trockenasphalt verpicht. (9-10) Oben wird man es mit TonSchlamm bestreichen. (11-15) Etwas anderes: Das Jahr, das begonnen hat, möge folgendermaßen benannt werden: »Jahr: Zimrı¯-Lîm ist Babylon zu Hilfe gekommen; ein zweites Mal, ins Land Larsa.« (4-5) Wegen
8. Vgl. hier die Briefe Nr. 5.5-6.1, die auf Monat und Tag datiert sind. Kein einziger Brief enthält ein Jahresdatum. 9. Vgl. dazu jüngstens FM V 155-156. Die Monate dieses Systems werden mit i*, ii*, … angegeben. 10. Die Reihenfolge der Namen für die 13 Regierungsjahre Zimrı¯-Lîms ist nun relativ gesichert. Ich habe hier weiterhin das frühere System mitverwendet, um den Zugang zu älterer Literatur zu erleichtern. Die Jahre sind ZL 0, ZL 1, ZL 1’ (= ZL 2), ZL 2’ (= ZL 3) …, s. dazu FM V, 257260 mit Literaturverweisen. Die Monate werden mit i, ii, … angegeben. Neben diesen offiziell gewählten Jahresnamen, konnte es vorkommen, daß andere denkwürdige Ereignisse gefeiert wurden, oder daß ein Jahr in seinem Verlauf einen neuen Namen erhielt, der parallel zur ersten Benennung benutzt werden konnte. Insgesamt kennen wir 30 verschiedene Benennungen der Regierungsjahre Zimrı¯-Lîms. 11. Zu diesem hohen Beamten s. jüngstens S. Maul, Zwischen Sparmaßnahme und Revolte … Die Aktivitäten des Iası¯m-Su¯mû, des sˇandabakkum von Mari, MARI 8 (1997) 755-774.
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Briefe aus Mari
2. Schriftliche Kommunikation und Archivhaltung 12) Im Palast von Mari wurde hauptsächlich – aber keineswegs ausschließlich – die passive Korrespondenz des Königs aufbewahrt, d. h. Briefe, die er von weiblichen Familienmitgliedern 13), hohen Beamten14), Gouverneuren15), Militärchefs 16), Königen 17) oder Gesandten18) bekam, egal wo er sich gerade befand. Bei der Heimkehr verstauten die Beamten des Königs seine Briefe in den Archiven. Neben den Briefen an den König wurden auch andere Korrespondenzen im Palast gefunden, so die von Frauen des Königs erhaltenen Briefe 19), ebenso wie der Sekretär Zimrı¯-Lîms oder andere Palastverwalter Teile ihrer Korrespondenz in der königlichen Kanzlei aufbewahrt haben dürften20). Manche Briefe Yasmah-Addus und seltener Zimrı¯-Lîms waren nicht abge˘ schickt worden, Kopien der aktiven Korrespondenz wurden nur selten angefertigt 21). Es befanden sich aber auch Findlinge dort: abgefangene oder erbeutete Korrespondenzen feindlicher Herrscher22), requisitionierte Dokumente, oder aber Briefe, die zur Information an den König weitergeleitet wurden 23). Wo und wie diese Briefe ursprünglich aufbewahrt worden waren, kann nicht mehr festgestellt werden, weil die babylonischen Beamten 1797 die Archive durchforstet hatten. Es wird angenommen, daß sie für Hammurapi eventuell interessantes Material nach Babylon brachten, die ˘ restlichen Briefe waren auf jeden Fall in mehreren mit Etiketten versehenen Körben in einem Wachsaal abgestellt worden, ehe der Palast zerstört wurde 24). Die Briefe waren ursprünglich wahrscheinlich ähnlich gelagert wie die Verwaltungstexte (s. Nr. 2.4). Die große Zahl Briefe kann ganz allgemein durch die damals gängige Informationspflicht erklärt werden, die die Beamten ihren Vorgesetzten, v. a. aber dem König gegenüber hatten25). Darin berichteten sie erster Hand Ereignisse ihres Arbeitsbereichs. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19.
20. 21. 22. 23. 24. 25.
Vgl. zu diesem Thema D. Charpin, Lire et écrire en Babylonie ancienne. Écriture, acheminement et lecture des lettres d’après les archives royales de Mari (Paris, in Vorbereitung). Nr. 2.4, 7.2 an Zimrı¯-Lîm. Nr. 1, 2.2, 4.2, 4.7 an Zimrı¯-Lîm, Nr. 7.1 an Jasmah-Addu und Nr. 6.5 nicht sicher identifi˘ ziert. Nr. 3.2, 3.4-3.8, 5.1, 5.5, 7.4 an Zimrı¯-Lîm. Nr. 3.3, 5.2, 6.3 an Zimrı¯-Lîm. Nr. 4.4, 4.5, 4.8, 4.9 an Zimrı¯-Lîm und Nr. 4.8 an Jasmah-Addu. Die Briefe zwischen ˘ Samsı¯-Addu und Jasmah-Addu sind speziell, da die Rolle des Vaters mit der eines Oberherrn zusammenfällt, hier Nr.˘5.3 und 5.6. Nr. 4.1, 5.4, 6.1, 7.1 an Zimrı¯-Lîm. Vgl. Nr. 7.5, ein Brief Zimrı¯-Lîms an die Königin Sˇ¯ıbtu. Die Königinnen besaßen aber auch eigene Palais und dürften dort den Großteil ihrer Korrespondenz aufbewahrt haben. Vgl. die viel umfangreichere Korrespondenz, die Prinzessin Ilta¯ni in Qattara¯ (Tell Rima¯h) erhielt, in ˙˙ S. Dalley u. a., The Old Babylonian Tablets from Tell al Rimah, London 1976. ˙ ˇ Vgl. hier die Briefe an Sunuhra-Halû Nr. 2.1, 3.1, 6.2, und Mukannisˇum Nr. 2.3. ˘ Brief ˘ Nr. 7.3 von Yasmah-Addu an seinen Vater Samsı¯-Addu Es existieren Ausnahmen. Der ˘ war nicht abgeschickt worden. Vgl. als ein Beispiel D. Charpin, Un souverain éphémère en Ida-Maras: Isˇme-Addu d’Asˇnak˙ kum, MARI 7 (1993) 165-191. So ist vielleicht die Nr. 4.6 zu verstehen, in der der Nomadenchef Hammı¯-isˇtamar sich als ˘ treuer Verbündeter Zimrı¯-Lîms zu erkennen gibt. D. Charpin, La fin des archives dans le palais de Mari, RA 89 (1995) 29-40. Vgl. die Vorwürfe Jası¯m-Sumûs an seine Untergebenen in Nr. 2.3.
41
Nele Ziegler
Es wurden aber auch Gerüchte kolportiert (Nr. 2.2), sofern sie den König interessieren konnten. Die Briefe jener Zeit folgen fast alle demselben Schema: Der Adressat wird zuerst genannt, dann nennt sich der Absender 26). Grußformeln oder Segenswünsche sind Ausnahmen. Die Sprache und Schrift ist altbabylonisch, Handschriften können in manchen Fällen ausgemacht werden, sind aber bisher, ebenso wie regionale Unterschiede, nicht systematisch untersucht worden 27).
2.1 Der königliche Sekretär ARM II Nr. 132 = ARM XXVI/2 Nr. 396 mit Kommentar S. 208. Übersetzungen: LAPO 16 Nr. 64; W. Heimpel, Letters … 340.
Sˇunuhra-Halû 28) war der persönliche Sekretär 29) Zimrı¯-Lîms und ein enger Vertrau˘ ˘ ter des Königs, der auch auf wichtige Missionen ins Ausland geschickt werden konnte. Er war es, der die an den König gesandten Briefe öffnete und vorlas. Aus diesem Grund wurden ihm oft parallel zu Briefen an Zimrı¯-Lîm Botschaften geschickt, in denen die Angelegenheiten eindringlich erklärt wurden (s. Nr. 3.1, 6.2). Hier erklärt der Minister Habdu-malik, warum er nicht so gehandelt hatte. ˘ ˇ unuhra-Halû sprich: Folgendermaßen (spricht) Habdu-malik. (4-9) Weil du es (1-3) Zu S ˘ ˘ ˘ den Inhalt (te¯mum) der Tafel für den König bist, der regelmäßig liest und (weil) kein an˙ derer (als du) ihn liest, hatte ich dir keine Abschrift der Tafel für den König bringen lassen. (10-12) Nun habe ich dir ein zweites Mal eine Tafel für den König und für dich bringen lassen. (12-17) Ich schreibe eine dringende Nachricht! Nimm (den Inhalt) dieser Tafel zur Kenntnis und, wenn es möglich ist, lasse (sie) den König hören.
2.2 Gerüchte reisen mit Nomaden, Händlern, Flüchtlingen und Boten A.350+A.616: D. Charpin, Tell Mohammed Diyab, une ville du pays d’Apum, Cahiers de NABU 1 (Paris 1990) 120-122. Übersetzung: LAPO 16 Nr. 333. Kommentar: J. Sasson, On Reading the Diplomatic Letters in the Mari Archives, Amurru 2 (2001) 329-338. Datum: ZL 4’ (= ZL 5, 1706).
Der Weidevorsteher Iba¯l-El schreibt Zimrı¯-Lîm Nachrichten, die ihm zuallererst ein Nomade gebracht hatte: Zuzû, vormals Herrscher von Apum, war in Azamhul, im ˘ Hoheitsgebiet Bunû-Esˇtars von Kurda¯, gestorben, was für Zimrı¯-Lîm als ein erfreuliches Ereignis dargestellt wird. Diese Neuigkeit wird auch vom Oberherrn über das Gebiet von Apum, dem König Qarnı¯-Lîm von Andarig, nachgeprüft; ein Flüchtling kolportiert eine andere Version. 26. 27. 28. 29.
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Eine bemerkenswerte Ausnahme ist hier der in Nr. 5.4 exzipierte Brief des Sukkal von Elam. Vgl. aber D. Charpin, L’akkadien des lettres d’Ilân-surâ, in: M. Lebeau/P. Talon (éd.), Reflets ˙ Finet, Leuven 1989, 31-40. des deux fleuves, volume de mélanges offerts à André Vgl. J. M. Sasson, Shunukhra-Khalu, in: E. Leichty/M. de J. Ellis/P. Girardi (éd.), A Scientific Humanist: Studies in Memory of Abraham Sachs, Philadelphia 1988, 329-351. Zu den Sekretären s. auch Nr. 7.3.
Briefe aus Mari (1-3) [Zu]
meinem Herrn [sprich: Folgender]maßen (spricht) Iba¯l-El, dein Diener. Herr weiß, daß [ich] die Nomaden befeh[lige]. Wie ein Händler 30) mitten durch Krieg und Frieden zieht, ziehen die Nomaden zum (Zeitpunkt des) sˇepa¯tum-(Getreides) 31) [durch] Krieg und Frieden. Die Rede des Landes hören sie auf ihren regelmäßigen Reisen. Ein Nomade traf ein und (sprach) folgendermaßen: (10-13) »[Zu]zû hat sich mit dem Wasser des Gottes gefüllt und ist gestorben!« Dies hsagte eri. Den Bericht vom Tod des Zuhzûi 32) brachte mir der Nomade, und ich sagte Qarnı¯-Lîm: »Zuzû ist gestorben!« (14-17) Qarnı¯-Lîm glaubte nicht, daß Zuzû [tot sei], und schickte seinen Diener zum Verifizieren (der Nachricht) des Todes Zuzûs; sein Diener [brachte] folgende Botschaft [zurück]: (17-21) »Zuzû hat sich [nicht mit dem Wasser des Gottes] gefüllt! Er ist von der Oberseite der Mauer [gef]allen, und ein Stein hat die Nasengegend zerschlagen. Man hat ihn [in] blutigem Zustand 33)) getragen, aber auf dem Weg starb er.« Dies habe ich in meiner Umgebung gehört! (22-26) Nach dem Diener des Qarnı¯-Lîm flüchtete ein Mann, dem 100 Esel des Zuzû gegeben worden waren und der Getreide von Azamhul nach Saphum transportieren ließ, und brachte Qarnı¯-Lîm folgenden Bericht ˘ des Zuzû:˘(27-30) »Zuzû hat sich nicht mit den Wassern des Gottes gefüllt, von vom Tod der Mauer ist er (auch) nicht gefallen und gestorben, (sondern) er ist seines gottbeschiedenen Todes gestorben! Die Kontrolleure (ebbum) 34) des Bunû-Esˇtar sind gekommen und haben das Haus Zuzûs versiegelt. (30-33) Und die Esel, die ich Getreide transportieren lasse, haben sie in Azamhul zurückgehalten!« Dies habe ich in meiner ˘ (33-37) Nun, dieser Mann (i. e. Zuzû), Umgebung gehört und meinem Herrn geschrieben. der die Lanze gegen meinen Herrn erhoben hatte, der auch den Feind meines Herrn ger[ettet hatte, der die] Steppe meines Herrn be[drängt hatte], der gr[oße] Gott meines Herrn (Bruch von mehreren Zeilen) (1’) ich werde schreiben! (4-9) Mein
2.3 Jası¯m-Sumû muß informiert werden ARM XIII Nr. 53. Übersetzung: LAPO 16 Nr. 66. Kommentar: S. Maul, MARI 8 (1997) 762 f.
Der Hauptrechnungsführer Jası¯m-Sumû (s. Anm. 11) mußte als Vorgesetzter über die dem Palast zur Verfügung stehenden Arbeiter Bescheid wissen. Im folgenden Brief
30. 31.
32. 33. 34.
Zu Händlern und Warenaustausch in den Archiven aus Mari s. C. Michel, Le commerce dans les textes de Mari, Amurru 1 (1996) 385-426. L. 7: i-na sˇe-pa-a-tim ist von D. Charpin kommentiert worden (S. 122 Anm. a) und als »à pieds« übersetzt worden. Der Ausdruck sˇipa¯tum, ˇsepa¯tum, ist nun von M. Guichard, FM VI (2002) 162-163 besprochen worden und wird als »grain-en-ballot« d. h. »in Säcke gepacktes Getreide« verstanden. Die sim’alitischen Nomaden tauschten die Wolle ihrer Schafe gegen dieses Getreide ein. sˇi/epa¯tum wird von M. Guichard als eine Ableitung von ˇsapûm (s. AHw 1177b ˇsapû IV »einbinden«) verstanden. Die Z. 11 muß korrigiert werden. Lies vielleicht mit J.-M. Durand, LAPO 16, 518 Anm. 203: an-né-tim hiq-bii te4-em mu-ut zu-hzu-úi. Zu [i-na] na-ah-sˇ˙i-im s. den Kommentar von J.-M. Durand, LAPO 16, 520 Anm. d. Zu ebbum s. C.˘ Michel, Ebbum et ebbe¯tum, MARI 6 (1990) 181-218, und D. Charpin, Emplois politiques du term ebbum, NABU 1999/77.
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wirft er dem obersten Verwalter Mukannisˇum 35) und den Vorstehern der Arbeitshäuser vor, ihre Informations-Pflicht vernachlässigt zu haben. Mukannisˇum, Etel-pî-sˇarrim und Jahatti-El sprich: Folgendermaßen (spricht) ˘ Jası¯m-Sumû. (6-10) Eure Tafeln mögen regelmäßig betreffs des Wohlergehens des Palastes und der Arbeitshäuser an mich (gerichtet werden). (11-14) Auch habe ich (den Inhalt) eurer Tafel, die ihr mir wegen des Zurückschickens der Leute bringen ließt, vernommen. (Schon) ehe eure Tafel eintraf, hatte ich (davon) gehört! (1-5) Zu
2.4 Zugang zu den Palastarchiven ARM X Nr. 12. Kollationen (Z. 25, 34) und Übersetzung: LAPO 18 Nr. 1152. Übersetzung und Kommentar: D. Charpin, L’archivage des tablettes dans le palais de Mari: nouvelles données, in: W. H. van Soldt (ed.), Veenhof Anniversary Volume. Studies Presented to Klaas R. Veenhof on the Occasion of his Sixty-Fifth Birthday, PIHANS 89, Leiden 2001, 1330, v. a. 13-14.
Türen von Räumlichkeiten und verschiedenste Behälter konnten mit Siegeln verschlossen werden, die nur von bevollmächtigten Personen aufgebrochen werden durften. Zimrı¯-Lîm befahl seiner Frau Sˇ¯ıbtu, einem Beamten unter der Aufsicht von Kontrollinstanzen Zutritt zu einem Archivraum zu geben und die gewählten Archive dann bei sich zu deponieren. Sˇ¯ıbtu beschreibt detailreich die verschiedenen aufgebrochenen oder abgerollten Siegel, die anwesenden Kontrolleure und die weiteren Geschehnisse. Der Inhalt des Briefs kann mit einem Protokoll verglichen werden. meinem Herrn sprich: Folgendermaßen (spricht) Sˇ¯ıbtu, deine Dienerin. Der Palast ist wohlauf. (4-7) Mein Herr hat mir folgendermaßen geschrieben: »Nun schicke ich dir Jassur-Addu. (8-12) Schicke die Kontrolleure mit ihm; dort wo er ihnen Tafeln zeigt, sollen˙˙sie (sie) nehmen, und diese Tafeln sollen bis zu meinem Eintreffen bei dir deponiert werden.« (13-18) Nun, so wie mein Herr mir geschrieben hat, habe ich mit diesem Mann Mukannisˇum, Sˇubnalû und Usˇaresˇ-hetil geschickt; (19-23) Im Arbeitshaus, das dem Etel-pî-sˇarrim untersteht, hat Jassur-Addu˘ den Kontrolleuren, die ich mit ihm geschickt ˙˙ sie haben die Tür des Gebäudes, das er gezeigt hatte hatte, ein Gebäude gezeigt; (24-27) (und) das mit dem Siegel des Igmilum, (jenes) der Palastverwaltung (bı¯t têrtim), gesiegelt war, geöffnet, (27-29) die zwei Tafel-Koffer genommen – diese Koffer sind mit dem Siegel des Etel-pî-sˇarrim gesiegelt. (30-35) Mit ihren Siegeln sind diese Koffer bis zur Ankunft meines Herrn bei mir deponiert. Die Tür des Gebäudes, das sie geöffnet hatten, habe ich mit meinem Siegel versiegelt. (1-4) Zu
35.
44
Vgl. jüngstens B. Lafont, La correspondance de Mukannisˇum trouvée dans le palais de Mari: nouvelles pièces et essai d’évaluation, FM VI (2002) 373-412.
Briefe aus Mari
3. Hauptstadt und Provinzen 36) Das Königreich Mari bestand zur Zeit Zimrı¯-Lîms aus vier Provinzen (halsum), die ˘ von Gouverneuren verwaltet wurden und nach ihren Hauptstädten benannt˙ wurden: Mari, Terqa (auch die »Obere Provinz« genannt), Saggara¯tum und Qattuna¯n. Einen Sonderstatus scheint der Suhûm besessen zu haben. An der Spitze der˙ ˙ Provinzver˘ waltung stand der Gouverneur (sˇa¯pitum) 37). Er war verantwortlich für die seßhafte ˙ die Nomaden dem Weidevorsteher (merhûm) Bevölkerung seines Distrikts, während ˘ unterstanden (Nr. 3.6). Dem Gouverneur standen vor allem zwei hohe Beamte zur Seite: der Intendant (abu bı¯tim) und der Katasterverwalter (sˇa sikkatim). Ihnen oblag die Verwaltung der Kronländereien (Nr. 3.6, 3.7), der palasthörigen Bevölkerung und der Infrastruktur der Provinz, wie der Kanäle (Nr. 3.4, 3.8) oder Befestigungen (Nr. 3.4, 5.5). Auch die innere und äußere Sicherheit mußte von ihnen gewährleistet werden (Nr. 3.6). Alle hohen Beamten wurden mit Ländereien versehen, die im Verhältnis zu ihrem Rang standen (Nr. 3.6), aber, ebenso wie das Personal, nicht in ihren Besitz übergingen, sondern nach ihrem Tod wieder dem Palast zukamen 38). Von mehreren hohen Beamten wissen wir, daß sie neben ihren Stadtpalais auch noch große weiter entfernte Landgüter besaßen. Als Gegenleistung entrichteten sie dem König eine jährliche Steuer (igisûm, Nr. 3.6). Innerhalb der Provinz standen Scheichs (suga¯gum) den verschiedenen Ortschaften vor (Nr. 3.5). Sie waren für die nicht-palasthörige Bevölkerung verantwortlich und mußten dem König eine Abgabe leisten (suga¯gu¯tum) 39). Sie sind in unseren Archiven das Zwischenglied zwischen der »gewöhnlichen Bevölkerung« und dem »Staat«. Polizeiliche und militärische Aufgaben erledigten die Leutnants (laputtum, Nr. 3.5). Für verschiedene Ortschaften der Provinzen kann heute eine ethnische Verteilung der Bevölkerung gemäß verschiedenen jaminitischen oder sim’alitischen Stämmen nachgewiesen werden 40). Es ist nicht erstaunlich, in den Archiven von Mari wenige Beschreibungen der Stadt Mari zu finden, und nur in Ausnahmefällen wurden dem König topographische Details erläutert. Die Ausgrabungen bieten daher die Hauptinformationsquelle zur Stadt des 18. Jh. vor Chr. 41) J.-Cl. Margueron vermutet eine kreisrunde Stadt (Durchmesser 1,9 km), die von einem Kanal des Euphrat durchquert wurde (Nr. 3.3). Ein 36.
37. 38. 39. 40. 41.
Zur Provinzverwaltung der Herrschaftszeit Zimrı¯-Lîms s. B. Lion, Les gouverneurs provinciaux du royaume de Mari à l’époque de Zimrı¯-Lîm, Amurru 2 (2001) 141-210 mit Literaturhinweisen. Das Territorium Yasmah-Addus hatte andere Grenzen, s. zu dem Verwaltungsgebiet und den Beamten seiner ˘ Zeit P. Villard, Les administrateurs de l’époque de Yasmah-Addu, Amurru 2 (2001) 9-140. ˘ ARM III, VI, XIV, XXVII sind ausschließlich der Korrespondenz der Gouverneure Die Bände von Terqa, Mari, Saggara¯tum und Qattuna¯n gewidmet. ˙˙ Vgl. F. van Koppen, Seized by royal order: The households of Sammêtar and other magnates at Mari, FM VI (2002) 289-372. D. h. das Einheben der Abgabe bei der Bevölkerung organisieren, s. dazu M. Stol, in D. Charpin/D. O. Edzard/M. Stol, Mesopotamien: Die altbabylonische Zeit = P. Attinger/W. Sallaberger/M. Wäfler (Hg.), Annäherungen 4, OBO 160/4, Fribourg; Göttingen 2004, 775-776. Vgl. A. Millet Albà, La localisation des terroirs benjaminites du royaume de Mari, Amurru 3 (2004) 225-234 mit Karte. Die vollständigste Rekonstruktion des Stadtbildes legte J.-Cl. Margueron, Mari, métropole de
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Großteil der Stadt, im Norden und Osten, sei infolge der Erosion heute verschwunden. Mehrere Tempel (Nr. 3.3) sind sowohl in den Texten als auch archäologisch erfaßbar. Der Palast war der größte Gebäudekomplex der Stadt (s. eine Beschreibung in Nr. 6.5), daran waren vielleicht die Werkstätten angeschlossen (Nr. 2.4, 3.2). Es können aber auch andere Bauwerke, wie die Stadtpalais der Königinnen und höherer Würdenträger, mehrere Stadttore (Nr. 3.1, 3.3) und das Kühlhaus (bı¯t ˇsurı¯pim) ermittelt werden. Gärten umgaben die Stadt (Nr. 3.1). Hinweise auf die Stadt Terqa (Tell Asˇa¯ra) finden sich in Nr. 3.4, auf Saggara¯tum in Nr. 5.5.
3.1 Eine Beschreibung Maris FM II Nr. 1. Datum: ZL 11’ (= ZL 12, 1699).
Nachdem zwei Palastsklaven geflohen und wieder eingefangen worden waren, schickten der Hauptrechnungsführer Jası¯m-Sumû (Anm. 11), dem die palasthörige Bevölkerung unterstand, und der Vorsteher der Stadtwache, Manata¯n 42), Zimrı¯-Lîm einen Bericht, der uns in ARM XIII Nr. 26 (= FM II Nr. 2, LAPO 18 Nr. 1038) erhalten ist. Der Verantwortliche der Flüchtigen, Jar’ip-Daga¯n, war deshalb beunruhigt und bat den Sekretär Zimrı¯-Lîms (s. Nr. 2.1), sein Fürsprecher zu sein. Der Brief enthält eine der seltenen Beschreibungen der Topographie der Stadt Mari. ˇ unuhra-Halû sprich: Folgendermaßen spricht Jar’ip-Daga¯n, dein (1-4) Zu meinem Vater S Sohn. (5-7) Zwei [Indivi]duen ˘der ˘Palastverwaltung (bı¯t têrtim) haben den Wächter nachlässig sein lassen und sind nachts hinausgegangen. (7-13) Sofort habe ich Manata¯n benachrichtigt; er hat strenge Order an die Tore erlassen, und diese Leute sind nicht durch die Tore hinaus gegangen. (14-18) Die mittlere Mauer, die Löcher (takkapum) hat und die sich zwischen der großen Mauer und dem Kühlhaus (bı¯t sˇurı¯pim) befindet, überquerten sie; (19-21) Die Wächter riefen Gärtner, und sofort fingen sie diese Leute. (22-25) Nun bringt man eine Tafel Jası¯m-Sumûs und Manata¯ns wegen des Üblen und Schlechten zum König. (26-27) [Fal]ls es der Wille meines Vaters sein sollte, möge mein Vater tun, was der Wohlbehaltenheit (dienlich) ist. (28-31) Beim Eintreffen meines Vaters in Mari werde ich ihm ein gerechtfertigtes Bakschisch heranbringen! Mein Vater möge mir zum Beruhigen meines Herzens schreiben.
3.2 Textilrationen für das Gesinde des Palasts ARM VI Nr. 39. Übersetzung: LAPO 16 Nr. 145. Zeitpunkt: ZL 11’ (= ZL 12, 1699) oder 12’ (= ZL 13, 1698).
Der Palast versorgte aus seinen Reserven eine große Zahl Personen mit Textilien, Öl und Getreide. Der vorliegende Brief zeigt, wie die verschiedenen Beamten, v. a. der
42.
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l’Euphrate au IIIe et au début du IIe millénaire avant J.-C., Paris 2004, vor. Siehe v. a. 432-523 zur Stadt der Zeit Jasmah-Addus und Zimrı¯-Lîms. Vgl. G. Ozan, Les lettres ˘de Manatân, FM III (1997) 291-305.
Briefe aus Mari
oberste Verwalter Mukannisˇum (Anm. 35) und Bâlı¯-Erah 43), sich darum stritten, ˘ wem die Textilversorgung von 400 Knechten (kinattum) oblag. 100 von diesen Knechten werden als »Spezialisten« bezeichnet. Welchen Status die anderen 300 Männer hatten und wieviele Personen insgesamt vom Palast abhängig waren, ist noch nicht ermittelt 44). (1-5) Zu
meinem Herrn sprich: Folgendermaßen (spricht) Bahdı¯-Lîm 45), dein Diener. Die ˘ Stadt Mari, der Palast und der Distrikt sind wohlauf. (6-9) Etwas anderes: Ich habe die Angelegenheit der Knechte (kinattum) untersucht, und von den 400 Knechten sind 100 Leute mit Textilien bekleidet worden und 300 nicht eingekleidet. (10-14) Was die Leute betrifft, die nicht bekl[eidet worden sind], habe ich Mukannisˇum [und] Bâlı¯-Erah kontrol˘ meine liert, und Mukannisˇum hat [mir] folgendermaßen geantwortet: (14-16) »Es ist nicht Arbeitszuteilung! Bâlı¯-Erah wird sie einkleiden!« (17-22) Und Bâlı¯-Erah hat mir folgender˘ maßen geantwortet: »Ich˘ habe 100 Leute von den Spezialisten eingekleidet. 100 sind meine Arbeitszuteilung! Den Rest wird Mukannisˇum einkleiden!« Dies haben sie mir geantwortet. (23-27) Nun, da Sidqı¯-êpuh 46) sich ja bei meinem Herrn befindet, möge [mein ˘ dort, wo es angemessen ist, Anweisung geben, ˙ Herr] den Sidqı¯-êpuh sprechen, und ˙ die Knechte [mit Textilien] einkleiden. und man möge
3.3 Das System der Wasserversorgung der Stadt, Eisherstellung FM II Nr. 77. Zum archäologischen Kontext s. M. Sauvage, À propos des termes amrummum et abrum, NABU 1994/37. Datum: vielleicht ZL 11’ (= ZL 12, 1699) oder 12’ (= ZL 13, 1698).
Ein Beamter, vielleicht der Vorsteher der Stadtwache, Manata¯n (s. Anm. 42), berichtet Zimrı¯-Lîm vom Anfüllen der Wasserreservoirs am Stadteingang. Es ist vorgesehen, Quellwasser zu überprüfen, das zur Herstellung von Eis verwendet werden soll. (1-6) Zu
[meinem] Herrn sprich: Folgendermaßen (spricht) Manata¯n, dein Diener. Die Stadt Mari, die Tempel und Arbeitshäuser sind wohlauf. (7-11) Am 14. Tag habe ich zwei Reservoirs (amrum) des Königtors gefüllt. Am 15. Tag habe ich ein Reservoir des Kanaldurchlasses (amrummum) des Königtors gefüllt. (12-16) Was die Überprüfung des Quellwassers betrifft, von der mein Herr mir geschrieben hat: Für das Eis ist es zu warm, und
43. 44.
45. 46.
Bâlı¯-Erah ist ein wenig bekannter Palastbeamter. S. den Kommentar von J.-M. Durand, LAPO ˘ 18, 295 Anm. d. Zum männlichen Personal s. J.-M. Durand, ARM XXI, 517-561. Zum Harem s. N. Ziegler, Le Harem de Zimrî-Lîm, Florilegium marianum IV, Mémoires de NABU 5, Paris 1999. Die Textilarbeiterinnen sind in mehreren großen Personallisten aufgezählt, s. z. B. J.-M. Durand, Études sur les noms propres d’époque amorrite, I: les listes publiées par G. Dossin, MARI 8 (1997) 597-674. Bahdı¯-Lîm war der Gouverneur von Mari, s. B. Lion, Les gouverneurs du royaume de Mari à ˘ l’époque de Zimrî-lîm, Amurru 2, 185-186. Sidqı¯-êpuh war der Nachfolger Jası¯m-Sumûs (Anm. 11). S. für eine frühere Phase seiner Kar˙ riere J.-M.˘ Durand, FM VII, 143-148.
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so habe ich das Wasser nicht überprüft. (17-21) Am 17. Tag werde ich das Quellwasser überprüfen. Die Tafel, die mein Herr mir bringen ließ, habe ich den Kontro[lleuren] (ebbum) gegeben. ˇ amasˇ-musˇe¯zib und Abu-waqar, Babylonier, und ein Mann aus Karana¯ hsindi vor(22-24) S beigezogen.
3.4 Bauarbeiten in Terqa ARM III Nr. 11. Übersetzung: LAPO 16 Nr. 161.
Der Gouverneur von Terqa erklärt Zimrı¯-Lîm, daß er die Bauarbeiten am Stadttor nicht angehen will. Die Bevölkerung ist derzeit mit anderen Arbeiten beschäftigt. (1-4) Zu
meinem Herrn sprich: Folgendermaßen spricht Kibrı¯-D[aga¯n], dein Diener. Tag, da ich diese meine Tafel meinem Herrn bringen ließ, ist das Tor der unteren Stadthälfte 47), außen, auf der Außenseite, (d. h.) auf der Flußseite, zusammengestürzt. (10-13) Ich habe nachgedacht und mir (gesagt): »Bis mein Herr kommt und für diese Arbeit zur Verfügung steht und auch den Plan für dieses Tor gezeichnet hat, (14-17) werde ich, ohne (Genehmigung) meines Herrn, die Ausführung dieser Arbeit nicht angehen.« Auch kann diese Arbeit nicht be[wältigt werden] 48). Es ist na[he] 49) dem Fluß. Eine dauerhafte Arbeit muß [geleistet] werden. (18-22) Bis mein Herr eintrif[ft und für diese] Ar[beit zur] Verfügung [steht] und auch den Pl[an für dieses Tor gezeichnet hat, werde ich] ohne (Erlaubnis) [meines] Her[rn diese Arbeit] nicht [erledigen]. (23-26) Wenn […] Stein[e …] Steine […]. (27-28) Eine dau[erhafte] Arbeit [wird geleistet werden, und sie werden] keine Verfehlung [begehen] 50). (29-31) Es ist zu befürchten, daß [mein] He[rr] folgendermaßen [spricht]: »[Lasse] die[se] Arbeit durch die Leute, [die zur Verfügung] stehen, verrichten!« (32-36) Es ist der rechte Moment, den Bedarf [des Palastes] zu nehmen! Die Leute, die zur Verfügung stehen, reichen nicht aus für (das Schneiden von) Rohr, Binsen und (das Herstellen von) Nägeln, Bedarf des Palastes. (37-39) Bis mein Herr eintrifft, werde ich das Verrichten dieser Arbeit (i. e. Bauarbeit) nicht angehen. (40-41) Wie dem auch sei, mein Herr möge mir schreiben, und ich werde gemäß dem Befehl meines Herrn handeln. (5-9) Am
47. 48. 49. 50.
48
Vgl. die Querverweise bei J.-M. Durand, LAPO 18, 578b. L. 15: Lies wahrscheinlich sˇa ka-[sˇa-di-im-ma]. J.-M. Durand, LAPO 16, 296 übersetzt: »ce travail n’a pas à être entrepris«. L. 16: Lies qé-[ru-ub]. J.-M. Durand, LAPO 16, 296 ergänzt die Z. 23-28 »Lorsque mon Seigneur arrivera, il doit trouver suffisamment de pierres. Il me faut donc entasser beaucoup de pierres pour qu’une œuvre durable soit effectuée et ne subisse point de dégâts.«
Briefe aus Mari
3.5 Eine Stadt ohne Scheich ARM XIV Nr. 46. Übersetzung: LAPO 16 Nr. 82. Datum: nach ZL 4’ (= ZL 5, 1706)
Der Gouverneur von Saggara¯tum erinnert Zimrı¯-Lîm an die Abdankung des Scheichs von Du¯r-Jahdun-Lîm 51) und bittet um das Einsetzen eines neuen Scheichs. Der Text ˘ zeigt, daß die Scheichs vom König zwar akkreditiert werden mußten, sie aber eine gewisse Freiheit besaßen und nicht zu dieser Funktion gezwungen werden konnten 52). Parallel zu diesem Brief wurde FM II 23 an Sˇunuhra-Halû (s. Nr. 2.1) ge˘ ˘ schickt. (1-4) Zu
meinem Herrn sprich: Folgendermaßen (spricht) Jaqqim-Addu 53), dein Diener. ich in Mari weilte, sprach Aham-nu¯ta folgendermaßen in Gegenwart meines ˘ eines Scheichs von Du¯r-Jahdun-Lîm ausüben. Herrn: »Ich werde nicht (mehr) das Amt ˘ (11-15) Nun, weIch halte mich fern! Man möge einsetzen, wer eingesetzt werden kann.« gen des Berichts, den ich (eben) meinem Herrn geschickt habe, hält Masˇhum, der Leut˘ nant, die Tore. (16-21) Aham-nu¯ta aber ist in Mari und die Stadt Du¯r-Jahdun-Lîm ist ver˘ ˘ nachlässigt. Nun möge mein Herr den Aham-nu¯ta aufmerksam machen, damit er nach ˘ am-nu¯ta nicht einverstanden ist, möge mein Du¯r-Jahdun-Lîm aufbricht. (21-25) Wenn Ah ˘ ˘ dun-Lîm verwalten kann, beauftragen und Herr einen zuverlässigen Mann, der Du¯r-Jah ˘ herschicken. (5-10) Als
3.6 Ein Gouverneur im Streit mit der Königin ARM XIV Nr. 81. Übersetzung, Kollationen oder Lesungsvorschläge zu den Z. 4, 7-8, 11, 2027, 35, 39, 42 (statt 41), 45-49: LAPO 17 Nr. 752, Kommentar aaO 528-529. Datum: ZL 4’ (= ZL 5, 1706).
Jaqqim-Addu schreibt Zimrı¯-Lîm, daß die Nomaden im Norden Saggara¯tums ihre Schafe weiden lassen. Er hofft, daß es zu keinem Problem kommen wird und wartet auf eine Reaktion des Weidevorstehers. Weiters schildert er Zimrı¯-Lîm seine Probleme, sich gegen die höchsten Persönlichkeiten in seinem Distrikt zu wehren. Er hatte, ebenso wie seine Vorgänger, ein Landgut zur Entlohnung bekommen. Anders als für seine beiden Vorgänger Sumhu-rapi oder Itûr-Asdû meldete die Königin Da¯m-hura¯si ˘ ˘ ˙ unter dem Einfluß der Ehefrau Itûr-Asdûs aber ihre Ansprüche an. (1-3) Zu
meinem Herrn sprich: Folgendermaßen (spricht) Jaqqim-Addu, dein Diener. habe Gendarmen bis Lasqum geschickt, um die Angelegenheit zu überprüfen, und sie haben mir folgenden Bericht gebracht: »Die Schafe der Nomaden weiden bis Lasqum. Die Hürden haben Lasqum erreicht.« (9-11) Sie haben die Angelegenheit über(4-8) Ich
51. 52. 53.
Vgl. zu Aham-nu¯ta, M. Bonechi und A. Catagnoti, Compléments à la correspondance de ˘ Yaqqim-Addu, Gouverneur de Saggarâtum, FM II (1994) 56-57 Anm. a und seinen Brief A.3362 (= MARI 6, 77-79, LAPO 18, Nr. 859). Vgl. P. Villard, Nomination d’un Scheich, FM II (1994) 291-297. Yaqqim-Addu war der Gouverneur von Saggara¯tum ab ZL 4’ (= ZL 5, 1706): B. Lion, Amurru 2, 179-181.
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prüft, weil mein Herr mich und den Weidevorsteher benachrichtigt hatte. Mein Herr möge den Weidevorsteher benachrichtigen. (11-14) Es ist zu befürchten – was Gott verhindere – daß es zu einem Vergehen kommt und mein Herr folgendermaßen spricht: »Warum hast du die Angelegenheit nicht überprhüfit und mir nicht geschrieben?« (15-16) Nun habe ich meinem Herrn geschrieben. Mein Herr möge es wissen. Mein Distrikt ist der Distrikt des Weidevorstehers! (17-22) Etwas anderes: Sumhu-rapi hat das Gouverneursamt in Saggara ¯ tum [ausge]übt ˘ innegehabt. Auch Itûr-Asdû 54) ist eingesetzt worden und und 60 ikû Feld in Bı¯t-Akka[ka] (hatte Feld) in Zibna¯tum. [Mein] Vorgänger [hatte x ikû Feld]. (23-25) Nun [habe ich x ikû Feld genommen und meine Herrin Da¯m-hura¯si] hat [mir] folgendermaßen gesch[rieben: ˘ ˙ »[Nähere dich] nicht meinem Feld!« [Folgendermaßen antwortete] ich: (26-29) »Früher war Sumhu-rapi einge[setzt]. Ohne Problem nahm er ein Feld. Auch Itûr-Asdû ist einge˘ setzt worden. Ohne Problem nahm er ein Feld. Was ist nun mit mir?« (29-33) Ihren Diener, ihre Dienerin oder eine Beschlagnahme habe ich ihr beglichen, aber sie schreibt mir dies! Werde auch ich, so wie die früheren (Gouverneure) ohne Problem ein Feld nahmen, ohne Problem (eines) nehmen? (33-35) Zur Zeit von (H)aqba-ahum, ging er ˘ nach Bı¯t-Akkaka und machte die Arbeitszuteilung von 3 Pflugeinheiten an˘ Feld(fläche) voll! (36-39) War dieses Feld in irgendeiner Weise als Zuteilung zugeteilt? (Es gibt noch) 1400 ikû zusätzliches Feld, das die Adeligen und die Bevölkerung bestellten! (40-44) Jetzt möge mein Herr den (H)aqba-ahum, seinen Diener, fragen, wie der Herr Gouverneur, ˘ mein Vorgänger, dieses ˘Feld innehatte! Nun werde ich eine igisûm-Zahlung nach der anderen meinem Herrn zuführen. (45-47) Pa¯rtum 55) aber ist zur Frau des Königs, Da¯m-hura¯sim, [gegan]gen 56) und [spricht] solch unerhörte Dinge! (48-51) Vor meiner ˙ Herrin˘ erwähnt sie immer wieder meinen Namen, und unter ihrem Einfluß hat meine Herrin dieses Schreiben geschickt. (51-54) Ich erfülle ihre Befehle geflissentlicher als die Vorgänger! (Nur) wegen dieses Feldes habe ich meinem Herrn geschrieben. Mein Herr möge es wissen!
3.7 Eine Heuschreckenplage ARM XXVII Nr. 29. Kollationen (J.-M. Durand) für Z. 22-24 apud N. Ziegler, Cr. zu: M. Birot, Correspondance des gouverneurs de Qattunan (ARM 27), AfO 46/47 (1999/2000) 330b. Übersetzung: W. Heimpel, Letters … 421 f. ˙ ˙
Der Gouverneur von Qattuna¯n schickte Zimrı¯-Lîm mehrere Briefe anläßlich einer ˙ ˙ Distrikt 57). Nach dem vergeblichen Versuch, die HeuHeuschreckenplage in seinem 54. 55. 56. 57.
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Zu Itûr-Asdû, dem Gouverneur von Saggara¯tum im Jahr ZL 3’ (= ZL 4, 1707), s. B. Lion, Amurru 2, 179. Pa¯rtum war eine Prinzessin und die Ehefrau Itûr-Asdûs, s. J.-M. Durand, Les dames du palais de Mari à l’époque du royaume de Haute Mésopotamie, MARI 4, 419-420 und N. Ziegler, Le harem de Zimrî-Lîm, FM IV, Nr. 35: 2. M. Birot las [sˇi]?-ba-at-ma »elle est [vi]eille«; J.-M. Durand ergänzt [is]-ba-at-ma und über˙ setzt »elle est partie pour chez …«. Zur Heuschreckenplage s. die gleichzeitig erschienenen Artikel von B. Lion und C. Michel, Criquets et autres insectes à Mari, MARI 8 (1997) 707-724 und W. Heimpel, Moroccan lo-
Briefe aus Mari
schrecken vom Überqueren der Wasserläufe (ein Kanal und Habu¯r) abzuhalten, ver˘ suchte man die Insekten durch Zertrampeln zu beseitigen. Verzweiflung der Bevölkerung. (1-5) [Zu]
meinem Herrn sprich: [Folgendermaßen] (spricht) Zakira-Hammû, dein [Diener]. Die Stadt Qattuna¯n und der Distrikt sind wohlauf. (6-10) Schon früher, da ich einzweimal wegen der˙˙Heuschrecken (erbum) meinem Herrn geschrieben hatte, hat mein Herr mir folgendermaßen geantwortet: »Fülle den sˇa-di-tum-Kanal 58) mit Wasser, damit sie nicht (den Fluß) überqueren können.« Dies hat mein Herr mir geschrieben. (10-11) Gemäß dem Befehl meines Herrn habe ich den s ˇ .-Kanal mit Wasser gefüllt. (12-17) Nachdem sie den s ˇ .-Kanal überquert haben und auch den Habu¯r überquert ha˘ ben, bin ich mit den jungen Männern und Frauen, den Rindern und Schafen aufgebrochen und unablässig auf den Knien angesichts der Heuschrecken. (17-20) Soviel zerschlagen werden kann, zerschlage [ich], und soviel zertreten werden kann, zertreten die Rinder und Schafe. Welche Wahl habe ich denn? (21-25) Das rechte und das linke Ufer, beide [habe ich] versammelt. Ich bin aufgebrochen aber habe keinen [Ret]ter! Um [das Getreide des Pa]lastes [zu retten, habe ich] meinem Herrn [geschrieben]. (25-29) Mein Herr möge nachdenken, und [100 Mann] möge mein Herr herschicken, damit sie [das Getreide des Palastes] retten. [Auf die Leute, die] hier [wohnen, möge mein Herr nicht ver]trauen. (30-33) [Die Bevölkerung (musˇkênum) wurde letz]tes Jahr (schon) [betrübt, sie haben den Zugriff der Heu]schrecken gesehen und [folgendermaßen (gesprochen): »Wenn] die Heuschrecken [über unser Getreide herfallen], bleiben wir nicht!« (34-37) [Nun möge mein Herr über]legen: Die Bevölkerung möge ihr Getreide] retten, [und die Truppe, d]ie mein Herr schickt, möge das [Getreide des Pa]lastes retten. (38-39) Ich schrieb meinem Herrn [gemäß meiner Dienerpflicht. Mein Herr] möge [gemäß seiner gro]ßen [Königswürde] handeln.
3.8 Reparatur eines gebrochenen Deichs A.250: B. Lafont, Nuit dramatique à Mari, FM (I), Paris 1992, 93-105. Übersetzung: J.-M. Durand, LAPO 17 Nr. 813 mit Kommentar zum Vokabular. Karte: FM (I) 104-105. Datum: ZL 0-1 (1711 oder 1710).
Sumû-hadû 59) hat in der Nacht in großer Eile einen Damm-Bruch reparieren lassen ˘ und schreibt dem König stolz und erschöpft über die erfolgreiche Aktion. Zum Warentransport konnten die Bewässerungskanäle angefüllt werden, um den Schiffen die Fahrt zu ermöglichen (s. auch Nr. 5.3). Als Getreide nach De¯r (Abu Kemal) transportiert werden sollte, waren die diversen Bewässerungssysteme abgesperrt worden,
58. 59.
custs in Qattunan, RA 90 (1996) 101-119 sowie den Text Nr. 35 unten im Beitrag Radner, ˙ ˙ Briefe. Neuassyrische Vgl. zu diesem Kanal M. Birot, ARM 27, 83 Anm. a und J.-M. Durand, LAPO 17, 598. Die Lesung sˇa-di-tam ist gesichert. W. Heimpel, Letters … 422 übersetzt »mountainside (canal)«. Gouverneur des Distrikts von Mari, s. B. Lion, Amurru 2 (2001) 183-184. Der Stil des Briefes und die persönlichen Bemerkungen zu seiner Krankheit dürften zeigen, daß er mit Zimrı¯-Lîm ein vertrautes Verhältnis hatte.
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Nele Ziegler
um den Wasserspiegel im Kanal nach De¯r zu erhöhen. Dabei kam es zu einem Zwischenfall bei den Wasserleitungen. Sumû-hadû berichtet, wie er zu handeln beab˘ sichtigt. (1-4) Zu
meinem Herrn sprich: Folgendermaßen (spricht) Sumû-hadû, dein Diener. ˘ hat Wasser für De¯r genommen. Wegen der Schiffe, die Getreide transportieren, hat man die Bewässerungskanäle (atappum) von flußaufwärts an requisitioniert, und der Wasser(spiegel) ist angeschwollen. (9-13) Gestern, vor Beginn der Nacht, ist das Wasser oberhalb der Brücke am Balı¯h-Zufluß 60), am Ort der irdenen Leitungsrohre ˘ Sofort, trotz meiner Krankheit, bin ich auf(masˇallum), unterbrochen worden. (14-18) gestanden und habe mich auf meine Tragesel gesetzt. Ich bin losgegangen und habe das Wasser durch ein Abflußsystem (sˇa sˇalalı¯) abgeschnitten. (19-20) Und wieder habe ich das Wasser im Balı¯h abgesperrt. (21-25) Am frühen Morgen werde ich die Verrichtung ˘ der (Ausbesserungs)-Arbeit angegangen sein. Ich mache die Leitungsrohre, und danach gehe ich das Anhäufen der Erde an. (26-27) Dieser Durchbruch hat 2 Rohrlängen nach unten hin zerschlagen, 4 Rohrlängen sind die Breite. (28-32) Am Abend werde ich diesen Durchbruch abschließen. Die Wasser werde ich in Ordnung bringen! Mein Herr möge sich nicht grämen! (33-36) Ich habe den verschiedenen Städten geschrieben, daß ich das Wasser unterbrochen habe. Man hat es in Appa¯n, Humsa¯n und Sˇehrum genommen. ˘ Das Wasser ist nicht angestiegen. (38) Ich aber habe die Krankheit ˘meines Jahres erwischt! (5-8) Man
4. Die diplomatischen Gepflogenheiten 61) Mit der Eroberung Maris hatte Samsı¯-Addu ein großes Reich gebildet, das sich von den Tigrisufern bis zum Euphrat erstreckte und bis zu seinem Tod gehalten werden konnte. Danach zerfiel sein Land wieder in viele mehr oder minder kleine Königtümer, die sich untereinander nach einem streng ausgehandelten Allianz- und Abhängigkeitssystem gliederten. Dieses diplomatische Verhältnis kam in den Adressen der Königsbriefe zum Ausdruck, in denen sich die gleichrangigen Herrscher untereinander als Brüder (Nr. 4.6, 4.8-4.9), die anderen aber als Vater-Sohn (Nr. 4.4) oder Herr-Diener (Nr. 4.3, 4.5) bezeichneten. Während seiner ganzen Regierungszeit war Zimrı¯-Lîm ein treuer Verbündeter Aleppos, zuerst als Vasall (»Sohn«) des Yarı¯m-Lîm (Nr. 7.1), dann als Verbündeter (»Bruder«) seines Nachfolgers Hammurapi (Nr. 4.1 ˘ und 4.2). Der Festigung von Allianzen dienten dynastische Hochzeiten: Yasmah-Addu ehe˘ lichte die Tochter des Königs von Qatna¯ (Nr. 6.5), Zimrı¯-Lîm eine Prinzessin aus ˙ Zimrı¯-Lîms waren mit seinen Vasallen im Aleppo (Nr. 7.1), und mehrere Töchter
60. 61.
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Es handelt sich hierbei um den Balı¯h-Kanal in der Umgebung Maris. S. zu den Homonymen ˘ bei geographischen Namen D. Charpin, La »toponymie en miroir« dans le Proche-Orient amorrite, RA 97 (2003) 3-34, und v. a. 21-22. B. Lafont, Relations internationales, alliances et diplomatie au temps des rois de Mari, Amurru 2 (2001) 213-328.
Briefe aus Mari
Habu¯r-Gebiet verheiratet worden 62). Zu den gegenseitigen Pflichten der so Verbün˘ deten gehörte v. a. der militärische Beistand (Nr. 1, 4.1, 4.6, 4.9, 5.2, 5.5). Nicht unbedeutend war aber auch die Möglichkeit der wirtschaftlichen Hilfestellung, v. a. in Form von Weideland (Nr. 4.8 und auch 4.3). Die Nr. 4.2 zeigt, wie Zimrı¯-Lîm im Reich von Aleppo eine ganze Stadt mit ihren Ländereien wirtschaftlich nutzen konnte. Eine Allianz wurde mit einem Bundesschluß besiegelt (Nr. 4.5, 4.7) und endete mit dem Tod eines der Teilnehmer. Das Ideal solcher Bündnisse war die Dauerhaftigkeit der Allianzen über Generationen hinweg (Nr. 4.3), sehr häufig waren sie aber kurzlebig (Nr. 4.5). Der Geschenkaustausch zwischen Verbündeten war üblich 63) (Nr. 6.3), und der Oberherr wurde im Fall von Streitigkeiten zwischen den Vasallen als Schlichter gerufen (Nr. 4.5). Eine Eigenheit des sim’alitischen Königtums von Mari, die vielleicht auf nomadische Gepflogenheiten zurückging, könnte die Einladung sein, die Zimrı¯-Lîms Untergebene und Verbündete jährlich zum Esˇtar-Fest erhielten (Nr. 4.4, 4.5) 64). Das diplomatische Leben jener Zeit beruhte auf einfachen Boten und regelmäßigen Gesandten, deren Ankunft oder Durchreise in den Briefen erwähnt wird (Nr. 3.3, 4.2). Im Falle von Feindseligkeit wurde der diplomatische Kontakt verweigert (Nr. 4.1, 5.4), es kam aber auch vor, daß Boten auf ihrer Sendung ihr Leben riskierten (Nr. 4.9).
4.1 Zimrı¯-Lîm hat die Wahl einer Allianz mit Aleppo oder Esˇnunna A.2988+A.3008: D. Charpin, Un traité entre Zimri-Lim de Mari et Ibâl-pî-El II d’Esˇnunna, D. Charpin/F. Joannès (ed.) Marchands, diplomates et empereurs. Études sur la civilisation mésopotamienne offerts à Paul Garelli, Paris 1991, 160-162. Übersetzung: LAPO 16 Nr. 282. Datum: Ende ZL 0 (1711 65)).
Zimrı¯-Lîm hatte das Königreich seiner Dynastie zurückerobert und dabei offensichtlich über Hilfstruppen aus Aleppo verfügt. Nun wollte Iba¯l-pî-El von Esˇnunna ihn zum Vasallen anwerben. Zimrı¯-Lîm informiert seinen Oberherrn darüber. Der König von Aleppo schließt eine Allianz mit Esˇnunna aus, verspricht Zimrı¯-Lîm aber militärischen Beistand für die Rückeroberung einer Stadt: es dürfte sich dabei um Kahat ˘ handeln. (1-4) Zu
meinem Herrn sprich: Folgendermaßen (spricht) Jatar-Kabkab, [dein Diener]. Herr] hat [we]gen Esˇnunna folgendermaßen [zu mir gesprochen]: (7-10) »Bei deiner Reise nach Norden wirst du vor Jarı¯m-Lîm [treten und] wegen Esˇnunna folgendermaßen sprechen: (10-13) ›Esˇnunna schreibt mir ohne Unterlaß, um eine Allianz (zu (5-6) [Mein
62. 63.
64. 65.
Vgl. jüngstens N. Ziegler, Le harem de Zimrî-Lîm, FM IV, 59-67 mit Literaturverweisen. Vgl. die Nr. 4.3, in der ein Vasall sich als mittellos deklariert, um das Ausbleiben von Geschenken zu erklären. S. zum Geschenkaustausch F. Lerouxel, Les échanges de présents entre souverains amorrites au XVIIIme siècle d’après les Archives royales de Mari, FM VI (2002) 413-463. An diesem Ereignis nahmen auch die Beamten des Königs und seine Diener teil. Vgl. J.-M. Durand, LAPO 18, 124-129. Vgl. zum Datum D. Charpin und N. Ziegler, FM V, 182 Anm. 88.
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Nele Ziegler
schließen). Ein Mal hat er (i. e. der König von Esˇnunna) seinen Boten gesandt, aber ich habe ihn zur Grenze zurückgeführt. (13-17) Er hat noch einen geschickt, und ich habe seinen Boten zur Grenze hzurückigeführt. Danach ist ein Würdenträger (wörtlich: Eselsreiter) gekommen! Ich aber habe ihn zur Grenze zurückgeführt. (18-20) So habe ich (gedacht): ›Wie kann es ohne Erlaubnis Jarı¯m-Lîms eine Allianz mit Esˇnunna geben?‹« (20-25) Als ich so zu ihm (= Jarı¯m-Lîm) gesprochen hatte, antwortete dieser mir folgendermaßen: »Wenn er (= König von Esˇnunna) seine früheren Wünsche nicht mehr hegt, die (er) folgendermaßen (formulierte): ›Dies ist meine Grenze!‹, dann darf er die Truppen nicht mehr heraufkommen lassen! Diese (die Boten) möge er einsperren!« (26-29) Einen Boten, der hinaufkommen möge, und auch eine [Allianz] mit Esˇnunna wünscht dieser Mann (Jarı¯m-Lîm) nicht. Er (sagt): (30-33) »Bin ich für ihn nicht besser als Esˇnunna oder habe ich etwa keine Truppe wie Esˇnunna? Die Stadt, die ihm (= Zimrı¯-Lîm) feind ist, von der er (sagt): ›Diese Stadt ist unser Feind!‹ (34-36) Ich will mit meiner Truppe losgehen (und) diese Stadt in seine Hand zurückbringen!«
4.2 Die Domäne von Alahtum ˘ FM VII Nr. 36 (Kommentar v. a. S. 70, 73, 75, 77, 79, 82-84. Datum: Mitte ZL 10’ (= ZL 11, 1700).
Zimrı¯-Lîm hatte Alahtum (= Alalah, heute Tell Açana) von Jarı¯m-Lîm von Aleppo ˘ ˘ erstanden. Die Stadt war zerstört und nahezu entvölkert. Das Interesse des Königs von Mari an dieser Stadt war v. a. wirtschaftlicher Natur, dort sollten Olivenöl und Wein produziert werden. Nach dem Tod Jarı¯m-Lîms von Aleppo kam es zu Schwierigkeiten, die v. a. von der Königinmutter Gasˇêra ausgingen: Propheten reklamierten von Zimrı¯-Lîm die Stadt (FM VII Nr. 39-40), und der König Hammurapi zog die männ˘ liche Bevölkerung zum Kriegsdienst ein, verlangte aber gleichzeitig, daß Zimrı¯-Lîm die Arbeiten in der Stadt vorantreiben lassen sollte. Der Vorwand der Königinmutter war der Schuldenerlaß (andurârum 66)), den der neue König Hammurapi nach dem ˘ seinen Sekretär SˇuTod Yarı¯m-Lîms proklamiert hatte. Zimrı¯-Lîm mußte schließlich nuhra-Halû (s. Nr. 2.1) nach Aleppo schicken, um die Angelegenheit zu klären, was ˘ ˘ ihm letztendlich auch gelang. Im folgenden Brief schildert Nûr-Sîn die Geschichte Alahtums und den Beginn ˘ seiner Probleme mit der Königinmutter. (1-2) Zu
meinem Herrn sprich: Folgendermaßen (spricht) Nûr-Sîn, dein Diener. (3-4) Die Stadt Alahtum hat Hammurapi meinem Herrn gegeben. Als er diese Stadt meinem ˘ Herr Hammurapi Jasmah-Addu, den Diener Hammurapis, der Herrn gab,˘ (5-8) hat mein ˘ ˘ immer wieder als Gesandter zu meinem Herrn˘ geht, mit dem Obermusiker 67) nach (8-10) Alahtum geschickt. Er versammelte die Bewohner Alahtums, und Jasmah-Addu ˘ wiederholte die Weisung seines Herrn. So sprach er zu ˘ ihnen: (10-12) »Die˘ Stadt 66. 67.
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Vgl. dazu D. Charpin, Les décrets royaux à l’époque paléo-babylonienne, à propos d’un ouvrage récent, AfO 34 (1987) 36-44. Zum Obermusiker Warad-ilı¯sˇu vgl. N. Ziegler, Les musiciens et la musique d’après les archives de Mari (in Vorbereitung).
Briefe aus Mari
Alahtum, ihre Felder, Weingärten, Oliven(haine) von der Grenze Alahtums an hat mein ˘ Hammurapi meinem Herrn Zimrı¯-Lîm gegeben. (13-15) Die hochgestellten ˘ Herr Per˘ sonen (we¯dûm), die Einwohner (maskanûm), die Ersatzleute und jeder, der ein Feld in Alahtum innehat und bestellt, wird aus Alahtum hinausgehen (= seine rechtlichen An˘ sprüche verlieren). (16-19) Ihr aber, schreibt ˘hani eure Brüder, die in eine andere Stadt fortgegangen sind, bringt eure Brüder, die in einer anderen Stadt wohnen, zurück!« Dies hat Jasmah-Addu in Gegenwart des Obermusikers den Einwohnern der Stadt gesagt. ˘ weilten der Obermusiker und Jasmah-Addu in Alahtum, maßen die Fel(20-23) 10 Tage ˘ ˘ der und besichtigten die Grenze des Bewässerungslandes. Sie zählten Olivenbäume. Sie schrieben die Fläche der Weingärten auf und kontrollierten die Domäne. (24-26) Als Jasmah-Addu die Stadt, die Domäne, die Kornfelder, die Weinfelder und den Olivenhain in˘ der Verfügung des Obermusikers kontrolliert hatte, sprach er so: (26-27) »Von diesem Tag an wird sich niemand an das Feld von Alahtum heranmachen.« (28-29) An ˘ diesem Tag schrieb Gasˇêra dem Obermusiker nicht wegen der Felder ihrer Diener (30-34) (sa¯mihum), ihrer Weingärten und ihrer Honig(waben). Als der Obermusiker von ˘ nach Aleppo losgegangen war und den Bericht von der Stadt, den WeinfelAlahtum ˘ dern und den Olivenhainen meinem Herrn Hammurapi wiederholte, da sprach Ham˘ ˘ murapi folgendermaßen zum Obermusiker: (35-39) »Nun habe ich dir die Stadt gegeben, die Zimrı¯-Lîm von mir gewünscht hatte. Diese Stadt ist zerstört! Er möge sie in Stand setzen. Gibt es irgendein Hindernis? So wie ich aus dieser Stadt gegangen bin (= meine Ansprüche verloren habe), mögen alle hinausgehen!« Dies hat mein Herr Hammurapi dem Obermusiker gesagt. (40-43) Nachdem mein Herr Hammurapi dies dem ˘Obermusiker gesagt hatte, weilte der Obermusiker vier Monate˘ lang, (alle) Tage in Aleppo. Die Felder der Gasˇêra, der Einwohner, der Ersatzleute habe ich bestellt. (43-45) Niemals schrieb Gasˇêra dem Obermusiker, und von den 200 (ikû) Feld der Gasˇêra habe ich 60 mit Saatgut bedeckt. Niema[ls] schrieb sie [dem] Obermusiker! (46-48) Nach[dem der Ob]ermusiker fortgegangen ist, machte G[asˇê]ra mir ihr Feld streitig, das ich mit Saatgut bedeckt hatte. (47-49) Gasˇêra ist beim König eingetreten, und der König hat ihr Feld freigestellt. Es ist aber das Feld, das ich besät hatte, das man ihr gab. (50-53) Nachdem man das Feld genommen hat, hat man mir die folgende Angelegenheit vorgeworfen: »Du hast die Bewohner der Stadt versammelt und folgendermaßen gesprochen: ›Mein Herr hat Silber dargewogen und die Stadt Alahtum gekauft!‹ Dies hast du zu den Bewohnern der Stadt gesagt!« (54-55) Sie sagten diese ˘Angelegenheit zu mir, und ich verstreute Erde auf meinem Haupt, (wobei ich sprach): (55-59) »Die Bewohner der Stadt, zu denen ich diese Angelegenheit gesagt habe, sollen [vor] Addu in Bezug auf mich Zeugnis ablegen, und mein Herr Hammurapi möge mich ohne Erlaubnis meines Herrn zwei Mal genau ˘ möge inspizieren, was sich [in] meinem Besitz befindet. Nehmt prüfen 68). Ein anderer Feld, soviel zu nehmen ist! Warum verleumdet ihr mich?« (60-63) Dies sagte ich zum König. Sie ließen einen Tag verstreichen; am nächsten Tag näherte sich (der Minister) Ta¯b-bala¯t¯ı (mir), und ich sprach folgendermaßen: »Eine gewaltige Angelegenheit ist über ˙ ˙ 68.
Die Stelle ist unklar. J.-M. Durand versteht ana ˇsinı¯ˇsu lihrusanni anders: »qu’il m’en confis˘ ˙ Text A.1289 (i 10) wurde von que le double«, mit Komm. S. 132 Anm. i. Der dort zitierte D. Charpin in: D. Charpin/F. Joannès (éd.), Marchands, diplomates et empereurs. Études sur la civilisation mésopotamienne offertes à Paul Garelli, Paris 1991, 148-162 veröffentlicht.
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mich gekommen! Man soll über mich Zeugnis ablegen!« Er antwortete: (64-67) »Der König lacht immer wieder (darüber)! Warum nimmst du dir diese Sache so zu Herzen? Vielleicht wird man die Hälfte der Stadt deinem Herrn geben. Schreibe deinem Herrn!« Dies sagte Ta¯b-bala¯t¯ı zu mir. (68-71) Noch einmal bemühte ich mich am dritten Tag um ˙ Zeugnis für ˙die Angelegenheit; ich näherte mich Ta¯b-bala¯t¯ı, und wieder sprach er so über seine Angelegenheit. (72-78) Ich habe mich um ˙Zeugnis˙über die Angelegenheit bemüht. Mein Herr möge etwas planen und machen, daß alle aus dieser Stadt entfernt werden. An diesem Tag macht man mir die Stadt, die mein Herr gekauft hat, streitig.
4.3 Eine Allianz vor der Rückeroberung Maris und der anderen Städte FM VI Nr. 18. Zu Z. 8: D. Charpin und N. Ziegler, FM V 144 und Anm. 559 und Reaktion darauf J.-R. Kupper, NABU 2004/99. Lesungsvorschläge und Übersetzung der Z. 36-45: J.-M. Durand, Amurru 3 (2004) 118-119. Datum: ca. ZL 3’ (= ZL 4, 1707).
Sumu-lanasi erinnert Zimrı¯-Lîm an ein Bündnis, das vor der Einnahme Maris mit Hilfe des Herrn von Kargamisˇ geschlossen werden konnte. Er selbst hatte mit der Rückeroberung seines Königreichs Abı¯-ilı¯ zuerst weniger Glück als Zimrı¯-Lîm, ist aber nun ein guter, wenn auch armer Vasall des Königs von Mari. (1-4) Zu
meinem Herrn sprich: Folgendermaßen (spricht) Sumu-lanasi, dein Diener. sei wahrlich ein Zeichen, als im Garten 69) ich und du, mein Herr, mittels des Herrn von Kargamisˇ, in Muzull[um 70)], wir [s]o verweilten und miteinander sprachen! (9-15) Nun hat der Gott deines Vaters dich auf den Thron deines Vaters steigen lassen. Ich bin zum Haus [meines] Vaters gekommen, aber in meiner [Stadt] wohnte Jumras-[El]. (16-22) Ich achtete dich, und (deshalb) hatte ich ihn ni[cht] von meinem Thron ˙ [vertr]ieben. Nun ist der Gott [meines Herrn] Zim[rı¯-Lîm] stark, und (so) hat er mich auf den Thron des Hauses meines Vaters steigen lassen. (23-26) [So w]ie früher mein Vater im Gefolge deines Vaters Jahdun-Lîm ging, werde ich in deinem Gefolge gehen. (27-31) Etwas anderes: Jetzt habe˘ ich Takka von Tilla ¯ mittels meiner Briefe dauerhaft mit meinem Herrn Zimrı¯-Lîm versö[hnt und ihn] zu Bunu-Esˇtar gesandt. (32-35) Dem Huzı¯rı¯ ˘ mir habe ich geschrieben: hätte er nicht Frieden schließen wollen 71), wäre sein Land zu übergelaufen! Mein Herr möge sich freuen! (36-40) Meine Grenze – Jahdun-Lîm, der sie für meinen Vater entsch[ieden]/abge[steckt] hat – habe ich in Tehra¯n˘ fest[gesetzt]. Ich ˘ Platz? (41-42) Mein bin wie mein Vater! Bleibt das Haus meines Vaters nicht auf demselben Distrikt ist für deinen Distrikt Weidegebiet (nighum)! (42-45) Der Mann von Isqa¯, der ˘ (5-9) Es
69. 70. 71.
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Der Autor des Briefes notiert keine Doppelkonsonanten. Eine Interpretation von Z. 6 i-na KI-ri-im als ina kerrim »während des Feldzugs« (zu gerrum, kerrum, AHw 285a) kann nicht ausgeschlossen werden. J.-R. Kupper, Zimri-Lim à Muzunnum NABU 2004/99 identifiziert die Stadt mit Muzunnum (mit Verweis auf RGTC 12/2 [2001] 201-202) eine Etappe östlich von Aleppo. Z. 33: le-mu sa-la-ma-an, J.-R. Kupper nimmt einen Akkusativ mit Nunation an. Vielleicht handelt es sich aber eher um die Irrealispartikel -man. Vgl. zu -man M. Krebernik und M. P. Streck, ˇsumma¯n la¯ qabi’a¯t ana bala¯t im … Wärst du nicht zum Leben berufen … Der Irrealis ˙ im Altbabylonischen, in: R. Bartelmus/N. Nebes, Sachverhalt und Zeitbezug. Semitistische und alttestamentliche Studien. Adolf Denz zum 65. Geburtstag, Wiesbaden 2001, 51-78.
Briefe aus Mari
Mann von Qa¯, der Mann von Ilisu und der Sohn der Jariha¯ sind deine Diener! (46-47) Die ˘ ich in ein leeres Haus eingeHirten mühten sich mit den Hirten ab. (48-51) Du weißt, daß treten bin. (52-56) Du darfst mich nicht den Königen/Reichen gleichstellen 72), die bei dir wohnen! Dein Diener bin ich!
4.4 Ankündigung zum Esˇtarfest ARM XXVIII Nr. 24. Datum: Monat ix-ZL 12’ (= ZL 13, 1698).
Der junge Herrscher von Kargamisˇ, Jahdun-Lîm, meldet seine Ankunft zum Esˇtarfest ˘ an und drückt seine Freude über das Treffen mit Zimrı¯-Lîm aus. (1-4) Zu
Zimrı¯-Lîm sprich: Folgendermaßen (spricht) Jahdun-Lîm, dein Sohn. (5-8) Wegen des Esˇtar-Fests, von dem du mir schriebst: »Der Gott˘ möge dein Opfer annehmen!« (9-12) Ich selbst bin auf der Reise! Wie du und ich: so freue dich!
4.5 Der schlechte Verbündete soll bestraft werden FM II Nr. 122. Historischer Kommentar: M. Guichard et D. Sévalié, NABU 2003/6.
Huzı¯rı¯ von Hazakannum erklärt Zimrı¯-Lîm sein Nichterscheinen zum Esˇtarfest mit ˘ ˘ der Göttin von Nagar 73). Weiters ist Huzı¯rı¯ empört über die bevoreiner Rundreise ˘ zugte Behandlung Akı¯n-amars und hinterbringt Zimrı¯-Lîm dessen unflätiges Verhalten, das nach Strafe verlange. (1-2) Zu
meinem Herrn [sprich]: Folgendermaßen (spricht) Huzı¯rı¯, dein Diener. (3-4) Ich ˘ ließ, vernommen. Mein habe den (Inhalt der) Tafel meines Herrn, die er mir bringen Herr hat mir für das Fest folgendermaßen geschrieben: »Komm!« (5-8) Hier aber, im Herzen des Landes, wird Be¯let-Nagar, die das Leben meines Herrn schützt und meinen Herrn für die Dauer der Jahre am Leben erhält, auf einer Rundreise umher(getragen). (9-11) Ich empfange sie in Iluna-ah¯ı, und Haja-sumû empfähngti sie in Mis ˇkillum. (12-14) Ich ˘ ˘ werde sie aus der Hand Haja-abums empfangen und ihre Opfer inmitten von Hazakan˘ ˘ habe num verrichten. (15-18) Deswegen bin ich nicht zu meinem Herrn gekommen. Jetzt ich Ewri, der meine Angelegenheiten kennt, zu meinem Herrn geschickt. (19-21) Etwas anderes: Entsprechend dem Schreiben meines Herrn habe ich gehandelt. Was mein Herr mir ein-, zweimal geschrieben hat, ist folgendes: (22-25) »[Haj]a-sumû ist ˘ dein Vater! Er (steht) vor deinem Tor. Sei freundlich zu deinem Vater!« Dies hat mein (25-30) Herr mir geschrieben. Nun habe ich gemäß dem Schreiben meines Herrn gehandelt; die Ältesten von Iluna-ah¯ı sind hergekommen, und vor deinem Bruder Qarnı¯-Lîm habe ich Haja-sumû für ein ˘Urteil ergriffen, (30-33) dein Bruder Qarnı¯-Lîm hat diesen ˘ 72. 73.
ˇsa-ra-ni für sˇarra¯ni »Könige« oder sˇa¯ra¯ni »Reiche«. Zu itti … manûm »mettre sur pied d’égalité« s. J.-M. Durand, LAPO 16, 145 Anm. c. Vgl. dazu neben M. Guichard, Au pais de la Dame de Nagar, FM II, 269-272; ders., Zimrı¯-Lîm à Nagar, MARI 8 (1997) 329-337.
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Rechtsstreit entschieden, und wir haben (nun) Frieden und Freundschaft zwischen uns beiden festgesetzt. Dies möge mein Herr wissen. (34-37) Etwas anderes: Warum schreibt mein Herr wegen Akı¯n-amar nicht nach Kahat? ˘ Ist Akı¯n-amar (allein) mein Feind? Ist er nicht (auch) der Feind meines Herrn? (37-40) Warum verbleibt er weiterhin (unter dem Schutz des) Friedens mit meinem Herrn? Einmal hat dieser Mann vor meinem Herrn gesessen 74) und aus einem Gefäß getrunken. (40-42) Auch erhob ihn mein Herr und stellte ihn den Adeligen gleich. Er bekleidete ihn mit einem Gewand. Er setzte ihm eine huburtum-Kopfbedeckung 75) auf. ˘ (42-44) Aber als er (Akı¯n-amar) zurückkehrte, schiß er seinen Kot in das Gefäß, aus dem er getrunken hatte! Er verfeindete sich mit meinem Herrn. (45-48) [N]un ist das gesamte Land wieder zum (Besitz) meines Herrn geworden. Auch die Stadt Kahat gehört meinem Herrn. Ist es [de]nn gut, wenn der Mann, dein Prozeß-Gegner [im]˘ Frieden hmeinesi Herrn weilt? (49) Mein Herr möge Kabija [schreiben]. (50-53) Diesen Mann soll man entweder meinem Herrn ausliefern oder aber ihn aus der Stadt verstoßen. Mein Herr möge sich darum bemühen.
4.6 Der treue Verbündete: Tugenden eines Nomadenchefs A.1146: P. Marello, Vie nomade, FM (I), Paris 1992, 115-125. Übersetzung und Lesungsvorschläge für die Z. 4, 13, 39 und 44: LAPO 16 Nr. 38. Datum: vielleicht ZL 10’ (= ZL 11, 1700).
Der jaminitische Fürst der Uprapäer, Hammı¯-isˇtamar, schrieb dem Fürsten der jaminitischen Jarihäer, daß auch er Zimrı¯˘-Lîm gemäß seiner Vasallenpflicht auf seinem ˘ Kriegszug unterstützen solle. Jasmah-Addu hatte anscheinend gehofft, sich durch eine ˘ Zahlung von seiner Militärverpflichtung freikaufen zu können, wird dafür aber in der Versammlung der jaminitischen Anführer kritisiert. Jasmah-Addu sprich]: Folgendermaßen (spricht) Ha[mmı¯-isˇtamar], dein Bruder. habe ˘[ich] gesehen, [wie] ihr auf [meine …] und˘meine Worte nicht hört! Als ob ich ich voll Haß [spräche]! Ich spre[che] aufrichtig! (8-10) Ihr aber, ihr (sprecht) folgendermaßen: »[Hammı¯-isˇtamar] haßt uns sehr und spricht solcherart [zu uns]!« (11-14) Vor ˘ meinem Aufbruch [habe ich] so [gesprochen]: »Du [kommst] mit mir! Zimrı¯-Lîm hat [entschieden] zu gehen!« Du [hast vor], zu essen, zu trinken und zu schlafen! (15-16) (Aber) du hast nicht vor, mit mir zu reisen! Sitzen und liegen lassen dich nicht erröten! (17-19) Ich, wenn ich einen einzigen Tag im Haus herumgesessen habe – bis ich ins Freie hinausgehe und aufatme – ist mein Sinn betrübt. (20-21) Du vertraust auf anderes, (sagst): »Ich werde meinem Stamm (lîmum) Silber geben!« (22-23) Was soll dein Silber, das du gegeben hast? Dein gesamtes Silber, das du gegeben hast, kenne ich doch! (24-26) Gestern hat sich dein gesamter Stamm in Hên versammelt, und wer dich mag, ˘ Und wer dich haßt, spricht so: »Er spricht so: »Schreib ihm, er soll (los)gehen!« (27-28) (29-31) soll nicht kommen!« Wenn ich nicht gekommen wäre, hätten sie gemeinsam ge(1-3) [Zu
(4-7) Nun
74. 75.
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In Gegenwart des Königs sitzen zu dürfen, war eine Ehre, s. zu den Fragen der Etikette B. Lafont, Le sâbum du roi de Mari au temps de Yasmah-Addu, in: J.-M. Durand/J.-R. Kupper ˘ ˙ (ed.), Miscellanea babylonica. Mélanges offerts à Maurice Birot, Paris 1985, 161-179. Vielleicht eine »Perücke«, s. J.-M. Durand, Perruques, NABU 1991/52.
Briefe aus Mari
handelt! Wie soll ich dich verleumden? (32-34) Nein! Hat denn heißer oder kalter Wind dein Gesicht niemals umschlagen und trägst du 76) etwa Blut 77), das nicht deines ist? (35-38) Am Ort, wo Vater und Mutter dein Angesicht gesehen haben und wo du auch dem (Mutter)schoß entsprungen bist, hat dich auch ein (weiblicher) Schoß empfangen! Du kennst nichts! (39-41) Schau mich an! Bis heute bin ich, auch wenn ich dem Verschwinden nah war, dem Tode entronnen! In Ahuna¯ [entfloh ich] 10 Mal der Revolte! ˘ Zählung des Jahres tötet man ihn, [im (42-44) Warum bin [ich nicht] wie Dumuzi? Zur Frühling] kehrt er immer wieder zum Tempel der Annunı¯tum zurück 78). (45-47) So habe ich es immer wieder gemacht: Vo[n der Ernte], die ich regelmäßig einholte, speicherte ich nichts. Und […] für die Uprapäer und die Jaminiten […]. (48-50) Du aber (sagst): »Jetzt wird Jansib-Daga¯n statt [mir] mit dir gehen!« (50-53) Als Jan[sib-Daga¯n] mit mir ˙ ging, war dieser ˙schon ein Greis. N[un] soll er in die Mitte der Steppe kommen und (auch (54-57) nur) eine einzige (Sache) für dich zustande bringen? Und was du sagst: »Ich habe Silber gegeben!« Ich aber, wie viel [Silber] und Gewänder habe ich gegeben! Mir aber […] Silber […]. (58-61) Nun höre (den Inhalt) dieser meiner Tafel, und wenn der König sich verspätet hat, um ins Feld zu ziehen, nimm das Silber, die Gewänder und alles, was dir zur Verfügung steht, und sobald ich jetzt dort sein werde, triff bei mir ein!
4.7 Friedensschluß mit Schlachtung eines Tieres ARM II Nr. 37. Neuveröffentlichung mit dem Paralleltext A.1056: D. Charpin, MARI 7 (1993) 185 Nr. 8. Übersetzung: LAPO 16 Nr. 283; M. Streck, AOAT 271/1, 43. Übersetzung und Kommentar: D. Charpin, »Ein umherziehender Aramäer war mein Vater«: Abraham im Lichte der Texte aus Mari, in: R. G. Kratz/T. Nagel (Hg.), Abraham, unser Vater, Göttingen 2003, 40-52. Datum: ZL 9’ (= ZL 10, 1701).
Der Weidevorsteher Iba¯l-El beschreibt Zimrı¯-Lîm den Friedensschluß mit den Nomaden. Seither herrsche Eintracht zwischen den Nomaden und den Städten des Idamaras (Ha¯bu¯r-Dreieck). ˙ ˘ (1-3) Zu meinem Herrn sprich: Folgendermaßen (spricht) Iba ¯ l-El, dein Diener. (4-7) Die Tafel Iba¯l-Addus ist aus Asˇlakka eingetroffen, und ich bin nach Asˇlakka gegangen, um ein Eselfüllen zu schlachten (als Zeichen der Allianz) zwischen den Nomaden und dem Idamaras. (8-10) Sie haben einen Welpen und eine Ziege hergetragen, aber ich fürchtete ˙ Herrn und gestattete (die Verwendung) von Welpen und Ziege nicht. 79) meinen (11-14) Ein Eselsfüllen, das Junge einer Eselin, habe ich selbst schlachten lassen. Ich habe 76. 77. 78.
79.
nasˇêti hat eine Fem. Endung, s. P. Marello, FM (I), 119 Anm. g. Zu lipisˇtum, s. J.-M. Durand, LAPO 16 149 Anm. k. Die Anspielung auf den Dumuzi-Mythos ist für Mari-Briefe ungewöhnlich. Leider sind die Zeitangaben noch unklar: munu¯t ˇsattim ist der Moment des Sterbens, der des Wiederauferstehens ist in der Bruchstelle. P. Marello, FM (I) 120 Anm. k und J.-M. Durand, LAPO 16, 150 Anm. m identifizieren munu¯t sˇattim mit dem Jahreswechsel. Zur Zeit Zimrı¯-Lîms fand dieser allerdings im Frühling statt. A priori würde man als Zeitpunkt für Dumuzis Tod den Herbst vorziehen, – manche Kalender, so der von Ekalla¯tum (Anm. 9) begannen im Herbst. Vgl. dazu D. Charpin, Le sacrifice de chèvres lors d’alliances sous le règne de Zimri-Lim, NABU 2003/48.
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den Frieden zwischen den Nomaden und dem Idamaras geschlossen. (15-19) [Bi]s Hurra¯, im gesamten Idamaras, sättigen sich die Nomaden, und˙ der Gesättigte hat keinen˘ Widersacher! Mein Herr˙ möge sich freuen! (19-21) Diese Tafel habe ich aus Rataspatum zu meinem Herrn bringen lassen. (22-25) Nach dieser meiner Tafel bis zum 3. Tag ˙werde ich bei meinem Herrn eintreffen. Die Steppe und die Sim’aliten sind wohlauf.
4.8 Einladung zum Weiden ARM V Nr. 15. Neuübersetzung, Kollationen und Lesungsvorschläge für die Z. 7-9, 14: LAPO 17 Nr. 722.
Angebot des Königs von Qatna¯, Schafe in seinem Königreich gemeinsam weiden zu ˙ lassen. Isˇmaddu (Jasmah-Addu) sprich: Folgendermaßen (spricht) Isˇh¯ı-Addu, dein Bru˘ der. du mir geschrieben hast, habe ich über deine Worte˘nachgedacht. Deine Schafe und die Nomaden sollen hier herüber kommen, meine Schafe sollen mit deinen Schafen weiden. (11-20) Weideland gibt es überaus viel. Schicke deine Scheichs her, ich will ihnen Anweisungen geben und ihnen deine Schafe überantworten. Meine Schafe sollen mit deinen Schafen gemeinsam weiden! (1-3) Zu
(4-10) Sowie
4.9 Boten in Lebensgefahr ARM XXVIII Nr. 14. Datum: ZL 2’ (= ZL 3, 1708)
Der König von Qatna¯ will seinen Boten nach Esˇnunna schicken, obwohl sein voriger ˙ worden war. Bote dort hingerichtet (1-4) Zu
Zimrı¯-Lîm [sprich]: Folgendermaßen spricht [Amu¯d]-pâ-El, [dein Bruder]. hast mir wegen] meines [Boten, den ich zum König von Esˇ]nunna schickte, folgendermaßen [geschrieben]: (8-13) »Ich halte ihn zurück! Deinen vorigen Boten hat man ge[tö]tet. Sollen wir nun auch diesen ins Feuer werfen?« Dies hast du mir geschrieben. (14-16) Was habe ich dem König von Es ˇnunna getan, und worin habe ich gefehlt? Was habe ich ihm genommen? (17-21) Entsprechend deiner Re[de] habe ich mich mit meinen Dienern beraten. Es ist gut, daß er reist! (22-27) Wenn man ihn leben lassen (will), soll man ihn leben lassen, und wenn man ihn töten (will), soll man ihn töten, und er wird sich für sein Land und seine Brüder hingegeben haben! (28-31) Ein anderer König, der seinen Boten nach Esˇnunna senden (will), möge von mir lernen! (32-40) Du aber sende deinen Boten mit meinem Boten, damit er ihn nach Esˇnunna unbeschadet geleite! Wohlan, daran will ich deine Brüderlichkeit und deine Freundschaft erkennen! (5-7) [Du
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Briefe aus Mari
5. Soldaten und Kriegswesen 80) Krieg war eine der Hauptbeschäftigungen der amurritischen Könige, und Kriegslust gehörte zu den fürstlichen Tugenden (Nr. 4.6). Fast jährlich wurden Feldzüge unternommen. Truppen eines Landes wurden verbündeten Königen zur Verfügung gestellt. Die Bevölkerung bekam Land, mußte dafür aber dem König als Soldaten zur Verfügung stehen. Um die wehrfähige Bevölkerung mobilisieren zu können, mußten großangelegte Zählungen stattfinden 81), in denen die Palastverwalter die noch anwesenden mobilisierbaren Männer erfaßten, um die Ländereien der Abwesenden neu verteilen zu können (Nr. 5.3). Dabei kam es zu Problemen: gemäß Text Nr. 5.3 entschied Samsı¯-Addu sich letztlich gegen eine Zählung der Jaminiten, berief sie aber zum Kriegsdienst ein, ebenso vermied er eine brutale Umverteilung der Ländereien für die restliche Bevölkerung. Bevölkerungen armer Gebiete konnten ebenso von der Zählung ausgenommen werden 82). Da diese Zählungen sehr aufwendig waren, wurden sie öfters durch kleinere, regionale Musterungen ergänzt (Nr. 5.1) 83). Hilfstruppen erhielten Geschenke (Nr. 5.2). Die Armee von Mari wurde aus zwei klar getrennten Bevölkerungsgruppen rekrutiert: den Seßhaften und den Nomaden 84). Mobilisierbar waren alle Männer, die Land erhalten hatten, Alte und Kranke bildeten die Reserve. Man konnte sich vom Militärdienst freikaufen, indem man einen Ersatzmann stellte 85). Der jaminitische Fürst Jasmah-Addu, der anscheinend gehofft hatte, sich durch Silber freizukaufen, wurde da˘ für aber verachtet (Nr. 4.6). Kriege wurden normalerweise nach »internationalen« Regeln geführt und implizierten unmittelbar die Verbündeten der Kriegsteilnehmer. Der Krieg wurde erklärt (Nr. 5.4) und moralisch begründet (territoriale Ansprüche, Allianzbruch, etc.). Die Techniken des Krieges waren schnelle Kampagnen, offene Schlachten und Belagerungen (Nr. 5.5). Alle Mittel wurden benützt, um die Gegner einzuschüchtern, so das Verbreiten falscher Gerüchte (Nr. 5.5), Geiselnahme (Nr. 5.6), Drohung (Nr. 5.4). Ein Krieg oder eine Belagerung konnte nach Tributzahlungen abgebrochen werden (Nr. 5.5). Ausgang eines Krieges waren häufig die Deportation von Kriegsgefangenen ins Land des Siegers (Nr. 5.5), Beute und in vielen Fällen die Zerstörung der Stadt 86). Frauen, v. a. der Harem der besiegten Herrscher, wurden unter den Siegern aufgeteilt (Nr. 5.6, 7.2). 87) 80. 81. 82. 83. 84. 85. 86. 87.
Zu Heer und Kriegswesen s. die Bemerkungen bei J.-M. Durand, LAPO 17, 7-416; D. Charpin, OBO 160/4, 278-293 und M. Stol, OBO 160/4, 777-817. Zimrı¯-Lîm benannte sein sechstes Regierungsjahr nach der im Vorjahr (1706) abgehaltenen Zählung: »Jahr: Zimrı¯-Lîm hat sein Land gezählt«. So wurde der Distrikt Qattuna¯n von Zimrı¯-Lîm nicht gemustert, s. ARM XXVII Nr. 46 und A. Millet Albà, Amurru 3˙ ˙(2004) 225 Anm. 2. Als Hinweis auf die Armut der Bevölkerung jenes Distrikts s. Nr. 3.7. Die Mobilisierung im Distrikt Terqa, die in Nr. 5.1 erwähnt wird, wurde 5 ½ Jahre nach der großen Zählung von ZL 4’ (= ZL 5, 1706) durchgeführt. Vgl. jüngstens dazu D. Charpin, Nomades et sédentaires dans l’armée de Mari du temps de Yahdun-Lîm, Amurru 3 (2004) 83-94. Diskussion bei M. Stol, OBO 160/4, 795-796. So sei hier nur an die Zerstörung von Esˇnunna und Mari erinnert. N. Ziegler, Le harem du vaincu, RA 93 (1999) 1-26.
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5.1 Musterung der Wehrpflichtigen ARM III Nr. 19. Übersetzung und Kollationen der Z. 18-19, 27-29, 33 (statt 31): LAPO 17 Nr. 563. Übersetzung: W. Heimpel, Letters … 482. Datum: ZL 10’ (= ZL 11, 1700).
Mobilisierung der Bewohner des Distrikts von Terqa. Kibrı¯-Daga¯n läßt Listen erstellen und dem König bringen. Freigestellt von der Wehrpflicht sind neben den Alten und Kranken, Leute, die ihren Ersatzmann geschickt hatten, und Adelige. Diesem ersten Brief folgte wenig später ARM III Nr. 20, die Antwort auf Vorwürfe des Königs, Kibrı¯-Daga¯n habe nicht genügend Soldaten mobilisiert. (1-4) Zu
[meinem] Herrn sprich: Folgendermaßen (spricht) Kibrı¯-Daga¯n, dein Diener. Herr hat mir wegen des Musterns der Truppe meines Distrikts so geschrieben: »Mustere die Truppe! Lasse mir die Tafel (mit der Liste) dieser Truppe bringen, ich will sie zur Kenntnis nehmen.« Dies hat mein Herr mir geschrieben. (10-14) Nun habe ich in Zurubba¯n, Hisˇamta, Himmara¯n und Hanna¯ Kontrolleure (ebbum) für jede Stadt ein˘ ließ sie˘ den Eid bei Daga ˘ ¯ n, Itûr-Mêr und meinem Herrn schwören und gesetzt; (15-18) ich (die Liste) der Truppe für mich schreiben. (19-22) Nun habe ich d[iese] Tafeln gesondert niedergeschrieben und lasse sie (hiermit) meinem Herrn bringen. Mein Herr möge (den Inhalt) dieser Tafeln hören. (23-26) Die Soldaten, deren Ersatzleute nach Babylon gegangen sind, diese sind geblieben! Sie sind zu sich (nach Hause) geschickt worden. (26-28) Soldaten, die für die Expedition nicht genommen worden sind, seien es Kranke 88) oder Söhne von Adeligen, sind zu sich (nach Hause) geschi[ckt worden]. (29-33) Die Greise, die nicht in den Krieg ziehen können, [sind ebenfalls] zu sich (nach Hause) geschickt worden. Mein Herr möge diese [Tafeln zur Kenntnis nehmen und gemäß] seiner königlichen Würde [handeln]. (5-9) Mein
5.2 Zimrı¯-Lîms Truppen in Babylonien A.486+M.5319, publiziert von P. Villard, Parade militaire dans les jardins de Babylone, FM (I), Paris 1992, 137-151. Übersetzung: LAPO 17 Nr. 579. Übersetzung: W. Heimpel, Letters … 507 f. Kommentar zu Z. 41-70 (Metallgewicht): F. Joannès, NABU 1989/108. Datum ZL 10’ (= ZL 11, 1700).
Zimrı¯-Lîm schickte im Kontext der elamischen Invasion mehrere Hilfstruppen nach Babylonien, die verschiedene Aufgaben erhielten. Iba¯l-pî-El berichtet Zimrı¯-Lîm, wie seine Truppe Hammurapi nach Kisˇ begleitet hatte. Dann berichtet er über die Feier˘ lichkeiten anläßlich der Ankunft der Nomaden-Truppe des Generals Bahdı¯-Addu, die ˘ 1000 Mann zählte. Die verschiedenen Grade der Armee und die erhaltenen Geschenke werden detailliert aufgezählt. (1-3) Zu
meinem Herrn sprich: Folgendermaßen (spricht) Iba¯l-pî-El, dein Diener. man mich früher zum Feldzug einberief, schrieb ich meinem Herrn folgendermaßen: »Man berief mich (mit) Proviant für 10 Tage ein, aber bisher habe ich den Ort, wohin ich gehen werde, das Ziel meiner Expedition, nicht erfahren. Wenn ich das Ziel (4-9) [Al]s
88.
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S. zu dieser Übersetzung J.-M. Durand, LAPO 17, 182 Anm. d.
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dieser Expedition erfahre, schreibe ich meinem Herrn.« Dies habe ich meinem Herrn geschrieben. (9-11) Dies ist die Expedition, zu der man mich einberief: Hammurapi ist seit ˘ meines Herrn 10 und mehr Jahren nicht nach Kisˇ gegangen. (12-15) Nun ist die Truppe und die Garde seines Palasttores mit ihm gegangen und verweilte drei Tage in Kisˇ. Er verrichtete das Opfer für seine Götter und kehrte am dritten Tag nach Babylon zurück. (16-18) Auf halbem Weg, während unserer Reise, traf die Nachricht von der Ankunft der Nomaden ein. Ich meldete es ihm folgendermaßen: (18-21) »Die Nomaden sind angekommen! Wird mein Herr zu ihnen hinausgehen?« Dies meldete ich ihm, und er sagte mir: »Am 5. Tag werde ich dir Bescheid geben!« Dies sahgtei er. Wir trafen in Babylon ein. (21-22) Zum Tor des Palastes ließ man mich sofort eintreten; (22-25) Hammurapi ˘ sprach folgendermaßen: »Geh! Die Armee möge ins Innere der Stadt eintreten. Sie 89) möge Quartier im Gästehaus nehmen und morgen in meiner Gegenwart speisen.« (25-29) Ich ging hinaus und sprach so zu seinem Minister, dem Minister Sîn-be ¯ l-aplim: »Wann auch immer sie nach Mari hinunterkommen, geht mein Herr zu seinen Dienern hinaus, und die Standartenträger 90) marschieren vor meinem Herrn auf.« Dies sagte ich, und (30-33) er sprach folgendermaßen zu mir: »Die gesamte Gruppe der Nomaden wird morgen in Gegenwart meines Herrn speisen. Die Standartenträger sollen morgen aufmarschieren!« Dies antwortete er mir. (34-35) Ta¯b-eli-ma¯tim und Sîn-be¯l-aplim gingen mit mir hinaus, und wir ließen die Truppe in die˙ Stadt eintreten. (36-39) Am nächsten Tag [versam]melte [ich] 50 Soldaten guter (Erscheinung) und ließ sie zum Tragen (der Standarten) eintreten. Die ganze Gruppe der Nomaden [sp]eiste im Garten in seiner Gegenwart. (39-41) Die Standartenträger aber marschierten im Garten auf. Er ist sehr froh über die Ankunft der Nomaden. Er machte Geschenke: (41-43) ein hullum-Ring, ein Ring aus Gold, ein Gewand und ein buntes Hemd waren das Geschenk˘(für) Bahdı¯-Addu. 1/ 3 Mine (i. e. 20 Scheqel) ist der Nenn(wert) vom hullum-Ring und Ring,˘ der echte ˘ als Zugführer ausgesucht. Ich (Wert) ist 18 Scheqel. (43-45) Bahdı¯-Addu hat 12 Leute ˘ dachte nach und sprach: »Die Zahl ist 1000 Soldaten. Für 1000 Soldaten sind es 10 Zugführer. (45-48) Nun hast du für 1200 Soldaten Zugführer ausgesucht! Auch hast du 24 Leutnants für 1400sic Soldaten ausgesucht. Man wird nachprüfen, und was wird dann die Entscheidung sein?« Ich dachte nach und sprach: (49-52) »Wenn ich zwei von den Zugführern, die er ausgesucht hat, abziehe, bringe ich die Meinung gegen mich auf.« Dies fürchtete ich, und ich setzte Sûlum als Oberhaupt der Jabasa-Nomaden ein und Bihirum als Oberhaupt der Asˇarugajum. 91) (52-54) Auch suchte ich 10 Zugführer aus. ˘ den 24 Leutnants, die Bahdı¯-Addu ausgesucht hatte, suchte ich 20 Leutnants aus. Von ˘ sprach ich folgendermaßen: »Bahdî-Addu ist oben, er (54-56) Wegen Sûlum und Bihirum ˘ ˘ (56-59) Dies beist General. Diese zwei Männer aber sind Weisungsgeber der Truppe. wirkte ich, und Sûlum und sein Kollege erhielten einen Ring aus Gold und ein Sonnenemblem aus Gold; 5 Scheqel ist der Nenn(wert) ihres Ringes und 5 Scheqel der 89. 90. 91.
Das Gästehaus (bı¯t naptarim) dürfte keine dauernde Institution, sondern ein bei Bedarf requisitioniertes Quartier˙ gewesen sein, s. die Querverweise bei J.-M. Durand, LAPO 18, 546b. Zu mubabbilum »porte-enseigne« und baba¯lum D »parader«, s. den Kommentar von P. Villard, Parade militaire dans les jardins de Babylone, FM (I) 147-148. Zu m. im Mari-Ritual nun auch J.-M. Durand, Les rituels de Mari, FM III, 51. Jabasum und Asˇarugajum sind zwei Stämme der Sim’aliten, cf. J.-M. Durand, Amurru 3 (2004) 180-184.
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N[enn(wert)] des Sonnenemblems: 8 Schekel sind [der echte (Wert)] von Ring und Sonnenemblem; [(weiters) 2 Gewänder, zwei] bunte [Hem]den. (60-62) Die 10 Zugführer erhielten hul[lum-Ring und Ring], 10 bunte Hemden. 1⁄3 Mine ist der Nenn(wert) ˘ und Ring, je 18 Scheqel das Gewicht von hullum-Ring und Ring; Gevon hullum-Ring ˘ ˘ 10-Scheqel-Silberring schenk für die Zugführer. (63-67) Die 20 Leutnants erhielten einen und 1 Scheqel abgestempeltes Silber 92), Gewänder und bunte Hemden. (64-67) (Je) 10 Scheqel ist der Nenn(wert) ihrer Ringe und (je) 1 Scheqel der Nenn(wert) des abgestempelten Silbers, 8 Scheqel ist der wahre (Wert) eines Ringes, 2⁄3 Scheqel der wahre (Wert) des abgestempelten Silbers. 3 Scheqel ist der Nennwert von abgestempeltem Silber – in Wahrheit 2 ½ Scheqel – das Gewicht des abgestempelten Silbers für (jeweils) 10 Soldaten. (68-69) Die 50 St[andartenträger] erhielten Ringe zu je [5 Scheqeln], je 1 Scheqel abgestempeltes Silber, je 1 buntes Hemd. 4 2⁄3 Scheqel Silber der Ring und das abgestempelte Silber: Geschenk für die Standartenträger.
5.3 Zählung der Nomaden ARM I Nr. 6. Neuübersetzung mit Kollationen und Lesungsvorschlägen für die Z. 11, 18, 34, 40, 43, 46-47: LAPO 17 Nr. 641. Übersetzung: M. Streck, AOAT 271/1, Z. 6-21 (S. 45), Z. 2243 (S. 62). Zeitpunkt: vielleicht einige Jahre vor der regelrechten Zählung des Eponymatsjahres Addu-ba¯ni (1713).
Samsı¯-Addu entschied sich gegen eine Zählung der Jaminiten, da die jaminitischen Rabbäer ins Land von Aleppo geflohen waren und man noch auf eine spätere Normalisierung des Verhältnisses zu allen Jaminiten hofften konnte. (1-5) Zu Jasmah-Addu sprich: Folgendermaßen (spricht) Samsı¯-Addu, dein Vater. Den (Inhalt) deiner˘ Tafeln, die du mir schicktest, habe ich vernommen. (6-8) Du hast mir wegen des Musterns der Jaminiten geschrieben. Die Jaminiten sind zum Mustern nicht geeignet! (9-13) Musterst du sie, so werden ihre Brüder, die Rabbäer, die am jenseitigen Ufer im Land Jamhad wohnen, (davon) hören; es wird sie ärgern, und sie werden in ihr ˘ Land nicht zurückkehren. Mustere sie auf keinen Fall! (14-16) Erlasse für sie verbindlich deine Order (sˇiptum)! Gib ihnen so die Order: (16-19) »Der König geht auf einen Feldzug. ˙ Alle, bis zum Jüngsten, mögen sich versammeln! Der Scheich, dessen Leute nicht vollständig versammelt sind, – und der auch (nur) einen Mann zurückläßt, – hat das Tabu des Königs verletzt!« 93) (20-21) Gib ihnen so die Order! Mustere sie auf keinen Fall! (22-26) Etwas anderes: Wegen des Teilens der Felder »der Euphratufer« 94) und wegen
92.
93.
94.
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Zu kaniktum s. F. Joannès, NABU 1989/108 »petites pièces en argent, estampillées (…) pesant un poids standard, et pourvues d’une valeur nominale alignée sur l’unité pondérale courante«, er lehnt eine Deutung als »Geld« ab, da dieses »abgestempelte Silber« nicht in Umlauf gebracht wurde. S. dazu auch M. Stol, OBO 160/4, 900-903. Der Ausdruck asakkam aka¯lum (eigentlich »das Tabu essen«) ist nicht zufriedenstellend wörtlich zu übersetzen. Er spiegelt die Vorstellung wieder, daß die bei Eidesleistung gegessene Substanz darauf wartet, im Fall des Meineides in Kraft zu treten, s. die Studie von D. Charpin, »Manger un serment«, in: S. Lafont (éd.), Jurer et maudire: pratiques politiques et usages juridiques du serment dans le Proche-Orient ancien, Méditerranées 10-11 (1997) 85-96. D. h. des Königreichs Mari.
Briefe aus Mari
des Nehmens von Feldern der Soldaten, weswegen ich dir geschrieben hatte, hast du mir folgendermaßen geschrieben: (26-29) »Nehmen die Nomaden der Steppe Felder an den Ufern des Euphrat oder nicht?« So hast du mir geschrieben. (29-32) Hier habe ich Isˇar-Lîm und Experten befragt; die Felder der Euphratufer sind zum Teilen und Überprüfen nicht geeignet. (33-37) Teilst (oder) überprüfst du diese Felder, wird es viel Klage geben! Teile die Felder der Euphratufer auf keinen Fall! So wie bisher, soll ein Mann seinen früheren Anteil behalten. Auf keinen Fall sollen die Felder durcheinander gebracht werden! (38-40) Das Feld eines Verstorbenen oder Flüchtigen überprüfe und gib es dem, der kein Feld hat. Bei der Musterung dann schau ganz genau 95), überprüfe und lasse die Truppe hinaufkommen. (40-43) Deine Musterung soll einer Kontrolle unterliegen! Und die Nomaden der Steppe, die an den Euphratufern Felder haben, sollen ebenso wie früher die Felder behalten. (44-47) Und weil du mir wegen der gleichzeitigen Herstellung von zahlreichen großen Schiffen neben den kleinen geschrieben hast: Die (Zahl der) großen Schiffe ist nicht bemessen! Man möge 10, 20 oder 30 große Schiffe herstellen. (48-50) Wohin aber werden diese Schiffe fahren? Für dich allein werden sie bereitstehen, um dein Getreide zu transportieren!
5.4 Der Sukkal von Elam stellt ein Ultimatum A.6, publiziert von J.-M. Durand, L’empereur d’Élam et ses vassaux, in: H. Gasche et alii, Cinquante-deux réflexions sur le Proche-Orient ancient offertes à Léon De Meyer, Leuven 1994, 15-22. Übersetzung: LAPO 17 Nr. 556; W. Heimpel, Letters … 504.
Hammurapi von Kurda¯ hatte sich Atamrum, dem Verbündeten Elams, unterworfen, ˘ unterhielt aber weiterhin diplomatische Kontakte mit Babylon und Mari. Der Sukkal von Elam droht mit Krieg. (1-3) Zu
meinem Herrn sprich: Folgendermaßen (spricht) Aqba-ahum, dein Diener. lasse ich die Abschrift der Tafel des Sukkal von Elam, die er˘ dem Hammurapi ˘ (von Kurda¯) schickte, in dieser meiner Tafel zu meinem Herrn bringen. (8-9) »Folgendermaßen (spricht) der Sukkal zu Hammurapi! (10-14) Atamrum ist mein ˘ Diener, er hat dich in der Würde eines Sohnes (auf)genommen. Nun hört er 96) immer wieder, daß du ununterbrochen deine Tafeln nach Babylon und Mari bringen läßt! (15-21) Lasse deine Tafeln auf keinen Fall mehr nach Babylon oder Mari bringen! Läßt du deine Tafeln wieder nach Babylon oder Mari bringen, werde ich dich! besiegen/für dich zum Sturm werden!« 97) (22-26) Dieses Schreiben hat der Sukkal von Elam dem Hammurapi geschickt. (Das Vor˘ lesen) dieser Tafel habe ich selbst vernommen. (4-7) Nun
95. 96. 97.
Kommentar zur Z. 40 J.-M. Durand, LAPO 17, 343-344 Anm. d. Er liest hu-ti-it (Imperativ ˘ ˙ Dtn von hia¯tum). ˙ Vielleicht˘ einfach isˇ-te-ne-me, auch wenn esˇ15-te-ne-me (J.-M. Durand) ebenfalls möglich ist. a-sˇa-i-ra-kum könnte vom Verb sˇa’a¯rum (AHw 1118a »besiegen«, CAD Sˇ/1 2 »to vanquish«) abgeleitet werden. J.-M. Durand kommentiert diese Lösung, lehnt sie aber wegen des Dativpronomens ab, und vermutet eine Ableitung vom Nomen sˇa¯rum »Sturm«, und übersetzt »je soufflerai en tempête sur toi«.
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5.5 Die Belagerung einer befestigten Stadt ARM XIV Nr. 104+A.472: D. Charpin, Données nouvelles sur la poliorcétique à l’époque paléo-babylonienne, MARI 7 (1993) 197-203 (Kopie des Fragments A.472, die obere Hälfte der Tafel ist ARM XIV Nr. 104). Kommentar und Interpretationsvorschlag für Z. 26: W. Heimpel, NABU 1996/102. Übersetzung, neue Lesungsvorschläge für Z. 4, 28, 62-65, 67: LAPO 17 Nr. 548. Übersetzung W. Heimpel, Letters … 496 f. Datum 23-iii-ZL 9’ (= ZL 10, 1701). Kommentar zum historischen Kontext: FM V 217.
Atamrum belagerte das nördliche Razama¯, das mit Zimrı¯-Lîm verbündet war. Nach einem ersten siegreichen Ausfall schickte Sˇarraja seine Ältesten, um einen friedlichen Abzug der Truppen zu erkaufen. Das Angebot wurde aber abgelehnt. Die Truppen Atamrums errichteten daraufhin eine Rampe, mit der sie den Fuß der Stadtmauer (wahrscheinlich auf einem Tell oder einem Glacis gelegen) erreichten. Währenddessen befestigten die Verteidiger die Stadt von innen, indem sie, gegenüber der Rampe neue Befestigungen errichteten und so den Zugang zur inneren Stadt verhinderten. Nachdem die Soldaten Atamrums eine Bresche geschlagen hatten und in die Stadt eingedrungen waren, kam es zu einem Gefecht, bei dem die Verteidiger einen neuen Sieg errangen und Waffen erbeuten konnten. Daraufhin versuchte Atamrum, die Moral der Stadtbewohner zu untergraben, indem er Leute als Marioten verkleidete und behaupten ließ, Zimrı¯-Lîm habe ihm seine Truppen geschickt. Dieses Täuschungsmanöver sei aber ohne Erfolg geblieben. Beschreibung der Furcht der Belagerer vor der Ankunft Zimrı¯-Lîms. (1-2) Zu
meinem Herrn sprich: Folgendermaßen (spricht) Jaqqim-Addu, dein Diener. Tag, da ich diese meine Tafel zu meinem Herrn bringen ließ, sind 3 Leute aus Ba¯b-nahlim, die seit der früheren Nord-(Expedition) des Dannum-taha¯z gegen Mari ˘ nach Esˇ˘nunna entführt worden waren, aus dem Heer, das sich bei Atamrum befindet, geflohen und bei mir eingetroffen. Ich habe sie nach den Neuigkeiten befragt, und sie sprachen so zu mir: (8-10) »Als die Truppe Razama ¯ erreicht hatte, machte die Truppe der Stadtbewohner bei ihrem Eintreffen einen Ausfall und tötete 700 Soldaten aus Elam und 600 Esˇnunnäer. (11-14) Sie ließen 10 Tage vergehen, dann gingen die Ältesten zu Atamrum hinaus und sprachen folgendermaßen zu ihm: ›Wir sind friedlicher Absicht! Deine Truppe möge sich mit ihrem Heerlager eine Wegstrecke zurückziehen, und dann will ich Silber hinaustragen lassen.‹ (14-17) Er aber antwortete ihnen so: ›Ihr habt folgendes geplant: ›Wir wollen ihn mit Worten täuschen, damit er sich mit seinem Heerlager zurückzieht; wir wollen der Mühsal des Idamaras ein Ende setzen.‹ (17-19) Wenn ihr friedlicher Absicht seid, ˙ zu mir herausgekommen? Geht! Kämpft! Befestigt eure warum ist dann Sˇarraja nicht Stadt!‹ (19-22) Die Stadtbewohner antworteten ihm so: ›Die Stadt gehört Zimrı¯-Lîm! Die versammelte Armee 98) ist ihm gefolgt! Verweile, bis der Herr der Stadt bei dir eingetrifft!‹ Er (Sˇarraja) hat sich vorbereitet. (23-24) Er hat seine Stadt befestigt. Dauernd macht (3-8) Am
98.
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Zum sa¯bum pihrum s. u. a. J.-M. Durand, LAPO 17, 196-197 »gens réunis pour une opérati˙ on militaire«. Sˇ˘arraya von Razama¯ hatte Zimrı¯-Lîm Hilfstruppen gestellt – diese fehlten jetzt zur Verteidigung. Zimrı¯-Lîm war daher verpflichtet, militärisch Beistand zu leisten und wurde erwartet.
Briefe aus Mari
er Ausfälle und tötet esˇnunnäische Soldaten. (25-26) Er (Atamrum) häuft eine Erdrampe zur Stadt hin auf. Die Vorderseite der Rampe hatte den Ansatz der Mauer der Unterstadt erreicht; 99) (27-31) die Städter – er (Atamrum) hatte eine Bresche in die Stadt geschlagen – hatten eine Mauer – zwei Flügel, rechts und links – gegenüber der Rampe errichtet. [In der N]acht trat er (i. e. Atamrum’s Truppe) auf der Vorderseite der Rampe durch [diese] Bresche ein, aber am Morgen machte die Truppe der Städter einen Ausfall und tötete die Hälfte dieser Truppe. 100) (32-35) Sie nahmen ihnen ihre bronzenen Lanzen und ihre Schilde ab und ließen (sie) in die Mitte der Stadt eintreten. Die Hoffnung 101) der Stadtbewohner: sie erwähnen ohne Unterlaß meinen Herrn! (36-38) Dies hat Atamrum unternommen: 30 Gesetzlose hat er bronzene [Spee]re nehmen lassen; sie bedrängten die Stadt (mit den Worten): (38-40) ›Warum erwähnt ihr ohne Unterlaß Zimrı¯-Lîm? Sind es jetzt nicht seine Soldaten, die euch belagern?‹ (41-44) Die Stadtbewohner antworteten ihm so: ›Du hast Gesetzlose ausgerüstet und herangeführt. Wahrlich! Bis in 5 Tagen wirst du die Heere sehen, die mit Zimrı¯-Lîm bei dir eintreffen!‹ (45-47) Das Gerücht um die Ankunft meines Herrn schwelt bei den Heeren. Im Verlauf einer Nacht schrecken die Heere im Heerlager zwei Mal auf 102). (47-50) Auch (sprechen sie) folgendermaßen: ›Man trägt das Wasser Nacht und Tag von der Distanz einer Wegstrecke bis zur Truppe her. Wer auch immer (will), kann die Wasserträger einer kleinen Armee von 2000, 3000 Mann angreifen! (50-53) Wer aus dem Inneren der Stadt herauskommt, wird viele Soldaten töten!‹ In [diesem] Heerlager ist diese Truppe aufgeschreckt. Sie fürchtet meinen Herrn ununterbrochen.« (53-56) Mein Herr möge (alles) tun, um (rechtzeitig) anzukommen und diese Stadt zu retten. Wie [ich] meinem Herrn schon früher wegen Sˇubat-Enlil [geschrieben habe]: Sˇubat-Enlil ist nicht eingenommen worden. (57-59) [Man hat] der Trup[pe des Atamrum] den Eintritt in das Innere der Stadt nicht [gewährt, (mit den Worten)]: »Die Stadt ist Stadt des Sukkal! Keine [Truppe] wird eintreten!« (60-63) Den Bericht, [den diese Männer] mir mitteilten, [schr]ieb [ich meinem Herrn]. Diese Leute [schickte ich mit einer Eskorte] zu Bahdı¯-Lîm. (63-66) [Weiters]˘ ist die (Stadt)mauer von Saggara ¯ tum [auf einer Länge von 60 El]len [ein-
99. Der Autor versteht anscheinend einen Plural: pa¯n eperı¯ … iksˇudu¯«. 100. Lies die Stelle: (27) lú-mesˇ a-lu-juki a-lamki ip-ru-ús(USˇ)-ma bàdki a-na pa-an e-pé-ri (28) i-mi-it-tam ù ˇsu-me-lam kap-pé-en i-pu-sˇu-ma (29) ˙[i-na m]u-sˇi-tim i-na pa-an e-pé-ri a-na pé-er-SI-im (30) [sˇe-tu] i-ru-ub-ma mu-usˇ-te-er-tam sa-bu-um a-lu-ju-umki (31) [ú-sé-e]m˙ ˙ ist schwierig, mehrere philologische ma mu-ut-ta-hati sa-bi-im ˇse-tu i-du-uk. Die Passage Probleme und die ˙Interpretation (wer macht was) führten zu verschiedenen Übersetzungen, die verschiedene militärische Taktiken widerspiegeln. 101. Zu simra¯tum s. D. Charpin, MARI 7 (1993) 201. 102. Zu ˙sala¯lum (u) schlug D. Charpin, MARI 7 (1993) 202 »ètre dans le trouble (aufgestört sein)« vor. W. Heimpel, NABU 1995/93 zitiert weitere Belege und vermutet »to be sleepless, to wake up«. Er übersetzt in Letters … 497 Z. 45-47 »the alarm of the coming of my lord has been sounded for the troops (of Atamrum), and in the course of the night the troops in camp are being woken up twice«. J.-M. Durand, LAPO 17, 163 Anm. r schlägt eine ganz andere Interpretation vor (basierend auf der hebr. Wurzel SLL) »accomplir une corvée«. Dies verbinde den Text mit dem folgenden, er übersetzt Z. 46-48 »Lors d’une première veille, l’armée dans le camp montait deux corvées d’approvisionnement. (Les assiégeants) se disaient: ›Il faut aller à une lieue, à la nuit et à l’aube, pour porter l’eau à la troupe. (…)‹«.
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gestürzt]. Ich versammelte ihre [Einwohner] und reparierte [diese Mauer]. Es ist zu befürchten, daß [mein Herr] vom Einsturz [dieser Mauer hö]rt und sich grämt. (67-69) [Etwas anderes: Es gibt keine Nachlässigkeit in Bezug auf] das Transportieren des Getreides des Palastes. Der Palast ist wohlauf! Der Distrikt, [die Stadt Saggara¯t]um und Du¯r-Jahdun-Lîm sind wohlauf. ˘ (70-71) Monat Lahhum (iii), im Verlauf des 27. Tages ließ ich meine Tafel meinem Herrn ˘˘ bringen.
5.6 Geiseln im Krieg ARM I Nr. 8. Übersetzung, Kollationen und Lesungsvorschläge für Z. 17, 19-21, 25-29, 31 und 33: LAPO 17 Nr. 679. Datum: 15-xii*-Asqu¯dum (1717). Historischer Kommentar: FM V 93 f.
Während Samsı¯-Addu und Isˇme-Da¯gan eine großangelegte Militärkampagne anführten, um Länder östlich des Tigris zu erobern, hielt Jasmah-Addu westlich des Tigris ˘ Stellung. Als ein Bündnis mit den Ja¯’ila¯num unmöglich wurde, befahl Samsı¯-Addu, die Geiseln dieses Volkes töten zu lassen. Behandlung der Frauen zweier feindlicher Adeliger. (1-4) Zu
Jasmah-Addu sprich: folgendermaßen (spricht) Samsı¯-Addu, dein Vater. (5-7) We˘ gen der Ja¯’ila¯num, die sich bei dir befinden – ich hatte dir befohlen, sie in Gewahrsam zu halten, für den Fall, daß später einmal ein Friedensabkommen zustande kommen sollte. (8-10) Nun, es wird kein Friedensabkommen mit den Ja¯’ila¯num zustande kommen. Ich werde Bescheid geben, daß man sie packt! (11-16) Die Ja¯’ila¯num, so viele sich bei dir befinden, jeder einzelne – gib Befehl, daß sie in der Nacht sterben sollen! Wächter, Bewachung und Nahrungszuteilung soll es nicht mehr geben! Man soll ihnen Gräber machen; sie sollen sterben und in den Gräbern be[graben] werden! (18-24) Sammêtar […] seine Blutsverwandtschaft. Behalte seine Dienerinnen nicht bei dir! Zwei Lastesel und ein Diener? […] stehen [für sie] bereit. [Lasse sie] zu mir [führen]. Im Besitz der Dienerinnen des Sa[mmêtar] befinden sich 1 Mine Gold, 2 Mi[nen Silber]: (26-30) Der Diener (des) Mananna 103) darf dir nicht un[statthafte Dinge] sagen. Du darfst [ihm] nicht [vertrauen]. Der Diener (des) Mananna darf sich den [Dienerinnen (des Sammêtar)] nicht nähern! (31-34) Ihren Kopfputz und ihre Gewänder möge man allein von ihnen herunterreißen! Nimm ihr Gold und hihir Silber! Diese Frauen aber lasse zu mir führen. (35-39) Zwei Musikerinnen des Nawra-sˇaru¯r und ihre 104) Frauen sind jeweils da! Diese Frauen behalte bei dir! Die Dienerinnen des Sammêtar aber lasse zu mir bringen. (40-42) Monat Tı¯rum (xii*), im Verlauf des 15. Tages ließ ich dir diese meine Tafel bringen.
103. Die Stelle ist schwer verständlich, die Ergänzungen folgen den Vorschlägen J.-M. Durands. Ein Mann namens Manna¯num ist durch ARM XXVI/1 Nr. 105: 11 aus der Zeit Zimrı¯-Lîms als babylonischer Gesandter bekannt. 104. Gemeint des Sammêtar und des Nawra-sˇaru¯r.
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6. Religiöse Mentalität 105) Hier sollen nur einige Einblicke in die religiösen Phänomene jener Zeit gegeben werden 106), denn das Leben der Autoren der Briefe aus Mari war ganz und gar davon durchdrungen, wie allein die Personennamen und die verschiedenen religiösen Feiern, die den Kalender gliederten (Nr. 6.1, 6.5, Esˇtarfeiern) bezeugen können. Nur der private häusliche Kult scheint in den Palastarchiven nicht dokumentiert zu sein. Der sichtbarste Ort des Kultes waren die Tempel, in denen die Statuen der Gottheit aufgestellt waren (Esˇtar De¯rı¯tum von De¯r Nr. 4.4-4.5; Addu von Aleppo: Nr. 6.1; Kisˇ: Nr. 5.2). Diese waren von anderen menschlichen und göttlichen Standbildern umgeben, deren Aufstellungsort genau durchdacht werden mußte (Nr. 6.1). Zu manchen Gelegenheiten wurden Götter in Prozessionen durch das Land getragen (Nr. 4.5). Im Palast von Mari befanden sich Kapellen, in denen ebenfalls Kulthandlungen stattfanden (Nr. 6.5), weiters bezeugen die Archive von Mari die Verehrung von Betylen und Steinmonumenten107). Allen Göttern wurden Opfer dargebracht (Nr. 6.1, 6.2). Der Eid war ein solides bindendes Element und wurde im allgemeinen sehr ernst genommen (Nr. 4.2, 5.1, 5.3, 6.3). Begangener Meineid und Verfehlungen in den Kultpflichten belasteten das Gewissen schwer (Nr. 6.2 und Anm. 93). Tod und Krankheit wurden häufig als Strafe gewertet (Nr. 6.2, 6.4), Unreinheit mußte kultisch behoben werden (Nr. 6.4).
6.1 Die Statue Zimrı¯-Lîms im Tempel des Wettergottes von Aleppo FM VII Nr. 17. Datum: ZL 5’-6’ (= ZL 6-7, 1705-1704).
Der Obermusiker Warad-ilı¯sˇu (s. Anm. 67) verhandelt mit dem König von Aleppo über den Aufstellungsort der Statue des Zimrı¯-Lîm. Der König von Mari hatte sie als Weihegabe nach Aleppo bringen lassen und will, daß sein Ebenbild auf den Schoß Addus gestellt werde. Dort befindet sich allerdings eine Statue des Sonnengottes, für die ein neuer Standort gefunden werden müßte. meinem Herrn sprich: Folgendermaßen (spricht) Warad-ilı¯sˇu, dein Diener. bin am Tag des sˇuhhûm-Festes in Aleppo eingetreten. Der 7. Tag des Monats ˘ wurde das Opfer meines Herrn vollzogen. Das Glück ist war im Verlauf, und am 7. ˘Tag voll geworden. Ich ließ die Statue meines Herrn vor Addu aufstellen. (7-9) Etwas anderes: Wegen des Standortes der Statue habe ich dem Jarı¯m-Lîm die Botschaft meines Herrn so wiederholt: »Folgendermaßen spricht mein Herr: (9-12) ›Früher (1-2) Zu (3-7) Ich
105. Zur Religion s. J.-M. Durand, La religión en Siria durante la época de los reinos amorreos según la documentación de Mari, in G. del Olmo Lete (ed.), Mitología y Religión del Oriente Antiguo, II/1, Barcelone 1995, 125-533, eine erweiterte französische Version ist in Vorbereitung. 106. Die Zukunftsdeutung (Orakelschau, Prophetismus, …) ist hier nicht behandelt, sie ist einem späteren Band vorbehalten. 107. Vgl. J.-M. Durand, Le Culte des pierres et les monuments commémoratifs en Syrie amorrite, FM VIII, Paris 2005.
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bin ich auf dem Schoß des Addu groß geworden.‹ Nun möge die Statue meines Herrn auf dem Schoß des A[ddu] stehen!« Dies sagte ich ihm [und] (13-16) Jarı¯m-Lîm ant[wortete mir] so: »Auf dem Scho[ß des Addu – die silberne Statue des Sˇamasˇ], die (dort) steht, [wo] wird sie stehen? (16-18) [Die Orakelbeschauer mögen Addu] befragen (mit den Worten): [Wo soll sie ste]hen? (18-20) Die silberne Statue: [soll sie] etwa [vor dem Gott oder ge]genüber dem Gott, auf der Schwel[le oder] auf dem Sockel [stehen?] (Bruch von ca. 11 Zeilen.) (2’-4’) Die Botschaft meines Herrn, alles womit mein Herr [mich] beauf[tragt hatte], die gesamte Angelegenheit habe ich dem Jarı¯m-Lîm übergeben; (4’-7’) er hat mir angemessen auf diesen Bericht geantwortet und ist erfreut! Nach [die]ser meiner Tafel werde ich schnellstens meine Sendung (entgegen)nehmen und bei meinem Herrn eintreffen. (8’-10’) Am 17. des Monats Ebu ¯ rum (xii) ließ ich diese meine Tafel meinem Herrn bringen.
6.2 Ein vernachlässigter Gott übt Rache ARM XIV Nr. 11. Übersetzung, Kollationen und Lesungsvorschläge für die Z. 12-13, 18-21: LAPO 18 Nr. 989.
Jaqqim-Addu hatte die Opfer für den Totengott Amûm von Tehra¯n vernachlässigt. ˘ Eine Reihe von Todesfällen wird nun in seiner Umgebung als Rache eben dieses Gottes interpretiert. Daher zieht Jaqqim-Addu es vor, die Ausführung eines Befehls des Königs um 5 Tage zu verzögern (s. ARM XIV Nr. 10 = LAPO 18 Nr. 988 an Zimrı¯-Lîm), um seiner religiösen Pflicht nachzukommen. Sˇunuhra-Halû sprich: Folgendermaßen (spricht) Jaqqim-Addu. (4-8) Als mein Herr mich zu˘den˘ Nomaden sandte, ließ ich Mehl und Schafe für das Opfer für Amûm von Tehra¯n in Qattuna¯n zurück. (8-9) Er erinnert mich dauernd an das Opfer. 108) ˘ ich nun nach ˙˙ Mari ging, tötete ein [Löwe] einen meiner Diener auf dem Weg. (10-16) Als Ich kam in [Saggara¯]tum an, und [zwei Dienerinnen] waren [gestor]ben: Mein ganzer Haushalt ist in Angst. (16-18) Ich untersuchte die Angelegenheit, und (es heißt) folgendermaßen: »Es ist Amûm von Tehra¯n, wegen seines [Op]fers!« (19-21) [Ich geriet in Angst] ˘ und [ging nicht] zu meinem Herrn. [Ich ging] (stattdessen) nach Qattuna¯n. Erinnere (22-25) meinen [Herrn] daran! Ich will (los)gehen, dieses Opfer [bringen˙˙und] [fü]r meinen Herrn [bet]en! (1-3) Zu
6.3 Vermeidung eines Meineids A.2995+M.14337: Publikation M. Ghouti, Témoins derrière la porte, FM (I) 61-68. Übersetzung: LAPO 16 Nr. 310. Zum (etwas unbeholfenen) Stil dieses Briefes s. den Kommentar bei J.-M. Durand, LAPO 16 491 f. 108. Es ist nicht sicher, ob der Gott implizites Subjekt ist. Die Übersetzung M. Birots und J.-M. Durands ist neutraler, und siskur2-re (nı¯qum) wird als Subjekt angesehen. In diesem Fall: »Das Opfer erinnert mich dauernd (an sich)«.
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Hamma¯n, der Scheich von De¯r (am Balı¯h), erfährt durch einen Bewohner des Zalmaq˘ ˘ qum (= Balı¯h-Gebiet), daß Bassum dem König von Nihrija, Bunuma-Addu, seit zwei ˘ ˘ ˙ ˙ Jahren Geschenke bringen läßt. Dies stellt einen Hochverrat gegen Zimrı¯-Lîm dar. Um Zeugen zu haben, versteckt er drei Männer hinter einer Tür und läßt sich die Geschichte noch einmal wiederholen, nachdem er geschworen hatte, daß er sie niemandem verraten würde. Durch seine List leistete Hamma¯n keinen Meineid 109), konnte ˘ seiner Informationspflicht nach. nicht der Verleumdung bezichtigt werden und kam (1-3) Sprich
zu meinem Herrn: Folgendermaßen (spricht) Iba¯l-pî-El, dein Diener. (4-9) Ein Scheich von Ar[duwa¯n] (aus) Zalmaqqum ist nach De¯[r] gekommen und sprach folgendermaßen zu Hamm[a¯n]: »Män[ner], (Geschenk)träger des Bassum, ge[hen] zu Bunu˘ ˙˙ ein Gewand und ein ma-Addu (von Nihrija). (10-14) Einmal ließ er dem [Bunuma-Addu] ˘ Hemd bringen. Folgendermaßen (sprach) Bunuma-Addu: ›Es ist keine Übertreibung: Ich sah, wie Bassum mit aufrichtigem Herzen zu mir spricht!‹« (14-18) Dies erzählte dieser ˙˙ Am nächsten Tag ließ Hamma¯n als Zeugen für seine Worte 3 Leute, Mann Hamma¯n. ˘ ˘ hinter einer Zwillingstür (versteckt) stehen, (nämlich) Da¯da¯, Jasˇûb-Lîm und Japtuna-El (19-23) rief diesen Arduwanäer und begann ihn auszufragen (mit den Worten): »Komme noch einmal auf deine Angelegenheit zurück, die du mir gestern erzählt hast!« (23-25) Da (sagte) er zu Hamma¯n: »Verrate diese Angelegenheit niemanden, sonst (muß) ich ster˘ ben und (kann) nicht am Leben bleiben!« (26-28) Hamma¯n schwor ihm daraufhin folgenden Gotteseid: »Ich werde deine Angelegenheit ˘niemandem verraten!«. (28-31) Sowie er ihm diesen Gotteseid geschworen hatte, kam er auf seine Angelegenheit zurück, die er am Vortag erzählt hatte und (sagte): »Seit zwei Jahren bezahlt Bassum dem Bunuma˙˙ Addu regelmäßig (Tribut)!« (32-35) Dies hörten [Da¯da¯], der königliche Repräsentant 110) (hazannum ), Jasˇu¯b-Lîm und Japtu[na-El], der Mann aus De¯r, hinter der Zwillingstür ˘ immer wieder. (35-39) Ich selbst bin nach De¯r gegangen, und Hamma¯n legte mir [die Angelegenheit] dar (mit den Worten): »Diese Stadt dort [halte˘ich] ni[cht]! Ich werde [sie] nicht bewahren (können)!« (40-42) [Mein Herr möge [über] diese Worte viel [nachdenken! Dies oder jenes [möge mein Herr mir schreiben]: (43-46) entweder daß ich Bassum ˙˙ sch[nellstens] zu [meinem Herrn] schicken soll oder daß ich [ihn] h[ier] festneh[men] soll! (47-48) Dies oder jenes möge mein Herr mir schreiben, und ich werde gemäß dem Befehl meines Herrn handeln.
6.4 Kultische Reinigung des Palastes ARM XXVI/1 Nr. 279. Übersetzung: W. Heimpel, Letters … 282. Datum unbekannt.
Die Dienerin einer Haremsdame wird wegen ihrer Krankheit aus dem Palast verstoßen. Das Leiden der Frau wurde als Gottesstrafe verstanden und der Palast mußte kultisch gereinigt werden. 109. Vgl. zu diesem Thema, M. Guichard, Violation du serment et casuistique à Mari, in: S. Lafont (éd.), Jurer et maudire: pratiques politiques et usages juridiques du serment dans le ProcheOrient ancien, Méditerranées 10-11 (1997) 71-84. 110. Vgl. zur Übersetzung von hass(i)annum »représentant du suzerain« die Querverweise in ˘ ˙˙ LAPO 18, 554b.
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Nele Ziegler (1-4) Zu
meinem Herrn sprich: Folgendermaßen (spricht) Tilani-hesud, dein Diener. ˘ Gottes. (9-10) Ich die Dienerin der Husˇsˇutum war voll von der Strafe des ˘ habe diese Frau aus dem Palast hinausgehen lassen. (10-13) Die Ober-Klagesänger mögen herkommen und den Palast reinigen.
(5-8) Attuzar,
6.5 Die Königin ist krank ARM XXVI/2 Nr. 298. Übersetzung: W. Heimpel, Letters … 288. Datum: Eponymat Asqu¯dum (1717).
Ein hoher Palastverwalter schreibt Jasmah-Addu, daß die junge Königin nur an einem ˘ Sonnenstich litte und bereits am Genesen sei. Der alte Berater bemängelt das Fehlen von erfahrenen Palastdamen am Hof von Mari und bittet den König, an seinem Aufenthaltsort nach solchen suchen zu lassen. Es folgt eine Kritik an der Amme der Königin. Der Brief erlaubt v. a. Einsichten über das höfische Leben: die Nachmittagsruhe im großen Palast, die Kulte, zu denen man Musikerinnen des Harems kommen ließ, etc. (1-3) Zu
meinem Herrn sprich: Folgendermaßen (spricht) Usur-awassu, dein Diener. ˙ Herr hatte mir bezüglich der Krankheit der Herrin strenge Anweisungen gegeben und geschrieben: »Paß auf! Sei nicht nachlässig! Ich bin ständig voll Angst!« (8-12) Ich selbst mache mir keine Sorgen um meine Herrin. Ihre Krankheit ist verglichen mit früher ger[inger geworden]. Es ist nicht w[ie frü]her! (13-17) Etwas anderes: Es gibt im Palast keine hochrangigen alten Damen, die in den Diensten der Königin stehen und ihr sagen, was angemessen ist, und die sie anweisen. (18-25) Falls sich 4 oder 5 alte Damen bei Mubalsaga befinden, die in den hAngelegenheiteni des Palastes erfahren sind und die der Königin zu Diensten stehen könnten, so [möge mein Herr] sie herführen lassen, und sie sollen ihr zu Diensten stehen. (26-28) Sie mögen sie dort beraten, wo es angemessen ist, und sie anleiten. (29-36) Die Amme (wörtlich: »Mutter«) der Herrin, die aus Qatna¯ gekommen ist, – wenn es auch sein mag, daß diese Frau die Herrin von klein auf ˙erzogen hat und sie sehr gut kennt, – so hätte man diese Frau doch an dem Tag, da die Königin Qatna¯ verließ, von ihr trennen sollen 111) – (37-39) man hat sie uns nach Mari mit der Herrin˙geschickt. Aber sie hat keinerlei Erfahrung in Palastangelegenheiten. (40-45) Durch diese unzuverlässige Frau, die meiner Herrin zu Diensten steht, hat sie während der Nachmittagsruhe, als die Riegel des Palastes heruntergelassen waren, die Musikerinnen zur sˇura¯rum-Zeremonie zum Esˇtar-Tempel herauskommen lassen. (46-48) Im Hof des bunten Tempels hat sie der Hitzeschlag getroffen, und seit diesem Tag ist [sie] krank. (49-52) Nun möge sich mein Herr nicht sorgen. Ihre Krankheit ist im Vergleich zu früher geringer geworden. (52-55) Nach diesem meinem Brief lasse ich 4 Tage vergehen, und dann werde ich meinem Herrn gute Nachrichten schicken. (4-7) Mein
111. Zum Irrealis und dieser Stelle s. M. Krebernik und M. Streck, sˇumman la¯ qab’ia’ ana balatim ˙ … Wirst du nicht zum Leben berufen … Der Irrealis im Altbabylonischen, in: R. Bartelmus/ N. Nebes, Sachverhalt und Zeitbezug. Semitistische und alttestamentliche Studien. Adolf Denz zum 65. Geburtstag, Wiesbaden 2001, 62 mit anderer Interpretation: »es sah so aus, als hätte man diese Frau, als Be¯ltum Qatna¯ verließ, abgesondert!« ˙
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7. Der Palast Die Könige und reichen Adeligen jener Zeit lebten in großen Palästen, die sowohl architektonisch als auch strukturell ähnlich organisiert waren112). Der Hausherr herrschte absolut, überließ aber die Verwaltung und Organisation des Haushaltes seiner Hauptfrau (Nr. 7.2) bzw. einer Nebenfrau, sofern es sich um Provinzpaläste handelte. Diese höchstrangigen Damen des Staates besaßen eine relativ große Macht, die auch den höchsten Beamten des Reiches zu schaffen machen konnte (Nr. 3.6), und in der Tat scheint es unmöglich gewesen zu sein, einen Palast ohne kompetentes Personal und großes Durchsetzungsvermögen zu leiten (Nr. 7.3). Der Palast wurde hauptsächlich von Frauen bewohnt, so den weiblichen Familienmitgliedern der Hausherrn (Mutter, Töchter, eventuell Schwestern, Tanten etc.) (Nr. 7.1, s. auch implizit Nr. 4.6). Die Familie des Hausherrn wurde durch Musikerinnen (Nr. 5.6, 7.5) erweitert, die häufig auch seine Konkubinen waren. Ein zahlreiches weibliches Personal diente im Palast (Nr. 6.4, 7.2). Zum Palast gehörten weiters bedeutende Manufakturen für Textilien, die von Frauen geleitet werden konnten (Nr. 7.2). Im Königspalast von Mari lebten in den ersten Jahren Zimrı¯-Lîms 380 Frauen, 5 Jahre später waren es mehr als 600. Der Königspalast war also neben seiner Rolle als Verwaltungszentrum auch Wohnort: Intimität konnte nur mit Schwierigkeiten gesucht werden (Nr. 6.5, 7.1). Es war aber der Ort verfeinerter Kultur, an dem gut ausgebildete Musikerinnen auf wertvollen Instrumenten spielten (Nr. 7.5) oder seltene Güter konsumiert werden konnten, wie Wein, Trüffel, etc. (Nr. 7.4).
7.1 Trauer am Hof von Aleppo ARM XXVI/1 Nr. 10. Übersetzung: W. Heimpel, Letters … 181. Datum: ZL 1 (1710).
Der Wahrsager Asqu¯dum 113) und der Obermusiker Rı¯sˇija waren von Zimrı¯-Lîm nach Aleppo geschickt worden, um die Ehe Zimrı¯-Lîms mit der Prinzessin Sˇ¯ıbtu per Prokuration vorzubereiten. Wenige Tage später versetzte der Tod der Königinmutter, d. h. der Großmutter der Braut, den Hof in Trauer. Jarı¯m-Lîm bemühte sich, die Gesandten aus Mari vom Hof zu entfernen, und schickte sie auf eine Rundreise durch sein Land, wo sie die anderen königlichen Domänen und befestigten Städte besichtigen sollen 114). unserem Herrn sprich: Folgendermaßen (sprechen) Asqu¯dum und] Rı¯sˇi[ja], deine [Die]ner. (5-11) Jar[ı¯m-Lîm] hat uns so [ange]sprochen: »[Ihr habt das] Braut[geschenk gebracht], aber meine Mutter [ist krank], und es ist zu befürchten, daß etwas [Schlimmes] in meinem Palast pas[siert]. Ihr habt wenig Zeit.« (12-15) Deswegen haben wir uns
(1-4) [Zu
112. D. Charpin, Maisons et maisonnées en Babylonie ancienne de Sippar à Ur. Remarques sur les grandes demeures des notables paléo-babyloniens, CRRAI 40, Leiden 1996, 221-228. 113. S. J.-M. Durand, ARM XXVI/1 71-228. 114. Vgl. dazu auch ARM XXVI/1 Nr. 11 und den Kommentar von J.-M. Durand, ARM XXVI/1 95-117.
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Nele Ziegler
beeilt und das Brautgeschenk, das unser Herr uns tragen ließ, (in den Palast) hereingebracht. Auch legten wir der Tochter den Schleier an. (16-19) Am 3. Tag, nachdem wir das Brautgeschenk hereingebracht hatten, starb Sumunna-abı¯. (20-25) Der König Jarı¯m-[Lîm] schickte Ta¯b-bala¯[t¯ı] mit folgenden (Worten) zu u[ns]: »Geht los, besichtigt ˙ ˙ meine Domänen« (25-32) Wir berieten uns und schrie[meine] befestigten Städte und ben dem König: »Warum hat unser Herr uns folgendes Schreiben geschickt: ›Geht los, besichtigt meine befestigten Städte und meine Domänen!‹ ?« So antworteten wir. (33-38) Später schrieben wir folgendermaßen: »War Sumunna-abı¯ nicht (auch) unsere Herrin? Wenn wir nicht bei unserem Herrn weilen und diese Angelegenheit in Mari kund wird, (dann) ist es wahrlich [ein Ärgernis]! Die Diener deines Sohnes (= Zimrı¯-Lîm) [mögen] bei [uns/dir bleiben!]« (39-42) Er gab [uns] keine Antwort [darauf], schickte aber seine Diener zurück mit folgender (Botschaft): »Habt ihr (es) gesehen, [mein Land? Ge]ht los!« Ich sprach: (Bruch von 11 Zeilen.) (54-58) […] befinden sich [im Palast] unseres [Herrn]. Unser Herr möge uns 20 Goldgefäße bringen lassen, sie mögen im Wein-Lager unseres Herrn deponiert werden. 7.2 Die Königin als Verwalterin des Palastes M.8161: P. Marello, Liqtum, reine du Burundum, MARI 8 (1997) 455-459. Kollationen, Lesungsvorschläge und Übersetzung der Z. 19’-24’: M. Guichard, FM VI (2002) 152. Datum: Zimrı¯-Lîm 1 (1710).
Liqtum, eine Schwester Zimrı¯-Lîms, wurde mit dem König von Burundum vermählt und in ihrer neuen Heimat mit allen Ehren empfangen. Ihr untersteht die gesamte weibliche Bevölkerung des Palastes des Adalsˇenni: d. h. die Musikerinnen und die Bediensteten des Harems ebenso wie die Textilarbeiterinnen in den Manufakturen. Das Glück der neuen Königin wird aber durch die Bemerkungen zweier Frauen getrübt, die ebenfalls im Palast von Burundum lebten. Liqtum läßt ihren Bruder wissen, daß eine von ihnen eine Schwester Isˇme-Daga¯ns sei, d. h. des damals größten Feindes Zimrı¯-Lîms, die andere eine ja¯’ila¯näische Prinzessin (s. Nr. 5.6). Beide weisen Liqtum gehässig darauf hin, daß Zimrı¯-Lîm ihr keinerlei Geschenke schicke! Erwähnung des Schuldenerlasses (andura¯rum, s. Anm. 66) nach der Eroberung Asˇnakkums durch Adalsˇenni. (1-3) Zu
Zimrı¯-Lîm sprich: Folgendermaßen (spricht) Liqtum, deine Schwester 115). (4-8) Ich bin wohlauf! Adalsˇenni, mein Herr, ist wohlauf! Er hat seinen großen Palast meiner Autorität anvertraut. Er hat mich behandelt, wie es mir zusteht. (8-12) 200 Frauen, seien es Musikerinnen, Textilarbeiterinnen oder (Palast)-Verwalterinnen, verrichten ihren Dienst unter meiner Autorität. Sie machen, was ich befehle oder […]! (12-14) Adalsˇenni, mein Herr, [hat mir dies] als Gesch[enk gegeben]. (Bruch, es fehlt 1⁄3 des Textes.) (Rs. 1’-4’) (Nicht zusammenhängend übersetzbar.) (4’-6’) Etwas anderes: Die Tochter Is ˇme-Daga¯ns und die Tochter des Ma¯r-Addu von den Ja¯’ila¯num leben hier bei mir. (7’-10’) Sie behandeln mich ohne Respekt und (sprechen) folgen[dermaßen): »Dein Bruder, der dein Fleisch und [dein] Herz ist, ist wohlauf, aber [er 115. Ergänze die Umschrift gemäß der Kopie Z. 3 (…) a-ha-at- ka-a -ma. ˘
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Briefe aus Mari
schickt] dir gar nichts!« Sie kommen immer [wieder] auf diese Angelegenheit zu[rück]. (11’-14’) Ich aber sprach so zu ihnen: »Jede einzelne (von euch zweien) [wird] sehen, wie viel mein Bruder mir anvertrauen wird!« (14’-17’) Nun, vertraue mir [wegen der Sch]mähungen [ein Ge]schenk an, das meiner wür[dig ist]! Erniedrige [diese Frauen]! (19’-23’) Du weißt, daß die Dienerinnen beim Schuldenerlaß aus Asˇnakkum herausgegangen sind. Zwei junge Frauen [hat Ja]rı¯m-A[ddu, der Herr von Kahat], als Priesterinnen (wörtlich: Töchter der Götter) [gegeben], und ein zwei[tes Mal] ˘hat Adalsˇenni mir Dienerinnen gegeben. [Eine Zuwendung] (24’) lasse auch du dorthin bringen 116)!
7.3 Jasmah-Addu ist unmündig ˘ ARM I Nr. 113+A.3905+M.6899+M.7157: J.-M. Durand, MARI 5 172-177. – Übersetzung: LAPO 16 Nr. 36. – Datum: wahrscheinlich vor der Neuorganisation der Verwaltung 1718, sonst nach dem Tod des Usur-awassu (s. Nr. 6.5) 1716. ˙
In diesem Brief reagiert Jasmah-Addu auf die Vorwürfe seines Vaters (vielleicht ARM ˘ I Nr. 73 = LAPO 16 Nr. 29), er sei noch unmündig. Der Brief ist nicht die einzige Reaktion Jasmah-Addus und ist, ebenso wie ARM I Nr. 108 (= LAPO 16 Nr. 34), ˘ nicht abgeschickt worden. Der Ton des Briefes ist freimütig, manche Ausdrücke sind ungewöhnlich. Welche Antwort Jasmah-Addu seinem Vater letztendlich zu geben ˘ wagte, bleibt daher offen. Interessant ist der Selbstvergleich mit Isˇme-Daga¯n. (1-4) Zu
Addâ sprich: Folgendermaßen (spricht) Jasmah-Addu, dein Sohn. (5-6) [Wege]n ˘ (6-9) »Wie lange [werden] wir des Berichts, den Addâ [mir] folgendermaßen sandte: [dich noch leiten! Bist] du [ein Kind? Bist du] nicht erwachsen? Ist [kein] Barthaar auf [deinen] Wangen? Wi[e lan]ge wirst du dein Haus nicht [anführen]?« (10-12) Gewiß hat mir Addâ dies ein- zweimal [geschrieben]. Ich bin also unfähig, mein Haus anzuführen oder [Befehle zu geben]? 117) (13-15) Obwohl ich, seit ich klein war, [vor Addâ] aufgewachsen bin, bin ich nun aus dem Her[zen Addâs] verstoßen! (15-17) [Ich bin] Addâs Sohn [und] unfähig, (ihn) zu sprechen und zu beruhigen? (18-23) Etwas anderes. Addâ [hat mir] folgendermaßen [geschrieben]: »[Siehst] du denn deinen Bruder nicht, der gewaltige Heere anführt – und du [führst deinen] Pa[last und] dein Haus nicht an!« [Dies] hat Addâ [mir geschrieben! (24-26) [Bruch] (27-30) [We]nn ich angesichts der Größe meines Herrn (= Isˇme-Daga¯n) nicht [gut genug] bin, so stellt Addâ mich dennoch meinem Herrn gleich? (31-33) Nun aber stehen im Dienste meines Herrn (= Isˇme-Daga¯n) vertrauenswürdige Diener und ihre Sekretäre 118), und er ist zufrieden. (34-38) Mich aber – seit ich klein war und bis jetzt habe ich keinerlei Worte (Vorwürfe?) von Seiten Addâs gehört – mich hat er erhöht, und Addâ hat mich in Mari eingesetzt. (39-42) Als Addâ mich in Mari einsetzte, sprach Addâ auch folgendermaßen zu 116. Die Z. 19’-24’ sind schwierig zu verstehen, die Übersetzung folgt den Vorschlägen M. Guichards, FM VI 152. Am Ende der Z. 22’ lies vielleicht sˇa-[ni-isˇ] und am Ende der Z. 23’ eventuell das Wort ta¯tum, ta’tum (statt da-[ri-isˇ])? ˙ 117. J.-M. Durand schlägt in MARI 5 ˙172 [pí-ia pa-ra-sa-am] vor, in LAPO 16 143 Anm. 57 [pí-ia pa-al-ha-am ˇsa-ka-nim] wegen der Parallele zu ARM I Nr. 108: 15 (= LAPO 16 Nr. 34). ˘ 118. Zu sikkum s. die Diskussion in LAPO 16 145 Anm. d.
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mir: (42-48) »Nun lasse ich Leute meiner Familie 119), meine alten Diener, an denen ich Wohlgefallen habe, in deine Dienste treten. Sie sind es, die deine (Angelegenheiten) organisieren werden! Sie sind es, die dir sagen werden, daß eine Angelegenheit gut oder nicht gut ist.« (49-54) [Nu]n hat dein [Gott] die Leute meiner Familie (meines Namens), die Addâ mir gab, hinweggenommen. [Nu]n wohne ich in Mari, und meine (Angelegenheiten) sind nicht organisiert. Da weine ich Nacht und Tag. (55-57) Wenn nun Addâ folgendermaßen spricht: »Geh! [Ich werde deine] Angelegenheiten [organisieren!] So wirst du in Mari wohnen!« [Da wäre ich geheilt!] (58-60) Dies möge Addâ [mir sagen]. Ich aber werde ebenfalls […] ergreifen! (60-64) Oder aber [komme und] fixiere meine Fundamente! Ansonsten wird Addâ in Mari mir Tränen und […] bereiten. (65-67) Vertrauenswürdige [Diener möge] Addâ mich erhalten [lassen] 120) und [… mögen] sie bewachen! Die Fundamente [meines] Hauses [mögen sie organisieren] (Rest des Briefs zu zerstört, um eine Übersetzung zu ermöglichen).
7.4 Geschenke für den König FM II Nr. 62. – Übersetzung: W. Heimpel, Letters … 519. – Datum: vielleicht ZL 10’ (= ZL 11 = 1700) oder ZL 11’ (= ZL 12, 1699).
Es war für hohe Beamte üblich, dem König spontane kleine Geschenke zu schicken. Wüstentrüffel und Straußeneier gehören zu den am häufigsten erwähnten Gaben. (1-4) Zu
meinem Herrn sprich: Folgendermaßen (spricht) Hadnı¯-ilumma, dein Diener. ˘ Regenfälle waren heftig, Stadt Qattuna¯n und der Distrikt sind wohlauf. (7-10) Die ˙ ˙ und (nun) gibt es im Distrikt Wüstentrüffel. (11-14) Ich lasse meinem Herrn Wüstentrüffel und zwei Straußeneier bringen. (5-6) Die
7.5 Musik für den König ARM X Nr. 137. – Kollationen und Lesungsvorschläge für die Z. 9-12: J.-M. Durand, MARI 3 (1984) 136. – Kollationen und Umschrift bei N. Ziegler: FM IV 73 Anm. 476. – Übersetzung: LAPO 18 Nr. 1160 mit Kommentar zum Datum: v-ZL 12’ (= ZL 13, 1698).
Zimrı¯-Lîm schrieb Sˇ¯ıbtu auf dem Heimweg, sie solle ihm, begleitet von Musikerinnen des Harems, nach Saggara¯tum entgegenkommen. Sˇ¯ıbtu sprich: folgendermaßen spricht dein Herr]. (4-6) [Jetzt] gehe ich direkt [nach Mari]. Ich bin auf dem Weg. (7-8) Komme mir nach Saggara¯tum entgegen! (9-15) In deiner Begleitung bringe auch das Orchester der 7 [Musikerinnen], Aha¯tum 121), die sich ˘ ¯ tum. bei dir befindet, und die goldenen Musikinstrumente mit dir nach Saggara
(1-3) [Zu
119. Der Ausdruck ˇsu¯t sˇumija ist in LAPO 16 145 Anm. f besprochen. J.-M. Durand übersetzt »gens de ma famille«. Es handelt sich offensichtlich um Leute, die zum selben Clan wie Samsı¯-Addu gehörten und die deshalb als besonders zuverlässig eingestuft werden. 120. Z. 66: [li-sˇa-a]r-sˇe-en-ni-ma. 121. Zu dieser »großen Musikerin« des Harems Zimrı¯-Lîms s. N. Ziegler, Le harem de Zimrî-Lîm, FM IV 73.
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Altassyrische Briefe 1) Karl Hecker Der ausgedehnte Fernhandel der altassyrischen Kaufleute mit Kleinasien konnte, sollte er optimal funktionieren, nicht ohne umfangreiche und detaillierte Korrespondenz zwischen den Handelshäusern in Assur und ihren in den anatolischen Handelsniederlassungen tätigen Agenten auskommen. Es ist daher nicht verwunderlich, daß der Großteil der vor allem im Ka¯rum Kanisˇ (dem heutigen Kültepe unweit von Kayseri), gefundenen Briefe geschäftlichen Inhalts ist und sich mit Bestellungen oder Eingängen von Waren (meist Zinn und Stoffe), mit Abrechungen über Verkaufserlöse (gewöhnlich in Silber), mit Schilderungen von oder Anweisungen für abgeschlossene oder geplante Geschäftsvorgänge und Ähnlichem mehr befaßt. Privata kommen nur selten und wenn, dann meist nur am Rande, zur Sprache. Das gleiche gilt für politische Ereignisse, die gewöhnlich nur dann erwähnt werden, wenn sie den Handel beeinträchtigen. Eine kleinere Anzahl von Schreiben ist offiziellen Inhalts. Bei diesen lassen sich zwei Hauptgruppen unterscheiden, nämlich zum einen Schreiben des Stadtfürsten von Assur (waklum) als oberster Rechtsinstanz in intern-assyrischen Angelegenheiten, Empfänger können der Ka¯rum Kanisˇ bzw. über diesen alle assyrischen Niederlassungen in Anatolien, seltener aber auch Einzelpersonen sein, und zum anderen Korrespondenzen assyrischer Niederlassungen untereinander, oft mit Rechtshilfeersuchen in innerassyrischen Angelegenheiten oder mit Bezugnahme auf Probleme mit der einheimisch-anatolischen Verwaltung. Bislang ganz singulär ist der hier als Nr. 1.3 übersetzte Brief des Fürsten Anum-hirbi von Ma’ma an Warsˇama ˘ von Kanisˇ. 2) Ein wichtiges Stilelement altassyrischer Briefe ist, daß im Briefkopf die ranghöhere Person (oder Institution) immer zuerst genannt wird, so daß dieser dann entweder »Zum Höheren sprich, folgendermaßen der Niedere« oder »Folgendermaßen der Höhere, zum Niederen sprich« lautet.
1.
2.
In diesem Beitrag werden die folgenden zusätzlichen Abkürzungen benutzt: AMM: InventarNr. des Anadolu Medeniyetleri Müzesi, Ankara (nur bei kt-Texten): I: K. Hecker/G. Kryszat/ L. Matousˇ, Kappadokische Keilschrifttafeln aus dem Besitz der Prager Karlsuniversität, Prag 1999 (nach Nummern, Texte meist aus den Ausgrabungen von B. Hrozny´ am Kültepe von 1925); kt: Fundnummer der seit 1948 laufenden türkischen Grabungen am Kültepe; vor der eigentlichen Fundnummer Angaben zum Fundjahr (a/… = 1948, b/… = 1949 usw.) und -ort (…/k = Ka¯rum, …/t = Tell); LAPO 19: C. Michel, Correspondance des marchands de Kanish (so auf dem Außendeckel, Titelseite statt dessen Kanisˇ) au d’ébut du IIe millénaire avant J.-C., Littératures anciennes du Proche-Orient 19, Paris 2001 (nach Nummern); PIHANS: Publications de l’Institut historique-archéologique néerlandais de Stamboul, Istanbul, (jetzt) Leiden. Ein Brief an Hurmeli, König von Harsamna, (kt 01/k 217) ist noch unpubliziert. Vgl. C. Gün˘ and Beyond, Studies Presented to Mogens Trolle Larsen, battı in: J. G.˘Dercksen (ed.), Assyria PIHANS 100, Leiden 2004, 249.
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Karl Hecker
1. Abrechungsschreiben Abrechnungsschreiben können sehr umfangreich sein. Sie enthalten oft detaillierte und bis auf Bruchteile von Scheqeln 3) genaue Abrechnungen über Preise eingekaufter Waren, meist Zinn und Stoffe; der Einkauf geschieht in Assur, das Schreiben kommt von dort nach Kanisˇ (Text Nr. 1.1) oder über in Anatolien erzielte Verkaufserlöse in Silber (Text Nr. 1.2); erhaltene Schreiben dieser Art stellen Archivkopien dar, die nach Assur verschickten Originale sind bei den dortigen Ausgrabungen nicht zum Vorschein gekommen. 4) Erwähnt werden muß aber, daß die assyrischen Kaufleute auch inneranatolischen Handel betrieben und daß zu den von ihnen gehandelten Waren auch andere Metalle (z. B. Kupfer oder das sehr seltene und extrem teure Eisen), Edelsteine oder auch nur einfache Haushaltsgeräte (Töpfe, Nägel, Sicheln etc.) gehörten.
1.1 Abrechnung aus Assur
In dem Brief I 704 sind der Absender Sˇu-Hubur und Adressat Pu¯sˇu-ke¯n zwei aus ˘ zahlreichen Briefen gut bekannte Geschäftspartner; ersterer sitzt in Assur, letzterer hat über viele Jahre hinweg als erfolgreicher Geschäftsmann in Kanisˇ gelebt und dort ein umfangreiches Tontafelarchiv hinterlassen. Sˇu-Hubur hat für die 30 Minen Silber, die Pu¯sˇu-ke¯n geschickt hat, eine große Anzahl von˘ Textilien eingekauft und die Nebenkosten (Personal, Transportmittel, Steuern etc.) gezahlt. Diese Nebenkosten machen übrigens rund ein Drittel der Gesamtausgaben aus. Die Addition der ausgegebenen Posten ist selbstverständlich »auf den Pfennig genau«; allerdings ist die Menge des eingekauften »losen Zinns« falsch angegeben.5) Der Sendung des Sˇu-Hubur haben zwei Herren, die deswegen auch als Mitabsender genannt sind, jeweils˘ zwei weitere Stoffe beigegeben. Folgendermaßen Sˇu-Hubur, Asˇsˇur-ba¯ni und Sˇalim-Asˇsˇur, zu Pu¯sˇu-ke¯n sprich: 30 Minen ˘ Silber brachte mir Ia-sˇar. Davon: (6-9) 1 hundert 77 kuta¯num-Stoffe, ihr Silberpreis: 15 Minen 4 Scheqel; 31 1⁄3 akkadische Stoffe, ihr Silberpreis: 5 Minen; 8 schwarze Esel, ihr Silberpreis: 2 ½ Minen 5 Scheqel; ihre Ausrüstung: 1⁄3 Mine 5 Scheqel; ihr Futter: 10 Scheqel; (15-20) Abzüge: 1 Mine 15 Scheqel; 6) 3 Packmeister: 1 ½ Minen; Kleidung für diese: 6 Scheqel; 40 1⁄3! Minen loses Zinn 7) zum Kurs von 13 ½ Scheqel, sein Silberpreis: 3 Minen; (21-24) sa’utum-Abgabe: 4 Scheqel; Ausfuhrzoll: 14 Scheqel; Zuzahlung: ½ Mine 3. 4. 5. 6. 7.
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Das zugrunde liegende Gewichtssystem sei kurz rekapituliert: 1 Talent (ca. 27 kg) = 60 Minen, 1 Mine (ca. 450 Gramm) = 60 Scheqel, 1 Scheqel (ca. 7,5 Gramm) = 60 Korn. Für eine zusammenfassende Untersuchung der mit der Praxis des altassyrischen Überlandhandels verbundenen Textgattungen vgl. M. T. Larsen, Old Assyrian Caravan Procedures, PIHANS 22, Istanbul 1967, sowie TUAT.NF I, 45 ff. für Textbeispiele. Der Keilschrifttext liest in Z. 18 statt des sich rechnerisch ergebenen Betrags von 40 1⁄3 Mine fälschlich 40 ½ Mine. »Abzüge« (nisha¯tum) sind eine Importsteuer, die der anatolische Fürst/Palast in Höhe von ˘ (nicht jedoch auf Verpackungsstoffe) und 3 % auf Zinn erhebt. Auch in 5 % auf Textilien Assur sind »Abzüge« fällig, dort vom eintreffenden Silber. Text: 40 ½ Minen (vgl. Anm. 5). »Loses Zinn« wurde für diverse Ausgaben en route benötigt.
Altassyrische Briefe
1 ½ Scheqel; 8) Verlust beim Reinigen: 6 ½ Scheqel. (25-26) Alles dies geleitet Ia-sˇar zu dir. (27-28) (Außerdem:) 2 Stoffe von As ˇsˇur-ba¯ni, 2 Stoffe von Sˇalim-Asˇsˇur.
1.2 Abrechnung aus Kanisˇ
Als Beispiel für ein Abrechnungsschreiben über aus Assur eingegangene Waren kann der Brief I 426 dienen, den Pu¯sˇu-ke¯n und zwei Mitabsender an Sˇalim-ahum schickten. ˘ Bei Pu¯sˇu-ke¯n handelt es sich um die gleiche Person wie in Text Nr. 1.1; die anderen drei Herren sind auch sonst als dessen Geschäftspartner nachzuweisen. Gegenstand der Abrechnung sind hier drei Warenlieferungen. Sˇalim-ahum sprich, folgendermaßen La¯qe¯pum, Ilı¯ja und Pu¯sˇu-ke¯n: (3-7) Nachdem wir die Abzüge˘ und Fehlbeträge 9) abgezogen hatten, wurden 2 Talent 2 Minen 8 Scheqel Zinn von dir verfügbar, 27 kuta¯num-Stoffe, 4 Stoffe der Verpackung: (8-10) all das vertraute uns der Sohn des Erra¯dı¯ an. 10) Wir haben noch nicht mit ihm abgerechnet. (11-17) Deine Esel sind tot. Davon haben wir 20 kuta ¯ num-Stoffe zu je ½ Mine, die 4 schwarzen Stoffe 11) zu je 15 Scheqel (und) je 7 Scheqel für dein Zinn zusammengelegt, und somit liegen 28 1⁄3 Minen 7 Scheqel Silber auf offenen Termin zu Lasten des Kaufmanns. 12) Der Rest deiner kuta¯num-Stoffe – 7 Stoffe – ist in deine Kasse gelegt. (18-22) 2 Talent 10 Minen Zinn, 4 Stoffe der Verpackung, 5 kuta ¯ num-Stoffe, 1 schwarzen Esel vom Transport des Asˇsˇur-muttabbil (und) 26 kuta¯num-Stoffe (und) 1 schwarzen Esel geleitete Nu¯r-Isˇtar her. 1 Esel ist tot. (23-26) Davon sind 1 ½ Stoffe Abzüge, und 1 Scheqel Silber zahlten wir Ausgleich. 13) 3 Stoffe waren verkauft, 1 Stoff ist mit Ilapratba¯ni. Der Rest deiner Stoffe, 26 Stoffe, wurde verfügbar. (27-32) Von den 2 Talent 10 Minen Zinn des Transports des Asˇsˇur-muttabbil sind 4 Minen Abzüge, 4 5⁄6 Minen 4 Scheqel Fehlbeträge. Nachdem das lose Zinn ausgegeben war, zahlten wir dem Asˇsˇur-muttabbil (noch) 7 1⁄3 Minen 7 Scheqel Zinn. (33-37) Der Rest deines Zinns, 1 Talent 53 1⁄3 Minen minus 1 Scheqel, wurde verfügbar. 11 Minen Zinn von der Karawane des Asˇsˇur-malik nahmen wir im Ka¯rum-[Haus] und legten es zu deinem Zinn hinzu. (38-45) Insgesamt (beträgt) dein Zinn 2 Talent 4 2⁄3 Minen minus 1 Scheqel; (dies) zu je (1-3) Zu
8. 9. 10.
11. 12. 13.
Von den hier aufgeführten Ausgaben ist nur für den Ausfuhrzoll (was¯ıtum) eine feste Ratio ˙ errechenbar. Diese beträgt etwa 1⁄120 des Warenwerts. Fehlbeträge (akkad. muta¯’u¯) konnten sich ergeben, wenn die Menge, die in Schreiben wie ˙ beim Nachwiegen wegen fehlender Eichung der Gewichtssteine hier Nr. 1.1 genannt war, nicht erreicht wurde. Mit dem »Sohn des Erra¯dı¯« ist wohl der in Z. 20 begegnende Asˇsˇur-muttabbil gemeint. Da altassyrische Handelshäuser oft Familienbetriebe waren, können mit den Verwandtschaftsbezeichnungen »Sohn« und »Vater« auch innerbetriebliche Rangstufen (»Chef, Angestellter«) angezeigt werden. Es handelt sich um die 4 Verpackungsstoffe aus Z. 7. Schwarze Stoffe wurden allgemein als Verpackung benutzt. Der Rechnungsbetrag ist um 1⁄7 Scheqel aufgerundet: Die Stoffe erbrachten 11 Minen, das Zinn (genau genommen) 17 1⁄3 Minen 6 6⁄7 Scheqel. Ausgleichszahlungen wurden fällig, wenn bei Berechnung der »Abzüge« von Stoffen (vgl. Anm. 6) sich kein vernünftiger Betrag ergab. Hier trafen 5 (Z. 19) + 26 (Z. 21) = 31 kuta¯num-Stoffe ein. 30 davon sind mit 1 ½ Stoffen Abzügen belastet, auf den 31. entfällt dann die Ausgleichszahlung (hier 1 Scheqel).
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Karl Hecker
7 Scheqel, die 26 kuta¯num-Stoffe zu je ½ Mine, der Esel entspricht ½ Mine: Insgesamt (beträgt) das Silber für das Zinn, die Stoffe und den Esel 31 Minen 18 ½ Scheqel. (Dies) liegt auf offenen Termin zu Lasten des Kaufmanns. Die 4 Stoffe der Verpackung sind in deine Kasse gelegt. (45-55) Von den 6 Talent 30 Minen Silber vom Transport des Ah-s ˇalim sind [2]1 Minen ˘ Zinns (beträgt) 6 TaAbzüge (und) 3 Minen 10 Scheqel Fehlbeträge. Der Rest deines lent 5 [5⁄6 Minen]. Davon 5 Talent 4 2⁄3 Minen zu je 8 Scheqel (Silber), 50 kuta¯num-Stoffe nebst den schwarzen, die sie packten: Auf nahen Termin liegen 54 2⁄3 Minen 5 Scheqel Silber zu Lasten des Kaufmanns. 14)
1.3 Protestnote des Königs Anum-hirbi von Ma’ma ˘
Die Tontafel mit der Fundnummer kt g/t 35 (heute im Ankaraner Museum, InventarNr. unbekannt) kam 1955 nicht im Ka¯rum, sondern in einem Palast auf dem Stadthügel von Kanisˇ zum Vorschein, der zeitgleich mit der jüngeren Phase (Schicht Ib) des Ka¯rum 15) ist und auf Grund dieses Fundes dem König Warsˇama zugewiesen werden kann. Anum-hirbi regierte als Zeitgenosse Zimrı¯-Lı¯ms von Mari (ca. 1710-1697 ˘ v. Chr.) über die zwischen Amanus und Taurus gelegenen Orte Ma’ma und Hasˇsˇu; ˘ ein von ihm am Berge Atalur errichtetes Denkmal mit akkadischer Inschrift wurde im Jahre 858 noch vom assyrischen König Salmanassar III. besucht.16) Die Publikation mit Foto, Kopie und Bearbeitung des sehr fehlerhaft geschriebenen Briefes besorgte K. Balkan, Letter of King Anum-hirbi of Mama to King Warshama of Kanish, ˘ Türk Tarih Kurumu Yayınlarından VII/31a, Ankara 1957; für eine neuere Übersetzung vgl. noch C. Michel, LAPO 19 62. Anum-hirbi führt bei Warsˇama Klage darüber, daß einer von dessen Vasallen in ˘ sein Land eingefallen ist und geplündert hat. Außerdem habe Warsˇamas Bote Tarikutana bei Ablegung eines wohl auf Wegerechte (Z. 34 ff.) bezogenen Eides betrogen (»Steine statt Silber« Z. 56 f.). Anum-hirbi, Fürst von Ma’ma, zu Warsˇama, dem Fürsten von Kanisˇ, sprich: schriebst ˘mir folgendermaßen: »Der (Mann) von Ta’isˇama ist mein Sklave; ich kann ihn zum Schweigen bringen. Und du, bring du den (Mann) von Sibuha, ˘ deinen Sklaven, zum Schweigen!« (8-12) Wenn denn der (Mann) von Ta’isˇama 17) dein (1-3) Folgendermaßen (4-8) Du
14.
15. 16.
17.
80
Es fehlt ein Verwendungsnachweis für die Differenz zwischen dem »Rest deines Zinns« und der zu Silber gemachten und dem Kaufmann anvertrauten Menge in Höhe von 1 Talent 1 1⁄6 Minen. Dieser Nachweis könnte auf einer Fortsetzungstafel (»2. Blatt«, für ein Beispiel vgl. unten, Text Nr. 5.16) gestanden haben. Vgl. TUAT.NF I, 43. Vgl. A. K. Grayson, Assyrian Rulers of the Early First Millennium BC II (858-745 BC), The Royal Inscriptions of Mesopotamia, Assyrian Periods Vol. 3, A.0.1.102.3, 91-92: »Auf den Berg Atalur stieg ich hinauf. (Dorthin,) wo das Bildnis von Anum-hirbi errichtet ist, ging ich. ˘ Ich stellte mein Bildnis neben sein Bildnis.« Ta’isˇama ist im Grenzgebiet zwischen Kanisˇ und Ma’ma zu suchen. Eine genauere Lokalisierung ist aber, ebenso für Sibuha und Harsamna, nicht möglich. ˘ ˘
Altassyrische Briefe
Hund ist, wieso redet er dann mit anderen Königen? (13-15) Redet etwa der (Mann) von Sibuha, mein Hund, mit anderen Königen? (15-17) Der (Mann) von Ta’isˇama will als dritter ˘ Fürst werden! (17-21) Jawohl: Ein Feind bekriegte mich. 18) Da fiel auch der (Mann) mit uns von Ta’isˇama in mein Land ein und zerstörte 12 meiner Städte. (22-25) Deren Rinder und Kleinvieh nahm er weg. Folgendermaßen (sprach) er: »Der Fürst ist tot, ich nahm (ihn mit) eine(r) Falle (gefangen)!« (25-29) Statt mein Land zu schützen und (mich) zu ermutigen, verbrannte er mein Land und verursachte Rauchgestank. (29-34) Als dein Vater Inar 9 Jahre lang die Stadt Harsamna belagerte, fiel da mein Land in dein Land ein und ˘ schlachtete Rinder und Kleinvieh? (34-38) Heute schriebst du mir folgendermaßen: »Warum gibst du den Karawanenweg nicht frei?« Ich werde den Karawanenweg freigeben. Verhandlungsführer mögen kommen 19) und die Stadt … (39-49) (Nur zusammenhanglose Reste erhalten.) (49-55) Du [schrie]bst mir: »Laßt uns schwören! Der frühere Eid ist nicht ausreichend. Dein Bote möge zu mir kommen und mein Bote zu dir gehen!« (56-57) Tarikutana hatte anstelle von Silber Steine gesiegelt und zurückgelassen. Ist derartiges vor den Göttern gut?
2. Briefe des Stadtfürsten von Assur Eine Anzahl von Briefen hat den Stadtfürst von Assur zum Autor. Sie sind meist offiziellen Charakters und an den Ka¯rum Kanisˇ gerichtet, einige richten sich auch an Privatleute, mit denen er privatmerkantile Kontakte hat. Er bezeichnet sich in diesen Briefen selbst als waklum, deutsch eigentlich etwa »Aufseher«, und benutzt nie den Titel eines Königs (sˇarrum) oder Fürsten (ruba¯’um). Der Name des schreibenden Fürsten erscheint im Briefkopf nie, für die Schreiben an den bereits in Text Nr. 1.11.2 genannten Kaufmann Pu¯sˇu-ke¯n kommt aber nur Puzur-Asˇsˇur II. (1816-1809 v. Chr.) in Betracht.
2.1 Anweisungen an den Ka¯rum Kanisˇ
Fragmentarischer Brief mit der Fundnummer kt 87/k 70 mit Inventarnummer AMM 9-13-87 des Ankaraner Museums; in Umschrift publiziert von K. Hecker in: G. Selz (Hg.), Festschrift für Burkhart Kienast zu seinem 70. Geburtstage, AOAT 274, Münster 2003, 187 f. Der Stadtfürst hat in Erfahrung gebracht, daß es zu Unregelmäßigkeiten im Umgang mit Tontafeln und in der Handelspraxis gekommen ist, und gibt Anweisungen zur deren Abstellung. Anders als in dem schon in TUAT.NF I, 44 f. Nr. 2 übersetzten Schreiben beruft er sich dabei aber nicht auf ein Gesetz der Gesetzesstele in Assur. 18. 19.
Die in der Literatur übliche Emendation von ke-na zu ki-ma!, die zu der Übersetzung »als mich ein Feind bekriegte« führt, verlangt in Z. 18 eine weitere Emendation, nämlich zu i-dukà-ni-hnii. ˇsa ma-e (»der/die des Wassers«) des Textes emendiert zu ˇsa pá!-e »der/die des Mundes«) li[li-k]u-[ni]m-[m]a.
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Einzelne Teile des Briefes bleiben – auch wegen der Beschädigung der Tafel – unklar. Der Text veranschaulicht, welche Bedeutung soziale Rangstufen im System des altassyrischen Überlandhandels besaßen: Anatolier (nu’a¯’u¯), Kleinhändler (ma¯kiru¯) und »Kleine« (sahhuru¯tum) sind von bestimmten Geschäften ausgeschlossen. 20)) ˙ ˘˘ (Vs. 1-2) Folgendermaßen der Stadtfürst, zum Ka ¯ rum Kanisˇ Klein-Groß 21) sprich: (3-8) Wir hören, daß Anatolier und Kleinhändler Hüllentafeln 22) von Kaufleuten 23) aus Wahsˇusˇa˘ Am na 24) hertragen und immer wieder Kleine im Lande 25) Einkäufe tätigen. (9-11) Also: Tage, [da] ihr diese Tafel hört, laßt eu[ren Boten] herausgehen und … (12-Rs. 3’) (Nur minimale Reste erhalten.) (4’-13’) Jedwede Tafel eines Kaufmannes, [die Anatolier] oder Kleinhändler [aus] Wahsˇusˇana herausbringen, sollen sie kaufen, [ihre] Tafeln dann sammeln, und dann sollen ˘die ›Herren der Tafeln‹ euch vor 3 Assyrern soviel Silber zahlen, wie ihr zahlen [laßt]. 26) Dann können sie ihre Tafeln nehmen. (14’-22’) Wer eine Tafel kauft, (dies) verheimlicht und die Tafel nicht vor den Ka¯rum bringt und den ein Zeuge [überführt] oder der kein Silber zahlen will und dessen Spruch […, über den soll] die Stadt richten.
2.2 Ein Urteil der Stadt
kt c/k 1010, veröffentlicht von S. Çeçen, Ankara Üniversitesi Dil ve Tarih-Cog˘rafya Fakültesi Dergisi 34, 1990, 46-47, zuletzt übersetzt von C. Michel, LAPO 19 7. Der Stadtfürst teilt dem Ka¯rum Kanisˇ den Wortlaut eines von der Stadt ausgegebenen Gerichtsurteils mit. Der zugrunde liegende Sachverhalt war wohl so: Ein gewisser Asˇsˇur-ta¯b wollte eine Stoff-Sendung, die der Kaufmann Imdı¯lum 27) für ihn beschafft und˙ auf den Weg gebracht hatte, nicht bezahlen, weil sie angeblich nicht bei ihm angekommen sei. Der für den Transport verantwortliche Asˇsˇur-emu¯qı¯ muß gegebenenfalls Ersatz leisten. der Stadtfürst, zum Ka¯rum Kanisˇ sprich: (3-9) Hier sprach die Stadt im heiligen Hain vor dem Großemblem folgendermaßen Recht: Schwören soll Asˇsˇurta¯b vor dem Dolch des Assur, 28) (daß) seine 30 Stoffe verloren sind. (10-19) Schwört er, ˙wird Asˇsˇur-emu¯qı¯, Sohn von Puzuta¯3a, dem Imdı¯lum je 10 Scheqel Silber für die Stoffe zahlen, und dann kann Asˇsˇur-emu¯qı¯ Forderungen an seine Karawane richten. (1-3) Folgendermaßen
20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28.
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Die »Kleinen« unterliegen noch anderen Beschränkungen. Vgl. dazu die Satzung des Ka¯rum Kanisˇ in: TUAT.NF I, 45, Nr. 3 sowie M. T. Larsen, The Old Assyrian City State, Mesopotamia 4 (1976) 288 ff. für eine ausführliche Erörterung der Problematik. Zu diesem Ausdruck vgl. TUAT.NF I, 45, Text Nr. 3. Mit Hüllen versehen wurden vor allem Rechtsurkunden und (weiterverkäufliche) Verpflichtungsscheine, aber auch Briefe. Das akkadische Wort tamka¯rum »Kaufmann« bezeichnet in den altassyrischen Texten immer Assyrer. Ein Ort mit Handelsniederlassung nördlich vom Tuz Gölü. »Land« und »Stadt« stehen für »Anatolien« und »Assur«. Lies tù-sˇa-[ásˇ]- qá -lá-ni. Vgl. zu diesem unten, Text Nr. 5.9. Der akkadische Text benutzt hier eine feierliche und wohl auch altertümliche Formel, die eine ungewöhnliche Wortstellung aufweist.
Altassyrische Briefe
2.3 Blutgeld
Der waklum-Brief kt b/k 180 und die mit diesem zusammenhängende, in Kanisˇ ausgestellte Rechtsurkunde kt b/k 162/b, beide Texte veröffentlicht von S. Çeçen, aaO 44-45, Übersetzung auch von C. Michel, LAPO 19 5, bilden die Schlußdokumente in einem Mord- oder Totschlagsprozeß. Zu Tode gekommen war Ennama¯, Sohn von Asˇsˇur-rabi und Enkel eines gleichnamigen Großvaters, 29) der Täter war wohl ein gewisser Ennam-Asˇsˇur. Dem Asˇsˇur-rabi war von der Stadt Blutgeld zugesprochen worden, das er über einen Bevollmächtigten (dieser ebenfalls ein Sohn des A.) in Kanisˇ einkassieren läßt. Die Frage nach dem Tatort – Assur oder Anatolien – ist für beide Texte ebenso unerheblich wie die nach der Höhe des Blutgeldes. 30) der Stadtfürst, zum Ka¯r]um Kanisˇ sprich: (5-7) Die Stadt sprach im heiligen Hain Recht: (8-12) Asˇsˇur-rabi, Sohn von Ennama¯, wird einen Rechtsbevollmächtigten nach Kanisˇ schicken und das Blutgeld für seinen Sohn Ennama¯ ne[hmen]. 31)
(1-4) [Folgendermaßen
3. Nichtoffizielle Briefe des Stadtfürsten Unter den privaten Schreiben des waklum fallen zwei an den schon mehrfach genannten Kaufmann Pu¯sˇu-ke¯n gerichtete besonders auf. Ein gewisser Asqu¯dum, vielleicht ein Palastsklave, war vom Vater des amtierenden und schreibenden Stadtfürsten mit umfangreicher Warenausstattung nach Anatolien gesandt worden, um dort in dessen Auftrag Handel zu treiben, hatte sich dann aber seinem Dienstherrn entzogen und begonnen, mit den ihm anvertrauten Waren Geschäfte auf eigene Rechnung zu machen. 32) Pu¯sˇu-ke¯n soll sich um die Wiederbeschaffung des Verlorenen bemühen. Als Autor der beiden Briefe galt in der Literatur lange Zeit Sˇarrum-ke¯n (18561817 v. Chr.), zumal dessen Siegel dreimal auf Hülle von Text Nr. 3.1 abgerollt ist. 33) Den Untersuchungen von G. Kryszat zufolge 34) handelt es sich aber um Sˇarrum-ke¯ns Sohn Puzur-Asˇsˇur II., der das Siegel seines Vaters nach dessen Tod solange weiterbenutzte, bis sein eigenes Siegel mit der Herrschertitulatur fertig gestellt war. Auf eine andere Frage jedoch gibt es bislang keine befriedigende Antwort, nämlich: Warum benutzte der Stadtfürst nicht den ›normalen‹ Rechtsweg (Urteil der Stadt, Rechtshilfe 29. 30.
31. 32. 33. 34.
Eins der zahlreichen Beispiele für Papponymie in den Kültepe-Texten. kt b/k 162/b lautet: (1-6) Wegen des Blutgeldes für Ennama¯, des Sohnes von Asˇsˇur-rabi, brachte Su’etta¯ja eine Tafel der Stadt (diese ist kt b/k 180) und beendete (somit) seinen Rechtsfall mit Ennam-Asˇsˇur. (7-9) Er schwor (lies wohl hhniii-it-ma-ma) bei der Stadt, und dann nahm Su’etta¯ja in Vertretung seines Vaters Asˇsˇur-rabi das Silber. (Es folgen noch die Namen von drei Zeugen.) Lies i- la-qé-e ! Für eine detaillierte Schilderung dieser Geschehnisse vgl. M. T. Larsen, The Old Assyrian City State, Mesopotamia 4 (1976) 132 ff. Zum Siegel des Sˇarrum-ke¯n vgl. B. Teissier, Sealing and Seals on Texts from Kültepe Ka¯rum Level 2, PIHANS 70, Istanbul 1994, Siegel Nr. 23. Für ein Foto vgl. noch J. G. Dercksen, Old Assyrian Institutions, PIHANS 97, Leiden 2004, Frontispiz. G. Kryszat, Wer schrieb die waklum-Briefe? in: J. G. Dercksen, (ed.) Assyria and Beyond. Studies presented to Mogens Trolle Larsen, PIHANS 100, Leiden 2004, 353-358.
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des Ka¯rum Kanisˇ usw.), sondern stützte sich, wie es scheint, ausschließlich auf private Verbindungen?
3.1 Erneute Bitte um Hilfe
Der Keilschrifttext – Tontafel mit fragmentarischer Tafelhülle – mit der Inventar-Nr. L 29-573 der Tafelsammlung des University Museum Philadelphia wurde von H. Lewy, HUCA 39, 1968 (erschienen 1969), 30-32 veröffentlicht und mehrfach, zuletzt von C. Michel, LAPO 19 10, und G. Kryszat, aaO, bearbeitet. In einem (nicht erhaltenen) früheren Brief hatte der Stadtfürst um Hilfe gegen Asqu¯dum gebeten, was Pu¯sˇu-ke¯n aber mit dem Hinweis abgelehnt hatte, daß dieser sich in einer gefährlichen Gegend aufhalte. Seine neuerliche Bitte sendet der Fürst mit zwei wahrscheinlich gleichlautenden Schreiben. Das eine der beiden hat Pu¯sˇu-ke¯n nach Öffnung der Hülle gelesen, das zweite konnte wegen der ungeöffneten, vom Absender gesiegelten Hülle als Legitimation gegenüber der Verwaltung in Anatolien dienen. Es ist klar, daß es sich bei unserem Text um dieses ›Legitimisationsexemplar‹ handeln muß, da die Hülle, wenn auch beschädigt, erhalten ist. Hülle: (1-2) [Siegel des Stadtf]ürsten, [an P]u¯sˇu-ke¯n: (3-7) [Auf d]as Wort der Tafel achte! Und die Tafel, die Amur-Isˇtar, Sohn von Amur-ilı¯, trägt, die Tafel nimm und schick mir! (8-11) Handle, so gut du kannst! Eine Schnalle für deinen Gürtel bringt man dir. (12-16) Die eine Tafel öffne und höre an, die (andere) Tafel behalte! 35) Erfülle dein Versprechen, sei eigenverantwortlich! Innentafel: (1-3) Folgendermaßen der Stadtfürst, zu Pu¯sˇu-ke¯n sprich: (3-8) Mein Vater hatte dich hier folgendermaßen angewiesen: »Wenn du mein Sohn bist, wenn du mich liebst, dann packe das Silber des Asqu¯dum!« (8-14) Jetzt schriebst du mir in deiner Tafel folgendermaßen: »Der Mann sitzt auf gefährlichem Boden. Ich werde nicht eigenverantwortlich sein und das Silber nicht packen!« (15-21) Wenn du mein Vater bist, wenn du mich liebst: Also, man bringt dir 2 Tafeln; eine Tafel höre an, 1 Tafel behalte in deiner Hand! (21-27) Wenn du mein Vater bist, wenn du mich liebst: Mein Vater gab ihm (dem Asqu¯dum) viele Ware; sei eigenverantwortlich und packe Silber, 1 Talent oder mehr! Nicht ein einziger Scheqel Silber möge verloren gehen! (27-30) Wie wenn du mich beschenkst, mache mein Herz froh! Ich werde zu Assur und zu meinem Gott beten. (31-35) Was deine Angelegenheit betrifft, die ihr zu Lebzeiten meines Vaters eröffnet habt, so habe ich deine Tafel gelesen. Ich bin dir hier verantwortlich.
3.2 Ein Teilerfolg
Die aus dem Handel stammende Tontafel mit der Inventar-Nummer K. T. 93 der Istanbuler Archäologischen Museen wurde von J. Lewy, Keilschrifttexte in den An35.
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Daß zwei Tafeln überbracht werden, ist dem Empfänger auch ohne schriftlichen Hinweis evident.
Altassyrische Briefe
tiken-Museen zu Stambul. Die altassyrischen Texte vom Kültepe bei Kaysarije, Konstantinopel 1926, 30, veröffentlicht. Die letzte Übersetzung findet sich bei C. Michel, LAPO 19 11. Pu¯sˇu-ke¯n hatte in der Asqu¯dum-Affäre bereits einige Erfolge erzielt, soll sich aber auch weiterhin bis zum abschließenden Erfolg für die Belange des Stadtfürsten einsetzen. der Stadtfürst, zu Pu¯sˇu-ke¯n sprich: (3-11) Du schriebst mir folgendermaßen: »5 Minen Silber des Asqu¯dum packte ich hier, 10 Minen nahm ich auf Zins. (Dieses) Silber schickte ich dir. Asqu¯dums Ware, die ich packte, werde ich in Silber tauschen, das auf Zins (genommene) Silber zurückzahlen und den Rest dir schicken.« (12-17) 2 Talent 5 Minen Zinn, 30 kuta ¯ num-Stoffe, 2 schwarze Esel, 5 Minen 5 Scheqel besonders gutes Lapislazuli und 11 Scheqel Eisen am Stück, alles dies hatte mein Vater dem Asqu¯dum gegeben. (18-23) Ich bete für dich zu Assur und meinem Gott. Mein Sohn bist du. Wie du dich um jeden einzelnen Scheqel von deinem Silber abmühst, so sei achtsam, geh hin und packe etwa 1 Talent Silber des Mannes oder mehr. (24-26) Du hast ja meine Tafel, daß du (es) gemäß deiner Eigenverantwortlichkeit und in Entsprechung meiner Tafel packen kannst. (27-32) Der Mann hat meinen Vater und mich mißachtet. Mühe dich ab und handle so, daß du mir gefällig bist! Er hat 2 meiner Diener zu Tode kommen lassen und ihr Silber für sich genommen. (33-38) Mein Bescheid ging nach Timelkia, schreibe auch du von dort aus, daß sie mein Silber zu dir schicken. 36) Sie sollen keinen einzigen Scheqel (dritten Personen) verfügbar machen! (39-42) Mein Diener Isˇar-be¯lı¯ hält sich bei Asqu¯dum auf. Sei achtsam und schicke ihn schnellstens her! (1-2) Folgendermaßen
4. Sonstige offizielle Schreiben Der Ka¯rum Kanisˇ als der Vorort des assyrischen Kleinasienhandels führte eine reichhaltige Korrespondenz mit der Stadt Assur und den anderen assyrischen Niederlassungen in Kleinasien. Er hatte nicht nur für die Weiterverbreitung und Befolgung der Dekrete und Urteile der Stadt und seiner selbst zu sorgen, sondern war auch Sammelplatz aller wichtigen Nachrichten aus Politik, Wirtschaft und Rechtsleben in Anatolien. Bis heute sind rund 45 teilweise stark fragmentierte Schreiben bekannt geworden, die ihn als Absender oder Adressat nennen. Diese stammen erstaunlicherweise aber nicht aus dem textlich bezeugten, archäologisch noch nicht nachgewiesenen »Haus des Ka¯rum« (be¯t ka¯rim), sondern aus Archiven, die in den Privathäusern aufbewahrten wurden.
4.1 Die Kosten der Stadtmauer
Der aus dem Handel stammende Brief mit der Inventar-Nr. AO 1487 des Pariser Louvre, veröffentlicht von G. Contenau, TCL IV 1, hat wegen seines Inhaltes schon bald nach seiner Publikation im Jahre 1920 (Nachdruck 1973) besonderes Interesse gefun36.
Timelkia liegt an der Route von Kanisˇ nach Assur. Warum das Silber des Stadtfürsten den Umweg über Kanisˇ nehmen soll, ist nicht recht klar.
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den und ist daher mehrmals, zuletzt von J.-G. Dercksen, Old Assyrian Institutions, PIHANS 98, Leiden 2004, 62-64 (mit Foto), bearbeitet worden. Ein als nı¯bum bezeichneter ›Beamter‹ unklarer Funktion 37) teilt dem Ka¯rum Kanisˇ mit, daß die Stadt von ihm eine beträchtliche Summe Silbers für die Instandhaltung der Stadtmauer fordert. Der nı¯bum konnte die geplante Entsendung eines mit der Eintreibung des Silbers beauftagten Gesandten, der zusätzliche Kosten verursacht hätte, verhindern, verlangt aber die schnellstmögliche Übersendung des Silbers. Kanisˇ als der Vorort der assyrischen Niederlassungen soll die anderen Niederlassungen zur Zahlungsbeteiligung auffordern. Ka¯r]um Kanisˇ sprich, folgendermaßen der nı¯bum: (4-8) Die Stadt legte euch 10 Minen Silber als Ausgabe für die Stadtbefestigung auf und wählte einen Gesandten aus, um (ihn) zu schicken. (9-15) Wir stritten mit den Ältesten und sagten: »Schickt den Gesandten nicht, damit der Ka¯rum nicht von einer [(zusätzlichen) Ausg]abe von 2 Minen Silber betroffen wird!« (16-22) Es ist dringend: Seid achtsam, siegelt und schickt die 10 Minen Silber mit dem ersten Boten, damit uns die Ältesten kein böses Wort sagen! (23-27) Seid achtsam, schreibt entsprechend der Tafel der Stadt (an) die (anderen) Ka¯rum(s) und laßt (sie) das Silber zahlen! (28-33) Die Tafel des Fürsten bringt jedem einzelnen Ka¯rum zu Gehör, so daß sie das Silber zahlen. Wenn ihr nicht achtsam seid und das Silber nicht schickt, werden wir es hier von eurem Silber nehmen. (1-3) [Zum
4.2 Diebstahl im Assur-Tempel von Ursˇu
Der Ka¯rum Ursˇu (in der Nachbarschaft von oder identisch mit dem heutigen Gaziantep) berichtet über die vollständige Ausplünderung des dortigen Assur-Tempels. Der Text mit der Inventar-Nummer NBC 6615 der Yale University wurde von A. H. Sayce, Babyloniaca 6 (1912) 191 Nr. 7 veröffentlicht 38) und seitdem mehrfach bearbeitet und übersetzt, zuletzt von C. Michel, LAPO 19 51. Ka¯rum Kanisˇ sprich, folgendermaßen der Ka¯rum Ursˇu: (4-12) Was seit Ewigkeit nicht vorgekommen ist: Diebe sind in den Tempel des Assur eingedrungen und haben die goldene Sonne von der Brust des Assur und den Dolch des Assur 39) [gerau]bt. (12-17) Das mis ˇurum-Emblem ist abgerissen, die Nägel und der Keulenkopf sind weg, der Tempel ist ausgeräumt, nichts ist übrig geblieben. (18-22) Wir suchten nach den Dieben, konnten sie aber nicht finden. Ihr, unsere Väter und Herren, verhaltet euch dort, wie ihr wollt. (1-3) Zum
37. 38. 39.
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Die in der Literatur gebräuchliche Übersetzung mit »Sprecher« fügt sich nicht in die altassyrische Wortbildungslehre. Vgl. J. G. Dercksen, aaO. Sayce gab als Besitzer fälschlich die University of Pennsylvania an; zur Korrektur vgl. F. J. Stephens, BIN VI S. 3. Vor dem Dolch des Assur wurde in Gerichtsverfahren geschworen, vgl. TUAT.NF I, 49 Text Nr. 9b, Z. 28-32.
Altassyrische Briefe
4.3 Der Fürst soll schwören
Mit dem Schreiben kt f/k 183, das von K. Balkan, Observations on the Chronolocigal Problems of the Ka¯rum Kanisˇ, Türk Tarih Kurumu Yayınlarından VII/28, Ankara 1955, 73 in Umschrift publiziert und von C. Michel, LAPO 19 53 letztmals übersetzt worden ist, informiert der Ka¯rum Tamnia 40) über Verhandlungen der Boten des Ka¯rum Turhumit mit dem lokalen Fürsten über einen Eid, mit dem dieser nach sei˘ ner Thronbesteigung die bestehenden Verträge zum Karawanenhandel erneuern sollte. 41) Der Text stammt aus der jüngeren Phase (Schicht Ib) der Ka¯rum-Zeit. Ka¯rum Kanisˇ sprich, folgendermaßen der Ka¯rum Tamnia: (5-9) Boten des Ka¯rum Turhumit brachten dem Fürsten von Tamnia eine Geschenk, um (ihm) den Eid abzu˘ (10-17) Er sprach dann folgendermaßen zu den Boten: »Wo sind die Boten meinehmen. ner Väter vom Ka¯rum Kanisˇ? Die sollen kommen, dann dann werde ich von diesen den Eid annehmen.« (18-20) Er behandelte uns ungebührlich und (sprach) folgendermaßen: »Ich baue die Stadt (auf).« (21-25) (abgebrochen) (26-28) Wir brachten ihm das Geschenk. Euer Ohr öffneten wir (hiermit). Sie sollen den Boten nicht ungebührlich behandeln! (1-4) Zum
4.4 Boten sind unterwegs I
Die Tafel mit der Fundnummer kt 83/k 117, jetzt im Ankaraner Anadolu Medeniyetleri Müzesi (Inventar-Nr. unbekannt), wurde von C. Günbattı, ArAn 1, Ankara 1995, 107-108 (englisch) und XXXIV. Uluslararası Assirioloji Kongresi. Kongreye sunulan bildiriler, Türk Tarih Kurumu Yayınlarından XXVI/3, Ankara 1998, 479-489 (türkisch mit Korrekturen) publiziert. Er beleuchtet die Methoden des Informationsaustauschs zwischen den assyrischen Niederlassungen. Einige Einzelheiten wie z. B., warum sich Boten aus Kanisˇ in Wahsˇusˇana aufhalten und welche Informationen übermittelt wer˘ den (sollen), bleiben allerdings unbekannt. Zur Lage der im Text genannten Orte: Wahsˇusˇana liegt nördlich, Purusˇhattum ˘ ˘ (heute Acem Höyük) südlich des Tuz Gölü; die Boten umgehen den See westlich (über Sˇalatuar) oder östlich (via Ulama). Ka¯rum Kanisˇ sprich, folgendermaßen eure Boten und der Ka¯rum Wahsˇusˇana: ˘ Station von Ulama und Sˇalatuar schickten Tafeln her, die wir hörten, siegelten und die man euch bringt. (10-18) Am Tage, da wir die Tafeln hörten, schickten wir zwei Boten via Ulama und 2 Boten via Sˇalatuar nach Purusˇhattum, um die Sache zu klären. ˘ wir euch schreiben und (so) (18-22) Das erste Wort, das sie uns überbringen, werden eure Ohren öffnen. (23-24) Der Tafelschreiber Iku¯’a ist unser Bote. (1-4) Zum (5-9) Die
40. 41.
Tamnia/Tawinia wird in der Gegend zwischen den modernen Orten Bog˘azköy und Merzifon gesucht. Turhumit liegt an der Route von dort nach Kanisˇ. ˘ derartiger Verträge vgl. TUAT.NF II, 104-106. Für ein Beispiel
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4.5 Boten sind unterwegs II
Boten in offizieller Mission erhielten wegekundige Begleiter, für deren Gestellung der an der jeweiligen Etappe liegende Ka¯rum zuständig war. Ein Beispiel für diese Praxis liefert der folgende von C. Michel/P. Garelli, Tabelettes paléo-assyriennes de Kültepe (Kt 90/k), volume I, Paris 1997, Nr. 43a (kt 90/k 355, AMM 1-266-90) veröffentlichte Text. 42) der Ka¯rum Wahsˇusˇana, an jeden einzelnen Ka¯rum bis Kanisˇ. ist Bote des Ka¯rum, 43) er˘ trägt Tafeln des Ka¯rum. (8-12) Gebt ihm jeweils 1 Begleiter, so daß er sich keinen Tag lang aufhalten muß. Ein Ka¯rum soll (ihn) zum anderen geleiten.
(1-4) Folgendermaßen (5-8) Nakkiliat
4.6 Ersuchen um Amtshilfe
Mit dem unpublizierten Schreiben kt k/k 98 (AMM 162-97-64) fordert der Ka¯rum Kanisˇ die Station von Zalpa auf, den Asˇsˇur-nı¯sˇu nach Kanisˇ zurückzueskortieren. Einzelheiten einer solchen Rückführungsprozedur beschreibt der hier als Nr. 5.1 übersetzte Brief. der Ka¯rum Kanisˇ, zu den Boten und zur Station Zalpa sprich: wandte sich Iddi(n)-Asˇsˇur folgendermaßen an uns: »Asˇsˇur-nı¯sˇu hat Schulden bei mir. Ich beantrage, ihn zur Rückkehr aufzufordern.« (11-15) Asˇsˇur-nı¯sˇu soll mit Sˇiqla¯num zurückkommen. Seid ihr die Vollzugshilfe unseres Boten! (1-4) Folgendermaßen (4-10) Hier
5. Private Briefe Als privat werden hier solche Briefe zusammengefaßt, deren Absender und Adressaten Privatleute sind. Selbstverständlich können auch in solchen Briefen ›offizielle‹ Angelegenheiten, die nicht nur die Geschäftsabläufe von Handelshäusern betreffen oder Familieninterna behandeln, enthalten sein. Nicht ganz selten sind vor allem Briefe, die eine (finanzielle) Notsituation des Absenders beschreiben.
5.1 Vorführung zum Ka¯rum
In kt j/k 659, in Umschrift mitgeteilt von I˙. Albayrak, Asur ticaret kolonileri çag˘ında kurumlar ve fonksionları. Doktora tezi, Dil ve Tarih-Cog˘rafya Fakültesi, Ankara 2000, 92-93, beschreibt ein Manu(m)-kı¯-Asˇsˇur die Prozedur einer Vorführung vor und Vereidigung durch den Ka¯rum Wahsˇusˇana. ˘ 42. 43.
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Unberücksichtigt bleibt hier das kleine Fragment der zugehörigen Tafelhülle Nr. 43b (kt 90/k 353, AMM 1-264-90). Nakkiliat ist kein assyrischer, sondern ein anatolischer Name, was auffällig ist, weil der Ka¯rum eine assyrische Einrichtung ist und Assyrer beschäftigen sollte.
Altassyrische Briefe
Ennum-Asˇsˇur sprich, folgendermaßen Mannu(m)-kı¯-Asˇsˇur. (3-5) Entsprechend deinem Schreiben brachte ich den Abu-sˇalim heil nach Wahsˇusˇana. (5-12) Am Tage, da ˘ wir nach Wahsˇusˇana hereinkamen, bewachten uns am Stadttor Sˇu-Hubur und Asˇsˇur˘ ˘ ta¯b. Ich ging durch ein anderes Tor hinein. (12-18) Am zweiten Tag, nachdem ich das Haus ˙meiner Gastleute betreten hatte, geleiteten sie uns zum Ka¯rum, und der Ka¯rum übergab uns zum Eid. (19-21) Sie ließen uns zum Gottestor hinabsteigen und beim Dolch des Assur schwören. (22-29) Später, als ich vom Gottestor (wieder) heraufkam, gab ich ihnen 1 ½ Minen Silber als Opfer. Ich wurde voll Wut gegen ihn und (sprach) folgendermaßen: »Gehe nochmals zum Ka¯rum, der Ka¯rum möge sich (darum) kümmern!« (30-32) (unverständlich) (32-33) Ob es so ist oder nicht, werde ich dir mit dem ersten (Boten) schreiben. (1-2) Zu
5.2 Abwesenheit des Fürsten
kt c/k 99, veröffentlicht von A. Gül, Anadolu Medeniyetleri Müzesinin Yıllıg˘ı 1990, 102, letzte Übersetzung von C. Michel, LAPO 19, 105: Zwei Assyrer hatten den Fürsten einer nicht genannten anatolischen Stadt aufsuchen wollen, trafen aber nur einen hohen Beamten an. Im Hintergrund des Ereignisses steht das Vorkaufsrecht, das der anatolische Fürst auf importierte Textilien hatte. Asˇsˇur-malik sprich, folgendermaßen Enna-Su’en und Ennum-Asˇsˇur: (3-10) Hier ist der Fürst abwesend. 10 Stoffe von Normalqualität und 2 gute Stoffe nahm der Oberste der Wache. Er (sprach) folgendermaßen: »(Wenn) mein Herr kommt, wird er euch Zustimmung geben!« 44) (11-12) Und den Rest des Gerätes siegelte er.
(1-3) Zu
5.3 Ein betrunkenes Großmaul
Im Brief kt m/k 14 (AMM 164-14-64, veröffentlicht von K. Hecker, Anadolu Medeniyetleri Müzesi Konferansları 1995, 148) berichtet ein Asˇsˇur-malik seinem Chef Sˇumi-abı¯ja und dessen Partner Nazi über den Inhalt einer Unterhaltung mit dem sikka¯tum-Oberst, d. h. mit dem für die Sicherheit der Karawanenwege verantwortlichen anatolischen Beamten.45) Ein betrunkener Anatolier namens Luhrahsˇu hatte sich vor ˘ ˘ diesem gebrüstet, sich an assyrischen Kaufleuten vergreifen zu wollen. Dies hätte natürlich auch der assyrischen Verwaltung, dem Ka¯rum (im Text »die Ältesten«), mitgeteilt werden müssen. Auf Bitten des sikka¯tum-Obersten, dies nicht zu tun, begnügt sich der Absender damit, seinen Chef zu informieren. Sˇumi-abı¯ja, der über wenigstens 15 Jahre hinweg in Kanisˇ tätig war, wird aber kaum gezögert haben, seine Kenntnisse weiterzugeben. 44. 45.
mì-gi5-ir-tám (10) i-da-na-ku-nu-tí. migirtum fehlt in den Wörterbüchern. Die Bedeutung ergibt sich aus der Ableitung von maga¯rum »zustimmen, gefällig sein«. Während der als sikka¯tum bezeichneten Zeit sind die Karawanenwege unpassierbar; der Handel ruht. Nach G. Kryszat, Herrscher, Herrschaft und Kulttradition nach den Quellen aus den altassyrischen Handelskolonien, AoF 31 (2004) 15-45, handelt es sich um ein mehrtägiges Fest.
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Sˇumi-abı¯ja und Nazi sprich, folgendermaßen Asˇsˇur-malik: (3-8) Hier hat Luhrahsˇu ˘ im Rausch zum sikka¯tum-Oberst folgendermaßen gesprochen: »Was ich einem˘ Kaufmann während einer Reise antun kann, wirst du schon sehen!« (8-15) Als der sikka¯tumOberst mir das sagte, (sprach) ich folgendermaßen: »Wenn er das wirklich sagte, muß ich den Ältesten schreiben, damit sie das Wort so, wie sie es für nötig halten, weiterverbreiten!« (15-18) Folgendermaßen (antwortete) der sikka¯tum-Oberst: »Mein Sohn bist du, schreibe nicht!« 46) (18-22) Und er vergoß einen Becher zum Gefallen von Assur und Sˇamasˇ und trank mir noch etwa zehnmal zu. (22-25) Meine Brüder, meine Herren seid ihr; ich habe eure Ohren geöffnet, beratet auch ihr dort. (26-28) Eine Reise(möglichkeit) ist mir gegeben. Bis in 4 Tagen werde ich abreisen. (1-2) Zu
5.4 Beeinträchtigung des Handels durch Krieg
Der folgende Brief von eines Asˇsˇur-na¯da¯ an seinen Sohn Iddi(n)-Isˇtar wurde veröffentlicht von J. Lewy, Kültepe-Texte der Sammlung Frida Hahn, Leipzig 1939, Nr. 1 und mehrfach, zuletzt von M. T. Larsen, The Asˇsˇur-na¯da¯ Archive, Old Assyrian Archives I, PIHANS 96, Leiden 2002, 159 f. Nr. 115, bearbeitet. Iddi(n)-Isˇtar teilt seinem Vater mit, daß er wegen eines Aufstandes nicht nach Purusˇhattum und Wahsˇusˇana ˘ ˘ gehen kann. Im zweiten Teil (Z. 13 ff.) kündigt er eine Kupfersendung an, aus deren Verkaufserlös Schulden bei einem Al-ahum bezahlt, Textilien gekauft und diese per ˘ Esel geschickt werden sollen. (1-2) Zu As ˇsˇur-na¯da¯ sprich, folgendermaßen Iddi(n)-Isˇtar: (2-12) Weil das Land Purusˇhattum wie auch Wahsˇusˇana im Aufstand ist, deswegen ging ich nicht nach Wahsˇusˇ˘ana ˘ keinen Plan bezüglich des Kupfers, das in Wahsˇusˇana liegt. ˘ Bis in und faßte auch noch ˘ 5 Tagen werde ich Genaueres darüber hören und dann [nach W]ahsˇusˇana [gehe]n. ˘ Silber des Al(13-22) [x] Minen Waschkupfer bringt dir As ˇsˇur-sˇamsˇ¯ı. Zahle (davon) das ahum und kaufe mir von dem Rest des Silbers kusı¯tum-Stoffe von Ma’ma oder menu˘¯ num-Stoffe oder Wollfelle und belade die Esel vollständig. Leere Esel sollen nicht nia kommen. (23-26) Bitte, nimm eine Tafel mit Zeugen dafür und schicke (sie) mir baldigst!
5.5 Verhandlungen mit dem Fürsten von Zalpa
Asˇsˇur-imittı¯ berichtet dem Ilı¯-a¯lum über das Ergebnis seiner Verhandlungen, die er wegen dessen Verluste mit dem Fürsten von Zalpa 47) führte und in die sich der Ka¯rum Kanisˇ offenbar nur über einen Boten einschalten wollte. Der Keilschrifttext dieses Briefes mit der Inventarnummer AO 8257 des Pariser Louvre ist veröffentlicht von J. Lewy, TCL XX 85. Eine Übersetzung findet sich bei C. Michel, LAPO 19 90.
46. 47.
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me-er-e a-ta (statt des richtigen me-er-i a-ta) Hinweis auf assyrische Aussprachemängel des sikka¯tum-Oberst oder ungewöhnlicher ¯ı/e¯-Wechsel? Es gab mehrere Orte dieses Namens. Hier dürfte der an der Route nach Assur südlich des Taurus gesuchte Ort gemeint sein.
Altassyrische Briefe
Asˇsˇur-imi[ttı¯] sprich, folgendermaßen Ilı¯-a¯lum: (3-7) Wegen deiner Verluste haben sie 48) einen Boten ausgewählt, und wir trugen 9 Scheqel Gold als Geschenk zu dem (Fürsten) von Zalpa. (7-13) Folgendermaßen (sprach) der Fürst: »Ich behalte dein Gold. Das Silber aber ist verloren. Die Bronzesachen und das Kleinzeug habe ich dafür abgezogen, daß er meinen Diener packte. Dein Bescheid möge zum Ka¯rum gehen!« (14-17) Nachdem mein Bescheid an den Ka ¯ rum gegangen war, sind wir mehrfach (zum Fürsten) hinaufgegangen; 20 Tage hielt er uns auf. (18-22) Später (sprach) er folgendermaßen: »Kommt, ich werde dem Besitzer des Verlorenen persönlich meine Strafe zahlen!« (22-25) Wir (antworteten) folgendermaßen: »Du darfst doch keine Opfer für den Gott festhalten! Gib es dem Boten, damit er es zum Ka¯rum bringt!« (26-32) Er (sprach dann) folgendermaßen: »Ich werde euch eure Verluste ersetzen. Mein Bescheid ging mehrmals zum Ka¯rum, aber sie wollten mir den Fall nicht (über)geben. (32-37) 2⁄3 Mine [x] Scheqel Gold schulden mir Ijamma und Bu¯r-Nu¯nu. Du kannst auf dein verlorenes Silber zurückkommen, laß die Herren im Herbst schwören!« (37-40) Es gab noch einen Verlust eines anderen (Assyrers?). Er 49) hält (diesen ebenfalls). ½ Mine 5 Scheqel Silber Ausgabe kommt auf dich zu. (1-2) Zu
5.6 Ein Hilferuf aus dem Gefängnis
Der Assyrer Bazia ist von einem anatolischen Fürsten, welchen Orts wird nicht mitgeteilt, willkürlich ins Gefängnis geworfen worden und erbittet über den Briefempfänger die Hilfe des Ka¯rum – wie der Fundort erweist – Kanisˇ. Von Bedeutung ist auch ein Betrag von 25 Minen Silber, die ein gewisser Hanu dem Fürsten schuldet und für ˘ die der Absender einstehen soll. Der wegen einiger hapax-Worte nicht überall klar verständliche Brief wurde zusammen mit Resten seiner Hülle 1987 bei den türkischen Ausgrabungen am Kültepe gefunden (Fundnummer der Tafel kt 87/k 249, der aus zwei Fragmenten zu joinenden Hülle kt 87/k 248(+)249a) und wird im Ankaraner Museum aufbewahrt (Inventar-Nummer AMM 9-109-87 für das eine Hüllenfragment und 9-110-87 für das andere und die Tafel). Eine Umschriftpublikation erfolgte durch den Übersetzer, 1995 yılı Anadolu Medeniyetleri Müzesi Konferansları, Ankara 1996, 155-158. Hülle: (Siegelabrollung, auch nach Z. 5 und auf der Rs. wiederholt.) (1-5) An Ikuppı¯-Isˇtar, Sohn von Ilı¯ja; Siegel von Bazia, Sohn von [Asqu¯dum]. Du, mein Herr, (daß) ich nicht im Gefängnis zugrunde gehe! (Mehrere Zeilen abgebrochen.) (Rs. 1’-5’) Auf zukünftig will ich dein Sklave sein! Ziehe das Silber der Stadt Assur und mich aus dem Grabe! Seit meiner Kindheit kennst du mich, daß ich […] bin. Tafel: (1-2) Zu Ikuppı¯-Isˇtar sprich, folgendermaßen Bazia: (2-6) Du, mein Herr: als wir hier wegen des Preises des hinisˇannum 50) vor den Fürsten traten, hörte er das Schreiben ˘ 48. 49. 50.
Gemeint ist wohl der Ka¯rum Kanisˇ. Der Fürst? Ein nur hier belegtes Wort, das eine offenbar sehr teure Ware bezeichnet, die wohl aus Assur importiert war.
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des Ka¯rum an, und dann waren die Worte des Fürsten sehr gut. Folgendermaßen sprach der Fürst: (8-15) »Bis in 10 Tagen werden meine … …, 51) und dann werde ich, wie [meine] Väter 52) schrieben, den Preis des hinisˇannum zahlen. Und was dein Ge˘ schenk angeht, so werde ich dich freundlich ansehen. Die 25 Minen Silber, die Hanu ˘ schuldet, (aber) werde ich abziehen.« (15-19) Wir waren uns einig und schworen einen Eid. Später dann änderte Anuwa, Sohn von Rabi-Asˇsˇur, die Meinung des Fürsten mit folgenden Worten: (19-27) »Was willst du den Preis des hinisˇannum dem Bazia geben? ˘ Helfer, wer hilft ihm schon? Wer ist Bazia denn? Ein Sklave des Fürsten! Er hat keinen Bring den Mann um, dann kannst du das hinisˇannum so an dich nehmen!« (27-32) Auf das ˘ Wort des Anuwa hin liege ich seit 10 Monaten zum Sterben im Gefängnis, und das Silber der Stadt Assur ist dabei, verloren zu gehen. (32-37) Du, mein Herr, du bist angesehen. Dort möge aus deinem Mund vor dem Ka¯rum ein Wort zur Stadt hin ausgehen, das wie das des Assur gut ist! (37-42) Der Ka¯rum möge Boten zum Fürsten schicken, damit das Silber der Stadt Assur nicht verloren geht und ich nicht grundlos im Gefängnis sterbe! (42-50) Ich habe bei dem Fürsten keine Schulden. Nachdem er für die 16 Scheqel Eisen, die er mir gab, befriedigt ist, habe ich 25 Minen Silber bei ihm gut. Du, mein Herr, ich will dein Sklave sein. Denk daran, es geht auch um dein Ansehen!
5.7 Dein Vater ist gestorben …
Der unpublizierte Brief kt m/k 180, Inventar-Nr. AMM 164-178-64 des Ankaraner Museums, informiert den Da¯n-Asˇsˇur vom Tode seines Vaters und davon, daß die Vertreter einer offenbar zur Zahlung eines Goldbetrages verpflichteten Firma diese für sie günstige Situation ausgenutzt haben und ohne zu zahlen abgereist sind. Asˇsˇur-na¯sir und Sˇalmuhum, zu Da¯n-Asˇsˇur sprich: (4-6) Hier ist lei˘ da du unsere Tafel hörst, mach dich auf ˙ (6-9) Am Tage, der Gottes dein Vater gestorben. und komm her! (10-16) Er hat hier kein Testament hinterlassen, es sind aber im Haus deines Vaters viele Dinge vorhanden. Verspäte dich möglichst nicht, damit du dich nicht später ärgerst! (17-23) Vom Gold des Hauses Ennum-Asˇsˇur [und P]n haben sie dem Haus deines Vaters nichts gegeben; sie sind heimlich abgereist. (1-3) Folgendermaßen
5.8 Du, mein Bruder, schick Geld!
Der bereits mehrfach genannte Kaufmann Pu¯sˇu-ke¯n hatte 4 Söhne, darunter den Buza¯zu, den Empfänger des hier übersetzten Briefes, der auch die Geschäfte der Firma seines Vaters nach dessen Tod fortführte, und eine Tochter namens Ahaha. In den ˘ ˘ Texten erscheint außerdem noch eine Dame Waqurtum. Es spricht vieles dafür, daß sich hinter dieser die Ahaha verbirgt, wobei die Gründe für diesen Namenswechsel ˘ ˘
51. 52.
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na-as-pì-a-tù-a li-hisi-pu-a-ma bleibt unklar. Gemeint ist die Ka¯rumverwaltung.
Altassyrische Briefe
jedoch unklar bleiben. In dem hier übersetzten Brief – die von A. T. Clay, BIN IV 96 in keilschriftlicher Kopie publizierte und zuletzt von C. Michel, LAPO 19 316 übersetzte Tafel NBC 4020 der Yale Babylonian Collection – bittet die zur Zeit der Briefabfassung offenbar in bescheidenen Verhältnissen lebende Waqurtum den Buza¯zu um baldige Übersendung des Silbers, das der Verkauf wohl von ihr selbst gefertigter Textilien erzielen wird. Da Pu¯sˇu-ke¯n ein reiches Erbe hinterlassen hatte, bleiben die Gründe für die Verarmung der Waqurtum unklar. (1-3) Zu Buza ¯ zu sprich, folgendermaßen die Waqurtum: (3-9) 4 Stoffe unter meinen Siegeln gab ich dem Asa¯num, der ließ sie zum Herrn bringen. Du bist mein Bruder, mein Herr, hebe nicht deine Augen und richte mich nicht zugrunde! (10-14) Deine Einkünfte sind gewiß ausreichend. Du weißt, daß du mich in einem leeren Haus zurückließest. (15-21) Du bist mein Bruder, mache die Stoffe zu Silber und schicke (es) mir. Handle so, daß du dem Gott und den Totengeistern gefällig bist und ich nicht zugrunde gehe!
5.9 Rette dein Leben!
Auch Imdı¯lum war lange Zeit als ein bedeutender Kaufmann in Kanisˇ tätig. Im Alter jedoch kehrte er – aufgrunde geschäftlicher Mißerfolge völlig verarmt – nach Assur zurück. Vor diesen Hintergrund wird man den folgenden Brief der Tara¯m-Ku¯be und Sˇimat-Asˇsˇur stellen dürfen. Keilschriftedition von G. Contenau, TCL IV 5, InventarNr. 7054 des Pariser Louvre, letzte Übersetzung C. Michel, LAPO 19 348. Imdı¯lum sprich, folgendermaßen Tara¯m-Ku¯be und Sˇimat-Asˇsˇur: (4-7) Wir befragten hier die Orakelbefragerinnen, Traumdeuterinnen und Totengeister: Assur verwarnt dich! (8-12) Du liebst das Silber, mißachtest dein Leben! Du kannst in der Stadt Assur keine Zustimmung finden! (13-17) Sobald du die(se) Tafel hörst, komm her, schau dem Assur ins Auge und rette (so) dein Leben! (17-19) Warum schickst du den Preis meines Stoffes nicht? (1-3) Zu
5.10 Ein Traum als Geschäftsmotiv
In dem Brief kt 87/k 350 (AMM 9-208-87) schreibt ein Sˇu-Isˇtar dem Asˇsˇur-re¯’î, der in Kanisˇ ein umfangreiches, weitgehend unpubliziertes Archiv hinterlassen hat, daß er sich durch einen Traum zur Änderung seine Pläne bezüglich des Verkaufs eines Goldbetrages bestimmen ließ. Der angegebene Goldwert – 1:10 in Silber – ist ungewöhnlich hoch; der Normalkurs ist 1:8. Im weiteren Verlauf des Schreibens bittet Sˇu-Isˇtar um freundliche Behandlung verschiedener Geschäftspartner. Der Sinn des letzten Satzes (Z. 30-33) bleibt für uns weitgehend im Dunklen, weil wie so oft in Briefen die realen Hintergründe nicht angeführt werden. Asˇsˇur-re¯’î sprich, folgendermaßen Sˇu-Isˇtar: (2-8) (Von) 1 Mine Gold, das ich dem Adad-re¯s¯ı hatte geben wollen, habe ich die Siegel abgelöst und (es) dann zum Kurs von ˙
(1-2) Zu
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je 10 Scheqel einem Anatolier gegeben. 53) Dann sah ich einen Traum und nahm es ihm wieder weg; Puzur-Isˇtar bringt (es) dir. (9-12) Für meine Schuld(en) verbrauch es! Das Gold, das ich da anlegte, ist ganz besonders gut. (12-18) Wenn du das Silber des Erra¯dı¯ zahlst, kränke sein Herz nicht! Er soll, weil ich ihm wegen eines Zinnfehlbetrages schrieb, mir nichts Böses schreiben! (18-25) Pilah-Asˇsˇur soll mit dir nach Kanisˇ gehen, und be˘ schafft dann Ware – Zinn und Kleider oder schwarze (Stoff) im Wert von 20 bis 30 Mi54) (26-29) nen Silber – für uns gemeinsam. Was soll ich dir viel schreiben! Was die Angelegenheit mit Ikuppı¯ja betrifft, sei achtsam, daß er mir soviel wie möglich gefällig ist. (30-33) Auch wegen der (Angelegenheiten) von Turhumit, sei es der von As ˇsˇur-iddi(n), ˘ Tafel schrieb, sei achtsam! sei es, was ich dir wegen meines Außenstandes in der
5.11 Schmuggeln
kt 87/k 385 (AMM 9-243-87), ein unpublizierter Brief eines Iku¯num an Asˇsˇur-re¯’î (dieser die gleiche Person wie der Empfänger von Text Nr. 5.10). Thema ist der Schmuggel von Stoffen, der zwar Einsparungen von Steuern und Zöllen ermöglicht, aber verboten ist. Weil dabei meist Schleichwege benutzt werden, ist er nicht ungefährlich und oft auch auf wegekundige Personen angewiesen. Asˇsˇur-re¯’î, zu Iku¯num sprich. (3-6) Ich hatte dir folgendermaßen gesagt: »Weil ich eine Reise machen muß, schicke ich dir den Ir’ibum, damit er meine Stoffe herschmuggelt.« (7-9) Du (antwortetest) folgendermaßen: »Ich werde selbst gehen. Bis in 5 Tagen werde ich deine Stoffe vor mir ablegen können.« (10-12) Jetzt machst du seit einundeinhalb Monaten grundlos Ausflüchte wegen meiner Stoffe. (13-20) Da¯dı¯ja schrieb mir mehrfach folgendermaßen: »Es gibt (Wege)kundige, 55) schreibe mir, daß sie deine Stoffe schmuggeln!« Ich hatte aber dir die Zusage gegeben, und deshalb schrieb ich ihm nicht. (21-25) Du, mein Bruder, am hTagei, da Da¯dı¯ja bei dir eintrifft, wenn die Stoffe dort sind, gib (sie) deinem (Wege)kundigen, damit er sie zu mir hereinbringt. (25-30) Wenn die Stoffe (noch) nicht dort sind, soll Da ¯ dı¯ja nicht übernachten, schick ihn her, und bring du sie dann bei deinem Kommen zu mir herein! (1-2) Folgendermaßen
5.12 Klage über ungerechte Behandlung
Der Brief kt 88/k 507/b wurde von S. Çeçen, ArAn 1, 1995, 53-55 (Umschrift, deutsche Übersetzung) und 66-67 (Kopie) und wiederholt Aras¸tırma. Aylık Bilim ve Teknoloji Dergisi 4, Ankara 1999, 27 (türkisch, dort mit Foto) veröffentlicht. Pilah-Isˇtar, ˘ ein Sohn des aus den Briefen Nr. 5.10-5.11 bekannten Asˇsˇur-re¯’î, führt darin gegen53. 54. 55.
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Der Verkauf von Gold an Nichtassyrer ist gesetzlich verboten. Vgl. den TUAT.NF I, 44 Nr. 2 übersetzten Brief des Stadtfürsten von Assur. Der Einkauf von Zinn und Textilien sollte eher in Assur als in Kanisˇ geschehen. Da zudem letzteres Asˇsˇur-re¯’îs Arbeits- und Wohnort ist, sollte man für Z. 19 vielleicht eine entsprechende Emendation ins Auge fassen. Akkad. mu-dí-i bzw. Z. 24 mu-dí-i-kà zu mu¯dûm »wissend«.
Altassyrische Briefe
über mehreren Personen, die er wohl als seine Rechtsvertreter ansieht, Klage über das seiner Ansicht nach ungerechtfertige Vorgehen eines Ilı¯-na¯da¯. Dieser versuche nun, 20 Jahre nach dem Tod von Pilah-Isˇtars Vater, von diesem nachgelassene Werte ˘ für sich zu beschlagnahmen. Als Datierungsfixpunkt nennt der Text eine Epidemie oder Seuche, die Pilah-Isˇtars Vater 10 Jahre (dies wohl eine gerundete Zahl) überlebt ˘ hat. 56) Leider ist dieses Ereignis weder medizindiagnostisch noch historisch genauer zu bestimmen. Der Brief selbst ist offenbar aber erst weitere 10 Jahre später geschrieben worden, da die Z. 15-20 beschriebenen Vorgänge (»das Sammeln von Silber«) erst nach dem Tode des Vaters möglich waren. Ihddi(n)i-abum, Asˇsˇur-malik, Asˇsˇur-imittı¯, Enna-Su’en und Puzur-ilı¯ sprich, folgendermaßen Pilah-Isˇtar: Der Bescheid meiner Sklavin 57) kam mehrfach zu mir bezüglich ˘ Sohnes von Bazia. Warum versucht er dort dauernd, die Sklavin als des Ilı¯-na¯da¯, des Sicherheit zu nehmen, stellt sich an, das Haus zu versiegeln, und verschreckt (so) meine Leute? (9-11) Was schulden mein Vater, ich oder meine Brüder (ihm), daß er Ansprüche auf meine Sklavin erhebt? (11-15) Seit der Seuche hat mein Vater (noch) 10 Jahre gelebt, warum hat er meinem Vater keine Auflagen gemacht? Mein Vater wurde arm, er aber reich! Ilisˇ-tikal sammelte Silber meines Vaters, 58) später kam der Sachwalter Buzua herauf und sammelte Silber meines Vaters, und vor 10 Jahren nahm auch ich mir einen Sachwalter und sammelte 59) Silber meines Vaters. (21-24) Warum packte er [nichts] von Silber meines Vaters 60) oder machte er weder dem Sachwalter noch dem Ilisˇ-tikal Auflagen? (24-29) Ich und meine Brüder trafen ihn gegen 5-mal in Purusˇhattum, Ulama oder ˘ Auch kam weder Wahsˇusˇana, warum hat er uns (da) keine Auflagen gemacht? (29-35) ˘ jemals sein Bescheid zu mir, noch schrieb er seinen Vertretern oder ging mich an. Und sein Sohn Sˇu-Be¯lum stand bei mir im Packmeisterdienst und brachte immer wieder einen Bescheid von mir bezüglich jeweils mehrerer Minen Silber zu ihm und stapelte im Haus seines Vaters Ware. Warum packte er da nicht(s) von meinem Silber? (37-40) Ihr seid meine Väter, meine Herren: Wißt ihr denn nicht, daß, als mein Vater gestorben war, ein Raub stattfand und viel Silber und die Tafeln meines Vater geraubt wurden? (41-44) Ihr, meine Väter: Vor 5 Jahren wollten meine Brüder den Safe öffnen, (seitdem) unterliegt der Safe Gerichtsverhandlungen. Meine Brüder werden bei den Karawanen verhört. (45-48) Und ich vergab hier mehrere Minen Silber an das Markttor und bin deswegen dabei zu sammeln. (48-54) Wenn Ilı¯-na¯da¯ dort die Stimme erhebt und sich an irgend etwas heranmacht: Meine Väter, meine Herren seid ihr, ich bin der Sohn eines Toten. Geht zum [Gericht] und wir hwerdeni [die Angelegenheit dem] Ka¯rum vorlegen. [Die …] mögen [aus] der Stadt heraufkommen. (55-58) Dann werde ich hier (meine Geschäfte) abwickeln und kommen. Dann können wir den Safe unseres Vaters öffnen und Tafeln und Memoranda prüfen, (und zwar auch daraufhin, daß) er dem Herrn die Angelegenheit bestätigte und die, die hier meinem Vater zur Seite standen, die Schuld bei (1-4) Zu
56. 57. 58. 59. 60.
Akkad. mu¯ta¯nu¯, wörtlich: »Todesfälle«. Mit »Sklavin« (akkad. amtum) kann auch die Zweitfrau gemeint sein, die ein Assyrer in Anatolien neben seiner in Assur verbliebenen Ehefrau (asˇsˇatum) nehmen konnte. Das Sammeln von in Anatolien und Assur vorhandenen Silber- und anderen Werten ist ein nach einem Todesfall üblicher Vorgang, mit dem die Erbteilung vorbereitet wird. Oder »und der sammelte«. Ergänze mì-sˇu-um i-na kù.babbaráp a-[bi-a lá] is-ba-at. ˙
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mir suchten. (58-61) Weil jenes Silber seine Schulden sind hundi wir ihn wegen jenes Silbers eintrugen, darf er ihm nicht auf … zurückkommen. 61) Tafeln meines Vaters sind in Menge verschwunden.
5.13 Dein Fleisch und Blut bin ich …
Der Brief kt b/k 95 (AMM-Nr. unbekannt) wurde von K. Balkan, Or. 36 (1967) 410 in Umschrift mitgeteilt und zuletzt von C. Michel, LAPO 19 208 übersetzt. Zum Inhalt: Nu¯r-Isˇtar ist offenbar zum wiederholten Mal in Schwierigkeiten und bittet seinen Bruder Sˇu-Be¯lum um Hilfe. Anscheinend hat es beim Import von Textilien Unregelmäßigkeiten gegeben, die zu Nu¯r-Isˇtars Inhaftierung durch die einheimisch-anatolischen Behörden führten. Nu¯r-Isˇtar, Sohn von Ilaprat-ba¯ni, zu Sˇu-Be¯lum sprich: (4-7) Mein Bruder, mein Herr bist du. Ich bin kein Fremder, kein anderer, dein Fleisch und Blut bin ich. (7-12) Als einen (beinahe) Toten hast du mich und meinen Sohn aus dem Gefängnis gerettet, indem du folgendermaßen sprachst: »Der junge Mann ist mein Bruder, er ist kein Fremder, kein anderer!« (12-19) Richte nur ein einziges schmeichelhaftes Wort an die Herren und zweige 1-2 Stoffe für den Treppenoberst 62) ab, damit die jungen Männer nicht sterben. (19-21) Trage ihnen diesen Fall vor, als wäre es dein eigener! (22-26) Auch Hula¯lum möge mit dir gehen. Und sie sollen den Preis der Stoffe, die ihr deponiert, vor ˘ ihrer Verhandlung zahlen. (26-32) Mein Bruder, mein Herr bist du, von gefährlichem Boden kannst du mich retten. Gestern, nach der Epidemie, hatte ich dich angesehen, und binnen kurzem holtest du mich aus dem Gefängnis. 63) (1-3) Folgendermaßen
5.14 Es war nicht genug …
kt k/k 8 (AMM 162-8-64) ist ein unpublizierter Brief aus der jüngeren Ka¯rum-Phase (Schicht Ib) in Kanisˇ. Ein sonst unbekannter Bı¯na fordert darin einen Sabba¯kum unter Androhung von Strafmaßnahmen zur Rückzahlung eines diesem vor 7 Jahren überlassenen Silberbetrages auf. (1-2) Folgendermaßen
Bı¯na, zu Sabba¯kum sprich: (3-4) Seit 7 Jahren hältst du 2⁄3 Mine und 5 Scheqel Silber. (5-7) 10 Scheqel ließt du den Asˇsˇur-rabi herbringen, aber ohne dich nach mir zu erkundigen. (7-9) Bis zu welchem Tag willst du das Silber behalten? (9-14) Also: Asˇsˇur-rabi ist (zu dir) abgereist, gib dem Asˇsˇur-rabi mein Silber, [2⁄3 Mine (und)] 5 Scheqel, und den Zins seit 7 Jahren dafür. (15-20) Wenn du dem Asˇsˇur-rabi das Silber und den Zins dafür nicht gibst, werden wir hier Forderungen auf deine Ehefrau und deine Kinder erheben, und ich werde sie (in Schuldknechtschaft) in mein Haus eintreten lassen. 61. 62. 63.
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In x-ga-lá-lu-wa i-tù-ri-a-sˇu-um ist das erste Wort wohl ein Name (der Sklavin aus Z. 4 und 6?) das zweite Schreibfehler für i-tù-ar-sˇu-um. »Treppenoberst« war der Titel des Thronfolgers von Kanisˇ. Emendiere zu ki-sˇa-ar-sˇa-am (Text ki-sˇa-ra-num, dies ein Nahrungsmittel?) … (32) htùi-usˇté-li-a-ni?
Altassyrische Briefe (20-24) Anstelle
von was schicktest du mir die 10 Scheqel Silber? Es ist nicht einmal für den Preis seiner beiden Schuhe genug! 64)
5.15 Eine Frau in Nöten
Zizizi ist einsam und in großer Not. Dies teilt sie in dem Brief I 688 dem Imdı¯lum, mit dem sie vielleicht verschwägert war, und dessen Tochter Isˇtar-basˇtı¯ mit und erbittet ermunternden Zuspruch. Imdı¯lum und Isˇtar-basˇtı¯ sprich, folgendermaßen die Zizizi. (4-7) Sˇiduna, meine Schwester, ist tot, und jetzt ist auch A¯l-ta¯b krank. 65) (8-13) Ich kann nicht mehr! Mit nie˙ mir, wovon ich satt werde. (14-18) Du, mein manden kann ich reden, und niemand gibt Vater, mein Herr, (und) du, meine Mutter, am Tage, da ihr meine Tafel hört, schreibt mir eine Tafel! (19-23) Schreibt mir eine Tafel mit guten Worten. Einer von deinen Knechten möge sie mir bringen, mache mir Mut! (24-26) Höre nicht auf die Bitte deines Knechtes, höre auf meine Bitten! (27-30) Eine Tafel von dir möge herkommen: Mache mir Mut! Wenn deine Tafel nicht binnen kurzem kommt, werde ich sterben! (1-3) Zu
5.16 Probleme zuhause
Der Brief mit der Inventarnummer MMA 1983.135.4 des Metropolitan Museum of Art New York wurde von M. T. Larsen als Nr. 78 in: I. Spar (ed.), Cuneiform Texts in the Metropolitan Museum of Art, Volume I. Tablets, Cones, and Bricks of the Third and Second Millennia B.C., New York 1988, mit Foto, Kopien und Bearbeitung veröffentlicht. Wichtige Bemerkungen zum Textverständnis finden sich noch bei K. Hekker, Der aA Brief CTMMA 78, NABU 1990/139. Es handelt sich um einen Brief des Asˇsˇur-muttabbil an die Walhisˇna und Kunna¯nia (letztere ist auch sonst als Empfän˘ gerin von Briefen des Asˇsˇur-muttabbil belegt). Erhalten sind die Hülle, die Siegelabrollungen des Absenders trägt, 66) und außer dem eigentlichen Schreiben noch ein Zusatztäfelchen (sibat tuppim). Thema des Briefes sind die Abwehr von Ansprüchen, ˙ Sklavinnen ˙ die Buza¯zu auf zwei erhebt, und Anweisungen zur Versorgung des Haushalts. Haupttafel: (1-4) Zu Walhisˇna und Kunna¯nia sprich, folgendermaßen Asˇsˇur-muttabbil; zur Walhisˇna sprich: (5-11) 1˘ Mine Silber, sowohl ihre Ringe als ihren Brustschmuck, nahm ich in der˘ Stadt Assur von deiner Schwester. Und ich informierte sie dort folgenderma64. 65. 66.
a-na sˇí-im ˇsé-né-e-sˇu (23) lá ma-sí. Diese ganz singuläre Wendung spielt wohl darauf an, daß ˙ Asˇsˇur-rabi auf seiner Reise zwischen Assur und Kanisˇ (wenigstens) ein Paar Schuhe verbraucht. ¯ l-ta¯b war der Ehemann der Isˇtar-basˇtı¯. Nach dessen Tod heiratete sie den Anatolier Anuwa. A ˙ gut vorstellbar, daß der Tod des A¯l-ta¯b eine Folge der hier beschriebenen Krankheit Es ist ˙ war. Die Hülle nennt mit Irma-Asˇsˇur noch einen zusätzlichen Adressaten. Es ist anzunehmen, daß die beiden Damen sich in dessen Haus aufhielten.
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ßen: »Für dein Silber, das ich nahm, sollen die beiden Sklavinnen dir gehören!« (12-15) Ich höre nun immer wieder, 67) daß Buza¯zu deine Sklavinnen packte. Wende dich im Guten wegen der Sklavinnen (an ihn), daß man sie euch loslasse. (16-19) Wenn er aber stur redet und die Sklavinnen nicht losläßt, wendet euch ans Gericht. Die Sklavinnen gehören dir! (20-26) 1⁄3 Mine 5 Scheqel Silber ließ ich dir, 5 Scheqel Silber schickte dir Nisˇasˇsˇar, die Sklavin vom Haus deines Vaters: zusammen ließ ich dir also ½ Mine Silber. Für 7 Scheqel Silber soll dir Galgallı¯ja Getreide geben. (27-31) Die Siegel im Haus bewache! Geh nicht immer wieder nach draußen, sondern hüte das Haus! Die Sˇa¯t-Asˇsˇur lasse nicht hungern! Ein Schaf Zusatztafel: (1-7) kaufe, damit es Fleischvorrat für die Kleine 68) sei. Bis du mir in die Augen schauen kannst, habe Vertrauen! 69) Hülle: (1-3) An Irma-Asˇsˇur, Walhisˇna und Kunna¯nia, Siegel von Asˇsˇur-muttabbil. ˘ 5.17 Und vor 30 Jahren …
Der Text mit der Inventar-Nr. AO 12130 des Pariser Louvre wurde von J. Lewy, TCL XIX 1 in keilschriftlicher Kopie veröffentlicht und zuletzt von C. Michel, LAPO 19 211 übersetzt. Der Brief hat drei Adressaten, von denen aber nur einer direkt angesprochen wird. Welcher der drei gemeint ist, ist ebenso unklar wie die Frage, welche Rolle die beiden anderen spielten. Das Thema: Einer der drei ist vor 30 Jahren nach Kanisˇ ausgezogen, ohne seitdem je von sich hören zu lassen oder Geld (Silber) zu schicken. Die sehr langmütigen Absender drohen mit Konsequenzen, falls nicht endlich eine Reaktion erfolgt. (1-5) Folgendermaßen Silla-la ¯ bum und Ela¯lı¯, zu Puzur-Asˇsˇur, Amua und Asˇsˇur-sˇamsˇ¯ı ˙ hast du die Stadt verlassen. Bis jetzt hast du uns nicht(s) übersprich: (5-11) Vor 30 Jahren wiesen, nicht 1 Scheqel Silber haben wir von dir erhalten, ohne daß wir dich jemals verärgert hätten. (12-15) Mit Karawane für Karawane kamen unsere Tafeln zu dir, aber niemals kam von dir ein Bescheid. (16-18) Wir wandten uns an deinen Vater, aber auch da kamen wir an keinen einzigen Scheqel Silber von dir. (19-22) Also: Mach dich auf und komm her! Wenn du wegen deiner Außenstände aufgehalten bist, überweise Silber! (24-29) Wir haben dein Herz nie verärgert, aber du hast uns in deinen Augen zu NichtHerren gemacht. Also: mach dich auf und komm her oder überweise Silber! (30-34) Wenn nicht, werden wir eine Tafel des Fürsten und einen Rechtsbevollmächtigten schicken und dich im Ka¯rum verächtlich machen!
5.18 Anstiftung zur Urkundenfälschung
Den aus dem Handel stammenden Brief mit der Inventarnummer Ka. 169 der Istanbuler Archäologischen Museen veröffentlichte V. Donbaz, Keilschrifttexte in den An67. 68. 69.
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»Immer wieder hören« bedeutet hier wie so oft, daß ein Brief vorgelesen wird. Gemeint ist die Sˇa¯t-Asˇsˇur. Wörtlich: »gib deinem Herzen Herz«.
Altassyrische Briefe
tiken-Museen zu Stambul II, Freiburger Altorientalische Studien, Beiheft 2, Stuttgart 1989, Nr. 9. Ein gewisser Saba¯sı¯ja gibt Anweisungen, wie mit verschiedenen Tafeln zu verfahren sei. Puzur-Asˇsˇur sprich, folgendermaßen Saba¯sı¯ja: (2-9) Was die Tafeln vom Haus des Wasˇhupa betrifft, worüber du mir schriebst, so packe den Ilaprat-ba¯ni bei dir, öffne die Tafeln˘ und hole die Tafel über 50 minus 1 Minen Silber seiner Schwester, der Priesterin A¯nah-ilı¯, und seines Bruders A¯l-ta¯b des Inhalts, daß die beiden Häuser unser Pfand sind, ˘ (9-14) Auf der Zusatztafel˙70) sind diese Herren eingetragen. Wo diese Herren als hervor. Richter eingetragen sind, (das) befeuchte mit Wasser und tilge. 71) Packe die beiden Häuser dann mit deiner Hand! (15-19) Die Tafel, daß der Kaufmann 21 Minen 10 Scheqel Silber zu Lasten von Sˇalim-Asˇsˇur, Iku¯num und Saba¯sı¯ja (gut) hat und das Silber an den finanziell Gesunden von uns gebunden ist, die Tafel hole hervor und prüfe! 72) (20-27) Wo ›Das Silber ist auf den Namen von Ilisˇ-tikal genommen‹ eingetragen ist, befeuchte mit Wasser und zeige es unbedingt einem Angestellten des Sˇalim-Asˇsˇur. Wenn der ein Wort auswischen will, soll er’s auswischen. Ich habe das Silber dem Kaufmann gezahlt, und der hat eine Tafel (darüber) ausgestellt. Beende die Sache, so gut du kannst! (28-32) 1 Tafel mit dem Siegel von Ilı¯-a¯lum, dem Sohn des Sukkallı¯ja, daß er 8 Minen Silber für 2 Minen Gold genommen hat, 73) (ob) die(se) Tafel vorhanden ist oder nicht, (darüber) öffne mein Ohr! (33-41) Für die Tafeln, die ich auf den Namen von Iku ¯ num, Sohn von Sama¯ja, nahm, habe ich 1 Mine Silber und mehr ausgegeben. Dann gingst du hin und öffnetest, ohne meine Ausgaben einzutreiben, meine Tafeln, holtest die Zeugentafeln hervor und nahmst den Söhnen des Lalûm 1 oder 2 Talent Silber weg. (41-44) Mein Bruder, mein Herr bist du. Meine Ausgabe möge nicht verloren gehen! Laß einen Sohn des Lalûm meine Ausgabe zahlen! (44-52) Die Tafel mit dem Urteil des Ka¯rum Wahsˇusˇana Klein-Groß des Inhalts, daß 2⁄3 Mine Gold und der Zins dafür von meiner Tafel ˘(des Inhalts), daß ich dem Gott Adad schuldig bin, abgezogen wird und daß Ennum-Asˇsˇur die 2⁄3 Mine und den Zins dafür zahlen wird: Diese Tafel befindet sich unter meinen Tafeln. (52-57) Eine zweite Tafel des Ka¯rum ist da, daß Zupa den Grundbetrag zahlt, ich den Zins zahle. Diese beseitige und stelle dem Ka¯rum eine über 2⁄3 Mine aus. Dann nimm für mich eine Tafel des Ka¯rum, daß Zupa alles, was er (gut) hat, aus dem Vorrrat des Adad nehmen darf. (1-2) Zu
5.19 Ich war krank
Text AO 9289 des Pariser Louvre, keilschriftliche Edition von J. Lewy, TCL XIX 25, letzte Bearbeitung von J. G. Dercksen, The Old Assyrian Copper Trade in Anatolia, 70. 71. 72. 73.
Zusatztafeln (sibat tuppim), ein gewöhnlich wesentlich kleineres »2. Blatt«, (vgl. Text Nr. 5.16) sind ˙bislang˙ nur bei Briefen, nicht bei Rechtsurkunden – wie der hier vorauszusetzenden Verpfändungsurkunde – bekannt. Die Kültepe-Tafeln waren nicht gebrannt, sondern nur luftgetrocknet und daher mit Wasser aufweichbar. Es handelt sich bei dieser Tafel um einen Verpflichtungsschein wie in TUAT.NF I, 48 Nr. 8 übersetzt. Der Silber-Gold-Kurs von 4 zu 1 ist typisch für naruqqum-Geschäfte. Vgl. dazu den TUAT.NF I, 44 Nr. 1 übersetzten Text.
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Karl Hecker
PIHANS 75, Istanbul 1996, 205. Da¯n-Asˇsˇur, der aus zahlreichen Texten bekannte Transportmeister des Pu¯sˇu-ke¯n, informiert diesen darüber, daß ein Kupferposten noch nicht vom Palast freigegeben worden ist und daß er selbst wegen einer Krankheit erst mit Verspätung abreisen kann. Pu¯sˇu-ke¯n sprich, folgendermaßen Da¯n-Asˇsˇur: (3-8) Mein Vater, mein Herr bist du! Mach mir keine Vorwürfe! Was das Kupfer des Palastes angeht: Sie halten uns bis heute hin. (9-14) Auch befiel mich eine Krankheit, und so wurde ich bis jetzt aufgehalten. Jetzt bin ich (wieder) gesund, hab’ keine Sorgen. (15-20) Ich werde noch 5 Tage warten. Wenn das Kupfer des Palastes nicht herauskommt, werde ich meine Waffe ergreifen und nach Purusˇhattum abreisen. ˘ (1-2) Zu
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Briefe aus Nuzi Gernot Wilhelm Die Briefe aus der in der Nähe des heutigen Kirkuk gelegenen Stadt Nuzi (s. TUAT.NF I, 58 f.) beziehen sich größtenteils auf Verwaltungsangelegenheiten und Rechtsstreitigkeiten. Da der Kontext der Briefe oft nicht zu ermitteln ist, bleiben die Hintergründe vielfach unklar. In einigen Fällen helfen jedoch zusätzliche Informationen, insbesondere solche, die wir der Rekonstruktion der Archive verdanken, aus denen die Briefe stammen. Der Absender des Briefes Nr. 1 bezeichnet sich nur als »König«, doch da die Legende des auf der Rückseite abgerollten Siegels den König »Sausˇtatar, Sohn des Parsatatar, König von Maittani« nennt, ist unzweifelhaft, daß es sich um einen König von Mittani 1) handelt. Da dieses Siegel auch von späteren Königen als Dynastie-Siegel verwendet wurde,2) ist die genaue Identität des Absenders allerdings unklar. Der Adressat ist ohne Titel nur mit dem Kurznamen Ithia bezeichnet, obwohl es sich um ˘ den König des von Mittani abhängigen kleinen Königreiches Arrapha handelt, zu ˘ dem Nuzi gehörte; der volle Name lautete Ithi-tesˇsˇup. Die Briefeinleitung macht also ˘ den Rangunterschied von Adressat und Empfänger sehr deutlich. Der Inhalt zeigt, daß der König von Mittani sogar Verfügungen über Grundbesitz im Lande seines Vasallen treffen konnte. Amminaja ist die Gemahlin des arraphäischen Thronfolgers ˘ und damit sicherlich die Schwiegertochter Ithias. Sie ist die Mutter des Prinzen Sˇil˘ wa-tesˇsˇup, in dessen Archiv sich der Brief fand. Aus diesem Archiv geht hervor, daß Sˇilwa-tesˇsˇup Personal und Grundbesitz der Amminaja in dem nicht genauer lokalisierten Ort Pahharrasˇwe geerbt hatte. ˘˘ Unter den Briefen, die sich auf gerichtliche Auseinandersetzungen beziehen, findet sich ein Schreiben (Nr. 2), in dem ein Richterkollegium den König auf dem »Dienstweg« über seine Minister davon in Kenntnis setzt, daß eine Prozeßpartei einen Eid beim Leben des Königs geschworen hat. Dies ist eine in Nuzi sehr seltene Form des Eides, 3) die aber seit der altakkadischen Zeit in Babylonien und Assyrien bis zur Mitte des 2. Jt. v. Chr. neben dem normalen Eid bei den Göttern oder einer bestimmten Gottheit oder zusammen mit einem solchen Eid öfter bezeugt ist. Polizeiliche Aufgaben wurden von der königlichen Administration wahrgenommen, wobei eine mehrstufige Befehlskette von zentralen zu lokalen Amtsträgern feststellbar ist (Nr. 3.1; 3.2; 4). Briefe aus dem Kontext der Verwaltung nicht-königlicher Güter liefern gelegentlich Hinweise, die anderen Quellen nicht zu entnehmen sind; so zeigt Nr. 6, daß die als wardu bezeichneten und in Rationenlisten häufig bezeugten Arbeitskräfte verkäufliche Sklaven waren, und Nr. 7 darf als Beleg für Status und Selbstbewußtsein eines Schreibers gelten.
1. 2. 3.
Mittani ist die jüngere Form des Landesnamen Maittani, der wiederum auf einen Personennamen Maitta zurückgeht. D. Stein, A Reappraisal of the »Sausˇtatar Letter« from Nuzi, ZA 79 (1989) 36-60. H. Liebesny, The Oath of the King in the Legal Procedure of Nuzi, JAOS 61 (1941) 62-63.
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1. Brief eines Königs von Mittani an seinen Vasallen Ithi-tesˇsˇup von Arrapha ˘ ˘ Der Brief HSS 9, 1 wurde von der amerikanischen Nuzi-Expedition unter Leitung von E. Chiera während der 2. Grabungskampagne 1927/28 im Haus des Prinzen Sˇilwatesˇsˇup in der Unterstadt von Nuzi gefunden. Die Tafel wurde im Harvard Semitic Museum als »SMN 1000« registriert und nach ihrer Edition durch R. H. Pfeiffer, The Archives of Shilwateshub Son of the King (Excavations at Nuzi II = HSS IX), Cambridge, Mass. 1932, Plate I, an das Iraq Museum in Baghdad zurückgegeben, wo sie die Inventarnummer IM 50792 erhielt. 1984 befand sich die Tafel im Museum von Na¯sirı¯ya, wo die Siegelabrollung von D. L. Stein kollationiert wurde.4) Der Brief ˙ stammt aus dem späten 15. oder dem frühen 14. Jh. v. Chr. Kurz nach der Entdekkung legte E. A. Speiser eine erste Bearbeitung vor (A Letter of Shaushshatar and the Date of the Kirkuk Tablets, JAOS 49 [1929] 269-275), in der er Sausˇtatar als Absender betrachtete und daraus eine Datierung der Nuzi-Texte ins späte 16. und frühe 15. Jh. ableitete. Ithia sage: So (spricht) der König: (3-6) Die Stadt Pahharrasˇsˇe, welche ich der ˘ dem Uke gegeben. Amminaja ˘gab –, aus ihrem Gebiet habe ich jetzt einen ˘Ort (7-9) Nun habe ich den Saus ˇsati, den Provinzgouverneur von Atilu, geschickt, um ihre Grenzen festzulegen. (10-11) Folgendermaßen habe ich zu Sausˇsati gesagt: (11-12) »Lege die Grenze der Amminaja fest. (13-15) Uge soll in das Gebiet der Amminaja nicht eindringen, (16-18) und Amminaja soll in das Gebiet des Uge nicht eindringen. (19-20) Und in das Gebiet der Amminaja soll niemand eindringen. (21-22) Deinen Ort in ihrem Gebiet habe ich der Amminaja gegeben, (23) und du mögest es wissen. (1-2) Dem
2. Brief eines Richterkollegiums an die Minister des Königs von Arrapha ˘ Der Brief EN 9/1, 117 wurde von der amerikanischen Nuzi-Expedition unter Leitung von R. F. S. Starr während der 4. Grabungskampagne 1929/30 in einem Haus (Raum S 28) nördlich des Tempels in der Oberstadt von Nuzi gefunden. Eine genauere Untersuchung der Bewohner und ihrer Funktionen steht noch aus. 5) Die Tafel befindet sich unter der Signatur SMN 3083 im Harvard Semitic Museum, eine nachgelassene Autographie von E. R. Lacheman wurde von D. I. Owen und M. A. Morrision, Excavations at Nuzi 9/1, SCCNH 2 (1987) 450 f. publiziert. (1-2) Den Ministern sage, so (sprechen) die Richter: (2-5) Hutia, der Sohn des Arip-s ˇarri, ist mit Qı¯sˇtija, dem Sohn des Sˇennaja, in einem Prozeß ˘vor uns getreten. (6-7) Als (nur noch) übrig blieb, ihren Prozeß zu entscheiden 6), (8-9) hat Qı¯sˇtija zu uns folgendermaßen gesagt: (10-11) »Ich werde in meiner Rechtssache einen Eid beim König schwören!« (11-12) Nun mögen die Minister diese Tafel dem König vorlegen.
4. 5. 6.
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D. L. Stein, The Seal Impressions. Catalogue (Das Archiv des Sˇilwa-tesˇsˇup 9), Wiesbaden 1993, 528 f. Siehe B. Lion, Les archives privées d’Arrapha et de Nuzi, SCCNH 10 (1999) 52 f. ˘ -hu-ú < irte¯hu). immatimê dı¯n-sˇunu ana para¯si irtehhu (ir-te-eh ˘˘ ˘ ˘ ˘
Briefe aus Nuzi
(12 Siegelabrollungen mit Beischriften) (25) Memorandum. (26) Hand des Schreibers Kel-Tes ˇsˇup.
3. Zwei Briefe von Verwaltungsbeamten zur Strafverfolgung Die beiden Briefe HSS 14, 20 (Nr. 3.1) und 14, 21 (Nr. 3.2) beziehen sich auf Personal eines Kanalinspektors namens Sˇehal-tesˇsˇup, in dessen Haus (Raum S 113) im ˘ östlichen Teil der Oberstadt von Nuzi während der von R. H. Pfeiffer geleiteten Grabungskampagne von 1928/29 die beiden Tafeln gefunden wurden. Sie wurden im Harvard Semitic Museum bearbeitet und konserviert (Signatur SMN 2093 bzw. 2199) und 1982 an das Iraq Museum in Baghdad zurückgeschickt. Der erstere Text wurde wenige Jahre nach der Entdeckung von E. A. Speiser und R. H. Pfeiffer in Transliteration und Übersetzung publiziert (AASOR XVI 76), die Autographie beider Texte lieferte E. R. Lacheman, Miscellaneous Texts from Nuzi II (Excavations at Nuzi V = HSS XIV), Cambridge, Mass. 1950, Plate 12. G. Wilhelm, »Verhafte ihn!«, Or. 59 (1990) 307-309, legte eine Bearbeitung vor. Trotz einer sprachlich bedingten Unsicherheit 7) beziehen sich beide Tafeln wohl auf denselben Vorgang und belegen so eine Befehlskette von Tatip-tesˇsˇup – möglicherweise einem Prinzen – über den auch sonst in der Strafverfolgung bezeugten Sˇehram-musˇni zu Akip-tasˇenni, der das ˘ dem östlichen Bergland Nullu benachbarte Gebiet der Stadt Azuhinni verwaltet. ˘ 3.1 HSS 14, 20
ˇ ehram-musˇni sage, so (spricht) Tatip-tesˇsˇup: (4-8) Gesinde des Sˇehal-tesˇsˇup (1-3) Dem S ˘ ˘ ist zum Gerstesammeln in den Turmbereich Tamkarra gegangen (9) und hat gestohlen. (10-11) Alle unter ihnen, die bei dieser Gelegenheit Diebe (gewesen sind) 8), (12-13) die soll Sˇehal-tesˇsˇup benennen. (14) Verhafte sie (15) und bringe sie zum König! ˘ 3.2 HSS 14, 21
Akip-tasˇenni sage, so (spricht) Sˇehram-musˇni: (4-5) Soeben hat Gesinde des ˘ ˇSehal-tesˇsˇup gestohlen (6-7) und (will es) ins nulluäische Land verkaufen. (8-11) Beauftrage ˘ ˇ (12) (13-14) jetzt den Sehal-tesˇsˇup, und er soll sie examinieren. Und du verhafte alle Männer aus Nuzi,˘ (15-16) die ins nulluäische Land gehen (wollen), (16-17) die Tafel und Siegel
(1-3) Dem
nicht bei sich führen, (19-20) und schicke sie zu mir. (21) Hat der König nicht eine Weisung 7.
8.
HSS 14, 21: 5 bietet die – jedenfalls fehlerhafte – Form isˇ-ri-qú-usˇ, die wörtlich als »sie haben ihn/sie (sg.) gestohlen« zu übersetzen ist und auf ein unpersönliches Subjekt bezogen werden könnte, welches das Personal des Sˇehal-tesˇsˇup gestohlen hätte; so M. M. Morrison, The Ea˘ stern Archives at Nuzi, SCCNH 4 (1993) 60. Wörtlich: »alle ihre Diebe«.
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Gernot Wilhelm
gegeben? (22-23) Kommt es dazu, daß Leute fliehen, Namen sagen.
(24-25) werde
ich dem König deinen
4. Brief eines Verwaltungsbeamten mit Anweisung zur Prozeßeröffnung Der ungesiegelte Brief EN 9/1, 112 wurde von einem Beamten abgeschickt, der in einem anderen Brief 9) das Siegel des Sˇehram-musˇni, des Absenders von Nr. 3.2, be˘ nutzt und daher vielleicht dessen Amtsnachfolger war. Der Text wurde 1928/29 (s. oben unter Nr. 3.1-3.2) in einem zur königlichen Verwaltung gehörigen Gebäude (Raum D 6) im Nordosten der Oberstadt von Nuzi gefunden. Die Tafel befindet sich im Harvard Semitic Museum (»SMN 3356«), eine nachgelassene Autographie von E. R. Lacheman wurde von D. I. Owen und M. A. Morrision, Excavations at Nuzi 9/ 1, SCCNH 2 (1987) 444 publiziert. Ipsˇahalu sage, so (spricht) Heltip-tesˇsˇup: (4-5) Soeben Tehip-apu aus Humpur˘ »Übeltäter haben mich 10) und ˘ ˘ ˘ meine Gattin ˇse –, (7) folgendermaßen (sagt) er: (8-12) gewaltsam entführt 11) und (13) (radiert).« (14-16) Jetzt führt(!) 12) schleunigst einen Prozeß mit seinem Prozeßgegner!
(1-3) Dem
5. Brief eines für die Kleinviehhaltung zuständigen Verwalters Der Absender des Briefes ist für die Zählung der Schafe und Ziegen des Prinzen Sˇilwatesˇsˇup zuständig, in dessen Haus in der Unterstadt von Nuzi (Raum A 23) die Tafel in der 2., unter der Leitung von E. Chiera stehenden amerikanischen Grabungskampagne 1927/28 in Nuzi entdeckt wurde. Der heute stark beschädigte Brief hatte bei seiner Auffindung eine Hülle. Die Tafel befindet sich unter der Signatur SMN 1570 im Harvard Semitic Museum und wurde von J. Fincke, Excavations at Nuzi 10/2, 66-174, SCCNH 9 (1998) 247 f. in Keilschrift ediert. Die hier gebotene Übersetzung ist dem im Vorbereitung befindlichen Band von G. Wilhelm, Das Archiv des Sˇilwa-tesˇsˇup, Heft 6, Nr. 696 entnommen. Der Brief stammt aus der Mitte des 14. Jh. v. Chr. Für die Hütung von Schafen und Ziegen schlossen die Besitzer der Herden Hüteverträge mit Hirten ab, die nicht zu ihrem eigenen Personal (mit Sklavenstatus) gehörten, sondern frei waren. [Zu PN sprich, so (sagt) Urha-tarme(?):] (1-5) […] hat mich geschickt, um das Kleinvieh des Sˇilwa-tesˇsˇup zu zählen, ˘(6-8) und nun hältst du den Kleinviehhirten Karrate zurück! (9) Laß den Mann frei, (10) so daß wir seine Schafe zählen können! (11-12) Wenn er d[ir] etwas sch[uld]et, (13) sind wir bereit, (ihn) festzuhalten. (14) Komm dann; (14-16) bis wir seine Schafe zählen, will ich (ihn) festhalten. 9. HSS V 102, eine Anweisung zur Überstellung eines Prozeßbeteiligten. 10. Text nach Kollation a-[n]a- ku , fälschliche Verwendung des Nominativs statt des Akkusativs auf dem Hintergund des Hurritischen. 11. Wörtlich: »genommen«. 12. Text fälschlich »haben sie geführt«.
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Briefe aus Nuzi
6. Brief mit Anweisung zum Verkauf eines Sklaven Die Fundumstände dieses Briefes sind dieselben wie die von Nr. 5. Es liegt nur eine Edition in Transliteration, nicht in Autographie vor (R. H. Pfeiffer – E. R. Lacheman, Miscellaneous Texts from Nuzi I (Excavations at Nuzi IV = HSS XIII), Cambridge, Mass. 1942, 16. Die Tafel selbst ist heute verschollen. Der Absender ist der älteste Sohn des Prinzen Sˇilwa-tesˇsˇup, der Empfänger der Verwalter eines der Güter des Sˇilwa-tesˇsˇup. Der Brief datiert aus der Zeit kurz vor der Zerstörung von Nuzi (Mitte des 14. Jh. v. Chr.). Hutip-tilla sage: So (spricht) Tatip-tilla: (4-8)»Nimm du jetzt den Erwin-nirsˇe ˘ oder den Kassiten des Sˇu¯sˇib-Sˇamasˇ 13), (jedenfalls) einen Mann, (9) und verkaufe ihn! ˇ E … (12-15) Und gib einen anderen Mann dem Kiltamuli, (10-11) Und nimm 3 ANS ˇ ehli 14)!« (15-17) und nimm (dafür) 3 Esel (17-18) und bring (sie mir) im Monat S ˘ (1-3) Dem
7. Brief mit einer Zurechtweisung des Adressaten Die genannten Personen sind nicht zweifelsfrei zu identifizieren. Ein Schreiber namens Akip-tilla ist in Nuzi-Texten aus der ersten Hälfte des 14. Jh. v. Chr. bezeugt. Die Tafel wurde 1929/30 (s. oben zu Nr. 2) in einem Haus (Raum F 24) in der Westecke der Oberstadt von Nuzi gefunden. Die Tafel befindet sich unter der Signatur SMN 3517 im Harvard Semitic Museum, eine nachgelassene Autographie von E. R. Lacheman wurde von D. I. Owen und M. A. Morrision, Excavations at Nuzi 9/1, SCCNH 2 (1987) 473 publiziert. (1-3) Dem
Kill[i] sage: So (spricht) der Schreiber Akip-Tilla: (4) Ich bin nicht dein Sklave! hat man Urhi-Tesˇsˇup festgesetzt. (7-8) Wenn ich »kann« 15), laß (ihn) frei, ˘ (9-13) und wenn ich nicht freilassen »kann«, soll er verhaftet sein. (14) Nun bewache (ihn)! (15) Siegel des Akip-Tilla. (5-6) Soeben
13. 14. 15.
Sˇu¯sˇib-Sˇamasˇ ist anderweitig als Verwalter einer der Wirtschaftseinheiten des Gutes des Prinzen Sˇilwa-tesˇsˇup bezeugt. Oktober/November. Hier und in Z. 11 e-le-’u-ú »ich vermag«, »ich kann«; gemeint ist wohl »ich will« (hasˇha¯ku). ˘ ˘
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Mittelassyrische Briefe Karl Hecker Aus der mittelassyrischen Zeit, die vom politischen Erstarken Assyriens unter Asˇsˇuruballit I. (1353-1318 v. Chr.) bis zu den Aramäer-Einfällen des 11. Jh. reicht, hat sich ˙ verhältnismäßig kleine Zahl von Briefen erhalten, die zudem aus verschiedenur eine nen Orten, auch solchen außerhalb Assyriens, stammen. 1) Fundorte sind außer Assur z. B. auch Bog˘azköy, Ugarit oder Tell el-Amarna. Besonderes Interesse verdienen die Briefe aus Du¯r-Katlimmu (heute Tell Sˇe¯h Hamad) und Harbe (modern Tell Hue¯ra) ˘ ˘ ˘ sind in Nordsyrien, da sie zum großen Teil nicht˙ privaten, sondern offiziellen Inhalts und daher mannigfaltige Einblicke in die Verwaltung und Entwicklung der westlichen Gebiete des mittelassyrischen Reichs vermitteln.
1. Ba¯bu-aha-iddina ˘ Ba¯bu-aha-iddina lebte unter den Königen Adad-ne¯ra¯rı¯ I. (1295-1264 v. Chr.) bis Tu˘ kultı¯-Ninurta I. (1233-1197 v. Chr.); er muß demnach ein ziemlich hohes Alter erreicht haben. Wie aus einem an ihn gerichteten Brief aus Bog˘azköy/Hattusˇa hervor˘ geht, fungierte er unter dem jungen Salmanassar I. (1263-1234 v. Chr.) als Kanzler, war also eine einflußreiche und mächtige Persönlichkeit. Dies dokumentiert auch sein umfangreiches privates Archiv mit Briefen und Urkunden, das bei den deutschen Ausgrabungen in Assur zu Tage kam. Die genaue Zahl der zu diesem Archiv gehörenden Texte ist unklar, zumal auch nicht alle in die Museen von Istanbul und Berlin gelangt sind. 2) Umschriften und Übersetzungen von 57 Texten, darunter 21 Briefen, wurden von H. Freydank/C. Saporetti, Ba¯bu-aha-iddina. Die Texte, Roma 1989, vor˘ gelegt.
1.1 Anweisung zur Übersendung einer Tafel
Text KAV 3) 102 mit der Inventar-Nr. des Berliner Vorderasiatischen Museums VAT 8032 und Fund-Nr. Ass. 14410k; bearbeitet von Freydank-Saporetti, aaO 22 f. Asˇsˇur1.
2.
3.
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Einen Katalog der bis 1991 bekannten 132 und z. T. noch unpublizierten mittelassyrischen Briefe bietet E. Chr. Cancik-Kirschbaum, Die mittelassyrischen Briefe aus Tall Sˇe¯h Hamad, ˘ ˙ Berichte der Ausgrabung Tall Sˇe¯h Hamad/Du¯r-Katlimmu (= BATSH 4/1; im folgenden so ˘ ˙ aus Ka¯r-Tukultı¯-Ninurta finden sich jetzt bei H. Freyzitiert), Berlin 1996, 232-245. 5 Briefe dank, Mittelassyrische Rechtsurkunden und Verwaltungstexte IV. Tafeln aus Ka¯r-Tukultı¯-Ninurta, WVDOG 99, Saarbrücken 2001, Nr. 8, 10, 15, 17 und 24. Für eine ausführliche Beschreibung des Archivs vgl. O. Pedersén, Archives and Libraries in the City of Assur. A Survey of the Material from the German Excavations, Studia Semitica Upsaliensia 6, Uppsala 1985, Bd. I 106-113 (Archiv M 11) und 111 (unter Nr. 1 Angaben zur schwankenden Zahl der gefundenen Texte). O. Schroeder, Keilschrifttexte aus Assur verschiedenen Inhalts, WVDOG 35, Leipzig 1920.
Mittelassyrische Briefe
be¯la-sˇallim und Asˇsˇur-zuquppanni sollen zusammen mit Musˇallim-Asˇsˇur 4) eine von den im Schlafzimmer des Ba¯bu-aha-iddina aufbewahrten Tafeln entnehmen und ˘ überbringen. (1-4) Zu
na:
Asˇsˇur-be¯la-sˇallim und Asˇsˇur-zuquppanni sprich, folgendermaßen Ba¯bu-aha-iddi˘
(5-10) Mus ˇallim-Asˇsˇur
und Ma’na¯ju sollen in mein Schlafgemach eintreten. Ihr: Steht ihnen zur Seite! (12-17) Die Tafeln des Hauses von Asˇsˇur-ta¯b, die in meinem Schlafgemach lie˙ Seine (des Ma’na¯ju?) Tafel aber gen, holt heraus und gebt (sie) dem Ma’na¯ju. (17-20) nehmt in Beschlag. Die Tafel, die ihr in Beschlag genommen habt, soll Musˇallim-Asˇsˇur nehmen und mir bringen. (21-22) 1. Sîn, Eponymat von Adad-be ¯ l-gabbe. 5)
1.2 Auskunft über die Wachsvorräte
Der hier übersetzte Brief aus dem Besitz der University of Manchester, den Nabûbe¯la-da’iq im Auftrag des Ba¯bu-aha-iddina schrieb, wurde in keilschriftlicher Kopie ˘ von T. Fish in: Manchester Cuneiform Studies II/1, Manchester 1953, 14 veröffentlicht und von W. von Soden, aaO 17-19 bearbeitet; eine neuere Übersetzung findet sich bei Freydank-Saporetti, aaO 34-35. Der Absender verlangt Auskunft über die vorhandenen Vorräte an Wachs. Der Brief ist auf den 9. Hibur (August/September) ˘ des Jahres 1 von Tukultı¯-Ninurta I. (1233 v. Chr.) datiert. Asˇsˇur-be¯la-sˇallim und [Asˇsˇur-z]uquppanni sprich, folgendermaßen Nabû-be¯lada’iq: (5-6) Ich schreibe euch (dies) auf Anweisung von Ba ¯ bu-aha-iddina. (7-14) Über das Wachs, ˘ steht, sei es das, was unter sei es das, was unter Verantwortung des Hausverwalters dem Siegel des Ba¯bu-aha-iddina ist, oder sei es das, was sonstwie vorhanden ist, ˘ schreibt mir einen Bescheid, wieviel es ist, (15-17) folgendermaßen: Soundsoviel Wachs und soundsoviel … sind zurückgelegt. (18-19) 9. [Hi]bur, Eponymat des Stadtfürsten Tukultı¯-Ninurta. 6) ˘ (1-4) [Z]u
2. Du¯r-Katlimmu Du¯r-Katlimmu, heute der Ruinenhügel Tell Sˇe¯h Hamad am Nordufer des unteren ˘ ˙ Ha¯bu¯r, ist eine uralte Siedlungsstätte. Oberflächenfunde weisen ins 4. Jt. zurück, und ˘ der Name ist aus Du¯r-Jaggid-Lı¯m verballhornt und geht somit auf die Mari-Zeit zu-
4. 5. 6.
Diese drei Herren begegnen in den Briefen des Ba¯bu-aha-iddina noch des öfteren. ˘ (etwa gleich Dezember/Januar), das Sîn hieß der 10. Monat des mittelassyrischen Kalenders Eponymat dürfte dem Jahr 4 von Tukultı¯-Ninurta I. (1229 v. Chr.) entsprechen. Tukultı¯-Ninurta bezeichnet sich hier nicht als König (sˇarru), sondern benutzt den traditionellen Titel uklu, dessen altassyrische Entsprechung waklum gewöhnlich mit »Stadtfürst« wiedergegeben wird.
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rück. 7) In mittelassyrischer Zeit war der Ort ein wichtiges administratives Zentrum; offenbar überstand er auch den Untergang des Assyrerreichs um 612 v. Chr. weitgehend unversehrt. Das mittelassyrische Archiv wurde in den Jahren 1977-78 bei einem Survey im Rahmen des Tübinger Atlas des Vorderen Orients und einer anschließenden Grabung geborgen; die Publikation der Briefe aus diesem Archiv besorgte E. Chr. Cancik-Kirschbaum, BATSH 4/1. Die 31 z. T. stark fragmentierten Schreiben datieren in die Zeit der Könige Salmanassar I. (1263-1234 v. Chr.) und Tukultı¯-Ninurta I. (1233-1197 v. Chr.); Hauptadressat ist ein Asˇsˇur-iddin, der als Großwesir amtierte, als solcher die westlichen Landesteile verwaltete und sich deshalb auch längere Zeit in Du¯r-Katlimmu aufhielt. Die in diesen Texten genannten Orte liegen daher auch zumeist im nordsyrischen Raum. 8)
2.1 Hoher Besuch kündigt sich an
Text mit Inventar-Nr. DeZ 3940 des Museums De¯r ez-Zo¯r, veröffentlicht als BATSH 4/ 1 Nr. 10. Asˇsˇur-iddin hatte offenbar Auskünfte über einen bevorstehenden Besuch des Königs (Tukultı¯-Ninurta I.) in Du¯r-Katlimmu erbeten. Das hier übersetzte Antwortschreiben des Asˇsˇur-tapputtı¯ enthält Angaben zur Größe der königlichen Reisegesellschaft – u. a. Damen des Hofstaats und der kassitische König (Kasˇtiliasˇ IV., 1227-1220 v. Chr.), der als Gefangener am assyrischen Königshof lebte – und Vorschläge zu deren Versorgung. (1-5) An As ˇsˇur-iddin, meinen Herrn, Tafel deines Dieners Asˇsˇur-tapputtı¯. Ich übe Gehorsam, ich gebe mich für meinen Herrn hin. Dem König, dem Palast, den Söhnen geht es gut. (6-11) Weswegen mein Herr mir schrieb: »Sende schriftlich Bescheid«: Es ist ein großer Hofstaat, 9) die Qa’’ ¯ı-ma¯tu und 2 Herrinnen mit 13 Frauen, sowohl Damen von uns als auch kassitische, (12-15) 2 Hausdamen, ferner 1 Bedienstete, 10) insgesamt 6 Reisewagen, die mit dem König kommen werden. (16-21) Bezüglich der Zuteilung (von Reiseproviant) für die Palastleute, weswegen mein Herr mir schrieb: Man soll eine 3-fache Zuteilung für die Palastleute bereitstellen. (22-27) Sie soll gleichförmig ausgeführt sein, (nämlich) eine Zuteilung für die Palast(leute), ditto 1 für die Königstöchter, ditto 1 für die sonstigen Leute. Bezüglich der Zuteilung für den König möge mein Herr verfahren, wie es ihm passend scheint. (27-35) Bezüglich der Großen, weswegen mein Herr mir schrieb: Alle Großen, sowohl unsere als auch die kassitischen, alle, sowohl die ersten als auch die letzten, werden heute ankommen. Der kassitische König und seine Frau werden mit dem König kommen. (36-41) Bezüglich des Weges des Königs, worüber mein Herr mir schrieb: Der König wird am 21. (des Monats) [in] die Stadt Apku 11) zum Übernachten [und …] kommen. Bezüglich der Zuteilung für den König, weswegen mein
7. Jaggid-Lı¯m war der Vater des Jahdun-Lı¯m von Mari, dessen Inschrift in TUAT.NF II, 46 f. ˘ übersetzt ist. 8. Vgl. die Karten bei E. Chr. Cancik-Kirschbaum, BATSH 4/1 33 und 34. 9. Wörtlich: »Palast«. 10. Lies ˇsa re-sˇu-tu und vgl. CAD R 296 f. 11. Die Stadt Apku liegt nahe bei Du¯r-Katlimmu.
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Mittelassyrische Briefe
Herr mir schrieb: Über die Zuteilung wird heute Beschluß gefaßt. (42-46) (Bis auf geringe Reste abgebrochen.) (47) 21. Tag. 12)
2.2 Verfolgung von Flüchtlingen
Im Brief DeZ 3439 aus dem Museum De¯r ez-Zo¯r, veröffentlicht als BATSH 4/1 Nr. 3 – zu beachten auch die Bemerkungen von M. P. Streck, ZA 87 (1997) 272 ff. –, berichtet Sîn-mudammiq 13) dem Asˇsˇur-iddin vor allem über seine Anstrengungen bei der Verfolgung von Flüchtlingen. (1-3) An As ˇsˇur-iddin, meinen Herrn, Tafel deines Dieners Sîn-mudammiq. Ich übe Gehorsam, ich gebe mich für meinen Herrn hin. (4-10) Hinter den Leuten von Kargamis ˇ, die geflohen sind, her zog ich nach Dunnı¯-Asˇsˇur. Die Leute aus meiner Festung Dunnı¯-Asˇsˇur ließ ich das Röhricht vom Flußufer an besetzen, die von Dunnı¯-Dagal ließ ich zur Hälfte Sirda und zur Hälfte den Uferrand von Tuttul 14) von der Stadt Gilma aus bis nach Dunnı¯-Dagal besetzen. (11-14) Ein Fangnetz stellte ich auf 15) und hielt 2 Tage lang Wache, ohne etwas zu sehen. Einen [Trupp] von 150 Leuten erblickte ich in Gilma. Einen ganzen Tag lang waren sie vor mir. Mein Gesicht war auf den Boden gerichtet. 16) Dann zogen sie ins (offene) Land hinüber. (15-21) Was mein Herr mir schrieb »Warum sind die Leute von As ˇsˇukanni 17) nicht hinter ihnen her gegangen«: Die Heuschrecke hat ihre Ernte gefressen, daraufhin haben sie Kichererbsen gegessen. In der Stadt ist niemand. 50 Kassiten, sowohl Geiseln als auch Gefangene, und 50 Hurriter – Geiseln – halten sich in der Stadt auf. Eine Mannschaft zur Bewachung der Stadt ist nicht vorhanden. (22-28) Obwohl die Leute schon bei Abenddämmerung geflohen waren, zog man erst beim Hellwerden aus. Mir brachte man erst zu Mittag Bescheid nach Amı¯mu. Ich war schon in der Frühe vor dem (Eintreffen des) Bescheid(es) nach Terqa gegangen, um Ernte einbringen zu lassen, 18) und so brachte man den Bescheid nach meiner Abreise von Amı¯mu nach Terqa. (28-31) Ich machte mich dann auf und näherte mich Kargamisˇ. Gabb[e-…] und Adad-ke¯na-sˇallim, der Sohn von Ke¯n-ilı¯, waren ausgezogen […] (32-39) (Bis auf minimale Spuren abgebrochen.) (40-44) Was mein Herr mir schrieb »Schicke mir [Nachricht über die Sutäer]«: Im Land […] befinden sich keine Sutäer. Ein einziger Sutäer … befindet sich in Sahla¯li. Ich habe ˘ ihn nach […] geschickt. Er holte Nachricht ein, (45-50) folgendermaßen: »Wir sind zu-
12.
13. 14. 15. 16. 17. 18.
Der Brief ist also entweder am Tag der Ankunft des Königs in Apku oder einen Monat zuvor abgefaßt. Er wäre im zweiten Fall, selbst wenn er, wie Cancik-Kischbaum vermutet, in Assur geschrieben wäre, recht lange unterwegs gewesen. Nicht völlig auszuschließen ist die Möglichkeit, daß Monat und Eponymat nur versehentlich fehlen. Oder liest man Sîn-sˇumı¯(MU)-dammiq? Tuttul ist der heutige Tell Bı¯’a an der Mündung des Balı¯h in den Euphrat. ˘ Wörtlich: »schleppte ich«. Sîn-mudammiq folgt den Fußspuren. Asˇsˇukanni ist die mittelassyrische Form des älteren Wasˇsˇukanni. Dies wird mit dem heutigen Tell Faha¯rı¯ja am Ha¯bu¯r-Oberlauf identifiziert. ˘ Terqa unterhalb ˘ D. h., da der Ha¯bu¯r-Mündung am Westufer des Euphat liegt, in die entgegen˘ gesetzte Richtung.
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rückgekommen von der Anhöhe der Stadt Araziqu [und von] Kumahu bis zur Stadt ˘ Esˇpirua von […]. Sie (die Sutäer) sind alle in der Bergstadt Marı¯na versammelt. Den früheren sˇamnu, 19) dessen Sendung sie abgefangen hatten – sie hatten auch seine beiden Söhne getötet –, haben sie in sein Amt zurückkehren lassen. (51-53) Ina-sˇumı¯ja-Adad, ein [uns] feindlicher Mann, erwartet ihren Bescheid. Geben sie ihm Bescheid, wird er aufbrechen«. 20) (53-57) Eine Tafel meines Herrn brachte mit Sı¯qi-Papsukkal (des Inhalts), »Warum hast du die Entschädigung für die verschwundenen Leute und Esel vom Land Damea¯ju nicht gezahlt?«: Ich habe (für) die Esel gezahlt, aber mit der Annahme der Entschädigung für die Leute sind sie nicht einverstanden. (58-60) In Asˇsˇukanni sprachen sie zu(m Vertreter von) meinem Herrn: »Ohne unseren Herrn werden wir keine Entschädigung annehmen. Wir wollen gehen und unseren Herrn fragen. (Dann soll es sein,) wie unser Herr uns sagt«. (61-66) Bezüglich des Sehru, des Sohns von Mutakkil-As ˇsˇur, worüber mein Herr mir ˙ ˘in Assur zurückgelassen«: Ich habe (diesbezüglich) geschrieben; schrieb »Sie haben ihn man hat ihn hergeholt. Er sitzt (jetzt) in Asˇsˇukanni. Ich hielt ihn für Amurru-asˇare¯d zurück, aber der wollte ihn nicht in Empfang nehmen. (Er sagte:) »Die Überstellung ist schwierig«. (67-68) 20. Sîn, Eponymat von Ina-As ˇsˇur-sˇumı¯-asbat. 21) ˙ 2.3 Zivile und militärische Probleme
Im Brief DeZ 3818 des Museum De¯r ez-Zo¯r, veröffentlicht als BATSH 4/1 Nr. 2.1, informiert Sîn-mudammiq rund zwei Wochen nach dem oben als Nr. 2.2 übersetzten Brief den Asˇsˇur-iddin erneut über verschiedene Probleme in seinem Verantwortungsbereich. (1-4) An As ˇsˇur-iddin, meinen Herrn, Tafel deines Dieners Sîn-mudammiq. Ich übe Gehorsam, ich gebe mich für meinen Herrn hin. (5-9) Wegen des Flachses der Stadt des Landes Ha ¯ nu habe ich geschrieben. Sie haben ˘ Erkundigung eingeholt, die Heuschrecken haben (ihn) nicht gefressen. Warum er noch nicht geerntet ist? Er ist noch nicht reif, so schrieb (d)er (Schreiber) mir. (10-15) Eine feindliche Truppe, 1500 Mann, hat sich im Gebirge Hasu¯mu versammelt. Wo sie einfal˘ len werden, weiß ich nicht. Ob sie in die Stadt Nihria oder die Stadt des Landes Hanu ˘ oder längsseits des Ha¯bu¯r einfallen, weiß ich nicht.˘(17-23) Ich bin nach Amı¯mu gegangen. ˘ Den Sutäern … (Eine weitgehend fragmentierte Passage.) … (darüber) bring mir Bescheid. (24-30) Bezüglich der Soldaten, weswegen mein Herr mir schrieb »Schicke 50 Soldaten zu meinem Schutz«: Alle Soldaten sind nach Leben(smittelempfang) desertiert; weder in Asˇsˇukanni noch in Amı¯mu habe ich einen gesehen. (30-32) Die Quelle von De¯r, die mein Herr mir zu filtern befahl, habe ich aus Mangel an Leuten nicht gefiltert. ˇ alu¯sˇa, die noch nicht aufgebrochen sind (und) (33-37) Bezüglich der Leute aus der Stadt S
19. 20. 21.
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Nur hier belegtes sˇamnu bzw. Z. 50 als Abstrakt ˇsamnuttu mit unbekannter Bedeutung. Die an dieser Stelle zu erwartende Absatzlinie fehlt auf der Tafel. Sîn war der 10. Monat, das Eponymat entspricht wohl Tukultı¯-Ninurtas 19. Jahr (1215 v. Chr.).
Mittelassyrische Briefe
Kichererbsen verlangen: diese haben sich zu mir aufgemacht. Diese 10 Tage lang sollen sie ihre Kichererbsen verarbeiten 22) und dann ihren Lohn erhalten. (38-43) Sie sollten sich auf den Weg … machen, heute sind sie aufgebrochen. Sowie diese ihre Kichererbsen zum Verarbeiten … …, werden sie gehen und ankommen. (44-45) 5. Kuzallu, Eponymat von Ina-As ˇsˇur-sˇumı¯-asbat. 23) ˙ 3. Harbe ˘ In der Grabungskampagne 1992 kam am etwa 150 km nordöstlich von Du¯r-katlimmu gelegenen Tell Hue¯ra ein mittelassyrisches Tontafelarchiv zum Vorschein, das auch 20 ˘ großenteils offizielle Briefe enthält. 24) Wie aus diesen Texten hervorgeht, lautete der Name des Ortes in mittelassyrischer Zeit Harbe. Einige der besser erhaltenen Tafeln ˘ C. Kühne, Ein mittelassyrisches Verwalsind in einer Umschriftveröffentlichung von tungsarchiv und andere Keilschrifttexte, in: W. Orthmann u. a. (Hg.), Ausgrabungen in Tell Chue¯ra in Nordost-Syrien I. Vorbericht über die Grabungskampagnen 19861992, Saarbrücken 2005, 203-225 vorgelegt worden. Absender eines Teils der Briefe ist der gleiche Sîn-mudammiq, der auch mit dem aus den Briefen von Du¯r-Katlimmu bekannten Großwesir Asˇsˇur-iddin korrespondierte. 25) Besonderes Interesse verdienen 5 weitgehend gleichlautende Schreiben, mit denen Asˇsˇur-iddins Amtsnachfolger Sˇulma¯nu-musˇabsˇi Anweisungen zur Versorgung von ausländischen Gesandten auf ihrer Reise nach Assur und zurück in ihre Heimatländer gab.
3.1 Der hethitische Gesandte
Besonderen Aufwand betrieb Sˇulma¯nu-musˇabsˇi für den hethitischen Gesandten, den er mit drei gleichlautenden Schreiben der Obhut der Statthalter der Städte Amı¯mu, Harbe und Sahla¯lu überantwortete. Die drei Schreiben mit den Fundnummern ˘ ˘ 92.G.209 (Expl. A: Amı¯mu), 92.G.211 (Expl. B: Sahla¯lu) und 92.G.222 (Expl. C: Har˘ ˘ be) edierte Kühne aaO 217 f. in einer Kompositumschrift, mit der die Beschädigungen der Einzelexemplare ausgeglichen werden. Die Beantwortung der Frage, wer der entsendende hethitische König war und wer in Assur regierte, hängt von der chronologischen Einordnung des Eponymen Ninua¯ju ab, 26) auf den diese drei Briefe datiert sind (11. Qarra¯tu 27)). Auf der assyrischen Seite ist Tukultı¯-Ninurta I. sicher, weil Ni22. 23. 24. 25. 26. 27.
Zu unklarem lu-pa-sˇi-i-sˇu (bzw. Z. 40 a-na pa-sˇu-sˇe) vgl. CAD P 545 s. v. pusˇˇsusˇu. Kuzallu war der 11. Monat, zum Eponymat vgl. Anm. 20. Für eine Zusammenfassung der älteren (bis 1974) Grabungsergebisse vgl. U. Moortgat-Correns, Hue¯ra, Tell, RLA IV (1972-75) 489-487. ˘ Vgl. oben, Text Nr. 2.2 und 2.3. Es kann sich bei diesem nur um den Sohn des Asˇsˇur-iddin handeln, da sein Namensvetter, Sohn von Asˇsˇur-apla-[…], erst unter Tiglatpilesar I. (1114-1076 v. Chr.), also nach dem Untergang des hethitischen Großreichs, amtierte. Qarra¯tu war der 8. assyrische Monat (entsprechend etwa Oktober/November); der hier als Nr. 3.2 übersetzte Brief vom 20. Kalmarte (9. Monat) ist demnach nur gut 5 Wochen später abgefaßt.
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nua¯jus Eponymat in die zweite Hälfte von dessen Regierungszeit fiel. 28) Bei den Hethitern wird man in erster Linie an Arnuwanda III. (1228-1209 v. Chr.) zu denken haben, allerdings kann Sˇuppiluliuma II., dessen Regierungsantritt (1209 v. Chr.) noch vor Tukultı¯-Ninurtas Ende liegt, nicht völlig ausgeschlossen werden. des Sˇulma¯nu-musˇabsˇi, an den Statthalter der Stadt Amı¯mu: 29) Homer 6 Seah Brot nach dem kleinen Seah-Maß, 30) 2 Liter Grobmehl, 4 Seah …-Bier, 2 Homer 2 Seah gutes Bier, 1 Homer 8 Seah Gerste nach dem alten SeahMaß, 31) (6-13) (als) Ration für 4 Pferdegespanne, die je 1 Seah 5 Liter Gerste fressen, 3 Maultiergespanne, die je 3 Liter Gerste fressen, und 6 Esel, die je 2 Liter Gerste fressen, 3 Schafe, 2 Liter Öl (und) 2 leere Liter(-Gefäße), (14-21) Zuweisung für Telisˇarumma 32), den Gesandten 33) des Landes Hatti, der Tafeln und Geschenke transportierte und zum ˘ der, nachdem er Antwort erhalten hat, in sein Land König nach A¯l-libbi-a¯li 34) ging, (22-24) aufgebrochen ist, gib ihm (das) für das Kommen und Zurückkehren! (25-29) (Diese) meine Tafel wirst du herbringen und zu den gesiegelten Abrechnungstafeln zurücklegen. Wenn du (sie) nicht binnen 1 Monat herbringst und zurücklegst, wird man dir nicht abrechnen. ˇ amasˇ-mudammiq ist Zuweisungsbevollmächtigter. 21. Qarra¯tu, Eponymat von (30-32) S Ninua¯ju. (1-2) Tafel
(3-5) 1
3.2 Eine Botschaft des Pharao
Der hier übersetzte Brief mit der Fundnummer 92.G.208 findet sich bei Kühne, aaO 216-217. Er enthält Anweisungen zur Versorgung des Gesandten aus Sidon, der mit kleinerem Gefolge reisend auch geringere Lebensmittelzuwendungen erhielt als der hethitische. Interessant ist, daß der Sidonier im Auftrag des ägyptischen Pharao unterwegs war, um dessen Schreiben nach Assur zu überbringen. Statthalter der Stadt Harbe sprich, folgendermaßen Sˇulma¯nu-musˇabsˇi: Seah Brot 4 Seah gutes Bier, ˘3 Seah 2 Liter Gerste nach dem kleinen Seah-Maß, Ration für 1 Pferdegespann und für 3 Esel, die je 2 Liter Gerste fressen, (11-16) für Milkira¯mu, den Gesandten des Landes Sidon, der die Tafeln des Königs von Ägypten trans¯ l-libbi-a¯li 35) reiste (und inzwischen) in sein Land portierte, (17-22) der zum König nach A
(1-4) Zum (5-10) 2
28. 29. 30. 31. 32.
33. 34. 35.
112
Vgl. dazu jetzt H. Freydank, Zu den Eponymenfolgen des 13. Jahrhunderts v. Chr. in Du¯r-Katlimmu, AoF 32 (2005) 45-56 und dort speziell S. 52 zu Ninu3a¯ju. Varianten: »der Stadt Sahla¯lu« (Expl. B) bzw. »der Stadt Harbe« (Expl. C). ˘ ˘ 1 Homer. Das »kleine« Seah-Maß faßte ca. 12,8 Liter, 10 Seah ergeben 1 »altes« Seah entspricht etwa 8 Liter. Für die verschiedenen Hohlmaß-Varianten der mittelassyrischen Texte vgl. M. Powell, Maße und Gewichte § IV A.4.b., RLA VII (1987-90) 501/b. Dieser Name begegnet auch in Texten aus Bog˘azköy und Ugarit, vgl. E. Laroche, Les Noms des Hittites, Paris 1966, Nr. 1236. Ob der von der Zeitstellung her passende Prinz T., wohl ein Sohn des Ini-Tesˇsˇup von Kargamisˇ, als Bote des hethischen Großkönigs in Frage kommt, muß aber offen bleiben. Akkadisch ubru eigentlich »Gast«. D. h. Assur. D. h. Assur.
Mittelassyrische Briefe
aufgebrochen ist, gib ihm (das) für das Kommen und Zurückkehren. (22-27) (Wörtlich übereinstimmend mit Text Nr. 3.1, Z. 25-29.) (28-30) Sˇamasˇ-mudammiq ist Zuweisungsbevollmächtigter. 20. Kalmarte, Eponymat von Ninua¯ju. 36)
36.
Zum Datum vgl. schon Anm. 27.
113
Mittelbabylonische Briefe Karl Hecker Die von den Herrschern der Kassiten-Dynastie dominierte mittelbabylonische Zeit (etwa 16.-12. Jh.) ist quellenmäßig erheblich schlechter erschlossen als die voraufgehende altbabylonische. Dies ist allerdings wenigstens teilweise auch eine Folge ungenügender Publikationstätigkeit, da allein im kassitenzeitlichem Palast von Nippur gegen 10 000 Tontafeln, allerdings nur zu einem kleineren Teil Briefe, ausgegraben wurden. 1) Auch die erheblich weniger zahlreichen Textfunde aus Ur, Babylon und Du¯r-Kurigalzu sind nur teilweise publiziert. 2) Die beiden hier übersetzten Briefe dürften beide aus Nippur stammen.
1. Bericht eines Arztes Text CBM 11098 des University Museums Philadelphia, mit Kopie und Foto veröffentlicht von H. Radau, Letters to Cassite Kings from the Temple Archives of Nippur, BE 17, Philadelphia 1908, 31. Eine Bearbeitung findet sich bei H. Waschow, Babylonische Briefe aus der Kassitenzeit, MAOG X/1, Leipzig 1936, Nachdruck Osnabrück 1972, 30 f., eine Übersetzung auch bei A. L. Oppenheim, Letters from Mesopotamia, Chicago-London 1967, 118. Der Arzt Mukallim, von dem sich noch weitere Briefe medizinischen Inhalts erhalten haben, informiert »seinen Herrn« (der vielleicht Enlil-kidinnı¯ hieß) über den Gesundheitszustand von Tempelsängern und -sängerinnen, die er in seiner Klinik behandelt. (1-4) Dein [Sklave] Mukallim; ich will mich für meinen Herrn hingeben. Die Sänger und Sängerinnen und das Haus meines Herrn sind wohlauf. (5-10) Die Etirtu hat diese Krankheit befallen. Die Tochter des Kurrî und die Tochter des Ahu¯ni sind˙ wohlauf, ihr Befinden ist gut. Wenn mein Herr es schreibt, können sie her˘ auskommen und sich (wieder) zum Lernen hinsetzen. (11-14) Was die Tochter des Musˇta¯lu angeht: Ihre Entzündungen sind geheilt; sie, die früher gehustet hat, hustet jetzt nicht mehr. (15-18) Was die Tochter des Ilu-ippasˇra angeht: Ihre beiden andauernden Entzündungen geben jetzt Schorf ab und ihre Schläfe wird gut. 3) (19-24) Was die Bittı¯ angeht: Ihr […] und ihr Rücken [schmerzen] ihr. […]-muballit wird ihr einen Heiltrank verabreichen. (25-26) Was die Ahlamiterin angeht: Die Hälfte˙ ihrer Entzündungen dauert noch ˘ der Babati betrifft: Die Entzündungen ihrer Rippen dauern an. (27-29) Was die Tochter
1. 2. 3.
114
Vgl. O. Pedersén, Archives and Libraries in the Ancient Near East 1500-300 B.C., Bethesda, Maryland 1998, 112-116. Die genauen Fundorte sind wegen der ungenügenden Funddokumentation der älteren Ausgrabungen kaum zu ermitteln. Vgl. zusammenfassend O. Pedersén, aaO 103 ff. Lesung na-ak- kap -ta-sˇa it-ti-ba-asˇ-sˇi mit CAD N/1 185a. ˙˙
Mittelbabylonische Briefe
noch an und sie hustet. (30) Zu meinem Herrn sprich: (Es folgen noch 10 stark zerstörte Zeilen offenbar nichtmedizinischen Inhalts.)
2. Der Notruf des Kalbum Text CBM 19793 des University Museums Philadelphia, mit Kopie und Foto veröffentlicht von H. Radau, aaO Nr. 24; für eine Übersetzung vgl. O. L. Oppenheim, aaO Nr. 60. Ein gewisser Kalbu (deutsch »Hund«) beklagt sich beim Bürgermeister von Nippur über die hauptsächlich durch Wassermangel hervorgerufene Notlage in seiner Stadt. Der Brief zeichnet sich durch eine ganz singuläre, bombastisch-lobhudelnde Anrede aus. A. Tafelhülle: (1-2) Tafel des Kal[bu], an seinen Herrn. B. Tafel: (1-5) Zu meinem Herrn, dem angemessenen Mann, dem Samen vom Himmel und guten Geist, dem tüchtigen und tatkräftigen Helden, dem Licht seiner Brüder und leuchtenden Zeichen, dem mit Würde betrauten, von vornehmen Wesen, dem Versorger der Gelehrten, dem Tisch der Menschen, (6-10) dem Fürsten sei er Gefährte, dem (die Götter) Anu, Enlil, und Be¯let-ilı¯ eine Stellung mit Gütern und Reichtum schenkten, meinem Herrn, sprich; folgendermaßen Kalbu, (der) Staub und dein geliebter Sklave (ist): (11-14) Was ist denn das, daß ich mich selbst meinem Herrn unterstellte und Etelpû, der Sohn des Usˇpula, [bei ihm Di]enst tut? 4) Ich bin vor der Stadt Mannu-gı¯r-Adad festgehalten, sie aber sitzen auf den Feldern des Herrn aller Länder! 5) (15-20) [Ich habe mich beschwert, daß] mein [Zugang] zum Wasser versperrt ist. [Die Felder] des Herrn aller Länder, die mir unterstellt sind, seien sie bewohnt oder aufgegeben, leiden unter Wasser(mangel). Auch die Stadt Mannu-gı¯r-Adad, die dein geliebter König und du, mein Herr, mir als Lehen gegeben habt, ist wegen Wassermangels aufgegeben. (20-23) Wenn man mir doch Regen vom Himmel oder eine Hochflut vom Grundwasser gäbe! Die Stadt, die mein Herr mir schenkte, ist wegen Wassermangels aufgegeben. Wohin soll ich gehen zu leben? (24-26) Und das bronzebeschlagenen Stadttor und die Schafe und zweijährigen Mutterschafe, die seit dem Bürgermeisteramt deines Vaters bis heute dort fraßen? (26-29) Und jetzt hat auch mein Herr mich aufge[geben und] mich [verlassen]. Und jetzt, wenn sie komm[en und das bronzebeschlagenen Stadttor] und die Schafe und zweijährigen Mutterschafe fordern, woher soll ich (das) nehmen und geben? (29-31) Und als Ma ¯ r-[…], der Gouverneur, 6) zu deinem Sklaven (Kalbu) kam, sagte er: »Das Stadttor ist beschädigt, du wirst (die) doppelt(e Strafe) zahlen!« (32-37) Auch die Sache des Ina-Ekur-rabi, den ich meinem Herrn als meinen Vertreter überstellte, möge mein Herr anschauen, denn ich bin meinem Unglück überlassen. Er möge eiligst abreisen. Sonst muß ich selbst zu meinem Herrn kommen. Als ich dem König (letzthin diesbezüglich) schrieb, erlaubte der König (es) mir nicht. 4. 5. 6.
Ergänze etwa [igi-sˇu k]u-mu-su? Der ›Herr aller Länder‹ ist Enlil, der oberste Gott des Pantheons von Nippur; in dieser Stadt darf Etel-pû wohnen, während der bedauernswerte Kalbu mit einer ganz unbedeutenden Ortschaft Vorlieb nehmen muß. Oder »der Sohn des […], des Gouverneurs«.
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Briefe aus der Korrespondenz der neuassyrischen Könige Karen Radner Aus der neuassyrischen Periode sind bisher rund 2300 Briefe in assyrischer Sprache, etwas mehr als 1000 Briefe in babylonischer Sprache und ein Brief in aramäischer Sprache (»Assur-Ostrakon«) bekannt geworden. Ganz überwiegend handelt es sich dabei um Zeugnisse des königlichen Briefverkehrs: Teile der Königskorrespondenz aus der zweiten Hälfte des 8. Jh. und des 7. Jh. wurden in den zentralassyrischen Städten Ninive, Kalhu, Assur und in einem Einzelfall auch in Du¯r-Sˇarrukı¯n gefunden. ˘ Daneben hat sich aber auch in zwei Fällen der Briefwechsel von Provinzstatthaltern erhalten. Neben dem Archiv der Gouverneure von Kalhu aus der Regierungszeit Ti˘ glatpilesers III. (744-727) kennen wir das des Statthalters von Guza¯na: Dieses Dossier stammt aus der Regierungszeit Adad-ne¯ra¯rı¯s III. (810-783) und enthält damit die ältesten bekannten Briefdokumente der neuassyrischen Periode. Die wenigen privaten Briefe – die hier nicht berücksichtigt werden – stammen zum größten Teil aus Assur. Eine gute Übersicht über die verfügbaren Quellen bieten die Tabellen von S. Parpola, in: F. M. Fales (ed.), Assyrian Royal Inscriptions: New Horizons in Literary, Ideological, and Historical Analysis, Rom 1981, 135 f. Man kann J. N. Postgate, Cr. zu: F. Malbran-Labat, L’armée et l’organisation militaire de l’Assyrie d’après les lettres des Sargonides trouvées à Ninive, BiOr 41 (1984) 425 nur recht geben, wenn er schreibt: »The correspondence of the Assyrian kings is one of the jewels in the crown of the cuneiform corpus.« Aus der Masse der Texte eine repräsentative Auswahl zu treffen, ist nahezu unmöglich und in jedem Fall subjektiv; es sei angemerkt, daß nur (annähernd) vollständige Texte berücksichtigt wurden und daß jene Briefe, die sich überwiegend mit der Vorherbestimmung der Zukunft beschäftigen, in einem anderen Band der Reihe »Texte aus der Umwelt des Alten Testaments, Neue Folge« behandelt werden. Die folgenden Briefe sollen einen Einblick in die Vielfalt der behandelten Themen geben und das Interesse am Gesamtkorpus wekken.
1. Adad-ne¯ra¯rı¯ III. 1.1 Treffpunkt Tigris
Das kurze Briefchen TH 9, publiziert von E. F. Weidner, in: AfO.B 6, Berlin 1940, 17, Tf. 3, stammt aus dem Statthalterarchiv von Guza¯na (mod. Tell Halaf) und datiert in die Regierungszeit von Adad-ne¯ra¯rı¯ III. Einer der höchsten Beamten des assyrischen Reiches, der General Nergal-ila¯’ı¯ (Eponym des Jahres 808), erteilt mit diesem Schreiben Mannu-kı¯-Asˇsˇur, dem Statthalter von Guza¯na (Eponym des Jahres 793), Weisung zu einem Treffen am Tigris. Es ist wahrscheinlich, daß der Statthalter sich dort zusammen mit seinem Heereskontingent einfinden sollte, um sich einer vom General angeführten Armee auf dem Weg nach Süden anzuschließen. 116
Briefe aus der Korrespondenz der neuassyrischen Könige
des Generals an Mannu-kı¯-Asˇsˇur. (3-6) Binnen 5 Tagen, wenn (dieser Brief) angekommen ist, mögest Du am Tigris sein!
(1-2) Wort
1.2 Aufruf zur Pferdemusterung
Auch der Königsbrief TH 1 wurde als Teil des Statthalterarchivs aus der Regierungszeit Adad-ne¯ra¯rı¯s III. in Guza¯na geborgen und von E. F. Weidner, in: AfO.B 6, Berlin 1940, 9 f., Tf. 1, publiziert. Das Schreiben ist an Ilumma-le¯’i, den Statthalter von Nasibı¯na (mod. Nusaybin) und Eponym des Jahres 782, gerichtet, wurde aber im ˙ Archiv des Statthalters der Nachbarprovinz Guza¯na gefunden. Dies ist dadurch zu erklären, daß der Adressat im Brief angewiesen wird, das »gesiegelte Dokument«, offensichtlich der Brief selbst, an diesen Beamten weiterzuleiten, für den die Aufforderung zur Pferdemuster genauso gelten soll wie für Ilumma-le¯’i. Zum angegebenen Termin ist geplant, daß die assyrische Armee das Gebiet von Nasibı¯na und Guza¯na ˙ dann auf einem durchqueren soll, und die bestellten Pferdegespanne müssen sich ihr Feldzug im Westen des assyrischen Reiches anschließen: Nasibı¯na und Guza¯na liegen an der Königsstraße, die von Zentralassyrien südlich des Tur˙Abdin-Gebirges zur Mit˙ telmeerküste führt. (1) Wort
des Königs an Ilumma-le¯’i. (2-6) Stadt für Stadt je 6 Pferdegespanne sollen in Deinen Städten für den König am 10. Tag des Monats Ajjar (ii.) bereitstehen. (7-9) Nimm das gesiegelte Dokument und bringe es zu Mannu-kı¯-Asˇsˇur! (10-12) Dementsprechend laß auch in seinen Städten mustern!
1.3 Tränen für den Wettergott
Dem Statthalterarchiv von Guza¯na entstammt auch der Königsbrief TH 5, ediert von E. F. Weidner, in: AfO.B 6, Berlin 1940, 13 f., Tf. 2, und D. Schwemer, in: Die Wettergottgestalten Mesopotamiens und Nordsyriens im Zeitalter der Keilschriftkulturen. Materialien und Studien nach den schriftlichen Quellen, Wiesbaden 2001, 617. Es handelt sich um einen Brief Adad-ne¯ra¯rı¯s III. an den Statthalter von Guza¯na, dem die Durchführung einer religiösen Zeremonie für den Wettergott Adad – der in Guza¯na einen wichtigen Tempel hatte – auferlegt wird, wohl um eine Dürreperiode zu beenden. des Königs an Mannu-kı¯-Asˇsˇur. (3) Du und die Leute Deines Landes, (4-5) weint drei Tage lang Tränen (wörtlich: »Tränen des Gesichts«) vor dem Gott Adad! (6) Betet! (7-9) Reinigt Euer Land und Eure Flur! (10-11) Bringt Brandopfer dar! (12-14) Dort, wo Dein Feind ist, soll man das Reinigungsritual durchführen! (15-16) Erfüllt Adads Wunsch! (17-18) Man soll es am 1. Tag machen! (1-2) Wort
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2. Tiglatpileser III. 2.1 Assyrien und die Phönizier
Der Autor des an Tiglatpileser III. (744-727) gerichteten Briefes ND 2715 = NL 12 aus der Königskorrepondenz von Kalhu ist Qurdi-Asˇsˇur-la¯mur; die Bearbeitung des Tex˘ tes besorgte H. W. F. Saggs, in: CTN 5 (2001) 155-158, Tf. 31. Obwohl der Titel dieses Beamten nirgendwo überliefert ist, weisen seine Briefe an den König die nördliche Mittelmeerküste als sein Einsatzgebiet aus; so wurde vorgeschlagen, in ihm den Statthalter der 738 von Tiglatpileser eingerichteten Provinz Simirra zu sehen, die aus den ˙ am Mittelmeer gelegenen Gebieten des Königreichs Hamath hervorgegangen war und somit im Norden des Libanongebirges und der phönizischen Hafenstädte lag. 1) Der erste Teil des Briefes betrifft dann auch die wirtschaftspolitischen Konsequenzen dieser Nachbarschaft: Das militärisch übermächtige Assyrien war nun in der Lage, die Holzvorkommen des Libanon vor Ort zu kontrollieren, die für die Herstellung von Schiffen unerläßlich waren, und konnte den Phöniziern so die Bedingungen diktieren, unter denen sie das Holz weiterhin benutzen konnten: Akzeptiert werden müssen Restriktionen für den Handel mit Ägypten und den Philistern sowie die Besteuerung durch assyrische Beamte. Der Brief macht außerdem die Sonderstellung der Stadt Tyros klar, die diesen Ausnahmestatus bis ins 7. Jh. beibehalten konnte.2) Der zweite Teil des Briefes behandelt den Ausbau und die Besiedelung der Stadt Kasˇpuna, die in Qurdi-Asˇsˇur-la¯murs Provinz liegt; dabei gibt es zahlreiche Probleme, von Kommunikationsschwierigkeiten über Verzögerungen bei den Bauarbeiten bis hin zu Problemen mit der Wasserversorgung. den König, meinen Herrn, Dein Diener Qurdi-Asˇsˇur-la¯mur. (3-4) Wegen des Tyrers (= Hiram, König von Tyros), über den der König folgendes gesagt hat: »Das Gespräch mit ihm soll gut sein! (5) Überlasse ihm alle Häfen!« (6-7) Seine Diener betreten und verlassen die Kontore, wie es ihnen gefällt; sie geben und empfangen (d. h. sie treiben Handel). (8-9) Das Libanongebirge steht ihm zur Verfügung. Sie steigen hinauf und herunter, wie es ihnen gefällt, und bringen Holz herunter. (10) Was sie an Holz herunterbringen, (11) besteuere ich. Ich habe Steuerbeamte (12) über alle Häfen des Libanongebirges (13-14) eingesetzt, und sie überwachen die Häfen. Ich habe (auch) einen Steuerbeamten (15-17) (für die) eingesetzt, die (mit Holz) zu den in Sidon gelegenen Kontoren hinuntergehen, (aber) die Sidonier (18) haben ihn verjagt. Daraufhin (19) habe ich Itu’äer 3) in das Libanongebirge geschickt: (20) Sie haben die Leute eingeschüchtert. (21-22) Danach haben sie (d. h. die Sidonier) mir (zur Entschuldigung) geschrieben; sie haben den Steuerbeamten geholt und in Sidon eintreten lassen. (23-25) Ich habe so zu ihnen gesprochen: »Bringt (ruhig) Holz herunter und tut Eure Arbeit damit! (26-29) (Aber) gebt (das Holz) (1-2) An
1. 2. 3.
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Zu Qurdi-Asˇsˇur-la¯mur s. G. Van Buylare, Art. Qurdi-Asˇsˇur-la¯mur in: H. D. Baker (ed.), The Prosopography of the Neo-Assyrian Empire 3/I, Helsinki 2002, 1021 f.; zur Provinz Simirra s. ˙ K. Radner, Art. Provinzeinteilung. Assyrisch, RLA XI/1-2 (im Druck) s. v. Vgl. dazu K. Radner, Assyrische Handelspolitik: Die Symbiose mit unabhängigen Handelszentren und ihre Kontrolle durch Assyrien, in: R. Rollinger/C. Ulf (ed.), Commerce and Monetary Systems in the Ancient World, Wiesbaden 2004, 159-162. Söldner, die auf den Kampf mit Pfeil und Bogen spezialisiert sind, s. auch Nr. 3.5 und Nr. 3.15.
Briefe aus der Korrespondenz der neuassyrischen Könige
nicht den Ägyptern und den Philistern, andernfalls lasse ich Euch nicht ins Gebirge emporsteigen!« (30-31) Wegen der Einwohner der Stadt Kasˇpuna, über die der König folgendes gesagt hat: »Warum hast Du (sie) gewarnt und ihnen (Nachricht) gegeben?« (32) Schon bevor man (mir) vom Palast geschrieben hat, (33) habe ich (die Sache) angepackt und die Arbeit getan. (Erst) danach (34) hat man mir (wohl) ein gesiegeltes Dokument geschickt, aber es ist (noch immer) nicht angekommen. (35-37) Darüber später und (in einem) getrennt(en Schreiben). 4) Ich habe (Leute) zum Erhöhen der Türme gemustert, aber die Tore d(ies)er Gebäude nicht errichtet, sondern (die Hand als Zeichen des Arbeitsendes) gehoben und (38) (die Arbeit) sein lassen. Ich habe die Soldaten des Königs unter ihnen (zum Militärdienst) eingezogen, (39-41) und sie sind mit mir gegangen. Einen Eunuchen habe ich als Festungskommandanten über sie eingesetzt und 30 Soldaten aus Sˇijanna dazu eintreten lassen: (42-43) Sie halten Wache, und 30 (andere) Soldaten lösen sie ab. Was der König gesagt hat, (44-45) folgendes: »Laß 10 jasubäische Familien (wörtlich: »Häuser«) in die Stadt Kasˇpuna eintreten!« (46) Das Wasser dort ist minderwertig 5), und die Leute würden erkranken. (47-49) Sobald 6) sie mit ihrem Wasser in der Stadt Immiu ausgestattet werden, werde ich sie entsprechend in Kasˇpuna eintreten lassen.
2.2 Einfall des Araberstammes Qedar in Moab
Wie Nr. 2.1, so richtet Qurdi-Asˇsˇur-la¯mur (hier unter seinem Kurznamen Qurdi-Asˇsˇur) auch den Brief ND 2773 = NL 14 an Tiglatpileser III.; die Edition stammt von H. W. F. Saggs, in: CTN 5 (2001) 160 f., Tf. 31. Es handelt sich hierbei nicht um einen Bericht aus dem eigenen Amtsbereich des Statthalters, sondern um ein Begleitschreiben, das den Boten des assyrischen Verbindungsmannes in Dibon, der Hauptstadt von Moab im Westjordanland, beim König einführen soll: Der Bote hat einen Bericht über einen Einfall des arabischen Stammes Qedar in das Gebiet des assyrischen Vasallenkönigreichs Moab zu überstellen. Dies ist der bisher älteste Beleg für Aktivitäten der Qedariten, die von ihrem religiösen und politischen Zentrum aus, ˘ andal), das Gebiet der der Oase Adumma¯tu (= Dumatha/Du¯mah, heute Du¯mat al-G Jauf-Ebene im Ostteil des Wa¯dı¯ Sirha¯n kontrollierten, im Gebiet des Jordantales. ˙ (1-2) An den König, meinen Herrn, Dein Diener Qurdi-As ˇsˇur. (3) Dem König, meinem (4-5) Herrn, möge es wohl ergehen! Ein Bote des Aja-nu¯rı¯ aus Dibon, (6-8) Eza¯zu mit Namen, bringt in seinem Gewahrsam (das vorliegende) gesiegelte Schreiben zum Palast. Die Worte, (9) die in diesem gesiegelten Schreiben (zu finden) sind, (10-14) betreffen die Moabiter, in deren Land Moab die Qedariten übergesetzt sind und hingegangen sind und (15-16) ihm (d. h. Moab) eine Niederlage beigebracht haben. (17-20) Nun, deswegen habe ich es (= das gesiegelte Schreiben) jetzt dem Gewahrsam meines Boten anver-
4. 5. 6.
ah-hur a-hi TA* UGU. ˘ ˘ Lesung ˘ lap-nu. nach J. N. Postgate, Taxation and Conscription in the Assyrian Empire. StP SM 3, Rom 1974, 392. ki-ma.
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Karen Radner
traut, und er bringt es zum Palast. (= Bote und Brief) weggegangen.
(21-22) Am
29. Tag des Monats Sˇabat (xi.) sind sie ˙
2.3 Der assyrische König fordert Babylons Treue ein
Den Königsbrief ND 2438 = NL 54 aus der königlichen Korrespondenz von Kalhu, ˘ vorgelegt von H. W. F. Saggs, in: CTN 5 (2001) 13 f., Tf. 1, richtet Tiglatpileser III. an die Bewohner von Babylon, deren Treue zu Assyrien er beschwört und die er davor warnt, sich gleich ihren Landsleuten gegen ihn zu erheben. Das Schreiben datiert sicherlich in die Zeit, nachdem Mukı¯n-ze¯rı¯, 7) der Anführer des chaldäischen Stammes Bı¯t-Amuka¯ni, sich im Jahr 731 erfolgreich zum König von Babylon erklären konnte, was den assyrischen König zu einer Intervention in Babylonien veranlaßte. (1-5) Wort
des Königs an die Initiierten des Heiligtums, die Tempelgemeinde, die Oberhäupter von [Babylon] und die Einwohner von Babylon. (6-8) Mir geht es gut. Assyrien geht es gut. Eure Herzen mögen froh sein. (9-11) Fürchtet Euch nicht wegen dieses Berichts, den Ihr gehört habt. (12-15) Bewacht die Stadt! 8) Blockiert die Straßen! 9) Schützt Euch selbst! 10) Nun, ich habe für Euch gebetet. (16-18) Der königliche Vertraute Na’di-ilu hat mir gesagt: »Sie sind verängstigt 11) und verkriechen sich immer wieder vor Angst.« (19-22) Die Götter Be ¯ l und Nabû mögen wissen und auch dieser große Gott möge wissen, ob, als ich zuvor gehört hatte, daß Eure Brüder sich (in Rebellion) erhoben haben, (24-25) drei Tage lang niemand vor mich 12) hingetreten ist, (weil) mir (die Nachricht) mein Herz zerrissen (wörtlich: »weggeblasen«) hat! (26) Wendet Euch (von ähnlichen Plänen) ab! Fürchtet Euch jetzt! (27-28) Die Götter Be¯l und Nabû mögen wissen, ob es ein Fehlverhalten Eurerseits gibt! (29-30) Eure Herzen mögen sehr froh sein! Eure Wache sei stark! (31-33) Bis ich eintreffe, gehorcht 13) dem königlichen Vertrauten! Er wird am 26. Tag kommen.
2.4 Der Tod des Mukı¯n-ze¯rı¯, Königs von Babylon
Das Schreiben ND 2385 = NL 65, publiziert von H. W. F. Saggs, in: CTN 5 (2001) 45 f., Tf. 8, entstammt der königlichen Korrespondenz von Kalhu. Sein Autor ist Asˇ˘ sˇur-sˇallimanni, der Statthalter von Arrapha unter Tiglatpileser III. und Eponym des ˘ Jahres 735. Er informiert seinen König über die Belagerung und Einnahme einer babylonischen Stadt, deren Name ungenannt bleibt, sowie vom Tod des Mukı¯n-ze¯rı¯, der sich vom Führer des chaldäischen Stammes Bit-Amuka¯ni zum König von Babylon 7. Vgl. dazu J. A. Brinkman, Art. Mukı¯n-ze¯rı¯, RLA VIII (1993-97) 410 f. 8. URU hi-ir-da. ˘ 9. su-qa-qa-a-te sab-bi-ta. Lesung nach der Kopie der Erstpublikation in Iraq 21 (1959) ˙ Tf. xliv. 10. EN.NUN sˇa ra-me-ni-ku-nu u[s]-ra. ˙ 11. pal-[hu]. ˘ 12. ina pa-ni-ia. 13.
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pal-ha. ˘
Briefe aus der Korrespondenz der neuassyrischen Könige
(731-729) aufgeschwungen hatte – dadurch ist klar, daß der Brief in das Jahr 729 zu stellen ist, denn nach einer Chronik sah dieses Jahr die Niederlage Mukı¯n-ze¯rı¯s und Tiglatpilesers Krönung zum babylonischen König. 14) Dadurch ist auch die belagerte Stadt zu identifizieren: Es muß sich um Sˇa¯pı¯ja handeln, Mukı¯n-ze¯rı¯s politisches Zentrum und seine letzte Zuflucht. Der Brief enthält auch einen der frühesten Belege für Marduk-aplu-iddina vom chaldäischen Stamm Bı¯t-Ja¯kin und Herrscher über das Meerland, der später den assyrischen Königen Sargon II. (721-705) und Sanherib (704-681) die Vorherrschaft über Babylonien streitig zu machen suchte und als Marduk-apla-iddina II. (»Merodachbaladan«) von 721-710 und ein zweites Mal im Jahr 703 den König von Babylon stellte. 15) (1-3) An den König, meinen Herrn, Dein Diener As ˇsˇur-sˇallimanni. Dem König, meinem Herrn, möge es wohl ergehen! (4-6) Am 26. Tag haben wir uns versammelt, beim General vorgesprochen und gemeinsam einen Plan gemacht. (7-9) (Dann) haben wir uns den (feindlichen) Stadttoren genähert und (den Feinden) eine Niederlage verursacht: Mukı¯n-ze¯rı¯ (10-11) ist tot, sein Sohn Sˇumu-ukı¯n ist (auch) tot, und die Stadt (= Sˇa¯pı¯ja) ist erobert. (12) Der König, mein Herr, möge sich freuen! (13-14) Der König, mein Herr, möge unseren Boten sehen 16)! (15-18) Bis unser Bote (mit des Königs Befehlen) kommen wird, wird eine Garnison des Königs im Zentrum der Stadt sein! (19-21) Vielleicht spricht der König, mein Herr, ja folgendermaßen: »Sie haben (nur) bei den Stadttoren (eine Niederlage) verursacht.« Bei den Göttern des Königs, meines Herrn, (schwöre ich), (22-23) daß sie Elle um Elle ins Zentrum der Stadt eintreten! (24) Der König, mein Herr, möge nachfragen! (25-26) Wegen des Getreides, das zulasten des Marduk-apla-iddina ist und von dem der König, mein Herr, gesprochen hat: (27-28) Sobald er die Niederlage gesehen hat, (hat er) folgendes (gesagt): »Man wird (das Getreide) hierher 17) bringen.«
2.5 Nach einer Schlacht: Verteilung der Kriegsbeute
Dieser Brief, ediert von J. N. Postgate, in: CTN 2 (1973) Nr. 194, stammt aus dem Briefarchiv aus Raum N in dem von M. E. L. Mallowan ausgegrabenen und nach seinen Textfunden benannten »Governor’s Palace« von Kalhu. Ein Offizier, der in einem ˘ Kriegszug in den Süden Assyriens die Einheit aus Kalhu befehligt hat, wendet sich ˘ darin an seinen Herrn, den Statthalter von Kalhu, und bittet diesen, seinen Einfluß ˘ beim General – der offensichtlich das Oberkommando innehatte – geltend zu machen, um sicherzustellen, daß die von ihm ausgewählten Kriegsgefangenen auch tatsächlich dem Beutekontingent für Kalhu zugewiesen werden. Den üblichen Gepflo˘ genheiten entsprechend nennt der Untergebene seinen Herrn nicht beim Namen, sondern verwendet nur den Titel; der Archivkontext erlaubt es aber, den Text in die
14. 15. 16. 17.
A. K. Grayson, Assyrian and Babylonian Chronicles, Locust Valley 1975, 72: Chronicle 1 i 1923. Übersetzung auch TUAT.NF II, 35 f. Vgl. dazu J. A. Brinkman, Art. Marduk-apla-iddina, RLA VII (1987-90) 375. lid-gúl!. a-ni-sˇá.
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Regierungszeit Tiglatpilesers III. zu stellen und den Statthalter entweder mit Be¯l-da¯n oder Sˇarru-du¯rı¯ zu identifizieren (J. N. Postgate, in: CTN 2 [1973] 10 f., 21-23). (1-2) An
den Statthalter, meinen Herrn, Dein Diener Nergal-e¯tir. (3-6) Dem Statthalter, ˙ Dienern des Statthalmeinem Herrn, möge es wohl ergehen! Den Tieren 18) und den (7-10) Ich habe (den Anteil für Kalhu) aus der Kriegsbeuters, meines Herrn, geht es gut. te, die herausgekommen ist, ausgesucht und 30 Personen davon˘ ausgewählt. (11-13) Ich habe beim General vorgesprochen, und er hat (sie) mir gegeben. (14-18) Aus der Kriegsbeute, die aus der Stadt Rapiqu herausgekommen ist, habe ich 10 Personen davon ausgewählt. Das Herz (19-20) des Generals war nicht froh, (deshalb) habe ich nicht bei ihm vorgesprochen. (21-23) Sowie er in den Palast geht, möge mein Herr (deswegen) zu ihm sprechen.
2.6 Aalglatte Gesandte
Der Brief ND 2762 = NL 50, bearbeitet von H. W. F. Saggs, in: CTN 5 (2001) 182-184, Tf. 34, und K. Radner, in: AfO 50, 2004, 100 Nr. 4, gehört zur Königskorrespondenz von Kalhu, und zwar zum Dossier des Kronprinzen Ulu¯la¯ju, des späteren Salmanas˘ sar V. (726-722), der verschiedene Briefe an seinen Vater und Vorgänger Tiglatpileser III. richtete. Seine Schreiben teilen mit den jüngeren Briefen Sanheribs aus dessen Kronprinzenzeit die speziellen Einleitungsformeln, die das Wohlergehen Assyriens, seiner Heiligtümer und Festungen feststellen (s. auch Nr. 3.12). Der Thronfolger berichtet hier von verschiedenen Gesandten aus den assyrischen Nachbarstaaten im Westen, die als Gruppe die Königsstraße an der Südflanke des Tur Abdin-Gebirges ˙ Richtung Zentralassyrien bereisen und bereits Guza¯na passiert haben, ohne aber die korrekten Einreiseformalitäten absolviert zu haben; dieser Protokollbruch versetzt den zuständigen Kronprinzen in einige Aufregung. (1-3) An
den König, meinen Herrn, Dein Diener Ulu¯la¯ju. Dem König, meinem Herrn, möge es besonders wohl ergehen! (4-8) Assyrien, den Tempeln und allen Festungen des Königs geht es gut. Das Herz des Königs, meines Herrn, möge besonders froh sein! (9-13) Die Gesandten aus Kommagene, Kargamis ˇ, Marqa¯si, Sam’al, Asˇdod und Moab sind gekommen, (14-15) (aber) sie haben ohne meine Erlaubnis Til-Barsip und Guza¯na passiert. (16-17) Ich habe (diesbezüglich) geschrieben, (aber erst) in der Stadt Kubana¯sˇi hat man sie aufgehalten. [Lücke von zwei Zeilen.] (20-21) Ich habe dem [General 19))] folgendermaßen geschrieben: »Die Gesandten dürfen nicht weiterziehen!« (22) (Aber) sie haben (die Stadt dennoch) verlassen und sind weitergezogen. (23-24) Jetzt sind sie in Kubana¯sˇi, (außerdem noch) ein zweiter Gesandter aus Marqa¯si. (25-26) Ich habe Briefe nach Kubana¯sˇi geschrieben. (Das sind) die Anweisungen, die ich geschrieben habe: (27) »Man soll Briefe schreiben!« (28-29) Sowie sie (= die Briefe) gebracht werden, werde ich sie [dem 18. 19.
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Gemeint sind die Pferde der Streitwagen- und Kavallerieeinheiten, außerdem die als Zugund Lastentiere eingesetzten Ochsen und Esel. Til-Barsip ist das Zentrum der Provinz des Generals und die erste assyrische Stadt, die die Gesandten nach Überschreiten des Euphrats erreichen; es liegt deshalb in der Zuständigkeit dieses Beamten, daß die Fremden registriert werden.
Briefe aus der Korrespondenz der neuassyrischen Könige
König], meinem Herrn, senden. (30-33) Sowie der König aufgebrochen ist, möge man mir schreiben, daß ich kommen und den König, meinen Herrn, sehen soll. Möge ich die Antwort des Königs, meines Herrn, hören!
2.7 Gefriertransport
Bei dem Brief ND 2409 = NL 51 aus Kalhu handelt es sich wie bei Nr. 2.6 um ein ˘ Schreiben des Kronprinzen Ulu¯la¯ju, dem späteren König Salmanassar V., an seinen Vater und Vorgänger Tiglatpileser III. Der Brief betrifft die Schneelieferungen, die jeden Frühling auf dem Wasserweg aus den nördlichen Gebirgsprovinzen als Kühlmaterial nach Zentralassyrien transportiert wurden. In einem anderen Brief (Nr. 2.8) begegnen wir Schnee in einem gänzlichen anderen Kontext als unliebsames Verkehrshindernis. Das Schreiben wurde von H. W. F. Saggs, in: CTN 5 (2001) 195 f., Tf. 38, veröffentlicht; die letzte Bearbeitung stammt von K. Radner, in: AfO 50 (2004) 99 f. Nr. 3. (1-2) An
den König, meinen Herrn, Dein Diener Ulu¯la¯ju. (3-4) Dem König, meinem Herrn, möge es besonders wohl ergehen! (6-8) Assyrien, den Tempeln und allen Festungen des Königs geht es gut. (9-10) Das Herz des Königs, meines Herrn, möge besonders froh sein! (11-12) 20 Ladungen aus der Provinz des Generals, (13-14) 40 Ladungen aus der Provinz des Schatzmeisters und 30 Ladungen aus der Provinz des Mundschenks, (15-18) insgesamt 90 Ladungen Schnee habe ich an den König, meinen Herrn, geschickt. (19-20) Am 3. Tag des Monats Ajjar (ii.) wird das Floß (den Schnee) bringen.
2.8 Eingeschneit!
Der Brief ND 2720 = NL 29, bearbeitet von H. W. F. Saggs, in: CTN 5 (2001) 143 f., Tf. 28, ist Teil der Königskorrespondenz von Kalhu und datiert in die Regierungszeit ˘ Tiglatpilesers III. Der Autor des Briefes ist Du¯rı¯-Asˇsˇur, der Statthalter der Provinz Tusˇha¯n (mod. Ziyaret Tepe am Oberen Tigris) und der Eponym des Jahres 728. Die ˘ von ihm entsandten Späher sollten sicherlich im nördlich des Tigris an Tusˇha¯n angren˘ zenden Königreich Sˇubria Nachrichten einholen; daß der König vom Oberen Tigris über Vermittlung des Generals Kunde erwartete, belegt einmal mehr, daß die übliche Verkehrsroute nach Zentralassyrien – vor allem im Winter – nicht die schwierige Gebirgspassage den Tigris flußabwärts war, sondern daß man über den Paß von Enzı¯te (s. auch unten Nr. 3.15) zum Euphrat und von dort entlang der Königsstraße an der Südflanke des Tur Abdin ins Reichszentrum reiste. Die Provinz des Generals liegt hierfür ˙ mit dem Zentrum Til-Barsip an strategischer Stelle im Gebiet des Mittleren Euphrat. den König, meinen Herrn, Dein Diener Du¯rı¯-Asˇsˇur. (3-5) Der Festung des Königs, meines Herrn, geht es ausgezeichnet. (6-7) Das Herz des Königs, meines Herrn, möge froh sein! (8-11) Vielleicht spricht der König, mein Herr, ja folgendermaßen: »Warum (12-14) hat mir der General nicht (einen Bericht) in der Obhut eines Boten geschickt?« (1-2) An
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Karen Radner (15-18) Es
gibt sehr viel Schnee. Ich habe (zwar) Späher (ins Feindesland) geschickt, (aber) sie sind zurückgekehrt (und sprachen) folgendermaßen: »Wo sollen wir gehen?« (19-23) Sowie (aber) der Schnee weniger ist, werden sie sich aufmachen, (ins Feindesland) eintreten und Nachrichten vom Feind bringen. 20)
2.9 Eine aramäische Reisegruppe
Der Brief ND 2643 = NL 25, publiziert von H. W. F. Saggs, in: CTN 5 (2001) 281-283, Tf. 49, stammt aus der Korrespondenz Tiglatpilesers III. aus Kalhu und informiert ˘ diesen über die geplante »Reise« einer Gruppe von Aramäern, die vom Autor des Briefes, dem Beamten Asˇsˇur-ma¯tka-te¯ra, ausgerüstet und auf den Weg gebracht werden soll. Wie J. N. Postgate (in: Aram 1 [1989] 7 f.) festgestellt hat, handelt es sich hierbei um die Vorbereitung zu einer Deportation; vom weiteren Schicksal der deportierten Aramäer erfahren wir aus einem zweiten Brief des Asˇsˇur-ma¯tka-te¯ra (s. Nr. 2.10). den König, meinen Herrn, Dein Diener Asˇsˇur-ma¯tka-te¯ra. Dem König, meinem Herrn, möge es wohl ergehen! (5-8) Wegen der Aramäer, über die mir der König, mein Herr, folgendes geschrieben hat: (9-11) »Mache sie bereit, auf die Reise zu gehen!« (12-16) Ich werde ihnen ihren Reiseproviant, ein Gewand, einen Trinkschlauch, Sandalen und Öl geben, (17-18) (aber) ich habe meine Esel (noch) nicht. (19-23) Wenn meine Esel verfügbar wären, dann würde ich meinen Konvoy 21) auf die Reise schicken. (1-4) An
2.10 Wer heiraten will, braucht Geld
Der Brief ND 2725 = NL 26 stammt wie Nr. 2.9 und Nr. 2.11 von dem Beamten Asˇsˇur-ma¯tka-te¯ra und wurde als Teil der Korrespondenz Tiglatpilesers III. in Kalhu ge˘ funden. Die Endpublikation besorgte H. W. F. Saggs, in: CTN 5 (2001) 92 f., Tf. 6; im Verständnis wird man aber J. N. Postgate (in: Aram 1 [1989] 8) folgen. Bei den zu verheiratenden Aramäern handelt es sich um die Deportierten aus Nr. 2.9; die beiden Briefe werfen ein interessantes Licht auf die Hintergründe und Vorgehensweise der groß angelegten Umsiedelungen ganzer Bevölkerungsgruppen, die ein typisches Instrument assyrischer Realpolitik darstellten und die aufgrund der drastischen Ausdrucksweise, in der diese Deportationen in den Königsinschriften dargestellt werden, das Ihre zum negativen Bild Assyriens in der modernen Rezeption beigetragen haben. den König, meinen Herrn, Dein Diener Asˇsˇur-ma¯tka-te¯ra. Dem König, meinem Herrn, möge es wohl ergehen! (4-5) Wegen der Aramäer, über die der König folgendermaßen gesagt hat: (6-7) »Man soll sie Ehefrauen nehmen lassen!« (8-9) Wir haben (zwar) (1-3) An
20. 21.
124
(19)
[k]i-ma ku-pu-ú (20) [i]m-te-[t]i : i-tab-bi-ú ˙ ú-ba-lu-ni. GISˇ.qir-si-ia-ma (hapax).
(21)
e-ru-bu
(22)
[ù] KA tè-me ˙
(23)
LÚ.KÚR
Briefe aus der Korrespondenz der neuassyrischen Könige
zahlreiche Frauen gefunden, (10-12) (aber) ihre Väter stimmen nicht zu und geben (sie) nicht (in die Ehe) 22), (13-14) (sondern sagen) folgendes: »(Wir geben die Frauen nicht in die Ehe), bis sie (d. h. die Aramäer) den Kaufpreis für sie (= die Frauen) zahlen.« (15-16) Man möge ihnen den Kaufpreis zahlen, damit jene (= die Aramäer) heiraten können!
2.11 Preisvergleich
Der Brief ND 2355 = NL 52, vorgelegt von H. W. F. Saggs, in: CTN 5 (2001) 193 f., Tf. 38, stammt wie Nr. 2.9 und Nr. 2.10 von Asˇsˇur-ma¯tka-te¯ra, einem Beamten Tiglatpilesers III., und informiert den König über die extrem unterschiedlichen Getreidepreise innerhalb des assyrischen Reiches – eine gute Nachricht. Dies macht das kurze Schreiben aus der Königskorrespondenz von Kalhu zu einer unserer wichtig˘ sten Quellen dafür, wie die assyrische Wirtschaft funktionierte. den König, meinen Herrn, Dein Diener Asˇsˇur-ma¯t[ka-te¯ra]. Dem König, meinem Herrn, möge es wohl ergehen! Dem Land des Königs geht es gut. (5-6) Die Versorgungsfelder des Königs sind abgeerntet. (7-8) Das Preisverhältnis im Land ist sehr gut: (9-13) Eine Mine Kupfer bringt in Ninive einen Homer Getreide ein, in der Provinz Halahhu einen ˘ [bringt] ˘˘ Homer und 5 Seah und auf dem Land 2 Homer. (14-15) Eine Mine Kupfer 20? Minen Wolle [ein]. (1-4) An
2.12 Diebstahl im Palast
Der Brief ND 2703 = NL 81, bearbeitet von H. W. F. Saggs (in: CTN 5 [2001] 232 f., Tf. 44), gehört zu Tiglatpilesers Korrespondenz aus Kalhu. Der Text reiht sich ein in ˘ das umfangreiche Dossier von Briefen betreffend Tempel- und Palastdiebstählen (s. auch unten Nr. 5.6 sowie TUAT Ergänzungslieferung, 24). Hier berichtet dem König ein Beamter über einen Teilerfolg bei der Aufklärung eines Diebstahls, der den Frauentrakt des Königspalastes um einige Hausratsgegenstände hat ärmer werden lassen: Eines der gestohlenen Stücke ist wieder aufgetaucht, und der Verkäufer wurde gefaßt. (1-4) An den König, meinen Herrn, Dein Diener As ˇipâ. Dem König, meinem Herrn, möge es wohl ergehen! (5-7) Ein Beamter der Vorsteherin der Frauengemächer ist gekommen und hat folgendes gesagt: »Ein Holzstab, (8-11) eine Holzkiste, ein Kohlenbecken und ein kupfernes Gefäß des Palastes sind gestohlen worden, um für Geld verkauft zu werden.« (12) Ich habe (diesbezüglich bereits) geschrieben. (13-15) Man hat (nun) einen, der unser Kohlenbecken verkaufen wollte, gefaßt. (16-18) Ich habe den Beschwerdeführer 23) (= wohl der eingangs genannte Beamte) zum König, meinem Herrn, geschickt. (19) Der König, mein Herr, möge ihn befragen!
22. 23.
MÍ.MESˇ ma-a-da (9) [ni]-ta-mar (10) [A]D.MESˇ-sˇi-n[a] (11) la i-ma-[gu-ru] [nu]. ba¯tiqu, s. dazu R. Jas, Neo-Assyrian Judicial Procedures, SAAS 5 (1996) 50. (8)
(12)
la i-du-
125
Karen Radner
2.13 Kritik an der landwirtschaftlichen Planung (wohl Tiglatpileser III.)
Der Brief ND 2671 = NL 79, veröffentlicht von H. W. F. Saggs (in: CTN 5 [2001] 178 f., Tf. 36), entstammt der Königskorrespondenz von Kalhu; ob aus der Zeit Ti˘ glatpilesers III. oder Sargons II. (721-705), ist wegen des verlorenen Namens des Absenders unsicher; erstere Möglichkeit ist vielleicht deshalb wahrscheinlicher, weil die beiden in diesem Text genannten Toponyme, Arpad und Barhalzu, besonders mit der ˘ Regierungszeit Tiglatpilesers verbunden sind: Arpad wurde 740 assyrische Provinz, und die ersten Belege für die Provinz Barhalzu stammen aus dieser Zeit. 24) Der Autor ˘ – wohl ein Provinzstatthalter, vielleicht der von Barhalzu – unterrichtet den König ˘ darüber, daß er dem Befehl des Generals, eine große Fläche Ackerland neu zu bestellen, nicht Folge leisten kann, weil es an technischem Gerät fehle und die Saat nicht mehr rechtzeitig ausgesät werden könne. (1-3) An
den König, meinen Herrn, Dein Diener […]. Dem König, meinem Herrn, möge es wohl ergehen! (4-5) Folgendermaßen (hat) der General (befohlen): »Pflanze 1000 (Homer) Saatgut an!« (6-9) (Aber) das Jahr ist zu Ende 25), und es steht nicht in meiner Macht, 1000 (Homer) Saatgut anzupflanzen, bis ich (anderslautende Nachricht) schikken werde. (10-13) (Obwohl) die Pflüge aus (der Provinz) Barhalzu ausgelastet sind 26) und der richtige Zeitpunkt für das Saatgut längst überschritten ˘ist, habe ich (Nachricht) geschickt, (14-16) und man hat mir Rinder aus einem Dorf, das Arpad verpflichtet ist, gebracht: (17-18) Ich habe die Ochsen vor die Pflüge gespannt (wörtlich: »die Pflüge und die Ochsen miteinander verbunden 27)«) und (19-20) werde soviel Saatgut, wie in meiner Macht steht, anpflanzen.
3. Sargon II. 3.1 Ein neuer Statthaltersitz nimmt Gestalt an
Der Brief ABL 126, ediert von A. Fuchs und S. Parpola (in: SAA 15 [2001] Nr. 94), wurde in den Königsarchiven von Ninive gefunden wurde, wohin er als Teil der Korrespondenz Sargons II. nach dessen Tod von Du¯r-Sˇarrukı¯n verbracht wurde. Mannu-kı¯-Ninu¯a, der Statthalter von Ka¯r-Sˇarrukı¯n, berichtet darin seinem König Sargon II. von einer friedlich verlaufenen Reise ins Medergebiet – sicherlich, um Tribut einzutreiben – und von den Bauarbeiten in der nach assyrischem Muster zum Provinzzentrum ausgebauten Stadt Ka¯r-Sˇarrukı¯n (»Sargonshafen«), wie Harhar, eine ˘ ˘ der ältesten und wichtigsten Siedlungen im Zagrosgebiet, nach seiner Eroberung im Jahr 716 umbenannt wurde. (1-4) An
den König, meinen Herrn, Dein Diener Mannu-kı¯-Ninu¯a. Dem König, meinem Herrn, möge es wohl ergehen! Dem Land des Königs, meines Herrn, geht es gut. 24. 25. 26. 27.
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Vgl. dazu K. Radner, Art. Provinzeinteilung. Assyrisch, RLA XI/1-2 (im Druck) s. v. taq-qut. taq-qut-tu. ú-qa-rab.
Briefe aus der Korrespondenz der neuassyrischen Könige (5-7) Weswegen mir der König, mein Herr, folgendermaßen geschrieben hat: »Gehe mit den Magnaten ins Land der Meder!« Ich bin mit ihnen gegangen. (8-9) Die Götter des Königs haben Frieden bewirkt, und wir sind in Sicherheit zurückgekehrt. (10) Ich bin nun hier in Ka¯r-Sˇarrukı¯n. (11-14) Ich baue aus soviel Ziegeln, wie gebrannt sind, 28) das Hauptgebäude, und wir säen das Saatgut aus: Wir tun also unsere Arbeit. (15-Rs. 3) Das Herz des Königs, meines Herrn, möge froh sein! Außerdem haben gleich am ersten Tag die Magnaten so viele Ziegel, wie in der Umgebung übrig waren, (4-5) (für den Transport) aufgeladen und mir gegeben. (6-9) Die äußere Festungsmauer ist fertig verputzt: Sie haben sich (der Mauer) mit Booten angenähert und (sie) verputzt.
3.2 Vorschläge zum Ausbau des Verkehrsnetzes
In dem Brief ABL 414 wendet sich der Statthalter Be¯l-liqbi an seinen König Sargon II., um diesem einerseits verschiedene Vorschläge zur besseren Personalversorgung der Poststationen von Hêsa und Argite zu unterbreiten, andererseits Neuigkeiten über ˘ seine Nachbarn, die Araber, zu berichten. Be¯l-liqbis Provinz Subutu, wo die beiden ˙ Poststationen liegen, wurde 732 als assyrische Provinz eingerichtet und entspricht dem Gebiet nach der Biqa¯’-Ebene; obwohl die Lokalisierung der gleichnamigen Hauptstadt nicht gesichert ist, kann seine Identifizierung mit dem unter der riesigen Fundamentierung des römischen Jupitertempels verborgenen Siedlungshügel von Ba’albek als wahrscheinlich gelten.29) Der Brief wurde zuletzt von S. Parpola (in: SAA 1 [1987] Nr. 177) bearbeitet, und seine Informationen zur Organisation des assyrischen Verkehrsnetzes verwertete K. Kessler, »Royal Roads« and other Questions of the Neo-Assyrian Communication System, in: S. Parpola/R. M. Whiting (ed.), Assyria 1995, Helsinki 1997, 133-135. (1-3) An
den König, meinen Herrn, Dein Diener Be¯l-liqbi. Dem König, meinem Herrn, möge es wohl ergehen! (4-5) In meiner Wegstation, der Stadt Hêsa, gibt es keine Leute. ˘ für sich allein und kön(6-7) Der Postmeister und der Aufseher der Rekruten sind dort nen (die Wegstation) nicht betreuen. (8-9) Nun, laß mich 30 Familien (wörtlich: »Häuser«) zusammenbringen und dort einsetzen! (10-13) In Hêsa halten sich die Männer des Präfekten Nabû-usalla auf, eine Einheit von Experten. 30)˘ Er möge sie (aus Hêsa) hinaus˘ führen, (14-16) sie in˙ Argite ansiedeln und ihnen Felder und Gärten geben! (17-19) Wenn es dem König gefällt, möge man einen Brief an den Präfekten Nabû-usalla schicken! ˙ ernennen (20-Rs. 1) Laß mich (seinen) Stellvertreter Ia’iru dort zum Dorfvorsteher (2-4) und auch Sîn-iddina, den Haushaltsvorsteher des Adda-ha ¯ ti (= Statthalter von Ha˘ math) in der Stadt Sazanâ, ernennen, (5-7) damit sie diese Wegstationen betreuen und (so) dem König dienen! Die Araber (8-9) gehen, wie bisher (wörtlich: »gestern und vorgestern«), (in meiner Provinz) ein und aus. (Alles) ist in bester Ordnung. (10-12) (Der 28. 29. 30.
Zur Übersetzung von sˇaha¯tu als »(Ziegel) brennen« s. K. Radner, Zur Bedeutung von ˇsaha¯tu ˘ ˙ herstellen« oder »Ziegel glasieren«, AfO 44/45 (1997-98) 159˘ f.˙ im Neuassyrischem: »Ziegel Zur Provinz Subutu s. K. Radner, Art. Provinzeinteilung. Assyrisch, RLA XI/1-2 (im Druck) ˙ s. v. ma¯r kitkittê.
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Karen Radner
Araberscheich) Ammı¯-le¯tı¯, der Sohn des Amı¯ru, ist zu mir nach Subutu gekommen. Ich ˙ habe ihn nach Informationen gefragt: (13-15) (Alles) ist in bester Ordnung. Bisher haben wir noch keinen Bericht vom Sohn des Asˇa¯pu gehört, der in das Land Ma¯nî gegangen ist.
3.3 Schreiber dringend gesucht!
Das Briefchen ABL 151, publiziert von A. Fuchs und S. Parpola (in: SAA 15 [2001] Nr. 17), stammt aus den königlichen Archiven von Ninive und konnte aufgrund der orthographischen und sprachlichen Eigenheiten als das eigenhändige Werk des Autors Sîn-na’di identifiziert werden, 31) eines Verwaltungsbeamten, der nach Ankunft in seinem fern des Reichszentrums gelegenen Dienstort empört feststellen muß, daß es keinen Schreiber gibt. In Ermangelung eines geübten Schriftkundigen ist er gezwungen, seine etwas eingerosteten Schreibkenntnisse zu nutzen, um auf die Behebung dieses Mißstandes zu drängen. Der Brief ist wohl an Sargon II. gerichtet, unter dem zahlreiche neue Provinzen auch in Gebieten eingerichtet wurden, die bis dahin fernab der Einflüsse der Keilschriftkultur gelegen hatten; einen geographischen Hinweis auf das Zagrosgebiet gibt die Nennung des Statthalters von Arrapha als nächst˘ gelegene Kontaktperson. (1-4) An den König, meinen Herrn, Dein Diener Sîn-na’di. Dem König, meinem Herrn, möge es wohl ergehen! (5-8) Dort, wohin mich der König geschickt hat, steht mir kein Schreiber zur Verfügung! (9-Rs. 4) Der König möge entweder dem Statthalter von Arrapha oder Asˇsˇur-be¯lu-taqqin schreiben, daß man mir einen Schreiber schicken soll! ˘
3.4 Die vielen Aufgaben eines Statthalters
Der Brief ABL 157 stammt aus den Archiven von Ninive und wurde von A. Fuchs und S. Parpola (in: SAA 15 [2001] Nr. 4) bearbeitet. Sein Autor ist Issa¯r-du¯rı¯, der Statthalter von Arrapha (Eponym des Jahres 714). Er informiert seinen König Sargon II. ˘ über drei verschiedene Bereiche und gibt uns dadurch einen guten Einblick in die sehr unterschiedlichen Aufgaben der assyrischen Provinzstatthalter. Einerseits berichtet er von der Entsendung zweier von ihm empfohlener Ärzte an den König, die diesen zusammen mit diesem Schreiben erreichen werden; er versichert, daß er sie nicht über ihr Einsatzgebiet unterrichtet hat. Andererseits gibt er eine Anfrage seines Nachbarn, des Statthalters von Arzuh¯ına, betreffend die Inschriftenausstattung eines Tempels in ˘ De¯r an den König weiter und gibt eine Empfehlung ab. Zum Schluß berichtet Issa¯r-du¯rı¯ noch von den guten Ernteaussichten in seiner Provinz.
31.
128
S. Parpola, The Man without a Scribe and the Question of Literacy in the Assyrian Empire, in: B. Pongratz-Leisten/H. Kühne/P. Xella (Hg.), Ana sˇadî Labna¯ni lu¯ allik. FS Wolfgang Röllig, AOAT 247, Kevelaer; Neukirchen-Vluyn 1997, 315-324.
Briefe aus der Korrespondenz der neuassyrischen Könige (1-3) An den König, meinen Herrn, Dein Diener Issa ¯ r-du¯rı¯. Dem König, meinem Herrn, möge es wohl ergehen! (4-7) Wegen der Ärzte Nabû-sˇumu-iddina und Nabû-erı¯ba, über die ich zum König, meinem Herrn, gesprochen habe: Jetzt (8-9) habe ich sie in der Obhut meines Boten zum König, meinem Herrn, geschickt. (10-12) Sie mögen in die Gegenwart des Königs, meines Herrn, eintreten, und der König, mein Herr, möge mit ihnen sprechen! (13-15) Wahrhaftig, ich habe nicht(s) angekündigt und ihnen nicht gesagt, wohin der König, mein Herr, sie schicken wird! (17-18) Sˇamasˇ-be¯lu-usur (= Statthalter von Arzuh¯ına) ˘ ˙ hat mir aus De¯r folgendes geschrieben: (19-21) »Es gibt (bisher) keine Inschriften. Sollen wir tatsächlich keine (Inschriften) in die Mauern des Tempels einsetzen?« (Rs. 1-3) Hiermit schreibe ich an den König, meinen Herrn: Man möge eine einzige Inschrift schreiben und mir schicken, (4-6) damit man demgemäß die übrigen (Inschriften) schreiben und in die Mauern des Tempels einsetzen kann. (7-11) Es hat sehr viel geregnet; die Ernten werden gut. Das Herz des Königs, meines Herrn, möge froh sein!
3.5 Heeresmusterung
Der Brief ND 2631 = NL 89 stammt aus der königlichen Korrespondenz von Kalhu ˘ und ist ein Schreiben des Statthalters von Mazamu¯a an Sargon II., mit einer Bestandsaufnahme der von ihm kommandierten Truppen; die assyrischen Soldaten werden dabei durch Söldnereinheiten ergänzt: Von diesen sind die Itu’äer auf Pfeil und Bogen spezialisiert, während die Qurräer mit Speeren kämpfen. Der Brief wurde von S. Parpola und G. B. Lanfranchi (in: SAA 5 [1990] Nr. 215) sowie H. W. F. Saggs (in: CTN 5 [2001] 128-130, Tf. 26) bearbeitet, außerdem von J. N. Postgate (in: Iraq 62 [2000] 89-108), der eine umfassende Auswertung zum Aufbau der assyrischen Armee vorlegte. (1-3) An den König, meinen Herrn, Dein Diener Adad-isse ¯ ’a. Dem König, meinem Herrn, möge es wohl ergehen! (4) Weswegen der König, mein Herr, mir einen Befehl gegeben hat, (5-6) folgendermaßen: »Ordne die Streitkräfte von Mazamu¯a, und schicke mir (einen Bericht)!« 10 Streitwagen, (7-8) 2 Gepäckwagen. 10 (Gespanne) von Pferden, 10 (Gespanne) von Maultieren: Insgesamt 20 Wagengespanne. (9-10) 97 Reitpferde. 11 Wagenlenker, 12 »Dritte Männer« (der Wagenbesatzung), 10 Edelmänner (= Streitwagenkämpfer), (11-12) 53 Pferdeknechte, [20] Gespannmeister: Insgesamt 106 Mitglieder der Wagentruppen. (13-15) 161 Reiter, 130 Pferdeknechte, 52 Rittmeister 32). Insgesamt 343 Kavalleristen (wörtlich: »Pferdeknechte«). 8 Männer des Gesindehauses, (16-18) 12 Schneider, 20 Mundschenke, 12 Konditoren, 7 Bäcker, 10 Köche: Insgesamt 69 Haushaltsbedienstete. (19-20) 8 Gelehrte. 23 Eseltreiber. Ein Sekretär 33). 80 Meldereiter. (21-23) Insgesamt 630 Assyrer; (außerdem) 360 Qurräer und 440 Itu’äer. Gesamtsumme: 1430 Soldaten des Königs, (Rs. 1-2) zusammen mit den bereits hier vorhandenen und denen, die die königlichen Vertrauten mir gebracht haben. (3-6) Vielleicht sagt der König, mein Herr, ja folgendes: »Wo ist der Rest der Streitkräfte?« Mein Hausvorsteher ist verspätet, (aber) er wird den Rest der Streitkräfte bringen.
32. 33.
Die genaue Bedeutung des hurritischen Lehnworts zunzura¯hu ist unbekannt. ˘ mutı¯r te¯mi. ˙
129
Karen Radner
3.6 Wird Samaria besteuert oder nicht?
Der Brief ABL 1201, ediert von S. Parpola (in: SAA 1 [1987] Nr. 220), fällt in der assyrischen Königskorrespondenz aus Ninive dadurch auf, daß er zum Briefwechsel zweier Verwaltungsbeamten mittleren Ranges gehört, die mit der Erhebung von Steuern befaßt sind; offenbar handelt es sich um Vater und Sohn. Daß der Brief kein offizielles Dokument der königlichen Kanzlei ist, zeigt die Einleitungsformel des Briefes ebenso wie sein Format: Anstatt des für die Königskorrespondenz typischen Hochformats wurde hier eine fast ovale Tafel verwendet, die querformatig beschrieben ist. 34) Der Brief stammt aus den Anfangsjahren der Regierung Sargons II., kurz nachdem Samaria im Jahr 722 assyrische Provinz geworden war; den Beamten ist der steuerliche Status seiner Bewohner unklar. (1-3) Brief
des Arı¯hu an Nabû-du¯ru-usur. Meinem Sohn möge es wohl ergehen! (4-7) Der ˘ der Getreidesteuer ˙ der Samariter Bescheid geben, ob es sie gibt Herr möge wegen oder nicht, und unsere Herzen mögen damit zufrieden sein. (Rs. 1-3) Die Beauftragten verharren reglos und gehen nicht, um ihren Dienst zu versehen, und wir können ihnen keine Weisung erteilen! (4-7) Genauso habe ich mich seit letztem Jahr bis heute wegen des Einkommens an Dich gewandt, und trotzdem haben wir kein Einkommen eingebracht! (8-li. Rd. 1) Gib jetzt endlich Bescheid, ob es (die Steuererträge) gibt oder nicht!
3.7 Ein Flüchtling bittet in der Volksversammlung von Nippur um Hilfe
Der Brief ABL 344, bearbeitet von M. Dietrich (in: SAA 17 [2003] Nr. 89), ist in babylonischer Sprache abgefaßt und an den assyrischen König Sargon II. gerichtet, der in der Zeit von 720-719 und 715-706 auch Babylonien direkt kontrollierte. Die Autoren des Schreibens sind der Statthalter von Nippur und eine nicht näher identifizierte Gruppe von Versorgungsoffizieren. Es handelt sich um ein Begleitschreiben, das einen Brief und eine Person vorstellt, die von den Beamten an den assyrischen König weitergereicht werden. Über den Brief der Meerländer – der Bewohner des südlichsten Teiles von Babylonien – an die Versorgungsoffiziere erfahren wir nichts weiter als seinen bisherigen Postweg. Interessanter sind dagegen die Informationen über jenen Mann aus der Stadt Larak, über dessen Schicksal der König befinden soll: Er konnte sich aus dem Gefängnis von Larak befreien und seinen Fall der Volksversammlung von Nippur zu Gehör bringen, wo er das »Wort des Königs« aussprach, also eine königliche Entscheidung verlangte (vgl. auch Nr. 4.4); obwohl dies nicht explizit gesagt wird, geht es sicherlich darum, seine Haft für unrecht zu erklären und ihn zu rehabilitieren. Daß der König sich tatsächlich der Sache annimmt, belegt der Brief Nr. 3.8. den König, ihren Herrn, Deine Diener, der sˇandabakku (= Statthalter von Nippur) und die Versorgungsoffiziere. (4-6) Dem König, unserem Herrn, möge es wohl er(1-3) An
34.
130
Zu Briefen dieser Art s. A. Fadhil/K. Radner, Äste, Gras und Esel – Ein neuassyrischer Privatbrief aus Nimru¯d im Iraq Museum, BaghM 27 (1996) 420 f.
Briefe aus der Korrespondenz der neuassyrischen Könige
gehen! Die Götter Enlil, Ninurta und Nusku mögen den König, unseren 35) Herrn, segnen! (7-9) Die Menschen des Meerlandes haben den Versorgungsoffizieren einen Brief geschickt, (10-12) sie haben ihn gelesen, und jetzt haben wir (ihn hiermit) an den König, unseren 36) Herrn, geschickt. (13-14) Der König, mein Herr, möge so handeln, wie es ihm beliebt. (Rs. 1-4) Nachdem Barik-il, ein Mann aus der Stadt Larak, aus dem Gefängnis von Larak geflohen ist, (5-6) hat er in der Volksversammlung (von Nippur) das Wort des Königs gesprochen (d. h. um königliche Einflußnahme ersucht). (7-10) Jetzt haben wir ihn zum König, unserem Herrn, geschickt, damit der König ihn befrage!
3.8 Das Schicksal der Angehörigen eines Mannes in Bedrängnis
Weitere Informationen über Barik-il von Larak sind einem anderen Brief an Sargon II. zu entnehmen, den Sˇarru-e¯muranni, der Statthalter von Babylon, allerdings in assyrischer Sprache an seinen Herrn richtete. Aus ABL 600, ediert von A. Fuchs und S. Parpola (in: SAA 15 [2001] Nr. 236), erfahren wir, daß die »Leute« des Barik-il – seine Sklaven, aber vielleicht auch Angehörigen – von einem anderen Mann aus Larak an einen Mann aus dem Umfeld des Kronprinzen Sanherib weitergegeben wurden; dies geschah sicherlich, nachdem Barik-il ins Gefängnis geworfen wurde. Die Nachforschungen über die Mitglieder seines Haushalts dürfen wir sicherlich als Indiz dafür werten, daß Sargon sich tatsächlich der Angelegenheit angenommen hatte, nachdem Barik-il das »Wort des Königs« ausgesprochen hatte (s. dazu Nr. 3.7). den König, meinen Herrn, Dein Diener Sˇarru-e¯muranni. Dem König, meinem Herrn, möge es wohl ergehen! (4-6) Wegen der Leute des Barik-il, über die der König, mein Herr, mir geschrieben hat: (7-11) Nun, 53 Personen hat Nabû-sˇallim, ein Mann aus Larak, festgenommen und dem Uma¯di, dem Vertrauten des Kronprinzen, gegeben. (1-3) An
3.9 Überprüfung der babylonischen Tempel
Den Brief ABL 516, publiziert von M. Dietrich (in: SAA 17 [2003] Nr. 43), richtet der Beamte Be¯l-iddina in babylonischer Schrift und Sprache an seinen König Sargon II., dem er einen Zwischenbericht von seiner Inspektion und Inventur der babylonischen Heiligtümer erstattet; seine Ergebnisse hält er auf hölzernen Schreibtafeln fest, in deren Wachsschicht die Schriftzeichen eingedrückt wurden: Dies entspricht ganz der damaligen Verwaltungspraxis und ist der Hauptgrund dafür, daß aus der neuassyrischen Periode kaum administrative Texte auf uns gekommen sind. Be¯l-iddina macht den König außerdem auf Sîn-iddina aufmerksam, einen treuen assyrischen Parteigänger im Süden, der sich den Haß des Bı¯t-Ja¯kin-Stammes zugezogen hat und deshalb in unmittelbarer Gefahr ist. Der Anführer des Stammes wird als Ja¯kin angesprochen:
35. 36.
Der Text bietet hier fehlerhaft »meinen Herrn«. Der Text bietet hier fehlerhaft »meinen Herrn«.
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Karen Radner
Gemeint ist damit Marduk-apla-iddina, der Sargon zeitweise die Vorherrschaft über Babylonien streitig machen konnte (s. oben Nr. 2.4). (1-4) An
den König, meinen Herrn, Dein Diener Be¯l-iddina. Ich möchte mich in Stellvertretung für den König, meinen Herrn, hingeben! Die Götter Nabû und Marduk mögen den König, meinen Herrn, segnen! (5-7) Folgendermaßen (richte ich mich) an den König, meinen Herrn: Wegen der Schreibtafel(n) der Heiligtümer, (8-9) weswegen der König mir folgendes geschrieben hat: »Den Rest der Ergebnisse 37) und die übrigen Schreibtafeln im Gewahrsam von Sˇarru-e¯muranni (= Statthalter von Babylon, s. Nr. 3.8) (10-12) schick mir!« Ich habe nun (die Heiligtümer) von Ne ¯ med-Lagada bis nach Sˇasanaku besichtigt und überprüft (13-14) und (die Ergebnisse) auf Schreibtafeln niedergeschrieben. Wie es der König befohlen hat, (15-16) werde ich (die Schreibtafeln) dem König, meinem Herrn, im Gewahrsam von Sˇarru-emuranni schicken. (17-Rs. 1) Sowie ich (die Heiligtümer) von Zabba¯n bis nach Sippar gemäß dieses Befehls überprüft hatte, habe ich (sie) Nabû-ahhe¯-bullit, dem Sachwalter38) von Esaggil (= Marduk-Tempel in Babylon), anver˙ der Heiligtümer, die im Umland von Babylon liegen, werde ich ge˘ ˘ Den Rest traut. (2-4) mäß dieses Befehls überprüfen. (5-7) Wenn es dem König, meinem Herrn, gefällt, möge alles auf eine einzige Schreibtafel geschrieben werden, (denn) ich fürchte mich ohne (schriftliche Anweisung) des Königs und (8-12) kann nicht nach De¯r und Nippur gehen. Wie ich im Zuge meiner Arbeit in Erfahrung bringen konnte, gibt es im ganzen Meerland keinen Diener des Königs, der so wie Sîn-iddina auf den König achtet und das Wort des Königs befolgt. (13-15) Alle Angehörigen des Bı¯t-Ja¯kin-Stammes verabscheuen ihn (wörtlich: »trinken vor ihm Gallenflüssigkeit«). (16-19) Solange Ja¯kin (= Marduk-aplaiddina, Anführer des Bı¯t-Ja¯kin-Stammes) lebt, ist einer wie Sîn-iddina nicht geschützt. Der König möge das alles wissen!
3.10 Mörderjagd in Sˇubria
Den Brief ABL 251, ediert von G. B. Lanfranchi und S. Parpola (in: SAA 5 [1990] Nr. 53), richtet ein Beamter Sargons II. an seinen König. Berichtet wird von der Verfolgung eines flüchtigen Mörders, der sich nach Urartu absetzen wollte, aber in Sˇub˙ ria aufgespürt werden konnte. Der Brief bietet interessante Informationen darüber, welche Freiheiten sich das Bergkönigreich Sˇubria im Umgang mit Assyrien erlauben konnte. Hu-Tesˇsˇub, der König von Sˇubria, gewährt den Assyrern nicht die Hilfe, die ˘ des Flüchtigen nötig wäre, und obwohl es schließlich zu einer Absprache zur Stellung zwischen dem Flüchtling und einem assyrischen Unterhändler kommt, überfällt der Mörder diesen mit Hilfe sˇubrischer Soldaten auf seiner Rückreise. Die assyrische Delegation kann sich zwar bei dem Gefecht durchsetzen, aber vermag des Flüchtlings dennoch nicht habhaft zu werden. Anstatt ihn aber herauszurücken, vertreiben die Bewohner der sˇubrischen Stadt Marhuha sogar noch jene Assyrer, die sich in dieser ˘ ˘ Stadt angesiedelt haben.
37. 38.
132
p[a]-a’-lu. qe¯pu. Vgl. S. 129 Anm. 33.
Briefe aus der Korrespondenz der neuassyrischen Könige
den König, meinen Herrn, Dein Diener Asˇsˇur-du¯r-pa¯nı¯ja. Dem König, meinem Herrn, möge es wohl ergehen! (4-5) Der Anführer einer Fünfzigmanneinheit von mir – er gehört zu den Qurräern 39) aus Mê-Tura¯n – hat den Bürgermeister von Mê-Tura¯n getötet. (6-7) Sowie eine Karawane angekommen war, ist er nicht (mehr) gekommen, um (seine) Arbeit zusammen mit seinen Kollegen (wörtlich: »Brüdern«) zu tun. (8-9) Er fürchtete sich (vor den Konsequenzen seiner Tat), nahm (deshalb) 15 Qurräer unter sein Kommando und ging nach Urartu. (10-11) Man ist zu mir gekommen und hat mir ˙ zum Sˇubrier (= Hu-Tesˇsˇub, König von Sˇubria) (das) gesagt. Ich habe (daraufhin) Il-dalâ ˘ geschickt, mit folgender Nachricht: »Geh und (12) bringe deine Diener (aus den Bergen) herunter (damit sie den Flüchtigen stellen)!« Er ist gegangen, (13-14) (aber) hat er seine Diener (aus den Bergen) heruntergebracht? Ich habe (daraufhin) meinen Boten zu Ildalâ zurückgeschickt und folgendes geschrieben: (15-18) »Dieser Anführer einer Fünfzigmanneinheit mit seinen Männern! Dem Bergland und allen Pässen habe ich seinetwegen (erfolglos) zugesetzt. Verfolge (ihn) und sei hinter ihm her!« (19) Er verfolgte (ihn) und ging (wieder) nach Sˇubria. (20-22) Der Anführer der Fünfzigmanneinheit und seine Männer sind in die Stadt Marhuha, eine Festung des Sˇubriers, eingetreten. (23-24) Il-dalâ ˘ ˘ Eid auferlegt: (25-26) »Geh und bringe mir ein gesiehat ihn gesehen und ihm folgenden geltes Schreiben (wörtlich: »Siegel«) des Statthalters! Ich werde kommen (um es zu lesen). Du magst beruhigt sein!« (27-Rs. 2) (Aber dieser) Anführer einer Fünfzigmanneinheit von mir ist mit 100 Schildkämpfern aus Marhuha hinter Il-dalâ hergegangen; (3-6) sie ˘ Königs, meines Herrn, waren auf haben ihn auf der Reise angegriffen. Die Diener˘ des ihrem Posten, und keiner von ihnen wurde getötet. Den Anführer der Fünfzigmanneinheit (aber) haben sie verwundet! (Dann) kehrten sie um und betraten die Stadt Marhuha. (7-8) Wir (waren es), die wir nunmehr die Verfolgung des Anführer der Fünf˘ ˘ zigmanneinheit bewerkstelligt haben. Sie (d. h. die Bewohner von Marhuha) haben (ihn) ˘ nicht gefangen und (uns auch) nicht übergeben, (9-11) (sondern) sie ˘haben den Mann verschwinden lassen! Schon wieder lassen sie frühere Diener des Königs, meines Herrn, die sich dort niedergelassen haben, (aus Marhuha) herauskommen und übergeben (uns ˘ ˘ diese). (1-3) An
3.11 Wir wollen ja, aber wir können nicht
Das einzigartige Schreiben ABL 526, bearbeitet von S. Parpola (= SAA 1 [1987] Nr. 147), richtet eine Gruppe von Stadtfürsten an einen assyrischen König, ohne sich mit Namen zu identifizieren: Für den Empfänger war offensichtlich der Verweis auf ihre gegenwärtige Dienstverpflichtung in der Stadt Milqia 40) ausreichend klar. Man kann davon ausgehen, daß die Stadtfürsten aus dem Gebiet des Zagrosgebirges stammen, da der Titel eines be¯l a¯li »Stadtherr« üblicherweise vor allem für die lokalen Dynasten aus dieser Region verwendet wird. Unter Tiglatpileser III. und Sargon II. 39. 40.
Die Qurräer sind als spezialisierte Söldner im assyrischen Militärdienst tätig: Sie sind für den Kampf mit dem Speer zuständig, s. Nr. 3.6. Milqia liegt unweit von Arbela und spielt als Standort des Neujahrsfesthauses der Isˇtar von Arbela im Kult dieser Göttin eine wichtige Rolle, s. dazu B. Pongratz-Leisten, Ina sˇulmi ¯ırub. BaghF 16, Mainz 1994, 79-83.
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Karen Radner
wurden hier – unter Beibehaltung der alten Gesellschaftsstrukturen und der Institution der Stadtfürsten – vier assyrische Provinzen eingerichtet, 41) und aufgrund der Tatsache, daß der Brief in den Archiven von Ninive gefunden wurde, wohin ein Großteil der Korrespondenz Sargons im nachhinein transferiert wurde, wird man das Schreiben der Regierungszeit dieses Königs zuweisen. Grund für den Brief ist die Tatsache, daß sich die Stadtfürsten in der Ausübung eines neuen Befehls des Königs durch Mitglieder des assyrischen Nachrichtendienstes gehindert sehen und den König um Intervention bitten. (1-5) An den König, unseren Herrn, Deine Diener, die Stadtherren, die in der Stadt Milqia den Dienst des Königs verrichten. (6-8) Was der König, unser Herr, uns geschrieben hat: »Stellt die Arbeiten fertig, solange (das Gebiet?) bewacht wird.« (10-13) Was der König, unser Herr, uns geschrieben hat, wollen wir tun und (die Früchte der Arbeit) dem König, unserem Herrn, übergeben! (14-Rs. 2) (Aber) der Dienst ist für uns sehr schwierig, (was) von den Meldereitern und Spurenlesern (herrührt): 42) (3-5) Sie lassen uns nicht frei, so daß wir den Dienst des Königs nicht verrichten können! (6-9) Jetzt wenden wir uns an den König, unseren Herrn: Er möge uns freilassen, so daß wir den Dienst des Königs verrichten können! (10-13) Sowie wir in unser Land gehen können, werden wir unsere Schulden begleichen!
3.12 Eine Beschwerde an den Kronprinzen
Der Brief ABL 175, bearbeitet von S. Parpola (= SAA 1 [1987] Nr. 153), ist an den Kronprinzen Sargons II. gerichtet, den späteren König Sanherib (704-681). Einer seiner Untergebenen, der für die Organisation des Wachdienstes für den Kronprinzen verantwortlich ist, informiert ihn über ein Soldatenkontingent aus der phönizischen Stadt Sidon, das sich seiner Arbeit entzogen hat; es handelt sich um Söldner, denn Sidon wird erst im Jahr 677 assyrische Provinz. (1-3) An
den Kronprinz, meinen Herrn, Dein Diener Nabû-erı¯ba-ahhe¯ . Meinem Herrn, ˘ bestem Zustand. dem Kronprinzen, möge es wohl ergehen. (4-5) Der Wachdienst ist˘ in (6-10) Die Sidonier und (ihre) Anführer aber sind nicht mit dem Kronprinzen, meinem Herrn, nach Kalhu gegangen und (Rs. 1-3) stehen (auch) nicht in Ninive Wache. (4-6) Sie ˘ Stadt herum; ein jeder (lebt) für sich in seiner Herberge. treiben sich in der
41. 42.
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Vgl. dazu K. Radner, An Assyrian View on the Medes, in: G. B. Lanfranchi/M. Roaf/R. Rollinger (ed.), Continuity of Empire (?): Assyria, Media, Persia. History of the Ancient Near East Monographs 5, Padua 2003, 44-57. Es handelt sich bei kalla¯pu und ra¯di kibsi um militärische Ränge, die dem Nachrichtendienst angehören, s. K. Radner, Die neuassyrischen Texte aus Tall Sˇe¯h Hamad. Berichte der Ausgra˘ ˙ bung Tall Sˇe¯h Hamad / Du¯r-Katlimmu 6, Berlin 2002, 11. ˘ ˙
Briefe aus der Korrespondenz der neuassyrischen Könige
3.13 Die mühevolle Verschiffung von Steinskulpturen
Der Autor des Briefes ABL 420, bearbeitet von S. Parpola (in: SAA 1 [1987] Nr. 119), ist Asˇsˇur-ba¯ni, Statthalter von Kalhu und Eponym des Jahres 713. Er berichtet von ˘ einer Zusammenarbeit mit dem Beamten Asˇsˇur-sˇumu-ukı¯n, der nach Ausweis der Korrespondenz Sargons II. für die Ausstattung der monumentalen Toranlagen der neu errichteten Königsresidenz von Du¯r-Sˇarrukı¯n zuständig war; deshalb fiel auch die Logistik des Transports der steinernen Torhüterfiguren von ihrem Steinbruch über den Tigris nach Du¯r-Sˇarrukı¯n in sein Aufgabengebiet. Dabei konnte es leicht zu Verlusten kommen, wie sehr viel später auch einer der Ausgräber von Du¯r-Sˇarrukı¯n, Victor Place, leidvoll erfahren mußte, dessen geplante Verschiffung zweier solcher Flügelbullen und mehrerer 100 Frachtkisten mit Reliefs nach Paris im Jahr 1855 spektakulär scheiterte. 43) den König, meinen Herrn, Dein Diener Asˇsˇur-ba¯ni. Dem König, meinem Herrn, möge es wohl ergehen! (4-8) Asˇsˇur-sˇumu-ukı¯n holte mich zu Hilfe, um die steinernen Flügelstierkolosse mit Booten zu transportieren. (9-10) Die Boote konnten ihre Last nicht tragen (und sanken). (11-Rs. 3) Es hat mir nunmehr zwar viel Aufwand bereitet, (aber) ich habe sie jetzt wieder (aus dem Wasser) herausgeholt. (1-3) An
3.14 Diener zweier Herren: Der unglückliche König von Musasir ˙ ˙
Der Brief ABL 409, ediert von G. B. Lanfranchi und S. Parpola (in: SAA 5 [1990] Nr. 147), stammt aus den Königsarchiven von Ninive, wohin die Korrespondenz Sargons II. nach seinem Tod von Du¯r-Sˇarrukı¯n überstellt wurde. Autor des Schreibens ist Urzanâ, der König von Musasir, einem kleinen Königreich im nördlichen Zagros˙ gebirge, das als Standort des˙ wichtigsten Heiligtums des Gottes Haldi berühmt ist: ˘ Haldi steht an der Spitze des urartäischen Pantheons, wird aber auch – wenn auch ˘ weniger prominent – von den Assyrern verehrt. In seinem Schreiben an den assyrischen Palastherold (wohl Gabbu-ana-Asˇsˇur, s. R. Mattila, SAAS 11 [2000] 32), den er als gleichrangigen Korrespondenzpartner adressiert, bemüht sich Urzanâ zunächst darum, seine Loyalität dem assyrischen König gegenüber herauszustreichen, indem er einer Anfrage nach den Bewegungen des urartäischen Königs und seiner Statthalter nachkommt. Allerdings befindet sich Urzanâ in einem Dilemma, denn er kann Sargon in einem zentralen Punkt nicht gehorchen: Er sieht sich außerstande, den übermächtigen Urartäern den Zutritt zum Haldi-Heiligtum zu verwehren, wie dies von ihm verlangt wird. Dieses Unvermögen˘wird Sargon II. wenig später als Grund für die Plünderung der reichen Stadt und des noch reicheren Tempels im Jahr 714 vorschützen. (1-3) Brief
des Urzanâ an den Palastherold. Es möge Dir wohl ergehen! (4-8) Weswegen Du mir folgendermaßen geschrieben hast: »Marschiert der König von Urartu mit sei˙ nen gesammelten Truppen? Wo hält er sich (zur Zeit) auf?« (9-12) Der Statthalter von
43.
Vgl. dazu M. T. Larsen, The Conquest of Assyria, London; New York 1996, 344-349.
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Waisi und der Statthalter aus dem Grenzgebiet von Ukku (= kleiner Pufferstaat zwischen Assyrien und Urartu) sind hergekommen und verrichten (Gottes-)Dienst im Tempel (des Gottes Haldi˙ in Musasir). (13-14) Sie sagen folgendes: »Der König mar˙ ˙ auf. (15-Rs. 2) Weitere Statthalter werden herkomschiert; er hält sich (zur˘ Zeit) in Waisi men und in Musasir (Gottes-)Dienst verrichten.« (3-7) Weswegen Du mir (außerdem) ˙ ˙»Ohne Einwilligung des (assyrischen) Königs darf niemand seinen geschrieben hast: Arm zum (Gottes-)Dienst (im Haldi-Tempel von Musasir) erheben!« (8-10) Als der König ˙ ˙können? Was er tun wollte, hat von Assyrien hergekommen ist,˘ habe ich ihn aufhalten er getan. (11-12) Wie soll ich also diesen (= den König von Urartu) aufhalten? ˙ 3.15 Spitzelbericht aus Urartu ˙
Das Schreiben ABL 424, ediert von G. B. Lanfranchi und S. Parpola (in: SAA 5 [1990] Nr. 3), wurde in den königlichen Archiven aus Ninive gefunden und stammt ursprünglich aus der Korrespondenz Sargons II. aus Du¯r-Sˇarrukı¯n. Der Autor dieses Briefes ist Nashira-Be¯l, der Statthalter von Amidi (mod. Diyarbakir) und Eponym ˘ des Jahres 705, der den König von seinem Standort am oberen Tigris über die Kriegsvorbereitungen des Argisˇti II., König von Urartu, informiert; wie durchscheint, ist ˙ Schauplatz von Kampfhandlundas grenznahe Gebiet zu diesem Zeitpunkt bereits gen. Der Statthalter zitiert ausführlich aus den Berichten seiner Späher, die sich jenseits der Grenze umgehört haben und dabei sogar Kenntnis von einer Botschaft des urartäischen Königs an einen seiner Statthalter erhalten haben. Außerdem berichtet Nashira-Be¯l von einer Mission ins Feindesgebiet, die zum Ziel hat, eine am Paß von ˘ Enzı¯te (zwischen dem Euphrat und dem Quellgebiet des Tigris) festgehaltene Holzladung frei zu bekommen; mit den gefährlichen Unternehmen beauftragt sind ein Trupp von itu’äischen Söldnern, die die assyrische Armee als spezialisierte Bogenkämpfer ergänzen (s. auch Nr. 2.1 und Nr. 3.5), verstärkt durch ortskundige lokale Verwaltungsbeamte. Nach ihrer Rückkehr vom Euphrat ist es dem Statthalter nicht möglich, der auch weiterhin unter seinem Kommando stehenden Söldner habhaft zu werden, obwohl er ihrer Dienste als Schutztruppe für Erntearbeiten im durch Kampfhandlungen gefährdeten Grenzgebiet dringend bedarf; er erbittet deshalb eine direkte Weisung des Königs an die Anführer der Itu’äer. (1-2) An
den König, meinen Herrn, Dein Diener Nashira-Be¯l. Dem König, meinem ˘ und den Festungen geht es Herrn, möge es wohl ergehen! (3-5) Dem Land des Königs gut. Das Herz des Königs, meines Herrn, möge froh sein! (6-7) Wegen des Berichts über den Urartäer (= Argisˇti II., König von Urartu) habe ich Späher ausgesandt. (8-12) Sie ha˙ ben sich ˙umgesehen und mir folgendes gesagt: »Der Statthalter uns gegenüber (d. h. aus der Provinz an der Grenze zu Amidi) hält zusammen mit einem zweiten Statthalter in der Stadt Harda, die dem Wesir gegenüber liegt (d. h. die an der Grenze zur assyri˘ schen Provinz des Wesirs liegt), Wache. (13-14) In jeder Stadt bis nach Turusˇpa (= Hauptstadt Urartus am Vansee) sind Einheiten 44) aufgereiht. (15) Ein Bote des˙ Argisˇti ˙ 44.
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ul-lu-a-te.
Briefe aus der Korrespondenz der neuassyrischen Könige
ist hergekommen (mit folgender Nachricht): (16-20) »Wegen des Dienstes, den ich Dir befohlen habe: Verrichte diesen Dienst nicht! Füttere Deine Pferde, bis ich Dir einen Boten schicke!« (Rs. 1-4) Die Holzbalken, die in Enzı¯te aufgehalten werden: Ich habe die Itu’äer mit einem Dorfverweser mitgeschickt. Er hat sie durch das Kampfgeschehen hindurchgeführt: (5-9) Der Stellvertreter ihres Dorfverwesers und mit ihm 9 Soldaten wurden von Bogenschützen verwundet, und 2 von ihnen sind gestorben. (Immerhin) haben sie 3 von ihren (d. h. urartäische) Soldaten verwundet.« Das ist ihr Bericht. (10-12) Die Itu’äer des Palastes, die mir˙ unterstehen, sind vom Euphrat zurückgekehrt; sie sind nicht mit dem Wesir weggegangen. (13-14) Ich habe nach ihnen gesandt, (aber) bisher sind nur (Männer) aus einem oder zwei Häusern aus der Stadt hervorgekommen. (15-20) Der König, mein Herr, möge den (itu’äischen) Scheichs schreiben, daß sie die königlichen Soldaten gemeinsam herausführen sollen. Sie sollen mit mir in der Stadt Laruba Wache halten, bis wir die Ernte eingebracht haben!
3.16 Eine Verschwörung gegen den König von Urartu ˙
Der Brief ABL 144, bearbeitet von G. B. Lanfranchi und S. Parpola (in: SAA 5 [1990] Nr. 91), stammt von Asˇsˇur-re¯su¯wa¯, der für Sargon II. in dem kleinen Gebirgskönigreich Kummê die assyrischen˙ Interessen vertrat; zusätzlich betreute er auch Ukku, einen zweiten Zwergstaat in der Gegend. Kummê und Ukku liegen in den nördlichen Ausläufern des Zagrosgebirges im Grenzgebiet zwischen Assyrien und Urartu und ˙ eignen sich deshalb gut dazu, Nachrichten aus dem Feindesland in Erfahrung zu bringen. Das vorliegende Schreiben liefert dem König weitere Informationen über eine Verschwörung gegen den urartäischen König Argisˇti II., die mit einer Massen˙ exekution zerschlagen wurde. Ein prominenter Urartäer wurde freigesprochen, und ˙ sind auf der Suche nach dieeiner der Verschwörer konnte sich absetzen; die Assyrer sem Mann, aber bislang erfolglos. den König, meinen Herrn, Dein Diener Asˇsˇur-re¯su¯wa¯. Dem König, meinem ˙ Herrn, möge es wohl ergehen! (3-4) Betreffend den Truppenkommandanten Naragê, über den ich dem König, meinem Herrn, folgendes geschrieben habe: (5-7) »20 Eunuchen, die sich mit ihm gegen den König (= Argisˇti II. von Urartu) verschworen haben, ˙ Hauptstadt) Turusˇpa sind festgenommen.« Nun, der König von Urartu (8-10) ist in (seine ˙ die ˙ eingezogen und hat sie verhört: Man hat ihnen die (Namen der) übrigen Männer, (11-12) mit ihnen (verbündet) waren, entrissen. Zusammen mit den Eunuchen und den »Bärtigen« (= Nicht-Eunuchen) sind (deshalb) 100 Männer tot. (13-15) (Auch) Ursenê, ˙ der stellvertretende General und ein Bruder des (urartäischen Statthalters) Abaluqu˙ 45) (16-20) nu , wurde in Turusˇpa festgenommen. Abaluqunu ist (daraufhin) nach Turusˇpa ˙ dargekommen, und ˙(der König) hat ihn und diesen seinen Bruder befragt: Sie waren an 46) überhaupt nicht beteiligt. (Der König) hat (etwas zum Zeichen ihrer Unschuld) (1-2) An
45. 46.
Abaluqunu ist auch in Nr. 3.17 belegt. ina SˇÀ; nach Kollation von K. Deller, Ausgewählte neuassyrische Briefe betreffend Urartu zur Zeit Sargon II., in: P. E. Pecorella/M. Salvini (ed.), Tra lo Zagros e l’Urmia, Rom 1984, 117.
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hochgehoben; man hat sie freigelassen. (21-24) Betreffend Isijê, über den mir der König, mein Herr, geschrieben hat: Niemand weiß, wo er ist. (Rs.˙ 1-3) Ich frage immer wieder, ohne daß mir jemand sagen könnte, ob er tot oder lebendig ist. (4-7) Der Bote, den ich (immer) nach Ukku schicke, sieht ihn nie. (Auch) er fragt immer wieder nach ihm, ohne daß ihm jemand (etwas) sagen könnte. (8-10) Nun, ich werde (weitere Boten) schicken, um zu fragen und verhören, und werde (die Ergebnisse) dem König schicken.
3.17 Mannäische Truppen an Urartus Grenze ˙
In dem Brief ABL 381, vorgelegt von von G. B. Lanfranchi und S. Parpola (in: SAA 5 [1990] Nr. 84), kann Asˇsˇur-re¯su¯wa¯ (s. auch Nr. 3.16) seinem König Sargon II. mit ˙ überaus interessanten Neuigkeiten über einen Einfall mannäischer Truppen in Urartu aufwarten; Mannâ ist ein weitläufiges Königreich im Zagros, das sowohl zu ˙ westlichen Nachbarn Assyrien wie auch zu seinem nördlichen Nachbarn seinem Urartu wechselhafte und sehr oft kriegerische Beziehungen unterhält; sein König ist ˙ zu dieser Zeit Azâ. Die aus diesem Übergriff resultierenden urartäischen Truppenbewegungen bedingen die Verlagerung von Heereskontingenten ˙weg von der assyrischen Grenze hin zur mannäischen, während der urartäische König und seine Statt˙ halter mit Tempeldienst in der am Vansee gelegenen Hauptstadt Turusˇpâ beschäftigt ˙ sind. (1-3) An den König, meinen Herrn, Dein Diener As ˇsˇur-re¯su¯wa¯. Dem König, meinem ˙ König von Mannâ) hat die Herrn, möge es wohl ergehen! (4-8) Der Mannäer (= Azâ, der Städte des Urartäers (= Argisˇti II., König von Urartu) im Gebiet an der Meeresküste (d. h. entlang des˙ Urmiasees) angegriffen. (Danach) ˙ist er abgezogen und (ins Gebirge) hinaufgegangen. (9-Rs. 3) Abaluqunu, der Statthalter von Musasir, und Tunbaun, der Statt˙ zu K.), sind zum ˙ ˙ Grenze halter von Ka¯r-siparri (d. h. der urartäischen Provinz an der Wachdienst ins Grenzgebiet zu Mannâ gegangen. (4-6) Der Urartäer ist in (seiner Hauptstadt) Turusˇpâ und verrichtet seine Fleischopfer. (7-8) Alle (übrigen) Statthalter sind bei ihm. ˙
3.18 Erdbeben
Mit dem Brief ABL 191, bearbeitet von S. Parpola (in: SAA 1 [1987] Nr. 125), informiert der Statthalter von Du¯r-Sˇarrukı¯n seinen König Sargon II. darüber, daß die Stadt bei einem Erdbeben nicht zu Schaden gekommen ist. (1-3) An den König, meinen Herrn, Dein Diener Kisir-As ˇsˇur. Dem König, meinem Herrn, möge es wohl ergehen! (4-7) Ich bin von der Stadt ˙Milqia nach Du¯r-Sˇarrukı¯n (zurück)gekommen, und man hat mir gesagt: (8-11) »Am 9. Tag des Monats Addar (xii.) gab es in Du¯r-Sˇarrukı¯n ein Erdbeben.« (12-16) Vielleicht sagt der König, mein Herr, ja folgendes: »Welche Schäden gibt es in der Festungsmauer?« Gar keine! (Rs. 1-5) Die Heiligtümer, der Stufenturm, der Palast, die Festungsmauer und alle Gebäude der Stadt sind wohlauf! (6-7) Das Herz des Königs, meines Herrn, möge froh sein! (8-12) Der König, mein
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Herr, wird (vermutlich) morgen und übermorgen viel (darüber) hören und folgendes (sagen): »Warum hast Du (davon) gehört, aber nicht geschrieben?« (13-15) Deswegen habe ich (hiermit) dem König, meinem Herrn, geschrieben.
3.19 Heuschreckenplage
Der Brief ND 2617 = NL 103, publiziert von H. W. F. Saggs (in: CTN 5 [2001] 199, Tf. 39), stammt aus Kalhu und kann jenem Teil der Königskorrespondenz zugeordnet ˘ werden, die aus der Regierungszeit Sargons II. stammt; eine Auswertung legte K. Radner (Fressen und gefressen werden. Heuschrecken als Katastrophe und Delikatesse im Alten Vorderen Orient, in: Welt des Orient 34 [2004] 16) vor. Dieser Brief eines Beamten, der im Gebiet des Oberen Tigris stationiert war, berichtet von der lokalen Bewältigung jener Heuschreckenplage, die um das Jahr 710 weite Teile des assyrischen Reiches heimsuchte. Die eingesammelten Heuschrecken stellen ihrerseits eine nährstoffreiche Delikatesse dar. den König, meinen Herrn, Dein Diener Asˇipâ. Dem König, meinem Herrn, möge es wohl ergehen! (4-5) Die Götter Nabû und Marduk mögen den König, meinen Herrn, segnen! (6-10) Der königliche Vertraute, den der König, mein Herr, zu mir geschickt hat, (sprach) folgendermaßen: »Tötet die Heuschrecken!« Wir haben so viele eingesammelt, wie es gab. (11-14) Keine hat die Ernte angerührt. Wer zum König, meinem Herrn, gehört, hat sie vernichtet. (15-17) Die Ernten im ganzen Land des Königs, meines Herrn, sind in bestem Zustand. (1-3) An
4. Asarhaddon 4.1 Asarhaddon, Wohltäter Babylons
Der Autor von ABL 418, einem Brief in babylonischer Sprache, ist Uba¯ru, der von Asarhaddon (680-669) als Statthalter über Babylon eingesetzt wurde; er ist in einem Text aus dieser Stadt auch als Jahreseponym belegt. 47) Uba¯ru berichtet seinem König von seinem günstigen Empfang in Babylon und dem universellen Wohlwollen, das man Asarhaddon als Wohltäter Babyloniens entgegenbringt. Die letzte Bearbeitung des Textes stammt von F. Reynolds (in: SAA 18 [2003] Nr. 14). (1-3) An
den König, meinen Herrn, Dein Diener Uba¯ru, der Statthalter von Babylon. Götter Nabû und Marduk mögen den König, meinen Herrn, segnen! Ich rufe jetzt tagtäglich die Götter Marduk und Zarpanı¯tu (= die Hauptgötter von Babylon) für das Leben meines Herrn, des Königs, an. (10-14) Ich bin in Babylon eingezogen. Die Menschen von Babylon haben mich herzlich aufgenommen (wörtlich: »in den Arm genommen«), und tagtäglich segnen sie den König (Rs. 1-3) mit folgenden Worten: »Er ist es, (4-9) Die
47.
Vgl. dazu R. M. Whiting, The Post-Canonical and Extra-Canonical Eponyms, in: A. R. Millard, SAAS 2 (1994) 78.
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der Babylons Kriegsgefangene und Beute zurückgebracht hat!« (4-9) Und von Sippar bis zur Mündung des Salzigen Stroms (= Persischer Golf) segnen die Anführer der Chaldäer den König mit folgenden Worten: »Er ist es, der Babylon wiederbesiedelt hat!« (10-13) Alle Länder vertrauen dem König, meinem Herrn.
4.2 Nippur ohne Wasser
Mit dem babylonischen Brief ABL 327, bearbeitet von F. Reynolds (in: SAA 18 [2003]) Nr. 70, bittet der Statthalter von Nippur – unter kaum verschleiertem Hinweis auf die im übrigen Babylonien unübliche Assyrientreue seiner Stadt – Asarhaddon um Hilfe, denn seine Stadt sieht sich vom Wasser abgeschnitten; Lösung hierfür kann nur die Anlage eines Kanalarms sein, für den seit der Regierungszeit seines Vorgängers Sanheribs Pläne bestehen. den König, meinen Herrn, folgendermaßen der sˇandabakku (= Statthalter von Nippur). (3-4) Die Götter Enlil, Ninurta und Nusku mögen den König, meinen Herrn, segnen! (5-7) Der König, mein Herr, weiß, daß ich wirklich sehr krank bin. Wäre ich nicht krank, wäre ich gekommen, um den König, meinen Herrn, zu grüßen. (8-13) Nun habe ich meinen Bruder Be¯l-usa¯tı¯ und zehn Edelmänner aus Nippur geschickt, um den König, meinen Herrn, zu grüßen. Der König weiß, daß alle Länder uns wegen (unserer Treue zu) Assyrien hassen. Wir (wörtlich: »unsere Füße«) (14-15) werden in keinem Land geschont. Wohin wir auch gehen, werden wir getötet, (16-17) (wobei man) folgendes (sagt): »Warum habt Ihr die Füße Assyriens (in einer Geste der Unterwerfung) ergriffen?« (18-20) Nun haben wir meine Stadttore verbarrikadiert, und wir gehen nicht aus der Blockade heraus. (Rs. 1) (Trotzdem) versehen wir die Wache des Königs! (2-3) Der Wesir und die Magnaten, die der König hierher entsandt hat, sie alle haben (es) gesehen und (4-6) mögen (es) dem König sagen! Der König darf uns nicht in den Händen von irgendwelchen (Feinden) zurücklassen! Wir haben kein Wasser! Mögen wir nicht an Durst sterben! (7-9) Der König, Dein Vater (= Sanherib), hat uns das Wasser des Banı¯tu-Kanals gegeben, (indem er) folgendes (sagte): »Grabt eine Abzweigung des Banı¯tu-Kanals nach Nippur!« (10-13) Silla¯ja hat uns (davon jedoch) abgehalten. Jetzt möge ˙ der König dem Uba¯ru, dem Statthalter von Babylon (s. Nr. 4.1), schreiben, und er möge uns eine Abzweigung des Banı¯tu-Kanalas geben! (14-17) Wir mögen zusammen mit ihnen (d. h. den Bewohnern von Babylon) Wasser trinken und nicht gezwungen sein, des Durstes wegen aus der Obhut des Königs auszutreten! Und kein Land soll sagen: (18-22) »Die Bewohner von Nippur, die die Füße Assyriens (in einer Geste der Unterwerfung) ergriffen haben, sind ganz von Durst erfüllt worden!« (1-2) An
4.3 Piraten an der Mittelmeerküste
Der Brief ABL 992, publiziert von M. Luukko und G. Van Buylare (in: SAA 16 [2002] Nr. 127), wurde von Itti-Sˇamasˇ-bala¯tu an seinen König Asarhaddon geschrieben; der Autor fungierte nach Ausweis seiner˙ Korrespondenz als der Vertreter assyrischer In140
Briefe aus der Korrespondenz der neuassyrischen Könige
teressen (qe¯pu) in der Stadt Arwad am Hofe des Königs Ikkilû (auch Ia¯kinlû genannt). Er informiert Asarhaddon darüber, daß Ikkilû die besondere geographische Situation von Arwad ausnützt, um dem weiter im Süden gelegenen assyrischen Hafen Sidon die Geschäfte abzujagen. Die Stadt liegt, wie auch Tyros noch zu dieser Zeit, auf einer Insel unweit der Mittelmeerküste und ist so besonders attraktiv für alle jene Handelsschiffe, die das seit 677 in eine assyrische Provinz umgewandelte Sidon (das den neuen Namen Ka¯r-Asˇsˇur-ahu-iddina = Asarhaddonshafen erhalten ˘ hatte, auf den in diesem Brief angespielt wird) und auch seine zwangsweise mit den Assyrern kollaborierende Nachbarstadt Tyros vermeiden wollten. Der König von Arwad wird beschuldigt, die Schiffe potentieller Geschäftspartner der Assyrer gezielt ins Unglück zu stürzen, ganz im Gegensatz zu jenen, die mit ihm selbst Handel treiben wollen. Itti-Sˇamasˇ-bala¯tu ist es außerdem gelungen, einen assyrischen Beamten ˙ 48) als Spion des Ikkilû zu enttarnen, wagt aber aus der Nachbarprovinz Simirra ˙ nicht, auf eigene Faust etwas gegen ihn zu unternehmen, bevor der König ihm dafür Rückendeckung gibt. Überhaupt sieht er sich zunehmend von jenen Assyrern eingeschüchtert, die in Arwads Geschäfte investiert haben und so von den antiassyrischen Aktivitäten des Ikkilû profitieren. den König der Länder, meinen Herrn, Dein Diener Itti-Sˇamasˇ-bala¯tu. Dem König, meinem Herrn, möge es wohl ergehen! (4-9) Die Götter [Assur 49)],˙ Sˇamasˇ, Be¯l, Nabû, Nergal, Isˇtar von Ninive, Isˇtar vom Bı¯t-Kidmuri und Isˇtar von Arbela mögen dem König, meinem Herrn, lange Tage und ewige Jahre, Wohlbefinden des Herzens und des Leibes sowie Freude des Herzens geben! (10-12) (Alle Länder) von dort, wo Sˇamasˇ (= der Sonnengott) aufgeht bis dorthin, wo er untergeht, hat er (= Sˇamas) in Prosky˙ Der König, nese vor die Füße des Königs, meines Herrn, sich niederwerfen lassen. (13-14) mein Herr, weiß, wie das Land, in dem mich der König, mein Herr, eingesetzt hat, beschaffen ist. 50) (15-17) (Sein König) Ikkilû läßt nicht zu, daß Boote zum Hafen des Königs, meines Herrn, (= Sidon) hochfahren, und hat das gesamte Handelsaufkommen auf sich umgelenkt. (18-19) Dem, der zu ihm kommen will, ebnet er den Weg. (20-21) Wer aber zum Hafen von Assyrien hochfahren will, tötet er und zerschlägt sein Schiff. (22-23) (Er begründet dies) folgendermaßen: »Man hat mir vom Palast folgendes geschrieben: »Tue, was gut für Dich ist!« (24-25) Il-ma’a¯dı¯, (so) ruft man ihn, ist ein Mann aus Simirra. ˙ auch (26-Rs. 2) Dieser (Mann) geht ständig nach Assyrien. (Dort) findet er heraus, was immer es an Fakten und Informationen (gibt), kommt (zurück nach Arwad) und sagt es ihm (= Ikkilû). (3-4) Vielleicht spricht der König, mein Herr, ja folgendermaßen: »Warum hast Du ihn 51) nicht (schon längst) verhaftet?« (5-6) Er (= Il-ma’a¯dı¯) steht in seinem (= des Königs) Dienst. Ich habe (deshalb) Angst und werde ihn 52) ohne (den Befehl) des Königs, meines Herrn, nicht verhaften. Der König, mein Herr, sollte wissen, (7-9) daß (1-3) An
48. 49. 50. 51. 52.
Simirra ist mit Tall Kazel zu identifizieren und an der Grenze von Syrien und dem Lebanon ˙ Mittelmeer gelegen. Seit 738 ist die Stadt Statthaltersitz der gleichnamigen assyrischen am Provinz (vgl. Nr. 2.1). In SAA 16 (2002) Nr. 127 ist hier noch der Gott Sîn ergänzt, der aber auch in den Einleitungen der anderen Briefe des Itti-Sˇamasˇ-bala¯tu nicht an dieser Position auftritt. ˙ Damit wird auf Arwads besondere geographische Lage angespielt. Im Text fehlerhaft ta-as-bat-si »Du hast sie (2 f.) gepackt« (Präteritum der Frage). ˙ Im Text fehlerhaft a-sab-bat-si »Ich packe sie (2 f.)«. ˙
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viele Höflinge des Königs, meines Herrn, die Silber in dieses Unternehmen investiert haben, unter den Handelsagenten sind: (10-13) Sie machen mir wieder und wieder Angst. Ich selbst vertraue aber auf den König, meinen Herrn, (denn) ich investiere weder einen noch einen halben Schekel, (sondern) gebe (alles, was ich habe) dem König, meinem Herrn. (14) Der König, mein Herr, sollte (das) wissen. (15-18) Ich bin (wie) ein toter Hund, (aber) der König, mein Herr, hat mich (schon früher) von tausend Toden zum Leben erweckt. Der König ist mein Gott, und der König ist das Beste für mich. Rette mich, so daß ich nicht sterben möge! (19-22) Ich möge die Besen im Palast des Königs, meines Herrn, kennenlernen und (so) den Palast des Königs, meines Herrn, verschönern! Die Götter des Himmels und der Erde mögen den König, meinen Herrn, segnen! [Rest zu lückenhaft für eine Übersetzung.]
4.4 Tod eines Handlungsreisenden
Der Brief ABL 186, bearbeitet von M. Luukko und G. Van Buylare (in: SAA 16 [2002] Nr. 105), entstammt der königlichen Korrespondenz aus Ninive und ist an Asarhaddon gerichtet; sein Autor ist Ubru-Nabû, der Schreiber des Neuen Palastes von Ninive. 53) Das Schreiben informiert den König über den Fall eines königlichen Handelsagenten, der im Ausland zu Tode gekommen ist; verdächtig, ihn ermordet zu haben, sind die Männer der Einheit unter seinem Kommando, die danach auf eigene Faust nach Ninive zurückgekehrt sind. Der Sohn des Toten, ein königlicher Beamter, strengt ein Verfahren gegen diese Männer an, die zwischenzeitlich alle verhaftet worden sind, und wird demnächst beim König vorsprechen. Der Brief schließt mit einer Bemerkung zur offensichtlich prekären Situation in Sippar; deshalb wird man das Schreiben in die Zeit der elamischen Bedrohung dieser Stadt im Jahr 675 stellen dürfen. 54) (1-3) An den König, meinen Herrn, Dein Diener Ubru-Nabû. Dem König, meinem Herrn, möge es wohl ergehen! (4-11) Die Götter Be¯l, Nabû, Isˇtar von Ninive und Isˇtar vom Bı¯t-Kidmuri mögen den König, meinen Herrn, in besonders großem Ausmaß segnen und dem König, meinem Herrn, Wohlbefinden des Herzens und des Leibes geben! Der Wachdienst des Königs, meines Herrn, ist in gutem Zustand. Sˇumma-ilu, Sohn des Aramisˇ-sˇar-ila¯ni, (12-13) ein Versorgungsoffizier, hat in meiner Gegenwart das Wort des Königs ausgesprochen (d. h. um königliche Einflußnahme angesucht), (14-18) mit den folgenden Worten: »Mein Vater ist im Feindesland gestorben, und die 50 Männer, die unter seiner Aufsicht (standen), haben die 12 Pferde (der Einheit) in ihren Gewahrsam genommen und sind (zurück nach Assyrien) gekommen. (19-23) Sie halten sich (jetzt) im Umland von Ninive auf. Ich sagte ihnen folgendes: »Mein Vater mag tot sein. (Rs. 1-2) Warum aber habt Ihr den Wachdienst des Königs verlassen und seid (zurück)gekommen?« (3-7) Nun, ich schicke ihn (= Sˇumma-ilu) jetzt zum König, meinem Herrn; der König, mein Herr, möge ihn befragen, und er soll dem König, meinem Herrn, sagen, wie
53. 54.
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So nach SAA 16 (2002) Nr. 107. Vgl. dazu G. Frame, Babylonia 689-627 B.C. A Political History, Leiden 1992, 82.
Briefe aus der Korrespondenz der neuassyrischen Könige
die Sache (steht). (8-11) Dieser Handelsagent aus Kargamisˇ (= Aramisˇ-sˇar-ila¯ni) wurde von seinen Dienern getötet. Nicht ein einziger von ihnen ist entkommen; wir haben (alle) festgenommen. (12-15) Ich schicke dem König, meinem Herrn, den Segen 55) der Mullissu und der Herrin des (Bı¯t-)Kidmuri (= Isˇtar), der Mütter, die Dich lieben. (16-18) Wegen der Stadt Sippar möge der König, mein Herr, wachsam sein, damit wir beruhigt sein können! (19-21) Ich möge vom Wohlbefinden des Königs, meines Herrn, hören, wo auch immer irgend etwas (zu berichten ist).
4.5 Ein griechischer Deserteur
Der Brief ABL 140 aus den königlichen Archiven von Ninive, publiziert von M. Luukko und G. Van Buylare (in: SAA 16 [2002] Nr. 136), ist an Asarhaddon gerichtet und stammt von zwei Beamten, die häufig zusammen an den König schreiben, nämlich Nabû-ra¯’im-nı¯sˇe¯sˇu und Salama¯nu; ihr genauer Dienstrang ist unbekannt, doch ist aus ihrer Korrespondenz abzulesen, daß ihr Aufgabengebiet an der Ostgrenze Assyriens angesiedelt war. Hier nennen sie die Personalien einer Gruppe von Deserteuren, die durch deren – sicherlich peinliche – Befragung festgestellt werden konnten: Neben der Tatsache, daß sich im Corps des Kronprinzen Asarhaddon offenbar nicht wenige Elamer befanden, ist für uns dabei ein Mann mit dem griechischen Namen Addikritos von besonderem Interesse; man wüßte gerne, was ihn in assyrische Dienste führte. (1-4) An den König, unseren Herrn, Deine Diener Nabû-ra ¯ ’im-nı¯sˇe¯sˇu und Salama¯nu. Dem König, unserem Herrn, möge es wohl ergehen! (5-6) Die Götter Nabû und Marduk mögen den König, unseren Herrn, segnen! Wegen der Deserteure, (7-10) die der Statthalter von De¯r mir geschickt hat und über die der König, mein Herr, mir geschrieben hat: »Befrage (sie)!« Wir haben (sie) befragt. (11-14) (Es handelt sich um) Bur-Silâ, einen »Dritten Mann« (der Wagenbesatzung) des Kronprinzen, und Kudurru, einen Diener des Mannaipite und (ebenfalls) »Dritter Mann« des Kronprinzen, insgesamt (also) zwei Elamer, (weiters) (15-16) Ra¯me-il aus Arrapha, (Rs. 1-4) ein Wagenkämpfer des Statthalters, ˘ Addikritos 56) und die Diener des Gambuläers Jaı¯ru. (5-7) (Das sind) die 15 Deserteure, die der Statthalter von De¯r mir geschickt hat.
4.6 Königstreue sollte sich auch auszahlen!
ABL 852, bearbeitet von F. Reynolds (in: SAA 18 [2003] Nr. 60), ist ein Brief in babylonischer Schrift und Sprache, mit dem ein babylonischer Gefolgsmann Asarhaddons diesen assyrischen König mit recht drastischer Rhetorik auf seine Beistandsverpflich-
55. 56.
kidinnu. PN Ad-di-ik-ri-tú-sˇú; zur Identifizierung dieses Eigennamens mit griech. 3Ad(d)fflkrito@ s. R. Rollinger/M. Korenjak, Addikritusˇu: ein namentlich genannter Grieche aus der Zeit Asarhaddons (680-669 v. Chr.). Überlegungen zu ABL 140, AoF 28 (2001) 328-331.
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Karen Radner
tung ihm gegenüber hinweist: Als treuer Diener des Königs sollte er nicht unter den Repressalien des Anführers des aramäischen Stammes Bı¯t-Dakkuri zu leiden haben; bei diesem muß es sich um den von Asarhaddon eingesetzten Nabû-usˇallim handeln, den der assyrische König als seinen Vasallen betrachtete. (1-4) An
den König des Universums, meinen Herrn, Dein Diener Aqar-Be¯l-lu¯mur. Die Götter Nabû und Marduk mögen den König des Universums, meinen Herrn, segnen! ˇ amasˇ und Marduk mögen Wohlbefinden des Herzens und des Leibes (5-7) Die Götter S für den König, meinen Herrn, anordnen! (8-11) Der Dakkuräer 57) (d. h. der Anführer des Bı¯t-Dakkuri-Stammes) hat meine Besitztümer zerstört und meine Mutter und meine Brüder verhungern lassen. (12-17) Als ich seinetwegen einen Brief an den König, meinen Herrn, geschickt habe, habe ich keine Antwort erhalten; (Rs. 1-3) ich habe mich (daraufhin) gefürchtet. Der König weiß, daß ich hier nicht (meinem Status entsprechend) ausgestattet bin: (4-9) Ich habe kein(en) Haus(halt) und keine Untergebenen, und in Babylon hat der Dakkuräer meine Dokumente zerstört, die ich bei meiner Mutter und meinen Brüdern zurückbehalten hatte. (10-14) Ich bin doppelt beunruhigt. Aus Deinem erhabenen Mund, den die Götter Sˇamasˇ und Marduk segnen, rührt folgende Aussage her: (15-18) »Dein Haushalt wird sich erweitern!« Nun möge er sich (auch tatsächlich) im Schatten des Königs, meines Herrn, erweitern!
4.7 Gold für Königsstatuen
Der Brief ABL 114, ediert von S. W. Cole und P. Machinist (in: SAA 13 [1998] Nr. 61), stammt aus den Königsarchiven von Ninive. Der Absender Urdu-Nabû ist ein Priester des Nabû an dessen Heiligtum in Kalhu, der sich beim König darüber beklagt, daß die ˘ Herstellung mehrerer Statuen des Königs und seiner Mutter nicht erfolgen kann, da das Material nicht herausgegeben wird; aufgrund der Erwähnung der Königsmutter ist die Datierung in die Zeit Asarhaddons wahrscheinlich, obwohl Urdu-Nabû auch noch unter Assurbanipal aktiv ist. Dieser Brief ist mit seinen Angaben zum Wiegen und Siegeln von Gold durch königliche Beamte ein wichtiger Beleg für den Umgang mit Edelmetallen im neuassyrischen Reich. 58) (1-3) An
den König, meinen Herrn, Dein Diener Urdu-Nabû. Dem König, meinem Herrn, möge es wohl ergehen! (4-11) Die Götter Asˇsˇur, Sˇamasˇ, Be¯l, Zarpanı¯tu, Nabû, Tasˇme¯tu, Isˇtar von Ninive, Isˇtar von Arbela, diese großen Götter, die Deine Königsherrschaft lieben, mögen den König, meinen Herrn, 100 Jahre leben lassen! (12-13) Sie mögen den König, meinen Herrn, mit hohem Alter und langem Leben zufriedenstellen! (14-19) Das Gold, das der Schatzmeister, der Palastschreiber und ich im Monat Tischrit (vii.) gewogen haben, (nämlich) 3 Talente geläutertes und 4 Talente ungeläutertes Gold,
57. 58.
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DUMU Da-ku-ru. Vgl. dazu K. Radner, Money in the Neo-Assyrian Empire, in: J. G. Dercksen (ed.), Trade and Finance in Ancient Mesopotamia, Leiden 1999, 136 f. und K. Radner, Zu den frühesten lydischen Münzprägungen aus der Sicht Assyriens, in: H. Blum u. a. (Hg.), Brückenland Anatolien?, Tübingen 2002, 50 f.
Briefe aus der Korrespondenz der neuassyrischen Könige (20-Rs. 5) wurde im Lagerhaus des Verwalters der königlichen Magazine 59) deponiert. Er hat (das Gold) gesiegelt, (aber) kein Gold für die Statuen des Königs und die Statue der Mutter des Königs gegeben. (6-9) Der König, mein Herr, möge dem Schatzmeister und dem Palastschreiber Weisung erteilen, auf daß sie das Gold zugänglich machen! (10-12) Der Monatsanfang ist gut, um (das Gold) den Spezialisten zu geben, damit sie ihre Arbeit verrichten können.
4.8 Die Opfer der Königsmutter
Der Brief ABL 569, vorgelegt von S. W. Cole und P. Machinist (in: SAA 13 [1998] Nr. 77), stammt aus der königlichen Korrespondenz von Ninive und ist besonders wegen seines Adressaten interessant: Es handelt sich um Zaku¯tu/Naqı¯’a, die Mutter König Asarhaddons, die hier von einem Priester aus Kalhu Informationen über ein ˘ Opfer erhält, das vor Tasˇme¯tu, der Gemahlin des Gottes Nabû, durchzuführen ist. die Mutter des Königs, meinen »Herrn«, Dein Diener Nergal-sˇarra¯ni. Der Mutter des Königs, meinem »Herrn«, möge es wohl ergehen. (4-6) Die Götter Nabû und Marduk mögen die Mutter des Königs, meinen »Herrn«, segnen! (7-8) Wegen der Fleischopfer, über die man mir folgendes geschrieben hat: »Vor wem führt man (die Opfer) durch?« (9-10) Sie werden alle vor der Göttin Tasˇme¯tu durchgeführt: (11-Rs. 1) (Das Opfer umfaßt) einen Stier und zwei Widder, (sowie) eine Ente. Das ist alles. (1-3) An
4.9 Standesgemäße Erziehung für Prinzessinnen
Den einzigartigen Brief ABL 308, veröffentlicht von M. Luukko und G. Van Buylare (in: SAA 16 [2002] Nr. 28), richtet die Prinzessin Sˇeru¯’a-e¯tirat, älteste Tochter Asarhaddons und Schwester Assurbanipals, an dessen Ehefrau ˙ Libba¯li-sˇarrat; sie fordert ihre Schwägerin dazu auf, sich eingehender ihrer Schulbildung zu widmen, wie es sich offenbar zu dieser Zeit für eine Angehörige des Königshauses geziemt. Dies ergänzt unsere ansonsten recht mageren Kenntnisse über die »Alphabetisierungsrate« unter Frauen. 60) Es ist Sˇeru¯’a-e¯tirat außerdem wichtig, ihren eigenen Status hervor˙ zustreichen; wohl zu diesem Zweck nennt sie ihren Vater bei seinem selten gebrauchten offiziellen Namen – der in seiner ausführlichsten Form Asˇsˇur-etel-ila¯ni˙ mukı¯n-apli lautet – und mit seiner vollen Titulatur. der Tochter des Königs an Libba¯li-sˇarrat. (3-6) Warum schreibst Du nicht Deine Tafeln und sagst nicht Deine Übungsstücke auf? Wenn (das) nicht (geschieht), wird man nämlich sagen: »Ist diese Frau wirklich die Schwester (Rs. 1-4) der Sˇeru¯’a-e¯tirat, der ältesten Tochter des Palastes der (königlichen) Nachfolge, (der Tochter) des Asˇ˙sˇur-etel˙ (1-2) Wort
59. 60.
rab daniba¯te; zu diesem Beamtentitel s. B. Menzel-Wortmann, Der LÚGAL daniba¯ta in neuassyrischer Zeit, Mesopotamia 21 (1986) 213-227. Bekannt sind uns Atta¯r-palt¯ı, die Schreiberin der Königin aus Kalhu (CTN 3 [1984] Nr. 39˘ 40), und sechs aramäische˙ Schreiberinnen aus einem Verwaltungstext aus Ninive (SAA 7 [1992] Nr. 24 Rs. 2).
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ila¯ni-mukı¯nni (= Asarhaddon), des großen Königs, des starken Königs, des Königs des Universums, des Königs von Assyrien?« (5-7) Und Du bist die (königliche) Schwiegertochter und Herrin des Haushalts des Assurbanipal, des großen Kronprinzen des Palastes der (königlichen) Nachfolge, (der Sohn) des Asarhaddon, des Königs von Assyrien.
4.10 Medizinische Versuchskaninchen
Das Schreiben ABL 3, bearbeitet von S. Parpola (in: SAA 10 [1993] Nr. 191), richtet Adad-sˇumu-usur, der Leibexorzist Asarhaddons, an seinen König, und es belegt die ˙ zwischen den Arbeitsgebieten der Exorzisten und Ärzte gut: Die enge Verbindung Rede ist von einer Medizin für den Kronprinzen Assurbanipal, die auf Anregung des Königs vor ihrer Anwendung an einigen Sklaven getestet werden soll; typisch für Adad-sˇumu-usur ist die Anspielung auf sein eigenes fortgeschrittenes Alter, die er ˙ mit einem schmeichlerischen Lobpreis auf des Königs überragende Intelligenz zu verbinden weiß. den König, meinen Herrn, Dein Diener Adad-sˇumu-usur. Dem König, meinem ˙ Herrn, möge es wohl ergehen! (4-5) Die Götter Nabû und Marduk mögen den König, (6-10) meinen Herrn, segnen! Wegen der Medizin, über die der König, mein Herr, mir geschrieben hat: Es ist ganz richtig, was der König, mein Herr, sagt: (11-Rs. 1) Wir wollen (die Medizin) zuerst diese Sklaven trinken lassen; danach erst möge der Kronprinz trinken. (2-5) Was soll ich schon sagen, ein Greis, der seinen Verstand nicht mehr hat? (6-7) Was (aber) der König, mein Herr, sagt, ist so vollkommen wie das (Wort) Gottes! (1-3) An
4.11 Zukunftsvision: Asarhaddon im Kreise seiner Urenkel
Der Autor dieses kurzen Briefes ist der Exorzist Nabû-na¯sir, der unter Asarhaddon seinen Dienst versah; das Schreiben ABL 178 stammt aus ˙der Königskorrespondenz von Ninive und wurde zuletzt von S. Parpola (in: SAA 10 [1993] Nr. 301) bearbeitet. Nabû-na¯sir kann seinem König gute Nachrichten überbringen, denn einer seiner Söhne erfreut˙ sich allerbester Gesundheit; daß es sich um ein Kleinkind handelt, wissen wir aus einem anderen Brief Nabû-na¯sirs, der davon berichtet, daß der Knabe zahnt ˙ als »Mündel der Göttin Be¯let-parsê« bezeich(SAA 10 [1993] Nr. 302). Das Kind wird ˙ net, was darauf anspielt, daß die Nachkommen des Königs nach ihrer Geburt dem Personal der Heiligtümer verschiedener Göttinnen zur Aufzucht übergeben wurden: So fungierte für Assurbanipal (eine Priesterin der Göttin) Be¯let-Ninu¯a als Amme (s. dazu R. Da Riva und E. Frahm, Sˇamasˇ-sˇumu-ukı¯n, die Herrin von Ninive und das babylonische Königssiegel, AfO 46/47 [1999-2000] 170 f.). (1-6) An den König, meinen Herrn, Dein Diener Nabû-na ¯ sir. Die
Götter Nabû und Marduk ˙ Dem Mündel der Göttin Be¯letmögen den König, meinen Herrn, besonders segnen! (7-9) parsê geht es wirklich ausgezeichnet! (10-13) Das Herz des Königs, meines Herrn, möge sehr˙ froh sein! (Rs. 1-9) Der König, mein Herr, möge die Enkelkinder des Mündels der Göttin Be¯let-parsê auf seinen Schoß heben und sie als Greise mit ihren Bärten sehen! ˙ 146
Briefe aus der Korrespondenz der neuassyrischen Könige
4.12 Der König im Hungerstreik
Zwei Astrologen finden in ihrem Brief ABL 78, ediert von S. Parpola (in: SAA 10 [1993] Nr. 43), wissenschaftliche Argumente dafür, daß ihr König Asarhaddon sein fortgesetztes Fasten endlich einstellen möge. (1-4) An
den König, unseren Herrn, Deine Diener Bala¯sî und Nabû-ahhe¯-erı¯ba. (5-7) Dem ˘ ˘ Marduk mögen König, unserem Herrn, möge es wohl ergehen! Die Götter Nabû und den König, unseren Herrn, segnen! Der König, unser Herr, (8-11) ist barmherzig, (deshalb wagen wir folgende Bemerkungen): Ist denn ein Tag, an dem der König seinen Mut verliert und keine Speisen ißt, zu wenig? (12-15) Wie lange denn noch? Heute ist (schon) der dritte Tag, und der König ißt nichts! Ist denn der König ein Bettler 61)? (16-Rs. 2) Wenn der Mond am Anfang eines Monats erscheinen würde, (würde der König) folgendermaßen (sprechen): »Ich will nicht (mehr) fasten, (denn) es ist Monatsanfang. (3-5) Ich will Brot essen und Wein trinken!« Jetzt ist Jupiter der Mond. 62) (6-7) Der König möge (deshalb) künftig das ganze Jahr lang Brot verlangen! (8-11) Wir sind mit uns zu Rate gegangen und haben uns gefürchtet. Deswegen haben wir (dies) dem König geschrieben.
4.13 Totenschädel für ein Ritual
Marduk-sˇa¯kin-sˇumi versah am Palast von Ninive das Amt des obersten Exorzisten unter Asarhaddon und in den ersten Jahren der Regierungszeit Assurbanipals (668-ca. 630). Sein kurzes Schreiben ABL 21, bearbeitet von S. Parpola (in: SAA 10 [1993] Nr. 264), ist wohl an Asarhaddon gerichtet und stammt aus den Königsarchiven von Ninive. Marduk-sˇa¯kin-sˇumi holt damit des Königs Weisung ein, wie ein bestimmtes Ritual vorzubereiten ist: Es hat in der königlichen Weinlaube (qersu) stattzufinden, und Totenschädel und Gewänder des Königs sind dafür notwendig. K. Deller (Assurbanipal in der Weinlaube, in: BaghM 18 [1987] 232-234) konnte die Informationen aus diesem Brief mit einem Königsritual und der berühmten Reliefdarstellung von »Assurbanipal in der Gartenlaube« zusammenführen, wo der König im Beisein des Schädels des Te’umman, des 653 in der Schlacht am Ulai gefallenen Königs von Elam, Mittelpunkt verschiedener kultischer Handlung ist. den König, meinen Herrn, Dein Diener Marduk-sˇa¯kin-sˇumi. Dem König, meinem Herrn, möge es wohl ergehen! Die Götter Nabû und Marduk (5-10) mögen den König, meinen Herrn, segnen! Sollen wir jene Totenschädel, von denen im Ritual gesprochen wird, in die Weinlaube bringen, (Rs. 1-5) mit den Gewändern (des Königs) bekleiden und darin aufstellen? Man möge mir schreiben, was der König, mein Herr, befiehlt!
(1-4) An
61. 62.
musˇke¯nu. Die Gleichsetzung von Jupiter und Mond ergibt sich aus der Tatsache, daß Jupiter und Saturn den assyrischen Astrologen als »Zwillinge wie Sonne und Mond« und als jeweils die nächtlichen Entsprechungen dieser Himmelskörper galten, s. dazu S. Parpola, Letters from Assyrian Scholars to the Kings Esarhaddon and Assurbanipal, Part II. AOAT 5/II, Kevelaer; Neukirchen-Vluyn 1983, 59.
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4.14 Das Ritual des Ersatzkönigs
Der Brief ABL 362, bearbeitet von S. Parpola (in: SAA 10 [1993] Nr. 221), wurde von den beiden Exorzisten Adad-sˇumu-usur (s. schon Nr. 4.10) und Marduk-sˇa¯kin-sˇumi ˙ erste Name im Text weggebrochen ist, kann (s. schon Nr. 4.13) verfaßt; obwohl der er aufgrund der bekannten Partnerschaft der beiden Gelehrten zuverlässig rekonstruiert werden. Das Schreiben ist an Asarhaddon gerichtet, der im Jahr 669 zum dritten Mal das Ritual des Ersatzkönigs durchführen ließ, um so eine durch Vorzeichen angekündigte Gefahr von seinem eigenen Leben abzuwenden. Für einhundert Tagen setzte man deshalb eine andere Person als Ersatzkönig (sˇar pu¯hi) ein, die – um ˘ sicherzustellen, daß das böse Omen auch tatsächlich vom wahren König auf das Substitut abgelenkt werden konnte – nach Ablauf dieser Periode getötet wurde; der vorliegende Brief behandelt die Wahl des dafür passenden Termins. Während der Ersatzkönig in Amt und Würden war, wurde der echte König, wie auch in diesem Brief zu lesen, als »Bauer« angesprochen. den Bauern, unseren Herrn, Deine Diener [Adad-sˇumu-usur] und Marduk˙ sˇa¯kin-sˇumi. Unserem Herrn möge es wohl ergehen! (5-7) Die Götter Nabû und Marduk mögen unseren Herrn segnen! Wegen des 15. Tages, über den unser Herr folgendes gesagt hat: (8-12) »Der Ersatzkönig möge zu seinem Schicksal gehen (d. h. er möge sterben), und ich möge am 16. Tag, wie schon in früherer Zeit, mein Ritual durchführen!« Der 16. Tag ist gut, um (das Ritual) durchzuführen. (13-16) So wie unsere Ahnen für ihre Herren gehandelt haben und der Bauer schon ein erstes Mal und ein zweites Mal gehandelt hat, (17-18) während Be¯l und Nabû Heil bewirkt haben, (19-Rs. 3) genau so wollen wir es jetzt auch machen! Warum sollten wir warten, als ob (der Tag) nicht gut wäre? (5-7) Und wie sogar die Lehrlinge sagen: »In (der astrologischen Omenserie) Inbu be ¯ l arhi ˘ ist er als günstig beschrieben.« (8-12) Wir werden es genau so halten! Denn demzufolge ist der 16. Tag unter den guten Tagen. Er ist also gut, (aber) der 17. Tag ist nicht gut. (1-4) An
4.15 Das Hochzeitsfest des Gottes Nabû
Der Brief ABL 65, vorgelegt von von S. W. Cole und P. Machinist (in: SAA 13 [1998] Nr. 78), ist an Assurbanipal während seiner Zeit als designierter Nachfolger Asarhaddons gerichtet und datiert deshalb in die Zeit nach seiner Ernennung im Jahr 671. Sein Autor ist Nabû-sˇumu-iddina, der das Amt des Verwesers (hazannu) des Nabû˘ Heiligtums von Kalhu innehat und den Kronprinzen darum bittet, an den bevorste˘ henden Festivitäten für Nabû in Kalhu teilnehmen zu dürfen. Die Details zum Ab˘ lauf des Festes, die sich aus diesem Brief ergeben, werden ergänzt durch die Informationen aus Nr. 4.16. den Kronprinzen, meinen Herrn, Dein Diener Nabû-sˇumu-iddina. Dem Kronprinzen, meinem Herrn, möge es besonders ausgezeichnet ergehen! (5-6) Die Götter Nabû und Marduk mögen den Kronprinzen, meinen Herrn, segnen! (7-10) Am 3. Tag des Monats Ajjar (ii.) wird in Kalhu das Bett des Gottes Nabû aufgestellt werden, und Nabû wird in das Schlafgemach ˘eintreten, (denn) am 4. Tag ist Nabûs Hochzeitsnacht. (1-4) An
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Briefe aus der Korrespondenz der neuassyrischen Könige (11-14) Der
Kronprinz, mein Herr, weiß, daß ich der Verweser des Heiligtums Deines Gottes Nabû bin. (Deshalb) sollte ich nach Kalhu gehen! (15-19) Der Gott wird auf den ˘ Dreschplatz des Palastes hinausgehen und vom Dreschplatz in den Garten gehen. Dort wird ein Fleischopfer durchgeführt werden. (20-Rs. 4) (Was) das Wagengespann der Götter (= Nabû und seine Gemahlin Tasˇme¯tu) (betrifft): Der Wagenlenker der Götter wird hingehen und den Gott herausbringen, und (dann) wird er (ihn) zurückbringen und (wieder) eintreten lassen. (5-9) Er selbst wird weiterziehen und (weg)gehen. (Jeder) der Lehrlinge, der sein Fleischopfer (zu verrichten) hat, wird es verrichten. Wer (auch nur) einen Liter seines Brotes hereinbringt, wird (es) im Tempel des Nabû essen. (10-13) Sie (alle) sollen die Kultvorschriften ihrer Götter zugunsten des Lebens des Kronprinzen, meines Herrn, genauestens befolgen! (14-15) Was wird (die Antwort) sein, die der Kronprinz, mein Herr, mir schreiben wird? (16-21) Die Götter Be¯l und Nabû, die im Monat Sˇabat (xi.) Verlobung feiern, mögen das Leben des Kronprinzen, meines Herrn, schüt˙ mögen Deine Königsherrschaft bis in alle Ewigkeit andauern lassen! zen! Sie
4.16 Mehr zum Hochzeitsfest des Nabû
Der Autor des Briefes ABL 366 aus den königlichen Archiven von Ninive ist der Priester Nergal-sˇarra¯ni, der seinen König Asarhaddon über den Ablauf des bevorstehenden Festes des Gottes Nabû in Kalhu informiert, und seine Angaben ergänzen die ˘ Einzelheiten, die dem Brief Nr. 4.15 zu entnehmen sind. Das Schreiben bearbeiteten S. W. Cole und P. Machinist (in: SAA 13 [1998] Nr. 70). (1-5) An den König, meinen Herrn, Dein Diener Nergal-s ˇarra¯ni. Dem König, meinem Herrn, möge es wohl ergehen! Die Götter Nabû und Marduk mögen den König, meinen Herrn, segnen! (6-10) Morgen, am 4. Tag, werden abends die Götter Nabû und Tasˇme¯tu das Schlafgemach betreten. Am 5. Tag wird man (sie) das Festmahl des Königs essen lassen, und der Verweser (des Nabû-Heiligtums = Nabû-sˇumu-iddina aus Nr. 4.15) wird (dabei) anwesend sein. (11-12) (Danach) wird man Löwenkopfrhyton und Speisetablett 63) in den Palast bringen. 64) (13-17) Vom 5. bis zum 10. Tag werden die Götter in ihrem Schlafgemach sein, und der Verweser wird (dabei) sitzen. (Rs. 1-3) Am 11. Tag wird Nabû herauskommen, seinen Fuß (vom Erdboden) lösen (d. h. einen Wagen besteigen) und zum Park fahren. (4-7) (Dort) wird er Wildstiere töten. (Dann) wird er (zum Tempel) hinaufgehen und seinen Platz einnehmen. Er wird den König, meinen Herrn, und sein Haus segnen. (8-9) Ich habe (hiermit) dem König, meinem Herrn, geschrieben, damit der König, mein Herr, (Bescheid) weiß.
63. 64.
GISˇ.tal-la-ak-ku; für die Übersetzung s. K. Deller, BaghM 16 (1985) 332 f. Auf die »Reste« (re¯ha¯ti) eines Kultmahles hatte der König Anspruch, s. dazu S. Parpola, The ˘ King. On the Distribution of Meat at the Assyrian and Achaemenid Leftovers of God and Imperial Courts, in C. Grottanelli/L. Milano (ed.), Food and Identity in the Ancient World, History of the Ancient Near East Studies 9, Padua 2004, 288-293.
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Karen Radner
4.17 Aggressive Säufer machen Karriere (wohl Asarhaddon)
Der Brief ABL 85 ist ein Denunziationschreiben, eine Briefgattung, die besonders unter Asarhaddon überaus gut belegt ist. Ob das Dossier des Be¯l-iqı¯sˇa, der seinen König auch in anderen Briefen über allerlei Mißstände im Verwaltungsapparat auf dem Laufenden hält, allerdings in die Regierungszeit dieses Herrschers oder aber seines Nachfolgers Assurbanipal (668-ca. 630) zu stellen ist, muß in Ermangelung von eindeutigen Datierungshinweisen offen bleiben. In der letzten Bearbeitung durch M. Luukko und G. Van Buylare (in: SAA 16 [2002] Nr. 115) hat man sich für ersteres entschieden. Im Assyrien des 7. Jh. ist Wein zum ersten Mal in der Geschichte in weiteren Teilen der Gesellschaft als Alltagsgetränk verfügbar. Be¯l-iqı¯sˇa kennen wir aus einem anderen Brief (SAA 16 [2002] Nr. 117) als einen der Beamten, die für die königlichen Weinkeller zuständig sind; seine Angaben über die Alkoholexzesse der drei zur Beförderung anstehenden Offiziere kommen deshalb aus wohl informierter Quelle. den König, meinen Herrn, Dein Diener Be¯l-iqı¯sˇa. Die Götter Nabû und Marduk mögen den König, meinen Herrn, segnen! (5-7) Die Diener des Haushalts meines Herrn, die der König, mein Herr, an diesem Tag (für besondere Ehren) ausgesondert hat, (8-Rs. 3) (sind) Tabala ¯ ju, Sohn des Be¯l-Harra¯n-ahu-usur, den der König, mein Herr, in den ˘ ˙ Nabû-sa¯kip, den der König, mein Rang eines Gruppenkommandanten erheben˘ wird, Herr, zum ständigen ›Dritten Mann‹ (einer Wagenbesatzung) erheben wird, und A¯tamar-Marduk, den der König, mein Herr, zum (königlichen) Vertrauten erheben wird. (4-9) Diese 3 Männer sind Trunkenbolde. Wenn sie trinken, kann keiner (von ihnen) das eiserne Schwert von seinem Nächsten zurückhalten. (10-li. Rd. 1) Ich habe dem König, meinem Herrn, (hiermit) eine Tatsache, die er wissen sollte, geschrieben. Der König, mein Herr, möge so handeln, wie es ihm beliebt. (1-4) An
5. Assurbanipal 5.1 Mein Bruder, der Feind
Den Brief ABL 301 richtet Assurbanipal (668-ca. 630) an die Bewohner von Babylon, deren Loyalität zu ihm – und nicht zu seinem Bruder Sˇamasˇ-sˇumu-ukı¯n – er damit beschwören will (vgl. Tiglatpileser III. in einer ähnlichen Situation in Nr. 2.3). Der Brief wurde in den Königsarchiven von Ninive gefunden, weswegen es sich – wie auch bei den übrigen Königsbriefen aus diesem Fundkomplex – um eine Archivabschrift handeln muß. Das Schreiben trägt ein Datum und kann damit in die Zeit am Anfang des Konfliktes zwischen Assurbanipal und Sˇamasˇ-sˇumu-ukı¯n, der vom gemeinsamen Vater Asarhaddon zum König von Babylon bestimmt worden war, um die Vorherrschaft über Babylonien datiert werden. Der Brief ist zwar in babylonischer Sprache abgefaßt, aber dennoch unter Verwendung der neuassyrischen Keilschriftzeichen. Die letzte Bearbeitung stammt von S. Parpola (in: G. Frame [ed.], From the Upper Sea to the Lower Sea. Studies on the History of Assyria and Babylonia in Honour of A. K. Grayson, Leiden 2004, 227 f.). 150
Briefe aus der Korrespondenz der neuassyrischen Könige (1-5) Wort des Königs an die Einwohner von Babylon. Mir geht es gut. Eure Herzen mögen froh sein. Man hat mir alle Worte aus Luft, die dieser Un-Bruder (= Sˇamasˇ-sˇumuukı¯n) zu Euch gesprochen hat, gesagt, und ich habe sie gehört. (6-11) (Sie sind nur) Luft; vertraut nicht darauf! Bei meinen Göttern Asˇsˇur und Marduk schwöre ich, daß ich keines der verabscheuungswürdigen Worte, die er über mich gesagt hat, mit meinem Herzen erwogen habe oder mit meinem Mund gesprochen habe! (Es ist) nichts als eine List. (12-14) Er hat folgendes ersonnen: »Den Namen der Einwohner von Babylon, die ihn lieben, will ich zusammen mit mir selbst zuschanden machen!« Aber ich habe darauf nicht gehört. (15-18) Eure Bruderschaft, die mit den Assyrern (besteht), und Euer Sonderstatus, den ich bewirkt habe, (gibt) es bis jetzt. Ihr liegt mir am Herzen. (19-24) Dementsprechend hört nicht auf seine Nichtigkeiten (wörtlich: »Lufthauche«), macht Euren Namen, der bei mir und bei allen Ländern gut ist, nicht zuschanden, und macht Euch nicht selbst vor Gott schuldig! (Rs. 1-5) Und ich weiß auch um eine zweite Sache, die Ihr mit Euren Herzen erwogen habt, folgendermaßen: »Nun, daß wir uns ihm gegenüber feindlich verhalten haben, wird als unser Problem (wörtlich: »Bürde«) zurückkommen.« Es ist kein Problem; (6-11) es ist nichts, weil (Euer) Name exzellent ist! Daß Ihr meinem Feind (= Sˇamasˇ-sˇumu-ukı¯n) beigestanden seid, das ist, als ob Ihr Euch selbst eine Bürde auferlegt habt, und sich gegen einen Eid zu verschulden (ist eine Angelegenheit) in der Verantwortung Gottes. Nun (12-14) dann, ich habe Euch (hiermit) geschrieben. Wenn Ihr Euch selbst in diesen Belangen nicht mit ihm (= Sˇamasˇ-sˇumu-ukı¯n) beschmutzen wollt, (15-18) sollte ich bald eine Antwort auf mein Schreiben sehen! Dieser von Marduk Verdammte soll der Truppe, die ich für den Gott Be¯l zusammengestellt habe, 65) nicht Gewalt antun! (19-21) Monat Ajjar (ii.), 23. Tag, Eponymat des Asˇsˇur-du¯ru-usur (= 652 ˙ v. Chr.). Sˇamasˇ-bala¯ssu-iqbi hat (den Brief) überbracht.
5.2 Bruderkrieg in Babylonien
Den babylonischen Brief ABL 259, bearbeitet von F. Reynolds (in: SAA 18 [2003] Nr. 146), richtete Nabû-sˇumu-le¯sˇir an seinen König Assurbanipal; das Schreiben stammt aus der Zeit des Krieges zwischen Assurbanipal und Sˇamasˇ-sˇumu-ukı¯n um die Herrschaft von Babylonien und kann deshalb in die Jahre 652-648 datiert werden. Das Schreiben informiert den König über die Erfolge einer Einheit aus Birtu, jener Stadt, für die Nabû-sˇumu-le¯sˇir verantwortlich zeichnet, bei einem Gefecht im Umland von Babylon. Nachdem Birtu zu seiner großen Schande in Feindeshand gefallen war, bietet sich dem Autor dadurch eine gute Gelegenheit, sich dem König mit guten Neuigkeiten in Erinnerung zu rufen und sehr eindringlich um königliche Zuwendung zu bitten. (1-5) An den König der Länder, meinen Herrn, Dein Diener Nabû-s ˇumu-le¯sˇir. Die Götter Nabû und Marduk mögen dem König der Länder, meinem Herrn, lange Tage und ewige Jahre geben! (6-9) Als ich die Männer aus der Stadt Birtu, die Diener des Königs, meines Herrn, zum Wachdienst in die Schilfmarschen von Babylon geschickt habe und
65.
Die »Truppe, die ich für den Gott Be¯l zusammengestellt habe,« sind die Einwohner von Babylon.
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Männer des Königs von Babylon (= Sˇamasˇ-sˇumu-ukı¯n) sie angegriffen haben, haben die Männer von Birtu, die Diener des Königs, gemäß dem (guten) Schicksal des Königs, meines Herrn, 4 von den Männern des Königs von Babylon getötet. Außerdem habe ich dem König, meinem Herrn, die 9 (Männer) geschickt, die sie (als Gefangene) weggeführt haben. (Rs. 1-4) Nachdem Birtu zerstört war und seine Götter fortgetragen waren, war ich (so gut wie) tot, aber als ich den goldenen Siegelring des Königs, meines Herrn, (als Siegelung eingedrückt auf einen Brief des Königs) gesehen habe, (5-8) erwachte ich zu neuem Leben. Aber jetzt, als ich meinen Boten geschickt habe, um den König, meinen Herrn, zu grüßen, habe ich den Siegelring des Königs, meines Herrn, nicht gesehen (d. h. keinen Brief erhalten): Ich hörte auf zu leben; (9-10) ich bin (so gut wie) tot. Der König, mein Herr, darf mich nicht verlassen! (10-16) die
5.3 Plündernde Araber
Wie schon Nr. 5.2, so stammt auch der babylonische Brief ABL 260, ediert von F. Reynolds (in: SAA 18 [2003] Nr. 149), aus der Hand des Nabû-sˇumu-le¯sˇir und ist an den assyrischen König Assurbanipal gerichtet; diesmal wird von einem Übergriff eines Araberstammes (vgl. auch Nr. 2.2) auf eine Karawane berichtet, bei der es nur einen Überlebenden gab. den König der Länder, meinen Herrn, Dein Diener Nabû-sˇumu-le¯sˇir. (3-7) Die Götter Nabû und Marduk mögen dem König der Länder, meinem Herrn, lange Tage und ewige Jahre, ein gerechtes Zepter und einen dauerhaften Thron geben! (8-12) Bezüglich dessen, weswegen der König, mein Herr, mir folgende Order gegeben hat: »Schicke mir Informationen über die Araber, was immer Du auch hörst!« Als jene Karawane (Rs. 1-5) (das Gebiet des arabischen Stammes der) Nabajatäer verlassen hatte, griff Aja-kabar, der Sohn des Ammı¯-jata’, vom (arabischen Stamm) Mas’a, (sie) an, tötete die Männer (6-8) und raubte (das Karawanengut). Ein einziger von ihnen konnte fliehen und gelangte in die Stadt des Königs. (9-11) Jetzt habe ich ihn zum König, meinem Herrn, geschickt, damit der König seine Aussage anhöre! (1-2) An
5.4 Ganz Babylonien schwört dem assyrischen König Treue
Der Autor des babylonischen Briefes ABL 202 aus der Königskorrespondenz von Ninive ist ein gewisser Kabtı¯ja, offensichtlich ein Offizier, der von Babylon aus seinen Dienst für den König versieht. Er informiert den assyrischen König darüber, wie er seinen Loyalitätseid, den in Babylon zu schwören er aus dienstlichen Gründen verabsäumt hatte, doch noch leisten konnte. Sollte es sich dabei um die Vereidigung der babylonischen Bevölkerung nach dem Ende des Bruderkrieges zwischen Assurbanipal und Sˇamasˇ-sˇumu-ukı¯n handeln, dann ist das Schreiben in die Regierungszeit Assurbanipals, und zwar genauer in das Jahr 648 zu stellen.66) Die letzte Edition dieses Briefes legte F. Reynolds (in: SAA 18 [2003] Nr. 162) vor. 66.
152
Vgl. dazu G. Frame, Babylonia 689-627 B.C. A Political History, Leiden 1992, 102.
Briefe aus der Korrespondenz der neuassyrischen Könige (1-4) An den König, meinen Herrn, Dein Diener Kabtı¯ja. Dem König, meinem Herrn, möge es wohl ergehen! Wegen des (5-8) Loyalitätseides von Babylon, über den der König, mein Herr, mir geschrieben hat: Ich war nicht anwesend, (und zwar wegen des) gesiegelten Briefes 67) des Königs, meines Herrn, (9-10) den Asˇsˇur-ra¯’im-sˇarri mir gebracht hat: (11-17) Weil ich und meine Brüder (weg)gegangen sind, um in Ra ¯ sˇi (= Grenzgebiet zu Elam) mit ihm den Wachdienst zu versehen, konnte ich den Termin des Loyalitätseides von Babylon nicht einhalten, (18-Rs. 4) (aber) ich habe auf der Reise beim Palastvorsteher vorgesprochen. Er hat mich nach Nippur und Uruk mitgenommen, (5-9) und bei Deinen Göttern, ich habe den Loyalitätseid des Königs, meines Herrn, geleistet! Und freue ich mich nicht über den Loyalitätseid des Königs, meines Herrn, mit folgenden Worten: (10-13) »(Alle) Männer, ihre Söhne und ihre Frauen zusammen mit ihren Göttern mögen in den Loyalitätseid des Königs, meines Herrn, eintreten!« Und ich (habe es bereits getan)! (14-li. Rd. 1) Als die Stadtältesten gemäß dem Schreiben des Königs, meines Herrn, gekommen sind, sind sie in Babylon in den Loyalitätseid des Königs, meines Herrn, eingetreten.
5.5 Nachrichten aus Elam
Der Brief ABL 281 ist Teil der Korrespondenz des Be¯l-ibni, des Sachwalters Assurbanipals im Meerland, also im südlichsten Teil Babyloniens. Der Beamte informiert seinen König über Elam. Er berichtet zunächst von der Flucht und Wiederkehr des Königs Huban-haltasˇ III. (ca. 648-645; ass. Ummahaldasˇu), der sich gegen den ˘ Usurpator Ummansˇibar hat durchsetzen können; die Rebellen sind auf der Flucht, und ganz Elam ist in Aufruhr. Besonderes Interesse kommt dann Huban-haltasˇ’ Kooperationswillen in Bezug auf die Auslieferung des Nabû-be¯l-sˇuma¯ti 68) zu: Der Meerländer war, seit er im Bruderkrieg auf Seiten Sˇamasˇ-sˇumu-ukı¯ns gekämpft hatte, ein Erzfeind Assurbanipals und hatte in Elam nicht nur Asyl, sondern auch mächtige Unterstützer gefunden; seine Herausgabe versuchte der assyrische König auf diplomatischem Wege und durch Aggression (Angriff auf Elam im Jahr 647) zu bewirken, bis Nabû-be¯l-sˇuma¯ti schließlich den Freitod wählte und Huban-haltasˇ seine in Salz eingelegte Leiche nach Assyrien überstellen konnte. Der vorliegende Brief wurde von J. M. C. T. de Vaan (in: »Ich bin eine Schwertklinge des Königs.« Die Sprache des Be¯l-ibni, AOAT 242, Neukirchen-Vluyn; Kevelaer 1995, 243-248) bearbeitet, während M. Waters (in: SAAS 12 [2000] 68, 78 f.) die historischen Informationen auszuwerten suchte. den Herrn der Könige, meinen Herrn, Dein Diener Be¯l-ibni. Die Götter [Asˇsˇur, Sˇamasˇ und Marduk] mögen dem König, meinem Herrn, Wohlbefinden des Herzens und des Leibes, lange Tage und eine anhaltende Regierungszeit schenken! (Dies ist) ein
(1-4) An
67.
68.
Text: »Siegelring«. Das Wort unqu steht neben dem Siegelring bzw. Stempelsiegel auch für Dokumente, die damit gesiegelt wurden (s. auch Nr. 5.2 und Nr. 5.5 und vgl. kunukku »Siegel« in Nr. 3.10). Das Amtssiegel des neuassyrischen Königs war ein goldenes Stempelsiegel, das ihn als Löwentöter darstellte. Zu diesem s. A. R. Millard, Art. Nabû-be¯l-sˇuma¯te, RLA IX (1998-2001) 30 f.
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Karen Radner
Bericht über Elam: (5-7) Ummahaldasˇu, der frühere König, der geflohen war, wieder zurückkehrte und sich (erneut) ˘auf den Thron setzte, hat die Stadt Madaktu verlassen, weil er sich gefürchtet hat. (8-10) Sowie er seine Mutter, seine Ehefrau, seine Kinder und seine ganze Sippe versammelt hatte, hat er den Fluß Ulai im Süden 69) überschritten und ist zur Stadt Talah gegangen. Der Herold (11-15) Ummansˇibar, der zilliru 70) Undadu ˘ so viel es gibt, sind (los)gegangen und auf dem Weg zur Stadt und seine Gefolgsmänner, Sˇuharisungar. Sie sagen folgendes: »Sollen wir uns in Huhan oder in Hajadalu niederlas˘ ˘des Herrn der ˘ Könige, meines ˘ (16-17) Alle diese (sind) in Furcht vor den Truppen sen?« Herrn. Die Elamer sind sehr verbittert. (18-20) Sie haben Böses gesehen und Furcht aufkommen lassen, und dazu ist noch eine Hungersnot in ihrem Land eingetreten: Sie haben ihr ganzes Land hinter sich zurückgelassen. (21-25) Alle Dahhasˇaräer und Sˇallukkäer ˘˘ sind in Aufruhr gegen sie (und sprechen) folgendermaßen: »Warum habt Ihr (unseren Anführer) Umhuluma getötet?« Am Tag, als Ummahaldasˇu in die Stadt Madaktu einge˘ versammelt hatte, das Problem treten ist, hat ˘er, sowie er alle seine Gefolgsmänner (wörtlich: »Streitfall«) mit ihnen folgendermaßen besprochen: (26-29) »Habe ich nicht dieses Wort zu Euch gesprochen, bevor ich geflohen bin: ›Ich will Nabû-be¯l-sˇuma¯ti fassen und dem König von Assyrien übergeben, damit (dies)er seine Truppen nicht gegen uns entsendet!‹ (30-Rs. 1) Habt mir gegenüber Verständnis 71) und verlaßt Euch auf mein Wort!« Nun, wenn es dem Herrn der Könige, meinem Herrn, gefällt, möge man einen für Ummahaldasˇu bestimmten gesiegelten Brief 72) des Königs betreffend die Gefangennahme des˘ Nabû-be¯l-sˇuma¯ti (zu mir) herschicken, und (2-3) ich möge ihn inoffiziell an Ummahaldasˇu (weiter)schicken! Vielleicht spricht der König, mein Herr, ja folgenderma˘ »Sie (= die Elamer) sind Schurken; werde ich (deshalb) mein Schreiben inoffißen: (4-7) ziell an sie schicken?« Falls der Bote des Königs, meines Herrn, mit erhobener Hand (d. h. offiziell) zu ihm (= Ummahaldasˇu) ginge, könnte es Nabû-be¯l-sˇuma¯ti, der vom ˘ Gott Be¯l Verstoßene, hören, Lösegeld an seine (= die des Ummahaldasˇu) Magnaten ˘ des Herrn der auszahlen und (8-9) sich selbst (so) retten! Vielleicht werden die Götter Könige, meines Herrn, bewirken, daß man ihn mit schlaffem Bogen (d. h. nicht zum Kampf vorbereitet) faßt und zum (10-12) Herrn der Könige, meinem Herrn, schickt! (Eine Hintergrundinformation:) Für alle Abgaben des Landes Elam sammelt man Getreide und gibt es zur Aufteilung an die Empfangsberechtigten 73), davon leben sie. (13-14) Als Umhuluma (noch) lebte, wurde Nabû-be¯l-sˇuma¯ti, sowie er sein Tor gepackt hatte (d. h. ˘ zu ihm erlangt hatte), sein Gefolgsmann; (15-17) (daraufhin) gab er (= UmhuluZugang ma) ihm dieses Getreide der Abgaben, aufzuteilen an die Empfangsberechtigten˘ (im Gebiet) von Talah bis nach Radê und alle Sˇallukkäer. (18-19) Nun haben alle Empfangs˘ berechtigten, nachdem sie (sie) umzingelt hatten, Nabû-be¯l-sˇuma¯ti und seinen Hausvorsteher Nishur-Be¯l (20-24) gefaßt, mit folgenden Worten: »Nachdem Ihr Umhuluma auf ˘ ˘ 69. 70. 71. 72. 73.
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a-na sˇu-pal sˇá-a-ru. Ein elamischer Titel. hu-ur-ma-in-ni; zum Verständnis s. M. Dietrich apud J. M. C. T. de Vaan, »Ich bin eine ˘Schwertklinge des Königs.« Die Sprache des Be¯l-ibni. AOAT 242, Neukirchen-Vluyn/Kevelaer 1995, 247. unqu, wörtlich: »Siegelring«, s. dazu bereits Anm. 66. LÚ.sˇá-ár-nu-up-pu; zur Deutung dieses elamischen Ausdrucks s. M. Stolper, sˇarnuppu, ZA 68 (1978) 261-269.
Briefe aus der Korrespondenz der neuassyrischen Könige
unsere Zuteilungen aufmerksam gemacht hattet, hat er unsere Zuteilungen Euch gegeben, und Ihr habt die Menschen unserer Haushalte verhungern lassen! Nun werdet Ihr jeden Liter und jedes Seah unserer geraubten Zuteilungen (zurück)nehmen und (25-26) uns geben.« Man hat bei Ummahaldas ˇu immer wieder vorsprechen lassen (und) ˘ ¯ ti) aufmerksam gemacht, (27-29) aber er hat ihn zwei-, dreimal auf ihn (= Nabû-be¯l-sˇuma nicht aus ihrem Gewahrsam befreit. Nachdem ich das Wort, das auf Wunsch des Herrn der Könige, meines Herrn, gesetzt ist, überdacht habe, war ich nicht (bei diesen Ereignissen) zugegen, und man hat […] nicht hören lassen. [Ich bin ] ein Hund, der [seinen Herrn] liebt. [Rest zu lückenhaft für eine Übersetzung.]
5.6 Diebstahl im Tempel
Der Autor des Briefes ABL 1389 aus der Königskorrespondenz von Ninive, bearbeitet von S. W. Cole und P. Machinist (in: SAA 13 [1998] Nr. 138), ist Asˇsˇur-hama¯tu¯’a, ˘ frisch ernannt zum Priester des Tempels der Isˇtar von Arbela. Er informiert seinen Herrn Assurbanipal über eine Serie von Diebstählen im Heiligtum, für die zuletzt ein Priester des Ea, der als Klagepriester (kalû) eingesetzt ist, verantwortlich war; Asˇsˇur-hama¯tu¯’a betont, daß dieser – durch seine Tat kultisch unrein geworden – vom ˘ Tempeldienst zu disqualifizieren sei. Möglich wurden seine Verbrechen aber erst durch die lasche Haltung der bisherigen Tempelleitung, die zwar für die Restituierung des Diebesgut sorgte, es aber verabsäumte, ein Exempel zu statuieren, und derartige Vorfälle gewohnheitsmäßig unter den Teppich kehrt. Asˇsˇur-hama¯tu¯’a vermag ˘ sich gegen seine korrupten Kollegen – die er nicht namentlich nennt – nicht durchzusetzen und hofft deshalb auf die Hilfe des Königs. den König, meinen Herrn, Dein Diener Asˇsˇur-hama¯tu¯’a. (3-5) Dem König, meinem Herrn, möge es wohl ergehen! Die Götter Assur, ˘Isˇtar, Be¯l und Nabû mögen den König, meinen Herrn, segnen! (6-7) Nabû-e¯pusˇ, ein Priester des Ea, hat einen Diebstahl im Heiligtum begangen. (8-11) Er hat die goldene Tischdecke 74) von dem zusätzlichen Tisch, der vor der Göttin Isˇtar (steht), abgezogen und weggenommen. (12-13) Der Tempelwächter Nabû-na¯din-apli hat (ihn damit) in seinen Händen gefaßt. (14-17) Auch vor meiner Zeit hat der Priester des Ea einen Diebstahl begangen, (18-19) aber sie haben (das Diebesgut) zurückgebracht und (den Diebstahl) verheimlicht. (Rs. 1-4) Wegen beiden (Diebstählen) möge der König ihn befragen. Als der König, mein Herr, mich noch nicht in den Dienst genommen hat, hat man viel gestohlen und (dann) zurückgebracht. (5-6) Sie, die keine Pflichten (haben) und niemanden (zur Aufsicht), verheimlichen (Delikte) und (7-10) verursachen im Heiligtum starke Bedrückung 75). Sie sind jetzt alle zusam(1-2) An
74.
75.
Aufgrund einer Verwaltungsliste aus Kalhu (CTN 2, 1973, Nr. 154 Rs. 5) ist klar, daß es sich um einen Gegenstand aus Stoff handelt:˘ TÚG.qa-ra-ni. Der Begriff ist ansonsten in zwei Briefen belegt, wo jeweils eine Gruppe von kostbaren Gegenständen aufgelistet wird, einmal aus dem Besitz des Sanherib-Sohnes Asˇsˇur-ili-muballissu (SAA 13, 1998, 50 Rs. 3: qa-raa-te) und einmal aus dem Besitz des Chaldäerfürsten Nabû-be¯l-sˇuma¯ti (ABL 791: 12: qa!-ru). li-i’-sˇú (hapax); wohl zu la’a¯sˇu »bedrücken« (AHw 521).
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men einer Meinung, nämlich: »Laßt uns auf diese Weise handeln!« (11) Ich spreche zu ihnen, aber sie hören nicht zu. (12-13) Ich habe (diese Dinge) gehört und (hiermit) dem König, meinem Herrn, geschrieben. Der König, mein Herr, (14-15) möge so handeln, wie es ihm beliebt. Nabû-e¯pusˇ, (16-17) der den Diebstahl begangen hat, ist ein Klagepriester. (18) Er darf keinesfalls zum Altar hintreten!
5.7 Königliche Weisung an das Personal des Asˇsˇur-Tempels
Der Brief VAT 11510 wurde als Teil des Archivs des Asˇsˇur-Tempels in der Stadt Assur geborgen; die Kopie stammt von O. Schroeder (in: KAV [1920] Nr. 114) und die letzte Bearbeitung von S. W. Cole und P. Machinist (in: SAA 13 [1998] Nr. 1). Es handelt sich um ein königliches Schreiben, das Assurbanipal an drei hochrangige Mitglieder dieses Heiligtums richtet. Von Zweien kennen wir die genaue Funktion: Asˇsˇur-sˇarruusur ist Tempelverwalter und Asˇsˇur-hussanni Goldschmied. Der Brief bezeugt das ˘ ˙ Involvement des assyrischen Königs enge in alle Belange der Heiligtümer seines Reiches: Hier entscheidet er bezüglich eines Werkstoffs, der wegen der Nennung eines Goldschmiedes sicherlich für einen kostbaren Bestandteil der Tempelausstattung bestimmt ist. des Königs an Asˇsˇur-mudammiq, Asˇsˇur-sˇarru-usur und Asˇsˇur-hussanni. ˙ des Serpentins,˘ der im geht es gut. Eure Herzen mögen froh sein! (8-10) Wegen Haus des Tempelverwalters (= Asˇsˇur-sˇarru-usur) ist und von dem Ihr mir geschrieben habt: (11-12) Es ist gut, daß Ihr mir geschrieben˙ habt und mich (von dieser Sache) habt hören lassen. (13-14) Ich werde nun (eine Weisung) schreiben, (15-17) auf daß man die überzähligen Steine, von denen Ihr gesprochen habt, sichte und (18-Rs. 1) (Euch) so viele gebe, wie für die Arbeit zu geben gut ist. (1-4) Wort (5-7) Mir
5.8 Hauspost aus dem Asˇsˇur-Tempel
Der Brief VAT 8872 wurde bei den Ausgrabungen in Assur als Einzelfund in einer Straße liegend geborgen; er erreichte seine Bestimmung offensichtlich nie, denn es handelt sich um eines der ganz seltenen Exemplare von assyrischen Briefen, die noch in ihrer gesiegelten Hülle verschlossen gefunden wurden. Die Kopie stammt von O. Schroeder (in: KAV [1920] Nr. 112 und Nr. 206) und die letzte Bearbeitung von S. W. Cole und P. Machinist (in: SAA 13 [1998] Nr. 41 und Nr. 42)76). Es handelt sich um ein Schreiben aus der internen Korrespondenz der Tempelverwaltung von Assur zur Zeit Assurbanipals oder auch noch später, in dem die künftigen Aktivitäten einer Gruppe von Hunduräern besprochen werden, die ihren Arbeitsdienst für den König ˘ unter der Aufsicht des Asˇsˇur-Tempels versehen sollen. Bei diesen Personen handelt 76.
156
Für ein Foto der Hülle und eine Diskussion des zu ihrer Siegelung benutzten Rollsiegels s. E. Klengel-Brandt, Eine neuassyrische Architekturdarstellung, in: R. Dittmann et al. (ed.), Variatio delectat. Iran und der Westen. Gedenkschrift für Peter Calmeyer, AOAT 272, Münster 2000, 369–377.
Briefe aus der Korrespondenz der neuassyrischen Könige
es sich um spezialisierte Handwerker, die ihren Namen von dem Toponym Hundur, ˘ dem Gebiet um Kisˇessim im Zagrosgebirge (assyrische Provinz seit 716), herleiten; es könnte sich dabei – abhängig von der Interpretation des mit dem Textiliendeterminativ eingeleiteten Begriffs massuku, womit Arbeitswerkzeuge der Hunduräer be˘ zeichnet werden – um Teppichknüpfer handeln. 77) Hülle: (1-2) Brief des Tempelverwalters an den (anderen) Tempelverwalter. (3-4) Meinem Bruder möge es wohl ergehen! Der Gott Asˇsˇur und (sein Tempel) Esˇarra mögen meinen Bruder segnen! Innentafel: (1-3) Brief des Tempelverwalters an den (anderen) Tempelverwalter. Meinem Bruder möge es wohl ergehen! (4-7) Der Gott Asˇsˇur und (sein Tempel) Esˇarra mögen meinen Bruder segnen! Ich schicke nun die Hunduräer her. An dem Tag, (8-10) an ˘ dem sie (hier) eintreffen, gib ihnen schleunigst je zwei Stramine. 78) (11-12) Damit mögen (13) sie die Arbeit im Dienste des Königs verrichten! Was gibt es sonst noch? Sei nicht nachlässig! (14-16) Ebne ihnen den Weg! Halte sie nicht auf! (Rs. 1-2) Sie sollen (schließlich nur) wegen ihrer Arbeit kommen!
77. 78.
Zu den Hunduräern s. zuletzt K. Radner, An Assyrian View on the Medes, in: G. B. Lanfran˘ chi/M. Roaf/R. Rollinger (ed.), Continuity of Empire (?): Assyria, Media, Persia. History of the Ancient Near East Monographs 5, Padua 2003, 62 f. TÚG.ma-si-ki. Der Begriff Stramin bezeichnet das Gitternetz (aus Wolle, Baumwolle, Seide etc.), auf dem der Teppich geknüpft wird.
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Neubabylonische Briefe Michael Jursa Im Vergleich zu den zehntausenden babylonischen Urkunden und Verwaltungstexten, die aus dem 1. Jt. v. Chr. erhalten sind, nehmen sich die rund 1750 bekannten gleichzeitigen Briefe aus Südmesopotamien recht bescheiden aus. 1) Auch hinsichtlich der inhaltlichen Vielfalt kann sich das Korpus weder mit den Urkunden noch z. B. mit den altbabylonischen Briefen vergleichen. Dies liegt vor allem daran, daß der Großteil der Texte aus institutionellen Archiven stammt und daher Verwaltungsangelegenheiten betrifft; Privatbriefe sind selten und oft kurz. Die chronologische Verteilung ist uneinheitlich. Isoliert steht ein Briefkorpus aus dem zentralbabylonischen Nippur des 8. Jh. (Cole, OIP 114); die Hauptmasse der Texte stammt aus der Zeit zwischen dem späten 7. und frühen 5. Jh. Hier dominieren die Briefe aus Tempelarchiven, d. h. aus dem Ebabbar-Archiv aus Sippar, dem Eanna-Archiv aus Uruk und dem Ezida-Archiv aus Borsippa. Aus späteren Jahrhunderten sind vor allem ein Archiv von Briefaufträgen aus dem Borsippa des späten 4. Jh. und eine Gruppe von Texten aus dem Bereich des Esangila, des Marduk-Tempels in Babylon, die im Rahmen eines Privatarchivs aus dem frühen 3. Jh. erhalten geblieben sind, zu nennen. Die jüngsten erhaltenen Briefe datieren in das späte 2. Jh. 2) Neubabylonische Briefe sind in der Regel hochformatige, schlanke Tafeln, die nicht gesiegelt und datiert werden (eine Ausnahme sind die sogenannten Briefaufträge, s. unten Nr. 3.10); als einzige neubabylonische Textgruppe wurden sie öfter in Hüllen aus Ton eingeschlossen (von denen freilich wenige publiziert wurden: M. Jursa, GMTR 1, 5 mit Anm 23).
1. Aus dem Nippur-Briefarchiv des 8. Jh. Die über 100 Briefe aus dem Bereich des Stadtgouverneurspalastes in Nippur, die S. Cole in OIP 114 erstveröffentlicht hat, sind mit G. van Driel, BiOr 55 (1998) 333 ff., wahrscheinlich nicht als ›das‹ Archiv des Stadtoberhauptes (sˇandabakku) von Nippur 1.
2.
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M. P. Streck, Zahl und Zeit (Groningen 1995), xxix und NABU 1995/98 zählte 1190 Texte. Seither sind vor allem hinzugekommen: S. W. Cole, The Early Neo-Babylonian Governor’s Archive from Nippur (OIP 114; Chicago 1996) (113), J. MacGinnis, Mesopotamia 31 (1996) 99-159 (52), R. Zadok, AfO 51 (in Druck; 41, ein Dossier aus dem Ezida-Archiv) und über dreihundert unpublizierte Briefe (aus Uruk) vor allem in der Yale Babylonian Collection und im Princeton Theological Seminary sowie, in geringerem Ausmaß, im British Museum und im Vorderasiatischen Museum Berlin. Diese Briefe werden von E. Frahm und dem Verfasser ediert werden. Eine Übersicht über die bekannten Urkunden- und Briefarchive aus dem Babylonien des 1. Jt. findet sich in M. Jursa, Neo-Babylonian Legal and Administrative Documents: Typology, Contents and Archives (GMTR 1, Münster 2005). E. Ebeling, Neubabylonische Briefe aus Uruk, Berlin 1930-34, und Neubabylonische Briefe, München 1949, bietet Editionen der meisten bis dahin publizierten Texte, darunter aller hier übersetzten Briefe aus YOS 3, TCL 9, GCCI 2, UET 4 und CT 22.
Neubabylonische Briefe
anzusprechen; gegen diese These des Erstbearbeiters spricht u. a. das fast völlige Fehlen des Kults und der Tempelverwaltung als Thema der Korrespondenz – angesichts der religiösen Bedeutung von Nippur wären einschlägige Briefe in einem Gouverneursarchiv unbedingt zu erwarten. Charakteristisch für den Hintergrund des Archivs ist das Fehlen einer starken Zentralregierung in Babylon und die weitgehende Unabhängigkeit von Nippur sowie die Unsicherheit, die in der Steppe, ja sogar im unmittelbaren Hinterland der großen Städte herrscht. Häufig angesprochene Themen sind (Fern-)Handel, besonders Überlandhandel, Menschenraub und –freikauf – ein Thema, das in den weiteren Kontext von Handel und interregionalen Kontakten gehört –, Gutsverwaltung und Landwirtschaft sowie allgemeine ›Neuigkeiten‹.
1.1 IM 77141
IM 77141 wurde von S. Cole als OIP 114 Nr. 18 publiziert. Er identifizierte den Adressaten Mukı¯n-ze¯ri als einen bekannten Stammesführer, der später babylonischer König wurde, und den Absender Kudurru als den Stadtgouverneur von Nippur. Die beiden Korrespondenten haben jedenfalls einen vergleichbaren Rang. In dem Brief geht es um einen Überfall von Chaldäern aus dem Stamm Jakı¯n auf das Gebiet von Nippur und um die Bitte der Nippuräischen Verwaltung um Vermittlung durch den Adressaten, der, wenn Coles Identifikation richtig ist, Oberhaupt einer anderen Gruppe von Chaldäern (Bı¯t-Amu¯ka¯ni) war. Die namentlich nicht genannte Person in den Zeilen 23-25 ist der Stammesführer von Bı¯t-Jakı¯n. (1-3) Sage
Mukı¯n-ze¯ri: So (spricht) Kudurru, dein Bruder. (Sage) meinem Bruder: (4-7) Eine Bande aus Bı¯t-Jakı¯n hat, als sie bei uns durchkam, 4 Männer und 5 Kamele geraubt. (7-11) Wir wollten den Aramäern schreiben, aber dann haben uns Urukäer, als sie zu uns kamen, gesagt: (12-14) ›Was man euch geraubt hat, verkaufen jetzt fahrende Händler in Uruk.‹ (15-17) Jetzt haben dir die Nippuräer, deren Brüder und Kinder geraubt worden sind, geschrieben. (18-20) Ein Bote von dir soll gehen und aus [… nach] Uruk […] (21-23) Falls sie dir feindlich gesinnt sind, schreib, damit wir uns schützen können. (23-28) Du und er, ihr haltet Frieden miteinander, aber bei uns macht er Beute.
1.2 IM 77183
IM 77183 ist Cole, OIP 114, Nr. 70. Dieser Brief ist einer der zahlreichen des Archivs, in dem keine ›offiziellen‹ Angelegenheiten zur Sprache kommen. Das vom Absender beklagte medizinische Problem wird mehrfach in einschlägigen therapeutischen Kompendien behandelt. Lâbâsˇi: So (spricht) Iqı¯sˇa, dein Bruder. Ich hoffe, es geht dir gut. (4-8) (Sage) meinem Bruder: Tagtäglich erkundige ich mich bei jedem aus der Stadt, den ich treffe, nach dem Wohlbefinden meines Bruder. (8-9) Also, 3) mir dröhnen die Ohren ununterbrochen.
(1-3) Sage
3.
Die eigentliche Nachricht nach Anrede und Gruß wird oft durch Zeitadverbien (enna, adû
159
Michael Jursa (10-17) Mein
Bruder möge (mir) deswegen bitte Räucherwerk für die Ohren durch jemanden aus der Stadt, der zum Fest nach Nippur kommt, bringen lassen. (18-19) Das ist, was ich von meinem Bruder erbitte. (20-24) Ich habe (jetzt) in großer Bedrängnis an meinen Bruder wegen des Räucherwerks für die Ohren geschrieben, damit mein Bruder (es mir) schnell bringen läßt. (25-26) Mein Bruder möge mir doch seinen Brief und Nachricht über sein Wohlbefinden schicken.
2. Privatbriefe aus dem späten 7. und dem 6. Jh. 2.1 U.17239,7
U.17239,7, von H. H. Figulla als UET 4, 185 in Kopie veröffentlicht, gehört zu dem Archiv eines Sîn-uballit (von 624-617 v. Chr. bezeugt), das bei den Ausgrabungen in ˙ Ur in und über einem Tontopf gefunden wurde. 4) Sîn-uballit war oft in Nordbabylo˙ nien tätig, vielleicht als königlicher Beamter, jedenfalls in Zusammenhang mit militärischer Konskription und Steuereintreibung. Er war auch in den Fernhandel mit Luxusprodukten wie Aromata und Edelhölzern involviert. Einige der Briefe sind an Geschäftspartner gerichtet, andere (leider beschädigte), in bemerkenswert unfreundlichem Ton an seine Frau Issurtu. 5) ˙˙ (1-3) Brief von Sîn-uballit an Nabû-s ˇumu-isˇkun, seinen Vater. Mögen Sîn und Ningal bewirken, daß mein Vater˙ wohlauf und gesund sei. (4-7) Wie ich vernommen habe, ist jener Dalbergia-Sissoo-Stamm, den du mit seinen (Text: ihren) Ästen erhalten hast, noch bei meinem Vater. Mein Vater möge ihn mir bringen lassen. (8-9) Den Preis dafür möge mein Vater mir schreiben, damit ich das Silber dafür an meinen Vater bringen lassen kann. (10-13) Alternativ könnte ich, falls du willst, eine schöne Schreibtafel, 6) die dir gefallen wird, machen und (sie) meinem Vater bringen lassen. (13-16) Da ich sonst niemanden habe und du dich nicht um mich gekümmert hast, konnte ich mich nicht dem Herstellen von Schreibtafeln zuwenden. Laß die Sache sich nicht zu lange hinziehen: (17-18) Ich habe dich weder um Silber noch um sonst etwas gebeten, nur um Äste habe ich dich gebeten. (20-21) Bei Sîn und Ningal, ich werde meinem Vater sicher den Kaufpreis dafür oder eine Schreibtafel bringen lassen.
4. 5. 6.
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u. ä. »jetzt, nunmehr«) eingeleitet, deren einzige Funktion im Kontext das Signalisieren des Anfangs des wesentlichen Teils des Briefes ist. Hier werden sie durch das kolloquiale »also« wiedergegeben. M. Jursa, GMTR 1, 135 ff. Die Urkunden und Listen waren in dem Topf, die Briefe darüber. Die Briefe sind in E. Ebeling, Neubabylonische Briefe, Nr. 299 ff., bearbeitet. Der hier übersetzte Brief ist Ebelings Nummer 320. gisˇ da, le¯3u. Schreibtafeln aus Holz, mit Wachs überzogen, wurden in der Spätzeit Babyloniens besonders für längere Texte den schwereren Tontafeln vorgezogen, waren aber natürlich wesentlich teurer. CAD Sˇ/1, 29a liest gegen die Kopie gisˇsˇa, pitnu, »Kasten« (zu Zeile 15 f.); das wird in CAD R, 177b korrigiert, die Verbalform ar-te-eq wird aber mißverstanden (< rêqu, nicht ria¯qu).
Neubabylonische Briefe
2.2 BM 64380
BM 64380 wurde von R. C. Thompson als CT 22, 222 in Kopie veröffentlicht. Die Absenderin – der Name ist selten – kann wahrscheinlich mit der gleichnamigen Protagonistin der privaten Rechtsurkunde CT 55, 193 (Sippar, 611 v. Chr.) identifiziert werden; der Brief kommt daher aus Sippar und gehört in das Umfeld des Be¯l-ete¯riArchivs (Jursa, GMTR 1, 122). Auch Zeile 29 (s. die Anmerkung dazu) spricht˙ für eine Zuweisung in die Zeit des neubabylonischen Königtums, also in die Periode vor die Eroberung Babyloniens durch die Perser. von fGa¯ga¯ja an Sˇa-pî-Be¯l, ihren Vater. Ich hoffe, es geht meinem Vater gut. (4-5) Mögen Be ¯ l und Nabû bewirken, daß mein Vater wohlauf sei. (6-9) Warum muß ich mit meinen Töchtern in Erwartung einer Botschaft von dir verschmachten? (10-11) Hebe deinen Kopf, schau auf Sˇamasˇ (den Sonnengott): 7) Warum (12-14) hat Be¯l-uballit in dei˙ nem Beisein alle meine Datteln fortgeschafft? (15-20) Als ich (deswegen) zu Be¯l-upah hir ˘ ˘ (21-23) sprach, sagte er mir: ›Sieh, deine Datteln sind bei Be¯l-uballit.‹ Be¯l-uballit hat aber ˙ ˙ alle diese Datteln (noch) nicht gezahlt. (24-26) Als ich zu ihnen sagte: ›Gebt mir die Datteln!‹, (27-30) sagten sie mir: ›Geh, sprich deswegen mit dem Dakuräer.‹ 8) (31-35) Als ich ein zweites Mal zu ihnen sprach, (sagten sie mir): ›Geh, rufe die Götter an.‹ (35-37) Ich warte nun auf meinen Herrn, und hoffe (in) einem Brief die Meinung meines Herrn zu hören. (1-3) Brief
2.3 BM 64781
BM 64781 wurde von R. C. Thompson als CT 22, 40 in Kopie veröffentlicht. Der Brief stammt aus Sippar, der Absender, Arad-Be¯l, ist zwischen 559 und 519 v. Chr. als Tempelschreiber und Händler vor allem von aus vergorenen Datteln hergestelltem ›Bier‹ bezeugt (Jursa, GMTR 1, 120 f.). Hier schreibt er wahrscheinlich an seine Frau. Der Brief stammt aus der Regierungszeit von Kyros oder Kambyses (538-522 v. Chr.) von Arad-Be¯l an fE¯tirtu, meine Schwester. 9) Mögen Be¯l und Nabû bewirken, ˙ und gesund sei. (4-7) Das ist doch eine Sünde wider die daß meine Schwester wohlauf (1-4) Brief
7. 8.
9.
Eine Aufforderung, die Wahrheit zu sprechen bzw. gerecht zu handeln. Im Lichte des folgenden liegt hier sicher eine kolloquiale oder fast sprichwörtliche, jedenfalls zynisch gemeinte Aussage vor, deren äquivalente Wiedergabe im Österreichischen »geh dich beim Salzamt beschweren« wäre. Bı¯t-Daku¯ru war ein chaldäischer Stamm. Hier könnte dessen Scheich gemeint sein, der im Chaldäerreich ein hoher Würdenträger auf gesamt-babylonischer Ebene war – vgl. E. Unger, Babylon. Die heilige Stadt nach der Beschreibung der Babylonier, Berlin und Leipzig 1931, 285 IV 25. Notabeln dieses Ranges waren gelegentlich in der Rechtsprechung tätig, aber sicherlich nicht einfach zu erreichen. Vielleicht verbirgt sich hinter dem »Dakuräer« sogar der König Nabopolassar – eine Paarung »Anrufung des Königs – Anrufung der Götter« ist rhetorisch sehr plausibel. Nabopolassars Dynastie kam aus dem Süden, worauf sich ein Sipparäer durchaus respektlos beziehen könnte; eine chaldäische Herkunft ist vermutet worden, allerdings bisher noch nicht überzeugend nachgewiesen (s. J. Brinkman, Art. Nabopolassar, RLA IX [1998-2001] 15 f.). Verwandtschaftsbezeichnungen in Briefadressen sind fast immer metaphorisch zu verstehen: (ungefähre) Gleichrangigkeit wird durch »Bruder/Schwester« ausgedrückt, eine Unterord-
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Michael Jursa
Götter: 10) Warum höre ich nichts von euch? In meinem Herzen ist Jubel, weil du schwanger bist. (7-10) Also, die Angelegenheit […] steht schlecht. Verkaufe Bier für eine Mine Silber. (10-12) Es gibt aber eine königliche Anordnung: punziertes Silber 11) ist nicht (als Bezahlung) anzunehmen. Nimm (daher) geläutertes Silber (für das Bier). (13-14) Wenn du kannst, laß (mir) ein Lederwams durch irgendeinen Boten bringen. (15-20) Arad-Be ¯ l erkundigt sich nach dem Wohlbefinden von fBazı¯tu, fHa¯nı¯na¯ja, Ana-[…] f und Aja-enqet. fBazı¯tu soll nicht böse sein. (21-24) An meinen Bruder Sˇamasˇ-ahu-iddin: Nabû und Marduk mögen meinen Bruder segnen. Warum höre ich nichts ˘von dir? (24-27) Kümmere dich unbedingt um die Flachsseide 12), über die ich dir geschrieben habe. Überlasse nicht einmal einen Liter Flachsseide irgend jemand anderem! (27-30) Dir stehen 197 Kor (35.460 Liter) Datteln zur Verfügung; kümmere dich um diese Datteln, überlasse sie niemand anderem. (31-33) Niemand soll die holzigen Teile der Palmwedel oder die frischen Blätter in deinem Garten oder auf deinem Stapelplatz sehen. (33-37) Der königliche Kommissar [hält] hier Gericht, und ich habe des[wegen (?)] zum Hohepriester von Sippar gesprochen. 13)
2.4 VAT 3137
VAT 3137 gehört zu einem Privatarchiv aus Babylon, dessen wesentlicher Protagonist, Ta¯bia aus der Familie Sîn-ilı¯ (bezeugt 588-544 v. Chr.), ein landwirtschaftlicher Un˙ ternehmer und Großhändler ist (Jursa, GMTR 1, 69 ff.). Der Brief ist an seine Frau Ba¯bûnu (= Ba¯ba-sˇarrat, bezeugt 570-523 v. Chr.) gerichtet. Der Name des Absenders ist verloren; es könnte sich durchaus um Ta¯bia selbst handeln, der in diesem Fall seine ˙ Ehefrau ›zärtlich‹ als seine »Schwester« ansprechen würde. Eine Edition dieses bisher unveröffentlichten Briefs wird vom Verfasser im Rahmen einer Arbeit zu den Briefen aus dem Sîn-ilı¯-Archiv vorgelegt werden. (0-3) [Brief
von Ta¯bia(?) an] Ba¯bûnu, [meine Schwester]. Mögen Be¯l und Nabû bewirken, ˙ daß meine Schwester wohlauf und gesund sei. (4-8) Dank dem Schutz der Götter ist mir der König gewogen. Ich erwarte gegenwärtig seine Weisung, daher kann ich nicht abreisen. (8-10) Würde ich abreisen, wäre es eine Katastrophe. (10-12) Besorge zehn Schekel Silber, von wo auch immer (Silber) vorhanden ist, und laß (sie mir) bringen. (13-16) Sobald ich nach Hause komme, werde ich dir dein Silber genau so zurückgeben. (17-21) Wenn ich aber dein Silber investieren sollte, werde ich dir mehr weißes Silber
10. 11. 12. 13.
162
nung des Absenders durch »Vater/Mutter« (oder »Herr/Herrin«). Arad-Be¯ls hier genannter (leiblicher) Bruder Sˇamasˇ-ahu-iddin wird in CT 22, 39 von ihm als »Vater« angeredet. – Die ˘ Lesung des Frauennamens beruht auf Kollation des Originals. ikkibu sˇa ila¯ni – eine idiomatischere (aber allzu anachronistische) Wiedergabe wäre: »zum Teufel, (warum …)«. Silber mit einer als ginnu bezeichneten Marke. Cuscuta, akkadisch kasija. Die Übersetzung ist nicht ganz sicher; es handelt sich jedenfalls um eine wichtige Zutat für Dattelbier. Tempel- und Stadtverwaltung in Sippar waren in der Hand des königlichen Kommissars (qı¯pu) und des »sˇangû von Sippar«. Das letztgenannte Amt vereint kultische und administrative Aufgaben, »Hohepriester« ist eine Behelfsübersetzung; dasselbe gilt für das Amt des sˇatammu, des »Bischofs«, der in größeren Städten die Funktionen des sˇangû erfüllt.
Neubabylonische Briefe
zurückzahlen, als du mir (ursprünglich gegeben hast). (22-27) Aus Scham habe ich hier niemanden um Silber gebeten. Eigentlich ist mein Bedarf (an Silber) noch viel größer. [(Lücke von 1-2 Zeilen)] (1’-2’) Du weißt, daß ich niemanden habe, dem ich [diese?] Dinge schreiben könnte.
2.5 BM 103491
BM 103491: Auch dieser unpublizierte Brief stammt aus dem Sîn-ilı¯-Archiv und wird vom Verfasser ediert werden. (1-4) Brief von Nuska-hanania an Ta ¯ bia, meinen Vater. Mögen Be¯l und Nabû bewirken, ˘ ˙ daß mein Vater wohlauf und gesund sei. (5-8) Also, hinsichtlich des Honigs und des Weins, über die (mein) Herr mir geschrieben hat, sieh, ich habe deswegen nach Sippar geschrieben. (9-13) Ich werde (diese Dinge) besorgen und [meinem] Vater bringen lassen. Ich möchte eine drittel Mine [und …] Schekel Silber [von dem Silber], das mir zur Verfügung steht, ausgeben. (14-17) Als ich nach Hanf und Cassia gesucht habe, 14) konnte ich nichts bekommen. (18-22) Hinsichtlich des Purpurs, von dem mein Vater geschrieben hat: (20) er ist noch nicht eingelangt. Er ist in Bı¯rtu-sˇa-Kudurru.
3. Briefe aus Tempelarchiven aus dem 7. und 6. Jh. 3.1 BM 118097
BM 118097, hier zum ersten Mal übersetzt, ist einer der nicht allzu zahlreichen Königsbriefe an den sˇatammu oder ›Bischof‹ des Eanna-Tempels in Uruk. Der angeschriebene Nabû-na¯din-sˇumi hatte dieses Amt zwischen 611 und 602 v. Chr. inne; der ungenannte König könnte daher Nabopolassar oder Nebukadnezar gewesen sein. Das Insistieren des Königs auf die Einhaltung der kultischen Normen ist das häufigste Thema dieser Briefe. (1-5) Wort des Königs an Nabû-na ¯ din-sˇumi: Mir geht es gut, sei froh. (6-9) Um die Angelegenheit des Sˇamasˇ-tabni-usur, über die du (mir) geschrieben hast, habe ich mich gekümmert. (10-14) Vernachlässige˙ nicht den Dienst in Eanna, dem Tempel meiner Götter. (15-19) Gutes Brot, gutes Bier, fette Schafe sollen meinen Göttern dargebracht werden. (20-24) Tue den Dienst im Tempel meiner Götter und bete für mich zu Be ¯ l und Nabû.
14.
Die beiden pflanzlichen Aromata qunnabu »Hanf« und kas¯ı’a¯tu, etymologisch mit Cassia usf. (Zimtrinde) zu verbinden, werden als Ingredienzien für˙ Räucherwerk und Salben bzw. Parfüms verwendet. Sie müssen importiert werden; besonders das nicht sicher zu identifizierende kas¯ı’a¯tu ist teuer. ˙
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Michael Jursa
3.2 AO 8576
AO 8576, in Handkopie von G. Contenau als TCL 9, 99 publiziert, ist einer der wenigen Königsbriefe, die in einen genauen historischen Kontext gesetzt werden können: Der Kronprinz Nebukadnezar berichtet vom Zug seines Vaters gegen die letzte noch in assyrischer Hand verbliebene Stadt, Harra¯n, 610 v. Chr. Die Adressaten sind der ˘ königliche Kommissar (qıpu) und der oben genannte ›Bischof‹, der amtierende ¯ (oberste) Tempelschreiber des Eanna. (1-4) Brief von Nabû-kudurru-usur an Ninurta-s ˇarru-usur, Nabû-na¯din-sˇumi und Marduk˙ e¯ter. (5-7) Euch möge es wohl ergehen, Be¯l und Nabû˙ mögen bewirken, daß ihr gesund ˙ (8-12) Der König ist nach Harra¯n gezogen; ein großes Heer von Medern begleitet seid. ihn. (13-16) Wer den König liebt˘ und wer mich liebt, Vater und Sohn … (Fortsetzung für eine zusammenhängende Übersetzung zu schlecht erhalten)
3.3 GCBC 925
GCBC 925 (ehemals Sammlung des Goucher College, jetzt Yale Babylonian Collection) wurde von R. Ph. Dougherty als Goucher College Cuneiform Inscriptions 2, New Haven 1933, Nr. 395 publiziert. Es ist dies die Abschrift des Briefs eines Tempelfunktionärs aus Uruk oder Larsa an Nebukadnezar, in welchem dem König der Aufenthaltsort von Urukäern mitgeteilt wird, die gesucht werden, weil Verwandte von ihnen zu den Medern geflohen sind. Terminus post quem für den Brief ist das 14. Jahr von Nebukadnezar, 591/590 v. Chr. den König aller Länder, dein Diener] Mukı¯n?-Marduk. Die Herrin von Uruk und Nana¯ja mögen den König aller Länder, meinen Herrn, segnen. (3-5) Jene Leute, deren Väter und Brüder im Land der Meder sind und in Bezug auf die der Herold des Königs, meines Herrn, eine öffentliche Proklamation gemacht hat – niemand hat sie dem König, meinem Herrn, angezeigt. (5-8) Als ich sie freilich in (Privat-)Häusern in Uruk entdeckte, habe ich das im 14. Jahr von Nebukadnezar, König von Babylon […], dem Beamten, den der König, mein Herr, mit der Arbeit in Larsa [betraut hat], gesagt. (8-9) Etellu und Innin-ze¯ru-ibni, [die Söhne von …], Tempelbetreter von Sˇamasˇ von Larsa, waren dabei Zeugen. (10-12) [Ich (wenigstens)] habe die Majestät des Königs, meines Herrn, geachtet. Bei der Majestät des Königs, meines Herrn [schwöre ich (?): Ahu/Be¯l]-sˇunu, der Bruder ˘ ¯sˇat, (ihre) Schwester, von Nabû-ke¯sˇir, Sohn des Sˇadûnu, [Isˇtar-a¯lik(?)]-pa¯ni, fIna-Esagil-rı (13-14) [und Tab]ne ¯ a sind in Babylon auf dem Grundstück von Marduk-na¯sir [neben ˙ [Sohn E]sangila, im Torbereich von Nabû-e¯ter. (15-19) […], das Gesinde von Arad-Ea, ˙ f von …]-ibni, sind (auch) in Babylon. Qunnabu, die Schwester [von …,] und die drei Söhne von Etel-pî sind im Haus von Silla¯ja, (18) [Sohn von …]-atti. Als Liblut, sein Sklave, ˙ das ›Wort des Königs‹ [gegen ihn ˙ (Silla¯ja)] sprach 15), hat er (Silla¯ja) (ihn) getötet. ˙ ˙ (20-23) Darauf entführte Silla ¯ ja [NN], Sohn des Nabû-udammiq, der das (Denunzia˙ (1-2) [An
15.
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Diese Phrase verweist auf das Recht eines Untertanen, unter Berufung auf das ›Wort des Königs‹ in einer wichtigen Staatsangelegenheit direkt vom König gehört zu werden.
Neubabylonische Briefe
tions-)Schreiben verfaßt und Liblut gegeben hatte, worauf dieser das ›Wort des Königs‹ gegen Silla¯ja gesprochen hatte, ˙er hielt ihn in Fesseln in seinem Verließ fest und ˙ ihn unter (dem Licht von) Sirius einen Schwur bei den Göttern leisten: ›Du (23-24) ließ wirst niemandem davon erzählen!‹ (25-26) Innin-ze¯ru-ibni, Sohn von Be¯l-ahu-iddin, Bru˘ Nabû-e¯ter, der von Nana¯ja-ı¯pusˇ, ist im Haus von Lusˇua, Sohn von Hatia, in Uruk. ˘ ˙ (27-28) Sohn von Ze ¯ ria, ist bei der Herde 16) von Bullutu, Sohn von [Nabû]-sˇumu-isˇkun, ˙ dem Beauftragten (?) 17) von Be¯l-ahhe¯-erı¯ba, Sohn von Bala¯ssu … (drei weitere Zeilen ˘ ˘ nicht zusammenhängend übersetzbar). sind aufgrund der Beschädigung der Tafel
3.4 IM 73354
Der von J. Arnaud in: Texte aus Larsa, Berliner Beiträge zum Vorderen Orient, Texte 3, Berlin 1994, als Nr. 54 in Keilschriftkopie veröffentlichte Brief IM 73354 ist von M. Jursa, terdu. Von Entführung in Babylon und Majestätsbeleidigung in Larsa, in: S. Graziani˙ (ed.), con la collaborazione di M. C. Casaburi e G. Lacerenza, Studi sul Vicino Oriente antico dedicati alla memoria di Luigi Cagni, Napoli 2000, 503 ff. erstmals vollständig bearbeitet worden. Die Tafel wurde in Larsa ausgegraben; sie stammt also nicht aus dem Eanna-Archiv und wird hier nur aus Gründen der inhaltlichen Nähe zu Nr. 3.3 übersetzt. Es handelt sich um eine anonyme Anzeige einer Majestätsbeleidigung. Der erste Adressat ist wahrscheinlich der amtierende Gouverneur von Uruk – von dieser Stadt aus wurde Larsa weitgehend administriert –; der Text ist daher in seine Amtsperiode, die ungefähr zwischen dem 15. Jahr von Nabopolassar (611) und dem 13. Jahr von Nebukadnezar (592) anzusetzen ist, zu datieren. Sˇamasˇ-ze¯ru-iqı¯sˇa und Nabû-sˇar-ahhe¯sˇu! (2-9) (Meine) Herren sollen wissen, hdaßi ˘ ˘ Larsa, über den König gelästert hat und Issuru, ein Diener des Hohepriesters von ˙ ˙ Na¯siru, der Sohn von Be¯lsˇunu, (dies) [gehört] und dagegen protestiert hat, wobei der ˙ Hohepriester von Larsa zu[gegen] war; (9-13) (daß) Na¯siru vom Hohepriester von Larsa ˙ weg zur Festung 18) hinunterging und den Schutz des Königs anrief, (13-16) der Hohepriester von Larsa sich aber nicht darum kümmerte, sondern ihn aus der Festung heraufholen ließ und man ihn (dann) verprügelte, (17-18) (und daß) Na¯siru aus Furcht (seither ˙ darüber) geschwiegen hat. (18-22) Seid ihr denn keine Diener des Königs? Issuru hat über den König gelästert! Laßt ˙˙ kann euch (auch) ein (anderer) Inforihn nicht (damit) davonkommen. (23-29) (All dies) ˇ mant erzählen, (denn) die Aussage ist vor Samasˇ-ahhe¯-erı¯ba, dem Obersten der Tempelsklaven, Sˇamasˇ-ahhe¯-erı¯ba, dem Sohn von Sˇamasˇ˘-sˇ˘umu-iddin, Liblutu, dem Sohn von ˘ ˘ˇ-bullitanni, dem Alphabetschreiber, gefallen. (29-35) ˙ Ich beschwöre Kî-Sˇamasˇ, (und) Sˇamas ˙ (1-2) An
16. 17. 18.
u8.udu* .hi.a, Kollation E. E. Payne. ˘ SˇI)-sˇú sˇá …, wie von Ebeling vorgeschlagen? Doughertys Kopie ist nach Lies lú qí-pi(Text: Kollation korrekt. ususˇtu, zur Bestimmung dieses Worts s. M. Jursa, terdu. Von Entführung in Babylon und ˙ ˙ Majestätsbeleidigung in Larsa, 506 f.
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Michael Jursa
euch bei der Majestät des Königs: Diese Schreiben [… soll/wird niem]and anderer von/ in […] sehen. Das Schreiben soll euch gegenüber Zeuge sein.
3.5 BM 75610
BM 75610, von R. Thompson als CT 22, 230 publiziert, stammt aus dem Archiv des Ebabbar-Tempels von Sippar. Ein Richterkollegium schreibt an den obersten Tempelfunktionär, den ›Hohepriester‹ von Sippar, hinsichtlich einer Rechtssache. (1-5) Brief der Richter an den Hohepriester von Sippar, unseren Vater. Nabû und Marduk mögen unseren Vater segnen. (5-10) Nabû-uballit hat uns [gesagt]: ›Nabû-tillassu, [mein] ˙ von mir ge[nommen] und ist gefloGehilfe, 19) hat Übergewänder und Gerätschaften hen, (11-13) aber der Kerkermeister des Hohepriesters von Sippar [hat ihn] in Sippar [ergriffen].‹ (kleine Lücke) (1’-5’) Nachdem [er ihn verhaftet hat], hat er [ihn] im Kerker eingesperrt und seine Übergewänder und Gerätschaften an sich genommen. (6’-7’) Sieh, wir haben jetzt an meinen Herrn geschrieben. (8’-12’) Der Herr möge seine (scil. Nabûuballits) Übergewänder 20) und Gerätschaften und den Sklaven (selbst) und alles, was er ˙ verkauft hat, zusammenholen. (13’-15’) [Der Herr] möge (es) [durch] einen Boin Sippar ten Nabû-uballit (zurück)geben. ˙
3.6 YBC 11361
Auch der noch unpublizierte Brief YBC 11361 betrifft eine Intervention von Richtern. Dieser Text ist Teil des Eanna-Archivs, bzw. des mit diesem verbundenen Archivs des Adressaten, des landwirtschaftlichen Unternehmers Sˇumu-ukı¯n, der zwischen 588 und 549 v. Chr. aktiv war (zu seinem Archiv s. vorläufig Jursa, GMTR 1, 141 f.). der Richter [an] Sˇumu-ukı¯n, [unseren Bruder]. Nabû und die Herrin [von Uruk], mögen bewirken, daß unser Bruder [wohlauf] sei. (5-9) Ze¯ria hat uns gesagt: ›Gimillu hat mit mir gestritten.‹ (10-13) Schicke Gimillu mit unserem Boten zu uns, damit (14-17) wir ihre Worte hören und eine Entscheidung für sie fällen können. (1-4) Brief
3.7 YBC 8920
Die meisten Briefe des Eanna-Archivs beschäftigen sich mit administrativen Fragen, vor allem in Zusammenhang mit Ackerbau und Viehzucht, der Organisation von Arbeiten am Bewässerungssystem und den Beziehungen des Eanna zu kleineren, von ihm abhängigen Heiligtümern, u. ä. m. YBC 8920 (= A. Clay, YOS 3, 91, zuletzt bearbeitet von P.-A. Beaulieu, in: Acta Sumerologica 13 [1991] 101 f.) ist ein Beispiel für
19. 20.
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a-lik [na-ásˇ-par-ti-i]á. Der Text schreibt hier Singular.
Neubabylonische Briefe
den letztgenannten Themenbereich. Der Brief datiert wahrscheinlich vom Ende der Regierungszeit von Nabonid (539 v. Chr.). von Mada¯n-ah[he¯-iddin und] Lâbâsˇi-Marduk an den Bischof und Nabû-[ahu-id˘¯ l ˘und Nabû (und) (5-7) die Herrin von Uruk und Nana¯ja mögen ˘ din], unsere Herren. Be (7-10) Am zweiten Tasˇrı¯tu ist in bewirken, daß unsere Herren wohlauf und gesund seien. der Nacht Feuer auf das Haus von Nergal gefallen. Der königliche Sekretär (11-14) und Nabû-na¯sir sind dorthin gegangen; infolge des Schutzes der Götter ist alles darin heil geblieben.˙ (15-16) Wir haben die Götter in den Tempel von Lugalmarada transferiert. (17-22) Alle Tempelbetreter 21) von Nergal von Udannu sind geflohen. Guza ¯ nu, Sohn von Nabû-mukı¯n-apli, der Wachdienst tun sollte, ist (auch) geflohen. (22-27) Es gibt niemanden, der den beiden Nergals 22) die Opfermahlzeiten darbrächte oder der den Wachdienst in Eanna (von Udannu) und dem Nergal-Tempel täte. (27-30) (Meine) Herren mögen einen Brief an Nana¯ja-e¯resˇ schicken, damit man alle Tempelbetreter (wieder) herschickt. (31-33) Meine Herren [mögen] eiligst Ahu-iddin und Sˇumu-iddin, [die Söhne ˘ von] Arad-Nana¯ja, schicken – es gibt hier niemanden für den Wachdienst. (35-37) Wir hoffen bald die Weisung unserer Herren zu hören. (1-4) Brief
3.8 NCBT 32
Auch NCBT 32 – der Brief wird von E. Frahm und dem Verfasser publiziert werden – betrifft Beziehungen des Eanna zu einem kleinem Tempel, nämlich Ebabbar von Larsa. Dieser dem Sonnengott Sˇamasˇ geweihte Tempel war offenbar für seine Opfergaben recht weitgehend von regelmäßigen Lieferungen aus Uruk abhängig. Der Absender ist der königliche Kommissar für Ebabbar aus der Zeit von Nabonid und wahrscheinlich Kyros (P.-A. Beaulieu, Or. 60 [1991] 75), der Brief stammt also aus den Vierzigeroder Dreißigerjahren des 6. Jh. (1-7) Brief
von Na¯din-ahi an den Bischof, meinen Bruder. Mögen Be¯l und Nabû bewirken, ˘ und gesund sei und dein Dienst erfolgreich. (7-11) Warum hast daß mein Bruder wohlauf du mich ignoriert? Das ganze Jahr schon werde ich von dir vernachlässigt. (12-16) Als man diesen Monat eingeschaltet hat, 23) sind mir die Schafe für das regelmäßige Opfer knapp geworden. (17-23) (Mein) Herr möge zwanzig, dreißig Schafe für das regelmäßige Opfer schicken; auch möge man bitteschön wie jedes Jahr auf Anordnung (meines) Herren die Datteln für das regelmäßige Opfer von Sˇamasˇ auszahlen.
3.9 NCBT 594
NCBT 594 wird ebenfalls von E. Frahm und dem Verfasser in Kopie und Bearbeitung vorgelegt werden. Der wahrscheinliche Absender Nabû-tabni-usur ist ein bekannter ˙ 21. 22. 23.
Eine Untergruppe des Kultpersonals. Es gab also zwei Nergal-Statuen in Udannu. Die unerwartete Deklaration eines Schaltmonats durch die königliche Verwaltung hat die Planung für die Opfer durchkreuzt.
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Tempelschreiber des Eanna und war von 601 bis 560 v. Chr. aktiv. Der Brief ist ein Beispiel von vielen für die Schwierigkeiten des Eanna, seine Arbeiter besonders beim Einsatz im Hinterland von Uruk adäquat zu versorgen. von Nabû-[tabni]-usur an Nabû-u[sˇallim], meinen Bruder. Die Herrin von ˙ Uruk und Nana¯ja mögen bewirken, daß mein Bruder wohlauf und gesund sei. (5-7) Der Bischof hat mir wie folgt geschrieben: ›Sieh, 15 Minen Silber habe ich dir bringen lassen.‹ (8-12) Nabû-mı¯tu-uballit hat mir aber nicht mehr als 10 Minen Silber gebracht. Sieh, ein˙ Silber, die Amı¯l-Nana¯ja mir gebracht hat, hast du mir 15 Minen schließlich der 5 Minen Silber bringen lassen. (13-16) Gegenwärtig verlassen mich (meine) Arbeiter, weil sie hungern. (17-22) Als Arad-Nabû, der Gefängnisaufseher (?), (mir) 200 Kor (36.000 l) Gerste gab, sind sie damit einen Monat ausgekommen 24), aber jetzt ist nichts mehr da, das man auszahlen könnte. (23-25) Taqı¯sˇ-Gula soll bei dir nicht über Nacht bleiben, mein Bruder möge ihm bitte Getreide geben. (26-29) Ich habe die Schreiben von Arad-Isˇtar gehört. 25) Er soll sie schnell zum Bischof bringen, die Sache ist dringend. [… (vier Zeilen weitestgehend zerstört)]. (34-35) Laß mir 20 Überwürfe bringen. Es gibt hier viele nackte Arbeiter. (1-4) Brief
3.10 YBC 3483
YBC 3483 (A. Clay, YOS 3, 19) wurde von D. Cocquerillat, Palmeraies et cultures de l’Eanna d’Uruk (559-520), Berlin 1968, 98 und 138 bearbeitet. Der Brief stammt etwa aus der Mitte der Regierungszeit von Kyros (um 535/534 v. Chr.). Auch hier geht es – im Zusammenhang mit landwirtschaftlichen Grabarbeiten – um einen Mangel an Arbeitskräften und einen zu langsamen Arbeitsfortschritt. Der Absender ist ein hoher Tempelbeamter, der gegen Ende des Briefs genannte Gimillu ein Tempelsklave und Unternehmer, der für die Einbringung der Rückstände der Hirten des Eanna verantwortlich war und sich in diesem Zusammenhang zahlreiche Veruntreuungen und andere Verbrechen hatte zu schulden kommen lassen (zuletzt M. Jursa, Auftragsmord, Veruntreuung und Falschaussagen: Neues von Gimillu, WZKM 94 [2004] 111 ff.). (1-3) Brief von Nabû-ahu-iddin an den Bischof, meinen Bruder. Be ¯ l und Nabû mögen be˘ wohlauf und gesund sei. (3-7) Eanna obliegt das Graben einer wirken, daß mein Herr Strecke von 1000 (Ellen). 26) Davon haben sie eine Strecke von 40 (Ellen) noch vor meinem Eintreffen angefangen zu graben, aber (das Teilstück) ist bis heute nicht fertiggestellt. 27) (7-11) Seit ich gekommen bin, habe ich eine Strecke von 160 (Ellen), den Rest auf eine Strecke von 200 (Ellen), abgesteckt. Sieh, ich bin (wirklich) dabei zu graben,
24. 25. 26. 27.
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Nach den üblichen Naturallohnnormen dieser Zeit bedeutet das, daß der Absender von 200 bis 300 Arbeitern spricht. Briefe werden »gesehen« (ama¯ru) oder »gehört« (sˇemû) – d. h. von einem Schreibkundigen vorgelesen. Das Verb wird hier wohl in übertragener Bedeutung verwendet; Nabû-tabni-usur ˙ konnte lesen und schreiben. Damit kann das Umgraben von Land mit einer Kanalfront von 1000 Ellen (500 m) gemeint sein, oder das Neu- oder Nachgraben eines Kanalstücks von 1000 Ellen Länge; letzteres ist im Zusammenhang wahrscheinlicher. ul iq-it steht für ul iq-ti.
Neubabylonische Briefe
aber die Strecke, die uns auferlegt ist, ist außerordentlich schwierig. (12-15) Ich habe alles Silber und alle Wolle, 28) die ich hatte, an die Lohnarbeiter gezahlt. Man gräbt hier eine Strecke von 1 Elle für 3 Schekel Silber. 29) (15-19) Ein Schreiber soll schnell 20 Minen Silber und Wolle für 10 Minen Silber bringen und herkommen. (20-24) Du solltest wissen, daß uns die Stimmung hier außerordentlich feindlich ist. Bei den Göttern, ich will dir jetzt schreiben, damit du angesichts des bösen Geredes keine Zeit verlierst. (24-27) Lege Gimillu, Sohn des Innin-sˇumu-ibni, in Eisen und nimm ihm 30 Minen Silber von den Rückständen der Viehhalter ab. (27-29) Andernfalls schick ihn zu mir, und ich will ihn (hier) auf der Baustelle (arbeiten und) schlafen lassen. (29-31) Der Herr möge sich um die Verschiffung des Werkzeugs, des Proviants und des Biers kümmern. (32-34) Die Gärtner, die auf den Ländereien der Herrin von Uruk [in der Stadt] und auf dem freien Land (arbeiten), möge der Herr schicken. […] 30) und schicke sie. (35-40) Die Arbeiter in den Rinderställen des Eanna haben keine Verpflegung. Ihre Bezahlung und ihre Reiseverpflegung möge der Herr schicken. 31) Der Herr möge (auch) Amurru-sˇarru-usur und einen Aufseher schicken, 32) damit sie den Mietarbeitern [ihren Lohn] geben. ˙
3.11 BM 56657
BM 56657, als CT 55, 30 von Th. Pinches in Kopie publiziert, ist ein Briefauftrag, also eine datierte und gesiegelte Zahlungsanweisung einer Tempelverwaltung, in diesem Fall des Ebabbar von Sippar, an einen Angehörigen des Tempelhaushalts oder einen dem Tempel verpflichteten Unternehmer, im konkreten Fall zwei Zehntpächter. Briefaufträge sind im Gegensatz zu gewöhnlichen Briefen meistens gesiegelt und datiert. Dieser innerhalb des neubabylonischen Briefkorpus sehr gut vertretene Texttyp ist von J. MacGinnis in: Letter Orders from Sippar and the Administration of the Ebabbara in the Late-Babylonian Period, Poznan´ 1995, untersucht worden. Unser Beispiel datiert aus 498 v. Chr. von Be¯l-iddin und Uballissu-[Gula] an Bunene-sˇimânni und Itti-Sˇamasˇ-bala¯tu, ˙ die über den Zehnten (gesetzt sind). Die Götter mögen bewirken, daß ihr wohlauf seid. (4-8) Zahlt 2 Kor, 1 pa ¯ nu, 4 qû (400 l) Gerste (und) 1 Kor, 3 su¯tu 2 qû (200 l) Datteln an die Arbeitsaufseher Iddina¯ja und Be¯l-ittannu. (9-10) 9. Tebe¯tu, Jahr 23 (von) Darius, König ˙ um den Naturallohn bis zum von Babylon, König (aller) Länder. (11) Es handelt sich 1. Adda¯ru des Jahres 23. (2 Siegelabdrücke) (1-3) Brief
28. 29. 30. 31. 32.
Wolle wurde in Südbabylonien häufig als Zahlungsmittel verwendet. Das bedeutet rechnerische Gesamtkosten von 50 Minen (25 kg) Silber für 1000 Ellen. Cocquerillat liest [sˇe-mu]-ú-nu »ecoute-moi«; die Form ist aber grammatikalisch zweifelhaft. Das erste Wort in Zeile 37 ist nach Kollation offenbar ú -tu-usˇ-tu4 < ete¯ru »bezahlen« zu ˙ lesen. Die Stallarbeiter waren ebenfalls bei dem Bauprojekt außerhalb von˙ Uruk eingesetzt. Hier ist nach Kollation gegen die Kopie das Ende von Zeile 39; am Anfang von Zeile 40 ist eine Lücke von 3-4 Zeichen.
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4. Briefe aus dem 4.-3. Jh. 4.1 910x209.547
Die Tafel Royal Ontario Museum 910x209.547, publiziert von G. J. P. McEwan in: The Late Babylonian Tablets in the Royal Ontario Museum. Royal Ontario Museum Cuneiform Texts II, Toronto o. J., Nr. 50, gehört zu einem kleinen Archiv von Briefaufträgen, die von Schreibern des Enliltempels Ekur an Wollpächter, also Unternehmer, die die Herden des Tempels verwalteten oder den Verschleiß der Wolle des Tempels übernommen hatten, gerichtet wurden. Die Briefe datieren aus dem 35. und 36. Jahr eines Artaxerxes. Welcher König dieses Namens gemeint ist, ist mehrfach diskutiert worden; neue Evidenz spricht für Artaxerxes II. (Jursa, GMTR 1, 111; NABU 2005/6). Der Brief stammt daher aus 368 v. Chr.; er betrifft einen ›Gewährleistungsfall‹ für ein vom Tempel verkauftes Pferd. [Enlil]-sˇumu-ukı¯n und Bala¯tu, die [über die Wolle (gesetzt sind)]: (2-7) Also, zahlt ˙ der Wolle, die euch zur Verfügung steht, anstelle der 1 Mine Silber von dem Silberpreis 1 Mine Silber, die Be¯l-ittannu, der Kanalpächter des Na¯r-Sîn, 33) für ein Pferd, das aus den Toreinnahmen stammt, 34) an die Tempelkasse gezahlt hat, wobei aber (besagtes Pferd danach) in seinem Haus verendet ist, an Be¯l-ittannu. (7-8) 20. Kislı¯mu, Jahr 36 von König Artaxerxes. (8-11) An demselben Tag [gebt (?)] 5 Schekel [Silber] als Preis für ein Untergewand an Mannu-kî-Dilbat …, aus dessen Hand … 35) (Rs.: zwei Siegelabdrücke mit den Beischriften:) Siegel von Ninurta-iddin; Siegel von [Enlil-ittannu].36)
(1) An
4.2 BM 67402
BM 67402, als CT 49, 36 in Kopie von D. A. Kennedy veröffentlicht, gehört zu einem Archiv von rund 90 Briefaufträgen und Quittungen aus dem Verwaltungsbüro der Brauer des Nabû-Tempels von Borsippa, Ezida (Jursa, GMTR 1, 97). Der Brief datiert in die Zeit der Diadochenkämpfe, in das 5. Jahr von Antigonos Monophthalmos (313/2 v. Chr.). von Bullutu, dem [Zahlmeister] der Brauer, an Marduk-sˇumu-iddin, Be¯l-lı¯sˇir? ˙ (Meine) Brüder mögen 5 Kor, 4 pa¯nu, 4 su¯tu (1068 l) Datteln im und Be¯l-aplu-usur. (4-10) ˙ ardabu-Maß, ihre Datteln für das 5. Jahr von General 37) Antigonos, an Nabû-aplu-usur ˙ und Be¯l-isˇkun, die Söhne von Nabû-na¯sir, zahlen. (11-14) 30. Tasˇrı¯tu, Jahr 5 von Antigonos, ˙ dem General. (15-16) (Siegelabdruck und Beischrift:) Siegelring von Bullutu. ˙ (1-4) Brief
33. 34. 35. 36. 37.
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Ein Abgabenpächter, der für einen Bewässerungskanal zuständig ist. Also aus den gelegentlichen Einnahmen des Tempels aus mehr oder weniger freiwilligen Geschenken einzelner Tempelbesucher bzw. Petenten, z. B. durchziehender Beamten. Man kann sich fragen, ob das dem Tempel gestiftete Pferd noch bei bester Gesundheit war. Das Ende von Zeile 10 und Teile von Zeile 11 sind beschädigt und unverständlich. Die Siegelinhaber sind die Absender, zwei z. B. auch aus JCS 40, 150 FLP 1455 bekannte Tempelschreiber des Ekur. Rab u¯qi.
Neubabylonische Briefe
4.3 BM 47316+47323
BM 47316+47323 (Kennedy, CT 49, 122) ist die Hülle zu BM 47329 (Kennedy, CT 49, 123); ein mögliches Duplikat ist das Fragment CT 49, 182 (BM 37015). Der Text stammt aus dem Geschäftsarchiv eines gewissen Mu¯ra¯nu (von 277-254 v. Chr. bezeugt) und seines Sohnes Ea-tabtanâ-bullit (257-253 v. Chr.) aus der Familie Abu˙ ul-ı¯de, die beide mit dem Marduk-Tempel Esangila in vielfältigen Geschäftsbeziehungen standen (Jursa, GMTR 1, 73; eine vollständige Edition durch den Verfasser ist in Druck). (1-5) Brief von Marduk-s ˇumu-iddin, dem Bischof von Esangila, Vater von Be¯l-re¯’ûsˇunu, dem Bischof von Esangila, Be¯lsˇunu, dem Beauftragten von Nikanor, 38) und den Babyloniern, der Tempelversammlung von Esangila, an Mu¯ra¯nu, Sohn des Be¯l-bullissu, den Zimmermann des Prozessionsbootes. 39) (6-12) Gib dem Schächter Bala¯ssu 3 Kor, 4 pa¯nu, 1 su¯tu, 5 qû (695 l) Gerste im Maß zu 16 Handvoll, als Naturallohn für die Schächter für das Jahr 54, abzuliefern in Babylon, von der Gerste von der Pachtabgabe für 2 Jahre für das tagma¯nu-Einkommen 40) vom 54. Jahr, die zu deiner Verfügung steht. (13-14) 11. Kislı¯mu, Jahr 54 (der Seleukidenära), Antiochus (II. Theos) (ist) König. (15-16) Eine Abschrift (dieses Briefauftrags) ist in der Buchhaltungstafel (von Esangila) eingetragen worden.
5. Ein Privatbrief aus dem 2. Jh. (BM 34555) BM 34555, von J. N. Strassmaier in den Actes du huitième congrès international des Orientalistes, 2/I B (1893), als Nr. 32 und von Th. Pinches als CT 51, 72 in Kopie veröffentlicht, stammt aus Babylon und ist nach G. van Driel, ZA 79 (1989) 1072 vielleicht einem Archiv von am Marduk-Tempel in Babylon tätigen Astrologen zuzuordnen (Jursa, GMTR 1, 75). Das im Text genannte 164. Jahr der Seleukidenära entspricht 148/147 v. Chr. In dem Brief geht es um schriftliche Dokumentation über eine Mitgift, d. h. wahrscheinlich über als Mitgift vergebenen Grundbesitz und vielleicht auch Sklaven, die einem zentralen, von der königlichen Verwaltung geführten Register zu entnehmen ist. 41) Zentrale Registrierung (und Besteuerung) von Land- und Sklaventransaktionen sind bekannte Phänomene der babylonischen Spätzeit (Van Driel, Elusive Silver, Istanbul 2002, 183 ff.). von Lâbâsˇi an Iddin-Be¯l, meinen Bruder. Be¯l und Nabû mögen bewirken, daß mein Herr wohlauf und gesund sei. (3-8) Hinsichtlich der Pergament-Urkunde, (einem Auszug) aus den Transaktionen in Bezug auf die Mitgift von fAdirtu, der Tochter von (1-3) Brief
38. 39. 40. 41.
Ein hoher griechischer Beamter. Scil. von Marduk. lúnagar SI ist eine graphische Verkürzung für lúnagar gisˇmá u5. Dieser Beruf hat nichts mit den belegten Aktivitäten von Mu¯ra¯nu zu tun. Ein unklarer Begriff, wahrscheinlich eine indirekte Abgabe, die einzutreiben Mu¯ra¯nu in Form einer Steuerpacht verpflichtet war. Das Register heißt auf akkadisch mukı¯n ˇsarri; s. dazu CAD M/2, 186b, wo die entscheidende Stelle aber nicht korrekt wiedergegeben wird, da epsˇe¯tu als Verbalform und târu als »zurückkehren« und nicht, wie in diesen späten Texten üblich, als »sein, vorhanden sein« verstanden wird (TUAT.NF 1, 98 Anm. 29).
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Nabû-sˇumu-ibni und Ehefrau von Nabû-usursˇu, Sohn von Nabû-uballit, die sich im kö˙ ˙ niglichen Register befinden (sollten) (9-11) (und) die wir im königlichen Register gesucht, aber nicht gefunden haben, sagt man uns, (12-14) daß sich (die Informationen) am (ab dem?) 16. Kislı¯mu des 164. Jahres im königlichen Register für die Babylonier befunden haben. (14-17) Be¯l und Nabû mögen meinen Herrn dazu bewegen, daß du (uns) eine Abschrift davon schickst.
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II. Diplomatische Korrespondenzen der Spätbronzezeit
Briefe aus dem Archiv von el-Amarna Daniel Schwemer Die mit dem Hergebrachten brechende Religionspolitik Amenophis’ IV. (1351-34) fand nicht nur Ausdruck in der Annahme eines neuen, programmatischen Namens durch den Herrscher selbst (Echnaton »Dem Aton wohlgefällig«), sondern auch in der Errichtung einer neuen Stadt in Mittelägypten, die dem König und seinem Hofstaat als Residenz diente. Diese Stadt, die im Ägyptischen »Der Horizont des Aton« genannt wurde, ist besser unter ihrem modernen Namen (Tell) (el-)Amarna (al2Ama¯rna) bekannt, der im 19. Jh. in Anlehnung an den Namen eines in der Nachbarschaft des Ruinengeländes ansässigen Beduinenstammes gebildet wurde. Nach dieser modernen arabischen Bezeichnung wird die gesamte Epoche der ägyptischen und vorderasiatischen Geschichte um die Mitte des 14. Jh. v. Chr. »Amarna-Zeit« genannt. In einem Verwaltungsgebäude im Zentrum der Stadt, das Ziegelinschriften zufolge als »Ort der Briefe Pharaos« diente, fand man 1887 und in den Folgejahren eine umfängliche Tontafelsammlung, die wesentlich aus einem königlichen Briefarchiv bestand. Die Texte, die bei der Verlegung der Hauptstadt nach Theben im dritten Jahr des Tutanchamun (1333-1323) in Amarna zurückgelassen wurden, stammen aus einem Zeitraum von etwa 30 Jahren, der von der späten Regierungszeit Amenophis’ III. bis in das erste Jahr Tutanchamuns reicht. Sicherlich wurden diejenigen Teile der königlichen Korrespondenz, die zum Zeitpunkt der Verlegung der königlichen Verwaltung noch von Bedeutung waren, in aller Regel mitgenommen; was in Amarna gefunden wurde, wäre demnach bewußt ausgeschieden worden. Umgekehrt verdanken wir diesem Usus, daß einige Briefe aus der Regenz Amenophis’ III. ihren Weg nach Amarna in das Archiv seines Sohnes und Nachfolgers Amenophis’ IV. fanden. Bei den meisten Briefen handelt es sich um solche, die an den Pharao oder einen seiner hohen Würdenträger gerichtet waren; daneben fanden sich aber auch einige wenige Kopien oder Entwürfe von Briefen des ägyptischen Königs selbst. Das Briefcorpus als ganzes läßt sich grob in zwei Gruppen einteilen: die sogenannte Internationale Korrespondenz auf der einen und die Vasallenkorrespondenz auf der anderen Seite. Die erste Gruppe umfaßt den Briefwechsel des ägyptischen Königs mit unabhängigen und daher grundsätzlich als gleichrangig betrachteten Fürstenhäusern (das obermesopotamische Mittani-Reich, Babylonien, Assyrien sowie Arzawa und 173
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das Hethiterreich in Anatolien, hier die Teile 1.-4.). Als Vasallenkorrespondenz werden dagegen die Briefe von und an Lokalfürsten in den unter ägyptischer Herrschaft stehenden Teilen Syrien-Palästinas bzw. Kanaans bezeichnet (heute Israel, Palästinenser-Gebiete, Libanon und Syrien, hier die Teile 5.-6.). Sie bilden eine wichtige Quelle nicht nur für die ägyptische Verwaltung in Syrien-Palästina, sondern auch für großräumige politische Entwicklungen, von denen insbesondere die Vasallen im Norden – und das heißt: an der Grenze – des ägyptischen Einflußgebietes betroffen waren (Byblos, Amurru, Qatna). Für die alttestamentliche ˙Wissenschaft gehört die Amarna-Korrespondenz zu den wichtigsten altorientalischen Quellengruppen überhaupt, gibt sie doch Auskunft über die Geschichte der Region des späteren Juda und Israel in der Spätbronzezeit, also jener Epoche, die den ältesten alttestamentlichen Traditionen vorausgeht. Zu den Fürsten, die dem ägyptischen König als Vasallen unterstehen, gehören etwa die Herrscher von Jerusalem, Lachisch, Gezer, Megiddo, Akko und Hazor. Obwohl ihre Briefe durchweg in der Diplomatensprache der Zeit, also dem Akkadischen (Babylonischen), abgefaßt sind, verraten sie durch ihre sprachlichen Besonderheiten doch auch viel über die kanaanäischen Sprachen und Dialekte Syrien-Palästinas in der Spätbronzezeit. Viel Aufmerksamkeit wurde in der wissenschaftlichen Diskussion den »hapi˘ ru¯-Leute« oder »hapiru¯-Truppen« genannten Bevölkerungsgruppen zuteil, da zahl˘ reiche Gelehrte in hapiru (ugaritisch 2pr) die früheste Bezeugung dessen erblicken ˘ wollten, was uns im späteren hebräischen Wort 2ibrî »Hebräer« wieder begegnet. In der Amarna-Korrespondenz und anderen keilschriftlichen Quellen des 2. Jt. v. Chr. dient das Wort hapiru (meist Pl. hapiru¯) jedoch nicht zur Bezeichnung eines be˘ ˘ stimmten Volkes oder einer Sprachgruppe. Vielmehr werden als hapiru¯ umherzie˘ hende Männer ohne feste Einbindung in die städtischen Gesellschaften bezeichnet, die sich vor allem als Söldner verdingen, aber auch als räuberische Banden von der städtischen Bevölkerung gefürchtet werden. Trotz ihrer losen Anbindung an die städtische Gesellschaft stellen die hapiru¯ keine Nomadenstämme dar und wurden ˘ von diesen in den Texten des 2. Jt. terminologisch auch klar geschieden. Von alttestamentlicher Seite wurde in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, daß auch hebräisch 2ibrî ursprünglich wohl eine soziale Kategorie darstelle, die erst in späterer Zeit als ethnischer Begriff verwendet worden sei. Gleichwohl stehen der Gleichsetzung von hapiru (2apı¯ru oder 2a¯piru) mit 2ibrî erhebliche linguistische Bedenken ent˘ gegen, so daß A. F. Rainey die Situation jüngst wie folgt zusammenfaßte: »There is no reason whatever to equate such 2apîru with the Hebrews … – not socially, historically, and especially not linguistically«. 1) Die wichtigsten Editionen und Übersetzungen der Amarna-Briefe werden im folgenden abgekürzt zitiert. Die bis heute grundlegende Bearbeitung in Umschrift und Übersetzung wurde zu Beginn des 20. Jh. vom norwegischen Assyriologen J. A. Knudtzon vorgelegt:
1.
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A. F. Rainey, Amarna and Later: Aspects of Social History, in: W. G. Dever/S. Gitin (ed.) Symbiosis, Symbolism, and the Power of the Past, Winona Lake 2003, 169-187.
Briefe aus dem Archiv von el-Amarna
Knudtzon, EA: J. A. Knudtzon, Die El-Amarna-Tafeln, Anmerkungen und Register bearbeitet von O. Weber und E. Ebeling, VAB 2/1-2, Leipzig 1907-15. Abzeichnungen (»Kopien«) der Keilschrifttafeln, die sich heute zum größten Teil im Vorderasiatischen Museum (Berlin) und im British Museum (London) befinden, wurden ebenfalls schon bald von verschiedenen Gelehrten vorgelegt. Dabei konnte O. Schroeder bereits die Edition Knudtzons für seine Arbeit nutzen: Winckler / Abel, Thontafelfund: H. Winckler / L. Abel, Der Thontafelfund von El Amarna, Mitteilungen aus den Orientalischen Sammlungen, Königliche Museen zu Berlin 1-3, Berlin 1889-90. Bezold / Budge, Amarna Tablets: C. Bezold / E. W. Budge, The Tell el-Amarna Tablets in the British Museum, London 1892. Schroeder, VS 11, VS 12: O. Schroeder, Vorderasiatische Schriftdenkmäler der Königlichen Museen zu Berlin, Bd. 11, 12, Berlin 1915. Einen Meilenstein in der Erforschung der Amarna-Briefe stellt die Neuübersetzung W. L. Morans aus dem Jahr 1992 dar. Sie basiert auf einem gegenüber dem Wissensstand Knudtzons wesentlich verbesserten Verständnis der Sprache der Briefe und auf der erneuten Autopsie nahezu aller Originaltafeln. Jüngst legte auch M. Liverani eine Übersetzung des gesamten Briefcorpus ins Italienische vor: Moran, AL: W. L. Moran, The Amarna Letters, Baltimore / London 1992 (zuvor französische Fassung 1987). Liverani, LA: M. Liverani, Le lettere di el-Amarna, Testi del Vicino Oriente antico 2/3/1-2, Brescia 1998. Eine kleine Auswahl von Briefen haben M. Dietrich und O. Loretz bereits 1985 im Rahmen der ersten Folge von TUAT in deutscher Übersetzung vorgelegt: EA 17, 30, 286, 289 und 292 (TUAT I/5, 512-520). Die Sprache der Amarna-Briefe kanaanäischer Provenienz wurde umfassend von A. F. Rainey beschrieben (Canaanite in the Amarna Tablets, HdO 1/25/1-4, Leiden u. a. 1996). Dort werden auch zahllose Passagen aus den Briefen in Umschrift und Übersetzung geboten.
1. Aus der Korrespondenz mit Babylonien und Assyrien
Daniel Schwemer Unter den erhaltenen Texten aus dem Archiv von Amarna finden sich mehrere Schreiben aus der Korrespondenz zwischen Ägypten und Babylonien. Eine frühere Gruppe von Texten datiert in die Regierungszeiten Kadasˇman-Enlils I. von Babylon (13691355 v. Chr.) und Amenophis’ III. (1388-1351 v. Chr.). Sie betreffen vor allem die Anbahnung von Heiraten zwischen den beiden Königshäusern sowie den Austausch von Geschenken (EA 1-5). Eine spätere Gruppe von Briefen stammt aus der Korrespondenz Burnaburiasˇs II. von Babylon (1354-1328 v. Chr.), zunächst ebenfalls mit Amenophis III. (EA 6), dann mit Amenophis IV. (1351-1334 v. Chr.; EA 7-11). Neben den Briefen selbst legen auch Inventare über Mitgift und Brautpreis-Geschenke (EA 13, 14) Zeugnis davon ab, daß auch in dieser späteren Phase die Anbahnung dynastischer Heiraten einen festen Bestandteil der internationalen Diplomatie darstellte. Daneben 175
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geben die Briefe des Burnaburiasˇ auch Auskunft über die politischen Zustände im ägyptisch beherrschten Kanaan und den Aufstieg Assyriens unter die altorientalischen Großmächte (vgl. bes. EA 8 und 9, hier Nr. 1.1 und 1.2). Vom Machtgewinn der frühmittelassyrischen Herrscher zeugen auch unmittelbar zwei Briefe Asˇsˇur-uballits I. wohl an Amenophis IV. (EA 15 und 16, hier Nr. 1.3 und 1.4). ˙ 1.1 Burnaburiasˇ II. von Babylon an Amenophis IV.: Mord an babylonischen Kaufleuten im ägyptisch beherrschten Kanaan (EA 8) Keilschrifttafel (Mitte des 14. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Berlin, Vorderasiatisches Museum (VAT 152). – Knudtzon, EA 8 (Kopie: Schroeder, VS 11, 5). – Übersetzungen: Moran, AL 8; Liverani, LA 282 (mit Bibliographie).
Babylonische Kaufleute sind im Auftrag kanaanäischer Stadtfürsten aufgehalten, ausgeraubt und teilweise auch ermordet worden. Da es sich bei diesen Stadtfürsten um Vasallen Ägyptens handelt, sorgt die Affäre für Verstimmungen in den Beziehungen zwischen beiden Höfen. Burnaburiasˇ II. (1354-1328 v. Chr.) fordert nicht nur, daß die Übeltäter zur Rechenschaft gezogen werden, sondern auch daß Amenophis als Oberherr über Kanaan die geraubten Güter erstattet. Burnaburiasˇ weist darauf hin, daß Vorkommnisse dieser Art nicht nur den Handel, sondern auch den regelmäßigen diplomatischen Kontakt zwischen beiden Fürstenhöfen gefährden. (Vs. 1-4) Sp[rich
z]u Naphurure[ja] 2), dem König des Landes Ägypten, meinem Bruder; so ˘ Königs des Landes Kar[duniasˇ] 3), dein Bruder: (4-7) Mir geht es (spricht) Burnaburiasˇ, des gut. Dir, deinem Land, deinem Hausstand, deinen Frauen, dei[nen] Kindern, deinen Großen, deinen Pferden (und) deinen Streitwagen möge es sehr gut gehen. (8-12) Ich und mein Bruder haben uns gegenseitig gute Freundschaft erklärt und dies sagten wir: »Wie unsere Väter miteinander freundschaftliche Beziehungen pflegten, so wollen auch wir freundschaftliche Beziehungen pflegen.« (13-21) Nun wurden die Kaufleute, die mit Ahu-ta¯bu aufgebrochen waren, in Kanaan geschäftlich aufgehalten. Nach˘ meinem ˙ dem Ahu-ta¯bu zu Bruder weitergereist war, haben Sˇum-Adda, der Sohn des ˘ ˙ ˇ Balumme, (und) Sutatna, der Sohn des Sˇara¯tum von Akko, in der Stadt Hinnatuna in ˘ Kanaan, nachdem sie ihre Männer (dorthin) geschickt hatten, meine Kaufleute getötet und ihr Silber weggenommen. (22-24) Ich schicke [den … ] … auf schnell[stem Wege] zu d[ir]. Befr[age ihn], so daß er [zu dir] (über diese Affäre) sprechen kann! (Rs. 25-29) [Das Land K]anaan ist dein Land, und [sein]e König[e sind deine Diener]. In deinem Land bin ich beraubt worden. Verhöre [sie und] ersta[tte] das Silber, das sie weggenommen haben. Und töte die Männer, die meine Diener [getötet] haben, und räche (so) ihr Blut! (30-33) Wenn du diese Männer aber nicht tötest, werden sie wieder entweder eine Karawane von mir oder deine Botschafter töten, so daß (der) Botschafter(verkehr) zwischen uns abgeschnitten würde. (34-40) Und für den Fall, daß sie (es) dir gegenüber leugnen: Einen Mann von mir hat Sˇum-Adda, nachdem er ihm die Durchreise verweigert 2. 3.
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Die keilschriftliche Fassung des ägyptischen Thronnamens Amenophis’ IV. (konventionell Nefer-heperu-Re). ˘ Der kassitische Name von Babylonien.
Briefe aus dem Archiv von el-Amarna
hatte, (bis jetzt) zurückgehalten; und ein anderer Mann steht, nachdem ihn Sˇutatna von Akko in Dienst gezwungen hat, (noch immer) in dessen Dienst. (40-42) Und diese Männer soll man zu dir [bring]en; dann siehe(, wie es sich verhält)! Frage nach, o[b sie tot] sind, so daß du informiert bist. (43-47) [Als Gruß]geschenk schicke ich dir eine Mine Lapislazuli. Sch[icke] meinen [B]oten sofort [los], so daß ich [über den Entsch]eid meines Bruders informiert bin. Halte meinen [B]oten nicht zur[ück], er soll [s]ofort aufbre[chen].
1.2 Burnaburiasˇ II. von Babylon an Amenophis IV.(?): Der Aufstieg Assyriens unter die Großmächte (EA 9) Keilschrifttafel (Mitte des 14. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: London, British Museum (BM 29785). – Knudtzon, EA 9 (Kopie: Bezold / Budge, Amarna Tablets 2). – Übersetzungen in Auswahl: Moran, AL 9; Liverani, LA 283 (mit Bibliographie).
Das wichtigste Luxusgut, das von Ägypten nach Babylonien importiert wurde, war Gold. Burnaburiasˇ schreckte nicht davor zurück, mit deutlichen Worten mehr Gold von seinem »Bruder« auf dem ägyptischen Thron zu fordern, wenn ihm die von ägyptischen Botschaftern überbrachten diplomatischen Geschenke zu gering erschienen. In die Regierungszeit des Burnaburiasˇ fällt der Aufstieg Assyriens unter die altorientalischen Großmächte unter Asˇsˇur-uballit I. (1353-1318 v. Chr.). Die neue Macht dieses ˙ auch in der Anerkennung als gleichrangiger frühmittelassyrischen Königs äußert sich Großkönig durch den Pharao (vgl. hier Nr. 1.3 und 1.4). Burnaburiasˇ beobachtet die Anknüpfung diplomatischer Kontakte zwischen Assyrien und Ägypten mit Sorge und versucht in diesem Brief zu einem frühen Zeitpunkt, eine weitere Annäherung zwischen beiden Mächten zu verhindern. Daß er die Assyrer dabei als seine Vasallen bezeichnet und ihre Aktivitäten auf die von Kaufleuten einschränkt, dürfte der Rhetorik des Briefes geschuldet sein und kaum die realen politischen Verhältnisse der Zeit widerspiegeln. (Vs. 1-4) Sprich
zu Nibhurrereja 4), dem König des Landes Äg[ypten, meinem Bruder]; so (spricht) Burnaburiasˇ,˘ der König des Landes Karduniasˇ, dein Bruder: (4-6) Mir geht es gut. Dir, deinem Hausstand, deinen Frauen, deinen Kindern, deinem Land, deinen Großen, deinen Pferden (und) deinen Streitwagen möge es sehr gut gehen. (7-10) Nachdem meine Vorväter und deine Vorväter einander Freundschaft erklärt hatten, schickte[n] sie einander jeweils ein schönes Grußgeschenk und schlugen einander keinen Wunsch nach etwas Schönem ab. (11-13) Jetzt hat mein Bruder zwei Minen Gold als mein Grußgeschenk geschickt. Nun, hweinn Gold reichlich vorhanden ist, schicke 4.
Die keilschriftliche Schreibung des Namens paßt am besten zum Thronnamen des Tutanchamun (Neb-heperu-Re, 1333-1323 v. Chr.). Der Brief würde dann aus der frühen Regierungs˘ zeit dieses Herrschers stammen und zu den spätesten Texten des Amarna-Archivs gehören. Wahrscheinlicher handelt es sich bei Nibhurrereja aber um eine Variantenform für den ˘ Thronnamen Amenophis’ IV. (Nefer-heperu-Re, gewöhnlich Naphururureja u. ä.), an den ˘ ˘ ˇ richten. Bei einer Datierung sich fast alle anderen Briefe des Burnaburias des vorliegenden Briefes auf Tutanchamun müßte sich EA 16 (hier Nr. 1.4) notwendigerweise an dessen Nachfolger Eje richten, was auch aus archivalischen Gründen unwahrscheinlich ist.
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mir soviel wie deine Vorfahren; und wenn es knapp ist, sende mir die Hälfte von dem, was deine Vorväter (schickten). (14-16) Warum hast du mir (nur) zwei Minen Gold geschickt? Derzeit führe ich umfangreiche Bauarbeiten an einem Tempel durch; und ich bin durch diese Tätigkeit stark in Anspruch genommen. Schicke mir viel Gold! (17-18) Und du, sende du Botschaft über alles, was du aus meinem Land begehrst, so daß man es dir bringe. (19-22) Zur Zeit Kurigalzus, meines Vorfahren, schrieben alle Kanaanäer an ihn wie folgt: »K[omm]e zur Grenze des Landes! Wir wollen rebellieren und uns [mit] dir verbünden!« (22-Rs. 29) Mein Vorfahr (aber) schrieb ihnen dies (als Antwort): »Gebt 5) (den Gedanken) auf, mit mir ein Bündnis einzugehen! Wenn ihr gegen den König von Ägypten, meinen Bruder, feindlich werdet (und) euch mit einem anderen (Herrscher) verbündet, würde ich nicht kommen und gegen euch vorgehen? Wie könnte es mit mir ein Bündnis geben?« (29-33) Mein Vorfahr hat sie um deines Vorfahren willen nicht angehört. Was nun die Assyrer, meine Vasallen, angeht: Ich habe sie nicht zu dir gesandt. Warum sind sie auf eigene Initiative in dein Land gekommen? (34-35) Wenn du mich liebst, sollen sie keinerlei Geschäfte machen. Schicke sie mit leeren Händen weg zu mir! (36-38) Als dein Grußgeschenk schicke ich dir drei Minen guten Lapislazuli und fünf Pferdegespanne für fünf Streitwagen aus Holz.
1.3 Asˇsˇur-uballit I. von Assur an den ägyptischen König: Aufnahme˙ diplomatischer Kontakte (EA 15) Keilschrifttafel (zweite Hälfte des 14. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: New York, Metropolitan Museum of Art (MMA 24.2.11). – Knudtzon, EA 15 (Kopie: I. Spar, Cuneiform Texts in the Metropolitan Museum of Art, Bd. I, New York 1988, pl. 112 f.). – Bearbeitungen und Übersetzungen in Auswahl: W. L. Moran, in: I. Spar (Hg.), Cuneiform Texts in the Metropolitan Museum of Art, Bd. I, New York 1988, 149 f. Nr. 102; Moran, AL 15; Liverani, LA 287 (mit Bibliographie).
Beim folgenden Brief handelt es sich um das Zeugnis der ersten, vorsichtigen Kontaktaufnahme Asˇsˇur-uballits I. zum ägyptischen Hof. Ausdrücklich betont Asˇsˇuruballit, daß seine Vorgänger˙ auf dem assyrischen Thron keine Kontakte nach Ägyp˙ ten pflegten; daß er selbst seinen Botschafter zu einem Vorstellungsbesuch nach Ägypten schickt, zeugt von der beginnenden Machtentfaltung des mittelassyrischen Reiches (vgl. hier Nr. 1.2 und 1.4). König des Landes Ä[gypten] sprich; so (spricht) Asˇsˇur-uballit, [der König ˙ und deides Landes As]sur: Dir, deinem Hausstand, deinem Land, deinen Streitwagen nen Truppen gehe es gut. (7-11) Ich habe meinen Botschafter zu dir gesandt, um dich zu sehen und um dein Land zu sehen. Bislang hatten meine Vorgänger keine Botschaften gesandt; heute (aber) sende ich dir eine Botschaft. (12-15) Ich schicke dir einen hervorragenden Streitwagen, zwei Pferde und einen dattelförmigen Stein aus gutem Lapislazuli [al]s dein Grußgeschenk. (16-Rs. 18) Halte den [B]oten, den ich dir gesandt habe, um (dich
(Vs. 1-6) Zum
5.
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Wörtlich: »Gib«.
Briefe aus dem Archiv von el-Amarna
und dein Land) zu sehen, nicht auf. (19-22) Er soll (dich und dein Land) sehen und (dann) zu mir aufbrechen. Er soll deine Einstellung und die Einstellung deines Landes sehen und (dann) zu mir aufbrechen.
1.4 Asˇsˇur-uballit I. von Assur an Amenophis IV.: Von Großkönig zu Großkönig (EA 16) ˙ Keilschrifttafel (zweite Hälfte des 14. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Kairo, Ägyptisches Museum (C 4746 [12209]). – Knudtzon, EA 16 (Kopie: Winckler / Abel, Thontafelfund 9). – Übersetzungen in Auswahl: Moran, AL 16; Liverani, LA 288 (mit Bibliographie).
In diesem späteren Brief tritt Asˇsˇur-uballit wesentlich selbstbewußter auf als in sei˙ nem ersten, hier als Nr. 1.3 übersetzten Schreiben. Er nennt sich von Anfang an »Großkönig« und spricht den ägyptischen Herrscher von gleich zu gleich als »Bruder« an. In deutlichen Worten beschwert er sich über das nach seinem Dafürhalten zu gering ausgefallene Geschenk des Pharaos und fordert »viel Gold«. Beschwerden des ägyptischen Hofes über die Zurückhaltung von Botschaftern in Assur beschwichtigt er und führt Klage über die unangemessene Behandlung seiner eigenen Botschafter in Ägypten, nicht ohne zuvor auf die Wichtigkeit des regelmäßigen Botschafterverkehrs zwischen beiden Ländern hingewiesen zu haben. Naphuri 3a 6), [dem Großkönig], dem König des Landes Ägypten, meinem Bruder, s[prich]; so˘ (spricht) Asˇsˇur-uballit, der König des Landes Assur, der Großkönig, dein ˙ Bruder: (5) Dir, deinem Hausstand und deinem Land gehe es gut. (6-8) Als ich deine Botschafter sah, war ich hocherfreut. Sei versichert, daß deine Botschafter sich bei mir unter zuvorkommendster Betreuung aufhalten. (9-12) Ich schicke dir als dein Grußgeschenk einen hervorragenden königlichen Streitwagen, (wie) er für mich angespannt wird, und (dazu) zwei weiße Pferde, (wie) sie für mich angespannt werden, einen unbespannten Streitwagen und einen siegelförmigen Schmuckstein aus gutem Lapislazuli. (13-18) Sieht so das Geschenk eines Großkönigs aus? Gold, das ist in deinem Land (wie) Erde; man sammelt es (einfach vom Boden) auf. Warum sollte es (nur) in deinem Gesichtkreis bleiben? Ich habe unternommen, einen neuen Palast zu bauen. Schicke soviel Gold, wie für seine Ausstattung benötigt wird! (19-21) Als mein Vorfahr As ˇsˇur-na¯din-ahhe¯ dem Land Ägypten schrieb, da schickte man ˘˘ ihm zwanzig Talente Gold. 7) (Vs. 1-4) Zu
6.
7.
Die Lesung des Königsnamens ist nicht ganz sicher; wahrscheinlich ist der Adressat des Briefes jedoch Amenophis IV. (vgl. aber Moran, AL S. 39 Anm. 1, der eine Deutung der Zeichenreste als keilschriftliche Wiedergabe des Thronnamens des Eje, des zweiten Nachfolgers Amenophis’ IV., in Erwägung zieht). Es ist unklar, ob sich Asˇsˇur-uballit hier auf Asˇsˇur-na¯din-ahhe¯ I. oder II. bezieht. Die enorme ˘˘ Summe von zwanzig Talenten (ca.˙ 600 kg) muß nicht notwendiger Weise eine Übertreibung darstellen; Goldbeträge in dieser Größenordnung wurden als Brautpreis bezahlt, wenn Prinzessinnen vom Hofe eines gleichrangigen Königs in den ägyptischen Hof eintraten und mit dem Pharao verheiratet wurden.
179
Gernot Wilhelm (22-25) Als
der hanigalbatäische König 8) an deinen Vater dem Land Ägypten [sch]rieb, ˘ schickte man (auch) ihm zwanzig Talente Gold. (Rs. 26-31) [Nun] bin ich [gleichrangig] mit dem hanigal[batäi]schen König. Und mir hast du ˘ (nur) [ … ] Gold geschick[t]. Und es reicht (noch) nicht (einmal) für den Lohn meiner Botschafter [h]in und zurück. (32-34) Wenn du in guter Weise nach Freundschaft strebst, schicke viel Gold. Und dies ist dein Haus; sende Botschaft über das, was du begehrst, damit man es dir bringe. (35-36) Wir sind weit voneinander entfernt liegende Länder. Unsere Botschafter sollen regelmäßig in eben dieser Weise unterwegs sein. (37-42) Was das betrifft, daß deine Botschafter aufgehalten worden sind, zu dir (zurückzukehren): Die Sutäer, ihre Führer, sind tot. Bis ich Botschaft gesandt hatte und sie (so andere) Sutäer als Führer nehmen (konnten), habe ich sie zurückgehalten. Wahrlich sollen meine Botschafter (deshalb) nicht aufgehalten werden, zu mir (zurückzukehren). 9) (43-49) Warum läßt man die Botschafter immerzu draußen in der Sonne stehen, so daß sie draußen in der Sonne sterben? Wenn sie draußen in der Sonne stehen, gibt es (dadurch) einen Gewinn für den König? Auch er 10) möge sich hinstellen und draußen in der Sonne sterben: das ist wahrlich ein Gewinn gerade für den König! (50-55) Oder warum sollten sie andernfalls draußen in der Sonne sterben? Die Botschafter, die wir jeweils ge[sandt haben], … . Wird man [meine] Botschafter am Leben erhalten, wird man (sie) draußen in der Sonne sterben lassen? 11)
2. Der Brief Tusˇrattas von Mittani an Amenophis III. in hurritischer Sprache (EA 24)
Gernot Wilhelm Keilschrifttafel (zweite Hälfte des 14. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Berlin, Vorderasiatisches Museum (VAT 422). – Knudtzon, EA 24, und ders., Ergebnisse einer Kollation der ElAmarna-Tafeln, Beiträge zur Assyriologie 4 (1902) 134-153 [ersch. 1899] (Kopie: Winckler / Abel, Thontafelfund 27; Schroeder, VS 12, 200); Transliteration: J. Friedrich, Kleinasiatische Sprachdenkmäler, Berlin 1932, 8-32. – Übersetzungen: G. Wilhelm apud W. L. Moran, Les lettres d’El Amarna, LAPO 13, Paris 1987, 139-151 (französisch); ders. apud Moran, AL 24 (englisch); M. Giorgieri apud M. Liverani, LA 294 (S. 374-391, italienisch). – Weitere Literatur: C. Kühne, Die Chronologie der internationalen Korrespondenz von El-Amarna, AOAT 17, Kevelaer; Neukirchen-Vluyn 1973, 17-48; H.-P. Adler, Das Akkadische des Königs Tusˇratta von Mitanni, AOAT 201, Kevelaer; Neukirchen-Vluyn 1976 (mit Bearbeitung der akkadischen Briefe Tusˇrattas). 8. Der König von Mittani, in dieser Zeit sicherlich Tusˇratta, der seine Tochter Tadoheba Ame˘ nophis III. zur Frau gab. 9. Für die unterschiedlichen Übersetzungsmöglichkeiten für diesen Passus s. Moran, AL 40 f. Anm. 15 und Liverani, LA 364 mit Anm. 8. Der oben gebotenen Übersetzungsvorschlag erscheint uns der plausibelste. 10. Wahrscheinlich ist der König gemeint. 11. Die Deutung des gesamten Passus hängt von der Übersetzung von akkadisch ina s¯ıti ab, das ˙ andere hier Moran, AL 39 folgend mit »draußen in der Sonne« wiedergegeben wird. Für Deutungen s. Moran, AL 41 Anm. 16 sowie Liverani, LA 364 mit Anm. 9.
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Briefe aus dem Archiv von el-Amarna
Das Verhältnis zwischen Mittani und Ägypten war nach langen militärischen Auseinandersetzungen, bei denen es um die Herrschaft über Syrien ging, kurz nach 1400 v. Chr. im Zuge längerer Verhandlungen friedlich geregelt worden. Ob es dabei zum Abschluß eines förmlichen Staatsvertrages kam, wie er uns aus der hethitischen Diplomatiegeschichte bekannt ist (s. TUAT I/2, 135-153), wissen wir nicht. Das freundliche Verhältnis wurde durch Gesandtschaftsaustausch, Geschenksendungen und dynastische Heiraten – letztere stets nur zwischen dem Pharao und mittanischen Prinzessinnen – besiegelt. So heiratete Thutmosis IV. (1397-1388) eine Tochter Artatamas I., und Amenophis III. (1388-1351) eine Tochter Sˇuttarnas II. Nach einer Unterbrechung der ägyptisch-mittanischen Beziehungen infolge eines Königsmordes in Mittani (s. TUAT.NF II, 113) knüpfte Sˇuttarnas Sohn und zweiter Nachfolger, Tusˇratta, an diese Tradition an. Von dem Briefwechsel zwischen Tusˇratta und den Pharaonen Amenophis III. und dessen Nachfolger Amenophis IV./Echnaton sind insgesamt elf Briefe Tusˇrattas erhalten, zu denen noch zwei sehr umfangreiche Geschenklisten treten. Davon sind sieben Briefe an Amenophis III. gerichtet; sie fallen wohl alle in das letzte Jahrzehnt der Regierung dieses Pharao und beginnen mit einem Schreiben, in dem Tusˇratta die Ereignisse schildert, die zum Abbruch der Beziehungen mit Ägypten führten (EA 17, s. M. Dietrich/O. Loretz, TUAT I/5, 517-519). Schon der dritte erhaltene Brief Tusˇratta (EA 19) nimmt Bezug auf den Wunsch des Pharaos, eine Tochter Tusˇrattas zu heiraten. Die folgenden Briefe handeln vor allem von diesem Heiratsprojekt. Es ging dabei insbesondere um die Höhe des Brautpreises, den Amenophis zu entrichten hatte. Die Heirat kam schließlich einige Jahre vor dem Tod des Pharao zustande. Der hier in Übersetzung vorgelegte Brief stammt aus der Zeit unmittelbar nach der Entsendung der Prinzessin, möglicherweise wurde er mit derselben Karawane nach Ägypten geschickt. In allen Briefen bis auf diesen bedient Tusˇratta sich der akkadischen Sprache. Warum der vorliegende Brief in hurritischer Sprache abgefaßt wurde, ist unbekannt. Er umfaßt 495 Zeilen und war für die Erschließung von Grammatik und Wörterbuch des Hurritischen ein Jahrhundert lang die wichtigste Quelle. Allerdings ist die Tafel in einer sehr kleinen Schrift geschrieben, die Oberfläche ist oft beschädigt, und Teile der Tafel fehlen ganz. Trotz kontinuierlicher Forschungsfortschritte ist der Text noch nicht durchgehend verständlich, insbesondere sind zahlreiche Vokabeln in ihrer Bedeutung noch nicht erschlossen, und vieles bleibt unsicher. Um den Stand der Erschließung zu dokumentieren, sind hier auch solche Stellen, die nur bruchstückhaft verständlich sind, wiedergegeben, auch wenn der eigentliche Sinn der betreffenden Passage unklar bleibt. § 1 (Vs. I 1) [Dem Nim]mori[a 12), dem König von Ägypten, meinem Bruder, (2) mei]nem [Schwiegersohn], de[n ich liebe, der mich liebt, sage:] (3) [So (spricht) Tu]s ˇra[tt]a, der Kö[nig des Landes Mittani, dein Schwiegervater, (4) der dich liebt, dein Bruder. M]ir geht es gut. (5) [Dir möge es g]ut gehen. Mei[nem Sch]wiegersohn, deinen Frauen, (6) [deinen Kindern, deinen] Großen, deinen [Pfe]rden, deinen 12.
Neb-maat-Re, Thronname Amenophis’ III., an mehreren Stellen dieses Briefes auch als Immoria und in den akkadischsprachigen Briefen als Nibmuaria, Nimuwaria oder Mimmuria wiedergegeben.
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Streitwagen, (7) de[inen Truppen], deinem Lande und deinem [Be]sitz möge es sehr gut gehen! § 2 (8) Wahrlich, unsere Vorväter, (9) [diejenigen von mir un]d [die] meines Bruders, standen in freundschaftlichen Beziehungen. (10) […] alle … aus dem ägyptischen (11) Land. Der Hethiter (und) die (Leute) des hurritischen (12) [Landes] … (13) […]… sie sind zahlreich. Wie (14) […] Der Hethiter ist dem hurritischen (15) [König] ein 13) Feind. § 3 (16) […] So ist es. (17) […].. ist nicht als Feind (18) […] mein Bruder hat sehr beschenkt … (19) [Und wir wollen gut zueinander sein] (und) einander lieben. Das hurritische (20) [Land] und [das ägyptische] Land (21) […]… [un]terstützen einander. (22) […]… wegen des ganzen (23) […] wir untereinander (24) […]… Tesˇsˇob 14) (25) [und Amanu 15) … und] … wir/uns (26) […] sehr, sehr (27) […]…[…]. (28-40) (abgebrochen) § 4 (41) […]…[…] (42) […] sie sind [nicht] vorhanden […] (43) […] … […] (44) […] mache ich, und ich werde es […]. (45) […]… vier ..[…] … (46) und … hat er gegeben. § 5 (47) … wiederum die Tochter meines Vaters Sˇuttarna … (48) […] hat er gegenüber dem meines Großvaters ve[rzehnfacht] (49) […] … […] zwei … mein Bruder (50) […] [Als] er zu mir schickte (mit den Worten:) (51) [»Tadoheba,] deine Tochter, gib als meine Frau!«, (52) […] habe ich zu Asˇsˇudemi nicht »Nein!« ˘gesagt, und (53) […] zu Mane, deinem Gesandten, (54) […] der (Gen. Pl.) … meines Bruders …, welches (55) […] in schöner Weise, ob (56) […]… ich/mich alles [se]hr, sehr (57) […] alles jenes (58) […] habe ich in schöner Weise getan. § 6 (59) […] Mane, dein Gesandter, (60) und du hast eine Gabe in Form von feinem Öl für ihr Haupt … geschickt, (61) und du hast Öl auf ihr Haupt gegossen 16), meines Bruders (62) [Frau] ist die Herrin des Landes Ägypten, (63) und … ganze (64) […] … hat … genommen. § 7 (65) […] jetzt hat mein Bruder geschickt. Und der Brautpreis (66) … und mein ganzes … (67) mein Bruder uns sehr, sehr (68) … ganz und gar, mein ganzes Land sehr, sehr (69) … und ich habe jenes alles ganz und gar (70) … in sehr, sehr schöner Weise getan (71) mit meiner/m … (und) mit denen, die ich liebe. Mane, (72) dein Gesandter, hat sie (73) allesamt gesehen, die Dinge, die ich getan habe. § 8 (74) Wie nun mein Bruder mich liebt, (75) wie nun ich meinen Bruder liebe, (76) so mögen uns Tesˇsˇob, Sˇa(w)osˇka 17), Amanu, (77) Sˇimige 18) und Ea-sˇarri 19), sie, die (78) Götter, in ihrem Herzen sehr, sehr lieben, (79) damit [wir uns] in langen Jahren in erfreulicher Weise sehr, sehr (80) erfreuen. Und die Dinge, die wir uns wünschen, (81) möge in schöner Weise in unserer Mitte der eine betreffs des anderen (82) in sehr guter Weise tun. § 9 (83) Und Kelia, mein(!) Gesandter, hat die folgenden Worte (Text Sg.) gesagt, (84) und er sagt folgendermaßen: »Dein Bruder Nimmoria, (85) der Herr Ägyptens, hat ein … 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19.
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Wörtlich: »sein«. Der hurritische Wettergott und Götterkönig. Der ägyptische Gott Amun. Wörtlich: »gelegt«. Hurritischer Name der Liebes- und Kriegsgöttin Isˇtar mit der Bedeutung »die Große«. Der hurritische Sonnengott. Ea-König, eine Form des sumerisch-babylonischen Gottes der Quelltiefe und der Beschwörungskunst.
Briefe aus dem Archiv von el-Amarna
Geschenk gemacht, (86) und nach Ionu 20), der Stadt des Sˇimige 21), hat er (es) gebracht, ˇ imige, seinem Gotte, seinem Vater, hat er (es) aufgestellt. (88) Und er hat (87) und dem S alle Geschenke seiner Vorväter (89) sehr, sehr erfreulich gemacht. (90) Und das Land deines Bruders hat die Beutestücke bewundert. So ist das Geschenk abgegangen, (91) und dein Bruder ist selbst hinsichtlich des Geschenks (92) entzückt.« Und es hat Kelia das Abgehen des Geschenks beobachtet, (93) und er sagt folgendermaßen: »Er hat (es) von/mittels zehntausend … (94) … So hat er es zu der (Stadt) des Sˇimige gelangen lassen, (95) und ich … sehr.« So (96) hat er sein Tun beschrieben. Die (Dinge, die) als … (97) des Landes meines Bruders (98) für ihn selbst gemacht sind, die (99) …, die mein Bruder betreffs des Geschenks (100) gemacht hat, die mögen (101) Sˇimige, Amanu und Ea-sˇarri (102) für meinen Bruder und sein Land als Ruhm (103) senden, in … und in Leben. ˇ imige, (104) Die Dinge, die mein Bruder betreffs des Geschenks (105) gemacht hat für S ˇ (106) (107) seinen Gott, seinen Vater, die wird Simige meinem Bruder geben, und alle Dinge, die mein Bruder von Herzen (108) wünscht, (109) wird er in Angriff nehmen, fürwahr! § 10 (110) Und mein Bruder möge sich über jene Sache nicht betrüben. (111) Die Gesandten meines Bruders, die (112) ich … (113) und …, jene habe ich keineswegs aufgehalten, und mein Bruder möge jene hören, [er möge] … (114) Kelia, meinen Gesandten, und Mane, deinen Gesandten, (115) habe ich entlassen, und sie kommen zu meinem Bruder. (Vs. II 1-3) […], (4) und mein Bruder hat sie … und sehr rasch (5) kehren sie zurück. Was ich (noch) nicht getan habe (6) für die Frau meines Bruders, (7) als ich Kelia und Mane (davon reden) hörte, als sie gingen, (8) war/habe ich … und … (9) zu der Mitgift der Frau meines Bruders bin ich … und ich würde mich (damit) sehr, sehr beschäftigen (10) in einer dem Herzen meines Bruders gemäßen Weise, (11) und … wir könnten … von unserem … Ort aus. 22) § 11 (12) Und zu meinem Bruder will ich (noch) ein Wort sagen, und mein Bruder (13) möge es hören. So kommt (nun) Mane, meines Bruders (14) Gesandter. Wenn die Mitgift gebracht wird – (15) der Brautpreis, den mein Bruder [als] meine Gabe (16) geschickt hatte –, als Mane [ihn] über[gab], (17) versammelte ich mein ganzes Land, (18) und meine auswärtigen Gäste, soviel vorhanden sind, waren da; Und ich sagte zu (19) Mane: »Alle Geräte, die mein Bruder (20) geschickt hat, (21) alle Tafelbehältnisse, die mein Bruder (22) hat bringen lassen, die sind unbeschädigt. (23) [Die Siegel/gesiegelten Behältnisse] sollen alle zerbrochen werden, (24) sie sollen überprüft werden, die Gaben 23) sollen ausgebreitet werden.« § 12 (25) Und er hat sie in hohem Maße in der versprochenen Weise behan[delt] .[… (26) ..]. und ich habe gesagt: Mein Land (27) wird mich …, meine auswärtigen Gäste (28) werden mich … Wenn alle die[se] (29) […].. Tafelbehältnisse und alle Geräte (30) … habe ich alle … 24) (31) … für mein Land (und) für meine auswärtigen Gäste … (32) Wie si[e …] (33) seh[r …] 20. Herkömmliche Lesung: Ihibeni; gemeint ist wohl Heliopolis. ˘ Sonnengottes ist hier auf den ägyptischen Sonnengott Re bezo21. Der Name des hurritischen gen. 22. Ch. Girbal, Zum hurritischen Vokabular, SMEA 29 (1992) 166: »Wir sind von unseren entfernten (Wohn)orten aus einander dennoch nahe«. 23. Wörtlich: »Beutestücke«? 24. »Menschen«.
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Gernot Wilhelm
§ 13 (34) […]… ich [habe] ihn/sie/es …[…] (35-37) (weitgehend
zerstört) (38-47) (vollständig abgebrochen)
(48) […]…
mein[en] Bruder (49) […].. ich. Wenn ich in sehr hohem Maße (50) […].., wird mein Bruder mich sofort benachrichtigen, (51) daß ich/mich […], und schreckliche Dinge (52) mögen die Götter nicht zulassen; [ich …] gekränkt […] (53) Wenn es geschehen sollte, und mein Bruder wird eine Goldsendung (54) als Gabe für mich schicken, darüber (55) würde ich mich in sehr, sehr hohem Maße freuen in meinem Herzen, ganz und gar; (56) und so habe ich sie 25) nun zu meinem Bruder gesagt, (und) [er möge] (sie) kennen. § 14 (57) Nun aber möge den Mane, den Gesandten meines Bruders, (58) mein Bruder abfertigen 26). Wenn er Geräte, (59) vier aus Ebenholz, zwei aus Elfenbein, […] 27) (60) aus Gold, alle … 28), heraufbringen würde –, wie ich (61) mich über die eine große Mitgift(sendung) … (62) in sehr hohem Maße gefreut habe –, (63) was mein Bruder schicken wird, (64) hinsichtlich dessen [würde] ich [mich] in sehr hohem Maße [freuen]. § 15 (65) Und die Dinge, die in unserer Mitte Tesˇsˇob und Amanu (66) getan haben, sollen … Wie d[ie] … (67) einander lieben, so wir untereinander, (68) und untereinander sind wir einig. Das hurritische Land (69) und das ägyptische Land sind deswegen (70) untereinander wie ein einziges Land einig und unterstützen einander. (71) Ich bin wie der H[err] des ägyptischen Landes, (72) und mein Bruder ist wie der H[err] des hurritischen Landes. (73) Sowohl diese ganzen beiden Länder (74) als auch wir, ihre Herrscher, (75) wenn diese großen Dinge wie/als … (76) in unserer Gleichrangigkeit unsere Götter gebracht haben, (77) schicken wir nicht das … unserer Götter, des Tes ˇsˇob (und) des Amanu? (78) Niemand hat in der Weise wie meine Vorväter (und) ich (79) liebevollen Umgang gepflegt. Was eine andere Sache ist: Und (80) alle Dinge, (79) die …, für/bei uns …, (81) fürwahr! … Land … (82) Für uns mögen sie … (83) alle … anderen Länder, welche meinem Bruder … (84) in Bezug auf / wegen seines einzigen Wortes will ich mit meinem Bruder (85) liebevollen Umgang pflegen. So soll es sein! § 16 (86) Den Mane möge mein Bruder abfertigen. Wenn (87) er anwesend war, habe ich in rechter Weise einen Empfang gegeben, und die anderen (88) Länder (und) alle Gesandten waren anwesend, und er sprach, (89) (und) alle anderen Länder (und) meine Dienerschaft waren anwesend. (90) Wenn ich … meinem Haupt …, wenn (91) Mane nicht da ist, … (92) alle anderen (Dinge), die ich mache. So (93) möge mein Bruder mit mir liebevollen Umgang pflegen … (94) und alle Länder … § 17 (95) Mane, dein Gesandter, ist sehr gut, es existiert kein (96) [Me]nsch (!) so wie (er) in den Ländern, in ihrer Gesamtheit, (97) so möge mein Bruder ihn immer wieder in mein Land schicken. (98) …, welches ich gesehen habe, … (99) …, das er in meinem Land gemacht hat, existiert nicht; (100) mein Bruder selbst hat den Mane groß gemacht. Von dem […].. (101) … existiert nicht. Das Wort, das (102) Mane meinem Bruder sagen wird, ist g[ut] und (103) wahr, und mein Bruder möge ihn/es …, er tut nichts Böses, (104) er verändert meinem Bruder nichts vo[n] seinem W[ort], (105) er verändert auch mir nicht
25. 26. 27. 28.
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Sc. diese Worte. Im Sinne von »mit Aufträgen und Geschenken versehen abreisen lassen«. Falls Zahlwort, kommen insbesondere »vier«, »neun« und »zehn« in Frage. M. Giorgieri apud Liverani, LA 381: »alle (?) von bester Qualität (??)«.
Briefe aus dem Archiv von el-Amarna
mein Wort. Er spricht (und) ich höre [se]in [Wor]t; (106) Wahres gibt er nicht als Falsches wieder, und Falsches gibt er nicht als Wahres wieder. § 18 (107) Nun aber [hat] m[ein] Bruder [ge]schickt, und (zwar) den [Ma]ne hat [mein Br]uder (108) geschickt, und huradi-Soldaten hat m[ein] Bruder mir zusammen mit ˘ ha[t m]ein [Bruder] heraufge[schickt]. (110) Er ist [Man]e (109) geschickt. Den Braut[preis] gekommen […], u[nd] mein Bruder […] (111) den Mane, mein[es] Br[uders G]esandten …[…]… (112) in sehr, sehr hohem Maße. […]-äische Gast … (113) habe ich nicht gemacht. (114) Wie […] mein … 29) meines Landes … […] (115) … ich … mein… […] … § 19 (116) Die … meines Bruders, die mit Mane kommen, (117) habe ich sehr geehrt 30), ich habe sie verköstigt 31) […] (118) Die Truppe meines Bruders hat … (119) […] ich habe sie in guter Weise fett gemacht 32), (120) so habe ich sie verköstigt. So (121) ist es fürwahr, so ist es fürwahr, (122) diese könnten …, (123) wie ich meines Bruders Truppe verköstigt habe, (124) wie ich (sie) fett gemacht habe. § 19a (Rs. III 1) Und mein Bruder hat eine Frau gewünscht, eine H[errin] Ägypten[s], (2) und nun habe ich sie gegeben, und sie ist [zu meinem] Brud[er] gegangen. (3) Wie sie diesem … ganz gemäß ist, jeder soll (es) sehen! (4) Dieses Ganze ist eine große Freude, und …, (5) fürwahr! Sowohl was das (6) hurritische Land in jeder Hinsicht (betrifft), als auch, was das (7) ägyptische Land in jeder Hinsicht (betrifft) –, durch alles, was die Frau meines Bruders (8) meinem Bruder zeigt, (9) in Bezug auf dieses alles … er nicht ein Blinder, für (10) wahr, …, fürwahr! § 20 (11) Und nun habe ich meinem Bruder eine Frau 33) gegeben, und sie ist gegangen (12) zu meinem Bruder. Wenn sie kommt, (13) wird mein Bruder sie sehen, daß sie gegeben wurde. Und sie kommt (14) zu meinem Bruder, sie entspricht dem Herzen meines Bruders. (15) Und die Mitgift wiederum wird mein Bruder sehen, (16) wie sie gegeben ist. Und wir … von unserem …, (17) und wir sind nicht … 34) (18) (Die Dinge), die ich meinem Bruder geschickt habe, habe ich geschickt, und mein Bruder wird sie sehen, (19) sie kommen zu meinem Bruder, und sie …, und sie … § 21 (21) Und wenn nun die Frau meines Bruders kommt, (22) wenn sie meinem Bruder gezeigt wird, (23) möge man (sie) kleiden 35) als mein Fleisch 36) von meinem (Fleisch), und als mein Fleisch (24) möge man (sie) zeigen. Und mein Bruder möge das ganze Land (25) versammeln, und alle anderen Länder (26) und die auswärtigen Gäste (und) alle Ge29. 30. 31.
32. 33. 34. 35. 36.
Ein Kollektivbegriff unbekannter Bedeutung. So nach EA 20: 64. So entsprechend EA 20: 64 uktebber-sˇunu, was nun wegen hurr. saz=o/ul- »verköstigen« (E. Neu, Zum hurritischen Verbum, OrNS 59 [1990] 229 f. Anm. 17 und sonst, J. Fincke, Beiträge zum Lexikon des Hurritischen, SCCNH 7 [1995] 20) wörtlich, nicht in übertragener Bedeutung »to treat with distinction« (so Moran, AL S. 48; ähnlich CAD K, 5, und H.-P. Adler, Das Akkadische des Königs Tusˇratta von Mitanni, AOAT 201, Kevelaer; NeukirchenVluyn 1976, 141) zu übersetzen ist. Übersetzung nach der Entsprechung sˇe¯do/u- ~ heth. wargnu- »mästen, fett machen«, s. E. Neu, Das hurritische Epos der Freilassung I, StBoT 32, Wiesbaden 1996, 112. Wörtlich: »eine Frau meines Bruders«. Ch. Girbal, Zum hurritischen Vokabular, SMEA 29 (1992) 167: »Wir sind von unseren (Wohn)orten aus einander dennoch nahe, wir sind voneinander nicht fern.« So mit M. Giorgieri apud Liverani, LA S. 384. Mit I. Wegner, Hurritisch, Wiesbaden 2000, 154 f. ist uzˇi vielleicht identisch mit uzi (»Fleisch«, entsprechend akk. ˇs¯ıru »Fleisch«, auch im Sinne von »Blutsverwandter«).
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sandten mögen anwesend sein. (27) Und man möge meinem Bruder die für ihn bestimmte 37) Mitgift zeigen, (28) und man möge alles vor das Angesicht meines Bruders ausbreiten. (29) Wenn es vor das Angesicht meines Bruders ausgebreitet werden wird, (30) möge man an einen einzigen Ort … 38) Und es möge mein Bruder nehmen (31) alle auswärtigen Gäste und alle Gesandten (32) und alle anderen Länder und die Streitwagenkämpferschaft, (33) welche mein Bruder wünscht, damit mein Bruder eintritt, 39) (34) und er möge die Mitgift ausbreiten, und sie möge (seinen Wünschen) entsprechen! 40) § 22 (35) Nun, meines Vaters Tochter, meine Schwester, sie selbst ist da, 41) (36) und die Tafel ihrer Mitgift, sie selbst ist vorhanden; (37) auch meines Großvaters Tochter, die Schwester meines Vaters, (38) sie selbst ist da, und die Tafel ihrer Mitgift, sie ist (39) ebenfalls selbst vorhanden. Mein Bruder möge sich die Tafeln der beiden geben lassen, (40) und er möge sie hören. Und von mir die Tafel (41) der Mitgift, welche ich gab, möge er sich auch geben lassen, (42) und mein Bruder möge sie hören (und erfahren), daß die Mitgift umfangreich ist, (43) daß sie schön, daß sie meinem Bruder angemessen (ist). § 23 (44) Wenn andererseits die Tafeln der Mitgiften meiner Schwester und Vatersschwester 42) selbst nicht (mehr) existieren, (45) – mein Bruder (46) … selbst nicht, und es gibt keinen, der es nicht weiß, 43) (47) und mein Bruder weiß selbst, (48) daß keine (Tafeln) existieren, über welche die Könige nicht informiert sind. § 24 (49) Zu meinem Bruder will ich (noch) etwas sagen, und mein Bruder möge es hören. (50) Ich habe meinen Bruder viel mehr als meine Vorväter beschenkt 44), (51) in liebevoller Weise, so habe ich (ihn) beschenkt. Und ich möchte sagen: (52) Die Dinge, die Artatama, mein Großvater, für deinen Vater (53) getan hat, waren in einer Weise …, (54) und ich als einziger habe sie bei meinen Sendungen verzehnfacht. (55) Die Dinge wiederum, die mein Vater für dich (56) getan hat, die habe ich als einziger (57) bei meinen Sendungen verzehnfacht. Die (Dinge), die (58) mein Großvater (und) mein Vater deinem Vater (und) dir als Geschenk (59) geschickt haben, nun, sie waren großzügig 45), (60) aber sie waren gemäß ihrem Wert nicht gleich dem (Wert) der (Geschenke) von mir. (61) Und nun wird mein Bruder selbst (die Dinge) sehen, die ich (62) meinem Bruder geschickt habe. So will ich meinem Bruder (63) (Geschenke) schicken, fürwahr! (64) So will ich mit meinem Bruder treulich umgehen, so will ich (65) gegenseitige Liebe bezeigen, fürwahr! § 25 (66) Und die Pferde hat mein Bruder nicht in der Weise wie (bei) meinen Vorvätern mit Gold (67) vergolten. Das Gold des …, das dein Vater meinem Großvater (68) als 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45.
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Wörtlich: »seine«. Ch. Girbal apud I. Wegner, Hurritisch, Wisbaden 2000, 156, erwägt eine Bedeutung »sich begeben«, »zusammenkommen«. Gemeint ist wohl im Anschluß an M. Giorgieri apud Liverani, LA 384: »… die er bei seinem Eintritt (dabei zu sein) wünscht«. Diese Bedeutung von sˇir- (intr.) ist aus der Bedeutung von sˇir- (tr.) »bestätigen« abgeleitet; s. J. Fincke, Rez. zu SCCNH 2, WO 22 (1991) 202. In den akkadischen Briefen wird in vergleichbaren Kontexten msˇl D »entsprechend machen« verwendet. D. h. am Hof des Pharao. Der Text verwendet einen von ela »Schwester« gebildeten Kollektivbegriff. Oder mit M. Giorgieri apud Liverani, LA 385: »Es gibt (nichts), was er nicht weiß«. Ch. Girbal, ZA 78 (1988) 126: »geehrt«. So mit Ch. Girbal, Zum hurritischen Vokabular, SMEA 29 (1992) 159 f.
Briefe aus dem Archiv von el-Amarna
Brautpreis geschickt hat, das (Gold), das du meinem Vater (69) als Brautpreis geschickt hast, war sehr viel mehr als das deines Vaters. (70) Und mir hat mein Bruder nicht Gleiches geschickt 46), (71) was er als den (Brautpreis) meines Vaters geschickt hat. Und mein Bruder (72) möge mich ruhmreich machen 47) in den Augen der Könige, meiner Gleichrangigen, (73) (und) der anderen Länder. Mit Gold (74) möge mich mein Bruder in großem Maße versorgt 48) sein lassen, und sie mögen mich sehen. Und mein Bruder (75) möge außerdem einmal meine Angelegenheit behandeln, 49) und mein Herz (76) möge er nicht kränken! (77) Ein goldenes geg[osse]nes Bildnis (76) meiner Tochter, der Frau meines Bruders, (78) möge m[ein Brude]r herstellen. … (79) [ … ] … […] (80) [… ] [S]o mögen sie … (81) […] macht mein Bruder von Herzen (82) … von seiner Person … (83) […] von seiner Person … (84) … nicht … nicht … Meinem Bruder … […] … Und mein Herz möge er nicht kränken! Und mein Bruder möge geben (86) in der gewünschten Weise ge[mäß] meinem Herzen, [das, was] (meinen Wünschen) entspricht. (87) Und mein Bruder [möge mich] viel mehr als meine Vorväter beschenken, (88) und sehr ruhmreich möge mich mein Bruder machen in den Augen (wörtlich: Sg.) meines Landes, (89) und mein Bruder möge mein Herz nicht kränken! Darum (90) habe ich von meinem Bruder nur ein gegossenes Bildnis meiner Tochter aus Gold (91) gewünscht; ich weiß, daß mein Bruder meine Person (92) in sehr, sehr hohem Maße von Herzen liebt, (93) ich weiß aber auch, daß das Gold, wenn es meinem Bruder in sein Land …, (94) viel ist; in den Augen meines Bruders ist es nicht wertvoll, und mein Bruder (95) möge es nicht zurückhalten, 50) mein Herz möge er nicht kränken, und in dem Maße, in dem es vorkommt, (96) … möge mein Bruder das, was (meinen Wünschen) entspricht, geben. Und zum andern, (97) ein elfenbeinernes Bildnis möge mein Bruder geben. Wie (98) ich zu meiner Gottheit Sˇa(w)osˇka von Ninive (99) sagen werde: »Ein goldenes Bildnis sollte für mich als mein … (100) vorhanden sein!«, so soll es sein! Mit der Erde (101) (und) mit dem Himmel sind die Worte gesprochen 51); wie (102) sie gesagt werden sollten, so soll es sein: »Dieses (103) goldene gegossene Bildnis ist Tadoheba, die Tochter des Tusˇratta, (104) des Herrn von Mittani, die er als Frau des Immoria˘52), (105) des Herrn von Ägypten, gegeben hat. (106) Und Immoria hat ein gegossenes Bildnis aus Gold gemacht, (107) und dem Tusˇratta hat er es liebevoll geschickt.« § 26 (108) Und wegen all diesem sind wir untereinander einmütig und lieben wir beide einander (109) in sehr, sehr hohem Maße. Und unsere Länder (110) unterstützen einander. Wenn ein Feind eines Bruders doch (111) nicht existierte! Falls aber einmal ein Feind (112) meinem Bruder in sein Land eindringen sollte, schickt mein Bruder (113) zu mir, und hurritisches Militär 53), Panzer, Waffen (114) und überhaupt alles betreffs des Feindes meines Bruders (115) steht zur Verfügung. Sollte aber andererseits von mir ein Feind existie46. 47. 48. 49. 50. 51. 52. 53.
Wörtlich: »gleichgemacht«. Die Übersetzung beruht auf dem Vergleich mit der Form ú-bar-ra-ha-an-ni in EA 20: 74 und ˘ deren Emendation zu usˇarrahanni (sˇrh Sˇ) in CAD B 101 (so auch Moran, AL 48 ff. und Live˘ ˘ Liverani, LA 386). rani, LA 372; danach M. Giorgieri apud Wörtlich: »beschickt«. Im Sinne von »nach meinem Wunsch verfahren«? Der Vergleich mit EA 29: 164 zeigt, daß die Wurzel o/ull- akkad. kalû entspricht. Etwa im Sinne von »unter Anrufung von Erde und Himmel ist es versprochen«? S. oben Anm. 12. Wörtlich: »das hurritische Land«.
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ren, – (116) wenn ein Feind von mir doch nicht existierte! – werde ich zu meinem Bruder schicken, (117) und mein Bruder wird das ägyptische (118) Land, Panzer, Waffen und überhaupt alles (119) betreffs meines Feindes schicken. … unser Feind (120) … große Könige, (121) große Länder … Feind … jener Feind, (122) welchen … ein Feind von uns (123) ist nicht vorhanden, und ein uns Gleichgestellter (124) ist wegen all jenem nicht vorhanden. § 27 (Rs. IV 1) Und (noch) ein Wort will ich meinem Bruder sagen: (2) In Gegenwart meines Bruders sind böse Worte zahlreich; einer, der es (ihm) sagt, ist (aber) nicht vorhanden, (3) jene (bösen Worte) kommen nicht vor das Angesicht eines Großen. Dem König (4) ist (nun aber) ein böses Wort gesagt, ein Schwätzer 54), hat in unguter Weise (5) zu meinem Bruder hüberi meine Person gesprochen, er hat mich (6) denunziert, 55) und ich habe wiederum gehört, daß mein Bruder eine … Sache (7) gemacht hat und ein großes … hat mein Bruder … (8) Und für die/bei den Leute[n] von Awar 56) hat er hingestellt, und er hat … ; (9) ich habe es gehört, und ich habe mich gefreut. Wenn (10) mein Bruder es nicht in dieser Weise gemacht haben sollte, wäre ich sehr betrübt. (11) Und jetzt wiederum hat ein Schwätzer gesprochen; (12) Parattuiranna sagt sie 57): mein Bruder (ist) brüderlich (gesonnen). (13) Das betreffende Wort ist vorhanden, das betreffende … kommt so, (14) (wie) man (es) gesagt hat, das betreffende Wort ist in … Weise gesagt, und mein Bruder (15) möge (es) vor seinem Land betreffs des großen … (16) … sie etwa …, ein böses Wort sagt man zu meinem Bruder (17) nicht. Ein böses Wort, welches jemand etwa zu meinem Bruder (18) in Bezug auf mich (19) (oder) in Bezug auf mein Land sagt, (20) jene Worte möge mein Bruder nicht hören, wenn Mane und Kelia sie (21) nicht sagen. Die (Worte) aber, die Mane und Kelia sagen (22) in Bezug auf mich (oder) in Bezug auf mein Land, (23) die sind wahr und richtig, und mein Bruder möge sie hören! (24) Das wiederum, was jemand zu mir (25) in Bezug auf meinen Bruder (oder) in Bezug auf sein Land etwa äußert, (26) die (Worte) will ich nicht hören, wenn Kelia und Mane (27) sie nicht sagen. Was aber Kelia und Mane sagen werden (28) in Bezug auf meinen Bruder (oder) in Bezug auf sein Land, (29) sie 58) sind wahr und richtig, und ich will sie hören! § 28 (30) Und nun, alle die Dinge, (31) die mein Bruder genannt hat, die er wünscht, die (32) habe ich zehnfach gemacht. Das Herz meines Bruders habe ich (33) durch kein einziges Wort gekränkt! Die Frau meines Bruders (34) habe ich gegeben, die dem Herzen meines Bruders entspricht. (35) Nun habe ich den Mane, den Gesandten meines Bruders, nun auch (36) Kelia und Ar-Tesˇsˇob und Asali, meine Gesandten – (37) Kelia ist ein Großer und Asali ist als mein Tontafelschreiber (38) …, – zu meinem Bruder in sehr guter Weise (39) abgeschickt, und mein Bruder wird sie sehen. § 29 (40) Und mein Bruder möge meine Gesandten nicht zurückhalten, er möge (sie) nicht …, (41) und mein Bruder möge mich nicht …, und meine Gesandten (42) möge mein Bruder schleunigst entlassen, und ein Wort … ich. (43) (Über) das Wohlbefinden
54. 55. 56. 57. 58.
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Bedeutung unsicher, evtl. auch »Denunziant«; wörtlich: wohl »einer, der gesprochen hat«; vgl. die Bildung asˇh=ozˇ=i=kk(i)=o=nni »Ritualherr«, wörtlich: »einer, der geopfert hat«. ˘ Wörtlich: »in unguter Weise besprochen«. Nur hier bezeugter, unidentifizierter Ort. Gemeint sind wohl die folgenden Worte. Sc. die Worte.
Briefe aus dem Archiv von el-Amarna
(und den) guten Zustand meines Bruders möchte ich hören, (44) und ich will mich sehr über das Wohlbefinden meines Bruders freuen. § 30 (45) Mein Bruder könnte sagen: »Du selbst hast meine Gesandtschaft zurückgehalten!« (46) Nein, ich habe sie nicht zurückgehalten. ich habe mich (47) mit der Mitgift (46) der Frau meines Bruders (47) beschäftigt, und es wird mein Bruder selbst (48) die Mitgift der Frau meines Bruders sehen, die 59) ich gegeben habe; (49) … kommt, damit man sie (50) vor das Angesicht meines Bruders ausbreite. § 31 (51) Mein Bruder möge meine Gesandten schleunigst entlassen, (52) damit sie reisen, und allein den Mane möge mein Bruder schicken, (53) damit allein er mit meinen Gesandten reist. Einen anderen (54) Gesandten möge mein Bruder nicht schicken, nur den Mane möge er schicken. Wenn (55) mein Bruder den Mane nicht schickt und einen anderen schicken wird, (56) wünsche ich ihn nicht, und mein Bruder möge es wissen! (57) Nein, nur den Mane möge mein Bruder schicken! § 32 (58) Und diese Frau meines Bruders, die ich gegeben habe, die ist rein. (59) Und mein Bruder möge es wissen. Wenn … (60) sie … wird, wird sie sprechen. Die betreffende ist … (61) und sie ist auch ein Zwilling 60); als mein ……, mein … (62) sie beide … meine Mutter (63) hat sie … und ich habe sie … Und der Zwilling … drei (64) … von ihm … damit (es) meine Götter wissen, (65) und damit (es) die Götter meines Bruders wissen, daß (66) der eine der (beiden) Zwillinge in … gleich ist wie er 61), daß in guter Weise (67) Tadoheba … ist, daß sie (68) zu ihrer … ist. ˘ § 33 (69) Noch eine andere Sache von … ist vorhanden, … (70) … wiederum. Die einen, von …, (71) alle …, … wiederum (72) … Frau … (73) … möge … (74) alle … § 34 (75) [Der] Frau meines [Bruder]s … (76) […] Zu meinem Bruder […] (77) Zu meinem Bruder anders […] (78) [Diese] ist … […] (79) […] wie er gefordert hat […] (80) […] andere […] (82-84) (abgebrochen) (85) […]
Mane (86-89) … er hat […] gehört. Tadohe[ba (90) hat in der Weise, wie ich sie be[schenkt] habe, … (91) […] vor sein Angesicht ˘ist sie aufgebrochen. … (92) […]… ich habe es gehört. … (93) … Deine Tochter (94) … etwa. Dem Land[e]/des Lande[s … (95) …] habe ich gegeben. Den Babyloniern (96) […]…[…] mit dem in gegenseitiger Liebe Verbundenen (97) […]… die Ägypter (98) […] mit meinen Vorfahren (99) […]… meine Vorfahren (100) […] ihre …, welche er […] wird, (101) […], welche er […] wird, nun (102) hat mein […] sie nicht gehört (103) […] So sagt er: .... diese (104) […] sind nicht … (105) … den Ägyptern … sie, (106) mein […] … er/sie, und ich habe ihn/sie betreffs seines … (107) meinem Bruder keineswegs … Das ist die Sache, (108) die [gefordert worden] ist, und mein Bruder möge es wissen. Sowie (109) […]…(110) als ein Informant (109) in anderer Weise sprechen wird, möge mein Bruder sie 62) nicht hören! § 35 (111) Mit meinem Bruder wünsche ich mir in meinem Herzen in sehr hohem Maße 59. 60. 61. 62.
Sc. die Mitgift. Zu diesem Ansatz sowie zu weiteren Überlegungen zum Inhalts dieses schwer verständlichen Abschnitts s. Ch. Girbal, Zum hurritischen Vokabular, SMEA 29 (1988) 162 f. Gemeint ist wohl der andere Zwilling. Sc. die Worte.
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Daniel Schwemer
gut zu sein (112) und einander zu lieben, und mein Bruder möge Treue bewahren (113) in sehr hohem Maße, und wir wollen gut (zueinander) sein, (und) wir wollen einander lieben, und in unseren Herzen (114) […]…[…], damit mein Land uns (115) […] in unserem/r … Wie von …, (116) (und) von deinem Gott 63) unser Leben (und) unser Ruhm gewünscht werden wird, (117) mögen uns beide die Götter gewähren 64) –, (118) Tesˇsˇob und Amanu, unsere Herren, unsere Väter –, (119) (daß) wir leben mögen. So sei es! Mögen wir …, (120) und mögen wir … ! So … wir/uns, und untereinander (121) wollen wir in brüderlicher und kollegialer Weise einander lieben. Wie (122) der Mensch den Sonnengott, wenn er ihn sieht, liebt, so wollen wir untereinander (123) uns lieben, und untereinander wird der eine (124) sich den Ruhm des anderen wünschen. Alle Länder, die (125) auf der Erde vorhanden sind, die der Sonnengott vereint, (126) [die] alle mögen uns dienen 65), so … (127) mögen sie … [Sowo]hl Tusˇratta, der hurritische König, (128) [als auc]h Immoria 66), der ägyptische König, wenn sie … (129) … untereinander …, solange sie (130) … sind, lieben sie einander in sehr hohem Maße.
3. Ein Brief des hethitischen Großkönigs (EA 41)
Daniel Schwemer Keilschrifttafel (zweite Hälfte des 14. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Kairo, Ägyptisches Museum (C 4747 [122-7]). – Knudtzon, EA 41 (Kopie: Winckler / Abel, Thontafelfund 18). – Übersetzungen: Moran, AL 41; Liverani, LA 288 (mit Bibliographie).
Innerhalb des Corpus der Amarna-Briefe haben sich nur einige wenige Schreiben vom Hof des hethitischen Großkönigs erhalten (EA 41-44). Der vorliegende Brief Sˇuppiluliumas richtet sich an einen ägyptischen König, der erst vor kurzem den Thron bestiegen hat. Sˇuppiluliuma mahnt ihn, die guten Beziehungen, die der Vater des neuen Königs mit Hatti gepflegt habe, auch weiterhin aufrecht zu erhalten. Den Namen des ˘ ägyptischen Königs nennt Vs. 2: Hurij[a]. Dabei handelt es sich sicher um einen ˘ Schreibfehler für den Thronnamen eines der Amarna-Herrscher: Naphurureya (Ame˘ nophis IV.: Nefer-heperu-Re), Semenchkare (Anh-heperu-Re) oder Niphurureya ˘ ˘ ˘ ˘ (Tutanchamun: Neb-heperu-Re). Fehlerpsychologisch läge im vorliegenden Kontext ˘ eine fehlerhafte Schreibung für den Thronnamen des Semenchkare am nächsten. Die verschiedenen Deutungen der vorliegenden Schreibung hängen eng mit der ihrerseits umstrittenen Interpretation verschiedener anderer Zeugnisse für die Chronologie der Regierung Sˇuppiluliumas zusammen. 67) 63. 64. 65.
66. 67.
190
M. Giorgieri apud Liverani, LA 391: »Wie von … (und) von unhsereni (!) Göttern«. Wörtlich: »frei-, los-, entlassen« (nakk-). Zu der Wurzel il- »gehen lassen« (akk. sˇu¯luku) im Sinne von »Dienst verrichten lassen« s. G. Wilhelm, Marginalien zu Herodot, Klio 199, in: T. Abusch e. a., Lingering over Words. Studies in Ancient Near Eastern Literature in Honor of William L. Moran, HSS 37, Atlanta 1990, 519 f. Anm. 77. S. oben Anm. 12. So vor allem mit der Frage der Datierung von EA 75 (Rı¯b-Hadda, wohl an Amenophis IV., über hethitische Eroberungen in Syrien) und der Frage nach der Identität des verstorbenen
Briefe aus dem Archiv von el-Amarna
(spricht) Meine Sonne], Sˇuppiluliuma, der G[roß]könig, [der König des Landes Ha]tti; zu Hurij[a, dem König des Landes Äg]ypten, meinem Bruder, sprich: ˘ geht es ˘ g]ut. Möge es bei dir gut ge[hen. Für dei]ne [Frauen], deine Söhne, dei(4-6) [Mir nen Hausstand, deine Truppen, dei[ne] Streitwagen [und in] deinem Lande stehe alles zum besten. (7-10) Weder die Boten, die ich deinem Vater sandte, noch (die Erfüllung des) Wunsch(es), den dein Vater äußerte, (indem er sagte) »Laß uns freundschaftliche Beziehungen untereinander pflegen!« habe ich einen Augenblick zurückgehalten. (10-13) Was auch immer dein Vater zu mir sagte, habe ich sofort alles getan. Und einen Wunsch, den ich gegenüber deinem Vater äußerte, hat dein Vater nie abgeschlagen; er gab mir alles. (14-15) Warum, mein Bruder, hast du Geschenke zurückgehalten, die dein Vater mir machte, als er (noch) am Leben war? (16-20) Jetzt, mein Bruder, hast du den Thron deines Vaters bestiegen. Und wie dein Vater und ich untereinander stets Frieden wünschten, so sollten auch du und ich jetzt untereinander in guten Beziehungen stehen. (20-22) Den Wunsch, hdeni ich gegenüber deinem Vater geäußert habe, [äußere ich] (auch) gegenüber meinem Bruder: Wir wollen einander Hilfe leisten. (23-26) Mein Bruder, halte [nich]ts, was ich mir von deinem Vater erb[eten habe], zurück! [Was die zwei St]atuen aus Gold [betrifft]: eine [sollte ein Standbild sein], eine sollte ein Sitzbild sein. (26-28) Und [schicke 68)] zwei Frauenstatuen [aus Silb]er und einen großen (Block) Lapislazuli und für [ … ] ihren großen Ständer. (Rs. 29-36) [ … ] … [ … ] … . Und wenn mein Bruder (sie) [geben will], möge mein Bruder sie geben. [Aber we]nn mein Bruder sie [nicht] geben [w]ill, werde ich sie meinem Bruder zurücksenden, sobald man meine Wagen zum […]… von huzzi-Leinen ˘ so daß ich … . (36-38) Was auch immer du, mein Bruder, begehrst: sende mir Botschaft, es dir schicken kann. (39-43) Nun schicke ich dir hiermit als dein Grußgeschenk: Ein silbernes Tiergefäß, ein Hirsch, fünf Minen beträgt sein Gewicht, ein silbernes Tiergefäß, ein junger Widder, drei Minen beträgt sein Gewicht, zwei Silberscheiben, zehn Minen beträgt ihr Gewicht, (und) zwei große nikiptu-Bäume. (Vs. 1-3) [So
4. Die Korrespondenz mit Arzawa
Jörg Klinger Unter den zahlreichen Briefen, die sich im sogenannten Amarna-Archiv, das 1887 im ägyptischen Tell el Amarna gefunden wurde und das die Reste einer Sammlung diplomatischer Korrespondenz der Pharaonen Amenophis III. und Amenophis IV. (Echnaton) mit zahlreichen ausländischen Fürsten und Königen darstellte, befanden sich
68.
ägyptischen Pharaos, dessen Witwe Sˇuppiluliuma um einen seiner Söhne als Gemahl bittet (vgl. dazu J. Klinger, TUAT.NF II, 147 ff.). Liverani ergänzt »ich schicke«.
191
Jörg Klinger
auch zwei Tontafeln, deren Keilschriftduktus einer Lektüre zwar keine Schwierigkeiten bereitete, die aber in einer bis dahin unbekannten Sprache abgefaßt waren. Diese beiden sogenannten »Arzawa-Briefe« sind neben ihren bemerkenswerten historischen und kulturgeschichtlichen Informationen auch in forschungsgeschichtlicher Hinsicht von besonderem Interesse. Die bereits im Jahre 1902, also noch vor Beginn der Grabungen in den Ruinen der hethitischen Hauptstadt Hattusˇa bei Bog˘azköy veröffent˘ lichte Pionierarbeit von J. A. Knudtzon formulierte dies in einer für den damaligen Forschungsstand geradezu provozierenden Weise: »Die zwei Arzawa-Briefe. Die ältesten Urkunden in indogermanischer Sprache.« 69) Mit dem Versuch, die Sprache dieser beiden Briefe als in ihren Grundzügen indogermanisch nachzuweisen, stand er jedoch weitgehend allein. Und obwohl nach der Entdeckung des Amarna-Archives hier und da weitere Funde an hethitischen Texten publiziert wurden, fand Knudtzons These kaum Akzeptanz, trotz der – aus heutiger Sicht – bereits vielfach richtig erkannten Details z. B. zur Nominalflexion, zur Verbalendung der 1. und 3. Person oder zu den pronominalen Formen. Zu konträr zur etablierten Wissenschaftsmeinung, was das Bild von der Verbreitung der indogermanischen Sprachen anbelangte, stand seine These, und zu schwierig erschien ein exakter philologischer Nachweis. Galt es doch als ausgemacht, daß erst mit den frühen Griechen eine Ausbreitung der indogermanischen Sprachen in den Mittelmeerraum stattgefunden haben konnte. Erst als mit dem Beginn der Grabungen in Bog˘azköy-Hattusˇa innerhalb kürzester Zeit eine große Menge weiterer Texte entdeckt wurde und˘ F. Hrozny einige Jahre später 1915 seine Entschlüsselung des hethitischen Sprachbaus auf einer viel breiteren Materialbasis untermauern konnte, setzte ein Umdenken auch innerhalb der Indogermanistik ein. Doch selbst aus heutiger Sicht ist es keine Selbstverständlichkeit, daß diese beiden Briefe tatsächlich in hethitischer Sprache abgefaßt sind. So stellt einerseits der Brief des Königs Tarhundaradu von Arzawa eines der ganz wenigen direkten Zeugnisse für ˘ die Verwendung der Keilschrift auch noch westlich des hethitischen Reiches dar. Was die Zeichenformen und die Orthographie des Textes betrifft, steht er allerdings ganz eindeutig in der Tradition der Hattusˇa-Kanzleien. Andererseits belegt der Brief Ame˘ Fähigkeiten der diplomatischen Kanzlei des Pharanophis’ III. die beeindruckenden os, die in der Lage war, dem Wunsch des so fernen Briefpartners Folge zu leisten und auf das im internationalen diplomatischen Verkehr übliche Akkadische zu verzichten und sich statt dessen aktiv des Hethitischen zu bedienen. Im Unterschied dazu scheint die gesamte Korrespondenz, jedenfalls soweit sie uns heute bekannt ist, zwischen den beiden Großmächten Hatti und Ägypten ausschließlich in akkadischer Sprache er˘ folgt zu sein. Es überrascht jedoch nicht, daß der Brief der ägyptischen Kanzlei doch einige Auffälligkeiten zeigt, die die Vermutung nahelegen, der Schreiber dürfte jedenfalls kein Muttersprachler gewesen sein. Jedoch handelt es sich dabei weniger um sprachliche Fehler im eigentlichen Sinne, sondern eher um ungewöhnliche Wortstellungen oder sonst so nicht belegbare Wörter oder Wortformen, wobei sich nicht klären läßt, ob es 69.
192
J. A. Knudtzon. Die zwei Arzawa-Briefe. Die ältesten Urkunden in indogermanischer Sprache. Mit Bemerkungen von Sophus Bugge und Alf Torp, Leipzig 1902.
Briefe aus dem Archiv von el-Amarna
sich dabei um ad hoc-Neubildungen (vgl. pippesˇˇsar) oder mehr oder weniger direkte Entlehnungen möglicherweise gar aus dem Ägyptischen handelt (vgl. zinnuk). Andere Indizien ließen sich gar im Sinne eines luwischen Hintergrundes deuten. 70) Wie es sich letztlich damit auch verhalten mag, man wird davon ausgehen können, daß der Verfasser des Briefes Hethitisch nicht als Muttersprache hatte, aber seine Aufgabe doch erstaunlich gut meisterte.
4.1 Tarhundaradu von Arzawa an Amenophis III.: ˘ Die Anbahnung einer dynastischen Heirat (EA 32 = VBoT 2) Keilschrifttafel (Mitte des 14. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Berlin, Vorderasiatisches Museum (VAT 342). – Knudtzon, EA 32 (Kopien: Winckler / Abel, Thontafelfund 238, Schroeder, VS 12, 202, A. Götze, Verstreute Boghazköi-Texte [= VBoT], Marburg 1930, Nr. 2). – Übersetzungen: L. Rost, Die ausserhalb von Bog˘azköy gefundenen hethitischen Briefe, MIO 4 (1956) 328-350; V. Haas bei Moran, AL 32; Liverani, LA 300 (mit Bibliographie).
Die Tafel war offensichtlich der Schlußteil einer umfangreicheren Briefsendung aus Arzawa an den ägyptischen Pharao, so daß Adressat und Absender auf der verlorenen vorausgehenden Tontafel gestanden haben müssen. Der Verfasser des Briefes weist darauf hin, daß der ägyptische Bote das Angebot einer dynastischen Verbindung zwar mündlich vorgebracht habe, fordert nun aber zusätzlich eine ausdrückliche schriftliche Bestätigung durch den Pharao. Das spricht dafür, daß dieses Schreiben relativ früh nach einer Kontaktaufnahme der beiden Herrscher abgefaßt wurde.71) Abschließend erfolgt dann die Bitte, die Korrespondenz in Zukunft in hethitischer Sprache fortzusetzen. (Vs. 1) Was
jetzt (das betrifft), daß Kalbaja mir (2) dies 72) sagte: »Wir sollten zwischen uns eine Blutsverwandtschaft begründen«, (3) traue ich dem Kalbaja nicht. (4) Er hat es zwar (5) als Mitteilung gesagt, auf der Tafel war es aber (6) nicht niedergelegt. (7) Wenn Du meine Tochter wirklich (8) wünschst, soll ich sie Dir dann nicht etwa (9) geben? Ich gebe (sie) dir. (10) Schicke mir den Kalbaja (11) mit meinem Boten eiligst zurück. (12) Teile mir aber diese Angelegenheit durch eine Tafel (13) mit. (14) Den Schreiber, der diese Tafel (15) verliest, den sollen Nabû, (16) der König der Weisheit, (17) und die Sonnengottheit des Tores (18) in Güte schützen. (19) Und um Dich sollen sie die Hände (20) in Güte schützend halten. 70.
71. 72.
Zu einem knappen Überblick über die verschiedenen Positionen vgl. Chicago Hittite Dictionary (CHD) P 272a s. v. pippesˇsˇar. Gerade in der Wortstellung hat F. Starke, Zur Deutung der Arzauwa-Briefstelle VBoT I, 25-27, ZA 71 (1981) 221 ff. den deutlichsten Hinweis für den Einfluß der ägyptischen Muttersprache des Schreibers sehen wollen. Die Erklärung des obskuren zinnuk als ägyptisches Wort durch F. Starke unterstützt jetzt auch J. Zeidler, Rez. Petráçek, Vergleichende Studien, Lingua Aegyptia 2 (1992) 214 f. mit Anm. 94. Bereits unter den Vorgängern von Amenophis III. ist Arzawa sporadisch bezeugt; vgl. dazu die Übersicht bei W. Helck, in: LÄ I, 455 s. v. Arzawa. Für einen engeren Kontakt gibt es keine Hinweise. So nach der Edition. L. Rost, MIO 4, 331 spricht sich nach Autopsie der Originaltafel allerdings für eine Lesung uttar »das Wort« aus.
193
Jörg Klinger (21) Du, (24) Die
Schreiber, schreibe mir in Güte. (22) Setze Deinen Namen (23) darunter. Tafeln, die sie überbringen, (25) verfasse immer in Hethitisch.
4.2 Amenophis III. an Tarhundaradu von Arzawa: ˘ Das Antwortschreiben Amenophis’ III. (EA 31 = VBoT 1) Keilschrifttafel (Mitte des 14. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Kairo, Ägyptisches Museum (C 4741 [12208]). – Knudtzon, EA 31 (Kopien: Winckler / Abel, Thontafelfund 10, A. Götze, Verstreute Boghazköi-Texte [= VBoT], Marburg 1930, Nr. 1). – Übersetzungen: L. Rost, Die ausserhalb von Bog˘azköy gefundenen hethitischen Briefe, MIO 4 (1956) 328-350; V. Haas apud Moran, AL 31; Liverani, LA 301 (mit Bibliographie).
Der Brief wird übereinstimmend Amenophis III. zugewiesen und dürfte die Antwort auf das vorausgegangene Schreiben aus Arzawa darstellen.73) Es befaßt sich inhaltlich hauptsächlich mit der geplanten dynastischen Verbindung zwischen Ägypten und Arzawa, geht aber zumindest in einer kurzen Passage ohne Namen oder ein konkretes Ereignis zu nennen auch auf das Hethiterreich ein. Doch die dabei fallende Bemerkung über die Situation des Landes ist aufgrund der lexikalischen Problematik gerade dieser Briefstelle 74) nicht eindeutig. Je nach Interpretation kann sie als negativ oder positiv in Hinblick auf den Zustand des Hethiterreiches in dieser Zeit, d. h. in der Phase vor dem Erstarken unter Sˇuppiluliuma I. und dem Aufstieg zu einer der vorderasiatischen Großmächte, gedeutet werden. Man kann jedoch kaum von der Tatsache absehen, daß schon allein die Existenz dieses Briefwechsels zwischen dem ägyptischen Pharao und dem König von Arzawa und der thematisierten dynastischen Verbindung sich schwerlich mit einem machtvollen Hethiterreich in Einklang bringen läßt. 75) Bemerkenswert ist auch, daß der ägyptische Pharao um die Übersendung von Kasˇkäern bittet, einer Bevölkerungsgruppe, die gerade den Vorgängern Sˇuppiluliumas I., darunter vor allem Arnuwanda I., auch militärisch große Probleme bereitete. Die spätere hethitische Überlieferung schreibt ihnen sogar einen erfolgreichen Angriff auf die Hauptstadt Hattusˇa zu. Vielleicht ist hier der Grund für den ˘ Brief schließt eine Liste mit Geschenken von Wunsch des Pharaos zu suchen. Den Amenophis III. ab, die für Tarhundaradu gedacht waren, darunter neben Gold auch ˘ verschiedene Stoffe, Wein, Öl und anderes mehr. (Vs. 1) Folgendermaßen
(spricht) Nimuwareja, Großkönig, König von Ägypten: (2) Zu Tarhundaradu, dem König von Arzawa sprich: (3) Bei mir ist (alles) in Ordnung: bei mei˘
73. 74. 75.
194
Bei Moran, AL 103 bzw. 103 Anm. 1 wird demgegenüber VBoT 2 ausdrücklich als Antwort auf VBoT 1 angesprochen. S. unten Z. 27 und die Anmerkung dazu. Über die Datierung der Briefe und den allgemeinen politisch-historischen Hintergrund ausführlich C. Kühne, Die Chronologie der internationalen Korrespondenz von El-Amarna, AOAT 17, Kevelaer; Neukirchen-Vluyn 1973, 95 ff., S. Heinhold-Krahmer, Arzawa. Untersuchungen zu seiner Geschichte nach den hethitischen Quellen, THeth 8, Heidelberg 1977, 50 ff. und zuletzt J. D. Hawkins, Tarkasnawa King of Mira. ›Tarkondemos‹, Bog˘azköy sealings and Karabel, Anatolian Studies 48 (1998) 1-31, bes. 10 ff.
Briefe aus dem Archiv von el-Amarna
nen Häusern, meinen Frauen, meinen Söhnen, (4) den Großen, meinen Truppen, meinen Pferden, (5) meinem Hab und Gut 76), meinen Ländern ist alles in Ordnung. (7) Bei dir soll alles in Ordnung sein: (8) bei deinen Häusern, deinen Frauen, den Großen, (9) deinen Truppen, deinen Pferden, deinem Hab und Gut, (10) deinen Ländern, soll alles in Ordnung sein. (11) Gerade habe ich Dir Irs ˇappa geschickt, (12) meinen Boten. Wir werden uns deine (13) Tochter ansehen, die man zu meiner Majestät für die Ehe bringen soll. (14) Und er wird Öl auf ihr Haupt gießen. (15) Gerade habe ich Dir einen Beutel mit Gold geschickt; es ist von (16) erster Qualität. (17) Über welche Leistungen du mir geschrieben hast: (18) »Schicke sie mir« – ich werde sie dir später schicken. (19) Deinen Boten und meinen (20) Boten sende schnell wieder zurück. (21) Sie sollen kommen. (22) Und zu dir werden sie kommen und dir den Brautpreis bringen, (23) mein Bote und dein (nächster) Bote. (24) (Dein Bote,) der kam, ist gestorben. 77) (25) Schicke mir Leute aus dem Kasˇkäer-Land. Ich habe gehört, (26) daß alles zuende ist. (27) Und das Land von Hattus ˇa ist erstarrt 78). (28) Ich schicke dir eine Sendung der guten ˘ Absicht (29) durch die Hand meines Boten Irsˇappa: (30) 1 Sack Gold, (31) 20 Minen (Gold) an Gewicht. 3 Leinentücher, 3 Leinen-Mäntel, (32) 3 huzzi-Tücher, 8 Festgewänder (33) 100 s ˇawalga-Tücher, 100 x-Tücher, (34) 100 Bän˘ 4 große Steinkannen mit gutem Wein, 6 Steinkannen (36) mit Feinöl, 3 Stühle der, (35) (mit) Sitzkissen und mit [Gold? ein]gelegt, (37) 10 Stühle aus Ebenholz, mit Elfenbein (38) eingelegt, 100 (Stück) Ebenholz zum Gruß.
5. Briefe aus Palästina
Anson F. Rainey 79) Die sogenannte »Vasallenkorrespondenz« innerhalb des Corpus der Amarna-Briefe läßt sich in eine südliche und eine nördliche Gruppe gliedern. Während die Briefe 76. 77. 78.
79.
Vgl. CHD P 272 s. v. pippit- und E. Rieken, Untersuchungen zur nominalen Stammbildung des Hethitischen, StBoT 44, Wiesbaden 1999, 165 f. So vielleicht doch die inhaltlich sinnvollste Deutung der Passage; vgl. ausführlicher C. Kühne, aaO 96 f. Anm. 481. Die Deutung der so nur hier belegten Wortform ist viel diskutiert worden; man wird igait aber schwerlich von heth. eka- »Eis« trennen wollen; vgl. bereits J. Friedrich, Hethitisches Wörterbuch, 3. Erg.-Heft, s. v. »erkalten (?), erstarren (?)« gegenüber dem älteren Vorschlag von H. Ehelolf, Kleinasiatische Forschungen 1, Weimar 1930, 400: »zerspringen« und ausführlicher C. Kühne, aaO 97 mit Anm. 482-484. Letztlich nicht zu entscheiden ist, ob man die nur hier belegte aktive Form als sprachwirklich akzeptieren will oder dem Vorschlag einer Korrektur zu igaithtai von F. Starke, aaO 222 f. den Vorzug gibt. Die Semantik ist davon nicht unmittelbar berührt, denn F. Starkes von der Mehrheit der Interpreten abweichende Deutung im positiven Sinn beruht nicht auf der Ableitung von heth. igai-, sondern vielmehr auf der Annahme, hier einen, von der Muttersprache des hypothetischen ägyptischen Schreibers beeinflußten idiomatischen Gebrauch analog zum Verbum qbb »kühl sein« im Sinne von »ruhig, behaglich sein« anzusetzen. Aus dem Englischen von D. Schwemer.
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Anson F. Rainey
ägyptischer Vasallen aus dem Norden (v. a. die Briefe aus Byblos und Amurru) vor allem die Entstehung des Staates Amurru am nördlichen Rand der ägyptischen Einflußsphäre beleuchten und in diesem Zusammenhang auch über die militärischen und diplomatischen Aktivitäten der mit Ägypten konkurrierenden Großmächte Mittani und Hatti berichten (s. hier Teil 6.), bieten die Briefe der ägyptischen Vasallen in ˘ Informationen über die regionalen politischen Entwicklungen. Da auch Palästina nur ein so umfängliches Einzelbriefcorpus wie das des Rı¯b-Hadda von Byblos fehlt, fällt es wesentlich schwerer, die palästinischen Briefe in einen insgesamt kohärenten historischen Zusammenhang zu stellen. Das vorherrschende Thema der Briefe dieser südlichen Gruppe sind politische und militärische Konflikte zwischen einzelnen Vasallen, die jeweils den ägyptischen Oberherrn von der Rechtmäßigkeit ihrer jeweiligen Aktionen überzeugen wollen und im Notfall auch militärische Unterstützung aus Ägypten anfordern. Im Zentrum einer älteren Gruppe von Briefen, die Großteils noch in die späte Regierungszeit Amenophis’ III. datieren, stehen die Aktivitäten des Lab3aju von Sichem (Sˇakmu), der mit Hilfe von hapiru¯-Söldnern und zum Teil in Kooperation mit ˘ Milkilu von Gezer (Gazru) versucht, sein Herrschaftsgebiet in Mittelpalästina auszudehnen. Ihm entgegen steht vor allem Biridija von Megiddo (Magidda), dessen Stadt zeitweise von Lab3aju belagert wird. Nach dem Tod des Lab3aju von Sichem setzen dessen Söhne dieselbe Politik fort – wiederum gemeinsam mit Milkilu von Gezer. Eine Reihe etwas jüngerer Briefe unterrichtet über diese Phase des Konflikts. Zu dieser Textgruppe gehören insbesondere auch die Briefe des 2Abdi-Heba von Jerusalem, der sich selbst als ein von allen Seiten ˘ bedrohter, treuer Diener Ägyptens stilisiert, von seinem Rivalen Sˇuwardata 80) jedoch gegenüber Amenophis IV. als ein »zweiter Lab3aju« bezeichnet wird. 81)
5.1 Lab3aju von Sichem an den Pharao: Unschuldsbeteuerungen angesichts der Beschwerden benachbarter Stadtfürsten (EA 254) Keilschrifttafel (Mitte des 14. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Berlin, Vorderasiatisches Museum (VAT 335). – Knudtzon, EA 254 (Kopien: Winckler / Abel, Thontafelfund 112; Schroeder, VS 11, 145). – Übersetzungen, Bearbeitungen in Auswahl: Moran, AL 254 (vgl. W. L. Moran, in: The Context of Scripture III, hg. W. W. Hallo, Leiden u. a. 2002, 242 Nr. 3.92G); Liverani, LA 72 (mit Bibliographie).
Hintergrund des folgenden Schreibens ist eine Bestrafung des Lab3aju von Sichem durch den Pharao, die von diesem wegen eigenmächtiger Raub- und Eroberungszüge des Lab3aju verfügt wurde. In die militärischen Aktionen des Lab3aju war nach Aus80. 81.
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Sˇuwardata herrschte wahrscheinlich in Gat (Ginti); Moran, AL 384 lokalisiert ihn dagegen fragend in Qı¯ltu. Zwei Briefe des 2Abdi-Heba, EA 286 und EA 289, sind von M. Dietrich und O. Loretz in TUAT ˘ Übersetzung vorgelegt worden; sie werden hier nicht wiederholt. I/5, 512-516 in deutscher Für rezentere Übersetzungen s. Moran, AL sowie Liverani, LA, vor allem aber auch die Diskussion der einschlägigen Passagen in A. F. Rainey, Canaanite in the Amarna Tablets, HdO 1/ 25/1-4, Leiden u. a. 1996.
Briefe aus dem Archiv von el-Amarna
kunft des Briefes auch Milkilu von Gezer involviert, der aber – vielleicht weil er beizeiten mit den ägyptischen Funktionären kooperierte – von der Strafzahlung ausgenommen wurde (so jedenfalls die Beschwerde des Lab3aju). Das Umland des in den Bergen gelegenen Sichem diente als eines der typischen Rückzugsgebiete der hapiru¯-Banden. Vorliegender Brief bietet einen schönen Beleg dafür, wie die städti˘ schen Eliten, wenn es ihnen gelegen schien, mit den hapiru¯ zusammenarbeiteten – ˘ sehr zum Mißfallen des ägyptischen Oberherrn. Lab3aju beteuert, in all diese Machenschaften nicht verwickelt zu sein und schließt den Brief mit einem Treuebekenntnis: Für seinen Herrn gäbe er seine Frau, ja sogar sein Leben hin. (Vs. 1-6) Zum
König, meinem Herrn und meinem Sonnengott; so (spricht) Lab3aju, dein Diener und der Staub, auf den du trittst: Zu Füßen des Königs, meines Herrn und meines Sonnengottes, bin ich siebenmal und siebenmal niedergefallen. (6-7) Die Worte, die der König mir gesandt hat, habe ich vernommen. (8-10) Wer bin ich, daß der König sein Land meinetwegen verlieren sollte? (10-12) Schau, ich bin ein treuer Diener des Königs; und ich bin kein Übeltäter noch bin ich ein Verbrecher. (12-15) Und meinen Tribut habe ich nicht verweigert noch habe ich einen Wunsch meines Kommissars verweigert. (16-19) Nun hat man mich böswillig verleumdet, und der König, mein Herr, prüft (noch) nicht (einmal), ob ich (tatsächlich) schuldig bin! (19-Rs. 23) Darüber hinaus besteht meine Schuld (nur) darin, daß ich in die Stadt Gezer gegangen bin und gesagt habe: (24-29) »Der König nimmt meine Habe vollständig, aber wo ist die Habe des Milkilu? Ich weiß um die Taten des Milkilu gegen mich.« (30-31) Weiterhin: Der König hat betreffs (der Auslieferung) meines Sohnes Botschaft gesandt. (32-35) Ich wußte nicht, daß mein Sohn mit den hapiru¯-Männern herumzieht. (36-37) Aber siehe, ich habe ihn in die Gewalt des Addaju 82)˘übergeben. (38-40) Weiterhin: Wie hätte ich, wenn der König betreffs (der Auslieferung) meiner Frau Botschaft gesandt hätte, wie hätte ich sie verweigern können? (40-46) Wie hätte ich, wenn der König betreffs meiner eigenen Person (folgende) Botschaft gesandt hätte: »Stoße 83) einen Bronzedolch in dein Herz und stirb!«, wie hätte ich den Auftrag des Königs nicht ausführen können?
5.2 Ba2lu-meher von Gitti-padalla an den Pharao: ˘ Das Treiben des Lab3aju von Sichem im Rückblick (EA 250) Keilschrifttafel (Mitte des 14. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Kairo, Ägyptisches Museum (C 4769 [12204]). – Knudtzon, EA 250 (Kopie: Winckler / Abel, Thontafelfund 154). – Übersetzungen in Auswahl: Moran, AL 250; Liverani, LA 106 (mit Bibliographie).
ˇ att im Osten der Ebene von Scharon, Der Stadtfürst von Gitti-padalla, das heutige G führt Beschwerde über das Wirken der beiden Söhne des Lab3aju von Sichem. Lab3aju ist zur Zeit des Schreibens schon tot, doch seine Söhne versuchen, das Werk ihres
82. 83.
Ein ägyptischer Kommissar in Gaza. Wörtlich: »Setze«.
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Vaters fortzusetzen. Den Lab3aju selbst charakterisiert der Brief im Rückblick als »Verräter (wörtlich: Mann des Unrechts) des Königs«. Milkilu von Gezer kooperiert mit den Söhnen des Lab3aju, wie er ja auch zuvor mit deren Vater gemeinsame Sache gemacht hatte. (Vs. 1-3) Sprich
[zu]m König, meinem Herrn; die Botschaft des Ba2lu-meher 84), deines Die˘ ners: Zu Füßen des Königs, meines Herrn, bin ich siebenmal und siebenmal niedergefallen. (4-8) Der König, mein Herr, sei darüber informiert, [d]a[ß] die zwei Söhne des Verräters des Königs, meines [H]errn, die zwei Söhne des Lab3a[j]u, beabsichtigen, (den König) Land des Königs, meines Herrn, verlieren zu lassen, nachdem ih[r] Vater (bereits) einen Verlust verursacht hat. (9-11) Und der König, mein Herr, sei darüber informiert, daß die zwei Söhne des Lab3aju mich – für wie viele Tage! – bedrängt haben: (11-14) »Warum hast du die Stadt Gitti-padalla [i]n die Hand des Königs, deines Herrn, gegeben, die Stadt, die Lab3aju, unser Vater, genommen hatte?« (15-19) Und so sprechen die zwei Söhne des Lab3aju zu mir: »Führe Krieg gegen die Männer des Landes Gina 85), weil sie unseren Vater töteten. Und wenn du keinen Krieg führst, sind wir deine Feinde.« (19-22) Ich antwortete ihnen: »Möge der Gott des Königs, [mei]nes Her[rn], mich davor retten, Krieg gegen die Mä[nn]er des La[ndes G]ina, die Diener des Königs, meines Herrn, zu führen.« (22-25) So möge es dem König, meinem Herrn, gefa[ll]en, und er möge einen seiner hohen Würdenträger zu Birjawaza 86) sen[den] und zu ihm sagen: (26-27) »Du wirst gegen die zwei Söhne des Lab3aju marschieren, sonst bist d[u] ein Verräter des Königs!« (28-u. Rd. 30) Und danach möge der König, mein Herr, mir wiederum [betreffs] der Maßnahme(n), [die] dein [Diener] gegen die zwei [S]öhn[e des L]ab3aju [ergreif]en [soll], Botsch[aft se]nden [ … ]. (31-Rs. 39) Weiterhin: [Und so] trat Milkilu [z]u [ih]nen ein. [Ein Begrü]ßungsgeschenk wurde zwischen ihnen ver[einbart]. [Und] so willigte Milkilu mit ihnen darin ein, daß die zwei Söhne des Lab3aju nach (dem Tod des) Lab3aju eindrangen, um {nach} (den König) Lan[d] des Kö[nigs, me]ines Herrn, verlieren lassen, nachdem Mi[lk]ilu und Lab3aj[u] (bereits) einen Verlust verursacht hatten. (40-44) Und so sprechen die zwei [Sö]h[ne des L]a[b3a]ju: »Führe Krieg gegen den König, deinen Herrn, wie unser Vater, als er die Stadt Sˇunama angriff, und die Stadt Burquna und die Stadt Harabu; 87) (44-45) und er entwurzelte sie (kanaanäische Glosse: er warf sie ˘ Und er eroberte die Stadt Gitti-rimmuni 89) und bebaute 90) die hinaus). 88) (46-47) Ack[erfl]uren des Königs, deines Herrn.« (48-50) Und ich antwortete ihnen: »Möge der Gott des Königs, meines Herrn, mich davor re[tt]en, Krieg gegen den König, meinen
84. 85. 86. 87. 88. 89. 90.
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Der Name ist hier logographisch geschrieben (dISˇKUR-UR.SAG); es kann aber kaum ein Zweifel daran bestehen, daß die Schreibung für den kanaanäischen Namen Ba2lu-meher steht. ˘ Im Gebiet der Ebene von Jesreel. Der Stadtfürst von Damaskus. Ortschaften in der Ebene von Jesreel. Die Aktion bezieht sich auf die Bevölkerung der genannten Ortschaften. Das biblische Gat-Rimmon in der Jesreel-Ebene. Wörtlich: »öffnete«.
Briefe aus dem Archiv von el-Amarna
Herrn, zu führen. (50-52) Dem König, meinem Herrn, diene ich gemeinsam mit meinen Kollegen 91), die auf mich hören. (53-55) Und der Botschafter des Milkilu bewegt sich nicht von den zwei Söhnen des Lab3aju weg zu dieser Zeit. (55-56) Milkilu strebt danach, (den König) Land des Königs, meines Herrn, verlieren zu lassen. (57-60) Ich aber habe keine andere Absicht: Dem König, meinem Herrn, diene ich, und dem Wort, das der [Kö]nig, mein Herr, spricht, gehorche ich.
5.3 Biridija von Megiddo an den Pharao: Lab3aju von Sichem bedroht Megiddo (EA 244) Keilschrifttafel (Mitte des 14. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Kairo, Ägyptisches Museum (C 4768 [12200]). – Knudtzon, EA 244 (Kopie: Winckler / Abel, Thontafelfund 244). – Übersetzungen in Auswahl: Moran, AL 244; Liverani, LA 92 (mit Bibliographie).
Biridija, der Stadtfürst von Megiddo, schreibt dem Pharao in höchster Not: Lab3aju von Sichem nützt die Abwesenheit ägyptischer Truppen und eine Seuche in der Stadt dazu, einen direkten Angriff auf Megiddo zu planen. Ein solcher Angriff erfolgte sicherlich erst, nachdem Lab3aju bereits verschiedene Städte in der Ebene von Jesreel eingenommen hatte (vgl. den vorangehenden Brief). Warum die in Megiddo stationierten regulären Truppen von dort abgezogen wurden, entzieht sich unserer Kenntnis. Vielleicht hat der Abzug mit einem Thronwechsel in Ägypten, in diesem Fall dem Übergang von Amenophis III. zu Amenophis IV., zu tun. Wie dem auch sei, eine Einnahme Megiddos ist Lab3aju offenbar nicht gelungen (vgl. auch EA 243). (Vs. 1-8) Sprich
zum König, meinem Herrn, meinem Sonnengott; die Botschaft des Biridija, des treuen Dieners des Königs. Zu Füßen des Königs, meines Herrn, meines Sonnengottes, bin ich siebenmal und siebenmal niedergefallen. (9-12) Der König, mein Herr, sei darüber informiert, daß Lab3aju seit der Heimkehr 92) der regulären Truppen (nach Ägypten) Krieg gegen mich geführt hat. (13-14) Und wir sind nicht in der Lage, die Schur (und) die Ernte durchzuführen. (15-u. Rd. 20) Und wir können nicht aus dem Stadttor hinausgehen wegen Lab3aju, da er erfahren hat, daß die regulären Truppen nicht ausz[ieh]en. (21-Rs. 24) Und nun beabsichtigt er, die Stadt Megiddo einzunehmen. (25-29) Daher möge der König seine Stadt retten, damit Lab3aju sie nicht erobert. (30-38) Alldieweil die Stadt von einer Seuche, von einer Plage verzehrt wird, möge der König hundert Mann Wachtruppen zur Verfügung stellen, um seine Stadt zu schützen, damit Lab3aju sie nicht erobert. (38-43) Alldieweil Lab3aju keine andere Absicht hat, strebt er danach, die Stadt Megiddo zu erobern.
91. 92.
Wörtlich: »Brüdern«. Wörtlich: »seit dem Eintreten«.
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5.4 Biridija von Megiddo an den Pharao: Das Ende des Lab3aju von Sichem (EA 245) Keilschrifttafel (Mitte des 14. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: London, British Museum (BM 29855). – Knudtzon, EA 245 (Kopie: Bezold / Budge, Amarna Tablets 72). – Übersetzungen in Auswahl: Moran, AL 245; Liverani, LA 93 (mit Bibliographie).
Beim folgenden Text handelt es sich um die Fortsetzungstafel eines längeren Briefes. Daher fehlt die briefeinleitende Nennung von Absender und Adressat. Nach Inhalt und Sprache des Briefes kann jedoch kein Zweifel darüber bestehen, daß es sich um ein Schreiben des Biridija von Megiddo an den Pharao handelt (vgl. EA 242-244, 246247). Der Pharao hatte von seinen getreuen Stadtfürsten in Palästina offensichtlich die Auslieferung des eigenmächtig agierenden Lab3aju von Sichem verlangt. Nachdem Lab3aju jedoch zu Tode gekommen war, gab der Pharao dem Biridija von Megiddo die Schuld am Tod des Fürsten von Sichem, da Biridija den Lab3aju in Megiddo festgehalten hatte. Im vorliegenden Brief weist Biridija dem Surata von Akko die Schuld am Tod des Lab3aju zu. Dieser habe versprochen, den Gefangenen lebend nach Ägypten zu überstellen, ihn dann aber auf halbem Wege gegen ein Lösegeld freigelassen. In einem – wahrscheinlich sowieso geplanten – Hinterhalt sei Lab3aju erschlagen worden. Biridija selbst habe sich zwar sogleich aufgemacht, um das Leben des Lab3aju zu retten. Da sein Pferd im Kampf tödlich getroffen worden sei und er auf dem Wagen eines Verbündeten habe mitfahren müssen, sei er bei seinem verspäteten Eintreffen auf vollendete Tatsachen getroffen. Ob der Pharao dieser abenteuerlichen Geschichte Glauben schenkte, sei dahingestellt. (Vs. 1-2) Weiterhin:
Ich habe meine Kollegen 93) (mit folgenden Worten) ermahnt: die Gottheit des Königs, unseres Herrn, bewirkt, daß wir den Lab3aju erreichen (und fassen), dann müssen wir ihn bei lebendigem Leibe zum König, unserem Herrn, bringen.« (8-12) Aber meine Stute ist (tödlich) getroffen worden, und ich stand danach auf und fuhr mit (auf) Jasˇdata(s Streitwagen). (13-14) Und bis ich (dorthin) gelangte, hatten sie ihn (schon) erschlagen. (15-18) Und siehe, Jas ˇdata ist dein Diener, und er begab sich mit mir in die Schlacht. (19-u. Rd. 23) So möge er 94) (ihm 95)) das Leben des Kö[nigs, mei]nes [Herrn] gewähren; und er möge [Gu]tes vo[r] dem König, [meinem] Herrn, schau[en … ]. (24-Rs. 27) Aber Surat[a] 96) nahm den La[b3aju] aus der Stadt Megiddo (mit sich) und sagte zu mir: (28-30) »Auf einem Schiff werde ich ihn zum König schicken.« (30-35) So nahm Surata ihn mit, aber er ließ ihn von der Stadt Hannathon aus nach Hause frei; und Surata nahm sein Lösegeld aus seiner Hand. (36-40) Weiterhin: Was habe ich dem König, meinem Herrn, getan, daß er mich geringschätzt, aber meine jüngeren Brüder 97) ehrt? (41-o. Rd. 47) Surata hat den Lab3aju freigelassen, und Surata hat den Ba2lu-meher nach Hause freigelassen. Der König, mein Herr, sei ˘ darüber informiert. (3-7) »Wenn
93. 94. 95. 96. 97.
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Wörtlich: »Brüder«; gemeint sind die mit Biridija gleichgestellten anderen Stadtfürsten. Der König? Dem Jasˇdata? Der Stadtfürst von Akko. Gemeint sind aus Sicht des Biridija rangniedrigere Stadtfürsten.
Briefe aus dem Archiv von el-Amarna
5.5 Sˇuwardata von Gat (?) an den Pharao: 2Abdi-Heba von Jerusalem, ein neuer Lab3aju (EA 280) ˘ Keilschrifttafel (Mitte des 14. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Kairo, Ägyptisches Museum (C 4772 [12213]). – Knudtzon, EA 280 (Kopie: Winckler / Abel, Thontafelfund 100). – Übersetzungen in Auswahl: Moran, AL 280; Liverani, LA 27 (mit Bibliographie).
Sˇuwardata, dessen Fürstensitz wohl in Gat (Ginti = Tall as-Sa¯fı¯?) zu suchen ist, führt ˙ ˙ Jerusalem. Er vergleicht beim König Beschwerde über seinen Rivalen 2Abdi-Heba von ˘ dessen Wirken mit dem Tun des inzwischen verstorbenen Lab3aju von Sichem. Wie dieser vergrößere der Fürst von Jerusalem eigenmächtig sein Territorium. So habe 2Abdi-Heba ihm die Stadt Qı¯lti weggenommen, die er, Sˇuwardata, nun aber mit kö˘ Erlaubnis wieder eingenommen habe. Zugleich sieht sich Sˇuwardata geniglicher zwungen, sich gegen ähnliche, auf ihn selbst zielende Vorwürfe vor dem König zu verteidigen. (Vs. 1-3) S[p]rich zu[m] König, meinem Herrn, [mei]nem G[ott], meinem Sonnengott; die Bo[tschaft des] Sˇuwardata, [dei]nes Dieners, des Staubs unter deinen Füßen: Zu [Füß]en des Königs, meines Herrn, meines Gottes, meines Sonnengottes, bin ich siebenmal und siebenmal niedergefallen. (9-11) Der König, mein He[rr], gab mir Erlaubnis, gegen die Stadt Qı¯lti 98) Krieg zu führen. (12) Ich habe Krieg geführt. (13) Mir geht es gut; 99) (14-15) meine Stadt ist mir zurückgegeben worden. (16-Rs. 20) Warum sandte 2Abdi-Heba den Männern der Stadt Qı¯lti (wie folgt) Botschaft: ˘ »Nehmt Silber und folgt mir!«? (21-24) Der König, mein Herr, sei darüber informiert, daß 2Abdi-Heba meine Stadt meiner Kontrolle entrissen hatte. ˘ (24-29) Weiterhin möge der König, mein Herr, eine Untersuchung darüber anstellen, ob ich ihm 100) (auch nur) einen Mann oder ein einziges Rind oder einen Esel genommen habe. Das ist die Wahrheit! (30-35) Überdies: Lab3aju, der unsere Städte wegzunehmen pflegte, ist tot; und nun ist 2Abdi-Heba ein zweiter Lab3aju! [Und] er nimmt unsere Städ˘ te weg. (36-lk. Rd. 40) [So] möge der König betreffs [sei]nes Dieners mit Bezug auf diese Tat informiert sein. Aber ich werde nichts (weiter) unternehmen, bis der König seinem Diener eine Antwort schickt.
5.6 2Abdi-Heba von Jerusalem an den Pharao: ˘ Die Untaten des Milkilu von Gezer und der Söhne des Lab3aju von Sichem (EA 287) Keilschrifttafel (Mitte des 14. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Berlin, Vorderasiatisches Museum (VAT 1644). – Knudtzon, EA 287 (Kopien: Winckler / Abel, Thontafelfund 103; Schroeder, VS 11, 163). – Übersetzungen in Auswahl: Moran, AL 287; Liverani, LA 38 (mit Bibliographie). 98. Das biblische Qe2îla¯, wohl mit heutigem Hirbat Qı¯la¯ zu identifizieren. 99. Oder: »Sie (die Stadt) befindet sich (nun)˘ im Frieden mit mir«. 100. Dem 2Abdi-Heba. ˘
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Der von Sˇuwardata im vorausgehenden Brief als »neuer Lab3aju« gescholtene 2AbdiHeba von Jerusalem schildert die innerpalästinischen Kämpfe unter den Vasallen des ˘ Pharaos selbstverständlich aus anderer Perspektive. Er selbst sieht sich, auch in dem von Sˇuwardata erwähnten Konflikt um die Stadt Qı¯lti, als der zu Unrecht angegriffene. Wie Ba2lu-meher von Gatti-padalla (s. hier Nr. 5.2) berichtet er von dem aggres˘ siven Gebaren des Milkilu von Gezer, der mit den Söhnen des Lab3aju und den hapi˘ ru¯-Banden kooperiert. Die Argumentationsfigur ist dieselbe wie in so vielen Vasallenbriefen: Der König von Ägypten soll eingreifen, weil die dem Briefschreiber feindlich gesinnten Vasallen auf eigene Rechnung agieren und den Pharao dadurch seines Landes und seiner Stadtfürsten (Vasallen) berauben. Weiterhin berichtet der Brief vom Überfall auf eine Karawane des 2Abdi-Heba, die eigentlich nach Ägypten ˘ betont, daß er sich nicht in der hätte kommen sollen. Der Stadtfürst von Jerusalem Lage sieht, eine Ersatzkarawane auszurüsten. Auch über eine Meuterei nubischer Hilfstruppen in Jerusalem informiert 2Abdi-Heba den Pharao; er bittet um eine har˘ bei der Rebellion fast ums Leben gete Bestrafung der Nubier, wäre er doch selbst kommen. Von Interesse für den diplomatischen Schriftverkehr ist ein am Ende des Briefes eingefügter Passus, der sich an den »Schreiber des Königs«, also den ranghohen ägyptischen Diplomaten richtet, der den Brief des 2Abdi-Heba dem König in ägyptischer Sprache zur Kenntnis geben wird. 2Abdi-Heba bittet ˘ihn eigens, sein An˘ liegen vor dem Pharao in »schönen Worten« vorzutragen. zum Kö]nig, meinem Herrn; [folgendermaßen 2Ab]di-Heba, dei[n] Die˘ ner: [Zu Füßen des Königs], meines [He]rrn, [bin ich] siebenm[al und siebenmal niedergefallen]. (4-5) [Schau, a]lhlei Wort[e des Königs, meines Herrn], hat man zu [mir ge]bracht. [ … ]. (4-8) [Schau], die Tat, die [Milkilu] be[gangen hat: er hat die Männer der Söhne des La]b3aju [mit Bögen] (und) Pfeilen (mit) bronzenen (Pfeilspitzen) [ausgerüstet]. (8-10) [ … ] (11) man hat (sie) in [die Stadt Qı¯lt]i 101) gebracht. (11-12) [Der Kön]ig möge wissen, daß alle Länder Frieden haben; (doch) gegen mich gibt es Feindschaft. (13) Daher möge der König seinem Land seine Aufmerksamkeit schenken. (14-16) Schau, das Land des Stadt(staates von) Gezer, das Land des Stadt(staates von) Aschkalon und die Stadt L[ach]isch gaben ihnen Brot, Öl und alles, was sie brauchen. (17-19) Der König möge seine Aufmerksamkeit auf die regulären Truppen richten und die regulären Truppen gegen die Männer schicken, die Verrat 102) gegen den König, meinen Herrn, begehen. (20-22) Wenn es in diesem Jahr reguläre Truppen gibt, dann wird der König, mein Herr, Länder [und] Stadtfürst(en) haben. (23-24) [Doch] w]enn es keine regulären Truppen gibt, dann wird der Kö[nig] auch keine [Länd]er und Stad[tfü]rsten haben. (25-28) [Sch]au, [w]eder mein Vater noch mei[ne] Mutter [g]aben mir das Land des Stadt(staates von) Jerusalem. Es war der [sta]rke Arm [des Königs], der (es) mir gab. (29-31) [Sch]au, diese Tat ist die Tat des Milkilu und die Tat der Söhne des Lab3aju, (nämlich) daß sie das Land des Königs den hapiru¯-Männern übergeben haben. ˘ (Vs. 1-3) [Sprich
101. Das biblische Qe2îla¯, wohl mit heutigem Hirbat Qı¯la¯ zu identifizieren; vgl. den vorausgehen˘ den Brief. 102. Akkad. arnu »Schuld, Vergehen, Strafe«, hier im engeren Sinne »Verrat«.
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Briefe aus dem Archiv von el-Amarna (32-34) Schau,
o König, mein Herr, ich bin im Recht! Was die Kuschiten betrifft: Der König möge die Kommissare befragen, ob der Palast stark befestigt ist. (35-37) Doch sie 103) wollten ein überaus schweres Verbrechen begehen: sie [na]hmen ihr Gerät und meuterten; (es gab) eine [Be]setzung des Daches. (u. Rd. 38-Rs. 41) Schau, sie 104) haben in das Land [des Stadt(staates) von Gaza] Hilfstruppen geschickt mit […] Sklaven. Möge der [König] seine Aufmerksamkeit au[f] sie richten. (41-43) [Alle] Länder erheb[en] sich (zum Aufstand) durch ih[r] Tun 105). [So] möge der König in Hinsicht auf sie Nachfragen anstellen. (43-46) [Und möge] viel Brot, viel Öl (und) viel Kleidung vorhanden sein, bis Pauru, der Komm[issar] des Königs, in das Land des Stadt(staates) von Jerusalem hinaufkommt. (46-48) Addaju ist mit den Garnisonstruppen, den Soldaten, [die] der König zur Verfügung gestellt hat, abgezogen. Der König sei darüber informiert: (49-50) Addaju [spr]ach zu mir: »[Sch]au, ich ziehe ab, verlasse sie 106) nicht!« (51-52) Schicke mir dieses [Jahr] eine Garnison [und einen] Kommissar; schicke (sie) hierher! (53-55) Ich habe (eine) [Karawane]n zum König, [meinem] He[rrn], geschickt, […] Gefangene und 5000 (Sekel) [Silber und] acht [Ka]rawanenführer des Königs. (56-57) Sie sind im Umland der Stadt Ajalon (gefangen)genommen worden. Der König, mein Herr, möge es wissen. (58-59) Ich bin nicht in der Lage, eine (weitere) Karawane zum König, meinem Herrn, zu schicken – (dies) zu deiner Information! (60-63) Schau, der König hat seine Herrschaft auf immer im Land Jerusalem etabliert; 107) und er kann es nicht (einfach) im Stich lassen, die Länder des Stadt(staates von) Jerusalem. (64-66) Sprich zum Schreiber des Königs, meines Herrn; folgendermaßen 2Abdi-Heba, ˘ dein Diener: Zu hdeineni Füßen bin ich niedergefallen. Ich bin dein Diener. (67-68) Führe (mein Anliegen in) schöne(n) Worte(n) beim König, meinem Herrn, ein. (69-70) Ein Soldat des Königs bin ich; ich würde für dich sterben! (71-72) Und du solltest eine schlimme Maßnahme gegen die Männer aus dem Land Kusch ergreifen. (73-75) Um ein Haar wäre ich [vo]n der Hand der Männer aus dem Land Kusch [in]mitten meines Palastes getötet worden. (75-76) Der König möge ihretwegen [eine Untersuchung anstellen]. (o. Rd. 77-78) [Sieben]mal und siebenmal [bin ich niedergefallen. Möge der Kön]ig, mein Herr, [seine Aufmerksamkeit] auf m[ich richten]!
5.7 2Abdi-Heba von Jerusalem an den Pharao: ˘ Umgeben von Feinden und isoliert wie ein Schiff auf hoher See (EA 288) Keilschrifttafel (Mitte des 14. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Berlin, Vorderasiatisches Museum (VAT 1643). – Knudtzon, EA 288 (Kopien: Winckler / Abel, Thontafelfund 103; Schroeder, VS 11, 164). – Übersetzungen in Auswahl: Moran, AL 288; Liverani, LA 41 (mit Bibliographie). 103. 104. 105. 106. 107.
Die Truppen aus Kusch (Nubien). Milkilu und die Söhne des Lab3aju. Wörtlich: »durch ihre Hand«. Die Stadt. Wörtlich: »seinen Namen auf immer im Land Jerusalem gesetzt«.
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Auch dieser Brief des 2Abdi-Heba illustriert die innerpalästinischen Kämpfe zwischen den einzelnen Stadtfürsten ˘und die wichtige Rolle, die den »hapiru¯-Männern« als ˘ Söldnern in diesen Konflikten zukam. Der Fürst von Jerusalem beklagt seine politische Isolation innerhalb Palästinas und drängt auf eine massive militärische Intervention des ägyptischen Königs. Zu den nicht im einzelnen genannten Feinden des 2Abdi-Heba gehören sicher Milkilu von Gezer und die Söhne des Lab3aju, aber auch ˘ Sˇuwardata von Gat. sein Rivale zu]m König, meinem Herrn, meinem Sonnengott; [fo]lgendermaßen 2Abdi-Heba, dein Diener: Zu Füßen des Königs, meines Herrn, bin ich siebenmal und sie˘ benmal niedergefallen. (5-7) Schau, der König, mein Herr, hat seine Herrschaft weit und breit etabliert. 108) (7-8) hSchaui, es ist eine Unverschämtheit, was man mir antut! (9-10) Schau, ich bin kein Stadtfürst, ich bin ein Soldat des Königs, meines Herrn. (11-12) Schau, ich – ein Gefährte des Königs und ein Tributbringer des Königs bin ich. (13-15) Nicht mein Vater, nicht meine Mutter, (vielmehr) hat mich der starke Arm des Königs in mein Vaterhaus eingesetzt. (16) [ … ] (17) [k]am zu mir [ … und] (18) ich übergab zehn Sklaven [in seine (19-20) H]an[d]. Sˇuta, der Kommissar des Königs ka[m z]u mir; (20-22) ich übergab 21 Mädchen (und) [ach]tzig Gefangene [i]n die Hand des Sˇuta als Geschenk für den König, meinen Herrn. (23-25) Der König möge in Hinsicht auf sein Land Rat halten: Das Land des Königs ist verloren, zur Gänze. Ich bin gefangen; Feindschaft herrscht gegen mich. (26-28) Bis zu den Gebieten von Sˇeru 109) (und) bis Gat-Karmel 110) haben alle Stadtfürsten Frieden; aber gegen mich herrscht Feindschaft. (29-Rs. 32) Ich bin wie ein hapiru¯-Mann geworden und ˘ kann die zwei Augen des Königs, meines Herrn, nicht schauen wegen der Feindschaft gegen mich. (32-33) Ich befinde mich in einer Situation wie ein Schiff auf hoher See. (34-38) Der starke Arm des Königs nimmt das Land Nahrı¯ma 111) und das Land Kas ˇsˇi 112), ˘ (39-40) Nicht ein Stadtfürst und jetzt nehmen die hapiru¯-Männer die Städte des Königs. ˘ bleibt dem König, meinem Herrn; alle sind verloren! (41-42) Schau, was Turbasu angeht: er wurde im Tor der Stadt Silu¯ 113) getötet – der König blieb still. (43-44) Schau,˙was Zimredda von Lachisch angeht: Sie erschlugen ihn, (nämlich) Diener(, die) hapiru¯-Männer ˘ König] blieb geworden sind! (45-46) Japtih-Hadda wurde [im] Tor von Silu¯ getötet – [der ˘ still. (47) [Waru]m hat [der König] in Bezug auf si[e] keine Nachforschungen angestellt? (48-49) [So möge] der Kö[nig] seine Aufmerksamkeit au[f sein Land] richten; [und] der König [möge] (ihm) Beachtung schenken. (49-50) Die regulären Truppen [mögen ausziehen] in sei[n] Land. (51-53) [Und] wenn es in diesem Jahr keine regulären Truppen gibt, dann sind alle Gebiete des Königs, meines Herrn, verloren, verloren. (54-56) Hat man vor dem König nicht berichtet, daß das Land des Königs, meines Herrn, verloren ist und alle (Vs. 1-4) Spr[ich
108. Wörtlich: »hat seinen Namen am Aufgang der Sonne und Untergang der Sonne gesetzt«. 109. Wohl das biblische Seïr. 110. Ginti-kirmil, eine Ortschaft in der Gegend des Karmel; die Stadt gehörte nach EA 289: 18-20 zum Herrschaftsgebiet des Tagi, des Schwiegervaters des Milkilu von Gezer (vgl. EA 249: 410). 111. Das »Flüsseland«, das (ober)mesopotamische Mittani. 112. Nubien, das biblische Kusch. 113. Eine Stadt in Ägypten an der Ostgrenze des Nildeltas.
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Briefe aus dem Archiv von el-Amarna
Stadtfürsten verloren sind? (57-59) Wenn es in diesem Jahr keine regulären Truppen gibt, möge der König einen Kommissar schicken; (59-61) und er soll mich zu dir! 114) (mit)nehmen, zusammen mit hmeineni Kollegen 115). Dann können wir beim König, unserem Herrn, sterben. (62-lk. Rd. 66) [An] den Schreiber des Königs, meines Herrn; [folgendermaßen] 2AbdiHeba, dein Diener: [Zu hdeineni Füßen bin ich niedergefallen]. Führe (mein Anliegen ˘ schöne(n) [Worte(n)] beim [König] ein; [denn dein] Diener [und] dein Sohn bin ich. in)
6. Briefe über die politischen Entwicklungen im nördlichen Libanon zu Zeiten Amenophis’ III. und Amenophis’ IV.
Anson F. Rainey 116) Innerhalb des Briefarchivs von Amarna finden sich zahlreiche Schreiben, die sich auf die politischen Verhältnisse im nördlichen Teil des heutigen Libanons beziehen. Die Ägypter hatten ein erhebliches strategisches Interesse an dieser Gegend, bildete doch die vom Nahr el-Kebir bewässerte Küstenebene von Akkar einen wichtigen Zugang zum Binnenland. Der von der Akkar-Ebene zugängliche Paß von Homs führte weiter ˙ nach Mesopotanach Nordsyrien und damit auch zu den wichtigsten Verkehrswegen mien. Verschiedene kanaanäische Städte lagen in der Akkar-Ebene südlich des Nahr el-Kebir, auf der heute libanesischen Seite des Flusses. Nicht weit vom Nordufer des Nahr el-Kebir befand sich die Stadt Sumur (Tell Kazel), die den Ägyptern als Verwal˙ »Kommissar« (ra¯bisu) überwachte dort im tungszentrum diente. Ein ägyptischer ˙ Auftrag des Pharaos das Verhalten und insbesondere die Tributzahlungen der kanaanäischen Stadtfürsten (hazannu, eigentlich: »Bürgermeister«) in seinem Verwal˘ tungsbereich. Das wichtigste kanaanäische Fürstentum in dieser Gegend war die Küstenstadt Gubla, das klassische Byblos, das schon in ägyptischen Quellen des 3. Jt. v. Chr. als wichtiger Umschlagplatz für Holz aus dem Libanon erwähnt wird. Dort herrschte in der ersten Hälfte des 14. Jh. ein loyaler Vasall Ägyptens namens Rı¯b-Hadda. Etwa siebzig Briefe von Rı¯b-Hadda an den ägyptischen Pharao haben sich innerhalb des Briefarchivs von Amarna erhalten. Sie lassen sich chronologisch in zwei Gruppen zusammenfassen, eine ältere mit Briefen an Amenophis III. (1388-51, dazu wohl EA 68-95), und eine jüngere mit Briefen an dessen Sohn und Nachfolger Amenophis IV. (135134, dazu wohl EA 101-138, 362). Das vorherrschende Thema aller Briefe Rı¯b-Haddas ist die Sicherheit der Ebene von Akkar und ihrer wichtigsten Siedlungen. Zweimal wurde die gesamte Region durch die Machenschaften eines dynamisch agierenden und skrupellosen Klans in Gefahr gebracht, der im Bergland östlich von Tripolis zuhause war. Das älteste Mitglied dieser Familie, die sich die Oberherrschaft über den strategisch wichtigen Korridor nach Syrien sichern wollte, war 2Abdi-Asˇirta. Über sei114. Text korrupt: »zu mir«. 115. Wörtlich: »Brüdern«. 116. Aus dem Englischen von D. Schwemer.
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ne Aktivitäten, die letztlich zur Entstehung des Fürstentums Amurru führten, informieren nicht nur zahlreiche Schreiben des besorgten Rı¯b-Hadda, sondern auch Briefe, die 2Abdi-Asˇirta selbst an den ägyptischen Pharao sandte. 117) Nach 2Abdi-Asˇirtas Tod bestimmt sein Sohn 2Aziru (Aziru) die Geschicke Amurrus. Auch diese Phase der Geschichte des jungen Königtums ist in der Amarna-Korrespondenz bestens dokumentiert. Neben Briefen 2Azirus selbst geben einmal mehr vor allem die Schreiben des Rı¯b-Hadda von Byblos Auskunft über die politischen Entwicklungen, bis 2Aziru sich schließlich von seinem ägyptischen Oberherrn abwendet und ein Vasall Sˇuppiluliumas I. von Hatti wird. ˘ 6.1 2Abdi-Asˇirta an den Pharao: Bitte um Anerkennung als Vasall Ägyptens (EA 60) Keilschrifttafel (Mitte des 14. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Berlin, Vorderasiatisches Museum (VAT 343). – Knudtzon, EA 60 (Kopie: Schroeder, VS 11, 27). – Übersetzungen, Bearbeitungen: Sh. Izre’el, Amurru Akkadian: A Linguistic Study, HSSt 41, Atlanta 1991, II 7-9; Moran, AL 60; Liverani, LA 235 (mit Bibliographie).
Der Emporkömmling 2Abdi-Asˇirta versucht, von Amenophis III. als Kleinkönig und Vasall anerkannt zu werden. Im folgenden Brief versichert er, ein loyaler Diener ägyptischer Interessen zu sein. (Vs. 1-5) [A]n den König, meinen Herrn; die Botschaft des 2Abdi-As ˇirta, deines Dieners, des Staubs unter deinen Füßen: [Z]u Füßen des Königs, meines Herrn, bin ich siebenmal und siebenmal niedergefallen. (6-13) Schau, ich bin ein Diener des Königs und ein Hund seines Hauses; und ich beschütze das ganze Land Amurru für den König, meinen Herrn. Ich habe wiederholt zu Pahanate, dem für mich zuständigen Kommissar, gesagt: »Bringe Hilfstruppen, um die ˘ Länder des Königs zu schützen!« (13-19) Nun streben alle (Vasallen-)Könige des Königs der Hurritertruppen 118) danach, die Länder meiner [Kon]trolle und der Kontrolle [des Kommissars] des Königs, [meines] Herrn, zu entreißen. [Ich aber] beschütze s[ie]. (19-Rs. 29) [Schau, Pah]anate ist b[ei dir]; möge der König, mein Sonnengott, ihn fragen, ˘ Sumur 119) und die Stadt Ullassa beschütze, während der für mich ob ich nicht die Stadt zuständige Kommissar˙ im Auftrag des Königs, meines Herrn, (unterwegs) ist. Und ich schütze die Gerstenernte der Stadt Sumur und aller Länder des Königs, meines Son˙ nengottes, meines Herrn. (30-32) So möge der König, mein Herr, mich (offiziell) (aner)kennen und mich dem Verwaltungsbereich des Pahanate, des für mich zuständigen Kommissars, zuweisen. ˘
117. Zur Geschichte Amurrus s. I. Singer, A Concise History of Amurru, in: Sh. Izre’el, Amurru Akkadian: A Linguistic Study, HSSt 41, Atlanta 1991, II 134-195. 118. Eine geläufige Bezeichnung für den König des hurritisch geprägten Mittani-Reiches in Obermesopotamien. 119. Zu Sumur (Tell Kazel) und seiner Rolle in der ägyptischen Verwaltung Syrien-Palästinas s. die ˙ einleitenden Bemerkungen.
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Briefe aus dem Archiv von el-Amarna
6.2 2Abdi-Asˇirta an Pahanate, den für seine Region zuständigen ˘ ägyptischen Kommissar (EA 62) Keilschrifttafel (Mitte des 14. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Berlin, Vorderasiatisches Museum (VAT 1680). – Knudtzon, EA 62 (Kopie: Schroeder, VS 11, 28). – Übersetzungen, Bearbeitungen: Sh. Izre’el, Amurru Akkadian: A Linguistic Study, HSSt 41, Atlanta 1991, II 1015; Moran, AL 62; Liverani, LA 237 (mit Bibliographie).
2Abdi-Asˇirta behauptet, nur er habe den ägyptischen Stützpunkt Sumur vor der dro˙ henden Zerstörung durch feindliche Truppen bewahrt. Alle Anschuldigungen, die der ägyptische Kommissar gegen ihn brieflich erhoben habe, seien haltlos. Pahanate, meinen Herrn; [die Botschaft] des 2Abdi-Asˇirta, [deines] Dieners: ˘ [Zu Füß]en meines Herrn [bin ich niedergefallen]. (4-8) [W]as sollen deine Worte, [mein] H[err, die du sp]richst? [Wa]ru[m sprich]st [du s]o, mein Herr? »Du [bist ein Feind des Landes Äg]ypten und du [hast den Männer]n des Landes Ä[gy]pten [Böses getan].« (8-16) [Möge mein Herr zuhören!] In der Stadt Sumur [ga]b es keine Männer, um es ge˙ Truppen der Stadt Sˇehlali [hatten] die mäß seinem 120) Befehl [zu be]schützen, und die ˘ Stadt Sumur eingenommen. Es gab keine Männer darin, [um] es [zu sch]ützen. Doch ˙ 121) ich wurde von der Stadt Ir[qat] zur Hilfe herbeigerufen; und ich erreichte die Stadt Sumur und befr[eite] dich aus der Hand der Truppen der Stadt Sˇehlali. ˘ an einem ruhigen ˙ (16-24) Wenn ich mich nicht in [Irqat] aufgehalten hätte, wenn ich mich ˇ Ort aufgehalten hätte, dann hätten die Truppen der Stadt Sehlali [die Stadt] Sumur und ˘ ˙ herbeiihren Palast mit Feuer niedergebrannt. Aber als ich von der Stadt Irqat zur Hilfe gerufen wurde und die Stadt Sumur erreichte, da gab es keine Männer mehr, die sich ˙ (noch) in ihrem Palast aufhielten. (24-Rs. 28) Aber nun, die (einzigen) Männer, die sich (noch) im Palast aufhielten, das waren Sˇabi-ilu, Bisˇitanu, Maja (und) Arsaju. Nun sind es (also noch) vier Männer, die sich im Palast aufhalten. (29-34) Und jene ˙sagten (persönlich) zu mir: »Befreie uns aus der Hand der Truppen der Stadt Sˇehlali!« Und so befreite ich sie aus der Hand der Truppen der ˘ rettete ich. 25 (Männer) waren es, die [die Truppen der Stadt Sˇehlali. [Vier Mä]nner ˘ Stadt Sˇeh]lali töteten. ˘ wenn [es meinem Herrn gut erscheint, dann sch]icke Truppen, [um] diese (34-49) Doch [vier Männ]er [zu ergreifen, und be]frage sie. Sie sind aus der Stadt Sumur [gefl]ohen; ˙ Gesicht? [Und] ich habe (sie) nicht vertrieben. [War]um lügen dir die Stadtfürsten ins Jamaja, auch er lügt dir ins [Ge]sicht, wenn er dir schreibt, und du hörst immerzu auf seine [Wor]te. Jamaja [redete m]it den Truppen der Stadt Sˇehlali, [und sie sprach]en ˘ darüber, [die Stadt Sumu]r einzunehmen, und er nahm [Truppen, um] die Stadt ein˙ zunehmen. (o. Rd. 50-52) Diese kranken [Männ]er habe ich in der Stadt Sumur stationiert, um sie zu ˙ beschützen. (lk. Rd. 53-55) [ … die Stadt Sum]ur [ … ] mein(es) Herr(n) [ … zur Infor˙ mat]ion für den König. (Vs. 1-3) [An]
120. Des Pahanate. ˘ südlich von Sumur, heute Tell 2Arqa, das biblische Arkite. 121. Eine Stadt ˙
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6.3 Rı¯b-Hadda von Byblos an Amanappa, seine Kontaktperson am ägyptischen Hof (EA 73) Keilschrifttafel (Mitte des 14. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: London, British Museum (BM 29798). – Knudtzon, EA 73 (Kopie: Bezold / Budge, Amarna Tablets 15). – Übersetzungen, Bearbeitungen: R. F. Youngblood, The Amarna Correspondence of Rib-Hadda, Prince of Byblos, Diss. Dropsie College 1961, 106 ff.; Moran, AL 73; Liverani, LA 150 (mit Bibliographie).
Rı¯b-Hadda von Byblos schreibt einen besorgten Lagebericht an den Pharao durch Amanappa, den für ihn zuständigen diplomatischen Beamten am ägyptischen Hof. Er informiert die Ägypter über die ruchlosen Machenschaften des 2Abdi-Asˇirta, der ihm zufolge Söldner (hapiru¯, 2apiru¯) dazu einsetzt, eingesessene Lokalfürsten zu be˘ seitigen, die seinem Machtstreben Widerstand leisten. (Vs. 1-6) [An] Amanappa, meinen Vater; die Botschaft des Rı¯b-Hadda, deines Sohnes: Zu Füßen meines Vaters bin ich niedergefallen. Möge die (göttliche) Herrin der Stadt Byblos dir Ehre vor dem König, deinem Herrn, schenken. (6-11) Warum bleibst du still und sprichst nicht zum König, deinem Herrn, damit du mit regulären Truppen ausziehen und über Amurru herfallen kannst? (11-16) Wenn sie hören, daß reguläre Truppen ausziehen, werden sie ihre Städte verlassen und desertieren. Kennst du nicht Amurru, (und) daß sie dem Starken folgen? (17-Rs. 28) Und jetzt schau: sie mögen 2Abdi-As ˇirta nicht. Wie behandelt er sie? Sie ersehnen Tag und Nacht den Auszug der regulären Truppen, und ich werde mit ihnen tun; auch alle Stadtfürsten sehnen sich danach, dies gegen 2Abdi-Asˇirta zu unternehmen; denn er hat den Männern der Stadt Ammija geschrieben: »Tötet euren Herrn und schließt euch den hapiru¯-Männern an!« (29-33) Daher sagen die Stadtfürsten: »Er wird ˘ uns genauso behandeln, und alle Länder werden sich den hapiru¯-Männern anschlie˘ ßen.« (33-38) Nun berichte über diese Angelegenheit vor dem König, deinem Herrn; denn du bist Vater und Herr für mich und an dich habe ich mich gewandt. (39-lk. Rd. 45) Du kennst die Grundsätze meines Verhaltens (aus der Zeit), als du dich in Sumur aufgehalten hast: denn ich bin ein treuer Diener. Und (nun) sprich zum König, ˙ [deinem] Herrn, damit sofort eine Hilfstruppe zu mir ausgesandt wird.
6.4 Rı¯b-Hadda an den Pharao über Machtstreben und Untaten des 2Abdi-Asˇirta (EA 74) Keilschrifttafel (Mitte des 14. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: London, British Museum (BM 29795). – Knudtzon, EA 74 (Kopie: Bezold / Budge, Amarna Tablets 12). – Übersetzungen, Bearbeitungen: R. F. Youngblood, The Amarna Correspondence of Rib-Hadda, Prince of Byblos, Diss. Dropsie College 1961, 122 ff.; Moran, AL 74; Liverani, LA 135 (mit Bibliographie).
Auch an den Pharao selbst schreibt Rı¯b-Hadda von Byblos schließlich einen besorgten Lagebericht über die Untaten des 2Abdi-Asˇirta. Er betont seine verzweifelte Lage. Die Truppen des 2Abdi-Asˇirta bezeichnet er durchweg als hapiru¯, gesetzlose Söldner. ˘ 208
Briefe aus dem Archiv von el-Amarna (Vs. 1-5) Rı¯b-Hadda
sprach zu [seinem] Herrn, dem König der Länder, dem Großkönig, dem König der Schlacht: Möge die (göttliche) [Herrin] der Stadt Byblos dem [König], meinem Herrn, Stärke schenken. Zu Füßen meines Herrn, mei[nes] Sonnengottes, bin ich siebenmal und siebenmal niedergefallen. (5-12) Der König, hmeini Herr, möge wissen, daß Byblos, die treue Dienerin des Königs, seit den Tagen seiner Vorväter Frieden genoß, doch nun hat der König seine treue Stadt im Stich gelassen. Möge der König die Tafeln aus dem Palast seines Vaters einsehen, ob der Mann, der in Byblos ist, nicht ein treuer Diener ist. (13-19) Bleibe nicht still gegenüber deinem Diener, da die Feindschaft der hapiru ¯ -Truppen ˘ Unsere Söhgegen hihni (so) groß ist. Und (so wahr) die Götter deines Landes leben: ne, Töchter (und) das Mobiliar unserer Häuser sind aufgebraucht für Zahlungen an das Land Jarimuta 122), um unseren Lebensunterhalt zu sichern. Mein Feld ist gleich einer Ehefrau ohne Ehemann, da niemand es bestellt. (19-22) Alhlei Städte, die es in den Bergen und an der Küste gibt, haben sich den hapiru¯-Truppen angeschlossen. (Nur) die ˘ verblieben. Stadt Byb[los] und zwei (weitere) Orte sind mir (23-29) Und jetzt hat sich 2Abdi-As ˇirta die Stadt Sˇigata genommen und zu den Männern von Ammija gesagt: »Tötet eure Herren und werdet wie wir, dann werdet ihr Frieden haben.« Und seinen Worten entsprechend haben sie sich angeschlossen und sind (nun) wie die hapiru¯-Truppen. ˘ 33) Und jetzt hat 2Abdi-Asˇirta den Truppen geschrieben: »Sammelt euch am (u. Rd. 29-Rs. Tempel des Ninurta 123), dann wollen wir über die Stadt Byblos herfallen, da es niemanden gibt, der sie aus unserer Hand befreien könnte. (34-41) Und laßt uns die Stadtfürsten aus den Ländern vertreiben, so daß alle Länder sich den hapiru¯-Truppen anschließen; ˘ und es soll ein Bündnis für alle Länder hgeschlosseni werden, so daß (unsere) Söhne und Töchter auf immer Frieden haben. Und wenn dann überdies der König auszieht, und alle Länder ihm feindlich gegenüberstehen – was könnte er uns dann antun?« (42-48) Somit haben sie untereinander einen Eid geleistet, und daher bin ich furchtbar in Angst; denn es gibt niemanden, der mich [au]s ihrer Hand befreien könnte. Wie ein Vogel, der in einen Käfig gesperrt ist, so bin ich in der Stadt Byblos. Warum bleibst du still angesichts (dieser Situation in) deinem Land? (49-50) Nun, so habe ich (zuvor schon) an den Palast geschrieben, aber meine Worte fanden kein Gehör. (51-57) Nun ist Amanappa bei dir. Frage ihn! Er weiß Bescheid und hat den Druck gesehen, der auf mich ausgeübt wird. Möge der König auf die Worte seines Dieners hören und seinem Diener Leben(smittel) geben und möge er seinen Diener am Leben erhalten. Dann will ich seine treue [Stadt] zusammen mit unserer Herr[in], unserer Gottheit, f[ür dich] beschützen. (57-o. Rd. 59) Und [der König] möge sein [Land] und [seine Stadt] besuchen [und] sich in Hinsicht auf [sein] Land beraten und [sei]ner [Stadt] Frieden versch[affen]. (59-lk. Rd. 62) Es möge dem König, meinem Herrn, gefallen, seinen Mann loszuschicken, so daß (jener) jetzt (an meine Stelle) tritt und so daß ich selbst vor den König, hmeineni
122. Eine Küstenstadt südlich von Byblos. 123. Hinter der logographischen Schreibung dNIN.URTA verbirgt sich wahrscheinlich der Name eines einheimischen Gottes.
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Herrn, kommen kann. (62-65) Es wird gut für mich sein, bei dir (zu weilen). Was kann ich [all]ein tun? Nun, danach sehne ich mich Tag und Nacht.
6.5 Rı¯b-Hadda an den Pharao: Ein weiterer Hilferuf (EA 76) Keilschrifttafel (Mitte des 14. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Berlin, Vorderasiatisches Museum (VAT 324). – Knudtzon, EA 76 (Kopie: Schroeder, VS 11, 35). – Übersetzungen, Bearbeitungen: R. F. Youngblood, The Amarna Correspondence of Rib-Hadda, Prince of Byblos, Diss. Dropsie College 1961, 168 ff.; Moran, AL 76; Liverani, LA 151 (mit Bibliographie).
Ein weiteres Mal beschreibt Rı¯b-Hadda dem Pharao seine Notlage angesichts der aggressiven Politik des 2Abdi-Asˇirta: (Vs. 1-6) Rı¯b-Hadda
sprach zum König der Länder, dem Großkönig, dem König der Schlacht: Möge die (göttliche) Herrin der Stadt Byblos dem König, meinem Herrn, Stärke schenken. Zu Füßen meines Herrn, meines Sonnengottes, bin ich siebenmal und siebenmal niedergefallen. (7-16) Der König, mein Herr, sei darüber benachrichtigt, daß die Feindschaft des 2AbdiAsˇirta gegen mich stark ist. Nun strebt er danach, die zwei Ortschaften, die mir verblieben sind, [für sich] zu nehmen. Außerdem: Wer ist er (überhaupt), 2Abdi-Asˇirta, der Hund, daß er danach strebt, alle Städte des Königs, des Sonnengottes, [fü]r sich zu nehmen? Ist er (etwa) der König von Mittani 124) [oder] der König von Kasˇsˇe 125), so daß [er] danach strebt, das Land des Königs für sich zu nehmen? (17-Rs. 29) Nun, jetzt hat er alle hapiru ¯ -Männer gegen die Stadt Sˇigata [und] die Stadt Ampi versammelt. Wenn er diese˘ zwei Städte einnimmt, diese hier und [die Stadt Am]pi, dann gibt es keinen Ort mehr, den ich betreten könnte. [Die Stadt Arda]tu gehört ihm. Er hat [das Berg]land erobert, in dem er (nun) Stellung bezogen hat. [So sch]icke mir [eiligst] 400 (Mann) [Garni]sons[truppen und] dreißig [Paar] Pferde. [N]un, s[o habe ich (bereits) an den Pala]st [geschrieben], aber [du schicks]t [mi]r [kein W]ort [zurück]. (30-37) [War es nicht fr]üher [so] in Hinsicht auf alle Länder [des Köni]gs, (daß) die regulären Truppen jährlich auszogen, um die [Län]der zu inspizieren? Jetzt aber haben sich das Land des Königs und die Stadt Sumur, eure Garnisonsstadt, den hapiru¯-Männern ˙ angeschlossen, und du schweigst. (38-43) Schicke eine große reguläre˘ Armee, dann kannst du die Feinde des Königs aus dem Land des Königs vertreiben, und alle Länder werden sich dem König anschließen. (43-46) Ferner: Du bist der große Herr; du darfst diese Botschaft nicht ignorieren.
6.6 Rı¯b-Hadda an Amanappa: Ein Mordanschlag auf Rı¯b-Hadda (EA 82) Keilschrifttafel (Mitte des 14. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: London, British Museum (BM 37648). – Knudtzon, EA 82 (Kopie: V. Scheil, Tablettes d’El-Amarna de la collection Rostovicz, in: Mémoires de la Mission archéologique française au Caire 6/1, Paris 1892, 124. Das obermesopotamische, hurritisch geprägte Königreich von Mittani. 125. Nubien, das biblische Kusch.
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Briefe aus dem Archiv von el-Amarna
306). – Übersetzungen, Bearbeitungen: R. F. Youngblood, The Amarna Correspondence of Rib-Hadda, Prince of Byblos, Diss. Dropsie College 1961, 224 ff.; Moran, AL 82; Liverani, LA 141 (mit Bibliographie).
Rı¯b-Hadda berichtet ein weiteres Mal von den Untaten und der aggressiven Machtpolitik 2Abdi-Asˇirtas. In seiner Verzweiflung droht er den Ägyptern damit, seine Stadt Byblos aufzugeben, wenn ihm nicht endlich militärische Hilfe gesandt wird. (Vs. 1-4) Sprich
zu Amanappa, meinem Vater; die Botschaft des Rı¯b-Hadda, deines Sohnes: Zu Füßen meines Vaters bin ich niedergefallen. (5-13) Ich habe wiederholt zu dir gesagt: »Bist du nicht in der Lage, mich aus der Hand des 2Abdi-Asˇirta zu retten? Alle hapiru¯-Männer sind mit ihm, und sobald die Stadtfür˘ schreiben sie ihm. So stark ist er.« sten irgendetwas (von ihm) hören, (13-20) Doch du hast mir immerzu geantwortet: »Sende deinen Mann zu mir in den Palast, und sobald die Forderung (hier) eintrifft, werde ich ihn zusammen mit Hilfstruppen zu dir senden, bis die regulären Truppen ausziehen, um dein Leben zu schützen.« (20-Rs. 25) Ich (aber) habe dir gesagt: »Ich bin nicht in der Lage, [ihn] zu senden, sonst könnte 2Abdi-Asˇirta (davon) hören – und wer könnte mich (dann) aus seiner Hand retten?« (25-30) Doch du [sagst] zu mir: »Fürch[te] dich nicht«, und wiederholt hast du mir folgendes gesagt: »Sende ein Schiff nach Jarimuta, damit Silber und Kleider mit (wörtlich: »aus«) ihm an dich ausgeliefert werden können.« (31-34) Nunmehr sind die Männer, die du mir gestellt hast, allesamt geflohen. Wenn du mich (weiterhin) ignorierst, bist du für den Schaden, den ich erleide, verantwortlich. (34-36) Nun habe ich gehorcht; denn habe ich nicht meinen Mann zum Palast gesandt? (37-41) Und er (2Abdi-As ˇirta) sprach zu einem Mann, und der griff mich mit einem Bronzedolch an; und (dabei) wurde ich neunmal getroffen. Jetzt hat er seine starke Entschlossenheit in diesem Verbrechen gezeigt. Wer könnte mich da bei einem weiteren Verbrechen (dieser Art) retten? (41-46) Wenn nicht innerhalb von zwei Monaten reguläre Truppen da sind, dann werde ich die Stadt verlassen und weggehen; und mein Leben wird sicher sein, solange ich tue, was mir richtig erscheint. (o. Rd. 47-lk. Rd. 52) Außerdem: Kennst du nicht selbst das Land Amurru 126)? Tag und Nacht sehnen sie sich nach den regulären Truppen. Sei nicht verärgert und sprich zum König! Komme so schnell wie möglich hierher!
6.7 Rı¯b-Hadda droht dem Pharao, sich selbst dem 2Abdi-Asˇirta anzuschließen (EA 83) Keilschrifttafel (Mitte des 14. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: London, British Museum (BM 29797). – Knudtzon, EA 83 (Kopie: Bezold / Budge, Amarna Tablets 14). – Übersetzungen, Bearbeitungen: R. F. Youngblood, The Amarna Correspondence of Rib-Hadda, Prince of Byblos, Diss. Dropsie College 1961, 237 ff.; Moran, AL 83; Liverani, LA 152 (mit Bibliographie).
126. Mit »Land Amurru« sind hier offensichtlich nicht 2Abdi-Asˇirta und seine Truppen, sondern das von diesen unterdrückte Land und seine Bevölkerung gemeint.
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Rı¯b-Hadda sendet ein weiteres Mal ein Bittschreiben an den Pharao. Er beklagt, daß sein letzter Gesandter am ägyptischen Hof nicht nur seiner Pferde und Dienerschaft beraubt worden sei, sondern auch immer noch vergeblich auf ein Antwortschreiben des Pharao warte. Um seinen Bitten um Unterstützung Nachdruck zu verleihen, droht er damit, sich selbst dem 2Abdi-Asˇirta anzuschließen. Dies hätten vor ihm bereits Zimredda (der Stadtfürst von Sidon) und Japa2-Hadda (der Stadtfürst von Beirut) getan. (Vs. 1-6) [Rı¯]b-[Hadda spr]ach z[u sein]em [Herrn], dem König der Länder, dem Großkönig: Möge die [(göttliche) Her]rin der Stadt Byblos dem König, meinem Herrn, [Stär]ke schenken. Zu Füßen meines Herrn, meines Sonnengottes, bin ich siebenmal und siebenmal niedergefallen. (7-14) Warum antwortest du mir nicht, so daß ich weiß, was ich zu tun habe? Ich habe meinen Mann zu meinem [He]rrn gesandt, aber man konfiszierte seine zwei Pferde, und dann nahm ein anderer Mann seinen Mann 127) fest. [Und] ein Brief des Königs ist meinem Mann nicht übergeben worden. (14-20) Höre mir zu: Warum bleibst du still, so daß dein Land 128) weggenommen wird. Sagte man nicht in den Tagen der Kommissare 129): »Die hapiru¯-Männer haben alle Län˘ der genommen«? Wird man nicht (eben)so in hdeineni Tagen sagen, und du wirst nicht in der Lage sein, es (wieder zurück) zu nehmen? (21-27) Weiterhin: Ich habe (mit der Bitte) um Garnisonstruppen und Pferde geschrieben, aber sie sind nicht gegeben worden. Antworte mir, sonst werde ich wie Japa2-Hadda und Zimredda einen Vertrag mit 2Abdi-Asˇirta abschließen und (so) am Leben bleiben. (27-Rs. 33) Weiterhin: Wenn nun auch die Stadt Sumur und die Stadt Bı¯t-Arha abgefallen ˘ Getreide ˙ Janhamu 130) zu; und er möge sind, weise mich dem Zuständigkeitsbereich des ˘ zu meiner Versorgung bereitstellen, so daß ich die Stadt des Königs für ihn beschützen kann. (34-39) Und der König möge Anweisung geben und meinen Mann (wieder) losschicken. Seine Leute sind zornig über mich, Tag und Nacht (sagen sie): »Du warst es, der unseren Sohn dem König übergeben hat!« So schicke ihn los, (vor allem) ihn. Die drei Männer der Stadt Ibirta: siehe, sie sind im Haus des Janhamu. ˘ (39-47) Weiterhin: Sage zu Jahnihamu: »Siehe, Rı¯b-Hadda gehört in deine Zuständigkeit, ˘ und du bist für alles, was ihm hgeischieht, verantwortlich.«, damit die Expeditionstruppen nicht über mich herfallen. Und ich schreibe ihm: »Wenn du nicht so Weisung gibst, dann werde ich die Stadt verlassen und weggehen.« (47-52) Außerdem: Wenn du mir nicht antwortest, werde ich die Stadt verlassen und zusammen mit den Männern, die mir loyal gesinnt sind, weggehen. Sei (darüber) informiert! (52-o. Rd. 57) Siehe, Ummahnu und Milkuru, ihr Gatte – sie ist die Dienerin 131) der (gött˘
127. Gemeint ist ein Begleiter des byblischen Gesandten, der ihm als Pferdeknecht etc. diente. 128. Gemeint sind die Territorien im nördlichen Libanon, die nun zum Herrschaftsbereich des 2Abdi-Asˇirta gehören. 129. D. h. zu Zeiten der ägyptischen Verwaltung dieser Territorien durch ägyptische Kommissare (ra¯bisu) vor Ort. ˙ 130. Ein hoher ägyptischer Würdenträger (Kommissar) in Kanaan. 131. Hier die Bezeichnung des Amtes einer Priesterin der Hauptgöttin von Byblos.
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lichen) Herrin der Stadt Byblos. Und [sie b]ete[t] um Stärke [für den König, meinen Herrn z]ur (göttlichen) [Herrin der Stadt Byblos].
6.8 Rı¯b-Hadda an den Pharao: Sumur in der Hand 2Abdi-Asˇirtas (EA 84) ˙ Keilschrifttafel (Mitte des 14. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Berlin, Vorderasiatisches Museum (VAT 1633). – Knudtzon, EA 84 (Kopie: Schroeder, VS 11, 41). – Übersetzungen, Bearbeitungen: R. F. Youngblood, The Amarna Correspondence of Rib-Hadda, Prince of Byblos, Diss. Dropsie College 1961, 264 ff.; Moran, AL 84; Liverani, LA 153 (mit Bibliographie).
Rı¯b-Hadda berichtet empört darüber, daß der ägyptische Statthaltersitz Sumur sich ˙ nun in der Gewalt des 2Abdi-Asˇirta befindet. Zugleich versichert er, daß etwaige Gerüchte über den Fall von Byblos nicht der Wahrheit entsprächen. Zugleich aber bittet er abermals darum, nach Ägypten ins schützende Exil gehen zu dürfen (vgl. hier Nr. 6.4). (Vs. 1-6) [Sp]rich
[zum] König, meinem Herrn, dem Sonnengott der Länder; [die Bo]tschaft des Rı¯b-Hadda, deines Dieners, des Schemels deiner Füße: Zu Füßen des Sonnengottes, meines Herrn, bin ich siebenmal und siebenmal niedergefallen. (6-10) Weiterhin: Ist in den Augen des Königs, meines Herrn, die Tat des 2Abdi-As ˇirta, des Hundes, – daß die Länder des Königs sich ihm angeschlossen haben – (etwa) gut? Und bleibt er (daher) still seinem Land gegenüber? (11-18) Und jetzt hat sich sogar Sumur, ˙ der Hof meines Herrn und sein Schlafzimmer, ihm angeschlossen. Er hat im Schlaf[zimmer] meines [Herrn] geschlafen und die Schatz[kammer] meines [Herrn] geöffnet, doch er (mein Herr) bleibt still. We[r] ist [e]r (denn), der Rebell und Hund, [daß er st]ark ist? (18-Rs. 25) Weiterhin: Wenn Leute vo[r mei]nem [Herrn sage]n: »Die Stadt Byblos ist [erobert worden, ihr Herrscher ist verzweif]elt.«, wisse mein Herr: sie haben die Stadt Byblos [nicht einge]nommen; (doch) [alle] Würdenträger [sind weggegangen], und es steht se[hr] übel [um die Lä]nder meines Herrn. (26-31) Weiterhin: Möge der König, [mei]n [Herr], seinen Kommissar, der stark ist, mi[t Truppen] senden. Er möge die Stadt meines Herrn beschützen, so daß ich weggehen und {und} meinem Herrn, dem Sonnengott der Länder dienen kann. (31-38) So möge mein Herr Männer senden, und sie sollen die Besitztümer meines Adonis zu meinem Herrn (mit)nehmen. Dieser Hund aber soll die Besitztümer deiner Götter nicht nehmen. Wäre es (denn) gut, wenn er die Stadt Byblos einnähme? [Schau]! Die Stadt Byblos ist für den König wie die Stadt Hikuptah 132). ˘ ˘ (38-o. Rd. 41) Weiterhin: Schau, was 2Abdi-Ninurta, den Mann, den ich mit Puheja sandte, ˘ den Pferdeführer, angeht: Sende ihn (zurück) zu dei[nem] Diener. (lk. Rd. 42-44) [Weiterhin]: Schau, Umma[hnu], die Dienerin der (göttlichen) [Herrin der ˘ …] Krug Wein [habe ich] geschickt. Stadt Byblos], ihren Gatten Milkur(u) [und
132. Memphis in Ägypten.
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Anson F. Rainey
6.9 Rı¯b-Hadda an den Pharao: Hunger in Byblos (EA 85) Keilschrifttafel (Mitte des 14. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Berlin, Vorderasiatisches Museum (VAT 1626). – Knudtzon, EA 85 (Kopie: Schroeder, VS 11, 42). – Übersetzungen, Bearbeitungen: R. F. Youngblood, The Amarna Correspondence of Rib-Hadda, Prince of Byblos, Diss. Dropsie College 1961, 264 ff.; Moran, AL 85; Liverani, LA 154 (mit Bibliographie).
Rı¯b-Hadda erneuert seine Forderung nach Getreidelieferungen zur Linderung der Not in der Stadt Byblos, die von Feinden umgeben ist. (Vs. 1-5) Spri[ch zum König], meinem Herrn, dem Sonnengott; [die Botschaft des Rı¯]b-Hadda, deines Dieners: Zu Füßen [meines Herrn], des Sonnengottes, meines Herrn, bin ich siebenmal und siebenmal nie[dergefallen]. Möge die [(göttliche) Her]rin der Stadt Byblos dem König, meinem Herrn, [Stär]ke schenken. (6-15) [N]un, so schreibe ich dem Kö[nig], meinem Herrn, aber er hört nicht auf meine Worte. Nun hat er mich dreimal in diesem Jahr angegriffen, und zwei Jahre lange bin ich meines Getreides beraubt worden. Es gibt kein Getreide für uns zu [es]sen. Was soll ich zu meinen Bauern sagen? Ihre Söhne, ihre Töchter (und) das Mobiliar ihrer Häuser sind für Zahlungen an das Land hJairimuta aufgebraucht, um unseren Lebensunterhalt zu sichern. (15-22) Weiterhin: Der König, mein Herr, möge auf die Worte seines treuen Dieners hören und auf Schiffen Getreide senden, um so seinen Diener und seine Stadt am Leben zu erhalten. Auch gebe er 400 Männer und dreißig Paar Pferde, wie sie dem Surata 133) gegeben wurden; sie sollen die Stadt für dich schützen. (23-32) Weiterhin: Was das betrifft, daß Janhamu sagt: »Ich habe dem Rı¯b-Hadda Getreide [ge]geben, [und ich] werde ihm geben ˘[ … ] Zweige [ … ] Getreide für vierzig Männer.« Wa[s] hat jener mihri gegeben? Aber siehe, ihr Silber habe ich behii Japa2-Hadda 134) deponiert. Siehe, Puheja ist behii dir, frage ihn; und er möge vor dir alles ˘ berichten. (33-39) Weiterhin: Es möge dem König, meinem Herrn, gut erscheinen, daß Getreide aus dem Land Jarimuta, das früher der Stadt Sumur gegeben wurde, jetzt der Stadt Byblos gegeben werde. So werden wir mit dem ˙Lebensnotwendigen versorgt, bis du (die Angelegenheit) unserer Stadt un[tersuch]st. (39-Rs. 47) Weiterhin: So wahr der König, mein Herr, l[ebt]: Während meine Männer [mir] immer noch lo[yal gesinnt sind, sind 2Abdi-Asˇ]irta und die hapiru¯-Männer [z]u Ja˘ wurde geschlossen. pa2-Hadda in die Stadt [Berut]a 135) [gegangen], und ein [Bündnis] [J]etz[t] (aber) gibt es keinen Mann in [deiner] Stadt; [so se]nde eine Garnison, [um] mein Land [zu sch]ützen, damit dein [Land] nicht erobert wird 136). (47-50) Weiterhin: Höre mir zu. [Spr]ich zu Janhamu, daß er das Silber [für die Nah]rung ˘ für die Männer [der Sta]dt Byblos im Land Jarimuta nehmen soll. (51-55) Weiterhin: Der König des Landes hMiittanni ist (mit seinem Heer) bis zur St[adt]
133. 134. 135. 136.
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Der Fürst der Stadt Akka, des biblischen Akko. Der Fürst der Stadt Beruta (Beirut). Das heutige Beirut. Rı¯b-Haddas Land (»mein Land«) ist zugleich auch das Land des ägyptischen Königs (»dein Land«), da Rı¯b-Hadda ein Vasall Ägyptens ist.
Briefe aus dem Archiv von el-Amarna
Sumur ausgezogen, und er wollte weiter [b]is zur Stadt Byblos kommen. Aber es gab ˙ Wasser für ihn zu trinken, und so kehrte er zurück in sein Land. kein (55-63) Nun, so habe ich an den Palast bezüglich dessen, was ich benötige, geschrieben. [War]um [antwo]rtest du nicht »Was mein Diener benötigt, ist vorhanden« oder »gibt es nicht«, so daß ich weiß, welche Maßnahme ich ergreifen muß, [b]is der König (hier) eintrifft und der König nach seinem treuen Diener sieht. (63-69) Wer ist 2Abdi-As ˇirta, der Sklave, der Hund, daß sein Name in der [Gegen]wart des Königs, des Sonnengottes, [er]wähnt wird? Wenn ein einziger Stadtfürst mit mir eines Sinnes wäre, würde ich 2Abdi-Asˇirta aus dem Land Amurru vertreiben! (69-74) Außerdem haben sich die Länder, seit dein Vater aus Sidon zurückkehrte, seit eben jener Zeit den hapiru¯-Leuten angeschlossen. Daher habe ich nichts. ˘ Der König möge auf die Worte seines Dieners hören und Männer zur Ver(75-o. Rd. 87) fügung stellen, um seine [Sta]dt zu schützen, damit er 137) nicht alle hapiru¯-Männer sam˘ melt und sie [die Stadt] erobern. Sende (nun) in [dies]en Tagen [reguläre] Truppen, [damit sie] ihn a[us dem Land Amur]ru vertreiben. Als der Kommissar des K[önigs be]i uns war, [schrie]ben [wir] an i[h]n, wir schrieben nicht an [di]ch. Umma[hnu und] Milkuru, ˘ ihr [Gat]te – sie ist die Dienerin der (göttlichen) Her[rin] der Stadt Byb[los]. [So wahr] der König [le]bt, [ … ] i[n … ] aus der Hand eines Gro[ßen für die] (göttliche) He[rrin der Stadt Byblos … ].
6.10 Rı¯b-Hadda an den Pharao: 2Abdi-Asˇirta belagert Byblos (EA 88) Keilschrifttafel (Mitte des 14. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: London, British Museum (BM 29800). – Knudtzon, EA 88 (Kopie: Bezold / Budge, Amarna Tablets 17). – Übersetzungen, Bearbeitungen: R. F. Youngblood, The Amarna Correspondence of Rib-Hadda, Prince of Byblos, Diss. Dropsie College 1961, 305 ff.; Moran, AL 88; Liverani, LA 142 (mit Bibliographie).
Ein um die andere Hafenstadt an der libanesischen Mittelmeerküste fällt in die Hände des 2Abdi-Asˇirta, dessen Truppen immer näher an Byblos heranrücken. Schließlich gelingt es ihm, Byblos selbst unmittelbar zu bedrohen. Rı¯b-Hadda schickt den folgenden Brief aus der belagerten Stadt an den Pharao: (Vs. 1-4) [Rı¯]b-[Had]da
[spr]ac[h zu seinem Herrn]; vor dem König der Länd[er, dem Großkönig: Sieben]mal und siebenmal bin ich niedergefallen z[u Füßen meines Herrn], meines Sonnengottes. (4-9) Ich habe [dir] wiederholt [geschrieben]: »[Es gibt Feindschaft gegen die Stadt] Ardat, gegen die Stadt Irqat und ge[gen die Stadt Sumur] sowie gegen die Stadt Amhmiija ˙ Aber der König], mein Herr, [blieb [und die Stadt Sˇigat]a, treue Städte des König[s.« still]. (9-12) Weiterhin: Wer ist [er] (denn), der 2Abdi-As ˇirta, der Sklave, der Hund, daß er in den Ländern meines Herrn t[u]n kann, [wa]s er will, der König, mein Herr, aber bleibt still bezüglich [seines] Dieners? 137. 2Abdi-Asˇirta.
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Anson F. Rainey (13-17) Weiterhin:
Ich habe meinen Botschafter (jedes Mal) geschickt, wenn [er meine Städte n]ahm und (nun) ist er (unmittelbar) [ge]gen mich heraufgekommen: Er hat jetzt die Stadt Batruna eingenommen [und] ist (unmittelbar) gegen mich heraufgekommen. ˙ was die Stadt und den Eingang zum Stadttor [der Sta]dt Byblos betrifft: (18-21) [Sch]au, Wieviele Tage ist er (nun) nicht vom Stadttor weggezogen, so daß wir uns nicht mehr hinaus in das Land außerhalb der Stadt bewegen können? (21-u. Rd. 27) Weiterhin: D[a] er danach strebt, die Stadt Byblos zu erobern [ … ], möge der König, mein Herr, a[uf die Worte] seines [Die]ners hören. Streitwagen- und [Fußtruppen möge er] so schnell [wie möglich] herbeieilen lassen, damit sie [die Stadt] meines Herrn und [seinen Diener schützen, bis] der König, [mein Herr], eintrifft. (Rs. 2834) [Und] ich, ich werde das Wort meines Herrn [nich]t unbeachtet lassen. We[nn] aber der König, mein Herr, [nicht] auf die Worte [seines] Die[ners hört], wird sich die Stadt Byb[los] ihm 138) anschließen, und alle Länder des Kö[nigs] bis nach Ägypten werden sich den hapiru¯-Männern anschließen. ˘ Weiterhin: Sollte mein Herr seinem Diener nicht so schnell wie möglich durch (34-39) einen Brief Nachricht schicken, und er 139) die Stadt für sich erobern, dann werde ich von ihm eine Stadt fordern, um darin zu wohnen, so daß ich lehbein kann. (40-42) Weiterhin: Möge der König, mein Herr, [Fu]ß- (und) Streitwagentruppen herbeieilen lassen, damit sie die Stadt des Königs, meines Herrn, schützen. (42-45) Schau, die Stadt Byblos ist nicht wie je[ne] (anderen) Städte. Die Stadt Byblos ist von alters her eine treue Stadt des Königs, [meines] He[rrn]. (45-51) Weiterhin: Der Botschafter des Königs der Stadt Akka ist ehrenvoller behandelt worden als [mein] Botschafter. De[nn] man hat jenem ein Pferd gegeben, [aber] zwei Pferde [mei]nes [Mannes] ihm [geno]mmen. Er soll nicht [mit leer]en (Händen) aufbrechen!
6.11 Rı¯b-Hadda an den Pharao: Mord in Tyros (EA 89) Keilschrifttafel (Mitte des 14. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Berlin, Vorderasiatisches Museum (VAT 1627). – Knudtzon, EA 89 (Kopien: Winckler / Abel, Thontafelfund 49; Schroeder, VS 11, 43). – Übersetzungen, Bearbeitungen: R. F. Youngblood, The Amarna Correspondence of Rib-Hadda, Prince of Byblos, Diss. Dropsie College 1961, 322 ff.; Moran, AL 89; Liverani, LA 144 (mit Bibliographie).
In der Zwischenzeit hat sich in Surru, dem späteren Tyros, Furchtbares abgespielt. ˙ Von 2Abdi-Asˇirta gedungene Mörder haben den dortigen Herrscher und seine Frau erschlagen. Bei letzterer handelt es sich um eine Schwester des Rı¯b-Hadda, der den Pharao im folgenden Schreiben von den Vorgängen in Kenntnis setzt. (Vs. 1-6) [Rı¯b]-Hadda
spra[ch zu seinem Herrn, dem K]önig der Länder, dem Großkönig: [Möge die (göttliche) Herrin] der Stadt Byb[los de]m König, meinem Herrn, [Stärke schenken. Zu Füß]en meines Herrn, mei[nes] Sonnengo[ttes] bin ich [siebenmal] (und) siebenmal niedergefallen.
138. Dem 2Abdi-Asˇirta. 139. 2Abdi-Asˇirta.
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Briefe aus dem Archiv von el-Amarna (7-11) [Nun]
habe ich so immer wieder [an den Pa]last geschrieben, aber meine Worte [werden] nicht [angenomm]en und sie finden keinerlei Gehör. Ich sah die (Un)tat(, die sich) in der St[adt] Tyros (abspielte), (und) so fürchte ich mich. (12-14) Jetzt untersucht der König nicht (die Angelegenheit) bezüglich seines Stadtfürsten, meines Bruders. Möge der König auf meine Worte hhöreni. (Denn) deren 140) Wort ist nicht wahr: (15-19) »Wenn der König eine Untersuchung anstellt, werden hwiri uns ganz in seinen Dienst stellen.« Ich ging mit Tyros eine Heiratsallianz ein; sie pflegten gute Beziehungen zu mir. (20-26) Siehe, (nun) haben sie ihren Stadtfürsten getötet, zusammen mit meiner Schwester und ihren Kindern. Ich hatte die Töchter meiner Schwester nach [Ty]r[os] gesandt – weg von 2Abdi-A[sˇirta. Und (nun) haben sie] ihn [getötet] zu[sammen mit meiner Schwester und (den Angehörigen)] seines [Hauses]. (26-29) (Text verloren.) (u. Rd. 30-Rs. 32) [Wenn] der König [(die Angelegenheit) bezüglich meines Bruders untersucht, dann werden sich] alle Länder [dem König, meinem Herrn, anschließen]. (33-35) Wenn der König (die Angelegenheit) bezüglich mein[es] Bruders [nicht] untersucht, [dann] wird es Krieg 141) geben. (35-39) Zu Lebzeit[en meines Bruders] schrieb er (mein Bruder) mehrfach an den Köni[g, und] seine Worte fanden kein Gehör. So starb er. Siehe, ich weiß es! (39-43) Aber wenn der König (die Angelegenheit) bezüglich meines Bruders untersucht, dann wird die Stadt sagen: »Siehe, es gibt keinen Stadtfürsten.« O König, stelle eine Untersuchung über ihn an. Wir können nichts tun, da sie 142) sich fürchten. (44-47) Wird der König (die Angelegenheit) bezüglich des Stadtfürsten von Tyros etwa nicht untersuchen? Denn sein Besitz ist groß wie das Meer – ich weiß es. (48-53) Schau, der Palast der Stadt Tyros: Es gibt keinen Palast eines Stadtfürsten wie diesen. Er ist wie der Palast [der Sta]dt Ugarit, die Besitztümer [da]rin sind überaus [zahlre]ich. (53-o. Rd. 59) Der König möge [auf die Worte] hseinesi Dieners hören. Er sende den […u]sˇda, damit er [im L]and Stellung bezieht und über die Stadtfürsten [Bescheid weiß]. Die Besitztümer 143) aber [sollen nicht in] ihre [Hände] gegeben werden! (59-62) Und kü[mmere dich um] die Kommissare des Königs. [Sie nehmen aus] der Hand des Königs al[le] Länder. (lk. Rd. 63-67) [Ich möchte] wissen: Gefällt es dem König, [daß 2Abdi-A]s ˇirta das Seegebiet, da[s v]or ihnen liegt, eingenommen hat, und sie daher Frieden haben 144)? Der König [möge] sie in Schre[cken versetzen]! Schreib[e] ich dem König nicht (fortgesetzt) über ihr Verbrechen?
140. Gemeint sind die Einwohner bzw. Würdenträger von Tyros. 141. Der Übersetzungsvorschlag beruht auf der Annahme, daß GUR (KÙR) hier für KÚR = nukurtu »Feindschaft« steht. 142. Die Einwohner von Tyros. 143. Die oben erwähnten Schätze des ermordeten Fürsten von Tyros, die nicht in die Hände der lokalen Rebellen fallen sollen, die ihrerseits im Bunde mit 2Abdi-Asˇirta stehen. 144. 2Abdi-Asˇirta kontrolliert demnach das küstennahe Meer um Tyros und verhindert so einen Angriff auf die mit ihm verbündeten Rebellen in der Stadt von der Seeseite.
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6.12 Japa2-Hadda von Beirut an den ägyptischen Kommissar Janhamu über die ˘ Entwicklungen in Amurru (EA 98) Keilschrifttafel (Mitte des 14. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Berlin, Vorderasiatisches Museum (VAT 1675). – Knudtzon, EA 98 (Kopien: Winckler / Abel, Thontafelfund 128; Schroeder, VS 11, 15). – Übersetzungen: Moran, AL 98; Liverani, LA 197 (mit Bibliographie).
Schließlich übernimmt der Stadtfürst von Beirut, Japa2-Hadda, der zuvor mit 2AbdiAsˇirta ein Bündnis eingegangen war (s. o. Nr. 6.7), die Sichtweise des Rı¯b-Hadda und schreibt Janhamu, einem hohen ägyptischen Würdenträger in Kanaan, über die ge˘ fährliche politische Lage, die durch die Aktivitäten des 2Abdi-Asˇirta und seiner Truppen entstanden ist. (Vs. 1-2) [Sp]rich
[zu] Janhamu; die Botschaft des Japa2-Hadda: bleibst du˘ still in Bezug auf die Stadt Sumur angesichts dessen, daß alle Länder von Byblos bis Ugarit dem 2Aziru 145) folgend˙ feindlich geworden sind? (Angesichts dessen, daß) die Stadt Sˇigata und die Stadt Ampi feindlich geworden sind? (12-Rs. 20) Und nun hat er 146) Schiffe [der Stadt] Arwad [i]n der Stadt Ampi und der Stadt Sˇigata stationiert; so ist es unmöglich, Getreide nach Sumur zu liefern, und wir können ˙ Sumur nicht betreten. ˙(21-26) Was können wir selbst also tun? Schreibe an den Palast über diese Angelegenheit. [Und] es ist [g]ut, [da]ß du darüber informiert wirst. (3-12) Warum
6.13 Rı¯b-Hadda an den Pharao: Der ägyptische Feldzug gegen 2Abdi-Asˇirta (EA 101) Keilschrifttafel (Mitte des 14. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: London, British Museum (BM 29827). – Knudtzon, EA 101 (Kopie: Bezold / Budge, Amarna Tablets 44). – Übersetzungen: Moran, AL 101; Liverani, LA 159 (mit Bibliographie).
Schlußendlich sandte der ägyptische König, hier wohl schon Amenophis IV., ein Expeditionscorps aus, um 2Abdi-Asˇirta in die Schranken zu weisen. Doch der befehlhabende Offizier des Feldzugs, Haja, geht nur halbherzig gegen Amurru vor, wobei ˘ den eigentlichen Interessen Ägyptens entsprach. seine Zurückhaltung durchaus nicht Der folgende Text stellt die Fortsetzungstafel eines Briefes dar, dessen erste Tafel verloren ist. Es kann aber kein Zweifel daran bestehen, daß der Autor des Briefes einmal mehr Rı¯b-Hadda ist. Der Stadtfürst von Byblos drängt auf ein entschlossenes militärisches Vorgehen. Wir wissen aus späteren Texten, daß 2Abdi-Asˇirta gefaßt wurde, sein weiteres Schicksal ist aber unbekannt. (Vs. 1-10) [Wei]terhin:
Wer ist feindlich [gegen] den König? Ist es nicht Haja? [Nu]n, sobald ˘ töten. Denn sie die Schiffe der Flotte in Amurru eindringen, werden sie 2Abdi-Asˇirta haben keine Wolle oder Gewänder mit Lapislazuli oder MAR-Stein, um sie als Tributzahlung an Mittani zu geben. (11-18) Weiterhin: Wessen Schiffe haben mich angegriffen? Waren es nicht die Männer 145. Der Sohn und Nachfolger 2Abdi-Asˇirtas in Amurru. 146. 2Aziru.
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Briefe aus dem Archiv von el-Amarna
der Stadt Arwad? Und siehe, sie sind jetzt bei dir. Ergreife die Schiffe der Männer der Stadt Arwad, die im Land Ägypten sind! (18-Rs. 25) Weiterhin: Was das betrifft, daß Haja zum König sagt: »Wenn wir nicht [weiter] in das Land Amurru [vorstoßen, dann]˘ werden [die Männer der Sta]dt Tyros und die Männer [der Stadt] Sidon und die Männer [der Sta]dt Beirut (ihn) bringen«: (25-31) Wem gehören diese Städte? Nicht dem König? Setze jeweils einen Mann in (jeder) Stadt ein, und der soll keinem Schiff des Landes Amurru (zu fahren) erlauben, so daß sie den 2Abdi-Asˇirta töten. Der König hat ihn über sie eingesetzt, nicht sie selbst 147). (32-38) Möge der König zu den drei Städten und zu den Schiffen der Flotte sprechen. Und sobald sie in das Land Amurru kommen, wird er den 2Abdi-Ahsˇiirta festnehmen und ihn dir übergeben. Sei (hiermit) über die Worte deines treuen Dieners informiert.
6.14 Rı¯b-Hadda an den Pharao: Amurru nach dem Ende 2Abdi-Asˇirtas (EA 105) Keilschrifttafel (Mitte des 14. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Berlin, Vorderasiatisches Museum (VAT 1628). – Knudtzon, EA 105 (Kopie: Schroeder, VS 11, 53). – Übersetzungen: Moran, AL 105; Liverani, LA 164 (mit Bibliographie).
Aus folgendem Schreiben geht hervor, daß die Schiffe der Leute von Arwad keineswegs, wie Rı¯b-Hadda es im vorausgehenden Brief (hier Nr. 6.13) gefordert hatte, in Ägypten zurückgehalten wurden. Auch der Grund für Rı¯b-Haddas Sorge um die Flotte von Arwad wird nun klar: Offenbar befinden sich die Besitztümer des – inzwischen offenbar toten – 2Abdi-Asˇirta in deren Besitz, und der König von Byblos möchte unbedingt verhindern, daß diese Mittel seinen Söhnen und Nachfolgern zugänglich werden. Doch anscheinend unterstützt der ägyptische König die Söhne des 2Abdi-Asˇirta zumindest indirekt, auch wenn diese – wie Rı¯b-Hadda schreibt – gemeinsam mit der Flotte von Arwad einmal mehr den ägyptischen Verwaltungssitz Sumur und ägyptische Truppen bedrängen. ˙ (Vs. 1-5) [Rı¯]b-Hadda sprach zu [seinem] Herrn, dem Groß[könig], dem König der Länder, dem König der [S]chla[cht]: Möge die (göttliche) Herrin der Stadt Byblos dem König, meinem Herrn, St[ärke] schenken. Zu Füßen meines Herrn, meines Sonnengottes, bin ich siebenmal und siebenmal niedergefallen. (6-10) Weiterhin: Der König möge Rat halten betreffs der Stadt Sumur: Schau, was die ˙ Stadt Sumur angeht: wie ein Vogel, der in einen Käfig gesteckt wurde, so ist die Stadt ˙ Sumu[r]. (11-13) Tag und Nacht bedrängen sie die Söhne des 2Abdi-Asˇirta vom Inland her ˙ die Männer der Stadt Arwad vom Meer her. und (14-17) Und ich habe drei Sc[hi]ff[e z]u Ja[nha]mu geschickt. [Die Schiffe] der Männer der ˘ Stadt Arwad waren (da), um s[ie] zu kapern, und kamen hervor. (17-22) Schau, was die Männer der Stadt Arwad angeht: Beim Abzug der regulären (ägyptischen) Truppen
147. Hier wird offenbar auf die offizielle Anerkennung 2Abdi-Asˇirtas als Vasall von Seiten des ägyptischen Hofes angespielt (vgl. hier Nr. 6.1-6.2).
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wurde die ganze Habe des 2Abdi-Asˇirta bei ihnen nicht beschlagnahmt, und ihre Schiffe fuhren legal aus Ägypten ab. Somit haben sie keine Furcht. (23-27) Nun haben sie die Stadt Ullassa eingenommen und sie versuchen, die Stadt Sumur einzunehmen. Die ganze Habe des 2Abdi-Asˇir[ta] haben sie (seinen) [S]öhnen ˙ gegeben; und jetzt sind sie stark. (27-31) Sie haben (sogar) die Schiffe des (ägyptischen) Expeditionscorps mitsamt ihrer Ausrüstung genommen. Und (so) bin ich nicht in der Lage, der Stadt Sumur zur Hilfe zu kommen. ˙ ist mir wegen [meiner] Habe, die bei ihm ist, feindlich gesinnt. Wir (31-37) Japa2-Hadda wollen den Rechtsstreit vor Aman-[masˇsˇ]a und Bin-Piha und auch vor Janhamu austra˘ Habe, die gen, so daß sie meine Rechte auf meine Habe kennen.˘(38-u. Rd. 42) Weil meine bei ihm ist, umfangreich ist, verhält er sich feindlich gegen mich. Als ich von [der Einnahme] der Stadt Ullassa hörte, schrieb ich ihm [ … ]. … (Die Zeilen Rs. 43-78 sind zu fragmentarisch für eine durchgängige Übersetzung.) (Rs. 79-83) [ … möge sen]de[n … , so daß w]ir [ihnen] den Rechtsfall [vor]legen können. Alle meine Habe, die bei ihm ist, möge für den König genommen werden, und der treue Diener des Königs möge leben. (83-85) Was die Ägypter angeht, die aus Ullassa herauskamen: sie sind nun bei mir. Aber es gibt kein [Get]reide für sie zu essen. (85-88) Japa2-Hadda läßt meine Schiffe nicht [nac]h Jarimuta, und sie nach Sumur schicken ˙ na]hm [e]s, kann ich nicht wegen der Schiffe von Arwad. Siehe, er sagt: »Rı¯b-[Hadda d[aher ist er] gegen m[ich].« (Es folgen noch wenige Spuren bis zum Briefende.)
6.15 Rı¯b-Hadda an den Pharao: Die Söhne 2Abdi-Asˇirtas führen das Werk ihres Vaters fort (EA 104) Keilschrifttafel (Mitte des 14. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Kairo, Ägyptisches Museum (C 4751). – Knudtzon, EA 104 (Kopie: Winckler / Abel, Thontafelfund 60). – Übersetzungen: Moran, AL 104; Liverani, LA 163 (mit Bibliographie).
In einem weiteren Brief berichtet Rı¯b-Hadda dem Pharao von der Bedrohung des ägyptischen Stützpunktes Sumur durch die Flotte von Arwad und die Söhne des 2Ab˙ an die Söhne des 2Abdi-Asˇirta, ohne daß dies den Phadi-Asˇirta. Stadt um Stadt fällt rao zu bekümmern scheint. Vielmehr gewinnt man aus den Klagen des Rı¯b-Hadda den Eindruck, daß die politischen Entwicklungen in Syrien von ägyptischer Seite zumindest gebilligt, teils sogar gefördert werden. (Vs. 1-5) Sprich
zum König, meinem Herrn, meinem Sonnengott; die Botschaft des Rı¯b-Hadda, deines Dieners: zu Füßen meines Herrn, meines Sonnengottes bin ich siebenmal und siebenmal niedergefallen. (6-9) Der König, mein Herr, möge wissen, daß Pu ¯ -Ba2la, der Sohn des 2Abdi-Asˇirta, in die (10-13) Stadt Ullassa eingedrungen ist. Ihnen gehören (nun) die Stadt Ardata, die Stadt Ja2lija, die Stadt Ampi (und) die Stadt Sˇigata. Alle Städte gehören ihnen. (14-17) So möge der König Hilfstruppen zur Stadt Sumur schicken, bis der König bezüglich seines Landes ˙ Rat gehalten hat.
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sind die Söhne des 2Abdi-Asˇirta, des Sklaven, des Hundes? Sind sie (etwa) der König von Mittani 148) oder der König von Kasˇsˇe 149), daß sie das Land des Königs für sich selbst nehmen könnten? (24-Rs. 26) In der Vergangenheit haben sie die Städte deiner Stadtfürsten eingenommen, und du bist still geblieben. (27-30) Siehe, jetzt haben sie deinen Kommissar vertrieben und seine Städte für sich selbst genommen. Nun haben sie die Stadt Ullassa eingenommen. (31-39) Wenn du in dieser Weise still bleibst, bis sie die Stadt Sumur einnehmen und den Kommissar und die Hilfstruppen, die in Sumur sind, töten ˙– was könnte ich tun? Ich ˙ selbst kann nicht nach Sumur gehen. ˇ igata, Ullassa (und) Arwad sind mir feindlich gesinnt. Sollten sie (40-48) Die Städte Ampi,˙ S {sie} hören, daß ich in die Stadt Sumur gekommen bin, werden diese Städte (in) Schif˙ des 2Abdi-Asˇirta werden auf dem Land (zur Stelle) fe(n) (zur Stelle) sein, und die Söhne (48-lk. Rd. 51) sein; ich werde hihneni entgegentreten müssen und werde nicht (mehr) in der Lage sein hinauszukommen, und die Stadt Byblos wird den hapiru¯-Männern zufallen. ˘ sich den hapiru¯-Män(52-54) Ich bin in die Stadt Ibirta gegangen, und sie strebten danach, ˘ nern anzuschließen. (17-u. Rd. 24) Wer
6.16 2Aziru von Amurru an den Pharao: Treueschwüre (EA 156) Keilschrifttafel (Mitte des 14. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Berlin, Vorderasiatisches Museum (VAT 337). – Knudtzon, EA 156 (Kopie: Winckler / Abel, Thontafelfund 34; Schroeder, VS 11, 83). – Übersetzungen: Sh. Izre’el, Amurru Akkadian: A Linguistic Study, HSSt 41, Atlanta 1991, II 15 f.; Moran, AL 156; Liverani, LA 242 (mit Bibliographie).
Wie zuvor sein Vater (vgl. hier Nr. 6.1 und 6.2) sichert auch 2Aziru, der unter den Söhnen des 2Abdi-Asˇirta eine Vorrangstellung einnimmt und als der erste eigentliche König von Amurru bezeichnet werden kann, dem Pharao, nun Amenophis IV., seine Vasallentreue zu. Der Aufforderung des ägyptischen Herrschers, selbst zur Audienz nach Ägypten zu reisen, widersetzt er sich jedoch trotz aller Treuebekenntnisse. den König, meinen Herrn, meinen Gott; die Botschaft des 2Aziru, deines Dieners: Siebenmal und siebenmal bin ich zu Füßen meines Herrn niedergefallen. (4-8) Nun, was den Wunsch, den der Sonnengott 150), mein Herr, geäußert hat, betrifft: Ich bin auf immer dein Diener, und meine Söhne sind deine Diener. (9-u. Rd. 14) Nun habe ich zwei Ju[ngen] gegeben, [meine] Söhne. Und sie mögen [alles] tun, was [mein] He[rr] befiehlt. Aber [mich] möge [mein Herr] im Land Amurru lassen! (Vs. 1-3) An
148. Das obermesopotamische, hurritisch geprägte Königreich von Mittani. 149. Nubien, das biblische Kusch. 150. Ein Titel des Pharao.
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Anson F. Rainey
6.17 2Aziru an den Pharao: Rückblick auf 2Azirus Aufenthalt in Ägypten, hethitische Botschafter bei 2Aziru (EA 161) Keilschrifttafel (Mitte des 14. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: London, British Museum (BM 29818). – Knudtzon, EA 161 (Kopie: Bezold / Budge, Amarna Tablets 35). – Übersetzungen: Sh. Izre’el, Amurru Akkadian: A Linguistic Study, HSSt 41, Atlanta 1991, II 31-35; Moran, AL 161; Liverani, LA 243 (mit Bibliographie). – Weitere Literatur: Sh. Izre’el / I. Singer, The General’s Letter from Ugarit. A Linguistic and Historical Reevaluation of RS 20.33 (Ugaritica V, No. 20), Tel Aviv 1990, 128 ff.
Schließlich reist 2Aziru doch nach Ägypten, um dort vom Pharao offiziell als Stadtfürst (hazannu) anerkannt zu werden. Er erwähnt seinen Aufenthalt in Ägypten und ˘ seine bei dieser Gelegenheit erfolgte Einsetzung zum Stadtfürsten in einem späteren Brief, in dem er den um die Bündnistreue des 2Aziru besorgten Pharao zu beruhigen sucht. Nur einem unglücklichen Zufall sei es zu verdanken, daß er die ägyptischen Botschafter nicht persönlich habe empfangen können. Der verzögerte Wiederaufbau von Sumur sei der Bedrohung durch die nordöstlich von Amurru gelegenen Nuhasˇ˘ ˙ sˇe-Länder geschuldet. Zudem mache der korrupte ägyptische Funktionär Hatip ihm ˘ das Leben schwer. Den Kontakt mit Botschaftern des unter Sˇuppiluliuma I. nach Syrien vorstoßenden Hethiterreiches bestreitet 2Aziru nicht. Er begnügt sich damit, seinem ägyptischen Oberherrn abermals seine unbedingte Treue zuzusichern. (Vs. 1-3) An
den Großkönig, meinen Herrn, meinen Gott, [meinen Sonnen]gott; die Botschaft des 2Aziru, deines Dieners: Siebenmal und siebenmal bin ich zu Füßen meines Herrn, meines Gottes, meines Sonnengottes, niedergefallen. (4-6) Mein Herr, ich bin dein Diener. Und als ich vor dem König, meinem Herrn, eintraf, da sprach ich über alle meine Angelegenheiten vor meinem Herrn. (7-10) Mein Herr! Höre nicht auf die lügnerischen Männer, die mich vor dem König, meinem Herrn, verleumden. Ich bin für immer dein Diener! (11-13) Und wegen Han3i 151) sprach der König, mein Herr. Mein Herr, ich hielt mich in der Stadt Tunip 152) auf ˘und wußte nicht, daß er eingetroffen war. (14-16) Sobald ich (davon) hörte, bin ich hinter ihm her hinaufgezogen, aber ich habe ihn nicht (mehr) erreicht. (17-19) So möge Han3i (nun) wohlbehalten (bei dir) ankommen, auf daß der König, mein ˘ befrage, wie ich ihn unterhalten habe. (20-22) Meine Brüder und Be¯t-3ili Herr, ihn darüber standen ihm zu Diensten. Rinder, Kleinvieh und Geflügel, sein Essen (und) sein Trinken 153) gaben sie (ihm). (23-u. Rd. 25) Für seine Reise stellte ich Pferde und Esel zur Verfügung. So möge der König mein Herr meinen Worten Beachtung schenken. (26-Rs. 29) Wenn ich zum König meinem Herrn komme, wird Han3i mir entgegenkommen, er wird sich um mich kümmern wie ˘ eine Mutter (und) wie ein Vater. (30-34) Doch jetzt sagt mein Herr: »Vor Han3i hast du ˘ schwöre), dich versteckt.« Mögen deine Götter und der Sonnengott Zeugen sein: (Ich daß ich mich in Tunip aufgehalten habe. (35-40) Weiterhin: Mein Herr hat wegen des Wiederaufbaus der Stadt Sumur gespro˙ 151. Ein Botschafter des Pharao. 152. Eine Stadt nordöstlich von Amurru, deren Territorium im Osten an das Land Nuhasˇsˇe grenzt. ˘ 153. Wörtlich: »sein Brot (und) sein Bier«.
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Briefe aus dem Archiv von el-Amarna
chen. Die Könige des Landes Nuhasˇsˇe sind mir feindlich gesonnen und nehmen auf Ge˘ So habe ich sie nicht wiederaufgebaut. Jetzt (aber) heiß des Hatip 154) meine Städte ein. ˘ werde ich sie in aller Eile wiederaufbauen. (41-46) Und mein Herr sei darüber informiert, daß Hatip die Hälfte der Ausrüstungs˘ sich) nimmt. Und das Gold und gegenstände, die der König, mein Herr, (mir) gab, (für das Silber, das der König, mein Herr, mir gab, (davon) nimmt Hatip sich alles. Mein Herr ˘ sei darüber informiert! (47-50) Weiterhin: Außerdem hat der König, mein Herr, gesagt: »Warum unterhältst du die Botschafter des Königs des Landes Hatti, meine Botschafter aber nicht?« ˘ und der König, mein Herr, hat mich (als (51-o. Rd. 53) Dies ist doch das Land meines Herrn, einen) unter den Stadtfürsten eingesetzt. (lk. Rd. 54-56) Der Botschafter meines Herrn möge zu mir kommen, dann will ich (ihm) alles geben, was ich vor meinem Herrn (ver)sprochen habe. Er 155) möge Verpflegung, Schiffe, Öl, Waffen und Holz liefern.
6.18 Ein Brief aus Amurru an den in Ägypten weilenden 2Aziru: Die Hethiter stoßen nach Mittelsyrien vor (EA 170) Keilschrifttafel (Mitte des 14. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Berlin, Vorderasiatisches Museum (VAT 327). – Knudtzon, EA 170 (Kopie: Winckler / Abel, Thontafelfund 143; Schroeder, VS 11, 94). – Übersetzungen: Sh. Izre’el, Amurru Akkadian: A Linguistic Study, HSSt 41, Atlanta 1991, II 55-58; Moran, AL 170; Liverani, LA 253 (mit Bibliographie).
Während des im vorausgehenden Brief rückblickend erwähnten Besuches des 2Aziru am ägyptischen Hof unterrichteten ihn seine Brüder offenbar regelmäßig über die Geschehnisse in der Heimat. Erste Kontakte zu den nach Syrien vorstoßenden Hethitern ergaben sich schon zu diesem Zeitpunkt. (Vs. 1-6) An
den König, unseren Herrn; die Botschaft des Ba2lu¯ja und die Botschaft des Be¯tı¯-ilı¯: Zu Füßen unseres Herrn sind wir niedergefallen. Unserem Herrn möge es gut gehen. Und hier steht es mit den Ländern unseres Herrn zum besten. (7-9) Unser Herr, nimm dir nicht alles zu Herzen; mache dein Herz nicht krank. (10-13) Unser Herr, triff dich mit ihnen, so oft du kannst, damit sie dich dort nicht (unnötig lange) zurückhalten. (14-u. Rd. 18) Weiterhin: Die Truppen des Landes Hatti und Lupakku haben Städte des ˘ dem Addumi genommen. Unser Landes 2Amqi eingenommen, 156) und sie haben (sie) Herr möge (darüber) informiert sein.
154. Ein ägyptischer Funktionär in der Region. 155. Der Botschafter. 156. Der Feldzug des hethitischen Generals Lupakku (Lupakki) gegen das Land 2Amqi (Amka, die Biqa2-Ebene zwischen Libanon und Antilibanon) ist auch in hethitischen Quellen bezeugt. Nach dem zu Zeiten Mursˇilis II. redigierten »Tatenbericht Sˇuppiluliumas« fand dieser Feldzug während der hethitischen Belagerung der Stadt Kargamisˇ auf Sˇuppiluliumas zweitem Syrienfeldzug statt (für den »Tatenbericht Sˇuppiluliumas« s. J. Klinger, TUAT.NF II, 147 ff., dort 148 Rs. III 1 ff.).
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Anson F. Rainey (19-Rs. 23) Weiterhin:
Wir haben folgendes gehört: Zidana 157) ist gekommen, und 90000 (Mann) Fußtruppen sind mit ihm gekommen. (24-25) Aber (diese) Nachricht konnten wir (bisher) nicht bestätigen, ob sie wirklich da sind. (26-29) Aber wenn sie im Land Nuhasˇsˇe eintreffen, werde ich den Be¯tı¯-ilı¯ schicken, um ihn 158) zu treffen. (30-35) Sobald wir˘ mit ihnen Kontakt aufnehmen, werde ich dir sofort meinen Boten schicken, damit er dir Nachricht bringt, ob (Kontakt) besteht oder nicht. ˇ , an Binana und Rabi-sidqu; Botschaft des Amur(36-o. Rd. 40) An Rabi-ilu und 2Abdi-URAS Ba2lu: Euch gehe es gut. Macht eure Herzen nicht krank, (lk.˙ Rd. 41-44) und nehmt euch nicht alles zu Herzen. Und hier steht es mit euren Häusern zum besten. Grüße an 2Anatu!
6.19 Der Pharao an 2Aziru: Drohungen gegen 2Aziru, das Schicksal des Rı¯b-Hadda (EA 162) Keilschrifttafel (Mitte des 14. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Berlin, Vorderasiatisches Museum (VAT 347). – Knudtzon, EA 162 (Kopie: Winckler / Abel, Thontafelfund 92, Schroeder, VS 11, 86). – Übersetzungen: Moran, AL 162; Liverani, LA 251 (mit Bibliographie).
Nach seiner Rückkehr aus Ägypten verfolgt 2Aziru trotz aller Treueschwüre vor allem seine eigenen politischen Interessen sowohl innerhalb der Region als auch in seinen Kontakten zu den Hethitern. Im folgenden Brief droht ihm der ägyptische König unverhohlen für den Fall, daß sein Verhalten auch weiterhin so eklatant gegen die Pflichten eines ägyptischen Vasallen verstößt. Mit gutem Grund vermeidet 2Aziru eine weitere Audienz beim ägyptischen König; wohl kaum hätte der Pharao seinen unbotmäßigen Stadtfürsten ein weiteres Mal nach Amurru zurückkehren lassen. Zugleich beleuchtet der Brief das weitere Schicksal des Rı¯b-Hadda von Byblos. Nachdem dieser – von ägyptischer Seite im Stich gelassen – von seinem jüngeren Bruder aus Byblos vertrieben worden war, sah er sich schließlich gezwungen, sogar bei seinem Erzfeind 2Aziru Zuflucht zu suchen. [zu 2Aziru], dem Herrscher der Stadt Amurru, [so (spricht)] der König, dein Herr; folgendermaßen: (2-6) Der Herrscher von Byblos [sprach] zu dir; er, den sein Bruder zum Tor hinausgeworfen hat, [(sprach) wie folgt]: »Nimm mich auf und verschaffe mir (wieder) Einlaß in meine Stadt! [Es gibt viel Silber], und ich will es dir geben. Siehe (mein) Besitz ist groß, [doch] bei mir habe ich nichts.« So sprach er zu dir. (7-9) Hast du [ni]cht fortwährend an den König, deinen Herrn, [wie fol]gt geschrieben: »Ich bin dein Diener wie alle guten Stadtfürsten, [ein jeder] in seiner Stadt«? (9-11) Aber (nun) machst du dich eines Vergehens schuldig, [ind]em du einen Stadtfürsten aufnimmst, den sein Bruder aus seiner Stadt zum Tor hinausgeworfen hat. (12-14) Er hält sich in der Stadt Sidon auf; und du hast ihn deinem eigenen Beschluß folgend den Stadtfürsten übergeben. Kennst du nicht die Falschheit der Menschen? (15-18) Wenn du wirklich ein Diener des Königs bist, warum hast du ihn nicht vor dem (Vs. 1-2) Sprich
157. Ein hethitischer General, womöglich mit Zida, einem Bruder Sˇuppiluliumas gleichzusetzen. 158. Den hethitischen General Zidana.
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König, deinem Herrn, wie folgt angezeigt: »Dieser Stadtfürst hat mir folgendermaßen geschrieben: ›Nimm mich bei dir auf und verschaffe mir (wieder) Einlaß in meine Stadt!‹« (19-21) Und wenn du (diese Sache) wirklich getan hast, dann sind alle Worte, bezüglich derer du Botschaft gesandt hast, nicht wahr. Sogleich dachte der König: »Alles, was du sagst, ist nicht freundschaftlich.« (22-23) Und jetzt hat der König! folgendes sagen gehört: Du unterhältst freundschaftliche Beziehungen mit dem Herrscher der Stadt Qadesˇ. Ihr eßt und trinkt zusammen. Und es stimmt tatsächlich! (24-27) Warum handelst du so? Warum unterhältst du freundschaftliche Beziehungen mit einem Mann, mit dem der König zerstritten ist? Aber (selbst) wenn du dich loyal verhalten hast, schenkst du nur deiner eigenen Urteilskraft Beachtung – und seine 159) Urteilskraft zählt nicht? (27-29) Du vertraust nicht auf die Worte, die du früher gemacht hast. Was ist dir bei ihnen widerfahren, daß du nicht (mehr) auf der Seite des Königs bist? 160) (30-32) Betrachte diese (Leute), über die ich dich belehren muß: Sie trachten danach, dich ins Feuer zu werfen; aber sie sind verbrannt. Doch du liebst Besitz zu sehr. (33-34) Aber wenn du dem König, deinem Herrn, (treu) Dienst leistest, was würde der König nicht für dich tun? (35-38) Wenn du es des Besitzes wegen vorziehst, Schlechtes zu tun, und wenn du Böses und falsche Worte in deinem Herzen planst, dann wirst du mitsamt deiner ganzen Sippe den Tod durch die Streitaxt des Königs finden. (39-41) Aber leiste dem König, deinem Herrn, (treu) Dienst, dann wirst du leben. Und du mögest wissen, daß der König nicht wünscht, gegen das Land Kanaan in seiner Gesamtheit (vorzugehen), wenn er zürnt. (42-45) Und was das betrifft, daß du geschrieben hast »Der König, mein Herr, möge mich dieses Jahr (von der Audienzpflicht) freistellen, dann will ich im nächsten Jahr wirklich vor den König, [meinen] Her[rn], komm[en]; falls nicht, [wird wahrlich] mein Sohn z[um König komm]en.« (Rs. 46-50) Und nun hat der König, dein Herr, dich [in] diesem Jahr gewähren lassen gemäß dem, was du gesagt hast. Komme selbst oder schicke deinen Sohn, dann wirst du den König erblicken, bei dessen Anblick alle Länder leben. (50-54) Aber sprich nicht [w]ie folgt: »Möge er mich auch dieses Jahr (von der Audienzpflicht) freistellen.« Wenn es (dir) unmöglich ist, vor den König, deinen Herrn, zu kommen, schicke deinen Sohn zum König, deinem Herrn, an deiner statt. Wenn es (dir) unmöglich ist, soll er kommen. (55-58) Und jetzt hat der König, dein Herr, gehört, daß du wie folgt dem König geschrieben hast: »Der König, mein Herr, möge Hanni, den Botschafter des Königs, ein zweites Mal zu mir schicken. Und ich werde die˘ Feinde des Königs wahrlich in seine Gewalt ausliefern.« (59-61) Jetzt ist er gemäß dem, was du gesagt hast, zu dir gekommen. So liefere sie (nun) aus und lasse keinen von ihnen aus. (61-63) Jetzt hat der König, dein Herr, dir die Namen der Feinde des Königs auf einer Tafel im Gewahrsam des Hanni, des Bot˘ schafters des Königs, geschickt. (64-66) So schicke sie dem König, deinem Herrn, und lasse keinen von ihnen aus. Und Fesseln aus Bronze sollen an die Knöchel ihrer Füße gelegt 159. Des ägyptischen Königs. 160. Eine Anspielung auf die Annahme des 2Aziru als Vasall bei dessen Aufenthalt in Ägypten und dessen augescheinlichen Sinneswandel nach seiner Rückkehr in die Heimat.
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werden. (67) Schau, die Männer, die du dem König, deinem Herrn, ausliefern mußt, (sind die folgenden): (68) Sˇarru, mitsamt allen seinen Söhnen, (69) Tûja, (70) Lêja, (71) Pisˇijari, mitsamt allen seinen Söhnen, (72-73) der Schwiegersohn des Manja mit seinen Söhnen (und) mit seinen Frauen, (74-75) der Krieger, der Frevel kennt, er, hderi den Fremden stets beleidigt, (76) Dasˇartî, Ba2lu¯ma, (77) Nimmahê, der Räuber im Land Amurru. ˘ König gut geht wie dem Sonnengott im Him(78-81) Und du mögest wissen, daß es dem mel. Seine Truppen (und) seine Streitwagen sind zahlreich. Vom Oberen Land bis zum Unteren Land, (von) Sonnenaufgang [bi]s Sonnenuntergang steht (alles) zum besten.
6.20 Rı¯b-Hadda an den Pharao: Ein alter, kranker Stadtfürst schreibt aus dem Exil (EA 137) Keilschrifttafel (Mitte des 14. Jh. v. Chr.). – Sammlung Vladimir Golenischeff (dann Museum Moskau?). – Knudtzon, EA 137 (Kopie: Winckler / Abel, Thontafelfund 71). – Übersetzungen in Auswahl: Moran, AL 137; Liverani, LA 192 (mit Bibliographie).
Rı¯b-Hadda von Byblos ist von seinem jüngeren Bruder Ilı¯-ra¯pi3 als Stadtfürst abgesetzt und aus Byblos vertrieben worden. Rı¯b-Hadda beschuldigt seinen Bruder im folgenden Brief an den Pharao, die Stadt Byblos dem 2Aziru überlassen zu haben; Ilı¯-ra¯pi3 seinerseits führt beim ägyptischen König Beschwerde wegen der Machenschaften 2Azirus (vgl. EA 139 und 140). Rı¯b-Hadda selbst findet zunächst Zuflucht in Beirut, wo ihn der lokale Stadtfürst 2Ammunı¯ra nach dessen eigener Auskunft bewacht, bis der Pharao über sein weiteres Geschick entscheidet (vgl. EA 142). Später sieht er sich gezwungen, sogar seinen Erzfeind 2Aziru um Hilfe anzugehen, dieser aber übergibt den einstigen Stadtfürsten von Byblos an die Herrscher von Sidon (vgl. EA 162, hier Nr. 6.19); wahrscheinlich findet Rı¯b-Hadda dort in Sidon seinen Tod. Der vorliegende Brief, den Rı¯b-Hadda aus Beirut an den Pharao sandte, ist eines der letzten der vielen vergeblichen Bittschreiben, die der unglückliche Stadtfürst von Byblos nach Ägypten sandte (vgl. noch EA 138). (Vs. 1-4) Rı¯b-Had[da: Sprich] zum König, [meinem] Herrn, [dem Sonnengott der Länder]: Zu Füße[n des Königs, meines Herrn, bin ich] siebenmal und siebenma[l niedergefallen]. (5-7) Wiederholt habe ich (mit der Bitte) u[m Garnisonstruppen] geschrieben, aber sie sind nicht zur Verfügung gestellt worden. Und der König, mein Herr, hat [nicht] auf die Wort[e seines Dieners] gehört. (8-11) So habe ich [meinen] Bot[schafter] zum königlichen Palast gesandt, aber er [kehrte] (mit) leer(en Händen) zurück; es gab keine Garnisonstrupp[en] für ihn. (11-14) Und die Männe[r] meiner [Stadt] sahen, daß mir kein Silber gegeben wurde – du hast (es) hnichti geschickt – wie den (anderen) Stadtfürsten, meinen Brüdern, 161) und sie schmähten mich. (14-19) Weiterhin: Ich selbst bin zu 2Ammunı¯ra 162) gegangen, und mein Bruder, jünger als ich, entfremdete die Stadt Byblos (von mir), um die Stadt den Söhnen des 2Abdi-Asˇirta
161. Der Begriff »Brüder« hebt hier auf die Gleichrangigkeit des Rı¯b-Hadda gegenüber den anderen Stadtfürsten ab; man könnte daher auch »Kollege« übersetzen. 162. Der Stadtfürst von Beirut.
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zu geben; (20-23) denn mein Bruder sah, daß mein Bothschiafter (mit) leer(en Händen) zurückkam (und) keine Garnisonstruppen bei ihm waren, und er schmähte mich. (23-26) So beging er ein Verbrechen und vertrieb mich aus der Stadt. Möge der König, mein Herr, in Hinsicht auf die Taten dieses Hundes nicht still bleiben! (27-30) Nun bin ich nicht (mehr) in der Lage, in die Länder Ägyptens zu kommen. Ich bin alt geworden, und mein Körper leidet unter einer schweren Krankheit. (30-33) Und der König, mein Herr, weiß, daß die Götter der Stadt Byblos heilig sind; die Leiden sind schlimm, und ich habe meine Sünde gegen die Götter begangen. (34-35) Somit komme ich nicht in die Gegenwart des Königs, meines Herrn. (36-38) So schicke ich meinen Sohn, den Diener des Königs, meines Herrn, vor den König, meinen Herrn, auf daß der König die Worte seines Dieners höre. (39-Rs. 46) Dann möge der König, mein Herr, reguläre [Truppen] zur Verfügung stellen, damit sie die [St]adt Byblos er[ob]er[n], so daß die Rebellheni-Truppen und die Söhne des 2Ab[di-A]sˇirta nicht in sie hineinkommen und die regulären Truppen des Königs, mei[nes] Herrn, (in diesem Falle) zu we[n]ig wären, um sie einzunehmen. (46-48) Schau, die mir loyal gesinnten Männer sind zahlreich in der Stadt, (nur) wenige sind die Rebellen in ihr. (49-51) Wenn die regulären Truppen ausziehen und sie es hören, wird die Stadt, sobald (die Truppen) sie erreichen, wieder zum König, meinem Herrn, zurückkehren. (52-55) Und möge mein Herr wissen, daß ich für ihn sterben würde. Als ich in der Stadt war, beschützte ich sie für meinen Herrn, und! mein Herz war dem König, meinem Herrn, ergeben. (55-58) Ich übergab die Stadt nicht den Söhnen des 2Abdi-Asˇirta. Somit hat (nun) mein Bruder (uns) die Stadt entfremdet, um sie den Söhnen des 2Abdi-Asˇirta zu übergeben. (59-62) Möge der König, mein Herr, sich von der Stadt nicht schweigend abwenden, gibt es doch sehr viel Silber (und) Gold in ihr; ihre Tempel haben viel Besitz. (62-65) Wenn der König, mein Herr, sie erobert, möge er mit seinem Diener (eben so) verfahren, wie er mit ihm verfahren wird, aber er gebhei die Stadt Buruzili für mich zum Wohnen. (65-68) Nun bin ich bei 2Ammunı¯ra, da die Städte feindlich gesinnt sind; die Stadt Buruzili wurde in Furcht vor den Söhnen des 2Abdi-Asˇirta feindlich. (69-73) Als ich wegen der Söhne des 2Abdi-As ˇirta, weil sie stärker sind als ich und ich nicht den Atem des Mundes des Königs habe, zu 2Ammunı¯ra ging, da sprach ich zu meinem Herrn: (73-75) »Schau, die Stadt Byblos: Sie ist (nun) die Stadt d(ies)er zwei; 163) (doch) groß ist der Besitz des Königs in ihr, die Erwerbungen unserer Vorvähteir.« (75-77) Wenn der König in Hinsicht auf die Stadt still bleibt, wird er keine Städte mehr im Land Kanaan haben. Der König möge in Hinsicht auf diese Tat nicht still bleiben. (78-80) Nun schicke ich hiermit deinen Diener, meinen Sohn, vor den König meinen Herhrni; und der König möge ihn eilends zusammen mit Truppen schicken, auf daß sie die Stadt einnehmen. (81-83) Wenn der König, mein Herr, mir seine Gunst erweist und mich in die Stadt zurückkehren läßt, dann werde ich s[ie] beschützen, s[o] wie früher, für den König, meinen
163. Die Deutung bleibt unsicher; »zwei« bezieht sich wahrscheinlich auf die beiden Parteien, die nun das Sagen in Byblos haben: der Bruder des Rı¯b-Hadda auf der einen Seite und die Söhne des 2Abdi-Asˇirta auf der anderen (s. A. F. Rainey, Canaanite in the Amarna Tablets, Leiden u. a. 1996, Bd. 1, 184 f.).
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Herrn. (83-85) We[nn] der König [mich] in ihr [nicht wiedereinsetzt], dann m[öge er] eine Stadt aus (dem Gebiet von) Bu[r]uz[ili für mich zum Wohnen geben]. (86-89) Wie [der König mit seinem Diener verfahren wird, (eben so) möge er verfahren. Und] ich werde [ … nicht] ver[lassen]. [ … ] 2Ammu[nı¯ru … ]. Wie lang[e soll ich bei ihm bleiben]? (89-lk. Rd. 93) [So] möge der [K]ön[ig, mein Herr], r[asch auf die Worte] seines Dieners hören [und] eilends Truppen [senden], damit sie die Stadt einnehmen. (94-96) Der König, mein Herr, möge in Hinsicht auf diese schlimmen Taten, die in den Ländern des Königs, [meines Herrn], vollführt worden sind, nicht still bleiben. (97-99) Und der König, mein Herr, möge die regulären Truppen schnell losschicken, auf daß sie die Stadt sobald als möglich erobern. (100-103) Falls vor dem König übe[r die St]adt gesagt wird »Es ist eine starke Stadt«, (sei versichert): Sie ist nicht stark angesichts der Truppen des Königs, meines Herrn.
6.21 2Aziru an Ha2i: ˘ Letzte Treuebekenntnisse vor dem Wechsel ins Lager der Hethiter (EA 166) Keilschrifttafel (Mitte des 14. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Berlin, Vorderasiatisches Museum (VAT 250). – Knudtzon, EA 166 (Kopie: Winckler / Abel, Thontafelfund 31; Schroeder, VS 11, 90). – Übersetzungen: Sh. Izre’el, Amurru Akkadian: A Linguistic Study, HSSt 41, Atlanta 1991, II 43-45; Moran, AL 166; Liverani, LA 249 (mit Bibliographie).
Das Vorrücken des hethitischen Heeres auf Amurru veranlaßt 2Aziru schließlich, von seinem ägyptischen Oberherrn abzufallen und sich Sˇuppiluliuma I. als Vasallen zu unterstellen. Eine akkadische und eine hethitische Version des Vasallenvertrages zwischen 2Aziru und seinem neuen Oberherrn Sˇuppiluliuma wurden in den Archiven der Hethiterhauptstadt Hattusˇa gefunden. Wie das folgende Schreiben bezeugt, hielt sich ˘ 2Aziru jedoch bis zuletzt durch hinhaltende Botschaften an den Pharao die Möglichkeit offen, im ägyptischen Lager zu bleiben. Eine zweite Reise des 2Aziru nach Ägypten, die er auch in diesem Brief wieder ankündigt, hat aber wohl nie mehr stattgefunden. Ha2i, 164) meinen Bruder; Botschaft des 2Aziru, deines Bruders: Es möge dir ˘ gut gehen, und mit den regulären Truppen des Königs, meines Herrn, möge es zum besten stehen. (6-11) Wonach weiter sehne ich mich? Nach dem wohltätigen Antlitz des Königs, meines Herrn, sehne ich mich. Ich und meine Söhne und meine Brüder: alle sind Diener des Königs, meines wohltätigen Herrn. (12-16) Nun sind ich und Hatip 165) unmittelbar dabei, eilends (nach Ägypten) zu kommen. ˘ Ha2i, möge euer Herz wissen, daß ich da sein werde. ˘ (17-Rs. 20) [V]on den Worten meines Herrn weiche ich nicht ab, und (ebenso) von euren Worten. Ich bin ein Diener meines Herrn. (Vs. 1-5) An
164. Ein ägyptischer Funktionär am Hof Pharaos. 165. Ein ägyptischer Funktionär in Kanaan.
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Briefe aus dem Archiv von el-Amarna
König des Landes Hatti 166) hält sich im Land N[u]hasˇsˇe auf, und ich fürchte ˘ ˘ (25-29) Und wenn er mich vor ihm: Hoffentlich komhmit er nicht in das Land Amurru. die Stadt Tunip angegriffen hat, sind es (nur) zwei Tagesmärsche von dem Ort, wo er sich aufhält. Und (daher) fürchte ich mich vor ihm, und wegen dieser Angelegenheit halte ich Stellung, bis er abzieht. (30-32) Und nun komme ich eilends, ich und Hatip. ˘ (21-24) Der
166. Sˇuppiluliuma I.
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Briefe aus dem Archiv von Taanach Angelika Berlejung Taanach liegt 8 km südöstlich von Megiddo in der Jesreel-Ebene und war in der Spätbronzezeit ein Stadtstaat innerhalb der ägyptischen Provinz Kanaan. Die zwölf keilschriftlichen Tontafeln, die dort bei den Ausgrabungen von Ernst Sellin (Grabungen 1902-1904, Entdeckung der Tafeln 1903 und 1904) in und bei einer Tontruhe entdeckt wurden, stellen bis heute das einzige Stadtarchiv dar, das auf palästinischem Boden gefunden wurde. 1) Bei acht der Tafeln, die zur Hälfte nur sehr fragmentarisch erhalten sind, handelt es sich um Briefe, die an den Stadtherren von Taanach, mit dem hurritischen Namen Talwisˇar, 2) geschrieben wurden. Der archäologische Kontext und die paläographischen Überlegungen haben schon früh für die Datierung der Texte in die Mitte oder die 2. Hälfte des 15. Jh. v. Chr. gesorgt. Damit gehören die Texte deutlich vor die Amarnazeit und reflektieren eine politische und wirtschaftliche Situation in der ägyptischen Provinz Kanaan, die noch vor den Unruhen der Amarnazeit liegt. Dennoch kommen in den Briefen schon deutliche Autoritätsprobleme des ägyptischen Gouverneurs in Gaza zum Ausdruck, der gegen den offenbar gut gerüsteten und selbstbewußten Stadtherrn in Taanach Mühe hatte, seine Tributforderungen durchzusetzen und sich evtl. aus diesem Grund dazu entschloß, nach Megiddo zu kommen (s. hier Nr. 3 und 4). Bei den übrigen vor Ort gefundenen Texten des Archivs handelt es sich um Listen mit Personennamen, die ihrer sprachlichen Herkunft nach zu ca. 60 % nordwestsemitisch, 20 % indo-arisch und 20 % hurritisch sind. Leider sind die Listen in einem relativ schlechten Zustand, so daß es bisher noch nicht gelungen ist, festzustellen, ob in ihnen Steuerlisten, Aufzählungen von Garnisonsmitgliedern oder Kriegsgefangenen vorliegen. Immerhin scheint es so, als ob diese Listen in Taanach selber geschrieben worden seien, was dort einen Schreiber voraussetzen würde. Die Briefe hingegen stammen aus Gaza oder aus Orten, mit denen Taanach Beziehungen unterhielt. Dabei spielen wiederholt Rüstungsgüter eine Rolle, die man sich aus Taanach erwartete, wo offenbar Handwerker im Auftrag des Talwisˇar für die Streitwagen-, Bogen- und Pfeileherstellung tätig waren. Der Stadtherr von Taanach Talwisˇar war offenbar ein marijannu, ein Streitwagenkämpfer, und dazu gehalten, seinen »Brüdern« bzw. Kollegen bei Ausrüstungsproblemen unter die Arme zu greifen. Informationen dieser Art, die man den Briefen aus Taanach entnehmen kann, erlauben singuläre Einblicke in die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Gegebenheiten der Jesreelebene und Palästinas im 15. Jh. v. Chr. Sprachlich sind die Briefe nur schwer einzuordnen. Sie repräsentieren nicht wirklich das typische periphere Akkadisch der Spätbronzezeit wie man es aus Alalach, Ugarit oder Ägypten kennt 1. 2.
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1968 wurde eine weitere Tafel (TT 950) entdeckt, die dem Archiv angehört. 1963 war die Tafel TT 433 gefunden worden, die allerdings in alphabetischer Keilschrift geschrieben ist und in das frühe 12. Jh. v. Chr. datiert. So wohl die richtige Lesung des andernorts Riwasˇur u. ä. gelesenen Satznamens (»Der Götterkönig ist groß«).
Briefe aus dem Archiv von Taanach
und das vor allem auf dem Mittelbabylonischen gründet. Die Texte gehören weder zum Hurro-Akkadischen noch zum Mittelbabylonischen, sondern zeigen wie auch die Amarna-Briefe aus Kanaan klare Affinitäten zum Altbabylonischen. Literatur: Die Texte wurden zuerst von F. Hrozny publiziert: Hrozny, 1904: F. Hrozny, Keilschrifttexte aus Ta2annek, in: E. Sellin, Tell Ta2annek, Wien 1904, 113-122 (Nr. 1-4). Hrozny, 1905: F. Hrozny, Die neugefundenen Keilschrifttexte von Ta2annek, in: E. Sellin, Eine Nachlese auf dem Tell Ta2annek in Palästina, Wien 1905, 36-41 (Nr. 5-12). – Weitere Bearbeitungen finden sich in: B. Maisler, The Taanach Tablets, in: N. H. Torczyner u. a. (ed.), Sefer Joseph Klausner, Tel Aviv 1937, 44-66; W. F. Albright, A Prince of Taanach in the Fifteenth Century B.C., BASOR 94 (1944) 12-27; A. F. Rainey, Taanach Letters, Eretz Israel 26 (1999) 153*-162*; W. Horowitz/T. Oshima, Cuneiform in Canaan, Jerusalem 2006, 127-151, 161 f., 218-221, 235-239; W. Horowitz/T. Oshima/S. Kreuzer, Die Keilschrifttexte von Taanach/Tell Ta2annek, in: S. Kreuzer (Hg.), Taanach/Tell Ta2annek, Wiener Alttestamentliche Studien 5, Wien; Frankfurt am Main 2006, 85-99. – Für Weiterführendes sei auf folgende Artikel verwiesen: K. van der Toorn, Cuneiform Documents from Syria-Palestine: Texts, Scribes, and Schools, ZDPV 116 (2000) 97-113; W. Horowitz u. a., A Bibliographical List of Cuneiform Inscriptions from Canaan, Palestine/Philistia, and the Land of Israel, JAOS 122 (2002) 753766.
1. Ehli-Addu an Talwisˇar: Begleitbrief zu einer Sendung von 50 Sekeln Silber (TT 1) ˘ Keilschrifttafel (zweite Hälfte des 15. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Istanbul, Eski S¸ark Eserleri Müzesi. – Hrozny, 1904, 113 f. (Foto Tf. 10; Kopie 121). – Weitere Literatur: B. Maisler, aaO 56-58; W. S. Albright, aaO 16-20; A. F. Rainey, aaO 156 f.*; W. Horowitz/T. Oshima, aaO 130-132, 218, 235.
Brief eines Ehli-Addu (bzw. Ehli-Tesˇsˇub) 3) an Talwisˇar 4), von dem er sich u. a. Myr˘ ˘ rhe erbittet, die u. a. zur medizinischen Behandlung eingesetzt wurde. Talwisˇar scheint dem Ehli-Addu vorgeordnet zu sein, da er in Bezug auf ein Mädchen in der ˘ Siedlung Rubute weisungsbefugt ist. Talwisˇar (2) sprich; (3) folgendermaßen Ehli-Addu: (4) Lebe gut! (5) Die Götter mö˘ Hauses, deiner Kinder. gen sorgen (6) für dein Wohl, das Wohl (7) deines (8-9) Du hast an mich wegen Silber geschrieben. (10) Und hiermit gebe ich (11) 50 Silbersekel, wie könnte ich das nicht tun? (12) Außerdem: Warum (13) schickst du nicht (14) (Nachrichten in Bezug auf) dein Wohl an mic[h], (15) und jegliches Wort, (16) das du gehört hast, (17) von dort (18) schreib es m[ir]! (1) Zu
3.
4.
Das zweite Element des Personennamens, der Name des Wettergottes, ist in den vorliegenden Texten stets logographisch dISˇKUR geschrieben. Das erste Element des Satznamens, ehli, ist ˘ hyeine hurritische Verbalform (»er rettete«). Da im vorliegenden kulturellen Kontext mit briden Namensbildungen gerechnet werden muß, bleibt gleichwohl unsicher, wie der Name des Wettergottes innerhalb des vorliegenden Namens realisiert wurde (älter westsemitisch Addu, kanaanäisch Ba2al bzw. Ba2lu oder hurritisch Tesˇsˇub). Die hybride Form Ehli-Addu ist ˘ vielfach in syllabischen Schreibungen belegt und wird hier deshalb als konventionelle Form verwendet, auch wenn eine Lesung Ehli-Tesˇsˇub keinesfalls ausgeschlossen werden kann. Zum Namen Talwisˇar s. o. Anm. 2. ˘
231
Angelika Berlejung (19) Außerdem:
Und wenn (Dir) (20) ein Gefallen möglich ist (nämlich): (21) zarninu-Holz Myrrhe, (23) dann gib (sie) mir! (24) Und schicke mir eine Anweisung zurück (25) wegen dem Mädchen Kan[…], (26) die in der Stadt Rubute 5) (ist), (27) [b]ezüglich ihres Wohlergehens, (28) und wenn sie groß ist, (29) möge er sie für Silberlösegeld [ge]ben (30) oder einem Ehemann. (22) und
2. Ahijami an Talwisˇar: Bitte um Waffen (TT 2) ˘ Keilschrifttafel (zweite Hälfte des 15. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Istanbul, Eski S¸ark Eserleri Müzesi. – Hrozny, 1904, 115-117 (Foto Tf. 10, Kopie 121). – Weitere Literatur: B. Maisler, aaO 54-56; W. F. Albright, aaO 20-23; A. F. Rainey, aaO 157*-159*; W. Horowitz/T. Oshima, aaO 132-134, 218, 235.
Ahijami scheint ein Streitwagenkrieger (marijannu) ohne einen funktionstüchtigen ˘ Streitwagen zu sein. Als Kollege (wörtlich: »Bruder«) des Talwisˇar erwartet er sich von diesem Ersatzteile und Waffenhilfe in Gestalt von einem Satz Rädern, einem Bogen und Pfeilen. Da die Anfertigung eines Bogens langwierig war, plante Ahijami ˘ bereits in seinem Anschreiben diese Zeitverzögerung der Lieferung mit ein. Ahijami ˘ scheint wie Talwisˇar ein Stadtoberhaupt zu sein, so daß sich hier die kooperative Beziehung Taanachs zur Stadt Rahabi andeutet, die eventuell durch ein Heiratsabkom˘ men stabilisiert werden sollte (vgl. Z. 21-24). Die Identifikation von Rahabi ist in˘ zwischen weitgehend geklärt: Während Ernst Sellin (1904) hinter Rahabi noch ˘ Rehov bei Akko vermutete, ist wohl eher an Tel Rehov im Bet Schean-Tal zu denken. Talwisˇar sprich; (2) folgendermaßen Ahijami: Baal, die Gottheit, (3) möge dein Leben bewahren. Ein Bruder bist du (4) und ein˘Geliebter an diesem Ort. (5) Und du weißt, daß (6) ich in ein leeres Haus eingetreten bin, (7) und daher tue mir einen Gefallen: (8) Zwei Wagenräder und einen Bogen (9) und zwei lederne uppas ˇiani. 6) Und (10) wenn der Bogen fertig (11) hergestellt sein wird, dann schicke ihn (12) durch Purdaja! (13) Außerdem: Befiehl deinen Städten, (14) und ihr Werk sollen sie tun! (15) Zu meiner Verantwortlichkeit gehört jeder, (16) der entsteht für (oder: gegen) die Städte. (17) Jetzt sieh (wörtlich: mich) schon, daß (18) ich dir Gutes tue! (19) Außerdem: Wenn es kupferne Pfeilspitzen (20) gibt, dann mögen sie gegeben werden! (21) Außerdem: Ilurapi3 möge (22) nach Rahabi eintreten, und wirklich (23) will ich meinen Mann zu dir schicken, (24) und ˘ ich will heiraten. (1) Zu
3. Der ägyptische Funktionär Amanhatpa an Talwisˇar: Mahnung aus Gaza (TT 6) ˘ Keilschrifttafel (zweite Hälfte des 15. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Istanbul, Eski S¸ark Eserleri Müzesi. – Hrozny 1905, 37-38 (Foto Tf. 1, Kopie Tf. 3). – Weitere Literatur: B. Maisler, aaO 52-54; W. F. Albright, aaO 24-25; A. F. Rainey, aaO 159*f.; W. Horowitz/T. Oshima, aaO 141 f., 219, 237. 5. 6.
232
Siedlung zwischen Gezer und Jerusalem. Unbekanntes Wort, das sich eventuell auf lederne Teile des Streitwagens bezieht.
Briefe aus dem Archiv von Taanach
In diesem Brief beklagt Amanhatpa, bei dem es sich nach A. Malamat 7) um Ameno˘ phis II. (1428-1397 v. Chr.), den späteren Koregenten von Tuthmosis III. (1479-1425 v. Chr.) handelte, verschiedene Pflichtverletzungen des Talwisˇar: Der Stadtherr von Taanach versäumte seine Loyalitätsbeweise und hatte es unterlassen, dem Ägypter in Gaza Referenz zu erweisen. Außerdem wird Talwisˇar dazu aufgefordert, Streitwagenkrieger (seine Kollegen) mit ihren Wagen sowie seinen Tribut (s. Nr. 4) zu schicken. Der Brief bezeugt auch den Handel mit Kriegsgefangenen, der dazu diente, die Ägypter mit Arbeitskräften auszustatten. Die hier vorgenommene Vorordnung von TT 6 vor TT 5 (Nr. 4) folgt einem Vorschlag A. F. Raineys (ebd). Ta]lwisˇar; (2) [folgendermaßen A]manhatpa: (3) [Der Wettergott 8)] möge dein Leben bewa[hren]! (4) [Frü]her hast du Bazunu,˘ (5) den Sohn des Narsi, zu mir geschick[t]. (6-10) Außerdem: In der Garnison sind deine hanaku 9) nicht vorhanden, und d[u] bist ˘ Kollegen 10) hast du nicht geschickt. nicht zu mir gekommen. Und auch (11) deinen (12) Außerdem: In Gaza (13-14) bin (oder: war) ich, und du bist nicht zu mir gekommen. (15) Jetzt [gehe] ich (16) zu Feindseligkeiten, und [nicht dabei] (17) [b]ist [du und] dein [Wagen]. (18) [A]ußerdem: [Deine] Kollegen [und deine] (19) [D]iener (20) [hast du n]icht [zu m]ir geschickt. (21) [Das Pferd,] deinen [Tribut], (22) [schicke zu] mir! (23) [Nun al]so, die Kriegsgefangenen, (24) [d]ie ich freigekauft habe, (25) [sch]icke sie! [Deine] Kollegen [und] (26) ihre [Streitwagen schicke] (27) [zu m]ir. [Die Gefangenen 11)] (28) [schicke] zu m[ir] (29) [morg]en und […] (30) [schick]e dein [Geschenk]! (1) [Zu
4. Der ägyptische Funktionär Amanhatpa an Talwisˇar: Eine Erinnerung an die Mahnung ˘aus Gaza (TT 5) Keilschrifttafel (zweite Hälfte des 15. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Istanbul, Eski S¸ark Eserleri Müzesi. – Hrozny 1905, 36 f. (Foto Tf. 1, Kopie Tf. 3). – Weitere Literatur: B. Maisler, aaO 51 f.; W. F. Albright, aaO 23 f.; A. F. Rainey, aaO 160*; W. Horowitz/T. Oshima, aaO 139-141, 237.
Die Mahnung des Amanhatpa (Nr. 3) scheint fruchtlos verklungen zu sein, denn es ˘ war offenbar notwendig geworden, die Nachfrage nach Waffenhilfe und Tribut zu wiederholen. Außerdem hatte der Ägypter die angeforderten Gefangenen nicht erhalten. Der vorliegende Brief scheint nur noch knapp zu wiederholen, was Amanhat˘ 7. A. Malamat, Campaigns of Amenhotep II and Thutmose IV to Canaan, Scripta Hierosolymitana 8, Jerusalem 1961, 218-231. S. aber die Diskussion in P. Der Manuelian, Studies in the Reign of Amenophis II, Hildesheim 1987, 83-90. 8. Die Ergänzung orientiert sich wie auch die folgenden an den parallelen Formulierungen in TT 5 (hier Nr. 4). Der Name des Wettergottes ist dort – und das ist auch hier vorauszusetzen – logographisch geschrieben. Wie Briefschreiber und Empfänger den Namen jeweils gelesen haben, läßt sich schwer abschätzen (kanaanäisch Addu bzw. Ba2al, hurritisch Tesˇsˇub – oder im Falle Amanhatpas etwa ägyptisch Seth?). ˘ ungeklärt, eventuell ägyptischer Terminus. Denkbar wäre eine Transkrip9. In der Bedeutung tion des ägyptischen hnk.w, das in der Zeit Amenophis’ II. als »Geschenke von ausländischen ˙ belegt ist (freundlicher Hinweis von H.-W. Fischer-Elfert, Leipzig). Fürsten an den Pharao« 10. Hier und im folgenden wörtlich: »Bruder«. 11. Vgl. TT 5 (Nr. 4) Z. 10.
233
Angelika Berlejung
pa zuvor schon geschrieben hatte. Die Lage hat sich jetzt allerdings geändert: Immerhin befindet sich der Ägypter nicht mehr in Gaza, sondern nach Z. 15 spätestens ab dem folgenden Tag in Megiddo. Er ist also dem renitenten Talwisˇar bis auf 8 km nahe gerückt. Talwisˇar; (2) folgendermaßen Amanhatpa: (3) Der Wettergott 12) möge dein Leben ˘ bewahren! (4) Sende deine Kollegen (5) einschließlich ihr[er] Streitwagen, (6) und schicke mir (7) das Pferd, deinen Tribut, (8) und das Geschenk! (9) Und alle (10) Gefangenen, (11-12) die bei dir sind, (13) schicke sie (14) morgen (15) nach Megiddo! (1) Zu
12.
234
Zur Lesung des Logogramms für den Wettergott vgl. Anm. 8.
Briefe aus den Archiven von Hattusˇa ˘ Gernot Wilhelm Unter den in der Hauptstadt des Hethiterreiches entdeckten Keilschrifttafeln befinden sich zahlreiche Briefe diplomatischen Inhalts, die allerdings überwiegend stark fragmentiert sind. Es handelt sich dabei nicht nur um eingegangene Originalbriefe, sondern in erheblichem Umfang auch um Kopien von abzusendenden Briefen bzw. Entwürfen zu solchen. Aus naheliegenden Gründen wurden diese Tafeln vor allem auf der Königsburg Büyükkale aufbewahrt, und zwar insbesondere in dem großen Archivgebäude A, in dem Texte aller Art gelagert waren. In kleinerer Zahl haben die Gebäude D und E diplomatische Briefe geliefert. Es sind jedoch Briefe auch außerhalb der Königsburg entdeckt worden, und zwar in den Ostmagazinen des Großen Tempels und vereinzelt auch im »Haus am Hang«. Die Briefe, die der diplomatischen Korrespondenz zuzurechnen sind, stammen überwiegend aus dem 13. Jh. v. Chr., und zwar vor allem aus den Regierungszeiten Hattusˇilis III. und Tuthalijas IV. Darunter bildet die Korrespondenz mit Ägypten ˘ ˘ größten Komplex (ein den Beispiel ist Nr. 1), gefolgt von der Korrespondenz mit Assyrien (Beispiele sind Nr. 2 und 3). Ein Brief von ganz ungewöhnlichem Umfang wendet sich an den Herrscher des Landes Ahhijawa, das heute meist im mykenischen ˘˘ Griechenland gesucht wird (Nr. 4). Zu den Adressaten oder Absendern weiterer Briefe diplomatischen Inhalts gehören der König von Babylon und der von Hanigal˘ bat. Es fällt auf, daß nur wenige Stücke mit dem letzten in Hattusˇa bezeugten Groߢ könig Sˇuppiluliuma II. in Verbindung gebracht werden können. Dies könnte dafür sprechen, daß diese Briefe an einen anderen Ort verbracht wurden, was wiederum die Annahme einer Verlegung des Hofes am Ende der Großreichszeit zu stützen geeignet ist. Eine Bearbeitung des größten Teils der in Hattusˇa gefundenen Briefe bietet A. Ha˘ 1. Teil, THeth 15, 2. Teil, THeth 16, genbuchner, Die Korrespondenz der Hethiter, Heidelberg 1989. Die Korrespondenz zwischen Hatti und Assyrien behandeln M. Giorgieri und C. Mora, Le lettere tra i re ittiti e i˘ re assiri ritrovate a Hattusˇa, HANE/M 7, Padova ˘ 2004. Die Korrespondenz zwischen Hatti und Ägypten ist Gegenstand der beiden Werke ˘ ägyptische Medizin am hethitischen Königshof, von E. Edel, Ägyptische Ärzte und Rheinisch-Westfälische Akademie der Wissenschaften, Vorträge, G 205, Opladen 1976; Die ägyptisch-hethitische Korrespondenz aus Boghazköi in babylonischer und hethitischer Sprache, Band I: Umschriften und Übersetzungen, Band II: Kommentar, Abhandlungen der Rheinisch-Westfälischen Akademie der Wissenschaften 77, Opladen 1994.
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Gernot Wilhelm
1. Ramses II. von Ägypten an Hattusˇili III. von Hatti über eine Arznei zur ˘ ˘ Herbeiführung einer Schwangerschaft Literatur: E. Edel, Ägyptische Ärzte und ägyptische Medizin, 67-75, Tafel I-IV; E. Edel, Die ägyptisch-hethitische Korrespondenz, I 178-181, II 270-272.
Die drei Fragmente, aus denen der in akkadischer Sprache abgefaßte Brief weitgehend wiedergewonnen wurde, stammen aus den Ausgrabungen 1936, 1955 und 1959 in der Königsresidenz von Hattusˇa (Büyükkale). Der Text befindet sich im Anadolu Mede˘ niyetleri Müzesi in Ankara und wurde 1985 als KBo 28.30 in Autographie ediert. Mit dem Friedensschluß zwischen Ägypten und Hatti im Jahr 1259 setzte ein di˘ plomatischer Briefwechsel ein, in dem es zunächst darum ging, Mißtrauen und Mißverständnisse abzubauen, dann darum, das gegenseitige Verhältnis durch eine eheliche Verbindung zwischen Ramses und einer Tochter Hattusˇilis zu stabilisieren. ˘ Zahlreiche Briefe handeln von ägyptischen Ärzten, die in Hatti hohes – wie der vorliegende Brief zeigt, fast grenzenloses – Ansehen genossen.˘ Ramses reagiert mit diesem Schreiben auf eine Bitte Hattusˇilis, eine Arznei bereitzustellen, die seiner Schwe˘ ster zu einer Schwangerschaft verhelfen soll. (sagt) Wasˇmuari]a sˇatepnarija, (2) [der Großkönig, der König von Ägyp]ten, der Sohn des Sonnengottes, Riamasˇesˇa (3) [mai-Amana, der Gr]oßkönig, der König des Landes Ägypten 1): (4) [Dem Hattu]s ˇi[li, dem Großkön]ig, (5) [dem Kö]nig des Landes Hatti, [meinem Bruder, ˘ ˘ sa]ge: (6) Nun, es geht mi[r, dem Großkönig,] deinem [Brud]er, gut. (7) Dir, meinem Bruder, möge es [sehr, sehr gut gehen]! (8-10) So (sage ich) zu [meinem] Br[uder: Was mein Bruder] m[ir wegen] der Matanazi, seiner [Schwest]er, geschrieben hat, (11) nämlich: »Mein Bruder möge mir (12) einen Mann zur Herstellung einer Arznei für sie (11) schicken, (13) um sie gebären zu lassen!«, (14) so hat mein Bruder mir geschrieben. (15) So (sage ich) zu meinem Bruder: Nun, (16-17) siehe, der König, Dein Bruder, kennt die Matanazi 2), die Schwester meines Bruders. (18) So (sage ich): Sie ist (eine Frau) von 50 Jahren, (19) wenn nicht (sogar eine Frau) von 60 Jahren, (20) und siehe, eine Dame, (21) die volle 50 Jahre alt ist, (Rs. 22) wenn sie nicht (sogar) volle (23) 60 Jahre alt ist, für die kann man (24) keine Arznei herstellen, (25-26) um sie noch gebären zu lassen. (27) Ach, möchten doch der Sonnengott und der Wettergott (28) einen Befehl geben, so daß das Behandlungsmittel, welches man (dann) herstellen könnte, (29) für die Schwester meines Bruders hergestellt werden könnte! 3) (30) Dann würde der König, Dein Bruder, (31) einen fähigen Beschwörer (32) und einen (Vs. 1) [So
1. 2. 3.
236
Namen, Epitheta und Titel Ramses’ II. Wohl identisch mit der in der Apologie Hattusˇilis genannten Masˇsˇanauzzi; s. unten Nr. 4, ˘ Anm. 27. Ähnlich CAD Sˇ/III, 84a. Zur modalen Bedeutung der Stelle s. auch Sh. Izre’el, Rez. zu E. Edel, Die ägyptisch-hethitische Korrespondenz, ZA 87 (1997) 147 zu Nr. 68 und 75.
Briefe aus den Archiven von Hattusˇa ˘
fähigen [Arzt] schicken, (33) und sie würden für jene (34) eine Arznei herstellen 4), um sie gebären zu lassen! 5) (35) Nunmehr schicke ich hiermit (36) meinem Bruder dur[ch die Han]d (37) [dies]es [meines Gesandten] (35) ein Gesch[enk]: (38) [x makla ¯ lu-Gewänder, Königskleidung, (39) [x Obergewänder], Königskleidung. 6)
2. Ein König von Hatti an einen König von Assyrien: Ablehnung der Gleichrangigkeit ˘ Literatur: M. Giorgieri/C. Mora, Le lettere tra i re ittiti e i re assiri, 184-194 (mit umfassenden weiteren Literaturhinweisen).
Der in hethitischer Sprache abgefaßte Brief befindet sich unter der Signatur VAT 7499 im Vorderasiatischen Museum in Berlin und wurde 1929 als KUB 23.102 in Autographie ediert. Weitgehend vollständig erhalten sind nur 20 Zeilen vom Anfang der Kolumne I. Von den Kolumnen II-III sind nur Zeilenanfänge erhalten, die keine Wiederherstellung des Textes erlauben. Da der Brief nicht die übliche Einleitung mit Nennung des Adressaten und des Absenders enthält, handelt es sich wohl um einen Entwurf. Ob ein entsprechender Brief abgeschickt wurde, bleibt unbekannt. Der Text dokumentiert eine Konfrontation zwischen Hatti und Assyrien. Seit dem Beginn des 13. Jh. weitete Assyrien sein Herrschaftsgebiet˘ nach Westen hin auf Kosten des stark verkleinerten und zunächst unter hethitischer Kontrolle stehenden Reststaates von Mittani – jetzt meist nur noch Hanigalbat genannt – aus und entwickelte sich ˘ in wenigen Jahrzehnten zu einer Großmacht, die mit Babylonien, Hatti und Ägypten ˘ Gleichrangigkeit beanspruchen konnte. Aus dieser Expansion ergab sich ein Interessengegensatz zu Hatti, das seine südöstlichen Grenzen und Einflußzonen gefährdet ˘ Bezug auf einen militärischen Sieg des Assyrerkönigs, weist aber sah. Der Brief nimmt dessen Anspruch auf den Status eines Großkönigs und damit Gleichrangigkeit mit dem hethitischen Großkönig zurück. Als Adressat gilt in der Forschung meist der assyrische König Adad-ne¯ra¯rı¯ I. (12951264), da die brüske Zurückweisung am ehesten in eine Frühphase des assyrischen Aufstiegs zu gehören scheint. Dazu würde auch der in Zeile 1 genannte Wasˇa… passen, wenn man ihn mit Wasasˇatta, dem von Adad-ne¯ra¯rı¯ I. besiegten König von Hanigalbat, identifiziert. Als Verfasser kämen dann die Großkönige Muwattalli II. ˘oder Urhi-Tesˇsˇub in Betracht. In jüngster Zeit sind Gründe für eine Datierung in die Zeit ˘ Hattusˇilis III. oder Tuthalijas IV. vorgetragen worden; in Vs. I 20 wird ein Würden˘ ˘ 4. 5.
6.
Nach der Autographie KBo 28.30 Rs. 33 und dem Photo bei E. Edel, Ägyptische Ärzte, Tafel IV, ist eine Lesung ˇsu- nu [l]i-p[u-sˇu] a -n[a sˇa-] a -[sˇ]i (gegen die Präsensform bei Edel) gut möglich. Die Übersetzung geht (abweichend von E. Edel, Die ägyptisch-hethitische Korrespondenz, Bd. 1, 179) aus Gründen der Diskurslogik davon aus, daß die mit lu¯man eingeleitete IrrealisKonstruktion Rs. 27-29 hier weitergeführt wird (wie dort ungewöhnlicherweise mit Prekativ, vgl. GAG § 154e). Die Ergänzungen Rs. 36-39 folgen E. Edel, Die ägyptisch-hethitische Korrespondenz, Bd. I, 178-181. lubulti sˇarri »Königskleidung« gibt Edel als »Byssos« wieder (s. auch Bd. 2, 376: lubulti LUGAL, ssˇr-nswt »Königsleinen, Byssos«).
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Gernot Wilhelm
träger namens [Ma]sˇamuwa erwähnt, der auch in einem anderen Brief aus der frühen Regierungszeit Tuthalijas IV. bezeugt ist. 7) ˘ (Vs. I 1) […] des Was ˇa..[…] (2) […].. und des Landes Hurri sprich[st Du] ständig. (3) [M]it der Waffe hast Du gesiegt, (4) meinen […] 8) hast ˘Du besiegt. Bist Du (etwa damit schon) ein Großkönig (5) geworden? 9) (6) Was sprichst Du darüber hinaus ständig (5) von Bruderschaft und davon, zum Amanus-Gebirge (6) zu kommen? (7) Was (soll) das, Bruderschaft? Und was (soll) das, (8) zum Amanus-Gebirge zu kommen? (9) Aus welchem Grund soll ich Dir wegen Bruderschaft schreiben? (10) Wer schreibt ständig dem andern von Bruderschaft? (11) Diejenigen, die nicht (miteinander) befreundet sind, (12) schreibt (da) ständig der eine dem andern wegen Bruderschaft? (13) Wozu soll ich Dir wegen Bruderschaft (14) schreiben? Sind Du und ich (15) von einer einzigen Mutter geboren? (16) Wie mein Vater und mein Großvater dem König des Landes Assur (17) nicht [wegen Bruderschaft] schrieben, sollst auch Du mir (18) nicht [über das Komme]n und über das Großkönigtum schreiben! (Rest ganz oder großenteils abgebrochen.)
3. Ein König von Hatti an einen König von Assyrien: Von unklaren Zuständigkeiten im ˘ Grenzbereich und von Eisenlieferungen Literatur: A. Goetze, Kizzuwatna and the Problem of Hittite Geography, YOSR 22, New Haven 1941, 27-33; A. Harrak, Assyria and Hanigalbat, Texte und Studien zur Orientalistik 4, Hildesheim 1987, 68-75; B. I. Faist, Der Fernhandel des assyrischen Reiches zwischen dem 14. und 11. Jh. v. Chr., AOAT 265, Münster 2001, 22-28; C. Mora/M. Giorgieri, Le lettere tra i re ittiti e i re assiri, 57-75.
Der in akkadischer Sprache abgefaßte Brief befindet sich unter der Signatur VAT 7430 im Vorderasiatischen Museum zu Berlin und wurde 1916 als KBo 1.14 in Autographie ediert. Als Verfasser gilt Hattusˇili III., da der Brief dessen Neffen und Vorgänger ˘ Urhi-Tesˇsˇub erwähnt, neuerdings ist aber auch Tuthalija IV. in Betracht gezogen wor˘ 10) ˘ den , dessen Regierung sich mit den letzten Jahren Salmanassars I. überschneidet. Meist wird der assyrische König Adad-ne¯ra¯rı¯ I. (1295-1264) als Empfänger des Briefes betrachtet, doch kommt dafür auch Salmanassar I. (1263-1234) in Frage. 11) Der Brief handelt zunächst von Übergriffen der Stadt Turira auf Territorium des zum Hethiterreich gehörenden Landes Kargamisˇ; wegen dieser Angabe ist der nur hier bezeugte Ort in der engeren oder weiteren Umgebung von Kargamisˇ zu suchen. Der hethitische Großkönig zeigt sich uninformiert, ob die Stadt zu Hanigalbat (dem ˘ 7. C. Mora/M. Giorgieri, Le lettere tra i re ittiti e i re assiri, 184-187. 8. »Bruder« (im Sinne von »gleichrangiger Großkönig«) oder »Diener« (im Sinne von »Vasall«). 9. So in Anlehnung an F. Starke, Troia im Kontext des historisch-politischen und sprachlichen Umfeldes Kleinasiens im 2. Jahrtausend, Studia Troica 7 (1997) 482, Anm. 193: »doch bist Du ein Großkönig geworden!?« (s. aaO 465: »natürlich ironisch gemeint«); ebenso weitere Übersetzer der Stelle. Die ältere Forschung verstand die Stelle als Aussagesatz: »und Du bist ein Großkönig geworden.« 10. C. Mora/M. Giorgieri, Le lettere tra i re ittiti e i re assiri, 60-62. 11. C. Mora/M. Giorgieri, Le lettere tra i re ittiti e i re assiri, 57-60.
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Briefe aus den Archiven von Hattusˇa ˘
vom vormaligen Mittani übriggebliebenen Reststaat) oder zu Assyrien gehört. Von besonderem Interesse sind die Zeilen Vs. 20’-24’, die auf die Bitte des assyrischen Königs um Zusendung von Eisen Bezug nehmen. Dieser Passus wurde oft als Hinweis auf ein hethitisches Monopol für das in dieser Zeit – es handelt sich um die ausgehende Späte Bronzezeit – noch seltene Metall verstanden, doch ist demgegenüber argumentiert worden, daß Eisen schon früher in Obermesopotamien und Syrien Verwendung fand. 12) (Vs. 1’) […]…[…] (2’) […]
folgendermaßen seine Worte: […] (3’) […] …[…] (4’) [… welche(n) ich Dir geschickt/geschrieben habe […] (5’) […] Dies hast Du mir geschrieben. (6’) [… die Leute (der Stadt)] Turira plündern ständig mein Land. (7’) [Auf der einen Seite plünd]ern sie das Land Kargamisˇ, auf der anderen Seite 13) das Land […] (8’) [Der König von Ha]nigalbat schreibt ständig: (9’) [»Tur]ira gehört mir!« Von dort schreibst Du(!): ˘ (10’) »Turira gehört mir!« Gehört Turira Dir (11’) oder? dem König von Hanigalbat? ˘ (12’) Kennst Du die Angelegenheiten von Turira nicht, daß (die Leute von) Turira ständig das Land plündern (13’) (und) das Raubgut nach Turira hinaufbringen (14’) (und daß) Diener von mir, die fliehen, nach Turira hinaufgehen? (15’) Wenn Turira Dir gehört, zermalme es, (16’) (aber) Du darfst nicht Anspruch auf die Habe (15’) meiner Untertanen, die in der Stadt wohnen, (16’) erheben. Wenn Turira nicht Dir gehört, (17’) schreibe mir, und (dann) will ich es zermalmen. Auf die Habe deiner Leute, die in der Stadt wohnen, (18’) wird kein Anspruch erhoben werden. Warum – mir, dem Löwen! – (19’) haben die Leute von Turira – ein Fuchs! – mich ständig verärgert 14)? (20’) Betreffs des guten 15) Eisens, wovon Du schreibst –, gutes Eisen ist in Kizzuwatna (21’) in meinem Magazin nicht vorhanden. Um Eisen herzustellen, habe ich Fachleute? 16) (22’) geschickt, sie werden gutes Eisen herstellen. Noch sind sie (mit ihrer Arbeit) nicht fertig; (23’) wenn sie fertig sind, werde ich Dir (Eisen) schicken. Hiermit (24’) [schic]ke [ich] Dir (23’) eine Dolchklinge aus Eisen. (25’) [Was die Sch]uppenpanzer 17) [betrifft], die Du (mit folgenden Worten) geschickt hast: »(Als Gegengabe)? für diese (Schuppenpanzer) (26’) [schicke mir Dolch] (25’) klin-
12. 13. 14.
15. 16.
17.
C. Zaccagnini, KBo I 14 e il »monopolio« hittita del ferro, RSO 14 (1970) 11-20. Wörtlich »von dort … von hier« (ultu ammakâ … ultu annakâ), mit C. Mora/M. Giorgieri, Le lettere tra i re ittiti e i re assiri, 69, Bildung nach heth. ke¯z … ke¯zzija / ape¯z »von einer Seite … von der anderen Seite« . zenû Prät. Dtn (wegen der auch sonst mit tn-Formen beschriebenen Handlungen der Stadt Turira; anders M. Giorgieri, Der Löwe und der Fuchs in dem Brief KBo 1.14, OrNS 70 [2001] 90 f. im Anschluß an ältere Literatur [zenû Perf. D; im übrigen mit der hier übernommenen plausiblen Lösung der schwierigen Stelle]; wiederum anders [’sn Prät. D] F. Starke ˙ bei B. I. Faist, Der Fernhandel des assyrischen Reiches, 23). Vgl. B. I. Faist, Der Fernhandel des assyrischen Reiches, 24 f. mit Anm. 52 (»qualitativ verbessert« [F. Starke], »Stahl« [Ü. Yalçin]). Text LI-mé-e-nu, trotz morphologischer Probleme bisher stets von lmn »schlecht sein/werden« abgeleitet; s. zuletzt C. Mora/M. Giorgieri, Le lettere tra i re ittiti e i re assiri, 72 mit Lit.; die hier erwogene, freilich unsichere Emendation geht von intendiertem ummia¯num/ ummênum (letzteres die Normalform in Mari) »Handwerker«, »Fachmann« aus. Für die Ergänzung [a-na sà]-ri-ia-ma-a-tu s. A. Goetze, Kizzuwatna, 28; CAD S 314; B. I. Faist, Der Fernhandel des assyrischen Reiches, 23 (Zweifel bei C. Mora/M. Giorgieri, Le lettere tra i re ittiti e i re assiri, 63, Anm. 45).
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gen!» –, (26’) noch sind sie 18) mit der Herstellung nicht fertig; (27’) [wenn sie fertig sind, werde ich (sie)] Dir [schicken.]? Wie (es) Dir (gebührt,)? kümmere ich mich (darum). (28’) […] die erwünschten Dinge, von denen Du mir geschrieben hast, […] (Lücke.) (Rs. 1’) […]… (2’) […] der Großkönig, der König von Karandunias ˇ 19) (3’) […] schrieb/ schickte Dir. (4’) […] Dir. (5’) Habe ich Dir (4’) etwa nicht gute Begrüßungsgeschenke (5’) geschickt? [Al]s ich die Königswürde übernahm, (6’) hast Du mir keinen Gesandten geschickt. Es ist Brauch (bezüglich) der Könige, (7’) [welche die Königs]würde übernehmen, (daß) die Könige, die ihm gleichrangig sind, (8’) ihm gute [Begrüß]ungsgeschenke, königliche Gewänder, (9’) Salböl schicken, (10’) Du aber hast dies (bis) heute nicht getan. (11’) Nunmehr habe ich meinen Gesandten, den ich Dir schicken wollte, und Be ¯ lu-qarra¯d (12’) hier zurückgehalten, und (zwar) aus folgendem Grunde habe ich ihn zurückgehalten: (13’) Alle erwünschten Dinge, von denen Du mir geschrieben hast, […] (14’) werde ich Dir schicken, und deswe[gen habe ich] ihn [zurückgehalten.] (15’) Die Gesandten, die Du {mir} zur Zeit des Königs Urhi-Tesˇsˇub regelmäßig geschickt hast, (16’) … ˘ (17’) sagst Du so: »Wie jene? 20) damals die haben ständig Beschwernisse erfahren. … wird er (18’) Beschwernisse erfahren!« Be¯lu-qarra¯d sollst Du nicht befragen. 21) Wenn er kommt, (19’) [..].. wie man ihn gut behandelt hat.
4. Ein König von Hatti an einen König von Ahhijawa (der sogenannte Tawagalawa-Brief) 22) ˘ ˘˘
Jared L. Miller Literatur: Grundlegende Textbearbeitungen: E. Forrer, Forschungen I/2, Berlin, 1929; F. Sommer, Die Ahhijava¯-Urkunden, München, 1932; Ausgewählte, insbesondere neuere Se˘ kundärliteratur: I.˘Singer, Western Anatolia in the Thirteenth Century B.C. According to the Hittite Sources, AnSt 33 (1983) 205-217; S. Heinhold-Krahmer, Untersuchungen zu Piyamaradu, I, OrNS 52 (1983) 81-97; ~, II, OrNS 55 (1986) 47-62; M. Popko, Zur Datierung des Tawagalawa-Briefes, AoF 11 (1984) 199-203; H. G. Güterbock, Wer war Tawagalawa? OrNS 59 (1990) 157-165; D. W. Smit, KUB XIV 3 and Hittite History, Talanta 22-23 (1990-91) 79111; F. Starke, Troia im Kontext des historisch-politischen und sprachlichen Umfeldes Kleinasiens im 2. Jahrtausend, Studia Troica 7 (1997) 447-487; J. D. Hawkins, Tarkasnawa King of Mira, ›Tarkondemos‹, Bog˘azköy Sealings and Karabel, AnSt 48 (1998) 1-31; V. Parker, Zum Text des Tau agalau asˇ-Briefes: Ahhiiau a-Frage und Textkritik, OrNS 68 (1999) 61-83; ˘ ˘ ˘ ˘Sˇahurunuwas im »Tawagalawa-Brief«, in: S. de Mar˘ ˘ Zur Erwähnung S. Heinhold-Krahmer, ˘ tino/F. Pecchioli Daddi, Anatolia Antica: Studi in memoria di Fiorella Imparati, Eothen 11, Firenze 2002, 359-375; O. R. Gurney, The Authorship of the Tawagalawas Letter, in: P. Taracha, Silva Anatolica. Anatolian Studies Presented to Maciej Popko on the Occasion of His 65th Birthday, Warsaw 2002, 133-141; D. F. Easton, et. al., Troy in Recent Perspective, AnSt 18. 19. 20. 21. 22.
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Gemeint sind wohl die Handwerker, s. dazu auch Z. 21’. Bezeichnung für das Babylonien der Kassitenzeit. ki-i sˇa-a-sˇa statt ki-i sˇa-a-sˇu-nu? Im Sinne von »brauchst Du gar nicht zu befragen«?; CAD Sˇ/I, 279a statt mEN-UR.SAG fälschlich 1-en UR.SAG: »do not ask for a single soldier«. Für ihre Durchsicht und Kommentare zu dieser Übersetzung möchte ich D. Hawkins, S. Heinhold-Krahmer, D. Schwemer und M. Weeden herzlichst danken.
Briefe aus den Archiven von Hattusˇa ˘
52 (2002) 75-109; J. Freu, Les îles de la mer Égée, Lazpa, le pays d’Ahhiyawa et les Hittites, ˘ RANT 1 (2004) 275-323; S. Heinhold-Krahmer, Ist die Identität von˘ Ilios mit Wilusˇa endgültig erwiesen?, SMEA 46 (2004) 29-57; dies., Art. Pijamaradu, RLA X (2005) 561-562.
Der in der Forschungsliteratur als »Tawagalawa-Brief« bekannte, in hethitischer Sprache abgefaßte Text befindet sich unter der Signatur VAT 6692 im Vorderasiatischen Museum in Berlin und wurde 1926 als KUB 14.3 in Autographie ediert. Der Brief wurde von einem hethitischen Großkönig verfaßt und wendet sich an einen ahhija˘˘ wäischen Amtskollegen. Er gehört in vielerlei Hinsicht zu den umstrittensten Urkunden aus Hattusˇa, und ihm wurde eine umfangreiche Sekundärliteratur gewidmet. Die ˘ erhaltene Tafel ist die dritte und eventuell letzte des vermutlich äußerst einzige uns ausführlichen Briefes. Die Namen des Absenders und des Empfängers fehlen daher, und der Text der dritten Tafel ist an vielen Stellen schlecht oder gar nicht mehr erhalten. Die Identität des ahhijawäischen Empfängers bleibt fast völlig im Dunkeln, und ˘˘ die des hethitischen Absenders ist noch nicht restlos geklärt, auch wenn die Forschungen der letzten drei Jahrzehnte uns einem Konsens viel näher gebracht haben. Selbst die Bezeichnung des Dokuments als Brief im eigentlichen Sinne wurde in Frage gestellt (z. B. S. Heinhold-Krahmer 2002, 359 f.). Der Brief wird heute von der überwiegenden Mehrheit der Forscher aus inhaltlichen Gründen dem hethitischen Großkönig Hattusˇili III. zugeschrieben, von einigen wenigen Forschern dagegen seinem älteren˘Bruder und zweiten Vorgänger, Muwattalli II. (s. v. a. O. R. Gurney 2002). 23) Die Paläographie des Textes spricht auch eher für eine Datierung in die Regierungszeit Hattusˇilis (z. B. M. Popko 1984), kann ˘ aber die Zuschreibung an einen seiner unmittelbaren Vorgänger nicht gänzlich ausschließen. Während Forrer in seiner 1929 erschienenen Erstbearbeitung der Meinung war, daß es in dem Brief vorrangig um den dreimal erwähnten Tawagalawa als Hauptkontrahenten des hethitischen Königs geht, konnten F. Sommer (1932), I. Singer (1983, 209 ff.) und S. Heinhold-Krahmer (1986) überzeugend zeigen, daß es Pijamaradu war, der den hethitischen König so erzürnte und dessen Auslieferung verlangt wird (vgl. V. Parker 1999). Pijamaradu, über dessen genauere Herkunft nur spekuliert werden kann, scheint ein Unruhestifter zu sein, der, zu Recht oder Unrecht, Anspruch auf einen Vasallenstaat in Westanatolien erhebt (vgl. F. Starke, 1997, 453 f.). Seine Auslieferung scheint das Hauptanliegen des Briefes zu sein, und es sind seine Missetaten, die der hethitische König mehrfach beschreibt und beklagt. Die Identität des Tawagalawa sowie die Frage, ob er zur Zeit der Abfassung des Briefes noch am Leben war, sind noch umstrittene Punkte. Auf jeden Fall scheint er ein Bruder des amtierenden ahhijawäischen Königs gewesen zu sein und über Teile ˘˘ Westanatoliens geherrscht zu haben. Ebenfalls umstritten ist die Identität des md LAMMA in Vs. I 73 sowie die Frage, ob er mit dem früher in dem Brief erwähnten tuhkanti bzw. tartennu, »Kronprinz«, gleichzusetzen ist. ˘ 23.
Die Zuschreibung an Mursˇili II. in A. Ünal, Art. Mursˇili II., RLA VIII (1995) 436 ist vermutlich ein Versehen, da Ünal sonst Muwattalli II. bevorzugt (z. B. A. Ünal, Two Peoples on Both Sides of the Aegean Sea, BMECCJ 4 [1991] 19.32 ff.) und keinerlei Argumentation zugunsten von Mursˇili II. bietet.
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Der geographische Raum, in dem die Ereignisse des Briefes stattfinden, hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten auch deutlich an Klarheit gewonnen. Wie man dem Wort ka¯, »hier« (Kol. I, Z. 73) entnehmen darf, wurde der Brief wahrscheinlich in Millawanda geschrieben. Obwohl es noch Skeptiker gibt, wird heute von der Mehrzahl der Forscher angenommen, dass Ahhijawa im heutigen Griechenland bzw. den ˘˘ agäischen Inseln zu suchen ist, während das Lukka-Land weitgehend Lykien entspricht und die Städte Millawanda und Wilusa mit Milet bzw. Troia gleichzusetzen sind. Die auf diesen Seiten dargebotene Übersetzung mag dem einen oder anderen Leser, besonders demjenigen, der die Bearbeitungen von Forrer und Sommer kennt, ein wenig zurückhaltend oder gar minimalistisch erscheinen. Der Eindruck täuscht nicht. Wie angeschlossene Zusatzstücke zu schon bearbeiteten anderen Texten mehrfach gezeigt haben 24), sind die Ergänzungen des modernen Forschers nicht selten falsch, irreführend oder mindestens ungenau. Daher sollen hier nur die offensichtlichsten Ergänzungen vorgenommen, gewagte dagegen möglichst vermieden werden. (Vs. I 1) [Ferne]r,
er zog los und ver[nich]tete die Stadt Attarimma, und verbrannte sie völlig, mitsamt der Mauer des Königshauses. (3) [Nun], wie die Lukka-Leute Tawagalawa darauf aufmerksam gemacht haben, und er in diese Länder kam, ebenso machten sie mich darauf aufmerksam, und ich kam in diese Länder hinab. (6) Als ich dann nach Sˇallapa gelangte, sandte er mir einen Mann entgegen (und er sagte): »Nimm mich zur Untertanenschaft! Schick mir den Kronprinzen (Hitt. tuhkanti), damit er mich zur Majestät ˘ tartennu) 25) (indem ich sagte): bringt!« Dann schickte ich ihm den Kronprinzen (Akk. »Geh! Lass ihn mit auf dem Wagen sitzen, und bring ihn her!« (10-11) J[ener ab]er unterbrach den Kronprinzen (tartennu), und er weige[rte] sich. Ist aber der Kronprinz (tartennu) dem König nicht ebenbürtig 26)? [Er] hätte (ihm) die Hand geg[eben], aber er wies ihn dann zurück und dem[üti]gte ihn angesichts der Länder. (14) Und noch darüber hinaus, sagte er: »Gib mir das Königtum hier an Ort und Stelle! Wenn aber nicht, dann komme ich nicht!« (16) Als ich aber in der Stadt Waliwanda angekommen war, schrieb ich ihm (folgendermaßen): (17) »Wenn Du meine Oberherrschaft erstrebst, da ich gerade nach Ijalanda komme, möchte ich keinen Mann von Dir in [Ij]alanda vorfinden. Auch darfst [D]u weder einen wieder hineinlassen, noch darfst Du Dich […] anschließen. Um meine Untertanen werde ich mich […] kümmern.« Als [ich] aber in Ijalanda [angekommen war], (23) trat der Feind an drei Stellen zum Kampfe gegen mich an. Nun, waren […] schwierig, und so zog ich zu Fuße hinauf, [und] ich bekämpfte … den Feind, und die Bevölke24.
25.
26.
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S. z. B. J. L. Miller, The Kings of Nuhasˇsˇe and Mursili’s Casus Belli: Two New Joins to Year 7 of ˘ the Annals of Mursili, in: D. Groddek/M. Zorman, Tabularia Hethaeorum: Hethitische Beiträge für Silvin Kosˇak zum 65. Geburtstag, (DBH 25), in Vorbereitung; H. A. Hoffner, The Milawata Letter Augmented and Reinterpreted, AfO Beih. 19, Wien 1982, 130-137. Die hier angebotene Übersetzung geht davon aus, daß tuhkanti und tartennu hier synonym ˘ vgl. S. Heinhold-Krahmer, Zur verwendet werden und sich auf dieselbe Person beziehen; Bronzetafel aus Bog˘azköy und ihrem historischen Inhalt, AfO 38/39 (1991/92) 143-144 mit Anm. 59. Zu ayawala- siehe zuletzt P. M. Goedegebuure, KBo 17.17+: Remarks on an Old Hittite royal substitution ritual, JANER 2 (2002) 67 f.
Briefe aus den Archiven von Hattusˇa ˘
rung […-te] ih[r …]. (26) Lahurzi aber, sein Bruder, […-te] mir [im] Hinterhalt! (27) Nun frag doch, mein Bruder, ob ˘es nicht so (gewesen ist)! Ist [PN] 27) beim Kampfe nicht dabei gewesen? Und habe ich ihn [in] der Stadt Ijalanda […] nicht angetroffen? […] in der ganzen Angelegenheit von Ijalanda: »Ich werde nic[ht …] in die Stadt Ijalanda gehen.« (32) Nun, wie diese Erklärungen, die ich Dir geschrieben habe, […], habe ich, der Großkönig, beschworen. Der Wettergott [möge] zuhören [und …] mögen zuhören, wie diese Erklärunge[n …]! (35) Als [ich] aber das Land Ijalanda ver[nichtete] – (36) da [ich] das ganze Land vernicht[ete], (37) ließ ich […] die Stadt Atrija als einzige Festung, mit Hinblick auf die Stadt […], übrig – dann kam ich […] wie[der] hinauf. Nun, in Ija[landa …] war ich, und ich zerstörte […] das ganze Land. Den Gefangenen […], (42) als Wassermangel […], (43) dann […] mir/mich die Truppen. […] (44) hinterher ging ich nicht, […] kam ich hinauf. Hätte/Wäre […], (46) hätte/wäre […] ihn nicht wieder/zurück […]. (47) Und in die/ der Stadt Ama-[…]. (48) Nun in der Stadt Millawanda [schrieb ich dem PN]: (49) »Komm zu mir!« [Nun auch an meinen Bruder …] Grenze schrieb ich [folgen]derm[aßen]: »Auch in dieser Angelegenheit habe ich gegen ihn einen Vorwurf erhoben, daß Pijamaradu mir dieses [Land] dauernd überfällt. 28) (52) Nun, [weiß mein] Bruder das, [oder] weiß er es nicht?« (53) Als aber […] bei mir eintraf, (54) brachte er mir kein […], nicht einmal irgendwelche Sendung […] mir. […] sagte er aber: »Dem Atpa schrieb er: (56) ›Liefere den Pij[amaradu] dem König von Hatti in die Hand aus!‹« (Eine Zeile radiert) (58) [Dann] ging ich [nach Mill]awanda; ich˘ ging aber mit Hinblick auf [fol]gende Angelegenheit: »Die Worte, [die] ich dem Pijamaradu sagen werde, sollen auch die Untertanen meines Bruders zu hören bekommen!« Dann machte sich Pijamaradu auf einem Schiff davon! Die Vorwürfe, die ich ihm machte, (63) die hörte auch Atpa; auch Awajana – sie haben gehört. Da er ihr Schwiegervater (ist), 29) (65) warum verschweigen sie die Angelegenheit? (66) Ich habe sie schwören lassen, und sie sollen Dir die Angelegenheit vollständig erklären. Habe ich nicht den Kronprinzen (tartennu) hinübergeschickt (indem ich ihm sagte): »Geh! Fahre hinüber, (69) nimm ihn an der Hand, laß ihn [mi]t auf dem Wagen sitzen, und bring ihn mir entgegen!?« (71) Er wies (ihn) aber zurück! Damals als Tawagalawa selbst, als Großkönig, nah der Stadt Millawanda kam, (73) war doch [mei]n? […], 30) Kurunta, hier.
27. 28. 29. 30.
M. E. würde L[ahurzi nach den Spuren und dem Kontext viel besser passen als das oft ergänzte P[ijamaradu. ˘ Zu Zz. 50-51, s. zuletzt V. Parker, 1999, 66. Vom Platz her ist Sommers [nu-u]-wa, »noch«, am Anfang Z. 65 ausgeschlossen. Außerdem glaubte Goetze (s. KUB 14.3 I 65) noch Spuren eines Waagerechten vor dem -wa sehen zu können, was für [n]u-wa, »und«, somit die Partikel der direkten Rede, spricht. Bisher vorgeschlagene Ergänzungen zum Anfag Z. 73 sind [UL i]m-ma, »nicht schon« (Forrer), [ka-ru-]ú??-ma »[zuvo]r(?) aber« (Sommer) und [ki-nu-u]n-ma, »aber jetzt« (O. R. Gurney, 2002, 138, Anm. 20). Wenn der Absender des Briefes tatsächlich Hattusˇili III. sein soll, scheint mir eine Ergänzung [DUMU.SˇESˇ-I]A-ma, »aber mein Neffe«, ˘am wahrscheinlichsten, auch wenn der gegebene Platz dafür etwas eng sein mag. Die mir in den Photos sichtbaren Spuren unmittelbar nach dem Bruch deuten eher auf einen gebrochenen Senkrechten hin. S. auch Kollation der Stelle von L. Jakob-Rost in S. Heinhold-Krahmer, 1986, 53 und Anm. 37.40.
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Und der Großkönig (d. i. Tawagalawa) ist Dir entgegengefahren. War er (d. i. Tawagalawa) kein erhabener König? 31) (Vs. II 1) Dann […] er aber nicht […] (2) warum […] jener mich/mir nicht […]? (3) Wenn er aber dies sagt: »Ich […]-te.« (4) Habe ich ihm nicht meinen Sohn, den Kronpri[nzen, hinübe]rgeschickt, (5) indem ich ihm dieses befohlen habe: »Leiste […] einen Eid! Nimm ihn an der Hand und bring ihn mir entgegen!« Vor welcher Mordbedrohung hatte er denn Angst? Ist Bluttat im Lande H[att]i erlaubt? Es ist nicht! ˘ mir dies sagte: (10) »Nimm den Mann! […] nicht!« (9) Als aber der Bote meines Bruders (11) Sagte ich dies: »Hätte mein […] mir gesagt – oder mein Bruder – hätte ich sein […] Wort gehört. Jetzt aber, mein Bruder, ein Gro[ßkö]nig, ein mir Gleichgestellter, hat mir geschrieben. Soll ich das Wort meines Gleichgestellten nicht hören?« Und […] ich bin gefahren. Wenn […] hätte/wäre, (17) hätte mein Bruder weiter gesagt: [»…] hörte er nicht. (18) Mir gab er nicht nach. […] wieder nicht.« (19) Ich hätte meinen Bruder nicht dies gefragt: [»…] hat er nachgegeben?« Ich bin aber also losgezogen; ich bin dann […] ausgestiegen, und ich habe dem Atpa gesagt: »Da […] mein [Brud]er Dir geschrieben hat: ›Geh und bring ihn zum König von Hattusˇa!‹ (23) So bring ihn her! […] er mein ˘ Wort ignorierte, 32) […] wird er […] Wort ignorieren. [Falls er aber sagt:] ›Ich fürchte mich!‹, werde ich sofort einen Würdenträger […] (27) oder einen Bruder schicken, und [jener] soll [für ihn] an seiner [St]elle sitzen.« Jener aber sa[gte] weiter hin: »Ich [fü]rchte mich immer noch!« Und […] Atpa [sagte] mir: (30) »Meine Majestät, Du sollst dem ›Sohn‹ die Hand geben. (31) Möge er jenem […] geben!« Und deswegen […] wenn er so viel gemacht hat […] habe ich zurückgelassen […] habe ich […], und ich gab ihm die Hand. [»…] werde ich setzen, und Dich/Dir […] Dich/Dir […] werde ich setzen, und […] es meinem Bruder, dem Kön[ig des Landes Ahh]ijawa […], und er ˘˘ lehnte es ab.« … (Der Rest des Abschnitts ist für eine sinnvolle Übersetzung zu schlecht erhalten bzw. abgebrochen.) (50) […] jenes Menschen aber […] (51) welches Hauswesen ihm […] (52) auch von mir, die Eide […] (53) irgendwelche […] vor […] (54) irgendeine Gottheit ihn zum Wohl […] heraus […]. (55) Und ferner noch, [habe ich] in Anbetracht meines Bruders ga[r] nichts (Böses) [getan. …] meinen Bruder eventuell anredet (indem er sagt): [»…] zum König des Hatti˘ landes, (57) und er soll mich ›auf den Weg setzen‹«, nun, ich habe gerade den Dabal[a-Tarhunta], den Wagenlenker, geschickt. Dabala-Tarhunta ist aber kein […] ˘ ˘ geringer Mann. Seit (meiner) Kindheit pflegt er (als) Wagenlenker mit mir auf den Wagen zu steigen; 33) auch mit Deinem Bruder, mit Tawagalawa, pflegte er [auf den Wagen] 31.
32. 33.
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Die hier angebotene Übersetzung setzt voraus, daß (1) Tawagalawa der Großkönig der Zeilen 71-74 ist, und daher, (2) daß Tawagalawa ein früherer König von Ahhijawa war; (3) mdLAM˘ (4) der Sohn des AbMA in Z. 73 wahrscheinlich Kurunta, der König von Tarhuntasˇsˇa, ˘ist; ˘ in Z. 73 zu verwechseln ist. Zur senders und Kronprinz in I 7, 9, 11, 67, II 4 nicht mit Kurunta Diskussion dieser schwierigen und umstrittenen Zeilen (71-74), s. v. a. H. G. Güterbock, 1990, 159 ff.; S. Heinhold-Krahmer, 1986, 50-55; I. Singer, 1983, 212. »Ignorieren« ist ein Versuch, die Wendung GAB-sˇi pasˇihai-, wörtlich »jemandem (etwas) auf ˘ die Brust reiben«, zu übersetzen. I. Singer, 1983, 210, Anm. 24 verbindet diese Bemerkung mit der folgenden Stelle in der Apologie Hattusˇilis, Kol. I, Z. 12 (s. H. Otten, StBoT 24, 1981, 4-5): »Mein Vater Mursˇili zeugte ˘
Briefe aus den Archiven von Hattusˇa ˘
zu steigen. Nun, habe ich dem Pijamaradu ke[ine] Garantie [gegeben]? (62) Im Hattiland aber (lautet) die Garantie folgendermaßen: »Wenn man jemandem Brot (und)˘ sˇijantaschickt, fügt man ihm nichts Böses zu.« (64) Noch über diese Garantie hinaus bot ich dieses an: »Komm! Mach Dein Plä[doyer] vor mir! Und ich werde Dich ›auf den Weg‹ setzen. Wie ich Dich aber ›auf den Weg‹ setzen werde, (66) das werde ich meinem Bruder schreiben. Und wenn Deine Seele besänftigt ist, soll es (so) sein. Wenn aber Deine Seele nicht besänftigt ist, dann wie Du! (Text: er) gekommen bist, wird einer meiner Männer Dich ebenso ins Land Ahhijawa auch zurückbringen.« (70) Wenn aber nicht, ˘ ˘ an seiner Stelle bleiben, bis er kommt, bis er dortdann soll dieser Wagenlenker für ihn hin zurückkehrt. Was aber diesen Wagenlenker betrifft, da er mit einer Frau der Familie der Königin verheiratet ist – im Land Hatti ist die Familie der Königin hoch angesehen – ˘ ? (75) Jener soll an seiner Stelle bleiben, bis er ist er mir etwa nicht ein Schhwaiger 34) (76) kommt, bis er zurückkehrt. (Rs. III 1) Und Du, mein Bruder, kümmere Dich um ihn, und Dein […] soll ihn herbringen. Ferner, mein Bruder, […] ihm folgende Garantie: [»…] (4) ferner irgendwie […] sündig-[…] werde ich hineinlassen.« Und […] ihn. (6) Ich werde ihn »auf den Weg setzen«, und […]. (7) Wenn er aber auch diese (Worte) nicht […], (8) mach Du, mein Bruder, dieses […]. (9) Viele Gefangene sind herüber nach meinem Land gekommen, und 7000 Gefangene […] mir mein Bruder. (11) Nun wird einer meiner Männer kommen, und Du, mein Bruder, sollst den Führern (die Vorwürfe) vorlegen! Weil er […] mit Gewalt herübergebracht hat, soll […] mein Bruder […] auch einer meiner Männer sich aufstellen. […] sagt: »Wegen der Flüchtlinge […].« (16) Er soll da bleiben. […] »Er hat mich gezwungen!« […] (Zz. 18-37’ sind zu zerstört für eine sinnvolle Übersetzung.) […] (38’) treten sie wieder ein […] (39’) welchem er zornig ist/wird […] (40’) er läßt ständig ein […] (41’) es dem (PN)-ili, Sohn des Sˇahurunuwa […] (42’) ein Flüchtling zu mei˘ nem Bruder […] (43’) soll kommen, sei es ein Würdenträger, sei es […]. (44’) Es ist gestattet. Der Großkönig, mein Gleich[gestell]ter, […] jenem […] bereitwillig […]. (46’) Als zu ihm Flüchtlinge von mir […] gegangen waren, […] Sˇahurunuwa dem […]. (48’) Jener ˘ ihn wieder […] losgelassen. aber machte sich auf und ging zu jenem hin. Jener aber hat Auch Du, mein Bruder […] ihn in jener Angelegenheit […]. (51’) Wenn […] entkommt, sind sie immer […] hinterher gelaufen. 35) (52’) Ferner, pflegt er nun auch dieses zu sagen: 36) (53’) »Ins Land Mas ˇa (oder) Land Karkija hinüber werde ich gehen. Aber die Zivilgefangenen, meine! (Text: seine) Frau, die Söhne [und] den Haushalt werde ich hier zurücklassen.« Nun, was soll das, diese Rede? Wenn er im Land meines Bruders ihm seine Frau, die Söhne und den Haushalt zurück-
34. 35. 36.
uns vier Kinder: den Halpa-sˇulubi, den Muwatalli, den Hattusˇili und die Masˇsˇanauzzi, eine ˘ war ich das jüngste Kind. Und solange ˘ Tochter. Von allen diesen ich noch ein Knabe war, war ich ›Zügelhalter‹.« Das Wort ist fehlerhaft geschrieben. LÚHA-hTAi-NU(?), »Schwager« ist Sommers Vorschlag, ist aber nicht restlos überzeugend; vgl. F.˘ Pecchioli Daddi, SCO 27 (1977) 176: LÚA-BU, »Vater«. Für eine Diskussion dieser »Sˇahurunuwa-Affäre«, s. S. Heinhold-Krahmer, 2002. ˘ den Sinn des syntaktisch sicher fehlerhaften Satzes nam-ma Die Übersetzung ist ein Versuch, ka-a-sˇa-asˇ-sˇi-ia ki-i-wa me-mi-isˇ-[ki-i]z-[zi] wieder zu gewinnen.
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Jared L. Miller
läßt, (58’) so versorgt ihn Dein Land. (59’) Der aber überfällt immer wieder mein Land. (60’) Wenn ich es ihm aber …, 37) (61’) wird er in Dein Land zurückkehren. (62’) Heißt Du (das) gut, mein Bruder? Jetzt diese […]. (63’) Nun, mein Bruder, schreib ihm diese eine (Sache), (64’) wenn nichts (anders): »Steh auf (65’) und geh fort ins Land Hatti! (66’) Dein Herr hat mit Dir abgerechnet. (67’) Wenn aber nicht, dann komm ins Land˘ Ahhijawa her, und ich werde Dich […] wie[der] (69’) an˘ ˘ laß Dich an einem [and]eren Ort nieder! Und siedeln. (Rs. IV) […] (2) steh auf (3) [und] solange Du dem König des Landes Hatti feind (bist), sei (ihm) von einem anderen Land ˘ aus feind! (5) Von meinem Land aus aber sollst Du (ihm) nicht feind (sein)! (6) Wenn es Dir! (Text: ihm) in den Sinne (kommt), nach dem Lande Karkija (oder) dem Lande Masˇa (zu gehen), (7) dann geh dorthin! In der Angelegenheit von Wilusˇa, 38) über welche der König des Landes Hatti und ich gestritten haben, in der Angelegenheit konnte er mich überreden, (10) und˘wir haben Frieden geschlossen; […] unter uns ist Feindschaft nicht angebracht.« (11) Nun […] ihm […]. Wenn […] aber die Stadt Millawanda weg-/fort[…] würde(n), so würden meine Untertanen bereit[willig …] zu jenem ständig fliehen. (14) Und mein Bruder […] in das/dem Land Millawanda […] habe ich […]. (16) […] Pijamaradu (17) […] und mein Bruder mir in der Angelegenheit (18) […] Schreib mir das! (19) Und […] über [welcher Ang]elegenheit wir Krieg geführt haben, […] (21) Wenn […] vor seinem Genossen ein Vergehen gesteht, [dann …] vor seinem [Genos]sen ein Vergehen ges[teht …], […] nicht [ab]weisen. (24) Auch ich habe […] vor meinem Bruder gestanden […] zu meinem Bruder […] nicht weiter […]. (27) Und wenn [mein] Brud[er …], (28) dann schr[eib] mir zurück! […] (29) wenn meines Untertanen […] (30) abweis[en …] (31) und das für die Bevölkerung […]. (32) Früher aber, mein Bruder [… schrieb] mir: (33) »Du bist 39) gegen mich gewalttätig geworden. […] (34) war ich jung.« 40) Wenn […] (35) habe ich geschrieben: »[…] nicht aber […]?« (36) Wenn mich/mir so […] (37) ein solches W[ort …] (38) aus dem Mund kommt […] wird die Truppe streiten […] ist wahnsinnig, und aus jenem […] sagt er. Al[s] auch ich […] ihn […] (42) solch ein Wort […]. (43) Wenn jenes Wort mich […] bin ich gewalttätig gewesen. Jetzt aber […] kam ein Wort aus dem Mund. [Welche …] dem Großkönig […] kam, […] jene Rechtssache vor[legen]. […] schick irgendeinen Deiner Untertanen, und D[ich …]/D[ir …] überbracht hat – jenes Wort, welches sich auch erledigt hat 41) – den hier […] vor […] soll man den Kopf abschneiden! Wenn aber D[ich …]/D[ir …], (50) soll man den Kopf jenes Mannes a[bschneiden]! […] welchen […] man abschneidet, nun den […] zerteil[en …]! (52) Und sobald jenes Blut fließt, […] Dein Untertan gesprochen hat, nun jenes W[ort …] kam nicht aus dem Mund, nun ein
37. 38. 39. 40.
41.
246
Zu dieser Stelle, vgl. F. Starke, StBoT 31, 1990, 377 Anm. 1361. Meiner Meinung nach steht die Lesung URUWi5l[u-sˇ]a außer Frage; vgl. zuletzt S. HeinholdKrahmer, 2004, 38 Anm. 38. »Er ist« auch möglich. Auf die Aussage »… war ich (noch) jung« wird oft Bezug genommen, um gegen eine Autorschaft Hattusˇilis III. zu plädieren (s. Diskussion in S. Heinhold-Krahmer, 1983, 88 ff.). Ob die Aussage˘ aber als Teil einer »Entschuldigung« Hattusˇilis zu verstehen ist oder noch zum Zitat ˘ Text her nicht eindeutig zu erschließen. des ahhijawäischen Königs gehört, ist m. E. vom ˘ ˘ den Zeilen 47 und 48 nachgetragen. Zwischen
Briefe aus den Archiven von Hattusˇa ˘
Untertan ihn/es […] (55) er hat es Dir nicht festgelegt. Wenn ein [mir] gleichgestellter Gr[oßkönig] es sagte, würde/hätte ein Untertan es […]. (57)Jenes Wort […] einmal […] des Himmels […]. Dritte Tafel; b[eendet(?)].
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Briefe aus den Archiven von Ugarit Herbert Niehr/Daniel Schwemer Die Stadt Ugarit an der syrischen Mittelmeerküste 1) unterhielt während ihrer Blütezeit im 14. und 13. Jh. v. Chr. weitläufige Kontakte im östlichen Mittelmeerraum, nach Ägypten, nach Anatolien und zu den syrisch-palästinischen Küstenstädten, aber auch ins syrische Inland und darüber hinaus nach Assyrien. Die in den Archiven der Stadt gefundenen Briefe legen beredtes Zeugnis von den vielfältigen Kontakten der wohlhabenden Könige von Ugarit ab. 2) Seit der zweiten Hälfte des 14. Jh. untersteht Ugarit den hethitischen Großkönigen als Vasall, und so kann es nicht erstaunen, daß Briefe der hethitischen Höfe in Hattusˇa und im nordsyrischen Karga˘ misˇ einen Großteil der in Ugarit gefundenen internationalen Korrespondenz einnehmen. Daneben fand man aber auch eine große Zahl von Briefen aus den mittel- oder unmittelbar benachbarten Kleinstaaten Ugarits: aus Sijannu, Amurru, Alalah, Mukisˇ, ˘ Qadesˇ, der Insel Zypern sowie den Küstenstädten Sidon, Tyros und Beirut. Die Briefe geben wichtige Informationen zur politischen Geschichte Ugarits und gewähren unmittelbar Einblick in sein Verhältnis zu den Nachbarstaaten, dem hethitischen Oberherrn und zu den anderen nach Syrien vordringenden Großmächten Ägypten und Assyrien. Zahlreiche Texte wurden von J. Nougayrol in den Bänden PRU IV (J. Nougayrol, Textes accadiens des archives sud [Archives internationales], Palais Royal d’Ugarit IV = Mission de Ras Shamra 9, Paris 1956) und Ugaritica V (J. Nougayrol u. a., Ugaritica V. Nouveaux textes accadiens, hourrites et ugaritiques des archives et bibliothèques privées d’Ugarit. Commentaires des textes historiques (première partie), Mission de Ras Shamra 16, Paris 1968) erstmals publiziert; eine Fülle akkadischer Texte aus Ugarit, darunter auch sämtliche bis 1970 publizierte Briefe, hat S. Lackenbacher in kommentierter Übersetzung vorgelegt (Textes akkadiens d’Ugarit, Littératures Anciennes du Proche-Orient 20, Paris 2002, im folgenden: LAPO 20). Einen Überblick über die in Ugarit gefundenen Briefe geben J.-L. Cunchillos und J. Huehnergard im »Handbook of Ugaritic Studies«. 3) Drei Briefe aus Zypern und der berühmte Brief des Hethiterkönigs über die seefahrenden Sˇikila aus der Spätzeit der Stadt wurden von M. Dietrich und O. Loretz in TUAT I/5, 508 ff. in deutscher Übersetzung vorgelegt. 4) 1. 2. 3. 4.
248
Zur Stadt Ugarit und ihren Textfunden s. auch die einleitenden Bemerkungen bei J. Tropper/ J.-P. Vita, TUAT.NF I, 124-126 sowie H. Niehr/D. Schwemer, TUAT.NF II, 161 f. Briefe der Könige von Ugarit wurden auch außerhalb Ugarits selbst gefunden, so etwa die Amarna-Briefe EA 45-49 an den Pharao (s. W. L. Moran, The Amarna Letters, Baltimore; London 1992, 117 ff.). Handbook of Ugaritic Studies, hg. W. G. E. Watson/N. Wyatt, HdO 1/39, Leiden 1999, 359374 (The Ugaritic Letters), 375-389 (The Akkadian Letters). Zum Sˇikila-Brief ist nun auch F. Malbran-Labat, in: P. Bordreuil (éd.), Une bibliothèque au sud de la ville. Les textes de la 34e campagne (1973), Ras Shamra-Ougarit 7, Paris 1991, 38 f. Nr. 12 zu vergleichen. Die Zypern-Briefe wurden von Z. Cochavi-Rainey jüngst neu bearbeitet (The Alashia Texts from the 14th and 13th Centuries BCE. A Textual and Linguistic Study, AOAT 289, Münster 2003).
Briefe aus den Archiven von Ugarit
1. Briefe in akkadischer Sprache
Daniel Schwemer 1.1 Sˇuppiluliuma I. von Hatti an Niqmaddu II. von Ugarit im Vorfeld des großen ˘ hethitischen Syrienfeldzuges (RS 17.132) Keilschrifttafel (zweite Hälfte 14. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Damaskus, Nationalmuseum (DO 4594). – Fundort: Königspalast, »Hof V«. – Erstveröffentlichung: J. Nougayrol, PRU IV, 35-37, pl. 16. – Weitere Übersetzungen: G. Beckman, Hittite Diplomatic Texts, Atlanta 21999, 125 f.; S. Lackenbacher, LAPO 20 (2002) 69-71. – Literatur: I. Singer, A Political History of Ugarit, in: W. G. E. Watson/N. Wyatt, Handbook of Ugaritic Studies, HdO 1/39, Leiden u. a. 1999, 632 ff.
Die reiche Hafenstadt Ugarit unterhielt traditionell gute Beziehungen nach Ägypten und konnte im 15. und in der ersten Hälfte des 14. Jh. v. Chr. ihre politische Eigenständigkeit trotz der unmittelbaren Nachbarschaft zu Vasallen des mächtigen Reiches von Mittani bewahren. Erst die Expansion des hethitischen Großreiches unter Sˇuppiluliuma I. nach Nordsyrien brachte das Ende des unabhängigen Königtums von Ugarit mit sich. Niqmaddu II. wird ein Vasall Sˇuppiluliumas I., wie insbesondere der in Ugarit gefundene Vasallenvertrag zwischen den beiden Herrschern bezeugt. 5) Die historische Einleitung des Niqmaddu-Vertrages berichtet, daß Sˇuppiluliuma dem Niqmaddu gegen Itu¯r-Addu von Mukisˇ, Addu-ne¯ra¯rı¯ von Nuhasˇsˇe und Aki-Tesˇsˇub ˘ von Nija zur Hilfe gekommen sei, die einen Raubzug nach Ugarit unternommen hätten und erst von hethitischen Truppen aus Ugarit vertrieben worden seien. In diesen Zusammenhang ist vielleicht auch ein Brief des Abi-Milku von Tyros an Amenophis IV. zu stellen, der davon berichtet, daß ein Feuer die Hälfte des sagenhaften Palastes von Ugarit zerstört habe und daß dabei keine hethitischen Truppen in der Nähe gewesen seien (EA 151). 6) Das früheste Zeugnis für die innersyrischen Spannungen und das geschickte militärische Eingreifen des hethitischen Großkönigs ist der folgende Brief Sˇuppiluliumas an Niqmaddu. Sˇuppiluliuma verweist auf die freundschaftlichen Bande, die Ugarit seit jeher mit dem Hethiterreich verbänden, und bietet seine militärische Unterstützung im Falle eines Konflikts Ugarits mit seinen Nachbarstaaten an. Der Schutz durch den hethitischen Großkönig geht selbstverständlich mit der Unterstellung Ugarits unter die hethitische Oberherrschaft einher, doch werden dem Niqmaddu verschiedene Privilegien zugesagt, wenn er sich von vorneherein auf die hethitische Seite stellt. Tatsächlich werden Niqmaddu im späteren Vasallenvertrag Sonderrechte eingeräumt.
5. 6.
Den Vertrag zwischen Sˇuppiluliuma und Niqmaddu hat E. von Schuler in TUAT I/2, 131-134 in Übersetzung vorgelegt, vgl. danach insbesondere: G. Beckman, Hittite Diplomatic Texts, Atlanta 21999, 34 ff., S. Lackenbacher, LAPO 20 (2002) 71-73. EA 151, s. W. L. Moran, The Amarna Letters, Baltimore; London 1992, 238 f.
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Daniel Schwemer (Vs. 1-2) Folgendermaßen
Meine Sonne 7), der Großkönig; zu Niqmandu 8) sprich: das Land Nuhasˇsˇe und das Land Mukisˇ 9) mit mir in Feindschaft liegen, ˘ fürchte du, Niqmandu, sie nicht; achte (nur) umsichtig auf dich selbst! (6-13) Wie seit jeher deine Vorväter mit dem Land Hatti freundschaftliche und keine feindlichen Bezie˘ (auch) du, Niqmandu, dich gegenüber einem hungen unterhielten, so verhalte nun Feind von mir feindlich und gegenüber einem Freund von mir freundlich. (14-18) Und wenn du, Niqmandu, auf diese Worte des Großkönigs, deines Herrn, hörst und sie treulich bewahrst, wirst du prompt das Gute sehen, das der Großkönig, dein Herr, dir erwiesen hat. (19-21) Nun bewahre du, Niqmandu, treulich den Freundschaftsvertrag mit dem Land Hatti. (21-27) Und später wirst du sehen, wie der Großkönig die Könige des Landes ˘ asˇsˇe 10) und den König des Landes Mukisˇ behandelt, die den Freundschaftsvertrag Nuh mit ˘dem Land Hatti gekündigt haben und dem Großkönig, ihrem Herrn, feindlich ge˘ 29) Und (dann) wirst du, Niqmandu, in Zukunft den Worten des worden sind. (27-Rs. Großkönigs Glauben schenken. (30-34) Und wenn die Gesamtheit der Könige welche Truppen auch immer aussenden, um dein Land zu plündern, dann fürchte du, Niqmandu, sie nicht. Schicke sofort deinen Boten zu mir! Er möge kommen! (35-39) Und wenn du, Niqmandu, mir zuvorkommend (allein) mit deiner Streitmacht die Truppen des Landes Nuhasˇsˇe und des Landes Mukisˇ erfolgreich bekämpfst, wird wahr˘ Hand entreißen. (39-43) Und wenn vielleicht Truppen des lich niemand sie aus deiner Landes Nuhasˇsˇe oder Truppen des Landes Mukisˇ 11) als Flüchtlinge in dein Land kommen, wird ˘sie niemand aus deiner Hand (fort)nehmen. (43-48) Oder vielleicht fangen Städte in deiner Umgebung mit dir irgendwie Feindschaft an, und du kämpfst mit ihnen und besiegst sie: in der Zukunft wird sie wahrlich niemand aus deiner Hand entreißen. (48-52) Oder wenn in der Zukunft vielleicht der Großkönig diese Könige besiegt, wird dir der Großkönig eine gesiegelte Vertragstafel geben. (3-5) Während
1.2 Sˇawusˇka-muwa von Amurru an Ammisˇtamru II. von Ugarit: Die Ehescheidung Ammisˇtamrus (RS 17.116) Keilschrifttafel (zweite Hälfte 13. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Damaskus, Nationalmuseum (DO 4582). – Fundort: Königspalast, »Hof V«. – Erstveröffentlichung: J. Nougayrol, PRU IV, 132-134, pl. 11. – Weitere Übersetzungen und Bearbeitungen: Sh. Izre’el, Amurru Akkadian: A Linguistic Study, HSSt 41, Atlanta 1991, II 72-75; S. Lackenbacher, LAPO 20 7. Ein Titel des hethitischen Großkönigs. 8. Variantenform zum Namen Niqmaddu, die vor allem in Texten hethitischer Provenienz begegnet. 9. Nordsyrische Kleinstaaten in der unmittelbaren Nachbarschaft von Ugarit. 10. Nuhasˇsˇe ist ein Sammelbegriff für mehrere kleine Fürstentümer, zu denen u. a. auch das Land Nija˘ gehört. Es scheint zu Zeiten des ersten Syrienfeldzugs Sˇuppiluliumas auch Thronstreitigkeiten in Nuhasˇsˇe gegeben zu haben. Der Text spricht daher gewiß bewußt von »Königen« von Nuhasˇsˇe.˘Vgl. etwa auch EA 161 Rs. 35 ff. (hier Nr. 6.17). ˘ »Und wenn vielleicht Truppen des Landes Nuhasˇsˇe, (und wenn sie es) nicht sind, 11. Wörtlich: ˘ Truppen des Landes Mukisˇ …«.
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Briefe aus den Archiven von Ugarit
(2002) 120. – Literatur: I. Singer, A Political History of Ugarit, in: W. G. E. Watson/N. Wyatt, Handbook of Ugaritic Studies, HdO 1/39, Leiden u. a. 1999, 680 f.
Amurru war der einflußreichste Kleinstaat im Süden Ugarits. Die engen Beziehungen zwischen den zwei Fürstentümern, die im 13. Jh. v. Chr. beide hethitischer Oberhoheit unterstanden, fanden nicht nur in Verträgen (vgl. TUAT.NF II, 163 f. Nr. 1.1), sondern auch in Heiraten zwischen den beiden Königshäusern Ausdruck. Die Ehe Ammisˇtamrus II. – selbst Sohn des Niqmepa und dessen aus Amurru stammender Gattin Ahat-Milku – mit einer Tochter des Pendi-sˇe¯na von Amurru scheiterte je˘ doch. Da die Mutter der amurritischen Prinzessin eine Tochter Hattusˇilis III. war, ˘ in die auch der entwickelte sich die Scheidung Ammisˇtamrus zu einer Staatsaffäre, hethitische Vizekönig in Kargamisˇ und der Großkönig selbst involviert waren. Neben dem folgenden Brief werfen verschiedene Urkunden Licht auf die politisch heikle Affäre (vgl. TUAT.NF II, 172 ff. Nr. 1.5-1.9). Der Anfang des hier vorgelegten Briefes ist nicht erhalten; daher besteht keine letzte Gewißheit über die Identität des Absenders. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist der Briefschreiber jedoch niemand anders als Sˇawusˇka-muwa, der Sohn und Nachfolger Pendi-sˇe¯nas auf dem Thron von Amurru. Ihm oblag es nach dem Tod seines Vaters, die Affäre um seine nach Ugarit verheiratete Schwester endgültig zu klären. Zunächst nimmt er sie wieder in Amurru auf, bittet den hethitischen Vizekönig Ini-Tesˇsˇub von Kargamisˇ um Hilfe bei der Klärung der Streitigkeiten und versucht, die guten Beziehung zu seinem Schwager Ammisˇtamru wiederherzustellen. (Der Anfang des Briefes ist verloren.) [ergehe es wohl]! Mögen die Götter [des Landes] Ugarit, der Wettergott [ … …]bani, 12) Pidraj, [die tausen]d Götter dich schützen! (5’-7’) Mein [Bruder], ich habe die Worte, die du zu Guzalu gesprochen hast gehört und bin hocherfreut. (5’-12’) Und wegen der Sache mit deiner Ehefrau: Schau, diese Frau hat sich in der Vergangenheit gegen dich verfehlt und zu mir hat sie unschöne Worte gesprochen. (13’-14’) Und nur um deinetwillen habe ich (in dieser Sache) dem König von Kargamis ˇ (eine Botschaft) geschickt. 13) (14’-18’) Ich habe diese Frau hierher (zu mir) genommen und habe sie nicht wieder dorthin (zu dir) zurückgebracht. (18’-Rs. 20’) Ich habe sie (nun) bei ihren Brüdern untergebracht. Und mein Bruder soll (darüber) informiert sein. (21’-24’) Mein Bruder, schau: Ich und du sind Brüder; wir sind Söhne eines Mannes. 14) Warum sind (die Beziehungen) zwischen uns dann nicht gut? (21’-24’) Welche deiner Wünsche von mir auch immer es sind, [über die d]u mir (eine Botschaft) sendest, ich (Vs. 1’-4’) Dir
12.
13. 14.
Die Ergänzung der Lücke bleibt unklar; man erwartet einen Götter- oder einen Ortsnamen; vgl. S. Lackenbacher, LAPO 20 (2002) 120 Anm. 365, D. Schwemer, Die Wettergottgestalten Mesopotamiens und Nordsyriens im Zeitalter der Keilschriftkulturen, Wiesbaden 2001, 514 f. Anm. 4185. Tatsächlich hat Ini-Tesˇsˇub von Kargamisˇ mehrfach in die Regelung der Affäre eingegriffen; vgl. TUAT.NF II, 174 f. Nr. 1.6 und 1.7. Die Mutter Ammisˇtamrus II. und Ehefrau Niqmepas von Ugarit war die amurritische Prinzessin Ahat-Milku, wahrscheinlich eine Tochter Ari-Tesˇsˇubs von Amurru, des Urgroßvaters ˘ Sˇawusˇka-muwas. Insofern hatten Ammisˇtamru und Sˇawusˇka-muwa denselben Vorfahren, waren also »Söhne« (Nachkommen) »eines Mannes«.
251
Daniel Schwemer
werde sie dir erfüllen. [Auch d]u sollst meine Wünsche erfüllen. [Schau], wir sind eine Familie. Machst du mir gegenüber irgendwelche [ … ], [ … ] werde ich dir [ … ] geben. (Der Rest des Briefes ist zu fragmentarisch für eine Übersetzung.)
1.3 Ini-Tesˇsˇub von Kargamisˇ an Ammisˇtamru II. von Ugarit: Anweisungen des hethitischen Oberherrn in Rechtssachen (RS 20.22) Keilschrifttafel (zweite Hälfte 13. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Damaskus, Nationalmuseum (DO 5285). – Fundort: Haus des Rap3a¯nu. – Erstveröffentlichung: J. Nougayrol, Ugaritica V, 94-97, 385 Nr. 27. – Weitere Übersetzung: S. Lackenbacher, LAPO 20 (2002) 163-165.
Die oberste Gerichtsinstanz im Land Ugarit war der König der Stadt. Waren jedoch Personen, die außerhalb Ugarits ansässig waren, in den Rechtsstreit eines Ugariters involviert, wurde häufig der hethitische Vizekönig von Kargamisˇ als oberster Gerichtsherr hinzugezogen. Im folgenden Brief gibt Ini-Tesˇsˇub von Kargamisˇ dem König von Ugarit Anweisungen in drei Rechtssachen. Zunächst geht es um eine angeblich noch ausstehende, hohe Silberschuld eines gewissen Takija bei dem Sohn des Zibaja. Bei beiden handelt es sich offenbar um Ugariter; letzterer aber ist wiederum in einen Rechtsstreit mit Hisˇmi-Tesˇsˇub, wohl dem Bruder des Ini-Tesˇsˇub, verwickelt. Wahr˘ Takija hat sich beim König von Kargamisˇ über den Diebstahl von scheinlich derselbe Reben in seinem Weingarten beschwert; der König von Kargamisˇ billigt ihm eine Entschädigung nach den Gepflogenheit Ugarits zu. Schließlich wird die Angelegenheit einer Frau behandelt, die behauptet, ihr Mann sei ermordet worden; sie verlangt Entschädigung von den angeblichen Mördern ihres Mannes. Diese haben offenbar die Verantwortung für die Tötung eines gewissen Sohnes des Hutija bereits übernom˘ angeblich unterwegs men, in dessen Gesellschaft der Ehemann der fraglichen Frau war. Entweder die Ortschaft Arsigana, in der die Beklagten wohnen, oder die Ortschaft Arruwa, in der wohl die Klägerin zuhause ist, lagen sicherlich außerhalb der Jurisdiktion Ugarits. der König von Kargamisˇ; zu Ammisˇtamru, dem König des Landes Ugarit, sprich: (4) Dir ergehe es wohl! (5-7) Betreffs des Rechtsstreites des Sohnes des Zibaja mit His ˇmi-Tesˇsˇub, weswegen du ˘ »(Jeweils) 400 (Sekel) Silgeschrieben hast, hat der Sohn des Zibaja so ausgesagt: (8-11) ber schulden mir Takija und Zukrija. (Die Rückzahlung des) Silber(s) zu seinen Lasten ist stark in Verzug geraten. (12-15) [Un]d der König des Landes Ugarit hat [je]ne 400 (Sekel) Silber 15) zusammen (mit den anderen 400 Sekel Silber) als Schuld des Takija! 16) festgelegt. (16-17) Und 200 (Sekel) Silber hat er mir geben. Damit bleiben 600 (Sekel) Silber zu seinen Lasten.« (17-24) Und Takija hat so ausgesagt: »Die 800 (Sekel) Silber des Sohnes des Zibaja, die ich schuldig bin, habe ich dem Sohn des Zibaja vollständig erstattet. (Vs. 1-3) Folgendermaßen
15. 16.
252
Offenbar die Schuld des (insolventen oder verstorbenen?) Zukrija. Im Text steht wohl »Sohn des Zibaja«, was sicher auf einen Fehler des Schreibers zurückgeht (so schon J. Nougayrol in der editio princeps).
Briefe aus den Archiven von Ugarit
Und ich habe Zeugen, den Attanu [un]d den Aju.« (24-30) Wenn jetzt seine Zeugen aussagen: »Es ist vollständig bezahlt; die 800 (Sekel) Silber hat Takija dem Sohn des Zibaja vollständig erstattet.«, dann soll Takija zusammen mit seinen Zeugen einen Eid schwören, und der Sohn des Zibaja soll seinen Rechtsanspruch verlieren. (30-35) Wenn die Zeugen (die Aussage) des Takija abstreiten, dann soll der Sohn des Zibaja zusammen mit seinen Zeugen 17) einen Eid schwören, und Takija soll ihm sein Silber vollständig erstatten. (35-39) Nun hat sich Takija (mit folgenden Worten) an mich gewandt: »Man hat (die Reben in) meinem Weingarten in der Ortschaft Sˇurasˇsˇa abgeschnitten!« Sein Rechtsfall ist abgeschlossen. Man wird ihm (hier) eine Entschädigungszahlung wie in Ugarit üblich 18) bezahlen. (40-43) Und betreffs der Rechtssache der Frau, deren Ehemann zusammen mit dem Sohn des Hutija war, den man in Arsigana getötet hat, weswegen du geschrieben hast: (43-50)˘Jetzt sollen die Leute von Arsigana in der Ortschaft Arruwa einen Eid schwören, so sollen sie sagen: »Bestimmt haben wir den Ehemann der Frau und Bruder des 2Abdi2Anatu in (unserer) Stadt nicht getötet! Wir kennen den, der ihn getötet hat, (auch) sonstwo nicht!« (50-51) Sie sollen schwören, und dann soll diese Frau 19) ihren Rechtsanspruch verlieren. (52-55) Und wenn die Einwohner von Arsigana sich dem Eid entziehen, dann sollen die Einwohner von Arsigana, wie sie für den Sohn des Hutija eine Ent˘ schädigungszahlung geleistet haben, auch an die[se] Frau eine Ent[sch]ädigungszahlung für [ihren Mann lei]sten.
1.4 Der hethitische Prinz Pihwalwi an Ibiranu von Ugarit: ˘ Abmahnung eines Vasallen (RS 17.247) Keilschrifttafel (zweite Hälfte 13. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Damaskus, Nationalmuseum (DO 4638). – Fundort: Königspalast, Ostarchive. – Erstveröffentlichung: J. Nougayrol, PRU IV, 191, pl. 32. – Weitere Übersetzungen und Bearbeitungen: G. Beckman, Hittite Diplomatic Texts, Atlanta 21999, 127; S. Lackenbacher, LAPO 20 (2002) 94. – Literatur: I. Singer, A Political History of Ugarit, in: W. G. E. Watson/N. Wyatt, Handbook of Ugaritic Studies, HdO 1/39, Leiden u. a. 1999, 683 ff.
Die Könige von Ugarit erwiesen sich zumeist als treue Vasallen der hethitischen Großkönige. Mit dem Vordringen des mittelassyrischen Königs Tukultı¯-Ninurta I. nach Westen gerät die hethitische Oberherrschaft in Syrien jedoch zunehmend unter Druck (vgl. hier Nr. 1.5, 1.6 und 1.7). König Ibiranu von Ugarit, der um 1235 v. Chr. den Thron bestieg, erschien es jedenfalls überflüssig, bei seinem hethitischen Oberherrn, Tuthalija IV., zur Audienz vorstellig zu werden und die fälligen Tributgeschenke zu ˘ leisten. Der folgende Brief eines hohen hethitischen Würdenträgers mahnt ihn in schroffem Ton ab. Der hethitische Prinz zeigt überdeutlich, daß er den ugaritischen
17. 18. 19.
Es bleibt unklar, ob hier sonst nicht erwähnte Zeugen des Sohnes des Zibaja oder aber die beiden Zeugen des Takija gemeint sind, die ja nun zugunsten des Sohnes des Zibaja aussagen. Wörtlich: »wie (eine Entschädigungszahlung) von Ugarit«. Lies am Zeilenanfang wohl ˇsa sinnisˇti ˇsâsˇi.
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Daniel Schwemer
König für eine ihm untergeordnete Persönlichkeit hält, indem er ihn als »Sohn« anspricht. (Vs. 1-3) Folgendermaßen
Pihawalwi, der Prinz; zu Ibiranu, meinem Sohn, sprich: steht alles zum˘ besten für Meine Sonne 20). (6-11) Warum bist du, seit du das Königtum über das Land Ugarit ergriffen hast, nicht zu Meiner Sonne (zur Audienz) gekommen? Und warum hast du deine Botschafter nicht regelmäßig gesandt? (12-Rs. 20) Jetzt ist Meine Sonne überaus erzürnt wegen dieser Sache. Sende jetzt schleunigst deine Botschafter zu Meiner Sonne! Und schicke die Grußgeschenke für den König zusammen mit den Grußgeschenken für mich! (4-5) Derzeit
1.5 Tukultı¯-Ninurta I. von Assur (?) an Ibiranu von Ugarit (?): Der hethitisch-assyrische Krieg zu Zeiten Tuthalijas IV. (RS 34.165) ˘ Keilschrifttafel (zweite Hälfte 13. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Aleppo, Nationalmuseum (M 889). – Fundort: Haus des Urtenu. – Erstveröffentlichung: S. Lackenbacher, Nouveaux documents d’Ugarit, RA 76 (1982) 141-156. – Weitere Bearbeitung: S. Lackenbacher, Lettres et fragments, in: P. Bordreuil (éd.), Une bibliothèque au sud de la ville. Les textes de la 34e campagne (1973), Ras Shamra-Ougarit 7, Paris 1991, 90-100. – Weitere Literatur: I. Singer, The Battle of Nihriya and the End of the Hittite Empire, ZA 75 (1985) 100-123; C. Mora/ ˘ M. Giorgieri, Le lettere tra i re ittiti e i re assiri ritrovate a Hattusˇa, Padova 2004, 16-17. ˘
Die Angaben über Absender und Adressat zu Beginn des Briefes sind verloren. Der Inhalt des Briefes läßt jedoch keinen Zweifel daran, daß es sich bei dem Absender um einen König von Assur handelt; aufgrund der erhaltenen Zeichen zu Anfang der Tafel und historischer Erwägungen kann es als sehr wahrscheinlich gelten, daß Tukultı¯Nunurta I. (1233-1197 v. Chr.) der Verfasser des Briefes war. Der Empfänger war sicherlich ein König von Ugarit, aller Wahrscheinlichkeit nach Ibiranu. Der Brief enthält einen recht detallierten Bericht über eine Schlacht zwischen Assyrern und Hethitern im Gebiet der Stadt Sˇurra, die wohl in der Gegend nordöstlich des heutigen Mardin in Nordmesopotamien zu suchen ist. Der assyrische König stellt den Ausgang der Schlacht als eine vernichtende Niederlage für die Hethiter dar. Tuthalija selbst ˘ wird als eidbrüchiger, hinterlistiger Feind charakterisiert, dessen Machenschaften gegen die persönliche Tapferkeit des Assyrerkönigs nichts ausrichten können. Ziel des Briefes war es wohl, den König von Ugarit, der ja ein Vasall des Hethiterkönigs war, davon zu überzeugen, daß die Macht des Hethiterreiches ihren Zenit überschritten hatte, und mit dem mittelassyrischen Reich nun ein anderes Großreich seinen Herrschaftsanspruch auf Nordsyrien ausdehnen wollte. Wie der hier als Nr. 1.4 vorgelegte Brief zeigt, scheinen diese Entwicklungen tatsächlich zu einer gewissen Distanz des Vasallen Ugarit zu seinem hethitischen Oberherrn geführt zu haben. (Vs. 0-10) [Folgendermaßen
Tukultı¯-Ninurta, der König des Landes Assur, der Sohn des Salman]assar, des Königs des Landes [Assur; zu Ibira]nu, dem König des Landes U[garit, sprich]: Meinen [Häuser]n, mei[nen] Frauen, [meinen Kindern, meinem Land], meinen 20.
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Ein Titel des hethitischen Großkönigs.
Briefe aus den Archiven von Ugarit
[Großen], mei[nen] Pferden [und meinen Streitwagen] ergeht es [seh]r, seh[r gut. Dir], mein Bruder, ergehe es woh[l. Deinen … ], dei[nen] Kindern, deinen [ … , … ], deinen [ … , … ] deinen [ … , deinen] Truppen, [ … er]gehe es w[ohl]. (11-16) [ … ] du mir [ … ]. Und T[uthalija, der König] des Landes Ha[tti], sandte [mir] diese Botschaft: »Warum hast du [ ˘ … ](,) mei˘ nes/n Vasa[ll]en, überwältigt und genommen?« Folgendermaßen (schrieb er weiterhin): »Komm, wir wollen kämpfen! Soll es (etwa) nicht so sein? Ich bin zu dir gekommen, um (gegen dich) zu kämpfen!« (17-20) Da sandte ich ihm diese Botschaft: »Du, warum bist du hergekommen? Bin ich (etwa) gegen dich hergekommen?« Und ich verlegte damals meine (Fuß)truppen und meine Streitwagen(truppen) nach der Stadt Taede, ohne (die Stadt selbst) zu erreichen. (21-24) Und Tuthalija, der König des hethitischen Landes, sandte einen zweiten Boten zu mir. Er hatte ˘zwei Tafeln der Feindschaft und eine Tafel der Freundschaft bei sich. (Zunächst) zeigte er die zwei Tafeln der Feindschaft vor mir her. (24-27) Als meine Truppen die Worte der Feindschaft hörten, wollten sie unbedingt losziehen; und der Bote des Königs des Landes Hatti sah es mit an. (27-30) Als drei Tage vergangen waren, brachte der Bote des Königs˘des Landes Hatti die Tafel der Freund˘ schaft vor mich hin. Und auf dieser Tafel war wie folgt geschrieben; so (sprach) er: (31-33) »Der Wettergott und der Sonnengott wissen es wahrlich: Ich bin bestimmt dem König des Landes Assur, meinem Bruder, nicht feindlich gesinnt! Ich bin [ihm bestimmt] freundlich gesonnen! (33-37) Flüchtlinge werde ich ihm bestimmt zurückgeben. Und Truppen, die [ … ], die vor dem König des Landes Assur geflohen sind und [ … ] und in das Land Hatti gekommen sind: bestimmt [werde ich sie … ] und zum König des Landes Assur˘ schicken. (37-39) … [ … ]. Warum sollten wir – Brüder sind wir – mit[einander] verfeindet sein? … (Die restlichen sechs Zeilen der Vorderseite sind zu fragmentarisch für eine durchgängige Übersetzung; das Zitat aus dem Brief des Hethiterkönigs endet wohl mit der letzten Zeile der Vorderseite. Mit der ersten Zeile der Rückseite setzt der Bericht des Briefschreibers wieder ein:) (Rs. 1-2) Nachdem der König des Landes Ha[tti mir] diese Botschaft gesandt hatte, ˘ [ … ] er die Stadt Nihrij[a]. (3-4) Ich aber führte meine Truppen nahe heran ˘ (4-6) [und … ]. Und Nihrija ächzte. Ziti, der Ob[erste der … ] 21) des Königs des ˘ seinen Truppen aus dem Land H[atti] in Nihrija auf. (6-7) Und Landes Hatti hielt sich mit ˘ ˘ ˘ rija] liegt mit ich sandte [(diese)] B[otschaft] an den König des Landes Hatti: (7-11) »N[ih ˘ ˘ mir in Feindschaft. Warum halten sich deine Truppen in Nihrija auf? Rechtmäßig stehst ˘ du zu mir in freundlichen Beziehungen und liegst nicht (mit mir) in Feindschaft. Warum nur befestigen (dann) deine Truppen Nihrija? (11-13) Ich werde Nihr[ija] belagern. Sende ˘ ri[ja] abzieht!« (13-14) ˘Er akzeptierte (meine Botschaft, daß man deine Truppen aus Nih ˘ Aufforderung) nicht und sandte keine (Botschaft). Aber in Gegenwart meines Boten er[h]ob er seine Hand vor dem Sonnengott (und schwor): (15-16) »Du, o Sonnengott, weißt es wahrlich: Bestimmt (habe) ich, seit der König des Landes Assur (seine Truppen
21.
Die Interpretation der fraglichen Zeichen bleibt unsicher. Obige Übersetzung legt eine Lesung LÚ G[AL … ] sˇa ˇsar ma¯t Hatti zugrunde; den logographisch geschriebenen Personennamen könnte man auch Tahh˘e lesen. S. Lackenbacher deutet den einfachen Keil vor LÚ fra˘ ˘ … ] »Ein Ob[erster … ]«. gend als Zahlzeichen: 1 lúG[AL
I
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zum Kampf) aufstellt, (nichts Feindliches unternommen)!« (16-20) Als ich diese Worte hörte, ließ ich eine Vertragstafel abfassen 22) und schickte sie ihm (mit den Worten): »Berühre diese Tafel vor dem Sonnengott deinen Rechtsbräuchen folgend!« Er (aber) weigerte sich, die Tafel vor dem Sonnengott zu berühren. (20-24) Da zog ich meine Truppen von Nihrija ab (und) stellte die Hauptmacht (??) 23) meiner Truppen in der Stadt Sˇurra auf. Sie˘ zog 120 Meilen 24) über Land zur Hauptmacht (??) der Truppen des Königs des Landes Hatti. (24-26) Und ein Flüchtling aus dem Heer des Landes Hatti floh und ge˘ kommt (zum langte zu mir.˘ Dies sprach er vor mir: (26-28) »Der König des Landes H[atti] ˘ Kampf) aufgestellt; er sendet ständig irreführende Botschaften. Du sollst es wissen, sei auf der Hut!« (28-32) Als ich die Worte des Flüchtlings gehört hatte, rief ich den Herold meiner Feldlager herbei (und ließ ihn folgendes ausrufen): »Legt eure Pa[nz]er an, be[ste]igt eure Streitwagen! Der König des Landes [Hat]ti kommt (zum Kampf) auf˘ gestellt!« (33-34) Ich (selbst) spannte [al]lein 25) meinen Streitwagen an, fuhr hinaus (und rief): »[Der König des Landes H]atti kommt (zum Kampf) aufgestellt!« (34-37) Meine ˘ [Truppen und] meine [Streitwagen … ] nicht aus dem La[ger] vor mir. Und ich, ! 26) ich drang in [ … des Landes Hatt]i ein. Ich richtete ein großes Gemetzel an. 27) ˘ [ … ] mit seinen Truppen vor mir [ … ] … wurden fortgeführt (und) gingen [ … ] … wurden fort[ge]führt … (In den folgenden Zeilen sind nur noch wenige Zeichen erhalten; der Text bricht dann ab.)
1.6 Brief des Merenptah von Ägypten (?) an 2Ammura¯pi von Ugarit (?): Ägyptische Handwerker für Arbeiten am Tempel des Ba2lu von Ugarit (RS 88.2158) Keilschrifttafel (spätes 13. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Damaskus, Nationalmuseum (DO 7790). – Fundort: Ugarit, Haus des Urtenu. – Erstveröffentlichung: S. Lackenbacher, Une lettre d’Égypte, in: M. Yon/D. Arnaud (éd.), Études ougaritiques. I. Travaux 1985-1995, Ras Shamra-Ougarit 14, Paris 2001, 239-248; Foto auch in: G. Galliano/Y. Calvet (éd.), Le Royaume d’Ougarit. Aux origines de l’alphabet, Paris; Lyon 2004, 277 Nr. 319. – Weitere Literatur: S. Lackenbacher, Une correspondance entre l’administration du pharaon Merneptah et le roi d’Ougarit, in: M. Yon/M. Sznycer/P. Bordreuil (éd.), Le pays d’Ougarit autour de 1200 av. J.-C. Histoire et archéologie, Actes du colloque international, Paris, 28 juin-1er juillet 1993, Ras Shamra-Ougarit 11, Paris 1995, 77-83; dies., RS 88.2158, Nouvelles Assyriologiques Brèves et Utilitaires, 1997/35; dies., À nouveau RS 88.2158, Nouvelles Assyriologiques Brèves et Utilitaires 1999/53; I. Singer, A Political History of Ugarit, in: W. G. E. Watson/
22. 23.
24. 25. 26. 27.
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Wörtlich: »schrieb ich«. Die Interpretation von HÉ.DI ÉRIN.MESˇ-ia bzw. a-na HÉ.DI ÉRIN.MESˇ sˇa sˇar ma¯t Hatti ˘ Truppen« bzw. »zum/r HÉ.DI˘ der Truppen des Königs des ˘Lan»der/die/das HÉ.DI meiner ˘ ˘ des Hatti« in Rs. 22 und 23 bleibt nach wie vor unklar. Der obige, äußerst unsichere Über˘ setzungsversuch basiert auf der Annahme, daß es sich bei HÉ, wie dies auch sonst vereinzelt bezeugt ist, um eine Variantenschreibung für HI.A handelt.˘HÉ-di = ma¯di wäre hier substan˘ ˘ die eine solche Interpretation tiviert gebraucht: »das Zahlreiche meiner Truppen«. Parallelen, stützen könnten, fehlen allerdings. Die Zahl ist sicherlich weit übertrieben. Lies [e]-dá-na-a? Text: »er«. D. h. »ich feierte einen großen Sieg«.
Briefe aus den Archiven von Ugarit
N. Wyatt, Handbook of Ugaritic Studies, HdO 1/39, Leiden u. a. 1999, 708 ff.; D. Schwemer, Die Wettergottgestalten Mesopotamiens und Nordsyriens im Zeitalter der Keilschriftkulturen, Wiesbaden 2001, 512 f.
Den folgenden Brief, dessen Anfang mit der Grußformel verloren ist, sandte Merenptah oder einer seiner Würdenträger an den König von Ugarit, bei dem es sich wahrscheinlich um 2Ammura¯pi von Ugarit handelt (weniger wahrscheinlich Niqmaddu III.). Ein Passus des Briefes (Z. 20’-23’) könnte darauf hindeuten, daß das Schreiben nicht allzu lange nach der Thronbesteigung des Merenptah (12131203 v. Chr.) verfaßt wurde. Der Inhalt des Briefes ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Er zeigt zum einen, daß der König von Ugarit, ein Vasall des hethitischen Großkönigs, zumindest in der Spätzeit der Stadt auch einen regen Austausch mit dem Pharao pflegte, der ihn in diesem Brief jedenfalls als seinen Diener bezeichnet. Der eigentliche Anlaß des Briefes ist aber eine Bitte des ugaritischen Königs um ägyptische Steinmetzen und Handwerker, die für ihn Arbeiten am Haupttempel der Stadt, dem Tempel des Wettergottes Ba2lu ausführen sollen. Die ägyptischen Steinmetzen sollen dann, so der König von Ugarit, ein (Götter-)Bild herstellen, das im Tempel des Ba2lu vor einem anderen Götterbild aufgestellt werden soll, das Merenptah bei früherer Gelegenheit für den Tempel gestiftet hat. Das in der Vergangenheit geweihte Bild wird als »Götterbild des Ba2lu« bezeichnet; es handelt sich dabei wohl um eine Stele mit einem Bildnis des Ba2lu oder eine den Ba2lu darstellende Statue(tte), aber sicherlich nicht um das Hauptkultbild des Heiligtums. Das neue Bild wird als »Götterbild des Merenptah« bezeichnet. Dabei könnte es sich, wie allgemein der editio princeps folgend angenommen wird, um eine Repräsentation des (vergöttlichten) Königs handeln. Man könnte den entsprechenden Passus jedoch auch als »Götterbild (als Weihgabe) des Merenptah« deuten. Es handelte sich dann einfach um eine weitere Votivgabe in Form eines Götterbildes (des Ba2lu). Die Bitte um Stellung von Handwerkern wird vom ägyptischen Hof abgeschlagen, freilich nicht ohne den König von Ugarit auf einen späteren Zeitpunkt zu vertrösten und in der Zwischenzeit einer etwaigen Verstimmung auf seiten Ugarits mit reichlichen Geschenken zuvorzukommen. (Der Anfang des Briefes ist verloren.) … ] folgendermaßen: »[ … ]. Siebenmal und siebenmal falle ich [zu Füßen meines Herrn nieder … ] unter den Dienern, d[ie … ] die der König, der gute Sohn [des Sonnengottes … ].« So spr[achst] du. (6’-9’) [ … ] die Gesamtheit … [ … ] … . Schau: Deine Vorväter waren Diener des Königs, [des guten Sohnes des Sonnengottes]. Wahrlich bist auch du ein Diener des Königs, des guten Sohnes des Sonnengottes, wie jene. (10’-16’) Und wie du schriebst, das war wie folgt: »Der König möge gestatten, einen Steinmetz auf die Reise zu schicken, und er möge zu mir aufbrechen, um ein Götterbild 28) des Merenpt[ah] Hatpamua 29) zu machen vor demjenigen Götterbild des Ba2lu, das er (Vs. 1’-6’) [
28. 29.
Dem Logogramm ALAM für akkadisch salmu »Bild« ist hier und im folgenden das Götter˙ sich eine Übersetzung »Götterbild«. determinativ vorausgestellt; daher empfiehlt Die Wiedergabe eines ägyptischen Epithetons des Merenptah im Akkadischen.
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(zuvor) in diesem Tempel (hier) geweiht hat, 30) an dem ich fortwährend für den Ba2lu des Landes Ugarit Baumaßnahmen vornehme.« So sprachst du. (17’-19’) Die Steinmetzen, die hier im Lande Ägypten arbeiten, die führen (derzeit) fortwährend Arbeitsvorhaben für die großen Götter des Landes Ägypten aus. (20’-23’) Da der König (nunmehr) auf dem Thron des Sonnengottes sitzt, 31) führen sie Arbeiten für die großen Götter des Landes Ägypten aus. Aber sobald sie (damit) fertig sind, wird der König die Handwerker zu dir schicken, von denen du sprachst. (24’-25’) Dann sollen sie alle Arbeiten durchführen, die du ihnen aufgibst, (indem du sagst): »Führe sie aus!« (26’-30’) Und da du geschrieben hast, wie folgt: »Der König möge gestatten, daß man mir zwei große Taue mitsamt … 32) großen Seilen … auf meinem Schiff, das in das Land Turha unterwegs ist, sendet.« So sprachst du. ˘ [Nu]n hat der König den Ammaja, [den Bot]en, den Obersten der Schiffe … (31’-33’) […] … geschickt. [Und der König hat] gestattet, daß er [zu dir] geht. (Rs. 34’-36’) [Und der König] hat gestattet, [dir] Ehrengeschenke durch [Ammaja] zu schicken. Du sollst sie zur Kenntnis nehmen: (37’) [… linnene taktimmu-Deck]en feiner, guter Qualität, 60 linnene taktimmu-Decken einfacher Qu[alität], (38’) [ … fei]ner, guter Qualität, (39’) [… linn]ene maklalu-Umhänge feiner, guter Qualität, (40’) […] linnene nahlaptu-Gewänder feiner, guter Qualität, ˘ tunzu-Mäntel feiner, guter Qualität mit zwei Schauseiten, (41’) 10 große linnene (42’) insgesamt 102 verschiedene Leinengewänder und -stoffe. (43’) 50 große Balken Ebenholz, (44’) 200 Tafeln Karneol, (45’) 500 Tafeln (weißer) …-Stein, (46’) 300 Tafeln Lapislazuli, (47’) insgesamt tausend verschiedene Tafeln, (48’-49’) zusammen zwölf große Packen, versiegelt mit dem Siegel des Königs. (50’) 800 Wedel aus Tierhaar, vier … Fisch, (51’-53’) zwei große Taue, acht große Seile; 1200 Ellen ist ihre Länge insgesamt 33). (54’-56’) Der König hat deinen Boten losgeschickt und gestattet, daß er zusammen mit dem Boten des Königs, der (ebenfalls) zu dir reist, zu dir reist.
1.7 Ein hethitischer Prinz (?) an 2Ammura¯pi von Ugarit (?): Getreidelieferungen wegen einer Hungersnot in Anatolien (RS 20.212) Keilschrifttafel (zweite Hälfte 13. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Damaskus, Nationalmuseum (DO 5380). – Fundort: Haus des Rap3a¯nu. – Erstveröffentlichung: J. Nougayrol, Ugariti30. 31. 32. 33.
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Zu dem Problem, ob hier ein den Pharao darstellendes (Götter-)Bild oder ein vom Pharao gestiftetes Götterbild gemeint ist, s. die einleitende Bemerkung. Dieser Passus bezieht sich womöglich auf die Inthronisation des Merenptah, auch wenn die Verbalform asˇib »sitzt« im Akkadischen gewöhnlich einen Zustand ausdrückt. Eine Zahl über 10 ist zu ergänzen. Wörtlich: »sie beide« (nämlich Taue und Seile).
Briefe aus den Archiven von Ugarit
ca V, 105-107, 388 Nr. 33. – Weitere Übersetzung: S. Lackenbacher, LAPO 20 (2002) 103 f. – Weitere Literatur: I. Singer, A Political History of Ugarit, in: W. G. E. Watson/N. Wyatt, Handbook of Ugaritic Studies, HdO 1/39, Leiden u. a. 1999, 716 f.
Die Namen des Absenders und des Adressaten des vorliegenden Briefes sind verloren. Aufgrund von Briefen ähnlichen Inhalts aus der Zeit des 2Ammura¯pi, des letzten Königs von Ugarit, kann es aber als wahrscheinlich gelten, daß auch dieses Schreiben in die Spätzeit des Königreiches von Ugarit gehört. Der Absender dürfte ein hoher hethitischer Würdenträger gewesen sein, auch wenn man nicht mit letzter Sicherheit ausschließen kann, daß es sich beim Absender um den Großkönig selbst oder um seinen Vizekönig in Kargamisˇ handelt. 34) Der hethitische Hof erinnert den König von Ugarit daran, daß er zwar von seinen militärischen Dienstverpflichtungen als Vasall befreit worden sei, aber im Gegenzug jede andere Hilfeleistung zugesagt habe. Dieser Zusage komme der König von Ugarit in Hinsicht auf den Transport von Getreidelieferungen, die im Süden des hethitischen Kernlandes wegen einer Hungersnot dringend benötigt würden, nicht nach. Der Brief gehört in die letzte Phase der Geschichte des hethitischen Großreiches, zu dessen Zusammenbruch neben anderen Faktoren auch Hungersnöte in Anatolien beitrugen. Daß der Vasall in Ugarit so vehement an seine Pflichten erinnert werden muß, ist symptomatisch für den Niedergang der hethitischen Oberherrschaft in dieser Zeit (vgl. hier Nr. 1.4). (Vs. 1’-2’) [Folgendermaßen
… ]; [zu … ], dem König des Landes Ugarit sprich: Meine Sonne 35) steht alles zum besten. (5’-7’) Der König 36) hat dich von der Dienstverpflichtung als Vasall befreit. (Doch) als der König dir die gesiegelten Tafeln (darüber) gab, (sprach) er da nicht in Hinsicht auf diese (Angelegenheit) folgendermaßen? (8’-9’) »Was ich ihm schreiben werde, wird er anhören und dann tun.« (10’-13’) Und warum tust du jetzt nicht, was er dir schreibt? Tue stets alles, wie der König, dein Herr, ver[langt hat]; (14’-16’) er hat [dich] (von der Dienstpflicht) befreit, und du, du tue, was der König, de[in] Herr dir schreibt! (Rs. 17’-20’) Jetzt haben die Einwohner der Stadt Ura 37) von Meiner Sonne Verpflegung gefordert. Die Sonne hat ihnen 2000 (…-Maß 38)) Getreide aus dem Land Mukisˇ 39) angewiesen. (21’-26’) Und du, gib ihnen ein großes Schiff und Seeleute, damit sie das Getreide in ihr Land bringen. Sie werden (es) in ein oder zwei Fuhren transportieren, und du (3’-4’) Für
34.
35. 36. 37. 38. 39.
Es gibt kein sicheres Indiz dafür, daß der Absender des Briefes der hethitische Großkönig selbst ist (so I. Singer, ebd). Für die Formel »Für Meine Sonne steht alles zum besten« in Briefen von hohen Offizieren vgl. etwa hier Nr. 1.4. Von anderer Seite wurde vermutet, bei dem Absender handele es sich um den hethitischen Vizekönig in Kargamisˇ. Gegen diese Hypothese könnte man einwenden, daß in Vs. 5’ff. mit »König« vielleicht auf eben den König von Kargamisˇ Bezug genommen wird. Ein Titel des hethitischen Großkönigs. Auf den hethitischen Großkönig wird im Verlauf des Briefes noch mehrfach mit seinem Titel »(Meine) Sonne« Bezug genommen. Die Annahme, daß mit »König« der König von Kargamisˇ gemeint sei (vgl. I. Singer, ebd), erscheint mir nicht zwingend. Das heutige Silifke an der Mündung des Göksu? Das Maß wird nicht spezifiziert. Handelte es sich um Kor, ergäbe sich eine Menge von ca. 500.000 l. Eine nordsyrischer Kleinstaat um die Stadt Alalah im Norden Ugarits. ˘
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darfst ihnen das Schiff nicht verweigern. (27’-30’) In dieser Angelegenheit hat die Sonne Ali-ziti, den Eunuchen des Königs, 40) und Kunni zu ihnen gesandt. Es ist eine lebenswichtige Angelegenheit! Rüste sie sofort mit [ … ] aus! (lk. Rd. 31’-33’) Veranlasse den Transport 41) und übergib (das Getreide) ihren Ältesten. Entweder aus [diesem] Land oder aus einem anderen Land soll man sie verpflegen (und) am Leben erhal[ten]! 42) Gib! Es geht um Leben oder Tod!
1.8 Padija von Qadesˇ an den König von Ugarit: Schmeicheleien und Beschwerden (RS 20.16) Keilschrifttafel (zweite Hälfte 13. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Damaskus, Nationalmuseum (DO 5279). – Fundort: Haus des Rap3a¯nu. – Erstveröffentlichung: J. Nougayrol, Ugaritica V, 117-120, 291 Nr. 38. – Weitere Übersetzung: S. Lackenbacher, LAPO 20 (2002) 188 f. – Weitere Literatur: I. Singer, A Political History of Ugarit, in: W. G. E. Watson/N. Wyatt, Handbook of Ugaritic Studies, HdO 1/39, Leiden u. a. 1999, 667 f.
Qadesˇ (bzw. Kinza, heute Tell Nebi Mend am Orontes) gehörte wie Ugarit selbst zu den wichtigen hethitischen Vasallen in Syrien. Die Beziehungen zwischen den Königen von Ugarit und Qadesˇ sind in mehreren Briefen dokumentiert. Der folgende Brief wurde nicht von einem König von Qadesˇ, sondern von einem »Statthalter« des Kleinstaates (sˇakin ma¯t Kinza) namens Padija an den König von Ugarit gesandt. Die Formulierung des Briefes erweckt den Eindruck, daß Padija nicht im Auftrag eines Königs von Qadesˇ schreibt, sondern als Herrscher des Kleinstaates, der einem Gremium von Ältesten, »seinen Brüdern«, vorsteht. Ob es zur Zeit des Padija noch ein Königtum in Qadesˇ gab, erscheint fraglich. Der letzte bislang nachweisbare König von Qadesˇ, Niqmaddu, regierte zu Zeiten Mursˇilis II. von Hatti und Niqmepas ˘ von Ugarit, die Stadt selbst verlor ihre politisch-strategische Bedeutung nach dem ägyptisch-hethitischem Friedensschluß (1259 v. Chr.). Der Brief des Padija zeugt davon, daß sich Qadesˇ im späten 13. Jh. dem König von Ugarit, den Padija schmeichelhaft als »Großkönig« bezeichnet, in gewissem Maße unterordnete. Zugleich zeigt er, daß diese Politik des Padija unter den Ältesten der Stadt nicht unumstritten war, und daß Padija trotz aller Unterwürfigkeit keineswegs bereits war, dem König von Ugarit Zugeständnisse bei der Bezahlung von gelieferten Gütern zu machen. (Vs. 1-3) Zum
König des Landes Ugarit, meinem Herrn, sprich; folgendermaßen Padija, der Statthalter des Landes Qadesˇ, dein Diener: (4-5) Ich falle zu Füßen meines Herrn von ferne dreimal siebenmal nieder. (6-12) [Mein Herr], im Land Qades ˇ bin i[ch] dein Diener; u[nd] mein Herr möge seine 40.
41. 42.
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In der hethitischen Großreichszeit nahmen Eunuchen hohe Positionen in der hethitischen Verwaltung ein; zur Interpretation des Titels (sˇa) re¯ˇs ˇsarri s. J. D. Hawkins, Eunuchs among the Hittites, in: S. Parpola/R. M. Whiting (ed.), Sex and Gender in the Ancient Near East. Proceedings of the 47th Rencontre Assyriologique Internationale, Helsinki, July 2-6, 2001, Helsinki 2002, 217-233. Wörtlich: »Trage«. S. Lackenbacher, LAPO 20 (2002) 104 Anm. 318. Die Schreibung i-ba-li-[tu ist wohl ein ˙ Fehler für liballitu¯ oder uballitu¯. ˙ ˙
Briefe aus den Archiven von Ugarit
[Augen] (gnädig) auf seinem Diener [ru]hen lass[en]. Vor den Großen, meinen Brüdern, habe ich so gesprochen: »Der König des Landes Ugarit, er ist mein Herr.« Möge mein Herr seinem Diener (entsprechend) Gutes tun! (13-16) Mein Herr möge seinen Diener nicht im Stich lassen. Was auch immer mein Herr von seiten seines Dieners wünscht, werde ich meinem Herrn geben. (17-21) Und was (meinen) Wunsch, auf den hin mein Herr mir (eine Sendung) geschickt hat, betrifft, (nämlich) die zwanzig Talent Bronze: gemäß ihrem (Soll)gewicht fehlen davon ein Talent und tausend[…hun]dert (Sekel). (22-Rs. 24) Und das Zinn, das mein Herr geschickt hat: gemäß seinem (Soll)gewicht sollten es sieben Talent Zinn sein; aber es sind (nur) 700 (Sekel)! 43) (25-27) Und der eine! Bronzekessel, er sollte ein Talent (schwer) sein: davon fehlen hundert Sekel. (28-30) Und gemäß meiner Abrechnung, die ich in Gegenwart des Boten meines Herrn gemacht habe, sollte es (eigentlich) dem Kaufpreis von 15! 44) Eseln entsprechen. (31-32) Jetzt bleibt also zu Lasten meines Herrn der Kaufpreis von fünf Eseln, zehn Talent Bronze. (33-37) Und gemäß der Abrechnung, die ich gemacht habe, bleibt zu Lasten meines Herrn der Kaufpreis für die Schafe, die Kopftücher aus grobem Tuch 45), die nuhurtuPflanze(n) 46) (und) alle Vögel, (darunter) die Adler, (insgesamt) 320 [Sekel] ˘Silber. (38-40) Und ich, ich habe zu meinen Brüdern so gesprochen: »Ein Großkönig hat (mich in seinen Dienst) genommen und für mich Gutes getan.« (41-44) Mein Herr möge mich nicht vor meinen Brüdern beschämen; was mein Herr seinem Diener (zu) geben (versprochen) hat, möge er (auch wirklich) geben!
1.9 Addu-isˇme von Sidon an den König von Ugarit: Ein Ugariter frevelt im Tempel des Wettergottes von Sidon (RS 86.2221+) Keilschrifttafel (wohl spätes 13. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Damaskus, Nationalmuseum (DO 7761 [Fundnummer: RS 86.2221+2225+2226+2240]). – Fundort: Ugarit, Haus des Urtenu. – Erstveröffentlichung: D. Arnaud, Lettres, in: M. Yon/D. Arnaud (éd.), Études ougaritiques. I. Travaux 1985-1995, Ras Shamra-Ougarit 14, Paris 2001, 267-272, 284 f., 290. – Weitere Literatur: D. Arnaud, Les ports de la « Phénicie » à la fin de l’âge du Bronze récent (XIV-XIII siècles) d’après les textes cunéiformes de Syrie, SMEA 30 (1992) 179-194 (hier 189 ff.).
Der folgende, oft nur fragmentarisch erhaltene und sprachlich schwierige Brief stammt wohl aus einem umfangreicheren Briefwechsel zwischen dem König von Sidon und dem König von Ugarit. Ein Untertan des Königs von Ugarit hat sich dem 43. 44. 45.
46.
1 Talent = 60 Minen = 3600 Sekel; ein Talent entspricht etwa 30 kg. Text: 14. túg BÁR.MESˇ SAG.DU.MESˇ; das Logogramm túgBÁR – wohl für akkad. saqqu »Sack«, »Sacktuch«, »Trauergewand«, vgl. CAD S 168 f., bes. die altbabylonischen Belege für saqqu-Kopftücher – ist in akkad. Texten ungebräuchlich, aber im Hethitischen gut nachgewiesen. Dort beträgt der Preis für ein túgBÁR einen Sekel Silber. Eine Art Asa foetida, die vor allem für die Herstellung von Heilmitteln verwendet wurde.
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Daniel Schwemer
Brief zufolge im Tempel des Wettergottes (Haddu bzw. Ba2lu) von Sidon eines schwerwiegenden Vergehens schuldig gemacht. Der Zorn der Götter muß besänftigt werden, und so verlangt der König von Sidon von dem Frevler eine hohe Kompensationszahlung, um Opfer für alle Götter der Stadt auszurichten. Der König von Ugarit interveniert offenbar für seinen Untertan und sagt auch Hilfe bei der Zahlung der Wiedergutmachung zu. Bei der Zahlung kommt es jedoch zu Verzögerungen; auch über den Verbleib des Übeltäters, der als »Sohn des Jataru« bezeichnet wird, besteht zeitweilig anscheinend Unklarheit. Um seinem Schreiben Dringlichkeit zu verleihen, betont der König von Sidon mehrfach, daß die Bevölkerung seiner Stadt den Frevler längst gelyncht hätte, wenn nicht er, der König selbst, den Mann vor dem »Volkszorn« in Schutz genommen hätte. Doch auch die Geduld des Königs kennt Grenzen, wenn die vollständige Bezahlung der Wiedergutmachung weiter auf sich warten läßt. (Vs. 1-2) Folgendermaßen [Addu-i]s ˇme, der König des Landes von Sido[n]; [z]um König des Landes von [U]garit, meinem Bruder, sprich: (3) Dir ergehe es wohl! Mögen die Götter dich schützen! (4-6) [N]u[n, betreffs (der Angelegenheit), deretwegen d]u geschrieben hast, betreffs des Sohnes des Jataru: Schicke mir sein(e) [ … ]. Daß gegen [ihn … ] Silber übrig bleibt, haben die Z[eugen] geschworen. (6-9) Vor den Göttern haben die Z[eugen] außerdem so geschworen: »Er ist bestimmt im Gefängnis, und man hat die Ketten an seinen Füßen wieder angelegt.« (9-12) Und du hast gesagt: »[Ich] werde das Silber geben.« Das ist wahrlich, was du gesagt [hast]. Und tatsächlich betrachte ich das, was aus [deinem] Mu[nd ko]mmt, wie das, was aus dem Mund der Götter kommt. (12-16) [ … ] dem Inhalt der Worte der Diener: »Wi[r sind wahrlich Brüder. S]o sollen sie schwören: ›Er ist bestimmt im Gefängnis, un]d [man hat] ihm [wieder] Ketten a[n seine Fü]ß[e angelegt]. … [ … ] … [ … ].« (17-20) [Und] diese Worte der Diener, die du [zu] mir se[ndest], was die betrifft: Es sind weder die Worte eines Betrunkenen noch die Worte eines Nüchternen. Wa[s] würde ein ander[er] Mann sagen, wenn er sie hörte? (21-23) Und weil der Mann […] … im Land Sidon einen schlimmen Frevel begangen hat – [inm]itten des … , am Kopf des Wettergottes, 47) [sollen] umfangreiche Opfer [i]n alle Tempel [meines] Bezirks [eintreten]. (24-28) Und an den T[ag]en, die ich be[stimmte … ] er. Und die Tempel [betrat] er [mit] uns f[ür] die Opfer, [und … ] … . Und an [dies]en vier Tagen [ … ] der Mann ein weiteres Mal. Er betrat die Tempel mit uns, und [ … ] nicht. Er verunreinigte die Opfer des Wettergottes und sag[te: » … ] des [Wetter]gottes.« (29-31) Für den schlimmen Frevel, den er hier be[gangen hat], hat er auf diese Weise keine Op[fer] für sich durchgeführt. Und die Einwohner der Stadt Sidon, ob groß oder klein, versammelten sich. (32-34) Und sie sprachen zu uns: »Bringe ihn zu uns! Wir wollen ihn steinigen und [einen Pfahl] aufst[ellen] und ihn damit pfählen.« (Das) sprachen sie. (35) Und wir, wir haben ihn aus ihrem Gesichtskreis fortgeschafft.
47.
262
D. Arnaud übersetzt: »[à l’i]ntérieur de l’adyton, contre le dieu de l’Orage lui-même«. Die Lesung pi-[r]ik-te erscheint mir jedoch ebenso unsicher (besser pi-(x-)-x-te) wie der Bedeutungsansatz »adyton« (vgl. ders., SMEA 30 [1992] 190: »endroit interdit«) für piriktu.
Briefe aus den Archiven von Ugarit (36-37) Und
hätten wir ihn nicht aus ihrem Gesichtskreis fortgeschafft, würden sie [ihn] nieder[werfen] (und) womöglich [mit ihm verfahren], wie sie mit ihm zu verfahren angekündigt haben. (38-40) [Und anst]att ihn ins Gefängnis zu werfen, und [wenn] man (ihm) nicht wieder [Kett]en anlegen soll, muß er für den Frevel, den er begangen hat, [vollständig Wieder]gutmachung leisten. (40-42) Und füge du nicht noch böse [Wor]te hinzu! Sage nicht: »Pa[ß auf], wohin (du gehst).« Dieser (Mann) hört dich und [ … seine] Verpflicht[ungen]. (43-44) Provoziere keinen Zwist zwischen [uns], fange keinen Streit an. Wi[r] sind Brüder! (45-46) [Un]d [man] möge dem Sohn des Jataru Si[lber schicken; er] soll (es) [in] meinem [Bezi]rk zur Gänze [geben]. (Rs. 47-49) Die Sidonier wollten mit ihm verfahren, [wi]e sie zuvor angekündigt hatten, mit ihm zu verfahren. Und sie wollten um so mehr (in dieser Weise) mit ihm verfahren, nachdem sie gesehen hatten, (50-53) daß er ins Gefängnis geworfen wurde und Ketten an seine Füße gelegt wurden. Und sie versuchten, ihm Schlimmes anzutun; und danach sprach er: »[Ich werde] tausend (Sekel) [Silber] geben, um Wie[dergutmachung zu leisten]. (54) 600 (Sekel) Silber [hat er gegeben], doch 400 Sekel 48) Silber sind üb[rig]. (55-58) Und wenn dein Mann … [ … ] dorthin [ … ] zur Verfügung von [ … ] … . Er sagte: »Die 400 (Sekel) Si[lber … ] werde ich voll erstatten.« (59-62) [ … am Mo]rgen, übermorgen [ … ] … Er sagte: »Du wirst das Silber hie[r vo]n einem anderen Mann empfangen haben; (dann) [werde] ich mit meiner Familie in das Land Ägypten [gehen].« (63-66) [ … ] vor Zeugen. Warum [nimmt er nicht] von hi[er] das G[ol]d, von dem er sp[ri]cht? Und er, er verunreinigte … zahlreiche [Mi]ssetaten. Und, mein Bruder, die Götter [haben] (uns) seinetwegen geschlagen. (66-69) Was diesen Hund angeht: der lebt! (Aber) meine [Sta]dt ist tot! Und weiterhin: Warum sagst du zum Sohn des Jarimu: »Er ist der Mann, der das Silber bezahlt.«? Und warum [hast] du deine Anweisung [ … ]? Er wird [ … ]. (70-72) [Und du sollst] den [T]as ˇamme zu mir [hinaufkom]men [lassen]; und du sollst von ihm [ … ] des Silbers nehmen. Auch sollst du den [Diener des Sohnes] des Jarimu wohlbehalten zu mir hinaufkommen lassen. Sende (sie) zu mir! (73-76) [Und] [womöglich beh]arren die Stadt(bewohner) in ihrem Herzen darauf, ihn zu steinigen [und zu p]fählen. Wir aber sind Brüder. [Du] sollst meine [Worte] anhören; und schicke ihn zu mir. Werden meine [Wor]te nicht zur Kenntnis genommen, bedeutet es den Tod, den du festsetzt. (76-80) Es ist aber nicht so, [sola]nge ich nicht weiß, bis wann du sein (ausstehendes) Geld für mich durch die Hand deines Mannes voll begleichst. Tue, was dir zu tun gut erscheint. Und in dieser Sache auf Leben (und Tod) erwarte ich (die Botschaft) deiner Tafel, um die Worte zu hören, die du sagen wirst.
48.
So nach dem von I. Márquez Rowe, Rezension Ras Shamra-Ougarit 14, OrNS 74 (2005) 142 vorgeschlagenen Join mit einem der kleinen, von D. Arnaud separat veröffentlichten Fragmente. Falls sich der Zusammenschluß nicht bewährt, ist der Text gleichwohl in dieser oder ähnlicher Weise zu ergänzen.
263
Herbert Niehr (81-83) Und
man möge meinen Diener, der bei dir ist, so behandeln, wie es üblich ist. Bis du … sprichst 49) werde ich ihn in der Hand seines Mannes nicht schicken.
2. Briefe in ugaritischer Sprache*
Herbert Niehr Das Corpus der in ugaritischer Sprache vorliegenden Briefe ist zahlenmäßig nicht genau abzugrenzen. Bietet die 1995 erschienene zweite Auflage der keilalphabetischen Texte von Ugarit (CAT) 83 Briefe, 50) von denen bereits drei in TUAT veröffentlicht sind (KTU 2.16; 2.38; 2.72), 51) so liegen mit RS 92.2010, 94.2284, 94.2406, 94.2479 und 96.2039 weitere bereits vorveröffentlichte Briefe aus dem Hause des Urte¯nu in der Südstadt von Ugarit vor. 52) Die Bearbeitung des Corpus aller seit 1994 in diesem Haus aufgefundenen ugaritischen Briefe ist in einer Gesamtedition angekündigt, die aber noch nicht vorliegt. 53) Des weiteren können von den in CAT unter der Leitziffer 5 (»Scribal Exercises«) subsumierten 25 Texten vielleicht drei als Briefe gewertet werden (KTU 5.9; 5.10; 5.11). 54) Da die internationale Korrespondenz weitestgehend in akkadischer Sprache geführt wurde, ist die Anzahl der internationalen Briefe in ugaritischer Sprache erwartungsgemäß gering. Im Königspalast von Ugarit wurden hierfür nur wenige Belege gefunden: Ein Brief der hethitischen Königin Puduhepa an König Niqmaddu III. ˘ von Ugarit (KTU 2.36), 55) ein Brief des Königs von Tyros an den König von Ugarit 49.
*
50. 51. 52. 53. 54.
55.
264
D. Arnaud transliteriert ù a-di ta-qa-ab-bi-ma a-na TUR-ni la-a … (»jusqu’à ce que tu daignes parler aux domestiques …«); die Kopie zeigt jedoch nur ù a-di ta-qa-ab-bi ma a i/TUR? ni la a. Der Passus bleibt mir unklar. Lies womöglich ù a-di ta-qa-ab-bi ma-a i-sal-la-a … ? ˙ Die Übersetzung der ugaritischen Briefe wurde während meines Forschungsaufenthaltes als Professor Extraordinary in Ancient Studies am Department of Ancient Studies (Faculty of Arts) der Universität Stellenbosch/Südafrika im Oktober/November 2005 erarbeitet. Für vielfältige Unterstützung danke ich meinem Kollegen I. Cornelius (Stellenbosch) und meinen Mitarbeiterinnen A. Köper und J. Kutter (Tübingen). Vgl. M. Dietrich/O. Loretz/J. Sanmartín, The Cuneiform Alphabetic Texts from Ugarit, Ras Ibn Hani and other Places, ALASPM 8, Münster 1995, 161-198. M. Dietrich/O. Loretz, TUAT I/5, 505-507. P. Bordreuil/D. Pardee, Lettres, in: M. Yon/D. Arnaud (éd.), Études Ougaritiques I. Travaux 1985-1995, RSOu XIV, Paris 2001, 371-386 und P. Bordreuil/D. Pardee, Manuel d’Ougaritique II, Paris 2004, 91-99, no. 30-34. P. Bordreuil/R. Hawley/D. Pardee, Lettres. Les textes ougaritiques des campagnes 1994 à 2004, Paris (im Druck). Vgl. J.-L. Cunchillos, Correspondance, in: A. Caquot/J.-M. de Tarragon/J.-L. Cunchillos, Textes Ougaritiques II, LAPO 9, Paris 1989, 239-421, hier 243 und J. Tropper, Das ugaritische Briefformular, in: A. Wagner (Hg.), Bote und Brief, Nordafrikanisch/Westasiatische Studien 4, Frankfurt 2003, 63-74, bes. 63 Anm. 3. Bei der Zählung der Königsnamen in Ugarit kommt es in der Sekundärliteratur immer wieder zu Verwechslungen. Im folgenden bleibe ich bei der schon in TUAT.NF I-II gewählten traditionellen Zählung, weise aber auf die begründete Alternative von D. Arnaud, Prolégomènes à la rédaction d’une histoire d’Ougarit II: Les bordereaux de rois divinisés, SMEA 41 (1999) 153-173 hin. Eine Orientierung über die Ansetzung der Regierungszeiten der Könige
Briefe aus den Archiven von Ugarit
(KTU 2.38), ein Brief des hethitischen Königs an König 2Ammura¯pi von Ugarit (KTU 2.39) und ein Brief eines Königs von Alasˇia (Zypern) an den König von Ugarit (KTU 2.46). Des weiteren liegen ein Brief des Königs 2Ammisˇtamru II. von Ugarit an den Pharao (KTU 2.81), ein Brief des Königs 2Ammura¯pi von Ugarit an den Pharao (KTU 2.76) und der Brief eines nicht mit Namen genannten Königs von Ugarit an den Pharao (KTU 2.23) vor. Im Hinblick auf die internationale Korrespondenz in ugaritischer Sprache wurde in der Forschung die Auffassung vorgebracht, daß ursprünglich in akkadischer Sprache verfaßte Briefe am Königshof von Ugarit ins Ugaritische übersetzt wurden, um sie so dem Adressaten in Ugarit besser in seiner Muttersprache zugänglich zu machen. 56) Für den Brief des Königs 2Ammisˇtamru II. von Ugarit an den Pharao in Ägypten (KTU 2.81) wurde dementsprechend erwogen, diesen als Entwurf für einen ins Akkadische zu übersetzenden Brief zu interpretieren. 57) Allerdings wird in neuerer Zeit diese Sicht in Frage gestellt, da sich keinerlei akkadische Übersetzungen der ugaritischen Briefe haben auffinden lassen. Insofern muß man wohl davon ausgehen, daß es auch an den ausländischen Königshöfen, insbesondere im Hethiterreich, auf Zypern und in Ägypten wohl Schreiber, die des Ugaritischen mächtig waren, gab. 58) Wie auch sonst im Alten Orient folgt der Aufbau der ugaritischen Briefe einem festen Schema, welches neben dem eigentlichen corpus epistulae aus sechs Elementen besteht.59) 1. Nennung des Adressaten: »Zu PN sprich: Botschaft des PN.« Die Reihenfolge dieser einleitenden Aufforderung kann allerdings auch umgekehrt sein. Ergänzt wird sie häufig durch Epitheta für den Adressaten wie etwa »mein Herr«, »mein Vater«, »meine Mutter«, »mein Bruder« und »meine Schwester«. Für den Absender finden sich dementsprechend die Epitheta »dein Diener«, »dein Sohn« und »dein Bruder«. Hiermit werden die sozialen und verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen dem Briefabsender und dem Adressaten benannt. Dabei sind die Verwandtschaftsbezeichnungen nicht immer im wörtlichen Sinne aufzufassen, vielmehr werden vor allem »Vater« und »Sohn« zur Bezeichnung der Über- und Unterordnung verwendet. Der Imperativ »sprich« wendet sich an den Boten, der dem Adressaten den Brief
56. 57. 58. 59.
von Ugarit gibt I. Singer, A Political History of Ugarit, in: W. G. E. Watson/N. Wyatt (ed.), Handbook of Ugaritic Studies, HdO I/39, Leiden 1999, 603-733, bes. 732-733. So M. Liverani, Art. Ras Shamra II. Histoire, DBS IX, Paris 1979, 1295-1348, hier 1328. M. Liverani, ebd. 1328. So J.-L. Cunchillos, LAPO 9, 265-267 und D. Pardee, La correspondance locale, in: G. Galliano/Y. Calvet (éd.), Le royaume d’Ougarit. Aux origines de l’alphabet, Lyon 2004, 90. Dazu O. Kaiser, Zum Formular der in Ugarit gefundenen Briefe, ZDPV 86 (1970) 10-23; S. W. Ahl, Epistolary Texts from Ugarit: Structural and Lexical Correspondences in Epistles in Akkadian and Ugaritic, Ph. Diss. Brandeis 1973, 99-129; A. L. Kristensen, Ugaritic Epistolary Formulas, UF 9 (1977) 143-158; A. Caquot, Art. Ras Shamra V. La littérature ugaritique, DBS IX, Paris 1979, 1361-1417, bes. 1415-1417; L. Milano, Osservazioni sul bilinguismo ugaritico-accadico, VO 3 (1980) 179-197, bes. 190-197; J.-L. Cunchillos, Estudios de epistolografía ugarítica, Valencia 1989, 169-219; ders., LAPO 9, 241-264; ders., The Ugaritic Letters, in: W. G. E. Watson/N. Wyatt (ed.), Handbook of Ugaritic Studies, HdO I/39, Leiden 1999, 359374; J. Tropper, Briefformular, 64-73.
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Herbert Niehr
vorliest. Durch diesen Boten spricht der Absender unmittelbar zum Adressaten, weshalb der folgende Wortlaut des Briefes in der ersten Person Singular gehalten ist. 2. Prostrations-Formel: »Zu Füßen des PN falle ich siebenmal und siebenmal in der Ferne 60) nieder.« Hier setzt der Verfasser des Briefes in der ersten Person Singular ein. Die Schlußstellung des Verbs in der ugaritischen Formel weist darauf hin, daß die gesamte Formel aus dem akkadischen Briefformular übernommen ist. Die Prostrationsformel ist häufig durch einen Trennungsstrich von der vorangehenden Einheit abgehoben. 61) 3. Wohlergehensformel: »Dem PN möge es wohl ergehen.« 4. Segenswunsch für den Adressaten: »Die Götter mögen dich schützen, dich heil erhalten.« Dieses und andere religiöse Elemente in den Briefen sind in der Forschung mehrfach bearbeitet worden. 62) 5. Wohlergehensbekundung des Absenders: »Mir geht es gut.« 6. Erkundigung nach dem Wohlergehen des Empfängers: »Berichte mir, wie es dir dort geht.« 63) Auf diesen stark formalisierten Eingang des Briefes folgt das corpus epistulae, in dem das eigentliche Anliegen des Briefes zum Ausdruck kommt. Angesichts des umfangreichen und stark formalisierten Einleitungsteils der altorientalischen Briefe fällt umgekehrt auf, daß es einen entsprechenden Schluß nicht gibt. Dies gilt auch für die Briefe aus Ugarit.
2.1 Fragen des Tributs: Die hethitische Königin Puduhepa an König Niqmaddu III. von ˘ Ugarit (KTU 2.36 + 2.73 + 2.37 + 2.74 + 9.176 + 9.177 = RS 17.434 + 17.434 [A] + 17.434 [B] + 17.435 + 17.436 +17.437 +17.438 + 17.438 [A] + 17.438 [B]) Keilschrifttafel des letzten Viertels des 13. Jh. v. Chr. – Fundort: Ugarit, Königspalast, Raum 56. – Aufbewahrungsort: Nationalmuseum Damaskus (DO 4744 und 4745). – Erstpublikation: A. Caquot, La lettre de la reine Puduhepa, Ugaritica VII (1978) 121-134. – Pho˘ und Bearbeitungen in Auswahl: D. Parto: Ugaritica VII (1978) 122 fig. 1. – Übersetzungen dee, The Letter of Puduhepa: The Text, AfO 29/30 (1983/84) 321-329; ders., Ugaritic Letters, ˘ Context of Scripture III, Leiden 2002, 96 f.; J.-L. Cunchillos, LAin: W. W. Hallo (ed.), The PO 9, 363-421; M. Dijkstra, Marginalia to the Ugaritic Letters in KTU (II), UF 21 (1989) 141-152, bes. 141-145; ders., Ugarit en Egypte: Een moeizame relatie. Twee brieven uit Ugarit, in: R. J. Demarée/K. R. Veenhof (ed.), Zij schreven geschiedenis. Historische documenten uit het Oude Nabije Oosten (2500 – 100 v. Chr.), Leiden; Leuven 2003, 190-199, bes. 196-198. – Weitere Literatur: I. Singer, Dating the End of the Hittite Empire, Hethitica 8 (1987) 413-421, bes. 414 f.; ders., A Political History of Ugarit, in: W. G. E. Watson/N. Wyatt (ed.), Handbook of Ugaritic Studies (HdO I/ 39), Leiden 1999, 603-733, bes. 674.693 f. 60. 61. 62. 63.
266
Zur Übersetzung »in der Ferne« vgl. J. Tropper, Briefformular, 66 und dazu ders., Kanaanäische Lehnwörter im Ugaritischen, UF 35 (2003) 663-671, hier 670 f. Vgl. dazu die Übersicht bei J.-L. Cunchillos, LAPO 9, 248 f. Zuletzt bei D. M. Clemens, Sources for Ugaritic Ritual and Sacrifice, AOAT 284/1, Münster 2001, 146-259. Zu den Texten Nr. 2.5 und 2.6 vgl. D. Pardee, Une formulation épistolaire en ougaritique et accadien, in: Semitic and Assyriological Studies Presented to Pelio Fronzaroli by Pupils and Colleagues, Wiesbaden 2003, 446-475.
Briefe aus den Archiven von Ugarit
Dieser an Niqmaddu III. (ca.1225/20-1215 v. Chr.), den vorletzten König von Ugarit, gerichtete Brief zeigt die Schwierigkeiten zwischen dem hethitischen Oberherrn und dem ugaritischen Vasallen in den letzten Jahren vor dem »Seevölkersturm«. Die aus hethitischen Quellen gut bekannte Königin Puduhepa, die Gattin des Königs Hattu˘ sˇili III., 64) macht dem König von Ugarit Vorwürfe, seinen Tributverpflichtungen nicht im ausreichenden Maße nachgekommen zu sein und den Besuch beim hethitischen Oberherrn verweigert zu haben. In einem früheren Brief hatte sich der König von Ugarit offenbar darüber beschwert, daß die von Anatolien nach Ägypten ziehenden Karawanen durch das innersyrische Nuhasˇsˇe zögen und Ugarit dabei umgingen. ˘ Von den diversen Tafeln und Tafelfragmenten sind KTU 2.36,1-19 und 2.73,7-9 lesund übersetzbar.
KTU 2.36,1-19 (1) [Bot]schaft
der Puduhepa, der [Groß]königin [ ]. (2) [Zu] Niqmaddu sprich: Hi[er bei] der Sonne 65) (3) und˘ bei der Königin ist alles [gut] (4) und das Wohlergehen deines Landes [und] des Hauses des Königs [ ]. 66) (5-6) Betreffs der Tatsache, daß du eine Botschaft von dir an den Königspalast gesandt hast: 67) Siehe, hiermit übergebe ich das [G]old meines Tributes an die Sonne. [ ] (7-9) (Nicht übersetzbar.) (10) [ ] Du aber bist nicht zu mir gekommen [ ] (11) [und] deine Bo[t]schaft hast du nicht zu mir gesandt. (12) [ ] wie du festgesetzt hast für mich. Nun, siehe (?), das Gold [ ] (13) [ nicht] hast du es mir übergeben, der Sonne has[t] du es übergeben. (14) [ ] Betreffs der Nachricht, die du zum Königspalast gesandt hast: (15) [ ] die Karawanen Ägyptens und sie haben aufgehört, (16) die [Kara]wanen Ägyptens im Lande Ugarit (17) [ ] und durch das Land Nuhasˇsˇe ziehen sie hindurch [ ]. (Die Zeilen 18-28 der Tafel sind für eine˘sinnvolle Übersetzung zu sehr beschädigt.)
KTU 2.73,7-9 (7) Und
in Bezug auf die Tafel wegen des blaugefärbten Stoffes 68), die du gesa[ndt hast zum Königspalas]t [ ], (8) siehe, warum haben die Männer (deines ?) Herrn roten Purpur 69), (9) aber in meinem Haus ist kein roter Purpur ? [ ].
64.
65. 66. 67. 68. 69.
Dazu H. Otten, Puduhepa. Eine hethitische Königin in ihren Textzeugnissen, AWL 1975/11, Mainz 1975; T. Bryce,˘The Kingdom of the Hittites, Oxford 1999, 315-320; H. Klengel, Geschichte des hethitischen Reiches, HdO I/34, Leiden 1999, 235-289. Zur Korrespondenz der Puduhepa vgl. J. de Roos, Materials for a Biography: The Correspondence of Puduhepa with ˘ III and Egypt˘ and Ugarit, in: Th. P. J. van den Hout (ed.), The Life and Times of Hattusˇili Tuthaliya IV. Proceedings of a Symposium held in Honour of J. de Roos, 12˘– 13 December ˘ Leiden, PIHANS CIII, Leiden 2006, 17-26. 2003, Titel des hethitischen Königs. So mit D. Pardee, Ugaritic Letters, 96 Anm. 62. Zur Konstruktion der mit k(y) eingeleiteten Nebensätze vgl. J. Tropper, Ugaritische Grammatik, AOAT 273, Münster 2000, 802 f. § 83.24 e. Zu qnu vgl. D. Pardee, Ugaritic Letters, 329 und G. del Olmo Lete/J. Sanmartín, A Dictionary of the Ugaritic Language in the Alphabetic Tradition, HdO I/67, Leiden 22004, 705. Zu phm vgl. S. Ribichini/P. Xella, La terminologia dei tessili nei testi di Ugarit, Rom 1985, 58 und ˙W. H. van Soldt, Fabrics and Dyes at Ugarit, UF 22 (1990) 321-357, bes. 341-343.
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Herbert Niehr
2.2 Fragen des Tributs: Der hethitische König an König 2Ammura¯pi von Ugarit (KTU 2.39 = RS 18.038) Tontafel des ausgehenden 13. bzw. des beginnenden 12. Jh. v. Chr. – Fundort: Ugarit, Königspalast, Hof V. – Aufbewahrungsort: Damaskus, Nationalmuseum (DO 4781). – Erstpublikation: Ch. Virolleaud, PRU V (1965) 84-86 no. 60; Photos: Ugaritica V (1968) 723-725 fig. 41. – Übersetzungen und Bearbeitungen in Auswahl: S. W. Ahl, Epistolary Texts from Ugarit, Brandeis 1973, 440-442; M. Dijkstra, Two Notes on PRU 5, No. 60, UF 8 (1976) 437-439; J. C. de Moor, Contributions to the Ugaritic Lexicon, UF 11 (1979) 639-653, hier 650 f.; D. Pardee, A Further Note on PRU V, No. 60, UF 13 (1981) 151-156; ders., Ugaritic Letters, in: W. W. Hallo (ed.), The Context of Scripture III, Leiden 2002, 94 f.
Adressat des Briefes ist 2Ammura¯pi (ca. 1215 – 1190/85 v. Chr.), der letzte König Ugarits. Bei dem nicht namentlich genannten Absender handelt es sich vielleicht um König Sˇuppiluliuma II., den letzten hethitischen König. Dieser macht seinem ugaritischen Vasallen den Vorwurf, seinen Tributpflichten nicht nachzukommen, zumal sich im hethitischen Kernland ein gravierender Nahrungsmangel bemerkbar macht. Die im vorangehenden Abschnitt von D. Schwemer übersetzten Briefe RS 17.247, 34.165 und 20.212 dokumentieren dieselbe historische Situation. der Sonne. (2) Zu 2Ammura¯pi sprich: der Sonne ist alles sehr (4) gut. (5) Vor de[m He]rrn, der Sonne, (6) [seinem] He[rrn], hat sich sein [Die]ner in der Tat niedergelassen, (7) denn er war [sein] D[iener], sein Eigentum (8) und [seinen] Her[rn] schützte er in der Tat. (9) Und an Ge[treide] mangelte es meinem Herrn nicht, (10) aber [ ] du hast dies nicht erkannt. (11) Nun, [auch du gehörst] der Sonne, deinem Herrn, (12) [ein] Die[ner], sein Eigentum bist du. (13) Nun, [ ] die Sonne, deinen Herrn (14) hast du nicht (an-)erkannt. (15) Zu mir, der Sonne, deinem Herrn, (16) Jahr für Jahr warum kommst du nicht? (17-18) Und betreffs der Tafel, die du bezüglich Nahrung zur Sonne, (19) deinem Herrn, gesandt hast, weil es keine Nahrung (20) in deinem Land gibt: (21) Die Sonne selbst geht zugrunde. (Die beiden weiteren Zeilen des unteren Tafelrandes und die Rückseite sind für eine Übersetzung zu schlecht erhalten. Ebenso läßt sich keine stimmige Übersetzung für die besser erhaltenen Zeilen 31-35 beibringen.) (1) Botschaft (3) Bei
2.3 Ein Hilfsangebot aus Zypern: Der König von Alasˇia an den König von Ugarit (KTU 2.46 = RS 18.147) Keilschrifttafel des ausgehenden 13. bzw. des beginnenden 12. Jh. v. Chr. – Fundort: Ugarit, Königspalast, Hof V. – Aufbewahrungsort: Damaskus, Nationalmuseum (DO 4855). – Erstpublikation und Autographie: Ch. Virolleaud, PRU V (1965) 87 f. no. 61. – Photo: Ugaritica V (1968) 721 fig. 40. – Übersetzungen und Bearbeitungen in Auswahl: S. W. Ahl, Epistolary Texts from Ugarit, Brandeis 1973, 452-454; D. Pardee, Ugaritic Letters, in: W. W. Hallo (ed.), The Context of Scripture III, Leiden 2002, 97.
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Briefe aus den Archiven von Ugarit
Der in sehr freundschaftlichem Ton gehaltene Brief eines auswärtigen Königs an den König von Ugarit, der letzteren als »Sohn« (Zeile 7-8) anspricht, wird zumeist einem König von Alasˇia (Zypern) als Absender zugeschrieben. 70) Der Sohnesanrede in KTU 2.46 korrespondiert die Anrede des Königs von Alasˇia als »Vater« durch den König von Ugarit und seine Selbstbezeichnung als Sohn in einem weiteren Brief (RS 20.238). 71) Zwischen Zypern und Ugarit bestanden intensive Kontakte politischer, kultureller und wirtschaftlicher Art. 72) Bislang ist aus den inschriftlichen Quellen ein König Pgn von Zypern nicht nachgewiesen, so daß man über sein Königreich nichts Näheres aussagen kann. Außerdem wird der König von Ugarit nicht mit Namen genannt, was eine präzise chronologische Einordnung des Briefes erschwert. In der Forschung hat man beim Adressaten an König 2Ammura¯pi (ca. 1215 – 1190/85 v. Chr.) gedacht. 73) Inhaltlich geht es um das Problem der Nahrungsmittelknappheit in Ugarit und die Bereitschaft des Königs von Alasˇia dem König von Ugarit zu helfen. Der Umstand, daß der Brief in ugaritischer Sprache und Keilalphabetschrift abgefaßt ist, erklärt sich mit der Existenz eines ugaritischen Schreibers am Hofe des Königs Pgn. Daß dies kein Einzelfall war, zeigt der Brief RS 94.2177, der einen ugaritischen Schreiber am Hofe des Königs Kusˇmesˇusˇa auf Zypern zum Verfasser hat. (1) Botschaft
des Pgn. (2) Zum König von Ugarit (3) sprich: möge dir wohl ergehen. Die Götter (5) mögen dich schützen, dich heil erhalten. (6) Hier bei mir ist es gut. (7) Dort b[ei] meinem Sohn, (8) was immer gut ist, laß ein Wort (davon) zurückkehren. (9) Daß gesandt hat mein Sohn (10) eine Tafel wegen Nahrung: Bei mir (11) gibt es (sie) in Hülle und Fülle. 74) (12-14) Und mein Sohn soll folgendes bereitstellen: Meeresschiffe [ ]. (Von der Schrift der beiden Zeiten auf dem unteren Rand der Tafel sowie auf der Rückseite sind zu wenige Keilschriftzeichen für eine sinnvolle Übersetzung erhalten.) (4) Es
70. 71. 72.
73. 74.
So etwa M. Astour, New Evidence on the Last Days of Ugarit, AJA 69 (1965) 253-258, hier 255 und D. Pardee, Ugaritic Letters 97 Anm. 71. Der Text bei J. Nougayrol, Ugaritica V (1968) 87-89 no. 24 und die deutsche Übersetzung bei M. Dietrich/O. Loretz, TUAT I/5, 510 f. Als neuere Arbeiten zu den Kontakten zwischen Zypern und Ugarit vgl. A. Caubet/V. Matoian, Ougarit et l’Égée, in: M. Yon/M. Sznycer/P. Bordreuil (éd.), Le pays d’Ougarit autour de 1200 av. J.C., RSOu XI, Paris 1995, 99-112; H. Buchholz, Ugarit, Zypern und Ägäis, AOAT 261, Münster 1999; I. Singer, Political History, 675-678; M. Dietrich, Zypern und die Ägäis nach den Texten aus Ugarit, in: S. Rogge (Hg.), Zypern – Insel im Brennpunkt der Kulturen, Schriften des Instituts für Interdisziplinäre Zypern-Studien 1, Münster 2000, 63-89; F. Malbran-Labat, Alasˇiya et Ougarit, Res Antiquae 1 (2004) 365-377. So. Cl. F. A. Schaeffer, Commentaires sur les lettres et documents trouvés dans les bibliothèques privées d’Ugarit, Ugaritica V (1968) 607-768, hier 722. So mit M. Astour, Evidence, 255 und J. Tropper, Ugaritische Grammatik, 835 § 89.35; vgl. auch G. del Olmo Lete/J. Sanmartín, Dictionary, 316 f. Anders D. Pardee, Ugaritic Letters, 97: »(Here) with me, plenty (has become) famine.«
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Herbert Niehr
2.4 Eine Bitte um Hilfe: König 2Ammisˇtamru II. von Ugarit an den Pharao (KTU 2.81 = RIH 78/03 + 78/30) Keilschrifttafel des 13. Jh. v. Chr. – Fundort: Ras Ibn Hani, Nordpalast, Raum E 85/86. – Erstpublikation: P. Bordreuil/A. Caquot, Les textes en cunéiformes alphabétiques découvertes en 1978 à Ibn Hani, Syr. 57 (1980) 343-373, hier 356-358. – Photo: Syr. 57 (1980) 371 fig. 9. – Weitere Bearbeitungen in Auswahl: D. Pardee, Ugaritic Letters, in: W. W. Hallo (ed.), The Context of Scripture III, Leiden 2002, 98 f.
In dem vorliegenden sehr fragmentarischen Brief wendet sich König 2Ammisˇtamru II. (ca. 1260-1235 v. Chr.) an den Pharao, bei dem es sich nur um Ramses II. handeln kann. Leider ist der Brief nach der ausgiebigen Grußformel auf der Vorderseite (Zeile 1-12) weitgehend zerstört. (1) [Zur
Sonne], dem Großkönig, dem König von Ägypten, (2) dem gnä[digen König], dem gerechten König, (3) [dem König der Kö]nige, dem Herrn des ganzen Landes (4) [Ägypt]en, sprich: Botschaft (5) [des 2Ammis ˇtamru], deines Dieners. Zu Füßen (6) [meines Herrn fal]le ich nieder. Meinem Herrn möge es wohl ergehen, (7) [deinem Hause], deinem Volke, deinem Lande, (8) deinen [Pferden], deinen Streitwagen, (9-10) [deinen Truppen], allem, was [der Sonne], dem Großkö[nig], dem König von Ägypte[n] gehört, (11) [dem gnädigen König], dem ge[rechten] König, [dem König der Könige]. (Auf der Rückseite der Tafel sind neben den von der Vorderseite her bekannten formelhaften Wendungen nur wenige Keilschriftzeichen erhalten, die noch erkennen lassen, daß es um das Thema der Getreidelieferungen, vermutlich von Ägypten nach Ugarit, geht.)
2.5 Bekundung der Loyalität: Der König von Ugarit an den Pharao (KTU 2.23 = RS 16.078 + 16.109 + 16.117) Keilschrifttafel des ausgehenden 13. oder beginnenden 12. Jh. v. Chr. – Fundort: Ugarit, Königspalast, Zentralarchiv. – Aufbewahrungsort: Damaskus, Nationalmuseum (DO 4230). – Erstpublikation und Autographie: Ch. Virolleaud, PRU II (1957) 23-35, no. 18. – Übersetzungen und Bearbeitungen in Auswahl: S. W. Ahl, Epistolary Texts from Ugarit, Brandeis 1973, 421 f.; M. Dijkstra, Marginalia to the Ugaritic Letters in KTU (I), UF 19 (1987) 37-48, bes. 41 f.; J.-L. Cunchillos, LAPO 9, 309-311; D. Pardee, Ugaritic Letters, in: W. W. Hallo (ed.), The Context of Scripture III, Leiden 2002, 99 f.
Der nur fragmentarisch erhaltene Brief hat den Gesandtenaustausch zwischen Ägypten und Ugarit zum Inhalt. Da das übliche Briefformular fehlt, hat man an den Entwurf eines nach Ägypten zu schickenden Briefes gedacht. 75) Die ungewöhnliche Einleitung mit der Konjunktion w (»und«) läßt aber eher die Möglichkeit zu, daß es sich bei KTU 2.23 um die zweite Tafel eines größeren Briefes handelt. 76) Eine Datierung des Textes ist schwierig, da die Namen des Pharao und des Königs von Ugarit fehlen. Daß der Brief nur in die Zeit vor der hethitischen Hegemonie über Ugarit zu
75. 76.
270
So M. Dijkstra, Marginalia, 41 Anm. 20. So D. Pardee, Ugaritic Letters, 99 Anm. 87.
Briefe aus den Archiven von Ugarit
datieren sei, 77) läßt sich mit den neueren Ansichten zur Datierung der ugaritischen Keilalphabetschrift nicht vereinbaren. Zudem ist gerade gegen Ende des 13. Jh. v. Chr. eine erneute Annäherung Ugarits an Ägypten zu beobachten. In diesem Zusammenhang ist an die Korrespondenz zwischen dem letzten König Ugarits, 2Ammura¯pi (ca. 1215 – 1190/85 v. Chr.), und Pharao Merenptah erinnert worden, 78) so daß KTU 2.23 chronologisch und politisch hier einzuordnen ist. 79) (1) Und
so spricht die Sonne, 80) (2) der Großkönig, mein Herr. (Die Zeilen 3-14 sind so fragmentarisch erhalten, daß sie sich einer sinnvollen Übersetzung entziehen.) (15) Und was mich angeht [ ], (16) ich bitte für [das Leben der Son]ne, (17) des G[roß]königs, meines [Her]rn. Ja, für (18) sein Leb[en bitte] ich (19) vor Ba[al] Zaphon, meinem Herrn, (20) und (für) die Länge der Tage meines Herrn (21) vor Amun und vor (22) den Göttern Ägyptens, daß sie schützen (23) das Leben der Sonne, des (24) Großkönigs, meines Herrn. (Die noch erhaltenen Zeichen auf der Rückseite der Tafel lassen keinen sinnvollen Textzusammenhang mehr erkennen.)
2.6 Dank an den Pharao: König 2Ammura¯pi von Ugarit an den Pharao (KTU 2.76 = RS 34.356) Keilschrifttafel des ausgehenden 13. bzw. des beginnenden 12. Jh. v. Chr. – Fundort: Ras Ibn Hani, Nordpalast, Raum 85/86. – Aufbewahrungsort: Lattakia, Museum (Lat 60). – Erstpublikation mit Photo: P. Bordreuil, Quatre documents en cunéiformes alphabétiques mal connus ou inédits, Sem 32 (1982) 5-14, hier 10-12. – Weitere Bearbeitungen: D. Pardee, Ugaritic Letters, in: W. W. Hallo (ed.), The Context of Scripture III, Leiden 2002, 99.
Die schlecht erhaltene Tafel läßt den Dank des Königs von Ugarit, 2Ammura¯pi, für Wohltaten, die ihm der Pharao erwiesen hat, erkennen. Aufgrund des Synchronismus dürfte es sich beim Pharao entweder um Ramses II. oder um Merenptah handeln. (1) [Zur
Sonne, dem] Groß[könig], dem König der Kön[ige], (2) [meinem Herrn], sprich: Botschaft des 2Ammura¯pi, [deines Dieners]. (3) [ ] Es kam Nmy, der Bote [ ]. (4) [Die Sonne], der Großkönig, mein Herr, zu [mir]. [ ] (5) Nun, ich, dein Diener, [habe ich mich] sehr ge[freut]. 81) (6) [ ], mein gnädiger Herr, jetzt, [ ]. (7) Die Sonne, mein Herr, hat gesandt [ ]. (8) Die [Son]ne, der Großkönig, mein Herr [ ].
77. 78. 79. 80. 81.
So J.-L. Cunchillos, LAPO 9, 311 Anm. 13. So I. Singer, Political History, 713. Vgl. hierzu auch den akkadischen Brief des Pharaos Merenptah an König 2Ammura¯pi (?) von Ugarit (RS 88.2158), den D. Schwemer unter Nr. 1.6 übersetzt hat. Titel des Pharao. Hier kann das Verb sˇ[mh] »sich freuen« ergänzt werden. ˘
271
Herbert Niehr (9) [Zum] Groß[kön]ig, dem König der Köni[ge, dem Herrn (10) des ganzen Lan]des, dem König der König[e, meinem Herrn,] (11) [spr]ich: Botschaft des 2Ammura¯p[i, deines Dieners]. (Die weiteren Zeilen der Vorderseite sowie die gesamte Rückseite der Tafel sind nicht erhalten.)
III. Briefe aus Syrien: Korrespondenzen innerhalb des Königreiches von Ugarit und seiner Verwaltung
Herbert Niehr/Daniel Schwemer Neben der internationalen Korrespondenz, die überwiegend in akkadischer Sprache abgewickelt wurde, ist auch eine Korrespondenz von Mitgliedern des Königshauses untereinander oder von hohen Beamten mit dem Königshaus bzw. mit anderen Beamten belegt. Hierin nahm das Akkadische eine Randrolle ein, während das einheimische Ugaritische, welches in einer lokalen Keilalphabetschrift geschrieben wurde, dominierte. Daß gelegentlich die Korrespondenz zwischen Ugaritern auf Akkadisch geführt wurde, mag sich damit erklären, daß ein außerhalb seiner Stadt weilender Ugariter nur einen des Akkadischen mächtigen Schreiber zur Verfügung hatte. Ebenso ist daran zu denken, daß sich auch Ugariter in gutem Akkadisch zur Demonstration ihrer Bildung ausdrücken wollten. 1) Von besonderem Interesse sind die Briefe, die zwischen Mitgliedern der königlichen Familie ausgetauscht wurden. So wandten sich der König und die Prinzen mehrfach an die Königsmutter, diese an ihre Verwalter. Ebenso schrieben Verwalter und Beamte an den König. 2)
1. Briefe in akkadischer Sprache
Daniel Schwemer 1.1 Der »Brief des Generals«: Eine militärische Notlage in Mittelsyrien (RS 20.33) Keilschrifttafel (14. oder 13. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Damaskus, Nationalmuseum (DO 5290). – Fundort: Ugarit, Haus des Rap3a¯nu. – Erstveröffentlichung: J. Nougayrol, Ugaritica V, 69-79 Nr. 20, 380-381, 641-643, 645-649 (mit Fotos); Foto auch in: G. Galliano/ Y. Calvet (éd.), Le Royaume d’Ougarit. Aux origines de l’alphabet, Paris; Lyon 2004, 115
1. 2.
Vgl. D. Pardee, La correspondance locale, in: G. Galliano/Y. Calvet (éd.), Le royaume d’Ougarit. Aux origines de l’alphabet, Lyon 2004, 90. Vgl. D. Pardee, ebd.
273
Daniel Schwemer
Nr. 90. – Übersetzungen, Bearbeitungen in Auswahl: Sh. Izre’el/I. Singer, The General’s Letter from Ugarit. A Linguistic and Historical Reevaluation of RS 20.33 (Ugaritica V, No. 20), Tel Aviv 1990; M. Dietrich, Der Brief des Kommandeurs Sˇumiya¯nu an den ugaritischen König Niqmepa2 (RS 20.33), UF 33 (2001) 117-191; S. Lackenbacher, LAPO 20 (2002) 66-69. – Weitere Literatur in Auswahl: I. Márquez Rowe, An Akkadian Letter of the Amarna Period at Ugarit, Aula Orientalis 14 (1996) 107-126; R. Stieglitz, Rez. Sh. Izre’el/I. Singer, The General’s Letter from Ugarit, BiOr 49 (1992) 456-458; J. Freu, Sˇuppiluliuma et la veuve du pharaon (Collection Kubaba 5), Paris 2004, 135-139.
Das folgende Schreiben richtete ein hochrangiger Offizier, von dessen Namen nur die ersten Silben erhalten sind (Sˇumi[…]), aus dem Feld an seinen Oberherrn, den er mit dem Königstitel anspricht. Der »General« ist mit seinem Heer zumindest seit fünf Monaten in der Küstenebene von Akkar, also im Süden des Königreiches von Amurru, stationiert. Seine Aufgabe ist die militärische Überwachung dieses strategisch bedeutenden Landstrichs, insbesondere der Verkehrswege, die von der Küste durch die Ebene von Akkar zu den Gebirgspässen des Libanongebirges führen. Nach Auskunft des Briefes befindet er sich in einer verzweifelten Situation: Spätherbstliche Regenfälle und Kälte machen seinen Truppen ebenso zu schaffen wie feindliche Überfälle. Der von Süden her drohende Feind, der nun nach den Informationen des »Generals« wieder mit seinem Heer anrückt, ist der König von Ägypten, der seinen Einfluß nach Mittelsyrien auszudehnen bestrebt ist. Dringend fordert der »General« Truppen und Material, um in der drohenden Schlacht bestehen zu können. Da der Name des »Generals« nur fragmentarisch erhalten ist und weder die Identität seines königlichen Oberherrn noch die des ägyptischen Königs im Brief preisgegeben werden, bereitet die historische Einordnung dieser dramatischen Momentaufnahme erhebliche Schwierigkeiten. Offensichtlich stammt der Text aus einer Zeit der Konfrontation zwischen Ägypten und einem in Mittel- und Nordsyrien agierenden Königreich, das grundsätzlich die militärischen Mittel besaß, einem ägyptischen Heer entgegenzutreten; dabei kann es sich wohl nur um das Hethiterreich handeln. Der vorliegende Brief könnte daher aus der zweiten Hälfte des 13. Jh. stammen und in die Situation der Konfrontation zwischen Ramses II. und dem hethitischen König Muwattalli II. gehören, die in der Schlacht bei Qadesˇ (1274) gipfelte (so zuletzt M. Dietrich, ebd). Das westlich von Qadesˇ gelegene Amurru spielte in dem Konflikt eine bedeutende Rolle, hatte sich doch der hethitische Vasall Bentesˇina von Amurru aufgrund der wiederholten ägyptischen Feldzüge nach Mittelsyrien dem Pharao als neuem Oberherrn angeschlossen. Auch bei der Annahme dieser Hypothese bliebe zunächst unklar, ob der Brief in die der Schlacht von Qadesˇ vorausgehende Phase militärischer Konflikte, in den unmittelbaren Kontext der Schlacht selbst oder aber in die folgende Phase anhaltender Spannungen zwischen Ägypten und Hethitern in Mittelsyrien gehört. Eine Datierung in die zweite Hälfte des 13. Jh. würde jedenfalls bestens zum archivalischen Kontext passen, innerhalb dessen der Brief gefunden wurde. Denn die Texte im Archiv des Rap3a¯nu scheinen durchweg in diese Zeit zu gehören, und ein triftiger Grund für die Aufbewahrung des Schreibens über ein Jahrhundert läßt sich schwerlich nennen. Wie die Untersuchungen von J. Nougayrol und später von Sh. Izre’el gezeigt haben, zeigt die Sprache des Briefes allerdings große Nähe zu den in El-Amarna gefundenen 274
Briefe aus Syrien
Briefen aus Amurru, die in das 14. Jh. datieren. 3) Daher wurde vielfach eine wesentlich frühere Datierung des Schreibens favorisiert. Dabei denkt man vor allem an die Regierungszeit des 2Aziru von Amurru. Dieser war zunächst ein Vasall Ägyptens, lavierte dann zwischen Ägypten und dem unter Sˇuppiluliuma I. nach Nordsyrien vorstoßenden Hethiterreich, um sich schlußendlich nach dem großen hethitischen Syrienfeldzug dem Sˇuppiluliuma als Vasall anzuschließen. Auch bei der grundsätzlichen Annahme dieses historischen Szenarios bleibt die genaue historische Einordnung äußerst fraglich, hängt sie doch unmittelbar davon ab, welcher König der Adressat des Briefes ist. Drei Möglichkeiten wurden erwogen: Sh. Izre’el und I. Singer erblicken in dem adressierten König niemand anderen als Sˇuppiluliuma I. selbst (oder womöglich seinen Sohn Piyasˇili, den hethitischen Vizekönig in Kargamisˇ). Ein in hethitischen Diensten stehender Offizier habe einen lokalen amurritischen Schreiber genutzt, um seine Botschaft via Ugarit an den hethitischen Großkönig zu senden. In Ugarit sei der Brief ins Hethitische übersetzt und in dieser Form weitergeschickt worden, wobei das akkadischsprachige Original dort verblieben wäre. Sh. Izre’el möchte sogar in der Sprache des Briefes hethitische Einflüsse erkennen, die der Herkunft des Briefautors geschuldet seien. Freilich können weder der Nachweis hethitischer Einflüsse in der Sprache des Briefes noch die Rekonstruktion eines Versands des Briefes über Ugarit überzeugen. In Anbetracht des Fundorts und auch der recht geringen Mengen militärischer Ausrüstung, von denen im Brief die Rede ist, erscheint es wesentlich plausibler davon auszugehen, daß sich das Schreiben entweder an den König von Ugarit, in dieser Zeit Niqmaddu II. (so Stieglitz, ebd), oder aber an den König von Amurru selbst richtete, der sich zur fraglichen Zeit am Hof von Ugarit aufgehalten hätte (so I. Márquez Rowe, ebd). Auch diese beiden Hypothesen sind jedoch nicht frei von Problemen: Die Annahme eines Aufenthaltes 2Azirus am Hof von Ugarit würde zwar erklären, warum der Brief nach Ugarit gesandt wurde; offen bliebe aber die Frage, warum er dort in das Archiv eines hohen ugaritischen Würdenträgers gelangt ist. Es wäre aber auch nach allem, was wir sonst über die Politik Ugarits in dieser Zeit wissen, recht ungewöhnlich – aber eben nicht ausgeschlossen –, daß Niqmaddu von Ugarit selbst mit eigenen Truppen südlich von Amurru agierte. Innerhalb dieser Szenarien einer Frühdatierung des Briefes wurden verschiedene Datierungen zwischen dem späteren 14. und dem frühen 13. Jh. vorgeschlagen. Die zahlreichen unterschiedlichen Datierungsansätze (der Pharao des Briefes wurde mit Amenophis III., Amenophis IV., Haremhab, Sethos I. oder Ramses II. identifiziert) zeigen vor allem zweierlei: Einerseits enthält der Brief viele Unbekannte, andererseits schildert er eine militärische Lage, die im Verlauf des 14. und 13. Jh. nicht ungewöhnlich gewesen sein kann. Beide Umstände tragen dazu bei, daß eine genaue historische Einordung des Schreibens nicht gelingt. Der Text illustriert so nicht nur die politische Situation Mittelsyriens im 14. und 13. Jh. v. Chr. bestens, sondern zeigt auch exemplarisch, mit welchen Problemen sich die altorientalistische Geschichtsschreibung nur allzu oft konfrontiert sieht.
3.
Zu Texten aus Amurru vgl. hier Abschnitt 6. des Kapitels zur Amarna-Korrespondenz von A. F. Rainey; vgl. auch den Vertrag zwischen Ugarit und Amurru in TUAT.NF II, 163 f.
275
Daniel Schwemer
zum König, meinem Her[rn]; die Botschaft des Sˇumi[…], 4) deines Dieners: Zu Füßen meines Herrn falle ich nieder. (3-5) Was sollen nun diese [ … ] 5) meines Herrn, die er ständig macht? Seit diesem Simanu 6) sende ich imm[er wie]der Botschaften an meinen Herrn: (5-6) »Schicke es! Drei Einheiten Streitwagen sollen ausgerüstet werden; und sie sollen stationiert werden! Möge [mein] E[ntsatz] 7) nach Halba 8) kom˘ men, 9) sobald sie 10) vorbereitet sind. (Vs. 7-12 sind zu fragmentarisch für eine durchgängige Übersetzung.) (13-14) [ … sie (werden) l]eben. Wohin soll ich (aber) gehen? [ … für]wahr bin ich nicht in der Lage, sie militärisch zu besiegen. (15-16) N[u]n ist es [seit] 5 [Monat]en der Fall, daß ich mich im Land Amurru aufhal[te]. Und ich beschütze sie Tag und Nacht. (17-20) Und folgendermaßen schütze ich sie: Ihre Verkehrswege und ihre (Landes)zugänge schütze ich. Die (eine) Hälfte meiner Streitwagen befindet sich an der Küste, die (andere) Hälfte meiner Stre[itwagen] befindet sich am Fuß des Libanon-Gebirges. Und ich halte mich dort 11) auf mich selbst gestellt in der Ebene auf. (21-22) Es regnet, und das Quellwasser fließt (in Strömen), aber wir werden unseren Posten nicht verlassen. (22-25) Wie ist es nun (aber), wenn eines Tages das Quellwasser sehr stark anschwillt und die Wachleute 12) ihre Posten verlassen? Und wir wissen nicht, ob man (bis dahin) Verpflegung und Hilfstruppen hierher geführt haben wird. (25-26) Mein Herr, was bleibt mir jetzt als Ausweg von hier? (27) Nun nagt seit fünf Monaten die Kälte an mir. (28-29) Mei[ne Streitwagen] sind zerbrochen, meine Pferde sind tot, und meine Truppen verloren, [doch] – ich sage 13) – ich bleibe [hie]r (auf meinem Posten)! (29-30) Neun Monate will ich ausharren 14), [ein J]ahr [will ich ausharren], auf daß man meine Feinde ein für allemal vernichte! (Vs. 31-32 und Rs. 1’-3’ sind zu fragmentarisch für eine durchgängige Übersetzung. Zwischen dem Ende der Vs. und dem Beginn des erhaltenen Teils der Rs. klafft eine Lücke von etwa 30 Zeilen.) (Vs. 1-2) Sprich
(Rs. 4’-5’) [ … ] ich nahm ihn gefangen, und [ … ] wird man (hierher) in die Nähe der Stadt Ardat geführt haben. (6’-7’) [Und] meine Leute 15) [wurden ständig] mitten in
4. Die am Foto gewonnene Lesung M. Dietrichs (aaO 125.130) kann ich nicht nachvollziehen. 5. Die am Foto gewonnene Lesung M. Dietrichs (aaO 125.131) kann ich nicht nachvollziehen. Zu ergänzen ist wohl entweder [ú-nu]-temesˇ »Ausrüstung« oder besser [a-ma]-temesˇ »Worte« (letzteres nach Dietrich auf dem Foto zu erkennen). 6. Der dritte Monat des im Frühjahr (März) beginnenden Jahres. 7. Lies wohl t[e¯disˇtı¯], wörtlich »meine Erneuerung«; vgl. Rs. 16’. Die von M. Dietrich, aaO 135 f. für Rs. 16’ vorgeschlagen Lesung UGU-ti erscheint nach dem Foto und der Kopie Nougayrols ausgeschlossen. 8. Eine Stadt am Rand der Ebene von Akkar. 9. lisˇra zu unklarem sˇa/erû; die Bedeutung ist aus dem Kontext geraten, verglichen wurde ugarit. ˇsry »loslassen«. 10. Wohl die Hilfstruppen des Entsatzes. 11. M. Dietrich, aaO 127, 145 f. liest ki-dá-nu statt ul-la-nu (so Nougayrol und alle folgenden Editionen). Während KI tatsächlich nicht ausgeschlossen erscheint, kann ich eine Deutung der folgenden Zeichenspuren als TA (dá) am Foto jedenfalls nicht nachvollziehen. Wir bleiben daher bei Nougayrols ursprünglicher Lesung. 12. Gemeint sind die Soldaten des Briefschreibers, die das Land beschützen. 13. Zur Hervorhebung sind die Verbalformen des folgenden Satzes mit der Partikel der direkten Rede -mi gekennzeichnet. 14. Wörtlich: »füllen«. 15. M. Dietrich, aaO 127, 154 liest das von Nougayrol als GISˇ kopierte Zeichen, das zumeist zu
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Briefe aus Syrien
der Nacht [angegr]iffen. [Und] sie schlugen eine Schlacht gegeneinander. (8’-10’) Und meine Leute stießen sie zurück und häuften ihr (Kriegs)gerät und ihre Köpf(e) auf. Aus der Festung aber drängten sie (sie) hinaus 16) und einen Mann von ihnen nahmen sie gefangen. (11’) Und ich verhörte ihn betreffs des Königs von Ägypten. So (sprach) er: (12’-14’) »Der König von Ägypten zieht aus; und er zieht unbegleitet aus. Am kommenden Monatsfest wird sein (Kriegs)gerät aufbrechen, und der König wird hinter seinem (Kriegs)gerät her ausziehen.« (15’-16’) So möge der König (Fuß)truppen und Streitwagen(truppen), die (hierher) hinaufkommen werden, aussenden; möge mein Entsatz kommen. 17) (16’-19’) Ich befürchte, daß der König von Ägypten tatsächlich schon bald eintreffen wird; dann werden wir nicht in der Lage sein, ihn mil[itä]risch zu besiegen. Ich befürchte, daß der König von Ägypten (mit seinem Heer) auszieht. (19’-20’) Zieht er nicht aus, und es sind (nur) die regulären Truppen, die ausziehen, dann werde ich in der Lage sein, (sie) militärisch zu besiegen. (21’-23’) So möge der König die (Fuß)truppen und Streitwagen(truppen) zahlreich sein lassen, damit wir mit ihm kämpfen und (ihn) militärisch besiegen können. (23’-27’) Wenn es nun nur die regulären Truppen sind, die ausziehen, so daß ich nicht mit ihm 18) kämpfen muß, (dann) soll mein Herr wissen, daß er Jahr für Jahr auszieht (und) daß er täglich gegen uns agiert. (28’-32’) Und (so) müssen wir jetzt auf jeden Fall … 19) mit ihm ergreifen, damit er (unverrichteter Dinge) fortgehen muß 20), wenn er wieder (auf den Feldzug) auszieht. Und wenn die Götter (es) in unsere Hand geben, wollen wir ihm im Fremdland in den Bauch schlagen. Und man wird meine Feinde ein für allemal vernichten! (Das Ende des Schreibens wird durch einen Paragraphenstrich auf der Tafel markiert.)
1.2 Der ugaritische Gesandte am Hof von Kargamisˇ an seinen Herrn (RS 17.383) Keilschrifttafel (zweite Hälfte 13. Jh. v. Chr.). – Aufbewahrungsort: Damaskus, Nationalmuseum (DO 4717). – Fundort: Königspalast, Ostarchiv. – Erstveröffentlichung: J. Nougayrol, PRU IV, 221-223, pl. 66. – Weitere Übersetzung: S. Lackenbacher, LAPO 20 (2002) 91-92.
16.
17. 18. 19.
20.
-ma emendiert wurde, nun KI. Er interpretiert dabei eine von Nougayrol als Bruchkante gedeutete schräge Vertiefung als Winkelhaken. Am Foto erscheint mir eine endgültige Klärung der Lesung unmöglich. Der akkadische Text bleibt schwierig. Keiner der Übersetzungsvorschläge kann vollständig überzeugen. Man könnte auch erwägen: »und häuften ihr (Kriegs)gerät auf. Mehrfach retteten sie sich aus der Not. Und einen Mann von ihnen nahmen sie gefangen«; oder: »und häuften ihr (Kriegs)gerät und ihre Köpf(e) auf. In der Festung aber kämpften sie und einen Mann von ihnen nahmen sie gefangen«. Die Übersetzung von qaqqadu (SAG.DU-sˇu-nu) als »Besitz« (so Izre’el) erscheint mir im vorliegenden Kontext ausgeschlossen; ebenso problematisch erscheint mir die Deutung von SAG.DU-sˇu-nu als »ihre Männer« bei Dietrich (man erwartete LÚ.MESˇ-sˇu-nu, vgl. die vorausgehenden Zeilen). Vgl. oben Anm. 7 und 9. Mit dem König von Ägypten selbst und dem Heer, das mit ihm auszieht. Das Akkusativobjekt (nisbat …) sˇimqam bleibt schwierig. Izre’el übersetzt »get in contact« (ebenso Lackenbacher), ˙was schlecht in den Kontext paßt; kontextuell plausibler erscheint Dietrichs »einen Zusammenstoß … anstreben«. Die Analyse von sˇimqam als Verbalform in CAD S 135b läßt sich kaum aufrecht erhalten. Zur Deutung von imarrur s. I. Márquez Rowe, aaO 117.
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Daniel Schwemer
Die Könige von Ugarit dienten seit den Syrienfeldzügen Sˇuppiluliumas I. dem hethitischen Großkönig als Vasallen. Die syrischen Vasallen des Hethiterreiches unterstanden der unmittelbaren Kontrolle des hethitischen Vizekönigtums von Kargamisˇ, das auf die Einsetzung eines Sohnes Sˇuppiluliumas als König von Kargamisˇ zurückgeht. Gute Beziehungen zum Hof von Kargamisˇ mußten den Königen von Ugarit daher besonders am Herzen liegen. Ständige ugaritische Gesandte in Kargamisˇ vertraten die Interessen Ugarits beim hethitischen Vizekönig und berichteten von den Ereignissen am Hofe des Oberherrn nach Ugarit. Im folgenden Brief informiert der Gesandte Taguhli seinen Herrn, Ammisˇtamru II. von Ugarit, über Irritationen in den ˘ Beziehungen zwischen beiden Fürstenhäusern. Das Schreiben schließt mit einer persönlichen Bitte des Taguhli. Er schreibt seine Genesung von einer schweren Krankheit ˘ der Hilfe des Gottes Apsˇukka zu, der ihn dazu aufgefordert habe, in seine religiöse Bruderschaft einzutreten. Die Mitgliedschaft in einem solchen Verein ist recht kostspielig, und so bittet Taguhli seinen Herrn um Unterstützung. ˘ (Vs. 1-3) Sprich zum König des Landes Ugarit, meinem Herrn; die Botschaft des Taguhli, ˘ deines Dieners: (4-5) Ich falle zu Füßen meines Herrn von ferne zweimal siebenmal nieder. (6-9) Nun sei für den König und für mich alles gut. Ist daselbst für den König, meinen Herrn, alles gut? Man sende mir Botschaft zurück! (10-12) Wie verhält es sich (nun) mit dieser Angelegenheit, daß du dem König 21) mehrfach schreibst: »Nunmehr schicke ich dir hiermit Lapislazuli.« (13-14) Das Herz des Königs ist gar sehr voll (von Zorn), und mir gegenüber hat der König (wie folgt das Wort) ergriffen: (15-20) »Macht sich dieser Mann nicht über mich lustig? Einen Stein wie den da 22), (den) hat er vom Boden aufgehoben und ihn mir (mit den Worten) geschickt: ›Nunmehr schicke ich dir hiermit Lapislazuli.‹« (21-22) Ist das (etwa) wahr? Es ist doch Lapislazuli, was du geschickt hast? (23-27) Würdest du doch lieber gar nicht(s) schicken und einen Stein dieser Art – nämlich Fritte 23) – nicht aufheben und nicht schicken. Dann wäre das Herz des Königs nicht voll (von Zorn) über dich. (28-31) Jetzt (aber) finde Lapislazuli von irgendwoher und schicke (ihn) dem König, damit das Herz des Königs nicht (mehr) voll (von Zorn) über meinen Herrn ist! (32-34) Und nun war ich schwer krank, um ein Haar wäre ich gestorben. 24) Jetzt (aber) bin ich von meiner Krankheit genesen. (35-37) Und der Gott Apsˇukka der Stadt Irhanda 25) ˘ Und ist mir erschienen 26); er fordert mich (als Mitglied) für seine Bruderschaft. 27) (37-41) 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27.
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Dem König von Kargamisˇ. Wörtlich: »in dieser Art«. Ein erklärender Zusatz im Text, der zeigt, daß Taguhli die Vorwürfe des Königs von Kargamisˇ ˘ für berechtigt hält. Wörtlich: »um einen Finger bin ich wahrlich nicht tot«. Vielleicht identisch mit der aus hethitischen Quellen bekannten Stadt Irhanda, die wohl in ˘ Westanatolien zu suchen ist. Der Gott Apsˇukka ist sonst unbekannt. Wörtlich: e¯telâ »kam zu mir herauf«. Der akkadische Wortlaut könnte ein Hinweis darauf sein, daß es sich bei Apsˇukka um eine chthonische Gottheit handelt. Dies würde auch gut zur im vorausgehenden geschilderten Situation der Todesnähe passen. Religiöse Bruderschaften bzw. Vereine bestimmter Götter sind aus Ugarit, dem Alten Testament, aber auch Emar wohlbekannt (ugarit. mrzh, akkad. Lehnwort marzahu, hier aber das ˘ ˙
Briefe aus Syrien
wer auch immer für diesen Gott die Opfer der Bruderschaft durchführt, bringt Gaben in großem Umfang und bringt (unter anderem) violette Purpurwolle. (41-47) Jetzt möge mein Herr mir violette Purpurwolle schicken 28)! Wenn mein Herr mir keine violette Purpurwolle schickt, wer sonst würde mir violette Purpurwolle geben, wenn mein Herr (sie) mir nicht gibt?
2. Briefe in ugaritischer Sprache
Herbert Niehr 2.1 Prinz Talmiya¯nu und Ahatmilki an die Königin Sˇarelli von Ugarit ˘ (KTU 2.11 = RS 8.315): Sorge um das Wohlergehen der Königin Keilschrifttafel der zweiten Hälfte des 13. Jh. v. Chr. – Fundort: Ugarit, Unterstadt. – Aufbewahrungsort: Paris, Musée du Louvre (AO 19.940). – Erstpublikation: Syr. 19 (1938). – Photos: CTA pl. XLV/51; C. F. A. Schaeffer, The Cuneiform Texts of Ras Shamra-Ugarit (The Schweich Lectures of the British Academy 1936), London 1939, pl. XXVI, fig. 2. – Übersetzungen und Bearbeitungen in Auswahl: S. W. Ahl, Epistolary Texts from Ugarit, Brandeis 1973, 406-409; J.-L. Cunchillos, Estudios de epistolografía ugarítica, Valencia 1989, 79-91; ders., LAPO 9, 281; D. Pardee, in: W. W. Hallo (ed.), The Context of Scripture III, Leiden 2002, 90; P. Bordreuil/D. Pardee, Manuel d’Ougaritique II, Paris 2004, 82 no. 22.
Die Königin Sˇarelli empfing seitens ihres Sohnes Talmiya¯nu, der später unter dem Namen Niqmaddu III. (ca. 1225/20-1215 v. Chr.) den Thron Ugarits bestieg, 29) eine Reihe von Briefen (KTU 2.11; 2.12; 2.13; 2.16; 2.30; 2.34; 2.82 = RIH 78/12). Die Mitabsenderin des vorliegenden Briefes, Ahatmilki, ist nicht bekannt. Zeile 1 macht ˘ einen Unterschied zwischen »meiner (des Talmiya¯nu) Mutter« und »unserer Herrin«. In dem Brief KTU 2.16 (= RS 15.008) bezeichnet Talmiya¯nu die Königin Sˇarelli als seine Mutter, so daß demnach auch KTU 2.11, obwohl dort ihr Name nicht explizit genannt wird, an die Königin Sˇarelli gerichtet sein muß. Im Hinblick auf die Stellung der Königin Sˇarelli ist hervorzuheben, daß die Gattin des Königs von Ugarit nicht unmittelbar über ihre Heirat den Titel der Königin (malka¯tu) erhielt. Dieser verblieb jeweils bei ihrer Vorgängerin, d. h. bei der Königsmutter, bis zu deren Tod. Erst dann wurde der Titel wieder frei und ging auf die Gattin des Königs von Ugarit über, die ihn bis zu ihrem Tode trug. Königin Sˇarelli war die Gattin des Königs Ibira¯nu (ca. 1235-1225/20 v. Chr.) und sie lebte bis in die Zeit des Königs 2Ammura¯pi (ca. 1215-1190/85 v. Chr.). 30) Inhaltlich weist der Brief fast nur Formelsprache auf. Das corpus epistulae berichtet
28. 29. 30.
gut-akkad. Wort tappûtu verwendet); s. etwa D. Fleming, Time at Emar, Mesopotamian Civilizations 11, Winona Lake 2000, 165 ff. mit Lit. Lies li- sˇe!(te)-bi-la. Vgl. I. Singer, A Political History of Ugarit, in: W. G. E. Watson/N. Wyatt (ed.), Handbook of Ugaritic Studies, HdO I/39, Leiden 1999, 603-733, hier 699 f. Vgl. I Singer, History, 678 f.690 f.
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vom Wohlergehen der Absender. Von welchem Ort aus der Brief nach Ugarit gelangt ist, läßt sich dem Schreiben nicht entnehmen. (1) Zu
meiner Mutter, unserer Herrin (2) sprich: (3) Botschaft des Talmiya¯nu (4) und der Ahatmilki, deiner Diener. (5)˘Zu Füßen unserer Herrin (6) in der Ferne (7) fallen wir nieder. Die Götter (8) mögen dich schützen, (9) dich heil erhalten. (10) Hier bei uns (11) ist alles sehr (12) gut. (13) Und auch ich bin (14) beruhigt. 31) Dort (15) bei unserer Herrin, (16) was auch immer gut ist, (17) ein Wort (davon) laß zurückkehren (18) an deine Diener.
2.2 Prinz Talmiya¯nu an Königin Sˇarelli von Ugarit (KTU 2.12 = RS 9.479 A): Erkundigung nach dem Wohlergehen der Mutter Keilschrifttafel der zweiten Hälfte des 13. Jh. v. Chr. – Fundort: Ugarit, Maison aux piliers. – Aufbewahrungsort: Aleppo, Nationalmuseum (M 8219 = A 2761). – Erstpublikation: Ch. Virolleaud, Textes alphabétiques de Ras-Shamra provenant de la neuvième campagne, Syr. 19 (1938) 127-141, hier 127-131. – Photo: CTA, pl. XLV/52. – Übersetzungen und Bearbeitungen in Auswahl: S. W. Ahl, Epistolary Texts from Ugarit, Brandeis 1973, 409 f.; J.-L. Cunchillos, LAPO 9, 285.
Prinz Talmiya¯nu, wendet sich an seine Mutter, die Königin Sˇarelli. Das Anliegen des Briefes besteht in dem Wunsch, daß bei seiner Mutter alles gut sein möge und sie davon dem Sohn berichte. Der Aufenthaltsort des Sohnes ist nicht angegeben, da er der Adressatin bekannt war. (1) Zur Königin, (2) meiner Herrin, (3) sprich: (4) Botschaft des Talmiya ¯ nu, (5) deines Dieners. (6) Zu Füßen (7) meiner Herrin (8) siebenmal (9) und siebenmal (10) in der Ferne (11) falle ich nieder. (12) Bei meiner Herrin, (13) was auch immer gut ist, (14) ein Wort (davon) möge sie zurückkehren lassen (15) zu ihrem Diener.
2.3 Der König von Ugarit an seine Mutter (KTU 2.13 = RS 11.872) Keilschrifttafel der zweiten Hälfte des 13. Jh. v. Chr. – Fundort: Ugarit, Königspalast, Westeingang. – Aufbewahrungsort: Aleppo, Nationalmuseum (M 3374 = A 2807). – Erstpublikation: Ch. Virolleaud, Lettres et documents administratifs provenant des archives d’Ugarit, Syr. 21 (1940) 247-276, hier 250-253. – Photos: CTA, pl. XLV/50; Syr. 21 (1940) 250. – Übersetzungen und Bearbeitungen: S. W. Ahl, Epistolary Texts from Ugarit, Brandeis 1973, 410-412; D. Pardee, Ugaritic, AfO 31 (1984) 213-230, hier 223-225; ders., Ugaritic Letters, in: W. W. Hallo, The Context of Scripture III, Leiden 2002, 92; J.-L. Cunchillos, Mes affaires sont terminées. Traduction et commentaire de KTU 2.13, SEL 5 (1988) 45-50; ders., LAPO 9, 287290; M. Dietrich/O. Loretz, Ugaritisch it, tyndr und hebräisch 3sˇh, sˇy (KTU 1.14 IV 38; ¯ ¯ P. Bordreuil/D. Pardee, Manuel d’Ougaritique 2.13:14-15; 2.30:12-14a), UF 26 (1994) 63-72; II, Paris 2004, 82 f. no. 23. 31.
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Oder: zur Ruhe gekommen.
Briefe aus Syrien
Der als Absender angegebene König von Ugarit und die Königin als Adressatin werden nicht namentlich genannt. Weiterhin ist das hethitische Königspaar erwähnt, das sich an einem bis heute nicht näher lokalisierten Ort namens Tyndr, der zum König¯ reich Ugarit gehörte, 32) aufhält. Dort stattet ihm der König von Ugarit einen Besuch ab, der zur beiderseitigen Zufriedenheit verläuft. Über den Inhalt des Gesprächs läßt der König von Ugarit nichts verlauten, da dieser der Königin von Ugarit wohl bekannt war. (1) Zur
Königin, (2) meiner Mutter, sprich: (3) Botschaft des Königs, (4) deines Sohnes. Füßen meiner Mutter (6) falle ich nieder. Meiner Mutter (7) möge es wohl ergehen. Die Götter (8) mögen dich bewahren, dich heil erhalten. (9) Hier bei mir (10) ist alles gut. (11) Dort bei meiner Mutter, (12) was auch immer gut ist, (13) ein Wort (davon) laß zurückkehren zu mir. (14) Ich befinde mich in Tyndr (15) bei der Königin. 33) (16) Und mein Wort (17) hat sie ange[nom]men. 34) Und das¯ Antlitz (18) des Königs leuchtete über uns. (5) Zu
2.4 Ein Brief an die Königin (KTU 2.34 = RS 17.139) Keilschrifttafel des letzten Viertels des 13. Jh. v. Chr. – Fundort: Ugarit, Königspalast, Raum 56. – Aufbewahrungsort: Damaskus, Nationalmuseum (DO 4600). – Erstpublikation mit Autographie: Ch. Virolleaud, PRU V (1965) 16 no. 9. – Weitere Bearbeitungen und Übersetzungen: D. Pardee, Ugaritic, AfO 31 (1984) 226-228; J.-L. Cunchillos, LAPO 9, 341-347.
Der König von Ugarit hat bei seinem hethitischen Oberherrn zu tun. Er bedankt sich für einen Brief seiner Mutter, und erklärt, daß seine nächsten Aktivitäten noch nicht klar seien. Bei dem König wird es sich wieder um Niqmaddu III. (ca. 1225/20-1215 v. Chr.) handeln. des Königs. (2) Zu Sˇarelli, meiner Mutter, sprich: (3) Es möge dir wohl ergehen. Die Götter (4) mögen dich schützen, dich heil erhalten. (5-6) Daß du, meine Mutter, eine Grußbotschaft zu mir gesandt hast: Nun, bei mir (7) ist alles gut. Dort (8) bei meiner Mutter, was auch immer gut ist, (9) ein Wort (davon) laß zurückkehren zu mir. (10-13) Vielleicht eile ich zu kommen, vielleicht bleibe ich (hier) oder ich b[leibe] bei der Sonne. 35) [ ]. (14) Wir werden schicken [ ]. (Die Rückseite der Tafel ist nicht mehr verständlich.) (1) Botschaft
32. 33. 34. 35.
Zum Ortsnamen Tyndr vgl. J. A. Belmonte Marín, Die Orts- und Gewässernamen der Texte aus Syrien im 2. Jt.¯ v. Chr., RGTC 12/2, Wiesbaden 2001, 356 und W. H. van Soldt, The Topography of the City-State of Ugarit, AOAT 324, Münster 2005, 46 mit Anm. 406. Zur Diskussion dieser schwierigen Passage vgl. D. M. Clemens, Sources for Ugaritic Ritual and Sacrifice, AOAT 284/1, Münster 2001, 187-196. Mit CAT z. St. ist hier lqht zu lesen. ˙ Titel des hethitischen Königs.
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2.5 Eine Nachfrage: Iwrdn an Iwrpzn (KTU 2.14 = RS 11.875) ¯ Keilschrifttafel des ausgehenden 13. bzw. des beginnenden 12. Jh. v. Chr. – Fundort: Ugarit. – Aufbewahrungsort: Privatsammlung. – Erstpublikation: C. H. Gordon, Ugaritic Handbook, Rom 1947, 138. – Photos: Sem 32 (1982) pl. I. – Übersetzungen und Bearbeitungen in Auswahl: S. W. Ahl, Epistolary Texts from Ugarit, Brandeis 1973, 476-478; M. Dietrich/O. Loretz/J. Sanmartín, Der Brief UH Nr. 138 – RS 11.875 (KTU 2.14), UF 8 (1976) 431; P. Bordreuil, Quatre documents en cunéiformes alphabétiques mal connus ou inédits (U.H. 138, RS 23.492, RS 34.356, Musée d’Alep M. 3601), Sem 32 (1982) 1-14, hier 1-9; ders., Les personnages de la lettre ougaritique Ugaritic Handbook No. 138 (= K.T.U. 2.14), Berytus 31 (1983) 75-78; J.-L. Cunchillos, Estudios de epistolografía ugarítica, Valencia 1989, 101-108; ders., LAPO 9, 291-296; P. Bordreuil/D. Pardee, Manuel d’Ougaritique II, Paris 2004, 99 f. no. 35.
Erkundigungsschreiben eines nicht weiter bekannten Mannes, Iwrdn, an einen am ¯ Königshof von Ugarit arbeitenden jüngeren Bekannten, Iwrpzn, wegen eines Briefes, ˇ den er an Königin Sarelli von Ugarit geschrieben hat. Des weiteren bittet er darum, über die Königin seinen Namen dem König zukommen zu lassen, da sein Name diesem unbekannt sei. (1) Botschaft
des Iwrdn. (2) Zu Iwrpzn, (3) meinem Sohn, 36) meinem Bruder, sprich: (4) Die ¯ (5) dich heil erhalten. Götter mögen dich schützen, ˇ arelli? (9) Was sagt sie (6-7) Wie (ist es mit) der Brieftafel, 37) die ich gesandt habe, (8) an S dazu? ˇ arelli bitten, dem König meinen Na(10) Und jetzt möge mein Bruder, (11-13) mein Sohn, S (14) men zu sagen, da mein Name ihm unbekannt ist. 38) ˇ arelli fragt, so laß ein Wort (davon) zu(15) Und wenn mein Bruder, (16-18) mein Sohn, S rückkehren an deinen Bruder, (19) an deinen Herrn.
2.6 Der König von Ugarit an die Königin (KTU 2.30 = RS 16.379): Zerstreuung von Sorgen und aktuelle Informationen Keilschrifttafel des letzten Viertels des 13. Jh. v. Chr. – Fundort: Ugarit, Königspalast, Raum 64. – Aufbewahrungsort: Damaskus, Nationalmuseum (DO 4387). – Erstpublikation und Autographie: Ch. Virolleaud, PRU II (1957) 28 f. no. 13. – Übersetzungen und Bearbeitungen: S. W. Ahl, Epistolary Texts from Ugarit, Brandeis 1973, 428-430; D. Pardee, Ugaritic, AfO 31 (1984) 213-230, hier 225 f.; ders., Ugaritic Letters, in: W. W. Hallo (ed.), The Context of Scripture III, Leiden 2002, 92 f.; J.-L. Cunchillos, Estudios de epistolografía ugarítica, Valencia 1989, 131-138; ders., LAPO 9, 321-324; M. Dietrich/O. Loretz, Ugaritisch it, tyndr und hebräisch 3sˇh, sˇy (KTU 1.14 IV 38; 2.13:14-15; 2.30:12-14a), UF 26 (1994) 63-72; P. Bordreuil/D. Pardee, Manuel d’Ougaritique II, Paris 2004, 85 f. no. 25.
36. 37. 38.
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Anstatt bry ist wie in Z. 11 und 16 bny »mein Sohn« zu lesen; vgl. auch CAT z. St. Vgl. J. Tropper, Ugaritische Grammatik, AOAT 273, Münster 2000, 833 § 89.32. Vgl. J.-L. Cunchillos, Correspondance, in: A. Caquot/J.-M. de Tarragon/J.-L. Cunchillos, Textes Ougaritiques II, LAPO 9, Paris 1989, 296 Anm. 14.
Briefe aus Syrien
Während eines Feldzuges schreibt der König von Ugarit, der sich beim hethitischen König aufhält, an die Königin, die in Ugarit die Regierungsgeschäfte führt. Obwohl keine Namen genannt werden, so kann man aufgrund des persönlichen Stils den Brief König Niqmaddu III. (ca. 1225/20-1215 v. Chr.) zuschreiben, so daß die Königin Sˇarelli als Adressatin in Frage kommt. (1) Zur
Königin, meiner Mu[tt]er, (2) sprich: Botschaft (3) des Königs, deines Sohnes. (4) Zu Füßen meiner Mutter (5) falle ich nieder. Meiner Mu[tt]er (6) möge es wohl ergehen. Die Gött[er] (7) mögen dich beschützen, dich hei[l] erhalten. (8) Hier bei mir ist es [g]ut (9) und dort bei meiner [M]utter, (10) was immer gu[t] ist, (11) ein Wort (davon) [laß zurückkehren] zu mir. (12-14) Hier bin ich beim König in Tyndr. 39) Und nun, (15) (Unverständlich.) (16) Und wenn der Hethiter (17) heraufzieht, dann¯ schicke ich (eine Botschaft) (18) zu dir. Und wenn er (19) nicht heraufzieht, werde ich auf jeden Fall (20) (eine Botschaft) schicken. Und du, (21-23) meine Mutter, fürchte dich nicht 40) und, darüber hinaus, sorge dich nicht! 41)
2.7 Gute Kontakte: Urhitesˇsˇub an die Königin von Ugarit (KTU 2.68 = RS 20.199) ˘ Keilschrifttafel des ausgehenden 13. bzw. des beginnenden 12. Jh. v. Chr. – Fundort: Ugarit, Haus des Rap3a¯nu. – Aufbewahrungsort: Damaskus, Nationalmuseum (DO 5369). – Übersetzungen und Bearbeitungen in Auswahl: D. Pardee, Ugaritic, AfO 31 (1984) 213-230, hier 213-215; ders., Ugaritic Letters, in: W. W. Hallo, The Context of Scripture III, Leiden 2002,106; J.-L. Cunchillos, LAPO 9, 359-361.
Der Absender des Briefes, Urhitesˇsˇub, war ein hochgestellter Beamter, möglicherweise ˘ der Botschafter Ugarits in Kargamisˇ. Daß er ein hethitischer Beamter gewesen sein solle, 42) verträgt sich kaum mit dem Inhalt des Briefs. Inhaltlich sagt der Brief nicht viel aus; deshalb ist er in der Forschung zu Recht als ein »keeping-in-touch-letter« bezeichnet worden. 43) Königin, meiner Herrin, (2) sprich: (3) [B]otschaft des Urhitesˇsˇub, deines Dieners. Füßen meiner Herrin (5) in der Ferne (6) siebenmal und˘ siebenmal (7) falle ich nie(8) der. Meiner Herrin möge es wohl ergehen. (9) Die Götter mögen dich beschützen, (10) dich heil erhalten. (11) [Hie]r (12) [bei uns] ist alles (13) [seh]r gut. (14) Dort bei (15) meiner Herrin, was auch immer (16) gut ist, ein Wort (davon) (17) laß zu deinem Diener zurückkehren.
(1) Zur (4) Zu
39. 40. 41. 42. 43.
S. o. Anm. 32 zu diesem Ortsnamen. Mit CAT z. St. ist tdhl zu lesen. ˙ in dein Herz!«; vgl. dazu J.-L. Cunchillos, LAPO 9, 324 Anm. 19. Wörtlich: »setze nichts So I. Singer, Political History, 645. D. Pardee, Ugaritic Letters, 106 Anm. 144.
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2.8 Zwei Diener führen Klage bei ihrem Herrn (KTU 2.70 = RS 29.093) Keilschrifttafel des 13. oder 12. Jh. v. Chr. – Fundort: Ugarit, Residenzviertel östlich des Königspalastes. – Aufbewahrungsort: Aleppo, Nationalmuseum (M 8210 = A 6171). – Erstpublikation: A. Herdner, Lettre de deux serviteurs à leur maître, Ugaritica VII (1978) 75-78. – Weitere Bearbeitungen und Publikationen: M. Dietrich/O. Loretz, Der Brief KTU 2.70 (RS 29.93), UF 16 (1984) 63-68; D. Pardee, Ugaritic Letters, in: W. W. Hallo (ed.), The Context of Scripture III, Leiden 2002, 110 f.; P. Bordreuil/D. Pardee, Manuel d’Ougaritique II, Paris 2004, 88 f. no. 28.
Ein Dienerehepaar, welches wohl auf einem Landgut bzw. in einem Dorf außerhalb der Stadt Ugarit angestellt ist, informiert seinen in Ugarit wohnenden Herrn über einige aktuelle Vorgänge, wobei es Klage führt und seine Leistungen hervorhebt. (1) Zu
Ydrm, unserem Herrn, (2) sprich: (3) Botschaft von Pnht (4) und Yrmhd, (5) deiner ˙ ¯ (7) mögen dich beschütDiener. Und Wohlergehen sei (6) unserem Herrn. Die Götter zen, dich heil erhalten. (8) Zu Füßen unseres Herrn (9) zweimal siebenmal (10) in der Ferne fallen wir nieder. (11) Hier hat Bn2yn (12) Forderungen bei deiner Dienerin gestellt. (13) So sende ihm eine Botschaft und weise ihn zurück. 44) (14) Ich aber, der Handwerker, (15) habe (es) angenommen und habe vollendet (16) die Sache. 45) Und warum ist zurückgekehrt (17) Bn2yn (18-19) und hat zwei Sekel Silber von deiner Dienerin genommen? (20-22) Und was deine beiden Diener dort bei dir betrifft, sollst du ihnen fürwahr Nahrung geben. (23) Und so verlangt (es) (24) der Haushalt deiner Diener. (25-28) Und wenn dein Diener zu dir kommt, zu bezahlen (?), dann läßt er fürwahr (29) ein hpn-Gewand 46) ˘ für meinen Herrn herstellen. (30) Was auch immer sei, deinen Dienern (gib Bescheid!). 47)
2.9 Ein Brief an die Königin von Ugarit (KTU 2.82 = RIH 78/12) Keilschrifttafel vom Ende des 13. Jh. bzw. vom Beginn des 12. Jh. v. Chr. – Fundort: Ras Ibn Hani; Nordpalast, Raum 7. – Aufbewahrungsort: Damaskus, Nationalmuseum (DO 8506) – Erstpublikation: P. Bordreuil/A. Caquot, Les textes en cunéiformes alphabétiques découverts en 1978 à Ibn Hani, Syr. 57 (1980) 343-373, hier 359 f. – Photos: Syr. 57 (1980) 371 fig. 10; G. Galliano/Y. Calvet (éd.), Le royaume d’Ougarit. Aux origines de l’alphabet, Paris; Lyon 2004, 59 no. 49. – Übersetzungen und Bearbeitungen in Auswahl: D. Pardee, Ugaritic, AfO 31 (1984) 213-230, hier 221-223; ders., Ugaritic Letters, in: W. W. Hallo (ed.), The Context of Scripture III, Leiden 2002, 93. – Weitere Literatur: R. Hawley, Lettre de Ammishtamrou II (?) à »la reine, ma mère«, in: G. Galliano/Y. Calvet (éd.), Le royaume d’Ougarit. Aux origines de l’alphabet, Paris; Lyon 2004, 59 no. 49.
Es handelt sich um den einzigen innerfamiliären Brief, der im Palast von Ras Ibn Hani gefunden wurde. Auffälligerweise fehlt die Nennung des Absenders, ebenso ist die 44. 45. 46. 47.
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Vgl. D. Pardee, Ugaritic Letters, 110 Anm. 182. Vgl. G. del Olmo Lete/J. Sanmartín, Dictionary, 333 s. v. hbt und 349 s. v. hwt. Dazu S. Ribichini/P. Xella, La terminologia dei tessili nei testi di Ugarit, Rom 1985, 39. So mit J. Tropper, Grammatik, 903 § 97.33.
Briefe aus Syrien
Ergebenheitsformel nur in diesem Brief so belegt. Vielleicht erklären sich diese Besonderheiten mit der Eile, in der dieser Brief angesichts einer militärischen Bedrohung geschrieben wurde. (1) Zur
Königin, meiner Mutter, (2) meiner Herrin, (sprich): Zu deinen Füßen (3-5) falle ich nieder. Als du 2Akay gesandt hast, ist 2Abdmilku, der sˇ2tq, 48) entkommen. (6) Und das Herz deines Sohnes (7) soll fürwahr erkennen. Unverständlich. (8) Und was mich angeht, sechs Tage (9) habe ich gänzlich gekämpft. (10-12) Wenn aber 2Abdmilku nicht entkommen ist [ ]. (13-16) (Unübersetzbar.) (17-21) Irgendwie wird 2Abdmilku leben. Wenn er stirbt, dann werde ich kämpfen.
2.10 Anante¯nu an seinen Herrn Hidmiratu (RS 92.2010) ˘ Keilschrifttafel des 12. Jh. v. Chr. – Fundort: Ugarit, Haus des Urte¯nu. – Aufbewahrungsort: Damaskus, Nationalmuseum (DO 7801). – Erstpublikation: P. Bordreuil/D. Pardee, Lettres, in: M. Yon/D. Arnaud (éd.), Études Ougaritiques I. Travaux 1985-1995 (RSOu XIV), Paris 2001, 371-380, hier 375-379 no. 50; 386 fig. 33. – Weitere Übersetzung und Bearbeitung: P. Bordreuil/D. Pardee, Manuel d’Ougaritique II, Paris 2004, 91 f. no 30.
Ein nicht näher bekannter Anante¯nu bittet darum, daß sein Herr sein Haus nicht zerstöre. Ist damit seine Wohnstatt oder im übertragenen Sinn seine Familie gemeint? 49) Der Hintergrund für diese drohende Gefahr ist aus dem Brief nicht zu ersehen. Daß der Brief im Archiv des Urte¯nu gefunden wurde, läßt vielleicht darauf schließen, daß Urte¯nu um seine Vermittlung gebeten wurde. (1) Zu
Hidmiratu, (2) meinem Herrn, sprich: (3) Botschaft des Anante¯nu, (4) deines Die˘ Götter (5) mögen dich beschützen, dich heil erhalten! (6) Zu Füßen meines ners. Die Herrn (7) siebenmal und siebenmal (8) in der Ferne (9) falle ich nieder. Und hier (10) bei deinem Diener (11) geht es sehr gut. (12) Und was meinen Herrn angeht, (13) sein Wohlergehen (14) und das Wohlergehen (15) der Nikkaliya (16) und das Wohlergehen (17) seines Hauses und das Wohlergehen (18-19) dessen, der dein gütiges Wort hört, laß zurückkehren (20) zu deinem Diener. (21-24) Und, mein Herr, was das Haus seines Dieners angeht, nicht möge er das Haus seines Dieners vernichten mit seiner Hand.
2.11 Die Königin von Ugarit und Ilimilku an Urte¯nu (RS 94.2406) Keilschrifttafel des 12. Jh. v. Chr. – Fundort: Ugarit, Haus des Urte¯nu. – Aufbewahrungsort: Aleppo, Nationalmuseum. – Erstpublikation und Autographie: P. Bordreuil/D. Pardee, Manuel d’Ougaritique I, Paris 2004, 152, pl. XXXIV; II, Paris 2004, 92-94 no. 31. – Weitere Bearbeitungen in Auswahl: D. Pardee, Ugaritic Letters, in: W. W. Hallo (ed.), The Context of Scripture III, Leiden 2002, 102 f.; P. Bordreuil/D. Pardee, Ougarit – Adana, Ougarit – Damas: Voyage outremer, voyage outremont vers 1200 av. J.-C., in: M. Mazoyer/O. Casabonne (éd.), Antiquus Oriens. Mélanges offerts au Professeur René Lebrun I, Paris 2004, 115-124. 48. 49.
Ein Heiler bzw. Arzt. Vgl. die Diskussion bei P. Bordreuil/D. Pardee, Lettres, 378 f.
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Herbert Niehr
Es handelt sich um einen Doppelbrief, den die Königin von Ugarit (Z. 1-30) und Ilimilku (Z. 31-40) an den Beamten Urte¯nu sandten. Der Brief wurde in der Südstadt Ugarits im Haus des Urte¯nu gefunden. Bei der Interpretation des Briefes wurde vorgeschlagen, in der Königin die hethitische Prinzessin Ehli-Nikkal zu erblicken und ˘ ihre Reise nach Anatolien mit ihrem Aufbruch von Ugarit nach ihrer Scheidung vom König zu erklären.50) Der Zweitabsender, Ilimilku, dürfte wohl identisch sein mit dem Oberpriester Ilimilku, auf den u. a. die großen Erzählzyklen des Baal (KTU 1.1-6), des Kirta (KTU 1.14-16) und des Aqhatu (KTU 1.17-19) zurückgehen. Auch wenn im Brief der Titel des Ilimilku nicht genannt ist, so ist doch deutlich, daß es sich bei ihm um eine Vertrauensperson der Königin handelt. Des weiteren muß er einen hohen Rang bekleiden, da er Urte¯nu als »Bruder« anredet. (1) Botschaft
der Königin. (2) Zu Urte¯nu sprich: an dem Tag, da ich dieses Schreiben an dich abgebe, an diesem Tag 51) habe ich in Mlwm 52) (7) die Nacht verbracht, und morgen (8) (werde ich in) Adaniya 53) (die Nacht verbingen), am dritten (Tag) (9) (in) Sng˙r, 54) am vier[ten] (10) (in) Ung˙. 55) Und wisse es! 56) (11) Und, was dich betrifft, all dein Besitz [ ] (12) ordne an in deinem Namen [ ] (13-15) (Unübersetzbar.) (16) Und ein Haus [ ]. (17-20) (Nicht übersetzbar.) (21) Und was dich betrifft, aus deinem Mund (22) soll nicht herauskommen irgendetwas bis zur Ankunft von [ ]. (23) Und nach Ugarit werde ich senden [ ] (24) und ich werde hören. (25-30) (Die folgenden Zeilen sind nicht übersetzbar.) (31) Botschaft des Ilimilku. (32) Zu Urte ¯ nu, meinem Bruder, sprich: (33-34) Es möge dir wohl ergehen. Dementsprechend wie du mir gesan[dt] hast, daß ich dir schnell (eine Botschaft) sende: (35) Und siehe, was mich angeht, eine Botschaft 57) (36) sende ich 58) in Gegenwart der Königin. (37) Und was dich angeht, nimm das Haus für mich in Besitz. (38) Und wisse, daß auch die Königin weggegangen ist. 59) (39) Und was dich angeht, aus deinem Mund soll nichts herauskommen, (40) was auch immer in Ugarit sei. (3-6) Siehe,
50. 51. 52. 53. 54. 55. 56. 57. 58. 59.
286
So P. Bordreuil/D. Pardee, Ougarit – Adana, 119-121. Zu diesem Verständnis vgl. J. Tropper, Zehn neue Texte aus Ugarit, UF 36 (2004) 511-522, hier 511 f. Ortsname, dessen genaue Lokalisierung unsicher ist. Das heutige Adana; vgl. dazu G. F. del Monte/J. Tischler, Die Orts- und Gewässernamen der hethitischen Texte, RGTC 6, Wiesbaden 1978, 54. Das in hethitischen Texten zusammen mit Adana genannte Zunaharu; vgl. G. F. del Monte/ ˘ J. Tischler, RGTC 6, 518. Vielleicht das in RS 17.251,19 f. genannte Unuhu; vgl. dazu J. A. Belmonte Marín, RGTC 12/2, ˘ 324. D. h.: Jetzt bist du informiert. Mit P. Bordreuil/D. Pardee, Manuel d’Ougaritique II, 94 z.St. ist rgt zu rgm »Botschaft« zu verbessern. Mit P. Bordreuil/D. Pardee, Manuel d’Ougaritique II, 94 z.St. ist lik zu likt »sende ich« zu ergänzen. Mit P. Bordreuil/D. Pardee, Manuel d’Ougaritique II, 94 z.St. ist ysat zu lesen. ˙
Briefe aus Syrien
2.12 Nachricht von einer militärischen Niederlage (KTU 2.10 = RS 4.475) Keilschrifttafel des ausgehenden 13. oder 12. Jh. v. Chr. – Fundort: Ugarit, Haus des Oberpriesters, Raum 1. – Aufbewahrungsort: Aleppo, Nationalmuseum (M 3330 = A 2709). – Erstpublikation mit Autographie: E. Dhorme, Deux tablettes de Ras-Shamra de la campagne de 1932, Syr. 14 (1933) 229-237, hier 235 f. – Weitere Übersetzungen und Bearbeitungen: S. W. Ahl, Epistolary Texts from Ugarit, Brandeis 1973, 403-406; J.-L. Cunchillos, LAPO 9, 275-280; D. Pardee, Ugaritic Letters, in: W. W. Hallo (ed.), The Context of Scripture III, Leiden 2002, 107 f.; P. Bordreuil/D. Pardee, Manuel d’Ougaritique II, Paris 2004, 81 no. 21. (1) Botschaft
des Iwrdr. (2) Zu Plsy (3) sprich: möge dir wohl¯ergehen. (5) Von Trg ˙ ds (6) und von Klby (7-8) habe ich gehört, daß sie vollständig geschlagen wurden. Nun, (9-13) wenn sie nicht geschlagen sind, dann sende mir eine Botschaft. Die Hand der Götter ist dort so sehr stark wie der Tod. 60) (14) Wenn sie besiegt worden sind, (15) deine Antwort (16-18) und was auch immer du sonst dort hörst, lege es (19) in einen Brief an mich. (4) Es
2.13 Holz für einen Tempelbau (KTU 2.26 = RS 16.264) Keilschrifttafel des 13. oder 12. Jh. v. Chr. – Fundort: Ugarit, Königspalast, Raum 73. – Aufbewahrungsort: Damaskus, Nationalmuseum (DO 4338). – Erstpublikation: Ch. Virolleaud, PRU II (1957) 23 f. no. 10. – Weitere Bearbeitungen und Übersetzungen: S. W. Ahl, Epistolary Texts from Ugarit, Brandeis 1973, 424-428; J.-L. Cunchillos, LAPO 9, 315-319; D. Clemens, Sources for Ugaritic Ritual and Sacrifice, AOAT 284/1, Münster 2001, 205-211; D. Pardee, Ugaritic Letters, in: W. W. Hallo (ed.), The Context of Scripture III, Leiden 2002, 100 f.
Der Brief ist deshalb von besonderem Interesse, weil er einen Einblick in die Existenz eines Tempels außerhalb der Stadt Ugarit und seine Versorgung gewährt. Dabei ist deutlich, daß die Ausstattung der Tempel im Königreich Ugarit unter der Verfügungsgewalt des Königs steht. Die Orte, die das Holz für den Tempel liefern sollen, liegen alle in der Gegend von Lattakia, 61) insofern kann auch der Ort mit dem Tempel des Gottes Damalla in dieser Gegend lokalisiert werden. (1) Botschaft 62) (2) des
Königs. Hyil (sprich): (4) Warum sendest du mir (folgende Botschaft): (5) »Wie soll ich liefern ˙ (6) das Holz für den Tempel des Damalla?« 63) (7-8) Ich werde dir das Holz geben: (3) Zu
60.
61. 62. 63.
Zum Problem dieses Satzes vgl. D. M. Clemens, Sources, 181-187 und zur Übersetzung noch O. Loretz, Ägyptisierende, mesopotamisierende und ugaritisierende Interpretationen der Götter Môt und Eros in Canticum 8,6-7: »Die Liebe ist so stark wie Môt«, UF 36 (2004) 235-282, hier 262 f. Vgl. W. H. van Soldt, Topography, 88 f. Der im Keilschrifttext hier irrtümlich folgende Imperativ »sprich« muß hinter den Adressaten in Zeile 3 verschoben werden; vgl. CAT z.St. Name einer nahezu unbekannten Gottheit, die noch in KTU 1.81,20 und KTU 4.182,34 erwähnt ist.
287
Herbert Niehr (9-10) Vier
Stämme von Aru, 64) drei von Uburaya, 65) (13-14) und zwei von Mulukku 66) (15-16) und einen von Atallig. 67) (17-18) Und in Bezug auf das Holz sollst du eine Rechnung aufstellen. (19-21) Nuranu 68) belaste nicht. Bezahle du für sie 60 Silbersekel. 69) (11-12) und
2.14 Der Gouverneur an die Königin (RS 94.2479) Keilschrifttafel des ausgehenden 13. oder beginnenden 12. Jh. v. Chr. – Fundort: Ugarit, Haus des Urte¯nu. – Vorpublikation mit Autographie und Photo: P. Bordreuil/D. Pardee, Manuel d’Ougaritique II, Paris 2004, 94 f. no. 32. – Weitere Bearbeitung und Übersetzung: D. Pardee, Ugaritic Letters, in: W. W. Hallo (ed.), The Context of Scripture III, Leiden 2002, 107.
Der in diesem Brief nicht namentlich genannte Gouverneur berichtet im ersten Teil des Briefes an die Königin, daß im Königspalast alles in Ordnung sei. Der zweite Teil des Briefes stellt eine Lieferliste von Naturalien, die der Versorgung der Königin dienen, dar. (1) Zur
Königin, meiner Herrin, sprich: (2) Botschaft des Gouverneurs, deines Dieners. [F]üßen meiner Herrin falle ich nieder. (4) Meiner Herrin möge es wohl ergehen. (5) Siehe, hier im (6) Königspalast ist alles (7) gut. Dort (8) bei meiner Herrin, was auch immer (gut ist), (9-10) ein Wort (davon) möge sie zu ihrem Diener zurückkehren lassen. (11) Und siehe: 20 (12) [du ¯ ]du 70) Gerste (13) und 5 du¯du (14) gdl 71)Getreide, (15) und 5 du¯du n2r-Mehl, 72) (16) ein kaddu 73) Myrrhenöl, (17) ein kaddu Lampenöl, (18) ein kaddu Essig, (19) ein kaddu Olivenöl, (alles), (20) was zur Versorgung meiner Herrin ist, (21) übersende ich hiermit vollständig. 74) (3) Zu
64. 65. 66. 67. 68. 69. 70. 71. 72. 73. 74.
288
Ort südlich von Lattakia; vgl. J. A. Belmonte Marín, RGTC 12/2, 37 f. Ort in der Küstenebene von Lattakia; vgl. J. A. Belmonte Marín, RGTC 12/2, 303. Ort in der Küstenebene von Lattakia; vgl. J. A. Belmonte Marín, RGTC 12/2, 198 f. Ort in der Küstenebene von Lattakia; vgl. J. A. Belmonte Marín, RGTC 12/2, 45. Personenname. Vgl. zu den Zeilen 19-21 D. Pardee, Ugaritic Letters, 101 Anm. 106. Ein Hohlmaß; vgl. G. del Olmo Lete/J. Sanmartín, Dictionary, 265 f. s. v. dd (II). Eine Getreideart; vgl. G. del Olmo Lete/J. Sanmartín, Dictionary, 294 s. v. gdl (I). Eine Mehlsorte; vgl. G. del Olmo Lete/J. Sanmartín, Dictionary, 616 s. v. n2r (II). Ein Flüssigkeitsmaß; vgl. G. del Olmo Lete/J. Sanmartín, Dictionary, 429 f. s. v. kd (I). Zum Verständnis des Satzes vgl. J. Tropper, Texte, 512 f.
IV. Ägyptische Briefe
Briefe in das Jenseits Louise Gestermann Einen ungewöhnlichen und zugleich spannenden Einblick in die altägyptische Glaubens- und Gedankenwelt gewähren Briefe, die in das Jenseits geschrieben wurden. Unter dem Terminus »Briefe an Tote« (»Letters to the Dead«, »Lettres aux Morts«) wird in der Ägyptologie eine Gruppe von Texten zusammengefaßt, in denen sich lebende Personen an bereits Verstorbene, Angehörige oder ihnen aus anderen Gründen nahestehende Mitmenschen, wenden. Sie tun dies, um sich mitzuteilen, vor allem aber, um ein Anliegen vorzutragen und Abhilfe für erfahrene Schicksalsschläge oder Ungerechtigkeiten zu erlangen. Anmerkungen zu den Quellen: Insgesamt 16 solcher Briefe sind bislang bekanntgeworden 1). Ihre zeitliche Streuung zeigt an, daß es sich um einen gängigen, vielleicht sogar weit verbreiteten Brauch handelte. Es ist allerdings auch auffällig, daß die meisten Briefe aus der Zeit vom Ende des Alten Reiches bis in das Mittlere Reich hinein stammen (ca. 2000-1800 v. Chr.), nämlich insgesamt zwölf, in dieser Epoche also wahrscheinlich eine besondere Popularität dieser Praxis angenommen werden kann. Für einen weiteren Brief werden Datierungen zwischen dem Ende der 12. und der frühen 18. Dynastie diskutiert (Dok. g, 1800/1500 v. Chr.). Darüber hinaus kennen wir Exemplare aus der 19. Dynastie (Dok. k, ca. 1200 v. Chr.), dem späten Neuen Reich (Dok. p, ca. 1100 v. Chr.) sowie einen letzten Brief, der in der zweiten Hälfte des 7. Jhd.s v. Chr., also in der 26. Dynastie geschrieben wurde (Dok. l). Die meisten Briefe stammen aus ungesicherten archäologischen Kontexten, sind über den Kunsthandel zugänglich geworden (Dok. d, o und n) oder gelangten als Schenkung in die Museen (Dok. f und g). Gleichwohl ist von mehreren Briefen bekannt, aus welchen Orten oder Regionen sie kommen. Dabei ist zwar keine regionale Begrenzung aus1.
S. die Zusammenstellung am Ende. Bei einer Schale aus Moskau (A. H. Gardiner/K. Sethe, Egyptian Letters to the Dead mainly from the Old and Middle Kingdoms, London 1928, 27 f., wird die Zugehörigkeit zu einer Textgruppe »Briefe an Tote« unterschiedlich beurteilt, hier wegen des Inhalts aber abgelehnt. Bei den Texten auf Papyrus Neville, dem Ostrakon Gardiner 310 und der Stele Liverpool, die von M. Bommas, Zur Datierung einiger Briefe an die Toten, GöMisz 173 (1999) 53 mit Anm. 4 f., in Zusammenhang mit den »Briefen an Tote« erwähnt werden, handelt es sich um Göttergebete.
289
Louise Gestermann
zumachen, aber eine deutliche Konzentration auf Mittelägypten zu erkennen (Dok. a, i, j, b und c). Für drei Briefe ist eine Herkunft aus Saqqa¯ra sicher oder erschlossen (Dok. m, e, k), weitere stammen aus Theben (Dok. h, p und wahrscheinlich auch Dok. l). Von einigen Briefen ist bekannt, daß sie tatsächlich in Bestattungen gefunden wurden (Dok. m, i, j, a, b sowie der erst jüngst entdeckte Brief Dok. h). Allerdings haben auch diese Befunde, sofern sie überhaupt dokumentiert sind, nicht klären können, in welchem zeitlichen Verhältnis Grablegung und Bittstellung zueinander standen. Mit einiger Wahrscheinlichkeit wird man zu diesem Punkt aber keine grundsätzliche Aussage machen können und keine einheitliche Vorgehensweise annehmen dürfen. Es ist uns der Fall bekannt, daß die Niederlegung einer Schale mit zwei Briefen an Vater (Innenseite) und Mutter (Außenseite) des Schreibers mit der Grablegung vermutlich des Vaters einherging (Dok. a), sowie ein weiterer, in dem der Brief nach dessen eigener Aussage überhaupt erst drei Jahre nach dem Tod der Empfängerin niedergelegt wurde (Dok. k). Schließlich wird man bei einigen Briefen annehmen dürfen, daß sie ihre Adressaten nicht über dessen Bestattung, sondern über eine spätere Beisetzung erreichen sollten (z. B. Dok. j), oder daß die (zugängliche) Grabkapelle der Ort war, an dem der Kontakt mit den Verstorbenen aufgenommen wurde, wie es die Inhalte der Dok. m und n nahelegen könnten. Auch das Medium, das für die Briefe genutzt wurde, ist von unterschiedlicher Art. Zumeist finden wir die Briefe auf Keramik geschrieben (acht Exemplare), die möglicherweise auch auf Grund ihrer materiellen Eigenschaften am häufigsten erhalten geblieben ist. Bevorzugt griff man auf offene Schalen zurück, deren Verwendung eng an die Überreichung von Opfergaben geknüpft ist, s. a. die Berliner Schale (Dok. d) mit einer Opferformel am Beginn des Briefes, wenngleich sie für diese Texte untypisch ist. In der Regel wird die Außenseite beschriftet (Dok. g, e mit zwei Kol. auf der Innenseite), in einigen Fällen aber auch die Innenseite (Dok. d). Mit der Schale aus Qa¯w al-kabı¯r (Dok. a) werden uns gleich zwei Briefe, einer an die Mutter (auf der Außenseite) und ein weiterer gleichen Inhalts an den Vater (auf der Innenseite), zur Kenntnis gebracht. Daneben haben wir ein einzelnes, bereits aus dem Alten Reich stammendes Exemplar auf Leinwand (Dok. m) und Briefe aus der Ersten Zwischenzeit (Dok. i und j), der 19. Dynastie (Dok. k) und der Spätzeit (Dok. l) auf Papyri. Weitere Textträger sind eine Statuette aus dem Mittleren Reich (Dok. o), des weiteren eine Stele aus der Ersten Zwischenzeit (Dok. n) und ein Ostrakon aus dem späten Neuen Reich (Dok. p). Die Gedankenwelt der Briefe: Die Briefe, die an verstorbene Angehörige oder andere ehemals vertraute Mitmenschen gerichtet wurden, sind durch ihre Bezüge auf die eigene Biographie für sich genommen sehr persönliche Dokumente und Zeugnisse eines persönlichen, privaten Glaubens. Die Briefe spiegeln zugleich aber eine Weltsicht wider, die uns auch in den offiziellen Quellen zum altägyptischen Totenglauben begegnet. Die Briefe mit den ihnen zugrundeliegenden Überzeugungen hinsichtlich ihrer Wirksamkeit sind also diesen theologisch fundierten Konzepten zur Seite zu stellen. Hier wie dort begegnet uns die Überzeugung, daß der Mensch zwar den physischen Tod erleidet, mit diesem aber keine Nicht-Existenz einhergeht, sondern der Tod das Durchgangsstadium in eine andere Welt darstellt. Der Verstorbene kann 290
Briefe in das Jenseits
und wird den Tod überwinden und zu einer ewigen, glücklichen Existenz gelangen. Wir können hier außer acht lassen, daß diverse Hürden gedacht sind, die es auf diesem Weg zu bewältigen gilt, und daß dieses Jenseits in sehr unterschiedlichen Vorstellungen Gestalt annehmen und die Existenz dort auf verschiedene Weise gedacht sein konnte. Die Anlehnung eines Bildes der jenseitigen Welt an irdische Erfahrungen und Wünsche ist allerdings – gerade für die früheren Epochen des Alten und Mittleren Reiches – offensichtlich. So wird dem Verstorbenen z. B. uneingeschränkte Bewegungsfreiheit zugesprochen ebenso wie er (begründet in den ursprünglich dem königlichen Gebrauch vorbehaltenen ältesten funerären Texten) unbeschränkte Mächtigkeit im Jenseits besaß. So wie das Jenseits im weitesten Sinn als eine Art Gegenwelt zum diesseitigen Leben verstanden wird, so ist auch eine Kommunikation zwischen Diesseits und Jenseits, zwischen Lebenden und bereits Verstorbenen grundsätzlich möglich bzw. wird als möglich angesehen. Der Ort, der am ehesten und besten dazu geeignet ist, Kontakt zu den Verstorbenen aufzunehmen, ist das Grab. Dies geschieht beim Totenkult und im Rahmen von Totenfesten, wenn die Lebenden für die Verstorbenen Opfer niederlegen oder Texte rezitieren und ihrer gedenken, damit für ihr geistiges und leibliches Wohl(befinden) sorgen. Dies geschieht in ähnlicher Weise auch mit den Briefen, von denen der Schreiber als selbstverständlich voraussetzt, daß sie den Adressaten erreichen. Wie eng beide Bereiche miteinander verknüpft sind, zeigt ein Brief aus dem (frühen) Mittleren Reich (Dok. f). 2) Ausgestattet mit den Mächten des Jenseits, wird den Verstorbenen aber auch wie selbstverständlich zugeschrieben, daß sie – im Guten wie im Bösen – Einfluß auf das diesseitige Leben nehmen können. Das Verhältnis zu den eigenen Toten war infolgedessen ambivalent. Davon zeugen die Aussagen in diversen Texten. Einige Texte äußern sich sehr ausführlich zu dem spannungsreichen, rituell zu bewältigenden Umgang mit Verstorbenen, 3) kurz und prägnant faßt die »Loyalistische Lehre« aus dem Mittleren Reich die Zweckdienlichkeit guten Verhaltens gegenüber den Verstorbenen – hier in Zusammenhang mit Totenopfern – in der Bemerkung zusammen: »Nützlicher ist es für den, der es tut, als für denjenigen, für den es getan wird, (denn) der hilfreiche Tote ist es, der den beschützt, der (noch) auf der Erde ist.« 4) Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, daß die »Briefe an Tote« auf die Besänftigung der Verstorbenen und die Fürsprache und die Unterstützung durch sie in Belangen des diesseitigen Lebens gleichermaßen abzielen. Die Formulierungen in den Briefen sind dabei individuell auf das jeweilige Problem abgestimmt, folgen also – behält man die Gesamtheit der Briefe im Auge – keinem allzu festgelegten Schema. 2. 3.
4.
Mitunter sind die Anspielungen aber auch recht versteckt, wie auf der Stele Dok. n. Dort wird ein kurzer Abschnitt aus Spruch 314 der Sargtexte zitiert, dem späteren Kapitel 1 des Totenbuches. Zu den Sprüchen 38-41 der Sargtexte, einem Gespräch zwischen (verstorbenem) Vater und (auf Erden weilendem) Sohn, vgl. A. de Jong, Coffin Texts Spell 38: The Case of the Father and the Son, SAK 21 (1994) 141-157, s. a. E. F. Wente, A misplaced Letter to the Dead, OLP 6/ 7 (1975/76) 599. J. Assmann, Tod und Jenseits im Alten Ägypten, München 2001, 185, zu weiteren Texten, in denen Parallelen zu diesem Gedankengut gesehen werden können. G. Posener, L’Enseignement Loyaliste. Sagesse Egyptienne du Moyen Empire, Genf 1976, 139, § 14, 11/12.
291
Louise Gestermann
In einem Teil der Briefe wird (männlichen wie weiblichen) Verstorbenen (»Dämonen«) unterstellt, daß sie negativen Einfluß auf die irdischen Geschehnisse genommen und so diesseitiges Unglück provoziert hätten (Dok. i, j, a, b (?) und f) – eine Vorstellung im übrigen, die uns aus den medizinischen Texten des alten Ägypten vertraut ist, in denen immer wieder »Dämonen« als Verursacher von Krankheiten genannt sind. Bisweilen wird aber auch der Verstorbene, der den Brief empfangen soll, selbst als möglicher Verursacher angesprochen (Dok. d, k). Nur rhetorisch fragend, weil ernsthaft nicht angenommen, ist dies auch in Dok. a der Fall, in dem sich der Bittsteller in zwei Briefen an Vater und Mutter wendet. In manchen Briefen ist allerdings nicht auszuschließen, daß die Verursacher noch leben. Dok. m könnte eine solche Situation vermitteln, ebenso Dok. j, doch wird die Situation, die diesen beiden Briefen zugrundeliegen könnte, unterschiedlich beurteilt. Und schließlich findet sich in den Briefen mitunter gar kein Hinweis auf einen Verursacher (Dok. c, g, o und n). Die Briefe zielen auf eine positive Beeinflussung dieser aus dem Jenseits heraus wirkenden Kräfte bzw. darauf, daß es dem Verstorbenen gelingt, sich gegen diese Kräfte durchzusetzen. Die Verstorbenen, die dem Bittsteller wohlgesonnen sind, sollen ihrerseits Wirksamkeit entfalten und Abhilfe schaffen. Je nachdem, wie die jeweilige Situation empfunden wurde, konnte der Appell direkt an den Verstorbenen gerichtet sein, der sein übles Tun einstellen möge, oder aber er wird aufgefordert, tätig zu werden und in die Belange der Lebenden einzugreifen und ihre Probleme zu lösen. Der Mann einer Briefschreiberin etwa (Dok. g) wird aufgefordert, seinen Vater im Jenseits aufzuwecken und sich mit ihm bzw. mit seinen Vorfahren, seinen Brüdern und Freunden gegen die Verantwortlichen zu erheben und der Bittstellerin zu ihrem Recht zu verhelfen. Es wird also unterstellt, daß die Verstorbenen mächtig genug waren, Mächtigkeit besaßen, und zwar nicht nur im Reich der Toten, sondern auch für die und über die Lebenden. Obgleich also die Beziehung zwischen Lebenden und Verstorbenen eine von Furcht geprägte sein konnte, unterlassen es die Schreiber in ihren Briefen bisweilen nicht, auch auf den Nutzen der Lebenden für die Verstorbenen hinzuweisen. Die Lebenden sind es, die Fürsorge für den Verstorbenen und seinen Totenkult tragen, und das macht z. B. Schepsi in dem Brief an seine Mutter (Dok. a) unmißverständlich klar, wenn er sie fragt, wer denn nun für sie »Wasser ausgießen wird«, d. h. Opferhandlungen vornehmen wird (s. a. Dok. e und n). Die Terminologie, mit der eine Klärung zwischen Bittsteller und den Verursachern seiner Notlage oder seines Leides erreicht werden soll, ist dem juristischen Bereich entlehnt (z. B. in Dok. m, c, a, innen, im weiteren Sinn auch Dok. i, f und b). Dem gegenüber ist die Anrufung eines jenseitigen Gerichts oder einer jenseitigen Instanz nicht immer so deutlich wie in Dok. k, zudem ein Dokument des Neuen Reiches, und wird infolgedessen kontrovers diskutiert. Für die briefliche Bitte und Hinwendung ist das Verhältnis der Briefschreiber zu den ehemals Vertrauten wichtig und der Status, den sie nun, nach ihrem Tod innehaben. Entsprechend dieser Konstellation erfolgt die Nennung von Göttern in den Briefen nur selten und niemals, um von ihnen Unterstützung oder Rechtfertigung zu erlangen. Göttern wird in den Briefen eine andere Rolle zugewiesen. Wenn sie erwähnt 292
Briefe in das Jenseits
sind, dann u. a. in Wünschen des Lebenden an den Verstorbenen (Dok. m, d und f, letztlich auch Dok. d), oder sie sind als diejenigen genannt, die den Verstorbenen belohnen werden, wenn er die Bitte des Schreibers beachtet und erfüllt hat (Dok. c). Wenn die »Briefe an Tote« im wesentlichen als ein Phänomen der Zeit vom späten Alten bis zum Ende des Mittleren Reiches anzusehen sind, so mag dies wohl auch darauf zurückzuführen sein, daß spätere Zeiten die persönliche Hinwendung an Götter in Form schriftlich niedergelegter Gebete (o. ä.) kannten und somit neue Praktiken in Gebrauch kamen. Ungeachtet dessen ist jedoch davon auszugehen, daß die Briefe in das Jenseits einen Glauben repräsentieren, der in Ägypten über die Zeiten hinweg Bestand hatte. Das Formular der Briefe: Die Briefe in das Jenseits besitzen zwar kein festes Formular 5), zeigen aber einen bestimmten Aufbau und auch Übereinstimmungen im Vokabular, was sich schon allein aus der Art der Texte selbst erklärt. Die Nutzung dieses »Formulars« ist allerdings dennoch recht individuell, so daß man von einer deutlichen Varianz beim Aufbau der Briefe und bei der Ausformulierung der einzelnen Elemente auszugehen hat. Schon die Einleitung der Briefe kann unterschiedlich ausgestaltet sein, beinhaltet in der Regel die Nennung von Absender und Adressat, verzichtet mitunter aber auch darauf (Dok. d mit einer einleitenden Opferformel, Dok. f mit einem einleitenden Anruf an den Verstorbenen und Dok. o). Nicht immer sind Schreiber und Empfänger des Briefes namentlich genannt oder aber ihre Beziehung zueinander kenntlich gemacht. Recht häufig finden wir die Floskel »X ist es, der/die zu Y spricht« (Dok. m, Dok. a, innen und außen, Dok. b, ähnlich auch Dok. j), mitunter lehnt sich der Schreiber auch an die Einleitungsformel weltlicher Briefe an (»Mitteilung von X (an Y)«, Dok. n und eventuell auch Dok. g). Daneben finden sich aber auch andere Formulierungen, mit denen ein Brief eröffnet wird. Die einleitende Anrede an den Verstorbenen wird bisweilen mit einer Begrüßung des Verstorbenen und Fragen nach seinem Befinden oder guten Wünschen verbunden, bei denen man mitunter auch auf Formulierungen aus der funerären Literatur zurückgriff (Dok. m, n und f). Der Hauptteil des Briefes wird bisweilen von zwei Floskeln eingeleitet, nämlich ı32nw »Gib acht!« (Dok. j und b) 6) und tnw-r3 (pw) nw »Die(se) mündliche Mitteilung ¯ lautet folgendermaßen, …« (Dok. m, a, und c). Mit diesen Ausdrücken fordert der 5.
6.
Dazu auch W. K. Simpson, The Letter to the Dead from the Tomb of Meru (N 3737) at Nag2 ed-Deir, JEA 52 (1966) 42 ff.; G. Fecht, Der Totenbrief von Nag2 ed-Deir, MDAIK 24 (1969) 110 ff.; M. O’Donoghue, The »Letters to the Dead« and Ancient Egyptian Religion, BACE 10 (1999) 91. Diese Bedeutung wird bereits von B. Gunn, JEA 16 (1930) 151, in seiner Rezension zu A. H. Gardiner/K. Sethe, Egyptian Letters to the Dead mainly from the Old and Middle Kingdoms, London 1928, vorgeschlagen, und ist inzwischen weitgehend akzeptiert, vgl. z. B. W. K. Simpson, The Letter to the Dead from the Tomb of Meru (N 3737) at Nag2 ed-Deir, JEA 52 (1966) 41, G. Fecht, Der Totenbrief von Nag2 ed-Deir, MDAIK 24 (1969) 107, und nun auch J. Assmann, Altägyptische Totenliturgien 1. Totenliturgien in den Sargtexten des Mittleren Reiches, Supplemente zu den Schriften der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-historische Klasse, Heidelberg 2002, 282.
293
Louise Gestermann
Schreiber des Briefes noch einmal die ganze Aufmerksamkeit des Empfängers ein, bevor er sich dem eigentlichen Zweck seines Schreibens zuwendet. Die Formulierung tnw-r3 (pw) nw ist stets mit dem Rückgriff auf ein Ereignis verbunden, das noch zu ¯ Lebzeiten des nun Verstorbenen stattfand und an dem er teilhatte (Dok. m und a), bzw. mit einem Ausspruch, auf den sich der Schreiber beruft (Dok. c). 7) Dieser Rückgriff soll ihn ohne Zweifel an bestimmte Absprachen erinnern und wohl auch die gute Beziehung zwischen Briefschreiber und Verstorbenem betonen, die für die Erfüllung des vorzutragenden Anliegens vorauszusetzen ist. Es folgt die mehr oder weniger ausführliche Beschreibung der Situation, die dem Absender des Briefes Schwierigkeiten bereitet, und die Bitte, sich für den Schreiber und seine Belange einzusetzen und damit seiner Notlage gleich welcher Art ein Ende zu bereiten. Beides, die Schilderung der schwierigen Situation und die Bitte um Abhilfe, müssen im Text nicht klar voneinander getrennt sein, sondern werden häufig vermischt. Gern wird an das Ende des Briefes ein Satz angefügt, mit dem die Dringlichkeit nochmals hervorgehoben wird, der aber unterschiedliche Intentionen hat und ganz verschieden ausfallen kann (z. B. »Gut wäre es, wenn Du hörtest!« in Dok. e, »Sei gnädig, sei gnädig! Und alle Götter von Tw-wr [d. i. Abydos ?] werden Dir gnädig sein!« in ¯ Dok. d). Was allen Briefen gemeinsam ist, ist ihre Abfassung in hieratischer Schrift. Nicht außer acht zu lassen ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, daß nur ein Bruchteil der ägyptischen Bevölkerung des Schreibens (und Lesens) mächtig gewesen ist. Die Briefe müssen also nicht in jedem Fall von den Absendern selbst geschrieben worden sein, so wie wir es von Buteh-Amun annehmen können (Dok. p). 8) Aus den Inhalten: Von ihrer sprachlichen Abfassung her betrachtet wie auch interpretatorisch stellen die Briefe in das Jenseits eine echte Herausforderung dar, und in beiderlei Hinsicht ist die Bearbeitung der Texte und ist die Auseinandersetzung mit ihnen noch keinesfalls als abgeschlossen anzusehen. Dies gilt es bei jeder Darstellung zu diesen Briefen im Auge zu behalten, ebenso bei den jeweils vorgeschlagenen Übersetzungen. Ein Grund für die teilweise recht deutlich voneinander abweichenden Aussagen zum Inhalt einzelner Texte ist die Tatsache, daß sich der Bittsteller mit seinem Brief an eine ihm zu ihren Lebzeiten vertraute Person wandte. Zumeist ist das Schreiben an einen Elternteil (Dok. c, a, j (?), m und o) oder den verstorbenen Ehepartner (Dok. e, d, b, k, m, p, n und l) gerichtet (Dok. i, f und g bleiben hinsichtlich des Adressaten undeutlich). Grundsätzlich ist also von einer (sehr) engen Beziehung zwischen Schreiber des Briefes und Adressat auszugehen. Wenn der Schreiber auf Verhältnisse, Zusammenhänge und Ereignisse Bezug nimmt, so sind diese beiden Parteien gleichermaßen gegenwärtig, und da es sich bei dem Brief um ein privates und kein offi7. 8.
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S. a. »This is an oral reminder« bei A. H. Gardiner/K. Sethe, Egyptian Letters to the Dead mainly from the Old and Middle Kingdoms, London 1928, passim und S. 14; dazu B. Gunn, JEA 16 (1930) 148. P. J. Frandsen, The letter to Ikhtay’s coffin: o.Louvre Inv. No. 698, R. J. Demarée/A. Egberts (ed.), Village voices: proceedings of the symposium »Texts from Deir el-Medîna and their interpretation«, Leiden, May 31 – June 1, 1991, CNWS Publications No. 13, Leiden 1992, 31-49 (S. 38 mit Anm. 31).
Briefe in das Jenseits
zielles oder amtliches Dokument handelt, bedarf es auch keiner weiteren Ausführungen. Für den heutigen Leser kann diese Knappheit mit fehlender Eindeutigkeit des Textes einhergehen, der infolgedessen häufig genug nicht nur eine Möglichkeit der Übersetzung zuläßt. Hinzu kommen nicht unerhebliche lexikographische Unsicherheiten, die den inhaltlichen Zugang zu den Briefen zusätzlich erschweren können. 9)
1. Bitten für die Beseitigung persönlichen Unglücks Die Briefe in das Jenseits wurden geschrieben, weil bei den Lebenden Probleme auftraten, doch mitunter bleibt der Schreiber bei der Benennung des Unglücks, das ihn selbst oder Angehörige seiner Familie oder seines Haushalts ereilt hat, recht vage und beschreibt die Schwierigkeiten nicht genauer. Beispiele für solche Briefe, die aus einer persönlichen, nicht näher bezeichneten Notlage heraus geschrieben wurden, kennen wir aus unterschiedlichen Zeiten (Dok. i, d, f, k, p). Aus vier von ihnen sei im folgenden zitiert. Ein Brief, der zwischen dem späten Alten Reich und dem Ende der Ersten Zwischenzeit entstanden ist, enthält einen Appell an den Vater (oder Großvater) nicht näher bezeichneter Kinder, für diese einzutreten (Dok. i). Der Vorfahr soll die mißliche Situation der Kinder mildern, indem er gegen die Verursacher des Unglücks, die nur ganz allgemein als »dieser Tote« und »diese Tote« benannt sind, vorgeht. Worin das Ungemach der Kinder besteht, ist dem Brief letztlich nicht zu entnehmen, auch wird nicht deutlich, ob sich ein Sohn an den verstorbenen Vater wendet. »(1) Ein Schreiben an Hotep-neb-i’s Sohn Pepi-seneb: (2) Ist es wirklich so, daß Du dieses Unglück gesehen hast? Ihr [d. s. die Verstorbenen] seid dort, und schließlich ist (auch) Deine Trefflichkeit (3) dort bei Dir. Sei Deinen Kindern wohlgefällig! Mögest Du wahrlich (4) diesen Toten und diese Tote ergreifen, damit sie beide (männlicher wie weibliche Tote) seine [d. i. des Schreibers] Angelegenheit nicht (mehr) sehen können, denn es gibt keinen, (5) der gegen Euch dort seine Stimme erheben könnte.« In einem Brief auch noch aus der Zeit vor der 12. Dynastie wendet sich möglicherweise ein Witwer an seine Frau wegen Schwierigkeiten, die gleichfalls nicht näher benannt werden (Dok. d). Auf der Innenseite der flachen Schale ist in der Mitte neben den beiden konzentrisch angebrachten Inschriftenreihen die einfache Zeichnung von Kopf und Oberkörper einer Frau wiedergegeben, mit der sicher die Verstorbene angesprochen werden sollte. Der Brief beginnt, was ungewöhnlich ist, mit einer Opferformel für Osiris und Anubis und der Bitte um ein Totenopfer für die Verstorbene, deren Name sich nur teilweise erhalten hat, bevor der Schreiber fortfährt:
9.
Jeder der Briefe, aus denen im folgenden zitiert wird, beinhaltet diverse grammatikalische und inhaltliche Schwierigkeiten oder Unsicherheiten, bei denen nach wie vor Diskussionsbedarf besteht, so daß ungeachtet der hier vorgenommenen Bewertung der Briefinhalte andere Interpretationen nicht grundsätzlich abzulehnen sind. Abweichende Deutungen erschließen sich über die Angaben zu den Quellen am Ende.
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Louise Gestermann
»(1) … Du wurdest hierher zur Stadt der Ewigkeit gebracht, ohne daß es etwas gibt, daß Dich gegen mich aufbringen könnte. Wenn es so ist, daß diese (Schicksals-)Schläge mit Deinem Wissen gemacht werden – Siehe, das Haus im Besitz Deiner Kinder leidet wahrhaftig Mangel. (2) Wenn es so ist, daß (sie) gegen Deinen Willen getan werden – Groß ist Dein Vater (in) der Nekropole. Wenn eine Anklage in Dir steckt – Vergiß sie um Deiner Kinder willen! Sei gnädig, sei gnädig! Und alle Götter von Tw-wr [d. i. Aby¯ dos ?] werden Dir gnädig sein!« Die Verknüpfung von Wünschen für den Verstorbenen aus dem Repertoire der offiziellen funerären Literatur mit einer persönlichen Bitte zeigt ein weiterer Brief, der aus dem Mittleren Reich stammt (Dok. f). Das Verhältnis von Absender und Adressat des Briefes läßt sich aus den Zeilen ebenso wenig erkennen wie die Schwierigkeiten, um die es geht. »(1) O Mereri, den Merti geboren hat, (2) möge Dir Osiris, der Erste der Westlichen, Millionen von Jahren gewähren, (3) Dir der Windhauch an Deine Nase gegeben (4) und Brot und Bier an der Seite der Hathor, der Herrin des Horizontes, dargebracht werden! (5) Dein Befinden sei wie das eines Lebenden, millionenfach, (6) auf Befehl der Götter hin, die im Himmel und auf der Erde sind. (7) Mögest Du den (männlichen wie weiblichen) Feinden und den (männlichen wie weiblichen) Bösartigen gegen Euer Haus, gegen Deinen Bruder, gegen Deine Mutter [ ] für ihren trefflichen Sohn Mereri ein Ende bereiten. (8) (Denn) so wie Du ein Trefflicher auf der Erde warst, bist Du (nun) ein Trefflicher in der Nekropole. (9) Ein Totenopfer ist für Dich (ausgerichtet), (10) bereitet wird Dir ein Haker-Fest, (11) bereitet wird Dir ein Wag-Fest, (12) und auf den Opfertisch des Ersten der Westlichen werden Dir Brot und Bier dargebracht. (13) Mögest Du in der Nachtbarke stromab fahren (14) (und) in der Tagesbarke stromauf! (15) Möge Dir Rechtfertigung an der Seite eines jeden Gottes gegeben sein! (16) Sei für Dich ein Günstling unter meinen (männlichen und weiblichen) Verstorbenen! (17) Du weißt, daß er zu mir gesagt hat: (18) ›Ich werde über Dich und Deine Kinder berichten!‹ (19) Berichte doch darüber, (denn) Du bist ja an der Stätte der Rechtfertigung.« Von einem Papyrus, der an eine Frauenstatuette angebunden war, stammen die folgenden Zeilen, die ein Witwer in der 19. Dynastie an seine Frau richtete (Dok. k). Sie war bereits drei Jahre zuvor verstorben. Wie aus seinem Brief hervorgeht, führt der Mann seine augenblickliche schlechte Lebenssituation und persönliche Notlage, die nicht näher beschrieben wird, auf seine Frau und ihr Wirken im und aus dem Jenseits zurück. Im ersten Teil des Briefes bringt der Schreiber sein Unverständnis darüber zum Ausdruck, warum seine Frau ihm überhaupt etwas Schlechtes antun könne: »(1) Für den trefflichen Ach der Anch-iri: Was hast Du mir Übles angetan, (2) daß mein Dasein in diesem schlechten Zustand ist, in dem ich (nun) bin? Was habe ich Dir angetan, daß (3) Du Dich gegen mich wenden mußt, wo ich Dir nichts Schlechtes angetan habe, während ich (4) als Ehemann bis heute bei Dir war? Was habe ich Dir angetan, daß ich mich verstecken muß? (5) Was habe ich Dir angetan, daß ich Anklage gegen Dich erheben muß? Was habe ich Dir angetan, (6) daß ich mit Dir in Anwesenheit der Neunheit des Westens mit den Worten meines Mundes streiten muß (7) und man Dich und 296
Briefe in das Jenseits
diese Schrift richten wird, denn (mein) Wort ist zusammen mit dem, schrieben wurde. Was habe ich Dir angetan?«
(8) weswegen
ge-
An dieser Stelle des Briefes ist ein gedanklicher Einschnitt zu machen, denn im folgenden geht es dem Witwer darum, sein gutes Verhalten seiner Frau gegenüber zu Lebzeiten, dann aber auch in Zusammenhang mit ihrem Tod festzuhalten. Er tut dies nach eigenen Worten, da seiner Frau dies entfallen zu sein scheint. Zunächst gibt er eher allgemeine Beispiele für sein Wohlverhalten, ruft dann aber seiner verstorbenen Frau bestimmte, ausgewählte Begebenheiten aus ihrem gemeinsamen Leben in Erinnerung, die zusätzlich bekunden sollen, wie zuvorkommend und liebevoll er sie behandelt habe. Auch dazwischen finden sich wieder allgemeinere Formulierungen. »Ich habe Dich zu meiner Frau gemacht, als ich jung war und blieb bei Dir, und auch, als ich (9) in allen (meinen) Ämtern aufstieg, blieb ich bei Dir und habe (Dich) nicht verlassen. Ich habe verhindert, daß (10) Dein Herz mit mir streiten muß, und so, wie ich es getan habe, als ich jung war, so habe ich es in allen meinen großen Ämtern (11) für Pharao, er möge leben, heil und gesund sein, getan, habe Dich nicht verlassen, sondern gesagt: ›Sie soll bei mir sein!‹ So sprach ich. Niemanden, der (12) in Deiner Gegenwart zu mir kam, habe ich auf Deine Kosten empfangen, sondern habe gesagt: ›Ich werde (13) nach Deinem Wunsch handeln!‹ Du jedoch verhinderst, daß es meinem Herzen gut geht, also werde ich (14) mit Dir streiten, und man wird Schlechtes von Gutem trennen. Siehe doch, als ich (15) die senen-Truppen für das Heer Pharaos, er möge leben, heil und gesund sein, und seine Wagenkämpfer unterrichtete, (16) habe ich veranlaßt, daß diese kommen, um sich vor Dir auf ihre Bäuche zu werfen und (17) alle schönen Dinge bringen, um sie vor Dir niederzulegen. Ich habe keine Angelegenheiten vor Dir zu (18) Deinen Lebzeiten verheimlicht. Ich habe vermieden, daß Du wegen irgend etwas, das ich (19) in der Art eines Herrn mit Dir getan hätte, Übel hättest ertragen müssen. Du hast (es) nicht bei mir erlebt, daß ich (20) Dich in der Art eines Feldarbeiters mißachtet und ein fremdes Haus betreten hätte. Ich habe (21) (mich) nicht so benommen, daß ich (wegen) irgend etwas, das ich mit Dir gemacht hätte, Tadel verdienen würde, (auch nicht), als man mich in die Stellung gab, in der ich nun bin, (22) und ich so geworden bin, daß ich das Herausgehen, wie es (sonst) meine Art war, nicht (mehr) kenne, und ich so geworden bin (23) und das getan habe, wie es die Art von jemandem ist, wenn er mein (?) Salböl und (24) das Brot sowie meine (?) Kleidung niederlegt und es Dir gebracht wird. 10) Ich habe (25) es an keiner anderen Stelle niedergelegt, sondern gesagt: ›Diese Frau soll [bei mir] sein!‹, so sprach ich und (26) mißachtete Dich nicht. Du jedoch kannst das Gute, das ich an Dir getan habe, nicht erkennen, (27) so daß ich Dir schreiben muß, um Dich verstehen zu lassen, was Du anrichtest. Und als Du (28) an der Krankheit, die Du gehabt hast, erkrankt bist, habe ich einen Oberarzt holen lassen, und er war um (29) Dein Befinden bemüht und tat das, von dem Du sagtest: ›Tue es!‹. Und als ich Pharao, er möge leben, heil und gesund sein, (30) auf seinem Zug in den Süden folgte 10.
Den vorangehenden wie auch den folgenden Abschnitt möchte ich auf die Wahl von Anch-iri zur Ehefrau des Briefschreibers beziehen, vgl. die Anmerkungen bei A. H. Gardiner/K. Sethe, Egyptian Letters to the Dead mainly from the Old and Middle Kingdoms, London 1928, 24 zu VI 23.
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und dieser Zustand [d. i. der Tod] Dich ereilte, verbrachte ich diese Zeit (31) von acht Monaten, indem ich in der Art eines Mannes weder aß noch trank. Und als (32) ich Memphis erreichte und von Pharao, er möge leben, heil und gesund sein, erbeten hatte, daß ich dorthin gehen könne, (33) wo Du bist, da weinte ich sehr zusammen mit den Leuten vor meiner (34) Unterkunft (?), gab oberägyptisches Tuch, um Dich zu umwikkeln, und veranlaßte, daß man (35) zahlreiche Stoffhüllen anlegte und unterließ nichts Gutes, um zu verhindern, daß es für Dich getan wird. Nun habe ich (36) bis heute drei Jahre verbracht, indem ich stillhalte und in kein fremdes Haus eingetreten bin, auch wenn es nicht so bestimmt ist, daß ich in dieser (37) Weise handle. Ich mache es doch um deinetwillen so. Du jedoch weißt nicht Gutes von Schlechtem zu trennen, (38) also wird man zwischen Dir und mir entscheiden. Dabei bin ich doch keiner der Schwestern im Haus zu nahe getreten.« Aus dem Ende des Neuen Reiches stammt der Brief des Buteh-Amun, den dieser an seine verstorbene Frau Achtai richtete (Dok. p). Der Brief weist mehrere Besonderheiten auf. Dazu gehört, daß in dem Brief zunächst der Sarg angerufen wird, in dem Achtai ruht (Z. 1 ff.), bevor sich Buteh-Amun direkt an seine Frau wendet, des weiteren die Verwendung von Verspunkten, mit denen der Text formal gegliedert ist. Wenngleich weite Passagen des Briefes wegen der Zerstörungen unverständlich bleiben, wird doch klar, daß der Brief nicht nur Zeugnis der Trauer des Witwers, sondern auch der Bezichtigung ist, ungerecht behandelt worden zu sein. So klagt ButehAmun in seinem Anruf an den Sarg darüber, daß ihm seine Frau nicht antwortet, so wie es andere Angehörige getan haben (Z. 7 ff.). Zugleich enthält der Brief die Klage über die Undankbarkeit seiner Frau (Z. 9 ff.) und die Beteuerung, seiner Frau zu ihren Lebzeiten keine Ungerechtigkeit angetan zu haben (Z. 18 ff.).
2. Bitten bei Streitigkeiten um Besitz und Erbschaft In anderen Briefen ist das Unglück, mit dem der Schreiber konfrontiert ist, mehr oder weniger ausführlich beschrieben bzw. läßt sich mit einiger Wahrscheinlichkeit aus dem Mitgeteilten erschließen. Dabei ist für manche Schreiber die Ungerechtigkeit, die sie erfahren, oder die mißliche Lage, in die sie geraten sind, direkt mit dem Empfänger des Briefes und dessen Ableben verbunden: Durch Umstände, die zumeist nicht allzu deutlich ausgeführt werden, ist es nach dem Todesfall zum Verlust des tatsächlich oder vermeintlich zustehenden Erbes gekommen. Nun wenden sich die Erben an den Verstorbenen, damit er für ihre Rechte eintritt (Dok. m, a, innen und außen, Dok. b, g und l). Mit einiger Berechtigung, aber nicht ohne letzte Zweifel ist die Kairener Leinwand (Dok. m) als ältester Brief an einen Verstorbenen anzusehen. In diesem Brief wenden sich eine Frau (»Gefährtin«), die ungenannt bleibt, und ihr Sohn Ii an Se-anch-enPtah, vermutlich der verstorbene Familienvorsteher, da sie nach dem Tod des Mannes in eine für sie beide bedrohliche Situation geraten sind. 11) Die Hintergründe 11.
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Die Herkunft des Briefes aus Saqqa¯ra ist sicher, die Herkunft aus der Mastaba eines Se-anch-
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bleiben indes ohne rechte Konturen, was zu einem erheblichen Teil auf lexikographische Schwierigkeiten zurückgeht. Der Brief beginnt mit der Nennung von Absender und Adressat, die allein in ihrer verwandtschaftlichen Beziehung zueinander benannt sind, und einer Wunschformel für den Verstorbenen. Dann wendet sie die Bittstellerin den Geschehnissen zu, die sich noch zu Lebzeiten des Familienoberhauptes, vermutlich an seinem Totenbett, zugetragen haben, die allerdings nur schwer verständlich sind. Sie fährt mit der Schilderung ihrer augenblicklichen Notlage fort. Dem Brief der Mutter ist ein Nachsatz des Sohnes hinzugefügt. »(1) Die Gefährtin ist es, die zu ihrem Gefährten spricht, der Sohn ist es, der zu seinem Vater spricht: Dein Befinden sei wie das eines Lebenden, millionenfach! Mögen (der Gott) Ha, der Herr des Westens, und Anubis, der Herr des Begräbnisses, für Dich handeln, wie er und sie (es) will! (2) Diese mündliche Mitteilung lautet folgendermaßen, daß ein Bote des Behesti wegen des Leders gekommen ist, als ich an Deinem Kopf saß, und veranlaßte, daß man Irti’s Sohn Ii ruft, (3) um von dem Boten des Behesti anerkannt zu werden, und als Du sagtest: ›Verstecke ihn/es aus Furcht vor Ii, dem Älteren! Die Hülle des Holzes (4) gehört zu diesem Bett, das mich trägt. Soll der Sohn eines Mannes von seiner Schlafstatt vertrieben werden?‹ Nun aber ist Wabut (5) zusammen mit Izzi gekommen. Sie haben Dein Haus zerstört, nachdem sie alle Dinge, die in ihm waren, weggenommen haben, um Izzi reich zu machen. (6) Sie trachtet für sich danach, Deinen Sohn zu benachteiligen und den Sohn Izzi reich zu machen. Sie hat Dir (auch) Iaset, Iti und An-anchi (7) (weg)genommen, und nun ist sie dabei, die gesamte Gefolgschaft Deiner Ehren wegzunehmen, nachdem (bereits) all das, was in Deinem Haus war, weggenommen wurde. (8) Kann Dein Herz darüber ruhig bleiben? Ich möchte, daß Du den, der dort ist, zu Dir an Deine Seite holst, um Deinen Sohn vor dem Sohn (9) Izzi (bestehen) zu sehen. Wecke Deinen Vater Ii gegen Behesti auf! Erhebe Dich (und) eile doch gegen ihn! (10) Du weißt, daß ich hier wegen des Richtens mit Behesti und Aai’s Sohn An-anch zu Dir komme. Erhebe Dich (11) zusammen mit Deinen Vätern, Deinen Brüdern und Deinen Freunden gegen sie, damit Du Behesti und Aai’s Sohn An-anch niederwerfen kannst. (12) Gedenke dessen, was Du Irti’s Sohn Ii gesagt hast: ›Die Häuser der Väter (sind es, die) stützen‹ und als Du sagtest: ›Das Haus des Sohnes ist das Haus des Sohnes‹. Möge Dein Sohn Dein Haus bewahren, (so) wie Du das Haus Deines Vaters bewahrt hast!« »(13) O Se-anch-en-Ptah, (mein) Vater, mögest Du geneigt sein zu veranlassen, daß man Ini-en-i zu Dir ruft, um das Haus des An-anchi, den [Wabut ?] geboren hat, wegzunehmen.« Gleich zwei Briefe sind auf einer Schale aus Qa¯w al-kabı¯r erhalten, die aus dem späten Alten Reich oder der Ersten Zwischenzeit stammt (Dok. a). Die Innenseite nutzte der Schreiber für eine Mitteilung an seinen Vater, die Außenseite für einen Brief an seine Mutter. Beide Briefe betreffen den gleichen Vorgang, sind aber mit Blick auf den jeweiligen Empfänger unterschiedlich formuliert. Dies betrifft vor allem den Beginn des Briefes mit der Erinnerung an ein Erlebnis mit dem Verstorbenen noch zu dessen en-Ptah in Saqqa¯ra indes erschlossen, dazu H. Willems, The end of Seankhenptahs household (Letter to the Dead Cairo JdE 25975), JNES 50 (1991) 183 ff.
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Lebzeiten. Aus dem Brief an den Vater erfahren wir außerdem, daß der (nun verstorbene) Übeltäter Sobek-hotep vom Schreiber des Briefes ein Darlehen erhalten und nicht zurückgezahlt hat, nun jedoch von den Nachkommen des Sobek-hotep (sofern wir den Brief an dieser Stelle richtig verstehen) um sein Erbe gebracht werden soll. In beiden Briefen spricht der Bittsteller von sich selbst als »dem Sohn dort«. »(1) Schepsi ist es, der zu seiner Mutter spricht, der Ii: (2) Die mündliche Mitteilung lautet folgendermaßen, daß Du zu Deinem Sohn dort gesagt hast: ›Mögest Du mir Geflügel bringen, damit ich es essen kann!‹, als Dir Dein Sohn dort (3) (auch schon) sieben Geflügel(teile) brachte und Du sie aßest. Ist es so, daß von Deiner Seite aus gegen mich gehandelt wird (oder) sind die Kinder ärgerlich mit dem Sohn dort, dem es elend geht? (4) Wer wird denn (nun) Wasser für Dich ausgießen? O mögest Du mich und Sobekhotep richten! Ich habe ihn aus einer anderen Stadt geholt, gab (ihn) in seine Stadt (5) inmitten seine Nekropolenmitbewohner [d. i. setzte ihn bei], nachdem ihm (auch) Totenkleidung gegeben worden ist. Warum handelt er (nun) gegen Deinen Sohn dort, obwohl es nichts gibt, was ich unrechtmäßig getan (oder) gesagt hätte. (6) Elend ist die Übeltat (, die) gegen die Götter (gerichtet ist)!« Einen Erbstreit dürfte auch ein Brief aus Hu¯ zum Gegenstand haben, den eine Witwe an ihren verstorbenen Mann (»Gefährten«) schrieb (Dok. b). 12) Sie versucht in ihrem Brief allerdings nicht, für sich selbst Gerechtigkeit zu erfahren, sondern setzt sich für ihre Tochter ein, der »in übelster Weise« mitgespielt wurde. Der Brief stammt aus der Ersten Zwischenzeit. Aus späterer Zeit, entweder noch aus dem Ende des Mittleren Reiches oder schon aus dem Übergang zum Neuen Reich stammt der Brief eines Teti-aa, Sohn des Neni, der mit seinem Schreiben gleichfalls nicht eigene Belange vertritt, sondern die seiner Mutter (Dok. g). Ihr soll nach seinen Worten die Erbschaft eines Meniu-pu zufallen, der in eine Notlage geraten ist und um den sie sich zu seinen Lebzeiten gekümmert hat. Allerdings enthält der Brief eine ganze Reihe von Unsicherheiten, zu denen die Lesungen der Namen wie auch das angenommene Verwandtschaftsverhältnis der Beteiligten zueinander gehört, des weiteren inhaltliche Schwierigkeiten wie die erwähnte Flucht, die sicher nicht in Verbindung mit einem gesetzeswidrigen Verhalten zu sehen ist. Nicht zuletzt wird die Zugehörigkeit zu den »Briefen an Tote« nicht einheitlich beurteilt, da der Text mehr den Charakter einer Erklärung hat denn den eines »Briefes«. 13) Der späteste Brief an einen Verstorbenen, den wir kennen, wurde etwa in der zweiten Hälfte des 7. Jh. v. Chr. geschrieben (Dok. l). In diesem Brief wendet sich eine Frau namens Irtu-ru vermutlich an ihren verstorbenen (ersten) Ehemann – das Verständnis des Briefes wird nicht zuletzt durch die offensichtlich komplizierten, aber nicht näher erklärten Familienverhältnisse erschwert. Irtu-ru beklagt sich in ihrem Brief, daß ihr auf Veranlassung eines gewissen Nes-Hor, möglicherweise sogar ihr
12. 13.
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Der Brief zeigt einige Parallelen zu einem der beiden Briefe aus Nag2 ad-Dair (Dok. j). So schon A. H. Gardiner/K. Sethe, Egyptian Letters to the Dead mainly from the Old and Middle Kingdoms, London 1928, 26.
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eigener Sohn, rechtmäßig zustehender Besitz (u. a. Kleidung, Kupfer und Sklaven) abhanden gekommen ist. Nun bittet sie ihren verstorbenen Ehemann um Abhilfe.
3. Bitten für die Gesundheit In zwei der bislang bekannten Briefe geht es um gesundheitliche Probleme, mit denen der Schreiber des Briefes direkt bzw. indirekt zu tun hat (Dok. e und n). Beide Texte wurden etwa in der Ersten Zwischenzeit zu Papier gebracht. In dem ersten Brief wendet sich mit einem dringlichen Appell eine Frau namens Djedi an Ini-iti-ef, bei dem es sich um ihren verstorbenen Ehemann handeln könnte (Dok. e). Er soll sich – aus dem Jenseits heraus – für eine Dienerin einsetzen, die nach Aussage von Djedi »krank« ist. »(1) Das, was Djedi dem Gottesdiener Ini-iti-ef, den Iu-(2) nacht geboren hat, überreicht: Was diese Dienerin Imiu angeht, die (3) krank ist – Du kämpfst nicht ihretwegen Nacht (und) Tag mit allen (männlichen Dämonen), die (4) gegen sie handeln, und mit allen (weiblichen Dämonen), die gegen sie handeln! Warum willst Du, daß Dein (5) Haus zerstört wird? Kämpfe doch ihretwegen (noch) heute (und) auf ein Neues, damit ihr (6) (eigener) Haushalt gegründet wird, (und) man wird (opfernd) Wasser für Dich ausschütten. Wenn von Dir nichts kommt, so wird Dein Haushalt (7) zerstört werden. Ist es so, daß Du nicht zur Kenntnis nehmen willst, daß es diese Dienerin ist, (8) die Dein Haus mit Menschen füllt? Kämpfe doch ihretwegen! (9) Wache doch über sie (10) (und) schütze sie vor allen (männlichen und weiblichen Dämonen), die gegen sie handeln! (11) Dann werden Dein Haus und Deine Kinder fest gegründet sein. Gut wäre es, wenn Du hörtest!« Anlaß für einen zweiten Brief, der auf einer Stele oder einem Block niedergeschrieben wurde, dürften gleichfalls gesundheitliche Probleme gewesen sein, und zwar solche des Bittstellers selbst (Dok. n). Die Vorderseite der Stele zeigt die gemalte Darstellung eines opfernden Mannes. Auf die Rückseite ist mit Tinte ein Text geschrieben, in dem sich der Verfasser vermutlich an seine verstorbene Frau wendet. Daran angefügt ist eine weitere Bitte, die wahrscheinlich ein Bruder der Frau an sie richtet. »(1) Mitteilung von Meret-irit-ef an Nebet-iri-ef: Wie geht es Dir? Hat Dich denn der Westen so begrüßt, (2) wie Du es Dir gewünscht hast? Ich bin/war doch Dein Geliebter auf Erden. Kämpfe (also) um meinetwillen und setze Dich für (meinen) Namen ein! 14) Nicht habe (ich) (3) einen [Spruch] vor Deinem Angesicht durcheinandergebracht, wenn (ich) Deinen Name auf der Erde leben lasse. Vertreibe die Krankheit meiner Glieder! Mögest Du für mich (4) vor meinem Angesicht erscheinen, damit ich sehe, daß Du im Traum um meinetwillen kämpfst. (Dann) werde ich Opfergaben für Dich niederlegen, (5) [sobald] die Sonne aufgegangen ist, und werde ein Opfer ausrichten.« »Mitteilung des Chui-au an seine Schwester: (6) ›Nicht habe (ich) einen Spruch vor Dei14.
Wie bereits E. F. Wente, A misplaced Letter to the Dead, OLP 6/7 (1975/76) 598, Anm. f, vermerkt, sind diese beiden Sätze aus »offiziellen« funerären Texten bekannt, nämlich CT 314 bzw. Tb 1.
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nem Angesicht durcheinandergebracht. (7) [ ] Kämpfe um meinetwillen! Kämpfe um (meiner) Frau und (meiner) Kinder willen!‹
4. Bitten um ein Kind In zwei formal ganz unterschiedlichen Briefen, einem Gefäßständer aus der Ersten Zwischenzeit (Dok. c) und einer Statuette aus dem Mittleren Reich (Dok. o), wird von den Verfassern ein Kinderwunsch zum Ausdruck gebracht. Auf dem Gefäßständer, eigentlich ein hohes, geschlossenes Gefäß mit abgeschlagenem Boden, erbittet der Schreiber des Briefes mit dem Appell an seinen verstorbenen Vater für sich und seine Frau Seni einen Jungen. Ein Zusatz, der zwischen die Kolumnen dieses Briefes gesetzt ist, enthält eine weitere Bitte, möglicherweise für die Schwester des Schreibers. »(1) Diese mündliche Mitteilung lautet folgendermaßen, daß ich (hiermit) um (meiner) selbst willen zu Dir spreche. Du weißt, daß Idu hinsichtlich seines Sohnes gesagt hat: (2) ›Was das betrifft, was (dort) ist und was dort gewesen ist, so werde ich verhindern, daß er über irgendeine traurige Sache traurig ein muß.‹ Handle Du in gleicher Weise für (mich)! (3) Sieh doch, dieses Gefäß, mit dem Deine Mutter eine Entscheidung erreichen möchte, ist gebracht worden. Es wäre angenehm, (4) wenn Du ihr beistimmen würdest. Veranlasse doch, daß mir ein gesunder Junge geboren werde, (denn) Du bist ein ehrwürdiger Verklärter! (5) Siehe doch jene beiden Dienerinnen, die veranlaßt haben, daß Seni traurig ist, (nämlich) Nefer-tjentet und Itjai. (6) Versetze sie in Aufruhr (und) vertreibe (auch) von mir jegliche Traurigkeit, die hinsichtlich (meiner) Frau besteht! Du weißt, daß ich schließlich (7) ein Bedürfnis daran habe. Vertreibe es nachhaltig! So wahr Du für mich lebst, wird Dich die Große (Göttin) preisen, (8) wird das Gesicht des großen Gottes bei Dir schön sein (und) wird er Dir reines Brot auf seinen beiden Armen darreichen.« (8a) »(Auch) ich erbitte einen gesunden zweiten Jungen für Deine Tochter.« Diesem Brief ist die Statuette einer (jungen) Frau zur Seite zu stellen, die auf ihrer linken Hüfte ein kleines Kind trägt (Dok. o). Beide sind unbekleidet, die Frau ist jedoch mit Tätowierungen geschmückt. Auffällig an dem Frauenbildnis ist zudem, daß ihm der untere Teil der Beine fehlt. Mit diesen Charakteristika entspricht die Statuette einem bestimmten Typ von Grabbeigaben aus dieser Zeit (»Beischläferinnen«). 15) Als Besonderheit trägt dieses Exemplar eine Inschrift auf dem rechten Oberschenkel, die einen verstorbenen Vorfahren anspricht und die es erlaubt, die Statuette mit den »Briefen an Tote« in Zusammenhang zu bringen. Mit dieser kurzen Aufschrift erbittet eine Frau namens Sech ein Kind für sich. Die Bitte ist an den verstorbenen Vater (oder Großvater) gerichtet. »Möge Deiner Tochter Sech eine Geburt gegeben werden!« 15.
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Abgesehen von Textinhalt und Statuentyp deutet auch die Schreibung der beiden Vogelhieroglyphen mit dem Fehlen der Beine (»Mutilation«) auf eine Verwendung des Stückes im funerären Bereich und als Grabbeigabe hin.
Briefe in das Jenseits
5. Bitte um Schutz Eine Besonderheit stellt der Brief des Heni dar, den dieser seinem »Herrn« und wahrscheinlich auch Vater schickte (Dok. j). 16) Der auf Papyrus geschriebene Brief stammt aus der Ersten Zwischenzeit und berichtet uns von der Angst des Heni, des Briefschreibers, weil dieser nach einem Traum die Rache eines Dieners seines Herrn fürchtet. Der Brief wurde in Nag2 ad-Dair im Grab des Meru gefunden, bei dem es sich um eben diesen Dienstherrn handelt. 17) Der Schreiber verwendet wiederum die epistolographische Floskel »der Diener dort«, wenn er von seiner eigenen Person spricht. »(1) Ein Diener ist es, der vor seinem Herrn spricht, (und zwar) ist es [sein Sohn] Heni, der sagt: (2) Gib millionenfach acht! (Denn) notwendig ist die Aufmerksamkeit für den, der für Dich opfert, weil Dein Diener Seni veranlaßt, daß sich (3) der Diener dort im Traum in der einen Stadt [d. i. die Stadt der Toten] zusammen mit Dir sieht. Dabei ist es doch sein Charakter, der ihn selbst angetrieben hat. Schließlich (4) geschah die (üble) Nachrede, die gegen ihn gerichtet ist, nicht auf Veranlassung des Dieners dort. Und doch gibt es kein Ende all dessen, was geschieht. Ich war doch nicht derjenige, (5) der den (ersten) Angriff gegen ihn gerichtet hat. Andere handelten (schon) vor dem Diener dort. Gib doch den Schutz seines [Herrn], damit er nicht Schaden nehme und beschützt werde, (6) auf daß er den Diener dort bis in alle Ewigkeit nicht (mehr) sehen muß.« Der Brief hat verschiedene, teilweise sehr unterschiedliche Interpretationen dazu erfahren, aus welcher Situation heraus er abgefaßt wurde. Da der Brief selbst über die Hintergründe wenig berichtet und auch in seinen Äußerungen zu den Geschehnissen recht vage ist, läßt er den dafür notwendigen Spielraum. Die hier vorgeschlagene Übersetzung geht davon aus, daß Seni von seinem sozialen Umfeld schikaniert wurde und diese Übergriffe gegen Seni den Briefschreiber Heni so sehr beschäftigten, daß er sich selbst im Traum zusammen mit seinem (verstorbenen) Vater und somit im Jenseits (»der einen Stadt«) sieht. Einen kriminellen Hintergrund zu dem Brief des Heni hat z. B. G. Fecht entworfen.18) Er setzt voraus, daß Seni bereits verstorben ist und durch ein Verbrechen ums Leben gekommen sei, an dem auch Heni beteiligt war. Nun, aus dem Jenseits heraus, verursache Seni Träume, die nur als Todesdrohung zu verstehen seien, woraufhin sich Heni an seinen Herrn (und Vater) Meru wendet, der als Herr seines Dieners Einfluß auf Seni hat bzw. nehmen soll.
16. 17. 18.
Der Brief weist eine Reihe von formalen Übereinstimmungen mit dem Brief aus Hu¯ auf (Dok. b), dem er auch zeitlich und geographisch nahesteht. C. Nestman Peck, Some Decorated Tombs of the First Intermediate Period at Naga ed-Dêr, Ann Harbor, Michigan 1959, 92-132 und Tfn. VII-XV zu Grab N 3737. In dem Grab ist sowohl ein Sohn Heni als auch ein Diener Seni belegt. G. Fecht, Der Totenbrief von Nag2 ed-Deir, MDAIK 24 (1969) 112.117 ff.; s. a. W. K. Simpson, A Late Old Kingdom Letter to the Dead from Nag2 Ed-Deir N 3500, JEA 56 (1970) 62, und M. O’Donoghue, The »Letters to the Dead« and Ancient Egyptian Religion, BACE 10 (1999) 89.91.
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Louise Gestermann
Die Quellen Insgesamt sieben der derzeit bekannten (16) Briefe haben A. H. Gardiner und K. Sethe in ihrer grundlegenden Publikation und Bearbeitung zugänglich gemacht: Egyptian Letters to the Dead mainly from the Old and Middle Kingdoms, London 1928. Rezension: B. Gunn, JEA XVI (1930) 147-155.
Allgemeine Darstellungen und Anthologien R. Grieshammer, Briefe an Tote, LÄ I (1975) 864 ff. (allgemeine Einführung); B. Brier, Ancient Egyptian Magic, New York 1980, 200-205; E. S. Meltzer/E. F. Wente (ed.), Letters from Ancient Egypt, Atlanta/Georgia 1990, 210 ff.; M. Bommas, Zur Datierung einiger Briefe an die Toten, GöMisz 173 (1999) 53-60; D. Czerwik, Some Remarks on the Letters to the Dead from the First Intermediate Period, GöMisz 173 (1999) 61-68; M. O’Donoghue, The »Letters to the Dead« and Ancient Egyptian Religion, BACE 10 (1999) 87-104; N. Kanawati, The tomb and beyond. Burial customs of egyptian officials, Warminster 2001, 16-18; J. Assmann, Tod und Jenseits im Alten Ägypten, München 2001, 182-185.
Briefe auf Gefäßen Dok. a: Schale; London, University College; Qa¯w al-kabı¯r; spätes Altes Reich (E. S. Meltzer/ E. F. Wente (ed.), Letters from Ancient Egypt, Atlanta/Georgia 1990, 211 f.), 6.-11. Dynastie (A. H. Gardiner/K. Sethe, Egyptian Letters to the Dead mainly from the Old and Middle Kingdoms, London 1928, 5; M. Bommas, Zur Datierung einiger Briefe an die Toten, GöMisz 173 (1999) 55.59); A. H. Gardiner/K. Sethe, Egyptian Letters to the Dead mainly from the Old and Middle Kingdoms, London 1928, 3-5.17-19, Tfn. II/IIA, III/IIIA. Dok. b: Schale; London, University College; Hu¯; Erste Zwischenzeit (A. H. Gardiner/K. Sethe, Egyptian Letters to the Dead mainly from the Old and Middle Kingdoms, London 1928, 5), späte 11. Dynastie für den Textträger (M. Bommas, Zur Datierung einiger Briefe an die Toten, GöMisz 173 [1999] 55 f.); A. H. Gardiner/K. Sethe, Egyptian Letters to the Dead mainly from the Old and Middle Kingdoms, London 1928, 5.20 f., Tfn. IV/IVA; G. Fecht, Der Totenbrief von Nag2 ed-Deir, MDAIK 24 (1969) 109 f.; A. Roccati, Due lettere ai morti, RSO 42 (1967) 327 f. Dok. c: Gefäßständer; Chicago, OIM 13945; Gı¯rga (?); Erste Zwischenzeit; A. H. Gardiner, A new letter to the dead, JEA XVI (1930) 19-22 und Tf. X; J. Janák, Revealed but Undiscovered: A New Letter to the Dead, JNES 62 (2003) 275-277. Dok. d: Schale; Berlin 22573; Herkunft unbekannt; vor der 12. Dynastie; A. H. Gardiner/ K. Sethe, Egyptian Letters to the Dead mainly from the Old and Middle Kingdoms, London 1928, 5-7.21 f., Tfn. V/VA; G. Fecht, Der Totenbrief von Nag2 ed-Deir, MDAIK 24 (1969) 115. Dok. e: Schale; Kairo, Ägyptisches Museum; Saqqa¯ra (?); Beginn der 12. Dynastie oder etwas früher (A. H. Gardiner/K. Sethe, Egyptian Letters to the Dead mainly from the Old and Middle Kingdoms, London 1928, 7); A. H. Gardiner/K. Sethe, Egyptian Letters to the Dead mainly from the Old and Middle Kingdoms, London 1928, 7 f.22, Tfn. VI, VIA. Dok. f: Schale, Paris, Louvre E. 6134; Herkunft unbekannt; frühes Mittleres Reich (J. J. Clère/A. Piankoff, A letter to the dead on a bowl in the Louvre, JEA 20 [1934] 157-169), Datierung des Schriftträgers in die frühe 12. bis frühe 13. Dynastie (M. Bommas, Zur Datierung
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Briefe in das Jenseits
einiger Briefe an die Toten, GöMisz 173 (1999) 56.59); J. J. Clère/A. Piankoff, A letter to the dead on a bowl in the Louvre, JEA 20 (1934) 157-169 und Tf. XX. Dok. g: Schale; Oxford, Pitt-Rivers Museum; Herkunft unbekannt; späte 17./frühe 18. Dynastie (A. H. Gardiner/K. Sethe, Egyptian Letters to the Dead mainly from the Old and Middle Kingdoms, London 1928, 26), fortgeschrittene 12. bis eventuell Anfang der 13. Dynastie für den Textträger (M. Bommas, Zur Datierung einiger Briefe an die Toten, GöMisz 173 [1999] 56 f.59); A. H. Gardiner/K. Sethe, Egyptian Letters to the Dead mainly from the Old and Middle Kingdoms, London 1928, 26 f., Tf. IX. Dok. h: Erst kürzlich wurde bei den Grabungen von Prof. Dr. E. Graefe, Universität Münster, auf dem Westufer von Theben bei den Arbeiten an dem spätzeitlichen Grab TT 196 ein Grab des Mittleren Reiches freigelegt (Grab II) und in diesem ein hohes geschlossenes Gefäß mit einem »Brief an Tote« entdeckt. Der Brief soll von Sylvie Donnat im Rahmen der Publikation des Grabes veröffentlicht werden, s. vorerst E. Graefe, Wohin mit den Toten? Ein ewiger Zyklus: Begraben, Plündern, neue Bestattungen, ForschungsJournal Universität Münster, Februar 2003, 19 f. mit Abb. 6.
Briefe auf Papyrus Dok. i: Papyrus; Boston, Museum of Fine Arts; Nag2 ad-Dair, N 3500; spätes Altes Reich oder Erste Zwischenzeit; W. K. Simpson, A Late Old Kingdom Letter to the Dead from Nag2 Ed-Deir N 3500, JEA 56 (1970) 58-62 und Tfn. XLVI und XLVIA; H. Goedicke, The Letter to the Dead, Nag2 ed-Deir N 3500, JEA 58 (1972) 95-98. Dok. j: Papyrus; Boston, Museum of Fine Arts; Nag2 ad-Dair, N 3737; Erste Zwischenzeit; W. K. Simpson, The Letter to the Dead from the Tomb of Meru (N 3737) at Nag2 ed-Deir, JEA 52 (1966) 39-52 und Tfn. IX und IXA; G. Fecht, Der Totenbrief von Nag2 ed-Deir, MDAIK 24 (1969) 105-128; A. Roccati, Due lettere ai morti, RSO 42 (1967) 323-328 und Tf. I. Dok. k: Papyrus; Leiden 371; Herkunft unbekannt; Raum Saqqa¯ra (?); 19. Dynastie; A. H. Gardiner/K. Sethe, Egyptian Letters to the Dead mainly from the Old and Middle Kingdoms, London 1928, 8 f.23-25 und Tfn. VII/VIII, M. Guilmot, Lettre à une épouse défunte, ZÄS 99 (1973) 94-103. Dok. l: Papyrus; New York, Brooklyn Museum 37.1799 E; Herkunft unbekannt, Theben (?); Spätzeit; R. Jasnow/G. Vittmann, An Abnormal Hieratic Letter to the Dead (P. Brooklyn 37.1799 E), Enchoria 19/20 (1992/1993) 23-43 und Tf. 2 f.
Brief auf Leinwand Dok. m: Leinwand; Kairo, Ägyptisches Museum CG 25975; Saqqa¯ra; 6. Dynastie; A. H. Gardiner/K. Sethe, Egyptian Letters to the Dead mainly from the Old and Middle Kingdoms, London 1928, 1-3.13-16, Tfn. I/IA, H. Willems, The end of Seankhenptahs household (Letter to the Dead Cairo JdE 25975), JNES 50 (1991) 183-191.
Brief auf einer Stele Dok. n: Stele oder Block; Herkunft und Verbleib unbekannt; Erste Zwischenzeit; E. F. Wente, A misplaced Letter to the Dead, OLP 6/7 (1975/76) 595-600, W. K. Simpson, The Letter to the Dead from the Tomb of Meru (N 3737) at Nag2 ed-Deir, JEA 52 (1966) 45.
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Brief auf einer Statuette Dok. o: Statuette; Berlin 14517; Herkunft unbekannt; Mittleres Reich; S. Schott, Die Bitte um ein Kind auf einer Grabfigur des frühen Mittleren Reiches, JEA 16 (1930) 23 und Tf. X, 4.
Brief auf einem Ostrakon Dok. p: Ostrakon; Paris, Louvre 698; Theben; spätes Neues Reich; J. Cˇerny´/A. H. Gardiner, Hieratic Ostraca I, Oxford 1957, Tfn. LXXX/LXXXA, J. Cˇerny´, A. Community of Workmen at Thebes in the Ramesside Period, BdE 50, Kairo 1973, 369 f., P. J. Frandsen, The letter to Ikhtay’s coffin: o.Louvre Inv. No. 698, in: R. J. Demarée/ A. Egberts (ed.): Village voices: proceedings of the symposium »Texts from Deir el-Medîna and their interpretation«, Leiden, May 31 – June 1, 1991, CNWS Publications No. 13, Leiden 1992, 31-49.
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Das Lehrstück Kemit Carsten Peust Aus dem Alten Ägypten sind Texte in Briefform überliefert, die durch das Fehlen der Namen von Absender und Empfänger sowie konkreter Inhalte und auch durch epigraphische Auffälligkeiten den Eindruck erwecken, daß es sich nicht um reale Dokumente, sondern um Modellbriefe handelt, die im Schulunterricht Verwendung fanden. Die bei weitem am besten bezeugte Ausprägung solcher Modellbriefe, bekannt unter dem Titel Kemit (Kmyt, zum Titel siehe unten), bildet eine Gruppe von Texten, die im Umkreis der Metropole Theben gefunden wurden. Zum überwiegenden Teil stammen sie speziell aus der westlich von Theben gelegenen Wüstensiedlung Deir elMedineh, der wir aufgrund der für die Konservierung von Fundstücken besonders günstigen Umweltbedingungen auch sonst einen Großteil der Texte aus dem altägyptischen Alltag verdanken. Hauptsächlich sind sie wie die meisten Deir el-MedinehHandschriften in die Ramessidenzeit (ca. 1292-1070 v. Chr.) zu datieren. Die Kemit-Texte stehen zumeist auf Kalksteinostraka, dem billigsten verfügbaren Schreibmaterial. Sie sind in Hieratisch, der Kursivform der altägyptischen Schrift verfaßt, jedoch in Formen, die sich stärker als üblich an die hieroglyphischen Vorbilder anlehnen und dadurch wie ein Hieratisch älterer Perioden wirken. Ferner werden sie nicht wie im Neuen Reich sonst üblich in Zeilen, sondern nach altem Brauch in Spalten geschrieben. Beides kann aus einer frühen Entstehungszeit der Vorlage zu erklären sein, kommt aber auch didaktischen Interessen entgegen. Der verdeutlichende Schriftduktus ist zum Lernen besonders geeignet, und die Spaltenschreibweise verhindert weitgehende Ligaturen, wie sie in der Normalschrift des Neuen Reiches gängig waren. Sicher didaktisch begründet sind auch ungewohnte Maßnamen zur Textgliederung. Viele Textzeugen der Kemit teilen kurze Sinneinheiten durch rote horizontale Linien in dem sonst mit schwarzer Tusche geschriebenen Text ab. Einige Handschriften markieren darüber hinaus das Ende größerer Einheiten durch die Hieroglyphe für grh ˙ (»Ende«). Durch letzteres läßt sich eine Gliederung des Gesamttextes in 17 Paragraphen gewinnen, an denen man sich heute beim Zitieren der Kemit gewöhnlich orientiert. Viele Exemplare enthalten schließlich Korrekturen in roter Tusche, die von den hypothetischen Lehrern herrühren mögen. Zuweilen sind bestimmte Partien in roter Tusche – evtl. vom Lehrer – vorgezeichnet und wurden darüber in schwarzer Tusche – evtl. vom Schüler – nachgezogen.1) Die ersten vier Paragraphen der Kemit bestehen aus einem modellhaften Briefeinleitungsformular von der Art, wie es ein junger Schreiber im Briefverkehr mit hochrangigen Vorgesetzten zu verwenden hatte. Schon aus der 1. Zwischenzeit (um 2000 v. Chr.) ist ein Modellbrief überliefert, der anfänglich mit diesen ersten vier Paragra-
1.
Ein sehr schönes Beispiel zeigt die Photographie auf dem Titelblatt von A. Gasse (2005).
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Carsten Peust
phen der Kemit weitgehend übereinstimmt, dann aber mit anderem Text fortfährt. 2) Dieses gemeinsame Textstück bildet offenbar den ältesten Kern verschiedener Traditionen von Schultexten, von denen die Kemit die uns am besten bekannte Ausprägung darstellt. Vergleichsweise alt scheint auch ein kürzlich publiziertes Papyrusfragment 3) zu sein, das eine mit den Paragraphen zwei und drei der Kemit identische Partie enthält, im mittelägyptischen Illahun gefunden wurde und wie die meisten anderen Illahun-Texte aus dem Mittleren Reich stammen dürfte. Da eine Fortsetzung hier nicht erhalten ist, läßt sich nicht feststellen, ob es sich schon um einen Vertreter der Kemit im engeren Sinne oder nur um einen Schultext einer verwandten Traditionslinie handelt. Dem in diesen Schultexten dokumentierten Briefformular kommt unter den erhaltenen realen altägyptischen Briefen eine Gruppe von Dokumenten aus der Zeit um 2000 v. Chr. am nächsten, die von T. G. H. James, The Hekanakhte Papers and Other ˙ ˙ behandelt wurden und Early Middle Kingdom Documents, New York 1962, 119-124 in denen sich mehrere Phrasen wörtlich oder fast wörtlich wiederfinden. Dies gibt uns eine Vorstellung von der Entstehungszeit zumindest der ersten Paragraphen der Kemit. Ein Indiz dafür, daß die Kemit auf der anderen Seite möglicherweise noch bis in sehr späte Zeit bekannt blieb, ist von A. Hermann, ZÄS 79 (1954) 99-105 vorgebracht worden. Der Begriff der »Chemie« (griech. chmeffla) wird von dem spätantiken Autor Zosimos von Panopolis (Ägypten) auf ein von Engeln verfaßtes Buch namens Xhmeu zurückgeführt, in dem diese Kunst unterrichtet worden sei. Auch wenn dies sicher nur eine Volksetymologie sein wird, kann man es mit Hermann vielleicht doch für möglich halten, daß in dem Titel dieses himmlischen Lehrbuches eine späte Erinnerung an das Schreiberlehrstück Kmy.t fortlebt. 4) In den an die Briefeinleitung anschließenden Paragraphen fünf bis acht der Kemit tritt ein Protagonist mit Namen Au ( w) auf. Dieser ansonsten nur noch vereinzelt belegte Personenname scheint eine umgangssprachliche Abkürzung des Namens w-jb »der Fröhliche« zu sein. Da die auf Au bezüglichen Abschnitte besonders schwer verständlich sind, wurde die Rolle des Au in der Forschung recht unterschiedlich eingeschätzt. Nach meinem Verständnis ist Au ebenso ein Schreiberschüler wie der Ich-Protagonist der ersten vier Paragraphen und wohl letztlich mit diesem zu identifizieren. Der Schluß des Textes bis zum Paragraphen XVII besteht weitgehend aus Selbstäußerungen eines hier wieder namenlosen Schreiberschülers, der die Vorzüge seiner privilegierten gesellschaftlichen Stellung und sein normgerechtes Verhalten hervorhebt. Die Kemit entspricht darin der allgemeinen Tendenz einer ganzen Gattung von Texten, die im ägyptischen Schulunterricht Verwendung fanden und in denen die Thematisierung des Schreiberberufes eine zentrale Rolle spielt. 5)
2. 3. 4. 5.
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W. K. Simpson, The Memphite Epistolary Formula on a Jar Stand of the First Intermediate Period from Naga Ed-Deir, in: W. K. Simpson/W. M. Davies (ed.), Studies in Ancient Egypt, the Aegean, and the Sudan. Essays in Honor of Dows Dunham, Boston 1981, 173-179. Pap. UCL 32271A in: M. Collier/S. Quirke, The UCL Lahun Papyri: Religious, Literary, Legal, Mathematical and Medical, Oxford 2004, 50 f. Vgl. hierzu auch A. Brack, Stichwort »Chemie«, LÄ I, 916-921. Vgl. etwa Papyrus Lansing in TUAT Ergänzungslieferung (2001) 109-142.
Das Lehrstück Kemit
Anhand des Schlußsatzes konnte auch der antike Titel des Werkes ermittelt werden, der sich zwar im Text selbst nicht findet, aber als explizites Zitat in der Lehre des Cheti erscheint, wo es heißt: »Lies doch am Ende der Kemit, wo du folgenden Ausspruch findest: ›Was immer ein Schreiber für einen Posten in der Hauptstadt hat, es kann ihm damit nicht schlecht gehen‹«. 6) Kemit ist etwa als »Abschluß, Vollendung« zu übersetzen. Man stellt sich daher vor, daß mit dem Niederschreiben der Kemit ein bestimmter Abschnitt der Schreiberausbildung etwa im Sinne eines Examens abgeschlossen wurde. Wie A. Gasse (2005) 86 ausführt, ist die Dichte an erhaltenen Textzeugen für die ersten beiden Paragraphen bei weitem am größten und nimmt mit fortschreitendem Textverlauf stetig ab, eine Erscheinung, die übrigens auch in der Überlieferung anderer ägyptischer Texte zu beobachten ist. Gasse deutet das so, daß ein Großteil der examinierten Schüler die Kemit nicht bis zum Ende schaffte. Eine alternative und vielleicht vorzuziehende Erklärung wäre die, daß die Schüler zunächst mehrfach den Anfang trainierten und erst später den Text schließlich als ganzes abschrieben. Der Text zeigt besonders im narrativen Mittelteil viele Unklarheiten. Dies beruht zum einen auf einer allgemeinen Unsicherheit in den Graphien und dem starken Schwanken unter den Textzeugen, wozu auch die Tatsache beigetragen hat, daß von dem klassischen Mittelägyptisch, in dem der Text abgefaßt ist, die Umgangssprache der Ramessidenzeit schon stark abwich. Zum anderen haben die Einzelsegmente der uns vorliegenden Kemit-Fassung, wie wir sahen, eine heterogene Entstehungsgeschichte und sind nie vollständig harmonisiert worden; so sind insbesondere mehrfach unmarkierte Sprecherwechsel stehen geblieben, deren Rekonstruktion für uns nicht überall mit Sicherheit möglich ist. Die Funktion des Textes bestand also primär wohl weniger in der Übermittlung eines geschlossenen Plots, sondern in der Bereitstellung einer Kollektion verschiedenartiger Übungssätze. Dieser Eindruck verstärkt sich noch dadurch, daß einzelne Handschriften Textabschnitte in einer vertauschten Reihenfolge bringen, was am deutlichsten in dem von G. Burkard publizierten Manuskript zu beobachten ist. Insgesamt enthält die Kemit viele Phrasen aus unterschiedlichen Textgattungen, die ein ägyptischer Schreiber im Alltag zu verwenden hatte. Sie umfaßt Elemente des Briefformulars, der Autobiographien der Grabinschriften, Anklänge an die Literaturgattung der Lebenslehren und einen narrativen Abschnitt. J.-L. Chappaz, »Remarques sur un exercice scolaire«, Bulletin de la Société d’Égyptologie Genève 13 (1989) 33-43 hat verschiedene statistische Analysen zum Text angestellt, die zeigen sollen, daß Auswahl und Disposition des Inventars an Zeichen, Wörtern und grammatischen Formen weitgehend didaktisch durchdacht sind. Textzeugen: Der erste Textvertreter, der später der Kemit zugeordnet werden konnte, wurde von G. Möller in: H. Carnarvon/H. Carter, Five Years’ Explorations at Thebes, London 1912, 90-92 publiziert. Möller vermutete schon, der in unbeholfener Schrift notierte scheinbare Brieftext sei »perhaps not an original document, but an
6.
Neueste Edition der Lehre des Cheti durch S. Jäger, Altägyptische Berufstypologien, Göttingen 2004, 5-192, der zitierte Passus dort auf S. 131.
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Carsten Peust
exercise«. Den Text der Kemit, auf keinem der Textzeugen zur Gänze erhalten, konnte schließlich G. Posener, Catalogue des ostraca hiératiques littéraires de Deir el Medineh II, Le Caire 1951-72, Tf. 1-21 anhand von 65 besonders aussagekräftigen Textzeugen komplett rekonstruieren. Dies ist allerdings nur eine Auswahl des tatsächlich verfügbaren Materials, denn nach den Angaben Poseners (S. VI) verfüge allein das Institut Français d’Archéologie Orientale in Kairo, das aufgrund seiner Grabungen in Deir el-Medina die größte Sammlung besitzt, über mehr als 330 Exemplare und existiere kaum ein ägyptisches Museum, das nicht wenigstens ein Kemit-Fragment beherbergt. Von Posener stammt weiter auch die Wiedergewinnung der Paragrapheneinteilung und die Identifikation des Zitates in der Lehre des Cheti. Neben Poseners bis heute maßgeblicher Textausgabe sind noch – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – folgende neuere Quellenpublikationen mit weiteren Textzeugen zu nennen: C. Barbotin, Une nouvelle attestation de Kémit, RdE 48 (1997) 247-250: 1 Textzeuge; G. Burkard, Ein früher Beleg der Kemit (O DAN hierat 5), in: N. Kloth (Hg.), Es werde niedergelegt als Schriftstück, FS H. Altenmüller, SAK Beihefte 9, Hamburg 2003, 37-48: 1 Textzeuge; R. J. Demarée, Ramesside Ostraca, London 2002: 3 Textzeugen, daneben 3 weitere in ihrer äußeren Gestalt der Kemit gleichende, aber inhaltlich abweichende Texte; W. E. Emery/L. P. Kirwan, The Excavations and Survey between Wadi es-Sebua and Adindan 1929-1931, Cairo 1935, 2 Bde., Tf. 58,1: 1 Textzeuge; A. Gasse, Catalogue des ostraca littéraires de Deir al-Médînah V, Le Caire 2005, 86-162: 52 Textzeugen; H. Goedicke, Hieratische Ostraka in Wien, WZKM 59/60 (1963/4) 1-44: 1 Textzeuge; H. Goedicke/E. Wente, Ostraka Michaelides, Wiesbaden 1962, Tf. 12-14: 3 Textzeugen; A. Grimm, Kmjt-Texte, in: D. Kessler/ R. Schulz (Hg.), Gedenkschrift für Winfried Barta, Frankfurt 1995, 165-177: 2 Textzeugen; A. Hermann, Das Buch ›Kmj.t‹ und die Chemie mit einem Anhang: Ein weiteres Kmj.t-Ostrakon, ZÄS 79 (1954) 99-105: 1 Textzeuge; J. López, Ostraca hieratici. Catalogo del Museo Egizio di Torino II/3, 4 Bde., 1978-1984: 14 Textzeugen; B. Mathieu, Ostraca hiératiques, OLZ 95 (2000) 245-256: 3 Textzeugen. Übersetzungen in Auswahl: P. Kaplony: Das Büchlein Kemit, Akten des XIII. Internationalen Papyrologenkongresses, München 1974, 179-197 (erste Gesamtübersetzung); W. Barta, Das Schulbuch Kemit, ZÄS 105 (1978) 6-14 (unabhängig von Kaplony entstandene, einflußreiche Übersetzung); E. F. Wente: Letters from Ancient Egypt, Atlanta 1990, 15 f. (gute neuere Übersetzung). In der nun folgenden Übersetzung sind die Paragraphen in Absätze umgesetzt und die roten Gliederungsstriche, soweit ihre Bezeugung einheitlich genug ist, als »/« wiedergegeben. Die erläuternden Zwischentexte in eckigen Klammern stammen vom Übersetzer. (I) [Briefformular mit Imitation eines Briefes an einen Vorgesetzten:] Der Diener spricht zu seinem Herrn, / von dem er wünscht, daß er lebe, / heil und gesund sei / in Ewigkeit und Unendlichkeit. / So wünscht es meine Wenigkeit. / (II) Mögest du bei den Seelen von Heliopolis gerechtfertigt sein / und bei allen Göttern. / Mögen sie dich am Leben erhalten und dir / stets alles Gute tun. / So wünscht es meine Wenigkeit. /
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Das Lehrstück Kemit (III) Dein
Zustand gleiche millionenfachem Leben / und Month 7), der Herr von Theben, möge für dich handeln. / So wünscht es meine Wenigkeit. / (IV) Ptah-südlich-seiner-Mauer versüße / dein Herz mit einem reichen Leben / und mit einem schönen Alter, das zur Ehrwürdigkeit führt. / Möge deine Ehrwürdigkeit vollkommen sein / beim Ka des Month, des Herrn von Theben. / So wünscht es meine Wenigkeit. / [Der Schüler = Au schreibt an seinen Vater oder Lehrer:] (V) In sehr schönem Frieden! / Was die Schriftstücke betrifft, 8) auf die mich / der Bote deiner Majestät hingewiesen hat, / so wird Au zu deinem Gefallen handeln, 9) / (VI) so daß du noch zufriedener sein wirst als die Herrin von Bubastis. 10) / [Hier wohl Sprecherwechsel; es antwortet der Vater oder Lehrer:] Möge man mich damit erfreuen, / daß man Au kommen läßt, / so daß ich ihn / in seinem dritten Jahr sehe, 11) / (VII) gesalbt mit Myrrhen von Punt / und dem Parfüm des Gotteslandes. / [Hier anscheinend wieder Sprecherwechsel; Antwort des Schülers:] Ich bin (aber noch) gekleidet 12) mit einem Gewand in der Art, wie ich es mache, / der Jüngling, den du 13) früher 14) gesehen hast (d. h.: von früher her kennst). / 7. Hinter dem Gottesnamen Month hier und in Abschnitt IV sowie hinter dem Namen Ptah in Abschnitt IV schreiben die Manuskripte eine Falkenhieroglyphe, die Burkard (2003) 45 zur Annahme eines Doppelnamens »Month-Horus« verführt hat. Es dürfte aber wohl nur eine Variante des Gottesdeterminativs vorliegen, und zwar um einen Versuch, das Vorbild des sehr kursiven und synchron nicht mehr als Bild erkennbaren hieratischen Zeichens zu rekonstruieren. Zur potentiellen Gleichwertigkeit des Horusfalkens und der Gotteshieroglyphe siehe auch S. Schweitzer, Zur Lesung von [G5] in den Goldnamen des Alten Reiches, GöMisz 201 (2004) 91-94. Entsprechend sind auch die wenigen weiteren von C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen, 8 Bde., Leuven 2002 f., Bd. 3, 323 registrierten Belege für einen Gott »Month-Horus« möglicherweise zu streichen. 8. hr vielleicht als hr-hjri zu verstehen. 9. ˘So die Mehrheit˘der Manuskripte, darunter auch der neue Textzeuge bei A. Gasse (2005) 143. Andere Texte schreiben »so werde ich zu deinem Gefallen handeln«. Die Variation dürfte inhaltlich etwa auf dasselbe hinauslaufen, könnte aber auch, da beide Ausdrücke sich wahrscheinlich phonetisch nahestanden, als Hörfehler erklärt werden. 10. D. h. als Bastet, eine konventionell als Katze dargestellte Göttin, die als gutmütig gilt im Gegensatz zu ihrer löwengestaltig symbolisierten Erscheinungsform Sachmet. 11. Variante: »… läßt; er ist in seinem dritten Jahr«. Was mit dem »dritten Jahr« gemeint ist, ist nicht völlig klar. P. Kaplony (1974) 180 glaubt, daß das dritte Jahr der Abwesenheit des Au gemeint sei, während E. F. Wente (1990) 16 vermutet, daß Au sich im dritten Lehrjahr befinde. 12. Variante: »er hat sich gekleidet«. 13. So jetzt auch unterstützt von dem von Burkard publizierten Textzeugen. Variante: »den er früher gesehen hat«. 14. Nach einer Idee von W. C. Hayes, JNES 7 (1948) 8, dem fast alle späteren Übersetzer gefolgt sind, soll an dieser Stelle von einer »Haremsdame« die Rede sein. Diese Lesung hat das Gesamtverständnis des Textes stark geprägt. Au, der nach dieser Auffassung hier eine Haremsdame sehen würde, gerät so in eine recht zwielichtige Rolle und ist etwa nach P. Kaplony (1974) 190 f. »ein verlorener Sohn, der mit einer Haremsdame zusammenlebt«. In keinem einzigen der Textzeugen sprechen aber die Graphien klar für das vermutete Wort hnr.t »Haremsdame«. Ich halte die banalere Lesung hnt »früher« für wahrscheinlicher. Eine˘ noch andere Lösung hat Dakin in Sesto Congresso˘Internazionale di Egittologia, Atti, Bd. 1, Torino 1992, 468 (»my face«).
311
Carsten Peust (VIII) [Au
soll zur Rückkehr verlockt werden:] Sage 15): Geh, Au, und sieh deine Frau wieder! / Sie beweint dich bitterlich, / sie beweint dich / wegen deiner Fische in der Nacht / und deiner Vögel am Tag. 16) / (IX) [Antwort des Au an seine Frau, indem er die Vorzüge seines jetzigen Lebens hervorhebt und von seinem Aufstieg erzählt:] 17) Komm doch du nach Norden, ich will dir dies erzählen, / und (auch) die Kollegen werden zu ihren Schwestern sprechen, / nachdem sie mich im Süden der Stadt gefunden haben. / (X) Mir geht es wohl (hier) an dem fernen Ort. / Der Kopf lag (früher) auf den Knien 18) / wie bei einem einfachen Bürger, den du in die Stadt entsandt hast. 19) / (XI) [Zukunftsvision einer erfolgreichen Heimkehr:] Ich bin heute aus der Stadt zu meiner Schwester gekommen, 20) / nachdem ich (sogar) den allergrößten Vorgesetzten der Stadt übertroffen habe. 21) / Ich fand meinen Vater im Festtag, / und meine Mutter ging zur Sykomore. 22) / (XII) [Schüler schreibt im Stil einer idealisierten Autobiographie:] Ich bin ein vom Vater geliebter, / von seiner Mutter gelobter / und von seinen Geschwistern geschätzter. 23) / Ich habe nie meinen Vater gestört oder meine Mutter geärgert. / (XIII) [Der Schüler übt sich in Selbstbeherrschung:] Ich spreche nach, was mein Vorgesetzter gesagt hat, / um das Feuer (= die Leidenschaft) zu bezwingen. / Ich bin der vorderste Schweiger, der die Hitze bezwingt, / wenn er die Lippen bewegt, 24) / (XIV) der frei von Geschwätzigkeit ist, Schreiber, der ich bin, / der tüchtig für seinen Herrn ist, der Kunstfertige in Aktion. / (XV) [Anrede an den Schüler durch seine Eltern oder den Lehrer:] Hoffentlich öffnest du die Schriftrollen 25) und wirst ein Sohn, der zum Schreiben ausgebildet ist! / [Antwort 15.
16. 17.
18. 19.
20. 21. 22. 23. 24. 25.
312
Die meisten Texte schreiben hier scheinbar »sie sagt«, was sich auf die angebliche Haremsdame (siehe vorige Anmerkung) beziehen soll. Ich möchte hier die Annahme machen, daß der folgende, in der Umgangssprache des Neuen Reiches nicht mehr geläufige Imperativ jz »geh!« eine Irritation, evtl. durch Hörfehler, verursacht hat. Vielleicht ist gemeint, daß Au Tag und Nacht unterwegs ist, wie wenn er auf Fisch- und Vogelfang wäre. Es ist ein Wortspiel zwischen rmj »weinen« und rmw »Fische« erkennbar. Dieser Sprecherwechsel ist unzweifelhaft, denn die grammatischen Formen zeigen nun, daß ein Mann zu einer Frau spricht. Ich nehme mit W. C. Hayes, JNES 7 (1948) 9 Anm. 42 an, daß Au seine Frau anredet. Laut P. Kaplony (1974) 181 soll sich dagegen der Briefschreiber an die angebliche Haremsdame wenden. Ein Trauergestus. Lesung m 2.n-k n n3.t am klarsten in den Textzeugen A. Hermann (1954) 104 f. und J. López (1978-84) Bd. 2., Tf. 97, Nr. 57308. »Du« ist hier wieder an einen Mann gerichtet. Die von allen bisherigen Übersetzern präferierte Variante hr m 2 n k.t n3.t »am Rande einer anderen ˙ Stadt« ist textuell schwächer bezeugt und auch lexikalisch angreifbar (m 2 bedeutet nicht »Rand«, sondern »Ufer eines Gewässers«). Die Phrase »Ich bin heute aus meiner Stadt gekommen« gehört zum Standardformular der autobiographischen Grabinschriften. Die hier bislang übliche Übersetzung »ich überquerte das große Tor der Stadt« ist im Ägyptischen unidiomatisch und auch inhaltlich unbefriedigend. Der Sykomorenbaum ist der Göttin Hathor zugeordnet. Man stellt sich daher im allgemeinen vor, daß hier vom Gang zum Fest in einem Hathorheiligtum die Rede ist. Auch dies aus der Phraseologie der Autobiographien. Das Verb qm ist in der Bedeutung »bewegen« gut bezeugt. Die bisherigen Übersetzungen sind nicht plausibel, z. B. »dessen Lippen aus Erz gegossen sind« (Kaplony), »der die Lippen beherrscht (wörtlich: erzeugt)« (Barta). Variante: »deine Schriftrollen«.
Das Lehrstück Kemit
des Schülers, der hervorhebt, wie weit er schon sozial vorangekommen ist:] Mir steht nützliches bevor, / (denn) mein Vater hat mich zum Schreiben ausgebildet, / was (schon) seinen Vorfahren nützlich war. / (XVI) Er (der Schreiber) kann seine Tätigkeit auch in Bedrängnis beibehalten. 26) / Ich habe festgestellt, was für ein Begünstigter ich bin, / der (früher) ins Gesicht geschlagen wurde, (jetzt) nachdem ich weise geworden bin / und nachdem mir die Augen geöffnet sind. / (XVII) [Hier wohl wieder Rede der Eltern oder des Lehrers:] Es (wohl: die Fähigkeit zu Schreiben) ist (so hilfreich wie) ein Diener und eine Magd. 27) / Du sollst ein Sohn werden, der zum Schreiben ausgebildet ist. / Was immer ein Schreiber für einen Posten in der Hauptstadt hat, / es kann ihm damit nicht schlecht gehen. / [Kolophon:] So ist es gut und in Frieden zu Ende gekommen durch den Schreiber NN. 28)
26. 27. 28.
Alle anderen Übersetzungen stark abweichend, z. B. »er faßte meine Hand wegen des Bösen« (Kaplony), »so that he checked himself from wrongdoing(?)« (Wente). Andere Übersetzungen hier teils recht anders, z. B. »Sie (= diese Tugenden) sind für mich Gefolgsleute und Rächer« (Kaplony), »nur der Diener ist mit der Müllerin zusammen« (Barta). Die übliche Kolophonformel, mit der literarische Handschriften abgeschlossen werden. An die Stelle von »NN« haben die Schüler jeweils ihren eigenen Namen eingesetzt.
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Ägyptische Briefe aus der Zeit der 18. Dynastie Matthias Müller Erstaunlicherweise sind aus der Zeit der 18. Dynastie (ca.1550-1300 v. Chr.) nur sehr wenige Briefe erhalten. Verglichen mit der sich anschließenden Ramessidenzeit ist ihre Anzahl nachgerade verschwindend gering: So stehen in Edward F. Wentes 1990 erschienener Anthologie »Letters from Ancient Egypt« 24 Briefen der 18. Dynastie 220 Briefe der Ramessidenzeit gegenüber. Dies dürfte in erster Linie am Fehlen eines exemplarischen Kontextes wie Deir el-Medina liegen, dem Wohnsitz der Arbeiter an den königlichen Gräbern, deren Korrespondenz nach dem Wegwurf u. a. durch günstige Erhaltungsbedingungen die Zeiten überdauerte, bzw. spezieller Archive wie aus anderen Zeitepochen der ägyptischen Geschichte (s. dazu das Archiv von Dhn.t). Dennoch scheinen ungünstige Erhaltungsbedingungen der Hauptfaktor für das Fehlen größerer Konvolute von Briefen zu sein. So wurden im Areal des Palastes von Amenophis III. in Malqata, südlich der großen thebanischen Nekropole, ca. 1.100 Siegel von Dokumenten gefunden, die eine Vorstellung davon geben dürften, welche Mengen verloren sind. 1) Überliefert ist die Mehrzahl der Briefe dieser Zeit auf Papyrus, weitere auf Kalkstein- bzw. Tonostraka, während einige als Kopien auf Stelen erhalten sind. Letztere sind vornehmlich solche, die aus der Kanzlei Pharaos stammen und die der Adressat dann auf eine Stele kopieren ließ. Ägyptische Briefe besaßen, anders als z. B. mesopotamische, keinen Umschlag. Die Papyri wurden gefaltet und dann versiegelt und wurden ebenso wie die Ostraka zum jeweiligen Destinationsort Reisenden mitgegeben, denn es gab offenbar kein zentral organisiertes Postsystem. Gewisse Formulierungen in Briefen weisen darauf hin, daß Briefe Leuten, die in die Richtung unterwegs waren, mitgegeben wurden. Darüber hinaus ist in den Adreßformulierungen der Briefe nie eine Ortsangabe notiert. Pragmatisch dokumentieren die Texte einen Wandel in der Epistolographie: Schrieb zum Beispiel in Ägypten des dritten bzw. frühen zweiten Jahrtausends eine hierarchisch niedrigere Person an eine Höhere, so vermied erstere die Verwendung von Personalpronomen in der Selbstreferenz und wich auf den Ausdruck b k jm »jener Diener« aus. Auf den Adressaten wurde entweder per Titel respektive Name oder mit nb=j »mein Herr« referiert. Kommunizierten zwei hierarchisch gleichrangige Personen miteinander, wurde zur Selbstreferenz des Absenders der Ausdruck »dein Bruder« verwandt. Der Adressat wurde z. B. als ssˇ=k jm »dein Schreiber« bezeichnet bzw. auf ihn auch einfach per Pronomen referiert. Schrieb eine hierarchisch höhere Person an unter ihr stehende Mitglieder der Gesellschaft, wurden allein Pronomen benutzt. Dieses System ändert sich im zweiten Jahrtausends vor Christus, so daß ab dieser Zeit fast ausschließlich referentielle Pronomenverwendungen zu beobachten sind. 2) 1. 2.
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W. C. Hayes, Inscriptions from the Palace of Amenhotep III, JNES 10 (1951) 165-181. Der Verzicht auf referentielle Nominalphrasen als eine Form statusmotivierter Pronomenver-
Ägyptische Briefe aus der Zeit der 18. Dynastie
Allein in Bezug auf den Adressaten lassen sich Verwendungen von nb »Herr« bei hierarchisch höher verorteten Kommunikationspartnern feststellen. Weitere Bezeichnungen sind nur noch in den Grußformeln am Anfang eines Briefes vorzufinden, während im Brieftext selbst per Pronomen auf die Adressaten referiert wird. Die Briefe gliedern sich in eine initiale Adresse, in der üblicherweise zuerst der Absender, dann der Adressat genannt wird. Diese kann unterschiedlich konstruiert sein. 3) Die offizielle Variante, wenn man an eine sozial höhergestellte Person schreibt, wird als Absender hr swd -ib n nb=f Adressat »Absender gestattet sich, seinem ˙ zu¯ machen« (lit: Absender läßt das Herz seines Herrn heil Herrn, eine Mitteilung sein) gestaltet. Soziale Nähe verortet die Form Absender hr nd-hr.t n Adressat »Ab˙ ¯ ˘ des Adressaten). sender grüßt Adressat« (lit: Absender fragt nach dem Befinden Wird an eine sozial niedriger stehende Person geschrieben, ist die Adresse meist als Absender dd n Adressat »Absender an Adressat« (lit: Absender sagt zu Adressat) for¯ muliert. Je nach der eigenen Verortung und der Verortung des Gegenübers in der sozialen Hierarchie folgen darauf mehr oder minder ausführliche Grußformeln. Diese enthalten standardmäßig den Wunsch des Wohlergehens für den Adressaten, sowie, daß er in der Gunst des Reichsgottes Amun-Re bzw. weiterer ihm wichtiger Gottheiten stehe. Daran schließt sich der eigentliche Briefinhalt an. Nachdem der Brief beendet wurde, faltete ihn der Schreiber, so denn das Schreibmaterial Papyrus war, und zwar meist so, daß der Anfang des Briefes innen war. Dabei wurde allerdings recht individuell vorgegangen, einige Schreiber wie der von Text Nr. 1.1 falteten den Papyrus zuerst zweimal horizontal. Das so auf ein Drittel reduzierte Blatt wurde dann durch weitere Horizontalfaltungen noch zweimal halbiert, so daß schließlich ein schmales Paket entstand, auf dem eine horizontale Zeile Platz hatte. Außen auf dem gefalteten Stück wurden dann noch einmal Absender und Adressat genannt (wenn erhalten, wurde dies in der Übersetzung an den Anfang gesetzt). Die Titel wurden dabei häufig auf das Wesentliche verkürzt. Schließlich wurde der schmale Streifen noch einmal in der Mitte vertikal gefaltet. 4) Andere Briefe wie die Texte Nr. 3.2 und 3.3 wurden, recto innen, in schmalen Streifen horizontal gefaltet, wobei offenbar unten begonnen wurde. Manchmal wurde dabei auch ein Rand gefaltet. Ägyptische Briefe sind in scriptio continua gehalten, d. h. der Text wird typischerweise nicht durch äußerliche Merkmale gegliedert. Gelangt der Schreiber an des Ende der Zeile (meist identisch mit dem Ende des Papyrusstückes) bricht er in die nächste Zeile um, ungeachtet ob in der Wort-, Phrasen- oder Satzmitte. Statt moderner Mittel wie Absätze, Einrückungen etc. signalisieren bestimmte Konstruktionen (hn2 dd oder ky dd) den Übergang zu einem anderen Thema bzw. auch den Überg¯ ˙ ¯
3. 4.
meidung ist zuerst bei gleichrangigen Kommunikationspartnern zu beobachten, da z. B. in den Briefen aus Illahun aus dem frühen 2. Jt. von diesen allein Pronomen benutzt werden (abgesehen von Einleitungsformeln), während in vertikalen Kommunikationssituationen nach oben weiterhin b k jm »jener Diener« verwandt wird. Zu den Details s. A. M. Bakir, Egyptian Epistolography from the Eighteenth to the TwentyFirst Dynasty, BdE 48, Kairo 1970, 41-50. S. R. K. Glanville, The letters of Aahmose of Peniati, JEA 14 (1928) 302.
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Matthias Müller
ang zu einer Nachricht an eine andere Person (meist hn2 dd n X). Beides entspräche ¯ damit pragmatisch einem modernen Absatzwechsel. ˙ Sprachlich dokumentieren die Texte den Übergang vom älteren zum jüngeren Ägyptisch. Während einige morphosyntaktische Phänomene innerhalb der Textsorte Brief noch eindeutig dem Mittelägyptisch zugehörig sind (z. B. sdm.n=f-Formen, ¯ Konjunktivkonstruktion mit hn2 und absolutem Pronomen oder die Bildung von ˙ zweigliedrigen Sätzen mit nominalem Prädikatsausdruck mit invariablem pw) läßt sich an anderen die Entwicklung zum Neuägyptischen nachzeichnen. 5) Auch hierbei zeigt sich das Material derart heterogen, daß man davon ausging, verschiedene Etappen des sprachlichen Umbaus vom Mittel- zum Neuägyptischen dokumentiert zu sehen. Fraglich ist dabei jedoch, inwieweit diskrete Sprachsysteme in der Entwicklung vorliegen, da bestimmte Phänomene in Form eines Hufeisenmusters (u-shaped pattern) verteilt vorkommen. D. h. Phänomene können früh in einer neuägyptischen Form belegt sein, finden sich aber in späteren Texten wieder durch mittelägyptische Muster ersetzt (z. B. die Verwendung von sdm.n=f- versus sdm=f-Formen zum Aus¯ ¯ druck des Perfektivs). Daher dürfte es sinnvoller sein, von z. T. individuellen Interferenzen zwischen zwei Hierarchienormen (Mittelägyptisch versus Neuägyptisch) innerhalb eines vor-normsprachlichen Systems auszugehen. Aufgrund der recht heterogenen Texte wurden die Einzeltexte grob zu zeitlich motivierten Gruppen zusammengestellt: Zum einen Texte aus der ersten Hälfte der 18. Dynastie, wobei die Mehrzahl der Texte aus der Zeit der Hatschepsut/Thutmosis III. (ca. 1490-1440 v. Chr.) stammen, gefolgt von solchen aus der zweiten Hälfte. Von diesen geschieden wurden Briefe aus der Zeit Echnatons (ca. 1365-1349 v. Chr.).
1. Briefe aus der ersten Hälfte der 18. Dynastie (vornehmlich Hatschepsut/Thutmosis III.) Das erste Konvolut von hier übersetzten Briefen stellt das Archiv eines Schreiber namens Ahmasje von Pajati dar. Auf einer Schreiberpalette im Louvre (Urk. IV 52,17) nennt er sich »der Schreiber Ahmose, Stellvertreter des Vorstehers der Arbeiten in Armant, Pajati«. Somit stellt der Namenszusatz Pajati einerseits eine eindeutige Identifikation dar (aufgrund der Häufigkeit des Namens Ahmose), andererseits demonstriert es möglicherweise seine enge Bindung an seine Vorgesetzten und unterstreicht damit vielleicht auch die Dringlichkeit administrativer Anliegen. Dieser Pajati war Oberbaumeister unter Amenophis I., Thutmosis I. und II., sowie Hatschepsut und Thutmosis III. Möglicherweise ist die Erwähnung von Armant ein Hinweis auf den Herkunftsort Ahmoses. Darüber hinaus konnten noch ein Uschebti sowie ein Gefäß für die Aufnahme von Augenschminke Ahmose zugewiesen werden. 6) Die ebenfalls propagierte Gleichsetzung mit dem Besitzer des Schreins Nr. 6 am Gebel el-Silsilah
5. 6.
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Vgl. B. Kroeber, Die Neuägyptizismen vor der Amarnazeit, Studien zur Entwicklung der ägyptischen Sprache vom Mittleren zum Neuen Reich, Diss., Tübingen 1970. S. R. K. Glanville, The letters of Aahmose of Peniati, JEA 14 (1928) 296 f.
Ägyptische Briefe aus der Zeit der 18. Dynastie
ist inzwischen jedoch als unwahrscheinlich eingestuft worden. 7) Zeitlich wird Ahmose in die Ära Hatschepsuts bzw. Thutmosis III. gesetzt. 8) Text Nr. 1.1 zeigt eine recht ausführliche Grußformel, die vielleicht dafür spricht, daß der Absender den Adressaten, dem er im folgenden diverse Aufträge erteilt, sich und seinem Anliegen geneigt stimmen wollte, da man den Absender hierarchisch höher verorten würde. Möglicherweise ist es jedoch die Nähe des Adressaten zum Oberbaumeister Pajati, die dem Absender epistolographische Ausführlichkeit gebot. Im Text selbst sind die Anweisungen indes recht eindeutig gehalten. Text Nr. 1.2 bietet nachgerade ein exemplarisches Beispiel für Kontaktpflege. Der Brief hat kein weiteres Anliegen, als sich nach dem Wohlergehen des Adressaten zu erkundigen. Im dritten Brief (Nr. 1.3) scheint es sich um eine quasi amtliche Benachrichtigung zu handeln, da der Absender zwar keinerlei Titel trägt, dennoch ohne Umschweife (sprich Grußformeln) auf den Sachverhalt zu sprechen kommt. Es geht dabei um eine juristische Entscheidung bezüglich einer Dienerin. Der Sachverhalt wird als bekannt vorausgesetzt, so daß sich für den modernen Leser das Problem ergibt, wer die erwähnten Personen im Detail sind. Die Dienerin scheint sich im Moment bei einem Bürgermeister names Tetimose zu befinden. Diesem wird ein Beamter mit einer Vorladung geschickt, doch beantwortet Tetimose diese ebensowenig wie eine andere. Schlußendlich bestätigt der Absender zwar, daß die fragliche Dienerin, die offenbar vorher dem Bürgermeister Minu gehörte, wirklich Tetimose gehört, moniert aber, daß letzterer wegen eines Rechtsstreites nicht mehr mit ihm rede. Im vierten Brief (Nr. 1.4) versichert ein Herr namens Teti Ahmose zuerst, wieviel er für ihn getan hätte (Anbau von Getreide und Flachs) und noch zu tun bereit ist, um schließlich sein Anliegen vorzubringen. In Brief Nr. 1.5 ist es Ahmose selbst, der eine Protestnote bei einer höhergestellten Person – von Ahmose mit »mein Herr« angesprochen – einreicht, um gegen die Requirierung einer jungen Dienerin Einspruch zu erheben. Auffälligerweise verzichtet er ansonsten auf jede Grußformel, was zu der Vermutung führte, es handle sich um die Kopie eines Originalschreibens von Ahmose zu Archivierungszwecken durch einen jüngeren Schreiber. 9) Daran anschließend sind Einzeltexte zusammengestellt. So beschwert sich ein Priester bei einer Frau über das Verhalten einer anderen Frau in Gegenwart seiner Kollegen (Text Nr. 1.6). Im folgenden Brief (Text Nr. 1.7) rät der Absender dem Adressaten zu einem abgesprochenen Vorgehen gegen eine dritte Person. Diesem folgt ein kurzer Brief (Text Nr. 1.8), der bei der Freilegung der ersten Terasse des Hatschepsut Tempels in Deir el-Bahari gefunden wurde. Für die Arbeiten hatten diverse Offizielle Arbeiter zur Verfügung gestellt, so auch der Hohepriester des Amun-Re. 10) Einer von den Leuten scheint der Grund zu einer Auseinandersetzung mit von Senenmut gestellten Arbeitern gewesen zu sein.
7. R. A. Caminos/T. G. H. James: Gebel es-Silsilah I, The Shrines, Archaeological Survey of Egypt, 31st Memoir, London 1963, 25. 8. S. R. K. Glanville, The letters of Aahmose of Peniati, JEA 14 (1928) 297. 9. S. R. K. Glanville, The letters of Aahmose of Peniati, JEA 14 (1928) 310. 10. W. C. Hayes, A Selection of Thutmoside Ostraca from Der el-Bahri, JEA 46 (1960) 34 f.
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Literatur: S. R. K. Glanville, The letters of Aahmose of Peniati, JEA 14 (1928) 294-312 (Editio princeps der Ahmose-Briefe des British Museum, Texte Nr. 1.1-1.3); T. E. Peet, Two Eighteenth Dynasty letters, Papyrus Louvre 3230, JEA 12 (1926) 70-74 (Edition zweier Briefe des Ahmose-Archivs im Louvre, Photos davon in: J.-L. de Cenival, Naissance de l’écriture, cunéiformes & hiéroglyphes, Paris 1982, 159, Text Nr. 1.4/.1.5); A. G. McDowell, Hieratic Ostraca in the Hunterian Museum Glasgow [The Colin Campbell Ostraca], Oxford 1993, 27-29 mit pl. XXX (Bearbeitung, Faksimile und Transkription von Text Nr. 1.6); W. C. Hayes, Varia from the Time of Hatshepsut, MDAIK 15 (1957) 89/90 mit fig. 1 O und Taf. XIII,2 (Bearbeitung, Transkription und Photo von Text Nr. 1.7); W. C. Hayes: A Selection of Thutmoside Ostraca from Der el-Bahri, JEA 46 (1960) 35 mit pl. X,7 (Bearbeitung, Transkription und Photo von Text Nr. 1.8); E. F. Wente, Letters from Ancient Egypt, SBL Writings from the Ancient World 1, Atlanta 1990, 90-94 (Übersetzungen).
1.1 Anweisungen bezüglich Bauvorhaben (pBM 10102) (ADR) Der
Bürgermeister Mentuhotep an den Schreiber Ahmose, Pajati. Bürgermeister Mentuhotep grüßt den Schreiber Ah(2) mose, Pajati. In Leben, Wohlergehen und Gesundheit, in der Gunst (3) des Amun-Re, des Königs der Götter, des Atum, des Herrn von Heliopolis, des Re-(4) Harachte, des Thot, des Herrn der heiligen Worte, der [Sesch]at, (5) der Herrin der Schrift, sowie deines ehrwürdigen Gottes, der dich lieben wird! Mögen sie Dir Gunst, (6) Zuneigung und Effektivität an all deinen Orten gewähren. (7) Laß bitte die Matten und Balken (8) für die Vorratsgebäude und die Rückseite des Gebäudes bereitstellen, (9) auf daß die Mauer (10) eine Höhe von (9) sechs Ellen erreicht! (10) Hinsichtlich der Türen (11) für die Vorratsgebäude – laß sie (12) eine Höhe (11) von fünf Ellen erreichen. (12) Und hinsichtlich der Türen (13) für den Wachposten – laß sie (14) sechs Ellen hoch werden. Und (15) sag’ dem Maurer Amunmose, er soll sie genau so machen (16) und sich mit dem Hausbau beeilen!!! (17) Wie gut, daß mein Bruder bei dir war! Auf Dich werde ich ein Auge haben! (vso 1) Ich werde Dir die Höhen- und (vso 2) Breitenangaben für das Haus bringen lassen. Sorge dafür, daß (vso 3) man etwas von den Matten aufhebt und (vso 4) laß sie Benja bringen! Laß den (vso 5) Gegenwert für die Erde für das Haus (vso 6) seinem Besitzer geben. Sorge dafür, daß er zufrieden ist!!! (vso 7) Ich will nicht noch einmal von ihm darauf angesprochen werden, wenn ich komme! (1) Der
1.2 Kontaktpflege (pBM 10103) (ADR) Hare
an den Schreiber Ahmose, Pajati, seinen Herrn. grüßt seinen Herrn, den Schreiber Ahmose. In Leben, Wohlergehen und Gesundheit, in der Gunst des Amun-(2) Re, des Königs der Götter, des Ptah-südlich-seiner-Mauer, des Thot, des Herrn der heiligen Worte, sowie
(1) Hare
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aller Götter und Göttinnen, die in (3) [Karn]ak sind! Mögen sie Dir Gunst, und Effektivität an all deinen Orten gewähren. (4) Wie ist Dein Befinden??? Geht es Dir gut? Mir jedenfalls geht es gut!
(6) Zuneigung
1.3 Juristische Probleme (pBM 10107) (ADR) Ptahu
an den Schreiber Ahmose. grüßt den Schreiber (2) Ahmose. In Leben und Wohlergehen, in der Gunst des Amun-(3) Re! Dieses Schreiben soll Dich (4) über die gerichtliche Entscheidung hinsichtlich der Dienerin, die beim (5) Bürgermeister Teti-mose 11) ist, (3) informieren! (5) Man hatte den Vorsteher der Hörigen […] 12) zu ihm geschickt, daß er kommen (7) und mit ihm gerichtet werden solle, doch er beliebt nicht einmal (8) Minu hinsichtlich der Aussage des Verwalters der Feldarbeiter (9) Ramose zu (7) antworten! (9) Nun, was die Dienerin angeht – (10) Bürgermeister Minus Dienerin gehört (11) ihm, 13) doch er schenkt mir kein Gehör, um (12) mit mir vor der Versammlung der Beamten gerichtet zu werden. (1) Ptahu
1.4 Schreiben eines »Freundes« (pLouvre 3230a) (1) Teti
grüßt seinen von ihm geliebten Bruder und Lieblingsfreund, den Schreiber
(2) Ahmose.
In Leben und Wohlergehen, in der Gunst des Amun-Re, des Königs der Götter, deines ehrwürdigen Gottes, der [Dich] liebt, (3) des Thot, des Herrn der heiligen Worte 14), sowie des Ptah-südlich-seiner-Mauer, des Herrn des Lebens der beiden Länder (Ägypten)! Mögen sie Dir Gunst, Zuneigung (4) und Effizienz in jedermanns Gegenwart gewähren! Wie ist dein Befinden, wie? Wie geht es Dir? (5) Es dürstet mich sehr danach, Dich zu sehen! Sehr! Ich habe für Dich (6) jede Menge (5) Gerste angebaut! (6) Sie wird Dir […] Gerste, in der Ecke des Feldes (7) sowie dein Flachs! Sie […] sehr!! Und ich werde Dich nicht Mangel leiden lassen (8) für irgendetwas, was ich tue, solange ich lebe! Kümmere Dich um die Türschwelle 15) (9) [dein]es [Hauses], das auf dem Uferdamm liegt. Sorge dafür, daß es genauso vortrefflich ausgeführt wird, wie all deine erfolgrei-
11. 12. 13. 14. 15.
Glanville hatte den Abkürzungsstrich im Namen als Teti-scheri auflösen wollen, indes scheint dieser nur als Abkürzung für ms vorzukommen. Die Lesung des Namens ist aufgrund einer Lücke unsicher. Statt eines den Sachverhalt verkomplizierenden und graphisch nicht unproblematischen Nfy »PN« (Glanville) oder Titels »Segler« (Wente) schlage ich vor, n=f-jmy zu lesen. Auffallend ist jedoch die Setzung des Zeichens A 1 danach. So nach Photo in J.-L. de Cenival: Naissance de l’écriture, cunéiformes & hiéroglyphes, Paris 1982, 159, allerdings etwas abweichend vom graphischen Vorschlag Glanvilles (S. R. K. Glanville, JEA 14 [1928] 300 Anm. 3). Statt, wie meist Peet folgend (JEA 12 [1926] 72 mit Anm. 3), ist nicht *qn 2.t »fertigstellen des Hauses« sondern pn2.t »Türschwelle« zu lesen.
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chen Projekte! (10) Laß es mich doch bei meinem nächsten Besuch betreten! Und laß [… Rest verloren …] 16)
1.5 Protestschreiben Ahmoses an seinen Vorgesetzten (pLouvre 3230b) (1) Ahmose
von Pajati an seinen Herrn, den Siegelbewahrer Tay. ist der Grund für die Wegnahme der Dienerin, die bei mir war, respektive für die Weitergabe an einen Anderen? (3) Bin ich nicht dein Diener und befolge Tag und Nacht deine Aufträge? (4) Sorge dafür, daß man eine finanzielle Entschädigung dafür, daß sie bei mir ist, akzeptiert, denn sie ist noch ein Mädchen. Sie (5) kann noch nicht arbeiten! Oder aber trage Sorge dafür, daß mein Herr befiehlt, daß man mich für ihre Arbeit (6) aufkommen läßt wie jede Dienerin meines Herrn, denn schließlich schrieb mir ihre Mutter: (7) »Du warst es, der zuließ, daß man meine Tochter fortnimmt, während sie dort bei dir war! Und (8) ich habe meinem Herrn nicht unterrichtet, daß sie bei dir als Mädchen war.« So berichtete sie mir. (2) Was
1.6 Anweisungen hinsichtlich einer dritten Person (oGlasgow 1925.87 + oBerlin 10616)
der Priester, an meinesic Schwester Rasti. mußte feststellen, daß JupiFN mir gegenüber bei mein(3) en Kollegen zurückweisend ist. Warum gibt man mir das Stroh? Habe ich es (4) selbst wegen [meines] Hauses erworben, obwohl ich kein Magazin besitze, wobei doch […]. Gib ihr (5) korrekte Anweisungen, so daß sie in der Lage ist, dir 17) zu helfen! […] alles [was] du [tust], (6) denn ich habe Anweisungen getroffen. Keine Klage wurde (6) vollständig (5) [gegen mich? vorge]bracht. (6) Jedes Mal, wenn ich den (7) Dienst als Wab-Priester antrete, muß ich los, um mir was zu holen (8) […] (vso1) […] um sie wie meine Kollegen werden zu lassen. (vso2) Kümmere dich drum!! Setz dich mit ihr auseinander! Laß sie nicht zurückweisend bei (vso3) meinen Kollegen sein! (1) Userhat, (2) Ich
1.7 Rat (pMMA 27.3.560) (ADR) Teti
an seinen Herrn, Cahuti. erlaubt sich, seinen Herrn Cahuti eine Mitteilung zu machen. Möge er sich bester Gesundheit erfreuen; in der Gunst des Amun-Re. Dieses Schreiben soll (2) meinen Herrn über die Angelegenheit wegen Ptahsokari informieren, speziell da du es warst, der mit Vehemenz wegen der Leute (3) aus Heliopolis (1) Teti
16. 17.
320
Das Stück ist mit dem folgenden pLouvre 3230b auf eine Mumienbinde geklebt, so daß unklar ist, ob der Text sich auf der Rückseite fortsetzte. Wenn man n=k nicht, wie andere Bearbeiter, für den Ausdruck des pronominalen indirekten Objekts mit unmotiviertem Genuswechsel (f > m) halten will, müßte man nkt »etwas« lesen.
Ägyptische Briefe aus der Zeit der 18. Dynastie (2) gegen
ihn anging. (3) Sprich mit dem Herold Geregmanife, dann sendet deswegen ein Schreiben an den Hohepriester von Heliopolis.
1.8 Ärger mit einem alten Mann (oDeB 7) (1) […
an] den Schreiber des Hohepriester (2) [des Amun]-Re, König der Götter. In der Gunst des Amun-[Re]. (3) [Es geht] um den, den du mir gegeben hast. Nun, er ist ein alter (4) Mann und sorgt dieser Tage für etwas Ärger für seinen (5) [Sohn], einen Steinmetz des Senenmut. (6) […] 20 Schläge.
2. Briefe aus der zweiten Hälfte der 18. Dynastie In dem ersten hier aufgenommen Text Nr. 2.1 handelt es sich um die Kopie eines Schreibens von Pharao Amenophis II. (1428-1397 v. Chr.), das der Empfänger Usersatet, der Vizekönig Pharaos in Nubien, auf eine Stele übertragen ließ. Diese wurde in der ägyptischen Festung Semna in Nubien gefunden. Zuerst werden die Umstände, unter denen der Brief von Pharao eigenhändig geschrieben wurde, eingeführt: Man sitzt, trinkt und feiert. Nachdem der Absender gebührend eingeführt wurde, wird auch der Adressat ausführlich gerühmt und offenbar vergangener gemeinsamer Taten auf Feldzügen in Syrien gedacht. Dabei wird ebenfalls erwähnt, daß er über eine Auswahl Diener aus verschiedensten Gegenden des Vorderen Orients verfügte. Daran anschließend ermahnt ihn der König, sich vor den ihm unterstellten Nubiern, insbesondere deren Magiern, in Acht zu nehmen, und bemüht ein Sprichwort, dessen Verständnis allerdings nicht wirklich zugänglich ist. Es scheint, als wäre die Aussage, daß man in Ermangelung des Besten einfach irgendetwas nehmen solle. Der nächste aufgenommene Text Nr. 2.2 ist ein Schreiben des Sennefer, des Bürgermeisters von Theben unter Amenophis II., an einen Pächter namens Baki. Als Ausdruck der vertikalen Hierarchiedifferenz verzichtet der Absender auf jegliche Grußformeln und kommt sofort auf sein Anliegen zu sprechen. Nach der Ankündigung seiner bevorstehenden Ankunft im Anschluß an die Landung (wohl des königlichen Bootes) in Hw.t-shm (Diospolis Parva) erteilt er dem Adressaten verschiedene ˘ ˙ Aufträge, immer verbunden mit Ermahnungen, sich keine Nachlässigkeiten zu erlauben. Die im Text angeforderten 5000 Bretter scheinen eher von kleinerer Größe gewesen zu sein, da man sie einerseits kurzfristig in hohen Quantitäten bereitstellen konnte, und andererseits in Ägypten zu der Zeit keine größeren Nutzholzbestände wuchsen. Der Brief wurde allerdings nie abgeschickt, da er noch ungeöffnet und versiegelt den Weg ins Berliner Museum fand und erst dort geöffnet wurde. Auch der folgende Brief Nr. 2.3 ist von einem Vorgesetzten an zwei Untergebene geschrieben worden. Zuerst wendet sich der Vorsteher der Schutztruppen, die vornehmlich Polizei, aber auch militärische Aufgaben zu erfüllen hatten, an einen Polizisten, der offenbar ein Mädchen nicht entsprechend beschützt hatte. Möglicherweise ist sie inzwischen verschwunden. Im Anschluß wird eine andere Person auf ihr 321
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vom Vorgesetzten nicht geschätztes Fehlverhalten mit einem fast sarkastischen Nachsatz hingewiesen. Der auf einem ganzen Gefäß, statt auf einer Scherbe, geschriebene Text Nr. 2.4, ist von einem Mann an seine offenbar zu Hause in (oder um) Achmim wartende Frau geschreiben worden. Diese hatte wohl in einem vorangehenden Brief Vorwürfe aufgrund von Gerüchten erhoben, die der Mann nun zu entkräften versucht. Es ist aufgrund der Formulierung nicht ganz eindeutig, ob es sich um ein Ehepaar handelt, dürfte aber wahrscheinlich sein. Zu guter Letzt schickt er ihr verschiedene Lebensmittel, vielleicht sogar z. T. in dem Gefäß, auf dem der Brief stand. Die sich anschließenden Einzelbriefe sind genau genommen nicht näher zu datieren, Text Nr. 2.5 muß aber aufgrund der Erwähnung der Tempelanlagen von Deir el-Bahari zumindest aus der Zeit nach deren Fertigstellung stammen. Das Ostrakon stammt aus Deir el-Medina (Grabung Baraize). Der Anfang des Briefes ist möglicherweise abgebrochen, da der Text unvermittelt startet. Es könnte sich aber auch um eine Mitteilung handeln, die auf eine andere direkt reagiert. Nachgerade lapidar ist die Mitteilung von Text Nr. 2.6, ein Boot entladen zu lassen. Ähnlich kurze Mitteilungen sind auch aus Amarna bekannt, s. unten. Aufgrund des vom Schreiber als bekannt vorausgesetzten Kontextes ist auch bei Text Nr. 2.7 schwer einzuordnen, welche Arbeit es ist, die die Steinbrucharbeiter beendet hatten, und was der Adressat genau begehrt. Literatur: P. Der Manuelian, Studies in the Reign of Amenophis II, HÄB 26, Hildesheim 1987, 156 fig. 37 (Kopie der Stele mit Text Nr. 2.1); R. A. Caminos, Papyrus Berlin 10463, JEA 49 (1963) 29-37 (Editio princeps von Text Nr. 2.2); R. J. Demarée, A Letter of Reproach, in: E. Teeter/J. A. Larsen, Gold of Praise, Studies on Ancient Egypt in Honor of Edward F. Wente, SAOC 58, Chicago 1999, 75-82 (Editio princeps von Text Nr. 2.3); H. Buchberger, Htp an Ipw-rs.ti – Der Brief auf dem Gefäß München ÄS 4313, SAK 18 (1991) 49-87 mit Taf. 2-6 (Edition des Textes Nr. 2.4); J. Cˇerny´, Ostraca Hiératiques III Nos 25593-25674, Catalogue Général des Antiquités Égyptiennes du Musée du Caire XCIII, 54.74* (Transkription des Textes in Hieroglyphen & pl.LXXI [Faksimile] von Text Nr. 2.5 und 2.6); Hieratische Papyrus aus den Königlichen Museen zu Berlin III, Leipzig 1911, Taf. XXX (Faksimile und Transkription von Text Nr. 2.7, neuere Bearbeitung mit Photos bei DeMOnline 18)); E. F. Wente, Letters from Ancient Egypt, SBL Writings from the Ancient World 1, 27 f.92 f. (Übersetzungen)
2.1 Kopie eines Schreibens Amenophis’ II. an den Vizekönig Pharaos in Nubien, Usersatet (stMFA Boston 25.632) (1) 1.
Tag der Achet-Zeit Regierungsjahr 23, der Tag des königlichen Thronbesteigungsfestes. Kopie des Befehls an (2) [den Vizekönig Usersatet], (1) den seine Majestät mit seinen eigenen Händen angefertigt hatte, (2) […] Pharaos, l.h.g., während er saß und trank und feierte, […]
18.
322
http://obelix.arf.fak12.uni-muenchen.de/cgi-bin/mmcgi2mmhob/mho-1/hobmain
Ägyptische Briefe aus der Zeit der 18. Dynastie (3) [Man
brachte dir diesen Befehl des Königs, der groß mit] dem Schwert ist, mit starkem Arm und mutigem […], der (4) [die Nördlichen] (3) band [und Südlichen unterwarf] an all ihren Plätzen. Es gibt keinerlei Feind in irgendeinem Land, während du (5) [in Nubien] (4) Platz genommen hast, (5) […] ein Mutiger, der in allen Ländern Beute machte, ein Streitwagenkrieger, der für seine Majestät, Amenophis II., kämpfte, (6) [der] Syrien […] und Hattis 19) Schicksal bestimmte. Oh du (7) [Besitzer einer Fr]au aus Babylon, einer Dienerin aus Byblos, eines jungen Mädchens aus Alalach und einer Alten aus Arapcha, die Leute aus Tachsi 20) (9) gar nicht zählend. Was taugen die auch schon?! Zeige keinerlei Nachsicht (10) mit den Nubiern! Hüte Dich vor ihren Leuten und ihren (11) Magiern! Hab ein Auge auf den Diener von Nichtsen, den du anbrachtest, um ihn zum Beamten zu machen, (12) obschon er kein Beamter ist, den du seiner Majestät empfehlen würdest, es sei denn, um vernehmen zu lassen: ›Fehlt eine (13) Streitaxt mit einer Elektrumbindung, gibt es doch den festen Stock am Wasserplatz (14) und den anderen an der Baal-Akazie!‹ 21) Hör nicht auf ihre Worte! Trau ihrem Bericht nicht!
2.2 Anordnungen an einen Untergebenen (pBerlin 10463) (ADR) Der
Bürgermeister der südlichen Stadt Sennefer an den Pächter Baki. Bürgermeister der südlichen Stadt Sennefer an den Pächter Baki, den des Kysen. Dieser Brief wird dir gebracht, um dich zu informieren, daß ich zu Dir (2) kommen werde, wenn man in drei Tagen in Husachim 22) angelegt haben wird. Laß mich keine Nachlässigkeit deinerseits hinsichtlich (3) deines Postens entdecken! Laß es nicht an gutem Zustand mangeln!! Und besorg mir viele Pflanzen, Lotusblüten und Blu(4) men, die man zu Sträußen machen kann. Des weiteren schneide 5000 Bretter und 200 Stäbe 23), so daß (5) das Schiff, mit dem ich kommen werde, sie mitnehmen kann, schließlich hast du dieses Jahr noch kein Holz geschnitten. Halt dich dran!! Sei nicht nachlässig! (6) Sollte man dich am Schneiden hindern, wende dich an Usihe, den Bürgermeister von Hu 24). Dann, was den Hirten von Qus (6) und die Hirten der Herde, die unter meiner Aufsicht sind, angeht – hol sie dir zum Schneiden des Holzes zusammen mit den Arbeitern, die bei dir sind! (vso 1) Und befiehl den Hirten, sie sollen Milch in neuen Krügen bereitstellen, (vso 2) ehe ich eintreffe. Halt dich dran!! Sei nicht nachlässig! Denn ich weiß, du bist (vso 3) nachlässig und liebst es, im Liegen zu speisen. (1) Der
19. 20. 21. 22. 23. 24.
Oder Pachati? In der Nähe von Kadesch gelegen. Amenophis unternahm im Regierungsjahr 3 einen Feldzug in die Gegend, vgl. P. Der Manuelian, Studies in the Reign of Amenophis II, HÄB 26, Hildesheim 1987, 51-56. Offensichtlich zitiert der König eine Redensart. Mit ›Akazie des Baal‹ folge ich einem Vorschlag von N. Tacke, Verspunkte als Gliederungsmittel in ramessidischen Schülerhandschriften, SAGA 22, Heidelberg 2001, 29 Anm. r. Hw.t-shm (Diospolis parva), Hauptstadt des VII. oberägyptischen Gaus auf der Westseite ˘ ca. 117 km entfernt von Theben. ˙ Nils; des Unklares Wort in syllabischer Graphie. Die Übersetzung Stäbe orientiert sich am (fast) homographen semitischen Lehnwort mrhn »Speer«. ˙ Kurzform von Husachim.
323
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2.3 Anordnungen an einen Untergebenen (pLeiden F 1996/1.1) (ADR) [Dedu,]
Vorsteher der Schutztru[ppe, an Nibsani, den Polizisten von] Tajaw. Vorsteher der Schutztruppe, an Nibsani, den Polizisten von Tajaw. Dieser Brief wird dir gebracht, (2) um zu erfahren, warum du nicht fortfährst, das Mädchen Hupati zu schützen, obschon du wei(3) ßt, daß ich sie geschützt habe. Ich ließ […] von Phar[ao, l.h.g., …] (4) heimlich (3) wegzunehmen. (4) Des weiteren: Komm schnell mit ein paar Männern. Wenn (5) du dort bummelst bei der Suche, dann werde ich selbst es sein, der kommen wird, um dich zu holen. Des weiteren an Mahu: Warum attackierst du (6) das Mädchen, obschon ich es schützte? War es ein Ausdruck deines Mißtrauens mir gegenüber, obschon ich Dir geschrieben hatte? (1) Dedu,
¯ S 4313) 2.4 Beruhigende Worte an die/eine Frau (gMünchen CA (1) Hatip
an Apurasti. Leben, Gesundheit und Wohlergehen, in der Gunst des Amun-Re, (3) des Königs der Götter, in der Gunst des Min, des Herrn von Achmim. (4) Möge er dir Gunst und Beliebtheit verleihen. Achte nicht auf das Geschwätz der (5) anderen (4) Frau (5) bei dir! Hab ich dir nicht gesagt, daß es keine (andere) Frau gibt, sowie ich mich (6) mit dir (5) vereint habe? (6) Dir will ich dienen. Ich ließ dir einen Krug mit Weintrauben, (7) einen Scheffel Körner und 50 Zwiebeln bringen. (Rs. 1) Wie geht es Dir?? Geht es Dir gut? (2) In
2.5 Opfer (oCairo CG 25667) (1) Des
weiteren an den Schreiber Amenemone: 25) [Laß] (2) (mir) die Statue bringen. Laß […] (3) den Verteilungsschlüssel. Wegen des Opfers, (4) gib es an den Priester, der in Dsr.t (Hatschepsuts Tempel in Deir ¯ el-Bahari) ist, und (5) den in h-s.t (Tempel Mentuhoteps II. in Deir el-Bahari), während ˘ der (6) Arbeiter an der Arbeit bleibt.
2.6 Auftrag, ein Boot zu entladen (oCairo CG 25664) (1) Amenemhu
25.
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an (2) Sanu: Laß (3) das Boot des (4) entsprechenden Besitzers (3) entladen.
Wörtlich: »und sag zu Amenemone« als Einleitung eines Briefabschnittes an eine weitere Person. Demnach wäre der Anfang des Textes nicht erhalten.
Ägyptische Briefe aus der Zeit der 18. Dynastie
2.7 Ärger unter Steinbrucharbeitern (oBerlin 10614) (1) Qenamun
an Hor(2) mose: acht Steinbrucharbeiter (2) sind (3) mit denen, (4) von denen ich wegen des anderen, (5) den ihr begehrt, schrieb, (2) fertig. (5) Ich werde ihn dir bringen lassen. (vso1) Mach es […]. (vso2) Laß mir seinen Gegenwert bringen!
(3) Die
3. Briefe aus der Amarna-Zeit Der folgende Text Nr. 3.1 wurde zwar (angeblich?) 26) in Kom Medinet Ghurab (Gurob), dem antiken Miwer am Eingang des Fayum, von Petrie gefunden, enthält aber einen Brief des Verwalters von Memphis an Amenophis IV./Echnaton, in dem er ihm mitteilt, daß in Memphis alles zum Besten stehe. Ein weiterer Brief ist nahezu identisch, aber schlechter erhalten. Die beiden folgenden Briefe stammen angeblich aus dem Grab eines Hes, vermutlich in Theben, wurden aber in Achetaton von einem Öl- bzw. Salbenhersteller namens Ramose geschrieben. Im ersten Brief schreibt er an eine Person namens Mehi, die er Bruder nennt, was aber auch Zeichen einer sozialen Nähe, statt nur eines Verwandschaftsverhältnisses sein kann. 27) Soweit der fragmentarisch erhaltene Text ein Verständnis zuläßt, scheint es sich um Probleme hinsichtlich eines Gerichtsverfahrens zu handeln. Im zweiten Brief an »seine Schwester« geht es um vergleichbare Angelegenheiten. Obschon er moniert, daß er seit mindestens drei Jahren keine Post mehr von ihr erhalten habe, zitiert er offenbar dennoch aus einem Schreiben von ihr, so daß man den Eindruck gewinnt, mit der Klage über die briefliche Leere seines Lebens würde versucht, sozialen Druck aufzubauen. Am Ende des Briefes sind noch diverse Kurzmitteilungen an weitere Personen angehängt, die inhaltlich z. T. auf ein bloßes »wie oben« verkürzt sind. Den Schluß bilden auch hier Einzeltexte, die bei den englischen Grabungen in Amarna gefunden wurden. Dabei handelt es sich vornehmlich um Anweisungen, Dinge aus Magazinen auszugeben Literatur: F. LL. Griffith, The Petrie Papyri, Hieratic Papyri from Kahun and Gurob (Principally of the Middle Kingdom), London 1898, pl. XXXVIII (Edition von Text Nr. 3.1); T. E. Peet, Two Letters from Akhetaten, in: Annals of Archaeology and Anthropology issued by the Institute of Archaeology, University of Liverpool 17, 1930, 82-97 mit pl. XVIII-XXX (Edition der pMond, s. u. Nr. 3.2-3.3); H. W. Fairman, The Inscriptions, in: J. D. S. Pendlebury, The City of Akhenaten II, The Central City and the Official Quarters, The Excavations at Tell el-Amarna during the Seasons 1926-1927 and 1931-1936, EES Memoir 44, London 26.
27.
In W. M. Flinders Petrie, Illahun, Kahun and Gurob, 1889-90, London 1891, 50, gibt Griffith an, die beiden Texte stammten aus Kahun. In seiner Edition (F. LL. Griffith. The Petrie Papyri, Hieratic Papyri from Kahun and Gurob [Principally of the Middle Kingdom], London 1898, 91) werden beide Texte als aus Gurob stammend eingeführt. Vgl. M. Müller, ›Unter Brüdern!‹ Verwandtschaftsbezeichnungen zum Ausdruck hierarchischer Positionen zwischen Herrschern altorientalischer Reiche am Ende des 2. Jahrtausend v. Chr., in M. Fitzenreiter (Hg.), Genealogie – Realität & Fiktion von Identität, Internet-Beiträge zur Ägyptologie & Sudanarchäologie V, London 2005, 173-182.
325
Matthias Müller
1951, pl. LXXXIV (Edition dreier Ostraka aus Amarna, s. u. Text Nr. 3.4-3.6); H. W. Fairman, The Inscriptions, in: H. Frankfort/J. D. S. Pendlebury, The City of Akhenaten II, The North Suburb and the Desert Altars, The Excavations at Tell el-Amarna during the Seasons 1926-1932, EES Memoir 40, London 1933, pl. LVII (Edition von Text Nr. 3.7)
3.1 In Memphis nichts Neues (pGurob 38) (ADR) PHARAOH,
L.H.G., DEN HERRN, von Ipy, Verwalter von Memphis. der Diener des Stiftungsgutes, (2) erlaubt sich, dem Horus [Starker Stier mit hohe]m Federpaar, der im Schutze der beiden Herrinnen Mit großem (3) Königtum [in] Karna[k, Goldener Horus Der] die Kronen im oberägyptischen Heliopolis (Armant)] erhebt, König von Ägypten Der von (4) [der Wahrheit lebt, Herr der beiden Länder Vollendet an Verkörperungen ist Re,] Abkömmling des Sonnengottes [Der von] der Wahrheit [lebt], Amun ist zufrieden (Amenophis), Gott, Herrscher von Theben, groß in seiner Lebenszeit, (5) der ewig lebt, eine Mitteilung zu machen. [Möge Ptah, der Schöngesichtige, d]er deine Vollkommenheit erschuf, dein wahrer Vater, für Dich agieren. Möge er dich (6) vor seinem Tempel zum H[errscher dessen, was die Sonne umkreist], (5) proklamieren. [… Spuren …] (7) töten für dich. Die Länder [sind in Furcht vor Dir. Möge er si]e dir unter deine Sandalen geben, so daß du der Alleinige Gebieter bist, (8) ein Abbild des Sonnengottes, [… wenn] er am Himmel erscheint. Dir mögen auf ewig Leben und friedliche Jahre gehören. (9) [Dies ist] eine Mitteilung [folgenden Inhalts]: Der Tempel deines Vaters Ptah, südlich seiner Mauer, (10) Gebieter des Lebens der beiden Länder (Ägypten) ist in ordnungsgemäßem Zustand und un[versehrt! Das Haus Phar]aos, l.h.g., ist in gutem Zustand. Die Niederlassungen (11) Pharaos, l.h.g., sind in gutem Zustand. Die St[adt Phara]os, l.h.g., ist in gutem Zustand und gesund. Die Opfer für alle (12) Götter und Göttinnen, die [auf dem Boden] Memphis’ sind, [wurden] vollständig [dargebracht]. (13) Nichts davon (12) wird zurückgehalten, (13) obschon es opferbereit, [rein, em]pfangbar, [gepriesen und] geliebt gewesen wäre, wegen der Gesundheit (14) des Königs von Ägypten Der von der Wahrhe[it] lebt, [Herr der beiden Länder Vollendet an Verkörperungen ist Re,] Abkömmling des Sonnengottes Der von der Wahrheit lebt, (15) Amun ist zufrieden (Amenophis), Gott, Herrscher von Theben, [groß in] seiner [Lebenszeit], der [ewig] lebt. Es ist eine Mitteilung deswegen. (16) Regierungsjahr 5, 3. Monat Pre, Tag 19. (1) Ipy,
3.2 Absprachen (pMond 1) (ADR) [Ramose,
der Salbenkocher des Anwesens der Majaaton], an seinen Bruder Mehi, den Schreiber des Schatzhauses. (1) Ramose, der Salbenkocher des Anwesens der Prinzessin [Majaaton] grüßt seinen Bruder Mehi, den Schreiber des Schatzhauses. (2) In Leben, Wohlergehen und Gesundheit, in der täglichen Gunst der lebendigen Sonne (Aton)! 326
Ägyptische Briefe aus der Zeit der 18. Dynastie
Wie geht es Dir? Wie ist dein Befinden? Mir geht es gut. Ich (3) wende mich hier an die Sonne (Aton), l.h.g., in Achet-Aton, l.h.g., daß er Dir jeden Tag Gesundheit schenke und Dich in der Gunst (4) […] (3) sein lassen möge. [… Rest verloren …] (5) […] Ich [verrichte] meine Aufgaben im Anwesen [der Prinzessin Meriaton] (6) [… Rest verloren …] Warum schickst du mir nie (7) mit irgendwem, der hier] Tag für Tag [vorbeikommt] (6) Nachrichten über [all dein Wohlergehen]? (7) Du weißt doch, daß (8) [ich mich um Dich sorge! Teile … mit], was du für Tawi [tatest] und [sag] ihr, man soll die Frau schikken, (9) [… Rest verloren …] worüber er mir Nachricht schickte [Lücke] und du sollst für mich das, was (10) [… Rest verloren …] (9) hören. (10) [… Rest verloren …] Ich werde schauen und den Beamten Meldung machen. Ich werde sie vorladen lassen als ihr Ankläger (11) [… Rest verloren …] das Anwesen der Herrin, denn ich habe keine Frau zum (12) [… Rest verloren …] für Dich. Schweig in Bezug auf mich und entscheide mit ihr. (13) [… Rest verloren …] Nun, wenn sie auf dich hört zu kommen, dann nimm sie und geh (14) [… Rest verloren …] Bier und alles, was sie suchen wie (15) [… Rest verloren … Falls sie] sagt: »Ich werde nicht auf dich hören!«, schreib mir sofort! (16) [… Rest verloren … be]richten den Beamten, denn agieren oder nicht agieren … sie (17) [… Rest verloren … »Möge] mir die Sonne Leitung angedeihen lassen.«, sagte ich. Und so ließ er (18) [mir Leitung angedeihen! … Rest verloren …] Diener, die ich erbat. Der Aton-Diener […] soll sie (19) [… Rest verloren …] den [ich] suche, bring ihn und laß ihn zustimmen (20) [… Rest verloren …] er bei mir im Anwesen der Majaaton verweilt (21) [… Rest verloren …] du kommst.
3.3 Verschiedene Klagen eines Salbenkochs (pMond 2) (ADR) Ramose,
der [Salben]kocher des Anwesens der Majaaton, an seine Schwester, die Hausherrin Scherira. (1) Ramose, der Salbenkocher des Anwesens der Prinzessin Majaaton grüßt seine Schwester, die Hausherrin Scherira. (2) [In Leben, Wohlergehen und Gesundheit, in der] täglichen Gunst [der] lebendigen Sonne (Aton)! [Wie geht es Dir? Wie ist dein Befinden?] Mir geht es gut.] Ich (3) [wende mich hier an die] Sonne (Aton), l.h.g., daß er Dir jeden einzelnen [Tag], da er unter- und aufgeht, Gesundheit schenke (4) […] Wissen des Aton. Warum schickst du mir nie (5) mit irgendwem, der hier Tag für Tag vorbeikommt (4) Nachrichten (5) über all dein Wohlergehen? [Dabei] weißt du doch, daß ich mich sehr um Dich sorge! Sehr sogar! (6) Oder bin ich zu fordernd? 28) Selbst wenn du Millionen [Untaten] begangen hättest, vergaß ich sie [nicht] wie ich (7) meine eigenen (6) vergesse? 28.
Dem Vorschlag Wentes folgend. Wörtlich wohl: »…, mein Herz ist sehr hinter dir. Was das Kämpfen angeht, agiert es (das Herz) zu sehr?«.
327
Matthias Müller (7) Mein
Herz [sehnt sich] nach Nachricht [von dir, seit ich] im Dienst der Majaaton [bin]. Jahre sind es nun schon, und kein Brief von dir hat mich hier erreicht. Was den Brief angeht, so sollst du (9) […] Pami: »War es denn meine Tochter, die dir sagte, du sollst (10) ihm nicht schreiben, auf daß er sie nicht fortnähme? […] Leute, während er […] und er (11) mich herabsetzt, da ich gegen ihren Willen agiert habe. Hat nicht […] heimlich gegen mich [agiert]? Und du sollst mir jeman(12) den finden und mir schicken! Der Verwalter […] es? Was das »Du wurdest (13) (von) den Untersuchungsbeamten meines Bruders auf ungeziemende Art angesprochen.« 29) angeht, du hast gefunden […] Weg mit dir, als du vom Feld zurückkommend kamst, (14) wobei ich dir sagte, dem […] zu schreiben […] antwortete ihnen nicht. (15) Sobald mein Schreiben dich erreicht und du es liest, [sollst du] sofort [zurückkommen], (16) denn ich mache mir Sorgen um dich! Warte nicht, denn […] Aton, jeder der freundlich ist. Der (17) Aton-(16) [Diener] (17) des Anwesens der Prinzessin Majaaton […] gegen mich. Paß auf die Dinge, die bei dir sind, auf; (18) dann mach dir keine Vorstellung davon, wie ich hier lebe, ohne Frau. Ich kann niemanden finden, um (19) [sie zu mir] bringen zu lassen. Des weiteren an Nimnufe: Wenn es [XY] war, der zu dir sagte: […]. Man hat es nicht für mich getan. (20) Und du sollst mir schreiben wegen allem, was ich sagen werde. [Sobald mein] Schreiben dich erreicht, sollst du ihn (21) den Beamten melden und ich werde jeden vorladen, den ich vorladen muß. Falls nun […]. (22) Wenn es meine Tochter war, die zu dir sagte: »Fahre nicht fort, zurückzukehren!«, hör nicht auf sie! (23) Des weiteren an Tawi: Ich sage: »Wie geht es dir? [Geht es dir] gut?« Ich sage zu (24) Aton, l.h.g.: Erfreue! Erfreue! 30) Nun, mir geht es gut. Man ließ mir Leitung angedeihen. (25) Des weiteren an seinen Bruder Sahn[…]: Wie oben. Des weiteren an […] Haja: Wie oben. Des weiteren (26) an Wuri: Ich habe hdiri deshalb nicht geschrieben, weil [n]iemand von denen kam, die für dich sind, wie die Leute, (27) die kamen. (8) Drei
3.4 Bitte um Ausgabe verschiedener Dinge (oCoA III,#1) (1) […]
an den Schreiber Ramose. Gib doch bitte Pijaj zehn diban und (2) […Name…] 50 [Handvoll Heu!] Seit ich mit dir hier (3) [vor Gericht?] (2) stand (3) und sagte: ›Gib dem Handwerker 50 Handvoll Heu!‹ und du (4) den Wächter, der das Heu bewacht, (3) angewiesen hast, es ihm zu geben, (2) [beklagt] man sich. 29.
30.
328
Lies m. E. jr p j.tw=k hjni n -n h th t n p y=j sn. Bei p j dürfte es sich um die Wurzel hinter dem Wort p w (R. O. Faulkner,¯A¯Concise Dictionary of Middle Egyptian, Oxford 1962, 87 ›falsehood(?)‹, ›gossip(?)‹) handeln. Mit Peet muß man wohl von einem Zitat Ramose aus einem Schreiben von Scherira rechnen, da sonst das maskuline Pronomen nicht erklärbar ist. Offenbar will sich Ramose für den Adressaten an Aton wenden, der diesen erfreuen soll.
Ägyptische Briefe aus der Zeit der 18. Dynastie
3.5 Bitte um Gipsausgabe (oCoA III,#2) (1) Der
Schreiber Mi aus Assiut an den Schreiber Mehi. Stell doch bitte Gips für das (3) Anwesen »Zufrieden ist Aton, l.h.g.« sowie das Anwesen (4) des Nimmurea (Amenophis III.), l.h.g., zur Verfügung.
(2) Schreib!
3.6 Bitte um Magazinausgabe (oCoA III,#3) (1) Öffne
bitte (2) das Lagerhaus und (3) stell sieben Krüge zur Verfügung.
3.7 Anweisungen und Anteilnahme (oCoA II,#6) (1) Schreiber
[… an …]. geht es Dir? Was […] (3) die du sagtest? Kümmere dich für sie darum und […] (4) zwei. Und laß mir einen Gefolgsmann bringen. [… m](5) ein Siegel auf das, was bei dem Goldschmied Mi ist […] (6) wegen deiner Fußschmerzen, die du erwähntest. Laß […]. (7) Laß mich sehen, was du für sie getan hast!
(2) Wie
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Ägyptische Briefe vom Beginn der 21. Dynastie Matthias Müller Die hier übersetzten Texte waren einst Teil eines offenbar recht umfangreichen Archivs eines Tempels in der – jedenfalls auf den ersten Blick – ägyptischen Provinz vom Beginn des ersten vorchristlichen Jahrtausends. Bisher sind weit mehr als 2000 Textfragmente des Archives 1) bekannt, das durch den Verkauf einzelner Teilkonvolute an verschiedene Sammlungen und Sammler vornehmlich in den Jahren zwischen 1885 und 1910 auseinander gerissen und über die Welt verstreut wurde. Diese befinden sich in Aberdeen (ca. 850 unpublizierte Fragmente), Berlin (ca. 1000 Fragmente) 2), Boston (3 Texte plus eine unbekannte Anzahl von Fragmenten) 3), Kairo, Institut Français (1 Text) 4), Leiden (linke Hälfte eines Textes, unpubliziert); London (7 Fragmente von mindestens 3 Texten) 5), Moskau (1 Text plus Fragmente) 6), Paris (9 mehr oder weniger vollständige Texte plus 7 Fragmente) 7) und Straßburg (bekannt sind ca. 15 Texte und Fragmente; 8) insgesamt ca. 220 Texte und Fragmente). Die verschiedentlich hinzugezählten Fragmente (z. B. LÄ IV, 688) in der Pariser Bibliothèque Nationale 9) weisen hingegen keine eindeutige Indizien (wie Orts-, Personen- oder Götternamen) auf, die eine solche Zuweisung rechtfertigten. Nach den bisher zugänglichen Informationen ist dieses Archiv in die Zeit des 1.
2.
3. 4.
5. 6. 7.
8. 9.
330
Größtenteils unpubliziert. Edition durch den Autor (Texte in GB, USA und Niederlande) in Zusammenarbeit mit Dominique Lefevre und Christophe Barbotin/ Paris (Texte in Frankreich) und Yasser Sabek/ Berlin (Texte in Deutschland) in Vorbereitung. Beiden wie auch Hans-Werner Fischer-Elfert/ Leipzig und Robert Demarée/ Leiden danke ich für ihr Entgegenkommen, mir Informationen zugänglich zu machen. G. Burkard/H.-W. Fischer-Elfert, Ägyptische Handschriften, Teil IV, hg. von Erich Lüddekkens, Verzeichnis der Orientalischen Handschriften Deutschland XIX,4, Stuttgart 1994, 1550.92-97; H.-W. Fischer-Elfert, Zwei Akten aus der Getreideverwaltung der XXI. Dynastie (P. Berlin 14.384 & P. Berlin 23.098), in: H. Altenmüller/R. Germer (Hg.), Miscellanea Aegyptologica, Wolfgang Helck zum 75. Geburtstag, Hamburg 1989, 39-65; H.-W. Fischer-Elfert, Two Oracle Petitions Addressed to Horus-Khau with Some Notes on the Oracular Amuletic Decrees, JEA 82 (1996) 129-144. K. Ryholt, A Pair of Oracle Petitions Addressed to Horus-of-the-Camp, JEA 79 (1994) 189198. D. N. E. Magee/J. Malek, A Checklist of Transcribed Hieratic Documents in the Archive of the Griffith Institute, Oxford 1991, 12 sub Cairo IFAO. Auszug zitiert bei D. Sweeney, Correspondence and Dialogue, Pragmatic Factors in Late Ramesside Letter-Writing, ÄAT 49, Wiesbaden 2001, 96 ex. 90. J. Bourriau, Museum Acquisitions, 1989, Egyptian Antiquities Acquired in 1989 by Museums in the United Kingdom, JEA 77 (1991) 161 Nr. 287. G. Posener, Un papyrus d’el-Hîbeh, JEA 68 (1982) 134-138. Bisher bekannt nur pLouvre E. 25359 (J.-L. de Cenival, Naissance de l’écriture, cunéiformes & hiéroglyphes, Paris 1982, 285) bzw. pLouvre E. 25363 (L’homme égyptien d’après les chefsd’oeuvres du Louvre, Katalog Nagoya 2005, 123 Nr. 89). Bei fünf der Pariser Texte konnten inzwischen anpassende Stücke unter den Fragmenten in Aberdeen ausfindig gemacht werden. W. Spiegelberg, ZÄS 53 (1917) 1-30. W. Spiegelberg, Correspondances du temps des rois-prêtres, publ. avec autres fragments épistolaires de la Bibliothèque Nationale, Notices & extraits des manuscrits de la Bibliothèque Nationale et autres bibliothèques 34/2, Paris 1895, 274-291.
Ägyptische Briefe vom Beginn der 21. Dynastie
Übergangs vom 2. in das 1. Jt. v. Chr., d. h. in die frühe 3. Zwischenzeit, zu datieren und fällt zum größten Teil in die Amtszeit des Hohenpriesters des Amun von Karnak Mencheperre, die von 1046/45 bis 997/96 v. Chr. währte, und der ein Zeitgenosse der Pharaonen Smendes (1070-1044 v. Chr.) und Psusennes (1044-994 v. Chr.) war. Die Mehrzahl der Texte besteht aus Briefen wie den hier vorgestellten, deren Hauptpersonen die beiden Priester Harpenese und Haremchebe sind, die sowohl als Absender als auch als Empfänger von Briefen belegt in Erscheinung treten, s. dazu unten. Eine weitere Textgruppe, wenn auch quantitativ sehr viel schwächer vertreten, bilden administrative Dokumente, wie zum Beispiel zwei aus dem Berliner Material publizierte Texte aus der Getreideverwaltung 10) oder die Reste einer Viehliste aus der Straßburger Sammlung 11). Im in Aberdeen aufbewahrten Konvolut finden sich mehrere Fragmente mit Listen von Gegenständen (u. a. Gefäße aus Alabaster), die sich zu mindestens zwei Texten zusammensetzen lassen. Die Liste mit den Alabastergefäßen könnte einem Tempeltagebuch entstammen, da solche Gefäße damals kaum in größerer Menge in Privatbesitz waren. Die andere Liste enthält ein Verzeichnis ausgegebener Güter, u. a. Bier, Honig und Kylestisbrote. Im Berliner Material findet sich des Weiteren ein Text mit einer Jahresangabe (Jahr 31), der von den Herausgebern des Katalogs in die Ramessidenzeit datiert wurde. Unter den Fragmenten in Aberdeen findet sich ein ähnliches Fragment mit dem Beginn einer Datierung in ein Jahr 30+x. Beides könnten auch Indizien für eine vorgeschlagene Datierung nach Jahren der Hohepriester des Amun sein. 12) Spezifisch für das Archiv sind darüber hinaus Orakelpetitionen, wie sie innerhalb des Berliner und Bostoner Materials identifiziert und ediert worden sind. 13) Aus der Straßburger Sammlung ist zumindest ein Text bekannt, als dessen Adressat die in elHibeh verehrte Form des Horus identifiziert wurde, s. unten Text Nr. 9. Zu diesen kommen innerhalb des unpublizierten Materials noch weitere Texte, zum Beispiel in Straßburg oder ein Text, dessen rechtes Drittel in Berlin, während das linke in Aberdeen aufbewahrt wird. Einige, bislang aber noch zu fragmentarische Briefe zitieren längere Passagen von Antworten des Gottes. Seit der Erstedition durch Wilhelm Spiegelberg gilt die durch ihn erschlossene Herkunft des Archivs aus el-Hibeh als gesichert. Daraus ergaben sich z. T. weit reichende Folgen für die Rekonstruktion der Geschichte der frühen 3. Zwischenzeit. Im Rahmen der Gesamtedition ergaben sich neue Befunde und Indizien, die indes eher auf eine viel weiter südliche Herkunft weisen. Zwar ist bislang noch keine eindeutige Ortszuweisung möglich, doch deutet alles auf den Bereich des 8. bis 10. oberägyptischen Gaues. 14) 10. 11. 12. 13. 14.
H.-W. Fischer-Elfert, Zwei Akten aus der Getreideverwaltung der XXI. Dynastie (P. Berlin 14.384 & P. Berlin 23.098), in: H. Altenmüller/R. Germer (Hg.), Miscellanea Aegyptologica, Wolfgang Helck zum 75. Geburtstag, Hamburg 1989, 39-65. W. Spiegelberg, ZÄS 53 (1917) 21/22. K. Jansen-Winkeln, Die thebanischen Gründer der 21. Dynastie, GöMisz 157 (1997) 65-72. S. K. Ryholt, JEA 79 (1994) 189-198; H.-W. Fischer-Elfert, JEA 82 (1996) 129-144; J. F. Quack, Eine neue Deutung von pBerlin 8525, GöMisz 159 (1997) 83/84. Die Details dieser Herkunftszuweisung werden in den Akten des Münchener Kolloquiums
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Matthias Müller
Im Gegensatz zur direkt vorangehenden Epoche des Neuen Reiches, in dem die meisten sozialen Oberschichtsysteme der ägyptischen Kultur durch nichtliterarische Texte noch hervorragend dokumentiert sind, brechen mit dem Ende des letzten Ramessidenherrschers Ramses XI. (ca. 1070/69 v. Chr.) fast sämtliche für das Neue Reich typischen schriftgestützten Quellengattungen ab, die zur historiographischen Rekonstruktion bestimmter Abschnitte des Alltagslebens einzelner Gruppen herangezogen werden könnten, ohne daß sie bislang durch neue oder andere Medien, Textgattungen oder Informationstypen abgelöst worden wären. Einzig zwei literarische Papyri aus der späten Ramessidenzeit (Fahrt des Wenamun; Odyssee des Wermai) 15), die interessanterweise ebenfalls aus el-Hibeh stammen, wurden – meist ohne Rücksicht auf ihren literarisch-fiktionalen Charakter – zur Rekonstruktion der ägyptischen Mikround Makrohistorie am Übergang vom Neuen Reich zur 3. Zwischenzeit verwendet. Die editorische Erschließung des Archivs wird nicht nur eine Fundlücke schließen helfen, sondern aufgrund seines nichtliterarischen Charakters überhaupt erst eine methodisch gedeckte historiographische Rekonstruktion der frühen 3. Zwischenzeit ermöglichen. Es liefert somit die Basis zur kulturgeschichtlichen Erforschung einer Periode, die sich bisher vor allem als dark age präsentiert hat. 16) Hintergrund: Wie erwähnt sind die lokalen Hauptpersonen zwei Priester und Tempelschreiber des Gottes Pepahe, einer lokalen Form des Horus 17), namens Harpenese bzw. Haremchebe. Beide sind als Absender und Adressaten von Briefen zu belegen und tauchen auch in den administrativen Dokumenten auf. Bislang ist zwar eine chronologische Feinsortierung des Archivs noch nicht möglich, einige Indizien weisen aber auf ein – zumindest temporäres – Nebeneinander der beiden Priester hin. Aus den bisher publizierten Texten ist bereits bekannt, daß der Hohepriester des Amun von Theben und Generalissimus Mencheperre und dessen Frau Esemchebe Absender einiger Briefe an Harpenese waren. Pharao (ohne Namensnennung, möglicherweise Psusennes) wird auf einem Brieffragment erwähnt, das dem Schriftduktus nach aus der thebanischen Kanzlei kam, und in dem der Adressat Harpenese aufgefordert wird, sich das Schreiben, das dieser von Pharao erhielt, sorgfältig anzusehen. Themen der Briefe sind Aufträge an die Priester, sich um die Liegenschaften bzw. den Besitz der Familie des Hohenpriesters zu kümmern. So soll u. a. die Bearbeitung von Feldern organisiert oder sich um den Verbleib einer Kuh und deren Kalb gekümmert werden, Boote für Transporte bereitgestellt werden, etc. Mencheperres Frau, Esemchebe, benutzt in der Adresse eines von ihr geschriebenen Briefes die Namenskurzform Jhy, die sich in einer Liste mit Herden wieder findet 18). Aller Wahrschein˘
15. 16. 17. 18.
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»Ägyptische Weltsichten« publiziert. Als wahrscheinlichster Kandidat erscheint el-Ahaiwah, direkt nördlich von Girga auf dem Ostufer. S. G. Moers, Die Reiseerzählung des Wenamun, TUAT III/5, 912-921 bzw. ders., Der Brief des Wermai. Der Moskauer literarische Brief, TUAT III/5, 922-929. M. Römer, Gottes- und Priesterherrschaft in Ägypten am Ende des Neuen Reiches, Ein religionsgeschichtliches Phänomen und seine Grundlagen, ÄAT 21, Wiesbaden 1994, xxxiiixxxvii. K. Ryholt, JEA 79 (1994) 195-198. In pStraßburg 43, rto5 (W. Spiegelberg, ZÄS 53 [1917] 22).
Ägyptische Briefe vom Beginn der 21. Dynastie
lichkeit nach dürfte es sich um dieselbe Person handeln, was dann darauf hinweist, daß sie vor Ort Rinder besaß. Unter den Absendern von Briefen an die Priester vor Ort waren indes nicht nur der Hohepriester des Amun und seine Familie. Neben weiteren Priestern (u. a. der zweite und der dritte Amun-Priester von Theben, ein w2b-Priester des Osiris, etc.) und einzelnen Würdenträgern (so z. B. ein Häuptling [mas] 19) der Meschwesch-Libyer), sind auch vor allem auch mittlere und subalterne Beamte 20), die mit den Priestern vor Ort korrespondieren. Darüber hinaus finden sich auch Briefe von den Priester Harpenese und Haremchebe, die diese an andere Personen vor Ort schrieben. Text Nr. 1 zeigt mit der Formulierung »ich bin mit dem Schiff nach Norden nach Dhn.t gekommen«, daß sich Harpenese südlich der Stadt aufgehalten haben muß. Im Gegensatz zu den Priestern von außerhalb tragen die Adressaten den Titel jt-ntr ¯ »Gottesvater«. In der Priesterhierarchie stehen sie damit zwischen den hm.w-ntr ¯ ˙ »Propheten (lit: Gottesdiener)« und den w2b.w »(einfache) Priester«. Nur auf einem Fragment (pStraßburg 23ii) ist der Brief an einen »Propheten des Pepahe« adressiert. Aufgrund des parallel geführten Titels ssˇ hw.t-ntr »Tempelschreiber« führten sie viel¯ ˙ leicht auch die Korrespondenz der Verwaltung. Sie sind Priester einer lokalen Form des Horus, genannt Pepahe »der des Lagers«. 21) In den Orakelpetitionen ist darüber hinaus noch ein Horus-Chau vor Ort belegt. Für diesen scheinen aber bislang keine eigenen Priester belegt. Der erste Text ist ein Antwortschreiben des Priesters Harpenese auf einen Brief, den er vom Adressaten erhielt. Darin hatte der Adressat einen Befehl seines Herrn – nach dem Gottesdeterminativ hinter dem Wort Herr zu urteilen ein Gott – zitiert, bestimmte Leute, die zu einem nicht weiter identifizierten Kommandanten gehören, aus dem Haus oder dem Anwesen eines Mannes namens Saupeanch (s. dazu die Anm. zum Text) zu entfernen. Der Befehl der Gottheit wird als hr.tw »Ausspruch« bezeich˘ net, was oft auch einen Orakelentscheid22) bezeichnet. Letzteres fügt sich in ein generelles Bild dieser Zeit, in der Orakel als Entscheidungsmedium für fast jede Fragestellung des öffentlichen und privaten Lebens herangezogen werden. 23) Ein solches wird auch am Ende des Textes Nr. 2 zitiert, dem zu Folge niemand aus der geschützten Stadt auf die Felder geschickt werden soll. In diesem Schreiben des Harpenese an einen Vorsteher der Streitwagenlenker antwortet dieser auch auf die Anfrage des letzteren, ob eine bestimmte Person nach Dhn.t gekommen sei. Zwar fällt die Antwort negativ aus, aber es scheint, als mache Harpenese dem Militär den 19. 20. 21. 22. 23.
S. aber M. d. C. Perez-Die/P. Vernus, Excavaciones en Ehnasya el Medina (Heracleópolis Magna), Informes Arqueologicos/ Egipto I, Madrid 1992, 45/46, die vorschlagen, die entsprechende Gruppe als »Kind des Häuptlings der Meschwesch« aufzulösen. Dies dürfte auch der Fall in pStraßburg 32 (W. Spiegelberg, ZÄS 53 [1917] 19/20) sein, in dem nicht der Vizekönig von Kusch der Absender ist, sondern wohl eher einer seiner Untergebenen, worauf die Verwendung des Artikels von dem Titel hinweist. Aufgrund der Graphien und der Konstruktion (Titel Name des Pepahe) ist dies wohl nicht Teil des Namens, wie Spiegelberg vorschlug, sondern Teil des Titels, also der Gott, dem sie dienen. J. Assmann, Ägypten. Eine Sinngeschichte, München 1996, 335 f. K. Jansen-Winkeln, Der thebanische ›Gottesstaat‹, OrNS 70 (2001) 154; s. auch A. H. Gardiner, The Gods of Thebes as Guarantors of Personal Property, JEA 48 (1962) 57-69.
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Matthias Müller
Vorschlag, wenn dieser sie (vermutlich die Leute in Dhn.t) beschütze, würden die sich dadurch revanchieren, daß sie ihm mitteilen würden, wenn die betreffende Person zu ihnen käme. Des weiteren wird der Adressat auf Kämpfer oder Männer aus einem Ort beim heutigen Sohag namens Neschit, die sich in Dhn.t aufhalten, hingewiesen, denen Unrecht angetan wurde. Schlußendlich wird er aufgefordert, eine Wache auf den Mauern zu postieren, da man den schon oben angesprochenen Ausspruch erhalten habe, niemanden aus der Stadt zu lassen, was auf Unruhen oder zumindest eine unsichere Situation in der Gegend hinweisen dürfte. Im folgenden Text Nr. 3 wird ein Problem angesprochen, das in den Texten des Archivs häufiger Thema ist: die Flucht von Arbeitern. Der Adressat, Harpenese, erhält von einem Amun-Priester und Schreiber des Generalissimus den Auftrag, die Arbeiter einer bestimmten Person, die offenbar nach Dhn.t geflohen sind, aufzuspüren und zu ihrem Chef zurückzuschicken. Harpenese ist auch der Empfänger des vierten Briefes, in dem er darüber informiert wird, daß ein Vogelfänger der Gottesgemahlin des Amun zu ihm geschickt wurde und er ihm Unterstützung angedeihen lassen solle. Das Schreiben trägt interessanterweise am Ende den Vermerk, wann der Brief abgesandt wurde, verbunden mit der Bitte, den Absendetag des Antwortschreibens ebenfalls zu vermerken. Dies diente wohl der Kontrolle der reisenden Person. Neben diesen Briefen gibt es eine Reihe von Texten, in denen die Priester angewiesen werden, bestimmte Leute im Rahmen eines Ordals vor den Gott zu bringen (meist ausgedrückt als »jmd. in der Gegenwart des Gottes stehen lassen«); vgl. die Texte Nr. 5-7. Dies können z. B. Rechtsstreitigkeiten über Diener sein (Texte Nr. 5 und 6). Interessant an Text Nr. 6 ist vor allem die Beschreibung des Ablaufes des Informationsprozesses: Zuerst informierte der Absender den gemeinsamen Herrn über einen Rechtsfall. Die Determinierung der Phrase »unser Herr« and aller weiterer Pronominalbezüge auf diesen mit dem Gottesdeterminativ scheint diesen als einen Gott auszuweisen. Dieser verkündet seine Entscheidung, der der Absender umgehend Folge leistet und die Kontrahenten nach Dhn.t schickt, wo sie vor Pepahe gestellt werden sollen. Dessen Entscheidung wiederum soll niedergeschrieben und retourniert werden, um dann dem Herrn vorgelegt zu werden. Aufgrund der fehlenden linken Hälfte des Textes sind die Details von Nr. 7 nur schwer zu rekonstruieren. Es handelt sich offenbar um einen Fall, in den ein Pferdeknecht einer bestimmten Person und die Gemahlin des Hohepriesters involviert sind. In Text Nr. 8 wird der Adressat allerdings noch aufgefordert, selbst tätig zu werden und den Fall zu untersuchen, in dem er in den Augen des Absenders offenbar bereits seine Nachlässigkeit unter Beweis gestellt hatte. Außergewöhnlich ist auch Text Nr. 9, der sich direkt an den Gott zu wenden scheint, um die Genesung des Hohepriesters Masaharta (1054-1046 v. Chr.), des Halbbruders und Vorgängers des Hohepriesters Mencheperre. Damit wäre er einer der frühesten im Korpus. Als Absender wird wegen der Bezeichnung Bruder (Z. 9) der spätere Hohepriester Mencheperre angesehen. Durch die abweichende Lesung der letzten Zeichen scheint dies aber problematisch, da zumindest dieser Abschnitt von einem der lokalen Priester zu sein scheint; an den Propheten des Pepahe wird zumindest einmal ein Brief adressiert, s. oben. 334
Ägyptische Briefe vom Beginn der 21. Dynastie
Epistolographisch ist in Absetzung zu oben zur 18. Dynastie zu bemerken, daß in der Adreßformel die sozial differenzierten Varianten auf eine reduziert wurden: Absender n Adressat »Absender an Adressat«, ungeachtet der sozialen Hierarchieposition. Diese scheinen fast ausschließlich über die Grußformeln markiert zu werden, vgl. dafür die Texte Nr. 2 und 5 miteinander. In der äußeren Adresse kommt auch die Variante jw=s (n) Adressat »Es ist für den Adressaten« vor. Literatur: W. Spiegelberg, Briefe der 21. Dynastie aus el-Hibeh, ZÄS 53 (1917) 1-30 (Editio princeps der Texte in Straßburg); E. F. Wente, Letters from Ancient Egypt, Society of Biblical Literature, Writings from the Ancient World 1, Atlanta 1990, 205 (Übersetzung der besser erhaltenen bis dahin veröffentlichten Texte); K. Jansen-Winkeln, Der thebanische ›Gottesstaat‹, OrNS 70 (2001) 153-182 (Abriß der Herausbildung der thebanischen 21. Dynastie).
1. Ausführung eines Orakelentscheids (pStraßburg 31+40/XXII) 24) (ADR) Der
Priester und Tempelschreiber des Pepahe Harpenese an [den Priester und Schreiber Nespakuem]kume […] Pepahe. (1) Der Priester und Tempelschreiber des Pep[ahe] Harpenese [an] (2) den Priester und Schreiber Nespakuemkume. In Leben, Heil [und Gesundheit und in der Gunst AmunRes,] (3) des Königs der Götter, deines guten Herrn. Ich bete täglich zu Amun-R[e-Harach](4) te, wenn er auf- und untergeht und zu Amun-zufriedenen-Herzens […], (5) dir Leben, Heil und Gesundheit sowie eine lange Lebenszeit, ein hohes Alter und [überaus] (6) zahlreiche (5) Gunster[weise] (6) in Gegenwart aller Götter und Menschen zu gewähren. [Ich habe dieses] (7) Schreiben zur Kenntnis genommen, das du mit dem Weber Bes geschickt hast. (8) »Entferne alle Leute des Kommandanten, die im (9) Anwesen/Haus des Saupeanch 25) sind!«, zitiertest du den [Aus]spruch deines (10) vollkommenen (9) Herrn. 26) (10) Ich will es tun!! Such diese Leute, während ich (11) jemanden kommen lassen werde, um sie aus dem Anwesen/Haus zu entfernen, denn ich selbst bin erst am Morgen mit dem Schiff (12) nordwärts nach Dhn.t gekommen.
24. 25.
26.
Das Fragment pStraßburg 40/XXII hatte bereits Cˇerny´ als zugehörig identifiziert. Ich folge weitgehend seiner von mir gemeinsam mit D. Lefevre kollationierten Transkription. Mit Spiegelberg (ZÄS 53 [1917] 7) hatte Jansen-Winkeln (OrNS 70 [2001] 156) geschlossen, daß hier ein Haus oder Anwesen des Generals Pianch, des Gründungsvaters der thebanischen 21. Dynastie, genannt würde. Allerdings ist Spiegelbergs Erklärung des p y pr n s w als Graphie für ns mit Verweis auf die im Adressatennamens nur noch schwerlich haltbar, so daß man besser Wentes Vorschlag, das ganze als Beginn des Namens des Hausbesitzers (vgl. H., Ranke, PN I, 302,2) zu lesen, folgen wird. In der Lücke lassen die Spuren nur die Gruppe hr zu. Ich folge Wentes plausiblem Vorschlag, p y=k nb nfr zu lesen, obschon die Form des nfr˘ in Zeile 5 dagegen spricht.
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2. Warten auf jemanden und Aufruf zur Wachsamkeit (pStraßburg 33) (ADR) Der
Priester und Tempelschreiber Harpenese an den Vorsteher der Streitwagenlenker 27) Schapti. (1) Der Priester und Tempelschreiber des Pepahe Harpenese an (2) den Vorsteher der Streitwagenlenker Schapti. In Leben, Heil und Gesundheit und in der Gunst Amun-Res, des Königs der Götter, (3) deines guten Herrn. Ich bete täglich zu Amun-Re-Harachte, wenn er auf- (4) und untergeht, dich zu beschützen und dir Leben, Heil und Gesundheit sowie eine lange Lebenszeit, ein vollkommenes hohes Alter (5) und überaus zahlreiche Gunsterweise in Gegenwart aller Götter und Menschen zu gewähren!! Ich habe dieses Schreiben zur Kenntnis genommen, das du (6) mit Harpesch schicktest: »Schreib’ mir, ob Wanheta 28) (7) zu euch kam, dann komme ich zu euch.« Wanheta ist nicht zu uns gekommen! Kümmere dich (8) um uns! Dann schreiben wir dir, sollte Wanheta kommen, (9) und du schickst uns ein paar Leute. Aber wende (dich) nicht ab! 29) Siehe, (10) den Männern/Kämpfern aus Neschit 30), die sich in Dhn.t aufhalten, wird (11) Unrecht angetan! 31) Schick’ eine Wache auf die Mauern, (12) denn man hat uns einen Ausspruch 32) gebracht: »Schick’ niemanden (13) aufs Feld, egal ob Soldat, Vogelfänger 33), oder sonst irgendwelche Leute!«
3. Entlaufene Arbeiter (pStraßburg 26+27i+29vii+44iv) 34) (ADR) Der
Priester des Amun und Schreiber des Generalissimus Pasched an den Priester und Tempelschreiber Harpenese. (1) Der Priester des Amun-Re, des Königs der Götter, Katasterschreiber des Tempels
27.
28.
29. 30. 31.
32. 33. 34.
336
Nach P.-M. Chevereau, Prosopographie des cadres militaires égyptiens de la Basse Époque, Carrières Militaires et Carrières Sacerdotales en Égypte du XIe aus IIe siècle avant J. C., Antony 1985, 270 bezeichnet der Titel »Vorsteher der Schildträger« den Chef einer Streitwageneinheit. Statt des bisher segmentierten »es gibt Pferde« ist es grammatisch und epigraphisch einfacher, einen Personennamen an den drei Stellen anzunehmen; wenngleich ein Name in dieser Form nicht belegt scheint. Cˇerny´ notierte neben seiner Transkription »Reiterei«, und verglich es mit dem Ausdruck t -nt-htr. ˙ der Vorschlag von Neveu (F. Neveu, La particule hr en néo-égyptien, Vielleicht einfacher als Étude synchronique, Études et Mémoires d’Égyptologie 4, Paris 2001, 50˘ f.), nach dem man zu hr m-dj 2n hsmyi emendieren sollte. Ein˘ Ort in der Nähe des heutigen Sohag auf dem linken Nilufer. Wörtlich: »den … wird alles Schlechte angetan!« Die sonst übliche Annahme eines Imperativs ist aufgrund des Mangels an morphologischer Markierung schwierig und wirft das Problem auf, daß man statt des direkt folgenden Imperativs dann einen Konjunktiv erwarten sollte. Daher folge ich Vernus (in: Tanis, L’or des pharaons, Paris/Marseille 1987, 106) in der Ansetzung eines Passivs. Hier ist statt Spiegelbergs w2 rn=f (ZÄS 53 [1917] 8) w2 hr.tw zu lesen. ˘ es mit Vernus (in: Tanis, L’or des Statt Weber, wie Spiegelberg und Wente übersetzen, scheint pharaons, Paris/Marseille 1987, 106) plausibler, davon auszugehen, daß keine Vogelfänger außerhalb der Stadt sein sollen. Die Identifikation der anpassenden Fragmente entstammt der gemeinsamen Arbeit mit D. Lefevre.
Ägyptische Briefe vom Beginn der 21. Dynastie
des Amun-Re, des Königs der Götter, Schreiber und Beauftragter […] 35) (2) des Generalissimus, Pasched an den Priester und Tempelschreiber des (3) Pepahe (2) Harpenese. (3) In Leben, Heil und Gesundheit und in der Gunst Amun-Res, des Königs der Götter. Möge er dir täglich Leben, Heil und Gesundheit sowie eine lange Lebenszeit, ein vollkommenes Alter (4) und Gunsterweise in Gegenwart aller Götter und Menschen gewähren! Sobald mein Brief dich erreicht, sollst du (5) die Arbeiter des Amunpriesters Padiamun (4) suchen, die nach diesem (6) Dhn.t, wo du dich aufhältst, 36) geflohen sind. Verhafte sie, wo immer sie sind, und übergib 37) sie an Nafir(7) amun, seinen Diener, um sie schleunigst für ihn nach Süden nehmen zu lassen.
4. Vogelfängergeschäfte (pStraßburg 25) (ADR) […
an] den Priester und Tempelschreiber des Pepahe Harpenese. verloren … an] (2) [den Priester und] Tempel[schreiber] des Pepahe Harpenese. In Leben, Heil und Gesundheit und in der Gunst Amuns, deines guten Herrn. (3) Möge er dir Leben, Heil und Gesundheit sowie eine lange Lebenszeit, ein hohes Alter und überaus zahlreiche Gunsterweise in Gegenwart der Götter und der Menschen gewähren, indem du lebendig, wohl auf und gesund bist […](4) sehr, jeden Tag!! Die Gottesgemahlin des Amun, meine Herrin, sandte den Vogelfänger 38) Haritawe aus (5) und man schickte ihn flußab zu Dir, den (anderen) Vogelfängern hinterher. Sobald er bei Dir anlangt, sollst du sie ihm unterstellen, doch (6) fahr’ nicht fort, für ihn fähige Leute zu rekrutieren, außer denen, die er schon mal hatte! 39) Dann schick ihn los, um ihn (8) schleunigst und ohne Verzögerung (7) aufbrechen zu lassen. 40) (8) Übrigens, ich habe ihn am 15. Tag des 2. Monats Pre losgeschickt, um ihn zu dir gehen zu lassen. (9) Notier doch bitte den Tag, an dem du ihn wieder nach Süden schickst in deinem Brief, (10) den du ihm mitgibst. (1) […
35. 36. 37.
38. 39. 40.
Vielleicht fehlt nichts. Nach Fragment pStraßburg 29vii steht r t y dhn.t nty …, also eigentlich »zu dem (Ort namens) die Felswand, an dem du bist«. Der Ortsname wird wohl einigermaßen häufig gewesen sein. Spiegelbergs Transkription ist in nty tw=k jm=st zu verbessern (in: ZÄS 53 [1917] 10), auch wenn normalerweise nty tw=k jm als Ortsangabe reicht; dennoch läßt sich das st kaum anders erklären. Der Imperativ von sˇfd ist demnach unmarkiert. Epigraphisch liegt eine – von einigen innerhalb des Archivs belegten Schreibern präferierte – abgekürzte Graphie des Konjunktivs vor, so daß man nicht emendieren muß (contra J. Winand, Études de néo-égyptien 1, La morphologie verbale, Ægyptiaca Leodiensia 2, Liège 1992, 159 ex. 361). Das benutzte Wort für Vogel in diesem Titel scheint eine bestimmte Art von Zugvogel zu bezeichnen, s. A. Egberts, The Chronology of The Report of Wenamun, JEA 77 (1991) 62 Anm. 36. Schon J. J. Janssen, Late Ramesside Letters and Communications, HPBM VI, London 1990, 45 Anm. 10, vermutete, daß nur ein Satz anzusetzen sei. Bestätigt wird dies dadurch, daß statt jw m-dj ˇsj=f dj.t n=f besser jw m-jr sˇj r dj.t n=f zu lesen ist. Spiegelberg (in: ZÄS 53 [1917] 11) hatte, wohl aufgrund zweier Tintenpunkte am unteren Rand, noch eine weitere Zeile auf dem recto angesetzt. Mit Wente (Letters from Ancient Egypt, 208) läßt sich der Wechsel von recto zu verso aber auch wie erhalten lesen.
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5. Anweisung für Ordal (pLouvre 25359) (ADR) Der
Hohepriester des Amun-Re, Mencheperre an den Priester und Tempelschreiber Haremchebe. (1) Der Hohepriester des Amun-Re, des Königs der Götter an (2) den Priester und Tempelschreiber des Pepahe Haremchebe. (3) Sobald mein Schreiben Dich erreicht, sollst du den Kommandanten (4) Ajafnehar und seine Brüder vor Pepahe wegen (5) dieser Verteilung der Diener, von der sie reden, (3) bringen (5) und (6) Pepahe soll ihre Aufteilung festlegen, wenn sie vor ihm stehen. (7) Siehe! Man schickte dir ein Zeugnis.
6. Anweisung für Ordal (pLouvre 25360) (ADR) Es
ist für den Priester und Tempelschreiber Harpenese. Vorsteher der Stlpysy 41) des Generals, der Priester Anchef (an) (2) den Priester und Tempelschreiber des Pepahe Harpenese. In Leben, Heil und Gesundheit und in der Gunst (3) Amun-Res, des Königs der Götter, deines guten Herrn. Möge er dir täglich Leben, Heil und Gesundheit sowie eine lange Lebenszeit, ein hohes Alter (4) und überaus zahlreiche Gunsterweise in Gegenwart der Götter und Menschen gewähren!! Ich erwähnte die Angelegenheit dieses Dien(5) ers des Wasihumose, dieses Truppenführers 42), in Gegenwart unseres Herrn 43), zwischen ihm und (6) Harsacim. Unser Herr sagte: »Schick sie! Laß sie vor Pepa(7) he treten und er soll sie richten!« (Also) schickte ich sie los und ließ sie zu dir kommen. 44) Sobald mein Schreiben (8) Dich erreicht, laß sie vor Pepahe prozessieren und er soll (9) zwischen richtig und falsch in ihrem Fall (8) entscheiden. (9) Du fertigst dann zum Entscheid über sie ein Schriftstück an und (10) läßt es mir bringen. Ich trage es dann vor unseren Herrn. (1) Der
7. Anweisungen für Ordal (pStraßburg 51+37viii+40vi+40xx) 45) (ADR) [Der
Priester und Tempelschreiber] Harpenese an […]. [Der Priester und Tempelschreiber] des Pe[pahe] Harpenese [an …]. 41.
42. 43. 44. 45.
338
Unklarer Titel, der mehrfach im Archiv belegt ist. Außerhalb desselben findet er sich auf einem Block Scheschonk I. aus Herakleopolis (P. Tresson, Mél. Maspero I, 823,19; Hinweis D. Lefevre). Ein Mann dieses Titels und Namens ist Empfänger eines aus Fragmenten in Aberdeen zusammengesetzten Briefes, geschrieben von Harpenese. Auf einem Fragment in Aberdeen ist der Titel offenbar in einfacher Form als stlp[ys… belegt. Der Titel 2 (n) h ry.w scheint sonst nicht belegt. Er findet sich aber im Archiv noch z. B. im Brief pAberdeen¯167w+af+au+169az+170f+g. »Unser Herr« ist mit dem Gottesdeterminativ versehen, das ebenfalls bei allen pronominalen Bezügen auf ihn im Text gesetzt ist. Die Sequenzierung morphologischer Vergangenheitsformen dürfte dem Gebrauch des Demotischen respektive Koptischen entsprechen. Die Identifikation der anpassenden Fragmente entstammt der gemeinsamen Arbeit mit D. Lefevre.
Ägyptische Briefe vom Beginn der 21. Dynastie
[(2) In Leben, Heil und Gesundheit und in der Gunst] Amun-Res, des Königs der Götter, deines guten Herrn. Möge er dir täglich Leben, Heil und Gesundheit sowie eine lange Lebenszeit,] (3) ein hohes Alter und überaus zahlreiche Gunsterweise in Gegenwart [der Götter und der Menschen gewähren!] […] (4) mich, als Jhy 46) wegen der Angele[genheit] zu Dir sandte […] (5) Bring sie vor ˘ wir aus […] kommen […] (6) Ich habe diesen Pferdeknecht des den Gott, während Hnw bemerkt, 47) [… La](7) ß ihn warten, achte auf ihn und bring ihn vor [den Gott. … ˙ (8) sende ein Schreibens des Hnw dorthin, wo J[hy ist …] und] ˘ ˙ 8. Anweisung zu Untersuchungen (pAberdeen 162a+k+163h+aq+166k+cp) (1) […] 48) Peniri, diesen Weber der Hanetawe. Soba[ld mein Schreiben] (2) dich erreicht, sollst du den Pächter suchen, der sich im […] um diese Kuh kümmert […] (3) vor dir, laß sie in deiner Gegenwart aussagen und untersuche es auf seinen Wahrheitsgehalt! […] (4) falsch und sorge für die Wahrheit! Sei aber in dieser Angelegenheit nicht weiterhin nachlässig! […] (5) Es/r liegt in Gegenwart seiner Herrin. Sollte er (sich) mit ihm schlagen, sollst du […]
9. Bitte an den Gott Pepahe, den Hohepriester(?) Masaharta zu retten (pStraßburg 21) (ADR) Dieser
vornehme Prophet des Pepahe, des großen Gottes, der in [Dhn.t] residiert. den Die]ner [des] Pep(2) ahe, [der] krank ist: »Rette (3) ihn! Mach’ ihn gesund! Vertreibe jede Krankheit, die in ihm ist, (4) auf gute Weise in Gegenwart des Pepahe, mein(5) es Herrn, dadurch, daß er den Masaharta rettet, (6) ihn gesunden läßt, ihm Leben, Heil und Gesundheit sowie eine lange Lebenszeit (7) und ein hohes Alter zu teil werden läßt und die Stimme des (8) Masaharta, seines Sohnes und (9) Geschöpfes, erhört.« Und so möge er den Bruder (10) dieses seines Dieners retten, (11) ihn gesunden lassen und mir durch die Bit(12) te geben, wie bei jeder guten [Angelegenheit], (13) die [er für mei]nen Herrn machte. 49) (x+1) […
46. 47.
48.
49.
Es scheint sich um die Kurzform des Namens Esemchebe zu handeln, wie der Adresse eines von ihr geschriebenen Briefes zu entnehmen ist. Spiegelbergs Lesung (ZÄS 53 [1917] 23) des letzten Zeichens in der Zeile ist von Jmn zu Hnw ˙ zu verbessern. Dabei wird es sich um die in Zeile 2 des verso genannte Person handeln. Zum Ausdruck »das Auge füllen = bemerken«, s. W. Westendorf, Koptisches Handwörterbuch, Heidelberg 1965/77, 111. Am Anfang des Textes fehlt ein nicht sehr großes Stück, indes doch zu viel für ein bloßes p hrw n »die Eingabe des« parallel zu pStraßburg 39 (S. Allam, Hieratische Ostraka und Papy˘ri, Urkunden zum Rechtsleben im Alten Ägypten 1, Tübingen 1973, Taf. 104/105), pBerlin 8531 (G. Burkard/H.-W. Fischer-Elfert, Ägyptische Handschriften IV, 21) oder pAberdeen 176t+ao+ap. Für eine weitere Zeile oberhalb der hier als Zeile 1 bestimmten gibt es jedoch keine Indizien. Nach links fehlt ein größeres Stück. Die erhaltenen Spuren passen nicht ganz zu Spiegelbergs Lesung j.jr n=j p y=j nb (ZÄS 53 [1917] 13), s. auch M. Römer, Gottes- und Priesterherrschaft, ÄAT 21, 566. Nach dem jr ist noch der obere Teil des Gottesdeterminativs zu erkennen, welches wiederum am nach p y=j nb nicht vorhanden ist. Daher ergänze ich j.jr=[f n p ]y=j nb. Somit dürfte der Text des verso wohl von einem lokalen Priester statt vom Hohepriester stammen.
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Demotische Briefe 1) Maren Schentuleit Die demotische Epistolographie steht in der langen ägyptischen Tradition des Briefeschreibens, bringt selbst einige Neuerungen ein und lebt, nach Kontakt mit der griechischen Tradition, in der koptischen weiter. Es lassen sich prinzipiell drei Gruppen von Briefen unterscheiden: die Privat- und Geschäftsbriefe, die zwischen Privat- bzw. Amtspersonen getauscht wurden, Briefe an Götter, in denen sich Privatpersonen an Gottheiten wenden, und als dritte Gruppe, die hier nicht behandelt werden soll, literarische, in Erzählungen eingebettete Briefe, wie sie in den »Krugtexten«, einer auf ganzen Tonkrügen römischer Zeit erhaltenen Sammlung verschiedener Texte, vorkommen. Privat- und Geschäftsbriefe 2) sind vom 6. Jh. v. Chr. bis in das 3. nachchristliche Jahrhundert zumeist auf Papyrus, zu einem Teil auch auf Ostraka belegt. Andere Materialien wie Holz, Palmblätter oder Kalkstein wurden nur in ganz wenigen Fällen verwendet. Die Texte stammen überwiegend aus der ptolemäischen Epoche, knapp ein Viertel läßt sich in die Phase vom Beginn des demotischen Schrifttums bis zum Beginn der Makedonenherrschaft datieren. Ein geringerer Prozentsatz entfällt auf die römische Zeit, was jedoch nicht unbedingt mit der Belegsituation oder den realen antiken Verhältnissen zu tun haben muß, sondern auf die Publikationslage zurückzuführen ist. Letztere vermittelt zugleich den Eindruck, daß die meisten Texte aus Elephantine stammen. 3) Briefe sind unter den dokumentarischen Texten eine Gattung, die besonders schwer verständlich ist. Das liegt zum einen an einer häufig nachlässigen Handschrift und der geringen Formelhaftigkeit, zum anderen daran, daß die behandelten Themen stark variieren, wobei den modernen Wissenschaftlern wichtige Informationen, über die Absender und Adressaten der Briefe verfügten, fehlen. Obwohl diese Gattung sich durch ein wenig festes Formular auszeichnet, lassen sich doch sowohl eine Anzahl von Phrasen und Formeln als auch ein gewisser formaler Aufbau nachweisen, wobei feste Wendungen vor allem am Beginn und am Schluß des Textes Verwendung finden. 4) Die Präliminarien umfassen die Adresse (auf der Rückseite, in aller Regel dem papyro-
1. 2. 3.
4.
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Ich danke Prof. Dr. G. Vittmann, Würzburg, für die kritische Durchsicht des Manuskripts. Eine neue Studie zu dem Material ist nun von M. Depauw, The Demotic Letter. Study of a Scribal Tradition against its Intra- and Intercultural Background, Demotische Studien 14, Sommerhausen 2006 vorgelegt worden. K-Th. Zauzich, Papyri von der Insel Elephantine, Demotische Papyri aus den Staatlichen Museen zu Berlin Lfg. 1, Berlin 1978. Ders., Papyri von der Insel Elephantine, Demotische Papyri aus den Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz – Lfg. 3, Berlin 1993. Ders., Die demotischen Papyri von der Insel Elephantine, in: E. van’t Dack et al., Egypt and the Hellenistic World. Proceedings of the International Colloquium Leuven 24-26 May 1982, Studia Hellenistica 27, Leuven 1983, 421-435. Nach M. Depauw, The Demotic Epistolary Formulae, Egitto e vicino Oriente 17 (1994) 8794.
Demotische Briefe
logischen Verso) und die Einleitungsformel mit Nennung der beiden Beteiligten, deren Terminologie sich der mündlichen Kommunikation entlehnt. Die Korrespondenzformeln sind in ihrer Funktion heterogen, sie beziehen sich jedoch alle auf den Austausch schriftlicher Mitteilungen, sei es, daß dem Adressaten vorgeworfen wird, er habe nicht geschrieben, obwohl der Absender bereits einige Briefe an ihn geschickt habe, sei es, daß der Grund des Briefes mitgeteilt, vom Adressaten eine schriftliche Meldung gefordert oder der Empfang einer solchen bestätigt wird. Mit den Höflichkeitsformeln wendet sich der Absender an den Adressaten, um ihm ein langes Leben, Erfolg, Gesundheit u. ä. zu wünschen. Mit der Grußformel läßt der Absender ihm bekannte Personen im Umfeld des Empfängers grüßen. Auch wenn der Schreiber zum eigentlichen Anliegen, dem Hauptteil, kommt, verwendet er trotz variierender Inhalte immer wieder bestimmte Wendungen und Vokabeln. Am Schluß des Briefes folgt die Nennung des Schreibers und die Angabe des Datums. 5) Die einzelnen Formeln und Elemente variieren und können fehlen, zudem ändert sich ihr Wortlaut und ihr Vorkommen im Laufe der Zeit. So lassen sich Parallelen in den Briefen der pharaonischen Zeit und in den späteren koptischen Texten sowie der Einfluß des griechischen Briefformulars nachweisen. Ein interessanter Text ist das Verso von pBerlin P 13639, von dem Zauzich vermutet, daß es sich dabei um die Zusammenstellung von Briefformeln und schwierigen Wörtern als Schülerübung handelt. Da der Text recht fragmentarisch ist, gibt er allerdings nur wenig Aufschluß über das Briefformular. 6) Ebenso wie ein gewisser formaler Aufbau zu beobachten ist, war auch das äußere Erscheinungsbild bestimmten Normen unterworfen. Die demotischen Papyrusbriefe weisen zwei verschiedene Formate auf, das in späterer Zeit bevorzugte Hoch- und das Querformat. Um die beschriftete Seite, in aller Regel das Recto, zu schützen, wurde das Papyrusblatt von unten nach oben und innen aufgerollt. Unbefugtes Öffnen und Lesen wurde durch eine Versiegelung mithilfe eines schmalen Papyrusstreifens verhindert. Verschiedene Male ist dazu wohl ein Streifen des Briefes selbst verwendet worden, was den Vorteil hatte, daß der Adressat daran die Unversehrtheit der Umschnürung und des Siegels überprüfen konnte. Ebenfalls dem Schutz des Geschriebenen diente die Trapezform des Papyrusblattes, wobei der schmale untere Bereich von den darüberliegenden breiteren Lagen vor Beschädigung und neugierigen Blicken geschützt blieb. Ein Psalimpsest ist häufig daran erkennbar, daß die Rolle nach oben hin schmaler zuläuft, da die neue Beschriftung im Verhältnis zur alten um 180o gedreht angebracht wurde. 7) Der größte Teil der Briefe beinhaltet Privat-, aber vor allem Geschäftskorrespondenz, die unterschiedlichsten Inhalts ist. Die auf Elephantine gefundenen Texte stammen zu einem überwiegenden Teil aus einem Archiv der auf der Insel ansässigen
5. 6. 7.
Schreibername und Datum erscheinen bei M. Depauw unter »1. Preliminary formulae«. K.-Th. Zauzich, Demotische Musterbriefe, in: K. Ryholt (ed.), Acts of the Seventh International Conference of Demotic Studies, Copenhagen, 23-27 August 1999, Carsten Niebuhr Institute Publications 27, Kopenhagen 2002, 395-401. K.-Th. Zauzich, Ägyptische Handschriften Teil 2, Verzeichnis der orientalischen Handschriften in Deutschland, XIII-XIV.
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Maren Schentuleit
Chnum-Priester. Demgemäß behandeln die Briefe verschiedenste Aspekte des priesterlichen Lebens und der Tempelverwaltung. Aufgrund der Fülle des Materials läßt sich zumindest erahnen, wie das Leben der Bewohner ausgesehen hat. Daß zum überwiegenden Teil negative Ereignisse in den Briefen behandelt werden – Streitereien, Krankheiten, Hungersnot, Diebstahl, Schiffbruch u. ä. – hängt wohl damit zusammen, daß positive Begebenheiten weniger Korrespondenz erforderten oder wert waren. Welche Strecken die Mitteilungen zurücklegten, wird nicht immer deutlich. Aus dem Corpus der Elephantine-Papyri geht jedoch hervor, daß man schriftliche Nachrichten mit Personen sowohl in nahe gelegenen Ortschaften wie Syene oder den Inseln Bigge und Philae als auch in weiter entfernten Städten, Theben, sogar Memphis und Alexandria, austauschte. Während man für weitere Strecken meist den teureren Papyrus als Schreibmaterial benutzte, wurden Tonscherben für knappe Mitteilungen verwendet, die man über kurze Distanz versendete. Ein großer Teil der bisher publizierten Ostraka stammt aus Bahriya oder einer anderen Oase 8) und dokumentiert die Lieferung von Wasser und gelegentlich Getreide. 9) Besonders interessant ist es, wenn sich Querverweise zwischen Texten aufzeigen lassen wie im Fall eines Priesters des Chnum, der in einem Brief (pBerlin P 13543) seine Absicht kundtut, Lesonis 10) desselben Gottes werden zu wollen. Daß er das Vorhaben in die Tat umsetzen konnte, geht aus einem anderen Brief (pBerlin P 15521) hervor. Insgesamt ist die Tempelverwaltung eines der Themengebiete, zu dem dieses Corpus die meisten Informationen liefert. Die Einsetzung von Priestern und die Schwierigkeiten, ein Amt zu behalten, werden beispielsweise häufig thematisiert. Um seine Zukunft als Priester besorgt, weil man ihn aus dem Amt drängen will, beauftragt der Absender eines Briefes den Empfänger, ein Orakel einzuholen (pBerlin P 13538). Nicht nur persönliche Feinde waren zu fürchten. Da Priesterämter nicht nur prestigeträchtig waren, sondern auch Geld einbrachten und eine gewisse politische Bedeutung hatten, drohte auch von seiten ambitionierter Mitbewerber und politischer Gegner Gefahr. Bestechung, so zeigen es die Texte (siehe z. B. pBerlin P 13543), gab es allerorten. Neben moralisch nicht einwandfreien Zahlungen behandeln die Texte auch alltägliche Geld- und Naturaltransaktionen, kurz gesagt die verschiedensten Aspekte des 8. In der Literatur bisher als Oxyrhynchus-Korrespondenz bezeichnet, siehe jedoch A. A. den Brinker/B. P. Muhs/S. P. Vleeming, A Berichtigungsliste of Demotic Documents, Bd. VII – B, Ostrakon Editions and Various Publications, Leuven; Paris; Dudley, MA 2005, § 14, p. 813. 9. E. Bresciani, Due ostraka demotici da Ossirinco, Studi classici e orientali 15 (1966) 269-274; E. Bresciani et al., Ostraka demotici da Ossirinco, Studi classici e orientali 17 (1968) 237-250; Studi classici e orientali 19-20 (1970-71) 359-399; Studi classici e orientali 21 (1972) 321-387; Studi classici e orientali 22 (1973) 208-273; Studi classici e orientali 24 (1975) 69-96; Studi classici e orientali 25 (1976) 37-88; Studi classici e orientali 27 (1977) 13-78; E. Bresciani/ M. C. Betrò/S. Pernigotti, Ostraka demotici da Ossicrinco, Egitto e vicino Oriente 1 (1978) 61-84; Egitto e vicino Oriente 2 (1979) 69-84; Egitto e vicino Oriente 3 (1980) 147-165; Egitto e vicino Oriente 4 (1981) 181-194; H. J. Thissen, Demotische Ostraka aus Oxyrhynchos, Enchoria 5 (1975) 109-113; Ders., Demotische Ostraka aus Oxyrhynchos II, Enchoria 6 (1976) 63-77. 10. Der Lesonis (ägyptisch mr-sˇn) ist in der Spätzeit und der ptolemäischen Epoche der Vorsteher eines Tempels, der für die Administration und die wirtschaftlichen Belange zuständig war. In römischer Zeit sind mehrere Amtsinhaber zugleich in einem Tempel im Dienst.
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Demotische Briefe
ökonomischen Systems. Ob die Priester des Chnum, namentlich der Lesonis und der Schreiber, die angemahnt werden, ihre Rechnungsbücher der letzten drei Jahre einem hohen Beamten in Sais vorzulegen, etwas zu verbergen hatten, wird aus dem Text (pBerlin P 13536) nicht ersichtlich. Die Ankündigung, daß für eine Buchprüfung ein unabhängiger Gutachter in den Tempel geschickt wird, könnte zumindest darauf hindeuten. Der Lesonis war auch ansonsten für die Finanzverwaltung, vor allem für das Einsammeln der Abgaben der Tempel an den Staat zuständig. Das geht z. B. aus einem Schreiben (pBerlin P 15522) hervor, das von einem Lesonis berichtet, der die auf das Tempelgut des Chnum entfallende Abgabe von Emmer an den königlichen Speicher zu spät angeordnet hat. Weniger Informationen erhalten wir über das Kultgeschehen. Brieflich erteilte Aufträge an Personen, Orakel einzuholen, sind bereits zur Sprache gekommen. Neben den Meldungen über Opfer für verschiedene Götter z. B. für die Göttin Anukis ist ein Brief (pBerlin P 13547) »bezüglich der Nahrung des Falken« besonders interessant, da es sich dabei um ein heiliges Tier im Tempel handeln wird. Thematisch von Geschäftsbriefen nicht immer zu trennen sind die Privatbriefe. Auch sie haben häufig Aufträge des Absenders an den Empfänger zum Inhalt, sei es die Beschaffung von Mobiliar, das Aufspüren von vermißten Personen oder das Einholen eines Orakels, doch fehlt ihnen der offizielle oder berufliche Hintergrund. Dies ist der Fall bei einem Brief (pBerlin P 3093) 11) des Hekatontarchen Patus an Psenthotes, den Sohn des Psenaies, in dem der Absender von einer gut gewachsenen Eselin berichtet, die ihm zum Kauf angeboten worden ist, der jedoch aus einem nicht genannten Grund das Tier selbst nicht kaufen kann und dem Adressaten ebendas rät. Der Inhalt von Privatbriefen ist aufgrund der fehlenden Hintergrundinformationen besonders schwer zu verstehen. So berichtet ein fragmentarisch erhaltener Brief (pBerlin P 15513), daß der Absender, als er im Auftrag des Adressaten auf einem Schiff unterwegs war, auf der Reise durch einen Schlag verletzt wurde und nun krank sei. Den Grund für seine Verletzung erfahren wir jedoch nicht. Allerdings wurden manche Informationen auch in voller Absicht so verklausuliert geschrieben, daß ein Nichteingeweihter schwerlich den Sinn dieser Schreiben verstand. Offenbar waren postalisch gesendete Nachrichten nicht immer vor neugierigen Augen sicher; so erklärt ein Absender (pBerlin P 15617) ausdrücklich, daß er »in diesem Brief keine Sache offen gesagt« habe, um zu verhindern, daß andere ihn lesen (und verstehen). Besondere Aufmerksamkeit erfahren solche Texte, die historische Ereignisse oder Begebenheiten, die mit bekannten historischen Persönlichkeiten verbunden werden können, berichten. Dazu gehören einige perserzeitliche Texte aus Elephantine, die die Korrespondenz des Satrapen Darius’ I., Pherendates, mit den Wab-Priestern des Chnum dokumentieren. 12) Aus diesen Dokumenten wird deutlich, wie die persischen Fremdherrscher Einfluß auf die mächtige Priesterschaft nahmen. Nachdem 11. 12.
Publiziert von W. Brunsch, P. Berlin P 3093: Privatbrief betreffs einer Eselin, ZÄS 112 (1985) 13-17. Aus der Korrektur des Datums in pBerlin P 13539 Z. 2 ergibt sich eine neue chronologische Ordnung der zugehörigen Dokumente, siehe M. Chauveau, La chronologie de la correspondance dite »de Phérendates«, RdE 50 (1999) 267-271. Die Berichtigung revidiert die bisher
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die Priester des Chnum-Tempels im Jahr 493 v. Chr. einen neuen Lesonis gewählt haben – den alten Amtsinhaber hatte man abgesetzt – und ihre Wahl dem Satrapen mitteilten (pBerlin P 13539), erreicht sie ein erboster Brief des Pherendates. Er weist darauf hin, daß die Ernennung des Tempelvorstehers nicht ohne vorherige Absprache mit der persischen Autorität geschehen darf (pBerlin P 13540). Ob der Satrap tatsächlich nur das Verfahren kritisiert 13) oder den Kandidaten für (politisch) nicht geeignet hält, kann letztlich nicht zweifelsfrei entschieden werden. Zumindest behält, so geht es aus weiteren Schreiben (pBerlin P 13572 und 23584) hervor, der von der Priesterschaft erwählte Kandidat sein Amt. Daß die Machthaber durch ihre Kontrolle zu verhindern suchten, daß inkompetente Funktionäre das wichtige Amt erlangten oder die Wahl vor Manipulationen seitens Dritter schützen wollten, so vermutet Chauveau 14), ist wohl nur ein Teil der Wahrheit. Unbestreitbar zeigt sich hier das Interesse der persischen Verwaltung, die wirtschaftlich und politisch einflußreichen Priester zu kontrollieren und in ihrem Sinne zu lenken. Eine Auswahl von Texten in Transliteration und Übersetzung, die ständig erweitert und revidiert wird, findet sich in der von G. Vittmann erstellten Demotischen OnlineTextdatenbank Thesaurus Linguae Aegyptiae (http://aaew.bbaw.de/tla/index.html).
1. Privatbrief an Hartophnachthes (pBerlin P 13538) Literatur: Die Erstbearbeitung stammt von K.-Th. Zauzich, Papyri von der Insel Elephantine, Demotische Papyri aus den Staatlichen Museen zu Berlin Lfg. 1, Berlin 1978, mit Abbildung. Anmerkungen dazu finden sich bei M. Smith in seiner Rezension zu der Publikation, Enchoria 10 (1980) 196-197 und bei C. J. Martin, The Demotic Texts, in: B. Porten, The Elephantine Papyri in English. Three Millennia of Cross-Cultural Continuity and Change, Leiden; New York; Köln 1996, 321-323 (C 16). Die neueste deutsche Übersetzung bietet G. Vittmann, Thesaurus Linguae Aegyptiae – Demotische Textdatenbank (http://aaew. bbaw.de/tla/index.html).
Das folgende Textbeispiel aus ptolemäischer Zeit stammt aus Elephantine. Der Absender, der nicht namentlich genannt wird, hat zu einem früheren Zeitpunkt einen Brief des Adressaten, Hartophnachthes, des Vorstehers der heiligen Binden, erhalten und die darin erbetenen Gefälligkeitsdienste ausgeführt. Offenbar sollte der Absender einen gewissen Payris zu irgendeiner Handlung, die Hartophnachthes betrifft, motivieren. Genaueres teilt der Text nicht mit. Im folgenden erfahren wir, daß die beiden Personen von einer Gruppe Männer gesucht wird, weshalb dem Vorsteher der heiligen Binden geraten wird, auf der Hut zu sein und seine Opferdienste weiter auszuführen, bis die Sache ausgestanden ist, da
13. 14.
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geäußerte Vermutung, die Chnum–Priester von Elephantine hätten sich gegen die persischen Machthaber aufgelehnt. So M. Chauveau, La chronologie de la correspondance dite »de Phérendates«, RdE 50 (1999) 270. M. Chauveau, La chronologie de la correspondance dite »de Phérendates«, RdE 50 (1999) 270-271.
Demotische Briefe
bereits Anklage gegen die Verfolger erhoben wurde. Außerdem ist der Verfasser des Briefes Anfeindungen von Leuten einer Ortschaft namens 2ft ausgesetzt, die ihn anˆ scheinend mit Billigung des Heeresobersten von Syene aus dem – nicht näher angegebenen – Amt drängen wollen.15) Ob damit ursächlich zusammenhängt, daß er unverheiratet ist, wird nicht ganz deutlich, jedenfalls ist dieser Umstand ein großes Problem, das er mit Hilfe Hartophnachthes lösen will. Er beauftragt ihn, das Orakel der Isis bezüglich seiner zukünftigen Frau zu befragen – zwei Kandidatinnen stehen zur Auswahl – und ihm die Antwort zukommen zu lassen. (1) An (2) O
Hartophnachthes, den Vorsteher der (heiligen) Binden: möge Re seine (des Adressaten) Lebenszeit lang sein!
Man hat mir (3) diesen Brief gebracht. Ich habe von deinem Wohlergehen vernommen. Ich habe alles gehört, (4) worüber du mir geschrieben hast. (5) Ich habe Payris, den Sohn des drj(?), holen lassen. ¯ übrigen Dinge, (6) Ich habe ihn deinetwegen sehr bestärkt. (7) Die deretwegen du geschrieben hast, (8) sind mir bekannt. Hüte dich! (9) Vollziehe den Kult, bis der Gott (10) einen schönen Befehl geschehen läßt! (11) Hnm-m- h.t(?), der Sohn des Pasenis, hat ˘ ¯ (13) Ns-hr (und) die übrigen gegen (12) Pamunis und 3Ih-i.ir-dj-s(?) (und) ˙ ˙ Leute, die uns (14) suchen, geklagt. Viel Ärger und Streit (15) sind mir entstanden, (16) seit ich nach Syene (17) zum Heeresobersten gekommen bin, weil man (18) mir die Leute von 2ft 16) im Amt nachfolgen lassen wollte, (19) diejenigen, die mit ˆ mir (20) und auch mit dem Gott gestritten haben. Es wird mir (21) durch alle Leute, die in Elephantine (und) (22) Syene sind, folgendermaßen gesagt: »In deinem (23) Haus gibt es keine Frau!« Wenn es dir beliebt, (24) so nimm einen Mann zu dir (Vso 1) und sage es vor Isis wegen (Vso 2) der Frau, die ich ins Haus nehmen soll: (Vso 3) Sentayris, die Tochter des Pachnumis, (Vso 4) oder 17) T -sˇr.t-tarsˇj, (Vso 5) die Tochter des Espmetis? (Vso 6) Schicke mir die Antwort zur Sicherheit! (Vso 7) Es ist eine sehr wichtige Angelegenheit, (Vso 8) sonst hätte ich (Vso 9) dir dergleichen nicht geschrieben. Falls es dort (Vso 10) etwas gibt (, das man wünscht), so möge man (Vso 11) mir darüber schreiben! Geschrieben im Jahr 3, 3. Monat der Achet-Jahreszeit (Vso 12) Tag 7 18). (Vso 13) An Hartophnachthes.
15.
16. 17. 18.
Adressat Höflichkeitsformel Korrespondenzformel
Hauptteil Sachverhalt a)
Sachverhalt b)
Auftrag an den Adressaten
Datum Adresse
Anders als K.-Th. Zauzich, Papyri von der Insel Elephantine, Demotische Papyri aus den Staatlichen Museen zu Berlin Lfg. 1, Berlin 1978, sehe ich keinen Zusammenhang zwischen der Verfolgung der beiden Briefparteien durch Pamunis und seine Männer und den Streitigkeiten mit den Leuten aus 2ft. Unbekannter Ortsname. ˆ Wörtlich: »und«. Da kein Bezug zu einem bestimmten Herrscher hergestellt werden kann, läßt sich die Datierung nur mit »ptolemäisch« angeben.
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Maren Schentuleit
Neben dem Briefwechsel zwischen Privat- bzw. Amtspersonen gibt es die Gruppe der Briefe, die von Privatleuten an Gottheiten gerichtet wurden. Möglicherweise hat man der längeren Dauerhaftigkeit eines schriftlichen Dokuments im Gegensatz zum mündlichen Gebet eine größere Wirksamkeit zugeschrieben. Das erhaltene Material ist bei weitem nicht so reichhaltig wie die zuvor besprochene Gattung, hat mit ihr jedoch einige Gemeinsamkeiten wie den Beschreibstoff (Papyrus, Leinen, Holz, Tonscherben), die äußere Gestaltung (Format, Beschriftung, Faltung) sowie bezüglich des inhaltlichen Aufbaus ein gewisses Formular. Der Adresse folgt der Briefanfang mit Einführung des Absenders und des Adressaten, das Briefcorpus, das neben der Beteuerung der eigenen Frömmigkeit und der Schilderung des erfahrenen Leids die Klage, die Bitte oder das Gelübde des Absenders enthält, und der Briefschluß, der aus Abschiedsformel, Drohungen gegen Personen, die dem Brief Schaden zufügen, manchmal dem Namen des Absenders und dem Datum besteht. Der Inhalt der Texte zeigt, daß sich der Absender an eine Gottheit wendet, da er sich in einer schwierigen persönlichen Lage befindet, sei es, daß ihm Unrecht angetan wurde wie Verleumdung, Diebstahl oder eine ungerechtfertigte Bestrafung, sei es, daß er Probleme mit der Gesundheit hat. Je nach Problem kann der Inhalt als Klage, Bitte oder Gelübde formuliert sein. Klagen beziehen sich zumeist auf Verbrechen, die dem Kläger, dem Briefschreiber, angetan wurden; häufig treten sie in Kombination mit einem Bittgesuch, dem Leidtragenden Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, auf. Eine dritte Möglichkeit ist das Gelübde, das ein Versprechen des Menschen gegenüber dem angeschriebenen Gott darstellt, das er einlöst, sobald das Verlangte eingetreten ist. In der Regel wird dieser Beistand mit Geld- oder Naturalienopfern vergolten. Welche Gottheit oder vergöttlichte Person angerufen wurde, richtete sich nicht nur nach dem persönlichen Geschmack des Absenders, sondern geht auch auf die mit ihr in Verbindung gebrachten Fähigkeiten zurück. Thot und Anubis z. B. wurden bevorzugt bei Diebstahl um Rat gebeten, während Amenophis, Sohn des Hapu, bei Kinderlosigkeit, Imhotep aufgrund seiner Heilkräfte konsultiert wurde. Die Briefe an Götter sind als Nachfolger der hieratisch bezeugten Briefe an Tote zu betrachten; das einzelne und isolierte, vom weltlichen Diesseits enttäuschte Individuum vertraut in voller Hingabe dem angerufenen Gott, der schützend, richterlich oder heilend eingreifen soll. Einige demotische Briefe wurden in Privatgräbern deponiert gefunden, wobei dem Toten eine Funktion als Mittelsperson zukam.
2. Brief an den Gott Thot (pOIM 19422) Literatur: Die Erstpublikation stammt von G. R. Hughes, A Demotic Letter to Thoth, JNES 17 (1958) 1-12, mit Abbildung. Die Bearbeitung der gesamten Textgattung »Briefe an Götter« hat A. G. Migahid, Demotische Briefe an Götter von der Spät- bis zur Römerzeit. Ein Beitrag zur Kenntnis des religiösen Brauchtums im alten Ägypten, Würzburg 1986, Bd. I, 38-44 (der vorliegende Text ist Urk [2]) vorgelegt. G. Vittmann, Thesaurus Linguae Aegyptiae – Demotische Textdatenbank (http://aaew.bbaw.de/tla/index.html) bietet die aktuelle deutsche Übersetzung.
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Demotische Briefe
Dieser Brief wurde im 3. Monat der Peret-Jahreszeit des 20. Regierungsjahres Darius’ I. geschrieben, was dem Zeitraum vom 25. 6.-24. 7. 502 v. Chr. entspricht. Die Herkunft des heute in Chicago befindlichen Objektes ist Tuna el-Gebel/Hermopolis, wo der Gott Thot besonders verehrt wurde. Der Absender 3Iw=f-2w war dort für die Versorgung des Ibis als heiligem Tier des Gottes zuständig. Er betont die besondere Beziehung, die er zu diesem Gott hat, indem er berichtet, er habe seinetwegen eine andere Arbeit aufgegeben. Damit will 3Iw=f-2w vielleicht den Gott Thot für sich einnehmen und sicherlich die Missetaten des Psentaes besonders negativ erscheinen lassen. Dieser Kollege vernachlässigt seinen Dienst für den Ibis und bestiehlt die Gottheit und 3Iw=f-2w, dem er sein Hab und Gut, auch mittels Urkundenfälschung, weggenommen hat und dessen Diener er töten ließ. Zwar bezieht sich die folgende Bitte um Hilfe nur auf ihn, 3Iw=f-2w, selbst, doch rechnet dieser sicher damit, daß Thot die gotteslästerlichen Verfehlungen des Psentaes nicht auf sich beruhen läßt und somit eine schnellere Erfüllung seines Wunsches zu erwarten ist. (1) Stimme des Dieners des Hauses der Ewigkeit 3Iw=f-2w, des Sohnes des Hr-nfr-hb(?), vor Thot dem Zweimalgroßen, Herrn von Her˘ Herrn: mopolis,˙meinem O möge er (= Thot) eine ebenso lange Lebenszeit wie Re haben!
Vom Jahr 11, des 2. Monats der Peret-Jahreszeit 19), (2) bis heute habe ich den Dienst für den (heiligen) Ibis verrichtet. Ich gab meine (frühere) Tätigkeit auf, da ich den Dienst für den Ibis mehr als jene Arbeit liebe. (3) Ich habe keinen menschlichen Herrn. Mein Herz ist standhaft, weil man von 20) Thot, dem Zweimalgroßen, dem Herrn von Hermopolis, beschützt wird. Ich flehe (zu dir) wegen des Psentaes, des Sohnes des (4) Menthotes. Er verrichtet keinerlei Arbeit für den Ibis, außer dessen Futter zu essen, und er läßt ihn auch nicht bewachen. (5) Vielmehr fügt er mir seit dem Jahr 17 Unrecht zu: Er hat mein Geld und meinen Weizen weggenommen, meine Diener erschlagen lassen, er hat alles, was mir gehört, an sich genommen. (6) Sein (= des Missetäters) Herz … 21) … 22) Mein Herz ist standhaft, weil man von Thot, dem Zweimalgroßen, dem Herrn von Hermopolis, beschützt wird. Psentaes, der Sohn des (7) Menthotes, hat von meinem Lebensunterhalt genommen. Er hat meinen Anteil an sich genommen, den er sich gesetzlich übertrug. Viele Dinge (8) verschwinden 23) in seiner Hand, obwohl sie dem Ibis zustehen.
19. 20. 21.
22. 23.
Absender Adressat Höflichkeitsformel Hauptteil Sachverhalt
28. 6. – 26. 7. 511 v. Chr. Wörtlich: »vor«. G. Vittmann, Thesaurus Linguae Aegyptiae, transliteriert 2 »standhaft sein«; die Spuren passen durchaus zu dieser Lesung, man würde jedoch, da vom Herzen des Peinigers die Rede ist, eher an einen Begriff wie schwach sein o. ä. denken. Möglicherweise bildet 2 mit dem folgenden, in seiner Bedeutung unklaren Wort, einen negativen Ausdruck. Die Bedeutung von n y=f whry.w ist unklar. ˘ Wörtlich: »gehen fort«.
347
Maren Schentuleit
Möge ich vor Psentaes, dem Sohn des Menthotes, beschützt werden! Geschrieben vom Diener des Hauses der Ewigkeit 3Iw=f-2w, Sohn des Hr-nfr-hb(?), im Jahr 20, 3. Monat der Peret-Jahreszeit 24). ˘ ˙ des Dieners 3Iw=f-2w, Sohn des Hr-nfr-hb(?) vor [dem] ˘ ˙ Ibis Thot, dem Zweimalgroßen, Herrn von Hermopolis, dem Großen Gott.
(Vso) Stimme
24.
348
25. 6. – 24. 7. 502 v. Chr.
Bitte Schreiber (= Absender) Datierung Absender
V. Briefe aus Iran Heidemarie Koch Aus dem weiten Gebiet des alten Iran haben sich nur sehr wenige Briefe erhalten, und diese erst aus relativ später Zeit. Sie alle sind in elamischer Sprache und Schrift abgefaßt. Eine kleine Gruppe von Briefen ist auf uns gekommen, die in Ninive gefunden sein soll und in deren Umkreis einige verstreute Funde aus Susa gehören (s. unter Nr. 1). Eine etwas größere Anzahl stammt aus dem Archiv des achämenidischen Königs Dareios d. Gr. (s. unter Nr. 2).
1. Die sog. Ninive-Briefe Literatur: A.-H. Sayce, Amardian or ›Protomedic‹ Tablets in the British Museum, Recueil de Travaux 13 (1890) 126-131; F. H. Weissbach, Susische Tontäfelchen, Beiträge zur Assyriologie 4 (1900) 168-202; C. B. F. Walker, Elamite inscriptions in the British Museum, Iran 18 (1980) 75-81; W. Hinz, Zu den elamischen Briefen aus Ninive, in: Fragmenta Historiae Elamicae, Mélanges offerts à M.-J. Stève, Paris 1986, 227-234; F. Vallat, Le royaume élamite de Zamin et les »Lettres de Ninive«, Iranica Antiqua 33 (1998) 95-106.
Im British Museum in London werden drei relativ gut erhaltene elamische Briefe und 22 weitere Fragmente von solchen aufbewahrt, die angeblich aus Ninive stammen. Diese Herkunfts-Angabe beruht auf der Tatsache, daß einige von ihnen mit einem K versehen sind, das im British Museum die Funde aus Kuyunjik (Ninive) kennzeichnet. Doch ist diese Herkunft mehrfach angezweifelt worden. Einige Indizien sprechen dafür, daß die Täfelchen aus der Gegend von Malamir in Elam stammen, 1) also aus dem süd-westlichen Iran, und zwar dem Übergangsgebiet vom Tiefland der Susiana in das Bergland der Persis. Dieser Ort hatte in neu-elamischer Zeit offenbar eine gewisse Bedeutung, wie mehrere Siedlungs-Hügel in seiner Umgebung zeigen, die allerdings noch nicht genauer untersucht worden sind. Eine Reihe von Felsreliefs aus dem 8./7. Jh. v. Chr. in Ku¯l-i Farah und in Shikaft-i Salma¯n 2) läßt noch heute die herausgehobene Stellung des Gebietes erkennen. Die Täfelchen sind leider größtenteils sehr schlecht erhalten und zudem sehr flüchtig geschrieben. Die Lesung ist daher selbst bei eingehender Betrachtung vor Ort oft
1. 2.
F. Vallat, NABU 1988, no. 2 – juin, 26 f., mit einer bestätigenden Anm. von D. Charpin. Z. B. L. Vanden Berghe, Reliefs rupestre de l’Iran ancien (1984) 111 ff. Nr. 2-5.
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Heidemarie Koch
nicht eindeutig. 3) Der Schriftduktus weist in die spätere neu-elamische Zeit. Auch dieses läßt eine Herkunft aus Ninive fraglich erscheinen, da sie wohl erst nach dessen Untergang geschrieben worden sind. Trotz der Schwierigkeiten beim Verständnis sollen hier einige Beispiele vorgelegt werden, da es sich – zusammen mit einigen wenigen aus Susa – um die einzigen Briefe handelt, die aus dem riesigen Gebiet Irans aus den mehr als 2000 Jahren vor der Achämeniden-Herrschaft zutage gekommen sind. Die Briefe beginnen immer mit einer auch sonst im Vorderen Orient bekannten Formel 4): »Zu X (= Empfänger) sprich, Y (= Absender) läßt sagen: …«. Bei der hier betrachteten Gruppe stammen alle von demselben Absender, nämlich von Bahuri (ba-hu-ri), dem Sohn des Mazzine (másˇ-zí-ni). Nin 1: (1) Zu Akkiriri sprich, (2) Bahuri, der Sohn des Mazzine, läßt sagen: (3) Von mir wurde eine Dynastie 5) begründet. (4) [… …] hat der General mein (5) Heil jetzt bestimmt. 6) (6) [… … …] Halakuk, (7) Azzimama, Tallak.kutur (8) […] – in ihrer Gegenwart – (9) schickte ich zum General. (10) Täglich möge der General mein Heil (11) bewirken! Die Erfolgreichen des (12) Sieges des Generals mögen leben! (13) Tallak.kutur, der Gabenbringer, (14) der Mann des Generals, er brachte Wachstum. (15) Er soll in Aihar eingesetzt (16) werden! Die Nachricht des Generals (17) will ich durch Herolde bekanntmachen! (18) Die Burschen des Kutur, (19) des Bruders des Königs, (20) [schlu]gen sie. Ganz ähnlich ist ein zweiter Brief, der aber noch einige weitere Details bringt: Nin 10: (1) [Zu Akri]ri sprich, (2) Bahuri, der Sohn des Mazzine, läßt sagen: (3) Von mir wurde eine Dynastie begründet. (4) Als sie Ilihir (wieder) aufgebaut hatten, (5) trennten sie es ab. Als Gabe wurde es mir gegeben. (6) Mein [Heil] ist jetzt bestimmt. (7) Die Befehlshaber Halakuk, (8) Azzimama (und) Tallak.kutur, (9) der Gabenbringer, sie wurden eingesetzt. (10) In ihrer Gegenwart schickte ich (11) zum General. Tallak.kutur, (12) den Gabenbringer, ihn haben sie beinahe eingeschlossen. (13) Die Erfolgreichen des Sieges des Generals (14) mögen leben! Die Burschen (15) des Kutur, des Bruders des Königs, (16) [schlu]gen sie. Ihr Heil (17) m[öge von den Göttern] bewirkt werden! U[pizza möge … zu] meinem (18) täglichen (19) Heil! (20) Nunuhu (21) gib dies. (22) (So) sagt er. Hier wird ein Ort Ilihir genannt, der aber sonst nicht bekannt ist, also auch keinen Hinweis auf die Gegend geben kann, in der Bahuri seine militärischen Aktionen unternehmen läßt. Die Burschen des Bruders des Königs scheinen auf der feindlichen Seite zu stehen. Deswegen wird die Bitte um Heil (Z. 16/17) wohl nicht auf diese Burschen zu beziehen sein, sondern eher auf die erfolgreichen Soldaten, die sie besiegt haben. Unklar ist auch, welcher König gemeint ist, dessen Bruder anscheinend abtrünnig geworden ist. Offenbar ist Bahuri, unterstützt von seinem tüchtigen General, der aber immer nur mit seinem Titel (mu-uk-tu4) und nicht mit Namen auftritt, mit der Sicherung und 3. 4. 5. 6.
350
Die Verf. hat sich 1982 um eine Kollation bemüht, die hier zugrunde gelegt wird. S. dazu auch unten unter Nr. 2. Wörtlich: »Reichs-Haus«. Ich lese ik-ti-it, was vielleicht zu ik-ti »Los, Schicksal« (ElW 750) zu stellen ist.
Briefe aus Iran
auch Erweiterung seines Herrschaftsgebietes beschäftigt. Dieses geht auch aus einem weiteren Schreiben an Upizza hervor (dessen Namen wohl oben in Zeile 17 zu ergänzen ist). Leider ist dieses Täfelchen, das längste der sog. Ninive-Briefe, zum Großteil nicht mehr zu lesen. Doch läßt sich zumindest der Anfang erkennen: Nin 5: Zu Upizza sprich, Bahuri, der Sohn des Mazzine, läßt sagen: Ein Haus, das königlich (ist), in Zamin des Landes Elam errichtet, dieses wurde von mir vergrößert und begründet. 7) Die beiden Namen Upizza und Tallak.kutur finden sich auch auf Täfelchen, die in Susa zutage gekommen sind. 8) Vermutlich handelt es sich dabei sogar um dieselben Personen. In Susa könnte zu dieser Zeit Ummanunu 9) König gewesen sein. 10) Dieser scheint aber dem lokalen Herrscher Bahuri nicht feindlich gegenüber gestanden zu haben. Vielleicht war es sogar sein Bruder Kutur, der abtrünnig geworden und von den Leuten des Bahuri besiegt worden war. Für die enge Verbindung zu Susa spricht auch ein Brief, der in der »Village perse-achémenide« gefunden worden ist: 11) S add. 1: (1) Zu (Frau) Upuhalir sprich, (2) der (Beauftragte) des Bahuri läßt (3) sagen: Deine Sorgen möchte ich (4) beheben! 4 volle (Maß vom) (5) Wein des Bakti habe ich (6) Tallak.kutur gegeben. (7) Vor dem Feind (8) haben sie diesen Pfeiler (9) eingenommen 12), (so) sagten (10) sie. Die Erfolg (11) reichen des Sieges (12) des Generals mögen (13) leben! (So) sagt er. 13) Gerichtet ist der Brief an eine Frau, die wohl Bahuri nahestand und sich mit um den Ausgang der militärischen Unternehmungen gesorgt hatte. Deshalb ließ er ihr durch einen Vertrauensmann diese Nachricht zukommen. Die Dame scheint in Susa gewohnt zu haben. Die sog. Briefe aus Ninive gewähren also einen kleinen Einblick in die Verhältnisse im elamischen Gebiet in einer recht unruhigen Zeit zu Beginn des 6. Jh. v. Chr. Das assyrische Reich war mit der Eroberung von Ninive (612 v. Chr.) untergegangen. Doch auch das elamische Reich war durch die Jahrhunderte langen Kämpfe gegen diese Militärmacht so geschwächt, daß es in kleine Herrschaftsbereiche zerfallen war. Einer dieser lokalen Könige war offenbar Bahuri, der in »Zamin des Landes Elam« (Nin 5,2/3) herrschte und in einem Brief sogar den Titel »König« erhielt (Nin 25,5 und 11).
7. 8. 9. 10. 11. 12.
13.
Lesung nach F. Vallat, aaO 97. MDP 9 (1907) 88 (s. dazu H. H. Paper, MDP 36 [1954] 79) und 172 r. 5 Hypokoristikon zum Gottesnamen Humban. S. F. Vallat, aaO 104. W. Hinz, aaO 230 und F. Vallat, aaO 100. Zugrundegelegt ist eine Lesung ti-ib-be pi-ti-be in si-qa ma-ak-ku-ba; si-qa bedeutet zum einen »Lanze« (ElW 1087 s. v. GISˇ.si-qa.ku-ti-ra), in der Schreibung si-ik-qa »Pfosten, Pfeiler« (ElW 1071). Gemeint ist vermutlich eine feindliche Festung, die als besondere »Stütze« des Landes galt. Die Wurzel ma-ak- hat die Grundbedeutung »verbrauchen, verzehren«; hier haben die Soldaten also wohl den feindlichen Posten sozusagen »verschlungen«. Diese Formel (na-ásˇ) steht oft am Ende von Briefen.
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Heidemarie Koch
2. Briefe aus dem Archiv Dareios d. Gr. (522-486 v. Chr.) Literatur: R. T. Hallock, Persepolis Fortification Tablets, OIP 92, Chicago 1969. – Sigel PF (für die dort aufgenommenen Täfelchen); ders., DAFI 8 (1978) 109 ff. – Sigel PFa (für die dort publizierten Täfelchen); W. Hinz, Altiranisches Sprachgut der Nebenüberlieferungen, GOF III. Bd. 3, Wiesbaden 1975, hier abgekürzt als Sprachgut; W. Hinz/H. Koch, Elamisches Wörterbuch, Teil I und II (AMI Ergbd. 17, 1987), hier abgekürzt ElW; H. Koch, Verwaltung und Wirtschaft im persischen Kernland zur Zeit der Achämeniden, TAVO Beih. Reihe B Nr. 89, Wiesbaden 1990; mit Indices aller Namen, hier abgekürzt VW; dies., AchämenidenStudien, Wiesbaden 1993, hier abgekürzt AchStud.
Bei Ausgrabungen, die von dem Oriental Institute der Universität Chicago in den Jahren 1933/34 in Persepolis durchgeführt worden sind, kamen etwa 30.000 14) Tontäfelchen zutage, die aus dem Verwaltungsarchiv Dareios d. Gr. stammen. Datiert sind sie in die Jahre 509-494 v. Chr. Auf diesen wichtigen Fund und seine Bedeutung für die Kenntnis der Verhältnisse im Achämenidenreich wurde schon im ersten Band der neuen Folge von TUAT ausführlich eingegangen. 15) Unter den dort aufgeführten Beispielen befinden sich auch bereits einige Briefe, 16) da durch sie wichtige Hinweise auf die in jenem Band im Vordergrund stehende persische Verwaltung um 500 v. Chr. gewonnen werden konnte. Hier sollen einige weitere Texte vorgestellt werden, die gerade als Beispiele für die Gattung der Briefe einen Einblick in die Gepflogenheiten der Achämenidenzeit und insbesondere die Tätigkeit der Hofkanzlei gewähren können. R. T. Hallock hat in PFT insgesamt 73 Täfelchen unter der Rubrik »Briefe« zusammengestellt. Bei den meisten von ihnen handelt es sich um recht kurze Nachrichten, wie z. B.: PF 1833: Zu Yamacsˇaita 17) sprich, Yuvaicˇa 18) läßt sagen: 8 Krüge (= etwa 80 Liter) Wein gib Vahuda¯ta 19) als Extraportion für 160 Pferde. Im 17. Jahr (506 v. Chr.), erhält er sie für den 1. und 2. Monat, insgesamt für zwei Monate. PF 1840: Zu Manaicˇa 20) sprich, Vara¯za 21) läßt sagen: 37 Krüge und 8 qa (= etwa 378 Liter) Wein, (aufgrund) eines gesiegelten Schreibens des Qya¯va 22), den Arbeitern, Ra-
14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22.
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Die Zahlenangaben schwanken. In den letzten Jahren wurden bei »Ausgrabungen« im Magazin des Nationalmuseums in Teheran noch 1500 weitere Täfelchen entdeckt, die bisher nicht berücksichtigt worden sind. H. Koch, TUAT.NF I, 224-248. PF 1788, 1797, 1803, 1807, 1810, 1813, 1837 und 1858. am-ma-ik-sˇe-ud-da, aus Awestisch Yima-csˇae¯ta »glänzender Yima«, s. Sprachgut 273. hi-hu-mi-iz-za = altpers. »Jüngelchen«, s. Sprachgut 275. ma-u-da-ad-da = altpers.«gutgeschaffen«, s. Sprachgut 249. ma-ni-iz-za = Koseform zu altpers. manah- »Sinn«, s. Sprachgut 158. ma-ra-za = altpers. »Eber«, s. Sprachgut 255. Er war zuständig für die Wein-Verwaltung im Ort Xva¯daicˇaya (VW 255). ti-ya-ma = altpers. »der Schwarze«, s. Sprachgut 241. Dieser Beamte war für die Versorgung von Arbeitern zuständig, und zwar außer in dem genannten Ort auch in Anzan (heute Tall-e Malyan), der alten Königsstadt der Elamer (s. VW 32).
Briefe aus Iran
tions-Empfängern in Knazisˇ 23), Rsˇaina 24) unterstellt, ihnen gib sie als Zuteilung für sechs Monate des 22. Jahres (501 v. Chr.). PF 1846: Zu Huvistva 25) sprich, Rdifya 26) läßt sagen: Gib 50 Bar (etwa 500 Liter) Weizen an Indapipi. 27) Er soll sie für den König aufbewahren! Genannt sind bei den drei Beispielen am Anfang ein Empfänger und ein Absender. Weitere für Briefe übliche Formeln fehlen aber. Es sind also eher kurze Nachrichten, die aber offensichtlich Anweisungen beinhalten, die zusätzlich zu den laufenden Ausgaben hinzukamen, also bei der Planung des »Jahresetats« nicht berücksichtigt worden waren. Dieses gilt für alle Briefe, die im Rahmen der Verwaltung geschrieben wurden. Etwas umfangreicher und mit weiteren Detailangaben versehen sind die Briefe, die von Schreibern der Hofkanzlei verfaßt wurden. Diese waren aber nur für den König, den Hofmarschall und dessen Vertreter, den Vizemarschall, tätig. 28) Dazu gehören z. B.: PF 1790: Zu Rdifya 29) sprich, (Hofmarschall) Farnaka läßt sagen: 31 Stück Kleinvieh und 7 Portionen den Frauen, Vorgesetzten der Schneiderinnen, Rsˇaina unterstellt, selbigen gib sie als Rationen. Eine namens Tacma¯ in Hunar und eine namens R[tai]na¯ in Litu und eine namens Arbaka¯ in Hidali und eine namens Sˇya¯tauka¯ in Zappi und eine namens Madva¯pa¯ in Aitek, insgesamt 5 Frauen, ihnen gib sie als Rationen. 7., 8., 9., 10., 11. (und) 12. Monat, insgesamt sechs Monate im 18. Jahr (505 v. Chr.), und 1., 2., 3., 4., 5., 6., eingeschobener 6., 7., 8., 9., 10., 11. (und) 12. Monat, insgesamt 13 Monate im 19. Jahr (504 v. Chr.), insgesamt in 19 Monaten. Jeder stehen für ein ganzes Jahr 4 Stück Kleinvieh zu. Anzu¯ka schrieb es, den Entwurf erhielt er von Nanâ-iddin, betreffs dessen wußte Vara¯za Bescheid, in (dem Ort) Tauka¯ (des Bezirks) Ranavaiqa wurde die gesiegelte Urkunde übergeben. PF 1812: Zu Vista¯na 30) sprich, (Vizemarschall) Cˇiçavahusˇ läßt sagen: 29 Krüge (etwa 290 l) Wein – Drvaspa¯da 31) zusammen mit seinen Gefährten, Festungswarten in Persepolis, diesen gib sie für den 10. Monat des 17. Jahres (504 v. Chr.). 2 Männer, jedem stehen 4 Krüge zu, und 7 Männer, jedem stehen 3 Krüge zu. Grdyavisˇ schrieb es, den Entwurf erhielt er von Ka¯maicˇa. 23. 24.
25. 26. 27. 28. 29. 30. 31.
qa-na-zí-isˇ, Lesung und Bedeutung dieses Ortsnamens unklar. ir-sˇe-na = altpers. »Mann, Held«, s. Sprachgut 206. Rsˇaina war einer der höchsten Beamten in Persepolis, der direkt unter dem Hofmarschall und seinem Vertreter, dem Vizemarschall, folgte. Er trug den altpers. Titel grdapatisˇ, etwa »Hofintendant« (dazu s. Sprachgut 107; zu seinen Aufgaben s. VW 240 ff.). ú-mi-isˇ-du-ma = altpers. »der gute Schütze«, s. Sprachgut 129. Er war Beschaffungsbeamter (ul-li-ra) für Getreide im Orte Zakzaku. ir-tup-pi-ya = altpers. »Adler«, s. Sprachgut 205. Auch er ist einer der hochgestellten »Hofintendanten«; er leitete die Intendantur in dem Verwaltungsbezirk der Elymais (s. VW 241 ff.). Zu ihm s. auch unten bei PF 1859. S. dazu ausführlich in VW 229-234 (mit Tabelle). Zu ihm s. oben Anm. 26. ú-isˇ-da-na war Weinwart in Schiras, s. VW 65 ff. tur-masˇ-ba-da, »mit festem Heer«, Sprachgut 89.
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Heidemarie Koch
So sehen also die Briefe aus, die von Farnaka oder seinem Stellvertreter Cˇiçavahusˇ verfaßt und von der Hofkanzlei geschrieben worden sind. Für die Schreiber ist es immer wichtig, daß sie genau angeben, wer sie zu diesem Schreiben beauftragt hat und damit die Verantwortung trägt. In diesem Zusammenhang wird oft auch genau aufgelistet, wer den Auftrag überbracht hat und teilweise auch, wer sonst noch darüber Bescheid wußte. Nur bei wenigen Texten ist eine Einleitungsformel zu finden, wie sie für Briefe im gesamten Vorderen Orient schon seit frühesten Zeiten üblich war. Diese Täfelchen bringen auch ausgefallenere Nachrichten. Damit sind diese im Rahmen der Verwaltung verfaßten Schreiben auch in historischer Hinsicht besonders interessant. Aber gerade ihre Besonderheiten bereiten wiederum Schwierigkeiten beim Verständnis. Es muß wiederum betont werden, daß das Elamische völlig alleinsteht, ohne Beziehungen zu anderen Sprachen. Auch ist es wohl schon im Laufe des 1. Jt. ganz untergegangen, so daß man auch nicht von einer neueren Sprachform Rückschlüsse ziehen kann. Dennoch sollen hier wenigstens zwei Beispiele angeführt werden, um einen Eindruck von diesen Briefen zu geben: PF 1859: Zu Zinene sprich, Indapipi läßt sagen: Dein Heil möge durch die Götter und den König bewirkt werden! Tatsächlich hatte A¯grya, mein Revisor, die Abrechnung gebracht; er reiste (dann) weiter nach Pitava. Behandle ihn ja nicht unrecht 32) mit Mangel, sondern leiste ihm Beistand! Und er hatte den Königshof an sich gebracht, (aber) er wurde ihm (wieder?) entrissen. Es sei auch seine Zuständigkeit! 33) Wegen des Königshofes war er einen Schritt vorangekommen. 34) Er ist nicht ein Diener! 35) Dieser Brief beginnt also mit einer vollständigen Briefformel, in der die Götter und der König als Garanten des Wohlergehens des Empfängers angerufen werden. Absender wie auch Empfänger tragen elamische Namen, und sie sind auch – wie bei einer Untersuchung der gesamten Belege festgestellt werden kann 36) – im Bereich der Elymais tätig. Ein Mann namens Zinene (zi-ni-ni) ist bekannt als Getreideverwalter in dem auch in diesem Text genannten Ort Pitava (pi-ud-da-ma, pi-ti-man). 37) Indapipi, der den Brief an ihn geschrieben hat, scheint auf einer höheren Rangstufe in der Verwaltung zu stehen, da er Zinene Anweisungen erteilt, hat sich in Krdusˇum (kur-du-isˇ-sˇuum) aufgehalten. Dort sind ihm auch Arbeiter unterstellt, und zwar 61 Frauen, die
32.
33. 34. 35. 36. 37.
354
Übersetzung von su-ur-ma-ra aufgrund der Formen su-rák und su-rák-ni (ElW 1103), deren altpers. Entsprechung miqa kariyaisˇ ist (DNb 9, s. R. Schmitt, The Old Persian Inscriptions of Naqsh-i Rustam and Persepolis, Corpus inscriptionum Iranicarum Part I Vol. I Texts II, London 2000, 41). Anders als in PFT 512 wird eine Worttrennung du-da-la-e da ásˇ-du angenommen (ElW 345 s. v. du-da-la-e). Wörtlich: »hatte er einen Schritt(?) gestärkt« (ElW 1164 s. v. sˇil-la-sˇá). li-ba-ir »Diener, Knecht«, vielleicht auch »Sklave« (ElW 819). Zu diesen Untersuchungen und der Vorgehensweise s. ausführlich H. Koch, TUAT.NF I, 225. VW 164 ff. Eine Skizze mit der Angabe der ungefähren Lage der in diesem Text genannten Orte ist in VW 307 zu finden.
Briefe aus Iran
aus der Provinz Areia stammten. 38) Im nicht weit entfernt gelegenen Ort Sˇurzunkiri (sˇu-ur.LUGÀL.ri) 39) unterstanden ihm 133 thrakische Arbeiter. In beiden Fällen handelte es sich also um Fremdarbeiter, die wohl zu besonderen Arbeitseinsätzen in diese Gegend beordert worden waren. Für sie war also Indapipi zuständig, ebenso wie für den Revisor A¯grya (ak-ri-ya) 40), der im Lande herumreisen mußte, um die Abrechnungen zu überprüfen. In diesem Falle hatte er aber offenbar eine noch viel schwierigere Aufgabe zu erledigen. Es hat den Anschein, als seien im elamischen Gebiet Unru¯ grya einen »Königshof«, hen ausgebrochen. Denn wie soll man sonst erklären, daß A also offenbar eine dem König gehörende Anlage, einen Palast oder eine königliche Domäne, wie sie überall im Lande anzutreffen waren, »an sich bringen« bzw. »besetzen« mußte? Sie wurde ihm sogar wieder »entrissen«. Und Indapipi weist Zinene nachdrücklich darauf hin, daß er A¯grya – vermutlich insbesondere mit Proviantlieferungen – zu unterstützen habe. Er betont, daß diese Unternehmungen in den Zustän¯ grya fielen und dieser keineswegs ein einfacher Diener sei. Man digkeitsbereich des A ¯ grya, gewinnt den Eindruck, daß Zinene nicht gerade auf gutem Fuße mit diesem A einem Perser, stand und daher erst nachdrücklich auf seine Stellung hingewiesen werden mußte. Ob er gar mit den Aufständischen sympathisierte? Man kann nur bedauern, daß der Brief so kurz abgefaßt ist und keine weiteren Einzelheiten liefert. Natürlich war den Beteiligten völlig klar, worum es ging, und es bedurfte keiner weiteren Erklärungen. Auch ist dieser Brief leider nicht mit einem Datum versehen. Zinene ist vom 22. bis zum 28. Jahr (501-495 v. Chr.) belegt. 41) Wenn der Vorfall, auf den sich der betrachtete Brief bezieht, ebenfalls in diesem Zeitraum anzusetzen ist, wäre das ein Hinweis darauf, daß es auch zu einer Zeit, in der die Herrschaft des Dareios als gefestigt anzusehen ist, zu Unruhen und Unregelmäßigkeiten kommen konnte. Allerdings ist nicht zu entscheiden, ob es sich in diesem Fall um Raubüberfälle oder um politisch motivierte Vorkommnisse gehandelt hat. Zinene ist auch der Empfänger eines weiteren Briefes, in dem ungewöhnlicherweise auch der Name des Königs in der Eingangsformel genannt wird: PF 1860: (1) Zu Zinene sprich, (2) der Vorsteher läßt sagen: Dein (3) Heil möge durch die Götter und den König (4) Dareios be(5) wirkt werden! Ich möchte den Strick abschneiden, (6) den Kampf offen in Gang setzen! Frü(7) her hast du Libagingi [……] (8) und nun wurde er dir überge(9) ben. Jetzt hat tatsächlich einer namens Vis(10) ta¯na, (11) der Versorger des Personals der (Königin) Apaukisˇ, (das Amt des) Versor(12) gers jetzt dem (Intendanten) Karkisˇ weggenom(13) men. Was er dir jetzt auch befohlen (14) hat, Vista¯na, (15) mein Stellvertreter, (16) ist unterwegs. (17) Leiste ihm Beistand! Zusammen mit Vista ¯ na (18) leiste du dem Liba(19) gingi (20) Beistand! (21) So sagte er. 38. 39. 40. 41.
Im heutigen Afghanistan, um die Stadt Herat herum. Deutung der Bezeichnung har-ri-nu-ip – anders als in ElW 635 –, s. dazu AchStud 33 Anm. 113. Zunki(r) ist das elam. Wort für »König«, das in den elam. Inschriften häufig – wie in dem vorliegenden Ortsnamen – mit dem aus dem Sumerischen entlehnten Wortzeichen LUGÀL geschrieben wird. Offenbar ein altpers. Name in der Bedeutung »treu« (Sprachgut 24). Ihm gehörte das Siegel Nr. 87 (nach der Zählung in PFT 78 f.).
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Heidemarie Koch
Auch hier scheint Zinene wiederum in eine Auseinandersetzung verwickelt zu sein. Der Brief kommt von einem Vorgesetzten (an-sa-ra) 42). Die Formel in Zeile 5-6 deutet auf ein entschiedenes Eingreifen von oben hin. Leider wird durch das zerstörte Verb in Zeile 7 nicht klar, was Zinene mit Libagingi (li-ba-ki-en-ki) 43) angestellt hat. Vista¯na (u-isˇ-da-na) 44) scheint an seine neue Aufgabe nicht ganz legal gekommen zu sein, da das Verb e-mi du-isˇ immer im Zusammenhang mit gewaltsamen Auseinandersetzungen gebraucht wird, z. B. wenn Königen die Herrschaft entrissen wird oder Länder erobert werden. Doch scheint diese Maßnahme durchaus die Billigung des Vorstehers erfahren zu haben, da er Vista¯na als seinen Stellvertreter (ki-ya-nu-ri) bezeichnet und Zinene auffordert, diesen zu unterstützen. Die Schlußformel (Zeile 21) wurde offenbar von dem Schreiber des Briefes hinzugesetzt. Sie zeigt an, daß er nur den Auftrag des Verfassers des Briefes erfüllt hat.
42. 43. 44.
356
Dies scheint eine Amtsbezeichnung zu sein im Sinne von »Vorsteher, Inspektor« oder ähnlich. Als Titel ist es auch mehrfach auf den Täfelchen belegt (ElW 63). Allerdings könnte es sich in diesem Fall auch um einen Namen handeln. Wohl auch ein elam. Name. Entgegen ElW 969 s. v. na-an-ki-tam6 handelt es sich bei ihm nicht um den aus vielen Täfelchen bekannten Hofweinwart, wie das unpubl. Täfelchen Fort 7058 zeigt.
VI. Hebräische, transjordanische und aramäische Briefe Ingo Kottsieper Das nordwestsemitische Briefkorpus des 1. Jt. v. Chr. weist zwei Schwerpunkte auf. Zum einen sind die vorexilischen Ostraka aus Palästina und vereinzelt auch aus Transjordanien zu nennen, zum anderen die aramäischen Briefe auf Papyrus, Leder und auch auf Tonscherben, die in Ägypten gefunden wurden und mehrheitlich aus der persischen Zeit stammen. Daß aus Palästina und Transjordanien nahezu keine vorexilischen Briefe auf Papyrus oder Leder vorliegen, 1) dürfte nicht allein dadurch bedingt sein, daß diese Schriftträger sich in dem feuchteren Klima dieser Gegenden nicht erhalten haben, sondern wohl auch dadurch, daß die Briefkultur dort zu dieser Zeit nicht so stark ausgeprägt war wie im perserzeitlichen Ägypten oder Babylonien, woher die in Ägypten gefundenen Schreiben des Satrapen Arschames und anderer persischer Würdenträger stammen. In der Perserzeit wurden amtliche oder offiziellere Schreiben und auch längere private Briefe durchweg auf Papyrus oder Leder geschrieben, während die Ostraka durchweg private Schreiben oder den Schriftwechsel kleinerer Geschäftsleute beinhalten. Im vorexilischen Palästina jedoch wurden offizielle Schreiben auch auf Ostraka geschrieben. Offenkundig wurden diese Briefe bekannten und vertrauenswürdigen Personen mitgegeben, so daß besondere Vorkehrungen zur Sicherung oder Geheimhaltung des Inhaltes nicht nötig waren. Dem entspricht die Kleinräumigkeit des palästinischen bzw. transjordanischen Raumes, der keines ausgeprägten Postwesens bedurfte. Im persischen Großreich existierte aber ein organisiertes Postwesen, das offenkundig mit Boten arbeitete, die mehrere Nachrichten an verschiedene Personen überbrachten. Dies bedingte eine Technik der Sicherung wichtiger Briefinhalte vor Fälschungen oder neugierigen Blicken. Für diese war Papyrus und Leder sehr geeignet, da auf ihnen geschriebene Briefe wie Urkunden gefaltet und versiegelt werden konnten. Die Tatsache, daß auf diese gefalteten Briefe dann noch Adresse und Absender notiert wurden, zeigt, daß die Überbringer mehrere Briefe auszuteilen hatten bzw. die Briefe durch mehrere Hände gehen konnten. Das ausgebaute Botenwesen, das in Ägypten wohl auch auf ältere Quellen zurückgeht, führte aber offenkundig auch dazu, daß man diesen Boten kleinere Nachrichten für benachbarte Orte mitgeben konnte, die auf Ostraka notiert wurden. So erklärt sich die Menge der privaten Ostraka, die kurze Nachrichten an Geschäftsfreunde, aber 1.
Eine Ausnahme ist das Psalimpsest Mur 17a (DJD II 95 f.).
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auch an Verwandte oder Bekannte, darunter viele Frauen, beinhalten. Zuweilen begegnen sogar Ostraka, die Nachrichten an mehrere Personen enthalten. 2) Zudem lassen die Texte zum Teil erkennen, daß man mit einer Zustellung in wenigen Stunden rechnete,3) was ebenfalls dafür spricht, daß es sich bei diesen Briefen um Nachrichten handelt, die ad hoc einem vorbeikommenden oder gerade aufbrechenden Boten für einen benachbarten Ort mitgegeben wurden. Daß das Briefwesen seine Wurzel aber im mündlichen Botenwesen hatte und Briefe entsprechend ursprünglich eine Art Protokoll dessen sind, was dem Boten aufgetragen wurde, dem Adressaten mitzuteilen, hat auch in den vorliegenden Briefen seine Spuren hinterlassen. So wird in ihnen z. B. im Berichtsstil ausgesagt, daß der Absender den Adressaten gesegnet oder etwas zu einer Sache gesagt hat. Unverzichtbar für die Form des Briefes 4) ist in jedem Fall eine Adressierung am Anfang des Briefes, wobei bei kurzen Ostraka der Absender nicht genannt werden muß. Häufig folgt ein Gruß oder Segenswunsch. Dabei sind die jeweiligen Formulierungen regional und je nach Datierung unterschiedlich. In den meisten Fällen wird dann der eigentliche Inhalt mit einer Form von 2(n)t(h) »Jetzt:« eingeleitet, die dann auch als Hinweise auf Abschnittsgrenzen verwendet wird, die grundsätzlich nicht durch Absatzschreibung markiert sind. Insbesondere in den Briefen aus dem Umkreis des Satrapen Arschames begegnet dann auch 3p »Des weiteren:« als Markierung eines Themawechsels. 5) In den späteren hebräischen und aramäischen Schreiben aus der Zeit des Bar-Kochba-Aufstandes im 2. Jh. n. Chr. wird jedoch zur Gliederung des Textes häufig aram. dy oder hebr. sˇ »daß« benutzt. Man wird die damit eingeleiteten Aussagen als Objektsätze zu interpretieren haben, wobei unklar ist, ob davor ein »Ich schreibe/X schreibt« oder noch im Sinne einer mündlichen Anweisung oder Aussage (»X sagte«) zu denken ist. Zudem können diese Briefe einen Abschiedsgruß enthalten. Daneben begegnet zuweilen auch die Angabe des Schreibers, was seinen Vorläufer in den offiziellen reichsaramäischen Briefen hat.
1. Briefe aus Palästina und dem Ostjordanland 1.1 Ein hebräischer Brief aus Arad mit einer Liste (Arad(6): 2) Literatur: Y. Aharoni, dtp vfbfvk, Jerusalem 1975 (vgl. die von A. F. Rainey überarbeitete und erweiterte englische Übersetzung »Arad Inscriptions«, Jerusalem 1981) Nr. 2; Sˇ. Ahituv, ˙ ˙ vfjtbp vfbfvk vqfoa, Jerusalem 1992, 56-58; HAHL 3.3; HAE Arad(6):2.
2. 3. 4. 5.
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Vgl. unten 2.3 D S. 374 f. So ebenfalls 2.3 D S. 374 f. Zu den vielfältigen Ausprägungen der Briefgattung vgl. jetzt D. Schwiderski, Handbuch des nordwestsemitischen Briefformulars, BZAW 295, 2000. Vgl. I. Kottsieper, Zu graphischen Abschnittsmarkierungen in nordwestsemitischen Texten, in: M. C. A. Korpel/J. M. Oesch (ed.), Unit Delimitation in Biblical Hebrew and Northwest Semitic Literature, Pericope IV, Assen 2003, 121-161 (143 f.).
Hebräische, transjordanische und aramäische Briefe
1964 wurden in Arad (Loc. 637) 18 Ostraka gefunden, die Briefe mit wirtschaftlichen Inhalten beinhalten und aus dem Anfang des 6. Jh. v. Chr. stammen. 6) Unter ihnen findet sich ein Brief, der offenkundig eine eigenständige Liste enthält. Dabei läßt auch das Layout des Ostrakons, dessen Maße 6,9 7,5 cm betragen, noch diese unterschiedlichen Gattungen erkennen. So werden die Briefelemente in fortlaufenden Zeilen geschrieben, während die Listenelemente voneinander durch einen Zeilenumbruch abgetrennt werden. Durch ein an das Ende der Zeile gesetztes w wurde dann aber die Liste zu einem fortlaufenden Text umgestaltet. 7) 3LSˇYB. Und jetzt: Gib den (2) Kittäern 2 B(at) Wein für (3) 4 Tage 8) und (4) 300 Brot(e) und (5) ein volles Homer 9) Wein und laß (6) morgen bringen. Säume nicht! (7) Und wenn noch Essig 10) (da ist), gib (ihn) ihnen.
(1) An
(7-8) dann
˙ azza/Horvat 2Uza 1.2 Ein edomitischer Brief aus Hirbet G ˘ ˙ Literatur: I. Beit-Arieh/B. Cresson, An Edomite Ostracon from Horvat 2Uza, Tel Aviv 12 ˙ Hirbet G˙azza (Horvat (1985) 96-101 + Pl. 12; W. Zwickel, Das »edomitische« Ostrakon aus 2Uza), BN 41 (1988) 36-40; E. A. Knauf, Supplementa Ismaelitica, ˘BN 45 (1988) ˙ 62-79 (78 f.); Sˇ. Ahituv, aaO, 213 f.; AAHL 68. ˙ ˙
Bei den Ausgrabungen des judäischen Forts Hirbet G˙azza/Horvat 2Uza (9 km südsüd˙ östlich von Arad) aus dem 7. und frühen ˘6. Jh. v. Chr. wurde 1983 ein Ostrakon (9,5 11,5 cm) gefunden, das einen offenkundig edomitisch abgefaßten Brief enthält. Inhalt des Briefes ist die Anforderung von Lebensmitteln, die schon zur Lieferung fertig gemacht waren und an einen besonderen Platz gestellt worden sind. (1) Es
sagte LMLK: Sag zu BLBL: (2) Geht es dir gut? Und ich habe dich gesegnet (3) vor Qaus. Und jetzt: Gib die Speise, (4) die 3H3MH gestellt hat in … 11) (5) und (die) 2Z3L auf den … 12) gehoben hat. (6) [ … ]Homer ˙(beträgt?) die Speise. 13)
6. Zu Ostrakon 1, 17 und 18 vgl. TUAT I/3 (1983) 251 f. 7. Vgl. I. Kottsieper, aaO 126 f. 8. Die Zeitangabe bezieht sich wohl nur auf diesen Listeneintrag; zum Verhältnis von zwei Bat Wein für vier Tage vgl. auch Arad(6):7,3 f., wo für sechs Tage drei Bat ausgegeben werden. Zwei Bat entsprechen ca. 80 l. 9. Ein Homer entspricht ca. 350 l. 10. Oder Gesäuertes? 11. Das letzte Wort in Z. 4 beginnt wahrscheinlich mit b; trifft dies zu, so wäre hier eine Ortsbezeichnung zu erwarten. 12. Wohl ebenfalls eine Ortsangabe, wobei die Lesung mz˚[bh] »Altar« inhaltlich nicht überzeugt. 13. Die Aussage der letzten Zeile ist unklar; möglicherweise˙ handelt es sich um eine nähere Angabe, welche Menge die Speise umfaßt; ein Homer entspräche ca. 350 l.
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1.3 Ein Brief vom Tell el-Maza¯r Literatur: Kh. Yassine/J. Teixidor, Ammonite and Aramaic Inscriptions from Tell El-Maza¯r in Jordan, BASOR 264 (1986) 45-50 (47 f.); W. E. Aufrecht, A Corpus of Ammonite Inscriptions, ANETS 4, 989, Nr. 144; Sˇ. Ahituv, aaO 234 f.; D. Schwiderski, aaO bes. 61; AAHL 69. ˙ ˙
Bei den Ausgrabungen auf dem Tell el-Maza¯r im mittleren Ostjordantal (3 km nördlich von Deir 2Alla¯) wurde ein in das frühe 6. Jh. zu datierendes, beidseitig beschriebenes Ostrakon (JUM 223/79; 7,7 5,8 cm) gefunden, das einen Brief in einem ostjordanischen Dialekt enthält, dessen genaue Zuordnung unsicher bleibt. Erhalten ist nur die Beschriftung auf der konkaven Vorderseite, während die Rückseite nahezu vollkommen verblaßt ist. sagte PLT: Sag zu 2BD2[L]: (2) Geht es dir gut? 14) ˙ Ziege 15) werde ich [dir] 16) geben (3-4) [....] dir/für dich eine Ziege als Und jetzt: Eine 17) Pfan[d] . Und jetzt: Gib dem PLT .[....] (5) [..] er wird zurück geben in .[..] ˙ (1) Es
2. Aramäische Briefe aus Ägypten 2.1 Briefe aus dem Umkreis der »jüdischen« Gemeinschaft auf Elephantine
Ein Teil der aramäischen Briefe aus dem perserzeitlichen Ägypten stammt aus dem Umkreis der jüdischen Gemeinschaft auf Elephantine und behandelt insbesondere die Probleme, die sich aus der Gegnerschaft ägyptischer Gruppen und der mit diesen teilweise zusammen arbeitenden persischen Beamten wie WYDRNG ergaben. Neben den schon in TUAT I/3, 253-258, mitgeteilten Briefen seien hier zwei weitere geboten.
A) Persische Beamte als Gegner und Freunde Literatur: APOE 11 + Tf. 12; AP 38; DAE 98; TADAE A4.3; DARI A:4.3(5); AAHL 31.
Dieser Brief gehört zu dem Konvolut der Texte, die bei den deutschen Ausgrabungen unter der Leitung von O. Rubensohn 1906-1908 auf Elephantine gefunden wurden. Er steht recto (Z. 1-8) und verso (Z. 9-11) auf einem Papyrusblatt (32,5 12,9 cm) und befindet sich heute in den Staatlichen Museen zu Berlin (P. 13494). Der Text berichtet von dem Truppenchef WYDRNG, der den Absender M2WZYH inhaftiert hatte. Dieser wurde aber durch die Hilfe der beiden Diener 2NNYs befreit und kündigt nun den Besuch dieser beiden auf Elephantine an. Dabei wird deutlich, daß ihr Herr 2NNY von großer Bedeutung für die jüdische Gemeinschaft und wohl der Nachfolger HNNYHs war. Dieser war um 419 v. Chr. nach Ägypten gekommen, und ˙ 14. 15. 16. 17.
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Da der linke Rand zumindest der ersten zwei Zeilen abgebrochen ist, ist es durchaus möglich, daß am Schluß von Z. 1 noch die Interrogativpräposition h stand. Oder »(die) Gerste«? Ergänze am Schluß [lk]. L. k2rb|[n]. Das b ist auf Grund der Randlage recht eng an das r geschrieben. Am Anfang von Z. 4, von dem etwas abgebrochen ist, bleibt noch Raum für ein n.
Hebräische, transjordanische und aramäische Briefe
mit seinem Erscheinen setzten die Konflikte mit den ägyptischen Chnum-Priester ein. Dabei ist zu vermuten, daß HNNYHs Auftreten im Kontext der persischen An˙ erkennung der jüdischen Gemeinschaft als »offizielle« Kultgemeinschaft steht, was die Feindschaft der eingesessenen Kultgemeinschaft schürte, und daß 2NNY als Nachfolger HNNYHs der persische Beamte war, der für diese Kultgemeinschaft zuständig war. 18) ˙Da die Auseinandersetzungen um den Tempel noch nicht eskaliert zu sein scheinen, stammt der Brief aus der Zeit vor 410 v. Chr. (recto 1) An meine Herren YDNYH, 3WRYH und die Priester des Gottes Yahu, MTN, der Sohn des YSˇBYH, BRKYH, der Sohn des […]; (2) dein Knecht M2WZYH: Um das Wohlergehen [meiner] Herren [möge der Gott des Himmels sich sehr (und) jederzeit kümmern und] Gnade möget ihr finden vor (3) dem Gott des Himmels. Und jetzt: Als der Truppenchef WYDRNG in Abydos angekommen war, hat er mich gefangen genommen wegen 1 3bnsrp 19), den (4) man in der Hand der Händler als ge˙ stohlen gefunden hatte. (4-5) Schließlich haben sich SH3 und HWR, die Diener 2NNYs, ˙˙ ˙ Himmelsgottes eingebei WYDRNG und HRNWPY (solange) mit dem Beistand des ˙ setzt, bis sie mich gerettet hatten. Jetzt: Siehe, sie kommen dorthin zu euch! Ihr sollt auf sie achthaben! (6) Was sie (auch) wollen und (jede) Sache, die SH3 H˙WR von euch erbitten wird – ihr sollt für sie zur Ver˙ ˙ nichts Negatives an euch finden. Euch ist bekannt, daß fügung stehen, 20) (6-7) so daß sie Chnum gegen uns ist, seitdem HNNYH in Ägypten war bis jetzt. (8) Und was ihr für ˙ euer […]. HWR war der Diener HNNYHs. Ihr sollt HWR tun werdet, das tut [ih]r für ˙ ˙ ihr aufbringen könnt, ˙ gebt ihm – kein (verso 9) Besitz. Soviel geben aus unseren Häusern (10) Verlust ist das für euch. Darum habe ich an euch gesandt: Er hat zu mir gesagt: »Schick einen Brief vor mir her: ›[Geb]t heraus! 21) Die aufgewandten Kosten werde ich entsprechend dem Haus 2NNYs in Rechnung stellen. 22)‹« (10-11) Das was ihr für ihn tun werdet, wird nicht vor 2NNY verborgen bleiben.
meine Herren YDNYH, 3WRYH und die Priester und Judäer, euer Knecht M2ZYH, Sohn des NTN.
(Adresse) An
18. 19.
20. 21. 22.
Vgl. I. Kottsieper, Die Religionspolitik der Achämeniden und die Juden von Elephantine, in: R. Kratz (Hg.), Religion und Religionskontakte im Zeitalter der Achämeniden, VWGTh 22, Gütersloh 2002, 150-178, bes. 154-157. Die Deutung von 3bnsrp ist umstritten, vgl. DNWSI II 976. Am nächsten kommt ug. abn srp ˙ ˙ »Alaun«, das aber Kristalle bildet, so daß die Zahlenangabe »1« hier auffällig wäre. Gegen eine direkte Ableitung von aram. 3bn i. s. V. »ein srp-Stein« spricht auch, daß der Begriff maskulin gebraucht wird, während 3bn ein Fem. ist. ˙ Wörtlich: »stellt euch vor sie hin«. L. [zw]lw. Wörtlich: »Den entstandenen Verlust (hsrn ˇsym) werde ich stellen (3sˇym) ihm entsprechend ˙ in das Haus 2NNYs.« Durch die nachträgliche Einfügung des 3 über die Lücke zwischen sˇym ˇsym will der Schreiber offenbar verdeutlichen, daß HWR selbst im Vorfeld die Übernahme der Kosten durch das Haus 2NNYs angekündigt hat.˙ Gegen die traditionelle Deutung, daß das 3 zum ersten sˇym gehöre, spricht die Beobachtung, daß es näher am zweiten steht.
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B) Zerstörungen auf Elephantine Literatur: J. Euting, Notice sur un papyrus égypto-araméen de la Bibliothèque Impériale de Strasbourg, MPAIBL 11 (1903) 297-311; APOE S. 26 f. + Tf. 75; AP 27; DAE 101; TADAE A4.5; DARI A:4.3(5); AAHL 33.
Der 1898/9 in Luxor für die Bibliothek von Straßburg erworbene Papyrusstreifen weist eine Länge von 63,5 cm bei einer Höhe von 7,4 cm auf. Auf recto finden sich zwei Kolumnen mit jeweils 5 Zeilen, auf verso eine Kolumne, die ebenfalls parallel zur Faserung und damit quer zu den Kolumnen auf recto geschrieben wurde und 14 Zeilen enthält. Da der Rest von verso unbeschriftet ist, findet sich dort das Ende des Textes. Der Papyrus dürfte jedoch ursprünglich eine Höhe von ca. 29 cm gehabt haben, 23) so daß die Kolumnen auf recto ursprünglich wohl jeweils 14-16 Zeilen aufwiesen. Die fehlenden 9-11 Zeilen teilen sich dabei jeweils in zwei Gruppen von 2-3 und 7-8 Zeilen auf. Da offenkundig verso 2 f. recto I 1-3 aufgreift und somit wahrscheinlich die Unschuldsbeteuerungen der Absender den Bericht über die Vergehen der Ägypter rahmen, kann vermutet werden, daß recto I 1-3 am Anfang des Berichts und somit auch des Briefkorpus stand. So ist es am wahrscheinlichsten, daß vor recto I 1 nur 2-3 Zeilen fehlen, die im wesentlichen die Adressierung enthielten. Der Text ist Teil eines Entwurfs für ein Schreiben, daß die Vertreter des jüdischen Teils der Garnison von Elephantine an Arschames oder seinen Vertreter gesandt haben. Im Mittelpunkt des Schreibens stehen die Zerstörungen, die im Jahr 410 auf Elephantine von seiten der Ägypter angerichtet wurden, wobei sie durch Bestechung den persischen Beamten WYDRNG offenkundig zum Stillhalten bewegt hatten. Der stark beschädigte Text auf verso läßt aber vermuten, daß der eigentliche Zweck des Briefes die Bitte war, Arschames um Hilfe bzw. Erlaubnis für den Wiederaufbau des bei diesem Aufstand zerstörten Jahwetemples auf Elephantine zu bitten. Daß dabei die Bittsteller offenkundig einerseits ihre Loyalität betonen, andererseits aber auch, daß die Zerstörungen auch die Einrichtungen der Garnison in Mitleidenschaft gezogen haben, hat sicherlich den Grund, Arschames für die jüdische Gemeinschaft einzunehmen und die ägyptischen Gegner als Feinde der Perser zu zeichnen. (recto I 1) unsere
… haben wir groß gemacht. Die Abteilungen der Ägypter rebellierten. Wir verließen unseren Wachposten nicht. (2) Und wir haben kein{erlei} Schaden angerichtet. 24) Im Jahr 14 des [Kö]nigs Darius, als unser Herr Arschames (3) zum König gegangen war, 23.
24.
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Dies entspricht der üblichen Höhe der Papyrusrollen, die in Elephantine gebräuchlich waren und Höhen zwischen 27 und 32 cm aufwiesen. Offenkundig war der aufgerollte Papyrus noch dreimal gefaltet, so daß vier Streifen entstanden. Der erhaltene Streifen liegt dabei im inneren Bereich des Papyrus. Da bei einer solchen Faltung die äußeren beiden Streifen normalerweise etwas kürzer sind als die inneren, ergibt sich auch von daher eine Höhe von ca. 29 cm (= 2 7,4 cm + 2 ca. 7 cm). Wörtlich: »Und {irgendeine} Zerstörung/Schädigung (mhbl) wurde nicht in Bezug auf uns gefunden.« Die Wz. hbl bezeichnet sowohl die konkrete ˙Zerstörung von etwas als auch all˙ gemein ein zerstörerisches oder verderbliches Handeln. Da sie zudem die Konnotation des die Ordnung zerstörenden Aufruhrs aufweist (vgl. Achiqar XVII 5 [TUAT III/2, 343]), dürften die Absender damit zum Ausdruck bringen wollen, daß sie in keiner Weise an dem Aufruhr der Ägypter beteiligt waren. Dem entspricht, daß der Schreiber das ursprüngliche mnd2m vor mhbl ausgelöscht hat und so ein umfassenderes Verständnis von mhbl ermöglichte. ˙ ˙
Hebräische, transjordanische und aramäische Briefe
war dies das Verbrechen, (3-4) das die Priester des Gottes Chnum in der Festung Jeb in Verabredung mit WYDRNG, der (als) Statthalter hier gewesen war, [verüb]t hatten: Silber und Besitztümer haben sie ihm gegeben. Es existiert ein Teil (5) des Getreidespeichers des Königs, den sie in der Festung Jeb zerstört haben. Und eine Mauer haben [sie] gebaut inmitten der Festung von Jeb. (Zwischen Ende von Kol. I und dem Beginn von Kol. II fehlen 9-11 Zeilen.) (recto II 1) Und
jetzt: Jene Mauer ist gebaut worden inmitten der Festung. 25) Es existiert der gebaut ist (2) innerha[lb] der F[e]stung und dem nicht an Wasser ein mangelt, um der Truppe zu trinken zu geben, so daß, wenn sie in Bereitschaft versetzt sind, 27) (3) sie an jenem Brunnen Wasser trinken. Jene Priester des Chnum haben jenen Brunnen blockiert. Wenn eine Untersuchung (4) angestellt würde von den Richtern, den Untersuchungsbeamten (und) Agenten, die in der Provinz Tschetres (eingesetzt) sind, (5) würde es unserem Herrn entsprechend dem, was wir gesagt haben, mit[geteilt] werden. Des weiteren: Wir sind abgetrennt Brunnen, 26)
(Am Ende von Kol. II fehlen wahrscheinlich 7-8 Zeilen.) (verso 1) […].
in den Befestigungsanlagen, 28) die in der F[estung] Jeb […] unsere […] haben wir groß gemacht 29) […] (3) Böse]s/Verbrech]en wurde nicht gefunden bei [uns 30) …] (4) […] die […] um Speis[opfer] zu bringen […] (5) […] um zu tun/machen dort für den G[ott] Jahu […] (6) […] … 31) […] (7) […] jedoch ein 32) Feuerbecken […] (2) […]
25. 26. 27.
28. 29. 30.
31. 32.
Vgl. dazu jetzt C. von Pilgrim, Tempel des Jahu und »Straße des Königs« – Ein Konflikt in der späten Perserzeit auf Elephantine, in: S. Meyer (ed.), Egypt – Temple of the Whole World (FS J. Assmann), Numen.BS XCVII, Leiden; Boston 2003, 303-317. Vgl. P. Becker/M. Bommas, IX. Der Brunnen nördlich des Inselmuseums, in: W. Kaiser u. a., Stadt und Tempel von Elephantine. 21./22. Grabungsbereich, MDAI.K 51, Mainz 1995, 99187 + Tf. 26-41, 175-178. hnd(y)z bezeichnet wahrscheinlich den Bereitschaftsdienst der Truppe, vgl. auch TADAE A6.7,6 (u., S. 365), wo dies im Kontext der Besetzung der Festung für ihre Verteidung gebraucht wird; vgl. W. Hinz, Altiranisches Sprachgut der Nebenüberlieferungen, GOF III/3, Wiesbaden 1975, 116. Auch wenn der untere Teil des ersten Zeichens eher einem d/r entspricht, weist die Kopfform mehr auf ein b. Das dritte Zeichen ist sicher s und kein p. Damit ist mit AP 102 bhsny3 statt ˙ des sonst unbekannten d/rhpny3 (so TADAE) zu lesen. ˙ Vgl. recto I 1. Die Formulierung entspricht dem Anfang von recto I 2, auch wenn das Wort am Ende der Lücke sicher nicht mhbl war, sondern auf h endete. Offenbar betonen die Absender auch hier ˙ keinerlei Schaden oder Böses getan wurde. Mithin dürfte am Ende erneut, daß von ihnen der Lücke ein Wort für Verbrechen, Untat (dwsˇkrh ?, vgl. recto I 3) oder Böses (lhyh ?) ge˙ standen haben. Nur wenige Zeichenreste sind erhalten. Die Lesung hdh »ein(s)« ist epigraphisch nicht sicher; möglich wäre auch, daß der Schreiber ˙ schrieb, und dies dann zu hth oder hwnh verbesserte, was jedoch beides hier zunächst hwh ˙ Sinn ergibt. ˙ ˙ m. W. keinen
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Ingo Kottsieper (8) […]die
Bauteile 33) nahmen sie für [sich] selbst […] We]nn es unserem Herrn gefällt, dann [möge] viel/sehr […] (10) […] wir(,) von der Truppe[…] (11) [… Wenn es] unserem Herrn gefällt, dann möge [ein Befehl] ergehen […] (12) […]wir. Wenn es [unserem] H[errn gefällt …] (13) [… sie werden] beschützen. Für alle Dinge, die […] (14) […] den [ ], den sie zerstört haben, um/für[…] (9) […
2.2 Briefe aus dem Umkreis des Satrapen Arschames
1943/44 erwarb die Bodleian Library in Ägypten ein Konvolut auf Leder geschriebener Briefe, deren exakte Herkunft unbekannt ist. Sie stammen aber alle offenkundig aus einem Amtssitz von Beamten34) des Satrapen Arschames, die dort seine Liegenschaften 35) in Ägypten verwalteten. Die Briefe sind in der Mehrzahl von Arschames selbst diktiert und aus Babylonien nach Ägypten gesandt worden. Dem entspricht, daß sie im Gegensatz zu den in Ägypten verfaßten Briefen nicht auf Papyrus, sondern auf Leder geschrieben wurden, da Leder in Mesopotamien der üblichere weiche Schreibstoff war. Eine Besonderheit sind dabei die Inhaltsangaben, die neben die Adressenangabe geschrieben wurden, aber leider nur selten vollständig zu entziffern sind. Die Liegenschaften des Arschames und anderer persischer Würdenträger werden auch als bg »Lehen« bezeichnet. 36) Wie aber Text F belegt, konnten Lehen auch andere besitzen, z. B. auch Ägypter. In diesem Fall jedoch waren diese offenkundig nur eine Art Erbpächter, d. h. sie zahlten zwar regelmäßige Abgaben an die Verwaltung der Liegenschaften, hatten aber sonst weitgehende Verfügungsgewalt über das Land und konnten dieses Recht auch vererben. War jedoch die Erbfolge unklar, konnte offensichtlich die Verwaltung der Liegenschaften wieder direkt über das Land verfügen. Von den Liegenschaften sollten offenkundig regelmäßig die Erträge ihren Eigentümern übersandt werden. Dabei kam es aber zuweilen zu Unregelmäßigkeiten, wie z. B. G+H belegen. Gerade in solchen Fällen konnten auch die Verwalter selbst zu den Eigentümern zitiert werden. Ein Problem scheint auch die Rekrutierung von Arbeitskräften gewesen zu sein, die offenkundig in eine Art Leibeigenschaft übergingen. Es war eine Aufgabe der Verwalter, stets für neue Arbeitskräfte zu sorgen (vgl. E), und Arschames selbst setzt sich für die Freilassung einiger seiner Arbeiter aus der Haft ein (vgl. A). Eine wichtige Rolle in diesen Schreiben spielt NHTHWR, der während des Zeitrau˙ mes, aus dem die Briefe stammen (Ende des 5. Jh.˙ v. Chr.) ein Verwalter der Liegen33. 34. 35. 36.
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Das Wort bezeichnet offenkundig hölzerne Teile an einem Bau, die auch bei dem Bericht über die Zerstörung des Jahu-Tempels in A4.7,11 (TUAT I/3, 255) erwähnt werden. Im folgenden wird pqyd mit Beamter übersetzt, da es durchweg Menschen bezeichnet, die mit einem Amt beauftragt sind. Im Aramäischen als byt »Haus« bezeichnet. Vgl. W. Hinz, aaO 53.
Hebräische, transjordanische und aramäische Briefe
schaften des Arschames wurde und offenkundig PSMSˇK (vgl. C-E) ablöste. Im Gegensatz zu letzterem aber hatte Arschames seinen Briefen zufolge recht großen Ärger mit NHTHWR (D-E), was die Probleme zeigt, die sich durch die große Entfernung ˙ ˙den Eigentümern der Liegenschaften und diesen selbst ergaben (vgl. zwischen auch B). Aber auch die Aufstände in Ägypten, die zur Zeit des Arschames geschahen, brachten für die Liegenschaften einige Probleme mit sich, auf die die Schreiben ebenfalls eingehen (vgl. A, E und F).
A) Bitte um die Freilassung von Arbeitern (30,5 19 cm) Literatur: AD 5; DAE 66; TADAE A6.7; DARI A:6.7(5); AAHL 40.
Der Brief ist die Bitte an einen Beamten in Ägypten, einige Arbeiter freizulassen, die im Kontext der Aufstände offenkundig von Aufständischen gekidnappt und dann von den Behörden als mögliche Kollaborateure verhaftet worden waren. Arschames an 3RTHNT: Viele (Wünsche für) Wohlergehen und Bestand habe ich (hiermit) [di]r gesandt. Und jetzt: Bei mir hier ist (alles) in Ordnung. (2) Auch bei dir dort möge alles in Ordnung sein! Und jetzt: Da gibt es kili[kische] Männer, Diener von mir, in Ägypten: (3-5) 1 namens PRYM3, 1 namens 3MWN, 1 namens SRK, [1 na]mens T2ND/RY, namens [ ]MY, namens SDSBNZ, (4-5) 1 namens 3.[..]M, 1 namens SRMNZ, 1 namens K3, 1 namens BGPRN, 1 namens PTR2NZ, 1 namens 3SMRP, 1 namens MWSRM – insgesamt 13 Männer, Rückkehrer 37). (5-6) Sie waren auf meinen Lehen, die sich in Ober- und Unter(ägypten) befinden, eingesetzt. Dann, als Ägypten rebellierte und die Truppe in Bereitschaft versetzt war, 38) da (7) schafften jener PRYM3 und seine Kollegen es nicht (mehr), in die Festung zu gelangen. Da ergriff sie der böse ..N.D/RW 39). (8) Sie waren bei ihm gewesen. Jetzt: Wenn es dir gut erscheint, dann möge von dir ein Befehl ergehen, daß keiner irgendetwas Böses (9) jenem PYRM3 (sic!) und seinen Kollegen tue. Sie mögen freigelassen werden. Meine Arbeit sollen sie verrichten wie zuvor. (Adresse) Von »Prinz« Arschames an 3RTHNT, der in [Ägypte]n ist. (Inhalt) (1) In Bezug auf die Kiliker (2) [..].. meine (3) [… ]schafften (4) [.....] zu ..... . (1) Von
37.
38.
39.
Die genaue Bedeutung des offenkundig pers. Begriffes 3bsˇwk ist umstritten, aber es dürfte sich wohl um Personen handeln, die in den Wirren des Aufstandes verschleppt worden (vgl. Z. 7 f.) und dann schließlich zurückgekehrt waren, wobei Z. 8 f. erkennen läßt, daß sie offenkundig unter dem Verdacht der Kollaboration festgesetzt wurden; vgl. auch W. Hinz, aaO 18. Vgl. Anm. 27. An dieser Stelle wird deutlich, daß hnd(y)z auch die Bereitschaft im Ernstfall bezeichnen kann. Möglicherweise spielt Arschames damit auch auf den Grund an, der es verhinderte, daß seine Leute es noch in die Festung schafften: Die in Alarmbereitschaft versetzte Truppe hat diese wohl daran gehindert. Offenbar ein Führer der Aufständischen.
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B) Probleme mit den Truppen (31 8,5 cm) Literatur: AD 4; DAE 65; TADAE A6.8; DARI A:6.8(5); AAHL 38.
Der Brief illustriert die Autoritätsprobleme, die die Beamten bei der Verwaltung der Liegenschaften gegenüber den Truppenteilen hatten. Arschames an 3RMPY. Und jetzt: Mein Beamter PSMSˇK sandte an mich. So hat er gesagt: »3RMPY samt der Truppe, die ihm untergeben ist, gehorchen mir nicht (2) in der Angelegenheit meines Herrn, die ich ihnen sage!« Jetzt: So hat Arschames gesagt: »Die Angelegenheit meiner Liegenschaft, die PSMSˇK dir und der Truppe, die dir untergeben ist, sagt: (in) jener (3) sollt ihr ihm gehorchen und (sie) tun!« So sei dir bewußt: Wenn PSMSˇ[K] noch einmal eine Klage über dich an mich sendet, wirst du strikt zur Rechenschaft gezogen werden und ein Verweis (4) wird gegen dich ergehen. BGSRW kennt diesen Befehl. 3HPPY ist der Schreiber. ˙ (Adresse) Von [A]rschames an 3RMPY. ˇ [K] gesagt hat: (2-3) »[Sie] gehor[chen] mir nicht.« (Inhalt) (1-2) In Bezug darauf, daß PSMS (1) Von
C) Ein Begleitschreiben für NHTHWR (29 9,1 cm) ˙ DARI A:6.9(5); AAHL 41. Literatur: AD 6; DAE 67; TADAE˙ A6.9; Bei diesem »Brief« handelt es sich de facto um ein Begleitschreiben für NHTHWR, ˙ der von Arschames nach Ägypten geschickt wurde. 40) In diesem Schreiben˙ werden die Verwaltungsbeamten der verschiedenen Provinzen oder Verwaltungsbezirke, die auf der festgelegten Reiseroute nach Ägypten liegen, angewiesen, NHTHWR und seine Begleitung mit festgelegten Tagesrationen zu versorgen. Damit ˙ist ˙dieser »Brief« ein weiteres Zeugnis für die ausgefeilte Organisation des persischen Straßensystems, das mit Versorgungsstationen ausgestattet war und daher eine reibungslose Kommunikation im großräumigen persischen Reich erlaubte.41) Da die Ortsangaben wohl der Route folgen, sind L2R und 3RZWHN östlich von ˙ Arbela anzuArbela zu suchen,42) während HLx und MTLBSˇ wohl im Umkreis von ˙ 43) nehmen sind. S2LM, das nicht näher zu identifizieren ist, liegt dann zwischen der Region von Arbela und Damaskus. Arschames an den Beamten MRDK, der in 3/G[.]KD/R ist, [den] Beam[ten] NBWDLNY, der in L2R ist, den Beamten ZTWHY, [der in] 3RZWHN ist, den Beamten ˙
(1) Von
40. 41. 42. 43.
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Entsprechend hat es auch keine äußere Adressierung, da es ja nicht verschlossen, sondern nach und nach den einzelnen Adressaten präsentiert wurde. Vgl. dazu H. Koch in TUAT.NF I, 225 ff. Traditionell werden sie mit Lahiru an der Grenze zu Elam und Arzuhina identifiziert, das ˘ Zab liegt. ˘ zwischen dem großen und kleinem Für MTLBSˇ kommt dabei eine Identifizierung mit Ma¯t-a¯l-ubasˇ am rechten Tigrisufer in Frage.
Hebräische, transjordanische und aramäische Briefe
3PSTBR, der in Arbela, HL. und MTLBSˇ ist, den Beamten BGPRN, (2) [de]r in S2LM ist, ˙ und HW..T, die in Damaskus sind. die [Be]am[ten] PRDPRN Und j[et]zt: [Sie]he, me[in] Beamter namens NHTHWR [ist auf dem Weg nach] Ägyp˙ ten. Gebt ihr [ihm] als [Ver]pflegung von meiner˙ (jeweiligen) Liegenschaft, die in euren Provinzen ist, (3) Tag für Tag zw[e]i HPN 44) weißes Mehl, drei HPN Feinmehl, zwei HPN ˙ für einen pro Tag (4) ˙ ein Wein oder Bier, ein [..].R/D; und für˙ seine Diener, zehn Ma[n]n, HPN Mehl; Futter entsprechend seiner Pferde. Und gebt als Verpflegung den zwei kiliki˙ schen Männern (und) einem Handwerker, zusammen drei, meinen Dienern, die mit ihm auf dem Weg nach Ägypten sind, (4-5) jedem einzelnen Mann pro Tag ein HPN ˙ Mehl. Diese Verpflegung gebt ihnen, Beamter nach Beamten entsprechend der Reise(6) route, die von Provinz zu Provinz (verläuft), bis daß er Ägypten erreicht. Und sollte er an einem Ort mehr als einen Tag sein, dann gebt ihnen keine weitere Verpflegung für jene Tage. BGSRW kennt diesen Befehl. RSˇT ist der Schreiber.
D) Probleme mit NHTHWR (33 14 cm) Literatur: AD 12; DAE˙ 73;˙ TADAE A6.15; DARI A:6.15(5); AAHL 47. Dieser Brief stammt von dem Eigentümer einer anderen Liegenschaft namens WRPSˇ. In ihm geht es um Auseinandersetzung zwischen dem Beamten dieses Eigentümers und dem neuen Beamten des Satrapen Arschames, NHTHWR, der sich offenkundig ˙ ˙ aufführte: So beansprucht sehr selbstherrlich gegenüber den anderen Liegenschaften er den Wein und das Getreide des Landes für sich, schlägt das Gesinde anderer Liegenschaften und bestiehlt es. Wenn es aber WRPSˇ nicht für nötig hält, sich deswegen an Arschames zu wenden, sondern direkt NHTHWR anschreibt, so dürfte es sich bei ˙ ˙ im persischen Reich handeln, der WRPSˇ ebenfalls um einen hohen Würdenträger genug Macht hatte, die Beamten eines Arschames direkt zur Verantwortung zu ziehen. Da er dabei auf einen Brief an NHTHWRs Vorgänger PSMSˇK verweist, dürfte das ˙ ˙ Schreiben nicht lange nach dem Amtsantritt NHTHWRs zu datieren sein. ˙ ˙ ˇ an NHTHWR. (1) Von WRPS ˙ ˙ MSPT hat an mich gesandt hat so gesagt: (1-2) »(In) Babylon wurde Und jetzt: Mein Beamter ein Brief von Arschames an PS[MSˇ]K, den Sohn des 2HHPY gegeben, um zu geben Kiliker, 1[+4 Männer]. Und (in) Babylon [gab] er mir ˙5 ˙Kiliker, insgesamt [10] Männer. (3) Dann erbat er 45) die Kiliker, 5 Männer, von [NH]THWR, aber er gab sie mir nicht.« Jetzt: WRPSˇ hat so gesagt: Siehe, du (5) beachte ˙den˙Brief des Arschames, den sie dem PSMSˇK gebracht haben bezüglich der Kiliker, die sie mir versprochen haben, 5 Männer. Gib [du(?)] dem MSPT (5) jene 5 Kiliker unbeschadet dessen, daß sie in Babylon 5 Männer gegeben haben. Des weiteren: Er hat eine Klage über dich gesandt: »Den Wein, (6) der in Papremis war, und das Getreide des ganzen Landes hat NHTHWR für sich selbst genommen 46).« ˙ ˙ 44. 45. 46.
HPN ist ein Hohlmaß, das einem qa entspricht und damit wohl 0,97 l ausmachte. ˙ Fehler für »erbat ich«? Oder der Absender fällt unversehens aus dem Zitat des Berichts von MSPT in einen Bericht über diesen. Wörtlich: »hat er genommen, für sich gemacht«.
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Jetzt: Den Wein, das Getreide und (6-7) was no[ch] anderes du genommen hast, gib vollständig dem MSPT zurück 47). Er soll es meiner Liegenschaft verfügbar machen, 48) (7-8) damit, wenn du hierher kommst, du das, was du genommen hast, nicht als Verlust bezahlen mußt und darüber zur Rechenschaft gezogen wirst. Des weiteren: MSPT hat (folgende Meldung) gesandt: »Das Hausgesinde meiner Herrin (9) hat er geschlagen und Besitz ihnen weggenommen.« Jetzt: Du hast mit meinem Hausgesinde nichts zu schaffen! 49) Und das, was (10) 50)du an Besit[z] dem Hausgesinde weggenommen hast, gib ihnen zurück 51), (11-12) so daß MSPT nicht noch einmal eine Anklage ge[gen dich] schickt! ˇ an [den Beamten N]HTHW[R, der in] Ägypten ist. (Adresse) Von WRPS ˙ (3)˙ MSPT […] (4) ..[…]. (Inhalt) (1) Bezüglich […] (2) der/die/das .[…]
E) Noch mehr Probleme mit NHTHWR (31 17,2 cm) ˙ DARI A:6.10(5); AAHL 49. Literatur: AD 7; DAE 68; TADAE ˙A6.10; Auch Arschames mußte dann die Erfahrung machen, daß NHTHWR im Gegensatz ˙ zu seinem Vorgänger und Beamten anderer Liegenschaften ˙seinen Pflichten nicht nachkam. (1) Von
Arschames an NHTHWR. ˙ die ˙ Ägypter rebelliert hatten, da hat der frühere Beamte jetzt: Früher, als ˇ 52) SMSK unser Hausgesinde und unsere Besitztümer, [die] in Ägypten sind, strikt behütet, so daß keinerlei Verlust in meiner Liegenschaft eintrat. (2-3) Darüber hinaus suchte er auch von anderswo Hausgesinde, Handwerker aller Art, und weitere Besitz[tüm]er in ausreichendem Maße zusammen und machte sie für meine Liegenschaft verfügbar 53). Und jetzt: So ist mir hier zu Ohren gekommen, daß die Beamten, die (4) [in Un]ter(ägypten) sind, auf den (privaten) Gütern 54) ihr Bestes geben. Das Hausgesinde und die Besitztümer ihrer Herren behüten sie strikt. Darüber hinaus such[en sie] anderes von (1-2) Und
47. 48. 49. 50. 51. 52. 53.
54.
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Wörtlich: »laß zurückkehren, gib« Wörtlich: »Er mache sie auf mein Haus«. Die Phrase begegnet auch sonst als Bezeichnung dafür, daß die damit angesprochenen Sachen und auch Personen nun für die Arbeit auf den Liegenschaften eingesetzt werden, vgl. z. B. auch TADAE 6.10,3 (vgl. zu Anm. 53). Wörtlich: »Du und mein Hausgesinde – eine Arbeit/Dienst gibt es nicht für dich.« Die letzten drei Zeilen sind senkrecht am rechten Rand geschrieben worden. Vgl. Anm. 47. Es dürfte sich um dieselbe Person handeln die in B-D als PSMSˇK erscheint, vgl. zu Anm. 62. Vgl. Anm. 48. Die Aussage meint, daß sie als Arbeitskräfte oder Materialen nun auf den Gütern Arschames eingesetzt wurden, vgl. dazu auch Z. 7, wo diese Phrase wohl zusammenfassend nach dem Befehl steht, die neuen Leute als Diener zu markieren. In Z. 5 und 9 wird derselbe Sachverhalt als eine Hinzufügung (hwsp) zur Liegenschaft bezeichnet. Die Bedeutung von bsˇwzy3 ist unklar. Wenig wahrscheinlich ist die traditionelle Deutung als »Revolte« oder auf die durch diese hervorgerufenen »Schwierigkeiten«, da der Kontext das gegenwärtige (und wohl übliche) Verhalten der Verwalter in Unterägypten beschreibt. Da ein entsprechender Ortsname nicht belegt ist, wird auch kaum eine nähere Ortsangabe gemeint sein. Denkbar ist aber hier ein bisher nicht belegter terminus technicus für private Güter oder solcher ägyptischer Herren. Dem entspricht, daß einerseits die Situation auf diesen Gütern Arschames nur zu Ohren gekommen ist (wörtlich: »es wurde von mir gehört«) und andererseits auf seinen Gütern in Unterägypten diese Zustände nicht herrschen, vgl. die Adresse.
Hebräische, transjordanische und aramäische Briefe
anderswo zusammen (5) und fü[gen] es der Liegenschaft ihrer Herren hinzu. Aber ihr handelt nicht so! Jetzt: Diesbezüglich habe ich auch schon früher an euch gesandt: »Gebt ihr euer Bestes. (5-6) Mein Hausgesinde und meine Besitztüm[er] behütet strikt, so daß kein[er]lei Verlust in meiner Liegenschaft eintritt. (6-7) Des weiteren: Sucht von anderswo Hausgesinde, Handwerker aller Art, in ausreichendem Maße zusammen und bringt sie auf meinen Hof und markiert sie mit meinem Zeichen und macht sie für meine Liegenschaft verfügbar, (7-8) so wie es die [frü]heren Beamten zu tun pflegten. So sei es euch bewußt: Wenn an dem Hausgesinde oder an anderen Besitztümern, die mir gehören, irgendein Verlust eintritt (9) oder von anderswo ihr nicht zusammen sucht und nicht meiner Liegenschaft hinzufügt, werdet ihr strikt zur Rechenschaft gezogen werden (9-10) und ein Verweis wird gegen euch ergehen. [3R]THY kennt diesen Befehl. ˙ der Schreiber RSˇT ist (Adresse) Von Arschames an den Beamten NHTHWR, der in Ägypten ist, in Un˙ ˙ ter(-Ägypten). (Inhalt) (1) Bezüglich des Auftrags, (2) den … 55) .
F) Restitution eines Lehens nach dem Aufstand (35 11,4 cm) Literatur: AD 8; DAE 69; TADAE A6.11; DARI A:6.11(5); AAHL 42.
Der Brief regelt das Problem, daß nach dem Aufstand ein Lehen offenkundig nicht an den Sohn des ehemaligen und im Aufstand umgekommenen Erbpächters übergeben wurde. Offenkundig war inzwischen eine gewisse Zeit verstrichen, so daß die Möglichkeit bestand, daß über das Lehen mittlerweile anderweitig verfügt worden war. Eine solche Verfügung hätte dann aber Bestand, was belegt, daß das Erbrecht nur bei direktem Erbantritt zwingend war, der Eigentümer des Lehens aber sonst frei über das Grundstück verfügen konnte. (1) Von
Arschames an NHTHWR, KNZSRM und seinen Kollegen. ˙ ˙ 56) namens PTWSRY, einer meiner Diener, hat an mich Und jetzt: Ein Verpflegungsmeister ˙ gesandt. So hat er gesagt: »Es gibt da (einen) nam[ens] PMWN[, mein Vater. Als] (2) der Aufstand in Ägypten gewesen war, ist jener umgekommen. Und sein Lehen, dessen Besitzer 57) mein Vater namens PMWN gewesen war, eine Liegenschaft für 30 Ardab Saat, je[nes] (Lehen) war damals 58) aufgegeben worden, weil die Frauen unserer Liegenschaft allesamt um[gekommen waren. … 59)] (3) mir das Lehen meines Vaters PMWN. Es möge für mich ein Entschluß gefaßt werden! Man möge mir geben und ich sei Besitzer!« 55. 56. 57.
58. 59.
Der Schluß ist zu sehr abgeplatzt, um entziffert werden zu können. Die genaue Bedeutung des Titels wrsˇbr ist unklar; zur hier mit Vorbehalt übernommenen Übersetzung vgl. W. Hinz, aaO 140. mhhsn bezeichnet den Besitzer, der Verfügungsgewalt über die Sache hat und, wie der Text ˙ voraussetzt, diese auch vererben kann, nicht aber den Eigentümer. Wörtlich: »darin«, d. h. während des oder im Zusammenhang mit dem Aufstand. Am Ende der Zeile ist noch Platz für bis zu 9 Zeichen. Vom Kontext her stand hier wohl eine Aussage wie »Nicht wurde gegeben« oder »Nicht ist Besitz« o. ä.
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Jetzt: Arscha[mes]hat so gesagt: »Wenn es sich so wie diese Aussage verhält, die PTSRY ˙ in [an mich] gesandt hat, (3-4) [daß] jener sein Vater namens [PMWN], als der Aufstand Ägypten gewesen war, zusammen mit den Frauen [seiner Liegenschaft] umgekommen war, [und] sein Lehen, das jenes PMWN, seines Vaters, eine Liegenschaft für 30 Ardab Saat, jenes (Lehen) aufgege[ben und meiner Liegenschaft] (5) nicht verfügbar gemacht 60) oder keinem anderen meiner Diener gegeben wurde, dann habe ich (hiermit) das Lehen jenes PMWN dem PTSWRY gegeben. Macht ihr ihm eine Mitteilung. Er sei Besitzer. Und die Abgabe (6) soll˙ er entsprechend dem, was früher sein Vater PMWN abgeliefert hatte, zugunsten meiner Liegenschaft abliefern. 3RTWHY kennt diesen Befehl. RSˇT ist der Schreiber (Adresse) Von Arschames an den Beamten NHTHWR, [KNZ]SRM und seinen Kollegen, die [Rechnungsfüh]rer, die in Ägypten sind. ˙ ˙ 61) (Inhalt) Bezüglich des Feld von Pa-3Imn, das ich P -ty-Wsir gegeben habe.
G+H) Keine Lieferung aus Ägypten Literatur: AD 10; DAE 71; TADAE A6.13; DARI A:6.13(5); AAHL 44.
Die Briefe G (34,6 10,9 cm) und H (32 12,8 cm) spiegeln wiederum die Probleme wider, die die nicht in Ägypten weilenden Besitzer der Lehen in Ägypten hatten. Sie setzen voraus, daß Arschames ein Lehen an den »Prinzen« WRWHY weitergegeben hat, aber dessen Beamter keinerlei Abgaben nach Babylon weiterleitet. Da dies ein Lehen war, daß WRWHY von Arschames erhalten hat, war offenkundig auch Arschames der richtige Ansprechpartner, der dann seine eigenen Beamten anweisen konnte, für die Lieferung der Abgaben zu sorgen. Brief H ist dann ein Schreiben WRWHYs direkt an die Beamten, das auf die Klage vor Arschames hinweist und die Beamten direkt anweist, für die Lieferung zu sorgen, wobei der Beamte WHWRYs oder einer seiner Verwandten mit dieser nach Babylon kommen soll. Leider ist dieses Schreiben an manchen Stellen zu zerstört, um alle Einzelheiten vollständig zu verstehen. Jedoch sind die Schreiben auch ein gutes Beispiel für die Unsicherheiten bei der Umschreibung nichtsemitischer Namen in aramäischer Schrift. So erscheint KNZSRM (G 1 + Adresse) in H 1 als KNDSYRM und in der Adresse als HNDSYRM, während HTWBSTY (G 3.4) in H 3HTBSTY (Z. 1.4) geschrieben wird. 62) ˙ ˙ ˙ (1) Von Arschames an NHTHWR, KNZSRM und seinen Kollegen. ˙ ˙ Und jetzt: Der »Prinz« WRWHY hat hier so zu mir gesagt: (1-2) »Das Lehen, das mir von meinem Herrn in Ägypten gegeben wurde – jenes (Lehen) – von dort wird mir nichts gebracht. Wenn es meinem Herrn gut erscheint, (2-3) dann möge ein Brief von meinem Herrn an den Beamten NHRHWT und die Rechnungsführer gesandt werden, daß sie ˙ ˙ namens HTWBSTY ausfertigen, so daß er die Abgaeine Weisung an meinen Beamten ˙
60. 61. 62.
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D. h., daß das Lehen nun als Teil der Liegenschaften Arschames galt, deren Ertrag ihm direkt zukam. Die Inhaltsangabe ist demotisch oberhalb des Siegels geschrieben. Vgl. auch Anm. 52.
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be jener Lehen herausgibt und zusammen mit den Abgaben zu mir kommen läßt, die (4) NHTHWR kommen läßt. 63)« Jetzt: ˙So ˙hat Arschames gesagt: »Fertigt ihr eine Weisung an HTWBSTY, den Beamten ˙ (5) und samt Zinsen WRWHYs, aus, so daß er die Abgaben des WRWHY vollständig herausgibt und kommen läßt. Und er komme mit dem Schatz, der von mir bestimmt wurde, nach Babylon gebracht zu werden.« 3RTWHY kennt diesen Befehl. RSˇT ist der Schreiber. (Adresse) Von Arschames an den Beamten NHTHWR, KNZSRM und seinen Kollegen, ˙ ˙ die Rechnungsführer, die in Ägypten sind. (Inhalt) (1) Bezüglich der Weisung (2-3) … 64).
H) Literatur: AD 11; DAE 72; TADAE A6.14; DARI A:6.14(5); AAHL 45.
Vgl. zu G. (1) Von
WRWHY an NHTHWR, KNDSYRM und seinen Kollegen. Und jetzt: Ich habe hier˙ vor˙ Arschames Klage geführt gegen 3HTBSTY, (2) meinen Beam˙ … ] sie bringen lassen ten, der die Abgaben in keiner Weise zu mir bringen läßt. Da[nn 65) nach B[abylon (?)]. Je[tz]t: (2-3) Geb[t] ihr euer Bestes und fertigt die Weisung an meinen Beamten aus, so daß [die] Abgaben [jene]s [meines Lehens er] 66) mir nach Babylon [brin]gen [läßt]. Handelt so, (4) damit ihr mich erfreut. 67) Des weiteren: Siehe, viele Jahre, die jenes Lehen 68)[ … ] nicht tauglich. Des weiteren: M[ein] Beamter 3HTBSTY (5) oder sein Bruder oder sein Sohn soll mit ˙ den Abgaben zu mir nach Babel kommen. (Adresse) Von WRWHY an [die] Beam[ten] NHTHWR und HNDSYRM[… ?] 69) ˙ ˙ ˙ 2.3 Privatbriefe
Unter den vielen aramäischen Briefen, die in Ägypten gefunden wurden, befindet sich auch eine Vielzahl privater Nachrichten, die in der Mehrzahl auf Ostraka geschrieben sind. Sie enthalten zumeist nur kurze Bitten oder Anweisungen an Familienmitglieder
63.
64. 65. 66. 67. 68. 69.
Wie der Gebrauch des Partizips mhyth in dem Relativsatz zeigt, geht es darum, daß in Zukunft die Abgaben regelmäßig zusammen mit denen des NHTHWR übersandt werden sol˙ und ˙ len. 3th H liegt hier in der Bedeutung »etwas kommen lassen« nicht in der Bedeutung »bringen« vor. Nur noch mehrdeutige Schriftreste. Neben der Inhaltsangabe findet sich noch demotisch der Name Hotephep. ˙ dieses Absatzes ist nicht ganz klar. ˙ Der Abschluß L. etwa mndt[ bg3 zyly z]k˚[ yhy]ty. Die Bemerkung zeigt, daß WRWHY keine Befehlgewalt gegenüber den Adressaten hatte. Oder »jenes mein Lehen«? Es ist unklar, ob und was noch nach dem wohl zu ergänzenden pq˚[ydy3 folgte.
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oder Geschäftspartner und erlauben damit interessante Einblicke in das alltägliche Leben.
A) Ein Papyrusbrief an die Schwester geschäftlichen Inhalts (Ende 6./Anfang 5. Jh. v. Chr.) Literatur: E. Bresciani/M. Kamil, Le lettere aramaiche di Hermopoli, AANLM VIII/12 (1966) 361-428 + Tf. I-X (384-390 + Tf. II); DAE 26; V. Hug, Altaramäische Grammtik der Texte des 7. und 6. Jh.s v. Chr., HSAO 4, 1993, 36 f.; TADAE A6.13; DARI A:2.2(6/5), AAHL 6.
Der Brief (27 33,5 cm) gehört zu dem Konvolut von acht Privatbriefen, die 1945 in Hermopolis (West) gefunden wurden, aber ursprünglich nach Syene oder Luxor gesandt wurden. Er belegt die Rolle, die auch Frauen im Wirtschaftsleben einer Familie hatten. dem Tempel der Banit in Syene. An meine Schwester TSˇY von deinem Bruder MKBNT. (2) Ich habe dich vor Ptach gesegnet, der mich dein Gesicht in Wohlergehen sehen lassen möge. NBWSˇH geht es gut (3) hier. Macht euch keine Sorgen um ihn. Ich lasse ihn nicht aus Memphis weg. Wohlergehen (4) dem PSMY (und) YQH; Wohlergehen dem NNYHM. ˙ ich 70) als wpr/dt 71) Und jetzt: Siehe, die Menge an Silber, die (5) in meiner Hand war, habe ˇ dem BNTSR gegeben, dem Sohn TBYs, der Schwester (6) NBWSHs, 6 Sch(eqel) Silber und ein Zuz, ein Silber-Zuz. Und jetzt: Sende (7) an TBY, und sie soll dir Wolle für einen Teil davon – (entsprechend) 1 Sch(eqel) Silber – schicken. (8) Und jetzt: Wenn dir das Lamm und sein Vlies gegeben wurde, sende mir (eine Nachricht). (9) Und wenn dir die Wolle gegeben wurde, die dem MKY obliegt, 72) sende mir (eine Nachricht). (10) Und wenn dir nicht gegeben wurde, sende mir (eine Nachricht) und ich werde hier gegen sie klagen. (11) Und jetzt: Ich habe Olivenöl für YQH und ein Untergewand gekauft; (11-12) und darüber hinaus für dich 1 schönes Gefäß; und darüber hinaus Parfümöl für den Tempel der Banit. (12-13) Aber noch nicht habe ich jemanden gefunden, um sie euch zu schicken. (13-14) Und jetzt: Schicke mir 5 HNP 73) Rizinusöl. Und versorge WHPR2 mit Getreide. 74) ˙ kaufen (15) und im Haus zurücklassen. ˙ Und er soll (beständig) Balken Hindere ihn (1) Wohlergehen
70. 71. 72. 73. 74.
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Korrigiere nttn zu ntnt (?); vgl. B. Porten – J. C. Greenfield, The Aramaic Papyri from Hermopolis, ZAW 89 (1968) 219, Anm. 10. Ein unklarer ökonomischer terminus technicus. Vom Kontext her ist eine Bedeutung wie Voraus- oder Akontozahlung zu vermuten. Gemeint ist wohl die Wolle, die MKY liefern muß. Also etwas weniger als 5 l, vgl. Anm. 44. Wörtlich: »Und sei gebend Getreide dem WHPR2«. Die Formulierung mit Partizip weist darauf hin, daß TSˇY nicht nur einmal Getreide ˙geben soll. Entsprechend ist dann auch im Folgenden, das ebenfalls mit Partizip und hwh formuliert ist, gemeint, daß er beständig nach Balken suchen soll.
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nicht! 75) Jeden Balken, den er findet (16) soll er kaufen! Und wenn dir der Hirte 76) Wolle gegeben hat, sende mir (eine Nachricht). Wohlergehen der TTSRY – achte auf sie! ˙ habe ich dieses Schreiben gesandt. Für euer Wohlergehen ˇ Y von MKBNT, dem Sohn PSMYs. Es soll nach Syene gebracht werden. (Adresse) An TS
B) Anweisungen für einen Schiffsanteil und weitere Geschäfte. Literatur: Z. Shunnar, Ein neuer aramäischer Papyrus aus Elephantine, in: Fr. Altheim/ R. Stiehl, Geschichte Mittelasiens im Altertum, Berlin 1970, 111-118 + 765 f.; R. Degen, Ein neuer aramäischer Papyrus aus Elephantine: P. Berol. 23 000, NESE 1 (1972) 9-22 + Tf. 1; TADAE A3.10; DARI A:3.10(5/4).
Der schon 1907 bei den deutschen Ausgrabungen auf Elephantine gefundene Papyrus (32,6 9,1 cm) wurde 1967 in der Ägyptischen Abteilung der Staatlichen Museen zu Berlin wiederentdeckt, wo er unter der Nummer P 23000 aufbewahrt wird. Er ist recto mit sieben und verso mit einer Zeile beschrieben und stammt wohl aus dem Ende des 5. oder vom Anfang des 4. Jh. v. Chr. Er enthält die Anweisungen eines Anteilseigners an die Schiffsführer, die offenkundig das Schiff auch gemietet hatten, hinsichtlich der Verwendung des ihm anteilsmäßig zustehenden Schiffsraums. Dazu kommen weitere Geschäftsanweisungen. (recto 1) An
meine Brüder HWRY und PTMHW – euer Bruder SPNTDT. Um das Wohl˙ Götter ˙ ˙ ergehen meiner Brüder mögen sich a[ll]e zu jeder Zeit kümmern. Und jetzt: (2) Ich habe als Anteilseigner ein Schiff unter eurer Verfügung. 77) (2-3) Seht nach meinem Anteil, um auf ihn zu tragen, was 3RMNTYDT euch sagt. 78) Und was er wünscht, soll für ihn getan werden. Auch meinen Anteil an der Miete des Schiffes [ … ] zahlt ihm aus 79). (3-4) Da sind (noch) 8 Sch(eqel) Silber, (die) ich gegeben habe dem …, um es für Getreide zu geben und zu meinem Haus zu bringen. (4-5) Und da sind (noch) 1 Karsch Silber, die ich dir gegeben habe, um Getreide für YTM3 zu kaufen. Das ganze Silber (macht) 1 Karsch, 8 Sch(eqel). (5-6) We[nn] ihr (für) es Korn gekauft und zu unseren Häusern gebracht habt, (ist es) gut. Aber wenn nicht, dann zahlt das Silber an 3R[MTY]DT aus. E[r wird] (es) zu uns bringen. Und wenn [das] Getrei[de … 80)] (7) sich in eur[er] Hand befindet, dann [in]formiert darüber 3RMTYDT [und ge]bt es ihm [und er wird] es
75. 76. 77.
78. 79. 80.
Wörtlich: »Stehe nicht vor ihm«, d. h. ihm im Weg. Damit dürfte gemeint sein, daß TSˇY WHPR freie Hand bei diesen Geschäften lassen soll. So ˙TADAE. Gegen die Identifizierung von r2yh mit der gleichnamigen Schwester MKBNTs (vgl. TADAE A2.3,1) spricht das mask Prädikat mask. yhb. Wörtlich: »Es existiert ein Schiff für mich in eurer Hand zwischen mir und seinem Herrn.« Damit wird wohl zum Ausdruck gebracht, daß einerseits das Schiff unter der Verfügungsgewalt der Adressaten steht, andererseits aber der Absender Besitzanrechte an dem Schiff hat, welches eigentlich einem anderen Herrn untersteht, aber so zwischen beiden ist. Die syntaktisch harte Formulierung »seht meinen Anteil, was sagen wird 3RMNTYDT zu tragen auf ihn« meint wohl, daß der Anteil des Absenders, den er an Schiffsraum hat, für das reserviert ist, was 3RMNTYDT anweist. Wörtlich: »gebt auf seine Hand«. Am Ende der Zeile ist noch Platz für zwei oder drei Zeichen. L. mit TADAE zk »jenes«?
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[ver]kaufen. PTMHW soll [ … ] 81) (verso 8) mit dir auf [dem] Boot. Er entferne sich nicht ˙ [b]ei ˙ mir ankommt. von euch, bis er (Adresse) An meine Brüder HWRY, dem Sohn des KMN, und PTMHW – euer Bruder ˙ ˙ ˙ SPNTDT, der Sohn des PRWRTPT.
C) Babysitting und Passa (5. Jh. v. Chr.) Literatur: A. H. Sayce, An Aramaic Ostracon from Elephantinê, PSBA 33 (1911) 183 f. + Tf. XXVII; RÉS 1993; DAE 94; TADAE D7.6; DARI D:7.6(5); AAHL 19.
Das sich heute in Oxford befindende, Anfang des 20. Jahrhunderts auf Elephantine gefundene Ostrakon (8,3 + 5 cm) ist beidseitig beschrieben. Im Mittelpunkt dieses kurzen Briefes stehen Anweisungen an eine Frau zur Beaufsichtigung und Verpflegung einiger Kinder, deren Mutter zur Zeit nicht anwesend ist. Am Schluß wird das Passafest erwähnt, wobei die Frage nach dem Zeitpunkt deutlich macht, daß der Beginn dieses Passas offenkundig nicht fest stand. ˇ 2YH. (2) Dir Wohlergehen! (Konkav 1) An HWS Jetzt: Schau 82) (3) nach den Kindern, (3-4) bis 3HTB kommt. (4-5) Nicht vertraue sie anderen an. (Konvex 6) Wenn ihr Brot verbraucht ist, ˙(7)˙dann knete 83) für sie ein Qab, bis (8) ihre Mutter kommt. Sende (8-9) mir, wann ihr das Passa macht. (9-10) Sende den Kindern Wohlergehen. 84)
D) Ein Doppelbrief agrarischen Inhalts (5. Jh. v. Chr.) Literatur: APOE 76,1 + Tf. 63,1; DAE 95; TADAE D7.8; DARI D:7.8(5); AAHL 15+16.
Das während der deutschen Ausgrabungen von 1906-1908 auf Elephantine gefundene Ostrakon (7 x 9,1 cm; jetzt Staatliche Museen zu Berlin, P. 11383) ist beidseitig beschrieben. Es enthält gleich zwei Nachrichten für zwei unterschiedliche Adressaten. In der ersten Nachricht geht es um die anstehende Schur eines Schafes, die zweite informiert, wie lange noch die Verpflegung der Absender reicht. Somit dürfte es sich um Mitteilungen von Hirten handeln, die die Schafe der Bewohner Elephantines am Ufer weideten. Da der Absender damit rechnet, daß der erste Adressat noch am selben Tag zu ihm kommen könnte, dürften sich die Herden im näheren Umkreis von Elephantine befunden haben. Um so auffälliger ist, daß die Nachrichten schriftlich niedergelegt wurden. Dies könnte für Boten sprechen, die Nachrichten auf ihren Wegen sammelten und dann zustellten. 81. 82.
83. 84.
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In der Lücke von 5-6 Zeichen stand wohl ein Wort für »gehen«, »an Bord gehen« oder »bleiben«. Nach dem Imp. hzy steht noch ein schräger Strich, der, da auch das vorangehende Wort eine ˙ recht schräge Strichführung aufweist, als »1« interpretiert werden kann. Die Deutung i. S. v. »allein« (TADAE) kann aber nicht recht überzeugen. Möglicherweise hat der Schreiber aber schon hier das ynqy aus Z. 3 angesetzt, dann aber wieder abgebrochen, um zunächst dann noch die Präposition 2l zu schreiben. Der Schreiber intendierte wohl lsˇy, aber er setzte dann den Querstrich sehr weit oben an, so daß das Wort beinahe wie lsˇw aussieht, vgl. zur intendierten Schreibung des y ly am Anfang von Convex 4. D. h. »Grüße sie von mir«.
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dem 3WRYH. Jetzt: (2-3) Siehe, dein großes Schaf muß geschoren werden. 85) (4-5) Seine Wolle wird schon durch den Dorn ausgerissen. Jetzt: (6) Komm und scher es. An dem Tag, (7) den du willst, (8) scher es. (Konvex 9-10) Und wenn du heute nicht hinausgehst, dann sende (11) mir (eine Nachricht), und ich werde es waschen, bevor (4) du hinausgehst. (Konkav 1) Wohlergehen
Wohlergehen dem 3HTB. ˙ ˙ (6-7) können wir bis morgen Abend essen. Eine A(rdabe) Mehl Von diesem Brot (8) ist hier (noch) über. (5) Jetzt:
E) Arbeit am Sabbat (Clermon-Ganneau 152, 5. Jh. v. Chr.) Literatur: A. Dupon-Sommer, L’Ostracon araméen du Sabat (Collection Clermont-Ganneau No 152), Semitica 2 (1949) 29-39; DAE 91; TADAE D7.16; DARI D:7.16(5); AAHL 22.
Das 1908 auf Elephantine gefundene Ostrakon mißt 13 8,6 cm und ist auf beiden Seiten mit 8 (Konkav) bzw. 5 (Konvex) Zeilen beschrieben. In Konvex 1-4 fordert der Absender recht harsch, daß YSLH eine Lieferung von Gemüse sofort bei Ankunft des ˙ Schiffes, mit dem sie kommt, annehmen soll, damit das Gemüse nicht verdirbt – auch wenn es sich bei dem Liefertag um einen Sabbat handelt. Damit begegnet hier Sabbat als Bezeichnung eines Tages, an dem normalerweise nicht gearbeitet wird. Da bis auf den Schlußgruß der zweite Teil auf Grund der Abplatzungen und undeutlichen Schrift sehr umstritten und nicht mit Sicherheit zu intepretieren ist, wird dieser Teil hier ausgelassen. (Konkav 1) Wohlergehen der YSLH. ˙ Jetzt: (1-2) Siehe, das Gemüse werde ich morgen schicken. Komm morgen, an einem Sabbat, (rechzeitig) zum Boot, (3-4) sonst – beim Leben Yahôs! – werde ich, wenn es umkommen sollte, de[in] Leben nehmen! 86) Nicht verlasse dich auf MSˇLMT (5) und auf SˇM2YH. Und jetzt: Ersetz (es) mir mit Gerste. (6-Konvex 12) Zu unklar für eine sichere Übersetzung. (12) … Du wirst mein Gesicht sehen, (13) und ich werde dein Gesicht sehen. 87)
F) Ein vergessener Mantel im Jahwehtempel von Elephantine (5. Jh. v. Chr.) Literatur: N. Aimé-Giron, Trois ostraca araméens d’Éléphantine, ASAE 26 (1926) 23-31 (27-29) + Tf. XXVI; DAE 90; TADAE D7.18; DARI D:7.18(5); AAHL 21.
Das kleine, ca. 9 4,9 cm große und auf der konkaven Seite beschriebene Ostrakon (jetzt Museum Kairo, O. Cairo 49624) wurde 1925 auf Elephantine gefunden. Es erwähnt den Tempel Jahwes auf dieser Insel, der offenkundig aus einem Areal mit einem eigenen Tempelgebäude bestand. In diesem hat der Absender seinen Mantel zurück85. 86. 87.
Wörtlich: »ist angelangt zum Scheren«. Der Kontext macht deutlich, daß dies temporal gemeint ist. Wörtlich: »damit nicht, wenn es umkommt – beim Leben Jahus, ich werde fürwahr de[ine] Seele nehmen!« Wohl i. S. v. »Wir werden uns sicherlich wiedersehen« zu verstehen.
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gelassen. Der Brief richtet sich ausweislich des fem. Imp. 3mry in Z. 3 an eine Frau. Dem entspricht, daß diese einen anderen Mann bitten soll, SLW3H, eine weitere Frau, mit dem Mantel zu beauftragen, was wohl bedeutet, daß sie ihn in Obhut nehmen oder vielleicht auch dem Absender bringen soll. Verständlich wird dieser Umweg, wenn man davon ausgeht, daß Frauen keinen Zutritt zum Tempelhaus hatten. (1) Seht
nach meinem Mantel 88), das (2-3) ich im Haus des Jahutempels zurückgelassen habe. Sprich zu 3RYH. Er soll damit SLW3H beauftragen 89).
G) Jahwe und Chnum (Clermont-Ganneau 70, 5. Jh. v. Chr.) Literatur: A. Dupont-Sommer, Le syncrétisme religieux des Juifs d’Éléphantine d’après un ostracon araméen inédit, RHR 130 (1945) 17-28; DAE 87; TADAE D7.21; DARI D:7.21(5); AAHL 20.
Die kurze Notiz, die 1907 auf Elephantine gefunden wurde, stammt von einem Diener, der seinen Herrn auffordert, ein Gewand zur Reparatur zu übersenden. Dem niedrigeren sozialen Status des Absenders entspricht die breite Einleitung, die mit dem Schlußgruß 2/3 des gesamten Briefes ausmacht. Daß dabei der Diener seinen Herrn vor Jahwe und dem ägyptischen Gott Chnum segnet, läßt sich vielleicht dahingehend deuten, daß der Diener ein Ägypter war. Das Ostrakon ist beidseitig beschrieben und mißt 8,5 5,4 cm. (Konkav 1) An
meinen Herrn MYKYH, dein Knecht (2) GDL. (2-3) Wohlergehen und Leben habe ich dir gesandt. Ich habe dich gesegnet vor Jahu und Chnum. (4) Jetzt: Sende mir das Gewand, (Konvex 5) das du trägst, und er wird es nähen. (6) Für dein Wohlergehen habe ich dir das Schreiben gesandt.
H) Bel und andere Götter auf Elephantine (Clermont-Ganneau 277, 5. Jh. v. Chr.) Literatur: A. Dupont-Sommer, »Bêl et Nabû, Sˇamasˇ et Nergal« sur un ostracon araméen inédit d’Éléphantine, RHR 128 (1944) 28-39; DAE 88; TADAE D7.30; DARI D:7.30(5); AAHL 27a.
Das kleine, im Winter 1908/09 auf Elephantine gefundene Ostrakon (8 x 5,4 cm.) enthält lediglich einen Briefanfang mit Adresse und Segenswunsch, dem sich eine Zeile mit vier babylonischen Götternamen anschließt. Möglicherweise handelt es sich um einen Übungstext, in dem ein Beispiel für einen Briefanfang und eine Götterliste nebeneinander gestellt wurden. 90) Für diese Annahme spricht, daß, obwohl das Ostrakon nahezu rechteckig ist und daher einer geraden Linienführung keinerlei Schwierigkeiten bereitet, die ersten beiden Zeilen auseinanderlaufen und in der dritten Zeile einige Zeichen recht ungeschickt plaziert sind. Ob dieser »Text« in der jüdischen Gemeinschaft auf Elephantine geschrieben wur88. 89.
90.
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ktwn bezeichnet wohl meist ein Untergewand, aber hier dürfte es sich doch um ein Obergewand also um eine Art Umhang oder Mantel handeln. L. yrmh als Jussiv G von rmy + Sf. 3.f.sg., das sich entweder auf das Gewand bezieht (zu kt(w)n als fem. vgl. TADAE A2.1,4.6). Zur Bedeutung von rmy 2l i. S. v. »jmd.n mit der Erledigung einer Sache beauftragen« vgl. z. B. M. Sokoloff, A Dictionary of Jewish Babylonian Aramaic, Ramat-Gan/Baltimore/London 2002, s. v. rmy 1, Pe. 9 (S. 1086b). Solche Übungstexte sind auch aus Palästina bekannt, vgl. HAE, KAgr(9):8 und 9.
Hebräische, transjordanische und aramäische Briefe
de, ist nicht zu sichern, wenn auch der Name Haggai eher dorthin gehört. Es kann sich aber auch um einen nichtjüdischen Aramäer handeln, der einen ihm bekannten jüdischen Namen zu Übungszwecken benutzt. In jedem Fall spricht das Ostrakon aber für eine recht ungestörte Verbindung zwischen den jüdischen und nichtjüdischen aramäischsprachigen Bevölkerungsteilen auf Elephantine. (1) An
meinen Bruder Haggai, dein Bruder (2) YRHW. Wohlergehen meinem Bruder. ˙ (3) Bel und Nabu, Schamasch und Nergal.
I) Geld für das Marzeach (5. Jh. v. Chr.) Literatur: A. H. Sayce, An Aramaic Ostracon from Elephantinê, PSBA 31 (1909) 154-155; RÉS 1295; DAE 92; TADAE D7.29; DARI D:7.29(5); AAHL 13.
Das zu Beginn des 20. Jh. auf Elephantine gefundene Ostrakon (6,5 15 cm, jetzt Museum Kairo, Nr. J. 35468a) ist ein Beleg für die Existenz des Marzeachs, einer Kultfeier, die aber dann auch eine Kultgemeinschaft bedingen kann. 91) Im vorliegenden Text wird dabei nicht deutlich, ob Marzeach hier nur die instutionalisierte Feier meint, für die ein Fonds existierte, oder aber eine damit verbundene Gemeinschaft mit eigener Kasse. (1) An
Haggai. Ich habe gesprochen (2) mit 3SˇYN über das Silber (3) des Marzeachs. So hat er gesagt (4) zu mir: »Da ist nichts! (5-7) Jetzt: Ich werde es Haggai oder YGDL geben.« Mach dich auf den Weg (8) zu ihm, (9-10) und er wird es dir geben.
3. Briefe aus der Zeit des Bar-Kochba-Aufstandes (132-135 n. Chr.) 3.1 Briefe vom Nahal Hever ˙ ˙ Literatur: Die Texte wurden teilweise im Vorbericht von Y. Yadin, Expedition D, IEJ 11, 1961, 36-52 (40-50) mitgeteilt; 92) vollständig ediert in TDT A 164-182 + B 66-68; JDS III 277-348 + Pl. 83-92; vgl. ferner J. Naveh, On Sherd and Papyrus, Jerusalem 1992, 112-117; ATTM.E 213-222, ATTM 2, 283-288, und zu abweichenden Lesungen und Interpretationen I. Kottsieper, Anmerkungen zu den Briefen des Bar-Kochba vom Nahal Hever, in Vorberei˙ ˙ tung.
1960 fand sich in einer Höhle im Nahal Hever unter der Hinterlassenschaft einer Frau ˙ ˙ die Anweisungen Simeons, Sohn des Kosiba ein Bündel mit Papyri und Holztäfelchen, – der Bar Kochba der späteren Tradition – enthalten, die er an seine Beauftragten in En Gedi gesandt hatte. Diese belegen nicht nur die wirtschaftliche Bedeutung der Ortschaft mit ihrem Hafen, sondern zugleich auch die Schwierigkeiten, die Simeon bei der Aufrechterhaltung seiner Autorität dort hatte. Nicht nur begegnen in den Texten offenkundig feindlich gesonnene Gruppen oder Menschen, gegen die die Ver91. 92.
Vgl. zur Lit. die Angaben in Ges18, s. v. marzeah. ˙ (aram. Texte) und HAHL 142 f. (NH/P. YaDanach dann auch MPAT 53-60; ATTM 350-352 ˙ din 49).
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antwortlichen vorgehen oder die sie überstellen sollen, sondern auch die Beauftragten selber scheinen nicht ganz zur Zufriedenheit Simeons gewirkt zu haben, wie die häufigen Strafandrohungen belegen. Text C weist zudem auch auf die Problematik von unautorisierten Plünderungen hin. Der Briefkorpus wird zumeist mit aram. dy bzw. hebr. sˇ eingeleitet, das auch vereinzelt weitere Anweisungen oder Aussagen einführt und hier wörtlich mit »Daß« wiedergegeben wird.
A) NH/P. Yadin 49: Papyrus mit zwei Kolumnen 93) (9,5 >18 cm), hebr.; jetzt Israel ˙ Inv. 203. Museum Von SˇM2WN, dem Sohn des KSB3, an die Leute von En Gedi, (2) an MSˇBL3 und an YHWNTN, den Sohn des B2YN. Frieden! (2-4) Fein woh[n]t ihr, eßt und trinkt vom Besitz des Hauses Israel, ohne euch in irgendeiner Weise um eure Brüder zu sorgen! (5-6) Aber um Boote, die man an euch abgesandt hat, 94) habt ihr euch in keiner Weise gekümmert. Aber dies ist eine Art von Vergehen 95)! Daß 96) eure Angelegenheit das Löschen 97) ist. Und hinsichtlich der Früchte, (7-8) die bei euch sind: Daß ihr sie sorgsam behandelt und daß ihr sie eiligst von einem Schiff löscht, das bei euch im Hafen ist. 98) … (I 1)
B) NH/P. Yadin 50; Papyrus (12,5 7,2 cm), aram.; jetzt Israel Museum, Inv. 203. ˙ ˇ M2WN, der Sohn des KSˇBH, (2) an YHWNTN, den Sohn des B2YN, (3) und an (1) S MSˇBLH, den Sohn des SˇM2WN: (4-6) Daß ihr mir den 3L2ZR, den Sohn des HTH sofort, (noch) vor dem Sabbat sendet ˙ ˙ den Rest all der Früchte achtet. 100) (6-7) und (selber) auf die Pachtzahlungen 99) und 93. Von Kolumne I sind 8 Zeilen erhalten, aber einige Beobachtungen sprechen dafür, daß möglicherweise noch eine (oder mehrere?) Zeile(n) folgte(n). 94. pqr 2l ist mit dem terminus technicus bqr l zu verbinden, der im Raram. die (zollamtliche) Abfertigung eines Schiffes bezeichnet, das mit dem mit l angegebenen Ziel den Hafen verläßt (der Wechsel zwischen p und b ist bei dieser Wurzel auch sonst zu beobachten). Mithin nimmt Simeon wohl indirekt auf Nachrichten Bezug, die ihm mitgeteilt haben, daß die fraglichen Schiffe ordnungsgemäß nach En Gedi abgegangen sind. Offenkundig war es aber die Aufgabe der Beauftragten in En Gedi, sich um den Verbleib und die ordnungsgemäße Behandlung der Ladung zu kümmern, was diese entweder versäumt oder aber Simeon nicht entsprechend darüber informiert hatten. 95. L. zn 2wn. 96. ˇs »Daß« leitet hier eine neue Aussage ein. 97. L. 2mr. 2mr D »(Getreide) stapeln, einsammeln« bezeichnet in diesem Kontext wohl das Löschen der Ladung, wodurch das Ladegut im Hafen »gestapelt« bzw. in Haufen gelagert wird, vgl. Z. 7 f. 98. Wörtlich: »das bei euch ist und im Hafen ist«. Dies bezieht sich wohl nicht auf ein bestimmtes Schiff, sondern meint, daß im Gegensatz zur bisherigen Laxheit die Verantwortlichen sofort die Ladung eines jeden Schiffes löschen lassen sollen, das bei ihnen liegt oder ankommt. Der Rest des Briefes ist zu zerstört, um übersetzt werden zu können. 99. Vgl. jaram. 2ml »Einkommen, Mietzins (von Immobilien)«. Die ehemaligen römischen Krongüter bei En Gedi waren von Simeon bzw. seinen Verwaltern verpachtet worden, vgl. dazu auch TUAT.NF I, 277 f. 100. 3L2ZR war wohl für die landwirtschaftlichen Liegenschaften (vgl. auch Z. 10-12) und ihre Er-
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Hebräische, transjordanische und aramäische Briefe (7-8) Und
den, der gegen euch diesbezüglich 101) protestiert, (9) sende zu meinen Händen, und ich werde heimzahlen 102). (10-11) Und (bezüglich) des Viehs: Daß es nicht den Baum(bestand) zerstört. (11-12) Deine Heimzahlung für den, der Protest erhebt, sei groß. 103) Und (bezüglich) des Ladanum: (13) Daß kein Mensch ihm nahe komme. ˇ M2WN, der Sohn des YHWDH, (15) hat es geschrieben. (14) S
C) NH/P. Yadin 54: Holztafel (7,5 17,5 cm), aram.; zwei Kolumnen (Z. 1-9 + 10˙ Israel Museum, Inv. 119*. 17); jetzt Der Text weist mehrere Hebraismen, ungewöhnliche Schreibungen und einen eigenständigen Wortgebrauch auf. Zudem ist er das einzige Schreiben, in dem Simeon als »Fürst über Israel« bezeichnet wird. Dazu paßt, daß zumindest beim ersten Fall ein Straftäter überstellt werden soll. Somit liegt hier wohl ein Schreiben vor, in dem Simeon nicht als Befehlshaber, sondern als neuer Rechtsherr auftritt und rechtsverbindliche Anweisungen gibt, die in einer – sich möglicherweise neu entwickelnden – Amtssprache verfaßt sind. Vielleicht erklärt dies auch den ungewöhnlichen Schriftträger, ein sorgsam geglättetes, dünnes Holztäfelchen. ˇ M2WN, (I 1) S
der Sohn des KWSBH, der Fürst über Israel, (2) an YHWNTN und an MSBLH: Frieden! Daß ihr eine Untersuchung durchführt (3-4) und den Weizen nehmt, den HNWN, der ˙ Sohn des YSˇM2L, geplündert hat 104), (4-5) und mir von ihm ein Sea als Beweis/Zeugnis 105) zusendet. Und stellt ihn 106) unter Bewachung, (6) denn er ist als geraubt befunden worden. (6-8) Und wenn ihr nicht so handelt: Daß es euch heimgezahlt wird. (8-9) Und den Mann sendet mir unter Bewachung. (II 10-11) Und jeden Mann aus Tekoa, der bei euch gefunden wird: (11-12) die Häuser, in denen sie wohnen, mögen brennen. (12-13) Und euch werde ich es heimzahlen. ˇ W2, den Sohn des Palmyreners, ergreift (und) sendet zu mir unter Bewa(13-15) Und YS chung. (15-16) Aber versäumt (?) nicht, das Schwert, das bei ihm ist, zu nehmen, (und) sendet (es)! ˇ MW3L, der Sohn des 2MY. (17) S
101. 102. 103.
104. 105.
106.
träge zuständig, und die Adressaten sollen seine Aufgabe während seiner Abwesenheit übernehmen. L. 2l dy? h?dn? Obwohl prima vista die Lesung 3ytprd (ATTM 2, 285) statt 3ytpr2 besser zu sein scheint, dürfte doch letzteres anzunehmen sein. Zu pr2 Gt in der Bedeutung »jmd.m etwas heimzahlen, sich rächen« vgl. NH/P. Yadin 56,5 (= D) und ATTM 2, 464. ˙ der Adressaten bestraft werden soll, wenn jemand gegen die MaßnahDa kaum (nur) einer men Protest erhebt, die verhindern sollen, daß das Vieh die Bäume zerstört, sondern wohl der Protestierende, ist mn dy in Z. 11 wohl nicht man dı¯, sondern men dı¯ zu lesen: »Bezüglich dessen, der sich widersetzt, sei die Heimzahlung von dir aus groß.« L. hgy?s. Der Weizen wurde wohl als corpus delicti oder Beweismittel gebraucht (l. 2yn, vgl. mhebr. 2yn »einen Sachverhalt untersuchen«, arab. 2ayn = mukâsˇif; denkbar, aber epigraphisch weniger wahrscheinlich, ist auch die Lesung 2dn als Fem.pl. zu hebr. 2dh »Zeugnis«). Dieser Deutung entspricht auch die geringe Menge von nur 6-12 l. Den Weizen.
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D) NH/P. Yadin 55: Papyrus (24,3 10,8 cm), aram.; am Kopf Reste einer griech. (?) Zeile; ˙jetzt Israel Museum, Inv. unbekannt. ˇ M2WN, (1) S
der Sohn des K[W]SˇBH, an YHWNTN (2) und an MSˇBL3. Br[ie]f, daß jeden Menschen aus Tekoa oder aus einem anderen Ort, der bei euch ist – ihr sollt sie mir sof[or]t senden. (5-8) Und wenn ihr sie nicht sendet, sei [es] euch kund, daß ich es euch heimzahlen werde. 107) (2-5) Ein
E) NH/P. Yadin 56: Papyrus (21,5 9,5 cm), aram.; jetzt Israel Museum, Inv. 130. ˙ ist wahrscheinlich in die Schlußphase des Aufstandes zu datieren, in der die Der Text Gegend um En Gedi schon von den Römern bedroht wird, aber noch die Hoffnung besteht, daß Simeon gegen sie vorgehen kann (Z. 4 f.). So fordert er seine Beauftragten dort auf, sich mit allen Waren und den jungen Männern zu ihm aufzumachen, d. h. der Ort wird als Wirtschaftsstandort zumindest vorübergehend aufgegeben. Die Schlußanweisung hat dabei wohl den Sinn, daß der Transport unauffällig wie eine übliche Handelskarawane durchgeführt werden soll. ˇ M2WN, (1) S
der Sohn des KWSBH, an YHWNTN, den Sohn des B2YN, (2) und an MSBL3 und den Sohn des HW/YTH 108), meine Brüder, Frieden. ˙ ˙ die Reise (2-3) Packt, damit ihr euch auf macht. 109) Und (bezüglich) der jungen Leute: Daß ihr mit ihnen kommt. (4) Und die Heimzahlung komme nicht von euch, sondern ich (5) zahle es, wie es sich gehört, den Römern heim. 110) (5-7) Und nehmt den TYD/RSWS, den Sohn des TYDWRWS, mit, daß er mit euch kommt, denn wir benötigen ihn. (7-8) Und stapelt über das Salz, damit es nicht zu ihren Mahlsteinen werde. 111) (9) Und macht euch, wie es Brauch ist, mit Maultieren auf die Reise. (10) Seid (in) Frieden!
F) NH/P. Yadin 57: Papyrus (6,6 22 cm), aram.; jetzt: Israel Museum, Inv. 96-9101. ˙ Der Brief belegt die Begehung des Laubhüttenfestes. Hierzu bietet der griech. Pap.
107. Der Rest von Z. 8 und Z. 9 sind unklar. 108. Möglicherweise identisch mit 3L2ZR, dem Sohn des HTH aus NH/P. Yadin 50; vgl. oben, B 4˙ ˙ ˙ 6. 109. tdbrwn dürfte hier als phonetische Schreibung des Impf. 3.m.pl. Gt von dbr zu analysieren sein, vgl. DJPA 139. 110. Zumeist wird die Phrase wl3 thwh pwr2nth mnkn i. S. v. »und daß es euch nicht heimgezahlt wird« verstanden. Vom Kontext her macht eine Strafandrohung gegen die Adressaten hier aber wenig Sinn, so daß wahrscheinlich mnk hier den Urheber der Strafe bezeichnet, vgl. NH/P. Yadin 50, 11 f. (Text B). Mithin weist Simeon die Adressaten an, sich nicht gegen die ˙ Römer zu wenden, sondern direkt zu ihm zu kommen, da er selber gegen die Römer vorgehen wird. 111. Die Lesung und Deutung des Nachsatzes ist unsicher; vielleicht dy l3 ypwq rhyhwn. Der Sinn der Aussage dürfte aber sein, daß dadurch, daß man die anderen Waren auf˙das Salz stapelt, verhindert werden soll, daß die Salzbrocken nicht durch ihr Gewicht und die Bewegung beim Transport die darunter liegenden Waren wie in einer Mühle zermalmen.
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Hebräische, transjordanische und aramäische Briefe
NH/P. Yadin 52 (vgl. JDS III 351-362) eine Parallele, der ebenfalls eine Lieferung von ˙ Zweigen und Zitronen anordnet. ˇ M2WN (1) S
an YHWDH, den Sohn des MNSˇH. Nach QRYT 2RBYH habe ich dir zwei Esel gesandt, (1-2) damit du mit ihnen zwei Männer zu YHWNTN, dem Sohn des B2YN, und zu MSBLH schickst, damit diese packen (3) und an das Lager dir Palmzweige und Zitronen senden. Du aber, sende andere von dir aus, (4) und sie sollen dir Myrten- und Pappelweiden(zweige) bringen. Und bereite sie vor und sende sie zum Lager, denn (5) die Leute in ihm 112) sind zahlreich. Sei (in) Frieden!
3.2 Dokumente aus dem Wadi Murraba2at
Nachdem im Jahr 1951 durch Beduinen und Händler einige Texte und andere Objekte dem Rockefeller Museum zum Kauf angeboten worden waren, konnte man mit ihrer Hilfe im Jahr 1952 drei Höhlen im Wadi Murraba2at entdecken, in denen sich u. a. ein weiteres Konvolut an Texten aus der Zeit des Bar-Kochba Aufstandes befand. Die Texte A) und B) spiegeln die spannungsreichen Beziehungen zwischen den Truppen Simeons und den Ortschaften wider, in deren Umfeld sie stationiert waren.
A) Mur 42: Papyrus (13,2 11,8 cm), hebr.; jetzt Israel Museum, Inv. 639. Literatur: R. de Vaux, Quelques textes hébreux de Muraba2at, RB 60, 1953, 268-275; DJD II 155-159 + Pl. XLV; HAHL 3.37 (Lit.); ATTM.E 218 f.; J. Naveh, aaO 106 f.; TDT A 155 f. + B 64.
Hintergrund des Schreibens ist, daß YHWSP unter dem Verdacht stand, dem Y2QB aus BYT MSˇKW eine Kuh weggenommen zu haben. Dies hatte offenbar dem zuständigen Lagerchef Ärger eingebracht – man kann vermuten, daß ihm der Vorwurf gemacht wurde, seine Leute würden Vieh stehlen. Es wird ihm nun von den zuständigen Vorstehern des Ortes versichert, daß die Kuh gekauft worden war. Die damit gegebene juristische Bedeutung des Schreibens spiegelt sich in der Zeugenliste wider, wobei der erste Zeuge wohl der Verkäufer der Kuh war. Ein weiterer Zweck des Schreibens ist, die Vorsteher des Ortes von dem Verdacht zu befreien, sie hätten sich aus Geringachtung gegenüber den Leuten Simeons nicht um diese Sache gekümmert. Zugleich belegt das Schreiben auch die feindlichen Aktivitäten der Römer in dieser Gegend. den Vorstehern von BYT MSˇKW, von YSˇW2 und von 3L2ZR, (2) an den Lagerchef ˇ YSW2, den Sohn des GLGWL3: Friede! (2-4) Daß dir kund sei, daß die Kuh, die YHWSP, der Sohn des 3RSTWN, von Y2QB, dem ˙ sie ihm auf Grund Sohn des YHWDH, der in BYT MSˇKW wohnt, genommen hat,˙ daß eines Kaufes gehört. (5) Und des weiteren: Wenn nicht die Heiden uns bedrängen würden, dann wäre ich (1) Von
112. Wörtlich: »seine Menge/Population«.
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heraufgekommen {und hätte entlas-} 113) (6) und hätte dich bezüglich dieser Angelegenheit entlastet. (6-7) Daß 114) du nicht sagen sollst, ich sei aus Verachtung nicht zu dir heraufgekommen. Sei (in) Frieden und das ganze Haus Israels (auch). ˇ W2, der Sohn des 3L2ZR, hat es geschrieben. (8) YS (9) 3L2ZR, der Sohn des YHWSP, hat es geschrieben. (10) Y2QWB, der Sohn des YHWDH, für sich selbst. ˇ 3WL, der Sohn des 3L2ZR, als Zeuge. (11) S (12) YHWSP, der Sohn des YHWSP, als Zeuge. (13) Y2QWB, der Sohn des YHWSP, bezeugt.
B) Mur 43: Papyrus (11,5 8,8 cm), hebr. Literatur: J. T. Milik, Une lettre de Siméon bar Kokheba, RB 60, 1953, 276-294; DJD II 159161 + Pl. XLVI; HAHL 3.38 (Lit.); J. Naveh, aaO 108 f.; ATTM.E 219 f.; TDT A 157 + B 64.
Am oberen Rand Reste zweier Zeilen eines früheren Textes, der abgeschnitten und dessen letzte Zeile ausgelöscht worden ist; jetzt Israel Museum, Inv. 640. SˇM2WN, dem Sohn des KWSBH, an YSˇ2, (2) den Sohn des GLGLH, und an die Leute der Stadt: (3) Frieden! Ich mache den Himmel zum Zeugen gegen mich, (4-5) daß, (wenn) von den Galiläern, die bei euch sind, irgendein Mann verschwindet 115), (5-6) ich an euren Fuß Fußfesseln legen werde, (6-7) so wie [ich] mit dem Sohn des 2PLWL getan habe. 116)] (1) Von
C) Mur 44: Papyrus (9,7 12 cm), hebr.; jetzt Israel Museum, Inv. 720. Literatur: DJD II 161-163 + Pl. XLVI; HAHL 3.39 (Lit.); ATTM.E 220; J. Naveh, aaO 110 f.; TDT A 158 f. + B 64 f.
Der Text illustriert die logistischen Schwierigkeiten, die der Aufstand mit sich brachte, insbesondere, wenn das Verbot, am Sabbat zu arbeiten, beachtet wurde. SˇM2WN an YSˇW2, den Sohn des GLGWLH: (2) Frieden! Daß du sendest (und) kommen läßt fünf (3) Kor W[eize]n, 117) [die] für mein(en) Haus(halt,) (4) (der) bei dir (ist,) in Kenntnis sind. 118)
(1) Von
113. Der Schreiber hatte whpstyk am Ende der Zeile begonnen, dann aber gemerkt, daß der Platz ˙ er nach whps ab und schrieb es noch einmal neu am Anfang der nicht ausreicht. So brach ˙ folgenden Zeile. 114. Mit sˇ wird hier wohl in Analogie zu sˇ in Z. 2 und dy in den aram. Briefen eine weitere eigenständige Aussage eingeleitet, die in diesem Fall den Zweck des Briefes angibt. 115. Nach yps findet sich eine kleine Lücke, die aber für die in DJD und TDT präferierte Ergänzung zu yps[d] zu klein ist. Dabei ist fraglich, ob überhaupt etwas nach yps zu ergänzen ist – allenfalls ein sehr schmales Zeichen käme hier in Betracht. Mithin liegt hier vielleicht eine Form von pss vor, die möglicherweise auch in Ps 12,2 mit der Bedeutung »verschwinden« belegt ist. 116. In Z. 8 nur noch unklare Zeichenreste; möglich ist: [Sˇ]M2WN, So[hn des … 117. Die Größe eines Kors ist unklar, die Angaben in der Literatur schwanken zwischen ca. 220 und 450 l. Mithin handelt es sich um eine Menge von mindestens 1100 l. 118. Die Formulierung will wohl besagen, daß dort, wo der Weizen abgeholt werden soll, man über die Bestimmung des Weizens für das Haus, das sich im Gebiet des YSˇW2 befindet, in Kenntnis gesetzt worden ist, vgl. Z. 8-10.
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Und bereite für sie (5) einen freien Platz. 119) Sie sollen an ihm bei dir sein (6) an diesem Sabbat, falls sie (ihn) bringen wollen. 120) (7) Sei guten Mutes und befestige den Platz. (8) Sei (in) Frieden! (8-10) Und ich habe den, wer auch immer dir den Weizen gibt, beauftragt, daß sie ihn nach dem Sabbat wegschaffen.
119. L. pnwy statt pnyw. 120. Im Hintergrund steht wohl die Unsicherheit, ob die Lieferung zu diesem Zeitpunkt wünschenswert oder durchführbar war. Es blieb den Verwaltern überlassen, dies ad hoc zu entscheiden.
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VII. Sabäische Briefe 1) Peter Stein Über die Existenz von Briefschrifttum im vorislamischen Südarabien war bis vor wenigen Jahrzehnten nichts bekannt. Die Kenntnis der schriftlichen Hinterlassenschaft des Altsüdarabischen erstreckte sich praktisch ausschließlich auf Stein- und Fels- sowie (weitaus seltener) Bronzeinschriften, deren mehr oder weniger repräsentativer Charakter prinzipiell auf eine Öffentlichkeit hin ausgerichtet ist. Für den privaten Bereich, aber auch für die Abwicklung des alltäglichen Geschäftsverkehrs erweisen sich die genannten Schriftträger indes als ungeeignet. Doch auch für die hierfür in den Nachbarkulturen gebräuchlichen Materialien wie Leder, Papyrus oder Ostraka finden sich in Südarabien bislang keine Belege. Als alltäglicher Beschreibstoff kommt vielmehr Holz zur Anwendung, und zwar in seiner schlichtesten, billigsten Form – in Gestalt von zugeschnittenen Palmblattrippen und entrindeten Rundhölzern (vgl. Abb. 1). In diese im Durchschnitt 15 cm, selten bis zu einem halben Meter langen Hölzchen von etwa 2 cm Durchmesser wird der Text mittels eines spitzen Griffels eingeritzt, bei Palmblattrippen stets auf der größeren und glatteren Oberseite beginnend, bei Rundhölzern umlaufend im Anschluß an eine waagerechte Begrenzungslinie. Neben den Briefen sind insbesondere Dokumente des Wirtschaftslebens wie Urkunden aller Art (Quittungen, Schuldscheine usw.), Abrechnungen und sonstige Listen, aber auch Schreibübungen sowie Aufzeichnungen aus dem kultischen Bereich auf derartige Hölzer geschrieben. Die materielle Beschaffenheit dieses Beschreibstoffes bringt es mit sich, daß sich die ursprünglich aus der altsabäischen Monumentalschrift übernommenen Buchstaben im Laufe der Jahrhunderte zu einer eigenständigen Kursivschrift entwickelt haben, welche sehr bald keine unmittelbaren Gemeinsamkeiten mit der zeitgleichen Monumentalschrift der in Stein und Metall niedergelegten Texte mehr erkennen ließ. Die 1.
TYA bezeichnet die Inschriften aus J. Ryckmans/W. W. Müller/Y. M. Abdallah, Textes du Yémen antique inscrits sur bois (with an English Summary), Louvain-la-Neuve 1994. Unter dem Siglum Mon.script.sab. sind die noch weitgehend unpublizierten Minuskelinschriften aus der Bayerischen Staatsbibliothek in München zusammengefaßt (eine Gesamtedition dieser Texte im Rahmen eines DFG-geförderten Forschungsprojektes unter Leitung von Norbert Nebes ist in Vorbereitung). Die übrigen Inschriftensiglen folgen P. Stein, Untersuchungen zur Phonologie und Morphologie des Sabäischen, Epigraphische Forschungen auf der Arabischen Halbinsel 3, Rahden/Westf. 2003, 274-290. Als weitere Abkürzung wird verwandt: Sab.Dict.: A. F. L. Beeston/M. A. Ghul/W. W. Müller/J. Ryckmans, Sabaic Dictionary (English-French-Arabic), Publication of the University of Sanaa, YAR, Louvain-la-Neuve/Beyrouth 1982.
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erfolgreiche Entzifferung dieser sogenannten Minuskelschrift gelang im Verlauf der 1980er Jahre, seither wurden etwa 40 dieser Minuskeltexte publiziert, darunter 14 Briefe. 2) Auch wenn die Identifizierung der Schriftzeichen inzwischen keine Probleme mehr aufwirft, ist das Verständnis der Texte nach wie vor durch zahllose Unbekannte insbesondere auf syntaktischem und lexikalischem Gebiet erschwert. Die geographische und historische Einordnung der altsüdarabischen Briefe bereitet derzeit noch gewisse Schwierigkeiten. Wenn auch der Großteil der bislang bekanntgewordenen, mehrere tausend Exemplare zählenden Minuskelinschriften vermutlich ˇ awf einem Fundort in as-Sawda¯3, der antiken Stadt Nasˇsˇa¯n, im nordjemenitischen G 3) entstammt, liegt es in der Natur von Briefen, auch über weitere Entfernungen von anderswo her an ihren Bestimmungsort gelangt zu sein. Doch selbst wenn sich gelegentlich indirekte Hinweise auf den Aufenthaltsort des Absenders eines Briefes finden, bleibt dieser im Rahmen des Briefformulars jedenfalls ungenannt. Von ungleich größerer Bedeutung ist indes die Frage nach der Datierung der Texte. Sichere Anhaltspunkte für eine historische Einordnung liefern absolute Datierungen nach der sogenannten himyarischen Ära, 4) welche sich jedoch auf Inschriften der ˙ Hälfte des 4. bis erste Hälfte des 6. Jh.) beschränken. In spätsabäischen Zeit (zweite mittelsabäischer Zeit (3. Jh. v. Chr. bis Mitte des 4. Jh. n. Chr.) hingegen wird nach Eponymen datiert (so in Nr. 6 der nachfolgend übersetzten Texte), deren System allerdings noch zuviele Lücken aufweist, um über vereinzelte Fälle hinaus eine verläßliche Anbindung der Eponymen an historisch sicher verortete Herrscherpersönlichkeiten zu ermöglichen. 5) Für die altsabäische Zeit (7.-4. Jh. v. Chr.) gibt es nach wie vor lediglich einen einzigen Anhaltspunkt absoluter Datierung: den mutmaßlichen Synchronismus des sabäischen Mukarribs Karib3il Watar aus R 3945 mit dem in den Annalen Sanheribs genannten Karibilu, König von Saba3 (um 685 v. Chr.). 6) Da die bislang bekannten Minuskelinschriften jedoch nahezu ausschließlich im Auftrag von 2.
3. 4. 5.
6.
386
Das Standardwerk ist nach wie vor J. Ryckmans/W. W. Müller/Y. M. Abdallah, ebd mit thematischen Einführungen und Publikation von 16 Inschriften. Einen aktuellen Überblick über die seither erschienene Literatur gibt P. Stein, The Ancient South Arabian minuscule inscriptions on wood – a new genre of pre-Islamic epigraphy, Jaarbericht Ex Oriente Lux 39 (2005, ersch. 2006), 181-199. Vgl. hierzu J.-F. Breton in J. Ryckmans/W. W. Müller/Y. M. Abdallah aaO 2 ff. Diese Lokalisierung des mutmaßlichen Archivs wird auch durch zahlreiche Eigennamen, insbesondere Toponyme, in den Inschriften selbst gestützt. Der Beginn dieser Ära kann mit dem Jahr 110 v. Chr. angegeben werden. Die jüngste Studie zum sabäischen Eponymat, aufgrund der seinerzeit bekannten Beleglage freilich noch ohne Berücksichtigung der Minuskelinschriften, bietet Ch. J. Robin, À propos d’une nouvelle inscription du règne de Sha2rum Awtar, un réexamen de l’éponymat sabéen à l’époque des rois de Saba3 et de dhu¯-Rayda¯n, in: N. Nebes (Hg.), Arabia Felix. Beiträge zur Sprache und Kultur des vorislamischen Arabien. FS Walter W. Müller zum 60. Geburtstag, Wiesbaden 1994, 230-249, mit einem Verzeichnis der historisch einzuordnenden Eponymennamen auf S. 237. – Eine von N. Nebes in den Epigraphischen Forschungen auf der Arabischen Halbinsel 4, Rahden/Westf. 2006 (im Druck), veröffentlichte nabatäisch-sabäische Bilingue, welche in das Jahr 6/5 v. Chr. datiert ist, ermöglicht erstmals die absolute Datierung einer altsüdarabischen Monumentalinschrift aus dieser frühen Periode. Vgl. hierzu TUAT I/6, 652 mit Anm. 1a. – Der Synchronismus des Karib3il findet durch die kürzlich entdeckte Monumentalinschrift eines seiner Vorgänger ihre Bestätigung (siehe N. Nebes, Ita3amar der Sabäer. Zur Datierung der Monumentalinschrift des Yita23amar Watar bin Yakrubmalik aus Sirwa¯h, Arabian archaeology and epigraphy 17 [2006, im¯ Druck]). ˙ ˙
Sabäische Briefe
Privatpersonen verfaßt worden sind, tauchen Herrschernamen allenfalls ganz vereinzelt auf. Für die Briefe scheiden überdies die beiden erstgenannten Datierungsmöglichkeiten weitgehend aus, da Briefe, im Gegensatz zu Rechts- und Wirtschaftsurkunden, im allgemeinen nicht eigens datiert werden. Somit verbleibt lediglich die Paläographie als Möglichkeit, eine wenigstens ungefähre historische Einordnung der Inschriften zu versuchen. Auf diesem Gebiet hat J. Ryckmans umfassende Pionierarbeit geleistet. 7) Er klassifiziert die altsüdarabische Minuskelschrift in vier große Entwicklungsstufen, welche wiederum in mehrere Subkategorien zerfallen (I, IIa-d, IIIa-b, IVa-b). Die nach diesem System benannten paläographischen Stufen (Ry I-Ry IVb) werden auch in den nachfolgenden Textbeschreibungen zugrundegelegt. Zur absoluten historischen Einordnung dieser Stufen, welche in ihren Grundzügen jüngst durch C14-Analysen einiger Stäbchen bestätigt werden konnte, sei folgendes festgehalten: Ry I-IId umfassen die altsabäische Zeit (7.-5. Jh. v. Chr.), Ry IIIa-b die ausgehende alt- und frühe mittelsabäische Periode (4.-2. Jh. v. Chr.), Ry IVa das erste vor- sowie die ersten drei nachchristlichen Jahrhunderte, während Ry IVb im ausgehenden 3. Jh. n. Chr. einzusetzen scheint und bis zum Ende der epigraphischen Überlieferung fortdauert. Die nachfolgende Textauswahl wurde nach Maßgabe dieser Daten chronologisch arrangiert und bietet einen historischen Querschnitt durch ungefähr ein Jahrtausend sabäischen Briefverkehrs. Kommen wir nun zum inhaltlichen Aufbau der Briefe. 8) Das sabäische Briefformular unterscheidet grundsätzlich zwei Einleitungsformeln: einen Verbalsatz X ht Y ˘˙ »X(= Absender) hat an Y(= Empfänger) (folgendes) geschrieben«, welcher ausschließlich in altsabäischer Zeit (Ry I-II) vorkommt (Nr. 1 der nachfolgenden Textauswahl), und einen nominalen Ausdruck (tbytm) l-Y 2m-n X »(Botschaft) an Y von ˙ X«, welcher als typisch für die späteren Perioden (Ry III-IV) anzusehen ist (Nr. 2-7 sowie (modifiziert) auch Nr. 8). Diese Einleitungsformel ist in allen Briefen obligatorisch, während die im folgenden aufgeführten Elemente durchaus weggelassen werden können. 9) Die Namen der Briefpartner werden zumeist, jedoch bei weitem nicht immer, durch Angabe ihrer Sippenzugehörigkeit spezifiziert. Weitere Adreßvermerke sind nicht vorhanden, ebensowenig finden sich Hinweise auf eine sekundäre Umhüllung oder auch Siegelung der Briefe. Auf diese Einleitung können stereotype Gruß- und Segensformeln folgen, als deren häufigste zu nennen wären »Sei von ihm (sc. dem Absender) gegrüßt« (w-l-hw l-thhywn, Nr. 7) bzw. »Möge (die Gottheit) GN Dich segnen/Dir Glück leuchten lassen«˙ (w-GN l-ykrbn-k/l-yhsbhn l-k n2mtm, Nr. 5, 7 und 8). Weitaus seltener, jedoch ˙ ˙ 7. 8.
9.
Die Ergebnisse seiner Bemühungen sind in Origin and evolution of South Arabian minuscule writing on wood (1), Arabian archaeology and epigraphy 12 (2001) 223-235, zusammengefaßt. Die bislang einzige Untersuchung des sabäischen Briefformulars hat M. Maraqten, Some notes on Sabaic epistolography, Proceedings of the Seminar for Arabian Studies 33 (2003) 273286, vorgelegt. Die dort gezogenen Schlußfolgerungen haben freilich nur vorläufigen Charakter und dürften nach erfolgter Analyse eines ersten umfassenderen Briefkorpus in Teilen zu revidieren sein. Es ist in diesem Zusammenhang sicherlich kein Zufall, daß sich Briefe, welche von einem Vorgesetzten an einen seiner Untergebenen gerichtet sind, regelmäßig jeglicher Gruß- oder Segensformeln enthalten.
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gleichwohl stereotyp, erfolgt ein gegenseitiger Austausch über das Wohlbefinden: w-b-dt wfym 2br-n-k f-(h2sm b-)hmd »Dafür, daß Wohlergehen von Deiner Seite (be¯ richtet wurde), hat er (reichlich)˙ gedankt« – w-2br-n-hw f-hdt wfym »Von seiner Seite ˙ ¯ wurde (ebenfalls) Wohlergehen berichtet« 10) (Nr. 7). Die Überleitung zum eigentlichen Brieftext erfolgt im allgemeinen ganz unvermittelt. Die hier regelmäßig vorfindliche syntaktische Struktur, w-3(n)t f-… (bzw. w-h3 f-…) »Was nun Dich (bzw. ihn, sc. den Absender) betrifft, so …«, ist auch im weiteren Textverlauf am Übergang zu einem neuen Sinnabschnitt zu beobachten und kann als inhaltliches Gliederungselement des Brieftextes angesehen werden.11) Der Brief schließt in der Mehrheit der Fälle mit der kurzen Segensformel w-l-k n2mtm »Dir sei Glück (beschieden)«, worauf nicht selten eine graphische, aus drei Strichen bestehende Schlußmarkierung folgt, gelegentlich auch ein Kolophon in Form von Namen und/oder der gekritzelten Signatur des Schreibers bzw. Auftraggebers (so in Nr. 3 und 6). 12) Der letztgenannte Punkt wiederum bringt ein wichtiges Problem zur Sprache, welches abschließend kurz erörtert werden soll: die Frage, wer die Briefe tatsächlich geschrieben hat. Stimmt in einer ganzen Reihe von Briefen der am Schluß genannte Name des Schreibers mit dem des Absenders überein (so in Nr. 3), gibt es durchaus auch solche, die einen anderen Schreiber als den Absender nennen (wie in Nr. 6), während der weitaus überwiegende Teil der Briefe ohnehin ganz ohne Schreiberkolophon auskommt. Diese Beobachtung ist nun mit der Verteilung der (grammatikalischen) Personen in Einleitungsformular und Text der Briefe zu verbinden: Während der oder die Empfänger konsequent in zweiter Person angeredet werden, spricht der Brief vom Absender stets in dritter Person. 13) Hinzu kommt die folgende Wendung in mehreren Briefen der späteren Zeit (Ry IVb, vgl. das Beispiel in Nr. 8), 14) welche auf ein Diktat des Textes durch die Absender schließen läßt: w-hmw f-ngyw l-str 2br-kmw k-… »Was sie (sc. die Absender) betrifft, so haben sie kundgetan, 15) Euch˙zu schrei10. 11.
12.
13.
14. 15.
388
Für das korrekte syntaktische Verständnis dieser zuvor (und auch noch bei M. Maraqten, ebd) anders interpretierten Formeln siehe P. Stein, Untersuchungen, 236 mit Bsp. 555 f. Die Gliederung eines Textes durch Voranstellung eines Satzgliedes vor den zumeist mittels feingeleiteten Hauptsatz ist auch für andere sabäische Inschriftengattungen charakteristisch (siehe hierzu erschöpfend N. Nebes, Die Konstruktionen mit /fa-/ im Altsüdarabischen. Syntaktische und epigraphische Untersuchungen, Veröffentlichungen der Orientalischen Kommission der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz 40, Wiesbaden 2005, insbesondere 166-181). Das innerhalb dieser Kolophone oft genannte Wort für »es hat geschrieben«, zbr, ist letztlich auch Namensgeber für die arabische Bezeichnung der altsüdarabischen Minuskelschrift: zabu¯r (zur Tradierung dieses Begriffes in der Klassischen Arabischen Literatur siehe W. W. Müller in J. Ryckmans/W. W. Müller/Y. M. Abdallah aaO 35-39). Als einzige Abweichung von dieser Regel konnten bislang zwei im amiritischen (›haramischen‹) Dialekt verfaßte, mit Bezug auf die Absender die erste Person verwendende Briefe ausgemacht werden (Mon.script.sab. 14 und 427, unpubl.), deren spezifischer sprachgeschichtlicher Kontext jedoch eine Ausnahmesituation vermuten läßt. Weitere Belege sind Mon.script.sab. 5/5, 42/2 f. und 436/4 f. (sämtlich unpubl.). Sab.Dict. 93 übersetzt das Verbum ngw/y »give out, intimate, announce to (acc) s. o.«. Der Kontext einiger Minuskelinschriften indes legt für dieses Verbum eine spezifischere Bedeutung »bitten (um)« nahe, welche durchaus auch für die oben genannte Formel veranschlagt werden könnte.
Sabäische Briefe
ben, daß (es folgt der Briefinhalt)«. Schließlich bleibt noch der im allgemeinen auffallend akkurate, einheitliche Schriftduktus in Verbindung mit einer standardisierten Schriftfeldgestaltung aus Begrenzungslinien und einem Symbol 16) zu nennen (vgl. das Faksimile eines solchen Briefes in Abb. 2). All diese Indizien deuten darauf hin, daß der Briefverkehr im antiken Südarabien in aller Regel nicht zwischen Individuen, sondern zentral organisiert in öffentlichen Schreibstuben erfolgte. Zu den Obliegenheiten der dort arbeitenden, professionellen Schreiber gehörten neben dem Aufsetzen (und wohl auch Verlesen) von Briefen vor allem die Erstellung juristischer Urkunden wie auch die Ausbildung des Schreibernachwuchses.17) War im Vorangegangenen stets von sabäischen Briefen die Rede, soll am Ende nicht verschwiegen werden, daß entsprechendes Briefschrifttum auch in den anderen altsüdarabischen Sprachen existent bzw. grundsätzlich zu erwarten ist. Die Herkunft der derzeit bekannten Minuskelinschriften bringt es freilich mit sich, daß neben sabäischen bislang lediglich einige minäische Briefe aufgetaucht sind, 18) während entsprechende Schriftstücke aus dem qatabanischen und hadramitischen Raum noch ihrer ˙ offizielle, gar internationale Entdeckung harren.19) Ebenfalls noch unbekannt ist˙ der Schriftverkehr der altsüdarabischen Könige, dessen Überbleibsel sich, im Gegensatz zu den o. g. öffentlichen Archiven, in den noch weitgehend unerforschten Palastarealen erhalten haben könnten.
1. Begleitschreiben zu einer Warenlieferung Palmblattrippe (15,9 2,1 cm). Die beidseitig von einer umlaufenden vertikalen Linie begrenzte Inschrift umfaßt 7 Zeilen, von denen sich 2 auf der Rückseite des Stäbchens befinden. Rechts von Zeile 1 ist ein Symbol eingraviert. Die Schrift gehört der paläographischen Stufe Ry IIb an (vgl. J. Ryckmans, Origin, 225 Fig. 1) und ist somit eindeutig in die altsabäische Zeit zu datieren. 20) Der Text wurde veröffentlicht von A. J. Drewes und J. Ryckmans, Un pétiole de palme inscrit en sabéen, no. 14 de la 16.
17.
18.
19.
20.
Der Hintergrund dieser in zahlreichen Briefen und juristischen Dokumenten begegnenden Symbole ist noch unklar. Das offensichtlich sehr beschränkte Repertoire an solchen, stets außerhalb des Schriftfeldes rechts der ersten Textzeile in den Rand geritzten Zeichen dürfte jedoch eher gegen eine individuelle Anfertigung der einzelnen Inschriften sprechen. Die mutmaßliche Konzentration von Texten der genannten Gattungen in einunddemselben Fundzusammenhang ließe sich auf diese Weise erklären. – Zur Diskussion um den Grad der Literalität im vorislamischen Südarabien vgl. P. Stein, Stein vs. Holz, musnad vs. zabu¯r – Schrift und Schriftlichkeit im vorislamischen Arabien, WO 35 (2005) 118-157. Davon ist einer veröffentlicht: J. Ryckmans/A. G. Loundine, Un pétiole de palme inscrit en minéen, in: R. G. Stiegner (Hg.), Aktualisierte Beiträge zum 1. Internationalen Symposion Südarabien interdisziplinär an der Universität Graz mit kurzen Einführungen zu Sprachund Kulturgeschichte, Graz 1997, 171-180. Daß auch in diesen Regionen solcherlei Schriftverkehr grundsätzlich zu erwarten steht, belegen Grabungsfunde beschrifteter Holzstäbchen in Raybu¯n im Hadramawt (siehe hierzu S. A. ˙ ˙ Proceedings Frantsouzoff, Hadramitic documents written on palm-leaf stalks, of the Seminar for Arabian Studies 29 [1999] 55-65; unter den wenigen bislang entzifferten Exemplaren konnten allerdings noch keine Briefe identifiziert werden). Die fälschliche Angabe »mittelsabäisch« bei A. Sima, Steine, 197 mit Anm. 80, erfolgte ohne Berücksichtigung der Paläographie.
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collection de l’Oosters Instituut à Leyde, Proceedings of the Seminar for Arabian Studies 27 (1997) 225-230. Die Passagen mit Bezug auf pflanzliche Waren sind von A. Sima, Tiere, Pflanzen, Steine und Metalle in den altsüdarabischen Inschriften. Eine lexikalische und realienkundliche Untersuchung, Veröffentlichungen der Orientalischen Kommission der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz 46, Wiesbaden 2000, 197 Bsp. 2, 216 Bsp. 1 und 285 kommentiert.
Oost.Inst. 14 2Ammwatan, die Angeheiratete 21) der Familie des Sˇiba¯mhumu¯, hat an 3Abwatan (2) (fol¯ ¯ (= Maßgendes) geschrieben: Deine Schwester hat vier msˇym | 4 | 22) (3) und zwei qnm einheiten) 23) Aromata 24) | 2 | sowie ein qnt (= Maßeinheit) Mehl von wls´25) (4) | 1 | und ein hhalbesi 26) mfzr (= Maßeinheit) Linsen | ½ | geschickt. Was Du (darüber hinaus noch) (5) begehrst˙und Deiner Schwester schreibst, (6) wird sie Dir schicken 27) und Dir ein msˇymt (= Maßeinheit) (7) Flachskörner erstatten. 28)
2. Beschwerdebrief über mangelnde Zuwendung
Palmblattrippe (18,2 1,7 cm). Der fünfzeilige Text bedeckt die Vorderseite und wird rechts von einer vertikalen Linie begrenzt; auf dem Rand rechts der ersten beiden Textzeilen steht ein Symbol. Die Inschrift ist anhand paläographischer Gesichtspunkte in die frühe mittelsabäische Zeit zu datieren (Ry IIIa). Veröffentlicht durch Y. M. 2Abdalla¯h, Risa¯la min imra3a bi-hatt az-zabu¯r al-yama¯nı¯, New Arabian Studies 3 ˘ ˙˙ (1996) 18-28 arabischer Paginierung. Die Qualität des publizierten Fotos erlaubt 21.
22. 23. 24. 25. 26. 27.
28.
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dt byt ˇsbmhmw; das Relativpronomen dt bezeichnet die in eine fremde Familie eingeheiratete ¯Frau, wohingegen die (im vorliegenden ¯ Brief nicht ausgedrückte) Filiation b(n)t »Tochter« ihre leibliche Abstammung angibt. Daß die Titulierung der Frau als Schwester der Adressatin (3ht-k) in Z. 2 durchaus wörtlich (und nicht etwa als Höflichkeitsfloskel) zu verstehen ist, ˘ in der Verwandtschaft der beiden Personennamen, welche sich lediglich in ihrem theokann phoren Element, nicht aber im verbalen Namensbestandteil (wtn »(die Gottheit X) hat eine ¯ Grenze gesetzt«) unterscheiden, eine Bestätigung finden. Im Anschluß an die Mengenangabe mit ausgeschriebenen Zahlwörtern (wie im Sabäischen üblich) wird der Betrag jeweils mittels Zahlzeichen wiederholt. Zum etymologischen Hintergrund der beiden Nomina, »Korb« bzw. »Sack«, vgl. den Kommentar von A. J. Drewes/J. Ryckmans, aaO 227. Die genaue Spezifikation des n2m genannten Aromatums ist unsicher, vgl. A. Sima, Steine, 285. thnm d-wls´m; die Spezifikation, welche vornehmlich die Getreidesorte des Mehls angeben ¯bleibt etymologisch unklar. ˙sollte, ˙ Der eindeutige Charakter des nachfolgenden Zahlzeichens (f = fqh = ½) macht die Rekon˙ struktion des versehentlich ausgelassenen Wortes fqh »Hälfte« an dieser Stelle erforderlich. ˙ w-mhn t2krn w-strn l-3ht-k tysrn l-k. Die syntaktische Struktur erlaubt ein Einsetzen des ˙ der ˘asyndetischen Verbform tysrn, weshalb strhhnii als Infinitiv zum vorNachsatzes erst mit ˙ als Schreiberversehen zu ausgehenden Verbum zu stellen ist (das störende -n ist vermutlich tilgen). Zur Anbindung des Infinitivs ml3 (»erstatten«) an die Verbform tysrn vgl. A. Sima, Steine, 216 Anm. 165, dessen syntaktischer Interpretation des Vorausgehenden hier jedoch nicht gefolgt wird.
Sabäische Briefe
nicht in allen strittigen Fragen der Lesung eine verläßliche Entscheidung. Einige Passagen des Textes sind übersetzt und kommentiert bei P. Stein, Untersuchungen, 132 Bsp. 243, 187 Bsp. 408 und 203 Bsp. 468.
(ohne Siglum) Botschaft an Hana¯m und Tamhatum von Hamwat. Möge Da¯t Hamyim 29) (2) Euch erhö˘ (sc. der Absenderin) ˙ ˙ ˙ wurden Glückwünsche ¯ ˙ ren. Von 30) ihrer Seite übermittelt. 31) Dafür, daß sie (3) keinen Brief von Euch erhalten 32) hat, hat sie sich Euch gegenüber beklagt. 33) Also (4) schreibt ihr (endlich), wo sie doch an einer Krankheit ihres Auges leidet! Euch (5) wurden Glückwünsche übermittelt./// 34)
3. Aufforderung zur Zusammenarbeit Palmblattrippe (11,1 1,7 cm) mit vierzeiliger Inschrift auf der Vorderseite. Die Inschrift kann noch einem relativ frühen Stadium der paläographischen Stufe Ry IVa zugeordnet werden, was eine ungefähre historische Einordnung um die Zeitenwende ermöglicht. Veröffentlichung: J. Ryckmans/W. W. Müller/Y. M. Abdallah aaO 53, 84 f. Tf. 6A-B Nr. 6.
YM 11742 = TYA 6 An Wahar aus (der Sippe) Hubra¯n von Yu2allil, dem Diener der (Sippe) Du¯ Gira¯fim. 35) ˙ ¯ Dich betrifft, so kümmere Dich um den Diener der (Sippe) Du¯ Dawrim, wel¯ 36) (3) cher zusammen mit Siba¯2um (zu Dir) geschickt wurde, und mach dem Mann keine Schande! (4) Yu2allil (hat dies geschrieben/unterzeichnet). 37) Signatur
(2) Was
29. 30. 31.
32. 33.
34. 35. 36. 37.
Erscheinungsform der Sonnengöttin. Anstelle b-2br-n-h der Edition ist mit Foto w-2br-n-h zu lesen, womit hier ein neuer Satz beginnt. Die bislang singuläre Formel w-2br-n-h n2mtm hdt, formal identisch mit den ebenfalls das ˙ ¯ Verbum hdt »berichten« gebrauchenden Ergehensbekundungen w-2br-n-hw f-hdt wfym (vgl. ˙ ¯ ˙ ¯ die Einleitung), dürfte gleichwohl eine andere Tendenz aufweisen. Das regelmäßig in den Briefbeschlußformeln begegnende Nomen n2mt (»Angenehmes, Glück«) läßt, im Gegensatz zu wfy »Wohlergehen«, eher auf eine Wunsch- bzw. Grußformel schließen. Wörtlich: »gesehen« (r3yt). hnhrt b-3lbb-kmy, wörtlich: »hat sie Euren Herzen gegenüber Klage geführt«. Das Motiv der ˙ ergibt sich nicht zuletzt aus dem Kontext; frühere Übersetzungen der Stelle (Y. M. Klage 2Abdalla¯h, ebd sowie A. Sima, Altsüdarabisch lb »Herz«, yd »Hand« und lsn »Zunge«, Acta Orientalia 62 [2001] 65-80, hier 68 f.) tendieren in eine Richtung »sie hat für Eure Herzen gebetet« bzw. »ein Opfer dargebracht«, was im Zusammenhang der umgebenden Sätze keinen rechten Sinn ergibt. So wird hier und im folgenden die aus zwei langen und einem kürzeren Strich bestehende Schlußmarkierung wiedergegeben (vgl. die Einleitung). ˇ awf stammenden MiDiese Sippe ist ausgesprochen häufig in den aus dem jemenitischen G nuskelinschriften vertreten. Bei dieser Person könnte es sich um den Überbringer des vorliegenden Briefes handeln. Es ist nicht mit Sicherheit zu entscheiden, ob der Absender den Brief tatsächlich selbst geschrieben oder aber lediglich, mittels der auf seinen Namen folgenden Signatur, unterzeichnet hat. Ein anschauliches Beispiel für die letztere Praxis gibt das von P. Stein, The inscribed
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4. Anbahnung eines Vertragsabschlusses Spanförmiges Fragment einer Palmblattrippe (23 1,5 cm). Ob die vierzeilige Inschrift vollständig ist, läßt sich nicht feststellen; da nur ein schmaler Span der Holzoberseite erhalten ist, könnte mit der Rückseite auch der untere Teil der Vorderseite verlorengegangen sein (vgl. auch Anm. 47). Die Inschrift ist ein repräsentativer Vertreter der paläographischen Stufe Ry IVa (vgl. J. Ryckmans, Origin, 231 Fig. 3) und entstammt somit vermutlich dem 1.-2. Jh. n. Chr. Der Text wurde veröffentlicht in J. Ryckmans/W. W. Müller/Y. M. Abdallah aaO 63 ff., 100 f. Tf. 14A-B Nr. 14, sowie erneut übersetzt von W. W. Müller, Entdeckungen aus dem antiken Jemen. Die Entzifferung einer bislang unbekannten Schrift und der damit geschriebenen Dokumente, Marburger Universitätsbund e. V., Alma Mater Philippina. Wintersemester 1997/ 98, 1-5 (hier: 5). Infolge einer revidierten syntaktischen Interpretation des Textes weicht die hier gebotene Übersetzung vor allem im zweiten Teil erheblich von den früheren ab.
YM 11749 = TYA 14 An 3As2ad Sˇas´2a¯n von 3Aws2att. Was ihn (sc. den Absender) betrifft, so hat er Dir vor ¯ als Antwort auf das Schreiben, welches Du (zuvor) gediesem Schreiben geschrieben 38) schrieben hattest. Und was ihn (ferner) betrifft, (2) siehe, so hat er Dir zwei Ausfertigungen 39) geschickt und (seinerseits) beide unterzeichnet. Wenn Du eine Entscheidung gefällt hast, 40) dann unterzeichne sie beide und schicke ihm eine (3) Ausfertigung zurück, eine hingegen soll bei Dir bleiben. Was aber Dich betrifft, so 41) laß Deine Unterge-
38. 39.
40.
41.
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wooden sticks of the Bayerische Staatsbibliothek in Munich, Proceedings of the Seminar for Arabian Studies 33 (2003) 267-274, veröffentlichte Rechtsdokument, in welchem im Anschluß an den Urkundentext in Z. 14 der Name des Gebers, gefolgt von dessen Signatur, in einem vom Haupttext merklich abweichenden, gröberen Schriftduktus erscheint, was tatsächlich auf die eigenhändige Unterzeichnung der von einem professionellen Schreiber verfaßten Urkunde schließen läßt. Die Hervorhebung dieses Umstands bedeutet wohl, daß eine von 3Aws2att erwartete Antwort ¯ auf das erstgenannte Schreiben noch aussteht. Sc. eines zwischen beiden Briefpartnern abzuschließenden Vertrages. Daß über dessen Inhalt nichts Näheres verlautbart wird, läßt darauf schließen, daß die Einzelheiten der Vereinbarung bereits im Vorfeld, vermutlich (auch) im Rahmen der erwähnten vorausgegangenen Korrespondenz, ausgehandelt worden sind. An der herkömmlichen Übersetzung von w-hmy hfnk, »wenn sie (sc. die beiden Ausfertigungen) Dir überbracht worden sind« bzw. »wenn Du sie erhalten hast«, bestehen inhaltlich und syntaktisch begründete Zweifel (vgl. P. Stein, Untersuchungen, 186 mit Anm. 180). So zielt der Konditionalsatz auf eine Entscheidungssituation mit offenem Ausgang ab, zu welcher das erwartungsgemäße Eintreffen des Schriftstückes beim Empfänger nicht paßt. Überdies läßt der Satz keinen syntaktischen Bezugspunkt auf die zuvor genannten Schriftstücke als Subjekt (oder auch Objekt) erkennen. Wahrscheinlich ist daher statt hfn vielmehr hkn zu lesen, zumal der Text die Buchstaben f und k nicht immer klar differenziert (vgl. die folgende Anm.; das anschließende k ist folglich nicht als Pronominalsuffix, sondern als Personenzeichen der Suffixkonjugation aufzufassen). Der Kausativstamm zu kwn ist mit einer Bedeutung »geschehen lassen« bereits anderweitig bezeugt (Sab.Dict. 80). Der Text der Herausgeber (w-3nt k-h2lmn) ist hier (wie auch im Falle von w-h3 k-r3 hysr in Z. 1 f.) in w-3nt f-h2lmn (bzw. w-h3 f-r3 hysr) zu korrigieren. Ganz abgesehen davon, daß die
Sabäische Briefe
benen 42) (alles Nötige) beglaubigen, wie Du es wünschst. Wenn Dir (etwas) aus der (Vertrags)ausfertigung von (4) Matra¯n 43) zugesichert wird, 44) so kannst Du (deinerseits) ˙ die(se) Zusicherung auf das übertragen(?), worüber Klage bei ihm geführt wird, 45) sobald Du (dies entsprechend) beglaubigen läßt und Siegellack es bekräftigt, denn 46) außer Dir hat er (die Vertragsausfertigung) niemandem geschickt [(5) …](?). 47)
5. Bezugnahme auf vorausgegangene Korrespondenz Rundholz (10,5 1,1 cm) mit umlaufender achtzeiliger Inschrift. Wie die vorhergehende gehört die Inschrift in die paläographische Stufe Ry IVa. Publikation durch S. Weninger, More Sabaic minuscule texts from Munich, Proceedings of the Seminar for Arabian Studies 32 (2002) 217-223 (hier: 217-220).
42.
43.
44. 45.
46.
47.
Zeichen f und k im vorliegenden Text einander teilweise sehr ähnlich sehen, gibt es für ein entsprechendes Syntagma mit der Konjunktion k- an der fraglichen Stelle keinerlei Parallele. In den früheren Übersetzungen wird 3hsn-k mit »Deine Besitztümer« wiedergegeben, doch ˙˙ gibt es für eine solche unpersönliche Interpretation dieses Nomens anderweitig keinen Beleg. Die herkömmliche Übersetzung »Untergebene« indes (vgl. Sab.Dict. 73) fügt sich ohne weiteres in den syntaktischen Kontext der nachfolgenden Verbform ein. Dieses Verbum, h2lm, ist in entsprechender Bedeutung in dem weiter unten als Nr. 6 übersetzten Brief Mon.script.sab. 557/6 f. belegt. Oder: »aus der (Vertrags)ausfertigung des regenbewässerten Feldes«. In beiden Fällen gäbe das Wort mtrn den Gegenstand des beurkundeten Vorganges an. Matra¯n ist als Name einer ˙ A. H. al-Sheiba, Die in der Oase˙von Ma¯rib liegenden Dattelpalmplantage bekannt (siehe Ortsnamen in den altsüdarabischen Inschriften, Archäologische Berichte aus dem Yemen 4 [1987] 1-62, hier: 53), was als Hinweis auf die mögliche Herkunft des vorliegenden Briefes gewertet werden könnte. w-b hdmn l-k bn mqbl mtrn, wörtlich: »Beim Dir Zusichern aus …«; die Passage ist als vor˙ ˙ angestellter Präpositionalausdruck des nachfolgenden, durch f- eingeleiteten Hauptsatzes aufzufassen. f-t2br hdmn d-yfthn b-lb-hw. Zum Charakter der in zahlreichen Briefen begegnenden Wen¯ l-yhfth ˙ ˙ dung w-b-lb-k n (bn …) als Klageformel (wörtlich: »in Deinem Herzen soll ein (Rechts)streit entfacht˙ werden [über …]«) siehe P. Stein, Die sabäischen Briefe Ghul Document A und B. Ein erster zusammenhängender Interpretationsversuch, in: A. M. Sholan/ S. Antonini/M. Arbach (ed.), Sabaean Studies. Archaeological, Epigraphical and Historical Studies in honour of Yu¯suf M. 2Abdalla¯h, Alessandro de Maigret and Christian J. Robin on the occasion of their 60th birthdays, Naples/San2a¯3 2005, 459-487, hier: 471 f.). Ob es sich bei ˙ Absenders (syntaktisch wäre lb-hw am ehediesem Rechtsstreit um eine Angelegenheit des sten auf diesen zu beziehen) oder einer anderen, mit besagtem Landstück(?) Matra¯n verbundenen Person handelt, wird nicht recht klar. In jedem Fall wird der Empfänger˙ des Briefes bevollmächtigt, in dieser Angelegenheit selbständig Entscheidungen zu treffen, sofern diese nur ordnungsgemäß (»mit Brief und Siegel« sozusagen) beglaubigt werden. Hier ist wiederum das syntaktisch störende f- der Herausgeber durch die Konjunktion k- zu ersetzen (vgl. Anm. 41), was nach dem veröffentlichten Foto der Inschrift gut möglich erscheint. Die Koordination von Hauptsätzen mittels f- ist im Standardsabäischen nicht üblich. Auch wenn der letzte Satz als syntaktisch abgeschlossen betrachtet werden kann, ist das Ende des Briefes an dieser Stelle keineswegs sicher. Die ursprüngliche Existenz weiterer Zeilen auf möglicherweise verlorenen Partien der Vorderseite, vor allem aber auf der Rückseite des Stäbchens kann nicht ausgeschlossen werden, zumal Briefe ganz ohne jegliche Schlußmarkierung ausgesprochen selten sind.
393
Peter Stein
Mon.script.sab. 68 An Sˇafnum von 3Arzan. Möge 2Attar 48) Dir Glück leuchten (2) lassen. Das Schreiben, welches Du mit Rahbum geschickt¯49) hast, ist angekommen (3) und hat (dem Absender) gefallen. Was ihn˙ (sc. den Absender) betrifft, so hört er nicht auf, Dir Gutes zu wünschen in Bezug auf all Deine (4) Untergebenen. 50) Was ihn (ferner) betrifft, siehe, so wird er aus San2u¯ 51) (5) das Schriftstück Deiner Tochter schicken, sobald Rahbum sie (sc. den ˙ und seine Angehörigen) (dort) angetroffen hat, wenn er (6) ˙ aus Zafa¯r 52) zuAbsender rückkehren wird. Dafür, daß Du ihnen auch weiterhin schreiben wirst, hab˙ Dank (im Voraus). (7) Was Ha¯ni3um betrifft, so grüße (ihn) von ihm (sc. dem Absender), und was 2Alha¯n betrifft, so grüße (ihn ebenfalls) (8) von ihm. Dir sei Glück (beschieden).///
6. Rechtsverbindliche Arbeitsanweisung für die Bewässerung Palmblattrippe (13,9 3 cm). Inschrift von 11 Zeilen, von denen sich die letzten vier auf der Rückseite des Stäbchens befinden. Weitere Besonderheiten, welche als typische Merkmale juristischer Dokumente gelten können, sind eine Öse zur Befestigung eines Strickes am linken Rand des Stäbchens (vgl. hierzu die in Abb. 1 zuunterst wiedergegebene Urkunde) sowie mehrere grobe Striche, welche diagonal über das Schriftfeld verlaufen und offensichtlich der Annullierung des (zwischenzeitlich erledigten) Vorganges dienen. Das Schriftstück nimmt folglich eine Mittelstellung zwischen reinen Briefen und juristisch verbindlichen Urkunden ein. Die Inschrift gehört ebenfalls in die paläographische Stufe Ry IVa. Sollte ein inhaltlicher Zusammenhang mit der Widmungsinschrift MAFRAY-al-Bayda¯3 100 gegeben sein (vgl. Anm. 53), ließe dies auf ˙ Chr. schließen. Die Inschrift aus dem Bestand der eine Datierung um das Jahr 200 n. Bayerischen Staatsbibliothek ist noch unpubliziert (vgl. oben mit Anm. 1).
48.
49. 50.
51. 52.
394
Die den Venusstern repräsentierende, im gesamten altsüdarabischen Raum verehrte (männliche) Gestirnsgottheit, welche der nordwestsemitischen Astarte bzw. der babylonischen Isˇtar entspricht. Zu den im Rahmen der Briefeinleitungsformel häufig angerufenen Gottheiten zählen neben 2Attar der sabäische Hauptgott 3Almaqah (vgl. Text Nr. 7) sowie Du¯ Sama¯wı¯, ¯ ˇ awf und in den nördlich angrenzenden Regionen beheimateten der Stammesgott¯ der im G 3Amı¯r. Vgl. auch Anm. 60. Wörtlich: »geschrieben« (strk). w-h3 f-3l yhdgn b-(sic!)htbn˙ l-k kl 3hsn-k, die auf b- folgende Infinitivkonstruktion wörtlich: ˘ ˙ gegenüber ˙˙ gut sein zu lassen«; die Wendung htb l- im Sinne von »Deine Untergebenen Dir ˙ »jemandem Gutes wünschen« ist noch in weiteren Briefen bezeugt (z. B. Mon.script.sab. 16/ 2, unpubl.). sn2w, antiker Name von San2a¯3, der heutigen Hauptstadt des Jemen. Vermutlich handelt es ˙ ˙sich hierbei um den Aufenthaltsort des Absenders und damit auch den Herkunftsort des vorliegenden Briefes. Die im südjemenitischen Hochland gelegene Hauptstadt der Himyar, welche in den ersten ˙ drei nachchristlichen Jahrhunderten mit dem nördlich angrenzenden Sabäerreich (mit den Zentren Ma¯rib und San2u¯) um die politische Vorherrschaft in Südarabien rangen (vgl. ˙ zwischen den Briefpartnern verkehrende Rahbum ist folglich zuAnm. 66). Der als Bote ˙ geeilt, um sogleich nächst, mit dem erwähnten Schreiben des Sˇafnum, nach San2u¯ zu 3Arzan ˙ Sˇafnum muß folglich von einem nach Zafa¯r weiterzureisen. Der vorliegende Antwortbrief an ˙ Boten in den G ˇ awf transportiert worden sein. anderen
Sabäische Briefe
Mon.script.sab. 557 An die Verantwortlichen des Kanals Hirra¯n 53) (zur Zeit) des Herbst(regens) sowie (2) (an) die Angehörigen der (Sippe) Sa2dum von Wahb3awa ¯ m, dem Angehörigen der (Sippe) (3) Sˇalla¯lum. Was Euch betrifft, so laßt (4) Sa2dtawa¯n, den Angehörigen der (Sip¯ mfr2 (= Maßeinheit) pe) Gadanum, 54) ununterbrochen (5) sechzig aufeinanderfolgende ˇ ableiten von dem Wasser (6) der Banu¯ Salla¯lum im Winter! 55) Und laßt ihn (7) den Kauf und die Abgabeverpflichtung (dieses Wassers) nicht beglaubigen, denn (8) 2Alha¯n hat ihn (bereits) beglaubigen lassen. Diese Botschaft 56) fand (9) statt im Monat Du¯ 3Ala¯3ilat des ¯ des Angehözweiten Jahres (10) des (Eponymen) Wadı¯d3[il, des Sohnes des Nasˇa3ka]rib, rigen der (Sippe) (11) Hadmat. 57) Wahbtawa¯n (hat dies geschrieben/unterzeichnet). 58) ¯ ˙ ¯ Signatur
7. Bestellung von Nahrungsmitteln Palmblattrippe (13,2 2,5 cm) mit achtzeiliger Inschrift, welche sich vollständig über Vorder- und Rückseite erstreckt. Die Schrift gehört bereits in die Spätphase der paläographischen Stufe Ry IVa und kann somit wohl in die zweite Hälfte des 3. Jh. n. Chr. datiert werden. 59) Veröffentlichung: J. Ryckmans/W. W. Müller/Y. M. Abdallah aaO 54 f. und 86 f. Tf. 7A-B Nr. 7. Die Passagen mit Bezug auf pflanzliche Produkte sind wiederum behandelt von A. Sima, Tiere, 197 Bsp. 3 und 207 Bsp. 1.
53.
54. 55.
56. 57. 58. 59.
Der mit dem gleichnamigen, in die Oase um die Nachbarstädte Nasˇqum/al-Bayda¯3 und Nasˇ˙ aus demsˇa¯n/as-Sawda¯3 entwässernden Wadi zu identifizierende Wasserlauf ist bereits in der selben Gebiet stammenden Widmungsinschrift MAFRAY-al-Bayda¯3 100/4 genannt, welche ˙ einen verwandten Hintergrund aufweist und anhand der in ihr genannten Herrschernamen um das Jahr 200 n. Chr. datiert werden kann (vgl. Ch. J. Robin, À propos, 232). In der Sabäerhauptstadt Ma¯rib beheimateter, einflußreicher Familienverband. Der zugrundeliegende Vorgang ist bereits in der ebenfalls auf einem Holzstäbchen niedergelegten Urkunde YM 11726=TYA 11 thematisiert: bd 2 sb2t w-3rb2y mfr2tm tlym b(2)n mwy ˇstyn d-ytsynn 3qdmtn bn 2tk(3)ln w-bn hlhlm l-whb3wm˙ bn 3wsm »Die Menge von 47 aufein¯ ¯ ˙ ˙ Wasser der Wintersaison, welche die Verantwortanderfolgenden mfr2 (an Wasser) von dem lichen, (nämlich) die Banu¯ 2Utkula¯n und die Banu¯ Halhalum, Wahb3awa¯m, dem Angehöri¯ ˙ ˙ Wassermengen gen der (Sippe) 3Awsum, garantieren (…)«. Bestimmte werden innerhalb des Bewässerungssystems an die diversen Anrainer verteilt und auch unter diesen gehandelt. Die in beiden Texten mit dem Titel 3qdmt bezeichneten Beamten sind für die korrekte Abwicklung dieses Austausches verantwortlich. Als Bezeichnung für das vorliegende Schriftstück steht hier das nicht selten in der Briefeinleitung begegnende Nomen tbyt, was den formalen Charakter des Schreibens als Brief unter˙ streicht. Ein Eponym dieses Namens ist bislang nicht bekannt, wenngleich die einzelnen Personenbzw. Sippennamen durchaus zum regelmäßigen Repertoire des Onomastikons des mittelsabäischen Eponymates gehören. Vgl. Anm. 37. Der Schriftduktus weist Ähnlichkeiten mit demjenigen der Urkunde Mon.script.sab. 1 auf, bezüglich welcher gewisse Indizien für eine Datierung um das Jahr 270 sprechen (vgl. P. Stein, The inscribed wooden sticks, 269).
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Peter Stein
YM 11729 = TYA 7 An Wa2dkarib und Qassa¯sum von Ratad3il aus (der Sippe) Qasˇ¯ıba¯n. (2) Sei von ihm ge¯ (3) Euch Glück leuchten lassen. Dafür, daß von grüßt. Mögen 2Attar und 3Almaqahu¯ 60) ¯ Eurer Seite Wohlergehen (berichtet wurde), haben (4) sie (sc. die Absender) gedankt. Von ihrer Seite wurde (ebenfalls) Wohlergehen berichtet. Wenn Du nun (5) von Yahna3, dem ›Reiter‹, 61) zwei m2sˇr(= Maßeinheit) Sesam mitgebracht hast, so (6) bringe (auch) von Rabb3awa¯m, dem ›Mukarrib‹, 62) einen vollen ›Sack‹ 63) (7) Mehl und dazu vier m2sˇr sowie ein sb2t(= Maßeinheit) (8) Salz, Linsen und mshy. 64) Euch sei Glück (beschieden)./// ˘ 8. Beschwerde über die Entsendung eines falschen Boten Rundholz (19,7 2,1 cm). Die Inschrift aus 7 langen sowie 4 weiteren, kurzen Zeilen verteilt sich wie folgt über das Schriftfeld: Nachdem der umlaufende Text mit 7 Zeilen den Ausgangspunkt in Form der waagerechten Begrenzungslinie wieder erreicht hat, wurde der Rest des Textes, nach Drehung des Stäbchens um seine senkrechte Achse und damit kopfstehend zum Vorausgehenden, in 4 kurzen Zeilen auf den schmalen linken Rand des Schriftfeldes geschrieben. 65) Die der paläographischen Stufe Ry IVb angehörende Inschrift dürfte gegen Ende der altsüdarabischen Überlieferungsgeschichte, mithin im 5. oder gar frühen 6. Jh. n. Chr. verfaßt worden sein, worauf die Anrufung des monotheistischen Gottes verweist. Zwar hat die offizielle Konversion des himyarischen Herrscherhauses zum (jüdisch orientierten) Monotheismus bereits in ˙der zweiten Hälfte des 4. Jh. n. Chr. stattgefunden. 66) Andererseits gibt es Grund zu der Annahme, daß die alten Kulte auf der Ebene der Volksfrömmigkeit ˇ awf bis in das 5. Jh. hinein fortbestanden haben jedenfalls im nordjemenitischen G könnten. Der Text ist unpubliziert. 60. 61. 62. 63. 64. 65. 66.
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Orthographische Variante von 3Almaqah, dem Hauptgott des Sabäerreiches, welcher auch in einem Tempel in Nasˇqum (heute al-Bayda¯3), der Schwesterstadt von Nasˇsˇa¯n/as-Sawda¯3, Ver˙ ehrung genoß. Das Epitheton rkbn deutet auf eine berufliche Funktion des Genannten in der (königlichen) Truppe hin. mkrbn, wohl ebenfalls eine Berufsbezeichnung; eine Verbindung mit dem in altsabäischer Zeit verbreiteten, ebenso geschriebenen Herrschertitel ist mit Sicherheit auszuschließen. dbyt, vermutlich ebenfalls eine Maßeinheit wie die umgebenden, etymologisch weniger kla˙ Nomina. ren Welches Handelsgut sich hinter diesem Begriff verbirgt, ist unklar. Dies ist ein auch in anderen Minuskelinschriften übliches Verfahren, den Text bei unvorhergesehener Knappheit des häufig durch senkrechte Linien auch seitlich begrenzten Schriftfeldes zu vollenden. Der im südjemenitischen Hochland beheimatete Stammesverband der Himyar (vgl. Anm. 52) ˙ hat sich gegen Ende des 3. Jh. als Alleinherrscher in Südarabien durchgesetzt, besitzt seitdem ˇ awf und damit den Fundort unserer Briefe. also auch die formelle Oberhoheit über den G Nurmehr in den ersten Jahrzehnten ihrer Herrschaft über Saba3 erwies das himyarische Herr˙ scherhaus dem traditionellen Kult des 3Almaqah in der alten Sabäerhauptstadt Ma¯rib noch ihre Reverenz. Die erste von himyarischen Königen verfaßte explizit monotheistische Inschrift entstammt dem Jahre 384, ˙eine von Privatpersonen gesetzte Inschrift mit entsprechender Gottesanrufung (b2l smyn, vgl. Anm. 69) ist bereits ein bis zwei Jahrzehnte früher anzusetzen (vgl. Ch. J. Robin, Le judaïsme de Himyar, Arabia 1 [2003] 97-172, hier: 102-105). ˙
Sabäische Briefe
Mon.script.sab. 6 Neuigkeiten und Grüße 67) an die Autorität 68) von 3Ilm[..] (2) aus (der Sippe) Habza¯n von ˘ ma¯na¯n, 69) 3Ahmad aus (der Sippe) Ra¯sib und 3Absˇammar (3) aus (der Sippe) Habza¯n. Rah ˘ ˙ nun sie ˙ (4) der im Himmel ist, segne Eure Autorität mit Glück und Wohlergehen. Was (5) (sc. die Absender) betrifft, so haben sie kundgetan, Euch zu schreiben, daß 3Asˇra2 (noch) nicht bei ihnen angekommen ist. (6) (Statt dessen?) ist […] bei ihnen angekommen und erschienen. Ihr habt (aber) zugesichert, (7) 3Asˇra2 (zu schicken). Eurer Autorität (8-11) seien Glück und Recht 70) (beschieden)./// Abbildungen:
1. Beispiele sabäischer Briefe sowie (unten) einer Urkunde (Bayerische Staatsbibliothek München) 67. 68. 69.
70.
d-33rhm w-slmnm, wörtlich: »(etwas) an Ereignissen und Grüßen«, vgl. akkadisch ˇsulma¯nu ˘ ¯»Begrüßung«. Diese Briefeinleitungsformel begegnet in zahlreichen Briefen der spätsabäischen Periode (z. B. Mon.script.sab. 4/1, 5/1 und 436/1, sämtlich unpubl.). Das Nomen thrg »Autorität« (vgl. Sab.Dict. 70) wird in Fällen wie diesem im Sinne einer ˙ gebraucht. höflichen Anrede Wörtlich: »der Barmherzige«, Name der in Südarabien seit dem ausgehenden 4. Jh. n. Chr. verehrten monotheistischen Gottheit, welche daneben auch schlicht »(der) Gott« (3ln bzw. 3lhn) genannt wird und nicht selten ein Epitheton »Herr des Himmels (und der Erde)« (mr3 bzw. b2l smyn (w-3rdn)) trägt. Rahma¯na¯n wird unterschiedslos von Juden und Christen ange˙ ˙ rufen, eine konfessionelle Spezifizierung ist nur in den wenigsten Fällen zu beobachten, z. B. brk w-tbrk sm rhmnn d-b-smyn w-ys´r3l w-(2)3lh-hmw rb-yhd C 543/1 f. »Gesegnet und geprie˙ Rah¯ma¯na¯ns, welcher im Himmel ist, Israel und ihr Gott, der Herr der Jusen sei der Name den« gegenüber b-sm˙ rhmnn w-bn-hw krs´ts´ g˙lbn Ist 7608bis/16 »Im Namen Rahma¯na¯ns und ˙ seines Sohnes Christus,˙ des Siegreichen« (vgl. auch TUAT.NF II, 363 unten). Schließlich lebt der Name auch im Arabischen in Form von ar-Rahma¯n, einem Beinamen Allahs, fort. ˙ dyn, vgl. hebräisch dı¯n.
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Peter Stein
2. Faksimile (Abrollung) des auf eine Palmblattrippe geschriebenen Briefes Mon.script.sab. 129 (P. Stein, A Sabaic proverb. The Sabaic minuscule inscription Mon.script.sab. 129, Proceedings of the Seminar for Arabian Studies 34 [2004], 331-341)
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VIII. Griechische Briefe aus Ägypten Andrea Jördens Nicht nur für schriftliche Mitteilungen rein privaten Charakters wurde der Brief im ptolemäischen und römischen Ägypten gern genutzt; auch an die verschiedensten Behörden gerichtete Eingaben bedienten sich dieser Form, ebenso wie im übrigen Verträge, die ohne amtliche Mitwirkung entstanden, hier allerdings unberücksichtigt bleiben sollen. 1) Schon von daher ist der Charakter der Schreiben freilich nicht immer eindeutig zu klären. Als politische Briefe in weitestem Sinne sind sicherlich die beiden Schreiben des Ammoniterfürsten Tubias an den ptolemäischen Finanzminister Apollonios zu betrachten (Nr. 1), vor allem aber die Briefe dreier Kaiser an die Alexandriner (Nr. 2.1; 2.3) und die sog. 6475 Griechen des Fayyu¯m (Nr. 2.2). Solche Briefe konnten schließlich sogar Gesetzeskraft gewinnen, wie das sehr viel spätere Schreiben Gordians III. an die Antinoiten (Nr. 2.4) zeigen mag. Ganz unterschiedlichen Charakter tragen dagegen die Briefe, die den bekannten jüdischen Renegaten Dositheos erwähnen (Nr. 3). Verwaltungskorrespondenz ist zu entnehmen, daß er keineswegs als einziger Jude zu hoher Stellung am Ptolemäerhof gelangte (Nr. 4). Eine Eingabe zu den Auswirkungen der indigenen Revolten (Nr. 5) oder ein Anschreiben zum Besuch eines römischen Senators (Nr. 6) lassen historische Entwicklungen faßbar werden, während eine Reihe von Petitionen (Nr. 7) oder die Papiere eines Festungskommandanten (Nr. 8) Einsicht in das Alltagsleben unter den Ptolemäern geben. Dieselbe bunte Mischung amtlicher und privater Korrespondenz wie in den letzteren findet sich auch in dem kaiserzeitlichen Familienarchiv des Strategen Apollonios (Nr. 9), aus dem zugleich ein Schlaglicht auf die Ereignisse des jüdischen Bürgerkrieges in hadrianischer Zeit fällt.
1. Zwei Schreiben des Ammoniterfürsten Tubias Zu den Verbündeten des Ptolemaios II. Philadelphos im Zweiten Syrischen Krieg (260-253 v. Chr.) zählte auch der Ammoniterfürst Tubias aus dem alten jüdischen Geschlecht der Tobiaden (vgl. Esr 5,37; Neh 17,62). In zwei Briefen vom 13. Mai 257 1.
Weitere Einblicke bietet das inzwischen leider vergriffene Büchlein von W. Schubart, Ein Jahrtausend am Nil, Berlin 1923, in dem über 100 Briefe aus dem griechisch-römischen Ägypten in Übersetzung gesammelt sind; ihm ist unten Nr. 9.4 entnommen.
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Andrea Jördens
v. Chr. kündigt er dem ptolemäischen Finanzminister Apollonios Geschenke für ihn selbst und den König an. Beide Schreiben wurden in Philadelpheia, dem heutigen Ku¯m al-Hara¯ba al-Kabı¯r, unter den Papieren des Zenon gefunden, der zuvor mehrere Jahre im˘ Auftrag des Apollonios in Palästina tätig gewesen war und später dessen Güter im Fayyu¯m verwaltete. 2)
1.1 Brief des Tubias an Apollonios über vier geschenkte Sklaven
Nach P. Cair. Zenon I 59076 (auch CPJ I 4) übersendet Tubias dem Apollonios vier detailliert beschriebene Sklavenkinder. (1) Tubias
dem Ap[ollonios Grüße.] Wenn Du wohlauf bist und alle Deine Angelegenheiten und alle übrigen Dinge Di[r nach Wunsch sind, gro]ßer Dank den Göttern! Auch ich selbst bin gesund gewesen, der ich allez[eit die Erinnerung an] Dich pflege, wie es nur recht ist. (3) Ich habe Dir Aineas gesandt, der Dir ein[en Eunuchen] und vier Sklaven[kinder von rascher Auffassu]ngsgabe und guter Abstammung bringt, von denen zwei nicht beschnitten [sind]. (4) Wir haben Dir aber auch die Beschreibungen von den Sk[lavenkin]dern unten angefügt, damit Du Bescheid weißt. (6) Lebewohl. 29. Jahr, 10. Xandikos. 3) Haimos, etwa
Atikos, etwa
Audomos, etwa
Okaimos, etwa
10 Jahre
8 Jahre,
10 Jahre,
7 Jahre,
mit dunkler Haut,
mit honigfarbener Haut,
mit schwarzen Augen,
mit rundem Gesicht,
krausem Haar,
krausem Haar,
krausem Haar,
Stupsnase, blauen Augen,
(11) schwarzen
etwas breiter Nase,
Augen,
Stupsnase, Schmollmund,
rötlicher Haut, drahtig,
ziemlich breiter Kinn- schwarzen Augen, lade
Narbe neben der Narbe auf der Stirn rechten Augenbraue,
und Warzen auf dem Narbe unter dem Kiefer, Auge,
beschnitten.
dem rechten, unbeschnitten.
dem rechten, unbeschnitten.
(Rs.) Tubias
über der rechten Augenbraue, beschnitten.
wegen eines Eunuchen und 4 Sklavenkindern, die er ihm gesandt hat, an A[pollonios.] 29. Jahr, 16. Artemisios, in Alexandria. 4)
2. 3. 4.
400
Vgl. bereits TUAT.NF I, 314 ff. (Kap. VII Nr. 1-4). 13. 5. 257 v. Chr. Empfangsvermerk vom 17. 6. 257 v. Chr.
Griechische Briefe aus Ägypten
1.2 Brief des Tubias an Apollonios über dem König geschenkte Tiere
Da Tubias durch Apollonios von dem ausgeprägten Interesse Ptolemaios’ II. an Tieren erfahren hatte, ließ er dem König eine Reihe von teils ungewöhnlichen Kreuzungen zukommen. In P. Cair. Zenon I 59075 (auch CPJ I 5) teilt er Apollonios dies mit und fügt eine Abschrift seines Begleitschreibens an den König bei. (1) Tubias
dem Apollonios Grüße. Wie Du mir geschrieben hast, [dem König Gastgeschenke] zu senden im Monat [Xandikos, 5)] habe ich Dir am zehnten Xandik[os Aineas], einen unserer Leute, gesandt, [der Dir bringt:] (3) zwei Pferde; sechs Hunde; einen Maul[esel] von einem Esel; zwei arabische weiße Zugtiere; [zwei Füll]en von einem Maule[sel]; ein Füllen von einem Wildesel; die sind (alle) zahm. (5) Ich habe [Dir] aber auch den Brief gesandt, der von uns über die Gastgesch[enke] für den König geschrieben wurde, ebenso auch die Abschriften davon, damit Du Bescheid weißt. Lebewohl! (8) 29. Jahr, 10. Xandikos. 6) (9) Dem König Ptolemaios Grüße, Tubias. Ich habe Dir gesandt: [zwei Pf]erde; sechs Hunde; einen Maulesel von einem Esel; [zwei ar]abische weiße Zugtiere; zwei Füllen von einem Maulesel; ein Füllen von einem Wildesel. (12) Lebewohl. (Rs.) Tubias über die dem König gesandten Dinge, und von dem Brief an den König die Abschrift, an Apollonios. 29. Jahr, 16. Artemisios, in Alexandria. 7)
2. Kaiserliche Briefe 2.1 Claudius an die Alexandriner
Nicht zuletzt wegen der zahlreichen hochbrisanten Fragen, die darin angeschnitten sind, zählt der 1924 von H. Idris Bell als P. Lond. VI 1912 edierte, ausführliche Brief des Kaisers Claudius an die Einwohner von Alexandria zu den am häufigsten behandelten Dokumenten, die auf Papyrus überliefert sind. 8) Seine Erhaltung ist allein dem ungewöhnlichen Umstand zu verdanken, daß er mitsamt dem statthalterlichen Edikt vom 10. 11. 41 n. Chr., das seine Publikation verfügte, und weiteren weniger bedeutsamen Schriftstücken auf die Rückseite eines Steuerregisters aus dem mittelägyptischen Dorf Philadelpheia 9) kopiert wurde. Danach hatten die Alexandriner anläßlich der Thronbesteigung des Claudius eine Gesandtschaft an den Kaiserhof geschickt, die ihm mit den Glückwünschen der Stadt zugleich eine Reihe von Bitten
5. 6. 7. 8. 9.
Mai/Juni 257 v. Chr. 13. 5. 257 v. Chr. Empfangsvermerk vom 17. 6. 257 v. Chr. Auch CPJ II 153 sowie aufgenommen bei J. H. Oliver, Greek Constitutions of Early Roman Emperors from Inscriptions and Papyri, Philadelphia 1989, Nr. 19. Das heutige Ku¯m al-Hara¯ba al-Kabı¯r im NO des Fayyu¯m, in dem auch die unter Nr. 1 be˘ sog. Zenon-Archiv gefunden worden waren. handelten Texte aus dem
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Andrea Jördens
vortragen sollte. Trotz gewisser Vorbehalte gibt Claudius in seiner hiermit vorliegenden, von deutlichem Wohlwollen geprägten Antwort den meisten Anliegen statt. Nur in zwei Punkten bleibt er unnachgiebig: Obwohl er hier noch zusagt, die Bitten der Alexandriner um die Einrichtung eines Rates zu prüfen, wird er dies am Ende abschlagen; vor allem aber geht er scharf mit den griechisch-jüdischen Auseinandersetzungen ins Gericht, wobei er beide Seiten gleichermaßen in die Pflicht zu nehmen sucht. Er sei zwar bereit, über das Geschehene hinwegzusehen, doch werde seine Geduld ein Ende haben, wenn nicht beide Parteien es endlich lernten, sich gegenseitig zu respektieren und auf Provokationen zu verzichten. (1) Lucius
Aemilius Rectus 10) spricht: 11) Da bei der Verlesung des heiligsten und wohltätigsten Briefes an die Stadt angesichts ihrer Größe nicht die gesamte Stadt zugegen sein konnte, hielt ich es für notwendig, den Brief auszuhängen, damit ein jeder für sich ihn durchlesen kann und ihr die Größe unseres Gottes des Kaisers bewundert sowie (ihm) dankbar seid für sein Wohlwollen gegenüber der Stadt. (11) Im 2. Jahr des Tiberius Claudius Caesar Augustus Germanicus Imperator, 12) im Monat Neos Sebastos, 13) am 14. 14) (14) Tiberius Claudius Caesar Augustus Germanicus Imperator, pontifex maximus, 15) Inhaber der tribunizischen Gewalt, 16) designierter Konsul, der Stadt der Alexandriner Grüße. (16) Tiberius Claudius Barbillus; 17) Apollonios, Sohn des Artemidoros; Chairemon, Sohn des Leonidas; Marcus Iulius Asclepiades; Gaius Iulius Dionysius; Tiberius Claudius Phania; Pasion, Sohn des Potamon; Dionysios, Sohn des Sabbion; Tiberius Claudius Apollonius, Sohn des Ariston; 18) Gaius Iulius Apollonius; Hermaiskos, Sohn 10.
11. 12. 13.
14. 15. 16.
17. 18.
402
Präfekt 41/42 n. Chr. Auf ihn dürfte auch der von Cassius Dio LVII 10, 5 irrigerweise Tiberius in den Mund gelegte, vermutlich aber eher Claudius zuzuschreibende Tadel des Kaisers zu beziehen sein, wonach »die Schafe geschoren, aber nicht kahlrasiert werden« sollten, da kaum mit zwei gleichnamigen Präfekten dieses Namens zu rechnen ist; vgl. nur J. Schwartz, Préfets d’Égypte sous Tibère et Caligula, ZPE 48 (1982) 189-192, bes. 189. Das einfache, formelhafte dicit bzw. lffgei kennzeichnet die folgende Verlautbarung als magistratisches Edikt. Claudius, Kaiser 41-54 n. Chr. Die Umbenennung des ägyptischen Monats Hathyr zu Ehren des »neuen Augustus« Tiberius, der in eben diesem Monat geboren war, erfolgte offenbar bald nach seiner Thronbesteigung und sollte sich vor allem in amtlichen Dokumenten bis in das 3. Jh. n. Chr. halten, vgl. nur K. Scott, Greek and Roman Honorific Months, YClS 2 (1931) 199-278, bes. 243 f. 10. 11. 41 n. Chr. Seit der Wahl des Augustus zum obersten Staatspriester im Jahr 12 v. Chr. bekleideten sämtliche Kaiser diese Würde, die damit zu einem regulären Bestandteil der römischen Kaisertitulatur wurde. Die seit dem Jahr 23 v. Chr. jedem Kaiser auf Lebenszeit verliehene tribunicia potestas stellte eine zentrale Stütze seiner ursprünglich nicht formell begründeten Herrschaft dar, da erst durch sie ein politisches Handeln in Rom von Rechts wegen ermöglicht wurde. Die jährliche Erneuerung dieser Gewalt, die hier aufgrund der unmittelbar vorangegangenen Thronbeisteigung noch aussteht, kommt insofern einer Zählung der Regierungsjahre gleich. Ob dieser Alexandriner mit dem von 55 bis 59 n. Chr. amtierenden Präfekten Ti. Claudius Balbillus identisch ist, ist weiterhin umstritten; vgl. dazu zuletzt F. Mitthof, CPR XXIII, 17 f. mit Anm. 11. Daß dieser Gesandte sowohl die typisch römischen tria nomina als auch den Namen seines Vaters führt, wie es griechischer Sitte entsprach, dürfte auf eine erst kurz zuvor erfolgte Verleihung des Bürgerrechts schließen lassen.
Griechische Briefe aus Ägypten
des Apollonios, eure Gesandten, (20) brachten, als sie mir den Beschluß übergaben, vieles hinsichtlich der Stadt zur Sprache und führten mir natürlich das Wohlwollen euch gegenüber vor Augen, über das ihr, wie ihr wohl wißt, seit langer Zeit gehegt und gepflegt bei mir verfügt, (23) da ihr euch von Natur aus loyal gegenüber den Kaisern verhaltet, wie mir aus vielen Indizien kenntlich geworden ist, ihr euch aber bevorzugt um meine Familie bemüht habt wie auch umgekehrt, wovon – um nur das letzte zu nennen und alles andere zu übergehen – der größte Zeuge mein Bruder Germanicus Caesar ist, der recht passende Worte an euch gerichtet hat. 19) (28) Daher habe ich die Ehren, die mir von euch zuteil geworden sind, gerne entgegengenommen, obwohl ich in diesen Dingen nicht leichtfertig bin. (29) Und als erstes gebe ich euch die Erlaubnis, meinen Geburtstag als dies Augusta zu feiern auf die Weise, wie ihr es selbst vorgeschlagen habt, und gestatte euch, Aufstellungen von Statuen vorzunehmen von mir und meinem Haus an jeglichem Ort; (32) denn ich sehe, daß ihr euch darum bemüht habt, überall Denkmäler eurer Loyalität gegenüber meiner Familie zu errichten. (34) Von den beiden gol[den]en Standbildern aber soll dasjenige, das die Pax Claudiana Augusta dar[st]ellt, wie mein verehrtester Barbillus17) vorgeschlagen und unablässig gedrängt hat – was ich aber ablehnen muß, da es [zu se]hr als Provokation w[irk]en könnte –, (dem Kult) der Roma geweiht werden; (38) das andere aber soll auf die Weise, wie ihr es erbittet, an den Namenstagen bei euch an den Festzügen teilnehmen; mit ihm soll aber auch ein Thronsessel mitziehen, ausgestattet mit welchem Schmuck ihr wünscht. (40) Es ist vielleicht töricht, wenn der, der so große Ehren zuläßt, es ablehnt, daß eine Phyle Claudiana 20) eingerichtet wird und heilige Stätten in jedem Gau Ägyptens existieren. (42) Daher gebe ich euch auch dazu die Erlaubnis; wenn ihr aber wollt, stellt auch von meinem Prokurator Vitrasius Pollio 21) Reiterstandbilder auf. (44) Die Aufstellung der Quadrigen, hdiei ihr mir han den Einfallsitoren zum Land errichten wollt, gestatte ich – die eine bei dem sogenannten Taposiris in Libyen, 22) die andere bei dem Pharos 23) in Alexandria, die dritte bei Pelusion 24) in Ägypten aufzustellen –, (48) einen Oberpriester für mich und die Einrichtung von Tempeln aber verbitte ich mir, da ich keine Provokation für die Menschen meiner Zeit sein will, Heiligtümer und ähnliches aber meinem Urteil nach von Menschengedenken an allein den Göttern als Vorzugsgabe gegeben wurden. (52) Bezüglich der erbetenen (Rechte) aber, die von mir zu empfangen ihr euch bemüht habt, erkenne ich folgendermaßen: (53) für alle, die den Ephebendienst durchlaufen ha19.
20. 21. 22. 23. 24.
Der seinerzeitige Thronfolger Germanicus Iulius Caesar (15 v. Chr. – 19 n. Chr.) hatte sich im Jahr 19 n. Chr. einige Monate in Alexandria aufgehalten, wo er besonders durch großzügige Getreidespenden Beliebtheit gewann; zwei von ihm während dieser Zeit erlassene Edikte sind in SB I 3924 (auch bei J. H. Oliver [wie Anm. 8] Nr. 16-17) erhalten. Zu den alexandrinischen Phylennamen vgl. nur D. Delia, Alexandrian Citizenship During the Roman Principate, Atlanta 1991, 63 ff. C. Vitrasius Pollio, Präfekt 39-41 n. Chr. Taposiris Magna, heute Abu¯ S¯ır, zu unterscheiden von dem in der Nähe von Alexandria gele˙ genen Taposiris Parva. Die Alexandria vorgelagerte, mit dem Festland durch das sog. Heptastadion verbundene Insel, auf der sich auch der zu den Sieben Weltwundern gerechnete gleichnamige Leuchtturm befand. Das heutige Tall al-Farama am östlichsten Nilarm.
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Andrea Jördens
ben bis zu meiner Herrschaft, bewahre ich weiterhin das alexandrinische Bürgerrecht fest, mit all den Ehrenrechten und Privilegien der Stadt, außer wenn einige sich bei euch eingeschlichen haben sollten, die als Abkömmlinge von Sklaven den Ephebendienst durchliefen; (57) und auch all das andere will ich nicht weniger fest sein lassen, was euch geschenkt wurde sowohl von den Herrschern vor mir als auch den Königen und den Präfekten, wie es auch [der] Gott Augustus 25) bekräftigt hat. (60) Die Kaiserpriester aber des Tempels in Alexandria, der dem Gott Augustus gehört, sollen meinem Willen nach durch Los bestimmt werden, wie auch die in Kanopos 26) desselben Gottes Augustus ausgelost werden. (62) Den Beschluß darüber aber, daß die städtischen Ämter (nur noch?) dreijährig sein sollen, scheint ihr mir auch sehr schön getroffen zu haben; denn aus der Furcht heraus, Rechenschaft ablegen zu müssen über die Dinge, die sie im Amt schlecht verwaltet haben, werden die Amtsträger euch gegenüber ein maßvolleres Verhalten zeigen während ihrer Zeit im Amte. (66) Bezüglich des Rates aber – was einstmals Gewohnheit bei euch (war) unter den alten Königen, vermag ich nicht zu sagen; daß ihr aber unter den Kaisern vor mir keinen besaßet, wißt ihr ganz genau. (68) Da nun also erstmals ein neuartiger Plan vorgelegt wurde, bei dem noch unklar ist, ob er zuträglich sein wird für die Stadt und meine eigenen Angelegenheiten, habe ich Aemilius Rectus10) geschrieben, ihn zu prüfen und mir darzulegen einerseits, ob es nötig ist, diese Institution einzurichten, und andererseits auf welche Art und Weise dies geschehen sollte, wenn sie denn zusammentreten müßte. (73) Welche Partei für das Zerwürfnis und den Aufruhr – oder besser, wenn man die Wahrheit sagen soll: den Krieg – mit den Juden die Verantwortung trägt, auch wenn aus der Gegnerschaft heraus eure Gesandten und vor allem Dionysios, der Sohn des Theon, sich ehrgeizig darum bemühten, habe ich gleichwohl nicht im Detail herausfinden wollen, da ich bei mir gegen diejenigen, die wieder damit angefangen haben, einen Zorn gehegt und gepflegt habe, der keine Reue kennt. (79) Kurzum, ich sage euch: Wenn ihr diesen verderblichen, eigensinnigen Zorn gegeneinander nicht beendet, werde ich gezwungen sein zu zeigen, was es heißt, wenn ein menschenfreundlicher Herrscher zu gerechtem Zorn getrieben wird. (82) Daher dringe ich noch einmal darauf, daß die Alexandriner sich sanft und menschenfreundlich verhalten gegenüber den Juden, die doch dieselbe Stadt seit langer Zeit bewohnen, und ihnen nichts von dem, was bei ihnen hinsichtlich der Verehrung ihres Gottes Gesetz ist, zuschanden machen, sondern sie ihre Gebräuche ausüben lassen wie schon unter dem Gott Augustus25), was auch ich, nachdem ich beide Seiten gehört habe, bekräftigt habe; (88) und umgekehrt gebiete ich auch den Juden, sich nicht unnötig über das hinaus, was sie zuvor hatten, zu bemühen und nicht mehr, als ob ihr zwei Städte bewohntet, in Zukunft zwei Gesandtschaften zu senden, was auch zuvor niemals getan wurde; (92) sich auch nicht mehr in die Wettkämpfe der Gymnasiarchen oder Kosmeten einzudrängen, 27) da ihr eure eigenen Früchte erntet, aber auch in einer fremden Stadt die Fülle aller Güter genießen könnt; (94) und auch
25. 26. 27.
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Der verstorbene Kaiser, 30 v. Chr. – 14 n. Chr. Bedeutendes religiöses Zentrum am westlichsten Nilarm, heute Ku¯m Samadı¯. Von den höchsten städtischen Amtsträgern in Alexandria veranstaltete Agone, die offenbar nur Bürgern vorbehalten waren; vgl. auch D. Delia (wie Anm. 20), 86.
Griechische Briefe aus Ägypten
nicht Juden, die aus Syrien oder Ägypten herabsegeln, hereinzubringen oder hereinzulassen, wodurch ich gezwungen sein würde, größeren Verdacht zu schöpfen. (98) Falls (sie das) aber doch (tun), werde ich auf jede Weise gegen sie vorgehen, so als ob sie eine Art allgemeine Krankheit über die Welt brächten. (100) Wenn ihr beide davon Abstand nehmt und mit Sanftmut und Menschenfreundlichkeit miteinander leben wollt, dann werde auch ich höchste Fürsorge walten lassen für die Stadt wie für ein schon von den Vorfahren her uns zugehöriges Familienmitglied. (105) Meinem Freund Barbillus17) bezeuge ich, stets fürsorglich für euch bei mir eingetreten zu sein – auch jetzt hat er sich mit allem Ehrgeiz hinsichtlich des Kampfes für euch einge[setzt] –, ebenso auch meinem Fre[und] Tiberius Claudius Archibius. (109) Lebt wohl.
2.2 Nero an die 6475 Griechen des Fayyu¯m
Der heute in Mailand aufbewahrte Papyrus, auf dessen Vorderseite zwei Fabeln Äsops aus spätptolemäischer Zeit stehen, enthält auf der Rückseite die Abschrift eines kaiserlichen Schreibens, das auf eine Gesandtschaft anläßlich einer Thronbesteigung antwortet und vermutlich von Nero stammt, also wohl aus dem Jahr 55 n. Chr. datiert. Obwohl der Beginn mit wenigstens einer vorausgehenden Kolumne verloren ist, ist das inzwischen in SB XII 11012 zugängliche Dokument 28) insofern von hohem Wert, als es den quasi-politischen Status der 6475 griechischen Siedler im Fayyu¯m bezeugt und deren – leider weitgehend unbekannte – Privilegien bestätigt. (I 1) …
von den übrigen zwei Dingen aber habe ich den Tempel für mich mir verbeten, da den Göttern allein eine solche Ehre von den M[ens]chen gerechterweise zuteil wi[r]d, (I 6) und ebenso den goldenen Kr[an]z, den ihr als Ehren[gab]e schicktet, da ich nicht zu Beg[inn me]iner Herrschaft euch beschwer[en möchte.] (I 10) Was alles aber i[hr, d]ie sechstausendvie[rhundertfünf]undsiebzig, als Be[sitz] von den Ka[ise]rn vor mir empfan[gen habt] … (II 1) sowohl gemeinsam von euch allen wie auch nach jedes einzelnen Anteil, daß ihr das ohne Übergriffe und Beschwernisse bewahren könnt, wie es auch der Gott mein Vater 29) gewünscht hat – (II 5) wobei ihr Zeugen seid für alles, was er der Stadt und den sechstausendvierhundertfünfundsi[eb]zig gewährte –, das befürworte und dafür ver[bür]ge ich [mich]. (II 9) Die Gesandten [waren: Ai]akidas, Sohn des Ptolemaios; Antenor, Sohn des […]ethas; Neibytas, Sohn des Neibytas; Po[lykra]tes, Sohn des Didymos; […]ision[…]; Themison …
28. 29.
Auch bei J. H. Oliver (wie Anm. 8), Nr. 39, mit Korrekturen in BL VII 224; IX 271 f. Der verstorbene Kaiser Claudius, 41-54 n. Chr.
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2.3 Trajan an die Alexandriner
Auch in dem fragmentarischen, heute in Oxford liegenden Papyrus P. Oxy. XLII 3022 aus dem Jahr 98 n. Chr. 30) dürfte es um die Bestätigung von Privilegien – hier erneut der Alexandriner – gegangen sein. Die Betonung der Nahbeziehung zu dem derzeit amtierenden praefectus Aegypti Pompeius Planta läßt zugleich kaiserlichen Glanz auch auf diesen fallen. (1) [Imperator Caesar Nerva Traianus Augustus G]erman[icus, 31) p]on[t]ife[x] maxi[mus, 32) Inhaber der tribunizisch]en Gewa[l]t zum 2. Mal, 33) Konsul, [der Stadt (oder: dem Volk?) der] Alex[andriner Grüße. (4) Im Bewußtsein (?) dessen, welche Ergebenheit (?)] eure Stadt bev[orz]ugt gegenüber den Kai[sern erzeigt,] und eingedenk der Wohltaten des Gottes [mein]es V[aters], 34) die er euch erwies … in den Anfä[ng]en seiner Herrschaft, und da … bezüglich dieser Rechte auch ich selbst euch [ge]ge[nü]ber diese eigene Einstellung habe, (10) habe ich euch zuerst mir selbst, dann auch meinem Freund und Statthalter Pompeius Planta 35) ans Herz gelegt, damit er mit aller Fürsorge für euren wohlgeordneten Frieden Sorge trage und euer Wohlergehen und die gemeinsamen wie auch eines jeden einz[elnen Re]chte; (16) woraus vollkommen klar … dies als seine größte Aufgabe … in der Meinung, daß ihr teilhaben sollt (?) …
2.4 Gordian III. an die Antinoiten
Im Jahr 1987 konnten F. A. J. Hoogendijk und P. van Minnen ein stark beschädigtes Blatt aus der Wiener Papyrussammlung publizieren, das drei von verschiedenen Händen stammende Briefe Kaiser Gordians III. an die Bürger der hadrianischen Gründung Antinoupolis enthielt. 36) Von den drei Schreiben, die sämtlich die Gewährung von Privilegien zum Inhalt haben, ist nur das mittlere so gut erhalten, daß eine Wie30. 31. 32. 33.
34. 35.
36.
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Auch bei J. H. Oliver (wie Anm. 8), Nr. 46. Trajan, Kaiser 98-117 n. Chr. Vgl. oben Anm. 15. Vgl. oben Anm. 16. Da Trajan die tribunizische Gewalt bereits im Zuge seiner Adoption durch Nerva im Herbst des Jahres 97 verliehen worden war und der Jahreswechsel inzwischen mit dem traditionellen Amtsantritt der Volkstribunen am 10. Dezember zusammenfiel, zählte das Jahr 98 bereits als sein zweites Jahr. Des verstorbenen Kaisers Nerva, 96-98 n. Chr. Präfekt 98-100 n. Chr., auch erwähnt in der Korrespondenz des Plinius (Ep. IX 1, 1; X 7; 10, 2) und daher wohl namengebend für den 1621 ermordeten Anführer der spanisch-österreichischen Partei in den Bündnerwirren, der in C. F. Meyers »Jürg Jenatsch« ein literarisches Denkmal erhielt. F. A. J. Hoogendijk/P. van Minnen, Drei Kaiserbriefe Gordians III. an die Bürger von Antinoopolis, Tyche 2 (1987) 41-74, wiederabgedruckt als SB XVIII 13774-13776. Zu der von Kaiser Hadrian am Ort des heutigen Ansina¯ asˇ-Sˇaih 2Iba¯da gegründeten griechischen Polis ˘ ˙ vgl. nur M. Zahrnt, Antinoopolis in Ägypten: Die hadrianische Gründung und ihre Privilegien in der neueren Forschung, ANRW II 10.1, Berlin; New York 1988, 669-706; zuletzt A. Jördens, Das Verhältnis der römischen Amtsträger in Ägypten zu den ›Städten‹ in der Provinz, in: W. Eck (Hg.), Lokale Autonomie und römische Ordnungsmacht in den kaiserzeitlichen Provinzen vom 1. bis 3. Jahrhundert, München 1999, 141-180, bes. 158 ff.
Griechische Briefe aus Ägypten
dergabe lohnt. In diesem nunmehr unter SB XVIII 13775 greifbaren Brief bestätigt Gordian noch einmal die schon von Hadrian gewährte, gleichwohl stets prekäre Freiheit der Antinoiten von jeglicher Einfuhrsteuer auf oberägyptische Importe für den Eigenbedarf. Von den anderen beiden Schreiben ist immerhin so viel erkennbar, daß das erste offenbar die Verlängerung der Frist betraf, innerhalb derer die Bürger Berufung gegen eine Liturgiebestellung einlegen konnten, das dritte dagegen die erbetene Erweiterung des Rates um 25 Buleuten zugestand. (1) (4.
Hand) Wegen der Zölle. Hand) Imperator Caesar Marcu]s Antonius Gordianus P[iu]s Felix [Augustus, 37) pontifex maximus, 38)] Inhaber der tribunizischen Gewalt [zum x. Mal], 39) Konsul zum 2. Mal, 40) [Vater des Vaterlandes,] de[n Ar]chonten und dem [Rat und dem Volk der Antinoit]en, der neuen Griechen, 41) [Grüß]e. (6) Von den Zöllen, von denen [der Gott Hadrian 42)] euch [schon] früher befreit hat – von denen, die festgesetzt sind [bei den soge]nannten »Zeugmata« 43) auf diejenigen Einfuhrgüter, [welche immer ihr] aus dem ob[eren Land z]u eurem eigenen Gebrauch ein[fü]hrt –, (8) sollt ihr selbstverständlich auch jetzt befreit sein, wenn nicht eine Verfügung eines Kaisers oder eine dementsprechende Entscheidung [etwas] Neues [für da]s Privileg gebracht hat. (11) Wenn, wie ihr behauptet, lediglich die Habgier der Zollbehörden daran zu rütteln gesucht hat, soll euch daraus keinerlei Sch[ade]n entstehen. (13) Die niederge[legt]e Inschriftenstele (wieder) aufzurichten liegt bei euch, sofern ihr getreuer Wortlaut von der [als Gegenstü]ck in Memphis befindlichen Inschriftenstele 44) bewahrt bleibt. (15) Gesandte waren [die] in dem Beschluß 45) [Verzeich]neten und mit ihnen Didymos [alias Maximus. Le]bt wohl. (17) Am Tag vor den Iden des März, 46) [aus Rom.] (2) [(2.
37. 38. 39. 40.
41. 42. 43.
44. 45. 46.
Gordian III., Kaiser 238-244 n. Chr. Vgl. oben Anm. 15. Vgl. oben Anm. 16. Sollte der Brief aus dem Jahr 241 datieren, wäre hier »zum 4. Mal« herzustellen, im Jahr 242 »zum 5. Mal«. Gordian III. bekleidete das Konsulat im Jahr 241 n. Chr. zum zweiten Mal, so daß der Brief mit großer Wahrscheinlichkeit aus diesem Jahr stammen dürfte. Allerdings ist nicht gänzlich auszuschließen, daß Gordian den Titel mitsamt der Zählung auch weiterhin führte. In Betracht käme insofern auch das Jahr 242, während die Folgejahre ausscheiden, da der Brief nach Z. 18 in Rom ausgestellt wurde, Gordian sich jedoch im März 243 ebenso wie 244, wo er bereits starb, im Osten des Reiches aufhielt. Dieser schon im 2. Jh. belegte Ehrentitel der Bürger von Antinoupolis ging vermutlich ebenfalls auf Kaiser Hadrian zurück, der die Stadt am 30. Oktober 130 n. Chr. selbst gegründet hatte; vgl. auch M. Zahrnt (wie Anm. 36) 686 Anm. 69. Der verstorbene Kaiser, 117-138 n. Chr. Dem Namen nach dürfte es sich hierbei um eine Zwillingsstation handeln, an der die Güter je nach Fahrtrichtung getrennt abgefertigt wurden. Vermutlich ist sie zu identifizieren mit der meist »Phylakai« genannten Zollstation zwischen Oberägypten und Mittelägypten, die an der Abzweigung des Bahr Yu¯suf vom Nil eingerichtet worden war, vgl. nur F. A. J. Hoogendijk/ P. van Minnen (wie ˙Anm. 36), 55 ff. Das Privileg der zollfreien Einfuhr von Waren für den Eigenbedarf war demnach an beiden Grenzen der mittleren Epistrategie inschriftlich aufgezeichnet gewesen, d. h. außer bei den sog. »Zeugmata« auch im Norden bei dem heutigen Mı¯t Ruhaina. D. h. dem von den Antinoiten beschlossenen Antrag, den die Gesandten dem Kaiser zur Billigung vorgelegt hatten. 14. 3. 241 oder 242 n. Chr.; zum Jahresdatum vgl. oben Anm. 40.
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3. Vier Briefe mit Erwähnung des Dositheos, Sohn des Drimylos In einer Reihe von Briefen aus der zweiten Hälfte des 3. Jh. v. Chr. ist ein hoher Funktionär mit dem typisch jüdischen Namen Dositheos erwähnt, der in einem Fall noch genauer als Hypomnematograph, also Leiter der königlichen Kanzlei, bezeichnet wird. 47) Da dieser Mann im Jahr 223/22 v. Chr. sogar zum eponymen Priester des Alexander und der zu Göttern erhobenen verstorbenen Ptolemäer avancierte, in welcher Funktion er regelmäßig auch den Namen des Vaters – Drimylos – führte, 48) muß es sich bei ihm um eben den in Mcc III 1, 3 genannten jüdischen Renegaten handeln, der Ptolemaios IV. am Vorabend der Schlacht von Raphia das Leben gerettet haben soll. Trotz gewisser Zweifel an der Historizität der dort gegebenen Schilderung, wonach allein die Umsicht des Dositheos den Anschlag eines ehemaligen Gefolgsmannes vereitelte, sind die Angaben zu seiner Person demnach wohl zutreffend.
3.1 Dositheos als Leiter der königlichen Kanzlei
In P. Mich. I 55 (auch CPJ I 127a) berichtet Philon dem Zenon49) aus Alexandria über den Fortgang eines Verfahrens, das gegen einen gemeinsamen Freund angestrengt worden war. Da die Untersuchungen die Vorwürfe als haltlos erwiesen hatten, sei mit der baldigen Freilassung des Freundes aus der Haft zu rechnen, doch habe der Hypomnematograph Dositheos das Protokoll zuvor dem König zur Billigung vorzulegen. Das nicht näher datierte Schreiben kann durch PSI IV 392, in dem ebenfalls von dieser Untersuchung die Rede ist, auf das Frühjahr 240 v. Chr. eingegrenzt werden. (1) Philon
dem Zenon Grüße. Wenn Du selbst wohlauf bist und alle, die Du willst, ist es gut; auch ich selbst bin wohlauf. (3) Du wirst gut daran tun, Dich sorgsam um die Dinge zu kümmern, wegen derer mein Bruder Ptolemaios zu Dir hinaufgesegelt ist, (6) damit er rasch zu mir umkehrt und ich nicht gehindert werde hinaufzusegeln, wenn es nötig sein sollte; (9) in Kürze gilt es nämlich, von hier fortzueilen. (11) Ich habe Dir aber auch schon früher wegen Hermokrates geschrieben, da ich mitbekommen habe, daß Du Dich in seiner Sache bemühst, und ihm das auch selbst klar gemacht habe, und ich glaube sehr, daß er innerhalb weniger Tage draußen sein werde. (16) Es wurden aber noch mehr in seiner Sache behelligt, am meisten brachte aber Kaphisophon, der Sohn des
47.
48. 49.
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Zu ihm vgl. auch die undatierte Aufstellung P. Ryl. IV 576, die eine Liste von Transportschiffen mit Angabe der Ladung, der jeweils Verantwortlichen auf dem Schiff und des Zielortes enthält. Als Eigner solcher Schiffe, die für den staatlichen Getreidetransport herangezogen wurden, firmierten stets Angehörige der obersten Schichten, zu denen hiernach eben auch Dositheos zählt; vgl. nur H. Hauben, A Jewish Ship-Owner in Third-Century Ptolemaic Egypt, AncSoc 10 (1979) 167-170. Vgl. W. Clarysse/G. Van der Veken, The Eponymous Priests of Ptolemaic Egypt (P. L. Bat. 24), Leiden 1983, 14 Nr. 68. Vgl. oben die Einl. zu Nr. 1.
Griechische Briefe aus Ägypten
Arztes Philippos, 50) zustande. (20) Und den Untersuchungsbericht, der in seiner Sache abgefaßt worden war und der ihn von allen Anschuldigungen freispricht, hat jetzt schon der Hypomnematograph Dositheos liegen, damit auch der König 51) es durchliest, bevor er freigelassen wird, da es das Übliche ist, daß es so geschieht. (27) Im übrigen aber erwarte in Kürze auch uns selbst; und von den Dingen im Hause, auch wenn Du selbst beunruhigt bist, meinen Ort zu bewachen, … (Rs.) Nach Philadelpheia 52), an Zenon.
3.2 Eingabe mit Verweis auf eine Anordnung des Dositheos
Die nicht mehr genau datierbare Eingabe P. Ent. 19 (CPJ I 127b) handelt von einer Erbschaftsauseinandersetzung. Diodoros hatte sich von Dositheos in Alexandria eine offizielle Anerkennung als Erbe nach seinem Verwandten besorgt, mußte nach der Rückkehr in sein Heimatdorf allerdings erleben, daß eine andere Verwandte sich bereits das hinterlassene private Heiligtum angeeignet hatte. Daß er in seiner Beschwerde gegenüber dem König nur den Namen, nicht aber die Funktion des Dositheos nennt, verweist auf dessen hohen Rang, ohne daß seine Rolle in dem Verfahren völlig klar ist. (1) Dem
König Ptolemaios Grüße, Diodoros. Mir geschieht Unrecht von Damasippa, einer aus Oxyrhyncha 53) im Polemon-Bezirk 54). (2) Und zwar hatte ich von Dositheos eine Anordnung erhalten hinsichtlich der Besitztümer des Diogenes, des Sohnes des Rhodokles, mei[nes] Verwandten, da mir die Erbschaft zuk[omm]t laut den Gesetzen, sowohl des ihm in Dikaiu Kome 55) gehörenden Thesmophorions 56) der Demeter [mitsamt dem Zu]behör wie ebenso auch eines anderen in Oxyrhyncha53). (4) Damasippa behauptet nun als Verwandte … eine Aufteilung dessen, was diese Erbschaft betrifft; während ich in Ale[xandria war, …] (wurde ihr?) in Di[kai]u Kome55) gegeben, damit sie es habe und die Frucht [ziehe … (Rs.) […] Jahr, … . Diodoros gegen Damasippa wegen einer Erb[schaft.]
3.3 Amtliches Schreiben bezüglich eines Auftrags des Dositheos
In einem Brief an zwei offenbar in Oberägypten tätige Funktionsträger macht ein Untergebener des Dositheos Mitteilung von einem Mißgeschick: Als er ein Begleitschreiben des Dositheos siegelte, das den Adressaten zusammen mit ihnen überstell50. 51. 52. 53. 54. 55. 56.
Angesichts der Seltenheit des Namens wohl identisch mit dem in OGIS I 42 geehrten Gesandten eines nicht näher bezeichneten Ptolemäers in Kos; vgl. auch C. Gorteman, Médecins de cour dans l’Égypte du IIIe siècle avant J.-C., CE 32 (1957) 313-336, bes. 327 f. Ptolemaios III. Euergetes, König 246-221 v. Chr. Vgl. oben Anm. 9. Nicht näher lokalisierbarer Ort im S des Fayyu¯m. Verwaltungseinheit im S des Fayyu¯m. Eigentlich Dikaiu Nesos, nicht näher lokalisierbarer Ort im S des Fayyu¯m. Der Göttin Demeter und ihrer Tochter Kore geweihtes Heiligtum.
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ten Gefangenen auszuhändigen war, war ihm entgangen, daß eine der darin genannten Personen fehlte. Der Brief, der in einer inzwischen verschollenen, von W. Clarysse in APF 48 (2002) 98 ff. nur anhand eines Photos edierten Aktenrolle mit amtlicher Korrespondenz überliefert ist, sollte den begleitenden Offizier vor unangenehmen Nachfragen in der Sache bewahren. (18) Amyntas
an Theodotos und Protarchas Grüße. Nachd[em] ich den von Dositheos an euch geschriebenen Brief wegen der auf Anordnung des Königs51) zu [den] Arbeiten oben 57) entsandten Personen gesiegelt hatte, war im Gefängnis Leonides, Sohn des Diod[oros], Asklepieus, 58) zurückgeblieben. (23) Ich habe euch also geschrieben, damit ihr Bescheid wißt und die Person nicht von dem Schiffsbegleiter Kyprothemis herausfordert. (25) 22. Jahr, 19. (?) des Schaltmonats Hyperberetaios = 25. Phamenoth. 59)
3.4 Anordnung wegen eines Besuches des Dositheos und des Königs
Anläßlich eines königlichen Besuches wird in SB III 6276 (auch CPJ I 127c) die Lieferung von Verpflegungsleistungen – hier 5 Gänsen – angeordnet. (1) Herakleides
dem Kleitarchos Grüße. (3) Für den Besuch des Dositheos mit dem König51) wirst Du gut daran tun, 5 gemäst[et]e Gänse zu senden. (Rs.) 23. Jahr, 6. [Phame]noth. 60) Herakleides wegen der Gastgeschenke, die es hinabzusenden gilt, (um 90o gedreht) dem Kleitarch[os.]
4. Brief des Dioiketen Herodes an Onias Der vom 21. 9. 164 v. Chr. datierende Brief des Finanzministers Herodes an einen Onias ist der erste auf der Rückseite einer 1,80 m langen, im Jahr 1927 von U. Wilcken in UPZ I 110 neuedierten Rolle, die heute im Louvre aufbewahrt wird und wohl als Schülerübung eine Reihe von Musterbriefen mit Ausführungsbestimmungen zu einer königlichen Verlautbarung enthielt. Der hier vorliegende, auch in CPJ I 132 abgedruckte Brief ist insofern bedeutsam, als Onias auch ein berühmter General Ptolemaios’ VI. Philometor hieß und außerdem »gerade um jene Zeit die Gründung des Onias-Tempels in Leontopolis erfolgt ist« (U. Wilcken, aaO 487). Der hier angesprochene Träger dieses Namens dürfte freilich mit keiner der beiden historischen Persönlichkeiten identisch sein, 61) sondern gehörte offensichtlich der ägyptischen Beamtenhierarchie an und bekleidete vielleicht das Strategenamt. Immerhin bezeugt auch dies 57. 58. 59. 60. 61.
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D. h. wohl Oberägypten, also in die Steinbrüche. Angehöriger einer der 60 Demen von Alexandria. 10. 5. 225 v. Chr. 21. 4. 224 v. Chr. Anders allerdings J. L. White, Light from Ancient Letters, Philadelphia 1986, 67, der mit Hinweis auf die ungewöhnliche Einleitung, die auf ein Nahverhältnis des Empfängers zu der königlichen Familie schließen lasse, in ihm doch den Hohepriester Onias IV. erkennen will. Der Hauptteil des Briefes dürfte dieser Annahme freilich eher entgegenstehen.
Griechische Briefe aus Ägypten
die rasche Einbindung der Bürgerkriegsflüchtlinge in das ptolemäische System, ob es sich nun um einen Verwandten der hohepriesterlichen Familie handelte oder nicht. (1) Herodes
dem Oni[as] Grüße. Es ist wohlauf der Kö[nig] Ptolemaios 62) und der König Ptolemaios, der Bruder, 63) u[nd] die Königin Kleopatra, die Schwester, 64) und die Kinder, und die Angelegenheiten sind bei ihnen in bester Ordnung; (5) wenn auch Du gesund bist und alles übrige bei Dir in Deinem Sinne ist, ist es, wie wir wünschen, und auch selbst kommen wir ordentlich voran. (7) Von dem Brief an den Hypodioiketen 65) Dorion ist Dir unten die Abschrift beigefügt. (8) Aus der Erwägung heraus, wie die Sorge darum, was die Aussaat betrifft, allen gemeinsam obliegt, die sich um die (Staats-)Angelegenheiten kümmern, (11) wirst Du folglich gut daran tun, sämtliche Energie einzusetzen und dafür zu sorgen, (13) daß weder von denen, die zur Bewirtschaftung unfähig sind, jemand herangezogen noch einer von den Fähigen gedeckt wird, unter keinerlei Vorwand; (16) daß vielmehr jedes einzelne erledigt wird nach der Weise, wie sie in der Dir von uns gesandten Denkschrift aufgezeigt ist. (18) Kümmere aber auch Du Dich um Dich, daß Du gesund bist! Lebewohl. 6. Jahr, 24. Mes[or]e. 66)
5. Eingabe wegen Spätfolgen der Bürgerkriege Der auf der zweiten Terrasse des Hatschepsut-Tempels von ad-De¯r el-Bahrı¯ gefundene ˙ sog. Papyrus Baraize, 1933 von P. Collart und P. Jouguet ediert und inzwischen in SB V 8033 besser greifbar, wirft ein Schlaglicht auf die verworrenen Verhältnisse nach dem Ende des thebanischen Sonderreiches. Peteharoeris’ Frau Tsenonpmus, die während dieser Zeit in den Norden geflüchtet war, mußte nach ihrer Rückkehr feststellen, daß der größte Teil ihrer Besitzungen inzwischen an Pemsais verkauft worden war und er sich darüber hinaus auch noch die restlichen Aruren angeeignet hatte. Zumal der Verkauf infolge des von Ptolemaios V. erlassenen Indulgenzdekretes (vgl. TUAT.NF II, 374 f. [Kap. VIII Nr. 5]) nicht mehr anfechtbar war, suchte sich Tsenonpmus zunächst auf gütlichem Wege mit dem neuen Eigentümer zu einigen, allerdings vergebens. Im Jahr 182 v. Chr. macht der nunmehr verwitwete Peteharoeris, dessen teilweise stark verkürzte Darstellung des Sachverhalts in der früheren Literatur zu mancherlei Mißverständnissen Anlaß gegeben hatte, in einer Eingabe an den Strategen seine Ansprüche auf den verbliebenen Teil geltend. (1) Daimachos, dem Nach[folger 67) u]nd Strategen, von Peteharoeris, Sohn des Phexis, Bauer, einer der Leute au[s D]iospolis Magna 68). (3) Mir geschieht Unrecht vo[n P]emsais, dem Sohn des Phanuphis. (4) Und zwar gehörte meiner [Fr]au Tsenonpmus ein
62. 63. 64. 65. 66. 67. 68.
Ptolemaios VI. Philometor, König 180-145 v. Chr. (mit Unterbrechungen). Ptolemaios VIII. Euergetes II., König 170-163 sowie 145-116 v. Chr. (mit Unterbrechungen). Kleopatra II., Königin 170-116 v. Chr. (mit Unterbrechungen). Ein nachgeordneter, wohl lokaler Finanzbeamter. 21. 9. 164 v. Chr. Ptolemäischer Hofrangtitel, vgl. allg. L. Mooren, The Aulic Titulature in Ptolemaic Egypt, Brussel 1975; ders., La hiérarchie de cour ptolémaïque, Louvain 1977. Der offizielle Name von Theben, heute Karnak/Luxor, in griechisch-römischer Zeit.
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Hochlandacker, der in der Unteren Toparchie von Peritheb[as] 69) gelegen ist, von 80 Aruren. (7) Während der vergangenen U[nru]hen geschah es, daß davon dem Vorge[nannt]en als herrenloser Besitz 53 Ar. verkauft wurden. (10) Als meine Frau, die damals noch lebte – in den nördlichen Landesteilen –, wieder an Ort und Stelle erschien und sich bereit zeigte, die durch die Diagraphe 70) (an ihn übergegangenen) 53 Ar. zu vervollständigen, 71) zeigte er sich dazu nicht bere[it, (sondern) ei]gnete sich die restlichen 2[7] Ar. gegen alles H[erk]ommen mit Gewalt an. (16) Ich bitte Dich also mit allem flehentlichen Nachdruck, wenn es Dir (recht) scheint, anzuordnen, dem Bezirksschreiber Imuthes zu schreiben, daß er Bericht erstatte über das, was die Diagraphe70) betrifft, (nämlich) den Umf[ang] der Ar., dam[it] ich sie ihm abmessen lassen [un]d das mir gehörige Land, da un[ver]kauft, übernehmen kann. (21) Wenn dies geschieht, werde ich durch Dich Gerechtigkeit erlangen. Lebewohl. (24) (2. Hand) 24. Jahr, Thoth. 72)
6. Vorbereitungen für den Besuch eines römischen Senators Der vom 5. 3. 112 v. Chr. datierende innerbehördliche Schriftwechsel anläßlich des bevorstehenden Besuches eines römischen Senators im Fayyu¯m, der in P. Tebt. I 33 (auch W. Chrest. 3) erhalten blieb, zeigt nicht nur den Aufwand, den man ganz allgemein bei Besuchen hoher Würdenträger trieb. Bedeutsamer noch erscheint der Umstand, daß es sich hier letztlich nur um den inoffiziellen Besuch eines einzelnen Angehörigen eines fremden Staates handelte, was wie wenig anderes den maßgeblichen Einfluß erkennen läßt, den Rom schon gegen Ende des 2. Jh. v. Chr. im östlichen Mittelmeerraum besaß. (1) Hermias 73) dem Horos Grüße. Von dem Brief an Asklepiades ist unten die Abschrift beigefügt. [Sor]ge also dafür, daß es entsprechend geschieht. Lebe wohl. 5. [Jahr], 17. Xantikos = 17. Mecheir. 74) (3) Dem Asklepiades. Lucius Memmius, ein Römer von denen aus dem Senat, der in recht hoher Wertschätzung und Ehren steht und eine Segelfahrt von der (Haupt)stadt aus in den arsinoitischen Gau 75) zu Besichtigungszwecken unternimmt, soll recht hoch-
69. 70. 71. 72. 73.
74. 75.
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D. h. im nördlichen Bezirk des thebanischen Umlandes. Zahlungsanweisung, hier im staatlichen Versteigerungskauf. Wohl so zu verstehen, daß Tsenonpmus Pemsais auch den Erwerb der restlichen 27 Aruren anbot, selbstverständlich gegen Entgelt. 24. Reg.jahr des Ptolemaios V. = 182/81 v. Chr., hier Okt./Nov. 182 v. Chr. Einige hierauf noch folgende Vermerke scheinen unverständlich. Möglicherweise auch Eirenaios, vgl. A. M. F. W. Verhoogt, Menches, Komogrammateus of Kerkeosiris. The Doings and Dealings of a Village Scribe in the Late Ptolemaic Period (120110 B.C.) (P. L. Bat. 29), Leiden; New York; Köln 1998, 104 f. = BL XI 270. Nach Verhoogt, ebd dürfte es sich bei diesem Mann am ehesten um den Dioiketen, bei seinen Adressaten dagegen um die beiden höchsten Amtsträger auf Gauebene handeln; in Horos wäre demnach der Kgl. Schreiber, in Asklepiades der »für die (Staats-)Einkünfte« zuständige Beamte des Arsinoites zu sehen. 5. 3. 112 v. Chr. Das Fayyu¯m.
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herrschaftlich empfangen werden. (7) Sorge dafür, daß an den zukommenden Orten die Höfe vorber[ei]tet sind, und von diesen aus die Landungsstege … fertiggestellt und ihm auf dem Landungssteg die unten aufgeführten Gastgeschenke entgegengebracht werden – (12) die Dinge für die Ausstattung des Hofes, das für den Petesuchos 76) und die Krokodile bestimmte Brot, die Dinge bezüglich der Besichtigung des Labyrinths, 77) die für … festgesetzten Opfergaben und des Opfers … (16) Insgesamt trage in al[lem] die größte Sorgfalt, den Mann wohlgesonnen zu mach[en], und wende allen Eifer auf …
7. Petitionen aus der Zeit des Ptolemaios IV. Philopator Die 1931 von Octave Guéraud publizierten sog. Enteuxeis-Papyri stammen sämtlich aus Mumienkartonage und liegen heute teils in Paris, teils in Kairo. Genauer handelt es sich dabei um weit über 100 als Briefe stilisierte Eingaben aus den ersten Jahren des Philopator, also um das Jahr 220 v. Chr., in denen Angehörige der verschiedensten Bevölkerungsgruppen sich hilfesuchend an den König wenden, um über erlittenes Unrecht Klage zu führen und von ihm Schutz und Hilfe zu erbitten. Zu dem bereits unter Nr. 3.2 gegebenen Beispiel seien hier fünf weitere Stücke vorgestellt, deren Auswahl sich außer auf Vollständigkeit vor allem auf manch farbiges Detail gründet, weswegen sie jedoch nur bedingt als repräsentativ gelten können.
7.1 Probleme bei der Altersversorgung (P. Ent. 26) (1) Dem
König Ptolemaios Grüße, Ktesikles. Mir geschieht Unrecht von Dionysios und Nike, meiner Tochter. (2) Und zwar habe ich meine Tocht[er] ernährt und aufgezogen und bis i[ns Erw]achsenenalter geführt, bin jetzt aber selbst gebrechlich in meinem Körp[er], und mit den Augen vermag ich nichts mehr; (3) sie aber ist nicht imstande, mir auch nur das Notwendigste zu beschaffen. (4) Als ich von ihr mein Recht einklagen wollte in Alexandria, bekniete sie mich, und im 18. Jahr 78) leistete sie einen schriftlichen Königseid im Heiligtum der Arsinoe Aktia, daß sie mir jeden Monat zwanzig Drach[me]n geben werde, indem sie für sich selbst mit ihrem Körper arbeite. 79) (7) Wenn sie das aber nicht tue oder irgendetwas übertrete von d[em, was sie] beschwor, werde sie mir bü[ßen] Dr. 500, 80) oder sie werde dem Eid verhaftet sein. (8) [Jetzt aber ist sie verdorben durch Dionys]ios, der ein Gau[ne]r ist, und t[ut] mir gar ni[chts] von dem, was sie beschwor, sondern sieht herab [auf mein A]lter u[nd d]ie mir ei[ge]ne Gebrechlichkeit. (10) Ich bitte [Dich] also, König, nicht [über mich] hinw[egzusehen, dem v]on der 76. 77. 78. 79. 80.
Der in der Erscheinungsform eines Krokodils verehrte Gaugott. Der schon für Herodot (vgl. Hdt. II 148) zum üblichen Besucherprogramm zählende Totentempel Amenemhets III. in der Nähe des heutigen Hawwa¯rat al-Maqta2 am Westrand des ˙ Fayyu¯m. 230/29 v. Chr. Ob hieraus tatsächlich, wie verschiedentlich vermutet, auf eine Arbeit als Prostituierte zu schließen ist, sei noch dahingestellt. So mit BL III 50.
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To[chter] Unrecht geschieht und von dem Gaun[er] Dionysios, der sie ver[d]orben hat, [sondern] den [Strat]egen Diopha[nes anzuweis]en, sie vor sich zu rufen und zu verhören … (13) (daß) Diophanes mit dem, der sie ver[do]r[b]en hat, verfahre, wie es i[hm (recht) scheint, Nike aber,] meine T[ochte]r, zwinge, mir Gerechtigkeit zu erweisen [… (14) Wenn dies gesch]ieht, wird mir [nicht m]ehr Unrecht geschehen, sondern da ich zu Dir, König, meine Zufl[ucht nehme, werde ich Gerechtigkeit erlangen.] (16) (2. Hand) Es wurde mit abgesandt Euphor… (Rs.) 1. Jahr, 30. Gorpiaios = 13. Tybi. 81) Ktesikles gegen Dionysios und Nike, seine Tochter, wegen eines Eides.
7.2 Probleme bei der Nachlaßverwaltung (P. Ent. 32) (1) Dem
König Ptolemaios Grüße, Theon und Teutios, Söhne des Philippos, in Ägypten geborene Makedonen aus Pharbaitha 82). (2) Uns geschieht Unrecht von Theodotos und Agathon, die Hausgenossen der Mutter des verstorbenen Philippos sind. (3) Und zwar sind wir Vormünder der Philippa, der Tochter des Philippos. Als wir auf der Suche nach einigen Teilen der von Philippos hinterlassenen Besitztümer waren, fanden wir heraus, daß die Vorgenannten sie fortgeschafft hatten, was wir noch im einzelnen bei [Ph]ilotas, dem (Dorf)vorsteher, anzeigen werden. (5) Da wir aber ins Minus gekommen waren bei der Beerdigung des Philippos um 25 Dr., haben wir den Panzer, das Untergewand und den Soldatenmantel mitsamt dem Reisesack, in dem sie waren, dem vorgenannten Agathon gegeben, um sie als Pfand dazulassen. (7) Als wir aber die Pfänder wieder auslösen wollten, indem wir das, was für sie gegeben worden war, und den Zins zurückgaben, gab er sie uns nicht zurück, sondern hält (uns) hin. (9) Wir bitten Dich also, König, wenn es Dir (recht) scheint, den Strategen Diophanes anzuweisen, dem (Dorf)vorsteher Philotas zu schreiben, daß, wenn das, was in der Eingabe geschrieben ist, wahr ist, Philotas Theudotos und Agathon zwinge, das Fortgeschaffte uns zurückzugeben – was wir noch anzeigen werden –, den Agathon auch, [die] Pfänder auslösen zu lassen und uns das Kapital und den Zins zurückzugeben, damit wir, die wir zu Dir unsere Zuflucht nehmen, König, den Helf[e]r u[n]d Wohltäter aller, Gerechtigkeit erlangen, der Waise aber [kein] Unrecht gescheh[e]. Lebewohl. (16) (2. Hand) Dem Philotas. Vorzugsweise versöhne sie; wenn aber nicht, sende sie zu uns vom 10. Choiach 83) an, so daß ihr Fall vor dem zukommenden Gericht entschieden werden kann. [4.] Jahr, 27. Daisios = 29. Hathyr. 84) (Rs.) [4.] Jahr, 27. Daisios = 29. Hathyr.84) Theo[n u]nd Teutios gegen Theudotos und Ag[atho]n wegen Pfändern.
81. 82. 83. 84.
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27. 2. 221 v. Chr. Nicht näher lokalisierbarer Ort im NO des Fayyu¯m. 24. 1. 218 v. Chr. 13. 1. 218 v. Chr.
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7.3 Widerrechtliche Okkupation eines Bauplatzes (P. Ent. 69) (1) Dem
König Ptolemaios Grüße, Hediste, Tocher des Nikanor, Makedonierin. Mir geschieht Unrecht von einem gewissen Demetrios, Arzt, einem der Leute aus Karanis 85). (2) Und zwar gehört mir ein Teil eines Bauplatzes im Norden der mir gehörigen Baulichkeiten – infolge eines Kaufes – in dem vorerwähnten Dorf. (3) Der Vorgenannte ist in den Platz eingedrungen und tut mir Gewalt an, indem er Ziegel beibringt und Fundamente gräbt, als ob er bauen wollte. (4) Ich bitte Dich also, König, [den] Strategen Diophanes anzuweisen, dem (Dorf)vorsteher Lysimachos zu schreiben, daß er ihn vor Diophanes sende, so daß er, wenn er die Sache überprüft hat, nicht zugestehe, sich in den Besitz zu setzen von Dingen, die ihm nicht zukommen; bis aber die Entscheidung getroffen ist, niemandem zuzugestehen, daß er baut. (7) Wenn dies geschieht, werde ich, die ich z[u Dir] meine Zuflucht nehme, König, alle Hilfe erlangen. Le[be]wohl. (9) (2. Hand) Dem Lysimachos. Vorzugsweise versöhne sie; wenn aber nicht, sende sie zu uns, so daß ihr Fall vor dem zukommenden Gericht entschieden werden kann. 4. Jahr, 27. Daisios = 29. Hathyr. 86) (Rs.) 4. Jahr, 27. Daisios = 29. Hathyr.86) Hediste, Tochter des Nikanor, Makedonierin, gegen Demetrios wegen eines Platzes.
7.4 Entsorgung eines Nachttopfes (P. Ent. 79) (1) Dem
König Pt[o]lemaios Grüße, Herakleides, einer der Leute aus Ale[x]a[ndru Nesos 87), die in Krokodeilo]npolis 88) wohn[en im arsi]noitischen Gau 89). (2) Mir geschieht Unrecht von Psenobastis 90), die in Psya 91) wohnt i[n dem vorgenann]ten Gau. [Und z]war ging ich im [5.] Finanzjahr am 21. Phamenoth 92) nach Psya in demselben Gau zu privaten Z[wecken. Als ich aber vor]beikam …, lehnte sich eine gewisse Ägypterin, die den Namen Psenobastis tragen soll, vor und goß Urin [übe]r me[ine] Kleider [hin]ab, so daß … hinunterfloß. (5) Als ich aber wütend wurde und sie beschimpfte, sch[mähte sie (mich)]; ich aber schmähte sie zurück … da griff sich die Psenobastis mit ihrer rechten Hand den Überwur[f des Ma]ntels, den ich anhatte, und riß daran und hob ihn hoch, so daß meine Brust entblößt wurde, und spuckte mir ins Gesicht, wobei einige Leute anwesend waren, die ich als [Zeugen beigebr]acht habe. (7) Was ich aber anklage, 85. 86. 87. 88. 89. 90.
91. 92.
Das heutige Ku¯m Ausı¯m im NO des Fayyu¯m. 13. 1. 218 v. Chr. Nicht näher lokalisierbarer Ort im zentralen Fayyu¯m, sonst vor allem bekannt durch seinen Viehmarkt. Die Gauhauptstadt Madı¯nat al-Fayyu¯m. Das Fayyu¯m. Das von Herakleides selbst betonte Fremdheitsgefühl bestätigt sich auch darin, daß er seiner Kontrahentin irrigerweise einen männlichen Namen beilegt; zu dem Fall jetzt auch eingehend M. Parca, Violence by and against Women in Documentary Papyri from Ptolemaic and Roman Egypt, in: H. Melaerts/L. Mooren (éd.), Le rôle et le statut de la femme en Égypte hellénistique, romaine et byzantine, Paris u. a. 2002, 283-296, bes. 284 ff. Nicht näher lokalisierbarer Ort, wohl ebenfalls im zentralen Fayyu¯m. 5. 5. 218 v. Chr.
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führte sie durch, indem sie mir Gewalt antat und grundlos gegen mich die Hände erhob. 93) (8) Da sie aber auch von einigen der Anwesenden beschimpft wurde, bei denen ich …, so ließ sie von mir ab und begab sich dort hinein, von wo aus sie den Urin über mich hinabgegossen hatte. (9) Ich bitte Dich also, König, wenn es Dir (recht) scheint, [nicht über mich hinwegzusehen, dem sol]cherart bar jeder Vernunft von einer Ägy[pterin Gewalt angetan wu]rde – der Grie[che is]t und Fremder! –, sondern den Strategen Diophanes anzuweisen, da j[a … ] … vor i[hr (?), und] dem (Dorf)vorsteher Sogenes zu schreiben, daß er die Psenobastis sende vor [ihn, so daß ihr Fall entschieden] werden kann gegen [mi]ch wegen die[ser (Vorkommnisse) und, wenn das] in der Eingabe wahr ist, sie die Strafe erlange, auf die der Stratege entsche[idet. Wenn das ge]schieht, [werde ich] durch Dich, Kö[nig, Ger]echtigkeit [erlangen. Lebewohl.] (Rs.) 4. Jahr, 3. Dios = 27. Phamenoth. 94) Herakleides gegen [Psenobastis] wegen Gewalt.
7.5 Zusammenstoß mit einem Badediener (P. Ent. 82) (1) Dem
König Ptolemaios Grüße, Philista, Tochter des Lysias, eine der Leute, die in Trikomia 95) wohnen. Mir geschieht Unrecht von Petechon. (2) Und zwar wusch ich mich im 1. Jahr, am 7. Tybi, 96) in dem Bad in dem vorgenannten Dorf. Da trug einer, der in dem Frauen[ba]d zugießen sollte, gerade als ich hinausging, um mich einzuölen, Kannen mit heißem Wasser herein und goß sie mir über … und verbrühte meinen Bauch und den linken Oberschenkel bis zum Knie, so daß ich sogar in (Lebens)gefahr geriet. (5) [Den id]entifizierte ich und übergab ihn an Nechthosiris, den Archiphylakiten 97) des Dorfes, in Anwesenheit des (Dorf)vorstehers Simon. (6) Ich bitte Dich also, König, wenn es Dir (recht) scheint, da ich als Schutzflehende zu Dir meine Zuflucht nehme, nicht über mich, da mir solcherart Unrecht geschieht, hinwegzusehen, die ich von meiner Hände Arbeit lebe, sondern den Strategen Diophanes anzuweisen, Simon, dem [Dorf]vorsteher, und Nechthosiris dem Phylakiten 98) zu schreiben, daß er den Petechon vor sich bringen lasse, so daß Diophanes eine Untersuchung über diese (Vorkommnisse) durchführt; (9) damit ich, die ich zu Dir meine Zuflucht nehme, König, den gemeinsamen Wohl[tä]ter aller, Gerechtigkeit erlange. Lebewohl. (11) (2. Hand) Dem Simon. Sende den Beschuldigten. 1. Jahr, 28. G[orpi]aios = 12. Tybi. 99) (Rs.) 1. Jahr, 28. Gorpiaios = 12. Tybi.99) Philista gegen den Zugießer Petechon wegen Verbrühtwerdens.
93. 94. 95. 96. 97. 98. 99.
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Diese Formel, die dem Vorfall zugleich strafrechtlichen Belang verlieh, sollte noch einmal unterstreichen, daß der Übergriff des Gegners ohne jede Rechtfertigung, insbesondere ohne vorausgehende Provokation erfolgt war. 11. 5. 218 v. Chr. Nicht näher lokalisierbarer Ort im W des Fayyu¯m. 21. 2. 221 v. Chr. Leiter der örtlichen Polizei. Örtlicher Polizeibeamter. 26. 2. 221 v. Chr.
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8. Aus den Papieren des Phrurarchen Dioskurides Das sog. Archiv des Phrurarchen Dioskurides, das im Jahr 2003 von J. M. S. Cowey, K. Maresch und C. Barnes publiziert wurde, besteht aus derzeit 18 aus Mumienkartonage gewonnenen Papyri des mittleren 2. Jh. v. Chr., die um einen hohen militärischen Amtsträger und seine Familie kreisen und heute im wesentlichen in Heidelberg und Köln aufbewahrt werden. Der aus Alexandria stammende Dioskurides war offenbar der erste Kommandant der kurz zuvor errichteten Festung in Herakleopolis, dem heutigen Ihna¯siyat al-Madı¯na, die vermutlich eine Art Riegel zwischen dem eigentlichen Niltal˙ und dem Delta bilden sollte, um ein Übergreifen der immer wieder aufflammenden Unruhen von einem Landesteil in den anderen zu unterbinden. Von Dioskurides’ militärischen Funktionen erfahren wir freilich fast nichts, vielmehr zeigen ihn die meisten Schreiben als weitere Instanz neben dem auf rein zivile Aufgaben beschränkten Strategen, an die die Bevölkerung sich gleichermaßen mit der Bitte um Hilfe wendet. Zwei der hier ausgewählten Briefe sind hingegen privater Natur: Während der erste von seinem Bruder Sosos stammt, hat Dioskurides den zweiten, der an seinen Vater gerichtet ist, selbst verfaßt. Wie für solche Korrespondenz geradezu typisch, enthalten sie zahlreiche Anspielungen auf Personen und Vorkommnisse, die uns unklar bleiben, weil die Beteiligten aus ihrer intimen Kenntnis des Sachverhalts auf alle weiteren Erläuterungen verzichten konnten.
8.1 Eingabe wegen eines Überfalls (P. Phrur. Diosk. 6) (1) Diosk[urides],
dem Kommandanten und Phrurarchen, von Ar[temidor]os und Protarchos, Söhnen des Artemidoros, Doriern. (3) Von dem Hypomnema 100), das wir bei Teres, einem der »Freunde«, 101) dem Strategen, eing[ereich]t haben, ist die Abschrift un[ten beigef]ügt. (4) Wir bitten also auch Dich, Dich um die darin dargelegten (Dinge) zu kümmern; wenn das nämlich geschieht, werden wir Menschenfreundlichkeit erlangen. Lebewohl. (7) Teres, einem der »Freunde«,101) dem Strategen, von Artemidoros und Protarchos, Söhnen des Artemidoros, Doriern. (9) Und zwar waren wir am 6. Phaophi des 36. Jahres 102) mit anderen auf der Straße von Herakleopolis zum Hafen unterwegs. (10) Als wir gerade zu dem Tor kamen, das von der Festung nach Herakleo(polis) hinein führt, da fuhr einer, der auf einem Wagen saß und dessen Namen wir nicht kennen, einen von uns an, den Artemidoros – mit Absicht, wie aller Wahrscheinlichkeit nach anzunehmen 100. Wörtlich: »Denkschrift«, im griechisch-römischen Ägypten besondere Form der Eingabe an Behörden, üblicherweise ohne die für Briefe typische Grußformel beginnend »dem B von A«; in der Kaiserzeit in bestimmten Gegenden auch für bestimmte Rechtsgeschäfte gebräuchlich, vgl. nur H. J. Wolff, Das Recht der griechischen Papyri Ägyptens in der Zeit der Ptolemaeer und des Prinzipats, Bd. 2: Organisation und Kontrolle des privaten Rechtsverkehrs, HAW X.5.2, München 1978, 114 ff. 101. Ptolemäischer Hofrangtitel, vgl. allgem. L. Mooren, The Aulic Titulature in Ptolemaic Egypt, Brussel 1975; ders., La hiérarchie de cour ptolémaïque, Louvain 1977. 102. 3. 11. 146 v. Chr.
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ist! (14) Denn als Artemidoros ihn beschimpfte und wir uns innerhalb des Festungstores befanden, fielen ein gewisser Koson und Thymoleon und andere, deren Namen wir nicht kennen, über uns und den uns begleitenden Andronikos her und prügelten, betrunken wie sie waren, auf uns ein. (18) Die einen drangen mit Ziegeln und Steinen auf uns ein, die anderen mit bloßen Händen und Stöcken, noch andere wiederum bissen. (20) Solcherart in Gefahr geraten, schrien wir um Hilfe, und aufgrund des Getümmels kamen dann auch einige herbei und halfen, bis daß Koson und Thymoleon zum Festungskommandanten abgeführt wurden. (24) Plötzlich aber sprang eine gewisse Ammonia hervor, riß einige der Mäntel, die wir trugen, zu Fetzen, und in dem Getümmel machte sie sich mit dem Mantel des Andronikos davon, während die Kumpane des Koson die Flucht ergriffen. (27) Nachdem die Genannten dem Epimachos, einem der Leute des Festungskommandanten, übergeben worden waren, kam ein gewisser Nikodemos herbei und Asklepiades und noch mehrere andere, die ebenso betrunken waren, und als sie hörten, daß wir drinnen waren, wollten sie mit Gewalt eindringen und uns erledigen. (31) Da aber diejenigen, die aufgrund des Getümmels hinzugekommen waren, sie beschimpften und uns nach Hause brachten, machten sie sich endlich davon. (33) Wir selbst aber, die wir in Lebensgefahr geraten waren, hegen den Verdacht, daß der Überfall auf uns ausgeheckt wurde von Apollonios, dem Sohn des Herakleides, Ammonieus, 103) wegen des laufenden Untersuchungsverfahrens, das einer von uns – Protarchos – vor Nikanor und Archianax 104) gegen seine Frau Chrysu¯s und ihren Liebhaber, den vorgenannten Apollonios, betreibt. (39) Da wir nun nicht in der Lage sind, vor Ort das Verfahren zu führen – aus eben dem genannten Grund –, bitten wir, wenn es (recht) scheint, sich darum zu kümmern, daß die Genannten und die Ammonia festgesetzt werden, das Hypomnema aber an Nikanor und Archianax104) weitergeleitet wird, so daß wir auch auf diese Sache gestützt angemessene Rechenschaft von ihnen fordern können. (48) Wenn dies nämlich geschieht, werden wir Hilfe erlangen. Lebt wohl.
8.2 Eingabe wegen schwerer Körperverletzung (P. Phrur. Diosk. 7) (1) Dioskurides,
dem Kommandanten und Phrurarchen, von Dioskurides, Sohn des Pakemis, einem der Leute von dem Schiff des Nikadas. (4) Als ich am [?.] des laufenden Monats [Pa]chon 105) zu dem mir gehörigen Haus ging, sprang mir Horos, mein jüngerer Bruder, in den Weg und griff mich an und tat mir Gewalt an, indem er mit zahlreichen Schlägen in mein Gesicht und auf jedes Körperteil schlug, das er gerade traf, so daß ich um ein Haar sogar mein Augenlicht verloren hätte. (18) Daher bitte ich, wenn es (recht) scheint, anzuordnen, daß man diesen kommen läßt und eine Untersuchung durchführt 103. Angehöriger einer der 60 Demen von Alexandria. 104. Das etwa auch aus P. Lond. VII 2188 (148 v. Chr.) bekannte hohe Richterkollegium in Alexandria. 105. Mai/Juni 153 v. Chr., falls die Eingabe ebenfalls aus dem 28. Reg.jahr Ptolemaios’ VI. = 154/53 v. Chr. datierte, in dem das Schiff des Nikadas laut P. Phrur. Diosk. 3 und 4 nachweislich im Hafen von Herakleopolis lag.
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und sich darum kümmert, so daß er die angemessene Zurechtsetzung erfahre. Lebewohl.
8.3 Eingabe wegen einer entlaufenen Sklavin (P. Phrur. Diosk. 9) (1) Dioskurides,
dem Kommandanten und Phrurarchen, von Kleo, Tochter des Zoilos, einer der Leute aus Krokodeilonpolis im arsinoitischen Gau, 106) die sich aber (derzeit) hier 107) aufhält. (6) Da ich die mir gehörige Sklavin Thermuthis alias Aphrodisia gerade noch erwischt habe, wie sie davonlief, und möchte, daß sie durch Dich festgesetzt wird unter Bewachung, bis mein Mann Peleus kommt und sie über[nimm]t …
8.4 Sosos an seinen Bruder Dioskurides (P. Phrur. Diosk. 15) (1) Sosos
dem Dios[kur]ides, dem Bruder, Freund, Vater, meiner Hoffnung, Grüße. (3) Ich sage Dir »Wenn es Dir gut geht … ist auch alles andere na[ch] meinem Sinne.« (5) Man ist der Meinung (?), daß Rhodokleia die Sehfähigkeit erhalten geblieben ist. (6) Dir das übliche »mir geht es auch gut« zu schreiben schiene mir dumm zu sein, denn mir g[eht] es gar nicht gut. (9) Vielmehr befinde ich mich im tiefsten Unglück, und obwohl ich von Deinen Tröstungsversu[chen] vielfach Beistand erhalten habe, mein Diosk[u]rides, kann ich doch immer noch nicht aufhören … (in?) dem Elend um mich herum, damit das ganze … getrennt …, und von den Ehrengaben hat er nicht einmal die vom letzten Jahr geleistet. (16) Von Kassandra aber ist mir alles ordentlich geschehen, ohne daß sie etwas ausgelassen hat (?), ich aber kann Dir nicht einmal irgendeinen Dienst erw[ei]sen – mir selbst auch nicht, bei Deinem Heil! –, außer höchstens von Mal zu Mal. (21) Als Rhodokleia nämlich im Thesmophorion 108) war, war ich gezwungen, sie dort zu pflegen, denn wir haben (sonst) niemanden. (23) Aber wenn es nun auch so ist, wirst Du doch mir einen großen Gefallen tun – nicht nur mir, sondern der ganzen Stadt –, wenn Du Sorge für Dich trägst, damit Du gesund bleibst und zur Schwester und den Kindern und all Deinen Freunden kommen kannst; (28) denn, beim Herakles, Wichtigeres als das gibt es für uns nicht. (30) 20.+? Jahr. Lebewohl. 4. Mesore. 109) (Rs.) Sosos dem Dioskurides. (2. Hand) 20.+? Jahr, 16. Mesore. 110) Bring es dem Hieron. Dem Paotes.
106. 107. 108. 109.
Vgl. oben Anm. 88 f. D. h. in Herakleopolis, dem heutigen Ihna¯siyat al-Madı¯na, selbst. Der Göttin Demeter und ihrer Tochter˙ Kore geweihtes Heiligtum. Falls es sich um das 23. Reg.jahr Ptolemaios’ VI. handeln sollte, 31. 8. 158 v. Chr.; alternativ wäre an das 26. Reg.jahr zu denken und also den 30. 8. 155 v. Chr. 110. Dementsprechend 12. 9. 158 v. Chr. oder 11. 9. 155 v. Chr.
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8.5 Dioskurides an seinen Vater (P. Phrur. Diosk. 17) (1) Dioskurides
seinem Vater Grüße und Wohlergehen. (2) (Wenn) alles andere in der besten Ordnung ist, ist es, wie ich wünsche. (4) Auch ich selbst bin gesund und die Mutter und die Geschwisterchen und auch alle (anderen) im Haus. (6) Da wir mitbekommen haben, daß Du in Memphis 111) bist, hatten wir den Pferdeknecht Komanos zum Schiff geschickt mit dem monatlichen Unterhalt für Dich und dem Mantel. (9) Als aber (erst) der Bruder des Schullehrers Herodes vorbeikam, (dann) auch Herodes selbst uns sagte, Du werdest in höchstens zwei weiteren Tagen hier sein, da haben wir den Komanos wieder vom Schiff herunterkommen lassen. (15) Wir erwarten Dich also von Tag zu Tag, seitdem Du uns die Briefchen gesandt hast. (18) Wir hatten (nämlich) mitbekommen, daß Dir gar nicht wohl war und Du kaum noch Hoffnung hattest und die ganze Festung durcheinander war. (21) Als wir danach aber erfuhren, daß es Dir (wieder) gut geht, sagten wir dem Herakles und den Göttern in Alexandria Dank. (24) … und sorge für Dich, damit meine Grüße einen Gesunden antreffen. (26) Denn Wichtigeres als das gibt es für mich nicht. (27) Grüße aber von mir den Sklaven Demetrios und Batrachos. (30) Lebewohl. 31. Jahr, 5. Phaophi. 112) (31) Ich habe Euphron Deinen Mantel anvertraut, und damit Demetrios keine Schande macht, wenn er (Dir) folgt, gib ihm meinen Mantel, aber laß ihn schätzen. (Rs.) (2. Hand) 31. Jahr, 14. Hathyr. 113) (1. Hand) Von Dioskurides an den Vater (2. Hand) wegen der Übersendung eines Mantels.
9. Briefe aus dem Archiv des Apollonios Apollonios aus dem mittelägyptischen Hermupolis, der zu Beginn der Regierungszeit Hadrians den etwa 120 km weiter südlich gelegenen Gau Apollonopolites Heptakomias verwaltete, ist der erste uns bekannte Gaustratege der Kaiserzeit, der nicht aus Alexandria selbst stammte. Da die Amtsträger ihre Papiere nach dem Ende ihrer Tätigkeit stets mit nach Hause nahmen, überrascht insofern nicht, daß gerade sie erhalten blieben. Zu Beginn des 20. Jh. in der Umgebung von Hermupolis, des heutigen al-Asˇmu¯nen, gefunden, gelangte der größte Teil über das Deutsche Papyruskartell nach Bremen und Gießen, Einzelstücke sind auch anderwärts vorhanden. Wie bei Briefen fast üblich, fehlt freilich zumeist ein präzises Datum, so daß ihre genaue Entstehungszeit oft nur abzuschätzen ist. Das aus amtlichen wie privaten Dokumenten bestehende Archiv ist schon deswegen besonders wertvoll, weil es uns einen Blick aus nächster Nähe auf einen dieser zentralen Amtsträger in der ägyptischen Verwaltung erlaubt, und dies zumal aus einer sonst nur selten belegten Region. Noch bedeutsamer ist es allerdings dadurch, daß es auch einige Nachrichten über die zu dieser Zeit wütenden jüdischen Unruhen enthält. Die Gießener Stücke wurden 1910 bis 1912 von E. Kornemann und P. M. Meyer vorgelegt, die Bremer Papyri 1924 von U. Wilcken 111. Die alte Hauptstadt, heute Mı¯t Ruhaina. 112. Wohl 31. Reg.jahr Ptolemaios’ VI. und also 3. 11. 151 v. Chr. 113. Empfangsvermerk, wohl 31. Reg.jahr Ptolemaios’ VI. und also 12. 12. 151 v. Chr.
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ediert. Im letzten Fall wurden die Übersetzungen weitgehend übernommen, Abweichungen beschränken sich im wesentlichen auf die Verwendung der diakritischen Zeichen sowie die Fassung des Präskriptes.
9.1 Lagebericht aus dem Aufstandsgebiet
Da das Papyrusblatt weder Präskript noch Schlußgruß enthält, dürfte es sich lediglich um einen Teil aus einem längeren Bericht über das Vordringen der aufständischen Juden handeln, der von Norden aus zu Informationszwecken nach Mittelägypten zu Apollonios gesandt wurde. Ob das um 115 n. Chr. entstandene Schreiben P. Brem. 1 (auch W. Chrest. 16) ihn an seinem Heimatort Hermupolis oder seinem Amtssitz im Apollonopolites Heptakomias erreichte, bleibt dabei unklar. (1) Die
einzige Hoffnung und noch übrige Erwartung war der Vorstoß der zusammengeschlossenen Dörfler aus unserem Gau [ge]gen die gottlosen 114) Juden, wovon jetzt das Gegenteil sich ereignet hat. (6) Denn als am 20. (?) unsere Leute (mit ihnen) zusammenstießen, wurden sie besiegt, und viele von ihnen [wurden] zusammengehau[en … (12) Jed]och [jetzt] haben wir [von Leuten, die aus … k]amen, die Botschaft empfangen, daß eine andere Legion des Ru[ti]lius 115) am 22. nach Memphis 116) gekommen ist und (bei uns) zu erwarten ist.
9.2 Brief der besorgten Ehefrau des Apollonios
Der als P. Giss. I 19 publizierte Brief der Aline an ihren Ehemann Apollonios vom August/September 115 n. Chr. spiegelt die tiefen Sorgen wider, die sie während der jüdischen Unruhen um seine Sicherheit ausstand. Ihr Ratschlag, wenigstens einen Teil der Belastungen nach dem Beispiel eines Amtskollegen an untergeordnete Chargen zu delegieren, verweist zugleich auf die relative Handlungsfreiheit eines Gaustrategen, aber auch ein offenbar unterschiedlich ausgeprägtes Pflichtgefühl. Bedauerlicherweise ist das Ende des Briefes zu stark verstümmelt, um eine sichere Übersetzung zuzulassen. (1) [A]line
ihrem Bruder 117) Apollonios viele Grüße. großer Sorge bin ich gewesen um Dich wegen der gegen[wärtigen] Gerüchte über die Lage und weil Du mitten [im Sch]laf von mir weggegangen bist; (5) weder an Trank noch Speise gehe ich mit Appetit, [sondern ich bin] nur noch wach und habe nachts wie t[ags nur e]ine Sorge, die um Dein [He]il. (9) Allein die Fürsorgli[chkeit meines] Vaters hielt mich aufrecht, und am 1. [Tag] des neuen Jahres war ich, bei Deinem [He]il, (3) In
114. 115. 116. 117.
Üblicher Begriff für Rebellen gegen den Kaiser. Wohl M. Rutilius Lupus, Präfekt 113-117 n. Chr. Die alte Hauptstadt, heute Mı¯t Ruhaina. Die vertraute Anrede des Ehepartners als »Bruder« oder »Schwester« ist in den Papyri durchaus üblich; die Annahme, daß daraus auf eine Geschwisterehe zu schließen sei, hat sich zumindest im vorliegenden Fall als unbegründet erwiesen.
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schon soweit, ohne Essen zu Bett zu gehen, [bis endlich] mein Vater hereinkam und [mich] zwang. (14) Ich [bit]te Dich also, sicher auf Dich [achtzuhaben!] (15) Und nimm nicht allein die Gefahr [ohne] Bewachung auf Dich, sondern, wie [auch der] hiesige Stratege die Last den Wachmannsch[aften aufer]legt, [mach] auch Du dasse[lbe!] (19) … aber mir den Vater … (20) Denn auch der Na[me des … B]ruders wurde öffentlich ausgehängt … ihn aber der Gott … (23) Wenn also, Bruder, … der Angelegenheiten …, schreibe an uns … (26) … ich ihm, (daß?) er zu Dir … nilaufwärts geht … um [Dein] He[il … (Rs.) An den Bru[der] Apollonios.
9.3 Brief mit Siegesmeldung
Ein nicht näher bekannter Aphrodisios, der offenbar in einem gewissen Vertrauensverhältnis zur Familie des Apollonios stand, erkundigt sich in einem Schreiben an den Verwalter Herakleios nach dem Wahrheitsgehalt der Siegesnachricht, die er durch Dritte über den Sieg der römischen Truppen bei Memphis116) erhielt, und bittet um Aufklärung über die näheren Umstände. Sollte das Schreiben P. Giss. I 27 (auch W. Chrest. 17 bzw. CPJ II 439), wie zumeist angenommen, etwa vom Dezember 115 n. Chr. datieren, kann damit freilich kaum die Entscheidungsschlacht gemeint sein, da sich die Auseinandersetzungen den literarischen Quellen zufolge noch zwei weitere Jahre hinzogen. (1) Aphrodisios
seinem liebsten Herakleios Grüße. habe von einigen Leuten, die heute von Ibion 118) gekommen sind, mitbekommen, daß sie zusammen mit einem Sklaven des Herrn Apollonios gezogen waren, der von Memphis116) kam und die gute Nachricht von seinem Sieg und Erfolg mitbrachte. (7) Deswegen habe ich eigens an Dich geschickt, damit ich Sicheres (darüber) erfahre und einen Siegeskranz aufsetzen und den Göttern die schuldigen Dankopfer darbringen kann. (10) Du wirst also gut daran tun, Verehrtester, wenn Du es mir schnellstmöglichst darlegst. (11) Es wurden zwei Sklaven aus der Oase gebracht für den Her[rn, wovon der] eine vier Jahre alt ist, der andere drei Jahre, und zu … als Kaufpreis an Silber … Dir, damit für … (16) Ich wünsche Dir [Wohler]gehen, Verehrte[ster.] Am 4. (Rs.) An Herakleios, den Verw[alter des Apollonios.] (3) Ich
9.4 Zum Ankauf von Paradewaffen in Oberägypten
P. Giss. I 47 (auch W. Chrest. 326) ist ein lebhafter Bericht über eine Reihe von Ankäufen, die ein Beauftragter des Apollonios in dem oberägyptischen Handelszentrum Koptos, dem heutigen Qift, für ihn getätigt hat und weiter zu tätigen in Aussicht stellt. ˙ War zeitweilig vermutet worden, daß gerade die Waffenankäufe im Zusammenhang
118. Nicht näher lokalisierbarer Ort im N des Apollonopolites.
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mit den jüdischen Unruhen standen, 119) hat sich angesichts des offenkundig hohen materiellen und künstlerischen Wertes der erworbenen Gegenstände inzwischen die Auffassung durchgesetzt, daß die Ankäufe aus Anlaß der Siegesfeiern erfolgten und der Brief also auf den 19. Juni 117 n. Chr. zu datieren ist. 120) Die Übersetzung folgt im wesentlichen derjenigen von Wilhelm Schubart. 121) (1) …
dem verehrtesten Apollonios Grüße. Hermias, nachdem er gekauft hatte … durch ihn voll Freude darüber, daß sie sich nach Wunsch passend und sehr preiswert haben finden lassen, so daß sie bei allen, die sie sahen, Bewunderung erregten. (6) [Der] Brustpanzer nämlich ist aus gutem Messing, sehr fein im Geflecht und für seine Größe sehr leicht, so daß sein Träger nicht ermüdet; (9) er wurde erstanden, im Beisein vieler angesehener Freunde von mir, für 360 Silberdr., ist aber mehr wert, wie auch Du finden wirst; (11) das »…enas« genannte italische Schwert ebenso statt höheren Preises für 80 Dr. und der halbe Liter Purpurfarbe statt 264 Dr. für 252 [Dr.], und die zwei Matia 122) mit den Gewürzen für 80 Dr. (14) Ein Gürteldolch ließ sich nämlich zurzeit nicht passend finden, ich hielt es aber auch nicht für richtig, einen zu kaufen, der zurückgewiesen werden könnte. (17) Wäre das kupferne Eselchen für 24 Drachmen feil, so hätte ich es Dir sofort geschickt; willst Du es aber für 40 Dr. kaufen lassen – dafür verspricht es der Künstler auf Zureden zu geben –, so teile es mir mit. (21) Die 24 Dr. jedoch, die Du hierfür gegeben hattest, habe ich Dir geschickt, obwohl der Silberschmied Dionysios volle 40 Dr. von mir zurückbehielt als Pfand für die Dir gesandten Holzbehälter für die Tierfiguren; (24) diese kannst Du mir zurückschikken, wenn Du Lust hast, mein Herr, damit ich sie zurückgeben und mein Geld wieder bekommen kann. (26) Es kann ja leicht auch bei Dir etwas Ähnliches wie sie gemacht werden. (27) Was Du sonst noch wünschest, schreibe mir; ich will es gern erfüllen. (28) (2. Hand) Das Ungemusterte gilt jetzt 362 Drachmen, denn wie du weißt, sind die Preise in Koptos täglich verschieden. (30) Ich wünsche Dir Wohlergehen, mein Herr. Am 25. Payni. 123) (2) …
9.5 Urlaubsgesuch des Apollonios
Das ungewöhnliche Urlaubsgesuch P. Giss. I 41 (auch W. Chrest. 18) unterrichtet nicht nur darüber, daß Amtsträger sich unter besonderen Bedingungen für bestimmte Zeit vom Dienst befreien lassen konnten, sondern es läßt auch das Ausmaß der Schäden ahnen, das die jüdischen Unruhen selbst in einem so weit von Alexandria entfernten Gau wie dem Hermopolites angerichtet hatten. Da die Auseinandersetzungen demzufolge inzwischen ein Ende gefunden haben müssen, die Schäden jedoch ein 119. So bes. J. Schwartz, En marge du dossier d’Apollonios le stratège, CE 37 (1962) 348-358, bes. 354 = BL V 35, der sich daher auch für eine Datierung in das Jahr 115 n. Chr. ausgesprochen hatte. 120. So jedenfalls J. E. G. Whitehorne, Religious Expression in the Correspondence of the Strategus Apollonius, An. Pap. 6 (1994) 21-36, bes. 24. 121. W. Schubart (wie Anm. 1), 73 ff. Nr. 53. 122. Ägyptisches Hohlmaß von 1⁄10 Artabe, also knapp 4 l. 123. 19. 6., wohl des Jahres 117 n. Chr.
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rasches Eingreifen erforderten, wird der auf einen 28. November datierte Brief wohl aus dem Jahr 117 n. Chr. stammen. (I 1) [Rammius Martialis, 124) dem] erlauchten 125) Präfekten, [Apollonios, der Stratege] des Apollonop[ol]ites [Heptakomias,] Grüße. (I 3) [Von dem Schreiben, das ich Dir,] Herr [Präfekt, gerade] wegen des Urlaubs [geschrieben habe,] habe ich [D]ir [die Abschrift] unten beigefügt, (I 5) damit, wenn es Deinem Gen[ius (recht) ist, Du] mir sechzig Tage [zugestehst f]ür die [Regelung des Meinige]n, vor allem jetzt, da ich glaube, daß in [… d]rängt. (I 8) (2. Hand) Ich wünsche Dir Wohlergehen, He[rr] Präfekt. (I 10) (3. Hand) [Im ?. Jahr des Imperator Caesar Traianus Had]rianus Augustus, 126) dem 2. Choiak. 127) (I 11) (4. Hand) [Rammius Martialis,124) dem] erlauchten125) Prä[fekten, Apollonios, der Stratege des Apo]llonopolites He[ptakomias, Grüße. (I 13) Wegen] der, [Herr] Präfekt, [… nicht ein einzi]ges Mal, und [jetzt …] Gebrauch zu machen; (II 1) denn nicht allein durch die lange Abwesenheit liegt das Meini[ge] all[ent]halben vernachlässigt [da], (II 4) sonde[rn auch] infolge des [An]griffs der gottlosen114) [Ju]den bedarf fast all[es, was immer] ich [in de]n Dörfern des [Hermopo]lite[s u]nd in de[r Ga]uhauptsta[dt] besit[ze und was nun zerstört (?)] ist, der Wieder[herstellung] durch mich. (II 9) Wenn hDui also meinem Gesuch Deine Zustimmung geben solltest, werde ich, nachdem ich nach Kräften das Meinige geordnet habe, (II 11) mich um so bereitwilliger [den] Aufgaben [des S]trategen[amtes] widmen können. 128)
9.6 Antrag auf reduzierte Pachtzinszahlung mit Bezug auf einen Erlaß Kaiser Hadrians
Zu den vornehmsten Aufgabe des Strategen zählte nicht zuletzt die Oberaufsicht über das Staatsland, weswegen an ihn auch allfällige Anträge auf reduzierte Pachtzinszahlungen zu richten waren. Die unter Apollonios’ Papieren erhaltenen Anträge aus dem Jahr 117/18 n. Chr. sind insofern von besonderem Interesse, als sie sich sämtlich auf einen Erlaß Kaiser Hadrians beziehen. Allerdings ist ihnen in der Regel nichts zum Inhalt des hadrianischen Beneficiums zu entnehmen – außer in zwei Fällen, von denen hier der erst kürzlich von R. Duttenhöfer edierte, nunmehr vollständige P. Lips. II 136 wiedergegeben sei. (1) Apollonios,
dem Strategen des Apollonopolites Heptakomias, Hergeus dem Älteren, Sohn des Thotsytmis, und Senesis, Tochter des Peteesepos, von den Leuten aus der Gauhauptstadt. (5) Da unser Herr Hadrianus Caesar126) zugleich mit den anderen Wohltaten festgesetzt (3) von
124. Q. Rammius Martialis, Präfekt 117-119 n. Chr. 125. Das mit dem lateinischen vir egregius gleichzusetzende Ehrenepitheton verweist auf die Zugehörigkeit des Statthalters zum Ritterstand. 126. Hadrian, Kaiser 117-138 n. Chr. 127. 28. bzw. in Schaltjahren 29. 11., hier wohl 28. 11. 117 n. Chr. 128. Der fehlende Schlußgruß mag sich daraus erklären, daß es sich hier nur um die in Z. 5 angekündigte Abschrift handelt.
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hat, daß das königliche und das öffentliche und das Domänenland 129) jeweils nach seinem Wert und nicht nach der alten Anordnung bewirtschaftet wird, (10) wir selbst aber beschwert werden seit langer Zeit durch die öffentlichen Abgaben in Bezug auf das königliche Land – nämlich zum einen Hergeus im Verwaltungsbezirk der Stadt mit 1 1⁄16 Aruren zu je 3 1⁄12 (Artaben); 130) zu je 3 1⁄4 (Art.): ¼ 1⁄8 1⁄16 Arure; zu je 2 1⁄12 (Art.): 1 ⁄4 Arure; und im Dorfbezirk von Pois zu je 5 1⁄12 (Art.): 1⁄8 1⁄16 Arure; zu je 2 1⁄[12] (Art.): [?] Aruren; und im Dorfbezirks von Terythis zu je 2 ½ 1⁄12 (Art.): 1 Arure; zum anderen Senesis im Verwaltungsbezirk der Stadt zu je 3 1⁄12 (Art.): 1⁄8 Arure –, (16) und da ich (bisher) nicht diese Wohltat erlangt habe, reiche ich diesen Antrag ein für die vorliegenden Aruren zu je 1 1⁄24 (Art.), wobei mir angerechnet werden soll das nicht überschwemmte 131) bzw. die Hälfte des künstlich bewässerten (Landes). (20) Im 2. Jahr des Imperator Caesar Traianus Hadrianus Augustus, am 14. Tybi. 132) (22) Wir, Hergeus der Ältere, Sohn des Thotsytmis, und Senesis, Tochter des Peteesepos, haben eingereicht wie vorliegt. Es hat für sie geschrieben Pachomb…, Sohn des Pachompsa…, da sie die Buchstaben nicht kennen.
9.7 Zwei Empfehlungsschreiben
Die beiden undatierten Empfehlungsschreiben für den Soldaten Ulpius Malchus, der im Range eines Benefiziars vom Statthalter mit Sonderaufgaben nilaufwärts geschickt worden war, stammen von einem nicht bekannten Römer (Nr. 9.7.1) sowie dem Apollonios übergeordneten Epistrategen Flavius Philoxenus (Nr. 9.7.2). Obwohl Vertreter einer auch literarisch gut bekannten Gattung, verdienen sie als Dokumente aus dem Alltag eines leitenden Gaubeamten besondere Aufmerksamkeit; aufschlußreich erscheint nicht zuletzt auch der je nach Absender ganz unterschiedliche Stil.
9.7.1 Schreiben des Faberius Mundus (P. Brem. 5) (1) Faberius
Mundus dem Strategen Apollonios Grüße. Malchus, den Benefiziar des [Ram]mius, unseres erlauchten Präfekten, 133) der sich um den Dir unterstellten Umkreis kümmern will, einen vortrefflichen Mann, empfehle ich Dir. (8) Ich hoffe aber, daß er sich Mühe geben wird, Dir als ein s[ol]cher zur Seite zu steh[en], als welchen ich ihn Dir garantie[re]. (11) Auch ihm aber habe ich geschrieben, damit er, wenn Du Dich mit ihm in Verbindung gesetzt hast, sich noch bereitw[illig]er Dir zur Verfügung stelle. (2. Hand) Ich wünsche Dir Wohlergehen, verehrte[st]er Bruder. (17) (3. Hand) Lebewohl. (3) Ulpius
129. Drei verschiedene Kategorien des Staatslandes, für die aufgrund ihrer unterschiedlichen Herkunft traditionell verschiedene Abgabensätze zu entrichten waren. 130. Die sog. kaqffikonta, die »zukommenden« Leistungen, die Abgaben und Steuern zugleich umfassen. 131. D. h. unter Wahrung des – üblichen – Anspruches auf eine weitere Pachtzinsreduzierung für den Fall einer unzureichenden Nilschwelle. 132. 9. 1. 118 n. Chr. 133. Vgl. oben Anm. 124 f.
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9.7.2 Schreiben des Epistrategen Flavius Philoxenus (P. Brem. 6) (1) Flavius
Philoxenus dem Strategen der Heptakomia, Apollonios, Grüße. glaube, Du weißt sehr wohl, daß Malchus mein (Freund) ist; drum verhalte dich so zu ihm, als wäre er ein Teil von mir selbst. (5) Was soll ich Dir noch mehr schreiben? Du ke[nnst j]a meine Einstellung. (6) (2. Hand) Ich wünsche Dir Wohlergehen. (Rs.) (3. Hand) Dem Strategen Apollonios von Flavius Philoxenus, Epistrategen der Thebais 134). (3) Ich
9.8 Bericht des Architekten Herodes über die Baufortschritte an dem Landhaus
Im Unterschied zu den vorigen Schreiben betrifft der undatierte P. Brem. 15 Privatangelegenheiten des Apollonios, der sich hierin von dem zuständigen Architekten über die Fortschritte bei Baumaßnahmen auf seinem heimatlichen Landgut unterrichten ließ. Hier wie in anderen Texten erwähnte Details wie etwa das Proskenion verweisen darauf, daß es sich um ein recht ambitioniertes Bauwerk gehandelt haben muß. (1) Hero[des]
seinem Herrn Apollonios Grüße. ist Dir sehr wohl bekannt, wie dringend die Holzarbeiten an den Kapellen und dem Gastraum sind, weshalb wir nur mit Mühe am 2. Epagomenentag 135) die in Akkord gegebene Flügeltür des im Lichthof befindlichen Schlafzimmers aufgerichtet haben, (8) und Dein Verwalter ist auf meinen Antrieb zu dem Entschluß gekommen, die zwei Türen des Symposionzimmers und der Proskenia 136) in Akkord zu vergeben, damit es mühelos geschehe und nicht auf Grund von täglichen Zeitlöhnen, denn das Tetragon 137) ist hierfür (schon) zersägt worden. (13) Weil aber die Tochter dieses (Verwalters) gestorben ist, hat er die Arbeit sistiert, bis er die Trauer abgelegt habe, auch zur Erleichterung der staatlichen Arbeiten. (18) Ich bitte Dich nun, mein Herr, mir zu erlauben, daß ich für die arbeitsleeren Tage zu meinem Bruder mit dem Schiff des Hierakion hinabfahre, (21) denn unter anderen Zeitverhältnissen (wenn ich dies Schiff nicht zur Verfügung habe) werde ich zu Lande nicht durch die Gegenden reisen können wegen der Verwüstung der Gege[nden] und wegen des Mang[els …], (26) da die Funktionsträger au[fgeru]fen wurden, nach Memphis116) zu kommen wegen des Konvents 138), damit ich die günstige Gelegenheit (der Schiffsfahrt) ergreife und mich überzeuge, wie es Hierakion geht. (30) Zwei Tage beträgt nämlich die Entfernung. (31) Die Fürbitte für Dich habe (3) Es
134. Römischer Prokurator ritterlichen Ranges mit Zuständigkeit für Oberägypten, Vorgesetzter des Apollonios. 135. D. h. am zweiten der fünf bzw. in Schaltjahren sechs Tage, die zum neuen ägyptischen Jahr »hinführen«; nach heutiger Rechnung am 25. 8. 136. Wohl eine – für Privathäuser eigentlich unübliche – Art Vorraum. 137. Maß für Bauholz. 138. Die jährliche Gerichtsreise des Statthalters in seiner Provinz, die in Ägypten auch die Überprüfung der Amtsführung der lokalen Beamten betraf und regelmäßig von Januar bis April durchgeführt wurde; hierzu jetzt R. Haensch, Zur Konventsordnung in Aegyptus und den übrigen Provinzen des römischen Reiches, Akten des 21. Internationalen Papyrologenkongresses Berlin, 13.-19. 8. 1995, APF.Bh. 3, Stuttgart; Leipzig 1997, 320-391.
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ich bei den Opfern für die Isis in der Nacht an ihrem Geburt[st]age 139) getan, und ich betete dafür, daß du noch mehr die stärksten Fortschritte machen mögest. (35) (2. Hand) Lebewohl, Herr. Am 1. Thoth. 140) (Rs.) (3.
Hand) Dem Herrn Apollonios.
139. Zu diesem bedeutsamsten Fest der Isis vgl. nur D. Bonneau, Les fêtes Amesysia, CE 49 (1974) 366-379; F. Perpillou-Thomas, Fêtes d’Égypte ptolémaïque et romaine d’après la documentation papyrologique grecque, Leuven 1993, 66 ff. 140. 29. bzw. in Schaltjahren 30. 8.
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Ausführliches Inhaltsverzeichnis Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
XI
Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XIII I. Mesopotamische Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sumerische und akkadische Briefe des 3. Jt. v. Chr. . . . . . . . . . . . Hans Neumann 1. Ein Brief der königlichen Kanzlei von Ebla an den Beauftragten des Herrschers von Hamazi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ˘ der frühdynastischen Zeit . . . . . . . . . . . . 2. Sumerische Briefe 2.1 Austausch von Geschenken zwischen den Herrscherhäusern ˆ irsu und Dilmun . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . von G 2.2 Anweisung zur Auslieferung von Gerste . . . . . . . . . . . . 3. Sumerische und akkadische Briefe der altakkadischen Zeit . . . . . 3.1 Aufforderung zum Ergreifen von Schutzmaßnahmen gegen Raubzüge der Gutäer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2 Der Provinzstatthalter als Richter . . . . . . . . . . . . . . . 3.3 Aufforderung zur Bestrafung und zu anschließender Freilassung 3.4 Anweisung, die Übernahme von Arbeitskräften betreffend . . 3.5 Aufforderung zur Prozeßführung . . . . . . . . . . . . . . . 3.6 Anweisung zum Sklavenkauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.7 Anweisung zum Haftverbleib . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.8 Die wiederentdeckte Habe eines Kaufmanns . . . . . . . . . . 3.9 Ermahnung zu einem Leben in Eintracht . . . . . . . . . . . 3.10 Anweisung zur Salzlieferung in einem Brief aus postaltakkadischer Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Sumerische und akkadische Briefe der Ur III-Zeit . . . . . . . . . . 4.1 Anweisung des Königs an den Provinzstatthalter von Umma zur Lieferung von Abgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2 Truppenanforderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3 Arbeitskräfteanforderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.4 Gersteversorgung für einen Baumeister . . . . . . . . . . . . 4.5 Anweisung zur Feldbearbeitung . . . . . . . . . . . . . . . . 4.6 Bürgschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.7 Haft wegen ausstehender Zahlungen . . . . . . . . . . . . . . 4.8 Anweisung zur Übersendung von Silber . . . . . . . . . . . . 4.9 Die mit einer Rechtfertigung verbundene Handlungsaufforderung einer Ehefrau . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Ein sumerischer Brief der sog. Königskorrespondenz der Ur III-Zeit aus der altbabylonischen Edubba’a-Überlieferung . . . . . . . . . .
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Inhalt
6. Ein sumerischer Brief an den König Sˇulgi in einer spätbabylonischen Abschrift . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Altbabylonische Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rosel Pientka-Hinz 1. »Grußkarte« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Händlerbrief . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Freilassungsgesuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Korrespondenz zwischen König und Untertan . . . . . . . 4.1 Beschwerde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2 Königliche Anweisung als Reaktion auf die Beschwerde 5. Königsanweisung: Haftbefehl . . . . . . . . . . . . . . . 6. Königsanweisung: Baumaßnahmen an den Kanälen . . . . 7. Königsanweisung: Versorgung der kassitischen Truppen . . 8. Königsanweisung: Götterprozession . . . . . . . . . . . . 9. Ermahnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10. Korrespondenz zwischen Sklavenbesitzern . . . . . . . . . 10.1 Sklaventausch I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10.2 Sklaventausch II . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11. »Beileidskarte« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12. Bittbrief . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13. Dankesbrief . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14. Einberufung einer Versammlung . . . . . . . . . . . . . . 15. Verweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16. Direktive . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17. »Königlicher Rundbrief« und eine Denunzierung . . . . . 18. Beschwerde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19. Bericht über eine Opferschau . . . . . . . . . . . . . . . 20. Bitte um Rechtsbeistand . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21. Schulbrief . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Briefe aus Mari . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nele Ziegler 1. Kalender, Chronologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1 Wahl eines Jahresnamens . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Schriftliche Kommunikation und Archivhaltung . . . . . . . . 2.1 Der königliche Sekretär . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Gerüchte reisen mit Nomaden, Händlern, Flüchtlingen und Boten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Jası¯m-Sumû muß informiert werden . . . . . . . . . . . 2.4 Zugang zu den Palastarchiven . . . . . . . . . . . . . . . 3. Hauptstadt und Provinzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1 Eine Beschreibung Maris . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2 Textilrationen für das Gesinde des Palasts . . . . . . . . . 3.3 Das System der Wasserversorgung der Stadt, Eisherstellung 3.4 Bauarbeiten in Terqa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Inhalt
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3.5 Eine Stadt ohne Scheich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.6 Ein Gouverneur im Streit mit der Königin . . . . . . . . . . 3.7 Eine Heuschreckenplage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.8 Reparatur eines gebrochenen Deichs . . . . . . . . . . . . . . Die diplomatischen Gepflogenheiten . . . . . . . . . . . . . . . . 4.1 Zimrı¯-Lîm hat die Wahl einer Allianz mit Aleppo oder Esˇnunna 4.2 Die Domäne von Alahtum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ˘ 4.3 Eine Allianz vor der Rückeroberung Maris und der anderen Städte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.4 Ankündigung zum Esˇtarfest . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.5 Der schlechte Verbündete soll bestraft werden . . . . . . . . . 4.6 Der treue Verbündete: Tugenden eines Nomadenchefs . . . . 4.7 Friedensschluß mit Schlachtung eines Tieres . . . . . . . . . 4.8 Einladung zum Weiden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.9 Boten in Lebensgefahr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Soldaten und Kriegswesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1 Musterung der Wehrpflichtigen . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2 Zimrı¯-Lîms Truppen in Babylonien . . . . . . . . . . . . . . 5.3 Zählung der Nomaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.4 Der Sukkal von Elam stellt ein Ultimatum . . . . . . . . . . . 5.5 Die Belagerung einer befestigten Stadt . . . . . . . . . . . . . 5.6 Geiseln im Krieg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Religiöse Mentalität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.1 Die Statue Zimrı¯-Lîms im Tempel des Wettergottes von Aleppo 6.2 Ein vernachlässigter Gott übt Rache . . . . . . . . . . . . . . 6.3 Vermeidung eines Meineids . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.4 Kultische Reinigung des Palastes . . . . . . . . . . . . . . . . 6.5 Die Königin ist krank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Palast . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.1 Trauer am Hof von Aleppo . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.2 Die Königin als Verwalterin des Palastes . . . . . . . . . . . . 7.3 Jasmah-Addu ist unmündig . . . . . . . . . . . . . . . . . . ˘ 7.4 Geschenke für den König . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.5 Musik für den König . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Altassyrische Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl Hecker 1. Abrechungsschreiben . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1 Abrechnung aus Assur . . . . . . . . . . . . . 1.2 Abrechnung aus Kanisˇ . . . . . . . . . . . . . 1.3 Protestnote des Königs Anum-hirbi von Ma’ma ˘ 2. Briefe des Stadtfürsten von Assur . . . . . . . . . . 2.1 Anweisungen an den Ka¯rum Kanisˇ . . . . . . 2.2 Ein Urteil der Stadt . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Blutgeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 430
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Briefe aus Nuzi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gernot Wilhelm 1. Brief eines Königs von Mittani an seinen Vasallen Ithi-tesˇsˇup ˘ von Arrapha . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ˘ 2. Brief eines Richterkollegiums an die Minister des Königs von Arrapha . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ˘ 3. Zwei Briefe von Verwaltungsbeamten zur Strafverfolgung . . . . . . 3.1 HSS 14, 20 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2 HSS 14, 21 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Brief eines Verwaltungsbeamten mit Anweisung zur Prozeßeröffnung 5. Brief eines für die Kleinviehhaltung zuständigen Verwalters . . . . . 6. Brief mit Anweisung zum Verkauf eines Sklaven . . . . . . . . . . . 7. Brief mit einer Zurechtweisung des Adressaten . . . . . . . . . . .
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3. Nichtoffizielle Briefe des Stadtfürsten . . . . . . 3.1 Erneute Bitte um Hilfe . . . . . . . . . . . 3.2 Ein Teilerfolg . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Sonstige offizielle Schreiben . . . . . . . . . . . 4.1 Die Kosten der Stadtmauer . . . . . . . . 4.2 Diebstahl im Assur-Tempel von Ursˇu . . . 4.3 Der Fürst soll schwören . . . . . . . . . . 4.4 Boten sind unterwegs I . . . . . . . . . . . 4.5 Boten sind unterwegs II . . . . . . . . . . 4.6 Ersuchen um Amtshilfe . . . . . . . . . . 5. Private Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1 Vorführung zum Ka¯rum . . . . . . . . . . 5.2 Abwesenheit des Fürsten . . . . . . . . . . 5.3 Ein betrunkenes Großmaul . . . . . . . . 5.4 Beeinträchtigung des Handels durch Krieg 5.5 Verhandlungen mit dem Fürsten von Zalpa 5.6 Ein Hilferuf aus dem Gefängnis . . . . . . 5.7 Dein Vater ist gestorben … . . . . . . . . 5.8 Du, mein Bruder, schick Geld! . . . . . . . 5.9 Rette dein Leben! . . . . . . . . . . . . . 5.10 Ein Traum als Geschäftsmotiv . . . . . . . 5.11 Schmuggeln . . . . . . . . . . . . . . . . 5.12 Klage über ungerechte Behandlung . . . . 5.13 Dein Fleisch und Blut bin ich … . . . . . . 5.14 Es war nicht genug … . . . . . . . . . . . 5.15 Eine Frau in Nöten . . . . . . . . . . . . 5.16 Probleme zuhause . . . . . . . . . . . . . 5.17 Und vor 30 Jahren … . . . . . . . . . . . 5.18 Anstiftung zur Urkundenfälschung . . . . 5.19 Ich war krank . . . . . . . . . . . . . . .
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Inhalt
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Mittelbabylonische Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl Hecker 1. Bericht eines Arztes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Der Notruf des Kalbum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Mittelassyrische Briefe . . . . . . . . . . . . . Karl Hecker 1. Ba¯bu-aha-iddina . . . . . . . . . . . . . . . ˘ 1.1 Anweisung zur Übersendung einer Tafel 1.2 Auskunft über die Wachsvorräte . . . . 2. Du¯r-Katlimmu . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1 Hoher Besuch kündigt sich an . . . . . 2.2 Verfolgung von Flüchtlingen . . . . . . 2.3 Zivile und militärische Probleme . . . 3. Harbe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ˘ 3.1 Der hethitische Gesandte . . . . . . . 3.2 Eine Botschaft des Pharao . . . . . . .
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Briefe aus der Korrespondenz der neuassyrischen Könige Karen Radner 1. Adad-ne¯ra¯rı¯ III. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1 Treffpunkt Tigris . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Aufruf zur Pferdemusterung . . . . . . . . . . . 2.3 Tränen für den Wettergott . . . . . . . . . . . . 2. Tiglatpileser III. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1 Assyrien und die Phönizier . . . . . . . . . . . 2.2 Einfall des Araberstammes Qedar in Moab . . . 2.3 Der assyrische König fordert Babylons Treue ein 2.4 Der Tod des Mukı¯n-ze¯rı¯, Königs von Babylon . . 2.5 Nach einer Schlacht: Verteilung der Kriegsbeute . 2.6 Aalglatte Gesandte . . . . . . . . . . . . . . . . 2.7 Gefriertransport . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.8 Eingeschneit! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.9 Eine aramäische Reisegruppe . . . . . . . . . . 2.10 Wer heiraten will, braucht Geld . . . . . . . . . 2.11 Preisvergleich . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.12 Diebstahl im Palast . . . . . . . . . . . . . . . 2.13 Kritik an der landwirtschaftlichen Planung (wohl Tiglatpileser III.) . . . . . . . . . . . . . 3. Sargon II. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1 Ein neuer Statthaltersitz nimmt Gestalt an . . . 3.2 Vorschläge zum Ausbau des Verkehrsnetzes . . . 3.3 Schreiber dringend gesucht! . . . . . . . . . . . 3.4 Die vielen Aufgaben eines Statthalters . . . . . . 3.5 Heeresmusterung . . . . . . . . . . . . . . . . 3.6 Wird Samaria besteuert oder nicht? . . . . . . . 432
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Inhalt
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Ein Flüchtling bittet in der Volksversammlung von Nippur um Hilfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.8 Das Schicksal der Angehörigen eines Mannes in Bedrängnis 3.9 Überprüfung der babylonischen Tempel . . . . . . . . . 3.10 Mörderjagd in Sˇubria . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.11 Wir wollen ja, aber wir können nicht . . . . . . . . . . . 3.12 Eine Beschwerde an den Kronprinzen . . . . . . . . . . . 3.13 Die mühevolle Verschiffung von Steinskulpturen . . . . . 3.14 Diener zweier Herren: Der unglückliche König von Musasir 3.15 Spitzelbericht aus Urartu . . . . . . . . . . . . . . .˙ .˙ . ˙ den König von Urartu . . . . . 3.16 Eine Verschwörung gegen 3.17 Mannäische Truppen an Urartus Grenze . . ˙. . . . . . . 3.18 Erdbeben . . . . . . . . . ˙. . . . . . . . . . . . . . . . 3.19 Heuschreckenplage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Asarhaddon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.1 Asarhaddon, Wohltäter Babylons . . . . . . . . . . . . . 4.2 Nippur ohne Wasser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3 Piraten an der Mittelmeerküste . . . . . . . . . . . . . . 4.4 Tod eines Handlungsreisenden . . . . . . . . . . . . . . . 4.5 Ein griechischer Deserteur . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.6 Königstreue sollte sich auch auszahlen! . . . . . . . . . . 4.7 Gold für Königsstatuen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.8 Die Opfer der Königsmutter . . . . . . . . . . . . . . . . 4.9 Standesgemäße Erziehung für Prinzessinnen . . . . . . . 4.10 Medizinische Versuchskaninchen . . . . . . . . . . . . . 4.11 Zukunftsvision: Asarhaddon im Kreise seiner Urenkel . . . 4.12 Der König im Hungerstreik . . . . . . . . . . . . . . . . 4.13 Totenschädel für ein Ritual . . . . . . . . . . . . . . . . 4.14 Das Ritual des Ersatzkönigs . . . . . . . . . . . . . . . . 4.15 Das Hochzeitsfest des Gottes Nabû . . . . . . . . . . . . 4.16 Mehr zum Hochzeitsfest des Nabû . . . . . . . . . . . . . 4.17 Aggressive Säufer machen Karriere (wohl Asarhaddon) . . 5. Assurbanipal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1 Mein Bruder, der Feind . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2 Bruderkrieg in Babylonien . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3 Plündernde Araber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.4 Ganz Babylonien schwört dem assyrischen König Treue . . 5.5 Nachrichten aus Elam . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.6 Diebstahl im Tempel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.7 Königliche Weisung an das Personal des Asˇsˇur-Tempels . . 5.8 Hauspost aus dem Asˇsˇur-Tempel . . . . . . . . . . . . .
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Inhalt
Neubabylonische Briefe . . . . . . . . . . . . . . Michael Jursa 1. Aus dem Nippur-Briefarchiv des 8. Jh. . . . . . 1.1 IM 77141 . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 IM 77183 . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Privatbriefe aus dem späten 7. und dem 6. Jh. . 2.1 U.17239,7 . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 BM 64380 . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 BM 64781 . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4 VAT 3137 . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5 BM 103491 . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Briefe aus Tempelarchiven aus dem 7. und 6. Jh. 3.1 BM 118097 . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2 AO 8576 . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3 GCBC 925 . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4 IM 73354 . . . . . . . . . . . . . . . . 3.5 BM 75610 . . . . . . . . . . . . . . . . 3.6 YBC 11361 . . . . . . . . . . . . . . . . 3.7 YBC 8920 . . . . . . . . . . . . . . . . 3.8 NCBT 32 . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.9 NCBT 594 . . . . . . . . . . . . . . . . 3.10 YBC 3483 . . . . . . . . . . . . . . . . 3.11 BM 56657 . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Briefe aus dem 4.-3. Jh. . . . . . . . . . . . . 4.1 910x209.547 . . . . . . . . . . . . . . . 4.2 BM 67402 . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3 BM 47316+47323 . . . . . . . . . . . . 5. Ein Privatbrief aus dem 2. Jh. (BM 34555) . .
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II. Diplomatische Korrespondenzen der Spätbronzezeit . . . . . . . . . 173 Briefe aus dem Archiv von el-Amarna . . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniel Schwemer 1. Aus der Korrespondenz mit Babylonien und Assyrien . . . . . . . . Daniel Schwemer 1.1 Burnaburiasˇ II. von Babylon an Amenophis IV.: Mord an babylonischen Kaufleuten im ägyptisch beherrschten Kanaan (EA 8) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 Burnaburiasˇ II. von Babylon an Amenophis IV.(?): Der Aufstieg Assyriens unter die Großmächte (EA 9) . . . . . 1.3 Asˇsˇur-uballit I. von Assur an den ägyptischen König: ˙ Aufnahme diplomatischer Kontakte (EA 15) . . . . . . . . . 1.4 Asˇsˇur-uballit I. von Assur an Amenophis IV.: ˙ zu Großkönig (EA 16) . . . . . . . . . . . . Von Großkönig
434
173 175
176 177 178 179
Inhalt
2. Der Brief Tusˇrattas von Mittani an Amenophis III. in hurritischer Sprache (EA 24) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gernot Wilhelm 3. Ein Brief des hethitischen Großkönigs (EA 41) . . . . . . . . . . . Daniel Schwemer 4. Die Korrespondenz mit Arzawa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg Klinger 4.1 Tarhundaradu von Arzawa an Amenophis III.: ˘ Die Anbahnung einer dynastischen Heirat (EA 32 = VBoT 2) . 4.2 Amenophis III. an Tarhundaradu von Arzawa: ˘ Das Antwortschreiben Amenophis’ III. (EA 31 = VBoT 1) . . 5. Briefe aus Palästina . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anson F. Rainey 5.1 Lab3aju von Sichem an den Pharao: Unschuldsbeteuerungen angesichts der Beschwerden benachbarter Stadtfürsten (EA 254) 5.2 Ba2lu-meher von Gitti-padalla an den Pharao: Das Treiben des ˘ Lab3aju von Sichem im Rückblick (EA 250) . . . . . . . . . . 5.3 Biridija von Megiddo an den Pharao: Lab3aju von Sichem bedroht Megiddo (EA 244) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.4 Biridija von Megiddo an den Pharao: Das Ende des Lab3aju von Sichem (EA 245) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.5 Sˇuwardata von Gat (?) an den Pharao: 2Abdi-Heba von Jerusalem, ein neuer Lab3aju (EA 280) . . . .˘ . . . . . . . . . 5.6 2Abdi-Heba von Jerusalem an den Pharao: Die Untaten des Milkilu˘ von Gezer und der Söhne des Lab3aju von Sichem (EA 287) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.7 2Abdi-Heba von Jerusalem an den Pharao: Umgeben von Feinden˘ und isoliert wie ein Schiff auf hoher See (EA 288) . . 6. Briefe über die politischen Entwicklungen im nördlichen Libanon zu Zeiten Amenophis’ III. und Amenophis’ IV. . . . . . . . . . . . Anson F. Rainey 6.1 2Abdi-Asˇirta an den Pharao: Bitte um Anerkennung als Vasall Ägyptens (EA 60) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2 2Abdi-Asˇirta an Pahanate, den für seine Region zuständigen ˘ ägyptischen Kommissar (EA 62) . . . . . . . . . . . . . . . . 6.3 Rı¯b-Hadda von Byblos an Amanappa, seine Kontaktperson am ägyptischen Hof (EA 73) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.4 Rı¯b-Hadda an den Pharao über Machtstreben und Untaten des 2Abdi-Asˇirta (EA 74) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.5 Rı¯b-Hadda an den Pharao: Ein weiterer Hilferuf (EA 76) . . . 6.6 Rı¯b-Hadda an Amanappa: Ein Mordanschlag auf Rı¯b-Hadda (EA 82) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.7 Rı¯b-Hadda droht dem Pharao, sich selbst dem 2Abdi-Asˇirta anzuschließen (EA 83) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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201 203 205
206 207 208 208 210 210 211
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Inhalt
6.8 6.9 6.10 6.11 6.12 6.13 6.14 6.15 6.16 6.17 6.18 6.19 6.20 6.21
Rı¯b-Hadda an den Pharao: Sumur in der Hand 2Abdi-Asˇirtas (EA 84) . . . . . . . . . ˙. . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rı¯b-Hadda an den Pharao: Hunger in Byblos (EA 85) . . . . . Rı¯b-Hadda an den Pharao: 2Abdi-Asˇirta belagert Byblos (EA 88) Rı¯b-Hadda an den Pharao: Mord in Tyros (EA 89) . . . . . . Japa2-Hadda von Beirut an den ägyptischen Kommissar Janhamu über die Entwicklungen in Amurru (EA 98) . . . . . ˘ Rı¯b-Hadda an den Pharao: Der ägyptische Feldzug gegen 2Abdi-Asˇirta (EA 101) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rı¯b-Hadda an den Pharao: Amurru nach dem Ende 2Abdi-Asˇirtas (EA 105) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rı¯b-Hadda an den Pharao: Die Söhne 2Abdi-Asˇirtas führen das Werk ihres Vaters fort (EA 104) . . . . . . . . . . . . . . . . 2Aziru von Amurru an den Pharao: Treueschwüre (EA 156) . . 2Aziru an den Pharao: Rückblick auf 2Azirus Aufenthalt in Ägypten, hethitische Botschafter bei 2Aziru (EA 161) . . . . . Ein Brief aus Amurru an den in Ägypten weilenden 2Aziru: Die Hethiter stoßen nach Mittelsyrien vor (EA 170) . . . . . . Der Pharao an 2Aziru: Drohungen gegen 2Aziru, das Schicksal des Rı¯b-Hadda (EA 162) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rı¯b-Hadda an den Pharao: Ein alter, kranker Stadtfürst schreibt aus dem Exil (EA 137) . . . . . . . . . . . . . . . . 2Aziru an Ha2i: Letzte Treuebekenntnisse vor dem Wechsel ins ˘ Lager der Hethiter (EA 166) . . . . . . . . . . . . . . . . . .
218 218 219 220 221 222 223 224 226 228
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Briefe aus den Archiven von Hattusˇa . . . . . . . . . . . . . . . . . . ˘ Gernot Wilhelm 1. Ramses II. von Ägypten an Hattusˇili III. von Hatti über eine Arznei ˘ . .˘ . . . . . . . . . . . . zur Herbeiführung einer Schwangerschaft 2. Ein König von Hatti an einen König von Assyrien: Ablehnung der Gleichrangigkeit˘ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Ein König von Hatti an einen König von Assyrien: Von unklaren Zuständigkeiten˘ im Grenzbereich und von Eisenlieferungen . . . . 4. Ein König von Hatti an einen König von Ahhijawa (der sogenannte ˘ . . . . . . . . . . . . ˘. ˘. . . . . . . . . . . . . Tawagalawa-Brief) Jared L. Miller
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Briefe aus dem Archiv von Taanach . . . . . . . . . . . . . . Angelika Berlejung 1. Ehli-Tesˇsˇub an Talwisˇar: Begleitbrief zu einer Sendung von ˘ 50 Sekeln Silber (TT 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Ahijami an Talwisˇar: Bitte um Waffen (TT 2) . . . . . . . ˘ 3. Der ägyptische Funktionär Amanhatpa an Talwisˇar: ˘ Mahnung aus Gaza (TT 6) . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Der ägyptische Funktionär Amanhatpa an Talwisˇar: ˘ Eine Erinnerung an die Mahnung aus Gaza (TT 5) . . . .
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213 214 215 216
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Inhalt
Briefe aus den Archiven von Ugarit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Herbert Niehr/Daniel Schwemer 1. Briefe in akkadischer Sprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniel Schwemer 1.1 Sˇuppiluliuma I. von Hatti an Niqmaddu II. von Ugarit im ˘ Vorfeld des großen hethitischen Syrienfeldzuges (RS 17.132) . ˇ ˇ 1.2 Sawuska-muwa von Amurru an Ammisˇtamru II. von Ugarit: Die Ehescheidung Ammisˇtamrus (RS 17.116) . . . . . . . . . 1.3 Ini-Tesˇsˇub von Kargamisˇ an Ammisˇtamru II. von Ugarit: Anweisungen des hethitischen Oberherrn in Rechtssachen (RS 20.22) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.4 Der hethitische Prinz Pihawalwi an Ibiranu von Ugarit: ˘ Abmahnung eines Vasallen (RS 17.247) . . . . . . . . . . . . 1.5 Tukultı¯-Ninurta I. von Assur (?) an Ibiranu von Ugarit (?): Der hethitisch-assyrische Krieg zu Zeiten Tuthalijas IV. ˘ (RS 34.165) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.6 Brief des Merenptah von Ägypten (?) an 2Ammu-ra¯pi von Ugarit (?): Ägyptische Handwerker für Arbeiten am Tempel des Ba2lu von Ugarit (RS 88.2158) . . . . . . . . . . . . . . . 1.7 Ein hethitischer Prinz (?) an 2Ammu-ra¯pi von Ugarit (?): Getreidelieferungen wegen einer Hungersnot in Anatolien (RS 20.212) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.8 Padija von Qadesˇ an den König von Ugarit: Schmeicheleien und Beschwerden (RS 20.16) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.9 Addu-isˇme von Sidon an den König von Ugarit: Ein Ugariter frevelt im Tempel des Wettergottes von Sidon (RS 86.2221+) . 2. Briefe in ugaritischer Sprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Herbert Niehr 2.1 Fragen des Tributs: Die hethitische Königin Puduhepa an ˘ König Niqmaddu III. von Ugarit (KTU 2.36 + 2.73 + 2.37 + 2.74 + 9.176 + 9.177 = RS 17.434 + 17.434 [A] + 17.434 [B] + 17.435 + 17.436 +17.437 +17.438 + 17.438 [A] + 17.438 [B]) . 2.2 Fragen des Tributs: Der hethitische König an König 2Ammura¯pi von Ugarit (KTU 2.39 = RS 18.038) . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Ein Hilfsangebot aus Zypern: Der König von Alasˇia an den König von Ugarit (KTU 2.46 = RS 18.147) . . . . . . . . . . 2.4 Eine Bitte um Hilfe: König 2Ammisˇtamru II. von Ugarit an den Pharao (KTU 2.81 = RIH 78/03 + 78/30) . . . . . . . . . . . 2.5 Bekundung der Loyalität: Der König von Ugarit an den Pharao (KTU 2.23 = RS 16.078 + 16.109 + 16.117) . . . . . . . . . . 2.6 Dank an den Pharao: König 2Ammura¯pi von Ugarit an den Pharao (KTU 2.76 = RS 34.356) . . . . . . . . . . . . . . . .
248 249
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Inhalt
III. Briefe aus Syrien: Korrespondenzen innerhalb des Königreiches von Ugarit und seiner Verwaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273 Herbert Niehr/Daniel Schwemer 1. Briefe in akkadischer Sprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniel Schwemer 1.1 Der »Brief des Generals«: Eine militärische Notlage in Mittelsyrien (RS 20.33) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 Der ugaritische Gesandte am Hof von Kargamisˇ an seinen Herrn (RS 17.383) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Briefe in ugaritischer Sprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Herbert Niehr 2.1 Prinz Talmiya¯nu und Ahatmilki an die Königin Sˇarelli von ˘ Ugarit (KTU 2.11 = RS 8.315): Sorge um das Wohlergehen der Königin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Prinz Talmiya¯nu an Königin Sˇarelli von Ugarit (KTU 2.12 = RS 9.479 A): Erkundigung nach dem Wohlergehen der Mutter . 2.3 Der König von Ugarit an seine Mutter (KTU 2.13 = RS 11.872) 2.4 Ein Brief an die Königin (KTU 2.34 = RS 17.139) . . . . . . . 2.5 Eine Nachfrage: Iwrdn an Iwrpzn (KTU 2.14 = RS 11.875) . . ¯ 2.6 Der König von Ugarit an die Königin (KTU 2.30 = RS 16.379): Zerstreuung von Sorgen und aktuelle Informationen . . . . . 2.7 Gute Kontakte: Urhitesˇsˇub an die Königin von Ugarit ˘ (KTU 2.68 = RS 20.199) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.8 Zwei Diener führen Klage bei ihrem Herrn (KTU 2.70 = RS 29.093) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.9 Ein Brief an die Königin von Ugarit (KTU 2.82 = RIH 78/12) . 2.10 Anante¯nu an seinen Herrn Hidmiratu (RS 92.2010) . . . . . . 2.11 Die Königin von Ugarit und˘ Ilimilku an Urte¯nu (RS 94.2406) . 2.12 Nachricht von einer militärischen Niederlage (KTU 2.10 = RS 4.475) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.13 Holz für einen Tempelbau (KTU 2.26 = RS 16.264) . . . . . . 2.14 Der Gouverneur an die Königin (RS 94.2479) . . . . . . . . .
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273 277 279
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IV. Ägyptische Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289 . . . . . . . . . .
289
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Das Lehrstück Kemit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Carsten Peust
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Briefe in das Jenseits . . . . . . . . . . . . . . . . Louise Gestermann 1. Bitten für die Beseitigung persönlichen Unglücks 2. Bitten bei Streitigkeiten um Besitz und Erbschaft 3. Bitten für die Gesundheit . . . . . . . . . . . . 4. Bitten um ein Kind . . . . . . . . . . . . . . . 5. Bitte um Schutz . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Inhalt
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Ägyptische Briefe vom Beginn der 21. Dynastie . . . . . . . . . . . . . Matthias Müller 1. Ausführung eines Orakelentscheids (pStraßburg 31+40/XXII) . . . 2. Warten auf jemanden und Aufruf zur Wachsamkeit (pStraßburg 33) 3. Entlaufene Arbeiter (pStraßburg 26+27i+29vii+44iv) . . . . . . . . 4. Vogelfängergeschäfte (pStraßburg 25) . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Anweisung für Ordal (pLouvre 25359) . . . . . . . . . . . . . . . 6. Anweisung für Ordal (pLouvre 25360) . . . . . . . . . . . . . . . 7. Anweisungen für Ordal (pStraßburg 51+37viii+40vi+40xx) . . . . 8. Anweisung zu Untersuchungen (pAberdeen 162a+k+163h+aq+ 166k+cp) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9. Bitte an den Gott Pepahe, den Hohepriester(?) Masaharta zu retten (pStraßburg 21) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Ägyptische Briefe aus der Zeit der 18. Dynastie . . . . . . . . . . Matthias Müller 1. Briefe aus der ersten Hälfte der 18. Dynastie (vornehmlich Hatschepsut/Thutmosis III.) . . . . . . . . . . . 1.1 Anweisungen bezüglich Bauvorhaben (pBM 10102) . . . . 1.2 Kontaktpflege (pBM 10103) . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3 Juristische Probleme (pBM 10107) . . . . . . . . . . . . 1.4 Schreiben eines »Freundes« (pLouvre 3230a) . . . . . . . 1.5 Protestschreiben Ahmoses an seinen Vorgesetzten (pLouvre 3230b) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.6 Anweisungen hinsichtlich einer dritten Person (oGlasgow 1925.87 + oBerlin 10616) . . . . . . . . . . . 1.7 Rat (pMMA 27.3.560) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.8 Ärger mit einem alten Mann (oDeB 7) . . . . . . . . . . 2. Briefe aus der zweiten Hälfte der 18. Dynastie . . . . . . . . . . 2.1 Kopie eines Schreibens Amenophis’ II. an den Vizekönig Pharaos in Nubien, Usersatet (stMFA Boston 25.632) . . . 2.2 Anordnungen an einen Untergebenen (pBerlin 10463) . . 2.3 Anordnungen an einen Untergebenen (pLeiden F 1996/1.1) 2.4 Beruhigende Worte an die/eine Frau (gMünchen ÄS 4313) 2.5 Opfer (oCairo CG 25667) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.6 Auftrag, ein Boot zu entladen (oCairo CG 25664) . . . . . 2.7 Ärger unter Steinbrucharbeitern (oBerlin 10614) . . . . . 3. Briefe aus der Amarna-Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1 In Memphis nichts Neues (pGurob 38) . . . . . . . . . . 3.2 Absprachen (pMond 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3 Verschiedene Klagen eines Salbenkochs (pMond 2) . . . . 3.4 Bitte um Ausgabe verschiedener Dinge (oCoA III,#1) . . . 3.5 Bitte um Gipsausgabe (oCoA III,#2) . . . . . . . . . . . 3.6 Bitte um Magazinausgabe (oCoA III,#3) . . . . . . . . . 3.7 Anweisungen und Anteilnahme (oCoA II,#6) . . . . . . .
335 336 336 337 338 338 338 339 339 439
Inhalt
Demotische Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Maren Schentuleit 1. Privatbrief an Hartophnachthes (pBerlin P 13538) . . . . . . . . . 2. Brief an den Gott Thot (pOIM 19422) . . . . . . . . . . . . . . .
340 344 346
V. Briefe aus Iran . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 349 Heidemarie Koch 1. Die sog. Ninive-Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Briefe aus dem Archiv Dareios d. Gr. (522-486 v. Chr.) . . . . . . .
349 352
VI. Hebräische, transjordanische und aramäische Briefe . . . . . . . . . 357 Ingo Kottsieper 1. Briefe aus Palästina und dem Ostjordanland . . . . . . . . . . 1.1 Ein hebräischer Brief aus Arad mit einer Liste (Arad(6): 2) 1.2 Ein edomitischer Brief aus Hirbet G˙azza/Horvat 2Uza . . . 1.3 Ein Brief vom Tell el-Maza¯r ˘ . . . . . . .˙ . . . . . . . . . 2. Aramäische Briefe aus Ägypten . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1 Briefe aus dem Umkreis der »jüdischen« Gemeinschaft auf Elephantine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Briefe aus dem Umkreis des Satrapen Arschames . . . . . 2.3 Privatbriefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Briefe aus der Zeit des Bar-Kochba-Aufstandes (132-135 n. Chr.) 3.1 Briefe vom Nahal Hever . . . . . . . . . . . . . . . . . . ˙ ˙ 3.2 Dokumente aus dem Wadi Murraba2at . . . . . . . . . .
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358 358 359 360 360
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360 364 371 377 377 381
VII. Sabäische Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 385 Peter Stein 1. Begleitschreiben zu einer Warenlieferung (Oost.Inst. 14) . . 2. Beschwerdebrief über mangelnde Zuwendung (ohne Siglum) 3. Aufforderung zur Zusammenarbeit (YM 11742 = TYA 6) . . 4. Anbahnung eines Vertragsabschlusses (YM 11749 = TYA 14) 5. Bezugnahme auf vorausgegangene Korrespondenz (Mon.script.sab. 68) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Rechtsverbindliche Arbeitsanweisung für die Bewässerung (Mon.script.sab. 557) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7. Bestellung von Nahrungsmitteln (YM 11729 = TYA 7) . . . 8. Beschwerde über die Entsendung eines falschen Boten (Mon.script.sab. 6) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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389 390 391 392
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VIII. Griechische Briefe aus Ägypten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 399 Andrea Jördens 1. Zwei Schreiben des Ammoniterfürsten Tubias . . . . . . . . . . . . 1.1 Brief des Tubias an Apollonios über vier geschenkte Sklaven . 1.2 Brief des Tubias an Apollonios über dem König geschenkte Tiere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 440
399 400 401
Inhalt
2. Kaiserliche Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1 Claudius an die Alexandriner . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Nero an die 6475 Griechen des Fayyu¯m . . . . . . . . . . . . 2.3 Trajan an die Alexandriner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4 Gordian III. an die Antinoiten . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Vier Briefe mit Erwähnung des Dositheos, Sohn des Drimylos . . . 3.1 Dositheos als Leiter der königlichen Kanzlei . . . . . . . . . . 3.2 Eingabe mit Verweis auf eine Anordnung des Dositheos . . . . 3.3 Amtliches Schreiben bezüglich eines Auftrags des Dositheos . 3.4 Anordnung wegen eines Besuches des Dositheos und des Königs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Brief des Dioiketen Herodes an Onias . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Eingabe wegen Spätfolgen der Bürgerkriege . . . . . . . . . . . . . 6. Vorbereitungen für den Besuch eines römischen Senators . . . . . . 7. Petitionen aus der Zeit des Ptolemaios IV. Philopator . . . . . . . . 7.1 Probleme bei der Altersversorgung (P. Ent. 26) . . . . . . . . 7.2 Probleme bei der Nachlaßverwaltung (P. Ent. 32) . . . . . . . 7.3 Widerrechtliche Okkupation eines Bauplatzes (P. Ent. 69) . . 7.4 Entsorgung eines Nachttopfes (P. Ent. 79) . . . . . . . . . . . 7.5 Zusammenstoß mit einem Badediener (P. Ent. 82) . . . . . . 8. Aus den Papieren des Phrurarchen Dioskurides . . . . . . . . . . . 8.1 Eingabe wegen eines Überfalls (P. Phrur. Diosk. 6) . . . . . . 8.2 Eingabe wegen schwerer Körperverletzung (P. Phrur. Diosk. 7) . 8.3 Eingabe wegen einer entlaufenen Sklavin (P. Phrur. Diosk. 9) . 8.4 Sosos an seinen Bruder Dioskurides (P. Phrur. Diosk. 15) . . . 8.5 Dioskurides an seinen Vater (P. Phrur. Diosk. 17) . . . . . . . 9. Briefe aus dem Archiv des Apollonios . . . . . . . . . . . . . . . . 9.1 Lagebericht aus dem Aufstandsgebiet . . . . . . . . . . . . . 9.2 Brief der besorgten Ehefrau des Apollonios . . . . . . . . . . 9.3 Brief mit Siegesmeldung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.4 Zum Ankauf von Paradewaffen in Oberägypten . . . . . . . . 9.5 Urlaubsgesuch des Apollonios . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.6 Antrag auf reduzierte Pachtzinszahlung mit Bezug auf einen Erlaß Kaiser Hadrians . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.7 Zwei Empfehlungsschreiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.7.1 Schreiben des Faberius Mundus (P. Brem. 5) . . . . . . 9.7.2 Schreiben des Epistrategen Flavius Philoxenus (P. Brem. 6) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.8 Bericht des Architekten Herodes über die Baufortschritte an dem Landhaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
401 401 405 406 406 408 408 409 409 410 410 411 412 413 413 414 415 415 416 417 417 418 419 419 420 420 421 421 422 422 423 424 425 425 426 426
Zeittafeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 443
441
Zeittafeln Die Daten der ägyptischen Geschichte folgen grundsätzlich J. von Beckerath, Chronologie des pharaonischen Ägypten, MÄS 46 (1997), bieten aber für den Zeitraum vor der 12. Dynastie Mittelwerte. Die Daten der mesopotamischen Geschichte vor 2600 v.Chr. orientieren sich an C14 -Daten. Die Daten vor 1500 v.Chr. bieten doppelte Datierungen nach den beiden als »Mittlere« und »Kurze Chronologie« bekannten Systemen; die »Mittlere Chronologie« wird seit mehreren Jahrzehnten in den meisten Handbüchern und in wissenschaftlicher Literatur verwendet, die »Kurze Chronologie« hat in der letzten Zeit wieder an Beachtung gewonnen. Neuerdings ist auch eine »Ultrakurzchronologie« (H. Gasche u. a., Dating the Fall of Babylon, 1998) vorgeschlagen worden. Die Tragfähigkeit der astronomischen Grundlagen dieser Chronologiesysteme ist umstritten. Die Daten vor der III. Dynastie von Ur sind mit zusätzlichen Unsicherheiten behaftet; die hier gebotenen konventionellen Daten (wiederum alternativ nach der Mittleren und Kurzen Chronologie, teilweise gerundet) sind um ca. 55 Jahre zu kürzen, wenn man mit W. W. Hallo, RLA III, 713 f. die Gutäerzeit auf ca. 45 Jahre kürzt. Die Daten vor Sargon von Akkade sind zusätzlich zu kürzen, wenn man eine stärkere Überschneidung der Regierung dieses Herrschers mit Lugalzagesi und damit der jüngeren Frühdynastischen Zeit annimmt. Die altassyrischen Daten gehen auf K. R. Veenhof, The Old Assyrian List of Year Eponyms, 2003, zurück. Die mittelbabylonischen Daten folgen J. Boese, UF 14 (1982) 15-26, die mittelassyrischen J. Boese und G. Wilhelm, WZKM 71 (1979) 19-38. Die Zeittafeln umfassen folgende Kulturen: 1. Ägypten 2. Mesopotamien 3. Babylonien 4. Assyrien 5. Obermesopotamien und Syrien 6. Palästina (Juda und Israel) 7. Anatolien 8. Iran 9. Griechenland und Rom 10. Südarabien 443
Zeittafeln
1. Ägypten vor 3000 v. Chr. seit ca. 3400 um 3020 ca. 3000-2680 um 3000 ca. 2682-2145 ca. 2682-2614
ca. 2614-2479 ca. 2479-2322 um 2360 ca. 2322-2191 ca. 2191-2145
2119-1793 2119-1976 1976-1794 1976-1947 1956-1910 1914-1879 1882-1872 1872-1853 1853-1806
ca. 1648-1538
1550-1070 1550-1292
1550-1525 1525-1504
444
Prädynastische Zeit Anfänge der Schrift (Abydos), Ausbreitung der Naqa¯da-Kultur von Oberägypten nach Norden König Narmer Dauerhafte Vereinigung von Ober- und Unterägypten 1.-2. Dynastie König Menes Altes Reich 3. Dynastie Memphis wird Residenz König Djoser, Beginn des Pyramidenbaus 4. Dynastie Könige Snofru, Cheops, Chephren, Mykerinos 5. Dynastie Könige Userkaf, Sahure, Unas Wezir Ptahhotep Urkunden auf Papyrus, Pyramidentexte 6. Dynastie Unruhen und Thronwirren 1. Zwischenzeit 9.-10. Dynastie (Residenz Herakleopolis) Könige Achtoi, Merikare Mittleres Reich 11. Dynastie (Residenz Theben) Aufkommen von Sargtexten 12. Dynastie Feldzüge nach Palästina und Nubien Amenemhet I. Sesostris I. Amenemhet II. Sesostris II. Sesostris III. Amememhet III. Blütezeit der Literatur 13.; 14. Dynastie 2. Zwischenzeit Thronwirren, vorübergehende Stabilisierungen, Zusammenbruch der Zentralherrschaft 15. Dynastie (Hyksos, Residenz Auaris) 16. Dynastie (Vasallen der Hyksos); 17. Dynastie in Oberägypten (beide parallel zur 15. Dynastie) Neues Reich 18. Dynastie (Residenz Theben) Feldzüge bis zum Euphrat, Eroberung von Palästina und Teilen Syriens, Kontakte mit den vorderasiatischen Königreichen Amosis Amenophis I.
Zeittafeln 1504-1492 1492-1479 1479-1458 1479-1425 1428-1397 1397-1388 1388-1351 1351-1334
1337-1333 1333-1323 1323-1319 1319-1292 1292-1186 1279-1213 1274 1259 1213-1203 1186-1070 1183-1152 1152-1070
1070-664 1070-946 1070-1044 1044-994 979-960 946-735 946-925 ca. 927 875-837 seit 746 746-715 715-700 690-664 ca. 740-719 719-714 671 667 664-332 v. Chr. 664-610
Tuthmosis I. Tuthmosis II. Hatschepsut Tuthmosis III. Amenophis II. Tuthmosis IV. Amenophis III. Amenophis IV. (= Echnaton) Verlegung der Residenz nach Amarna. Neue Religionspolitik: naturphilosophischer Monotheismus des Echnaton Semenchkare Tutanchamun Eje Haremhab Verlegung der Residenz nach Memphis 19. Dynastie Ramses II. Schlacht bei Qadeš gegen die Hethiter Bau der Residenz Per-Ramesse (Ramsesstadt) Friedens- und Freundschaftsvertrag mit Hattusili III. ˘ Merenptah 20. Dynastie Ramses III. Kampf gegen die »Seevölker« Ramses IV. - Ramses XI. Innerer und äußerer Machtverfall, Palästina und Nubien gehen verloren 3. Zwischenzeit 21. Dynastie (Residenz Tanis) Smendes Psusennes Siamun 22. Dynastie (»Libyerzeit«) Scheschonq I. Palästina-Feldzug Osorkon II. Eroberung Ägyptens durch die Kuschiten 25. Dynastie Pije Schabaka Taharqa Im Delta hält sich die 24. Dynastie mit der Residenz Sais: Tefnachte Bokchoris Eroberung von Unterägypten durch Asarhaddon (s. Assyrien) Feldzug Assurbanipals gegen Ägypten, assyrische Oberherrschaft bis 650 Spätzeit (von hier ab alle Daten absolut) 26. Dynastie Psammetich I.
445
Zeittafeln 610-595 595-589 589-570 570-525 525 404-342 332-30 v. Chr. 332 332/31 304-283/82 285/84-246 275/74-271 260-253 246-221 246-241 221-204 219-217 205-186 204-180 202-195 180-145 170-168 168 164/63 sowie 145-116 116 116-80 80 80-51 51-30 44-30 31 v. Chr. 30 v. Chr.
446
Necho Psammetich II. Apries Amasis Eroberung durch Kambyses (s. Iran) Einheimische Herrscher (28.-30. Dynastie) Hellenistische Zeit Eroberung Ägyptens durch Alexander d. Gr. Gründung Alexandrias Ptolemaios I. Soter I. (seit 323 Satrap von Ägypten) Ptolemaios II. Philadelphos 1. Syrischer Krieg 2. Syrischer Krieg Ptolemaios III. Euergetes II. 3. Syrischer Krieg Ptolemaios IV. Philopator 4. Syrischer Krieg Herwennefer und Anchwennefer als einheimische Gegenkönige in Oberägypten Ptolemaios V. Epiphanes 5. Syrischer Krieg Ptolemaios VI. Philometor 6. Syrischer Krieg »Tag von Eleusis«, Rom greift in die Geschicke Ägyptens ein Ptolemaios VIII. Euergetes II. Tod Ptolemaios VIII. Euergetes II. Wechselnde Machtverhältnisse zwischen Kleopatra II., Kleopatra III., Ptolemaios IX. Soter II. und Ptolemaios X. Alexander I. Ptolemaios XI. Alexander II. Ptolemaios XII. Neos Dionysos (Auletes) Kleopatra VII. Ptolemaios XV. Kaisar Schlacht bei Actium Ägypten wird röm. Provinz
Zeittafeln
2. Mesopotamien ca. 3600-2900 ca. 3200-2900 ca. 2900-2350/2286 um 2600 um 2550/2490 um 2500/2440 ca. 2500-2350 / 2440-2286
um 2350/2286 ca. 2350-2193 / 2286-2129 um 2125/2060 um 2125/2060 um 2115/2049 2112-2004 / 2048-1940 2112-2095 / 2048-2031 2094-2047 / 2030-1983 2046-2038 / 1982-1974 2037-2029 / 1973-1965 2028-2004 / 1964-1940
ˇ amdat Nasr-Zeit (Mittlere und Späte) Uruk-Zeit und G ˙ Archaische Tontafeln aus Uruk Frühdynastische Zeit Mebaragesi von Kiš, Gilgameš von Uruk Texte aus Šuruppak (Fara) und Abu¯ Sala¯bı¯h ˘ ˙ Könige der I. Dynastie von Ur: Meskalamdug, Akalamdug, Mesanepada, A’anepada Herrscher von Lagaš: Ur-Nanše, Akurgal, Eanatum, Enanatum I., Enmetena, Enanatum II., Enentarzi, Lugalanda, Uruinimgina Lugalzagesi von Umma und Uruk Könige von Akkade (Agade): Sargon, Rı¯muš, Maništu¯su, Nara¯m-Suen, Šar-kali-šarrı¯ Gutäer-Zeit Gudea von Lagaš Utu-hegˆal von Uruk ˘ Könige der III. Dynastie von Ur: Ur-Namma Šulgi Amar-Suena Šu-Sîn Ibbi-Sîn
3. Babylonien 2004-1763 / 1950-1699 2017-1793 / 1953-1729
2025-1763 / 1961-1699 1834-1823 / 1770-1759 1822-1763 / 1758-1699 1763-1595 / 1699-1531 1894-1595 / 1830-1531 1792-1750 / 1728-1686 1749-1712 / 1685-1648 1711-1684 / 1647-1620 1683-1647 / 1619-1683 1646-1626 / 1682-1562 1625-1595 / 1561-1531 1595/1531-1100 1595/1531-1150 1594/1530-? um 1470
Isin-Larsa-Zeit Könige von Isin: Išbi-Erra, Šu-ilı¯-šu, Iddin-Daga¯n, Išme-Daga¯n, Lipit-Ištar, Ur-Ninurta, Bu¯r-Sîn, Lipit-Enlil, Erra-imittı¯, Enlil-ba¯ni, Damiq-ilı¯-šu Könige von Larsa: Warad-Sîn Rı¯m-Sîn Altbabylonische Zeit I. Dynastie von Babylon Hammurapi ˘ Samsu-iluna Abi-ešuh ˘ Ammi-ditana Ammi-saduqa ˙ Samsu-ditana Mittelbabylonische Zeit Kassitendynastie Agum II. kakrime Karaindaš Kurigalzu I.
447
Zeittafeln 1369-1355 1354-1328 1327-1303 1276-1259 1258-1250 1227-1220 1181-1167 1166-1154 1150 ca. 1157-1026 1125-1104 1099-1082 1081-1069 1068-1047 978-626 760(?)-748 747-734 721-710, 703 667-648 647-627 625-539 625-605 605 604-562 597 561-560 559-556 556 555-539 539
448
Kadašman-Enlil I. Burnaburiaš II. Kurigalzu II. Kadašman-turgu Kadašman-Enlil II. Kaštiliaš IV. Melišipak Marduk-apla-iddina I. Eroberung und Plünderung großer Teile Babyloniens durch Šutruk-Nahhunte I. von Elam II. Dynastie von Isin Nebukadnezar I. Marduk-na¯din-ahhe¯ ˘˘ Marduk-šapik-ze¯ri Adad-apla-iddina Verschiedene Dynastien Nabû-šuma-iškun Nabû-na¯sir ˙ Marduk-apla-iddina II. (= Merodach-baladan) Šamaš-šum-ukı¯n Kandala¯nu Neubabylonisches Reich Nabû-apla-usur (= Nabopolassar) ˙ Schlacht bei Kargamiš gegen Ägypten Nabû-kudurra-usur (= Nebukadnezar II.) ˙ Eroberung von Jerusalem Ame¯l-Marduk (= Ewil-Merodach) Neriglissar Labašı¯-Marduk Nabonid Eroberung durch Kyros II., danach Teil des Achämeniden-, Alexander-, Seleukiden-, Partherreiches
Zeittafeln
4. Assyrien ca. 2020-1812 / 1956-1748 1974-1935 / 1910-1871 1934-1921 / 1870-1857 1920-1881 / 1856-1817 1880-1873 / 1816-1809 1872-1812 / 1808-1748 ca. 1950-1750 / 1890-1690 1808-ca. 1650 1808-1776 / 1744-1712 1775-1742 / 1711-1678 seit ca. 1650 ca. 1335-1050 1353-1318 1295-1264 1263-1234 1233-1197 1223 1114-1076 1073-1056 ca. 900-612 911-891 890-884 883-859 879 858-823 853 823-810 809-780 781-772 771-754 753-746 745-727 743 726-722 722 721-705 706 704-681 694 689 680-669 671 668-627 653 629-626? 626?
Puzur-Aššur-Dynastie Puzur-Aššur I., Šalim-ahum, Ilušu¯ma ˘ Irı¯šu I. Iku¯nu Šarrum-ke¯n (Sargon) I. Puzur-Aššur II. Nara¯m-Sîn, Erı¯šu¯m II. Altassyrische Handelskolonien in Anatolien Dynastie des Šamšı¯-Adad (Samsi-Addu) Šamšı¯-Adad I. Išme-Dagan I. Adasi-Dynastie Mittelassyrisches Reich Aššur-uballit I. ˙ Adad-ne¯ra¯rı¯ I. Šulma¯nu-aša¯red (Salmanassar) I. Tukultı¯-Ninurta I. Eroberung von Babylon Tukultı¯-apil-Ešarra (Tiglatpileser) I. Aššur-be¯l-kala Neuassyrisches Reich Adad-ne¯ra¯rı¯ II. Tukultı¯-Ninurta II. Aššur-na¯sir-apli (Assurnasirpal) II. ˙ ˙ Kalhu / Kalah wird Königsresidenz ˘ ˘ Šulma¯nu-aša¯red (Salmanassar) III. Schlacht von Qarqar gegen eine syrische Koalition Šamšı¯-Adad V. Adad-nı¯ra¯rı¯ III. Šulma¯nu-aša¯red (Salmanassar) IV. Aššur-dan III. Aššur-nı¯ra¯rı¯ V. Tukultı¯-apil-Ešarra (Tiglatpileser) III. Schlacht von Halpi und Kistan gegen Urartu und eine syrische Koalition ˘ Šulma¯nu-aša¯red (Salmanassar) V. Einnahme von Samaria Šarru-kı¯n (Sargon) II. Du¯r-Sarrukin wird Königsresidenz Sîn-ahhe¯-erı¯ba (Sanherib) ˘˘ Ninive wird Königsresidenz Zerstörung von Babylon Aššur-aha-iddina (Asarhaddon) ˘ Eroberung von Ägypten Aššur-ba¯ni-apli (Assurbanipal) Schlacht am Ulai-Fluß gegen Elam Aššur-etel-ila¯ni Sîn-šumu-lı¯šer
449
Zeittafeln 628-612 611-609 614 612
Sîn-šar-iškun Aššur-uballit II. ˙ Zerstörung von Assur Zerstörung von Ninive
5. Obermesopotamien und Syrien ca. 3600-3200 3. Jt.
ca. 2000-1600
1773-1759 / 1709-1695
ca. 1600-1200 ca. 1550-1335 ca. 1490 Nach 1345 bis zur Mitte des 13. Jh. gest. 1313/1309 um 1200 ca. 1350-1315/1311 1313/1309-ca. 1250
ca. 1200 um 1360 um 1230 Seit dem 13. Jh. um 1200
450
Kolonien und Handelsstützpunkte der Mittleren und Späten Uruk-Kultur am Euphrat (Habu¯ba Kabı¯ra) ˙ Machtzentren der Frühen Bronzezeit: Mari (Könige: Ištup-Išar, Iblul-Il, NIzi, Enna-Dagan) ˙ Ebla (Könige: Igriš-Halab, Irkab-Damu, Išar-Damu) ˘ Nagar (Tall Bra¯k) Tall Baydar (Nabada?) Urkeš (Tall Mozan) (Könige: Tupkiš, Tiš-adal, Šadar-mad, Adal-šen) Mittlere Bronzezeit Könige von Mari: Jaggid-Lim, Jahdun-Lim, Sumu-Jamam ˘ Jasma2-Addu (assyr. Herrschaft) Zimrı¯-Lîm von Mari Zerstörung von Mari durch Hammurapi von Babylon ˘ Könige von Jamhad (Aleppo): ˘ Sumu-Epuh, Jarim-Lim, Hammurapi ˘ ˘ Könige von Qatna: ˙ Išhi-Addu, Amut-pî-el ˘ Späte Bronzezeit Könige des Mittani-Reichs: Parattarna I., Sauštatar, Artatama I. Friedensvertrag mit Ägypten Šuttarna II., Artašumara, Tušratta Eroberung Nordsyriens durch die Hethiter Schrittweise Eroberung Obermesopotamiens durch die Assyrer Könige von Kargamiš: Šarri-Kušuh ˘ Šahurunuwa, Ini-Teššup, Talmi-Teššup ˘ Kuzi-Teššup Könige von Ugarit: Niqmaddu II. Niqmepa Ammistamru II., Ibiranu, Niqmaddu III., Hammurapi ˘ Zerstörung von Ugarit Könige von Amurru: Abdi-Aširta Aziru, Pentešina Šauškamuwa Ausbreitung der Aramäer »Seevölkerwanderung«
Zeittafeln 1200-720
um 880 ca. 870-848 um 790 um 760 um 720
9. Jh. 8. Jh. 10./9. Jh. 9. Jh. 8. Jh. um 858
gest. 733 um 720 720-610 612-610 605-539 539-333 333
305-281 281-261 261-146 246-225 225-223 223-187 188 83 64/63
Späthethitische und aramäische Staaten Herrscher von Kargamiš: Suhis II. ˘ Katuwas Sangara Astiruwas (Regent: Jariri) Kamanis Herrscher von Azatiwatija (Karatepe): Azatiwatas (Regent der Könige von Adana) Herrscher von Bı¯t Bahiani ˘ mit Residenz Guzana (Tall Halaf): Kapara Adda-it3i Mannu-kı¯(-ma¯t)-Aššur (assyr. Statthalter) Herrscher von Bı¯t Adini mit Residenz Til Barsip = Masuwari (Tall Ahmar): ˙ Hamiyatas Ahuni ˘ Šamšı¯-ilu (assyr. Statthalter) Herrscher von Sam3al (Zincirli): Hajanu ˘ Kulamuwa Panamuwa I. Panamuwa II. Bar-ra¯kib Syrien überwiegend Teil des Assyrerreiches (s. Assyrien) Harran letzte assyrische Königsresidenz Syrien Teil des Neubabylonischen Reiches (s. Babylonien) Syrien Teil des Achämenidenreiches (s. Iran) Schlacht bei Issos Eroberung durch Alexander d.Gr. Syrien Teil des Seleukidenreiches Seleukos I. Antiochos I. Antiochos II. Seleukos II. Seleukos III. Antiochos III. Auseinandersetzungen mit Rom Friede von Apameia mit Rom Aufgabe der Ansprüche auf Kleinasien Eroberung des Seleukidenreiches durch Tigranes von Armenien Umwandlung der Reste des Seleukidenreiches in die römische Provinz Syrien
451
Zeittafeln
6. Palästina (Juda und Israel) 1004/3-965/4 David (?) 965/4-926/5 Salomo (?) Juda
Israel
926-910 910-908 908-868
Rehabeam Abia Asa
868-847
Josaphat
852/47-845 (?)
Jehoram
845 (?) 845-840 (?) 840-801 (?)
Ahasia Athalja Joas
801-773
Amasja
773-736 (?) 756-741 (759-744)
Asarja / Ussia Jotham
741-725 (744-729)
Ahas
725-697 (728-700) 701 696-642 641-640 639-609 622 609 608-598 598/7 598/7-587/6 598/6 587/6 538 520 515 445/4-433/2
452
Hiskia Sanherib vor Jerusalem Manasse Amon Josia Reform Josias Joahas Jojakim Jojachin Zedekia 1. Eroberung Jerusalems 2. Eroberung Jerusalems Kyrosedikt Baubeginn des 2.Tempels Weihe des 2.Tempels Nehemia
927-907 907-906 906-883 883-882 882 882/78-871 871-852 853 852-851 (?) 852-841 (?) 841-814/13 (?)
Jerobeam I. Nadab Baësa Ela Simri Omri Ahab Schlacht bei Qarqar Ahasja Joram Jehu
818-802 (?) 802-787 787-747 (?)
Joahas Joas Jerobeam II.
747 747-738
Sacharja Menachem
737-736 735-732 734-732
Pekachja Pekach Syrisch-ephraimitischer Krieg Hosea Eroberung von Samaria und Ende des Nordstaates Israel
731-723 722
Zeittafeln um 425 (oder um 398/7) 301-200/198 200/198-135 169-167 166-164
Esra Ptolemäer Seleukiden Antiochos IV. in Jerusalem Makkabäeraufstand
160-142 142-135/4 135/4-104 104-103 103-76 76-67 67-63 63-40 40-37 40/37-4 v. Chr.
Hasmonäer: Jonathan Simon Johannes Hyrkanos I. Aristobulos I. Alexander Janaios Salome Alexandra Aristobulos II. Hyrkanos II. Antigonos Herodes
4 v. Chr.-6 n. Chr. 6 n. Chr. 4. v. Chr.-39. n. Chr. 4. v. Chr.-34 n. Chr. 26-36 n. Chr. 41-44 nach 50-100 66-70/74 132-135
Archelaos Prokuratorischer Verwaltungsbezirk Judaea Herodes Antipas Philippus Pontius Pilatus Agrippa I. Agrippa II. 1. Jüdischer Aufstand 2. Jüdischer Aufstand
453
Zeittafeln
7. Anatolien 17. / Anfang 16. Jh.
ca. 1650/1585 - 1545/1480 1595/1531
ca. 1545/1480-1350
ca. 1340-1190 ca. 1343-1322/1318 1322/1318 - 1321/1317 1321/1317-ca. 1385 1385-1372 1274 1272-1267 1267-1237 1259 1237-1210 1210-1209 1209-? nach 1200
um 832 um 800 ca. 755-ca. 735 ca. 735-714 um 673/72
um 655/54 um 643
454
Könige von Kussar(?): Huzzija, Papahdilmah, Labarna ˘ ˘ ˘ Könige des Hethiterreiches: Altes Reich Hattusili I., Mursili I. ˘ Eroberung von Babylon Hantili I., Zidanta I., Ammuna, ˘ Huzzija I., Telipinu ˘ Mittleres Reich Tahurwaili (Einordnung unklar), ˘ Alluwamna, Hantili II., Zidanta II., ˘ Huzzija II., Muwattalli I., Kantuzzili (?) ˘ Tudhalija I. (= »II.«), Arnuwanda I. ˘ Kaškäer-Einfälle Tudhalija II. (= »III.«), Tudhalija III. (?) ˘ ˘ Neues Reich (»Grossreichszeit«) Suppiluliuma I. Arnuwanda II. Mursili II. Muwattalli II. Schlacht von Qadeš Mursili III. (= Urhi-teššub) ˘ Hattusili »III.« ˘ Friedens- und Freundschaftsvertrag mit Ägypten Tudhalija IV. ˘ Arnuwanda III. Suppiluliuma II. Aufgabe(?), Verfall und Zerstörung von Hattusa Könige von Urartu: Sardure I. Išpuini Minua Argišti I. Sardure II. Rusa I. Argišti II. Rusa II. Erimena Sardure III. Rusa III. Sardure IV.
Zeittafeln
8. Iran
625-585 585-549 559-530 547 539 530-522 530 522-486 492, 490 486-465 480 465-424 424 423-404 404-359 401 359-338 338-336 336-330 333, 332 305-ca. 250 um 250
ca. 247/238-217 ca. 171-138 ca. 123-88 ca. 70-57 69 und 66 v. Chr. ca. 57-38 53 v. Chr. ca. 38-2 v. Chr. 20 v. Chr. 114-117 n. Chr. Nach 117 224 224-241 241-272 260
Meder-Reich Kyaxares Astyages (Ištumegu) Achämeniden-Reich Kyros II. Sieg über Kroisos von Lydien Einnahme von Babylon Kambyses II. Eroberung Ägyptens Darius I. Griechenlandfeldzüge Xerxes I. Schlacht bei Salamis Artaxerxes I. Xerxes II. Darius II. Artaxerxes II. Memnon Aufstand Kyros d. Jüngeren Artaxerxes III. Ochus Arses Darius III. Schlachten bei Issos und Gaugamela Eroberung durch Alexander d.Gr. Iran Teil des Seleukidenreiches Begründung des graeco-baktrischen Königreichs und Loslösung Parthiens aus dem Seleukidenreich Arsakiden-Reich Arsakes I. Mithradates I. Eroberung von Westiran und Mesopotamien Mithradates II. Parther als Großmacht, Eingreifen in Armenien Phraates III. Verträge mit Rom, Festlegung der Euphratgrenze Orodes II. Sieg bei Karrhai, Tod des Crassus Phraates IV. Friedensvertrag mit Rom Trajans Partherfeldzug, Eroberung von Ktesiphon Wiederherstellung der Euphrat-Grenze Ende des Parther-Reiches Sasaniden-Reich Ardašir I. Šapur I. Eroberung Armenien, Feldzüge gegen Syrien und Kleinasien Gefangennahme Kaiser Valerians
455
Zeittafeln 277 287 297/98
Der Religionsstifter Mani stirbt im Gefängnis Friedensschluß mit Diokletian Verzicht der Sasaniden auf Armenien und Mesopotamien
9. Griechenland und Rom 336-323 321-281 321 301 281 280-275 264-241 218-201 202 222/21-179 215-205 200-197 197 196 192-188 188 179-168 171-168 168 149-146 146 89-63 74 58 60-44 48/47 seit 43 v. Chr. 27 v. Chr.-14 n. Chr. 14-37 n. Chr. 37-41 41-54 54-68 68/69 69-79 79-81 81-96
456
Alexander III., der Große Diadochenkriege Neuordnung von Triparadeisos Schlacht von Ipsos Schlacht von Kurupedion Pyrrhos V. von Epirus in Italien 1. Punischer Krieg 2. Punischer Krieg Schlacht bei Zama Philipp V. von Makedonien 1. Röm.-Maked. Krieg 2. Röm.-Maked. Krieg Schlacht bei Kynoskephalai Freiheitserklärung des T. Quinctius Flamininus für Griechenland Römisch-Syrischer Krieg Friede von Apameia Perseus von Makedonien 3. Röm.-Maked. Krieg Schlacht von Pydna 3. Punischer Krieg Zerstörung Karthagos und Korinths Mithradatische Kriege Cyrene römische Provinz Zypern von Rom eingezogen C. Iulius Caesar in der röm. Innenpolitik Alexandrinischer Krieg C. Iulius Caesar Octavianus in der röm. Innenpolitik Iulisch-Claudische Kaiser: Augustus Tiberius Gaius (Caligula) Claudius Nero Vierkaiserjahr Flavische Kaiser: Vespasian Titus Domitian
Zeittafeln
96-98 98-117 115-117 117-138 138-161 161-180 180-192 193-211 196-217 212 218-222 222-235 235-238 238-244 244-249 249-251 250 253-260 257-260 261-271 270-275 276-282 284-305 († 316?)
Adoptivkaiser: Nerva Trajan Jüd. Aufstand in Ägypten Hadrian Antoninus Pius Marc Aurel Commodus Severische Kaiser: Septimius Severus Caracalla Constitutio Antoniniana Elagabal Severus Alexander Soldatenkaiser: Maximinus Thrax Gordian III. Philippus Arabs Decius Christenverfolgung Valerian Christenverfolgung Palmyren. Reich Aurelian Probus Diocletian
457
Zeittafeln
10. Südarabien 2.Jt. Mitte 8. Jh. 732 715 685 7. Jh. 6. Jh. 5. Jh. 4. Jh. 3. Jh. 110 26/25 v. Chr.
Um 25 n. Chr. Mitte 1. Jh. Um 75 1.-3. Jh. 2.Hälfte 2. Jh. Erstes Drittel 3. Jh. Mitte 3. Jh. Um 280 Ende 3. Jh. Mitte 4. Jh. 2. Hälfte 4. Jh. 383 1. Drittel 5. Jh. 522-523
525 535-575 548 575 632
458
Einwanderung semitisch-sprachiger Stämme aus dem Norden Karawane aus Saba und Tayma¯ am mittleren Euphrat von dortigem assyrischen Statthalter aufgebracht Sabäer als Tributbringer von Tiglatpilesar III. genannt Der sabäische Herrscher Itamra (Yita23amar) als Tributbringer von Sargon II. ¯ genannt Dem assyrischen König Sanherib werden von dem Sabäer Karibilu (Karib3il Watar) Geschenke überbracht Vorherrschaft Sabas in Südwestarabien Errichtung des Südbaus des großen Damms von Ma¯rib Qataban und die Minäer lösen sich aus sabäischer Vorherrschaft Die Minäer kontrollieren den Überlandhandel ans Mittelmeer und nach Mesopotamien Qataban mit seiner Hauptstadt Timna2 auf dem Höhepunkt seiner Macht, kontrolliert u. a. den Ba¯b al-Mandab Beginn der himyarischen Ära Feldzug des römischen Präfekten von Ägypten Aelius Gallus nach Südarabien. Scheitern der Expedition. Qatabanische Hauptstadt Timna2 wird von Hadramawt zerstört Das Seefahrerhandbuch Periplus Maris Erythraei belegt die Bedeutung des Seehandels am Roten Meer und Indischen Ozean Zafa¯r, Hauptstadt der Himyar, bei Plinius d. Ä. erwähnt ˙ Saba, Himyar und weitere Dynastien aus dem jemenitischen Hochland streiten um die Vorherrschaft Qataban wird Hadramawt einverleibt. Erste Intervention der Abessinier von der jemenitischen Küsteneben aus Der Sabäerkonig Ša¯2irum 3Awtar erobert die Oasenstadt Qaryat al-Fa3w in Zentralarabien und zerstört die hadramitische Hauptstadt Šabwa Die Sabäerkönige führen Krieg mit den Äthiopiern in der westlichen Küstenebene und Nagra¯n sowie mit den Himyar im südlichen Hochland Unter dem Himyarenkönig Yasirum Yuhan2im Ende der sabäischen Dynastie in Ma¯rib Der Himyarenkönig Šammar Yuhar2iš erobert Hadramawt und eint Südarabien Erste Zeugnisse für christliche und jüdische Missionstätigkeit in Südarabien Erster inschriftlich bezeugter Bruch des Dammes von Ma¯rib Der Himyarenkönig Malkı¯karib Yuha3min mit Söhnen bekennt sich zum Monotheismus Unter 3Abu¯karib 3As2ad erreicht das Himyarenreich größte territoriale Ausdehnung Yu¯suf 3As3ar Yat3ar (du¯ Nuwa¯s) geht gegen die Christen und ihre äthiopischen ¯ ¯ Verbündeten in Zafa¯r und an der Westküste vor, ˙ Tod der himyarischen Christen in Nagra¯n Jemen wird von den Abessiniern besetzt Jemen unter 3Abraha und seinen Söhnen christlich Erneuter Bruch des Dammes von Ma¯rib Südarabien wird persische Provinz Der Jemen wird islamisch