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German Pages 690 [692] Year 2013
Gottfried von Straßburg Tristan 1
W G DE
Gottfried von Straßburg
Tristan Band 1: Text herausgegeben von Karl Marold Unveränderter fünfter Abdruck nach dem dritten, mit einem auf Grund von Friedrich Rankes Kollationen verbesserten kritischen Apparat besorgt und mit einem erweiterten Nachwort versehen von Werner Schröder
Walter de Gruyter · Berlin · New York
Einbandabbildung: Höfisches Liebespaar mit Trinkflasche (Miniatur zu den Strophen Günthers von dem Forste in der Heidelberger Liederhandschrift C) 1. Auflage: 1906 (Verlag E. Avenarius, Leipzig) 2. Auflage: 1912 3. Abdruck mit einem durch Friedrich Rankes Kollationen erweiterten und verbesserten Apparat, besorgt und mit einem Nachwort versehen von Werner Schröder: 1969 4. Abdruck nach dem dritten, mit einem auf Grund von Friedrich Rankes Kollationen verbesserten Apparat, besorgt von Werner Schröder: 1977
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ISBN 3-11-017696-3 Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar
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Inhaltsverzeichnis
Einleitung (Κ. Marold, 1906) Text
VII 1
Verzeichnis der Eigennamen
329
Nachwort von Werner Schröder
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Einleitung (Κ. Marold, 1906) Die Notwendigkeit einer kritischen Ausgabe des Tristan Gottfrieds von Straßburg liegt auf der H a n d , und der M a n g e l einer solchen ist besonders in den letzten J a h r e n , seitdem die germanistische Forschung sich intensiver sprachlichen Problemen zugewendet hat, wiederholt auf das lebhafteste empfunden worden. Denn auf Gottfried gerade, der neben Wolfram der sprachgewaltigste seiner Z e i t und seiner N a t i o n war, der die Sprache wie ein Tonkünstler sein gefügiges Instrument h a n d h a b t e , dem er die wunderbarsten M e l o d i e n zu entlocken wußte, und der neben Wolfram den größten Einfluß auf die nachfolgende Dichtergeneration auch in sprachlicher Hinsicht ausübte, auf ihn mußte die Forschung ganz besonders ihr Augenmerk richten. Und doch lag noch kein unter genauer Benutzung der gesamten handschriftlichen Überlieferung systematisch hergestellter T e x t vor. Die Ausgabe MASSMANNS (zusammen mit Ulrichs Fortsetzung) vom J a h r e 1 8 4 3 war ein Anfang, und bei diesem Anfang ist es geblieben; 1 aber einmal war das handschriftliche M a t e r i a l , das M a ß m a n n benutzte, noch unvollständig und unvollkommen gesammelt (es konnten 4 neue Handschriften dazu verglichen werden und eine größere Anzahl von Bruchstücken anderer z . T . recht wertvoller Handschriften), außerdem aber fehlt der Auswahl der Lesarten jedes Prinzip, sie ist vollständig eklektisch. 2 Wenn trotzdem der T e x t ein verhältnismäßig zuverlässiger ist, so liegt das an der im ganzen einheitlichen Überlieferung des Gedichtes. Die beiden nächsten Ausgaben desselben verfolgen andere Ziele und können nicht als kritische im eigentlichen Sinne bezeichnet werden. Im J a h r e 1 8 6 9 und 1 8 7 0 erschien als siebenter und achter Band der von Fr. Pfeiffer begründeten Sammlung „Deutsche Klassiker des M i t telalters" Gottfrieds von Straßburg Tristan, herausgegeben von R . BECHSTEIN (2. Aufl. 1 8 7 3 , 3. Aufl. 1 8 9 0 u. 9 1 ) . Den Zielen dieser Sammlung entsprechend sind textkritische Fragen nur sehr vereinzelt und kurz behandelt, die Ausgabe ist für das größere gebildete Publikum berechnet. Bechstein wollte über sein kritisches Verfahren in Pfeiffers G e r m a n i a R e c h e n s c h a f t geben, die Arbeit ist jedoch nicht erschienen. Die Handschriften sind, wie der Herausgeber sagt, nicht von ihm selbst verglichen; für die jüngeren Handschriften hat er nur die Lesarten bei G r o o t e ( 1 8 2 1 ) eingesehen. Eine Klassifikation der Handschriften ist überhaupt
Die der Zeit nach vorangehenden Ausgaben sind unten bei Gelegenheit der Beschreibung der einzelnen Handschriften erwähnt: 1. Der MYLLERsche Abdruck der Hs. F aus dem Jahre 1 7 8 5 ; 2. die Ausgabe von E. v. GROOTE (nach H) von 1821 und 3. die Ausgabe von F. H. v. d. HAGEN in zwei Bänden aus dem Jahre 1 8 2 3 (nebst den beiden Fortsetzern Ulrich von Türheim und Heinrich von Freiberg, Gottfrieds Minneliedern und den alten französischen, englischen/wallisischen und spanischen Gedichten von Tristan und Isolde). Über die benutzten Hss. und über das Schicksal, von dem v. d. Hagens Sammlung der handschriftlichen Varianten betroffen wurde, hat er im 4. Bande der Minnesinger S. 611 Anmerk. 1 ausführlich berichtet. Maßmanns Manuskript ist durch einen glücklichen Zufall in meinen Besitz gekommen, leider jedoch erst als der Druck des Textes schon dem Ende sich zuneigte. Die Varianten sind etwas zahlreicher als im gedruckten Exemplar, so daß ich für die letzten Bogen meiner Ausgabe doch noch hie und da einigen Gewinn daraus ziehen konnte. Im zweiten Bande hoffe ich auch die gelegentlichen Bemerkungen Maßmanns, die er, wie es scheint, später beigeschrieben hat, verwerten zu können.
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nicht versucht, er gesteht nur, daß er „aus Gründen die älteste Münchener Handschrift - mehr in den Vordergrund gestellt habe". In der dritten Auflage 1 8 9 0 - 1 hat B. den Text neu bearbeitet und die inzwischen erschienenen textkritischen Arbeiten von Th. v. Hagen, H. Paul, J . Kottenkamp und die neueste Ausgabe von W. Golther verwertet, ohne jedoch selbst zu festen kritischen Grundsätzen gekommen zu sein; sein einziger kritischer Grundsatz ist auf S. XLVII ausgesprochen: „Die älteste Münchener Handschrift (M) und die verhältnismäßig beste Heidelberger (H) zugrunde zu legen." In den Anmerkungen sind dann mehr als in den beiden ersten Auflagen textkritische Fragen besprochen, so daß die Ausgabe dadurch wieder ein zwitterhaftes Aussehen erhält und dem gebildeten Publikum zu viel bietet, den Fachgenossen aber zu wenig. Die eben erwähnte Ausgabe von W. G O L T H E R erschien 1888 (Datum der Einleitung) als zweite und dritte Abteilung des vierten Bandes der von J . Kürschner herausgegebenen „Deutschen Nationalliteratur" und ist im wesentlichen für dieselben Zwecke eingerichtet wie die von F. Bechstein. Der textkritische Standpunkt ist der von H. Paul, über den unten Rechenschaft gegeben wird; eigenes Studium und Nachvergleichung der Handschriften scheint nicht zugrunde zu liegen, daher auch das Handschriftenmaterial, das heute tatsächlich vorliegt, in der kurzen Angabe S. VIIIf., unvollständig angegeben ist. Der Herausgeber konstatiert a. a. O. selbst, daß eine kritische Ausgabe noch fehlt. H. PAUL, von dem eine solche vorbereitet wurde, schrieb mir vor mehreren Jahren in der liebenswürdigsten Weise, daß er einstweilen zu meinen Gunsten von einer solchen abstehen wollte. Eine kritische Ausgabe hatte O. J Ä N I C K E nach Gomberts Nekrolog in der Zschr. f. d. Phil. V (1874) S. 4 6 4 f f . und ADB XIII (1881) S. 700ff. geplant und für Zachers germanistische Handbibliothek herzustellen sich entschlossen; im Juli 1 8 7 0 war er mit Unterstützung des preußischen Unterrichtsministeriums nach Florenz gegangen, um die Handschrift F zu kollationieren. Sein früher Tod im Jahre 1874 unterbrach jäh die Ausführung seines Unternehmens. Die Vorarbeiten sind dann mit dem übrigen wissenschaftlichen Nachlasse an Zacher übergegangen, der sie an A. Reifferscheid in Greifswald zum Zwecke der Herausgabe des Tristan überwiesen hat. Trotz mehrfacher Bemühungen meinerseits in den Jahren 1889 und 1892 gelang es mir nicht die Jänickischen Vorarbeiten einzusehen, und da auch die auf Grund dieser Vorarbeiten geplante Ausgabe nicht erschien, so entschloß ich mich, die Sammlung des ganzen handschriftlichen Materials selbst in die Hand zu nehmen und arbeitete an der mir schließlich mit unzerreißbaren Banden ans Herz gewachsenen Aufgabe weiter, oft unterbrochen durch andere notwendigen Arbeiten und unvorhergesehene Umstände, soweit mein Amt mir Muße gewährte, bis ich nun, der Aufforderung des verehrten Herausgebers der „Teutonia" gerne folgend, endlich in der Lage bin, mit allen mir erreichbaren Mitteln die Ausgabe zum Abschluß zu bringen und den Fachgenossen vorzulegen. Als der Druck bereits begonnen hatte, machte ich noch einmal den Versuch, das Jänickische Material wenigstens zur Kontrolle meiner Sammlungen zu erlangen, und sandte im Laufe des Jahres 1905 an Herrn Geh. R. R. Prof. Dr. A. Reifferscheid zwei Briefe mit der Bitte, „im Interesse der Wissenschaft" mir in einer Form, die ich ihm anheimstellte, Einblick in das Material zu gestatten; beide Briefe blieben bis heute unbeantwortet. Meine Absicht und der Plan einer Ausgabe des Tristan erwuchsen aus einer Vorarbeit, die in Form eines Glossars eine Verarbeitung des in dem Gedichte vorVIII
liegenden Sprachmaterials bieten sollte. Diese Arbeit war aus Anregungen des Herrn Geh. Regierungsrat Prof. Dr. O. Schade hervorgegangen und von einem nunmehr lange verstorbenen lieben Freunde, dem Oberlehrer Louis Schmidt, 1881 begonnen worden, dem die Sammlung des Materials etwa bis V. 6000 zu führen vergönnt war. Als ich diese Sammlung fortzusetzen übernahm, erkannte ich sehr bald die Notwendigkeit einer sichern kritischen Textunterlage und ging nach vorläufiger Vollendung des Glossars an die Sammlung des handschriftlichen Materials, das ich nur durch Autopsie mir verschaffen wollte. Teils wurden mir die Handschriften in liberaler Weise hierher geschickt, und in der freundlichsten Weise wurde mir durch den Vorstand der hiesigen Königlichen Bibliothek die Benutzung derselben erleichtert, teils, wo es die Ordnung der betreffenden Bibliotheken nicht gestattete, mußte ich während meiner Ferien auf eigene Kosten die Reise unternehmen (Wien, München, Brüssel, Florenz, Modena), und erfreute mich überall des liebenswürdigsten und bereitwilligsten Entgegenkommens der Vorstände der betreffenden Bibliotheken. Dann erst durfte ich an eine Herstellung des Textes in möglichst gereinigter Gestalt herangehen, der mit einer Auslese der für die Textgeschichte und für die Begründung der von mir gewählten Textgestalt notwendigen Lesarten (für die ersten 1000 Verse habe ich sie absichtlich reichlicher ausgewählt) und einem ausführlichen Bericht über die Überlieferung den ersten Band dieser Ausgabe bilden soll. Ein zweiter Band soll die sachlichen und kritischen Erklärungen bringen und ein dritter Band das Glossar.
I. D i e H a n d s c h r i f t e n Der Tristan Gottfrieds von Straßburg ist in 11 vollständigen Handschriften erhalten, von denen 6 auf Pergament geschrieben sind, und außerdem in Bruchstücken von 11 anderen Handschriften. Eine Tristanhandschrift soll 1809 bei den Jesuiten in Regensburg verbrannt sein. 3 Ich habe es vorgezogen, die vollständigen Handschriften, auch die auf Papier, mit großen, die Bruchstücke von Handschriften mit kleinen Buchstaben zu bezeichnen. Für MHFW gebe ich eine eingehende Darlegung des diesen Hss. eigentümlichen Lautstandes, Besonderheiten der Flexion und des Wortschatzes. Von M und H sind Schriftproben mit Genehmigung der betreffenden Bibliotheksdirektionen reproduziert, und zwar aus technischen Gründen etwas verkleinert.
1. Die vier Haupthandschriften
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M. Cgm. 51 (vgl. Die deutschen Handschriften der K. Hof- und Staatsbibliothek zu München nach J. A. S C H M E L L E R S kürzerem Verzeichnis I München 1866) XIII. Jh. 4° (16 χ 24 cm) 109 Bl. mit Malereien; enthält auf fol. 1 - 9 9 Tristan und Isolde von Gotfried von Straßburg, 99-109 die Fortsetzung durch Ulrich von Türheim. 4 In dem ausführlichen handschriftlichen Katalog der deutVgl. GROOTE in seiner Ausgabe des Tristan von Gotfrit von Straszburg (Berlin 1821) S. LXXHI. Die Münchener H a n d s c h r i f t ist zuerst von ADELUNG im Magazin II 3 S. 45 erwähnt, d a n n von HARDT, Bragur IV 2 S. 196 und von v. d. HAGEN und BÜSCHING, Literarischer G r u n d r i ß (Berlin 1812) S. 125. Groote hat sie für seine Ausgabe nicht benutzen können (s. S. LXXIII), erst v. d. Hagen hat sie in seiner Ausgabe (Breslau 1825) verwertet und nach ihm die späteren H e r a u s g e b e t
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sehen Handschriften aus der Münchener Hof- und Staatsbibliothek (von Docen und Schmeller bearbeitet) ist die Handschrift von Docen beschrieben, der sie noch in die erste Hälfte des 13. Jh. setzt. Aus dieser Beschreibung geht hervor, das Docen nach fol. 71 (schließt mit V. 11602) nicht die Größe der Lücke (es fehlen 1976 Verse) wahrnahm, sondern sich auf die Notiz auf dem untern Rande von fol. 71b deficit unum folium (XV. Jh.) verließ; ferner daß Docen zuerst das Akrostichon der vierzeiligen Anfangsstrophen des Gedichtes erkannte. Die Handschrift hat einen neuen Pergamenteinband, auf der Innenseite des ersten Deckels ist das Eigentumsschild aufgeklebt, mit der Unterschrift Ex electorali bibliotheca serettiss. utriusq; Bavariae dueum. Darunter (unmittelbar auf dem Deckel) ein altes Pergamentvorsatzblatt mit dem Titel Herr Tristrant und verschiedenen Federproben, zwischen denen folgende Notiz steht: Von disen tristan hatt von erst geschriben der meister Tohümas von Brittannia und nachmals einem sein buch geliehen mit namen Eilhart von Oberet, der hat es darnach jnn Reymen geschriben. Das ist mit einigen Varianten der Schluß des Prosaromans von Tristant und Isalde.5 Auf fol. l a beginnt Gottfrieds Tristan (Überschrift: Herr Tristrant [15. Jh.]) mit der großen und kunstvoll in Gold auf grünem Grund ausgemalten Initiale G. Die Seiten sind zweispaltig mit 4 4 - 5 1 Zeilen (fol. 74b 52 Zeilen) beschrieben in einer zierlichen, aber etwas flüchtigen Kursivschrift,6 der Anfangsbuchstabe jeder Zeile ist ausgerückt, ausgemalte Initialen stehen nicht nur zu Anfang von Sinn- und Leseabschnitten am Rande von ca. 6 eingerückten Zeilen, sondern oft ganz unmotiviert, ohne daß ein neuer Satz oder auch nur Satzteil beginnt. Am Ende der Zeilen steht meistens ein Punkt, sonst hat die Hs. wenig Interpunktionen. Die Handschrift ist außerdem mit einer großen Anzahl farbiger Miniaturen geschmückt, die den Inhalt illustrieren, mit Unter- bzw. Überschriften, teils zwei, teils drei Darstellungen auf je einer Seite. Diese Illustrationen sind wohl von einem mittelfränkischen Illuminator hergestellt, während die Hs. selbst im wesentlichen alemannischen Dialekt hat, denn fol. 46b steht bei einer Darstellung Tristans als Spielmann Tantris vor Isolde der letztere Name in der Form ysoit. Das Gedicht Gottfrieds hat folgende bildlichen Darstellungen: fol. 7, 10, 11 auf beiden Seiten je zwei Bilder (die Schicksale Blanscheflurens), fol. 15a und b je drei (Geburt Tristans bis zu seiner Entführung durch die norwegischen Kaufleute mit der Unterschrift: omnia que discis non aufert fur ñeque piscis), fol. 30a und b je drei (Tristan bei Marke), fol. 37a und b je drei (Kämpfe mit Morgan), fol. 46a und b je drei (Kämpfe mit Morolt, der kranke Tristan, Heimfahrt nach Irlant, Tristan als Tantris vor Isolde), fol. 67a und b je drei (Drachenkampf, der Truchseß mit dem Drachenkopf, Brangäne und Isolde, Rettung Tristans), fol. 76a und b je drei (Tristan mit den Spänen, Begegnung mit Isolde im Garten, Marke und Melot im Baume, Mehlstreuen, Tristans Sprung), fol. 82a und b je drei (Szenen aus dem Gottesgericht mit dem glühenden Eisen und der Hund Petitcriu), fol. 86a und b je drei (Fortführung des Raubes durch Urgan und Szenen aus den Kämpfen Urgans mit Tri-
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Hrsgb. von PFAFF, Bibliothek des lit. Vereins Bd. 1 5 2 . Stuttgart 1 8 8 1 . Von derselben Hand ist der erste Teil der Münchener Handschrift G des Parzival und der Titurel derselben Handschrift geschrieben; vgl. LACHMANN, Wolfram von Eschenbach, 4 . Aufl. S. X X V I I . (In der Tristanhs. scheint fol. 5 2 a mit V. 7 7 2 8 und fol. 102a eine andere Hand einzusetzen. Eine jüngere Hand hat mehrfach Korrekturen zugefügt.)
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stan, ein Bote übergibt den H u n d Petitcriu, weitere Kampfesszenen), fol. 9 0 a und b je drei (Verbannung Tristans, M i n n e g r o t t e , W i e d e r a u f n a h m e Tristans, Tristan und Isolde schlafend, Isolde allein, Tristan für Kaedin kämpfend). In Ulrichs Fortsetzung finden sich dann n o c h drei Blätter mit bildlichen Darstellungen, fol. 1 0 1 , 1 0 4 , 1 0 7 . D a s letzte Blatt enthält außer dem Schluß von Ulrichs F o r t s e t z u n g wieder mancherlei F e d e r p r o b e n und d a r u n t e r folgende Verse von einer H a n d des X V . J h . :
Hie hat daz puch ein ende an alle tnissewende und die von aventu'r g'n hören lesen die tnüzzen hie und dort sälich wesen pay dew an leib und an sele daz helf uns sand michel amen. Der Dialekt der H a n d s c h r i f t M ist im wesentlichen alemannisch mit speziell elsässischer F ä r b u n g und bisweilen stark ausgesprochenen mitteldeutschen Elementen. D a er mancherlei Besonderheiten zeigt und die H a n d s c h r i f t schon ihres Alters wegen einer besonderen B e a c h t u n g w e r t ist, so ist eine Z u s a m m e n s t e l lung der wichtigsten Eigentümlichkeiten um so m e h r a m Platze, als keine N o t i z ihre H e r k u n f t und ihren U r s p r u n g s o r t angibt. Das besondere Kennzeichen des alemannischen Vokalismus a = ë erscheint zwar nicht in dem Adverb har für her, wohl aber gelegentlich in waz für wes 11326, daz und das für des 5381. 7244. 8312, in dem Fremdwort banie für benie 2683 und in pagans für pegases 4729; vernarne und gezame 4593 f., sowie jahe 11306 sind zweifelhaft, da der Schreiber den Konjunktiv Prt. gemeint haben kann. Recht häufig ist die Unterlassung des Umlauts sowohl von a als von â, was wohl auf md. Einfluß hinweist; e für ce ist überhaupt selten, entweder steht a oder ae oder ά. Das Umlautzeichen ae ist besonders merkwürdig verwendet; an zahlreichen Stellen bezeichnet es den Umlaut von â, aber fast ebenso häufig steht es für â und für a (auch für à = age, z.B. maede 5167 und saete 14089), wir haben hier wohl die md. Vokalzerdehnung nach K. Regel, Zs. f. d. A. 3, S. 55 vor uns (vgl. Weinhold, mhd. Gr. § 93). Bisweilen steht es für stammhaftes, ja sogar für kurzes e, z.B. chundae 2235, vaersach 6405, daer 11275, sprechaen 13446 (Weinh., mhd. Gr. § 62). Auch die sogenannten unechten Umlaute, wie sie dem Alemannischen (Weinh., mhd. Gr. § 28), aber ganz besonders dem Mitteldeutschen eigen sind (Weinh., mhd. Gr. § 35), finden sich zahlreich; so ist elliu die gewöhnliche Form (wofür aelliu 5032, einmal sogar aelle 10480), aber auch den(n)e, gevellesam 2002, ehten für ahteten 10596, curnwele 9656. Die Schreibung des Namens Al(e)menie (3701. 18449. 18606. 18614) deutet wohl darauf hin, daß derselbe nach der Analogie von arzente (erzenie 7943), massente (messenie 5012. 5579) betont wurde (vgl. normendie 8808), also unbetontes a zu e geschwächt ist. Ein o für a in cumponie (4814. 5128) und fronzoisare (8065) ist wohl ebenfalls md. (vgl. Weinh., mhd. Gr. § 45) Trübung des a. Die Form mähte für mohte und möhte, die Gottfried selbst fast ebenso häufig wie mohte im Reime braucht, hat der erste Schreiber von M noch an mehreren Stellen innerhalb des Verses (1552. 1812. 2300. 5469. 6327); sonst findet sich der Wechsel von a und o selten, am häufigsten werden da und do vertauscht, auch sonst eine häufige Erscheinung in deutschen Handschriften. Der Diphthong au für ou ist sehr selten, z.B. 11510 taügen. Was die Behandlung des Vokals e betrifft, so zeigt M eine ganz auffallende Freiheit in der Apokope und Synkope, in der Elision und Verschiebung des unbetonten und des stummen e dem gegenüber Einfügung eines irrationalen e und Anfügung eines solchen bezw. Beibehaltung eines alten e stehen, aber den Ausfall nicht decken. Besonders gern in dem Suffix ech und echlich fällt das e aus, sodaß Formen wie riwchliche, trurchlich, vlizzchlichen, minnchlich, drizzch, sehtzzch das Gewöhnliche sind. Bei dieser Neigung überrascht
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es auch nicht, das schwach betonte i mehrfach durch e ersetzt zu sehen: en für in, se für si, er für ir (angelehnt), wie umgekehrt das md. i in Flexionsendungen, unbetonten Vorsilben und als Bindevokal erscheint. Die md. Neigung, das alte ë beizubehalten (für i) und gelegentlich auch für obd. i zu setzen, zeigt sich nicht nur in schef für schif, scherme für schirme, deser für diser, sondern auch in est für ist 6260, hen für hin 8943, er für ir 4914. 5600 und sogar sen für sîn (Gen. Sing, des geschl. Pron.): 6206. 11468 (Weinh., mhd. Gr. § 32. 33. 66). Der elsässischen M u n d a r t entspricht dann das mehrfach in M gesetzte e für ei, z.B. in dehert, nehen, leder, klene, chieder, mester, bede, est für eist (Weinh., mhd. Gr. S 65; Pischek, Zur Frage nach der Existenz einer mhd. Schriftsprache; Progr. Teschen 1892 S. 7). Auch e für ie wird hierher gehören (ergenc, refen, stezen, emen, ensit, de)·, wenn es auch im Bair. gelegentlich auftritt, so ist es doch im Alem. häufiger und besonders häufig im Fränkischen (Weinh., mhd. Gr. § 66, alem. Gr. § 37 d). Ebenso alemannisch und mitteldeutsch zugleich ist 2878 ie für e in beschielt für beschelte (Weinh., mhd. Gr. § 111. 113 f.); ebendahin gehört auch die für den 1879. Auch die Verschmelzung ret f ü r redet (5418, sonst reit und reite), gen für gegen 8767 ist vorwiegend alemannisch; der Schreiber war sich wohl dessen bewußt, daß diese Verschmelzungen nicht schriftgemäß waren, d a r u m schrieb er 1235 gegen für gên und 1428 gar segengenoz für senegenoz. Für ë steht i außer in unbetonten Vor-, Binde- und Endsilben besonders in dem Zeitwort wirde in den verschiedensten Formen (elsässisch, vgl. Weinh., alem. Gr. § 21). Auch für die von Weinhold, mhd. Gr. § 74 (114) erwähnte md. Erhöhung des ê zu t unter Einfluß von Lingualen zeigt M Beispiele: sarazinsch 2962, geriten für geraten 4966.7 Das besonders md. i für den Diphthongen ie ist recht häufig, allerdings vorwiegend bei dem ersten Schreiber. Für i steht einigemale ie: richlieche 5115, siere 4025; vgl. Weinh., alem. Gr. § 63; mhd. Gr. § 112; für ie wieder er. bereiten 9369, heizen 11390, vgl. Weinh., mhd. Gr. § 107. Rheinfränkisch sind i (i) für ei in hilech, hilige 1967. 2685, beriten 5112, lit 5662; und ie für et in mieste 1792, wiez 5088, wiest 10204, vriese 9120); (vgl. Weinh., mhd. Gr. § 40 und 114). Beginn der Gunierung von î zu ei zeigt: chungein 7772. Die ausgiebige Verwendung des ô für ou, z.B. in och, chofman, chofrat, lofen, frowe, Owaere, ogen entspricht dem alemannischen Dialekt (Weinh., alem. Gr. § 24, 124; mhd. Gr. § 75), aber noch häufiger ist dieses ô im M d . (Weinh., mhd. Gr. § 78); dasselbe ist der Fall bei ô für uo, w o f ü r M folgende Beispiele hat: hop 3562, trog 3997, grozzte 11550. Alemannisch ist auch o für e in from(e)de (Weinhold, mhd. Gr. § 43) und in stamponie 2293, parmoneis 3275, auch der irrationale eingefügte Vokal in tohomas 150 und 326 (cholten für quelten 7173 hat andere Ursachen). Dagegen sind nur frk. bzw. md. gloise für glose 4687, die zahlreichen ό für û und u (sogar vor für viir 4714, gelöke 10750) und o für û und u (ü). Überhaupt hat das Schriftzeichen ó eine mannigfache Verwendung: es steht für ou, öu, uo, üe und für u (ü), ja auch für ce (ô), z.B. schöneste 541, tötet 1228, fröliche 9462. 11154; im letzteren Falle steht einigemale ó, das einmal für ô geschrieben ist in tòt 2 3 7 6 (gewöhnlich wird allerdings ce nur durch o wiedergegeben). Im Gebrauche des Vokals u sind vorwiegend md. bzw. elsässische Eigentümlichkeiten zu erkennen. Für o ist es allerdings gemeindeutsch, aber dem Mitteldeutschen besonders eigen (Weinh., mhd. Gr. ξ 48 und 51); û für uo ist verhältnismäßig selten; auch das unechte u für i in ruk für rik (2980. 2988. 2991) gehört dahin, sowie u für e in Suffixen: fliehunden (8968), swestur (13942); vgl. Weinh., mhd. Gr. § 52. Einmal erscheint der bairische Diphthong eu für iu, aber in einer im XV. Jh. zugefügten Ergänzung 3170. Der Umlaut iu wird zwar meistens durch u wiedergegeben, ist aber doch recht häufig ausgeschrieben sowohl in Stamm- als in Endungssilben; außerdem wird durch ù sowohl iu als ü bezeichnet, doch ohne Konsequenz, so daß dasselbe Zeichen auch für û, uo, un verwendet wird, hauptsächlich vom ersten Schreiber. Die Besonderheiten im Konsonantismus bestätigen den vorwiegend alemannischen (elsässischen) Charakter der Handschrift M. Das von Weinhold, mhd. Gr. § 147 erwähnte b für strengobd. p hat sie nur in Fremdwörtern: buzele, brîs, bilgerin, banze, balas, bardis, bartiercere, oder innerhalb eines Wortes nach Liquida in cumpanie (4163), nach Nasal an-
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Die ebenfalls alemannische (elsäss.) Heidelberger H s . H hat hier dieselbe F o r m .
XII
gebaer d.i. andebaere für antbaere = ampaere (9157), vgl. Weinh., mhd. Gr. § 2 0 1 (also wieder md. Einfluß). Mundartlich ist gebirbet S6S3, das dann in gewirbet korrigiert ist und bernde für werttde 6100, wozu dann noch 5863 chlagebaere für chlagemaere kommt und vielleicht auch betulle 7019 (vgl. Weinh., mhd. Gr. § 149. 150). Anstatt b steht ρ nach verschiedenen Konsonanten: iensit pritanie 3095; in pritunischer wise 3588; ir pankenie 8061; einmal nach Vokal: ze kämpfe pracb 11314. Im Auslaut steht häufig der harte Konsonant auch vor Vokal, im Inlaut nur halsperch 4933; apgrunde 2427. Schwanken zwischen oberdeutschem und mitteldeutschem Konsonantismus zeigt sich darin, daß der Schreiber stets serpbant schreibt und guphe für guppe 7056, aber wieder fnast 8989, impete 4736, wapenen 6504f., wapenriemen 6555, wapenroch 6578, aber auch wieder entwaffenten 7258, gewaffertde 8248, waffen 11311, gewafende 9086. (Auch der auf der Grenze von Alemannien und Franken geschriebene Moriz von Craon hat z.B. V. 824 wapenen-, vgl. E. Schröder, Zwei altdeutsche Rittermären S. VIII). Inlautend steht mehrfach f = ν für b, so hefe 3193, gedrafe 4661, werfet 6258, auer 14241.8 Besonders häufig ist Vertauschung von f und f f , w für ν zeigt awentáre 342. 1607, Worten für vorhten 4854. Ausfall von w erscheint in zelf 4606, zö 5601. 6189. 11014, zeiger 6888, cheniende 6043, erfröt 10166. Ausfall von m infolge von Nasalierung erscheint in stuphe 4666, schiphen 8243, tupheit 14722; gezent für gezement 4494 ist alemannische Synkope (ebenso fersen für verseln 6149). Anlautendes d für t (elsässisch: Weinh., alem. Gr. § 179f.) zeigt dode 1767, gedrafe 4661, bedvte 8803, dristran 3543. 7778. 7803 (dementsprechend tandris 9481. 9563. 10151. 10153. 10156. 10607. 10618. 10626). Inlautendes d für t ist besonders häufig in Verbindung mit Liquiden wie mandel, gehalden, alden, geardet, arde, und in schwachen Präteritis (mit häufiger Anlehnung des Pronomens) aber auch einòde 1274, chleinòde 2199, geniden 8402. Auslautend wird t häufig vor Vokalen zu d erweicht, z.B. band ir 3120, vield er 2845 usw., wobei gelegentlich noch ein unorganisches e zugefügt wird, um die weiche Aussprache des Konsonanten noch nachdrücklicher zu bezeichnen, z.B. der vielde üf 2486, durch walde und 2560, also gewafende in 9086 (unflektiertes Partizipium Prät.). 9 Ausstoßung eines d (Weinh., alem. Gr. § 182) ist besonders auffallend in weinene 2579, wunrlich 7 9 2 7 , viel (= videlt) 8 0 6 2 , behencheit 9 9 9 1 ; dazu kommt die Synkope des d des Artikels bei Anlehnung in umben, uzer, vome, zem, zen, aber auch sogar elliv = al div 7792, iegelicber 5656, all ez lant 5813; ferner ietwere 4513. 4543, vanta 543. dd für d in phaddelin 2714 ist auch elsässisch. - Der Gebrauch des t im Anlaut, Inlaut und Auslaut steht durchweg auf hochd. Lautstufe (nur wenige t für d kommen im Anlaut und Inlaut vor. Der Ausfall von inlautendem t vor Flexions- und Bildungssilben, sowie in Zusammensetzungen ist recht häufig (vgl. Weinh., alem. Gr. § 174), z.B. tugenricbe, angeslich, vorhlich, ernsliche, diensman, vrivnschaft, lanspracbe usw. (einmal erscheint heiz für hete ez 9639). Auch der Abfall eines auslautenden t, zumal nach einem andern Konsonanten ist gemäß der alemannischen Mundart nicht selten, z.B. wilen, samen, auch die Verbformen sehen, wizzen, riten, wil, is, wandes, sis sowie eswar, des und deis gehören hierher. Das auf der Stufe des Got. stehen gebliebene t zeigen die Verbformen besät 12586 (im Reim auf stat) und gesät 13270 (reimt auf stat), die Gottfried selbst angehören. Ritter wird mit t und mit tt geschrieben. Als Schriftzeichen für ζ erscheint mehrfach tz und tzz nach kurzem Vokal, und zz für ζ nach langem Vokal recht häufig; nur witzenaer 8748 und ganzze 2311 sowie tanzzen 616 bilden eine Ausnahme. Abfall von ζ kommt nicht nur in dem Verbum lâzen in den bekannten Formen vor, sondern bei daz, waz, und bei dem angelehnten Pronomen ez; so ist 5238 da se ir für daz se ir geschrieben (also wohl Lesefehler vor s), 6589 da ez für daz ez (ebenso in H und E), 9125 da daz für daz daz (ebenso in FONRS), 7076 wa nv für swaz sò (ebenso BEP) und 7121 bringet für bringetz (ebenso BNO). Verdoppelung des s und Vereinfachung des ss, die mehrfach auftreten, sind wohl keine besondere Eigentümlichkeit des Schreibers von M. Erwähnenswert aber ist die Neigung, sch zu 5 zu
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V. 7244 steht jedoch geloubeti, nicht gelouven, § 161 herübergenommen hat. Vgl. Weinh., mhd. Gr. § 31 und S 357.
wie Maßmann schreibt, und Weinhold, alem. Gr.
XIII
vereinfachen (Weinh., alem. Gr. § 190, mhd. Gr. § 188), z.B. söwen 616. 10075, marsalc 1892, hovsliche 3699, gesiht 7408. Die entgegengesetzte Erscheinung, die Trübung des s zu sch (Weinh., alem. Gr. § 193) hat ebenfalls ihre Vertreter, z.B. schözzen 679, schöchen 8625. Für das altertümliche sc = sch ist marscant 3128 (Baechtold, Germ. 29 S. 71 ff.) zu nennen, für tsch als palatale Modifikation des sch (Weinh., alem. Gr. § 192) sind mehrere Beispiele vorhanden: blantscheflur 631, tschanzune 3623, tschanze 6494, tschapel 10837. Außer einer recht häufigen Vereinfachung von II ist auch Ausfall des l nicht selten; so findet sich gewerdet 65, werde 1801, weher 4344, quende 1742, haben 1810, bevah 4193, phage 4194, versen 6149, wide(n) 6676. 9069, sehen 18024. I für r in redelich 4723. 14253, estelicher 16735 (l in r korrigiert) ist auch alemannisch (Weinh., alem. Gr. S 194, mhd. Gr. § 193). Ob curvelal 8179 und curvenanen 7436 nur verschrieben oder dialektische Eigentümlichkeit ist, wird schwer zu entscheiden sein. Ein r schwindet vielfach im Inlaut vor d s l η p m g eh k; einmal ist div für driv geschrieben: 2891; Abfall von r (Weinh., alem. Gr. § 197) zeigen gelegentlich die Wörter dar, swar (liebe für lieber 3534, vewahsen 2571). Auch die Umstellung des r erscheint mehrfach, besonders in dem Präfix er nach vorausgehendem Auslaut -r, z.B. der remaní 4763, er regab 5852, diregeben 11476-, r für das gewöhnliche s (Weinh., alem. Gr. § 196) hat laren 2650 und genare(n) 2422. 7314. Ganz besonders häufig ist die Ausstoßung von n, die Entnasalierung, wie Weinhold, mhd. Gr. § 197 diesen Vorgang bezeichnet, eine besonders im Alemannischen häufige Erscheinung, die vor Dentalen am häufigsten, aber auch vor m, ch, g eintritt und der Belege durch viele Beispiele nicht bedarf (auch die Parzivalhs. D zeigt diese Erscheinung häufig; vgl. Martin S. XIII). Nicht ganz so häufig ist der auf derselben phonetischen Ursache beruhende Abfall von auslautendem n. Nur selten ist dieser verklingende Nasal noch durch die Schrift bezeichnet z.B. égalant 528, enphièg. giëg 6344, tâtris 9476, ámaht 1302. Synkope der Silbe -nen zu η ist bei der starken Neigung von M zu Kürzungen nicht auffallend. Ebenso häufig erscheint Einfügung eines n, Nasalierung (Weinh., Alem. Gr. § 201) und unechte Anfügung eines n; jene Einfügung vorwiegend vor Dentalen, seltener vor Gutturalen und vor Vokal; besonders auffallende Beispiele sind vinentlich (hier wohl eher euphonische Zwischenstellung eines η nach Weinh., alem. Gr. § 201) 1010, pagans = pegases 4729, arabensch 8266; linde = liht 5632. Die Häufigkeit von « für nn erklärt sich wohl am besten durch Schreiberflüchtigkeit (Weglassen des Striches über n). Dagegen ist wieder dem alemannischen Dialekte besonders entsprechend die Vertauschung vieler auslautenden m mit n, z.B. ze hohen werde 722, nan 2035 u.v.a. Für oeheim hat Gottfried selbst zweimal im Reime die Form œhein 10158. 11581 (vgl. Lachmann zu Walther 120, 24). Anlautendes g zeigt wenig dialektische Besonderheiten; für anlautendes k (c) steht es in gánele 407, guphe 7056, gulter 18152; für anlautendes; in gehen 4676. 5432, in vergehen 3930. 3986. 4475 und genen 16008; dies ist speziell im Elsässischen eine häufige Erscheinung (Weinh., Alem. Gr. § 218, Pischek, Schriftspr. S. 7); sehr auffallend ist 5718 gellchlichen für willeclichen, also der von Weinhold, alem. Gr. § 218 besonders aus elsässischen Quellen belegte Wechsel von g und w. Mit diesem letzteren Lautwandel hängt wohl auch die häufige Einschiebung eines g zwischen zwei Vokalen zusammen (Weinh., alem. Gr. § 215, mhd. Gr. § 203) wie in britanige 150, zweiger 1527. 4369. 6888. 7372. 14108, ¡eigen 1630, meigen 4672. 8312, hurgeste für hürste 9002, bligin 17851 (auch in FHW), gegen für gên 1235. Ebenso hängt damit anderseits der Ausfall eines stammhaften g (und Synkope der Vokale) zusammen, der recht häufig ist, z.B. matlich 1058, geiade 14361. 14934 (geiaide 17624 zeigt wohl noch den Rest des palatalisierten g; vgl. Weinh., mhd. Gr. § 203), chlabœre 1713, engen(e) 1663. 3326. 8767 u. m. a. (Die gewöhnlichen lit, gelît, seit, reit, teidinch erwähne ich garnicht besonders, gegen erscheint weitaus häufiger in der nichtsynkopierten Form). Ab- und Ausfall des g nach η infolge nasaler Aussprache (Weinh., alem. Gr. § 212) sind besonders zahlreich bei gien(g), ergien(g), gegan(g)en; dazu kommt noch betwunlich 2069. Übergang von nd in ng (md. besonders häufig; vgl. Weinhold, mhd. Gr. § 202) zeigt angebaer 9157; s.o. S. XIII). Zu erwähnen ist dann noch inlautendes g für k in banegnie 410 und bangete 8026, g für h in flegen 1885 und erflegen 16037 (vgl. Weinh., alem. Gr. ξ 214); g im Auslaut steht fast regelmäßig nur vor Vokalen, wobei häufig wie bei d noch ein e angehängt wird zur Bezeichnung der weichen Aussprache des g; anderseits steht c im Auslaut nicht nur vor Konsonanten. Im Auslaut ist ch bei
XIV
weitem überwiegend, es wechselt aber in denselben Worten öfters mit k, besonders in kurtc (chunc, chunch) und seinen Ableitungen. V. 7447 ist die große Initiale Κ ausgemalt und der Vers darnach fängt mit cbere an. Auch c steht bisweilen im Anlaut für k, aber nur in Fremdworten und Namen, so cristenlich 1631, curtoys 2395, crucewis 2976, curvenal, curnewal; einmal für g in curune 3524. Anderseits aber wird in Fremdwörtern und Namen im Anlaut auch ch geschrieben, z.B. churnewale 3826, chompattie 2684; also ohne ersichtliche Konsequenz. Sogar im Inlaut ist einmal vulcart geschrieben 4970, aber kurz vorher 4930 volkan. Im Auslaut steht c häufig für ch, nicht nur da, wo es nach dem Auslautgesetz einem inlautenden g entspricht und zwar auch vor folgendem Vokalanlaut (z.B. enphienc in 484, lac er 590, ergenc in 1113 u.m.a.), sondern auch für stammhaftes ch; ζ.B. jac 1032, sprac 1556. 1610. 2488. 2795. 4153 u.ö., marsalc 1892, dure 1952. 2967, 3136. 3231. 3925 u.ö., nac 3467. 3852, böestaben 10613.10 Dazu muß auch inlautendes k für ch gefügt werden in chirken 4249. Wie g nach n, so fällt einmal sogar k nach η aus in gedaAen 3594. Die Neigung, auch im Auslaut ch vorzuziehen, geht soweit, daß sogar apokopiertes s ige geschrieben wird sich; ζ. B. sich gewan 906, sich genam 5920, sich an ir vinden namen 5550; dazu ist die Schreibung achstein zu ziehen 8092. 8114. ch für gemein mhd. ck (k) ist mehrfach im Inlaut geschrieben, am häufigsten di(c)che, sonst bliche 1087, brache 3039, nachtage 3983, steche 4649, wechet 5427, rechet 5428, geluche 7468; ferner vor t: stricht 5019. 9407, zerstucht 7145, marchte 9997, blihte 9999, gedench(e)t 1. 10222. ch für h wird vor lingualen Konsonanten und im Auslaut gern gesetzt, z.B. lochnoisaere, flechliche, nach = nahe und in allen Zusammensetzungen mit hoch. Ausfall des ch in der Adjektivendung lieh zeigen die Formen chumberliv 2458, hofseblie 3398, hofschliv 3917, richlien 9825. Abfall des ch in ich vor ne kommt nicht vor; auch Abfall des ch in durch ist nicht häufig und ohne Konsequenz; dur steht fast nur vor Dentalen, sonst einigemale vor m (dur mich, dur minen, dur tninne) und in der Formel dur got. Nv für noch 4654 ist wohl auch durch Abfall des ch und flüchtige (dumpfe) Vokalisation zu erklären. Anderseits ist es auch dem alemannischen Dialekte gemäß, wenn ch angefügt wird in doch für do 2886 (vor g) und lantschalch 9309 (auch Η hat lantschalc, also haben es die beiden Schreiber vielleicht schon in ihrer Vorlage vorgefunden); vgl. Weinh., mhd. Gr. § 216, alem. Gr. § 225. Im Auslaut wird ch häufig durch h ersetzt (vgl. Weinh., alem. Gr. 223) in der Adjektivendung -eh, -ehlicb, in ih, durh, weih, noh, oh, ferner in den Verbalformen zoh, sah, wenn darauf ein vokalisch anlautendes Pronomen er, ez, en (= in) folgt. Abfall des h im Anlaut hat nur ystorie 448; Ausfall im Inlaut vor s in waset 1611, trusazze 9575, vor t in lietende 8837, zwischen Vokalen in gesehen 4837, deiner (für deheiner, wie sonst M fast stets schreibt, selten neheiner) 2052. Von den Verlesungen bezw. Verschreibungen einzelner Buchstaben stehen in M viele, die Bartsch aus der Kudrun und Zingerle in dem Aufsatze „Das Heldenbuch an der Etsch", Zf. f. d. A. 27 (1883) S. 138ff. aus mhd. Handschriften bereits notiert haben. Bloße Schreiberflüchtigkeiten, wie Doppelschreibung einzelner Silben oder Überspringen einer Mittelsilbe oder Umstellung einer Silbe erwähne ich nicht besonders, sie sind auch verhältnismäßig selten, die Hs. ist in dieser Beziehung im ganzen sorgfältig geschrieben. Vertauschung von r und z, die in den andern ältesten Hss. recht häufig ist, scheint hier garnicht vorzukommen, dagegen ist r und η häufig vertauscht, z.B. 6456 (der geveigen für den gev.), 8598 (mit der für mit den); 2116 hatte der Schreiber zuerst lennte geschrieben, das dann zu lernte korrigiert ist; 4627 uzgenomer ist auch in BE (wie 8598 der Fehler der in E) übergegangen; ob vielleicht auch 11206 manegen ende für maneger bande durch Verlesen des r für « zu erklären ist (Β und E haben dieselbe Lesart mit kleinen Varianten), oder spielt noch Vertauschung von r und h hinein? 11 Daß der Name Foitenant in M (und in H, demnächst auch in BE) fortenant geschrieben ist, mag vielleicht auf eine ursprüngliche
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Über die Aussprache des auslautenden aus g verschobenen c bei Hartmann s. Lachm. zu Iwein 4098.
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V g l . d a r ü b e r Z I N G E R L E , D a s H e l d e n b u c h a n d e r E t s c h , Z s . f. d. A l t . 2 7 ( 1 8 8 3 ) S. 1 3 7 . BEHAGHEL,
Veldekes Eneit (1882) S. VIII. Edw. SCHROEDER, Zwei altdeutsche Rittermärchen (1894) S. VIII. Rudolfs von Ems Willehalm, hrsgb. von V. JUNK (Deutsche Texte des Mittelalters II, Berlin 1905) S. X X X V I Anmerk.
XV
Vertauschung von r und y zurückzuführen sein, ja es ist bei der etwas kritzlichen Schrift in M bisweilen nicht ganz deutlich zu unterscheiden, welcher Buchstabe wirklich dasteht; einmal, V. 1873, ist sogar wirklich voytenant geschrieben. Auch r und υ werden einigemale vertauscht, z.B. 11420 mit ir für mit iv (auch BE). In der Deklination sind wenig Besonderheiten zu bemerken. Der Abfall des Dativ e ist recht häufig; von diser oder ditz lautet der Dativ des Singularis bald diseme (disme), bald disem, desgleichen ime und im, einem und selten eime usw. Wechsel zwischen starker und schwacher Deklination zeigen die Eigennamen Marke, Ysolt (Ysot), Gilan, Urgan, ferner die Substantiva furke, zunge, herze, Stange, erde, harphe, veder; oheim lautet einmal im Akkusativ oheimen (8383); besonders auffallend ist des iageren 17500. In der pronominalen Deklination werden iu und iuch genau geschieden, nur 5071. 10592. 16604 steht iv für iuch; de für die 1570 und 6034 gehört wohl eher unter die Eigentümlichkeiten des Vokalismus. Für die Behandlung des attributiven Adjektivs sind als besonders auffällige Beispiele zu notieren: daz iemer liebe gernde man 94, ein edele möt 3123, din hofsch vater 3133, mine liebe man 5764, manch edele man 5434; die Vokative edele koufman 2323, liebe meister 3534; ferner dem wol gestaltem man 6622, dem anderem male 8545; ein chöle chleinez brunnelin 9085, ein frisch chöler brunne 16743 (Erdmann, Deutsche Syntax § 56a; Kochendörffer, Zs. f. d. Phil. 24 [1892] S. 129). In der Konjugation ist zunächst die Behandlung der Verba gân und stân hinsichtlich ihres Stammvokals zu erwähnen. Gottfried gebraucht im Reime nur die â-Formen mit Ausnahme des Konjunktivs, wo ê steht. M schreibt beide Formen neben einander, also gân und gên, gât und gêt, stân und stên, stât und stêt, ja die ê-Formen überwiegen. Der Imperativ lautet ga 3646. 4099. 4297. 9980. 10699. 10742. 10751. 11077 und gench 2820. 3975. 4472. 10701. 11349, niemals ganc(h); stant 9321. Im Prät. von gân fällt das auslautende g der 3. Pers. Sing, vor Vokal häufig fort, so z.B. 869. 3882. 4220. 8692. 93 73. 10061. 10843. 11036; ferner geganen 2378. Das Präterium zu komen lautet chom (kom) und cham (kam), bisweilen quam (z.B. 14696), ebenso der Plural chomen (sogar einigemale im Reime auf nâmen) und chamen (selten quamen, 3. B. 16009), desgleichen der Konjunktiv chôme und chame. Zu hân ist het(e) die gewöhnliche Form, bisweilen hette (der Konj. wird bisweilen haete geschrieben); im Präsens steht für die synkopierte Form wir hân ebenso häufig die volle Form wir haben; die 2. Person erscheint selten in der alemannischen Form ir hant (so z.B. 3120 han dir, 18254 hant ir). Von tuon lautet das Präteritum tet(e), Plur. taten (taeten). Von lâzen (lân) sind keine Besonderheiten der Konjugation zu bemerken, außer dem Imper, lâze, der einmal in dieser Form erscheint: 2930. Von mugen lautet die 1. und 3. Person des Sing, mach, nur vor Vokalen bisweilen mag und mage (z.B. 2823. 4963). Der Indikativ und Konjunktiv im Präteritum erscheint mehrfach in der Form mähte, so 1552. 1812. 2300. 3282. 5469. 6327. 15512. 18095, häufiger jedoch mohte (2. P. Plur. mehrfach ir moht). Zu sulen (suln) lautet die 2. Person du solt, Konj. sulle 6418, im Pluralis ir suit; das Präteritum heißt solte und solde, die 2. P. Plur. mehrfach ir solt. Kunnen hat die Formen chan, chanst und chunde. Turren ist überhaupt bei Gottfried nicht vorhanden, geturren zeigt keine dialektische Besonderheit. Miiezen lautet im Präsens durchweg möz (mózze) usw., im Präteritum möse usw. Von dem Präteritum zu wizzen kommt bei Gottfried weste neunmal im Reime vor, wiste(n) sechzehnmal, in M ist neben weste und wiste auch recht häufig noch wesse in den verschiedensten Teilen der Handschrift geschrieben (dafür wese 5503. 14882). Im Präsens von wellen wird die 2. Person des Sing, du wil und du wilt geschrieben mit Enklise des Pronomens wiltu und wildu; die 2. Pers. Plur. meistens ir welt; das Präteritum lautet wolte und wolde (mit Apokope auch er wolt z.B. 14360). - In der Flexion des Verbums erscheint noch einigemale in der Endung der 2. Pers. Sing, das einfache s, so is 3124. 3649, wozu auch des 11282, deis 6976, eswar 10316 zu ziehen sind, 4380 wandes, 2700 und 7072 du sis (diese Form hat Gottfried selbst mehrmals im Reime). Der Vokal in der Endung et der 3. Person bleibt häufig auch nach kurzer Stammsilbe oder fällt auch nach langer Stammsilbe aus. Anderseits ist Synkope des Stammauslauts und Zusammenziehung der beiden Vokale recht häufig (auch in der zweiten Pers. des Pluralis), so reit = redet, gît, lit, einmal auch ret für redet 5428 u. m. a. Verschmelzung des flexivischen t mit Auslaut d und t des Stammes tritt ein in wirt 2654 (auch von Gottfried mehrfach im Reime gebraucht) und in chunt = chundet
XVI
11376 und 15286; ferner die zahlreichen Formen gebiet, bereit, biet, Spalt, prisant u.v.a. die für M ganz besonders bezeichnend sind (vgl. Weinhold, alem. Gr. § 341). Abfall des η in der 1. Pers. des Pluralis bei Anlehnung des Personalpronomens ist häufig. Die Endung rtt für die 2. Plur. ist selten, einmal steht in mehreren Versen hintereinander die Endung en (besonders häufig im Elsässischen, vgl. Weinh., alem. Gr. § 342), die dort wohl Gottfried selbst zugeschrieben werden muß, da sie auch in FH und z.T. noch in jüngeren Hs. sich findet: 2004 chiesen, 2005. 2007. 2009. 2011 sehen. Abfall des t in der Endung ent der 3. Pers. Plur. ist vorhanden in riten 6994 und werden 8788 (Weinh. alem. Gr. § 342 weist es besonders früh dem Elsaß zu). Alemannische Zusammenziehung zeigt gezent 7494 (dazu ist gleich gesehen 4837, ernen 7770 und versen = verseln 6149 zu stellen). In der Bildung des Präteritums zeigt ein Verbum Schwanken zwischen schwacher und starker Konjugation; 1441 hat M für hielt die Form hiels, wofür Β halste und E halsset schreiben; 5112 beriten für bereiten = bereiteten ist wohl nur vokalische Anomalie (vgl. auch 2878 beschielt für beschelte). Das schwache Präteritum von auslautenden ί-Stämmen hat ebenso wie die 3. Pers. Sing, des Präsens die zusammengezogene Form mit Vorliebe; z.B. verrihte, beslihte, bereite, spalte, betrahte usw. Ausfall des Bindevokals in langstämmigen Verben ist die Regel, also erweichte, briste, betrürte, leidte usw. Der Dativ des deklinierten Infinitivs hat bald die Endung ene, bald enne ohne Rücksicht auf die Quantität der Stammsilbe; Abfall des e der Endung ene erscheint auch bisweilen, z.B. ze reden 479, ze riten 16035, ze btten 16036. Das Partizip des Präsens stößt bisweilen η vor d aus, so sende 61, minnede 1349, werde 5080. Über die zahlreichen Willkürlichkeiten und Änderungen im Wortschatz hat bereits Th. v. HAGEN in seiner Dissertation „Kritische Beiträge zu Gottfrieds von Straßburg Tristan" (1868) 1 2 auf Seite 2 5 f . (= Germ. Stud. I S. 4 6 f . ) ein im ganzen zutreffendes Urteil gefällt. Die Textgestalt von M hat tatsächlich ein ganz verändertes Aussehen gegenüber allen anderen Handschriften (außer BE). Über die Lücken in M wird weiter unten die Rede sein; der vorhandene Text zeigt so viele Änderungen einzelner Worte, ja ganzer Verse, Auslassungen, Zusätze, daß die Handschrift dadurch eine ganz eigenartige Stellung einnimmt, ihr Wert für die Textkritik aber ganz gering wird. Obwohl der Text ungefähr um ein Fünftel gegenüber den vollständigen Texten kürzer ist, übersteigen die Änderungen doch die Zahl 1000. In vielen Fällen sind es verflachende Änderungen, aber sehr viele von ihnen scheinen doch auch auf dem Bestreben zu beruhen, veraltende Ausdrücke durch gebräuchlichere zu ersetzen. 13 So fällt es besonders auf, daß höfsch, höfschlich, hovelich an zahlreichen Stellen (nahezu die Hälfte aller, die in Betracht kommen) durch andere Worte ersetzt werden, durch stolz, reine, süeze, manige, zuhteclîche, biderbe, der chunc usw. (anderseits wird höfsch zweimal für andere Ausdrücke eingesetzt, 4590 h. man = houbetman. 18963 h. = stolz). Ferner wird von aventiure (= durch Zufall) vermieden und durch von geschihte, von ungelvke, anderseits aber 2 7 6 1 daz wäre mtere wieder durch aventiure ersetzt. Auffallend ist es auch, daß diu schcene dem Bearbeiter nicht zusagte. Daß das Adjektiv keiserlich als lobendes Beiwort im 13. Jh. zu veralten anfing, ist schon bekannt; vgl. Haupt zu Engelhard 863. 1185; Fr. Pfeiffer, Freie Forschung S. 107 (= Germania 6, S. 2 4 2 ) . M ersetzt es meistens durch andere Worte. Auch scelic und sceleclich als Attribut werden häufig durch andere Worte ersetzt, edel als Beiwort für Sachen wird vermieden, dagegen ist minneclich ein bevorzugtes Beiwort für Personen. Auch stare gehört zu den Lieblingsworten des Schreibers. Für liut wird meistens voie gesetzt, für truhseeze fast durchweg herzöge, für traben einigemale zäher (das Gottfried nicht hat), Riwalin für Kanelengres. Bei Verben hat er Vorliebe für das Simplex statt des Kompositums, oder er setzt
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In u m g e a r b e i t e t e r G e s t a l t ist die D i s s e r t a t i o n a b g e d r u c k t in d e n v o n K . BARTSCH h e r a u s g e g e b e n e n „ G e r m a n i s t i s c h e n S t u d i e n " I ( 1 8 7 2 ) S. 3 1 - 5 6 u n t e r d e m T i t e l „ D i e H a n d s c h r i f t e n des T r i s t a n u n d i h r e B e d e u t u n g f ü r die K r i t i k " .
13
Eine g e n a u e D u r c h f o r s c h u n g der H s . M a u f diesen P u n k t hin w ä r e eine d a n k e n s w e r t e A u f g a b e . P. A B E L h a t in s e i n e r D i s s e r t a t i o n „ V e r a l t e n d e B e s t a n d t e i l e d e s m i t t e l h o c h d e u t s c h e n W o r t s c h a t z e s " ( E r l a n g e n 1 9 0 2 ) a u c h e i n e T r i s t a n h a n d s c h r i f t d a r a u f h i n v e r a r b e i t e t , n ä m l i c h Ο . M h ä t t e ein n o c h r e i c h l i c h e r e s M a t e r i a l a u s f r ü h e r e r Z e i t g e b o t e n . D i e V a r i a n t e n u n t e r m e i n e m T e x t e h o f f e ich in d i e s e m P u n k t e v o l l s t ä n d i g g e b o t e n zu h a b e n .
XVII
andere Komposita ein, wie z.B. ematite für genante (von genenden) 9121 und 10562. Merkwürdig ist swie halt für swie so 1188 und 14139; 16467 steht noch halt für ouch oder joch und 6328 für doch. Die Partikel ist in der mhd. Schriftsprache selten (vgl. Martin zu Parz. 12, 2.) und gehört heute den bairisch-österreichischen Dialekten an; Gottfried hat sie selbst nirgends, Wolfram hat sie einigemale, desgleichen das Nibelungenlied, vgl. Mhd. Wörterbuch von Müller I 6 1 8 f., GGr. 3, 2 4 0 f . , V. 7 4 3 steht bluchliche für das von allen übrigen Texten (außer B, der mit M geht) gebotene schame(c)liehe (schem.); vgl. Abel a . a . O . S. 19f. (Gottfried selbst hat es nicht).
H. Codex Palatinus (Heidelbergensis) Germ. 360. 4° (15 χ 23 cm) Pergament XIII. Jahrh. Der Pergamenteinband hat auf dem Rücken folgende Worte: Poema Histor. I de reb. gestis I reg. Tristani I et I aliorum pri'pum. Auf fol. 1 steht über dem Text von junger Hand (16. Jahrh.) Tristrant geschrieben. Die Handschrift besteht aus 153 (154) Blättern, Gottfrieds Tristan schließt auf fol. 128c; daran schließt sich unmittelbar Ulrichs von Türheim Fortsetzung auf 24 Blättern an, und die letzten Blätter enthalten einige Sprüche Freidanks. Jede Seite hat zwei Kolumnen zu ca. 36 Zeilen in einer schönen und im ganzen recht sorgfältigen Schrift, von der schon Groote zu S. LXIV eine Probe gab. Sie gehörte zu den im Anfang des 17. Jahrhunderts nach Rom geschleppten Handschriften der Heidelberger Bibliothek, 14 die 1816 wieder zurückgeführt wurden. Lese- und Sinnabschnitte sind durch rote Initialen bezeichnet, die wohl von einem Illuminator ausgeführt wurden, nachdem der Schreiber den Raum freigelassen und den Buchstaben klein markiert hatte (V. 5179 hat der Illuminator übersehen). Außerdem steht häufig daneben noch ein Kapitelzeichen çh H. 17. Divr(e) HB, dure N, Dure 5, Dine R. mir fehlt E. 18. sich versinnen N. 19 und 2 0 fehlen P. 20. gehalden B. 22. fehlt E. der N. lobene H. 23. wa N, wer = swa er E. ere BP. 24. blöt M, blût H, blueget WE, blùt ouch Β, bluyt Ν, bliiwet R, plütt Ρ, bliiget S. hande RS. 25. zu vnrehte NRSP. 26. vn statt noch M B E . ere H, eren die übrigen, niene hat MW. 27. also HERSP. dat da N, das do Ρ, das RS, daz swer B. 29. Ist ir W, der is Ν. 30. gut WBEP.
31
31 und 32 fehlen R. 31. daz MHNEP, vnd die übrigen, gote Η. legent M E (1 auf Rasur M). 32. dieenphl. W. 33. chvnst MW, Kunst die übrigen. nachgend s B. 34. wie NERSP. si BS. schinun W, hellent B. 35. dane nit M, danne nyt B, der nit E. zu in HWBE. 37. Hei fehlt E, Hey BS, ey N, Hie P. 38. kume'lich P, -liehe H. 39. fehlt E. die (1) fehlt MBN. stîge M. die (2) fehlt M. d. wege v. dine stege B, vnd d. w. N. 40. in WN. de dey haldent alwege N. 41. Besonders große Initiale MHE. Dribe BN. diz H, diu W. 43. so BNERS. var HBE (vare M), were WNRSP. sus fehlt Β. 44. gewerdet Ρ, gewirdet MBE, geweltich R. als HWNES, also R, so BP. 45. Ich HB, ich die übrigen (Absatzzeichen 9 am Rande M). ein WBE. 46. werlde H. 50. ine MH, ich en- WRSP, ich die übrigen, ir fehlt BN, alle ds BN. werlde M, Werlte W, wurde H. 51. alse W, also RSP. van BN. den RNSP. 52. deheine M, enkeine B. mvge MW, mugent ERS, mügen NP. vertragen ME, dragen BNP. 53. wellent MHBNERS, wellen P. leben MHBE. 54. den mözze got fròde vn ere geben (mit orthographischen Varianten) MBE. 55. Der H, der die übrigen. 57. zweiget M E (zwayet), zvllent aus zveient (?) verbessert H, zweyent NB. 58. eine H; iene die andern MBEP (die fehlt EP), mein M. 59. in ir M B E . 60. sûre MBE, fvr H.
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ir herzeliep, ir senede nôt, ir liebez leben, ir leiden tôt, ir lieben tôt, ir leidez leben, dem lebene sì min leben ergeben, der werlt wil ich gewerldet wesen, mit ir verderben oder genesen, ich bin mit ir biz her beliben und hân mit ir die tage vertriben, die mir ûf nähe gêndem leben 1ère unde geleite solten geben, der hân ich mine unmiiezekeit ze kurzewîle vür geleit, daz si mit mînem masre ir nähe gênde swasre ze halber senfte bringe, ir nôt dà mite geringe, wan swer des iht vor ougen hat, dà mite der muot zunmuoze gât, daz entsorget sorgehaften muot, daz ist ze herzesorgen guot. ir aller volge diu ist dar an: swâ sô der miiezige man mit senedem schaden sì überladen, dà mère muoze seneden schaden. bi senedem leide müezekeit, dà wahset iemer senede leit. durch daz ist guot, swer herzeklage und senede nôt ze herzen trage, daz er mit allem ruoche dem libe unmuoze suoche:
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dà mite sô miiezeget der muot und ist dem muote ein michel guot; und gerate ich niemer doch dar an, daz iemer liebe gerader man dekeine solhe unmuoze im neme, diu reiner liebe missezeme. ein senelichez maere daz tribe ein senedasre mit herzen und mit munde und senfte sô die stunde, nu ist aber einer jehe ze vil, der ich vil nach gevolgen wil: der senede muot, sô der ie mê mit seneden masren umbe gê, sô sîner swasre ie mère sí.
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der selben jehe der stiiende ich bi, wan ein dine daz mir widerstât: swer innecliche liebe hât, doch ez im wê von herzen tuo, daz herze stât doch ie dar zuo. der innecliche minnenmuot, sô der in sîner senegluot ie mère und mère brinnet, sô er ie sêrer minnet. diz leit ist liebes alse vol,
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daz übel daz tuot sô herzewol, daz es kein edel herze enbirt, sît ez hie von geherzet wirt. ich weiz ez wârez als den tôt und erkenne ez bî der selben nôt:
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senende W. 63. ir leiden tot WNP. ir liebez leben WN. 64. gegeben BN, geben SP. 65. gewerdet M, gewirdet B, gewert E, geweitig RP, ie zu lieb von später Hand auf Rasur H. 68. vnde mir han mir H. 69. nahen M, nach W, nach vffgendem E. 71. der aus den verbessert M, den ich N, den hon ich P. 72. hayn vor geleyt N. 74. nach WNEP. 75 und 76 bringen: geringen SP. 77. wände W. 79. ensorget WE. 80. inde is Ν. 81. sorg(e) BE. 83. beladen WNRSP. 84. meret Β. 85. mòzzcheit M, mvzekeit H, mûzikeit W. 86. wehset W. 87. durh H, dur W. sende clage B. 89. alíeme WP, aime N. mit HWBNERSP. 92. vnde H. 93. vnde H. rade N. ich fehlt NEP. doch niemer H. 94. liebe gernde M. liebegende H, liep (!) gernder WBE. 95. deheine M, dekeine HS, keine Β, geyne Ν, kain E, die sollich kein R. soliche HE. 96. dir zu div verbessert W. rechter RS, reynme leuen N, rainem leben E, reiner liebi W. missezeme MB E, mut gezeme RS, niht gezeme die übrigen. 97. semelichez H. 98. senednare M, senedenere B, sendenere E. 101. Nv MBE. vil MBN, ze vil die übrigen, mir aber nit RS. 02. volgen MBNERS. 04. senede meren F, senendem mere W, senendem mut RS, senen meren N. 05. ie mer F, ie me EP. 06. der (2) fehlt F EP. 07. wen F. 09. tv F. 10-52 fehlen S. 10. stat FWE, stet, idoch FNP, doch E (ohne ie), der ganze Vers verändert R. 11. innechliche MF, innencliche HN, innenclichen W, innenclichen BR, myftecliche E. minnen m. WP. 12. seneglöt MFW, minnenglüt (in Lücke von jüngerer Hand nachgetragen) H, senen gelüyt N, senden gl. BP, senender gl. R. 13. vnde ime H. 15. leides FE. als M, aise W, alze F, also HBNERP. 16. diz (1) FWEP. daz (2) fehlt NBP. herzen FWNERP. 17. ez FW (nach Rasur von es) B, sin E. chein F, dehein M, enkein B, geyn N. edele MF, herz edil Β. 18. sint BN. geerzent W, gehitziget R. 19. Ich NB. wârez fehlt FWNERP. minen FNRP, min WE. alse W, also R. 20. erchenez M, erkennez H, erkennes W, erchenne (ohne ez) FE.
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der edele senedaere der minnet senediu masre. von diu swer seneder maere ger, der envar niht verrer danne her; ich wil in wol bemaeren von edelen senedasren, die reine sene wol täten schîn: ein senedasre und ein senedaîrin, ein man ein wîp, ein wîp ein man, Tristan Isolt, Isolt Tristan. Ich weiz wol, ir ist vil gewesen, die von Tristande hânt gelesen; und ist ir doch niht vil gewesen, die von im rehte haben gelesen. Tuon aber ich diu gelîche nuo und schephe mîniu wort dar zuo, daz mir ir iegelîches sage von disem m sere missehage, so würbe ich anders danne ich sol. ich entuon es niht; si sprächen wol und niwan ûz edelem muote mir unde der werk ze guote. binamen si täten ez in guot; und swaz der man in guot getuot, daz ist ouch guot und wol getan, aber als ich gesprochen hân, daz sì niht rehte haben gelesen, daz ist, als ich iu sage, gewesen: sine sprächen in der rihte niht, als Thomas von Britanje giht,
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der âventiure meister was und an britûnschen buochen las aller der lanthêrren leben und ez uns ze künde hat gegeben. Als der von Tristande seit, die rihte und die wârheit begunde ich sère suochen in beider hande buochen waischen und latinen, und begunde mich des pînen, daz ich in sîner rihte rihte dise tihte. sus treib ich manege suoche, unz ich an eime buoche alle sîne jehe gelas, wie dirre âventiure was. waz aber min lesen dô waere von disem senemasre, daz lege ich miner willekür allen edelen herzen vür, daz sì dà mite unmüezic wesen: ez ist in sère guot gelesen, guot? jâ, innecliche guot. ez liebet liebe und edelet muot, ez stastet triuwe und tugendet leben, ez kan wol lebene tugende geben; wan swâ man hœret oder list, daz von sô reinen triuwen ist, dà liebent dem getriuwen man triuwe und ander tugende van.
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edel F R . senendare M. senedere HFWN, senendere ERP, senedenere ß . 2 2 . fehlt R. sendiv M , senedev W, senende EP, senede die übrigen. 2 3 . von die H, von der £ , da van B , da von P, do von R , want Ν. wer BN (we) Ρ, der ER. 2 4 . der var FWBNER, der nevar M , der envare H, der erfar Ρ (erfiir en- auch sonst häufig in P). dane M, dan H, denne WR. Nach diesem Verse zugefügt: vnd der vindet es noch sines hertzen ger R. 2 5 . bemaren M. 2 7 . reiner HFVCERP. 2 8 . sendenare und -rin M. 3 0 . tristrant MF, tristan die übrigen, ysot MWBR, ysott F, ysoit N , ysolt FH, ysold P. tristran MF, tristan die übrigen. 3 1 . Initiale MHFWE. 3 2 . tristrande MF, tristane Pf, tristan BEP. han F. 3 3 und 3 4 fehlen E. 3 3 . ir ist W. 3 5 . dvn Η BN (doyn) R (Initiale nur Η). nv H M F ( : zv). 3 6 . mine HF. da WBNERP. 4 0 . ine W, in N, en fehlt BER. ez HFW. sine M . sprechen MWB, Sprechern R . 4 1 . nivwan H, niht wen F, niht wan ß , nit wan EP, neyt wan Ν, wenne R. 4 3 und 4 4 fehlen und sind am Rande im 15. Jh. nachgetragen B. 4 3 . binamen FHNR. t a ten M . 4 4 . gvte FWEP, zu gute BN. tvt FWBNEP. 4 5 . ist fehlt M . 4 8 . iuch W, uch FBERP. dat is wair. ich sage van desen N . 4 9 . si BNRP, die E . sprechend ER (-t). 5 0 . aise W. tóhomas M . britanige M , brittanie WBNP.
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de der N. aventuren BN. ein meister W. 5 2 . britt. WN, britan. REP. 5 4 . uns fehlt NS; ez fehlt E. chvnde MF, urkunde RS. geben FESP. 5 5 . Als F, Alle W, Also RS. tristrande MF, tristande WBNRP, tristanden S, tristane HBE (-n), hat geseit H . 5 6 . vnd ouch RSN. 5 7 . begonde FW. 5 8 . an N. zweyer RS. 5 9 . walhesen M , waischen HP, wolischen £ , welschin F, welschen die übrigen. 6 0 . begonde F. 6 2 . dise getihte M , diz gedichte BN (dit), diß bedechte RS. 6 4 . biz BN. einem MFWBERSP (einen bûche III W.) 6 5 . al H . rede RS, dinge £ ; alle de sine zü male N. 6 7 . do fehlt E, da HBP. 6 8 . diseme W. senedenere B, senenden mere NRS. 6 9 . nah ß , mit NS. 7 1 . dermite F, da mit MH, do mit RS. vmmvzic HW. 7 2 . gewesen RS. 7 3 . Das Fragezeichen steht in HBNr. ja fehlt F. innechlichen MERSP, inenclichen N, innechliche F, innencliche WB. 7 4 . lebet W, lieuet B. 7 5 . dügent B, dogent N, tugent EP, tugende RS. 7 6 . lebenne F, lebende M W B E R P (tug. leb.), dê leueda N . tugent W E (tug. leb.). 7 7 . wand F, want N. vfl W. 7 8 . so von F. so fehlt EP. 7 9 . liebet M W B E . 8 0 . ere Ν . an BEP.
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liebe, triuwe, staeter muot, ère und ander manic guot, daz geliebet niemer anderswâ sô sère noch sô wol sô dà, dà man von herzeliebe saget und herzeleit ûz liebe klaget, liebe ist ein also sselic dine, ein alsô saeleclîch gerinc, daz nieman âne ir 1ère noch fugende hât noch ère.
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von den diz senemíere seit und h « t e n die durch liebe leit, durch herzewunne senedez klagen in einem herzen niht getragen, sone wasre ir name und ir geschiht sô manegem edelen herzen niht ze sadden noch ze liebe komen. uns ist noch hiute liep vernomen, süeze und iemer niuwe,
220
ir inneclîchiu triuwe, ir liep, ir leit, ir wunne, ir nôt; al eine und sîn si lange tôt, ir süezer name der lebet iedoch, und sol ir tôt der werlde noch 225 ze guote lange und iemer leben, den triuwe gernden triuwe geben, den ère gernden ère: ir tôt muoz iemer mère uns lebenden leben und niuwe wesen; 230 wan swâ man noch heeret lesen ir triuwe, ir triuwen reinekeit, ir herzeliep, ir herzeleit, Deist aller edelen herzen brôt. hie mite sô lebet ir beider tôt. 235 wir lesen ir leben, wir lesen ir tôt, 235a unde ist uns daz süeze aise brôt. 236 Ir leben, ir tôt sint unser brôt. 236a sus lebet ir leben, sus lebet ir tôt. 237 sus lebent si noch und sint doch tôt, 238 und ist ir tôt der lebenden brôt. 239 Und swer nu ger, daz man im sage 240 ir leben, ir tôt, ir fröude, ir klage,
sô manee wert leben, sô liebe frumet, sô vil sô fügende von ir kumet, owê daz allez, daz der lebet, nâch herzeliebe niht enstrebet, daz ich sô lützel vinde der, die lûterlîche herzeger durch friunt ze herzen wellen tragen niwan durch daz vil armé klagen, daz hie bî ze etelîcher zît verborgen in dem herzen lit. War umbe enlite ein edeler m u o t niht gerne ein übel durch tûsent guot, durch manege fröude ein ungemach? swem nie von liebe leit geschach, dem geschach ouch liep von liebe nie. liep unde leit diu wären ie an minnen ungescheiden. man muoz mit disen beiden ère unde lop erwerben oder âne sì verderben.
181
vnd steter FR; stete HW, stäten E, Steden N. 83. leuet N, da lebent P. 86. herzenleit FES, herzenlieb P. von FE. 87. liep WB. aise W. 88. selic H, selich NE. 89. niemen N. 90. weder MB, fehlt RS. 91. frumet HP, vrumt F, frúnt WE (lieber). 92. kvmet H, chumet M, chumt F. 93. da BNP, do RS, der fehlt E. 94. noch FRS, niene MW. 95. icher M, ich ir so H. 96. herzen ger MBNESP. 98. niht wan Β, neyt wan Ν, nit wan Ρ, nit danne R, nit dan S, fehlt E. 99. liebe = hie bi F. ze fehlt NRS. zetelicher M, etsl. F, etzl. N, zitlicher B. 200. fast unleserlich F. 01. War F lite FBEP, einlit W. edel MBE. 02. dur W (auch 3). 04. gescach H, besch. E (auch S). 05. ouch fehlt F. liep von fehlt E. va leide Nr (von). 08. an RS. 09. vnd gut RS. 10. an not R, onne not S. ersteruen B, ersterben E. 211 dem FWP. senede m. MWBN, nur mere RS. 14. eime WNRS. 15. so (ohne ne) FBNERS. namen F. 16. edeln FH, edelm WP. 17. noe W. kvmen HBP. 19. sözze M, sueze HW, suze F. eimer W, immer F. 20. innecl. WB, minnechl. F. -liehe HF, -liehen W. 21. not auf ursprünglich leer gelassenem Räume (für wunne) H. 22. alein MF, allein W, alleine H. sint BNP. 23. namme WR. der fehlt FB. liebet W. doch E, idoch F, noch B. 24. not F. doch F, ydoch B. (23 und 24 in RS: der weite verdorben ist zu vn (von) gelte.) 25. lange fehlt P, noch M, nv B. 26. dem ERS. getruwê Ν. 27. fehlt Η. gerunden W. 27 und 28 fehlen MB* (im 15. Jh. am Rande nachgetragen). 28. tut (das o ausgelöscht) W, dort F, don Β (das ir fehlt), tond E. 30. wände W (inde Ν), noch fehlt FE. gehört W, gehöret NP. gelesen H. 31. renekeit H. 33, 36 und 41 Initialen in keiner Handschrift. 33. di ist F, Dast W, da ist P, ditz N, daz ist B. 35-38 fehlen MB (35, 35a, 37, 38 im 15. Jh. am Rand nachgetragen). 35. lesend E, -nt R. ir laid leben E. vnd iren dot RES. 35a-36a fehlen F (danach schließt v. d. Hagen Vers 35a und 36a in Parenthese ein). 35a und 36 fehlen E. 35a. als ein brot W. 36 und 36a fehlen N. 36. unser not RS. 36a. vil ir tot E. 37. fehlt H. noch fehlt R. baide E. 38. lebende F. 39-42 fehlen E. 39. Und fehlt MB (kein Absatz), vnde HW. gert WRS.
6
241
der biete herze und ô r e n her:
270
er vindet alle sine ger.
übel mit übele gelten, k r a f t erzeigen w i d e r k r a f t : d a r z u o w a s er g e d a n c h a f t .
E i n hêrre in P a r m e n î e w a s ,
N u e n l o u f e t ez die lenge n i h t ,
der j â r e ein k i n t , als ich ez las: 245
der allez d a z , d a z i m e g e s c h i h t ,
der w a s , als uns diu w â r h e i t
275
w e i z g o t , der m a n m u o z h a r t e vil
w o l an gebiirte k ü n e g e g e n ô z ,
an disem borge übersehen
a n l a n d e fiirsten e b e n g r ô z ,
oder ime m u o z dicke schade geschehen,
des lîbes s c h œ n e und w u n n e c l î c h , 250
getriuwe, kiiene, milte,
swer keinen schaden vertragen kan,
rieh;
280
und den er f r ö u d e solte t r a g e n , den w a s der hêrre in sînen tagen
hie v â h e t m a n den bern m i t e ,
ein f r ö u d e berndiu s u n n e ,
d e r r i c h e t einzele s c h a d e n , unz er m i t s c h a d e n w i r t b e l a d e n .
der r i t t e r s c h e f t e ein 1ère,
285
sîner m â g e ein ère,
w a n er sich aise vil g e r a c h , biz er d e n s c h a d e n d a r a n g e n a m .
an ime brast al der tugende n i h t ,
d a z a b e r e r ie ze s c h a d e n k a m , daz e n k a m von archeite niht,
w a n d a z er ze verre w o l d e
290
ez k a m v o n d e m geleite
und n i w a n n â c h s î n e m willen l e b e n ;
sîner k i n t h e i t e ,
daz ime o u c h sît ze leide ergie.
d a z er in s î n e r b l ü e n d e n j u g e n t mit jugentlîcher hêrren tugent
ûfgêndiu j u g e n t und voilez g u o t ,
295
diu zwei die f ü e r e n t ü b e r m u o t .
diu m i t ir ü b e r m u o t e
in m i c h e l e m g e w a l t e k a n ,
in s î n e m h e r z e n b l u o t e .
d a r an g e d â h t e er selten;
270
w i d e r sin s e l b e s sadden s t r e i t . d a z g e s c h u o f sîn spilndiu k i n t h e i t ,
v e r t r a g e n , daz d o c h vii m a n i c m a n
241
dà v o n d o c h m a n e g e m s c h a d e g e s c h i h t :
in sines herzen lüften s w e b e n
w a n leider diz ist und w a s ie: 265
ich waene o u c h i m e a l s a m g e s c h a c h ,
sînes landes ein z u o v e r s i h t . der hêrre h a b e n s o l d e , 260
dà w a h s e n t d i c k e s c h a d e n a n , u n d ist ein v e i c l ì c h e r site,
er w a s der w e r l d e ein w u n n e , 255
mit Karies löte gelten wil.
a n sîner â v e n t i u r e seit,
er tet vil rehte als elliu k i n t ,
herzen HW. 43. permenie BS, premerne Ρ, permanie £ , parmonye R. 44. ez fehlt WP. 46. in MBP. offentúre RS, abentewre P. de auenture van eme Ν. 47. wolgeboren RS. kunigez W, kúnengis B, kuniges ES, künigs P. 4 8 . landen MWB. 49. minnechlich MBRS. 50. Vor milte ist vn ausradiert H, vn rîch MBNR. 53. b'nde Pf, linde RS, brinende N. 55. ritterschaft MBRS, ritpschafft P. 57. ein fehlt FWNERSP. 58. gebrast MHBE, brag Ν, erbrast P. aller MFBNESP (F auf Rasur). 59. solde MBE, scholde F, sülde N; solte : wolte HWP. 61 und 62 in umgekehrter Folge Ν. 61. luste B, lustesschwebn P. 62. sinen ΜΗ. 63. doch MB. 64. ouch ye NRS. 65. ufgend MWESP. 66. di zwei di pringent uberigen mvt F, die zwey bringend ubermûtt E. 67 und 68 fehlen E. ubelem FE. 71. erzenen N. 72. dar an MB, an allen dingen manhafft (!) RS. 73. Nu FN, Man N, nune M, nu FB, nun E. bestatt E. 75. glütt E. gelóte Β. 77. diseme H, deisme Ν. 78. aida (das ist aide) F, aid E. 79. deheinèM. 80. wahset MW, wehsit Β, wehsset R, weset S, komet N. van MBN. 81. irslicher M, vreyslichs ß, nittlicher E, vintlicher P. 83. enzele finen F, zemzigen W, enzein B, etzelichen N. 84. biz HBN. geladen W. 85. och M. alsame M, also NE. beschach EP. 86. wand FNS. 87. unz FEP, daz MBN, biz die übrigen, dran MB. nam E, gewan NP. 88. er üb. d. Zeile W (vor ie), er aber P. quam HBN, chwam F, cham M. 89. daz chom M, daz enkom W, daz enquam H, dat quam NF. 90. manic WP. 91. chom M, kom W. 93. blöden M, blvnde F, blünd* B, blünder N, bliiwender R, blugender S. 94. tugentlicher MB, vientlicher W, fehlt E. herze FS, hertzen £ . 95. selde BNERS. 96. schöf MNE, machte B. wilde RS. 98. sime WBN.
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diu selten vorbesihtic sint; er nam vür sich niht sorgen war, wan lebete und lebete und lebete êt dar. dô sîn leben ze lebene viene, ûf als der tagesterne gienc und lachende in die werlde sach d ô w ä n d e er, des doch niene geschach, daz er iemer also solte leben u n d in der lebenden süeze sweben. nein sînes lebenes begin der gie mit k u r z e m lebene hin; diu morgenliche sunne sîner w e r l t w u n n e d ô diu von êrste spiln began d ô viel sîn gseher â b e n t an, der im vor w a s verborgen, u n d laschte im sînen morgen, wie er aber genennet wasre, daz k ü n d e t uns diz masre; sîn âventiure t u o t ez schîn: sîn rehter n a m e w a s Riwalîn, sîn â n a m was Kanêlengres. g n u o g e wasnent u n d e jehent des, der selbe hêrre er waere ein Lohnoisœre, k ü n e c über daz lant ze Lohnois. nu t u o t uns aber T h o m a s gewis, der ez an den âventiuren las, daz er von Parmenîe w a s u n d e hete ein sunderez lant
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von eines Britünes h a n t u n d solte dem sîn u n d e r t â n : der selbe hiez Ii d u c M o r g â n . N u daz der hêrre Riwalîn wol u n d nâch grôzen êren sîn wol driu jâr ritter was gewesen u n d hete wol hin heim gelesen gänzliche k u n s t ze ritterschaft, ze urliuge volleclîche k r a f t , er hete lant, liute u n d e g u o t . weder ez d ô n ô t aide ü b e r m u o t geschüefe, des enweiz ich niht, w a n als sîn âventiure giht, sô greif er M o r g â n e n an als einen schuldigen m a n . er k a m geriten in sîn lant mit also kreftiger h a n t , daz er im mit gewalte genuoge bürge valte; die stete m u o s e n sich ergeben u n d loesen ir guot unde ir leben rehte aise liep alse ez in was, unz er zesamene gelas gülte u n d e guotes die k r a f t , daz er sîne r i t t e r s c h a f t sô starke gemêrte, swar er mit here kêrte, ez wasren bürge oder stete, daz er vil sînes willen tete, ouch n a m er dicke schaden d a r an.
ubersihtich FE, vorberaden N. 1. er en nam W. 2. ouch FE, er W, ym s B, recht P, er als S, et MH, fehlt R, Ν ändert den Vers ganz. 6. niht FWBEP, nie NRS. 7. er fehlt H. also solte iemer W. 8. lebende FHRSP, deme leuen N, des lebens E. 9. Nein F. 12. werlde H, weite RS, werltlichen MB. 13. da F. Spilan W. 14. da FH. vil FH. 16. loeschete W, leschte B, leste Ν, lest E, laste(n) PS, loscent R. 17. Kapitelzeichen H. Wie MBE. 18. dise mere HNR, die m. S. 19. uns MBNRSP, es FW. 20. hiez M. rivwalin H, riew. ß, ruwelin RS, ribolein P. 21. ânam H, na name Ν, zu name E, nam(e) BS. can. W, kalen. RS, kanelengers N. 22. gnvge F, ir uil N, semig S. wenent vfl jehent FH, die übrigen umgekehrt. 23. er fehlt MBE. 24. lochn. MFNEP. In RS lautet der Vers: also uns seit dise mere. 26. aber fehlt B, aver uns F. tohomas M. 27. derz F. 28. da er F. barmenie W, perm. BEP, permon. RS. 29. ein fehlt M. sin N. sunderliches N. britt. HWNS, britunen E, pintones P. 32. selber W. der hiez M. liduc FWNP (-ck), lidet H, ludich E, ludewig R, lude S, der chunch M, künenc B. murgan B. 33. Nv FHWNRSP. riuwalin W, riw. MHFBN, ruw. RS, rubalein P. 34. vnd fehlt M, wol und fehlt BE. 35. drev F, triu HP. riter M. 37. ganze B, ganzze ME. ritersch. M. 38. volliche FP, völlige E. 40. oder PB, of Ν. rouber mût R, roubers mut S. 41.neweizM. 42. als fehlt MB. div M, die B, de N. 44. ein WE. 47. im fehlt FE. 48. im gnvge FE, mange MB. 50. ir (2 mal) fehlt BE. 56. her HFW, her aus ir verb. B. gekerte W, bekerte Ν. 58. er fehlt MHB". 59. dran MFB.
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er g a l t m i t m a n e g e m b i d e r b e n m a n ;
und h e r t e in in d e m l a n d e
d e r b e s t u o n t in o f t e m i t her
mit roube und mit brande,
und t e t e in d i c k e s c h a d e h a f t ;
biz sich M o r g a n ze tage d ô b ô t
w a n ze urliuge und ze r i t t e r s c h a f t
u n d d a z e r w a r p m i t aller n ô t , 395
hceret v e r l u s t u n d e g e w i n :
u n d ein j â r fride g e t r a g e n i n e i n ,
Verliesen u n d e g e w i n n e n
u n d w a r t der v o n in b e i d e n
d a z t r e i t die k r i e g e h i n n e n ,
mit bürgen und mit eiden
i c h wsene im M o r g â n a l s a m t e t e ,
g e s t î e t e t , aise er s o l t é sîn. 400
er v a l t e ime o u c h b ü r g e u n d e s t e t e
ûz m i l t e r h a n t l ô n d e er in d ô
u n d tete i m , s w a z er m o h t e ,
u n d m a c h t e si alle r î c h e .
d a z d o c h n i h t vil e n t o h t e ;
er lie si f r ô l î c h e
w a n in tete i e m e r R i w a l î n
405
m i t g r ô z e m s c h a d e n w i d e r in
u n d w o l n â c h s î n e n êren w i d e r zir h e i m u o t e k ê r e n .
und t r e i p des m i t im aise vil,
N u daz Kanêle alsus gelane
u n z er in b r â h t e û f daz zil,
nu w a s dâ n â c h vil h a r t e u n l a n c ,
d a z er sich n i h t e s k ü n d e e r w e r n
unz d a z er a b e r e i n e r v a r t
n o c h sich n i e n d e r t r û t e e r n e r n
410
n i w a n in sînen vesten
durch banekîe ineine wart u n d er sich a b e r ûz reite
den s t e r k e s t e n u n d den b e s t e n ,
mit grôzer rîcheite,
die s e l b e n b e s a z R i w a l î n
a l s o der ê r e n g i r e t u o t .
und g a b im ûz v o l l e r h a n t d a r în 385
hie m i t e sô k ê r t e R i w a l î n m i t den sînen h e i m , r î c h unde f r ô .
s î n e liute u n d sine h a b e
380
d a z ez g e t a g e t w a r t u n d e r in z w e i n
hie m i t e s ô g â n t u r l i u g e h i n ;
u n d b r a c h im u n d e r w í l e n a b e
375
a l s u s lag er i m o b e m i t k r a f t
w a n M o r g a n w a s a n sîner wer,
al d a z geraste u n d al daz g u o t ,
bataljen unde striten.
415
e r tet in zallen zîten
des er b e d ü r f e n w o l t e und ein j â r h a b e n s o l t e ,
s t r a c k e s r e h t e u n z in diu tor.
d a z w a r t im a n ein s c h i f g e t r a g e n ,
o u c h h e t e er d i c k e dà v o r
er h e t e vil g e h œ r e t s a g e n ,
t u r n e i e und r î c h e r i t t e r s c h a f t .
wie höfsch und wie êrbaîre
360
biderbem F, biderban W, biderman ESP, biderem m. R. 62. er MBNP. diccke BS, dicche M. 63. ofte M. 64. wand FN. vrlege H. 65. gehöret 11BP. flust M. vnd och M, vnd ouch B, od s H. 66. gent Μ (Β), get NP. 67. oder MHB. 69. sam F, also BNE, als so man det P. 70. ime fehlt M; ouch fehlt N, ouch im H. 74. endohte FH (N), dochte BERS, jn döcht P. 75. wan di tet F, want id dede Ν. 77. als ME, also BHFNSP. 78. biz MBNS, unz das FP. 80. nirgen H, nyrgen B, niergent RS, neit N(E). truwete B, trwete M, trvete HW, truwett E, truwet(e) RS, getr. N. 81. nuan W. 82. stark. WFBNRS. 83. och riw. M, ouch BNE. 84. im fehlt MB, in ERS. 85. batalen M, batallen FE, batalien Η, dat. W, battalien BNP, batallen R, battelen S. 86. ze fehlt W. 87. straches MW, starkes Β, starck ( o h n e End) Ρ, starckes (-is Ν) ERS. biz HBN. 88. der vor F, do vor RS. 89. tvrnoye M, turnei (y) FWBNERSP.
390
91. herten in F, hertet in W, ein in fehlt BN. 93. unz FP. sie M. 95. er F, es aus er verb. W. 96. jâr fehlt F. 98. truwen NRS. 99. gestetigt F (Ν), bestetet R (ESP), ez WP (B). 4 0 1 . mit sinem W, mit sînen FP. 02. richer UZ londer MHB, lofden si Ν, lut er R, lech er S. in fehlt FE. 03. machete FH. 06. zu ir HWP, zir M, zu (ze) FBNER, zu der S. heimvt FS, haimet EP, heimvte H, heinmvte W, heimùte R, huse MB, lande N. 08. dar MHBNEP. harte fehlt BNP. 09. biz WBN. wart HW. 10. banichie FE, panigkeye P, banegnie M, banichennige B, bameke W, banken N, kande R, keind S. inein(e) MFWBERSP, inné N. 11. bereite FBESP. 13. eregire M, eren gerende E. 14. gerete FH* (eine spätere Hand schreibt i darüber), gerett ERP, gereite die übrigen. 18. hören N, hceret XV. 19. hofsch Mil, houeschz N, hèbisch Β, hübsch F, hiibesch W, hùbsch E, hùpsch R, hübsche S, hubisch P.
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der junge künic wasre von Kurnewâle M a r k e , des ère wuohs dô starke; der hete dô ze sîner hant Kurnewal und Engelant. Kurnewal was aber sin erbe dô. umbe Engelanden stuond ez sô: daz hete er sît des mâles, daz die Sahsen von Gales die Britûne dà vertriben unde sì dâ hêrren beliben, von den ez ouch den namen verliez daz lant, daz ê Britanje hiez, und wart ouch iesâ dô genant nâch den von Gâles Engelant. nu die daz lant besâzen und ez under sich gemâzen, dô wolten si alle künegelín und hêrren von in selben sîn: diz wart ir aller ungewin. sus begunden sì sich under in slahen unde morden starke und befulhen ouch dô M a r k e sich und daz lant in sine pflege; sît her diendez im alle wege sô sère und sô vorhtlîche, daz nie kein künicriche eim künege mê gediende baz. ouch saget di histôrje von im daz, daz allen den bîlanden,
450
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diu sînen namen erkanden, kein künec sô werder was als er. dâ hin was Riwalînes ger. aldâ dâhte er belîben, ein jâr mit ime vertrîben und von im werden tugenthaft und lernen niwan ritterschaft und ebenen sine site baz. sîn edelez herze seite im daz: erkande er fremeder lande site, dâ bezzerte er die sine mite und würde selbe erkant dervan. mit disen sinnen h u o b er an: er bevalch sin liut und sin lant an sines marschalkes hant, eines hêrren von dem lande, an dem er triuwe erkande, der hiez Rûal li foitenant. sus kêrte Riwalîn zehant mit zwelf gesellen über sê; er bedorfte dô dekeines mê, er hete her hie mite genuoc. nu sich diu zit also getruoc, daz er ze Kurnewâle kam und ûf dem mer aldâ vernam, daz M a r k e der maere ze Tintajoêle wsere, dâ kêrte er sine reise hin. dâ stiez er ûz, dâ vand er in und wart des innecliche frô.
k. Marke were (marke sofort durchstr.) B. 21. v. K. fehlt MB. der edele künenc Marke B, der ivnge kunch marke M. curnewale H, kurn. WES, karniwale F, korn(e)wale NR, kurbaln P. 22. wuhse MB (do fehlt). 24. corn(e)ual MHB, curn. W, kurniwal F, kûrnewale N. engellant FERSP, égalant W. 25. engelande M, egalande W, -t BNRSP. stvnd MHF. 28. da F. 33. daz wart MB. ouch fehlt FBE; do fehlt B. 34 engalant W. 35. do MHBN. Initiale FN. 37. woltense MW, Wolfens HF. 38. selber WERSP. 39. das FNES, ditzze M. 45. vortliche HN, vórtencliche ß, wortliche F, frölich ES. 46. nie fehlt FE. dehein M. 47. einem MFP. mê fehlt BP, nie MWNRS. gediente MWEP. 48. hystorie FWBERP, yst. MN. 49. in allen FE. 450 51. dehein M. 53. fehlt S. dat H, gedaht FBNP, bedochte R. 56. mwe F, núwe NWERSP. ritterschat H. 57. eben M, ¿ben B, üben E. site III (n) H, sieden B, sitten ERSP. 58. edel NB (-il) ES. 59. erchvnet M, erkente er NP, irkúndet B, erchande F, erkande S, er kantê (er fehlt danach) HB. lant H. 61-92 fehlen B. 61. do von HRS, da van NE, da von P, der van die übrigen. 63. sîn (2) fehlt NE. 64. in MP. 65. vonme lande S, von meilande R. 67. ly M, lu RS, ky P. forteniant M *H, foiteant W, foitenant F, fortenant M * *£, feidenant (ei oder oi ist hier nicht zu unterscheiden) N, hortonant S, hoytenant R, naittenant P. 70. dekeines H, Cheines F, dehénes M, deheines W, geynes N. 71. her fehlt £; hie fehlt F. er H, ir NRS, es P. 72. Nu F. 73. er fehlt H. 74. mere RESP. 76. tintaiole M. tintaioile W (das dritte i ist undeutlich), tittoial P, tyntaioele H, tintaioel F, tintaniole N, tyntayol E, thintaiole R, thyntaiole 5. 77. dar W. 79. -liehen MNERSP
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sich u n d die sîne k l e i t e er d ô r î l î c h e u n d als i m w o l g e z a m . n u d a z er d ô ze h o v e k a m , M a r k e der tugenderîche d e r e n p h i e n c in t u g e n t l î c h e u n d m i t im al d i e sîne. m a n bôt dâ Riwalîne den a n p h a n c u n d die ère, d a z ez i m e d â v o r nie m è r e ze k e i n e n zîten a n d e r s w â sô w e r d e e r b o t e n w a r t sô dâ. h i e s p i l t e n sîne g e d a n k e m i t e ; diz liebete i m e d e n h o v e s i t e . er d â h t e d i c k e w i d e r sich: „ b i n a m e n , got selbe der h â t mich ze d i s e m l a n t g e s i n d e b r â h t ! mîn sadde hât mich wol bedâht: s w a z ich v o n M a r k e s f ü g e n d e n ie g e h ö r t e s a g e n , d e i s t allez h i e . sîn l e b e n d e i s t h ö f s c h u n d e g u o t . " s u s seite er M a r k e s î n e n m u o t , w a r u m b e er k o m e n wsere. n u M a r k e s î n i u masre u n d sînen m u o t hete v e r n o m e n , er s p r a c h : „ g o t u n d m i r w i l l e k o m e n ! lîp u n d e g u o t u n d s w a z ich h â n , d a z sol ze i u w e r m g e b ö t e s t â n . "
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Kanêlengres der w a s dâ wol d e s h o v e s , d e r hof d e r w a s sîn v o l ; a r m e u n d e r î c h e h e t e n in
480
liep u n d e w e r d e n u n d e r in, u n d e n w a r t nie gast g e m i n n e t baz. o u c h k ü n d e er w o l g e s c h u l d e n d a z : der tugenthafte Riwalîn, d e r w a s u n d k ü n d e w o l gesîn m i t lîbe u n d m i t g u o t e , mit geselleclîchem m u o t e ze ir aller d i e n s t e g e r e i t , als l e b e t e er in d e r w e r d e k e i t u n d in d e r r e h t e n g ü e t e , die er in sîn g e m ü e t e mit tegelîchen tugenden n a m , unz Markes hôhgezît dô kam. die hôhzît hete M a r k e besetzet also starke, sô m i t geböte sô mit bete: s w e n n e er in s î n e n b o t e n t e t e , sô k a m diu ritterschaft z e h a n t v o n d e m k ü n i c r í c h e ze E n g e l a n t in d e m j â r e ze e i n e m m â l e g e v a r n ze K u r n e w â l e . d i e s e l b e n b r â h t e n m i t in d a r m a n e g e siieze f r o u w î n e s c h a r u n d ander manege Schönheit, n u w a s d i u h ô h g e z î t geleit, benennet unde besprochen d i e b l ü e n d e n vier w o c h e n , s ö d e r vil s ü e z e m e i e în g â t unz an daz, dâ er ende hât, bî T i n t a j o ê l s ô n ä h e n ,
81. richliche FNRP. zam F. 84. minnechliche M, mynneclich S, guytliche N. 85. Vnd M. 89. deheinen MW. 90. ais do FE. 91. sine site (mite fehlt) ΜΗ. 92. da M, des Ν, vnd RS. der hof mite M, hof III site (radiert ist mi) W. 93. gedahte WERSP. 94. benamen MW. got der hat s. m. WE, selbe fehlt S. 95. diseme MWN. 97. tugende (t) MFNERS, dugêde Β. 98. dast W. 99. daz ist MHWBEP, ist F. 500. nu MB. marken MBNE, manchem P. 01. dar chomen MB. 02. do WN, nu du B. 04. sit w. Μ (Β vor gote) P. 06. iwerem ΜΗ, vrem FBN, úwerme W. 07. do MW, du über der Zeile Β (dâ fehlt). 08. der fehlt FBE. des hoves fehlt NP. 510 11. enwart HWNP, wart die übrigen. 12. verschulden MBN, besch. EP. 17. gereit FH, gericht P, bereit MWB. 17-20 fehlen NE. 18. also MHBRS, aise W, als F. 20. sinem FW (em radiert) S, sinen H, sime ß. 22. bis HBN. ho(c)hzit MESP. da F, einiu M. 23. Initiale OP. ho(c)hgezit HWB, hogez. N O . 24. bezessen H, gesetzzet M. 28. zègelant M, zengell. F, zv engeil. HEP, zengalant W, in das lant RS. 32. fröwinc H, früme R, frome zu frojne verb. O, frowen. 33. Schönheit FHWNOERSP, richeit die übrigen. 34. Nu FHB. 35. benant MB. 36. blonden M, blvnden F, blvten H, blúnde W. bochen F. 37. meige MW (= J54, S62). an NP. 38. bis HBNO. daz daz FWNORSP.
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540 daz sì sich undersâhen in die schœnesten ouwe, die keines ougen schouwe ie überlühte ê oder sit. diu senfte siieze sumerzît 545 diu hete ir süeze unmiiezekeit mit süezem flîze an sì geleit. diu kleinen waltvogelin, diu des oren fröude sulen sîn, bluomen, gras, loup unde bluot 550 und swaz dem ougen sanfte tuot und edele herze erfröuwen sol, des was diu sumerouwe vol. man vant dà swaz man wolte, daz der meie bringen solte: 555 den schate bî der sunnen, die linde bî dem brunnen, die senften, linden winde, die Markes ingesinde sin wesen engegene macheten. 560 die liehten bluomen lacheten ûz dem betouwetem grase, des meien friunt, der grüene wase, der hete ûz bluomen ane geleit sô wunneclîchiu sumerkleit, 565 daz sì den lieben gesten in ir ougen widerglesten. diu süeze boumbluot sach den man sô rehte suoze lachende an, daz sich daz herze und al der muot
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570 wider an die lachende bluot mit spilnden ougen machete und ir allez widerlachete. daz senfte vogelgedcene, daz süeze, daz schcene, 575 daz ôren unde muote vil dicke kumet ze guote, daz fuite dà berge unde tal. diu saslige nahtegal, daz liebe süeze vogelin, 580 daz iemer süeze müeze sin, daz kallete ûz der blüete mit solher übermüete, daz dà manee edel herze van fröude und höhen muot gewan. 585 Dà hete diu geselleschaft frô und sère f r ö u d e h a f t gehütet ûf daz grüene gras, aise iegeliches wille was. dà nach als iegeliches ger 590 ze fröuden stuont, dâ nâch lag er: die riehen lägen riche, die höfschen hoveliche, dise lägen under siden dâ, jene under bluomen anderswâ. 595 diu linde was genuoger dach, genuoge man gehütet sach mit loupgrüenen esten, von gesinde noch von gesten wart geherberget nie
41. schonisten F, schönsten M. 42. ie deheines M, deh. W. 43. e fehlt HN. odr M. 45. ùmôzzcheit M, vnbe mvesek. H. 48. soin H. 50. den o. WBNP. 51. edeliv FW. 53. Man vanta M. 56. linde FHS, linden MWBNOP. den HNOE. 61. betouweten MWNORSP| grünen E. 62. vroude B, frucht RS. 66. weder O, fehlt E RS. 69. sie H. 71. spilden F. 77. berch MFBNOP. 78. nahtigal F. 80. imer Al, immer FH, ym s B, ymer RSP, vmber N, vmmer O , niem s E. 82. solcher F, solicer H, sulcher BP, siilger N , sollichem ERS, seliger O. 85. a W, So £ , Nu(n) RS. herre W. 86. vri FE. 87. gehvtet MHFRS, gehütet W, gehuttet BNOEP. 90. lag er HFWOERSP, lac er M, lach er BN. 92. hofscen H, hofschen M, hovischen F, hoveschen N, hübeschen W, hóbischen Β, hübschen ORS, hûpschen EP, hofschliche M, hovischliche F, hûbeschliche W, houesliche N , hôbischliche B, hiibscheliche O, hupschliche E. 93. sidun W. 94. eine H, de eyne N. 96. gehvtet MHF, gehütet W, gehuttet Β, gehuttet NOE, gehùten Ρ, gevite R, gerittet S. 97. loube HOP, loue N, lobe RS, lovber W. gefenen (s/c!) RS. 99. enwart WR.
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s ô w u n n e c l î c h e n aise hie. o u c h v a n t m a n dâ rät über rät, als m a n ze h ô h g e z î t e n hât, an spîse und edeler wiete, des iegelîcher haste ze w ü n s c h e sich g e w a r n e t dar. dar z u o s ô n a m ir M a r k e w a r s ô grôze und a l s ô rîche, daz si alle rîlîche lebeten u n d e w ä r e n frô. sus h u o p diu h ô h g e z î t sich d ô , und s w e s der gerne sehende m a n ze sehene g u o t e n m u o t g e w a n , daz lie diu state dâ w o l g e s c h e h e n , m a n sach dâ, s w a z m a n w o l d e sehen: dise fuoren s e h e n f r o u w e n , jene ander t a n z e n s c h o u w e n ; dise sähen buhurdieren, jene ander justieren, s w â z u o den m a n sîn wille truoc, des alles vand er dâ g e n u o c ; w a n alle die dâ w ä r e n v o n frôudebasren jâren, die flizzen sich enwiderstrît ze f r ö u d e n an der hôhgezît; und M a r k e der g u o t e der h ö f s c h e h ô h g e m u o t e âne ander f r o u w e n Schönheit, die er hete an sinen rinc geleit, s ô hete er d o c h besunder
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ein sunderlîchez wunder, Blanscheflûr sîn swester dâ, ein m a g e t , daz dâ n o c h a n d e r s w â s c h œ n e r w î p nie w a r t g e s e h e n , w i r hoeren v o n ir schcene jehen, sine gesashe nie kein lebende m a n mit inneclîchen o u g e n an, ern m i n n e t e dâ n â c h iemer mê w î p unde f ü g e n d e baz d a n n e ê. D i u sadege o u g e n w e i d e diu machete ûf der heide vil m a n e g e n m a n frech u n d e fruot, m a n e e edel herze h ô h g e m u o t . dar z u o w a s in der o u w e m a n e e ander schceniu f r o u w e , der iegelîchiu m o h t e sîn v o n schcene ein rîchiu künigín, die m u o t und f r ö u d e o u c h bâren den allen, die dâ w ä r e n , und m a c h e t e n m a n i c herze frô. hie mite h u o p sich der buhurt d ô , v o n gesinde und o u c h v o n g e s t e n die w e r d e s t e n und die besten, die riten dâ z u o w â unde w â . o u c h w a s der w e r d e M a r k e dâ und sîn geselle R i w a l î n âne ander ingesinde sîn, die sich o u c h geflizzen hasten, w i e sîz dâ s ô getasten, daz ez dâ sagebasre
-lich NOPi -liehe HW. so H. 3. vnd an w. MB, vnd an ed. w. FWOP, an ed. w. (und fehlt) Ν. 4. ieglicher MNR, igl. F, yekeslicher O, ytlicher P. 5.wnscheH. 7. so W. 8. si fehlt W. richliche FWBNOP, richtecliche E, gliche RS. 10. hub sich d. hochzit FR (gehüp) SP. 11. swaz B, wat Ν, was ES. der fehlt MH. 12. zü siene B, zü seyn N, zü sime R, zu sinem S. 13. staste M, stete FH. gesehen WO. 15. Dise MBE. füren da OP, voren N, worent RS, sanhend (= vuoren sehen) E. 16. de ander geingen N. 17 und 18 fehlen MB. 17. buherdieren H. 19. dem WP. 20. vand s H. vant er alles BNOE. 22. froeidenberen WOP, vroudeber(e)nden BN, frödenberenden E, vroude berende N. 23. in w. MWBOERSP, zü w. N. 24. hochzit MFEP. 27. änderte F. 28. sin WE. wunderlichez (s) MBE. 31. blantscheflvr MB, blantscefl. H, blanschefl. W, blanchefl. F, blantzefl. NE, blantzifl. P, blansifl. O, blantschebore R, blantschflore S. sine MHFW etc. 32. eine MF. 34. horten FE. 35. si FBNERSP, si eng. WO. 37. er FERS, er enm. WNO. dar MBNERSP. 38. dan HFBNO, dañe M, danne WS P. 39. ougelweide FP. 40. machet M. 11. bleich inde roit N. 46. rehte chvnigin F. 47. ouch fehlt FBES. 48. allen den die M. 49. macheten FHW, machten. 50. der türney B, dat burderê Ν, der hirt P. 52. di edelsten FE. vnd ouch HOP. 53. die fehlt FN. cherte da zv F. 56. mit anderem ges. FE, inde ander insges. N. 57. haten W, heten die übrigen. 58. getaten M, geteten die übrigen. 13
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und wol ze lobene wasre. man sach dà zuo dem mâle von phelle und von zendâle manee ors bedaht ze flîze, manege decke snêwîze, gel, brûn, rôt, grüene unde blâ, sô sach man ander anderswâ von edeler sîden wol gebriten, jene ander manege wis zesniten, gevêhet und geparrieret, sus und sô gefeitieret. diu ritterschaft diu fuorte kleit mit wunderlicher richeit zesniten und zehouwen. ouch lie der sumer wol schouwen, daz er dâ mit M a r k e wolde sin: manee wunneclîch schapelekîn von bluomen sach man an der schar, diu er im ze stiure brâhte dar. In dirre siiezen sumerkraft huop sich ein süeziu ritterschaft; diu schar sich dâ dicke underwar. si zogeten sich her unde dar und triben des vil und sô genuoc, biz sich der buhurt dô getruoc, dâ Blanscheflûr diu werde, ein wunder ûf der erde, und manee ander schoeniu frouwe sâzen an ir schouwe. wan dise die riten sô rîche,
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sô rehte keiserlîche, daz ez manie ouge gerne sach. swaz aber von ieman dâ geschach, sô was der hôfsche Riwalîn und muose ez ouch binamen sîn, der ez des tages und an der stete ze wünsche vor in allen tete, ouch nâmen sin die frouwen war und jähen des, daz in der schar nieman nâch ritterlichem site also behendecliche rite, und lobeten alle sìniu dine, „ s e h t " , sprächen sî, „der jungelinc der ist ein sseliger man. wie saslecliche stât im an allez daz, daz er begât! wie gär sin lip ze wünsche stât! wie gânt im sô geliche inein diu siniu keiserlichen bein! wie rehte sin schilt ze aller zît an siner stat gelimet lit! wie zimet der Schaft in siner hant! wie wol stât allez sin gewant! wie stât sin houbet und sîn hâr! wie süeze ist aller sin gebär! wie sasleclîche stât sin lip! ô wol si sadigez wîp, der fröude an ime beliben s o l ! " nu marete ir aller míere wol Blanscheflûr diu guote,
61. dì fehlt FERS. 62. phellire H, phellor ER, pfeller (!) P. 63. bedeket H, bedeck(e)t BOERP, verdechet M. 67. edelen M. 68 eine ander H, in ein ander MBNES. mangen w. M. zersn. MFW, gesn. NBP. 70. gefianzieret W. 72. wunneclîcher MB. 73. zersn. u. zerh. MHFWP, versn. v. verh. N. 74. liez FBNOP. wol fehlt MB. 75. marken MB. 76. -likin H, -llikin F, schapóllin W, scheppelin BERS, schappelin NP, scheppelgin O. 78. er me H. sande M, sante Β. 79-82 fehlen Ν. 79. in W fehlt der Raum für die Initale, schözzen M. 80. stolziu MB (-e). 81. da fehlt MB, dicke da(r) OP. 83. so fehlt MBNERS, so vil und so g. OP. 84. biz daz MB, bis HNO, biz W, bitz RS, unz die übrigen, do FOER, so W, da HP, fehlt MBN. 85. blanscheflvr MFWR, blantsch. HBS, blansefl. O, bianzefl. N, plantzefl. EP. 87. ander manch MB. 89. die fehlt NOERSP. fehlt H. chùnstchliche M, kuntliche Β, keins. W. 91. ez fehlt MHB. 92. iemen M. 93. stolze MB, werde OP. 94. ben. MWP. 98. des fehlt NOERS. 99. niemen M. sitten WRSP. 700. als FE. -liehen MHBNOP, ritterlichen RS. 01. allù W. 02. vnde jähen dirre j. MB. 04. -liehen MBNS. stet MH, steit BN. 07. gent MFP, geent O, geint B, geynt N. enein MRS. 08. siniu gar erwünschten b. MB, die k. sinv b. H, diu fehlt MBNOERSP, sinen W. 12 und 13. stet M, steit BNO. 14. elliv M, alle NOP. 15. saelich M, seliche Ν. stet MO, steit BN. al sin lip MB (alle). 18. marchte M, macte H, merckte F, marhte W, msket B, merk(e)te OP, mirkede N, machte RS. willen F, wille E. 19. blanscheflvr wird nicht mehr notiert.
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wan si in ouch in ir muote, swaz ir dekeiniu tete, ze hohem werde hete, si hete in in ir muot genomen, er was ir in ir herze komen; er truoc gewalteclìche in ir herzen künicríche den zepter und die kröne; daz sì doch also schöne und alsô tougentlìchen hai, daz si ez in allen vor verstal. Nu daz der buhurt dò zergie und sich diu ritterschaft zerlie und iegelîcher kêrte, dar in sîn muot gelêrte, dò kam ez von âventiure alsô, daz Riwalîn gekêrte dò, dà Blanscheflûr diu schœne saz. hie mite gesprancte er näher baz und als er under ir ougen sach, vil minneclîche er zuo ir sprach: ,,â, dê vus sal, bêle!" „merzî" dît la puzêle und sprach vil schemelîche: „hêrre got der riche, der elliu herze riche tuot,
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der riche iu herze unde muot! und iu sî grôze genigen und aber des rehtes unverzigen, des ich an iuch ze redene hân."
„ach, siieze, waz hân ich getân?" sprach aber der höfsche Riwalîn. si sprach: „an einem friunde mîn, dem besten, den ich ie gewan, dà habet ir mich beswasret a n . " „jâ hêrre", dâhte er wider sich, waz masre ist diz? oder waz hân ich begangen wider ir hulden? waz gît si mir ze schulden?" und wände, daz er eteswen ir mâge disen oder den unwizzende an der ritterschaft gemachet hete schadehaft, dà von ir herze swaere und ime erbolgen wasre. nein, der friunt, des sì gewuoc, daz was ir herze, in dem si truoc von sînen schulden ungemach: daz was der friunt, von dem si sprach; iedoch enwester niht hie mite. nach sînem ellîchen site sprach er vil minneclîche zir: „schœne, ine wil niht, daz ir mir haz oder argen willen traget; wan ist ez wâr, als ir mir saget, sô rihtet selbe über mich: swaz ir gebietet, daz tuon ich." diu süeze sprach: „durch dise geschiht enhazze ich iuch ze sère niht; ine minne iuch ouch niht umbe daz.
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siz F, sys E, sin M. in fehlt O. 2 1 . die keine H, decheine F, deh. MWEP, enk. B, ingeyne N, kein. ORS. 24. was in OEP. mit herze F. 2 5 . geweit. HBNO. 2 7 . daz F. 2 9 . tvgenliche H, tög. W, dûgentl. Β, dogentlichen Ν, tugentl. EP, dugentl. OS, -liehe HFW. 30. siz MHFW. 31. do = daz HB, Do = Nu daz N. do fehlt MBNOEP. 3 3 . vnd ein FE. 34. daz OP. 35 nv MBE, da FH. geschihte MB, chomz W. da so F, so RES. 36. kerte BOERS. 37. scone H. 3 8 . sprengit er B , sprengde he N, sprenkt er E, sprenget er 5, er sprangt n. b. P. gespraneter MHFW. 39. ir vnder ο. PBN, ir vnd. ir o. O . 4 0 . wnnecliche H, innencliche NP. zv zir H. 4 1 . de vus MHR (S fehlt 39-42), de voy ß , de us die übrigen, sal FNE, saut MHW, sant O , sin R, gent B, sault P. bebe H, pele Ρ, abele Β, bese R, labele Ν, bele die übrigen. 4 2 . buzele MH, bücele O , busele E, bozese R, puzele FN, puzzele W, pucele B, putele P. 4 3 . vil fehlt MHB, bluchliche M, blótliche Β, schamecliche WO, schamlich P. 4 6 . uns W, uch FBERS, ouch OP, ur N. 4 7 . herre iu M(B). iuch HW. uch FBNOERS. 4 9 . reden HBNO, redent E.
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ah M, ay N, wal B. 51. stolze MB. 53. den MFWNOERS, dem HBP. lieb(e)sten MB. 54. hant WORS, habent E. 58. geit (= giht) N. 60. magen BEP, mögen RS. 6 4 . enbolgen WP. 6 5 . Nein F. ir fr. MFBE. 6 9 . newesser M, west s H, enwisser FW, enwister BO, inwiste he N, wester EP, wüste er RS. 70. -lichem HMBO, elichem (n) OP, elleschen W, ellentl. NBS, ebencliche R, eilenden £ . 71. innec(h)lich(e) FNOEP. 72. fröwe ich ne M, vr. ich B, schœne fehlt E. 73. tragent WERS. 74. wand N. da über mir W, da N, do S. mir fehlt E sagent WERS. 75. rihtët H, rihtent WER, riehtent B, riechten S, rechtet P. ez selbe HW. 76. gebiet MP, gebiedet O , gebietent WES, gebiedent B, gebedent N, gebieten R. 77. dur W. 78. hazze MFB. iuch doch MB. so sere WBE.
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ich wil iuch aber versuochen baz, wie ir mir ze buoze wellet stân umbe daz, daz ir mir habet getan." Sus neig er ir und wolte dan, und sì, diu schœne, ersûfte in an vil tougenlîchen unde sprach ûz inneclîchem herzen: „ach, friunt lieber, got segene d i c h ! " dô alrêrste huob ez sich mit gedanken under in. Kanêlengres der kêrte hin in maneger slahte trahte. er trahte maneger slahte, waz Blanschefliure swasre und dirre masre waere. ir gruoz, ir rede betrahte er gär, ir sûft, ir segen, al ir gebär, daz marcte er al besunder und begunde iedoch hier under ir siuften und ir siiezen segen ûf den wec der minne wegen, er k a m binamen an den wân, diu zwei diu waeren getan durch niht niwan durch minne. daz enzunte ouch sine sinne, daz sî sä wider fuoren
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und nâmen Blanschefluoren und fuorten sî mit in zehant in Riwalînes herzen lant und krönten sì dar inne
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im ze einer kiiniginne. jâ Blanscheflûr und Riwalîn, der kiinec, diu siieze kiinigîn, die teilten wol gelîche ir herzen kiinicrîche. daz ir wart Riwalîne, dà wider wart ir daz sine, und wiste iedoch dewederz niht umbe des anderen geschiht. si heten sich wol under in zwein einmüeteclíche und rehte inein mit ir gedanken undernomen. dà was wol reht ze rehte komen: si lag ouch ime ze herzen mit dem selben smerzen, den sì von sinen schulden leit. und wände er aber gewisheit ir willen niht enhete, in welher wis siz tete, durch haz oder aber durch minne, daz machete sine sinne in zwîvele wanken; er wanete mit gedanken wílent abe und wîlent an. iezuo wolte er binamen dan und al zehant sô wolte er dar, unz er sich also gär verwar in den stricken sîner trahte, daz er dannen niht enmahte. Der gedanchafte Riwalîn
81. welt ze be. st. MB (willent). wellent HWE, willent NB. 82. hät (hant) HWORS, haben E. 84. min fröwe MB. 85. tugentliche H, -liehe F, tugentlich SP, dug. O. 87. gesegen HWNOERSP, gesegene B. 88. erhob MB. 89. geden(c)ken BNOEP. 90. riwalin MB. 92. er dahte in m. ahte M, in gedachte m. si. N. 96. bar ES. 98. doch FNOE. 800. minne H, minnen BNORS. 01. binamen HFBNOS, ben die übrigen, uf MBP. 03. nivwan H. 04. ir s. F. 05. dar under FE. 07. di st. si FWNP. 09. cronden MH, kronde O. 17. wesse M, enweste FP, enwiste WO, inwiste N, wiste HBE, wüste RS. doch WNOEP. 19. Si F. rehte FE. 21. gedanke H. 26. und fehlt MB. wider H, wander RS, want he Ν, wan er die übrigen. 27. niene MW, nye en- ON (ney in), nyeman RS. 29. aid F. aber fehlt MWBNORSP. 30. machte FMB. 33. wilen (1) MB, wiland E, wollent O. und fehlt WBNE. wilunt W. 34. ieze W, yetz E. 36. bis HBNO (bit). 37. stricen M, strichen FW, strikken H. 38. dannan HW, dan(n)en. niene m. M, nüm enm. O.
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der tete wol an im selben schîn, daz der minnende muot rehte alse der fríe vogel tuot, der durch die frîheit, die er hat, ûf daz gelîmde zwî gestât; als er des lìmes danne entsebet und er sich ûf ze flühte hebet, sô klebet er mit den fiiezen an. sus reget er vederen und wil dan. dà mite gerüeret er daz zwî an keiner stat, swie kûme ez sì, ez enbinde in unde mache in haft; sô sieht er danne ûz aller kraft dar unde dar und aber dar, unz er ze jungeste gar sich selben vehtende übersiget und gelîmet an dem zwîge liget. rehte in der selben wise tuot der unbetwungene muot. sô der in senede trahte kumet und liebe an ime ir wunder frumet mit senelîcher swaere, sô wil der senedasre ze sîner frîheite wider; sô ziuhet in diu siieze nider der gelîmeten minne.
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dà verwirret er sich inne sô sère, daz er sich von dan noch sus noch sô verrihten kan. als ergieng ez Riwalîne,
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den ouch die trahte sine verwurren in der minne sines herzen küniginne. in hete wol beworrenheit in wunderlich pârât geleit; wan er enwiste, weder ir muot wider in wœre übel oder guot; ern erkande dannoch diz noch daz, weder ir minne noch ir haz. ern sach noch trôst noch zwîvel an, daz enliez ouch in noch dar noch dan. trôst unde zwîvel fuorten in unendelîchen under in: trôst seite im minne, zwîvel haz. durch disen kriec und umbe daz sone mohte er sînen vesten wân an ir dewederez verían, an haz noch ouch an minne. sus swebeten sîne sinne in einer ungewissen habe: trôst truog in an und zwîvel abe. ern vant niht staetes an in zwein. si gehullen sô noch sus inein: sô zwîvel kam und seite im daz, sîn Blanscheflûr waere ime gehaz, sô wancte er unde wolte dan. zehant kam trôst und truog in an ir minne und einen lieben wân; sus muose er aber dâ bestân. mit disem kriege enwister war;
44. stat WNRS; zwigel stait O, zwige stat S. 45. ensebit F, da ents. OP, enzebet H, ents. die übrigen. 46. flog e OP. 48. veder M. 50. deheiner M, enkeiner ß, eynger Ν. 51. en fehlt HB. macht in β, machen H, machin W, machte in FNP. 54. biz HBN. 56. zwie liget M, zwi liget FBE, zwi geliget W. 61. senichlicher F, senecl. ONERSP; senecl. B. 62. sendenere MB. 68. weder MB (enw.). 69. also MBNOS, Alse NE. ergienez M, ergienges H. 73. bewrreheit H. 74. spil N, pat O, barratt E. 75. wand Ν, want O. vor weder Rasur M. ob st. weder ß. 77. erkande M, bekande ß, enkante WP. weder diz MFB. 79. noch (1) fehlt MHBOERS. 80. liez in weder MB. 81. Trost F. 82. vft endecliche H. 87. ouch fehlt MBE, an fehlt H. 90. trust W. 91. er vant MFßN. 92. sine geh. HWO, sie enh. P, si indrûgen N. sus noch so MBNERS. 93. Seiten H. 94. sin fröwe diu waere M, daz im sin vrouwe we'ß. 95. wacht M, vaht ß, wenet H. 96. trust W. im F. 98. müser W, muoser M, muz er F, mvese er H, muster BNO, must er ERSP (er fehlt S.) 99. diseme HW.
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ern mohte weder dan noch dar. sô er ie sêrer dannen rane, sô minne ie vaster widertwanc. sô er ie harter dannen flôch, sô minne ie vaster widerzôch. sus treip ez minne mit im an, biz doch der trôst den sige gewan und er den zwîvel gär vertreip, und Riwalîn gewis beleip, sîn Blanscheflûr diu minnet in. des was sîn herze und al sin sin einbasrelîche an sì geleit, daz nieman dô dà wider streit. Nu daz diu süeze minne sin herze und sine sinne al nach ir willen hete brâht, dannoch was ime vil ungedâht, daz herzeliebe waere sô nähe gênde ein swaere. do er dô sîne âventiure von sîner Blanschefliure von ende her betrahte und allez sunder ahte, ir hâr, ir stime, ir tinne, ir wange, ir munt, ir kinne, den frôuderîchen ôstertac, der lachende in ir ougen lac: dô kam diu rehte minne, diu wäre fiurasrinne, und stiez ir senefiuwer an,
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daz fiur, dà von sîn herze enbran, daz sînem lîbe sâ zestunt schînbœrelîche tete kunt, waz nâhe gêndiu swaere und senediu sorge waere. wan er greif in ein ander leben, ein niuwe leben wart ime gegeben, er verwandelte dà mite al sîne sinne und sîne site und wart mitalle ein ander man; wan allez daz, des er began, daz was mit wunderlichen siten und mit blintheit undersniten. sîne angeborne sinne die wären von der minne als wilde und alse u n s t e t e , als er sì erbeten h«ete. sîn leben begunde swachen von rehtem herzelachen; des er da vor was wol gewon, dâ zôch er sich mitalle von. swîgen unde wesen unfrô, daz was sîn beste leben dô, wan elliu sîn gemuotheit was gär in senede nôt geleit Ouch vergie sîn senelîch geschiht die seneden Blanscheflûre niht; diu was ouch mit dem selben schaden durch in, als er durch sì, beladen, diu gewaltasrinne M i n n e ,
01. vaster MB, serre ΗΝ. 02. ie merer in FP, ie mere in W, ey mere in N, ye mer in E, in ie mere O, in sere R, in serer S, ie strenger B. 03. ie vaster Β, ie vester £ , ey serre Ν. 04. ie harts BORS, ey harder Ν, in harter P. 06. biz daz MB, unz FE, untz das P. sich M. 09. sin liebiu fröwe MB. neminet H, enmïnete W. 11. stedenclich B, eynmuytliche N. 12. niemant FP, niemen M. der wider F, dar w. W. 19. do er da FHO, dô (2) fehlt N. sin MFW. 20. vmbe sine WN. flanschifivre F, blanscheflûre M, -ure die übr. 21. betrahtete HWRP. 22. ahtete HWRP. 23. stimme FE, kinne HBP, dinge O, myfle E, zende N. 24. fehlt H. zinne B, hende Ν, myne E (vorher kynne für munt). 25. frœiden r. W, freudenr. O, vroudenriche F, vróudenr. Β, freidenr. R, froidenr. S, frewdenr. P. 27 und 28 ware und rehte vertauscht OP. 28. wirrerinne FE, rünerinne N, frewerinn P. 29. si stiez MB. im st. ir FB. fur W, vur NB, fiur(!) M, vivr H, viver F. inné bran N, bran FORS. 35. wand F O, wan ds W. 36. niwez M, ander Ν, mynne RS. geiiber der Zeile Η. 38. al sin leben MB. 39. und fehlt H. bitalle BP, uberai E. 40. wan fehlt MB; alles des R, alles des des MBN, a. des das P. 42. blintheite H, blintheide B. 43. ane MW. sin MH. 44. waeren M. 46. als erse M, als ers FE. erbiten F, erbotten RS (Beckstein vermutet erweten). 47. begonde FW. 48. herzenlachen MHBNORP, herzen 1. S. 49. wol was F, wol fehlt O. 50. zomale O, gantz E. 52. meiste MB, bestes EP. 53. gemùtekeit W. 54. sene not H, senen E. 55. Joch M. seneklich WNOE, senenglich P. 56. flanschifivre F. 57. ouch fehlt F. saden F. 59. gewaltege MBOERS, gewaltigerinne F.
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960
diu w a s o u c h in ir sinne
990
d a z ist dà v o n v e r s ê r e t ;
u n d h e t e ir m i t g e w a l t e g e n o m e n
ez h â t m i c h g â r v e r k ê r e t
den b e s t e n teil ir m â z e ,
a n m u o t e u n d a n d e m libe, sol i e g e l î c h e m w î b e ,
sine w a s a n ir g e l â z e 965
ir s e l b e r n o c h der w e r l t n i h t m i t e
995
geschehen, alse mir geschiht,
s w a z sì sich f r ö u d e n an g e n a m ,
u n d ist ez d a n n e a n ime g e b o r n ,
s w a z s c h i m p f e s ir ê w o l g e z a m ,
s o ist m i c h e l s c h œ n e an i m e v e r l o r n und ist u n n ü t z e l e b e n d e ein m a n . looo ist aber, d a z er v o n 1ère k a n
ir l e b e n e n s c h u o f sich n i w a n s ô , als ez ir a n d e r n ô t g e w a c ,
dekeiner slahte zouberlist,
diu n ä h e n a n ir h e r z e n l a c .
d à v o n diz f r e m e d e w u n d e r ist
u n d alles d e s , des sì geleit
u n d disiu w u n d e r l i c h e n ô t , sô wasre er m a n e g e s bezzer t ô t
von senelicher arbeit, 975
1005 u n d e n s o l t e in n i e m e r w i p g e s e h e n .
s o n e w i s t e sì n i h t , w a z ir war, w a n sì w a r t nie dà v o r gewar,
durch got, wiest mir von ime geschehen
w a z sus g e t â n i u swíEre
sô leide u n d a l s ô s w â r e !
und h e r z e s o r g e w«ere,
n u n e g e s a c h ich d o c h z e w â r e
und s p r a c h vil d i c k e w i d e r s i c h : 980
n o c h in n o c h nie d e k e i n e n m a n
„ o w ê g o t h ê r r e , w i e leb i c h !
1010 m i t v i e n t l i c h e n o u g e n a n
w i e u n d e w a z ist m i r g e s c h e h e n ?
n o c h g e t r u o c nie n i e m a n h a z .
ich h â n d o c h m a n e g e n m a n g e s e h e n ,
w â m i t e m a g ich g e s c h u l d e n d a z ,
v o n d e m m i r nie k e i n leit g e s c h a c h ;
d a z m i r v o n i e m a n leit g e s c h e h e ,
und sît ich disen m a n g e s a c h , 985
960
990
diu in g e h œ r e t u n d e g e s i h t ,
n â c h ir g e w o n l î c h e m site;
d a z m i s s e s t u o n t ir a l l e z d ò . 970
m i n h e r z e , d a z nie n ô t g e l e i t ,
ein teil ze s t u r m e l î c h e k o m e n
den ich m i t f r i u n d e s o u g e n s e h e ?
sît w a r t m i n herze n i e m e r m ê
1015
W a z wize ich a b e r d e m g u o t e n m a n ?
n o c h fri n o c h f r ö u d e h a f t als ê.
er ist hie lihte u n s c h u l d i c a n .
diz s e h e n , d a z ich in h â n g e t a n ,
s w a z h e r z e s o r g e ich m i r v o n i m e
daz ist ein d i n e , dà v o n ich h â n
und ouch durch sinen willen nime,
e r w o r b e n n ä h e g ê n d i u leit.
d a z wizze g o t , deist a l l e r m e i s t
61. teil fehlt HB. sturemlichen M, sturmlichen FBNR. 62. gewalt BMWNS. genomen HFNOSP, benomen MBR, ben. zu gen. verb. W. 65. niht fehlt N. 68. ie FORSP. wol fehlt H. 70. en nur in H. niht wan FBNERSP. also MBNP. 75. so rocht £ . 76. fehlt F (der Raum blieb frei). en fehlt MBNO. enwart HWP. 78. senende sorge OP. 80. leb ich P, lebe ich alle übrigen. 81. oder MB. 82. han fehlt H. 85. nimer M, nimmer HF. 86. noch (1) fehlt MBNOES. vro FES. 87 und 88 umgestellt FRS. Die Umstellung in F durch Zeichen korrigiert. 88. von dem W. 89. erworuen F. fehlt O. erleit MHB. 91. dir von F, dar von O. 93. dem fehlt MBNRS. 95. oder WNORSP. 98. scone H. 1000. ers OE, he INI Ν 01. dekeiner H, dech. F, deh. MWEP, enk. B, ingeyner N, k. ORS. 05. vnd jn sölt n. P, solt(e) in MWBE, in enscholde in F (das erste in durchstrichen), ensolten H. nimer M, niemer WB, nimmer HF. 06. dur W. 07. swere FHWRSP; swaere E. 08. nu ges. MBN, nv ensach F. zware MFWBNP, zwore S. 09. weder MB. deheinem W, dehénen M, dek. H, dechein F. 11. nie nieman FHERS, nie niemanne W, ney zu neymäne N, niemanne MBO, nieman Ρ n. engetr. HP, n. indrúch N. 12. verschulden MBN, besch. ERSP. 13. iemanne W B O , iemen M. 15. waz BP, wat Ν. 18. och M. von sinen schulden FWNOERSP (sulden F.) 19. weiz FNERS.
19
1020 min selbes herzen volleist. ich sach dà manegen man und in: waz mag er mir des, daz min sin von den andern allen an in einen ist gevallen? 1025 do ich sô vil manee edele wîp den sînen keiserlîchen lîp und sînen ritterlichen prîs mit lobe gehörte in ballen wîs aise umbetrîben unde tragen 1030 und sînes lobes sô vil gesagen, und ich mit ougen selbe sach die fügende, der man von im jach, und allez in min herze las, swaz lobelîches an im was, 1035 dà von ergouchete min sin: hie von geviel mîn herze an in. entriuwen, daz erblante mich, daz was daz zouber, dà von ich mîn selber sus vergezzen han. 1040 ern hat mir leides niht getan, der liebe m a n , von dem ich klage, den ich mit klage ze maere trage, mîn tumber meisterlôser muot, der ist, der mir dà leide tuot, 1045 der ist, der minen schaden wil. er wil und wil joch al ze vil, des er niht wellen solte, o b er bedenken wolte, waz fuoge waEre und ère.
1050 nune siht aber er niht mère niwan sîn selbes willen an an disem saeligen m a n , an den er in sô kurzer frist sô rehte gär gevallen ist. 1055 und semir got, ich wasne wol, o b ich es mit èren wsenen sol, und sol ich mich der rede niht schämen durch mînen magetlîchen namen, sô dunket mich, diu herzeklage, 1060 die ich durch in ze herzen trage, diu ensî niwan von minnen. des wirde ich hier an innen, daz ich im sô gerne wsere bî. und swaz sô dirre masre sì, 1065 mir wahset eteswaz hier an, daz minne meinet unde man. wan swaz ich allen mînen lîp umbe rehte minnendiu wîp und umbe liebe hân vernomen, 1070 daz ist mir in mîn herze komen: der süeze herzesmerze, der vil manee edele herze quelt mit süezem smerzen, der liget in mînem herzen." 1075 Nu daz diu höfsche guote mit ganzlichem nuote sich in ir herzen des entstuont, als die minnenden alle tuont, daz ir geselle Riwalîn
1020 22. mir fehlt BMNS, mir des fehlt O ERP. al m. s. MB. 23. vor FOEP. 25. ich ausradiert M. als MB. edele M. 26. minnecl. M, minnecl. B. 28. horte NOP, in balle wis F, in mangen wis M, in manige w. B, in alle wis NOEP. 29. also MB. 30. sagen BOERS, gewagen N. 33. allez fehlt OP. 35. ergohte W, genügde N, erdacht E, gerte R, ergerte S. mir min sin M, m. der s. B. 36. hie mite MB. 38. der kumer OP. 39. selbes MBNP. 40. er MWBNERS. 42. clagen OP. meren FWNEP. 44. da fehlt MBOEP. 46. ouch MBNRSP, doch E. 1050 er aber MBNEP (er von späterer Hand über der Zeile M). 52. diseme W. seligem F. 55. semir M, semms H, saemer W, sa mir F, so mir NOEP, si mir B, symmer R, siner S. gut B. 56. ichz F, ichs PN. 58. matl. M, meytl. B. 62. wirt ich F, wird ich H. 69. vnb hertzê liebe OP. 70. an MB. 73. chwelt F, kelt W. svezeme HW. 74. lit MFBNOERSP. 75. Nu di FE, Do dat die N. reine g. MB. 77. enstvnt FH, enstünt O, verst. NP. 79. minnende BFOR.
20
1080 ir herzen f r ö u d e müese sîn, ir meiste trôst, ir beste leben: si begunde im ouge und ouge geben und sach in, s w â sin mohte sehen, swenne ez diu f u o g e lie geschehen, 1085 sô gruozte sì in vil tougen mit inneclîchen ougen. ir senelîche blicke die sähen in vil dicke lange unde minneclîchen an. 1090 dô daz der minnende m a n , ir f r i u n t , begunde merken, alrêrste begunde in Sterken diu minne und ouch sîn trôst an ir; alrêrste enbran sîn herzegir 1095 und sach der süezen allez sider baltlîcher unde siiezer wider, danne er ie dà v o r getete. swenne er die state hete, sô gruozte ouch er mit ougen dar. 1100 nu sîn diu schoene w a r t gewar, daz er si meinde als si in, do w a s ir meistiu sorge hin; w a n sì w ä n d e allez ê, daz er hin ze ir enhete keine ger. 1105 nu wiste aber sì w o l , daz sîn muot hin ze ir w a s süeze und alse g u o t , als liebes muot ze liebe sol. daz selbe wiste er an ir w o l . daz selbe enzunde ir beider sin.
i l i o dà v o n begunden si under in sich meinen unde minnen mit herzenlîchen sinnen, ez ergienc in rehte als man giht: s w â liep in liebes ougen siht, 1115 daz ist der minnen fiure ein w a h s e n d i u stiure. N u M a r k e s hôhgezît ergie und sich diu hêrschaft g ä r zerlie, d ô k ä m e n M a r k e maere, 1120 daz ein sîn vient waere, ein künec, geriten in sîn lant mit also kreftiger hant, der in niht schiere taste wider, er brasche im allez daz dernider, 1125 daz er beriten künde. zehant und an der stunde besande M a r k e ein michel her und k a m in an mit starker wer. er vaht mit ime und gesiget im an 1130 und sluoc und viene sô manegen m a n , daz ez von grôzen sadden w a s , der dannen k a m oder dà genas, dà w a r t der w e r d e R i w a l i n mit eime sper zer siten în 1135 gestochen, und sô sère w u n t , daz in die sîne sä zestunt vür einen halptôten man mit manegem jâmer fuorten dan hin heim ze Tintajoêle wider.
1080 müste W(BNOERSP). 81. meiste FBNO, meister MHW (minster Ρ). 82. begonde FWO. 84. liez FBNRS. 86. minnchlichen M, minnencl. B(RS), iftencl. HW. 89. minencl. HFW, inencl. N. 91 und 92. begonde FWO. 92. in fehlt WP (erstercken P). 94. sines herzen gir MBNO. 96. hovischliche F. 97. ie fehlt BP, da vor ey N. 98. staete M, stete F, stete W. 99. er ouch FWBNERSP, ouch fehlt O. dar fehlt OP (P schiebt nach 99 ein: offenlich und taugen). 100. diu reine MB. 01. minnete FWNOERSP. 02. da FP. 03. wand FO. 04. hin zir W {= 1106). nehete H. neheine Μ, deh. W, dheine P. 05. nu verstònt si wol MB. si aber NOP. 06. alse fehlt MBNO. 08. erkant er OP. 09. enzunte HWBORS. 1110 begundens FOP, begondes W. 12. herzelichen FWNOERS. 1 3 - 1 6 fehlen OP. 13. als er gienc ime rehte W. 15. mvre F. 17. ergie MHBRSP, zergie F N O E , vergie W. 18. rittersaft F, ritterschaft NOEP, gar fehlt MFBNOERSP. 19. Marken M F EP, marken BNOS. 22. als FE. 23. den er MB. 24. brach III (te) M, brach ß . 27. besamte FP. 28. ane M. vil starker W. 29. seget N, sigt P. 31. er HRS (der). 32. do WRS, da fehlt FNOEP. 34. ieme H. einem MFP. situn W. 35. so fehlt F. 37. tot halben M.
21
1140 dà leitens in tôtslachen nider. zehant erschullen masre, Kanêlengres der wœre t ô t w u n t und in dem strîte erslagen; des w a r t ein jasmerlichez klagen 1145 in dem hove und in dem lande, swer sîne tugende erkande, dem was sîn schade von herzen leit. si klageten, daz sîn frumekeit, sîn schœner lîp, sîn siieziu jugent 1150 sîn wol gelobetiu hêrrentugent sô schiere solté an ime zergân und ein sô friiejez ende hân. sîn friunt, der kiinic Marke, der klagete in also starke, 1155 daz er durch nie dekeinen man sô nähe gênde klage gewan. in weinde manic edel wîp, manee frouwe klagete sînen lîp; und swer in ie dà vor gesach, 1160 den erbarmete sîn ungemach. swaz aber ir aller swasre umbe sînen schaden wsere, sô was ez iemer eine sîn Blanscheflûr, diu reine, 1165 diu höfsche, diu guote, diu mit durnehtem muote mit ougen und mit herzen ir herzeliebes smerzen beklagete und ouch beweinete;
1170 und aber, dò sì vereinete und sì ze klagene state gewan, dò gie si sich mit handen an: die sluoe si tûsent stunde dar und niwan dar, da ez ir dà war, 1175 da engegene dà daz herze lac, dar tete diu schcene manegen slac. sus quelte daz vil siieze wîp ir jungen, schœnen, siiezen lîp mit alsô klegelîcher nôt, 1180 daz si einen andern tôt, der niht von minnen w a r e komen, dò hsete viir ir leben genomen und waere iedoch verdorben und in dem leide erstorben, 1185 wan daz si der trôst labete und der gedinge ûf habete, daz si in binamen wolte sehen, swie sô ez möhte geschehen; und als si in gessehe, 1190 swaz ir dar nâch geschashe, daz sî daz allez gerne lite, hie friste sì daz leben mite, biz daz si wider ze sinnen kam und in ir trahte dô genam, 1195 wie si in gesehen möhte, als ez ir leide töhte. Sus kam ir in ir sinne umbe eine ir meisterinne, diu si alle zît und alle wege
1140 sin HM, ausradiert ist se (oder fe) W. tot sleken M, tot siegen H, dot geslagen B, totlllsiechen W, tot sichen F, doit seich N, doit sich O, totsiech E, dot siech RS, todt sichern P. 41. Zühant N. irz chullen F, us quamë Ν. 42. riwalin MBS. mere F. 43. und fehlt NP. 44. der Vers fehlt P. clegeliches F (chi) WNOERSP. 46. kande OP. 48. daz fehlt M. si erbarmete daz sin chintheit FE. 49. sinen schonen M*. vreche jugent Β. 50. wol geborne FNERS. 52. churzez MBO, starches W, vruez F, (vrves £), vrvhes H, vrü N, fruges S, fryges R, frowes P. 54. chlagte M, claget H, chlaget F, clagede ß , clagette P. alse M, so N O . 56. nahgande M. 57. weinet H. 58. manch M. 61. Swaz FH. 63. ir F, er R. 65. sózze M, sùze Β. vnd die BOS. 66. durnehtigem BP, durnahtem M, turnehten W, druflichen N. 68. herzeleides MB, hercelieben H. 69 und 70. beweinde : vereinde M. 69. ouch fehlt MFBNR. 1170 fehlt F. so si(!) MBN. 71. chlage M, klage WN. stete FRS. 72. do FHESP, da O , so MWBN. 73. so MB, do H, und FE. stönden M. 74. und fehlt MB. dar fehlt MB. de ir W, daz ORSP. ir fehlt FE. da fehlt BN. 77. Sus Ν. schone wip WBOP. 80. si fehlt P. 81. niht fehlt MB. 82. hete si W. 85. trost fehlt FE. 86. daz ged. HNOP, der wile RS. 88. sos F, swiez halt MB, in welcher füge O, in welcher füg P. 93. unz si zu sinnen wider chom FE. 94. da HW. 96. ez in baiden P, als ez in beiden tohte FE (ohne ez). 97. kam in NE. 99. diu se W. si fehlt OP. wiege W.
22
1200 h e t e in ir 1ère u n d in ir pflege
1230 d e n saehe ich g e r n e , m ö h t e ez s i n ,
u n d si ûz ir h u o t e nie verlie:
u n d w i s t e i c h , w i e ichz e r w ü r b e ,
die n a m si s u n d e r u n d e gie,
ê d a n n e er v o l l e e r s t ü r b e ;
d à n i e m a n w a s n i w a n si z w ô ,
w a n leider e m m a c n i h t g e n e s e n , m a h t dû m i r d a r z u o g u o t g e w e s e n ,
u n d h u o p ir k l a g e hin zir a l s o , 1205 als sì ie t ä t e n u n d n o c h t u o n t ,
1235 ich e n g â n dir n i e m e r n i h t e s a b e , die w i l e u n d ich daz l e b e n h a b e . "
den ir dine stât als ez ir s t u o n t : ir o u g e n ü b e r w i e l e n ,
Diu meisterinne gedâhte dô:
die h e i z e n t r e h e n e vielen
„ g e s t a t e ich dirre dinge a l s o ,
gedîhteclîche und ange 1210 ü b e r ir vil liehtiu w a n g e ;
waz m a c da schaden gewahsen an? 1240 w a n d i r r e h a l p t ô t e m a n
ir h e n d e sì z e s a m e n e vielt,
der s t i r b e t m o r g e n o d e r n o c h ,
f l ê h l î c h e sì die v ü r sich hielt,
s ô h â n ich m i n e r f r o u w e n d o c h
„ a c h m i n e s l i b e s " , sì d ô s p r a c h ,
g e f r i s t e t lip u n d ère
„ a c h " , s p r a c h si, „ m i n e s l i b e s , a c h ! 1215 a c h , h e r z e l i e b i u m e i s t e r i n ,
und bin ir i e m e r m è r e 1245 l i e b e r d a n n e ein a n d e r w i p . "
n u t u o m i r dîne t r i u w e s c h i n ,
„ t r ü t f r o u w e " , s p r a c h si, „ l i e b e r lip,
der vil und w u n d e r a n dir ist!
i u w e r k l a g e ist m i r v o n h e r z e n leit,
u n d sit du nû s ô saslic bist,
u n d s w â ich i u w e r a r b e i t
d a z al m i n sadde u n d al m i n r ä t 1220 n i w a n a n d î m e r â t e s t â t ,
m i t m i n e m libe e r w e n d e n k a n , 1250 dâ g e z w i v e l t n i e m e r a n . ich s o l selbe g â n d a r n i d e r
s ô k l a g e ich dir m i n h e r z e l e i t û f alle dîne Sîelekeit:
u n d in g e s e h e n u n d iesâ wider,
d u n e helfes mir, s ô bin ich t ô t ! "
ich sol die s t a t e r k u n n e n d â , w i e er dâ lige o d e r w â ,
„ n u , f r o u w e , w a z ist i u w e r n ô t 1225 u n d i u w e r k l e g e l i c h e z k l a g e n ? "
1255 u n d o u c h der liute n e m e n w a r . "
„ e i , t r û t , g e t a r ich dirz g e s a g e n ? "
sus k a m si in d e n gebasrden dar,
„ j a , liebiu f r o u w e , s p r e c h e t a n . "
als si sin a n g e s t w o l t e k l a g e n
„ m i c h toetet d i r r e t ö t e m a n ,
und begunde im tougenliche sagen,
von Parmenie Riwalin;
ir f r o u w e w o l t e in g e r n e s e h e n ,
1200 03. wan FWS, dan BNOEP, danne R. 04. hin zir ir klage W. 05. als ie F, als si O , als die ERS. e N. taîten M, teten F, det O. 06. stet MP, stent F. ez fehlt NOP. 08. trahne M, trene N O , treher EP, zeher B. 10. Iihtez F, liehten WER. 12. si si MB. 13. owe M, Ouwe ß (desgleichen 14 und 15). 16. nu fehlt MB. an mir MB. diner H. helfe BE. 18. sit daz (und fehlt) MB. 20. dinen genaden MB. 2 2 . seldecheit H. 23. dv enhelphez F (NORS), du enhelfis B. 24. nu fehlt MB, nw hinter ffrouw P. 25. ch(k,c)lagelichez MHFW. 2 6 . owe MB, eya OP. trut fehlt MB. getorste M, gedórst Β, gedorste Ν, gedurst R. dir das ΗΝ. sagen (H clag.) B N O ESP. 27. saget W. 28. tötet M. 29. Von M. 1230 31. und fehlt MB. wesse ich M, west ich F, wist ich HB, wússe ich W; vnd west wie ich es erw. P; wie ich ez MBRS, wie ichz FHNOE, wies VC. 33. wand FW. er MWBNOERS. 34. wesen WERS. 35. in N, ichne gegen M, ine FW. niemer fehlt FE. 41. dirre H. morne HRS. 47. vr BN. 48. a;rbeit W. 49. mime WBN. 50. dane M, dan Η, da in N O . 51. wil MB. 52. ges. und zehan her wider F, gesen inde komen weder N; ge- fehlt OP; gesehen so kume ich her wider S, ges. und kome' wider E. 53. wil MB, fehlt H. erkennen NOP. 54. weder er OP. 56. come si Η. 58. tugentliche FH(ORS), suverlichê Ν.
23
1260 daz er ez lieze geschehen n â c h fuogen und n â c h êren. sus begunde sì dô kêren mit disen maeren wider dan. si n a m die maget und leite ir an 1265 eines armen betewîbes kleit. ir antlützes Schönheit mit dicken risen sì verbant und n a m ir f r o u w e n an ir h a n t und k a m ze Riwalîne. 1270 nu hete o u c h er die sine al besunder ûz getriben und was al eine beliben. er sagete in allen unde j a c h , einœte wasre sîn g e m a c h .
1290 w a n saz et blintlîchen dar und leite R i w a l î n e ir w a n g e an daz sine, biz daz ir aber dô beide von liebe und o u c h von leide 1295 ir libes k r a f t dà von gesweich. ir rôsevarwer m u n t w a r t bleich; ir lîch diu k a m vil garwe von der vil liehten varwe, diu dà vor an ir lîbe lac. 1300 ir klären ougen w a r t der tac
triiebe unde vinster als diu n a h t , sus lac si in der u n m a h t und âne sinne lange, ir w a n g e an sînem w a n g e , 1305 gelîche als o b si wsere tôt. 1275 o u c h j a c h diu meisterinne, nu daz si dô von dirre nôt sì brashte ein arzâtinne, ein lützel wider ze krefte k a m , und e r w a r p , daz m a n si zuo zim liez, ir trût si an ir a r m dô n a m daz slôz si viir die tür dô stiez, und leite ir munt an sînen m u n t „nu f r o u w e " , sprach si, „sehet i n ! " 1310 und kuste in hundert tûsent stunt 1280 und sì diu schcene diu gie hin, in einer kleinen stunde, und dô si im under ougen sach, unz ime ir m u n t enzunde „ a c h " , sprach si, „hiute und iemer a c h , sinne unde kraft zer minne, o w e daz ich ie w a r t g e b o r n ! wan minne was dar inne. wie ist mîn trôst alsus v e r l o r n ! " 1315 ir munt der tete in f r ö u d e h a f t , 1285 Alsus neig ir dô Riwalîn ir munt der b r â h t e im eine k r a f t , vil kûme, als ez dô mohte sin daz er daz keiserlîche wîp von eime tötsiechem m a n . an sînen halptôten lîp ouch sach si daz vil lützel an vil nähe und inneclîche t w a n c . und n a m es harte kleine war,
1260 da F. er daz MBE, erz FN. 61. föge M, vuge H, füge E. 63. disem mere F, deser meren N, düsen Worten O. 65. wibes MB. 66. antliezez H, antlizes WOS, antlitz(e) NER. schonekeit H, schoneheit W. 68. an die hant MFB. 70. er ouch FWNP. 74. eine F, einig S, einete R, nötte P. 76. arzetinne MHE(O), arztinne F, ertztinne B, ertzetinne R. 77. ζό im M(WBNOERS), zw im P. in F. 78. ein MBE. do fehlt FWBNERS. zlies F. 79. Nu MBE. 81. sin F, si in WNOS. 83. owe MBE. hiute fehlt MBE. 85. alsus Μ Ν, zehant Β. 87. einem MF. totescheme H. tot siechem FO (in O zu -en verb.). 89. sin F. charte H. 1290 ouch OES, recht Ρ, et fehlt BN, êth H, eht FW. 92. wangen HERS. 94. ouch fehlt MBNE. 95. sweich F, entwaich ERS. 96. rosenvarwer FBNORSP. 97. lip (lif) NORS, schone B, liechte P. 98. von ir MBNERS. 99. Div M. was RS. 300. wurdent nas RS. 04. sinen MW. 06. vnd F, do si Ν. ην M, dô fehlt BOP. 07. kreften WNO ERSP. 08. am W, arme ES, arme O. do fehlt FWOERSP, si do in i. arm do nam Ν, si da an ir arm da η. H. 10. hundert fehlt OP. tûsent fehlt Ν. me dan ON. 11. churzer F, kurzen WN (-r) ORS (der Vers fehlt in P). 12. bis HBNOP. 14. wand FW. 15. der fehlt N. vrvdehaft F. 16. tet F, br. im e. kr. auf Rasur von tet in fröideh. W. 17. minnechliche MBE. 19. minenclichen NE.
24
1320 dâ nâch sô was vil harte unlanc, unz daz ir beider wille ergie und daz vil siieze wíp enphie ein kint von sînem lîbe. ouch was er von dem wîbe 1325 und von der minne vil nâch tôt; wan daz im got half ûz der nôt, sone künde er niemer sin genesen, sus genas er, wände ez solte wesen. Sus was, daz Riwalîn genas, 1330 und Blanscheflûr diu schoene w a s von ime entladen u n d beladen mit zweier h a n d e herzeschaden: grôz leit lie si bî dem m a n u n d e t r u o c daz grcezer d a n ; 1335 si lie dâ senede herzenôt und truoc mit ir von dan den tôt; die nôt si mit der minne lie, den tôt si mit dem kinde enphie. und iedoch, swie sô sî genas, 1340 in swelher wise sô si was von ime entladen und beladen sô mit frumen sô mit schaden sone sach si doch niht anders an wan liebe liebe und lieben man. 1345 weder kint noch tôdes ungeschiht enwiste si an ir lîbe niht: minne unde man wiste si wol und tete rehte, als der lebende sol und als der minnende tuot.
1350 ir herze, ir sin, ir gernder m u o t lac n i w a n an Riwalîne. dâ wider lac ouch der sîne an ir u n d an ir m i n n e n . si heten in ir sinnen 1355 beide eine liebe u n d eine ger. sus w a s er sì u n d sì w a s er, er w a s ir und si was sin; dâ Blanscheflûr, dâ Riwalîn, dâ Riwalîn, dâ Blanscheflûr, 1360 dâ beide, dâ lêal amûr. ir leben was vil gemeine dô, sî w ä r e n mit e i n a n d e r frô u n d h ö h t e n ir gemiiete mit vil gemeiner güete. 1365 und swenne sî mit fuogen ir state inein getruogen, sô w a s ir w e r l t w u n n e vol, sô w a s in sanfte u n d also wol, daz si enhaeten niht ir leben 1370 u m b kein a n d e r kiinicrîche gegeben Doch werte daz unlange, w a n in ir anevange, d o si allerbeste lebeten und in dem wünsche swebeten, 1375 d ô k ä m e n Riwaline boten, M o r g â n sin vient haste geboten ein starke s a m e n u n g e in sin lant. mit disem masre und al zehant w a r t Riwalîne ein schif bereit
1320 dar MHBNOERSP. so fehlt FBNERS. 21. bis HO. ergienc HWBO. 22. schone FW. enphienc HWBO. 25. den minnen FN, d s minnen B. 26. wände H. von der n. W, uz er n. F. 28. wan MHBOSP, wenne R. 29. Nu daz r. MB, Nu do r. N, was fehlt auch E. 33. leit daz WOP. 34. grozere FWP. 35. da fehlt MB. 37. von MBE. 40. welher FBOERS. 41 und 42 fehlen W. 42. vromen F, vrome H. 45. chindes MBE. 46. wesse M, enweste F, enwiste W, enweis H (desgleichen 47.). 48. tete fehlt MBE. 1350 55. ein 1. WBEP. 57. Er MFE. 60. lealamor H, leiliamur F, bealamur B, bi al amur N, alamur £, lealemur R, lamur S. 62. anander F. 63 und 64 fehlen W. 63. hohetê HF. 68. also fehlt WBNERS. 70. vmbe kein (chein F) ander himelrich(e) geben FWP, vmb ein - R (gegeben) S, vmb k. a. hemelrich gegeben O, vmbe geyn himelriche gegeben N, vmb tusent künecriche gegeben MBE (geben), vmbe k. a. kunicriche geg. Ff. 71. doch MFWBNOP, auch H hat keine Initiale, sondern nur Kapitelz. am Rand, diz MB. 73. das = do si F. 76. hette enboten OP. 78. diseme Ff.
25
1380 und al sin dine dar an geleit, spìse unde ros, daz allez wart zehant bereitet an die vart. Diu minneclîche Blanschefluor do sì diu leiden masre erfuor 1385 umbe den vil herzelieben man, alrêrste gienc ir kumber an: von herzeleide ir aber geschach, daz sine gehörte noch gesach. ir lieh wart an ir lîbe 1390 als eime töten wîbe. ûz ir munde gie niht mê wan daz vil arme wort „ o w ê ! " daz eine sprach si und ouch niht mê. „ o w ê " , sprach si vil lange, „owê! 1395 owê nu minne und ouwê man! wie sît ir mich gevallen an mit also maneger arbeit! minne, al der werlde unsaelekeit! sô kurziu fröude als an dir ist, 1400 sô rehte u n s t e t e sô du bist, waz minnet al diu werlt an dir? ich sihe doch wol, du lônest ir als der vil valschafte tuot. dín ende daz ist niht sô guot, 1405 als dû der werlde geheizest, so du sì von êrste reizest mit kurzem liebe ûf langez leit. dîn gespenstigiu triigeheit, diu in sô valscher siieze swebet,
1410 diu triuget allez, daz der lebet: daz ist an mir wol worden schîn. daz al min fröude solté sîn, da von hân ich nû niht mère wan tôtlîch herzesêre: 1415 mîn trôst vert hin und lât mich hie.'
1420
1425
1430
1435
In disem klagemasre gie ir trûtgeselle Riwalîn mit weinendem herzen în und wolte nemen urloup von ir. „ f r o u w e " , sprach er, „gebietet mir, ich sol und muoz ze lande varn, iueh, schoene, miieze got bewarn! weset iemer sadic unde g e s u n t ! " alsus geswant ir anderstunt, aber viel si von der herzenôt vor ime in unmaht und viir tôt in ir meisterinne schôz. der ir getriuwe senegenôz dô der daz michel ungemach an sînem herzeliebe ersach, er leiste ir wol gesellekeit; wan er nam sich ir senede leit vil inneclîche mit ir an. sîn varwe und al sîn kraft began an sînem lîbe swachen. nâch klegelîchen sachen gesaz er riuweclîchen nider und erbeite kûme, daz si wider und aise vil ze kreften kam,
1380 dar in FBNOERSP, dar ane M. 81. ors MB. 82. bereit MHNOERS, bereiden B. uf W. 83. diu MB. 88. si gehörte MBE, si nie gehörte H, si engehorte W, si enhorte FNORSP. engesach W, ensach FNORSP. 90. einem M. 91. niht me MWBNE, nieme H, nimme FOP. 93. ouch fehlt MBER. nieme H, myne P, nimmere F (:were). 95. nu fehlt MFBNE. 400. als du FB. 02. mir FNRS. 03. vil fehlt FWN. 06. si fehlt W. 08. gespenstiv MH, gespenste E, geschante B, pinstige N, gelobte ist O. truginh. FWBNOP. 09. drüge (st. süeze) OP. 1410 11. ist fehlt H. 13. enhan HWOP. 14. tougenliche F. 15. Min ME. 16. in MFWBNOEP. diseme W. 17. Ir BN (B Kapitelzeichen). 20. Vrowe F. gebiet M. 22. fröwe got mózze uch bewaren M(BE), schone leyf got miise uch bew. N. 23. sit MBE. 24. geswande MW. 25. also MBEP, vber H. der fehlt MBERSP. 28. der fehlt NB. getrewer f, getruwer BN, getriwer E. segen genoz MBE. 29. dit Ν, chlar (= daz) F. 30. sime HW = 35. sach MBNERSP. 32. wand FW. 34. variwe H. 36. clagel. nur W (vgl. 1225). 39. also HN. ze ir chreste MB.
26
1440 d a z er si d ò m i t h a n d e n n a m
1470 u n d e o u c h sîn s e l b e s l a s t e r s i h t ,
u n d hielt daz f r ö u d e l ö s e w î p
der h e i z e t m i c h v e r d e r b e n
vil s u o z e c l î c h e a n sînen lîp
und l e s t e r l î c h e e r s t e r b e n ,
u n d k u s t e ie ze e t l i c h e r s t u n t
d a z d r i t t e ist a b e r diu m e i s t e n ô t
ir w a n g e , ir o u g e n u n d e ir m u n t 1445 u n d t r û t e sì sus u n d e s ô ,
und m a n e g e s e r g e r d a n n e der t ô t : 1475 ich w e i z w o l , o b d a z w o l e r g â t ,
biz sî ze j u n g e s t e d ô
d a z m i c h m î n b r u o d e r l e b e n lât
ze ir s e l b e r k a m b a z u n d e b a z
und er m i c h n i h t e r s t e r b e t ,
und û f r e h t v o n ir s e l b e r saz.
d a z er m i c h a b e r e n t e r b e t und n i m e t m i r g u o t u n d è r e ,
N u B l a n s c h e f l û r ze ir selber k a m 1450 u n d a b e r ir f r i u n d e s w a r g e n a m ,
1480 s ô m u o z ich i e m e r m è r e
si s a c h in j s e m e r l î c h e n a n .
u n w e r t u n d s w a c h e s n a m e n sin.
„ a c h " , s p r a c h si, „sasliger m a n ,
d a r z u o m u o z ich m i n k i n d e l i n ,
w i e ist m i r s ô leide a n iu g e s c h e h e n !
daz e i n e n l e b e n d e n v a t e r h â t ,
h ê r r e , w i e h â n ich i u c h g e s e h e n 1455 ze s ô vil m a n e g e r h e r z e k l a g e ,
ziehen âne vater rät. 1485 u n d e n w o l t e ich d a z n i e m ê r g e k l a g e n ,
als ich a n m î n e m h e r z e n t r a g e
s o l t e ich daz l a s t e r eine t r a g e n ,
v o n iu, v o n i u w e r e n s c h u l d e n !
daz m î n vil h o c h g e s l e h t e
g e t o r s t e ich ez m i t h u l d e n
u n d der k ü n i c , m i n b r u o d e r , m e h t e
hin ziu g e r e d e n , s ô m ö h t e t ir 1460 f r i u n t l î c h e r t u o n und b a z ze mir.
des i t e w î z e s u n d e m î n 1490 m i t êren ledec u n d â n e sîn.
h ê r r e u n d e f r i u n t , ich h â n v o n iu
s w e n n e a b e r alle, die nu s i n t ,
m a n e e leit und v o r d e n a l l e n d r i u ,
diu m j e r e s a g e n t , ich h a b e ein k i n t
diu teedie und u n w e n d i c sint.
erworben kebeslîche,
d a z eine ist, d a z ich t r a g e ein k i n t ; 1465 des e n t r û w e i c h n i e m e r g e n e s e n ,
deist d i s e m u n d j e n e m r i c h e , 1495 K u r n e w â l e u n d E n g e l a n d e ,
got enwelle min gehelfe wesen.
ein o f f e n b a s r i u s c h ä n d e ,
d a z a n d e r deist n o c h m ê r r e :
und ouwê, swenne daz geschiht,
min b r u o d e r u n d m i n h ê r r e
daz m a n m i c h m i t den o u g e n s i h t ,
s ô der a n m i r dise u n g e s c h i h t
d a z zwei l a n t v o n d e n s c h u l d e n m î n
1440 4 1 . Vnd hiels M, halste B, halsset E. 42. sözliche M. 4 3 . ie fehlt HWBNEP, si HNEP. ze etslicher F, zetlicher M, zu ettlicher E(RS), zu yeti. Ρ, zu etzl. BN, zu etzeliger O , zu ieclicher H, zu iegelicher W. 4 4 . ouge cvn ir munt H, ouge FHN, kinne st. ouge B. 4 9 . zir VC. 50. aber fehlt MB. 52. owe MBE. scelch man MB. 56. mineme H, mime WBO. 57. vnd von FWP, vnd NOS. mit waren BE. 58. gestorte H. ichs W, ichz doch F. 59. hin fehlt NO. moht MBE. 61. Herre N. 63. tödech M, todich FH, tœdig W, dótlich BNE (t-). 64. daz (2) fehlt F, vor ist N. 65. Des truwe BE, getruwe N, triwe M. 66. helfe BNOERS, hilffe P. 67. ist MBNOERS, de W. 1470 72. lasted. MWP. 73. daz tritte HP. deist M, dz ist P. 74. uil (st. maniges) NB. 75. Anstelle von ich weiz, wofür der Umfang der Rasur zu klein ist, ez ist M, es ist E, is id Β. wol (2) fehlt MB. 78. verderbet F. 82. da zu FW. muoz ich fehlt OP. 83. vattar W. 84. mannesr. MBE. 85. wolte MBE. niemer de WN. vnd enwiiltes nymer O. chlagen F, cl. BO. 89. itwederes F, yetweders RSP, yeweders O , ettwas E, dat sine N. 93. erborwen F, erwrben H. chebischlichen F, chebesliche HM. 94. daz ist FBNOP, dast E, daz E, daz W. diseme W. ieme WB. 95. kurnwale MH, kurbalen P. engallande W. 97. ouwe HBO, owe. 98. in WRS, vor N.
27
1500 genidert und geswachet sîn, sô waere ich eine bezzer tôt. seht, hêrre", sprach si, „deist diu nôt, daz ist diu wernde herzeklage, in der ich alle mîne tage 1505 mit lebendem lîbe sterben muoz. hêrre, iuwer helfe diu entuoz, und got enfiiege ez danne also, sone wirde ich niemer f r ô . " „Trütfrouwe", sprach er dò ze ir, 1510 „habet ir dekeine nôt von mir, die sol ich büezen, obe ich mac, und ouch bewarn viir disen tac, daz iu durch mine schulde iht mê leit oder laster ûf erste. 1515 ich hân, swaz her nach siile geschehen, sô lieben tac an iu gesehen, daz ez unbillîch wasre, ob ir dekeine swasre mit mînem willen soltet tragen. 1520 frouwe, ich wil iu rehte sagen mîn herze und allen minen muot: leit unde liep, übel unde guot und allez daz, daz iu geschiht, dà von enscheide ich mich niht: 1525 dà wil ich iemer wesen bî, swie kumberlìch ez danne sì; und biute iu zweier dinge kür, diu leget iuwerm herzen vür: weder ich belîbe oder var.
1530 hier under nemet selbe war: weit ir, daz ich hie beste und sehe, wie iuwer dine ergê, daz sì. geruochet aber ir heim unde hinnen varn mit mir, 1535 ich selbe und allez, daz ich hân, daz ist iu iemer undertân. ir erbietet mir ez hie sô wol, daz ich es wol gedenken sol mit aller slahte guote. 1540 swes iu nu sì ze muote, frouwe, des bewîset mich, wan swaz ir welt, daz wil ich." „Genâde, hêrre," sprach si dô, „ir redet und bietet mirz also, 1545 als iu got lônen müeze und alse ich iuwer füeze iemer gerne suochen sol. friunt unde hêrre, ir wizzet wol, belibens mac hie niht gesin: 1550 mîn angest umb mîn kindelîn die mac ich leider niht verheln; wan möhte et ich mich hin versteln, daz wsere nû der beste rät nach dem dinge, als ez mir stât. 1555 friunt hêrre, dar zuo râtet ir." „nu f r o u w e " , sprach er, „volget mir: ze naht, als ich ze schiffe gê, sô füeget ir daz, daz ir ê vil tougenlîche dar sît komen,
1500 geswechet HWOR. 01. So ME. 02. das ist F BN Ρ, daz W. 03. w s de H, werde W. 06. Herre M. 07. so MBEP, inde got in miisit dan vügen so N. 08. enwerd(e) ich HNO. nimer mere MWBN. 09. Liebiv E, liebiu M, Liebe B, Leue N , Drut H, drut R, trut. do fehlt MBNO ERSP. 12. u c h O P . vorFNP. 17. unwillich F*. 22. lieb vnd leit OP. 24. da von wil ich mich scheiden niht MBE. 26. enberlich F. 28. legent HWORP. 1530 her vnder HP. nement WOERSP. 31. wellent WR. das das FO. 33. begerit N. 34. heim von h. FN, h. vnd ν. h. OP. samt mir F. 35. fehlt H. 37. erbiet MB, erbivtet F, erbeit H, erbietten E, bietent R, bietten S, enpiettent P, erbutent W, bodet N , enbodent O. 40. wey uch nu is Ν. 42. w. och ich M, tun ich FN. 43.genadeM. 44. reit M. biet M N . 48. wiessent H, wissent BP, wissen E. 50. vñ WBNEP. 51. diene m. M, d. enkan OP. leder M, langer FWNOS, lenger RP. 52. maht M, mochtet ir W. et fehlt FBNOESP. hin fehlt HO, über der Zeile M, hinnen BNS. 54. den dingen HB. nu stat FWP, mir nu st. O. 55. Frvnt ME. da zi WO. 57. zu hand EORSP (-t). so ME. 58. daz (einmal) MFBE. 59. tougenlichen MWB.
28
1560 biz daz h â n i c h u r l o u p g e n o m e n ,
1590 d e r aller sîner êren p f l a c
d a z ich iuch d a n n e v i n d e
ü b e r sîn liut und ü b e r sîn l a n t .
bî m î n e m i n g e s i n d e .
d a z w a s R u a i li f o i t e n a n t ,
sus w e r b e t ! a l s ô m u o z ez s î n . "
der êren u n d der t r i u w e ein h a b e ,
m i t d i r r e rede k a m R i w a l î n
der nie g e w a n e t e a n t r i u w e n a b e ;
1565 ze M a r k e und seite im maere,
1595 der seite im aller h a n d e ,
w a z i m e e n b o t e n wsere
als er ez w o l e r k a n d e ,
u m b sîn liut u n d u m b sîn l a n t .
w a z e n g e s l î c h e r swaere
u r l o u p n a m er von i m e z e h a n t ,
d e m l a n d e e r s t a n d e n waere.
d â n â c h v o n al den s î n e n .
„ d o c h " , s p r a c h er, „sît daz ir e n z î t
1570 die k l a g e t e n R i w a l î n e n ,
1600 ze t r ö s t e uns a l l e n k o m e n sît
d a z er die k l a g e ê nie g e s a c h ,
u n d iuch g o t w i d e r g e s e n d e t h â t ,
diu d ô u n d dâ n â c h ime g e s c h a c h .
sô sol es alles w e r d e n r ä t ,
m a n e e segen w a r t im n â c h g e g e b e n ,
u n d m u g e n vil h a r t e w o l g e n e s e n ;
d a z g o t sîn ère u n d sîn l e b e n
w i r suln n u h o h e s m u o t e s w e s e n ,
1575 g e r u o c h t e in s î n e m s c h i r m e h â n .
1605 u n s e r a n g e s t sol n u k l e i n e s î n . "
n u ez a n die n a h t b e g u n d e g â n
h i e r u n d e r seite i m R i w a l î n
u n d er ze s î n e m s c h i f f e k a m
die l i e b e n â v e n t i u r e
u n d al sîn dine d a r a n g e n a m ,
u m b e sîne B l a n s c h e f l i u r e .
d o v a n d er sîne f r o u w e n d â , 1580 die s c h œ n e n B l a n s c h e f l û r . iesâ
des w a r t er i n n e c l î c h e f r ô . 1610 „ i c h sihe w o l , h ê r r e " , s p r a c h er d ô ,
sô wart daz schif gestôzen an.
„ i u w e r ère w a h s e t alle w î s ,
a l s u s s ô f u o r e n sî v o n d a n .
i u w e r w e r d e k e i t u n d i u w e r prîs, i u w e r f r ö u d e und i u w e r w u n n e ,
N u R i w a l î n ze l a n d e k a m u n d die vil g r ô z e n n ô t v e r n a m , 1585 die M o r g â n h e t e û f in g e w a n t
diu stîget als diu s u n n e . 1615 irne m ö h t e t û f der e r d e n von wîbe niemer werden
mit iiberkrefteclîcher hant,
s ô h o h e s n a m e n als v o n ir.
sînen m a r s c h a l c er b e s a n d e ,
von danne, hêrre, volget mir:
a n d e m er t r i u w e e r k a n d e ,
h a b e si w o l ze iu g e t â n ,
a n d e m sîn m e i s t e r t r ô s t d ô l a c ,
1560 biz (ohne daz) MBE. ich han vrl. O , ich vrl. han Ρ, vrlop HWR, urlob EP, vrlof B, vrloff O , orlof N. 63. verwetF. 64. diser FWBNORSP, der £ . 65. marken MB. 67. sin ère MBE, sine lute H, s. lude N O . 68. vrlop HW. 69. dar n. NOP, unde MBE. allen d. FHNORP. 71. nie me MBNERS, ye me O , e niht F. 72. und da fehlt BOP, da fehlt MBE, und fehlt N. ie me H, ime. 15. der wart FWP. geben FWES. 17. müyste N. sime WB. 76. Nv B, nvz F. 78. dar in HBOP. 79. da vant HF. 80. schone FHBNOP. 82. so fehlt MFBNE. 84. groze FHWBNOP. 86. uberkreftiger MBNOERS. 89. meyste N ß O . do fehlt BOEP. 1590 91. volch unde MB. 92. rivaline H, ruwal O , ruwelin RS. fortenant MBE, ferrenant H, foitenant FW, fotinant N, feitant O , genant RS, bynottenant P. 93. truwen WBNORP. 96. erz MFB. 97. engestl. FWBNOP. 99. Ey doch N. do FRS. daz fehlt NERS. 600. trost HWOP. 01. got uch F. iv W. 02. sin MHE. 03 und 04 umgestellt MBE. 03. wir mvgen MBE, wir mugen N. nu MBOE, vil fehlt Ν. gar wol Β, wol ( o h n e harte) OE. 04. unde MBNE. nu fehlt MBNOERS, vil M. 06. Hie Β. Kapitelzeichen auch H: Hervnder, hervnder P. 09. was BO. 10. sich WEP. 11. wehset HW. in alle wis MHBRS. 12. wirde F. bris M. 15. en fehlt HO 19. hat BNORSP.
29
1620 des suit ir sì geniezen lân. so wir unser dine nu geenden, die nôt von uns gewenden, diu uns nû ze rucke lit, so gebietet eine hôhgezît 1625 wol hêrlîche unde riche: dâ nemet si offenlîche vor mâgen und vor mannen ze ê. und râte zwáre, daz ir ê ze kirchen ir geruochet jehen, 1630 da ez pfaffen unde leien sehen, der ê nach kristenlìchem site: dà saeleget ir iueh selben mite und wizzet waerlîchen daz, iuwer dine sol iemer deste baz 1635 ze êren und ze guote e r g â n . " nu daz geschach, daz was getân, daz er des alles voilekam; und als er sì dò ze ê genam, er bevalch si hant von hande 1640 dem getriuwen Foitenande. der fuorte sì ze Kanoêl ûf daz selbe kastêl, nâch dem sin hêrre, als ich ez las, Kanêlengres genennet was, 1645 Kanêl nâch Kanoêle. ûf dem selben kasteie hete er dò sin selbes wîp, ein wîp, diu muot unde lîp mit wîplîcher statte
1650 der werlt gewerldet haete. der bevalch er sine frouwen dô und schuof ir ir gemach also, als ez ir namen wol gezam. nu Rûal wider zem hêrren kam, 1655 dò wurden si zwêne unde in zwein umbe ir angest inein, alse ez in dô was gewant. si sanden über al ir lant und samenten ir ritterschaft; 1660 als ir state und al ir kraft die kêrten sì niwan ze wer. alsus kämen si mit her M o r g â n e engegene geriten. ouch wart ir harte wol gebiten 1665 von M o r g â n e und von den sinen. si enphiengen Riwalinen mit einer herten vehte. hei waz dâ guoter knehte gevellet unde geveiget wart! 1670 wie lützel der da wart gespart! wie manic man k a m dâ ze nôt, und wie vil maneger lac dâ tôt und wunt von ietwederm her! an dirre veigen lantwer 1675 wart der vil klagebasre erslagen, den al diu werlt wol solte klagen, ob klegelichiu swjere nâch tôde nütze wsere. Kanêlengres der guote,
1620 suln W. 21. So F. geenden HFWBNOERSP, genden M. 23. nu so MB, nu also W. rucken WBE, rügenen N. 24. ir eine MHBF,. hochzit MFP. 25. riliche ME, rihliche B. 27. zu der BOP. 28. ich rate MBE. ouch zware FNSP, uch z. WOR. 29. zer F. kirlchen W. 30. dazez WBNOEP. 31. ernstlichem F. 33. wissent FHNF.RS. 34. daz uwer d. s. OP. 35. ze fvge F. 36. diz geschach WNRS. diz was FWNOP. 37. Dat N, Kapitelzeichen auch B. zende cham ME, zü ende quam B. 39. sy zu hande E, si von hande ze h. W, si zìi hant mit h. N, sii zuhant von h. RSP, si ant vnd ande Β. 40. fortenande MHBE, foit. FW, feit. O, lifotin. RN (ohne Ii), lifentenande S, wittenande P. 41. kantel F, kaniel R, kamel S. 43. ichz F, ez fehlt W. 44. genamet F. 46. diseme W. 1650 gewerdet FWNP, gewerldet H, gewurdet R, gewirdet die iibr. 51. Der N. 54. wider fehlt H. 60. al - al M, all - all NP, alle - alle HFWBO. stete HW. 62. alsus so FNP. 64. erbiten WBNO. 65. von ime W. von sinen F, den sinen E. 66. enphiegen F, enphegen W. 67. Mit M. 68. ei FHNO (eya), heya B, en P. do HP. 69. geweiget vnd geveilet F, geueichet inde geuellet N, geveiget vnd gef. RS. 70. do H. 71. do WP. da quä NOP. 72. wie fehlt MB. vil fehlt WN. 73. ieclichem H, yekelichê O, eywerlichem Ν. 77. clagel. MW. 78. von F. 79. riwalin MB, Riwalin E, Kan. Ν (Initiale).
30
1710 u n d sul w i r s p r e c h e n v ü r b a z ,
1680 der r i t t e r l i c h e m m u o t e n o c h h ê r r e n t u g e n d e a n k e i n e r stete
w i e ez u m b e B l a n s c h e f l i u r e k a m .
nie f u o z n o c h h a l b e n w a n e g e t e t e ,
d ô diu vil schcene v e r n a m
d e r lac d â j«emerlîchen t ô t .
diu klagebaeren m a r e , w i e d ò ir h e r z e n waäre?
i e d o c h in aller d i r r e n ô t
1715 g o t h ê r r e , d a z s o i t dû b e w a r n ,
1685 k ä m e n di sine ü b e r in
daz wir daz iemer ervarn.
u n d b r â h t e n in m i t noeten h i n . m i t m a n e g e r k l a g e f u o r t e n sin d a n
ich e n h â n dâ k e i n e n zwivel a n ,
und b e s t a t t e n in als einen m a n ,
g e w a n ie w i p d u r c h lieben m a n tôtlîchen herzesmerzen,
der m i n n e r n o c h m è r e
1720 d e r n waEre o u c h in ir h e r z e n ,
1690 n i w a n ir a l l e r è r e
d a z w a s t ô t l î c h e s leides v o l .
m i t i m e d ô f u o r t e hin ze g r a b e ,
sie bewasrte al d e r w e r l d e w o l ,
d a z ich n u vil v o n u n g e h a b e
d a z ir sin t ô t ze h e r z e n gie.
u n d v o n ir j â m e r s a g e t e ,
ir o u g e n diu e n w u r d e n nie
waz iegelîcher klagete,
1725 in a l l e m d i s e m leide n a z .
1695 w a z s o l t e d a z ? ez wasre u n n ô t .
got hêrre, wie k a m daz,
si w ä r e n alle m i t i m t ô t
daz dâ n i h t w a r t g e w e i n e t ?
an êren unde an guote,
d â w a s ir herze e r s t e i n e t ;
an allem dem muote,
da enwas niht lebenes inne
der g u o t e n liuten s o l t e g e b e n
1730 n i w a n diu l e b e n d e m i n n e
1700 sselde u n d e saeleclichez l e b e n .
u n d d a z vil l e b e l i c h e leit,
D i z ist g e s c h e h e n , ez m u o z n u sîn:
d a z l e b e n d e û f ir l e b e n streit,
er ist t ô t der g u o t e R i w a l î n ;
g e k l a g e t e si a b e r ir h ê r r e n iht
d a enhoeret nû n i h t m è r e z u o
m i t k l a g e w o r t e n ? n e i n si n i h t :
w a n e i n e , d a z m a n u m b e in t u o ,
1735 si e r s t u m m e t e a n d e r s t u n d e ,
1705 als m i t r e h t e u m b e e i n e n t ö t e n m a n .
ir k l a g e s t a r p in ir m u n d e ;
da e n i s t d o c h n ú n i h t a n d e r s a n ,
ir z u n g e , ir m u n t , ir h e r z e , ir s i n ,
m a n sol und m u o z sich sin b e w e g e n ,
d a z w a s allez d ô dâ h i n .
u n d s o l sin g o t v o n h i m e l e p f l e g e n ,
diu schcene e n k l a g e t e d ô n i m ê ,
der e d e l e r h e r z e n nie v e r g a z ;
1680 81. der h. F. an fehlt W. deheiner MWP, da keyner O , enkeiner B. 84. in der selben not MBE. 5. so k. WOP. sinen FW. 87. manigem iamer W. sin förten MB. 88. bestateten Vf. 89. minre WBN, miner M, nye mere OP. 90. alle ir ere M, al ir ere Β, alle sin ere E. 92. von fehlt BO. 94. wie MBE. iemerlicher H. 95. es MFP, des B. ist MB. 96. wœren M. 97. vndgvte F. 1700. fròde M B E . 03. da ne geh. M, do engeh. P, da enhoret FHWRS, da gehöret BOE. nvmme H, neyt anders N, nit and. RS. 05. als rehte FB, rechte als N. 06. da ist MBN, dan ist FW. 1710 nv WRS, vnd fehlt B. sulen wir MNE, suln WO, soin Β , vnd süllen nv spr. P. 13. chlabsern M. 15. solt tv HF, saltu B N O . 16. suln ervaren MBE. 17. Ich MBNE. ich han F. dâ fehlt F. enhein W. 20. der were H, de was N. 21. starches MBE, starkes H. 24. ne wurd. M. 25. alíeme diseme W. 26. ja got h. MHFB, ja h. WSP, o h. O , ja here got N; got fehlt auchR. 28. do W, dalll(s) HE. 29. da was MHFBN, da enwas WOP. lebendes HFNP. 31. liepliche H, lebendeliche F, lebendich P, doitliche N, ruweliche S, tubeliche R. 33. geklagete WP, chlagete M, claget BRS, klagete E, clagede N, beclagete H O , verchlagete F. aber si ir herren niht F. 36. clagen W. 39. chlagte M, clagete HBNERS. da HFO. nime M, nieme HE.
31
1740 sine sprach dô weder ach noch wê; si seig et nider unde lac q u e l n d e unz an den Vierden tac erbermeclîcher danne ie wip. si want sich unde brach ir lîp 1745 sus unde sô, her unde dar und treip daz an, biz sì gebar ein siinelîn mit maneger nôt. seht, daz genas, und lac si tôt. Owê der ougenweide, 1750 da man nâch leidem leide mit leiderem leide siht leider ougenweide! Der ère an Riwalîne lac, der er nâch grôzen êren pflac, 1755 die wîle ez got wolte, daz er ir pflegen solte: der leit was leider al ze grôz und alles leides iibergenôz, wan al ir trôst und al ir kraft, 1760 ir tuon und al ir ritterschaft, ir ère und al ir werdekeit, daz alles was dò hin geleit. sîn tôt was aber wol lobelich, der ir ze sère erbermeclîch. 1765 swie schedelîch diu swasre liute unde lande waäre, diu von ir hêrren tôde kam, ez enwas doch niht sô klagesam, sô daz man diese quelnde nôt
1770 und den erbermeclîchen tôt an dem vil siiezen wîbe sach. ir jâmer unde ir ungemach beklage ein ieclîch sselic man; und swer von wîbe ie muot gewan 1775 oder iemer wil gewinnen, der trahte in sînen sinnen, wie lîhte misselinge an sus getanem dinge guoten liuten ûf erstât, 1780 wie lîhte ez in ze leide ergât an fröuden unde an lîbe; und sì dem reinen wîbe genâden wünschende umbe got, daz sîn giiete und sîn gebot 1785 ir helfe, ir trôst geruoche sîn! und sagen wir umbe daz kindelîn, daz vater noch muoter hete, swaz got mit dem getete! Riuwe unde staätiu triuwe 1790 nâch friundes tôde ie niuwe, dà ist der friunt ie niuwe: daz ist diu meiste triuwe. Swer nâch dem friunde riuwe hat, nâch tôde triuwe an ime begât, 1795 daz ist vor allem Iòne, deist aller triuwe ein kröne, mit der selben kröne was gekrœnet dô, als ich ez las, der marschalc und sîn síelic wîp,
1740 si enspr. FWOP. doch H, do fehlt MFBNRS. 41. et fehlt FNRS; eht HW, hin β, sich O, ouch E, recht P. 42. kelende W. bis NBOP. 43. erbarm. MFW. danne ein wip Η. 46. an fehlt ME. biz daz M, unz F. der ganze Vers in B: biz daz si ein sun gebar. 47. einen sun MBE (ain). 48. der MBE. si lac HBNP, si fehlt O. 51. fehlt FO. 52. sit W. beider BE, b zu 1 verbessert M. 55. daz Β. 57. dero E. also BNOE. 58. ¡elles M. 59. wan MHBP, wand FWNO. alle HFWNORSP. 60. alle HWNOP. 61. alle HWBNO. 62. da HNP, do was F, dû aus da verb. Β. 64. ze fehlt Η. so P. 67. dode MB. 68. daz enwaz W. da (st. doch) O, do P. 69. kelde W. 1770 fehlt Η. 71. suzem F. 73. ielich W, ieslich M. 74. swer ie von wîbe liep. mót gewan M(B). 77. Swie MB. 78. so MBERS. 79. erstet MB. 80. ze arbeit MBE. erget MB. 83. gnade FWRS. wunscheden B, wûnseden Ν, wünschte E, vfl schände Η. 85. wiilde Ν, Wille O, welle Ρ, mûze W. 86. sage FN. 87 und 88 fehlen F. 88. waz alle. deme H. 89. Triwe MHBEP. 91. fehlt MBNO. 91 und 92 umgestellt FRS. In Β folgt auf 92: die ruwe machet nuwe. 93. swer alle, friunde ie W. triwe MHNOERSP. 95. alíeme W. 96. triwen krone MBP, truwe kr. £ , truwen eyn er. N. 98. ez fehlt W.
32
1800 die b e i d e ein t r i u w e u n d e ein lîp
1830 ir k l a g e w a r t a b e r d ô m ê d a n ê:
g o t e u n d der w e r l d e w ä r e n ,
klage, daz Riwalîn erstarp,
des sî g u o t bilde b â r e n
k l a g e , daz B l a n s c h e f l û r v e r d a r p ,
b e i d i u der w e r l d e u n d e g o t e ,
k l a g e u m b ir b e i d e r k i n d e l î n , a n d e m ir t r ô s t d ô s o l d e sîn,
w a n si w o l n â c h g o t e s g e b ö t e 1805 g a n z l i c h e r t r i u w e w i e l t e n
1835 d a z d a z v e r d o r b e n wasre.
u n d o u c h die w o l b e h i e l t e n
z u o aller d i r r e swasre
â n e alle m i s s e w e n d e
g i e n g in diu s t a r k e v o r h t e ,
unz an ir b e i d e r e n d e ,
die M o r g â n a n in w o r h t e , als n â h e n aise ir h ê r r e n t ô t .
solte ieman ûf der erden
1840 w a n diz d a z ist diu m e i s t e n ô t ,
1810 v o n t r i u w e n h a l b e n w e r d e n künic oder künigín,
die m a n zer w e r l d e h a b e n m a c ,
b i n a m e n d a z m o h t e n sî w o l s î n ,
s w â s ô der m a n n a h t u n d e t a c
als ich iu v o n in b e i d e n
den t ô t v î n t v o r o u g e n h â t , daz ist diu n ô t , diu n â h e n g â t
wasrlîche m a c b e s c h e i d e n , 1815 w i e er g e f u o r u n d sì g e w a r p .
1845 u n d ist ein l e b e l î c h e r t ô t . in aller dirre l e b e n d e n n ô t
d ô B l a n s c h e f l û r , ir f r o u w e , e r s t a r p
w a r t B l a n s c h e f l û r ze g r a b e g e t r a g e n ,
und Riwalin begraben was,
michel jâmer unde klagen
des w e i s e n d i n e , der d à g e n a s , daz gefuor nâch ungenâden wol 1820 als d e s , der v i i r b a z k o m e n s o l .
daz w a r t b e g a n g e n o b ir g r a b e . 1850 ir m u g e t w o l w i z z e n , u n g e h a b e d e r w a s d â vil u n d al ze vil.
der m a r s c h a l c u n d diu m a r s c h a l k î n
nune sol ich a b e r n o c h enwil
n â m e n daz k l e i n e weiselîn
i u w e r ô r e n n i h t beswasren
u n d b ü r g e n es vil t o u g e n den liuten v o n den o u g e n . 1825 si s a g e t e n u n d e h i e z e n s a g e n ,
m i t z e r b e r m e c l ì c h e n masren, 1855 w a n ez den ô r e n m i s s e h a g e t ,
ir f r o u w e héete ein k i n t g e t r a g e n ,
s w â m a n v o n k l a g e ze vil g e s a g e t ;
d a z wasre in ir u n d m i t ir t ô t .
u n d ist vil lützel iht s ô g u o t ,
v o n der g e d r î e t e n n o t
ez e n s w a c h e , ders ze vil g e t u o t .
w a r t a b e r des l a n d e s k l a g e d ô m ê ;
v o n diu sô lâzen langez k l a g e n
1800 bede M. 01. werde M. 04. wol fehlt WBRS. 05. triwen MFBNO. 08. bis HBNO. 10. halbe HO, haben MW, heilich F, behalten E, halten P. 12. benamen MWP. mähten M. 14. warlichen M, werlichen BN. 18. do HWNOERP (vielleicht in den Text zu setzen). 21. Der N. marschelkin H. 22. Vor weiselin ist b getilgt W. chindelin M, kindelin BE. 28. gedrigeten B, gedrichten O , dirder N, getruwen RS, getrungne P, betrüpten £ . 29. clagen B. do fehlt RBNS. 1830 da f , fehlt WNRS. danne HWR, dane M. ie H. 31. verdarp RS. 32. erstarb F, (er)starp RS, verdap W. 34. solte MHW. 35. Daz ME. 37. gien M. in an NRS. 38. an i worhte M, die in m. w. B, an ir HF, d. an margan in w. O. 39. alse MHW, also NR. als MFBNOP. 40. meistù W. 4 1 . weite W. gehaben FWBORP. 42. swa der MB, was der E, swo sa H. 43. vient MHWB, fyent R, veint FP, figent S. 45. lobelicher FHWS, leuender N, libelicher R, laidlicher E. 46. weite not W, leuender herzen noit N. 47. tragen F. 48. da wart eyn clegeliches cl. N. 4 9 und 50 umgestellt Ν. 49. ouer der sùzen reynen gr. Ν. 50 mugent WR. 51. da fehlt F. 5 4 mit so berm. HN, mit zerbamchl. M, von den leiden RS. 55. wand FO. 56. ze fehlt WE. saget FBOSP. 57. zu g. NOSP. 59. von der F, da uon BNOE, do von RS. lazen wir BNOP. alles chlagen F.
33
1860 und flîzen uns, wie wir gesagen umbe daz verweisete kint, von dem diu mjere erhaben sint. Sich treit der werlde sache vil ofte zungemache 1865 und aber von ungemache wider ze guoter sache. Rehte in den nceten sol der frume, ze swelhem ende ez danne kume, bedenken, wie sîn werde rät. 1870 die wîle und er daz leben hat, sô sol er mit den lebenden leben, im selben trôst ze lebene geben: als tete der marschalc Foitenant. wan ez ime ze sorgen was gewant, 1875 do bedâhte er mitten in der nôt des landes schaden, sîn selbes tôt; wan ime diu wer niht tohte noch sich mit wer enmohte wider den vînt gefristen, 1880 dô friste er sich mit listen, er sprach die hêrren al zehant über allez sînes hêrren lant und brâhte sì ze suone; wan in was niht ze tuone 1885 wan flêhen unde sich ergeben, si ergäben guot unde leben an M o r g â n e s hulde. die hazlîchen schulde under M o r g â n e und under in
1890 die leiten sî mit listen hin und nerten ir liut unde ir lant. Der getriuwe marschalc Foitenant fuor heim und sprach sin sielic wîp und bevalch ir verre und an den lîp, 1895 daz sì sich in leite nach der gewoneheite, als ein wîp kindes inné lît, und daz si nach der selben zît jaähe unde jehende wasre, 1900 daz sì daz kint gebaere, daz ir junchêrre solde sîn. diu saslige marschalkîn, diu guote, diu staete, diu reine Floraete, 1905 diu wìbes ère ein spiegelglas und rehter giiete ein gimme was, diu was des lîhte gemant, daz ir doch ze êren was gewant; si stalte ir muot und al ir lîp 1910 ze klage und rehte als ein wîp, diu eines kindes sol genesen, si hiez ir kamere und ir wesen stellen unde machen ze heimelíchen sachen; 1915 und wandes ouch erkande wol, wie man hie zuo gebären sol, dô nam si ir willeklage hier abe: si gelîhsente grôz ungehabe an muote unde an lîbe,
1860 sagen FO. 61. verbeisete F. 62. disiv M, dise E, diese B, duse O. 64. zungemache F. 65. fehlt BO. 67. Rehte nur H. in der note F. frome FNOE. 72. ime HW. ze aus im korr. M, inde 1. Ν, lebenne FW. 73. Sus Ν, also OP. vort. M (= HBE), voit. F, foet. W, feit. OS, foyt. R, fot. N, wott. P. 74. wand FW, wanz M, zen M. gebant P. 75. mit den NR. in di not F. 78. niht mohte M, neyt inmochte N. 79. die MBE. vient HMWN, fiant O, viende Β, vigent R. 80. da F. vrister WB. 81. Er ME. besprach SP. 83. die WBOP. 84. wände W, want Ν. im FMWBNRSP. 85. flegen M, fliehen WS, vlein N. 88. herzeliche WE, heizliche N, heßelichen B. 89. morganen W. 1890 legeten HWR. legeden B, lachten NO, lechten P. 91. ernerten FH, generten B, nerten die übrigen. ir fehlt MBNERS (beide Male), liute W, Iute M, lude BNO. 92. der MWNORSP (auch H hat nur Kapitelzeichen am Rand), marsalc MF (-ch), marschac W. fortenant HE, vort. M, voit. F, foit WB, feit. O, fot. N, fyont. R, fiont. S, wott. P. 93. hein W. besprach SP, gespracht R, gespach B. 94. beual N, befal O, gebot MBE. und fehlt FWBNORS. ir lip FWNORSP. verre fehlt BN, harte O. 95. dez W. 8. gewoneheit nur MW, gewnheite H, gewonheite FBNORSP. 97. kindes auch MF (auch 1900. kint). 1901. iunchherre F. solte MHW, solde FB. 02. salige M. 04. Avrete M, florette Ν, frorete R, forrechte S, florent P, florete die übrigen. 09. al fehlt WNORSP. 10. und fehlt BNO. alsam WS. 12. kamer HF, kameren WORS. 14. heinlichen M. 15. und fehlt MBO. wandes o. H, wände si o. MW, wand FO, want Ν, wan BP. 17. sir MW. clage wille P, wille clage HWO. wille fehlt F. 18. gelichde sich N, glhsente M, glichsete F, gelosente Β, geleich sich O, glichssene R, glichsen S, geleich sende P, grozer F, groser N, groisser O. 19. an dem libe Η WNORSP.
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1950 w i e v a t e r l i c h e swsere
1920 g e l î c h e i n e m w î b e , diu ze s o l h e n n œ t e n g â t ,
und w i e vil m a n e g e a r b e i t
diu al ir dine gestellet h â t
d e r g e t r i u w e m a r s c h a l c d u r c h in leit.
ze sus g e t â n e r a r b e i t ,
N u daz diu g u o t e m a r s c h a l k î n
sus w a r t daz k i n t z u o ir geleit
der n ô t g e n e s e n s o l t e sîn
1925 vil t o u g e n l î c h e n u n d e a l s ô ,
1955 u n d n â c h ir sehs w o c h e n ,
d a z ez vil lützel i e m a n d ô
als den f r o u w e n ist b e s p r o c h e n ,
â n e eine ir a m m e n b e v a n t .
des s u n s ze k i r c h e n s o l t e g â n ,
hie w a r t ein msere
v o n d e m ich h e r g e s a g e t h â n ,
sâ z e h a n t :
diu g u o t e m a r s c h a l k i n n e
si s e l b e in a n ir a r m n a m
1930 laege eines sunes i n n é .
i960 u n d t r u o g in s u o z e , als ir g e z a m , m i t ir z e m g o t e s h û s e a l s ô .
ez w a s o u c h w â r , si t e t e a l s ô , si lac des sunes i n n é d ô ,
u n d als si ir î n l e i t e d ô
der ir s u n l î c h e r t r i u w e p f l a c
gotelîche hete enpfangen und was von opher gegangen
unz a n ir b e i d e r e n d e t a c .
1965 m i t s c h œ n e m i n g e s i n d e ,
1935 d a z s e l b e siieze k i n t t r u o e ir
dô was dem kleinen kinde
als s ü e z l í c h e k i n d e s gir, als ein k i n t sîner m u o t e r s o l ,
der heilige t o u f b e r e i t ,
und w a s d a z billîch u n d e w o l .
d u r c h daz ez s î n e k r i s t e n h e i t
si leite a u c h a l l e n ir sin
in g o t e s n a m e n e n p f i e n g e ,
1940 m i t m u o t e r l î c h e r l i e b e a n in
1970 s w i e ez i m e d a r n a c h e r g i e n g e ,
und w a s des a l s ô staete,
d a z er d o c h k r i s t e n w j e r e .
als o b sì in s e l b e ie haete
nu d a z sîn t o u f e r e
u n d e r ir b r ü s t e n g e t r a g e n ,
alles sînes dinges w a s b e r e i t , nâch touflîcher gewoneheit
als w i r d a z masre heeren s a g e n ,
1975 er f r â g e t e u m b d a z k i n d e l î n ,
1945 s o n e g e s c h a c h ez w e d e r sît n o c h ê, daz ein m a n u n d ein w î p ie m ê
w i e sîn n a m e s o l t e sîn.
m i t s o l h e r liebe ir h ê r r e n z u g e n ,
diu h ô f s c h e m a r s c h a l k î n gie d a n
als w i r h e r n a c h e r k e n n e n m u g e n
u n d s p r a c h vil t o u g e n l î c h e ir m a n
a n d i s e m s e l b e n msere,
und f r â g e t e in, w i e e r w o l t e ,
1920 eime WN. 22. alle WHNB (ir fehlt) P. gestollet W. 23. erbeit W. 24. zir F, zö zir M. 25. Vil Ν. -liehe FHW, -lieh O. 27. amme NB. 28. Hie F. sa fehlt F. 29. mars. F. 33. sunderliche tr. N, triwen MB, sunder truwe RS. 34. endes M, endis B. 36. suzeliches H, suesseliches O, suezecliches WRSP, innêcliche Ν. 40. mûterliche W. 4 1 . aise M. 4 2 . ie FHRP, fehlt in den übrigen. 44. diz F, de W, die OR, de N. 45. weder fehlt MHBOE. 48. harnach W. 49. diseme W. 1950 Wie M. veterl. HOP. 51. manch M. erbeit W. 52. marsalch F. 53. Nu di F, Nu do de N, Du die B. 54. note FW. 55. nach den sehes MB. 56. gesprochen MWBNORS. 59. selben (= selbe in) F. do nam WOP. 60. trvgen H. zam F. 61. gotis F. 62. alsir M, si fehlt Ρ, als er si in 1. O. 64. opphere HF, von o. was g. M, vnd zu offer w. g. BE (ze oppfer). gangen W. 67. hilige M, heiige WN. 68. durch fehlt MB. er F. 70. ez fehlt H. 71. ez WMHBOP. 73. sines fehlt N, dinges fehlt F. wart OP. 74. gewoneheit MW, gewonh. die übrigen. 77. sózze MBE, hovische F, hùbesche W. mars. F. 78. tugentliche HORS. Der Vers fehlt F. Vnd M. 79. Vnde MF.
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1980 daz man ez nennen solté. der marschalc der sweic lange, er trahte ange und ange, waz namen ime gebsere nach sînen dingen wsere. 1985 hier under sô betrahte er
1990
1995
2000
2005
2010 ime ze lebene wart gegeben; sehen an den trûreclîchen tôt, der alle sine herzenôt mit einem ende beslôz, daz alles tôdes iibergenôz 2015 und aller triure ein galle was. diz masre der daz ie gelas, des kindes dine von ende her, der erkennet sich wol, daz der name rehte als er hete vernomen, dem lebene was gehellesame. wie sin dine allez dar was komen. er was reht, alse er hiez, ein man „seht", sprach er, „frouwe, als ich vernam 2020 und hiez reht, alse er was, Tristan, von sinem vater, wie ez dem k a m und swer nu gerne haete erkant, umbe sine Blanschefliure, durch weihe liste Foitenant mit wie vil maneger triure daz hieze sagen ze maere, ir gernder wille an ime ergie, daz Tristan daz kint waere wie sí diz kint mit triure enpfie, 2025 von der geburteclichen nôt mit welher triure sîz gewan, in sîner töten muoter tôt, sô nenne wir in T r i s t a n . " den sulen wir ez wizzen lân, nu heizet triste triure, ez wart durch triuwe getân. und von der âventiure der getriuwe tete ez umbe daz, sô wart daz kint Tristan genant, 2030 er vorhte M o r g â n e s haz, Tristan getoufet al zehant. ob er daz kint dâ wiste, von triste Tristan was sin name; daz er ez sô mit liste der name was ime gevallesame sô mit gewalte verdarbte, und alle wîs gebasre: daz lant an ime entarbte. daz kiesen an dem m«ere. 2035 durch daz nam der getriuwe man sehen wie trûreclîch ez was, ze kinde sich den weisen an dâ sîn sîn muoter genas; und zôch ez also schöne, sehen wie fruo im arbeit daz ime diu werlt ze Iòne und nôt ze rucke wart geleit; der gotes genâden wünschen sol; sehen wie trûreclîch ein leben
1980 daz kint BN. in heizen F. 81. Der NBE. marsalch F. 82. dahte MBN, gedencht F., trahtete W, trahtet F. nauwe inde ange Ν. 84. sime dinge W, sinem dingen P. 85. Hier F, her M. hervnder P, hie hervnder H, hie vnden NO. so fehlt W. betraht er MW. 87. er ez WN. 88. als sin d. Β; allez fehlt MBNERS. 89. Seht N. frowe sprach er als ich ez ν. MBE, frauwe spach er als ich vern. O. icht N. 91. vmbe mine fröwen bl. MBE. 93. gereiter H, gerende F. 94. daz MBRP. dinge mit truwen RS. 95. si in MBE. 96. nennen MWBNO, nemen E, namen P. wir id Ν. tristran MF. 99. tristrant M. 2000. tristran M. getóffet M. 01. wan W. 02. gevellesam MB, geuallen an E, gehellesam N, geheilsam OP, lobesam RS. 04. dit N, diß R, die S. der mere HO. 05. Sebent WOP (auch in den nächsten Versen). 06. do FWßNOP. 07. sient Β (auch 9 und 11). frö M. serbeit W. 07-14 fehlen S. 09. sehet H. trurigez F, trurich B, trurig E. 9 und 10 fehlen OP. 2010 11. trurigen FBE. 13. cime WO. sloze für ende F. 14. der MBES. 15.VndM. 17. sich ausradiert M, fehlt BNERS. wol fehlt OP. 21. und fehlt MBN. 22. fort. M, foyt. NER, foit. FBS, feit. O, fort. HEP. 24. diz F. 25. geburtlichen FWBNOEP (geburl.) RS (-eher) BO, geburtclichs H. 27. sullen FR Ρ, solle H. wirz M, wirs F. 29. De N. 30. vurte H, vorte N, föchte O. 33 und 34 verderbte: enterbte FB(N). 34. end. HWwP (der Vers fehlt O). 36. des NOERSPw. 39. gots MO. gnaden FWERPw.
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2040 d a z v e r d i e n t e er an d e m w e i s e n w o l .
2070 die i m e dà v o r v e r b o r g e n
N u daz daz k i n t g e t o u f e t w a r t ,
und vor behalten wären,
n a c h k r i s t e n l i c h e m site b e w a r t ,
in d e n ü f b l ü e n d e n j a r e n ,
diu t u g e n t r î c h e m a r s c h a l k î n
d ô al sîn w u n n e s o l t é e n s t â n ,
n a m a b e r ir liebez k i n d e l î n
d ô er m i t f r ö u d e n s o l t é g â n ,
2045 in ir vil h e i m e l î c h e p f l e g e :
2075 in sînes l e b e n e s begin
si w o l d e wizzen a l l e w e g e
d ô w a s sîn b e s t e l e b e n h i n :
und s e h e n , o b i m e sîn s a c h e
d ô er m i t f r ö u d e n b l ü e n b e g a n ,
s t ü e n d e ze g e m a c h e ,
dô viel der s o r g e n rife in a n ,
sîn siieziu m u o t e r leite an in
der m a n e g e r j u g e n d e s c h a d e n t u o t ,
2050 m i t a l s o s ü e z e m flìze ir sin,
2080 u n d d a r t e im sîner f r ö u d e n b l u o t .
d a z sì i m e des n i h t e n g u n d e ,
in sîner ê r s t e n f r î h e i t
d a z er ze k e i n e r s t u n d e
w a r t al sîn f r î h e i t h i n geleit.
u n s a n f t e nider gettaste,
der b u o c h e 1ère u n d ir g e t w a n c
nu sì d a z mit i m haste
w a s sîner s o r g e n a n e v a n c .
2055 g e t r i b e n unz a n sîn s i b e n d e jâr,
2085 und i e d o c h , d ô er ir b e g a n ,
daz er w o l rede und o u c h g e b a r
d ô leite er sînen sin d a r a n
verneinen künde und ouch vernam,
u n d sînen flîz s ô sère,
sîn v a t e r der m a r s c h a l c in d ô n a m
d a z er der b u o c h e m è r e
u n d b e v a l c h in e i n e m w ì s e n m a n ;
g e l e r n e t e in s ô k u r z e r zît
2060 m i t d e m s a n t e er in iesâ d a n
2090 d a n n e k e i n k i n t è o d e r sît. u n d e r disen z w e i n l e r n u n g e n
d u r c h f r e m e d e s p r ä c h e in f r e m e d i u l a n t ;
der b u o c h e u n d d e r z u n g e n
u n d daz er a b e r al z e h a n t
s o v e r t e t e er s î n e r s t u n d e vil
der b u o c h e 1ère a n v i e n g e u n d den o u c h m i t e gienge 2065 v o r aller s l a h t e 1ère,
an i e g e l î c h e m seitspil: 2095 dâ k ê r t e er s p ä t e u n d e f r u o sîn e m z e k e i t s ô sère z u o ,
d a z w a s sîn êrstiu k ê r e
biz er es w u n d e r k ü n d e ,
ûz sîner f r î h e i t e .
er l e r n e t e a l l e s t u n d e
d ô t r a t er in d a z g e l e i t e
h i u t e diz u n d m o r g e n d a z ,
betwungenlîcher sorgen,
2 0 4 0 verdient FWOPw, verdienet HER. 4 1 . Nu daz kint MWw, Dû d. k. BN, Nu daz diz k. FOP, Nun do d. k. RS. 4 2 . christelichem MN, 43. tugenriche M, tugentliche H, tugenderiche Ww. marsalkin F. 45. heinliche MW. 50. als F. 52. deiner M, deheiner WwP, cheiner F, eynger N. 53. unsanfter F. 55. bis HBNOP, an daz s. F. 56. is O , es P. 59. eine w, einen W. 60. sander M. in do dan MBE, in so dan O , in zehant dan FN, in yetzu d. RS. 61. fromde fromdiv M, frœmde - frœde W, frómde - frómde w, fromde - fromde S. 63. lerne Ww. ane MWwNS. 64. na g. O , noch R. 66. diz Ww. erstev F. Der Vers fehlt O. 67. wisheite Ww. 69. betwunlicher M, betwuncl. B, betwungerlicher W, betwungel. OS, betwungender N, betzwanglicher P. 2 0 7 0 da MBNOEP, do die übrigen. 71. vor verborgen M, vssloszen Β. 73. entstan BO, intstain N, erstan WwF, vf ston P. 74. stan F. 75. In ME. 79. ivgent MBN (-den) O , fügende F. 80. darzu F, dorrete WwR, dort O, derde BN, derte EP, diente S. 83. betwanch FBNORS. 85. ers beg. MBE. 86. vliz ME. 90. dane dehein ME, danne kein HS, dan ens kein B, dan ie dechein F, dan e dech. W, dan ie deh. wP, dan ey geyn O, dan ye kein O , denne ye R. kint fehlt Β. 91. Under Ν, wider Ww. sinen MB. 92. vnd ouch FNRS. 94. seitenspil FHBORP. 96. emezecheit H, emzcheit M, emzicheit F, emezzekeit Ww, emßskait P, enstikeit N, einickeit RS, vliz B, fliß O. 97. ers Ww, erz ein w. B. des F, sin O. 99. und fehlt MHBNOES. morne WwNORS, mornend E.
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2100 hiure w o l , ze j â r e b a z . über diz allez lernet er mit d e m schilte und mit d e m sper behendeclîche rîten, d a z o r s ze beiden sîten n o s bescheidenlîche rüeren,
2110
2115
2120
2125
v o n Sprunge ez freche f ü e r e n . turnieren u n d leisieren, mit schenkein s a m b e l i e r e n rehte und n a c h ritterlichem site, hie b a n k e t e er sich o f t e mite, w o l s c h i r m e n , s t a r k e ringen, w o l l o u f e n , sère s p r i n g e n , d a r z u o schiezen den s c h a f t , d a z tete er wol n â c h sîner k r a f t . o u c h hcere wir diz maere s a g e n , ez gelernete birsen u n d e j a g e n nie kein m a n s ô w o l s ô er, ez waere dirre o d e r der. aller h a n d e hovespil diu tete er w o l und k ü n d e ir vil. o u c h w a s er an d e m lîbe, d a z jungelinc v o n w î b e nie sasleclîcher w a r t g e b o r n . sin dine w a s allez û z e r k o r n beide an d e m m u o t e u n d an den siten, nu w a s a b e r diu saslde u n d e r s n i t e n mit w e r n d e m s c h a d e n , als ich ez las, w a n er leider arbeitsaslic w a s . N u sîn vierzehende jâr vür k a m ,
2130 der m a r s c h a l c in hin heim d ô n a m u n d hiez in zallen zîten v a r n u n d e rîten, e r k u n n e n liute u n d e lant, d u r c h d a z im rehte w ü r d e e r k a n t , 2135 w i e des landes site waere. diz tete der lobebaere s ô lobelîchen u n d e a l s ô , d a z in den zîten u n d e d ò in a l l e m dem riche 2140 nie kint s ô tugentlîche gelebete a i s e T r i s t a n , al diu werlt diu t r u o g in an f r i u n d e s o u g e und h o l d e n m u o t , als m a n d e m billîchen t u o t , 2145 des m u o t n i w a n ze f u g e n d e n s t â t , der alle u n t u g e n d e unmaere h â t . In den zîten unde d ô k a m ez v o n â v e n t i u r e a l s ô , d a z v o n N o r w a s g e über sê 2150 ein k o u f s c h i f u n d dekeinez m ê in d a z lant ze P a r m e n î e k a m und sîn g e i e n d e d à g e n a m und ûz gestiez ze K a n o ê l vür d a z selbe k a s t ê l , 2155 da der m a r s c h a l c ze staete sîn w e s e n û f f e haste und sîn junchêrre T r i s t a n , nu d a z die f r e m e d e n k o u f m a n ir m a r k e t heten ûz geleit,
2 1 0 0 hiute FR. vnd morgen F. 01. Vber M B E . daz WwOP. so 1er Ww. 05. wesch. F. 06. Sprüngen WBNOERSP. rehte W, zu Sprüngen N. 07. turnein FW, tornoyen O, trucken RS. lassieren F W N , laiss. O , lais. P, lasyeren RS. 08. samlieren F, sammelieren B, samiliren E , schabilieren W. 09. und fehlt MBOE. 10. sich selben MB, s. selber E. 11. sere springen MBE. 12. starche ringen MBE. 14. mit s. kraft W. 15. Ouch N . hören WBEP. dirre mere F, das zu mere H, die mere O, de m. Ν, das m. P. 16. er lerente M, er lernte B , er gel. FH, es engel. ONP. 17. dehein MW. als er M B N O P , also er R, baz denne er W. 20. chond ir ν. F, kund er vil WR. 21. amme libe W, am 1. P. 23. schöner Μ, so schone B, so schöner £ , seliger WNRSP. 2 5 . beidiv W. dem fehlt F, dem zu den verb. O, de WBN. dem siten FOP. 26. fehlt O. N u M. di selde aber FB. 27. werdem W, werenden F, fremdem RS. ichs F, icht B , ez fehlt W. 28. wander FWRS, want he N, want er O , wann der P. 29. d o MB, fehlt E. 2 1 3 0 in do heim n. WBR, do fehlt FP, hin fehlt NO (in in heim n. P); da H. 33. erkennen FHBNORSP. 36. lobenbere OP. 42. trüge H. im zu in verb. Β, im FNOR (in S fehlt der Vers) P. 43. ougen FWP. 44. billiche H , bilichen M, billenclichen B. 45. tugende HWR, tugent OS. 46. umare M . 4 7 . in MOEP. 48. von geschihte MBE. so FOS. 49. normädie N , normande R, normandie S, norwegen BOP. 50. nehenz M , Cheines F, dekeinez H, geynes N, keines ORS, kains P, niehtis B, nichts £ . 52. do HFOP. 56. s. weizen H, uffe sin wesen h. W. ufe M. 57. herre F. 59. Ir M.
38
2160 vil schiere w a r t ze hove geseit, w a z dâ k o u f r â t e s wasre. hier under k ä m e n m«ere Tristande ze unheile: dâ warren valken veile 2165 und ander schœne vederspil. und w a r t des mseres alsô vil, biz zwei des marschalkes kint (wan kint der dinge flîzec sint) under in zwein w u r d e n inein, 2170 daz sì Tristanden zuo zin zwein, ir w â n b r u o d e r , nâmen und an ir vater k ä m e n und bäten den bihanden, daz er in durch Tristanden 2175 der valken k o u f e n hieze. der edel R û a l lieze und haete ez nòte verlân, ez enmüese allez viir sich g â n , des sîn friunt Tristan baete, 2180 w a n er in werder haste und bôt ez baz im einem danne aller der dekeinem v o n lande odr von gesinde. sîner eigenen kinde 2185 w a s er sô flîzec niht sô sin. dar an tete er der werlde schîn, w i e v o l l e k o m e n e r triuwe er p f l a c , w a z tugende und êren an im lac. er stuont ûf unde nam zehant
2190 sînen sun Tristanden an die hant nâch vil väterlichem site, sine ander siine giengen mite und dâ zuo hovegesindes vil, die sô durch ernest sô durch spil 2195 in volgeten unz an den kiel; und s w a z ieman dâ geviel, dâ in sin wille zuo getruoc, des vant er umbe k o u f g e n u o c , kleinœde, sîden, edele wât: 2200 des w a s dâ rät über rät. ouch w a s dâ schœne vederspil, valken pilgerine vil, smirline und sperwasre, habeche, mûziere 2205 und ouch in röten vederen: von disen ietwederen vant man vollen market dâ. Tristande hiez man k o u f e n sä valken unde smirlin. 2210 die sine bruoder solten sin, den w a r t ouch dâ g e k o u f t durch in. man g e w a n in allen drin swes iegelicher gerte. nu man si d ò gewerte 2215 alles, des si w o l t e n , und dannen kêren solten, v o n âventiure ez d ô geschach, daz Tristan in dem schiffe ersach ein schâchzabel hangen,
2160 ez wart MBE. 62. her under H, har vnder P. 66. der m ¿ere W, der merê N O , des marketes MHBE. harte vil MBE, aise vil WP. 67. unz E des marschalketes H (vgl. 66). 68. wand(e) FW, want Ν. 69. enein MW. 70. zò in MFBNOP. 72. an fehlt B. vn fur W. 73. Vnd baeten ME. behänden FW. 74. daz einen ME, daz er einen B. 75. gelden N. 76. ruwal ORS. verliezze MB (niht v.), node leise Ν. 77. noete W, noten F, noede O, ungerne MBNE. lan M, gelan B (korr. aus f s lan) E. 78. nemôse M. 79. iuncherre MBE. tristan fehlt MB. 80. wand FW, want N. werden W, wert N, werde EP. 81. einen MFBNERS, eime HOP. 82. dene M, denne WP. deheinem MW, dicheinen F, dekeime H, dehainen E, geynen N, keyme O, enkeinen ß, dekainemeP. 83. vnd H. 84. eigen WHBOEP, sinen eigenen kinden f. 87. volchommer F\ volkumen 5 B. 88. tugent FO. 89. He N. 2190 tristranf, tristan HBOE. sun fehlt W. 92. die g. MWBERSP. 93 und 94 fehlen N. 93. dar MHBOP. 94. die fehlt W. so fehlt MBE. hernist F. die d. s. MB. 95. ime HW. biz BN. 96. ie manne MBP, iemant RS. 98. da gnûg WN. 99. chleinode MFB, cleynode N, cleinote HP, kleinot W, cleynoit O, cleineter RS, ciainet E. edel FHBNORSP. 2201. Ouch MFBE. 02. pilgrime F, pilgerime W, bilgerine MBERSP. 03. sperbere FSP, sparw. M. 04. hebeche F, hebich WBORSP. vnd HNRS. 08. tristan FWB. 10. brudere Fz. 11. ouch fehlt P. d. w. gek. och d. in ME, d. w. ouch gek. d. in FBNORS (kouft F, gegolde N). 12. trin H. 17. Von N. ungeluke M, ungelúcke BE. 18. schefe M. 19. sahz. F, schafz. W, schacscavel H, scahz. z, schaz. N, schätz. O, schochz. RS, schachzagel P.
39
2220 an brete und an den spangen vil schöne und wol gezieret, ze wünsche gefeitieret. dà bi hienc ein gesteine von edelem helfenbeine 2225 ergraben wol meisterliche. Tristan der tugentrîche der sach ez flîzeclîchen an. „ei", sprach er, „edelen k o u f m a n , sô helfe iu got! und kunnet ir 2230 schâchzabelspil? daz saget mir!" und sprach daz in ir zungen. nu sähen sì den jungen aber noch flîzeclîcher an, d ô er ir spräche reden began, 2235 die liitzel ieman künde dà. sus begundens an dem jungen sä merken elliu sìniu dine, nu gedûhte si nie jungelinc sô sasleclîche sîn getân 2240 noch alsô schœne site hân. „ j a " , sprach ir einer, „friunt, ir ist under uns genuoc, die disen list wol kunnen; wellet irz besehen, sô mag ez harte wol geschehen: 2245 wol her, sô wil ich iueh bestân." Tristan der sprach: „diz sî getân!" sus sâzen sì zwêne über daz spil. der marschalc sprach: „Tristan, ich wil wider ûf ze herbergen gân;
2250 wiltû, du maht wol hie bestân. min ander süne die gên mit mir; sô sî dîn meister hie bì dir, der neme dîn war und hiiete din." sus gie der marschalc wider în 2255 und sin liut al gemeine, niwan Tristan al eine und sîn meister, der sîn pflac, von dem ich iu wol sagen mac vür wâr, als uns diz maere seit, 2260 daz knappe nie von hövescheit und von edeles herzen art baz noch schöner geedelt wart, und was der Kurvenal genant, er hete manege fügende erkant, 2265 als er dem wol ze 1ère zam, der ouch von sîner 1ère nam vil manegiu tugentlîchiu dine, der tugentrîche jungelinc, der wol gezogene Tristan, 2270 saz unde spilte vür sich an sô schöne und sô hôfschlîche, daz in gemeinlîche die fremeden aber an sähen und in ir herzen jähen, 2275 sine gesashen nie dekeine jugent gezieret mit sô maneger tugent. swaz fuoge er aber an der stete mit gebaerden oder mit spil getete, daz was in dà wider als ein wint.
2 2 2 0 ein MHBS. Stangen FP. 21. vil fehlt W. und wol fehlt MBE. 22. gefranzieret W, gefait. gefat. O, gefieret N, gefurmyeret R, gefanieret S, gefogitieret £ , gefeturiert P. 23. Da F. 6. gótem M, gutem ß , guttem E. 26. tugentliche H, tugende riche MWzOE. 28. er sprach ir edelen k. MBERSP, er sprach er edele k. P; edel HN, edeler W. och N. 29. gehelfe H , helfiv M. und fehlt WNRS. k ü n d e t mir zu k u n n e t ir verb. F, k ü n d e t mir Β. 31. Vnd ME. daz fehlt MHBE. in fehlt RS. 34. rede sprechen F, reden fehlt z. 35. c h u n d a e M. 36. nu beg. si MBE. den FWPz. 38. nu enged. H, nu end. OP. si der iung. W. 4 0 . so MB. 41. la BN(Ja). 42. under uns fehlt N, genuoc fehlt RS, gnúc u. u. ζ. den MHBE. 43. welt Wz, wilt O . 46. diz MHP. der fehlt FWBzNOERSP. 47. Sus N . dez M. vberz. z. 4 9 . herberge HRSP. 2 2 5 0 51. gan FW, gant ζ. 5 2 und 53. dein F. 53. u n d st. der NP. 54. Kapitelzeichen Β. 55. Vnd ME. 56. niwan F, n u w a n W, n i u w a n z, n u w e n R, neyt w. N, nit w a n n PS, w a n ME, ane B, nye d a n O . altirseine Β, altersaine E. 59. daz BzP, die ORS, de N . 60. hohseit H, húbescheit W, hivbischeit zO. 62. gebilt F, geteilt O , gedichte R, gediechte S, tailet P. 63. er w a s c. MBE, der fehlt auch NP. 64. tugende HWP, tugend F, tugent zB. 65. k w a m F, k a m WNORS. 68. Der F H . tugentliche HW, tugende r. z. 70. wivr F. 71. hofeliche M, hovel. HBNE, hoffl. P, hovischl. F, hovesl. O , húbesl. W, hivbscl. z, hubschl. RS. 72. geminnecliche H, gemeynecl. O , gemeinecl. RS, gemayncl. P. 73. aber fehlt W. 75. niene heine M . 76. so mit FRSP. 77. Wat vugê Ν, gefuger aber W, vügen zB, fugen RS. 78. geberde WzN. 79. in fehlt z.
40
2280 si n a m des w u n d e r , d a z ein k i n t
2310 unz sî si h e t e n v o n d e m v a r
sô manege spräche künde:
w o l eine g r ô z e mîle b r â h t .
die fluzzen i m e ze m u n d e ,
w a n j e n e die w ä r e n v e r d â h t
d a z sîz è nie v e r n â m e n ,
an ir spil s ô s è r e ,
an s w e l h e stat sì k ä m e n .
d a z sì d ò n i h t e s m è r e
2285 der h ö f s c h e h o v e b a s r e
2315 n i w a n ir spiles g e d â h t e n .
lie sîniu h o v e m a î r e
n u sîz d ô v o l l e b r â h t e n ,
und fremediu zabelwortelîn
sô d a z T r i s t a n daz spil g e w a n ,
u n d e r w î l e n fliegen î n :
u n d er sich u m b e s e h e n b e g a n ,
diu s p r a c h er w o l u n d k ü n d e ir vil, 2290 d à m i t e sô zierter in sîn spil.
d ô s a c h er w o l , w i e z w a s g e v a r n . 2320 n u g e s â h e t ir nie m u o t e r b a r n
o u c h s a n g er w o l ze prise
s ô r e h t e leidegen als in:
schanzûne und s p « h e wise,
û f s p r a n g er und s t u o n t u n d e r in.
refloit und stampenîe.
„ a c h " , s p r a c h er, „ e d e l e n k o u f m a n ,
al s o l h e r c u r t o s î e
d u r c h g o t , w a z g â t ir mit m i r a n ? "
2295 t r e i p er vil u n d s ô vil a n ,
2325 s a g e t , w â w e l l e t ir m i c h h i n ? "
biz a b e r die w e r b e n d e n m a n
„ s e h t , f r i u n t " , s p r a c h e i n e r u n d e r in,
ze r â t e w u r d e n u n d e r in:
„diz e n m a c nu n i e m a n b e w a r n ,
k u n d e n s in i e m e r b r i n g e n hin
ir miiezet h i n n e n m i t uns v a r n .
mit dekeiner slahte sinnen, 2300 si m ö h t e n sin g e w i n n e n
g e h a b e t i u c h w o l u n d sît f r ô . " 2330 T r i s t a n der a r m e der h u o p d ô
g r ô z e n f r u m e n u n d ère.
s ô jaemerlîchez k l a g e n a n ,
und biten ouch dò niht mère,
daz K u r v e n a l , sîn f r i u n t , b e g a n
si g e b u t e n ir r u o d e r a s r e n ,
mit ime von herzen weinen
d a z sì b e r e i t e w î e r e n , 2305 u n d zugen si s e l b e ir a n k e r î n ,
und solhe klage erscheinen, 2335 daz al daz k i e l g e s i n d e
als ez der rede n i h t s o l t é sîn.
v o n ime u n d v o n d e m k i n d e
si stiezen a n u n d f u o r e n d a n
u n m u o t i c w a r t u n d sère u n f r ô .
s ô lîse, daz es T r i s t a n
K u r v e n â l e n s a z t e n si d ô
n o c h K u r v e n a l nie w a r t g e w a r ,
in ein vil k l e i n e s c h i f f e l î n
2 2 8 0 daz über getilgtem umbe M. 83. ez fehlt WNRSP. d. si des ye nye O. 84. sie ie H, sie da qu. OP. 85. lobebare M, louebere B, lobebere E. 87. schachzabelwortelin FRS, schachw. Nz. 89. Div M B E . künde der O , kund er P, kunder Wz. 90. so fehlt MB. in fehlt MFBNzERS. ir spil WOP. 91. Och N. 92. stanzne F, schatizune E, scanzune z, Selzen N, schansene R, sansene S. vreymde N, frömde £ . 93. gefluyttet N, rofluit R, reflint (!) S. stamponie Mz, stampanye R, stanpnie S, stampie N. 95. der FzNRS. als vil F, so fehlt O . 96. unz F, dat N. der w. m. WRS(N), werwenden F, vreymde N. 97. do gedahten F. 98. mohten MBE. sin MFBz. brigen M. 99. keiner HzB. 2 3 0 0 . mähten M. 01. vrum F, frum W, vromen HNO. 02. da FWOP, fehlt BRS. nimere MHRS. 03. róderaen M, rüderen Ν, brüdern RS. 04. bereit FWzOP. 05. si fehlt FzNO. hanker F. 06. ez fehlt FzNO. iht ME. 07. Si FN. 08. ez H Wz, id Ν, er F. 2 3 1 0 biz MHzBNOERSP. der var M'FBNRS. 11. ganzze MBE. 12. wand WzN. die fehlt FRSP. si zN. bedaht FW*. 14. doch niht mere W, do neyt mere Ν, da nit m. OE. 15. Niw. M. wan zB. an ir spil zRS. 16. do siz do W, do siit do Ν, do si id v. Β, nu sis ν. Ρ, nu si daz f. O , do si RS. daz ORS. 20. nvneges . H . 21. ledic F, leidic z, leidich N, leydig R, leidig S, laidig EP. 22. uf stönder u. i. MB, nun st. er vff u. i. E, uf stund er vnd stund u. i. F. 23. owe MBE. er fehlt HF. edel(e) MNOP. 24. durch got fehlt MB. waz Wunders get ir m. m. a. MB, w. w. vachen ir m. m. an E. gant FH, gat ζ. 2 5 - 2 4 5 4 fehlen RS. 25. s. an Mz. weit MF, wolt HP, wellent W, wildir B, willet O; mit mir NB. 26. friunt fehlt F, steht am Rande O. wider in H. 27. diz ne magiv niem. bew. M, diz mach Fz(-g)B, dit mach N. nu fehlt B. 28. ir mözzet M, ir enmuesent H, ir múzent W. mit uns h. FWzNOP. heym Β. 29. iuch eht wol H, ewch recht w. P. weset H. 3 7 vnmötch M, unmutik F, unmuzich Β, unmussich N O , vnnutzig P. wurden MBE. sere fehlt MBEP. 38. satten Η. 39. chleines FWzNOP.
41
2340 und leiten zuo zim dar în ein ruoder und ein kleine brôt ze der verte und ze der hungers nôt und sprächen, daz er kêrte, swar in sîn muot gelêrte, 2345 Tristan der müese hin mit in. mit der rede fuoren si hin und liezen in dà swebenden, in manegen sorgen lebenden. Kurvenal swebete ûf dem sê; 2350 in manege wîs sô was im wê: wê umbe daz michel ungemach, daz er an Tristande sach; wê umbe sîn selbes nôt, durch daz er vorhte den tôt, 2355 wan er niht varen künde noch es nie dà vor begunde. und klagende sprach er wider sich: „got hêrre, wie gewirbe ich! ine wart alsus besorget nie. 2360 nu bin ich âne liute hie und enkan ouch selbe niht gevarn. got hêrre, dû solt mich bewarn und min geverte hinnen sîn. ich wil ûf die genâde dîn, 2365 des ich nie began, beginnen: wis mîn geleite hinnen!" hie mite greif er sîn ruoder an, in gotes namen fuor er dan und kam in kurzer stunde,
2370 als es im got gegunde, wider heim und seite msere, wie ez gevaren wasre. der marschalc und sîn saslic wîp, diu beide leiten an ir lîp 2375 sô jéemerlîche klagenôt, und wajrer vor ir ougen tôt, daz in diu selbe swasre niht näher gangen wasre. sus giengen sì dô beide 2380 in ir gemeinem leide und al ir ingesinde nach ir verlornem kinde weinen ûf des meres stat. manee zunge dâ mit triuwen bat, 2385 daz got sîn helfe waere. dà wart mane klagemaere: ir klage was sus, ir klage was sô; und alse ez an den âbent dô und an ein scheiden muose gân, 2390 ir klage, diu ê was undertân, diu wart dô gar einbasre: si triben niwan ein maere, si riefen hie, si riefen dort niht anders wan daz eine wort: 2395 „béas Tristan, cûrtois Tristan, tun cors, ta vie a dê cornant! dîn schœner lîp, dîn süeze leben daz sì hiute gote ergeben!" In disen dingen fuorten in
2340 zó im M, zu im NBO, zv im F. 41. cleynez BPn, halbez F. 42. zu ir F, zer zBNti, zur EP. hungernot WzNnO. 43. Vnd Λί£. 44. lerte zE, kerte F*, begerte n. 45. der fehlt MWBNEP. 46. so kerten si hin W, si f. hin MBE, si fürten in m. d. r. h. N , vnd furtten m. d. r. h. n. 47. Küruenalen leissen si sw. N « . 4 7 «. 48 swebende : lebende zOPn, sweuen : leuen N. 49. kvrv. MBE. 50. man(i)gen w. Ma. so fehlt FBNn. 51. we fehlt WP. 52. tristranden FN, tristanden O. 54. wolte P, wrhte H, forte N O . 55. wand FWzN. 56. wan ers ME, vnd ers Β, noch ers Ρ, es fehlt Nn (noch nie do faren beg. η). 57. und fehlt MBNnOE. all cl. O . 58. ouwe got wie z, owe g. h. die übrigen außer MBE. o wie HWaO. v s derbe O , erstirb P, doyn N, tun n. 21. ich enwart HWzP. 60. ouch bin ich N, das ich bin «. 61. enkan FHzaOP. varn zN. 63. geleyde N , geleide O, gelerte P. 65. niht chan M, nit kan BE. 67. Hey Ν, Hie auch a. 69. stunden F W (kurzen nur W). 2370 es fehlt F, über der Zeile P. gunde OBP, do gunde FzNn, begunde W. 72. ergangen FBE. 73. sin wip MBE. 74. de keirden beyde N, die bede kertten n. beidiu Ma. 75. iamerl. MaF, So iamerlicher E, -liehen N. 76. und fehlt MBE. 78. geganen M, gegangen WBzE, gende F, gaynderN. 79. und 80. fehlen F. 79. Sus NB, alsus n. da OP. Hi. und 82 fehlen W. 81. allem F, alles ir zn, alle ir Ff, allir a. gesinde HzNn. 83. fehlt F. weinende N, weineden n, weinende WzE. mers st. Wa, merst. MB, merest. E. 84. do Nn. 85. helffer On. 86. eyn(e) kl. Nn. 87. sus vn so MB«, sunst v. s. E, sus vnd was also O. 90. die (ê fehlt) H, diu ê fehlt F vnder getan Fn. 91. da W. 92. si triben do η. e. m. F (da) H W (entriben) zO (dar) P (da), do auch a. 94. anders fehlt OBP. 95. tristant (beidemal) Ha WNOn, tristan - tristant zB. 96. ton F. de vita Nn. dev FNn. cumant FNnz, cômant a. 97. schor M. suzes FzBO. Nach 98. dus statt sus N. sin ... noch η. 9 9 - 2 4 3 4 fehlen in Nn, statt dessen in N: Dat kufschif dat voir allit hin Tristant. de hadde sinen sin vil na verloren inde sin leuen dit begúnde in starke vorte geuen do si dit hadden gedreuen inde in deme iamere sus bleuen. In n:... kauffschieff das alles fur hyn Tristrant der het synen sin noch verlorn und sein leben ... begunde in starcke forchtte geben. 99. kein Absatz FzM.
42
2400 die N o r w e g e n allez h i n
2430 i e z u o d a r u n d iesâ wider,
u n d h e t e n ez a l s ô b e d â h t ,
ir a l l e r k e i n e r k ü n d e
si hasten a n i m v o l l e b r â h t
noch enmohte keine stunde
ir w i l l e n allen u n d e ir ger.
û f sînen fiiezen g e s t â n .
d ô w i d e r s c h u o f ez allez der, 2405 der elliu dine b e s l i h t e t ,
a l s u s s ô w a s ir l e b e n g e t â n 2435 w o l a h t e t a g e u n d a h t e n a h t ,
beslihtende berihtet,
hie v o n s o h e t e n s a l l e ir m a h t
d e m w i n d e , m e r u n d elliu k r a f t
vil n â c h v e r l o r e n u n d e ir sin
b i b e n d e sint d i e n e s t h a f t .
nu s p r a c h ir e i n e r u n d e r in:
a l s der w o l t e u n d d e r g e b ô t , 2410 d ô h u o p sich ein s ô m i c h e l n ô t
„ir h ê r r e n a l l e , s e m i r g o t , 2440 m i c h d u n k e t , diz sì g o t e s g e b o t
v o n s t u r m w e t e r e û f d e m sê,
umbe unser angestlîchez leben;
d a z si alle s a m e t in s e l b e n m ê
daz wir sô kûme lebende sweben
e n m o h t e n n i h t ze s t a t e n g e s t a n ,
in disen t o b e n d e n ü n d e n ,
w a n d a z si et ir s c h i f liezen g â n ,
deist n i w a n v o n den s ü n d e n
2415 d a r ez die w i l d e n w i n d e t r i b e n
2445 u n d v o n den u n t r i u w e n k o m e n ,
u n d si selbe â n e t r ô s t b e l i b e n
daz wir Tristanden hân genomen
u m b e ir lîp u n d u m b e ir l e b e n ,
sînen friunden r o u p l î c h e . "
si h e t e n sich m i t a l l e e r g e b e n
, , j â " , s p r â c h e n s al g e l î c h e :
a n die vil a r m e n s t i u r e , 2420 diu da h e i z e t a v e n t i u r e :
„ s i c h , dû h â s t wâr, ez ist a l s ô . " 2450 hie m i t e b e r i e t e n sì sich d ô :
si liezen ez a n die g e s c h i h t ,
m ö h t e n si stille v i n d e n
w e d e r si genseren o d e r n i h t ,
an w a z z e r u n d a n w i n d e n ,
w a n ir dinges w a s n i m ê
d a z si ze s t a d e g e s t i e z e n ,
w a n daz si m i t d e m w i l d e n sê 2425 û f als in den h i m e l stigen
d a z si in vil g e r n e liezen 2455 f r î l î c h e , s w a r er w o l t e , g â n .
u n d iesâ w i d e r n i d e r sigen
u n d iesâ d ô diz w a s g e t â n ,
als in d a z a p g r ü n d e .
daz diz ir aller wille w a r t ,
si t r i b e n die t o b e n d e n ü n d e
d ô w a r t ir k u m b e r l î c h i u v a r t
w î l e n t û f und w î l e n t nider,
g e s e n f t e t a n der s t u n d e :
2 4 0 0 norwagen M, norwege F. 02. hetin a. 04. iz F. 05. Der ME. alle F, alliu Hz. slihtet ME, v s slichtet B. 06. slihtende ME, vnd slicht. B. v'richtet B. 07. wasser O. vnd ir chraft F, alle kr. O , vnde kr. B, aller er. P, alle gescaft z. 08. bibenende Ha, behende F, blibende O , lebende P. 09. also a, alse Hz. und er gebot MO, vnde g. FB, vnd do geb. W. 10. so fehlt MFBE. 11. vfl sturmete W, von stormwete O , von sturmwerere F. 12. sament MBE. nie FOP. de sallesamet az. 13. ze dehein st. m. g. Wz (keinen). 14. w. d. se ir schif et I. g. M, de seht z, dasset a, daz si sit H, daz ir seh. oht FE (och); eht fehlt BO, nur P. 15. wilde FHaBO. 20. heissen(t) OP. 23. Si F. 22. genaesen a, genaren M, genesen die übrigen. 23. wand FWz. niht me FWzBO. 24. uf W. 25. als uf W. die himele MBE. 26. zehant FB, dan E. 27. als si daz a. F. 28. den tobenden F. winde OE. 29. wilen BP, wilent - wilen M. 2 4 3 0 iezv a, ieze Wz, iezu F, yeze O, yetzun P, jezúnt B. iasa M, zehant B, also £ . 32. unde nemohte M, On enm. BE. 33. bestan F. 38. Nu Fa. Kapitelzeichen auch HB. 39. Ir Ν. sammir WHaB, sa mir F, se mir M, semmir zn, so mir NOE, samne P. 41. angesl. M, engesl. z. 42. sus F, lebende fehlt F. swewen F, gesweben £ . 43. In ME. winden F'WOEP. 44. diest M, dest a, deist Hz, daz ist die übrigen. 46. haben FP, hand E. 48. alle g. FBOEP. 49. sich fehlt BNOE. im ist a. MBE. 51. stelle F. 53. ze fehlt n, zu lande st. N. 54. daz fehlt n. we gerne si in N; sin azW. 55. -liehen FzBNnO. 56. zehant FN. daz MFzBNnRS. wart MBERS. 57. daz es F, do dit Nn. 58. chvmberliv M. 59. gesenftert Wz.
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2460 wint unde wâc begunde sich sâ zerlœsen und zerlân, daz mer begunde nider gân, diu sunne schînen lieht als ê. hie mite enbitens ouch dô nimê, 2465 wan der wint hete sì geslagen innerhalp den ahte tagen in daz lant ze Kurnewâle und wären zuo dem mâle bî dem stade sô nahen, 2470 daz sin bereite sähen
2490 sô vil giiete als an dir ist, vil siiezer got, sô bite ich dich, daz dû genâde wider mich und dîne güete noch begast, sît daz du des verhenget hast, 2495 daz ich alsus verfiieret bin,
2500 und stiezen uz ze lande aldâ. Tristanden nâmen si sâ und sazten den ûz an daz lant und gäben ime brôt an die hant 2505 2475 und ander ir spîse ein teil. „ f r i u n t " , sprächen sî, „got gebe dir heil und müeze dînes lîbes pflegen!" hie mite sô butens im alle ir segen. und kêrten iesâ wider dan. 2510 2480 Nu wie gewarp dô Tristan? Tristan der eilende? ja. dà saz er unde weinde aldâ; wan kint enkunnen anders niht wan weinen, alse in iht geschiht. 2515 2485 der trôstelôse eilende der vielt ûf sîne hende ze gote vil inneclîche; „ e i " , sprach er, „got der rîche, sô rîche dû genâden bist,
und wîse mich doch noch dà hin, dà ich bî liuten müge gesîn. nu warte ich allenthalben mîn und sihe niht lebendes umbe mich. dise grôze wilde die fürhte ich: swar ich mîn ougen wende, da ist mir der werlde ein ende; swâ ich mich hin gekêre, dane sihe ich ie nimêre niwan ein toup gevilde und wüeste unde wilde, wilde velse und wilden sê. disiu vorhte tuot mir wê; über daz allez sô fürhte ich, wolve unde tier diu frezzen mich, swelhen ende ich kêre. ouch sîget der tac sère gegen der âbentzîte. swaz ich nu mê gebîte, daz ich von hinnen niht engân, daz ist vil übele getân; ich enîle hinnen balde, ich benahte in disem walde und enwirt mîn danne niemer rät.
2460 winde vnde wage FH, winde unde wac an. 61. da FB, do E, fehlt NnO. zelosen MB, zul. Ott, zerlausen P, zerlanssen E, erlùsen Ν, zelan M, zulon η, zergan F, zergon Ρ, zurgan O, zegan Β, erlain Ν. 62. des mères vnden ζ. wider gan FR, sich nider 1. OS. 63. schein WNOE, schein in B, lihte schinen F, schine η, schin P. 64. mite fehlt OP. biten MFn, beiten B, baitteten E. och M. ouch do fehlt FBNES, do fehlt WnzO. niht me FWBNnOEPz. 65. getragen OP. 66. innerthalp WOa, innertalp H, inreth. z. 67. In ME. 70. daz ein insel s. O, dat si id ges. Ν, das sie es 1. s. P, daz si b. s. MHWBERS, daz sin b. s. azF. 71. stezzen M. ûz fehlt B. zem 1. M, zu dem 1. BE. da (do) FORSP. 73. in FNO. an den 1. z. 74. in MER. 75. andser a. vnd ir spisen F, spisen auch B. 78. so fehlt FWBNnOEP. alle fehlt NESP, alle im B. den s. ERP. 79. zehant FN, also E. 80. nu MWzNOEP. 82. sa W, so RS. he weynende Nn. 83. wand FWN. en fehlt MHa. 84. niuwan Ha, swäne ß, wan η. 85. Der Nn. trostl. HaBOP. 86. vil WRSn. húf Β. 2490 so vil so F, so v. g. so N, als fehlt B. 93. genade MBE. 96. doch fehlt O. noch fehlt WS. 97. sin FOS. 2500. die fehlt WENS. 01. Swar MB, Wa £. ouge F. 03. hude B, hût E. kere FBRS. 04. da ens. FWOP. ie fehlt HO. ich fehlt P. niht mere FWBNOEP. 09. vurhtich FBP. 10. diu fehlt W. 11. enden FH'WBR. hin kere FRS, gekere HWNOP. 12. di sunne F. 13. hin gegen F. 14. mer bite F. 17. nu ile O. 19. en fehlt MBOP.
44
2520 n u sihe i c h , d a z hie bî m i r stât
2550 daz ez n i h t w î z e r k ü n d e sîn.
h ö h e r velse u n d b e r g e vil:
hie m i t e b e r e i t e er sich d ô
ich waEne, ich û f ir einen wil
w e i n e n d e u n d e sère u n f r ô
k l i m m e n , o b ich i e m e r m a c ,
û f sîne k u m b e r l î c h e v a r t ,
u n d s e h e n , die w i l e ich h â n den t a c ,
d ò i m e diu v a r t u n w e n d i c w a r t .
2525 o b k e i n e r s l a h t e bû hie sì
2555 u n d e r sinen gürtel z ô h e r
eintweder verre odr nähen bî,
sinen r o c ein lützel höher,
dà ich liute v i n d e ,
den m a n t e l w a n d er inein
ze den ich m i c h g e s i n d e ,
u n d leite in û f sîn a h s e l b e i n
m i t d e n ich a b e r v ü r b a z g e n e s e ,
u n d s t r e i c h û f g e g e n der w i l d e
2530 in s w e l h e r w i s e ez d a n n e w e s e . "
2560 d u r c h w a i t u n d d u r c h gevilde. ern hete weder wec noch phat
Sus s t u o n t er ûf u n d k ê r t e d a n .
w a n aise er s e l b e g e t r a t ,
r o c u n d e m a n t e l h e t e er a n
m i t sínen f ü e z e n wegeter,
von einem phelle, der was rich und an gewiirhte wunderlich: 2535 er w a s v o n S a r r a z i n e n
m i t sînen h a n d e n s t e g e t e r : 2565 er reit sîn a r m e u n d sîniu b e i n . ü b e r s t o c u n d ü b e r stein
mit kleinen bortelînen
w i d e r b e r e er allez k l a m ,
in f r e m d e c l î c h e m prise
unz er ûf e i n e heehe k a m .
nâch heidenischer wise w o l u n d e r w o r h t und u n d e r b r i t e n , 2540 u n d w a s der a l s o w o l g e s n i t e n
dâ v a n d er v o n g e s c h i h t e 2570 e i n e n w a l t s t î c â n e slihte
nâch sînem schcenem lîbe,
mit grase verwahsen unde smal.
d a z von m a n n e n o c h von w î b e
den k ê r t e er a n d e r h a l p ze t a l .
e n w u r d e n e d e l e r k l e i d e r nie
er t r u o g in e i n e r i h t e h i n ,
b a z g e s n i t e n d a n n e die. 2545 d a r z u o seit uns d a z maere,
in k u r z e r wîle b r â h t e er in 2575 ûf eine s c h œ n e s t r â z e ,
der selbe phelle er waere
diu w a s ze g u o t e r m â z e
i n g r ü e n e r d a n n e ein m e i e s c h g r a s ,
b r e i t u n d e g e r i t e n h i n u n d her.
u n d dâ m i t er g e f ü l l e t w a s ,
a n d e m s e l b e n w e g e saz er
daz was sô rehte wîz hermîn,
d u r c h r u o w e w e i n e n d e nider.
2 5 2 0 bim s H. 23. beliben W, stigen BE. 25. bö M, borne E, buhe O N . 26. nahe HOP, n. hie bi BP, fehlt WN. 27. Da M. 31. sus MB. 33. eime W. 34. geworhte F. 35. vremedecl. H. 36. wortelinen F, bortelinim H. 37. froenlichen W. 38. heidenscher MHOR, heideschner W. 40. aise WB, als MN, so £ . 41. sime WBO. schonen MBP, schone W, schone O. 4 2 . mannen FNRSP. 43. ne M, en fehlt FB. edelre H, edele N. 44. dan FNO. 45. diz FW, dese N, die OR. 46. phellir er H, pfeller er R, pfeller SP, pfellor E, er fehlt MFWB. 47. noch grôner MBE, grüner FNO. also R, als S. meien MB, maigë E, meyes NOR, morgens S. 49. so rehte fehlt MBE. 2 5 5 0 51. bereitet HW. 53. eine MB, ain E. 55. Vnder MBE. 56. ein michel W. 57. rnandM M. den w. WRS. 58. leiten H. hahselin F. 59. gein MH, gen BP, engegen (ohne uf) F. gewilde BP. 60. waldeM. 61. Ern F. 64. den h. FWORSP. 65. reget F. 68. bis HBNOSP. über F. ein hohe M, einen hohen H, aine hochin P. 71. vervallen F. 73. der MWBNOERSP. tröge M, trvge H, trvg die übrigen. 77. her vnd her F. 79. durch rven F, d. rüwen R, d. rwen P, riuwe H.
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2580 nu truog in ie sîn herze wider ze den friunden und zem lande, dà er die liute erkande: diz truog in grôzen jâmer an. vil j a m e r l î c h e er aber began 2585 ze gote klagen sîn ungemach; ze himele er inneclîche sach: „ g o t " , sprach er, „hêrre guoter, mîn vater und mîn muoter wie hânt si mich alsus verlorn! 2590 owê, wol h a t e ich verborn mîn veigez schâchzabelspil, daz ich iemer hazzen wil. s p e r w a r e , valken, smirlîn, die lâze got u n s a l i c sîn! 2595 die hânt mich mînem vater benomen. von der schulden bin ich komen von friunden und von künden; und alle, die mir gunden gelükes unde guotes, 2600 die sint nu swasres muotes und sère trûric umbe mich, ach, siieziu muoter, wie du dich mit klage nu quelest, daz weiz ich wol; vater, dîn herze ist leides vol: 2605 ich weiz wol, ir sît beide sère überladen mit leide, und owê, hêrre, wiste ich doch, daz ir daz wistet, daz ich noch mit wol gesundem lîbe lebe,
2610 daz w a r e ein michel gotes gebe iu beiden unde dâ nâch mir. wan zwâre ich weiz vil wol, daz ir kûme oder niemer werdet frô, ezn gefüege danne got alsô, 2615 daz ir bevindet, daz ich lebe, aller s o r g a r e rätgebe, got hêrre, nû gefüege d a z ! "
2620
2625
2630
2635
Under diu, dô er sô saz klagende als ich gesaget hân, do gesach er zuo von verre gân zwêne alte w a l l a r e , die wären gote g e b a r e : getaget unde gejâret, gebartet unde gehâret, alsô diu waren gotes kint und w a l l a r e dicke sint. die selben wallenden man die truogen unde heten an lînkappen unde solhe wât, diu w a l l a r e n rehte stât, und ûzen an ir w a t e mermuschelen g e n a t e und fremeder zeichen genuoc. ir ietwederre der truoc einen wallestap an sîner hant. ir hüete und ir beingewant daz stuont wol nâch ir rehte. die selben gotes knehte die truogen an ir schenkelen
2580 trvgen ie H. in fehlt O, ie fehlt P. 81. zu den H RS, ze den WN, zun B, ze F. frivnden M (ohne Verbesserung), künden N. ze FRS (zu). 83. im FN. 84. -liehen MFBNE. aber fehlt NP. 86. ze fehlt MBE. himele FHBNP. -liehen MWNnO, myniglichen P. 87. Got FN. herre fehlt OP. 89. Wie ME. 90. a wie F, ach wie ORSP, wie W, ey wey N, ouwe B. wan MB, fehlt ganz E. 93. sparw. M, sperb. FRP. 95. mir WB. mynë O. mine W, minen MBN. benvmen FHP, genomen MBEnRS. 96. den BNEP. schulde FnOS. chvmen F, kumen n. 97. kinden W. 99. Gelukes M. 2602. a M. siieze fehlt WRS, liebe n, leyue N, du ich zu du dich verbessert BO. 03. kelest W. 05. sint WRP. 07. wesse M, weste FEnP. 08. wesset M, westet FEP. 09. wol fehlt FWNOSP. 2610 11. dar H'WBNOP. 12. vil fehlt FWNOERS. 13. vn MBE. 14. fóge MBNORS. danne fehlt F. 16. sorge W, sorgen BNERSP. 17. gewaege W. 18. under MFWNOP. dem P, des FBNOES. das er do F, du er du B, do er da O, da er do P. 20. sach MBNOERP. verren HBOP, feien S, verne E. 22. gote gebaere M, g. gebere HBP, gotebere die übrigen. 23 und 24 geieret : geheret H. 25. aise WBN. waren di F. 26. wellere H. 27. Die FNRS. wallende FBP, wandelende NO. 31. wat F. 32. die musch. MBE vier musch. F. genat F. 33. Vnde ME. 34. ietweder HBP, -dere F, iegelich(er) NO. 35. in MBP.
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2640 lînhosen, die obe ir enkelen wol einer hende erwunden, nàhe an ir bein gebunden, füeze und enkele wären blôz vür den trit und viir den stôz. 2645 ouch truogens über ir ruckebein, dar an ir riuwic leben schein, geistliche stände palmen, ir gebet unde ir salmen und swaz si guotes künden, 2650 daz lâren si an den stunden. Tristan dà mite und er si ersach, vorhtliche er wider sich selben sprach: „genaedeclîcher trehtîn, welch rät gewirdet aber nu mîn? 2655 jene zwêne m a n , die dort her gânt, ist daz si mich ersehen hânt, die mugen mich aber wol v â h e n . " nu si ime begunden nähen und er ir dine erkande 2660 an staben und an gewande, zehant erkande er wol ir leben und begunde im selben herze geben, sin gemiiete wart ein Lützel frô. ûz vollem herzen sprach er dô: 2665 „lop dich, hêrre trehtîn! diz mugen wol guote liute sin, ine darf kein angest von in h a b e n . " vil schiere wart, daz sì den knaben vor in sitzen sähen.
2670 nu si ime begunden nähen, höfschliche er ûf gein in spranc, sîne schœne hende er vür sich twanc. nu begunden in die zwêne man vil flîzeclîche sehen an 2675 und nâmen sîner zühte war. guotlîche giengen si dar und gruozten in vil suoze mit disem süezen gruoze: „dê us sal, béas âmîs! 2680 vil lieber friunt, swer sô du sis, got müeze dich g e h a l t e n ! " Tristan geneic den alten: „ e i " , sprach er, „dê benîe si sainte companîe! 2685 sus heilige geselleschaft die gesegene got mit sîner k r a f t ! " aber sprächen ime die zwêne zuo: „vil liebez kint, wannen bistuo oder wer hat dich dà her b r â h t ? " 2690 Tristan der was vil wol bedâht und sinnesam von sînen tagen, er begunde in fremediu masre sagen: „sadigen h ê r r e n " , sprach er zin, „von disem lande ich bürtic bin 2695 und solte rîten hiute ich und ander liute jagen ûf disem walde al hie. do entreit ich, ine weiz selbe wie, den jegern und den hunden.
2640 42. nach W, nah B, na N. 44. vur trit MBE. 45. ruggeb. H, rukebin F. 46. rúwe W, riwe F, ruwe NORS. 47. stende MHBE. balmen MW. 48. ergebet F. SO. laren M, lasen die übrigen. 51. Trist. N. 52. vorhliche MW, vrólichen Β. 54. gewirdet H, gewirt O, mag RS, wirdet oder wirt die übrigen. 58. Nu F. do WN, du B. 60. stehen FWBOP, steuen N, stete S. 62. er beg. W. 63. Sin MBE. 65. ich 1. FBOE. 67. ich enkan W. dehein(e) MW, dechein F. gein in MB, vor in NOP. 68. was F. 2670 do W. 71. hovischlichen F, húbesliche W, hubeschlich B, hüppsclich P, hubschelich R, houetich N. er fehlt F. engegen F, gegen WRS, gen BOP. 74. -liehen MFBN. 78. diseme W. 79. deusal M, deu sal HB, deus saluat R, deus saluet S. 80. swer fehlt MHE, so fehlt BNRS. 81. behalden BNERSP. 82. der neich O, neich BP. 83. dei banie MB. 84. sante F, sanite H, samte O (der dritte Strich des m rot unterpunktet und rot durchstrichen), samten B, sampte EP, sente NRS. 85. hilech M. 86. segene M, segen FE. 87. Aber FBN. 89. da fehlt FNO. 90. der fehlt BNO. vil fehlt W. 92. den begond er beinende chlagen F. 93. Heilige N. 94. disme MB. 95. solden F, sulten S. 98. da F. ich fehlt W. ine fehlt F. niht selbe F.
47
2700 die die waltstîge künden, die gefuoren alle baz dan ich: wan âne stîc verreit ich mich, unz daz ich gär verirret wart, sus traf ich eine veige vart, 2705 diu truoc mich unz ûf einen graben, dane künde ich mîn phert nie gehaben, ez enwolte allez nider viir sich, ze jungest gelac pfert und ich beide zeinem hûfen nider. 2710 do enkunde ich nie so schiere wider ze mînem stegereife komen, ez enhaste mir den ziigel genomen und lief allez den wait în. sus k a m ich an diz phedelin, 2715 daz hat mich unz her getragen, nu enkan ich nieman gesagen, wâ ich bin oder war ich sol. nu, guoten liute, tuot sô wol und saget mir, wâ welt ir h i n ? " 2720 „ f r i u n t " , sprächen sì dô wider in, „geruochet unser trehtîn, sô welle wir noch hínaht sin ze Tintajoêle in der s t a t . " Tristan guotlîche sì dô bat, 2725 daz si in mit in dar liezen gân. „vil liebez kint, daz sî g e t â n , " sprächen die wallenden man; wiltû dà hin, sô kêre d a n . " Tristan der kêrte mit in hin.
2730 hie mite sô huop sich under in maneger slahte maere. Tristan der hovebiere der was mit rede also gewar, si frâgeten her oder dar, 2735 daz er des alles antwürte bôt niwan ze staten und ze nôt. er hete sine mâze an rede und an gelâze sô wol, daz es die wisen, 2740 die getageten und die grisen, ze grôzen sadden jähen und aber ie baz besähen sine gebserde und sine site und sînen schœnen lìp dà mite; 2745 sîniu kleider, diu er an truoc, diu gemarcten sì genuoc, durch daz si wären sère rich und an gewürhte wunderlich, und sprächen in ir muote: 2750 „ach hêrre got der guote, wer oder wannen ist diz kint, des site sô rehte schœne s i n t ? " sus giengens in betrahtende und allez sin dine ahtende 2755 (diz was ir kurzewîle) wol eine welsche mîle. Nu kam ez in kurzer stunde, sînes œheimes hunde, M a r k e s von Kurnewâle,
2700 waltwege Ν, waltstrick R, waltstrich S, waltstaige P. 02. ferirte M, verirrit H, vsirret B. 03. biz für unz HBNOP. daz fehlt MBOEP. 05. trvge H. unz fehlt MBNO, bis HP. 06. pharit M, pherit F. nie mîn ph. WO. 07. Ez ME. 08. ze j. do g. HW, do fehlt MFBNOESP. uft och ich M. 09. ze eime WBNO. 11. mime WO. 12. benomen F. 13. den fehlt WO. hin WRS. 14. daz HBNERSP, dez M. phardelin M, pherdelin B, pferrtz min E. 15. biz (bis) HBOP. 16. niemanne HBN, niemer W, niemen M. sagen H. 18. Nu F, nu fehlt MBE. ir g. 1. ην Ν, nu dut OB, tunt mir wol W. 19. und fehlt MBE. 20. do fehlt MBE, da HP. 21.es fehlt HWO, es M, ez FB, gerüchets P, wilt id Ν. 22. wellen MW, willen BO, welle mir F, wellent RS, wollend E. hint MBO. 23. tyntaiole MB, -ol E, tintamol F, tintayol(e) RS, tinttoial P. 24. si gutl. FERP. 25. daz in dar mit in WRS, dar mit in auch P. liezen mit in gan ß (dar g.) NOE. 27. wallende HWBN. 28. wildu M, wild du F. 2730 31. vii man. WNORSP. 32. sadden bare MB. 34. Si ME. vfl dar WBOERSP. 35. da er F, er über der Zeile B. alles fehlt MBE, alles des F. entwirte W, entwrte H. 39. er WRSP. 42. gesahen H. 45. ane O. 47. d. daz I si waren Β (Interpunktion). 48. u. an ir g. MBE. 49. sprach MS, dahten W. 50. a MFWO, o RS, ey N. 53. si MFB. in fehlt MFB, sin in W. trahtende MBE. 56. walsche M, welische FP. 57. Do W. quamen BN, komen F. ez fehlt MFBNRS. 59. markin F, marken O.
48
2760 die heten zuo dem mâle, als uns daz wäre masre saget, einen zîtigen hirsch gejaget zuo der strâze nähen. dâ liez er sich ergâhen 2765 und stuont aldâ ze bîle: im hete fluht und île alle sine kraft benomen. nu wären ouch die jegere komen mit michelem geschelle
2790 „wie nû, meister, waz sol diz sîn?" sprach aber der höfsche Tristan: ,,lât stân! durch got, waz gât ir an? wer gesach ie hirz zewirken sô?" der jeger stuont ûf höher dò, 2795 er sach in an und sprach im zuo: „wie wiltu, kint, daz ich im tuo? hie ze lande enist kein ander list, wan als der hirz enthiutet ist, sô spaltet man in über al
2770 h ü r n e n d e z e g e v e l l e .
2800 v o n d e m h o u b e t e z e t a l
Tristan dô er den bîl ersach, wider die pilgerine er sprach wîslîche als er wol künde: „ir hêrren, dise hunde, 2775 disen hirz und dise liute, seht, die verlos ich hiute; nu hân ichs aber vunden, diz sint mine künden. gebietet mir, ze den wil ich." 2780 „ k i n t " , sprächen sì, „got segene dich; ze sadden müezest dû gevarn!" „gnäde unde got miieze iuch bewarn!" sprach aber der guote Tristan. sus neig er in und kêrte dan 2785 gein dem hirze ûf sine vart. nu daz der hirz gevellet wart, der da jegermeister was, der stracte in nider ûf daz gras ûf alle viere alsam ein swin.
und dâ nâch danne in viere, sô daz der vier quartiere dekeinez iht vil grcezer sì danne daz ander dâ bî: 2805 diz ist in disem lande site. kint, kanstu ihtes iht dà mite?" „jä, meister," sprach er wider in: „daz lant, dâ ich gezogen bin, dâ ist der site niht also." 2810 „wie danne?" sprach der meister dô. „man enbestet dâ den hirz." „entriuwen, friunt, du enzeigest mirz, sone weiz ich, waz enbesten ist. ez enweiz nieman disen list 2815 in disem künicriche hie; so engehörte in ouch genennen nie von künden noch von gesten, trût kint, waz ist enbesten? als guot du sist, nu zeige mirz,
2 7 6 0 61. div a u e n t u r e M, die au. ß , die affent. E. 66. Im ME. 67. genomen WE. 69. michelme W, mîchelm H . 70. hurenden si ze velie M, hûrnten si zu gevelle B, h u r n t e n sy zù g. E, h u r n i n d e ζ. g. F, hirnen zu dem felle R, h u m e n zu d. f. S. 71. Trist. BN. 72. bilgerin(e) WRSP, bilgrimc F, wallaere M, waller Β. er dû (do) spr. BESP. 73. welsch B. 76. seht fehlt MHBN. 79. gebiet M, gebietent WOP, gebietten E. 80. Kint F. gesegen HERSP, gesegene B, gesene O . 81. muzeztv F, mözestu M, müzes du BO. 82. genade M (auch HN), die gn. gotis ß , gottes gn. E; und fehlt auch OP. 83. aber fehlt MBE. 86. N u H. 88. stag O , straehte M, stracht F. 89. als FBNOEP. 2 7 9 0 91. aber fehlt MBO. stolze MBE. 93. zewurken M, zewrgen H, zuwurken B, zewierken F, zerw. W. also H . 96. wil du MF, wilt tu H. ich fehlt P, ich nu dü O , ich me tö M, ich tu F. 97. Hie ME. 99. spalt M R , spelit ß , speltet PN, spelte S. 2 8 0 0 . hin ze tal E, hin zu dal N . 01. dar BNOP. denne W. 02. kwartiere F. 05. diseme HB. 06. Kint ß . chastu F, hastu RS, kanstu die übrigen, ihtes iht H, ihteshiht F, hie ihtsiht M, icht sit RS, anders iht W, ihtz EP, (hie) iht (B) NO. da fehlt MB, d ' m i t e W, hie mite (B) NOERSP. 08. erzogen FOP, geboren ß . 09. d a n n e ist Ff, da enist OP. 11. M a n F. enpestet W N . 14. fehlt P. enkan FWNORS. 15. diseme W ß . disen kunichrichen F(RS). 16. gehörte ich ouch MFE. enhorte ich ouch BNP, enhorte wir o. O, horten ouch W, horte ic in ouch S. 17. kinden O .
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2820 gâ her, enbeste disen h i r z ! " Tristan sprach: „lieber meister mîn, sol ez mit iuwern hulden sîn und mag iu liep dar an geschehen, sô lâze ich iuch vil gerne sehen, 2825 als verre als ichs gemerket hân, wie mîn lantsite ist getân, als ir dâ frâget umbe den b a s t . " der meister sach den jungen gast vil guotlîche lachende an, 2830 wan er was selbe ein höfscher man und erkande al die fuoge wol, die guot man erkennen sol. „ j a " , sprach er, „lieber friunt, nu tuo! wol her, bist dû ze kranc der zuo, 2835 trût geselle, liebez kint, ich selbe und die hie mit mir sint, wir helfen dirn mit henden legen und umbe wenden, swie sô du vor gebiutest 2840 und mit dem vinger tiutest." Tristan der eilende knabe sînen mantel zôch er abe und leite den ûf einen stoc; er zôch höher sînen roc. 2845 sîne ermel vielt er vorne wider; sîn schœne hâr daz streich er nider, ûf sîn óre leite er daz. nu besähen sì baz unde baz, die dà zem baste wären,
2850 sîn gelâz und sîn gebären: daz nâmens alle in ir muot und dûhte sî daz aise guot, daz sîz vil gerne sähen und in ir herzen jähen, 2855 sîn dine w a r e allez edelîch, sîniu kleider fremede unde rîch, sîn lîp ze wünsche getân. si begunden alle zuo im gân und sîner dinge nemen war. 2860 nu gie der eilende dar der junge meister Tristan: er greif den hirz mit handen an und wolte in ûf den rucke legen, done künde er in nie dar gewegen, 2865 wan er was ime ze swaäre. dô bat der hovebasre, daz sîn im rehte leiten und ûf den bast bereiten, nu daz was schiere getan, 2870 ze dem hirze gieng er obene stân. da begunde er in entwasten, er sneit in unde entnaeten; unde von dem mûle nider ze den buoebeinen kêrte er wider. 2875 diu entrante er beide nâch ir zît, daz rehte vor, daz linke sît. diu zwei hufbein er dô nam und beschelte diu alsam: do begunde er die hût scheiden
2820 gench M, ganc BN, gang OE. 21. Tristran MBNE. 23. mage M. 30. wand FN. hofsch MB, hovische F. 32. d. ein g. BOP. 33. nu zu F. 34. bist tu H, bistu F. dar BP, darzu HN, dartzü E. 36. mit mir hie BP. hie fehlt H. bi mir W. 37. dir mit h. FBORSP. 40. bi tutist W, bedudes N, betuttest E, tvtest MH, divtist F. 41. Trist. BN. 42. mandel zoher M. 43. ein W. 45. sin M, sine FHW. viel F. voren F. 46. schoniz F. 48. si in FBNOEP, sin M, si ie W, in RS. 49. ze baste MB. 2850 52. alle als g. MBE, allez g. WO, alle g. FRS, also HNP. 55. Sin ME. 56. sin H. 58.zözim MWP, zu ime HBNORS,ze im F. 61. Der f. 63. an MB. rvke MF, rugge H. 64. nv MB. in fehlt W. in nit gew. ON, dar fehlt auch B. 65. Wan ME, want FWNO. 67. ze rehte FNRS. 69. Dat N, nu fehlt auch B. waz ouch sch. F. 70. zum FO. 71 und 72 entwreken : entnietten P, intwirken : intirken N. 72. entnieten F. 73. vfl W, vndene H, vnd BOP, vff vnd RS, unden die übrigen. 74. zu dem b. WS, z. dem buckbeinen P, z. deme buche binnen N. 75-84 fehlen W. 77. zwei fehlt FNRS. 78. beschielt M, behielt E.
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2880 v o n den sîten b e i d e n
2910 „ w o l b a l d e z w ê n e k n e h t e h e r ! t u o t diz d o r t hin d a n n e b a z
d ô v o n den h e f t e n ü b e r a l , al v o n o b e n e hin ze t a l
und bereitet uns d a z ! "
u n d b r e i t e sîne h û t d ô nider.
sus w a s der hirz e n b e s t e t diu h û t b i l l î c h e e n t l e s t e t ;
ze s î n e n b ü e g e n k ê r t e er w i d e r 2885 v o n der b r ü s t e n b a s t e er die,
2915 die b r ü s t , die b ü e g e , sîten, b e i n ,
d a z er die b r ü s t d ô g a n z e lie.
d a z h e t e er allez ü b e r ein
die b ü e g e leite er d o r t hin d a n .
vil s c h ö n e d o r t hin d a n geleit:
s i n e b r ü s t er d ô b e g a n
hie m i t e s ô w a s der b a s t b e r e i t .
ûz d e m r u k e s c h e i d e n 2890 u n d v o n den sîten b e i d e n
T r i s t a n der eilende gast 2920 „ s e h t " , sprach er, „meister, deist der bast
i e t w e d e r h a l p driu r i p p e dà m i t e ,
u n d alse ist disiu k u n s t g e t a n ,
d a z ist der r e h t e b a s t s i t e :
n u g e r u o c h e t ir h e r n ä h e r g â n
diu lât e r i e m e r d a r a n ,
ir u n d i u w e r m a s s e n î e
der die b r ü s t geloesen k a n .
u n d m a c h e t die f u r k î e . "
2895 u n d al z e h a n t s ô k ê r t e er her,
2925 „ f u r k î e , t r û t k i n t , w a z ist d a z ?
vil k ü n d e c l í c h e e n b a s t e er
du n e n n e s t m i r vor, ine w e i z w a z .
beidiu sîniu h u f b e i n
du h a s t uns disen j a g e l i s t ,
besunder niht w a n beide inein.
der f r e m e d e u n d g u o t ze l o b e n e ist,
ir r e h t er o u c h den beiden liez:
wol meisterlichen her getân:
2900 d e n b r â t e n , d à der r u c k e stiez
2930 nu lâz in o u c h n o c h vür sich g â n ,
ü b e r l a n k e n gein d e m e n d e
volfüere dîne meisterschaft!
wol anderhalber hende,
w i r sin dir i e m e r d i e n e s t h a f t . "
d a z die d à z i m b r e n e n n e n t ,
Tristan spranc enwec zehant,
die d e n b a s t l i s t e r k e n n e n t . 2905 die r i e b e n er d ô b e i d e s c h i e t ,
e i n e zwisele hiu er a n die h a n t , 2935 d a z die d à f u r k e n e n n e n t , die die f u r k î e e r k e n n e n t .
b e i d e er si v o n d e m r u k e s c h r i e t ,
d o c h ist n i h t s u n d e r s an d e n z w e i n :
d a r n a c h den p a n z e n û f den p a s ;
f u r k e u n d e z w i s e l e deist al ein.
u n d w a n d a z ungebasre w a s
sus k a m er w i d e r m i t s ì n e m s t a b e .
sînen s c h œ n e n h a n d e n , dô s p r a c h e r :
2 8 8 0 81. hefnen F, hufften Ρ, huffen NS, süssen R. 83. da F. bereide N, bereit BP, spreite O. 85. enbeste H. 86. das er da d. br. do g. 1. Ρ, da FW, do HNRS, fehlt ganz O , doch die übrigen, gantz H. 89. von W. rugge H, rucke W N O , rugke P. 91. di dich F, diu rippe M, trw P, die r. BE. da fehlt O. 93. leit er W. 96. chudchliche M, cudlichen (oder endl.) E, edelich B. 97. Beidiv M. 98. niht niwan bede (bede über der Zeile) M, niht wan b. HWBNOEP, niwan b. F. 99. in beiden ON. 2 9 0 0 . do der rugge Η. 01. lenken Η. 03. die fehlt MBE. zimbre F O , zymbre W, cimbre H, tzimbre Ρ, cernere M, zimere BE, zimbel N, zô junger R, den zu jungen S. 04. fehlt F. 05. Die F. riemen W, rippe BE, rippen N, riebein O , ripbein RS. 06. vonme F, vom £ . rugge H, rucken W. schiet H. 07 und 08 fehlen W. 07. vnd FNORSP. 09. henden WNO. 2 9 1 0 11. tünt WRS. dize F. 12. bereitent WNOERS, bereit M, beraiten P. 13. Sus Ν. wart HP. 15. brvst buge FBOER, die siten büge W. 19. trist. MFWBNOP. 20. s. m. spr. er MN, sprach er fehlt BP, seit er F. 22. röchet MBE, willet N O , weit P. 23. maessenie M. 24. mâchent WNORSP. 25. Furkie MBE, furke W. 26. ichne M, ich en F. niht waz F. 28. wol ME, wal B. 29.-liehe HW. 31. vollev. HFW, follenf. O. 33.Tr. FN. 34. hier F, trug er W, hienc er B, hing er E, hiech er O, hewe he N, hiege er R, hiewe er S, hieb er P. der h. F. 35. daz fehlt MB. furke FWO, gabele H* (durchstrichen und am Rande furkie), furkie die andern. 37 und 38 fehlen W. 37. enist HOP. 38. furke FHO (in O gaffel am Rand), furkie die übrigen.
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2940 die lebere sneit er sunder abe, netze unde lumbele schiet er dan, die zimberen er abe gewan von dem lide, an dem si was. sus saz er nider ûf daz gras; 2945 diu stucke nam er elliu driu, an sine furke bant er diu mit sînem netze vaste; mit einem griienen baste verstricte erz sus unde sô. 2950 „nu seht, ir hêrren", sprach er dô, „diz heizent sì furkîe in unser jagerîe; und wände ez an der furken ist, durch daz sô heizet dirre list 2955 furkîe, und füeget ouch daz wol, sît ez an der furken wesen sol. diz neme ein kneht an sine hant! nu tâlanc weset ir gemant umbe iuwer curie." 2960 „curie? dê benîe!" sprächen si alle, „waz ist daz? wir vernsemen sarrazinisch baz. waz ist curie, lieber man? swîc unde sage uns niht hie van: 2965 swaz ez sì, daz là geschehen, daz wirz mit ougen ane sehen, diz tuo durch dîne hövescheit!" nu Tristan der was aber bereit: den herzeric er dô gevienc
2970 (ich meine, an dem daz herze hienc) und enblôzte in aller sîner habe, daz herze sneit er halbez abe hin gein dem spitzen ende und nam ez in sîne hende; 2975 er begunde ez teilieren in kriuzewîs zevieren und warf daz ûf die hût nider. ze sînem ricke kêrte er wider, milz unde lungen löste er abe, 2980 dô was si hin des rickes habe, nu daz lac ûf der hiute dà, rie unde gorgen sneit er sä obene, dà diu brüst erwant. daz houbet löste er al zehant 2985 mit dem gehürne von dem kragen und hiez daz zuo der brüste tragen, „nu wol her balde"! sprach er zin, „nemet balde disen rucke hin! kome ieman armer liute her, 2990 der es geruoche oder ger, dem teilet disen rucke mite, oder tuot der mite nach iuwerm site: sô mache ich die curie." dar gie diu cumpanîe 2995 und nam sîner künste war. Tristan hiez im bringen dar, daz er im ê bereiten bat. nu daz lac allez an der stat wol gemachet unde bereit,
2 9 4 0 lobere F. 41. lumbel MBNER, lumbeln F, lumbelen WOP. 42. zimeren MB, zymere E, zimberê H, eimbrem F, zymbern W, eimbern O , zünberen N , kunberen P, tinneten R, k o m b e t e n S. 4 3 . ü b e F, gelide R. 45. elliv M, allú W, alle die übrigen. 46. f u r k e n MBE, furkie RSP. 47. sime WO. 48. eime W. grünem F. 51. heizet furkie F, h. die f. OEP, h. f u r k . RS. 52. unserre W. 53. und fehlt NB, aber kein Absatz. Wan ME, w a n Β, wen Η. den W. furkinF. 55. föge M, weget F. 56. f u r k e WO. 57. daz MBE. nimet F. 58. talant W, talent RS, talend E, dalinc N , tale FHP, alle O . me sit F, sint E. 60. die HRS. bonie R, banie S. 61. sprachens F. 62. vernamen M. sarazinsch M, sarrazinesch B, sarasinen S, sarracenis F, sarazenisch P, sarrazenes WNO, sarrazenesc H, Sarazenen R, sarrazenischen E. 64. nu sw. MBE, swige H. da niht von ME, niht da v. B, hie niht van F. 66. ane fehlt NO; h a n gesien B, gesehen MF. 67. du t. W, vnd d o is O . 68. der fehlt FOES. 69. -rinch M, rinc B, ring ERS. 2 9 7 0 herze fehlt MHBE, da MBE. 71. enblozetin H, enblozten MW, emblozeten B, enbosten P, den entbloister O . 73. engegen FOP, gegen HWBRS. g. des spizenede M, g. d s . sp. e. B. 74. namens W. a n OP. 75. und beg. FNRS. ez fehlt MB. 76. en er. M, zerfieren NR, zurf. S, zuf. OP. 77. ez FNOP. der hüte FWO. 78. sime HWO, rvkke H, rucke B O . 79. lunge FNOS, longe P. 80. nu FRS. rv(c)kes ΜΗ*BORRS, hirtzes N, riches W. 81. D o N. 82. gurgel FERSP. 83. da w a n t FWOP, da irwant H (ir auf Rasur), w a n t Ν. 85. zö dem chragen MB, zu d. kr. E, uf den ehr. F. 86. brvst F, rucken B. 87. N u MFBE. 88. rvke M, rucke BFHWNORSP, rucken E. 89. k o m e t N ß . 90. ders F, er H . 91. r u k e M, rugge H, rucken RESP, rucke die übrigen. 92. damite HBP. 96. namen N. kunst F. 97. e fehlt FN.
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3000 als er in hete vor geseit. nu wären der quartiere von dem herzen viere vier halben ûf die hût geleit, nâch jegelîcher gewoneheit, 3005 und lägen ûf der hiute also: milz unde lungen sneit er dô, dar nâch den panzen unde den pas und swaz der hunde spîse was in also kleine stuckelîn, 3010 als ez ein fuoge mohte sîn, und spreite ez allez ûf die hût. hie mite begunde er überlüt den hunden ruofen:„zâ, zâ, zâ!" vil schiere wârens alle dà 3015 und stuonden obe ir spîse. „seht," sprach der wortwîse, „diz heizent sì curie dà heime in Parmenìe, und wil iu sagen umbe waz. 3020 ez heizet curie umbe daz, durch daz ez ûf der cuire lît, swaz man den hunden danne gît; als hât diu jegerîe den selben namen curie 3025 von cuire funden unde genomen. von cuire sô ist curie komen; und zwâre ez wart den hunden ze guoten dingen funden und ist ein guot gewoneheit,
3030 wan swaz man in dar ûf geleit, daz ist in süeze durch daz bluot und machet ouch die hunde guot. nu sehet an disen bastsite, da enist kein ander spashe mite: 3035 nemet war, wie er iu gevalle." „â hêrre"! sprâchens alle, „waz seistu, sasligez kint? wir sehen wol, dise liste sint bracken unde hunden 3040 ze grôzen frumen f u n d e n . " Aber sprach der guote Tristan: „nu nemet iuwer hût hin dan, wan ine kan hie mite niht baz. und wizzet waerlîche daz, 3045 künde ich iu baz gedienet hân, daz häete ich gerne getan, der man der houwe sine wit und widet ûf sunder iuriu lit; daz houbet füeret an der hant 3050 und bringet iuwern prisant ze hove nâch hovelichem site: dà hovet ir iuch selben mite, sô wizzet ir ouch selbe wol, wie man den hirz prisanten sol; 3055 prisantet in ze rehte!" den meister und die knehte die nam aber dò wunder, daz in daz kint besunder und mit bescheidenheite
3300 01. di F, die BRS, de N. 02. hirs E, hirtz OS, hirzen ß . 04. iegerlicher HN, iegl. FE, yekel. O. 06. lunge FNO. 07. da nach FW. banzen MB, panze F, pansz N. 08. swaz da h. F. 09. chleiniu M, deinen N. 11. spretiz F, sprettet es S, streut id ß , sprangt es £ . 14. vil fehlt MBE. 15. Vnd ME. 21. curie MHWOP, cure F, currie E, kurrie ß , kurie S, kurye R, cuyre N. 22. hunden fehlt W. danne fehlt FORS, drup N. 25. cure F, cuyre N, kuire R, kuyre S, usw., vgl. 21 (desgleichen 26). 26. so fehlt FBN. 29. gewonheit MFW etc., gewnheit H. 3330 34. da ist MBNOE. nehein M, ain E. 35. wiez uch F, wey id uch N. 36. ach HBEP. 41. sprach do tr. MBNE. 42. hund FP, hunde WN. 43. ich chan M, ich k. FBN, ine k. HW. nith fehlt F. 46. ich het ez F. 48. vndet M, windent WS, windet NP, witet F, bindet O, sundert B, sundernt E, widet HR. 49. howet F, houet N. 53. ouch ir FW. 56. der m. N , die m. ßO. 59. Vnd ME, fehlt B.
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3060 so mane jagereht viir leite und daz ez sô vil wiste von sus getanem liste, „ s i c h , " sprächen sì, „sasligez kint: diu wunderlichen underbint, 3065 diu du uns vür zelst und hast gezalt diu dunkent uns sô manicvalt, wir ensehen si noch baz zende gân. swaz dû biz dà her hâst getân, daz ahte wir ze n i h t e . " 3070 sus zugens ime enrihte
3090 vil sinneclíche er aber began sîn âventiure vinden. sîn rede diu enwas kinden niht gelîch noch sus noch sô. vil sinneclíche sprach er dô: 3095 „jensît Britanje lît ein lant, deist Parmenîe genant; dà ist mîn vater ein koufman, der wol nâch sîner ahte kan der werlde leben schöne unde wol, 3100 ich meine aber, alse ein koufman sol. und wizzet endelîche: ein pherit dar und bäten in, e m ist doch niht sô rîche daz er durch sine tugent mit in der habe unde des guotes nâch sîner kunst ze hove rite sô tugentlîches muotes: und er si sînen lantsite 3105 der hiez mich lêren, daz ich kan. 3075 unz an ein ende lieze sehen. nû kamen dicke koufman Tristan sprach: „daz mac wol geschehen, von fremeden künicríchen dar; nemet den hirz ûf und wol h i n ! " der dinges nam ich sô vil war sus saz er ûf und reit mit in. beide an ir spräche und an ir siten, Nu si also mit einander riten, 3110 unz mich mîn muot begunde biten 3080 nu heten jene vil kûme erbiten und schünden stasteclîche der state und der stunde: in fremediu kiinicrîche, ir iegelîch begunde und wände ich gerne haste erkant entwerfen sîniu m aìre, unkunde liute und fremediu lant, von welhem lande er waere 3115 dô was ich späte unde fruo 3085 und wie er dà her waere komen. also betrahtic dar zuo, si hasten gerne vernomen unz daz ich mînem vater entran sin dine und sîn ahte. und fuor mit koufliuten dan: diz nam in sine trahte als bin ich her ze lande komen. der sinnesame Tristan.
3060 jager reht MBP. 61. er MFNS. 63. Ey N. 64. di wunderliche under wint F. 65. dllvns M (u ausradiert), vor MBNERS. 66. dunket F. 67. wir sehen MHEP. 68. bis her FBNO ERS. har W, has H. 70. di rihte F, ein r. WB, in r. O, zen r. H, zu r. Ν RS. 71. pharit M, pherit FWE, pheretH. 73. zuht W. 75. bis HBOP. 76. tr. der sprach W, er spr. RS. dis OP. daz sol g. MBE, id sal gescheyn Ν. 77. und fehlt MBE. wol fehlt H. 79. en ander W, an a. F. 81. staete M, stette E. 85. Vnd ME. dar (für da hin) MBNOE, da hin die übrigen (da her ist nicht überliefert). 86. vil gerne WNR, wol gerne 5. 88. daz FNS. 3090 aber fehlt OP. 91. entwurte W, antworde N, antwurte RSP. 92. was FBNERSP, en über der Zeile W. 93. mit nihte F. noch (1) fehlt MB. 95. ensit M, ainsit E. 3101. ended. H. 02. ern ist FH, er enist OP. 03. noch WO. 06. komen MHF. 08. dinge FORSP. vil wol MBE, so wol OP. 09. sprachen HB. 10. biz HBOP. 11. schunden MHFB, schulden RS, stungen W, stünden EP, künden O, anherden N. 12. zü varen in vr. r. N. 13. und fehlt MBNOE. wan MHBOE. 16. betraht ich W, bedechtic N, bedechte ich O. dozv F, zu E. 17. biz MHBNORSP, vfl W. daz fehlt BN. 18. mit einem koufman F, mit hoffelichen luten R, mit hoffeluten S. 19. Als ME, also BOP, Sus Ν.
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3150 e i n e z s a z t e er ûf sîn h o u b e t , d a z a n d e r er d ô w î t e r m a z , d e m j e d e r m e i s t e r b ô t er d a z : „ e i " , s p r a c h er, „ l i e b e r m e i s t e r m i n , s a g e t , w a z b ü r g e m a c diz sîn? 3155 diz ist ein kiiniclîch k a s t ê l . " der meister sprach: „deist Tintajoêl." „Tintajoêl? â welch kastêl! d ê te sal, T i n t a j o ê l , u n d allez d î n g e s i n d e ! " 3160 ,,â, w o l d i r s ü e z e m k i n d e ! " s p r ä c h e n sîne g e v e r t e n d ô , dien erzugen alle ein kint niht baz. „ w i s i e m e r saslic u n d e f r ô nu liebez kint, nu sage uns daz: u n d dir müeze aise wol geschehen, dîn h ö f s c h e r vater, w i e nant er dich?" als vil g e r n e w i r z g e s e h e n . " „Tristan", sprach er, „Tristan heiz ich." 3165 Sus k ä m e n sì z e m b ü r g e t o r ; 3135 ,,dê us adjût", sprach einer d ò , T r i s t a n g e h a b e t e d ô d à vor. „durch g o t , w i e nant er dich d ô sô? „ i r h ê r r e n " , s p r a c h er a b e r d ô z i n , du wasrest z w â r e baz g e n a n t „ i n e w e i z , w a n ich iu f r e m e d e b i n , juvente bêle et la riant, w i e i u w e r k e i n e r ist g e n a m e t : diu schcene jugent, diu lachende." 3170 w a n v a r n ie z w ê n e u n d z w ê n e s a m e t 3140 sus ritens ir ma;re m a c h e n d e , u n d r î t e t r e h t e ein a n d e r bî! dirre sus und jener sô. a l s o d e r h i r z g e s c h a f f e n sì, ir kurzewîle diu w a s d ô d a z g e h ü r n e d a z gê vor, n i w a n mit d i s e m kinde. d i u b r ü s t d à n a c h in s i n e m s p o r , sus frâgete daz g e s i n d e , 3175 d i e r i e b e n n a c h d e n b ü e g e n . 3145 s w a z jegelîchen d ô g e z a m . d a r n â c h s ô s u i t ir fiiegen, in kurzen zîten ez d ô k a m , d a z d a z j u n g e s t e lit Tristan daz er die bure gesach; iesâ d e n r i e b e n v o l g e m i t . v o n einer linden er d ô brach d â n â c h s ô s u i t ir n e m e n w a r , z w e i schapel w o l g e l o u b e t . 3120 nu h a b e t ir al m i n dine v e r n o m e n ; ine w e i z , w i e ez iu gevalle." „â trût kint", sprâchens alle, „ez w a s an dir ein edeler m u o t . u n k ü n d e ist m a n e g e m herzen g u o t 3125 und lêret maneger h a n d e tugent. trût geselle, süeziu jugent, g e b e n e d î e t sí daz lant v o n g o t e , dà ie dekein m a r s c h a n t e r z ô c h s ô tugentlîchez kint! 3130 alle die k ü n e g e , die nu sint,
3120 han dir M, hant ir HWORS. 22. owe ME, ouwe B, ach HP, ay Ν, o RS. 23. edel FERS, edil Β, edele M. 26. Trut F. schœniu iug. W. 27. gebenedikt F, gebenedict P, gebenediget R. 28. daz ye OP. chein F, kein H, geyn N. marchant F, markant RS, markerant N, marscant MWBE. 29. tugentriches F, dogentriches N, tugentriche W. 31. di erzugen FESP, die erzöge N, dien zugen W, die ζ. Β, dien erzeigetent R. 32. nu fehlt MB. 35. Deus N. adiet ΜΒΕ. 38. 7 MHBOE, et fehlt F, vnd R, a N. largant F, laryant R, lanant S. 39. diu (2) fehlt FRS. 40. gerietens H. 41. und fehlt BNO. 43. diseme WB. 45. swes MHFW etc. licheni HRSP. 29. Trist. ME. ersach MR, do sach F, sach BOES. 49. zzapel F. 3150 51. wid s W, wider ES, weder O. 53. Ey N. er spr. 1. m. m. M, sprach er fehlt Β. 54. burch MBNE. daz FBORSP, ditzze M. gesin BRP. 55. ez MB. schahtel WP. 56 und 57 fehlen F. 56. dis ist ONP. tyntaioel M W O , tyntaiole H, tyntaiol BP, tinthayöl R, dinchaioel S, tyntacel E. 57. tyntaioele H, tyntayoel E usw. ach HBN, an P. weih ein MHE. schahtel W, schatel P. 58. deus N O . sat MHFBOEP, saut W, sal N. des te sar R, des cesar S, testesat P. 60. o MBN, ach H, all P. 62. bis NOESP, sys (!) B. 65. sus MFH (Kapitelzeichen) WBOERSP, Sus Ν. 66. der vor FW, dar fur R. 67. do fehlt FNOS. Β hat Kapitelzeichen. 69. deheiner MWBOERP, eynger N. benamt F, genant BNERSP. 70. Der Vers war ausgelassen und ist von jüngerer Hand ergänzt: verrichtet euh shire allentsamet M, v. vch schiere allesant B, verrichten uch schier alle sant E. waren F, rident Ν. und fehlt F, und zwene fehlt O. 74. dar η. BNOP. sime WB. 75. Die M. riemen W, rippe BE, ruppe S, ribben O, rippen NR. 76. da nach HF. 78. zehant FN. riemen W, rippen BNERS. 79. dar WBNOP. 55
3180 d a z ze a l l e r j u n g e s t e v a r
3210 u n d a l s ô w u n n e c l î c h e ,
diu c u i r e u n d diu f u r k î e ;
j e n e alle, die d â m i t i m r i t e n ,
deist r e h t e j e g e r î e .
d a z die v o r f r ö u d e n k û m e e r b i t e n ,
u n d lazet iu n i h t sîn ze g â c h ,
d a z s î m ze h e l f e k ä m e n
r î t e t s c h ö n e ein a n d e r n a c h ; 3185 m î n m e i s t e r hie u n d ich sîn k n e h t ,
u n d alle ir h o r n n â m e n 3215 u n d h i i r n e t e n vil s c h ö n e
w i r r î t e n s a m e t , d u n k ez i u c h r e h t
m i t i m e in s î m e d ô n e .
u n d o b e ez iu g e v a l l e . "
er f u o r in v o r ze p r î s e ,
„ j â , t r û t k i n t " , s p r â c h e n s alle,
si n â c h in sîner w î s e bescheidenlîchen unde wol:
„ s w i e s ô du w i l t , als w e l l e w i r . " 3190 „diz s ì ! " s p r a c h er, „ n u lîhet m i r
3220 diu b u r e diu w a r t g e d œ n e s v o l .
ein h o r n , daz m i r ze m â z e sì,
D e r k i i n e c u n d al diu h o v e d i e t ,
u n d sît o u c h des g e m a n t dâ b î ,
dô sî d a z f r e m e d e j a g e l i e t
s w e n n e ich a n h e b e , s ô hceret mir,
gehörten unde vernâmen,
u n d alse ich h i i r n e , als h i i r n e t i r ! " 3195 der m e i s t e r s p r a c h i m e d ô z u o :
si e r s c h r ä k e n u n d e r k ä m e n 3225 vil i n n e c l î c h e s è r e ,
„vil l i e b e r f r i u n t , h ü r n e u n d e t u o
w a n ez dà v o r nie m è r e
r e h t e als dir g e v a l l e :
d â ze h o v e w a r t v e r n o m e n .
des volge w i r dir alle,
nu w a s diu r o t t e i e z u o k o m e n
ich u n d e die hie m i t m i r s i n t . " 3200 „ ä b o n e u r e " , s p r a c h d a z k i n t ,
vür d e n p a l a s a n die tiir; 3230 dâ w a s vil i n g e s i n d e s vür
„ m i t g u o t e , d a z lât a l s ô s î n . "
g e l o u f e n d u r c h den h o v e s c h a l ,
ein k l e i n e hellez h o r n e l i n
si n a m g r ô z w u n d e r ü b e r a l ,
d a z g â b e n s i m a n sine h a n t .
w a z des g e s c h e l l e s w a ; r e . o u c h w a s der l o b e b s e r e
„ n u h i n ! " s p r a c h er, „ a l l e z a v a n t ! " 3205
Sus riten si g e r o t i e r e t în
3235 M a r k e selbe k o m e n dar,
z w ê n e u n d e z w ê n e : als s o l t e z sîn.
n e m e n dirre msere w a r ,
u n d als diu r o t t e g â r în k a m ,
u n d m i t im m a n i e c û r t o i s m a n .
T r i s t a n sîn h o r n e l î n d ô n a m
nu T r i s t a n den k ü n i c s e h e n b e g a n ,
und hürnete alsô rîche
er b e g u n d e im w o l g e v a l l e n
3 1 8 0 daz aller MHBE. 81. cuir MO, kur W, kure F, daz hsze H, kúr RS, curie Ρ, cuyr Ν, kurrie Β. 82. daz ist FWBNORSP. 83. wesen OP. 85. Min Ν. 89. wil M. daz ME, also HRP, alse W, so BNS. wellen MHWBOERS. 93. ane hefe M. 94. so HNS, also BOP. 95. Der FN, der m. der spr. MP. 98. volgen MWBNOS. 3 2 0 0 . abonvr F, abonure BN, ab niire R, obentur S. a bone fre E. 02. ein chleines helle /', ein gût deines B, kleines helles OP. 03. sim MH. 04. alzehant M*FB, allzehant E, alze' 1 sant M * * , aléis (auf Rasur) avant H, allez avant W, allis aiiant O , allit avant N, alles auant P, alies anant R, allesamt S. 05. gerott. HFBNOP. 06. ais solté sin M, als ez solté s. WBNRS. 08. Trist. M. 3 2 1 0 wunnenchliche F, wunderl. P. 11. in aile H. im fehlt OP. 12. vroude FN. 17. er hurnete F. in fehlt MB. 19. -liehe FWOP. 20. diu (2) fehlt BOER, was OP. 21. der M. alle HF. 22. diz FN. 24. vnder quamen O, vnd kamen P, inde vnder quamen N. 25. -liehen BNOP. 26. wand FWN. 27. datze M, dazze H. 30. gesindes MB. 31. hornschal MHBE. 33. was da F, waz gesch. da w. B. 34. hovebaere W. 35. Marke ME. 37-44 fehlen B. 37. und fehlt MN. mane hofsch man M, manch houeman O , m. hoffman E, m. hupsch man P.
56
3240 v o r den a n d e r n a l l e n ;
3270 s ô süezer c r ê a t i u r e ! " D e r k ü n e c der n a m des kindes w a r ;
sin h e r z e in s u n d e r ûz e r l a s ,
d e n j e g e r d e n b e s a n d e er d a r :
w a n er v o n s î n e m b l u o t e w a s : diu n a t i u r e z ô c h in dar.
„ s a g e a n " , s p r a c h er, „ w e r ist diz k i n t ,
er n a m sin m i t den o u g e n w a r
des w o r t s ô w o l b e s n i t e n s i n t ? "
3245 u n d b e g u n d e in griiezen s c h ö n e ,
3275 ,,â h ê r r e , ez ist ein P a r m e n o i s ,
in f r e m e d e m h o r n d ô n e
sô wunderlichen cûrtois
ein a n d e r w i s e h u o b er a n :
und also rehte tugentsam,
s ô lûte er h ü r n e n b e g a n ,
d a z ichz an k i n d e nie v e r n a m , und g i h t , er heize T r i s t a n ,
daz i m n i e m a n a n d e r s t u n d e 3250 w o l g e v o l g e n k ü n d e .
3280 und sì sin v a t e r ein k o u f m a n . i c h n g e l o u b e ez a b e r n i e m e r :
nu des w a s s c h i e r e ein e n d e :
w i e hsete ein k o u f m a n i e m e r
der wol gezogen eilende
in siner u n m ü e z e k e i t
der lie sin h ü r n e n u n d e s w e i c . vil s c h ö n e er gein d e m k ü n e g e n e i c 3255 u n d s p r a c h m i t s ü e z e m m u n d e
s ô g r ô z e m u o z e a n in geleit? 3285 s o l t er die m u o z e m i t im h â n , der sich u n m u o z e sol b e g a n ?
vil s u o z e , als er w o l k ü n d e :
â , h ê r r e , er ist s ô t u g e n t h a f t ,
,,dê us sal le roi et sa m e h n î e :
s e h t , dise n i u w e m e i s t e r s c h a f t ,
k ü n e c u n d sin m a s s e n î e die g e h a l t e g o t der g u o t e ! " 3260 M a r k e der w o l g e m u o t e
a l s o w i r n û ze h o v e sin k o m e n , 3290 die h â n w i r g ä r v o n i m e g e n o m e n . u n d hceret w u n d e r l i c h e n list:
und al sin i n g e s i n d e
r e h t e als der hirz g e s c h a f f e n ist,
die d a n k e t e n d e m k i n d e
als ist er h e r ze h o v e b r â h t :
vil t u g e n t l i c h e n u n d e w o l , als m a n d e m t u g e n t h a f t e n s o l . 3265 , , â " , s p r â c h e n s al g e m e i n e
w â w a r t ie list s ô w o l b e d â h t ? 3295 nû s e h e t , daz h o u b e t daz g â t vor, diu b r u s t dâ n â c h in s î n e m spor,
grôze unde kleine,
b ü e g e u n d e b e i n , diz u n d e d a z ,
„ d e duin dûze a v e n t u r e
daz w a r t schöner unde baz
si dûze c r é a t u r e :
ze h o v e g e p r i s a n t e t n i e ,
g o t g e b e süeze â v e n t i u r e
3 2 4 0 von H. 41. uz las W. 42. wand f W N O . sime H. 43. natiure M, natur SP, nattur R. 45. begonden FO. schone fehlt B. 4 6 . hörne done W, hörne dúzen B. 48. luter FW. 51. Nv FBN. daz W, das E. 52. w. gezogene MFB, gezugen H. 54. er fehlt F. gegen FWR, weder N. er neich F. 57. d» M, dev F, deus all B. le fehlt FRS, ly N. rei H. et fehlt FBRS, 7 MHWO, e Ν, vnd E. mesnie F, meheine Ρ, semechie Ν, manie E, machnye RS. 58. sine MHFW. 60. Marke BE. 63. Vil M. 64. den HB. 65. Ach N, ach HP. 67. dun FNOE, dum W, din B R , dine S, dann P. 68. dise RS, ditze P. cçreature M. 3 2 7 0 71. der (2) fehlt BNOP. 73. sagent H. an fehlt N. sprach er fehlt FRS. daz MBOES. 75. parmoneis MFW, parmenois HOP, parmenoys N, parmonois E, permenoys B, parmonys RS. 76. curréis M. -liehe FOP. 78. ich ez M, ich FNS (R fehlt), iz H. 79. giht fehlt MBE, spricht O , sait Ν. ez Η. 81. ine gel. M. 82. wie mah'te M (mähte zu hete verbessert), mähte ß. 84. vmözze M, vnmöze E. 87. Ach H, Ay N, ey B, ein P. 88. néwe F. 89. als MHFWBNOP. sin ze hove k. F, zw hoff nun sien k. P. 90. haben M, habe H. gar fehlt OB. vernomen F'ORS, F * * verbessert in genomen. 94. erdaht BO, gedacht N. 9 5 - 3 3 0 8 fehlen MBE. 96. dar n. F. sime W. 97. buec F. 98. di F.
57
3300 seht dort, gesähet ir ie sus gemachete f u r k î e ? ine vernarti v o n jegerîe solher liste nie niht mê. dar zuo liez er uns sehen ê, 3305 w i e man den hirz enbesten sol: diu kunst gevallet mir sô w o l , daz ich niemer hirz noch tier g e h o u w e n wil in vier quartier, und solte ich iemer mère j a g e n . " 3310 sus begunde er sînem hêrren sagen v o n ende sîniu maere, w i e v o l l e k o m e n er wéere an h ö f s c h e r jegerîe und w i e er die curie 3315 den hunden viir leite, und s w a z der jeger seite, des n a m der kiinec vil guote w a r und hiez dem kinde r u o f e n dar, die jegere ze herbergen v a r n , 3320 ir ambet und ir dine b e w a r n , die kêrten umbe und riten dan. der jegermeister Tristan der g a p sîn hornelîn dà w i d e r und erbeizete zuo der erde nider. 3325 daz junge hovegesinde d a z lief engegen dem kinde und condewierte ez schöne under armen vür die kröne, ouch künde er selbe schöne g â n .
3330 dar zuo w a s ime der lîp getan, als ez diu M i n n e gebot: sîn munt w a s rehte rosenrot, sîn v a r w e lieht, sîn ougen k l ä r ; brûnlûter w a s ime daz hâr, 3335 gerûchet bî dem ende; sîne arme und sîne hende w o l gestellet unde blanc; sîn lîp ze guoter mâze lane; sîne füeze und sîniu bein, 3340 dar an sîn schcene almeistec schein, diu stuonden sô ze prise w o l , als m a n z an m a n n e prìsen sol. sîn g e w a n t , als ich iu hân geseit, daz w a s mit grözer hövescheit 3345 nâch sînem lîbe gesniten. an gebaerden unde an schcenen siten w a s ime sô rehte w o l geschehen, daz m a n in gerne mohte sehen. M a r k e sach Tristanden an: 3350 „ f r i u n t " , sprach er, „heizest dû Tristan?" ,,jâ, hêrre, Tristan, dê us s a l ! " „ d e us sal, bêâs v a s s a l ! " „ m e r z î " , sprach er, „gentil rois, edeler kiinec K u r n e w a l o i s , 3355 ir und iuwer gesinde ir sìt v o n gotes kinde iemer g e b e n e d ì e t ! " dò w a r t gemerzîet w u n d e r von der hovediet.
3300 03. kunt W, konst O, kunst P. 06. gevellet WNRSP. uns allen wol F. 09. Er chan meisterlichen iagen MBE. sol F. immer iagen F. 10 sime WO. 12. willechomen F. 13. stolzer MBE. 17. vil fehlt BO. kunich genote war F, k. vil eben w. RS. 19. die iagerie h. v. F, den ieger z. h. N, ze fehlt W. 20. amt H, ammet FO, ampt BEI', anbacht NRS. 21. und fehlt OP. 22. iegere m. H, die übrigen iagerm. oder iegerm. 23. do MBNO. 24. erden FBNO ERSP. 25. Dat N. 26. daz fehlt FN RS. 27. condewierte in M, kondewierten in E, kundwierte in B, conduwirtens F, kundewierten es R, kvnde wirtens P, kuntwirten es S, condvierte ez H, konde w. W, kondiwirten sch. O, brachten in N. 28. under ir a. FNRS. 29. wol gan F. 3330 32. roserot H. 33. Sin M. 34. brun luter HWORSP, brun reideloht MB, brunlecht E, lutervar F, brun lutervar N. im fehlt M. sin h. MWBO. 35. gerûchet W, geruchet O, geriichet P; gerucket FRS, gerukket H, gekrucket N; gechruspet M, gekrospet E, gekruset B. 40. an den MB. al meisteilc H, al meisteil Β, al meist FN, aller meiste WOEP. 42. mannen WBNRS. 44. hofscheit MH, hofheit W. 45. sime W. 46. gebärde M, geberde RSP. hùbeschen W. 49. marke ME. 50. heizes tu H. 51. deusai MHFB. 52. devsal MFB. bea F. S3, meid HF. er fehlt OP. 58. da BNOP.
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3360 si triben niwan daz eine liet: „Tristan, Tristan li Parmenois, cum est bêâs et cum cûrtois!" M a r k e sprach aber Tristande zuo: „ich sage dir, Tristan, waz du tuo: 3365 du solt mich einer bete gewern, der enwil ich niht von dir enbern." „swaz ir gebietet, hêrre min." „du solt min jegermeister sin." hie wart ein michel lahter van. 3370 hier under sprach dô Tristan: „hêrre, gebietet über mich, swaz ir gebietet, daz bin ich; iuwer jeger und iuwer dienestman, daz bin ich, alse ich beste k a n . " 3375 „mit guote, f r i u n t " , sprach M a r k e dô, „diz ist gelobet, nu sì also!" Nu Tristan der ist ze hüse komen unwizzende, alse ir habet vernomen, und wände doch eilende sîn. 3380 der unverwânde vater sîn, M a r k e der tugenderîche, der gewarp vil tugentlîche; ouch was des dô vil michel nôt: er bat besunder unde gebôt 3385 a l d e m h o v e g e s i n d e ,
daz sì dem fremeden kinde guot unde genaîdic waeren und daz sim ère baeren mit rede und mit gesellekeit.
3390 des wârens alle samet bereit mit willeclîchem muote. sus was Tristan der guote des kiineges ingesinde dô. der sach in gerne und was sîn frô, 3395 wan in truog ouch sîn herze dar, und nam sîn gerne und ofte war, wan er was ze allen zîten höfschliche an sîner sîten und truog in sînen dienest an 3400 als ofte als er sîn state gewan. swâ M a r k e was odr swar er gie, dà was Tristan der ander ie, und nam daz M a r k e wol viir guot: er truog im harte holden muot 3405 und tete im wol, swenne er in sach. in den dingen ez geschach: innerhalp den ahte tagen reit M a r k e selbe mit im jagen und hovegesindes vil dà mite, 3410 schouwen sînen jagesite und sîner kiinste nemen war. nu hiez im M a r k e bringen dar sîn jagephert und gab im daz. Tristan wart nie geriten baz, 3415 wan ez was stare, schœne unde snel. ein hornelín süeze unde hei hiez er im geben an sîne hant. „Tristan", sprach er, „nu wis gemant, daz dû mîn jegermeister bist,
3 3 6 0 si netr. W, si entr. ORSP. 61. Tristan ME. p a r m o n o i s W. 62. cumeht F. 63. M a r k e HBNOP. aber fehlt MBE. 66. niht von dir MHBE, die übrigen von dir n. 69. laster H ; trage da van N , lach da van O . 72. daz tun ich WNRS. 74. so ich MBN. 75. m. g. vrunde sprach er (marke) d o F. 77. derst M, ist NE. zu h o u e OERSP. 78. h a n t WRS, hat FBNO. 79. d o W. 81. tugentriche HBNP. 85. allem dem WOP. 86. vremedem HF, werden MBE. 88. daz im F. 3 3 9 0 96. und ofte fehlt Ν, o f f t e v. gerne P. gerne v. frolich O . 97. w a n d F W N . 98. hofliche HBN, vil gerne OP. 99. ime Η , im WOP. 3 4 0 0 . staete M. 01. Swa F, Wa N . w a r FO, wa NE s (swa) B, w o RSP. 03. v gut H . 04. vnd tr. WB. 06. In H . ziten W. daz BE. 07. Kapitelzeichen B. innerthalp W, innertalp H . 10. sine HW. 11. kunst F. 15. schoene fehlt H, steht vor stare BEP. 18. nu fehlt F. bis NESP, sis OB. 19. Daz M E . da W. iagem. H N .
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3420 und zeige uns dînen jagelist; nim dîne hunde unde var und schicke dîne warte dar, dà sì dich rehte dunken s t â n . " „nein, hêrre, ezn mac sô niht e r g â n , " 3425 sprach aber der höfsche Tristan, „heizet die jegere kêren dan, die suln die warte sâzen und suln von ruore lâzen: die erkennent hie ze lande sich 3430 und wizzent michel baz dan ich, wâ der hirz hin ziuhet und vor den hunden fliuhet; die erkennent die gelegenheit. sô bin ich, der hie nie gereit, 3435 und bin mitalle ein fremede k n e h t . " „daz weiz got, Tristan, dû hâst reht: du enkanst dich hier an niht bewarn, die jegere miiezen selbe varn und sich verrihten under i n . " 3440 hie mite kêrten die jegere hin und koppelten ir hunde und stalten an der stunde ir warte, als sî wol wisten w â , und liezen zeinem hirze sä 3445 und jageten den ze strite unz gein der âbentzîte; do erliefen in die hunde, und an der selben stunde kam M a r k e unde sîn Tristan
3450 und mit in zwein mane hoveman gérant ze dem gevelle. dô wart grôz horngeschelle in maneger slahte dône: sie hürneten sô schöne, 3455 daz ez M a r k e n sanfte tete und mit im manegem an der stete. Nu sì den hirz gevalten, ir meister sì dar stalten Tristanden, den heinlichen gast, 3460 und bäten, daz er sì den bast von ende zende lieze sehen. Tristan der sprach: „diz sol geschehen!" und mit der rede bereite er sich, nu wäene ich wol und dunket mich, 3465 daz ez undurfte wiere, o b ich iu zwir ein masre nach ein ander vür leite, rehte als ich iu ê seite von jenem hirze, reht also 3470 enbaste er aber disen dô. den bast und die furkie, die kunst von der curie, dô si die begunden sehen, si begunden eines mundes jehen, 3475 daz nieman von dem liste niht bezzers enwiste noch niemer künde ervinden. der künec der hiez dò binden den hirz ûf unde kêrte dan,
3420 21. Nim Ν. 22. sehe M, sihe Β, setze E. 23. dunche FBNSP, duchte R, dunket O. 24. Nein F. ez mach M, iz mak F, id mach B. 25. Kapitelzeichen Β. aber fehlt MB. stolze MBE. 28. suit F, sullent O. 30. michels baz d. WB. 34. nie hie MBE, hie am Rande, hinter nie verwiesen H, die nu nie P. 35. bin fehlt MBNE. betalle F, bidalle N, uberall E. 37. du kanst FBNO. nit hie an OP. 41. kopilten F, chupp. M, kupp. WBNRSP. die WOP. 43. alsi MH. wessen M, wissin W, westen F. 44. zeim W, zu eime HBO. 46. biz HBNOP. gegen FWNP, gen O. 49. Korn ME. 3450 zwein fehlt BNO. 52. do Fa, da die übrigen. 55. marke W. 56. und manch anderm a. d. st. M, u. manigen andern a. d. st. B, u. manegem anderm a. d. st. E. 57. nv M. 59. tristan den h. FB, tristanden h. W. 60. baten in FOR. nach baden Rasur eines einstämmigen Buchstabens (ï?) Ν. 62. der fehlt in allen außer Ha. diz FHaP, es RS, daz die übrigen. 63. und fehlt MBE. rede fehlt F. 64. Nv a. 65. undurften HaP, vndurftig WBNORS. 66. iu fehlt FB, ην N, iveh H. 67. anander F, en and. W. 68. ich fehlt MH. 70. enbaster FHaWNO, enbast er MBP. 74. Do N. den MH. 75. niemen a. 77. nieman F. vinden MBE. 79. kerten P.
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3480 er und sîn j e g e r e T r i s t a n
3510 der b e s t e , d e n m a n w i s t e ;
u n d al sîn m a s s e n î e .
der selbe w a s ein G â l o i s .
mit gehiirne und mit furkîe
nu k a m Tristan der Parmenois
r i t e n si d ô ze h û s e wider,
u n d saz ze s î n e n fiiezen d a r und n a m sô flîzeclîche war
als w a s der g u o t e T r i s t a n sider 3485 ein l i e b e r h o v e m a n u n d e r in.
3515 des leiches u n d der siiezen n o t e n ,
k ü n e c u n d g e s i n d e h e t e n in
wasre ez im a n den lîp g e b o t e n ,
in g u o t e r g e s e l l e s c h a f t .
e r n m ö h t e ez n i c h t v e r s w i g e n h â n .
o u c h w a s er a l s o d i e n e s t h a f t
sîn m u o t b e g u n d e i m ûf g â n , sîn herze d a z w a r t m u o t e s v o l .
dem armen und dem riehen, 3490 m ö h t e er ir i e g e l î c h e n
3520 „ m e i s t e r " , s p r a c h er, „ir h a r p h e t w o l : die n o t e n sint r e h t e viir b r â h t
û f sîner h a n t g e t r a g e n h â n ,
s e n e l î c h e u n d aise ir w a r t g e d â h t .
d a z haste er g e r n e g e t a n ,
die m a c h e t e n B r i t û n e
die saelde hete i m g o t g e g e b e n , er k ü n d e und w o l t e in allen l e b e n : 3495 l a c h e n , t a n z e n , s i n g e n , riten,
von mînem hêrn G u r û n e 3525 u n d von sîner f r i u n d i n n e . " diz n a m in sine s i n n e
loufen, springen,
der harphaere u n d lósete allez dar,
zuhten unde schallen,
als er der rede n i h t nasme w a r ,
d a z k ü n d e er m i t in allen, er l e b e t e , s w i e m a n w o l d e 3500 und als diu j u g e n t s o l d e ,
unz er den leich v o i l a n t e . 3530 gein d e m k i n d e er sich d ô w a n t e :
s w e s ir d e k e i n e r b e g a n ,
„ w a z w e i s t u " , s p r a c h er, „ l i e b e z k i n t ,
d a z h u o b er i e m e r m i t im a n .
v o n w a n n e n dise n o t e n sint? k a n s t u ihtes iht hier a n ? "
N u g e f u o g e t e sich d a z ,
„ j â , schoener m e i s t e r , " s p r a c h T r i s t a n :
d a z M a r k e a n e i n e m tage g e s a z 3505 ein lützel n a c h der e z z e n z î t ,
3535 „ i c h h e t e es hie v o r m e i s t e r s c h a f t ;
s ô m a n d o c h k u r z e w î l e pflît,
nû h a t ez a b e r s ô k l e i n e k r a f t ,
und lósete sère an e i n e r stete
d a z ich v o r iu n i h t e n g e t a r . "
e i n e m l e i c h e , d e n ein harphsere t e t e ,
„ n e i n , f r i u n t , sê dise h a r p h e n dar,
ein m e i s t e r s î n e r liste,
là heeren, w e l h e r h a n d e
3 4 8 0 iager MP, iseger a, ieger FO. 82. Mit ME. 84. also MBE. wider F. 89. den FBNERS. 96. lvfen F, lùfen Ν, lofen M. 97. jûchtzen Β. 99. wie er w. OP. 502. allez mit in MB, mit in auch N. iemer fehlt O. 03. gefügte Ma, -cte W. 04. eime aHWO, eine B. gesaz HaW, saz die übrigen. 05. az zit M. 06. doch fehlt MBE. 07. lusterde N, lustert O. 08. eime W. herpher(e) HFBOP. 3 5 1 0 11. Der ME. der was HaS. 12. de M, van ß. 1 7 . e s HBP. 19. was HBP, war O . 21. dise F. 2 2 - 2 5 fehlen F (für eine Zeile ist Raum gelassen). 24. herren MHaWBEP, hertzen ORS, here N. gerune W, curune M, krúne Β, kurune E. 27. herph. HaOP. lùsterde Ν, lustert O. 28. iht MBE. 29. biz HBNO. von ante M, vol. BNSP, vorl. R. 30. gegen FWBOP. 31. Wat Ν. sprach er fehlt FP. 32. sprach er von wanne f. 33. ihs iht M, ihsit H, iht iht (?) a, icht sit R, iecht sitte S, eyt N, yecht O . her an FWRS, hie an BN, dar an P. 34. liebe M. lieber BE. 35. heize H, het ez F, es fehlt MaWBNERSP; e wol O. vor FNRS, von M HaW BP. 37. Daz ME. ich iz FN. nit tun getar F, reden neyt in dar N. en fehlt MF.
61
3540 kan man in dînem lande?" „gebietet ir daz, meister min, und sol ez mit iurm urloube sin, daz ich iu harphe?" sprach Tristan. ,,jâ, trût geselle, sê, harphe a n ! " 3545 Als er die harphen dô genam, sînen handen sî vil wol gezam; die wären, aise ich hân gelesen, daz sî niht schœner kunden wesen, weich unde linde, kleine, lane 3550 und rehte alsam ein harm blanc; mit den sô ruorte er unde sluoc ursuoche und notelîn genuoc seltsasne, siieze, guote. hie mite wart ime ze muote 3555 umbe sine leiche von Britûn. sus nam er sînen plectrûn, nagel unde seiten zôher, dise nider, jene höher, rehte als er si wolte hân. 3560 nu diz was schiere getan: Tristan, der niuwe spilman, sîn niuwez ambet huob er an mit flîzeclîchem ruoche. síne noten und sîne ursuoche, 3565 sîne seltsasne grüeze die harphete er sô süeze und machete sî schœne mit schcenem seitgedœne, daz iegelîcher dar zuo lief,
3570 dirre jenem dar näher rief. vil schiere kam diu hoveschar almeistec loufende dar und wände niemer komen ze fruo. nu Marke der sach allez zuo 3575 und saz allez trahtende, sînen friunt Tristanden ahtende und wunderte in des sère, daz er sô höfsche 1ère und also guote liste, 3580 die er an im selben wiste, also verhelen künde, nu Tristan der begunde einen leich dâ lâzen klingen în von der vil stolzen friundîn 3585 Grâlandes des schœnen. do begunde er suoze deenen und harphen sô ze prise in britûnscher wîse, daz maneger dâ stuont unde saz, 3590 der sîn selbes namen vergaz. da begunden herze und ôren tumben unde tôren und ûz ir rehte wanken; dâ wurden gedanken 3595 in maneger wîse vür brâht. dâ wart vil ofte gedâht: „ä, saslic sì der koufman, der ie sô höfschen sun gewan!" jâ sîne vinger wîze
3540 dime WBO. 4 1 . gebiet M. 4 2 . und fehlt MRE. ìuwern hulden WP. 4 3 . ich fehlt H. dristran M. 4 4 . so WP, fehlt N, nu O . 4 5 . Nu er FNOP, Do er WR. do fehlt MBE. 4 6 . vil fehlt aNOERS, si do wol H. 4 9 . vnd lane BNOERSP. 50. vnd fehlt MBNE. hermel N, hermlin E. 52. noten MB, notten E. 53. selscene H, selzene WNO, seize Β, seltzine F, seltzen RS, seit seine P. vnd gûte HO. 56. plettrun M, pleitivn W, plechtrun N, plerdrun F, pleidrun S, plectrum OP. 5 7 . nagele WN. 58. niderer Ha. 63. mvte W. 6 4 . vorsvehe M, versuche BS. 6 6 . also MBE. 6 7 . vil sch. B, so sch. WNRSP. 68. mit sinem s. F, sàzem s. B. seitenged. NP. 69. Daz ME. da zv FHaO. 3570 7 1 . Vil FN. 72. almeisteile H, almeiste MP. 73. wanden MBNOERSP. nieman F, niem s aus niemä verbessert W. 74. nu fehlt NB. kam W. 75. trahtunde F. 7 6 . ahtunde F. 78. so mange lere M B E . 81. so wol v. k. W. 82. Nv ß . 83. do MHaB. lazen fehlt F. 88. britt. HaWP. -nischer Mal·BP. 89. do FEP. 90. namen fehlt FNRS. von im v. F, gar v. R. 91. begunde in O . 94. Da M E . gedánen. 97. ach HP, ay NB. 98. hübschen FP.
62
3600 die gierigen wol ze flîze walgende in den seiten. si begunden doene breiten, daz der palas voller wart, dane wart ouch ougen niht gespart, 3605 der kaphete vil manegez dar und nâmen sîner hende war. Nu dirre leich der was getân; nu hiez der guote künec dar gân und sprach, daz man in baste, 3610 daz er noch einen taste. „mû voluntiers", sprach Tristan, rîlîche huob er aber an einen senelîchen leich als ê de la cûrtoise Tispê 3615 von der alten Bâbilône. den harphete er sô schöne und gie den noten sô rehte mite nach rehte meisterlichem site, daz es den harphasr wunder nam; 3620 und als ez ie ze staten kam, sô lie der tugenderîche suoze unde wunneclîche sîne schanzûne fliegen in. er sane diu leichnotelîn 3625 britûnsche und gâloise, latînsche und franzoise sô suoze mit dem munde, daz nieman wizzen künde, wederez siiezer waere
3630 oder baz lobebasre, sin harphen oder sin singen, sich huop von sînen dingen und von sîner fuoge rede unde zal genuoge: 3635 si jähen al gelîche, sine vernœmen in dem riche an einem man die fuoge nie. der sprach dort und dirre hie: „ä, waz ist diz von kinde? 3640 waz hân wir ze gesinde? ez ist allez umbe den wint, elliu diu kint, diu nu sint, wider unserm Tristande. Tristan dò der verande 3645 sînen leich nâch sîner ger, M a r k e sprach: „Tristan, gâ her! der dich dâ hât gelêret, der sì vor gote geêret und dû mit ime! daz ist vil wol. 3650 dîne leiche ich gerne hœren sol underwîlen wider naht, sô dû doch niht geslâfen maht. diz tuostu wol mir unde dir." „ j â , hêrre, w o l . " „nu sage mir, 3655 kanstû kein ander seitspil n o c h ? " „nein, h ê r r e " , sprach er. „nü iedoch, rehte alse lieb als ich dir sì, Tristan, dâ frâge ich dich es b î . " „ h ê r r e " , sprach Tristan al zehant,
3600 giegen F. so ze fi. W. 01. walkinde F, walkende WN, wangelten R, walgen ES. 04. ouch fehlt F. ouge HE. 05. caffete HF, kapf. a. maniger FWNRSP. 07. so getan W. 08. guote fehlt NORS. 11. nv MBOERSP. gerne ORS. 12. riche MBE, nchliche(n) FWNOP. 14. tisbe FNE, tysbe WBO (-ebe), tybese P. 16. herphete HF. 18. rehtem FWBNORP. 19. Daz ME. 20. so MBE. 21. dügentriche BN tüg. SP. 23. tschanzune M, scanz. H, stantz. P. 29. wederez F, weder H, weder ez W, weder is O, weder id Ν, wederz MB, welchs P. zuser H. 3630 31. herphen F. 34. rede vnd rede F, rede inde reden N, gelimpf vnd recht RS. 35. Si F. sprachen OE, sachten N. alle FBO. 39. ach HRP, och N, fehlt MBE. 41. ist fehlt H. als ein w. MBE, gar eyn w. N. 42. allu W, al F, alle P. die hie s. ERS. 45. Sinen M. 46. Kapitelzeichen B. ge F, ganc WNO, gee Ρ, gange R, goh S. 48. von MBE. geret MW. 50. vil gerne aus niht g. korrigiert H. 51. wilent E bi der n. F Β EP, in der n. O. 52. slafen FNRSP. 53. Diz F. 55. spil F. 57. als MHF. so - so N, so - als O. 58. ia W. es fehlt BNERSP. 59. Kapitelzeichen B. Herre N.
63
3660 i m dorftet mich niht hân gemant sô verre, ich seite ez iu doch wol, sît ich ez iu doch sagen sol und ir ez wellet wizzen. hêrre, ich hân geflizzen 3665 an iegelîchem seitspil und enkan doch keines aise vil, ine künde es gerne mère, ouch hân ich dise 1ère niht vil manegen tac getriben, 3670 und zwâre ich bin derbî beliben under mâlen kûme siben jár oder lützel mère, daz ist war. mich lêrten Parmenîen videln unde Symphonien; 3675 harphen unde rotten daz lêrten mich Galotten, zwêne meister Gâloise. mich lêrten Britûnoise, die wären ûz der stat von Lût, 3680 rehte lîren unde s a m b i û t . " „sambiut, waz ist daz, lieber m a n ? " „daz beste seitspil, daz ich k a n . " „ s e h t " , sprach daz gesinde, „got der hat disem kinde 3685 uf rehte wunneclîchez leben sîner genâden vil gegeben." M a r k e der frâgte in aber dô mê: „Tristan, ich hörte dich doch è britûnsch singen und gâlois,
3690 guot latine und franzois: kanstû die s p r ä c h e ? " „hêrre, j â , billîche w o l . " nu k a m iesâ der hûfe dar gedrungen; und swer iht fremeder Zungen 3695 von den bîlanden künde,
3700
3705
3710
3715
der versuochte in sä zestunde: dirre sus und jener sô. hier under antwurte er dô höfschliche ir aller maeren: Norwegen, Irlandsren, Almânjen, Schotten unde Tenen. da begunde sich mane herze senen nâch Tristandes fuoge. dà wolten genuoge vil gerne sîn gewesen als er. im sprach vil maneges herzen ger suoze und inneclîchen zuo: „ä, Tristan, wasre ich alse duo! Tristan, dû maht gerne leben; Tristan, dir ist der wünsch gegeben aller der fuoge, die kein man ze dirre werlde gehaben k a n . " ouch macheten si hier under mit rede michel wunder: „ h ô r â ! " sprach dirre, „ h ô r â ! " sprach dei; „elliu diu werlt diu hoere her! ein vierzehenjserec kint kan al die liste, die nu s i n t ! " Der künec sprach: „Tristan, hoere her!
3660 61. ich seit uchz F. 62. ez fehlt ONP. doch fehlt MBE. iu fehlt F. 63. irz MF. 64. mich über der Zeile M, mich gefl. BNEP. 66. kan MFBRS. Cheines doch so vil F; also HP, so FBO, als MW. 70. da bi HB EP, do b. RS, dar bi NO, dir bi F. 73. Mich MBE. 76. galioten MNE. 78. britvniese M, britünvse ORS. 80. rehte fehlt MBE. 80. und 81 sambut FWOP. 83. Seht FN. 84. der fehlt WBNES. diseme HWB. 87. Marke BN. der fehlt MBNOESP. do fehlt MFBS. 3690 91. her F. 96. da ze st. HNRS, an der st. E. 97. der ander so MBE, der ander do RS, und fehlt auch N. 98. entwurter HW. 99. Hofsliche M, hofliche W, hovischlich F, hóvelich Β, houescliche O, hubschelich RS. 700. irlandenasre M. 01. alemenien M, almenien BES, almeneyn R, alamanien WO, almannen H, alamen P, almanien FN. 02. vil mane M. 03. tristrande F. 05. gewesen sin F. 06. nu W. 07. innecliche HWNP, minnecl. die übrigen. 08. ey BN, ach P. 10. geben W. 11. ein man MBE. 12. haben MBNOE. 15. hòra (beide Male) O. dirre vñ der MBE. 16. al di w. F. diu (2) fehlt HOP. 18. di der sint F, die do s. S.
64
3720 a n dir ist allez, des ich ger,
3750 und grifen a b e r an jenez wider,
dû k a n s t a l l e z , d a z ich w i l ,
sîn vater, der m a r s c h a l c d a n R û a l
j a g e n , s p r ä c h e , seitspil.
li f o i t e n a n t et li lêal,
nu suln o u c h w i r gesellen s î n ,
w a z der n â c h ime getete, d ò er in v e r l o r e n hete.
dû der min und i c h d e r d î n . 3725 t a g e s s ô suln w i r riten j a g e n ,
3755
D a n R u a i li f o i t e n a n t der schiffete über m e r z e h a n t
des n a h t e s uns hie h e i m e t r a g e n mit höfschlichen dingen:
mit m i c h e l e m g u o t e ,
harphen, videln, singen,
w a n ime w a s w o l ze m u o t e , ern w o l t e n i e m e r w i d e r k o m e n ,
d a z k a n s t u w o l , d a z t u o du m i r ; 3730 s ô k a n ich spil, d a z t u o n i c h dir,
3760 ern haste e t e s w a z v e r n o m e n
des o u c h din h e r z e lîhte g e r t :
endelîcher masre,
schoeniu k l e i d e r u n d e p h e r t ,
w â sîn j u n c h ê r r e was re,
der g i b e ich dir, s w i e vul du w i l t :
und stiez ze N o r w a s g e z u o .
d à m i t e h â n ich dir w o l g e s p i l t .
dà v o r s c h e t e er späte unde f r u o
3735 s i c h , m i n s w e r t und m i n e s p o r n ,
3765 in allem d e m lande.
m î n a r m b r u s t u n d m î n guldîn h o r n ,
n â c h sînem friunt T r i s t a n d e .
g e s e l l e , daz b e v i l h e i c h dir;
w a z half daz? ern w a s dà niht,
des u n d e r w i n t d i c h , des phlic m i r
al sîn s u o c h e n w a s ein wiht. und alse er sîn dà niht e n v a n t ,
und w i s du h ö f s c h u n d e f r ô . " 3740 sus w a s der e i l e n d e d ô
3770 d ô k ê r t e er wider Irlant.
da ze h o v e ein t r û t g e s i n d e .
seht, dà e n k u n d e er iht m ê
ezn g e s a c h nie m a n v o n k i n d e
v o n ime e r v o r s c h e n d a n n e als ê.
die s a d d e , die m a n a n im s a c h .
hie mite begunde er an der h a b e
s w a z er g e t e t e , s w a z e r g e s p r a c h ,
sô s w a c h e n unde nemen a b e ,
3745 d a z d û h t e u n d w a s o u c h alse g u o t ,
3775 d a z er sich nider ze fuoze liez und sîniu phert v e r k o u f e n hiez
d a z i m e diu w e r l t h o l d e n m u o t
und mit d e m g u o t e sande
u n d i n n e c l î c h e z herze t r u o c .
sîne liute wider ze lande,
hie m i t e sì der r e d e g e n u o c .
sich selben liez er in der n ô t ,
w i r suln dîz maere legen nider
3 7 2 0 allez zu alles verbessert M, alles F. 22. sprechen W. seitespil FW, seitenspil BORSP. 23. wir ouch OBN. 25. so fehlt B, über der Zeile O. sulen M, suln W, soin Β, sollen P, sullen O , sol wir H, schul wir F, suie wir Ν. 26. betragen BNERS, ùdragen O. 29. tuo mir MBP. 31. Des ME. 32. richiu MBE. 35. min phert F. 36. arbrust F. ein guidein h. F. 39. wistu H. 4 1 . daz FH. liep MBE. 42. ez gesach MFBP. an FWORSP. 43. gesach FP. 44. sprach OP. 4 5 . alse W, also HN, als M. alles F, fehlt O. 48. diser rede HWOP. 4 9 . Wir B. 3 7 5 0 aber fehlt MO. einez H. 51. dan fehlt NP, vnd R, der S. 52. fort. MHBE, fontenal R, fentonant S. 7 MHFWO. 5 3 - 5 5 fehlen RS. 55. ton. usw. siehe 52. 60. etswaz FHBNO, etwaz die übrigen. 61. endel. FBNSP, ended. MHWE, rechter warer O, gelicher R. 63. Vnd M. 66. sime WO. 67. half in daz ME, h. im d. B. 68. en w. MNP. wint H. 69. do MHWB. 70. gegen MB, gen EO, wider in FP, zu N, wider zu RS. 71. ihre HP; nit me BNO. 73. Hie BN. 74. so fehlt M'BOE (in M über der Zeile, desgleichen hinter unde). 75. fözzen M, fuzen HP. 76. pharit M. 78. sin volch MBE.
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3780 wan er gie betelen umbe brôt und treip daz staeteclîche von rîche ze rîche, von lande ze lande, vorsehende nâch Tristande 3785 wol driu jâr oder mère, biz daz er also sère von sînes lîbes schœne kam und an der varwe als abe genam, swer in dò h sete gesehen, 3790 d e m hsete niemer gejehen, daz er ie hêrre würde, die schamelîche bürde die truoc der werde dan Rûalt gelîche alsam ein art ribalt, 3795 daz ime dekein sin armuot, als ez doch weizgot manegem tuot, sînen guoten willen nie benam. Nu ez in daz vierde jâr dò kam, do was er ze Tenemarke 3800 und vorschete ouch dà starke von stete ze stete, hin unde her. von gotes gnaden dô vant er die zwêne wallende m a n , die sîn junchêrre Tristan 3805 ûf der waltstrâze vant. die selben frâgete er zehant; die seiten ime ouch masre, wenne und wie lange es w a r e , daz si einen knaben hasten gesehen,
3810 rehte als si in dà hörten jehen, und wie sin mit in liezen gân, wie sin dine allez was getân an antlütze unde an hâre, an rede und an gebäre, 3815 an lîbe und an gewande, und wie maneger hande spräche unde fuoge er künde, zehant und an der stunde bekande er wol, im wasre also. 3820 die wallasre bat er dô, daz sì ez durch got tasten, swâ sîn gelâzen hasten, o b sì die stat erkanden, daz si sì im rehte nanden. 3825 sus seiten sî Rûâle, ez wasre in Kurnewâle ze Tintajoêle in der stat. die stat er ime dô nennen bat aber und aber und sprach dô zin: 3830 „nu wâ lit Kurnewâle h i n ? " „ez stôzet," sprächen jene zehant, „jensit Britanje an daz l a n t . " „ Ä ! " dâhte er, „hêrre trehtîn, diz mac wol dîn genâde sîn. 3835 ist Tristan, aise ich hân vernomen, alsus ze Kurnewâle komen, sô ist er rehte komen hin heim, wan M a r k e der ist sîn œheim. dâ wîse mich hin, süezer got!
3780 86. unz F. daz fehlt NO. 88. Vnd ME. also WBOP, so N. 89. da OP, da vor MB, vor E. 90. nimer des verj. M, des nimmer me ν. Β, veriehen E. 92. -liehen MBP. 93. man NS, fehlt O. 94. artribalt M, attribalt B, atriualt E, arttriebalt H*, art riwalt F. 98. Nuz F, Du ß, nv ez W, kein Absatz auch NOP (in O Kapitelzeichen), da FH, fehlt MBOERS. 800. do HW. 01. state zu stat F. 03. wallenden H. 07. ime fehlt M. 08. wannen H. es ΜΗΝ, ez WF, sin B. 09. si fehlt F. heten auf Rasur W. knappen FBN. 3810 si fehlt W. do Η, fehlt BRS (in fehlt NRS), da die übrigen. 11. liezen mit in B. 13. und 14 fehlen N. 13. antlize H. haere M. 14. gebaere M. 19. was MBE, wer F, were O. 21. Daz ME. siz FW. 23 und 24 erkenten : nenten HBO. 24. dez F. sis im W, si sim MF, sie yms P. 25. Sus BN. 26. korwenale F. 27. tintajoele HWNORS. vor FNRS, von W. 28. nemmen W. 29. do fehlt MBOERS. er über der Zeile M. 30. walet F. 32. ensit M, eine site Β, eyne side Ν, zu RS. 33. a HO, o S, A F, Ay N, ach RP, ey BE. 37. hin fehlt NP. 38. der fehlt FBN. 39 und 40 fehlen B.
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3840 â , h ê r r e g o t , d u r c h d î n g e b o t
nu lâ mir noch sô wol geschehen, daz ich Tristanden miieze sehen! diz maîre, daz ich hân vernomen, daz miieze mir ze fröuden komen. 3845 ez dunket mich und ist ouch guot, ez hât mir minen swseren muot erwecket unde gemachet frô." „sasligen liute", sprach er dô, „der megede, sun müeze iuch bewarn! 3850 ich wil ûf mîne strâze varn und sehen, ob ich in vinde." „nu gewîse iuch nach dem kinde, der al der werlde hât gewalt!" „genäde", sprach aber dô Rûalt, 3955 „gebietet mir, hie ist bite nimê." „ f r i u n t " , sprächen jene, „a dê, a d ê ! "
Rûal dô sine strâze gie, sô daz er sînem lîbe nie ruowe einen halben tac genam, 3860 unz daz er zuo dem mere kam. dà ruowete er, daz was im leit, wan schif diu waren unbereit; und alse er dô schiffunge vant, er fuor ze Britanje in daz lant. 3865 durch Britanje streich er dô sô strîteclichen unde alsô, daz nie kein tac sô langer wart, daz des iht würde gespart, ern striche in iemer in die naht.
3870 dà zuo gab ime muot unde maht der gedinge, der im was geseit. ez machete ime sîn arbeit senfte und harte lîhtsam. nu er ze Kurnewâle kam, 3875 zehant dô fragte er msere, wâ Tintajoêl wsere; vil schiere er des bewîset wart, sus kêrte er aber ûf sine vart und kam ze Tintajoêle zuo 3880 eines sunnenâbendes fruo, dò man ze messe solte gân. sus gieng er viir das münster stän, dà gie daz vole her unde dar und er nam allenthalben war 3885 und spehete wâ unde wâ, obe er ieman funde dà, der ime reht unde gebäere ze sîner frâge waere, wan er dâhte allez wider sich: 3890 „diz vole ist allez baz dan ich; swen ich mit rede bevâhe, ich fürhte, ez in versmähe, daz er mir gibe antwürte umbe in, sît ich als armer fuore bin. 3895 rät, hêrre got, waz ich getuo!" nu gie der künic Marke zuo mit einer wunneclîchen schar, der getriuwe der nam aber war und ersach niht, des er wolte.
3 8 4 0 ach P. 4 1 . nu la MBNOERS, du 1. HFWP. 4 8 . selige OP. 4 9 . meide MF. sun der m. FR. 5 1 . ich dich v. W. 5 2 . wis FNRSP. 54. do fehlt M. 55. niht me MBNOE, nimme F. 56. si BN. 58. sime HW. 6 0 . biz er HOP, biz daz er BN. 6 1 . daz ruwit er F. 62. div sch. div w. W, de (!) sch. w. NOSP. umbereit HF. 63. schiffunde F. 66. stritlich(en) ONP, stetichliche FB. 6 9 . in (1) fehlt NP. 3 8 7 0 7 2 . er WP. 73. lihtesam M. 76. tintalione M, tintaiole FHBRSP, tintaioele WO, tintayoel N. 77. Vil M E . 79. tintaoile M, tyntaniole H, tintaiole FWBP, tintayoel N. 80. seines M. suntamorgens M, súndagis morgens B, sondagis morgens O , sunnen tags des morgens E, sunnentages RS; sûnauëdes N, sunagendes P. 82. do MBNE. 85. da vnde wa MBE. 9 0 . danne HW. 92. ime FBOP. 93. entwrte H, entwürfe W; antwirt P. 96. Nv FHB. der tristran marke zu F. 9 7 . -licher FN. 9 8 . der (2) fehlt BNERSP. 9 9 . sach MBNERS.
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3900 und aise der kiinec dô solté von messe wider ζ e hove gân, Rûal gie von dem wege stân und nam sunder dort hin dan einen getageten hoveman: 3905 " â , h ê r r e " , sprach er, „saget mir durch iuwer güete, wizzet ir, o b ein kint hie ze hove sì? man seit, ez wone dem kiinege bî und ist daz Tristan g e n a n t . " 3910 „ein k i n t ? " sprach jener al zehant, „ine sage iu niht von kinde: ein knappe ist hie gesinde, der sol schiere nemen swert und ist dem künege harte wert, 3915 wan er kan kunst genuoge und erkennet manege fuoge und manege höschlichiu dine: der ist ein starker jungelinc mit brûnreidem hâre, 3920 mit schoenem gebäre und ist ein eilender man: den heize wir hie T r i s t a n . " „Nu hêrre", sprach Rûal iesâ, „Sit ir hie hovegesinde?" „ j â " 3925 „hêrre, durch iuwer ère sô tuot ein lützel mère, wan ir tuot harte wol dar an. saget ime, hie sì ein armer m a n , der welle in sprechen unde sehen.
3930 ouch muget ir ime des wol verjehen, ich sì von sînem l a n d e . " sus seite jener Tristande, ein sin lantman w z r e dà. Tristan der kêrte dar iesâ; 3935 und al dà mite daz er in gesach, mit herzen und mit munde er sprach: „nu miieze unser trehtin iemer gebenedîet sin, vater, daz ich dich sehen m u o z ! " 3940 diz was sin aller êrster gruoz; dà nach lief er in lachende an und kuste den getriuwen m a n , als ein kint sinen vater sol: daz was vil billîch unde wol. 3945 er was sin vater und er sin kint. alle die vetere, die nu sint, oder die vor uns wurden ie, dien getäten alle ir kinde nie vaterlicher danne er im tete. 3950 jâ Tristan der hete an der stete vater, muoter, mâge, man, alle die friunt, dier ie gewan, enzwischen sînen handen dà. vil inneclîche sprach er: „ä, 3955 getriuwer vater guoter, sage an, min siieziu muoter und mine bruoder, lebent die n o c h ? " „ine w e i z " , sprach er, „trut sun, iedoch lebeten si, dô ichs nähest sach,
3900 der tristran F. do fehlt ORSP. 05. ey B, Ay N, ach P. 06. wizet F. 09. daz fehlt MBNERS. 10. Ein ME. eyn kint? ia. do spr. g. z. h. N. 11. ich ens. MFOP, ich s. B. 12. knabe OERSP. 15. wand F, want Ν. 17. hofschliv M, hofsliche H, hovische F, houesche Ν, houesliche O, hofflichs Ρ, húbisch BERS. 18. er MEP, he N. 19. brùn rodem N, brunen roten S, brun redeme W, brune reidem F, brunem reidem BORP. 20. schöner MW, sulcher B, gluger R, kluger S. 21. eilende ME. 22. hie fehlt OP. 23. nu fehlt MB. Herre B. 28. arman ME, arm man NP. 29. gesprechen W, besprechen P. 3930 irm M. des fehlt WO. 31. sime W. 32. er MB. 34. der fehlt ON. 35. da mit vft MBE, da mite da F. sach MBOE, ersach N. 40. diz FHNOSP, daz die übrigen, aller fehlt FHWNOSP. alrerster M. 41. Da M, Her E, dar FNP, her B. 42. er k. FWNOl'. vil getr. MBE. 44. vil wol WNOP. 46. vater F, vatere M. 47. die fehlt FS. 48. di get FBP. 49. danne HWP, dañe M. er ouch H, öch er W, ouch er OP. 50. Ja F. ja fehlt MBE. 53. zwischen MHOP. 54. minnchlichen M, minnecl. B, mynnecl. ES. 56. sagent H (für sage an). 58. trvt svn, sprach er MBNOERP, die ganze Zeile auf Rasur B. 59. nehest HW.
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3990 ez wirt vil schœne, daz ich trage."
3960 w a n d a z si m i c h e l u n g e m a c h
von dînen schulden heten. wie si aber sît her geteten, desn kan ich dir niht gesagen, wan ine gesach in manegen tagen 3965 n i e m a n , d e n i c h e r k a n d e ;
3995
sone kam ich ouch ze lande sît der veigen stunde nie, daz mir an dir sô missegie." „ ä " , sprach er aber, „trut vater min, 3970 w a z s o l d i r r e m a s r e s î n ?
4000
dîn schœner lîp war ist der komen?" „sun, dâ hâstu mirn genomen." „so wil ich dirn wider geben." „sun, daz muge wir ouch geieben." 3975 „ n u , v a t e r , g â d a n z e h o v e m i t m i r . "
4005
„nein, sun, dar gân ich niht mit dir; du sihest doch wol, ich w « r e alsus niht hovebsere." „nein, vater", sprach er, „dizmuozgeschehen, 3980 der künec, mîn hêrre, sol dich sehen." 4010 Rûal, der höfsche guote, der gedâhte in sînem muote: „min nacketage enwirret niht, swie mich der künec nu varnde siht, 3985 er wirt mich gerne sehende, 4015 und wirde ich ime verjehende umbe sînen neven, der hie stât, swenne ich im alle mine tât von anegenge her gesage,
Tristan der nam in an die hant. sîn bereitschaft unde sîn gewant, daz was, als ez dô mohte sîn, ein vil armez rockelîn beschaben unde verslizzen, wâ unde wâ zerissen: daz truog er âne mantel an. diu kleider, diu der guote man under sînem rocke truoc, diu wären armeclîch genuoc, vernozzen unde verselwet gär. von unruoche was sîn hâr an houbet unde an barte verwalken alse harte, als obe er wilde wasre. ouch gie der sagebasre an fiiezen unde an beinen bar. dar zuo was er sô wetervar, als alle die von rehte sint, den hunger, frost, sunne unde wint ir varwe und ir lîch hât benomen. alsus was er vür Marken komen, daz er im under ougen sach. M a r k e ze Tristande sprach: „sage an, Tristan, wer ist der man?" „mîn vater, hêrre", sprach Tristan, „hâstu wâr?" ,,jâ, hêrre mîn." „der sol uns willekomen sîn!" sprach aber der tugenderîche.
3 9 6 0 61 und 62 haten : getaten W. 62. her fehlt MBE. 64. w a n d FN. ich ges. MBNP, gesach fehlt Ε, ich ensach FORS. 65. N i e m a n M. nieman gesach E. 66. ouch ich W. 68. so fehlt N, so an dir P. 69. ouch Β (Kapitelzeichen). Ay N . aber fehlt MHBNES. 72. b e n o m e n MBNOE. mir H N O . s. den haistu mir ben. Ν . 74. m a g ich FNRS. noch M E , wol NS, ouch fehlt B. 75. nu fehlt MBNE. Vader BN. gench M, gang E, geit BN. 76. engan HWNORS. 77. doch fehlt s N. wol fehlt O, ouch B. 79. sprach er fehlt W. n. v. spr. er P. 80. herre d HBP. müz WBOSP. 81. reine g. M B E . 82. der fehlt BN. dahte M, dachte du B. 83. nachtage M, naktage H , nackeittage W, nackitdage ß , nachde dage N, nahet dagen O , nackent t. RS, enachtet dacht P. 84. nu fehlt BN, so nu ν. P. varen F BN, w ä n d e W. 86. und fehlt MBES. 89. aneginne BN, anbeginne O . 3 9 9 0 92. sin beste ber. F. 95. verschaben M B E . 99. Vnder M. sime W. 4 0 0 0 . armelich H , ermelich(en) BWNP. 01. verslizen F, verslissen NRS, v s nútzet Β. 02. vnruwe WS. im daz h. W. 04. als M, alze F, also HWBNORS. 06. houebere N . 12. m a r k e HP. 13. u n d e r die o. WB. in FN. 14. M a r k e B. 15. Sage N, Sag R. 19. aber fehlt MBERS. der fehlt W. tugentriche H N .
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4020 Rûal neig im hoveliche. hie mite sô k a m diu ritterschaft zuo geloufen herhaft, und dà mite al diu hoveschar, und riefen alle sunder dar: 4025 „sire, sire, dê us s a l ! " nu wizzet doch daz, daz R û a l , swie unhovebaere gewandeshalp er wasre, er was iedoch zewâre 4030 an lîbe und an gebäre vollekomen unde rich, er was des lîbes edelîch, an geliden und an geliune gewahsen als ein Hiune: 4035 sîn arme und sîniu bein wol lane; schœne unde hêrlîch was sîn gane; sîn lîp was aller wol gestalt. ern was weder ze june noch ze alt, wan in der aller besten tugent, 4040 dà daz alter und diu jugent dem lebene gebent die besten kraft, er was an rehter hêrschaft aller keiser genôz. sîn stimme alsam ein horn dôz; 4045 sîn rede diu was vil wol besniten. man sach in mit hêrlîchen siten vor al der hêrschefte stân: er hete ouch ê alsam getan.
4050 von rittern und von barûnen; si redeten hin, si redeten her: , , j â " , sprâchens alle, „und ist daz der? ist daz der höfsche k o u f m a n , von dem uns sîn sun Tristan 4055 sô manege tugende hât geseit? wir haben von sîner frumekeit maere unde maere vil vernomen. wie ist er alsus ze hove k o m e n ? " und spelleten sus unde sô. 4060 der guote künec der hiez in dô füeren ze kemenâten und hiez in dâ berâten mit rîlîcher waste. Tristan in schiere ha:te 4065 schöne gebadet und wol gekleit. ein hüetelín was dâ bereit: ûf sîn houbet sazte er daz, und gestuont ouch daz nie manne baz, wan er was under ougen rieh; 4070 sîn geschepfede diu was hêrlîch. Tristan der nam in an die hant lieplîche, als ez im was gewant, und fuorte in wider ze M a r k e , nu begunde er in dô starke 4075 und sère wol gevallen. si sprächen under in allen: „nu kieset, wie schiere edeliu wât den man ze lobe gestellet h â t ! diu kleider stânt dem koufman
Hie huop sich michel rûnen
4020 zuhtechliche ME, hoflchiche W, vlizencliche B, houesliche O, hiipsliche P. 21. Hey N. so fehlt MBNOERS. 22. herreh. HP (hereh. O). 25. siere siere ME. deus sal HWNORSP, deusai MFBE. 26. wol statt doch OP. daz einmal WNO. 29. Er ME. zware FWN. 31.wolvollek. WNOP. 32. edellich HFWP, adelich ERS. 33 und 34 gelune : hune MHNE, wise : rise RS. 38. er FWBN. zalt M. 41. den lebenden geben F, den leuenden geynt N. 43. keisere FN. 44. als FBNOES, glich als P. 45. diu fehlt FWBNORS. gesniten FRS. 46. sahen M, sahn H. 47. aller der HWP, alle der O. 48. also NO. 49. hie F. 4050 vnd bar. FNOR. 51. reiten (beide Male) M. 52. und fehlt WNS. diz WN. 57. Maere M. 58. sus FWNS. 59. spoteten M, spotten BS, spotteten E. 60. riche HMBE. der fehlt MBES. 63. richlicher FNOP, ritterlicher BE. 65. wol fehlt W. bekleit FR, cleidet H, vndt geclaidt wol P. 66. da berait wol P, da wol ber. Β. 68. stund FNRS. daz fehlt HBNRS, da FW. nieman FN. 70. diu fehlt MHBNOP. 71. Trist. BN. der fehlt O. 71-81 fehlen H. 74. eme Ν. 77. Nv F. rehtiv M, rehte BE; edel WNO. 79. stent MBNOP.
70
4080 wol unde lobelîchen an. ouch ist er selbe hêrlîch. wer weiz, ern sí vil tugenderîch: er gebäret diu gelîche wol, o b man der wârheit jehen sol. 4085 nu sehet, wie hêrlîche er gât, wie schcene gebaerde er hât in edelem gewande, und niwan an Tristande dà kieset sine fügende an: 4090 wie künde ein werbender man sîn kint sô schöne erzogen hân, ezn müeze ûz edelem herzen g â n ? " Nu hete man wazzer genomen, und was der künec ze tische komen. 4095 sînen gast Rûâlen sazte er sä ze sînem tische und hiez im dà hovelîche dienen unde wol als man dem höfschen dienen sol. „ T r i s t a n " , sprach er, „gä balde dar, 4100 nim selbe dînes vater war." deiswâr, ich weiz wol, daz geschach: elliu diu ère und daz gemach, daz er ime erbieten künde, daz tete er, als erm gunde. 4105 ouch az Rûal der guote mit willeclîchem muote, wan Tristan tete in fröudehaft. Tristan der was sin Wirtschaft; daz er Tristanden ane sach,
4110 daz was sîn meiste gemach, und als man dô von tische gie, der künec den gast mit rede bevie und frâgete in aller hande beidiu von sînem lande 4115 und ouch umbe sîne vart. und alse er in fragende wart, diu ritterschaft loset elliu dar und nam Rûâles maere war. „ H ê r r e " , sprach er, „ez ist viir wâr 4120 vil nâch wol vierdehalp jâr, sît des, daz ich von lande schiet; und swar ich sider hin geriet, dane fragte ich keines mieres nie, wan des, dà mite ich umbe gie 4125 und daz mich her geleitet h â t . " „waz was d a z ? " „Tristan, der hie stât. und zwâre, hêrre, ich hân noch kint, diu mîn von gotes halben sint, und gan den guotes alse wol, 4130 als kein man sînen kinden sol: drî süne, wasre ich gewesen bî in, daz eteslìcher under in drin iezuo wol ritter wasre; haste ich die halben swasre 4135 erliten durch si alle drî, swie fremede sô mir Tristan sì, die ich durch in erliten hân, es wœre vil und vil g e t â n . " „fremede?" sprach der künic dô,
4080 81. selbe fehlt F. 82. wale statt vil Ν, fehlt W. er si H, er ist OP. 86. vnd wie FB. 87. rehtem MBE. 90. Wie ME. werbende W. 91. ein k. FN. 92. es muz e F. 93. ην M. 95. sazt man sa F. 96. sime W. 97. hofschlich MHBEP, houeschlichen O. 98. biderben tòn MBE. 99. gane WBNO. 101. deswar FBN, dezwar W. 03. er im W, er in H, erm F. 07. vrovdenhaft FHB. 08. der fehlt WOS. wart OP. 09. er fehlt M. tristran F, tristan OE. 4110 meistes WOP. 11. und fehlt MBN. 13. vrageten H. 14. sime WO. 16. und fehlt MBNE. 17. lustert O, horte N. allú W, allit N, alles E. 18 und 19 fehlen W. 18. namen BNO. 19. herre MHOEP. 20. halbiz F. 21. Sit ME. des fehlt WNO. 23. saget F, gevragete HNP. 24. da ich mit FWBRS. 28. halbe III (s ausradiert) F, halben WP, haluen N, fluiden H, genaden MBOERS. 29. also FNP. 30. sime kinde W. 32. etschlicher F, iegelicher BP. 38. ez W.
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4140 „saget an, wie ist disem msere sô? er ist iuwer sun doch, alse er giht?" „nein, hêrre, er bestât mich niht, wan alse vil: ich bin sin m a n . " Tristan erschrac und sach in an. 4145 aber sprach der künec: „nu saget uns daz, durch weihe schulde und umbe waz habet ir die nôt durch in erliten, iuwer wîp und iuwer kint vermiten, als ir dâ jehet, sô lange frist, 4150 sît daz er iuwer sun niht ist?" „hêrre, daz weiz got und ich." „nu, friunt, bewîset ouch mich," sprach aber der guote Marke, „es wundert mich starke." 4155 „weste ich", sprach der getriuwe, „ob ez mich niht geriuwe und obe ez mir hie waere ze sagene gebœre, hêrre, ich möhte iu wunder sagen, 4160 wie sich diz dine hât her getragen und wie ez sich gefüeget hât umbe Tristanden, der hie stât." und al diu massenîe, M a r k e und sîn barunîe, 4165 die bäten an der stunde alle alse ûz einem munde: „saget an, saeliger man, getriuwer man, wer ist Tristan?" Der guote Rûal der sprach dô:
4170 „hêrre, ez kam hie vor also, als ir wol wizzet unde die, die bî den zîten wären hie, daz mîn hêrre Riwalîn, des man ich was und solte sîn, 4175 ob ez got also wolte, daz er noch leben solte, dem wart von iuwer frumekeit sô vil und alsô vil geseit, daz er mir sîn liut und sîn lant 4180 allez bevalch in mine hant. sus kam er her ze lande, wan er iueh gerne erkande, und wart ingesinde hie. sô wizzet ir wol, wie ez ergie 4185 umbe die âventiure der schcenen Blanschefliure, wie er die ze friunt gewan und sì mit ime von hinne entran, nu sì dô heim kämen, 4190 ein ander zê genâmen, in mînem hûse daz geschach, daz ichz und manic man gesach, do bevalch er mirs in mine pflege: sît her pflac ich ir alle wege, 4195 so ich iemer beste künde, zehant und an der stunde w a r b er unde besande eine reise in sînem lande mit mâgen und mit mannen
4140 an fehlt BN. dem MH, der (reden) B. 42. ern H O . bestet MBN. 43. so vil M, also vil NRS. 45. Der kunch spr. herre s. v. d. MB, der herre spr. s.u. d. E, der kon. spr. nv(!) s. v. d. N. 46. vm weihe sch. oder F; rede N. und fehlt H. 4 7 und 48 erliden : vermiden HF. 47. die fehlt F. die not erliden, am Rande von späterer Hand: durch in irliden H. 49. do jehent W. 51. Herre MBE. 52. es ouch PB. 53. aber fehlt MBE. 54. vil starke WBERS, so starke N. 55. wesse MW, wiste H. 57. ez hie für w. W. 58. sagenne W. 60. het FW. 63 und 64 umgekehrt FBE. 64. masse W. cumbanie M, kump. BE, barune F. 66. alle als er OP. alse fehlt WBNES. als MFHOP, also R. 69. der M. 4170 72. ie. H. 77. iwere M, iwerre W. 78. so MBNE. 79. mir lute MBE. 80. an FRS. 81. her fehlt H. 84. ir öch wol W. wiez F. 86. Mine M. fröwen bl. ME, min vr. B; schöner HO. 88. hinen M, hinnen tran F, hinne (!) BOERP, hinnan WS, hin H. quam BO, intquä N , kan RS. 89. Du BNE. nu das FS, dû BN. 90. ze MF, ze e HW, zu der e BER, sich zu eynander O , samen sich N, sie SP. 92. manch furste MBE; sach MHWBNOEP, gesach FS. 93. er si mir BN. 94. her fehlt MBNO. 99. iemer fehlt MBE.
72
4200 u n d f u o r o u c h iesâ d a n n e n
4230 a l s o v e r l o r e n s o l t e h â n . Sus saz R û a l der g u o t e
und w a r t in e i m e s t r î t e e r s l a g e n ,
mit trûreclîchem muote
als ir w o l h a b e t gehceret s a g e n , und als daz masre vür k a m
und seite d e m g e s i n d e
und diu vil schcene v e r n a m ,
v o n d e m vil a r m e n k i n d e ,
4205 w i e ez g e v a r e n wsere,
4235 w i e s t a r k e er des hiez n e m e n war,
diu t ô t l î c h e swasre
d ô ez diu m u o t e r gebar,
s ô sère ir in ir herze s l u o c ,
w i e erz a n t o u g e n l î c h e r s t a t
T r i s t a n hie s t â t , den sì d ô t r u o c ,
verbergen unde verhelen bat; w i e er ze maere w e r d e n liez,
d a z sì den v o n der n ô t g e w a n , 4210 und l a c sie s e l b e t ô t d e r v a n . "
4240 d e n l a n t l i u t e n s a g e n hiez,
hie m i t e gie den g e t r i u w e n m a n
ez w a ; r e in sîner m u o t e r t ô t ;
als i n n e c l î c h e r j â m e r a n ,
w i e er s î n e m w î b e g e b ô t ,
als er ez w o l b e s c h e i n e t e ,
aise ich iu ê seite, d a z sî sich în leite,
w ä n d e er saz u n d e w e i n e t e , 4215 als o b e er ein k i n t wsere.
4245 als ein w î p k i n d e s inné lit, und daz si n â c h der selben zît
o u c h b e g u n d e v o n d e m masre
der w e r l d e j e h e n d e wasre,
den a n d e r e n allen
d a z sî daz k i n t gebasre;
ir o u g e n ü b e r w a l l e n , der g u o t e k i i n i c M a r k e 4220 d e m g i e n g ez a l s o s t a r k e
w i e sî m i t i m e ze k i r c h e n g i e , 4250 u n d w i e er d à die t o u f e e n p h i e ; w a r u m b e er T r i s t a n w a r t g e n a n t ;
m i t j â m e r in sin h e r z e ,
w i e er in s a n t e in f r e m e d i u l a n t ,
d a z i m e der h e r z e s m e r z e
u n d s w a z er f u o g e k ü n d e
m i t t r e h e n e n ûz d e n o u g e n f l ô z und ime wange unde wât begôz. 4225 T r i s t a n d e w a s d a z maere
mit handen und mit munde, 4255 w i e er in d a z l ê r e n hiez,
vil i n n e c l î c h e swasre
w i e er in in d e m s c h i f f e liez,
von anders nihte wan von dan,
u n d w i e er i m e d à w a r t g e n o m e n ,
d a z er a n d e m g e t r i u w e n m a n
u n d wie er n a c h i m d a r w a s k o m e n
vater unde vaterwân
mit maneger arbeite.
4 2 0 0 ouch fehlt N. zehant FN, also RS. 01. einem MF. 02. hant HWP, hat B, hait O . 03. und fehlt MBNE. ir do vur k. F, do v. k. N O . 04. vnde min fröwe MBE, vnde die vil sch. vrouwe H. 07. an MBE. 08. tr. der h. P, de h. Ν (tr. fehlt), do fehlt WS. 10. si lach F. da von H, da van BNE, do van RS, dar an OP. 11. Hie FB. 13 und 14 bescheinde : weinde M. -einte F. 14. stönt MBE. 15. ob fehlt MBE. 19. Der N. 21. Mit M. 22. vnder h. sm. F, in der B, sines herzen s. M, sins iamers s. E. 23. trahen M, trahenen H, zacheren E. 25. tristanden W. 26. -liehen MWN. 27. da van FWNORSP. 29. vaters wan MHB. 4 2 3 0 31. sus M. 32. riwechlichem M, ruwel. Β, ruwigem E, rwegl. Ρ, trurl. FNO. 35. nemen hize H. 39. ze meren FNO. 40. lantherren MBE. 42. sime W. 46. si fehlt F. 49. chirken Λί, kirhhen H, kirgen N. 50. und fehlt MBNE. es Ρ (SI. er), da nach M, dar nah B. den touf FOERSP. 52. Wie M. 54. od s WNRS. 56. schefe M. luez M. 57. und fehlt MBNE. 58. und fehlt MHNOP. wie er auf Rasur W.
73
4260 sus saz er unde seite diz m aere gär von ende her. daz weinde M a r k e , daz weinde er, daz weindens al gemeine niwan Tristan al eine; 4265 d e m mohte es niht beklagen, swes er dà gehörte sagen; in kam diu rede ze gâhes an. swaz aber Rûal der guote man dem gesinde erbermekeite 4270 von den gelieben seite, Kanêle und Blanschefliure: elliu diu âventiure diu was hie wider kleine niwan diu triuwe al eine, 4275 die er nâch tôde an ime begie, als ir wol habet gehceret wie, an ir beider kinde: daz was dem ingesinde diu meiste triuwe, die kein man 4280 ze sîner hêrschefte ie gewan. Nu disiu rede alsus geschach, M a r k e zuo dem gaste sprach „nu hêrre, ist diser rede a l s o ? " Rûal der guote bôt im dô 4285 ein vingerlîn an sine hant: „nu hêrre", sprach er, „sit gemant miner rede und miner maere." der guote und der gewaere M a r k e nam ez und sach ez an.
4260 Sus Β. 61. gar fehlt F. och er M. vil ouch er B.
4290 der jâmer, den er dô gewan, der wart aber dô vester. „ ä , " sprach er, „süeziu swester, diz vingerlîn daz gab ich dir, und min vater der gab ez mir, 4295 dô er an sînem tôde lac. disem mœre ich wol gelouben mac. Tristan, gâ her und küsse mich! und zwâre, soltu leben und ich, ich wil din erbevater sin. 4300 Blanschefliure, der muoter din, und dînem vater Kanêle, den genâde got zer sêle und geruoche in beiden samet geben daz êweclîche lebende leben. 4305 sît ez alsus gevaren ist, daz doch dû mir worden bist von der vil lieben swester min, geruochet es mîn trehtin, sô wil ich iemer wesen f r ô . " 4310 ze dem gaste sprach er aber dô: „nu, lieber friunt, nu saget mir, wer sît ir oder wie heizet i r ? " „ R û a l , hêrre." „ R û a l ? " „ j â . " hie mite versan sich M a r k e sâ, 4315 wan er ouch hete in sînen tagen vil von ime gehceret sagen, wie wîse und wie êrbaere und wie getriuwe er wœre, und sprach: „Rûal li f o i t e n a n t ? "
62. diz (beide Male) MFBNERS, des (beide Male) O, das - des P. diz w. 63. dis Ν, des OP. alle WN. 66. swaz WN. 68. aber fehlt N, Rual
aber OP. 69. erbermekeite HWNR, erbarcheite M, erbarmicheite FOP, barm. B. 71. Riwalin MBE. 76. hant HO. hie MFH* (von derselben Hand durchstrichen und wie dazugeschrieben) BNS, hie wie W. 78. hovegesinde FNRS. 79. die ie MBE. 81. herschaft MFBNOEP. ie fehlt MBE. 83. diu M, die HB, dese N. 84. bot in F, bot im aus bat in verbessert W. 89. der nam HWSP. 4290 den j. FWNORSP. 91. Der M. 92. ach BP, och N. libe sw. FNRSP. 94. der fehlt MFBNO ERS. 95. sime WO. 96. dirre m. FWB, deser N, duser O, diser P. 97. gang WO, ganc BN. 98. und (1) fehlt MBNOE. 300. div M, die BP, de N. 02. den fehlt FRS. 03 und 04 gebn : lebn H. 03. röche M, rvche F, müsse N, wille O. in fehlt F. 04. ebichlichen F. 05. sit daz F. 06. du fehlt M, du mir doch BNS, du doch mir E. 09. ich es MBE. 10. zem FW, ΖÙB. 11. Nu FP. nu (2) fehlt FBNERS. 12. vnde MHBOP. 14.iesaFWO. 15. ouch e in MBE, ovch vil in W (vil aus in sofort verbessert)·, hete fehlt auch NRS. 16. von ime vil hete MBE, hete von ime W, harte vil von ime HO, vil von ime F, vil hadde geh. von eme Ν, gar vil von ime P, vil horte von ime RS. hören BE. 17. wie (2) fehlt MB. hübesch statt wise WOP. 18. getriw M, getriv F.
74
4320 „jâ hêrre, alsô bin ich g e n a n t . " und gie der guote M a r k e hin und kuste in unde enpfienc in hêrlîche und alse im wol gezam. diu hêrschaft al zehant dô k a m 4325 und kusten in besunder. si begunden in ze wunder mit armen enbrazieren, höfschliche salûieren: „willekomen, Rûal der werde, 4330 ein wunder ûf der e r d e ! " Rûal was dà willekomen. nu hete ouch in der künec genomen an sîne hant und leite in hin. vil lieplîche sazte er in 4335 ze sich an sîne siten nider, und griffen an ir maere wider und redeten aller hande beidiu von Tristande und ouch von Blanschefliure 4340 alle die aventiure,
4350 Rûal der sach Tristanden an: „ f r i u n t , " sprach er, „ich hân lange vil anclîch und vil ange mîne marschandîse in armeclîcher wise 4355 durch dînen willen her getriben; deist aber allez nû beliben an einem guoten ende, dar umbe ich mîne hende iemer ze gote bieten s o l . " 4360 Tristan sprach: „ich hœre wol, sich mâchent disiu maere also, daz ich ir späte wirde frô. ich bin, alse ich hân vernomen, ze wunderlichen maeren komen: 4365 ich hœre mînen vater sagen, mîn vater der sì lange erslagen. hie mite verzîhet er sich min, sus muoz ich âne vater sîn, zweier veter, die ich gewunnen hân. 4370 â, vater unde vaterwân,
waz Kanêl unde M o r g â n ein ander haeten getan, und wie daz ouch ein ende nam. vil schiere ez an daz m«ere k a m , 4345 daz der künec Rûâle seite, mit welher kiindekeite Tristan dar komen waere, und wie er seite msere, sin vater der wasre ein koufman.
wie sìt ir mir alsus benomen! an den ich j a c h , mir waere komen ein vater, an dem selben man da verliuse ich zwêne vetere an, 4375 in unde den ich nie g e s a c h . " der guote marschalc aber dô sprach: „wie nû, geselle Tristan, lâ dise rede, dân ist niht an. jâ bistu von der künfte mîn
4320 21. nu M NE. der g. m. gie h. FO, ohne gie HWRSP; der guote fehlt N. 22. er k. FWNOP. 23. Herl. ME. und fehlt NO. 26. begonden al ze F. 27. branzieren F, zu brasierê O, prassieren Ν, erbrarzieren Β. 28. hoveliche(n) FBNERS. 30. spigel ξ spiegel WORSPspeigel N. 31. rval MFB. da wol FWNOnP, der w. H, wol RS. 32. in ouch BNPn. der tristran F. 34. an sine siten s. MBERS. satte H. 35. rehte zö im selben η. MBE, zu im auch η, lieplich do η. RS. site FNO. 36. greif F. 37. reiten M, reden N, retten n, redten B. 43. und fehlt MBE. öch wie de W, wie ouch daz OP. 44. v. sch. an d. m. er quam O. ez fehlt FHn, er NORS. 47. Trist. F. 49. der fehlt MWBOES. 4350 der fehlt BOPn. 51. Frivnt MBE. 52. vnd ange MERS, ange Β. 53 und 54 fehlen F. 54. iamelicher M, iemerl. BE; ermel. N, armclicher W. 56. alles aber nP, ab. nu alles F. aber fehlt WS. allez fehlt N. 60. tr. der HN. 61. so M. 62. ir fehlt O; ich fehlte, ir zu ich verbessert P. wurde FRS, werde BNnOP. Nach diesem Verse folgt in F: zu dem gaste sprach er aber do. 63. also n. ich hie han FWNOP. 69. zweiger M. vatere M, vater HF. der F. 70. ane v. vnd ane FNnRS. vaters FB. 72. an den MHBNERSP, an dem FWO. 74. verlus F, verlùre R, verlor S, verlusse P. veter HF, vaster W, vatere M. 76. aber fehlt MBES. euer do sofort über der Zeile nachgetragen N. guote fehlt OP. 77 Wie Nn. 78. da ist FBNP. 79. ouch statt jâ Ν, idoch n. chvnfte M, kùnsten Nn, kunste P.
75
4380 werder, dan du wändest sîn, und bist ir gêret iemer mê und hâst doch zwêne veter als ê, hie mînen hêrren unde mich: er ist dîn vater, also bin ich. 4385 volge et miner 1ère und wis iemer mère allen kiinegen ebenhêr. lâz alle rede und tuo niht mêr. mînen hêrren, dînen œheim, 4390 den bit, daz er dir helfe heim und dich hie ritter mache, wan dû maht dîner sache sus hin wol selbe nemen war. ir hêrren, sprechet alle dar, 4395 daz ez mîn hêrre gerne t u o ! " sus sprâchens alle samt derzuo: „hêrre, ez hat guote fuoge: Tristan hât kraft genuoge und ist ein wol gewahsen m a n . " 4400 der künec sprach: „neve Tristan, sage an, wie stât dîn m u o t hie zuo? ist ez dir liep, daz ich ez tuo?" „trût hêrre, ich sage iu mînen muot; haste ich sô rîlichez guot, 4405 daz ich wol nâch dem willen mîn und also ritter möhte sîn, daz ich mich ritterliches namen noch er sich mîn niht dörfte schämen, und ritterlîchiu werdekeit
4410 an mir niht würde nider geleit, sô wolte ich gerne ritter sîn, die müezigen jugende mîn üeben unde kêren ze werblichen êren; 4415 wan ritterschaft, also man seit, diu muoz ie von der kintheit nemen ir anegenge oder sì wirt selten strenge, daz ich mîn unversuochte jugent 4420 ûf werdekeit unde ûf tugent sô rehte selten geüebet hân, daz ist vii sère missetàn und hân es an mich selben haz. nu weiz ich doch nu lange daz, 4425 senfte unde ritterlicher prîs, diu missehellent alle wîs und mugen vil iibele samet wesen. ouch hân ich selbe wol gelesen, daz ère wil des lîbes nôt. 4430 gemach daz ist der êren tôt, dà mans ze lange und ouch ze vil in der kintheite pflegen wil. und wizzet wol zewâre, haste ich vor einem jâre 4435 oder ê mîn dine sô wol gewist, als ez mir hie gesaget ist, ez enwasre niht biz her gespart, sît ez aber dô gesûmet wart, so ist reht, daz ich mich noch erhol,
4 3 8 0 w a n d e s M, w o n d e s t F. 81. gerit F, gereit N . 82. veter H, vater MW, vatere F. 84. als bin och ich MBE, als bin ich Ol'. 85. et M FF, eht HW, eck s B, noch N, auch n, recht P, fehlt O. 86. das w von wis auf Rasur W. 87. aller chunige FNRS. 88. la WN. du FN. nimer M, niemer F. 89. M i n e n MBE. 94. Ir F. 96. nu MBE, d o Ν . dar HBNOEP. samet fehlt OP. 4 0 1 . stet MFBNORS. her zü NBO. 03. Drvt BNn. 04. richl. FNnOP, ritterliches BS. 06. also rehte m. s. F. 07. ritters FNnRS. 4 4 1 0 12. vnmuzige F, mvzige H, müzige W, -ge auch BNnORSP. 14. wertlicher F, wertlichen N, werentl. O . 15. als MFBNOERSP. 16. ie fehlt FNnS. 17. N e m e n M. 19. Das E. 20. uffeF. 21. rehte sulde Nn. r. soke P. gubet F. 2 3 . h a n s MO. mir FOP. 26. in a. w. MBS, a n a. w. H. 27. vil fehlt Nn. gewesen WBE. 31. inde alze vil Nn. 32. chintheit M, kintheit F. 34. eime Wtt. 37. czne M, ez FNn. unz FW. 38. aber es « N . 39. So F. noch fehlt Nn.
76
4440 w a n m î n dine s t â t b i l l î c h e w o l
4470 ich g i b e dir r î c h l î c h e z g u o t .
a n l î b e u n d an d e m m u o t e .
s i c h , dû h â s t k e i s e r l î c h e h a b e ,
got rate mir zem guote,
n u n e g a n e dir s e l b e r n i h t e s a b e .
d a z ich d e m m u o t e v o l l e v a r ! "
b i s t û dir s e l b e m a l s ô h o l t u n d h â s t u m u o t , als du s o l t
M a r k e sprach: „neve, nim selbe war, 4445 s i c h , w i e du w e r b e n w o l t e s t ,
4475 u n d e als dû m i r h a s t v e r j e h e n ,
o b du k ü n i c w e s e n s o l t e s t
daz h â n ich s c h i e r e a n dir g e s e h e n ,
u n d h ê r r e ü b e r allez K u r n e w a l .
s i c h , vinde ich h ê r r e n m u o t a n dir,
s ô sitzet hie dîn v a t e r R û a l ,
du vindest i e m e r m è r e an m i r
d e r g a n z e t r i u w e z u o dir h a t , 4450 d e r sî dîn r ä t g e b e u n d din r ä t ,
dines willen vollen schrîn: 4480 T i n t a j o ê l m u o z i e m e r sin
daz dîn dine a l s ô v o l l e g ê ,
dîn t r i s c a m e r e u n d dîn trisor.
d a z ez n â c h d î n e m w i l l e n s t ê .
gesprengestû mir rehte vor
vil l i e b e r neve T r i s t a n ,
mit rîlîchem muote,
nim dich niht a r m u o t e s an;
v o l g e ich dir n i h t m i t g u o t e ,
4455 w a n P a r m e n î e d a z ist dîn
4485 sô m ü e z e m i r allez d a z z e g â n , d a z ich ze K u r n e w â l e h â n . "
u n d m u o z dîn eigen i e m e r s î n ,
H i e w a r t genigen r i c h e :
sol ich u n d dîn v a t e r R û a l l e b e n ,
si n i g e n al g e l î c h e ,
d a r z u o wil ich dir stiure g e b e n :
die bî d e m msere w ä r e n .
m î n l a n t , m î n liut u n d s w a z i c h h â n , 4460 t r û t n e v e , d a z sì dir û f g e t â n .
4490 si b u t e n i m u n d e b â r e n
wil dû dîn h e r z e k ê r e n
ère unde l o p m i t s c h a l l e ,
ze v o r d e r l î c h e n ê r e n
„ k ü n e c M a r k e " , s p r â c h e n s alle,
u n d ist dîn wille a l s ô g e t â n ,
„ d u s p r i c h e s t , als der h ö f s c h e s o l :
als ich v o n dir v e r n o m e n h â n ,
diu w o r t g e z e m e n t der k r ö n e w o l .
4465 s o n e s p a r des m î n e n n i h t d e r v o r :
4495 dîn z u n g e , din h e r z e u n d dîn h a n t
K u r n e w a l d a z sî dîn u r b o r ,
die g e b i e t e n i e m e r ü b e r diz l a n t !
m î n k r ö n e sî dîn zinsaerîn.
wis iemer künec über K u r n e w a l ! "
w i l t û zer w e r l d e g e w e r d e t s î n ,
der getriuwe marschalc dan R û a l
sô schaffe umbe rîchen muot,
u n d sîn j u n c h ê r r e T r i s t a n
4 4 4 0 stet M, steit Β, steyt Ν, stant F, staut Ρ, stont RS; daz stat H. billichen MBNE. 4 1 . dem fehlt MBP. 42. ze guot e FS. 45. Sich MBE. soltest F (46. woltest). 46. hie wesen MBE, werden FN. 47. alles kurvenal F. 4 8 . so is h. Ν, vnd ist η, nu MBE. 51. also erge MBE, a. wol ge W, a. volge Ν, a. vol ergie O, a wol erge P. 54. Nim P. anders mötes MBE. 58. dich stvren vnde g. F. 59. min 1. vnd 1. was ich h. O . und fehlt WBORP (58 und 59 fehlen S). guyt statt liut Nn. 60. vndertan FNnS. 61. wiltu H. dogenclichen Nn. 64. ich ez F. 65. so FBRS. da vor W BN, dar vor OP. 66. daz fehlt WBOP. 68. wilt tv H, wildu MF. gewirdet MBES, gewierdet F. 69. schaffet H, schaffe eht W, schaffe eck s mir B, schaffe als O, schaffe recht P. 4 4 7 0 riliches H, ritterliches B. 71. vollchliche M, vollencliche B. 72. nu MFBNRS. gene M, ga F, go RS, ge P. selbem M, selbes ORS, selber HFWP. des niht MBE. 73. selber FBNRSP, selben W, selbis O , selb E. 74. aise W, also On. 75. aise W. 77. Sich MBE. 78. mer MHB, me N, fehlt FRS. 80. tintaniol F, -iole MHOP, -ioele W. 81. trisech. M. 82. mir immer vor FNnS. 83. richlichem FN«, ritterlichem W ( en) BORSP. 85. zergan MWBnERSP. ailes dez HP. 86. des P. 87. hie MHOP. 88. aile g. FWBnOR. 89. den meren Fn. 93. als ein chunc M, als ein kunenc B(E). 94. d. w. die zemen P. gezent M, ziment F. 96. daz OPn. 98. dan fehlt MBNOP. 99. sin sun her tr. F.
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4500 die griffen ir geschefede an nâch solher rîcheite, als in der künec vür leite und in diu mâze was gegeben, nu strîte ich umbe ir beider leben 4505 beidiu des vater und des suns, wan eteswer der fraget uns durch daz, daz alter unde jugent selten gehellent einer tugent, und jugent daz guot unruochet 4510 dà ez daz alter suochet, wie sì sich under in beiden ie künden sô bescheiden, daz ietwederre besunder sîner ger hier under 4515 und sînes rehtes wielte, sô daz Rûal behielte die mâze an dem guote und Tristan sînem muote mit vollem guote volleziige? 4520 diz prüeve ich schiere sunder lüge. Rûal unde Tristan die truogen beide ein ander an als ebenwilligen m u o t , daz ir ietwederre übel noch guot 4525 weder riet noch raten solte, wan aise der ander wolte. R û a l , der tugende erkande, der geloubete Tristande und sach die jugende an im an;
4530 sô entweich aber Tristan den fügenden an Rûâle. diz truoc si zeinem mâle und zeinem zil gemeiner ger, daz dirre gerte aise der. 4535 alsus sô wârens under in zwein mit willen und mit muote al ein. hie von wart alter unde jugent gehellesam an einer tugent; alhie viel höher muot in sin, 4540 hie mite behieltens under in Tristan sîn reht an muote, Rûal die mâze an guote, daz ir ietwederre an der stete niht wider sînem rehte tete. 4545 Sus greif Rûal und Tristan ir dine bescheidenlîchen an, als ez in beiden was gewant. si gewunnen harnasch unde gewant innerhalp den drîzec tagen, 4550 daz drîzec ritter solten tragen, die sich der höfsche Tristan ze gesellen wolte nemen an. Swer mich nu frâget umbe ir kleit und umbe ir kleider rîcheit, 4555 wie diu zesamene wurden brâht, des bin ich kurze bedâht, dem sage ich, als daz masre giht. sage ich ime anders iht, sô widertrîbe er mich dar an:
4500 geschahfde M (vielleicht geschaffde). 02. vor seite OP. 04. beder M. 06. wand N. etswer MHF. der fehlt FN. 07. ein daz fehlt ΜΗΝ. diu j. WNORSPn. 08. glichent FN. 10. da iz da F, daz is daz OP. 11. Wie M. beden M. 14. so fehlt FW. 13. ietwederre HW, ir ietwedere F, ietwere M, ieweder B, etweder OP, ietweder RS, ir eyn so N. 17. den mut FN. 19. mòte MHBP. 20. daz MBOP. 23. ebenen willen gegen mut F, euen willen inde mùyt Ν, eben willen vnd m. RS. 24. diewederer H, itweder F, ieweder Β, eweder N, da weder O, yetweder R, ihtwyder S, yetweder P, dewedere MW. 27. tugede M, tugent NORS, degen F. 29. iugent FWBNP. 4530 32. sich WN. 33. vnd fehlt FNR. gegen ir ger Κ 34. wolte OP. 35. Alsus MFB. so fehlt MBOS. 38. gesellesam in OP. 42. moze F, reht RS. 43. ir fehlt HBOP. ietwere M, ieweder FB, ietwederer H, dewederre W. 44. willen OP. 45. sus FMHWOP, Sus nur N, Kapitelzeichen B. 46. bescheidichlichen F, beschedenliche W. 48. fehlt W. harnesch HN. 49 und 50 trizec HP. 50. haben M. 51. der FH**NOP, daz H*, die die übrigen, stolze MB. 53. swer MFN. 54. chleide F.
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4560 und sage er selbe baz dar van: ir kleider wären ûf geleit mit vier hande rîcheit, und was der vierer iegelîch in ir ambete rich: 4565 daz eine daz was höher muot; daz ander daz was voilez guot; daz dritte was bescheidenheit, diu disiu zwei zesamene sneit; daz vierde daz was höfscher sin, 4570 der naîte disen allen drin, si worhten alle viere vil rehte in ir maniere: der höhe muot der gerte, daz volle guot gewerte, 4575 bescheidenheit schuof unde sneit; der sin der nsete ir aller kleit und ander ir feitiure, baniere und covertiure und anderen der ritter rät, 4580 der den ritter bestât. swaz sö daz ros und ouch den man ze rittere geprüeven kan, der geziue was aller sère rich, und alsô rîch, daz iegelîch 4585 einem künege wol gezaeme, daz er swert dar inne naeme. Sit die gesellen sint bereit mit bescheidenlîcher rîcheit, wie gevâhe ich nû mîn sprechen an,
4590 daz ich den werden houbetman Tristanden sö bereite ze sîner swertleite, daz man ez gerne verneme und an dem m sere wol gezeme? 4595 ich enweiz, waz ich da von gesage, daz iu gelîche und iu behage und schöne an disem maere stê. wan bî mînen tagen und ê hât man sô rehte wol geseit 4600 von werblicher zierheit, von rîchem geraete, o b ich der sinne híete zwelve, der ich einen hân, mit den ich umbe solte gân, 4605 und wa;re daz gefiiege, daz ich zwelf zungen trüege in mîn eines munde, der iegelîchiu künde sprechen, alse ich sprechen kan, 4610 ine wiste, wie gevâhen an, daz ich von rîcheite sö guotes iht geseite, mane haete baz dà von geseit. jâ ritterlîchiu zierheit 4615 diu ist sö manege wîs beschriben und ist mit rede also zetriben, daz ich niht kan gereden dar abe, dà von kein herze fröude habe. Hartman der Ouwaere,
4560 da van HBNO, der van W, der von M. 63. was fehlt FNRS. vier MB, vierre FN, viere ERS. 64. an W. ambhte F, ambachte NP. 65 und 66 daz (2) fehlt MOE. 67. Daz M. 69. daz (2) fehlt MEP. 70. naete M, nate WB, nahte F, nete und nede die übrigen. 72. paniere F, banyer S. 73. hoher HWN. 76. naete M, nat F, nate W, nade Β, nete und nede die s übrigen. 77. and e H. veiture F, fatture H, fitivre Ν. 78. conuentúre WO. 79. andern FW. ander aller der rat MEB (alle der ander), den r. r. WOP. 80. riteren MFBNOEP. beste stât MEB (wale st.), wol bestat RS. 81. swer MBE, swa H. ouch fehlt F. der man OP. 82. riterschaft MBE, rittere speie N. 83. allit ere rich Ν. 84. als ME, alse W. 85. eìme HB. 86. ob er FN. drine M, drinne Β. 4590 hobtman F, hofschen man MHE, hübschen m. Β. 93. manz ME. 7. ine WNRS. 96. Daz M. gevalle W. iu fehlt WBP. 97. beste H. in OP. 98. wand MFN, wände W. vn óch e W. 99. vil geseit W. 600. v. riteliher werdcheit MBE (wúrd.). 02. di F. 07. mines einem F. mines eines Β. 10. ich en WE (ich), wesse M, weste FEP, wisse W, wiste HBN. wie ich ONP. gevienge NP. 11. ritterheite F. 13. mane M, man die übrigen, hate F, habe MBE. der von F, dar v. P. 14. wan riters werdcheit M, wann ritters wúrdekait E, wan ritterliche werdicheit ß. 15. mangen wis M. geschriben MNERSP. 16. zertr. FWEP. 17. reden FBOP. 19. hartman MOP, harman F. öweare M, owere FWOERP, ouwere die übrigen.
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4620 ahí, wie der diu maere beide ûzen unde innen mit worten und mit sinnen durchverwet und durchzieret! wie er mit rede figieret 4625 der âventiure meine! wie lûter und wie reine sine kristallinen wortelîn beidiu sint und iemer miiezen sîn! si koment den man mit siten an, 4630 si tuont sich nähe zuo dem man und liebent rehtem muote. swer guote rede ze guote und ouch ze rehte kan verstân, der muoz dem Ouwasre lân 4635 sîn schapel unde sîn lôrzwî. swer nû des hasen geselle sì und ûf der wortheide höchsprünge und wîtweide mit bickelworten welle sîn 4640 und ûf daz lôrschapelekîn wân âne volge welle hân, der lâze uns bî dem wâne stân, wir wellen an der kür ouch wesen. wir, die die bluomen helfen lesen, 4645 mit den daz selbe loberîs
4650 sô nemen wir an den bluomen war, ob sî sô wol dar an gezemen, daz wirz dem Ouwasre nemen und geben ime daz lôrzwî. sît aber noch nieman komen sì, 4655 der ez billìcher siile han, sô helfe iu got, sô lâzen stân: wir ensuln ez nieman lâzen tragen, sîniu wort ensîn vil wol getwagen, sîn rede ensî ebene unde sieht, 4660 ob ieman schöne unde ûfreht mit ebenen sinnen dar getrabe, daz er dar über iht besnabe. vindasre wilder mxre, der mœre wilderaere, 4665 die mit den ketenen liegent und stumpfe sinne triegent, die golt von swachen sachen den kinden kunnen machen und ûz der bühsen giezen 4670 stoubîne mergriezen: die bernt uns mit dem stocke Schate, niht mit dem grüenen meienblate, mit zwîgen noch mit esten, ir S c h a t e d e r t u o t d e n g e s t e n 4675 vil s e l t e n in d e n o u g e n w o l .
ob man der wârheit jehen sol, dane gât niht guotes muotes van,
underflohten ist in bluomen wîs, wir wellen wizzen, wes er ger: wan swer es ger, der springe her und stecke sine bluomen dar.
d a n e lît n i h t h e r z e l u s t e s a n :
ir rede ist niht also gevar,
4620 er MBE. 21. Bede M. 23. farwet M, verwit Κ 24. vierer t] ficret N, gefieret R; in S fehlen 24-26. 25. Der F. 27. sin vz genomer MBE (wort bin M, worte ich bin B, wortte bin E). sinen HWP. christaline F, cristallinen H, cristellinen W, cristallinen OP, cristelline N, cristallen RS. 28. de mözen vngeflschet sin M, die müzen vngevlücket sin B, die müssen vngeflüchet sin E. 29. sinnen F. 30. vnt tunt FR. nahen MHP. 32. rehte rede FNRS. 33. ouch fehlt FNRS. 34. owaere W, oweare M, owere FNORP, ouwere die übrigen. 35. lozzwi H* (z aus r, i aus η verbessert) W, löszweig P. 37. worheide F, worte h. WO, warheite B, warhaitte P. 38. hohe MFWBNO. wite MFNOEP, wer W. 40. loz schapellikin W, lorschapellikin F, lorschappelin BNORS, lobschappelein Ρ (b aus s). 44. wer di bl. FNRS, wir die bl. OP. helfe FN. 45. dem NO. lobes ris FNRS, lorris E, blümer rys B. 46. enblômen M, mit blumen F. 47. wer des F, we is Ν, wes is P. 48. wan fehlt MBE. wer des F, wer es NORP. 49. steche MNO. sinen MRP, sin E. 4650 neme wir FN. 51. so fehlt BNP. 52. Daz M. oware M, owere FNOERP, ouwere die übrigen. 53. lozzwi WP. 54. nv statt noch MBE. 56. selfiv M, so helfiv F. lazinz stan F, lazen wiz W, laze wir ez HM (wirz) BNOP, lazen wir RS, sollen wirs lan E. 57. wir FW. 58. en fehlt H* (vor ensin gestr.) FWNOP. 59. en fehlt MFWBNEP. seleht M. 61. gedrafe M, getrage HW. 62. niht HBOP. ensnabe FBN. 63. vindar M, vinden F, Vindere N, Vinder B, vmb dere O, vinde R, vinde er SP. 64. wildenere MFBNRS, wilderere HWO, findere P. 66. stuphe M. 68. kunnent FORS. 70. stoubegen M, stoubigen B, stuwigen E, stovbinen H, stoubinde F, stubenden R, stubende S. margariezen BNE, msgerizen H, margriessen O. 71. den stocken FN. 72. der F. grünem H. meigen M (maig grünen £), linden FWNOP. 73. zwin F, zwien W. 74. der fehlt FBNOERS. 75. vil fehlt F. 77. get M. hohes MBE. 78. herze fröden M, herzen vreuden B, hertzen frode E, herzeliebez W.
80
4680 d a z edele herze iht lache dar.
4710 an d e m u m b e h a n g e w u n d e r
die selben wilderasre
m i t sp«eher rede entwirfet;
si miiezen tiutaEre
wie er die m e z z e r wirfet
mit ir maïre lâzen g â n :
mit behendeclíchen rimen, wie kan er rîme limen,
w i r n mugen ir dâ n â c h niht v e r s t â n ,
4715 als o b si dà g e w a h s e n sin!
4685 als m a n si h œ r e t unde siht; sone hân wir o u c h der m u o z e niht,
ez ist n o c h der geloube m i n ,
d a z wir die glôse s u o c h e n
d a z er b u o c h und b u o c h s t a b e vür vedern an g e b u n d e n h a b e ;
in den s w a r z e n b u o c h e n .
w a n , wellet ir sin n e m e n war,
N o c h ist der verwasre m ê r : 4690 v o n Steinahe Blikêr,
4720 sîniu w o r t diu s w e i m e n t alse der ar. W e n m a g ich nû m ê r ûz gelesen?
diu sîniu w o r t sint lussam. si w o r h t e n v r o u w e n an der r a m
ir ist und ist g e n u o c gewesen
v o n golde und o u c h v o n sîden,
vil sinnec und vil rederîch. von Veldeken H e i n r i c h
m a n m ö h t e s undersnîden 4695 m i t kriecheschen b o r t e n .
4725 der s p r a c h ûz vollen sinnen,
er h a t den w ü n s c h v o n Worten:
wie w o l sang er von m i n n e n !
sínen sin den reinen,
wie s c h ö n e er sínen sin besneit!
ich waene, d a z in feinen
ich waene, er sine wîsheit ûz Pegases u r s p r u n g e n a m ,
ze w u n d e r e h a b e n gespunnen 4700 und haben in in ir brunnen
4730 v o n d e m diu wîsheit elliu k a m .
geliutert unde gereinet:
ine hân sîn selbe niht gesehen,
er ist b i n a m e n gefeinet,
nu hcere ich a b e r die besten jehen,
sin zunge, diu die h a r p h e treit
die, die bî sînen jâren und sît her meister w ä r e n ,
diu h a t z w o volle saelekeit: 4705 d a z sint diu w o r t , d a z ist der sîn.
4735 die selben g e b e n t im einen pris, er inpfete d a z erste rîs
diu zwei diu h a r p h e n t under in ir maere in f r e m e d e m prise,
in tiutscher Zungen:
d e r selbe w o r t w î s e ,
dâ v o n sît este e r s p r u n g e n ,
n e m e t war, wie der hier u n d e r
von den die b l u o m e n k ä m e n ,
4 6 8 0 Daz ME. 81. Die B. wildere H, wildnaere M, wilden ere F BN, wilderere WOP. 82. die MBNE. dem über der Zeile M; ouwere von anderer (etwas späterer?) Hand für getilgtes tutóre M, die múzen dem ouwere B, die müssen dem owere E; dvtere H, die tihtere F, dey tutere NRS. 83. meren MBNO ERSP. 84. wir MFWBE. dannach niht H, niht da nach W. 85. sin W. 86. so Fn. 87.gloise M. 88. von W. 89. Ooch F, Ouch Nn, doch O. varware M, vûrware Β, fur waur E, varwere H, verwere FNP, werbere W, verwer R, ferwer OS. 90. nienahe Β, ninahte E, stinahe Ν, steinehe O, steunach Ρ, steinbach RS. blicker FNS, blickere W, der blichere B, blicher E, bletter R, herbl. P. 91. d. sinú W, d. sine F, sinen MH. 91 und 92 -same : rame ONn. 93. golden F. ouch fehlt MBE. 94. moht iz F, mohtes HzO, mugtet N, mochttes n, mocht es P, mohtese M, mohte si WB. 95. chriechschen M, chriechischen F, crihesch. H, krieschen W, kreysch. N, kriehscen z, kriegsch. BE, kriegeschen n, krichisch. O, krieschent R, krieschem 5. Worten F, bortten P. 96. hete W, hadde N. 99. wunder FzW. hadde N. 702. benamen MW. befeinet W. 03. harphe HzF (-fe) E, harphen WBnOP, haerphen M. 04. si F. hat fehlt OP. zv HOP, zwo aus zwu verbessert W. foller OP. 05. wort vn der sin MBE. 07. Ir M. 09. weder statt wie der BOP. 4 7 1 0 -hangen F W ß O , -hangenden E. 11. Sprecher F. rede fehlt OP. entwurfit FP ( et). 12. diu MWz, di F. furfit F. Der Vers fehlt Pn. 13. behentl. N, behendel. n. 18. veder MB. 19. wellent HORSP. 20. sinù W. diu fehlt zO. swiment W, sweiment H, smemment F, swebent P. sam z. ein ar WBE, allez dar F. 21. Hie enmag F. mer nu M, me nu ß , nu me HN, nimer F, nu fehlt E. 22. so vil gew. ζ. 23. so reder. zn, redelich MB (1 auf Rasur von r) ERS. 24. veldekin W, Veldecke Fzn, -ecken BOEP, waldecke N, velkende R, Feldeck S. 27. wol schone F. 28. wen iz F. 29. pegases Η, pegasis zS, pagans MBE, pitagis F, pogases WOP, pogasis Nn, pagasis R. urspringe MWBOE, brvnnen F, vrsprvnge die übrigen. 31. ichne M, ich WBE, wir haben FzNnRS. selbes FzNnRS. 32. wir hören aber FzNnRS. 33. die bi MFBE, die do bi WNn, die die H (bie di) Ρ (by) zO. 34. meistere Fz. 35. jehent W. dem z, den Nn. 36. inphete H, impete M, enphete F, belzete W, impfete z, enpete B, entfete O, empffete R, ympfet S, ymptete É, intfeync N, vmb fegete P. 37. tvtscher HM, tivtsc. túsch. WP, dusch. F, dutsch. BNnE, dücz. O. 38. sint MWBNnOERSP, sit deste F. enspr. HR, entspr. WBNOESP, erspr. die übrigen. 39. Von ME.
81
4740 dà sì die spashe ûz nâmen der meisterlichen fiinde; und ist diu selbe künde sô wîten gebreitet, sô manege wis zeleitet, 4745 daz alle, die nu sprechent,
4750
4755
4760
4765
daz die den wünsch dà brechent von bluomen und von risen an Worten unde an wisen. Der nahtegalen der ist vil, v o n den ich nû niht sprechen wil: sine hcerent niht ze dirre schar, durch daz sprich ich niht anders dar, w a n d a z ich iemer sprechen sol: sì kunnen alle ir ambet w o l und singent w o l ze prise ir siieze sumerwîse; ir stimme ist lûter unde g u o t , si gebent der w e r l d e höhen m u o t und tuont reht in dem herzen w o l . diu werlt diu wasre unruoches vol und lebete rehte als âne ir danc, w a n der vil liebe vogelsanc der ermant vil dicke den m a n , der ie ze liebe m u o t g e w a n , beide liebes unde guotes und maneger hande muotes, der edelem herzen sanfte tuot; ez w e c k e t friuntlîchen muot. hie v o n kumt inneclich gedanc,
4770 sô der vil liebe vogelsanc der werlde ir liep beginnet zalen. nu sprechen u m b die nahtegalen! die sint ir dinges w o l bereit und kunnen alle ir senede leit 4775 sô w o l besingen unde besagen, welhiu sol ir baniere tragen, sît diu v o n H a g e n o u w e , ir aller l e i t e f r o u w e , der w e r l d e alsus geswigen ist, 4780 diu aller doene houbetlist versigelt in ir zungen truoc? v o n der denk ich vil unde g e n u o c , (ich meine abr v o n ir doenen den siiezen den schcenen), 4785 w â si der sô vil nasme, w a n n e n ir daz w u n d e r kasme sô maneger w a n d e l u n g e . ich wœne Orphêes zunge, diu alle dœne k u n d e , 4790 diu dœnete ûz ir munde. sît daz man der nu niht enhât, sô gebet uns eteslîchen rât! ein saelic man der spreche dar: w e r leitet nû die lieben schar? 4795 w e r wiset diz gesinde? ich wsene, ich sì w o l vinde, diu die baniere fiieren sol: ir meisterinne k a n ez w o l , diu v o n der Vogelweide.
4740 spräche MBE, konst. O. 41. ze meisterlichem sunde F. 42. die list er selbe kunde F. 43. witene Fz. geleiten F. 44. mangen M. zeleitet H, zuleitet n, zerleitet zO, gebreiten F, zerspreitet W, gelêit ME, geleitet BNSP, ouch beitet R. 46. di di dorne unz nu brechent F, d. die da den w. nu br. n. 49. der MBzNE, Kapitelzeichen O. nategalen H, nahtegal FW. noh vil ME, so vil zB (ohne der). 50. ich und niht fehlen H, niht OP. 51. si enh. HW, si geh. BnP. 52. dur MW. 53. wil F. 54. amaht F, amecht n, ambaht z, ambacht NRS. 56. in suezer sumer w. Wz. 57. lîuter ζ. 58. vnd g. FzNnRS. 60. Beide diu fehlen M, das zweite diu fehlt zBRS. 61. rehte fehlt WP. 62. lieben WNEP. ir ν. lieber ζ, wan er v. Β. vogcl ges. Pn. 63. remantM. 6 3 - 7 0 fehlen RS. 64. oder der ζ. 1. y. m. g. «, of den ζ. 1. ey m. g. Ν. 65. beidiv M. libes HFzN. mvtes z. 76. gvtes z. 67. edelme W, edelm HP, edelem O, edelen MFzBNnE. 68. Ez M, er z. 4770 vil liebe MHBE (lieben), v. svze FWzNnOP. vogel ges. Pn. 71 und 72 -aln HFz. 72. sprechen Wz, sprechet ONP, sprechet die übrigen. 73. so FWzNOSP, also R, wol die übrigen. 74. si kunnen F. 75. ges.u. ges. N. 76. solt MHBE. 77. Sint N. hagnowe F. 78. reitenowe F, lere fröwe W. 79. geswichen zN, gesuuigen W. 80. den W. tone (= 83. und sonst) Fz. 82. dine H, gedench F, gedenke WF, clage ich O, done ist P, fehlt RS. 84. vnt den sch. Wz. 85. so vil der F. naemen W. 86. wan FO, wanne NzP, wannan H. kernen W. 88. wein F, mein Pn, fehlt MBE. orphees H, orfees W, orpheus zN, orphes n, opheis R (der Vers fehlt S), erfres P, orphanes MBE (-nus), ir sehz F. 89. der iglich tonen k. F. 90. diu nedonde M, diu doenen W, gedone N, toneten F. von FNnERS, in OP. 91. Sit F. daz fehlt WP. man fehlt MBE. 92. geb. ζ (vgl. 93!). eteslichen Hz, etzl. BNO, etel. MFWEP. 93. Ein MBE. vn (für der) z. sprechen BP. 94. furit F. lebende F, sellige 5. 95. daz MBOEP. wer fehlt MB.
82
4800 hei w i e diu ü b e r h e i d e
4830 des wil ich iueh b e s c h e i d e n ,
mit höher stimme schellet!
si zwei h â t d a z v e r i r r e t ,
w a z w u n d e r s sì s t e l l e t !
daz tûsenden wirret:
w i e spaehe si o r g a n i e r e t !
d e m m a n , der n i h t w o l r e d e n k a n , k u m t d e m ein r e d e g e b e r m a n ,
w i e si ir s a n e w a n d e l i e r e t ! 4805 (ich m e i n e a b e r in d e m d ô n e
4835 i m e r l i s c h e t in d e m m u n d e d a z s e l b e , d a z er k ü n d e ,
dà h e r von Z i t h ê r ô n e , dà diu g o t i n n e M i n n e
ich WEene, m i r ist a l s a m g e s c h e h e n :
gebiutet ûf und inne).
ich sihe u n d h â n biz h e r g e s e h e n sô manegen schöne redenden m a n ,
diu ist d à ze h o v e k a m e r a s r i n , 4810 diu sol ir leitaerinne s î n !
4840 d a z ich des n i h t g e r e d e n k a n
diu w î s e t sì ze w ü n s c h e w o l ,
ezn d u n k e m i c h d à w i d e r ein w i n t ,
diu weiz w o l , w à si s u o c h e n sol
als nû die liute r e d e n d e s i n t :
der m i n n e n m e l o d ì e ,
m a n s p r i c h e t nû s ô r e h t e w o l , d a z ich v o n g r ô z e m r e h t e sol
si u n d e ir c u m p a n ì e 4815 die miiezen s ô g e s i n g e n ,
4845 m i n e r w o r t e n e m e n w a r
d a z sì f r ö u d e n b r i n g e n
u n d s e h e n , d a z si a l s o sin gevar,
ir t r û r e n u n d e ir s e n e d e z k l a g e n :
als ich w o l t e , d a z si wasren
u n d d a z g e s c h e h e bì m i n e n t a g e n !
an f r e m e d e r liute m a ; r e n u n d alse ich r e d e g e p r ü e v e n k a n
N u h â n ich rede g e n u o g e 4820 v o n g u o t e r liute f u o g e
4850 an e i n e m a n d e r e n m a n .
g e f ü e g e n liuten v ü r geleit.
N u n e weiz ich w i e s b e g i n n e :
ie n o c h ist T r i s t a n u m b e r e i t
m i n z u n g e u n d m i n e sinne
ze sîner s w e r t l e i t e .
die e n m u g e n m i r n i h t ze h e l f e k o m e n ;
ine w e i z w i e in b e r e i t e : 4825 der sin wil n i e n d e r d a r z u o ;
m i r ist v o n W o r t e n g e n o m e n 4855 e n m i t t e n ûz d e m m u n d e
s o n e weiz diu z u n g e , w a z si t u o ,
d a z s e l b e , d a z ich k ü n d e ,
al eine u n d â n e des s i n n e s r ä t ,
hie z u o e n w e i z i c h , w a z ich t u o ,
v o n d e m si ir a m b e t allez h â t .
ich e n t u o d a z e i n e d a r z u o ,
w a z a b e r nu w e r r e in b e i d e n ,
d e i s w â r , d a z ich n o c h nie g e t e t e :
4 8 0 0 hie FOP, hi H, ahi ζ, ahei Ν, ach hey S. wey id Ν, wies ζ. 02. gestellet MB, da st. E. 03. spähe M. organisiret Η. 04. wies ir F, wiez ir ζ, wie ez ir HP, wie si Β. 05. maeine M. 06. zytherone H, cyth. W, zith. M. cith. O , zit. z, cit. BN, citar. F, zizerone E, Cicerone P. 07. gottinne HW. 08. uz 2, uze B, use N, us S (R fehlt), vffe F. 09. dazze H, da zü h. NO (P), ze hove da ζ, da ist die zw h. P, ze hove fehlt F. da fehlt den übrigen, camerin OP. 12. si fehlt F, man zN. 13. medolie M. 17. sendez MB, seyndes N, senendez W. 18. daz ez (und fehlt) FzNS. beschehe FS. mit OP. 19. n v M . 21.gnugenF. 22. ie fehlt F. doch zBORS. 24. ine W, in H, ihne M, ihn z, ich en F. wie in HN, w. ichz F, wiech in Mz, daz ich in RS, wie ich in WBOEP. 25. niemer W, nirgen HBNOSP. 2 6 . getu P. 27. ir sinnes z, an ir sinnes FN, von ir s. RS. 28. sir Mz, si ir die übrigen, ir allez ambt F; allez fehlt P; ambaht ζ. 29. nu fehlt M* (nach aber Rasur von nu oder in) WBERS, in HOP. ir beiden F. 4 8 3 0 de W, das P. 31. Si F. 33. der m. WNRS. 34. kumt den ein redegêber an z. redelicher MHBERSP, reht redende F, redericher WN, reden richer O . 35. vslischet H. 37. also WBNnOERS. 38. hans F. diz W; biz her fehlt F. 39. schonen HWNS. 41. enwint HW. 42. als vil der FNnRS, also wol die z. rede ME (nun der), reden B, redene P. 4 3 . in F. 46. daz si HMW, daz F. so MzBNnERS, de si sin so gev. z, d. si sin also gev. P. 49. di rede FNnRS. prvfen F, prueven z, brieffen R. 50. andern FW, anderme zn. an Worten eines a. m. F. 51. ich enweiz F. nv MHzWBOP (Nu nur N). wiez z, wez H, wes ich F, wie (ich) sin Β* (ich über der Zeile), wie es E, wey ich Nn, wie ichs WO, wie ich es P. 53. en fehlt WzE. helfen BN. 54. mit w. MBE, von vorhten W, von witzen FzNRS. benomen M B E . 57. Hie MBE, ey zu Ν (deutet auf ausgelassene Initale), zuo fehlt F. was getu FzW* (ich ausradiert), w. ich g. P. 58. ich tvn WP. der zö Mz.
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4860 mîne flêhe und mine bete die wil ich êrste senden mit herzen und mit henden hin wider ze Elicóne ze dem niunvalten trône, 4865 von dem die brunnen diezent, ûz den die gäbe fliezent der worte unde der sinne, der wirt, die niun wirtinne, Apollo und die Camênen, 4870 der oren niun Sirenen, die dà ze hove der gäben pflegent, ir gnâde teilent unde wegent, als si ir der werlde gunnen, die gebent ir sinne brunnen 4875 sô volleclîche manegem man, daz sì mir einen trahen dâ van mit eren niemer mugen versagen, und mag ouch ich den dâ bejagen, so behalte ich mîne stat dâ wol, 4880 da man sî mit rede behalten sol. der selbe trahen der eine der ist doch nie sô kleine, er enmüeze mir verrihten, verrihtende beslihten 4885 beide zungen unde sin, an den ich sus entrihtet bin. diu minen wort muoz er mir lân durch den vil liehten tegel gân der camênischen sinne
4890 und muoz mir diu dar inne ze fremedem wunder eiten, dem wünsche bereiten als golt von Arâbe. die selben gotes gäbe 4895 des wären Êlicônes, des oberesten trônes, von dem diu wort enspringent, diu durch daz óre klingent und in daz herze lâchent, 4900 die rede durchliuhtec mâchent als ein erweite gimme, die geruochen mine stimme und mine bete erhceren oben in ir himelkceren 4905 und rehte als ich gebeten hân. Nu diz lât allez sin getân, daz ich des ailes sî gewert, des ich von worten hân gegert, und habe des alles vollen hört, 4910 senfte allen ôren mîniu wort, ber iegelîchem herzen Schate mit dem ingriienen lindenblate, gê miner rede als ebene mite, daz ich ir an iegelîchem trite 4915 rûme unde reine ir strâze, noch an ir strâze enlâze dekeiner slahte stoubelîn, ez enmüeze dan gescheiden sîn, und daz si niuwan ûfem klê
4860 61. von erst H. 62. herce F. 63. widere MF. zelycone M, zu elicone ΗΝ (El.), zu litone BE, zu elione R, ohne ze (zu) die übrigen. 64. ze fehlt F. núnvaltem W. 65. brvnne HF. 66. vnde dem W, dem auch MzBEP. gaben WzNOR. 67. vnd ouch FzNORSP. 68. der niun zN. 69. apolle BES, appole M. 70. eren BS. 71. gaben HzBNO, gäbe MFWE. gepfl. H. 72. im leitent MBE. 73. als sir ζ, als ir F, als si HMBNOE. vor gvnnen Rasur (von ir) M. 75. volechen M, willekliche WB, weltlich P. manigen HW. 76. zäher M* (auf Rasur) BE. der van Fz, dar von P. 78. ih über der Zeile M, ich ouch B. 79. So M. 80. mans zE, manse M, man id Β. 81. Der F. zäher MBE. 82. doch MzBOEP. ouch HFWN. 83. mirs OP. 85. beidiv Mz. zunge F. 87. mine FBN (diu fehlt) O. 88. lieben MHBE. 4890 diu fehlt MHBEP. 91. wunden F. 94. gote gäbe MH* (s über der Zeile), guten gäbe B, gute g. O. 96. oberosten WP, obersten M, obristen F. 97. enspr. HF, entspr. MWBNOERSP, erspr. 2. 98. div oren WzNOS. 900. durluhtch M, dur lúhtic W, durchlvchete H. 01. eine ζ. 02. röchen MBE. miner W. 04. obene HM. 06. Nu nur Η (Kapitelzeichen). 10. senften MHFBE. sine F. 11. bir W, bier H, Der ME, ds B, wer O, we Ν. 14. daz ez ir F, daz icher M, de iher z, das ir Ρ, dat ich N. 16. strazen FzN. laze MHFzBOEP. 19. und fehlt MB. vffe Fz, vp N, vff RSP, vfen WH (vi enkle), vf dem MBE, uff den O.
84
4920 u n d e û f liehten b l u o m e n gê;
4950 ir liste u n d alle ir s i n n e
d a n n o c h g e w e n d e ich m î n e n s i n ,
d a r z u o hete g e w a n t ,
s ô k l e i n e als ich g e s i n n e t b i n ,
d a z si T r i s t a n d e sin g e w a n t
kûme oder niemer dar an,
berihte unde bereite
d a r a n sich alse m a n i c m a n
nâch solher wisheite
4925 v e r s u o c h e t u n d e v e r p i r s e t h a t ;
4955 s ô siz aller b e s t e
d e i s w â r , ich sol es h a b e n r ä t .
v o n ir s i n n e n w e s t e ,
w a n k ê r t e ich alle m i n e k r a f t
der geist ze h i m e l e , als ich ez las,
ζe r i t t e r s b e r e i t s c h a f t ,
von den goten gefeinet was:
als w e i z g o t m a n e g e r h a t g e t a n , 4930 u n d seite iu d a z , w i e V u l c â n
w a s haste d a z iht a n d e r k r a f t 4960 d a n alse ich die g e s e l l e s c h a f t
der w i s e , der maere,
Tristandes ê bereite
der g u o t e listmachaere,
ze sîner s w e r t l e i t e ?
T r i s t a n d e sînen h a l s p e r c ,
m a g ich die v o l g e v o n iu h â n ,
swert unde hosen und ander were, 4935 d a z den r i t t e r sol b e s t â n ,
s ô ist m i n w â n a l s o g e t a n , 4965 und weiz d a z w o l , m u o t u n d e g u o t
d u r c h sine h e n d e lieze g â n
w e r z u o den z w e i n g e r œ t e n t u o t
s c h ö n e u n d n a c h m e i s t e r l i c h e m site,
bescheidenheit und höfschen sin,
wie ern entwürfe unde snite,
diu vieriu w i i r k e n t u n d e r in
d e n k u o n h e i t nie b e v i l t e , 4940 d e n e b e r an d e m s c h i l t e ;
als w o l als i e m a n a n d e r 4970 j a , V u l c â n und C a s s a n d e r ,
wie e r m den h e i m b e t i h t e
diu zwei b e r e i t e n ritter nie
und o b e n dar ûf rihte
b a z ze prise d a n n e o u c h d i e .
al n â c h der m i n n e n q u ä l e
Sit nû die vier
die f i u r ì n e s t r a l e , 4945 w i e er im al b e s u n d e r
richeite
rîlîche swertleite 4975 sus k u n n e n g e p r ü e v i e r e n , s o b e v e l h e n w i r in vieren
ze w ü n s c h e u n d ze w u n d e r b e r e i t e ein u n d a n d e r ,
unsern friunt Tristanden,
u n d w i e min f r o u C a s s a n d e r ,
die n e m e n in ze h a n d e n ,
diu w i s e T r o i e r i n n e ,
b e r e i t e n uns den w e r d e n m a n ,
4 9 2 0 vfl vfe z. 2 4 . als MFOEP, also HWz. 25. verpirset WzO, verpirsit F, verbirset N R , versperset S, verpriset MHBEP. 27. vfl HMBEP, wan FWORS, wände z, want Ν. chere MB. 30. seite ich iueh H, seite Bz, seitiv M, seite ich S, sagt E. daz fehlt zS. der wise S, wie her z. volkan MNS, wol qua H, vilkan RP, fullan E, vulkan und vulcan die übrigen. 31. Der P. vfl der m. MBE. 32. gote W; d. getailist m. P. listwurchiere MBE. 34. unde (!) fehlt MzBOF.. 35. ritteren NS. 36. dur M. 37. und fehlt MBOE. 38. er in F, ern MHB, er £ , er im Wz (wier im) NOP. 39. Den ME. 40. ame W. 41. wier im z. betihtete F, bedichte RS, bedichtete P, berihtete W, beriehte ß , berichte E. 4 2 . obene z, ob in F. druf M. rihtete F, tihtete W, richtete P. Der Vers fehlt E. 44. fivrinen M, wievrine F, vivrende H, witirine P. 48. vrouwe MHWOE. 49. troigerinne OS, troyerinne ß , trog RP. 4 9 5 0 57. Der F. ichz F, ichs W. 58. der von d. g. F. 59. anderre FW, anders zBN. 60. danne HWzP, dañe M, wan F. 62. dirre FWzNRS, ir BOP. 66. geriten MHE, gerete F, gereden N, geriehten ß. 68. wirkent FWzBNORP. 69. iemen MzW, iemer BE. 70. wilkan F, volkan N, wulkan SP, walkan R. 72. da noch F. 73. sit MBE. nu fehlt MB. 74. richl. FBNOP. 75. prüvieren MBE. 76. bevelhe wir FP.
85
4980 sît ez niht bezzer werden kan, mit dem geziuge und mit dem snite, dâ sine reitgesellen mite sô schöne sint bereitet, sus sì Tristan geleitet 4985 ze hove und ouch ze ringe, mit allem sînem dinge sinen gesellen ebengelîch, ebenziere und ebenrîch: ich meine abr an der wsete, 4990 die mannes hant dâ naste, niht an der an gebornen wât, diu von des herzen kamere gât, die sì dâ heizent edeln muot, diu den man wolgemuoten tuot, 4995 und werdet lîp unde leben; diu wât wart den gesellen geben dem hêrren ungelîche. jâ weizgot, der muotrîche, der êrengire Tristan 5000 truoc sunderlîchiu kleider an, von gebäre und von gelâze gezieret ûz der mâze. er hetes alle an schœnen siten unde an tugenden übersniten. 5005 und iedoch an der waete, die mannes hant dâ naete, da enwas niht underscheidunge an, der truoc der werde houbetman in allen gelîche.
5010 sus was der muotrîche der voget von Parmenîe und al sin massenîe ze münster mit ein ander komen und heten messe vernomen 5015 und ouch enpfangen den segen, des man in dâ solté pflegen: M a r k e nam dò Tristanden, sînen neven, ze handen, swert unde sporn stricte er im an. 5020 „ s i c h " , sprach er, „neve Tristan, sît dir nu swert gesegenet ist und sît du ritter worden bist, nu bedenke ritterlichen pris und ouch dich selben, wer du sîs; 5025 dîn geburt und din edelkeit sì dînen ougen viir geleit. wis diemiiete und wis unbetrogen, wis wârhaft und wis wolgezogen; den armen den wis iemer guot, 5030 den riehen iemer hôchgemuot; ziere unde werde dînen lîp, ère unde minne elliu wîp; wis milte unde getriuwe und iemer dar an niuwe! 5035 wan ûf mîn ère nim ich daz, daz golt noch zobel gestuont nie baz dem spere unde dem schilte dan triuwe unde m i l t e . " Hie mite bôt er im den schilt dar.
4980 81. trite O, getritte P. 87. sinem F. 89. vnder w. W. 91. an der geborenen ME, van der geborner B, angeborn H, angeboren N. 92. kameren FWO. 95. werdent F, werent N, wirdet ß. 96. wart fehlt F. geben FHS, gegeben die übrigen, gesellen fehlt OP. 97. Dem ME. 98. weizgot fehlt MBE. mötes r. MBNE. 99. eregire NR, ergire H, eren g. FW (gère) E (gerade). 5001. geberde FNRS. an geb. N. an gel. MN. 02. uz er FORS. 04. an den t. FWNORP. vndersniten HOP. 07. andsscheidvnge H, vndsrscheiden MBE, vnderschidung(e) FW, vnderscheydes N. 08. dez HW, des MBNOP. 5010 motes r. MBNERS. 11. vovt H, voit FBN. 13. mvnstse HFP, zen m. W, zum m. Ρ, zù deme m. N. 17. Marke FBN. 19. strihte W. 21. gesegent M, gesenet F. 22. tv H. 23. bris M. 24. din selbes MBE (din fehlt). 25. Din ME. 26. sin H. 27. dimutich F, demvte HN, oitmudich BO. wis (2) fehlt MWBOERSP. betrogen HP. 28. Beide wis fehlen MBE, wis (2) fehlt WNOSP. 29. den (2) fehlt OP. 31. wirde MNERSP. 32. stedige w. OP, alle gude N. 38. danne HFW, dane M. 39. hie OP. erm W, er MBE, er im die übrigen.
86
5040 er k u s t e in u n d s p r a c h : „ n e v e , n u v a r
5070 bî staeteclîcher saelekeit. Als ich es iuch b e s c h e i d e n w i l :
u n d g e b e dir g o t d u r c h sine k r a f t heil ze d î n e r r i t t e r s c h a f t !
i m w a s ein e n d e l î c h e z zil
wis iemer höfsch, wis iemer f r ô ! "
g e g e b e n der z w e i e r d i n g e , leides u n d e linge;
Tristan verrihte aber dô 5045 s i n e gesellen a n der stete,
5075 w a n allez d a z , des er b e g a n ,
r e h t e als in sin oeheim t e t e ,
dâ l a n g im a l l e r d i c k e s t a n ,
an swerte, an sporn, an schilte.
u n d w a s ie leit der linge bî,
diemüete, triuwe, milte,
swie u n g e l î c h diz j e n e m sì.
die leite e r i e g e l î c h e s k ü r
sus w ä r e n diu zwei c o n t e r f e i t ,
5050 m i t b e s c h e i d e n l î c h e r 1ère vür.
5080 stastiu linge und w e r n d e leit, gesellet an d e m e i n e n m a n .
und e n w a r t o u c h d â n i h t m ê g e b i t e n ,
„ s o helfe iu g o t , n u s p r e c h e t a n :
gebuhurdieret unde geriten
T r i s t a n der h â t n u s w e r t g e n o m e n
w a r t d â , z e w â r e deist m i n w â n . w i e si a b e r v o n ringe liezen g ä n , 5055 w i e sì m i t s c h e f t e n staechen,
u n d ist ze r i c h e r linge k o m e n 5085 m i t r i t t e r l i c h e r w e r d e k e i t : lât hoeren, w e l h e r h a n d e leit
w i e vil si der z e b r s e c h e n ,
hete er bî d i r r e l i n g e ? "
d a z sulen die g a r z û n e s a g e n ;
w e i z g o t , an e i n e m d i n g e ,
die h ü l f e n ez z e s a m e n e t r a g e n , ine m a g ir b u h u r d i e r e n 5060 n i h t allez b e c r ô i e r e n ,
d a z i e g e l î c h e m h e r z e n ie 5090 und o u c h d e m s î n e n n ä h e g i e , daz ime der vater was erslagen,
w a n e i n e n d i e n e s t b i u t ich in,
als er R û â l e n h ö r t e s a g e n ,
des ich in sère w i l l i c b i n ,
d a z q u a l in in d e m m u o t e .
d a z sich ir a l l e r è r e a n a l l e n dingen m è r e 5065 u n d in g o t r i t t e r l î c h e z l e b e n
a l s u s w a s übel bî g u o t e , 5095 bî linge s c h a d e , bî liebe leit, eines h e r z e n stsetiu Sicherheit,
ze ir r i t t e r s c h e f t e m ü e z e g e b e n !
ir aller j e h e lìt d a r a n ,
T r e i t i e m a n l e b e n d e r staste leit
h a z der lige ie d e m j u n g e n m a n
bî staeteclîcher saslekeit,
m i t grcezerem e r n e s t a n ,
s ô t r u o c T r i s t a n ie staete leit
5 0 4 0 kustin FH. neve fehlt MBR. 4 3 . hovisch F. vñ iems vro H, vñ fro MBNOERS. 44. Tristan B. verrihtet FB. 46. im HWNOEP. 4 8 . demvte HW, diemvt M. vñ milte WS. 4 9 und 50 eure : vure HF. 49. iecl. HMF. 51. vnd wart MB. da fehlt O . nime H, niht m. die übrigen. 53. zware MHFW. dast W, daz ist FBN. 54. wies F, wi es OP. 55. di schefte F, de schechte N, schefte Β (mit fehlt), stachen MBE. 56. zerbrachen MWBE. 57. suln HFWB. 59. ichne M, ich en FB. punieren MBE, burdieren HN. 5 9 - 6 2 fehlen RS. 60. crayeren H, becraieren FWNOP, gecroîeren M, gecroyieren E, gekoieren B. 61. biutih M, biutich FHW. 62. gar w. MBE. 63. fehlt H. 64. in OP. 65. wunchlichez M, wunnencl. B, wuflecl. E. 66. zv ir HB, zir F, ze WNORSP, ze ir M. 67. Treit FWNORSP, Tôt M, Tut H, Drûch B, Trug E. iemen W. lebende NOSP. 68. stetelicher W(0)B. stsetcheit M, Sicherheit B. 69 und 70 fehlen FW. 5 0 7 0 stedicheit B. aise M, Als nur H. ez M, es HOERP, id N, fehlt FW BS. iv Μ, ην N; iuch, uch (eweh) die übrigen. 72. endchlichez M, endecl. HE, endel. die übrigen. 74. oder F. 75. vnde MB, wände WN. als M. daz fehlt F, das HRSP, dez W, des MBNE. 76. gelag M, gelane BN, lag ORSP. Auf 76 folgen 5101 und 02 OP (in Ρ in umgekehrter Folge). 77 und 78 fehlen P. 78. vnmugelich Nn. iemen M, ieman FBNERS, ymant n. 80. werde MWRSP, weide n. 8 1 - 8 6 fehlen N. 81. einem W. 82. gehelfe W. iveh H. vnd FB. 87. hat FBRS, hatt n, hatte N O . 88. wiez got M, wie id got B, wy es g. η. 90. dem sinne Β, den sinnen FNn. nahen M. 91. wart MBE. 93. ewal F. im in FWBNnOP. 97. Ir Η. diu lit MWNE. hier an MB. 98. der fehlt OP. 99. grozem HN. ernist F.
87
5100 dan einem stündigen man. ob aller sîner werdekeit sô swebete Tristande ie daz leit und daz verborgene ungemach, daz nieman lebender an im sach, 5105 daz im Riwalînes tôt und Morgânes leben bôt: daz leit lag ime mit sorgen an. der sorcsame Tristan und sîn getriuwelîcher rät, 5110 der noch von triuwen namen hât, der saelige Foitenant, die bereiten zehant mit rîchem geriete, des man den wünsch dà hsete, 5115 eine rîchlîche barken: sus kämen si viir Marken. Tristan sprach: „lieber hêrre min, ez sol mit iuwern hulden sîn, daz ich ze Parmenîe var 5120 und neme nâch iuwerm râte war, wie unser dine dà sì gewant umbe liute und umbe lant, daz ir dà sprechet, ez sì min." der künec sprach: „neve, diz sol sin. 5125 swie kûme ich din doch míige enbern, ich wil dich dirre bete gewern. var heim ze Parmenîe, dû und dîn cumpanîe; bedarft du ritterschefte mê,
5130 die nim, als dir ze muote stê. nim ros, nim silber unde golt und swes dû bedürfen soit, als dû bedürfen wellest; und swen dû dir gesellest, 5135 dem biut ez sô mit guote, mit geselleclîchem muote, daz er dîn dienest gerne sì und dir mit triuwen wese bi. vil lieber neve, wirb unde lebe, 5140 als dir din vater 1ère gebe, der getriuwe Rûal, der hie stât, der michel triuwe und ère hât mit dir begangen unze her; und sì, daz dich des got gewer, 5145 daz dû dich dà verrihtest und dîn dine dà beslihtest nâch frumen und nâch êren, sô soltu wider kêren: kêre wider her ze mir. 5150 ein dine lob ich und leiste dir, sê mîne triuwe an dîne hant, daz ich dir min guot und min lant iemer geliche teile; und sì ez an dînem heile, 5155 daz dû mich sulest überleben, sô sì dir allez ze eigene geben: wan ich wil durch den willen din êlîches wîbes âne sîn, die wîle ich iemer leben sol.
5100 danne HWP. einen FB. bestendigen E. 01 und 02 fehlen OP. (vgl. zu 5076) 01. O b MHE. 03. verborgen MNO. 04. lebendes f, lebende HNP. 05. ime H. rvalines HP. 09. getrulicher MP, getriul. HW. 10. der fehlt MB. 11. fort. MHBE. 12. bereiteten HW, beri'en M, berieden B. 13. richeme FB, michelem W. gewagte M, gewete HE, gewede B. 14. de W. wùf(!) W. 15. ein H. riliche HWEP. barke FWNn(RS). 16. ze marke FWNnRS. 17. Tristan FBNn. 18. iuren HB. 20. noch minem F. 22. di lvte FNORP, de. 1. W, das 1. S. daz lant FWNORSP; lant die übrigen. 24. daz MBNES. 25. Swie ME. doch fehlt MBOP. 26. diner b. MWBOE. 27. hin statt heim NP. 29. bedarftv MS, bedarf der N. 5130 31. min statt nim (2 mal) OP. nim silber FHNO(RSP), silber MWBE. vnd nim g. H, vnd min g. OP. 32. swes so MW, so wes du nu O. 33. dus HWORS. 39. wirp WP. 43. bis HBNnOP. 44. got des WnP. 45. daz tv H. 46. verslihtest MB. 49. var MB. 50. leistez HWBORSP. 51. nim statt sê NB. in FHWBNOSP. 52. min (beide) fehlen MBOP. 53. immer mit teile F. 54. siz WNO, sist n. 55. sulest WE 56. So si zeigen dir gegeben M, so si dir iz zu eygen gegeben B, ohne iz E. dirz FO. gegeben W O . 57. wan fehlt MB; wand FNO.
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5160 neve, dû hast vernomen wol mine bete und minen sin. bistû mir holt, als ich dir bin, freist dû mir herze, als ich dir trage, weiz got, so sul wir unser tage 5165 frôlîche mit ein ander leben, hie mite sì dir urloup gegeben, der megede sun, der hüete din! und là dir wol bevolhen sîn dîn geschefede und din ère!" 5170 hie enbitens ouch nimêre: Tristan und sîn friunt Rûal die schiffeten von Kurnewal, si unde ir massenîe, heim wider ze Parmenîe. 5175 O b iu nu vil lieb ist vernomen umb dirre hêrren willekomen, ich sage, aise ich hân vernomen, wie sì dâ wären willekomen. Ir aller leitsere, 5180 der getriuwe, der gewasre Rûal trat vor ûz an daz lant; sin hüetelin und sin gewant leit er höfschliche dort hin dan: Tristanden lief er lachende an, 5185 er kuste in und sprach: „hêrre min, gote suit ir willekomen sin, iuwerm lande unde mir! kieset, hêrre: sehet ir diz schœne lant bî disem mer?
5190 veste stete, starke wer und manie schœne kastêl: seht, daz hât iuwer vater Kanêl an iuch geerbet unde brâht. sit ir nu biderbe unde bedâht, 5195 swes iuwer ouge hie gesiht, des engât iu niemer niht: des bin ich iemer iuwer wer." mit diser rede sô kêrte er her mit rîchem herzen unde frô; 5200 vil frôlîche enpfieng er dò die ritter al besunder: er begunde sì ze wunder mit sînen worten siiezen salûieren unde grûezen. 5205 hie mite fuorte ers ûf Kanoêl. die stete unde diu kastêl, diu von Kanêles jâren in sîner pflege wären in allem dem lande, 5210 diu gab er ûf Tristande nâch vil getriuwelîchem site; und ouch diu sînen dà mite, diu in wären an gevallen von sînen v o r d e m allen. 5215 waz sol der rede nu mère? er hete rät und ère: durch daz bôt er dem hêrren rät als der, der rät und ère hât, und mit im al den sînen.
5 1 6 0 Neve F. 63. treistu FW. 64. sol wir HP, schul wir F, sulen wir MN, suln wir W, soin w. B, sulle wir O . 66. v r l o p H W . 67. maede M, meide F. 69. din dine (e oder ci) verrihtunge M, dins dinges verr. Β (die ganze Zeile auf Rasur), Verrichtung (!) auch E. 70. nu MBE. biten M, beite B, baitteten E, entbeite O . ouch d o MB. niht mere FWBNOEP. 72. schiften MBN. 74. wider fehlt MBO. 75. vil fehlt MHBNnOEP. Besonders große Initiale MB. 77. Ich W. sage iv MBNnE, uch FOP. 79. Ir nur H. 80. vn der gew. WBORP. gebere F. 81. uz fehlt FNSP. 83. hofsliche H O , hofel. FN, hóvelchlichen Β. d a r Ρ, da Ν . 86. ir suit gote MBE, got sint ir w. W. 87. iurem FW. 5 1 9 0 vnd veste wer MBE. 93. gerbet F, gerbt H . 96. ivch H W P , uch FBN. 98. dirre MB. 201. rittere WP. 02. begonde F. 05. Hie F, Hey Ν. si vòren uf ME, si vùren alle ut B. kantel F. 07. Div M E . riwalines MB, danieles P. 11. getrulichem MF, grulichem P. 12. die sine B. der mite FW, dar m. P. 14. vorderen HW. 15. Waz HOP. H und O haben keinen Absatz, aber Kapitelzeichen, dieser O , dirr P. 16. hate F, hat W. gut statt rat OP (vgl. 18). 18. als der got MBE, als der lllllll (rat) der rat H, als der der rat F, als der rat WNORS, als der der reit P.
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5220 daz flîzen und daz pînen daz er mit süezem muote in allen ze guote und alle wis an in begie, daz engesach mannes ouge nie. 5225 Wie dò? wie ist mir sus geschehen? ich han mich selben übersehen: wâ sint nu mine sinne? die guoten marschalkinne, die reinen, die stseten, 5230 mine frouwen Floraeten, daz ich die sus verswigen hân, deist niht dà her von hove getân. ich sol ez aber der siiezen bezzern unde büezen. 5235 diu höfsche, diu guote, diu guote gemuote, diu werdeste, diu beste, ich weiz wol, daz si ir geste niht eine mit dem munde enpfie; 5240 wan swâ daz wort von munde gie, dà gie der siieze wille ie vor. ir herze daz fuor rehte enbor, als ez gevidert wasre. si wären vil einbsere 5245 beidiu ir wille unde ir wort, ich weiz wol, daz si über bort vil geselleclîche giengen, dà sì die geste enpfiengen. diu saelige Florsete,
5250 waz fröude ir herze haste wider ir hêrren unde ir kint, (daz kint, des disiu msere sint, ir sun Tristanden, den mein ich) entriuwen, des erkenne ich mich 5255 an manegen unde an gnuogen ir fügenden unde ir fuogen, die ich von der sadigen las; daz der niht ein lützel was, daz bewaerte si also wol, 5260 als ein wîp allerbeste sol; wan si schuof ir kinde und sînem ingesinde al die ère und daz gemach, daz ie ritteren geschach. 5265 [ouch wiene ich eines alsô wol, daz ich es niht baz wsenen sol, von dem höfschen Kurvenâle; dem enwsere er zuo dem mâle ein willekomener Tristan, 5270 ich enhân dà keinen zwîvel an.] Hie mite sô wurden besant ze Parmeníe übr al daz lant die hêrren und diu hêrschaft, die da heten die kraft 5275 der stete und der kastêle. nu die ze Kanoêle gemeinlîche kämen, gesàhen unde vernâmen von Tristande die wârheit,
5220 23. an im MB. 24. negesach M, engeschach F. e E. 25. sus fehlt BNn. 28. dv W, di F. gute FWNO, sózzen M, suze Β. 29. reine - stede BNO. 30. min W. vrowe florede BNO. 31. verswiegen Η. 32. de ist W. 34. bezzeren MHWO. 35. reine MBE. 36. wiplich g. MBE. 37. werde MBE. 38. si fehlt Fn (das ewer). 39. Niht M. 40. wan fehlt MBOE. 41. ie fehlt Nn. 43. gevidere W, geweder O, gevedert HN. 44. erbere FNRS, enbere WP. 45. ir (2) fehlt H. 47. -liehen MHFO. 49. Di F. 5250 52. nu sint W. 54. erken FW. 55. an (2) fehlt FP. und fehlt N. 56. vnd an fügen O. 57. der gòten MBE. 58. en H. 59. bewerete FW, bewarte MH. 61. wand FW. 63. alle WP. 64. daz FHNOP, diu M, die die übrigen, me geschach MBE. 6 5 - 7 0 fehlen MHBE (wohl späterer Zusatz). 65. als W. 66. fehlt P. als eyn man aller beste sol Ν. 68. dem waz zû d. m. W, deme was he z. d. m. N. 70. da han ich ON. 71. hie M. 72. uberz lant FR, über daz 1. WNBS, über (!) alles 1. HOP. 73. Die ME. 74. da fehlt M, heten da B. 77 und 78 komen : vernomen F, kumen : vernumen P. 77. gemeyneclichen ON.
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5280 als uns daz masre von im seit und alse ir selbe habet vernomen, dô flugen tûsent willekomen von iegelîches munde, liut unde lant begunde 5285 von langem leide erwachen und sich ze fröuden machen ze wunderlichem wunder, si enpfiengen al besunder ir lêhen, ir liute und ir lant 5290 von ir hêrren Tristandes hant: si swuoren hulde und wurden man. hier under hete ie Tristan den tougenlîchen smerzen verborgen in dem herzen, 5295 der dà von M o r g â n e gie. der smerze der begab in nie weder fruo noch späte, alsus gieng er ze râte mit mâgen und mit mannen 5300 und j a c h , er wolte dannen ze Britanje gâhen, sîn lêhen enpfâhen von sînes vîendes hant, durch daz er sînes vater lant 5305 mit rehte hœte deste baz. diz sprach er unde tete ouch daz: er fuor von Parmenîe er und sîn cumpanîe bereitet unde gewarnet wol,
5310 als der man ze rehte sol, der ûf angestlîche tât ernestlîchen willen hât. D ô Tristan ze Britanje kam, von âventiure er dô vernam 5315 und hörte wasrlîche sagen, M o r g a n der herzöge rite dâ jagen von walde ze walde. nu hiez er ìlen balde, die ritter sich bereiten 5320 und under ir rocke leiten ir halsperge unde ir dine, und sô daz nieman keinen rinc ûz dem gewande lieze gân. nu diz geschach, diz was getân; 5325 und über daz leite ie der man sine reisekappen an und sâzen ûf ir ors also, ir gezoc hiezen si dò stetelìche wider riten 5330 und niemannes bîten, und teilten ir ritterschaft. dô wart diu greezere kraft geschicket an die widervart, daz der gezoc waere bewart, 5335 dâ der ûf sine strâze gie. dô diz geschach, dô heten die, die mit Tristande kêrten hin, wol drizec ritter under in; jene an der widerkêre
5280 diz MB. 81. hant HW, hait NO, hat B. 82. da FHNP. 87 und 88 wundere : besundere HW. 87. wunneclichem BN. 89. ir 1. lute vn 1. MBE, ir 1. lude vnd 1. O, ir lut F. 91. swum im hulde - sin man W. 95. dar FOR. 96. enbegab WP. 98. nv gieng MBE. 302. da enph. WER. 05. Mit ME. 07. Er Β. 09. bereit MP. 5310 11. angesliche M, angestl. HWP. 12. erneslichen M, eng(e)stl. BE. 13. do er ze br. k. MBE. 14. von geschihte MBE. do fehlt MBE, da WNOP. 15. -liehen MFB. 16. der kunc M, d. kúnenc ß, d. kunig E. da fehlt MBOP. 19. sin gesinde MBE, die rittere H. 20. und fehlt MBE. 21. halsperch M. 22. und fehlt MWBE. iemen einen MB. 24. nu daz was schiere g. MBE. 25. dar über 1. (ohne und) MBE. 26. ritkappen FNR, reitk. WOSP. 27. si sazen MBE. 29. staatliche W, stati. M, stetteglich P. 30. niemens M. 31. teileten H. 32. da MHWBNOP. grozer HB, meiste N, groiste O. 35. Do ME, dû ß. 37. reden O, ritten P. 38. tr. HP, drizzeh M. 39. dem F.
91
5340 w o l sehzic o d e r m è r e .
5370 als m a n die geste e n p f â h e n s o l .
Vil schiere w a r t , daz T r i s t a n
sin l a n t g e s i n d e t e t e a l s a m :
hunde und jegere sehen began,
ir i e g e l î c h e r der k a m
die s e l b e n f r â g t e er masre,
g é r a n t mit s ì n e m g r u o z e .
w â der h e r z ö g e waere.
n â c h diser u n m u o z e ,
5345 die t ä t e n ez i m iesâ k u n t ;
5375 d ô diz g r ü e z e n g ä r g e s c h a c h ,
u n d er des endes s ä z e s t u n t
T r i s t a n ze M o r g â n e s p r a c h :
und v a n t o u c h dâ vil s c h i e r e
„ h ê r r e , ich bin k o m e n dâ h e r
ûf einer waltriviere
n â c h m î n e m lêhen u n d e ger,
vil r i t t e r B r i t û n e ;
daz ir m i r daz hie l î h e t
5350 den w ä r e n p a v e l û n e
5380 u n d m i r des n i h t v e r z î h e t ,
und hüten ûf daz g r a s geslagen,
des ich ze r e h t e h a b e n s o l :
d a r u m b e und d a r în g e t r a g e n
s ô t u o t ir h ô f s c h l î c h u n d e w o l . "
l o u b unde liehter b l u o m e n vil.
M o r g â n s p r a c h : „ h ê r r e , s a g e t mir, v o n w a n n e n o d e r w e r sít i r ? "
ir h u n d e unde ir vederspil
5385 T r i s t a n s p r a c h a b e r d ô w i d e r in:
5355 d a z heten sì ze h a n d e n . die g r u o z t e n o u c h T r i s t a n d e n
„ v o n P a r m e n î e ich b ü r t i c b i n ,
u n d sine r o t t e dà m i t e
u n d hiez m î n v a t e r R i w a l î n .
höfschliche nach dem hovesite;
h ê r r e , des e r b e s o l ich sîn; ich s e l b e heize T r i s t a n . "
die seifen ime o u c h iesâ, 5360 M o r g â n ir h ê r r e rite dâ
5390 M o r g a n sprach: „hêrre, ir k o m e t m i c h an
vil n ä h e n in d e m w a l d e .
m i t alse u n n ü t z e n maeren,
d a r î l t e n sì d ô b a l d e ,
d a z sì als w i e g e wseren
dâ f u n d e n s o u c h M o r g â n e n
v e r s w i g e n , alse vür b r â h t . ich bin des k u r z e b e d â h t :
unde ûf kastelânen 5365 vil r i t t e r e B r i t û n e h a b e n .
5395 s o l t e t ir iht v o n m i r h â n ,
n u si b e g u n d e n z u o im t r a b e n ,
des wasre iu s c h i e r e s t a t e g e t â n ;
M o r g â n e n p f i e die g e s t e ,
w a n iu e n w ü r r e n i h t d a r a n ,
der w i l l e n er n i h t w e s t e ,
ir enwasret ein gezaeme m a n
vil g e s t l i c h e n u n d e w o l ,
einen i e g e l î c h e n ê r e n ,
5 3 4 0 sehtzzch M. 41. vil MHWOEP (in Ρ fehlen 41-43; kein Absatz). 42. iager MF. 4 3 . vraget er HB. 44. kunich MB. 45. ez fehlt BN. imz ME. tatenz FW, zehant MFBNE, so H, aida O, jetzen R, jetzond S, yetzo P. 4 9 . rittere WN. 50. da FO, die P, dem W. pavilune HP. 51. hetten FRP, hatten si ß , heten W, hutten HN. 56. ouch fehlt MB. 57. der mite FWR, dar m. P. 58. hoveliche FWN. dem fehlt WBN. 59. die selben s. im(e) sa MBE. 61. nahe FWBNOP. 62. Dar ME. gahten MBE. 63. ouch fehlt MBNE. 64. uffe FWO. 65. ritter H. 66. zö zim MW, zu in FNO. 67. Morgan N. 69. minchlichen M, minnencl. BE, gúytliche Ν. 5 3 7 0 die fehlt WO. 72. der fehlt OP. 74. dirre MWB. 75. gar fehlt MBE, do Ν, als O, also S. 77. Herre F BN. 81. das MBE. 82. hovisl. F, hofsl. H, húbeschl. W, hovesl. O, hovelichen N, recht RS, erberclich P. 83. Morg. BN. 85. aber fehlt MWBNE. do fehlt ORS. 86. púrtic W. 91. Mit M. also ΟΒΡ. 92. dase M, daz F (ohne si), alse H, also BO. die als(o) w. w. OP. 94. kurze des W. 95. soit MBP, soltent H. 97. ivch envurhte ich H. 98. ir wäret M, ir weret BNE. watlich M, wetlich s B, weltlich E. 99. zeinen ieg. M, zu iekelichen B.
92
5400 d a r ir ez s o l t e t k ê r e n .
5430 hie m i t e e n d u n k e t i u c h n o c h m i n e s leides n i h t g e n u o c ,
w i r w i z z e n a b e r alle w o l (diu l a n t sint d i r r e masre v o l ) ,
i m j e h e t , m î n m u o t e r , diu m i c h t r u o c ,
in w e l h e r w i s e B l a n s c h e f l u o r
diu t r ü e g e m i c h k e b e s l î c h e . s a m m i r g o t der r i c h e !
m i t i u w e r m v a t e r v o n l a n d e fuor, 5405 ze w e i h e n êren ez ir k a m ,
5435 ich w e i z w o l , s ô m a n e edele m a n ,
w i e diu f r i u n t s c h a f t ein e n d e n a m . "
des ich hie n i h t g e n e n n e n k a n ,
„ f r i u n t s c h a f t ? w i e m e i n e t ir d a z ? "
sine hende mir gevalten hat;
„ i c h e n s a g e iu n û n i h t v i i r b a z ,
u n d hastens dise u n t â t ,
w a r diser rede der ist a l s o . "
der ir dâ j e h e t , a n m i r e r k a n t ,
5410 „ h e r r e , " s p r a c h a b e r T r i s t a n d ô ,
5440 ir k e i n e r haste sine h a n t
,,bî d i s e m maere e r k e n n e i c h m i c h :
z w i s c h e n die m i n e nie geleit.
ir m e i n e t ez a l s o , d a z ich
die w i z z e n w o l die w â r h e i t ,
n i h t ê t l î c h e sì g e b o r n
daz mîn vater Riwalîn
u n d süle d à m i t e h â n v e r l o r n 5415 m î n lêhen u n d m î n l ê h e n r e h t . "
m i n e m u o t e r an d a z e n d e sîn 5445 b r â h t e viir ein êlîch w î p :
„entriuwen, hêrre guoter kneht,
ist, d a z ich d a z û f i u w e r n lîp
dâ viir h â n ichz und m a n i c m a n . "
bewasren u n d e b e r e d e n s o l ,
„ir r e d e t ü b e l " , s p r a c h T r i s t a n ,
e n t r i u w e n , d a z b e r e d e ich w o l . "
„ i c h w ä n d e d o c h , ez wasre 5420 gevellec u n d e gebasre,
„ û z ! " s p r a c h M o r g â n , „in g o t e s h a z ! 5450 i u w e r b e r e d e n w a z sol d a z ?
s w e r d e m m a n leide taste,
i u w e r slac e n g â t ze k e i n e m m a n ,
daz er mit rede d o c h haste
der ie ze h o v e r e h t g e w a n . "
sin u n d g e f u o g e w i d e r in.
„diz w i r t w o l s c h î n , " s p r a c h T r i s t a n ,
hastet ir nu f u o g e u n d e sin,
er z u e t e s w e r t u n d r a n d e in a n ,
5425 s ô leide als ir m i r h a b e t g e t a n ,
5455 er s l u o g im o b e n e hin ze t a l
ir m ö h t e t m i c h d o c h rede e r l â n ,
beidiu h i r n e u n d h i r n e s c h a l ,
diu n i u w e swasre w e c k e t
d a z ez im a n d e r z u n g e n w a n t ,
und alte schulde recket:
hie m i t e s ô s t a c h er i m e z e h a n t
ir s l u o g e t m i r d e n v a t e r d o c h ;
d a z s w e r t gein d e m h e r z e n î n .
5 4 0 0 irz MFB. 02. der m. FNORS. Die ganze Zeile auf Rasur W. 05. in H. 06. en ende H, ein fehlt MW. 08. ich nesage M, ine s. W, ich s. BN. nu fehlt OP. 09. der statt diser M. der fehlt MWBERS. 10. abe F, trist, aber W. 11. desem M. erken FH. 15. mit 1. (2) F, mit beide Male P. 16. herre fehlt F. güt H WO (gute) PN. In M ist die 2. Hälfte der Zeile bis auf he ... neht abgeschabt. 18. ret M. 20. gefelech M, gevall. FW. 2 1 . dem andern W. manne FNO. 22. Daz ME. doch fehlt MBE, doch vor mit ORS. 2 3 . sin geföge M, sine vúge BE, sin vnd fuge FH (d aus g verbessert) WNOP, sin ungefuge S. 24. wids H, oder WNORP. 29. Ir F, ir ersi. OP. 5 4 3 0 32. min fehlt H, diu mòter MBE. 34. sem M, so HBNO, su S. 35. wol daz P, daz O fwol fehlt). 38. si MHFWOP etc. 39. da fehlt MB. 4 1 . zwizen H. 49. Vs FBNO. 51. Iuw. ME. 53. des O . 54. zuchtez M, zucht F, zuhte W. dat swert N. reiten an H. 55. in FN. hin fehlt MHBE. 58. so fehlt OB. 59. ingein F. intgegen N, in gegen S, engegen P.
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5460 d ô w a r t diu w â r h e i t w o l schîn
5490 n u z i e r e n h e l d e , k ê r e t z u o
des s p r i c h w o r t e s , d a z dà giht,
v o n s t e t e n u n d v o n vesten
d a z schulde ligen und fûlen niht.
g e l ô n e n disen g e s t e n , des si uns ze leide h a b e n g e t a n ! "
Morgânes cumpanjûne,
sus liezens û f ir r u c k e g â n
die f r e c h e n B r i t û n e , 5465 die e n k u n d e n i m e dà n i h t g e f r o m e n
5495 m i t staeteclîchem s t r î t e .
n o c h ze h e l f e im nie s ô s c h i e r e k o m e n ,
o u c h f u n d e n s alle zite
ern liege a n d e m valle,
a n ir gesten v o l l e n strît.
iedoch sô wârens alle,
die k ê r t e n ie ze m a n i g e r zît mit einer ganzen rotte wider
als sì d ô m o h t e n , a n ir wer. 5470 ir w a r t vil s c h i e r e ein m i c h e l h e r :
5500 u n d w ü r f e n m a n i g e n dâ n i d e r u n d w ä r e n d o c h ie f l i e h e n d e
die u n g e w a r n e t e n m a n si k ä m e n alle ir v î n d e a n
u n d allez w i d e r z i e h e n d e ,
mit manlîchem muote.
d ò sì dâ w e s t e n ir k r a f t , sus k â m e n s û f ir r i t t e r s c h a f t ;
w a r n u n g e unde huote 5475 der n a m dâ liitzel i e m a n war,
5505 dâ n â m e n s o u c h h e r b e r g e
w a n drungen et mit hûfen dar
ûf einem vesten berge,
u n d t â t e n s alle m i t g e w a l t
d a r ûfe w a s ir w e s e n die n a h t ,
ûz hin ze velde v ü r den w a i t .
der n e h t e w a r t des l a n d e s m a h t
H i e h u o p sich ein m i c h e l r u o f t , 5480 m i c h e l w e i n e n u n d e w u o f t .
s ô s t a r e u n d a l s o veste, 5510 d a z si a b e r ir leiden geste
alsus floue M o r g â n e s tôt
als s c h i e r e , als ez w a r t t a g e n d e ,
mit maneger hande klagenôt,
mit gewalte wurden jagende
als o b e er f l ü c k e waere.
und mangen nider stächen,
er seite leidiu masre
den h û f e n d i c k e b r ä c h e n
5485 û f die b ü r g e u n d in d a z l a n t .
5515 m i t s p e r e n u n d m i t s w e r t e n ,
in d e m l a n d e f l o u c z e h a n t
diu dâ n i h t l a n g e w e r t e n ,
n i h t w a n daz e i n e k l a g e w o r t :
dâ w ä r e n s w e r t u n d e s p e r
,,â n o s t e r sires, il est m o r t !
d e i s w â r in h a r t e k u r z e r w e r :
w e l c h r ä t g e w i r t des l a n d e s n u o ?
ir w a r t dâ m a n i g e z v e r t a n ,
5 4 6 0 62. fuient FP. 63. morg. MFBE. cumpainvne oder -panivne M, cvmpanie FHBORSP. 64. britunie FBORSP. 66. im nie fehlt BN. 69. do MHFWBNE, da OP. 72. aller F. Der Vers fehlt H (der Raum ist freigelassen). 73. meni. HB. 76. dringen RS, tringen H. oht F, eht HW, eck s B, do RS, ouch E, recht P, gar N, fehlt O. 78. hin fehlt MBE, vnz hin WR, bis hin N. 79. Hie mit FNRS. h. h. HWBOP. 81. Alsus B. 83. vliegende MBE. 86. floe H, slug W, vloch B, vlüch N, flog P. 87. nin wan M. 88. al MBE. nohtire F, noter N, nochter R, nohter S. sir Hill M, syres W, syr Β, sir E, sire S, fires P. lihe F, il echt Ν, ille est RS. tot mort H. 89. wirt MBNO ERS, wirt H, gewirdet W. 5 4 9 0 nu fehlt MB. griffet MB, griffen E. 93. dese M, daz F (si fehlt), daz si OP. hant WBNORSP. 94. an MBE. rugge H, ruggen P. 98. si statt die MB. 99. ganzer W. rotten FHBNOP. 500. der nider MWNP (dar). 03. da si da FHWBOP. wesen M, wisten WBNO. 05. ouch fehlt OP. 07. der M, da FNO. uf HWOP. 08. dez nahtez W, des nachtes NORSP, di naht F, ze der naht M, in d. n. BE. 09. als M. 10. daz aber FWNO. 11. Als ME. als schiere ez FW. 14. fehlt H. 18. deswar MB, daswar F, fehlt WN. unlanger WN. 19. der wart W.
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5520 so si in die rotte liezen gân. ouch was daz lützele her sô frechlîche an sîner wer, daz dà vil michel schade geschach, dà man in in den hûfen brach. 5525 die schar die wurden beider sît ze einer und ze maneger zît mit grôzem schaden überladen, si nâmen unde täten schaden vil schedeliche an manegem man. 5530 sus triben siz mit ein ander an, biz daz daz innere her begunde swachen an der wer, wan in gienc abe und jenen zuo: die mêrten sich späte unde fruo 5535 an ir state und an ir maht,
5550 sige an ir vînden nâmen. Tristan dò der von lande schiet, als ime sîn rät Rûal geriet, sin lêhen dà ze enphâhene und iesâ wider ze gâhene, 5555 sît des lac zallem mâle dem saeligen Rûâle der selbe wân ze herzen ie, reht aise ez ouch Tristande ergie. iedoch geriet er die geschiht 5560 umbe M o r g à n e s schaden niht. hundert ritter er besande und kêrte nâch Tristande ebene unde rehte ûf sîne vart. unlanges und vil schiere ez wart, 5565 daz er ze Britanje k a m ,
sô daz si dannoch vor der naht besâzen aber die geste in einer wazzerveste, dà sich die geste ûz werten 5540 und sich die naht dà nerten. sus was daz her besezzen, mit her al umbemezzen, als ez beziunet wasre. die fremeden s o r g e r e , 5545 Tristan unde sine m a n ,
vil rehte er al zehant vernam, wie ez gevaren wsere. und nâch des landes ma:re sô nam er sîner reise ein mez 5570 ze den Britûnen ûf daz sez. nu sì begunden nähen, daz sì die vînde sähen, do enwart an ir rotte ir keinem ze spotte 5575 weder nâch noch niender abe gezogen: si kämen alle samet geflogen mit fliegenden banieren. dà wart michel crôieren under ir massenîe:
nu wie geviengens ir dine an? daz sage ich iu, wie ez in ergie, wie sich ir sorge zerlie, wie sì von dannen kämen,
5520 sosin MF. rotten FN. 21. Ovch FB. 22. vrehelich F, frelich S, vreslich W, vrúmlich Β, kreftelich N, freclich R, frischlich P. 24. in fehlt HNORSP. 25. die (2) fehlt FOP. beide HWNOR. 31. daz fehlt MB. minnere F, minrre W (es ist daran verbessert; vielleicht innre begonnen?) N, mynste O, minder P. 37. ir g. OP. 39. Da ME. 41. Sus FBNRS. 46. wie gefiengen si nu MB, w. g. s. ir dine nu an E. 47. wiez W. in fehlt FR. 5550 sich MR. 51. tr. MFN, Kapitelzeichen O. er BN. 52. Als F. 53. da fehlt MBE. zenphahinne F, zenphahende W. 54. zehant FN. ze gahinne F, ze gahenne W. 58. reht fehlt MBOE. och ergie WNOP. 59. geret W. 60. schade RS. 63. nâch siner vart F. 64. unlangez W, unlanges HNRSP, unlang(e) die übrigen, ez do w. F. ez fehlt OP. 65. Daz ME. 66. al fehlt OP. 70. dem W. gesez MB. 71. Ν ν BN. 73. da FHB. 74. cheiner f, keiner RS, in geyner N. 75. niergen FW, nirgen HOP, neirgen N. 78. corieren M, craieren FHO, kroieren W, crogieren N, kroyern R, kreyieren B, kreyeren S, truren P, vliegen E.
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5580 „schevelier Parmenîe! Parmenîe schevelier!" dâ jagete banier und banier schaden und ungefüere durch die hütesnüere. 5585 si taten die Britûne durch ir pavelûne mit tœdigen wunden, nu die inneren begunden ir lantbaniere erkennen, 5590 ir zeichen hoeren nennen, si begunden ir rûm wîten, ûz an die wîte rîten. Tristan lie vaste strîten gân; dâ wart michel schade getân 5595 an den lantgesellen: vâhen unde vellen, slahen unde stechen, daz begunde ir schar durchbrechen ze beiden sîten in dem her, 5600 und brâhtes ouch daz ûzer wer, daz die zwô cumpanîe „schevelier P a r m e n î e ! " sô vil geriefen unde getriben. des wârens âne wer beliben: 5605 under in was wer noch kêre noch keines strìtes mère wan tuschen unde fliehen, zogen unde ziehen wider bürge und wider wait;
5610 der strît der wart dâ manicvalt. ir fluht was ir meistiu wer und vür den tôt ir bestiu ner. Nu disiu schumpfentiure ergie, diu ritterschaft sich nider lie 5615 und nâmen herberge sä; und die von ir gesinde dâ ze velde lägen erslagen, die hiezen sì ze grabe tragen, jene, die dâ wunt wären, 5620 die hiezen sî ûf bâren und kêrten wider ze lande, hie mite sô was Tristande sîn lêhen und sin sunderlant verlihen ûz sîn selbes hant. 5625 er was von dem hêrre unde m a n , von dem sîn vater nie niht gewan. sus hete er sich verrihtet und al sîn dine beslihtet: verrihtet an dem guote, 5630 beslihtet an dem muote; sîn unreht daz was allez reht, sîn swserer m u o t lîht unde sieht, er hete dô ze sîner hant sînes vater erbe und al sîn lant 5635 unversprochenlîche unde also, daz nieman in den zîten dô anspräche haîte an kein sîn guot. hie mite sô kêrte er sînen muot, als ime gebôt und im geriet
5580 chevelier F; scevailier W, schavelir H, schieuelier ß, chavalier O, schiffalier N, schevel P, welher R, welicher 5. 81. schaualier O. 82. beiageten F, jageten ON, iagen P, tageten W. banier (1) fehlt OP, und fehlt PN. 84. huttensn. FB. 87. »etlichen W. 88. Nv FB. 90. ir herzeichen nennen MBE. 91.bitenF. 93. si liezzen vaste str. g. MBE (hiezen). 99. daz her F. 600. braht ez F, si fehlt PBN. daz fehlt HF. uz der FB, uz ir M. 01. zö MBE, zv H, zw W. comp. HFWOP. 02. vnd parm. FRS. 05. noch wer F. 07. ruschin F, riden B, trossen N, tussen O. 09. berg WBNE. 5610 der strit was FWNORSP. 11. diu was MWBE. 13. nv M. schvnfentvre HNO, scunfentivre W. 15. herwerge F. da MHBE. 16. sa MHBE. 19. jene fehlt MBES. 20. hiezens H, legtens F, legen vff die p. P. 21. legen vnd BN. 22. so fehlt MWBERS. 27. Sus ß. 28. verslihtet MHFBE. 29. Verr. M. mute FB. 30. versi. MBE. gute FB. 32. linde MB. 37. vmbe W. 39. und ger. FWBNOP.
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5640 sin œheim, dò er von im schiet, hin wider ze Kurnewâle und enmohte ouch von Rûâle niht gewenden sîn gemiiete, der also manege giiete 5645 mit vaterlicher staete an ime erzeiget haste, sîn herze daz lac starke an Rûâle unde an M a r k e : an disen zwein was al sîn sin: 5650 der sin stunte in her unde hin. nu spraeche ein saeliger man: „der Sielige Tristan wie gewirbet er nû hie zuo, daz er in beiden rehte tuo 5655 und Iòne ietwederem, alse er sol?" iuwer iegelîch der weiz daz wol, ern kan daz niemer bewarn, ern müeze ir einen lâzen varn und bî dem anderen bestân. 5660 lât hœren, wie sol ez ergân? vert er ze Kurnewâle wider, sô leit er Parmenîe nider an aller sîner werdekeit, und ist ouch Rûal nider geleit 5665 an fröuden unde an muote, an allem dem guote, von dem sîn wunne solte gân; und wil er aber dâ bestân, soné wil er sich niht kêren
5670 ze hœheren êren und iibergât ouch M a r k e s rät, an dem al sîn ère stât. wie sol er sich hier an bewarn? weiz got, dâ muoz er wider varn: 5675 daz sol man ime billîchen. er sol an êren rîchen und stîgen an dem muote, wil ez sich ime ze guote und ouch ze saslden kêren; 5680 er sol wol aller êren billîche muoten unde gern, wil ouch in saelde der gewern, des hât si reht, daz sì daz tuo, wan al sîn muot der stât derzuo. 5685 Tristan der sinnerîche der k a m vil sinneclîche sînes willen über ein, daz er sich sînen vetern zwein als ebene teilen wolte, 5690 als man in snîden solte. sich selben teilete er enzwei gelîche und ebene alse ein ei und gab ir ietwederm daz, daz er wiste, daz im baz 5695 an allen sînen dingen kam. swer nû die teile nie vernam, die man an ganzem lîbe hât, dem sage ich, wie diu teile ergât. dane hât nieman zwîvel an,
5640 41. Hin F. 45. veterl. HBOP, vseterl. W. 49. lag FW. 50. stönt M, stvnt H, stünt B, stunt E; spun F, spun W, spien ORS, speyn Ν, spent P. im MBE. im zu in verbessert Η. 51. Νν WBN. 53. Wie M. gewirbet: w über getilgtem b M, gewirbet der BE. nu fehlt MBE. 54. getö M. 55. in beiden MBE. 56. der fehlt MBOERS. 62. lit MBE. 64. ô(ch) ist r. MBE, ouch fehlt F. 68. wille er abr H, er fehlt O. 68 und 69: Dazwischen ist in M eine Zeile ausradiert. 69. sich fehlt OP. 5670 zu vil BES. hohen FHOESP. 71. get MB. 72. an den W. 75. des gúnne B. gunbillichen F, willenclichen B. 82. des FRSP. 84. der fehlt F, dar ONP. stet MBNE. 88. vatern MHF. 92. als man e. ey OP, alsam W.
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5700 zwô sache enmachen einen man: ich meine lîp, ich meine guot. von disen zwein kumt edeler m u o t und werltlîcher êren vil. der aber diu zwei scheiden wil, 5705 sô wirt daz guot ein armuot: der lîp, dem nieman rehte tuot, der kumet von sînem namen dervan, und wirt der man ein halber man und doch mit ganzem libe. 5710 als habet iu von dem wibe: ez sì man oder wîp, sô muoz ie guot unde lîp mit gemeinlíchen sachen einen ganzen namen machen; 5715 und werdents aber gescheiden, sone ist niht an in beiden. Dise rede die huop Tristan riche unde willeclîchen an und fürderts ouch mit sinnen: 5720 er hiez ime gewinnen schoeniu ros und edele w â t , spîse und anderen rät, des man ze hôhgezîten pflît, und machete eine hôhgezît: 5725 dar ladete er unde besande die besten von dem lande, an den des landes kraft dô stuont; die täten, als die friunde tuont, und kämen, alse in wart geseit.
5730 nû was ouch Tristan bereit mit allen sînen dingen, er gap zwein jungelingen, sînes vater Rûâles siinen, swert, wan er ir ze erben hete gegert 5735 nach ir vater Rûâle. und swaz er zuo dem mâle ze ir wirde und zuo ir êren sîner koste mohte kêren, dà hete er späte unde fruo 5740 als inneclîchen willen zuo, als o b si wseren sîniu kint. nu daz si ritter worden sint und zwelf gesellen mit in zwein, nu was der zwelf gesellen ein 5745 Kurvenal der hoveliche. Tristan der tugenderîche nam sine bruoder an die hant, wan ez ime ze höfscheit was gewant, und fuorte sì bi handen dan. 5750 sine mâge und sine man und alle, die dà wären von sinnen oder von jâren oder aber von in beiden betrehtic unde bescheiden, 5755 die wurden alle zehant ze hove geladet unde besant. nu hêrre, die sint alle dà. Tristan stuont ûf vor in sä: „ir hêrren a l l e " , sprach er ze in,
5700 zw HP. en fehlt FWBP. 01. lip vñ g. MBE, vnd ouch daz g. O 02. horer M, hoher BE. 07 und 08 umgestellt MBE. 07. do von H, da van OBN. vnde chumet MBE. 08. der w. da von e. h. m. MBE. 10. ir F, ouch £ . 17. rede MHBE, teile die übrigen, die fehlt BN. 18. geföge M, gevuge B, gefuge E. gellchlichen M, gehlichen B, gechlich E. 19. furdertse ME, vurdertes H, vurdert sich ß; ant iz F, sentes W, antes OP, ende dat N, fehlt RS. 21. riche w. MBE. 22. andern guten rat E 23. hohgeziten HBNO, hochziten (desgleichen 24.) 29. was FB. 5730 33. rúales fehlt MBE, rualen WS. sünen fehlt H. 34. gert HOS. 37. ze wirde MS: werde OP. 42. Nv F. 43. Unt M, Und (!) E. 45. zuhtchliche M, zuhteriche BE, hoveriche W. 47. an sin hant FB. 48. als er an sinen triwen vant MBE. wan daz im P, w. jm daz O. 49. be h. M, ze h. W. 52. vnd FBEP. 54. betrahtch M, betrachtig W. 56. geladen WBNORS. 57. Nv N. herre fehlt MBE, höre P. 58. stant H. iesa WNOP. 59. Ir Β.
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5760 „den ich iemer gerne bin mit triuwen und mit durnehtekeit an allem dienste bereit, als verre aise ich iemer kan, mine mâge und mine liebe m a n , 5765 von der genâden ich ez hân, swaz mir got êren hât getan, von iuwerre helfe hân ich mich verrihtet alles, des ich in mînem herzen gerte. 5770 swie mich es got gewerte, sô weiz ich doch wol, daz ez ie von iuwerre frumede vollegie. waz mag ich nu mère sagen? ir habet in disen unmangen tagen 5775 iuwer ère und iuwer sadekeit sô manege wis an mich geleit, daz ich des keinen zwîvel hân, disiu werlt diu enmiieze ê zergân, è ir mir iemer keine zît 5780 mines willen wider gesît. friunt unde man und alle die, die durch mînen willen hie oder durch ir selber fügende sîn, nu lâzet iu die rede min 5785 niht sère missevallen; ich künde und sage iu allen, als R û a l , min vater, der hie stât, gesehen und ouch gehœret hât, daz mir min ceheim sin lant
5790 gesetzet hât in mine hant und wil ouch durch den willen min êlîches wibes âne sin, durch daz ich sin erbe si, und wil, daz ich im wone bi, 5795 swâ er si oder swar er var. nu hân ich mich bewegen dar und stât mir al min muot dar zuo, daz ich al sinen willen tuo und wider zuo im kêre. 5800 min urbor und min ère, die ich in disen landen hân, die wil ich lihen unde lân mînem vater Rûâle, o b mirz ze Kurnewale 5805 iht anders danne wol ergê, sweder ich sterbe oder dâ bestê, daz ez sin erbelêhen si. sô stânt ouch sine siine hie bi und mit im ander siniu kint; 5810 die aber sin erben vürbaz sint, die haben alle reht dar an. mine man und mine dienestman, diu lêhen über allez lant diu wil ich haben ze miner hant 5815 al miniu jâr und mine t a g e . " hie wart grôz jâmer unde klage under aller dir re ritterschaft; si wurden alle unherzehaft, ir muot, ir trôst was aller hin:
5760 61. warheitMBE. 62. gereit FOR. 63. als verre ich M. 64. liebe MHNO, fehlt P, lieben die übrigen. 68. des des MBOERSP. 70. so wie N. michs WN. 72. helfe MBNRS. 73. Waz F. uch nu ON, ewch P. 76. So ME. 78. diu fehlt FBO. enmiieze HB, miieze die andern, ie W, also N. 80. sit MWNP. 81. Fr. B. 83. vnt MB. 84. lat MB. 86. sags F. 87. ds über der Zeile F. hie fehlt H. 5790 93. daz de WBP. 95. oder HWN, vnd. 97. nv WN. 98. alle FN, al H, allen Ρ, im O; fehlt in den übrigen. 801. daz F. disen landen HWNOP, disem(e) lande die übrigen. 04. mir MWBNE. 05. Iht ME. 06. ich denne W. da fehlt W. 09. andere HF. 10. diu M, di F. erbe MWB. 13. al daz lant MBE, al dit 1. Ν. 15. alle min t. FBOP. 16. Hie FB. 18. unherzenhaft MFB. 19. ir troist ir mut OP. ist F.
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5820 „â hêrre," sprâchens under in, „nu waere uns michel baz geschehen, und haste wir iuch nie gesehen; soné wasre ouch dises leides niht, daz uns nû von iu geschiht. 5825 hêrre, unser trôst und unser wân, der was also hin zuo iu getan, uns waere ein leben an iu gegeben: nein leider unser aller leben, daz wir ze fröuden solten haben, 5830 daz ist erstorben unde begraben, swanne ir von hinnen kêret; hêrre, ir habt uns gemêret und niht geminret unser leit. unser aller saelekeit 5835 diu was ein liitzel ûf gestigen und ist nu wider nider gesigen." ich weiz ez wârez aise den tôt, wie stare ir aller klagenôt und swie grôz ir swasre 5840 von disem maere waere: R û a l , dem ez ze g u o t e ergienc, der grôze f r u m e dà von enpfienc u n d michel ère a n guote, daz ez im in d e m m u o t e 5845 u n s a n f t e r d a n n e in allen tete. er enpfieng ein lêhen an der stete, weiz got, daz er dekeinez nie mit solhem jâmer enpfie. N u Rûal u n d e sîniu kint
5850 belêhent u n d e geerbet sint von ir hêrren Tristandes h a n t , Tristan ergab liute u n d e lant gote u n d e f u o r von lande, o u c h kêrte mit Tristande 5855 Kurvenal sín meister dan. R û a l u n d a n d e r sîne m a n , daz lantliut al gemeine, obe ir klage iht kleine u n d e ir herzeswasre 5860 n â c h ir t r û t h ê r r e n wasre? e n t r i u w e n , daz verweiz ich w o l . Parmenîe d a z w a s vol klage u n d e klagemaere: ir klage w a s sagebaere. 5865 diu m a r s c h a l k í n Floraste, diu t r i u w e u n d ère haete, diu leite m a r t e r an ir lîp, als mit allem rehte ein w î p , der got ein gerehtez leben 5870 an wîbes êren h â t gegeben. Waz lenge ich nu mê hier an? der lantlôse Tristan d ò der ze K u r n e w â l e k a m , ein maere er al zehant v e r n a m , 5875 daz ime vil swasre w a s v e r n o m e n , daz von Irlande wasre k o m e n M ô r o l t der sère starke u n d vorderte von M a r k e mit k a m p f l i c h e n h a n d e n
5820 ach P, ay NB. herre über der Zeile, hinter sy E, fehlt P. 22. und fehlt MBNE. heten MWBNO, enheten P. 23. disses M, dis HBN, des P. 24. des MBE. nu hie W. 26. hinziu M, hin fehlt OP. hin zu uch also F. 27. gebn HP. 28. nun PN. 30. ir storben H. 31. so MBE, swen F. 32. uns fehlt MBE. 33. Vnd ME. 38. swie H FW. 42. grozen vromen FWBNORSP. 44. den F. 47. deheinz M, in geyn N, enkeinez B, da keynes O, do k. S. 49. nv ME. 5850 beerbet F, gerbet W. 51. tristandes fehlt MB. irs lieben h. h. J3. 52. tristan he gaf N, erre gab M, er gaf B, tristan fehlt MB. 57. lantvolch MBOE. 58 ob HF. 59. herzen sw. MB. 60. trut fehlt MBE. 61. weiz FNORS, für weiz W. 63. klagebaere MBE, chlagewere F. 65. Div B. marschin M, marschalkinne WNP. flvrete H. 68. Als ME. 69. gerehtes HWNP, gehertez M, geertez F (-iz) BE RS, geretes O. 71. leit MH, seite BE. iv nu WOP. nu fehlt F. me fehlt OP. 72. landelose MFNO. 76. yrlanden W. 77. morholt B, morlot N. sere fehlt M, vil Β, stette P.
100
5880 den zins von beiden landen, von Kurnewal und von Engelant. umbe den zins was ez sô gewant: der dô ze Irlanden künic was, als ich an der istôrje las 5885 und als daz rehte maere seit, der hiez Gurmûn Gemuotheit und was geborn von Affrica, und was sîn vater künic dà. dò der verschiet, dô geviel daz lant 5890 an in und sînes bruoder hant, der als wol erbe was als er. Gurmûn was aber sô richer ger und alse höhe gemuot, daz er dekein gemeine guot 5895 mit niemanne wolte hân.
5910 den gewaltegen Rômasren urloup unde botschaft, swaz er betwünge mit kraft, daz er daz ze eigen haste und ouch in dà von taste 5915 etslîch reht und ère; und enbeite ouch dô niht mère, er fuor mit einem starken her über lant und über mer, biz daz er ze Irlande kam 5920 und an dem lande sige genam und sî mit strîte des betwanc, daz si in ze hêrren âne ir danc und ze künege nâmen und sît her dar an kämen, 5925 daz si im ze allen zîten
sîn herze enwolte in niht erlân, ern müese selbe ein hêrre wesen. er begunde ûz welen unde ûz lesen die starken, die muotvesten 5900 und zuo der nôt die besten, die ieman erkande, ritter und sarjande, die er mit sînem guote oder mit hôfschlîchem muote 5905 zuo ime gewinnen künde, und liez ouch an der stunde sînem bruoder al sîn lant. sus kêrte er dannen zehant und nam von den masren,
mit stürmen und mit strîten diu bîlant hülfen twingen. in disen selben dingen betwang er ouch ze sîner hant 5930 Kurnewal und Engelant. dô was aber M a r k e ein kint, als kint ze wer unveste sint, und kam also von sîner kraft und wart Gurmüne zinshaft. 5935 ouch half Gurmûnen sère und gab im kraft und ère, daz er M ô r o l d e s swester nam; von dem sô wart er vorhtsam. der was ein herzöge dà
5880 83. yrlanden Hff, Irlande O. 84. ichz FHWNOP. ystorie HO, hist. F, hyst. WP, an den bochen MBE. 86. gemötcheit M, gemuticheit B, gemücheit N. 89. verför MBE. viel MBNERS. diz F. 90. vnanMBNO. 93. also ONP. 95. iemanne MB. 96. en fehlt MFBNEP. 97. Er M (en fehlt), ein fehlt MBE. 98. uz nemen MBE, uz wein HW. ûz (2) fehlt NOP. 902. saeriande M, seriande FO, sariende H. 03. mòte MHBE. 04. oder aber fus mit góte MB, oder sunst mit gutte E; gvte H. 05. zö zim M. 5910 12. betwunge MFWBORSP, betwinge H. 14. ouch fehlt FN, in auch P. 16. niemere H, nimere M. 17. Er ß. eime HWBNO. 19. daz fehlt MBE. zylranden W, zu Irlande O, zir lande FP, zu lande NRS. 20. sich M. 22. daz in H, daz sin M. 25. daz ime H, daz sim M. 27. Div ME. 35. Nv F, Ovch B. 38. worsam H.
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5940 und hete ouch vil gerne eteswâ 5970 selbe ein lant besezzen. wan er was wol vermezzen und hete lant und michel guot, lîp unde manlîchen muot. 5945 der was sin vorvehtaere. 5975 waz aber des zinses wsere, den man ze Irlanden sande von ietwederem lande, des bescheide ich iuch reht und vür wâr: 5950 si sanden in daz êrste jâr 5980 d r i u h u n d e r t marc m e s s i n g e s und anders keines dinges; daz a n d e r silber, daz d r i t t e golt. des Vierden sô k a m M ô r o l t 5955 der starke von îrlanden dar ze wîge und ouch ze kämpfe gar. vür den sô wurden besant ze Kurnewâle und zEngelant barûne und ir genôze: 5960 die giengen ouch ze lôze ze sîner gegenwiirte, welher ime antwiirte sîn kint, daz dienestbsere und an dem lîbe waere 5965 sô schcene und sô genasme, als ez dem hove gezaeme, niht megede, niwan knebelîn und solten ouch der drîzec sîn von ietwederem lande;
und ensolte dirre schände nieman anders widerstân, ez enmüese mit einwîge ergân oder aber mit lantvehte. nu enmohtens aber ze rehte mit offenlîcher wer niht k o m e n , wan diu lant heten abe genomen. sô was ouch M ô r o l t aise stare, als unerbermic unde als arc, daz wider in lützel kein m a n , sach er in under ougen an, getorste wägen den lîp iht mère danne ein wîp. und aise der zins ûf sine vart hin wider îrlant geschicket wart 5985 und daz fünfte jâr în gie,
sô muosen aber diu zwei lant ie iemer ze sunewenden die boten ze R ó m e senden, die R ó m e wol gezsemen, 5990 und daz die dà vernasmen, welch gebot und weihen rät der gewaltege sênât enbute unde sande einem iegelîchem lande, 5995 daz undertân ze R ó m e was; wan man in alle jâr dà las und tete in ouch kunt mit magren, wie sì nach Römseren lois unde lantreht solten wegen,
5940 42. vil verm. FWNORSP. 48. ietwederen landen H. 49. daz sage iv vurwar MB (ich uch). und fehlt OP. 53. tritt e HP. 58. ze galant Ff, ze engalant W, ohne ze EP. 60. ie z. 1. F, da z. 1. W, ouch fehlt N. 61. gagenwrte H. 62. im da entwürfe W. 63. Sin ME, ein k. B. 67. magede M, meide FP, meigde B, mede O. niuwan H. chnabelin M, kneppelin FW. 5970 ouch d. sch. W. 73. aber fehlt MB. 74. Nu B. 76. diu heten W. 77. So F. also WNOP, so B. 78. so un. MBE. unerbarmic MFNOP. 82. ihte M. den ein armez wip F, dan eyn krankes wif N. 84. wider zyrlant WBP. 87. sunnewenden W. 93. Gebute MB, gebude B, erbute F. 94. iegelichen M. 97. ouch fehlt MBNE.
102
6000 wie sie ir gerihtes solten pflegen; und muosen ouch reht also leben, als in dà 1ère wart gegeben, diz zinsreht unde disen prisant den liezen disiu zwei lant 6005 in dem fünften jâre ie schouwen die werden R ó m e , ir frouwen. doch butens ir dise ère niht ellîche alsô sère, weder durch reht noch durch got, 6010 sô durch Gurmûnes gebot. Nu sul wir wider zem maere komen! Tristan der hete wol vernomen diz leit ze Kurnewâle; ouch was im vor dem mâle 6015 wol kunt, mit welher Sicherheit der selbe zins was ûf geleit. iedoch sô hörte er alle tage von der lantiute sage des landes laster und sin leit, 6020 swelhen enden er gereit viir stete oder vür kastêl; und als er a b r ze Tintajoêl ze dem hovegesinde kam, seht, dà hörte er unde vernam 6025 in gazzen unde in strâzen von klage al solch gelâzen, daz ez in muote starke, vil schiere kämen M a r k e und hin ze hove msere,
6030 daz Tristan komen wasre: des wârens alle samet frô. frô meine ich aber, als ez in dô nâch ir leide was gewant; wan die allerbesten, die man vant 6035 in allem Kurnewâle, die wären ze dem mâle alle dar ze hove komen ze laster, alse ir habet vernomen. die edelen lantgenôze 6040 die giengen dâ ze lôze ir kinden zeinem valle, sus vant si Tristan alle kniewende unde an ir gebete, daz iegelîcher sunder tete 6045 unschamelîch unde untougen, mit riezenden ougen, mit inneclîchem smerzen des lîbes unde des herzen, daz im got der guote 6050 beschirmete unde behuote sîn edelkeit und ouch sin kint. nu si aile an ir gebete sint, Tristan kam zuo gegangen, wie wart er aber enpfangen? 6055 daz ist iu lîhte geseit: Tristan wart von der wârheit under allem dem gesinde von keinem muoterkinde noch ouch von M a r k e s gruoze
6000 wie sir M, wies ir HW. rihtes W. 01. ouch fehlt MBE. 03. daz W, desen N, Diesen zins B. 05. fúnhten W. 07. in FWN. di ere FBS. 11. ην M. sulen M, suln W, soin Β, schulle F, sol H. wir fehlt W. zu mere FNOP. 17. hatter OP. 20. en sw. M, an sw. BNE. 21. Fur M. 22. Vnd BE. tintaoel M, tintaiole HO. 23. ζö MF. 24. gehorter (!) W. 26. al fehlt MB. selch FW. 6030 32. vro? mein ich Β. als aber W; aber fehlt P. 36. zu FW. 38. zu ir 1. F. hant HW, hat ß. 39. Die F. 43. cheniende M, kniende FBNOP, knivende H, knúwende W, knygende R, knuwen ,S. und fehlt ON. 45. unschemelichen WBN. 51. ouch fehlt MBNOESP. 52. Nv ß, nus alle MF, sus si alle Ν. 53. Trist Ν. zuo fehlt MBNES. 54. aber er M; aber fehlt P, er fehlt H. 55. churze M, kurzelich BE. 56. Tr. ME. 58. cheiner FS, geyner N.
103
6060 e n p f a n g e n n i h t s ô s u o z e ,
6090 o d e r w e l h e r h a n d e n ô t ez t u o ,
als er d o c h waere g e t a n
n i w a n ein e i n w i c u n d e ein m a n .
u n d haste sí diz leit v e r í a n ,
k e i n a n d e r n ô t ist h i e r a n ;
des n a m a b e r T r i s t a n k l e i n e w a r ,
u n d e n k u n n e t u n d e r iu a l l e n
w a n e r g i e n c e t b a l t l i c h e n dar, 6065 dà m a n in daz l ô z d à m a z ,
an einen niht gevallen, 6095 der w i d e r e i n e n m a n sin l e b e n
d â M ô r o l t u n d e M a r k e saz.
a n die w ä g e w e l l e g e b e n ,
„ i r h e r r e n , " s p r a c h er, „ a l l e s a m e t
w e d e r er b e l î b e o d e r gesige.
alle mit einem n a m e n g e n a m e t ,
n ú sì d a z , d a z er d â b e i i g e ,
die hie ze lôze l o u f e n t , 6070 ir e d e l k e i t v e r k o u f e n t ,
d e i s w â r s o ist d o c h der k u r z e t ô t 6100 u n d disiu l a n g e l e b e n d e n ô t ze h i m e l e u n d û f der erde
s c h ä m e t ir i u c h der s c h ä n d e n n i h t ,
in u n g e l i c h e m w e r d e ,
diu d i s e m l a n d e a n iu g e s c h i h t ?
ist aber, daz e r d â gesiget
s ô m a n h a f t , a l s e ir a l l e zît a l l e u n d e a n a l l e n d i n g e n sit, 6075 s ô s o l t e t ir b i l l î c h e
u n d d a z daz u n r e h t geliget, 6105 s ô h â t er i e m e r m è r e d o r t g o t e s l ô n , hie ère.
b e i d e i u c h und i u w e r r i c h e
jâ sulen vetere v ü r ir k i n t ,
a h t b e r e n unde hêren
w a n sì m i t in ein l e b e n s i n t ,
u n d a n den ê r e n m ê r e n . n u h a b e t ir i u w e r f r î h e i t 6080 i u w e r n v î n d e n geleit
ir l e b e n g e b e n : d a z ist m i t g o t e . 6110 ez ist g ä r w i d e r g o t e s g e b ö t e , d e r sîner k i n d e f r î h e i t
ze f ü e z e n und ze h a n d e n
der e i g e n s c h e f t e v ü r leit,
mit zinslichen schänden;
d a z er sì ze S c h a l k e n g e b e
u n d i u w e r edelen k i n d e l i n , diu i u w e r w u n n e s o l t e n s i n , 6085 i u w e r lust u n d i u w e r l e b e n ,
u n d er m i t f r î h e i t e l e b e . 6115 s o l ich iu r ä t u m b e i u w e r l e b e n
diu g e b e t ir u n d e h a b t g e g e b e n
n a c h g o t e u n d n a c h d e n êren g e b e n ,
ze S c h a l k e n u n d ze eigen
s ô r â t e ich z w â r e d a r a n ,
und enkunnet niht gezeigen,
d a z ir iu k i e s e t e i n e n m a n ,
wer iuch betwinge dar zuo
swâ sô m a n den vinde
6 0 6 0 62. und fehlt MBNO. daz MFBNES. gelan OP. 63. aber fehlt BNS. 64. er fehlt MHWP. et fehlt BNORS, eht HF, er W, recht P. beltlichen FB, endeliche O , balde RS, gewaltiglichen P. 65. los mas (!) NRS. 66. marolt H. 67. Ir FB. 70. edele kint M, edel(e)n kint FBE. Der Vers fehlt P. 71. schände P. 73 und 74 fehlen N. 74. unde fehlt F. an fehlt WP·, zu O. 75. soit MBE. 76. beide fehlt MBNE. 77. ahperen F, auch peren P, opheren H, salueren O . eren HBOP, eren zu heren verbessert W. eren (statt ahtbœren) inde heren Ν. 21. hant HW. 80. iuwer F. vinden HWB. fur geleit FN. 82. sinnelichen H. 83. Ivwer ME. edeliv W, edele B, edel ON. 84. frode MBE. 85. lip MBE. 86. gebent - hant HW. 87. Die ganze Zeile auf Rasur B. 88. fehlt H. 89. was F. 6 0 9 0 91. ein w i p H R S , eyne wit Ν, ein wicht O. 92. enist M N O . dar an F N O . 96. wege W. 98. Nv F. ein daz MFBEP. tot beiige ME, blibe WP, dot geliege B, gelege N. 99. dez war W. doch fehlt MBE. 100. bernde MB, wernde F. 03. daz daz H N O . da fehlt OP. 04. daz (1) fehlt MBERS. da geliget OP. 07. sullen FOP, suln HW. ia es s. P, ia daz s. O. vater FH. 09. gebende ist O. deist Η. 12. geleit MBE. 13. Daz ME. schelken FBNP. 15. So wil ich B. 16. nach eren MFBE. 17. sware H.
104
6120 under disem lantgesinde, der ζ e kämpfe sì getân und an geliicke welle lân, weder er genese oder entuo; und bitet den alle dar zuo 6125 durch gotes willen allermeist, daz ime der heilige geist gelücke gebe und ère, und enfürhte niht ze sére M ô r o l d e s grœze und sine kraft; 6130 sì et an gote gemuothaft, der nie dekeinen man verlie, der mit dem rehten umbe gie. wol balde gât ze râte: berâtet iuch wol drâte, 6135 wie ir iuch dirre schände erwert und iuch vor einem manne ernert! geunêret niemer mère iur geburt und iuwer è r e ! " „â hêrre," sprâchens alle dô, 6140 „ja ist disem manne niht also: ime kan nieman vor genesen." Tristan sprach: „lät die rede wesen! durch got, versinnet iuch doch noch: nu sìt ir an gebiirte doch 6145 allen künegen ebengrôz, aller keisere genôz, und wellet iuwer edelen kint, diu iu gelîche edele sint, verseilen unde versachen
6150 und ze Schalken machen. und ist daz, daz ir keinen man niht muget geherzen hier an, daz er durch iuwer aller leit und durch des landes armekeit 6155 getürre nach dem rehten in gotes namen vehten gegen dem einen manne, geruochet ir es danne an gote gelâzen unde an mich, 6160 deiswàr, ir hêrren, sô wil ich mine jugent und mîn leben durch got an âventiure geben und wil den k ä m p f durch iuch bestân: got lâze in iu ze guote ergân 6165 und bringe iuch wider ze rehte! ouch swie mir an der vehte iht anders danne wol geschiht, daz schadet iu ziuwerm rehte niht. gelige ich an dem kämpfe tôt, 6170 dà mite ist iuwer keines nôt weder abe noch an gekêret, geminneret noch gemêret: sô stât ez aber rehte als ê. sì, daz ez aber ze heile ergê, 6175 daz ist binamen von gotes geböte: des endanket nieman niwan gote, wan den ich eine sol bestân, als ich vil wol vernomen hân, der ist von muote und ouch von kraft
6 1 2 0 24. bereit ME, bereidet B. derzö MF, da z. VC. alle den FN. 28. vnde furht M, vnde vórhtet Β, vnd enfurchtet P. niht so s. WB. 29. maroldes H. gruze W, drou B. 30. sit an MHBOEP. eht W, oht F, echt NRS. 33. Wol FN. 34. betrahtet FP. vil MBE. 35. schade M. 37. gvneret H, genert B. 38. iwer, iuwer alle. 40. diseme H. 42. dise F. 4 3 . doch fehlt FBRS. 44. doch noch H, hoch MB. 45 und 4 6 umgestellt W. 45. vfl a. k. e. W. keysern N. 4 6 . Aller M. vnd a. k. g. FHBNOP. 49. versen M, versenden BE, verseln F, verselen HR, verfelln O, verfeien S, verseren W, verschelken N, versorgen P. verswachen MBNE, vermachen R, verwachen S. 6 1 5 0 ze schelken FOP, ze Schalken H, zeigene W, zu eyen N, zu eigen RS, zeigen Schalken M, zu eygenen schelken BE (!). 51. daz daz FHNOS, daz die übrigen. 52. geherzenen M. 54. amercheit M, erbarmecheit O, rannkait P. 55. getorre H. 57. gein M. dem einem H. 58. es M (auf radiertem ez) HNOP, sin B, irz F, ir ez W. 64. lazen = laze in FW. 66. dem v. FP. 68. enschadet MWP. an FRS. 69. Gel. F. 71. noch zu OB. 72. geminret HWBN. 73. So ME. 74. si daz aber ez M, si aber daz ez F, is id dat id Ν, sy es aber das es RS, nu si daz is O. 76. nivwan Η. 79. ouch fehlt OP.
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6180 ze ernestlîcher ritterschaft ein lange her bewasret man: sô gân ich allerêrest an an muote und an der krefte und bin ze ritterschefte 6185 niht also kürbaäre, als uns nu nôt waere; wan daz ich aber zer vehte an gote und ouch an rehte zwo sigebaere helfe hân, 6190 die suln mit mir ze kämpfe gân. dar zuo hân ich willigen muot, der selbe ist ouch ze kämpfe guot; und helfent mir die selben drî, swie unversuocht ich anders sì, 6195 sô hân ich guoten trôst dar an, ich genese wol vor einem m a n . " „ H ê r r e " , sprach al diu ritterschaft, „diu heilige gotes kraft, diu al die werlt geschaffen hât, 6200 diu vergelte iu trôst unde rät und den saeleclîchen wân, den ir uns allen habet getân. hêrre, lât iu daz ende sagen: unser rät mac liitzel vür getragen. 6205 solte unser saslde hân geruocht, sô vil sô wir sin haben versuocht, als ofte es ie begunnen wart, ez wasre niht biz her gespart, wir haben niht zeinem mâle,
6210 wir hie ze Kurnewâle, umbe unser angest rät genomen; wir sîn an manege spräche komen und erikunden doch dekeinen nie under uns vinden, ern wolte ie 6215 sîn kint vür eigen gerner geben dan er verlür sîn selbes leben wider disen vâlandes m a n . " „wie redet ir s u s ! " sprach Tristan, „jä ist der dinge vil geschehen; 6220 man hât des wunder gesehen, daz unrehtiu hôchvart mit kleiner kraft genidert wart: daz möhte ouch vil wol noch ergân, der ez getörste b e s t â n . " 6225 Nu M ô r o l t der hörte allez an und verdûhte in sère, daz Tristan sô vaste nâch dem kämpfe sprach, do er in sô kindeschen sach, und truog im in dem herzen haz. 6230 Tristan sprach aber dô vürbaz: „ir hêrren alle, redet hie zuo, waz ist iu noch liep, daz ich t u o ? " „ h ê r r e , " sprâchens alle dô, „künde ez iemer werden sô, 6235 der w â n , den ir uns habet getân, daz der möhte vür sich gân, daz wsere unser aller ger." „ist iu daz liep?" sprach aber der, „sit daz ez danne an dise frist
6180 zernslicher M. meistèschaft H*, rittersch. H**. 83. an libe MBE. öch an kr. W, an ehr. FP. 84. bin fehlt WN. 87. aber ich OBP. zir F. 89. zö M, zuo HP. 91. willen vñ möt W. 96. ine g. W. 97. herre MWOP. 98. got mit siner góte kr. MBE. 99. der MBE. 200. der MBE. 01. Vnd M. 02. hant H. 03. iuz ende M, uch is Β. 04. tragen F. 05 und 06 geröht : versöht M. 06. sen hân M. 07. sin W. 08. ez ist MB. unz her W. 09. wirn FOP. 6210 wir fehlt MBE. 14. wolt MF. 16. Wie B. reit M. 20. der H, ez w. W. 21. hohfart FHW. 23. noch vil wol (ouch fehlt) WNO; noch fehlt P. 25. nu fehlt MBE, Do N. höret F. 26. duhte MBES, v'droiß O, wunderde N. 28. ern MW. 31. reit M. 32. nu statt noch W. 33. Herré B. 35. Der ME, den w. WNP. hant H. 37. wer FW. 39. daz fehlt WN.
106
6240 u n d h e r z e m i r b e h a l t e n i s t ,
6245
6250
6255
6260
6265
wil es danne got geruochen, sô wil ich versuochen, ob iu got habe ûf geleit an mir dekeine s«lekeit und obe ich selbe iht saslden habe." hie begunde in M a r k e leiten abe mit allen sînen sinnen, er wände im abe gewinnen, ob erz in lâzen hieze, daz er ez durch in lieze. nein er, weizgot, er entete; weder mit geböte noch mit bete kund er ime sô vil niht mite gegân, daz erz durch in wolde lân; wan gieng et hin, dâ Môrolt saz und redete aber dô vürbaz: „hêrre," sprach er, „saget mir, sô helfe iu got, waz werbet ir?" „ f r i u n t " , sprach M ô r o l t sâ zestunt, „wes frâget ir? iu ist wol kunt, waz ich hie wirbe und wes ich ger." „ir hêrren alle, hœret her, der künec, mîn hêrre, und sine m a n ! " sprach aber der wise Tristan; „mîn hêr Môrolt, ir habet wâr, ich weiz ez unde erkenne ez gär: al sì ez lasterbsere, ez ist iedoch ein maere, daz nieman undertreten mac:
6270 man hat den zins nu manegen tac von hinnen und von Engelant ze Irlanden âne reht gesant. dar zuo brach ez sich lange mit michelem getwange, 6275 mit manigem gewalte, wan man den landen valte beidiu bürge unde stete und in ouch an den liuten tete sô grôzen und sô manegen schaden, 6280 biz daz si wurden überladen mit gewalte und mit unrehte, unz daz die guoten knehte, die dannoch wären genesen, die muosen undertasnic wesen 6285 alles, des man in gebôt, durch daz si vorhten den tôt, und enmohten, alse in was getan, die zît niht anders ane gegân. als ist daz michel unreht, 6290 als ir noch hiutes tages seht, an in begangen iemer sît, und waere zwâre lange zît, daz sì der grôzen swacheit mit wîge haeten widerseit, 6295 wan sì sint sère vür komen: diu lant diu habent zuo genomen an künden unde an gesten, an steten unde an vesten, an guote und an den êren.
6 2 4 0 unze M, biz BE. 41.wilsO. 46. H i e ß . 52. noch bete F, gebete WP. 53. c h ü d e r M . im nie mit g. MBE. gan FP. 55. w a n fehlt MBES. er g. MFBNOES. o h t F, eht HW, recht P, fehlt BNOES. 56. reit M. 57. H e r r e FBN. 58. werfet M. 60. est iv wol M (BES), ivst zu iv ist verbessert W. doch wol HW, doch ON. 61. Waz ME. hie fehlt MFBE. wirwe F. 67. alein si (!) ez F, als si ez W, al is id Β, es si als Ρ, ayn is id Ν . 6 2 7 0 71. engalant W. 72. zu ir landen Η, gein ir land Ρ, zyrlanden W, gen jrlant O, zu (ze) irlant (-de) die übrigen. 74. m a n g e m MBE, grosem P. 76. w a n d FWNO. 77. beidiv M, beide. 80. unz W. 85. Ailes M E , allez W. dez HW, dat N . 89. also MBEP, Als F. 90. hiuten tagen M, hude dages Ν, hude dis (ditz) d. BOP, hiute dez tages W(ERS). 91. fehlte und ist von später Hand am Rande also ergänzt: wie die not vff in lit M, im fortlaufenden Texte steht dieser Vers BE. 92. werde B, werte E. 95. w a n d FN, w ä n d e W. 96. diu (2) fehlt BOP. 97. kinden FHWOSP (= künden?), k ü n d e n MBN. 99. an eren MBNESP.
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6300 man sol ez wider kêren, daz unze her verkêret ist, wan unser aller genist muoz sus hin an gewalte wesen; sulen wir iemer genesen, 6305 daz miiezen wir beherten mit wîge und mit herverten. unser dine stât an den liuten wol, diu lant sint beidiu liute vol. man sol ez uns her wider geben, 6310 daz man uns allez unser leben mit gewalte hât genomen. wir suln dar selbe zuo zin k o m e n , swenne uns got schiereste lât; swaz man des unseren dâ hât, 6315 ez sí lützel oder vil, der mines willen volgen wil und mines rates dar an pflegen, man muoz ez uns her wider wegen unz an den jungesten rinc. 6320 ie noch möhte unser messine ze rôtem golde werden, ez ist vil ûf der erden fremeder dinge geschehen, der man sich minner hât versehen, 6325 und dirre hêrren edeliu kint, diu dâ ze Schalken worden sint, diu möhten noch wol werden frî, swie ungedâht es in doch sì. got sì, der mich noch des gewer!
6330 wan ichs in sinem namen ger, daz ich noch mit min selbes hant den hervanen in Irlant mit disen lantgenôzen alsô miieze ûf gestôzen, 6335 daz daz lant und diu erde von mir genidert werde." Môrolt sprach aber: ,,hêr Tristan, niemet ir iueh minner an dirre dinge und dirre maire, 6340 ich wasne, ez iu guot wsere; wan swaz hier under rede geschiht wirn lâzen doch dar umbe niht, des wir ze rehte sülen h â n . " hie mite gieng er vür Marken stân: 6345 „künec M a r k e " , sprach er, „sprechet hie, lât heeren, ir und alle die, die hie ze gegenwürte sint mit mir ze redene umbe ir kint, bescheidet mich der miere baz: 6350 ist iuwer aller wille daz und lit ouch iuwer muot dar an, als iuwer voget, her Tristan, mit worten hie bescheiden h â t ? " „ja, hêrre, eist unser aller rät, 6355 unser wille und unser muot, swaz er gesprichet oder getuot." M ô r o l t sprach aber: „so brechet ir mînem hêrren unde mir iuwer triuwe und iuwern eit
6300 01. bis HNOS. 03. móz nv hin MBE; hin fehlt F. sunst in g. P. 04. sul wir HFN. 05. muze wir HF. 06. wigen F, wegen P. ll.hetK 12. zu in FWBNOP. 13. so - aller sch. 1. MBE·, zerste F. 17. VndME. 18. uns ez W. geben MS (: leben) Ρ (: pflegen). 22. sin ist W, is is Ν. vil fehlt MBE. 23. dinge vil g. MBE. 24. minner M (miner zu miner verbessert) O, nimmer F, minre ΗΝ, mynder RS, niemer WB, nym~er P. 27. mähten M. 28. halt es in si M. 29. noch fehlt W, des noch FNO. 6330 ich HP. 32. here vanen in ir lant M. hervan F. 34. stozen HO. 35. diz lant F. derde F. 37. mor. ME. aber fehlt MBES. 38. minre HWN. 43. Des ME. 45. kunch herre MBEP. hœrt W. 47. ze gegenwrtic HP, gegenwurtich S O . 49. der rede W. 52. vaut H, vogit F, voit B, vait N. 54. est M, ez ist FWBNO, es ist P. 57. Mor. FN. aber fehlt MBNES.
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6360 u n d a l l e d i e S i c h e r h e i t ,
6365
6370
6375
6380
6385
diu under uns allen ie geschach." der höfsche Tristan aber d ò sprach: „nein, hérre, ir misseredet hier an; ez lûtet iibele, swer d e m m a n an sine triuwe sprichet. ir aller keiner brichet w e d e r triuwe noch eit. ein gelübede u n d e ein Sicherheit w a r t wìlent u n d e r iu getan, die sol m a n ouch noch staîte lân, daz si alle jâr zlrlanden mit g u o t e m willen sanden von K u r n e w a l u n d von Engelant den zins, der in dà w a r t b e n a n t , oder aber si satzten sich ze wer mit einwîge oder mit lanther. sint sì der dinge noch bereit u n d lcesent ir t r i u w e unde ir eit mit zinse oder mit vehte, sô t u o n t siu allez rehte. hêrre, hie zuo denket ir: beratet iuch u n d saget mir: sweder iu lieber si getân, an swederz ir iuch wellet lân, an k ä m p f oder an lantstrît, des sít ir nû u n d alle zît an uns gewis u n d ouch gewert, es müezen doch sper u n d e swert u n d e r uns u n d iu bescheiden:
6390 nu kieset u n d e r den beiden ir einez u n d e saget uns daz: der zins enlîchet nû niht b a z . " M ô r o l t sprach aber: „hêr Tristan, hie bin ich schiere k o m e n an; 6395 ich weiz wol, wederz ich dà wil. min ist hie nû niht aise vil, daz ich ze lantstrîte iht gewerliche rîte. ich f u o r von lande über mer 6400 mit einem heinlichen her u n d k a m vil fridelîche her in disiu rîche, als ich ê mâles h â n getân. ich w ä n d e , ez sus n i h t solté ergân. 6405 ine versach mich dirre geschiht an dise lanthêrren niht; ich w ä n d e v a r n von hinnen mit rehte u n d ouch mit m i n n e n . nu habet ir mir wie viir geleit, 6410 d a r z u o bin ich noch u n b e r e i t . " Tristan sprach: „hêrre, ist iuwer m u o t ze einem lantstrîte g u o t , sô kêret u m b e z e h a n t , vart wider heim in iuwer lant, 6415 besendet iuwer ritterschaft, besament alle iuwer k r a f t u n d k u m e t her wider und lât uns sehen, wie u n d e w a z uns süle geschehen; u n d t u o t ir des niht zwâre
6 3 6 0 62. Der B. aber fehlt MBE. 63. missedencht MBE. 64. lúhtet W. der F. 69. Wart M. wilen M, wilne N . 70. ouch fehlt MBE. noch fehlt HP. 71. daz se M. zv ir landen H , zu iren handen S. 72. guten FW. 73. engalane W. 74. da fehlt F; da in P. 75. aber fehlt MBE. satten HN, setzen PB. 79. oder aber HWNP. 80. si FHWNOP. und d ü n t da miede B. 81.Herre B. 83. weder WBP, weders RS, wilch N , welchs O . 84. u n d e an MHBE, oder an O . 85. oder aber HW. 88. doch fehlt MBE. 6 3 9 0 92. enlachet FWNOP, enliehtet B. 93. m o r o l t ME. 4 0 0 . heimlichen FBN, herlichen RS. 02. H e r M. 03. ie H. 06. disen FWBNORSP. 10. noch fehlt WS. 11. tr. M. 14. wider fehlt MBE. 16. sament FNOP. 17. und fehlt MBE. und (1) fehlt MWO. 19. und fehlt MBE.
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6420 i n d i s e m h a l b e n j â r e ,
6425
6430
6435
6440
6445
sô nemet ir unser dà ziu war: sô kome wir sicherlîchen dar. man hât uns doch hie vor gezahlt, gewalt hcere wider gewalt und k r a f t wider krefte. sît man mit ritterschefte lant unde reht sol swachen, hêrren ze schalken machen, und daz ein billîch wesen sol, so getrûwen wir des gote wol, daz unser aller swacheit noch werde wider hin ziu geleit." „Got weiz", sprach Môrolt, „hêr Tristan, ich hcere vil wol, daz ein man, der nie ze solhem schalle kam noch dirre drô nie niht vernam, dem waeren disiu maere sorclîch und angestbsere: ich trûwe ir aber vil wol genesen. ich bin ouch dicker dà gewesen, dà schallen unde hôchvart mit solher rede getriben wart, ez ist wol der geloube min, G u r m û n welle âne sorge sîn umbe sin liut und umbe sîn lant vor iuwerm vanen und iuwerr hant. ouch wirt disiu iibermüetekeit, man breche uns danne triuwe und eit, niemer gespart zlrlanden:
6450 wir suln ez hie mit handen, wir zwêne, under uns beiden in einem ringe scheiden, weder ir reht habet oder ich." Tristan sprach aber: „diz muoz sich 6455 mit gotes helfe erzeigen, und müeze den geveigen, der unreht under uns beiden habe!" sînen hantschuoch zôh er abe, er bôt in Môrolde dar: 6460 „ir hêrren", sprach er, „nemet war: der künec, mîn hêrre, und alle die, die hie sîn, die hoeren, wie ich disen kämpf bespreche, daz ich daz reht niht breche; 6465 daz mîn hêr M ô r o l t , der hie stât, noch der in her gesendet hât, noch mit gewalt kein ander man zins ze rehte nie gewan ze Kurnewal noch zEngelant: 6470 daz wil ich mit miner hant wâr machen und wârbasren, gote unde der werlt bewasren ûf disen hêrren, der hie stât, der unze her gefrumet hât 6475 daz laster und daz ungemach, daz disen zwein landen ie geschach." dà rief an der stunde von herzen und von munde manee edeliu zunge hin ze gote,
6 4 2 0 2 1 . da fehlt B; da ziu fehlt H; ziu fehlt W. dazu OP. 2 3 . ie FWNOP. 2 4 . der höre M, gehöre FBP. 2 7 . Lant M. 2 9 . vnbillich OP. 30. getriwe wir FN. 3 1 . smacheit F. 33. weiz w o l F. 3 6 . unt MBE. drouwe HO, dinge NRS, not BE. 39. aber fehlt P, vil fehlt B. ir harte w o l WN. 4 4 . gurm. der PB. 4 5 . gót MBE. 4 6 . iuwere M, ivwerre H; iwer. 4 9 . zu ir landen HS. 6 4 5 0 5 4 . Trist. FB. de WORS, da' N . aber fehlt M B O . m ö z ich MHBE, muze sich FWNORS, fehlt P. 55. Mit ME. 5 6 . der M. 5 9 . morolden FBP. 60. nemet hie war FOP. 6 3 . disem champheFP. 6 8 . zinsreht MBNE, zins vnd r. P. 69. engalant W. 70. wil fehlt W. mit fehlt F. 74. uns FNO, bis HBP. 7 7 . Da BN. 7 8 . mit - mit WNRS. 79. edel HB.
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6480 daz got mit sînem geböte bedíehte ir laster unde ir leit und löste sì von schalcheit. swaz aber ir aller swaere von disem kämpfe waere, 6485 daz gie M ô r o l d e kleine ze herzen oder ze beine: er was vil unerkomen dà van. der wol gestandene man der enleite ez niender nidere, 6490 er bôt ouch ime dà widere des kampfes bewasrde mit herter gebserde, mit fierer contenanze. in dûhte disiu schanze 6495 vil wol nâch sînem willen wesen: er trûte ir harte wol genesen. Nu diz gewisset was also, der k ä m p f der wart den hêrren dò unz an den dritten tac gespart. 6500 nu daz der dritte tac dô wart, dô kam al diu lantschaft und volkes ein sô michel kraft, daz daz stat bî dem mer allez bevangen was mit her. 6505 M ô r o l t fuor wâfenen sich, mit des gewasfene wil ich noch mit sîner Sterke mines herzen merke noch mines sinnes spitze sehe
6510 mit nähe merkender spehe niht stumpfen noch lesten, sô dicke als er zem besten an rehter manheit ist gezalt: diu zal von ime ist manicvalt, 6515 daz er an muote, an grceze, an kraft ze vollekomener ritterschaft daz lob in allen riehen truoc. hie sî des lobes von ime genuoc. ich weiz wol, daz er künde 6520 dô und ze aller stunde ze kämpfe und ouch ze vehte nach ritteres rehte sînem lîbe vil wol mite gân. er hete es ê sô vil getan. 6525 Der guote künic M a r k e dem gie der k ä m p f sô starke mit herzeleide an sînen lîp, daz nie kein herzelôsez wîp die nôt umb einen man gewan. 6530 ern hete keinen trôst dar an, ez enwasre Tristandes tôt und haete gerne jene nôt iemer umbe den zins geliten, daz der k ä m p f waere vermiten. 6535 nu ergieng ez aber allez baz umbe diz und umbe daz, umbe zins und umbe man. der unversuochte Tristan ze nôtlîchen dingen
6480 84. von der s. MBE. 83. mere FNS. 86. vnd HWOSP. 87. vnrekomen H. der van W. 88. Der M. geturstige MBE. 89. nirgen HNO, morgan Ρ, niemer W, niht B. 90. dar M. do F. 93. 9tinanze F. 94. tschanze M. 96. trovet F, trwet H, trwete M, trúwet W, truwede B, getruwede N, triwet O, trüt P. 97. wart MBN. 99. bis HBNOP. trinen HP. 500. tritte HP. 02. vil m. k. ME. so fehlt Β RS. 03 und 04 mere : here OP. 03. der stat FWNORSP. 04. aller FWNP, zu mole O. 05. Mor. BE (Kapitelzeichen Β), wapenen MNP, waphen HO, wafen F. 06. wapenen MBE, gewappen P. 6510 nahen M. 12. zen FN. 15. Daz M. 17. der lop W, den loff O. 20. und fehlt H. 22. ritterlichem FBE. 23. gegan WO. 24. sin WS. 25. dem MB (Kapitelzeichen), der EP. 33 und 34 geliden : vermiden F. 35. aber fehlt BP.
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6540 der begunde ouch sich mit ringen warnen an der stunde, so er allerbeste künde, sînen lîp und sîniu bein diu bewârte er schöne und wol inein; 6545 dar über leite er edel were,
6550
6555
6560
6565
zwô hosen und einen halsperc, die wären lieht unde wîz, als der meister sînen flîz und alle sine wîsheit an si hsEte geleit; zwêne edele sporen starke, die spien im sîn friunt M a r k e und sîn getriuwer dienestman mit weinendem herzen an. sîne wâfenriemen er im bant alle mit sîn selbes hant. ein wâfenroc wart dar getragen, der was, als ich hörte sagen, mit drîhen in den spelten zen fuogen und zen Velten, ze allen sînen enden mit frôuwînen henden in fremedem prîse bedâht und noch prîslîcher vollebrâht. hî! dô er den an sich genam, wie lustic und wie lobesam er dò dar inne w«ere, daz wsere sagebasre, wan daz aber ichz niht lengen wil.
6570 der rede würde also ze vil, ob ich ez allez wolte ergründen, alse ich solte. und suit ir doch wol wizzen daz: der man gezam dem rocke baz 6575 und truog in lobes und êren an vii mère danne der roc den man; swie guot, swie lobebaere der wâfenroc doch wsere, er was doch sîner werdekeit, 6580 der in dô hete ane geleit, kûme unde kûmeclîche wert, dar über gurte im M a r k e ein swert, daz sîn leben und sîn herze was, von dem er allermeist genas 6585 vor M ô r o l d e unde ouch dicke sider. und wac daz also rehte nider und lag ûf sîner strâze in sô gefüeger mâze, daz ez noch ûf noch nider wac, 6590 wan rehte, dâ sîn weide lac. ein helm wart ouch besendet dar, der was als ein kristalle var, lûter unde veste, der schceneste unde der beste, 6595 den ie ritter ûf genam. ich waene ouch, ie sô guoter k a m in daz lant ze Kurnewâle. dar ûffe stuont diu strale, der minnen wîssaginne,
6540 ouch fehlt OP. 43. Sinen ME. 44. schone und fehlt OBNP; rehte wol O. 46. zw. HP, zö M. ein WN. 50. dar ane MB. 52. die fehlt OP. spin F, gurte W. 55. Sine F. wapenr. MBNO. 57. Ein Β (Kapitelzeichen), wapenr. NOP. 59. mit drin FH (trin) O. mit drien BNP, mitten RS. inde mit sp. N. 60. ziehen vugen B, zu den ougen RS, ze den f. W, zu f. N. zenfden M, zü den v. WR, ziehn velden B, zu feiten SP. 62. mit wizzen fröwen henden MBE, mit vrauwen h. NRS, mit fremden h. P. 64. unde wunchlichen v. MBE. 65. Hi Β (Kapitelzeichen). 66. wie schone MBE. 67. er dör jnne P, do fehlt MBES. 69. aber fehlt MBNERSP. ichs ß. 6570 der w. MH. also Η (danach Rasur) W, al MFBNEP, fehlt O. 73. Vnd M wol fehlt O. doch fehlt P. 75. im ONP. 76. den PB. den der rock F, dan den rock S. 77. vft MBE. lobewere F. 80. da MBE. 81. kumeliche HBNOP. 82. Dar FB. so g. FW. 88. gewegener F, rehter B. 59. Da ez sus noch so n. w. MBE. 91. im braht dar MBE. 96. ouch daz OP (nye g. O). ie fehlt FW. nye (!) RS. 97. inz F. 98. vf FHNP. 99. minne HP. wiszag. F, wisag. WOP.
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6600 diu sît her mit der minne an ime vil wol bewaeret wart, swie lange ez würde dar gespart, den sazte im M a r k e ûf und sprach: „ä neve, daz ich dich ie gesach, 6605 daz wil ich gote vil tiure klagen; ich wil dem allem widersagen, des kein man ze fröuden giht, ist, daz mir leide an dir geschiht." ein schilt der w a r t ouch dar besant; 6610 an dem hete ein gefiiegiu hant gewendet allen ir flîz, und was der niuwan silberwîz, durch daz er einb«ere helme unde ringen w a r e . 6615 er was aber gebrünieret mit lûtere gezieret reht alse ein niuwe spiegelglas. ein eber dar ûf gesniten was vil meisterlichen unde wol 6620 von swarzem zobel alsam ein kol. den leite im aber sîn oeheim an. der stuont dem keiserlichen man und fuogete im zer sîten dô und ze allen zîten 6625 als er dar gelîmet w « r e . nu daz der lobebaere, der genasme kindesche man, Tristan den schilt an sich gewan, nu lûhten disiu vier were
6630 helm unde halsperc, schilt unde hosen ein ander an sô schöne, ob sì der wereman alle viere also haste ûf geleit, daz iegelîches Schönheit 6635 dem andern schoene basre und sin geschcenet wasre, sone künde ir aller vierer schîn ebenliehter niemer sîn. und aber daz niuwe wunder, 6640 daz dar inne und dar under ze schaden und ze sorgen den vînden was verborgen, hete aber daz dekeine k r a f t wider dirre fremeden meisterschaft, 6645 diu ûzen an gebildet lac? ich weiz ez wârez alse den tac, swie sô der ûzer waere, der innere bildaere der was baz betihtet, 6650 bemeistert unde berihtet ze ritters figiure dan diu ûzere faitiure. daz were daz was dar inne an geschepfede unde an sinne 6655 vil lobelîchen ûf geleit. des weremannes wîsheit hî, wie wol diu dar an schein! sîn brüst, sîn arme und sîniu bein diu wären hêrlich unde rich,
6 6 0 0 ir m. MB. 01. vil w o l an im(e) FWNORSP. 0 3 . satte H. 0 4 . w e η. MB, da n. F, ach n. NP. 0 5 . gote fehlt FN. 0 6 . allen M. 0 7 . des ie man MBE, des eynich man N . 0 9 . der fehlt FBOP. 10. den WOS, de N; da h. B. 11. iren HFWB. 14. helmen FH. ringe OBNP. 18. ber OP. 2 0 . als FNOP. 2 1 . Den F. hieng MBE. 2 2 . w o l gestaltem MBE. 2 3 . im MHFWBNOESP. 2 7 . der sózze MB (vil s.) E. 2 8 . genam MFNORSP. 6 6 3 0 3 4 . schoneheit H. 37. vier M, viere ß . 38 niht gesin MBNOE, niemer gesin WP. 4 3 . Hete MBE. 4 4 . fremeden fehlt NP, vremeder H, niwen F. 4 7 . so fehlt OP. 4 9 . getihtet MB. 50. gemeisteret MBES. 5 2 . fattvre HO. 5 3 . D a z F. 5 7 . hi FH, hie P; hei. 58. und fehlt BP.
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6660 wol gestalt und edelîch. im stuont daz îsen dar obe wol und ze wunderlichem lobe, sîn ors daz habete ein knappe da. in Spanjenlant noch anderswâ 6665 wart nie kein schoenerez erzogen, ezn was niender în gesmogen; ez was rîch und offen zer brüst und zuo den goffen, stare ze beiden wenden, 6670 erwünschet zallen enden, sine füeze und sîniu bein diu behielten ouch vil wol inein al ir geschepfede unde ir reht; die füeze sinwel, diu bein sieht, 6675 üfrihtic alle viere als einem wilden tiere. ouch was ez kurzlicher kust hin vor dem satele und vor der brüst; dà stuont ez also rehte wol, 6680 als ein ors iemer beste sol. dar ûffe ein wîziu decke lac, lieht unde lûter aise der tac, den andern ringen gelîch, und was diu lang und alse rieh, 6685 daz sì wol ebene nider gie dem orse vaste vür diu knie. Nu daz Tristan zer vehte nach ritteres rehte nâch kampfes gewonheit
6690 wol und ze prise was bereit, die dô wol künden prîsen beidiu man und îsen, die kämen alle samet dar an, daz beidiu, îsen unde man, 6695 geworhten schcener bilde nie. swie wol daz aber schîne hie, ez schein doch vil und verre baz, sît dô er ûf daz ors gesaz und sper ze handen genam, 6700 dô was daz bilde lussam, dô was der ritter lobelîch obe dem satel und unden rîch. arme und ahsel beide die heten breite weide. 6705 in den satel künde er sich wol, dà man den satel sitzen sol, gesetzen unde gefüegen. hin neben des orses büegen dà swebeten siniu schcene bein 6710 strac unde sieht alsam ein zein. dô stuont daz ors, dô stuont der man sô rehte wol ein ander an, als o b si wEeren under in zwein mit ein ander unde inein 6715 also gewahsen unde geborn. die gebaerde wären ûz erkorn stœtelîch und stsete, die Tristan ze orse hsete. dar zuo, swie wol gebsere
6660 61. wapen MB. 62. ze lobelichem lobe WP, zu rechtem 1. O. 63. ors hab. FB. 64. und FN. 65. wart nie schöner ors erz. MBE, w. n. k. ross schöner erz. P. 66. niergen FHBNOSP. 69. enden M, henden B. 70. in MBES (an), zu beiden e. OP. 74. Die M. vil 1. M. 77. kurlîcher FN. 78. von MB. 79. reht als wol MBE. 83. dem a. wapen g. MB. 84. also WBOP. 85. von obene FWNOP, von ebene H. 87. ην MBE. ze vehte MHB, zu ir v. F, zu der v. W. 88. ritterlichem F. 6690 96. Swie M. schinú W. 97. Es (!) E. vnde waure baz WP. 700. daz was H. 04. brete F. 05. In F. 06. in d. s. BRS. besitzen Ν. 09. schœne fehlt M, stolze Β. 10. stare WBNOP-, sieht unde starch F, si. u. schone RS. 14. ein und ein MBE, inde eyn eyn N. 18. die er ze o. h. MBE. 19. Dar ME.
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6720 gebaerdehalp er waere, sô was doch innerhalp der muot sô reine geartet und sô guot, daz edeler muot und reiner art under helme nie bedecket wart. 6725 Sus was den kempfen beiden ein kampfstat bescheiden, ein kleiniu insel in dem mer, dem stade sô nähe unde dem her, daz man dà wol bereite sach, 6730 swaz in der insele geschach. und was ouch daz beredet dar an, daz âne dise zwêne man nieman dar in kaeme, biz der kämpf ende naeme. 6735 daz wart ouch wol behalten, sus wurden dar geschälten den kemphen zwein zwei schiffelîn, der ietwederz mohte sîn, daz ez ein ors und einen man 6740 gewâfent wol triiege dan. nu disiu schif diu stuonden dà. M ô r o l t zôch in ir einez sâ; daz ruoder nam er an die hant, er schiffete anderhalp an lant. 6745 und alse er ûz zem werde kam, sîn schiffelîn er iesâ nam, zuo dem stade hafte er daz. ûf sîn ors er balde saz, an sine hant nam er sîn sper,
6750 al über den wert sô liez er her rîlîche gân punieren, hin unde her laisieren; und wären sîn puneize in dem ernestkreize 6755 sô ringe und sô schimpfbaere, als ez ze schimpfe waere. Nu Tristan ouch ze schiffe kam, sîn dine dar în zuo sich genam, beidiu sîn ors und ouch sîn sper; 6760 vorn in dem schiffe dà stuont er. „ k ü n e c " , sprach er, „hêrre M a r k e , nune sorget niht ze starke umbe mînen lîp und umbe mîn leben, wir suln ez allez gote ergeben. 6765 unser angest hilfet hie zuo niht. waz obe uns lîhte baz geschiht, dan man uns habe ûf geleit? unser sige und unser sadekeit diu enstât an keiner ritterschaft 6770 wan an der einen gotes kraft, lât alle vorvorhte wesen, wan ich mac harte wol genesen, mir ist ze disem dinge mîn gemüete harte ringe. 6775 als tuot ouch ir! gehabet iueh w o l ! ez ergât doch niuwan alse ez sol; und aber, swie mîn ding erge, an swelhem ende sô ez gesté, sô lât ir iuch doch hiute,
6720 23. daz reiner m. noch edeler a. MBE. 24. verdchet M. 25. Nv HWNOP. 27. insele FBP. 28. nahen M. 31. daz fehlt OP. bereit MRS. 37. den zwein k. FB; zwein fehlt O. 40. trügen W, trvge FHORSP, getruge MBNE. 41. Nv N. disi W. 42. oveh H. 43. in WBP. 44. an de I. WBRSP; an daz ander 1. NO. 45. und fehlt MB (Als) E. zu werde P. 46. er do nam MBE. 47. Zö ME. 49. daz sper WBNRS. 6750 51. richliche FB. gan fehlt FNRS. 52. loisieren M, loys. E, lass. FWN, las. P, laz. RS, laiss. O, leis. B. 54. ersten kr. MBES, ernesten O. 55. vndsch. M. 57. als ME, Du B, nv N. 58. als. d. MBE. dar in fehlt MB. zö sich MH, zuo ime; zú eme dar in N. nam OP. 60. vhorne F, vor WNO. da fehlt FBP. gestunt HP. 61. herre fehlt F. 62. nv MFWBP. so starke HNORS. 66. beseiht W. 71. vorhte F, uwer for(ch)te ORS. 73. Mir ME. IS. und fehlt MBNE. 76. iu = doch W, doch fehlt O. niht wen F, neyt dan Ν, nit dan O. 77. swie mir m. d. F, swie so H, wey id mir erge Ν. 78. in sw. e. MB. vfl ez geste W. 79. doch fehlt MBE, iuch fehlt Ν.
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6780 iuwer lant und iuwer liute, an den ich mich verlâzen hân: got selbe, der mit mir sol gân ze ringe und ouch ze vehte, der bringe reht ze rehte! 6785 got muoz binamen mit mir gesigen oder mit mir sigelôs beiigen: der walte es unde miieze es pflegen!" hie mite bôt er in sînen segen. sîn schiffelîn daz stiez er an 6790 und fuor in gotes namen dan. hie wart sîn lîp und ouch sîn leben von manegem munde gote ergeben, im wart von maneger edelen hant manee siieze segen nâch gesant. 6795 und alse er ûz ze stade gestiez, sîn schiffelîn er fliezen liez und saz ûf sîn ors iesâ. nu was ouch M ô r o l t iesâ dâ: „sage a n " , sprach er, „waz tiutet daz, 6800 durch weihen list und umbe waz hâstû daz schif lâzen g â n ? " „daz hân ich umbe daz getân: hie ist ein schif und zwêne man, und ist ouch dâ kein zwîvel an, 6805 belîbent die niht beide hie, daz aber binamen ir einer ie ûf disem werde tôt beiiget, sô hat ouch jener, der dâ gesiget, an disem einen genuoc,
6810 daz dich dâ her zem werde t r u o c . " M ô r o l t sprach aber: „ich heere wol, daz diz unwendic wesen sol, der k ä m p f enmüeze vür sich gân. liezestu in noch understân 6815 und schiede wir mit minnen ûf solhe rede von hinnen, daz ich mîn zinsreht staete von disen zwein landen haste: daz diuhte mich dîn saelekeit. 6820 wan zwâre mir ist sère leit, ist, daz ich dich slahen sol; mirn geviel nie ritter alse wol, den ich mit ougen ie g e s a c h . " der gemuote Tristan aber dô sprach: 6825 „der zins muoz fürder sîn getân, sol kein suone under uns e r g â n . " „ e n t r i u w e n " , sprach der ander dô, „diu suone wirdet niht also: sus k o m e wir niht ze minnen. 6830 der zins muoz mit mir h i n n e n . " „sô trîbe w i r " , sprach Tristan, „vil harte unnütziu teidinc an. M ô r o l t , sît daz du danne mîn ze slahene sô gewis wilt sîn, 6835 sô wer dich, wellest dû genesen: hie enmac niht anders anegewesen." daz ors daz warf er umbe, er machte ûz einer krumbe eine rihtige slihte.
6780 82. selber M. 85. mit namen F. 88. Hie Β (Kapitelzeichen), im WBNOP. 89. Ein F. daz fehlt F. 91. ouch fehlt FBNRS. 94. suze FHBNOP, suzer. 95. und fehlt MB (A) E. 98. schiere MBE, zehant FN. 800. weihe schulde W. oder F, od W. 01. Hastv M. din FWOP. sus 1. g. W. verlazen FORSP. 04. enist HOP. 05. verblibent F. 07. wage M, walle BE. geliget WBNRS, belibet F. 08. einer H. 09. einen schiffe W. 6810 ze w. FH. 11. Mor. FB. aber ich fehlt M, aber fehlt BN. nu höre ich w. OP. 14. liezestun M, liezesdun F, in fehlt HNO. 20. harte W, fehlt O. 22. mir g. FWBNRSP. also FHNOP, so BRS. 24. Der B. aber fehlt MB. 25. zins fehlt MBE. vnder MBNO. wesen F. 26. dehein sun W. 28. diu s. diu wirt M. 31. So FN. 32. vnmüzigiv W, vnmusse O, vnd müssig (!) P. dedinc B, dedinge O, dadinge N, tading P, rede RS. 33. Mor. Ρ; m. sprach OP. 34. wilt so gewis ze si. sin W; so fehlt O. 35. So ME. welles tv H. 37. Dat B(H). 39. eine süchtige richte OP.
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6840 er lie her gân inrihte mit aller sînes herzen ger mit gesenketem sper; mit fliegenden schenkelen, mit sporen und mit enkelen 6845 nam er daz ors zen sîten. wes mohte ouch jener dò bîten, dem ez umbe daz leben dô stuont? der tete reht als si alle tuont, die ûf rehte manheit 6850 alle ir sinne hânt geleit. er nam ouch eine kêre nâch sînes herzen 1ère wol balde hin und balde wider; sper warf er ûf und iesâ nider. 6855 sus kam er her gerüeret, als den der tiuvel füeret. beidiu ros unde man kämen Tristanden fliegende an noch balder danne ein smirlîn: 6860 als giric was ouch Tristan sîn. si kämen mit gelîcher ger gelîche fliegende her, daz sì diu sper zestâchen, daz si in den schilten brächen 6865 wol ze tûsent stucken, dò gieng ez an ein zucken der swerte von den sîten. si giengen ze orse strîten: got selbe möhte ez gerne sehen.
6870 nu hoere ich al die werlde jehen und stât ouch an dem masre, daz diz ein einwîc w a r e ; und ist ir aller jehe dar an, hiene w « r e n niuwan zwêne man. 6875 ich prüeve ez aber an dirre zît, daz ez ein offener strit von zwein ganzen rotten was: swie daz doch nie kein man gelas an Tristandes maere, 6880 ich mache ez doch wârbsere. M ò r o l t , als uns diu wârheit ie hat gesaget und hiute seit, der hete vier manne kraft, diz was vier manne ritterschaft: 6885 daz was der strit in eine sît. sô was anderhalp der strit, daz eine got, daz ander reht, daz dritte was ir zweier kneht und ir gebaere dienestman, 6890 der wol gewsere Tristan; daz vierde was williger muot, der wunder in den nœten tuot. die viere und jene viere, ûz den gebilde ich schiere 6895 zwo ganze rotte odr ahte m a n , als übel als ich doch bilden kan. E dûhte iuch, daz diz maere gâr ungefiiege wEere, daz ûf zwei orsen zwei her
6840 in rihte HB, enr. FW, eyn r. O. 41. siner FP. 46. da FWOP, nv N, fehlt B. 47. do H, da W. 48. si fehlt FOP. 53. balder w. HO, balde her w. F*, iesa w. MBE, her w. RSP; balde w. WN. 54. balde nider MBE, zuhant nider N, nider allein RS. 56. als der den F. tiefei MW. 57. ors M. 60. gitic W, geric F. 61. Si ME. 62. bede MBE, so glichende W, s. gliche NORSP. 63. uerstachen W, erstachen P. 64. daz in F, das jn die sch. P. 68. ze orsen M. 6870 Nv BR. 74. dane w. ME, da weren B, die enweren RS, hie enwere W, hi enweren FO, hey were Ν, hie enwaren P. niht wan WBNSP, nit dan O. 78. doch fehlt W, noch N. dehein W. swie ich doch daz nie gel. MHBE. 82. hie BN. 84. de WO. 85. an FN; in fehlt W. 86. do MBE. 88. zeiger M, beider FRS. 89. geberer F, gewerer HNOP, geware M, gewarer BERS, gewisser W. 90. gewere FHO, gezogene MBE, gemuote WRS, getruwer N, geborn P. 91. was fehlt MBE. 92. Der ME. an den luten MBE. 93. enne W. 94. gebilden WO. 95. als W. 97. e MBNE. 99. zwein alle, rossen F.
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6900 i e m e r m ö h t e n k o m e n ze w e r :
6905
6910
6915
6920
6925
nu habet ir ez vür wâr vernomen, daz hie zesamene wahren komen under einem helme ieweder sît vier ritter oder vier ritter strît; die riten ouch ze den zîten vaste ûf ein ander strîten. alsus kam ein geselleschaft, Môrolt mit vier manne kraft, Tristanden als ein dunre an. der veige vâlandes man der sluoc sô krefteclîche ûf in, daz er im kraft unde sin vil nach mit siegen haete benomen. wxre ime der schilt ze staten niht komen, under dem er sich mit listen künde schirmen unde fristen, weder heim noch halsperc, noch kein sîn ander kampfwerc daz enhsete in dà niht vür getragen, ern haste in durch die ringe erslagen; ern liez im nie die state geschehen, daz er vor siegen mohte ûf gesehen, sus gieng er in mit siegen an, biz er im mit siegen an gewan, daz Tristan von der siege nôt den schilt ze verre von im bôt und den schirm ze höhe truoc, biz er im durch daz diech sluoc einen alsô hezlîchen slac,
6930 der vil nâch hin zem tôde wac, daz ime daz fleisch und daz bein durch hosen und durch halsperc schein, und daz daz bluot ûf schrsete und after dem werde waete. 6935 „wie dò", sprach Môrolt, „wiltu jehen? hier an maht dû wol selbe sehen, daz nieman unreht füeren sol: din unreht schînet hier an wol; noch denke, wellest dû genesen, 6940 in welher wise ez müge gewesen; wan zwâre, Tristan, disiu nôt diu ist dîn endeclîcher tôt. ich eine enwende ez danne, von wîbe noch von manne 6945 sone wirdest dû nie mêr gesunt: du bist mit einem swerte wunt, daz toedic unde gelüppet ist. arzât noch arzâte list ernert dich niemer dirre nôt, 6950 ez entuo min swester eine, Isôt, diu künegín von Irlande, diu erkennet maneger hande würze und aller kriute kraft und arzâtlîche meisterschaft; 6955 diu kan eine disen list und anders nieman, der der ist. diu enner dich, dû bist ungenesen. wil dû mir noch gevolgic wesen, und mir des zinses jehende sîn,
6 9 0 0 01. irz MFBN. 02. weren H (waren alle andern). 03. einem fehlt OP. ietweder MP. 05. ouch fehlt BN. 07. Alsus B. 08. mannen F, handen W. 09. tvnre H. 11. als F. 12. chreft F. 14. war F. niht ze st. WRS. 16. beschiermen W. 20. geslagen H O . 22. von HN. 2 3 . Sus FBE. 24. erm M, er in B, ern H. 25. Daz M. slage FH. 26. von im ze verre H. 27. ze verre FP. 28. biz daz FWRSP. geslüg WBOP. 6 9 3 0 hin fehlt MWBNOERSP. 33 und 3 4 fehlen N. 33. serate W, straitte P. 34. und fehlt FWSP. aftir F. 35. Wie nv BN. 36. wol fehlt ME, nu statt wol B. mahtu MHFW. 39. wellestu MF. 40. wesen MFBNOESP. 4 2 . endelicher FWBNORSP. 43. erwende W, wende ORSP. 45. wirstu MFBNOSP. nimer mer MBE. 4 6 . eime HW. 4 7 . geluppch M. 48. arztlicher F, arzatlicher W, arzel. N, artzeltzelicher O, der Vers fehlt SP. 50. eine fehlt PN; eyne myn sw. O ; danne ß . 51. Div ME. 52. aller h. ONP. 53. krûter W. 57. dv inere H. 58. wiltu FW, wilt du H. gefolges M.
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6960 mîn swester, diu künigín, diu muoz dich selbe heilen, und ich wil mit dir teilen geselleclîche, swaz ich hân, und wil dir nihtes abe gân, 6965 dà dich dîn wille zuo getreit." Tristan sprach: „mine wârheit und mine ère, die engibe ich durch dîne swester noch durch dich, ich hân in miner fríen hant 6970 dà her gefiieret zwei friiu lant, diu varnt ouch mit mir hinnen oder ich muoz ir gewinnen grcezern schaden oder aber den tôt. ouch enbin ich noch ze solher nôt 6975 mit einer wunden niht getriben, daz ez allez hier an sì beliben. der k ä m p f ist under uns beiden ie noch vil ungescheiden. der zins ist dîn tôt oder der mîn; 6980 hie enmac niht anders ane gesîn." Hie mite ruorte er in aber an. nu sprichet daz vil lîhte ein man, ich selbe spriche ez ouch dar zuo: „got unde reht, wâ sint si nuo, 6985 Tristandes strîtgesellen? o b si im iht helfen wellen, des nimet mich michel wunder, si sûment sich hier under: ir rotte und ir geselleschaft
6990 diu ist sère worden schadehaft; sine komen danne drâte, sô koment si al ze späte: von diu sô komen schiere! hie rîtent zwêne an viere 6995 und strìtent niuwan umbe ir leben, daz selbe deist ouch sère ergeben an zwîvel unde an untrôst. suln si iemer werden erlöst, daz muoz vil kurzlîche sîn. 7000 got unde reht die riten dô în mit rehtem urteile, ir rotte ze heile, ir vînden ze valle, hie begunden sì sich alle 7005 gelìche rottieren, viere wider vieren, alsus reit schar wider schar, und Tristan, alse er wart gewar der sînen strîtgesellen, 7010 dô wuohs im muot und eilen: im brâhte sîn geselleschaft beidiu herze unde kraft, daz ors er mit den sporen nam: sô sère er her geriieret kam, 7015 daz er nâch sîner gelust hurtende mit des orses brüst sîn vînt sô sère erschalte, daz er in zer erden valte mit orse mitalle;
6960 66. Trist. FB. 67. diene g. ΜΗ. 68. noch dich F. 70. friv MW, vrye F, vrigiv H. 73. grozzen MBN. aber fehlt HBOP. 74. doch MBE. 75. beclieuen B. 76. deiz M. 77. vnder fehlt OP. 78. ie fehlt BN. 79. oder aber W. 80. hie mach MFBNO. 81. hie FWOP. Η hat Kapitelzeichen. 83. sprach M, spreche BNORP. 86. niht MF. 6990 diu fehlt F. 91. enkomen W. 92. al fehlt MBOE. 94. riten ΜΗ. 95. unde tristrande η. MBE. sin 1. MBE. 96. daz ist FBE, ist NORSP. schir FNRS. 98. sulens W. si fehlt P. 99. -liehen MF. 7000. g. v. r. geriten H. diu M, di F. do fehlt MBOEP-, da FN. 03. vinde FO, vianden W, vienden HN. 08. Vnd als tr. B. 09. der siner O, siner BN. 10. whs. H. 11. Im M. 12. möt ν. kr. MBNE. 13. Dat Ν. 14. geriten F. 15. mit M. 16. hurtunde F. 17. den v. MWBNOEP. 18. em MHW. erde M. 19. vnd m. a. BP; betaile MF.
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7020 und aise er von dem valle ein lützel sich erholte und wider zem orse wolte, nur was ouch Tristan iesâ dà; den helm den sluog er ime iesâ, 7025 daz er waste al dort hin dan. hie mite sô lief in M ô r o l t an: durch die covertiure er sluoc Tristandes orse abe den buoc, daz ez under ime dar nider gesaz; 7030 und er tete weder wirs noch baz, wan sprang et anderhalp dervan. M ô r o l t der listige man den schilt ze rucke er kêrte, als sîn witze lêrte. 7035 mit der hant sô greif er nider, den heim den nam er aber wider, er hete in sîner wîsheit alsô gedâht und ûf geleit, so er wider ze orse k « m e , 7040 daz er den helm ûf n a m e und rite aber Tristanden an. nu er den helm ze sich gewan und hin zem orse gâhte und dem also genähte, 7045 daz er die hant zem brîtel liez und den linken fuoz gestiez wol vaste in den stegereif und mit der hant den satel ergreif, nu hete in ouch Tristan erzogen,
7050 er sluog im ûf dem satelbogen daz swert und ouch die zeswen hant, daz si beidiu vielen ûf den sant mit ringen mitalle; und under disem valle 7055 gab er im aber einen slac
7060
7065
7070
7075
reht obene, dà diu kuppe lac und truog ouch der sô sere nider, dô er daz wâfen zucte wider, daz von dem selben zucke des swertes ein stucke in sîner hirneschal beleip, daz ouch Tristanden sider treip ze sorgen und ze grôzer nôt: ez hete in nâch brâht ûf den tôt. M ô r o l t , daz trôstelôse her, do er âne kraft und âne wer sô sère türmelende gie und sich an den val verlie, „wie dô, wie d ô ? " sprach Tristan, „so dir got, M ô r o l t ! sage an, ist dir dirre maere iht kunt? mich dunket, dû sîst sère wunt; ich w « n e , din dine übele stê. swie ez miner wunden ergê, dir waere guoter würze nôt: swaz sô dîn swester Isôt von erzenîe hât gelesen, des wirt dir nôt, wil dû genesen, der rehte und der gewasre got
7020 mit dem v. OP. 23. do WRS. zehant FN. 24. den (2) fehlt BNOP. iesa MH, so FRS; sa. 25. er im WN. 26. so fehlt BO. 27. er MBE. der M, da FWBN. saz FBNOP. 30. nu MBE. er rehte H, tet er MBE, endet ON. 31. sprangete H, spr. eht W, spr. oht F; et fehlt BNO ERSP. 32. Mor. ß. 33. rugge H. er fehlt WB. 36. den helm nam er FBOP. aber do W. 39. zem o. MBE. 43 und 44 gahete : genahete FW. 43. Vnd ME. gehete H. 44. genehete H. 45. brittel HP, breidel N. 48. begreif F. 49. in fehlt BP, ouch fehlt M. 7050 in P. den HWRSP. 51. ouch fehlt BN. rehte FWNORSP. 52. beidiu fehlt WN. uf das lant WRS, vff das sant P. 53. vnd m. a. BOP, betalle FN. 54. und fehlt MBOP. 55. aber fehlt W, aber er P. 56. guppe F, guphe M. 57. der ouch FB; dar W (statt der), so fehlt FW (!). 58. daz er daz HFBN. zuhte W. 65. Mor. nur F(H)N. 66. dort (= do er) WO. 67. turmelinde F, túrmelonde W. 69, wie do wie nv MB. 70. So M, sae W. 72. sis MBN. 76. wa nv MB, wa ist nun E, wa sy din sw. P. 77. swaz si von e. MBE. 78. wilt tv H, wiltu W, woltu Ν.
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7080 und gotes waerlîch gebot die hânt dîn unreht wol bedâht und reht an mir ze rehte brâht. der müeze min ouch vürbaz pflegen! disiu hôchvart diu ist gelegen." 7085 hie mite trat er im näher baz; daz swert daz n a m er und g a p daz ze beiden sînen h a n d e n : er sluoc sínem a n d e n daz h o u b e t mit der k u p p e n abe. 7090 sus kêrte er wider z u o der habe, dà er M ô r o l d e s schif dà vant; dà saz er în u n d f u o r zehant gein dem stade u n d gein dem her. aldâ gehörte er bî dem mer 7095 grôze f r ö u d e u n d grôze klage, f r ö u d e u n d e klage, als ich iu sage: der saelde an sînem sige lac, den w a s ein saeleclîcher tac u n d michel f r ö u d e e r s t a n d e n : 7100 si slageten mit h a n d e n , si lobeten got mit m u n d e , si sungen an der stunde ze himele michel sigeliet. sô w a s ez aber der f r e m e d e n diet, 7105 den leiden gesten von Irlant, die d a r w ä r e n gesant, ze michelem leide ertaget: von den w a r t aise vil geklaget, als von disen gesungen.
7110 si w u n d e n unde t w u n g e n ir jâmer under ir h e n d e n . die jâmerigen eilenden, die klagenden Irlandaere, di wìle si in ir swasre 7115 ze schiffe wolten gâhen, Tristan begunde in n ä h e n u n d an dem stade b e k a m er in: „ir h ê r r e n " , sprach er, „kêret hin, e n p f â h e t jenez zinsreht, 7120 daz ir d o r t ûf dem w e r d e seht, u n d bringetz i u w e r m hêrren heim u n d saget im, daz mîn oeheim, der künic M a r k e , u n d siniu lant diu senden ime den prisant 7125 unde enbieten ime dâ bî, swenne ez an sînem willen sì, daz ers geruoche unde ger, daz er sîne boten her nach solhem zinse sende, 7130 wir enlâzens îtelhende niemer wider gekêren; mit sus getanen êren sende wirs im h i n n e n , swie k û m e wirz g e w i n n e n . " 7135 und swaz hier under rede ergie, mit dem schilte dacte er ie daz bluot u n d die w u n d e n vor den u n k u n d e n . u n d ernerte in ouch daz selbe sider,
7080 gewaerlich ME, gewaltich B. 83. ouch min F. 84. diu fehlt FNORS. 85. Hie £. 86. daz (2) fehlt MBOP. 88. er sluc si, das übrige fehlt H. vianden N. 89. guppen F. 90. Sus B(H)R. 91. da (1) MFWBNO, do. 93. der stade M. 97. den MNO. siner FHWNORSP; sinem MBE. 99. enstanden HNORS. 100. slaheten H, slüge N. mit den h. NB. 04. ez fehlt WP. 05. Den M. 06. waeren M. 07. getaget WP. 7110 11. ir arme MFB (-en) E. vn MWBNOERSP (vn vnder M), hende ONP. 12. iamerlichen ONP. 13. clageten OP. yrlànd. W. 15. scheffen M, schiffen H. 17. und fehlt MB(A)FO. 18. Ir F. 19. Intf. N. 20. doert W. den MB. 21. bringez F, bringens P, bringet MHW, bringet in BO, brengent N. ivren W. 22. daz fehlt F. 23. sin 1. OBNP. 24. disen MBE. 28. sinen WNP. 31. keren FNP. 33. Sende ME. wir id Β. 35. und fehlt MB (Swat) £, Inde Ν. 36. dahter W. 39. selbe fehlt F.
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7140 wan jene die kämen also wider daz ez ir keiner nie bevant; wan si schieden dan zehant und fuoren hin zem werde sâ und funden vür ir hêrren dà 7145 einen zerstucketen man. den selben fuortens ouch von dan. Nu sì ze lande kämen, ze handen si nâmen den jœmerlîchen prisant, 7150 der bî in dar was gesant. diu stucke meine ich elliu driu: zesamene leiten si diu, daz ieman iht dà von verlür; ir hêrren truogen sì si vür 7155 und seiten ime, als ich ê las, vil rehte als ime enboten was. ich wasne unde versihe mich wol, des ich mich wol versehen sol, der künec Gurmûn Gemuotheit, 7160 der hete unmuot und michel leit und gieng in ouch des nôt an: er verlos an disem einen man herze unde m u o t , trôst unde kraft und maneges mannes ritterschaft. 7165 diu schîbe, diu sin ère truoc, die M ô r o l t frîlîche sluoc in den bîlanden allen, diu was dô nider gevallen. diu kiinigîn, sîn swester,
7170 der leit was aber noch vester, ir jâmer unde ir klagenôt. si unde ir tohter îsôt si quelten manege wis ir lîp, als ir wol wizzet, daz diu wîp 7175 vil nâhe gênde klage hânt, dà in diu leit ze herzen gânt. si sähen disen töten man durch niht niwan durch jâmer an, durch daz ir herzeswasre 7180 al deste grœzer w a r e . daz houbet kustens und die hant, diu in liute unde lant hete gemachet undertân, als ich hie vor gesaget hân. 7185 des houbetes wunden besâhens oben und unden ange unde jaämerliche. nu ersach diu sinneriche, diu wîse küniginne 7190 die scharten dar inne. si besande ein kleinez zengelîn, dà mite sô reichte sì dar in unde gewan die scharten dan. si unde ir tohter sâhens an 7195 mit jâmer und mit leide und nâmen sì dô beide und leiten sì in einen schrin, da sit daz selbe stuckelin Tristanden brâhte ze nôt.
7140 die fehlt ONP. 41. ir fehlt M. 45. zest. H. 46. ouch fehlt NO, mit P. 47. nv MW. 51. dri FB. 52. di F, si Β. 53. der von iht F, iht dar an W. 61. des gieng in (und fehlt) MB; gingen ouch H, giengen in öch W. in groziv not an MBE. 64. Vnd M. 68. da BO. 69. Div FN. 7170 aber do vester W. noch fehlt B. 73. die MBOP (cholden M). 78. durch niht wan F BN, d. n. dan ORSP. 79 durch des h. F. 82. d. in da W. 85. Des N. 88. Ν ν Β. 91.zwengelin HP. 92. so fehlt MWBOERS. óch dar in W. 94. sahen id Β. 98. Da ME. 99. brahten F.
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Nu hêrre M ô r o l t der ist tôt. tribe ich nu michel ma*re von ir aller swasre und von ir klage, waz hülfe daz? uns waere nihtes deste baz. wer möhte ir aller leit beklagen? M ô r o l t der wart ze grabe getragen, begraben alse ein ander man. Gurmûn dô trûren began und hiez gebieten al zehant über al daz riche ze Irlant, daz man genôte nseme war, swaz in der werlde lebendes dar von Kurnewâle kasme, daz man im den lîp nseme, ez waere wîp oder man. diz gebot und dirre ban der gie vür sich sô sère, daz nieman keine kêre ze keiner slahte stunde dà hin gehaben künde von kurnewalscher diete, daz er dekeine miete mohte gebieten oder gegeben, ez engienge im niuwan an daz leben, biz maneger muoter kint dâ van unschuldeclîchen schaden gewan; und was daz allez âne nôt, wan M ô r o l t lac billîchen tôt; der was niwan an sîner kraft
7230 und niht an gote gemuothaft und fuorte zallen zîten ze allen sînen strîten gewalt unde h ô c h w a r t , in den er ouch gevellet wart. 7235 Nu grife wider, dâ ich ez liez. Tristan dô der ze stade gestiez âne ros und âne sper, nu kämen tûsent rotte her gedrungen mit ir gruoze 7240 ze orse und ze fuoze: si enpfiengen in frôlîche. künec unde künicriche dien gelebeten nie sô lieben tac, des man in wol getrûwen mac; 7245 wan in was ûf erstanden grôz ère ûz sînen handen: ir aller laster unde ir leit daz hete er eine hiñe geleit. und aber die wunden, die er truoc, 7250 die beklageten sì genuoc und gieng in sére nähen; wan sì sich aber versähen, daz er von dirre s w x r e schiere genesen waere, 7255 done ahten siz ze nihte, si fuorten in inrihte hin wider zem palas under in. wol balde entwâfenten si in und schuofen ime senfte unde gemach,
7200 Nv FB ιΉ), Kapitelzeichen HB. her F. 03. hilft M. 04. ist MBE. 06. der PHP, fehlt in den übrigen. 08. Gurm. B. do fehlt MBE. g. der trurige man FWNOR (S -gie dan) P. 09. der FWNORP. 11. nauwe N, genawe P. 12. lebenes H. 14. in FHN. 20. fehlt in M, von späterer Hand: swa man ir iht erkunde, so auch BE. vunde B. 23. geben FNRS. 24. en fehlt MFBOP. 25. der van MFWE, dar v. P. 26. -liehe HOP. 28. wan fehlt MBE. der lac HP. -liehe HWNOP. 29. Er ME, er B. 7230 34. in der MB. 35. nv M. grifen W, griffen wir O, greiff wirs P, grife ich NB. 36. er BP. 38. rotten WBE. 40. vnd ouch O. 43. guten t. F. 44. daz MBE. man vil wol F. geloben MBE. 46. von FBO, zw P. 49. und fehlt MBE. 55. den ahtens si ze n. F; sijs N. 56. einrihte WP, in eyne r. O. 58. Wol M. entwafentens HFW, sin M. 59. si schòfen MBE.
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7260 als er oder ieman vor gesprach. arzâte man besande von bürgen und von lande die allerbesten, die man vant. wie dô? die wären besant, 7265 die leiten allen ir sin mit arzâtlîchem liste an in. waz truoc daz vür odr waz half daz? im was doch nihtes deste baz. daz si alle samet wisten, 7270 von arzâtlîchen listen, daz enmohte im niht ze staten gestan: daz gelüppe was also getan, daz si ez mit nihte künden gescheiden von der wunden, 7275 unz ez im al den lîp ergienc und eine varwe gevienc sô jämmerlicher hande, daz man in kûme erkande. dar zuo gevie der selbe slac 7280 einen sô griulîchen smac, daz ime daz leben swaerete, sîn eigen lîp unmasrete. ouch was sîn meistez ungemach, daz er daz alle zît wol sach, 7285 daz er den begunde swasren, die sîne friunde ê wœren, und erkande ie baz unde baz M ô r o l d e s rede; ouch hete er daz ê males dicke wol vernomen,
7290 wie schcene und wie vollekomen îsôt sîn swester wasre; wan von ir fluog ein miere in allen den bîlanden, diu ir namen erkanden: 7295 diu wîse îsôt, diu schœne îsôt, diu liuhtet alse der morgenrôt. Tristan der sorchafte man hie gedâhte er zallen zîten an und wiste wol, solte er genesen, 7300 daz enkunde niemer gewesen wan eine von ir liste, diu disen list dà wiste, diu sinneríche künigín. wie ez aber möhte gesîn, 7305 des enkunde er niht betrahten. nu begunde er aber daz ahten, sît ez sîn tôt doch wasre, sô waere im alse maere der lîp gewäget oder tôt 7310 als disiu tôtlîche nôt. hie mite besatzte er sìnen sin, er wolte binamen dà hin, ez ergienge im, swie got wolte, genese, obe er solte. 7315 sînen œheim den besande er: er seite im al von ende her sîn tougen unde sînen muot, als ein friunt sînem friunde tuot, wes im wille wasre
7260 sprach W. 61. Arzte FN. 64. wie die da P, nu die da O, nu do die w. N. wurden MBERS. 65. alle HBO. irn FHBNOP. 66. -liehen listen OBP. 68. nit OBNP. 69. si fehlt F. 72. diz FN. 75. siz ΜΗ. 74. den OP. 75. bis HBNOP. 80. so MBE, also OP, fehlt N. gruwel. NOR, grugel. S, grózlichen BE. 81. swerte F WO Ρ, swarete H, sweirde Ν, swarte M (: vmarte). 82. sin selbes MBE. vnerte F, vnmerete HW, vnmerte O, vnmeirde N. 83. meiste OBN. 84. alle tage MB. 85 und 86 swaren : waren MHWBNO, sweren : waren FP. 85. sweren RS. 86. e fehlt HWBNOERSP. 88. vnde W. 89. wol fehlt BO. 7290 93. In ME. 95. Di F, Die E. schone - wise W. 96. diu fehlt MRS. luhte MB. also M. di FOP, das H. 97. Tr. BN. 98. daht er MBE. 99. wesse M. 300. en fehlt MB. 03. svnneriche H. 04. wiez MH. 05. en fehlt MB. ertrahten WN. 06. des WB, doch P, fehlt N. 07. doch fehlt P. 08. also HBP. 11. Hie Β (Kapitelzeichen). 13. ging OP. als W. 14. genesen WRSP, ob er genesen svlde BE; genare M. 15. besander MHFWOP. 18. dem andern BOERS. 19. wes sin ß, wie sin O, wey so sin N.
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7320 nâch Môroldes maere. diz geviel im übele unde wol, wan daz man schaden ze nceten sol dulten, als man beste kan. under zwein iibelen kiese ein m a n , 7325 daz danne minner übel ist: daz selbe ist ouch ein nütze list, sus wurden sì zwêne under in zwein ir dinges alles inein, als ez ouch allez gendet wart, 7330 wie er volante sine vart; wie manz verswîgen solté, daz er ze îrlanden wolte, wie man solté sagen maäre, daz er in Salerne wasre 7335 durch sînes libes genist. nu disiu rede besetzet ist, Kurvenal wart ouch besant. dem selben seitens ouch zehant ir beider willen unde ir muot. 7340 diz dûhte Kurvenâlen guot und j a c h , er wolte mit im wesen, mit ime ersterben oder genesen, und aise ez âbende wart, nu bereite man in zuo zir vart 7345 eine barken unde ein schiffelîn und schuof in vollen rät dar in an lîpnar unde an spîse, an andere schifwîse. dà wart der arme Tristan
7350 mit maneger klage getragen an vil tougenlîchen unde also, daz dirre schiffunge dô vil lützel ieman wart gewar, wan die man ouch besande dar. 7355 sînem oeheime M a r k e dem bevalch er harte starke sîn gesinde und ander sin dine, daz sînes dinges iemer rinc von ein ander kaeme, 7360 biz man von ime vernasme gewislîchiu masre, wie ez ime ergangen wsere. sine harphen er besande, die fuorte er ouch von lande 7365 und sines dinges nie niht mê. hie mite sô stiezens an den sê. Sus fuoren si von dannen niwan mit ahte mannen; die selben heten ouch ir leben 7370 ze bürgen und ze pfände gegeben und ouch versichert bi gote, daz si ûz ir zweier geböte niemer fuoz getraeten. nu si geschiffet hasten 7375 und M a r k e nach Tristande sach, sin kurzewile und sin gemach, ich weiz wol, daz was kleine, ze herzen und ze beine gieng ime daz selbe scheiden,
7320 vmbe W. 23. Dvlten M. so MBNE. 24. sol darüber chise M. ein fehlt F. 25. mirnre W, minre B, mynste ON. 26. nvtzer F. 27. Sus FBN. 30. volente FBNOP. 32. der (= daz er) W. 34. ze MWBNE, gen P. 37. Curv. B. ouch fehlt MBE; dar WN. 42. sterben OBN. vfl MBE. 43. ez fehlt H. abendende H. 44. zu ir FNOP, zu der N. 45. ein barke M, barke auch H. 46. leit MBE. 48. an fehlt H, ayn O, ane B. ander FBORSP, anderre H, anderer W. 7350 51. tugentliche HO. 53. Vil ME. 54. ouch fehlt BN. 56. als M, also HB, vil Ν, gar P. 57. sin ander d. W, sine F. 60. vnz F. 63. Sine F. herphen H. 65. nie fehlt NOP. 66. Hie (H). so fehlt BNOP. 67. Sus BNR. 70. borgen ze ph. H. geben HWBRSP. 72. daz suzer F; sus ir W. zweiger M.
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7380 wan daz ez aber in beiden ze fröuden und ze liebe k a m . nu daz daz lantvolc vernam, mit wie getâner swasre Tristan gevaren wasre 7385 hin wider Salerne durch genesen, waere er ir aller kint gewesen, sin leit enwasre in allen nie näher gegangen, danne ez gie; und wan im ouch sîn ungemach 7390 in ir dienste geschach, al deste naher gieng ez in. nu Tristan der fuor allez hin über state und über maht beidiu tac unde naht 7395 die rihte wider Irlant, als in des m a n u r e s hant wol geleiten künde, und als daz schif begunde Irlande alsô genâhen, 7400 daz sì daz lant wol sähen, Tristan den stiurmeister bat, daz er sich gein der houbetstat ze Develîne wante, wan er daz wol erkante, 7405 daz diu wíse küniginne haete ir wesen dar inne. des endes er dô gâhete; und aise er ir genâhete, daz er si kôs und ebene sach,
7410 „seht, hêrre," er zuo Tristande sprach, „ich sihe die stat: waz ratet i r ? " Tristan dô sprach: „da sulen wir hie entkeren unde belîben, disen âbent hie vertrîben 7415 und ouch der naht ein teil hie s î n . " sus würfen sî den anker în und ruoweten den âbent dà. und in der naht dô hiez er sâ gein der stat hin lâzen gân. 7420 und aise daz dô was getân, daz sì sô nähe kämen daz si ir gemerke nâmen eine halbe mîle von der stat, Tristan ime dô geben bat 7425 daz allerermeste gewant, daz man in der barken vant. und als man ime daz ane getete, er hiez sich legen an der stete ûz der barken in daz schiffelîn. 7430 sine harphen hiez er ouch dar în und in der màze spîse geben, daz er ir möhte geieben drî tage oder viere, nu diz was allez schiere 7435 nâch sînem willen getân. Kurvenâlen hiez er vür sich gân und ouch die schifman mit im: „friunt K u r v e n a l , " sprach er, „nu nim dise barken und diz liut an dich
7380 81. ze heile MBE. 82. Nv B. 83. wie mit PN. 85. hin wider fehlt MBNE, wider fehlt FRSP. ze S. MFW (hin w. ze) BNP; gen S. O. 89. und fehlt M (Wan) BNOEP. al statt ouch MB. 90. dineste H. 92. nu fehlt MBN. der fehlt OP. 96. marnasres M, merneres H. 97. vil wol W. 99. nahen FBNO. 400. an sahen MB. 01. stírmeister H, stierm. WRSP, stemm. F. 06. dinne W, da inne O. 7410 seht fehlt MB (Herre) E. 12. do fehlt MFBORSP. sulle w. FN. 13. enkirn F, cheren MB, in keren WO. 15. teil fehlt F. 17. rueten f·, resten O, rasten Ν. 18. und fehlt M (In) BNE. 20. und fehlt MB(Ms)NE. 21. nahen M. 22. ir fehlt MHBO. 23. vor H. 26. barke FW. 29. und fehlt MBN. 30. im statt ouch OP. 32. ir fehlt FB. 34. nu fehlt MBN. 35. sinen MW. 38. Vr. B.
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7440 und pflig ir schöne und wol durch mich alle stunde und alle zît! und alse ir wider komen sît, sô Iòne in alsô riche, daz si unser heinlîche 7445 getriuwelîche mit uns tragen und nieman niht hier umbe sagen, und kêre balde wider heim; griieze mînen œheim und sage im daz, daz ich noch lebe 7450 und miige ouch noch mit gotes gebe wol viirbaz leben unde genesen: er ensol niht leidic umbe mich wesen. und sage im daz zewâre, ich kome in disem jâre, 7455 ist daz, daz ich genesen sol; gelinget minen dingen wol, daz wirt im schiere bekant. sage in den hof und in daz lant, daz ich belibe in dirre nôt 7460 under wegen ûf der verte tôt.
7470 sô lât ir got der sêle pfiegen und nemet ir iuwer selbe war: sô nim du mîn liut unde var hin heim ze Parmenîe wider und là dich bî Rûâle nider, 7475 mînem lieben vater; dem sage von mir, daz er mir miner triuwe an dir durch sine triuwe Iòne und biete dir ez schöne und tugentlîche, als er wol kan, 7480 und underwîse in ouch dar an: die mir habent gedienet her, daz er mich an den gewer einer bete und keiner mê: als iegelîches dienest stê, 7485 daz er im danke und lône alsô. nu, lieben liute," sprach er dô, „hie mite sô sît ir gote ergeben, vart iuwer strâze und lât mich sweben: ich muoz ze disen zîten 7490 der gotes genâden bîten;
mîn gesinde, daz ich noch dà habe, des là binamen niht komen abe; sich, daz si mîn dâ bîten biz zuo den selben zîten, 7465 als ich dir hie gesaget hân. und ist ez aber also getan, daz mir in dirre jâres frist gelücke niht geschehen ist, sô muget ir iuch mîn wol bewegen,
sô habet ouch ir zît, daz ir vart, iuwern lîp und iuwer leben bewart: ez nâhet vaste gein dem t a g e . " sus kêrten sî mit maneger klage 7495 und mit manegen jâmer hin; mit manegem trahene liezens in swebende ûf dem wilden sê. in getete nie scheiden alse wê. ein iegelîch getriuwer m a n ,
7440 und fehlt MB, nu W. wol unde schone H, schone und fehlt Ν. 44. heimeliche FBN. si fehlt F. 45. getrulichen MFW(ú)P, getruwecliche H, truwelichen N, trureclich £ . 46. under F. 47. und fehlt, Kere MBE. 49. und fehlt MBE. daz fehlt MBNE. 50. wol statt noch M, noch fehlt B. 55. daz fehlt MHBNERSP. 56. gelu(c)ket HNORSP. 59. oder ich MBE. 60. oder uf MBE. dirre F, miner WP. 61. Ein g. F, Min. BN. 62. daz WN. 64. unz F. zuo fehlt M. 66. aber ez MBE; ez fehlt H. 68. gelúkete W. 7470 ir fehlt FBOE. 71. selbes MFBE. 72. ouch nim du N; du fehlt MBE. 75. lieben fehlt MBN. dem fehlt FRSP. 79 und 80 und fehlt MBE. 80. ouch in W. 82. Daz M. 85. im fehlt MBE, in PN. 86. vrivnde MBE. 87. so fehlt MBE. so sofort hinter sijt in der Zeile nachgetragen und vor sijt verwiesen N. 88. und fehlt MBE. swewen F. 91. ir habet öch zit MBE, ouch hait ir ζ. Ν, ir ouch O, ir ewer P. 93. hin gegen F. 94. Sus Β. 96. mit trurigem herzen 1. i. MBE. 97. swebenden W, sweben OBP. 98. also HN, so FBOP. 99. Ein NR.
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7500 der ie getriuwen friunt gewan und weiz, wie man den meinen sol, entriuwen der verstât sich wol umbe Kurvenâles swasre; swie swasre im aber wasre 7505 al sîn herze und al sîn sin,
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dô schiffete er doch allez hin. Tristan beleip al eine dâ: der swebete dâ wâ unde wâ mit jâmer und mit sorgen unz an den liehten morgen, und aise die von Develîn daz wîselôse schiffelîn in dem wäge ersähen, si hiezen balde gâhen und nemen des schiffelînes war. die boten die kêrten iesâ dar. nu sì begunden nähen und dannoch nieman sähen, nu gehôrtens al dort her suoze unde nach ir herzen ger eine siieze harphen klingen und mit der harphen singen einen man so rehte suoze, daz sîz in zeinem gruoze und ze âventiure nâmen und von der stat nie kämen, die wîle er harphete unde sane, diu fröude diu was aber unlanc, der si von im heten an der stete;
7530 wan swaz er in dâ spils getete mit handen oder mit munde, daz engie niht von gründe: daz herze dazn was niht dermite. so enist ez ouch niht spiles site, 7535 daz man ez dekeine wîle tuo, daz herze daz enstê derzuo; al eine geschehe es harte vil, ez enheizet doch niht rehte spil, daz man sus ûzen hin getuot 7540 âne herze und âne muot. wan daz diu jugent Tristanden mit munde und ouch mit handen ir zeiner kurzewile twanc, daz er ir harphete unde sane, 7545 ez was dem marterjere ein marter unde ein swasre. und alse er sîn spil dô verliez, daz ander schif dô näher stiez: sus griffens an sîn schiffelîn 7550 und warten widerstrìt dar in; nu si sîn begunden nemen war und in sô jsemerlîche var und sô getânen sähen, nu begunde ez in versmähen, 7555 daz er daz wunder künde mit handen und mit munde; doch gruoztens in als einen m a n , der guoten gruoz verdienen kan, mit munde und ouch mit handen
7500 getrven F. 02. enstat WO. 06. so HWBNP. 07. Tr. H. 08. da fehlt MBE. 09. Mit ME. 10. bis HBNOP. 11. und fehlt MB (Also) E. 16. die (2) fehlt MWBNOERSP. zehant FN, balde BERS. 17. Nv F. gahen FN. 19. horten ON. 24. zeime H, zemeime W, zu eime B. 27. harphende sane MBE. 28. fróide W. diu fehlt FBNORSP. 29. di F, die MHWBNORSP. 7530 wan fehlt MBE. 33. daz (2) fehlt MFO. 34. ist ez M, id is Β; ez fehlt FNRS. 36. dar zu HWBNO. 38. Ez M. rehtz MNOEP. 43. ir fehlt ON. 44. ir ausradiert M, fehlt Β, in ON. 45. martere FP, raartelere HN. 47. und fehlt MB(Als)£; wand F. 48. spil MHB. dar MHFWBNP, da O. 49. an ir OP, an dat N. 50. warteten FR. 51. Nv (H)R. unde sin MBE. 52. -liehen MF. 54. begonde siz F, begundens in H, begunden si in N, begunden sie RS.
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7560 und bäten dò Tristanden, daz er in seite maere, wie ez ime ergangen w » r e . „diz sage ich iu," sprach Tristan, „ich was ein höfscher spilman 7565 und künde genuoge höfscheit unde fuoge: sprechen unde swîgen, lîren unde gîgen, harphen unde rotten, 7570 schimpfen unde spotten, daz künde ich allez also wol, als sô getan liut von rehte sol. dà mite gewan ich sô genuoc, biz mich daz guot übertruoc 7575 und mère haben wolte, dan ich von rehte solte. sus liez ich mich an koufrât, daz mir den lîp verraten hât. ze gesellen ich gewan 7580 einen riehen k o u f m a n und luode wir zwêne einen kiel mit allem dem, als uns geviel dà heime ze Ispanje und wolten ze Britanje. 7585 alsus bestuond uns ûf dem mer in einem schiffe ein roupher, die nâmen uns kleine unde grôz und sluogen mînen koufgenôz und allez, daz dà lebende was.
7590 daz aber ich eine genas mit dirre wunden, die ich hân, daz hât diu harphe getan, an der ir iegelîcher sach, als ich in selbe verjach, 7595 ich wsere ein art spilman. sus gewan ich in mit noeten an diz selbe kleine schiffelîn und sô vil spîse dar în, daz ich ir hân biz her gelebet. 7600 sus bin ich eine sider geswebet mit marter und mit maneger klage wol vierzec naht und vierzec tage, swar mich die winde sluogen, die wilden iinde truogen 7605 wîlent her und wîlent hin; und enkam niht wizzen, wâ ich bin, und weiz noch minner, war ich sol. nu tuot ir hêrren aise wol, daz iuz lône unser trehtîn, 7610 und helfet mir, dà liute sin!" „geselle," sprächen aber die boten, „dîner süezen stimme und dîner noten der soltu hie geniezen: dune solt niht langer fliezen 7615 âne trôst und âne rät. swaz sô dich her gefüeret hât, got oder wazzer oder wint, wir bringen dich, dà liute sint." diz tâtens ouch: si fuorten in
7 5 6 0 boten FRS. 63. Diz BN. ich fehlt H. 64. hovis f , hubescher W. 70. Schimphen M. 71. Das(!) E. alse WE, als M. 72. m a n O B . 74. b. d. gut mich MB. 76. haben solte H . 78. der MB. 79. Z ü N. ich da f. 81. ladeten W. 82. div M. 83. hisp. HBO. 85. also MBE, da best. ONP (do), bestunden uns H. 88. cunst genoz H. 7590 93. ir fehlt F. 95. von arde ein sp. MBE. 99. Daz ME. ir fehlt FP. 601. martel HRS. 03. trögen ME (4. slögen), ie drügen ß . 04. unden FW, vft HNP, winde O . 05. eine wile - eine wile W. 07. noch niergen F, ouch neirgen N, ouch nyergen(!) RS, noch nymer P, noch nit O ; n. mirnre W, n. minre H, miner M. 08.alsoHBOP. 11. Ges. F HBNOP. 12.süezen fehlt FN. 17. got wazzer MBNOERSP.
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7620 mit schiffe mitalle hin reht in die stat, als er si bat. sîn schif daz haftens an daz stat und sprächen aber: „sich, spilman, nim war, sich dise bure an 7625 und dise schœne stat hie bî! weistu noch, waz stete ez s ì ? " „nein, hêrre, ichn weiz niht, waz ez ist.' „so sage wir dir daz, daz du bist ze Develîne in I r l a n t . " 7630 „des lobe ich den heilant,
7650 in sinen himelkoeren; und jähen, daz daz waere ein armer marterasre, ein tötwunder spilman: „wol hin, ir seht ez ime wol an, 7655 er stirbet morgen oder noch; und in der marter hat er doch einen muot sô lebelichen, in allen kiinicrichen enfunde man ein herze niht, 7660 daz alsô grôzer ungeschiht
daz ich doch under liuten bin. wan eteswer ist under in, der sine güete an mir begât und tuot mir eteslîchen r ä t . " 7635 hie mite kêrten die boten hin unde begunden under in mit rede von sínen sachen vil michel wunder machen, si Seiten wider ze masre, 7640 daz in widervaren w « r e âventiure an einem m a n , da man sich es lützel an und niemer solte versehen, si Seiten, alse ez was geschehen: 7645 ê sì dar näher kaemen,
möhte genemen sô kleine war." die b ü r g e r e kêrten dar und triben maneger hande masre mit Tristande 7665 und frâgeten in sus unde sô. aber seite er iegelîchem dô in der gelegenheite, als er den boten ê seite. sus bâtens in, er harphete in 7670 und er kêrte allen sínen sin an ir gebot und an ir bete, wan erz von allem herzen tete; swâ mite er sich in künde mit handen oder mit munde 7675 gelieben, daz was al sîn ger, des fleiz er sich und daz tet er. und alse der arme spilman wider sînes lîbes state began sîn harphen und sîn singen
daz si aldort her vernaemen einen also süezen harphen klanc und mit der harphen einen sane, got möhte in gerne heeren
7620 schiffeline MB E. 21. reht fehlt MBOE. an MBE. instat W. 22. daz (1) fehlt MB. dat (2) zu die verbessert Β. den stat FNO, die st. HRS. 24. und sich W. 26. noch fehlt W, nit O, noch nit P. daz si W. 27. Nein Ν. ineweiz HBN. 28. daz fehlt FBNORS. 31. Daz ME. doch fehlt FNRS. 33-36 fehlen W. 34. etlichen MERS, etslichen HBNOP; etzlichichen F. 41. von e. m. OP, ein W. 42. es fehlt BN. 44. als in was FWNORSP. 45. nahe W. 46. si fehlt FP; al fehlt NBO. 48. ein W; ain gesang P. 49. got selbe m. in h. OP. 7650 51. der w. MBE, da w. F. 52. rehter MBE. mertelere H, martelere N. 54. sehzF. 57. lebelichen MBE, lebenl. FN, lobel. HWORSP. 60. geschiht F RS. 61. nemen WNORSP. 62. Die (H)B. die bürg, die PN. 68. e fehlt FNRS, ie O. 69. Sus FN. Nu baten sin er h. in M, Nu b. s. dat er h. in BE (das). 70. leit MBE; vnd kert ouch FN (ouch fehlt Ν). 11. vollem MBE. 74. und MBNOE. 76. vliztf. 77. und fehlt MBNE; als HF, Als dû B, do Ν. 78. sísete M. gewan, am Rande began H, gewan RSP, vor began ist g durchstrichen O. 79. vñ singe W.
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7680 s ô r e h t e s u o z e b r i n g e n ,
7685
7690
7695
7700
7705
ez begundes alle erbarmen: sus hiezen sì den armen ûz sînem schiffelîne tragen und einem arzàte sagen, daz er in ze hûse naeme, und swaz im rehte kasme, daz er des flîz haste und umbe ir guot im taste beidiu helfe unde gemach. diz wart getan und diz geschach. und alse er in heim brâhte, al sîn gemach bedâhte, als er ez allerbeste von sînen listen weste, dô half ez allez kleine, diz masre wart gemeine über al die stat ze Develîn. ein schar gieng ûz, diu ander în und klageten sîn ungemach. In der wîle ez dô geschach, daz ein pfaffe dar în kam unde sîne fuoge vernam an handen unde an munde; wan er ouch selbe künde liste unde kunst genuoge, mit handen manege fuoge an iegelîchem seitspil und künde ouch fremeder spräche vil an fuoge unde an höfscheit
7710 hete er gewendet unde geleit sîne tage und sîne sinne, der was der kiiniginne meister unde gesinde und hete sì von kinde 7715 gewitziget sère an maneger guoten 1ère, mit manegem fremedem liste, den si von im wiste. ouch lêrte er ie genôte 7720 ir tohter Isôte die erwünscheten maget, von der diu werlt elliu saget und von der disiu masre sint; diu was ir einigez kint, 7725 und hete al sîne flîzekeit sît des tages an sî geleit, daz si iht gelernen kunde mit handen oder mit munde: die hete er ouch in sîner pflege. 7730 die lêrte er dô und alle wege beidiu buoch und seitspil. dô der an Tristande alsô vil schcener kunst und fuoge ersach, in erbarmete sîn ungemach 7735 vil inneclîche sère und enbeite ouch dô nimêre, er gie zer kiiniginne dan und seite ir, daz ein spilman in der stat dà wasre,
7 6 8 0 suoze fehlt W. 84. arzte MFO. 88. d a z er im u m ir g. t. F, inde eme ν. ir g. d . Ν. 90. vn ez MBOE. 91. u n d fehlt M ß ( A l s ) N ( D u ) £ , hin heim MOEP. 92. v n d sin FNRS, als in H, als im W. 94. sinem liste H ; sinen sinnen MFBNERS. 9 5 . D a z h. ME, d a z B. 99. bechlageten F. 7 0 0 . In HB. 05. list MHWBERS. 0 8 . er K. BN. 7 7 1 0 13. ingesinde FO. 14. sin W; si o u c h B. 15. h a r t e sere BN. 16. guter WBNOEP. 19. O v c h N. 2 1 . die reine erw. MBE. e r w ü n s c h e t e FWBNORS. 2 2 . Von M . alliv W, alle FH. 2 3 . u n d fehlt MBE. 2 4 . eigenez WB. 2 5 . sine FN, ir MHWBOP. 2 7 . geleren MNORS. 2 8 . vn MBNERS. 3 2 . also fehlt F, als MW. 3 3 . k u n s t e HNRS. 35. -liehen MBO. 36. niht mere FWBNOERSP. 37. k u n i g i n n e n WB.
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7740 der wxre ein martersere und tôt mit lebendem libe, und daz nie man von wîbe sîner kiinste als ûz erkorn noch baz gemuot würde geborn. 7745 „ ä , " sprach er, „edeliu kiinigîn, möhte ez iemer gesîn, daz wir dar zuo gedsehten, daz wir in etswar brachten, dar ir mit fuoge kaemet, 7750 daz wunder vernasmet, daz ein sterbender man als inneclîche suoze kan geharphen unde gesingen und doch an sînen dingen 7755 weder rät noch helfe kan gewesen, wan ern kan niemer genesen, sîn meister und sîn arzât, der sîn biz her gepflegen hât, der hât in uz der pflege Verlan, 7760 ern mag im niht ze staten gestan mit keiner slahte sinne." „sich," sprach diu küniginne, „ich sol den kameraeren sagen, müge er ez iemer vertragen 7765 und verdoln, daz man in handele und under handen wandele, daz si in uns her ûf bringen, ob ime ze sînen dingen dekeiner slahte helfe tüge
7770 oder obe in iht generen m ü g e . " Diz wart getan und diz geschach. nu daz diu künigín gesach sîn angest al begarwe, die wunden unde ir varwe, 7775 nu erkande síz gelüppe dà. „ach, armer s p i l m a n , " sprach si sâ, „dû bist mit gelüppe w u n t . " „ine w e i z , " sprach Tristan sä zestunt. „ine kan niht wizzen, waz ez ist, 7780 wan mir enmac kein arzâtlist gehelfen noch gefrumen hie zuo: nune weiz ich mère, waz ich tuo, wan daz ich mich gote muoz ergeben und leben, die wîle ich mac geieben. 7785 swer aber genâde an mir begê, sît ez mir kumberlîche stê, dem Iòne got! mirst helfe nôt, ich bin mit lebendem lîbe t ô t . " Diu wise sprach im aber zuo: 7790 „spilman, sag an, wie heizestuo?" „frouwe, ich heize Tantris." „Tantris, nu wis an mir gewis, daz ich dich binamen neren sol: wis gemuot und gehabe dich w o l ! 7795 ich wil dîn arzât selbe s î n . " „genâde, süeziu künigín, diu zunge diu gruone iemer, daz herze ersterbe niemer, diu wîsheit diu müeze iemer leben,
7740 martere H, martelere Ν RS. 42. man fehlt FRS; eyman N. 44. erborn W. 45 Ach FRS, ach P, A MB, Ay N, Ey B. 48. etswa F. 49. daz OP. 53. geherphen H. 55. noch rat F. 56. wand FW. 59. pflege gelan HBNRS, pflege lan M. 60. state F. 62. Sich (H)B. 63. du soit MBE. 65. und fehlt MBE. 67. uns fehlt NB. 7770 ernen M, ernern BE. 71. Diz FBNR. diz fehlt MBEP. 72. chungein M. ersach F, besach WORSP. 73. begarbe F. 75. Nv ME. 78. dristrant M. an der stvnt F. 80. w. m. chan deheines arzetes list MBE. 81. da zu FNRS. 82. waz getv H, waz ich gedu O. 83. wan ich möz MBE. muoz fehlt O, wil W, müs got P. 85. aber nu W. 86. jemerliche F. 89. Div (H)BN. 90. sag an spilman MBE. sprich F. 91. trandris M. 92. tandris M. nu fehlt MBE. wiez H, wiz F. 94. und fehlt NB. 96. súzú W. 97. die z. HBOP, div z. WM, di ζ. F, din ζ. Ν. 98. din h. Ν. 99. dine w. Ν.
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7800 den helfelôsen helfe g e b e n , dîn name der miieze werden gewirdet ûf der e r d e n ! " „ T a n t r i s , " sprach aber diu künigín, „ m ö h t e ez an dînen staten sîn, 7805 wan daz du a b r alse unkreftic bist, als ez kein wunder an dir ist, sô h ö r t e ich gerne harphenspil: des kanstu, hoere ich sagen, v i l . " „nein, frouwe, sprechet also niht: 7810 mich enirret kein mîn ungeschiht, ine t u o und müge ez harte w o l , daz iuwer dienest wesen s o l . " sus w a r t sin harphe dar besant. o u c h besande m a n zehant 7815 die jungen kiiniginne.
7830 er vieng ez lebelîchen an und alse der w o l g e m u o t e t u o t . er m a c h t e ez in sô rehte g u o t mit handen und mit munde, daz er in der kurzen stunde 7835 ir aller hulde also gevienc, daz ez im ze allem guote ergienc. und als des spils, des er getete, beidiu anderswâ und an der stete, sô smacte ie der veige slac 7840 und m a c h e t e einen solhen s m a c , daz nieman keine stunde bì ime belîben künde.
daz w ä r e insigel der minne, mit dem sîn herze sider wart versigelt unde vor verspart aller der werlt gemeiner 7820 niuwan ir al einer,
Aber sprach diu küniginne dò: „Tantris, swenne ez gefüege also, 7845 daz dir dîn ding also gesté, daz dirre s m a c an dir zergê und ieman bì dir müge genesen, sô là dir w o l bevolhen wesen die jungen maget Isôte, 7850 diu lernete ie genôte
diu schœne Isôt si k a m ouch dar und n a m vil flîzeclîche war, dà Tristan h a r p h e n d e saz. nu harphete er ouch michel baz, 7825 dan er ie dà vor getete: wan er gedingen hete, sîn ungeliicke wasre hin. dâ sang er unde harphete in niht alse ein lebelôser m a n ,
diu buoch und dar zuo seitspil, und kan es o u c h billîche vil n a c h den tagen und nach der frist, als sî derbî gewesen ist. 7855 und kanstu keiner 1ère und keiner fuoge mère danne ir meister oder ich, des underwîse sì durch mich, dar u m b e wil ich dir dîn leben
7800 01. úwer η. OP; η. m. imer M. 02. gewerdet HWNOP. 03. tandris M. aber fehlt MFBE. 04. gesin WBNOP. 05. wand FN. dazt aber F. so MBOE, fehlt NP. 06. als daz MBE. 07. So ME. 09. Nein B. 10. mich irret MFBNERS. 11. allez wol FWNO, zemal w. P. 13. Sus Ν. dar fehlt F. 16. ingesigil HBNO. 18. bespart H. 19. al der F. 19 und 20 gemeine : aleine FßNOP. 21. aldar F. 22. -lichen MNOP. 24. ouch h. F. do FN, noch MBE. miches H. 25. ie fehlt NO. 26. gedinge HBNORSP. 29. liebeloser WP, liueloser Ν (= lîpl.). 7830 lobelichen WRS, lieplichen P. 31. als MHF. 32. er macht inz ME. 34. der fehlt Ν (kurter st.) O (kurzen stunden). 37. alles MBE, als FP. des MFWBORS, daz HNP. 38. Beid. dcheine M. 41. an der M, fehlt E. 43. aber MWOP. 44. ez gevuge also W, ez sich fuge so M, sich gevuge so BEP (also), ich is gefugen so O, ez got gefuge so FN, ez got gevuge also HRS. 45. dir fehlt NB. ste F. 47. mugenesen M, mvge bi dir H; bi dir eyman N. 49. dise MBP. junge MFBNOP. 50. lernte M, lernet WF, leret O. 51. dar zuo fehlt MFBRS, vnd daz s. O. 52. chañes M. 53. dem tage OP. 55. und fehlt MB. 56. chunst MBE. 59. dir fehlt M. din fehlt B.
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7860 und dînen lîp ze miete geben wol gesunt und wol getân: diu mag ich geben unde lân, diu beidiu sint in mîner h a n t . " „ j a , ist ez danne also g e w a n t , " 7865 sprach aber der sieche spilman, „daz ich sô wider komen kan und mit spile genesen sol, o b got wil, sô genise ich wol. sasligiu küniginne, 7870 sît daz iuwer sinne
7890 ze frumen und ze staten geleit, die er in dem schiffe begienc, dô er den schilt zer siten hienc und bare sine wunden vor den unkunden, 7895 vor der îrlandeschen diet, dô sì von Kurnewâle schiet. hie von sô was in unkunt und enwisten niht, daz er was wunt. wan hastens iht bevunden 7900 umbe keine sine wunden,
alsô stânt, als ir dà saget, umbe iuwer tohter die maget, sô trûwe ich harte wol genesen, ich hân der buoche gelesen 7875 in der mâze und aise vil, daz ich mir wol getrûwen wil, ich gediene iu wol ze danke an ir. dâ zuo sô weiz ich wol an mir, daz mîner jâre kein man 7880 sô manic edel seitspiel kan; swaz ir dar über geruochet und her ze mir gesuochet, daz ist allez getân, als verre als ich es state h â n . " 7885 Sus beschiet man im ein kamerlîn und schuof im alle tage dar în alle die pflege und daz gemach, daz er selbe vor gesprach, alrêrste was diu wîsheit
sô wol als in daz was erkant, wie ez umbe die wunden was gewant, die M ô r o l t mit dem swerte sluoc, daz er in allen nceten truoc, 7905 ez enwajre Tristande nie ergangen, alse ez ime ergie. nu half aber im, daz er genas, daz er sô vorbedíehtic was. hie mag ein man erkennen an 7910 und wizzen wol, wie dicke ein man guote vorbedaehte ze guotem ende braähte, der gerne sinnebsere und vorbesihtic wasre. 7915 Diu wise küniginne diu kêrte alle ir sinne und alle ir witze dar an, wie sì generte einen m a n , umbe des lîp und umbe des leben
7860 mute RSP. 62. den F, das P. 64. La M, Ja BNE. 65. aber fehlt MBNE. 73. trv F. 75. also HBOP, alze N. 77. ich endien F, ich d. NO. 78. dar z. WBNP. vrowe des geloubet mir Κ 79. in minen iaren MBE, van m. i. N. 22. gut F. spil W. edele M. 84. so v. MBNE. des ONP. 85. sus MWOEP. kemerlin FW. 86. im fehlt FP. 89. aller e. FWNORSP. 7890 ze st. vnd ze vr. F. 94. vur sich h. F, vor sich gevienc B. 95. von W. -descher WBNO. 98. wessen M; en fehlt auch WOP. 99. Wan ME. si is O, sijt Ν. iht fehlt MBE. 901-04 fehlen NRS. 01. so wo] so MBE. da F. wart WP. 02. wunde F. 07. in M; im aber FNOP. 08. vor betrechtig N, vorgetrechtig P, vor usrichtich O. 09. ein fehlt B. man fehlt M. 13. gern c F. 15. divMNE.
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7920 si gerne haste gegeben ir lîp und alle ir ère. si hazzete in noch mère dan sì sich selben minnete; und swes si sich versinnete, 7925 daz ime ze senfte und ze fromen und ze heile möhte komen, dà was si späte unde fruo betrehtic unde gescheffic zuo. daz enwas kein wunderlich geschiht: 7930 sine erkande ir vîndes niht; und möhte sì daz wizzen, an wen si was verflizzen und wem si half ûz tôdes nôt, waire iht ergers danne der tôt, 7935 den haetes im zewâre gegeben vil michel g e m e r dan daz leben, nu enwistes aber dà niht wan guot, und truog im niuwan guoten muot. O b ich iu nû vil seite 7940 und lange rede vür leite von miner frouwen meisterschaft, wie wunderliche guote kraft ir erzenîe haete und wies ir siechen taste, 7945 waz hülfe ez und waz solte daz? in edelen ôren lûtet baz ein wort, daz schöne gezimt, dan daz man ûz der bühsen nimt. als verre als ichs bedenken kan,
7950 sô sol ich mich bewarn dar an, daz ich iu iemer wort gesage, daz iuwern ôren missehage und iuwerm herzen widerstê. ich spriche ouch deste minner ê 7955 von iegelîcher sache, ê ich iu daz msere mache unlidic unde unsenfte bî mit rede, diu niht des hoves sì. umbe miner frouwen arzâtlist 7960 und umbe ir siechen genist wil ich iu kurzlîche sagen: si half im inner zweinzec tagen, daz man in allenthalben leit und nieman durch die wunden meit, 7965 der anders bî im wolte sîn. Sit gie diu junge künigín alle zît ze sîner 1ère: an die sô leite er sère sînen flîz und sîne stunde; 7970 daz beste, daz er künde, sô schuollist, sô hantspil, daz ich niht sunder zalen wil, daz leite er ir besunder vür, daz si nach ir selber kür 7975 ze 1ère dar ûz naeme, swes sô sì gezaeme. Isôt diu schcene tete also: daz aller beste, daz si dô under allen sînen listen vant,
7920 21. beide lip und ere F. 22. hazzeten in H (in über der Zeile) WP. 26. helfe FNRS. 27. Da ME. 28. berihtich ENP. bescheffich FP. 29. ein FRS. 30. wände si W. 34. und were FO, inde Ν. 35. zware im F. 37. wiste aber si da ME; aber si auch Η; aber fehlt WNORS; da fehlt FBORSP. 38. holden FNRS. 39. ob MNE (37. Nu N). iu fehlt F. 40. verleite F. 42. starche chraft MBE. 43. arzenie FHWN, artzedye OP. 45. ez fehlt FBNRSP, daz W. 46. luten FP, ludent N. 7949-58 fehlen MBE. 49. ich michz verdenken F. 7950 51. iu fehlt FNRS. 54. nimmer F, minrre W, minre N. 61. -liehen MFBO. 62. innen FB, bynnen O, in NRSP. vierzich B, zwenzec HW. 65. Der E. 66. sit HFWNOP, Nu gie MB. 71. so (1) fehlt B. so sulhen list F(B). 72. zelen WBOP, reden N. des O. 77. Ys. FBN.
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7980 des underwent si sich zehant und was ouch flìzec dar an, swes si in der werlde began, ouch half si harte sère diu vordere 1ère. 7985 si künde è schœne fuoge und höfscheit genuoge mit handen und mit munde, diu schœne si künde ir spräche dà von Develîn, 7990 si künde franzois und latín, videlen wol ze prise in weihischer wise, ir vingere die künden, swenne sîs begunden, 7995 die lîren wol geriieren und ûf der harphen füeren die dcene mit gewalte: si steigete unde valte die noten behendeclîche. 8000 ouch sane diu saeldenrîche suoze unde wol von munde; und swaz si fuoge kunde, dâ k a m si dô ze frumen an ir meister der spilman: 8005 der bezzerte si sère, under aller dirre 1ère gab er ir eine unmiiezekeit, die heizen wir morâliteit. diu kunst diu lêret schœne site:
8010 dâ solten alle frouwen mite in ir jugent unmiiezic wesen. morâliteit daz siieze lesen deist saslic unde reine, ir 1ère hât gemeine 8015 mit der werlde und mit gote, si lêret uns in ir geböte got und der werlde gevallen; si ist edeln herzen allen ze einer ammen gegeben, 8020 daz sì ir lîpnar unde ir leben suochen in ir 1ère, wan sine hânt guot noch ère, ez enlère sì morâliteit. diz was ir meiste unmiiezekeit 8025 der jungen küniginne. hie banketes ir sinne und ir gedanke dicke mite, hie von sô wart si wol gesite, schöne unde reine gemuot, 8030 ir gebserede süeze unde guot. Sus kam diu süeze junge ze solher bezzerunge an 1ère und an gebäre in dem halben jâre, 8035 daz von ir sadekeite allez daz lant seite unde ir vater der künec dâ van vil grôze fröude gewan; ir muoter wart es sère frô.
7980 82. si fehlt FP. 85-8002 fehlen MBE. 89. da fehlt FRSP. 90. Sarrazins N. 92. in franzoiser w. F. 95. lire F. geriieren H. 96. wieren H. 97. noten FN RS. 98. stiget F, stigete N, stegete O. 8002. si e H. 03. da ze wunder F. 08. heize w. F. 8010 vrowe FW. 13 und 14 reiner : gemeiner W. 17. wol gevallen MHBE. 19. Einer ME. amien F. 20. daz se ir M, dast ir W, si fehlt OP. 21. an MBOEN. 26. bangete M, banik. WB, banek. H. 28. so fehlt BN. wartz ouch wol ges. F. 30. schone FN. 31. sus MWOEP. 33. gebsere M, gebere HF. 34. in einem MBE, bi dem W, inwendig by dem Ρ, binnen deme Ν. 37. vnde òch WP. dervan W, dar v. OR. 38. vil fehlt F. 39. sin FS. 39 bis 58 fehlen MBE.
136
8040 nu g e v u o g e t e ez sich d i c k e a l s ô ,
8070 m i t h a r m b l a n k e n h e n d e n
ir v a t e r sô der w a s f r ö u d e h a f t
ze l o b e l î c h e m prise,
o d e r als f r e m e d i u r i t t e r s c h a f t
in L û t n o c h in T h a m î s e
d à ζe h o v e v o r d e m k ü n e g e w a s ,
g e s l u o g e n f r o u w e n h e n d e nie
d a z I s ô t in den p a l a s 8045 viir ir v a t e r w a r t b e s a n t ;
Seiten siiezer d a n n e hie. 8075 la dûze I s ô t , la bêle,
u n d allez d a z ir w a s b e k a n t
si s a n g ir p a s t u r ê l e ,
h ö f s c h e r liste u n d s c h c e n e r s i t e ,
ir r o t r u w a n g e und ir r ú n d a t e ,
d a k u r z t e s i m die s t u n d e m i t e
schanzûne, refloit und folate
u n d m i t im m a n e g e m a n der s t e t e . 8050 s w a z f r ö u d e sî d e m v a t e r g e t e t e ,
w o l u n d e w o l u n d alze w o l ; 8080 w a n von ir w a r t m a n e h e r z e vol
daz fröutes alle gelîche:
mit senelîcher trahte.
a r m e unde riche
v o n ir w a r t m a n e g e r s l a h t e
si h e t e n a n ir b e i d e
g e d a n k e und a h t e v ü r b r ä h t .
e i n e saelege o u g e n w e i d e , 8055 d e r ô r e n u n d des h e r z e n lust:
d u r c h sì w a r t w u n d e r g e d â h t , 8085 als ir w o l w i z z e t , d a z g e s c h i h t ,
ûzen und i n n e r h a l p der b r ü s t
dà m a n ein s o l i c h w u n d e r siht
d à w a s ir lust g e m e i n e ,
v o n schoene u n d v o n h ö f s c h e i t ,
diu süeze I s ô t , diu r e i n e ,
als a n I s ô t e w a s geleit.
si s a n e , si s c h r e i p und si las; 8060 u n d s w a z ir a l l e r f r ö u d e w a s , d a z w a s ir b a n e k î e .
W e m m a g ich sì geliehen 8090 die s c h c e n e n , saeldenrichen, w a n den S y r e n e n e i n e ,
si videlte ir s t a m p e n î e ,
die m i t d e m a g e s t e i n e
leiche und sô fremediu notelîn,
die kiele z i e h e n t ze s i c h ?
diu n i e m e r f r e m e d e r k u n d e n s î n , 8065 in f r a n z o i s e r w î s e
als z ô c h I s ô t , s o d u n k e t m i c h , 8095 vil h e r z e n u n d g e d a n k e n i n ,
von Sanze und San Dinîse:
die d o c h vil s i c h e r w ä n d e n sin
der k u n d e s ûzer m â z e vil.
von senedem ungemache,
ir lîren u n d e ir h a r p h e n s p i l
o u c h sint die z w ô s a c h e
s l u o e sî ze b e i d e n w e n d e n
kiel â n e a n k e r u n d e m u o t
8040 sichz F. so ORS. 42. als fehlt F. 44. dem HP. 45. vavter F. 46. wart PN. erkant WO. 47. hofslicher HOP. 4 8 . daz F. kurzetens WP. im fehlt F. 49. maniger F. 50. freuden ... dede OP. 51. des frewtten sich a. g. PN. 59. sane in FW. und fehlt NOES, si (3) fehlt MFB. 60. und fehlt MBE. 62. viel M, vielt BE. 63. so fehlt FN. noten drin MBE. 64. mohten FO. 65. franzoisare MW, franzoser BN, frantzöschisser E. 66. vnd van san din. Β, von dynise W. 6 7 - 7 8 fehlen MBE. 67. konde suesser O. mazen FNOP. 8070 baren bl. F, barm bl. P, harbl. H, hermellin bl. N, irn bl. O. 72. in - an O. 76. pahturele F. 77. roterwange H, rotwange W, rotruange O, rotruande S, rotturange P. rvdate H. 78. refloit fehlt F. floate FN, fiorate RS. 79. aise wol W. 80. wan fehlt MBN. 83. vor br. HNO, vol br. P. 85. was OP. 87. gemutheit F, gefûcheit WNOP. 89. wem MFWOEP. 90. saelde r. MHE. 94. also HNP. 97. Von ME, vur OP. 99. vñ enker ane m. H.
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8100 ze ebenmâzene guot. si sint sô selten beide an staster wegeweide, sô dicke in ungewisser habe, wankende beidiu an und abe 8105 ündende hin unde her. sus swebet diu wîselôse ger, der ungewisse minnen muot, rehte als daz schif ân anker tuot in ebengelîcher wise. 8110 diu gefiiege Isôt, diu wise, diu junge siieze kiinigîn alsô zôch sì gedanken în ûz maneges herzen arken, als der agestein die barken 8115 mit der Syrenen sänge tuot. si sang in maneges herzen muot offenlîchen unde tougen durch oren und durch ougen. ir sane, dens offenlîche tete 8120 beidiu anderswâ und an der stete, daz was ir siiezez singen, ir senftez seifen klingen, daz lute und offenlîche durch der ôren kiinicrîche 8125 hin nider in diu herze klanc. sô was der tougenlîche sane, ir wunderlîchiu schœne, die mit ir muotgedœne verholne unde tougen
8130 durch die venster der ougen in vil mane edele herze sleich und daz zouber dar în streich, daz die gedanke zehant viene unde vâhende bant 8135 mit sene und mit seneder nôt. Sus hete sich diu schœne Isôt von Tristandes 1ère gebezzeret sère, sì was suoze gemuot, 8140 ir site und ir gebserde guot. si kunde schceniu hantspil, schcener behendekeite vii: brieve und schanzûne tihten, ir getihte schöne slihten, 8145 si kunde schrîben unde lesen, nu was ouch Tristan genesen ganz unde geheilet garwe, daz ime lieh unde varwe wider lûteren begunde. 8150 nu vorhte er alle stunde, daz in etswer erkande von gesinde oder von lande und was in starter trahte, wie mit gefüeger ahte 8155 er urloup genaeme und uz den sorgen kseme; wan er wol wiste, möhte ez sin, im solte ieweder künigin kûme oder niemer urloup geben.
8100-enne F. 03. an MHWBOP. hage W. 04. wan denchende MBE. 05. vndinde F, und dan ß, wudende O, wund. S. 07. unwisen F, vngewissen ONP. 09. In M. 10. Div. F. iunge FN. 12. gedanke W, gedenke ON. 19. Ir Ν. 20. beide MHFW etc. 21. suze HWNOP. 21 und 22 das was ir süsse klingen P. 22. suesse statt senftez O. 25. daz FNS. herzen MHWBO. 26. der fehlt MB. gesanch MBEP. 27. wunnechlichiu MB, myneclichen E. 28. maget M, manich BE. 8130 diu M. 32. inne F. 33. gedanken FP, gedenken O. 35. senede MWBERS. 36. sus MWNOEP. sich fehlt F. 38. alse sere M, also sere BERS, harte sere WN. 4 1 - 4 4 fehlen MB. 45. fehlt Ν (Dafür nach 46: gentzlich als he sülde wesen). 46. Nv BN. wol gen. FNRS. 47. heil begarwe M, vil garwe BE. 48. liecht ONP. 49. lihten F, lüchten NRS. 50. ze aller st. MB. 52. und F. 53. was sin B. 54. wie er danne komen mähte FNRS. mit wie getaner a. MB, mit wie auch HWOP. 55. und wie er FNRS. 57. daz er MBE. 58. im enscholte FN. ietw. W. 59. kovme F. vn M.
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8160 nu bedâhte er aber, daz sîn leben ze allen zîten was geleit in michel ungewisheit. er gie zer küniginne er begunde in schoenem sinne 8165 sine rede besetzen an der stete, als er an allen steten tete; er kniete vür si unde sprach: „ f r o u w e , genâde unde gemach und helfe, die ir mir habet getân, 8170 die lâze iu got ze staten gestân in dem êwigen rîche! ir habet sô sseliclîche mit mir geworben und sô wol, daz ez iu got iemer Ionen sol, 8175 und ich ez iemer dienen wil unz an mines tôdes zil, an swelher stat ich armer man iuwer lop gefürdern kan. saeligiu kiinigîn, 8180 ez sol mit iuwern hulden sîn, daz ich wider ze lande var, wan min dine stât also dar, daz ich langer niht belîben k a n . " diu frouwe lachete in an. 8185 „dîn smeichen," sprach si, „deist ein wiht, ich engibe dir urloubes niht, dune kumest niht hinnen zwâre vor disem ganzen jâre." „nein, edeliu küniginne,
8190 nemet in iuwer sinne, wie ez umbe die gotes ê und umbe herzeliebe stê. und hân dà heime ein êlich wîp, die minne ich als min selbes lip, 8195 und weiz wol, daz sich diu versiht und enhât ouch zwîvel dar an niht, ich ensî binamen tôt; und ist min angest und min nôt, wirt si einem anderen gegeben, 8200 sô ist min trôst und min leben und al diu fröude dà hin, ze der ich dingende bin, und enwirde niemer mère f r ô . " „entriuwen," sprach diu wise dô, 8205 „Tantris, diu nôt ist êhaft. alsus getñe geselleschaft sol nieman guoter scheiden, got der genâde iu beiden dinem wibe unde dir! 8210 swie rehte ungerne ich din enbir, sô wil ich din durch got enbern. urloubes muoz ich dich gewern und bin dir willic unde holt, ich und min tohter Isolt 8215 wir geben dir ze diner var und ze diner lipnar zwô marc von rôtem golde: die habe dir von Isolde." sus vielt der eilende
8 1 6 0 N u F. d a h t er MBNE. 62. innechliche F (in fehlt). 63. Er BN. 66. aller stete F. 67. vnde chn. M. 69. mir ir Ρ; mir fehlt F. 70. stan MBNOE, gan (g auf Rasur von st) W. 71. in sime hiemelriche(!) B, himelriche auch ME. 73. M i t ME. geborwen F. 74. ez fehlt FNRS, sin B. iemer fehlt MBE. 75. ez fehlt WRS, uch B, ichz F. verdienen FN, ged. RSP. 76. bis HBNOP. 77. a r m m a n M. 78. gepröfen MBE, gewerben O , gewirden P. 82. stat mir FWNO. 83. niht 1. bl. FB. bliwen F, bliuen N. 84. Div B(H). 85. Din Ν. e n w i h t MP, e. niht F. 8 7 und 88 umgestellt (87: dat sage ich dir zware) N . 87. hin niht M. 88. in MBE. halben FBNRS. 8190 ir M, ir in Β. 93. Ich Ν . 94. div ist mir als min s. 1. MBRS, d. i. m. lieb als m. 1. E. 95. ich w. BNO. si sich FNORSP. 97. en fehlt WNOP. 99. Wirt ME. eim andern man FNRS. 200. und al min 1. FN. 03. en fehlt WNOP. 0 4 . Intr.(!) B, entrivwe HF. 06. alsolche F, alsuslich ges. WP, alsulich ges. O , sollich ges. RS. a. getaner ME, sus leyue N . 15. ze dir M, zu der B. 17. zweinzich F. rotem fehlt FB. 19. Sus BN.
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8220 ietwedere sine hende des libes unde der sinne, ietwedere küniginne beidiu der muoter unde der maget: „iu beiden," sprach er, „sì gesaget 8225 von gote genâde und ère!" und enbeite och dò niht mère, er fuor von dannen zEngelant, von Engelande al zehant ze Kurnewâle wider heim. 8230 Nu M a r k e sin ceheim und daz lantliut vernam, daz er gesunder wider kam, si wurden al geliche von allem dem riche 8235 rehte unde ûz allem herzen frô.
8250 si jähen, sine gefrieschen nie solhes wunders gemach. Nû diz allez geschach, daz sin genist und sin vart sère unde wol belachet wart, 8255 dô frâgtens in genôte von der maget Isöte. „ I s ö t , " sprach er, „daz ist ein maget, daz al diu werlt von schcene saget, deist allez hie wider aise ein wint. 8260 diu liehte Isöt, daz ist ein kint von gebasrden und von Übe, daz kint noch maget von wîbe als lustic unde als uz erkorn nie wart noch niemer wirt geborn. 8265 diu lûtere, diu liehte Isolt,
der kiinec, sin friunt, der fragte in dô, wie ez ime ergangen wasre. und er seite ime daz maere von obene hin ze gründe, 8240 so er ebeneste künde, des nam si alle wunder und begunden hier under vil schimpfen unde lachen und michel lahter machen 8245 von siner verte in îrlant, von siner viendinne hant, wie schöne in die generte; von allem dem geverte, daz er under in begie.
diu ist lûter aise arâbesch golt. des ich ie wsenende was, als ich ez an den buochen las, diu von ir lobe geschriben sint, 8270 Auroren tohter und ir kint, Tintarides diu masre, daz an ir eine waere a l l e r wibe S c h ö n h e i t an einen bluomen geleit: 8275 von dem wane bin ich komen; Isöt hât mir den wân benomen. ine geloube niemer mê, daz sunne von Myzene gè; g a n z l i c h i u schcene ertagete n i e
8220 beide ONP. siner W. 21 und 22 fehlen FB. 23. ün maget MN. 26. vnd enbite FW, vnd enbat H. ouch fehlt FN. nimere MHP. 27. Er B. ze galant H, ze engalant W. 28. Engalanden W, engelanden M, engellanden HFO. al fehlt FNORS. sa zeh. B. 30. nv MWBNOEP. 33. alle gel. WNOP. 34. Von M. 35. von MBNOERS. unde fehlt NORSP. allen h. Ν Ρ, gantzem h. RS, fehlt MB. 36. marken seit er aber do F. der (2) fehlt OB. so E. zu hant vrageden si in do Ν. 38. er fehlt FP. diu m. WORS. 40. soz ebeniste F, so eboneste W, so er ebnoste P. beste NORS,dü beste ß. 41. ouch aile Η WO. 44. vnd fehlt MB. 48-48 fehlen F. 47 und 4» umgestellt (47: wey in de koninginne nerde) N. 47. ernerte MBE. 49. daz er wunder b. F. 8250 si vergezen F. 52. Nv BH. 54. unde fehlt OP (wol über der Zeile O). gelachet MBERS. 55. in fehlt F, in ie g. WO. 57. Is. FN. deist Η, daz fehlt Β. 59. daz ist FWBNOP. alse fehlt WNRS. 60. di ist F. 61. geberde MFNOP. 62. fehlt P. 63. sózze MBE. 64. Nie ME. 66. diu fehlt MB. ist fehlt OP. als ein F. 67. die es i e Η. 68. ez fehlt WN. 69. lobe fehlt F. 71. Tint. Ν. div aus der verbessert M. 72. einer FNOP, einen W. 73. schoneh. H. 74. eine HBN. 77. gelaubte OP. 78. daz div s. MBNE. mizene F, mezeine W, misen Ν, missene O, misene RS, vinstere P; nycene MH, nytene BE. 79. ertaget F.
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8280 ze K r i e c h e n l a n t , si taget hie. alle gedanke und alle m a n die k a p h e n niuwan î r l a n t a n : dà nemen ir ougen w u n n e , sehen, wie diu niuwe sunne 8285 nâch ir m o r g e n r ô t e , Isôt n â c h Isôte, dâ her von Develîne in elliu herze schîne! diu liehte w u n n e c l î c h e 8290 si erliuhtet elliu rîche. daz si aile lobes von wîben sagent, swaz sî mit lobe ze maeren tragent, deist allez hie wider ein niht, der Isôte under ougen siht, 8295 dem lûtertz herze unde m u o t , rehte als diu gluot dem golde t u o t : ez liebet leben unde lîp. mit ir enist kein ander wîp erleschet n o c h geswachet, 8300 als maneger masre m a c h e t : ir schœne diu schcenet, si zieret unde krcenet wîp unde wîplîchen n a m e n . des ensol sich ir dekeiniu s c h ä m e n . " 8305 N u Tristan hete gesaget von siner f r o u w e n der maget, der wunneclîchen von Irlant, dar n â c h als ez im was e r k a n t , swer dô dâ bî dem masre was
8310 und ez rehte in sîn herze las, dem suozte diu rede den m u o t , rehte alse des meien tou die bluot: si heten alle m u o t dâ van. der wol g e m u o t e Tristan 8315 der greif dô wider an sîn leben, im was ein ander leben gegeben, er was ein n i u b o r n e r m a n . ez h u o p sich erste umbe in an, er w a s dò geil unde frô. 8320 kiinec unde h o f , die wären dô ze sînem willen gereit, biz sich diu veige unmiiezekeit, der verwâzene nît, der selten iemer gelît, 8325 under in begunde üeben, der hêrren vil betriieben an ir m u o t e und an ir siten, daz si in der êren beniten unde der werdekeite, 8330 die der h o f an in leite und al daz lantgesinde. si begunden vil swinde reden ze sînen dingen und in ze maere bringen, 8335 er wasre ein zouberaere. diu vorderen maere, wie er ir vînt M ô r o l d e n sluoc, wie sich sîn dine zirlanden t r u o c , des begundens under in dò jehen,
8280 tagete HE. 81. Alle F. 82. niwan H. 90. fehlt P. Si M. erlûhtet H. 91. daz alle FRS. lop HNO. wibe H. 92. da sis M, wat sys Β. 93. Das i. E, daz a. W. hiervnder als Η, hie wider als η. OP. 95. daz FO. lvtert es H; ez fehlt MBNRSP (luchtet). der m. FO. 96. rehte fehlt MBE. den choln FNRS, dem koln P; r. a. dat golt in den kolen d. N. 98. fehlt P. 308. gewant F N , bekam F * * R , bewant S. 09. swer so da HOP. do fehlt BE, da fehlt FNRS. 8310 si FO. 11. sùzete HFWO. 12. rehte fehlt MB. daz MBE, der WOP, die RS. tö M, tu O, tut P. der OP. 13. der van FWRS, dar v. P. 15. da PHP. 17. ni we geborn F BRS, η w geborner Ρ, nuwe boren Ν. 18. er ß, er zu ez verbessert W. alrerste MBE. 21. bereit MN. 22. unz F. 23. Der ME. 25. begonden ON. 26. herzen P. 28. sin FW/; im ONP. 29. don F, von Ν 1RS. 34. meren FBNORSP. 37. wier I. 38. ze yrlant HBOPI. getrûc HWP.
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8340 ez wasre ûz zoubere geschehen. „ s e h t , " sprâchens alle, „merket hie, und sprechet, wie genas er ie vor dem starken M ô r o l d e ? wie betroug er Isolde, 8345 die wîsen kiiniginne, sine tôtvîndinne, daz sî sîn alsô flîzec was, biz daz er von ir hant genas? merket wunder, hceret her: 8350 der parâtiere, wie kan er gesehendiu ougen blenden und allez daz verenden, daz er ze endenne h a t ! "
8370 des nîdes aber dô mê dan ê, den sì Tristande truogen, und begunde ouch an genuogen ûz brechen alsô sère, daz sìz in dò nie mère 8375 vor verhelen kunden
Hie mite gevielens an den rät, 8355 die M a r k e s rates pflâgen, daz si M a r k e an lägen beidiu fruo und späte mit flîzeclîchem râte, daz er ein wîp nasme, 8360 von der er zerben kaeme
und ime ze manegen stunden die gebserede buten und diu w o r t , daz er ervorhte den mort und was in den sorgen ie, 8380 daz si eteswenne und eteswie den rät inein getrüegen, daz si in mortlîche ersliiegen. sînen ceheim M a r k e n den bat er, daz er der lanthêrren ger 8385 ze einem ende brsehte und durch got bedashte sîn angest unde sine not. er enwiste, wenne ez sîn tôt und sîn ende waere. 8390 sîn ceheim der gewaere
einer tohter oder eines suns. M a r k e sprach: „got der hât uns einen guoten erben gegeben; got helfe uns, daz er müeze leben! 8365 Tristan, die wîle er leben sol, sô wizzet endelîche wol, soné sol niemer kiinigîn noch frouwe hie ze hove gesîn." hie mite wart aber des hazzes mê,
der sprach: „neve Tristan, swîc, ine kume hie niemer an: ine ger niht erben niuwan dîn. ouch soltu gâr ân angest sîn 8395 umbe dînen lîp und umbe dîn leben: ich wil dir guoten fride geben, ir aller nîden unde ir haz nu, sô dir got, waz wirret dir daz? hazzen unde nîden
8340 daz M. von BNOIRS. 41. Seht FBNl. sprachen F. 43. von F. 44. betrüg Wl. 47. so WNIRS, als MFBO E. 48. biz er FBN. 50. bartieraere M, partierere FBNIERS, paratierer O, parathierer P. 51. Ges. M(H)E. gesehenden W. 53. endene MH, ze tuenne F, zêndende I. 54. Hie BHt (B mit Kapitelzeichen), vielens F, veilen si Ν, geviel ez W. 56. marken MBNO. 60. zerbe FIRSP. 61. vfl MHOE, vns B. 62. M. B. der fehlt MBNIERS. got spr. m. der h. u. F. 63. guoten fehlt FINRS. geben HWOP. 65. Trist. F. 66. endechlichen M. Der Schluß der Zeile abgeschnitten l. 68. sin FRSP. 69. Hie BNIR. hares F. 8370 dô fehlt IB. 71. trist(r)anden FHWOP. 72. begunden WORS, begunde INI (Rasur von η) N. an fehlt OP, an in g. B. 73. uz bresten M. 74. daz inz do F. in fehlt BP. niht mere MWBNOE. 77. erbuten MBE. 78. er ir vorhte F, er vorhte BOP. 79. Vnd ME. 80. si fehlt H. mit rate MBE. 82. -liehen HFBO. slugen MHBOEP. 83. Sinen NI. marke WOP. 88. ez fehlt NP. 90. Sin B(H). Kapitelzeichen N. 91. Her spr. F. 92. hi e fehlt FNl. dran F, dar an NIRS. 96. vriden HWO. 97-8400 fehlen l. 98. se W. schadet HWOP.
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8400 daz muoz der biderbe lîden: der man der wirdet al die frist, die wîle und er geniten ist. wirde unde nît diu zwei diu sint rehte alse ein muoter unde ir kint. 8405 diu wirde diu birt alle zît und füeret haz unde nît. wen gevellet ouch mê hazzes an dan einen seligen man? diu saslde ist arm unde swach, 8410 diu nie dekeinen haz gesach. lebe iemer und wirp iemer daz, daz du einen tac sîst âne haz: dû enwirbest niemer daz, daz du iemer werdest âne haz. 8415 wellestu aber von bœser diet ungehazzet sin, sô sing ir liet und wis mit in ein bcese wiht, sône hazzent si dich niht. Tristan, swaz ieman getuo, 8420 so rihte dû dich ie dar zuo, daz du hohes muotes sîs: wis vor bedenkende alle wis dînen frumen und din ère und enrât mir daz niht mère, 8425 daz dir ze schaden müge ergân. swaz rede hier umbe wirt getan, des en volge ich weder in noch dir." „hêrre, sô gebietet mir, sô wil ich von dem hove varn:
8430 ine mac mich vor in niht bewarn, sol ich bî disem hazze wesen, soné kan ich niemer genesen, ê ich sus angestlîche elliu kûnicrîche 8435 wolte haben ze miner hant, ich waere ê iemer âne lant. Do Marke sînen ernest sach, er bat in swîgen unde sprach: „neve, swie gerne ich stœte 8440 und triuwe zuo dir haste, sone gestatest dû mirs niht. swaz sô nû hier ûz geschiht, dà bin ich gär unschuldic an. swie ich dir nû gevolgen kan, 8445 dà bin ich aber bereite zuo. sage an, wie wildu, daz ich t u o ? " „da besendet iuwern hoverät, der iuch hier ûf geleitet hât, und ervaret iegelîches muot: 8450 frâget, wie si dunke guot, daz ir hie mite gebäret; ir willen sô gevâret, daz ez mit êren müge gestan." nu diz wart schiere getan, 8455 daz si alle wären besant. nu die gerieten ouch zehant und niuwan durch Tristandes nôt, möchte ez gesîn, diu schœne îsôt diu gezaeme im wol ze wîbe
8 4 0 0 bidirbe H . 01. werdet HWP. 02. und fehlt BN. geniden M, geneiden P, geroden O , genieden B, genidet N. 04. reht als muter vnd ein k. F. ir fehlt l. OS. Beide diu fehlen FN. Auch in /, dem die erste Hälfte des Verses abgeschnitten ist, hat nach der Größe des fehlenden Stückes mindestens ein diu gefehlt, wahrscheinlich beide, w. birt FNORS. 07. Wen ME. nie FRSP; mê oder nie ist in I nicht zu unterscheiden. 12. dehein W, sis W B O . 13 und 14 fehlen MBNIEP. 14 = 12 FRS. 15. wellestv über Rasur von späterer Hand MS, wilt du BNOE, wellest du F; du fehlt HWRP. aber fehlt FNIS. poser F. 17. boswiht FP. 1 9 . Der Anfang der Zeile abgeschnitten I. Tr. FN. 20. da zv FIO. 22. vor bedahte in MBE, vorbedehtich FNIRS, vorgedancke F. 23. ze vr. vnd zu diner e. Fl (das erste ze ist abgerissen I). Nur das erste ze N R S . 24. daz fehlt MHBE. nimere FIP, n ü m e r m e s O . 26. vnder W. 29. vorne h. M. 8 4 3 0 niht vor in Wl. 31. solt FWNIRS. 32. so enkond(e) FWNIRS. 33. angesl. M. 37. d o MF. Er M. 39. ichz tete F. 40. a n N/RS. 4 1 . gestaetest dv M, gestest tv H, statest dv FOP. 42. h a r l, her P. 44. nv fehlt MBE. 45. dir aber ME, dir Β (statt aber); aber fehlt P. bereit FWIBO. 4 6 . waz MHWBNOIERSP. nu tu W. 47. Des FIRS. 48. dar F, har l, her P. 52. vnd ir w. FNIRS. 53. mugestan MEI, mach gestan Β, m a g gestan E. 54. N u IB (Kapitelzeichen). 55. daz alle F. 56. a l z e h . IN. 57. und fehlt MBNE. t o t HWBOP, not die übrigen. 58. sin FN. 59. diu fehlt MBE.
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8460 an geburt, an tugent, an lîbe, und stâten ouch den rät alsô. viir M a r k e n kâmens alle dô; ir einer, der ez künde, der sprach mit einem munde 8465 ir aller willen unde ir muot: „ h ê r r e , " sprach er, „uns dunket guot, diu schœne Isôt, von Irlant, als al den landen ist bekant, diu uns und in gelegen sint, 8470 diu ist ein maget unde ein kint, an die wîplîchiu saslekeit alle die saslde hât geleit, die si dar gelegen künde, als ir ζ e maneger stunde 8475 von ir selbe habet vernomen, diu ist sselic unde vollekomen an lebene unde an lîbe; mag iu diu ze wîbe und uns ze frouwen werden, 8480 soné kan uns ûf der erden an wîbe niemer baz geschehen." der künic sprach: ,,lât, hêrre, sehen, o b ich die gerne wolte hân, wie solte ez iemer ergân? 8485 wan nemet ir doch in iuwern sin, wie ez under uns und under in nu guote wìle sì gewant: uns hazzet liute unde lant. Gurmûn ist mir von herzen gram
8490 und hât ouch reht, ich bin im sam. wer getriiege iemer under uns zwein sô grôze friuntschaft i n e i n ? " „ h ê r r e , " sprâchens aber dô: „ez füeget sich vil dicke also, 8495 daz under landen schade ergât; sô suln wir beidenthalben rät beidiu suochen unde vinden und suln ez mit ir kinden wider ze suone bringen. 8500 ûz hezlîchen dingen wirt dicke michel friuntschaft. sìt ir hie zuo gedanchaft: ir muget noch wol geieben den tac, daz Irlant iuwer werden mac. 8505 Irlant stât niuwan an in drîn: künic unde künigín an Isôte eine geerbet sint; si ist ir einigez k i n t . " des antwurte in dô M a r k e : 8510 „Tristan der hât mich starke in gedanke durch si brâht; ich hân vil durch sì gedâht, als er si lobete wider mich, von den gedanken bin ouch ich 8515 von den andern allen sô sère an sì gevallen, sine müge mir danne werden, sone wirt ûf dirre erden niemer dekeiniu mîn wip,
8460 an schone, an geburt an libe MBE; jugent F. 61. steten FBNORP, besteteten W, statten H. 62. vor 61 F. giengen se MBE. 65. wille FHP. 66. Herre ME. 69. vnd iu WN. 72. al MFBNE. 73. dar an FNR. 79. vromen FP. 81. beschehen W. 82. Der B. herren OP. 84. daz WN. 88. hassent NB. 89. uns W. 8490 hat des reht MBE, des h. he r. N. alsam FBN. 91. gefugete FN RS (in Β vielleicht unter Rasur). 92. solhe MBE. 93. Herre FB. 94. gefugete F (vil fehlt). 95. schaden geschiht F. 96. suln si MHWBNO, sollent (si fehlt) P, suit si F. 97. Beid. ME. 99. gebringen F. 501. vrinschaft H. 02. ir fehlt MWBE. dar zu FNRS. 03. vil wol FN. 07. gerbet MF. 08. daz ist F, de is Ν. ein e. k. WNRS. 09. im H. 14. ouch fehlt FNRS. 18. dieser H, der FBRS, fehlt N. 19. dekeinv H.
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8520 sam mir got und min selbes l î p . " den eit tet er niht u m b e daz, daz ime sin gemüete iht baz sô hin stüende danne her: durch die kündekeit s w u o r er, 8525 daz es im gär was ungedaht, daz ez iemer würde zende b r â h t . Des küneges rät sprach aber dô: „ h ê r r e , gefüeget irz a l s ô , daz mîn hêr T r i s t a n , der hie stât, 8530 der dà ze hove künde hât, iuwer b o t s c h a f t dâ werben wil, sô ist ez allez an ein zil und an ein stäetez ende brâht. der ist wise und w o l bedâht 8535 und saslic zallen dingen; der m a g ez ze ende bringen, er kan ir aller spräche w o l , er endet, swaz er enden s o l . " „ir ratet ü b e l , " sprach M a r k e , 8540 „ir flîzet iuch ze starke Tristandes schaden und sîner n ô t . er ist doch zeinem mâle tôt vür iuch und iuwer erben, ir suit in a b e r sterben 8545 ze dem anderen mâle, nein ir von K u r n e w â l e , ir müezet selbe dâ hin. nimêre râtet mir ûf i n . " „ h ê r r e , " sprach a b e r T r i s t a n ,
8550 „sine misseredent niht hier a n . ez wsere wol gefüege, swâ iuch der m u o t zuo trüege, griffe ich ez beltlîcher an und bereiter danne ein ander m a n , 8555 und ist ouch reht, daz ich ez tuo. hêrre, ich bin harte guot dar zuo: ez e n w i r b e t zwâre nieman baz. gebietet et in allen daz, daz si selbe mit mir varn, 8560 hin unde her mit mir b e w a r n iuwer dine und iuwer è r e . " „nein, dû e n k u m e s t niht mère in ir gewalt und in ir h a n t , sît dich got wider hât g e s a n t . " 8565 „hêrre, zwâre diz muoz wesen: suln si dâ sterben oder genesen, daz m u o z o u c h mir mit in geschehen, ich wil si selbe lâzen sehen, belíbet diz lant erben fri, 8570 o b daz von minen schulden sì. heizet si sich bereiten! ich wil den kiel leiten und füeren mit mîn selbes hant in daz sadege Irlant 8575 hin wider ze Develîne gegen der sunnen schîne, der manegem herzen fröude birt. wer weiz, o b uns diu schcene wirt. hêrre, würde iu diu schcene Isôt,
8520 sam FHP, sem M, sae W, so BNOE, su RS. 22. sin herze FNRS. 23. so her FO. 24. durch ME (des 27.). 25. sin W. was gar FBP. 26. zende wurde br. FNRS, wurde volbr. B. 28. fögit MBE. 29. tristan fehlt FRSP. 36. er MBE. 38. vnd FNRS. 39. Ir HBOP. vbele HF. 40. des st. F. 44. ersterben FRS, doyn steruen N. 45. zeinem FO. anderem M. 46. von fehlt F. 48. niht mere WBNRS. 49. Herre FBN. 8550 dar an FBNRS. 51. Ez ME. 53. baltlichen f. 54. balder Ν, berihter F. 55. ouch fehlt MBEP. 56. ouch statt harte N, uch B. derzu MFERS. 57. zware fehlt FNRS. 58. gebietet M. eht FHW, ecker ß, in ouch Ν (et fehlt), ouch E, recht P, fehlt ORS. 62. niemere F, nvmmer m. NRS. 64. got dich F. hat wider OP. 66. da fehlt MHBE. 67. in fehlt O (mir mit) Ρ (mit mir), beschehen FRS. 69. daz WRS. an erben F. 75. ze fehlt WN, w. gen Τ. P. 76. gein MN, gen O. der MFBRS, dem. 79. Herre wirt F, wirt auch N. liehte MBP.
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8580 laegen wir danne alle tôt, dà waere liitzel schaden a n . " und aise M a r k e s râtman gehörten, war diu rede gie, sine wurden alse riuwic nie 8585 in allen ir jâren,
8590
8595
8600
8605
sô sî der rede wären, nu muose ez unde solté wesen. Tristan hiez ûz dem hove lesen des küneges heinlichasre zweinzec ritter gewaere und zuo der nôt die besten, von lande und von gesten gewan er sehzic umbe solt. des râtes hete er âne golt zweinzec lantbarûne. sus was der cumpanjûne hundert und dekeiner mê. mit den fuor Tristan über sê, die waren sîn geselleschaft, und fuorte ouch râtes die kraft an spîse und an w«ete, an anderm schifgeraäte, daz sô vil liuten zuo ir vart nie kiel sô wol berâten wart. Si lesent an Tristande, daz ein swalwe ze Irlande von Kurnewâle kasme, ein frouwen hâr dà naeme ze ir bûwe und zir geniste,
8610 (ine weiz, wâ sîz dà wiste) und fuorte daz wider über sê. geniste ie kein swalwe mê mit solhem ungemache, sô vil sô sì bûsache 8615 bî ir in dem lande vant, daz si über mer in fremediu lant nâch ir bûgerœte streich? weiz got, hie spellet sich der leich, hie lispet daz maere. 8620 ouch ist ez alwaere, swer saget, daz Tristan ûf daz mer nâch wâne schiffete mit her und solte des niht nemen war, wie lange er füere oder war, 8625 und enwiste ouch niht, wen suochen. waz räch er an den buochen, der diz hiez schriben unde lesen? jâ, wœrens alle samet gewesen, der künec, der sî ûz sande, 8630 sînen rät von dem lande, die boten gouche unde soten, waerens also gewesen boten. Nu Tristan was ûf sine vart und schiffete allez hinewart 8635 er unde sin geselleschaft; der was ein teil vil sorchaft, ich meine die barûne, die zweinzic cumpanjûne, den rät von Kurnewâle;
8580 ligen F, legen WBNOP, lege IUI (n) H. 81. Da ME. da läge FNRSP. 82. rat vernam ME. 83. vñ geh. ME; vernamen FNRS. wa FB. 84. also HNO. trurch MHEP, truriger B. 86. Nach dem Verse sind 8643-46 zugefügt F. alse WOP. 87. Nv N. Kapitelzeichen B. 90. gebere FRS. 91 und 92 umgestellt FNRS. 92. landen FBNRS. 98. mit der M. vur er FNRS. 600. vurten FNERSP. 01. spisen NB. 03. d. so vil lútzel 1. WF*,... vil lûtzel (ohne so und liuten) ß; so fehltauch M. zú zir W. 04. baz B, so baz P. bereitet FNRSP. 08. Ein M (si 05.). frowe er da n. W, frowen her da P. 8610 wa si daz FNRS, waz si da MHBE. 12. genistete FHW. 14. bösache M. 17. bogerete M. 18. da H. speldet NB. 19. und statt hie FN. diz m. F. 20. er MBE. albere F, alewere HW. 21. dem mer F, vber mer WOP. 24. were an der var FNRS. 25. niht fehlt MHBE. 26. der MFBNE. 29. si fehlt MHBE. 30. sin FHNORSP, si W. 33. siner FBNORSP. 35. Er M (33. ην). 37. warune F. 39 und 40 umgestellt W.
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8640 die heten zuo dem mâle vil michel angest unde not: si wänden alle wesen tôt. si fluocheten der stunde mit herzen und mit munde, 8645 daz der reise und der vart ze îrlande ie gedâht wart, sine künden umbe ir eigen leben in selben keinen rät gegeben: si rieten her, si rieten hin 8650 und enkunden nie niht under in gerâten, daz in tohte und daz rät heizen mohte. und was ouch daz kein wunder: hier umbe noch hier under 8655 was rates niht wan zweier ein, in müeze einez under zwein bringen umbe ir leben frist, âventiure oder list, der list was aber dà tiure, 8660 sô was ouch âventiure ir keinem in wâne: si wären beider âne. doch sprächen ir genuoge: „wisheit unde fuoge 8665 der ist harte vil an disem man. ist, daz uns got gelückes gan, wir mugen vil wol mit ime genesen, wolte er dekeiner mâze wesen an sîner blinden frecheit;
8670 der ist ze vil an in geleit: er ist ze frech und ze gemuot, ern ruochet hiute, waz er tuot; ern gasbe niht ein halbez brôt umbe uns noch umbe sîn selbes tôt. 8675 und iedoch unser bester wân der muoz an sînen sadden stân: sîn witze muoz uns 1ère geben, wie wir gefristen daz leben." N u sì zlrlande kämen, 8680 ir geiende dâ genâmen, dà man in seite maere, daz der kiinic wasre, ze Weiseforte vür die stât, Tristan den anker werfen bat 8685 wol aise verre von der habe, daz man mit einem bogen dar abe niht mohte haben gestagen ze in. sîne lantbarûne bäten in, daz er durch got in seite, 8690 mit waz gelegenheite er wolte werben umbe daz wîp; ez gienge in sère an den lîp, ez diuhte sì und waere ouch guot, daz er in seite sînen muot. 8695 Tristan sprach: „dâ entuot nimê, bewart, daz iuwer keiner gê hin vür den liuten zougen; weset alle hinne tougen wan knehte und marnaere,
8640 46. zyrlanden W. 48. geben FRSP. 51. daz entohte F. 52. daz fehlt Wß; und fehlt N. heizen MHFNORSP, geheizen WBE. 53. daz ouch F, und fehlt Β (daz was ouch). enwas HNOP. ouch fehlt NOP. 56. enmuze F, möse M, müste OBNP. under den zwein F, under in zw. B, van den zw. N. 63. do sprachen aber g. FNRS. 65. Der ME. 67. vil fehlt OB. 69. vreheit W, frihait P. 8670 alze vil FRS. 74. um uns vnd s. s. t. FNORS. 75. beste FWO. 76. der fehlt FNRS. an sinem leben W. 79. do M, Do H BN. zyrlanden WO. 81. ságrete FH BNP. 83. weizifort F, wisefort WBR, wisse fort P. in der st. FNRS. 84. enkir F. 87. geschozzen MBERS. zû zin W. 89. in durch got FWNORSP. 91. Er ME. 92. daz lip F. 95. Tr. FBN. da tòt M, da entvnt H. niht me MWBNOERSP, nie me FH. 97. zeègen W. 98. hie inné OBN. 99. wan fehlt FNRS.
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8700 die vorsehen der masre ûf der brücke vor der schiftiir und iuwer keiner kome derviir! swîget unde tuot iueh în: ich wil selbe dà vor sin, 8705 wan ich die lantsprâche kan. man wirt uns schiere körnende an von den b ü r g e r e n mit iibelîchen mseren; den muoz ich liegen disen tac, 8710 swaz ich in geliegen mac. helet ir iueh hier inne; wan wirt man iuwer inne, sô haben wir strît an der hant, und bestât uns allez daz lant. 8715 die wîle ich morgen ûze sì, (wan ich wil riten hie bî ûf âventiure vil fruo, mir gelinge oder entuo), sô sì Kurvenal da vor 8720 und ander mit im an dem tor, den diu spräche sí bekant. und eines dinges sît gemant: ist, daz ich under wegen sì vier tage oder dri, 8725 zehant enbîtet min nimê, entrinnet wider über sê und neret leben unde lip; sô hân ich eine daz wip verzinset mit dem lîbe,
8730 sô râtet ir ze wîbe iuwerm hêrren, swar iueh dunke guot. diz ist min rät und ouch min m u o t . " Des kiiniges marschalc von Irlant, in des gewalt und in des h a n t 8735 ez allez stuont, stat unde habe, der kam gerüeret dort her abe gewâfent unde wîcgar mit einer michelen schar beidiu der burgasre unde ir boten, 8740 als in von hove was geboten und als daz masre hie vor giht, der dà vor an daz maere siht: swer dar ze stade gestieze, daz man in vâhen hieze, 8745 biz man vil rehte erkande, ob er von Markes lande und des gesindes wsere. die selben wîzenasre, die leiden morttasten, 8750 die manegen m o r t hasten begangen mit unschulden ir hêrren ze hulden, die kämen in die habe gezogen mit armbrusten und mit bogen 8755 und mit anderre wer, als von rehte ein roupher. Des kieles meister Tristan leite eine reisekappen an durch anders niht wan umbe daz,
8700 01. bruege H, bürge F. 02. dar wr H N O , her fur MBE. 03. ich in W. 04. selbe wil ich MBE. 11. helent HWOP. 13. habe HP, han FBNORS. 14. diz lant FB. 15. morge F. ussen BP. 16. her bi ON. 18. so entu FO, sone tv H. 19. So ME. 20. andere FH. spor F. 22. und fehlt MBE. 24. zwene MBE, vier die übrigen. 25. myne P. nime FH, niht me. 27. erner(e)t MFBNRS. 8730 31. swaz W, swa B, wa O, wo RS, wer P. 32. ouch fehlt NB. 33. des M. 35. stat stat FRS. 37. wikar M, wigar F, wych gevar B, geweldich gar O. 39. der und ir fehlen FRS, nur der fehlt N. und der bot. OP. 42. da fehlt MFBNRS. 43. da FNORSP. 45. unzF. 48. witzenaer MBE. 49. Die M. mortraten M, mortreten B, morttreten E; mortteten F, mort deten RS, mort tetten Ρ, morteten HWN, morteden O. 55. andere wichwer MBE, anderre wer FWN, anderer wer H, ander were OR SP. 57. Des FB. 58. sine FNRS. reitkappen WNORSP.
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8760 d a z er sich haele
8790 i u w e r g e v e r t e unz û f ein z i l . "
deste baz.
„entriuwen, hêrre," sprach Tristan,
o u c h hiez er e i n e n k ö p f d a r t r a g e n v o n r ô t e m g o l d e geslagen
„ d a h a b e t ir m i c h b e r e i t e a n ;
u n d g e w o r h t ze f r e m e d e m prise
der m i r g e s w î g e n hieze und m i c h ze S p r u c h e lieze,
in e n g e l o i s e r w i s e .
8795 des s e l b e n w o l t e ich g e r n e b i t e n ,
8765 sus t r a t er in ein s c h i f f e l î n und K u r v e n a l z u o i m e d a r în
daz m a n m i t g u o t l í c h e n siten
und k ê r t e hin e n g e g e n der h a b e
u n d s ô min w o r t v e r n a r n e ,
und b ô t in s î n e n g r u o z hin a b e
als ez d e m l a n d e z a e m e . " hie m i t e w a r t i m e ein stille g e g e b e n .
m i t gebserden u n d m i t m u n d e ,
8800 „ h ê r r e , " s p r a c h T r i s t a n , „ u n s e r l e b e n ,
8770 s o e r s u o z e s t e k ü n d e .
unser geburt und unser lant
s w a z a b e r des g r u o z e s waere,
d a r u m b e ist ez a l s o g e w a n t ,
g e n u o g e burgasre
als ich iu hie b e d i u t e :
zen s c h i f f e l î n e n l i e f e n ,
w i r sin w e r b e n d e liute
von stade genuoge riefen:
8805 u n d m u g e n uns des n i h t g e s c h a m e n .
8775 „ h a b e a n l a n t , h a b e a n l a n t ! "
koufliute heizen wir b i n a m e n ,
T r i s t a n stiez in die h a b e z e h a n t .
ich u n d m î n c u m p a n î e ,
„ir h ê r r e n , " s p r a c h er, „ s a g e t mir,
u n d sin v o n N o r m a n d i e ,
w i e k o m e t ir sus? w a z t i u t e t ir
u n s e r w î p u n d u n s e r k i n t sint d à .
mit disem ungeverte?
8810 w i r selbe sîn w â u n d e w â
8780 i u w e r gebserede die sint h e r t e .
v o n l a n d e ze l a n d e
in w e i z , w e s ich m i c h v e r s e h e n s o l .
koufende aller hande
d u r c h g o t e s w i l l e n , t u o t sô w o l ,
u n d g e w i n n e n , d a z w i r uns b e t r a g e n ,
sî i e m a n bî iu a n der h a b e ,
und innen disen drîzec t a g e n
der g e w a l t v o n d e m l a n d e h a b e ,
8815 d ò f u o r e n w i r v o n l a n d e d a n ,
8785 d e r hcere und v e r n e m e m i c h ! " „ j a , " sprach der m a r s c h a l c , „hie bin ich: m i n gebaerde u n d m i n g e v e r t e
ich u n d z w ê n e a n d e r k o u f m a n . w i r drî w i r w o l t e n u n d e r uns drin m i t g e s e l l e s c h a f t z l b e r n e sîn;
diu w e r d e n t iu s ô h e r t e ,
u n d sint w o l a h t e t a g e i e z u o ,
d a z ich b i n a m e n w i z z e n wil
8760 62. rotem fehlt N. 63. und fehlt MBE. 64. engeloyscher M, englischer F, englischer N, engildischer B, engelscher RS, engellischer P. 66. zö zim MW. 67. und vur F, inde voren N. engen M, gegen HWNOP. 69. mit henden F. 71. der gruze F. 73. zem scheffeline M, zu dem schiffe (!) Β, zum sch. EP, zu dem sch. O , zìi sch. (!) Ν RS, ze schiffelinen F, ze den W. 76. Tr. ß. 77. Er sprach ir heren FNRS. Kapitelzeichen O. 79. Mit M. 81. ine w. wez m. W. 82. nu tòt ir herrén also wol (!) M(als)BE. 83. ist ON. in d.h. MBN. 8 7 9 0 unz an daz zil M, biz an d. z. BE. 92. bereiten M, bereitet HWBEP, bereitet O, beredet F, wal geredit N, recht RS. 94. mir W. zu sp a chen O , sprechen (ohne zu) N, zu spreche RS, ze spräche W. 98. gezeme WNORSP. 99. Hie (H)BNR. ein fehlt MB. in BP. geben F WO. 803. Als ME. bedvhte H. 04. werwende F. 06. heize wir F. 09. unseriv M, vnsere HW. 10. da und da M, da vnd anderswa B. 13. getragen M. 14. und fehlt MB. in FNRSP, inner W. zwenzigW. 15. vure wir HF. 16. ander fehlt F. 17. dri wolten HBNORSP. 18. zu hyberne O , yberne in berne verbessert B, zü brittanien NRS, zw yber mia Ρ, ze berne MHFW. 19. es sint M B E , id is w. Ν.
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8820 daz uns an einem tage f r u o von hinnen verre ein wint bestuont, als uns die winde dicke tuont; der hât uns drî gescheiden, mich einen von in beiden, 8825 und enweiz niht, wie si sîn gevarn, wan got der miieze sì bewarn, sì sin lebende oder tôt! ich bin mit micheler nôt vil manegen übelen wec geslagen 8830 in disen swasren ahte tagen; und gester umbe den mitten tac, dô stürm unde wint gelac, do erkande ich berge unde lant. durch ruowen kêrte ich zehant 8835 und ruowete unz hiute dà; hiute an dem morgen iesá, d ô ez liehtende wart, dô streich ich aber ûf mine vart alhie her wider Weisefort. 8840 nu vert ez hie wirs danne dort; ich wasne, ich bin noch ungenesen. d o c h w ä n d e ich hie g e n e s e n w e s e n , w a n ich die stat e r k e n n e und bin ouch eteswenne
8845 mit koufliuten hie gewesen,
8850 doch mac mich got noch wol bewarn; sit ich bî disem gesinde weder fride noch ruowe vinde, sô kêre ich wider ûf daz mer. dâ hân ich al der werlde wer 8855 und strît genuogen an der fluht. geruochet aber ir iuwer zuht und iuwer ère an mir began, der mâze als ich hie guotes hân, daz teile ich iu vil gerne mite 8860 umbe eine kurzlîche bite, daz ir mir und miner habe schaffet fride in dirre habe, biz ich besuoche unde besehe, ob mir diu saîlde geschehe, 8865 d a z i c h m î n l a n t g e s i n d e
ervorsche unde ervinde. und wellet ir mich des gewern, sô heizet mir ouch fride bern. si gâhent vaste dort her, 8870 ine weiz weihe oder wer, in kleinen schiffelînen; oder ich var wider zen minen und fürhte iuch alle niht ein strô." der marschalc der hiez si alle dô 8875 wider kêren an daz lant. zem gaste sprach er aber zehant: „waz wellet ir dem kiinege geben, daz ich iu guot unde leben in disem riche bewar?"
deste b a z w ä n d e ich g e n e s e n
und hie genâde vinden. n u bin ich S t u r m w i n d e n
alrêrste in die hant gevarn,
8820 eime H . 27. lebendig WBOP, lebene F*RS. 28. in FNRS. 31. und fehlt MBE (Gester), den fehlt MBE. 33. berne F, bürge RS, berg EP. 34. raste O N . enkert W. her zeh. RS, dar zeh. F. 35. biz HBNOEP, unze M. 36. hüte vnde a. d. m. W. morgene sa FN. 38. ich fehlt OP. 39. vnder MB. 4 2 . hie fehlt H. 43. dise M, hie H . 4 6 . fehlt P. baz so H. hie genesen FWNO. 8850 52. weder röwe noch genade M, vrede noch genade neit v. N , weder g n a n d e noch r u w e v. E, weder gnode noch froide f. RS (52-65 fehlen B), w. fr. n. fuge v. F, weder fr. n. triwe v. O . gevinde W. 56. Ger. F(H). ir fehlt F, ir aber P N . 57. Vnd M . 58. vn ich ME. 60. kurliche F. 63. versöche MO, gesûche W. 66. oder MBNP. vinde FWNP, gefinde O . 72. wider fehlt OP. zu FHBP, ζ e W. 74. Der Β. der (2) fehlt FWBNO. se M, fehlt F. 75. alzehant korrigiert zu an daz lant M, an den 1. W, an dem 1. P. 76. zeim H, zv einem korrigiert zu zv dem F, her g. N . sa zehant MBE, alzehant F, zehant W. 78. er W.
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8880 aber sprach der eilende dar: „hêrre, ich gibe im alle tage, swâ ichz gewinne oder bejage, eine marc von rôtem golde; und suit ir iu ze solde 8885 und ze miete disen köpf hân, o b ich mich an iuch mac verlân." , , j â , " sprâchens alle zehant, „er ist hie marschalc über diz l a n t . " der marschalc sine gäbe n a m , 8890 diu dûhte in rîche und lobesam, und hiez in stôzen in die habe; sînem lîbe und sîner habe iride unde genâde er dô gebôt. dà wären sì rich unde rôt, 8895 ich meine zins unde solt: rîch unde rôt des küneges golt, des boten solt rôt unde rieh: si wären beide rîlîch. daz half ouch ime, daz ime geschach 8900 beidiu genâde unde gemach. Nu Tristan der ist ze fride komen. iedoch hat nieman vernomen, waz er welle ane gân; nu sol man iuch ez wizzen lân, 8905 sone belanget iuch des maeres niht. daz maere saget unde giht von einem serpande, der was dò dà ze lande, der selbe leide valant
8910 der hete liute unde lant mit also schedelichem schaden sô schedelichen überladen, daz der künec swuor einen eit bî küniclícher wârheit, 8915 swer ime benasme daz leben, er wolte im sine tohter geben, der edel und ritter wasre. diz selbe lantmasre und daz vil wunnecliche wip 8920 diu verluren tüsenden den lip, die dar ze kämpfe kämen, ir ende dâ genâmen; des m x r e s was daz lant vol. diz maere erkande ouch Tristan wol: 8925 diz eine starete in dar an, daz er der reise ie began, diz was sin meistiu zuoversiht, anderes trôstes hete er niht. Nu ist es zit, nu kêre zuo! 8930 des anderen tages fruo sô wâfente er sich also wol, als ein man ze nceten sol. ûf ein starkez ors saz er, er hiez im reichen ein sper 8935 grôz unde veste, daz sterkeste und daz beste, daz man in dem kiele vant. ûf sinen wec reit er zehant über velt und über gevilde;
8880 Aber F. Anweisung des Korrektors für Kapitelzeichen nicht ausgeführt B. do sprach MBE. 81. Herre N. dem H, im fehlt F, uch NRS. 82. swaz ich FBN. 85. Vnd M. 86. mich es MW, ichs michs O. zu uch BN. mag an iu WOP. 88. daz FNRSP. 93. er fehlt FRS. bot OP. 94. nu MB. 96. solt OP. 98. richlich FBNO. 901. der fehlt NO. nv ME. ist ze hove k. F. 02. iedoch HWBP, ie noch MOE, noch FNRS. 04. ich solt uch w. 1. N, manz iuch MP, man ez in W, m. uch ez FHBOERS. 05. so erlanget FWRS, so enl. P, so veri. Ν, so en uerl. O. 06. diz m sere FWNORSP. 08. do fehlt FP. 09. leidich F, veige P. 8910 16. dem Wolter MBE. 17. Der ME. 18. daz MBE, die selbe O. 20. diu fehlt MFBNERS. 23. Des F. 24. daz m. FWNOP. 25. sterkete in HFWBNOP. 27. daz MBNOEP. 29. Nv (H)BN. sin W. 30. vil fruo W. 31. nu OP, du B. 38. chert er MBE. 39. wait FB.
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8940 er nam im in der wilde manege kêre u n d manege v a r t . u n d alse der tac stîgende w a r t , d ô liez er vaste hine g â n wider daz tal zAnferginân, 8945 dà w a s des t r a c h e n heimwist, alsô m a n an der geste list, nu sach er verre d o r t hin d a n vier g e w â f e n d e m a n über ungeverte u n d über velt 8950 ein lützel balder d a n n e enzelt fliehende gâlopieren; der einer von den vieren truhsaeze w a s der künigín, der w a s ouch u n d e wolte sîn 8955 der jungen küniginne amis wider ir willen alle wîs; u n d alse ieman ze velde reit d u r c h gelücke u n d d u r c h m a n h e i t , sô w a s ouch der truhsaeze dà 8960 eteswenne u n d eteswâ durch niht, wan daz man jashe, daz man ouch in dà saehe, dà man nach âventiure rite, und anders was ouch niht dermite; 8965 wan ern gesach den trachen nie, er enkêrte belderîchen ie. N u Tristan w a r t vil wol gewar an der fliehenden schar, der t r a c h e der wasre etswâ d à ,
8970 u n d stapfete ouch des endes sä u n d reit unlange, unz er gesach sîner ougen u n g e m a c h , den egeslîchen trachen; der warf ûz sînem rächen 8975 rouch unde f l a m m e n unde w i n t alse des tiuveles kint u n d kêrte gein im a l d o r t her. Tristan der sánete daz sper, daz ors er mit den sporen n a m : 8980 sô swinde er d a r gerüeret k a m , daz er im daz sper zem giele în stach, sô daz ez ime den rächen brach und innen an d e m herzen w a n t , u n d er selbe ûf den s e r p a n t 8985 sô sère mit d e m orse stiez, daz er daz ors dâ tôtez liez u n d er dâ von vil k û m e e n t r a n , der t r a c h e gieng ez aber an mit vrâze u n d mit fiure, 8990 unz ez der ungehiure vor d e m satele gär verswande. nu w a s im aber als ande daz sper, daz in dâ sêrte, daz er von d e m orse kêrte 8995 hin wider ein steingevelle. Tristan sîn kampfgeselle der kêrte im nâch, rehte ûf sîn spor. der veige streich im allez vor mit solher ungedulte,
8 9 4 0 4 2 . fehlt F (der Raum ist freigelassen). 4 3 . D o MFE. 4 4 . in MBNE. den dal OBN. anvergayn N , affrigan O , anferian P. 46. also HWP, als die übrigen, mans F. dem maire MBE, den büchen N. 50. einzelt FWRSP, inz. B, eynen z. N . 5 1 . fliegende OP. 54. ouch fehlt PN, d. w. u. w. ouch sin W. 6 2 . in oych NB. ouch fehlt F. 65. ern H, er ensach P. 66. balde riehen MW, belderichen FH, balde gen sie (= b. ie) B, baltlichen O, baldeclichen RS, bald richten P, beider fliehend E; doch w o l d e he an der verde sin ey N . 67. N u fehlt MBE, nu WOP. trist. ME. nu tr. der w. w o l gew. O P ; vil w o l fehlt N. 6 8 . fliehunden M. 69. der (2) fehlt FWBNO. 8 9 7 0 und fehlt BE. inde reit oych dar na N. och er M, nach F. 7 1 . Vnd ME. lange F. bis HBNOP. 73. hezlichen F, engesl. HBNRSP. 75. rouch flam. WBNORSP. 7 6 . reht als W. 77. engegen F. dort FBOP; al fehlt auch Ν (da her), all gegen im dort her P. 78. der fehlt MBNERS. sin WO. 80. da NB. 82. im den MHBE, im in zem F, ez in zem W, im in dem N, is in dem O , ime zum RP, im durch den S. giele W. 86. da fehlt BP. 87. der v o n FW. en tran W. 89. fnaste M, phnaste BE, vlammen Ν, bloste RS, scherppfe P. 90. unze ez (ez über durchstrichenem daz) M, bis HBNOP. 95. hin w. in e. NB. 97. reht fehlt FNRS. recht na uff O. 98. sleich F. 99. solicher HP.
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9000 daz er den wait vulte mit egeslîcher stimme und hürste vil von grimme abe brande und ûz der erden sluoc. des treib er vil und sô genuoc, 9005 biz in der smerze überwant und under eine steinwant vil nähen sich gedructe. Tristan daz swert dò zucte und wände, er funde in âne strît. 9010 nein ez wart engestlicher sît dan ez ê mâles w a r e , doch enwas ez niht sô swasre: Tristan ruorte aber den trachen an, der trache wider an den man 9015 und brâhte in zalsô grôzer nôt, daz er wände wesen tôt. er liez in nie ze were komen, er haete im schiere benomen beidiu siege unde wer. 9020 d ô was sîn ouch ein michel her: er fuorte mit im an den kämpf beidiu rouch unde tampf und andere stiure an siegen unde an fiure, 9025 an zenen unde an griffen, die wären gesliffen, sère scharph unde wahs, noch wahser danne ein scharsahs. da mite treib er in umbe
9030 manege engestlîche krumbe von boumen ze buschen, dà muose er sich vertuschen und fristen, swie er mohte, wan ime der kämpf niht tohte 9035 und hete ez doch sô sère versuochet mit der kêre, daz ime der schilt vor der hant vil nach ze kolen was verbrant, wan er gienc in mit fiure an, 9040 daz er im kûme vor entran, doch werte ez niht vil lange, der mortsame slange der kam schiere dar an, daz er zwîvelen began, 9045 und ime daz sper sô nähen gie, daz er sich aber nider lie und want sich ange und ange. Tristan was aber unlange, er kam geriieret balde her, 9050 daz swert daz stach er zuo dem sper zem herzen in unz an die hant. nu lie der veige vâlant einen dôz und eine stimme sô griulîch und sô grimme 9055 ûz sînem veigen giele, als himel und erde viele, und daz er selbe mortschal verre in daz lant erhal und Tristan harte sère erschrac.
9 0 0 0 0 1 . angestlicher W, engestl. BNRS, hezlicher F, eisl. OF. 02. Vnd M. hurgeste M, gehurgeste £ , hoheste B, huste HRS, hürte N . vor HWO. 0 3 . und nider sluch F. 0 4 . an vil und gen. F, vnd gen. BOP. 0 5 . unz F. 0 7 . nahe W. 0 7 und 0 8 gedruchte : züchte M F (zuhte auch W). 08. Tr. H. sin sw. MHBE. do fehlt BNERS. 09. N u N . 10. er W. al anders sit MBE. 11. angeslicher dane ez e waere MBE. 12. niht HWNSP, nie. 13. Tristan F. kert FN. 15. im also grozze n. MBE, zu so gr. n. F, in so gr. n. N , zu sulgher gr. n. O. 17. ern FOP. 2 1 . in den k. MB. 2 7 . zeinen W, sehen H. 2 8 . scherpher W B N O . 9 0 3 0 angesl. M. 35. doch fehlt W. 3 6 . an di kere F, an der k. NRS. 39. ez W. 3 9 « « ¿ 4 0 umgestellt B. 4 0 . vore tran P. 4 1 . er sich v. 1. FNS. 4 2 . mortgire FRS, morrgiftige N . 43. Der ME. 4 4 . swibelen F, diirmelen O. 4 5 . nahe HB, na N O . 4 6 . vore tran P. 4 8 . Tristan FB. 49. He N. 5 0 . swert stach FBNORSP. 5 1 . bis HBNOP. 5 4 . grveliche H. 58. hai WN. 5 9 . Und M.
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9060 und aise der trache dô gelac, daz er in töten gesach, den giel er ime ûf brach mit micheler arbeit; ûz dem rächen er im sneit 9065 der zungen mit dem swerte der mâze, als er ir gerte; in sînen buosem er si stiez, den giel er wider ze samene liez, sus kêrte er gein der wilde hin. 9070 daz tete er aber durch den sin: er wolte sich verbergen dà, den tac geruowen eteswâ und wider komen ze sîner maht und wolte danne hin ze naht 9075 ze sînen lantgesellen wider. nu zôch in aber diu hitze nider, die er beidiu von der arbeit und da zuo von dem trachen leit, und müedete in sô sère, 9080 daz er iezuo niemêre und vil kûme mohte leben, nu gesach er eine lachen sweben smal unde mâzlîche grôz, in die von einem velse flôz 9085 ein küelez kleinez brunnelîn. dà viel er alsô gewâfent în und sánete sich unz an den grünt: er lie hie vor niwan den munt. dà lag er den tac und die naht,
9090 wan ime benam al sine maht diu leide zunge, die er truoc; der rouch, der von der an in sluoc, der eine entworhte in garwe an krefte und an der varwe, 9095 daz er von dannen niht enkam, unz in diu kûnigîn dà nam. Der truhsaeze, aise ich hân gesaget, der der s seligen maget friunt unde ritter wolte sîn, 9100 dem begunden die gedanke sîn ûf swellen harte grôze von des trachen dôze, der alsô griulîch und als grôz über wait und über velt dôz. 9105 in sîn herze er allez las, rehte alse ez ouch ergangen was, und dâhte: „er ist binamen tôt oder aber in alsô grôzer nôt, daz ich in mag gewinnen 9110 mit eteslîchen sinnen." von jenen drîn er sich verstal, eine halden stapfete er ze tal und lie wol balde hine gân, hin dà der schrei dô was getan; 9115 und alse er zuo dem orse k a m , eine ruowe er ime dà nam. bî dem sô habte er lange trahtende klein und ange: in nam der kurzen reise
9060 Als B, als MHF (und fehlt auch N). 61. Daz E. tot HNO. 65. di zunge l'NRSP. 66. als er der g. O. ir fehlt WP. 67. bvsen HWP. 68. im statt wider OP. ze samene fehlt W. 69. Sus BN. wide M, g. dem holze Β. 73. unz er wider keme FNRS. 77. dier MW. bei diu fehlt NO. 78. dar zu WP. tracken FW. 80. niemere FHP, niht mere die übrigen. 82. Nv B. saher MBNERS. lache FRS, bach Ν, bechlin O. 83. mezlichen FBP, -liehen auch M, mensliche W. 84. einer OB. 85. chöle M, vil kules FNRS; kleinez fehlt FN, daines kûles P. 86. als FO. 87. bis HBNORSP. 88. niht wan MBNOEP. 9090 alle HO. 93. entworten g. H, entw. in in M, entworchten g. P. 94. der ehr. und der v. MBE; an v. FNRSP. 96. bis HBNOSP. 97. der ME. 100. begungen W. gedancken (!) RSP. 03 und 04 fehlen MBOE. 03. so - also F, also gr. P, so gr. HN, als - als W. 04. vloz F. 05. erz FN. 06. rehte fehlt MB. ez ouch da was E 07. benamen MW. 08. oder in so gr. n. FNORS (aber fehlt nur FO). so auch MB. 09. ich fehlt H, man FNORSP. in fehlt B. 11. enen M. stai MBO. 12. ein halben W, in halen Ν. stapfete er fehlt MBE, reit N, drabte O. hin ze tal MFBE. 14. hin fehlt NB. do fehlt FBN, da MHW. 16. ime fehlt FN. do MB. 17. hielt BO, hüf N. 18-21 fehlen P. 19. In N. nam fehlt F.
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9120 grôz angest unde freise. iedoch genante er über lane und reit als âne sînen danc erschrocken unde herzelôs die rihte hin, dò er dâ kôs, 9125 daz daz loup und daz gras vor ime abe gesenget was. und kam in kurzer friste, ê danne er sîn iht wiste, rehte ûf den trachen, dâ er lac; 9130 und er der truhsaeze erschrac als inneclìche sère, daz er nâch eine kêre zer erden haete genomen, durch daz er ime sô bî was komen 9135 und ime sô nähen gereit. nu was er aber zehant bereit, daz ors warf er sô balde wider, daz er mit dem orse nider ze einem hüfen gelac. 9140 nu er sich wider ûf gewac, ich meine von der erden, done mohte im state niht werden vor vorhten, die er hete, daz er sô vil getete, 9145 daz er ûf daz ors gesaeze: der leide truhsaeze er liez ez stân unde flôch. dò ime dâ nieman nâch zôch, dô gestuont er unde sleich dô wider,
9150 nâch sinem spere greif er nider, daz ors er bî dem zügele n a m , zeinem ronen er gezogen kam, ûf das ors er gesaz, sînes schaden er vergaz, 9155 er spranete verre dort hin dan und sach her wider den trachen an, waz ampaere er haete, o b er lebete oder entaete. nu er in töten ersach, 9160 „heil, o b got w i l ! " er dô sprach, „hie ist âventiure funden: ich bin ze guoten stunden und ze heile komen her." hie mite sô neigete er daz sper, 9165 mit dem zügel er hanete, er hiu unde spranete und lie hin gân punieren, punierende crôieren: „schevelier damoisêle, 9170 ma blunde Isôt, ma b ê l e ! " er stach ûf in mit solher kraft, der starke eschîne schaft daz er im durch die hant reit, daz er aber dô niemere streit, 9175 daz liez er niuwan durch den list: er dâhte: „ o b dirre in lebene ist, der disen trachen hât erslagen, soné kan ez mich niht vür getragen, daz ich hie mite hân ûf geleit."
9120 21. Iedoch M. ernanter MBE. 23. Er. E. 24. do er da HP, da er da MFBN, die er da O, da er do W. 25. da daz MFWBNORS. 26. al besenget MBNE. 29. rehte fehlt MBE. tracken FW. 30. er fehlt MFBN. 31. -liehen MB. 32. vil nach MBE. 33. zer MH, zur B, zu P. 36. Nv FB. 38. dar nider W. 39. zeinem MH. 48. do im do MWBP. na entzoch ON. 49. stönder MBOE. 9150 er da nider F. 52. mit WNOP. zovme MBE. 53. gesaz er HWP, sas er O, he do g. NB. 54. vergas er HWP (der Vers fehlt O). 55. sprachte M. 56. her fehlt FN, er OP. tracken FW. 57. angebaer MBE, ampare HO, ampere F, ampar W, anppere P, gebere N. 59. Als er B, Do he N. gesach FWBNO, sach RSP. 60. hei F. obe M. do fehlt MFBE. 62. bin am Rand der Zeile N. 63. bin nach und über der Zeile O. 64. so fehlt MBERS. sin sper MBE. 66. hie FP, hieu B, hiech O, hiewe RS. 67. gan fehlt MBE. 68. croyeren M, craieren HWO, kroyieren B, krogieren E, croigeyren N, crauieren P. 69. scheval. H, scevail. W, dem. (das d einem cl sehr ähnlich) M, klamoysele B, clam. £. 72. eysniche sch. N, ysenhafft P. 74. niemere FHP. enstreit MBNO. 75. vmb OP. 76. ob er in BP. dirre lebende FNRS. 77. Der ME. 78. ez fehlt F.
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9180 er kêrte dannen unde reit und suochte her unde hin ûf den gedingen, obe er in iender haste funden sô müeden oder só wunden, 9185 daz ime der strît töhte
9190
9195
9200
9205
und mit im strîten möhte, daz er in erslagen wolte haben und in erslagenen begraben, und alse er sîn dô niht envant, „là, hêrre, v a r n ! " dâhte er zehant, sweder er lebe oder entuo, bin ich der êrste derzuo, mich enwîset nieman dervan: ich bin gefriunt unde geman, sô wert und sô genasme, swer sich es an genieme, der hiete doch dar an verlorn." er lie hin riten gân mit sporn ze sînem strîtgesellen wider und erbeizte dà zer erden nider. an sînen strît er wider vie rehte an der stat, dà er in lie: mit dem swerte, daz er truoc, dà mite gebecte er unde gesluoc den vînt sô vil wâ unde wâ, biz ern verschriet dâ unde dâ. genuoc versuochte erz an den kragen: den haete erm gerne abe geslagen; dò was er sô herte und sô grôz,
9210 daz in der arbeit verdrôz. über einen ronen brach er daz sper: daz vorder stucke, daz stach er dem trachen zuo dem gorgen în, als ez ein tjoste solte sîn. 9215 Ûf sînen spanjôl saz er dô: er begunde frôlîch unde frô ze Weiseforte în riieren und hiez balde ûz fiieren vier pfert und einen kanzwagen, 9220 der daz houbet solte tragen; und seite in allen masre, wie ime gelungen wasre und waz er angeste hie mite und kumberlîcher noete lite. 9225 ,,jâ hêrre, al diu w e r l t , " sprach er, „diu enbiete niuwan óre her, betrahte und sehe daz wunder an, waz der geherzete man und der gestandene muot 9230 durch liebes wîbes willen tuot! daz ich der nôt, in der ich was, ie dannen k a m und ie genas, des wundert unde wundert mich und weiz ouch wol binamen, waer ich 9235 senfte alse ein ander man gewesen, ine WEere niemer genesen, ine weiz niht, wer er wsere: ein âventiursere, der ouch nâch âventiure reit,
9180 Er B. 81. sucht in PN. 83. irgen WBNOP. 84. vn MBE. 87. Daz F. ern MW. 88. vnde also MBE. erslagen WNO. 89. als ON, fehlt MBE. niene vant M; do fehlt E 90. La B. 91-9214 fehlen MBE. 91. lebe so entv F. 92. dar z. ONP. 93. dar v. FP, da v. HNO. 96. Der Vers fehlt O. mer dann der ander kerne P. es fehlt W. 98. riten fehlt FNRS, m. densp. FP. 200. da fehlt FN, do W, dar P. zv der FH. 02. stet H. 04. geberiter F, eruere (d über der Zeile) he N, vechtet O, geboret er RS. sluch FN. 05. so vil fehlt FNRS. 06. versene FNRS. 07. dem OP. 09. der was F. 9210 11. eine rone H, eine ronen F, einen r. WP; e. stocke NRS, e. stonde O. 13. zv der g. HNRSP; gvrgen FNO, gurg(e)len RSP. 14. iuste WORSP, ioste N. 15. Vf H (Kapitelzeichen) Ν. 16. vrolichen FP. 17.enrvrenF. 18. hiczen W. ovch balde E uz fehlt FW. 19.pherit HW, pharit M. ganz w. FW, ganzen w. NE RS, wagen BO (wan). 24. -liehe WP. erlite MHBNE. 25-36 fehlen MBE. 25. Ja F. 26. enbieten WNOP, biete FRS. 32. und da genas FN, oder ie g. WOP; ie (2) fehlt P. 34. ouch fehlt HN. vil w. ich H. 37. Ine N. 39. fehlt P. aventuren WNO.
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9240 der was zuo sîner veicheit, ê danne ich kœme, zuo im k o m e n , der hât sín ende dà genomen. got hete sîn vergezzen: sì sint beidiu vrezzen, 9245 ros unde man ist allez mort. daz ros daz lit noch halbez dort zekuwen unde besenget, waz töhte ez iu gelenget? ich hân mê nœte erliten hie mite 9250 dan kein man ie durch wîp erlite." sine friunt er alle zuo sich nam, ze dem serpande er wider k a m und zeigete in sîn wunder, er bat ouch al besunder, 9255 daz sì der wârheit jsehen, als sì si dà g e s e h e n , daz houbet fuorte er mit im dan. sine mâge und sine man die ladete er, die besander, 9260 nâch dem kiinege rander
9270 die marter und die swaere, die si alle heten dâ van, dien gesach an frouwen nie kein man. diu süeze maget, diu schœne Isôt, diu was rehte in ir herzen tôt, 9275 sô leiden tac si nie gesach. îsôt ir muoter zuo ir sprach: „nein, schœniu tohter, nein, lâ stân, là dir diz niht sô nâhen gân! wan sweder ez mit der wârheit 9280 oder aber mit lüge ist ûf geleit, wir suln ez doch wol undervarn; ouch sol uns got dervor bewarn. niht weine, tohter mîne: die klären ougen dîne 9285 diu ensulen niemer werden rôt umbe alsô swechlîche n ô t . " ,,â muoter," sprach diu schœne, „frouwe, niht engehcene dîne geburt unde dich. 9290 ê ichs gevolge, sô stich ich
und mante in sîner Sicherheit, der rede der wart ein tac geleit ze Weiseforte vür daz lant. hie mite sô wart daz lant besant, 9265 die lantbarûne die mein ich. nu die bereiten alle sich, als in von hove was getaget. Nu wart ouch al zehant gesaget ze hove den frouwen maere.
rehte in min herze ein mezzer ê; ê sîn wille an mir ergê, ich nim mir selber ê den lîp. ern gewinnet niemer wîp 9295 noch frouwen an Isôte, ern habe mich danne t ò t e . " „nein, schœniu tohter, fiirhte niht: swes er odr ieman hie von giht, daz ist allez samet verlorn;
9240 ze MHFW. weicheit FP. 41.zôzimMW. 43 und 44 fehlen FNRS. 46. ros 1. FB. 47. zekiwen F. zubissen N, verhouwen RS. zesenget F. 48. douch BN. nv MBE. 49. hie fehlt F, nach han Ν. 50. danne ie k. m. FWOP, d. ey man N. 51. Sine MBNE. zu zim W, zu ym (!) ORSP. 52. zem Μ, zume Β. 54. und bat si ouch bes. FRS, er b. s.o. b. Β (ouch alle b.) N. si alle WOP. 55. daz se M. warheite ΜΗ. 56. als si da FP. hetten geseen ONP. 57. Daz F. 59. ladter M, lat F, bat N, lût B, loit O. 62. d. rede wart MFBNORS. 68. Nv HB. 69. di mere F. 9270 71. diz alle F. da van HBNO, der v. FW, dar v. P. 72. nene hein m. M, nie m. Β. 73. di schone m. di s. ys. F. 74. diu fehlt MBE. 76. Isolt OP. zu zir W. 77. Nein MNE. 78. dirz MFBE. zu n. OP. nahe HWBNO. 79. wan fehlt MBE, wander swer W. 80. aber fehlt MBNOERS. lugene H, lugenen B, lugen O. 82. und sol F. dar vor HP, da vor WBNO. 83. niene w. M. 86. von F. alsus M, so FB. swechlicher F. meisliche N. 87. ach HWOP, a M, A F, Ey BE, Ay Ν, ο RS. spr. aber F. 88. niene g. MWRS, ich enh. P. 90. e statt so M, fehlt B. volge MBNOE. 91. rehte fehlt NB. 93-9302 fehlen MBE. 93. selben W. 97. envurhte n. HOP, furht dich n. FRS. 98. swer ez W. 99. allesamt F, samet fehlt NRS.
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9300 und haste es al diu werlt gesworn ern wirdet niemer din m a n . " Und alse ez nahten began, diu wîse frâgete unde sprach umbe ir tohter ungemach 9305 ir tougenlîche liste,
9310
9315
9320
9325
9330 hin ze velde w a r t e ! " nu diz was allez gereit, diu rotte saz ûf unde reit des endes, dà si hörten sagen, daz der trache was erslagen. 9335 nu sì daz ors funden, daz gereite sì begunden von den si wunder wiste, bemerken unde betrahten daz si in ir troume gesach, und in ir sinnen ahten, daz ez niht also geschach, sin gesaehen nie zîrlande als der lantschal sagete. 9340 gereite solher hande, und iesâ dò ez tagete, und kämen alle dar an, si rief Isöte und sprach ir zuo: swer sô er waere der man, „ä süeziu tohter, w a c h e s t u o ? " den daz ors dar triiege, „ j a , " sprach sie, „frouwe muoter m î n . " daz der den trachen sliiege. „nu lâ dîn angesten sin; 9345 vürbaz riten si dô zehant ich wil dir liebiu msere sagen: und kämen ûf den serpant. ern hat den trachen niht erslagen; nu was des tiuvels genôz swaz âventiure in her getruoc, als ungehiure und alsô grôz, er ist ein gast, der in dà sluoc. diu liehte frouwîne schar wol ûf, wir suln vii balde dar, 9350 daz diu wart alse ein töte var der miete selbe nemen war. vor angesten, dös in ersach. Brangiene, stant ûf lise diu muoter aber zer tohter sprach: und sage uns Paranîse, „ei wie sicher ich es bin, daz er uns satele schiere: der truhsaEze daz er in wir müezen varn wir viere, 9355 ie getorste bestân! ich und min tohter, dû und er; und bringe er uns diu pfert her, so ez schiereste müge sîn, vür unser hâltûrlîn, dà der boumgarte
wir mugen ez âne sorge lân; und zwâre, tohter Isöt, dirre man sì lebende oder tôt, mich andet sère, daz er sì
9300 hetiz FW. 02. Und nur O. 03. Die BRS. di kunegin FNRS. 07. daz in F. troine F, drome N, trone R, trome S. 09. lantschalch M, -le HBEP. 10. Vnd H. zehant FN. 12. ach HORSP, e y ß , ayN. 17. hin F. truch F, trug WNRSP. 18. da fehlt FBNRS. ersi. fi. 19. Wol F. Kapitelzeichen B. vil fehlt WBNRS. 20. nemen selbe FWOP, sule wir statt selbe N. 21. Brangene N. 26. bringent W. er über der Zeile M, fehlt B. pharit M, pheret H, pherit W. 27. balste N, balder O. gesin FWP. 28. altiz turelin F(RS), halt turlein P. 9330 hin vz ze W. 31. Nv ß. bereit MBEP. 33. horte H. 34. da der MWN. wart WOP. läge ersi. MBE. 35. Nv MBE. 37. merken MBE. 38. und fehlt MBE. 39. yrlanden MHWO. 40. gereiten H. handen MH. 45. Vurb. B. do fehlt FNORSP. 47. der M. 48. ungehiurlichen MB. und also fehlt MBERS; als FOP. 49. daz d. 1. MBNE. frówen MBNO ERSP. 50. wart rehte a. e. t. v. MBN (rehte fehlt) E. 51.angestF. 52. Div H. zu ir F, zv der HBNORSP. 53. hei MB, eya O. des MBNEP, sin F. 59. andet HWORSP, anet FN, dunchet MBE.
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9360 verborgen eteswâ hie bî: ez wîssaget mir mîn muot. von dannen, dunket ez dich guot, sô kêren an die suoche, ob unser got sô ruoche, 9365 daz wir in etswâ vinden und mit im überwinden die grundelôsen herzenôt, diu uns beswaeret alse der t ô t . " des berieten sì sich schiere: 9370 die gereisen alle viere
9390 ich waene, den wir suochen, daz wir den haben funden." sus riefens an den stunden den anderen zwein zuo in und riten alle viere hin. 9395 Nu si ime begunden nähen und in sô ligen sähen, nu wândens alle, er waere tôt. „er ist t ô t ! " sprach ieweder Isôt, „unser gedinge der ist hin. 9400 der truhsasze der hat in
si riten von ein ander sä, diu suochte hie und disiu dà. Nu ergieng ez, alse ez solte und alse der billîch wolte, 9375 diu junge kiinigîn Isôt daz sì ir leben unde ir tôt, ir wunne unde ir ungemach ze aller êrste gesach. von sînem helme gieng ein glast, 9380 der vermeldete ir den gast, nu sì des helmes wart gewar, si kêrte und rief ir muoter dar: „frouwe, île, rît her naher baz, ich sihe dort glesten, ine weiz waz; 9385 ez ist rehte alse ein heim getân, ich wasne in rehte ersehen h â n . " „entriuwen," sprach diu muoter dô, „mich selben dunket ouch also, got der wil unser ruochen:
mortlîche ermordet unde erslagen und hât in in diz mos getragen." si erbeizten alle viere und heten in vil schiere 9405 her ûz gezogen an daz lant. den heim enstrictens ime zehant und Striefen ime die kuppen dan. diu wîse Isôt diu sach in an und sach wol, daz er lebete, 9410 und aber sîn leben klebete kûme alse an einem hâre. „er lebet," sprach sî, „zewäre: nu balde entwâfenet in! ist, daz ich also saslic bin, 9415 daz er niht verchwunden hât, sô mag es alles werden rät." die schoenen alle drîe, diu liehte cumpanie, dô si den eilenden
9 3 6 0 6 1 . wiszaget F, wisaget MH. 6 2 . michz F, es mich P. 6.3. So M E . 64. so fehlt FRS. geruche ONP. 67. -lose FW. 68. in den tot M, an den t. BE. 69. bereiten M, bereyden Ν (= berieten). 72. svhten WBOP. hie fehlt H. 73. nv MHWOEP. 74. und fehlt NO. 7 8 . zem MBE. alresten M , allerersten EB. 84. glasten W, glaste P, glest H. ich enweiz niht waz F. 86. ich wene ich r. WNOP, ichz F. 87. Entr. B. 88. selber W. 9 3 9 0 92. rief si F. 93. zwein fehlt FNRSP (her zü in), zö zin MW. 9 4 . Und M. si riten FNRS. 95. Nv H. sim M. 96. gesahen H. 98. ietweder WP. 99. das HNP. 4 0 0 . der fehlt M. 0 3 . Si FBN. 0 7 . strichen WN, strichten MF. guppen F. 11. ein e. h. F, am ein h. W. 13. nu vii balde MB (Nv) £ . entwefent H. 15. doit wunden O N . 17. Dese Ν. 18. liehten WBP.
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9420 mit snêwîzen henden entwâfenen begunden, die zungen sì dâ funden, „sich, warte," sprach diu kiinigîn, „waz ist diz oder waz mac diz sîn? 9425 Brangaene, höfsche niftel, sprich!" „ez ist ein zunge, dunket mich." „di sprichest war, Brangsene: mich dunket unde ich wsene, sô was ouch sî des trachen: 9430 unser saelde diu wil wachen, herzetohter, schœne Isôt, ich weiz ez als mînen tôt, wir sîn zer rehten verte komen: diu zunge hat ouch ime benomen 9435 beidiu k r a f t unde sin." hie mite entwâfentens in und dös an ime niht funden weder siege noch wunden, d ô wârens alle samet frô. 9440 drîakel nam diu wîse dô diu listige kiinigîn und flôzte im der alsô vil în, biz daz er switzen began, „er wil genesen," sprach sì, „der man, 9445 der tampf gerûmet schiere hie, der von der zungen an in gie, sô mag er sprechen unde ûf sehen." daz was ouch schiere geschehen: er lag unlange, unz ez geschach,
9450 daz er beidiu ûf und umbe sach. N u er der s seligen schar bi ime und umbe in wart gewar, er gedâhte in sînem muote: „ä hêrre got der guote, 9455 dû hâst mîn unvergezzen. mich hânt driu lieht besezzen, diu besten, die diu werlt hat, maneges herzen fröude und rät und maneges ougen wunne: 9460 Isôt, diu liehte sunne, und ouch ir muoter Isôt, daz frôlîche morgenrôt, diu stolze Brangasne, daz schœne volmasne." 9465 hie mite genante er unde sprach kûme unde kûmeclîchen: „ach, wer sît ir unde wâ bin ich?" „a ritter, mahtu sprechen? sprich! wir helfen dir ze dirre nôt!" 9470 sprach aber diu sinnerîche Isôt. „jä, süeziu frouwe, saelic wîp, und ich enweiz, wie mir der lîp und al mîn k r a f t in kurzer frist geswachet unde geswichen ist." 9475 diu junge Isôt diu sach in an: „diz ist Tantris der spilman," sprach sì, „ob ich in ie gesach." der anderen ietwederiu sprach: „uns dunket ouch entriuwen sô."
9 4 2 0 21. entwefenen H. 22. do HWN. 23. Sich MBE. sich zware FN. 24. daz sin MFERS. 25. hovische f , hohsche H, hovesche O, hübsche Ρ; liebiu M B N £ ; herze W, fehlt RS. 27. du hast war MBE. 29. si were ouch d. dr. FNRS. 30. möz w. M. 32. ez warez a. den t. MBE. 33. ze rehter MFBNERS; zu rechter zit P, zu rechten ziden O. 34. de z. de h. N . im ouch F; ouch fehlt NRS. 36. Hie B. entwafente sin MRS. 37. und fehlt MBNE. do fehlt H. 40. driakel MFN, tryaken HW, driakers BE, dryockers RS, triakels O, triackern P. 41. liste M, vil 1. Β, wise 1. Ν . 42. so vil FBNORS, als vil MWEP, also Η. 43. unz er F. 45. kamph H. grünet W, rümet O N . 49. bis HBNORSP. bis er gesach PN. 9 4 5 0 beidiu fehlt BOP. 51. ην FWOEP. 53. Er JE. dahte MBNOE. 54. A F, ach P. 55. min noch unv. WO, min nv niht verg. B, m. noch nit verg. P. 56. umsezen F, vmbesezen B. 57. die diu M. 62. der W, die O. fróliche M. 64. liehte MBE. 65. Hie B. gemant FBOP. 67. oder W. wer bin ich FW. 69. uz FOS. dirre FHO, diner die übrigen. 70. suberliche F, schone riche Β, wise RS. 71. Ja BN. 72. und fehlt MBNE. u. ine w. HW. ich fehlt O. 74. geswachen HP. geswachet u. geswachet W, geswichen u. geswachit N . 75. Die B. diu maget W. nu ysoit N. 76. spileman M. 79. wes d. úch W.
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9510 b e i d i u h a r n a s c h u n d e m a n .
9480 diu w î s e diu s p r a c h a b e r d ô :
N u daz der a n d e r t a c dô k a m ,
„bistuz Tantris?" „frouwe, j â . "
diu w i s e in a b e r ze h a n d e n n a m :
„ s a g e a n , " s p r a c h a b e r diu w î s e s â , ,,wâ bistû her k o m e n oder wie
„ n u T a n t r i s , " s p r a c h si, „ s a g e m i r
oder waz wirbestu hie?"
bi den g e n â d e n , a i s e i c h dir 9515 n u u n d e ê m â l e s h â n g e t â n ,
9485 „saeligest aller w î b e , ine h â n ez an d e m libe
d a z ich d i c h z w i r n t e r n e r e t h â n
n o c h leider a n der k r e f t e n i h t ,
u n d b i n dir w i l l i c u n d e h o l t ,
d a z i c h iu m i n e g e s c h i h t
und als du d i n e m w i b e s o l t ,
bescheidenliche müge gesagen.
w e n n e kaeme dû in I r l a n t ?
9490 h e i z e t m i c h fiieren o d e r t r a g e n
9520 w i e slüege dû d e n s e r p a n t ? "
durch gotes willen eteswar,
„ f r o u w e , d a z wil ich iu s a g e n :
dâ mîn ieman neme w a r
ich k a m in disen k u r z e n t a g e n ,
d o c h disen t a c u n d dise n a h t ,
ez sint dri t a g e v o n h i u t e ,
u n d k u m e ich w i d e r ze m i n e r m a h t ,
ich u n d a n d e r k o u f l i u t e
9495 s o ist r e h t , daz ich t u o u n d e s a g e ,
9525 m i t e i n e m kiel in dise h a b e ;
s w a z iu g e l î c h e u n d iu b e h a g e . "
d ô k a m ein r u o p h e r h i n n e n a b e , ine w e i z , d u r c h w e i h e g e s c h i h t ,
Sus n â m e n sì T r i s t a n d e n
die w o l t e n u n s , h « t e ich ez n i h t
si viere ze h a n d e n ,
mit minem guote underkomen,
û f ein p h e r t h u o b e n s in
9530 den lip z e m g u o t e h â n g e n o m e n .
9500 u n d u n d e r in f u o r t e n s in hin u n d b r â h t e n s in s ô h e i n l i c h in
n u ist ez uns a l s o g e w a n t ,
w i d e r d u r c h ir h â l t i i r l î n ,
wir müezen dicke fremediu lant
d a z u m b e ir reise und u m b e ir v a r t
heinlichen unde bûwen und enwizzen, w e m getrûwen,
nie n i e m a n n i h t e s i n n e n w a r t .
9535 w a n m a n u n s vil g e w a l t e s t u o t .
9505 d â s c h u o f e n s im h e l f e u n d e g e m a c h , die z u n g e n , als ich ê dâ s p r a c h ,
s ô w e i z ich w o l , m i r w a r e g u o t ,
sin isen u n d sin a n d e r dine
mit swelher slahte dingen
des e n b l e i p d â w e d e r v a d e n n o c h r i n c ,
ichz dâ z u o m ö h t e b r i n g e n ,
si f u o r t e n s allez m i t in d a n ,
d a z m i c h diu l a n t e r k a n d e n .
9 4 8 0 fehlt HRS. diu (2) fehlt BOP. 81. Bistvz MB(E), bistv HWERS. 82. diu wise diu spr. sage iesa MBE. 85. Selichest N; selige FW, seleste H. 86. es FNP, fehlt W. an minera 1. F. 89. Besch. R. sagen WO. 92. daz MHBNEP. 94. und fehlt MFBE. 95. ich fehlt M; daz ich uch sage FBNEP, dat ich sage N. 96. liehe MHE, lieue ß; swaz ir gebietent W. 97. sus M WOP. 99. pharit M, pherit HW. 500. und fehlt MBE. so fürtens W. 01. sus brahten sin h. MHB, und brahten in so h. FNO, sus brahtens in so h. WP. heimelichen FBOEP, heinlichen MH, heimlichen zu -lichein verbessert W. 02. altez turnelîn F(RS), heltvrlin HBE, hai III túrlin (nach 1 Rasur von p) W, halt türlin P, durlin N. 04. nie fehlt FBNRS. inné HWB. 07. sin harnasch MBOEP. 08. en fehlt MW. vadem MBO, vade H, vadm F. 09. Si ME(Ì). förtenz M. 9 5 1 0 11. nu der ME, Do der Ν, Als du d e r ß , Nv das der OP. 16. zwirent F, zvirnt H, zwerent N O , zwirunt Ρ, zwurnent RS, zwir MWBE. 18. dine willen W. 21. Fr. FBN. 22. kurzlichen F, kurtzlichen HR, kurtzelichen O. 23. es M, des N. 24. andere H. 26. roubere H, rüuere N, rotte B. 29. minen guten F; minnen B. 30. ζö dem M. 34. getrowen F. 37. Mit ME. 38. ich ez dar ζό MBE, dar. z. auch NP.
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9540 künde in fremeden landen diu rîchet den k o u f m a n . seht, frouwe, dâ gedâhte ich an, wan mir ist umbe den serpant daz lantmasre lange erkant, 9545 und sluog in niuwan umbe daz: ich waene, daz ich deste baz fride unde genâde vinde bì disem lantgesinde." „fride unde g e n â d e , " sprach Isôt, 9550 „die miiezen dich an dînen tôt mit wernden êren bringen! du bist ze guoten dingen dir selben unde uns komen her. nu trahte, wes din herze ger, 9555 daz ist getan, daz schaffe ich dir von mînem hêrren und von mir." „gnade, frouwe, sô ergib ich mînen kiel unde mich vil verre an iuwer triuwe. 9560 seht, daz mich iht geriuwe, daz ich iu guot unde leben an iuwer triuwe hân gegeben." „nein zwâre, Tantris, ez entuot, umbe din leben und umbe din guot 9565 ensorge nû niht mère, mine triuwe und min ère sê hie, die nim in dîne hant, daz dir niemer ze Irlant bî mînem lebene leit geschiht.
9570 entwer mich einer bete niht und biut mir eteslîchen rät umbe eine sache, an der nu stât mîn ère und al mîn sselekeit." und seite im aise ich hân geseit, 9575 wes sich der truhsœze umbe dise tât vermaeze: wie sère und wie genôte er spraeche nâch îsôte; und wie er den valsch und die lüge 9580 ze offenlîchem kämpfe züge: o b ieman über in kaeme, der sich ez an genasme. „sasligiu f r o u w e , " sprach Tristan, „hie enhabet keine sorge van: 9585 ir habet mir zwirnt lîp unde leben mit gotes helfe wider gegeben, diu suln ouch iu ze rehte beidiu ze dirre vehte und zallen nceten bestân, 9590 die wîle ich sì gesunde h â n . " „got Iòne dir, lieber Tantris: des bin ich gerne an dir gewis, und wil dir ouch des wol verjehen; ist, daz diz wunder sol geschehen, 9595 sô sîn wir beide, ich unde Isôt, iemer mit lebendem lîbe t ô t . " „nein, frouwe, tuot die rede hin: sît ich in iuwerm fride bin und mînen lîp und swaz ich hân
9540 41. richeit W, richirt F, reichern P. 42. seht fehlt MBN. 43. was MB. 44. lang mer (!) P, mere BE. 46. ich gedinge MBE. 49 und 50 fehlen B. 50. div M, di F. 51. werden HWP. 52. Nv ß. 53. selbem MH. 57. genade MB (Kapitelzeichen)·, gn. die übrigen. Nach ich ist mich ausradiert F, ich mich P. 60. daz is mich O; michz F; mich ich W. neyt NO. 61. iu fehlt FBN, ich fehlt H. ivch H. 62. ere F, gnade W. ergebn FHNP. 63. Nein FBN. 64. noch V. d. g. H. 65. sorge MBE. nu fehlt F. nimere MH. 67. Se ME. hin MBRSP. 68. nieman F. 9570 eine W. 74. si seit im F. ich iv han MB. 76. disen rat E. 77 und 78 fehlen MBE. 79. und fehlt MBNE. wer W (statt wie er), (die valsche lüge N). 81. ubr ir H, aber (statt über in) MB. 82. sichz F. 83. Sei. BN. söziv MBE. 84. neheine M, dek. W, dech. F. an BP, dran N. 85. zwirnt H, zwir MFWN, zwier BE, zwernt (!) O, zurnent RS, zwirunt P. 89. bestan WNRSP, bi scan MHO, bi gestan BE, gestan F. 90. si fehlt OP (gesunthait Ρ). 91. Got FB. 93. ovch wil ich dir wol v. F; des fehlt FNRS. 94. diz fehlt WRS; dat Ν. 96. iemer fehlt MBE. 97. Nein BN. 99. Vnd ME.
162
9600 a n i u w e r ère h â n v e r l â n
9630 nie n i h t v o n i m e g e h ö r t e n s a g e n ,
u n d d a r an s i c h e r w e s e n s o l ,
o u c h heten sì den s c h a l v e r n o m e n ,
trût frouwe, sô gehabet iuch w o l !
der v o n d e m t r a c h e n ûz w a s k o m e n ;
h e l f e t m i r ze lîbe wider,
u n d w a s des maeres vil g e t r i b e n , dà w a : r e ein ritter t ô t b e l i b e n ,
ich gelege ez allez e i n e nider. 9605 und s a g e t mir, f r o u w e , ist iu b e k a n t :
9635 des o r s d a z lasge h a l b e z d à . n u d â h t e n o u c h die s i n e sâ:
die Zungen, die m a n bî m i r v a n t , beleip diu o d e r w a r t e t e m a n d i e ? "
„ w e r wsere d a z n i w a n T r i s t a n ?
„ e n t r i u w e n , n e i n , ich h â n si hie
d a n e ist b i n a m e n kein zwîvel a n , haîtz i m d e r t ô t n i h t b e n o m e n ,
und a l l e z , d a z d u h a b e n s o l t : 9610 m î n schoeniu t o h t e r s e l b e , I s o l t ,
9640 er wasre sit h e r w i d e r k o m e n . " hie m i t e g e r i e t e n s u n d e r in
u n d i c h , w i r b r â h t e n z allez d a n . " „ d i z k u m t uns r e h t e , " s p r a c h T r i s t a n ;
und santen Kurvenâlen hin,
„ n u saeligiu k ü n i g í n ,
d a z er des o r s e s n a : m e war. d a z t e t e e r : K u r v e n a l reit dar.
lât aller s l a h t e s o r g e sin 9615 u n d r a t e t m i r ze m î n e r k r a f t ,
9645 er v a n t daz o r s u n d e r k a n d e d a z . nu reit er a b e r v i i r b a z :
s ô ist ez allez e n d e h a f t . "
den t r a c h e n v a n t er o u c h z e h a n t
D i e k ü n g i n n e beide
u n d a l s e er d ò n i h t m è r e v a n t
beide âne underscheide si n â m e n in ze h a n d e n 9620 u n d s w a z si b e i d e e r k a n d e n ,
von keinen sînen dingen 9650 an g e w a n d e n o c h an r i n g e n , d ô k a m in m i c h e l zwîvel a n :
d a z i m e ze heile u n d ze f r o m e n
, , â , " d â h t e er, „ h ê r r e T r i s t a n ,
a n s î n e m lîbe m o h t e k o m e n ,
weder bistu lebende oder tôt?
d a z w a s ir m e i s t e u n m ü e z e k e i t . h i e r u n d e r h e t e m i c h e l leit 9625 sîn kiel u n d sin g e s e l l e s c h a f t ;
o w ê o w î " , s p r a c h er, „ I s ö t , 9655 o w î , daz dîn l o b und dîn n a m ie h i n ze K u r n e w â l e k a m ,
der w a s g e n u o c als a n g e s t h a f t ,
w a s dîn s c h œ n e u n d dîn e d e l k e i t
daz si u n g e n e s e n w ä n d e n w e s e n :
ze s o l h e m s c h a d e n û f geleit
ir k e i n e r t r û w e t e g e n e s e n ,
e i n e r der sasligesten a r t ,
w a n si i n n e r h a l p d e n z w e i n t a g e n
9 6 0 0 02. gehalt NB, halt O. 04. leg FN, legens O. 05. Nv saget B. 06. umbe d. z. MBE. die zungen MHFE, die zunge WBNORSP. 07. wa F. 08. entr. sprach si ich F. 09. du fehlt W. 10. sôziu MBE. selbe fehlt MBNE. 11. wir fehlt FN. 13. ην vil liebiv fröwe min MB; Nv N. 17. die MN. 21. helfe F. 24. Hier M, Hie B. hete ie W. 25. Der k. E, der k. M. 27. si fehlt F. 29. den fehlt FNRS. -halben zwain P. 9 6 3 0 horten FBNORSP. 31. vz hèten M. 35. halber W. 37. der W. wan MN, dan Β, me dan O. 38. da M B E . 39. heiz im M, hette in OB. 41. Hie FBN. 44. er fehlt F; Kurv, er NBO. 45. vnd vant MHE; und fehlt N. 48. nicmere F, nimere H. 50. gewanden W. 54. owe owe FNO, ouwi ouwi H, owe RS, owe we Ρ, owi owi W. 55. owe MFBOP, ouwi H, owi fehlt N. 57. Was ME; was MHRSP, waz W, ja was B, das FO, inde Ν. und edelk. MHBE. selicheit FNRS. 58. ist fehlt MHWBORSP, schaden ist FN.
163
9660 diu ie mit sper versigelt wart, der dû ze wol geviele!" sus kêrte er wider zem kiele weinende unde klagende, diu masre wider sagende, 9665 als er si hete ervunden. diu maere begunden genuogen missevallen und iedoch niht in allen: daz selbe swasre maire 9670 was niht ir aller swœre; genuoge ez wol vertruogen. ouch sach man an genuogen, daz ez in grôze riuwe bar, und was ouch der diu meiste schar. 9675 sus was ir wille unde ir muot undersniten übel und guot. mit disem wehsele geviel der gezweiete kiel an sprächen unde an rûnen. 9680 den zweinzic barûnen den was niht inneclîche leit der zwîvel, der in was geseit; si wänden dannen komen dermite. und daz man sin niht langer bite, 9685 des bâtens al gemeine, die zweinzic meine ich eine; si rieten alle dar an, daz man des nahtes füere dan. sô rieten aber ander daz,
9690 daz sì beliben unde baz erfiieren diu masre, wie ez ime ergangen waere. alsus zehullens under in: dise wolten gerne hin, 9695 jene wolten dâ bestân. sus wart ez dò dar an verlân, sît daz sîn tôt niht wasre gewis noch offenbare, daz sì dâ langer beliben, 9700 ir vorsehe unde ir frage triben zem minnesten doch zwêne tage: daz was der barûne klage. Hie mite sô was ouch der tac komen, der ze Weiseforte was genomen, 9705 dar Gurmûn hete getaget umbe sîne tohter die maget und umbe den truhsaszen. Gurmûnes umbesaszen, sine man und sîne mâge, 9710 als er si durch râtfrâge ze sînem tage hete besant, die wären alle dâ zehant. die nam ouch er besunder und suochte rät hier under 9715 sô verre und also sère, als dem ez umbe sin ère und ouch niht anders enstât. dar zuo besande er an den rät sîn liebez wîp die kiinigin
9 6 6 0 div e W. 61. ze fehlt F. 62. Sus Β. 65. enphunden W. 68. in fehlt H. 75. Sus FN. vnd och W. 7 7 . Mit B. wehsele FW. 78. gezweigete W, gezwifelte MBE. 79. an (2) fehlt OP. 82. waz in W. 83. dar mite HP. 85. alle g. F O . 86. alleyne N. 87. Si M. 89. andere HF. 9 6 9 0 92. ime fehlt F. 93. spragen N. 99. lenger F. 7 0 1 . zen FW. minsten MBOEP, meisten FRS, lêgestê N. 0 3 . hie ME, Nu B. ouch fehlt FWNRS. 04. daz zu der verbessert M. 08. sinen OP. 10. rates frage M B E . 13. er ouch FNRSP. 15. So M , Als E. 16. so demz M; so MBE; umbe al sin ere MBE. 17. anders niht WNRS. 18. anderen rat F, den rat (an fehlt) E.
164
9720 si m o h t e im o u c h w o l liep sin,
9750 h e i z e t si alle m i t iu g â n
w a n er h e t e a n ir e i n e r d ô
u n d sitzet a n z g e r i h t e .
s u n d e r l î c h e r saslde z w ô
e n f ü r h t e t iu ze n i h t e .
der a l l e r b e s t e n , die der m a n
lât den truhsaszen k l a g e n u n d s a g e n , s w a z er w e l l e s a g e n ;
an liebem wîbe vinden k a n : 9725 s c h œ n e u n d e w î s h e i t ,
9755 u n d alse ez d a n n e zît sí, s ô b i n ich u n d e I s ô t d â bî:
der w a s der m â z e a n sì g e l e i t , d a z si i m e w o l m o h t e liep sîn.
s o g e b i e t e t m i r ez, s ô s p r i c h ich
diu sielige k ü n i g í n ,
v ü r i u c h , vür I s ô t u n d vür m i c h , hie m i t e lât die rede s t â n :
diu s c h œ n e w i s e w a s o u c h d à . 9730 ir f r i u n t , der k i i n i c , n a m si sâ
9760 ich wil n a c h m i n e r t o h t e r g â n ,
von dem rate dort hin dan:
u n d k o m e n o u c h iesâ w i d e r w i r z w ô . "
„ w i e r â t e s t û , " s p r a c h er, „ s a g a n :
n â c h ir t o h t e r gie sie d ô .
m i r ist disiu rede swaere alse der t o t . "
d e r k ü n e c g i e n c in den p a l a s w i d e r :
„ g e h a b e t iuch w o l , " s p r a c h a b e r I s ô t , 9735 „ w i r suln uns w o l h i e r a n b e w a r n :
a n d a z g e r i h t e saz er n i d e r 9765 u n d m i t im vil b a r û n e ,
i c h h â n ez allez u n d e r v a r n . "
des l a n d e s c u m p a n j û n e .
„ w i e ? h e r z e f r o u w e , sage o u c h mir,
dâ w a s s c h œ n i u r i t t e r s c h a f t ,
s ô f r ö u w e ich m i c h der rede m i t dir."
von ritterschefte michel kraft,
„ u n s e r t r u s œ z e , als er d ô g i h t , 9740 s e h t , der e n s l u o c des t r a c h e n n i h t ,
n i h t d u r c h des k ü n e g e s ère 9770 s ô s t a r k e n o c h s ô sère,
u n d der in s l u o c , d e n weiz ich w o l :
s o d a z si g e r n e w o l t e n s e h e n ,
d a z b e w œ r e i c h , s w e n n e ich s o l .
w a z dâ solte geschehen
al i u w e r a n g e s t leget nider.
ûz d i s e m l a n t s c h a l l e :
gât balde ziuwerm râte wider: 9745 s a g e t in allen u n d e j e h t , als ir g e h œ r e t u n d e geseht
des w u n d e r t e s a i l e . 9775
D i e s «eligen Isôte z w ô nu d a z si m i t ein a n d e r d ô
des t r u h s a ï z e n w â r h e i t ,
z e m p a l a s în g i e n g e n ,
ir loeset g e r n e i u w e r n eit,
si g r u o z t e n u n d e e n p f i e n g e n
den ir d e m l a n d e h a b e t g e t â n .
die h ê r r e n al besunder.
9 7 2 0 holt W. gesin M. 2 1 . eine N, eine zu einer verbessert W. 22. seiden FHBORSP, selde MW, seilgeyde N. 24. lieben wiben WN. 26. des MBE. 27. wol m. 1. sin FHN, wol 1. m. sin die übrigen. 29. d. sch. d. w. O B . 30. ir herre d. ch. MBE. der nam W. 32. sprach er fehlt NP. 33. die OBP. als FW. 34. Gehalt B, gehalt N O . 37. saget WN. ouch fehlt N, an W. 39. do fehlt MBERS, da FWNOP. 40. seht herre der sl. MB; der si. MFBNOESP. den tr. HBP. 41. und fehlt MBNOE. 42. wen F, wan O. 43. alle FWBNOP. angest die P, ang. den N. 4 9 . Den ME. 9 7 5 0 52. vñ furht MBE. 53. Lat F. 55. und fehlt MBNE. zit dan OP. sin Β. 5 7 - 6 2 fehlen MBE. 57. ez fehlt WNRS, mirs OP. 58. vnd fur ys. HP. und fehlt F, vnd mich OP. 59. di{e)se HWO. 61. ouch fehlt Ν; ouch iesa fehlt O , u. auch wid. k. wir yesa zw Ρ; zehant FN. 63. Der NB. gie FW, fehlt H. 75. sözen M B E . 77. zv dem palase HWBNOP. in fehlt W. gegiengen M. 79. alle bes. OBP.
165
9780 hie mitten unde hier under wart vil gesprochen unde gedâht, rede unde gedanke vil vür brâht von ir beider sadekeit und iedoch mère geseit 9785 von des truhsaszen linge
9790
9795
9800
9805
9810 iuwer tohter Isolde. der eit verlos vil manegen man; dà sach aber ich vil lützel an, durch daz ich minnete daz wîp, unde wägete den Up 9815 dicke engestlìcher danne ie man, biz mir ze jungeste dar an danne von der frouwen dinge, also gelane, daz ich in sluoc. si sprächen unde gedâhten dar: ist ez dà mite genuoc, „nu kieset alle, nemet war, hie lit daz houbet, seht ez an: wirt disem unsasligen m a n , 9820 daz selbe urkünde brâhte ich dan. der nie sadde gewan, nu leeset iuwer wârheit: disiu saslige maget, küneges w o r t und küneges eit sô ist im al diu saelde ertaget, die suln wâr unde bewasret s i n . " diu ime oder dekeinem man „truhsaeze," sprach diu künigín, an einer maget ertagen k a n . " 9825 „der alsô rîchlîchen solt, Sus kämen sí zem künege hin. als min tohter ist, Isolt, der künec stuont ûf engegen in. ungedienet haben wil, lieplîche sazte er sì ze sich: entriuwen, des ist alze vil." „nu," sprach der künec, „truhsasze, sprich! „ e i , " sprach der truhsaeze dô, waz ist din bete und dîn g e r ? " 9830 „frouwe, ir tuot übel, wie redet ir sô? „vil gerne, hêrre k ü n e c , " sprach er. min hêrre, der ez enden sol, „hêrre ich ger unde bite, der kan doch selbe sprechen wol: daz ir dem lande küneges site der spreche unde antwürte mir." niemer zebrechet an mir. der künec sprach: „frouwe, sprechet ir weit ir es jehen, sô sprächet ir 9835 vür iueh, vür îsôt und vür m i c h . " und lobetet es ouch beide „genâde, hêrre, daz tuon i c h . " mit rede und mit dem eide: aber sprach diu küniginne: swelch ritter disen serpant „truhsaeze, dîne minne slüege mit sin eines hant, die sint lûter unde guot ir gasbet ime ze solde
9780 mit FBNORSP. 82. vii fehlt FWN. rede unde fehlt B. vil ged. B. 83. Von M. 87. Si ß. 88. seht alle MBE. 89. vnseligem F. 91. diu vil s. m. s, diese gar s. m. Β. 92. elliv selde M, aile s. HBN, aile div s. WO. 93 und 94 fehlen MBE. 95. Sus BNR. 96. Der H. s. hat nach 95 eine stärkere Interpunktion als sonst am Vers- und Satzschluß (Kapitelzeichen? Vgl. H). 97. sat er si H. 98. der chunch spr. tr. sprich MBE, do spr. d. kunic tr. spr. s; tr. nu spr. W. 800. künec fehlt MBE. 01. Herre N. 04. röchet irs j. MB. sprechet HWBNORSP. 05. ouch fehlt F. lobetend ez H, lobente dez F, lobetens W, lobtez öch M, louet ouch dat N, lobten id ouch ß, lobtens ouch si da b. s, liebete es eweh P, v. gebedët es ouch O. 06. dem fehlt FNORSP. 07. den F. 08. sin selbes h. sW, seines selbs ainig h. P. 9810 12. daz sach WBE. ich aber NOEP. 13-20 fehlen MBE. 14. vnt wagte durch si den 1. 5. 15. engesl. H, angestl. FW. 18. des s. niht genüch s. 21. Nv F. 23. die fehlt MBE. Sulen M. 24. Tr. BO (Kapitelzeichen). 25. richlien M, riehen hohen B, rilichen HP. 26. ist über der Zeile W, fehlt P. 27. unverd. ON. 28. niht ze uil W. 29-9946 fehlen M, bis 9900 BE. 29. Ey N, Eya O (Kapitelzeichen). 32. selber W. 33. entwrte H. 35. und fehlt F. 37. Aber FO (Kapitelzeichen).
166
9840 u n d h â s t s ô m a n l i c h e n m u o t :
9870 „ j ä , " s p r a c h der ander, „ i c h weiz w o l ,
du b i s t w o l g u o t e s w î b e s w e r t ,
ir t u o t vil r e h t e als elliu w î p ;
swer aber sô hôhes lônes gert,
ir sît alle a l s ô g e l î p ,
dâ er sîn n i h t v e r d i e n e t h â t ,
alsô geartet unde g e m u o t ,
e n t r i u w e n , deist ein m i s s e t â t . 9845 du h â s t dir s e l b e n û f geleit
iuch d u n k e t ie d a z a r g e g u o t , 9875 d a z g u o t e d u n k e t iuch ie a r c :
eine t â t u n d e i n e m a n h e i t ,
diu a r t ist a n iu a l i e n s t a r e ,
der dû m i t a l l e u n s c h u l d i c b i s t ,
ir sît v e r k ê r e t a l l e w î s ,
als ez m i r z u o g e r û n e t i s t . "
iu sint die t u m b e n a l l e w î s ,
„ f r o u w e , ir r e d e t , ine weiz w i e : 9850 ich h â n d o c h diz W o r t z e i c h e n h i e . "
iu sint die w î s e n aile t u m p , 9880 ir m a c h e t ûz d e m s l e h t e n k r u m p
„ s o h â s t du b r â h t ein h o u b e t d a n :
u n d ûz d e m k r u m b e n w i d e r s i e h t ;
d a z brashte o u c h lîhte ein a n d e r m a n ,
ir h a b e t allen u n g e r e h t
ich m e i n e , o b er I s o l d e
an i u w e r seil g e v a z z e t :
dermite verdienen solde. 9855 sine w i r t a b e r g e w u n n e n n i h t
ir m i n n e t , d a z i u c h h a z z e t , 9885 ir h a z z e t , daz i u c h m i n n e t .
mit also kleiner geschiht."
w i e sît ir sus g e s i n n e t ,
„ n e i n z w â r e , " s p r a c h diu j u n g e I s ô t ,
w i e m i n n e t ir s ô h a r t e
„ d u r c h a l s ô maezlîche n ô t
der d i n g e w i d e r w a r t e ,
e n w i l i c h n i e m e r veile s î n . " 9860 „ â h î , f r o u j u n g e k ü n i g í n , "
d a z m a n d e r s ô vil a n iu s i h t ! 9890 der iuch d â w i l , desn w e i t ir n i h t
s p r a c h a b e r der truhsaeze d ô ,
u n d w e i t d e n , der iuch n i h t e n w i l .
„ d a z ir ze m î n e n d i n g e n s ô
ir sît daz i r r e s a m e s t e spil,
m i t a r g e s p r e c h e n d e sît
daz i e m a n û f d e m b r e t e k a n .
der n ô t , der ich ze m a n e g e r zît
er ist ein s i n n e l ô s e r m a n ,
9865 d u r c h i u w e r m i n n e e r l i t e n h â n ! "
9895 d e r â n e b ü r g e n d u r c h d a z w î p
„ d a z sol ze g u o t e n s t a t e n g e s t â n ,
i e m e r geveilet d e n lîp;
d a z ir m i c h m i n n e t , " s p r a c h I s o l t .
und zwâre iedoch dar umbe niht,
ine w a r t iu nie getriu n o c h h o l t
s w e s ir j e h t o d e r m î n f r o u w e g i h t ,
noch zwâre niemer werden sol."
ez w i r t al a n d e r s ûf g e l e i t ,
9 8 4 0 menlichen HNRS. 44. daz ist FWORSP, dat were Ν. 4 5 . selber FP, selbem H, selbe O. 4 7 . betalle FP. 49. Vrouwe HN. 50. worzeichen F. wairzeygë Ν, wairtzeichen O. 51. rehte (= braht) F. 52. daz ouch rehte 1. e. a. m. F. 54. da mite HNORS, dar m. P. 56. als FRS. 57. Nein N. 59. nieman WNORSP. 60. a F, ay N, ach O , o RS, owe P. 64. die WN. note HFWO. 66. d. s. uch ze g. st. stan F, dat sulde mir zü güde ergain NRS (uch). 67. Daz F. 68. getriwe F, getrivwe HW. 9 8 7 0 73. also gartet F. 75. arg RS. 7 9 - 8 8 fehlen N. 82. al den F, alle vnrecht OP. 83. sei F. 89. des PN. 91. uch enwil F, iveh niht enwil HNORSP, uch neine w. W. 92. irrehaftiste F. 93. fehlt P. 96. sinen lip FN. 97. doch FNOP. 98. swes FHWNOP, swaz. 99. als FORSP, alles H, al WN.
167
9900 o d e r m a n b r i c h e t m i r den e i t . "
9930 du w e l l e s t î s ô t e ,
A b e r s p r a c h diu k i i n i g i n n e :
u n d sì e n w e l l e dîn n i h t .
„truhsasze, dîne s i n n e
daz ist ir a r t : w e r m a c des iht?
die sint s t a r e u n d e spEehe,
si l â t der dinge vil h i n g â n ,
der spaîhe an s i n n e n siehe;
der sì d o c h vil w o l m ö h t e h â n .
9905 si h a b e n t d e m g e l i e h e n s c h i n ,
9935 ir ist der vil u n m a s r e ,
als sî ze k e m e n â t e n sin
d e m sì d o c h vil liep wasre,
in der f r o u w e n t o u g e n h e i t b e d â h t .
der dû ze h a n t der e r s t e bist,
d à z u o h â s t dû si vür b r â h t
daz selbe ir v o n m i r g a r t e t ist:
r e h t e alse ein f r o u w e n ritter s o l .
ich selbe e n w a r t dir o u c h nie h o l t .
9910 du w e i s t der f r o u w e n a r t ze w o l :
9940 ich w e i z w o l , a l s a m t u o t I s o l t :
du b i s t d a r in ze v e r r e k o m e n ,
ez ist ir g a r t e t v o n mir.
ez h â t dir der m a n n e a r t b e n o m e n .
du v e r l i u s e s t m i c h e l m i n n e a n ir.
du m i n n e s t o u c h ze h a r t e
diu s c h c e n e , diu r e i n e ,
der d i n g e w i d e r w a r t e .
si wasre ze g e m e i n e ,
9915 m i c h d u n k e t , dir ist o u c h w o l d e r m i t e :
9945 o b si i e g e l î c h e n s o l t é
du h â s t die s e l b e n f r o u w e n site
w e l l e n , der si w o l t e .
sère a n din seil g e v a z z e t :
truhsaeze, als du h â s t g e s e i t ,
du m i n n e s t , daz d i c h h a z z e t ,
m i n h ê r r e der sol s î n e n eit
du w i l t , d a z din n i h t e n w i l : 9920 diz ist d o c h u n s e r f r o u w e n spil;
vil g e r n e a n dir b e w s e r e n . 9950 s i c h , daz du d i n e n masren
w e s n i m e s t u d i c h hie m i t e a n ?
u n d d i n e r rede sô m i t e g â s t ,
s ô dir g o t , du b i s t ein m a n ,
daz dûs iht u n d e r w e g e n l a s t :
lâz uns u n s e r f r o u w e n a r t !
volge dinen sachen!
d u n e bist n i h t w o l d e r m i t e b e w a r t . 9925 h a b e dîne m a n n e s s i n n e
i c h heere s a g e n , den t r a c h e n 9955 d e n h a b e ein a n d e r m a n e r s l a g e n :
und minne, daz dich minne;
s i c h , w a z du d à z u o w e l l e s t s a g e n . "
w e l l e , d a z dich w e l l e :
» w e r wsere d e r ? " „ i c h weiz in w o l
d a z spil h â t g u o t gevelle!
u n d wil in b r i n g e n , s w e n n e i c h s o l . "
du s a g e s t uns ie g e n ô t e ,
„ f r o u w e , ez e n i s t k e i n m a n ,
9 9 0 0 01 und 02 So sprach die kunenginne mit vil güdem sinne BE. 03 und 0 4 dine sinne stare vñ spehe sint (!) spehe an irme sehe BE (diu wortt s. st.). 04. minnen HOP, minen W, sinnen FB (Ν ändert Vers 3 spaehe in schimplich und Vers 4: din schimpelich is deme gelich). 05. hant FB. den FBNERSP. 07. bedaht fehlt FBE. 08. dar sP. vur geleit FBE. 10. so wol FBNERS. 11. drin FBNOE, dir in s. 12. den man art W, der man art O, der fehlt P, über der Zeile s. minnë s. genomen F. 15. dir si FBE, du sist s. ouch fehlt F, wol fehlt s, so BE. dar m. HP, da m. OBN. 16. den FBNE. frouwe W. 19. dich HNRSP, ich W. 20. ouch FBNERSP. 21. was HWs. 22. bist doch e. m. FNE. 24. dar mite H. 25. dine HBNORSs, dines FEP, dinnes W. 26. und fehlt FERS. 27. daz FHWBNERSsP, daz daz O. 29. Du FNE. seist H. 9 9 3 0 wan ysote s. 31. enwil FBNOERS. dich W. 34. die HWOPs. wol fehlt FBNERSP. 35. ir ist ir PN; dez W, des sRS, daz FBE' des H. 36. vil fehlt FBE. 38. selber = selbe ir F, ir fehlt BE. 40. son tet ouch ys. FB (ouch fehlt), als entvt ys. H, als endut ouch js. O , so enwart och ys. E, alsam tut ys. W, dat deit oych ys. N, also tvt ys. sP, also ist ouch min dochter js. RS. 42. minnen F, liebe s, arbait P. 4 5 und 4 6 fehlen Ν. 45. -lichem OP. 46. di si w. F. Vor 47: do sprach div chunginne mit vil götem sinne M. 4 7 . Tr. B(H). 51. gegast OP. 52. du WP. 53. disen F. 54. disen tr. F. 56. dar ζ. OBNP. 58. ich (statt und) MB. 59. Fr. B. nehein M, dechein FW, enkein B, da kein O.
168
9960
9965
9970
9975
9980
9985
der sich hier umbe iht nimet an und mich von mînen êren mit valsche wsenet kêren, der mir state und reht wil geben, dane sì min lîp umbe und min leben gewäget unde geveilet, swie mir der hof erteilet, hant wider hende, ê ich den fuoz gewende!" „diz lobe ich," sprach diu künigín, „und wil des selbe bürge sin, daz ich dich diser rede gewer und d i m ze k ä m p f e bringe her von hiute unz an den dritten tac, wände ich iezuo enmac, den selben, der den trachen sluoc." der künic sprach: „des ist genuoc." ouch sprächen al die hêrren dô: „truhsaeze, es ist genuoc also; diz ist ein kurzlîchiu bite: gâ dar, bestaste den kämpf hie mite und tuo min f r o u w e selbe a l s a m . " der künec dô von in beiden nam triuwe und gewisse gîselschaft, daz dirre kämpf endehaft des dritten tages w«ere. hie mite zergie diz maere. Die frouwen giengen beide dan und nâmen aber ir spilman in ir flîz und in ir pflege.
9990
ir beider flîz was alle wege mit süezer bedaehtekeit niuwan an diu dine geleit, diu sin helfe solten wesen. ouch was er iezuo wol genesen, 9995 lieht an dem lîbe und schöne var. nu nam Isôt sin dicke w a r und marete in ûz der mâze an libe und an gelâze: si blicte im dicke tougen loooo an die hende und under ougen; si besach sîn arme und sîniu bein, an den ez offenlîche schein, daz er sô tougenlìche hai. si bespehete in obene hin ze tal: 10005 swaz maget an manne spehen sol, daz geviel ir allez an im wol und lobete ez in ir muote. nu daz diu schoene guote sîne geschepfede sô rich 10010 und sine site sô hêrlîch sunder bespehete unde besach, ir herze tougenlìche sprach: „ g o t hêrre, wunderœre, ist iht des w a n d e l b a r e 10015 destu ie begienge oder begast, und destu an uns geschaffen hâst, sô ist hie zwâre wandel an, daz dirre hêrlîche man, an den du solhe saelekeit
9960
iht fehlt P, ihtes F. nimt eyt N, neme WO. 6 4 . umbe fehlt FBNEP, dar vmb sy O . 6 7 . zhant H. 6 8 . bewende F. 6 9 . Diz F B , D a t N. 7 1 . Daz ME. dirre MFWB, der NP. 7 3 . biz HBOP. 7 4 . wand(e) F, want N O ; wan. 7 5 . der selbe Μ Η Ν . 7 6 . Er B . es M , sin B. 7 7 . sprachens W. alle dirre do Η, d. herren alle do OP. 8 0 . hie fehlt W, da BN. 82. D e r B. in fehlt H. 8 3 . giselschaft M, burgeschaft B , werschaft N; geselleschaft F H WO ERSP. 8 4 . waere end. M, wurde end. Β. 8 5 . und des MBE. 87. die MP. 8 8 . den sp. F. spileman M . 8 9 . vnde ir (aus in verbessert) phi. W, vliz in ir Ν (in = unde oder in).
9990
aller w. S. 9 1 . behencheit M , behendicheit BNE. 9 5 . seht F, recht P. 9 6 . sin ys. FWNORSP. 9 7 . Vnd ME. merket in F O , mirkede N, acht in B. vzer MHORSP. 9 9 . blichtim M. 1 0 0 0 0 . dougen M , die ougen BP, an die ο. Η (= under o.). 0 2 . ez fehlt FNRS; den cez (offenl. vor ez begonnen) W. 0 3 . tugentlichen FNO. 0 4 . spehet FRS, mirkede N . 0 5 . swaz man an manne loben sol MBERS, man an manne auch N. mannen F. mirken N . 0 8 . Nv B. 09 und 10 fehlen MBNE. 0 9 . scheffte O , schöpffe P. 11. spehete O R sine geschefde alle besach N . 1 5 . deste ie M , dest ie H, des du FW. 16. deste an M, dest an Η, des tu FW. 17. zware fehlt B, zwar hie P.
169
10020 libes halben hâst geleit, daz der als irreclîche von rîche ζ e rîche sîne nôtdiirfte suochen sol. im solté billîch unde wol 10025 ein rîche dienen oder ein lant, des dine alsô wasre gewant. diu werlt stât wunderliche, sô vii mane kiinicrîche besetzet ist mit swacher art, 10030 daz ime der einez niht enwart. ein lîp alsô gebasre, der sô getugendet wasre, der solte guot und ère hân. an ime ist sère missetân. 10035 got hêrre, dû hâst ime gegeben dem lîbe ein ungelîchez l e b e n . " sus redetes ofte diu maget. nu hete ir muoter ouch gesaget ir hèrren umbe den koufman 10040 allez von ende her dan, als ir ez selbe habet vernomen, daz dine, wiez allez her ist komen, und wie er nihtes gerte, wan daz man in gewerte 10045 frides dà nach mère, swenne er dekeine kêre n«eme in daz kiinicrîche. diz hetes im heinliche von ende unz ende gesaget.
10050
Hier under hiez ouch ime diu maget ir knappen Paranîsen sîn harnasch und sîn îsen wîz unde schœne machen und ze andern sínen sachen 10055 wol unde flîzeclîchen sehen, nu diz was allez geschehen: ez was schöne unde wol bereit und über ein ander hin geleit. nu gie diu maget heinliche dar 10060 und nam es alles sunder war. Nu ergieng ez aber Isolde, alsô der billîch wolde, daz si aber ir herzequâle zem anderen mâle 10065 vor den andern allen vant. ir herze daz was dar gewant, ir ouge allez dar wac, dà der harnasch dâ lac; und enweiz niht, wie si des gezam, 10070 daz sì daz swert ze handen nam, als junefrouwen unde kint gelustic unde gelengic sint und weiz got ouch genuoge man. si zôch ez ûz und sach ez an 10075 und schouwete ez wâ unde wâ. nu ersach si den gebresten dâ: si begunde an die scharten lange unde sère warten und gedâhte in ir muote:
10020 21. daz es H, daz er RS. 23. notdurfte MFW, narunge O; notdurft die übrigen. 26. waere also WRSP. 27. Div ME. 30. einez MHB, eyn N; eines. 34. ist fehlt F. 37. Sus Ν. reit se M, redet iz FP, redetes HW, redet(e) BNORS. 38. Nv R. 39. ir vater MHBE. 40. al MHBE. 41. ez fehlt FP. 42. wie d. d. MBE. diz MHBOERSP. allez fehlt BN. waz MBN; ist her F. 47. daz riche MBE. 48. daz F, diz die übrigen, heten MBNE. 49. vnd zende F, ze ende WBNORS, untz zu e. P, biz ende H. 10050 Hier FH. ouch fehlt F, im ouch ß. 51. chameraere MBE. 52. harnesch HWN. 57. Es R. 58. und fehlt MBE. 59. Nu N. 61. Nv MHBE. 62. also H, als eht F, als es RSP, als die übrigen. 63. si fehlt WP. 64. zeinem FO; in W ist das ζ von zem mit blasserer Tinte zugefügt. 65. von OP. si alle O. 67. daz wac MHBE. 68. dez M, dat BN, das E. harnesch H. 69. ichne w. MBNE. 72 und Ti vil dicche alsus mit schimphe sint. si wolt ir schimph getriben han MBE (so E). 75. da unde wa MBE. 76. sach MHBE. 79. dahte MBE.
170
10080 „sam mir got der guote, ich waene, ich den gebresten hân, der hier inné solte stân, und zwâre ich wil es nemen war." si brâhte in unde sazte in dar: 10085 nu fuogte diu lucke und daz vertâne stucke, und wären alse einbasre, als obe ez ein dine waere, als ouch gewesen wären 10090 innerhalp zwein jâren. nu begunde ir herze kalten umbe ir schaden den alten, ir varwe diu wart beide von zorne und von leide 10095 tötbleich und iesâ fiuwerrôt: „à," sprach si, „saeldelôse Isôt, owê mir unde wâfen! wer hât diz veige wâfen von Kurnewâle her getragen? îoioo hie wart mîn œheim mite erslagen, und der in sluoc, der hiez Tristan, wer gab ez disem spilman? der ist doch Tantris g e n a n t . " die namen begunde sì zehant 10105 beide in ir sinnen ahten, ir beide lût betrahten. „â hêrre," sprach si wider sich, „diese namen die beswéerent mich, ine kan niht wizzen, wie in sì:
loiio si lûtent nähe ein ander b i . " „ T a n t r i s , " sprach si, „und Tristan, dà ist binamen heinliche a n . " nu sì die namen begunde ze tribenne in dem munde, 10115 nu geviel si an die buochstabe, dà man si beide schephet abe, und vant in disem al zehant die selben, die sì in jenem vant. nu begundes an in beiden 10120 die sillaben scheiden und satzte nâch als vor und kam rehte ûf des namen spor. si vant ir ursuoche dar an: vür sich sô las si Tristan, 10125 her wider sô las si Tantris; hie mite was si des namen gewis. „jà j â , " sprach aber die schoene dò, „ist diesen mäeren danne sô, disen valsch und diese trügeheit 10130 hât mir min herze wol geseit. wie wol ich weste al dise vart, sit ich in merkende wart, sit ich an ime lip unde gebär und sin dine allez alsô gâr 10135 besunder in min herze las, daz er gebürte ein hêrre was! wer hsete ouch diz getân wan er, daz er von Kurnewâle her ze sinen tôtvînden vert,
10080 sem M, so BNOE, su RS. 82. hier MHFW, her P; hie. 84. santin H. 85. Nu FB. fugete FW. 89. Als M. als si BNOP. ouch e MBE. 91.NuN. 94. und ouch MFBE. 95. totvar MBE. und fehlt MB. iezu F, dar nach MBN. 96. owe MBE, fehlt F. si sprach ich F, fehlt MBE. 97. vnd owe w. FN, vnd ouch w. H, vnd o w. WO. 98. waz h. OP. 101. und fehlt MBNE. 02. spileman M. 04. den M, Den H. 05. sinne NB. 07. A F, Ay Ν. 08. die fehlt BN. 09. im FRSP. 10110 13. Nu N, Dû B. 14. ze triben BOP, zertriben R, vertriben 5. 18. enem M, emme W, jeme Β, an dem andere N. 19 und 20 fehlen MBE. 19. begond iz F. 20. silleben H, silben RSP. 21. Si s. ME, si s. Β. satte HRS. und vor MHBERS. 23. suche FNRS. 24. vant F. 25. fehlt P. 27. Ja BN. aber fehlt WB. 28. dan also FBNOP. 31. wesse M, wiste HBO, wisse W. alle MBN. 34. als FOP. 36. von geb. OBP. 37. Wer F. me dan er O; dan er FHBN.
171
10140 und wir in zwirnt haben ernert. ernert? erst nû vil ungenesen. diz swert daz muoz sîn ende wesen! nu île, rich dîn leit, îsôt! gelît er von dem swerte tôt, 10145 dà mite er dînen œheim sluoc, sô ist der räche genuoc." si nam daz swert ze handen, si gienc über Tristanden, dà er in einem bade saz. 10150 „ja," sprach si, „Tristan, bistu daz?" „nein frouwe, ich bin ez Tantris." „so bistu, des bin ich gewis, Tantris unde Tristan: die zwêne sint ein veiger man; 10155 daz mir Tristan hat getan, das muoz ûf Tantrîsen gân: du giltest mînen œhein!" „nein, siieziu juncfrouwe, nein! durch gotes willen, waz tuot ir? 10160 gedenket iuwers namen an mir: ir sît ein frouwe und ein maget. swâ man den m o r t von iu gesaget, dà ist diu wunneclîche îsôt iemer an den êren tôt. 10165 diu sunne, diu von Irlant gât, diu manic herze erfröuwet hat, â, diu hat danne ein ende! owê der liehten hende, wie zimet daz swert dar inne!"
10170
10175
10180
10185
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10195
N u gie diu kiiniginne, ir muoter, zuo den türen în: „wie n û , " sprach sì, „waz sol diz sîn? tohter, waz tiutest dû hie mite? sint diz schœne frouwen site? hâstu dînen sin verlorn? weder ist diz schimph oder zorn? waz sol daz swert in dîner h a n t ? " „ä, frouwe muoter, wis gemant unser beider herzeswasre: diz ist der mordaere Tristan, der dînen bruoder sluoc. nu habe wir guoter state genuoc, daz wir uns an im rechen und diz swert durch in stechen: ez enkumet uns beiden niemer baz." „ist diz Tristan? wie weistu daz?" „ich weiz ez wol, ez ist Tristan, diz swert ist sîn, nu sich ez an und sich die scharten dâ bî und merke danne, ob er ez sî. ich sazte iezuo diz stuckelîn ze dirre veigen scharten in: owê, dô sach ich, daz ez schein einbasrelîche und rehte als ein." „ä," sprach diu muoter zehant, „îsôt, wes hâstu mich gemant? daz ich mîn leben ie gewan! und ist diz danne Tristan, wie bin ich dar an sô betrogen!"
10140 zwir MWBNERS. 41. vil fehlt FWNORSP. nu fehlt O, noch FNP. 42. diz fehlt BOP, daz MBE. 43. N u HNR. vñ rich MBRSP, inde wrich Ν. 44. gelit MHBERS, geliget die übrigen. 47. Si Β. 48. lief W. 51. binz M, bin BOP. 55. Daz ME. 58. fröwe MBE. neina B. 60. ivres (!) W. 62. saget MFWBNORSP. 64. an ir eren MBE. 67. â fehlt NOP, ey Β, ja W. da F. 68. ouwe H O . 69. da FNO. 10170 Nv FHB. 71. da ze der tur in M; zu der túr hin in WBE, zu der turen in NORSP. 74. daz MBE. 76. schimphen M. 77. diz MBOE. 78. Ey B, ach FWORSP, ay N. 79. vmb vnser h. sw. OP. 81. Tristan M. 84. daz WOP. 85 und 86 umgestellt, aber b und a vorgeschrieben F. 85. ez k. MBN. 86. Ist B. 87 und 88 umgestellt Ν. 89. darbi H, der bi F, da bi die übrigen. 90. fehlt P. erz MFO. sich MBE. 9 1 - 9 4 fehlen M. 91. seite H, satte NRS. ieze W. 94. einberekliche W. alein F, inein BNP, als inein O. 95. A F, Ach Β, Ay Ν, ach OP. 98. und fehlt Ν, nu H. 99. daran danne b. F; danne auch RS, dan alsus Ν.
172
10200 nu hete ouch îsôt ûf gezogen daz swert und trat hin über in. ir muoter kêrte zuo zir hin: ,,Iâ stân, I s ô t , " sprach sì, ,,lâ stân! weist iht, w a z ich vertriuwet h â n ? " 10205 ine ruoche, z w â r e , ez ist sîn t ô t . " Tristan sprach: „ m e r z î , bêle î s ô t ! " ,,î, übeler m a n , " sprach îsôt, ,,î, unde vorderst dû merzî? merzî gehœret niht ze dir: 10210 dîn leben daz lâzestû m i r ! " „nein tohter," sprach diu muoter d ô , „ e z enstât nu leider niht also, daz w i r uns mügen gerechen, w i r enwellen danne brechen 10215 unser triuwe und unser ère. engâhe niht ze sère! er ist in miner huote mit lîbe und mit guote. ich hân in, swiez dar zuo sì k o m e n , 10220 ganzliche in minen fride g e n o m e n . " „ g e n ä d e , f r o u w e ! " sprach Tristan, „ f r o u w e , gedenket w o l d a r a n , daz ich guot unde leben an iuwer ère hân ergeben, 10225 und enpfienget mich a l s o . " „ d u liugest!" sprach diu junge dô. „ich weiz w o l , w i e diu rede ergie: sine gelobete Tristande nie w e d e r fride noch huote
10230 an lîbe noch an g u o t e . " hie mite sô liefs in aber a n , hie mite rief aber Tristan: ,,â, bêle îsôt, merzî, m e r z î ! " ouch w a s diu muoter ie dâ bî, 10235 diu durnehte künigín: er mohte sunder sorge sin. ouch waere er zuo den stunden in daz bat gebunden und îsôt eine dâ gewesen, 10240 er wasre doch v o r ir genesen, diu süeze, diu guote, diu siure an w î b e s muote noch herzegallen nie g e w a n , w i e solde diu geslahen m a n ? 10245 w a n daz si von ir leide und ouch v o n zorne beide solhe gebasrde haste, als o b siz gerne taete; und haste ouch lîhte getân, 10250 möhte sì daz herze hân. daz w a s ir aber tiure ze sus getaner siure. doch w a s ir herze niht sô g u o t , sine haste zorn und u n m u o t , 10255 w a n sì den hörte unde sach, von dem ir leide geschach. si hörte ir vient unde sahen und mohte sin doch niht geslahen: diu süeze wìpheit lag ir an
10200 erzogen ME. 02. ζό zir MHW, zv ir die übrigen. 04. weist iht Fi, wiest iht M, waist nit £ , weistu Ν Ρ, weistu niht die übrigen. 05. Ich inr. N. 06. Trist. B. 07. fehlt M. î (1) fehlt FBNE. î (2) fehlt P. 09. ζό M, zu F. 11. Nein HB. 13. Daz ME. crrechen MB. 15. vnd ere M. 16. ergahe ME, gahe B. so sere WRS. 19. swez W. derzu MF. ist FB. 20. ganzlichen W, gentzliche HBOP. vriden HNORS. 21. Genade FBN. 23. ich iu MBE. 24. gegeben M*WBNOP, geben RS. 25. vnd ir FN. 26. Du Β. 27-34 fehlen M. 28. si gel. FBNERSP. 10230 31. so fehlt NO. lief si aber W. 32. so rief F. 35. aber d. d. k. M. durnehtige HBSP. 36. sprach du soit ane s. s. M, er mohtes ane s. s. W. 37. Ovch H, fehlt N, ach B. warer M; were er ouch O. 40. wol MNRS, ouch FE. 41. De N. 42. swäre £, vndait B. 44. si PN. 45. daz ez W, daz seht F, das echt £ , das sie recht P, das RS, dat geschach B. ir fehlt NB. 4 5 - 5 2 fehlen M. 50. vnde mohte W. 53. Doch F, noch BE. nie P, nie zu nih verbessert W. 57-84 fehlen M. 58. sien H.
173
10260 unde zucte sì dà van. an ir striten harte die zwô widerwarte, die widerwarten conterfeit: zorn unde wîpheit, 10265 diu übele bî ein ander zement, swâ si sich ze handen nement. sô zorn an Isolde den vient slahen wolde, sô gie diu siieze wîpheit zuo: 10270 „ n e i n , " sprach si suoze, "nein e n t u o ! ' sus was ir herze in zwei gemuot: ein herze was übel unde guot. diu schcene warf daz swert dernider und nam ez aber iesâ wider: 10275 sine wiste in ir muote
10290 die herzeswsere dîne, die selben die sint leider mîn baz unde harter danne dîn; nach gotes genâden sin gânt dir niht aise nähen alse mir. 10295 mîn bruoder, leider der ist tôt:
under übele und under guote, ze wederem si solté: si wolte unde enwolte, si wolte tuon unde lân. 10280 sus lie der zwîvel umbe gân, biz doch diu süeze wîpheit an dem zorne sige erstreit, sô daz der tôtvînt genas und M ô r o l t ungerochen was. 10285 Hie mite warf sì daz swert von ir, weinende sprach si: „ouwê mir, daz ich ie disen tac g e s a c h ! " diu wise, ir muoter, zuo ir sprach: „herzetohter mine,
mîn dine daz stàt mir iezuo sô umbe den unsseligen man, der uns mit kämpfe sprichet an, wir ensehen genôte dar zuo, 10310 dîn vater, der künec, ich unde duo wir haben iemer mère verloren unser ère und werden niemer mère f r ô . " Jener in dem bade der sprach dò: 10315 „sasligen frouwen beide, ez ist war, ich hân iu leide, und aber mit grôzer nôt getan, welt ir iueh, alse ir suit, enstân sô wizzet ir wol, daz diu nôt
daz was biz her mîn meistiu nôt. nu fürhte ich eine nôt von dir, entriuwen, tohter, diu gât mir vil näher danne jeniu tuo: 10300 mir wart nie niht sô liep sô duo. ê daz mir iht an dir geschehe, daz ich rehte ungerne sehe, ich lâze ê gerne disen haz; ich Ilde sanfter unde baz 10305 eine swsere danne zwô.
10260 vnde óch si dervon W (zôch, zucte fehlt), zoeh si ouch d. B, zoeh FNOERSP. da van HNOE, dar ν. FBRSP. 63. widerwarte FBE, wederwaren H, wederdaden N, vertonen RS. 67. so fehlt FBE, als N. 68. solde BP. 70. nine W, neinein H, nemen RS, niht ent. die übrigen. 73. Die B. da n. FE, nider BP. 74. aber fehlt WP. iezu F, zuhant N, also £. 75. vnder ir m. WRS. 77. welchem ON. 79 und 80 umgestellt N. 80. liez Β, lies si O, lies auch NERSP. si umbe N. 81. vnz FE. 82. sige gestreit HNOP, si gestreit WRS. 85. Nie HBN. 86. owe MWN. 87. disen d. ie ges. BN. 88. zu zir W. 89. liebiv t. M, herzeliebe W. 10290 91. Die M. die fehlt FOP. 92. michel harter MBE. 93 und 94 fehlen M. 97. nv MHWBNOEP, noch die übrigen. 300. nye liebers dan du OP; niht fehlt N. 01 und 02 fehlen MBE. 03. ich wil lâzen d.h. MBE. e fehlt FNRS. 06. daz fehlt BNOP. 07. disen MBNE. 08-21 fehlen F. 10. min M. der kün. fehlt B; der k. din ν. Ν. 13. enwerden ΗΝ. 14. Jener HB, trist. O (kein Absatz). 15. vil lieben fr. b. MBE, Selige N, selige H. 16. es war M. 18. ir suln W, als ir uch suit ON. verstan BNO.
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10320 niht anders w a s n i w a n der tôt: den lìdet n ò t e ein ieclîch m a n , die wîle er sich generen kan. swiez aber d a r u m b e ergangen ist, swie ez iu nû ze dirre frist 10325 ze dem truhsaezen ist g e w a n t , daz kêret allez zeiner h a n t . d e m sol ich ein guot ende geben; ich meine, o b ir mich lâzet leben, u n d es enirre mich der tôt. 10330 f r o u w e Isôt u n d aber Isôt, ich weiz w o l , daz ir alle zît sinnic unde saslic sît, getriuwe unde bescheiden: m ö h t ich mich hin ziu beiden 10335 einer rede verlâzen u n d woltet ir iuch mâzen übeler gebasrde her ze mir u n d ouch des hazzes, den ir Tristande lange h a b e t getragen, 10340 ich wolte iu guotiu rnœre s a g e n . " Isôte m u o t e r Isôt, si sach in lange an u n d w a r t rôt; ir liehten ougen w u r d e n vol. „ o w e " , sprach sì, „nu hcere ich wol 10345 u n d weiz viir wâr, daz ir ez sît; ich zwîvelte unz an dise zît. nu h a b t ir mir die w â r h e i t ungefrâget geseit. o w ê , o w ê , hêr Tristan,
10350 daz ich iuwer ie gewalt g e w a n sô g u o t e n , aise ich iezuo h â n u n d der alsô niht ist getan, daz ich in also geüeben miige, als ez mir wege u n d e tüge! 10355 gewalt ist aber sô manicvalt: ich waene, ich mac wol disen gewalt an mînem vînde lieben, daz reht sô vil getriieben an einem übelen manne. 10360 jâ hêrre, wil ich danne? entriuwen jâ, ich waene." Iemitten k a m Brangaene diu stolze, diu wîse lachende u n d e lîse, 10365 schöne u n d e w o l gestrichen a l d o r t her în geslichen, und sach daz swert dà ligen bar, die f r o u w e n beide riuwevar. „wie n û ? " sprach diu gefüege d ô , 10370 „disen gebaerden wiest den sô? waz msere trìbet ir driu? disiu f r o u w e n ougen, wie sint diu alsus triiebe u n d also naz? diz swert hie lît, w a z tiutet d a z ? " 10375 „sich", sprach diu guote künigín, „Brangsene, herzeniftel mîn, sich, wie wir alle sîn betrogen: wir h a b e n ze blintlîche erzogen den slangen vür die nahtegalen,
10320 me dan O, dan HP, wan BN. 21. ungerne MBE. 22. erweren MBE, gew. S, erneren P. 23. Swie F. 24. swez W, als MB. iu fehlt F. 28. er MB. 30. Frowe B. 33. getriv M, getriwen F. 36. Vnd M. 38. des ir ΜΗ. 41. Isote(n) HB. 42. lange fehlt BN. war H. 46. biz HBNOP. 49. owe owi M (owi aus owe verbessert) B, ouwe ouwi H, owi owi WN, Owe FE. her fehlt F, herre H. 10350 51. iwer (statt iezuo) MB. 52. niht also HN. 53. ichen M. 54. vuge FWNORSP, gewegc si Β. vnd als ez t. H, alsez auch W. 57 und 58 fehlen W (unten steht als Kustos an minen, fol. 67a fängt aber mit Vers 59 an). 58. betrüben HBNORSP. 62. enmitten F, Hie mit B, hie m. NO, lem. H. 66. also doert W (der Vers fehlt P). 69. Wey N. di vuge F, de güde N. 71.maeres W, meres FP, meren BNRS. ir ir MO. 73. als - als M, also - also BP, als - also N, sus - also O. 75. Sich FBN. 76. liebiv n. MBE. 78. zu blintheit OP. 79. den n. WE.
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dem rappen kerne vür gemalen, der der tûben solté sîn. wie hân wir, hêrre trehtîn, den vient vür den friunt ernert, dem übelen tôde zwirnt erwert 10385 mit unser selber handen unsern vînt Tristanden! sich, warte, er sitzet! deist Tristan, nu hân ich zwìvel dar an, weder ich mich reche oder entuo. 10390 niftel, waz rietest dû derzuo?" „nein, frouwe, tuot die rede hin! iuwer saslde und iuwer sin diu sint hie zuo ze guot, daz ir iemer keinen muot 10395 ûf solhe untât gewinnet und iemer sô geunsinnet, daz ir ze manslahte iemer gewinnet ahte unde ouch danne zeinem man, 10400 des ir iuch habt genomen an ze fride und ze huote. es enwart iu nie ze muote, des ich got wol getrûwen sol. ouch suit ir des gedenken wol, 10405 waz rede iuch mit im ane gât, diu niwan umbe iuwer ère stât. soltet ir iuwer ère geben umbe keines iuwers vîndes leben?" "waz wildu danne, daz ich t u o ? " 10380
10410 „frouwe, dâ denket selbe zuo: gât hinnen, lât in ûz gân. die wîle muget ir rat han, waz iu daz wasgeste sì." hie mite giengens dan si drì 10415 durch rät in ir heinlìche. Isôt diu sinnerîche „seht", sprachs „ir beide, sprechet an, waz mag er meinen, dirre man? er sprach wider uns beide daz, 10420 wolten wir lazen disen haz, den wir im lange haben getragen, er wolte uns guotiu masre sagen; waz diz sì, des wundert mich." Brangasne sprach: dâ râte ich, 10425 daz in nieman innen bringe dekeiner slahte Undinge, biz wir bevinden sînen muot. sin muot ist lîhte vil guot hin ze iuwer beider êren. 10430 m a n sol d e n m a n t e l k ê r e n ,
10435
als ie die winde sint gewant. wer weiz, ob er in Irlant durch iuwer ère komen ist. hiietet sîn ze dirre frist und lobet ouch eines iemer got, daz dirre ungefüege spot umbe des truhssezen valscheit mit ime sol werden hin geleît. got der hete unser ruoche
10380 kernen MFERS, kerne HWBN, keren P, kern O. 84. zwir MWBNO. ernert HF*. 85. beider (statt selber) OP. 86. viant W. 87. warte d s sizzet hie W, wart er sitzet da O , warte er sitzet H; wa er s. MFBN (der) EP, wie er s. RS. dieist M, fehlt RS, daz ist die übrigen. 90. dar zò M, darzu HBNOP. 91. Nein BN. 94. ir fehlt HF. 96. niemer W. guns. F, vnsynnet O , vngesinnet BP. 400. den MBE. 0 1 - 0 6 fehlen MBE. 02. ez HWN. 05. mit ewch im Ρ, im fehlt F. 06. niht wan FNP, nit dan O. 08. keines fehlt MBE. 09. Wat BN. 10410 11. get MFBNP, gant H. hin vft MBE. 14. giengen dannen s. d. B, g. d. die dri O; giengents hindan alle dry E. 15. Durch ME. 16. Ysot HB. 17. Sehet F, fehlt MN. sprach zin beiden MBE, sprach, ir beide N. 18. mag oht F, mag echt RS. er fehlt N. 19. beiden WNRS. 20. weiten W, wolte F. 21. dem FW. 23. waz daz si MBE. ssn H. waz mac daz si(n) O(N), was mac diz sin FWRSP. 24. Prang. Β, br. die spr. H. 26. vngedinge FP. 27. vernemen ON. 35. vnde lop doch W, u. lobes aiich e. P, Iouendes Ν (ouch eines fehlt). 39. Got FE. der fehlt MBS.
176
10440 a n u n s e r r e s u o c h e ;
10470 f l ê h l î c h e z u o d e n füezen und sprach ouch mit dem valle:
w a n waere er a n den s t u n d e n niht kurzlíche funden,
„ g e n ä d e , ir süezen alle,
w e i z g o t , s ô w œ r e er iesâ t ô t .
habet genäde wider mich! lât m i c h g e n i e z e n , d a z ich
wizze Krist, j u n c f r o u w e Isôt, 10445 s ô fiiere ez w i r s , d a n n e ez var.
10475 d u r c h i u w e r ère u n d i u w e r n f r o m e n h e r bin ich i u w e r riche k o m e n . "
h a b e t n i h t ungebaerde dar, w a n w i r t e r ihtes i n n e n
diu liehte c u m p a n î e ,
u n d m a g er d a n n e e n t r i n n e n ,
die liehten alle d r î e , ieglîchiu w a r f ir o u g e n d a n
des h â t er r e h t , d a z er d a z t u o . 10450 v o n diu dà d e n k e t b e i d e z u o :
10480 u n d s ä h e n a l l e ein a n d e r a n . si s t u o n d e n u n d e er lag a l s o ,
b i e t e t i m e ez alse w o l , alse m a n von rehte sol.
„ f r o u w e " , s p r a c h Brangaene d ò ,
d a z r â t e ich iu, des v o l g e t m i r :
d e r r i t t e r lit ze l a n g e d a . " diu k i i n i g i n n e s p r a c h iesâ:
T r i s t a n der ist als edel als ir 10455 u n d e ist h ö f s c h u n d e w i s ,
10485 „ w a z w i l d u n û , d a z ich i m t u o ?
vollekomen alle wîs.
min herze stât mir niht dar zuo,
s w i e iu daz herze hin zim sì,
d a z ich sin f r i u n t g e w e s e n m ü g e :
sît i m e d o c h h ö f s c h l i c h e bî.
ine w e i z n i h t , w a z ich t u o , d a z t ü g e . ' B r a n g s e n e diu s p r a c h a b e r ze ir
b i n a m e n , s w e s er h a b e g e d â h t , 10460 in h â t e r n e s t ûz b r â h t .
10490 „ n u , liebiu f r o u w e , v o l g e t m i r ir u n d e m i n j u n c f r o u w e I s ô t :
sin g e w e r p u n d sîn g e r i n c
ich weiz ez w â r e z alse d e n t ô t ,
der ist u m b e r n e s t l ì c h i u d i n e . "
d a z irn in i u w e r n s i n n e n
Sus s t u o n d e n s û f und g i e n g e n d a n und k ä m e n hin, dà Tristan 10465 h e i n l i c h e a n s î n e m b e t t e saz.
unsanfte miiget gewinnen 10495 v o r i u w e r m a l t e n leide.
T r i s t a n sin s e l b e s n i h t v e r g a z :
s ô g e l o b e t i m d o c h daz b e i d e ,
er f u o r û f b a l d e g e g e n in
daz er des libes s i c h e r si.
u n d viel sä g e g e n in allen h i n
er g e r e d e t vil lihte dâ bî
u n d lac den h ö f s c h e n süezen
sines f r u m e n a b e r e t e s w a z . "
10440 vnsere M, vnser BOEP. 41. Wan ME. 43. schiere MBE, zehant FN, îetzo O , yetz RS. 44. so waer unferendet unser not MBE (diese ß). 4 5 - 5 6 fehlen M. 45. es · wirst H. 49. daz H. 50. von de F, davan BOE, nu N. 51. und b. FE, und erb. B. iz im FBORS, ez fehlt N. 52. von fehlt W. 54. der fehlt FBERS. 58. hoveliche FN. 59. wes FNRS. 61 und 6 2 fehlen MBE. 62. die sint ONP (die fehlt). 63. Sus FHBN. 64. do WP. 66. der ouch MBE. 67. fuor fehlt H. 68. hin gegen W. 69. den fröwen s. MBE. 10470 vleheliche HF. an ir f. M, zu irren v. N. 71. ouch fehlt MBE. 72. fröwen alle MB, ir f. a. E. 75. vnde fr. MBEP. 76. bin her MBE. in iweren chomen chomen M * ; das erste chomen zu chloben verbessert; das en von iweren ist etwas abgesetzt, aber nicht zusammengedrückt, das Spatium zwischen den Worten ist innegehalten-, clouen B, cloben £ . 77. Die B, De N, Di R. 78. die frówen MBOE. 79. ieslichiv M. ouge M. 82. Frowe B. 84. Die B. 85. im fehlt MB, nu O (nu (l) fehlt NO). 86. enstat F. 87. Daz M. wesen MBE. 88. was tön ich nv daz mir getöge MBE (tuge BE); waz getv daz tûge H, waz da zu getuge W, was zu thün das túg P, als id minen eren dúge Ν, was ich do daz da d. O, wozu das tuge RS. 89. Brang. F, Prang. B. diu fehlt BNOP. 92. warez fehlt F, ez fehlt H. 94. gewinnen NS, geminnen MHFWB, mynnen OP. 96. gelobet WRS. 98. vil fehlt BP. 99. Sines E. aber fehlt FNORS. etewaz MBP.
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10500 die frouwen sprächen: ,,ηΰ sì daz." hie mite sô hiez si in ûf stân. nu diz gelübede was getan, si sâzen alle viere nider. Tristan greif an sin masre wider: 10505 „seht", sprach er, „frouwe künigín, welt ir nu min guot friunt sîn, ich wil iu daz inein tragen noch innen disen zwein tagen (deist wâr ân allen argen list), 10510 iuwer tohter, diu iu liep ist, daz si einen edelen kiinic nimet, der ir ze hêrren wol gezimet, schoene unde milte, zem spere und zem schilte 10515 ein ritter edel und ûz erkorn, von künigen unz her geborn und ist ouch danne dâ bî vil richer danne ir vater sì." "entriuwen", sprach diu künigín, 10520 möhte ich der rede gewis sin, ich volgete unde taste, swes mich ieman baste." „ f r o u w e " , sprach aber Tristan, „ich gewisse iuch schiere dar an. 10525 bewasre ichz iu zehant niht, sô diu suone geschiht, sô lât mich ûz dem fride wesen und lât mich niemer genesen." diu wise sprach: „Brangaene, sprich,
10530 waz rietest dû, wie dunket dich?" „dä dunket mich sin rede guot und rate ouch, daz ir ez tuot. leget allen zwivel hin und stât ûf beide und küsset in. 10535 al sì ich niht ein künigín, ich wil ouch an der suone sin: er was min mâc, swie arme ich sì." sus kustens in dò alle dri; doch tet ez Isôt diu junge 10540 mit langer widerunge. N u disiu suone alsus geschach, Tristan aber zen frouwen sprach: „nu weiz ez got der guote, ine wart in mînem muote 10545 sô frô nie, als ich iezuo bin; ich hân al den sorgen hin gewartet unde nach gesehen, die mir möhten geschehen, daz ich mich des versehen sol. 10550 ich versihe michs niht, ich weiz ez wol, daz ich in iuwern hulden bin. nu leget alle sorge hin: ich bin iu ze êren und ze fromen von Kurnewâle zîrlant komen. 10555 sit miner êrren vart, daz ich hie generet wart, sît sprach ich iemer mère iuwer lop und iuwer ère. ze mînem hêrren Marke,
10500 01. Hie B. so fehlt MBNOERSP. hiez sin MW, hiez in HRSP, hiezen in f, hiessen si jn O. 02. nu fehlt ME, vnd B, do Ν. 05. Seht Η, Seit Ν, Er Β. seht fehlt MBE (er spr.). 06. weit ir mir nu genaedch sin MBE. 07. getragen M. 08. in MFBOEP. zweinzig F. 09. deiswar H, dezwar W, daz ist w. F. vnd an F. allen fehlt MBNE. 11. daz diu MBE, daz se W, daz F. 16. biz HBOP, u n z e M . 17. doch VC. 19. Entr. MFBNE. 22. swes man mich geb. ME, sw. m. m. vlizlich b. B, wes man mich da zu b. O. 23. Fr. BN. aber fehlt M. 24. ich gewissiv sch. F. 25. bewerez W. 26. als F. 28. fehlt P. 29. Die BN O (Kapitelzeichen O). 10530 32. och iv MN, uch ouch BE, uch ORSP. irz M; daz daz FHWOP. 34. Beide und fehlen MBE, das zweite und fehlt WO. 35. al MHWO, al ein F, ayn N, als P, fehlt BRS. bin OB. 38. nu MBE, do Ν. do fehlt MBNOERSP. 40. manger MBE. 41. alsus fehlt F. 49. Daz M. 50. enversihis niht F, ine versihe mis η. Η, ich ν. mich η. MWBE. 54. yrlanden M. 55. ersten v. F, eren ν. HRSP, irren v. Ν, irre f. O, heymv. Β. 56. ernert MBE.
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10560 unz ich ime den m u o t sô s t a r k e
10590 sît et d a r a n geflizzen,
m i t r â t e an i u c h g e w a n t e ,
d a z m i r k e i n s c h a d e iht ûf e r s t e . "
d a z er d a r a n g e n a n t e
» n e i n , h ê r r e , f ü r h t e t iuch n i m ê
k û m e , u n d e sage iu, u m b e w a z :
d a n e ist n i e m ê r e s o r g e n a n . "
beidiu e r v o r h t e den h a z
H i e m i t e g i e n g e n die f r o u w e n d a n
10565 u n d w o l t e o u c h d u r c h den w i l l e n m i n
10595 in ir h e i n l i c h e s u n d e r
êlîches wîbes âne sin,
und ahteten hier under
d a z i c h sin erbasre
sin g e l i i c k e und s î n e linge
n â c h s î n e m t ô d e w«ere.
an i e g e l î c h e m d i n g e ,
hie w î s e t e a b e r ich in v a n ,
ir iegelichiu seite
10570 u n z er m i r v o l g e n b e g a n .
10600 v o n s î n e r w î s h e i t e :
sus w u r d e n w i r z w ê n e u n d e r u n s z w e i n
diu m u o t e r sus, B r a n g x n e s ô .
d i r r e selben reise i n e i n :
» s i c h , m u o t e r " , s p r a c h diu t o h t e r d ô ,
d u r c h d a z k a m ich in î r l a n t ,
„ w i e w u n d e r l i c h e n ich b e v a n t ,
d u r c h daz s l u o c ich den s e r p a n t ;
daz er T r i s t a n w a s g e n a n t :
10575 u n d h a b e t ir i u w e r a r b e i t
10605 d ô ich des s w e r t e s z e n d e k a m ,
vil sselecliche a n m i c h g e l e i t ,
die n a m e n ich ze h a n d e n n a m
des sol m i n j u n c f r o u w e sin
Tantris unde Tristan;
frouwe unde künigin
nu ich si t r i b e n b e g a n ,
ze K u r n e w â l e u n d z E n g e l a n t .
n u b e d û h t e m i c h a n in z w e i n ,
10580 n u ist iu m i n g e v e r t e e r k a n t .
10610 si haîten e t e s w a z i n e i n .
sadigiu massenie,
dâ n â c h b e g u n d e ich t r a h t e n
sadigen alle drie:
und anclichen a h t e n
nu lât ez o u c h verholen s i n . "
und v a n t d ô mit den b u o c h s t a b e n ,
„ n u saget m i r " , s p r a c h diu künigin,
die m a n ze beiden n a m e n sol h a b e n ,
10585 „ o b ich ez m i n e m hêrren sage
10615 d a z ez allez ein w a s ;
und eine s u o n e inein t r a g e :
w a n s w e d e r h a l p ich hin las,
m i s s e t u o n ich iht d a r a n ? "
s o n e w a s ie n i m ê d a r a n
„ n e i n ir, f r o u w e " , s p r a c h T r i s t a n ,
wan Tantris oder Tristan
„ e r sol ez v o n r e h t e w i z z e n .
u n d ie a n e i n e m beide.
10560 biz HBNOP. ichem M; den mut im F, ich fehlt H. 62 und 63 umgestellt, durch b. und a. korrigiert N. 62. ernande MBE. 63. iu fehlt FRS. 69. Hie f. 70. biz HBNOEP. 71. Sus Ν. zwene fehlt MBOERS. 75. ir fehlt WRS. arbeit über saelcheit M. 76. suzzeclich H, fruntlich RS. 79. zv galant H, zengallant W. 81 und 82 fehlen MBE. 83. ez fehlt W. uch OBP. 84. Nv HB. 86. getrage MBEP. 88. Nein MB. ir fehlt FBNRS. 89. soit W. he solt Ν (= er sol ez). 10590 oht F, et M, eht HW, eck s B, euer N, ie O , echt RS, recht P. 91. iht fehlt MFBNOEP. geste W. 92. N e i n B . i u M . nieme F, nime H; niht me. 93. nime ΜΗ. 94. Hie FB. 96. ehten M, ahten BNORS. 97. gelinge FWNERSP. 600. fehlt P. 02. Sich ß. 03. icht N. 06. henden H. 09. duhte MBN, geduchte P. 10. etwaz MBEP, etew. W. 11. darn. MBNOP. 12. enclichen H, danclichen W. 14. sol fehlt W, muss P. 16. swederth. HW, swed s halben m. 17. so was FBN. niemer F, niht m. WBNOERSP. ie fehlt N, ouch O. 18. vñ WBNRS. 19. anenim F.
179
10620 nu muoter, nu scheide disen namen Tantris in ein Tan und in ein Tris und sprich daz Tris vür daz Tan, sô sprichest dû Tristan; 10625 sprich daz Tan vür daz Tris, sô sprichestu aber Tantris." diu muoter segenete sich: „got", sprach sie, „der gesegene mich! von wannen kam dir ie der sin?" 10630 N u sî drî von im under in geredeten maneger hande, diu kiinigîn diu sande nâch dem künege; der kam dar. „seht, hêrre", sprach si, „nemet war, 10635 ir suit uns einer bete gewern, der wir drî ernestlîche gern: tuot irz, ez kumt uns allen wol." „ich volge, swes ich volgen sol; swaz ir welt, daz ist getan." 10640 „habt irz danne an mich Verlan?" sprach aber diu guote künigin. „ja, swaz ir wellet, daz sol sîn." „genâde, hêrre, des ist genuoc: hêrre, der mînen bruoder sluoc, 10645 Tristan, den hân ich hinne; den suit ir iuwer minne und iuwer hulde lâzen hân. sîn gewerp der ist alsô getân, daz diu suone fuoge h â t . "
10650 der kiinec sprach: „triuwen, disen rât den lâze ich beltlîche an dich: er gât dich mère an danne mich. M ô r o l t , dîn bruoder, der was dir näher gesippe danne mir. 10655 hâstuz umbe in varen lân, wildû, sô hân ouch ichz getân." sus seite sì dem künege dò Tristandes maäre rehte also, als er ir selbe sagete. 10660 diz masre daz behagete dme künege wol und sprach ir zuo: „nu sich, daz erz mit triuwen t u o . " diu kûnigîn dô sande Brangasne nâch Tristande; 10665 und alse Tristan în gie, dem künege er sich ze füezen lie: „genâde, hêrre künec!" sprach er. „stät üf, her Tristan, und gât her!" sprach Gurmün, „unde küsset mich. 10670 ungerne sô verkiuse ich; iedoch verkiuse ich disen zorn, sît in die frouwen hânt verkorn." „hêrre", sprach aber Tristan, an dirre suone dà ist an 10675 mîn hêrre und beidiu sîniu lant?" „jâ hêrre", sprach Gurmün zehant. N u disiu suone zende kam, diu kûnigîn Tristanden nam und sazte in zuo ir tohter nider,
10620 bescheide MBE. 26. sprichest W. aber fehlt MBOm. 27. Div FBNE. 29. Von M, fehlt BN, wa von O . 30. Nu B. si fehlt F. dis (statt drî) OP. 31. gereiten MB, geretten ERS. 34. seht fehlt MBE; seht spr. si herre W; herre fehlt OP. sprachent m. 35. einer rede H. 36. driu M. ern(e)sl. Mm. 38. Ich B. 39. wellet HmFNP. daz ist FNORS, deist H, dast m; daz si. 43. daz ist FP, deist H. 45. hie inné BNO. 46. dem mOP. 48. der fehlt BNO, daz W. 10650 Der F, Intriwen ß . entriwen spr. er d. r. MBE. triwe F. 51. Den M. baltliche MmP, baltlichen W. 52. is O , id Ν. harter MBE. 53. der fehlt m. 54. michel naher d. m. MBE. 55. hastv 11. hastuz MFm, hast duz W. verlan FHN (ohne varen), varn v s lan m. 56. wiltu HWm. 57. Sus HB, Do N. 59. selbe MHWmO, selber. 62. nu fehlt MB. 63. diu statt do OP. 64. brangenen alle (-e n M). 67. künec fehlt MBE. 68. Steit ß . und fehlt HmBORSP. 70. so über der Zeile M, fehlt mB. vcrlüse W. 71. iedoch so WP. 72. vrowe hat FRS. 73. Herre FBm. aber fehlt MB (du). 77. Nv BN. 79. satt in HNRS. zú zir W, zv der m.
180
10680 u n d b a t in o u c h , d a z maere w i d e r
10710 daz sin n i e m a n w a r t gewar.
ir h ê r r e n al v o n ê r s t e s a g e n ,
nu si in zer k e m e n â t e n
w i e ez sich haste d a r g e t r a g e n
viir die f r o u w e n t r ä t e n ,
a n a l l e n disen s a c h e n
i m n e i c diu k i i n i g i n n e und nieman mê dar inne.
beidiu u m b e d e n t r a c h e n 10685 u n d u m b e des k i i n e g e s M a r k e s ger:
10715 si n â m e n sin d u r c h daz n i h t w a r , er e n k a m n i h t a l s e ein r i t t e r dar.
d a z Seite er a b e r v o n ende her. der k ü n e c s p r a c h a b e r : ,,hêr T r i s t a n ,
Nu Kurvenal Tristanden
n u w i e b e w a r ich m i c h hier a n ,
den f r o u w e n u n d e r h a n d e n
d a z ich der r e d e g e w i s s i ? " 10690 „vil w o l , h ê r r e , ich h â n hie bî
frôlichen unde gesunden sach, 10720 in f r a n z o i s e r w i s e er s p r a c h :
m i n e s h ê r r e n f ü r s t e n alle,
,,â, b ê â dûz sir,
s w a z g e w i s h e i t iu g e v a l l e ,
d u r c h g o t e s w i l l e n , w a z t u o t ir?
die s a g e t ir mir, diu ist g e t a n ,
d a z ir sus w u n n e c l î c h e
die wîle und ich ir e i n e n h â n . " 10695
H i e m i t e s ô s c h i e t der k i i n i c d a n .
in d i s e m h i m e l r î c h e 10725 sus lûzet v e r b o r g e n
die f r o u w e n u n d e T r i s t a n
u n d lât uns in d e n s o r g e n ?
die b e l i b e n a b e r e i n e d à .
w i r w ä n d e n alle sin v e r l o r n ;
Tristan nam Paranîsen sâ,
biz i e z u o haEte ich w o l g e s w o r n ,
„ g e s e l l e " , s p r a c h er, „gä h i n a b e : 10700 d â s t â t ein kiel in der h a b e , d à g a n e g e s w a î s l î c h e hin
d a z ir n i h t l e b e n d e wasret. 10730 w i e h a b t ir uns beswaeret! i u w e r kiel u n d i u w e r liute
u n d f r a g e , w e l h e r u n d e r in
die g e s w u o r e n w o l n o c h h i u t e
K u r n e v a l dà sì g e n a n t ,
u n d h a b e n t ez dâ vür, ir sit t ô t ,
dem selben rune zehant, 10705 d a z er ze s î n e m h ê r r e n gê;
und sint m i t m i c h e l e r n ô t 10735 h e r unz a n dise n a h t b e l i b e n u n d heten d a z inein g e t r i b e n ,
und s a g e o u c h n i e m a n n i h t m ê
si w o l t e n h î n a h t h i n n e n s i n . "
u n d b r i n g e in lise, als h ö f s c h d u s i s . "
„ n e i n " , s p r a c h diu g u o t e k ü n i g i n ,
nu hêrre, daz tet Paranis:
„ e r lebet g e s u n d e r u n d e f r ô . "
er b r â h t e in a l s o lise dar,
10680 82. het dar F, dar hette ß. 85. marken FB. 86. aber fehlt B, al von MN. 87. Der Bm. aber fehlt MBERS. 88. nu fehlt MB. 92. swelch MBE. 93. ir fehlt MFBNOP. 94. und fehlt BOP; ich uch einen F, ich vnd e. RS. 95. hie M. so fehlt MBEm. 99. gang W ß O , get m. 701. gench M, gane HBNP, gang WOE, ga F, go RS. geswesliche F, gewisliche WOP, geswasliche Htn, tögenlichen MBE, dúgenclichen Ν, snelleclich RS (en). 03. da fehlt mBNP. 05. simem. 06. ensage H. nieme H. 07. stille MBE. hovis sis(!) F. 08. nu alsus tet MBE, nu dit dede N, nu höre dis det S, nu hóre das d. P. 0 9 . als MFNOP. 10710 11. do MBNE. 15. Si M. ennamen H, sine namen Wm. 16. erchom (!) MFBN. 17. Nv FB, DoN. 19. frolich MBNmO. 20. franzoisare M. 21. ha MFWBEP, ay m. ben MBE. duze FOP, daz ß , se do RS. syre H, sire MWmOP, siere B, zire N. 22. ire MHmP, ir viere ß. 23. so N. 25. sizet WO, leit N, lusent m. 29. iendert lebendich F, nit in leben O , in 1. RS, lebende iht m, ir in lebenne W, ir lebene P. 32. swören MBNOERS, gsweren W. noch wol MB, noch vil P. 33. si h. MBE. 35. biz HBNOEP. 37. hint von hinnen MBE. hinnan W. 38. Nein FBm. 39. gesunt OBNP.
181
10740 und Tristan der begunde dò britûnisch sprechen wider in: „Kurvenal", sprach er, „gä balde hin und sage hin nider, min dine stê wol, und ich ez allez enden sol, 10745 dà nach wir ûz sin gesant." hie mite sô seite er ime zehant sîne linge al von gründe, so er ebeneste künde, nû er ime hete geseit 10750 sîn geliicke und sîn arbeit, „ n u " , sprach er, „balde gâ hin nider, sage mînen lanthêrren wider und ouch den ritteren dar zuo, daz ir iegelîcher f r u o 10755 mit sînen dingen sì bereit, wol gestrichen unde gekleit mit der allerbesten wât, die ir iegelîcher hât, und nemen mînes boten war; 10760 swenne ich in den sende dar, sô riten her ze hove ze mir. ouch sende ich morgen f r u o ze dir, sô sende mir den kleinen schrîn, dà mine kleinœde inné sîn, 10765 und mîniu kleider dâ mite, diu von dem allerbesten snite. dich selben kleide ouch also wol als ein höfsch ritter sol." Kurvenal neic und kêrte dan.
10770 Brangîene sprach: „wer ist der man? in dunket waerliche hier inne ein himelrîche: weder ist er ritter oder kneht?" „frouwe, swâ vür irn geseht, 10775 er ist ein ritter unde ein man; dane habet keinen zwîvel an, daz disiu sunne nie beschein tugenthafter herze kein." „ä, saslic müeze er iemer sîn", 10780 sprach ietwedere künigin und mîn frou Brang«ene dermite, diu höfsche und diu wol gesite. N u Kurvenal zem schiffe kam, sine rede ze handen genam 10785 dâ nach, als ime was vür geleit, er seite in, alse im was geseit, und ouch, wie er Tristanden vant. nû gebarten sì zehant, rehte alse der tôt ist gewesen 10790 und von dem tôde ist wider genesen: als fröuten sì sich alle dô. dô wären aber genuoge f r ô durch die lantsuone mère dan durch Tristandes ère. 10795 die nîdegen barûne si griffen an ir rûne und an ir sprächen wider als ê. si zigen Tristanden aber dô mê durch dise riche linge
10740 und fehlt MBOERS. der fehlt N O . 41. spräche W. 42. Kurv. H. sprach er fehlt BP. 43. min dienest wol mit blasserer Tinte W. 44. wan MBE. 45. Da M, dar n. OBNP. 46. so fehlt BN. 48. beste N , allerbeste B. 4 9 . N v m , Dú BN. 51. nu ga balde hin n. MBE, ganc balde OP. 55. m. sinem dinge mBN. 58. die ie ir iegl. W. 59. naeme W. 61. riden si OB. 64. miniv M. -ote Em. 67. selbe HmOP. ouch fehlt MOE. alse M, also HWRSP, als. 68. so ie man aller beste sol M (iemen) BE. hoflich W, wal gemûyt N. 69. Curv. MFBN. 10770 so groze vroude er nie mer gewan M (von späterer Hand) BE (nie me). 7 1 - 8 2 fehlen M. 71-72: im dühte werliche. da we s (da inne E) ein hiemelriche. da sprach gezögenliche. die kùnenginnen riche BE. 74. wa FWBNO(war)EP. 76. dek. mF. 77. die s. BNERSP. 79. Α Β. 80. ietweder FWBP. 81. ouch d. Η Β EP. 82. diu (2) fehlt BP. 83. Unde alse er h. z. sch. ch. M(und)BE. wider z. OP. 84. rede er BN. 87. ouch fehlt MBE. 90. ist fehlt WOP. were (statt wider) O , fehlt FBN. 92. da MWO, des P, der NB. 93. Durch M. 95. Die E. 96. die MBNE. 97. spräche WNORSP. 99. dur disen W. riehen H.
182
10800 zouberlîcher dinge; iegelîcher sprach besunder: „hie merket alle wunder, waz dirre man Wunders kan. jâ hêrre, waz kan dirre man, 10805 daz er allez endet, dar an er sich gewendet!" Hie mite sô was ouch der tac k o m e n , der dà zem kämpfe was genomen, und was vil michel hêrschaft, 10810 des lantvolkes michel kraft vor dem künege in dem sal. ouch was dà maneger hande zal under den guoten knehten; si frâgeten, wer dà vehten 10815 vür die maget Isolde mit dem truhsaezen wolde. diu frâge gie her unde hin nune was et nieman under in, der iht hier umbe erkande. 10820 under diu was ouch Tristande sîn schrîn und sîniu kleider k o m e n , dà hete er sunder ûz genomen drî giirtele den frouwen drîn, daz keiserîn noch künigin 10825 nie keinen bezzeren gewan. schapel unde viirspan, seckele unde vingerlîn der was ebene vol der schrîn, und was daz allez also guot,
10830 daz niemer keines herzen muot des gedenken möhte, waz ez besser töhte. des enkam ouch nie niht dervan, wan aise vil, daz Tristan 10835 im selben dervan genam: einen giirtel, der im rehte k a m , ein schapel unde ein spengelîn, diu ime gebsere mohten sîn. „ir schcenen", sprach er, „alle drî, 10840 disen schrîn und swaz dar inne sì, dà mite sô schaffet alle und tuot, swaz iu gevalle." M i t disen maeren gieng er dan; sîniu kleider leite er an 10845 und kêrte dar zuo sînen pîn und fleiz sich, wie er sich dar în gefeitierte also wol, als ein volmiiete ritter sol. ze wünsche stuonden ime ouch die. 10850 nu er wider ìn zen frouwen gie und si in begunden schouwen, nu begunden in die frouwen durch ir gedanke lâzen gân. er dûhtes alle drî getan 10855 schöne unde sxleclîche. die drî saeldenrîche, si gedâhten alle in einer frist: „zwäre, dirre man der ist ein manlich creatiure;
10800 steht vor 99 W. 05. er ez a. MHWBOP, erz a. F, he allit dat N. 06. da nach er wirt gesendet MBE. 07. hie MWP. so fehlt MBNOERSP. tac ouch F. Q8.zuk.OBNP. 11 i W 12 sale: zale HFNO, sale : zal M. 14. vragten M. 16. solde ON. 18. nu MF. eht HW, oht F, ecks B, secht P, fehlt NORS. niemen M. 19. dar vmbe MBE. 20. Under Β; vnder des OBP; dev F; hey mede N. 21. Sin M. sin Fß (cleinode). 23. Dri E, drie W. gurtel F. 25. nie neheinen M, n. kein FBE. 27. seckele HW, inde budel Ν (27 und 28 umgestellt), budelgin O, büttel P, sekkel RS, senkil F; hafetel M, hefftell E, heftelin ß. 28. eben HF. 29-32 fehlen M. 29. als OP. 10830 32. wie O; es OERSP. 33. nie fehlt FNRS. 34. als tr. ON. 35. i. s. eine gurtel nam MBE. selbem H, selber FWP. nam F. 36. Der Vers fehlt in M ohne Lücke und ist mit Verweis von späterer Hand (XIV. Jh.) unter der Spalte nachgetragen: ds im zetragen wolgezam; der sime Hue wal gezam BE. 37. tschapel M. vingerlin MBE. 39. Ir sch. F; mine fröwen MBE. 40. drinne M, daz dinne F, dinne Ν, das inne RS. 41. so fehlt MBNERS. 42. und tuot fehlt MBNE. wol gevalle MBERS, da mede g. Ν. 43. Mit HBN. so gieng H. 44. lit F. 45. er k. MBE. da HW, danne ζ. F. 46. wier MW. 47. gefiegierte FOP, gefierte W, gefigurte RS, gevisierde N. aise M, als F. 48. volmvt H; gemöt MBE, wol gem. NORS, wol miittiger P. 49. ouch im FP. 50. vf zen M, in fehlt B; w. z. d. fr. in gie O. 51-62 fehlen M, statt ihrer: nv dvhter si lobelich / erwunschet vñ sasld'n rieh. 53. hende OP. 55. Schone £ . sadiche WN. 56. er dûhte si s. r. Β. 183
10860 sîn wât und sîn figiure die schephent wol an ime den man: si zement so wol ein ander an. sîn dine ist allez wol gewant." N u hete ouch Tristan besant 10865 sîne cumpanîe: diu was komen und heten einen stuol genomen nâch ein ander in dem sal. dà gie diu michel werlde al und beschouweten besunder 10870 der kleidere wunder, diu si an in sähen, genuoge dà jähen, ezn getriiege nie sô manic man als ebenguotiu kleider an. 10875 daz si aber alle stille swigen, dem lantgesinde rede verzigen, daz geschach durch die geschiht, sine künden der lantsprâche niht. Hie mite sante ouch der künic in 10880 einen boten nâch der kiinigîn, daz sî ze hove kîeme und ir tohter zuo zir nseme. „Isöt", sprach sí, „wol ûf, gâ wir! hêr Tristan, sô belîbet ir: 10885 ich tuon zehant nâch iu gesant, sô neme iuch Brangasne an ir hant, und gât ir zwei nâch uns dar în." „gerne, frouwe kiinigîn." Sus kam diu küniginne Isôt,
10890 daz frôlîche morgenrôt, und fuorte ir sunnen an ir hant, daz wunder von Irlant, die liehten maget Isôte; diu sleich ir morgenrôte 10895 lîse unde stasteclîche mite in einem spor, in einem trite, suoze gebildet über al, lane, ûf gewollen unde smal gestellet in der waste, 10900 als sî diu Minne drsete ir selber zeinem vederspil, dem Wunsche zeinem endezil, dà vür er niemer komen kan. si truoe von brûnem semît an 10905 roc unde mantel, in dem snite von Franze, und was der roc dermite da engegene, dà die sîten sinkent ûf ir liten, gefranzet unde geenget, 10910 nähe an ir lîp getwenget mit einem borten, der lac wol, dà der borte ligen sol. der roc der was ir heinlich, er tete sich nähe zuo der lîch: 10915 ern truoc an keiner stat hin dan, er suochte allenthalben an al von obene hin ze tal; er nam den valt unde den val under den füezen aise vil
10860 sine (1) F. gewant W. 61. si WBN. ein man F. 62. ziment F. so fehlt H NE. 64. Nv HB. 65. sin M. comp. H FW. 67. Nach M. 68. giench F. michel fehlt W. werlde MH, werlt die übrigen. 69. schoweten FWNOERS. 71. diz an F. allen s. FWNORSP. 72. g. die MB (die des) E. 73. ez F. 74. so NB. 75. si fehlt F. aber fehlt OP. 79. hie MEP. sant MFW. In fehlt M (von späterer Hand nachgetragen), hin BNEP. 82. und fehlt MBE. zv ir F, mit ir OP. 83. Ys. Β. si fehlt HNERSP. gen MBE (gand). 84. herre H. 85. ez wirt z. MBE. 86. nimt F, nemt B. an die hant MWERS, in de h. N , mit ir h. O. 87 und 88 fehlen MBE. 88. g. sprach er f. k. O; min vr. W. 89. sus MHWE. 10890 93. liehte M (div) FHBNOERS. sunne MBE. 94. si FE. 95. staetlichen M N , steteliche H. 99. gestalt MBE. 900. trete HW (zu dr. verbessert) O. 0 1 - 8 9 fehlen M. 01 und 02 spile : zile HFO. 04. semit H, saemite W; samìt die übrigen. 06. von frantzois was O , gefranzit was Ν. da m. H N O P . 07. da aingeine F. 08. sin kint F, swenzende N. 10. nahn F. 12. da da der HWNO. 13. heimelich FE. 14. nahen HB, noher RS. 15. er H.
184
10920 als i u w e r i e g e l î c h e r w i l .
10950 u n d n a m d e n valt al zende nider,
der m a n t e l w a s ze flîze
dà m a n diz u n d e d a z da s a c h ,
m i t h e r m î n e r wîze
ich m e i n e v e d e r e n u n d e t a c h .
i n n e n al ûz g e z i e r e t ,
m a n s a c h z i n n e n u n d ûzen und i n n e r h a l b e n lûzen
bî zîlen g e f l o t t i e r e t ; 10925 er w a s ze k u r z n o c h ze l a n e ,
10955 d a z b i l d e , d a z diu M i n n e
er s w e b e t e , d à er n i d e r s a n e ,
a n lîbe u n d a n d e m sinne
w e d e r zer e r d e n n o c h e n b o r .
s ô s c h ö n e h e t e gedraet:
d à s t u o n t ein h ö f s c h e r z o b e l v o r
diu z w e i , gedrast u n d e genset, diu e n v o l l e b r â h t e n nie b a z
d e r m â z e , als in diu M â z e s n e i t , 10930 w e d e r ze s m a l n o c h ze b r e i t ,
10960 ein l e b e n d e bilde d a n n e d a z .
gesprenget, swarz unde grâ:
gevedere schâchblicke
s w a r z u n d e g r â diu w ä r e n dà
die flugen d â s n ê d i c k e
also gemischet under ein,
schâchende dar unde dan: ich waene, I s ô t vil m a n e g e n m a n
d a z ir d e w e d e r e z dà s c h e i n . 10935 der n a m o u c h sine k r u m b e
10965 sîn selbes d â b e r o u b e t e .
r e h t a n der w î z e al u m b e ,
si t r u o e û f ir h o u b e t e
d à der z o b e l die f u o g e n i m e t ,
einen cirkel von golde
d à diz bî d e m s ô w o l g e z i m e t ,
smal, alse er wesen solde, g e w o r h t m i t spaehem s i n n e .
diu t a s s e l , dà diu s o l t e n sin, 10940 dà w a s ein k l e i n e z s n u o r l î n
10970 d â l ä g e n g i m m e n i n n e ,
v o n w î z e n b e r l î n în g e t r a g e n ,
erwünschete steine
d à h e t e diu s c h œ n e în g e s l a g e n
vil lieht und i e d o c h k l e i n e ,
ir d û m e n v o n ir l i n k e n h a n t .
die b e s t e n v o n d e m l a n d e : Smaragde und jachande,
die r e h t e n h e t e sì g e w a n t 10945 hin n i d e r b a z , ir w i z z e t w o l ,
10975 s a p h î r e und c a l z e d ô n e , u n d w ä r e n die s ô s c h ö n e
d à m a n den m a n t e l sliezen s o l ,
w â unde w â d a r în g e l e i t ,
und slôz in h ö f s c h l i c h e inein
daz weremannes wîsheit
m i t ir v i n g e r e n z w e i n :
n a c h r e h t e r spaîheite
v ü r b a z dà viel e r s e l b e w i d e r
10920 21. Der BN. 23. alsus g. FP. 24. geflottieret H, gefloyt. F, geffoit. W, genfloit. P, geflor. BNOERS. 25. ern FBOP. 29. als in der m. s. OP. 33. gemenget ON. 34. enwederez W, iew. BP. 36. rehteH. 38. so wol bi dem W. 39. dâ die t. s. s. BE. casse! WOP. 40. da FHBO, daz WNP. 43. linker F O , glinken P, lurzer N. 4 7 . hofliche HNP. 4 8 . vingere W. 4 9 und 50 neder : weder O , v. da viel er wider nider P. 10950 fehlt P. a! fehlt NOE. 51. daz man HWNORSP. gesach F (dâ fehlt). 52. dach H. 53. innen FHWBOP, inne N. 54. innerh. FNO, innertalben HW(-th)P, innethalf da I. B, ynneclichen E. 55. da anstelle von daz (2) H. 57 und 58 gedrat W, genat W. 61. gevadere lavf ein schablicke H; Geuedert N. 62. slügen OB. 63. schehende H. 66. Si HB. 67. cirkel alle. 70. gimme F. 74. smaragden WBNOEP. und fehlt FE. iechande H. 75. saffire W. und fehlt FBE. 78. dez H, des RS. were in m. w. FBE. 79. spacheite HFW.
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10980 nie steine baz geleite, dâ lûhte golt unde golt, der cirkel unde îsolt, enwiderstrît ein ander an. da enwas kein alse wise m a n , 10985 haete er der steine niht gesehen, daz er iemer haste verjehen, daz dâ kein cirkel wasre: sô glich und alse einbaere was ir hâr dem golde. 10990 Sus gieng îsôt Isolde, diu tohter ir muoter bî, frô unde aller sorgen fri. ir trite die wären unde ir swanc gemezzen weder kurz noch lane 10995 und iedoch beider mâze. si was an ir gelâze ûfreht und o f f e n b a r e , gelîch dem sperwaere, gestreichet alse ein papegân; 11000 si liez ir ougen umbe gân als der valke ûf dem aste; ze linde noch ze vaste heten si beide ir weide, si weideten beide 11005 als ebene unde als lîse und in sô süezer wise, daz dâ vil lützel ougen was, in enwaeren diu zwei spiegelglas ein wunder und ein wunne.
11010 diu wunne bernde sunne si breite ir schîn über al, si erfröute liute unde sal slîchende neben ir muoter hin. si zwô si wären under in 11015 in süezer unmuoze
11020
11025
11030
11035
mit zweier hande gruoze grüezende unde nîgende, sprechende unde swîgende. ir reht was an in beiden besetzet unde bescheiden: ir eine gruozte, diu ander neic, diu muoter sprach, diu tohter sweic. diz triben die wol gezogen zwô: diz was ir unmuoze dô. N u daz sich îsôt unde îsôt diu sunne unde ir morgenrôt heten nider gelâzen, dem kiinege bî gesâzen, nu nam der truhsasze allez war und frâgete her unde dar, wâ der gewaltesœre, der frouwen kempfe w«ere. des was er unberihtet dâ. sine mâge nam er sâ: der was ein michel her umbe in. vür den künec sô gieng er hin. dem gerihte antwurte er sich: „nu h ê r r e " , sprach er, „hie bin ich und vordere mîn kampfreht.
10980 81. Da N. 83. en ander W. 84. so OB. wiser F Β RS P. 90. Sus Β. ysolt statt Isôt W. Vor ysolde : vñ getilgt H, vnd ysolde P. 91. sus gie div sozze ir mòter b¡ MB; suze für tohter auch E. 92. fro Μ(Έτο)ΗΒΝΕΡ, vrut FWO. 93. die fehlt OP. 94. zu k. η. zu 1. ONP. 95. zebeider F; in b. NRS, bi ds BP (bey). 98. sparw. M, sperb. F. 99 und 100 fehlen MBE. 99. ein fehlt F. papigan F. 11001. also M. der fehlt W, ein N. 03.bedeM. 05. also statt als (1) NP. also (2) FBNOP, so W. 06. und fehlt MB (also) E. 08. en fehlt HWBOEP. 11010 dir W. 11. breitete HWO, beraitte P. 12. ervrovte HM (ovte aus aet verbessert); -wete F(-ten) WNO. lvt FW. 14. zö M, zw. H. si (2) fehlt OP. 16. zweiger W. 21. div eine MBE. neich aus sweich verbessert M. swaig E (: naig). 23. Diz ME. gezogenen FW; die fröwen MB (da die) E. 24. ez MBE, das P. 25. nu ME. daz fehlt MBE. 27. vslazen HM. 30. fragte M. 31. gewaltese H, -tere Β, -tigere P. 36. so fehlt MBNEP. 37. entwirter W. er fehlt F. 38. nu fehlt MBE.
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11040 wâ ist nû der guote kneht, der mich an mînen êren hie wasnet umbe kêren? ich hân noch friunde unde man. ouch ist mîn reht sô guot hier an, 11045 tuot mir daz lantreht, alse ez sol, ich geteidinge wol. gewalt entsitze ich kleine, ir entuot ez danne al eine." „Truhsaeze", sprach die künigín, lioso „sol dirre kämpf unwendic sin, sone weiz ich rehte, waz ich tuo: ich bin dar ungewarnet zuo. und zwâre, woltest dùn noch lân ûf solhe rede understân, 11055 daz Isot dirre maere ledic und âne waere, truhsaeze, zwâre, ez kaeme dir ze alse guoten staten als ir." „ledic?" sprach der ander dô. 11060 „jä frouwe, ir tastet ouch also, ir liezet ouch gewunnen spil. swaz ir geredet, ich waene, ich wil mit fromen und mit êren von disem spile kêren. 11065 ich haste michel arbeit unsinneclîchen an geleit, solte ich nû dar vone gân. frouwe, ich wil iuwer tohter hân: daz ist daz ende dar an.
11070 ir wizzet in sô wol, den man, der den trachen dà sluoc: den bringet, so ist der rede g e n u o c . " „Truhsasze", sprach diu künigín, „ich hcere wol, ez muoz et sin, 11075 ich muoz mîn selbe nemen war." si wincte Paranìse dar: „gä h i n " , sprach sì, „und brine den man. nu sâhens alle ein ander an, ritter und barûne. lioso under in wart michel rune, vil frâge und manic masre, wer dirre kempfe waere. nune weste ez ir dekeiner dà. hie mite kam ouch geslichen sä 11085 diu stolze Brangaene, daz schcene volmaene, und fuorte ze handen ir geverten Tristanden, diu stolze und diu wol gesite 11090 si gieng im siteliche mite, an lîbe und an gelâze liutsaslic ûz der mâze, ir muotes stolz unde frî. ouch gieng ir ir geverte bî 11095 in stolzlicher wise; des dine was ouch ze prise und ze wunder ûf geleit an iegelicher sselekeit, diu den ritter schephen sol:
11040 er nv F, he nu N. 41. von WNRSP. 43. hie statt noch M (BE); oych Ν. hie han ich BE. vrunt F. unde fehlt Η. 46. so t'we ich gedingen wol MBE; so gedadinge ichw. N, ich gedinge P; getevdinge H, getegedinge W, gededingen OS, getegede (!) R. 48. ir tut FEP. 49. truhs. MP. 51. ich (1) fehlt Η. ich (2) fehlt W. getü WP. 52. dir F, hie MBE. 53. und fehlt M (Zeware) BNE. in fehlt HNOP, dun MFW. 54. solich H. 55. daz min tohter MBE. 56. lidig W (= 59.). 57-68 fehlen MBE. 58. also (1) F, also (2) P. 64. diseme W. spil FW. 66. -liehe H. 67. dar HP, der FW, da NORS. 69. fröwe diz ist daz ende dran MBE. 11070 71. trackenFWE. 72.sostM. 73. truhs. WOP. ich höre wol s. d. k. MBE (Ich ß). 74. disiv (die £) rede möz et vnwendch sin MBE (et fehlt Β); eht HW, oht F, ouch P, nu O, fehlt N. 75. selbes MBE, selber FWNOP, selben H. 76. paranisen HBNE. 78. sahen si Η, sahen Β. 79. rittere HWN. 82. der k. MWBOERSP. 83. deheiner MW, cheiner FE. 86. liehte MBE. 89-94 fehlen MBE. 90. -liehen HO. 91. an (2) fehlt H. 92 vzer HOP. 96. wol ze pr. MBE. 97. wndere HW.
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11100 ez stuont allez an im wol, daz ze ritters lobe stât. sin geschepfede und sîn wât die gehullen wunneclîche inein: si bildeten under in zwein 11105 einen ritterlichen man.
11110
11115
11120
11125
er truoc ciclâdes kleider an, diu wären ûzer mâze rîch, fremede unde lobelîch. sine wären niht von hove gegeben: daz golt daz was dar în geweben niht in der hovemâze. die sîdînen strâze die kôs man kûmelîche dâ: si wären wâ und wâ sô mit dem golde ertrenket und in daz golt versenket, daz man daz were dâ kûme sach. ein netze daz was ûf daz tach von kleinen berlîn getragen, die maschen aise wît geslagen, als ein hant an der breite hât. dâ durch sô bran der ciclât reht aise ein gliiender kol. er was von timît innen vol vil brüner danne ein violate, reht ebenbrûn der gloien blate. der selbe phelle der tet sich an den valt und an den strich alse nähe und alse wol,
11130 alse ein phelle beste sol: er stuont dem lobelìchen man wol unde lobelìchen an und alle wîs nâch sîner ger. ûf sînem houbete truoc er 11135 von spaehem werke spaehen schîn, ein wunneclîch schapelekîn daz rehte alsam ein kerze bran: dâ lûhten alse sterne van topâzen und sardine, 11140 krisolîten und rubine, ez was lieht unde klär, ez hete im houbet unde hâr klârlîchen umbevangen. sus kam er în gegangen 11145 rîch unde höhe gemuot. sîn gebär was hêrlîch unde guot. al sîn geverte daz was rîch: er was selbe rîchlîch an allen sínen sachen. 11150 si begunden ime rûm machen, dâ er zem palas în gie. hie mite sô wurden sîn ouch die von Kurnewâle gewar: si sprungen frôlîche dar, 11155 si gruozten unde enpfiengen, dâ sì bihanden giengen, Brangaenen und Tristanden; si nâmen sî ze handen die geverten beide, sì und in,
11100 03—44 fehlen MBE. 03. hüllen OP. 06. cycl. HW. 07. vz der WRP. 09. geben FRSP. 10. gewaben W. 12. sidene FO, sidenen HWP. 13. kunichliche F, kúnecl. W, kiinglichen P, kintl. R, kundecl. S. 17. ersach W, gesach S. 18. dach F (!). 22. dar HW. 24. er zu ez verbessert W. von fehlt F. 25. ein fehlt FNO. e. vein violate H; vilate FWNOP (viel ) RS. 26. gleigen W, gloren H, gleyen R, gilgen S, glorien P. 29. also (1) FPy als N. nahen F. also (2) FNP, als H. 11130 ein fehlt F. phellir H, pfeller RSP. von rehte statt beste W. 31. -lichem F. 32. lobenl. F. 34. Vf H. 36. wunderlich F. schapellikin FW. 37. als NP. 38. alles stsren Illan [Rasur von v) H; alle sterren an N. steine F; ferne P. 39. tobazen H, thopazen W, topazion F, topasien NP, thopazien O. Sardinen H. 45. riche HFW, Riche N. hochgem. ME. 46. gebare M, geberde NOP. 47 und 48 fehlen MBE. 47. daz was fehlt N. heirlich N. 48. herlich P. 50. Si Β. 51. Da F. palase HW., balas M. 52. Hie M. mite so fehlt W. ouch sin F. 53. cornew. H. 56. beh. M. 57. brangene FWN. 58. namen in MWB (in E fehlt der Vers). 59. geverte W. bede M.
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11160 und condewiertens under in schöne und hêrlîche hin viir daz künicríche. künec, ietwedere künigín si täten ime ir tugende schìn: 11165 si stuonden ûf und gruozten in. Tristan der neic in allen drin, dar nach gruozten si drîe Tristandes cumpanîe hêrlîche und alsô wol, 11170 als man von rehte hêrren sol. Hie mite kam al diu ritterschaft zuo gedrungen herhaft und gruozten die geste, der geverte ir keiner weste. 11175 jene bekanden aber iesâ ir vetere unde ir mâge dà, die von Kurnewâle zlrlant ze zinse wären gesant. dà lief vor fröuden manic man 11180 vetere unde mâge weinende an. fröude und klage der was dâ vil, der ich niht sunder rechen wil. der künic dô Tristanden nam selb andern, alse er dar kam, 11185 in und Brangsenen die mein ich, unde sazte sì ze sich und fuogte aber under in daz, daz Tristan innerhalben saz. sô sâzen anderhalben sin
11190 die sadigen zwô künigín. ritter und barûne, Tristandes cumpanjûne, die sâzen ûf den esterîch; und aber alsô, daz iegelîch 11195 dem gerihte under ougen sach, und sähen, swaz sô dâ geschach. Hie mite huop von Tristande daz gesinde von dem lande manie gerûne und manic zal, 11200 ich weiz ez wol, daz in dem sal ûz maneges mannes munde lobebrunnen vil begunde ûf wallen unde enspringen von allen sînen dingen: 11205 si sageten ime lob unde prîs maneger hande und manege wîs. ir genuoge sprächen daz: ,,wâ geschuof ie got figiure baz ze ritterlichem rehte? 11210 hî, wie ist er ze vehte und ze kampfwîse gestellet sô ze prise! wie sint diu kleider, diu er treit, sô rîlîchen ûf geleit! 11215 ezn gesach nie man in Irlant sus rehte keiserlich gewant. sin massenie diu ist gekleit mit küniclicher richeit. und waerliche, swer er sì,
11160 condewiertense M, condivirtens F, condiertens H O , conduietens W, salueierden si Ν. 61. hofschliche MBE. 62. Hin H. d. riche F. 63. chvnch vfl ietw MBOEP. ietweder MFW. 64. si (fehlt BE) t. ir t. an im sch. MBE. 66. der fehlt BN. 67. öch für dar nach MBE. 68. comp. HFWOP. 69. als ME, alse W, so N. 71. Hie FBN. alle d. HW ( lú). 73. grözzeten M. 74. dar vmbe MBE. deheiner M. wiste H. 75. sa MBNE. 76. vatere HM. 77. cornew. H; -wal F. ze yrl. HM. 78. ze sinne H. waeren M. 79. von NO. 80. vaetere M, vatere H; vater FWBOEP. dan W. 82. die ich nv niht MBE. rekken M. 83. Der MBE. da F. 84. selbe MHWN. 85. brangene FP. die fehlt WNE. meine M. 86. satte H. 87 und 88 fehlen MBE. 87. vuget F, -ete H , fuete W. 88. daz fehlt F. innerthalben HWO. 89. do MBNE (da), andertalben HWBO. 11190 mine fròwen die ζ. k. MBE. seligen fehlt N. 91. rittere FHWN. 92. comp. HFWOP. 94. ir iegl. MBNE. 96. so fehlt BNOP. 97. Hie MHFB. 99 und 200 -ale MHFWBNO. 200. daz wol M, ez fehlt WBNOEP. daz fehlt W. 02. lobebrunne W; von lobe vil br. E. 03. wallen MHBE, qwellen FWNOP. vf erspringen W, vff spr. N{up)ORS, vnde spr. B. 05. bris M. 06. mangen ende vñ mangen w. MBE. 0 7 - 2 0 fehlen MBE. 08. ez gesch. F. ie got Η, nie got F; ie fehlt Ρ; got ie die übrigen. 10. hi FH, hie P, hei WO, ey N. 11. zechamphe wise F; zu kampes w. N O . 14. richl. FNO (!). 15. nie man HO, ye man P. nieman und niemen die übrigen. 16. so FNP. 17. diu fehlt NP.
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11220 er ist muotes unde guotes fri." alsolher rede was dà genuoc. der truhsasze der truoc den ezzich in den ougen. diu rede ist âne lougen. 11225 N u hiez man ruofen in den sal eine stille über al. diz was getan; nu daz geschach, daz nieman wort noch halbez sprach, der künic sprach: „truhsseze, sprich, 11230 wes vermizzest dû dich?" „hêrre, ich sluoc den serpant." der gast stuont ûf und sprach zehant: „hêrre, ir entâtet." „hêrre, ich tete, ich bewasre ez wol an dirre stete." 11235 „mit waz bewasrde?" sprach Tristan, „diz houbet, seht, daz brâhte ich d a n . " „hêrre künec", sprach Tristan dô, „sit er cfes houbetes sô ze bewaerde wil jehen, 11240 sô heizet in daz houbet sehen: vindet man die Zungen dà, ich entwiche mines rehtes sä und wil von mînem kriege gân." sus wart daz houbet ûf getan 11245 und niht dar inne funden. Tristan hiez an den stunden die zungen bringen: diu kam dar. „ir hêrren", sprach er, nemet war und seht, ob sî des trachen sì."
11250 nu stuonden sîs im alle bî und jâhens al gemeine wan der truhsseze al eine, der wolte ez Widerreden ie; nune wiste er aber rehte wie: 11255 der veige der begunde mit zungen und mit munde, mit rede und mit gedanken schranken unde wanken; er enkunde sprechen noch gelân, 11260 er enwiste, waz gebasrde hân. „ir hêrren alle", sprach Tristan, „hie merket alle wunder an, wie sich diz hie zuo habe getragen: dô ich den trachen hete erslagen 11265 und ich ime mit lîhter arbeit ûz sînem töten rächen sneit dise zungen und si dannen truoc, daz er in sider ze tôde sluoc." die hêrren sprächen alle: 11270 „an disem lantschalle ist lüzel êren bejaget, swaz ieman sprichet oder gesaget, unser iegelîch der weiz daz wol. ob man ze rehte reden sol, 11275 der aller erste dar kam und die zungen dà nam, der sluoc ouch den serpant." des wart gevolget zehant. N u daz dem valschen gebrast
12220 gvtes unde mvtes FNRSP. 21. an solher W, solher MB F., alsolicher H. 22. aber der tr. MBE. der (2) fehlt ME. 25. nu ME. riefen WP. dem WE. 27. vñ daz g. MBOE, vnd diß g. RSP, nu fehlt N. diz FWN. 29. Der MBE. 30. vermizzestu MF. 33. tsetet M. 33 und 34 tet : stete M, -et HW. 35. m (mit nur begonnen) waz M; dat (bewerit) BE (mit fehlt). 36. d.h. sin d. b. MBE. brachich H. 37. Herre BN; chunch vfl herre MBE. 38. höbetes W. 39. zeiner b. MBE. 40. in in M; in an H. 41. vinde M. zunge FWBNORS. 43. mime HW. 44. daz h. daz wart vf get. MBE. 46. Trist. B. 47. zunge FBNORS. 49. sehet HF. obe M. des fehlt O. ob sie es des P. tracken FW. 12250 siz F, si WNRS; sy jms E; des gest. si im a. bi B. 5 1 . e s fehlt FNORS. 53. wold ez F. 54. wesser M; weste er F. rehte fehlt FN. 55. der tore MBE, der valsche N. 57. reden HBN. 58. sprechen B. 59. Ian FN, enlan P. 60. weste F, wesse M, wisse W. geberden HBNE. 61. mine h. hie spr. tr. MB(Mine)E; Ir FN. 63. diz wunder hie W. 64. tracken FWE. 65. Und E. ich fehlt MBNE. 67. zunge BNO (auch 76.). 68. sit FN. 69. Die MBN. 71. ir statt ist W. 72. iemen M. gesaget HWNO, saget die übrigen. 73. der fehlt F(N)OE. 74. obe M. 75. daer M. zaller F WO. erst MHF, erest W. 78. sazehant ME, al zeh. WOP, da z. N , do ζ. RS. 79. nu ME.
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11310 gebietet ime daz, daz er var 11280 und der valschelôse gast wol balde wâfenen sich: des hoves volge gewan, bereite sich, als tuon ich m i c h . " „herre k ü n e c " , sprach aber Tristan, „nu weset der triuwen gemant: Nu daz der truhsasze sach, iuwer tohter stât in miner h a n t . " daz sich diu rede ze kämpfe brach, 11285 der künec sprach: „hêrre, des gihe ich, 11315 sine mâge und sine man als ir gelobetet wider m i c h . " die nam er alle und gie dan „nein h ê r r e " , sprach der valsche dô, an eine spräche sunder „durch got, ensprechet niht also, und suochte rat hier under, swie ez hier umbe ergangen sì, nu dûhte sì daz ma;re 11290 dà ist zewâre untriuwe bî 11320 sô rehte lasterbaere, und ist mit valsche hie zuo komen. daz er dà lützel rates vant. ê aber mir werde benomen ir iegelîcher sprach zehant: mîn ère mit unrehte, „truhsasze, diniu tagedinc si muoz mir ê mit vehte diu heten bcesen ursprinc, 11295 und mit kämpfe hine gân: 11325 ze bcesem ende sints ouch komen. wes hâst dû dich an genomen? hêrre, ich wil den kämpf b e s t â n . " wiltû dich mit unrehte „truhsseze", sprach diu wîse Isôt, bieten ze vehte, du teidingest âne nôt: mit wem wildû kampfrehten? daz gât dir westlich an daz leben. 11300 dirre hêrre wil niht vehten: 11330 waz râtes muge wir dir gegeben? er hat doch an Isolde hie enhceret noch ère zuo: behabet, daz er wolde. verliusest dû daz leben nuo er wsere tumber danne ein kint, ze gär verlorner ère, und vashte er mit dir umbe den w i n t . " so ist aber des schaden noch mère. 11305 „war umbe, f r o u w e ? " sprach Tristan, 11335 uns dunket alle und sehen daz wol, ,,ê danne er ja:he, daz wirn hier an der wider dich dà vehten sol, gewalten unde unrehten, der ist ein geherzet man zer nôt. ich wil ê mit im vehten. bestâstun, zwâre ez ist din tôt. hêrre unde frouwe, sprechet dar, sit dich des vâlandes rät
11280 valschlose HP; vnfalsche H; warhafte B; in de ayn valschz was. de gast N. 82. künec fehlt Mß(Herre)£. 83. sit MHBOP. 84. stet M. 85. Der N. spr. aber (fehlt B) des g. i. MHBE. de W. 87. Nein B. 89. her HBNRSP. 90. zware MHFW. 91. her zu NB. 97. Truhs. BN. 98. div rede ist allez ane not MBE. 99. wilt tv H, wil du MF. 301. Er ME. 04. und fehlt MBNE. vaht M. vmben (n nachträglich zugefügt) w. M, vmbe w. N. 05. War BN. 06. e de er WNRS; er dann das er P. iahe M, sechte N, iehe die übrigen, im WN; fehlt FRS. wir fehlt N. 09. Herre B. 11310 daz fehlt FNERSP. 11. waffen M, wefenen H, weffen RS, wapen BNO, wappnen P. 12.also W, so FNOP. 13. alse MH(Alse)£, Dv BN. 17. spreche P, gespreche NB. 18. nam MBERS. 19. duse m. ON. 20. wandelbare MBE. 23. teid. M FE, teged. W, deding ORS, deged. B, dadinc N, tading P. 25. sint si HBOEP, sinz F, sint (ohne si) MW, ist oych k. N; ouch fehlt BO. 26. waz MBEP. hastu MHF. ane M. 27. wil dv M, wilt du F. 29. get M. werlich (!) ORSP. 30. mvgen MW. geben WBNOEP. 31. Hie ME. (en) hört MFWNE, hiene gehöret HP, hie engeret O. 32. tv H. 34. noch fehlt MBNOERS. 37. beherzent M. 38. bestun M, bestastun H, besteis dun B, bestastu in FWNO. ez ist zware f ; zware fehlt O. 39. valendes H.
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11340 verraten an den êren hât, so behabe dînen lîp doch, versuoche unde besieh noch, o b diz laster und die lüge ieman hin gelegen miige 11345 mit keiner slahte masre." dô sprach der lügenasre: „wie weit ir, daz ich daz g e t u o ? " ,,dâ râte wir dir kurze zuo: gâ wider în unde gich, 11350 dîne friunt die heizen dich dise vorderunge varen lân: nu wellestû dervone g â n . " der truhsasze tete alsô. er gie wider în und seite dô, U355 sîne mâge und sine man die hasten in genomen dâ van. nu wolte er ouch dâ von sin. „truhsasze", sprach diu kiinigîn, daz enwânde ich niemer geieben, 11360 daz du iemer soltest ûf gegeben alse gär gewunnen spil." alsolhes spottes wart dâ vil getriben über den palas, der arme truhsaeze was 11365 ir gîge unde ir rotte; si triben in mit spotte umbe und umbe als einen bal. dâ wart von spotte michel schal, sus nam der valsch ein ende
11370 mit offenlîcher sehende. D o disiu rede geendet was, der künic seite in den palas sînes landes cumpanjûnen, rittern und barûnen, 11375 daz diz Tristan wasre, und kunte in diz msere, als er ez hete vernomen, war umbe er zlrlant wasre komen und wie er gelobet haste, 11380 er solte ez ime dâ staste mit M a r k e s fürsten machen mit allen den sachen, als er im vor benande. daz gesinde von Irlande 11385 was dirre maere sère frô. die lanthêrren sprächen dò, daz disiu suone wasre gevellic unde gebasre, wan langez hazzen under in 11390 tribe ie die zît mit schaden hin. D e r künec gebôt unde bat, daz in Tristan an der stat der rede gewis taste, als er ime gelobet haste. 11395 er tete ouch alsô: Tristan und alle sînes hêrren man die swuoren zuo dem mâle daz lant ze Kurnewâle ze morgengäbe Isolde,
11340 41. habe ME; behalt BNO. den F. 42. doch noch FWNOP, doch fehlt MHBRS, vor noch Rasur eines Buchstabens B. 43. obe M. dise 1. FNOE. 44. iemen M. 45. deheiner MF (dech.) E. 46. Do B. 47. woltir H. 48. raten MWOE. balde W. 49. gench M, ganc BNE. in fehlt BN. 50. frivnde M. hiezen W. 51. voderunge F. var lan H\ varen fehlt OP. 52. wollestv H. da von HB (vane) Ν. 53. Der BN. 54. In fehlt W (vnde) BN. 56. da van HNO, hie van MBE, der van die übrigen. 57. öch er W. da von HBN (vane), der von die übrigen. 58. Truhs. ß. 59. wan dich H. 60. daz deimer M. geben FBERSP. 61. als MHFWE, also BP, so NO. 62. solhes MBE. 63. in dem MBNOF balas M. 65. vedel ON. 67. Vmbe ME. 69. sin v. MBE, der valsche FN. 11370 71. Da HF, do ME. verendet ME, volendet B, gendet FH. 72. den FHORS, dem MWBNEP. balas M. 73. comp. HFWOP. 76. kunten F, kundet(e) in HWOP. daz MBEP, de N. 77. erz M (alserz) F; er P. 78. zv yrl. HM (ze). 79. und fehlt MB (wie er ouch) E. 80. in WOP. staete M. 83. in OP. nande FP, genande W (ge- über der Zeile) B. 85. harte MBE, so WRS. 87. div MHBE. 88. geflch M (e übergeschrieben). 90. schänden H. 91. Der FB. 92. imNP. 94. erm MH. 95. Er B. 97. ζ e M.
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11430 d à m a n die e i l e n d e n
11400 und d a z si w e s e n s o l d e f r o u w e ü b e r allez E n g e l a n t .
ze h o v e u n d in d e m l a n d e v a n t ,
hie m i t e b e v a l c h G u r m û n z e h a n t
die b e s a n d e m a n z e h a n t . D i e wîle u n d s i c h o u c h T r i s t a n
Isolde hant von hande
mit sînen l a n t g e s e l l e n d a n
ir v î n d e T r i s t a n d e .
11435 b e r e i t e und b e r i h t e ,
11405 ir v î n d e s p r i c h e i c h u m b e d a z , si w a s i m d a n n o c h g e h a z .
die w î l e sô b e t i h t e
T r i s t a n der n a m s an sine h a n t :
I s ô t diu w i s e k ü n i g i n
„ k ü n e c " , s p r a c h er, „ h ê r r e v o n I r l a n t ,
in ein glasevezzelîn
w i r b i t e n i u c h , m i n f r o u w e und i c h ,
einen tranc von minnen 11440 mit a l s o k l e i n e n s i n n e n
11410 d a z ir d u r c h sì u n d o u c h d u r c h m i c h , ez sîn r i t t e r o d e r k i n t ,
û f geleit und v o r b e d â h t ,
die h e r ze zinse g e g e b e n sint
mit solher krefte vollebrâht,
von Kurnewâle und von Engelant,
m i t s w e m e sîn i e m a n g e t r a n c , d e n m u o s e er â n e s î n e n d a n c
die suln in m i n e r f r o u w e n h a n t
11445 v o r a l l e n d i n g e n m e i n e n ,
11415 b i l l î c h e n und v o n r e h t e sîn,
u n d er dà w i d e r in e i n e n ;
w a n si ist der l a n d e k ü n i g í n , d a z ir ir die lâzet f r i . "
in w a s ein t ô t u n d e ein l e b e n ,
„vil g e r n e " , s p r a c h der k ü n e c , „ d a z sì:
ein t r i u r e , ein f r ö u d e s a m e t g e g e b e n , den t r a n c den n a m diu w î s e ,
ez ist w o l m i t m î n e n m i n n e n , 11420 v a r e n t s alle m i t iu h i n n e n . "
11450 si s p r a c h B r a n g a e n e n lîse:
Der ma;re wart m a n e herze frô.
„ B r a n g s e n e " , s p r a c h si, „ n i f t e l m î n ,
T r i s t a n der hiez g e w i n n e n d ô
là dir die rede n i h t s w œ r e s î n ,
e i n e n kiel ze s î n e m k i e l e
du s o l t m i t m i n e r t o h t e r h i n ;
u n d daz o u c h der geviele 11425 i m s e l b e n u n d I s o l d e
dâ n â c h s ô stelle d î n e n s i n , 11455 s w a z ich dir s a g e , d a z v e r n i m :
u n d d à z u o , s w e m er w o l d e .
diz g l a s m i t d i s e m t r ä n k e n i m ,
und a l s e o u c h der b e r e i t e w a r t ,
d a z h a b e in d î n e r h u o t e .
T r i s t a n b e r e i t e sich zer v a r t .
h ü e t e es v o r a l l e m g u o t e ;
in allen den e n d e n ,
s i c h , daz es ûf der e r d e
11400 01. Fr. ME. all(e) OP. engallant W. 02. Hie H. 03. ysolden MB; ysote FE (-ten). 04. vint FP ( ei ), viende HWB. 05. vint FP ( ei-), viende H, vigende W, vient B O . 07. Trist. BN. der fehlt FBNOERSP. 08. min h. M (min über der Zeile) E; er spr. herre k. v. yrl. BN (herre fehlt). 10. dur (1) MW. ouch fehlt H. dur (2) W. 11. sye PBN. 12. geben FH. 13. curnwale M. engalant H, engeil. F, egallant W. 14. sulen M. frowe W. 15. -liehe MWBOP. 16. sist M, sus P. 18. Der k. spr. g. β. 19. eist Η. 20. vurtz FP (ffürt sie), mit ir MBE. 21. Der F. maneg HF ( ich), maenig W. 22. Trist. HB. der fehlt BNO. 24. und ouch daz der selbe g. F. 25. selbem M. 26. dar FB. 27. und fehlt MB (Alse) NE. ouch fehlt MBNERS (als dit allet b. w. N). bereit HFBOP, bereitet WE. 28. ze der W. 11430 33. Die nur B. 35. bereitete WP. berihtete FHWP. 36. fehlt P. betihtete FHW. 37. ysolt F. 40. starchen MBE, cliigen P. 42. chraft F, reden O , rede P; in solchem liste m. vollenbr. OBP. 43. sweme H, swem die übrigen, iem. iht WOF. swerz mit dem andern g. MB (dranc) E. 44. mvzer Hm; muz er F. 48. trovren F, truren mP; trure und ONP. ensamet M. 49. Den FBNm. den (2) fehlt NP. 50. brangane MF (-ene). 51. brangnes F. sprach si fehlt N; si fehlt M. 53 und 54 fehlen N. 58. h. sin WBE. 59. ez HmW; sin BNERS.
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11460 ieman innen werde, bewar mit allem flîze, daz es ieman enbîze; flîze dich wol starke, swenne îsôt und Marke 11465 inein der minne komen sin, sô schenke in disen tranc vür win und là sin trinken ûz inein. bewar daz, daz sîn mit in zwein ieman enbîze, daz ist sin; 11470 noch selbe entrine es niht mit in. der tranc der ist von minnen: daz habe in dînen sinnen, ich bevilhe dir îsôte vil tiure und vil genôte. 11475 an ir sô lît mîn beste leben, ich unde sì sîn dir ergeben ûf alle dîne saelekeit: hie mite sì dir genuoe geseit." „trüt f r o u w e " , sprach Brangíene dò, 11480 ist iuwer beider wille alsô, sô sol ich gerne mit ir varn, ir ère und al ir dine bewarn, sô ich iemer beste k a n . " Urloup nam dô Tristan 11485 und al sîn liut hie unde dort, si schieden ze Weisefort mit michelen fröuden abe. nu volgete ime unz in die habe durch îsôte minne
11490 kiinec unde küniginne und al ir massenìe. sîn unverwânde amîe, sîn unverwantiu herzenôt, diu liehte wunneclîche Isôt, 11495 diu was im zallen zîten weinende an der sîten; ir vater, ir muoter beide vertriben mit manegem leide die selben kurzen stunde. 11500 manee ouge dà begunde riezen unde werden rôt. î s ô t was maneges herzen nôt: si bar vil manegem herzen tougenlîchen smerzen. 11505 diu weineten genôte ir ougen Wunne îsôte. dà was gemeine weine: si weineten gemeine vil herzen und vil ougen 11510 offenlîche und tougen. und aber îsôt und aber îsôt, diu sunne unde ir morgenrôt, und ouch daz volmsene, diu schoene Brangasne, 11515 dò sì sich muosen scheiden, diu eine von den beiden, dô sach man jâmer unde leit: diu getriuweliche Sicherheit schiet sich mit manegem leide.
11460 iemen Mm. 62. sin BNE. iemen M. 63. vil FN, so RS. 64. so MBE. 65. enein M. minnen mBNO. 67. la fehlt F (si in), (laz) in m; si P. enein ME, allein W (in ein nachgetragen) s B. 68. vnd bew. ME, bew. ouch B. daz fehlt NOP. sen M, si in F, fehlt Β. 69. iemen Mm. 70. noch fehlt MBE. selber F. en fehlt Mm. 71. Der ME. 75. bestez FEP. 76. diregeben M, dir geg. N. 79. Trut m, fehlt MB (Vrowe) E; eyue N. 81 und 82 -aren M. 82. alle HW. 84. Vrlop HBR, vrlop WmNO. da F. 85. alle WN (sine lude), volch MBE. 86. schiden M (Rasur), scheiden HW. 87. groissen ON. 88. in volgeten unz F (nu fehlt)·, volgeden im biz B, volgeten unz RS (N -te in), volgete in WE. biz H (an) BORSP. 89. ysoten MOE. 11490 91. alle WE. 93 und 94 umgestellt MHBE. 93. vnverwandiv M, vnrekantú W, vnerkantiv(e) FmNORSP. 94. -lieh MH. 95. ze a. MHWm. 96. weind5 M. 99. kurze FNORS. 99 und 500 -unden W. 502. si was O, das was P. tot WN. 03-08 fehlen M (08 auch E). 05. si w. ON. 07. Da Fm. gemeiniv m. 08. da w. HNPm. si weinden F. 09. vil (2) fehlt MB (ouch vnd) E. 10. offen M, offenbar BNE. 11. aber (1) fehlt MBNOEP. 14. stolze MB (st. mait) E. 15. Do MBE, da F. musten FW, mvzen Hm. 16. von in MB EP. 17. da M. 18. getruliche Mm, getrúliche WP, getrivliche F, truwel. N, getruwe RS.
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11520 îsôt kuste si beide dicke und ze manegem mâle. N u die von Kurnewâle unde ouch Irlandjere, der frouwen volgasre, 11525 alle ze schiffe wären komen und heten urloup genomen, Tristan der gie ze jungest în: diu liehte junge kiinigîn, diu bluome von Irland, 11530 îsôt diu gieng im an der hant trûric unde sère unfrô. si zwei si nigen dem lande dò und bäten den gotes segen der liute und des landes pflegen. 11535 si stiezen an und fuoren dan. mit höher stimme huobens an und sungen eines unde zwir: „in gotes namen varen wir", und strichen allez hinewart. 11540 N u was den frouwen zuo ir vart mit Tristandes râte ein kielkemenâte nâch heinlîcher sache gegeben ze ir gemache. 11545 dà was diu kiiniginne mit ir juncfrouwen inne und mit in lützel kein man wan underwîlen Tristan: der gie wìlent dar în
11550 und tröste die kiinigîn, dà si weinende saz. diu weinde unde klagete daz, daz si also von ir lande, dâ sî die liute erkande, 11555 und von ir friunden allen schiet und f u o r mit der unkunden diet, sine wiste war oder wie. sô tröste sì Tristan ie, so er suozeste künde, 11560 ze iegleîcher stunde, alse er zuo ir triure kam. zwischen sîn arme er si nam vil suoze unde lîse und niuwan in der wise 11565 als ein man sine frouwen sol. der getriuwe der versach sich wol, daz er der schœnen waere ein senfte zuo ir swasre, und alse dicke, als ez ergie, 11570 daz er sîn arme an sì verlie, so gedâhte ie diu schcene îsôt an ir œheimes tôt und sprach ie danne wider in: „lât stân, meister, habet iuch hin, 11575 tuot iuwer arme hin dan! ir sit ein harte müelích man: war umbe rüeret ir mich?" „ei, schcene, missetuon ich?" „jä ir, wan ich bin iu gehaz."
11520 22. Nv HmB. 23. die irl. On. 25. scheffen wœren M. 26. fehlt P. vrlop HWO, vrlof BN. 27. Trist. N. 32. si (2) fehlt FBNERS. 33. bœten M. 35. Si Β. 36. hvbens HMFWmE. 37. einest HWM* (einst, das t ausradiert). 38. en M. vare F. 39. alle F. hinewert H, -wert zu -wart verbessert W. 40. Nu nur Hm. zu zir Wm. 41. nach MBE. 43. heiml. FmE. 44. gar gegeben m. zu zir Wm. 46. vñ ir MBE. 47. Vnd ME. dehein M. 49. vnder wilen MBEP, zu wilen O. 11550 grozztenM, grûzte BE. 52. weininde (unde fehlt) m. 53. si fehlt FP. als m, so OB. yrlande FBORS. 56. der fehlt MBNE. vnkunde F, vnchvnder MBNE. 57. wesse M. Si. i\ fehlt F. tristanden W. 59. sor H; sor aller beste MBE; beste N. 61. Alse B. zuzir m. 66. der (2) fehlt BOE. 67. daz ez W, dat id Ν, das es OS. 68. ein s. suezer sw. W; zvzir m. 69. zls(l) M Η FW; alse dicke fehlt m. ez ir ergie F, als er g. P. 70. die arme MBE, sine die übrigen. 71. dahte MBE. 74. sten M. habet iv hin von anderer, gleichzeitiger Hand auf Rasur m. 76. mölich M. 77. swaret M, besweret BE. 78. owe frówe MB(Owe)£.
195
11580 „sasligiu", sprach er, „umbe w a z ? " „ir sluoget mînen œ h e i n . " „deist doch versiienet." „des al ein: ir sît mir doch unmasre, wan ich waere âne swaere 11585 und âne sorge, enwseret ir. ir alterseine habet mir disen kumber allen ûf geleit mit parât und mit kündekeit. waz hât iuch mir ze schaden gesant 11590 von Kurnewâle in Irlant?
11610 „swä man aber gehaben kan die rîcheit bî gemache, die sxligen zwô sache die loufent baz gemeine danne ietwedere al eine. 11615 nu sprechet, wasre ez dà zuo komen, daz ir müeset haben genomen den truhsaäzen ze manne, wie füere ez aber danne? ich weiz wol, só wasret ir frô. 11620 und danket ir mir danne also, daz ich iu k a m ze tröste die mich von kinde hânt erzogen, und iuch von ime erlöste?" den habet ir mich nu an ertrogen „des wirt iu s p ä t e " , sprach diu maget, und füeret mich, in weiz wâ hin. „von mir iemer danc gesaget; ine weiz, wie ich verkoufet bin 11595 und enweiz ouch, waz mîn werden sol." 11625 wan löstet ir mich von im dô, ir habet mich aber sider sô „nein, schœne Isôt, gehabet iuch w o l ! verklüteret mit swsere, jâ miiget ir michel gerne sin daz mir noch lieber wasre in fremede ein ríchiu künigín der truhsasze ze manne genomen, dan in der künde arm unde swach: 11630 dan ich mit iu waîre ûz k o m e n ; 11600 in fremedem lande ère unde gemach wan swie tugendelôs er sì, und schäme in vater rîche, w a r e er mir keine wîle bî, diu smackent ungelîche." er lieze sîn untugent durch mich, „ja, meister T r i s t a n " , sprach diu maget, got weiz, dar an erkante ouch ich, „ich n x m e ê, swaz ir mir gesaget, 11635 daz ich im liep wsere." 11605 eine maszliche sache Tristan sprach: „disiu ma;re sint mir ein âventiure. daz wider der natiure kein herze tugentlìche tuo,
mit liebe und mit gemache, dan ungemach und arbeit bî micheler rîcheit." „ir redet w â r " , sprach Tristan;
11580 Selige O (Kapitelzeichen), s. fröwe u. w. MB (vr. saget) E, vrauwe spr. he N. 81. ovhein m, oheim MHFW. 82. daz ist FW; datz (beide Male) N. doch fehlt MBE. daz alein W. 83. vmmasre Wm. 84. wan fehlt E doch ane sw. W. 85. en über der Zeile H, fehlt WNP. 86. alter seine M, alter seiner W, alleine BNOERSP. 88. parate HWm. 91. kinden W. habent MFmOP. gezogen Vf. 92. mir H, mir mich P. ab ertr. W, aue getrogen N, abbetrogen P, betrogen O. 94. lehne MF (ich en). 95. und fehlt BN. en fehlt Wm. jne NB. 96. Nein HBm. Isot fehlt WOP. 97. ioch H, oych N. 99. dann e MHW. 601. schäm MH. 02. swachent F, zwei sint M. 03-13578 fehlen M; mit 11602 schließt fol. 71b und eine Blätterlage der Hs.; eine Hand des XV. }ahrh. schreibt an den Rand: deficit unum folium, von neuerer Hand ist zugefügt: h. 1. i n t e g e r q u a t e r n i o d e e s t ; darunter steht die Zahl Vili als Lagennummer. Die Schrift der 2. Spalte von 71 b ist kritzlich und zusammengepreßt. 03. Ja BN. 04. nem e F ; e fehlt den übrigen (neme). 06. mit (2) fehlt OP. 07. danne HW. 09. Ir BN. 11610 swer aber WOP. 12. selige FN. zw H. 14. eintwedere H. alleine H* (das zweite 1 getilgt) W. 15. Nu B. dar zu FNOF.P. 16. mvzet HF. habn iL 17. trvhseze FW. 18. würdet B, wurd es £ , were im O. 20. dan FB. 21. iu fehlt H. 23. Des FBN 24. immer danch von mir g. FBE. 25. loset FE. 26. hant W. mirz aber BL, aber mirz F. also IL 30. danne HW. 31. tugentlose H, -loser W. 33. vntvgende FW. 34. gote weiz WB, gotte der weisse P. erkenne WE, erkente OBN. 35. ime W.
196
11640 da g e h œ r e t m i c h e l a r b e i t z u o :
11670 er b a t im t r i n k e n b r i n g e n ,
ez h â t diu w e r l t vür eine lüge,
nune was dà nieman inne
daz iemer unart garten müge.
â n e die k ü n i g i n n e ,
schoeniu, g e h a b e t ir i u c h w o l !
w a n kleiniu juncfröuwelin. der einez s p r a c h : „ s e h t , hie s t â t w i n
in k u r z e n zîten ich iu sol 11645 e i n e n k ü n e c ze h ê r r e n g e b e n ,
11675 in d i s e m v e z z e l î n e . "
an d e m ir f r ö u d e u n d schcene l e b e n ,
n e i n , ezn w a s n i h t m i t w î n e ,
g u o t u n d e t u g e n t u n d ère
d o c h ez i m e g e l î c h waere,
vindet i e m e r m è r e . "
ez w a s diu w e r n d e swaere,
H i e m i t e s t r i c h e n die k i e l e h i n . 11650 si b e i d e heten u n d e r in
diu e n d e l ö s e h e r z e n ô t , 11680 v o n der si b e i d e lägen t ô t . nu w a s a b e r ir d a z u n r e k a n t :
g u o t e n w i n t u n d g u o t e var.
si s t u o n t ûf u n d gie hin z e h a n t ,
nu w a s diu f r ô u w î n e schar,
dà d a z t r a n c u n d d a z g l a s
I s ô t u n d ir g e s i n d e , in w a z z e r u n d e in w i n d e 11655 des u n g e v e r t e s u n g e w o n .
verborgen unde behalten was. 11685 T r i s t a n d e ir m e i s t e r b ô t si d a z : er b ô t I s ô t e v ü r b a z .
u n l a n g e s k ä m e n sì dà v o n
si t r a n c u n g e r n e u n d ü b e r l a n e
in u n g e w o n l î c h e n ô t .
u n d g a p d ô T r i s t a n d e , u n d e er t r a n c ,
T r i s t a n ir m e i s t e r d ô g e b ô t , d a z m a n ze l a n d e s c h i e l t e 11660 u n d e i n e r u o w e h i e l t e .
u n d w ä n d e n b e i d e , ez waere w î n . 11690 i e m i t t e n g i e n g o u c h B r a n g s e n e în unde erkande daz glas
n u m a n g e l a n t e in eine h a b e ,
u n d s a c h w o l , w a z der r e d e w a s ;
n u gie daz v o l e a l m e i s t e c a b e
si e r s c h r a c s ô sère u n d e e r k a m ,
d u r c h b a n e k î e ûz a n d a z l a n t ; nu g i e n g o u c h T r i s t a n z e h a n t 11665 b e g r ü e z e n u n d e b e s c h o u w e n
d a z ez ir a l l e ir k r a f t b e n a m , 11695 u n d w a r t r e h t a l s e ein t ö t e var. m i t t ò t e m h e r z e n gie sie d a r :
die liehten sine f r o u w e n ;
si n a m daz leide veige v a z ,
u n d alse er z u o ir n i d e r g e s a z
si t r u o g ez d a n n e n u n d w a r f daz
u n d redeten diz u n d e daz
in den t o b e n d e n w i l d e n sê:
v o n ir b e i d e r d i n g e n ,
11640 höret F, höret BERS, enhore N O . 42. gearden HW (-rt-). 47. g. t. v. ere BNOERSP; tugende WP. 52. vrowene F, vrauwen N. 54. wazzere W. 56. vnlange BNEP. der von F, dar v. BOEP. 57. gewnliche HRS. 58. da OP. 61. Nv N. man fehlt OE. ein W. 62. almeiste F, allermeiste OE. 63. spacieren ORS, durg kurzewile NE. 64. gie F. 66. sine liehte vr. H (die fehlt). 67. nider zv ir F. zú ir fehlt O; zu zir W. 68. redete WBN. 11670 71. Nu HB. niemanc F. 73. vnd die cl. j. OE, dan eyn cl. j. N. 74. der eine F. 75. vazzeline H. 76. mit fehlt HERSP, van N. 78. werde W. 79. gründelose MRS. Nach 80. zwei Zusatzverse: als in ir lieue gebot, die si drügen ane spot Β, als in ir liebiu gebott. von der sy sider kamen! in not E. 81. Nu B. aber fehlt FBNERS. vnerkant FBNOP. 82. hin fehlt W (vnde) BNOERSP. 83. daz (1) auf Rasur von der F, der NO; daz e tr. BE, das getr. P. 85. meistere W. 86. botes PN. 88. da F. 89. Si Β, si Ν (statt und). 90. enmitten F, ie miten W, die wile Β, hie mit NRSP, hie tusschen O . ouch fehlt BNP. 91. erkante F. 92. wol wie F. div r. WN. 93. erschracht F. 94. da ez ir chraft aller F; daz er ir HO.
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11700 ,,owê mir armen!" sprachs, „owe, daz ich zer werlde ie wart geborn! ich arme, wie hân ich verlorn min ère und mine triuwe! daz ez got iemer riuwe, 11705 daz ich an dise reise ie kam, daz mich der tôt dô niht ennam, dô ich an dise veige vart mit Isôte ie bescheiden wart! ouwê Tristan unde Isôt, 11710 diz tranc ist iuwer beider t ô t . " N u daz diu maget unde der m a n , îsôt unde Tristan, den tranc getrunken beide, sä was ouch der werlde unmuoze dà 11715 Minne, aller herzen lâgaerîn, und sleich zir beider herzen în. ê sîs ie wurden gewar, d ò stiez sir sigevanen dar und zôch si beide in ir gewalt: 11720 si wurden ein und einvalt, die zwei und zwîvalt wären ê; si zwei enwâren dô nimê widerwertic under in: Isôte haz der was dô hin. 11725 diu siiensrinne Minne diu hete ir beider sinne von hazze also gereinet, mit liebe also vereinet, daz ietweder dem andern was
11730 durchlûter aise ein spiegelglas. si heten beide ein herze: ir swaere was sin smerze, sîn smerze was ir swsere; si wären beide einbasre 11735 an liebe unde an leide und hâlen sich doch beide, und tete daz zwîvel unde schäm: si schämte sich, er tete alsam; si zwîvelte an im, er an ir. 11740 swie blint ir beider herzen gir an einem willen waere, in was doch beiden swœre der urhap unde der begin: daz hai ir willen under in. 11745 Tristan, dô er der minne enpfant, er gedâhte sâ zehant der triuwen unde der êren und wolte dannen kêren. „nein", dâhte er allez wider sich, 11750 „là stân, Tristan, versinne dich, niemer genim es keine war." sô wolte et ie daz herze dar; wider sinem willen kriegete er, er gerte wider sîner ger: 11755 er wolte dar und wolte dan. der gevangene man versuochte ez in dem stricke ofte unde dicke und was des lange stEete.
11700 ovwe (zweimal) HO. 01. ze der W. 06. do fehlt FBE. 08. ysote HF. 09. ouwe HO, owi W, owe FNE. 10. dirre B, duser O, diser RSP. ir b. F, vr. b. BE. 15. all der werelde OP. s h ze legerin H. 16. zv ir H. 17. ie fehlt BNE. 18. sie ir HF (si ir gevanen) W, ir fehlt P. 21. d. z. die zw. NBP. 22. da OP, fehlt B. nieme H. 23. widerwarten FB (wed.-) E (-werte), wider wortic H, w. wartich O. 24. da FOP, fehlt B. 25. d. s. die m. PB. 27. also fehlt HFN; also gereinet WOP, gar g. B. 29. ietwederes des a. FBE, ietwederm anderm W; anderm auch H, anderen F. 11730 33. sin sw. WRS. 35. libe F. 37 und 38 schäme : alsame ONP. 38. vnd er alsam BE. 39. vñ er HBERS. 40. herze gir HP. 41. eime W. 43. daz vrlop vnd den b. H, daz vrhap WP, der vrsprinc N. 44. ir wille FEP. 45. trist. WOP. die HBNE. 46. gedagete H. sä fehlt NO. 49. allez fehlt F. 51. sin F (!). kein HF, keinen W. 52. wol tet H, w. eht W, w. oht F, w. doch BERS, w. auch P, wolte ohne et N O . 53. sinen FBNEP, sine (!) O. 54. sine FBNOEP. 59. daz W.
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11760 d e r g e t r i u w e d e r h s e t e
11765
11770
11775
11780
11785
zwei nähe gêndiu ungemach: swenne er ir under ougen sach und ime diu süeze Minne sin herze und sîne sinne mit ir begunde sêren, so gedâhte er ie der Eren, diu nam in danne dervan. hie mite sô kêrte in aber an Minne, sîn erbevogetîn: der muose er aber gevolgec sîn. in muoten harte sère sîn triuwe und sin ère, sô muote in aber diu Minne mê, diu tete im wirs danne wê: si tete im mê ze leide dan Triuwe und Ere beide, sîn herze sach si lachende an und nam sîn ouge dervan. als er ir aber niht ensach, daz was sîn meistez ungemach. dicke besazte er sînen muot, als der gevangene tuot, wie er ir möhte entwenken, und begunde ofte denken: „kêre dar oder her, verwandele dise ger, minne unde meine anderswâ!" sô was ie dirre strie dà. er nam sîn herze und sînen sin
U790 und suochte anderunge in in, sone was ie niht dar inne wan Isôt unde minne. Alsam geschach Isôte: si versuochte ez ouch genôte, 11795 ir was diz leben ouch ande, dò sí den lîm erkande der gespenstigen minne und sach wol, daz ir sinne dar în versenket wären, 11800 si begunde stades vàren, si wolte ûz unde dan: sô klebete ir ie der lîm an; der zôch si wider unde nider. diu schœne strebete allez wider 11805 und stuont an iegelîchem trite, si volgete ungerne mite; si versuochte ez manegen enden: mit fiiezen und mit henden nam sí vil manege kêre 11810 und v e r s a n d e ie mère ir hende unde ir fiieze in die blinden süeze des mannes unde der minne. ir gelîmeten sinne 11815 die enkunden niender hin gewegen noch gebrucken noch gestegen halben fuoz noch halben trite, Minne diu enwiere ie dà mite. Isôt swar si gedâhte,
11760 61. nehi W. gendi W, gende HNORSP, gande F. 67. dar van HRSP, da v. BNOE. 68. kerten aber W. 69. erbe vovtin H, erbeveidin O, erue vadin N. 70. mvz er HF. 74. wirst H, wirser N, wurst RS. Vor we e getilgt H, dan e Ν . 75. mer FE. 76. d a n n e HFW. 77. Sin F. 78. ougen WEP, w u n n e N . da van BNE, dar v. O . 80. meiste OBNP. 81. besatter HNRS, beseit er F. 83. ir fehlt HBOP, in E. 84. gedenken OERS. 86. vnd wandele Β, wandele FE. 88. strich F. 11790 enderunge W. a n in H* (an nach ausradiertem ϊ). 92. ysolde WP (-olt). 93. alsam W. ouch is. ONP. 94. er BP. 95. daz 1. FBNERSP. 97. gespetigisten F, pinstiger N , gespingesten R. 800. begundes W. states W, stades H, gestades Ν; staten FE, Staden B, stade O, stattens RS, stette P. 04. d. sch. die H, d. sch. si NRS. 07. in m. e. W, an m. e. NOEP. 10. ie fehlt H. 15. die k. WEP, in k. N . niendert FE, nirgê H (davor nind 5 gestrichen) BNORSP. 16. gebrvggen HW, gebürgen N. 17. trit FNOEP. 18. die m. B. di w. FP, in w. N. der m. W; mit F. 19. Y s o t N .
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11820 s w a z g e d a n k e sí vür b r â h t e ,
11850 diu s c h â c h e t e n vil t o u g e n
s o n e w a s ie diz n o c h daz d a r an
u n d l i e p l i c h e n a n den m a n .
wan minne unde Tristan;
der m a n der s a c h si w i d e r a n
u n d w a s daz allez t o u g e n .
suoze und inneclîchen.
ir h e r z e u n d e ir o u g e n
er b e g u n d e o u c h e n t w i c h e n ,
11825 diu m i s s e h u l l e n u n d e r in:
11855 d o s in diu m i n n e n i h t erlie.
diu s c h ä m e diu j a g e t e ir o u g e n h i n ,
m a n u n d e m a g e t si g ä b e n ie
diu m i n n e z ô c h ir h e r z e dar.
ze i e g e l i c h e n s t u n d e n ,
diu w i d e r w e r t i g e schar,
s ô sî m i t f u o g e n k ü n d e n ,
m a g e t unde m a n , minne unde s c h ä m
ein a n d e r o u g e n w e i d e .
11830 diu w a s an ir sère i r r e s a m :
11860 die g e l i e b e n d û h t e n beide ein a n d e r s c h œ n e r vil d a n ê.
diu m a g e t diu w o l t e den m a n
deist liebe r e h t , deist m i n n e n ê:
u n d w a r f ir o u g e n d e r v a n ; diu s c h ä m e diu w o l t e m i n n e n
ez ist h i u r e u n d w a s o u c h vert
als al diu w e r l t g e m e i n e s a g e t ,
dazs ein a n d e r b a z g e v a l l e n ,
diu sint ein a l s o haele d i n e ,
s ô liebe a n in w a h s e n d e w i r t ,
s ô k u r z e w e r n d e ein u r s p r i n c ,
diu b l u o m e n u n d e den w u o c h e r b i r t
und ist, die w i l e m i n n e w e r t , u n d b r â h t e es n i e m a n i n n e n . 11835 w a z t r u o c d a z v ü r ? s c h ä m u n d e m a g e t , 11865 u n d e r g e l i e b e n a l l e n ,
sine h a b e n t sich n i h t l a n g e wider. 11840 I s ô t diu leite ir k r i e c d e r n i d e r
lieplicher dinge, 11870 d a n a n d e m u r s p r i n g e .
u n d t e t e als ez ir w a s g e w a n t :
diu w u o c h e r h a f t e m i n n e
diu sigelôse e r g a p z e h a n t
diu schoenet n a c h b e g i n n e ,
ir lîp u n d e ir sinne
d a z ist der s â m e , d e n si h â t ,
dem m a n n e und der minne. 11845 si b l i c t e u n d e r w î l e n d a r
v o n d e m si n i e m e r z e g â t . 11875 si d u n k e t s c h œ n e r sît d a n ê, d â v o n s ô t i u r e t m i n n e n ê.
u n d n a m sîn t o u g e n l î c h e w a r :
d i u h t e m i n n e sît als ê ,
ir k l ä r e n o u g e n u n d e ir sin
s o z e g i e n g e s c h i e r e m i n n e n ê.
die g e h u l l e n d ò w o l u n d e r in. ir h e r z e u n d e ir o u g e n
Die kiele stiezen aber an
11820 21. d s an W. 22. wanne m. H. unde fehlt W. 27. Diu F. 28. widerwärtige FO. 30. sere fehlt Ν (an in zweyn i.) OP, so Β. 31. diu (2) fehlt FBNOERSP. 32. dar van OP, da van N, dran B, daran E. 38. werende H. 40. Ysot B. legte W. do nider F, da η. P, nider ß . 41. tete fehlt F (ir da) BNERS. 44. man FB. 45. Si N. 48. die fehlt FB (vil wol) E. 11850 51. an dem man auf Rasur W. 52. Der B. 53. vil sueze FBE. minnecl. WB. 55. dos F, do sin H, dez W, des BNERS, daz OP. enlie WO. 58. fuege FNEP, ovgen H. 59 und 60 fehlen B. 59. andere W. 60. geliebe WRS. duhte V/N ER S, duhtin H. 61. danne e HW. 62. Statt deist (1): daz ist F* (vor ist ist 1 gestrichen) W, das RS, dat B. Statt deist (2): de ist W; der F, des E; vnd B. Der Vers fehlt P. 63. hude OP. vemet H. 66. wol gev. OP. 68. die HW etc., di F. 70. dannan H, danne an W. 71. Di B. 73. schäme FB (die s. die) E, siine P. 74. zergat FWE. 75. sider FE, sin B. danne H (e fehlt), danne e W. 76. si dvret W, si tiuret H, weret E. 77. sît fehlt OP. 78. zerg. FWE. minne FERSP. 79. Initiale HFWBNEP.
200
11880 u n d f u o r e n f r ô l î c h e d a n , w a n aise vil, d a z M i n n e
11910 s ô w a r t ir lîch g e l î c h e v a r dem herzen und dem sinne.
zwei h e r z e d a r i n n e
M i n n e diu v e r w a s r i n n e ,
v o n ir s t r â z e h e t e b r â h t .
die e n d û h t e es n i h t d à m i t e g e n u o c , daz m a n s in edelen h e r z e n t r u o c
diu zwei diu w ä r e n v e r d â h t , 11885 b e k u m b e r e t b e i d e m i t d e m lieben leide,
1191J v e r h o l n e u n d e t o u g e n , sine w o l t e u n d e r o u g e n
daz s o l h i u w u n d e r stellet:
o u c h o f f e n b a r e n ir g e w a l t :
daz honegende gellet,
der w a s an in z w e i n m a n i c v a l t .
daz süezende siuret,
u n l a n g e i n e i n ir v a r w e s c h e i n ,
11890 d a z t o u w e n d e f i u r e t ,
11920 ir v a r w e s c h e i n u n l a n g e inein: si w e h s e l t e n g e n ô t e
daz s e n f t e n d e s m e r z e t , daz elliu herze e n t h e r z e t
bleich wider ròte;
u n d al die w e r l t v e r k ê r e t :
si w u r d e n r ô t u n d e b l e i c h ,
d a z h e t e sì v e r s ê r e t , 11895 T r i s t a n d e n u n d e I s ô t e .
als ez diu M i n n e in u n d e r s t r e i c h . 11925 hie m i t e e r k a n d e i e t w e d e r e z w o l ,
si t w a n c ein n ô t g e n ô t e
als m a n a n s o l h e n d i n g e n s o l ,
u n d in seltsaener a h t e :
daz e t e s w a z v o n m i n n e n
ir d e w e d e r e z e n m a h t e
in i e t w e d e r e s s i n n e n
gehaben ruowe noch gemach,
ze d e m a n d e r n w a s g e w a n t ,
11900 w a n s ô z daz a n d e r e s a c h .
11930 u n d e b e g u n d e n o u c h z e h a n t
s o si a b e r ein a n d e r s ä h e n ,
lieplîche inein g e b ä r e n ,
d a z gieng in a b e r n ä h e n ,
zite u n d e s t a t e v â r e n
w a n sì e n m o h t e n u n d e r in z w e i n
ir r u n e u n d ir masre.
ir w i l l e n n i h t g e h a b e n inein:
d e r M i n n e n wildenaere
11905 daz geschuof diu Fremede und diu s c h ä m , 11935 leiten ein a n d e r d i c k e diu in ir w u n n e b e n a m ; ir n e t z e u n d e ir s t r i c k e , s o si e t e s w e n n e t o u g e n ir w a r t e u n d e ir läge mit gelîmeten ougen
mit antwürte und mit frage:
ein a n d e r s o l t e n n e m e n war,
si t r i b e n vil masre u n d e r in.
11880 -lichen BOP. 81. wen F. 82. herzen WE. 83. strazen B. 84. diu (2) fehlt BO. bedaht F. 87. stillet H. 90. tobende FRSP, towende W, douende B; truwende N. bewivret F, verwirret P. 91. semftende H. 92. alle F. herzen WE. 97. selziner F. 900. wen F, wände W. so iz FW. ander F. 03. en fehlt WE. 05. schüff PBN, machte O . 07. sos F, sus O , si fehlt H. 08. fehlt H. 11910 12. verwerinne HOP, verwerrerinne FWBNERS. 14. man si F, man Ν. edelm W, in dem edelen h. O, in dem h. N. 15. v s holn HFW. 19. vnl. scheyn ir ν. ineyn Ν, vnl. ir ν. in ein schein B; in einer v. HRS; in ein v. erschein F, ir varwe schein fehlt P. 24. als ins d. m. u. F; als is in OP. 25. Hie BN. erkante W. iew. FW, ietw. H. 26. solichen H. 29. zem FHP. wer(e) FBE. 32. state WP, Staden B. 33. runen WO, rymë Β, viure E. meren F. 34. wilderere HO, wildere P. 35. leitens FBE. jn ein O , in ainander P; in beiden Ν. 38. anrwrte HW.
201
11940 îsôte rede und ir begin daz was vil rehte in megede wis: si k a m ir trût und ir amis al umbe her von verren an: von ende mante sì her dan, 11945 wie er ze Develîne in einem schiffelîne geflozzen wunt und eine k a m , wie in ir muoter an sich nam und wies in ouch genette; 11950 von allem dem geverte,
11970 „swaz ich weiz, daz wirret mir; swaz ich sihe, daz tuot mir wê: mich müejet himel unde sê; lîp unde leben daz swœret m i c h . " si stiurte unde leinde sich 11975 mit ir ellebogen an in: daz was der beide ein begin, ir spiegelliehten ougen diu volleten tougen. ir begunde ir herze quellen, 11980 ir süezer munt ûf swellen, ir houbet daz wac allez nider. ir friunt begunde ouch sì dar wider mit armen umbevâhen ze verre noch ze nähen. 11985 niwan in gastes wise.
wie si selbe in sîner pflege schrîben lernete alle wege, latine unde seitspil. der umberede der was vil, 11955 die si ime vür ougen leite von sîner manheite und ouch von dem serpande; und wie sin zwir erkande in dem mose und in dem bade. 11960 diu rede was under in gerade, si seite im und er seite ir. , , â " , sprach Isôt, ,,dô ez sich mir ze also guoten staten getruoc, daz ich iuch in dem bade niht sluoc, 11965 got hêrre, wie gewarb ich sô! daz ich nu weiz, wiste ich ez dô, binamen sô wasre ez iuwer t ô t . " „war u m b e " , sprach er, „schcene Isôt? waz wirret iu? waz wizzet i r ? "
er sprach suoze unde lise: „ei, schoene süeze, saget mir: waz wirret iu, waz klaget i r ? " D e r M i n n e n vederspil Isôt, 11990 „ l a m e i r " , sprach sì, „daz ist min nôt, lameir daz swasret mir den muot, lameir ist, daz mir leide t u o t . " dô si lameir sô dicke sprach, er bedâhte unde besach 11995 anclichen unde kleine des selben Wortes meine, sus begunde er sich versinnen, l'ameir daz waere minnen, l'ameir bitter, la meir mer:
11940 Ysoten HBN. 41. der w. FE, die (waren) B, das RS. vil fehlt H. meide F. 44. fehlt P. nante FB, namte E. si in WRS, si in an O, si in dan Ν. 47. wunt fehlt FBE. 49. si in F. 53. latin HF. seitenspil FVCBOERSP. 55. ougen fehlt F. 58. swie si in F. zwirnt H, zwurnent RS, zwúren E, zwiirunt Ρ, zwerent O. 59 und 60 fehlen P. 59. bose W. 60. d. r. di was F. 61. sagete (zweimal) HW. 62. A F. de HE. sich fehlt OP. 63. Zü N. 64. n. erschl. PN. 66. west FE. 68. War B. 11970 72. mvwet HO, müdet N, muget RS, mvet FWBP. 75. ellenb. HBNOEP. 76. baldi W, bilde N, liebte O, beiden RS, bele E, velde P. 77. Ir Ν. 78. wolleten H; wolte vil Ρ; vil t. WNOP; da mit t. ß. 79. erkellen W. 80. uff wellen OP. 81. waz W, weich ON. 82. Ir B. si ouch OP; ouch fehlt BE. dsw. W. 85. gutes W. 86. Er H. 89. der HWNOP. 90. jamer VC (so auch sonst, nur 99 jameir) O (stets)·, la meir F (stets; nur 99,2 lameir); la mir Ν (stets)·, 90, 91, 92, 94, 98 lameir aus lamier verbessert, 93 lamier, von 99 an gleich richtig lameir B. sprach si fehlt F. 91. lamir (sonst lameir) P. 92. daz ist daz WN. leider W, schaden F. 95. -liehe H.
202
12000 der meine der dûhte in ein her. er iibersach der drier ein unde frâgete von den zwein: er versweic die minne, ir beider vogetinne, 12005 ir beider tróst, ir beider ger; mer unde sûr beredete er. „ich waene", sprach er, „schoene îsôt, mer unde sûr sint iuwer nôt; iu smecket mer unde wint; 12010 ich waene, iu diu zwei bitter s i n t . " „nein, hêrre, nein! waz saget ir? der dewederez wirret mir, mir ensmecket weder luft noch sê: lameir al eine tuot mir w ê . " 12015 dò er des Wortes zende kam, minne dar inne vernam, er sprach vil tougenlîche zir: „entriuwen, schoene, als ist ouch mir, lameir und ir, ir sît mîn nôt. 12020 herzefrouwe, liebe îsôt, ir eine und iuwer minne ir habt mir mine sinne gâr verkêret unde benomen, ich bin ûzer wege komen 12025 sô starke und also sère: ich erhol mich niemer mère, mich müejet und mich swasret, mir swachet unde unmaeret allez, daz mîn ouge siht:
12030 in al der werlde enist mir niht in mînem herzen liep wan ir." îsôt sprach: „hêrre, als sît ir mir." D o die gelieben under in beide erkanden einen sin, 12035 ein herze und einen willen, ez begunde in beidiu stillen und offenen ir ungemach. ietwederez sprach unde sach daz ander beltlîcher an: 12040 der man die maget, diu maget den man. fremde under in diu was dô hin: er kuste sì und sì kust in lieplîchen unde suoze. daz was der minnen buoze 12045 ein sasleclîcher anevanc. ietwederz schancte unde tranc die süeze, diu von herzen gie. sô sì die state gewunnen ie, sô gie der wehsei under in 12050 slîchende her unde hin vil tougenlîchen unde also, daz nieman in der werlde dò ir willen unde ir muot bevant wan sì, der er doch was erkant. 12055 BrangaEne, diu wise, diu blicte dicke lise und vil tougenlîche dar und nam ir tougenheite war und dâhte dicke wider sich:
12000 meine er H, der fehlt Β (meide) NOERS. 04. vovtinne H, fœgetinne W, vadinne N, veigedinne O. 07. Ich N. 08. tot HBNRS, not aus tot verbessert W. 09. ir sm. WE (Ir), iuch FHBNOP. swachet F, swechet RS, smacket NOP. 11. Nein ß. 13. mich ensm. FWRS, minne sm. E, ich B. ensmaket FNOP. weder fehlt W. 5. Du BN. der H. 16. minne he (er) d. NB. 17. tvgentliche HNORS. zv ir HF. 18. frowe W. 19. tot HWNOP. 22. hant HWO (hait). 23. genomen W. 24. vz den wege W, vsserm P, vz iren B, vs ir E, ir vsser Ν. 26. in erh. Η, ich en erh. O. mich ez W. 27. mvwet HO, mvet F, múdet BN, mynet P. 28. vmmeret H, vnd vneret BP. 12030 i. aller w. OP. werlt H. 33. do FE. 36. in beiden HBNOP. 38. ir i. NO. sach vñ sprach H. 39. andere HF. beltlîcher H, baltlicher W, beltlichen Β, beltlich O, baltlichen FNS, baldeclichen R, baltlich P. liepplichen E. 41. da FHOP, fehlt B. 42. und fehlt OP. kuste (2) HW. 44. der in buze F. griisse E. 45. Ein £. 48. stat W. 54. w. sider daz er doch w. W, w. s. dert oych w. N. bekant FHNE. 55. brangene HWOEP. 57. -liehen FOEP.
203
12060 „ o u w ê , nû verstân ich m i c h , diu m i n n e hebet mit disen a n . " vil schiere w a r t , daz sì began den ernest an in beiden sehen und ûzen an ir lîbe spehen 12065 den inneren smerzen
12070
12075
12080
12085
12090 „ h ö f s c h e , getorste ichz iu gesagen, ich sagete ez i u " , sprach Tristan. ,,jâ hêrre, vil w o l : sprechet an; swaz ir wellet, daz saget mir." „saeligiu, g u o t i u " , sprach er zir, 12095 „in getar niht sprechen vürbaz, i m gewisset uns ê daz ir m u o t e s unde ir herzen, mit triuwen oder mit eiden, si m u o t e ir beider u n g e m a c h , daz ir uns armen beiden w a n sí si zallen zîten sach g u o t unde genasdic wellet wesen: ameiren unde a m û r e n , 12100 anders sô sin wir u n g e n e s e n . " siuften unde trûren, Brangîene bôt ir triuwe hin: trahten und pensieren, si gelobete unde gewissete in ir varwe wandelieren. mit ir triuwen und mit gote sin genâmen nie vor trahte w a r ze lebene n â c h ir geböte. dekeiner slahte lîpnar, 12105 „getriuwiu, g u o t i u " , sprach T r i s t a n , biz sì der mangel und daz leit „nu sehet got ze vorderst an an dem libe als überstreit, und dâ n â c h iuwer saslekeit: daz es Brangasnen angest n a m b e d e n k e t unser zweier leit und in die vorhte dà von k a m , und unser angestlîche n ô t . ez waere ir beider ende, 12110 ich armer und diu a r m e Isôt, und d â h t e : ,,nû genende, ine weiz, wiez uns ergangen ist, ervar, waz dirre maere s ì . " wir zwei wir sin in kurzer frist si gesaz in eines tages bî unsinnic w o r d e n beide heinlichen unde lise, mit w u n d e r l i c h e m leide: diu stolze, diu wise: „hie ist nieman", sprach si, „wan wir driu: 12115 wir sterben von minnen saget mir ir zwei, w a z wirret iu? und e n k u n n e n niht gewinnen ich sihe iuch zallen stunden weder zît n o c h state derzuo; mit t r a h t e g e b u n d e n , ir irret uns späte unde fruo, siuften, trûren unde k l a g e n . " und sicherlîche sterben wir;
12060 owe FBNEP, auwe O, owi WRS. nun W. versten WO. 66. des m. Fß, des libes E. des h. FBE. 67. müwete O. 68. ze a. HFW. 70. sufzen FHWBOEP (seinftizen). 71. pansieren ffWBOP, pins. Ν. 73. si FBNE. trahten F. 76. so ß, fehlt Ν. 77. es FHNERSP, ez. brangene FBEP. 78. ie statt in F, ir Ν EP. div W, di F, fehlt P. der ν. F. 80. Vnd Η. 81. diz m. FBN (dese) E. 83. heimel. FE-, -liehe W (-lieh EO). 85. Hie B. iema H. sprach si fehlt FNOERSP. 87. ze a. HFW. 88. trahten W. 89. sufzen FHWBOERSP. 12090 Hüb. ß. getroste H. ich iveh nu W, ich uch BOSP. sagen FWNOERSP. 91. seit iz F, sages OP. 92. Ja Β. vil fehlt BN. sagent OE. 93. wollet H. 94. Sei. ß. zv ir HF. 95. ich en FH. tar FN. 96. gelobet ON. e fehlt FNRSP, ie O, danne BE. 97. oder FHBEP, vnd WNORS. 101. Prangene ß, Brang. F. 03. triuwe WP. bi gote FBE. 04. lebenne FW. 05. Getr. BN. 06. sehe eht W. voderst F. 07. dar n. HBNOP. 11. Ine R. wie ez F. 12. wir (2) fehlt OP. 16. erkunen W; kvnnen F. 17. dar z. HBNOP. 19. sterbe wir FP.
204
12120 d a ist n i e m a n s c h u l d i c a n w a n ir:
12150 ez g â t a n i u w e r è r e ;
unser tôt und unser leben
e r v e r t ez i e m a n â n e uns driu
diu sint in i u w e r h a n t g e g e b e n ,
ir sît v e r l o r n u n d ich mit iu.
hie m i t e ist iu g e n u o c g e s a g e t .
herzefrouwe, schœne Isôt, iuwer leben und iuwer tôt
B r a n g a e n e , sasligiu m a g e t , 12125 n u h e l f e t u n d e g e n â d e t ir
12155 diu sint in i u w e r pflege e r g e b e n : leitet t ô t u n d e l e b e n ,
iuwerre frouwen unde m i r ! " Brangaene w i d e r î s ô t e s p r a c h :
als iu ze m u o t e g e s t é ,
„ f r o u w e , ist i u w e r u n g e m a c h ,
n â c h d i r r e zît e n h a b e t n i m ê d e k e i n e v o r h t e her ze mir.
als er dà g i h t , v o n s o l h e r n ô t ? " 12130 „ j a , h e r z e n i f t e l " , s p r a c h I s ô t .
12160 s w a z iu g e v a l l e , d a z t u o t ir." D e s n a h t e s , d ô diu s c h œ n e l a c ,
Brangaene s p r a c h : „ d a z r i u w e g o t , d a z der v a l a n t sînen s p o t
ir t r i u r e u n d e ir t r a h t e p f l a c
mit uns alsus g e m a c h e t hat!
n â c h ir t r û t a m î s e , nu k a m g e s l i c h e n lise
n u s i h e ich w o l , es ist n i h t r ä t , 12135 ine m ü e z e d u r c h i u c h beide
12165 ze der k e m e n â t e n în
m i r s e l b e r n a c h leide
ir a m i s u n d e ir a r z â t î n ,
u n d iu n â c h l a s t e r w e r b e n ;
T r i s t a n u n d diu M i n n e :
ê ich iuch lâze s t e r b e n ,
M i n n e diu a r z â t i n n e
ich wil iu g u o t e s t a t e ê l â n . 12140 s w e s ir w e l l e t a n e g â n ,
si f u o r t e ze h a n d e n 12170 ir s i e c h e n T r i s t a n d e n .
d u r c h m i c h e n l â t nie m è r e ,
o u c h v a n t s I s ô t e ir s i e c h e n d à .
s w e s ir d u r c h i u w e r ère
die s i e c h e n b e i d e n a m si sâ
niht gerne wellet lâzen;
u n d g a b in ir, im sie
s w â ir iuch a b e r g e m â z e n
ein a n d e r ze a r z â t î e .
12145 u n d e n t h a b e n m ü g e t a n d i r r e t a t ,
12175 w e r haete o u c h dise beide
d a e n t h a b e t i u c h , d a z ist m î n r ä t .
v o n d e m g e m e i n e n leide
lât diz l a s t e r u n d e r uns drin
vereinet unde bescheiden,
v e r s w i g e n u n d e b e l i b e n sin.
w a n e i n u n g e a n in b e i d e n ,
b r e i t e t irz iht m è r e ,
d e r strie ir b e i d e r s i n n e ?
12120 danist H. niemant F. dan ir FBNOE. 22. ergeben OP. 2 5 . vns statt unde W. 26. ivwere HW, uwer OB, miner N. 2 7 - 3 0 fehlen N. 27. Prang, B, Br. H. 29. solicher H. 30. -niftele H. 31. Prang. Β (auch 30.), Br. N. 33. also BN. 34. sich F. 35. ich en F. 38. nu statt iuch F. 39. ê fehlt NP. 40. swaz BN. an W. 41. niht mere FWBNORSP. 4 9 . beredet NRS. irz ie m. H, irs iht m. W, niht BP. 12150 uch an vre NBOP. 55. sin WO. in fehlt H. gegeben WNOP. 57. ste NP. 58. enphat W. niht me WBNOERSP. 61. da HE. 62. in trure H. 66. ir (2) fehlt F. 71. vant si HFW. 11. ir s. F. 73. vnd ime si BN, amis ie RS, im ie F (vor ie ein Buchstabe ausradiert), vnd sy im sy E. 74. ze fehlt FOERS. 76. gemeinem H. 79. strich F, stryt N, stritt £ .
205
12180 M i n n e , diu strickaerinne diu stricte zwei herze an in zwein mit dem stricke ir siieze inein mit alsô grôzer meisterschaft, mit also wunderlicher kraft, 12185 daz si unrelœset wären in allen ir jâren.
12210 sô wahsent mine trahte und muot mîn hergeselle, als er in die wölken welle, swenne ich bedenke sunder daz wunder und daz wunder, 12215 daz man an liebe funde, der ez gesuochen künde; waz fröude an liebe liege, der ir mit triuwen pflasge: sô wirt mîn herze sä zestunt 12220 groezer danne setmunt;
Ein langiu rede von minnen diu swaeret höfschen sinnen: kurz rede von guoten minnen 12190 diu guotet guoten sinnen. Swie Lützel ich in minen tagen des lieben leides habe getragen, des senften herzesmerzen, der innerhalp des herzen 12195 sô rehte sanfte unsanfte tuot, mir wîssaget doch mîn m u o t , des ich im wol gelouben sol, den zwein gelieben wœre wol und sanfte in ir muote, 12200 dò sì die leiden huote,
und erbarmet mich diu minne von allem mînem sinne, daz meistic alle, die der lebent, an minnen hangent unde klebent 12225 und ir doch nieman rehte tuot. wir wellen alle haben muot und mit minnen umbe gân. nein, minne ist niht alsô getân als wirs ein ander machen 12230 mit velschlíchen sachen.
die wären suht der minne, der M i n n e n vîendinne, von ir stîgen heten brâht. ich hân von in zwein vil gedâht 12205 und gedenke hiute und alle tage; swenne ich liebe und senede klage vür mîniu ougen breite und ir gelegenheite in mînem herzen ahte,
wir nemen der dinge unrehte war, wir saejen bilsensâmen dar und wellen danne, daz uns der liljen unde rôsen ber. 12235 entriuwen, des mac niht gewesen; wir müezen daz her wider lesen, daz dà vor gewerket wirt, und nemen, daz uns der sâme birt. wir müezen snîden unde maen
12180 81. herzê WERS. 82. en en W. 85. E daz W (Die Initiale E aus 87. steht vor Vers 85., der (mit 86. zusammen) schon vom Schreiber für die Initiale eingerückt war.), Daz E; si fehlt FE. vnreloset H. 86. irn F. 87. Besonders große Initiale HF, Initiale auch BNP; ein WE, Edele r. H, Lange r. N. 88. suvsit F, súbert E, werret R (in S fehlen 88 und 89). 89. kvrtze H. kurtzen P, guoten fehlt NO. 91. Wie H, swie und wie die übrigen. 93. herzen sm.WBNERSP. 94. innerth. WP(B). 95. unrehte FBE. 200. leide FBNE. 01. ware FBN(geware)£. 02. vindinne FE (vnmynne v.), unminne vogedinne ß. 03. hat FRS, hete W, hatte BNE. 06. swen F. von senende cl. W. 07. vor minen BN. 12210 11. wert über getilgtem mvt H. 13. swen F. gedenke W. 15. wibe F, wiuen ß, wiben E; leyen N. 16. da erz FBE; das is O. 19. so ζ. FHORP, dan Ν. 20. dan F(B)NO, dan ein Β, dann EP, wenne der R, danne der S. setmunt F, setínunt B, settmunt E, sette miint N, seite my mot O, stette munt R, sute munt S, see wund Ρ; sefremvnt H, senftemunt W. 21 und 22 umgestellt Ν. 22. von allen minen sinnen FRP, allen auch O; mime WBO. 23. meisteilec H, meistel N, meistlich O. da BO. 29. Als E. gemachen H. 30. valschl. FWP. 32. sen F, seigen W, seyn N, sehin B, sehen O, sewen HP, segen ERS. Vor bilsen- ein ρ begonnen H, pism F, pulsen W, pilsen OE, bulsen S. 35. Entr. F. enmach OP. wesen ON. 36. erweder OP. 37. da fehlt W, da das P. gevorwerket WBOE, gewar wercket P. 39. meen Ρ, mein WN, megen RS, meygen P, nemê O.
206
12240 daz selbe, daz wir dar gesxn. wir bûwen die minne mit gegelletem sinne, mit valsche und mit âkust und suochen danne an ir die lust 12245 des lîbes und des herzen: soné birt si niuwan smerzen, unguot und unfruht unde unart, als ez an ir gebûwen wart; als ez uns danne riuwe birt 12250 und innerhalp des herzen swirt und tcetet uns dar inne, sô zîhen wirs die minne unde schuldigen sì dar an, diu schulde nie dar an gewan. 12255 wir saejen alle valscheit, sô snîden laster unde leit. tuo uns daz leit iht sère wê, sô bedenken ez ê, sajjen bezzer unde baz 12260 unde snîden ouch daz. wir die zer werlde haben muot, swie sô er sì bcese oder guot, wie tuon wir unseren tagen, die wir vertriben unde verjagen 12265 in dem namen der minne und vinden niht dar inne niwan die selben arbeit, die wir haben an sì geleit, misselinge und ungeschiht:
12270 des guoten vinden wir dà niht, des unser iegelicher gert und des wir alle sin entwert, d a z ist der sta;te friundes m u o t ,
der staetecliche sanfte tuot, 12275 der die rôsen bî dem dorne treit, die senfte bî der arbeit; an dem ie lit verborgen diu wunne bî den sorgen, der an dem ende ie fröude birt 12280 als ofte als er beswasret wirt, den vindet ieman lützel nuo: also Vorwerke wir dar zuo. Ez ist vil wâr, d a z m a n dà s a g e t : „ M i n n e ist getriben unde gejaget
12285 in den endelesten ort." wir haben an ir niwan daz wort: uns ist niwan der name beliben und haben ouch den also zetriben also verwortet unde vernamet, 12290 daz sich diu müede ir namen schämet und ir daz wort unmaeret; si swachet unde swaeret ir selber ûf der erde; diu êrelôse unwerde, 12295 si slìchet under hûsen biten und treit von lasterlichen siten gemanicvaltet einen sac, in dems ir diube und ir bejac ir selbes munde verseit
12240 geseen F, gesehen O , sein WN, Segen RS, seygen P. da BP. 41. buen F. 4 2 . gegelleteme W. 43. vnkust BP. 4 4 . dan F. 47. unde (1) fehlt BNO. unfrut F, vnrucht P, vnruwe O. 49. dan F. ruwen O , unriwe P. 50. innertalp H, innerth. WP. 52. zihe wirs F; wir sin W. 53. vñ vnschuldegen W. der an W. 55. sen F, seyn Ν, sehin Β, sin W, segen E, sehen O , seygen P, sewen H. 56. vnde (!) sn. NRSP, so sn. wir B O . 57. düt OBP. 59. sen F, sien W, sehin Β, sehe O , seit Ν, sege R, segen ES, seygen P, sewen H. bezerz FE. 60. ouch h s wied s d. ß. 61. Wir N. ZV d s H. 62. bos F, vbel B. 63. tv FP. vnsern HW. 12270 vinde wir HF. 73. d. steten minne m. FBE, d. Stetten friinde m. P. 74. -liehen FE. 77. liget FBNOEP. 78. wnne H, wunne NORS, wunnen P, minne FWBE. 79. freemd5 W. 81 s und 82 fehlen B. 81. lutzel ieman FORSP. 82. als W, al O . v wirke Η Ν (-en), verwercken E. der ζ. W. 83. Ez FBN. 85. edelesten H, edelste Ν, endelisten FEP, endelosten W, endelsten Β , einstellen R, einsteln S. 86. wirn h. HOP. 88. den ouch a. FOE, den also auch P. zertr. WEP, verdr. N, zetr. FHB, zu dr. O. 89. verwartet WR, verwurt S, verwerret P. 91. vmmeret H. 94. erlöse FHOEP. 96. mit 1. W. lesterl. FE. 98. si ir HFW. tivbe W, tube E, daube P. 99. vorseit H, vor verseit NORSP, vor geseit W* (am Rand vom Korrektor: v s seit).
207
12300 und ez ze strâze veile treit.
12330 u n d sîn der s e l b e n s t a t e s ò w o l ,
o w ê ! den m a r k e t s c h a f f e n w i r :
daz liitzel i e m a n w a r e
d a z w u n d e r t r î b e n w i r m i t ir
g e t r i u w e u n d e gewasre
u n d w e l l e n des u n s c h u l d i c sîn.
und wider den friunt âne âkust,
M i n n e , aller h e r z e n k i i n i g î n ,
e r a m ö h t e sus g e t a n e lust
12305 diu fríe, diu e i n e ,
12335 v o n sîn s e l b e s s a c h e n
diu ist u m b e k o u f gemeine,
in s î n e m h e r z e n m a c h e n ,
w i e h a b e w i r unser h ê r s c h a f t
w a n uns d a z s e l b e z a l l e r zît
an ir g e m a c h e t zinshaft!
m i t j â m e r u n d e r fiiezen lit,
w i r h a b e n ein bcese c o n t e r f e i t 12310 in d a z vingerlîn geleit
dà v o n ez allez û f e r s t â t : 12340 deist t r i u w e , diu v o n h e r z e n g â t ;
und t r i e g e n uns dà s e l b e m i t e ,
diu t r e i t sich uns v e r g e b e n e a n ;
ez ist ein a r m e r t r ü g e s i t e ,
sô kêre wir daz ouge dan
der f r i u n d e n a l s o liuget,
u n d t r î b e n die süezen unruochlich under füezen;
d a z er sich s e l b e n t r i u g e t . 12315 w i r v a l s c h e n m i n n s e r e ,
12345 w i r h a b e n si m i t u n w e r d e v e r t r e t e n in die e r d e ;
der M i n n e n triigensere, w i e v e r g â n t uns u n s e r t a g e ,
o b w i r si g e r n e s u o c h t e n d à ,
daz w i r u n s e r r e k l a g e
w i r e n w i z z e n alles g â h e s w â . sô g u o t , sô lônbasre
sô selten liebez e n d e g e b e n ! 12320 w i e v e r t u o n w i r u n s e r l e b e n
12350 t r i u w e u n d e r f r i u n d e n waere,
â n e liep und â n e g u o t !
w a r u m b e l i e b e n w i r si n i h t ?
n u gît u n s d o c h d a z g u o t e n m u o t ,
ein b l i c , ein i n n e c l î c h g e s i h t
d a z u n s ze n i h t e b e s t â t .
ûz h e r z e l i e b e s o u g e n
s w a z i e m a n s c h œ n e r maere h â t
der l e s c h e t â n e l o u g e n
12325 v o n f r i u n t l î c h e n d i n g e n ,
12355 h u n d e r t t û s e n t s m e r z e n des l î b e s u n d des h e r z e n ,
s w a z w i r m i t r e d e viir b r i n g e n
ein k u s in liebes m u n d e ,
v o n d e n , die w î l e n t w ä r e n
d e r v o n des h e r z e n g r ü n d e
vor manegen hundert jâren,
her û f g e s l i c h e n kaeme,
d a z t u o t uns in d e m h e r z e n w o l
12300 straste F, strazen BNRS. 01. Ow B, ovwe HO. schaffe FWI'. 02. tribe HF. 03. Und E. wellens FN, wellent ez W, wellen doch B, w. es RSP, w. is O, w. sin E. 04. herze F. lagerin NRS. 05. vri F. vnd di e. FBE; reyne N. 06.vmbHF. 07. hab HF, haben W. 12. arme WNERS. 17. fertgen wir P. 18. vnser HOE. 20. vertv wir F. 21. beide ane B. 22. Nv F. gibt F. gut m. FBE. 23 und 2 4 umgestellt NRS. 23. dez W. 24. verbringen H. 29. Dat N. 12330 daz inder selbe st. F, das sind ir s. st. £ , des sit ir s. st. B; stat W. so vol alle. 33 und 34 fehlen W. 35 und 36 umgestellt W. 37. wand FW. ze a. H. 40. datz N, dasst zu daist verbessert P, daz WRS, daz ist FOE. 41. Sie E. d s H (uns fehlt), vergeben F. 42. keren WE. ògen W. 44. vnroûchl. W (das o zu tilgen vergessen), vnwertl. F* (w aus r ? verbessert) BE, vnruwel. RS; -liehe FW, -liehen HP. 4 5 und 4 6 -erden W. 4 6 . wir tretens in die erde FB (si vnds die e.) E. in der erde HNO. 48. westen FE, wisten BN. 49. louebere NP (lobenb.). 51. liebe si wir F. 52. innencl. H. geschiht HO. 57. Eyn N, Kapitelzeichen O.
208
12360 a h í , w a z der b e n í e m e
12390 s ô si ie m è r e in s e l b e n stelent u n d m i s c h e n t liep m i t leide,
seneder sorge und herzenôt!
dise g e l i e b e n b e i d e
Ich weiz w o l , T r i s t a n unde Isôt,
die e n h â l e n sich ze n i h t e :
die gebitelôsen beide,
mit rede und m i t g e s i h t e
b e n â m e n o u c h ir leide 12365 unde ir triure ein a n d e r vil,
12395 w ä r e n si h e i n l i c h u n d e r in.
d ò sì begriffen d a z zil
sus t r i b e n sì die reise hin
gemeines willen under in.
mit wunneclichem lebene
jener gelange w a s d ô hin,
und doch niht gär vergebene, in t e t e diu v o r v o r h t e w ê :
der die g e d a n k e n a n g e t . 12370 swes gelieben gelanget,
12400 sì b e v o r h t e n d a z ê
des t r i b e n s u n d e r in g e n u o c .
d à ez o u c h s i d e r z u o k a m ,
s ô sich diu zît a l s o g e t r u o c ,
d a z in sît f r ö u d e vil b e n a m
s ô sì zir s t a t e k ä m e n ,
u n d b r â h t e sì ze m a n e g e r n ô t : d a z w a s d a z , d a z diu s c h œ n e I s ô t
si g ä b e n u n d e n â m e n 12375 m i t g e t r i u w e l î c h e m sinne
12405 d e m m a n n e w e r d e n s o l t e ,
in s e l b e n u n d e der m i n n e
d e m sì n i h t w e r d e n w o l t e .
w i l l i g e n zins u n d e z o l .
o u c h t w a n c si b e i d e n o c h ein leit:
in w a s vil i n n e c l î c h e w o l
daz was Isôte wîpheit. h i e r u m b e w a s in leide,
an der reise und a n der v a r t ; 12380 d ô diu f r e m e d e h i n e w a r t ,
12410 diz leidete si b e i d e .
d ô w a s ir h e i n l i c h e
d o c h w a s in disiu swasre
rîlîch u n d e r i c h e ,
lihte u n d e t r a g e b a s r e ,
u n d w a s d a z w î s h e i t u n d e sin:
w a n si ir w i l l e n u n d e r in z w e i n
w a n die sich h e l e n t u n d e r in, 12385 sît daz si sich e n b â r e n t
f r î l î c h e h e t e n inein 12415 d i c k e u n d ze m a n e g e m m â l e .
u n d d a n n e ir s c h ä m e v â r e n t
N u d a z si K u r n e w â l e
u n d g e s t e n t sich an l i e b e ,
g e v u o r e n alsô n ä h e n
die sint ir s e l b e r d i e b e .
daz sì daz lant w o l sähen,
s ô sì sich d a n n e ie m è r e h e l e n t ,
des f r ö u t e n sì sich alle d ô :
12360 ohi FHE, eya ß , ay N, ach O , ouwe RS; alhie P, ahi W. 62. Ich HB. wol daz F, dat N. 63. gebietelosen HBERS; geleyuen N. 65. vnd öch W. 66. so si FBE. 68. der was WOP. da FBOEP. 69. gedanke WNRS. 72. so si F; der Vers fehlt P. 73. dat si Ν, als si Β. zer FN, zv ir HW. staten WP. 75. getrúlichem WP, gelichem O. 77. fehlt P. 78. -liehen FWNEP. 80. hinwart F. vart WOE. 82. richl. FBNO, ritterl. £ ; -liehe W. 84. w. si sich FNOE. heln W. 85. einbarent B, eynebarent N, inbarent E. 86. ir alle. 88. si sint FBE. 89 bis 92 fehlen B. 89. doch statt danne OP. 89 und 9 0 immer FE. 12390 si fehlt H. 91. mengent N O . 93. enhelent F, enhabent ß, enhaben P, enthallent RS. 94. gesichte sofort aus gesch. verbessert H, geschichte BOP(-ten). 95. heimel. FE. 96. Sus H. 99. vorte Ν, forchte RS. 401. daz ez WB. 02. vroudé NBOERS. 04. was dat ΝOERSP. 05. Dem E, demme W (auch 06.). man H. 07. noch fehlt H. 09. ime 1. W. 11. Noch N. ir W. 12. trugebaere W. 14. vrilichen WN, frölichen P, frolich O. 15. dikk F/, dicke die übrigen. 16. Nu FB. 19. vroweten F.
209
12420 si wären sin alle frô, wan eine Tristan unde Isôt, der angest was ez unde ir nôt: der wille wsere der geschehen, sine hasten niemer lant gesehen. 12425 diu vorhte ir beider êren diu begunde ir herze sêren, sine künden sich beraten nie, waz sì getseten oder wie, daz Isôte wîpheit 12430 dem künege würde verseit; und doch, swie unrâtbaere kindesche minnaere in ir kintheite sint, der rät geviel doch an daz kint. 12435 Sô minne an tumben kinden ir spil geratet vinden, sô mugen wir an den kinden witze unde liste vinden. Lange umberede sì hin geleit: 12440 îsôt vant in ir kintheit eine witze und einen list, den allerbesten zuo der frist, daz sì nie mère tasten, niwan Brangaene baeten, 12445 daz si an der ersten naht sunder rede und sunder braht bî M a r k e ir hêrren laege, geselleschefte im pflasge. ez en würde im niemer baz entsaget,
12450 wan sì was schoene und was ouch maget. alsus sô lêret minne durnehteclîche sinne ze valsche sîn verflizzen, die doch niht solten wizzen, 12455 waz ze sus getaner trüge und ze valscheit gezüge. Die gelieben also täten: Brangaänen sì bäten alse lange und alsô vil, 12460 biz sì si brâhten ûf daz zil daz sì in zer urtaste gelobete, daz siz taste, und lobete ez ouch mit maneger nôt: sine wart niht zeinem mâle rôt 12465 und missevar von dirre bete, als ez ir michel nôt tete, diu bete was ouch seltsasne. „trüt f r o u w e , " sprach Brangasne, „iuwer muoter, diu frouwe min, 12570 diu saelige künigín, diu bevalch iuch mir in mine pflege, und solte iuch selbe an disem wege und an dirre veigen vart vor disem leide haben bewart. 12475 nu habet ir laster unde leit von miner warlôsekeit. von diu darf ich ez mâze klagen, muoz ich daz laster mit iu tragen; und wasre ouch wol gefüege,
12420 21. wen F. 23. ir wille FN. 26. diu fehlt FBE. herzen W. 28. geraten W. 35. Swer an H (größere Initiale), So WNORSP. 36. geredet B. 37. muge wir H. 39. Lange vmbrede H, Initiale auch BE. rede E. sin BOP. 42. ze H. 43. nit OP. 44. brangenen HWBNO. 49. enwurt F. im fehlt NP. 49 und 50 -agt H. 12450 ouch fehlt BN (B: ein). 51. Alsus B. lerte FB. 52. durch vorhtliche s. FBE. 57. Die FBN. 58. bragene F. si do b. WBRS. 59. als vil FE; alse - alse W, als - ais O, also - also Ν. 60. sis FBE, si fehlt HW (betrahten). 61. daz sin HP, daz si in NO, daz si da FBE, daz si die übrigen, zedvrtete Η, zu diir dede O, zu dir tette Ρ, zurtete W, eyns inde zwir dede N, zu stede B, stete FE, zu der bette RS. 62. das si stete P. 63. ouch fehlt B. 64. ze einem HFW. 67. d. b. di was FP. ö W, fehlt N. 68. Trvt B. 74. von FOE. diseme W. han FE. 77. von de F, von der O, da van BNERSP. so darf W, ichz FE (bedarff). 78. von ivch H. 79. ez were F Β EP, dat were Ν.
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12480 daz ich ez eine triiege, möhtet ir dervon gesîn! genaedeclîcher trehtîn, wie vergxze dû min sô!" Isôt sprach zuo Brangasnen dô: 12485 „stolziu niftel, sage mir, waz meinest dû, waz wirret dir? mich wundert sère, waz du klages." „frouwe, dà warf ich anders tages ûz dem schiffe ein glasevaz." 12490 „so taste dû: waz wirret daz?" „owî!" sprach sì, „daz selbe glas und der tranc, der dar inne was, der ist iuwer beider tôt." „war umbe, niftel?" sprach îsôt; 12495 „wie ist disem masre?" „im ist also." Brangaene seite in beiden dô die rede von ende her dan. „nu walte es got!" sprach Tristan, ez waere tôt oder leben: 12500 ez hât mir sanfte vergeben. ine weiz, wie jener werden sol: dirre tôt der tuot mir wol. solte diu wunneclîche Isôt iemer alsus sîn min tôt, 12505 sô wolte ich gerne werben umbe ein êweclîchez sterben." Lât alle rede belîben: wellen wir liebe trîben, ez enmac sô niht belîben,
12510 wirn miiezen leide ouch trîben. Swie sanfte uns mit der liebe sì, sô müezen wir doch ie dâ bî gedenken der êren. swer sich an niht wil kêren 12515 wan an des lîbes gelust, daz ist der êren verlust. swie wol Tristande taste daz leben, daz er haete, sîn ère zôch in doch dervan. 12520 sîn triuwe lag im allez an, daz er ir wol gedashte und M a r k e sîn wîp braehte. die beide, triuwe und ère, die twungen ime sère 12525 sîn herze und sine sinne, die dâ vor an der minne wären worden sigelôs, dô er die minne vür si kôs: die selben sigelôsen zwô 12530 die gesigeten an der minne dô. Tristan der sante boten zehant in zwein batêlen wider lant. und enbôt M a r k e masre, wie ez ergangen wasre 12535 umbe die schoenen von Irlant. M a r k e besande zehant, swen er besenden künde, dâ randen an der stunde tûsent boten nach ritterschaft:
12480 ichz FE. 81. da von HNOP. 83. ie so WOP. 84. Ysot B. ze W. 85. Stolze N . 86. meinestv tv H, -est tv F, -est du W; wainest F, weist O. 87. was tv H. 90, 91 und 94 haben Kapitelzeichen B. 91. ovwi H, auwe O , owe FBNEP. 92. drinne FB. 94. niftele H. 98. Nu B. ez F. 99. Es E. 500. senfte W. 02. der fehlt BO. 06. vmb enewecl. H. ein fehlt W. 07. Besonders große Initiale H FW, Initiale NP. Lanen H, lat BER. reden HO. 07 : 10 : 09 : 08 E. 08. wolle H, welle F, wille N. 12510 ovch leide FRS, beidiu WO. 11. Wie H, swie und wie die übrigen. 12. mvze HF. ouch ie FB, yeouchE. 14. nieran für an niht E. 17.Swieß. 18.heeteW. 19.dav.NBO. 20. lib O , leib P. 22. marken FOE. 24. betwungen (die fehlt) FBE. in H* (zu im verbessert) FB* (desgleichen) ERSP. 28. da F. v. sich OP. 30. die fehlt FBNOERSP. minnen FN. 31. trist. FOEP. der fehlt NB. 32. barken FBNE, boten O , bottenlon P. 33. marken FBNOE. 37. swas FBE. 38. riten FBE, raitten P.
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12540 man enpfie mit micheler kraft die künden und die geste, daz ergeste und daz beste, daz M a r k e an disen zwein enpfie, mit den sîn leben ouch hine gie, 12545 daz selbe enpfieng er alse wol, als ein man daz enpfâhen sol, daz ime vor allen dingen ist. M a r k e der hiez an der frist den lantbarûnen allen sagen, 12550 daz sì in ahzehen tagen alle ze hove kíemen, als sì im wol gezaemen ze sîner brütleite, diz allez was bereite. 12555 si kämen rîlîche dar: dar k a m mane wunneclîche schar von rittern und von frouwen ir ougen wunne schouwen, die liehten Isôte. 12560 diu wart vil unde genôte und ze wunder an gesehen und niwan des einen gejehen: „Isôt, Isôt la blunde, marveil de tû le munde: 12565 Isôt diu ist besunder über al die werlt ein wunder, ez ist war, daz man dà saget von dirre sasligen maget: si gît der werlde wunne
12570 gelîch alsam diu sunne, ezn gewunnen elliu riche nie maget sô wunneclîche." Nu sì zir ê bestatet wart und an ir rehte bewart, 12575 daz Kurnewal und Engelant sô wart besetzet in ir hant, ob sì niht erben baîre, daz Tristan erbe wsere, unde ir hulde wart getân: 12580 des nahtes dô si solté gân slâfen zir hêrren M a r k e , nu heten si sich starke, si und Brangaîne und Tristan, vor hin geflizzen dar an, 12585 daz sì ir state unde ir stat wìslìchen heten besat und wol vor hin beraten, in M a r k e s kemenâten was nieman wan si vieriu, 12590 der kiinic selbe und si driu. nu was ouch M a r k e nider komen. Brangasne hete an sich genomen der küniginne kleider: diu kleider ir beider 12595 wären verwandelt under in. Tristan fuorte Brangasnen hin die marter liden und die nôt. diu lieht diu laschte ir frouwe Isôt. M a r k e Brangaenen zuo im twanc.
12540 michelre W. 42. ergest H, argeste F. 44. mit dem FßP, damit E. hin HF. 45. also VCBNO. 48. Marke FB. 50. inert W (si fehlt), binnen N, bynnent O, jnwendig den P. echte N, acht P. 55. Si Β. ritterl. FBNE, richl. O. 56. heirliche N, ritterliche RS. 59. d. 1. maget is. OP. 60. v. vngenote W. 61. wndere H. 62. einez W. 63. ysote (zweimal) H. laz FB; la blunde fehlt E. 64. fehlt P. marveile H, maruail FWBOE, marfail t, marfeil NRS. tvlle munde FBE, tvla m. HS, tvte le m. t, tutela m. Ν. 66. Mit blasserer Tinte in Lücke nachgetragen W. 67. was man OP. 68. der WRS, dir P. 69. weite tW. 12570 als NO. 71. ez F. 73. zu der BOERS, zer N, zur P. 76. gesetzet OBt, beredt P. 80. Des B. so WP. 83. vnd tr. alle. 85. stete FHBNERS. 86. wislich OP, vlizecliche HNRS. hette FWOP. 90. sprach statt selbe O, fehlt P. 91. Nu B. wider HO. 91-93 fehlen P. 96. Tristane. 97. martele HNRS. 98. diu (2) fehlt tB (vslasch) PN (vormünde), vro F, vrou B. 99. zv zim tW.
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12600 ine weiz, wie ir der anevanc geviele dirre sache: si dolte sô gemache, daz ez gâr âne braht beleip, swaz ir gespil mit ir getreip; 12605 si leiste unde werte, swes er hin zir gegerte, mit messinge und mit golde, als wol als er wolde. ich wil mich ouch des wol versehen, 12610 daz ez ê selten sì geschehen, daz ie sô schcene messine vür guldîniu teidinc ze bettegelte würde gegeben, deiswâr ich sazte es wol mîn leben, 12615 daz sít Adames tagen als edel valsch nie w a r t geslagen, noch nie sô gasbiu trügeheit an mannes siten wart geleit. Die wile ouch sì zwei lägen, 12620 ir bettespiles pflâgen, al die wîle hete Isôt michel angest unde nôt; si dâhte allez wider sich: „got hêrre, nu beware mich 12625 und hilf mir, daz min niftelin wider mich getriuwe müeze sîn! trîbet sí diz bettespil iht ze lange und ¡ht ze vil, ich fürhte, ez ir sô wol behage,
12630 daz sí vil lîhte dà betage: sô werde wir alle ze spotte und ze schalle." nein ir gedanke und ir muot die wären lûter unde guot. 12635 dô si vür Isolde geleiste, daz si solde, unde ir teidinc ergie, von dem bette sì sich lie. nu was ouch Isôt hantgar, 12640 vür daz bette saz di dar, als ez diu selbe solte sin. zehant iesch ouch der künec den win: dà volgete er dem site mite, wan ez was in den zìten site, 12645 daz man des elliche pflac, swer sô bî einer megede lac und ir den bluomen abe genam, daz eteswer mit wine kam und lie si trinken beide 12650 samet âne underscheide. der selbe site ergieng ouch dà: Tristan sin neve der brâhte iesâ beide lieht unde win. der künec tranc und diu künigin. 12655 ouch sagent genuoge masre, daz ez des trankes wjere, von dem Tristan unde Isôt gevielen in ir herzenôt. nein des trankes was niht mê:
12600 anvant F. 01. Gev. E. 03. er BOP. 04. treip tBNP. 06. hin fehlt BNO. gerte FtNOEP, Β reimt OS. und 06. gerte : kerte. 07. fehlt P. 08. fehlt P. 09. Ich B. des ouch W, ie des O . wol fehlt t; wale ouch des N. 10. ez fehlt HN-, e fehlt WO. 11. schöner BP. 12. tegeding Ht, deged. RS, deding S O , dadinc N, tagding P. 13. geben FtORSP. 14. sattes HR, seites t; es fehlt O, dar vor N , dar an P. 16. so NP. 17. trügeheit Ht, trugenh. die übrigen. 18. site FN. 19. Die H ß N . 23. gedahte tP. 24. nu fehlt BN. 28. oder O N . iht (2) fehlt NOt. 12630 31. werden W, wrden t. 33. Nein BN. 35. da H. 37. teydinch F, dedinc B, dedinge ORS, teding P, täding E, teigedinc t. 39. Nu BN. ysote t (ouch fehlt), jsote O . 41. als siz di s. F. 42. ouch fehlt BNt. den fehlt NP. 44. wan fehlt H. 45. alliche F, ellichen H, elichen WBOEP, alwege N , gewonlich RS. 46. meide F, mede O. 47. nam O N . 50. an alle vndescheide FBE. 51. Der Β. 52. der fehlt FtBC)E, nach trist. P. sin neve fehlt Ν. 53. bei dir t. 55. Ovch F, noch t. 58. an t. ir fehlt H. 59. nime HP.
213
12660 Brangasne warf in in den sê. Nu sì dem site gegiengen mite, beidiu getrunken nach dem site, diu junge kiinigîn Isôt diu leite sich mit maneger nôt, 12665 mit tougenlîchem smerzen ir muotes unde ir herzen ze dem kiinege ir hêrren nider. der greif an sine fröude wider: er twanc si nähe an sînen lîp. 12670 in dûhte wîp aise wîp; er vant ouch die vil schiere von guoter maniere: ime was ein als ander, an ietwederre vander 12675 golt unde messine. ouch leistens im ir teidinc also dan und also dar, daz er nie nihtes wart gewar. Isôt diu was dô starke 12680 von ir hêrren M a r k e geminnet unde gehêret, geprîset unde geêret von liute und von lande, wan man sô maneger hande 12685 fuoge unde saelde an ir sach. ir lop unde ir ère sprach, swaz lop gesprechen kunde. under dirre stunde hete sì und ir amis
12690 ir kurzewîle manege wîs, ir wunne späte unde fruo. wan nieman wände niht derzuo, dane dâhte weder wîp noch man dekeiner slahte Undinges an. 12695 wan si was in sîner pflege alle stunde und alle wege und lebete, swie si dûhte guot. Hie mite sô nam si in ir muot und bedâhte alle ir dine: 12700 sît nieman ir haslinc unde ir triigeliste niwan Brangaene wiste, enwasre sí dan eine sô dörftes iemer kleine 12705 gesorgen umbe ir ère. si sorgete sère und vorhte harte starke, Brangaene o b sì ze M a r k e dekeine liebe haste, 12710 daz sì im kunt taste ir laster unde ir maere, als ez ergangen wasre. diu sorchafte kiinigîn diu tete an disen dingen schin, 12715 daz man laster unde spot mère fiirhtet danne got. zwêne knehte sì besande fremde von Engelande: die selben hiez si beide
12660 61. Dû B, Nu HE. giengen WtORS. 62. beidiu fehlt OP. 65. getwngelichen t, heymelichen OP. 69. nahen tFP. 71. vandouch H. 74. ietweder F, iew. B, eyw. N. 76. leiste BNOE. tagedinc H. 79. ysot FER. so statt do BP. 80. mit BE. 81 und 82 geeret : geheret NBP. 83. livten tBNOP. 85. gesach t. 88. Under Β. 12690 ink. F, ir fehlt NO. 92. dar zv HWBNPt, dazu O. 93. gedachte NP. 95. wand F. 96. stunt WNERS, dage B. 97. lebten ONP. 98. Hie HBt. so fehlt OERS. 99. al FNP, allez tB. 700. niemant F. 01. Und E. 04. son dorfte si F(B), so bedörfften sy E; dorfften PB. einer t, niemer BN. 06. vii sere WRS, alze sere Β. 13. Die ß. sorgeh. WBN. 16. vurhte HRS, fürcht P. 17. Zw. BN. 18. yrlande FB, ir 1. E.
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12750 bin ich iht sère missevar? ine weiz, wie mir min dine stê: mîn houbet tuot mir sère wê. du muost uns würze bringen; wir müezen disen dingen 12755 eteslîchen rät geben oder ez gât mir an daz l e b e n . " diu getriuwe Brangsene sprach: „frouwe, iuwer ungemach daz miiet mich harte sère. 12760 nune bîtet ouch niht mère: heizet mich wîsen eteswar, dâ ich eteswaz ervar, daz ziuwern dingen guot s ì . " „sich, zwêne knappen sint hie bî, 12765 mit den rît, die wisent d i c h . " „gerne, frouwe, daz tuon i c h . " si saz ûf unde reit mit in. nu sì zem walde kämen hin, dâ würze, krût unde gras 12770 der volle nâch ir willen was, Brangaene wolte erbeizet sin. nu fuorten sì si baz hin in in die wiieste und in die wilde, nu sì von dem gevilde 12775 verre hin in kämen,
12720 sweren eide und eide, triuwe über triuwe geben, dâ zuo gebôt sin an ir leben, swaz sì si hieze ane gân, daz daz beidiu getan 12725 und ouch verholen wxre. sus seites in ir maere: diu mortrsete sprach zuo zin: „nu merket beide mînen sin: ich sende eine maget mit iu, 12730 die nemet und rítet ir driu heinlichen unde balde etswar ze einem walde, er sî verre oder bî, der iu dar zuo gevellec sì, 12735 dâ nieman heinliche habe, und slahet ir daz houbet abe; und alle ir rede die merket ir und swaz si sage, daz saget mir. ir zungen bringet mir her dan; 12740 und sît ouch des gewis dar an, swie sô ich ez inein getrage, daz ich iuch morgen an dem tage mit rîlîcher sache beide ritter mache 12745 und wil iu lîhen unde geben, die wîle ich iemer sol g e i e b e n . " Diu rede diu wart gewisset dâ. Isôt diu nam Brangsenen sâ: „ B r a n g a j n e " , sprach si, „nim hie war,
die höfschen si nâmen, die getriuwen, die werden, und sazten si zer erden mit triure und mit leide
12720 22. dar zu WBNOP. 23. swas siz h. F. 26. seilen sin F. 27. Di F. monete W, morderse N, morderinne P, den morderen vnd O. zv zin HW\ zv in. 33. ez FBNE. 38. und fehlt BN. saget NO. 39. zunge FWBNOE. 41. ez fehlt OP. 42. morne HO. 43. rilicher HRS, richlicher NO, reicher P, ritterlicher die übrigen, (-chen sachen W). 45. uch F, iveh H. 46. sol fehlt N; mach geieben FBE. 47. Di (1) HB. diu (2) fehlt WBNOP. 48. diu fehlt BNOP. 12750 iht fehlt W. 55. etelichen WP. 57. Di FBN. 59. muwet O, müdet N, muget RS. 60. niemere H. 63. ze fehlt HP. 64. sint fehlt OP. 66. Gerne B. 67. sus saz si vf H. 68-72 fehlen FBE; statt dessen ein Vers: nv (du B, do £) si von dem gevilde kamen hin. 69. ze walde HO. 74. Nu B. 76. si da namen F, si du n. BNOERS. 78. sattin H.
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12780 und zucten swert beide. Brangasne dò sô sère erschrac, daz si an der erden gelac und lac also lange nider: ir herze erbibete und alle ir lider. 12785 erschrockenlîche sì ûf sach: „hêrre genâde!" si sprach, „durch, got, waz welt ir ane gân?" ,,dâ suit ir iuwer leben lân." ,,owê, war umbe? saget mir!" 12790 ir einer sprach: „waz habet ir begangen wider die kiinigîn? diu hiez iuch slahen; nu muoz ez sin: iuwer und unser frouwe Isôt diu hat geschaffet iuwern t ô t . " 12795 Brangaene vielt ir hende inein; weinende sprach si: „hêrre, nein, durch iuwer güete und durch got, sô fristet beide diz gebot und lât mich also lange leben, 12800 daz ich iu antwürte miige geben.
12810 dô heten wir zwo zwei gewant, diu heten wir uns beiden erweit und ûz gescheiden von anderem gewande; diu fuorten wir von lande, 12815 zwei hemede wiz alsam ein snê. dô wir dô kämen ûf den sê her wider lant ûf unser vart, sô heiz ir von der sunnen wart, daz sí vil selten in den tagen 12820 an ir iht künde vertragen niwan ir hemede al eine, daz wîze, daz reine, sus liebete ir daz hemede an; dò sì ez üeben began, 12825 biz daz siz überüebete, sîne wîze gär betrüebete. dô hete ich aber daz mine heinliche in minem Schrine in reinen wizen valten 12830 verborgen unde behalten.
dâ nâch habt ir mich schiere erslagen. ir suit miner frouwen sagen und wizzet selbe, daz ich nie wider ir hulden niht begie, 12805 dar an ich mich versashe, daz ir leit geschähe, ez enwaere danne aise vil, des ich doch niht getrûwen wil: dô wir zwo fuoren von Irlant,
und als min frouwe her kam, den künec ir hêrren genam und zuo im slâfen solté gân, nune was ir hemede niht getan 12835 sô schœne, alse ez solte und als si gerne wolte: daz ich ir dô daz mine lêch und irs et eines verzêch und mich sô vil an ir vergaz,
12780 suchten H, zogen Ν. 81. Prangene Β. so fehlt Ρ, über der Zeile B. 82. lag O N . 86. herren WN. si da sprach F, si do spr. BNERS. 87. welle(n)t F W O . 89. Ouwe B, ouwi H, auwe O. 90. waz fehlt BP. 91. icht beg. P. 92. vnd W. 94. hat fehlt H. geschaffen tP. 95. Brang. FHBt. die vielt H. 96. herren NP. 99. lant Wt, lazet FBNE. so lange FBE. 800. iu fehlt FB, úch W (und alle jüngeren Handschriften), mohte H. müge antw. WOPt. gegeben W. 01. dar HBNP. 03. selber F. 04. hulde tBOP. iht BO, fehlt N. 06. fehlt P. 07. also FRSP, so N. 09. Do N. ir lant FP. 12810 h e t m i r F . ll.hetteF. 13. andereme t, anderme W. 14. vurt eF. 15. als der sne BP; als auch WNORS. 16. do (2) fehlt O. do wir zwa qu. N, du qu. wir zwo B. 20. gedragen OB. 23. Sus F. diz FBEP. 24. biz FBNERS. 25. daz si ez FBERS, biz fehlt auch N. 27. aber ich HO. 32. ir herre ze F, ir h. zû der e BN, ir h. zur ee E. 33. zu zim W. 34. do enwas F, do was BNE. 37. doch B, fehlt N. 38. vnd ich ir seht t, irs secht P. vnd is ir Β, inde des irs Ν; ir F. eht FHWtRSP; it O , eck s Β, ouch E; fehlt Ν. 39. min FtBE. als vil W.
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12840 ir enwerre danne daz, sô wizze got wol, daz ich nie ze keinen zîten übergie weder ir bete noch ir gebot, nu tuot ez beide samet durch got, 12845 griiezet si von mir also wol als ein jungfrouwe ir frouwen sol. und got durch sine giiete der bewar ir unde behiiete ir ère, ir lîp unde ir leben! 12850 und mîn tôt der sì ir vergeben, die sêle die bevilhe ich gote, den lîp hin ziuwerem geböte." Nu sähen dise zwêne man erbermeclîche ein ander an 12855 und erbarmetes an der reinen ir inneclîchez weinen: si gerou vil sère beide und nâmenz in ze leide, daz sì gelobet haeten, 12860 daz sì den mort tasten, d ò sì an ir niht funden noch niht ervinden künden, daz morde gebsere und tôtbaere waere. 12865 si giengen raten under in zwein und gerieten inein, ez ergienge in, swiez in möhte ergân, si wolten si leben lân. die getriuwen bunden si sâ
12870 höhe ûf einen boum dà, daz sì die wolve iht nasmen, biz daz si wider kaemen; und sniten an der stunde einem ir vogelhunde 12875 die zungen ûz und riten dan. sus Seiten dise zwêne man îsôte der mortrseten, daz si sì ermordet hasten mit jâmer und mit leide. 12880 si sageten ir beide, diu selbe zunge diu wasre ir. îsôt diu sprach: „nu saget mir, waz maîres sagete iu diu maget?" si sageten, alse in was gesaget, 12885 al von ende ir rede her dan und verswigen nie niht dar an. „ j a " , sprach si, „seites iu nimê?" „nein, f r o u w e " . Isôt diu rief: „owê und wâfen dirre masre! 12890 unseligen mordasre, waz habet ir an gegangen? ir miiezet beide hangen!" „hêrre", sprächen jene dô, wie lûtent disiu maere sô, 12895 vil wunderlîchiu frouwe Isôt? ir habet uns doch mit maneger nôt erflêhet unde bencetet, daz wir si haben ertoetet." „ine weiz, waz ir von flêhe saget:
12840 41. weiz FtBNOEP. wol fehlt tO. 43. ir (1) fehlt H. gebete FB. 44. samet fehlt OP. 46. ivnc(h)fr. tHF etc. 48. der fehlt FBNE. 49. vñ ir lip H, vnd lip t. 50. der fehlt FBNO ERSP. 51. die (2) fehlt FBNERS. hin ze g. FBN. 52. hin fehlt NO. 53. Nu FHtBN. die tB. 54. erbermelich HB. 55. erbarmetenz FE. 56. ir fehlt F, dat Β. 58. namen ΗΝ. inz H. 61. Do Β. enfonden O . 62. niht fehlt W. 64. mortbere FN, mortgebere BOEP. 67. swez W. in (2) HtOP. Die ganze Zeile mit blasserer Tinte in Lücke nachgetragen W. 69. Di R. sazten FBNERS. 12870 71. niht tOP. 74. eime W, einme t. 76. Sus Β. 77. morreten F, mortseten Wt, mordere O. 78. sis HWt, si P. si den mort teten FBNE, s. d. m. hetten RS. 81. wie si taten mit ir t. selbe fehlt FBE. 82. Ysot Β. diu fehlt FBNOERSP. 83. mere HP, meren BNORS. sagete si Η. 85. der rede P, die r. O. 87. Ja HNf; Kapitelzeichen vom Korrektor angegeben, aber nicht ausgeführt B. si (ohne iu) FBNOE. nieme Ft, nime H, niht me. 88. Nein B. diu fehlt FNO. sprach F. auwe O. 90. vnsalege t; ir vnsaeligen FBNOERSP. 91. ir begangen FBE, ir an begangen O. 93. Vrouwe BN, frowe RS. 97. benotet HtORS, ernotet FBNE, genotet WP. 98. fehlt H. gedodet OB. 99. Ine B. vlehen BNOP.
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12900 ich bevalch iu mine maget in iuwer huote und iuwer pflege, daz ir ir pflseget ûf dem wege, daz sì mir solte bringen ein teil ze mînen dingen. 12905 die miiezet ir mir wider geben oder ez gât iu an daz leben: ir veigen mortslangen ir werdet beide erhangen oder ûf einer hurt verbrant!" 12910 „entriuwen", sprächen jene zehant, „frouwe, iuwer herze u n d iuwer muot dien sint niht lûter unde guot, iuwer zunge ist harte manicvalt. nu, frouwe, fristet disen gewalt: 12915 ê wir Verliesen unser leben, wir wellens iu è wider geben schcene u n d e wol g e s u n d e . " Isôt sprach an der stunde w e i n e n d e harte sère; 12920 „ n u n e lieget mir niht mère: lebet Brangasne oder ist si t ô t ? " „si lebet n o c h , wunderliche I s ô t . " ,,owê, sô bringet mir si her den w o r t e n , daz ich iuch gewer, 12925 swes ich iu gelobet h â n . " „ f r o u w e Isôt, daz sì g e t a n . " Isôt behabete ir einen dà; der a n d e r reit d a n n e n sä hin wider, dà er Brangasnen lie;
12930 îsôte ir f r o u w e n b r â h t e er die. u n d dô si viir îsôte k a m , Isôt si zwischen arme n a m u n d kuste ihr w a n g e unde ir m u n t ze einer u n d ze maneger stunt. 12935 den zwein g a p sì ze solde zweinzec m a r c v o n golde den w o r t e n , daz diz maere von in verholen wiere. N u daz diu kiinigîn Isôt 12940 Brangaenen in der e n d e n ô t getriuwe u n d e stsete u n d an ir m u o t e haste d u r n e h t e in alle wîs b e k a n t u n d in dem tegele g e b r a n t 12945 u n d e geliutert alse ein golt, sît des was Brangasn u n d e Isolt von herzen u n d von sinne so getriuwe u n d sô geminne daz nie niht u n d e r in beiden 12950 ir dinges w a r t gescheiden: si w ä r e n mit ein a n d e r d ô ir m u o t e s u n d e ir herzen f r ô . Brangsene w a s des hoves d ô wol, der hof der w a s ir lobes vol: 12955 si w a s geminne in allen; sine t r u o c n i e m a n n e gallen ûzen noch i n n e r h a l p der w â t . si w a s rätgebe u n d e rät des küneges u n d e der künigin.
12900 01. vnd in FBtOEP. in (= unde oder in?) N. 03. do si W, da si HO. 06. des 1. W. lO.Entr. HB. 1 l.iwer zunge FBNRS, ir trúwe W. 12. di sint FBNOE. unde fehlt Ρ, noch O. 14. nu fehlt FBNERS. 15. daz leben FBNERS. 16. wellen Deh U7. 18. Ysot B. sa ze stunde FBRS, do zu stünde N, ze stunde £. 20. nu 1. Ft BF.. 21. aid Ht. 22,23,26, 27 haben Kapitelzeichen B. 23. auwe O. 24. ich fehlt H. 25. daz ich FBNE. iu fehlt H. 27. Jsot s tN. 28. der and der r. tN. 12930 31. und fehlt Β (Du) N. 32. ir a. BNOERSPt. 33. wangen WBOP. 35. den knappen FBNERS. 38. von ir F. 41. so g. vnd so st. FBNERS. 44. tigele FH, tieg. B. 46. seht das was H, sit des úch W. 50. bescheiden F. 52. ir m. riche vnde vro FBNERS. 53. der was NB; was da wol FB (ouch du) NERS; wart geweldich wol O. 54. hof was FBNERS. 55. gemeine FBNERS. 56. getr. PB. nieman HOERS. 57. biz (= uzen) H. vnd FBE.
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12960 ze kamere kunde niht gesîn, Brangasne enmüese ez wizzen. ouch was sì verflizzen ze dieneste Isolde: si diende ir, swie si wolde 12965 an Tristande ir amîse. diz tribens aise lise, daz nie nieman dervan dekeinen arcwan gewan. ir g e b ä r d e , ir rede, ir msere 12970 oder swaz ir dinges waere, des nam in lützel ieman war, nieman hete wân dar. in was sanfte und also wol, alse zwein gelieben sol, 12975 den ir state unde ir zît ze staten und ze willen lît. dà was amie unde amîs alle zît und alle wis in der minnen bejage. 12980 si begunden dicke in dem tage ir ougen understricken mit inneclîchen blicken in der menege und under liuten, dà blicke sulen tiuten 12985 und wehselmasre meinen, mit den man sich vereinen aller gelieben liebe mac. daz triben sì naht unde tac und was daz âne vâre:
12990 an rede und an gebäre wären si beidiu gênde sitzende unde stènde frîlîch und o f f e n b a r e , ir offenlîchiu maere, 12995 mit den si wunder künden, diu begundens under stunden mit klebeworten underweben; man sach dicke in ir maeren kleben der minnen were von worten 13000 als golt in dem borten. es gedâhte aber nieman niht, daz ir wort und ir geschiht an liebe haeten keine kraft wan eine von der mâcschaft, 13005 die man sô grôz erkande under M a r k e und Tristande. mit der verkouften si vil, mit der ertrugens ir minnespil; mit der verspilte Minne 13010 vil maneges herzen sinne, der sich nie keinez kunde enstân, wie ez umbe ir liebe was getan, diu was an in rein unde guot. ir beider sin, ir beider muot, 13015 daz was allez ein und ein, jâ unde jâ, nein unde nein; jâ unde nein, nein unde jâ, entriuwen, daz was niender dà. an in was niht gescheiden,
12960 kemenaten FBNERS. ouch niht FB. sin F. 61. enmùz H, mvz F, must N O EP. 62. si fehlt W. 66. daz ONP. also FWB, so N. 67. Das E. da van WBN. 68. wan noch arcwan FBNE. 70. vnd FBNERS. 71. in fehlt NO; ieman lutzel F, vii 1. N, da 1. O. 73. also H, alse WO, all Ρ, fehlt FBNE. 76. ze w. vnd ze state FB (Staden) NERS. 77. Da FN. 84. vnder megde F, vnder megden BE, vnder menien N, vnder egede P. 87. allen g. lieben FB (1. g.) E, aller g. lieben P. 89. daz fehlt W. 12990 91 und 92 gende : stende HWE, gande : stende P. 92. oder O N . 95. mit dem PN. 96. begvndes H, si begonde E; si begunden FBN(E)RS. 98. in (!) fehlt Β (sneuen), an N. mere FBOE. 99. vnd worten OP. 13003. hete FBNOP. 05. groze HW. 08. im F. minnespil H, minnenspil WBNOERS. 09. der fehlt OP. verspilten NB. 10. vil fehlt FBNERS. 11. si F, fehlt OP. erstan FP, verstan BNR, entstan OE. 12. minne NRS. 13. an ir FE. 16. fehlt P. 18. niengen W, nyrgen (!) BP, neren O , allit N.
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13020 d à w ä r e n b e i d e a n b e i d e n .
13050 w i e a b e r ir z o r n û f e r s t e ,
Sus t r i b e n sì zwei under in
w i e si â n e r ä t ze s u o n e k o m e n ,
die s t u n d e l i e p l î c h e hin
d a z h a b e t ir d i c k e v e r n o m e n .
w î l e n t sus u n d w î l e n t s ô :
gelieben dunket lîhte,
si w ä r e n u n d e r w î l e n frô 13025 u n d u n d e r w î l e n u n g e m u o t ,
die d i c k e u n d ie g e d i h t e 13055 ein a n d e r m u g e n g e w e s e n bî,
als l i e b e u n d e r g e l i e b e n t u o t :
d a z e t e s w e r d â l i e b e r sì
diu b r i u w e t in ir h e r z e n
u n d n ä h e r g ê n d e d a n si s i n ,
die senfte bî d e m s m e r z e n ,
u n d m â c h e n t u m b e ein d u n k e l î n
bî f r ö u d e k u m b e r u n d e n ô t . 13030 s ô T r i s t a n u n d sîn f r o u w e î s ô t
ein m i c h e l z o r n m a e r e , 13060 ûz e i n e r k l e i n e r swasre
ir s t a t e z u o ir d i n g e n
eine rîlîche suone;
niht künden vollebringen,
u n d ist o u c h daz ze t u o n e ;
d a z w a s ir n ô t ; sus u n d e s ô
d a z sol m a n in b i l l î c h e n :
w ä r e n si t r û r e c u n d e f r ô . 13035 o u c h e n w a r t n i h t u n d e r in v e r b o r n ,
hie v o n sol liebe r i e h e n , 13065 j u n g e n u n d e n i u w e n
d a n e wasre o u c h u n d e r w î l e n z o r n :
u n d fiuren a n d e n t r i u w e n .
ich m e i n e z o r n â n e h a z .
liebe armet unde altet,
und sprichet aber ieman daz,
si k u o l e t u n d e k ä l t e t
d a z z o r n ungebsere 13040 u n d e r s ô g e l i e b e n wsere,
s w â sì ir fiures n i h t e n h â t . 13070 s ô der z o r n a n ir z e g â t ,
b i n a m e n dâ bin ich sicher an,
z e h a n t e n g r u o n e t si n i h t .
daz der nie r e h t e liep g e w a n ;
swenne under friunden geschiht
w a n diz daz ist der M i n n e n s i t e ,
dekeiner slahte zornelin, s o ist t r i u w e ie diu suonserìn,
hie e n z ü n d e t sì g e l i e b e n m i t e , 13045 hie m i t e s ô f i u r e t sì d e n m u o t :
13075 f r i s c h u n d i t e n i u w e .
w a n aise in z o r n vil w î g e t u o t ,
diz n i u w e t die t r i u w e ,
s ô siienet sì diu t r i u w e ,
diz liutert l i e b e alse g o l t .
s o ist a b e r diu liebe n i u w e
Alsus treip T r i s t a n u n d e I s o l t
u n d a b e r der t r i u w e n m ê d a n ê.
m i t liebe u n d leit ir s t u n d e h i n :
13020 vnd beiden FP. 21. sus HWOP. 22.-liehen FBOP. 26. als geliebe OP. 27. brufet F, pruuet Β, prewuen Ρ, bruwent NRS. in dem h. FBNERS. 29. fróiden WBNO. 30. So H. 31.zuzirW. 33. dez W, diz FBNE. 34. si waren F. 35. nie niht W; under in niht FN. verlorn FWBERS, verkorn P, inborn Ν. 36. ouch fehlt FBNEP. 37. zorn mein ich WOP. 39. vnd vng. B, mit vng. N. 43. minne F. 4 4 . enzúndent WN. sich F. 4 5 . fehlt P. 47. diu fehlt F. 48. ir leben W, ir liebe ON, ir mynne P. 4 9 . danne Η. 13050 51. wies FH. 52. dicke wol WBNOERSP. 5 3 . Gel. N. 57. na gender ON. denne W, danne Η. 61. richliche FBNOP. 63. man dun billichen B, man doyn inde b. N. 64. hie von so sol F. 67. lieber armut F, lieue aide armet BE, Leyue a. N. 69. was ir O. wirres F, vures BE; vivr HOP, vûr N, füre (!) W. niht enhat FWBNE, niemat h. P, menge h. O. 70. vergat OP. 72. fróiden WRS. 74. die tr. BOP. ie da HN, ie da diu WOEP. 75. nitniwe F, ie niewe HP, rehte nuwe BE, nuwe N ORS. 78. Alsus HB. 79. mit fehlt HWBNERSP.
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13080 lieb unde leit was under in in micheler unmüezekeit: liep meine ich âne herzeleit. sine heten dannoch beide dekeine herzeleide, 13085 noch niht solher ungeschiht, diu hin in daz herze siht. sì verswigen ouch ir dine und hâlen ir haelinc vil anclîch und vil ange 13090 und triben ouch daz lange, si wären beide hôchgemuot, ir muotes frî unde fruot. Isôt diu küniginne diu was sô geminne 13095 mit liute und mit lande; ouch sagete von Tristande beidiu liut unde lant: er was genenne unde erkant, ervorhten wunderliche 13100 in al dem künicriche. N u Tristan was gemuothaft: ze erneste und ze ritterschaft vertete er sîner stunde vil. er dienete mit vederspil 13105 sínen müezigen tagen; er reit birsen unde jagen, so ez an der zît also geviel. in den zîten kam ein kiel ze Kurnewâle in Markes habe.
u n o dà reit ein ritter ûz und abe, ein edel barûn von Irlant, der was Gandin genant und was höfsch, schoene unde rieh, des lîbes alsô manlîch, 13115 daz allez Irlant seite von sîner manheite. der kam schöne gekleit mit ritterlicher Schönheit und mit hêrlîchen siten 13120 al eine ûf Markes hof geriten âne schilt und âne sper. über sînen rucke fuorte er eine rotten, diu was kleine, mit golde und mit gesteine 13125 geschoenet unde gezieret, ze wünsche gecordieret. und als er erbeizet was, er gienc hin in den palas und gruozte, alse er solde, 13130 M a r k e n und Isolde; der ritter unde der amis was er gewesen manege wîs und ouch ze manegem mâle, und kam ze Kurnewâle 13135 durch ir willen von Irlant. nu bekande ouch si in zehant: ,,dê vûs sal, messire Gandin!" sprach diu gefüege künigín. „merzî!" sprach Gandin, „bêle Isolt,
13080 81. innichlicher ν. F. 85. solicher H , solecher F. 86. daz hin O N , da hin P. 87. Si F. ouch fehlt WOP. 91. doch gemuot W. 93. Ysot B. 94. da H O , do WP. 95. unde lande F. 96. sageten O B N . 98. geneme FBN, gemeine WORS. 99. ir vorhten F, er worhten W, an vorhten B, er worcht in P. 100. in allen dem k. HWOP. 01. der was W. 02. zernist F, zerneste W. 07. soz an di ζ. F. viel FE. 08. In B. 13110 vf vnd abe PB. 12. gondin P. 13. was fehlt OP. schoene fehlt F. 14. menlich F H O , gemenlich ß . 15. ze yrlant W. 18. rilicher WR, richlicher NS, richer OP. 22. vff O N . rugge H. 23. rotte FBNOE. 25. gecyret H. 28. hin fehlt HFBNOP. 36. Nu B. ouch fehlt FBNERS. sin HW. 37. dev sal FHBERS, deus sal die übrigen-, Deus Ν. mi sir FBERS, miser N, messyre H. 39. Merzi B. schone ys. BE.
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13140 schœne unde schœner danne golt in Gandînes o u g e n ! " nu seite ouch îsôt tougen dem kiinege, wer er waere. den dûhte ez alwaere 13145 unde wunderte in genuoc, daz er die rotten ûf im truoc. und nam sis alle wunder; samet unde sunder bemarcten sì ez starke. 13150 iedoch sô fleiz sich M a r k e ze sînen êren sère, sô durch sîn selbes ère, sô durch die bete Isôte: diu bat in ie genôte, 13155 daz er im ère basre, wan er ir lantman wsere. des was er gerne gemant. er sazte in bî sich zehant und frâgte in aller hande 13160 von liute und von lande, von frouwen und von höfscheit. nu daz daz ezzen was bereit und daz gesinde wazzer nam, und daz wazzer hin zim k a m , 13165 dô wart er vil unde vil gebeten, daz er sîn rottenspil von im haste getan, des enkunde in nieman übergän. künic unde künigín
13170 die liezen ez mit giiete sin. sô dûhte ez aber genuoge unhöfscheit unde unfuoge. ouch engieng ez sô niht hin, sine begundens under in 13175 vil lachen unde spotten, der ritter mit der rotten, der hêrre mit der harnschar der nam es alles keine war: er was nider gesezzen 13180 ze M a r k e s sîten ezzen; er tranc und az, als ime gezam. Nu man die tische dan genam, er stuont ûf und gie dannen sitzen ze M a r k e s mannen; 13185 die gäben ime geselleschaft, die wären mit im kumberhaft mit manegem hovemsere. der kiinec der hovebasre, M a r k e der tugenderîche, 13190 der bat in offenlîche, ob er iht rotten künde, daz er in allen gunde, daz sî vernaemen sîn spil. der gast sprach: „hêrre, ich enwil, 13195 ine wizze danne umbe w a z . " „hêrre, wie meinet ir daz? wellet ir iht, des ich hân? daz ist allez getan: lât uns vernemen iuwern list,
13140 den daz golt FRS, dan ein g. BE. 42. ouch fehlt OP. ysolt H. 44. ez fehlt FBE. 46. rotte FNO. 47. Und E. ouch nam sis WOP. 49. bemarcte FP. 54. ie fehlt NO. 58. er satten bi s. H. 60. luden NBP. 62. Nu B. 64. an in BN. 66. rottespil F. 13170 71 und 72 fehlen N. 73. Doch geync N. 74. es fehlt BN. 76. Der F. den rotten W. 78. decheine F, keinen W, keyne NOEP, deine HBR{\)S. 80. marken FB. sitzen HB. 81. in H. 82. Nv HB. dannen nam FBE, danne genam N, dannen genam P, dannan genam R, abe genam O. 91. rottene B. 93. vernemen auch F (nicht vernomen). 94. Der B. herre fehlt FBE. ine wil HWN. 97. weit F H W BOP.
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13230 so ensuit ir nâch der selben zît
13200 i c h g i b e i u , s w a z iu l i e p i s t . "
„diz sì!" sprach der von Irlant. er tete in einen leich zehant, der in allen sanfte tete, der künec der bat in sä ze stete, 13205 d a z e r a b e r e i n e n m a c h e t e .
der trügenasre erlachete vil inneclîche wider sich, „diu miete", sprach er, „lêret mich, daz ich iu rotte, swaz ich sol." 13210 und tete den zwirent alse wol. nu daz der ander was getân, Gandîn gie viir den künic stân, die rotten truog er an der hant: „nu hêrre", sprach er, „sît gemant, 13215 des ir gelobetet wider mich." der künec sprach: „gerne, daz tuon ich; saget mir, waz wellet ir?" „Isolde", sprach er, „gebet mir!" „ f r i u n t " , sprach er, „swaz ir âne die
dekeines landes künic wesen. heizet küneges reht lesen: und vindet ir ez niht dà, ich gân von mînem rehte sä. 13235 ouch jehet ir oder swer es giht, ir gelobetet mir niht, dà volge ich mînem rehte hin wider iuch und wider in, swie mir der hof erteilet; 13240 mîn lîp der ist geveilet mit kämpfe und mit vehte, ine kome ze mînem rehte. swer sô ir wellet oder ir, der rite in einen rinc mit mir: 13245 ich wil bereden an dirre frist, daz diu schœne Isôt mîn ist."
Der künic sach her unde dar und nam allenthalben war, ob er ieman möhte hân, 13220 g e b i e t e t , d a z i s t a l l e z h i e . 13250 der in getörste bestân. nune was dà nieman, der sîn leben diz mac noch sus noch sô gesîn." an eine wäge wolde geben; „entriuwen, hêrre", sprach Gandîn, noch M a r k e selbe enwolde „ine wil grôz noch kleine niht vehten umbe Isolde, niwan Isôte al eine." 13225 d e r k ü n e c s p r a c h : „ t r i u w e n , d a z n g e s c h i h t . " 13255 wan Gandîn was von solher kraft, sô manlîch und sô herzehaft: „hêrre, sô enwelt ir niht ir keiner kêrte sich dar an. behalten iuwer wârheit? nu was ouch mîn hêr Tristan werdet ir des überseit, birsen geriten ze walde; daz ir urwaïre sît,
13200 01. daz FOEP, D a t BN. si fehlt WBP. 04. kunich bat FBOEP. alzestete FBE. 08. da mede NP. 09. ratte F, riitte Β, rotte Ο EP, herphe HNRS, mache W. 10. zwirent H , zwirnt F, zwerent O , zwirunt P, zwurent S, zwúren E, zwurnen R, zwier W, zwir BN. also FP. 11. Du d s Β, do der Ν , N u ER. 13. rotte BO, rutte Ν. 14. Nv F. 15. daz WNOP. 16, 18, 19 Kap,telzeichen B. 18. die gebet PN. 21. d a t BN. noch (1) fehlt BNO. 2 2 , 2 5 , 26 Kapitelzeichen B. 25. t r u w a n W, truwen E, entrivwen FHO, fehlt BNP (RS fehlt 25 und 26). ir eng. ONP. 29. vrbere F. 13230 nach dirre zit F, n. d. selber z. W. 33. vnd nur FBE, fehlt in den übrigen. 35. des FBE. 42. e n k o m e F. 43. sw. so erwellet F, sw. so willet N , so wer da wille B; wen so ir w. OP. 44. einem W. 45. behaben H . 46. îsôt fehlt BP. 4 7 . der k. W O P ; der sach HB. 51. nu w a s F ß ( N u ) E . 55. w a n d FNO. 56. meni. HB. 58. N u HB. 59. pirsen WOP. ritten W.
223
13260 der enwas ouch nie sô balde von walde wider ze hove komen, ern hsete ûf dem wege vernomen diu leiden niuwen maere, daz si im gantwürtet wsere. 13265 ez was ouch wâr, si was also: Gandín hete die schœnen dô vil inneclîche weinende und manege klage erscheinende von hove gefüeret an daz stat, 13270 und an daz stat was ime gesät ein pavelûne, diu was rieh, wol schœne unde hêrlîch: dà gieng er und diu kiinigîn al die wîle sitzen în, 13275 unz daz mer wider kaeme und der kiel genasme den fluz und die flieze, wan er lac an dem grieze. Nu Tristan wider heim kam 13280 und von der rotten vernam diu mjere baz unde baz, zehant er ûf sîn ors saz, sine harphen nam er an die hant, er kam wol balde gérant 13285 bî und nähe zuo der habe und kêrte dô mit listen abe zeinem busche und bant dà vaste sîn ors ze einem aste, sîn swert daz hancte er dar an;
13290 mit sîner harphen lief er dan und kam zer pavelûne und vant ouch dem barûne sitzende under armen die fröudelösen armen, 13295 die weinenden Isôte: die tröste er ie genôte. nu half ez aber kleine, biz daz si den al eine mit der harphen gesach. 13300 den gruozte Gandin unde sprach: ,,dê te saut, bêâs harpiers!" „merzî, gentil schevaliers. hêrre, ich h â n " , sprach aber er, „gegâhet harte sère her; 13305 man sagete mir an dirre zît, daz ir von Irlande sît: hêrre, dannen bin ouch ich. durch iuwer ère, füeret mich hin wider heim in I r l a n t . " 13310 der von Irlant sprach zehant: „geselle, daz gelobe ich dir. nu sitze nider, harphe mir! getrœstest dû die frouwen mîn, daz sì ir weinen lâzet sîn, 13315 ich gib dir die aller besten w â t , di disiu pavelûne h â t . " „diz lobe ich, h ê r r e " , sprach Tristan; „ouch hân ich guoten tròst dar an, ez ensì danne aise vil,
13260 61. balde F. 63. númaere W. 64. daz im F. 65. ez was also WBNRS. 69. den stat FBORS, der stat W, de stat N, die stat P. 70. den st. FWBRSP. zu der hauen N, dar selbis O. 71. pavlune FO, pavilune H. 72. vil schöne HhRS; wol fehlt B. und vil h. H, vnd gar h. Β. 75. biz WhBNOP. maere W. 78. wand er F, wand1 W, wan ds h, want er NO. 79. Du BN. 83. harphe FB, herphe H, harpe Ν, harffe O. in NO. 84. vil b. NO. 86. da FO. 87. bosce h. 88. zu zeinem h. 89. daz fehlt WN. hiench F, hienc B, hieng OERS, heync N, hanc h, hafft P. 13290 91. zir paúl. F, zu irme paúl. B, zu ir ρ. E. 92. den hWBRSP. britvne H, brutune h. 95. weinende Fh WBNOP. 96. ie fehlt HN. 97. Nu ß. er Hh. 99.herphenH. 301.deusNO, deu RS, dei B. te fehlt ORS. saut HhWP, sal die übrigen. 02. chivailirs F, kivaliers B, chivaliers E, cevaliers h, see vailiers W, scheuailiers O. 03. Herre Β. 04. g. herre s. h. H. 09. ze W. 10. Gandin sp. B, gand. sp. O; irlande hN. 12. fehlt h. hsphe H. 13. vrouwe HBN. 14. dassir h-, si fehlt F. 15. gibe FWh. dir daller b. h, aller beste FBOP, beste NERS. 16. paul. FO, pauwel. NB, pavil. HhP. 17. Diz F. louet B, lobet E. ich fehlt WBE. 19. dan FNO. als HhWOP, also FBN.
224
13320 d a z si d u r c h k e i n m a n n e s spil
13350 geselle, m a c h e dû m i r ê
ir w e i n e n w e l l e l â z e n ,
d e n leich v o n D î d ô n ê :
s ô m u o z si sich es m â z e n . "
du h a r p h e s t a l s o s c h ö n e , daz ich ez a n d i c h m i n n e n s o l .
Sines Werkes er b e g u n d e ,
nû h a r p h e m i n e r f r o u w e n w o l !
er h a r p h e t e a n der s t u n d e 13325 s ô r e h t e süezen e i n e n l e i c h ,
13355 ich füere d i c h ze m i n n e n m i t m i r und m i t ir h i n n e n
der I s ô t e in ir h e r z e sleich und ir g e d a n k e n a l l e ergie
u n d g i b e dir o u c h a l h i e z e h a n t
s ô v e r r e , d a z sir w e i n e n lie
d î n e n g e h e i z u n d dîn g e w a n t , d a z aller b e s t e , d a z ich h â n . "
u n d a n ir a m i s w a s v e r d â h t . 13330 nu daz der leich w a s v o l l e b r â h t ,
13360 T r i s t a n s p r a c h : „ h ê r r e , deist g e t a n . "
dô waz dem kiele wazzer k o m e n
Der spilman h u o b aber an:
und h e t e sînen fluz g e n o m e n .
sîn h a r p h e n s p i l er a b e r b e g a n
hie m i t e s ô s p r ä c h e n j e n e h e r a b e
sô rehte suoze bringen,
v o n d e m k i e l e in die h a b e : 13335 „ h ê r r e , h ê r r e , g â t h e r a n !
daz G a n d i n s î n e n dingen 13365 vil f l î z e c l î c h e n ó r e b ô t
und kumet min her Tristan,
und s a c h o u c h w o l , d a z I s ô t
die wìle ir an d e m l a n d e sît,
sère a n die h a r p h e n w a s v e r d â h t .
uns b e g â t ein übel zît.
nû der leich w a s v o l l e b r â h t , G a n d i n der n a m die k ü n e g i n
ez stât g ä r in sîner h a n t 13340 beidiu liut u n d e l a n t .
13370 u n d w o l t e hin ze s c h i f f e sîn.
o u c h ist er s e l b e , sô m a n seit,
nu w a s diu flieze u n d der f l ô z
von alsô grôzer frecheit,
v o r der s c h i f b r u c k e n a l s ô g r ô z ,
sô geherze und sô gemuot,
daz n i e m a n a n der s t u n d e
d a z er iu lîhte s c h a d e n t u o t . "
â n ein vil h ô c h o r s k ü n d e
13345 diu rede w a s G a n d î n e u n g e m a c h
13375 zer s c h i f b r u c k e n k o m e n î n .
ûz g r ô z e m u n w e r d e er s p r a c h :
„waz getuon wir n û " , sprach Gandîn,
„ n u m ü e z e ich h a b e n g o t e s h a z ,
„wie kumet min frouwe dar a n ? "
o b ich v o n h i n n e n u m b e daz
„ s e h t , h ê r r e " , s p r a c h der s p i l m a n ,
t â l a n c deste ê ze s c h i f f e gê!
„sit d a z ich des g e w i s b i n ,
13320 keins BNP. 22. sin F. 23. Sines Ν. 24. Er Η. 25. svezen FhH, svze die übrigen. 27. gedanke WBORSP. 28. daz ir F, daz daz W. 30. Nu Bh. 33. mite fehlt OP. so fehlt N, hinter jene O. 36. und fehlt BN. myn herre her tr. ON. 39. an NOP. 4 2 . so BN. manheit FBNE. 43. geherzet BNO. 45. Div FBN. 4 6 . uz grozer vrovde FBE. 49. dalinc NORS, do lange P. 13350 e HhWNORSP, me die übrigen. 52. herphest H. 53. an dir FBN. 56. vnd ir von h. ON; von h. auch BP. 58. din geh. Nb, den ß. 60. Tristan B. herre fehlt NP. daz getan W, daz ist s get. FBbEP. daz si g. NORS. 61. Der H. der sp. der NB. 62. h phen Hb, harphe F. 65. oren HP. 66. òch daz wol daz W; daz daz H. 67. harphe FWBNOE, herpfen bH. 68. nu das der H, nu waz der 1. waz v. W. 69. der fehlt NBOP. 71. der vlieze (!) FN, daz fliess OP. 72. von FBEb. schifbruggen H (auch 75.), schifbrugen W (schifbruggen 75.). so Bb. 76 und 78 haben Kapitelzeichen B. 76. tu(n) FBbNERS. 79. daz fehlt NO.
225
13380 daz ir mich mit iu fiieret hin, swes ich ze Kurnewâle hân, des sol hie liitzel bestân. ich hân ein hôhez ors hie bî, ich waene, ez wol sô hoch sì, 13385 mîne frouwen, iuwer friundîn, daz ich si wol zer brücken in sô schöne gefüere, daz sì daz mer iht rüere." Gandin sprach: „lieber spilman: 13390 balde île, brine din ors her an und nim ouch iesâ din g e w a n t . " Tristan der brâhte daz ors zehant und iesâ, dò er wider kam, sine harphen er ze rucke nam: 13395 „nu hêrre von I r l a n t " , sprach er, „bietet mir mine frouwen her, ich fiiere sì vor mir dar i n . " „nein s p i l m a n " , sprach Gandin, „dune soit si niht rüeren, 13400 ich wil si selbe f ü e r e n . " „wê, h ê r r e ! " sprach diu schœne Isôt, „diz masre ist allez âne nôt, daz er mich niht rüeren sol: nu wizzet endelîche wol, 13405 daz ich niemer kume dar an, mich enfiiere der spilman." Gandin bôt ime Isòte dar: „geselle", sprach er, „nim ir war und fiieres also schöne,
13410 daz ich dirs iemer Iòne." nu er îsolde zime gewan, er spranete ein lützel her dan. und aise ez Gandin gesach, unwertliche er ime nâch sprach: 13415 „inä gouch! waz sol diz s i n ? " „nein nein", sprach Tristan, „gouch Gandin! friunt, ir stât an des gouches zil; wan daz ir mit dem rottenspil dem künege M a r k e ertrüget an, 13420 daz füere ich mit der harphen dan: ir trüget, nu sît ouch ir betrogen; Tristan der hât iu nâch gezogen, biz daz er iueh beswichen hât. friunt, ir gebet rîlîche wât: 13425 ich hân daz beste gewant, daz ich in dem gezelte v a n t . " Tristan reit sine strâze. Gandin was âne mâze trûrec unde trûresam. 13430 im tete schade unde schäm vil sère und inneclîche wê. er kêrte wider über sê mit schäme und mit leide, jene geverten beide, 13435 Tristan und Isôt kêrten hin. ob si under wegen under in lender ze fröuden kasmen, ruowe in den bluomen naemen, daz wil ich âne wsenen lân;
13380 81. (s)was FBNOERSPb. 84. ez wol so höh ez si F, wol so hoch ez s. bN; ouch W, ouch wol HP, wol die übrigen. 86. wol fehlt FBEb. bruggen HW. 88. niht WBERS. 89. Gandin BN. 90. ros dan Ν; her dan HO. 91. zehant FN (auch 93.). 92. Tristan H. der fehlt BNbO. 94. rugge H. 97. von mir P, mit mir O. 98. Nein B. 99. rüeren F. 400. vuerenF. 01. We Β, wie ON. 02. allez fehlt OP. 05. daz fehlt FBEb. nieme H. enkvme F. k. n. FBEPb. 06. dirre FE, dir b; dan der BOP. 07. Gandin Β. ysoten BbO. 09. für se W. 13410 als W. dirz FHb, dirs OP. 11. Du BN. ysolden b, jsoten O. 12. her fehlt N, hin ß O . 13. als daz HN. 14. vnwirtlichen ß, -declich RS; vnwerdenclich O, wunderlichen N. ime zu N, zv im b, nach im F; der Vers fehlt P. 15. daz Wè. 17. stant HW. ans F; des fehlt Β (uf) b. 17 und 18 zile : spile HFW. 18. rotte sp. FW, totenspile H. 19. ertrunget H. 20. herphen H. 21. ouch fehlt NP; ir ouch OB. 22. der fehlt NBbOP. 24. richliche FBbNO. 26. an deme schiffe N. 29 und 30 -same : schäme ON. 29. ruwesam FBEb. 31. vnd vil inn. ΗΝ. -liehen WNOPb. 33. schämen WN, schaden P. 37. irgen H, yrgen B, ergen O, eren Ν, iergen Ρ, iergent RS.
226
13440 ich sol wsenen u n d e w â n
13470 der s e l b e w a s T r i s t a n d e d ô
m î n e n t h a l b e n legen nider.
gefriunt unde geminne
Tristan der brâhte Isôte wider
d u r c h die süezen k ü n i g i n n e ,
sînem œheime M a r k e
der t r u o g er t o u g e n l î c h e n m u o t , als m a n e e m a n m a n e g e r f r o u w e n t u o t ,
u n d s t r â f e t e in s t a r k e : 13445 „ h ê r r e " , s p r a c h er, „ w i z z e K r i s t ,
13475 d à sì sich lützel k ê r e t a n .
als lieb als iu diu k i i n e g î n ist,
der truhsaeze u n d e T r i s t a n
s o ist ez ein m i c h e l u n s i n ,
si z w ê n e h e t e n u n d e r in z w e i n
d a z ir si g e b e t s ô lîhte hin
gemeine herberge inein u n d w ä r e n g e r n e ein a n d e r m i t e .
durch harphen oder durch rotten. 13450 ez m a c diu w e r l t w o l s p o t t e n :
13480 o u c h w a s des truhsaezen s i t e ,
w e r g e s a c h ie m è r e kiinigîn
w a n T r i s t a n s c h œ n e r maere p f l a c ,
durch rottenspil gemeine sîn?
d a z e r m ie n a h t e s s ô bî l a c ,
her n â c h s ô b e w a r e t d a z
d a z er b e r e i t e hin zim s p r a c h ,
und hüetet miner frouwen b a z . " 13455
T r i s t a n d e s l o b und ère
eines n a h t e s ez g e s c h a c h , 13485 d ô h e t e er m i t T r i s t a n d e
die b l u o t e n a b e r dò m è r e
vil u n d e m a n e g e r h a n d e
ze h o v e u n d in d e m l a n d e ,
rede u n d e maere g e t r i b e n
si l o b e t e n an T r i s t a n d e
und w a s s l â f e n d e b e l i b e n .
s î n e f u o g e und s î n e s i n n e .
der minnaere T r i s t a n
13460 er u n d diu k ü n i g i n n e
13490 der stai sich t o u g e n l í c h e d a n a n sîne s t r i c h w e i d e
si w ä r e n a b e r f r ô u n d e f r u o t .
ze m a n e g e m h e r z e l e i d e
si g ä b e n b e i d e ein a n d e r m u o t ,
im s e l b e n u n d der k i i n i g î n .
s ô si i e m e r b e s t e k ü n d e n , In den selben stunden 13465 h e t e T r i s t a n e i n e n c u m p a n j û n ,
d o er u n v e r m e l d e t w ä n d e sîn 13495 u n d s i c h e r sîner d i n g e , d ô hete im m i s s e l i n g e
der w a s ein e d e l e r b a r û n ,
ir s t r i c k e , ir m e l d e , ir a r b e i t
des k ü n e g e s lantsseze,
an d e n selben p f a t g e l e i t ,
sîn o b e r s t e r truhsaeze,
den er u n d e r w î l e n ie
und was geheizen M a r j o d ô :
13440 wil (!) bE. 4 1 . jnnenthalbë O , niemant habe P. 42. Tristan B. der fehlt Bb; vor ds Rasur W. ysoten BbO. 44. in vil starke NBbOP. 46. so lieb als HOP, so liep so W. 48. gabent W. 51. ie me HO. 52. rottespil FB. 53 und 54 fehlen N. 53. bewarent HWOP. 54. hvtent HWOP. 55. tristandes H. 56. die bluwete ON. 61. da aber O , aber da P. 62. jr eyns gab dem ande s n m. O N . 64. Innen d. H, innen d. P, An B, binnen N, in die übrigen. 65. cvmp. FBb. 68. trohseze F (stets so). 69. der was OP. genant FBbE. 13470 72. süezen fehlt WOP. 73. der tr. ir Ρ, ir zu er verbessert O. 74. maneger fehlt BO. 75. kerent OB. 80. Ovch H. der W. 82. ern ie H. so fehlt HBOPb. gelag WE, gelach B, gelac b. 83. gereite RS, gutlich O , wale N. hin fehlt N, in H. 84. Eines BO. bescach W. 88. bi beliben H. 89. Der FN. 90. -liehen HBOb; heymel. OP. 93. selber WEP, selbe Hb. 94. der H, dú si BE; er fehlt b. wanden BE. 96. da hetten m. FBbOE. 98. in H. daz selbe W, disen selben FBbNERS. 99. daz W.
227
13500 ze îsôte frôlîche gie: der was des nahtes besnît. ouch schein der mâne zuo der zît vil liehte und vil kläre. Tristan nam keiner vare 13505 noch keiner slahte merke war, wan gieng et baltlìche dar, dà man im sine tougenheit bescheiden hete und ûf geleit. nu er in die kemenâten k a m , 13510 Brangasne ein schâchzabel nam: vür daz lieht leinde si daz. nune weiz ich, wie si des vergaz, daz sì die für offen lie und si wider slâfen gie. 13515 Die wile und aber daz geschach, der truhsjeze der gesach in sînem troume, dà er slief, einen eber, der uz dem walde lief, freislîch unde freissam; 13520 ûf des kiineges hof er kam schûmende unde wetzende unde sich ze wîge setzende ûf allez daz, daz er dà vant. nu kam geloufen al zehant 13525 des hovegesindes michel kraft, dà lief michel ritterschaft umbe den eber her unde hin, und enwas doch nieman under in, der in getorste bestân.
13530 sus liez er allez hine gân limmende durch den palas; dà M a r k e s kemenâte was, dâ brach er zuo den türen in. daz sin bette solte sîn, 13535 daz zewarf er hin unde her. mit sînem schûme solgete er daz bette und al die bettewât, diu küneges bette bestât. diz sähen all M a r k e s man 13540 und nam sichs doch ir keiner an. Nu M a r j o d o c erwachet was, den troum er in sîn herze las: wan er was im sére ande, hie mite rief er Tristande 13545 und wolte im sagen maäre, waz ime getroumet wasre. nu antwurte im nieman dâ. nu rief er aber und aber sä und reichete mit der hant dò dar, 13550 und alse er nihtes wart gewar noch an dem bette nieman vant, nu bewânde er in zehant umbe tougenlîchiu teidinc; aber umbe sînen haelinc 13555 hin zuo der küniginne des enhete er keine sinne, ern hete keinen wân dar an. doch nam er ime hin zime dâ van ein friuntlîchez zornelîn,
13500 01. der FHNOERSP, des B, daz Wb. 04. keinen ware W, keine ware Β, kein ware bP, keyne ware vare Ν. 06. inde statt wan Ν. eht FW, et H, ot b. er vor gieng BbOERSP. 09. Du B, Nu NR. 10. schahz. H, schaz. NO, schafz. WP, schachz. F(-bret)Bè£, schabel RS. 12. sich dez W. 13. verlie FP. 15. Die HB. 16. dazges. bRSE. 17. do NP. 18. balde F. 19. vreischlichen F. 21. wezzunde F. 22. zu bile NRS. 23. weder N; vnde allez WRS. da fehlt FBE. 29. torste FN. 13530 32. marke FH. 33. der turen W, der dur Ν. 34. da sin OP. 36. legeter W. 37. al fehlt FBNRS. 40. sichz HFN, sich WRSP. 41. Do N, Nu. mariodo FBNOERS. 47. entwrte H, en entwurte W, enantw. O. 49. reihte II, reichte FBN, taste O. 50. und fehlt BN. 58. ime fehlt BN. da van FHNE, dervan; da van auf Rasur B, wan O, war Ρ (an fehlt 57.). 59. wunderlichez FBNERS.
228
13560 s ô liep als er im s o l t e s î n ,
13590 u n d e n v a n t dà lieht n o c h m â n e n s c h î n ;
d a z er i m n i h t e n s e i t e
w a n v o n d e r k e r z e n , diu d â b r a n ,
von sîner tougenheite.
d à g e s a c h er lützel v a n : d â leinde ein s c h â c h z a b e l vor.
M a r j o d o c stuont ûf zehant
sus g i e n g er a l l e z e n b o r
und leite an sich sîn g e w a n t . 13565 er sleich vil lîse hin zer tiir
13595 u n d g r e i f e n d e m i t h e n d e n
unde wartete dervür
an mûren unde an wenden,
und s a c h T r i s t a n d e s s p o r dervor.
biz er zir b e i d e b e t t e k a m ,
hie m i t e s ô v o l g e t e er d e m s p o r
si beidiu s a m e t d a r a n v e r n a m u n d h ö r t e al ir g e l e g e n h e i t .
h i n d u r c h ein b o u m g e r t e l î n . 13570 o u c h leitete in des m â n e n s c h î n
13600 diz w a s im i n n e c l î c h e leit
ü b e r s n ê und ü b e r g r a s ,
u n d t e t e im in d e m h e r z e n w ê ,
dà er v o r hin g e g a n g e n w a s ,
w a n er h e t e I s o l d e allez ê
u n z a n d e r k e m e n â t e n tür.
liebe u n d e h o l d e n m u o t g e t r a g e n ,
da g e s t u o n t er v o r h t e n d e viir, 13575 u n d misseviel i m al z e h a n t ,
nu w a s d a z allez u n d e r s l a g e n 13605 m i t h a z z e u n d m i t leide,
daz er die t ü r als o f f e n v a n t .
er h e t e an ir d ô b e i d e
sus t r a h t e t e er d à l a n g e
h a z u n d e leit, leit u n d e h a z ;
nach Tristandes gange:
in m u o t e diz, in m u o t e d a z :
er b e d â h t e übel u n d e g u o t .
ern k ü n d e sich v e r r i h t e n n i h t ,
13580 i e z u o s ô k a m i m in den m u o t ,
13610 w i e er ze d i r r e g e s c h i h t
T r i s t a n der wasre k o m e n d a r in
also gewerben möhte,
durch eteslîch juncfrouwelîn.
als ez f u o g e t e u n d e t ö h t e .
sô der wân iezuo was getân,
in reizete h a z u n d e leit
s ô w a s al z e h a n t sîn w â n , 13585 er wasre d a r i n n é
ûf die g r ô z e u n h ö f s c h e i t , 13615 d a z er ir d i n e lûtbaErete und ez al d â vermasrete.
d u r c h die k ü n i g i n n e .
s ô z ô c h in a b e r T r i s t a n
der w â n der gie hin u n d e her.
u n d diu v o r h t e d e r v a n ,
ze j u n g e s t e g e n a n t e er
die er hin z i m e haste,
und gie vii lise d a r în
13560 als 1. als ß , so 1. so W. 63. Mariodo FNERS, Marido ß , Mariodoc H, mariodoc WP, mariodo O. 64. an al sin gew. FBE; sich fehlt auch Ν. 66. dar vur HNP, da vúr Β. 67. dar vor HP, da vor BNE. 68. so fehlt BN. 69. bovgertelin W. 70. leit F, leite B O , leide N. manes WNORSP. 72. er fehlt H. 73. bis HBNOEP. 76. als fehlt NO. 77. Sus BNE. 80. so fehlt MN. 81. der fehlt MBNOE. 83. so daz iezuo M, so daz (zu dar verbessert) wan ieze W, so der von yetzu P. 84. al fehlt MN. sin ander wân M. 85. tristrant ware M. 87. wan gie MFBNOERP. 88. ze iungest do WB. gemanter OP. 13590 und fehlt BNO; da enfant er O, ern vant da BN. 93. schahz. MHFW. schaz. N. 95. und fehlt MNO; van gr. B, griffende FN, takende O. 97. unz FE. 98. sament M W 99. Vnd M. alle FHW. 601. vft dem h. H. 02. ysote(n) FB. als e O , alles alz ee P. 04. Nu Fß. daz was M. 08. diz vñ daz M, diz vnde ouch daz BE, diz vft muote daz W. 12. vöge hete vñ tohte M. oder E. 13. In Ν. zorn M. 14. grozen M. 15. lut bárete M. 16. vermaerte M. 17. Do ζ .E. 18. da van HBNOP, dar van M. 19. hin fehlt WN.
229
13620 o b er ime iht leides taste. sus kêrte er umbe und gie dan: als ein geleidegeter man leit er sich aber wider nider. nu kam ouch Tristan schiere wider, 13625 vil lîse er an sîn bette seic. er sweic unde jener sweic, daz ir deweder nie w o r t gesprach, daz in doch selten ê geschach und des si wären ungewon. 13630 von dirre fremede und hie von sô sach im Tristan daz wol an, daz er eteswaz hie van arcwânde in sînem muote und haste sine huote 13635 an rede und an gelâze in bezzerre mâze, dan er ê mâles taste, nu was ez aber ze spaste: sîn tougen was vermasret, 13640 sîn haslinc goffenbaeret.
13650 waz er dar zuo getsete; ez gienge im harte sère an sîn è und an sîn ère. ern gewuog im aber des niht, daz er die wären geschiht 13655 als endeclîche weste. der getriuweste unde der beste, der einvalte M a r k e , den wunderte es starke und volgete es ungerne, 13660 daz er den leitesterne sîner fröuden an Isolde iemer bewasnen solde ze keiner slahte unguote. doch truog erz in dem muote 13665 leitlîchen unde swâre und was in staeter vâre alle zît und alle stunde, o b er sì ervinden künde an keiner bewasrde. 13670 ir rede und ir gebaerde
Der nîdige M a r j o d ô der nam den künec verholne dô und seite im, daz ein masre da ze hove ensprungen wasre 13645 von Isolde und Tristande, daz liute unde lande harte sère missezaeme, daz er es war naeme und rät dar umbe haste,
daz bemarcte er allez sunder und enkunde sî hier under an keiner wârheit ervarn, wan Tristan der bat sîz bewarn 13675 und hete Isolde kunt getân des truhsaezen arcwân. Iedoch versuochte ez M a r k e anclîchen unde starke und wartete es naht unde tac.
13620 oberm M. 21. Sus HBN. 22. leidicher NB. 24. Nu B. 25. er fehlt W. 28. Daz M. 29. dese M, dez si e W, des e O, des ee Ρ, des HNRS, des si FBE. waren si Ν. 30. froemdiv W. 31. daz fehlt OP. 38. er WP. 42. der fehlt FBOE. 44. en'spr. M, entspr. WBN. 45. von der chungin M. vñ von tr. W. 46. luten MB. 47. sere fehlt MNO. 13650 der zuo M. 53. er seit M, ern veriach E, er gewayn O, er engeuieng P. 54. er im W. 55. endeliche FWBNOE. ware P. 56. Der Β. werdeste W. 57. einualtege HBORSP. 58. des NB. 61. fröwen W. 62. bewaen M. 63. an MHWNRSP. 65. Leitliche M. 66. fehlt H. 68. erz F, ers W, er is OP, er id Β. 69. in M. 71. bemarhter M. 72. si fehlt F; sich WRS, iedoch M. hie BNO. 74. der fehlt FBNOEP. 75. ysote(n) FB, der chungin M. 76. herzogen M. 77. Iedoch HB. 78. anchi. MFW, enei. H, endel. NE, andencl. O, einl. ß, angstl. RS, ayncl. P; -liehe MW. 79. er w. M. wartet FHWEP, wart MBORS, vairde N. si Ν, fehlt E.
230
13680 eines nahtes, dô er bî ir lac und sì zwei triben under in ir wehselrede her unde hin, er rihtete unde leite mit einer kiindekeite 13685 einen strie der kiiniginne und viene si ouch dar inne. „nu, f r o u w e " , sprach er, „saget mir, wie dunket iueh, wie râtet ir, ich wil in kurzen ziten 13690 in beteverte riten und bin vil lîhte lange in wege: in wes huote und in wes pflege weit ir al die wîle sîn?" „got segene!" sprach diu künigín, 13695 „durch weihe nôt sprechet ir daz? in wes huote wasre ich baz und iuwer liut und iuwer lant, danne in iuwers neven hant, der unser wol gepflegen kan? 13700 iuwer swestersun, hêr Tristan, der ist m a n h a f t unde wis und wol bediehtic alle wîs." Die rede begunde Marke bewasnen harte starke 13705 und misseviel im harte, sine läge und sine warte leit er ir aber mê unde mê und huote ir aber dô mê dan ê und seite dem truhsaszen sä,
13710 als er ez haete erfunden dà. der truhsaîze antwurte im dô: „zwâre, hêrre, im ist also: ir miiget hie selbe merken an, daz sì sich niht gehelen kan 13715 der grôzen liebe, dies im treit, und ist ein michel tumpheit, daz ir in lîdet dâ bî. als liep iu wîp und ère sì, so enlîdet in nimêre." 13720 diz muote M a r k e n sère: der zwîvel unde der arewân, den er zem neven solté hân, der töte in zallen stunden, und in ouch unerfunden 13725 und unervaren hsete an aller slahte ú n t e t e . Diu betrogen Isôt diu was dô frô; si seite Brangsenen dô vil frôlîche lachende 13730 und michel fröude machende von ir hêrren betevart, und ouch, wie si gefrâget wart, in wes pflege si wolte sîn. Brangasne sprach dô: „ f r o u w e min, 13735 lieget mir niht und saget mir, sô helfe iu got, wen ieschet ir?" Isôt seite ir die wârheit, reht aise ez dâ wart ûf geleit. „ä, tumbe!" sprach Brangaene dô,
1 3 6 8 0 81. triben fehlt MW. 82. triben h e r M . 83. rihtete FHWP, rihte. 84. s i n e r M . 87. nu fehlt M, N u FBN. 90. biteverte FBRS. 91. lange lihte W. in wege MHOP, an d. w. B, u p d . w. N, enwege. 92. u n d fehlt NOP; ich e n w a i s h e w t a n w. p. P. 94. g. gesegene WOP, segene mich M , Gesegene m . g o t Β. 95. weihe fehlt MH. 96. ich enweiz h ü t e wer III i. b. F. 97. V n d lvte vnd l a n t M . 7 0 0 . ivwerre H f f . 0 2 . u n d fehlt M. in a. w. BE. 03. Di HBN. 04. als s t a r k e OP. 0 8 . ir fehlt M. d o fehlt MHWBNRSP. 0 9 . herzogen M (so immer). 13710 b e v u n d e n F. 11. D e r FBE. 13. d a z m. ir m e r k e n wol hie bi M , hie m. ir selber m . an B. 1 4 - 1 7 fehlen M. 17. der bi F, d a r bi WNOP. 18. Up RS, lif N . 19. so dultes nim e r e M ; is O , sin M. niht mere WBNOEP. 2 0 . Dit B, d a z W. 2 2 . zv einem H. 23. rotte W. 2 4 . vnd er in B N . 26. ayn (= âne) O . 2 7 . diu MFP. diu (2) fehlt BO. w a s so v r o B; d o fehlt MNRS,da FH. 3 1 . bittevart WBRS. 32. wie si ouch W; o u c h fehlt Ν. 34, 3 7 und 3 9 haben Kapitelzeichen Β. 3 5 . trieget mich M. Der Vers fehlt B. 36. so gehelphe iveh H, So helfiv M. Nach 36. schiebt Β ein: die w a r h e i t biede ich sagen mir. 38. d a fehlt MP. 39. o w e s p r a c h M, ach t u m m e BE, ach auch P.
231
13740 „war umbe sprächet ir alsô? swaz sô hier an geredet ist, daz hcere ich wol, daz ist ein list, und weiz vür wâr, daz disen rät der truhsasze ûf geleget hat. 13745 hie mite sô wellents iuch ervarn. ir suit iuch her nâch baz bewarn, gewehene ers iu iht mère, sô tuot, als ich iuch 1ère, sprechet sus unde s ô . " 13750 ir frouwen lêrte si dô, waz antwiirte ir gebéere ze disen listen waere. Hier under was ie M a r k e bekumbert harte starke 13755 mit zweier hande leide: in leideten beide der zwîvel und der arcwân, den er hete und muose hân: er arcwânde genôte 13760 sin herzeliep Isôte; er zwîvelte an Tristande, an dem er niht erkande, daz valsche gebaere und wider den triuwen wasre. 13765 sin friunt Tristan, sin fröude Isôt diu zwei wären sin meistiu nôt: si twungen ime herze unde sin. er arcwânde sì und in und zwîvelte sì ouch beide.
13770 dem gebeidetem leide dem gieng er rehte nach dem site und nach dem billiche mite, wan aise er an Isolde der liebe dienen wolde, 13775 sô wante es in der arcwân. dem wolte er danne ie nâch gân und volgen ûf die wârheit; als ime diu danne wart verseit, sô tete im aber der zwîfel wê, 13780 sô was ez aber rehte als ê. Waz mag ouch liebe näher gân, dan zwîvel unde arcwân? waz anget liebe gernden muot sô sère, sô der zwîvel tuot? 13785 dà mite enweiz er, war er sol, wan iezuo sô geswüere er wol von eteslîcher ungeschiht, die er gehoeret oder gesiht, er waere ûf dem ende. 13790 è man die hant gewende, sô widerwirfet sich daz; unde gesiht aber eteswaz, daz im aber zwîvel birt, dà von er aber verirret wirt; 13795 wan daz ez al diu werlt tuot, so ist ez ein harte unwîser muot und ist ein michel tumpheit, daz man an liebe zwîvel treit; wan nieman ist mit liebe vol,
13740 sprechet HP. 41. so fehlt MBN. gereit M. 44. geleit MFWNERSP. 45. Hie R. so fehlt MNO. wellenz F. 46. hier an M, hey an N. 47. gewahnellls M, gew. er úch sin W, gewehen er uch F, gew. es ewch P, gew. er uch B, gewent ers uch O, gewaget heis uch N, gewehet ers iht E, gewehe (gewiget) ers uch RS. 48. so redet FWBNOERSP. 53. hier M. geyn valsch geb. (daz fehlt) N. 63. daz deheinen valsch baere M. valscheit B. 64. oder MO. 65. vrouwe MWEP, frunt RS. 69. zwiveltes ouch MHWP; ov si F; si fehlt O. 13770 73. Dan E. an fehlt ΗΝ, dan O. 75. wantens in HP. 78. dann die PN. geseit FBNRS. 79. So M. 80. wart OP; was im aber FBE. 81. waz (was) alle, lieben BN. 86. so fehlt OP. 89. ez FBNOP. 92. geschiht MFNOERSP. 93. im fehlt F. aver M. 94. aber er F. 95. ez fehlt H. 99. wol alle.
232
13800 a n d e m er zwîvel h a b e n s o l .
13830 die w î l e m a g ir w e r d e n r ä t .
s o ist a b e r n o c h s ê r e r m i s s e t â n ,
s ô sì die w â r h e i t e r s i h t ,
s w e r s ô den zwîvel u n d den w â n
z e h a n t e n i s t ir d i n g e s n i h t .
ûf die g e w i s h e i t b r i n g e t ;
o u c h h â t diu l i e b e einen s i t e , dâ sî sich aller m e i s t e m i t e
w a n s w e n n e er d a z e r r i n g e t , 13805 d a z er den zwîvel w ä r e n w e i z ,
13835 v e r w i r r e t u n d v e r w o r r e n h â t :
s w e s er sich ie d à v o r gefleiz
s w â ir dine n â c h ir w i l l e n s t â t ,
ze b i r s e n e ûf die w â r h e i t ,
d a n e wil si k e i n e r stéete w a r n ,
d a z ist i m d a n n e ein h e r z e l e i t
dâ lât si h a r t e lîhte v a r n ; u n d s w â s ô sî den zwîvel s i h t ,
vor allem herzeleide. 13810 diu v o r d e r e n b e i d e ,
13840 dâ v o n e n s c h e i d e t sî sich n i h t , d a r ist ir n ô t u n d e g â c h :
diu i m ê b e s w â r t e n d e n m u o t ,
d e m g â t si l â g e n d e n â c h
diu d i u h t e n in d a n n e g u o t ;
und s t r e b e t n o c h m è r e d u r c h d a z dar,
m ö h t e er si d a n n e w i d e r h â n , s ô n«eme er zwîvel u n d e w â n , 13815 d a z er der w ä r e n k ü n d e
daz sì ir h e r z e l e i t ervar, 13845 d a n d u r c h die l u s t , di sì d a r a n ervinden unde gehaben k a n .
niemer niht befünde.
d e m selben s i n n e l ô s e n site
sus k u m e t , daz ü b e l ü b e l e f r u m e t ,
dem gieng ouch M a r k e vaste mite:
biz daz daz e r g e r e k u m e t ; s ô daz d a n n e w i r s t u o t , 13820 s ô d i u h t e d a n n e übel g u o t .
er w a n t e s p ä t e u n d e f r u o 13850 allen sìnen sin d a r z u o ,
s w i e swaere an liebe zwîvel sì,
d a z er den zwîvel u n d den w â n
ern ist nie s ô swaere b î ,
g e r n e haete h i n e g e t â n ,
m a n lîde in vil u n d v e r r e b a z
u n d d a z er m i t d e r w â r h e i t û f sîn h e r z e c l î c h e z leit
d a n n e den b e w e r t e n h a z . 13825 o u c h m a c d a z n i e m a n v e r b e r n ,
13855 vil g e r n e k o m e n w«ere: des w a s er gevaîre.
diu liebe m ü e z e zwîvel b e r n . zwîvel sol an liebe w e s e n :
A b e r k a m ez eines n a h t e s s ô ,
m i t d e m m u o z liebe g e n e s e n ;
als er ez u n d e M a r j o d ô
die wìle sì den zwîvel h â t ,
e n s a m e t h e t e n û f geleit,
13800 an dem man FBNE. 01. So N. serre H, serrer W, sere Ν, mere B O . 04. swanner Η. 07. pirsene FWP, pirsenne H, prisen BRS, pinsen O , bevinden N. 08. dan von herzen leit FBNO(in)ERS. 10. wrden H. 11. ie HO, beswer(e)ten HFWNOP. 12. Div M. in fehlt FHBERS. beide gut FBNERS. 1 7 - 5 6 fehlen M. 17. Sus Ν. ubel ubel FWBNO; übele fehlt P. 18. daz fehlt FRSP. ärgere FBN. 19. wirst HRS. 22. ie nie FBE, ir nie WRSP. 24. bewereten HW. 25. enmach OP. niemer W. 26. enmûze B. 29. Di E. 13830 36. gait Ν, gat BE. 39. so fehlt NBP. 41. dar zu Ν, dar an bE. 4 2 . lachende HORS. 44. daz ir FP; daz zu da verbessert N. 4 5 . dar van ON. 47. sinnelose F, sinnelosem h. 54. herzelichez WNOP, hertzenl. b. 57. Nv B, Id quam N, aber M, Aber die übrigen. 58. daz der chunch M. ez fehlt N, über der Zeile b. 59. ensamet h, ensamt H, ensament MWP, sament BE, samt Fb, samen Ν, zusamen RS, mit einander O.
233
13860 daz er aber sîne kündekeit Isolde viir leite und sì mit kündekeite gerne haete ervaren baz. dô verkêrte sich daz: 13865 den strie, den er rihte und ûf ir schaden tihte, dà vie diu küniginne den künec ir hêrren inné mit ir Brangaenen 1ère. 13870 dà half Brangasne sère, dà frumte in beiden samet, daz list wider list gesetzet ist. der künec der twanc die künigín vil nähen an daz herze sîn 13875 und kuste sì ze maneger stunt in ir ouge und in ir munt: „schceniu", sprach er, ,,nû ist mir niht herzelìche liep wan ir, und ich von iu nu scheiden sol, 13880 daz wizze got von himele wol, daz nimet mir mine sinne." diu gelêrte küniginne si stiez sin wider sin; siuftende sprach si wider in: 13885 ,,owê mir, inneclîche owê! owê! nu wände ich allez ê, daz diz vertane masre durch schimpf gesprochen waere; nu heere ich unde weiz ez wol,
13890 daz ez ein ernest wesen s o l . " si h u o b an und begunde mit ougen und mit munde leitlîche klage erscheinen, sô klagelîche weinen, 13895 daz sì dem einvalten man
13900
13905
13910
13915
sînen zwîvel allen an gewan, und wol gesworen haste, daz si ez von herzen taste. wan an den frouwen allen enist nie mère gallen, als man ûz ir munde giht, noch enhabent dekeiner trüge niht noch aller valsche keinen, w a n daz si kunnen weinen âne meine unde âne muot, als ofte sô si dunket guot. Isôt diu weinde starke, der geloubige M a r k e „schoeniu", sprach er, „saget mir, waz wirret iu, waz weinet i r ? " „ich mac wol w e i n e n " , sprach Isôt, „klage ich, daz tuot mir michel nôt. ich bin ein eilende wîp und hân nimê wan einen lîp, und sô vil sinne, sô ich hân, diu zwei hân ich sô gâr verlân an iueh und iuwer minne, daz ich in mînem sinne niht dinges kan gemeinen
13860 61. ysote(n) Mb. 65 und 66 rihtete : tihtete FHhWP (66. fehlt in HP). er ir alle. 67. die M. 68. ir h. den chunch M. 69. ir fehlt MBNbOERS. 70. daz W. 71. das fr. Ρ; vrometen F, frumeten W; den 1. P, de 1. N. 73. Der BN. der fehlt FBNOERS. 74. nahe WhB. 76. an - an W, in - an B, an - in h, in - vor N. 77. nu enist WOP. 78. herzecl. hHP; herzeliep niwan ir MN, hertzenlieber den ir b, hertzeliebers dañ ir E. 79. nu von iu W, von ir (nu fehlt) h. 80. weiz MFBbNE. 82. Di B. 83. die Bb. 84. suftende MhW, sufzende die übrigen. 85. Owe M, ouwe HO. 13890 94. klegel. HFNb. 95. den NB. 96. ane M. 98. siz MHFWhb. 99-906 fehlen M. 900. niht mere WhBNOEP. 01. aise W, also h. 02. enhant F, enhat Bb. dehein Bb. 05. minne bE. gut B, mvt nach getilgtem gvt b. 06. aise W. 07. Ysoit Nb. 08. Der E. geloubege ΜΗ, gelobige hW, geloubete FBbE. 09. Schone B. fröwe M. sag F. 12. michel fehlt NP. 13. ellendez Bb. 14. niemer F, niht me h WO ERS, niht mer b, niht BN. 15. als vil O. als ich Bb. 16. so sere F. 17. vnd an iwer m. F; iwere MW. 18. míneme W. 19. niht dinges niht k. g. F.
234
13920 noch geminnen wan iuch einen, mirn ist niht rehte liep wan ir und weiz daz wârez, daz ir mir sô holdez herze niht entraget, als ir gebäret unde saget. 13925 daz ir den muot gewunnet ie, daz ir hin füeret und mich hie in dirre fremede soltet lân, dâ bî mac ich mich wol enstân, daz ich iu vil unmsere bin: 13930 d e s s o l m i n h e r z e u n d m î n s i n
vil selten iemer werden f r ô . " „war umbe, schoene?" sprach er dô, „ir habet doch ziuwerre hant beidiu liute unde lant, 13935 diu sint iuwer unde mîn: dar über sît gebietaerîn, daz sol ziuwerm geböte stân; swaz ir gebietet, deist getan, die wîle ouch ich bin under wegen, 13940 die wîle sô muoz iuwer pflegen, der iuwer wol gepflegen kan, mîn neve, der höfsche Tristan; der ist bedaehtic unde wis, der flîzet sich in alle wîs, 13945 w i e e r i u f r ö u d e u n d è r e
gemache unde gemêre. dem getrûwe ich alse wol als ich von grôzem rehte sol. dem sît ir liep, also bin ich;
13950 der tuot ez durch iuch und durch mich." „hêr Tristan?" sprach diu schœne Isôt, „zwäre ich wsere gerner tôt und ê wolt ich begraben sin, ê danne ich mit dem willen mîn 13955 in sîner pflege waere. der selbe lôsasre, der ist mir zallen zîten glîchsende an der sîten und allez smeichende bî 13960 und giht, wie liep ich ime sì. iedoch weiz got wol sînen muot, in weihen triuwen er ez tuot. ouch weiz ichs selbe genuoc, wan er mir mînen œheim sluoc 13965 u n d a n m i r f ü r h t e t d e n h a z .
durch die vorhte und umbe daz ist er mich allez streichende, listende unde smeichende in einem velschlìchem site 13970 und wasnet allez dà mite erwerben mine friuntschaft. nu hât ez aber arme kraft, sîn smeichen hilfet kleine; und weizgot wan ir eine, 13975 daz ich durch iuch noch mère dan durch mîn selbes ère friuntlîche dar gebäre, sone gesashe ich in zewâre mit friundes ougen niemer an;
13920 gewinnen h. 21. mir ist MFWBNEb. 24. gesaget M. 27. weit M. 28. magih M . mich fehlt WN. verstan MBbNOEP. 31. werden immer FBEb. 32. War ß . spr. er schone d o Bb. 35. Di bE. 36. sijt ir NB. 37 und 38 fehlen M. 37. iuren W. 38. daz si g. WRS, daz sol sin F. 39. De N. ich ouch FBEb. 4 0 . so fehlt MFNRSP. sol M. mvze H. 41 und 4 2 umgestellt NRS. 4 2 . miner swester sun tristan M. 47. also FBNOEP. 48. als ich von rehte getrowen sol FbERS, als ich eme getruwen s. N , als ich ime van rehte ouch s. B. 4 9 . als FWBNO. ouch ich NB. 13950 durch (2) fehlt BN. 51. here tristrant sprach ysot MF, H e r r e tr. spr. du ys. B; Her tr. FH. 53. und fehlt MBbE. 57. er Bb. 61. Iedoch MN. 63. doch BbE. ich WNERS; ichs fehlt b. 64. daz er FNRS. 65. und er W. 6 9 - 7 2 fehlen MBbE. 71. erweruen F, erwerfen N. 73. Sin bE. 74. und fehlt MBbNE. 76. w a n Bb. selber W. 78. gesahe M, gesach BbE, gesih(e) FRS. in fehlt BO. 79. in mit OB (niemer fehlt B).
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13980 und sît ich niht verberen kan, ine miieze in hœren unde sehen, sô sol ez aber alsô geschehen daz mines herzen dâ bî und miner triuwen lützel sì. 13985 ich hân, daz ist unlougen, mit herzelôsen ougen, mit lügelichem munde dicke und ze maneger stunde an in gewendet mînen flîz 13990 niuwan durch den itewîz: man sprichet von den frouwen, daz si tragen ir manne friunden haz; durch daz hân ich im dicke mit manegem luggen blicke, 13995 mit herzelôsem munde betrogen sine stunde, daz er wol gesworen haste, daz ichz von herzen taste, hêrre, enlât iuch niht dar an. 14000 iuwer neve, mîn hèr Tristan d e m gepfliget mîn niemer tac; o b ich es iuch erbiten mac, ir müezet mîn zwâre under wegen, o b ir gebietet selbe pflegen. 14005 swar ir wellet, dar wil ich, ir eine erwendet es mich, und es enirre mich der t ô t . " sus lósete diu löse Isôt wider ir hêrren und ir man,
14010 biz daz sim lösende an gewan beidiu zwîvel unde zorn, und er wol haete gesworn, daz ir ernest wasre. M a r k e der zwîvelaere 14015 der was dà wider ze wege komen. sîn gesellîn diu hete ime benomen beidiu zwîvel unde wân. ez was allez wol getan, daz sì gesprach unde getete. 14020 der kiinec der seite sä ze stete dem truhssezen von gründe, so er ebeneste künde, ir antwürte unde ir masre, und an ir dingen wasre 14025 dekeiner slahte valscheit. diz was dem truhsaszen leit und tete im in dem herzen wê; iedoch lêrt er in aber dô mê und seit im, wie er Isolde 14030 aber versuochen solde. Des nahtes, dô M a r k e aber lac, sîner betemasre mit ir pflac, er leite ir aber mit frâge sîne stricke und sine läge 14035 und betrouc si aber dar în. „ s e h t " , sprach er, „frouwe künigín, ich waene, es muoz uns nôt geschehen, nu lât mich kiesen unde sehen, wie frouwen kunnen lant bewarn.
13980 und fehlt MBbE. 82. nv MBbE. 83. da W. der bi F. 84. triwe (!) WNbP. 85. anlougen FBObE. 91. Man R. 92. man(n)es MRNObES. frúnde W. 93-98 fehlen M. 94. lugeblicke F, luggen blicke H, lugen bl. Bb, lugenplicke EP, logen bl. N; lucken WO, ougenblicke RS. 99. Herre FHN. lat MBbE. 14000. min fehlt MBbNE; der herre M. 01. der MHFBNORSP. enphliget HORSP-, pleget B. 02. ich vchz F. 03. Ir M. suit M; soit Β, sollend E. 05. swaz - daz FN. och ich M, ouch ich BE. 06. wend. FRS, enwend. WOE, in wendet Ν, enwendent P. dan mich BOE. 07. und anders niemen wan d. t. MBE (daft). 08. kosete W. 09. wider ir man FH* (wider durchstrichen) Β. 14010 unz F. daz fehlt BN. ane M. 11. Beide E. 13. iz F, id ir BNO. 14. Marke Β. 15. do FNO, fehlt MBE. 16. diu chungin het M, sin kunigin hett E, sins hszen vrou hatte Β, sine vrauwe hadde Ν, sin gesellen di hetten F, gesellen hetten P. 19. tet M. 20. der (2) fehlt BO. 21. herzogen MB (= 26.). 22. beste N, aller beste B. 24. dinge BP. 26. Diz F. Anweisung für Kapitelzeichen B. 28. doch NB. do fehlt MBERSP. 29 und 30 fehlen MBE. 31. des MF, Eynes N. 32. bette m. FBNRSP, betm. O. mit ir fehlt MBNE. mit jm P. 36. er sprach liebiv fr. min MBE, sprach er zv ir vrouwe k. H; vrov F, fro W.
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14040 f r o u w e , ich m u o z v o n d e m l a n d e v a r n , 14070
„Genâde, hêrre," sprach îsôt,
u n d e ir hie d e r b î b e s t â n
„ir r e d e t g e t r i u w e l i c h e u n d w o l ;
bî m î n e n f r i u n d e n , die ich h â n .
sit ich an iu n u w i z z e n s o l ,
ez sì der m â c , ez sì der m a n ,
d a z ir d a z g e r n e unmseret, daz minem herzen s w x r e t ,
der m i r d e k e i n e s g u o t e s g a n , 14045 der m u o z iu g u o t u n d ère b e r n ,
14075 s ô d u n k e t o u c h m i c h reht dâ b î ,
als ir a n in es w e l l e t gern
s w a z i u w e r n o u g e n s e n f t e si
u n d s w e r iu n i h t vil senfte bî
u n d i u w e r m m u o t e liehe,
u n d liep in i u w e r n o u g e n sì
d a z ich d a r a n e n t w i c h e , s ô ich v e r r e s t e m ü g e
under frouwen unde m a n n e n , 14050 die s c h e i d e t alle d a n n e n .
14080 u n d s w a z iu z i u w e r n êren t ü g e , d a z ich d â s p ä t e u n d e f r u o
irn suit w i d e r i u w e r m m u o t e
rät unde helfe biete zuo.
a n liuten n o c h a n g u o t e
u n d seht ir, h ê r r e , w a z ir t u o t :
n i h t w e d e r hceren n o c h g e s e h e n , d a r a n iu leide miige g e s c h e h e n . 14055 ine wil o u c h n i h t des m i n n e n
ez e n w i r t m i n r ä t n o c h m î n m u o t 14085 w e d e r h i u t e n o c h niemer, d a z ir i u w e r n n e v e n i e m e r
von herzen noch von sinnen,
von iuwerm hove gekêret,
d e m ir u n h o l d e z h e r z e t r a g e t :
w a n s ô wasre ich g u n ê r e t :
d a z sì iu vür w a r g e s a g e t , w e s e t ir f r ô u n d e f r u o t 14060 u n d l e b e t , s w i e i u c h d u n k e g u o t ,
dâ m i t e s ô seite m a n z e h a n t 14090 ü b e r h o f u n d ü b e r l a n t , ich haste iu g e r â t e n daz
d à h a b e t ir m i n e n w i l l e n a n .
d u r c h die s c h u l d e u n d d u r c h den h a z ,
u n d sìt m i n neve T r i s t a n
daz er m i r m i n e n œ h e i m s l u o c .
u n s e n f t e in i u w e r m h e r z e n ist, s ô s c h e i d e ich in in k u r z e r frist 14065 v o n h o v e u n d v o n g e s i n d e ,
dâ w ü r d e rede v o n g e n u o c , 14095 diu m i r l a s t e r b i e r e
s w i e ich die f u o g e v i n d e ;
u n d iu kein ère wsere.
er sol ze P a r m e n î e v a r n
ine g e v o l g e es n i e m e r ,
und s o l sin s e l b e s dine b e w a r n ,
d a z ir d u r c h m i c h i e m e r
des ist i m u n d e d e m l a n d e n ô t . "
i u w e r f r i u n t gunmaeret
14040 von hinnen varn MHBE; van lande N, vom 1. P. 41. dar bi HNP. 43. er si min mag oder min m. M(ET)BE. 45. iu fehlt H. 46. an in gern WOP; in fehlt H; es fehlt MBE-, irz FURS. 47. und fehlt MBE. liebe FN. 48. senfte FNRSP. 50. scheiden! HWBNORSP, scheiden F. 52. libe FNRS. 53. gehörn P. sehen MBNERS. 55. nihtes WP; des fehlt O, des neyt N. 60. swie so HP. dunket OP. 62. und fehlt MBE. 64. ich hin in k. f. P; in fehlt W. 68. sin dine da selbe b. W. 69. daz OP. 14070 Genade FHB. 71. getrvliche MFWERSP. 75. So ME. mich ouch NBP. 77. iuren WO. geliche W. 79. verriste F. 82. biete fehlt P, geue N. 83. Inde Ν. von de F. herre fehlt FN. 88. gemerei WRS. 89. so fehlt MWBE. saete M. 93. mir fehlt MHBOEP. 96. iv über der Zeile M, mir P. niht ere MBE. 9 7 - 1 4 1 0 2 fehlen MBE. 97. sin F. 98. fehlt H. 99. ivren WN.
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14100 oder ieman beswaeret und hazzet durch den willen mîn, dem ir genaedic siilet sin. ouch suit ir iuch versinnen, und kêret er von hinnen, 14105 wer beschirmet iuwer zwei lant? diu enstânt in eines wîbes hant noch wol noch fridelîche. swer zweier künicriche reht und nâch êren pflegen sol, 14110 der bedarf sinne unde herzen wol: so enist in disen zwein landen âne mînen hêrn Tristanden kein hêrre, lâzet irn dâ bî, daz er den landen frume sì. 14115 âne in sô kumet dâ nieman zuo, durch den man lâze oder tuo. ist, daz urliuges nôt geschiht, des man sich alle tage versiht und zallen zîten muoz versehen, 14120 sô mag ez lîhte also geschehen, daz uns dâ misselinget an; sô wirt mîn hêr Tristan mit itewîze und mit archeit dicke under ougen geleit; 14125 sô wirt des maeres vil gelesen: ,waere Tristan hie gewesen, uns enwaere niht ze dirre frist sô misselungen, alse ez ist.' und werdent mir dan alle
14130 mit gemeinem schalle gebende die schulde, ich habe im iuwer hulde iu unde in ze schaden verlorn. hêrre, ez ist bezzer verborn. 14135 versinnet iuch der dinge baz: bedenket diz unde daz; eintweder lât mich mit iu varn oder heizet in diu lant bewarn, swie sô mîn herze hin zim sì, 14140 er ist mir doch lieber dâ bî danne ob uns ein ander man sûme unde velie dar a n . " Der künec enstuont sich al zehant, daz al ir herze was gewant 14145 ze Tristandes êren, und begunde ouch iesâ kêren an zwîvel unde an wân als ê. hie von sô was er aber dô mê versunken unde vervallen 14150 wider in die zorngallen. Isôt tet ouch Branga:nen k u n t ir beider rede unz ûf den grünt und seite ir wider diz unde daz, daz sì nie Wortes vergaz. 14155 diz was Brangaenen sère leit, daz si also h « t e geseit und daz diu rede ergangen was. einen niuwen brief sir aber dô las, waz aber ir rede solte sin.
14100 02. sollet H, sollet ORS, suln W, soltet die übrigen. 03. Ovch H. sultet F. 04. cherter also v. h. MBE; ir HFNOP. 05. ivri W. danne zwei 1. MBE. 06. diu st. MBNOE. deheines P, keynes O. 07. niht wol MBE. 11. ist MBNE. 12. ane den h. MB(den fehlt)E. 13. Dehein ME. lat MBE. dar bi MF, dar bey P. 15. so fehlt MBE. niem. der (da) zò MBEP. dar NB. 17. diz daz vrl. H; i. daz daz krieges O . 22. min fehlt MBE; mir fehlt N. min herre her tr. ON. 27. uns w. MFBNE. 28. so fehlt BN. als uns ist WBN. 14130 gemeineme H. 31. geben OP. 33. und im FBNOP. 3 5 - 3 8 fehlen M. 39. swie halt ME, swie holt Β (zu vnholt verbessert). 40. doch der bi F. do bi H, da bi WOP, dar bi N, bi MBERS. 42. oder WN. 43. der M. verstünt NB. 44. alle WBO, als F. 46. zehant FN. 47. i n - i n MBE. 5 1 - 1 4 2 3 8 fehlen M. 51. Ysoit BN. 52. biz HBNOP. 53. rechte statt wider N, beide B, wie O. 56. daz also F. 58. si aber W. aber do fehlt O; do fehlt N; aber fehlt B. 59. rede do O .
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14160
14165
14170
14175
14180
14185
Des nahtes dô diu kiinigîn ze ir hêrren aber slâfen kam, under ir arme sì in nam: si halseten, si kusten; ze ir senften linden brüsten twanc si in vii harte nähen und begunde aber dò vàhen wider an ir wortläge mit antwiirte und mit frage: „hêrre", sprach si, „saget mir durch mînen willen, habet ir von rehtem ernest ûf geleit iuwer dine, als ir mir habet geseit von mînem hêrn Tristande, daz ir in wider ze lande wellet senden durch den willen min? möhte ich der rede gewis sîn, ich wolte es iu genâde sagen hiute unde in allen mînen tagen, hêrre, ich getrûwe iu harte wol, als ich wol mac und alse ich sol; doch ist min vorhte hie bî, daz ez gär ein versuochen sì; und wiste ich es gewisheit, als ir mir habet vür geleit, daz ir mir woltet fremeden daz, dem ich waere gehaz, so erkande ich an dem masre, daz ich iu liep wasre. ich haete lange mine bete,
14190 wan daz ich ez ungerne tete, hier umbe gerne an iueh gewant; wan mir ist harte wol bekant, waz mir von ime mac ûf erstân, sol ich sin lange künde hân. 14195 nu hêrre, nû bedenket daz und iedoch niht durch mînen haz: sol er nu dirre lande pflegen die wîle und ir sît under wegen, ist, daz iu danne missegât, 14200 als lîhte an verten ûf erstât, sô nimet er mir ère unde lant. nu habet ir ez gär erkant, daz mir an ime gewerren kan. nû gedenket ouch dar an 14205 ze guote und alse der friunt sol, und leeset mich, sô tuot ir wol, von mînem hêrn Tristande: schicket in wider ze lande oder schaffet, daz er mit iu var 14210 und mich die wîle bewar der truhsaeze M a r j o d ô . stüende aber iuwer muot also, daz ir mich mit iu liezet varn, ich lieze hie diu lant bewarn 14215 und berihten, swer der wolte, et daz ich mit iu solte. über daz allez sô tuot ir mit den landen und mit mir reht als iueh selbe dunke guot:
14160 Des HB. 63. vnd si BRS. vnd k. ONP. 65. vil fehlt BOP; also statt vil h. Ν. 67. wortclage HE. 69. Herre FN. 72. hat FB, h a n t HWO. 77. w o l t uch sin F. 79. getrowe F. 83. is eyn g. NB. 85. vromeden H , f r o d e n £ . 87. erkent ich HNOP. 14190 ichs O , icht N . e z / e W í W. w a n n ir das vng. P. 95. N u B. 96. und fehlt H. doch N B . 97. nu fehlt B, hinter lande O . 98. und fehlt BNE, daz O . sint VC. 99. d a n n e fehlt F. 2 0 1 . ere gut vñ 1. BE. 02. wol W, gar wol B. 03. Was E, w a t Β. 04. N u F. ouch h s re Β. 05. und fehlt WNO. 0 7 und 0 8 fehlen Β. 16. eht HW, o h t F, eck s B, of Ν, ockers O , echt RS, och E, n i i r t P . 18. dem lande FBNERSP.
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14220 daz ist min wille und min m u o t , et ich gedenke dar zuo, daz ich iuwern willen tuo, ich lâze ez allez zeiner hant beide liut unde l a n t . " 14225 Sus gies ir hêrren lösende an, biz daz sim aber an gewan, daz er den zwîvel aber lie und aber von dem wâne gie ir muotes und ir minne 14230 und aber die küniginne mitalle unschuldic hsete vor aller slahte untaste, den truhsEezen M a r j o d ô den hete er aber mitalle dò 14235 ze einem lügenasre, doch er ime diu wären msere und die rehten wârheit von ir hete geseit. Nu daz der truhsasze ersach, 14240 daz sînes willen niht geschach, er versuochte ez aber anderswâ. ein getwerc was in dem hove dà, daz selbe solte namen hân M e l ô t petit von Aquitân 14245 und künde ein teil, also man giht, umbe verholne geschiht an dem gestirne nahtes sehen, in wil aber nihtes von im jehen, wan aise ichz von dem buoche nime.
14250 nune vinde ich aber niht von ime an dem waren msere, wan daz ez kündic wasre, listic unde rederîch. daz was dem kiinege heinlich 14255 und ouch der kemenâten. mit dem begunde er raten, swenne ez zen frouwen kaeme, daz ez dà war n s r a e Tristandes und der kiinigîn; 14260 möhte ez im dar zuo guot gesîn, daz man die wären künde der minne an in befünde, ez ha;te es iemer mère wider M a r k e n lôn und ère. 14265 Dâ kêrte ouch ez späte unde fruo sine lüge und sine läge zuo: ez leite sine vâre an rede und an gebäre ze iegelîchen stunden 14270 und hete ouch schiere erfunden die liebe an den gelieben zwein; wan si heten under ein sô süeze gebasrde, daz M e l ô t die bewasrde 14275 der minnen al zehant dà vant und seite ouch M a r k e n al zehant, daz binamen dâ minne waere. sus triben si drî diz msere, M e l ô t und M a r k e und M a r j o d ô ,
14220 21. Ich E. eht HW, oht F, ouch B, e O, echt RS, newrt P, fehlt NE. gerne da(r)zu BE. 25. Sus HB. herre H, fehlt BE. 31. betalle FE, albedalle N. 34. betalle FE, bit. Ν. 36 und 37 do er jm die rechten warh. P. 36. erme Wdi(e) rehte(n) m. FBNERS. 39. Do N, nu M, Nu die übrigen. herzöge MB. sach HO, gesach P. 40. daz was im liep vñ gemach M, - leit - vngemach BE. 41. es HWN. auer M, aber ich W; aber fehlt FNRS. 44. pitit MFBNE. 45. Vnd M. als MFBNOEP, so W. 46. von v. g. FNRS. 47. in M. 49 und 50 nim : im MHFBOP. 49. an den bvchen FN. 14250 ην MF, vnd BE. aber ich W, anders MBE. 53. redelich MBE. 58. da fehlt FE. 60. da zv MHO. 61 und 62 fehlen NRS. 62. mynnen OB. 65. Da H, Nu N, da die übrigen, ouch fehlt MBNERS. 66. läge vñ sine liste MBE. 67. ez hete FNRS. 68. ir r. vnd ir geb. WOP. 72. wand FNO. 75. iesa M, ie B, fehlt E. 76. Vnd M. ouch fehlt NP. marke FP. 78. daz MESP, die BR, dese NO. 79. marke vñ melot MBE, marcke melot O, melot marke F.
240
14280 biz si under in gevielen dô mit gemeinem rate dar an, würde mîn hêr Tristan von dem hove gescheiden, man möhte an in beiden 14285 die wârheit offenbare sehen. Nu diz was al zehant geschehen, reht alse ez wart gerâten dà; der kiinec bat sînen neven iesâ durch sin selbes ère, 14290 daz er dekeine kêre zer kemenâten naeme noch iemer dà hin kxme, da der frouwen keiniu waere: der hof der tribe ein mare; 14295 man wolte es hüetende sin, dà von im unde der künigín leit unde laster möhte enstân. nu diz was al zehant getan, daz er gebôt und des er bat. 14300 Tristan meit iegelîche stat, da der frouwen heinliche was. kemenâten unde palas dà enkam er niemer in. daz ingesinde daz nam sin 14305 und siner fremede grôze war: si redeten ime ze leide dar vil übel und anders danne wol. sin ôren wurden dicke vol mit iteniuwem leide.
14310
14315
14320
14325
14330
14335
Er unde îsôt si beide si triben die zit mit sorgen hin. triure unde klage was under in in micheler unmüezekeit. si heten leit unde leit: leit umbe Markes arcwân, leit, daz si niht mohten hân keine state under in zwein, daz si geredeten inein. ietwederem begunde von stunde ze stunde herze unde kraft geswichen; bleichen unde blichen begunde ir varwe unde ir lip: der man bleichete durch daz wip, daz wip bleichete durch den man, durch îsôte Tristan, durch Tristanden îsôt. daz tete in beiden michel nôt. es wundert mich kleine, was ir nôt gemeine und ir leit ungescheiden; ez enwas ouch an in beiden nie mê wan ein herze unde ein muot; ir beider übel, ir beider guot, ir beider tôt, ir beider leben diu wären alse in ein geweben: swaz ir dewederem gewar, des wart daz ander gewar; swaz sô dem einem sanfte tete,
1 4 2 8 0 si fehlt F. sunder W. 82. der herre MBE, min fehlt N, m. herre H, m. herre her O . 85. offenbare OBP. 86. Nu FB. 87. reht fehlt FNRS. 88. sa FBN. 89. dvr M. 9 1 . z i r F , zv der HBNO. 92. niemer alle. 93. deheiniv M, dehaine E, enkeine B, eynge N. 98. Nu B. 99. Dat der koninc boit inde bat Ν. 3 0 1 . deheiniv was MBE. 02. unde fehlt OP. 04. gesinde MBE. daz (2) fehlt BO. 0 5 . frowen grozen W, groissen auch N. 06. reiten M, reden N. 0 7 . vbele H. 0 8 . w. im d. vol FNRS. 0 9 . mit nit niwem F, mit iteinem 5 nivwen H, mit etwennem R, mitt etewan S, mit nuwem N, ie mit nuwë O, mit manig slahte B. 1 4 3 1 0 Er H. 11. si fehlt BN. 12. riwe vfl leit M ( R i w e ) ß £ . 13. innichlicher F. 15. Baid E. 17. staeteM. 19. ir ictw. FBNRS, ietwederme W. 21. beswichen FRS. 2 2 . blechen v. bl. F. 2 4 . blechte dur M. 2 7 . tristan W O . 2 8 . des F, dit Ν. 33. niemer w. M H B , niht mere W, nit me w. P, niwan F, neit wan Ν, nit wan RS, nit dan O . 36. daz was also O , das was alles Ρ; also MBNE. gegeben MBEP. 38. dez a. WP; andere HFW. missevar MBE. 39-42 fehlen B. 39. so fehlt MNE. dem fehlt FRS. einen MHO, ein W, eine P.
241
14340 des enpfant daz ander an der stete, sie wären beide under in zwein mit übele und mit guote al ein: ir gemeiniu herzeswaere diu wart sô schînbaere 14345 under ir beider ougen,
14350
14355
14360
14365
daz man vil kleine lougen der minnen an ir varwe vant. Und Marke enstuont sich al zehant und kôs wol an in beiden ir fremeden unde ir scheiden daz in daz an ir herze gie: westen sî wâ oder wie, si sashen gerne ein ander, ein ursuoche vander und hiez an den stunden die jegere mit den hunden ze walde sich bereiten, er enbôt in unde Seiten und hiez ouch in den hof sagen, er wolte zweinzic tage jagen, swer mit gejegede künde oder swer sô sine stunde dà mite vertrîben wolte, daz sich der reiten solte. urloup nam er zer kiinigîn und hiez si nach ir willen sîn dâ heime frôlîch unde frô. verholne bevalh er dô dem getwerge M e l ó t e ,
14370 daz ez Tristande unde îsôte zuo ir tougenheite lüge und läge leite, ez genüzze es iemer wider in. er selbe fuor ze walde hin 14375 mit michelem geschelle. sîn weidegeselle Tristan beleip dâ heime und enbôt dem ceheime, daz er siech w a r e . 14380 der sieche weidensere wolte ouch an sîne weide, er unde Isôt, si beide beliben an ir triure und suochten âventiure 14385 in anclîcher trahte, mit wie getâner ahte daz iemer künde geschehen, daz sì sich möhten gesehen. Nune künden sîz ertrahten nie. 14390 under disen dingen gie Brangasne ze Tristande, wan sî vil wol erkande, daz sîn herzeswasre vil nähe gênde wsere 14395 si klagte im unde er klagete ir: „ä, r e i n e " , sprach er, „saget mir, welch rät gewirdet dirre nôt? wie gewirbe ich und diu arme Isôt, daz wir sus niht verderben?
14340 daz WN(bevant N). sa ze stet MWOEP. 41 und 42 fehlen ME. 47. minne FNP. 48.Vnd H. und fehlt MBE. 50. vremde FN. 53. Si M. sahen MBE. 54. Eyne B. 55. der F. 56. ir hunden HW. 59. dem hofe FP. 61. geiade M, geiage HOP, iagen N. 62. oder der MBE. so fehlt MBERSP. 63. der mite W. 64. daz er sich bereiten s. FNRS, ber. auch BOP. 65. Vrloup FB, Orlof N. 68. er aber do FRS. 14370 er MHBNP, fehlt O. daz ez fehlt W. 71.zúzir W. 72. hutevñN. 73. genuz sin F. 75. michelme HW. 78. syme ON. 79. seich M, sich FH. 82. si fehlt WOP. 85. ahte und 86. trahte MBERS. 87. beschehen FzRS. 89. NuneMHB. 91.BrangR. 92. wand(e) Fz. 95. clagete MHFzO. 96. owe MB(Owe)E, och N, ach zRSP. 97. wirt MBNOEP, gewirret W, gewirre R, wiret S. 99. Das E. alsus verderben MBE. niht fehlt auch N.
242
14000 ine weiz, wie wir gewerben, daz wir behalten unser leben." „waz rates mag ich iu gegeben?" sprach aber diu getriuwe, „daz ez got iemer riuwe, 14405 daz wir ie wurden geborn. wir haben elliu driu verlorn unser fröude und unser ère: wir enkomen niemer mère an unser frîheit als ê. 14410 îsôt owê! Tristan owê! daz ich iuch mit ougen ie gesach und allez iuwer ungemach von mir ûf erstanden ist! und enweiz nu weder rät noch list, 14415 dà mite ich iu gehelfen müge: ine kan niht vinden, daz iu tüge. ich weiz ez aise minen tôt, ir kumet es in grôze nôt, belìbet ir iht lange 14420 in huote und in getwange. sît ez niht bezzer mac gesîn, sô volget doch dem râte mîn: nu meine ich und ze dirre zît, die wîle ir uns sus fremede sît, 14425 als ir des werdet gewar, daz iu diu state widervar, sô nemet ein oleboumes rîs und snîdet spaene in lange wîs und zeichent die mit nihte mê,
14430 wan machet einhalp ein Τ und machet anderhalp ein I, daz niwan der êrste buochstap sì von iuwer beider namen dar an, und leget dà weder zuo noch van 14435 und gât zem boumgarten în; ir wizzet wol daz bechelîn, daz von dem brunnen dâ gât, hin dâ diu kemenâte stât, dar în sô werfet einen spân 14440 und lât in fliezen unde gân hin vür der kemenâten tür; dâ gân wir zallen zîten vür, ich und diu fröudelöse îsôt, und weinen unser herzenôt. 14445 als wir in danne ersehen dâ, dâ bî bekennen wir iesâ, daz ir dâ bî dem brunnen sît, dâ der oleboum schate gît. dâ wartet unde nemet war: 14450 diu senede gât iezuo dar, mîn frouwe und iuwer friundîn, und ich ouch, aise ez mac gesîn und ez an iuwerm willen ist. hêrre, diu selbe kurze frist, 14455 die ich noch ze lebene hân, diu sol mit iu zwein hine gân, daz ich iu beiden gelebe und iu ze lebene rät gegebe, solte ich umbe eine stunde,
14400 02. Wat BO. 10. ouwe - ouwe HO, ouwî - ouwê ζ. 12. wand ζ. al Ν, alle O . 14. nu fehlt NO. 15. ich vch ην F. 16. da iv WP, wc zN. 21. Sit H N . 22. So MF. 23. und fehlt O, nu B; vnz doch d. z. F. 24. uns fehlt FzN. 25. Als E. 26. staete M, stede O. 27. eines F. oleiboumes z, oleyb. NO, holeb. F. 14430 wan fehlt MBE. 31. machet fehlt BNP. einhalb F. y MP. 34. da fehlt Nz, weder da P. 35. böng. MW, büng. N. 36. da daz bachelin M, wa d. b. BE; wesserlin E, bekkelin H. 37. da fehlt HNRS. 38. chemenante M. da stat F. 39. disen span MBE, ein sp. W. 41. hin fehlt FzNRS. 42. ge F, gen MBNOP. 46. bekenne(n) FHOP, erkennen. 47. da fehlt MBO. 48. oleib. Hz, oleyb. NO, holeb. F. 50. so get min fròwe MBE. ie fehlt MBNOERS. zò ziv dar MW, zu iuch dar HBNOE, iezv d. F, îeze d. z, jetzitt d. RS, yezu ewch dar P. 51. div senede iwer vr. MBE. 52. vñ ich so ez m. g. MBE; vnd ouch ich zOP. 53. iweren staeten M(BE). 54. die W. kurzen BP. 58. gebe FzORSP. 59. Soit N.
243
14460 in der ich iu z w e i n g u n d e
14490 m i c h u n d die sorgserîn,
ze i u w e r n f r ö u d e n g e i e b e n ,
die sseligen I s ö t e ;
miner stunde tûsent geben,
b e d e n k e t ie g e n ô t e
ich v e r k o u f t e alle m i n e t a g e ,
uns b e i d e s a m e t , si u n d e m i c h . "
ine g e s e n f t e i u w e r k l a g e . " 14465 „ G e n ä d e , s c h c e n e ! " s p r a c h T r i s t a n ,
„gerne, hêrre, daz tuon ich; 14495 g e b i e t e t mir, n u wil ich g â n .
„ine h â n dà k e i n e n zwîvel a n ,
t u o t , alse ich iu g e r â t e n h â n
a n iu sì t r i u w e u n d è r e ;
und s o r g e t n i h t ze s è r e . "
der z w e i e r w a r t nie m è r e
„ g o t si, d e r i u w e r ère
in e i n e m h e r z e n b e g r a b e n .
u n d i u w e r n s c h œ n e n lip b e w a r . "
14470 s o l t e ich d e k e i n e s«elde h a b e n ,
14500 B r a n g œ n e n e i c w e i n e n d e d a r
die s o l t e ich iu w o l k ê r e n
und gienc trûrende dan.
ze f r ö u d e n u n d ze ê r e n .
der trûrasre T r i s t a n
swie k u m b e r l î c h e ez a b e r n u stê,
der sneit u n d w a r f die s p j e n e ,
swie k û m e s ô m i n s c h î b e gè,
als i m e sin r ä t B r a n g s e n e
14475 w i s t e i c h , w i e ich nu k ü n d e
14505 ze s i n e n d i n g e n 1ère b o t .
mine tage und mine stunde
sus k a m er u n d sîn f r o u w e î s ô t
ze i u w e r n f r ö u d e n hin g e g e b e n ,
ze d e m b r u n n e n a n des b o u m e s S c h a t e
ich w o l t e o u c h deste k u r z e r l e b e n :
vil h e i n l i c h u n d ze g u o t e r s t a t e ,
des g e t r û w e t u n d e g e l o u b e t m i r ! " 14480 w e i n e n d e s p r a c h er a b e r zir: „ g e t r i u w e , saeligez w î p ! "
in a h t e t a g e n w o l a h t e s t u n t , 14510 d a z ez nie n i e m a n w a r t k u n t n o c h ez k e i n o u g e nie g e s a c h .
hie m i t e t w a n c ers a n sînen lip
w a n eines n a h t e s ez g e s c h a c h ,
mit armen nähe und ange:
d ô T r i s t a n a b e r des e n d e s gie,
ir o u g e n u n d e ir w a n g e 14485 k u s t e er m i t m a n e g e r q u ä l e d i c k e u n d ze m a n e g e m m â l e ,
d ô w a r t sin M e l ó t , ine w e i z w i e , 14515 d a z v e r t â n e g e t w e r c , des v â l a n d e s a n t w e r c ,
„ s c h c e n e " , s p r a c h er, „ n ü t u o t w o l
von ungeliicke gewar
u n d alse der g e t r i u w e sol
u n d s l e i c h allez n â c h im d a r
u n d lâzet iu b e v o l h e n sin
u n d s a c h in z u o d e m b o u m e g â n
14460 künde MFBzNOERSP. 61. Ze M. 64. vnd FzNRS. gesenftiv M, gesenffte BOE, gesenftete H, gesenftere W, gesenftene P, gesneftet N, senftete FRS, senfterte z. 65. Genade FHBR. fröwe MBNE. 66. ich h. MBNE. neheinen M. 69. dehainem P, keynem O. gegraben H. 70. mohtich z. nu keine HWORSP. seiden H. 71. nu wol k. W. 73. aber ez MP. ez mir ste F, ez mir nv ste zNRS. 74. nu ge H, nv gege B. 75. ich ivch künde HzNORSP, ich k. FW. 79. getrouwet FH. 81. Getruwe N. 83. mit naheme getwange FzNRS-, mit arme WP. 84. ouge F. 85. kale W. 87. fröwe MB(Vr.)£. 88. und fehlt MBNE. frivnt sol MBE. 14490 senede FW; senden chungin MBE. 91. reinen ME, reine werde B. 92. uns gen. MBE. 93. beidiv M, beiden N. 94. Gerne B. 95. ich wil nv gan z; nu fehlt P. 96. iu fehlt MFzBNERS. 97. Vnd ME. ens. zN. 500. weindeM. 01. weinende MBE. 02. Der B. trvrere HzP, trurende W, trurige die übrigen. 03. der fehlt FzBNRS. 06. Sus Β. 07. vnd brang. F, ze brang. zNRS. vil M. 09. vñ für wol ME, wol fehlt BO. 10. nie fehlt MzBNOE. niemanne niht ζ. 13. de z, dat N. 15 und 16 fehlen z. 16. daz F. 18. nah ime allet ß ; allez fehlt WOP. nahe W. 19. brvnne F, brunnen zNRS.
244
14520 und n i h t vil l a n g e dâ bî s t â n ,
14550 und iuch vil v e r r e baste,
u n z d a z ein f r o u w e z u o im gie
d a z ir si n o c h gespraschet d â ,
u n d e r die n ä h e z u o zim vie.
ine w e i z , ir w i z z e t w o l w â ,
w e r a b e r diu f r o u w e wsere,
da ir n ä h e s t bî ir w ä r e t
des w a z ez ungewasre. 14525
u n d o u c h vil r e h t e v â r e t
D e s a n d e r e n tages w a r t ,
14555 der s e l b e n s t u n d e u n d e der zît,
M e l ô t sleich a b e r û f sîne v a r t ,
als ir g e w o n ze k o m e n e sît.
ein lützel v o r d e m m i t t e n t a g e
ine w e i z , w e s s i u c h dâ w a r n e n s o l .
und h e t e m i t v e l s c h l î c h e r k l a g e
und suit ir m i r g e l o u b e n w o l
u n d m i t vil a r g e r â k u s t
ir leit und i u w e r u n g e m a c h , 14560 daz m i r nie leider g e s c h a c h ,
14530 w o l u n d e r s t ô z e n sîne brüst u n d k a m ze T r i s t a n d e hin:
d a n m i r g e s c h e h e n ist d a r a n .
„ e n t r i u w e n " , s p r a c h er, „ h ê r r e , ich bin
nu h ê r r e m î n , h ê r T r i s t a n
mit sorgen her gegangen,
ich wil v a r n , g e b i e t e t m i r ; s w a z ir w e l t , d a z sage ich ir.
w a n ir sît s ô b e v a n g e n 14535 m i t m e r k e u n d mit v â r e ,
14565 ine g e t a r hie l a n g e r n i h t g e s î n :
d a z ich m i c h h e r z e w â r e
d a z h o v e g e s i n d e w ü r d e ez mîn
verstolen hân mit maneger nôt,
an dirre v e r t e i n n e n ,
u n d d a z m i c h diu g e t r i u w e I s ô t ,
ich m ö h t e es s c h a d e n g e w i n n e n , si j e h e n t d o c h alle u n d ist ir w â n ,
diu t u g e n t h a f t e k ü n i g i n , 14540 e r b a r m e t in d e m h e r z e n m i n ,
14570 s w a z u n d e r iu z w e i n ist g e t a n ,
diu leider nû ze d i r r e frist
d a z allez sì mit m i r g e s c h e h e n ,
d u r c h iuch in g r ô z e n s o r g e n ist;
des wil ich hin ze g o t e j e h e n
diu b a t m i c h d â h e r z u o iu g â n ,
u n d hin ziu b e i d e n , d a z ez nie mit keinem mînem râte ergie."
w a n si a n d e r s n i e m a n m ö h t e h â n , 14545 d e r ir ze d i s e m maere
14575 „ f r i u n t , t r o u m e t i u ? " s p r a c h T r i s t a n ,
a l s o gevellic wasre.
„ w a z m a r e t r î b e t ir m i c h a n ?
si b a t m i c h u n d e g e b ô t mir,
w a z ist der h o v e l i u t e w â n ?
d a z ich iuch g r u o z t e v o n ir
w a z h â t m î n f r o u w e und ich g e t â n ?
und d a z v o n h e r z e n taste
ûz! s t r i c h e t b a l d e in g o t e s h a z !
14520 da bestan zN. 21. biz HzBNO. zö zim MWz. 22. vnd die FRS, die er z. nahen zim gevie MBzN. 24. ez HOP, er die übrigen. 25. Eines z, Do des M(do)BNE, Des. 27. dem fehlt F. nach dem m. t. WOP; mittem Fz. 28. vollicher F, valsceclicher z. 30. vnderschoben MBE. 31. Vnd M. 32. herre sprach er FWB. 34. ich vorhte sin b. z, ich wonde sin g. RS; so fehlt auch OP. 38. wan daz mich F, wand mich z; daz fehltauch BN. 40. herze W. 43. da fehlt FWN. zö ziv MWz. 4 4 . wandz F, wandes z. konde F. 46. als FHWORS. 14550 v. sere OP, v. dure Ν. 51. besprechet FSP, sprechet O . 53. dar statt da ir ζ. 55. stunden Η. 56. ze komene gewone zN. 57. wes ich ivch H, wese vch M, wes ich RS, wessivch z. 58. nu statt und NOP. 61. mir ist gesch. WOP. 62. Nu B. 65. Ich N. niht langer hie z, langer hie niht W, hey neit langer N. 67. hinnen F, hie jnnen P. 69. Si M. min wan WOP. 71. das es a. s. NP. von mir FzN. 73. hin fehlt BNO, ouch z. 75. Vrunt HBNO. ivch HFz etc., iv MW. 78. und ich fehlt zN.
245
14580 und wizzet wasrlîche daz, swes ieman warnet oder giht, Iieze ich ez allermeiste niht d u r c h mîn selbes ère, i m geseitet niemer mère 14585 hin wider ze hove maäre, w a z iu hie g e t r o u m e t waere." M e l ô t gie d a n und reit zehant ze w a l d e , dà er M a r k e n vant. vür w a r er ime d ò seite, 14590 daz er der w â r h e i t e ze ende waere k o m e n dà; u n d seite im, wie u n d e w â , als ez zem b r u n n e n w a s geschehen: „ir m ü g e t die w â r h e i t selbe s e h e n " , 14595 s p r a c h M e l ô t , „hêrre, wellet ir, ze n a h t sô ritet d a r mit mir: ine versihe mich keines dinges baz, swie sô sì gefüegen daz, sine k o m e n noch h î n a h t beide dar, 14600 sô m ü g e t ir selbe nemen war, wie sì gewerben under i n . " der künec reit mit M e l ó t e hin sînes herzeleides w a r t e n , nu si in den b o u m g a r t e n 14605 bî nahtzîte k ä m e n ,
14610 z u o ir läge wasre. nu stuont dà, dà der brunne flôz, ein oleboum, der was mâze gròz, nider unde doch billîche breit, dà zuo tâtens ir arbeit, 14615 daz si ûf den beide gestigen: ûf dem sâzens unde swigen. Tristan d ô ez n a h t e n d e w a r t , er sleich aber ûf sine vart. nu er in den b o u m g a r t e n k a m , 14620 sine boten er ze h a n d e n n a m u n d leites in die giezen u n d lie sie hine fliezen. die Seiten ie genôte der seneden Isôte, 14625 daz ir geselle waere dà. Tristan gieng über den b r u n n e n sä, dà beidiu Schate u n d e gras von dem o l e b o u m e was. aldâ gestuont er t r a h t e n d e , 14630 in sînem herzen a h t e n d e sîn tougenlîchez u n g e m a c h . sus k a m , daz er den schaten gesach von M a r k e u n d von M e l ó t e , w a n der m â n e ie genôte 14635 d u r c h den b o u m hin nider schein, nu er des schaten von in zwein ir gewerbes w a r g e n â m e n , bescheidenlîche w a r t gewar, d o n e vant der k ü n e c noch daz getwerc nu hete er michel angest dar, dekeine stat noch kein geberc, w a n er e r k a n d e sich iesâ daz in reht unde gebasre
14580 gewislichen MB, endlichen E. 83. Durch E. 86. ivch HFWz etc., iv M. hie fehlt zBN. 87. melot MN. 95. herre fehlt WP. 96. zehant HB. 99. Sine M. si FzBNOP. noch fehlt FORS, hint M, binahte F, hüte Β, hot E, zu necht O. beide fehlt zRS. 602. Der B. 04. zem zN, in dem b. W. 05. benäht ziten W, bi necht zu ziden O. 06. geberges FWzNOP. 07. twerc WNP. 08. deheinen berch M, keinen geb. z, kein(en) b. HBORS. 09. der MBzO. ime W. 14610 zedirrez, zu der N. 11. Nu B. da fehlt zBN. 12. oleib. Hz, oleyb. NO. der fehlt zN. 13. nidere HW. doch fehlt MBE. 15. daz si beide druf gest. FO; si fehlt z. baid vf den P, vp den boym s (beide fehlt) N. 16. den Mz. sazen vnde WP. 17. trist. MzE. doz M, do z. 18. ûf fehlt z. 19. nvr Mz. böng. M, büng. N, bong. O. 21. er 1. MBOEP. den g. zO. 23. ie fehlt F. 25. vrunt MBE. 27. fehlt M. 27 : 28 du er zum olboume quam, da usse man sin war nam Β. 28. olei b. z. 29. da MBNE. 30. sin dinch allez aht. MBE; der Vers fehlt H. 32. Sus Β. schaten FHNORSP, Schate, sach FBNORSP. 33. Von ME. marken vñ melote MBE. 36. da er MB. den WNRS. schaten FHWz, schates M, schaden N, Scheden BO, schatten RSP, schate. den zw. HzNRS; in fehlt P. 39. chande M.
246
14640 der v a r e u n d d e r läge d à .
14670 d à g i e n g e n sì h e r u n d e hin
„ g o t h ê r r e " , d â h t e er w i d e r s i c h ,
trûrende unde klagende,
„beschirme Isôte unde mich!
ir s e n e m í e r e s a g e n d e ,
ist, d a z si dise läge n i h t
vil s c h i e r e w a r t B r a n g í e n e der b o t e n u n d der spanne
b ì d i s e m e s c h a t e n enzît e r s i h t , 14645 s ô g â t si vür sich h e r ze mir.
14675 in der flieze g e w a r :
geschiht ouch daz, sô werden wir
ir f r o u w e n w i n c t e si dar.
ze j â m e r u n d ze leide,
I s ô t diu vies u n d s a c h si a n ,
g o t h ê r r e , h a b e uns b e i d e
si las I s ô t , si las T r i s t a n ; si n a m ir m a n t e l al z e h a n t ,
d u r c h dîne g ü e t e in d î n e r p f l e g e ! 14650 b e w a r I s ô t e a n d i s e m w e g e ;
14680 u m b e ir h o u b e t sì d e n w a n t ,
b e l e i t e s u n d e r a l l e ir trite;
und sleich durch bluomen u n d durch gras,
w a r n e die r e i n e n e t s w â m i t e
hin d â b o u m u n d b r u n n e w a s .
dirre läge u n d d i r r e a r c h e i t ,
nu daz si k a m s ô n ä h e n ,
die m a n ûf uns zwei h â t g e l e i t , 14655 ê si iht g e s p r e c h e o d e r g e t u o ,
d a z si beide ein a n d e r s ä h e n , 14685 T r i s t a n s t u o n t allez ze stete,
dà m a n iht a r g e s d e n k e z u o !
d a z er d o c h nie d â v o r g e t e t e :
jâ, hêrre got, e r b a r m e dich
sine k a m ê m â l e s z u o im n i e ,
ü b e r sì und ü b e r m i c h !
e r n gienge v e r r e gegen ir ie.
u n s e r ère u n d u n s e r leben 14660 d a z sì dir h î n a h t e r g e b e n ! "
nu w u n d e r t e I s ô t e 14690 sère u n d e g e n ô t e , w a z d i r r e maere waere:
Sin f r o u w e , diu k ü n i g í n , u n d ir b e i d e r f r i u n d î n ,
ir h e r z e d a z w a r t swasre.
B r a n g í e n e diu r e i n e ,
si b e g u n d e ir h o u b e t n i d e r lân u n d v o r h t l i c h e g e g e n im g â n ;
si z w ô si g i e n g e n e i n e 14665 T r i s t a n d e s b o t e n w a r t e n
14695 der v e r t e sì g r ô z a n g e s t n a m .
in ir j â m e r g a r t e n ,
n u si a l s ô lise g ê n d e k a m
in d e m si zallen s t u n d e n ,
d e m b o u m e ein lützel n ä h e r b i ,
s ô sì v o r v â r e k ü n d e n ,
n u g e s a c h si m a n n e s s c h a t e n drî
ir j â m e r k l a g e t e n u n d e r in.
und w i s t e n i u w a n einen d â .
14640 der warte(n) vnd OP. 41. Got BN. gedacht PB. 42. bescherme M. ysoten B O . 44. disem HFWz. schaten WB, schaden N, schatten RSP, Schate, gesiht zORSP. 46. werde FNP. 51. geleite zN, leide O. 53. dir W. arbeit, (durchstrichen) archeit F. 55. es iht H. spreche zMBNE. 57. nv h. g. MBE, o herre g. O. 60. daz si in dine genade erg. ME, die sin in d. g. gegeuen ß ; die sin auch zNRS. 61. sin ME, min z, Min NORSP. 64. si (2) fehlt zBO. 68. wan O. 14670 do WP, so O. 72. ir truremaere W(0), ir senendem m. ζ, ir sene(n)de m. NRSP. 73. Vil MBNE. 75. vliezen FWNP. 77 und 78 fehlen MBE. 77. diu fehlt FNO. vie(nc) si vnd sachs an Hz. 78. ysot vnde tr. zN. 79. Si Ν. 81. vfl gras MzE. 83. Du ß, Do N. 84. daz si sich beide sahen ON; beide fehlt MBE. 87. iemales H. zu zim M Wz. 89. Nu F. 90. vil genote MBE. 96. so zB, fehlt N. gegangen zP. 98. do NB. sach MBNERSP. schaten Fz, schaden N, schatten P, Scheden B, Schate. 99. v. enwiste nit wan ζ Ο P.
247
14700 hie bî v e r s t u o n t si sich iesâ
14730 u n d m î n e n êren d a n n e d a z ,
der läge u n d der v â r e
d a z ir s ô spastiu t e i d i n c
und o u c h an d e m g e b ä r e ,
und sus g e t a n e n haslinc
den T r i s t a n hin zir haste.
û f leget u n d a h t e t h e r ze mir.
,,â d i r r e m o r t r a e t e ! " 14705 g e d â h t e sì, „ w a z w i r d e t d e r ?
nu s p r e c h e t a n , w a z w e l l e t ir? 14735 ich stân m i t a n g e s t e n h i e ,
w a z b r â h t e dise läge h e r ?
w a n d a z m i c h s Brangäene n i h t erlie,
b i n a m e n m î n h ê r r e d e r ist hie b i ,
diu m i c h es b a t u n d m i r ez r i e t ,
s w â er hie bî v e r b o r g e n sì.
als si h i u t e v o n iu s c h i e t ,
ich waene o u c h , w i r v e r r a t e n sin. 14710 b e s c h i r m e u n s , h ê r r e t r e h t î n ! h i l f u n s , daz w i r m i t êren
d a z i c h h e r z u o iu kasme 14740 u n d i u w e r k l a g e vernseme. daz a b e r ich irs g e v o l g e t h â n ,
von hinnen miiezen kêren;
d a z ist vii s è r e m i s s e t â n .
h ê r r e , b e w a r in u n d e m i c h ! "
si sitzet a b e r hie n ä h e n bî
nu gedâhtes aber wider sich: 14715 „ w e i z T r i s t a n n û dise u n g e s c h i h t o d e r e n w e i z er ir n i h t ? "
u n d o u c h s w i e s i c h e r ich hie sì, 14745 i c h gasbe ê d o c h z e w â r e d u r c h b œ s e r liute vâre
nû b e d û h t e sí z e h a n t ,
ein m î n lit v o n m i n e r h a n t ,
d a z er die läge haste e r k a n t ,
ê i e m a n wasre b e k a n t ,
w a n sîn in den gebasrden s a c h . 14720
Si g e s t u o n t v o n verre unde s p r a c h „ h ê r r e T r i s t a n , m i r ist h a r t e leit,
d a z i c h hie bî iu wasre. 14750 m a n h â t s ô m i c h e l masre v o n iu g e m a c h e t u n d v o n mir,
d a z ir m i n e r t u m p h e i t
si g e s w ü e r e n alle w o l , d a z w i r
s o g e w i s u n d a l s o s i c h e r sît,
vil h a r t e waeien
u n d d a z ir m i r ze d i r r e zît 14725 d e k e i n e r s p r ä c h e m u o t e t . d a z ir i u w e r êren h u o t e t
kumberhaft
mit valschlîcher friuntschaft. 14755 des w â n e s ist der h o f v o l . n u weiz ez a b e r g o t s e l b e w o l ,
w i d e r i u w e r n oeheim u n d e m i c h ,
w i e m î n h e r z e h i n ziu stê,
diu r e d e diu fiiegete sich
und wil ein lützel s p r e c h e n m ê :
und stüende iuwern triuwen baz
des sì g o t m î n u r k ü n d e ,
14700 sa MN. 02. an der geb. MBO. 03. die MBO. hin fehlt WN; zu zir W. 04. ach z, och N. mortete W, mort trete H, mort drette P. 05. dahte MBNE. 07. Benamen ME. derst M; der fehlt FBORSP. hie fehlt H. 08. bi fehlt MBNOEP. hie fehlt H. 10. bescherme M. 14. dachte si MBN. 15. nu fehlt WBRSP. vnser vng. F. 20. Si HB. stvnt MFWNORS. 21. Her FN, herre MHBEP, her. 23. als M. 24. und fehlt MzBE. 25. gemutet F. 27. w. s s mynen h ren O , w. ewern h ren P. 28. diu fehlt MzBOS. 14730 34. nu saget mir F; Nu B. 35. ich bin zRS. angeste NB (alhie). 36. daz fehlt MBNE. es fehlt WRS. brang. michz zN. 37. Di » M E . 39.zözivMz. 41. ichs FzORSP-, es fehlt W. ir fehlt zNRS. des euer ich g. N. 43. sitzet ieman F. da statt aber M, doch B. nahe HWzNO; na hie bi ON. 44. inde euer Ν; doch MBE; der Vers fehlt P. 45. ydoch zNO, doch ye P. 47. geht FWzBORSP. 48. iemanne WzBN. wurde WRS. 52. swüren NBO, beschw. P. 54. valscher BP. 56. wizze aber daz F, ez fehlt auch W. selber F BP. 57. hin fehlt BN.
248
14760 u n d e n m i i e z e o u c h m i n e r siinde
14790 d a z ich d e m è r e b a : r e .
niemer anders komen abe,
nû v e r k ê r e t m a n m i r d a z .
w a n alse ich iuch g e m e i n e t h a b e ,
u n d e n w i l ich iu d o c h n i e m e r h a z
mit welhem herzen unde wie;
d u r c h ir aller lüge g e t r a g e n ,
u n d g i h e s ze g o t e , d a z ich nie 14765 ze k e i n e m m a n n e m u o t g e w a n ,
h ê r r e , s w a z ir m i r wellet s a g e n , 14795 daz s a g e t mir, w a n ich wil g â n :
und h i u t e und i e m e r alle m a n
ine m a c n i h t l a n g e r hie b e s t â n . "
v o r m î n e m h e r z e n sint v e r s p a r t
„Sadigiu f r o u w e " , s p r a c h T r i s t a n ,
n i w a n d e r e i n e , d e m dà w a r t
„ i n e h â n da k e i n e n zwîfel a n ,
der e r s t e r ô s e n b l u o m e 14770 v o n m î n e m m a g e t u o m e .
dà irs die volge hastet, 14800 i m spraschet u n d e taetet,
d a z m i c h mîn h ê r r e M a r k e
s w a z t u g e n d e u n d ère waere:
bewsenet a l s o s t a r k e
n u n e lânt i u c h lügenaere,
durch iuwern willen, her Tristan,
die iuch m i t m i r sus h â n t b e d â h t
w e i z g o t , dà m i s s e t u o t er a n , 14775 s ô g ä r als er e r k u n n e t h a t ,
u n d uns u n d u r f t e n h a b e n t b r â h t 14805 ûz m î n e s h ê r r e n h u l d e n
w i e m î n herze h i n ziu s t â t .
mit michelen unschulden:
die m i c h ze msere h a b e n t b r â h t ,
d a z g o t vil w o l e r k e n n e n s o l .
weiz g o t , die sint vil u n b e d â h t :
sseligiu, nû b e d e n k e t w o l ,
in ist m î n herze vil u n k u n t .
tugenthaftiu küniginne,
14780 ich h â n iu h u n d e r t t û s e n t s t u n t
14810 und n e m e t in i u w e r s i n n e ,
f r i u n d e s gebaerde v o r g e t â n
d a z ich sô r e h t e u n s c h u l d i c b i n
d u r c h die l i e b e , die ich h â n
w i d e r iuch u n d w i d e r in,
ze d e m , den ich d à l i e b e n s o l ,
und r â t e t m î n e m h ê r r e n d a z ,
d a n d u r c h v a l s c h , d a z weiz g o t w o l ; 14785 ez wasre ritter o d e r k n e h t ,
sînen z o r n und sînen h a z , 14815 den er m i r â n e s c h u l d e t r e i t ,
s ô d i u h t e m i c h u n d wasre o u c h r e h t
d a z er den d u r c h sine h ö f s c h e i t
und érete ouch mich starke,
hele u n d e h ö f s c h l i c h e t r a g e
swer mînem hêrren M a r k e
n i h t l a n g e r w a n dise a h t e t a g e ,
liep o d e r sippe wasre,
biz d a z h a b e er und h a b e t o u c h ir
14760 niemer sunde WP. 62. geminnet FWzNORSP. 63. weihen eren MHBE. 64. ich g. M. 67. von F. bespart F. 69. die HB. rosebl. HWBO. 70. maget tvme H. 71. Dat N. 73. Durch M. 74. ir WN. 75. ir Ν. erkennet FBNORSP. 76. hin fehlt BNO, hie P. 77 und 78 fehlen MBE. 77. ze meren WzNORSP. 79. im MBE. vil wol kunt MBE. 81. mer vrivndes me geb. F. 83. dem dem zO. 86. dûhtez ζ. 87. ν. erde in ouch vil st. Β (die ganze Zeile auf Rasur), erte MFBERS. mich ouch WORSP, ouch fehlt M. 14790 92. nu wil MBE, nu inw. N. ich fehlt WzP. doch fehlt H. 93. tragen BORSP. 94. mir fehlt zN. 95. Das E. 96. bestan HzRS, stan P, gestan die übrigen. 97. W hat zwar nicht die farbige Initiale, aber ungewöhnlich reiche Form des S. vil reiniv fr. MBE; Selige HNORP, Vil r. ß. 99. da HWzBN, daz die übrigen. 800. Sprechern HWOP, rietet zRS, redet N. 01. Swas M; swas ivch t. H. 03. durch mich zNRS. sus fehlt FzNRS. 08. Selige F; selige frauwe nu ON; liebiv fröwe bed. MBE. ged. OP. 10. und fehlt MBE. ivwere H. 13. herzen H. 16. ern M, er in B. 17. hoveliche H, hivbisclichen z, geföge MBE. 18. ahtage MBE. 19. biz dar zNORS, die wile MBE. habet fehlt MWBEP.
249
14820 die gebaerde her ze mir, als obe ir mir genasdic sît, so bereite ouch ich mich in der zît, daz ich von hinnen kêre. wir Verliesen unser ère, 14825 der künec, mîn hêrre, und ir und ich, ist, daz ir alsus wider mich gebäret, alse ich hinnen var; sô sprechent unser vînde dar: „entriuwen, hie was etswaz an: 14830 nemet war, wie min her Tristan gescheiden ist von hinnen mit des küniges u n m i n n e n . " „Min her Tristan", sprach Isôt, „ich Ilde sanfter den tôt, 14835 dan ich mînen hêrren baete, daz er iht des durch mich taste, daz hin ze iu wsere gewant. nu ist iu doch daz wol erkant, daz er mir iezuo lange frist 14840 durch iuch vil ungenasdic ist, und wiste er unde wasre im kunt, daz ich bî iu ze dirre stunt eine unde nahtes waere, ich kaeme es in daz msere, 14845 daz er mir niemer mère erbute liep noch ère. o b ouch daz iemer sus geschiht, entriuwen, des enweiz ich niht, und wundert mich des starke,
14850 wâ von mîn hêrre M a r k e an disen arcwân kseme, von wem er den rät nseme; und ich mich doch noch nie enstuont, als doch diu wîp vil schiere tuont, 14855 daz ir mir keine valscheit
14860
14865
14870
14875
mit gebasrden hastet vür geleit, noch ich selbe hin ziu nie valsch noch iippekeit begie. ine weiz, waz uns verrâten hât, wan unser beider dine daz stât übel unde erbermeclîche, alse ez got der rîche enzît bedenken müeze und ez bezzere unde büeze. Nu hêrre, nû gebietet mir: ich wil gân, sô gât ouch ir! iuwer swasre und iuwer arbeit, daz wizze got, diu sint mir leit. ich haete schulde hin ziu vil, der ich doch nû niht haben wil, daz ich iu solte sîn gehaz; mich erbarmet aber daz, daz ir durch mich ze dirre zît âne schulde sus beswaeret sît. durch daz wil ich ez übersehen, und swenne der tac sol geschehen, daz ir von hinnen müezet varn, hêrre, sô müeze iuch got bewarn; der himelischen künigín
14820 25. herre ir und ich MFzBNOERSP. 27. von lande F. 29. ist MBE. neinzwaz M. 30. wie der herre MB, wie tr. E, wie her tr. N. 31. Gescheiden ME. 33. liebe her tristrant MBE. Min HN, Lieber B. 34. lide F, leide H, hete W, lite die übrigen (lede Ν), e den tot WOP. 36. des fehlt zNO, ichtes P. 38. doch fehlt FWOP. daz fehlt BN. 39. ieze W, îetze ε. 41. und fehlt MBE. es im PN. 44. sin FB. ein mere W. 47. vnd (für ob) F, vfl ob zNRS. 49. des fehlt WB. 14850 52. wa von F, wa z. rät fehlt N, den arewan Fz. verneme OP. 53. noch zN, doch noch FHO, doch MWBEP, fehlt RS. verstvnt MBNE. 54. doch fehlt MFzBNERSP. 57. selber FP. 59. wer FzNRS. 60. wand z. 61. bermecl. OP. 64. bezire F. -s vns der sueze z. 65. Nu FHNR. 66. gant HWz. 67. Iuwer M. 68. weiz FNP. 70. daz F. rechen FzNRS. 72. nu erb. mich aber d. OP. 76. und fehlt MBE. 78. der megede sun muz veh b. FzNRS, herre so röch ivch g. b. ME (geruch).
250
14880 der miiezet ir b e v o l h e n s i n !
14910 diu sîn i e m e r g o t e e r g e b e n ! " Sus schieden sì sich under in.
iuwer bete und iuwer boteschaft, u n d w i s t e i c h , o b diu k e i n e k r a f t
diu k ü n i g i n n e diu gie hin
v o n m î n e m r â t e haste,
siuftende unde trûrende, ameirende und amûrende,
ich riete u n d e taete, 14885 s w e s s ô ich m i c h v e r s i e h e ,
14915 m i t t o u g e n l î c h e m s m e r z e n
d a r a m iu w o l g e s c h e h e ,
ir lîbes u n d e ir h e r z e n ,
n u f ü r h t e ich a b e r s è r e ,
der trûrasre T r i s t a n
d a z er m i r z v e r k ê r e .
der gieng o u c h t r û r e n d e d a n und weinende starke.
s w i e s ô ez a b e r d a r u m b e e r g ê , 14890 s w i e h a r t e ez m i r ze v â r e s t ê ,
14920 der t r û r i g e M a r k e ,
ich wil iuch d o c h g e n i e z e n l â n ,
der û f d e m b o u m e d à saz,
d a z ir n i h t v a l s c h e s h a b e t g e t â n
der b e t r û r e t e a b e r d a z
wider mînen hêrren unde mich;
u n d g i e n g i m r e h t e a n sînen lîp,
s w i e m i r g e l i n g e , sô w i r b ich 14895 i u w e r b e t e , s ô ich b e s t e k a n . "
d a z er den n e v e n u n d daz w î p 14925 ze a r g e haste b e d â h t ;
„ G e n ä d e , f r o u w e " , s p r a c h Tristan,
u n d die in d a r a n hasten b r â h t ,
„ u n d s w a z rede ir v i n d e t d à ,
die v e r f l u o c h t e er t û s e n t s t u n d e
d a z e n b i e t e t m i r iesâ;
mit herzen und mit munde,
w i r d e a b e r ich ihtes g e w a r 14900 u n d lîhte a l s o v o n h i n n e n var,
er v e r w e i z ie g e n ô t e 14930 d e m g e t w e r g e M e l ó t e ,
d a z ich iuch nie m è r e sehe,
d a z ez in haste b e t r o g e n
swaz sô mir danne geschehe,
und i m e sîn reine w î p b e l o g e n .
vil t u g e n t h a f t i u k ü n i g í n ,
si stigen v o n d e m b o u m e n i d e r
s ô m ü e z e t ir g e s e g e n e t sîn 14905 v o n a l l e m h i m e i i s c h e m h e r !
und riten a n daz g e j e g e d e w i d e r 14935 mit j â m e r u n d m i t leide, M a r k e unde M e l ô t beide,
w a n g o t weiz w o l , erde u n d e m e r
si h e t e n z w e i e r h a n d e leit:
diu g e t r u o g e n nie s ô reine w î p .
M e l ô t d u r c h die t r ü g e h e i t ,
f r o u w e , i u w e r sêle u n d i u w e r lîp,
die er b e g a n g e n s o l t e h â n ;
i u w e r ère und i u w e r leben
1 4 8 8 0 dem z, fehlt B. 82. und fehlt MBNOE. 83. Von E. mime H f f . 84. rette F, redte B, volgete zNRS. 85. an swiv ich MB, an wen ich E. 86. daz iv MBE. lîep ζ. 89. sô fehlt zN. aber fehlt MHBE; dar vmb aber P. 92. hat zF. 96. Gnade B. 97. Frowe M; vrowe was (!) £ ; und fehltauch BN. ir rede W, ir über der Zeile z. bevindet B. 98. die zBN. 901. niht mere WzBNP. 06. wände z. 07. diu fehlt F; diune M, die en HOP. reinez FB. 08. frouwe fehlt MBE. 09. Iwer E. 14910 11. sus MWzOEP. 13. sufzende FBOP. 14. amerende MWO, amirende F. amerende W, amirendeF. 16. ir (2) fehlt O, des N. 17. Der B. trurige MBNOERSP, trurende F. 18. ouch fehlt W. 19. doch fròte ez in starke MBE. 25. Z e M. 26. dran ME, darzú ß. 27. den ON. 29. verwiste HW, verweißte P. vil g. M. 34. geiade M, geiagede F. 35—46 fehlen MBE. 38. trugenheit FNORS.
251
14940 M a r k e d u r c h d e n a r c w â n ,
14970 d o c h n a m ez M a r k e in sìnen sin
d a z er den n e v e n u n d d a z w î p
u n d m a r c t e ez al g e m e i n e
u n d a l l e r m e i s t sin s e l b e s lîp
ir w o r t u n d o u c h ir m e i n e .
s ô haste beswaeret
„ N u , f r o u w e " , s p r a c h er, „ s a g e t mir,
u n d ze ü b e l e vermseret
w e i z i e m a n h i n n e o d e r w i z z e t ir,
14945 ü b e r h o f u n d ü b e r l a n t .
14975 wie T r i s t a n d e s dine stê?
D e s m o r g e n e s al z e h a n t
m a n seite mir, i m wasre w ê ,
h i e z er den j e g e r e n allen s a g e n ,
d o ich aller n ä h e s t h i n n e n r e i t . "
daz sì b e l i b e n u n d f ü e r e n j a g e n ;
„ h ê r r e , iu w a r t o u c h w a r g e s e i t , "
er s e l b e k ê r t e w i d e r î n .
s p r a c h a b e r diu k ü n i g i n n e .
14950 „ s a g e t a n " , s p r a c h er, „ f r o u k ü n i g í n ,
14980 d a z m e i n t e sì zer m i n n e :
w i e h a b e t ir v e r t r i b e n sît
si w e s t e w o l sîn swaere,
iuwer stunde und iuwer zît?"
d a z diu v o n m i n n e n wasre.
„hêrre, min unmüezekeit
der k ü n e c s p r a c h a b e r d ô v ü r b a z :
d a z w a s u n d u r f t e n e z leit;
„ w a z w i z z e t ir, w e r seite iu d a z ? "
14955 s ô w a s a b e r m î n vîre
14985 „ i n e w e i z , w a n aise ich wasne, u n d alse m i r B r a n g a s n e
diu h a r p h e u n d diu l î r e . "
v o n sîner s i e c h e i t e
„undurften leit?" sprach M a r k e dô,
in k u r z e n zîten seite;
„waz was daz und wie was dem s ô ? "
diu s a c h in g e s t e r an d e m t a g e
Isôt ersmierete unde sprach:
14990 u n d e n b ô t mir, d a z ich sine k l a g e
14960 „ s w i e ez geschaehe, ez g e s c h a c h
u n d sîn w o r t h i n ziu taete
und geschiht ouch hiute und alle tage;
u n d iueh d u r c h g o t baste,
triure unde üppecliche klage
d a z ir im n i h t s ô s è r e
deist m i n u n d a l l e r f r o u w e n site; hie r e i n e n w i r diu h e r z e n m i t e 14965 u n d l i u t e r e n diu o u g e n .
g e d i c h t e t a n sin ère 14995 u n d hastet i u w e r m â z e an übelem gelâze
w i r n e m e n uns d i c k e t o u g e n
dise a h t e t a g e d o c h w i d e r in,
ein m i c h e l leit v o n n i h t e
b i z d a z v e r r i h t e t er sich h i n ,
u n d lâzenz o u c h e n r i h t e . "
u n d lâzet in m i t êren
a l s u s t r e i p sîz m i t s c h i m p f e h i n .
14940 argen wan FWOR. 4 6 . Des H. 47. er hiez MB, er lies £ . 50. zer chungin MBE. 53. Herre BN. 54. undurftigez MBOE, undurftinez F, vnbedürftes N, vndurftes P. 58. und fehlt BOP. 59. Ysoit BN. ersmielte MBE, smierete WS, smeigede N, ersinnete R, ersurte P. 61. noch WNRS, fehlt MBOEP. 62. -lichiv M. 63. daz ist WBNO, di ist FP. 64. herze HWRSP. reine H. 68. ez fehlt WNP. 69. Alsus N. 14970 71 und 72 fehlen MBE. 72. ouch fehlt WNO; alle ir O. 73. nu fehlt MBE (Frowe), Nu FH. 77. aller fehlt MBE, aller nahest fehlt N; nehte W. 78. Herre B. ouch fehlt BNERSP. 79-82 fehlen MBE. 80. meinde H. zv ir minne H. 81. wist e ΗΝ. 83. Der BN. 87. kintheite W. 88. stunden F. 89. gestern FBOP. 91. hin fehlt NBP. zütz eweh P. 92. d. g. des bete FWRS. 95. hötet MBE, heildet N. iwerre M. 98. biz dan Β, bitz dar RS, hey intüschen N.
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15000 von iuwerm hove kêren und von dem lande scheiden, des gert er her zuns beiden." und seite im alle sîne bete, als er si bî dem brunnen tete 15005 und alse er selbe wol vernam, wiez umbe ir beider rede kam. Der künec sprach aber: „frou künigin, unsaslic müeze er iemer sin, der mich dar an îe brâhte! 15010 daz ich in ie verdâhte, daz ist mir inneclîche leit; wan ich hân sîn unschuldekeit in kurzen zîten wol vernomen: ich bin es alles zende komen. 15015 und saeligiu künigín, als lieb als ich iu siile sin, sô sí der zorn an iuch verían; swaz ir getuot, daz sí getñ. nemet uns beide, mich und in, 15020 und leget ez under beiden hin." „hêrre, ine wil", sprach diu künigín, „hie mite niht harte unmüezec sin, wan leite ich ez hiute nider, ir griffet aber morgen wider 15025 an iuwern arcwân als ê." „nein zwâre, frouwe, niemer mê. ine wil im niemer mère gedenken an sin ère und iuch, frou küniginne,
15030 umb ûzerlîche minne iemer lâzen âne w â n . " diz gelübede daz w a r t dà getan, hie mite wart Tristan besant und der arcwân zehant 15035 gär hin geleit ze guote mit lûterlîchem muote. Isôt wart aber Tristande von hande ze hande bevolhen wider in sine pflege. 15040 der pflag ir aber alle wege mit huote und mit râte. si und diu kemenâte dien wären niwan als er gebot. Tristan und sin frouwe Isôt 15045 die lebeten aber lieb unde wol: ir beider wunne diu was vol. sus was in aber ein wunschleben nâch ir ungemüete gegeben, swie kurz ez wernde wsere, 15050 âne iteniuwe swasre. Ich spriche daz wol überlüt, daz keiner slahte nezzelkrût nie wart so bitter noch sô sûr als der sûre nâhgebûr, 15055 noch nie kein angest alsô grôz als der valsche hûsgenôz: ich meine daz zer valscheit, der friunde friundes bilde treit und in dem herzen vient ist,
15000 02. her fehlt FBNORS, er und ze fehlt H. 07. Der F BN. aber fehlt MBNE. Iiebiv frowe min MBE. 09 und 10 brehte : verdehte HW; brehte : verdahte F, brachte : bedechte P. 10. bed. NBOP. 11. Daz ME. 14. allez Wß. 15. Vnd H. herzeliebiu frôwe mîn MBE. 18. dut ON. 20. under uns b. MHFWBNOEP. ez fehlt WB. 21. Herre B. 22. harte fehlt BN. 23. lege W. 26. Nein B. frouwe fehlt OP. 29. ivch fehlt F. söziv chunginne MBE. 15030 32. gelübede fehlt W. daz wart FH, wart, waz W. da getan MHWBE, getan. 37. Ysoit BN. 40. er BN. 41.MitM£. 43. die en fehlt F, in N, die B. niht wan MBNOP. 45. ab H. lieflich BN. 47. Sus Ν. 48. ir fehlt MB. unmvte MHBEP. geben FH. 49. chleine MBE. ez fehlt WRS. 50. nitniwe F, aber nivwe H, nüwe O , enkeiner hande ß , ir eyweder N. 51. ich MF. spreche H. 54. so MBN. 5 5 - 6 0 fehlen MBE (57-60 von sehr später Hand am Rand nachgetragen B). 55. alse H, als O. 57. daz er H, daz ze der W. 58. auge B*N, liebe P.
253
15060 daz ist ein freislîch mitewist; wan der treit alle stunde daz honec in dem munde, daz eiter, dà der angel lît; dà blaet der eiterîne nît 15065 dem friunde misselinge an iegelîchem dinge, daz er gehoeret unde gesiht und enhiietet nieman vor im niht. swer aber offenbâre 15070 dem vînde sine vâre ze schaden breitet unde leit, des enzel ich niht ze valscheit; die wîle er vient wesen wil, die wîle enschadet er niht ze vil. 15075 swenne er sich heinliche dar, sô neme der man sin selbes war. Als tete M e l ô t und M a r j o d ô : si wären aber Tristande dò dicke und ze manegen ziten 15080 valschlîchen an der sîten. si truogen ime gelîche mit valsche und mit âswîche ir dienst und ir heinliche an. hie vor hete aber Tristan 15085 sîne warnunge ie genôte und warnde ouch Isôte. „ s e h t " , sprach er, „herzekünigin, nu hüetet iuwer unde min an rede und an gebäre!
15090 wir sin mit grozer vâre besetzet unde bevangen; uns gânt zwêne eiterslangen in tûben bilde, in süezem site smeichende alle stunde mite: 15095 vor den habt iuwer sinne, sadigiu kiiniginne! wan swâ die hûsgenôze sint geantliitzet alse der tûben kint und alse des slangen kint gezagel, 15100 dà sol man kriuzen viir den hagel und segenen vür den gîehen tôt. sadigiu frouwe, schœne Isôt, nu hüetet iuch genôte vor dem slangen M e l ó t e 15105 und vor dem hunde M a r j o d ô ! " si beide wären ouch alsô, jener slange, dirre hunt; wan si leiten zaller stunt den gelieben zwein ir vâre, 15110 an allem ir gebäre, an iegelîchem gange als hunt unde slange. si triben fruo unde späte mit rüege und mit râte 15115 ir archeit wider M a r k e n an, biz daz er aber wider began an sîner liebe wenken, die gelieben aber bedenken, und aber ir tougenheite
15060 der ist HWB*N. 61. wand FN, wan er OP. ze allen stunde W, zu aller st. OP. 64. blewet H, bleit F, bliiyt N, bieget RS, birt P, cleft Β. eitrige MBE. 68. dar vor M, da vor BE. 69. Swer B. offenbere HFW. 70. viande W. 71. bereit F. 72. daz MHWBNORSP. zer F. 73 und 74 umgestellt und durch a. und b. verbessert F. 74. ze fehlt FNRS. 77. Als H, Also N, also RSP, als. 80. -liehe M, -lieh W. 81-112 fehlen MBE. 81. in H. heinliche W (auf Rasur) OP. 83 bis 94 fehlen RS. 83. dienest Hff. 86. warnde H, warnet(e). 87. Seht FN. 88. nu fehlt F. 15090 94. alle zit. F. 95. von de F. 97. wan fehlt WN, wand FO. 98. gantlihcet F, geantlitzet HNO. 99. als HF. der sl. NO. 101. segen FRS. 08. wände F. 10. an rede vnd an gebare F, stille neyt offenbare N. 13. trugen FE. 14. trüge FNRS (trugen), lugin P. 15. aber MBE. 16. Biz daz M, unz er F; daz fehlt N.
254
15120 läge u n d e u r s u o c h e leite.
15150 M e l ô t sin m e i ze h a n d e n n a m , den e s t r î c h er besaete,
In e i n e m tage er z â d e r liez, als in sin v a l s c h e r r ä t g e h i e z
o b i e m a n bi getraete
und m i t im I s ô t u n d T r i s t a n ,
dem bette dar oder dan, d a z m a n in s p u r t e a b o d e r a n .
d i e n e w ä n d e n n i h t , d a z in h i e r a n 15125 d e k e i n e r s l a h t e swasre
15155 hie m i t e g i e n g e n si z w ê n e h i n .
vür g e b r e i t e t wasre,
ir a n d â h t diu w a s u n d e r in
u n d n â m e n k e i n e r v a r e war.
vil k l e i n e a n kein g e b e t g e w a n t .
sus lac diu h e i n l i c h e s c h a r
nu w a r t o u c h Brangaene al z e h a n t der läge bî d e m m e i g e w a r ;
nâch gemelîcher sache 15130 den t a c in ir g e m a c h e
15160 si sleich ze T r i s t a n d e dar,
âne schal und âne braht.
si w a r n e t e in u n d k ê r t e w i d e r
des a n d e r n t a g e s ze n a h t ,
u n d leite sich d ô w i d e r nider. D i u läge w a s T r i s t a n d e
d ô daz g e s i n d e sich zerlie
vil i n n e c l î c h e n a n d e .
und M a r k e s l â f e n gegie, 15135 d o n e l a c ze k e m e n â t e n ,
15165 sin herze in s î n e m libe
als ez v o r w a s g e r â t e n ,
daz wart nâch dem wîbe
nieman wan M a r k e unde Isôt
v o l m i i e t i c u n d e in t r a h t e ,
und Tristan unde M e l ô t ,
w i e er d a r k o m e n m a h t e : er tete diu g e l î c h e w o l ,
B r a n g a s n e u n d ein j u n c f r o u w e l î n . 15140 o u c h w ä r e n diu lieht u n d e ir s c h î n
15170 d a z m i n n e â n e o u g e w e s e n sol
durch den glast bevangen
und liebe k e i n e v o r h t e h â t ,
u n d e r den u m b e h a n g e n .
d â sî v o n e r n e s t e g â t .
nu m a n zer m e t t î n s t u n d e
, , o w ê ! " , g e d â h t e er w i d e r sich, „ g o t h ê r r e , w i e g e w i r b e ich
liuten b e g u n d e , 15145 M a r k e der v e r d â h t e m a n
15175 m i t d i r r e veigen läge? nu s t â t m i r disiu w ä g e
der leite sich al s w î g e n d e a n
ze e i n e m h ö h e n w e t t e . "
u n d hiez M e l ô t e n û f stân
er s t u o n t û f v o n d e m b e t t e
u n d m i t im h i n zer m e t t î n g â n .
und n a m a l l e n t h a l b e n war,
N u M a r k e von dem bette k a m ,
15120 21. An WBNORSP, In. ζ ν der ader HNORS, zer ader FB. 23. mit im fehlt MBE. 24. in fehlt F. 25. Dek. E. 2 6 . i n v u r F. 27. cheiner hande FNRS. 29. gemelicher H, gemeinlicher MBER, gemechlicher FWOP, gemeldicher N, gewonlicher S. 30. mit g. N. 32. Des B. anderen MHF. do ze naht M. 34. slaffen M. 38. und (1) fehlt MBO. tristan ouch B. 40. vnd der sch. OP. 41 und 4 2 umgestellt FNRS. 41. behangen F, v s hangen B. 43. Du B. zu m. NB. 4 6 . dede N O . al fehlt B. swegende F. 4 7 . er hiez MBE. 4 8 . ze FWBO. 49. Nu MFE, Do N, du B, nu. 15150 5 1 . e z M . 52. da bi B, da O. 53. den W (= 49.). 54. sp. da an N O . 55.Hieß. 56. diu fehlt BNO. 57. bete FE, gebete M, a. keine metten B, a. dem bet P. 58. Nu BO. al fehlt BN. 59. der mere FRS; mele NOP. 61. und w. FN. 62. do fehlt Ν, so F, da OP. 63. Die BN. 67 und 68 trehte : mehte HB, trechte : mochte OP. 69. der gel. N O . 70. ougen MHFWBNRSP, auge nur O. 71. deine W. 73. Owe FB, ouwi H, owe. dahter M N O . 78. Er ME.
255
15180 mit welhem liste er k ä m e dar. nu was ouch sô vil liehtes dà, daz er daz mei gesach iesâ. nu dûhte in diu gelegenheit ze einem Sprunge ze breit; 15185 nu getorste er ouch dar niht gân. iedoch muose er ez an daz lân, daz dà was w«eger under den zwein: er sazte sine fiieze inein und trat vii vaste ze stete: 15190 Tristan der minnen blinde tete den poinder und die ritterschaft ze harte über sine kraft: er spranc hin an daz bette und verlos ouch an dem wette, 15195 wan ime sîn âder ûf brach, daz ime sît michel ungemach und leit begunde machen, bette und bettelachen diu missevarte daz bluot, 15200 aise bluot von rehte tuot; ez varte wâ unde wâ. vil harte unlange lag er dà, biz purper unde blîât, bette unde bettewât 15205 mitalle wurden missevar. aber sprang er wider alse dar an sîn bette unde lac in trahte unz an den liehten tac. N u M a r k e der kam schiere wider
15210 und wartete an den estrîch nider. dà nam er sîner läge war und w a r t dà nihtes gewar; und aber dò er hine kam und an dem bette war genam, 15215 dô sach er bluot unde bluot. daz beswârte ime den muot. „wie n û " , sprach er, „frou künigín, waz sol dirre msere sîn, von wannen kam diz bluot her an?" 15220 „mîn âder brast, dà gieng ez van: diu ist kûme iezuo verstanden." nu begunde er ouch Tristanden durch sîne hende lâzen gân, als ez in schimpfe wœre getân: 15225 „wol ûf", sprach er, ,,hêr Tristan!" und warf daz deckelachen dan: er vant dà bluot alse dort, nu gesweig er und sprach mê kein wort, er liez in ligen und kêrte hin. 15230 sine gedanke und sin sin die wurden sw«ere dar van: er dâhte und dâhte als ein der man, dem ez ze kleinem liebe ertaget, er hete ouch dâ vil nâch gejaget 15235 unz ûf sîn herzelîchez leit. iedoch ir beider tougenheit und der wären geschiht der enweste er anders niht, w a n alse er an dem bluote sach.
15180 81. so vil ouch MHBE. 82. sach F, chos M, erkos B, ouch kos E. 83. Do N , dü(!) B. 85. aldar B. gegan WO. 87. do HWO. in zwein WBNP. 88. satte HNRS. sinen vliz W, seynen fiiss P. 91. ponder MBES, pondier F, prinder H, pünder N , punder R, püner P. 93. Er B. 98. beite vnde beidelachen H; dechlachen MB. 203 und 4 vor 99. FURS. 99. daz FNRS. misseverwite FWOP. 200. von allem r. MB. 01. und für ez FNRS. varte M, varwete HN, verwit iz F, verwete die übrigen, da vñ wa M, da vnd da ß . 03. biz fehlt FNRS, dat (auf Rasur) B. purpur WBO. 05. wand si alle F, want dat bluyt machde si m. Ν, wanne sü w. alle m. RS. 06. er spranch wider MBNE. 08. mit tr. MBE. bis HBNORSP. liehten fehlt OP. 09. Nu fehlt MBNE, nu WOP; Marke BN. der fehlt OP. 15210 sach ON. ll.doW. 13. und fehlt MBE. hin an kam MBE. 15. Do ME, da HOP. 16. besweret(e) FHWBNORSP. 17. fröwe min MBE. 19. wa von MBE; von fehlt FN; Wan Ν. 20. Min Β. brach NßP. gienz M. 21. iezu kume FRS, kume nu MBE, nu k. N. 22. N u B. 24. fehlt O. 27. er vant da MHBE, und vant och da WOP, nu sach er daz (das ζ von daz ausgelöscht) F, nu was da N, Nun (!) was do RS. also H. 28. sweig(ch) MFBNORS. gesprach MFP. me kein H, nie chein F, nit ein O , nie die übrigen. 29. und 1. FNRS. hin sigen F. 31. die fehlt MBE. sere Ν. der van FH, da van MBNOERS, dar van WP. 32. gedachte ERS. und dahte fehlt MBEP. verdacht, he dachte a. e. m. N. der fehlt FNOP. ein fehlt MBERS. 33. keime BN. 35. biz HBOP, vn W, fehlt FN. herzelichez FWBNO, hercecl. H, herzenl. 36. trugenheit FNRS. 38. enwister HW.
256
15240 diu bewaerde diu w a s a b e r s w a c h .
15270 ein n ä h e g ê n d i u swasre.
sîn zwîvel und sîn a r c w â n ,
D e r verirrete M a r k e
die er ê h e t e g â r v e r l a n ,
a l r ê r s t e w a s er s t a r k e
ze den s ô w a s er a b e r g e w e t e n ,
bekumberet mit trahte,
w a n er den e s t r i c h u n b e t r e t e n
mit wie getaner ahte
15245 v o r d e m b e t t e f u n d e n haste;
15275 er sich hier uz b e r i h t e
d à v o n w ä n d e er untaste
u n d disen w â n b e s l i h t e ,
v o n s î n e m n e v e n â n e sin;
w i e er der z w i v e l b ü r d e
und w ä n d e er a b e r die k ü n i g í n
ledic u n d â n e w ü r d e ;
u n d sin b e t t e b l u o t i c v a n t ,
w i e er den h o f braehte
15250 d à v o n b e s t u o n t in al z e h a n t
15280 v o n d e r missedashte,
sîn u n g e d a n c u n d sîn u n m u o t ,
die er t r e i b ie g e n ô t e
alse den z w î f e l h a f t e n t u o t .
von sînem wîbe Isôte
m i t d i s e m zwîvel e n w e s t e er w a r ;
und sînem neven Tristande.
er w ä n d e her, er w ä n d e d a r ;
sîne fiirsten er b e s a n d e ,
15255 ern w e s t e , w a z er w o l d e
15285 d a r er sich t r i u w e n v e r s a c h ,
o d e r w e s er wasnen s o l d e ,
u n d k u n t e in sîn u n g e m a c h
er h e t e ze den s t u n d e n
u n d seite in, w i e diz maere
an s î n e m b e t t e f u n d e n
da ze h o v e e r s p r u n g e n waEre,
diu s c h u l d i g e n m i n n e n s p o r
u n d v o r h t e h a r t e sère
15260 u n d v a n t d e k e i n e z dervor.
15290 sîner è und sîner è r e ;
hie m i t e w a s i m e diu w â r h e i t
u n d j a c h , des in e n d i u h t e n i h t ,
beidiu g e h e i z e n u n d e verseit.
sìt d a z ir b e i d e r inziht
m i t d i e s e n z w e i n w a s er b e t r o g e n :
sô wasre g e o f f e n b a s r e t
disiu zwei w a r u n d e g e l o g e n
u n d in d a z l a n t vermasret,
15265 diu hete er b e i d e in w â n e
15295 d a z er b i n a m e n der k ü n i g í n
und w a s o u c h b e i d e r â n e :
holt oder heinlîch wolte sîn,
ern w o l t e sí n i h t s c h u l d i c h â n
sine b e h a b e t e o f f e n l î c h e n è
und enwoltes ouch niht schulde erlân;
w i d e r in ir u n s c h u l d e u n d e ir ê.
diz w a s d e m zwîvelasre
H i e r ü b e r s u o c h t e er ir a l l e r r ä t ,
15240 diu fehlt FRNOF.P. 41. Sin E. 4. hadde e Ν. e fehlt FRSP. 43. so fehlt BNOP. 44. umbe tr. MHFWO. 48. und fehlt MBE. wan MHBP. 52. als HF, alsi dem MBE. 53-56 fehlen MBE. 53. en fehlt P. 55 und 56 wolte : solte HFW etc. 56. und F. 60. neheinez M. dar vor WO, da vor BNRSP. envant FOP. 6 3 - 6 8 fehlen MBE. 63. wart F. 66. doch FNRS. 69. daz MFBERS. 15270 nahen M. 75. hier zv H, uz fehlt P. verrihte MBEP, berichtete FHO (auch 76. -tete). 75 und 76 berihtete : beslihtete W; -tete auch P. 80. dirre MBE. 81. treip MH. 82 und 83 sinen W. 84. sinen WP. 85. da F, zu den B, an den N O . 86. chunt M, kunt F, künde RS, kündeten den W, sachte N, kündete, den B. 87. in fehlt RS. wie fehlt W. daz HRSP. 88. da fehlt MBNERS-, de ze W. ensprungen MWNOERSP. 89. er vorhte MBE. 91. enduhte FHBNORSP, duhte. 96. noch N O . 97. si enhabet F. offelichen MH. 98. schulde FWRS; gen in u s schuldet O. 99. Hier MFNE, hier, aller fehlt MBE.
257
15300 den zwîvel umbe ir missetât, wie er den sô hin getaete, als er es ère haste, eintweder abe oder an. sine friunde und sine man 15305 die gerieten ime zehant, daz er ze Lunders zEngelant ein conzîlje leite und dà der pfafheite den witzegen antisten, 15310 die gotes reht wol wisten, sînen werren taste kunt. daz conzîlje daz wart sä zestunt ze Lunders gesprochen nâch der pfingestwochen 15315 ze ûz gêndem meien. pfaffen unde leien der kam zem tage ein michel kraft durch des kiineges boteschaft, als er gebat und ouch gebôt; 15320 nu dar kam M a r k e und kam Isôt bekumberet beide mit vorhte und mit leide. Isôt diu vorhte sère Verliesen lîp und ère; 15325 sô hete M a r k e michel leit, sine fröude und sine werdekeit, daz er die swachen solde an sînem wîbe Isolde. Nu M a r k e an daz conzîlje gesaz,
15330 sînen lantfiirsten klagete er daz, wie er beswseret wsere mit disem lastermsere; und bat si harte sère durch got und durch ir ère, 15335 o b sì mit ihte künden, daz si ime hier über funden etslîchen den list oder den rät, dà mite er dirre missetât räche unde gerihte nasme 15340 und ir ouch zende kasme, eintweder abe oder an. hier über sô redete manic man in maneger wîse sînen muot, einer übel, der ander guot, 15345 dirre sus und jener sô. Uf stuont der fürsten einer dò, die bî dem räte wären, an witzen unde an jâren ze guotem rate wol gestalt, 15350 des lîbes edelîch und alt, beidiu grise und wîse, der bischof von Thamîse; über sîne krucken leinde er sich: „künec h ê r r e , " sprach er, „hceret mich: 15355 ir habet uns her vür iuch besant, uns fürsten hie von Engelant beidiu durch triuwe und durch rät, als iuch des nôt ane gât: der fürsten ich ouch einer bin,
15300 02. daz ers MB(er sin)£. 03. entw. HO. 04. Sine HB. 05. rieten MBNOE. 06. fehlt H. in eng. NB; engallant W. 08. da fehlt MBE. 12. Daz B. daz (2) fehlt MBNP; diz war da F. da ze st. FNP. 13. besprochen HWB* (be zu ge verbessert) OP. 14. phincst zu phinchest verbessert M, phingist H, phinst F, phinkest W. 15. meigen M, megen F. 17. dar statt zem t. OP. 19. bat FBNORSP. 20. nu fehlt MBNERS. och marke MB. dar k. ys. F, vnd ys. MWBERS, vnd ouch ys. NO. 22. mit zweier hande 1. F. 24. verlust libes F. 25. ein michel 1. F. 26. sine vrvnde s. w. F. 29. Dú B, Do NRS, nu. concil gesaz FW, concilie saz MBNERSP, concilie ges. HO. 15330 33 und 34 fehlen O. 36. hier vnder FRS, hey vnden N. 37. den (beide Male) fehlt MBE. den (1) fehlt NOP. oder rat W. 38. dise WOP. 42. Hie B. hier vnder FN. so fehlt MFBNERS. 44. in Vf; der ein FN, ir einer ORSP. 45. der ander so FNO, dirre statt jener BE. 46. Vf HB. 47. Die Ε. 48. An M. an rede v. an gebaren WOP. 51. b. wise i. grise NB. 52. tham. M*BO, camise W, kam. P. 53. crucke FNORS. 54. herre fehlt NO. 56. égalant W. 57. vnd ouch F. 58. als uns W.
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15360 hêrre ich hân ouch stat under in; ouch bin ich in den tagen wol, daz ich wol vür mich selben sol beidiu tuon unde lân und reden, swaz ich ze redene hân. 15365 ir iegelîch der rede vür sich: hêrre, ich wil iu sagen vür mich minen sin und mînen muot; mîn sin, dunke er iuch danne guot und gevalle er iu, sô volget ir 15370 mînem râte unde mir. mîn frouwe und min her Tristan, die waenet man zundingen an und sint an keiner wârheit noch überkomen noch iiberseit, 15375 als ich die rede vernomen hân. wie miiget ir nû den argen wân mit arge beslihten? wie müget ir gerihten über iuwern neven und iuwer wîp 15380 an ir ère und an ir lîp, sît man si niht erfunden hât an keiner slahte missetât noch niemer lîhte ervinden kan? eteswer seit Tristanden an 15385 dise schulde und dise inziht, ern beredet es hin ze ime niht, als er ze rehte solde, sô bringet ouch Isolde lîht eteswer ze masren,
15390 ern mag es niht bewaEren. sît aber der hof ir missetât sô harte in arcwâne hât, soné sulet ir der künigín ze bette noch ze tische sin 15395 geselleclîch unz an den tac, o b si ir unschulde erzeigen mac sô wider iuch sô wider diu lant, den dirre liument ist erkant und die in trìbent alle tage. 15400 wan leider sus getâner sage der ist daz óre vil bereit zer lüge und zer wârheit. ez sî wâr oder gelogen, swaz in den liument wirt gezogen, 15405 der inziht dà heizet, der quieket unde reizet ie zer ergeren hant. swie sôz hier umbe sì gewant, ez sî wâr oder niht, 15410 der liument und diu inziht diu sint mit rede sô verre komen daz irz ze leide habet genomen und ez der hof vür übel hât. nu râte ich, hêrre, und ist min rät, 15415 min frouwe diu künigín, sît sì besprochen sol sin umbe solhe missewende, daz man si her besende zunser aller gegenwürte,
15360 herre fehlt MBE. state W. 61.statenF. 62. wol fehlt FNORS. 65. iegelicher r. MOE, -licher der PB. 68. min sin fehlt MBE. duner M, dunket er ß, dunckt er E; dunket uch min sin g. N, m. s. dunket uch d. g. W; dunket er OP. danne fehlt FNO. 69. und fehlt MBE. gevallet (er fehlt) W, gevellet BNORS. Vor ir ist mir durchstrichen F, mir WRSP. 71. Min N. mine fröwen vñ minen hern tr. MBE. TL. zv den d. F, zü d. NR. 73. ensint FP. 74. noch geseit W. 76. argen wan FO, arewân die übrigen. 77. Mit ME. 78. ir nu MBE. 80. oder MHOEP. 84. etswer MHFW. 86. bereit M, bewertz FBN, spreches O. 15390 91. Sint BN. 92. in argem wane FNRS, jn argewan O. 95. gesellich NOP. biz HBNOP. 96. erzugen FNR, erzigen 5, erzeugen O, erzogen P. 97. so fehlt MBE. vñ w. d. I. MBOE. wider lant F; dat land Ν. 98. lúment MW, livmt H, lumit F, limut ERS, lumûnt NO, levmunt Β. bekant WP. 400. chlage MB. 01. des O, daz F. 02. unz ce W. 04. lument M, livmet FW, livmt H, lumunt NO, limut ERS, levmunt B, laymung P. 06. kichet MB, kikit F, kicket O, quick H, kecket RS, chuchet W, kruchet E, wincket P, quieket N. 08. swiez nv MBE. 09. Ez ME. 10. Hum. siehe Vers 4 (F limut oder lumit). der inz. FP. 11. so fehlt F. 14. herre disen rat MBE. 16. die BP. 19. aller fehlt MBE. gag. MW.
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15420 iuwer anspräche, ir antwürte 15450 daz man diu beide alsô verneme, als ez dem hove wol gezeme." Der kiinec sprach: „hêrre, des volge ich: diu rede und der rät dunket mich 15425 gefüege unde gevallesam." 15455 man besande Isolde und si kam zem conzîlje in den palas, nu daz si nider gesezzen was, der bischof, der grîse, 15460 15430 der wîse von Thamîse, er tete, als ime der künec gebôt, er stuont ûf und sprach: „ f r o u w e Isôt, tugenthaftiu kiinigîn, min rede sol iu niht swsere sîn: 15465 15435 der künec, mîn hêrre, heizet mich sîn wort hie sprechen, nû muoz ich hin ziu leisten sîn gebot, nu bekenne ez aber got: swaz iuwerr wirde missezimet 15470 15440 und iuwer reine lop benimet, daz ich daz vii ungerne trage beidiu ze liehte und ouch ze tage: möhte ich es wol erlâzen sîn! sasligiu, guotiu kiinigîn, 15445 iuwer hêrre und iuwer man 15475 der heizet mich iuch sprechen an umbe ein offenlîche inziht. ine weiz noch er enweiz ez niht, wâ von ez sì gerochen,
w a n daz ir sît besprochen von hove und von lande mit sînem neven Tristande. ob got wil, frouwe kiinigîn, der untaste suit ir sîn unschuldic unde âne. iedoch hât erz in wâne dâ von, daz es der hof giht. mîn hêrre selbe d e m hât niht an iu befunden niuwan guot. von mœren, diu der hof tuot, hât er den wân ûf iuch geleit, niht von dekeiner wârheit. durch daz sô sprichet er iuch an, daz ez sîne friunde und sîne man vernemen unde hœren, ob er hie mite zestœren disen Hument und dise lüge mit unser aller râte müge. nû dunket mich daz guot getân, daz ir im umbe den arcwân rede gebet und antwürte zunser aller gegenwürte." Isôt diu wol gesinne, diu gesinne küniginne, dò ir ze sprechene geschach, si stuont ûf selbe unde sprach: „hêrre, her bischof, dise lantbarûne und al der hof, ir suit daz alle wizzen wol,
15420 vnd ir BP. 23. Der FHBNO, der. 25. gevellesam M H £ , gef. RS, gehellesam N. 30. tamise M* (h über der Zeile), thamise BORS, chanise E, camise P, tahamise H. 31. Er R. 33. vil t. k. F. 36. hie fehlt FN. 37. hie ζ .OP. 38. bechnez Ai, bedench ez FNORS, bescheine id Β. 39. Swaz M, Was E. iwerre ΜΗ. 40. reines F, reinez B. 41. vil fehlt MBO ERS. 42. ouch fehlt FBN. 43. wol fehlt MHBE. 44. s. fröwe min MB£; guotiu fehlt FN. 45. min h. MBE. 46. der fehlt MBE. 47. ein fehlt MBE. 48. vnde weiz MBE. ir MBE. dewers niht M, enweders n. BE. ez fehlt FN. 49. wan von M, van wannen Β. gesprochen rochen M. 15450 gesprochen W. 51. vome - vom MEP (Β von - von dem). 53. fröwe vñ k. MBE, vrov FW. 54. der suit MHP. 58. der hat MFBNOEP. 59. wenne FB. 61. hof wan F. 63. so fehlt MP. 64. vrivnt HWBORSP, mage F. 67. livmit F, sonst vgl. Vers 15404. 69. N u N. uns MBE. 72. gagenw. M, geganw. W. 73. Ysot MHWBOEP, ysot. 74. sinnige MBNE. 77. h. min her MBE. 78. al fehlt MHBOE.
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15480 swâ sô ich versprechen sol mines hêrren laster unde mich, entriuwen, daz verspriche ich beidiu nû und alle stunt, ir hêrren alle, mirst wol kunt, 15485 daz mich disiu dorperheit vor einem jâre ist ane geseit beide über hof und über lant. iu ist aber allen wol erkant, daz nieman also saelic ist, 15490 der al der werlde und alle frist sô wol ze willen müge geieben, im werde âlaster gegeben, von danne enwundert mich es niht, ob mir der rede ouch nôt geschiht; 15495 ine möhte niemer sîn verewigen, ine müese werden bezigen unfuoge und missewende, durch daz ich bin eilende und endarf hie niender fragen 15500 nach friunden noch nâch mâgen: mir ist leider lützel ieman bî, der mines leides leidic sì. ir alle und iuwer iegelîch, ir sît arm oder rieh, 15505 ir geloubet vil gereite mîner dorperheite. weste ich nu, waz getaste, waz rates hie zuo haïte, daz ich mine unschulde
15510 an iuwer aller hulde nâch mines hêrren êren wol möhte gekêren, dà haete ich guoten willen zuo. waz râtet ir nu, daz ich tuo? 15515 swaz gerihtes man mir ûf geleit, des bin ich gerne bereit, daz iuwer aller arewân werde vürder getan; und aber noch michel mère 15520 ze behabene die ère mines hêrren unde min." Der künec der sprach: „frou künigin, hier an lâze ich ez wol gestan: mag ich gerihte von iu hân, 15525 als ir uns habet vür geleit, sô tuot es uns gewisheit; gât her in alrihte, vertriuwet daz gerihte ze dem glüenden isen, 15530 als wir iueh hie bewisen." diu küniginne tete also, si vertriuwete ir gerihte dò, als ir dà wart besprochen, nâche den selben sehs wochen 15535 in die stat ze Karliûne. künec unde lantbarûne, al daz conzilje schiet sich sä. Isôt beleib al eine dà mit sorgen und mit leide:
15480 85. torperheit M. 91. leben F. 92. inwerde N. ein laster F, auch laster H , alles laster RS, laster BNOEP. 93. von dañe M, von danne F, von dannen HP, von denne R, von dan S, da van B N O , da uon E, von div W. es mich PN. 98. d. daz daz i. O . 99. vnd ich end. F, ich darf MBE. 15505-06 fehlen MBE. 05. bereite H N O . 07. wistich HW. ich waz ich g. F, ich nu w. i. g. NOB (dede). 07 und 08 fehlen P. 08. rates ich MFBNOE. 15510 11. vñ nach M(Vñ)BE. 12. gebaren W. 14. ir d. i. nv tv F; nu fehlt P. 18. vnder werde g. MBE, werde vnder g. N O . 20. behaldê OBN. 22. Der FHB, der. der sprach FH, sprach die übrigen. 25. ir mir H. 26. es fehlt W, ir O . 27. in al ger. WP (vor ger. O). 28. verwetet MBE. 30. hie fehlt FBN. 31. De BN. 33. gespr. MWBNP. 34. selben fehlt FN. 36. Kûnenc Β. 37. vnd als FRS, vnd al HWNOP. da WNPO* (da sa), do RS.
261
15540 sorge unde leit diu beide twungen si harte sère, si sorgete umbe ir ère; sô twanc si daz verholne leit, daz si ir unwârheit 15545 solté wârbaeren. mit disen zwein swseren enweste sî, waz ane gàn: si begunde ir swsere beide lân an den genasdigen Krist, 15550 der gehiilfic in den nœten ist; dem bevalch si harte vaste mit gebete und mit vaste alle ir angest unde ir nôt. in disen dingen hete Isôt 15555 einen list ir herzen viir geleit vil verre ûf gotes höfscheit: si schreip unde sande einen brief Tristande und enbôt im, daz er kasme, 15560 swâ er die fuoge naeme, ze Karliûn des tages fruo, sô sî dâ solté stôzen zuo, und naeme ir an dem stade war. nu diz geschach, Tristan k a m dar 15565 in pilgerînes waste, sin antliitze er haste misseverwet unde geswellet, lîp unde wât verstellet.
15570 ir geiende dâ genâmen, diu kiinigîn ersach in dâ unde erkande in ouch iesâ; und aise daz schif an gestiez, îsôt gebôt unde hiez, 15575 ob der wallíere sô wol miigende wasre und sô vil krefte haste, daz man in durch got baste, daz er si triiege hin abe 15580 von der schifbrucke in die habe; sine wolte sich niht in den tagen dekeinen ritter lâzen tragen sus riefens alle dar an: „ g ä t her näher, saslic man, 15585 traget mine frouwen an daz stat!" er volgete, des man in bat: sîne frouwen, die kiinigîn, die nam er an den arm sîn und truoc sì hin wider lant. 15590 Isôt diu rûnde ime zehant, swenne er ze lande kasme, daz er einen val dâ nasme mit ir mitalle zerden. swelch rät sîn solté werden. 15595 er tete alsô; dôr an daz stat und ûz hin an daz lant getrat, der wallasre nider zer erden sane und viel als âne sînen danc, daz sich der val alsô gewac,
N u M a r k e und îsôt kämen,
1 5 5 4 0 4 5 . Solté ME. bewaeren MBE. 4 6 . maeren MFBE. 4 7 . enwiste HW. 5 1 . harte fehlt MBE. 53. al F W N . 5 4 . In B. 56. vii sere W. helficheit F, holscheit W, hofheit B. 57. Si Ν . 62. sulden OP. 6 3 . nemer ir H. 64. N u H, fehlt BN. 65. In R. bilgerimes M, pilgerimes N , pilgrimes F, bilgrines E. 66. antliht F, antlitze H. 67. verswellet MB, missteilet E, zerswellet NRS. 6 9 . nv MHWOERP, D o N. 1 5 5 7 0 72. ouch fehlt N ; ouch in F. sa ΗΝ. 73. und fehlt M. 76. als wol MWBNERSP. 77. Vnd ME. 80. schifbruggen H , schifbrug W. 81. niht fehlt MHBNERS. 82. deheinem MBE. 83. Sus Ν . 85. den stat FWOR, die st. NSP. 86. Er B. in da bat MBE, in d o b. W. 89. geime 1. M, gen dem 1. E, an dat 1. BN, uff d a z 1. ORS. 90. Y s o t B. diu fehlt BN. 93. betalle FW. zer e. MF, zv der e. BNOE, zur e. P. 95. Er BN. den st. FWORS, die st. NP.
262
15600 daz er der künigín gelac an ir arme und an ir siten, hie was unlangez bîten: des gesindes k a m ein michel schar mit Stäben und mit stecken dar 15605 und wolten den wallaere bereiten übeler masre. „nein, nein, lât s t â n ! " sprach aber Isôt, „ez tete dem wallsere nôt: er ist âmehtic unde kranc 15610 und viel âne sînen d a n c . " nu seitens es ir sère beidiu genâde und ère und lobetens in ir muote, daz sí sich mit unguote 15615 an dem armen niht enrach. Isôt dô smierende sprach: „welch wunder wasre ouch nû dar an, o b dirre wallende man mit mir wolte schimpfen?" 15620 diz begundens ir gelimpfen ze fügenden und ze höfscheit: ir êren wart dô vil geseit und ir lobes von manegem man; und M a r k e der sach allez an 15625 und hörte diz unde daz. Isôt sprach aber dô viirbaz: „nune weiz ich, waz sîn werden sol; iuwer iegelîch der siht nu wol, daz ich daz niht verrihten kan,
15630 daz âne M a r k e n nie kein man an minen arm kasme noch daz ie man genannte sîn leger an miner siten." sus begunden si riten 15635 tribende ir schimpfmaere von disem baltenaere hin in ze Karliûne. dà was vil barûne pfaffen unde ritterschaft, 15640 gemeines volkes michel kraft; bischove und prêlâten, die daz ambet täten und segenten daz gerihte, die wären ouch enrihte 15645 mit ir dinge bereit: daz isen daz was in geleit. Diu guote künigin Isolt diu hete ir silber und ir golt, ir zierde und swaz si haete 15650 an pierden unde an wiete gegeben durch gotes hulde, daz got ir wären schulde an ir iht gedashte und si zir êren braehte. 15655 hie mite was si zem münster komen und hete ir ambet vernomen mit inneclichem muote. diu wise, diu guote, ir andâht diu was gotelich:
15600 kuneginne lach FBN. 01. in ir a. HO. vn ir siten W. 03. Des N. 04. mit stecken v. m. Stäben d. F (staben) WNORSP. stechen M. 06. bereden W. 07. Nein F. nein fehlt MBN. lât stân fehlt WOP. sten M. aber fehlt MFBNORS. 11-15 fehlen MBE. 11. sis HFP. 14. si s. niht m. W. 15. errach H. 16. Ysot Β. doch MB, da FOP, die H. smielende MBE. Nach 16 folgt vor in allen si iach MBE. 17-26 fehlen WOP. 17.istF. 18,ObM. 21.tugentF, vogen N. 23. da MHFBN. 24. und fehlt MBN; Marke B. 26. Ysot HB. 27. Nu N. 28. iegelicher siht MBOE, -licher d s H. der fehlt auch S. siht daz wol F, s. nu wol O, weis dat wol NS. 29. Das E. 15630 marke FW. 31. arme FWP; myne armé O. 32. vnt daz MBE; daz fehlt NO. nie chein man FNRS. neme FS. 35. driben OP. 36. paltenere FWBNOP. 42. anbaht F, ambacht RS, amet M, ammet H, ampt BEP, amt N. da daden NP. 44. I rihte HFBP, ein r. W. 45. Mit M. 47. Div FB, div. 50. pharide M. 53. niht FHWNORSP, iht MBE. 54. zu eren ON. 55. Hie ß, Hey Ν. 56. daz a. MBE. ambet siehe zu 42. 57. in ir i. m. F; in jnnecl. m. O. innichlichen FW. 59-70 fehlen MBE.
263
15660 si truoc ze nähest an ir lîch ein herte hemede haerîn, dar obe ein wullîn rockelîn kurz und daz mê dan einer hant o b ir enkelînen want. 15665 ir ermel wären ûf gezogen
15670
15675
15680
15685
15690 diu bitter nîtgalle, der truhsasze M a r j o d ô , der treib ez sus unde sô und manege wîs zir schaden an. dà wider was aber dà manic man 15695 der sich an ir èrte
vaste unz an den ellenbogen; arme unde füeze wären bar. manee herze und ouge nam ir war swâre und erbermeclîche. ir gewandes unde ir lîche des wart dà dicke war genomen. hie mite was ouch daz heiltuom komen, ûf dem si sweren solde, alsus hiez man Isolde ir schulde an diesen sünden got und der werlde künden, nu hete Isòt ère unde leben vil verre ûf gotes giiete ergeben: si bòt ir herze unde ir hant vorhtlîche, als ez ir was gewant, dem heiltuome unde dem eide. hant unde herze beide ergap si gotes segene ze bewarne und ze pflegene. Nu wären dà genuoge sô grôzer unfuoge, daz sì der küniginne ir eit vil gerne hasten ûf geleit ze schaden und ze valle.
15700
15705
15710
15715
und ez ir ze guote kêrte. sus gie daz kriegen under in umbe ir eit her unde hin: der was ir übel und dirre guot, als man ze solhen dingen tuot. „künec h ê r r e " , sprach diu künigín, ,,mîn eit muoz doch gestellet sîn, swaz ir dekeiner gesaget, als iu gevellet unde behaget: von diu sô seht hie selbe zuo, waz ich gespreche oder getuo, ob ich ez iu mit eide ze danke bescheide: ir aller 1ère der ist ze vil. vernemet, wie ich iu sweren wil: daz mines libes nie kein man dekeine künde nie gewan noch mir ze keinen zîten weder ze arme noch ze sîten âne iueh nie lebende man gelac wan der, vür den ich niht enmac gebieten eit noch lougen, den ir mit iuwern ougen mir sähet an dem arme,
15660 nehest HWNOSP. 60-70 fehlen R (ein Blatt ausgerissen). 61. hertez F. 63. daz fehlt H. mer F. 66. vast uf WO. biz HO; vast bis vff P. 67. blois O, bloss var F. 69. swere FOS. 71. het got in ir helfe genomen MBE. 76. gote W. 77. Nu BE. 78. an HFWBOP, in N. gots genade MBE. gegeben F, geben RSP. 80. ez fehlt F; der Vers fehlt P. An ir radiert M, ir aus in verbessert W. 82. hant MHFRNERP, hende. 84. zewarenne FF. 85. nv MWOERP. 88. vil fehlt F. 15690 bittere FW. 91. Der M. herzöge MBE. 93. vnd in alle wis M, vnd a. w. E, vnd allet B. ze sch. F, ir zùsch. N. 94. da fehlt WBRSP. 96. ez fehlt Ν, ir id Β. 97. Sus Ν. 701. Kûnec Β. 03. saget FO. 05. von de F, von den O, da van BEP. so fehlt MBNE. 06. vñ M. 07. ez fehlt MBE. 09. derst M. 14. weder fehlt MBNE. 15. liebende W. 16. ane den MBE. niene mac M. 19. saehet M.
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15720 der wallíere der a r m e : so gehelfe mir mîn trehtîn und al die heilegen, die der sîn, ze s x l d e n und ze heile an disem urteile! 15725 hân ich es niht g e n u o c geseit, hêrre, ich bezzer iu den eit, als ir mir saget, sus oder s ô . " „ F r o u w e " , sprach der künic dô, „es dunket mich g e n u o c hier an, 15730 als ich michs versinnen k a n . nu nemet daz îsen ûf die h a n t ; und aise ir uns h a b t vor b e n a n t , als helfe iu got ze dirre n ô t . " „ a m e n ! " sprach diu schœne Isôt. 15735 in gotes namen greif siz an und truog ez, daz si niht verbran. dà w a r t w o l goffenbaeret und al der werlt bewasret, daz der vil tugenthafte Krist 15740 wintschaffen alse ein ermel ist: er füeget unde suochet an, dà m a n z an in gesuochen k a n , alse gefüege und alse w o l , als er von allem rehte sol. 15745 erst allen herzen bereit ze durnehte und ze trügeheit. ist ez ernest, ist ez spil, er ist ie, swie sô m a n wil. daz w a r t w o l o f f e n b a r e schîn
15750 an der gefiiegen kiinigin: die genert ir trügeheit und ir gelüppeter eit, der hin ze gote gelâzen w a s , daz si an ir êren genas, 15755 und wart a b e r dô starke von ir hêrren M a r k e geminnet unde geêret, geprîset unde gehêret von liute und von lande. 15760 swaz sô der k ü n e c erkande, dar an ir herze was g e w a n t , daz was sîn wille zehant: er b ô t ir ère unde guot. al sîn herze und al sîn muot 15765 die wären niwan an sì geleit âne aller slahte valscheit. sîn zwîvel und sîn a r c w â n diu wären a b e r dô hin getân. Tristan, Isolde c u m p a n j û n , 15770 dô er sì ze Karliûn hete getragen an daz stat und geleistet dâ, des sî in b a t , er fuor des selben mâles von Engelant ze Swâles 15775 ze dem herzogen Gilâne; der was dô w î b e s âne und was june unde rich, frî unde frôlîch. dem was er grôze w i l l e k o m e n ;
15720 21. helfe MBNER. 22. alle die h. sin ME. 23. noch ze heile W. 25. Han MBE. 28. Vrouwe HB. sprach aber H. 30. mis M; es fehlt N, es mich O. 31. Nu NO, fehlt MBE. in ON. 32. und fehlt MBOE. genant WNRS. 34. Amen B. 36. daz siz n. HNO. 39. vil fehlt P. 39 und 40 dat der dogenhaft crist. zìi niiden eyn erloser ist N. 41. sichet M, schick(e)t BE, siet O. 46. zer - zer MB, zur £ . trugenheit FWBNORS. 48. so fehlt FWBEP. 49. offenbare MW. 15750 51. trugenheit WBNO. 54. si fehlt FRSP-, de san f. 57. geret MH. 58. Gebriset M. 60. so fehlt MBEO (sw. aber). 62. za zehant MO, als zuhant N, do zuh. R 64. al (2) fehlt NO. 65. die fehlt MFBNRS, di f. 68. die /H; der was FNRS. da hin OP. 69. trist. ME. ysode M, ysoten BN. 71. daz stat MHBE, den st. FWfOP. die st. NSP. 72. geleiste WN. da fehlt M. gebat M (do g.) H. 74. engallant W. 75. zem Mf. giliane MB. 77. er was FN.
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15780 der hete ouch ê von ime vernomen vil manlîcher dinge und vil seltsamer linge, der was vil harte sère verflizzen an sin ère, 15785 an sine fröude und sin gemach: an swelhem dinge er sich versach, daz sîn fröude wa:re, des was er gevsere und leite sînen flîz dar an. 15790 wan der trûraere Tristan der was ze allen stunden mit gedanken gebunden, mit trahte und mit triure umbe sîne âventiure. 15795 Eines tages gefuogte daz, daz Tristan bî Gilâne saz in triure unde in trahte und ersûfte ûzer ahte. nû des wart Gilân gewar, 15800 er gebôt, daz man im braehte dar sîn hundelîn Petitcriû sînes herzen spil von Avalû und sîner ougen gemach, daz er gebôt, daz geschach: 15805 ein purper edel unde rîch, fremede unde wunderlich al nâch des tisches mâze breit wart für in ûf den tisch geleit, ein hundelîn dar ûf getragen.
15810 daz was gefeinet, hörte ich sagen, und wart dem herzogen gesant ûz Avalûn, der feinen lant, von einer gotinne durch liebe und durch minne. 15815 daz was mit solher wîsheit an den zwein dingen ûf geleit, an der varwe und an der kraft, daz zunge nie sô redehaft noch herze nie sô wise wart, 15820 daz sîne schœne und sîne art künde beschrîben oder gesagen. sîn varwe was inein getragen mit also fremedem liste, daz nieman rehte enwiste, 15825 von welher varwe ez waere; ez was sô missehsere, als man ez gegen der brüst an sach, daz nieman anders niht enjach, ez enwsere wìzer danne snê, 15830 zen lanken grüener danne klè, ein site röter danne grân, diu ander gelwer dan safran; unden gelîch lazûre, oben was ein mixtûre 15835 gemischet alsô schöne inein, daz sich ir aller dekein ûz vür daz ander dâ bôt: dane was grüene noch rôt noch wîz noch swarz noch gel noch blâ
15780 82. vil fehlt NOP. 84. geflizzen MBNE. 85. vnd sin g. FfO, vnd an sin g. HBNRSP, an sin g. MWE. 88. gewere H. 89. cherte MB. 90. trurige MBOERSP. 92. mit trahte FNRS. 93. mit gedanke(n) FNRS. 95. Eines HBN. fvgte sich d. MNE, gef. sich d. BORSP; gevugete H, gvugete f. 96. do F. giliane MBE. gesaz H. 97. in trahte vnd in trvre F. 98. er MBE. vz der WB. 99. Nu MFfE. gilian MBE. 801. piticriu MF, peticriu E, petecrev O, pittikrey R, pitikry S, pitricrey P, pititcrev H, petit crev W, petitcreu f , pititcrin B, pyticrev N. 02. aueliv ME, avelin B, aualu HW, vaaula (für von av.) f , aualiv O; arabey RS, ameley P. 05. purpur WB. edele f. 08. fehlt O. 09 bis 16 fehlen P. 15810 gefinet NB. hör ich F. 12. aualun FHfNO, auelun. 13. gottinne fFW. 15. richeit W. 19. so fehlt H. 20. sinen MBE, sin fNR. 21. beschriben WORP, bescr. f , beschirmen H, besterben S, geschr. MFBNE. besagen ORSP, gesang H. 22. ein fehlt OP. 23. als MF. 24. enwiste FfNO, wiste MHWP. 26. also missere H. 27. den brüsten sach F. 29. ein sne FWBNERS. 30. lenken HOP. ein kle FBNRS, der k. W. 31. eyn gr. NB. 32. ander fehlt F. ein s. FNRS. 33. under FW. lasure fN, glasure P. 37. Vz ME. da enbot F. 39. noch (1) fehlt MBES. gel und swarz umgetauscht F. noch (3) fehlt MBES.
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15840 und doch ein teil ir aller dà, ich meine rehte purperbrûn. daz fremede were von Avalûn, sach man ez widerhaeres an, sone wart nie kein sô wise m a n , 15845 der sîne varwe erkande; si was sô maneger hande und sô gär irrebasre, als dà kein varwe waere. ime gienc umbe sîn kregelîn 15850 ein ketene, diu was guldîn: dar an sô hienc ein schelle sô süeze und sô helle, dô ez sich rüeren began, der trûrsere Tristan, 15855 daz er sîner âventiure an sorge unde an triure ledic und âne gesaz und des leides gär vergaz, daz in durch Isôte twanc. 15860 sô süeze was der schellen klanc, daz sì nieman gehörte, sine benasme im und zestôrte sine sorge und al sîn ungemach. Tristan der hörte unde sach 15865 daz wunderliche wunder an: hunt unde schellen er began bemerken unde trahten, ietwederz sunder ahten, den hunt und sine fremede hût,
15870 die schellen unde ir süezen lût: ir beider nam in wunder und dûhte in doch hier under daz wunder umbe daz hundelîn vil michel wunderlicher sîn, 15875 dan umbe den süezen schellenklanc, der ime in sîn óre sane und nam im sîne triure. diz dûhte in âventiure, daz er mit liehten ougen 15880 sîner ougen lougen an allen disen varwen vant, wan ime ir keiniu was bekant, swie vil er ir genaeme war. er greif gefuoclîche dar 15885 und streichete ez mit handen. nu dûhte Tristanden, dò er ez handelen began, er griffe palmâtsîden an, sô linde was ez über al; 15890 weder ez engrein noch enbal, noch erzeigete ungebserde nie, swaz schimpfes man mit ime begie: ouch enaz ez noch entrane niht, als daz ma;re von im giht. 15895 Nu daz ez dannen wart getragen, Tristandes trûren und sîn klagen daz was aber frisch als ê und aber sô vil der triure mê, daz er alle sîne trahte,
15840 41. purpurbr. HW(B)ERS. 42. aueiun MWBERS. 44. kein fehlt MFB. 47. errebaere W. 48. dehein M, decheine F. 49. Im BNf. 51. so fehlt MBE. 52. suzeri (das ζ über der Zeile) F. 53. sich fehlt M, si F. 54. trurige MBNOERS. 56. sorgen FB. 61-75 fehlen H. 63. al fehlt FO. 64. Trist. B. 67. Merken M, merken BN. betrahten FfNORSP. 68. ietwederz MfFB. 15870 sin s. 1. F; swezen f. 71. nam er w. BO. 74. vil fehlt MBE. 75. der MBNE. swezen f. 76. div MBE. sine oren OP. 77. benam BO. 82. wan FWN, vñ fMB. ir fehlt FNRS. deheiniv M. erkant PB. 83. ir fehlt f. 87. streichen MBE(-i-). 90. weder fehlt FN. 91. erzugete F, inzunde N, enertzeugete O, engezogte P. 93 und 94 fehlen MBE. 93. vnd statt noch Ff. is über der Zeile O, hinter auch P. 95. Nu FHf, Du B, Nv do Ν, nu. daz fehlt MBE. 97. Daz ME. wart f. do fr. FfWNOP. 98. der fehlt WN. vil wirs dan(ne) e MBE.
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15900 die er gehaben mähte, an die g e d a n k e leite, mit w a z gefuogheite oder mit weihen sinnen er möhte gewinnen 15905 sîner frouwen der künigín Petitcriû daz hundelîn, durch daz ir senede swasre al deste minner wasre. nune künde er aber niht ersehen, 15910 wiez iemer möhte geschehen von bete oder von liste; w a n er d a z vil wol wiste, d a z es Gilân niht haste gegeben âne eine viir sin selbes leben 15915 umbe kein g u o t , d a z er ie gesach. diu trahte und d a z ungemach d a z lag im in dem herzen ie und tete doch diu geliche nie. Als uns diu wäre istôrje seit 15920 von Tristandes manheit, sô w a s des selben mâles dem lande ze Swâles ein rise bî gesezzen, hôchvertic unde vermezzen, 15925 und hete ûf der rivâgen hûs und hiez der Urgân li vilûs. dem selben risen dem w a s Gilân und sîn lant Swâles undertân und solten ime den zins geben,
15930 d a z er d a z lantliut lieze leben âne nôt und âne leit. hie mite w a r t in den hof geseit, Urgân der rise der wasre komen und haste vür sich genomen, 15935 d a z sîn zins dâ solde sîn: rinder, schâf unde swîn, und hiez daz vor im dannen jagen, hie mite begunde ouch Gilân sagen sînem friunt Tristande maere, 15940 wie dirre zins wasre mit gewalte und mit archeit von allererste ûf geleit. „ n u saget mir, hêrre," sprach Tristan, „ o b ich iuch des benemen kan 15945 und iu gehilfe in kurzer zît, d a z ir des zinses ledic sît, die wìle ir iemer suit geieben: w a z weit ir mir ze Iòne g e b e n ? " „entriuwen, h ê r r e " , sprach Gilân, 15950 „ich gibe iu gerne, s w a z ich h â n . " Tristan sprach aber d ô viirbaz: „hêrre, vertriuwet ir mir daz, mit swelher rede s ô ichz getuo, sô hilfe ich iu binamen derzuo, 15955 d a z ir nâch kurzlîcher zît Urgânes iemer ledic sît, oder ich verliuse d a z leben." „entriuwen, hêrre, ich sol iu geben, swes ir g e m u o t e t , " sprach Gilân;
1 5 9 0 0 0 2 . gelegenheite MBE, b e h e n d i c h e y d e N . 0 6 . petitcrevn H , petit crev W, piticriv M , pititcriv F, Pittikrem ( ! ) RS, piticrev B , pititreu £ , pyticrev N, petecrev O , piticrey P. 0 7 . s e n e s w e r e F, sine sw. RS. 0 8 . al fehlt BO. ringer M B E , m i n r e W N . 10. c h u n d e M . 11. n o c h v. 1. F. 13. geben H . 1 7 . d a z fehlt F. 1 8 . vnd entet HNOP. den glichen FP, der gliche NORS. 19. als M. di a u e n t u r e MBE. 2 4 . h o c h verch M , h. vrech B . 2 5 und 2 6 fehlen MBE. 25. riwagin F, r i g w a g e P, w a g e n R, w o g e S. 2 6 . der hiez rise u r g a n u s W. 2 7 . d e m (2) fehlt FBNORSP. 2 8 . s w a l e s fehlt FNRS. 2 9 . s o l l e ime W. 1 5 9 3 0 3 3 . der (2) fehlt MFBNRSP. 3 5 . D a z M . zinsreht s. s. MBE. 3 7 . die W. 38. Hie B. 3 9 . s i n e m friunt fehlt MBE. 4 2 . alrest H . 4 3 . nu fehlt MBE. S a g e t B, N v N . 47. leben FBRSP. 4 9 und 5 1 haben Kapitelzeichen B. 49. Entr. F. 51. aber fehlt MBNE. 5 3 . n o t FWNORSP. s o fehlt MBE. ez fehlt W. 5 4 . ich fehlt H. d a r zu WOP. 55. in churzer zit M, in vil k . z. B £ ; d. i. n o c h in kurtzl. z. P. 5 6 . urg. ledec u n d a n e sit MBE. 58. Entr. B . 59. gemöt M.
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15960 swaz ir gebietet, deist getân." er bôt im triuwe unde hant. Tristande wart zehant besant sîn ors und ouch sîn îsen. hie mite bat er sich wîsen 15965 hin, dâ des vâlandes barn mit dem roube wider solte varn. Tristan zehant gewîset wart vil rehte ûf Urgânes vart in einen harte wilden wait, 15970 und stiez der an des risen gewalt des endes, dâ der roup ie über eine brücke wider gie. r o u p unde rise die kämen sä. nu was ouch Tristan vor in da 15975 und enlie den roup niht vürbaz gân. nu daz der veige rise Urgân werre an der brücke wart gewar, er kêrte unstetelîche dar mit einer harte langen 15980 stehelînen Stangen, die truog er höhe unde enbor. nu er den ritter dâ vor sô wol gewâfenden sach, unwertlich er im zuo sprach: 15985 „friunt ûf dem orse, wer sít ir? war umbe enlâzet ir mir mine habe niht über gân? weiz got, daz ir ez habet getân, daz engât iu niuwan an daz leben,
15990 oder aber ir müezet iuch ergeben." der ûf dem orse sprach zehant: „friunt, ich bin Tristan genant; weist dûz nu wol, nu fürhte ich dîne Stange unde dich 15995 niht eine halbe bòne. von diu sô var vil schöne und wizze et wserlîchen daz, dîn roup enkumet niht vürbaz, als verre als ichz erweren k a n . " 16000 „ j a , " sprach der rise, „her Tristan, ir wíenet haben bestanden Môrolden von Irlanden, mit dem ir iuwer vehte mit grôzem unrehte 16005 umbe niht zesamene truoget und in durch hôchvart sluoget. ouch enistz niht umbe mich gewant als umbe jenen von Irlant, den ir mit schalle an kämet 16010 und ime die schœnen nâmet, die blüenden Isolde, die er bereden solde, nein, nein, diu rivage ist mîn hûs, und heize ich Urgân li vilûs: 16015 wol balde von der strâzen!" Hie mite begunde er mâzen mit beiden sînen handen die rihte wider Tristanden einen wurf und einen swanc,
1 5 9 6 0 gebiet M . d a z ist MWBOP, daz si FRS. 61.ErB. 62. Trist. M . 64. z e h a n t MBE. 65. hin fehlt MBE. d a r d a N. 66. w i d e r s. v. HOP, vber s. v. M, s. vber v. BE, hin suide v. N, s. wider v. die übrigen. 6 7 und 68 fehlen MBE (in Β durch einen Korrektor nachgetragen). 67. Trist. HN. bewiset WRS. 69. h a r t e n WP. 71. hie F. 72. brugge H. w i d e r fehlt FNP. 73. R o u b E. 74. N u B. o u c h fehlt F. 7 7 . verre MHBE (B sin v. van), w e r FWOR, fehlt N. brugge H. 78. unstetichliche FOP. 80. stael. M; -liner FWNOP. 82. d o NB. 84. unwerliche M, unwirtlichen F, u n f r u n t l i c h W, u n w i r d e n c l . B ( U n . ) 0 , u n w u r d e c l . E, unvertecl. P, u n w e l t l . RS; u n w e r t l i c h e HN. 86. enlat FB, lat M . 89. daz get MBN. 1 5 9 9 0 a b e r fehlt FBNO. 91. D e r MFBN. 93. du NP. nv w o l MFBNOESP, vil wol W, nv vil w o l H. niht (en) v. i. M (niht über der Zeile, nach wol Rasur eines auf h endenden Wortes [ i c h ] ) f / ß (inht) E, so enf. i. OP, nv v. i. die übrigen. 9 4 . Stangen O BP. 95. niht fehlt MBE (Ain). 96. von de F; Von diu M. f a r t P. 97. wizest W, wizzet HP, wizze (et fehlt) MFBNOE. gewislich(en) MBE; -liehe HFOP. 99. ich MH. erneren F, e r w e n d e n WN. 1 6 0 0 0 . la B. Kapitelzeichen auch O. 01. ir w. ir h a b e t F. 03. ir fehlt HW. 06. ersi. WNR. 0 7 . sone ist M , also is B(E), o u c h ist FN. ez fehlt H. 11. b l ö m e n ME, blümen g l ä n z B, b l u t t e n d e n H, blvnden FW, b l ü n d e NO, blügenden R, blinden S, p l ü e n d e n P. 12. w o l d e MHBE. 13. N e y n N . nein fehlt BN. rigewage MBEP, grifage N. 14. liuius MBE. 16. H i e H .
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16020 der was grôz unde lane: dem hete er sîne mâze an der seige und an dem lâze rehte in der merke gegeben, daz er Tristande an sîn leben 16025 solte sîn gegangen. und alse er mit der Stangen hin ze ime begunde swenken, Tristan begunde wenken; iedoch enwanete er niht also, 16030 er en würfe ime daz ors dô vor den goffen gär enzwei. der ungehiure rise erschrei und rief Tristanden lachende an: „so helfe iu got, hêr Tristan! 16035 engâhet niht ze ritene, geruochet min ze bitene; o b ich iueh müge erflehen, daz ir mich mîn lantlêhen mit genâden und mit êren 16040 vürbaz lâzet k ê r e n . " Tristan erbeizete an daz gras, wan ime daz ors erslagen was; und mit dem sper sô kêrte er her, er stach Urgâne mit dem sper 16045 zem ougen eine wunden, dà was der veige funden, der ungehiure rise Urgân er lie wol balde hine gân des endes, dâ diu stange lac.
16050 nu er die hant dar nâch gewac, nu hete ouch Tristan sin sper von ime geworfen und k a m her gerüeret mit dem swerte. er traf in, alse er gerte. 16055 wan er sluoc ime die selben hant, diu nach der Stangen was gewant, daz si an der erden belac, und gab im aber einen slac zem Schenkel unde kêrte dan. 16060 Urgân der schadehafte man greif mit der linken hant dernider, die Stangen zuete er aber wider und lief an sinen anden: er jagete Tristanden 16065 under den boumen umbe manege angestlîche krumbe. Sus was der flôz alse grôz, der von Urgânes wunden flôz, daz der vâlandes man 16070 vii sère fürhten began, im solte von dem bluote an krefte unde an muote in kurzen ziten abe gân. er lie roup unde ritter stân 16075 und nam die hant, dâ er si vant, und kêrte wider heim zehant in sine veste balde. Tristan stuont in dem walde bi sinem roube al eine.
16020 22. seine W,seyO. an der l.OBP. 24. tristanden WP. 26. und fehlt MBE. 29. Iedoch M. vnd idoch HWOP, vnd doch F. entwancht F, enwenkter O, wanete MWBP. 30. imz ors F. 31. von F, vur (dem g.) H. 33. lachende fehlt MBE. 34. selfiv M, so gehelfú W, so gehvife iueh (e über getilgtem v) H. 35. gaht MBE, ir in hait Ν, enhaget P. 36. ròchet M. ' 41-66 fehlen Ν, 41. Tristan HBR. 43. und fehlt MBE. so fehlt MBERS. 44. fehlt OP. vrganen MFWBERS. 48. der M. 49. da fehlt H. 16050 der nach MF. gebwach F. 54. vnde traf MB. 55. selben fehlt MBEP; die s. hant auf Rasur W. 56. stange MH. 57. si fehlt FP. lag OP, gelach B. 59-66 fehlen MBE. 61. winstern W. 62. stange H. 67. Sus Η, Nv Ν, Do E, do MBE, sus. wart MHBE. also WBNP. 69. Daz M. 70. so sere ON. 72. crefte H, kraft MBE, kreften die übrigen. 78. Tristan B. 79. ròb W.
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16080 sîn angest was niht kleine, daz Urgân lebende dannen was. er saz nider ûf das gras gedenkende unde trahtende, in sînen sinnen ahtende, 16085 sît daz er sîner taste keine bewaerde haete, wan eine den zins unde den roup, sone trüege in niht vür umbe ein loup sîn angest und sîn arbeit, 16090 die er dar an haste geleit; und dâhte, im solte Gilân sînes geliibedes abe gân, als under in zwein was benant. er kêrte ûf sînen wee zehant 16095 und lief vil ebene ûf dem spor, als Urgân was geloufen vor, und dà diu erde und daz gras mit bluote hin geverwet was. Nu er ze dem kastêle kam, 16100 vil flîzeclîche er war nam Urgânes wâ unde wâ. nune vand er weder in dà noch nieman, der ie leben gewan; wan der versêrete man 16105 der hete, als uns daz masre seit, sine verlorne hant geleit ûf einen tisch in sínem sal und was er von der bure ze tal den bere geloufen würze graben,
16110 die er zen wunden solte haben, an den er ouch wol wiste die k r a f t sîner geniste, ouch hete erz also vor bedâht, haete er die hant zem arme brâht 16115 mit liste, den er wol künde, enzît und ê der stunde, daz sì mitalle waere tôt, er waere wol von dirre nôt âne ouge mit der h a n t genesen. 16120 nûne solte des niht wesen, wan Tristan der kam iesâ unde ersach die hant dà; und aise ers âne wer dà vant, er nams und kêrte dan zehant 16125 reht alse er ouch was komen dar. Urgân kam wider und wart gewar, daz er die hant haste verlorn, ime was leit unde zorn: sîn erzenîe warf er nider, 16130 er kêrte nâch Tristande wider. der was hin über die brücke komen und hete guote war genomen, daz er nach ime geriieret kam. des risen hant er balde nam, 16135 under einen ronen er si bare, alrêrste was sîn angest stare ze dem ungehiuren man, wan dà enwas kein zwîvel an, ez enmüese ir eines tôt sîn:
16080 8 3 - 9 0 fehlen MBE. 86. kleine W. 88. umbe fehlt W. 91. er d. ME (Er). 93. gewant BP. 95. nach dem spor WNOP. 97. und fehlt MBE. 99. do ME, Do BN, Nu FH, nu. zem M, zum BE. 100. vil fehlt MFBE; sere fi. O. 03. iemant F, yeman P. 06. Sine M. 07. einem P. sinen s. W, dem s. MBE. 08. er fehlt OP. 16110 zer MBNERS. wolte FRS. 11. er vil wol w. MBE. 13. ez fehlt W. 15. listen die MBNERS, liste ais O, listen den W. wol fehlt MFBNOERSP. 16. inzit H. 17. bietalle H. 18. wol vñ v. d. n. W; von aus vn verbessert P, an O . 19. ayn ange O , an lange P; a. o. fehlt N. 20. des also n. w. MB (d. doch a. n. w.) E (das); ez F, daz OP. 21. wan fehlt MBE. der fehlt FBO. 23. und fehlt MBE. er ane HW. wer da fehlt Ρ (ane zu aine verbessert), da fehlt FBO. 25. reht fehlt MBE. ouch fehlt BNOP. 26. Vrgan H. 27. daz div hant w. v. MB (nv w. ν.) E (als d.h. w. v.). 28. leide HWNO. 29. artzetie HBNO, artzetney P. 30. vnd k. OP. 31. bruggen H, brücken F. 33. geriten F, gestrichen B, gelouffen Ν RS. 34. er do nam F. 35. eine F. 37. Zu E. 38. wann enda was P; enwas HORS, was.
271
16140 eintweder des risen oder sîn. er kêrte gegen der brücke her und begegente im mit dem sper: daz stach er ûf in, daz ez brach, und al zehant, daz er gestach, 16145 sô was ouch der vertâne iesâ, Urgân mit sîner Stangen dà: sô gîteclîche er ûf in sluoc, wan daz der slac verre über truoc, wéere er von ère gewesen, 16150 ern w«ere niemer genesen. nu half aber ime, daz er genas, daz sîn Urgân sô girec was; wan er was ime ze nähe komen und hete sînen swanc genomen 16155 ze verre hinder ime hin dan: ê dò der ungehiure man die Stangen hete wider gezogen, dô hete im Tristan an erlogen einen stich zem ougen: 16160 er stach im âne lougen in sîn ander ouge einen stich, hie mite sluoc Urgân umbe sich als mit rehte ein blinder man. er gieng ez sô mit siegen an, 16165 daz Tristan flôch hin von im stân und liez in slahende umbe gân mit sîner linken hende. sus kam, daz er dem ende sô nähe sînen trit genam,
16170 daz Tristan dar gerüeret kam und leite an dise ritterschaft alle sine maht und sîne kraft, er ruorte snellîche hin, mit beiden handen kêrte er in 16175 von der brücken an den val; er stiez in obene hin ze tal, daz der ungehiure last an dem velse aller zebrast. Hie mite nam aber Tristan, 16180 der sigesadige man, sîne hant und lie hin gân und kam vil schiere, dâ Gilân der herzöge gegen im reit, dem was vil inneclîche leit, 16185 daz sich Tristan ie an genam und ie ze disem kämpfe kam, wan ime gâr ungedâht was, daz er genasse, als er genas; und alse er in zuo loufen sach, 16190 frôlîche er ime zuo sprach: „ä bienvenjanz, gentil Tristan! sieliger man, nu saget an, wie stât ez iu, sít ir gesunt?" nu liez in Tristan sâ zestunt 16195 die töten hant des risen sehen und seite im, alse ez was geschehen, sîn geliicke und sîne linge an allem disen dinge, des wart Gilân harte frô.
16140 entw. WO. 41. Er F. gein der brugge H. 42. begente M, begvnde H, beganede N. im fehlt WOP. 43 und 44 fehlen MBE. 44. so daz F. 45. Da M, da E, Du B, do Ν. ouch fehlt NP. 47. gitliche FE, girl. BORS, gedichtl. N, grulich P. 50. er mohte MB. nimer sin genesen MBE. 51. Nu N. in MBE. 52. gitig W. 53. zenahen M, so nahen FWNORSP. 57. Stange MWBNRS. zogn H. 59 und 60 fehlen MBE. 61. ouch (= ouge) FN. 62. Hie B. sluog er MBE. 63. von rehte MBNE. 65. hin fehlt NOP. 66. er 1. W. 67. winsteren W, lürzer N. 69. nahen MHBEP. 16170 her ger. F. 72. alle MHWBNOEP, al. sine (2) fehlt ME. 73. snellichliche F, -ecl. B(N)RSP. 74. handen MHFW, henden. stiez B. 75. bruke M, brugge H. 76. kerde B. in fehlt W. 78. gar statt aller OP. zebr. HBNO, zerbr. 79. hie ME. 85.sichzFOP. 86. ie fehlt N. 87. Wan M. 88. genaere M. 89. und fehlt MB (Als) E. in ey zu N. 90. fróliche WB. 91. a. bienvienianz FW, benevenies O. 92. vil s. MBE. 93. swie F. 94. Nu ß . da ze st. N O . 97 und 98 fehlen MBE. 97. gelinge NP. 98. al(le) d. d. N O .
III
16200 hin wider zer brücken riten si dô und funden, aise in was geseit, nâch Tristandes wârheit einen zervallenen man und sähen den ze wunder an. 16205 hie mite sô kêrten si hin; den r o u p den triben sî vor in frôlîche wider in daz lant. hie von wart michel schal zehant ze Swâles in dem lande; 16210 man sagete dà Tristande pris unde lop und ère: der drier wart nie mère in dem lande geseit von eines mannes manheit. 16215 N u Gilân unde Tristan, der sigesaelige man, hin wider ze hûse kämen, ze handen aber genâmen ir gelücke unde ir m«ere, 16220 Tristan der wundersere der sprach zem herzogen zehant: „herzöge hêrre, sît gemant der triuwen und der Sicherheit, als under uns wart ûf geleit 16225 und alse ir lobetet wider mich." Gilân sprach: „hêrre, daz tuon ich vil harte gerne; saget mir: waz ist iu liep? wes muotet ir?" „hêrre Gilân, ich muote iu,
16230 daz ir mir gebet Petitcriu." Gilân sprach aber: ,,sô râte ich baz." Tristan sprach: „lät hoeren waz." „da lät ir mir daz hundelîn und nemet die schœnen swester mîn 16235 und zuo ir halbez, daz ich h â n . " „nein, hêrre herzöge Gilân, weset der triuwen gemant; wan elliu riche und elliu lant diu nasme ich zwâre niht dervür, 16240 der mir ez lieze an mine kür: ich sluog Urgânen li viliu durch niht wan durch Petitcriu." „entriuwen, mîn hêr Tristan, lît iuwer wille baz hier an 16245 dan alse ich iu hân vür geleit, sô lœse ich mine wârheit und leiste, swaz iu liep ist: ine wil niemer valsch noch list gewenden noch getuon hie zuo 16250 swie rehte ungerne ich ez tuo, swaz ir gebietet, daz sol sin." hie mite hiez er daz hundelîn vür sich und vür Tristanden tragen, „seht," sprach er, „hêrre, ich wil iu sagen 16255 und wil iu sweren einen eit ûf alle mine sadekeit, daz ich des niht gehaben kan noch nie sô liebes niht gewan, âne mine ère und ân mîn leben,
1 6 2 0 0 Wider Β. bruggen Η, brücke M. riten so H, kerden si do BRS. 01 und 0 2 umgestellt P. 03. Ain E. 04. den man W. 05. Hey Ν . Anweisung für Kapitelzeichen B. so fehlt MBNE. 0 6 . den (2) fehlt MFBOERSP. 0 8 . hie mit WP. 0 9 - 1 4 fehlen MBE. 11. unde (1) fehlt NOP. 15. nu ME, Du Β, D o Ν . 16. der fehlt F. 20. Trist. B. 2 1 . der fehlt FN. 2 3 . der fehlt M. 2 4 . div M, die BE. Vor 26, 29, 31, 32, 33, 36 stehen Kapitelzeichen B. 2 5 . gelobte(n)t ONP. 2 8 . wes MßO(gerent)ERS, waz. 2 9 . herre sprach er FN (Herre) RS. an uch F, van ev B, von ù E, hin ziu W. 1 6 2 3 0 D a z M. piticriu M, petitcrev H, petit crev W, peticrev O , piticrev Ν, pitigrenu R, pytikru S, piticrey P, pititcriuch F, pititetrev B. 31. Gil. HE. aber fehlt MFBNEP. ich uch F. 3 3 . lazet FN. ir fehlt BNP. 3 4 . schone FWBNOP. 3 5 . und fehlt MB. dar zö h. MBE; zu zir W. 3 6 . herre fehlt MBE. 38. all e FBNOERSP. 3 9 . dar v. ONP. 4 0 . mirz MFBE, mir daz OP. 41. uiliu MFW (vel.) NO (vel.) E, vilu; vilin B. Ii fehlt MB. 4 2 . durch (1) fehlt OP. vmb n. B; vmbe p. OP. pititcriu M, petitcriu H , petit crew W, piticriu F (über der Zeile te), piticriv P, piticrev N, peticrev O , peticriu E, pitikru R, pytikru S, daz hundelin B. 4 3 . Entr. FB. mv h s re h s tr. ON. 4 5 . iu fehlt M. 47. leistiu WORS, laisten P. 4 8 . nymmer weder OP. *49.da(r)zu FNRS, her zu O . 50. ichzFH. 52. Hie B. 53. vür (2) fehlt FRSP. 54. seht fehlt MBE. er spr. MBE. herre fehlt N. 5 9 . an min fehlt MN, an fehlt FBORS.
273
16260 ine wolte ez iu vii gemer geben dan minen hunt Petitcriu: nu nemet in hin und habet in iu; got lâze in iu se fröuden k o m e n ! ir habet mir zwâre an ime benomen 16265 daz beste miner ougen spil
16270
16275
16280
16285
und mines herzen wunne vil." Tristan dò er daz hundelin gewan in die gewalt sin, ern h sete wasrlîche R ó m e und elliu riche, elliu lant und elliu mer derwider geahtet niht ein ber. sin herze daz wart nie sô frô âne mit Isolde aise dô. ze sîner heinliche er gewan von Gâles einen spilman, gefüegen unde wîsen; den begunde er underwîsen der fuoge und der sinne, wie erz der küniginne, der schoenen Isolde, ze ir fröuden bringen solde, er verbände ez dem Gâlotten wîslîche in sîner rotten; er schreip brieve und sande ir die und enbòt ir, wâ und wie er ez durch si haete bejaget, der spilman, alse im was gesaget und alse er underwiset wart,
16290 alsô kêrte er ûf sine vart und k a m alsô ze Tintajoêl in des küniges M a r k e s kastêl, daz ime ûf sîner strâze nie an dekeinen dingen missegie. 16295 Brangsenen die gesprach er,
16300
16305
16310
16315
hunt unde brieve antwurte er der; diu antwurte ez îsôte. Isôt besach genôte samet unde sunder daz wunderliche wunder, daz si an dem hundelîne vant. dem spilman gap sì zehant ze Iòne und ze solde zehen marc von golde. si schreip unde sande brieve unde enbôt Tristande flîzeclîche und starke, daz ime ir hêrre M a r k e holt unde willic wasre, noch hin zim dirre maere niemer war genasme; daz er binamen kasme, si haste ez allez hin geleit. Tristan tete, alse im wart geseit: er kêrte wider heim zehant. kiinec unde hof, liut unde lant diu buten im aber ère als ê. êren dern wart ime nie mê da ze hove erboten danne dò.
16260 ez fehlt F. gerne HP, Heuer BO. 61. min hundelin F. pititcriu M, pititcreu H, pititcriv F, pytitcrev B, petit crev W, piticrev N, peticrev O, piticriv P, peticriu E, pitecru R, pytikru S. 62. nemet iz habetz F. 63. ez F. 64. zware fehlt W. 66. wunnen OBP. 67. trist. M. 69. Ern M. 70. alle FBNOP (auch 71.). 71. elliu (2) fehlt MBOE. 72. dawider FRS(do w.)P, dar w. HBNO. niht geahtet HWBORSP. 73. daz fehlt O. enw. HOP. 74. ysot MB. 83. verbandez MHBE, verlimde ez die übrigen, galiotten MBNE. 84. sine WBOP. 87. erjaget F. 88. Der BO. 16290 91. He quam N. 92. marke FRS; markes fehlt MBNE. 94. keinen HBOP (keynem OB). 95. brangene FP. besprach FP, sprach N. 97. div braht ez MBE. 98. Ysoit ß. 99. ensament MBE. besunder NB. 301. si fehlt F. an dem wunderlichen hundeline vant W. 02. Dem M. 03. und ouch ze s. FRS. 04. von rotem g. HOP. 05. Si HBNE, si. vnd sehr. F. 06. sande tr. W. 07. -liehen HW. 08. der h. m. F, der konig m. RS. 14. Trist. FB. 17. ere aber FN; aber fehlt OP. 18. der fehlt MBERS. enwart FHORSP, wart die übrigen. 19. da fehlt MBNE. enbotten PN.
274
16320 w a n sô vil, daz im M a r j o d ô ère ûzerhalp des herzen bôt und sîn gewete petit M e l ô t , die sîne vînde ê w ä r e n : swaz êren ime die bâren, 16325 dâ was vil liitzel êren bî.
16350 Isolde vor den o u g e n . si hete die g e w o n e h e i t , swâ sô si w a s , swâ sô si reit, dane k a m ez ûz ir ougen nie: m a n fuorte ez oder truog ez ie, 16355 dâ sîz mit ougen ane sach;
hie sprechet alle, wie dem sì: dâ diu s e m b i a n z e geschiht, weder ist ez ère oder niht? ich spreche nein unde j â : 16330 nein unde jâ sint beidiu dâ: nein an j e n e m , der si birt, jâ an disem, dem si wirt. diu zwei sint beide an disen zwein, m a n vindet dâ jâ unde nein. 16335 waz ist der rede nu mère? ez ist ère âne ère.
und entete daz durch dekein g e m a c h , si tetz, als uns diz maere seit, ze niuwenne ir senede leit und ze liebe T r i s t a n d e , 16360 der ez ir durch liebe sande.
N u seite Isôt diu künigín ir hêrren umbe daz hundelîn, ir m u o t e r haete ez ir gesant, 16340 diu wîse kiinegîn von Irlant: und haste im heizen m a c h e n von kostlichen sachen, von gesmîde und von golde, als m a n ez w ü n s c h e n solde, 16345 ein wunneclîchez hûselîn, und was im dâ gespreitet in ein richer pfelle, ûf dem ez lac. sus was ez naht unde tac offenlîche und tougen
sine hete kein g e m a c h dervan; ir senfte dern lac niht dar a n . wan diu getriuwe kiinigin dà mite und ir daz hundelîn 16365 ze dem allerêrsten k a m und sì die schellen v e r n a m , von ders ir triure vergaz, iesâ betrahte si daz, daz ir friunt Tristan waere 16370 durch sì beladen mit swasre und gedâhte o u c h iesâ wider sich: „ o h i , o h i ! und f r ö u w e ich m i c h , wie tuon ich ungetriuwe so? w a r umbe wirde ich iemer frô 16375 dekeine stunde und keine frist, die wile er durch mich trûric ist, der sîne fröude und sîn leben durch mich ze triure hat gegeben? wes m a g ich mich gefröun ân in,
16320 21. vzert(h)alp HWP. 22. sin fehlt MW; dat B. getwerc BRP, geselle NO, geferte S. petis HP. 26. si waren gein im triwen fri MB (vròuden)E. im si F, id si Ν, das sy RS. 2 7 - 3 6 fehlen MBE. 27. schamplanze OP. 29. spriche HWP, spreche die übrigen. 31. jeme W, deme N. 33. den zw. FN. 37. ην ME. 38. herre F. 41. si hiez im schone machen MBE. geheizen F. 42. wunderlichen MBE. 44. manz MF. 45. Ein M. hundelin H. 47. dar uf MBNE; da es uf P. 16350 ysote(n) MFBNE. 52. beide so fehlen MBNEP; so (1) fehlt WO. swa MHFERS, swar. 53. so enkom F, sone k. M, so quam BN; do enk. W. 54. oder man O. 55. daz siz MBO. 56. vnd tet MFBE. 57. ez fehlt FRSP. daz MFBNOP. 58. niwene M, nuwende BRS, ernuwen NE. senende FW. 59. vnd ouch F(N)RS. 61 und 62 fehlen MBE (62 P). 63. diu vil g. (ohne wan) MBE. 64. da mite daz FHORSP, du ir Ν. 65. zem MBE, zv H. becham MBE. 67. Von £ . truren(s) FBN. 58. betrahtete HF. 70. belegen FN. 71. dahte MBNE. ouch fehlt MBNE. 72. owe vnd fr. ME, owe owe nu vr. F, owi owi vr. N, owe owe vnd O, ouwe war umb vr. B. 74. wurd FRS. 75. Eynge st. N. keine fehlt M. 77. vnd al MBE. 78. in tr. WORSP. 7 9 - 8 4 fehlen MBE.
275
16380 des triure unde des fröude ich bin? war umbe erlache ich iemer, sît daz sin herze niemer dekein gemach gehaben kan, mîn herze daz ensì dar an? 16385 ern hât niht lebenes wan mîn: solt ich âne in nu lebende sin fró unde fröudebasre und daz er truric wasre? nune welle got der guote, 16390 daz ich in mînem muote iemer fröude âne in gehabe!" hie mite brach sì di schellen abe und lie die ketene dar an. hie verlos ouch diu schelle van 16395 al ir reht und alle ir kraft: sine was nie mère lûthaft reht in ir tugenden als ê. man seite, daz si niemer mê erlaschte noch zestôrte, 16400 swie vii man sì gehörte, dekeines herzen swiere. daz was Isöte unmsere, sine wolte doch niht f r ö sin: diu getriuwe, staste senedaerîn, 16405 diu hete ir fröude unde ir leben sene unde Tristande ergeben. Aber hete Tristan unde Isöt überwunden ir sorge unde ir nôt und wären aber des hoves wol;
16410 der hof was aber ir êren vol: ir beider lobes wart nie mê. si wären aber heinlîch als ê ir beider hêrren Marke, ouch hâlen sí sich starke; 16415 wan sos ir state under in zwein niht wol mohten gehaben inein, sô dûhte sì der wille guot, der gelieben dicke sanfte tuot; der tröst und der gedinge, 16420 wie man daz voilebringe, dar an daz herze danne lît: daz gibet dem herzen alle zit lebende lust und blüende kraft, diz ist diu rehte trûtschaft, 16425 diz sint die besten sinne an liebe und an der minne: swâz man der tât niht haben miige, dà nach als ez der minne tüge, daz man ir gerne habe rät 16430 und neme den willen viir die tât. swâ der gewisse wille sì, dà sì diu guote state bî. man sol gelangen stillen mit dem gewissen willen. 16435 gespilen unde gesellen die ensulen niemer gewellen, daz in diu state widerseit, oder si wellent al ir leit. sô man enmac, der danne wil,
16380 84. daz fehlt NO. 85. lebendes MHBERS. wenne F, wanne URS, dan Β, niwan die übrigen. 86. sol ich nu W, suld ich nu ane B; nu fehlt O. 89. got der fehlt H. 91. habe F. 92. Hie B. 93. ketene FHB, ketten N, keden O , kettenen. 94. der van F, da über der Zeile M. 96. Sine M. niht mere FWNORSP. 97. reht fehlt MBE. tilgende FHORP. 98. seit H, saget B, seite (N sade) die übrigen. 01. Dehaines E. 04. friundin MBE. 06. sende tr. ME, der senede vnd tr. B, ir sinne in tr. N. 07. aber M. 09. si w. MBE. 16410 der hof der was ir e. v. ME, der hof was i. e. v. B, der h. de was ir beider v. N. 11. enwart HP. 12. aber fehlt ME. 15. wan fehlt MB. staete M. 18. mvt M. 19-30 fehlen MBE. 22. git WNRSP. zu aller z. OP. 23. blvnde F, bluynde N, bluwende Η, blugende RP, lebendeS. 24. daz OP. ritterschaft WOP. 26. der fehlt OP. 27. swa alle. 28. minnen HNO. 33. gedanch(k)e MH, gedenken B, gedäncken E, verlangen N. 35. Gespilen MBE. 36. nimme F, nit P. 37. des MBE. verseit F, niht enseit MBE. 38. welenent M. alle HÖR, all WP, alle ohne ir S. 39. Of man inmach Ν.
276
16440 daz ist ein harte unwa:ge spil. sô man wol miige, sô welle: daz ist guot spilgevelle, dane lît niht herzeleides an. die gespilen Isôt und Tristan 16445 sô sì der state niht mohten hân, sô liezen sì die state gân mit dem gemeinen willen hin. der wille der sleich under in lieplîchen unde suoze 16450 in micheler unmuoze: gemeine liebe, gemeiner muot die dûhten sì siieze unde guot. die gelieben die hâlen ir liebe zallen mâlen 16455 vor dem hove und vor M a r k e als verre und alse starke, sô sì diu blinde liebe lie, diu mit in beiden umbe gie. Nu ist aber der minnen arcwân 16460 und sin sâme also getan: swâ sô er hin geworfen wirt, daz er diu wurzelin gebirt, dà ist er also frühtic, sô biric und sô zühtic, 16465 die wile er keine fiuhte hat, daz er dâ kûme zergât und ouch niemer mac zergân. der unmiiezige arcwân der begunde aber genôte
16470 an Tristande und îsôte sînen wuocher beren unde spil. dâ was der fiuhte gâr ze vil, der süezen gebaerde, an der man die bewaerde 16475 der minnen zallen zîten sach. er hete vil wâr, der dâ sprach: swie man es hiietende sì, si sint doch gerne ein ander bi, daz ouge bi dem herzen, 16480 der vinger bi dem smerzen. des herzen leitesterne die schâchent vil gerne, dar daz herze ist gewant, ouch gât der vinger und diu hant 16485 vil dicke und ze maneger zit des endes, dâ der smerze lît. als täten die gelieben ie: sine mohten noch enkunden nie durch keine ir angest verlân, 16490 sine bûweten den arcwân mit manegem süezem blicke vil ofte und alze dicke; wan leider, alse ich iezuo las, des herzen friunt, daz ouge, was 16495 gewendet nâch dem herzen ie, diu hant ie nach dem smerzen gie. si begunden dicke under in zwein ir ougen unde ir herze inein mit blicken sô verstricken,
16440 unwagez M. 42. d. spil git g. gefelle MBE, d. sp. hait g. g. OP. 45. di stat FN. 48. der (2) fehlt BO. 49. liepHche MFNOP. 50. mit m. BR, innichlicher F. 51. gemeiner M (das r sofort in I von liebe verbessert) HP. leben W. vnd g. m. FHWNORS. 52. duhten in F. 54. zallem male F. 56. so sere MBE, also sere RS. vnd also FBN. 59. Nu FBNOP. 60. ir s. MFBNERS. vertan MHBOEP, getan. 61. so fehlt MBE. 62. da MFNORSP. birt MBE. 63. Vor frühtig Rasur W; vrutich F, zuhtech aus fruhtech korrigiert M, zúhtich BE. 64. baerich M, ber. BNE. fruhtch M, vrúhtich BE. 65. fürchte (!) RS. 66. nimer MBE. zegat H. 67. ouch FNORS, ioch HWP, halt M, gerne BE. zegan HNO. 68. Der H. Anweisung für Kapitelzeichen B. unsaelige MBE. 16470 vnd an MWRSP. 72. vruhte MHWBEP. da ze vil FWORSP; zü vil (!) NE. 74. liebe werde F. 75. minne HWOP. 77. Wie E. 79. Daz M. 8 1 - 8 6 fehlen MBE. 82. sehent H. 83. dar dar daz FO, dar da d. HRSP, da dar dat N, dar daz W. 87. Also N. dise g. FO. 90. brueten H. ir a. MBE. 91. suzen FW. 92. vnd als vil d. F; also d. F. 93-96 fehlen MBE. 95. dem ougen OP. 98. ouge WO.
III
16500 d a z s ì s i c h û z ir b l i c k e n
16505
16510
16515
16520
ofte und ze manegen stunden nie sô verrihten künden, M a r k e enfunde ie dar inne den balsemen der minne. durch daz er nam ir allez war. sîn ouge daz stuont allez dar: er sach vil dicke tougen die wârheit in ir ougen und anders aber an nihte niwan an ir gesihte; daz was sô rehte minneclîch, sô siieze und alsô senerîch, daz ez im an sîn herze gie, und solhen zorn dervon gevie, solhen nît und solhen haz, daz er diz unde daz, zwîvel unde arcwân allez ze einer hant lie gân: im hete leit unde zorn sinne unde mâze verlorn. ez was sîner sinne ein tôt, daz sîn herezliep Isôt ieman solte meinen mit triuwen wan in einen;
16525 w a n i m e w a s ie g e n ô t e
niht dinges vor îsôte und was ie dar an staste. swaz zornes er hsete, sô was im ie sîn liebez wîp
16530 liep unde lieber dan sîn lîp. swie liep sim aber wasre, doch brâhte in disiu swaîre und diz vil tobelîche leit in alsô grôze tobeheit, 16535 daz er sich es gär bewac und niwan an sìnem zorne lac. ern haste niht gegeben ein hâr, wsere ez gelogen oder wâr. In disem blinden leide 16540 besande er si beide viir den hof in den palas, dà al daz hovegesinde was. ze Isôte er offenlîche sprach, daz al der hof hörte unde sach: 16545 ,,mîn frouwe Isôt von Irlant, liute unde lande ist wol erkant, wie sère ir garcwânet sît nu lange und vor maneger zît mit mînem neven Tristande. 16550 nu hân ich maneger hande läge unde list ûf iuch geleit, ob ir iuch dirre tumpheit durch mich woltet mâzen; nune wellet irz niht lâzen: 16555 ine bin niht ein sô tumber man, ine wizze und sehe iu daz wol an offenlîche und tougen, iuwer herze und iuwer ougen daz diu sint zallen stunden
16500 01 und 02 umgestellt FNRS. 01. dicke NB. 03. m. he in vonde ey d. i. N , e n w n d e d. i. F, ie vunde ie d. i. H, en fehlt in den übrigen. 04. balsame FERSP, balsem MBN. 05. n a m er MBNOE. 06. daz fehlt O . im stunt F. 07. Er E. 12. vnd so MBEP. 14. da von MHBNOEP. 24. M i t M . 25. in E 16530 31. Swie ß . 32. brahter W, brochte S; so br. MB. 35. sichz F, sich N , es sich P. 36. a m z. M, a n dem z. BE. 39. In HBN, in. 42. al da daz M, al fehlt B. 46. lantFWNP. 4 7 . ir fehlt H. garcwanet F H , g e a r c h w a n t M . 51. liste F. 53. D u r c h M ; mich eit (= iht) N . weitet H. 54. irs W N . 55. so ein BP. 59. Die E. daz si FP.
278
16560 uf mînen neven gebunden, dem bietet unde erzeiget ir siiezer gebœrde danne mir. bî der gebaerde erkenne ich mich, daz er iu lieber ist dan ich. 16565 swaz ich mir huote genim beidiu hin ziu und hin ze im, daz enmac ze keinen staten gestan: ez ist allez umbe niht getan, swie vil ich es getrîbe. 16570 ich hân iuch an dem lîbe sô dicke gesundert, daz mich es iemer wundert, daz ir sô lange und alle zît des herzen sô gemeine sît. 16575 iuwer siiezen blicke hân ich gescheiden dicke und enkan doch an iu beiden die liebe niht gescheiden und hân iu des ze vil vertragen. 16580 nu wil ich iu daz ende sagen: ine wil diz laster und diz leit, daz ir mir habet ûf geleit mit solhen arbeiten, mit iu nie mère leiten; 16585 ine lîde dirre unêre nâch dirre zît nimêre. ouch enwil ich mich durch dise geschiht an iu sô sère rechen niht, als ich von rehte solte,
16590 ob ich mich rechen wolte. neve Tristan, mîn frouwe îsôt, daz ich iu beiden den tôt oder iht herzeleides tuo, dâ sît ir mir ze Hep zuo, 16595 des ich doch vii ungerne gihe; sît ich nu an iu beiden sihe, daz ir ein ander alle zît wider allem mînem willen sît lieber dan ich iu beiden sì, 16600 sô weset ouch beide ein ander bî, als iu ze muote gesté: durch mîne vorhte lât nimê. sît iuwer liebe sô grôz ist, soné wil ich iuch nâch dirre frist 16605 beswaeren noch betwingen an keinen iuwern dingen, nemet ein ander an die hant und rûmet mir hof unde lant. sol mir leit von iu geschehen, 16610 daz enwil ich hceren noch sehen, diu gemeinde under uns drîn diu enmac niht langer gesîn. ich wil iuch zwei derbî lân, ich eine wil dervone gân, 16615 swie ich mich dervone gelœse. disiu gemeinde ist bcese: ich wil ir gerne haben rät. der künec der wizzenlîche hât an minnen cumpanîe,
1 6 5 6 0 63. gebaere M , rede FfNORSP. 6 5 und 6 6 genime : ime HFWNOP. 66. v n d zu ime FBNORSP. 67. ze staten niht g . M B N ( n e i t z ü st.) E . 68. allez fehlt FNRS. 72. mich dez (!) f . 74. des willen F. g e m i n n e N , g e n e m e B. 75. svze MHfNP. 7 8 . d e r MBE. 79. nu h a n ich W. 80. N u H . 81. Ich newil M . d a z leit MNRS. 83. M i t £ . 84. niht mere MWNOERSP, niht langer B. 89. n u h a n ich iu W. 1 9 5 9 0 91. N e v e f / B N . v n d fr. ys. FN. 94. liebe F. 96. n u fehlt ß , d o c h OP. 98. w. allen m i n e n FWNOERSP, m i n e n auch Β (allen fehlt). 6 0 2 . niht m e WBNP. 0 4 . ze dirre vr. W. 05. twingen F. 08. vnd fehlt MBE. 10. geseen O N . 11. g e m e i n d e MHfOP, gemeine die übrigen. u n s si hin auf Rasur W. 1 5 - 2 0 fehlen MBE. 15. erlose W. 16. diu WOP. gemeinde FHfNOP; gemeine die übrigen, diu ist WN. 18. d e r (2) fehlt F. wissentl. WOP.
279
16620 deist michel dorperîe. vart ir beidiu gote ergeben, leitet liebe unde leben, als iu ze muote gesté: dirre cumpanîe wirt nimê!" 16625 N u diz ergieng und diz geschach, reht alse ez M a r k e vor gesprach: Tristan und sîn frouwe Isôt si nigen mit maïzlîcher nôt, mit küelem herzeleide 16630 dem künege ir hêrren beide, dà nach der massenîe. diu getriuwe cumpanîe bî handen sì sich viengen ûf den hof si giengen. 16635 Brangaenen ir gesellîn die hiezen sì gesunde sîn und bäten sì, daz sì belibe und dà ze hove die zit vertribe, biz si aber von in vernasme, 16640 wie in zwein ir dine kaeme: daz befulhens ir vil starke. Tristan nam zweinzic marke von Isolde golde im selben und Isolde 16645 ze ir n ô t d u r f t und zir lîpnar: dar zuo sô brâhte man im dar, des er zer verte hete gegert, sine harpfen und sîn swert, sin birsarmbrust und sîn horn.
16650 dâ zuo sô hete er ime erkorn ûz sînen bracken einen beidiu schcenen unde kleinen, und was der Hiudan genant: den nam er selbe an sîne hant. 16655 sin gesinde bat er got bewarn und hiez si wider ze lande varn an sînen vater Rûâlen; wan eine Kurvenâlen, den behabete er an siner schar. 16660 dem bôt er ouch die harpfen dar. daz armbrust er selbe nam, daz horn und den hunt alsam, Hiudanen, niht Petitcriu. sus riten si dan von hove, si driu. 16665 Brangaene diu reine diu beleip alterseine mit jâmer und mit triure. diu trûrege âventiure und daz vil leide scheiden 16670 von ir gefriunden beiden daz gieng ir sô mit smerzen und also gär ze herzen, daz ez ein michel wunder was, daz sì vor leide genas. 16675 ouch schieden jeniu beide von ir mit manegem leide, wan daz si sì dâ durch den list eine kurzlîche frist tweln und beliben hiezen
16620 torparie FRSP. 22. liep M f , lib OP, lif BN. 24. enwirt P, wert BO. niht me WBNORSP. 25. nun £ ; Dit Ν. vñ gesch. MBERS. 26. sprach NB. 28. mezeclicher H, messelicher O. 29. herzenleide FWBNOP. 31. dar n. MOP. 36. gesvnt HBN, gesunden W, gesinde ORSP. 39. biz sabr f; si fehlt FP, aber fehlt MBE. 40. zwein fehlt MBE. 41. vil fehlt FNP. 43. ysote M, -ten BNOE, ysolden F. 44. fehlt P. 45. dinge M, dingen BE. 46. so fehlt MFBNOERS. in FNRSP. 47. ze siner verte gert MBE. gert auch HfO. 48. harphe FBNO. 49. birse arbr. F, birse armworst N, prisarmbr. H, armbr. MBE. 16650 so fehlt MFBNRSP. Der Vers O. dar z. MBN. 52. beidiu fehlt MBE. 53. der was hutan MBE. 54. die h. PN. 55. Sin fN. 57. An ME. 58. einen FRSP, ein H; ane e. BN. 59. behielt OBN. 60. harphe FBNO. 61. arbrust F. 62. den h. vnd daz h. a. F. 63. hut. MBE. pititcriv MH, petitcrev W, pititiriv /', pititcrev B, piticrev N, peticrev fO, pititru E, pytikru RS, piticrew P. 64. gingen O. dan fehlt OP. 65. Brang. FßN. 66. alleine F(-l-)fWNORSP. 67 und 68 fehlen MBE. 69. und fehlt MBE. 70. geverten MBE. 72. als M. 74. sie ie P; ie gen. MB. 77. da fehlt BOP. durch einen 1. MBE, durch 1. FNRS. 79. entwel(e)n MFE.
280
16680 u n d sì bî M a r k e liezen,
16710 s n ê w î z , a l u m b e e b e n u n d s i e h t , d a z g e w e l b e daz w a s o b e n e
d a z sì die s u o n e v o n in z w e i n
b e s l o z z e n w o l ze l o b e n e ;
w i d e r M a r k e a b e r triiege i n e i n .
o b e n û f d e m s l ô z e ein k r ö n e ,
Sus k ê r t e n sì driu under in
diu w a s vil h a r t e s c h ö n e
allez g e g e n der w i l d e h i n 16685 ü b e r w a i t und ü b e r heide
16715 m i t g e s m î d e g e z i e r e t ,
vil n â c h z w ô t a g e w e i d e .
mit gimmen wol gewieret,
dà w i s t e T r i s t a n l a n g e ê w o l
und unden was der esterîch
in e i n e m w i l d e n b e r g e ein h o l ,
glat unde lûter unde rieh,
daz h e t e er z e i n e n s t u n d e n 16690 v o n â v e n t i u r e f u n d e n :
v o n g r ü e n e m m a r m e l alse g r a s . 16720 ein b e t t e i n m i t t e n inne w a s
dô was er dà geriten jagen
gesniten schöne und reine
u n d h e t e in sin w e c d a r g e t r a g e n ,
ûz k r i s t a l l i n e m steine
d a z s e l b e hol w a s w î l e n t ê
h ô c h unde wît, wol ûf e r h a b e n , alumbe ergraben mit buochstaben;
u n d e r der h e i d e n i s c h e n ê 16695 v o r C o r i n ê i s j â r e n ,
16725 u n d Seiten o u c h die masre, daz ez b e m e i n e t w«ere
d ô risen dâ h ê r r e n w ä r e n ,
der g o t i n n e M i n n e ,
g e h o u w e n in den w i l d e n b e r e ,
zer f o s s i u r e o b e n i n n e
d a r i n n e h e t e n s ir g e b e r c , s o si ir h e i n l î c h e w o l t e n h â n 16700 u n d m i t m i n n e n u m b e g â n .
dâ wären kleiniu vensterlîn 16730 d u r c h d a z lieht g e h o u w e n î n , diu l û h t e n d â u n d e h i e .
u n d s w â der einez f u n d e n w a r t ,
dà m a n ûz u n d în gie
d a z w a s mit ère b e s p a r t
dâ g i e n g ein t ü r ê r î n i u vür;
u n d w a s der M i n n e n b e n a n t , la f o s s i u r e a la g e n t a m a n t : 16705 d a z k i t d e r m i n n e n d e n h o l .
und ûzen s t u o n d e n o b e der t ü r 16735 e s t e r i c h e r l i n d e n drî
der n a m e g e h a l d e m d i n g e o u c h w o l .
und obene keiniu mê derbî;
o u c h s a g e t uns daz maere,
a b e r u m b e u n d u m b e hin ze t a l
diu f o s s i u r e waäre
dâ s t u o n d e n b o u m e â n e z a l ,
sinewel, wît, hôch unde ûfreht,
die d e m b e r g e m i t ir b l a t e
16680 marken MNOP. 82. marken MfBNOE. 83. Sus HfBNOP. 86. zö M, zw f , zwu F. 89. Daz M. het er einer st. FRS. 91. do er was g. j. MBE. 92. in hete MBE; beide Verse umgestellt MBE. 93. wilen MBE; wile ne Ν. 94. bi MBE. 95. curéis O , curieies P. 96. herre F. 97. uf den selben b. FRS, in d. s. b. N. 99. sir Mf. 701. vnd fehlt MBE. keines FRS. 04. uissiure ME. gant FSP. 05. Dat N. chut M, kút WR, künde S; kit F, kivt f , quit Ρ; quat Η; sprichet ΒΝΟΕ. minnen MBNES, minnende FHOR. 06. den dingen wol FNR. 07. diz m. MHBNOERSP. 08. uissiure ME. 09. wit fehlt MBE. 16710 1 1 - 2 6 fehlen MBE. 11. ebene W. was fehlt H. daz fehlt P. 12. geslozzen HfOP. 16. gimme FW. gegieret F. 18. unde (1) fehlt NOP. 19. marwel F, marmere f , mermer O , mermel N, marbel P. ein fehlt HfO (a. ein gr. FWNP). 20. mitten drinne FN, da mitten inne O , dar inne enmitten P. 22. christelinen steinen FWP. 25. seit in F. die HfW, di F, diu. 26. benennet FNRS. 27. ez was der gotinne (minne fehlt) MBE (div); gottinne FWOP. 28. uissiure MBE (Β jussure). 33. erniv H, erin WNO, erenne F. 38. da fehlt FNRS.
281
16740 und mit ir esten bâren Schate, und einhalp was ein plânje, dâ flôz ein funtânje, ein frischer küeler brunne durchlûter als diu sunne. 16745 dâ stuonden ouch drî linden obe schöne und ζ e lobelîchem lobe, die schirmeten den brunnen vor regene und vor sunnen. liehte bluomen, grüene gras, 16750 mit den diu plânje erliuhtet was, die kriegeten vil suoze inein. ir ietwederez daz schein daz ander an enwiderstrît. ouch vant man dâ ze sîner zît 16755 daz schcene vogelgedcene. daz gedoene was sô schcene und schcener dâ dan anderswâ. ouge und óre heten dâ weide unde wunne beide: 16760 daz ouge sine weide, daz ôre sîne wunne. dâ was Schate und sunne, der luft und die winde senfte unde linde. 16765 von disem berge und disem hol sô was ein tageweide wol velse âne gevilde und wiieste unde wilde, dar enwas dekein gelegenheit
16770 an wegen noch stîgen hin geleit; doch enwas daz ungeverte des endes niht sô herte, Tristan enkêrte dar în, er und sîn trûtgesellîn, 16775 und nâmen ir herberge in dem velse und in dem berge. Nu daz si sich geliezen nider, si sanden Kurvenâlen wider, daz er in den hof jashe, 16780 und swâ es not geschsehe, daz Tristan und diu schœne Isôt mit jâmer und mit maneger nôt hin wider ze îrlant wasren, ir unschulde offenbseren 16785 wider liute und wider lant; und daz er sich ouch al zehant da ze hove nider lieze, swie in Brangasne hieze, und mit durnehtekeite 16790 der durnehtigen seite, ir beider friundinne, ir friuntschaft unde ir minne; und erfüere ouch, waz der masre umbe Markes willen wasre, 16795 ob er dekeinen argen rät dekeiner arclîchen tât ûf ir leben leite, daz er in iesâ seite und daz er ouch genôte
16740 waren F. 41. und fehlt MBNE (Ainh.). plenie oder pleine nicht zu entscheiden M, pleine H, plane W. 42. Da M. fontenie oder fonteine nicht zu entscheiden M, fontenie E, fonteine H, funtaine W, fontaine O. 43. frisch MBE. 44. luter MBE. ein s. F. 46. ze schönem 1. MBE. 47. dem b. HWE. 48. vor der s. H. 50. da mit MBOE. der pl. ON; pleine H, plaine WN, plan O, palm Ρ, plasnie M. 52. ir fehlt MHBE. 53. in w. HFW. 54. daz ze W. 55. söze MBE. 56. was ouch sch. F, da schl. WNO. 57. und fehlt MBE. 58. ougen FEP. oren HBNEP. 62. daz F. 65. vnd von P, van N. 66. so fehlt MBE. 68. und fehlt MBNE. ane w. HW. 69. da enwas HB NE. 16770 noch an stig g. MBE; noch an auch NP. 72. nie MBE. 73. Trist. MBE; tr. er k. PN. 74. er u. s. frówe diu kunigin MB, ohne s. fr. E. 76. si namen MBE. 77. do si sich ME (nu fehlt), Dû Β, Nv do Ν. 79. dem hofe MFBNERSP. 80. und fehlt MBOE. 81 und 82 fehlen Β (von späterer Hand am Rande nachgetragen). 83. h. w. yrlant HRS, h. w. in yrl. F, hin gen O, hin wid. gen P. 85. lute ν. 1. M. 89. turnacheite M. 90. durnahten M, durnehten BE. 93. was da mere FRS. 94. marken FBNRS. 96. um cheine archliche tat F, ze k. arci, t. WNO RS P. 98. erz F, heit N. zehant FN. 99. und fehlt MBE. er ie g. W.
282
16800 T r i s t a n d e n u n d e î s ô t e
16830 d a z b e s t e lipgeraste,
in s i n e t r a h t e nasme
d a z m a n zer w e r l d e g e h a b e n k a n .
u n d ie d a r w i d e r kaeme
daz t r u o c sich in v e r g e b e n e a n
m i t s ô g e t a n e n masren,
u n d ie frisch u n d e n i u w e :
diu r ä t ze m u o t e basren,
d a z w a s diu r e i n e t r i u w e ;
16805 ie z e i n e m m â l e in z w e i n z i g t a g e n ,
16835 diu g e b a l s e m e t e m i n n e ,
w a z m a c ich iu n u m ê g e s a g e n ?
diu libe u n d e sinne
er leiste, d a z m a n i m e g e b ô t .
als i n n e c l i c h e s a n f t e t u o t ,
hie m i t e w a s T r i s t a n u n d e I s ô t
diu herze fiuret u n d e m u o t :
inein g e z o g e n ze h û s e 16810 in d i r r e w i l d e n k l û s e .
diu w a s ir b e s t i u lipnar. 16840 d e i s w â r si n â m e n selten war,
G e n u o g e n i m e t hier under
d e k e i n e r spise n i u w a n der,
virwitze unde wunder
v o n der daz h e r z e sine ger,
und habent mit frage grôze nôt,
d a z o u g e sine w u n n e n a m
w i e sich T r i s t a n u n d e I s ô t , 16815 die z w ê n e g e v e r t e n ,
u n d o u c h d e m libe r e h t e k a m . 16845 hie m i t e s ô h e t e n si g e n u o c .
in d i r r e w ü e s t e e r n e r t e n .
in s t r e i c h diu l i e b e , ir e r b e p f l u o c ,
des wil ich sì b e r i h t e n ,
n i w a n an i e g e l ì c h e m t r i t e
ir v i r w i t z e b e s l i h t e n :
und ze i e g e l i c h e n s t u n d e n m i t e
si s ä h e n b e i d e ein a n d e r a n , 16820 dà g e n e r t e n sì sich v a n :
u n d g a b in alles des d e n r ä t , 16850 des m a n ze w u n s c h l e b e n e h a t .
d e r w u o c h e r , den daz o u g e bar,
o u c h m u o t e si d a z k l e i n e ,
d a z w a s ir z w e i e r l i p n a r ;
d a z si in der w ü e s t e als e i n e
si e n â z e n n i h t d a r i n n e
u n d â n e liute Sölten sin.
w a n m u o t unde minne. 16825 diu g e l i e b e m a s s e n i e
nu wes bedorftens ouch dar in. 16855 o d e r w a z s o l t e i e m a n z u o in d a r ?
diu w a s ir m a n g e r ì e
si h e t e n eine g e r a d e s c h a r :
in maezlìchen s o r g e n ,
d a n e w a s n i u w a n ein u n d e i n .
si t r u o g e n v e r b o r g e n
hasten si i e m a n z u o in z w e i n
i n n e r h a l p der waste
a n die g e r a d e n s c h a r g e l e s e n ,
16800 tristande MW. 03. getanem W. 04. mût ze rate W, muyt zu rade Ν. 05. ie fehlt MBE. 06. sol MBE. ich me g. H. me FHBNORSP (nu fehlt Ν), mere die übrigen, gesagen FHORS, sagen die übrigen. 07. Er M. 08. Hie Β. 09. ane in H, bi ein PB. ll.genöge ME. 12. Vorwitze Ν, vurw. WORS. 13. habt H, hant O . 16. der MBNE. 18. slihten MBE, versi. F. 21. den w. MBEP. 22. der waz WBN. 2 3 . si a . M W B E R S . 2 5 ^ ( 0 fehlen MBE. 25. liebe FNORS. 26. menserie F, magerie W, manerie RS. 27 und 28 fehlen H. 27. messelich FNORS, merzl. W. 29. innert(h)a!p HW. 16830 33. frútsch W. 35. gewalsamite (w zu b korrigiert) F. 38. vuret FORSP, inzündet N. 41. sine gerten sp. da nimer MB(si g.)£. 4 2 . wan von der d.h. MBE. 4 5 . Hey NE. so fehlt MBE. 46. minne FP. 4 8 . zu ieglicher stunde FN. 50. ze wünsche ze I. F, ze wünsche I. WBNO. 52. si fehlt F. al eine FNORSP. 55. zò zin MW. 56. gliche sch. WO. geraden FP. 57. niht wan FN. 58. hetens HP. zú zin W. 59. An M. geliehen W.
283
16860 sô wíere ir ungerade gewesen und waeren mit dem ungeraden sere iiberlestet und überladen, ir zweier geselleschaft diu was in zwein sô hêrhaft, 16865 daz der saslige Artus
16870
16875
16880
16885
nie in dekeinem sînem hûs sô grôze hôchgezît gewan, dà mère ir lîbe lustes van und wunne wsere enstanden. man hsete in allen landen dekeine fröude funden, die sí zwei ze den stunden wolten haben gekouft dar în umbe ein glesîn vingerlîn. Swaz ieman künde ertrahten, ze wunschlebene geahten, in allen landen anderswâ, daz hetens allez bî in dà. sine hasten umbe ein bezzer leben niht eine bòne gegeben wan eine umbe ir ère. waz solté in ouch dà m è r e . " si heten hof, si heten rät, dar an diu fröude elliu stàt. ir stastez ingesinde daz w a s diu griiene linde, der Schate und diu sunne, diu riviere u n d e der brunne, b l u o m e n , gras, l o u p unde b l u o t ,
16890 daz in den ougen sanfte tuot. ir dienest was der vogele schal: diu kleine, reine nahtegal, diu troschel und daz merlîn und ander waltvogelin; 16895 der zise und der galander die dienden wider ein ander enwette und enwiderstrît. diz gesinde diende zaller zît ir ôren unde ir sinne. 16900 ir hôchzît was diu minne, ir fröuden Überguide, diu brâhte in durch ir hulde des tages tûsent stunden Artûses tavelrunden 16905 und alle ir massenîe dar. waz solte in bezzer lîpnar ze muote oder ze lîbe? dà was doch man bî wîbe, sô was ouch wîp bî manne: 16910 wes bedorften si danne? si heten, daz si solten, und wären, dâ si wolten. Nu trîbent aber genuoge ir masre und ir unfuoge, 16915 des ich doch niht gevolgen wil: si jehent, ze sus getanem spil da gehoere ouch ander spîse zuo. da enweiz ich rehte, weder ez tuo. es dunket mich genuoc hier an.
16860 ungelich W. 61 und 62 fehlen MBE. 62. beladen WN. 64. hereh. MHBOP. 66. cheinem FNORS; da heime in s. h. MBE. 67. hochzit MFP. 68. libes MWBNE, liebe OP. fröden MBE. an MB. 69. vnd vroude FNRS. entst. M, erst. WRS. 70. man enh. F. allem lande H. 73. heten gechöfet MBE, gecoufet HFW. 75. Swas FB, Wat Ν. 76. ze wünsche lebene MHFBNOE; ze wünsche M* (lebene über der Zeile). 78. da h. F. 79 bis 82 fehlen MBE. 79. si enhettet um F. 81 und 82 fehlen N. 82. ouch in F. do WOP. 16890 91. vogele M, vogel die übrigen. 92. div r. sozze η. MBE, d. reyne cleyne η. N. 94. Vnd M. 95. diu zise M, zise B, das zinslin(!)£, zisch H, ti zisc W (d.h. zisch wie H, das begonnene ti nicht getilgt), zisegin NO, sittich FP, sich RS. 97. in w. (beide Male) HWP. 98. daz g. MFBERS. dienden W. 900. die h. w. ir minne B; hoczit M, hohgez. HBNP. vñ ir minne W. 02. brahten d. MIIFOP. 03. ze t. st. HBNOP. 05-17142 fehlen MBE. 13. triben HNRS. 17. hoere WN. 18. daz (= da) HNRS, des OP. 19. ez (es) d. HWNORSP, des F.
284
16920 ist a b e r a n d e r s i e m a n ,
16950 die t u g e n d e dien sîn i e m e r
der b e z z e r e n l î p r â t
gesteinet unde gewieret,
an disem lebene erkunnet hât,
mit lobe also gezieret,
der j e h e , als erz e r k e n n e ;
d a z wir, die n i d e r e sîn g e m u o t , der m u o t sich allez nider t u o t
ich t r e i p o u c h e t e s w e n n e 16925 a l s u s g e t a n e l e b e s i t e :
16955 und a n d e m e s t e r î c h e s w e b e t , der w e d e r s w e b e t n o c h e n k l e b e t :
d ô d û h t e es m i c h g e n u o c d e r m i t e .
w i r k a p h e n allez w i d e r b e r e
N u n e sol iuch n i h t verdriezen, ir e n l â t iu d a z e n t s l i e z e n ,
und s c h o u w e n o b e n e a n d a z w e r e ,
durch welher slahte meine
d a z a n ir f ü g e n d e n dâ s t â t ,
16930 diu f o s s i u r e in d e m steine
16960 daz v o n ir l o b e her nider g â t ,
b e t i h t e t w a r e , als si w a s .
die o b uns in den w ö l k e n s w e b e n t
si w a s , als ich i e z u o dà las,
u n d uns ir s c h î n h e r nider g e b e n t :
sinewel, wît, hôch unde ûfreht,
die k a p h e w i r ze w u n d e r a n .
s n ê w î z , a l u m b e e b e n und s i e h t . 16935 diu s i n e w e l l e b i n n e n
hie w a h s e n t uns die vederen v a n , 16965 v o n d e n der m u o t in f l ü c k e w i r t , fliegende lop nâch fugenden birt.
d a z ist e i n v a l t e a n m i n n e n : e i n v a l t e z i m e t der m i n n e w o l ,
D i u w a n t w a s w î z , eben u n d sieht:
diu â n e w i n k e l w e s e n s o l .
d a z ist der d u r n e h t e r e h t ,
d e r w i n k e l , der a n m i n n e n ist, 16940 d a z ist â k u s t u n d e list.
d e r wîze und ir einbsere s c h î n 16970 der e n s o l n i h t m i s s e m â l e t sîn.
diu w î t e deist der m i n n e n k r a f t ,
an ir s o l o u c h k e i n a r e w â n
w a n ir k r a f t ist u n e n d e h a f t .
w e d e r biihel n o c h g r u o b e h â n .
diu h ö h e deist der h ö h e m u o t ,
der m a r m e l î n e e s t e r î c h
d e r sich û f in die w ö l k e n t u o t ;
der ist der staäte g e l î c h
16945 d e m ist o u c h n i h t e s ze vil,
16975 a n der g r ü e n e u n d a n der veste,
die w î l e er sich g e h a b e n wil
diu m e i n e ist i m e diu b e s t e ,
hin û f , dà sich der t u g e n d e g ô z
v o n v a r w e und v o n slehte
ze s a m e n e w e l b e t an ein slôz.
diu sta:te s o l ze r e h t e
s o gevselet o u c h d a z n i e m e r ,
ingriiene s î n , r e h t e a l s e g r a s ,
16920 2 2 . erkennet FNORSP. 25. liebesite FNRS. 26. da m. ONP. 11. erdrizen H. 28. ir enlazet F. daz fehlt FNRS. 31. berihtet FRS. 32. da fehlt FNRSP. 35. innen FWNORS, binnen HP. 37. minnen NP. 41. daz ist HWNOP. minne HP. 44. in fehlt F. 49. gevelet H O , gefeilet F, gevellet WP, gefellet RS, gewolfet N. 16950 die sin HO. ' 51. gegieret F, gefieret NRSP. 53. die fehlt F. 56. ensw. W. enlebet FN, lebet RS. 59. an fehlt OP. tugende FORSP. 61. swebet (!) W. 63. caphen WNOP. 65. envlucken F, invi. Ν. 66. vf gande 1. FN, von gande RS. noch F. 67. Div FHO. wiz fehlt F. vnd ebensiecht O. 68. dar W. 69. der einberer FN, ir einberen Η, ir eynberer sch. OP. 71. ouch fehlt H. 72. grüben WOP. 73. Der N. mermerine WOP (mar-). 75. stete vnd W. 76. im fehlt W. 77. diu varwe W. geslehte FNRS. 79. als ein gr. FNORSP.
285
16980 glat unde lûter aise glas, daz bette inmitten inné der kristallinen minne, daz was vil rehte ir namen benant. er hete ir reht vil rehte erkant, 16985 der ir die kristallen sneit
16990
16995
17000
17005
ze ir legere und zir gelegenheit: diu minne sol ouch kristallin durchsihtic und durchlûter sîn. Innen an der êrînen tür dâ giengen zwêne rigele vür. ein valle was ouch innen mit kündeclichen sinnen hin ûz geleitet durch die want, aldâ si ouch Tristan dà vant; die meisterte ein heftelîn, daz gie von ûzen dar in und leite sì dar unde dan. noch sloz noch slüzzel was dar an, und wil iu sagen umbe waz: dane was niht slozzes umbe daz, swaz man geriistes vür die tür, ich meine ûzerhalp dervür, ze rûme oder ze slozze leit, daz tiutet allez valscheit; wan swer zer M i n n e n tür în gât, den man von innen niht în lât, daz enist der minnen niht gezalt, wan daz ist valsch oder gewalt. durch daz ist dâ der M i n n e n tor,
17010 diu êrîne tür vor, die nieman kan gewinnen, ern gewinne sî mit minnen. ouch ist si durch daz êrîn, daz kein gerüste müge gesîn 17015 weder von gewalte noch von kraft, von liste noch von meisterschaft, von valscheite noch von lüge, dà mite man sì verscherten müge. und innen ietweder rigel, 17020 ietweder minnen insigel, daz was zem anderen gewant ietwederhalben an der want; und was der einez cêderîn, daz ander helfenbeinin. 17025 nu vernemet die tiute ir bêder: daz eine insigel der cèder daz meinet an der minne die wisheit und die sinne; daz von dem helfenbeine 17030 die kiusche und die reine, mit disen zwein insigelen, mit disen reinen rigelen sô ist der M i n n e n hüs bewart, valsch unde gewalte vor bespart. 17035 Daz tougenlîche heftelîn, daz von uzen hin în zer vallen was geleitet hin, daz was ein spinele von zin; diu valle was von golde,
16980 als ein gl. FNRSP. 81. Daz H. 83. name FNRS, reht H. 85. christalinen F. 86. gelegere WP. 87. di christ. F. 89. Innen H, In binnen N, innen, erin W, erenen F, eren Ν. 94. al das ouch Ff, als ouch F\ also das tr. ouch (!) RSP, als dat tr. oych da ν. N. 97. sich F. 98. slvz H. 17000. sluzzes H, sluzzels O. 02. vzerth. WP. 03. slozze FHWOP; sloze die übrigen. 06. von minnen FNS. niht enlat FP. 07. minne FP. 17010 erine trivwe HO, reyne truwe N, dar jnn trwue F. da vor PN. 14. sin FWNORS. 20. ingesigel FNRS; der Vers fehlt O. 23. cedrin WO. 25. beider WNRSP. 26. ingesigel WNO. 31. ingesegelen ON. 32. m. d. zwein rig. HOP. 34. vor verspart FNOP. 35. Daz H. 36. da W. 37 und 38 hine : zine HFNOP. 38. spini F.
286
17040 a l s sì z e r e h t e s o l d e :
17045
17050
17055
17060
valle unde haft, diz unde daz, diu enmohten beide niemer baz an ir eigenschaft sîn brâht. daz zin daz ist diu guote andâht ze tougenlîchem dinge; daz golt daz ist diu linge, zin unde golt sint wol hier an: sîn andâht mag ein ieclîch man nâch sînem willen leiten, smalen oder breiten, kürzen oder lengen, fríen oder twengen, sus oder sô, her oder hin, mit lîhter arbeit als zin, und ist dà lützel schaden an; swer aber mit rehter güete kan ze minnen gewesen gedanchaft, den treit binamen dirre haft von zine, dem swachen dinge, ze guldîner linge.
und ze lieber âventiure. Obene in die fossiure dà wären niwan driu vensterlîn schöne unde tougenlîchen in 17065 gehouwen durch den ganzen stein, dà diu sunne hin in schein, der einez ist diu güete, daz ander diemüete, daz dritte zuht. ze disen drin
17070 dà lachet in der süeze schîn, diu saslige gleste, ère, aller liehte beste, und erliuhtet die fossiure werblicher âventiure. 17075 ouch hât ez guote meine, daz diu fossiure als eine in dirre wüesten wilde lac; daz man dem wol geliehen mac, daz minne und ir gelegenheit 17080 niht ûf die strâze sint geleit noch an dekein gevilde; si löschet in der wilde, ze ir klûse ist daz geverte arbeitsam unde herte. 17085 die berge ligent dar umbe in maneger swasren krumbe verirret hin unde wider, die stîge sint ûf unde nider uns marterasren allen 17090 mit velsen sô vervallen, wir engân dem pfade vil rehte mite; verstôze wir an einem trite, wir enkomen niemer mère ze guoter widerkêre. 17095 swer aber sô saelic mac gesîn, daz er zer wilde kumet hin in, der selbe hât sîn arbeit vil saeleclîchen an geleit: der vindet dâ des herzen spil:
17040 von r. OP. 4 2 . di e n k u n d e n F. beide fehlt FN. 47. wol sint f. 50. vñ W. 57. zer m. FNRS. sin F, wesen WNORSP. 62. O b e n H. der f. FRS. 66. daz W. 17070 73. entluhtet F. 74. wertlicher FNP, wentlicher W, werentlicher O . 75. het F, hette RS, hadden si Ν. 76. al eine FNP. 77. w. wilden F, wilden w. HNORS, wüstin ville P. 78. wol dem f. 82. luschet H , lüfet N . 83. zer FRS, in der N , in ir O . 86. swerer WP. 87. vnd her wider FNP, hin her v. w. RS. 89. vñ statt uns W, mit O , martereren W O , m a r t r e n Ρ; martileren F, marteleren H N . 91. p f a d e fehlt H. 92. eime HW. 99. der h. F* (r zu s verbessert).
287
17100 swaz sô daz óre hœren wil und swaz dem ougen lieben sol, des alles ist diu wilde vol. sô wasre er ungerne anderswâ. Diz weiz ich wol, wan ich was dà 17105 ich hân ouch in der wilde dem vogele und dem wilde, dem hirze und dem tiere über manege waltriviere gevolget unde nach gezogen 17110 und aber die stunde also betrogen, daz ich den bast noch nie gesach. min arbeit und min ungemach daz was âne âventiure. ich vant an der fossiure 17115 den haft und sach die vallen, ich bin ze der kristallen ouch under stunden geweten. ich hân den reien getreten dicke dar und ofte dan, 17120 ine geruowete aber nie dar an; und aber den esterîch dâ bî, swie herte marmelîn er sì, den hân ich sô mit triten zebert; haste in diu grüene niht ernert, 17125 an der sin meistiu tugent lît, von der er wahset alle zît, man spurte wol dar inne diu wären spor der minne. ouch hân ich an die liehten want
17130 miner ougen weide vil gewant und hân mich obene an daz gôz, an daz gewelbe und an daz slôz mit blicken vil geflizzen, miner ougen vil verslizzen 17135 an der gezierde dar obe, diu sô gestirnet ist mit lobe, diu sunne bernde vensterlîn, diu habent mir in daz herze mîn ir gleste dicke gesant. 17140 ich hân die fossiure erkant sît mînen eilif jâren ie und enkam ze Kurnewâle nie. Diu getriuwe massenîe, Tristan und sîn amie, 17145 si heten in der wilde ze walde und ze gevilde ir muoze und ir unmuoze besetzet harte suoze: si wären zallen zîten 17150 ein ander an der siten. des morgens in dem touwe sô slichen sì zer ouwe, dâ beide bluomen unde gras mit dem touwe erkiielet was. 17155 diu kiiele prâerîe was danne ir banekîe. dâ giengen sì her unde hin, ir mxce sagende under in und loseten mit dem gange
05. durch wait und durch gevilde F. 10. 17100 01. ouge FH. 04. Diz H. wände H. ich han da F. 17. underwilen F. 18. rein HP, reinen W, also fehlt O. vnd also d. st. b. P. 14. in d. OP. 21. dem estriche FP. 22. marmerin reine RS, reygen N. 20. geruete F, gerüte P. 25. tugent FHORSP, tugende. 28. sporn W. W. 24. di triwe F, d. getruwe NRS. 36. gestirret HN. 37. berende FN, bernden WP, bernde 17130 min H. 35. der fehlt W, das PN. 42. en fehlt HF. 43. div MBE. 49 und 50 fehlen HORS. 41. ellif F, eylf NORSP. 51. Des B. 52. so fehlt F. si fehlt W. zu der o. FWNO, zú ir Β. 55 und 56 fehlen MBE. 59. lusterte (= 63., 67.) O. MBE.
288
17160 d e m siiezen v o g e l s a n g e .
17190 v o n sene v e r d o r b e n w ä r e n ,
sô danne namens einen swanc,
si beredeten und besageten,
h i n d à der kiiele b r u n n e k l a n c ,
si b e t r û r e t e n unde beklageten,
und loseten sînem klänge,
d a z Villise v o n T r â z e ,
s î n e m sliche u n d s î n e m g a n g e ;
d a z der a r m e n K a n â z e
17165 d à er hin û f die p l â n j e gie,
17195 in der minnen n a m e n g e s c h a c h ;
da g e s à z e n sì d u r c h r u o w e n ie,
daz Biblìse ir herze b r a c h
d à l o s e t e n sì d e m duzze
d u r c h ir b r u o d e r minne,
u n d w a r t e t e n d e m fluzze,
d a z ez der kiiniginne
u n d w a s d a z a b e r ir w u n n e .
v o n T i r e u n d v o n Sidòne
17170 als a b e r diu liehte s u n n e
17200 der seneden D i d ô n e
ûf begunde stîgen,
d u r c h sene sô jämmerliche ergie.
diu h i t z e n i d e r s i g e n ,
mit solhen maeren w â r e n s ie
s ô g i e n g e n sì zer linden
unmüezic eteswenne.
n a c h den l i n d e n w i n d e n , 17175 diu b a r in a b e r d a n n e lust
So si aber der maere denne 17205 vergezzen w o l t e n under in,
ûzen u n d i n n e r h a l p der b r ü s t ,
sô slichens in ir klûse hin
si e r f r ö u t e n o u g e n u n d e sin.
und n â m e n aber ze h a n d e n ,
diu siieze linde siiezete in
d a r a n s ir lust e r k a n d e n , und liezen d a n n e klingen
luft u n d e S c h a t e m i t ir b l a t e . 17180 die w i n d e w ä r e n v o n ir Schate
17210 ir h a r p h e n unde ir singen senelîchen unde suoze.
süeze, linde, küele. der l i n d e n gestiiele
si wehselten u n m u o z e
d a z w a s v o n b l u o m e n und v o n g r a s e
m i t h a n d e n und m i t z u n g e n : si h a r p h e t e n , si sungen
der b a z g e m â l e t e w a s e , 17185 d e n ie linde g e w a n .
17215 leiche unde n o t e n der minne. si w a n d e l t e n d a r inne
dâ sâzen sì zein a n d e r a n ,
ir w u n n e n s p i l , swie sì g e z a m .
die g e t r i u w e n senedsere
s w e d e r ir die h a r p h e n g e n a m ,
und t r i b e n ir s e n e m œ r e
sô w a s des a n d e r e n site,
v o n d e n , die v o r ir j â r e n
17160 61. so namen si dan O N . 62. sprach M, sprang BE. 6 3 - 6 8 fehlen MBE; 63 und 64 fehlen NRS. 65. plaine H, plane WNO, balme P. 66. ruwe FP. 67. doze F, doisse Ν, tosse RS. 68. vloze F, vloisse Ν, flösse RS. 69. daz fehlt P. v. daz w. O. och ir w. MBE. 70. so aber MBE; Als a. H. 72. nigen W. 73. So M, da F. 74. senften M, külen ß , weichen N. 7 5 - 2 4 0 fehlen MBE. 75. danne aber WRS. 76. vsse N. innert(h)alp HW. 77. ervrouweten HWP, ervrueten F. er vrouwede in N O . ir o. vnd ir s. WOP. 81. s. senfte k. Ν. 84. bas gemaliste FN. 86. si fehlt ti. 88. senede m. WP. 17190 91. Si N. 94. daz fehlt FNRS. kanaaze FNS, schanaze W. 96. bibilise F, libelise RS. 202. waren si FNP. 04. So H; soz F. ir mere H. 06. chlusen F. 08. si 1. W; ir fehlt auch NOP. 11. -liehe FO. 14. herph. H. vnd s. WNRSP. 17. swiez F, wie es (!) RS; sis N, in ORS. 18. swederz F. harphe FNORS, h s phen H. nam FNOR. 19. sus W.
289
17220 daz ez diu notelîn dermite suoze unde senelìche sane, ouch lûtete ietweder klanc der harphen und der zungen, so si in ein ander klungen, 17225 sô suoze dar inne,
17230
17235
17240
17245
als ez der süezen M i n n e wol zeiner klûse wart benant la fossiure a la gent amant. Swaz aber von der fossiure von alter âventiure vor hin ie was bemaeret, daz wart an in bewaEret. diu wäre wirtinne diu hete sich dar inne alrêrste an ir spil verían: swaz ê dar inne ie wart getan von kurzewîle oder von spil, dazn lief niht ze disem zil; ezn was niht von meine sô lûter noch sô reine, alse ir spil was under in. si triben der minne ir stunde hin sô wol sô nie gelieben baz: sine täten niht wan allez daz, dà sì daz herze zuo getruoc. Der kurzewîle was genuoc, der si in dem tage begunden: si riten under stunden, sô si des gelüste,
17250 mit dem armbruste birsen in die wilde nach vogelen und nâch wilde unde ouch zeteslîchen tagen nâch dem röten wilde jagen 17255 mit Hiudane ir hunde, der dannoch niht enkunde unlûtes loufen sus noch sô. in hete Tristan aber dô gelêret harte schiere 17260 nâch dem hirze und nâch dem tiere, nâch aller slahte wilde durch wait und durch gevilde ze wünsche loufen ûf der vart, sô daz er niemer lût wart. 17265 mit dem vertriben si manegen tac, niht durch dekeinen den bejac, der an solhen dingen lît, niuwan durch die kurzen zît, die man hie mite haben sol. 17270 si iibeten, daz weiz ich wol, den bracken und daz armbrust mê durch ir herzen gelust und durch ir banekîe dan durch mangerìe. 17275 ir geschefede unde ir pflege was alle zît und alle wege niht anders wan des sì gezam und in ze muote rehte k a m . Under diu, dò diz geschach,
17220 er NO. da mite FN, dar m. HO. 21. senecliche WOP. 22. lvtete HWP, lvte. 23. herphen H. vnd alle Handschriften (Maßmann, Beckstein, Golther mit). 24. sus in P. 27. genant FR. SP. 28. gant FP. 29. Wat Ν. 31. ie fehlt W, e FN. 32. an ir Ν. 35. alrestst Η. 36. ie für e FWO. e für ie F; fehlt RS. was F. 37 und 38 spile : zile HWNOP. 39. niht in eine FNRS. 41. sus lebeten si under in ME, s. 1. si lieflich v. in ß. 44. niwan FWP. 46. Der Ff. 47. i. den tagen PB. 48. gingen O. in den st. B, in der st. O. 17250 51.pirsen MHFW. 52. vogelin FOP. 53. zetsl. MF, zetesl. HW. 55. hutan MBE. 56. niene k. MW (-na); dan noch noch nye O. 63. wünschen W. 64. so fehlt MB. enwart O. 65-74 fehlen MBE. 72. den h. gel. W. 74. danne HWP. menserie F, mans. RS, manerie P, meisterie N. 75. Ir Β. geschafede M, geschephede HW. 78. v. in rehte mite kam F, inde in r. in eren m. k. Ν, vnd in r. zu irme m. kam S (R- nam). 79. vndiv do M, Da van do Β, Under des do OS, Under dis dit do Ν, In der zit do RP.
290
17280 sô hete ie michel ungemach der trûrige Marke: er trûrete starke umbe sîn ère und umbe sîn wîp. ime begunde muot unde lîp 17285 von tage ze tage swasren, ère unde guot unmasren. sus gereit er in den selben tagen in disen selben wait jagen und mê durch sine triure 17290 dan durch kein âventiure. nu sì zem walde kämen, die jegere ir hunde nâmen und funden ein triinne dâ stân: da begundens în ze ruore lân 17295 und an der selben stunde so geschieden die hunde einen fremeden hirz hin dan; der was reht alse ein ors geman, stare unde michel unde blanc, 17300 daz gehiirne klein und unlanc, vil kûme wider entworfen, als er ez hin geworfen haste in unlanger zite: den jageten sì ze strite 17305 und mit gewalte under in
17310 von dannen er ouch dar kam, hin dâ diu fossiure was aldar geflôch er unde genas. N u muote Marken sère, die jegere michels mère, 17315 daz in zem hirze also geschach; d ò man in alse fremeden sach beide an der varwe und an der man, si heten alle unmuot dervan. hie mite lásens ir hunde wider 17320 und liezen sich die naht dâ nider, wan in was allen ruowe nôt. nu hete ouch Tristan unde Isôt den tac allen wol vernomen den schal, der in den wait was komen 17325 von gehürne und ouch von hunden, und dâhten an den stunden, daz ez niuwan M a r k e waere. des wart ir herze swaere; ir beider angest was iesâ, 17330 si wseren ime vermaîret dâ. Des anderen tages fruo nu fuor der jegermeister zuo, ê danne er küre daz morgenrôt, sînen undertânen er gebôt, 17335 d a z s ì d â w o l b e t a g e t e n
unz vaste vür den âbent hin. dô verstiezens an der vart, also daz in der hirz entwart und sine fluht hin wider genam,
und danne nâch im jageten. an ein leiteseil er nam einen bracken, der im rehte kam, und brâhte den rehte ûf die vart.
17280 82. der MB. 86. lip ν. g. MBE. 87. Sus MBNE. geriet MBERS, reit F N O . selben fehlt MBE. 88. den MFBE. 89. vnd fehlt MBE. 90. kein fehlt MBE. 93. nu vundens F, die f u n d e n NRS. trvime B, dicke N , d u r n R, tier S, trvmen P. da fehlt MBE. 94. ruren W. 95. und fehlt MB. 96. so fehlt MOE, du B. gescheiden WP, schieden MBNERS. 97 und 98 dane : gemane MHFWOP. 99. unde (1) fehlt MBNOEP. 300. vnd niht 1. FO, vnd 1. MBE; der Vers fehlt P. 02. h i n e M . 03. churzer MBOE. 04. mit str. F. 05. und fehlt MB. 06. biz HBO. 08. nit e n w a r t OP, nit w a r t B. 09. n a m FWNRS. 17310 ouch er F. bekam ME. 11. vissure M. 12. aida hin floch MB, da hin fi. £ ; floch MFBNO ERSP, gefloch H f f . 13. N u F B N . m a r k e FP. 14. michelz F, noch O , michel die übrigen. 16. also WBNOP. 17 und 18 m a n e : vane alle. 17. an (2) fehlt H. 18. da vane HBN. 19. Hie ME. larense M, latten si B, lockeden si Ν , coppelten si O . 21. da not F. 22. N u Β. 25. ouch fehlt MBE. 26. gedahten ERP. 27. n i u w a n fehlt MBNE. 29. si w u r d e n trurig iesa W. 31. des MEP. 32. d o MB, fehlt N. 33. des FP, daz H, den MWBNERS, die O . 37. lei t sal F, leitseil M HP. 38. in W. 39. reht fehlt MBE.
291
17340 der leite in allez hinewart über manic ungeverte, über velse und über herte, über dürre und über gras, dà ime der hirz des nahtes was 17345 gestrichen unde geflohen vor;
17350
17355
17360
17365
dem volgete er reht üf dem spor, biz daz diu enge ein ende nam und diu sunne wol üf kam: dò was er zer funtânje ûf Tristandes plânje. Des selben morgens was Tristan und sîn gespil geslichen dan bi handen gevangen und kämen hin gegangen vil fruo und in dem touwe üf die gebluoten ouwe und üf daz wunnecliche tal: galander unde nahtegal die begunden organieren. ir gesinde salûieren si gruozten ie genôte Tristanden unde Isôte. diu wilden waltvogelîn hiezen si willekomen sîn vil suoze in ir Latine. mangem süezen vogelîne dem wären sì dà willekomen. si heten sich al an genomen ein wunneclîche unmuoze.
17370 den gelieben zwein ze gruoze si sungen von dem rìse ir wunne bernde wise in maneger anderunge: dà was mane süeziu zunge, 17375 diu dà schantoit und discantoit ir schanzûne und ir refloit den gelieben zeiner wunne. si enpfie der küele brunne, der gein ir ougen schöne enspranc 17380 und schöner in ir ôren klanc und rûnende allez gegen in gie und si mit sîner rûne enpfie: er rúñete suoze den gelieben ze gruoze. 17385 si gruozten ouch die linden mit ir vil süezen winden: die fröutens ûze und innen an ôren unde an sinnen, der boume flôrîe, 17390 diu liehte prâerîe, die bluomen, daz ingrüene gras und allez, daz dà blüende was daz lachete allez gegen in. ouch gruozte sì her unde hin 17395 der tou mit sîner süeze der kuolte in ir füeze und was ir herzen gemach, und alse des genuoc geschach, si slichen wider in ir stein
17340 liet ME, lief B. 45. geslichen OP. geloufen BN. 46. vf die sp. P, vf sinen sp. B; den sp. W. 49. fontaine HWO. 50. plaine HWO, blanie M. 51. Des FHWBO. 52. fröwe MBE. 53. behänden M. bevangen FWNORS. 54. quam OP. 57. Vnd ME. wunchle M, gewúnschede B, wünschet E. 58. und di η. FN. 59. die fehlt FO. 65-68 fehlen MBE; 65 und 66 folgen auf 68 und 67 P. 66. svzem H, fehlt OP. vogelline HFW. 67. dem fehlt F. 69. einer wunnenchlichen F, einer -cher WORS, eine -che H, vil -licher Ν (ein fehlt); in ir vmöze ME, in ir michil vnm. B. 17370 71-90 fehlen MBE. 74. manic HFW. 75. cantoit FR, tantheit S. 76. schanzunete WOP. 79. spranch FN, vff spr. RS. 80. ir fehlt H. 81. rinnende F, fliesende O, rumunde P. 87. uzen FOP, vz H, vs W. 91. vñ MBE. grvne MBE. 92. blvnde FH. 94. vñ gr. ME. 96. kvlete HWNO. 97. der was MBE. 98. des do ME; des gen. da B.
292
17400 u n d w u r d e n u n d e r in i n e i n ,
17430 daz si im h e t e n g e t r e t e n vor,
w i e sì d e r zît getaeten,
biz h i n a n d e r f o s s i u r e n tür.
w a n sì des a n g e s t hseten
dâ g i e n g e n z w ê n e rigele vür:
u n d v o r h t e n , a l s e ez o u c h e r g i e ,
ern m o h t e dâ n i h t v i i r b a z k o m e n . nu i m e der w e c d â w a s b e n o m e n ,
daz eteswer und eteswie 17405 d a r v o n den h u n d e n kaeme,
17435 er v e r s u o c h t e ez a n die k r u m b e
ir t o u g e n dà vernseme.
und gienc alumbe und umbe
hier ü b e r v a n t T r i s t a n einen s i n ,
und vant von âventiure
d a r a n gevielens u n d e r in.
oben an der fossiure
si g i e n g e n a n ir b e t t e w i d e r
ein t o u g e n l î c h e z v e n s t e r l î n ;
17410 und leiten sich da w i d e r n i d e r
17440 dâ l u o g e t e er v o r h t l î c h e n în
v o n ein a n d e r w o l hin d a n
u n d g e s a c h z e h a n t d a r inne
r e h t alse m a n u n d e m a n ,
daz g e s i n d e der m i n n e ,
n i h t als m a n u n d e w î p .
n i w a n ein w î p u n d einen m a n . die s a c h er o u c h ze w u n d e r a n ;
dâ lac lîp u n d e lîp 17415 in f r e m e d e r g e l e g e n h e i t .
17445 w a n in d û h t e an d e m w î b e ,
ouch hete Tristan geleit
d a z nie v o n w î b e s lîbe
sin s w e r t b a r e n z w i s c h e n sì;
k e i n c r ê a t i u r e als ûz e r k o r n
hin d a n lac er, h e r d a n lac sì:
ze d i r r e w e r l d e w ü r d e g e b o r n . i e d o c h s a c h er u n l a n g e dar,
si lägen sunder, ein u n d ein. 17420 a l s u s e n t s l i e f e n s u n d e r in z w e i n .
17450 w a n iesâ d ô er w a r t g e w a r , d a z d a z s w e r t s ô b a r dâ l a c ,
D e r jeger, v o n d e m ich nu las,
e r t e t e sich d a n n e n u n d e e r s c h r a c :
der z u o d e m b r u n n e n k o m e n w a s ,
ez d û h t e in angestbaere;
der s p u r t e in d e m t o u w e , dâ T r i s t a n u n d sin f r o u w e 17425 v o r i m e g e s l i c h e n w ä r e n hin.
er d â h t e , d a z ez wasre 17455 e t s w a z v o n w i l d e n d i n g e n :
hie m i t e sô k a m er a n den s i n ,
daz begunde im vorhte bringen.
ez wÈere n i w a n des hirzes t r a t :
er k ê r t e d e m vels w i d e r n i d e r
er e r b e i z e t e u n d t r a t û f den p f a t
und reit hin g e g e n d e n h u n d e n wider.
u n d v o l g e t e d e m selben spor,
N u h e t e sich o u c h M a r k e
17400 01. teten F. 02. wand FW. 03. doch MBE. 05. der FN; dar vo H. 07. Hie B, Hey N. 10. do MBO, fehlt N. 12. rehte fehlt M; Als M. 14. wip vñ wip W. 18. hin dan lach si MHBEP. 19. sin 1. H. 20. sus MBE. 21. der MNE. nu da las W, e las O , ie las RS, eyzü las N. 2 2 . v o n d . b r . MHBE. 24. daz tr. MBNP. 25. v. in OP (in über der Zeile O). waren gesl. F. 28. daz ph. F. 17430 den MHNRS. daz im getr. h. F(N); im fehlt NP. 31. ze der uissuren ME (zú d. foss. ß). 36. er gienc MB. 38. uissure ME. 40. lugoht er F. mit vorhten in MHBE. 41. sach MFBNER. 43. Niwan M. 46. libes libe (vor libe ist wibe durchstrichen) F. 50. vnd zehant F; zuhant N. 51. dort lac H. 56. diz MHWNORSP. 57. die vels(e) OBN. 58. er reit W. hin fehlt BNO (entg.). 59. Nu BN.
293
17460 vor den jegeren starke ûf sîner verte vür genomen und was îlende ûf in komen. „ s e h t , " sprach der wildenasre, „künec hêrre, ich sage iu maere, 17465 ich hân an disen stunden schœne âventiure funden." „sage an, waz âventiure?" „ein M i n n e n fossiure." „wä funde dû die oder w i e ? " 17470 „hêrre, in dirre wilde alhie."
17490 die wilde wider ûf sine ban, biz hin dâ er erbeizet was. der künec erbeizete ûf daz gras und streich ûf an sînen pfat. der jeger der habete an der stat. 17495 nu M a r k e der k a m hin zer tür: er lie si stân und kêrte vür und ûzen an dem steine und an des steines kleine dâ nam er manege kêre 17500 nâch des jegeres 1ère,
„in dirre wüesten wilde?" „ j a . " „ist aber ieman lebender d à ? " „jâ hêrre, dà ist inne ein man und ein gotinne: 17475 diu ligent an einem bette und slâfent aise enwette. der man ist alse ein ander man; mîn zwîfel ist aber dar an, sîn geslâfe dâ bî 17480 daz der ein mensche sì:
und vant ouch er ein vensterlîn er lie sîn ouge dar în nâch liebe und nâch leide: diu sach er ouch dâ beide 17505 in der kristallen ligen enbor, und sliefen dannoch als dâ vor. er vant si, alse ouch jener vant, wol von ein ander gewant, daz eine her, daz ander hin, 17510 daz bare swert enzwischen in. er erkante neven unde wîp: sîn herze in ime und al sîn lîp erkaltete vor leide und ouch vor liebe beide. 17515 diu verre gelegenheit
der ist schoener danne ein feine, von fleische noch von beine enkunde niht gewerden sô schoenes ûf der erden; 17485 und ine weiz durch weihen sin, ein swert daz lît dâ zwischen in schoene unde lûter unde bar." der künic sprach: „wise mich dar."
diu was im liep unde leit: liep meine ich von dem wâne, sie waeren valsches âne, leit meine ich, daz er sich versach.
Der jegermeister fuorte in dan
17460 63. Seht FB. chunch spr. MBE. wilderere HO, wildere P. 64. künec fehlt MBE. 67. Sag O, der Vers fehlt P. Vor 67-73 je ein Kapitelzeichen B. 68. nùwe W. uissure ME. 70. hie OBN. 71. wilden wüste N. 72. lebende FN. 74. gottinne FWP. 76. wol enw. MBE, allez inw. W, inw. auch H. 78. der ist W. 79. Sin M. si g. FW. 80. obe der O, d. d. nihte. B. 83. chunde MBE. künde F. ney N, nie niht P. 85. und enw. HO; ich neweiz niht (ohne und) MBE. 86. daz fehlt MBE. 1. enzwischen MFB(zvi.)EO (tuschen) RS. 87. sch. luter MWBNOERSP. 88. Der OB (Kapitelzeichen), der sprach H. 89 und 90 dane : bane MHFWO. 89. Der HBN. 17490 siner FNP. 93. an fehlt OP, al Ν, hin uf uf s. ß. 94. j. habete FWBNORS. 95. Nu FN. gieng M (von späterer Hand über der Zeile) BE. 95 und 96 tvre : vure H. 97. und fehlt MBN. 98. und fehlt MBN. 500. lageren M. 01. er auch PN. 02. vnde 1. MERS, er fehlt B. 05. an dem bete MBE. cristellen H. da ligen e. W. 06. da fehlt BNP. 07. Er M. als ouch MHE. ouch als si WRS, als si ouch FO, auch als j. P, als si j. B, als der jeger si Ν. 11. Er Β. 12. al fehlt ΜΗ. 13. erkalte MBNE. von 1. OB. 14. beide fehlt H. 16. diu fehlt F. 19. sich HWE, si sach P, sichz (sichs) die übrigen.
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17520 in sînem herzen er sprach: „genaedeclîcher trehtîn, waz mag an disen dingen sin? ist iht des under disen geschehen, des ich mich lange hân versehen, 17525 wie ligent si alsus danne? wîp sol doch liebem manne under armen zallen zîten kleben an der sîten: wie ligent dise gelieben sô?" 17530 wider sich sô sprach er aber dò: „ist noch an disen dingen iht, weder ist hie schulde oder niht?" hie mite was aber der zwivel da: „schulde?" sprach er, „triuwen, jâ." 17535 „schulde?" sprach er, „triuwen, nein. Diz treib er an mit disen zwein, biz aber der wegelose man M a r k e zwîvelen began umbe ir zweier minne. 17540 Minne diu siienaerinne diu kam dà zuo geslichen gestreichet unde gestrichen ze wunderlichem flîze: si truoc ûf daz wîze 17545 geverwet under ougen daz guidine lougen, ir aller besten varwe: nein; daz wort daz lûhte unde schein dem künege in sin herze.
17550 der ander sin smerze, daz wort, daz ungenaeme jâ daz ensach M a r k e niender dà; daz was mitalle hin getân, dane was zwîvel noch wân: 17555 der minnen Überguide, diu guidine unschulde, diu zôch im ougen unde sin mit ir gespenstekeite hin, hin dà der österliche tac 17560 aller sîner fröuden lac. er schouwete ie genôte sines herzen wunne îsôte, diu gedûhte in ouch dà vor und ê nie sô rehte schœne mê. 17565 Ine weiz von welher arbeit diz m«ere spellet unde seit, von ders erhitzet solte sin, und lûhte ir varwe unde ir schîn als suoze und alse löse 17570 als ein gemischet ròse hin ûf allez wider den man; ir munt der fiurete unde bran rehte alse ein glüender kol. jâ ich erkenne mich nu wol, 17575 waz dirre arbeite was: Isôt was, alse ich iezuo las, des morgens in dem touwe geslichen zuo der ouwe und was dà von enbrunnen.
17520 21. Gened. E. 23. des fehlt NO, ychtes P. vnder in MBE. 24. han lange F. 25. ligentsM, liegens H , Ilgens P. 26. lieben WBRSP. 30. so fehlt MBNOE, do P. aber fehlt F. 31. is noch N. 34. Schulde O . entruwen MBERSP (auch 3S.). 36. Diz Μ Η . an fehlt MBE-, dan W. 37. sigelose MNE, zwiuelose B, wigelose P. 44. vffe F. die wize MBE. 47. beste FHOP. 49. Dem E. 17550 52. nirgen H B N O P . 53. befalle F, zu male N O . 58. behendicheide N. 59. offenlich(e) MBE. 60. vroude H, frœide W, froide RS. 63. diu dühte (!) BNE, die enduchte RSP, di ged. F, die enged. H W O . ouch fehlt MBNEP. da vor MHFWOERS, da inde vor N. da fehlt P, beide B. noch e WNRSP. 65. ine (ich) alle. 67. Von M. der sir h. M, der si erh. FWBE. 69. also (beide Male) BOP, also (2) F, also (1) N. 70. gemischtiv M(B)N. 73. gluwender k. HR. 74. nu mich H, nu fehlt W. 75. erbeize W. 78. in die o. W.
295
17580 sô gieng ouch von der sunnen ein kleinez straemelin dar în, daz gleste ir ûf ir hiufelîn, ûf ir kinne und ûf ir munt. zwô schcene heten an der stunt 17585 ein spil gemachet under in zwein; dà schein lieht unde lieht inein. diu sunne und diu sunne die heten eine wunne und eine hôchzît dar geleit 17590 îsôte zeiner saelekeit: ir kinne, ir munt, ir varwe, ir lieh, daz was sô rehte wunneclîch, sô lieplîch und sô muotsam, daz ir Marken gezam: 17595 in gelangete unde gelüste, daz er si gerne kuste. Minne diu warf ir flammen an, Minne enflammete den man mit der schcene ir lîbes; 17600 diu schcene des wîbes diu spuon im sine sinne ze ir lîbe und zir minne. sin ouge stuont im allez dar: er nam vil inneclîche war, 17605 wie schöne ir ûz der w«ete schein ir kele und ir brustbein, ir arme unde ir hende. si hete âne gebende ein schapel ûffe von klê:
17610 sin gedûhte ir hêrren nie mê sô lustic und sô lustsam. nu er der sunnen war genam, diu von obene durch den stein ûf ir antlütze schein: 17615 er vorhte, ez waere ir an ir lîch schade unde schedelich: er nam gras, bluomen unde loup, daz venster er der mite verschoup und bôt der schœnen sînen segen; 17620 er bat ir got den guoten pflegen und schiet er weinende dan. aise ein trûriger man kêrte er ze sînen hunden wider, er leite sîn gejegede nider; 17625 er hiez an den stunden die jegere mit den hunden wider ze hûse kêren hin. daz tete er aber durch den sin, daz nieman anders kaeme dar, 17630 d e r i r d à w ü r d e g e w a r .
So schiere was der künec niht dan, Isôt erwachete und Tristan, nu sì begunden umbe sehen und nâch dem sunnenschîne spehen, 17635 do enschein diu sunne niht dar in niuwan durch zwei vensterlîn. nu nâmen sì des dritten war, und alse in daz niht liehtes bar, des wunderte si sère.
1 7 5 8 0 8 2 . glastir M. 87. Div ΗΝ. 8 9 . hohgezit HWBNO. 9 2 . minnechlich F, muytlich N. 9 3 . So ME. lobesam W. 9 4 . marke FP. 9 5 . luste M. 9 7 . M i n n e B. diu fehlt MFBE. in Ρ, im Β. fiur MBE. 9 8 . erfiûrte MBE, erflammete WRS. 6 0 1 . enspon M , spum F, sprone H, spuon W, spunn P; entspien BE, speyn N, spehen O , spiene RS. in H. 0 2 . zer 1. MBNOP. liebe MHBNOP. vnd zer m. MFBNOP. 0 5 . brust M, brüste BE. 0 9 . offe H . 1 7 6 1 0 herre H. 1 1 . lustlich H R , schone MBE, listig S. als(o) M(BE). lussam WN, wunnesam MBE, lobesam O , lutsam RS. 1 2 . Du ß , do he N . 1 4 . antlitze HO, antlit R S , antlúte W. 1 8 . fur daz vensterlin MBE. der mite fehlt MBE (dafür das £ ) ; da mite WORSP. schoup MBE, besch. R , bestúpede N , ustaubt O . 19. er bot F. 2 0 . got van hemel N. 2 2 . Als M. trurender F. 24. gejaide M. 2 6 . mit ir h. HWNO. 2 9 . iemen MB. 3 1 . so M. enwas FO. 3 3 . N u E, fehlt Β, do Ν. 3 5 . do MFWBNOE, da HP-, en fehlt BNP.
296
17640 nune bitens ouch nimêre: si stuonden ûf beide under ein und giengen ûzen an den stein: loup unde bloumen unde gras, daz vor dem vensterlîne was, 17645 daz selbe fundens ouch zehant. ouch spurten sì zwei durch den sant ûf der fossiure unde dervor mannes trite und mannes spor beidiu dar unde dan. 17650 dà erschräken sì van. und ervorhten ez starke: si dâhten sâ, daz M a r k e etswie was re komen dar und wsere ir worden gewar. 17655 der wân der was in vür geleit: dekeine gewisheit die enheten sì dar an niht. doch was ir meistiu zuoversiht, swer sì dà haste funden, 17660 daz er si ze den stunden sô von ein ander gewant und in der wise ligende vant. Der künec iesâ besande ze hove und in dem lande 17665 sinen rät und sine mâge durch rät und durch râtfrâge: er seite in unde tete in kunt, als ich iu seite an dirre stunt, wie er si funden haste,
17670 und jach, daz er untaste von Tristande unde Isolde niemer gelouben wolde. sin rät entstuont sich al zehant, wie sin wille was gewant 17675 und daz sin rede sô was getan, daz er si wider wolte hân. si rieten als die wisen tuont, dà nach als ime daz herze stuont und alse er selbe wolde, 17680 daz er sin wip Isolde und sinen neven besande, sit er dà niht erkande, daz wider den êren wasre und niemer boeser masre 17685 von in genasme keine war. man besande Kurvenâlen dar und wart der hin zin beiden ze einem boten bescheiden, wan er ir dine erkande. 17690 der künec enbôt Tristande und ouch der küniginne sine hulde und sine minne, und daz si wider kaemen und niemer war genasmen 17695 dekeines arges wider in. Kurvenal der kêrte hin und seite in beiden M a r k e s muot. diz dûhte die gelieben guot und wurden in ir herzen frô.
17640 nimere MH, niht mere die übrigen. 41. under in ein W, vnder in P; beide fehlt WB. 43. loup bl. MWBNERSP. 45. ouch fehlt FBNRS. 46. nv sp. MBE. zweine W. 47. vissure MBE. dar vor HOP, da vor BN. 52. sä fehlt N, so OP. 53. Etswie M. 54. vnd ir w. FNRS. 55. wan was MBOERS. 57. die fehlt MBNE-, der enh. O. 62. ligen NB. 63. der ME. 65. Sinen E. 66. durch (2) fehlt FO. frage MBNE. 68. an der st. FB. 17670 71. vnd von ys. W. 73. Sin ß. verstoynt NB. 75. was so NB (daz fehlt N). 78. dar n. NBP. 79. selber FWERSP. 81. Vnd ME. 83. die ere BP. 84. niht me W, nimer MBE, nimmer F. 85. deheine M, cheinen FW. im OSP. 86. Man H. 90. Der B. 94. noch W; und fehlt MBE. 96. Kurv. B. 97. marke F, marken BRS. 98. daz MHBR.
297
17700 die fröude hetens aber dô vil harter unde mère durch got und durch ir ère dan durch iht anders, daz ie wart, si kêrten wider ûf ir vart 17705 an ir hêrschaft als ê.
17710
17715
17720
17725
sine wurden aber niemer mê in allen ir jâren sô heinlîch sôs ê wären, nochn gewunnen nie zir fröuden sît sô guote stat sô vor der zît. iedoch was aber Marke, hof unde gesinde starke geflizzen an ir ère. sine wären aber nie mère frîlîch und offenbare. Marke der zwîvelasre gebôt und bat genôte Tristanden unde Isôte, daz sì durch got und ouch durch in ir fuoge haeten under in und die vil süezen stricke ir inneclîchen blicke vermiten unde verbaeren und niht sô heinlîch wasren noch sô gemeine ir rede als ê. diz gebot tet den gelieben wê. Marke der was aber dô frô. ze fröuden hete er aber dô an sînem wîbe Isolde,
17730 swaz sô sîn herze wolde, niht zêren wan ze lîbe: ern hete an sînem wîbe noch minne noch meine noch al der êren keine, 17735 die got ie gewerden liez, wan daz sî in sînem namen hiez ein frouwe und eine kiinigîn dà, dà er künic solté sîn. diz nam er allez viir guot 17740 und truog ir allez holden m u o t , als er ir viel liep w « r e . diz was diu alwsere, diu herzelôse blintheit, von der ein Sprichwort dà seit: 17745 „diu blintheit der minne diu blendet ûze und inne, si blendet ougen unde sin; daz sì wol sehent under in, des enwellent sì niht s e h e n . " 17750 also was M a r k e geschehen: der weste ez wârez aise den tôt und sach wol, daz sîn wîp Isôt ir herzen und ir sinne an Tristandes minne 17755 mitalle was verflizzen, und enwolte es doch niht wizzen. wem mac man nû die schulde geben umbe daz êrlôse leben, daz er sus mit ir haîte?
17700 04. vf di vart F. 05. vnde an MBE. 08. so si w. FNRSP, als e w. ME, als si e W, als si du w. B. 09. noch gew. MBE. zie vroude F; fröiden MW. 10. staste M, state FWNO. 11. Jedoch MBE. 14. niht mere WNORS, nimmer mere F. 16. Marke ß. 17. bot Κ 19. si fehlt M. ouch fehlt FBNORSP. durch fehlt F. 22. minnchlichen MB. 25. vnde niht so MBE. 27. marke ME. 17730 so fehlt MBEP. 31-818 fehlen ME. 33. niht minne W. 34. deheine S. 35. werden FBRS. 36. daz in FW. 40. also statt allez OBNP. 45. minnen F. 46. diu fehlt F. blinder HO, plinthait P. vzen FORSP, vs W. innen FP. 47. blandet W. 50. als HFW. ouch O. marken OBN. 51. wistez HO. 54. herze FBNORSP. 55. betalle H. 56. wolte FHB, enwolte die übrigen. 57. Werne B. 58. eren 1. O, erel. Ν.
298
17760 w a n z w â r e er m i s s e t a î t e ,
17790 si sint u n s c h u l d i c w i d e r die m a n ,
d e r ez î s ô t e seite
s o si sì m i t o u g e n s e h e n l â n t ,
ze k e i n e r t r ü g e h e i t e :
s w a z sì g e w e r b e n t o d e r b e g â n t .
w e d e r sì e n t r o u g in n o c h T r i s t a n ;
s w â m a n die s c h u l d e g e s i h t , da e n i s t m a n v o n d e m w î b e n i h t
er s a c h ez d o c h m i t o u g e n a n 17765 u n d w e s t e es u n g e s e h e n g e n u o c ,
17795 w e d e r i i b e r k e r g e t n o c h b e t r o g e n ; dâ h â t gelüste g e z o g e n
d a z si i m e d e k e i n e l i e b e t r u o c u n d w a s sì im d o c h liep ü b e r d a z .
den n a c k e n v ü r die o u g e n ;
„ w a r umbe, hêrre, und umbe w a z
g e l a n g e der ist d a z l o u g e n , d a z al d e r w e r l d e und alle zit
t r u o g e r ir i n n e c l î c h e n m u o t ? " 17770 d a r u m b e ez h i u t e m a n e g e r t u o t :
17800 in w o l g e s e h e n d e n o u g e n lit.
gelüste unde gelange
swaz man von blintheit geseit,
der lîdet vil a n g e ,
sone blendet keiniu blintheit
d a z i m e ze l î d e n e g e s c h i h t .
als a n c l i c h und als a n g e so gelüste unde gelange.
hei, w a z m a n ir n o c h h i u t e s i h t , 17775 der M a r k e u n d der I s o l d e ,
17805 swie w i r z v e r s w i g e n d e sin, ez ist d o c h w a r ein w o r t e l i n :
o b manz bereden solde, die b l i n d e r o d e r alse b l i n t
„ s c h œ n e daz ist h c e n e " .
ir h e r z e n u n d e ir o u g e n s i n t ! "
diu w u n d e r l i c h e s c h œ n e der b l ü e n d e n I s ô t e
irn ist n i h t d e k e i n e r , 17780 ir ist m a n i g e r u n d e i n e r
17810 diu b l a n t e ie g e n ô t e
a n b l i n t h e i t s ô verflizzen,
M a r k e n uze und i n n e n
ern wil des n i h t g e w i z z e n ,
an o u g e n u n d e a n s i n n e n :
d a z i m e lit an den o u g e n ,
ern k ü n d e n i h t a n ir g e s e h e n ,
u n d h a t d a z vür ein l o u g e n , 17785 d a z er w o l w e i z u n d d a z er s i h t . w e r m a g im d i r r e b l i n t h e i t i h t ?
des er ir ze a r g e w o l t e j e h e n , 17815 u n d s w a z e r a n ir w e s t e , daz was daz allerbeste,
w e l l e w i r den billîch s c h o u w e n ,
d a z a b e r diu rede b e s l o z z e n sì,
s o n e sulen w i r den f r o u w e n
er w a s ir a l s e g e r n e b i ,
d e k e i n e s c h u l d e g e b e n hier a n .
d a z er ez allez ü b e r s a c h ,
17760 wände W. 61. derz F. 62. trugenheite FBNOP. 63. weder fehlt Ν (Si), si introugen FBNR, w. sie entrug in PO, sine trouc in HW. 65. Wistes H. 66. das sine k. P. 67. sim P. doch fehlt W. 74. ey F, ay N, ahi(e) WHBP, ach O , nu RS. 75. marken FBN. 76. der ez ber. f. 77. als FHWOP, also NB. 79. Id in is Ν, ir ist FB. 82. wizzen FBNORSP. 85. vnd siht F. er wol siht H. 86. in PB, eyn N. 88. so sulen W, so enschulle F, so ensoln B. 89. geben fehlt H. 17790 91. si fehlt HP. 92. swaz so si F. 93. selbe siht WOP, siht N. 94. da ist FB. 95. noch uberk. F; bekeret O, bekenget P. 98. de ist WN. 99. der F. aider zit W. 801. seit N. 02. blindet H. 03. inneclich ONP. 07. Schone N. schoene ist dicke h. WOP. 09. div blùnde W; blvnden H, blinden FRSP. 10. blente F. 11. marke vzen FP, vzen auch B. 18. also WNP, alles O. 19 : 20. niht anders er sich dar versach : wan erz allez vbersach ME.
299
17820 swaz leides ime von ir geschach. Swaz in dem herzen alle zît versigelt unde beslozzen lît, deist müelích ze verberne: man iiebet vil gerne, 17825 daz die gedanken anget. daz ouge daz hanget vil gerne an sîner weide, herze und ouge beide diu weident vil ofte an die vart, 17830 an der ir beider fröude ie wart; und swer in daz spil leiden wil, weizgot der liebet in daz spil. sô mans ie harter dannen nimet, sô sî des spils ie mê gezimet 17835 und sôs ie harter klebent an: alsam tet Isôt und Tristan, al zehant dô daz geschach, daz in ir wunne und ir gemach sô mit der huote vor bespart 17840 sô mit verböte benomen wart, dô was in ande und ange: der gespenstige gelange der tete in allerêrste wê, wê unde maneges wirs dan ê. 17845 in was dô zuo zein ander vii anger und vil ander, dan in dà vor ie würde, diu bercswaere bürde der verwàzenen huote
17850 diu lag in in ir muote swasre alse ein blîgîner bere, diu huote, daz vertâne antwerc, diu vîendîn der minne, diu nam in alle ir sinne. 17855 und aber binamen îsôte der was ande und nòte, Tristandes fremede was ir tôt. sô ir ir hêrre ie mê verbot die heinlîche wider in, 17860 sô ir gedanke unde ir sin ie harter an in was begraben, diz muoz man ouch an huote haben: diu huote fuoret unde birt, dà man si fuorende wirt, 17865 niwan den hagen unde den dorn; daz ist der angende zorn, der lop und ère sêret und manic wîp entêret, diu vil gerne ère haste, 17870 o b man ir rehte taste. als man ir danne unrehte tuot, sô swâret ir ère unde muot. sus verkêret sì diu huote an êren unde an muote. 17875 und doch swar manz getribe, huote ist verlorn an wîbe, dar umbe daz dekein man der übelen niht gehüeten kan. der guoten darf man hüeten niht,
17820 21. swaz MBEP. zaller zit FNORSP. 22. versi. MFERS. 23. des F (= deist). 24. daz vil g. FWNORS, es v. g. Ρ, ouch ν. g. Β. 25. gedanke WNOP. 27. Kapitelzeichen O. 28. ougen FWP. 29. vil fehlt BN. dicche MBNE. 30. ir liebe fr. MBE. 31 und fehlt MB(Swer)E. 33. Kapiteheichen O. mant NB. danne WB, dan NO. 34. So M. 35. und fehlt MBE. so si h. H. debet PN. 36. als ME, also BNOP, sam F. 37. Al BE. diz M. 39. verspart MWBNOERSP; wart versp. N, was vor vssp. B; vor fehlt NERS. 40. vnde MB. genomen FW. 41. ange vñ ange MBER. 43. alrest do we MBE. 44. wie W, we wie FRS. wirst danne e H, manige wirs W, manche wis me dan we e O. 45. zv zin Η, zuz ein W, zv ein. 46. anger MR. 49. verwazene WP, -zzen M. 17850 lagen in irë O. in fehlt H. 51. bligin M, blyen B, blyn E, bliener O, pleyner Ρ, bliender Ν, beligener F, bligener H, bliginer W. 57. Trist. Ν. 58. in ie statt ie mê ΜΗ. 59. heimliche F, heimel. HBO, heimelgeit Ν. 61. waz in in W, was an im BO, an eme was N, w. a. ir RS, w. a. in P. 62. noch M. 63. diu fehlt F, Div MOE. 65. niht wan HBNORSP. 66. ane gende M, angande B. 68. uneret F. 71. dan ir OP. 72. sweret FWBNORSP. 73. Sus Β. sich FS, fehlt P. 77. da von MBE. nehein M, enkein B.
300
17880 si h i i e t e t s e l b e , als m a n g i h t ;
17910 e r n g e h ü e t e t ir n i e m e r b a z ;
u n d s w e r ir h ü e t e t ü b e r d a z ,
w a n sì sì ü b e l o d e r g u o t ,
e n t r i u w e n , der ist ir g e h a z ,
der ir ze d i c k e u n r e h t e t u o t ,
der wil d a z w î p v e r k ê r e n
si g e v â h e t lîhte ein m u o t e l î n ,
a n libe u n d a n d e n êren
des m a n g e r n e â n e w o l t e sin.
17885 und waetlîch a l s o sère,
17915 jâ sol ein i e c l î c h b i d e r b e m a n
d a z sì s i c h n i e m e r m è r e
und der ie m a n n e s m u o t g e w a n ,
s ô v e r r i h t e t a n ir site,
getrüwen sînem wîbe
irn h a f t e i e m e r e t s w a z m i t e
u n d o u c h sin s e l b e s l î b e ,
d e s , d a z der h a g e n h a t g e t r a g e n : 17890 w a n iesâ s ô der sûre h a g e n
d a z si aller s l a h t e u n m â z e 17920 d u r c h sine l i e b e lâze.
in a l s o siiezem g r ü n d e
swie dicke mans beginne,
gewurzet zeiner stunde,
d e m w î b e e n m a c ir m i n n e
m a n w ü e s t e t in u n s a n f t e r d à ,
n i e m a n üz e r t w i n g e n
d a n in der d ü r r e u n d a n d e r s w â . 17895 ich w e i z w o l , d a z der g u o t e m u o t ,
mit ü b e l í c h e n d i n g e n : 17925 m a n l e s c h e t m i n n e w o l d e r m i t e .
der d e m s ô l a n g e u n r e h t e t u o t ,
h u o t e ist ein ü b e l m i n n e n site:
biz er m i t iibele u n f r i i h t i c w i r t ,
si q u i e k e t s c h e d e l î c h e n z o r n .
d a z der n o c h e r g e r ü b e l b i r t ,
daz w î p ist g ä r d e r m i t e v e r l o r n .
d a n der ie übel ist g e w e s e n . 17900 deist w a r , w a n d a z h â n ich g e l e s e n , d u r c h d a z s ô s o l ein w i s e m a n
D e r o u c h verbieten m ô h t e lân, 17930 ich wasne ez waere w o l g e t a n : d a z birt a n w î b e n m a n e g e n s p o t ,
o d e r s w e r d e m w ì b e ir êren g a n ,
m a n t u o t der m a n e g e z d u r c h v e r b o t ,
w i d e r ir g u o t e m m u o t e
d a z m a n ez g ä r verbaEre,
dekein andere h u o t e 17905 ze ir t o u g e n h e i t e k ê r e n w a n wîsen unde lêren,
o b ez u n v e r b o t e n wasre, 17935 der selbe dîstel u n d e der d o r n , weiz g o t d e r ist in a n g e b o r n :
zarten unde güeten:
die f r o u w e n , die der a r t e s i n t ,
d à m i t e sol er ir h ü e t e n ;
die sint ir m u o t e r Even k i n t ;
u n d w i z z e wasrlîche d a z ,
diu b r a c h d a z e r s t e v e r b o t :
17880 selber FP. so M. 81. und fehlt MBE. 84. an eren FBNORS. 85. wetlich F, weltlich R, wellich S, villichte N. alse M. 87. so wider v. FWNORSP. 88. half W. 89. daz fehlt MBE. 90. zehant F. 93. Man ME. wöst M. unsanfte FWP. 95. Ich N. daz wol der F. 96. so reht unlange W. 97. vrúchtich N. 98. der MHFWB, er die übrigen. 900. daz ist FWBOP, idz N. ich hayns OBN. 01. so fehlt MHNOP. 02. oder HWNORSP, und die übrigen. 04. kein WP. 05. zer F, zu der N. 09. und fehlt MBE. wiz(z) et gewislichen MBE. 17910 ir fehlt MHBOEP. 13. gevehet F, geveit BN, zornelin MBE. 14. wolte ane H, mochte an P. 15. joch H, Ovch N, nu O. biderber M, bider BOE, berue N. 19. si fehlt FP. 20. übe F, willen B. 22. enmach F, enmac H, enmag OP, mac die übrigen. 23. uz ir tw. F. 24. ubell. HW. 27. wecket MHBE, chucket W. 28. da m. OBNP. 2 9 . Der FH. 30. göt getan MBE. 31. ez MBE(Es). brencht N, bringt E. 32. der fehlt WN. ir OP. 33. manz MFR, man BNE. 35. Der MB. 36. derst M, das ist PB. ane geb. M. 37. die (2) fehlt F. 39. gebot OP.
301
17940 ir erloubete unser hêrre got obez unde bluomen unde gras, swaz in dem paradise was, daz sì dà mite t « t e swie sô si willen haste, 17945 wan einez, daz er ir verbot an ir leben und an ir tôt; die pfaffen sagent uns maere, daz ez diu vìge waere; daz brach si und brach gotes gebot 17950 und verlos sich selben unde got. ez ist ouch noch mîn vester w â n , Ève enhaïte ez nie getan, und enwaere ez ir verboten nie. ir erste were, daz sì begie, 17955 dar an sô bûwete sì ir art und tete, daz ir verboten wart, swer sich aber der dinge enstât, sô haete es Eve guoten rät umbe daz obez daz eine; 17960 si haste doch gemeine diu anderen alle nach allem ir gevalle, und enwolte ir keinez niuwan daz, dar ans ouch alle ir ère gaz. 17965 sus sint si aile Even kint, diu nâch der Even gêvet sint. hî, der verbieten künde, waz man der Êven funde noch hiutes tages, die durch verbot
17970 sich selben liezen unde got! und sit in daz von arte kumet, und ez diu natiure an in frumet, diu sich es danne enthaben kan, dâ lit vil lobes und êren an. 17975 wan s weih wîp tugendet wider ir art, diu gerne wider ir art bewart ir lop, ir ère unde ir lìp, diu ist niwan mit namen ein wîp und ist ein man mit muote; 17980 der sol man ouch ze guote, ze lobe und ze eren alle ir sache kêren. swâ sô daz wîp ir wîpheit unde ir herze von ir leit 17985 und herzet sich mit manne, dâ honeget diu tanne, dâ balsemet der scherlinc; der nezzelen ursprinc der rôset o b der erden. 17990 Waz mag ouch iemer werden sô reines an dem wîbe, sô daz si wider ir lîbe mit ir êren vehte nâch ietweders rehte 17995 des lîbes unde der êren! si sol den kämpf sô kêren, daz sî den beiden rehte tuo und sehe ietwederm also zuo, daz daz ander dâ bî
17940 41. obez bl. MHBNORS. 44. swes si MBE. 47 und 48 fehlen MBE. 48. eyn appel NO. 49. daz si F. brach (2) fehlt MBERS. 50. flos M. 52. èva FBORSP. hetez MBE. 53. und fehlt MBNE. wsre MFBOP. 54. si ie b. W. 55. so fehlt MBEP. biwarte von späterer Hand auf Wasserflecken M, bewarde B, bewertt E. 57. We Ν. 57-64 fehlen MBE. 58. èva FOP. 61. der F. allen W. 62. geuallen W. 6.3. ir fehlt HNOP. woltez W. 65. Sus Ν. sint ez allez MHBOE, s. dis.a. P; s. si alle die übrigen. 66. die MH etc. 67. hei MBE, ay N, ach O, hie P. 68. er MHWBOEP, man die übrigen. 69. hiuten M, hüte diz FBN, h. des EP. 17970 71. und fehlt MBNE. ez in MWBOEP. 72. natvre alle. 73. des M, fehlt BRSP. 76. Div M. 78. mit dem n. MBE. 82. al F. 83. So wa d. w. N. 85 bis 94 fehlen MBE. 87. schernic H. 90. Waz H. 92. so fehlt FO. 95. nach ir libes eren MBE. 96. so sol si d. k. k. F. so fehlt ORSP. 97. daz si lip vñ eren reht tó MBE. 98. als F, aise W. 99. andere W.
302
18000 v o n ir iht v e r s û m e t sì.
18030 diu sô g e s e t z e t ir m u o t ,
ezn ist n i h t ein b i d e r b e w î p ,
d a z sì ir s e l b e r ist g e h a z ,
diu ir è r e d u r c h ir lîp,
w e r s o l die m i n n e n über d a z ?
ir lîp d u r c h ir ère Iât,
diu selbe ir lîp unmaeret u n d d a z der w e r l t bewaeret,
s ô g u o t e s t a t e s ô sì des h â t , 18005 d a z sì si beidiu b e h a b e :
18035 w a z liebe o d e r w a z êren
enge n o c h dem noch disem abe,
sol i e m a n an die k ê r e n ?
b e h a l t e sì b e i d e
man leschet gelangen,
m i t l i e b e und m i t leide,
sô der b e g i n n e t a n g e n u n d wil d a z n a m e l ö s e leben
s w i e s ô siz a n e g e v a l l e . 18010 w e i z g o t si m ü e z e n a l l e
18040 d e m g e h ê r e t e n n a m e n g e b e n ,
stìgen in ir w e r d e k e i t ;
nein, nein, ez ist n i h t m i n n e ,
mit micheler arbeit
ez ist ir íehtaerinne,
b e v e l h e u n d e lâze
diu s m a î h e , diu b œ s e , diu b œ s e g e t e l œ s e ,
ir l e b e n an die m â z e ; 18015 dà b e s e t z e ir s i n n e m i t e ,
18045 diu e n w i r d e t w î b e s n a m e n n i h t , als ein wasrlîchez S p r i c h w o r t g i h t :
d à ziere m i t e lîp u n d e site; m â z e diu hère
„diu manegem minne sinnet,
diu h ê r e t lip u n d ère.
diu ist m a n e g e m u n g e m i n n e t . " diu g e r n e d à n a c h s i n n e ,
ezn ist al der d i n g e k e i n , 18020 d e r ie diu s u n n e b e s c h e i n ,
18050 d a z si al diu w e r l d e m i n n e ,
s ô r e h t e sa:lic s ô d a z w î p ,
diu m i n n e s i c h s e l b e n vor,
diu ir l e b e n u n d e ir lîp
zeige al d e r w e r l d e ir m i n n e n s p o r :
a n die m â z e v e r l â t ,
sint ez d u r n e h t e m i n n e n t r i t e , al diu w e r l t diu m i n n e t m i t e .
sich s e l b e r e h t e l i e b e h â t ; 18025 u n d al die wîle u n d al die f r i s t ,
18055
Ein w î p , diu ir w î p h e i t
d a z sì ir s e l b e r liep ist,
w i d e r ir s e l b e r liebe treit
s ô ist d e r billîch o u c h d e r b î ,
der w e r l d e ze g e v a l l e ,
d a z si al der w e r l d e liep sì,
die sol diu w e r l t a l l e
ein w î p , diu w i d e r ir lîbe t u o t ,
w i r d e n u n d e schoenen,
18000 01. si ist niht FN(Si), ezen ist nin ein M, id is niht B(E). 04. staete M. 05. si si FWBNOP, sis M, siz H. 06. ge weder MBE. enem noch disem M, disem noch jeme B(E), disme noch deme N. 09. so fehlt MBE. 12. innichlicher (r aus it korrigiert) F. 15. si ir FBERSP. 16. damit zieret si MBE. 17. Maze N. 19. Es O. 20. dar W, daz OP. der diu s. ie vber schein Mß(die)£; ye beschein OP. 21. So ME. 24. selbe HWNO, selben MFBE, selber, lip F. 25. wan al MBE. 26. si fehlt P. selben F. 27. ouch fehlt M. 2 7 und 28 fehlen B. 28. das sol der P. 29. Ein FO. liebe PBN. 18030 31. si fehlt P. 33. uneret FS. 36. iemant an si F. 39. namelose über ausgestrichenem geherte M, dem namelosen 1. B, das namlose 1. E. 40. gernten F, gerechten NRS, gehertze P. 4 1 . nein fehlt MBN(Nein)£. ez nist HOP. 42. eyterynne O N . 4 3 . beose W, bóse Β, böse OP. 4 4 . gietelose H, gitel. R, gittl. S, gotelose F, gatel. BNP (-ta-); -lose BP. 46. warz M, wares HBE, weltliches R, werl. S. wort MBE. da giht MB. 47. Di O . maniger FN. 48. manigen F. 49. Div H. dar NBP. 50. das soit d. w. P; si fehlt F. al fehlt MBNERS. 52. aller OP. ir fehlt F. minne FRS. 53. minne W. 54. elle H, ellû W. diu (2) fehlt HBNO. folget MBE, minne FRSP. 55. Ein FNO. 56. liebe M H BNP, libe. 57. Der ME.
303
18060 blüemen unde krœnen mit tegelîchen êren, ir ère mit ir mêren. an swen ouch diu genendet, an den si gâr gewendet 18065 ir lîp unde ir sinne, ir meine unde ir minne, der wart sadic ie geborn, der ist geboren unde erkorn ze lebenden sadden alle wîs, 18070 der hât daz lebende paradis in sînem herzen begraben; der endarf dekeine sorge haben, daz in der hagen iht ange, so er nach den bluomen lange, 18075 daz in der dorn iht steche, sô er die rôsen breche, da enist der hagen noch der dorn; da enhât der distelìne zorn mitalle niht ze tuone. 18080 diu rósine suone diu hât ez allez ûf gestagen dorn unde distel unde hagen. in disem paradise da enspringet an dem rìse, 18085 engruonet noch enwahset niht, wan daz daz ouge gerne siht. ez ist gär in blüete von wîplîcher giiete. da enist niht obezes inne
18090 wan triuwe unde minne, ère unde werblicher pris, ahí, ein sô getân pardîs, daz alsô fröudebaere und sô gemeiet w e r e , 18095 dà möhte ein saeliger man
18100
18105
18110
18115
sînes herzen sselde vinden an und sîner ougen wunne sehen, waz wasre ouch dem iht wirs geschehen dan Tristande und îsolde? der mirs gevolgen wolde, ern dörfte niht sîn leben geben umbe keines Tristandes leben; wan zwâre ein rehte tuonde wîp, an swen diu lât ère unde lîp und sich der beider dar bewiget, hî, wie si des von herzen pfliget! wie hât sin in sô siiezer pflege! wie rûmets alle sine wege vor distele und vor dorne, vor allem senedem zorne! wie frîets in vor herzenôt sô wol sô nie dekein Isôt dekeinen ir Tristanden baz. und hân ez ouch binamen vür daz, der suochte, alse er solde, ez lebeten noch Isolde, an den man ez gär funde, daz man gesuochen künde. Nu suln wir wider zer huote komen.
18060 63. gendet M*, geendet HO, gewendet P. 64. an swen F. 66. minne u. ir m. H. 73 bis 82 fehlen ME. 74. sor F. dem WP. 77. dan ist FW. 78. dan hat F, danne h. W. 79. betalle HW, zu male O. 81. vz alle. 82. unde (1) fehlt BNOP. 83. In N. deme WP. 84. danne spr. M, enspringet HORS. 88. mit W. 18090 91. wertlicher FW, werdelicher M, werentlicher O. 92. Ahi H, an F, ay Ν, ach Ο; der Vers fehlt P. 94. gemeinet MWNP. 96. frode M. 98. dê H, den O, dem ouch W, ouch fehlt Ν. 99. an ys. MBE. 100. volgen M, gelüven N, geleuben O, gelauben P. 05. da HBN. 06. hei M, ahie B, hie P, ay N, ach O. 07-10 fehlen ME. 08. rumetz F, rumet si die übrigen. 12. als ie M. 13. Deheinen M. 14. ich hanz ME. 16. nach WP. 18. da manz OP. 19. nu ME. sul wir FNP. zu h. ONP.
304
18120 den gelieben, aise ir habet vernomen, Isolde und Tristande den was diu huote als ande, verbot daz tete in aise wê, daz si aise flîzelîchen ê 18125 ze ir state nie gedâhten, biz sîz ouch vollebrâhten nach allem ir leide: si gewunnen es beide leit unde tôtlîche klage. 18130 ez was an einem mitten tage und schein diu sunne sère: leider ûf ir ère. zweier hande sunnen schîn der gleste der künigín 18135 in ir herze und in ir sinne, diu sunne und diu minne, der senede muot, diu heize zît diu muoten sî enwiderstrît. sus wolte sì dem strîte, 18140 dem muote unde der zite mit einem liste entwichen sin und viel enmitten dar în. si begunde in ir boumgarten ir gelegenheite warten: 18145 si suochte zuo ir state Schate, Schate, der ir zuo ir state schirm unde helfe baere, dà küele und eine wasre. und al zehant, daz sì den vant,
18150 si hiez ein bette dar zehant rîlîch und schcene machen: kulter und lilachen, purper unde blîât, kiiniclîcher bettewât 18155 wart über daz bette vil geleit. nu daz daz bette was bereit, so ez iemer beste künde, dô leite sich diu blunde in ir hemede dar an. 18160 die juncfrouwen hiez si dan entwichen al gemeine niwan Brangaenen eine. Nu was Tristande ein bote getân, daz er ez durch niht solté lân, 18165 ern s p r ä c h e Isôte sâ ze stete, nu tete er rehte als Adam tete: daz obez, daz ime sin Eve bôt, daz nam er und az mit ir den tôt. er kam, und gie Branga;ne hin 18170 zen frouwen und saz nider zuo in mit angestlicher swsere. si hiez die kamera;re alle die tiire besliezen und nieman ouch in liezen, 18175 si selbe enhieze in în lân. die türe die wurden zuo getan; und als Brangaene nider gesaz, nu bedâhte sì daz und betrüretz in ir muote,
18120 ich h. W. hant H , hait O . 21. ysote MNORS, ysolde (Ys. £). 24. si fehlt FBRSP. also HWBNOP. 25. zer FB, zu N. Staden O N . 30. Ez B. um F. 31.VndM. 33. zweiger M. 34. glaste MERS. 37. senende FWN. 38. inw. H. 39. Do N. wollen PB. 40. vnd ouch der z. F, vñ dem zite M. 43. boungarten M, boing. Ν, bong. O. 4 5 - 4 8 fehlen ME. 45. zú zir W. 46. der ist ζ. F. 49. und fehlt MNE. alsi die v. M, als sy den v. EO, do si dat ν. Ν, da si den v. P. 18150 fehlt P. 51. richl. FBNOE, rich M. 52. kolter H. lini. H O . 53. purpur HWB. 54. -liche M O . 55. vil fehlt ME. 56. Nu Β. daz (1) fehlt MBNE. wart F. 57. soz MHF; Do sy E. 62. brangene FWP. 63. N u FBN. 64. erz MHFWO. 65. gespreche FW. die chungin ME. sa fehlt MES-, da WN, so HORP. 67. er nam daz im ME. sin fehlt B. eva FBORSP. 68. er az mit ir den selben t. ME; az fehlt H. 69. er ch. do g. ME. 70. Zen M. ζό zin MW. 71. engestl. F N O . 74. vñ n. in veri. ME; ouch fehlt O. 75. enheize M. 76. die (2) fehlt MBNOP. 77. und fehlt ME. saz M O . 78. betrahte ME. 79. betrachte RS. ez fehlt MNEP.
305
18180 daz vorhte noch huote an ir frouwen niht vervie. Binnen disen trahten gie der kamerasre einer viir die tiir und was sô schiere nie dervür, 18185 der künec engienge gegen im în und frâgete nach der künigín vil harte unmüezeclíche. nu sprach ir iegelîche: „si slâfet, hêrre, ich wasne." 18190 diu verdâhte Brangasne diu arme erschrac unde gesweic, ir houbet ûf ir ahsel seic, hende unde herze enphielen ir. der künec sprach aber: „nu saget mir, 18195 wâ slâfet sì, diu künigín." si wîsten in zem garten în, und M a r k e kêrte hin zehant, dà er sin herzeleit dà vant: wîp unde neven die vander 18200 mit armen zuo zein ander geflöhten nähe und ange, ir wange an sînem wange, ir munt an sînem munde, swaz er gesehen künde, 18205 daz in diu decke sehen lie, daz viir daz deckelachen gie ze dem oberen ende: ir arme unde ir hende, ir ahsel unde ir brustbein
18210 diu wären also nahe inein getwungen unde geslozzen, und w«ere ein were gegozzen von ère oder von golde, ez endorfte noch ensolde 18215 niemer baz gefiieget sin. Tristan und diu künigín die sliefen harte suoze, ine weiz, nâch waz unmuoze. Der künec dô er sîn ungemach 18220 als offenbaerlîche ersach, dô was im erste vür geleit sîn endelîchez herzeleit. er was aber ein verrihter man: wân unde zwivel was dô dan, 18225 sîn altiu überleste; er wände niht, er weste: des er dà vor ie hete gegert, des was er alles dô gewert, entriuwen, ez ist aber mîn wân, 18230 im haete dô vil baz getân ein wasnen danne ein wizzen. des er ie was geflizzen ze komene von der zwîvelnôt, dar an was dô sîn lebender tôt. 18235 sus gieng er swîgende dan; sînen rät und sîne man die nam er sunder dort hin. er huop ûf und seite in, daz ime gesaget wie re
18180 82. innen ME, inner RS, in F, Binnen HB. 85. hin W. 88. do spr. NBP. 89. Si E. 91. sweig WNOP. 94. Der BO. aber fehlt WNRS. nu fehlt ME. 95. slefet HBNO. si fehlt MBNE. 96. w i s t i n h i n z . g. F; wyste (!) BRS. 97. Marke N; und fehlt auch M. 98. da (2) fehlt BNPO (befant). 200. zv zein ander HWP, z. e. a. 02. vñ s. w. H. sinen MBEP. wangen OP. 03. Ir M. 05. in fehlt E 06. furz M, fur (daz fehlt) H. 07. hin zu d. Β. ouersten N. 18210 als nach W; als auch FO. 13. und MWERS. 19. der ME. do der MHRSP. 20. sus WNRS, so ME, also BP. -liehen sach BNP; sach auch W. 22. endechl. ME, endelosez W, engestl. RS. 23. berihter W, verrihtet FBOP, verricht N , verrtech M, verirder RS. 26. er enwande FBO, w a e n d e M . 27. gert H. 29. Intruwen N. 30. da POP. 31. Ein ME. 32. verflizzen E 33. zechvmenne M. 34. s. leben der tot P, s. leben dot O; gaher tot M, geher t. E. 39. solte sin vor wsere ausgestrichen M.
306
18240 viir ein warez magre, daz Tristan und diu künigín bî ein ander Sölten sîn, daz si alle mit im giengen dar und nasmen umbe si beidiu war, 18245 und o b mans also funde dà, daz man im von in beiden sä reht unde gerihte tsete, also daz lantreht hœte. Nu enwas ouch daz sô schiere nie, 18250 daz M a r k e von dem bette gie und harte unverre was dervan, sô daz erwachete ouch Tristan und sach in von dem bette gân. „ ä , " sprach er, „waz habt ir getan, 18255 getriuwe Brangasne! weiz got, Brangasne, ich waene, diz slâfen gât uns an den lîp. îsôt, wachet, armez wîp! wachet, herzekünigín! 18260 ich waene, wir verraten s î n . " „verraten?" sprach si, „hêrre, w i e ? " ,,mîn hêrre der stuont obe uns hie: er sach uns beide, und ich sach in. er gât von uns iezuo dà hin, 18265 und weiz binamen alse wol, sô daz ich ersterben sol; er wil ze disen dingen helfe und geziuge bringen: er wirbet unseren tôt.
18270 herzefrouwe, schœne îsôt, nu miieze wir uns scheiden sô wiEtlîch, daz uns beiden sô guotiu state niemer mê ze fröuden widervert als ê. 18275 nu nemet in iuwer sinne, wie lûterlîche minne wir haben geleitet unze her, und seht, daz diu noch sta:te wer; lât mich ûz iuwerm herzen niht! 18280 wan swaz dem mînem geschiht, dar ûz enkumet ir niemer: îsôt diu muoz iemer in Tristandes herzen sîn. nu sehet, herzefriundîn, 18285 daz mir fremde und verre iemer hin ze iu gewerre! vergezzet min durch keine nôt. dûze amîe, bêle îsôt, gebietet mir und küsset m i c h ! " 18290 Si trat ein lützel hinder sich, siuftende sprach si wider in: „hêrre, unser herze und unser sin diu sint dar zuo ze lange, ze anclîch und ze ange 18295 an ein ander verflizzen, daz si iemer suln gewizzen, waz under in vergezzen sì. ir sît mir verre oder bî, so ensol doch in dem herzen mîn
18240 43. si fehlt F. giengen mit im PB. 45. und fehlt MHNE. mant NB. 48. also HP, als WBN. 49. η ν ME. 51. dar van FO, da van NBP. 52. so daz FWBRSP, so da H, zehant ME, do NO. ouch fehlt MWNE. 54. ah WB, ach FORSP, ja N. waz waz M. hant MHP, hait O. 60. waene öch W. 65. also HBNP. 66. so daz daz FB. 69. wiruet F. vnserne W. 18270 71. N v M . 72. werlich BRS. 77. bis HBNOP. 78. state MF. 79. Lat F. 80. den minen W. 84. herzen vr. F. 87. fehlt, eine spätere Hand fügt zu: ditz scheiden daz muz sin mJ tot M, 87 und 88 fehlen und nach 90 folgt Das schaiden mus sin min tott Duze amie bele ysott E. 88. dulze WO. 90. Si HB. 91. sufzunde F, súfzende BN(Süh.)OERSP. 93. da zú lange BFRS, das zü 1. P. zeange M. 94. ze lange ME. 95. gevlizzen W. 96. si fehlt F, wissen ON*.
307
18300 niht lebenes noch niht lebendes sîn wan Tristan, mîn lîp und min leben, hêrre, ich hân iu lange ergeben beidiu leben unde lîp; nu sehet, daz mich kein lebende wîp 18305 iemer von iu gescheide, wirn sîn iemer beide der liebe unde der triuwe staste unde niuwe, diu lange und alse lange frist 18310 sô reine an uns gewesen ist. und nemet hin diz vingerlîn: daz lât ein urkünde sîn der triuwen unde der minne, o b ir dekeine sinne 18315 iemer dar zuo gewinnet, daz ir âne mich iht minnet, daz ir gedenket dà bî, wie mînem herzen iezuo sì. gedenket an diz scheiden, 18320 wie nähen ez uns beiden ze herzen und ze lîbe lit. gedenket maneger swseren zît, die ich durch iuch erliten hân, und enlât iu nieman näher gân 18325 dan îsolde, iuwer friundîn. durch nieman sô vergezzet mîn: wir zwei wir haben liep unde leit mit solher gesellekeit her unz an dise stunde brâht;
18330 wir suln die selben andâht billîchen leiten ûf den tôt. hêrre ez ist allez âne nôt, daz ich iuch alse verre mane; wart Isôt ie mit Tristane 18335 ein herze unde ein triuwe, sô ist ez iemer niuwe, sô muoz ez iemer staste wern. doch wil ich einer bete gern: swelch enden landes ir gevart, 18340 daz ir iuch, mînen lîp, bewart; wan swenne ich des verwîset bin, sô bin ich, iuwer lîp, dà hin: mir, iuwerm lîbe, dem wil ich durch iuwern willen, nicht durch mich, 18345 flîz unde schcene huote geben, wan iuwer lîp und iuwer leben, daz weiz ich wol, daz lît an mir: ein lîp und ein leben, daz sîn wir. nu bedenket ie genôte 18350 mich, iuwern lîp, Isôte. lât mich an iu mîn leben sehen, so ez iemer schierest müge geschehen, und seht ouch ir daz iuwer an mir. unser beider leben daz leitet ir. 18355 nu gât her unde küsset mich: Tristan und Isôt, ir und ich, wir zwei sîn iemer beide ein ding âne underscheide. dirre kus sol ein insigel sîn,
18300 lebendes (1) MF (über d ein Tilgungszeichen), lieues Β, liebers O, vn W. niht liebes s. M; lebennes WP. nicht lebendes noch lieb sin (!) E. 02. Herre M. han dir 1. ME, iv(ch) nu 1. HFWBNOP. 04. sich ME. kein ander w. MFE. 05. dir ME. 06. wir sin W. 09 und \0 fehlen ME. 09. also FBP, alzù Ν. 11. vnd fehlt ME. nimM£. hie HBNOP. daz W. 13. triwe FRSP. minnen WN. 14. op du ME. 15. darò ΜΗ, dat Ν. gewinnest ME. 16. dv minnest ME. 17. daz gedenchest ME (du); gedenke F. da bi WNORS, darbi BP, der bi. 19. gedenche ME; Gedenket N. 20. nahe daz FNRS. 22. gedenche ME. 23. dich ME. 24. en fehlt MH(F)OP; vn la dir ME (lans), vnd uch FB. 25. dane ysolden dine vr. M, daññ ysoten d. fr. E; Isot OP. 26. vergiz dv min M, vergisse min E. 27-62 fehlen ME. 29. biz HBNO. 18330 31. -liehe HBOP. 33. ich fehlt H. iuch fehlt OP. 39. Sw. O. ende WBNO, endes P. 41. verweset W, verweiset NO, verwiset FHBRSP. 48. und fehlt N. lebn H. si wir F. 49. Nv FN. ie fehlt W; in Ν RS. ignonote F. 50. iwer F. 52. schierest HFWB. 53. daz ivre WB. 55. N v O . 56. und (1) fehlt B. 59. ingesigel OB.
308
18360 daz ich iuwer unde ir mîn belîben staete unz an den tôt, niwan ein Tristan und ein I s ô t . " Nu daz diu rede versigelt wart, Tristan der kêrte ûf sine vart 18365 mit jâmer und mit maneger nôt. sîn lîp, sîn ander leben Isôt beleip mit manegem leide: die spilgesellen beide die geschieden sich ê males nie 18370 mit solher marter alse hie. Hie mite was ouch der künic komen und hete ein her ze sich genomen von sînem hoverâte. si kamen aber ze späte: 18375 si funden niwan îsôte: diu lag ouch ie genôte in trahten an ir bette als ê. nu daz der künec dâ nieman mê wan eine sîn Isôte vant, 18380 sîn rät der nam in al zehant und fuorte in sunder dort hin dan: „hêrre," sprächen sì, „hier an missetuot ir harte sère, iuwer wîp und iuwer ère, 18385 daz ir die ze also maneger zît ziehende unde zogende sît ze lasterlicher inziht gâr âne nôt und umbe niht. ir hazzet ère unde wîp
18390 und almeist iuwer selbes lîp. wie müget ir iemer werden frô, die wìle ir iuwer fröude also an iuwerm wîbe swachet und sì ze spelle machet 18395 über hof und über lant, und habet an ir noch niht erkant, daz wider ir êren müge gesîn. waz wîzet ir der künigín? war umbe velschet ir die, 18400 diu nie valsch wider iu begie? hêrre, durch iuwer ère getuot ez niemer mère: vermîdet sus getanen spot durch iuch selben und durch g o t . " 18405 sus namens in mit rede der van, daz er in volgen began und aber sînen zorn lie und ungerochen dannen gie. Tristan zen herbergen kam, 18410 sîn ingesinde er allez nam unde zogete sich mit in wol balde gegen der habe hin. daz êrste schif, daz er dâ vant, dar în sô kêrte er al zehant 18415 und fuor ze Normandie er und sîn massenîe. nu was er aber unlange dâ, wan sîn gemüete riet im sä, daz er etswie suochte ein leben
18360 61. bis HNOP. 63. nu MFN, Du B. daz fehlt MHE. dise r. BNOP. 64. der fehlt OERSP. 66. ander lip W. 67. leide hie ME. 68. fehlt MHE. 69. die fehlt E enschiden HO, Scheden NB. 70. fehlt ME. martel ΗΝ. 71. Hie MFBN. Statt Vers 71 ist Vers 66 wiederholt P. 72. zu im O. 75. enfunden P. 76. danoch g. M, dennoch g. E. 77. trachte OP. 78. do der (nu fehlt) NB. da fehlt ME. niems H. 86. zihende MHFN, zigende OP, iehende W. 89 bis 402 fehlen ME. 18390 almeistiH, allermeist. 94. spalle W. 96. und enhabet WOP. 97. ere -sin FNRS, ere auch BOP. ir fehlt OP. 99. valschet FBP. 402. es F, des O, dit Ν. 04. iuwer s. W. 05. Sus Β. 09. trist. ME. zer FORSP, ze MBNE. 10. fehlt H. 14. an ME. so fehlt MNOE, al fehlt MNE. 16. Er M. 17. Nu BE. 18. mot MHOE. 19. etswa MNEP.
309
18420 daz im lîbunge künde geben und trôst ze sîner triure. hie merket âventiure: Tristan flôch arbeit unde leit und suochte leit und arbeit; 18425 er flôch M a r k e n unde den tôt und suochte tôtlîche nôt, diu in in dem herzen töte, diu fremede von Isöte. waz half, daz er den tôt dort flôch 18430 und hie dem tôde mite zôch? waz half, daz er der quäle entweich von Kurnewâle und si ime doch ûf dem rucke lac alle zît, naht unde tac? 18435 dem wîbe nerte er daz leben und was dem lebene vergeben niuwan mit dem wîbe. ze lebene und ze Iîbe enwas niht lebendes sîn tôt 18440 niwan sin beste leben, Isôt: sus twang in nôt unde tôt. nu gedâhte er, solté im disiu nôt iemer ûf der erden sô tragebasre werden, 18445 daz er ir möhte genesen, daz müese an ritterschefte wesen. N u was ein lantmasre, daz grôz urliuge waere ze Almânje in dem lande.
18450 diz seite man Tristande. sus kêrte er wider Schampânje dannen her zAlmânje. hie diente er also schöne dem zepter unde der kröne, 18455 daz rœmisch riche nie gewan under sînem vanen einen man, der ie würde als sagehaft von manlîcher ritterschaft. gelückes unde linge 18460 an manlîchem dinge und âventiure erwarp er vil, der ich aller niht gewehenen wil; w a n wolte ich alle sine tat, die man von ime geschriben hat, 18465 rechen al besunder, des mseres würde ein wunder, die fabelen, die hier under sint, die sol ich werfen an den wint; mir ist doch mit der wârheit 18470 ein michel arbeit ûf geleit. Tristandes leben und sîn tôt, sîn lebender tôt, diu blunde Isôt, der was wê und ande, des tages, dò sì Tristande 18475 und sînem kiele nach sach, daz ir daz herze dô niht brach, daz schuof daz, daz er lebende was. sîn leben half ir, daz sì genas; sine mohte leben noch sterben,
18420 liebungeP. begunde W. 23. Trist. N. 24. not ME. 26. d i e t , η. FWBRSP. 28. div M. freide R, frode P. 30. mit vloch H. 3 1 - 4 0 fehlen M, 3 1 - 4 2 E. 33. ruggen W, rucken PB. 34. allezit (!) und alle tage F (: läge). 40 und41 fehlen H. 41. tot vñ tot WBNORSP (das t von tod (1) auf Rasur P). 42. dahter MNE. 47. Nu HBNO. 49. ze alamenie M, zu alamanie E, ze alamanie W, zu alomanie O. 18450 51. ze für wider ME. tschanp. M, champ. F, scäp. WOR, samp. P, camp. N; die w s de komp. B. 52. er her H, her fehlt WOP. alamanie WE, alomane O. 53. als M. 54. scepter F. 55. romesch M H . 56. sinen MBNEP, synë O. 57. Der ME. ie fehlt HRSP. also HFWBNO. sighaft PN. 58. menlicher FO, meinl. W. 60. menlichem FH. 62. niht aller W. gewaehnen M, gewehen FW, gewehenen H, gewenen B, geweche P; bereden O , verrichten N, rechnen E, sagen RS. 63. soit MHE. 65. zelen MHE, rehen W (reh auf Rasur-, der Korrektor am Rand: recken), recken B, sagen N. 6 7 - 6 0 4 fehlen ME. 72. blvnde F O , blüwende H, blunde WB, plüende P, blunde N. 75. in s. W. 77. daz sch. daz er lebendich w. F; daz fehlt auch N.
310
18480 â n e i n n i h t e r w e r b e n .
18485
18490
18495
18500
18505
tôt unde leben het ir vergeben: sine mohte sterben noch geieben, daz lieht ir liehten ougen daz nam sin selbes lougen ofte und ze maneger stunde, ir zunge in ir munde diu gesweic ir dicke ze der nôt: dane was weder leben noch tôt und wären doch dà beide si wären aber von leide ir rehtes alsô rehtelôs, daz sì dewederez dâ kôs. d ò sì den segei fliegen sach, ir herze wider sich selben sprach: „ O w î , owî, mîn hêr Tristan, nu klebet iu min herze allez an, nu ziehent iu min ougen nach und ist iu von mir harte gâch. wie gâhet ir alsus von mir? nu weiz ich doch vil wol, daz ir von iuwerm lebene ziehet, swenne ir Isolde fliehet; wan iuwer leben daz bin ich. iht mère miiget ir âne mich iemer geieben dekeinen tac, dan ich âne iuch geieben mac. unser lip und unser leben diu sint sô sère inein geweben, sô gär verstricket under in,
18510 daz ir min leben fiieret hin und lâzet mir daz iuwer hie. zwei leben diu enwurden nie alsus gemischet under ein. wir zwei wir tragen under uns zwein 18515 tôt unde leben ein ander an; wan unser dewederez enkan ze rehte sterben noch geieben, ez enmüeze ime daz ander geben, hie mite enist diu arme Isôt 18520 noch lebende noch rehte tôt. ine kan weder dar noch dan. nu hêrre, min hêr Tristan, sit daz ir mit mir alle zit ein lip unde ein leben sit, 18525 sô suit ir mir ouch 1ère geben, daz ich behabe lip unde leben iu zaller êrste, dâ nach mir. nu lêret an! wes swîget ir? uns waere guoter 1ère nôt. 18530 waz rede ich sinnelôse Isôt? Tristandes zunge und min sin die varnt dort mit ein ander hin. Isôte lip, Isôte leben diu sint bevolhen unde ergeben 18535 den segelen unde den winden, wâ mag ich mich nu vinden? wâ mag ich mich nu suochen? wâ? nu bin ich hie und bin ouch dâ und enbin doch weder dâ noch hie.
18480 82. fehlt N. 85. dicke O N . 88. da enwas 1. noch t. FN. 90. w a r e n s W. 91. als HO. 94. selben fehlt OP. 95. O w e owe F, a u w e a u w e O , O w e N. 96. alles min h. a. F. 99. alles von mir F; sus NB. 502. ysote(n) O B N . 04. niht FBN. 08. gegeben FO'RSP. 09. verstrichet W. 18510 14. wir (2) fehlt BOP. 16. enw. H , wedres PB, engeyn N . 17. gesterben O N . 18. ime fehlt H. 21. e n k a n F. 22. N u H. min h. W (nu fehlt). 26. behalde OBN. 27. aller H. d a r n a c h WBNORSP. 28. lernet F. waz F; der Vers fehlt P. 30. senelose H . 31. Trist. N. 33. ysolde F W (is.), ysolden N ; ysotê beide Mal O, das zweite Mal B. 35. seligen W. 36. mich fehlt OP. 37. wa sol FRSP, wa sal BNO. 38. da HNRS. 39. vnd bin WBN. doch fehlt F, noch P.
311
18540 wer wart ouch sus verirret ie? wer wart ie sus zeteilet mê? ich sihe mich dort ûf jenem sê und bin hie an dem lande, ich var dort mit Tristande 18545 und sitze hie bî M a r k e ; und kriegent an mir starke beidiu tôt unde leben; mit disen zwein ist mir vergeben, ich stürbe gerne, möhte ich; 18550 nûne lâzet er mich, an dem mîn leben behalten ist. nune mag ich ouch ze dirre frist weder mir noch ime geieben wol, sît daz ich âne in leben sol. 18555 er lât mich hie, und vert er hin und weiz wol, daz ich âne in bin reht innerhalp des herzen tôt. weiz got, diz rede ich âne nôt; min leit ist doch gemeine, 18560 ine trage ez niht al eine: ez ist sîn aise vil sô mîn, und waene, ez ist noch mère sîn. sîn jâmer und sîn pîne diu ist grœzer dan diu mîne: 18565 daz scheiden, daz er von mir tuot, beswaeret mir daz mînen muot, ez swasret noch den sînen mê. tuot mir daz in dem herzen wê, daz ich sîn hie bî mir enbir,
18570 ez tuot im noch wirs danne mir. klage ich in, sô klaget er mich, und klaget er niht billîche als ich: ich wil mir wol ze rehte sagen, daz ich mir trûren unde klagen 18575 billîche nâch Tristande nime; wan mîn leben daz lît an ime, dà wider sô lît an mir sîn tôt. durch daz sô klaget er âne nôt. er mac vil gerne von mir varn, 18580 sîn ère und sînen lîp bewarn; wan solté er lange bî mir wesen, so enkunde er niemer genesen, durch daz sol ich sîn haben rät; swie rehte nähen ez mir gât, 18585 ern sol durch den willen mîn sîn selbes niht in sorgen sîn. mit swelher nôt ich sîn enber, mir ist doch lieber vil, daz er gesundes libes von mir sì, 18590 dan er mir alsô waere bî, daz ich mich des versiehe, daz im schade bî mir geschashe; wan weizgot swer ze sînem fromen mit sînes friundes schaden wil komen, 18595 der treit im kleine minne. swaz schaden ich sîn gewinne, ich wil Tristandes friundîn gerne âne sînen schaden sîn; daz ime sîn dine ze liebe ergé,
18540 41. verteilet HO, gedeilet BN, zen. WRSP. 49. stirbe WP. 50. nu enlat er aber mich F; er doch mich B. 53. weder im noch mir FBNORSP. geben W. 57. innert(h)alp HP. 58. Weiz H. 59. sin 1. F. 60. dragens BO, dragent N. 61. es F. so vil l:NOP. 62. fehlt P. es F. 64. den FP. 65. Dat N. 18570 tutmirF. 73. wol fehlt Wt dat N. 80. sin herze F. 81. lenger F, langer N. 82. enkonde W. 83. Dar vmb O. 84. rehte fehlt OP. 87. m. sw. liebe F. 93-95 in Lücke nachgetragen P. 93. der H. sinem fehlt F. 94. wil mit vr. sch. k. FRS, zü vründes sch. w. k. N. 96. sin ich W. 97. vrunden F, friunden W. 99. ergie W.
312
18600 ine ruoche, und ist mir iemer wê: ich wil mich gerne twingen an allen minen dingen, daz ich mîn unde sîn entwese, durch daz er mir und ime genese." 18605 D ô Tristan, alse ich iezuo las, ze Almânje gewesen was ein halp jâr oder mère, nu belangete in vii sère hin wider in die künde, 18610 da er etswaz befiinde, waz der lantm«ere von sîner frouwen wasre. in sînem muote er sich beriet, daz er von Almânje schiet 18615 und aber sine reise nam dà hin, von dannen er dar kam, hin wider ze N o r m a n d i e , dannen ze Parmenîe hin ze Rúales kinden. 18620 in selben wände er vinden und wolte im künden sîne nôt. leider nû was er aber tôt, er und sîn wip Florsete. sine süne, die er aber haste, 18625 daz suit ir wizzen, daz die dô von inneclîchem herzen frô Tristandes künfte wären, der anpfanc, dens im bâren, der was reine unde süeze:
18630 sine hende und sine füeze, sîn ougen unde sînen munt die kusten sì ze maneger stunt, „ h ê r r e " , sprächen sì zehant, „got hât uns an iu wider gesant 18635 beidiu vater unde muoter. getriuwer hêrre guoter, nu lâzet iuch hie wider nider und habet iu daz allez wider, daz iuwer und unser solte wesen 18640 und lât uns hie mit iu genesen, als unser vater mit iu genas, der iuwer ingesinde was, als ouch wir iemer gerne sin. unser muoter, iuwer friundin, 18645 und unser vater sint beidiu tôt; nu hât got unser aller nôt genasdeclîche an iu bedâht, daz er iuch uns her wider hât b r â h t . " Der trûrsere Tristan 18650 der hete aber hie van triure unde michel ungehabe. er bat sich wìsen zuo ir grabe, dà gieng er trûrende hin, dà stuont er guote wile o b in 18655 weinende unde klagende, siniu klagemasre sagende, er sprach vil inneclîche: „nu erkenne ez got der riche, sol ez iemer dar zuo komen,
18600 ich enrvche FBOP, in r. N. 01. mich fehlt F. 02. in F. 03. daz ich mich sin u. min e. F. 05. do ME. 06. ze almenie M, ze alemanie W, ze alamanie E, zu alamanie O, zalmanie F, zu almanien B. gewesen was MWN, gewas HFBO, was PS. 08. gelanget FRS, erlanget WBP, veri. NO. 10. daz er WN. 14. almenie M, alamanie WOE, alem. RS, almanien B. 15. rese W. 16. da hin fehlt F. er fehlt MW. da er hin van dannen q. ß; er ouch dar k. F. dar fehlt MBNERSP, do H. 21. Vnd M. sin tot W. 24. daz aber F; aber fehlt MBOER. 27. kunft WP, kunste H, kúnste B. 28. der F, den MHWBNORSP. amphanc H, anvanch FßO, antvanc MWE, intfanc N, empfing RS, anspang P. 18630 31. sin W. 32. den WP. ze fehlt W. 33. Herre F. 37-42 fehlen ME. 39. vr ß. 40. hin m. OF. 43. des wir in imer lobende sin ME (loben). 47. an uns ME. 48. uns her fehlt ME-, her fehlt W- hat durchstrichen F. 49. Der HBN. trurige MOERS. 50. hinnen van FHRSP, da van ME, hie gewunnen van B, hie wan WNO. 51. leit vñ ME. 52. zv zir H. 55 und 56 fehlen ME. 58. erbarmez ME. 59. da zö M, da zv HE.
313
18660 als ich von kinde hân vernomen, daz triuwe und ère werde begraben in der erde, sô ligent si beidiu hie begraben; und sol ouch triuwe und ère haben 18665 mit gote gemeine, als man giht, sone zwîvel ich zewâre niht und ist binamen kein lougen, sine sîn vor gotes ougen: Rûâl und F i o r a t e , 18670 die got der werlt sô haste gewerdet unde geschcenet, die sint ouch dort gekrcenet, da diu gotes kint gekrcenet s i n t . " diu saeligen Rúales kint 18675 diu leiten dô Tristande viir mit vil durnehter willekür ir hiuser, ir lîp unde ir guot und alse dienesthaften muot, als si iemer beste künden. 18680 si wären zallen stunden sînem dienste undertân: swaz er gebôt, daz was getan an iegelîchen dingen, diu si mohten voilebringen: 18685 si fuoren mit im schouwen ritter unde frouwen; si dienten ime ze manegen tagen, turnieren, birsen unde jagen, swaz kurzewîle er wolte pflegen.
18690
Nu was ein herzentuom gelegen zwischen Britanje und Engelant, daz was Arundêl genant und stiez daz ûf daz mer also, dà was ein herzöge dô 18695 frech unde höfsch und wol getaget, dem heten, als diu istôrje saget, sine umbessezen starke sîn gerihte und sîne marke verurliuget unde benomen. 18700 si heten in gär überkomen beide ûf dem lande und ûf dem mer. vil gerne haste er sich ze wer gesetzet, nû enmohter. einen sun und eine tohter 18705 hete er von sînem wîbe; an tugenden unde an lîbe wären si beidiu vollekomen. der sun der hete swert genomen und was dar an verflizzen gär. 18710 dà mite hete er wol driu jâr vil lobes und êren bejaget, sîn swester was schœne unde maget und hiez îsôt als blansche mains; ir bruoder Kâedîn li frains, 18715 ir vater der herzog Jovelîn; ir muoter diu herzogîn diu was genant Karsie. Nu man ze Parmenîe gesagete Tristande,
18660 Als M. kinden W. 62. in die erde MERS. 63. hie beide F. 65. also HO. 67. binamen fehlt ME. ane lögen M, one lougen E. 68. si sin FOEP. 69-73 fehlen ME. 70. so fehlt WO. 71. gewirdet FORS. 73. diu fehlt F. 74. Di N. 7.5-79 fehlen; dafür eingefügt: diu biderbe vñ göt sint ME. 75. da OP. 76. kúr W. 78. also HBNORS. diensthahten F. 79. als si FHB(RS), so si die übrigen. Nach 80. zugefügt: mit den trahten gebunden ME (trechten). 81. dienest H. 82. getet F. 88. pirsen MHFWP. 18690 Nu HB. herzent MHOE, herzogent. die übrigen. 92. arrundel M, arundele W, armidele O. 93. daz (1) fehlt FWBNORSP. an ME, vi Ε 95 und 96 fehlen ME. 95. unde (1) fehlt BNO. 96. dem hszen H. hist. FORS, hyst. WBP. 97. sine vinde vmbel. in st. ME. 99. was im ver. M, was im var. (?) E. benomen MHBOERP, genomen. 700. Si M. 01. Baide E. in dem 1. H. dem fehlt (beide Male) BO. 03. do nem. ME, do enm. P, da enm. O. 05. bi ME. 08. der (2) fehlt MERSP. 09-11 fehlen, dafür: vnde was schone so man saget ME. 12. ouch schone ME; was eyne schone m. OBP. 13. as MWBP, al H. als blanschimenis F, als blantsemanis O, as blanche manys B, blanscemanis W, blanschimonis P, ablanke manys N(RS); blanschœ mans M* (i zwischen a und η über der Zeile). 14. ir br. hiez WNO. kahedin M, keidin FWN, kedin RS. Ii frenis FE, li franis B(-ys)NORS, liffronis P. 15. ir v. hies (der herz. fehlt) OP. levelin F, löuelin O, löffelein P. 18. nv nam si Η. Nu FB. waz W. 19. sagete MNOE.
314
18720 d a z urliuge in d e m l a n d e
18750 e n w e t t e unde e n w i d e r s t r î t
ze A r u n d ê l e waere,
w i d e r ein a n d e r d i e n e s t h a f t :
er g e d â h t e sîner swsere
triuwe unde geselleschaft
a b e r ein teil vergezzen d à .
g e l o b e t e n sì z w e n e u n d e r in z w e i n u n d b e h i e l t e n o u c h die w o l inein
v o n P a r m e n ì e f u o r e r sâ 18725 hin w i d e r A r u n d ê l e
18755 unz an ir b e i d e r e n d e .
gegen einem kasteie,
T r i s t a n der eilende
d a er des l a n d e s h ê r r e n v a n t :
K â e d î n e n e r z u o sich n a m ,
daz w a s K a r k e genant,
an den herzogen er k a m ,
d â k ê r t e er z a l l e r ê r s t e h i n .
er v o r s c h e t e u n d e b a t im s a g e n
18730 h ê r r e u n d g e s i n d e e n p f i e n g e n in,
18760 sîn k r i e c , w i e sich d e r d a r g e t r a g e n
als m a n ze n ô t d e n b i d e r b e n s o l .
v o n s î n e n v î n d e n hsete,
si e r k a n d e n in v o n sage w o l :
v o n w a n n e n m a n i m taete
T r i s t a n , als uns d a z maere seit,
den a l l e r groezesten s c h a d e n ,
der was von sîner manheit 18735 in al d e n inseien e r k a n t ,
m i t d e m er wasre ü b e r l a d e n . 18765 n u i m e daz a l l e z w a r t b e n a n t , w i e d a z urliuge w a s g e w a n t ,
die w i d e r O c c ê n e sint g e w a n t .
und i m e vil r e h t e w a r t geseit
d u r c h d a z w ä r e n sîn dise f r ô .
der v î n d e g e l e g e n h e i t ,
der h e r z ö g e e r g a p sich d ô s î n e m r â t e u n d sîner 1ère. 18740 sîn l a n t und sîn ère
w â sí z u o riten m i t ir g e z o g e , 18770 nu h e t e der h e r z ö g e
d â b a t er in h ê r r e ü b e r sîn.
ein g u o t k a s t e i in s î n e r p f l e g e ,
sîn s u n , der h ö f s c h e K â e d î n ,
d a z l a c den v î n d e n û f ir w e g e ;
w a s sère a n in v e r f l i z z e n :
a l d â g e z ô c h sich T r i s t a n în u n d sîn geselle K â e d i n
s w a r an er m o h t e w i z z e n 18745 sine w i r d e u n d sîn è r e ,
18775 m i t maezlîcher r i t t e r s c h a f t . sine w ä r e n n i h t s ô s t a t e h a f t ,
d a r a n fleiz er sich sère, dâ s t u o n t al sîn g e d a n c hin.
daz sî d e k e i n e n veltstrît
si z w ê n e w ä r e n u n d e r in
m o h t e n g e h a b e n ze k e i n e r zît,
alle s t u n d e u n d alle zît
w a n s ô vil, s ô s ie k ü n d e n
18720 21. arrundele M. 25. hin gein MOE (gen), hin zu N, hin w. ze WB. arr. MH. 26. zeinem k. ME (zu ain.). 28. da was M. 29. Da ME. ze fehlt ME. 31. zu noden O N . den frumen WOP. 32. sagen OBN. 33. Trist. N. diz MHE, dise RS. 35. den landen M, dem lande E. 36. div im ze söchene wafen erchant M (wafen zu waren verbessert), die ym zu suchen waren gewant E. ottene BN, otene RS, occidente O. 37. wasen P. 39. Sinem Β. 41. ern M. 4 2 . kahedin M, keidin FNRS, kadin O. Nach 45 ein durchstrichener Vers: sinem rate vnd siner lere (= 39.) F. 47. stünden alle s. g. h. W. 18750 in w. (beide Male) HOP. 54. wol fehlt W. die ouch FB, ouch fehlt E. 55. biz HBNOP. 56. Trist. HB. 57. kahed. M, keadin E, keidin FN. zu im OP. 60. seinen P. 61. Von M. 62. wanenen M. 65. Nu FO, Do N, du B. 66. bewant ME. 67. ime fehlt WOP. was WORSP. 68. vienden WN. 71. phelege M. 72. an dem w. FBNRS. 76. staeteh. M. 78. deiner M. 79. ie fehlt BOP.
315
18780 ze eteslîchen stunden mit roube und mit brande geschaden der vînde lande, geswasslîch unde verstolne. Tristan sante verholne 18785 wider heim ze Parmenîe: sîner lieben massenîe, Rûâles kinden, er enbôt, im wasre ritterschefte nôt, der bedörfte er nie sô sère, 18790 daz sir tugent unde ir ère vil verre an ime bedashten und ime ir helfe brsehten. die brâhten ime an einer schar fünfhundert covertiure dar, 18795 bereitet wol ze prise, und grôzen rät von spîse. und alse Tristan vernam, daz ime von lande helfe kam, er fuor selbe gegen in 18800 und leites allez nahtes hin und fuortes also in daz lant, daz ez lützel ieman bevant wan die, die friunde wären und im helfe dar zuo bâren. 18805 die halben er ze K a r k e liez: aldâ gebôt er unde hiez, daz sì sich sère in t«eten und keine war des hieten, swer dar ze strîte kasme,
18810 biz man viir war vernarne, daz Kâedîn und er dà striten daz sì si danne vor an riten und sô versuochten ir heil, hie mite nam er daz ander teil, 18815 dà mite kêrte er ûf sine vart zer bure, diu ime bevolhen wart, dar în sô brâhte er si bî naht und hiez ouch die dar inne ir m a h t verhelen also starke 18820 als jene dà ze Karke. Des morgens dô ez tagen began, nu hete aber Tristan ritter ûz gesundert niht minner danne hundert; 18825 die andern liez er in der stat. Kâedînen er bat, daz er den sînen sagete, o b man in dar gejagete, daz man sîn war nasme 18830 und ime ze helfe kasme von dannen und von Karke. sus reit er ûf die marke; er roubete unde brande offenlîchen in dem lande, 18835 swâ er der vînde veste und ouch ir stete weste. dannoch vor naht dô wart der schal in dem lande fliegende über al, daz der stolze Kâedîn
18780 etl. M. 82. fehlt P. 83. gesweliche F, geswesl. WBP, geswechl. RS, geswischel. N, gewisl. O, geswasl. MH. verholne MN (auf Rasur) E. 84. verstolne MNE. 89. Er bed. ir nie ME (er), der enb. HNO, der end. P. 90. daz ir FH. triwe ME. 93. si MBN (Si Β). 94. conventure WP; -turen BOP. 95. bereit MNOERS, bereite Β. 97. Snde Ν (vgl. Si Β 93.), unde fehlt ME. 800. leit ez alles F; leitete WOP. 01. leit iz also Κ 03. wand W. 04. da zuo h. b. FWORSP. 05. halbe MHNOEP; daz h. deil der schar er O. 08. keinen WB. 09. wer MHW. 18810 12. daz si dañe zó r. M£; vorn an r. HB. 13. also MFNERS. 14. so nam ME. 15. Da E. 16. div burch ME. 18. Vnd F; der Vers fehlt P. 19. Verh. M. 21. des MFE. betagen F. 24. minrre W, minre BN. 25. ander ON. hiez W. 26. er da b. FRS. 28. iagete FNRS. 29. da ME. 34. offenliche FHWO, offenbair N. 35. der der vienden W. 37. Dar na N. vor der n. WOP. do fehlt FNO, so B. 38. imme F. fliegende fehlt F.
316
18840 ûz g e r i t e n s o l t é sîn
18870 si k ê r t e n a n den s t r î t z e h a n t .
mit o f f e n l î c h e r reise.
si k ä m e n m i t ein a n d e r her.
Rugier von Doleise
a l h i e f l o u c s p e r u n d e sper,
und Nautenîs von H a n t e
ros unde ros, man unde man s ô v î e n t l î c h e ein a n d e r a n ,
und Rigolîn von N a n t e , 18845 d e r vînde leitaere,
18875 d a z dâ vil m i c h e l s c h a d e e r g i e .
den w a r t daz m e r e swsere:
si t ä t e n s c h a d e n d o r t u n d e hie:
al die state und al die m a h t ,
hie T r i s t a n u n d e K â e d î n ,
die si m o h t e n bî der n a h t
dort Rugier unde Rigolîn. swes i e m a n m i t d e m s w e r t e
besenden, diu w a r t g ä r besant. 18850 des a n d e r e n tages z e h a n t
18880 o d e r m i t der l a n z e n g e r t e , d a z h e t e er d â , d a z vander.
w o l hin u m b e den m i t t e n t a c ,
si riefen w i d e r ein ander,
d ò sich ir s t a t e inein g e w a c ,
hie: „ s c h e v e l i e r H a n t e ,
si k ê r t e n w i d e r K a r k e hin. r i t t e r h e t e n s u n d e r in 18855 v i e r h u n d e r t u n d e m è r e
Doleise unde N a n t e ! " 18885 d o r t : „ K a r k e u n d A r u n d ê l e ! "
u n d v e r s ä h e n sich des sère,
D ô j e n e in d e m kastêle
si s o l t e n sich dâ n i d e r l â n ,
den s t r î t ze s t e t e s ä h e n s t â n ,
als o u c h d â v o r h e t e n g e t â n
si liezen ûz den p o r t e n g â n
vil o f t e und ze m a n e g e m t a g e . 18860 nu k ê r t e T r i s t a n ûf ir slage
und a n d e r h a l b e n in die schar. 18890 die t ä t e n sì h e r u n d e d a r
u n d sîn geselle K â e d î n ,
mit hezlîchem strîte.
d ô j e n e vil s i c h e r w ä n d e n s i n ,
in h a r t e u n l a n g e m zîte
d a z i e m a n ze den zîten
d u r c h b r ä c h e n sîs h e r u n d e h i n .
m i t in g e t ö r s t e s t r î t e n . 18865 d ô flugen dise a l l e n t h a l b e n z u o ,
si riten h o u w e n d e u n d e r in 18895 als e b e r u n d e r s c h â f e n .
ir k e i n e r w ä n d e e n v o l l e n f r u o
baniere unde w â f e n ,
den vînden genâhen.
diu der h o u b e t v î n d e w ä r e n , der b e g u n d e T r i s t a n v â r e n
N u daz die vînde e r s ä h e n ,
und sîn geselle K â e d î n .
d a z ez ze strîte w a s g e w a n t ,
18840 solten W. 41. offener MHE, offenbare N. 42. ruguer ME, ruger FB (Rúg.), rugiel O , toiger R, touger S, Ffüge P. daleise W, doleteise N, toleteise R, toidoteise S. 43. nutenis H, hantenis W. 4 5 . viende HWBNO. 4 6 . was FWBNOP. 4 7 . stete FO. 50. alzehant ME. 51. vff OP. den fehlt F. 53. gegen M O , gen £ . 55. vnd FM, oder HWBNOP. 56. Vnd M. 58. als si ouch WORSP, alsi ouch B, als si Ν. 60. triscan kerte ME. 61. Und E. 62. da F O , fehlt N. schire HS. 65. da vligent dise F. 66. wanden v. W. vollen FB, wollen O , welle P. 68. Nu HB. 18870 76. schade WN. da ON. 7 7 - 8 5 fehlen ME. 77. Hey N. dort k. F. 79. swaz W. 80. glenen O . 83. hey F. schevalier HW, schivilier F, sehievalier ß , schifaleyr N, schau. OP. 85. arrundele W. Statt 86 und 87: do iene daz ersahen die in den husen lagin daz der strit ze stete begunde stan ME. 86. Do HB. 89. und fehlt ME. 89 und 90 fehlen OP. 90. si t. FN. 92. unlangem ΜΗ, unlanger. 93. si fehlt MBE, sis fehlt RS; sie sich P. daz her F. 94. howende F. 95. Als ME. ebire F, aebere W. vnd F. 97. die der vinde w. MHE.
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18900 dà wart Rugier und Rigolîn von Nautenîs gevangen und michel schade begangen under ir massenîe. Tristan von Parmenîe 18905 und sîne lantgesellen die riten vînde Vellen, slahen unde vâhen. nu daz die vînde ersähen, daz in diu wer niht tohte, 18910 swie sich der man dà mohte mit fliihte oder mit listen generen oder gefristen, des was ir iegelîchem nôt: fluht oder flêhen oder der tôt 18915 die schieden einsît den strit. Nu daz der strît in eine sît mitalle enschumpfieret wart und die gevangenen bewart und behalten, dâ si solten sîn, 18920 Tristan unde Kâedîn die nâmen alle ir ritterschaft alle ir state und alle ir k r a f t und riten dô erste in daz lant: swâ man der vînde keinen vant 18925 oder iht ir dinges weste sô habe, sô stete, sô veste, daz was verloren, aise ez lac. ir gewin und ir bejac den sanden sì ze Karke.
18930 nu sì der vînde marke gär under sich gebrächen und wol ir zorn gerächen und heten zir hant allez lant, Tristan der schickete al zehant 18935 sîne lantmassenîe wider heim ze Parmenîe und dankete in vil tiure, daz er ère und âventiure von ir genâden haste. 18940 Tristan der nâchraete, dô sîn gesinde dannen schiet, umbe die gevangenen er riet, daz sì ze hulden ksemen und von ir hêrren naemen, 18945 swaz ern ir guotes wider lêch, den Worten, daz er in verzêch; und versigelten ouch daz, daz disiu schulde und dirre haz dem lande unschadebsere 18950 irhalben iemer wasre; und kämen allesamet dan die houbethêrren unde ir man. Hie mite was aber Tristande da ze hove und dâ ze lande 18955 vil lobes und êren viir geleit. sine sinne und sine manheit diu prîsete hof unde lant. diu beidiu wären ouch gewant niht anders wan als er gebot.
18900 ruger FRS. 01. und alle, nantenis FNO, haut. W. 02. ergangen F. 06. (und 08.) viende HWBNOP. 07. nahen F. 08. sahen OBP, gesain N. 10. d o M W B N O E . ll.fliehene ME, vluhten H. 14. fl. vñ fliehen ME, flucht fliehen (!) RS, vlucht of vlein N. oder (1) fehlt WORSP. fliehen auch P. 15. einhalp H, bedehalp ME. 16. Nu HB. 17. entsch. MWBNOERSP. 18. geuangen MNF.. 19. behielten ME. do HW. 21.DÍN. 22. stete HO. 23. do fehlt ME. 24. viende HWNo. 18930 Nu MBE. 3 3 ^ t 0 fehlen ME. 33. heten fehlt OP. zer h. FN. alle ir β; al daz lant WN. 34. schikte H O ; der hete al daz lant W. 36. heim fehlt NO. 37. im W. 40. nav rede N, navhrede B. 41. tristant sin ME. dan W; dan geschiet HB. 42. gevangenen HB, geuangen. er do riet FRS. 45. er in gutes FBN, er ir g. M. 47. versigelten MHERSP, vergisilten F, vergiselten WBO, versicherde in N. 51. daran WE. 52. holtherren H. 53. hie MEP. 54. datze (1 und 2) ME. da (2) fehlt NOP. 55. vil eren F. vf geleit MHE. 57. bris. MERS. 59. Niht E. wen F.
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18960 Kâedînes swester îsôt, diu mit den wîzen handen, diu bluome von den landen, diu was stolz unde wise und hete sich mit prise 18965 und mit lobe sô vür genomen, daz si al daz lant hete iiberkomen, daz daz niht anders seite wan von ir sadekeite. dô die Tristan so schoene sach, 18970 ez frischete ime sin ungemach: sîn altiu herzeriuwe diu wart aber dô niuwe. si mante in ie genôte der anderen îsôte, 18975 der lûteren von Irlant; und wan si Isôt was genant, swenne er sîn ouge an sì verlie, sô wart er von dem namen ie sô riuwec und sô frôudelôs, 18980 daz man im under ougen kôs den smerzen sines herzen, doch liebete er den smerzen und truog im inneclîchen muot: er dûhte in siieze und dûhte in guot. 18985 er minnete diz ungemach
18990 dan im ander fröude taste. îsôt was sin liep und sin leit, jâ, îsôt, sin beworrenheit, diu tete im wol, diu tete im wê: sô ime îsôt sîn herze ie mê 18995 in dem namen îsôte brach, sô er îsôte ie gerner sach. Vil dicke sprach er wider sich: ,,â dê benîe, wie bin ich von disem namen verirret! 19000 er irret unde wirret die wârheit und daz lougen miner sinne und miner ougen. er birt mir wunderliche nôt: mir lachet unde spilt îsôt 19005 in minen ôren alle frist, und enweiz iedoch, wâ îsôt ist: mîn ouge, daz îsôte siht, daz selbe ensiht îsôte niht: mir ist îsôt verre und ist mir bî: 19010 ich fürhte, ich aber gîsôtet si ze dem anderen mâle, ich wasne, ûz Kurnewâle ist worden Arundêle, K a r k e ûz Tintajoêle 19015 und îsôt ûz îsôte. mich dunket ie genôte, als ieman iht von dirre maget in îsôte namen saget, daz ich îsôte funden habe.
durch daz, wan er si gerne sach; sô sach er sì gerne umbe daz: im tete diu triure verre baz, die er nach der blunden häete,
18960 63. hofsche ME. 64. ze prise ME. 66. daz al FBP. lant fehlt BP. 67. daz ez ME, daz H. 69. Do BNO. tristan die W. so fehlt MHE. 70. daz ME. frischte M, frische W. 71. herzenriwe FN. 72. do fehlt OP, dû aber Β. 73. ie fehlt WNRS. 75. Der M. schonen MOE. 76. und fehlt MNOE. ouch ys. MOE. 84. suze vnde gut MHBNORSP; er d. in g. W. 85. daz FNORS, disen W. 87. er sach M. 89. bluenden HP, blúnd. WB, bluwender O. 18990 die ander ON. anderú fródú W; fröude fehlt O, vraudê aus vrauwe verbessert Ν. 97. Vil Η. 19001. liegen Η. 03. Er ME. OS. ógen W, minem oren H. 06. doch FWBNORSP. waz HWORSP. 07. Min N. 10. ich f. aber daz ich W(0)RS. 11. zem MHBEP, zu einem FRS. 13. arrundele MW. 18. ysoten MVPBNO.
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19020 hie bin ouch ich verirret abe. wie wunderlich ist mir geschehen! daz ich îsôte müese sehen, des gere ich nû lange frist; nu bin ich komen, dâ îsôt ist, 19025 und bin îsôte niender bî, swie nähen ich îsôte sì. îsôte sihe ich alle tage und sihe ir niht: daz ist min klage, ich hân îsôte funden 19030 und iedoch niht die blunden, diu mir sô sanfte unsanfte tuot. ez ist îsôt, diu mir den muot in dise gedanke hât brâht, von der mîn herze als ist verdâht: 19035 ez ist diu von Arundêle und niht îsôt la bêle; der ensiht mîn ouge leider niht. swaz aber mîn ouge iemer gesiht, daz mit ir namen versigelt ist, 19040 dem allem sol ich alle frist liebe unde holdez herze tragen, dem lieben namen genâde sagen, der mir sô dicke hât gegeben wunne unde wunneclîchez leben." 19045 Alsolhiu msere treip Tristan vil ofte wider sich selben an, swenne er sîn senftez ungemach, îsôte als blansche mains, gesach. diu fiuwerniuwete ime den m u o t
19050 mit der glimmenden gluot, diu ime doch naht unde tac betrochen in dem herzen lac. er enwas dô niht gedanchaft ze ernste noch ze ritterschaft; 19055 sîn herze und sîne sinne dien wären niwan an minne und an gemuotheit geleit. er suochte gemuotheit in wunderlicher ahte: 19060 er besazte sîne trahte, er wolte liebe und lieben wân wider die maget îsôte hân, sîn gemiiete gerne twingen ze ir liebe ûf den gedingen, 19065 ob ime sîn senebiirde mit ir iht ringer würde, er iiebete an ir dicke sîn inneclîche blicke und sante der sô manegen dar, 19070 daz sì binamen wol w a r t gewar, daz er ir holdez herze truoc. ouch hete sì dâ vor genuoc durch in gedanke viir brâht. si hete vil durch in gedâht; 19075 sît sì gehörte unde gesach, daz man im sô vil lobes sprach über hof und über lant, sît was ir herze an in gewant. und alse Tristan denne
1 9 0 2 0 ich ouch FNRS, ich fehlt H. verriet M (über rr ist i nachgetragen). 2 2 . ysoten MBO. 2 3 . dez H. gerte M, hain ich begert N . nu vil 1. vr. alle (nu fehlt OP, nu vil fehlt N). 2 5 . vnd bin MWNERS, vnd enbin die übrigen. 2 6 . nahe mir W. 2 8 . vnd siehe ich ir niht HRS(nu). 30. plüenden P, blunden WBNO. 3 3 . diseme W, disen P. 34. sus W, fehlt O. iht verd. H. 35. arrundele M. 3 6 . und fehlt M(Niht)f·. 37. der siht MFNE. 38. imer min o. ersiht ME. 4 0 . dem namen sol i. W. 4 2 . liebe F. 4 4 . wunderlichez W. 4 5 . als. M. 4 6 . dí(c)che MBORS. 4 7 - 5 2 fehlen ME. 4 8 . as FWBO, fehlt N. blachimenis F, bl. meins H, blantse m. W, blantsemanys NO. 4 9 . vnuw. B, ernuw. N . 1 9 0 5 0 glúnde glút W(ORSP). 5 2 . betrogen H N , berochen FBO, gerochen RS. 53. doch WRS. 54. vnd ze HWBP. 5 6 . dien fehlt ME, die WBN. 57. dar bach vñ an anders niht geleit M (auf Rasur des richtigen Verses) E. mûtheit W. 6 0 . besäte HN, beseite F, besantte RS. 61. liep M. 6 4 . zer FB (zu der). 6 5 . senede b. MWNERSP. 6 8 . minnechliche MBE. 75. Sint N . sit ir si W. sach F. 76. daz man so vil 1. von im spr. F. 77. Uber E. 79. und fehlt M(Als)£.
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19080 sin ougen eteswenne durch âventiure an sì verlie, sô widerlies ir ougen ie als inneclîchen an den man, daz er gedenken began, 19085 mit welher slahte dingen erz möhte voilebringen, daz al sin herzeswasre dermite erloschen wasre, und was gedanchaft derzuo. 19090 er sach si späte unde fruo, swenne ez mit ihte mohte sin. Vil schiere wart, daz Kâedîn ir zweier blicke w a r t gewar und fuorte in ouch dô dicker dar, 19095 dan er ê mâles tete; wan er gedingen hete, obs im ze herzen beklibe, daz er si nseme und dà belibe, sô hete ouch er mit ime verant 19100 sin urliuge über al daz lant. sus bat er ie genôte sîn swester Isôte, daz sîz mit rede Tristande bute, reht alse er selbe vor gebute 19105 und niemer käeme an keine tât âne in und âne ir vater rät. Isôt diu leiste sine bete, wan sîz doch selbe gerne tete, und bôt ez Tristande aber dô baz:
19110 rede unde gebaerde und allez daz, daz die gedanke stricket, minne in dem herzen quieket, daz begundes an in wenden alle wîs und allen enden, 19115 biz daz sin ouch enzunde, daz ime der name begunde den ôren senften an der stete, der ime dà vor unsanfte tete: er hörte und sach Isolde 19120 vil gerner danne er wolde. reht alse tete ouch in Isolt: si sach in gerne und was im holt, er meinde sì, si meinde in: hie mite gelobetens under in 19125 liebe unde geselleschaft und wären ouch der flîzhaft ze iegelichen stunden, sô sî mit fuoge künden. Eines tages dô gesaz Tristan, 19130 und giengen in gedanke an von sinem erbesmerzen. er bedâhte in sinem herzen manege und maneger hande nôt, die sin ander leben Isôt, 19135 diu blunde küniginne, der slüzzel siner minne durch in erliten haste und ouch dar an sô staste in allen noeten wsere.
19080 ouge HP. 81. so minnchlich an si v. ME. 83. als minnchl. M, so minnichl. F, so myflecl. (!) E. 84. denken FO. 85. swelher HW. 87. herzenswere F. 88. da mite WBN. erloes schen WB, u lesschen O . 89. dar zó MWBNOP. 90. spete H. 91. s o e z ME. 92. vil HB. da k. HW. 93. wart fehlt W. 94. do fehlt WP- dicke F HB* (r über der Zeile) RSP. 99. ime fehlt H. 100. alles uberz 1. FNRSP- al fehlt W. 01. Do bat N. 03. ez fehlt BN. mit rede fehlt ME. wol bute F. 04. reht fehlt ME. aiser selber WNP. 05. noch niemer W. 07. Ys. B. 08. ouch MWNERS. selbe fehlt B; gerne selbe W. 0 9 - 1 4 fehlen ME. 19110 14. i n a . w. u. in a. e. W; i n - a n B; an a. e. NOP. 15. si im ouch H; si fehlt Ν. 20. solde FW (er fehlt) BNORSP. 21. also N. im MERSP, fehlt BN. 2 3 - 2 8 fehlen ME. 23. minnete in HBF, minde (beide Male) N. 26. dar an ouch vi. FRS, oych dar na vi. N. 28. füge OB. 29. do über der Zeile N, fehlt FEP. saz FBNORS. 30. gedanken MFERSP. 32. ged. PN. 35. blunde WBP, blunde N, bluwende O. 36. siner sinne FB.
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19140 er nam ez ime ζ e swasre, und gieng im rehte an sînen lîp, daz er âne Isolde ie kein wîp durch minne in sînen muot genam und ie an die gedanke kam. 19145 leitlîche sprach er wider sich: „ich ungetriuwer, waz tuon ich? ich weiz doch wârez aise den tôt, min herze und min leben Isôt, an der ich hân geunsinnet, 19150 diu enmeinet noch enminnet niht dinges ûf der erden, noch enkan ir niht gewerden liep wan ich al eine, und minne ich unde meine 19155 ein leben, des si niht bestât: ine weiz, waz mich verkêret hât. waz hân ich mich genomen an, ich triuwelôser Tristan! ich minne zwo Isolde 19160 und hân die beide holde, und ist min ander leben, Isolt, niwan einem Tristande holt, diu eine wil dekeinen Tristanden wan mich einen, 19165 und wirbe ich ie genôte nach anderer îsôte. wê dir, sinnelôser m a n , verirreter Tristan! là disen blinden unsin,
19170 tuo disen ungedanc h i n . " Hie mite kam er des willen wider, minne unde muot leite er dernider, den er der megede Isôte truoc; iedoch sô bôt er ir genuoc 19175 sô süezer gebserde, daz si alle die bewserde sîner minne wände hân. dô was ez anders getân: ez ergieng, aise ez solde. 19180 îsôt diu hete Isolde Tristanden muoteshalp genomen. Tristan was aber mit muote komen wider an sîn erbeminne: sîn herze und sine sinne 19185 die triben dò niwan ir altez leit. doch begieng er sine höfscheit: do er an der megede gesach ir senelîchez ungemach, daz sich daz üeben began, 19190 dô leite er sînen flîz dar an, daz er ir fröude bäere: er seite ir schœniu maere, er sang ir, er schreip unde las; und swaz ir kurzewîle was, 19195 dà zuo was er gedanchaft; er leiste ir geselleschaft, er kurzete ir die stunde etswenne mit dem munde und underwîlen mit der hant.
19140 vnd nam F. so sw. WN. 42. ane si e dehein w. ME. 43. nam F. 44. an den gedanken FWBP. bekam WN. 47. ez wares W, es doch wares Ρ, id wair Ν. 50. Div M. unm. noch unm. F. 51. Nit E. 52. öch MWE. werden WN. 54. óch M* (ausradiert; es folgt: und) E. 55. daz FWNRSP. 56. verirret FNRS. 57. wez HWBNO. 58. sinneloser F. 59-68 fehlen ME. 59. meine F. 62. eine W. 64. wen F. 66. n. einer ander WBNOP. 67. wie dem f·, wi dere HP, kere O. 19170 dinen ME. vngedanke WBNO, -ken FRSP. 71. hie ME. 72. neder NB. 73. meide MF. 74. so fehlt ME. 76. daz alle FH. 79. gieng MWBORSP. 80. diu fehlt F. 81. tristran F, tristandes PN. benomen MNE. 83. ereminne W. 85. di entr. FOP. niwan alles leit FRS, n. ir alles 1. P. 87. magede M, meide F. 93. er sane vnd sehr, ir ME, he sane he sehr, ir Ν, er s. ir er sehr, ir Β; vnd fehlt RS-, vnd er las HW. 95. Darz. M, darz. WNOP. 96. leistet ir FB. 97. er kürzet ir F. 98. sor allerbeste künde ME. 99-224 fehlen ME.
322
19200 T r i s t a n er m a c h e t e u n d e v a n t
19230 diu n a m in a b e r ze h a n d e n d ô
a n i e g e l î c h e m seitspil
u n d w a n t e d a n n e ir flîz a n in.
l e i c h e u n d e g u o t e r n o t e n vil,
ir k l ä r e n o u g e n u n d e ir sin
die w o l g e m i n n e t sint ie sît.
diu spilten ûf in d e n n e ;
er v a n t o u c h ze d e r selben zît 19205 d e n edelen leich T r i s t a n d e n ,
sô w a r f ouch eteswenne 19235 der k r a n k e m a g e t l î c h e n a m e
d e n m a n in allen l a n d e n
sine k i u s c h e u n d sine s c h ä m e
s ô l i e b e n und s ô w e r d e n h a t ,
zem nacken von den ougen,
die w î l e u n d disiu w e r l t g e s t â t .
si leite im d i c k e u n t o u g e n
ofte unde dicke ergieng ouch daz, 19210 s ô daz g e s i n d e inein g e s a z ,
ir h e n d e in die s i n e , 19240 als o b e ez K â e d î n e
er u n d e I s ô t u n d K â e d î n ,
ze liebe geschashe.
der h e r z ö g e u n d diu h e r z o g î n ,
s w e s a b e r sich der versashe,
f r o u w e n und b a r û n e ,
ir s e l b e r f r ô u d e lac d a r a n .
s ô t i h t e t e er s c h a n z û n e , 19215 r ú n d a t e und h ö f s c h i u liedelîn u n d s a n g ie dîz r e f l o i t d a r i n :
Diu maget diu w a r t sich wider den man 19245 s ô r e h t e lieplîch m a c h e n d e , smierende unde lachende,
„Isôt ma drûe, Isôt m'amie,
kallende unde kosende,
en vûs m a m o r t , e n vûs m a v i e ! "
smeichende unde lösende,
u n d w ä n d e er d a z s ô g e r n e s a n e , 19220 sô w a s ir aller g e d a n c , u n d w ä n d e n ie g e n ô t e ,
biz d a z sin a b e r e n z u n d e , 19250 daz er a b e r w i d e r b e g u n d e mit muote und mit gedanken
er m e i n d e ir I s ô t e
an sîner liebe w a n k e n :
u n d f r ö u t e n sich es sère,
er z w î v e l t e a n I s o l d e ,
und aber nieman mère 19225 d a n sîn geselle K â e d î n :
o b er w o l d e o d e r e n w o l d e 19255 o u c h tete es i m e e n t r i u w e n n ô t ,
der f u o r t e in ûz, der f u o r t e in în
d a z sîz im a l s o s u o z e b o t .
u n d s a z t e in zallen zîten
er d â h t e d i c k e w i d e r s i c h :
der s w e s t e r a n ir sîten.
„ w e d e r wil ich o d e r e n w i l i c h ?
diu w a s sin o u c h v o n h e r z e n f r ô ;
ich waene n e i n , i c h wasne j â . "
19200 der machte FNRS. 03. si im ie H. 04. ze fehlt W. 06. eilen H. 08. und fehlt FBNO. stat FBNORSP. 14. tihter WORSP. 15. hvbsche F. 17. Isoit N. ma ducie B, ma druwe N, madrüne P, mandrie R, madrie 5. 18. in vus - in vus H, enws - enws Fy in vus — en vus Β, ein vns - ein vns O, en nvs - en nvs W, e vns N. en us RS. man mort W; der Vers fehlt P. 23. vroweten sichz FO; des NB. 25. aber sin g. k. ME. 27. säten im H, satten ζ. Β, sacztë ζ. O. 2 8 . an di(e) siten FWBRSP, zu der s. O, bi de s. N. 29. ze herzen F. 19230 si nam ME. 31. wände gar ir vi. ME. 32. clare OBNP. 3 3 - 4 8 fehlen ME. 33. diu fehlt F. danne F*HBN. 34. et(e)swanne HBN. 38. dicke tougen WNOP, d. vnd t. BRS. 44. di meit wart F(Di)BNORSP; Div H. 4 7 und 48 fehlen P. 4 7 . kosunde F. 48. losunde F. 49. si über der Zeile B. 50. wider fehlt ME. 52. liebiv W. 53. He N. 54. weder - noch F. 55. ez HF, id NB. 56. do MHWNEP. als MFWO. erbot ME. 58. weder weder M.
323
19260 sô was aber diu staete dà: „ n e i n " , sprach si, „hêrre Tristan, sich dîne triuwe an Isôt an, gedenke genôte der getriuwen Isôte, 19265 diu nie fuoz von dir g e t r a t . " sus was er aber an der stat von den gedanken genomen und aber in solhen jâmer komen durch Isôte minne, 19270 sînes herzen küniginne, daz er gebserde unde site sô gär verwandelte dermite, daz er an iegelîcher stete niht anders niuwan trûren tete. 19275 und swenne er aber zlsote k a m , sín rede mit ir ze handen n a m , daz er sîn selbes gär vergaz und siuftende allez bî ir saz; sîn tougenlîchiu swœre 19280 diu wart als offenbîere, daz al daz ingesinde jach, sîn triure und sîn ungemach daz wasre durch Isôte gär. si heten ouch entriuwen war: 19285 Tristandes triure und sîn nôt daz enwas niht anders wan Isôt. Isôt diu was sîn ungeschiht, und aber diu mitalle niht, dâ sîz dà vür erkanden,
19290 diu mit den blanken handen: ez was Isôt la bêle, niht diu von Arundêle. si wândens aber alle dô. sô wände ouch Isôt selbe alsô 19295 und wart verirret gär dervan; wan sich ensenete Tristan dekein zît sô genôte durch keine sîne Isôte, si ensenete sich noch mê durch in. 19300 Sus triben si zwei die stunde hin mit ungemeinem leide, si seneten sich beide und heten jâmer under in zwein; und gie der ungelîche inein. 19305 ir minne unde ir meine die wären ungemeine: si engiengen dô niht in dem trite gemeiner liebe ein ander mite, weder Tristan noch diu maget Isôt. 19310 Tristan der wolte zeiner nôt ein ander Isolde, und Isôt diu enwolde keinen anderen Tristanden, diu mit den wîzen handen; 19315 si minnete unde meinde in: an im lac ir herze und ir sin, sîn triure was ir ungemach; und sôs in eteswenne sach under ougen also blichen
19260 63 und 64 fehlen MNE. 66. so was aber siner fröden mat M, s. w. a. sin truwe m. £ ; Sus Β. 67-99 fehlen ME. 68. an FN. 74. wen F, wan BP, dan O. truren fehlt W. 76. mit im HW. 78. sufzende (!) FBOP. 79. heymeliche O, doitliche Ν, tugentliche RS. 81. alles daz FRSP. 85. truren HN. 86. di enwas FB. 87. diu fehlt WP. 88. befalle FRS, diu fehlt WOP. 89. enkanden F. 19290 93. Si Η. 94. si w. ouch ys. s.a. H, si wonden auch s.a. Ρ, isot w. o. s.a. ON; selber so F. 95. Si wart Ν. 98. decheine F. 99. mere H, nye (!) O. 300. sus MWBNOP. 01. Mit einander under in M; Mit auch E. 04. der giench aber ungelich enein ME. 07. in eyme tr. OP. 09. meyt F. 10. der fehlt MOERS. 15. vñ meinete in WP, vnd myñete in OBN. 18. und fehlt ME. 19. so ME. bleichen FWRSP.
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19320 und danne als inneclîchen dar under siuften began, sô sachs in inneclîchen an und ersûfte sì danne mite, nâch vil geselleclîchem site 19325 truoc sî daz trûren mit im ie, des sî doch liitzel ane gie. si twanc sîn leit sô sère, daz ez in an ir mère dan an im selben miiete. 19330 die liebe und die güete,
19350 ie mère und mère enzunde, biz sì ze jungest dar an k a m , daz minne an ir den sige genam, sô daz sim alse dicke ir gebíerde, ir rede, ir blicke 19355 als inneclîche suoze e r b ô t , daz er aber in sîne zwîvelnôt zem dritten mâle geviel und aber sînes herzen kiel begunde in Ungedanken 19360 fluoten unde wanken
die si ime sô stseteclîche truoc, die betrûrete er genuoc. in erbarmete, daz sir sinne sô verre an sîne minne 19335 umbe niht haîte verlân und ûf alsô verlornen wân ir herze haîte an in geleit. doch begieng er sîne höfscheit und fleiz sich alle stunde, 19340 sô er suozeste künde, mit gebasrden und mit maeren, daz ers ûz disen swasren vil gerne haste genomen. nu was aber in die swsere komen 19345 ze verre und alze sère, und sô er sichs ie mère pinete unde nòte, sô er die maget Isôte von stunde ze stunde
und was dà kleine wunder an; wan weiz got diu lust, diu dem man alle stunde und alle zît lachende under ougen lit, 19365 diu blendet ougen unde sin, diu ziuhet ie daz herze hin. Hie mügen die minnasre kiesen an dem maere, daz man vil michels baz vertreit 19370 durch verre minne ein verre leit, dan daz man minne nähe bî und näher minne âne sì. jâ zwâre, als ichz erkennen kan, vil lieber minne mag ein man 19375 baz verre enbern und verre gern, dan nahe gern und nähe enbern, und kumet der verren líhter abe, dan er der nähen sich enthabe. hie verwar sich Tristan inne:
19320 21.sufzen FBOEP. 23. sufte M(E), ersüftzede BOP. si fehlt WEP. 25. Drúch N. 26. daz MNOERSP. 27. Si ME. 28. ir an ir Ρ; in fehlt M. an ir ere FRS. 30. vnd fehlt W. 33. dase ir M, daz ir PHP. 36. und fehlt ME. ovf P. verloren MN. 37-552 fehlen in ME, dafür folgende 6 Verse: tristant doch wider sich selben (selb E) sprach, umbe sin wernde (selbes E) vngemach. tristant du möst iedoch leben, dv solt dir selbem (selber £) rat geben, wie dv din dinch gesetzest. vnt dich des todes ergetzest. Darauf folgt Ulrichs Portsetzung, in E Heinrichs von Freiberg Fortsetzung. 38. hubscheit F. 40. sor P. beste ON. 42. daz er sus P. 44. was si aber WNORSP, was id abs ß. an OP. 45. also sere Ρ, alzo sere Ν. 47. benote Η. 19350 ie mere (2) Η. 52. nam FBNO. 53. daz im Ρ, das im Η, do das jm P. al Η, also ΡΒΝ. 60. vievten Η, vlucten Ρ, vlúten Β, flechten RS, flehen O, zessen Ν. 61. dehein WP. 62. den man alle. 69. michlz P, michel HWBNORSP. 70. durch fehlt F. ein fehlt N; vnd ν. 1. FRS. 71. man fehlt H. 73. Ja N. ich W. 75. gern - enbern F. 76. enbern - gern F. vnd fsre enbern P. 78. naher WN. 79. Hie B. verwarr Pf.
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19380 er gerte verrer minne und leit durch die grôz ungemach, die er weder hörte noch ensach, und enthabete sich der nähen, die sîn ougen dicke sähen. 19385 er gerte zallen stunden der liehten, der blunden Isôte von Irlanden und flòch die wîzgehanden, die stolzen maget von Karke. 19390 er qual nach jener starke und zôch sich hie von dirre. sus was er beider irre: er wolde unde enwolde Isolde und Isolde; 19395 er flôch dise und suochte jene, diu maget îsôt diu hete ir sene, ir triuwe und ir durnehtekeit einvalteclîche an geleit: si gerte des, der von ir zôch, 19400 und was den jagende, der si flôch. daz was des schult, si was betrogen. Tristan het ir sô vil gelogen mit disen zwein handelungen der ougen und der zungen, 19405 daz si sines herzen unde sîn gewis und sicher wände sin, und al der trügeheite, die Tristan an si leite; sô was ie daz diu volleist,
19410 diu ir herze allermeist an Tristandes liebe twanc, daz er daz also gerne sane: „Isôt ma drûe, Isôt m'amie, en vûs ma mort, en vûs ma v i e ! " 19415 daz locte ir herze allez dar; daz was, daz ir die liebe bar. Die rede nam sì sich allez an und gie dem fliehenden man als inneclîche suoze mite, 19420 biz daz sin an dem Vierden trite der minne erzôch, dà er si flôch, und in zuo ir her wider zôch, daz er sich aber dar bewac und aber dô was naht unde tac 19425 gedenkende unde trahtende und angestlîchen ahtende umbe sin leben und umbe sich, „ e i , " dâhte er, hêrre, wie bin ich mit liebe alsus verirret! 19430 diz liep, daz mir sus wirret, daz mir benimet lip unde sin, dà von ich sus beswaeret bin, sol mir daz ûf der erden iemer gesenftet werden, 19435 daz muoz mit fremedem liebe wesen. ich hân doch dicke daz gelesen und weiz wol, daz ein trûtschaft benimet der anderen ir kraft, des Rînes flieze und sîn flôz
19380 82. enhorte HNO. sach WRSP. 83. enhab. FB, enthabeten W. 84. ouge W. 89. stolze FWBNO. 91. ie W. 96. ir fehlt P, über der Zeile W. 98. -liehen WBP. an in FNORS. 99. vor H. 19410 daz H. 13. ma duci Β, ma druwe Ν, madruue Ρ, mandrye R, madrye 5. 14. enws FRS, in vos H, ein vns O, e vns Ν, er vns Ρ, enus W. 15. Dat Ν. lokete HFWBP. 16. war zu bar verbessert W. 17. Die H, die BP-, der ΨΝΟ, dirre F(Dirre)RS. 20. vierde F. 21. enzoch WRS. 23. dar an b. PNRS. 28. Eya O. 30. daz 1. HBORSP. 35. liebe fehlt OP. 37. ein truschaft W, entmitschaft F, eyne ritterschafft OP. 39. gieze F.
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19440 der enist a n keiner s t a t s ô g r ô z , m a n e n m ü g e d e r v o n gegiezen mit einzelingen fliezen s ô vil, d a z er sich g â r zerlât und maszliche k r a f t h a t . 19445 s u s wirt der michele Rîn vil k û m e ein kleinez rinnelín. kein fiur hât o u c h s ô g r ô z e k r a f t , ist m a n dar z u o g e d a n c h a f t , m a n e n m ü g e s s ô vil zesenden 19450 mit einzelen b r e n d e n , biz d a z ez s w a c h e brinnet. a l s ist d e m , der d à minnet, der hât d e m ein gelîchez spil: er m a g a l s o f t e und a i s e vil 19455 sin g e m ü e t e zegiezen mit einzelen fliezen, sînen m u o t s ô m a n e g e n e n d e n zeteilen u n d z e s e n d e n , biz d a z sîn d â s ô Lützel wirt, 19460 d a z er maszlîchen s c h a d e n birt. a l s m a g ez o u c h mir w o l e r g â n , wil ich zeteilen u n d zelân mine minne und mine meine an m a n e g e r d a n n e a n eine; 19465 g e w e n d e ich m i n e sinne mê d a n n e an eine m i n n e , ich w i r d e lîhte d e r v a n ein triurelôser T r i s t a n , nu sol ich ez v e r s u o c h e n ;
19470 wil mîn geliicke r u o c h e n , s o ist zît, d a z ichs beginne: w a n diu t r i u w e u n d diu m i n n e , die ich ze miner f r o u w e n h a n , diu e n m a c mir niht ze staten g e s t a n ; 19475 ich s w e n d e a n ir lîp u n d e leben u n d e n m a c mir keinen trôst g e b e n ze libe noch ze lebene. ich lide alze v e r g e b e n e disen k u m b e r u n d e dise n ô t . 19480 â s ü e z e a m i e , liebe Isôt, diz leben ist u n d e r uns beiden alze sère g e s c h e i d e n . ez e n s t â t nu niht a l s wîlent ê, d ô wir ein w o l , d ô wir ein w ê , 19485 eine liebe u n d eine leide g e m e i n e t r u o g e n beide; nu s t â t ez leider niht a l s o : nu bin ich trûric, ir sît f r ô ; sich senent m i n e sinne 19490 nach iuwerre m i n n e u n d iuwer sinne senent sich, ich wasne, m â z l î c h u m b e m i c h , die f r ö u d e , diech d u r c h iuch verbir, o w i , o w i , die tribet ir 19495 als o f t e , a l s iu gevellet. ir sit d a r z u o gesellet: M a r k e , iuwer hêrre und ir, ir sit h e i m e u n d e gesellen alle zit; s ô bin ich f r e m e d e u n d eine.
19440 42. enzelin F, a lenzelen sin vi. N. 44. merzliche W, mazeliche HB. 45. Sus N. 46. rinlin F, rivelin W, rinelin OBNP. 49. gesenden H, zers. WRS. 50. eitelen F, einzegen W. 51. swacher W. 54. der m. WBOP. 55. zergiezen FW, ugiessen O. 56. eitelen F, einzegen W, eitzelingen R, eintzlingen S. 57. mit statt sô W, zú BP. 59. da sein P; si in so F; sin so wenich N. 60. michelen sch. H, merzl. W. 62. zert. - zeri. WP. 64. manigerre W. 68. triweloser FNRSP, tweloser O * (tfeloser über der Zeile). 69. Nv H. 19470 geluket W. 71. ich W. 73. vrundin F. 74. die mag FBN. 76. dehein W. gegeben WBORS. 80. liebiu W, bele NO. 83. ez stat FBORS. wilen H* (t über der Zeile) BP. 84. vnd ein we ON. 87. ην enstat (!) HO(Nu)P. 88. nu fehlt F; ich bin F. 90. iwer F, iuwer WOP. süzen m. W. 92. merzl. W. 93. Die F. frómdiv W. 94. owe owe FN, auwe auwe O, ouwi ouwe B. 96. fehlt P. 98. da h. ON. gesellet F, geselle B.
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19500 ich waene, ich wirde kleine von iu getrcestet iemer unde enkan doch niemer mit mînem herzen von iu komen. durch waz h a b t ir mich mir benomen, 19505 und ir min also kleine gert und min ouch iemer wol enbert? â siieziu küniginne îsôt, mit wie vil maneger herzenôt gât mir mîn leben mit iu hin, 19510 und ich iu niht sô maere bin, daz ir mich sît hastet besant und etswaz umbe mîn leben erkant. si mich besande? â, waz red ich: nu wâ besande si mich 19515 und wie befunde sî mîn leben? ich bin doch nû vil lange ergeben als ungewissen winden, wie künde man mich vinden? ine kan ez niht erdenken wie: 19520 man suoche dâ, sô bin ich hie: man suoche hie, sô bin ich dâ: wie vindet man mich oder wâ? wâ man mich vinde? dâ ich bin: diu lant enloufent niender hin; 19525 sô bin ich in den landen, dâ vinde man Tristanden, j â , der ez et begunde, der suochte, unz er mich funde: wan swer den varnden suochen wil,
19530 dem enist dekein gewissez zil an sîner suoche vür geleit, wan er muoz sine unmiiezekeit übel oder wol bewenden, wil er dermite iht enden. 19535 mîn frouwe, an der mîn leben lît, weiz got, diu solte nâch mir sît vil tougenlîche haben ersant al Kurnewal und Engelant, Franze und N o r m a n d i e , 19540 mîn lant ze Parmenîe, oder swâ man seite m sere, daz ir friunt Tristan wsere: daz solte sider gâr sîn ersuocht, und h sete sì mîn iht geruocht: 19545 nu ruochet sî mîn kleine, die ich minne und meine mê danne sêle und lîp. durch sî mide ich al ander wîp und muoz ir selber ouch enbern. 19550 ine mac von ir niht des gegern, daz mir zer werlde solte geben fröude unde frôlîchez l e b e n . "
19500 02. und ich enkan FWBNP. 04. dur daz hant W. mir fehlt FOP. 05. sid ir HBNORSP. min nu chi. F. 06. fehlt F (Raum freigelassen). 07. Ay N. Anweisung für Kapitelzeichen B. 11. heret H; hetet sit F, s. hetent WO F. 13. besende NF. 14. besente ONP. 19.es HFN, fehlt B. 20. dort F. 22. wa W. 23. wie F. 24. div loufent nirgen h. H. 26. s fvnde FBNOP. 27. is Ν. oht F, eht HWRSP, eck B, fehlt NO. 19530 gewis HNP. 32. der man mvze F. 35. Min BN; ein vr. W. min triwe F, min leben OF. 36. solde doch mich sit F. 37. han FN. 38. al fehlt FBNRS. engallant W. 40. di lant FNRS. permanie H. 43. solte fehlt OP. Sit F. 45. min aber chi. F. 48. dur si mitich alle W. alle w. PB. 50. ich mag W. von ir des niht F. Nach 52 folgt in FBNP: ich alte in wunderlicher chlage. mine iare vnd mine tage; in W (von späterer Hand): nieman herren geloben sol. wan si sint aller vntrúwe vol. dar an gedenket schöne wip. vfl lant iu ture sin iwern lip. ich ratez schonen fröwen iuch. vil minncliche frowe vlivch. manne vn herren heinlichkeit. si bringet niht wan herzeleit. diz sage ich schcenen wiben. die swarzen lan ich beliben. In F folgt Heinrichs Tristan von anderer, etwas jüngerer Hand (vgl. Bernt, HvFreiberg S. 1), in Ν Ulrichs Fortsetzung, die nach Vers 560,11 (Massmann) mitten in der Spalte abgebrochen wird, in O Heinrichs Fortsetzung, deren Text nach Vers 6709 (Bernt) ohne jedes Zeichen abgebrochen wird. In RS folgt die Episode >Tristan als Mönch< (vgl. die Einleitung) und der Schluß von Ulrichs Tristan, in Ρ ein Stück von Eilharts Tristan (vgl. Lichtenstein, Eilhart S. XVI), vorher 14 Zeilen von Ulrich.
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Verzeichnis der Eigennamen
Der handschriftlichen Überlieferung ist in dem nachfolgenden Verzeichnisse immer Rechnung getragen; da jedoch im Lesarten-Apparat die Varianten notiert sind (bei besonders häufigen Namen nur zu Anfang ihres Auftretens), so ist hier von einer Wiederholung Abstand genommen und sind nur einige Besonderheiten zusammengefaßt. Soweit die Namen im Reime Verwendung gefunden haben, sind die Reimwörter zugefügt und die vom Dichter überlieferte Betonung, falls sie nicht an sich selbstverständlich ist, charakterisiert. Gottfried versieht gerne Personennamen mit Attributen; durch sie vertieft er den psychologischen Gehalt der Dichtung und gibt der Charakteristik einen festen Anhalt. Allerdings verwendet er auch eine Anzahl von Lieblingsworten bei verschiedenen Personen, so sœlic (Artûs, Brangœne, Isôt die Mutter und die Tochter, Rüal, Tristan, Florœte, aber niemals Marke), höfsch (Blatischeflûr, Brangœne, îsôt, Kâedîn, Kurvenal, Marke, Riwalîn, Rûal, Tristan), ferner der (diu) guote, der (diu) werde u. m. a. Aber er zeigt eine große Mannigfaltigkeit in Attributen, die der geschilderten Situation oder der Stimmung der charakterisierten Person entsprechen, besonders bei dem Helden des Gedichtes. Ferner gebraucht er andere Beiworte, die nur bestimmten Personen nach Art der stehenden Beiwörter beigelegt werden; so wird z.B. die Mutter Isolde mit Vorliebe diu wise, diu listige, diu sinnertche, diu durnehtige genannt, die Tochter (die Heldin des Gedichtes) dagegen diu junge, diu liebte, diu schœne (la bêle), diu blunde, die Schwester Kaedins hat aus der Quelle ihr Attribut als blansche mains behalten (übersetzt 18961. 19290. 19388), Marke heißt besonders häufig der guote, Morold der starke, Rual der getriuwe, Fiorate diu guote. Natürlich nehmen auch die Verwandtschaftsbezeichnungen einen breiten Raum ein; auch Brangäne nimmt daran teil, sie wird von der Königin Isot und von deren Tochter sehr häufig mit nistel angeredet. Unter den Liebkosungsbezeichnungen für Frauen treten besonders häufig Zusammensetzungen mit herze auf. So wird Brangäne herzenistel 10376 von der Königin von Irland angeredet und 12130 von der jungen Isot, die Königin von ihrem Gatten Gurmun 9737 herzefrouwe und ebenso 12020 die junge Isot von Tristan; die Mutter nennt sie 9431 berzetohter, Tristan redet sie 15087 und 18259 herzekünigtn (der Dichter bezeugt seinen Anteil an den Liebenden 19270, indem er Isot sines herzen kiiniginne nennt) und 18284 herzefriundîn an. Die Ehrenbezeichnungen künec, künigin (kiiniginne), herzöge, truhsceze werden selten zum Namen zugefügt, wohl aber für den Namen allein gesetzt. Die Anrede hêrre (hêr, mîn hêr) und frouwe (frou, min frou) wird allein oder mit dem Namen oder dem Titel nicht besonders häufig gesetzt und nur besonders offiziell, oder, wenn man fremd tun will. So wird Gurmun hêrre künec 10667. 11237. 11282 angeredet (11408 künec hêrre von Irlant), Marke künec hêrre 6761. 15354. 15701. 17464, hêrre künec 10667; die Königin Isot ebenso frouwe künigin 10505. 10888, und ihre Tochter wird von dem Truchsessen frou junge künigin 9860 angeredet und später von Marke sogar frouwe künigin 14036 (vgl. 16545), frou küniginne 15029 (im Versschluß), frou künigin (im 329
Versschluß) 1 4 9 5 0 . 1 5 0 0 7 . 1 5 2 1 7 . 1 5 5 2 2 ; 1 5 4 5 3 nennt sie der Bischof frouwe kiinigîn. Die gekürzte Form der Anrede her (Dativ und Akkusativ hêrn 3 5 2 4 . 1 4 1 1 2 . 1 4 1 7 3 . 1 4 2 0 7 ) ist in der Verbindung mîn her die Form einer zwar offiziellen, aber mehr vertraulichen, oder geringschätzigen, oder einer persönliche Teilnahme verratenden Anrede; her steht meistens in der Senkung, dagegen 3 5 2 4 . 6 2 6 5 . 6 4 3 3 . 6 4 6 5 . 1 4 1 1 2 . 1 4 1 7 3 . 1 4 2 0 7 . 1 4 7 7 3 . 1 8 4 9 5 in der Hebung; hêr mit dem Namen findet sich außerdem fast nur im Versschluß, nur 6 2 6 5 , 6 4 6 5 . 8 5 2 9 . 1 0 6 6 8 . 1 0 6 8 7 . 1 3 9 5 1 . 1 4 8 3 3 bilden eine Ausnahme. Der Dichter selbst sagt 3 5 2 4 von mînem hêrn Gurûne, mîn hêr Tristan steht 1 3 2 5 8 (vgl. ZWIERZINA Zs. f. d. Alt. 4 5 [ 1 9 0 1 ] S. 3 3 1 Anmerk.) und 1 4 2 8 2 . Die Vereinigung hêrre mîn hêr Tristan, womit Melot 1 4 5 6 2 Tristan anredet, soll besonders herzlichen Nachdruck geben, und so auch in Isoldens Selbstgespräch 1 8 5 2 2 ; dagegen kann 1 5 4 7 7 Isolde den Bischof nur hêrre, hêr bischof(ohne mîn) anreden (s. die Lesarten). Die gekürzte Form frou ist viel seltener. Zu den oben schon zitierten Beispielen kommen noch aus dem Munde des Dichters selbst (seine Anteilnahme bezeichnend) 1 0 7 8 1 mîn frou Brangcene, 4 9 4 8 mîn frou Cassander, wozu dann noch 5 2 3 0 mîne frouwen Floristen gezogen werden muß. Die Personifikationen von Ère, Maze, Minne u.a. sind nicht immer genau vom Substantivum zu unterscheiden; Gottfried bezeichnet sie nie durch frou; nur bei Minne ist durch Attribute wie lâgcerîn, siiencerinne, arzätinne, gotinne u. m. a. die Personifikation mehrfach kenntlich gemacht (vgl. F. PIQUET, L'originalité de Gottfried de Strasbourg [Lille 1 9 0 5 ] S. 3 5 5 ) .
Adam 18166. - Genetiv Âdâmes 12615. Almânje, Deutschland; ze A. 18449. 18452 (: Scbampânje). 18606; von A. 18614. Almânje, der Deutsche; Dat. Plur. Almânjen 3701. Anferginân; daz tal zAnf. 8944 (: gân). Apollo 4869. Aquitân; Melôt - von Α. 14244 (: hân). Arâbe; golt von A. 4893 (: gäbe). arâbescb; ar. golt 8266. Artûs; der scelige A. 16865 (: hûs). Artûses tavelrunden 16904. Arundêl(e); ein herzentuom 18692. 19013 (: Tintajoêle). - ze A. 18721. bin wider Α. 18725 (: kastêle). von Α. 19035 (: bêle). 19292 (: bêle). Ausruf: 18885 (: kastêle). Aurore; Auroren tohter 8270. Avalû; von Α. 15802 (: Petitcriû); ûz Avalûn der feinen lant 15812; von Avalûn 15842 (: brûn). Affricâ; geborn von A. (Gurmûn) 5887 0 dâ).
Blanscheflûr, Schwester Markes. Nominativ: 685. 719. 737. 811. 894. 909. 1164. 1330. 1358. 1359 (: amür). 1449. 1816. 1832. 1847. Blanschefluor 1383 (: erfuor). 5403 (: fuor). - Genetiv: Blanschefliure 4186 (: âventiure). Dativ: Blanschefliure (: âventiure) 793. 920. 4271. 4300. 4339. - Akkusativ: Blanscheflûr 631. 1580; Blanschefliure 956. 1608. (: âventiure). 1711. 1991. (: triure); Blanschefluoren 806 (: fuoren). Blikêr von Steinahe 4690 (: mer). Brangcene. Nominativ: 9463. 10362. 10424. 10482. 10489. 10601. 10770. 10781. 10886. 11085. 11479. 11514. 11690. 12055. 12101. 12127. 12131. 12468. 12496. 12583. 12592. 12660. 12702. 12708. 12757. 12771. 12781. 12795. 12921. 12946. 12953. 12961. 13510. 13734. 13739. 13870. 14391. 14500. 14504. 14663. 14673. 14736. 14986. 15139. 15158. 16665. 16788. 18169. 18177. 18190. - Anrede: 9321. 9425. 9427. 10376. 10529. 11451. 12124. 12749. - Genetiv: Brangcenen 13869. - Dativ: Brangcenen 11450. 12484. 13728. 14151. 14155. - Akkusativ: Brangcenen 10664. 11157.
Bâbilôn; von der alten Bâbilône 3615 (: schöne). Biblis; Biblise ir herze brach 17196. 330
Gâles, Wales, von G. 428 (; mâles). 434. 16276. gâlois 3689; Pluralis: gâloise 3625. 3677. Substantiv: ein G. 3511. Reimwörter: franzois, Parmenois; franzoise, Britûnoise. Gâlotte, Bewohner von Gâles. Dativ: Gâlotten 16283. - Pluralis, Nominativ: Gâlotten 3676. - Reim wort: rotten. Gandin, ein edel barün von Irlant 13112s. Nominativ: 13112. 13139. 13212. 13222 (: gesin) 13255. 13266. 13300. 13364. 13369. 13376 (: in) 13389. 13398 (: in). 13407. 13413. 13428. Anrede: 13137 (: künegin). 13416 (: sin). - Genetiv: Gandines 13141. Dativ: Gandine 13345 (Gandin FWh). Gemuotheit, Beiname des Königs Gurmûn. 5886 (: seit). 7159 (: leit). Gilân, herzöge ze Swâles 15775 und 16236. Nominativ: 15799. 15913. 15927. 15938. 15949. 15959. 16091. 16182. 16199. 16215. 16226. 16231.Anrede: 16229. 16236. - Dativ: Gilâne 15775. 15796. Reimwörter: gân, hân, getân, undertân; âne. Die Betonung ruht gewöhnlich auf â. Grâlant. Grâlandes des schœnen 3585. Gurmûn (gurmin Β), König von Irland, s. 5883ff., mit dem Beinamen Gemuotheit. Nominativ: 5886. 5892. 6444. 7159. 7208. 8489. 9705. 11402. - Genetiv: Gurmûnes 6010. 9708. - Dativ: Gurmûne 5934. - Akkusativ: Gurmûnen 5935. Anrede: hérre künec, einmal künec hêrre von Irlant 11408. - Die Betonung ruht auf der zweiten Silbe. Gurûn. von minem hêrn Gurûne 3524 (: Britûne).
11185. 12077. 12444. 12458. 12596. 12599. 12748. 12929. 12940. 16295. 16635. 18162. Der Dativ und Akkusativ endigen in F auf -ne (vereinzelt auch in HWNRSP). Reimwörter: volmœne, spcene, seltsœne, wcene. Britanje, Nominativ: daz lant daz ê Br. hiez 432. - Genetiv: 3095. 3832. - Dativ: ISO. 3864. 5301. 5313. 5565. 7584. (: îspanje). 18691. - Akkusativ: 3865. Britûn. Genetiv: Britûnes 330. - Dativ: 3555 (: plectrûn). - Pluralis, Nominativ: Britûne 3523 (: Gurûne). die frechen Br. 5464 (: cumpanjûne). - Dativ: Britúnen 5570. - Akkusativ: Britûne 429. 5349. 5365. 5585 (; pavelûne). Britûnoise, die Bewohner des Landes: 3678 (: Gâloise). britûnsch. 152. 3588. 3625. 3689. 10741. Develîn, Dublin (die stat ze D. 7697, die houbestat 7403, in îrlant 7629). - Dativ: Develîn 7511. 7697. 7989; Develine 7403. 7629. 8287. 8575. 11945. Reimwörter: in, schiffelin (- line), latin, schine. Didô. den leich von Didône 13351 (: schöne); der seneden D. 17200 (: Sidòne). Dints, leiche - von San Dinise 8066 (: wise). Doleise, ein Ländername. 18884. von D. 18842 (: reise). Êlicôn, der Helikon. Êlicônes 4895 (: trônes). - Elicóne 4863 (: trône). Engelant (Erklärung des Namens 422ff., im Besitz Markes 455ff.). Nominativ: 434. - Dativ: Engelant 528. 5881. 5958. 6271. 6373. 6469. 11413. 15774. 18691; Engelande 1495. - Akkusativ: Engelant 424. 5930. 11401. 19538; Engelanden 426 (nur in H, MW -de, die übrigen, auch F, -lant). Reimwörter: hant, erkant, benant, genant, besant, ersant, gesant, gewant; schände, engelois. in engeloiser wise 8764. Ère. Nominativ: 11776. Genetiv: der Eren 11766. Ève (èva FBRSP). Nominativ: 17952. 17958. 18167.Genetiv: Èven 17938. 17965. - Dativ: Even 17966. - Plur. Genetiv: Êven 17968. Partizip: geêvet 17966.
Hagenouwe. diu nahtegal von H. 4777 (: leitefrouwe). Hante, Landesname, von H. 18843. Ausruf: schevelier H. 18883. Reimwort: Nante. Hartman der Ouwœre 4619. Heinrich, von Veldeken H. 4724 (; rederich). Hiudan, Tristans Jagdhund. (hutan MWBE). Nominativ: 16653. - Dativ: Hiudane 17255. - Akkusativ: Hiudanen 16663. Die Betonung schwebt auf beiden Stammsilben. 331
Hiutie, Bezeichnung für einen Riesen 4034 (: geliune).
mal) - Pluralis, Nominativ: îsolde 18116.- Genetiv: îsolde 17775. - Akkusativ: îsolde 19159. - I n M und einigen jüngeren Hss. stehen ganz vereinzelt schwache Deklinationsendungen. Diese Namensform wird fast nur für die blonde Isolde, die Heldin des Gedichtes, verwendet; für ihre Mutter, die Gemahlin Gurmuns, nur 8218. 8344. 10990; für die weißhändige Schwester Kaedins 19119. 19121. 19253. 19394. Reimwörter: golt, holt, solt; golde, holde, Môrolde, solde, wolde. - Die Betonung ruht auf der zweiten Silbe; nur 8214 und 10982 (wo der Name im Versschluß steht) auf beiden Silben. îsot (nur O und S schreiben jsot, die übrigen ysot). Nominativ: îsôt 6950. 7076. 7172. 7291. 7295 (2). 7821. 7977 (¡sot F). 8044. 8058. 8075. 8094. 8110. 8136. 8257 (isot F). 8260 (ysolt H). 8276. 8286. 8458. 8467. 8579. 9273. 9276. 9375. 9398. 9408. 9460. 9461. 9470. 9475. 9549. 9595. 9734. 9756. 9857. 9996. 10163. 10200. 10207. 10239. 10341. 10416. 10491. 10539. 10889. 10964. 10990 (ysolt WP). 11025. 11055. 11297. 11437. 11464. 11494. 11502. 11511 (2). 11520. 11571. 11653. 11712. 11792 (ysolde W). 11819. 11840. 11962. 11989. 12032. 12110. 12130. 12362. 12404. 12421. 12440. 12484. 12494. 12503. 12563 (2 mal; ysote H). 12565. 12598. 12621. 12639. 12657. 12663. 12679. 12748. 12793. 12882. 12888. 12918. 12927. 12932. 12939. 13030. 13093. 13142 (ysolt H). 13246. 13366. 13401. 13435. 13727 (ysolde F). 13737. 13765. 13907. 13911. 13951. 14008. 14070. 14151.14310 (ysote F). 14327. 14382. 14398. 14443. 14506. 14538. 14677. 14833. 14959. 15037. 15044. 15123. 15137. 15320. 15323. 15473. 15538. 15554. 15569. 15574. 15590. 15607. 15616. 15626. 15677. 15734. 16298. 16337. 16407. 16444. 16522. 16627. 16781. 16808. 16814. 17322. 17576. 17632. 17752. 17836. 18112. 18282. 18334. 18356. 18362. 18366. 18440. 18472. 18519. 18530. 18713 (als Mansche mains). 18960. 18976. 18991. 18992. 18994. 19004. 19006. 19009. 19015. 19024. 19032. 19036. 19107. 19134. 19148. 19180. 19211. 19286. 19287. 19291. 19294. 19309.
¡berne, Irland 8818. Die Lesart der ältesten Hss. ze berne ist auf einen Schreibfehler der ersten Vorlage zeberne für ziberne zurückzuführen; die Varianten der jüngeren Hss. sind Konjekturen. îrlant (yrlant MFWN, jedoch wechselnd,). Nominativ: îrlant 8504. 8505.13115.Dativ: îrlant 6332. 7105. 7210. 7395. 7629. 8307. 8467. 8733. 9568. 10165. 10554. 10892. 11215. 11378. 11408. 11529. 12535. 12809. 13111. 13135. 13201. 13310. 13395. 16008. 16340. 16545. 16783. 18975; Irlande 5876. 5883. 5919. 5947. 6951. 7399. 8606. 8646. 8679. 11384. 13306; îrlanden 5947. 5955. 6272. 6371. 6449. 7332. 8338. 9339. 16002. 19387. - Akkusativ: îrlant 3770. 5984. 8245. 8282. 8574. 9519. 10432. 10573. 11177. 11590. 13309. Reimwörter: hant, bekant, erkant, beilant, genant, serpant, gesant, vant, gewant; bande, benande, Tristande; banden, sanden, bestanden. - Die Betonung ruht häufiger auf der zweiten Silbe; bisweilen ruht der Akzent auf beiden Silben. îrlandœre. Nominativ: 7113 (: swcere). 11523 (: volgare). - Dativ: îrlandœren 3700 (: mœren). îrlandesch. vor der trlandeschen diet 7895. isolt, (die Hss. schreiben den Namen mit y, nur M bisweilen und OS immer mit i). Nominativ: îsolt 130 (zweimal). 8214. 8265. 9610. 9867. 9940. 10982. 12946. 13078. 15647. 19121. 19161. Anrede: îsolt 13139 (ysot F). - Genetiv: îsolde 15769. 16643 fin M beidemale ysote). - Dativ: îsolde 8218. 10061. 10267. 10990. 11301. 11399. 11425. 12963. 13602 (ysote[η] FBE). 13645. 13661. 13675 (ysote[n] FBE). 13 773. 13861 (ysote[n] MwE). 15328. 16274 (ysot M, ysoten BE). 16281. 16350 (ysote[nj MFBNE). 16644. 17671. 17729. 18099. 18121 (ysote[nj MN). 19180. 19253. - Akkusativ: îsolde 8344. 9810. 9853. 10815. 11403 (ysote F). 12635. 13130. 13218. 13254. 13411. 14029. 15388. 15426. 15674. 16011. 17680. 18325. 18502. 19119. 19142. 19311. 19394 (zwei332
19312. 19396. - Anrede: îsôt 9170. 9357. 9431. 9654. 10090. 10143. 10196. 10203. 10206. 10233. 10330. 10444. 10883. 11596. 11709. 11968. 12007. 12020. 12153. 12895. 12922. 12926. 14410. 15102. 15432. 16545. 16591. 18258. 18270. 18288. 19217 (2). 19413 (2). 19480. 19507. - Genetiv: îsôte 10341. 11489. 11724. 11940. 12408. 12429. 13153. 17809. 18533 (2 mal). 18974. 19018. 19264. 19269. 19387. - Dativ: îsôte 8256. 8286. 8294. 8507. 9295. 9578. 11686. 11708. 11793. 12127. 12877. 12930. 13326. 13500. 14370. 14624. 15282. 16297. 16402. 16470. 16526. 16543. 17590. 17761. 1785S. 18165. 18428. 18995. 19015. 19025. 19026. 19166. 19173.19275: îsôt 19262- Akkusativ: îsôte 7720. 7849. 8088. 9311. 9758. 9835. 9930. 10893. 11473. 11506. 11895. 12171. 12559. 12931. 13224. 13295. 13407. 13442. 14326. 14491. 14642. 14650. 14689. 15086. 15859. 16800. 17362. 17562. 17718. 18350. 18375. 18379. 18996. 19007. 19008. 19019. 19022. 19027. 19029. 19048. 19062. 19102. 19222. 19283. 19298. 19348; îsôt 14678. - Pluralis, Nominativ: îsôte 9775. - Partizip: geîsôtet 19010. - In BNOS stehn wiederholt schwache Deklinationsformen, selten in MW. Reimwörter: bôt, Melôt, nôt, rôt, tôt; Melóte, rtôte, genôte, morgenrôte, tòte. - Die Betonung ruht vorwiegend auf der zweiten Silbe; steht der Name im Versschluß, so trägt er zwei Hebungen·
Kanâze. der armen K. 17194 (: Trâze). Kanêl, Beiname Riwalins. Nominativ: 1645. 4341. 5192 (: kastei). - Genetiv: Kanêles 5207. - Dativ: Kanêle 407. 4271. 4301 (: sêle). Die Betonung ruht auf der zweiten Silbe (zweifelhaft ist 4341). Kanêlengres, Beiname Riwalins (MBE riwalin). 321 (: des). 507. 790. 1142. 1644. 1679. Kanoêl, Wohnsitz Riwalins. Dativ: Kanoêle 1645. 5276; Kanoêl 1641. 2153. Akkusativ: Kanoêl 5205. Reimwort ist stets kastêl[e]. Die Betonung ruht auf der ersten und dritten Silbe. Karke, Schloß Jovelins. Nominativ: 18728. 19014. - Ausruf 18885. - Dativ: 18805. 18820. 18831. 18853. 18929. 19389. Reimwörter: starke, marke. Karl, mit Karies löte gelten 275. Karliûn. Dativ: Karliüne 15535. 15637; Karliûn 15561. 15770. Reimwörter: barûne, cumpanjûn. Die erste und dritte Silbe sind betont. Karsie, Gemahlin Jovelins. 18717. (: Parmente). Cassander. 4948 (: ander). 4970 (: ander). Corinêis. vor C. jären 16695. Kriecbenlant. ze Kr. 8280. kriecbisch. mit kriecbischen borten 4695. Krist. der gencedige Kr. 15549. der vil tugenthafte Kr. 15739. - wizze Krist 10444. 13445. Reimwort: ist. Kurnewal, Erbland Markes. Nominativ: 425. 4466. 12575; Kurnewâle 3830. Dativ: Kurnewal 5172. 5881. 6373. 6469; Kurnewâle 421. 473. 530. 1495. 2467. 2759. 3826. 3836. 3874. 4486. 5641. 5661. 5804. 5873. 5958. 6013. 6035. 6210. 6597. 7213. 7896. 8229. 8S46. 8607. 8639. 9656. 10099. 10138. 10554. 10579. 11153. 11177. 11398. 11413. 11522. 11590. 12416. 13109. 13134. 13381. 17142. 18432. 19012. - Akkusativ: Kurnewal 424. 4447. 4497. 5930. 19538. Reimwörter: Räal; mâle, strâle, quäle, Rûâle. - Die Betonung ruht auf der ersten und dritten Silbe, nur 425. 4466 und 1495 allein auf der dritten (Auftakt und erste Hebung). Kurnewalois, edeler kiinec K. 3354 (: rois), kurnewalsch. von kurnewalscber diete 7221.
îspanje, Spanien, ze Isp. 7583 (: Britanje). Ioveltn, Vater der îsôt als blansche mains. 18715 (: herzogîn). Kâedîn li trains, Sohn Jovelins. Nominativ: 18714. 18742. 18774. 18811. 18839. 18861. 18877. 18899. 18920. 19092. 19211. 19225. - Genetiv: Kâedînes 18960. - Dativ: Kâedîne 19240. Akkusativ: Kâedînen 18757. 18826. Reimwörter: în, herzogîn Rigolîn, sin; sine. - Die Betonung tragen die beiden langen Silben, 18757 und 18960 nur die zweite. Caminen. Apollo und die C. 4869 (: Sirenen). camênisch. der camênischen sinne 4889. 333
Kurvenal, Tristans Erzieher ('vgl. 2257). Nominativ: 2263. 2309. 2332. 2349. 5745. 5855. 7337. 8719. 8766. 9644. 10703. 10717. 10769. 10783. 17696.Anrede: 7438. 10742. - Genetiv: Kurvenâles 7503. - Dativ: Kurvenâle 5267; Kurvenâlen 7340. - Akkusativ: Kurvenâlen 2338. 7436. 9642. 16658 (: Rûâlen) 16778. 17686. Die Betonung ruht auf der ersten und dritten Silbe; die ersten zwei Silben stehn im Auftakt: 10742. 10769; 2338. 5745. 7436.
Hss. Marken und Marke) 497. 522. 558. 1117. 2759. 5671. 6059. 8355. 8582. 8746. 10685. 11381. 12588. 13120. 13180. 13184. 13532. 13539. 14315. 16794. 17697. - Dativ: Marke ("in M, auch in F und in einigen jüngeren Hss. Marken) 442. 500. 675. 1119. 1565. 4073. 5648. 5878. 6028. 7355. 8356. 10559. 12447. 12522. 12533. 12581. 12680. 12708. 13006. 13419. 13443. 14633. 14788. 15756. 16413. 16455. 16680. 16682. 17750. 18545; Marken (in F Marke, z.T. auch in W) 3455. 6344. 13720. 14264. 14276. 15115. 17594. - Akkusativ: Marken (in F mehrfach Marke, je einmal auch in H und W) 4012. 5116. 8383. 8462. 13130. 14264. 14588. 15630. 17313. 17811. 18425. - Pluralis, Genetiv: Marke 17775 (in FBN Marken). Reimwörter: barke und starke. Mâze. 10929. Melôt petit von Aquitân. Nominativ: 14244. 14274. 14279. 14514. 14526. 14587. 14595. 14936. 14938. 15077. 15138. 15150. 16322. - Dativ: Melóte 14369. 14602. 14633. 14930. 15104.Akkusativ: Melôten 15147. Reimwörter: bât, îsôt; genôte, îsôte. Die Betonung des Nominativs ruht fünfmal auf der ersten Silbe, sonst auf der zweiten. Minne. Nominativ: 4807 (diu gotinne M.) 10900. 10955. 11715. 11725. 11763. 11769. 11773. 11818. 11881. 11912. 11924. 11934. 12167. 12168. 12180. 12284. 12304. 13009. 17442. 17468. 17540. 17597. 17598. - Genetiv: M innen 11989. 12202. 12316. 13043. 16703. 17005. 17009. 17033. 17468.Dativ: Minne 16727 (der gotinne). 17226 (beidemale im Reim auf inne). Morgän, Herzog in Britanje. Nominativ: 332 (Ii duc M.). 361. 369. 393. 1376. 1585. 1838. 4341. 5316. 5360. 5367. 5383. 5390. 5449. - Genetiv: Morgânes 1887. 2030. 5106. 5463. 5481. 5560. Dativ: Morgâne (in FW und in einigen jüngeren Hss. Morganen oder Morgan) 1663. 1665. 1889. 5295. 5376. - Akkusativ: Morgânen 343. 5363. Reimwörter: getân, undertân; kastelânen. - Die Betonung ruht vorwiegend auf der zweiten Silbe, nur viermal auf der ersten, und dreimal auf beiden Silben. Môrolt von Irlande. Nominativ: 5877.
Latîn(e), Die lateinische Sprache. 3690. 7990. 11953. 17365 (der Vogelsang); Adjektiv: 159. lattnsche leichnotelin 3626. Lohnois, Riwalins Geburtsland. 325 (: gewis). Lohnoiscere. 324 (: wcere). Lunders. ze L. zEngelant. 15306. 15313. Lût. ûz der stat ze L. 3679 (: sambiût). 8072. Marjodô, Markes Truchseß. Nominativ: 13469. 13641. 13858. 14211. 14279. 15077. 15691. 16320. Dativ: 15105. - Akkusativ: 14233. Steht nur im Versschluß mit Reim auf dâ, so, also. Marjodoc, Nebenform des vorigen. 13541. 13563. Marke, König von Kurnewal. Nominativ: 421. 475. 483. 502. 523. 606. 625. 654. 1127. 1153. 3235. 3260. 3349. 3363. 3375. 3381. 3401. 3403. 3408. 3412. 3449. 3504. 3574. 3646. 3687. 3838. 3896. 4014. 4153. 4163. 4219. 4262. 4282. 4289. 4321. 4444. 5017. 5931. 6066. 6246. 6525. 6552. 6582. 6603. 7123. 7375. 8230. 8362. 8437. 8509. 8539. 11464. 12536. 12543. 12548. 12591. 12599. 13150. 13189. 13253. 13657. 13677. 13703. 13848. 13908. 14014. 14031. 14279. 14348. 14771. 14850. 14920. 14936. 14940. 14957. 14970. 15134. 15137. 15145. 15149. 15209. 15271. 15320. 15325. 15329. 15569. 15624. 16308. 16503. 16626. 17281. 17327. 17459. 17495. 17538. 17552. 176S2. 17711. 17716. 17727. 18197. 18250. 19497. - Anrede: 4492. 6345 (beidemale kiinec M. im Versanfang). - Genetiv: Markes (vereinzelt in F und in einigen jüngeren
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Pegasus, ûz Pegases ursprunge 4729. Petitcriû fund -criu), der Feenhund aus Avalu. Akkusativ: 15801. 15906. 16230. 16242. 16261. 16663. Reimwörter: Avalû, vilû; iu, driu.
5954. 5977. 6066. 6225. 6255. 6259. 6337. 6357. 6393. 6433. 6465. 6505. 6742. 6798. 6811. 6833. 6881. 6908. 6935. 7026. 7032. 7065. 7166. 7200. (hêrre M.) 7206. 7228. 7903. 10284. 10653. - Anrede: 6265 (min hêr M.). 7070. - Genetiv: Môroldes. 5937 (morolfes RS). 6129. 7091. 7288. 7320. Dativ: Môrolde 6459 (-den FP). 6485. 6585. 8343. - Akkusativ: Môrolden 8337. 16002. Reimwörter: golt; Isolde. — Die Betonung ruht fast ebenso häufig auf der ersten wie auf der zweiten Silbe; 5954 und 6 4 5 9 auf beiden Silben. Mycêne. sunne von M. 8278.
Rigoltn von Nante, Feind Kaedins. 18844. 18878. 18900. Reimwort: Kâedîn. Rtn. Nominativ: 19445 (: rinnelîn). - Genetiv: Rînes. 19439. Riwalîn, der Vater Tristans fin W und vereinzelt in H riuwalin). Nominativ: 320. 333. 375. 383. 400. 468. 513. 655. 693. 736. 751. 811. 839. 908. 1079. 1133. 1229. 1285. 1329. 1358. 1359. 1417. 1564. 1583. 1606. 1702. 1817. 1831. 41 73. 5387. 5443. - Genetiv: Riwaltnes 452. 808. 5105. - Dativ: Rivaline 486. 81S. 869. 1269. 1291. 1351. 1375. 1379. 1753.Akkusativ: RiwaItnen 1570. 1666. Reimwörter: in, künigin, schtn, min, sin; sine; sinen. Róme. Dativ: 5988. 5989. 5995. - Akkusativ: 6006. 16270. Rômcere, der Römer, den Romceren (: mceren) 5910. 5998. rœmesch. daz r. riche 18455. Rûal und Rûalt li Foitenant, Tristans Pflegevater. Nominativ: Rûal 467. 1592. 1654. 2176. 3751. (dan R.). 3755 (dan R.). 3857. 3902. 3923. 3981. 4020. 4026. 4105. 4169. 4231. 4268. 4284. 4313. 4319. 4329. 4331. 4350. 4448. 4457. 4498 (dan R.). 4516. 4521. 4527. 4542. 4545. 5141. 5171. 5181. 5552. 5664. 5787. 5841. 5849. 5856. 18669; Rûalt 3793 (dan R.). 3854. - Genetiv: Rûâles 4118. 5733. 18619. 18674.18787.Dativ: Rûâle3825.4345.4531.5556. 5642. 5648. 5735. 5803. 7474. - Akkusativ: Rûâlen 4095. 5092. 16657. Reimwörter: lêal, sal, Kurnewal; ribalt, gewalt; mâle, Kurnewâle; Kurvenâlen. Die Betonung ruht zwar vorwiegend auf der zweiten Silbe (in Rûalt immer), aber doch elfmal auch auf der ersten und einigemale auf beiden Silben schwebend. Rugier von Doleise, Feind Jovelins. 18842. 18878. 18900.
Nante, ein Landesname. 18844. - Ausruf. 18884. Reimwort: Hante. Nautenis von Hante. 18843. 18901. Normandie (F schreibt vorwiegend normundie). Dativ: 8808. 18415. 18617. Akkusativ: 19539. Reimwörter: cumpanîe, Parmenîe, massenîe. Norwcege, das Land, von Ν. 2149. ze Ν. 3763. Norwtegen, die Bewohner. 2400. 3700. Die Betonung ruht auf der zweiten Silbe, oder auf den beiden ersten. Occêne. den inseln -, die wider O. sint gewant 18736. Orpheus. Orphêes zunge 4788. Ouwœre. Hartman der O. 4619 (: mcere) dem O. 4634. 4652. Parants, Knappe der Königin Isolde von Irland. Nominativ: 10708. - Dativ: Paranîse 9322. 11076. - Akkusativ: Parantsen 10051. 10698. Reimwörter: sis; lise; îsen. Parmenîe, Heimat Riwalîns. Nominativ: 3096. 4455. 5862. - Ausruf. 5580. 5581. 5602. - Dativ: 243. 328. 1229. 2151. 3018. 5011. 5119. 5127. 5174. 5272. 5307. 5386. 7473. 14067. 18618. 18724. 18785. 18904. 18936. 19540. - Akkusativ: 5 6 6 2 . Reimwörter: Normandie, cumpanîe, massenîe, curte, Karsie. Parmenten, Bewohner von Parmenîe. 3673. (: Symphonien). Parmenois, Adjektiv und Substantiv. 3275. 3361. 3512. Reimwörter: Gâlois, cûrtois.
Sahsen, die S. von Gâles 428. Sáleme, ze S. 7334. hin wider S.
335
7385.
Sanze, der wälsche Heilige San Dde (s. San Marte in Paul u. Braunes Beitr. IX. 145). 8066. Sarrazin, von Sarraztnen 2535 (: bortelinen). sarrazinisch. 2962. Schampânje. wider Sch. 18451 (: Almânjej. Schotten. 3701. Setmunt, der Septimer (s. O . J Ä N I C K E , Z S . f. d. Phil. II [1870] 184. E U L I N G , die Jacobsbrüder = Fr. V O G T , Germ. Abh. Nro. XV/S. 126). 12220. Sidôn. von Sidòne 17199 (: Didône). Sirenen und Syrenen. Nominativ: 4870 (: Camênen). - Genetiv: 8115. - Dativ: 8091. Spanjenlant. in Sp. 6664. Steinahe, von St. Blikêr 4690. Swâles, Land Gilans. Nominativ: 15928. Dativ: 15922. 16209. - Akkusativ: 15774. Reimwort: mâles.
Tispê. de la cûrtoise T. 3614 (: als ê). Trâze. Villise von T. 17193 (: Kanâze). Tristan (tristran und vereinzelt tristrant MFwn, bisweilen auch in W, tristan die übrigen, vereinzelt auch F). Nominativ: 130 (2 mal). 1999. 2000. 2001. 2020. 2024 (cristan S). 2141. 2157. 2179. 2218. 2226. 2246. 2256. 2269. 2308. 2317. 2330. 2345. 2480. 2481. 2651. 2682. 2690. 2724. 2729. 2732. 2771. 2783. 2791. 2821. 2841. 2861. 2919. 2933. 2968. 2996. 3041. 3076. 3089. 3134 (2 mal). 3147. 3166. 3208. 3238. 3279. 3322. 3350. 3351. 3361 (2 mal). 3370. 3377. 3392. 3402. 3414. 3425. 3449. 3462. 3480. 3484. 3512. 3534. 3543. 3561. 3582. 3611. 3644. 3659. 3804. 3835. 3909. 3934. 3950. 3991. 4016. 4054. 4064. 4071. 4107. 4108. 4126. 4136. 4144. 4168. 4208. 4251. 4264. 4347. 4360. 4398. 4499. 4518. 4521. 4530. 4541. 4545. 4551. 4822. 4984. 4999. 5044. 5069. 5083. 5108. 5117. 5171. 5269. 5292. 5313. 5341. 5376. 5385. 5389. 5410. 5418. 5453. 5545. 5551. 5593. 5652. 5685. 5717. 5730. 5746. 5758. 5852. 5872. 6012. 6030. 6042. 6053. 6056. 6063. 6142. 6218. 6226. 6230. 6264. 6352. 6362. 6411. 6454. 6538. 6628. 6687. 6718. 6757. 6824. 6831. 6860. 6890. 6925. 6966. 7008. 7023. 7049. 7069. 7116. 7236. 7297. 7349. 7384. 7392. 7401. 7412. 7424. 7507. 7S63. 7778. 7823. 8146. 8305. 8314. 8365. 8510. 8529. 8549. 8588. 8598. 8621. 8633. 8684. 8695. 8757. 8776. 8791. 8800. 8901. 8924. 8967. 8978. 8996. 9008. 9013. 9048. 9059. 9583. 9612. 9637. 10101. 10111. 10153. 10155. 10181. 10186. 10187. 10198. 10206. 10221. 10232. 10387. 10454. 10464. 10466. 10504. 10523. 10542. 10588. 10604. 10618. 10665. 10673. 10696. 10698. 10740. 10834. 10864. 11166. 11188. 11235. 11237. 11246. 11261. 11282. 11305. 11375. 11392. 11395. 11407. 11422. 11428. 11433. 11484. 11527. 11548. 11558. 11609. 11636. 11658. 11664. 11712. 11745. 11822. 12091. 12105. 12167. 12362. 12421. 12498. 12531. 12578. 12583. 12596. 12652. 12657. 13030. 13078. 13101. 13258. 13279. 13317. 13336. 13360. 13392. 13416. 13422. 13427. 13435. 13442. 13465. 13476. 13481. 13489. 13504. 13581.
Tantris, Versteckname Tristans. Nominativ: 7791. 9476. 10103. 10111. 10151. 10153. 10818. - Anrede: 7792. 7803. 7844. 8205. 9513. 9563. 9591. - Akkusativ: Tantris 10125. 10607. 10621. 10626; Tantrisen. 10156. - Zerlegung des Namens in seine zwei Silben 10622. 10623. 10625. Reimwörter: Tris, gewis. Die Betonung ruht siebenmal auf der ersten, fünfmal auf der zweiten und sechsmal auf beiden Silben. Tenemarke. ze T. 3799 (: starke). Tenen, die Bewohner von Dänemark. 3701 (: senen). Thamise, Ortsname (Themse), in Th. 8072. von Th. 15352. 15430. Reimwörter: grise, prise, wise. Thomas von Britanje ISO. 326. Die Betonung trägt einmal die erste und einmal die zweite Silbe. Tintajoêl, die Burg Markes (MBREP schreiben vorwiegend -jol, NOS -joie, HW -joel, F zuerst -joel, später häufiger -jol). Nominativ: Tintajoêl 3156. 3157. 3876. 4480. - Ausruf: 3158. Dativ: Tintajoêle 476. 1139. 2723. 3827. 3879. 19014; Tintajoêl 539. 6022. 16291. Reimwörter: kastêl; Arundêle. Tintarides, Helena. 8271. Tire, diu küniginne von T. 17199.
336
14391. 14531. 15037. 15078. 15160. 15163. 15283. 15452. 15558. 15939. 15962. 16024. 16130. 16210. 16306. 16359. 16406. 16470. 16549. 17671. 17690. 18099. 18121. 18163. 18450. 18474. 18544. 18575. 18675. 18719. 18953. 19103. 19109. 19162; Tristane 18334 (: mane). - Akkusativ: Tristanden (trist[r]an BE, bisweilen FHNORS) 2170. 2174. 2190. 2446. 2472. 3349. 3459. 3576. 3842. 4109. 4162. 4350. 4591. 4977. 5017. 5184. 5253. 5356. 6858. 6909. 7041. 7062. 7199. 7541. 7560. 9497. 10148. 10386. 10678. 10717. 10787. 10798. 11088. 11157. 11183. 11895. 12170. 14112. 14327. 15222. 15384. 15886. 16018. 16033. 16064. 16253. 16800. 17362. 17718. 18113. 19164. 19181. 19205. 19313. 19526; Tristan 1996. 3922. 10124. 10607. 10624. 10645. 14678. Reimwörter: an, dan, began, kan, man (und Komposita), van, gewan; ande, bande, erkande, lange, Irlande, sande, besande, gewande; anden, banden, landen, verstanden; mane; cornant. - Die Betonung ruht bald auf der ersten, bald auf der zweiten Silbe; im Versschlusse tragen meistens beide Silben je eine Hebung; im Versanfang ist mit wenigen Ausnahmen nur die zweite Silbe betont. Triuwe. 11776. Troierinne. diu wise Tr. (Cassander) 4949 (: sinne).
13617. 13624. 13631. 13674. 13700. 1376S. 13942. 13951. 14000. 14062. 14122. 14126. 14282. 14300. 14326. 14377. 14465. 14502. 14513. 14575. 14617. 14626. 14685 (tristant H). 14703. 14715. 14797. 14830. 14896. 14917. 15033. 15044. 15084. 15123. 15138. 15190. 15371. 15564. 15769. 15790. 15796. 15854. 15864. 15943. 15951. 15967. 15974. 15992. 16028. 16041. 16051. 16078. 16121. 16158. 16165. 16170. 16179. 16185. 16194. 16215. 16220. 16232. 16267. 16314. 16369. 16407. 16444. 16627. 16642. 16687. 16773. 16781. 16808. 16814. 16994. 17144. 17258. 17322. 17351. 17407. 17416. 17424. 17632. 17763. 17836. 18216. 18241. 18252. 18301. 18356. 18362. 18364. 18409. 18423. 18605. 18649. 18733. 18756. 18773. 18784. 18797. 18822. 18860. 18877. 18898. 18904. 18920. 18934. 18940. 18969. 19045. 19079. 19129. 19158. 19182. 19200. 19296. 19309. 19310. 19379. 19402. 19408. 19468. 19542.Anrede: Tristan 2248. 2395 (frz.). 3364. 3418. 3436. 3646. 3658. 3688. 3708. 3709. 3710. 3719. 4015. 4099. 4297. 4377. 4400. 4453. 5020. 6337. 6393. 6433. 6941. 8391. 8419. 9652. 10150. 10349. 10668. 10687. 10884. 11603. 11709. 11745. 14410. 14562. 14721. 14773. 14833. 15225. 16000. 16034. 16191 (frz.). 16243. 16591. 18495. 18522. 19168. 19261. Tristant (frz.) 2395. - Genetiv: Tristandes 3703. 4961. 5290. 5851. 6531. 6879. 6985. 7028. 8137. 8457. 8541. 10658. 10794. 11168. 11192 (tristans N). 11541. 13455. 13567 (tristran F). 13578. 14145. 14259. 14665. 14975. 15896. 15920. 16202. 17350. 17754. 17857. 18102. 18283. 18471. 18531. 18597. 18627. 19285. 19411. - Dativ: Tristande (trist[r]an[e] BEP, vereinzelt auch FW, trist[r]anden mehrfach in WOP, vereinzelt auch in F) 132. 155. 2163. 2208. 2352. 3363. 3643. 3766. 3784. 3932. 4014. 4088. 4225. 4338. 4528. 4933. 4952. 5102. 5210. 5279. 5337. 5558. 5562. 5622. 5854. 7375. 7410. 7664. 7732. 7905. 8371. 8605. 10228. 10339. 10664. 10820. 11197. 11404. 11685. 11688. 12517. 12965. 13006. 13096. 13458. 13470. 13485. 13544. 13645. 14173. 14207. 14370.
Urgân li vilûs. Nominativ: 15926. 15933. 15976. 16014. 16047. 16060. 16081. 16096. 16126. 16146. 16152. 16162.Genetiv: Urgânes 15956. 15968. 16068. 16101.- Dativ: Urgâne 16044. - Akkusativ: Urgânen 16241. Reimwort: gân. - Die Betonung im Nominativ ruht siebenmal auf der zweiten und fünfmal auf der ersten Silbe. Veldeke. von Veldeken Heinrich 4724. Villis. Dativ: Villise von Trâze 17193. Fiorate, Tristans Pflegemutter (flvrete H). Nominativ: 1904. 5249. 5865. 18623. 18969. - Akkusativ: Florœten 5230. Reimwörter: hate, state; sta: ten. Vogelweide, diu (nahtegal) von der V. 4799 (: beide). Foitenant (fortenant MHBE mit wenigen Ausnahmen,), Beiname Ruals. Nominativ: 467. 1592. 1873. 1892. 2022.
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walsch und wel(hi)sch. in waischen buochen 159. in weibischer wîse 7992. eine welsche mile 2756. Weisefort, Hauptstadt von Irland. Dativ: Wets efor te 8683. 9263. 9704; Weisefort 8839 (: dort). 9217. 11486 (: dort). Wunsch, dem Wunsche 10902.
3752. 3755. 4319. 5111. - Dativ: Foitenande 1640. Reimwörter: erkant, lant; lande. Franze, Frankreich, von Fr. 10906. Akkusativ: Franze 19539. franzois, französisch. 7990; franzoise (Pluralis) 3636 (: gâloise); in franzoiser wise 8065. 10720. Vulcân. 4930. (: getân). 4970. Die Betonung ist am Versende auf beiden Silben schwebend, an der zweiten Stelle auf der ersten Silbe.
Zithêrôn. von Zithêrône 4806 (: done).
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Nachwort von Werner Schröder
Obwohl die Überlieferung von Gotfrits großartigem ,Tristan'-Torso relativ reich und gut ist, verfügen wir bis heute nicht über eine kritische Ausgabe, die diesen Namen verdient und mit der sich arbeiten ließe. Die mit dem umfangreichsten Lesartenapparat aufgrund fast der gesamten Überlieferung ausgestattete KARL MAROLDS1 war seit langem vergriffen. Sie ist seinerzeit von der Kritik nicht eben freundlich aufgenommen worden; vor allem die in F. RANKES Aufsatz ,Die Überlieferung von Gottfrieds Tristan' 2 auf fünfzig engbedruckten Seiten ausgebreiteten Fehler und Auslassungen haben ihrem Ansehen sehr geschadet. Man kann jedoch nicht sagen, daß die 1 9 3 0 erschienene Neuedition durch FRIEDRICH RANKE3, der es besser machen wollte, sie wirklich ersetzt hätte, weil ihr bis zu seinem Tode (1950) der Lesartenband nicht nachgefolgt ist; er wurde auch in seinem Nachlaß nicht gefunden. So blieb nach wie vor MAROLDS Apparat im Verein mit RANKES Nachkollation (ZfdA 5 5 , 1 5 8 - 2 0 4 ) die einzige allgemein zugängliche Grundlage der Lesartenbeurteilung. Vollständig ist er nicht, ist es auch durch RANKES Verbesserungen und Zusätze' nicht geworden, weil ihm während der Arbeit an seinem Aufsatz die Handschriften E und R nicht zugänglich waren. Auch die darauf gegründete Einschätzung der Überlieferung durch RANKE, ihre zur Erklärung der ausgedehnten wechselseitigen Kontaminationen vermutete Zentralisierung in einer verlagsähnlichen Straßburger Schreibstube ist fraglich geworden, nachdem auch EDUARD STUDER, dem die heikle Aufgabe anvertraut war, die Begründung zu dem von RANKE hergestellten Text zu geben, dessen Zuweisung der ,iweinisierenden' ,Tristan'-Bearbeitung M an den literarisch hochgebildeten Vorsteher der Straßburger Kanzlei im vierten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts, Meister Hesse, als „heute kaum mehr haltbar" bezeichnet hatte. Wir kennen von Gotfrits ,Tristan' 11 Handschriften und 16 Fragmente. Sie sind (mit Ausnahme von fünf später aufgetauchten Fragmenten) bisher am vollständigsten in der Einleitung zu MAROLDS Ausgabe beschrieben, doch mag eine von meinem Mitarbeiter Hans-Hugo Steinhoff auf den neusten Stand gebrachte knappe Zusammenstellung, die über den gegenwärtigen Aufbewahrungsort Auskunft gibt und mit bibliographischen Nachweisen ausgestattet ist, willkommen sein: Μ Bayerische Staatsbibliothek München, Cod. germ. 5 1 . Pergament 4°, illuminiert. 2. Viertel des 13. Jahrhunderts, alemannisch (elsässisch). fol. I r a bis 99 r b : Tristan, 9 9 r b - 1 0 9 r a : Fortsetzung Ulrichs von Türheim. 1
2 3
In erster Auflage 1906 in Leipzig erschienen und nach MAROLDS Tode 1912 noch einmal nachgedruckt. ZfdA 5 5 , 1917, 1 5 7 - 2 7 8 . 3 8 1 - 4 3 8 . Gottfried von Straßburg, Tristan und Isold, Text, Berlin 1930.
339
Lit.: ERICH PETZET, Die deutschen Pergament-Handschriften Nr. 1 - 2 0 0 der Staatsbibliothek in München (= Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V 1, Codices Germánicos complectens. Editio altera), München 1 9 2 0 , S. 8 4 - 8 6 . KURT HEROLD, Der Münchener Tristan. Ein Beitrag zur Überlieferungsgeschichte und Kritik des Tristan Gottfrieds von Straßburg (= Quellen und Forschungen zur Sprachund Culturgeschichte der germanischen Völker, Bd. 114), Straßburg 1 9 1 1 . - FRIEDRICH WILHELM, Zur Herkunft der Münchener Tristanhandschrift, Münchener Museum 3, 1 9 1 9 , 2 5 5 . - WALTER SÜSSMANN, Die Akzente im Münchener Tristan und in einigen anderen mhd. Hss., Diss. Breslau 1 9 3 2 . - ROGER SHERMAN LOOMIS, Arthurian Legends in Medieval Art (= The Modern Language Association of America, Monograph Series), London 1 9 3 8 , S. 1 3 2 - 1 3 4 : The Munich Tristan. - PAUL GICHTEL, Die Bilder der Münchener Tristan-Handschrift (Cod. germ. 51). Eine Bestandsaufnahme, in: Buch und Welt, Festschrift für Gustav Hofmann, Wiesbaden 1 9 6 5 , S. 3 9 1 - 4 5 7 . H Universitätsbibliothek Heidelberg, C o d . Pal. germ. 3 6 0 . P e r g a m e n t 4 ° . E n d e des 1 3 . J a h r h u n d e r t s , alemannisch (elsässisch). fol. l r a - 1 2 8 v a : Tristan, 1 2 8 v a - 1 5 2 v b : Fortsetzung Ulrichs v o n T ü r h e i m , 1 5 3 r a - 1 5 4 v b : Freidank-Sprüche. Lit.: KARL BARTSCH, Die altdeutschen Handschriften der Universitäts-Bibliothek in Heidelberg (= Katalog der Handschriften der Universitäts-Bibliothek in Heidelberg, B d . 1 ) , H e i d e l b e r g 1 8 8 7 , S . 1 0 7 ( N r . 1 8 7 ) . - F R E D E R I C K P. P I C K E R I N G , D i e S p r a c h e d e r
Heidelberger Handschrift (H) von Gottfried von Straßburgs Tristan, Diss. Breslau 1934.
F
B i b l i o t e c a N a z i o n a l e C e n t r a l e F l o r e n z , m s . B. R . 2 2 6 [früher: C o d . m a -
g l i a b e c h i a n u s g e r m . VII ( 9 ) 3 3 ] , P e r g a m e n t 4 ° . 1 4 . J a h r h u n d e r t ( 1 3 4 3 ) , a l e m a n nisch m i t m i t t e l d e u t s c h e n Spuren, fol. 2 r a - 1 0 2 v b : T r i s t a n [v. 1 - 1 0 2
fehlen],
1 0 3 r a - 1 3 9 v b : Fortsetzung Heinrichs von Freiberg, 1 4 2 r a - 1 9 2 v b : H a r t m a n n von A u e , Iwein [Hs. D ] . Lit.: REINHOLD BECHSTEIN, Gottfried-Studien I: Von der Hagens Collation der Florentiner Tristan-Handschrift, Germania 3 5 , 1 8 9 0 , 3 5 - 4 6 . - CARLO FASOLA, Un Codice Tedesco della R . Bibliotheca Nazionale di Firenze, Florenz 1 8 9 2 . W
Ö s t e r r e i c h i s c h e N a t i o n a l b i b l i o t h e k W i e n , C o d . v i n d o b . 2 7 0 7 , 3 [früher:
Philol. 2 1 6 , M s . A m b r a s . 4 2 4 ] . P e r g a m e n t 8 ° . 1. H ä l f t e des 1 4 . J a h r h u n d e r t s , a l e m a n n i s c h (elsässisch). 1 2 9 Bll. Lit.: HERMANN MENHARDT, Verzeichnis der altdeutschen literarischen Handschriften der Österreichischen Nationalbibliothek, Bd. 1 - 3 (= Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Veröffentlichungen des Instituts für deutsche Sprache und Literatur, Bd. 13), Berlin 1 9 6 0 / 6 1 , Bd. 1, S. 2 0 6 f . Β H i s t o r i s c h e s A r c h i v der Stadt K ö l n , Nr. * 8 8 [ W . k l . f . 0 8 8 * B l a n k e n h e i m ] , P e r g a m e n t 8 ° , illuminiert. 1 4 . J a h r h u n d e r t ( 1 3 2 3 ) , mittelfränkisch, pag. l a - 2 3 4 a [= fol. I r a — 1 1 7 v a ] : T r i s t a n , 2 3 4 a - 2 6 3 b [fol. = 1 1 7 v a - 1 3 2 r b ] : F o r t s e t z u n g U l r i c h s von Türheim. Lit.: KARL MENNE, Deutsche und niederländische Handschriften (= Mitteilungen aus dem Stadtarchiv von Köln, Sonderreihe: Die Handschriften des Archivs, Heft X , Abt. 1, T. 1), Köln 1 9 3 1 , S. 2 5 f . (Nr. 2 0 ) . Ν S t a a t s b i b l i o t h e k P r e u ß i s c h e r K u l t u r b e s i t z Berlin, m s . g e r m . q u . 2 8 4 . Perg a m e n t 4 ° . M i t t e des 1 4 . J a h r h u n d e r t s , m i t t e l f r ä n k i s c h . S a m m e l h a n d s c h r i f t , 1 9 8 Bll., d a r i n fol. 6 4 r a - 1 8 9 v a : T r i s t a n , 1 8 9 v a - 1 9 8 « : F o r t s e t z u n g U l r i c h s v o n T ü r h e i m [bis v. 2 5 1 1 ] ,
340
Lit.: HERMANN DEGERING, K u r z e s Verzeichnis der g e r m a n i s c h e n H a n d s c h r i f t e n der Preußischen S t a a t s b i b l i o t h e k , Bd. 1 - 3 (= M i t t e i l u n g e n a u s der Preußischen S t a a t s b i b l i o t h e k , B d . 7 - 9 ) L e i p z i g 1 9 2 5 - 1 9 3 2 , Bd. 2 , S. 5 0 . - GUSTAV ROETHE, P r o b e b e s c h r e i b u n g d e s M s . G e r m . 4 ° , 2 8 4 der K g l . Bibliothek Berlin f ü r d a s H a n d s c h r i f t e n a r c h i v der d e u t s c h e n K o m m i s s i o n der K g l . Preußischen A k a d e m i e der W i s s e n s c h a f t e n , Berlin 1904.
O Historisches Archiv der Stadt Köln, Nr. * 8 7 [Oberlinsche Handschrift]. Papier 2°. Ende des 15. Jahrhunderts, mitteldeutsch (rheinfränkisch), fol. l v a -114 v b : Tristan [v. 1-522 fehlen], 114 v b -151 r a : Fortsetzung Heinrichs von Freiberg [bis v. 6705]. Lit.: KARL MENNE, D t . u. ndl. H s s . , S. 2 4 f . (Nr. 1 9 ) .
E Biblioteca Estense Modena, Ms. Est. 57 [früher: α. R. 8. 16]. Papier 2 o . 15. Jahrhundert, alemannisch (elsässisch). fol. l r a -122 v b : Tristan, 123ra—168ra: Fortsetzung Heinrichs von Freiberg, 168 r b -170 r b : Register. Lit.: ELIAS VON STEINMEYER, Eine neue T r i s t a n h a n d s c h r i f t , Z f d A 2 3 , 1 8 7 9 , 1 1 2 .
R Bibliothèque Royale de Belgique Brüssel, M. S. 14697. Papier kl. 2°, illuminiert. 15. Jahrhundert, alemannisch (elsässisch). fol. l r -8 v : Register, 10 r -510 v : Tristan, 511 r -578*: Tristan als Mönch, 578 v -597*: Fortsetzung Ulrichs von Türheim [v. 2855-3661]. Lit.: CAMILLE GASPAR et FRÉDÉRIC LYNA, L e s P r i n c i p a u x M a n u s c r i t s à Peintures d e la B i b l i o t h è q u e R o y a l e d e B e l g i q u e , Bd. 2 , Paris 1 9 4 5 , S. 8 5 - 8 9 . - RUDOLF KAUTZSCH, D i e b o l t L a u b e r u n d seine W e r k s t a t t in H a g e n a u , C e n t r a l b l a t t f ü r B i b l i o t h e k s w e s e n 1 2 , 1 8 8 5 , S. 7 4 .
S Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Cod. ms. germ. 12. Papier. 1722 entstandene Abschrift einer verlorenen Straßburger Handschrift von 1489 [= *S], alemannisch (elsässisch). Enth. Tristan, Tristan als Mönch, Fortsetzung Ulrichs von Türheim ab v. 2855. - Lt. Auskunft der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg vom 23. 9. 66 ist der Codex im Krieg verschollen (Einbanddeckel in der Deutschen Staatsbibliothek Berlin). Abdruck der Kapitelunterschriften: oben S. XLIX-LI. B e s c h r e i b u n g : HERMANN PAUL, T r i s t a n als M ö n c h , d e u t s c h e s G e d i c h t a u s d e m 1 3 . J a h r h u n d e r t , S i t z u n g s b e r i c h t e A k a d . M ü n c h e n , phil.-hist. Cl., J g . 1 8 9 5 , M ü n c h e n 1 8 9 6 , S. 3 1 8 f. - ALBERT REGIS, T r i s t a n t als M ö n c h , D i s s . S t r a ß b u r g , Wohlau 1 9 1 0 , S. 8 f.
h Historia de Tristano, die von J O H . G. S C H E R Z und J E R . J A C . O B E R LIN im Glossarium Germanicum Medii Aevi, Straßburg 1781/84, benutzte verschollene Handschrift des 15. Jahrhunderts. * S C
Lit.: THEODOR VON HAGEN, D i s s . S. 4 7 - 5 3 : E x c u r s über die H a n d s c h r i f t S [ E x z e r p t e und Varianten].
Ρ Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Berlin, ms. germ. fol. 640. Papier 2°. 15. Jahrhundert (1461), schwäbisch, fol. l " - 1 3 9 r b : Tristan, 139 rb : Fortsetzung Ulrichs von Türheim, v. 1-14, 139 r b -164 r b : Eilhart von Oberg, Tristrant [Hs. B], ab v. 6103. Lit.: HERMANN DEGERING, K u r z e s Verzeichnis, Bd. 1, S. 6 9 .
341
a Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum Innsbruck, FB 1519/III [früher: Vorschlagblatt von Sign. X X I X f . 6]. 2 Pergament-Blätter. 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts, alemannisch, v. 2 3 4 7 - 2 5 0 6 [2349-2508], 3 4 5 2 - 3 6 1 1 [3454-3613]. Abdruck: IGNAZ V. ZINGERLE, Findlinge, Wiener Sitzungsberichte, phil.-hist. Cl., 5 5 , 1 8 6 7 , 6 0 7 - 6 7 6 (S. 6 1 7 - 6 2 5 ) . - FRIEDRICH RANKE, Auswahlausgabe, S. 6 1 - 6 4 .
b Österreichische Nationalbibliothek Wien, Cod. vindob. 15340 [früher: Suppl. 2717]. 2 Pergament-Blätter. 14. Jahrhundert, ostmitteldeutsch, v. 1 3 3 5 7 13516 [13353-13512], 1 3 8 3 7 - 1 4 0 0 0 [13833-13996], Kollation: JULIUS ZUPITZA, Bruchstücke mhd. dichtungen, ZfdA 17, 1 8 7 4 , 3 9 1 ^ 1 1 4 ; S. 4 0 9 - 4 1 2 :
NR. 4 , Z u G o t f r i d s T r i s t a n . -
Lit.: HERMANN MENHARDT,
Verzeichnis,
Bd. 3 , S. 1 4 0 1 .
e Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg? Das bei F. RANKE, Auswahlausgabe, S. 3 erwähnte Hamburger Fragment e (14. Jahrhundert) ist in der Staats- und Universitätsbibliothek nicht nachweisbar. f Historisches Archiv der Stadt Köln, Fragmentenkapsel I Nr. XLIV. Pergament-Doppelblatt. 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts, alemannisch, v. 15740-15903 [15736-15899], 1 6 5 6 2 - 1 6 7 2 5 [16558-16721], Kollation: K. SCHRÖDER, Bruchstücke einer Handschrift von Gottfrieds Tristan, Germ a n i a 1 7 ( N . F. 5 ) , 1 8 7 2 , 4 6 2 . - L i t . : K A R L M E N N E , D t . u . n d l . H s s . , S. 4 2 f . ( N r . 3 7 ) .
g Archiv der Stadt Grein (Oberösterreich). 2 Pergament-Blätter (abgelöst aus einem Urbar vom Jahre 1555). 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts, mitteldeutsch. v. 1 3 6 0 3 - 1 3 7 3 8 [13599-13734], Abdruck: ANDREAS MARKUS, Ein Tristan-Bruchstück aus Grein in Ober-Österreich, ZfdA 7 5 , 1 9 3 8 , 2 9 - 3 2 . ders., dass., Der Volksbote 4 8 , Linz 1 9 3 7 , 6 7 - 7 5 .
h verschollen (früher in Münchener [?] Privatbesitz). 2 Pergament-Blätter. 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts, alemannisch, v. 1 3 2 7 2 - 1 3 4 3 5 [ 1 3 2 6 8 - 1 3 4 3 1 ] , 1 3 7 6 4 - 1 3 9 2 4 [13760-13920], Teilabdruck: ANTON BIRLINGER, Bruchstücke einer Handschrift von Gottfrids Tristan, XIII. Jahrhundert, Alemannia 15, 1 8 8 7 , 1 4 6 - 1 5 0 .
1 Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Berlin, ms. germ. fol. 923, Nr. 5. Pergament-Blatt. Anfang des 14. Jahrhunderts, alemannisch, v. 8 3 2 7 - 8 4 5 6 [ 8 3 2 3 - 8 4 5 2 ] mit Lücken. Abdruck: BÜSCHING, Bruchstück einer alten Handschrift des Tristan, Leipziger Literatur-Zeitung 1 8 2 6 , Nr. 9 8 , Sp. 7 7 9 - 7 8 1 . - Lit.: WILLY SCHEEL, Die berliner Sammelmappe deutscher fragmente (Ms. Germ. fol. 9 2 3 ) , in: Festgabe an Karl Weinhold ... zu seinem fünfzigjährigen Doktorjubiläum dargebracht von der Gesellschaft für deutsche Philologie in Berlin, Leipzig 1 8 9 6 , S. 3 1 - 7 4 ; S. 3 6 : 5. Gottfried von Straßburg, Tristan. - HERMANN DEGERING, Kurzes Verzeichnis, Bd. 1, S. 1 2 7 .
m Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Berlin, ms. germ. fol. 923, Nr. 4 [Oberlinsches Bruchstück]. 2 Pergament-Blätter. 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts, alemannisch, v. 1 0 6 1 4 - 1 0 7 7 6 [10610-10772], 1 1 4 3 3 - 1 1 5 9 6 [11429-11592], Teilkollation (im Vergleich mit F): BERNHARD J o s . DOCEN, Miscellaneen zur Geschichte der teutschen Literatur, Bd. 2 , München 1 8 0 7 , S. l l O f . (Fragmente altteutscher Gedichte, III). - Abdruck: J. L. CAMPION, Ein Tristanfragment, Modern Philo-
342
logy 1 6 , 1 9 1 8 / 1 9 , 8 9 - 9 7 . - L i t . : W . SCHEEL, F e s t g a b e W e i n h o l d , S. 3 5 f . : 4 . G o t t f r i e d v o n S t r a ß b u r g , T r i s t a n . - HERMANN DEGERING, K u r z e s Verzeichnis, Bd. 1 , S. 1 2 7 .
η Stadtarchiv Scheinfeld/Franken, verschollen (Mitt. vom 13. 9. 1966; Nachforschungen bei den Schwarzenbergischen Archiven in Murau/Steiermark und beim Staatsarchiv Nürnberg waren erfolglos; eine Anfrage beim Archiv Krummau/ CSSR blieb unbeantwortet). Papier, 8 Blätter, durch Feuchtigkeit stark zerstört. 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts, mittelfränkisch, v. 2340-2493 [2342-2495], 2 5 8 5 - 2 6 0 7 [2587-2609], 4331-4507 [4333-4509], 4685-4856 [4687-4858], 5077-5241 [5079-5243], K o l l a t i o n : GREGOR KUTSCHERA, F r a g m e n t e einer T r i s t a n - H a n d s c h r i f t , Z f d A 1 9 , 1 8 7 6 , 76-88.
q Sammlung Eis, Hs. 63. Pergamentstreifen und Buchdeckel-Abklatsch. 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts, alemannisch (elsässisch). v. 18054/55 [18050/51], 18098/99 [18094/95], 1 8 1 0 0 - 1 8 1 2 9 [18096-18125], 18143-18176 [1813918172], A b d r u c k : GERHARD EIS, Kleine F u n d e , I n d o g e r m a n i s c h e 8 6 - 9 6 ; S. 9 0 - 9 4 : 3 . F r a g m e n t a u s G o t t f r i e d s T r i s t a n .
Forschungen
60,
1952,
r Stadtarchiv Frankfurt am Main, im letzten Kriege verbrannt (Mitt. vom 31. 8. 1966). Pergamentbruchstück. 13./14. Jahrhundert, v. 169-173 [169-173], 2 0 3 - 2 0 7 [203-207], Versschluß von v. 139 [139], Versanfänge von v. 2 3 7 - 2 4 1 [239-243]. A b d r u c k : FRIEDRICH PFAFF, Ein T r i s t a n f r a g m e n t , G e r m a n i a 2 5 ( N . F. 1 3 ) 1 8 8 0 , 1 9 2 .
s Bibliothèque Nationale et Universitaire Straßburg, Ms. 2280 [früher: All. 321], Halbes Pergament-Blatt (1 Spalte). 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts, v. 9 7 8 5 9825 [9781-9821], 9 9 0 7 - 9 9 4 7 [9903-9943], K o l l a t i o n : EUGEN KOLBING, F r a g m e n t einer H a n d s c h r i f t v o n G o t t f r i e d s Tristan, G e r m a n i a 1 8 ( N . F. 6 ) , 1 8 7 3 , 2 3 5 . - Lit.: ADOLF BECKER, Die deutschen H a n d s c h r i f t e n der kaiserlichen Universitäts- und L a n d e s b i b l i o t h e k in S t r a ß b u r g (= K a t a l o g der kaiserlichen Universitäts- und L a n d e s b i b l i o t h e k zu S t r a ß b u r g , Bd. 6 ) , S t r a ß b u r g 1 9 1 4 , S. 8 8 . ERNST WICKERSHEIMER, S t r a s b o u r g (= C a t a l o g u e générale des m a n u s c r i t s des bibliothèques publiques de F r a n c e [Ser. Β:] D é p a r t e m e n t s , t. 4 7 ) , Paris 1 9 2 3 , S. 4 7 7 .
t Universitätsbibliothek Tübingen Md 671. Pergament-Doppelblatt. 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts, v. 1 2 5 6 3 - 1 2 7 1 2 [12559-12708], 12793-12938 [12789-12934], A b d r u c k : GEBHARD MEHRING, ZfdA 54, 1913, 1 6 7 - 1 7 2 .
Stuttgarter
bruchstiicke
einer
Tristanhandschrift,
w Österreichische Nationalbibliothek Wien, Cod. vindob. 2707,1 (der Hs. W vorgebunden) [früher: Philol. 216, Ms. Ambras. 424], Pergamentblatt, einseitig. Anfang des 14. Jahrhunderts, alemannisch (elsässisch). v. 2027-2102 [2029-2104], Abdruck: serlichen 547-648; Bd. 1. S.
FRIEDRICH HEINRICH VON DER HAGEN, A l t d e u t s c h e H a n d s c h r i f t e n d e r KaiBibliothek zu W i e n , M u s e u m für A l t d e u t s c h e L i t e r a t u r und Kunst 1 , 1 8 0 9 , S. 6 3 1 - 6 4 1 : C o d . N o . C C X V I . - L i t . : HERMANN MENHARDT, Verzeichnis, 205.
343
Ζ und Ζ 1 Staatsarchiv Zürich, Sammelmappe C VI/1, Mappe VI, Nr. 5. 3 Pergament-Doppelblätter. 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts, alemannisch mit mitteldeutschem Einschlag, v. 2 2 0 7 - 2 4 8 2 [ 2 2 0 9 - 2 4 8 4 ] (z), 3 0 3 5 - 3 3 1 2 [ 3 0 3 7 - 3 3 1 4 ] ( Z i), 3 8 6 5 - 4 1 4 0 [ 3 8 6 7 - 4 1 4 2 ] (z 1 ), 4 6 9 4 - 4 9 7 0 [ 4 6 9 6 - 4 9 7 2 ] (z), 1 4 3 7 3 - 1 4 9 2 8 [ 1 4 3 6 9 - 1 4 9 2 4 ] (z). Abdruck von z: JAKOB BAECHTOLD, Züricher Tristan-Bruchstücke, Germania 2 9 (N. F. 17), 1 8 8 4 , 7 1 - 8 5 . - Abdruck von Ζ 1 : E. CAFLISCH-EINICHER, Mittelhochdeutsche frag-
mente der Zentralbibliothek Zürich, PBB 5 7 , 1 9 3 3 , 2 8 4 - 2 9 8 ; S. 2 8 8 - 2 9 8 . - Lit.: LEO
CUNIBERT MOHLBERG, Mittelalterliche Handschriften (= Katalog der Handschriften
der Zentralbibliothek Zürich, Bd. 1), Zürich 1 9 5 1 , S. 3 3 2 .
Mit Ausnahme desjenigen von W waren alle Schreiber bzw. Besteller um Vervollständigung von Gotfrits Torso bemüht. In M H B N R S folgt unmittelbar anschließend die Fortsetzung Ulrichs von Türheim; in F O E diejenige Heinrichs von Freiberg und in Ρ die Bearbeitung von Eilharts ,Tristrant'. Neun Fragmente 13. Jahrhunderts (afmthszz 1 !) stehen für acht vollständige ,Tristan'-Handschriften neben M und H und zeugen für die Verbreitung und Beliebtheit des Werkes. Die hat es sich in der Neuzeit erst allmählich zurückerobern müssen. Das 19. Jahrhundert nahm an seinem, wie man meinte, unmoralischen Inhalt Anstoß. Auch LACHMANN, der nur Gotfrits formale Meisterschaft schätzenswert fand. Daß er und die Seinen ihm abgeneigt blieben, hat entscheidend zur Verzögerung der textkritischen Bemühungen um den ,Tristan' beigetragen, deren sich Wolframs und Hartmanns Werke ebenso wie das Nibelungenlied von Anfang an erfreut haben. Zuerst ist die Florentiner Handschrift F im zweiten Bande von CH. H. MYLLERS ,Sammlung deutscher Gedichte aus dem 12., 13. und 14. Jahrhundert' ( 1 7 8 5 ) wiederabgedruckt worden. EBERHARD VON GROOTE4 legte seiner Ausgabe ( 1 8 2 1 ) H zugrunde und fügte die abweichenden Lesarten von vier weiteren Handschriften ( B N O R ) hinzu. F. H. VON DER HAGEN5 will für seine zweibändige Edition mit den Fortsetzungen Ulrichs von Türheim und Heinrichs von Freiberg ( 1 8 2 3 ) laut,Minnesinger' IV, 6 1 1 , Anm. 1 M H F W B O sowie mlw unmittelbar verglichen, Ν und R wenigstens eingesehen haben; er gibt aber keine Lesarten. H. F. MASSMANNS6 nur Ulrichs Fortsetzung einbeziehende Ausgabe von 1 8 4 3 gründet sich auf acht vollständige Handschriften ( M H F W B N O R ) und das Fragment m. Von diesen hat der Herausgeber M H W „aufs Neue sorgfältig verglichen". Auch seiner Ansicht nach verdiente Η „unter allen Handschriften den ersten Platz", da der Schreiber der ältesten Handschrift M „sehr willkürlich zu Werke gegangen" sei, geändert und ausgelassen und so das Gedicht fast um ein Viertel verkürzt habe. W neige mehr zu F, während Β „wahrscheinlich nur eine Abschrift von M " sei (S. 5 9 1 ) . Da GROOTE die Lesarten von B N O ( R ) verzeichnet hatte, glaubte MASSMANN sich auf die von M H W ( F ) beschränken zu sollen, die anfangs ausführlicher, später nur bei wesentlichen 4
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Tristan von Meister Gotfrit von Straszburg. Mit der Fortsetzung des Meisters Ulrich von Turheim, in zwey Abtheilungen, Berlin 1821. Gottfrieds von Strassburg Werke, aus den beßten Handschriften mit Einleitung und Wörterbuch, Bd. I: Tristan und Isolde mit Ulrichs von Turheim Fortsetzung. Bd. II: Heinrichs von Friberg Fortsetzung von Gottfrieds Tristan. Gottfrieds Minnelieder. Die alten ... Gedichte von Tristan und Isolde. Wörterbuch, Breslau 1823. Tristan und Isolt von Gottfried von Straßburg (= Dichtungen des deutschen Mittelalters, Bd. 2), Leipzig 1 8 4 3 .
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Textabweichungen gegeben sind. Immerhin bietet seine A u s g a b e bis auf MAROLD den umfangreichsten A p p a r a t . R . BECHSTEIN 7 legte seiner mit Wort- und Sacherklärungen ausgestatteten L e s e a u s g a b e in den Deutschen Klassikern des Mittelalters ( ! 1 8 6 9 / 7 0 . 2 1 8 7 3 . H 8 9 0 / 9 1 ) „die älteste Münchener Handschrift (M) und die verhältnismäßig beste Heidelberger Handschrift (H) zu G r u n d e " und bekannte 1 8 8 9 , in diesem G r u n d s a t z auch durch die inzwischen in G a n g gekommenen Bemühungen „ u m die Klassification der Handschriften und um die kritische Herstellung einzelner Stellen" nicht irre geworden zu sein ( 3 1 8 9 0 , Einl., S. XLVII). Er hat die Handschriften nicht selbst verglichen und für die jüngeren nur GROOTES Lesarten benutzt; textkritische Fragen sind überhaupt erst in der 3. Auflage etwas stärker berücksichtigt. Auch W. GOLTHER, der 1 8 8 8 Gotfrits ,Tristan' in Kürschners Deutscher Nationalliteratur herausgab 8 , hat sich um die handschriftliche Basis nicht groß gekümmert und sich in der Beurteilung der Überlieferung den Standpunkt H . PAULS9 ZU eigen gemacht. Erst K. MAROLD hat für seine Edition (1906) alle elf vollständigen Handschriften und elf Fragmente (alle außer t z ^ g q ) herangezogen, d a s angestrebte Ziel einer kritischen Ausgabe jedoch gleichwohl nicht erreicht. C. VON KRAUS, der eine Rezension vorbereitet und dann wegen MAROLDS Tod (1909) unterlassen hatte, billigte ihr Z f d A 5 1 , 1 9 0 9 , 3 0 1 nur „éinen großen Vorzug vor den früheren" zu, den „sehr reichhaltigen Variantenapparat", „im übrigen aber bleibt eine des dichters würdige ausgabe auch weiter ein frommer w ü n s c h " . E. SCHRÖDER hieb Z f d A 53, 1912, 99 in dieselbe Kerbe und kritisierte besonders „MAROLDS völlig unverständliches princip", „die entscheidung immer nach dem stände der Überliefer u n g " zu treffen, auch dort, wo ihr Zeugnis „gegenüber dem reimbeweis nebensächlich" erscheint. An den Handschriften nachgeprüft hat den Apparat erst RANKE: „ d a s résultat war erschreckend: nicht nur dass viele wichtige lesarten fehlen (das urteil über die ,Wichtigkeit' einer lesart steht schließlich beim subjectiven ermessen des herausgebers), auch unter den angegebenen sind so viele ungenau oder völlig verkehrt, d a s s aus dem a p p a r a t , wie er bis heute vorligt, eine sichere erkenntnis der Überlieferung von einzelstellen oder gar eine tiefer dringende einsieht in die verwantschaftsbeziehungen der handschriften untereinander schlechterdings nicht zu gewinnen i s t " ( Z f d A 5 5 , 1 9 1 7 , 157). Und dann folgen 4 7 Seiten Berichtigungen bzw. Ergänzungen, w o f ü r RANKE W B N O P sowie die Fragmente a b f l m r s t w z Zeile für Zeile neu kollationiert, für H und F die Kollationen H . PAULS und für M die K. HEROLDS 10 benutzt und in Zweifelsfällen am Original nachgeprüft hat. Unzugänglich waren ihm damals E und R; beiseite gelassen hat er die jüngste Handschrift S. Den Vergleich dieser drei Handschriften scheint er auch später nicht nachgeholt und den Apparatband möglicherweise deswegen immer wieder zurückgestellt zu haben. STUDERS Nachkollationen haben die Zuverlässigkeit von RANKES Notizen, aber auch ihre Lückenhaftigkeit ergeben. So hat er z.B. alles, was bei MAROLD stand, weggelassen. Ein systematisch angelegter Apparat muß erst noch hergestellt werden.
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Gottfried's von Strassburg Tristan. 1. u. 2. Theil (= Deutsche Classiker des Mittelalters, Bd. 7 - 8 ) , Leipzig 1869/70. 2 1 8 7 3 . 3 1 8 9 0 / 9 1 . Tristan und Isolde und Flore und Blanscheflur (= Kürschners Deutsche National-Litteratui; Bd. 4, 2 - 3 ) , Stuttgart o . J . [1888/89], Germania 17, 1872, 3 8 5 ^ t 0 7 . Der Münchener Tristan (= Quellen und Forschungen C X I V ) , Straßburg 1911.
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Eine Filiation und Gruppierung der Handschriften hat zuerst THEODOR VON HAGEN in einer Göttinger Dissertation ,Kritische Beiträge zu Gottfrieds von Strassburg Tristan' ( 1 8 6 8 ) versucht 11 . Er erwies Β als Abschrift von M und später auch von F (und also textkritisch wertlos) und teilte die übrigen Handschriften in zwei Klassen: zur einen (X) sollen MH(B), zur anderen (Y) alle übrigen gehören, M und H einerseits, F und Ν anderseits jeweils auf eine gemeinsame Vorlage zurückgehen. Wie VON HAGEN sich die Einordnung aller von ihm herangezogenen Textzeugen vorstellte, zeigt sein vollständiges Stemma. Ich gebe es nach seiner Dissertation, S. 3 0 , wieder, ersetze jedoch einige von ihm verwendete Handschriftensiglen durch die heute gebräuchlichen und schreibe "'S für S, m f ü r D u n d 1 f ü r L b e i VON H A G E N :
(G)
Den Wert von M schätzte VON HAGEN sehr gering ein, so daß sein Rezensent O. JÄNICKE (ZfdPh 2, 1 8 7 0 , 2 2 8 f . ) sogar zur Erwägung stellte, „ob M sich nicht geradezu als willkürlich ändernde und abkürzende abschrift von H herausstellt". Als textkritische Maxime ergab sich VON HAGEN, „dass im Falle einer Differenz zwischen Beiden stäts derjenigen Familie der Vorzug zu erteilen sei, deren Lesart durch ein Glied der anderen unterstützt wird" (S. 3 2 f . ) . Dieser Grundsatz sei auch dann festzuhalten, „wenn die entgegenstehende Variante an sich vielleicht wahrscheinlicher und gefälliger ist. Die Annahme einer zufälligen, durch analog eingetretene Corruption entstandenen Uebereinstimmung aber ist überall unstatthaft, wo nicht ganz bestimmte äussere Gründe vorligen, während andrerseits natürlich auch hier conditio sine qua non ist, dass Sinn, Sprachgebrauch und Metrik nicht gegen die aufzunehmende Lesart sprechen" (S. 33). JÄNICKE hat eingewandt, daß M zuviel Gewicht bekäme, falls, „wo die handschriften von Y unter sich abweichen, immer H oder M den ausschlag geben 11
Umgearbeitet zu ,Die Handschriften des Tristan und ihre Bedeutung für die Kritik', Germanische Studien 1, 1 8 7 2 , 3 1 - 5 6 .
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s o l l " . D i e H a u p t f r a g e sei, „ o b M H o d e r Y die bessere Überlieferung g e w ä h r t " ( a . a . O . , S. 2 2 9 ) . H . PAUL 12 h a t die p o s t u l i e r t e g e m e i n s a m e Q u e l l e von F N W O = Y bezweifelt und W als „ v o l l k o m m e n selbständig und g l e i c h b e r e c h t i g t " (S. 3 8 7 ) M H und F N g e g e n ü b e r g e s t e l l t , w o r a u s für ihn f o l g t e , d a ß „die Ü b e r e i n s t i m m u n g zweier v o n diesen G r u p p e n ein h i n r e i c h e n d e r B e w e i s für die U r s p r ü n g l i c h k e i t einer L e s a r t " sei, „ w ä h r e n d jede einseitige B e v o r z u g u n g einer Classe unter allen U m s t ä n d e n zu v e r w e r f e n ist, i n s b e s o n d e r e n i c h t die A u t o r i t ä t v o n M H . . . der aller übrigen H a n d s c h r i f t e n gleich gesetzt w e r d e n k a n n " (S. 3 8 9 ) . N a c h MAROLD ist „die Ü b e r l i e f e r u n g viel e i n h e i t l i c h e r . . . , als m a n bisher g l a u b t e " (Einl., S. L X I V ) . H h a b e „ v e r h ä l t n i s m ä ß i g a m s o r g f ä l t i g s t e n " den T e x t eines n i c h t m e h r ganz fehlerlosen A r c h e t y p u s b e w a h r t , „ d e m n ä c h s t F und an dritter Stelle W " . D i e s e drei H a n d s c h r i f t e n seien d a h e r für die H e r s t e l l u n g des T e x t e s „allein zu v e r w e r t e n " , die anderen „ n u r m i t t e l b a r zu R ü c k s c h l ü s s e n a u f die g r ö ß e r e o d e r geringere A l t e r t ü m l i c h k e i t der L e s a r t e n j e n e r drei T e x t e " heranzuziehen ( L X I I I ) . D e m A r c h e t y p u s der v o n F H W gebildeten „ k o m p a k t e n Einh e i t " (S. L I X ) steht seiner A n s i c h t n a c h die V o r l a g e v o n M gegenüber. In ihr verm u t e t e er eine - freilich d u r c h n a c h t r ä g l i c h e B e a r b e i t u n g v e r d u n k e l t e - „erste R e d a k t i o n des G e d i c h t e s durch G o t t f r i e d " (S. LV), w o b e i er sich a u f die ( j e d o c h n a c h w e i s l i c h m e c h a n i s c h zu e r k l ä r e n d e ) g r o ß e T e x t l ü c k e von Μ (ν. 1 1 6 0 3 bis 1 3 5 7 8 ) stützte. D i e fehlenden P a r t i e n : „der M i n n e t r a n k und seine W i r k u n g , die H o c h z e i t , B r a n g ä n e n s L i e b e s d i e n s t und Isoldens M o r d a n s c h l a g gegen sie s o w i e die G a n d i n e p i s o d e " seien „ ü b e r h a u p t n i c h t v o r h a n d e n g e w e s e n " (S. L I V ) . D e r S c h r e i b e r v o n M h a b e seine g e k ü r z t e V o r l a g e mit einem vollständigen T e x t k o l l a t i o n i e r t und teils d a n a c h , teils s e l b s t ä n d i g g e ä n d e r t . Diese e t w a s a b e n t e u e r l i c h e Vorstellung h a t VON KRAUS s o f o r t 1 3 mit H i l f e der z . T . in die L ü c k e fallenden A k r o s t i c h a der vierzeiligen S t r o p h e n widerlegt. Anders und richtiger h a t d a n n KURT HEROLD in seiner S t r a ß b u r g e r D i s s e r t a t i o n 1 4 die K ü r z u n g e n und sonstigen A b w e i c h u n g e n von M g e g e n ü b e r der Vulgata erk l ä r t : „ D a s G o t t f r i e d i s c h e G e d i c h t h a t in M eine d u r c h g r e i f e n d e U m a r b e i t u n g n a c h d e m M u s t e r H a r t m a n n s , speziell n a c h seiner vollendeten E p i k , wie sie der Iwein zeigt, d u r c h g e m a c h t " (S. 3 ) . E i n e ä h n l i c h e , w i e w o h l w e n i g e r e i n s c h n e i dende B e a r b e i t u n g h a b e W o l f r a m s , P a r z i v a l ' in der H a n d s c h r i f t G e r f a h r e n , deren erster S c h r e i b e r mit dem v o n M identisch ist. H i e r h a t d a n n F. RANKE mit seiner g r o ß e n A b h a n d l u n g 1 5 eingesetzt. Er hält an der aus H und M „ m i t v h m . w e n i g e n g e m e i n s a m e n F e h l e r n " 1 6 gebildeten G r u p p e X fest und gliedert Y in die U n t e r g r u p p e n F N R S = α und W O P = ß. Β und E sind seiner A n s i c h t n a c h aus der B e a r b e i t u n g M und e i n e m α - A b k ö m m ling k o n t a m i n i e r t e M i s c h h a n d s c h r i f t e n . A u c h der α - T e x t v o n Ν zeige Spuren der M - R e d a k t i o n . D a r ü b e r h i n a u s seien n o c h eine ganze R e i h e weiterer K o n t a m i n a t i o n e n zu k o n s t a t i e r e n : für * P sei auch *F, für * O P auch * H , für α auch M b e n u t z t . F ü r die meisten H a n d s c h r i f t e n seien zwei V o r l a g e n , m a n c h m a l s o g a r
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"
Z u r Kritik und Erklärung von Gottfrieds Tristan, G e r m a n i a 1 7 , 1 8 7 2 , 385—407. Das a k r o s t i c h o n in Gottfrieds Tristan, Z f d A 5 0 , 1 9 0 8 , 2 2 0 - 2 2 2 . D e r M ü n c h e n e r Tristan (= Quellen und Forschungen C X I V ) , Straßburg 1 9 1 1 . Die Überlieferung von Gottfrieds Tristan, Z f d A 5 5 , 1 9 1 7 , 1 5 7 - 2 7 8 . 3 8 1 ^ 1 3 8 . Altdeutsche Übungstexte 3 , 1 9 4 6 , S. 3 .
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drei in Betracht zu ziehen, so daß eine reinliche Sonderung der Überlieferungsträger ziemlich illusorisch werde. Aufgrund der von ihm festgestellten „zahlreichen und vielseitigen collationsbeziehungen zwischen hss. nicht verwanter gruppen" (ZfdA 55, 404) gelangte Ranke zu einem komplizierten Handschriftenstemma, das neben der durch ausgezogene Linien dargestellten vertikalen Deszendenz mit Hilfe gestrichelter Linien auch die horizontalen Kontaminationen festzuhalten versucht und durch ihre Berücksichtigung dazu beigetragen hat, richtigeren Vorstellungen von mittelalterlicher Handschriften-Tradierung zum Durchbruch zu verhelfen. Die Schreiber hätten oft neben ihrer Hauptvorlage noch eine zweite, gelegentlich auch eine dritte zu Rate gezogen, und dies Verfahren schien RANKE eine verlagsähnliche zentrale Schreibstube vorauszusetzen, bei der man ,Tristan'-Abschriften bestellen konnte und bestellt hat. Er beobachtete weiter an den ältesten Zeugen (Mtmaz) eine gleichmäßig „sorglose und nicht eben conservative behandlung des textes" sowie „einheitlichkeit des dialectes und der orthographischen tradition": „bis rund 1 3 0 0 " gäben „die uns erhaltenen hss. und fragmente kein sicheres anzeichen dafür, dass Gottfrieds gedieht auch ausserhalb des Eisass abgeschrieben worden wäre" (ebd.). Auch die äußere Einrichtung der ältesten Handschriften sei (allerdings mit Ausnahme von M und z!) bemerkenswert einheitlich gewesen. Halte man „diese einheitlichkeit der äußeren einrichtung mit der des dialects und mit den collationen zusammen, so deutet alles darauf hin, dass die herstellung von handschriften des Gottfriedschen gedichts im XIII Jahrhundert, wenn nicht ausschließlich, doch hauptsächlich in einer und derselben schreibstube vor sich gieng" (S. 405), deren Tätigkeit, wie die ,Parzival'-Handschrift G beweise, auch Wolframs Werk einbezogen habe und ein „centrum der höfisch-litterarischen reproduction im Eisass" (ebd.) gewesen sein müsse. Aus allgemein kulturgeschichtlichen Gründen könne dieser Ort nur Straßburg gewesen sein. An die seiner Ansicht nach in M vorliegende „erste reinschrift des verbesserten' Tristantextes" (S. 414) hat RANKE die von der Forschung allenthalben beifällig aufgenommene literaturgeschichtliche Hypothese geknüpft, diese Umarbeitung in Hartmanns Manier sei auf den urkundlich zwischen 1230 und 1240 in Straßburg bezeugten notarius burgensium meister Hesse zurückzuführen, den Rudolf von Ems als anerkannten Literaturkritiker gerühmt hat. Nur eine „autorität in fragen des reinen litterarischen geschmackes" könne es gewagt haben, „einen eigenen, an der besten litterarischen tradition, vor allem wol an Hartmanns werken gewonnenen ästhetischen maßstab an die zu seiner zeit berühmtesten dichtungen anzulegen und sie diesem maßstab entsprechend umzugestalten" (S. 415). Rudolf von Ems wollte an seinem ,Willehalm von Orlens' (ed. Berlin 1905) nur weiterdichten: ob ich wisse 80 Ob mir maister Hesse Von Strasburg de scribcere Wolde disu mare Prisen ob si warent gut. ' ,Ja er, binamen ja, er tût!
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V. JUNK, D T M
2,
85 Er hat beschaidenhait so vil, Swa er tihte bessern wil, Das er ze rehte bessern sol, Da kumt sin überhören wol, Wan ez besserunge holt.' ,Tristan' M und ,Parzival' G seien offensichtlich Proben solcher „selbstsicheren Verbesserertätigkeit", und es sei daher nicht zu gewagt, „wenn wir diese handschriften, resp. die ihnen zu gründe ligenden verbesserten' textredactionen für das werk meister Hesses erklären" (ebd.). An dieser Argumentation stimmt bedenklich, daß der Bewunderer und Nachahmer Gotfrits, als welcher sich Rudolf in Wort und Tat zu erkennen gibt, der ästhetischen Urteilskraft eines Mannes vertraut haben sollte, der nach R A N K E S Annahme für die ,Iweinisierung' des ,Parzival' wie des ,Tristan' verantwortlich zeichnete. Der von Rudolf von Ems gepriesene Literaturkritiker meister Hesse und R A N K E S eigenmächtig selbst die bedeutendsten epischen Gedichte des hohen Mittelalters einer Hartmannschen Norm angleichender Bearbeiter und Herausgeber können nicht ein und dieselbe Person gewesen sein. Daß dieser letztere damit nicht bloß seinen Namen verliert, sondern überhaupt der Identität entbehrt, hat von der ,Parzival'-Überlieferung her G E S A B O N A T H in ihrer Hamburger Dissertation zur Überlieferung des ,Parzival' 1968 17 evident gemacht. R A N K E hatte seine These, außer auf K. H E R O L D , vor allem auf E. S T A D L E R S Straßburger Dissertation ,Über das Verhältnis der Handschriften D und G von Wolframs Parzival' (1906) gegründet. G. B O N A T H zeigte, daß dieser 1. die Handschriftenklassen *G und *D unkritisch mit den Handschriften G und D vermischt und 2. einen etwa an Hand des Ersatzes „typisch Wolframschen Sprachgutes durch typisch Hartmannsches" zu erbringenden „positiven Nachweis dafûç daß die Änderungen in ,G' dem Stilideal des ,Iwein' verpflichtet sind", nicht erbracht hat (S. 32), womit „die These, daß sich der ,Redaktor' von ,G' am Stil Hartmanns von Aue orientiert habe", „ad acta gelegt werden" könne (S. 33). Damit werde auch R A N K E S Annahme, „daß Meister Hesse in der Parzivalüberlieferung eine Rolle gespielt habe", „zu einer unbeweisbaren Hypothese" (ebd.). Angesichts offenkundiger Widersprüche in der Behandlung beider Texte sei „schon das Wagnis, die *G-Redaktion des ,Parzival' und die M-Redaktion des ,Tristan' dem gleichen Manne zuzuschreiben", „zu groß" gewesen (S. 34). Nur der erste von den vier Schreibern der ,Parzival'-Handschrift G, der auch die ,Tristan'-Handschrift M geschrieben hat, lasse „gelegentlich verbessernde' Tendenzen" erkennen, und nur ihm „dürfte ein Teil der in ,Tristan' M vorliegenden Änderungen" zuzuschreiben sein (ebd.). Meister Hesse aber sei in ihm um so weniger zu vermuten, als er die bei Rudolf von Ems auch im ,Willehalm von Orlens' beliebten wortwiederholenden Wortspiele Gotfrits nach H E R O L D S Nachweisen (a.a.O., S. 54ff.) verständnislos zerstört habe (S. 35). So willkommen für unsere mangelnde Kenntnis der Formen des literarischen Lebens im Hochmittelalter ein solcher als Person faßbarer Mittelpunkt gewesen wäre, von der ,Parzival'- und ,Tristan'-Überlieferung her ist er nicht zu verifizieren. Das 17
U n t e r s u c h u n g e n zur Überlieferung des Parzival W o l f r a m s von E s c h e n b a c h , G e r m a n i s c h e Studien 2 3 8 / 2 3 9 (1970/71).
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Bild, das R A N K E von einem in Straßburg zentralisierten ,Tristan'-Verlag und -Vertrieb gezeichnet hat, wird danach einzuschränken, aber keineswegs ganz preiszugeben sein, denn die nachweisbaren Kollationen und die aus ihnen hervorgegangenen Mischhandschriften fordern einen Ort, an welchem mehrere Abschriften des gleichen Werkes zum Vergleich zur Verfügung standen. Dafür kommt nur eine leistungsfähige Schreibstätte in Betracht, und die könnte sehr wohl mit der städtischen Kanzlei in Personalunion verbunden gewesen sein, wenn auch die Umarbeitung M ihr fernzuhalten ist. Mindestens teilweise wäre Gotfrits Werk zusammen mit der Fortsetzung Ulrichs von Türheim geliefert worden, die um 1230 nach Straßburg gelangt sein müßte und in Χ , M und H Aufnahme fand, während sich die etwa gleichzeitigen Handschriften Υ α *F ζ β W von diesem Machwerk freigehalten hätten. Dagegen wäre sie um die Jahrhundertwende aus M in gekürzter Fassung auch in * N und *B übergegangen. In Straßburg müßte auch die an beiden Zweigen partizipierende Mischredaktion hergestellt worden sein, deren Ableger Nn, Bb und E sind. Außerhalb Straßburgs wäre der ,Tristan' nach R A N K E erst seit dem Anfang des 14. Jahrhunderts abgeschrieben worden, indem eine Handschrift der Gruppe α zusammen mit Hartmanns ,Iwein' nach dem östlichen Mitteldeutschland gelangte, dort abgeschrieben und mit der Fortsetzung Heinrichs von Freiberg versehen wurde, nämlich F. Handschriften der Mischredaktion wanderten nach Köln und wurden dort ins Mittelfränkische umgeschrieben: Β und N. Später muß Heinrichs Fortsetzung auch in der elsässischen Zentrale verfügbar gewesen sein, denn die Mischhandschrift E ist dort mit ihr ausgestattet worden. Da die älteste Handschrift (M) mit ihrem bearbeiteten Text nicht in Straßburg zu lokalisieren ist, wird man aber auch noch mit anderen Möglichkeiten und Wegen der Verbreitung zu rechnen haben, wie sie die frühzeitige Kenntnis und Wirkung dieses Werkes ohnehin erwarten läßt. Ein „einheitlich durchführbares textkritisches princip" hielt R A N K E angesichts der „jetzt bekannten collationsbeziehungen unter den verschiedensten hss." für ausgeschlossen, doch glaubte er „mit einiger Wahrscheinlichkeit" (S. 4 2 8 ) folgende Richtlinien aufstellen zu können: 1. Wo M H und FW nicht übereinstimmen oder, anders gesagt: X gegen Y steht, „hat der Wortlaut von X von vornherein etwas mehr für sich, da Y stärker änderte als X " ; 2. H und β sind M und α vorzuziehen, da α aus M entlehnt hat; 3. zwischen H a und Mß müssen metrische und stilistische Kriterien entscheiden. Aber alle diese Regeln sollen nur gelten, wenn es keine „inneren gegenkriterien" gibt. Damit werden sie im Ernstfall außer Kraft gesetzt, wie beispielsweise RANKES Entscheidung in v. 1369 f. [bei R A N K E 1371 f.] zeigt, wo Gotfrit von Riwalins und Blanscheflurs kurzer Liebesseligkeit nach X sagt: daz si enhceten niht ir leben umb kein ander künicriche gegeben vmb tusent künecriche
gegeben
H
MBE,
während es in Y heißt: vmbe kein ander himelriche
geben 351
FWP,
und das hat R A N K E gegen seine erste Maxime in den Text gesetzt, wobei zweifellos seine Auffassung von Gotfrits Kirchen- und Christentums-analoger Ausgestaltung seiner Minnewelt den Ausschlag gegeben hat. Auf ein weiteres, ähnlich gelagertes Beispiel hat S T U D E R in seinem Marbacher Vortrag hingewiesen: Dort, wo Tristan auf seiner zweiten Irlandfahrt dem irischen Marschall weismacht, er sei einer von drei normannischen Kaufleuten, die mit geselleschaft zlberne sin (v. 8818 [8814]) wollten, haben alle alten Handschriften offensichtlich falsches ze berne MFHW; in NRS steht zu brittanien, und nur die beiden nah verwandten Handschriften 15. Jahrhunderts O und Ρ haben das richtige zu hyberne O, zw yber mia Ρ, während in Β yberne in berne verbessert ist. ze berne muß demnach bereits auf einen Schreibfehler des Archetypus für zlberne zurückgehen, und die richtigen Lesarten der jüngeren Handschriften müssen Konjekturen sein, wie auch M A R O L D angenommen hat. Aber wie soll die richtige Lesart yberne nach Β gelangt und erst dort zur falschen Lesart der Vulgata entstellt worden sein? Es hat den Anschein, als seien die textkritischen Fragen, welche die ,Tristan'Überlieferung stellt, noch keineswegs alle zur Zufriedenheit gelöst. F. R A N K E hat offenbar, ähnlich wie LACHMANN, zuweilen gegen das Stemma, nur auf sein persönliches Stilgefühl gestützt, entschieden. Wie S T U D E R auf dem Editoren-Colloquium der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Marbach 1965 mitteilte, hatten sich ihm keine einschneidenden Änderungen an R A N K E S Text ergeben. Ähnlich war es aber auch schon M A R O L D mit der von ihm als eklektisch kritisierten Ausgabe H . F. M A S S M A N N S gegangen: „Wenn trotzdem der Text ein verhältnismäßig zuverlässiger ist, so liegt das an der im ganzen einheitlichen Überlieferung des Gedichtes" (S. VII). Gleichwohl ist es für den Philologen kein sonderlich befriedigender Zustand, sich im Vertrauen auf R A N K E S Autorität seinem als kritisch ausgegebenen Text ohne die Möglichkeit zur Nachprüfung blindlings anvertrauen zu sollen. Denn ob das euphorische Gefühl der Sicherheit, in welchem sich die Gotfrit-Forschung seit Jahren hinsichtlich der philologischen Fundamente ihrer vornehmlich interpretatorischen Bemühungen gewiegt hat, tatsächlich berechtigt war, konnte erst der fehlende vollständige Lesartenapparat erweisen, der somit die dringlichste Aufgabe der Gotfrit-Forschung darstellte. Er wurde seit mehreren Jahren von E. S T U D E R vorbereitet, erforderte aber eine nochmalige Überprüfung der gesamten Überlieferung. Für einen einzelnen war das eine Lebensarbeit; 1965 war sie bis v. 6130 gediehen (das ist noch nicht einmal ein Drittel des Ganzen). Die kritische Bemühung um den echten Text des Dichters stagniert schon allzu lange. Es erscheint geboten, in der Zwischenzeit wenigstens die Möglichkeiten zu nutzen, die es dafür gibt. R A N K E hatte seinen neuen Apparat, wie es aussieht, anfänglich als einen verbesserten MAROLDSchen geplant. Das legte den Gedanken nahe, als vorläufigen Behelf zunächst einmal seine aus neuen Kollationen gewonnenen Korrekturen in das Variantenverzeichnis von M A R O L D S Ausgabe einzuarbeiten und dabei auch die ausgewählten Lesarten zu berücksichtigen, die R A N K E 1946 seiner ,Tristan'-Auswahl in den Altdeutschen Übungstexten beigegeben hat. Er ist bisher wohl deshalb nicht aufgegriffen und verwirklicht worden, weil man von Jahr zu Jahr auf den Lesartenband wartete und ihm nicht im Wege stehen oder sein Erscheinen verzögern wollte. Auch ich hätte der hier unternom352
menen Ersatzlösung nicht meine Hand gereicht, wenn Herr Kollege STUDER ihr nicht ausdrücklich zugestimmt hätte. Ich möchte ihm dafür auch an dieser Stelle danken. Ganz allein auf sich gestellt zu sein, ist für den Herausgeber eines reich überlieferten Textes im Grunde kein sehr befriedigender Zustand. Der Zwang, MAROLDS Apparat vor jeder Benutzung erst mit Hilfe von RANKES Kollationen zu bessern oder zu bestätigen, hatte in den vergangenen Jahrzehnten kaum einen altdeutschen Philologen zu kritischer Beschäftigung mit dem Text beflügelt. Die Einarbeitung von RANKES Lesarten in MAROLDS Apparat stellt ein gewiß nicht vollkommenes, aber doch hoffentlich brauchbares Instrument für textkritische Prüfungen und Entscheidungen bereit. Wenn es gelänge, auf diese Weise die in spezifischem Sinne philologische Beschäftigung mit dem ,Tristan' wieder in Gang zu bringen, so würde das nicht zuletzt auch dem Bearbeiter von RANKES Lesartenband zugute kommen. Die mühsame und verantwortungsvolle Aufgabe, RANKES Kollationen mit MAROLDS Apparat zu verschmelzen, hat der Verlag Walter de Gruyter auf meinen Vorschlag meinem Schüler Ernst-Joachim Schmidt übertragen. Der neue kritische Apparat ist im einzelnen nach folgenden Richtlinien hergestellt worden, die der Benutzer kennen muß: 1. Da die zweite Ausgabe von 1 9 1 2 durch den Neusatz hinzugekommene Fehler enthält, ist die erste von 1 9 0 6 zugrunde gelegt worden. In ihren Apparat wurden außer den Verbesserungen und Zusätzen' von RANKES Aufsatz (ZfdA 55) auch die Lesarten seiner Auswahlausgabe (1946) eingearbeitet. Diese enthält die folgenden Textabschnitte mit ausführlichem Apparat (Zählung nach MAROLD, die RANKES in Klammern): v. 1 - 2 4 2 [ 1 - 2 4 4 ] , 4 5 5 3 - 5 0 6 6 [ 4 5 5 5 - 5 0 6 8 ] , 1 0 8 0 7 - 1 2 5 7 2 [ 1 0 8 0 3 - 1 2 5 6 8 ] - für diese Partien dürfte die Auswahl und Anordnung der Varianten RANKES Vorstellungen am nächsten kommen. Den andern Teilen seiner kleinen Ausgabe: v. 1 4 5 8 7 - 1 5 0 5 0 [ 1 4 5 8 3 - 1 5 0 4 6 ] , 1 6 4 0 7 - 1 7 2 7 8 [ 1 6 4 0 3 - 1 7 2 7 4 ] und 1 8 1 1 9 - 1 8 6 0 4 [ 1 8 1 1 5 - 1 8 6 0 0 ] hat er nur wenige Lesarten beigegeben, die ebenfalls berücksichtigt wurden. 2. Die Verszählung folgt notgedrungen der von MAROLDS photomechanisch nachgedrucktem, völlig unverändertem Text 1 8 , die von derjenigen RANKES in zwei Fällen abweicht: a) Die erste Differenz ist dadurch entstanden, daß MAROLD die früher athetierten Verse 2 3 6 und 2 3 8 (nach RANKE) nicht mitgezählt hat; sie werden von uns als v. 2 3 5 a und 2 3 6 a bezeichnet. b) Die zweite hat ihren Grund darin, daß RANKE die in den Handschriften M H B E fehlenden Verse 5 2 6 5 - 5 2 7 0 , die schon MAROLD als „wohl späteren Zusatz" in eckige Klammern gesetzt hatte, nicht mehr in den Text aufgenommen hat. 3. Für die Anordnung der Handschriftensiglen in MAROLDS Apparat ist in der Regel die in seinen Handschriftenbeschreibungen gewählte Reihenfolge maßgebend gewesen. Obwohl Verstöße gegen dieses Prinzip gar nicht so selten sind, wurde auch für den überarbeiteten kritischen Apparat die vom ersten 18
Lediglich die in der ersten Auflage S. L X V I angemerkten Corrigenda und zwei von MAROLD selbst ZfdPh 4 0 , 1 9 0 8 , S. 3 8 0 Anm. 1 nachgetragene Verbesserungen wurden eingearbeitet.
353
Herausgeber offenbar angestrebte Siglenfolge beibehalten: M H F W B N O E R S P abfhlmnrswz. Zu den Fragmenten war in RANKES Korrekturen bereits das Fragment t und sind in den folgenden Jahrzehnten noch die Fragmente g, (e), z 1 , q hinzugetreten. Abweichungen von der angegebenen Siglenfolge weisen meist auf eine Korrektur oder Ergänzung RANKES, da das allgemeine Ordnungsschema zugunsten der durch ihn gesicherten Schreibung einer Variante durchbrochen wurde. 4. Für die Richtigkeit der Schreibungen im überarbeiteten Variantenapparat kann keine Gewähr übernommen werden, da RANKE „die zahlreichen fehler der MAROLDschen angaben" bloß soweit verbessert hat, als sie „nicht nur in Verstößen gegen die gewohnheit bestehen, bei lesarten einer gruppe die orthographie nach der an erster stelle genannten hs. zu wählen" (ZfdA 5 5 , 158). Immerhin wurde ein höheres M a ß an Korrektheit dadurch erzielt, daß RANKES Schreibungen stets denjenigen MAROLDS vorgezogen sind. Die daraus resultierende Preisgabe der gewohnheitsmäßigen Siglenfolge vermag geradezu als Kriterium für die Richtigkeit einer Variantenschreibung zu dienen. Außerdem wurden alle Stellen, deren Schreibung deswegen fraglich wurde, weil RANKES Korrektur die Streichung der Sigle in erster Position vorschrieb, durch Vergleich mit den im Besitz des Instituts für Ältere Deutsche Philologie der Philipps-Universität Marburg befindlichen Mikrofilmen und Kopien der betreffenden Handschrift gesichert. Es handelt sich um mehrere hundert Fälle. Dabei auftretende Abweichungen von MAROLDS wie RANKES Schreibungen wurden mit einem (!) als handschriftlich beglaubigt gekennzeichnet. MAROLDS differenzierte Wiedergabe von Kürzeln ist nach dem Vorbild RANKES vereinheitlicht worden: hsl. s , ' erscheinen durchweg als s ; hsl. ~ und ~als Die in RANKES Korrekturen wie in MAROLDS Apparat beibehaltene Unterscheidung von langem f und rundem s wurde fallengelassen. 5. Offensichtliche Druckfehler bei MAROLD wie bei RANKE sind verbessert: stillschweigend, wenn es sich bloß um Fehler in der Verszählung handelte; mit (!) bezeichnet, wo die durch Rückgriff auf die Handschriftenkopie gesicherte Korrektur in den Variantenapparat eingriff. Nennenswerte Fortschritte auf dem Felde der Textkritik und Edition von Gottfrieds ,Tristan' sind seit der Erneuerung von Marolds Ausgabe 1 9 6 9 nicht zu verzeichnen. Sie ist noch immer die einzige kritische. Die wuchernden ,Tristan'Interpretationen kommen offenbar auch ohne eine neue aus. Wie nötig sie wäre, zeigen schon die Unsicherheiten um das erste Reimpaar des Textes. 1 9 Peter GANZ hat 1 9 7 8 BECHSTEINS Ausgabe neu herausgegeben. 2 0 Er hat am Text nichts geändert, nur „an den wichtigsten Stellen die Rankesche Fassung mit den handschriftlichen Varianten nach der Maroldschen Ausgabe jeweils in den Anmerkungen angeführt" (Vorwort S. VI). Neu ist die jetzt zweigeteilte 19
20
Dazu Werner SCHRÖDER ,Zur Kunstanschauung Gottfrieds von Straßburg und Konrads von Würzburg nach dem Zeugnis ihrer Prologe', Sitz.-Ber. d. Wissenschaftlichen Gesellschaft an der Universität Frankfurt, Bd. X X V I (1990) Heft 5, hier S. 1 3 4 - 1 3 7 ; wieder in W. S., Kleinere Schriften V (1994), S. 1 0 4 - 1 6 9 , hier S. 1 0 9 - 1 1 4 . Gottfried von Straßburg, Tristan. Nach der Ausgabe von Reinhold BECHSTEIN herausgegeben von Peter GANZ. Deutsche Klassiker des Mittelalters 4, 2 Bde., Wiesbaden 1978.
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K o m m e n t i e r u n g , „eingeteilt in k u r z e F u ß n o t e n und längere A n m e r k u n g e n a m S c h l u ß " der beiden B ä n d e (S. V I I ) und eine neue , E i n l e i t u n g ' (S. I X - X L V I I I ) . R ü d i g e r KROHN ist 1 9 8 0 in seiner z w e i s p r a c h i g e n A u s g a b e 2 1 mit RANKES T e x t ä h n l i c h v e r f a h r e n , h a t diesen zugrunde gelegt, j e d o c h „ v e r ä n d e r n d o d e r besser: restituierend eingegriffen und den T e x t in aller B e h u t s a m k e i t den durch die L a c h m a n n - S c h u l e b e g r ü n d e t e n - U s a n c e n g e r m a n i s t i s c h - m e d i ä v i s t i scher E d i t i o n s p r a x i s a n g e g l i c h e n . N i r g e n d w o ist der R a n k e - W o r t l a u t in seiner S u b s t a n z angegriffen o d e r v e r ä n d e r t " (Bd. 3 , S. 2 3 4 ) . D a s Z i e l war, d a ß er „ a u f diese W e i s e l e s b a r e r " w ü r d e und „sich so a u c h d e m V e r s t ä n d n i s des u n g e ü b t e ren B e n u t z e r s l e i c h t e r " e r s c h l i e ß t (S. 2 3 5 ) . E i n e neue T e x t a u s g a b e v e r s p r a c h 1 9 8 9 W o l f g a n g SPIEWOK. 2 2 G e b o t e n wird „eine w e i t e r e (wenn a u c h z u g e g e b e n e r m a ß e n e d i t o r i s c h e i n g e e b n e t e ) G r u n d l a g e für t e x t k r i t i s c h e U n t e r s u c h u n g e n " , w o m i t „ G o t t f r i e d s W e r k in einer F a s s u n g zugänglich [werde], wie sie (bei w e i t g e h e n d e r O r i g i n a l n ä h e ) d e m zeitgenössischen L e s e - o d e r H ö r - P u b l i k u m zur V e r f ü g u n g s t a n d " . D e r heutige Leser e r h a l t e „ ( b e i e i n g e a r b e i t e t e n R e z e p t i o n s h i l f e n ) einen T e x t , der in h o h e m M a ß e freigeh a l t e n ist v o n (bei a l l e m redlichen B e m ü h e n i m m e r s u b j e k t i v g e f ä r b t e n ) E n t scheidungen eines t e x t k r i t i s c h o r i e n t i e r t e n E d i t o r s " ( Z u r E i n f ü h r u n g S. 2 ) . Z u SPIEWOKS E d i t i o n s g r u n d s ä t z e n (S. 1 9 - 2 2 ) ist m e i n R e z e n s i o n s a u f s a t z , I r r w e g e und W e g e zu einer neuen T r i s t a n ' - A u s g a b e , Z f d A 1 2 0 ( 1 9 9 1 ) , S. 1 4 0 - 1 5 6 zu vergleichen23. F ö r d e r l i c h e r für alle weitere B e s c h ä f t i g u n g mit der h a n d s c h r i f t l i c h e n Ü b e r l i e ferung v o n G o t t f r i e d s W e r k w a r e n und sind die a u s g e w ä h l t e n F a k s i m i l i e r u n g e n von H a n s - H u g o STEINHOFF 2 4 und das vollständige F a k s i m i l e der M ü n c h e n e r Handschrift Cgm 5 1 2 5 . D e r v o r jeder z u k ü n f t i g e n E d i t i o n zu k l ä r e n d e n F r a g e n a c h der Stellung der M ü n c h e n e r H a n d s c h r i f t bin ich in ,Irrwege und W e g e ' n o c h e i n m a l n a c h g e g a n gen, mit dem E r g e b n i s , d a ß alles gegen die v o n MAROLD e r w o g e n e T h e s e s p r i c h t , „der a u f vier F ü n f t e l reduzierte T e x t v o n G o t t f r i e d s u n v o l l e n d e t e m W e r k k ö n n e seine u r s p r ü n g l i c h e F a s s u n g gewesen s e i n " (S. 1 6 2 ) . Wegen der L ü c k e n in Μ und der stilistischen E i n b u ß e n e r h ä r t e t sich „der V o r r a n g von Η als G r u n d l a g e eines k r i t i s c h e n T e x t e s " , d o c h d a r f selbst ein b e r e i n i g t e r T e x t der H e i d e l b e r g e r H a n d s c h r i f t n i c h t a u f die in M b e w a h r t e n vier F ü n f t e l aus der gem e i n s a m e n V o r l a g e verzichten. D i e L a u t g e s t a l t des W e r k e s ist a m besten bew a h r t a u f den zwei P e r g a m e n t b l ä t t e r n des T i r o l e r L a n d e s m u s e u m s F e r d i n a n d e u m , C o d e x F B 1 5 1 9 / I I I = a , aus der ersten H ä l f t e des 1 3 . J a h r h u n d e r t s ( a b g e b i l d e t bei S t e i n h o f f , S. 1 9 ) .
21
G o t t f r i e d v o n S t r a s s b u r g , T r i s t a n . N a c h d e m T e x t v o n F r i e d r i c h RANKE n e u h e r a u s g e g e b e n , ins N e u h o c h d e u t s c h e übersetzt, mit einem S t e l l e n k o m m e n t a r und einem N a c h w o r t von Rüdiger KROHN, 3 Bde. ( R e c l a m 4 4 7 1 - 4 4 7 3 ) , Stuttgart 1 9 8 0 .
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D a s T r i s t a n - E p o s G o t t f r i e d s von Strassburg mit der Fortsetzung des Ulrich von T ü r h e i m , nach der H e i d e l b e r g e r H a n d s c h r i f t C o d . Pal. G e r m . 3 6 0 , h e r a u s g e g e b e n von W o l f g a n g SPIEWOK, D T M L X X V , Berlin 1 9 8 9 .
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W i e d e r in , Ü b e r G o t t f r i e d von S t r a ß b u r g ' , K l e i n e r e S c h r i f t e n B d . V ( 1 9 9 4 ) , S. 1 5 3 - 1 6 9 , d a n a c h zitiert.
24
G o t t f r i e d v o n S t r a s s b u r g , . T r i s t a n ' . A u s g e w ä h l t e A b b i l d u n g e n zur Ü b e r l i e f e r u n g , v o n H a n s - H u g o S T E I N H O F F , L i t t e r a e Nr. 1 9 ( 1 9 7 4 ) .
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T r i s t a n u n d I s o l d e . M i t d e r F o r t s e t z u n g U l r i c h s v o n T ü r h e i m . F a k s i m i l e - A u s g a b e des C g m 5 1 d e r B a y e r i s c h e n S t a a t s b i b l i o t h e k M ü n c h e n . M i t e i n e m T e x t b a n d m i t B e i t r ä g e n v o n U l r i c h MONTAG und Paul GICHTEL ( 1 9 7 9 ) .
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herausgegeben
Auf der Basis von fol. 2 des Innsbrucker Fragments mit den Varianten von H, M und des Florenzer Codex Ms. B. R. 2 2 6 (F) habe ich 1 9 9 1 einen Text von v. 3 4 5 4 - 3 6 1 3 hergestellt. So könnte der Archetypus von a H M ausgesehen haben. 2 6 Die Forschungsliteratur zur ,Tristan'-Überlieferung ist verzeichnet in HansHugo STEINHOFFS Bibliographie zu Gottfried von Straßburg ( 1 9 7 1 ) , S. 1 6 - 2 4 , und dem Supplement für den Berichtszeitraum 1 9 7 0 - 1 9 8 3 ( 1 9 8 6 ) , S. 1 9 - 2 2 . Es bleibt mir noch, dem Verlag dafür zu danken, daß er sich entschlossen hat, Marolds Ausgabe von Gottfrieds ,Tristan' wieder vorzulegen, was beim gegenwärtigen Stande der mediävistischen Philologie nicht selbstverständlich war. Ich habe zu trauern über den frühen Tod meiner beiden Schüler und Helfer vor 35 Jahren. Ernst Joachim Schmidt, der den Lesartenapparat aus Rankes Collationen vervollständigt hat, ist am 2 4 . April 2 0 0 0 in Den Haag verstorben. HansHugo Steinhoff, der das neue Handschriftenverzeichnis beigesteuert hat, ist ihm am 1. April 2 0 0 4 in Paderborn nachgefolgt. Ihrem Gedächtnis sei die fünfte Auflage dieser kritischen Ausgabe gewidmet. Marburg, am 2 0 . Juli 2 0 0 4
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W. S.
,Irrwege und Wege', S. 1 6 4 - 1 6 8 .
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Gottfried von Straßburg Tristan 2
w DE
G
Gottfried von Straßburg
Tristan Band 2: Übersetzung von Peter Knecht
Mit einer Einführung in das Werk von Tomas Tomasek
Walter de Gruyter · Berlin · New York
Einbandabbildung: Höfisches Liebespaar mit Trinkflasche (Miniatur zu den Strophen Günthers von dem Forste in der Heidelberger Liederhandschrift C)
© Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt.
ISBN 3-11-017695-5 Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar
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Inhaltsverzeichnis
Einführung (Tomas Tomasek) Übersetzung (Peter Knecht) .
Einführung
Vor etwa 9 0 0 Jahren schufen Erzähler im westlichen Europa aus teilweise sehr altem Motivmaterial die Geschichte von Tristan und Isolde, die seitdem ihren festen Platz in der Weltkultur einnimmt. Auch heute ist dieser Stoff nicht allein von akademischer Bedeutung, denn ,Tristan'Bearbeitungen finden vielerorts ein interessiertes Publikum: Richard Wagners Oper ,Tristan und Isolde' ist auf den Bühnen aller Kontinente zu Hause, bildende Künstler, darunter Salvadore Dali, haben sich seit dem Mittelalter in zahlreichen Arbeiten dieses Themas angenommen, und auch die literarische Tristantradition, die eine Fülle von Werken in verschiedenen Sprachen und Gattungen hervorgebracht hat, ist keineswegs abgerissen. Erst vor einigen Jahren machten John Updikes ,Tristan'-Adaptation ,Brazil' und ein sarkastisches deutschsprachiges ,Tristan'-Hörspiel (Kieseritzky/Bellingkrodt) auf sich aufmerksam. 1. Ein M y t h o s Die Frage, warum der Tristanstoff nicht nur die literarischen Kreise des Mittelalters faszinierte, als er von Portugal bis auf den Balkan in mehreren Versionen kursierte, wovon noch über 150 Handschriften und Fragmente zeugen, sondern auch die Menschen der Moderne zu beeindrukken vermag, in der allein zwei Dutzend Bühnenfassungen entstanden sind, wird gern mit dem Hinweis beantwortet, daß der Tristan' die Ausstrahlungskraft eines Mythos besitze. Und in der Tat lassen sich die Parameter des Mythosbegriffs auf diesen Stoff anwenden, 1 der eine menschliche Erfahrungskonstellation erzählerisch umsetzt, die, obgleich in ferner Vergangenheit angesiedelt, für spätere Epochen aussagekräftig bleibt: Geht es doch um die Entstehung, das Wagnis und den Wert einer schicksalhaften Liebe, die ein junges Paar unvorbereitet erfaßt und ohne Rücksicht auf die Normen der Gesellschaft bis in den Tod in tiefer Hingabe verbindet. In den Episoden des Tristan' wird die mythosnahe Qualität des Stoffes durch einprägsame Motive - vor allem das eines Minnetranks, für dessen Macht das trinkende Paar keine Verantwortung trägt - verstärkt. Und wie jeder Mythos hat sich auch der Tristanstoff als unerschöpflich erwiesen, da ihm in zahlreichen Bearbeitungen neue Gesichtspunkte abgewonnen wurden. Alle Tristanversionen - wie etwa der im europäischen Spät-
1
Vgl. dazu de R o u g e m o n t 1966, S. 2 2 f f . ; Payen 1 9 7 3 ; Wolf 1 9 8 9 , S. 1 - 7 ; Grill 1 9 9 7 , S. 112ff.
VII
mittelalter und in der frühen Neuzeit weitverbreitete ,Tristan en Prose' (über 80 Handschriften und Drucke) oder der international vielbeachtete ,Roman de Tristan et Iseut' Joseph Bédiers (1900), um nur zwei besonders einflußreiche Beispiele aus weit über hundert Tristandichtungen des Mittelalters und der Neuzeit zu erwähnen - arbeiten eigene Nuancen des Tristanmythos heraus.2 2. Gottfrieds ,Tristan' - ein Maßstäbe setzendes, vielschichtiges Werk In dieser langen Reihe der Tristandichtungen, von denen manche zu ihrer Entstehungszeit sehr bedeutend gewesen, heute aber nur noch Spezialisten bekannt sind, gebührt dem um 1210 entstandenen Roman Gottfrieds von Straßburg ein besonderer Rang. Obgleich er ein Fragment geblieben ist, gilt Gottfrieds ,Tristan' als eines der wichtigsten Zeugnisse der gesamten Tristanliteratur, das aus heutiger Sicht die Leistungen der Vorgänger, wie z.B. den ,Tristrant' Eilharts von Oberg, und der mittelalterlichen Nachfolger überragt. Denn der Straßburger Dichter hat nicht nur, wie eine oft gebrauchte Formulierung Friedrich Rankes besagt, dem Tristanstoff seine „klassische" Form gegeben (Ranke 1925, S. 178), er hat unter Aufbietung hoher Sprachkunst erstmals das Bedeutungspotential des Tristanmythos mit aller Konsequenz herausgearbeitet und dabei die Ansprüche der Liebenden genauso gewürdigt wie die Belange der Gesellschaft. Diese Leistung Gottfrieds zeigte bei namhaften Autoren des deutschen Mittelalters, wie z.B. Rudolf von Ems oder Konrad von Würzburg, Wirkung und hat vor allem die Tristandichter der Neuzeit, nicht zuletzt Richard Wagner, maßgeblich beeinflußt. Noch der heutige Rezipient - ob er Gottfrieds Werk in der Originalsprache liest oder die Übertragung Peter Knechts heranzieht - kann spüren, daß der Tristanstoff in Gottfrieds Metaphern, Antithesen, Allegorien und Exkursen einen „neuen Aggregatzustand" erreicht (Wolf 1989, S. 91) und Aspekte freigelegt werden, die auch die gegenwärtige Sicht des Tristanmythos prägen. Ausdrücklich fordert der Erzähler sein Publikum auf, das in der Vergangenheit spielende Romangeschehen vor dem Hintergrund aktueller Liebeserfahrung zu lesen (77-130). Je mehr sich ein Rezipient diesem modern anmutenden Appell öffnet, desto eigenständiger wird seine Lektüre des Gottfriedschen Werks ausfallen, das in seinen bewegenden Partien, wie etwa der Abschiedsszene
2
Einen umfassenden Überblick über die Tristanproduktion des Mittelalters bietet Stein 2001. Für die Neuzeit vgl. die Zusammenstellung bei Müller 2003.
VIII
Tristans und Isoldes (18260 ff., 18471 ff.), stark zu ergreifen vermag, aber sich zugleich in seiner Vielschichtigkeit jeder unkritischen Aneignung versperrt (vgl. Konietzko 1983, S. 22): Auch insofern setzt Gottfrieds Werk in der Geschichte der Tristanbearbeitungen Maßstäbe, als es die Affekte des Publikums (vgl. dazu Christ 1977) und dessen Intellekt in gleich hohem Maße anspricht. Da jeder Rezipient aufgerufen ist, einen eigenen Zugang zu dieser komplexen Dichtung zu finden - etwa zu Gottfrieds Behandlung des Ehebruchsthemas, die dem Dichter im 19. Jahrhundert heftige moralische Kritik eingetragen hat - , wird sich die vorliegende Einführung darauf beschränken, die Episodenstruktur des Romanverlaufs, ausgehend vom Prolog, nachzuzeichnen, Merkmale und Brennpunkte des Werks herauszuarbeiten und auf die oft kontroverse Forschungslage hinzuweisen (Abschnitt 3). Während mehrere Gottfriedkenner annehmen, die Dichtung des Straßburger Autors lasse wegen ihres Facettenreichtums „eine einheitliche, integrative Auslegung ... nicht zu" (Krohn 1998, S. 364), wird im folgenden der,Tristan' als ein Werk behandelt, das Interpretationsversuchen durchaus zugänglich ist. Gleichwohl gehört es zum Konzept Gottfrieds, Emotionen und Assoziationen zu stimulieren und so die Werkrezeption zu einer sehr persönlichen Erfahrung zu machen. Einige Bemerkungen zur Geschichte des Tristanstoffs (Abschnitt 4) sowie Informationen über Gottfried und seine Zeit (Abschnitt 5) werden die Ausführungen abrunden. 3. Zum Werkverlauf Den Anspruch eines vielschichtigen Kunstwerks erhebt Gottfrieds Roman bereits in den allerersten Zeilen des P r o l o g s (1-242), 3 aus denen ersichtlich wird, daß im ,Tristan' verschiedene Rezeptionswege angelegt sind. Wenn sich durch die ersten Prologverse die Worte guot und werlt als Klangspiel hindurchziehen, zeigt sich, daß Gottfrieds musikalische Sprache unter anderem darauf ausgerichtet ist, den Hörsinn des Publikums anzuregen (vgl. auch 241), was zahlreiche Wortspiele im Prolog und im gesamten Werk bestätigen. Einem reinen Hörpublikum entgehen aber die Schrift-Spiele, mit denen Prolog und Werk ebenfalls von Beginn an durchsetzt sind: das sich hinter den Initialen der Verse 1, 41, 131 (u.a.) verbergende Namenkryptogramm und das Akrostichon der Verse 5-37. Die Einsicht, daß die Initialen der elf Vierreimstrophen, die den erst mit Vers 45 in stichische
Auf die Fülle der Forschungspositionen z u m Prolog kann hier nicht eingegangen werden. Empfehlenswert ist die Darstellung von H a u g 1992, S. 197 ff.
IX
Reimpaare übergehenden Prolog eröffnen, auch sekundäre Bedeutungsträger sind, fordert die ganze Aufmerksamkeit des lesenden Rezipienten heraus: Es ergeben nämlich nicht nur die Initialen der Strophen 2-10 den Namen DIETERICH, der wahrscheinlich den Gönner Gottfrieds bezeichnet, sondern es stehen auch die Anfangsbuchstaben G und Τ der ersten und elften Strophe für GOTEFRIT und TRISTAN. Dies findet der Leser bestätigt, wenn er die etwas später in den stichischen Prolog eingelegte, mit der Initiale I beginnende zwölfte Vierreimstrophe (131 ff.) entdeckt und bei fortschreitender Lektüre wahrnimmt, daß die Anfangsbuchstaben der weiteren in das Romanfragment eingefügten Vierreimstrophen die Namen G OTE [FRIT], TRI S [TAN] und ISOL[DEN?] komplettieren (vgl. 1749, 5067,12187; 1789, 5097,12435; 1863, 5175, 12507). Mehr noch: Auch die Initialen der auf die Vierreimstrophen der Protagonistennamen folgenden stichischen Texteinsätze (45, 1793, 5101, 12439; 135, 1867, 5179, 12511) bieten einen Buchstaben des Namens der Partnerfigur, so daß die Initialenreihen ISOL[DEN?] und TRIS [TAN] ein weiteres Mal das Werk durchziehen. Diese Zusammenhänge, die erst von der jüngeren Forschung überzeugend geklärt wurden (vgl. dazu im einzelnen Schirok 1984; Bonath 1986), finden sich bislang in keiner Textausgabe mit wünschenswerter Deutlichkeit abgebildet. Die am Beginn stehende Vierreimstrophe - eine von mehr als 130 Sentenzen des Romans - sensibilisiert den Rezipienten sogleich für die komplexe Aussagestruktur des von zahlreichen Reflexionen durchsetzten Werks. Denn es fragt sich, worauf diese Exordialsentenz, die besagt, daß gute Handlungen ohne die Erinnerung an ihren Urheber hinfällig werden, zu beziehen ist: auf Tristan und Isolde, deren Leben und Sterben für die Welt etwas Gutes bedeuten, was naheliegend ist und wofür die Prologverse 224f. sprechen, oder auf den der Welt sein Werk darbietenden Autor, was sich mit der Kunstreflexion anderer Textstellen (21 ff., 33 ff. usw.) stützen ließe? Da beides plausibel erscheint, ermöglicht der Text offenbar von Beginn an unterschiedliche Zugänge: ein sich auf den Handlungsverlauf konzentrierendes Textverständnis ebenso wie eine sich vom Handlungsverlauf lösende Denkhaltung in Analogien, Antithesen, aktuellen Bezügen u. ä. Diese - syntagmatischen und paradigmatischen - Rezeptionsweisen müßten einander im Idealfall genauso ergänzen, wie das emotionale Sich-Einfühlen und das kritische Durchdenken oder das aufmerksame Hören und das sorgfältige Lesen. Eine autorbezogene Deutung der Eingangssentenz kann sich mit der Kunst-Thematik auf eines der zahlreichen werkübergreifenden Themen berufen, die im Prolog ihren Anfang nehmen. Hierzu zählen außerdem die menschlichen Erfahrungsbereiche werlt, guot, nît, zît, triuwe, ère, liep, X
leit, leben und tôt, zu denen in den ersten Episoden noch andere, wie die Gottes-, Rechts-, Sprach-, List- oder Zufallsthematik, hinzutreten. Diese Themen werden im Verlauf des Romans in Figuren- und Erzählerbemerkungen, Sentenzen und Exkursen wiederholt aufgegriffen, wobei sich nicht selten, wie im Falle der Eröffnungssentenz, Fragen hinsichtlich ihres Bezugs zur Handlung ergeben. Für den Prolog ist festzustellen, daß sich dessen Distanz zur Handlung in drei Schritten verringert. Während der strophische Prolog sehr allgemeine Aussagen zu Ethik und Kunst enthält,4 bietet der zweite Prologteil (ab v. 45 ff. mit der davorstehenden 11. Vierreimstrophe als Scharnier) spezifischere Ausführungen zur Rezeption von Liebesdichtung, die in einer chiastisch verschränkten Nennung der Hauptfiguren Tristan Isolt, Isolt Tristan (130) gipfeln. Der Schlußabschnitt des Prologs (ab v. 135ff. mit der davorstehenden 12. Vierreimstrophe als Scharnier) widmet sich sodann dem Tristanroman selbst. Am Beginn des stichischen Prologs führt der Erzähler den vielzitierten Begriff der edelen herzen ein (47). Dieses Prädikat, das im Handlungsverlauf auch auf einige Figuren übertragen wird (für Einzelheiten s. Spekkenbach 1965), dient dem Erzähler vor allem dazu, sein Publikum zu umwerben (vgl. Eifler 1975), doch nicht mit dem Ziel, Rezipienten um jeden Preis zu gewinnen. Vielmehr zeichnet der Begriff edelez herze diejenigen aus, die ihr Leben nicht nach dem bloßen Freude-Prinzip gestalten wollen (niwan in fröuden welle sweben, 53), sondern zu tiefen, gegensätzlichen Empfindungen befähigt sind, wie sie auch die Hauptfiguren durchleben. Die berühmte Oxymoronkette des stichischen Prologs umschreibt diese Erfahrungswelt edeler herzen: beglückende Bitterkeit, willkommenes Leid, innige Liebe, Sehnsuchtsqual, bejahtes Leben, unerwünschter Tod, willkommener Tod, verhaßtes Leben (60 ff.).
Kein anderer Tristandichter des Mittelalters hat die antithetischen Erfahrungen einer radikalen, zum verderben oder genesen (66) bereiten Liebe derart komprimiert in Sprache zu fassen vermocht. Ebenso eindringlich wird im Schlußbild des Prologs der Gedanke eines Umschlagens von Tod in Leben in ein Sprachspiel gefaßt (228 ff.), wobei der Prolog einen deutlich metaphorischen Schlußakzent erhält. Denn die am Prologende eingeführte Brotmetapher {wir lesen ir leben, wir lesen ir tôt, / unde ist uns daz süeze aise brôt...) birgt nach Auffassung vieler Forscher eine Anspielung auf das christliche Sakrament der Eucharistie. So
Z u r Debatte darüber, o b der strophische Prolog überhaupt etwas mit der Tristanhandlung zu tun hat, vgl. den Forschungsrückblick bei Haupt 1 9 7 7 , S. 113 ff.; Schröder 1 9 9 0 , S. 134 ff.
XI
gesehen, endet Gottfrieds Prolog, der mit einer Sentenz über das rechte Gedenken (1 ff.) beginnt, in einer emphatischen Darlegung der memoriaFunktion des Werks. Unlängst ist der Eucharistiebezug dieser Prologverse durch Eva Willms bestritten worden (Willms 1994, mit Forschungsbericht). An dieser Kontroverse läßt sich - sieht man von der Frage ab, ob Willms' Vergleichsmaterial für eine solche Schlußfolgerung ausreicht - erkennen, daß Gottfrieds Gebrauch literarischer Tropen (Metaphern, Allegorien, Ironie usw.) die Vielschichtigkeit des Werks noch verstärkt, indem er dem Rezipienten assoziative Spielräume eröffnet. Nicht nur angesichts der Brotmetapher des Prologs, sondern auch in zahlreichen weiteren Fällen stellt sich im Werkverlauf die Frage, inwieweit Gottfrieds Bildlichkeit als religiös konnotiert aufzufassen ist (vgl. Stökle 1915; Nauen 1947; sowie den kritischen Beitrag von Ehrismann 1991). Insgesamt ist hierzu festzustellen, daß vielen Bildern und Metaphern Gottfrieds geistliche Bezüge nicht abzusprechen sind (vgl. z.B. 925,17089,18070f.), jedoch der Grad, in dem sich der Rezipient ihnen hinzugeben gedenkt, diesem natürlich selbst überlassen bleibt. Die V o r g e s c h i c h t e (243-1748), die in der Tristandichtung Eilharts von Oberg nur wenige Verse umfaßt, bildet bei Gottfried einen regelrechten kleinen Roman. Im Zentrum steht die innere Wandlung Riwalîns, des jungen Herrschers von Parmenîe, den während eines Maienfestes die Liebe zu Blanscheflûr, der Schwester des mächtigen Königs Marke von Cornwall, erfaßt. Die Heftigkeit der plötzlichen Überwältigung Riwalîns durch die Minne kommt u.a. im Leimrutengleichnis (839ff.) zum Ausdruck, einem eindrucksvollen Bild aus der Vogeljagd, an dem das Interesse des Straßburger Dichters an der Darstellung seelischer Vorgänge erkennbar wird: Je mehr sich der Verliebte aus seinen Gedanken zu befreien versucht, um so stärker wird er von der Minne angezogen. Obwohl für Gottfrieds Figuren gilt, daß sie in Erzählschemata eingebunden sind, die den erwartbaren Fortgang eines Geschehens (Kindheitsverlauf, Brautwerbung usw.) regeln, wirken seine Gestalten nicht zuletzt wegen ihres differenziert und bewegt geschilderten Innenlebens oftmals erstaunlich „personalisiert" (vgl. dazu Hollandt 1966). An Riwalîn und seiner Geliebten Blanscheflûr, die ebenfalls tiefgreifende innere Veränderungen durchlebt, erweist die Minne ihre außergewöhnliche Macht: Der von einer Kampfwunde halptôte Riwalîn wird durch die heimliche Liebesvereinigung mit Blanscheflûr auf dem Totenbett dem Sterben noch näher gebracht, und doch ist dies der Moment, der ihn wieder aufleben und gesunden läßt (1285-1328). Ein ähnlich spektakulärer Wechsel von Leben und Tod, wie er im Augenblick der Zeugung Tristans geschieht, vollzieht sich bei dessen Geburt: Als XII
Blanscheflûr, die sich bereitwillig von Riwalîn nach Parmenîe entführen läßt, nach einer Zeit gemeinsamer Liebeswonnen (1350 ff.) vom plötzlichen Tod ihres Mannes im Kampf gegen seinen Erzfeind Morgân erfährt, gibt sie ihr Leben auf, doch der jammervolle Moment ihres Todes wird zur Geburtsstunde Tristans (1712-1748). Riwalîn und Blanscheflûr, die höchste Freude und tiefes Leid gemeinsam durchleben und am Ende in rascher Folge einander nachsterben, nehmen viel vom Schicksal Tristans und Isoldes vorweg. In zahlreichen Details - wie z.B. dem Umstand, daß die Eltern ihre Liebe vor der Gesellschaft verheimlichen - präfiguriert die Vorgeschichte die spätere Haupthandlung (vgl. dazu Nowe 1982; Wynn 1984; Wolf 1989, S. 111-123). Zugleich ist zwischen Riwalîn und seinem Sohn auch eine Relation der Steigerung erkennbar: Während z.B. der Vater ein unvorsichtiger Mensch ist (vgl. 299 f.), besitzt Tristan die Fähigkeit zu kluger Voraussicht (vgl. 7907 ff.), und während Riwalîn an den Markehof zieht, um seine Lebensführung zu verbessern (vgl. 455 ff.), zeigt sich Tristan dort allen Hofmitgliedern von Anfang an überlegen. Die für die Romanhandlung bedeutende Figur König Markes wird in der Vorgeschichte als Inbegriff höfischer Kultur eingeführt: Sein Markenzeichen ist die höfische Freudenwelt des Maienfestes. In Gottfrieds ,Tristan' bildet die Institution des Herrscherhofes - ob in Cornwall, Irland oder Arundel - den häufigsten Schauplatz der Handlung, an dem die Hauptfiguren glanzvolle Auftritte erleben (zur Bedeutung des Hofes im ,Tristan' vgl. Kolb 1977; Küsters 1986). Dementsprechend ist hof ein häufig gebrauchtes Leitwort des Textes, mit dem sich auch der Erzähler identifiziert (vgl. z.B. 7956ff.). Es mag verwundern, daß der als Idealkönig eingeführte Marke, dem sich ganz England freiwillig unterstellt (vgl. 426 ff.), auf die Entführung seiner Schwester durch Riwalîn nicht reagiert - ein Umstand der auf Markes Passivität bei der späteren Entführung Isoldes durch Gandîn vorausweist. Insgesamt aber finden sich in der Vorgeschichte keine explizit kritischen Aussagen über den König. Erst später, als er sich mit der Liebe Tristans und Isoldes konfrontiert sieht, wird Marke ausdrücklich als problematische Figur geschildert.5 Zu den vielfältigen Aufgaben, die der Vorgeschichte als Exposition der Haupthandlung zukommen, zählt auch ihre Funktion, dem Geschehen räumliche und zeitliche Koordinaten zu geben. Während der erste Ortsname der Handlung, Parmenîe, keine genauen geographischen Anhaltspunkte bietet, liefert Riwalîns Reise nach Tintajoêl zur Residenz König Marke ist bei Gottfried eine komplexe Gestalt, die in der Forschung kontrovers beurteilt wird. Vgl. dazu z . B . Konecny 1 9 7 7 ; Hoffmann 1 9 9 1 ; Classen 1 9 9 2 ; Spiewok 1 9 9 5 ; Kerth 1 9 9 0 ; Karg 1 9 9 4 .
XIII
Markes in Cornwall (473 ff.) einen räumlichen Fixpunkt, auf den sich alle weiteren Reisebewegungen der Figuren beziehen lassen (über die MischGeographie des ,Tristan' vgl. Hahn 1963, 34ff.; Chinea 1993, S. 71 ff.). Zudem bietet die Erwähnung Markes auch historische Anhaltspunkte, durch die das Tristangeschehen in die Zeit nach den angelsächsischen Eroberungen auf den britischen Inseln, d.h. ins 5./6. Jahrhundert n.Chr., datiert werden kann (vgl. 423 ff.). Dies eröffnet mittelalterlichen Rezipienten die Möglichkeit, in der Tristanhandlung einen geschichtlichen Kern anzunehmen, zumal im Prolog (vgl. 150 ff.) betont wird, daß Gottfrieds maere auf historischen Quellen beruhe (vgl. dazu Chinea 1993). Der Ausruf des Erzählers : seht, daz [kint] genas, und lac si [Blanscheflûr] tôt (1748) beschließt die Vorgeschichte mit einem prägnanten Chiasmus, der das bisherige Wechselspiel von Leben und Tod zusammenfaßt. Die folgende Dreiersequenz sentenzhafter Vierreimstrophen (1749 ff., 1789 ff., 1863 ff.), zwischen denen einige Reflexionen eingestreut sind, signalisiert, daß sich die Erzählung nunmehr neu formiert, denn mit der Episode von T r i s t a n s Taufe und Erziehung (1749-2146) beginnt die eigentliche Haupthandlung des Romans. Zunächst steht die Namengebung Tristans durch seinen ihn als Sohn ausgebenden Ziehvater, den Marschall Rûal, im Zentrum, die ganz unter dem Eindruck der traurigen Vorgeschichte erfolgt: nu heizet triste triure / und von der âventiure / sô wart daz kint Tristan genant (1997ff.). Wie der anschließende Erzählerexkurs deutlich macht, trägt Tristans Name aber nicht nur den vergangenen Ereignissen Rechnung, sondern stellt im Sinne mittelalterlicher Namendeutung auch ein Omen für sein weiteres Schicksal dar (vgl. dazu Huber 1979, S. 271 ff.; Ruberg 1989, S. 315ff.). Tristan ist zwar ein Mensch von außergewöhnlichen Talenten, der seine Eltern und - sieht man von Isolde ab - alle, die ihm begegnen, weit überragt, doch bedeutet dies nicht, daß ihm ein ungetrübtes Lebensglück beschieden wäre. Vielmehr wird das Leid dauerhaft zu seinem Schicksal gehören, wofür der Erzähler den Ausdruck arbeitsaelic (,notgesegnet') prägt: wan er leider arbeitsaelic was (2128). Bereits die Erziehung des hochbegabten Jungen ist mit ersten schmerzlichen Erfahrungen verbunden (2066ff.). Die Episode von T r i s t a n s E n t f ü h r u n g (2147-3376), die am Markehof endet, bedarf einer besonders sorgfältigen Betrachtung, da ihr wichtige Anhaltspunkte für das Verständnis des weiteren Werks zu entnehmen sind. Sie scheint unter dem Motto zu stehen: ,Es regiert der Zufall, aber nichts geschieht zufällig'. Denn mit der Landung eines norwegischen Kaufmannsschiffs an der parmenischen Küste, die von âventiure (2148), d.h. zufällig, erfolgt, beginnt eine Handlungskette, die nicht geradlinig verläuft und den Anschein erweckt, kein Ziel zu besitzen, und
XIV
dennoch den Protagonisten immer näher an Isolde heranführt: Über den Markehof und dessen (feindliche) Beziehung zum irischen Königshaus gelangt Tristan später in die irische Hauptstadt mit der Konsequenz, daß ihm der Auftrag zukommt, die irische Prinzessin Isolde für Marke zu erwerben, bei dessen Ausführung er ungewollt mit Markes Braut den Minnetrank trinken wird. Auf diesen Stationen ist mehrmals der Zufall im Spiel (vgl. Haug 1972), der vom Ergebnis her aber nicht als ,blind' betrachtet werden kann (vgl. Worstbrock 1995), da unter allen Figuren des Romans nur Tristan und Isolde füreinander in Betracht kommen. Nicht von ungefähr klingt des öfteren (z.B. 2368) auch der Gedanke der (göttlichen) Providenz an (vgl. Tomasek 1985, S. 114f.), und mehrfach werden Handlungsabläufe vom Erzähler und von Figuren als billich, d.h. »angemessen', eingestuft (vgl. Hahn 1963, S. 98; Mieth 1976, S. 188f. Anm. 9). Unter diesen Vorzeichen ist aufschlußreich, was Tristan das fremde Schiff, auf dem er entführt wird, betreten läßt: der Auftrag, Falken zu kaufen (2208f.). Da der Falke in der zeitgenössischen Literatur ein Symbol für den geliebten Partner darstellt, kann dieser Auftrag - auch vor dem Hintergrund der Vogeljagdmetaphorik der Vorgeschichte (Leimrutengleichnis) - die Assoziation wecken, daß der junge Tristan auf bildlicher Ebene eine minneanaloge Handlung vollführt. Und in der Tat ist der Falke ein prominentes Signum Isoldes (vgl. Hatto 1957), welche die Bezeichnung der Minnen vederspil,,Falke der Liebe' (11989), trägt. Diesen „Falken" soll Tristan später im Auftrag Markes erwerben, was Isolde zu der Bemerkung veranlassen wird, sie sei verkaufet (11594) worden. Und wie die spätere Werbung um Isolde nach dem Minnetrank eine radikale Wendung nimmt, so gerät bereits das Leben des jungen Tristan infolge eines Falkenkaufs aus der Bahn. Die Entführungsepisode zeigt also, daß Handlungen, die sich weit im Vorfeld des eigentlichen Minnegeschehens ereignen, bereits eine minnemetaphorische Lesart zulassen. Seit der grundlegenden Untersuchung Franziska Wessels (Wessel 1984), ist deutlich geworden, das Gottfrieds Werk von einem engen Netz von Minnemetaphern durchzogen wird (Jagd-, Kauf-, Kunst-, Licht-, Spiel-, Verwundungs-, Pflanzenmetaphern u.a.m.), die dafür sprechen, daß Tristans in Isolde liegende Minnebestimmung, lange bevor sie den Figuren bewußt wird, auf metaphorischer Ebene präsent ist.6
Dies wird dem aufmerksamen Rezipienten noch deutlicher, wenn der von seinen Entführern ausgesetzte Tristan auf Markes Jäger trifft und sie den bastlist lehrt. Die mehrere hundert Verse lange, mit weidmännischem Spezialwissen gespickte, auffällige Szene (2786-3078) erfüllt im Text u.a. die Funktion, die Jagdbildlichkeit mit ihrer traditionell auf die Minne verweisenden Funktion nachdrücklich zu markieren, so daß sie dem Rezipienten im Gedächtnis bleibt (vgl. Kolb 1977; Dick 1996; Wessel 1984, S. 378-398).
XV
Auch insofern ist die Entführungsepisode für das Weitere von Bedeutung, als Tristan, nachdem er von den norwegischen Kaufleuten hintergangen wurde, sein Verhalten grundlegend verändert. Von nun an läßt er sich nicht mehr in die Karten schauen und belügt, indem er sich z.B. als einen Kaufmannssohn ausgibt, selbst wohlmeinende Figuren, wie seinen Förderer Marke, der ihn als Jägermeister an seinen Hof aufnimmt. Tristans Handeln wird fortan von Listen bestimmt, die ein wesentliches Moment des Tristanromans ausmachen (vgl. dazu z.B. Semmler 1991; Pasierbsky 1996, S. 147-206). Zugleich stellt sich das Verhältnis von Wahrheit und Lüge bei Gottfried als höchst komplex dar, weil die ersten Lügen des Protagonisten, wie Siegfried Grosse und Wolfgang Jupé gezeigt haben, in einem übertragenen Sinne auch „wahr" sind, so daß die Listen, ähnlich wie die Minnemetaphern, auf einer zweiten Bedeutungsebene interpretiert werden können (für Einzelheiten s. Grosse 1970; Jupé 1976). In dem auf die Entführungsepisode folgenden Abschnitt etabliert sich T r i s t a n als K ü n s t l e r (3377-3754) am Markehof (vgl. dazu Mohr 1959; Jackson 1973). Im Zentrum steht hier das an den biblischen Harfenspieler David erinnernde Bild des musizierenden Helden (vgl. Kästner 1981, S. 54ff.). Da das Jagd- und das Musikmotiv metaphorisch auf die Minne verweisen (vgl. Gnaedinger 1967; Ruh 1980, S. 229 f.; Wessel 1984, S. 316-324), hat sich Tristan nicht nur auf der Handlungsebene wichtige Hofämter erworben, sondern auch im übertragenen Sinne als der für die Liebe Geeignetste erwiesen. Mit Rûals A u f t r i t t am M a r k e h o f und T r i s t a n s S c h w e r t l e i t e (3755-5066) findet die Jugendzeit des Protagonisten ihren Abschluß. Rûal, der, wie sein Beiname Ii Foitenant besagt, ein Muster an Treue darstellt, hat vier Jahre aufopferungsvoll nach seinem entführten Ziehsohn gesucht und ihn endlich in Cornwall wiedergefunden. Sein außergewöhnliches Treueverhalten weist, wenngleich es nie in Konflikt mit den Normen der Gesellschaft gerät, Parallelen zur späteren Liebestreue Tristans und Isoldes auf, die mit ähnlicher Hingabe zueinanderstehen. Durch Rûals Enthüllungen wird Tristans Tarnung als Kaufmannssohn hinfällig und die Frage: wer ist Tristan? (4168) in bezug auf seine Abstammung beantwortet. In einem tieferen Sinne aber bleibt sie weiterhin offen, denn der von seiner Umwelt zumeist als fremede (vgl. z.B. 4136) wahrgenommene Protagonist hat noch immer keine Heimat gefunden, besitzt er doch mit Marke und Rûal nunmehr zwei sehr unterschiedliche Ersatzväter (vgl. 4360ff.). Bis zum Ende des Romans wird er zudem verschiedenste Rollen zu spielen haben, die alle ein (metaphorisches) Licht auf ihn werfen und demonstrieren, daß die Frage, wer Tristan sei, kaum mit einem Wort zu beantworten ist. XVI
Seine Weihe zum Ritter, die sog. Schwertleite, scheint Tristans Leben vorerst in geordnete Bahnen zu lenken. Um so auffälliger aber ist es, daß diesem für den Werdegang eines Ritters wichtigen Moment vom Erzähler wenig Beachtung geschenkt wird: Hier gäbe es nicht viel zu berichten, bemerkt er, da ritterlîchiu zierheit schon manege wis bescbriben und mitrede ... zetriben worden sei (4614ff.). Stattdessen gestattet er sich an dieser Stelle einen umfangreichen Einschub, den sog. Literaturexkurs (4553-4972), der in der Literaturgeschichte u.a. deshalb berühmt geworden ist, weil er die erste kritische Dichterschau in deutscher Sprache enthält. Darin macht sich der Erzähler zunächst für eine allegorische Ausdeutung der Kleider der Schwertleite-Ritter stark (vgl. 4565ff.). Dann läßt er die Leitfiguren der zeitgenössischen literarischen Szene seit Heinrich von Veldeke Revue passieren und prunkt mit seinen Kenntnissen der antiken Mythologie - bis hin zur Andeutung eines Musenanrufs (vgl. 4851 ff.; dazu z.B. Kolb 1967; Wolf 1974) - , um am Ende zu bekräftigen, daß der eingangs gebotenen allegorischen Kleiderdeutung nichts hinzuzufügen sei (vgl. 4959 ff.). Diese auffällige Disproportion zwischen einer mit großem rhetorischem Aufwand betriebenen (Selbst-)Inszenierung und einer von vornherein feststehenden Aussage gilt es, bei der Interpretation des in seiner Deutung umstrittenen Exkurses zu erklären (vgl. Fromm 1967, S. 334). Insgesamt spricht aus dem Literaturexkurs ein bemerkenswertes Autorselbstbewußtsein (vgl. dazu Schulze 1967, S. 302), zugleich ist er ein Hinweis darauf, daß sich Gottfried in seinen Darstellungen nicht nur des Literalsinns zu bedienen gedenkt. In seinem Kern bietet der Literaturexkurs ein Bekenntnis des Erzählers zu einem Stilideal, das die Mitte zwischen der kritisierten abgegriffenen Diktion und einer gewollt dunklen Sprache hält (vgl. dazu Huber 1979; Müller-Kleimann 1990). Dabei polemisiert der Erzähler gegen einen ungenannten Dichter, der wilde Sprünge auf der wortheide vollführe und den er als des basen gesellen tituliert (4636ff.). In diesem vindaere wilder maere (4663) erkennt die Mehrzahl der Forscher seit langem den Parzivaldichter Wolfram von Eschenbach, den Vertreter eines eigenwilligen Stils. Für diese, von Gottfried geradezu suggerierte, Deutung spricht vieles, wenngleich sie nicht unwidersprochen geblieben ist (vgl. Neilmann 1988; Hoffmann 1995). Als Vorbild eines ausgewogenen Stils wird Hartmann von Aue gepriesen, in dessen Dichtersprache ûzen und innen (4621) in rechter Relation zueinander stehen. Wie Christoph Huber gezeigt hat, propagiert Gottfried, der an verschiedenen Stellen seines Werks Sprachreflexionen anstellt, durch sein Hartmann-Lob ein literarisches „Konsonanz-Modell" von Wort und Sinn, das Bezüge zur zeitgenössischen mittellateinischen XVII
Poetik aufweist (vgl. dazu Huber 1979). Wenn Gottfried Hartmann, dem Schöpfer kristalliner wortelîn, den Lorbeerkranz des besten Dichters zuspricht (vgl. 4619 ff.), scheint es zugleich, als wolle er sich unausgesprochen um die Nachfolge Hartmanns bewerben (vgl. Brinker-von der Heyde 1999, S. 454f.). An die Schwertleite schließt sich eine erneute Dreierstaffel von Vierreimstrophen an (5067ff., 5097ff., 5175ff.), die Tristans nun beginnenden Lebensabschnitt, in dem er als ritterliche Führungsperson im Einvernehmen mit Marke agiert, als einen eigenen Handlungsblock markiert. Bereits Tristans Fahrt nach Parmenîe, ins Land seines Vaters, erfolgt mit ausdrücklicher Zustimmung Markes, der ihn noch vor der Abreise zu seinem Nachfolger bestimmt (5124-5169). In der Episode vom Sieg über M o r g â n (5067-5871) begleicht Tristan die seit dem Tod Riwalîns offene (Familien-)Rechnung mit dem Erzfeind seines Vaters und bringt sich in den Besitz von dessen Lehen. Gemäß dem enfance-Muster7 der mittelalterlichen Literatur müßte der elternlos aufgewachsene Protagonist nunmehr zu Herrschaft und Identität gefunden haben, doch der Fall Tristans, der weiterhin zwischen den Ansprüchen Rûals und Markes steht, übersteigt das einfache enfance-Schema. Aufschlußreich ist, mit welchem Argument in diesem Konflikt zweier Rollenerwartungen die Entscheidung Tristans zugunsten seines erbevaters Marke (4299), die Rûal in tiefe Trauer stürzt, im Text gerechtfertigt wird: Tristans Streben ze boeheren êren (5670) sei, so der Erzähler, von aufrechter Intention getragen {wan al sin muot der stät derzuo) und müsse deshalb gebilligt werden (5676ff.). Hier wie an anderen Stellen des Werks zeigt sich, welch hoher Wert der inneren Einstellung des einzelnen in Gottfrieds Konzeption zukommt. Dementsprechend haben seit längerem zahlreiche Forscher den Begriff des Individuums zur Interpretation des ,Tristan' herangezogen, wogegen sich aber unlängst Walter Haug ausgesprochen hat (für Einzelheiten s. Haug 1990, S. 61 f.). Seitdem ist die für die geistesgeschichtliche Einordnung des Gottfriedschen Werks wichtige Frage, ob darin mit Reflexen einer bereits im Mittelalter einsetzenden Wahrnehmung von Symptomen des Individuellen zu rechnen ist, wieder offen. In jedem Falle bleibt, wie Tristans Entscheidung, an den Markehof zu gehen, illustriert, die Bedeutung des einzelnen, seines Gefühlslebens, seiner Selbstreflexion (vgl. auch Haug 1993, S. 51 zu 18495-18604) und Intention (vgl. auch 144f.) in Gottfrieds ,Tristan' hoch zu veranschlagen.
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Vgl. Wolfzettel, Friedrich: Zur Stellung und Bedeutung der enfances in der altfranzösischen Epik II. In: ZfSL 84 (1974). S. 10-12.
XVIII
Den Sieg über Morgan, der den Erwerb des väterlichen Lehens und damit auch den Erweis von Legitimität bedeutet, erringt Tristan auf eine für ihn charakteristische Weise: Indem er und seine Männer bei der Begegnung mit dem Herzog Reisekleidung über ihren Rüstungen tragen, wiegt er Morgân in Sicherheit, so daß Tristan, der Listigere, die Option erhält, seinen Rechtsanspruch mit Gewalt durchzusetzen. Sîn unreht daz was allez reht (5631), lautet hierzu der sibyllinische Kommentar des Erzählers. In der folgenden Episode vom Sieg ü b e r M ô r o l t (5871-7234) spielt die das gesamt Werk durchziehende Rechtsthematik (vgl. dazu Combridge 1964) weiterhin eine zentrale Rolle. Der Erzähler läßt keinen Zweifel daran, daß das Auftreten des hünenhaften irischen Zinsforderers am Markehof von Hochmut und Unrecht bestimmt ist (vgl. 7228 ff.) wie der biblische Goliath wird Môrolt am Ende enthauptet (vgl. Kästner 1981, S. 54ff.). Bezeichnenderweise setzt sich Tristan mit dem Argument, Gott habe noch nie einen Menschen im Stich gelassen, der auf Seiten des Rechts stand (6131 f.), dafür ein, gegen Môrolt einen Kämpfer aufzubieten, und als ihm angesichts der Feigheit der Barone diese Aufgabe vom König übertragen wird, entwickelt sich der Holmgang der beiden ungleichen Kontrahenten in Gottfrieds Darstellung zu einem Zweikampf mit allegorischer Dimension: Môrolts vierfacher physischer Überlegenheit stehen Tristan, sein Mut, Gott und das Recht als Bundesgenossen gegenüber (6881 ff.). Kaum aber hat der Kampf begonnen, wird Tristan von Môrolts vergiftetem Schwert lebensgefährlich verletzt, was den Erzähler fragen läßt, warum Gott und das Recht noch nicht zur Unterstützung Tristans erschienen seien [got unde reht, wä sint si nuo?, 6984; si sûment sieb, 6988; koment si al ze späte, 6992). Diese Verspätung Gottes und des Rechts wird vom Erzähler derart ausdrücklich thematisiert, daß ein naiver Glaube Gottfrieds an die Wirksamkeit von Gottesurteilen ausgeschlossen scheint (vgl. auch Combridge 1964, S. 49). Im Hinblick auf das Minnegeschehen aber ergibt es durchaus einen Sinn, daß Tristans Sieg um den Preis einer lebensgefährlichen Verwundung erkauft wird, zumal der Protagonist, dessen Helmzier und Wappen der Minnepfeil und das minnemetaphorisch deutbare Ebersignum sind (6597-6620; vgl. 4940-4944), gegen Môrolt im Zeichen der Liebe kämpft: Môrolt ist der Onkel der jungen Isolde, und die Tristan zugefügte Verletzung zwingt den todwunden Helden, als Spielmann Tantris verkleidet, seine e r s t e I r l a n d f a h r t anzutreten (7235-8304), da nur die zauberkundige Schwester Môrolts, die alte Isolde, Tristans Giftwunde zu heilen vermag. Da er hierbei auch der jungen Isolde begegnet, ist ein minnemetaphorisches Potential des Môroltkampfs und der ersten Irlandfahrt nicht zu leugnen (vgl. Wessel 1984, S. 260, 295f.). Die seit der XIX
Antike geläufige Vorstellung von der Liebe als einer potentiell todbringenden Verwundung, die von den Geliebten selbst kuriert werden muß, läßt sich nämlich nicht nur bei Riwalîns Genesung, sondern auch hier auf die Verwandtenfiguren verschoben (Verwundung durch den Onkel Isoldes, Heilung durch ihre Mutter) - assoziieren. Dafür ist es nicht nötig, mit Franziska Wessel eine unbewußte Liebesbeziehung zwischen den Hauptfiguren anzunehmen, vielmehr deutet das Verwundungs- und Heilungsgeschehen, das sich im Zusammenhang mit Tristans Drachenkampf wiederholen wird, wenn man es als „inszenierte Minnemetapher" auffaßt, auf eine verborgene Minneregie hin. Dies gilt auch für den ersten Kontakt Tristans mit der jungen Isolde, die seine Schülerin wird. Denn so sehr ein solches Szenarium an Abaelard und Heloise denken läßt, deren Schicksal eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Tristanmythos aufweist (vgl. für Einzelheiten Fromm 1973), so fehlen in Gottfrieds Darstellung die klaren Anzeichen eines derart frühen Liebesbeginns. Andererseits kann es aber kein Zufall sein, daß es gerade die bei Gottfried minnemetaphorisch bedeutsame Musik ist, die Tristan und Isolde in dieser Episode besonders verbindet. Als Tristan geheilt an Markes Hof zurückkehrt und nach der jungen Isolde gefragt wird, preist er ihre Schönheit mit bemerkenswerten Worten: Bisher habe man geglaubt, die schönste Frau der Weltgeschichte sei die antike Helena (sunne von Myzene, 8278) gewesen, doch könne Tristan bezeugen, daß die junge Isolde von Irland die Vollkommenste und geradezu der Inbegriff aller Frauen sei, eine niuwe sunne, angesichts derer ihre Mutter, die alte Isolde zu einem morgenrôt (8284 f.) verblaßt. Mehrfach werden im ,Tristan' historische Bezüge in ähnlicher Weise für Uberbietungszusammenhänge herangezogen, wobei des öfteren die charakteristischen Adjektive niuwe und war (z.B. 7816, 17233) Anwendung finden, so daß verschiedene Forscher mit der Möglichkeit rechnen, daß Gottfried die der geistlichen Hermeneutik entstammende Denkfigur der Typologie - vielleicht im Sinne einer „säkularisierte [n] Typologie" (Wolf 1974, S. 129) - in seinem Werk genutzt hat.» Da die Nachricht von einer unverheirateten Frau mit dem Ruf, die Schönste zu sein, in mittelalterlichen Erzählungen Anlaß zu einer Brautwerbung gibt (die Schönste will von dem Besten errungen werden), legt Tristan mit seinem Lob Isoldes die Grundlage für die zweite Irlandfahrt. Doch wird nicht Tristan, sondern Marke um Isolde anhalten und sich seines Neffen als Helfer bedienen, so daß eine schemawidrige Konstellation entsteht - ähnlich der Werbung Gunthers um Kriemhilt im ,Nibe8
Zur Frage der Übertragbarkeit typologischen Denkens auf die erzählende Literatur des Mittelalters s. Haug 1992, S. 224 ff.
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lungenlied', bei der Siegfried die Werbungshelferdienste leistet - , deren Folgen sich als konfliktträchtig erweisen werden (vgl. dazu Kuhn 1973). Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, wenn die zweite Irlandfahrt, die in fünf Phasen verläuft (Aufbruch und Uberfahrt, Erwerb des Anspruchs auf die Braut, interne Klärung, öffentliche Klärung, Rückreise), eine weitaus komplexere Erzähleinheit als die erste Irlandfahrt darstellt. A u f b r u c h u n d Ü b e r f a h r t nach Irland (8305-8900) werden letztlich nicht allein durch Tristans Lob der jungen Isolde, sondern maßgeblich auch durch den Druck, den die neidischen Barone am Markehof auf den König und seinen Schützling ausüben, motiviert. Tristan, der sich erneut als kluger Taktiker erweist, zwingt sie, an der von ihnen hinterlistig vorgeschlagenen Brautwerbungsfahrt teilzunehmen. Wie in allen anderen Episoden bemüht sich der Erzähler auch hier, die Handlungsabfolge aus dem Interessenhorizont der Figuren zu gestalten und, anders als etwa im zeitgenössischen arthurischen Roman, weitgehend kausale Motivationen für das Geschehen zu bieten. So erklärt sich auch seine scharfe Polemik gegen Tristandichtungen vom Stile Eilharts, der den Aufbruch zur zweiten Irlandfahrt mit dem märchenhaften Schwalben-Haar-Motiv begründet (vgl. 8605ff.; zu den Unterschieden der narrativen Motivation bei Gottfried und Eilhart vgl. Schultz 1987 und 1987a). In der D r a c h e n k a m p f - E p i s o d e (8901-9986) gelingt es Gottfried durch wiederholten Schauplatzwechsel darzustellen, wie mehrere Parteien gleichzeitig ihre Interessen verfolgen. Mit seinem Sieg über das Untier erwirbt sich Tristan als der Mutigste das Anrecht auf die irische Prinzessin, obwohl er kein persönliches Interesse verfolgt. Anders der hinterlistige Truchseß, das Zerrbild eines Minneritters (vgl. 9160 ff.), der sich Isoldes Hand erschleichen möchte und vorgibt, der Drachentöter zu sein. Dies ruft die Frauen des Königshofs, die junge und die alte Isolde sowie deren Zofe Brangäne, als eine weitere Interessengemeinschaft auf den Plan, die das Vorhaben des Truchsessen zu vereiteln sucht. Die vierte Partei im Spiel bilden Markes Barone, die zunächst ängstlich im Schiffsbauch warten. Doch scheint auch noch eine weitere Instanz am Geschehen beteiligt zu sein: Als nämlich Isolde Tristan, den wahren Drachentöter, ohnmächtig im Sumpf liegend findet, weist sein in der Sonne blinkender Helm, der Amors Zeichen trägt, ihr den Weg. In der folgenden Episode fungiert d e r S p l i t t e r aus Tristans Schwert, der beim Zweikampf in Môrolts Schädel steckengeblieben und inzwischen in Isoldes Besitz gelangt ist, als Katalysator der Handlung (998710806). Er führt zur Aufdeckung der Identität Tristans und letztendlich zur Formulierung gemeinsamer Interessen der verfeindeten Königshäuser. Bevor jedoch Isolde an der Scharte in Tristans Schwert den Sieger XXI
über Môrolt erkennt, inspiziert sie nicht allein die Waffen, sondern betrachtet auch den Körper des vom Drachenkampf genesenen Mannes. Diesen intensiven Blick (9996ff.) haben mehrere Forscher als Symptom einer aufkeimenden „Jungmädchenliebe" (z.B. Herzmann 1976, S. 80-83) interpretiert. Doch widerspricht einer solchen Deutung die Tatsache, daß der Erzähler den Liebesbeginn später ausdrücklich an den Minnetrank knüpft: Nu daz diu maget unde der man, îsôt unde Tristan, den tranc getrunken beide, sä was ouch der werlde unmuoze dà Minne, aller herzen lâgaerîn, und sleich zir beider herzen in. (11711 ff.)
Obwohl bereits Hans Furstner hierauf aufmerksam gemacht hat (Furstner 1957), sind die Plädoyers für die Annahme einer unbewußten Liebe vor dem Minnetrank bis in die jüngere Forschung nicht verstummt (vgl. z.B. Wessel 1984, S. 569-585). Gottfrieds Darstellung Isoldes, die den jungen Helden eingehend mustert, wirkt auch durchaus suggestiv, so daß der Dichter hier möglicherweise mit den Erwartungen seiner Rezipienten spielt. Erst später (11711 ff.) werden sie das klärende Wort des Erzählers erhalten. Solche dem Publikum immer wieder Deutungsspielräume eröffnenden Passagen, zu denen z.B. auch die Wolfram-Anspielung des Literaturexkurses, die minnemetaphorisch lesbaren Abschnitte, ironische Erzählerbemerkungen (vgl. dazu Green 1979) und jene Stellen, an denen sich geistliche Untertöne spüren lassen, zu zählen sind, unterstreichen, daß Gottfried sein Werk auf ein aktives Mitdenken und Mitempfinden der Rezipienten hin angelegt hat. Auf dem H o f t a g in W e i s e f o r t (10807-11370) wird im Rahmen eines eindrucksvoll inszenierten Zeremoniells Tristans Drachentötung im Beisein aller Parteien öffentlich bestätigt und der Truchseß der Lächerlichkeit preisgegeben. Gottfried beweist hier u.a. seine Meisterschaft in der Personenbeschreibung, indem er Isolde (10889 ff.) und Tristan (11084 ff.) als einander ebenbürtige Figuren herausarbeitet (zur descriptio bei Gottfried vgl. Sawicki 1932, S. 72ff., 89ff.). Der M i n n e t r a n k , den die zauberkundige irische Königin herstellt und der Obhut Brangänes übergibt, damit durch ihn die vereinbarte Ehe zwischen Marke und Isolde gefestigt wird, ist das bestimmende Element der nächsten Episode (11371-12186). Denn Brangänes Unachtsamkeit gibt während der Rückfahrt nach Cornwall dem Zufall die Chance, diejenigen durch den Trank zu verbinden, die aus der Perspektive der Minne einzig füreinander in Frage kommen (vgl. Ruh 1980, S. 236; MikaschKöthner 1991, S. 55f.). XXII
So greift es sicher zu kurz, wenn man die bei Gottfried in vielfältigen Erscheinungsformen auftretende Minne, die νogetinne (12004) Tristans und Isoldes, mit Rüdiger Schnell hauptsächlich als eine Personifikation menschlicher Gefühle versteht (vgl. Schnell, 1985, S. 343 f.). Unbeschadet des offenkundigen liebespsychologischen Interesses des Straßburger Dichters stellt die Minne bei Gottfried eine aktive Instanz dar, eine „Lebensmacht" (Mieth 1976, S. 127 Anm. 28), die in der Minnetrankszene in letzter Minute mit Hilfe des Zufalls ihren Anspruch gegen die Verfügungen zweier Königshäuser durchsetzt und damit eine in der Dichtung längst vorbereitete, von den beteiligten Figuren aber nie in Betracht gezogene Konsequenz zieht. Vordergündig ist der Trank ein pharmakologisches Erzeugnis, das vor allem in den Trennungsphasen des Paares heftige psycho-physische Reaktionen auslöst (vgl. z.B. Müller 1984; Mertens 1995, S. 52ff.). Obwohl seine Wirkung lebenslang anhält, findet er bei Gottfried, anders als bei Eilhart, in den folgenden Episoden aber kaum noch Erwähnung. Zudem willigen die Liebenden bei Gottfried im Nachhinein ausdrücklich in ihr Liebesschicksal ein (vgl. 11745-11844), so daß der Trank, im Gegensatz zur Darstellung Eilharts, nicht als volle Entschuldigung für das weitere Verhalten Tristans und Isoldes dienen kann. Daraus hat die Forschung seit längerem den Schluß ziehen wollen, daß dem Minnetrank bei Gottfried eine symbolische Bedeutung zukomme (so z.B. Trimborn 1987), wogegen sich aber neuerdings Otfrid Ehrismann mit beachtenswerten Argumenten ausgesprochen hat (vgl. Ehrismann 1989). Die vom Erzähler gegebene Definition des Minnetranks: mit sweme sin ieman getranc, den muose er âne sînen danc vor allen dingen meinen, und er dà wider in einen; in was ein tôt unde ein leben, ein triure, ein fröude samet gegeben (11443 ff.)
nennt wesentliche Aspekte der Tristanminne, wie sie z.B. auch im Prolog Erwähnung finden: Das Denken und Empfinden zweier Menschen wird durch die Liebe aufs engste in Einklang gebracht, unabhängig von ihrem Willen werden beide zu einer bis in den Tod währenden Einheit zusammengeschlossen, die allen übrigen Bindungen übergeordnet bleibt. Im Gegensatz zum zeitgenössischen Konzept der sog. Hohen Minne propagiert die Tristanminne somit eine symmetrische Partnerbeziehung, die auf die Einung eines Paares zielt und sich deshalb auch den sinnlichen Aspekten der Liebe nicht verschließt. Im Zusammenhang mit dem Minnetrank bleiben aber Werte wie triuwe oder ère, deren Gewicht im Prolog und in den Minneexkursen groß ist, unerwähnt. Insgesamt läßt sich feststellen, daß Gotfrieds Minnekonzept einen eigenständigen XXIII
Beitrag zu den zeitgenössischen Liebesdiskursen darstellt, der dem Problemfeld der Tageliedminne in mancher Hinsicht nahesteht. Mit dem ersten Vollzug ihrer Liebe auf dem Schiff geraten beide Protagonisten in eine neue Lebenslage: Während Tristan bisher in enger Abstimmung mit Marke handelte, bricht er ihm die Treue und ist nun vordringlich bestrebt, seine ehebrecherische Liebe zu Isolde unter schwieriger werdenden Bedingungen aufrechtzuerhalten; auch Isolde lernt, sich listig zu verhalten (vgl. 12447ff.). Den Beginn dieses Handlungsabschnitts markiert eine erneute Dreiersequenz von Vierreimstrophen (12187ff., 12435 ff., 12507ff.). Im Umkreis dieser Strophen befinden sich mehrere bemerkenswerte Textpassagen: vornehmlich die rede von minnen (,Minnebußpredigt', 12187-12361), der erste der drei großen miteinander korrespondierenden Minneexkurse (vgl. dazu z.B. Peiffer 1971; Urbanek 1979), in dem der Erzähler das von Tristan und Isolde gelebte Liebesideal mit der pervertierten Liebe der Gegenwart konfrontiert, sowie Tristans „Bekenntnis" zum êweclîchen sterben (12498 ff.), eine in der Deutung stark umstrittene Passage, in der sich Tristan zu seiner Liebe bekennt und in mehrdeutiger Weise die Todesthematik (vgl. dazu Rolf 1974; Haas 1989; Haug 1993; Huber 1996) aufgreift. Ausdrücklich weist der Erzähler in diesem Zusammenhang darauf hin, daß es unmöglich sei, sich nur der Liebe hinzugeben, denn der Mensch habe stets auch sein gesellschaftliches Ansehen, die ère, zu wahren (vgl. 12511 ff.). Damit ist der leidbringende Antagonismus (vgl. 12507ff.) von minne und ère (vgl. dazu Maurer 41969) angesprochen, der von nun an die Handlung beherrscht: Da es für die Liebenden kein Entweder-Oder geben kann, entscheiden sie sich für eine Doppelrolle, für den aufreibenden Versuch, den Gesetzen der Minne und denen der ère gleichermaßen gerecht zu werden. Doch sind das Bedürfnis nach inniger Zweisamkeit und der Wunsch, im gesellschaftlichen Repräsentationsraum den eigenen Status zu wahren, im Falle Tristans und Isoldes nur schwer miteinander zu vereinbaren. In der Hochzeitsnacht gelingt es Isolde aber zunächst mit Hilfe Brangänes, die sich ihr als Stellvertreterin zur Verfügung stellt, den König durch den B r a u t u n t e r s c h u b (12187-12678) über ihre verlorene Unschuld hinwegzutäuschen. Damit etabliert Isolde ihren gesellschaftlichen Anspruch als Ehefrau Markes, zumal der König durch seine mangelnde Sensibilität (vgl. die durchgehende Falschgeldmetaphorik der Szene) die Täuschung leicht macht. Das spektakuläre Motiv des Brautunterschubs, das verdeutlicht, auf welch riskantes Spiel sich die Liebenden fortan einlassen, ist alt und in der Weltliteratur weit verbreitet (vgl. dazu Dicke 1997, S. 71 ff.). Es findet XXIV
sich sonst zumeist in Kontexten, deren ethische Bewertung eindeutig ausfällt, im Tristanroman aber steht es im Schnittpunkt verschiedener Wertesysteme, des Minneanspruchs und der gesellschaftlichen Normen, so daß hier die Frage der Einschätzung des Geschehens eine entsprechend komplexe Antwort verlangt. Isoldes anschließender M o r d a n s c h l a g auf B r a n g ä n e (1267913100) stellt, wie Gerd Dicke gezeigt hat, eine motivgeschichtlich konsequente Fortsetzung der vorangehenden Episode dar. Der Brautunterschub und der Versuch der Braut, ihre Substitutin als Mitwisserin bzw. Konkurrentin zu beseitigen, sind in der Literatur des öfteren zu einer Doppelepisode zusammengewachsen (für Einzelheiten s. Dicke 1997, S. 92ff.). In Gottfrieds ,Tristan' wird Isoldes Mordversuch vor allem genutzt, um daran die Grenzen des vertretbaren Listverhaltens aufzuzeigen: Während Brangäne der extremen Treueprobe standhält, distanziert sich der Erzähler ausdrücklich von Isoldes Handeln, die in diesem Falle ein Beispiel dafür darstellt, daz man laster unde spot / mère fürhtet danne got (12715 f.). Wie es Isolde durch den Brautunterschub gelingt, ihre Legitimität als Ehefrau des Königs zu etablieren, beglaubigt Tristan in der G an d i n E p i s o d e (13101-13454) noch einmal seine Position als Markes unverzichtbarer Helfer. Dieser Episode liegt nach Gert Dicke das Motiv der Rückeroberung einer erworbenen und sogleich wieder entführten Braut zugrunde (vgl. Dicke 1998), die eigentlich die Aufgabe des Ehemannes wäre (vgl. 13253 ff.). Am Ende der Gandîn-Episode haben sich Tristan und Isolde damit eine nahezu komfortable Position erworben, die ihnen jederzeitige Treffen gestattet. Tristan wagt es sogar, dem König, nachdem er ihm die entführte Isolde zurückgebracht hat, eine Strafpredigt zu halten (vgl. 13442ff.). In diesem Augenblick scheinbarer Sicherheit verändert sich mit der V e r l e u m d u n g d u r c h M a r j o d ô (13455-14238) die Lage der Liebenden grundlegend. Aufgeschreckt durch einen Traum von einem Eber, der das Bett Markes besudelt - eine visionäre Vorwegnahme des späteren Bettsprungs des Protagonisten, bei der das Wappentier Tristans als Sinnbild aggressiver Triebhaftigkeit gedeutet werden kann9 - , folgt Marjodô den Spuren im Schnee, die Tristan auf dem Weg zu Isolde hinterließ (vgl. 13567ff.), und entdeckt die Liebenden in flagranti. So gewichtig die bildliche Aussage von Marjodôs Traum ist, er selbst stellt eine unwürdige Figur dar, die Tristan und Isolde aus niedrigen Motiven (vgl. z.B. 13600ff.) beim König verleumdet und sich für das Gesehene nicht persönlich zu verbürgen wagt. Doch ist die Saat des Mißtrauens gesät und damit die Zeit des unbekümmerten Daseins am Hof für 9
Die kontroverse Forschung zu diesem zentralen Bild wird behandelt bei Wessel 1984, S. 2 3 8 - 2 5 0 .
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das Paar vorüber. Isolde muß zunächst in mehreren Ehebett-Gesprächen den Verdacht von sich und Tristan lenken (13680ff.; vgl. dazu Christ 1977, S. 74f.; Semmler 1991, S. 129-134).10 Als Marjodôs Plan, Marke gegen Tristan und Isolde aufzubringen, fehlschlägt, erhält er durch den Zwerg Melôt Unterstützung, und nun beginnt, da die Ehebrecher im Falle ihrer Ergreifung keine Gnade zu erwarten haben, ein Spiel auf Leben und Tod. Nicht zufällig wird Melôt, der Tristan und Isolde zur Strecke bringen möchte, ein Geschöpf des Teufels (14516) genannt. Nachdem den Liebenden jeglicher Kontakt untersagt wurde, arrangiert Melôt in der e r s t e n B a u m g a r t e n e p i s o d e (14239-15046) einen Lauschangriff, dessen äußere Umstände an die Ikonographie des Sündenfallgeschehens erinnern, was sich auch in zahlreichen mittelalterlichen Abbildungen dieser Episode niederschlägt (für Einzelheiten vgl. Ott 1982, S. 197, 216): Tristan und Isolde treffen sich unerlaubt im Baumgarten unter einem ausladenden Ölbaum, in dessen Krone Marke und der Zwerg auf sie lauern. Doch verhalten sich die Liebenden, auf den Schutz Gottes bauend, im Unterschied zu Adam und Eva äußerst umsichtig, so daß Melôts erster Versuch, das Paar ins Verderben zu stürzen, mißlingt. Im folgenden Abschnitt, der die M e h l s t r e u - u n d G o t t e s u r t e i l s z e n e umfaßt (15051-15768), steigert Melôt, die slange (vgl. 15104), den Druck der Versuchung, indem er die Liebenden während eines Aderlasses in einer Kammer, deren Fußboden mit Mehl bestreut ist, allein läßt. Und diesmal läßt sich Tristan zu einer gefährlichen Handlung provozieren: Zwar begeht er nicht den Fehler, auf dem Estrich Spuren zu hinterlassen, wie einst im Schnee, doch überschätzt er, durch die Macht der Minne geblendet (15190 ff.), seine körperliche Verfassung und wagt einen Sprung ze harte über sine kraft (15192) in Isoldes Bett, wobei aus seiner Aderlaßwunde Blut hervorbricht. Mit den Blutflecken in Isoldes Bett besitzt Marke erstmals handfeste Indizien für einen Ehebruch und könnte - wie in der Fassung Eilharts über die Liebenden die Todesstrafe verhängen, doch zaudert er und möchte angesichts der fehlenden Fußspuren die Beweislage durch ein Gottesurteil, das er nach Karliûn anberaumt, klären lassen. Für Kelley Kucaba (vgl. Kucaba 1997) geht es ihm dabei weniger um die Aufdekkung der Wahrheit als um den Versuch, seine angeschlagene Ehre mit Hilfe einer höfischen Inszenierung zu stabilisieren. Dies würde auch erklären, warum Marke und Isolde beim Gottesurteil nicht gegeneinander zu handeln scheinen. 10
Das Bettgespräch ist motivgeschichtlich eine weibliche D o m ä n e . Vgl. z.B. die Unterhaltung zwischen Kriemhilt u n d Etzel in der 23. Aventiure des Nibelungenlieds.
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Nachdem sie mit Hilfe des verkleidet in Karliûn erschienenen Tristan den zu beschwörenden Sachverhalt manipuliert hat, kann Isolde bei der Eisenprobe die Öffentlichkeit täuschen und zugleich die Wahrheit sagen (15655 ff.). Ähnlich hatte das Paar in der Baumgartenszene unter Berufung auf Gott ein doppelbödiges Gespräch geführt, ohne die Unwahrheit zu sprechen. Da sich Isolde beim Tragen des heißen Eisens nicht verbrennt, schützt Gott in dieser Episode offenkundig das Leben und die ère (vgl. 15542, 15654) der Liebenden, was den Erzähler nicht davon abhält, in seinem berühmten Kommentar über den wintschaffenen krist (15739 ff.) Isoldes Eid ,vergiftet' (15752) zu nennen und von Gottes Willfährigkeit (15745 ff.) zu sprechen. Ob sich hinter diesen bemerkenswerten Ausführungen eine ernstgemeinte (kritische bzw. lobende) Aussage über Gott verbirgt oder ob eine ironische Kritik an der Ordalienpraxis bzw. eine Absage an ein anthropomorphes Gottesbild vorliegt, ist seit langem umstritten,11 doch neigt die Mehrheit der Forscher der letzteren Möglichkeit zu (z.B. Combridge 1964, S. lOOff.; Kolb 1988, S. 333ff.; Schnell 1992, S. 65ff.). In der P e t i t c r i ü - E p i s o d e (15769-16406) wird berichtet, was Tristan im Anschluß an seinen unerkannten Auftritt in Karliûn widerfahren ist. Diese Passage bietet eine Mischung aus Motiven, die bereits Tristans Weg zu Isolde begleitet haben (vgl. 16000ff.): Am Hof des Herzogs Gilân gerät der sorgenvolle Tristan in eine Freuden weit (15778 ff.), die an den Markehof des Anfangs erinnert. Wie Marke damals, nicht ahnend, was er damit sagt, Tristan anbot, an allem, was er besitze, zu partizipieren (4459 f.) - eine Offerte, die er leichtfertig auch dem Isolde-Entführer Gandin macht (13197ff.) - , so lädt auch Gilân Tristan ein, sich von ihm zu wünschen, was er wolle (15946). Doch als dieser Petitcriû, den leidbesiegenden Wunderhund aus der Feenwelt wählt, bereut Gilân sein voreiliges Versprechen (zu diesem Motiv s. Dicke 1998). Wenn Tristan als Vorleistung für das Hundegeschenk den Herzog von dem gewalttätigen Zinsforderer Urgân befreit, wie einst das Reich Markes von Môrolt, bildet dies ebenfalls eine Parallele zu einer vorangegangenen Episode. Neu ist allerdings das Motiv des Wundertiers, dessen genaue Deutung in der Forschung umstritten ist. Der Hund, den Tristan erringt, um ihn Isolde zu senden (16267ff.), kann als Sinnbild der Treue gewertet werden und läßt sich darüber hinaus in die Themenkreise ,Kunst' und ,Freude-Leid' des Werks einordnen (vgl. z.B. Crossgrove 1969; Tomasek 1985, S. 61 f.). Die berühmte M i n n e g r o t t e n e p i s o d e (16407-17820) verdeutlicht anschließend, daß Tristan und Isolde selbst unter optimalen Bedin11
Einen Überblick über die Fülle der Forschungsliteratur zu dieser Szene bietet Schnell 1 9 9 2 , S. 6 2 f f .
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gungen keine Perspektive darin sehen, ein Leben außerhalb der Gesellschaft zu führen. Nachdem Marke, der die gegenseitige Zuneigung der Liebenden nicht mehr übersehen konnte, sie gemeinsam fortgeschickt hat, hält das Paar mit Hilfe ihrer Vertrauten auch weiterhin Verbindung zum Hof (16635ff., 16777ff.), da sie in der Verbannung unter dem Verlust ihres gesellschaftlichen Ansehens leiden: sine haeten umbe ein bezzer leben niht eine bòne gegeben wan eine umbe ir ère (16879 ff.).
Wie wunderbar sich auch ansonsten ihr Dasein im locus amoenus der Grottenregion (dazu Gruenter 1961; Hahn 1963,119 ff.) gestaltet (vgl. das Ernährungs- und Gesellschaftswunder 16811 ff., 16851 ff.), wie unübertrefflich sie dort ihre Zweisamkeit zu leben vermögen (vgl. 17229 ff.) - sie verlassen ohne zu zögern bei sich bietender Gelegenheit den paradiesischen Ort (vgl. 17700ff.). In das Grottenleben als Höhepunkt der Liebesentfaltung Tristans und Isoldes findet sich der zweite große Minneexkurs des Werks, die sog. Grottenallegorese (16927-17103), eingefügt. Darin wird die vor Urzeiten hergerichtete Grotte einer allegorischen Ausdeutung unterzogen und ein ethisches Lehr-Gebäude der Tristanminne entworfen (vgl. Ernst 1976, S. 18-39). Während das Grottenleben auf der Handlungsebene unvollkommen bleibt, bietet die Allegorese ein vollständiges Minnemodell, in das auch der Aspekt der ère integriert ist, den das durch die Grottenfenster einstrahlende Sonnenlicht versinnbildlicht (17070ff.). Kein zeitgenössischer mittelhochdeutscher Roman verfügt über ein ähnlich differenziertes Minnemodell. Diese erste profane Gebäudeauslegung in deutscher Sprache, ist, wie Friedrich Ranke gezeigt hat, mit großer Wahrscheinlichkeit an die geistliche Tradition der Allegorese des Kirchengebäudes angelehnt (vgl. Ranke 1925a; anders Kolb 1962), das Bett in der Grotte aber bleibt der gotinne Minne (16727) geweiht. Diese Mischung aus heidnischen Mythologemen und christlichen Anschauungen ergibt eine „Teilhaberschaft an zwei konträren geistigen Sphären" (Gruenter 1961, S. 396), die für Gottfrieds Minnedarstellung insgesamt charakteristisch ist und zu komplexen hermeneutischen Konstellationen führt (vgl. auch Kern 2001). Die Minnegrottenepisode ist zudem ein gutes Beispiel für die konzeptionelle Sorgfalt, mit der Gottfried in seinem Werk sowohl kleinere Versabschnitte als auch größere Passagen arrangiert, denn um die Grottenallegorese als ideelles Zentrum der Episode (16927-17103) legen sich mehrere Schalen: 1. die beiden sog. autobiographischen Exkurse, in denen der Erzähler die Wahrheit des Gesagten durch eigene Erfahrung bekräftigt (16913-16926; 17104-17142), 2. ausführliche Schilderungen XXVIII
des Verhaltens der Liebenden am Lustort (16811-16912; 17143-17278), 3. die Darstellungen des sich in der Grottenregion mit Hilfe ihres Vertrauten Kurvenal einrichtenden Paares bzw. die Vorbereitung des Auszugs aus der Grotte aufgrund des Eindringens des Königs (16625-16810; 17229-17726) und 4. zwei Beschreibungen des Verhaltens Markes gegenüber den Liebenden vor deren Weggang vom Hof und nach ihrer Rückkehr dorthin (16407-16624; 17727-17820). So einig sich die Forschung über die wohlgeplante Bauform dieser Episode ist, die ein rhetorisches Glanzstück darstellt, so unterschiedlich fallen indes die bislang vorgelegten Strukturierungsversuche aus (vgl. z.B. Gruenter 1957; Ruh 1980, S. 237f.; Huber 2001, S. 99). Die Rolle Markes, den am Anfang der Episode maßloser Zorn (vgl. 16519 f.) dazu bewegt, Tristan und Isolde öffentlich des Ehebruchs zu beschuldigen, was er bis dahin vermieden hatte, und den am Ende die bloße Begierde (vgl. 17595ff., 17727ff.) veranlaßt, seine Haltung gegenüber dem Paar wieder zu revidieren, ist in diesem Handlungsabschnitt als besonders problematisch anzusehen. Tristan und Isolde verspielen allerdings ihre Chance, nach der Rückkehr aus der Grotte erneut am Königshof gemeinsam leben zu können, bereits nach kurzer Zeit. Denn in der z w e i t e n Baumgartenepisode (17821-18408) läßt sich Tristan von seiner Geliebten am heilichten Tag zu einem Stelldichein verleiten, so daß es zur Entdeckung durch Marke kommt. Was Tristan in der ersten Baumgartenepisode mit Klugheit vermied, ihm nun aber unterläuft, hat für die Liebenden fatale Konsequenzen: nu tete er rehte als Adam tete: daz obez, daz ime sîn Eve bôt, daz nam er und az mit ir den tôt (18166 ff.).
Das „Paradies", das ihnen während des gemeinsamen Daseins am Hofe durch die beglückende Wirkung ihrer Zweierbeziehung und die gleichzeitige Teilhabe am Leben der Gesellschaft offenstand, ist nun verschlossen, denn Tristan muß, um Isoldes Verbleib am Hof zu sichern, die Flucht ergreifen, bevor Marke mit Zeugen zurückkehrt. Die in den beiden Baumgartenszenen enthaltenen Paradies- und Sündenfallanklänge zeigen, daß die Liebenden vom Erzähler keineswegs aus der Mitwirkungspflicht entlassen werden, wenn es darum geht, den Antagonismus von Liebe und Gesellschaft unter Kontrolle zu halten. Der am Anfang der zweiten Baumgartenepisode eingefügte sog. huoteExkurs (17862-18118), der dritte der großen Minneexkurse des ,Tristan', belegt aber auch, daß der Mitwelt hierbei eine besondere Verantwortung zukommt. Denn in diesem Exkurs wendet sich der Erzähler nachdrücklich gegen die Ausübung der huote, der gesellschaftlichen Aufsicht über Liebende, insbesondere Frauen (17862ff.). Marke hat, so
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die Einschätzung des Erzählers, durch seine Verbote und Verfolgungen die unvernünftige, evahafte Reaktion Isoldes im Baumgarten geradezu provoziert. Während solche Kritik an der huote ein in der zeitgenössischen Dichtung verbreitetes Thema darstellt, bietet der Exkurs in seinem weiteren Verlauf (17971 ff.) einen Gedankengang, der in der mittelalterlichen deutschen Literatur seinesgleichen sucht: Ausgehend von der Gestalt Evas, der Urmutter des weiblichen Geschlechts, werden zunächst zwei Frauentypen entworfen, die den Makel Evas zu überwinden vermögen: eine Frau, die ihre Sinnlichkeit mannhaft unterdrückt (17971-17989), und ein reinez wîp, dem es gelingt, je nach Gelegenheit (18004), den Anforderungen der Gesellschaft (ère) und den sinnlichen Bedürfnissen [lîp) gerecht zu werden (17990-18018). Letzteres entspricht jener flexiblen Strategie Isoldes, die sie in der zweiten Baumgartenepisode nicht mehr durchzuhalten vermag (vgl. auch 12131-12150). In der Forschung herrscht Uneinigkeit darüber, ob im Anschluß hieran ein drittes Frauenbild entworfen wird (so z.B. Hahn 1963a, S. 190; Tomasek 1985, S. 194ff.; Huber 1988,125f.) oder ob weiterhin vom zweiten Typ die Rede ist (so vor allem Schnell 1992, S. 45 f.). Im folgenden Teil des ÄMOte-Exkurses (18019ff.) wird nämlich ausgeführt, wie es einer saeligen Frau gelingt, den Antagonismus von Liebe und Gesellschaft dadurch grundlegend zu versöhnen, daz sì ir selber liep ist (18026). Eine solche Frau, die sich selbst in rechter Weise zu lieben vermag, erhält die Anerkennung der Welt und eröffnet ihrem Partner daz lebende paradis (18070). Für einige Forscher stellen die anspruchsvollen Aussagen im letzten Drittel desfcwote-Exkurseseinen utopischen Entwurf dar, dessen Vision eines neuen Menschen und einer sich aufrichtig verhaltenden Gesellschaft den Tristankonflikt lösen würde. Wie auch immer sie zu deuten sind, die Ausführungen des Erzählers übersteigen an dieser Stelle das Geschehen der Handlungsebene erheblich und werfen die grundsätzliche Frage nach dem Verhältnis der Minneexkurse zur Romanhandlung auf (vgl. dazu Schirok 1994). Die folgende Episode, die Tristan in Arundel (18409-19552) zeigt, illustriert, wie die Protagonisten nach der Trennung mit ihrem kaum tragbaren Leid und der immer konkreter werdenden Todesperspektive umzugehen versuchen. Nun erhalten die Begriffe leit und tôt, die mit ihren Antonymen vom Prolog an thematisch sind und deren subtile Verwendung von der Forschung kontrovers eingeschätzt wird, ein besonderes Gewicht. Fraglich ist vor allem, ob die Begriffe leit und tôt als mit ihren jeweiligen Gegenbegriffen verschmolzen aufzufassen sind, sei es, daß liep und leit, leben und tôt miteinander identisch werden, sei es daß sie ein programmatisches Paradox ergeben, oder ob diese Begriffe XXX
distinkte Einheiten darstellen, die sich zwar des öfteren miteinander verbinden, aber auch getrennt voneinander zu denken sind.12 Während Isolde ihr ganzes Denken nach der Trennung darauf ausrichtet, wie sie durch die eigene Lebensführung ihren Partner in der Fremde unterstützen kann (vgl. 18471 ff.), stellt Tristan weit weniger altruistische Reflexionen an. Er sucht das Trennungsleid zu vergessen, indem er sich Ablenkung verschafft, wobei ihm die Zuneigung einer weiteren Isolde, der Isolde Weißhand, gelegen kommt. 13 Doch betrügt er durch sein Verhalten letztlich beide Isolden (19401 f.) und gerät zwischen den namengleichen Frauen in einen selbstzerstörerischen Zwiespalt (vgl. 16167ff.). Angesichts der programmatischen Aussagen des Prologs (vgl. 50 ff.) stimmt es nachdenklich, wenn Tristan in seinen letzten Worten von seiner Partnerin fröude unde frôlîchez leben (19552) einfordert. Mit Vers 19552 bricht Gottfrieds Dichtung ab. Viel ist darüber spekuliert worden, warum das Werk des Straßburger Dichters unvollendet blieb: Es wurden innere Gründe für den Abbruch angenommen (z.B. Gottfried habe resigniert), äußere Faktoren (wie der Tod des Autors oder der Verlust des Gönners) geltend gemacht, aber auch moderne Fragmenttheorien zur Erklärung herangezogen (nach Peschel 1976 soll der Fragmentstatus der Konzeption des Werks entsprungen sein). Fest steht in jedem Falle, daß der Erzähler im Prolog ankündigt, er wolle von Tristan und Isolde bis zu deren Ende erzählen (239f.; vgl. auch 2011 ff.), und daß auch das Namenkryptogramm der Vierreimstrophen über die Abbruchgrenze hinaus konzipiert worden ist. Die Frage: W i e es w e i t e r g e g a n g e n w ä r e ? läßt sich natürlich zumal bei einem anspruchsvollen Autor wie Gottfried - nicht mehr beantworten. Immerhin liegen von Gottfrieds Quelle, dem Werk des Thomas von Britanje (vgl. 150), das leider nur zu einem Bruchteil erhalten ist, mehrere Fragmente aus dem bei Gottfried nicht mehr behandelten Schlußteil vor, so daß es - unter Hinzuziehung der von Thomas gleichfalls abhängigen altnordischen Tristrams-Saga - zumindest möglich ist, sich einen Überblick über den weiteren Handlungsverlauf zu verschaffen, wie ihn der Straßburger Dichter aus seiner Vorlage kannte. Dazu einige knappe Stichworte: 14
12
Vgl. das Nicht-Auftreten bzw. die Leugnung (18072ff.) des Leid- und Todesphänomens im Schlußdrittel des ¿iwoíe-Exkurses. - Während über das Todesthema des ,Tristan' mehrere Arbeiten vorliegen (vgl. Rolf 1 9 7 4 ; Tomasek 1 9 8 5 , S. 9 5 f f . ; Haas 1 9 8 9 ; Haug 1 9 9 3 ; Huber 1996), fehlt seit der Studie Friedrich Maurers (Maurer 4 1 9 6 9 ) eine weitere ausführliche Untersuchung der Leidthematik (vgl. Tomasek 1 9 8 5 , 1 0 4 ff.).
13 14
Zu dieser Figur vgl. Meißburger 1 9 5 4 ; Ries 1 9 8 0 ; Schöning 1989. Für Einzelheiten s. die Thomas-Ausgabe von Bonath (1985) und die Saga-Edition von Kolbing (Nachdr. 1978), die jeweils auch eine deutsche Übersetzung enthalten.
XXXI
- Tristan heiratet bei Thomas Isolde Weißhand, unterläßt es aber, die Ehe zu vollziehen. - Die erste Isolde, die sich nach Tristan sehnt, wird am Markehof von Graf Cariado bedrängt. - Tristan läßt sich einen unterirdischen Statuensaal bauen, in dem er heimlich die Erinnerung an die erste Isolde pflegt. - Isolde Weißhand verrät ihrem Bruder Kâedîn, daß sie noch unberührt ist, worauf dieser Tristan zur Rede stellt. - Tristan kann Kâedîn sein Verhalten begreiflich machen und nimmt ihn mit nach England, wo es ihm gelingt, einige Nächte mit Isolde zu verbringen, während Kâedîn bei Brangäne schläft. Als sie entdeckt zu werden drohen, müssen sie fliehen. Cariado bezichtigt aufgrund einer Verwechslung Tristan und Kâedîn der Feigheit, was Brangäne zu glauben geneigt ist. Erzürnt rechnet sie mit Isolde ab. - Um die unklare Lage zu bereinigen, kehrt Tristan in der Verkleidung eines Aussätzigen an den Markehof zurück. Nach mehreren qualvollen Versuchen gelingt es ihm, Brangäne zu beruhigen und eine Nacht mit Isolde zu verbringen. - Isolde kasteit sich, indem sie ein panzerartiges Gewand über ihre bloße Haut zieht. Als Tristan und Kâedîn dies erfahren, eilen sie als Büßer verkleidet zu ihr. Bei Kampfspielen wird Cariado von Kâedîn getötet. - Tristan unterstützt einen Ritter namens Tristan der Zwerg, um dessen entführte Freundin zurückzuerobern, wobei er von einem vergifteten Speer lebensgefahrlich verwundet wird. Er bittet Kâedîn, nach England zu segeln und die erste Isolde herbeizuholen, da nur sie ihn heilen kann. Willigt sie ein, soll Kâedîn mit weißen, ansonsten mit schwarzen Segeln zurückkehren. - Als das Schiff mit weißen Segel naht, teilt die zornige Isolde Weißhand, die das Gespräch zwischen Tristan und Kâedîn belauscht hatte, ihrem Ehemann mit, das Segel sei schwarz. Daraufhin stirbt Tristan auf der Stelle. Die bald eintreffende erste Isolde umarmt Tristans Leichnam und folgt ihrem Geliebten in den Tod.
4. Z u r Geschichte des Tristanstoffs Der,Tristan' enthält eine Kette von Motiven, von denen manche ein hohes Alter besitzen und sowohl in der westlichen als auch in der orientalischen Literatur verbreitet sind (Brautwerbung, Brautunterschub, gefälschtes Gottesurteil u.a.). Mehrere von ihnen lassen sich bereits vor der Entstehung des Tristanromans in tristannahen Erzählsequenzen antreffen: So enthält z.B. die im arabischen Mittelalter verbreitete Liebesgeschichte von ,Kais und Lubna', die u.a. in einer Sammlung des 9. Jahrhunderts vorliegt, eine Motivkombination, welche sich in ähnlicher Form in der Handlung um Isolde Weißhand findet; auch die im 10. Jahrhundert erwähnte, erst spät überlieferte keltische Erzählung von ,Diarmaid und Grainne' weist Motivparallelen zum ,Tristan' auf.15 So ist der Tristanstoff am besten als ein in seinen Elementen internationaler Stoff zu bezeichnen, dessen wichtigste Personen- und Ortsnamen allerdings in den keltischen Raum weisen, wo - nach dem derzeitigen Forschungsstand möglicherweise in Cornwall - der Nährboden für die Ausprägung entscheidender Teile der Tristanerzählung zu suchen ist (vgl. Padel 1981).
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Zur kontroversen Frage keltischer oder orientalischer Einflüsse auf den Tristanroman vgl. z.B. Tekinay 1980, bes. S. 104; Kunitzsch 1980; McCann 1995.
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Zu einer Großdichtung (mit Elternvorgeschichte, Erziehung des Helden, Dienst für Marke, Minnegeschehen, Isolde Weißhand-Teil, Rückkehrabenteuern und Todesszene) wird der ,Tristan' wohl um die Mitte des 12. Jhs. in französischer Sprache ausgearbeitet, denn mehrere südfranzösische Lyriker, wie z.B. der Trobador Bernart von Ventadorn, nehmen bald nach 1150 auf die Tristangeschichte Bezug. Auch ist es nicht unwahrscheinlich, daß Eleonore von Aquitanien und ihr zweiter Ehemann, König Heinrich II. von England, als Mäzene zur Entstehung und schriftlichen Fixierung des Tristanromans beigetragen haben (vgl. Lejeune 1954). Lange Zeit ging die Forschung von einem bald nach 1150 entstandenen, heute verschollenen, schriftlichen Ur-Tristanroman, der sog. ,Estoire', aus (vgl. z.B. Ranke 1925), von dem die fragmentarisch erhaltenen Werke der Anglonormannen Thomas und Berol sowie der ,Tristrant' des deutschen Dichters Eilhart von Oberg abhängig sind.16 Wenngleich diese drei Romane auch markante Unterschiede - etwa im Episodenbestand - aufweisen, so daß die Existenz einer ,Estoire' bestritten wurde (vgl. Varvaro 1967), teilen sie dieselbe Großstruktur und ein beträchtliches gemeinsames Reservoir an signifikanten Episoden. Deshalb ist es sinnvoll, an der Vorstellung einer ,Estoire' mit modellbildender Wirkung für die späteren Tristan-Versromane festzuhalten - allerdings weniger zur Bezeichnung eines konkreten verschollenen Textes als einer den erhaltenen Romanen vorgelagerten Entwicklungsstufe, auf welcher der Faktor der Mündlichkeit und die damit verbundene Unfestigkeit des Stoffes wohl höher zu veranschlagen ist, als die ältere Forschung annahm. Das Motiv des Minnetranks, das fest zum Tristanmythos gehört, läßt sich nicht hinter diese ,Estoire'-Stufe zurückverfolgen. Zwar sind aus vielen Kulturen Liebeszauber bekannt, doch das Konzept eines Tranks, der beide Partner gemeinsam bindet, ist für den ,Tristan' spezifisch und scheint die Liebesdiskurse der höfischen Kultur Frankreichs im 12. Jahrhundert vorauszusetzen. Die gegenwärtige Forschung tendiert zu der Annahme, daß auf der ,Estoire'-Stufe die Wirkung des Tranks einer zeitlichen Begrenzung unterlag, wie dies in den Dichtungen Berols und Eilharts der Fall ist, die auch andere signifikante Züge ihrer Vorstufe beibehalten. Hierzu gehört u. a. eine als tatkräftig gestaltete Figur Markes, der die Liebenden z.B. nach der Mehlstreuszene töten lassen will. Bei Eilhart und Berol können Tristan und Isolde allerdings vor der drohen-
16
Über Datierungsfragen und Einzelheiten der Werke dieser Autoren aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts s. Stein 2001, S. 31 ff., 34ff., 160ff. Einzig Eilharts Dichtung ist vollständig in zwei Handschriften des 15. Jahrhunderts erhalten, die aber wohl auf eine Überarbeitung des 13. Jahrhunderts zurückgehen.
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den Hinrichtung in die Wildnis entfliehen, wo sie bis zum Nachlassen der Trankwirkung ein entbehrungsreiches Waldleben führen. Dieses Waldleben wird bei Thomas, der an mehreren Stellen in die Handlungsfolge eingreift und von einem Nachlassen der Trankwirkung nichts weiß, durch die Idylle der Minnegrotte ersetzt. Angesichts solcher Unterschiede wird verständlich, warum Gottfried in seinem Prolog nachdrücklich die Kompetenz des Thomas hervorhebt, dessen Werk er als einzige Quelle gelten läßt (vgl. 131-166), denn der Unterschied zwischen den estoirenahen Dichtungen Eilharts und Berels auf der einen und den Werken des Thomas und Gottfrieds, die u.a. zu feineren höfischen Milieuschilderungen und psychologisch vertieften Figurendarstellungen neigen, auf der anderen Seite ist sowohl in stilistischer als auch in konzeptioneller Hinsicht erheblich. Er wird oft mit den unzulänglichen Begriffen ,version commune' und ,version courtoise' umschrieben. Da die erhaltenen Thomas-Fragmente bis auf wenige sich überschneidende Verse in denjenigen Teil der Handlung fallen, den Gottfried nicht mehr bearbeitet hat, besaß die Forschung bis vor einigen Jahren kaum Möglichkeiten, den Umgang Gottfrieds mit seiner Quelle genauer zu untersuchen. Diese Lage hat sich durch die Auffindung des CarlisleFragments, das die Minnetrank- und Hochzeitsnacht-Episode in der Darstellung des Thomas enthält, deutlich verbessert (vgl. Benskin/ Hunt/Short 1995; Zotz 2000). Seither wird das Verhältnis Gottfrieds zu seiner Quelle auf neuer Grundlage diskutiert (vgl. Haug 1999; Eifler 2001). Dabei ist deutlich geworden, daß Gottfried, obwohl er keine Thomas-Episode ausläßt, sich keineswegs scheut, innerhalb der Episoden Handlungselemente umzustellen oder zu verändern. Vor allem aber zeigt sich seine Eigenständigkeit darin, daß er das Geschehen in weit höherem Maße als der zurückhaltend agierende Erzähler des Thomas expliziert und kommentiert (vgl. Jantzen/Kröner 1997). So heftig sich Gottfried auch - etwa hinsichtlich des Schwalben-HaarMotivs beim Aufbruch Tristans zur zweiten Irlandfahrt - gegen Tristanfassungen im Stile Eilharts verwahrt, er dürfte, wie Eberhard Nellmann bei der Auswertung des Carlisle-Fragments bestätigen konnte, Eilharts ,Tristrant' nicht nur gekannt, sondern auch benutzt haben (vgl. Nellmann 2001). Mit seiner nach den Maßstäben der „Blütezeit" der mittelhochdeutschen Literatur vorbildlichen Bearbeitung des Tristanstoffs ist es Gottfried zugleich gelungen, die in Ästhetik und Konzeption der vorangegangenen Phase der Romanentwicklung verhaftete Dichtung Eilharts während des gesamten 13. und in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts zu verdrängen. Dies zeigt sich u. a. daran, daß die beiden bedeutendsten deutschen Tristandichtungen des 13. Jahrhunderts GottfriedfortsetzunXXXIV
gen sind: Wohl noch vor 1240 hat der aus einem schwäbischen Ministerialengeschlecht stammende Ulrich von Türheim Gottfrieds Fragment mit einem Abschluß versehen, und im ausgehenden 13. Jahrhundert legte der wahrscheinlich aus Sachsen stammende Heinrich von Freiberg eine weitere Gottfriedfortsetzung vor. Daß diese Autoren ebenfalls Eilhart-Leser waren, wird von den meisten Forschern angenommen. Als im späteren 14. und 15. Jahrhundert das Interesse des Romanpublikums an ästhetisch hochentwickelten Darbietungsformen abnahm, gewann die Dichtung Eilharts wieder an Boden. Sie ist es auch gewesen, die in einer Prosafassung von 1484 als sog. „Volksbuch" bis in die Neuzeit überdauerte. Gottfrieds ,Tristan' dagegen wurde vom frühen Buchdruck nicht mehr erfaßt und blieb für längere Zeit vergessen, bis er im ausgehenden 18. Jahrhundert wiederentdeckt wurde. Seitdem erfreut sich das Werk einer ungebrochen großen Aufmerksamkeit. 5. Z u m Autor Der Ausnahmecharakter der in der Thomas-Tradition stehenden Tristandichtung Gottfrieds läßt sich an folgenden ausgewählten Gesichtpunkten verdeutlichen: - kein anderer mittelalterlicher Autor hat das komplexe Sinnpotential des Tristanstoffs in einer derart anspruchsvollen und entschiedenen Weise zu explizieren versucht; - nur Gottfrieds Tristandichtung bietet umfangreiche traktatartige Reflexionen, welche die Handlung teilweise weit übersteigen; - kein Tristanroman des Mittelalters verfügt über einen Erzähler, der das Geschehen ähnlich involviert präsentiert (vgl. z.B. 16913-16926; 17104-17142); - nur Gottfrieds Dichtung erlaubt - nimmt man den Roman des Thomas wegen dessen Überlieferungslage aus - von Beginn an eine durch allegorische Züge gestützte minnemetaphorische Lesart, womit das Werk durchgängig zu einem Liebesroman wird, obwohl die Minnetrankszene erst nach ca. 1 2 0 0 0 Versen folgt; - keine Tristanbearbeitung vor Richard Wagner ist in vergleichbarer Weise darauf angelegt, die intellektuelle ebenso wie die affektive Anteilnahme des Publikums zu erringen; zudem eröffnet Gottfrieds Darstellung dem einzelnen Rezipienten vielfaltige Assoziations- und Gedankenräume, bis hin zu der Möglichkeit, die Tristanminne als ein quasi-religiöses Phänomen zu erfahren; - unübertroffen in der Geschichte des ,Tristan' ist die Sprachkunst des Straßburger Dichters, der durch den häufigen Gebrauch von Wortpaaren, Wortspielen, Antithesen und zahlreichen weiteren Stilelementen seinem Werk eine geradezu musikalische Klangqualität verleiht.
Vom Autor dieser bemerkenswerten Dichtung sind außer seiner Kunst keinerlei Zeugnisse erhalten. Aufgrund der im Literaturexkurs des pristan' als lebend bzw. verstorben genannten Personen und unter Hinzuziehung der darin enthaltenen (vermutlichen) Wolfram-Anspielung läßt sich Gottfrieds ,Tristan' immerhin recht genau auf die Jahre um 1210 datieren. Um 1211/1212 hat in Straßburg ein großangelegter Ketzerprozeß stattgefunden, bei dem sich über 80 Personen des Gottesurteils des glühenden Eisens unterziehen mußten, so daß Gottfrieds Gestaltung der XXXV
entsprechenden Szene im ,Tristan' möglicherweise vor einem aktuellen Hintergrund geschah. Auch die ausgeprägte (minnemetaphorisch relevante) Kaufmannsmotivik des Werks (vgl. Buschinger 1987) dürfte in der im 13. Jahrhundert aufblühenden Handelsstadt, in deren Oberschicht Gottfrieds primäre Rezipienten zu suchen wären, auf besonderes Interesse gestoßen sein. Da es aber weder gelungen ist, den Autor noch seinen Gönner Dieterich unter den entsprechenden Namenseinträgen in Straßburger Urkunden zu identifizieren, kann eine Tätigkeit Gottfrieds für einen Förderer im Umland der Stadt zumindest nicht ausgeschlossen werden. Doch finden sich hierfür keine gewichtigen Indizien, so daß Gottfrieds Primärpublikum mit hoher Wahrscheinlichkeit in der oberrheinischen Bischofsstadt zu suchen ist, in der ein dem anspruchsvollen Werk angemessenes intellektuelles Klima geherrscht haben dürfte. An Gottfrieds hoher Bildung, die sich in seinem Werk vielfältig niederschlägt, besteht kein Zweifel. Er wird von der Forschung zumeist als ein Kleriker in weltlichem Dienst eingeschätzt. Da er von jüngeren Dichterkollegen meister Gotfrit von Strâzburc genannt wird, ist es denkbar, daß der des Lateinischen und Französischen mächtige Autor (vgl. 159) einen Magisterabschluß an der Pariser Universität erworben hat, wenngleich der meister-Begriff in der mittelhochdeutschen Literatur im Verlauf des 13. Jahrhunderts als Bezeichnung eines volkssprachigen Berufsautors diente. In diesem Zusammenhang ist zu bedenken, daß Gottfried wahrscheinlich auch ein Sangspruchdichter gewesen ist, denn in der sog. Manesseschen Handschrift, einer Lyriksammlung aus dem beginnenden 14. Jahrhundert, werden unter dem Namen Ulrichs von Liechtenstein fälschlich zwei Spruchstrophen überliefert, von denen eine durch Rudolf von Ems, einen jüngeren Zeitgenossen Gottfrieds, ausdrücklich dem Straßburger Dichter zugewiesen wird (vgl. Des Minnesangs Frühling XXIII.I., S. 431 f.; dazu Stackmann 1963; Janota 1995).17 Gottfried von Straßburg wird aus heutiger Sicht durch sein Werk als ein volkssprachiger, der höfischen Laienkultur seiner Zeit verpflichteter Dichter (vgl. z.B. 7949-7958) faßbar. Dessen sollte sich der moderne Leser beim Versuch, den Tristanroman zu interpretieren, bewußt sein, zumal in Arbeiten des 20. Jahrhunderts des öfteren stark „theologisie-
17
Die Manessesche Handschrift, welche die mit hoher Wahrscheinlichkeit Gottfried gehörenden Spruchstrophen einem anderen Minnesänger zuweist, fuhrt den Straßburger Dichter als einen Lyriker an und schreibt ihm drei Lieder zu, von denen zwei als unecht nachgewiesen wurden. Auch das dritte, das Minnelied ,Diu zît ist wunneclich', dürfte nicht aus Gottfrieds Feder stammen (anders Krohn 1995). Bedeutend ist das Autorenbild, das dem Gottfried-Teil in der Manesseschen Handschrift vorangestellt wird. Es handelt sich um die einzige mittelalterliche Darstellung Gottfrieds von Straßburg.
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rende" Ansätze verfolgt wurden (dazu Ehrismann 1991). Darüber hinaus muß allerdings auch nach der geistesgeschichtlichen Provenienz jener Züge des Gottfriedschen Romans gefragt werden, die ihn von den Werken der zeitgenössischen mittelhochdeutschen Dichterkollegen abheben. Hierzu zählen das ausgeprägte Interesse Gottfrieds an sprachlicher Reflexion (vgl. u.a. 2001 ff., 12286ff.), die Neigung zu spekulativ ausgreifenden Exkursen, die prominente Rolle der Allegorie, die besondere Stilqualität des Werks und weitere Aspekte, die sich am besten erklären lassen, wenn man von einer Beeinflussung Gottfrieds durch die Geisteswelt der sog. Schule von Chartres ausgeht (vgl. Jaeger 1977; Huber 1988). Dies könnte bedeuten, daß Gottfrieds Werk auch (moral)philosophische Implikationen enthält. Doch ist hinsichtlich des geistesgeschichtlichen Standortes des gebildeten Straßburger Dichters, der sich z.B. auch mit der intentionsbezogenen Ethik Abaelards vertraut zeigt (vgl. z.B. 144f.), das letzte Wort noch nicht gesprochen. Seit jeher hat Gottfrieds anspruchsvolle Dichtung der Forschung viele Rätsel aufgegeben, was die Beschäftigung mit seinem Werk, die im 19. Jahrhundert unter einer moralisierenden Betrachtung litt, seit längerem aber eine Hochkonjunktur verzeichnet, in der Regel nur beflügelte. Noch heute sind sich viele Literaturliebhaber mit denen des Mittelalters in der Wertschätzung der bemerkenswerten Dichtung Gottfrieds einig, die Rudolf von Ems um die Mitte des 13. Jahrhunderts (Alexander v. 3158 f.) zu dem Ausruf veranlaßte: Wie ist sô gar meisterlich / sin Tristan!
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Übersetzung von Peter Knecht
( j e d ä c h t e man nicht derer im Guten, die Gutes stiften in der Welt, so wäre alles Gute, das in der Welt geschieht, wie ungeschehen. Das, was ein guter Mann in allerbester Absicht der Welt zu Gute tut, soll man nicht anders als mit Güte annehmen, sonst tut man unrecht. Ich höre oft, wie man das schlecht macht, [10] was man doch gerne haben will: da ist des wenigen zu viel, da will man, wovon man nichts will. Es steht einem Mann wohl an, zu loben, was er doch nicht entbehren kann, und so soll er sich wohl gefallen lassen, was er sich sonst gefallen lassen müsste. Teuer und wert ist mir der Mann, der gut und schlecht zu beurteilen weiß, der mich und jedermann [20] nach seinem Wert zu schätzen versteht. Ehre und Lob schaffen Meisterwerke, wo Meisterschaft ist, die man loben kann. Wo sie mit dem Blütenkranz des Lobs ausgezeichnet wird, da blüht Meisterschaft aller Art. Regelmäßig fällt ein Ding, dem Lob und Ehre versagt bleibt, immer mehr in Missachtung, und nach der gleichen Regel empfiehlt sich das und wird beliebt, was Ehre hat und Lob nicht entbehren muss. Ist es auch heutzutage weithin Brauch, [30] das Gute wie etwas Übles und das Üble wie etwas Gutes zu schätzen, so ist das doch keine Sitte, das ist eine Unsitte. Critischer Scharfsinn und Kunst mögen einander noch so schön erleuchten - wenn Neid sich bei ihnen einquartiert, löscht er Kunst und Verstand aus. Hei, Vortrefflichkeit, wie schmal sind deine Pfade, wie beschwerlich deine Wege! Deine Wege und Stege - [40] wohl dem, der auf ihnen geht und wandelt! Treibe ich, dessen Lebenszeit gemessen ist, meine Zeit umsonst dahin, lebe ich in der Welt nicht so, wie es meine weltliche Berufung ist. Ich habe mir eine Arbeit vorgenommen der Welt zuliebe und edlen Herzen zu Gefallen - den Herzen, denen mein Herz gehört, der Welt, in die mein Herz blickt. [50] Ich rede nicht von der Welt aller Menschen, so von der, die, wie ich höre, keinen Schmerz ertragen kann und immer nur in Freuden schweben will: Die mag Gott nach ihren Wünschen in Freuden leben lassen. Dieser Welt und diesem Leben ist meine Rede nicht bequem, ihr Leben und das meine gehen auseinander. Ich habe eine andere Welt im Sinn, die ungetrennt in einem Herzen [60] ihre süße Bitternis trägt, ihr liebes Leid, ihres Herzens Seligkeit, ihre brennende Sehnsucht, ihr liebes Leben, ihren bösen Tod, ihren lieben Tod, ihr böses Leben. Diesem Leben weihe ich mein Leben, dieser Welt will ich angehören und mit ihr verderben oder selig werden. Bei ihr war ich bis jetzt und habe mit ihr meine Tage hingebracht, die mir für schwere Zeiten [70] Beleh-
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rung und Weisung geben sollten. Ihr habe ich meine Arbeit vorgelegt zur Kurzweil, damit meine Geschichte ihren Kummer etwas lindere und ihre Not; denn wer etwas vor Augen hat, mit dem Herz und Sinn sich beschäftigen können, der vertreibt die Schwermut von seinem bedrückten Gemüt: [80] Das hilft gegen Herzenskummer. Alle stimmen mir darin zu: Wenn der Untätige mit Liebesleid zu kämpfen hat, schadet ihm dieses Übel mehr als jedem anderen. Wo zum Liebeskummer Muße tritt, wächst der Kummer immerfort. Darum soll sich der, der sich in seinem Herzen mit Liebesleid und Sehnsuchtsschmerzen plagt, unbedingt [90] Beschäftigung suchen: Das macht die Seele frei und tut ihr gut. Ich rate aber keineswegs dazu, dass einer, der nach Liebe verlangt, je eine Beschäftigung wählt, die nicht zu reiner Liebe passt. Mit einer Geschichte von Sehnsuchtsschmerzen soll ein Sehnender Herz und Mund beschäftigen [100] und seine Leiden lindern. Jetzt hört man aber allzu häufig eine Meinung, der ich mich sonst gern anschließen wollte: Je mehr die Seele, die sich in Sehnsucht verzehrt, mit Sehnsuchtsgeschichten umgehe, desto schlimmer werde ihr Leiden. Diese Ansicht hätte meinen Beifall, wenn da nicht noch etwas wäre, was mich abhält: Wer so recht innig liebt, dem mag es von Herzen weh tun, [110] doch will sein Herz nicht davon lassen. Je ärger die innig liebende Seele in ihrer Glut brennt, desto mächtiger liebt sie. Dieses Leid ist so voller Seligkeit, dieses Übel tut dem Herzen so recht wohl, dass kein edles Herz davon verschont sein will, denn es wird erst dadurch, was es ist. Ich weiß es so gewiss wie meinen Tod [120] und kann diese Not nicht anders deuten: Der Edle, der sich in Sehnsucht verzehrt, liebt Geschichten von Sehnsucht und Liebe. Wen es nach solchen Geschichten verlangt, der soll nicht in die Ferne schweifen, sondern hierher kommen: Ich werde ihm recht berichten von edlen Liebenden, die reines Liebesverlangen schön aller Welt offenbarten: ein Liebender und eine Liebende, ein Mann - eine Frau, eine Frau - ein Mann, [130] Tristan - Isôt, Isôt - Tristan. Ich weiß wohl, dass schon viele von Tristan erzählt haben, und doch sind es nicht viele, die richtig von ihm erzählten. Gäbe ich nun aber zu verstehen und setzte ich meine Worte so, als wollte ich sagen, dass mir das, was die anderen alle berichtet haben, missfiele, so redete ich anders, als ich soll. [140] Das tue ich nicht: Sie haben gut erzählt und aus edlem Herzen mir und der Welt zum Besten. Wahrhaftig, sie taten es in guter Absicht, und was man in guter Absicht tut, das ist auch wirklich gut und wohl getan. Und doch ist es wahr, wenn ich sage, dass sie nicht richtig erzählt haben: nicht nach der Richtschnur [150] des Thomas von Britanje. Der war der Meister über diesen Stoff, er hatte in britûnischen Büchern das Leben aller großen Herren beschrieben gefunden, daraus schöpfte er.
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Geleitet von dem, was er über Tristan sagt, machte ich mich voller Eifer daran, sowohl in französischen als auch in lateinischen Büchern die ganze Wahrheit und Bestätigung zu suchen, [160] und bemühte mich nach Kräften, dieses Werk an seiner Richtschnur auszurichten. So suchte ich lange herum, bis ich in einem Buch alles das geschrieben fand, was er von diesen Geschehnissen berichtet. Und was ich gelesen habe von dieser Liebesgeschichte, das lege ich aus freien Stücken [170] allen edlen Herzen vor, auf dass sie sich damit beschäftigen: Es wird ihnen gut tun, sie zu hören. Gut? Ja, von Herzen gut! Es versüßt das Glück und adelt den Sinn, es festigt die Treue und gibt dem Leben Kraft, es kann einem Leben sehr wohl Wert und Kraft verleihen; denn wo man von so reiner Treue hört oder liest, da werden einem treuen Mann [180] die Treue und andere Tugenden lieb. Freundlichkeit, Treue, Beständigkeit, Ehre und viele andere Werte entfalten nirgendwo so gewinnenden Reiz wie dort, wo man von Liebesglück und Herzeleid aus Liebe erzählt. Liebe ist ein so seliges Ding, ein so segensreiches Streben, dass niemand ohne ihre Weisung [190] zu wahrem Wert und Ehre gelangt. So oft gibt Liebe dem Leben Wert, so viele Tugenden treibt sie hervor - ach, dass nicht alle Menschen nach wahrer Liebe streben! Ach, dass ich so wenige sehe, die im Herzen lauteres Verlangen nach ihrem lieben Schatz tragen, und schuld daran ist nur der elende Jammer, der bisweilen verborgen bei der Liebe [200] im Herzen liegt. Warum sollte ein edler Sinn nicht gern bereit sein, ein Übel zu leiden um eines tausendmal größeren Guten willen, um vieler Freuden willen einen Kummer? Wem nie von Liebe ein Leid geschah, dem ist auch nie etwas Liebes von ihr geschehen. Freud und Leid waren immer schon in der Liebe untrennbar verbunden. Man muss mit diesen beiden zu Ruhm und Ehre gelangen [210] oder ohne sie verderben. Wenn die zwei, von denen diese Liebesgeschichte erzählt, nicht um der Liebe willen Leid und um des Herzens Wonne willen Sehnsuchtspein in einem Herzen getragen hätten, so wären ihre Namen und ihre Geschichte niemals so vielen edlen Herzen so lieb und teuer geworden. Noch heute ist uns ihre Geschichte süß und immer neu, es tut uns wohl, [220] von ihrer innigen Treue erzählen zu hören, von ihrem Glück, ihrem Leid, ihrer Seligkeit, ihrer Not. Sind sie auch schon lange tot, so lebt ihr süßer Name noch, und im Tod leben sie weiter und werden immer leben und den Menschen Gutes tun: denen, die nach Treue dürsten, Treue geben, denen, die nach Ehre streben, Ehre - ihr Tod wird allezeit uns Lebenden lebendig sein und neu; [230] denn wo immer man erzählen hört von der Reinheit ihrer Treue, von ihrem Glück, ihrem innigen Schmerz - das ist Brot für alle edlen Herzen. Dann lebt ihrer beider Tod. Wir lesen ihr Leben, wir lesen ihren Tod, und es ist uns lieb wie Brot. Ihr Leben, ihr Tod sind
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unser Brot, so lebt ihr Leben, so lebt ihr Tod. So leben sie noch heute und sind doch tot, und ihr Tod ist der Lebenden Brot. Und wer jetzt gerne möchte, dass man ihm [240] ihr Leben, ihren Tod, ihre Freude, ihre Klage berichte, der wende nur Herz und Ohren her und wird alle seine Wünsche erfüllt finden. E i n Herr lebte in Parmenîe, ein Kind an Jahren, habe ich gelesen, so hoch geboren wie nur je ein König, sagt die Wahrheit seiner Geschichte, sein Land war nicht geringer als ein Fürstentum, er selbst schön und herrlich anzusehen, [250] treu, tapfer, generös, mächtig und sein Leben lang allen, denen er Freundlichkeit schuldete, eine Sonne, die Freude wachsen ließ. Er war das Entzücken aller Welt, ein vorbildlicher Ritter, der ganze Stolz der Seinen, die Hoffnung seines Landes. Ihm fehlte keine von all den Tugenden, die ein Herr haben soll - [260] nur wollte er immer ins Weite, Freie hinaus und in der luftigen Höhe seines Herzens fliegen, nach Lust und Laune tun und lassen, und das sollte ihm übel bekommen. Es ist ja leider und war immer so: Die drängende Kraft der Jugend und dazu die Fülle eines großen Besitztums, die beiden zusammen schlagen über die Stränge. Eine Sache gütlich austragen, wie es viele erwachsene Männer tun, denen doch gewaltige Machtmittel zur Verfügung stehen, das kam diesem jungen Herrn kaum je in den Sinn: [270] Er kannte nichts anderes, als Böses mit Bösem zu vergelten, Stärke zu beweisen gegen fremde Kraft. Nun kann es aber auf die Dauer nicht gut gehen, wenn einer alles, was ihm zustößt, mit der Münze des Kaisers Karl heimzahlen will. Ein Mann muss allerlei krumme Dinge grade sein lassen, weiß Gott, damit ihm nicht immer neuer Schaden geschieht. Wer kein Übel hinnehmen kann, [280] dem erwachsen daraus viele Übel, und das wird ihm zum Verderben. So erlegt man den Bären: Der will jeden einzelnen Angriff seiner Verfolger rächen, bis ihm schließlich die Menge der Angriffe den Garaus macht. Ihm, dem jungen Mann, erging es, scheint mir, genauso: Er rächte sich immer und immer wieder, bis die Übel übermächtig wurden; das kam aber nicht von der Bosheit, [290] die so manchen zu Fall bringt, sondern von seinem noch kindlichen Wesen: Dass er in der Blüte seiner Jugend mit der ganzen Kraft eines jungen Edelmanns gegen sein eigenes Glück kämpfte, das machte sein ungebändigtes kindliches Wesen, das in seinem Herzen Übermut ins Kraut schießen ließ. Er handelte so wie alle Kinder, [300] die nun einmal wenig vorausschauen. Er achtete nicht darauf, was für Sorgen vor ihm liegen mochten, sondern lebte und lebte und lebte nur immer fort. Und als sein Leben zu leben anfing und aufging wie der Morgenstern, der lachend auf die Welt niedersieht, da kam es ihm so vor, als sollte es immer so bleiben, was doch ganz unmöglich war, als sollte sein Leben nichts anderes sein als schwe6
reíos angenehmes Schweben. Aber dieses junge Leben [310] starb schon früh; kaum hatte die Morgensonne seiner irdischen Seligkeit ihre Pracht entfaltet, da brach sein jäher Abend herein, von dem er nichts geahnt hatte, und löschte seinen morgendlichen Glanz. Wie er hieß, das sagt uns diese Erzählung, seine Geschichte macht es offenbar: [320] Sein richtiger Name war Riwalîn, sein Beiname Kanêlengres. Etliche glauben und behaupten, der edle Herr sei aus Lohnois gewesen und König über dieses Land, aber Thomas, der es so in den Quellen gelesen hat, versichert uns, dass er aus Parmenîe stammte und noch über ein zweites Land herrschte, [330] das er von einem Britûnen zu Lehen hatte: Dieser hieß le duc Morgan. Nun war der Herr Riwalîn mit Erfolg und großen Ehren drei Jahre lang Ritter gewesen und hatte sich in allen Ritterkünsten vervollkommnet. Ihm fehlte nichts von alledem, was man zum Kriegführen braucht: Land, Leute und Reichtum hatte er genug. [340] Ob mit gutem Grund oder aus bloßem Übermut, das kann ich nicht sagen, ich weiß nur, was die Quelle berichtet, nämlich, dass er Morgan als einen Rechtsbrecher angriff. Er zog mit großer Heeresmacht in sein Land und eroberte eine Menge Burgen. Die Städte mussten sich ihm ergeben [350] und ihm Lösegeld bezahlen, wenn ihnen ihre Habe und ihr Leben lieb waren, so dass er viel Gold und Gut anhäufte und noch mehr Ritter anwerben konnte: Wo er mit seinem Heer erschien, vor Burgen oder Städten, das ist ganz gleichgültig, setzte er oft seinen Willen durch. Aber er erlitt auch viele Verluste, [360] der Krieg kostete ihn so manchen tüchtigen Mann, denn Morgan verteidigte sich und fügte ihm in mancher Schlacht viel Schaden zu. Fehde und Rittertum sind ohne Verlust und Gewinn nicht zu haben, so geht es eben zu, wo gekämpft wird: Man verliert, man gewinnt, das ist der Lauf der Kriege. Ich denke, Morgân machte es ebenso, [370] eroberte seinerseits viele Burgen und Städte, nahm dem Feind Leute und Besitz und tat ihm Schaden an, wo er nur konnte. Aber das alles half ihm nicht viel, denn Riwalîn vergalt es ihm unermüdlich und richtete große Verwüstungen an. Das trieb er so lange, bis Morgân schließlich keinen Widerstand mehr leisten [380] und nirgends mehr Sicherheit finden konnte als in seinen stärksten Festungen. Riwalîn belagerte ihn, lieferte ihm zahlreiche Schlachten und Gefechte und jagte ihn jedes Mal zurück hinter die Mauern. Oft veranstaltete er auch vor den Toren Turniere und prächtige Ritterspiele. [390] So bedrängte er ihn mit Macht und verwüstete ihm das Land mit Plündern und Sengen, bis Morgan endlich Verhandlungen anbot und mit großer Mühe erreichte, dass man ein Abkommen schloss: Man vereinbarte einen einjährigen Frieden, gesichelt durch Bürgen und Eide, wie es sich gehört, [400] dann zog Riwalîn mit den Seinen im Triumph heim in sein Land. Freigebig belohnte 7
er seine Krieger und machte sie alle zu großen Herren, bevor er sie fröhlich und zu seiner Ehre glänzend nach Hause entließ. Nach diesem Erfolg dauerte es nicht lang, bis Kanêl [410] das Bedürfnis nach Bewegung verspürte, weswegen er sich zu einem neuen Unternehmen entschloss. Wieder zog er hinaus mit großer Herrlichkeit auf die Jagd nach Ruhm. Die ganze Ausrüstung und alle die Sachen, die er mitnehmen wollte - Vorrat für ein ganzes Jahr - , wurden auf ein Schiff geladen. Er hatte viel von der Courtoisie und von der Macht und Größe [420] des jungen Marke, des Königs von Kurnewal, reden hören: Dessen Ruhm verbreitete sich damals überall. Er herrschte über Kurnewal und England. Kurnewal war sein angestammtes Erbe, mit England verhielt es sich so: Er hatte das Land bekommen, nachdem die Sachsen von Gâles dort die Britûnen vertrieben [430] und sich dauernd niedergelassen hatten. Von den neuen Herren hatte es seinen Namen: Vorher hatte es Britanne geheißen, jetzt nannte man es nach denen von Gâles England. Als die das Land in Besitz nahmen und untereinander aufteilten, da wollte jeder ein kleiner König und sein eigener Herr sein; aber das bekam ihnen allen schlecht: [440] Es gab viel Mord und Totschlag unter ihnen, und schließlich unterwarfen sie sich Marke, dass er das Land regiere. Seitdem waren sie ihm immer gehorsam in allen Dingen, ja, so ängstlich beflissen, ihm zu gefallen, wie nur je die Untertanen irgendeines Königs. Die Quelle versichert, dass auch in allen den Ländern ringsum, [450] in denen man seinen Namen kannte, kein König größere Hochachtung genoss als er. Dahin zog es Riwalîn, dort beim König wollte er ein Jahr lang leben, um von ihm vollkommen zu werden, Rittertum zu lernen und sich zu verfeinern. Sein edles Herz sagte ihm: Wenn er die Sitten fremder Länder kennen lernte, [460] so könnte er die Seinen verbessern und würde selbst von den Fremden anerkannt. So packte er seine Sache an: Seine Leute und sein Land befahl er in die Obhut seines Marschalls, eines Herrn, dessen Treue er kannte; er hieß Rûal li foitenant. Dann segelte Riwalîn übers Meer, begleitet von zwölf Gefährten - [470] das war Heerschar genug für ihn, mehr Leute brauchte er nicht. Als er sich nun nach einiger Zeit Kurnewal näherte und auf dem Meer erfuhr, dass der berühmte Marke sich in Tintajoêl aufhalte, reiste er dorthin. Da ging er an Land, da traf er ihn tatsächlich an und freute sich von Herzen. [480] Sich und die Seinen kleidete er prächtig nach seinem Rang. Am Hof empfing Marke, dieser große Mann, ihn und die Seinen großartig. So viel Ehre wurde Riwalîn da zur Begrüßung geboten, wie er vorher und anderswo [490] nie genossen hatte. Da wurde ihm leicht in seinem Sinn, und die Courtoisie erschien ihm als eine angenehme Pflicht. Er dachte immer wieder: „Wahrhaftig, Gott selber hat es so gefügt, dass ich zu diesen Leuten ge8
kommen bin. Mein Glück meint es gut mit mir: Alles Gute, das man Marke nachrühmt, findet sich hier. Er führt wirklich ein Leben in Courtoisie und Vollkommenheit." [500] Er teilte Marke sein Anliegen mit und warum er gekommen sei. Als der König seine Geschichte und seine Bitte vernommen hatte, sprach er: „Seid Gott und mir willkommen. Ich selbst und all mein Hab und Gut stehen zu Eurer Verfügung." Kanêlengres fühlte sich sehr wohl dort am Hof, und die Hofgesellschaft schätzte ihn sehr. [510] Niedere und hohe Herrschaften hatten ihn gern und achteten ihn, nie hat ein Gast mehr Liebe erfahren als er. Und alles dies Wohlwollen war keineswegs unverdient: Der edle Riwalîn verstand es, sich angenehm zu machen, und war immer zuvorkommend, wenn jemand ihn um einen Gefallen bat oder sonst seine Großzügigkeit und Kameradschaft in Anspruch nahm. So lebte er inmitten von lauter Edelmut und Vortrefflichkeit, [520] die er sich von Tag zu Tag mehr zu Eigen machte, bis zu der Zeit, da Marke ein großes Fest veranstalten wollte. Marke hatte eine große Menge Leute teils geladen, teils gebeten. Einmal im Jahr schickte er seine Boten aus, und dann fand sich bald [530] die ganze Ritterschaft des Königreichs England in Kurnewal ein. Die Herren brachten viele Scharen reizender Damen mit und Schönheit aller Art. Nun hatte man das Fest beschlossen und angesagt und ausgerufen; es sollte in den blühenden vier Wochen vom Anfang bis zum Ende des lieben Monats Mai stattfinden, an einem Ort ganz nahe bei Tintajoêl: [540] Da fanden sie sich in der schönsten Wiesenlandschaft, über die je eines Auges Licht geschweift ist. Die liebe, freundliche Sommerzeit hatte emsig allen lieben Fleiß daran gewandt, sie reizend herzurichten: Kleine Waldvöglein, die mit ihrem Singen das Ohr erfreuen, gab es, Blumen, Gras, Laub und Blüten [550] und was sonst dem Auge wohl tut und edle Herzen fröhlich stimmt, davon war die Sommerwiese voll. Dort fand man alles, was man sich vom Mai nur wünschen kann: den Schatten zur Sonne, die Linde zur Quelle, die freundlichen, linden Winde, die zu Markes Leuten von der Wesensart ihres Herrn redeten. [560] Die leuchtend bunten Blumen lachten aus dem tauigen Gras; des Maien Freund, der grüne Rasen, hatte ein geblümtes Sommerkleid angezogen, so entzückend, dass der Widerschein der Pracht die Augen der lieben Gäste leuchten machte. Die süße Herrlichkeit der Baumblüte sah jeden Menschen so freundlich lachend an, dass sich Herz und Sinn mit spiegelnden Augen [570] der lachenden Blüte zuwandten und alles ihr Lachen erwiderte. Der schmeichelnde Gesang der Vögel, der mit seiner Süßigkeit und Schönheit den Ohren und dem Herzen wohl tut, schallte über Berg und Tal. Die reizende Nachtigall, das liebe, süße Vöglein, [580] dessen süßer Gesang nie verstummen möge, schmetterte inmitten 9
der Blütenpracht mit so überschäumender Freude, dass es viele edle Herzen mit Glück und stolzer Zuversicht erfüllte. Da auf dem grünen Gras hatte die Festgesellschaft in Freuden und Herrlichkeit Quartier genommen, jeder, wie es ihm gefiel. Wie ein jeder [590] selig werden wollte, so hatte er sich eingerichtet, die großen Herren herrlich, die Höfischen höfisch. Diese da wollten unter Seidentuch ruhen, jene dort unter lauter Blüten, und es gab auch etliche, die das Dach der Linde vorzogen: Etliche sah man unter grün belaubten Ästen campieren. Nie hatten die Leute des Königs und die fremden Gäste [600] irgendwo einen so wunderschönen Lagerplatz vorgefunden wie hier. Auch sah man da, wie es sich gehört bei solchen Festen, großen Überfluss: Mit Speisen und vornehmen Gewändern hatte sich jeder wohl versehen. Und außerdem sorgte Marke so großartig und generös für sie, dass sie alle herrlich und in Freuden lebten. [610] So nahm das Fest denn seinen Lauf, und wenn einer schaulustig war, so konnte seine Lust an diesem Ort voll befriedigt werden, ganz gleich, wonach ihm der Sinn stehen mochte. Hier fand jeder, was ihm gefiel: Diese gingen hin, sich edle Damen anzusehen, jene schauten zu, wie getanzt wurde, diese sahen gerne buhurdieren, jene zog es zu den Tjosten. Was ein Herz begehren mochte, [620] fand man da im Überfluss, denn alle die Teilnehmer, die jung genug waren, das Leben zu genießen, wetteiferten miteinander, das Ihre zum Festvergnügen beizutragen. Der edle Marke aber, Inbegriff höfischer Eleganz und heiterer Majestät, hatte zusätzlich zur Schönheit all der anderen Damen, mit denen er sich umgeben hatte, noch etwas Besonderes aufgeboten, [630] ein einzigartiges Wunder: Seine Schwester Blanscheflûr war da, ein Mädchen schöner als alle Frauen irgendwo auf der Welt. Von ihrer Schönheit wird berichtet, dass jeder Mann, der sie sah mit faszinierten Augen, sein Leben lang von Liebe zu den Frauen und zur Vollkommenheit erfüllt war. Dieses köstlich beglückende Bild machte [640] dort auf der Heide viele Männer kühn und tatendurstig und goss heiteren Stolz in viele edle Herzen. Daneben gab es da noch viele andere schöne Damen, allesamt Königinnen im Reich der Schönheit, die trugen das Ihre zum Hochgefühl und Glück der Anwesenden bei und machten viele Herzen froh. [650] Da begann nun der Buhurt: Von allen Seiten kamen die Vornehmsten und die Besten des Reichs und fremder Länder geritten. Auch der edle Marke war da, begleitet von seinem Freund Riwalîn, nicht zu reden von den anderen Leuten seines Hofs, die sich ebenfalls nach Kräften darum bemüht hatten, so aufzutreten, dass sie sich sehen lassen konnten [660] und Ehre einlegten. Man sah da viele Pferde reich behängt mit Decken aus Phellel und Zindel, schneeweiß oder gelb, braun, rot, grün oder blau, oder auch aus edlen Seidenstoffen, oft in verschiedener Weise
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zu bunten oder kontrastierenden Mustern kombiniert [670] oder sonst kunstvoll verarbeitet. Die Ritter trugen herrliche Gewänder, wunderbar geschnitten und geschlitzt. Und auch der Sommer selber wollte deutlich machen, dass er es gut meinte mit Marke: so manches hübsche Kränzlein sah man in der Menge, die Blumen waren seine Gabe für den König. In dieser süßen Sommerpracht [680] blühte da bald prächtig Rittertum auf im dichten Getümmel der Scharen. Hin und her wogte es, lange ging es so fort, bis der Buhurt schließlich an den Ort gelangte, wo die edle Blanscheflûr, dies Wunder an Schönheit, und andere schöne Damen saßen und zusahen. Die Ritter boten ein großartiges, [690] ein wahrhaft kaiserliches Schauspiel, das viele mit Vergnügen sahen. So große Taten aber dieser oder jener auch vollbrachte, war es doch, das musste jeder zugeben, der höfische Riwalîn, der an diesem Tag und auf diesem Feld vor allen anderen herrlich war. Das fiel auch den Damen auf, sie stellten fest, dass keiner in der Schar [700] eine so vollkommen ritterliche Figur machte, und sie lobten ihn über den grünen Klee. „Seht nur diesen Jüngling da", sagten sie, „was für ein entzückender Mann! Ein herrliches Bild, was er auch tut! Seine Gestalt ist vollkommen, wahrhaft kaiserlich sind diese harmonisch ebenmäßigen Beine. Und wie sein Schild jederzeit [710] genau an seinem richtigen Platz sitzt, unverrückbar wie angeleimt! Wie die Lanze in seiner Hand liegt! Wie schön er gekleidet ist! Diese Haltung des Kopfes, diese Haare! Wie anmutig alle seine Bewegungen, wie entzückend der ganze Mann! Ach, selig die Frau, die sich seiner dauernd freuen darf!" Nun lauschte die liebe Blanscheflûr aufmerksam ihren Reden, denn auch sie schätzte ihn im Stillen [720] sehr, noch mehr als irgendeine von ihnen. Sie hatte ihm Zutritt zu ihren Gedanken gewährt, er war in ihr Herz gekommen, er trug Szepter und Krone im Königreich ihres Herzens und regierte mit Macht. Aber davon schwieg sie fein still und verbarg es, [730] so dass niemand es bemerkte. Als nun der Buhurt zum Erliegen kam und das Getümmel der Ritter sich auflöste und jeder fortritt, wie es ihm gefiel, da fügte es sich so, dass Riwalîns Weg ihn zu dem Platz der schönen Blanscheflûr führte. Er gab seinem Pferd die Sporen, und als er bei ihr angekommen war, [740] sprach er sie freundlich an: „A, dê vus sal, bêle!" „Merci", dît la puzêle und fuhr schüchtern fort: „Der mächtige Gott, der alle Herzen reich beschenkt, möge auch Euer Herz und Euren Sinn glücklich machen. Ich muss Euch große Achtung zollen, wenn ich auch nicht darüber hinwegsehen kann, dass Ihr mir Grund zur Klage gegeben habt." [750] „Ach, Schöne, was habe ich Euch angetan?", sprach der höfische Riwalîn. Sie sagte: „Nicht mir, sondern meinem allerbesten Freund, und damit habt Ihr mir Kummer gemacht." „Ach, mein Gott", dachte er, „was hat das zu bedeuten? Was habe ich mir zu Schulden kommen las11
sen, was wirft sie mir vor?" Er dachte, womöglich habe er jemandem, [760] einem Verwandten von ihr vielleicht, beim Ritterspiel unabsichtlich ernsten Schaden zugefügt, und das betrübte und erbitterte sie nun. Aber nein, der Freund, von dem sie sprach, war ihr Herz, dem er allerdings wirklich wehgetan hatte, diesen Freund hatte sie gemeint, aber das wusste er noch nicht. [770] Wie es seine Art war, sprach er voller Güte: „Schöne, ich will nicht, dass Ihr mir böse seid oder feindlich gesinnt. Wenn es wahr ist, was Ihr sagt, dann richtet selber über mich: Eurem Urteil will ich mich beugen." Die Schöne sprach: „Ich hasse Euch nicht allzu sehr dafür, aber ich liebe Euch auch nicht deswegen. [780] Ich will Euch ein andermal auf die Probe stellen und sehen, wie Ihr das, was Ihr mir angetan habt, büßen wollt." Er verneigte sich und wollte fortgehen, da seufzte sie, die Schöne, ganz verstohlen und sprach aus tiefstem Herzen: „Ach, Freund, lieber Freund, Gott segne dich." Da nun fing es zwischen den beiden - in Gedanken - erst so richtig an. [790] Kanêlengres ging fort, versunken in allerlei Sinnen: er drehte und wendete die Frage hin und her, was Blanscheflûr bekümmern mochte und was es damit auf sich hatte. Ihr Adieu, ihre Rede insgesamt betrachtete er genau, ihr Seufzen, den Segenswunsch, ihr ganzes Verhalten in allen Einzelheiten machte er sich deutlich, und als er so das Seufzen und den Segen in seinem Sinn bewegte, brachte er [800] sie mehr und mehr auf den Weg zur Liebe hin und endlich auch auf den Begriff: Die zwei Dinge hatten keinen anderen Grund als Liebe. Das befeuerte wiederum seine Sinne so, dass sie zu Blanscheflûr hin stürzten, sie packten und in das Land von Riwalîns Herzen entführten, um sie dort [810] zu dessen Königin zu krönen. Blanscheflûr und Riwalîn, der König und die reizende Königin, teilten untereinander in bestem Einvernehmen die Königreiche ihrer Herzen: Ihres wurde seines und seines ihres, und doch wusste keins von ihnen, was dem anderen geschah. Die zwei hatten sich [820] einmütig und so recht ein Herz und eine Seele in Gedanken aneinander gebunden. Da wurde nun dem Recht auf beiden Seiten Genüge getan: Er musste jetzt dasselbe Herzweh leiden, das sie von ihm erfahren hatte. Weil er aber keine Gewissheit hatte, wie sie es mit ihm meinte, ob es ihr Hass war oder ihre Liebe, was er da zu spüren bekam, [830] so wurde er hin und her gerissen von Zweifeln, auf und nieder schaukelte sein Sinn, mal trieb es ihn mit Macht dahin und einen Augenblick später dorthin, bis er sich ganz und gar im Gespinst seiner Spekulationen so verstrickt hatte, dass er nicht mehr fortkonnte. Der in seinen Gedanken gefangene Riwalîn [840] demonstrierte am Exempel seines eigenen Falles, dass der Wille des Liebenden sich so verhält wie der freie Vogel, der von seiner Freiheit Gebrauch macht und sich 12
auf der Leimrute niederlässt; wenn er dann den Leim bemerkt und fortfliegen will, dann klebt er mit den Füßen fest. Er schlägt also mit den Flügeln, um sich loszureißen, aber dabei berührt er den Zweig, [850] und wenn er ihn auch nur ganz leicht irgendwo streift, so bleibt er doch am Leim kleben und ist erst recht gefangen. Er schlägt und flattert immer wilder, bis er sich mit allen seinen Anstrengungen am Ende selbst besiegt hat und bewegungsunfähig mit dem ganzen Körper am Zweig haftet. Ganz genauso wie er macht es der noch unbezwungene Geist des Liebenden. Wenn er in sehnsüchtige Gedanken gerät [860] und der verführerische Reiz seinen Zauber entfaltet, so dass er Schmerzen der Sehnsucht leidet, dann will der Schmachtende auffliegen in die Freiheit, aber der süße Leim der Liebe hält ihn fest. Und er verstrickt sich immer mehr, bis er endlich kein Glied mehr rühren kann, sich zu befreien. So erging es Riwalîn, [870] den auch seine Gedanken einstrickten in der Liebe zu der Königin seines Herzens. Seine Verstrickung war aber ein wahrhaft wunderlicher Zustand, denn er wusste nicht zu sagen, ob die Geliebte ihm gut war oder böse, er konnte es nicht erkennen: Begegnete sie ihm mit Liebe oder mit Hass? Hatte er Grund zur Hoffnung oder zur Verzweiflung? - es war nicht zu entscheiden, [880] und so kam er von dem einen und dem anderen nicht los: Zwischen Hoffnung und Zweifel wurde er hin und her gerissen ohne Ende, die Hoffnung redete von Liebe, der Zweifel von Hass. Dieser Krieg dauerte immer fort, so dass er zu keiner festen Überzeugung gelangte, er konnte weder an den Hass noch an die Liebe glauben. So schwamm sein Sinn in einem unsicheren Hafen; [890] Hoffnung trug ihn hoch empor, Verzweiflung zog ihn hinab, feste Gewissheit fand er weder hier noch dort. Die beiden waren nicht in Einklang zu bringen: Wenn der Zweifel kam und ihm sagte, Blanscheflûr empfinde nichts als Hass für ihn, so wurde er mutlos und wollte fliehen, aber da war auch schon die Hoffnung wieder da und trug ihn hoch zum süßen Glauben an ihre Liebe, und so musste er denn den Kampf wieder aufnehmen. Er wusste nicht wohin in diesem Krieg, [900] er konnte weder vor noch zurück. Je mehr er sich bemühte fortzukommen, desto stärker zwang ihn die Liebe nieder, je wilder er mit den Flügeln schlug, desto stärker hielt sie ihn fest. So trieb die Liebe ihr Spiel mit ihm, bis doch die Hoffnung schließlich siegte und den Zweifel in die Flucht schlug und Riwalîn die Gewissheit gewann, dass seine Blanscheflûr ihn liebte. [910] Sein Herz und alle seine Sinne flogen ihr jetzt ungeteilt zu, nirgends mehr regte sich der kleinste Widerstand. Als nun die süße Liebe sein Herz und seine Sinne ihrem Willen unterworfen hatte, da wusste er zuerst immer noch kaum etwas davon, was für ein tiefes Weh Herzensliebe wirklich ist. Aber dann blickte er zurück auf seine Sache [920] mit Blanscheflûr, betrachtete alles genau und im 13
Einzelnen: ihr Haar, ihre Stirn, ihre Brauen, ihre Wangen, ihren Mund, ihr Kinn, ihre Augen, aus denen das strahlende Heil der Ostersonne lachte, und da kam die richtige Liebe, die mit dem wahren Feuer, und zündete ihr Sehnsuchtsfeuer an, [930] das in seinem Herzen aufloderte und seinem ganzen Leib hell leuchtend offenbarte, was tiefes Weh und Qual der Sehnsucht ist. Ja, er fing jetzt ein anderes Leben an, ein neues Leben hatte er bekommen. Sein inneres und äußeres Wesen verwandelte er und wurde ein völlig neuer Mensch, [940] denn jetzt mischten sich wunderliche Züge in alles, was er tat, und es war immer ein Teil Blindheit dabei. Sein angeborener Verstand war so sonderbar verwildert und unstet, wie er es sich nur hätte wünschen können. Sein Leben wurde arm an Lachen, das von Herzen kam. [950] Was vorher seine Gewohnheit gewesen war, das mied er jetzt. Schweigen und Trübsinn waren nun sein bester Zeitvertreib, seine ganze stolze Heiterkeit litt Liebesnot. Das Liebesweh, das er erdulden musste, blieb auch der liebenden Blanscheflûr nicht erspart; wie er durch sie so musste sie durch ihn viel leiden. Die kriegerische Liebe [960] war auch in ihr Gemüt gar zu stürmisch eingebrochen und hatte sie ganz aus dem Gleichgewicht gebracht, sie war in ihrer ganzen Art und ihrem Benehmen allein und in Gesellschaft nicht mehr wie früher. Fröhlich sein und Scherze machen, wie sie es vorher gern getan hatte, das widerstand ihr jetzt. [970] Ihr Leben gestaltete sich nun nicht anders, als es ihr die Not zumaß, die ihr Herz belagerte. Und all die Schmerzen, die sie von der Sehnsucht erdulden musste, waren ihr ganz rätselhaft, denn sie hatte nie zuvor Leiden dieser Art und solches Herzweh erfahren. Oft sprach sie zu sich selbst: [980] „Ach, Gott, was für ein Leben! Was ist mit mir geschehen? Ich habe doch schon viele Männer angesehen, und keiner ist mir je gefährlich geworden. Aber seit ich diesen da erblickt habe, ist mein Herz nie mehr frei und froh. Mit bloßem Sehen habe ich mir so schlimmes Leid aufgeladen. [990] Mein Herz, das nie Bedrängnis kennen gelernt hatte, ist verwundet, es hat mich an Leib und Seele völlig umgewandelt. Wenn es jeder Frau, die ihn hört und sieht, ergeht wie mir, weil es nun einmal seine Natur ist, so ist viel Schönheit an ihm verschwendet und stiftet sein Leben lang nichts Gutes. [1000] Wenn es aber schwarze Kunst ist, irgendeine Art von Zauberei, dass er dieses Hexenwerk vollbringt und diese unerklärliche Gewalt ausüben kann, dann wäre es besser, er wäre tot und käme nie wieder einer Frau vor die Augen. Bei Gott, wahrhaft schlimmes Leid hat er mir angetan! Und ich habe doch ganz bestimmt weder ihn noch sonst einen Mann je auch nur [1010] böse angeschaut oder angefeindet. Womit habe ich es verdient, dass mir einer so übel mitspielt, den ich nicht anders als lieb ansehe? Aber darf ich dem edlen Mann Vorwürfe machen? Womöglich ist er unschuldig. Der arge Kum14
mer, den ich mir um ihn und seinetwillen mache, ist ja doch, weiß Gott, ganz und gar [1020] das Werk meines eigenen Herzens. Ich habe ihn inmitten von vielen anderen Männern gesehen: Was kann er dafür, dass meine Aufmerksamkeit auf ihn und keinen anderen gefallen ist? Als ich so viele edle Frauen seine herrliche Gestalt rühmen hörte - die warfen nur so um sich mit Lob seines Rittertums und spielten einander die Bälle zu - [1030] und vernahm, wie sie ihn priesen, und als ich das Gute, das man ihm nachsagte, mit eigenen Augen sah und das alles in meinem Herzen zusammentrug, was ich an Lobenswertem an ihm fand, da wurde mein Verstand blöde, und so verfiel ihm mein Herz. Tatsächlich, es blendete mich - das war der Zauber, der bewirkte, dass ich mich vergaß. [1040] Er hat mir nichts Böses getan, der Liebe, den ich verklage und in Verruf bringe. Mein unbelehrtes, unbeherrschtes Temperament ist es, was mir Böses tut und schaden will. Es will und will partout, was es nicht wollte, wenn es Rücksicht darauf nehmen wollte, was schicklich ist und ehrenhaft. [1050] Es findet aber immer nur seinen eigenen Willen an diesem wunderbaren Mann, dem es in wenigen Augenblicken ganz und gar verfallen ist. Bei Gott, ich glaube wirklich - wenn ich's in Ehren glauben dürfte und mich nicht vielmehr schämen müsste, als Jungfrau so etwas zu sagen - , mir scheint, das schlimme Herzweh, [1060] das ich von ihm habe, das kommt von nichts anderem als von Liebe. Das merke ich daran, dass ich so gerne bei ihm wäre. Und was immer sonst es damit auf sich haben mag, so wächst doch jedenfalls hier etwas, was Liebe bedeutet und Mann. Denn wovon ich mein Leben lang habe sprechen hören, wenn die Rede auf liebende Frauen und Liebesglück kam, [1070] das spüre ich in meinem Herzen: Süßes Herzweh, das mit süßen Schmerzen viele edle Herzen quält, regt sich in meinem Herzen." Als nun die feine Edle mit ganzer Seele, wie es die Liebenden alle tun, in ihrem Herzen fühlte, dass ihr Geliebter Riwalîn [1080] die Freude ihres Herzens sein würde, ihre größte Hoffnung, ihr Lebensglück, da fing sie an, ihm Blicke zuzuwerfen, und sah ihn an, wo immer es möglich war. Wann immer es mit Anstand geschehen konnte, sandte sie ihm mit schmachtenden Augen heimliche Grüße. Ihre sehnsüchtigen Blicke ruhten oft lang auf ihm und voller Liebe. [1090] Als der Liebende, ihr Geliebter, das bemerkte, da flößten ihm die Liebe und ihre Aufmerksamkeit erst recht Kraft ein, da entflammte sein Begehren erst so richtig, und er erwiderte die Blicke der süßen Frau kühner und inniger als je zuvor. Wenn sich Gelegenheit ergab, sandte er ihr mit den Augen Grüße zurück. [1100] Da verstand nun die Schöne, dass er sie so sehr liebte wie sie ihn, und ihr Kummer verflog: Sie hatte es vorher für ganz unmöglich gehalten, dass er sich zu ihr hingezogen fühlte, jetzt aber wusste sie, dass er ihr mit ganzem Herzen zugetan war und so gut, wie ein geliebtes Herz
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dem anderen sein soll. Und er wusste dasselbe von ihr. Das fachte die Leidenschaft beider noch mehr an, [1110] und sie liebten einander in innigem Einverständnis. Es erging ihnen so recht nach dem Wort: Wo ein lieber Schatz dem anderen in die Augen sieht, da findet das Feuer der Liebe immer neue Nahrung. Als nun Markes Fest zu Ende war und das Aufgebot der Edlen sich zerstreute, da wurde Marke gemeldet, [1120] dass ein feindlicher König in sein Land eingefallen sei mit solcher Macht, dass er, wenn man nicht schnell etwas gegen ihn unternehme, alles verwüsten werde, was er erreichen könne. Sofort sammelte Marke ein großes Heer und griff ihn an mit starken Kräften. Er stellte ihn zur Schlacht und besiegte ihn. [1130] Viele Männer wurden erschlagen oder gefangen genommen, diejenigen, die mit dem Leben davonkamen, konnten von Glück reden. Der edle Riwalîn bekam dort einen Speerstich in die Seite: er war so schlimm verwundet, dass ihn die Seinen sogleich als einen schon halb Toten unter großem Jammer heim nach Tintajoêl schafften; [1140] da legten sie ihn zum Sterben auf ein Bett. Schnell verbreitete sich die Nachricht, Kanêlengres sei in der Schlacht zu Tode verwundet worden; da erhob sich jämmerliche Klage am Hof und im Land: Jeder, der seinen Wert kennen gelernt hatte, trauerte von Herzen um ihn. Sie beklagten, dass seine Tüchtigkeit, seine Schönheit, seine süße Jugend, [1150] sein vorbildlicher Adel so jäh mit ihm zugrunde gehen und ein so frühes Ende finden sollten. Sein Freund, der König Marke, beklagte ihn mit solchem Schmerz, wie er ihn nie zuvor empfunden hatte. Viele edle Frauen weinten um ihn, viele Damen trauerten ihm nach, und wer ihm je begegnet war, [1160] den erbarmte sein Unglück. So sehr sie alle aber das Unheil schmerzte, das ihn getroffen hatte, trauerte doch niemand so wie seine Blanscheflûr, die Reine, Feine ohne Fehl und Tadel: Mit ihrer ganzen Seele, mit den Augen und dem Herzen beklagte und beweinte sie das Leid ihres Liebsten. [1170] Und wenn sie allein war und ihrem Schmerz so recht freien Lauf lassen konnte, dann wurde sie gewalttätig gegen sich selbst: Sie schlug sich mit den Fäusten, immerzu und immer weiter schlug sie dahin, wo es ihr weh tat, gegen ihr Herz führte die Schöne ungezählte Hiebe. So grausam misshandelte die süße Frau ihren jungen, schönen, süßen Leib. So schlimm war ihr Jammer, [1180] dass sie jeden anderen Tod als den aus Liebe ihrem Leben vorgezogen hätte, und sie wäre gewiss in ihrem Leid zugrunde gegangen und gestorben, wenn nicht eine Hoffnung ihr Kraft eingeflößt und der entschlossene Wille sie aufrecht erhalten hätte, ihn noch einmal zu sehen, koste es, was es wolle: Sie musste ihn noch einmal sehen - [1190] was immer ihr danach auch zustoßen mochte, wollte sie gerne auf sich nehmen. So erhielt sie sich am Leben, bis sie endlich wieder einen klaren Gedanken fassen 16
konnte und zu überlegen begann, auf welche Weise sie es anstellen sollte, zu ihm zu gelangen, wie es ihr Leid forderte. Da kam sie auf die Idee, sich an eine ihrer Erzieherinnen zu wenden, die hatte sie von Kindheit an [1200] geleitet und begleitet und immer treu auf sie Acht gegeben. Die nahm sie beiseite, ging mit ihr an einen Ort, wo sie alleine waren, und tat, was man seit jeher tut in solcher Lage: Sie klagte ihr Leid. Die Augen gingen ihr über, die heißen Tränen rannen ihr dicht gedrängt [1210] über die lichten Wangen. Sie faltete ihre Hände und streckte sie flehend vor sich empor. „Ach, ich Arme!", sprach sie, „Ach, ich Arme, ach! Ach, liebste Dame, nun mach mir deine Treue offenbar, die du in solchem Überfluss besitzt! Und da du nun so gesegnet bist, dass all mein Heil und meine ganze Hoffnung [1220] mit deiner Güte steht und fällt, so klage ich dir denn im Vertrauen auf deine Segensmacht mein schlimmes Leid. Wenn du mir nicht hilfst, bin ich verloren." „Jetzt sagt doch, Herrin, was Euch bedrückt und warum Ihr so jämmerlich klagt." „Ach, meine Liebe, soll ich's wirklich wagen?" „Ja doch, liebe Herrin, redet." „Dieser tote Mann, Riwalîn von Parmenîe, bringt mich noch um; [1230] ich würde ihn gern sehen, wenn es möglich ist. Wenn ich nur wüsste, wie ich es zuwege bringe, ehe er vollends stirbt; denn leider kann er nicht wieder gesund werden. Wenn du mir dazu verhilfst, werde ich dir mein Leben lang keinen Wunsch abschlagen." Die Erzieherin überlegte: „Soll ich es tun? Es kann ja doch nichts Schlimmes daraus entstehen, [1240] denn dieser halbtote Mann wird schon morgen oder bald sterben, ich aber habe dann Leben und Ehre meiner Herrin gerettet, und sie wird mich mehr lieben als irgendeine andere Frau." „Liebe Herrin", sprach sie, „liebes Kind, Euer Jammer tut mir im Herzen weh, und wenn ich etwas tun kann gegen Euer Leid, [1250] dann könnt Ihr auf mich zählen. Ich werde da hinunter gehen und nach ihm sehen und dann wiederkommen. Ich will die Lage auskundschaften und den Ort und auch auf die Leute Acht geben, die da um ihn sind." So ging sie hin und bekundete großen Jammer um ihn, es gelang ihr aber, ihm heimlich mitzuteilen, dass ihre Herrin ihn gern besuchen wollte: [1260] Er sollte das Seine dazu tun, damit es, ohne Aufsehen und Ärgernis zu erregen, geschehen konnte. Dann kehrte sie heim, um zu berichten. Sie nahm die junge Frau beiseite und zog ihr Bettlerkleider an. Die Schönheit ihres Gesichts verhängte sie mit Schleiern. Sie nahm ihre Herrin bei der Hand und führte sie zu Riwalîn. [1270] Der hatte alle seine Leute aus dem Zimmer gewiesen und war ganz alleine: Er brauche Ruhe und Einsamkeit, sagte er ihnen. Die Erzieherin aber behauptete, sie habe eine Arztin mitgebracht, und erreichte so, dass man sie einließ. Sie legte sogleich den Riegel vor, dann sprach sie: „Jetzt, Herrin, seid Ihr bei ihm." [1280] Und die Schöne trat an sein Bett, und als sie ihn aus der
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Nähe ansah, sagte sie: „Ach, heute und immerfort ach! Weh mir, dass ich zur Welt kam! Dass ich so alle meine Hoffnung vernichtet sehen muss!" Kaum merklich, so gut er es eben vermochte, verbeugte sich Riwalîn es war der Gruß eines Sterbenden. Aber sie achtete auch gar nicht darauf und nahm nichts davon wahr: [1290] Ihre Augen waren blind. Sie setzte sich nieder und schmiegte ihre Wange an Riwalîns Gesicht, so lange, bis ihr vor Süßigkeit und Weh alle Kräfte schwanden. Ihr rosenfarbener Mund wurde bleich, der lebhafte Schimmer ihrer Haut verblasste, [1300] vor ihren klaren Augen verwandelte sich der Tag zur düsteren, finsteren Nacht. So lag sie ohnmächtig und besinnungslos Wange an Wange mit ihm da, gerade so, als wäre sie tot. Und als sie endlich wieder ein wenig zu Kräften kam, da nahm sie ihren Liebsten in die Arme und drückte ihren Mund auf seinen Mund [1310] und küsste ihn hunderttausendmal in kurzer Zeit, bis ihr Mund - denn der brannte vor Liebe - in ihm Lust und Kraft zur Liebe entfachte. Ihr Mund machte ihn selig, ihr Mund flößte ihm Kraft ein, so dass er diese herrliche Frau ganz fest und innig an seinen halbtoten Leib drückte. [1320] Und so dauerte es nicht lang, bis geschah, was beide wollten, und die reizende Dame von ihm ein Kind empfing. Es fehlte nicht viel, und er wäre an der Frau und an der Liebe gestorben. Wenn Gott ihm nicht geholfen hätte, wäre er nie und nimmer am Leben geblieben, aber so wurde er wieder gesund, es sollte nun einmal so sein. Riwalîn blieb also am Leben, [1330] der schönen Blanscheflûr aber wurde schlimmes Weh zugleich abgenommen und aufgepackt: Von einem großen Übel wurde sie da bei ihm erlöst, ein noch größeres trug sie mit sich fort; die Schmerzen der Sehnsucht ließ sie hinter sich, aufgeladen wurde ihr der Tod - jene Leiden wurde sie in der Liebe los, den Tod empfing sie zusammen mit dem Kind. Und obwohl es so um ihre Rettung stand [1340] und sie von ihm auf solche Weise erlöst und überladen wurde zu ihrem Glück und Unheil, nahm sie doch nichts anderes wahr als Liebesseligkeit und den geliebten Mann. Vom Kind und vom Unheil des Todes spürte sie nichts, die Liebe und den Mann fühlte sie um so deutlicher und tat so recht nach dem Gebot, das für alle Menschen gilt und das die Liebenden befolgen: [1350] Ihr Herz, ihre Seele, ihr ganzer Wille war allein auf Riwalîn gerichtet, und ihn zog es nirgendwo hin als zu ihr und ihrer Liebe. Sie hatten in ihren Herzen nur ein einziges Glück und Verlangen. So war er sie und sie war er, er gehörte ihr und sie ihm; da Blanscheflûr, dort Riwalîn, da Riwalîn, dort Blanscheflûr, [1360] da beide, da lêal amûr. Sie hatten ihr Leben nun gemeinsam. Sie waren miteinander glücklich und freuten sich an ihrer gemeinsamen Liebenswürdigkeit. Immer wenn es sich einrichten ließ, dass sie zusammen sein konnten, war ihr irdisches Glück vollkommen, und sie 18
fühlten sich so angenehm wohl, dass sie dieses Leben [1370] nicht für ein Königreich aufgegeben hätten. Doch das dauerte nicht lang. Ihr paradiesisches Leben, abgehoben in wunschloser Wonne, hatte gerade erst angefangen, da kamen Boten zu Riwalîn: Sein Feind Morgan hatte zu einem großen Heereszug in sein Land aufgerufen. Daraufhin wurde sogleich ein Schiff reisefertig gemacht für Riwalîn, [1380] alle seine Sachen lud man ein, auch Proviant und Pferde für das Unternehmen stellte man bereit. Als die reizende Blanscheflûr von den bösen Nachrichten für den innig Geliebten hörte, da fing ihr Leid erst richtig an: Noch einmal verging ihr vor Jammer Hören und Sehen, ihr ganzer Körper war [1390] wie tot, und aus ihrem Mund drang nichts als nur das armselige Wörtchen „Wehe!". Das sagte sie immerzu, sonst nichts. „Wehe!", sprach sie wieder und immer wieder. „Wehe! O weh, Liebe, und o weh, Mann! Da seid ihr nun über mich gekommen mit soviel Not und Plage! Liebe, aller Menschen Fluch! Kurze Freuden bringst du mit [1400] und bist so durch und durch treulos - was hast du Liebenswertes an dir, dass alle Welt dich liebt? Ich sehe doch, wie du es ihr vergiltst: wie der wahre Judas! Dein Ende ist nicht so schön, wie du die Menschen glauben machst, wenn du sie mit kurzem Glück auf die lange Bahn des Elends lockst. Deine verführerische Falschheit, die, eingehüllt in lauter lügenhafte Süßigkeit, vor ihnen schwebt, [1410] betrügt sie alle, das hat sich auch in meinem Fall erwiesen. Was mir die Quelle allen Glücks sein sollte, spendet jetzt nichts anderes mehr als mörderischen Schmerz: Meine Hoffnung fährt dahin und lässt mich hier allein zurück." So klagte sie, als ihr Geliebter Riwalîn mit weinendem Herzen ins Zimmer trat, um Abschied zu nehmen. [1420] ,»Meine Dame", sprach er, „meine Gebieterin, ich soll und muss in mein Land reisen. Euch, meine Schöne, möge Gott behüten! Bleibt immer glücklich und gesund." Da schwanden ihr wieder die Sinne, und sie sank, vom Schmerz überwältigt, vor ihm ohnmächtig nieder, wie tot lag sie in den Schoß ihrer Erzieherin gebettet. Als ihr treuer Genösse im Liebesleid sah, wie schlimm [1430] es seiner Liebsten erging, erwies er sich als loyaler Freund: Ihren Schmerz machte er sich ganz zu Eigen; er verlor alle Farbe, seine Kraft im ganzen Leib verfiel. In so trauriger Verfassung setzte er sich schmerzgebeugt nieder und wartete mit ängstlicher Ungeduld, und als sie sich ein wenig regte, [1440] nahm er sie in die Arme und drückte die Unglückliche zärtlich an sich, küsste viele Male ihre Wangen, ihre Augen, ihren Mund und herzte und koste sie unablässig, bis sie endlich nach und nach wieder zu sich kam und mit eigener Kraft aufrecht sitzen konnte. Blanscheflûr kam also wieder zum Bewusstsein ihrer selbst [1450] 19
und des Geliebten. Voller Jammer sah sie ihn an. „Ach", sprach sie, „so viel Segen steht in Eurer Macht, und doch ist es mir mit Euch so schlimm ergangen! Herr, warum nur habe ich Euch angesehen zu meinem Unglück, denn all den Jammer, der mir nun das Herz zerreißt, habe ich von Euch, Ihr habt ihn meinem Herzen aufgeladen. Wenn ich mir die Freiheit herausnehmen dürfte, so mit Euch zu reden: Ihr könntet [1460] freundlicher und gnädiger mit mir verfahren. Herr und Freund, ich habe von Euch viele Leiden, und mehr als all die andern wiegen drei, die unheilbar sind und zum Tode führen. Das eine ist: Ich erwarte ein Kind und glaube nicht, dass ich die Geburt überlebe, wenn nicht Gott selber mir zu Hilfe kommt. Das zweite ist noch gefährlicher: Wenn mein Bruder und Herr mir mein Unglück ansieht [1470] und zugleich damit seine Schande, dann wird er mich zum Teufel jagen und dafür sorgen, dass ich in Schimpf und Schande sterbe. Das dritte aber ist das Allerschlimmste und noch viel ärger als der Tod: Wenn es noch glimpflich abgeht, so dass mein Bruder mich am Leben lässt und nicht umbringt, so wird er mich doch ganz gewiss enterben und mir Besitz und Ehre nehmen, [1480] dann bin ich für immer verachtet und ohne adeligen Namen. Noch dazu muss ich mein Kind, das einen lebenden Vater hat, ohne väterlichen Beistand großziehen. Ich wollte das alles klaglos hinnehmen, wenn mich allein die Schande träfe und meine vornehme Familie, insbesondere der König, mein Bruder, zusammen mit meiner Person auch den Makel [1490] auf ihrer Ehre loswerden könnte. Wenn aber alle Welt darüber klatscht, dass ich mit einem Bankert schwanger geworden bin, dann ist das für beide Reiche, für Kurnewal und England gleichermaßen, eine schreiende Schande. Weh mir, wenn es soweit kommt, dass ich vor aller Augen als die Frau dastehe, die den Adel zweier Länder [1500] in den Schmutz gezogen und gemein gemacht hat; dann wäre ich besser tot. Seht, Herr", sprach sie, „so ist meine Lage, in diesem unentrinnbaren Jammer muss ich alle Tage, die mir bleiben, bei lebendigem Leib versterben. Herr, wenn nicht Ihr Abhilfe schafft und Gott das Seine dazutut, kann ich nimmer mehr froh werden." „Meine Dame", sprach er, „süßer Schatz, [1510] das Leid, das Ihr von mir erfahren habt, will ich nach besten Kräften wieder gutmachen und dafür sorgen, dass Euch nie wieder durch meine Schuld Schaden oder Schande entsteht. Was auch immer werden mag, so ist mir doch mit Euch ein so lieber Tag heraufgekommen, dass es nicht recht wäre, wenn ich es zuließe, dass Euch irgendetwas betrübt. [1520] Meine Dame, ich tue wahrhaftig mein Herz und meine ganze Seele vor Euch auf, hört zu: Weh und Wonne, Böses und Gutes, und was immer Euch geschehen mag, soll mich eins mit Euch finden, ich werde es alles annehmen, sei es auch noch so schwer. Ich lasse Euch die Wahl zwischen zwei Dingen, 20
lasst Euer Herz entscheiden: Soll ich bleiben oder reisen? [1530] Wägt selber diese beiden Möglichkeiten ab. Wenn es Euer Wille ist, dass ich hier bleibe und zusehe, wie es Euch ergeht, dann soll es so geschehen. Wenn Ihr aber bereit seid, mit mir fortzufahren in mein Land, dann werde ich mit allem, was ich habe, immer Euer treuer Diener sein. Ihr tut mir hier so viel Gutes, dass es nur recht und billig ist, wenn ich bei mir daheim alles aufbiete, um Euch zu danken. [1540] Nun, meine Dame, lasst mich wissen, was Ihr zu tun gedenkt: Euer Wille ist der meine." „Gnädiger Herr", sprach sie, „möge Euch Gott Euer Reden und Handeln vergelten: Ihr seid so gütig gegen mich, dass ich Euch immer gern auf Knien danken will. Mein Schatz und Herr, Ihr wisst, dass ich nicht bleiben kann: [1550] Dass ich schlimmer Hoffnung bin mit einem Kind, lässt sich leider nicht verbergen. Ach, könnte ich doch nur heimlich von hier fort! Etwas anderes bleibt mir, so wie meine Dinge stehen, gar nicht übrig. Geliebter Herr, ratet mir, wie ich es anstellen soll." „Nun denn, meine Dame", sprach er, „tut, was ich Euch sage: Richtet es so ein, dass Ihr heute Abend, wenn ich mich einschiffe, schon vor mir dort sein könnt; schleicht Euch an Bord, [1560] während ich mich verabschiede, so dass ich Euch dann bei meinen Leuten finde. So müsst Ihr es machen, so ist es richtig." Nach dieser Unterredung ging Riwalîn zu Marke und berichtete ihm, was man ihm von seinem Land gemeldet hatte. Er verabschiedete sich von ihm und dann auch von den Leuten des Hofs. [1570] Die klagten sehr darüber, dass er fortging: Noch nirgends hatte man ihm je so viele Tränen nachgeweint wie dort, und ungezählte Segenswünsche gab man ihm mit auf die Reise, damit Gott seine Ehre und sein Leben beschützte. Als es dunkel zu werden begann und Riwalîn sich mit allen seinen Sachen einschiffte, fand er seine Dame, [1580] die schöne Blanscheflûr, an Bord. Und sogleich legte das Schiff ab, und sie segelten davon. Als Riwalîn in sein Land kam und erfuhr, wie schlimm die Lage war, denn Morgan führte eine große Übermacht heran, da bestellte er seinen Marschall zu sich, einen Mann von bewährter Treue, auf den er sich verlassen konnte wie auf keinen zweiten; [1590] der hatte für ihn die königliche Hoheit über Land und Leute ausgeübt und bewahrt: Das war Rûal li foitenant, ein sicherer Anker der Ehre und der Treue, unbeirrbar loyal in allen Dingen. Der machte ihm nach bestem Wissen das ganze schreckliche Ausmaß der Not deutlich, die über das Land hereingebrochen war. „Da Ihr aber", sprach er, [1600] „von Gott gesandt, noch rechtzeitig zurückgekommen seid, uns zu helfen, werden wir damit fertig werden und uns retten. Wir können jetzt stolzen Mut fassen, der Schrecken soll uns keine Angst einjagen." Dann erzählte ihm Riwalîn die Romanze von seiner süßen Blansche-
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flûr. Da wurde dem Marschall leicht ums Herz. [1610] „Ich sehe, Herr", sprach er, „Euch strömt die Ehre von allen Seiten zu, Euer Adel, Euer Ruhm, Eure Herrlichkeit und Euer Glück steigen empor wie die Sonne. Keine zweite Frau auf Erden könnte Euch so viel Majestät mit in die Ehe bringen. Darum, Herr, rate ich Euch: Wenn sie Euch Gutes getan hat, [1620] müsst Ihr Euch dankbar erweisen. Sobald wir unsere Sache ausgefochten und die Not, die auf uns lastet, abgeschüttelt haben, ladet Ihr zu einem Fest in Pracht und Herrlichkeit: Da nehmt Ihr sie dann öffentlich vor allen Verwandten und Vasallen zur Frau. Vorher aber, das rate ich Euch, solltet Ihr in der Kirche [1630] im Beisein von Klerikern und Laien nach christlichem Brauch die Ehe schließen - das ist zu Eurem eigenen Heil: Ihr könnt ganz sicher sein, dass Eure Sache dann desto besser zu Eurem Ruhm und Eurem Nutzen gerät." So geschah es, genau so, wie der Marschall es ihm geraten hatte, machte es Riwalîn, und als die Ehe geschlossen war, befahl er seine Frau der Obhut [1640] des treuen Foitenant. Der brachte sie nach Kanoêl, auf ebenjene Burg, nach der sein Herr - so habe ich gelesen - sich Kanêlengres nannte: Kanêl meint Kanoêl. Auf diesem Château residierte Rûals eigene Gemahlin, eine Frau von Welt und weltklug, jedoch so wenig flatterhaft wie nur je ein Weib an Leib und Seele. [1650] Ihr vertraute er seine Herrin an und sorgte dafür, dass die hohe Dame, wie es ihr gebührte, alle Bequemlichkeit hatte. Als Rûal wieder zu seinem Herrn kam, da wurden die beiden miteinander einig, was angesichts der Gefahr, die sie bedrohte, zu tun war. Sie schickten Boten aus in alle Gegenden des Landes und riefen ihre Ritterschaft zusammen; [1660] alle ihre Mittel und Kräfte boten sie auf für den Krieg und zogen mit Heeresmacht gegen Morgan. Der und die Seinen erwarteten sie schon. Sie bereiteten Riwalîn einen blutigen Empfang. Ach, wie viele gute Ritter da vom Pferd gestochen und erschlagen wurden! [1670] Wenig Pardon wurde da gegeben. Vielen Männern erging es schlimm, sehr viele aus beiden Heeren lagen da tot oder verwundet auf dem Feld. In dieser Unheilsschlacht wurde der beklagenswerte Verteidiger seines Landes erschlagen; die ganze Welt sollte um ihn klagen - wenn nur Jammer und Geschrei etwas nützte gegen den Tod! Kanêlengres, der tadellose Mann, [1680] der nirgends auch nur einen fußbreit aus der Spur von Rittersinn und Herrschertugend geriet, der stürzte da tot nieder, welch ein Jammer! Zutiefst entsetzt scharten sich jedoch die Seinen um ihn und schafften es, hart bedrängt, den Leichnam zu bergen. Unter großem Jammer trugen sie ihn fort, um ihn zu bestatten als einen Mann, der nichts Geringeres [1690] als ihrer aller Wert und Würde mit sich ins Grab nahm. Wenn ich jetzt lang von Trauer und von ihrem Jammer reden wollte und was jeder Einzelne klagte, was sollte das nützen? Sie waren alle mit ihm 22
tot, erstorben waren ihnen Ehre und Besitz und jener Geist, der edlen Leuten [1700] Glück und Lebensfreude schenken kann. Es ist nun einmal so und muss so bleiben: Tot ist der edle Riwalìn. Da kann man nun nichts anderes mehr tun als ebendas, was man nach Recht und Schuldigkeit den Toten tut, es ist ja nicht zu ändern. Man soll und muss sich von ihm losreißen, Gott im Himmel wird sich seiner annehmen: Edle Herzen lässt er nicht im Stich. [1710] Wir aber wollen jetzt davon reden, wie es Blanscheflûr erging. Wie ihrem Herzen war, als die Schöne die traurige Nachricht erhielt? Gott, unser Herr, bewahre uns davor, dass wir das je erfahren! Das eine aber weiß ich gewiss: Wenn je das Herz einer Frau wahrhaft tödlichen Schmerz empfunden hat über den Verlust des Geliebten, [1720] so das ihre. Mörderisches Weh füllte ihr Herz ganz aus. Es war ihr deutlich anzusehen, dass ihr sein Tod zu Herzen ging: Von all dem Leid wurden ihre Augen kein bisschen nass. Lieber Gott, wie war das möglich, dass es ohne Weinen abging? Ihr war das Herz versteinert, kein Leben regte sich mehr darin, [1730] nur die lebendige Liebe und das lebendige Leid, das nur allzu lebhaft seine Waffen rührte, entschlossen, sie zu töten. Aber sie wird doch wohl ihrem Jammer um ihren Herrn mit klagenden Worten Ausdruck gegeben haben? Nein, keineswegs! Sie verstummte in dem Augenblick, die Klage erstarb ihr im Mund. Ihre Zunge, ihr Mund, ihr Herz, ihr Verstand, das war alles dahin. Kein Klagelaut kam der Schönen über die Lippen, [1740] sie sagte weder ach noch weh, sie sank nur in sich zusammen und lag drei Tage lang in Schmerzen da, elender als je eine Frau. Sie wand sich und verrenkte die Glieder, warf sich hin und her, her und hin, immerfort, bis sie unter vielen Qualen ein Söhnlein zur Welt brachte. Seht, das Kind überlebte die Geburt, sie aber starb. O weh, was für ein schlimmer Augentrost, [1750] wenn man nach argem Leid die Augen so schlimm trösten soll mit noch ärgerem Leid! Sie, deren ganze Herrlichkeit Riwalìn gewesen war, der ihre Ehre hochhielt, solange Gott es ihm vergönnte, erfuhr allzu fürchterliches Leid, ein Leid, das nicht seinesgleichen hatte unter allen Leiden: Ihre ganze Hoffnung, ihre Kraft, [1760] all ihr Tun und Lassen, ihr Rittertum, ihre Ehre, ihr Adel, das alles war dahin. Sein Tod war immerhin ehrenvoll gewesen, der ihre war zum Erbarmen. Soviel Unheil und Kummer der Tod ihres Herrn über die Leute brachte und über das Land, war es doch ein noch größerer Jammer, die grausame Qual [1770] und das erbarmungswürdige Sterben der süßen Frau mit anzusehen. Ihr Leid und ihr Unglück soll jeder, mit dem das Schicksal es besser gemeint hat, betrauern. Und wer je von einer Frau eine Freude erfuhr oder zu erfahren hofft, der soll darüber nachsinnen, wie leicht solches Unterfangen selbst den Besten zum Verhängnis werden kann, [1780] so dass sie Schaden neh-
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men an ihrem Glück und ihrem Leben, und er wird der Reinen wünschen, sie möge Gnade finden bei Gott, seine Güte, seine Macht möchten ihr Trost und Hilfe schenken. Wir aber wollen von dem Kindchen reden, das weder Vater noch Mutter hatte, und erzählen, wie Gott mit ihm verfuhr. Wo Schmerz und treues Eingedenken [1790] nach dem Tod des Freundes sich immer frisch und jung erhalten, da lebt der Freund in immer frischer Gegenwart: Das ist die beste Treue. Wer an dem Schmerz um den verlorenen Freund festhält, der praktiziert Treue gegenüber dem Toten, eine Treue, die höher ist als alles Verdienst und wahrhaft königlich. Ebendiese Krone aller Treue trugen da, so habe ich gelesen, der Marschall und seine Frau, der Segen ihres Hauses. [1800] Die zwei waren eine Treue und ein einziger Leib vor Gott und der Welt, so recht ein lebendes Exempel: Ebenbild Gottes und Vorbild der Welt, denn sie übten ganz nach Gottes Willen vollkommene Treue und bewahrten sie ohne Makel rein bis an ihrer beider Ende. Wenn jemand auf Erden, [1810] sei es Mann oder Frau, sich eine Königskrone mit Treue verdienen könnte, dann diese beiden, das werde ich euch jetzt beweisen, wenn ich euch berichte, wie er verfuhr und was sie tat. Als Blanscheflûr, ihre Herrin, starb und Riwalîn begraben war, da gerieten doch die Dinge des Waisenkinds, das da am Leben geblieben war, nach großem Unheil auf keine schlimme Bahn: [1820] Für sein Fortkommen wurde wohl gesorgt. Der Marschall und die Marschallin nahmen das verwaiste Kindlein und schafften es heimlich fort, wo niemand es sah. Den Leuten sagten sie und ließen es verkünden, die Königin sei schwanger gewesen, das Kind sei aber zusammen mit ihr gestorben. Da war nun dreifaches Unglück [1830] zu beklagen, noch mehr Jammer als je zuvor erhob sich überall im Land: Jammer um Riwalîn, Jammer, weil Blanscheflûr gestorben war, Jammer um das Kind der beiden, auf das sie ihre ganze Hoffnung gesetzt hatten und das nun auch verloren sein sollte. Und in allem ihrem Leid sahen sie sich auch noch der übermächtigen Bedrohung durch Morgan gegenüber, dieser Schrecken war ebenso schlimm wie der Schmerz über den Tod ihres Herrn. [1840] Das ist ja die ärgste Not auf Erden: Wenn man immerzu, Nacht und Tag, den Todfeind vor Augen haben muss, das ist unerträglich, das ist der leibhaftige Tod. In aller dieser lebendigen Not wurde Blanscheflûr bestattet. Großer Jammer erhob sich über ihrem Grab, [1850] viel Weinen und Klagen hörte man dort, das sollt ihr ruhig wissen. Ich darf und will indes nicht mit gar zu traurigen Reden eure Ohren quälen, sie vertragen es nicht, wenn allzu viel gejammert wird, und überhaupt wird man kaum etwas finden, was nicht, und wäre es auch noch so gut, seine Wirkung einbüßt, wenn einer zu lange darauf herumreitet. So wollen wir denn 24
endlich aufhören zu jammern [1860] und unseren Eifer dem Waisenkind zuwenden, dessen Geschichte wir hier erzählen. Die Dinge in der Welt nehmen sehr oft einen schlimmen Lauf und geraten vom Schlimmen dann doch wieder zum Guten. In der ärgsten Not, wie immer es dann auch ausgehen mag, soll der Tüchtige überlegen, wie ihm herauszuhelfen ist. [1870] Solange er am Leben ist, soll er mit den Lebenden leben und sich selbst guten Mut zum Leben machen. So hielt es der Marschall Foitenant: Weil seine Lage schlimm war, überlegte er jetzt mitten in der Not, den Untergang des Reichs, seinen eigenen Tod vor Augen. Und da Kämpfen ihm nichts nützte und er nicht im Kampf gegen den Feind sein Heil suchen konnte, [1880] so flüchtete er sich zur Klugheit. Er beriet sich kurz entschlossen mit den Herren über alles Land seines Herrn und bewegte sie dazu, Frieden zu schließen - es blieb ihnen gar nichts anderes übrig, als zu flehen und sich zu ergeben. Ihr Gut und Leben lieferten sie Morgân aus als ihrem gnädigen Herrn. Von der Feindschaft mit Morgân und allen Ansprüchen auf Vergeltung [1890] sagten sie sich los und retteten so mit Klugheit Land und Leute. Der treue Marschall Foitenant ritt dann heim zu seiner edlen Frau und redete ihr zu, ja, er beschwor sie, sie solle sich, wenn ihr das Leben lieb sei, in ihre Kemenate zurückziehen wie eine Frau, die ihre Niederkunft erwartet, und wenn sie dann nach der gewöhnlichen Zeit aus ihrem Kindbett wieder aufstehe, solle sie sagen und fortan dabei bleiben, [1900] sie habe ein Kind zur Welt gebracht, ihren Sohn und Erben. Die gütige Marschallin, die musterhafte Dame, die treue, reine Florete, die ein Spiegel aller Frauentugend war und durch und durch edel wie nur je ein Juwel, ließ sich nicht lange bitten zu tun, was ihr doch Ehre machen sollte. Sie verstellte ihr ganzes inneres und äußeres Wesen [1910] und verwandelte sich in ein Bild der Klage wie eine Frau, die bald gebären soll. Sie befahl, ihre Kammer herzurichten und alles vorzubereiten für das Ereignis, das ihr ins Haus stand. Wohl wissend, wie man sich benehmen muss, wenn es soweit ist, gestaltete sie ihre künstlichen Wehen sehr naturgetreu: Aufgewühlt vor Schmerzen an Leib und Seele, gab sie [1920] eine Frau in Kindsnöten, die mit ihrer ganzen Person von der Qual und Mühe des Gebärens in Anspruch genommen wird. Dann wurde ihr das Kind ins Bett geschmuggelt, so listig, dass niemand den Betrug bemerkte, nur eine der Hebammen war in das Geheimnis eingeweiht. Und so verbreitete sich schnell die Nachricht, die edle Marschallin [1930] liege im Wochenbett mit einem Sohn. Das war gar nicht gelogen: Tatsächlich lag sie da mit einem Sohn in den Armen, der ihr in kindlicher Liebe verbunden bleiben sollte bis an ihrer beider Ende. Dieses liebe Kind war ihr mit solch inniger Kindesliebe zugetan wie nur je 25
ein Kind seiner Mutter, und das war nur recht und billig so. Sie ihrerseits schenkte ihm alle Aufmerksamkeit [1940] einer zärtlich sorgenden Mutter und war ihm so unwandelbar hingegeben, als hätte sie ihn wirklich unter ihrem Herzen getragen. Wie die Quelle uns versichert, ist das, was hier geschah, ohne Beispiel in der Welt: Weder früher noch seitdem haben je ein Mann und seine Frau mit so viel zärtlicher Hingabe ihren Herrn aufgezogen. Im weiteren Verlauf der Geschichte wird uns deutlich werden, [1950] was für väterliche Sorgen und Plagen aller Art der treue Marschall auf sich nahm für ihn. Als die edle Marschallin sich von den Strapazen ihrer Niederkunft erholt hatte und nach der vorgeschriebenen Frist - sechs Wochen nach der Geburt des Sohnes, von dem ich euch erzählt habe - zur Kirche gehen sollte, nahm sie ihn in ihre Arme [1960] und trug ihn selber mütterlich sanft, wie es sich gehörte, zum Gotteshaus. Nachdem sie dort den Eingangssegen empfangen und mit schönem Gefolge den Opfergang getan hatte, schritt man zur heiligen Taufe, damit das kleine Kind in Gottes Namen das Christentum empfinge, [1970] und es, was auch immer danach aus ihm würde, doch jedenfalls ein Christ wäre. Da stand nun der Priester bereit zur heiligen Handlung und fragte, wie es Brauch ist bei der Taufe, welchen Namen das Kindlein tragen sollte. Die Marschallin, die feine Dame, trat beiseite und besprach sich ganz leise mit ihrem Mann: Sie fragte ihn, [1980] wie er das Kind gern nennen wollte. Der Marschall sagte lange nichts, er überlegte mit ängstlicher Gewissenhaftigkeit, was für ein Name in diesem besonderen Fall wohl passend wäre. Dabei richtete er den Blick weit zurück auf die allerersten Anfänge des Kindes, wie er sie aus Erzählungen kannte, und betrachtete, wie seine Sache sich von da an entwickelt hatte. „Seht, meine Dame", sprach er, „ich weiß es [1990] von seinem Vater selbst, wie es ihm mit Blanscheflûr ergangen ist, unter welch traurigen Umständen ihre Sehnsucht nach ihm ans Ziel gelangte, wie sie dieses Kind mit trauerndem Herzen empfing, in welcher Trauer sie es zur Welt brachte: So wollen wir ihn denn Tristan nennen." Triste bedeutet Trauer, das trifft es genau; also wurde das Kind Tristan genannt [2000] und auf den Namen Tristan getauft. Tristan, von „triste", lautete sein Name, der passte zu ihm und stand ihm wohl zu Gesicht, das zeigt uns jeder Blick auf die Geschichte: Wir sehen, wie traurig es zuging bei dem freudigen Ereignis seiner Geburt, wir sehen, wie früh ihm Leid und Schmerz aufgepackt wurden, sehen, wie traurig das Leben war, [2010] das ihm geschenkt wurde, sehen den traurigen Tod, der aller Not seines Herzens ein Ende machte, schlimmer als aller Tod und so recht die Galle aller Trauer. Jeder, der diese Geschichte liest, muss erkennen, dass in dem Namen das Leben widerhallt. Der Mann war, wie er hieß, [2020] und er hieß, wie er war, Tristan war sein rechter 26
Name. Wenn aber nun jemand wissen wollte, was Foitenant im Schild führte, als er die Kunde in die Welt setzte, das Kind wäre in den Wehen der unglücklichen Geburt umgekommen und Tristan läge tot in seiner toten Mutter Leib, so wollen wir ihm Auskunft geben: Es geschah aus Treue, der treue Mann tat es, [2030] weil er von Morgân Schlimmes fürchtete; wenn der von dem Kind erführe, so meinte er, würde er es heimtückisch oder mit offener Gewalt umbringen und dem Land den rechten Erben nehmen. Deswegen nahm der Treue das verwaiste Kind als sein eigenes an und erzog es so gut, dass alle Welt ihm wünschen soll, Gott möge ihn reich dafür belohnen; [2040] das hat er an dem Waisenkind wohl verdient. Als nun das Kind getauft und nach Christenbrauch versehen worden war, nahm die tüchtige Marschallin ihr liebes Kindchen wieder in ihre sehr hausmütterliche Obhut: Sie wollte ihn immer unter den Augen haben und sehen, ob auch wirklich alles zu seinem Wohlsein bestellt war. Seine zärtliche Mutter behütete ihn [2050] mit derart eifernder Zärtlichkeit, dass sie es kaum ertragen mochte, wenn er auch nur einen unsanften Schritt tat. So bemutterte sie ihn bis zu seinem siebten Lebensjahr, da war er alt genug, um achtsam alles aufzufassen, was man ihm sagte oder sonst zu verstehen gab. Nun nahm sein Vater, der Marschall, ihn der Mutter weg und gab ihn in die Obhut eines gebildeten Mannes, [2060] mit dem sollte er in fremde Länder reisen, um Sprachen zu lernen. Außerdem aber sollte er auch schon mit dem Bücherlesen beginnen und sich diesen Studien mit besonderem Eifer widmen. Hier bog er nun auf den Weg ein, der ihn aus seiner Freiheit hinausführte, er stieß auf eine Eskorte tyrannischer Sorgen, [2070] die ihm bis dahin unbekannt gewesen waren und ihn nie behelligt hatten. In den frühen Blütenjahren, da all sein Glück erst sprießen sollte, da er mit unbeschwerter Freude zu leben anfangen sollte, war seine beste Lebenszeit schon vorüber - als er in Herrlichkeit zu blühen begann, fiel auf ihn der Reif der Sorgen, der oft der Jugend zum Verhängnis wird, [2080] und ließ die Blüten seines Glücks verdorren. In seiner ersten Freiheit wurde ihm alle Freiheit vernichtet. Mit dem Studium der Bücher und ihrer Tyrannei begann sein ganzer Kummer. Und doch bot er von Anfang an alle seine Geistesgaben auf und legte solchen Eifer an den Tag, dass er binnen kurzer Zeit mehr Bücher studiert hatte [2090] als je ein Kind vor ihm oder seither. Seine Bildungsarbeit erschöpfte sich aber nicht in Bücher lesen und Fremdsprachen lernen: Viele seiner Stunden, die ihm blieben, brachte er mit allerlei Saitenspiel zu. Früh und spät befasste er sich fleißig mit dieser Kunst, bis er sie mit staunenswerter Perfektion beherrschte. Er lernte unermüdlich, heute dies und morgen das, [2100] und was er heuer bereits konnte, konnte er im Jahr darauf noch besser. Zu alldem lernte er auch
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noch, hoch zu Ross Schild und Speer gewandt zu führen, das Pferd recht zu spornen auf beiden Seiten, es im Galopp kühn zu lenken. Voltigieren und laissieren, mit den Schenkeln recht jamblieren nach den Regeln ritterlicher Kunst, [2110] mit solchen Übungen machte er sich oft Bewegung. Sich richtig decken mit dem Schild, kräftig ringen, schön laufen, wild rennen, auch den Speer werfen, das alles trieb er mit angestrengtem Ernst. Außerdem aber, so sagt uns die Geschichte, lernte er noch pirschen und jagen und konnte es bald besser als jeder andere, wen man auch nennen mag. Auch auf höfische Spiele und Künste aller Art [2120] verstand er sich und war sehr geschickt darin. Und schön war er noch obendrein, so gesegnet schön wie nur je ein Jüngling, den eine Frau zur Welt gebracht hat. Alles an ihm war auserlesen, in seinem inneren wie in seinem äußeren Wesen. Nun war aber die ganze Herrlichkeit mit dauerndem Unheil unterfüttert, so steht es geschrieben, ach, er war mit Unglück gesegnet. Als sein vierzehntes Lebensjahr herankam, [2130] rief ihn der Marschall wieder heim und ließ ihn viel in seinem Reich umherreisen, damit er Land und Leute kennen lernte und so recht verstünde, wie es zuging in dem Land. Das tat der musterhafte junge Mann und erntete überall viel Lob, im ganzen Reich hätte man nie und nimmer [2140] auch nur einen Knaben finden können, der solche Fähigkeiten hatte. Alle Welt blickte ihn mit Liebe und Wohlwollen an, wie man eben dem begegnet und begegnen soll, der nichts als Vollkommenheit in allen Dingen im Sinn hat und alles Mindere verachtet. Damals und in dieser Zeit fügte es sich so, dass aus Norwegen übers Meer [2150] ein Kaufmannsschiff und keine zweie nach Parmenîe gefahren kam. Es legte an und machte fest in Kanoêl, vor ebenjenem Château, auf dem der Marschall mit seinem Erbprinzen Tristan residierte. Als nun die fremden Kaufleute ihre Waren ausgelegt hatten, [2160] sprach es sich am Hof schnell herum, was für Sachen da angeboten wurden. Ach, diese Neuigkeiten brachten Tristan Unheil! Da gebe es Falken zu kaufen und andere schöne Vögel, erzählte man, und alle redeten davon, bis zwei von den Kindern des Marschalls - zielstrebig, wie Kinder in solchen Dingen sind - sich zusammentaten [2170] und mit ihrem vermeintlichen Bruder Tristan zu ihrem Vater gingen, um ihn schlau zu bitten, er möge Tristan erlauben, für sie ein paar Falken zu kaufen. Der edle Rûal hätte seinem Liebling Tristan jeden Wunsch erfüllt und ihm nie Hindernisse in den Weg gelegt, [2180] denn er erwies ihm höhere Ehren als irgendjemandem in seinem Land und behandelte ihn besser als alle die Seinen. Seine eigenen Kinder lagen ihm nicht so sehr am Herzen wie er. Daran kann alle Welt sehen, wie vollkommen treu er war, musterhaft in allen Dingen und aller Ehren wert. Er stand sogleich auf und nahm, [2190] vä28
terlich wie nur je ein Vater, seinen Sohn Tristan bei der Hand. Seine anderen Söhne begleiteten ihn, und noch eine Menge Leute seines Hofs leisteten ihm sowohl pflichtbewusst als auch heiter entschlossen, sich zu vergnügen, Gefolgschaft zum Schiff hinunter. Wonach es einen nur gelüsten kann und was ein Herz begehren mochte, gab es da zu kaufen: Schmuck, Seide, vornehme Kleidung [2200] fand man da im Überfluss. Auch schöne Jagdvögel wurden angeboten: Wanderfalken, Zwergfalken und Sperber, Habichte, ausgewachsene, aber auch heurige mit roten Federn, von allem gab es eine große Auswahl. Tristan wurde aufgefordert, sich Falken und Zwergfalken auszusuchen, [2210] auch für die beiden, die als seine Brüder galten, kaufte er ein. Was die drei haben wollten, das bekamen sie, und als alle ihre Wünsche erfüllt waren und man sich anschickte, wieder nach Hause zu gehen, da geschah es, dass Tristans Blick auf ein Schachspiel fiel, das da an der Wand hing. [2220] Das war ein sehr schön gearbeitetes Brett, die Einfassung großartig ornamentiert, die Figuren, die dazugehörten, waren kunstvoll aus edlem Elfenbein geschnitzt. Tristan, dieses hochbegabte Kind, betrachtete es hingerissen. „Ei", sprach er, „meine Herren Kaufleute, Gott schütze Euch. [2230] Sagt mir: könnt Ihr Schach spielen?" Und das sagte er in ihrer Sprache. Jetzt sahen sie den jungen Mann erst recht aufmerksam an, als er da in ihrer Sprache redete, die dort keiner sonst konnte, und sie studierten ihn genau von Kopf bis Fuß. Da fanden sie nun, dass er der allerschönste Jüngling war, der ihnen je vorgekommen war, [2240] und so fein gebildet wie kein zweiter. „Ja, mein Lieber", sagte einer von ihnen, „es gibt etliche unter uns, die es recht gut können. Wenn Ihr Euch davon überzeugen wollt, bitte schön, es soll mir ein Vergnügen sein, gegen Euch anzutreten." Tristan sprach: „Das machen wir!", und so setzten sich die zwei zu einer Partie ans Brett. Der Marschall sagte: „Tristan, ich gehe jetzt heim, [2250] du kannst hier bleiben, wenn du magst. Meine anderen Söhne begleiten mich; ich lasse dir deinen Lehrer da, der soll ein Auge auf dich haben und sich um dich kümmern." Der Marschall mit seinem ganzen Gefolge verließ also das Schiff, nur Tristan und sein Erzieher blieben da. Dieser hatte, so kann ich euch versichern, denn die Geschichte sagt es uns ausdrücklich, [2260] allen Adel, den Courtoisie und eine durch und durch edle Natur einem jungen Mann verleihen können, und er hieß Kurvenal. Er war vielseitig gebildet, wie es sich gehört für einen, der einen solchen Schüler unterrichten will, und dieser lernte viel von ihm. Als der so begabte Jüngling, der fein gebildete Tristan, [2270] da saß in seiner ganzen Schönheit und Courtoisie und sein Spiel machte, staunten ihn die Fremden alle wieder an und sagten sich im stillen, dass ihnen noch nie solche Jugend mit so viel Vollkommenheit geziert begegnet war. Indes beeindruckte sie all die feine Bildung, die er 29
beim Spiel und in seinem ganzen Auftreten an den Tag legte, noch am wenigsten; [2280] weit erstaunlicher fanden sie es, dass ein Kind so viele Sprachen konnte: Die Worte flössen ihm ganz leicht von den Lippen dergleichen hatten sie noch nie erlebt, wohin sie auch gekommen waren. Der höfische Kavalier streute immer wieder hübsches Geplauder und exotische Schachwörtlein ein. Davon kannte er eine große Menge und verwendete sie mit Geschmack, [2290] seinem Spiel noch mehr Reiz zu verleihen. Auch sang er ausgezeichnet Chansons und schöne Weisen, Lieder mit Refrain und Tanzstücke. Solche Künste der Courtoisie trieb er immerfort so lange, bis die Handelsleute zu einem gemeinsamen Entschluss gelangten: Wenn sie es schlau so anstellten, dass sie ihn entführen könnten, [2300] dann würde ihnen das viel Gewinn und Ehre bringen. Und sie zögerten nicht lange, sondern wiesen die Ruderer an, sich bereit zu halten, dann holten sie selber den Anker ein, das war nicht recht. Sie legten ab und fuhren fort, so leise, dass weder Tristan noch Kurvenal etwas davon bemerkte, [2310] bis sie sich eine deutsche Meile weit draußen auf dem Wasser befanden. Die zwei waren nämlich so sehr in ihr Spiel vertieft, dass sie an gar nichts anderes dachten. Erst als sie damit fertig waren und Tristan, der das Spiel gewonnen hatte, um sich schaute, erkannte er, was geschehen war. [2320] Solchen Jammer wie den seinen jetzt habt ihr nie an einer Mutter Kind gesehen! Er fuhr auf und mitten unter sie. „Ach, meine Herren Kaufleute", sprach er, „um Gottes willen, was habt Ihr mit mir vor? Sagt, wohin verschleppt Ihr mich?" „Seht es ein, mein Lieber", sagte da einer von ihnen, „das ist nun einmal so und nicht zu ändern: Ihr müsst mit uns fort. Findet Euch damit ab und seid zufrieden." [2330] Da fing der arme Tristan so jämmerlich zu klagen an, dass auch seinem Freund Kurvenal die Tränen kamen vor lauter Leid, und er gebärdete sich so verzweifelt, dass der ganzen Mannschaft von seinem Jammer und von dem des Knaben angst und bange wurde. Da setzten sie Kurvenal in einem Beiboot aus. [2340] Sie gaben ihm ein Ruder mit und ein kleines Brot, damit er fahren konnte und nicht Hungers starb, und sagten zu ihm noch, er solle fahren, wohin sein eigener Wille ihn wiese, Tristan aber müsse mit ihnen fort. Dann setzten sie die Segel und ließen ihn da treiben in seiner großen Not. Kurvenal schwamm auf dem Meer, [2350] mehrfach unglücklich war er: Ihn quälte das schlimme Leid, das über Tristan gekommen war, ihn quälten seine eigenen Sorgen um sein Leben, denn er verstand nichts von der Seefahrt und hatte noch nie ein Ruder in der Hand gehabt. Jammernd sprach er zu sich selbst: „Ach, Gott, was soll ich nur machen! Das ist das Schlimmste, was mir je passiert ist. [2360] Da bin ich nun ganz allein hier draußen und habe keine Ahnung, wie man ein Boot lenkt. Mächtiger Gott, steh du mir bei und hilf du mir rudern. Ich will im Ver-
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trauen auf deine Güte versuchen, was ich noch nie versucht habe: Sei du mein Steuermann und Lotse!" So sprach er und nahm sein Ruder in die Hand. In Gottes Namen fuhr er los und gelangte, [2370] wie Gott es gnädig fügte, bald zurück nach Hause, wo er berichtete, was geschehen war. Der Marschall und seine liebe Frau zerquälten sich das Herz in ihrem Jammer, ihr Leid und ihre Trauer hätten nicht größer sein können, wenn Tristan tot vor ihren Augen dagelegen hätte. Da gingen die beiden [2380] in ihrem gemeinsamen Leid, begleitet von der ganzen Hofgesellschaft, ans Ufer des Meeres und weinten um ihr verlorenes Kind. Viele Zungen flehten da in Treue, Gott möge sein Helfer sein. Da erhob sich vielfältige Klage, die einen klagten so, die andern anders, doch als es an den Abend und ans Abschiednehmen ging, [2390] fügte sich ihre Klage, die vorher so vielstimmig gewesen war, zu einem einzigen Lamento, die hier und jene dort riefen nun alle immer nur das eine: „Béas Tristan, cûrtois Tristan, tun cors, ta vie a dê cornant - Gott nehme deinen schönen Leib, dein süßes Leben unter seinen Schutz!" Unterdessen führten ihn [2400] die Norweger immer weiter mit sich fort. Die glaubten, sie hätten ihn ein für allemal ihrem Willen unterworfen, und waren sich ihrer Beute sicher. Doch da machte der ihr Werk zunichte, der alle Dinge gerade macht und alles Ungerade richtet, dem die Winde und das Meer und alle Gewalten in ängstlichem Gehorsam ergeben sind. Durch seinen Willen und auf sein Geheiß [2410] erhob sich auf dem Meer ein so fürchterlicher Sturm, dass sie sich allesamt nicht mehr zu helfen wussten und dem Schiff seinen Lauf ließen, wohin die tobenden Winde es trieben. Sie hatten alle Hoffnung aufgegeben, Leib und Leben zu retten, und sich ganz der kargen Barmherzigkeit jener Macht ausgeliefert, [2420] die da Zufall heißt: Sie überließen es dem Schicksal, ob sie am Leben blieben oder nicht, denn sie konnten nichts mehr tun, als zusammen mit der wilden See aufzusteigen, wie wenn sie gen Himmel fahren müssten, und dann wieder abzustürzen wie in die bodenlose Tiefe. Die tobenden Wogen schleuderten sie auf und nieder, [2430] hin und her. Kein einziger von ihnen konnte auch nur einen Moment lang aufrecht auf seinen Füßen stehen. So erging es ihnen acht Tage und acht Nächte lang, bis sie alle fast ganz entkräftet und der Ohnmacht nahe waren. Da sprach einer von ihnen: ,,Meine Herren, [2440] ich glaube bei Gott, diese Ängste und Schrecken hat uns Gott geschickt. Dass wir mehr tot als lebendig auf diesen tobenden Wellen schwimmen müssen, das kommt von nichts anderem als von unseren Sünden und davon, dass wir treulos Tristan den Seinen geraubt haben." „Ja", sprachen da alle einmütig, „du hast Recht, so ist es." [2450] Und sie fassten einen Entschluss: Wenn Wasser und Winde ihnen Frieden gewährten, so dass sie wieder festes Land erreichten, dann wollten sie ihn sehr gern in Freiheit 31
gehen lassen, wohin er wollte. Und kaum hatten sie sich darauf geeinigt, kam ihre Schreckensfahrt mit einem Mal zu sanfter Ruhe. [2460] Wind und Wogen zerstreuten sich, ihre Gewalt zerging, das Meer glättete sich, die Sonne kam wieder heraus und leuchtete so hell wie vorher. Jetzt brauchten sie nicht mehr lang zu warten, denn der Wind hatte sie in den acht Tagen nach Kurnewal verschlagen: Sie waren jetzt schon so nahe vor der Küste, [2470] dass sie den Strand sahen, an dem sie landen sollten, und so legten sie an. Dann holten sie Tristan und setzten ihn am Ufer aus, versorgt mit Brot und anderen Nahrungsmitteln. „Lieber Freund", sagten sie, „leb wohl mit Gottes Hilfe, möge Er dich schützen!" Alle gaben ihm die besten Segenswünsche mit, dann machten sie sich davon. [2480] Und was tat Tristan, der heimatlose arme Tristan? Nun ja, der saß da und weinte. Kinder können halt nicht anders als weinen, wenn ihnen etwas zustößt. Heimatlos und verzweifelt, wie er war, faltete er seine Hände und sprach voller Inbrunst zu Gott: „Ach, du mächtiger Gott, so wahr Gnade im Überfluss in deiner Macht steht [2490] und viel Güte an dir ist, bitte ich dich, süßer Gott, dass du endlich doch Gnade und Güte an mir übst, nachdem du das über mich verhängt hast, dass ich so verschleppt wurde. Nun weise mich doch wenigstens dahin, wo ich unter Menschen bin. Ich schaue nach allen Seiten um mich und sehe nirgends ein lebendes Wesen. [2500] Diese weite Wildnis macht mir Angst: Wohin ich auch die Augen wende, erblicke ich immer nur das Ende der Welt; wohin ich schaue, sehe ich nichts als seelenlose Landschaft, Wüstenei und Wildnis, wilde Felsen und wildes Meer. Diese Schrecken sind fürchterlich genug, mehr noch aber fürchte ich mich [2510] vor Wölfen und Tieren, die werden mich fressen, welche Richtung ich auch einschlage. Und dann neigt sich auch der Tag bereits gefährlich gegen Abend. Untätig noch länger zögern, von hier fortzugehen, ist das Schlechteste, was ich tun kann. Wenn ich mich nicht schleunigst auf den Weg mache, muss ich in diesem Wald da übernachten, und dann kann mich nichts mehr retten. [2520] Jetzt sehe ich, dass es hier viele hohe Felsen gibt und Berge, und denke mir: Ich will versuchen, auf einen dieser Gipfel zu klettern, solange es noch hell ist, und Ausschau halten, ob nicht in der Nähe oder Ferne irgendeine Art von Bauwerk steht, wo ich vielleicht Menschen finde, die mich aufnehmen und mit deren Hilfe ich mich dann weiter durchschlagen kann, [2530] auf welche Weise auch immer." So erhob er sich denn und brach auf. Rock und Mantel, die er anhatte, waren aus herrlichem Seidenbrokat, einem wunderbar kunstvollen Gewebe: Sarazenen hatten es mit glitzernden Ornamenten exotisch prächtig, wie es die Heiden können, durchwirkt und bestickt. [2540] Und da32
von hatte man ihm Kleider auf den schönen Leib geschneidert, die so exquisit gearbeitet waren wie nur je ein Staatsgewand, das ein Meister oder eine Meisterin der Schneiderkunst gefertigt hat. Die Geschichte sagt uns noch, dass dieser Seidenstoff von einem derart satten Grün gewesen sei, wie es das Gras im Mai nicht ist, und das Pelzfutter war Hermelin, so vollkommen weiß, [2550] dass es nicht weißer gedacht werden konnte. Er machte sich also weinend und zutiefst verzagt auf den schlimmen Weg, da er nun einmal nicht bleiben konnte. Er zog sein Kleid unter dem Gürtel ein bisschen höher, den Mantel rollte er zusammen und trug ihn über der Schulter: So begann er seinen Marsch in die Wildnis, [2560] durch Wald und Wiesen. Er hatte weder Weg noch Pfad und nur die Spur, die er sich selber austrat: Mit seinen Füßen und Händen schuf er sich Weg und Steg und ritt auf seinen eigenen Armen und Beinen über Stock und Stein, kletterte auf allen Vieren aufwärts, bis er auf einen Höhenkamm gelangte. Und da fügte es sich so, dass er [2570] auf einen Waldweg stieß, der war nirgends eben, sondern mit Gras überwuchert und schmal. Dem folgte er hinunter ins Tal jenseits des Kammes, und gelangte, so von ihm geleitet, schon bald auf eine schöne Landstraße, die war ziemlich breit und, wie die Hufspuren verrieten, nicht ohne einigen Verkehr in beiden Richtungen. Da setzte er sich, um auszuruhen, weinend nieder: [2580] Sein Herz trieb ihn immerfort heim zu den Seinen, in sein Land, wo er die Leute kannte, und so trieb ihn großer Jammer um. In seinem Elend begann er zum zweiten Mal dem lieben Gott sein Leid zu klagen und erhob flehend die Augen zum Himmel. „Gott", sprach er, „gütiger Herr, mein Vater und meine Mutter, ach, dass die mich so verlieren müssen! [2590] Hätte ich doch nie dieses vermaledeite Schachspiel angefangen, dem will ich nie mehr gut werden. Sperber, Falken und Zwergfalken sollen verflucht sein. Die haben mich meinem Vater weggenommen, sie sind schuld, dass ich meinen lieben Verwandten und Bekannten entführt wurde und alle, die mir Glück und Reichtum gönnten, [2600] nun schlimmen Kummer haben und um mich trauern müssen. Ach, liebste Mutter, ich weiß wohl, wie du dich quälst in deinem Leid, ach, Vater, dein Herz ist voller Trauer: Ich weiß wohl, wie schwer ihr beide mit Kummer überladen seid. O weh, Herr, wüsste ich doch nur genauso gut, dass ihr beide wüsstet, dass ich noch völlig unversehrt am Leben bin, [2610] das wäre euch und damit auch mir eine große Gnade. Ich weiß ja ganz gewiss, dass ihr kaum jemals oder nie mehr froh werden könnt, wenn ihr nicht dank Gottes Fügung erfahrt, dass ich noch lebe. Gott, unser Herr, der allen Bekümmerten hilft in ihrer Not, füge es so!" Als er da saß und klagte, wie ich es erzählt habe, [2620] sah er in der Ferne zwei alte Wallfahrer daherkommen, die waren so recht gottgefäl-
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lig: betagt und bejahrt, bärtig und struppig, wie es die echten Kinder Gottes und insbesondere die Pilger häufig sind. Diese frommen Männer trugen Leinenmäntel und waren auch sonst so angezogen, [2630] wie es sich gehört auf einer Pilgerreise, angenäht an ihrer Kleidung waren Meermuscheln und allerlei andere fremdartige Zeichen. Jeder von ihnen hatte einen Pilgerstab in der Hand. Ihre Hüte und die Hosen entsprachen ganz der Ordnung ihres Standes. Die beiden Gefolgsleute Gottes trugen [2640] Leinenhosen, die eine Handbreit über den Knöcheln endeten und unten an den Waden zugebunden waren: Füße und Knöchel lagen bloß, nichts schützte sie, wenn sie sich stießen oder unsanft auftraten. Auf dem Rücken trugen die Pilger zum Zeichen der Buße die Palmzweige geistlichen Lebens. Sie waren gerade dabei, [2650] ihre Gebete und Psalmen und was sie sonst noch Gutes konnten, herzusagen. Als Tristan sie erblickte, sprach er ängstlich zu sich selbst: „Gnädiger Gott, was kommt da auf mich zu? Wenn die zwei Männer, die dort gehen, mich schon gesehen haben, dann kann es sehr leicht sein, dass ich noch einmal in Gefangenschaft gerate." Als sie nun näher kamen und er [2660] an den Stäben und an ihrer Tracht ihren Stand erkannte, da erkannte er zugleich auch ihre Wesensart. Er fasste wieder etwas Mut und wurde fast ein bisschen froh. Aus vollem Herzen sprach er: „Sei gepriesen, großer Gott! Das sind sicher gute Menschen, von denen ich nichts zu fürchten habe." Es dauerte nicht lang, da sahen sie den Knaben, der dort vor ihnen saß, [2670] und als sie sich näherten, stand er sogleich höflich auf vor ihnen, seine schönen Hände legte er sich auf die Brust. Da musterten ihn nun die beiden Männer aufmerksam und stellten fest, dass er eine feine Erziehung genossen haben musste. Voller Wohlwollen traten sie zu ihm hin und grüßten ihn mit schmeichelnder Liebenswürdigkeit und diesem lieben Gruß: „Dê us sal, béas âmîs. [2680] Gott möge dich, mein Lieber, wer du auch seist, beschützen." Tristan verneigte sich vor den Alten. „Ei", sprach er, „dê benîe si sainte companîe Gott gebe den frommen Gefährten seinen Segen auf die Reise." Da ergriffen die zwei wieder das Wort. „Allerliebstes Kind, woher kommst du, oder wer hat dich hierher gebracht?" [2690] Tristan nahm sich wohl in Acht, er war sehr besonnen für sein Alter, und erzählte ihnen eine weit hergeholte Geschichte: „Ihr heiligen Herren", sprach er, „ich bin in diesem Land daheim. Ich bin heute ausgeritten - ich meine: ich und noch etliche andere - , um in den Wäldern hier herum zu jagen. Da habe ich dann, ich weiß selber nicht wie, die Jagdgesellschaft mitsamt der Meute aus den Augen verloren. [2700] Den anderen, die sich im Wald auskennen, ist es wohl besser ergangen als mir: Ich bin in der weglosen Wildnis umhergeritten und habe mich heillos verirrt. Da stieß ich dann auf diese unglückselige Hufspur, die führte mich zu einem Graben. Da ging mir
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mein Pferd durch, es wollte mit aller Gewalt da hinunter - am Ende lagen wir beide auf der Erde. [2710] Ich kam gar nicht dazu, wieder aufzusteigen, denn ehe ich mich versann, hatte das Pferd sich schon losgerissen und preschte davon in den Wald hinein. Irgendwann gelangte ich auf diesen Pfad da, und der hat mich hierher geführt. Ich könnte keinem Menschen sagen, wo ich jetzt bin und wie ich gehen muss. Seid so gut, Ihr lieben Leute, und sagt Ihr mir: Wohin wollt Ihr?" [2720] Da sprachen sie zu ihm: „Mein Freund, wenn es Gott dem Herrn gefällt, sind wir noch heute Abend in der Stadt Tintajoêl." Tristan bat die beiden freundlich, sie möchten ihn dahin mitnehmen. „Sehr gerne, allerliebstes Kind", sagten die Pilger, „wenn du dahin willst, so komm." Tristan machte sich mit ihnen auf den Weg. [2730] Während sie wanderten, kamen sie auf allerlei Dinge zu sprechen. Der weltgewandte Tristan hielt seine Zunge schön im Zaum: Sie mochten noch so viel fragen, so gab er immer schicklich Antwort und sagte doch nicht mehr, als nötig war. Er war im Reden und in seinem ganzen Benehmen so souverän bescheiden, dass die beiden [2740] Alten, grau und weise, wie sie waren, ihn selig priesen und ihn nun noch genauer musterten, seine Haltung, sein Betragen und dazu seine schöne Gestalt - die Kleider, die er anhatte, stachen ihnen erst recht in die Augen, weil sie so prächtig waren und von so wunderbarer Webart - , und sie sprachen bei sich: [2750] „Ach, gütiger Herr im Himmel, wer und aus welchem Haus ist dieses Kind, das so wahrhaft tadellos auftreten kann?" So wanderten sie eine französische Meile weit dahin und betrachteten und studierten ihn von Kopf bis Fuß, das war ein angenehmer Zeitvertreib. Nun traf es sich, dass die Hunde seines Oheims Marke von Kurnewal [2760] zu ebendieser Zeit, wie uns die rechte Geschichte sagt, einen ausgewachsenen Hirsch bis zu ebendieser Straße gejagt hatten. Da ließ er sie herankommen und stellte sich, völlig entkräftet von der Flucht und seinem schnellen Lauf, zur Wehr. Jetzt waren auch schon die Jäger da, um dem Tier unter großem [2770] Hörnergetöse den Fangstoß zu geben. Als Tristan diese Szene sah, sprach er klug, wie er war, zu den Pilgern: „Meine Herren, seht: Das da sind die Hunde und der Hirsch und die Leute, die ich heute verloren habe, hier finde ich die Meinen wieder. Wenn Ihr erlaubt: Ich will zu ihnen." [2780] „Mein Kind", sagten sie, „Gott segne dich, Glück und Heil auf deinen Weg." „Euer Diener", sprach der edle Tristan, „Gott behüte Euch." Er verbeugte sich und ging zu der Jagdgesellschaft. Da hatte man nun den Hirsch zur Strecke gebracht; der Jagdmeister legte ihn auf alle viere wie ein Schwein hin auf das Gras. [2790] „Nanu, Meister, was ist denn das für eine Art?", sprach da der fein gebildete Tristan. „Halt! Um Gottes willen, was macht Iluda? Wo hat man je so einen Hirsch zerlegen sehen!" Der Jäger richtete
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sich auf zu seiner ganzen Größe und sah ihn an und sprach: „Wie sonst, mein Kleiner, soll ich es denn machen? Hierzulande kennt man es nicht anders, als dass man den Hirsch, wenn er enthäutet ist, [2800] seiner ganzen Länge nach mittendurch zerhaut und ihn dann so viertelt, dass keines der vier Quartel wesentlich größer ist als ein anderes: So ist es in diesem Land der Brauch. Verstehst du denn überhaupt etwas davon, Kleiner?" „Ja, Meister", sagte Tristan, „da, wo ich aufgewachsen bin, macht man es anders." [2810] „Wie denn?", fragte der Jäger. „Da entbästet man den Hirsch." „Mein lieber Freund, das musst du mir schon vorführen, sonst weiß ich wahrlich nicht, was du mit ,entbästen' meinst. In diesem Königreich hier weiß kein Mensch etwas von dieser Kunst. Ich habe auch das Wort noch nie gehört, weder von Einheimischen noch von Fremden. Liebes Kind, was ist ,entbästen'? Sei so gut und zeig es mir, [2820] komm her, entbäste diesen Hirsch." Tristan sprach: „Mein lieber Meister, wenn Ihr erlaubt und ich Euch damit einen Gefallen tun kann, will ich Euch gern, so gut ich es verstehe, vorführen, wie es bei mir daheim der Brauch ist, da Ihr mich nach dem Bast gefragt habt." Der Meister sah den jungen Fremden freundlich lächelnd an, [2830] denn er selber hatte auch höfische Kultur am Leib und wusste, was sich gehört für einen Mann von feiner Lebensart. „Ja", sagte er, „lieber Freund, fang an. Nur zu, und wenn du zu zart bist, mein Schätzchen, dann will ich selber mit den Meinen hier gern Hand anlegen und dir helfen, das Tier zurechtzulegen oder umzudrehen, wie du es haben willst [2840] und mit dem Finger deutest." Tristan, das heimatlose Kind, nahm seinen Mantel von den Schultern und legte ihn auf einen Baumstumpf, er zog seinen Rock ein bisschen höher, krempelte die Ärmel auf, strich sich sein schönes Haar glatt und hinters Ohr. Jetzt wurden denen, die da beim Bast zuschauten, [2850] seine ganze Art und sein Benehmen immer deutlicher, sie nahmen es jetzt erst so richtig wahr und sahen es mit Bewunderung und Freude: Keiner war dabei, der sich nicht in seinem Herzen sagte, dass dieser Knabe rundum edel, sein Gewand ebenso exotisch wie prächtig und sein ganzer Körper schlicht vollkommen sei. Sie traten alle näher und passten genau auf, was er tat. [2860] Jetzt ging der Fremdling ans Werk: Der junge Meister Tristan packte den Hirsch; er wollte ihn auf den Rücken legen, aber er schaffte es nicht, das Tier war zu schwer. Da bat er mit feinem Anstand, man möge es ihm richtig hinlegen, so dass er es entbästen konnte. Nachdem das flugs geschehen war, [2870] trat er oben an das Kopfende und begann den Hirsch aus der Decke zu schlagen. Unter dem Maul setzte er das Messer an und trennte die Unterseite auf. Dann wandte er sich wieder dem oberen Ende zu: Die Vorderbeine häutete er ab, das rechte zuerst, das linke nachher, wie es sich gehört. Anschließend nahm er sich die Hinterläufe vor und verfuhr mit ihnen 36
ebenso: Er schnitt die Haut auf [2880], löste sie auf beiden Seiten sauber von oben nach unten und breitete sie glatt am Boden aus. Er wandte sich dann wieder den Schulterstücken zu: Die löste er so aus, dass die Brust unzerteilt bliebt, und legte sie beiseite. Nun machte er sich daran, die Brust vom Rücken zu schneiden, [2890] dazu drei Rippen auf beiden Seiten, so ist es waidgerecht: Die müssen dranbleiben, wenn man die Brust auslöst. Und sogleich nahm er sich die nächste Arbeit vor: Vollkommen sachverständig trennte er die beiden Hinterbeine ab, nicht jedes einzeln, sondern in einem Stück. Auch den zweien, die als nächstes an die Reihe kamen, wurde er gerecht: [2900] Den Lendenstücken, die, etwa anderthalb Handbreit groß, am hinteren Teil des Rückens über den Flanken sitzen - Ziemer nennen die, die sich auf die Kunst des richtigen Zerlegens verstehen, dieses Stück. Die Rippen trennte er ab auf beiden Seiten, links und rechts vom Rückgrat hieb er sie ab, dann schnitt er den Pansen mitsamt dem Gedärm los. Und weil das seinen schönen Händen widerlich war, befahl er: [2910] „Zwei flinke junge Burschen her zu mir! Tragt das da weg und richtet es mir sauber her." So war nun der Hirsch fertig zerlegt, die Haut lag glatt abgelöst da. Die Brust, die Schulterstücke, Flanken, Läufe, das hatte er alles schön ordentlich da aufgeschichtet und den Bast so zu Ende gebracht. Tristan, der heimatlose Fremdling, sprach: [2920] „Seht, Meister, das ist der Bast, so verfährt man, wenn man es recht versteht. Jetzt seid so freundlich, Ihr und Eure Leute, und macht mir die Furkîe." „Furkîe? Liebes Kind, was soll das sein? Ich weiß nicht, wovon du sprichst. Du hast uns diese fremde Waidmannskunst, die wir ganz vortrefflich finden, meisterlich vorgeführt, [2930] fahr nun fort in deinem Unterricht und lehre uns auch das Übrige. Wir werden dir immer dankbar sein." Da lief Tristan sogleich weg, um einen gegabelten Zweig abzuschneiden, eine Zwistel, wie wir sagen - Furke nennen es die Leute dort, wo die Furkîe üblich ist, aber das macht keinen Unterschied: Zwistel und Furke sind ein und dasselbe Ding. Tristan kam also zurück mit einer solchen Rute. [2940] Er schnitt die Leber ab, löste das Netz aus und die Nieren und trennte die Hoden da ab, wo sie angewachsen waren. Dann setzte er sich nieder auf das Gras, nahm die drei Stücke und band sie in dem Netz des Hirschs an seine Furke, umwickelt und fest verschnürt mit grünem Rindenbast. [2950] „Da schaut, Ihr Herren", sagte er, „das nennen die Jäger bei uns daheim Furkîe. Weil man die Sachen an die Furke bindet, heißt dieser Brauch Furkîe; gebt auch Ihr fein darauf Acht, es ebenso zu machen, denn eine Furke muss es sein. Die soll einer von den Knappen nehmen. Jetzt aber wird es Zeit, dass ich Euch mahne, ja nicht die Curie zu vergessen." [2960] „Curie? Mon dieu, was ist das?", sagten sie. „Das klingt uns ja noch fremder als Arabisch in den Ohren. Was ist Curie, lie37
ber Mann? Aber schweig und sag uns nichts davon, sondern führe es uns vor, was immer es sein mag, so dass wir es ansehen können. Sei so gut, tu es aus Courtoisie." Und Tristan war ihnen gern noch einmal gefällig. Den Herzstrang fasste er - [2970] die Röhre meine ich, an der das Herz hing - und legte ihn frei. Das Herz schnitt er mitten durch zur Spitze hin, nahm es und zerteilte es kreuzweise in vier Viertel, die er auf die Haut hinwarf. Dem Strang wandte er sich wieder zu, Milz und Lunge schnitt er ab: [2980] Da lag nun alles lose da auf der Haut, was an dem Strang gehangen hatte. Die Röhre samt der Gurgel durchtrennte er oberhalb der Brust. Dann löste er flugs den Kopf mit dem Geweih vom Hals und befahl, man möge ihn dahin tragen, wo die Brust lag. „Nun nehmt flink", sprach er, „dieses Rückgrat weg, und wenn ein Armer vorbeikommt, [2990] der etwas davon haben möchte, so gebt es ihm oder tut damit, wie es bei Euch Brauch ist. So mache ich die Cune." Die ganze Gesellschaft trat heran und bestaunte seine Kunst. Tristan befahl jetzt, die Teile zu bringen, die er sich hatte zurichten lassen. Das lag nun alles fein säuberlich, [3000] wie er es angeordnet hatte, vor ihm bereit. Die vier Viertel von dem Herzen hatte er, wie es Jagdbrauch ist, an den vier Ecken der Haut piaziert. Milz und Lunge, ebenso den Pansen und die Eingeweide und was man sonst den Hunden gibt, schnitt er in passend kleine Stücklein, [3010] die er auf der Haut verteilte. Dann rief er laut den Hunden: ,,Zâ, zâ, zâ!" Die waren alle gleich zur Stelle und machten sich über ihr Fressen her. „Seht", sagte der sprachgelehrte Knabe, „das nennt man Curie bei mir daheim in Parmenîe, und ich sage Euch auch warum. [3020] Es heißt deswegen so, weil das, was dann die Hunde fressen dürfen, auf der cuire liegt. So hat man in der Jägerei den Ausdruck Curie von cuire abgeleitet und angenommen: Von cuire kommt Curie; diese Einrichtung ist eine wirklich gute Sache für die Hunde und ein bewährter Brauch, [3030] denn die Stücke, die man ihnen hinlegt, sind wegen des frischen Bluts wahre Leckerbissen für sie, und es macht die Hunde scharf. Seht, das ist der Bast, wie wir ihn verstehen, das ist die ganze Kunst: Prüft selber, ob er Euch gefällt." „Herr!", sprachen da alle, „Wie kannst du nur so reden, seliges Kind! Das ist doch klar, dass dieses klug erdachte Verfahren Bracken und Hunden [3040] nur gut tun kann." Da ergriff wieder der edle Tristan das Wort. „Jetzt könnt Ihr die Hirschhaut wegnehmen, denn ich weiß dazu nichts mehr zu sagen. Das könnt Ihr mir aber glauben: Wenn mir nur noch etwas eingefallen wäre, womit ich Euch dienen könnte, hätte ich es Euch nicht vorenthalten. Schneidet Euch jetzt Eure Stecken ab, auf die Ihr die verschiedenen Teile Eures Hirschs steckt; seinen Kopf tragt Ihr in der Hand, [3050] wenn Ihr zum Hof zieht, um Eure Beute dort zu präsentieren: Indem Ihr tut, was feine Courtoisie gebietet, macht Ihr Euch selber fein. Ihr werdet ja wohl 38
wissen, wie man den Hirsch recht präsentiert. So präsentiert ihn denn, wie es sich gehört!" Den Jagdmeister und seine Leute erfüllte es mit immer neuem Staunen, wie dieses Kind ihnen derart sachverständig und im Detail [3060] alle diese Regeln der Jägerei darlegte und dass es von dieser Kunst so viel verstand. „Schau", sprachen sie, „du gottgesegnetes Kind, die wunderbaren fremden Dinge, von denen du berichtest und berichtest hast, sind, so kommt es uns jedenfalls vor, so zahlreich und kompliziert, dass noch lange kein Ende abzusehen ist. Was du bis jetzt geleistet hast, ist kaum der Rede wert." [3070] Nun führte man eilig ein Pferd am Zügel her und bat ihn, er möge als ein rechter Edelmann mit ihnen in der Ordnung, die seine Kunst gebot, zum Hof reiten und ihnen die feinen Sitten seines Heimatlandes vollständig beibringen. Tristan sprach: „Es sei. Nehmt den Hirsch, auf geht's!" Er saß auf und ritt mit ihnen. Als sie nun so miteinander ritten, [3080] da konnten jene die rechte Gelegenheit und Stunde kaum erwarten: Jeder malte sich im Geist seine Geschichte, dachte sich aus, woher der Fremde wohl gekommen war und wie es ihn da her verschlagen hatte. Sie hätten gerne Näheres über seine Verhältnisse und seinen Stand erfahren. Das gab dem klugen Tristan zu denken. [3090] Erfinderisch, wie er war, machte er sich noch einmal ans Werk, seine Erlebnisse zu erdichten. Was er sagte, ähnelte in keiner Weise dem, was sonst Kinder reden, es war wohl durchdacht: „Jenseits von Britanje liegt ein Land, das heißt Parmenìe. Da treibt mein Vater seinen Handel und kann davon recht schön in bürgerlichem Wohlstand leben, [3100] ich meine: wie es einem Kaufmann gemäß ist. Ihr müsst aber wissen: Wenn er auch viel Hab und Gut besitzt, so liegt ihm doch noch mehr an höheren Werten: Er hat mich das alles lernen lassen, was ich kann. Nun kamen oft Kaufleute aus fernen Ländern zu uns; die beeindruckten mich so sehr mit ihren fremden Sprachen und Sitten, [3110] dass mein Herz mir mit Bitten zusetzte und mir keine Ruhe mehr ließ vor lauter Sehnsucht nach fremden Ländern. Ich wollte gar zu gerne fremde Menschen und Sprachen kennen lernen und konnte früh und spät an nichts anderes mehr denken, bis ich endlich meinem Vater davonlief. Ich fuhr auf einem Kaufmannsschiff fort: So bin ich hierher in dieses Land gekommen. [3120] Jetzt habt Ihr meine Geschichte gehört; ob sie Euch gefällt oder nicht, weiß ich nicht." „Ach, liebes Kind", sprachen alle, „in dir regte sich ein edles Streben. Die Fremde hat schon so manchem Herzen gut getan, man kann von ihr viel Gutes lernen. Lieber Freund, reizender Junge, gebenedeit sei das Land, in dem ein Kaufmann ein Kind zu solcher Vollkommenheit erziehen konnte! [3130] Keiner von allen Königen auf der Welt gibt einem Prinzen eine bessere Erziehung mit. Aber nun sag uns, liebes Kind: Wie nannte dich dein höfisch 39
gebildeter Vater?" „Tristan", sprach er, „Tristan heiße ich." „Dê us adjût!", rief einer aus, „um Gottes willen, wie konnte er dir nur diesen Namen geben! Juvente bêle et la riant, schöne, lachende Jugend, solltest du besser heißen." [3140] So ritten sie dahin und spannen ihr Garn, die einen so, die anderen so; sie brauchten keinen anderen Gesprächsstoff, dieses Kind war Kurzweil genug. Und so fragten ihn die Leute des Königs allerlei, was ihnen eben einfiel. Es dauerte nicht lang, da waren sie so weit gekommen, dass Tristan die Burg erblickte. Von einer Linde brach er zwei schön belaubte Kränze. [3150] Den einen setzte er sich aufs Haupt, den anderen machte er etwas größer und reichte ihn dem Jägermeister. „Ei, lieber Meister", sprach er, „was für eine Burg ist das? Ein wahrhaft königliches Château." Der Meister sprach: „Das ist Tintajoêl." „Tintajoêl? Ah, was für ein Château! Dê te sal, Tintajoêl, und alle deine Leute!" [3160] „Ah, sei gesegnet, süßes Kind", sprachen da seine Begleiter, „Glück und Heil auf allen deinen Wegen, möge es dir so wohl ergehen, wie wir es dir gönnen." So kamen sie zum Burgtor: Da hielt Tristan an. Wieder wandte er sich an die Schar. „Ihr Herren", sprach er, „ich weiß Eure Namen nicht, denn ich bin fremd hier, [3170] Ihr sollt Euch aber so zusammentun, dass immer zweie nebeneinander reiten und entsprechend der Natur des Hirschs: Das Geweih kommt zuerst, ihm folgt die Brust, die Rippen schließen sich an die Bugstücke an, und dann reihe sich das letzte Stück des Hirschs hinter den Rippen ein. Und gebt fein Acht, [3180] dass zuallerletzt die cuire und die Furkîe reiten müssen, so gebietet es die Ordnung der Jägerei. Und lasst Euch nicht hetzen, reitet schön und würdig einer hinter dem anderen. Mein Meister hier und ich als sein Knappe, wir reiten miteinander, wenn es Euch recht ist und wenn Ihr einverstanden seid." „Ja, liebes Kind", sprachen da alle, „was immer du willst, das wollen auch wir." [3190] „So sei es denn", sprach er. „Jetzt leiht mir eins von Euren Hörnern, nicht zu groß und nicht klein - passt auf: Wenn ich es dann blase, hört gut zu und spielt mir nach, was ich Euch vorgebe." Der Jägermeister sprach zu ihm: „Liebster Freund, blase du das Horn und tu, wie es dir gefällt, wir wollen dir gern gehorsam sein, ich und alle, die hier sind." [3200] „A la bonne heure", sprach der Knabe, „ausgezeichnet, so machen wir's!" Man reichte ihm ein kleines, helles Horn. „Nun denn", sprach er, „allez!" So ritten sie in guter Ordnung ein, immer zwei und zwei, wie es sein sollte, und als sie vollends eingezogen waren, nahm Tristan sein Horn und spielte so herrlich [3210] und wunderbar, dass seine Begleiter es vor lauter Entzücken kaum erwarten konnten, mit einzustimmen, und dann endlich hoben sie alle ihre Hörner und bliesen gemeinsam mit ihm seine Melodie: Er gab ihnen meisterhaft die Weise vor, sie folgten ihm gelehrig und geschickt, [3220] dass es durch die ganze Burg schallte. 40
Der König und die ganze Hofgesellschaft schraken hoch, als sie die fremde Jagdmusik hörten und vernahmen: Sie fuhr ihnen in die Glieder, denn dergleichen hatte man an diesem Hof noch nie vernommen. Nun war der Zug vor der Tür zum Palas angelangt; [3230] da standen schon viele Leute, die waren herbeigeeilt, angelockt von dem festlichen Lärm. Sie wollten gar zu gerne wissen, was das für ein Getöse war. Auch Marke selber, der Gute, war gekommen, um nichts zu versäumen, und mit ihm viele Männer von höfisch feiner Lebensart. Tristan hatte den König kaum erblickt, da gefiel der ihm bereits [3240] mehr als alle anderen: Sein Herz kannte ihn heraus aus der Schar, weil er sein Blutsverwandter war - die Natur zog ihn hin zu ihm. Er musterte ihn und begann dann mit einer wahrhaft edlen Begrüßung: Mit unerhörter Kunst stimmte er auf seinem Horn eine neue Weise an, die schallte so gewaltig, dass es ihm diesmal keiner von all den Bläsern [3250] nachtun konnte. Das dauerte nicht lang, dann setzte der so wohl gebildete Fremdling das Horn ab, die Musik verstummte. Sehr fein verneigte er sich vor dem König und redete ihn so liebenswürdig und mit all der gewinnenden Freundlichkeit an, die ihm zu Gebote stand: „De us sal, le roi et sa mehnîe - Gott in seiner Gnade segne Euch, Herr König, und Euer ganzes Haus." [3260] Der stolze Marke und seine Leute erwiderten den Gruß des Knaben mit aller formvollendeten Freundlichkeit, die man einem so wohlerzogenen Menschen schuldet. „Ah", sprachen sie, „de duin dûze âventûre si dûze créature - gebe Gott, [3270] dass einem so liebenswürdigen Geschöpf nichts als lauter Glück und Liebe begegne!" Der König musterte den Knaben. Den Jäger ließ er zu sich kommen. „Sag mir", sprach er, „wer ist dieses Kind, das seine Gedanken so elegant zu kleiden weiß?" „Herr, er ist ein Parmenois, ein wahres Wunder an Courtoisie, und besitzt Fähigkeiten wie kein anderes Kind, von dem ich je gehört habe. Er sagt, er heiße Tristan [3280] und sein Vater sei ein Kaufmann. Das glaube ich aber nie und nimmer: Wo hätte je ein Kaufmann, umgetrieben von Geschäftigkeit, all die Muße hernehmen sollen, die man an dieses Kind gewendet hat? Hätte so einer, der nie müßig gehen darf, sich je bemüßigt finden können, ein Kind so zu erziehen? Ah, Herr, was der alles kann! Schaut Euch nur an, wie wir hier eingezogen sind - diese neue Kunst [3290] hat kein anderer als er uns beigebracht! Und hört, welcher Gedanke dem zugrunde liegt, da werdet Ihr staunen: So wie der Hirsch geschaffen ist, so wird er zum Hof geschafft. Ist das nicht großartig ausgedacht? Und wirklich, seht, das Haupt geht vorneweg, ihm folgt die Brust, dann kommen die Schultern und die Läufe und so weiter. Sagt, hat man je ein Wildbret schöner bei Hofe präsentiert? [3300] Und schaut dorthin: Habt Ihr je einmal eine solche Furkîe gesehen? So viel Raffinement in der Jägerei ist mir meiner Lebtag nie begeg41
net. Vorher hat er uns noch vorgeführt, wie man den Hirsch entbästen muss. Diese Kunst hat mir so gut gefallen, dass ich nie mehr einen Hirsch oder sonst ein Stück Wild in vier Teile hauen will, lieber gehe ich nie mehr auf die Jagd!" [3310] So berichtete er seinem Herrn die ganze Geschichte, schilderte ihm, wie brillant dieser Knabe die höfische Jagdkunst beherrschte und wie er den Hunden die Curie vorgelegt hatte. Der König hörte mit freundlichem Wohlwollen alles an, was der Jäger erzählte, dann ließ er den Knaben zu sich rufen. Die Jäger verabschiedete er nach Hause [3320] und zu ihren Pflichten und Geschäften; sie wendeten ihre Pferde und ritten fort. Der Meisterjäger Tristan gab das geliehene Horn zurück, dann stieg er ab. Die jungen Leute des Hofs liefen hin zu dem Knaben, fassten ihn bei den Armen und geleiteten ihn in einem festlichen Zug vor den König. Er wusste anmutig zu schreiten, [3330] auch sonst wirkte seine Gestalt wie von der Liebe selber ausgedacht: Sein Mund war so recht rosenrot, sein Teint schimmernd hell, seine Augen waren klar, die Haare rein glänzend und am Ende gekräuselt; seine Arme und Hände waren wohl gebildet und schön weiß; sein Körper hatte genau die richtige Größe; an seinen Füßen und den Beinen [3340] zeigte sich seine Schönheit am deutlichsten: die standen so recht vollkommen da und verdienten alles Lob, das man Männerbeinen singen kann. Sein Gewand - das habe ich euch schon erzählt - war ihm mit viel feinem Geschmack auf den Leib geschneidert worden. Was die Anmut der Gebärden und des Benehmens angeht, so hatte er davon eine solche Fülle mitbekommen, dass es ein Vergnügen war, ihn anzusehen. Marke sah Tristan an. [3350] „Freund", sprach er, „heißt du Tristan?" „Ja, Herr, Tristan. Dê us sal." ,,Dê us sal, bêâs vassal." „Merzî", sprach er, „gentil rois, edler König von Kurnewal. Euch und Euren Leuten möge Gottes Sohn immerdar seinen Segen schenken!" Da erhob sich ein großes Komplimentieren am Hof, [3360] und man hörte bald nichts anderes mehr als immer wieder dieses eine Lied: „Tristan, Tristan Ii Parmenois, cum est bêâs et cum cûrtois!" Marke sprach weiter zu Tristan: „Ich sage dir, Tristan, was du tun sollst: Du sollst mir einen Wunsch erfüllen, ich möchte nicht gerne darauf verzichten." „Was Ihr befehlt, mein Herr, das soll geschehen." „Du sollst mein Jägermeister sein." Das erregte ein großes Gelächter. [3370] Da mitten hinein sagte Tristan: „Mein Herr, verfügt über mich nach Eurem Belieben. Was immer Ihr befehlt, das will ich sein. Euer Jäger und Euer Dienstmann bin ich mit allen meinen Kräften." „Das ist recht, mein Freund", sprach Marke. „Du hast es versprochen, nun soll es sein." Ihr habt es gehört: Tristan ist jetzt nach Hause gekommen und weiß es nicht - er meinte immer noch, er wäre heimatlos. [3380] Der Vater, den er da nichtsahnend gefunden hatte, Marke, dieser tadellose Edel-
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mann, verfuhr so, dass es ihm Ehre machte, er hatte auch allen Grund dazu: Er bat alle seine Leute ausdrücklich und befahl es ihnen, dass sie das fremde Kind zuvorkommend und freundlich behandelten und ihm im Gespräch und im kameradschaftlichen Umgang mit Achtung begegneten. [3390] Dazu waren sie allesamt gern bereit. So lebte nun der edle Tristan im Haushalt des Königs. Der sah ihn gern und hatte ihn lieb: Auch in seinem Herzen wirkte jene besondere Anziehungskraft. Er wollte ihn immer in seiner Nähe haben, denn seine Gesellschaft war ihm angenehm: Tristan benahm sich bei Hof stets wie ein vollendeter Edelmann und war sehr aufmerksam zu jeder Gefälligkeit bereit, [3400] sooft sich die Gelegenheit ergab. Wo immer Marke ging und stand, da war Tristan nicht weit, und Marke gefiel das: Er hatte den Knaben sehr gern und behandelte ihn jederzeit zuvorkommend. So war es eine Woche lang gegangen, da wollte Marke, begleitet von vielen Leuten seines Hofs, mit Tristan auf die Jagd reiten [3410] und mit eigenen Augen seine Waidmannskunst sehen und bestaunen. Marke ließ eines seiner Jagdpferde vorführen und gab es Tristan, der hatte nie ein besseres Pferd geritten: Es war stark und schön und schnell. Er ließ ihm ein kleines Jagdhorn reichen, das hatte einen angenehmen, hellen Klang. „Tristan", sprach er dann, „denk daran, dass du mein Jägermeister bist, [3420] und zeig uns deine Jagdkunst. Nimm deine Hunde, mach dich auf den Weg, und weise deinen Treibern ihre Plätze an." „Nein, Herr, so geht es nicht", entgegnete da der feine junge Tristan. „Schickt die Jäger aus, die sollen die Treiber auf ihre Posten stellen und die Meute führen: Die kennen sich hier aus [3430] und wissen viel besser als ich, welche Wege der Hirsch geht und wohin er vor den Hunden flüchtet. Sie sind mit den hiesigen Verhältnissen vertraut, ich dagegen bin noch nie in dieser Gegend gewesen und ganz fremd hier." „Bei Gott, Tristan, du hast Recht: Du kannst dich hier nicht beweisen. Die Jäger sollen losziehen und die Sache selber in die Hand nehmen." [3440] So machten sich die Jäger an die Arbeit: Sie leinten die Hunde an, stellten sogleich ihre Treiber mit Bedacht an gute Plätze, jagten auch wirklich einen Hirsch auf und hetzten den bis gegen Abend: Da stellten ihn schließlich die Hunde. Und jetzt sprengten auch schon Marke und sein Tristan [3450] und mit den zweien eine ganze Schar Gefolgsleute heran, um den Hirsch fallen zu sehen. Da schmetterten die Hörner die schönsten Weisen; es klang so wunderbar, dass es Marke warm ums Herz wurde und noch vielen anderen, die dabei waren. Als die Jäger den Hirsch erlegt hatten, baten sie ihren Meister Tristan, der da zu ihnen in die Fremde heimgekommen war, vorzutreten [3460] und ihnen das Entbästen in allen Einzelheiten vorzuführen. Tristan sprach: „Das will ich tun" und machte sich auch gleich ans Werk. Nun
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meine ich und scheint es mir, dass es überflüssig wäre, wenn ich euch ein und dieselbe Geschichte zweimal hintereinander auftischte. Ganz genauso und um kein Haar anders, als ich es vorher von jenem Hirsch erzählt habe, [3470] entbästete er nun diesen. Sie bekamen den Bast und die Furkîe vorgeführt, dazu die Kunst der Curie, und bekannten einhellig, dass niemand dieses Handwerk besser verstehe als Tristan und niemand je etwas Besseres erfinden könne. Der König befahl, den Hirsch aufzubinden, und machte sich [3480] mit seinem Jäger Tristan und dem ganzen Gefolge auf den Heimweg. Das Geweih vorneweg, hinten die Furkîe, so zogen sie nach Hause. Von da an lebte der edle Tristan, hochgeschätzt von allen Leuten, am Hof; der König und die Seinen erwiesen ihm viel Freundlichkeit. Er seinerseits war so aufmerksam gegen jedermann - ob hoch oder niedrig, das war ihm gleichgültig - , [3490] als wollte er am liebsten jeden Einzelnen von ihnen auf Händen tragen. Diesen Segen hatte ihm Gott mitgegeben: Er konnte und wollte ganz für andere da sein, lachen, tanzen, singen, reiten, laufen, springen, still halten und ausgelassen lärmen - alles konnte er mit allen teilen. Er lebte so, wie es ihnen gefiel [3500] und wie die Jugend leben soll. Was immer einer von ihnen begann, das machte er gerne mit. Jetzt geschah es eines Tages, dass Marke nach dem Essen, zu einer Zeit, die man oft mit heiteren Unterhaltungen zubringt, ganz still dasaß und aufmerksam einem Lied lauschte, das ein Harfner vortrug, ein Meister seiner Kunst, [3510] man kannte keinen besseren. Er war ein Gâlois. Da kam nun Tristan, der Parmenois, und setzte sich zu seinen Füßen nieder. So hingegeben nahm er das Lied und die süßen Töne in sich auf, dass er, und wäre es ihm auch bei Todesstrafe anbefohlen worden, nicht dazu schweigen konnte: Lust ging auf in seiner Brust, sein Herz war voll davon. [3520] „Meister", sprach er, „Ihr spielt wirklich gut. Ihr trefft genau den rechten sehnsuchtsvollen Ton, den diese Melodie haben muss. Britûnen haben dieses Lied gemacht: Es handelt von meinem Herrn Gurûn und seiner Geliebten." Der Harfner verstand es wohl und ließ sich kein Wort davon entgehen, tat aber so, als nähme er es gar nicht wahr. Erst als er sein Lied zu Ende gebracht hatte, [3530] wandte er sich dem Knaben zu. „Du weißt, liebes Kind", sprach er, „woher diese Melodie stammt? Verstehst du denn was davon?" „Ja, verehrter Meister", sprach Tristan, „früher konnte ich es meisterlich, aber jetzt ist meine Kunst so arm, dass ich mich vor Euch schämen müsste." „Nein, mein Lieber, sieh, da ist die Harfe, lass hören, wie man dort, [3540] wo du herkommst, diese Kunst versteht." „Befehlt Ihr es, Meister, und erlaubt Ihr es mir, dass ich Euch etwas vorspiele?", sprach Tristan. „Aber ja, lieber Freund, da ist die Harfe, fang an." Er nahm die Harfe, und sie lag, als wäre sie für ihn geschaffen, in sei-
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nen Händen; die waren, habe ich gelesen, so schön, wie man es sich nur irgend denken kann: weich und sanft, zierlich, schlank [3550] und weiß wie Hermelin. Mit diesen Händen strich er probierend über die Saiten hin, zupfte allerlei kleine Phrasen, sonderbare, süße, schöne Töne. So stimmte er sich ein auf seine britûnischen Lieder. Dann nahm er seinen Stimmschlüssel, drehte an den Wirbeln, diese Saite höher, jene tiefer, wie er es eben haben wollte. [3560] Das dauerte nicht lang, und dann trat der frisch gebackene Spielmann Tristan sein neues Amt entschlossen und mit Andacht an. Soviel Süßigkeit legte er in seine Melodien und Improvisationen, in sein fremdartiges Präludieren, solche Pracht entfaltete er in seinem herrlichen Spiel, dass von allen Seiten die Leute gelaufen kamen [3570] und immer neue Hörer herbeiriefen. Es dauerte nicht lang, da drängte sich beinahe die ganze Hofgesellschaft um ihn: Das wollte sich keiner entgehen lassen. Marke sah alledem ruhig zu, er saß sinnend da, seine Aufmerksamkeit war ganz auf seinen Freund Tristan gerichtet: Er fragte sich voller Staunen, wie es möglich war, dass dieser Knabe, der soviel höfisches Raffinement gelernt und sich derart wertvolle Kenntnisse angeeignet hatte, [3580] seine Fähigkeiten, die ihm selbst doch nicht verborgen sein konnten, so vor der Welt geheim hielt. Tristan stimmte nun ein Lied von der stolzen Geliebten des schönen Grâland an. So schmeichelnd süß klang die britûnische Weise, und er spielte die Harfe so meisterhaft, dass so mancher von denen, die da standen oder saßen, [3590] nicht mehr wusste, wie ihm geschah. Herzen und Ohren wollten da taub und gefühllos und ihrer Pflicht abtrünnig werden. Mancherlei Gedanken traten da hervor, viele dachten: „Ach, gesegnet sei der Kaufmann, der einen so fein gebildeten Sohn herangezogen hat!" Und seine weißen Finger [3600] liefen schön in eiligen Wellen über die Saiten und breiteten Melodien hin, von denen der ganze Palas voll wurde. Die Augen wurden auch nicht geschont: Sehr viele blickten staunend hin auf seine Hände. Als nun dieses Lied zu Ende war, schickte der König einen Pagen hin und ließ Tristan bitten, [3610] er möge noch eins spielen. „Mû voluntiers", sprach der. Herrlich hob er von neuem an, wieder spielte er ein Liebeslied, de la cûrtoise Thispê aus dem alten Babylon. Er gab die Melodie so meisterhaft getreu wieder, dass der Harfner staunte, [3620] und immer wenn es passte, ließ er - er konnte einfach alles - Chansons einfließen. Er sang die Weisen, ganz gleich, ob sie britûnisch waren oder gâlois, lateinisch oder französisch, mit angenehmer Stimme so wunderbar, dass niemand sagen konnte, was schöner [3630] oder mehr zu preisen war, sein Harfenspiel oder sein Gesang. All sein Tun und Lassen und seine großen Fähigkeiten lieferten viel Stoff zum Reden: Die ganze Hofgesellschaft stimmte darin überein, dass kein Mensch in diesem König-
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reich je so vollendete Kunst zu Gehör gebracht hatte. Immer wieder hörte man sagen: „Ah, was für ein Kind ist das? [3640] Was ist uns da ins Haus geschneit? Alle Kinder auf der Welt können unserem Tristan nicht das Wasser reichen." Als Tristan dann sein Lied zu Ende gebracht hatte, wie es ihm gefiel, sprach Marke: „Tristan, komm her zu mir. Der Meister, der dich unterrichtet hat, soll vor Gottes Thron gepriesen werden und du mit ihm, das ist nur recht und billig. [3650] Deine Lieder will ich künftig gerne hören an den Abenden, bevor du schlafen gehst; das wird mir wohl tun und dir auch." „Ja, Herr, sehr gern." „Jetzt sag mir: Kannst du noch andere Saiteninstrumente spielen?" „Nein, Herr", sagte Tristan. „Wirklich und wahrhaftig? So wahr du mich lieb hast, Tristan?" „Herr", sprach da Tristan, [3660] „Ihr hättet mich nicht so streng mahnen müssen, ich hätte es auch so gesagt, da ich es Euch nun einmal schuldig bin und Ihr es wissen wollt. Herr, ich habe mich mit einigem Eifer an allen Saiteninstrumenten, die es gibt, versucht und kann doch keines so gut spielen, dass ich es nicht noch besser können wollte. Und ich muss auch gestehen, dass ich diese Kunst nicht eben lange getrieben habe: Höchstens sieben Jahre oder nur ein bisschen länger [3670] - mit Unterbrechungen, um die Wahrheit zu sagen - bin ich dabei geblieben. Parmenische Musiker lehrten mich die Fiedel spielen und die Drehleier, Harfe und Rotte spielen lernte ich bei zwei Meistern aus Gâles, bei Britûnen aus der Stadt Lût [3680] Leier und Sambiût." „Sambiüt? Guter Mann, was ist das?" „Das beste Instrument, das ich kenne." „Wahrhaftig", sagten die Leute, „Gott hat dieses Kind zu einem Leben in Glück und Herrlichkeit mit großen Gaben ausgestattet." Und Marke fragte weiter: „Tristan, ich habe dich vorhin britûnisch singen hören und gâlois, [3690] gut lateinisch und französisch: Kannst du alle diese Sprachen?" „Ja, Herr, recht gut." Da drängten sich nun gleich in dichter Menge die Leute um ihn, und alle, die in Nachbarländern fremde Sprachen gelernt hatten, stellten ihn auf die Probe, der eine so, der andere so. Mittendrin stand Tristan und gab jedem, der ihn ansprach, fein geschliffen Antwort, [3700] den Norwegern und Iren genauso wie den Alemannen, Schotten und Dänen. Da regte sich in vielen Herzen schmerzliches Verlangen nach Tristans Bildung, so mancher wünschte sich, wie er zu sein, und voll süßer Inbrunst sprach so manches Herz in seinem Sehnen: „Ach, Tristan, wäre ich doch nur wie du! Tristan, du hast es gut, [3710] Tristan, du hast alle schönen Gaben, die man sich nur wünschen kann und die je einem Menschen auf dieser Welt vergönnt waren." Auch wurde bei dieser Gelegenheit viel Staunen laut: „Hört nur!", sprach da einer, „Hört nur!", klang es dort, „alle Leute auf der Welt, hört her: Ein vierzehnjähriger Knabe kann alle Kunst auf Erden!" Der König sprach: „Höre, Tristan: [3720] du hast alles, was mein 46
Herz begehrt, du kannst alles, was mir gefällt: jagen, fremde Sprachen, musizieren. Darum wollen wir von jetzt an Kameraden sein, du der meine und ich der deine. Tagsüber werden wir auf die Jagd reiten, am Abend wollen wir uns hier im Haus mit höfischen Dingen beschäftigen: Du kannst schön Harfe spielen, fiedeln, singen, das tu zu meiner Unterhaltung. [3730] Dafür tue ich auch etwas für dich; ich kann dir Vergnügungen bieten, die vielleicht dein Herz erfreuen: Schöne Kleider und Pferde schenke ich dir, soviel du willst, das gebe ich dir zum Besten. Sieh, mein Schwert und meine Sporen, meine Armbrust und mein goldenes Jagdhorn vertraue ich dir an, mein lieber Freund, trag diese Sachen, gebrauche sie für mich und lebe froh in Courtoisie und Herrlichkeit." [3740] So war nun der Heimatlose dort am Hof daheim. Soviel Segen wie an ihm hat man nie an einem Kind gesehen. Was immer er auch tat und sprach, fand man - ganz zu Recht - vortrefflich, so dass alle Welt ihn liebte und ihm von Herzen gut war. Genug davon, es wird jetzt Zeit, dass wir diese Geschichte eine Weile ruhen lassen [3750] und jene andere wieder aufnehmen: Von seinem Vater, dem Marschall Rûal, li foitenant et li lêal, und was der unternahm, nachdem er Tristan verloren hatte. Der hohe Herr Rûal li foitenant bestieg sogleich ein Schiff, um übers Meer zu fahren. Große Schätze führte er mit, denn er war fest entschlossen, so lange fortzubleiben, [3760] bis er sichere Nachricht hatte, was aus seinem jungen Herrn geworden war. Er gelangte nach Norwegen, da forschte er unermüdlich im ganzen Land nach seinem lieben Tristan. Was nützte das? Da war er nicht, und alles Suchen war umsonst. Als er ihn dort nicht fand, [3770] segelte er nach Irland - ach, da konnte er ihn genauso wenig aufspüren. Mittlerweile hatte er von seinem Geld und Gut schon so viel aufgebraucht, dass er beschloss, zu Fuß die Reise fortzusetzen. Er ließ seine Pferde verkaufen und gab den Erlös seinen Leuten, damit sie nach Hause zurückkehren konnten. Sich selbst half er nicht aus der Not: [3780] Er ging betteln um sein täglich Brot. So zog er immer weiter von einem Land zum andern, von einem Königreich ins nächste und forschte nach Tristan drei Jahre lang oder noch länger, bis er körperlich so heruntergekommen und unansehnlich geworden war, [3790] dass kein Mensch ihn je für einen adeligen Herrn gehalten hätte. Solche Schande trug der hohe Herr Rûal am Leib wie ein gemeiner Lump, aber alle seine Armut konnte ihm, wie es sonst doch oft genug geschieht, weiß Gott, seinen edlen Sinn nicht rauben. Als es nun ins vierte Jahr ging, gelangte er nach Dänemark [3800] und zog auch da unermüdlich umher von Ort zu Ort und forschte überall nach seinem jungen Herrn. Da fügte es die Gnade Gottes, dass ihm die zwei Wallfahrer begegneten, die Tristan auf der Straße in der Wildnis getroffen hatte. Die beiden fragte er nach ihm, und sie erzählten, wie sie
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damals vor soundso vielen Jahren einen Knaben [3810] wie den, den Rûal suchte, kennen gelernt hatten und mit ihm ein Stück Wegs gewandert waren. Sie konnten ihn genau beschreiben, sein Gesicht, sein Haar, wie er redete und sich benahm, seine Gestalt und seine Kleider, und sie rühmten auch seine Sprachkenntnisse und seine umfassende Bildung. Da erkannte Rûal sofort, dass es Tristan gewesen sein musste. [3820] Die Pilger bat er in Gottes Namen, sie möchten ihm sagen, wenn sie es wüssten, wie der Ort hieß, wo sie ihn zurückgelassen hatten, und sie sagten ihm, das sei in Kurnewal gewesen, bei der Stadt Tintajoêl. Er ließ sie den Namen mehrmals wiederholen und sprach dann: „[3830] „Ja, und wo liegt nun Kurnewal?" „Es grenzt", sagten die Pilger bereitwillig, „jenseits des Landes an Britanje an." „Ach, Herr im Himmel", dachte er, „das ist Deiner Güte zuzutrauen. Wenn es Tristan wirklich, wie die beiden sagen, nach Kurnewal verschlagen hat, so ist er in Wahrheit heimgekommen, denn Marke ist ja sein Oheim. Dahin führe mich, lieber Gott! [3840] Ach, Herr im Himmel, mach, dass ich es noch erlebe, Tristan wieder zu sehen! Was ich hier erfahren habe, muss mir endlich doch zu meinem Glück verhelfen. Ich glaube, das ist eine gute Nachricht, ganz bestimmt, sie macht mein schwermütiges Herz wieder munter und froh." „Ihr gottgesegneten Männer", sprach er, „der Jungfrau Sohn behüte Euch. [3850] Ich will mich auf den Weg machen und sehen, ob ich ihn finde." „Möge der Allmächtige Euch zu dem Kind weisen." „Ergebensten Dank", sagte Rûal, „Euer Diener, ich kann hier nicht länger bleiben." „Freund", sprachen die beiden, „adieu, adieu." Rûal zog weiter, ohne seinen müden Knochen auch nur einen halben Tag Ruhe zu gönnen, [3860] bis er ans Meer gelangte. Da ruhte er nun notgedrungen aus, das war ihm arg: Es gab gerade kein passendes Schiff. Als er dann eine Passage fand, fuhr er nach Britanje übers Meer und machte sich dort auf die Reise quer durch das Land. So wild entschlossen war er, dass er jeden Tag, mochte er auch noch so lang sein, ohne Rast marschierte bis in die Nacht hinein. [3870] Die gute Nachricht gab ihm die nötige Kraft und Energie, Hoffnung machte ihm seine Mühen süß und ganz leicht. Als er nach Kurnewal kam, fragte er gleich, wo Tintajoêl lag. Man sagte es ihm, und er setzte eilig seine Reise fort. Schließlich gelangte er nach Tintajoêl - [3880] es war an einem Samstagmorgen zu der Zeit, da eben die Messe beginnen sollte. Er ging zu dem Platz vor dem Münster, der rege belebt war von Leuten. Da sah er sich um, spähte dahin und dorthin, ob er nicht jemanden fände, der zu ihm passte, so dass er ihn ansprechen konnte, denn er dachte bei sich: [3890] „Diese Leute sind alle etwas Besseres als ich; wenn ich mich an einen von denen wende, dann wird mich der, fürchte ich, keiner Antwort würdigen, weil ich so armselig daherkomme. Herr im Himmel, gib mir einen 48
Rat, was ich tun soll." Da kam der König Marke gegangen mit prächtigem Gefolge. Der treue Rûal passte genau auf, fand aber nicht, was er erhofft hatte. [3900] Als dann nach der Messe der König wieder heimging, trat Rûal beiseite und zog einen der älteren Höflinge am Ärmel. „Ach, Herr", sprach er, „seid so gütig und sagt mir: Kennt Ihr ein Kind, das hier, so hat man mir erzählt, am H o f beim König lebt und Tristan heißt?" [3910] „Ein Kind?", sagte der Mann. „Von einem Kind weiß ich nichts, aber ein junger Mann, der kurz vor der Schwertleite steht, gehört zum königlichen Haushalt und wird vom König sehr geschätzt, denn er versteht sich auf viele Künste, ist umfassend gebildet und kennt sich aus in allen Dingen der Courtoisie; er ist kräftig gebaut, hat braunes, lockiges Haar [3920] und weiß sich sehr schön zu benehmen; er ist ein Fremdling, und wir nennen ihn Tristan." „Herr", sprach Rûal, „gehört Ihr auch zu den Leuten des Königs?" „Ja." „Herr, so bitte ich Euch bei Eurer Ehre, dass Ihr mir noch einen Gefallen tut - es ist nur wenig, aber Ihr tätet viel Gutes damit. Richtet ihm aus, hier sei ein armer Mann, der gerne mit ihm sprechen wolle. [3930] Und Ihr könnt ihm sagen, dass ich aus seiner Heimat bin." So geschah es: Der Mann teilte Tristan mit, dass ein Landsmann von ihm da sei. Tristan ging auch gleich da hin, und als er ihn erblickte, sprach er mit Herz und Mund: „Gelobt sei unser Herr im Himmel, Vater, dass ich dich wieder sehen darf." [3940] Das war sein allererster Gruß, und dann lief er voller Freude zu ihm und küsste den treuen Mann, wie ein Kind es seinem Vater schuldig ist. Das war nur recht und billig so, denn die beiden waren wirklich Vater und Kind. Alle Väter, die es gibt oder gab vor unserer Zeit, hätten an irgendeinem ihrer Kinder nicht väterlicher handeln können als er an ihm. [3950] Ja, Tristan hielt da Vater, Mutter, Verwandte und treue Vasallen umfangen: alle seine Lieben in einer Person. Tief bewegt sprach er: „Ach, treuer, guter Vater sag: Meine liebe Mutter und meine Brüder, sind die noch am Leben?" „Ich weiß nicht", sprach der, „lieber Sohn, aber als ich sie zuletzt gesehen habe, waren sie wohlauf, [3960] wenn sie auch deinetwegen großen Kummer hatten - wie es ihnen seither ergangen ist, kann ich dir nicht sagen, denn ich bin lange Zeit niemandem mehr begegnet, den ich kenne, und ich war nie mehr daheim seit damals, als jenes Unheil mich traf." „Ach, lieber Vater", sprach Tristan, [3970] „was muss ich sehen! Wo ist deine Schönheit hingekommen?" „Mein Sohn, die hast du mir genommen." „Dann will ich sie dir wiedergeben." „Mein Sohn, wenn wir das noch erleben dürften!" „Jetzt, Vater, geh mit mir zum König." „Nein, mein Sohn, das ist unmöglich: Du siehst doch selbst, dass ich so nicht gesellschaftsfähig bin." „Trotzdem, Vater, es muss sein: [3980] Mein Herr, der König, soll dich kennen lernen." Der edle, feine Rûal dachte bei sich: „Meine nackte Ar-
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mut schadet nichts: Der König wird sich freuen mich zu sehen, und käme ich auch noch so zerlumpt daher, wenn ich ihm erst verrate, was es mit diesem Knaben hier, seinem Neffen, auf sich hat. Wenn ich ihm von Anfang an berichte, was ich alles getan habe, [3990] wird er mich prächtig genug gekleidet finden." Tristan fasste ihn bei der Hand. Zurechtgemacht und angezogen war er, so gut es eben möglich war: Ein wirklich armseliges Röcklein, schäbig und zerschlissen, mit vielen Löchern drin, trug er ohne Mantel, und das Unterzeug des Edlen [4000] war auch ärmlich genug, fadenscheinig und verdreckt. Sein Haupthaar und der Bart waren ungepflegt und ganz verfilzt, wie ein Wilder sah er aus. Barfuß ging der gute Mann, auch seine Beine waren nackt, und sein Teint war so recht verwittert wie der von allen Leuten, [4010] die Hunger, Frost, Sonne und Wind um ihre gesunde Farbe und stattliche Fülle gebracht haben. So war er vor den König getreten, um mit ihm zu reden. Marke sprach zu Tristan: „Sag mir, Tristan, wer ist dieser Mann?" „Mein Vater, Herr", sagte der. „Ist das wahr?" „Ja, Herr." „So soll er uns willkommen sein", sprach der Edle. [4020] Rûal verbeugte sich mit feiner Eleganz. Da kamen nun alle Ritter und die ganze Hofgesellschaft gelaufen, und sie riefen ihm zu: „Sire, sire, dê us sal!" Ihr müsst aber wissen, dass Rûal, wenn auch seine Kleidung viel zu wünschen übrig ließ, [4030] von tadellosem Wuchs war und sich wahrhaft vornehm zu benehmen wusste. Adel sprach aus seiner Gestalt, sein Körper, seine ganze Komplexion war hünenhaft. Arme und Beine waren lang im rechten Maß, schön und herrschaftlich sein Gang, sein Leib allenthalben wohl gebildet. Er war weder zu jung noch zu alt, sondern gerade in den besten Jahren, [4040] da dem Leben von der Jugend und vom Alter die allerbesten Kräfte zufließen. Er hatte so viel Hoheit am Leib wie nur je ein Kaiser. Seine Stimme schallte kräftig wie ein Jagdhorn, schön gedrechselt waren seine Worte. Wie ein wirklicher Herr benahm er sich im Angesicht von so viel Herrlichkeit - er war ja nicht zum erstenmal in so vornehmer Gesellschaft. Ein großes Geraune erhob sich da [4050] unter Rittern und Baronen, überall schwatzten die Leute. „Der da", sagten sie, „ist es wohl? Das ist der vornehme Kaufmann, von dem uns sein Sohn Tristan so viel Gutes erzählt hat? Immer neue Lobgesänge zu seinen Ehren haben wir gehört. Wie kann es sein, dass er so vor den König tritt?" Sie rätselten hin und her. [4060] Der edle Marke ließ ihn gleich in eine Kemenate führen und befahl, ihn mit prächtigen Kleidern auszustatten. Es dauerte nicht lang, dann hatte Tristan ihn gebadet und schön angezogen. Ein Hütchen bekam er auch noch, das setzte er auf, und es stand ihm so gut wie nur je einem: Er war prächtig anzuschauen [4070] und von herrlicher Gestalt. Tristan nahm ihn liebevoll, wie es seine Art war, an der Hand und führte 50
ihn zurück zu Marke. Jetzt gefiel er ihnen schon besser und dann bald über alle Maßen. Sie sprachen untereinander: „Da schaut, wie vornehme Kleidung diesen Mann im Handumdrehen aufs Schönste verändert hat! Die Kleider stehen dem Kaufmann [4080] gut, man muss ihn loben. Und er selber sieht auch aus wie ein Herr. Wer weiß, ob er nicht doch zu großen Dingen fähig ist. So wie er auftritt, traut man es ihm zu, das ist nicht zu leugnen. Schaut nur, wie majestätisch er schreitet, wie schön er das vornehme Gewand zu tragen weiß, und überhaupt: Man braucht nur Tristan anzusehen, um seinen Wert zu erkennen - [4090] wie hätte ein Mann, der Handel treibt, sein Kind so schön erziehen können, wenn nicht ein adeliges Herz ihn dazu angestiftet hätte?" Nun hatte man das Wasser zum Händewaschen gereicht, und der König hatte sich zu Tisch gesetzt. Seinem Gast Rûal wies er einen Platz an seiner Tafel an und befahl, ihn aufmerksam und mit aller Courtoisie zu bedienen, die ein Mann von feiner Lebensart erwarten darf. „Her da, Tristan", sprach er, „flink! [4100] Warte du selber deinem Vater auf." Und das tat er, o ja, das könnt ihr mir glauben: Alle Ehre und Aufmerksamkeit, die in seiner Macht standen, erwies er ihm nach besten Kräften. Und der edle Rûal aß mit Freuden, denn Tristan machte ihn glücklich. Tristan war sein bester Schmaus, ihn anzusehen [4110] genoss er mehr als alles andere, was geboten wurde. Als man aber dann vom Tisch aufstand, zog der König den Gast ins Gespräch und fragte ihn allerlei, so nach seinem Heimatland und nach seiner Reise, und die ganze Ritterschaft lauschte seinen Fragen und hörte, was Rûal zu erzählen hatte. „Mein Herr", sprach er, „wahrhaftig, es ist [4120] jetzt fast dreieinhalb Jahre her, dass ich mich auf die Reise machte, und überall, wohin es mich verschlug, hat nichts als immer nur das eine mich beschäftigt, das mich umtrieb und mich endlich hierher geführt hat." „Was denn?" „Tristan, der hier steht. Glaubt mir, Herr, ich habe noch mehr Kinder, die mir Gott geschenkt hat und deren Wohl mir so am Herzen liegt, [4130] wie man es nur je von einem Vater erwarten kann. Drei Söhne sind es, die könnten jetzt schon Ritter sein, wenn ich nicht fern von ihnen gewesen wäre. Wenn ich für alle drei zusammen nur halb so viele Mühen auf mich genommen hätte wie für Tristan, der doch ein fremdes Kind ist, dann hätten sie ein übervolles Maß väterlicher Güte genossen." „Ein fremdes?", fragte da der König. [4140] „Sagt, was soll das bedeuten? Er ist doch wohl Euer Sohn, wie er behauptet?" „Nein, Herr, er geht mich nichts an - oder nur insofern: Ich bin sein Vasall." Tristan erschrak und sah ihn an. Da sprach der König: „Jetzt verratet uns doch, aus welchem Grund und warum Ihr all die Plagen für ihn erduldet und Eure Frau und Eure Kinder so lang allein gelassen habt, wie Ihr sagt, [4150] wenn er doch nicht Euer Sohn ist." „Herr, das weiß Gott, und ich weiß es auch." 51
„Nun, mein Freund", sprach der edle Marke, „dann lasst es auch mich wissen, es interessiert mich sehr." „Wenn ich nur sicher wäre", sprach der Treue, „dass es mich nicht hinterher reut und dass es richtig ist, wenn ich es hier sage, dann könnte ich Euch, Herr, erstaunliche Dinge berichten und erzählen, [4160] wie sich die Sache zugetragen und was es mit Tristan, der hier vor Euch steht, auf sich hat." Die ganze Hofgesellschaft, Marke und seine Barone baten da wie aus einem Mund: „Allerliebster Mann, bei Eurer Treue sagt uns doch, wer Tristan ist." Und der edle Rûal sprach: [4170] „Herr, es geschah Vorjahren, wie Ihr selber wisst und alle, die damals dabei waren, dass mein Herr Riwalîn, dessen Vasall ich war und noch wäre, wenn Gott gewollt hätte, dass er am Leben bliebe, immerfort so viel Gutes von Euch erzählen hörte, dass er sein Land und seine Leute [4180] mir zu treuen Händen anvertraute. Er reiste also hierher, denn er wollte Euch gern kennen lernen, und lebte hier am Hof. Ihr wisst natürlich auch, wie die Geschichte der schönen Blanscheflûr ihren Lauf nahm, wie er sie zu seiner Geliebten machte und sie mit ihm von hier floh. Als die beiden heimgekommen waren, [4190] heirateten sie: Das geschah in meinem Haus, ich selber und viele andere können es bezeugen. Da vertraute er seine Frau meiner Obhut an, und ich habe mich immer treu um sie gekümmert, so gut ich nur konnte. Sogleich und ohne Verzug sammelte er in seinem Land ein Heer und rief die Seinen zum Krieg. [4200] Dann ritt er fort und fiel in einer Schlacht, wie ihr gewiss erfahren habt. Als aber die Todesnachricht sich verbreitete und die Schöne hörte, was geschehen war, da fuhr das mörderische Weh mitten durch ihr Herz, so dass sie in ihrer Pein mit Tristan, der hier steht und den sie damals in ihrem Leib trug, niederkam [4210] und an der Geburt starb." Da nun fiel den Treuen Jammer an, der durchdrang ihn ganz, wie er sogleich deutlich machte: Er setzte sich nieder und weinte wie ein Kind. Auch allen anderen ringsum gingen, als sie diese Geschichte hörten, die Augen über. [4220] Der edle König Marke nahm es sich so zu Herzen, dass ihm das Herzeleid in Tränen aus den Augen floss über die Wangen und das Gewand. Tristan tat es bitter weh, was er da erfahren hatte; das kam aber von nichts anderem als davon, dass er so an dem treuen Mann einen wirklichen Vater mitsamt der Illusion [4230] verloren hatte. Da saß nun der edle Rûal tief betrübt und erzählte der Hofgesellschaft von dem armen Kind und wie er sich entschlossen des Neugeborenen angenommen hatte: Wie er es heimlich fortbringen ließ an einen Ort, wo niemand es entdeckte; wie er das Gerücht ausstreute [4240] und überall im Land verbreiten ließ, das Kind sei im Leib seiner Mutter gestorben; wie er seiner Frau befahl - das habe ich euch vorher ja erzählt - , sich in ihre Gemächer zurückzuziehen, gerade so, als käme sie in die Wochen; 52
wie sie dann der Welt weismachte, sie habe ein Kind geboren; wie sie mit ihm zur Kirche ging [4250] und wie er dort getauft wurde; warum man ihm den Namen Tristan gab; wie er ihn in fremde Länder schickte und ihn alle Künste und Kenntnisse, von denen er wusste, lehren hieß; wie er ihn in jenem Schiff zurückließ und wie er ihm da geraubt wurde und wie er auf seiner Suche nach Tristan unter vielen Mühen endlich da her gelangt war. [4260] So saß er da und erzählte die ganze Geschichte von Anfang an. Da weinte Marke, und er weinte auch, es weinten alle Anwesenden, nur Tristan nicht: Der hörte es, doch er konnte es nicht betrauern, allzu jäh kam es über ihn. Es war wirklich zum Erbarmen, was der edle Rûal den Leuten des Hofs [4270] von dem Liebespaar berichten musste, von Kanêl und Blanscheflûr, aber alle diese Geschehnisse wogen wenig im Vergleich mit der Treue, die Rûal, wie ihr gehört habt, nach ihrem Tod an dem Kind der beiden übte: Kein Vasall der Welt, so fanden die Leute des Königs, hatte jemals soviel Treue [4280] zu seiner Herrschaft im Leib. Als der Gast ausgeredet hatte, sprach Marke zu ihm: „Ja, mein Herr, ist das alles auch wahr?" Da reichte ihm der edle Rûal ein Ringlein hin. „Da, Herr", sagte er, „lasst Euch auf die Sprünge meiner Geschichte helfen." Der edle Marke, durch und durch ein Ehrenmann, nahm es und betrachtete es genau. [4290] Da kam noch mehr Jammer über ihn mit noch größerer Gewalt. „Ach", sprach er, „süße Schwester, dieses Ringlein hab ich dir geschenkt, mein Vater hatte es mir, als er im Sterben lag, gegeben. Dieser Geschichte kann ich sehr wohl trauen. Tristan, geh her und küsse mich. Wahrhaftig, ich will, solange ich und du am Leben bleiben, dein Vater sein, und du sollst mich beerben. [4300] Blanscheflûr, deiner Mutter, und deinem Vater Kanêl sei Gott gnädig, möge Er sich ihrer Seelen erbarmen und ihnen beiden das ewige Leben schenken. Da es sich so gefügt hat, dass in dir doch noch etwas von meiner allerliebsten Schwester zu mir heimgekommen ist, will ich, wenn der Herr im Himmel es mir gönnt, von jetzt an immer glücklich sein." [4310] Und zu seinem Gast sprach er: „Nun, lieber Freund, sagt mir, wer Ihr seid, wie heißt Ihr?" „Rûal, Herr." „Rûal?" „Ja." Da erinnerte sich Marke: Er hatte schon oft von ihm reden hören, wie klug und ehrenwert und treu er sei. „Rûal li foitenant?", fragte er. [4320] „Ja, Herr, so nennt man mich." Und der edle Marke ging zu ihm hin und küsste ihn und hieß ihn mit großen Ehren, die ihm wohl gebührten, willkommen. Auch all die Edlen des Reichs kamen zu ihm, um ihn zu küssen. Ein Embrassieren und Komplimentieren hob an, dass es eine Pracht war: „Willkommen, edler Rûal, [4330] leibhaftiges Wunder auf Erden!" So wurde Rûal willkommen geheißen. Dann aber nahm ihn der König bei der Hand und führte ihn weg. Freundlich bat er ihn, an seiner Seite
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Platz zu nehmen, denn er wollte das Gespräch fortsetzen. Sie redeten über Tristan und Blanscheflûr [4340] und was ihm und ihr alles begegnet war und auch über den Verlauf des Kriegs zwischen Kanêl und Morgân bis zu seinem bösen Ende. Es dauerte nicht lang, bis der König darauf zu sprechen kam, wie Tristan sich seinerzeit mit Raffinement dem Hof empfohlen und ihnen allen weisgemacht hatte, sein Vater sei ein Kaufmann. [4350] Rûal sah Tristan an und sprach zu ihm: „Mein Lieber, ich habe nur allzu lang und unter großen Entbehrungen und Gefahren als ein armer Hungerleider meinen Handel betrieben um deinetwillen. Das ist aber jetzt alles an ein gutes Ende gekommen. Dafür will ich Gott immer auf den Knien danken." [4360] Tristan sprach: „Wie ich höre, will diese Geschichten so geraten, dass ich endlich doch noch glücklich werde. Es ist, so habe ich verstanden, wunderlich mit mir zugegangen: Da höre ich nun meinen Vater sagen, mein Vater sei vor langer Zeit im Kampf gefallen - er verleugnet mich und macht mich vaterlos, denn zwei Väter, die ich hatte, habe ich verloren. [4370] Ach, Vater und Vaterglaube, beide seid ihr mir genommen! An dem Mann, der mir, wie ich meinte, ein Vater war, verliere ich zwei Väter: ihn selbst und den anderen, den ich nie gesehen habe." Da entgegnete ihm der edle Marschall: „Was redest du da, lieber Freund, schweig still, das ist doch alles gar nicht wahr. Du bist ja jetzt, da ich gekommen bin, [4380] noch edler, als du zu sein glaubtest, du bist dank mir zu hohen Ehren aufgestiegen und hast immer noch zwei Väter, nämlich meinen königlichen Herrn da und mich: Er ist dein Vater, und ich bin es auch. Darum folge mir gehorsam und sei künftig allen Königen ebenbürtig. Gib mir keine Widerworte, sondern tu, was ich dir sage: Bitte meinen Herrn, deinen Oheim, [4390] er möge dir helfen, dass du nach Hause fahren kannst, und dich hier zum Ritter machen, denn du bist jetzt sehr wohl imstande, dich selbst um deine Sachen zu kümmern. Ihr Herren, sprecht Euch alle dafür aus, dass mein Herr es tun möge." Und alle schlossen sich seiner Bitte an: „Herr, es ist recht und gut: Tristan ist kräftig genug und ein erwachsener Mann." [4400] Der König sprach: „Mein Neffe Tristan, sag, was meinst du dazu? Willst du gerne, dass ich es tue?" „Lieber Herr, ich sage Euch, was ich meine: Wenn ich so reichliche Mittel hätte, dass ich Ritter sein könnte, wie es mir gefällt und so, dass ich mich nicht meines ritterlichen Standes noch er sich meiner zu schämen brauchte und die Ritterehre [4410] an mir nicht zu Schaden käme, dann würde ich gern Ritter werden und meine müßige Jugend tüchtig ackern lassen auf den Feldern der weltlichen Ehren. Rittertum, so sagt man ja, muss in der Kindheit anfangen, sonst wird schwerlich je was Rechtes draus. Dass ich es so ganz und gar versäumt habe, meine unangefochtene Jugend [4420] an ein Leben in Ehre und Tapferkeit zu gewöhnen, war ein schwerer Fehler, den ich
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mir selber nicht verzeihen kann. Ich weiß ja doch schon lange, dass Bequemlichkeit und ritterliche Ehre nicht miteinander harmonieren, sie passen einfach nicht zusammen. Ich habe es auch in meinen Büchern so gefunden: Ehre will Gefahr und Plage, [4430] Bequemlichkeitsliebe ist der Tod der Ehre, wenn sie in der Kindheit allzu sehr gefördert und gehätschelt wird. Das eine aber kann ich Euch versichern: Wenn ich vor einem Jahr oder noch früher alles das, was ich jetzt über mich erfahren habe, gewusst hätte, so hätte ich nicht bis heute gewartet, meine Sache auf den Weg zu bringen. Da es nun einmal so lang gedauert hat, ist es nur recht und billig, dass ich das Versäumte nachhole: [4440] An Leib und Seele fehlt mir nichts, was nötig ist. Zu den Mitteln, die ich brauche, um zu dem zu gelangen, was meine Ritterseele wünscht, verhelfe mir G o t t ! " Marke sprach: „Neffe, sieh selber zu und überlege, wie du es machen würdest, wenn du zum König und Herrn über ganz Kurnewal bestimmt wärst. Und dann sitzt hier dein Vater Rûal, der dir in vollkommener Treue ergeben ist. [4450] Der soll dir raten und helfen, damit deine Sache ganz nach deinen Wünschen vonstatten geht. Tristan, mein lieber Neffe, glaube nicht, du wärest arm, denn dir gehört Parmenîe, das wird immer dein Eigentum bleiben, solange ich und dein Vater Rûal leben. Außerdem kannst du mit meiner Hilfe rechnen: Mein Land, meine Leute und alles, was ich habe, [4460] liebster Neffe, stehen zu deiner Verfügung. Hast du Lust, großartig aufzutreten, und ist das, was du gesagt hast, dein fester Wille, dann spare nicht mein Hab und Gut. Kurnewal sei deine Pfründe, meine Krone soll dir Tribut zahlen. Willst du in der Welt geachtet sein, so sorge du für Herrschersinn, [4470] den herrschaftlichen Reichtum bekommst du von mir. Sieh, du hast kaiserliche Schätze, versage dir also nichts. Wenn du es mit dir selbst gut meinst und dich der rechte Geist beseelt, von dem du gesprochen hast, dann werde ich das bestimmt nicht übersehen. Pass auf: Wenn ich Herrensinn bei dir finde, wirst du bei mir immer, was auch dein Herz begehren mag, volle Truhen finden, [4480] Tintajoêl wird deine Schatzkammer sein und dein Hort. Wenn du von wirklich edlem Geist gespornt voransprengst und ich dir nicht Gefolgschaft leiste mit allem, was ich aufbieten kann, so soll meine ganze Macht und Herrlichkeit in Kurnewal zum Teufel gehen." Da verneigten sich viele edle Häupter, alle, die es gehört hatten, dankten ihm. [4490] Sie erwiesen ihm Ehre und priesen ihn in den höchsten Tönen. „König Marke", sagten alle, „du sprichst wie ein wahrer Edelmann, diese Worte stehen der Krone wohl an. Deine Zunge, dein Herz, deine Hand mögen immerdar über dieses Land gebieten. Du sollst immer König von Kurnewal sein." Der treue Marschall Rûal und sein junger Herr Tristan [4500] gingen dann an ihr Geschäft, alles so großartig,
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wie der König es ihnen vorgezeichnet hatte, und nach ihrem Augenmaß und Urteil einzurichten. Nun bin ich mit mir selber im Konflikt: Das machen die beiden Naturen, die des Vaters und die des Sohns; denn es erhebt sich die Frage: Da doch Alter und Jugend in ihren je besonderen Vorzügen kaum irgendwo übereinstimmen und die Jungen Hab und Gut, [4510] das den Alten kostbar ist, wenig achten, wie konnten sich jene beiden so einigen, dass das Verlangen des einen ebenso wie das des anderen befriedigt wurde und beide zu ihrem Recht kamen, so dass es Rûal gelang, den Aufwand maßvoll zu begrenzen, und Tristan nichts von aller Pracht, die er sich wünschte, versagt blieb? [4520] Das lässt sich schnell und ohne jeden Schwindel zeigen: Rûal und Tristan kamen einander mit genau gleich gutem Willen entgegen, so dass keiner von ihnen je dem anderen etwas anderes, sei es besser oder schlechter, vorschlug oder vorschlagen konnte, als was dieser auch gern wollte. Der edle Rûal vertraute Tristan und nahm Rücksicht auf seine Jugend, [4530] und Tristan seinerseits achtete Rûals besondere Vorzüge und gab ihm bereitwillig nach. So strebten sie mit ungeteiltem Verlangen einem einzigen Zweck und Ziel zu, dahin wollte der eine und der andere auch, sie waren völlig eins in ihrem Sinnen und Trachten. Also fanden hier einmal doch Alter und Jugend ein gemeinsames Gutes: Hochfliegender Ehrgeiz fiel in eins mit der Vernunft, [4540] so dass beide zu ihrem Recht kamen, Tristans stolze Lust ebenso wie Rûals haushälterischer Sinn, und keiner je seiner Natur Gewalt antun musste. So packten denn Rual und Tristan ihre Sache, wie es ihnen gemäß war, mit Verstand und Geschmack an und besorgten binnen dreißig Tagen Ausrüstung und Kleidung [4550] für die dreißig Ritter, die sich der feine Tristan als Gefährten ausgesucht hatte. Wenn mich nun einer fragt, wie und wie herrlich sie eingekleidet wurden und wie man es zustande brachte, dann überlege ich nicht lang, sondern sage ihm einfach, was die Geschichte berichtet - wenn ich ihm etwas anderes sage, so soll er mich Lügen strafen [4560] und es selber besser erzählen. Ihre Garderobe zeichnete sich durch viererlei Herrlichkeit aus, und jede von den vieren hatte ihre je besondere Macht: Da war erstens hochfliegender Sinn, zweitens Reichtum in Fülle, dazu kam, drittens, Urteilskraft, die jene beiden passend kombinierte, das vierte war Courtoisie, [4570] die war der Faden, der sie alle durchdrang. Diese vier leisteten ihren Beitrag, jedes in seiner Weise: Der adelige Sinn forderte, der Reichtum gewährte, das Urteilsvermögen entwarf und schnitt zu, die Courtoisie nähte alle die Kleider und Fahnen und Behänge und was eben sonst [4580] ein rechter Ritter braucht. Überhaupt war die ganze ritterliche Ausrüstung für Ross und Reiter prächtig, jedes einzelne Stück so herrlich, dass es einem König wohl angestanden hätte bei seiner Schwertleite. 56
Jetzt, da die Gefährten standesgemäß herrlich equippiert sind, wie fange ich es an, mit Worten [4590] die edle Hauptperson Tristan zu ihrer Schwertleite so auszustatten, dass es dem Publikum genehm und der Geschichte würdig ist? Ich weiß nichts zu sagen, was euch zufrieden stellen und gefallen und dieser Geschichte schön zu Gesicht stehen könnte: Andere haben ja zu meiner Zeit und früher schon [4600] von mondäner Eleganz und prächtigen Rüstungen so schön erzählt - wenn ich auch zwölfmal soviel Kunst, wie mir jetzt zur Verfügung steht, aufbieten könnte und in meinem Mund ein ganzes Dutzend Zungen hätte, deren jede so reden könnte, wie ich es jetzt vermag, [4610] so wüsste ich doch noch immer nicht, wie ich es anfangen sollte, euch von Pracht und Herrlichkeit etwas zu sagen, was nicht viele vor mir bereits viel besser erzählt haben. Ritterliche Schönheit ist ja so vielfach beschrieben und zerredet worden, dass mir nichts zu sagen übrig bleibt, was ein Herz: erfreuen könnte. Hartmann von Aue, [4620] ah, wie der seine Dichtungen außen und innen mit Worten und Gedanken so recht farbig und prächtig gestaltet, wie er den Sinn der Geschichte in Rede ausformt, wie durchsichtig und rein seine kristallenen Wörter sind und immer bleiben werden! Sie kommen hübsch manierlich daher [4630] und gehen einem doch nahe: Jedem, der das Herz am rechten Fleck hat, müssen sie gefallen. Wer gute Sprache schätzen und verstehen kann, der wird dem von Aue sein Ehrenkränzlein und den Lorbeerzweig wohl gönnen. Wer es dagegen mit dem Hasen hält und auf der Wortheide große Sprünge machen und weit umher rare Schummelwörtlein zupfen möchte [4640] und sich, obwohl ihm niemand folgen kann und will, Hoffnung auf das Lorbeerkränzlein macht, der soll uns, bitte schön, die Hoffnung lassen, dass wir bei dieser Wahl auch etwas mitzureden haben. Wir, die die Blüten lesen helfen, die in jenen Ehrenzweig, damit er blühe, eingeflochten werden, wir wollen gerne wissen, was er überhaupt will: Und wer ihn haben möchte, der komme nur flink hergehoppelt und stecke seine Blüten drauf, [4650] dann werden wir schon sehen, ob sie ihn wirklich so schön schmücken, dass wir dem von Aue den Lorbeer aberkennen, um ihn damit zu krönen. Da aber noch keiner da war, der ein besseres Recht darauf hätte, so wollen wir es in Gottes Namen dabei belassen: Keiner soll diese Krone tragen, dessen Worte nicht vollkommen rein sind, dessen Rede nicht eben und gerade ist, [4660] so dass der, der stolz und aufrecht und mit ebenen Sinnen dahintrabt, nicht darüber stolpert. Die Verfasser wilder Geschichten, Wildschützen im Revier der Dichtung, Gaukler, die mit ihren Ketten allerlei Kunststückchen vollbringen und Tölpel betrügen, die Kindern vorführen, wie man aus wertlosem Zeug Gold macht, und aus der Büchse [4670] verstaubte Perlen hervorzaubern - solche Leute spen-
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den uns mit dem dürren Stock Schatten und nicht mit grünem Maienlaub an Zweigen oder Asten. Der Schatten, den sie so gastfreundlich bieten, tut nicht leicht dem Auge wohl. Uberhaupt muss man sagen: Diese Dichtung vermag der Seele nichts zu geben, sie enthält nichts, was ein Herz erfreuen kann, was diese Leute reden, hat nicht die Kraft, [4680] ein edles Herz froh zu machen. Diese Wildschützen müssen ihren Geschichten Deuter beigeben, die sie erklären, denn so, wie wir sie vortragen hören oder lesen, können wir nichts davon verstehen, und wir haben nicht genügend Muße, in den schwarzen Büchern nach gelehrten Kommentaren zu suchen. Aber es gibt noch andere, wirkliche Meister: [4690] Köstlich sind die Worte des Bligger von Steinach, von edlen Damen wurden sie aus Gold und Seide gewebt: Sie sind es wert, eingefasst zu werden mit griechischen Borten. Seine Rede ist vollkommen, seine Kunst so rein, dass es mir scheint, Feen müssen sie mit wunderbarer Kunst gesponnen [4700] und in ihrer Quelle gereinigt und geläutert haben: Sie ist wahrhaft eine Feengabe. Seine Zunge trägt die Harfe im Wappen und hat zweimal die Fülle der Glückseligkeit: zum einen in den Worten, zum andern im Sinn; die harfen gemeinsam mit unerhörter Meisterschaft ihre Geschichten. Seht nur, welche Wunder dieser Sprachkünstler [4710] mit virtuoser Rede an seinem Gobelin vollbringt, wie er die Messer seiner flinken Reime wirft. Ja, der kann Verse zusammenfügen, dass man meint, sie wären da gewachsen! Er muss, ich kann es mir nicht anders erklären, Buch und Buchstaben als Schwingen angebunden haben - seht doch nur: [4720] Seine Worte fliegen dahin wie der Adler. Wen muss ich noch hervorheben? Da gibt und gab es viele sprachgewaltige Künstler. Heinrich von Veldeke konnte aus dem Vollen schöpfen. Ach, der sang so herrlich von der Liebe! Wie schön er den Sinn zu schneidern wusste! Ich glaube, er nahm seine Weisheit direkt aus der Quelle des Pegasus, [4730] wo alle Weisheit entspringt. Ich selbst habe ihn nie kennen gelernt, aber ich höre immer noch viel Gutes über ihn sagen: Die klügsten Männer, die zu seiner Zeit und später Meister waren, schätzen ihn hoch. Er pfropfte das erste Reis in deutscher Sprache: Aus dem trieben später Äste, die Blüten trugen, [4740] und davon nahmen alle Späteren ihre Kunst und Meisterschaft. Heute ist dieses Wissen so weit ausgebreitet und vielfach verästelt, dass alle Dichter dort die herrlichsten Blüten und Reiser brechen können, wenn es ihnen an Worten und Melodien fehlt. Nachtigallen von der Art, [4750] von der hier nicht die Rede sein soll, gibt es viele. Sie gehören nicht hierher, und ich sage lediglich, was ich zu jeder Zeit und immerfort von ihnen sagen könnte: Sie alle verstehen ihre Sache und singen ihre hübschen Sommerlieder ausgezeichnet, ihre Stim58
men sind rein und schön, sie flößen den Menschen frischen Mut ein und tun ihnen so recht im Herzen wohl. [4760] Die Menschen lebten in stumpfer Gleichgültigkeit und wie betäubt dahin, wenn der liebe Gesang der Vögel nicht wäre; der erinnert oft den Mann, wenn er nur je einmal Glück erfahren hat, an Liebes und Gutes, ruft mancherlei Empfindungen herauf, die edlen Herzen wohl tun, und weckt zärtliche Gefühle. Davon kommen innige Gedanken, [4770] wenn der liebliche Gesang der Vögel den Menschen von ihren Freuden erzählt. „Jetzt sagt doch endlich: Was ist denn mit den Nachtigallen?" Die tun tüchtig ihre Pflicht und verstehen ihre Kunst, alle ihre Liebesschmerzen in Musik und Versen vorzutragen. Welche von ihnen soll aber nun ihre Fahne tragen, da die von Hagenau, ihrer aller Führerin, in dieser Welt verstummt ist? [4780] In ihrer Zunge lag das Zauberwort verwahrt, das alle Melodien aufschloss. An die - an ihre herrlichen Melodien, meine ich - denke ich oft und immerzu: Wo hat sie die alle hergenommen, von wo ist das Wunder solcher staunenswerten Vielfalt ihr zugeflogen? Ich glaube wahrhaftig, des Orpheus Zunge, die alle Melodien konnte, [4790] sang aus ihrem Mund. Da sie aber nun verloren ist, so helft uns in unserer Not. Der Himmel sende uns einen, der ein klares Wort dazu spricht: Wer soll die reizenden Scharen führen? Wer übernimmt das Regiment über die Schwesternschaft? Ich glaube, ich weiß schon, wer die Fahne tragen soll: Die Frau Meisterin von der Vogelweide hat sehr wohl das Zeug dazu. [4800] Hei, wie ihre helle Stimme über die Heide schallt! Und was für Wunder die vollbringt! Wie kunstvoll sie musiziert! Wie sie ihren Gesang zu variieren weiß - ich meine: in den Weisen vom Kytheron, auf dem und in dem die Göttin Liebe herrscht. Sie ist Hofmeisterin dort am Hof: [4810] Die soll die Leitung übernehmen. Sie wird die Ihren bestens instruieren, sie weiß genau, wo man die rechten Liebesmelodien suchen muss. Sie und ihre Zunftgenossinnen werden so singen, dass man an ihrem Leid und ihren schmachtenden Klagen seine helle Freude haben wird. Ich hoffe doch, ich werde es noch erleben. Jetzt habe ich lange genug [4820] vor lauter gebildeten Leuten von hoch achtbarer Leute feiner Bildung geredet, und immer noch ist Tristan nicht fertig eingekleidet für seine Schwertleite. Ich weiß nicht, wie ich es anstellen soll: Der Geist will sich partout nicht an die Arbeit machen. Ratlos und auf sich allein gestellt weiß die Zunge nicht, was sie zu tun hat, ohne ihn vermag sie nichts. Was diese beiden lähmt, [4830] das kann ich euch genau sagen - die zwei verstört dasselbe, was Tausende irre macht: Wenn einer, der kein großer Redner ist, auf einen sehr beredten Mann trifft, dann erstirbt ihm vollends das Wort im Mund. Genau das, glaube ich, ist mir passiert: Ich sehe hier und sah gerade so viele sprachgewandte Leute, [4840] dass mir nichts zu sagen einfällt, was im
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Vergleich mit den Reden, die hier geführt werden, auch nur einen Pfifferling wert wäre. Die Sprachkultur ist ja heute auf einem so hohen Niveau, dass ich allen Grund dazu habe, mich in Acht zu nehmen und meine Worte immer genau zu prüfen, ob sie den Ansprüchen genügen, die ich an die Ausdrucksweise fremder Leute stelle, und der Kritik standhalten, [4850] der ich die Reden anderer unterwerfe. Jetzt weiß ich nicht, wie ich es angehen soll - meine Zunge und aller Kunstverstand helfen mir nicht weiter. Alle Wörter, die mir zur Verfügung standen, sind weg, als wären sie mir aus dem Mund gestohlen worden. Ich weiß mir keinen Rat mehr - oder doch? Ja! Ich will tun, was ich noch nie getan habe: [4860] Ich will jetzt mit dem Herzen und den Händen meine flehentliche Bitte hinauf zum Helikon senden, zu dem neunfachen Thron. Von dort her rauschen die Quellen, aus denen die Gaben des Worts und des Sinns fließen. Der Herr und die neun Herrscherinnen, die da residieren, Apoll und die Camênen, [4870] die neun Sirenen, die das Ohr betören, verfügen über diese Gaben. In ihrer Gnade teilen sie den Menschen davon mit, je nach dem Maß ihrer Gunst mehr oder weniger. Sie haben schon so vielen vom Wasser ihrer Inspiration so reichlich eingeschenkt, dass sie mir schon des Anstands wegen einen Tropfen davon nicht verweigern werden. Und wenn ich den erhäschen kann, dann werde ich mich überall behaupten, [4880] wo sprachliche Künste etwas gelten. Dieser eine Tropfen, mag er noch so winzig sein, würde mir Zunge und Verstand, die sich mir so verwirrt haben, richten und wieder einrenken. Meine Worte wird er durch den strahlenden Schmelztiegel camênischer Weisheit gehen machen [4890] und sie mir darin zu unerhörter Schönheit läutern, sie umschmelzen zu etwas, was so vollkommen ist wie arabisches Gold. Die göttliche Gnade vom allerhöchsten Thron des wahren Helikon, von dem die Worte entspringen, die durch das Ohr klingen und hell lachend ins Herz dringen, [4900] die ein Stück Dichtung leuchten machen wie ein auserlesener Edelstein, möge meine Stimme und mein Flehen hören dort oben in den Himmelschören und mir gewähren, was ich erbitte. Nehmen wir nun einmal an, dies alles wäre mir bewilligt worden, alle meine Worte wären so, wie ich es gewünscht habe, und ich könnte, so überreich beschenkt, aus dem Vollen schöpfen, [4910] meine Worte wären also allen Ohren angenehm, jedem Herzen böte ich mit immergrünem Lindenlaub willkommenen Schatten, ich ginge neben meiner Dichtung her und ebnete jedem ihrer Schritte den Weg, ich fegte ihre Straße so rein, dass nicht das kleinste Stäubchen liegen bliebe und ihr Fuß auf nichts als grünen Klee [4920] und leuchtend bunte Blumen träte. Selbst dann würde ich meine Kunst, da ich so wenig davon habe, schwerlich oder gar nicht an einen Gegenstand wenden, an dem sich schon so viele
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versucht haben, die vergebens pirschten nach dem scheuen Wild. O nein, darauf kann ich gut verzichten. Denn machte ich mich mit aller meiner Kraft ans Werk, einen Ritter auszustatten, wie es, weiß Gott, viele unternommen haben, [4930] und erzählte euch, wie der kluge, berühmte Vulkan, dieser große Künstler, Tristan seine Halsberge, das Schwert, die Hosen und die anderen Sachen, die ein Ritter braucht, mit seinen eigenen Händen schön und so recht meisterlich schuf, wie er ihn entwarf und gestaltete, den Kühnheit nie verließ, [4940] den Eber nämlich auf dem Schild, wie er ihm den Helm fertigte, auf dem die feurigen Pfeile ragten, ebenjene, die der Liebe Qual bedeuten, wie er ihm alle die Sachen, eins ums andere, wunderbar und herrlich machte, und wie die edle Dame Kassandra, die Weise aus Troja, [4950] all ihre Klugheit und all ihre Kunst aufbot, herbeizuschaffen und zu besorgen, was nötig war, um Tristan so gut einzukleiden, wie sie es in ihrer wundersamen Weisheit - denn ihr Geist war im Himmel von den Göttern mit übernatürlichen Kräften ausgestattet worden - nur irgend ersinnen konnte - was wäre damit gewonnen? Liefe das alles auf etwas anderes hinaus [4960] als das, was ich vorhin gesagt habe, als ich die Gefährten Tristans für die Schwertleite ausstattete? Wenn ihr mit mir einverstanden seid, so möchte ich gern meinen und bin überzeugt davon: Es braucht adeligen Sinn und die Mittel, und wenn man dazu noch Urteilskraft und Courtoisie tut, so leisten diese vier gemeinsam so viel wie nur irgend jemand, [4970] ja, selbst Vulkan und Kassandra könnten einen Ritter nicht besser ausstatten. Da also die vier Herrlichkeiten sich so gut darauf verstehen, herrliche Schwertleiten auszurichten, wollen wir die Sorge um unseren Freund Tristan vertrauensvoll in ihre Hände legen. Sie sollen dem Edlen, [4980] denn noch besser kann man es unmöglich machen, aus dem gleichen Stoff ebensolche schönen Kleider schneidern, wie seine Gefährten sie tragen. So soll Tristan am H o f und dann auch auf der Kampfbahn seinen Einzug halten: in allen Dingen seinen Gefährten gleich, gleich prächtig und gleich herrlich, gleich, meine ich, was das Gewand [4990] von Menschenhand betrifft, nicht jenes andre Kleid, das angeboren ist und aus der Kammer des Herzens kommt, den adeligen Sinn, wie man das nennt, was einem Mann frohen Mut schenkt und seinem Leib und Leben edlen Glanz verleiht. In diesem Stück unterschied sich die Aussteuer der Gefährten von der ihres Herrn sehr wohl. O ja, weiß Gott, der edelmütige, ehrenhungrige Tristan [5000] trug Kleider, die nicht ihresgleichen hatten, seiner Haltung und seiner Anmut verdankten die ihre üppige Pracht. Der Schnitt seines schönen Betragens und seiner Bildung war von unvergleichlicher Eleganz, an der von Menschenhand geschneiderten Kleidung jedoch war kein Unterschied zu bemerken: Der edle Hauptmann
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der Schar trug genau die gleichen Sachen wie alle anderen. [5010] So hatte sich der Regent von Parmenîe, der edle Mann, mitsamt seinem ganzen Gefolge im Münster eingefunden; sie hatten die Messe gehört und den Segen empfangen, den man ihnen schuldig war. Dann nahm sich Marke seines Neffen Tristan an: Er gürtete ihm das Schwert um und band ihm die Sporen an. [5020] „Nun, lieber Neffe Tristan", sprach er, „da dein Schwert gesegnet ist und du ein Ritter geworden bist, denke immer an die Ritterehre und was du dir selber schuldig bist: Deine Herkunft und deinen Adel verlier nie aus den Augen. Sei hilfsbereit und aufrichtig, sei wahrhaftig und zuvorkommend; begegne armen Leuten mit Güte, [5030] großen Herrn mit stolzer Heiterkeit; schmücke dich wie ein rechter Edelmann; ehre und liebe alle Frauen; sei freigebig und treu, bemühe dich darum mit immer neuer Kraft: Bei meiner Ehre sag ich dir, dass weder Gold noch Zobelfelle Speer und Schild prächtiger zieren als Treue und Freigebigkeit." Mit diesen Worten reichte er ihm den Schild. [5040] Er küsste den jungen Mann und sprach: „Lieber Neffe, nun geh deinen Weg. Möge Gott in seiner Macht dein Rittertum segnen. Bewahre dir deine Courtoisie und sei immer froh und glücklich." Tristan tat dann an seinen Gefährten, wie sein Oheim an ihm getan hatte: Schwert und Sporen und Schild gab er ihnen, Hilfsbereitschaft, Treue, Freigebigkeit legte er ihnen [5050] mit klug durchdachter Rede ans Herz. Dann hielt sie dort nichts mehr: Jetzt wurde geritten und buhurdiert, o ja, das will ich meinen! Wie sie aber in den Ring sprengten, wie sie mit Speeren stachen, wie viele Schäfte sie zerbrachen, das sollen euch die Knappen sagen, die es veranstalten halfen. Ich kann nicht [5060] wie der Turnierherold alle die Kämpfe ausschreien, die da stattfanden. Aber einen Dienst kann ich jenen Rittern doch leisten und tue es gern: Ich wünsche ihnen, dass sich ihrer aller Ehre allenthalben mehre und ihnen Gott zu ihrem Rittertum auch ritterliches Leben schenken möge. Wenn es je einen Menschen gab, dem das Leid ebenso unwandelbar treu blieb wie das Glück, so war Tristan dieser Mensch: Er wurde Leid nie los, [5070] und ebenso beständig war sein Glück. Ich will euch das erklären: Ihm war zugleich mit diesem und mit jenem beider Maß und Ziel bestimmt; denn alles, was er anfing, gelang ihm aufs Beste, und immer war Leid bei dem Gelingen, so wenig auch das eine zum anderen passt. So waren diese beiden Kontrahenten, [5080] stetes Glück und treues Leid, in dem einen Mann unzertrennlich. „In Gottes Namen, nun kommt doch endlich von der Stelle", sagt da einer. „Tristan ist also jetzt Ritter geworden und hat in Pracht und Herrlichkeit ein Glück erfahren. Lasst hören: Welche Art von Leid ging denn mit diesem Glück einher?" Weiß Gott, da war etwas, das jedem, der ein 62
Herz hat, nahe gehen muss [5090] und auch ihn schwer bedrückte: Er hatte von Rûal erfahren, dass man ihm den Vater erschlagen hatte, und das tat ihm in der Seele weh. So war Böses mit Gutem, Glück mit Verlust, Freude mit Schmerz unzertrennlich in einem Herzen verbunden. Alle stimmen darin überein, dass Hass einem jungen Mann weit heftiger zu schaffen macht [5100] als einem reifen. Umgeben vom Glanz seiner Herrlichkeit, war Tristan doch eingehüllt in Leid und verborgenen Kummer, die unsichtbar für jedes menschliche Auge um ihn schwebten: Riwalìn tot und Morgan lebendig zu wissen bedrückte und quälte ihn. Der Schmerzensmann Tristan und sein getreuer Ratgeber, [5110] der die Treue in seinem Namen trug, der gute Foitenant, rüsteten in Eile ein Schiff, prächtig ausgestattet und beladen mit lauter kostbaren Sachen, die man in Fülle hatte. Dann traten sie vor Marke. Tristan sprach: „Mein lieber Herr, mit Eurer gnädigen Erlaubnis möchte ich nach Parmenîe fahren [5120] und, wenn es auch Euer Wille ist, nachschauen, wie es um unsere Sache bestellt ist in dem Reich, von dem Ihr sagt, es sei das meine." Der König sprach: „Das soll geschehen, lieber Neffe. Wenn ich dich auch nur schwer entbehren kann, will ich doch deiner Bitte nachgeben: Fahr heim nach Parmenîe mit deinen Kameraden; wenn du mehr Ritter brauchst, [5130] so nimm auf deine Reise so viele mit, wie du willst. Nimm Pferde, Silber, Gold, und nimm von allem, was du nötig hast und haben willst, so viel es dir gefällt. Und behandle deine Ritter gut, sei großzügig und freundlich, dann dienen sie dir gern und bleiben dir immer treu ergeben. Allerliebster Neffe, verhalte dich und handle so, [5140] wie dir dein Vater rät, der treue Rûal, der hier steht und dir allezeit als ein wahrer Edelmann in musterhafter Treue gedient hat. Sieh zu, dass du mit Gottes Hilfe deine Sache richtest und alles so in Ordnung bringst, wie es deine Interessen und deine Ehre fordern, dann komm zu mir zurück, kehre recht bald wieder. [5150] Ich verspreche dir und gelobe es hoch und heilig: Meinen Besitz und mein Land will ich mit dir teilen, so dass wir es gemeinsam haben, und wenn der Himmel will, dass du mich überlebst, dann soll dir als meinem Erben alles allein gehören, denn ich will um deinetwillen unverheiratet bleiben mein Leben lang. [5160] Lieber Neffe, du hast meine Bitte gehört und meinen Willen. Wenn du es mit mir so gut meinst wie ich mit dir und mich so von Herzen liebst, wie ich dich liebe, bei Gott, so werden wir bis ans Ende unserer Tage immer glücklich und in Freuden miteinander leben. Jetzt sag ich dir adieu, der Jungfrau Sohn beschütze dich, du aber sieh nur immer zu, dass du deine Sache gut machst und ehrenvoll." [5170] Dann verweilten sie nicht länger: Tristan und sein Freund Rûal fuhren mit ihren Leuten von Kurnewal heim nach Parmenîe. Wenn ihr nun gerne hören wollt, wie diese hohen Herren empfangen 63
wurden, so sage ich euch gerne weiter, was ich selber über den Empfang erzählen gehört habe. Ihrer aller Führer, [5180] der treue und tüchtige Rûal, ging voraus, als sie landeten. Galant nahm er sein Hütchen ab und breitete den Mantel hin: Lachend lief er auf Tristan zu, küsste ihn und sprach: „Mein Herr, seid Gott und Eurem Land und mir willkommen! Schaut, Herr, seht dieses schöne Land am Meer. [5190] Feste Städte, starke Mauern, viele schöne Burgen hat Euer Vater Kanêl Euch vererbt und vermacht. Wenn Ihr tüchtig seid und klug, so wird nichts von alledem, was Euer Auge hier sieht, Euch je verloren gehen, dafür stehe ich ein." So sprach er und wandte sich den anderen zu, Stolz und Fröhlichkeit im Herzen. [5200] In Freuden hieß er nun die Ritter willkommen: Mit wunderbarer Liebenswürdigkeit und den allerschönsten Komplimenten wusste er sie zu begrüßen. Dann geleitete er sie nach Kanoêl. Die Städte und die Châteaus überall im Land, die seit Kanêls Zeiten ihm unterstellt gewesen waren, [5210] übergab er, treu wie er war, Tristan und seine eigenen, die er als Erbe von seinen Vorfahren hatte, noch dazu. Was soll ich mehr darüber sagen? Er hatte Reichtum und Ehre, und das, was er hatte, bot er alles willig auf, seinem Herrn zu helfen und damit zugleich den Seinen. [5220] Soviel Eifer und Bemühen in allen Dingen, wie er, gütig besorgt um ihrer aller Wohl, an den Tag legte, hat die Welt nie mehr gesehen. Aber halt! Wie konnte mir das nur passieren? Ich habe etwas vergessen - bin ich denn ganz konfus geworden? Die gute Marschallin, die reine, treffliche [5230] Dame, meine gnädige Frau Florête, die habe ich mit keinem Wort erwähnt! Das ist wahrhaftig nicht die feine Art. Ich will es aber wieder gutmachen und der Süßen Sühne leisten. Die artige Dame, die gute, die gütige, die edelste, die allerbeste, hat, das weiß ich wohl, ihre Gäste nicht allein mit dem Mund begrüßt. [5240] Von ihren Lippen gingen ja nie schöne Worte, es sei denn im Gefolge süßen Willens; ihr Herz schwang sich empor wie auf Flügeln. Die beiden waren immer beieinander, ihr Wille und ihr Wort, und so bin ich gewiss, dass sie innig vereint hervortraten, die Gäste zu empfangen. Welche Freude die glückselige Florête [5250] in ihrem Herzen empfunden haben muss angesichts ihres Herrn und ihres Kindes - das Kind meine ich, von dem diese Geschichte handelt, ihren Sohn Tristan also - , das kann ich euch genau sagen: Ich habe ja gelesen, welch überreiche Fülle an Güte und an Tugenden man der Gebenedeiten nachrühmt. Und dass sie davon nicht wenig besaß, bewies sie so glänzend, [5260] wie man es nur immer wünschen kann von einer Frau: Sie sorgte dafür, dass ihrem Kind und seinen Leuten alle Ehre und Bequemlichkeit geboten wurden, die nur je ein ritterlicher Gast erfahren hat. Ich glaube auch - so sicher wie nur ir-
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gendetwas - , dass Kurvenal, der Meister der Courtoisie, sich über Tristans Heimkehr freute, [5270] daran habe ich keinen Zweifel. Jetzt schickte man Boten aus im ganzen Land Parmenîe und lud die Herren und Herrschaften an den Hof, die in den Städten und Châteaus das Regiment führten. Die versammelten sich alle in Kanoêl und sahen und hörten dort von Tristan die Wahrheit, [5280] wie sie uns die Geschichte überliefert und wie ihr sie bereits vernommen habt. Da flogen aus allen Mündern ungezählte Willkommensrufe empor. Die Leute und das ganze Land erwachten aus langem Leid und wurden munter, das wunderbare Glück zu bestaunen. Jeder ging hin, [5290] um von der Hand seines Herrn Tristan sein Land und seine Leute als Lehen zu empfangen; alle schworen ihm den Lehnseid und wurden seine Vasallen. Dabei trug aber Tristan verhohlen in seinem Herzen immer den heimlichen Schmerz, den Morgan ihm angetan hatte. Dieser Schmerz verließ ihn nie, er spürte ihn von früh bis spät. So hielt er Rat mit Freunden und Vasallen [5300] und verkündete dann seinen Beschluss: Er wollte sogleich nach Britanje reisen und von seines Feindes Hand sein Lehen fordern, damit er das Land seines Vaters mit desto besserem Recht besäße. Das sagte er, und das tat er auch: Er zog fort aus Parmenîe mit seinen Leuten, alle kampfbereit und wohl gerüstet, [5310] wie ein Mann es sein muss, der sich zu einem so gefährlichen Unternehmen entschlossen hat. Als Tristan nach Britanje kam, hörte er davon reden, und man versicherte es ihm, dass der Herzog Morgan gerade auf der Jagd in den Wäldern sei. Da befahl er seinen Rittern, sich in Eile zu rüsten, [5320] und zwar so, dass die Halsberge unter dem Rock versteckt bliebe und auch sonst nicht das kleinste Eisenringlein aus dem Gewand hervorblinkte. Dies geschah und wurde ausgeführt. Und obendrein legten die Männer auch noch ihre Reisemäntel an, bevor sie sich in die Sättel schwangen. Ihren Tross ließen sie umkehren; die Leute sollten nur immer zurückreiten, [5330] ohne je anzuhalten. Die Ritterschaft wurde aufgeteilt. Die größere Schar wurde mit dem Tross zurückgeschickt, um ihn auf seinem Weg zu schützen. Die dann übrig blieben und mit Tristan weiterritten, waren an die dreißig, [5340] gut sechzig Ritter begleiteten den Tross. Es dauerte nicht lang, bis Tristan auf Hunde und Jäger traf. Er fragte, wo der Herzog sei, man sagte es ihm, er ritt in die Richtung, die man ihm gewiesen hatte, und fand auch wirklich bald auf einer Waldwiese viele britûnische Ritter. [5350] Für die hatte man Pavillons und Hütten auf dem Gras aufgestellt, rings herum und innen drin hatte man Laub und viele bunte Blumen verstreut. Ihre Hunde und ihre Jagdvögel hatten sie bei sich. Sie grüßten Tristan und die Seinen mit Courtoisie, wie es sich gehört bei Hof, und sagten ihm auch gleich, [5360] Morgan, ihr Herr, sei auf die Jagd geritten in einen Wald ganz in der Nähe. Eilig
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machten sie sich auf die Suche. Sie fanden Morgan; bei ihm hielten viele britûnische Ritter auf Kastilianerpferden. Im Trab ritten sie zu ihm hin. Morgan empfing die Fremden, von deren Absichten er nichts ahnte, überaus zuvorkommend und so gastfreundlich, [5370] wie man Gäste empfangen soll. Und seine Leute taten es ihm nach: Jeder Einzelne kam herbeigelaufen, um seinen Gruß loszuwerden. Als dieses langwierige Geschäft der Begrüßung endlich vollbracht war, sprach Tristan zu Morgân: „Herr, ich bin meines Lehen wegen hergekommen, und ich möchte, dass Ihr es mir gebt [5380] und mir nicht verweigert, was mir mit Recht gehört: Dann handelt Ihr höfisch und gut." Morgan sprach: „Mein Herr, sagt mir: Von wo oder wer seid Ihr?" Und Tristan erwiderte: „Ich bin aus Parmenîe gebürtig, mein Vater hieß Riwalîn. Mein Herr, ich bin sein rechter Erbe und heiße Tristan." [5390] Morgân sprach: „Mein Herr, Ihr kommt mir mit Geschichten, die so unnütz sind, dass sie ungesagt und vorgetragen gleich viel Gewicht haben. Ich brauche nicht lange nachzudenken: Wenn Ihr etwas von mir zu fordern hättet, so würde Euch das ohne weiteres gewährt - nichts käme Euch in die Quere, Ihr müsstet lediglich ein Mann sein, der jener Ehren irgend wert ist, [5400] die Ihr für Euch in Anspruch nehmen möchtet. Wir wissen aber alle nur zu gut - die ganze Welt redet davon - , wie es dazu kam, dass Blanscheflûr mit Eurem Vater auf und davon ging, was für Ehren sie davon hatte und wie diese Liebschaft endete." „Liebschaft? Was wollt Ihr damit sagen?" „Es ist genug, mehr sage ich dazu nicht. So ist es und nicht anders." [5410] „Mein Herr", sprach Tristan da, „ich verstehe Euch schon richtig: Ihr wollt damit sagen, dass ich nicht ehelich geboren und also mein Lehen und mein Recht auf dieses Lehen verloren sei." „Allerdings, mein Herr, mein lieber Junge, genau das meine ich, und eine Menge Leute meinen es mit mir." „Ihr redet böse", sprach Tristan. „Ich dachte immer, [5420] Anstand und gute Sitte müssten jeden, der einem anderen Schlimmes angetan hat, dazu anhalten, diesem Mann doch im Gespräch mit Vernunft und Takt zu begegnen. Hättet Ihr nur irgend Taktgefühl und Vernunft im Leib, so hättet Ihr, so schlimmer Taten Ihr auch fähig wart, mir diese Rede wohl erspart, die neuen Schmerz aufweckt und alte Schuld rege werden lässt: Ihr habt mir meinen Vater umgebracht; [5430] das ist, meint Ihr, nicht Leid genug für mich, nein, Ihr behauptet nun auch noch, meine Mutter, die mich gebar, hätte mich unehelich geboren! Allmächtiger Gott! Ich kenne viele adelige Männer, so viele, dass ich sie hier gar nicht alle aufzählen kann, die mir die gefalteten Hände hingestreckt haben. Wenn sie aber jene Schande, die Ihr mir anhängen wollt, an mir gefunden hätten, [5440] so hätte keiner von ihnen je seine Hände in die meinen gelegt. Sie kennen die Wahrheit und wissen, dass mein Vater Riwalîn vor seinem Tod meine Mutter in rechter 66
Ehe zur Frau genommen hat: Wenn ich Euch das auf Leben und Tod beweisen und dartun soll, wahrhaftig, das wird mir nicht schwer fallen." „Schluss damit", sprach Morgân, „zum Teufel [5450] mit Eurem Beweis! Was soll das? Keinen Hieb führt Euresgleichen gegen einen Mann von edlem Stand." „Das wird sich zeigen", sprach Tristan, zog sein Schwert und ging auf ihn los. Er schlug ihm aufs Haupt, durch Hirn und Hirnschale fuhr das Schwert nieder bis auf die Zunge und durchbohrte ihm mit einem schnellen zweiten Streich das Herz. [5460] Da hatte es sich nun wirklich gezeigt, nämlich, dass es wahr ist, was das Sprichwort sagt: Schuld ruht und verwest nicht. Morgans Leute, die kühnen Britûnen, nutzten ihm nichts und konnten ihm nicht schnell genug zu Hilfe kommen, um ihn vor dem Tod zu retten. Aber alle taten doch, was in ihren Kräften stand, und kämpften. [5470] Es dauerte nicht lang, da waren sie zu einem großen Heer geworden. Die ungewappneten Männer drangen alle mit wahrem Mannesmut auf die Feinde ein. Nach Deckung fragte keiner, unbekümmert um die Gefahr stürmten sie in dichten Haufen vorwärts und drängten den Feind mit Macht aus dem Wald aufs freie Feld hinaus. Hier erhob sich großes Geschrei, [5480] gewaltig war ihr Weinen und Klagen. So schwang sich Morgans Tod mit Klagen aller Art empor in die Lüfte, als ob er fliegen könnte. Böse Nachricht verkündete er auf den Burgen und im Land. Im ganzen Reich schallte bald nichts anderes als dieser Klageruf: „A, noster sires, il est mort! Wer wird jetzt dem Land zu Hilfe kommen? [5490] Ihr glänzenden Helden alle, eilt herbei aus Städten und aus Burgen und zahlt diesen Fremden heim, was sie uns angetan haben!" So trieben jene mit nimmermüden Attacken die Feinde vor sich her. Aber ihre Gäste blieben ihnen nichts schuldig: Immer wieder warfen sie die Pferde herum, die ganze Rotte preschte zum Gegenangriff vor [5500] und fällte viele. Und doch waren sie auf der Flucht und zogen sich immer weiter dorthin zurück, wo sie ihre Hauptmacht wussten. So gelangten sie endlich zu ihren Leuten und bezogen ein Lager auf einem gut gesicherten Berg, wo sie die Nacht verbrachten. In dieser Nacht bekam das Heer der Einheimischen soviel Verstärkung, und ihre Kampfkraft wuchs so sehr, [5510] dass sie, als sie beim ersten Tageslicht von neuem angriffen, die verhassten Gäste mit Macht dahintrieben und viele vom Pferd stachen. Immer wieder brachen sie ein in die feindliche Schar mit Speeren und Schwertern, die allerdings nicht lange standhielten. Ja, wahrhaftig, Schwerter und Speere, so wehrhaft sie waren, bewährten sich schlecht: Viele gingen in Trümmer, [5520] sobald sie auf den Feind trafen. Aber das kleine Heer kämpfte auch wirklich kühn, und jede Attacke kostete viele Ritter das Leben. Die beiden Scharen hier und dort erlitten ein ums andere Mal schwere Verluste. Verderben kam über sie,
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Verderben brachten sie mörderisch über viele Männer. [5530] So trieben sie es hin und her, bis endlich die Kraft der Verteidiger nachließ, denn ihre Zahl nahm ab, die anderen aber wurden immer mehr. Immer neue Kräfte strömten ihnen zu, und sie wurden so übermächtig, dass sie noch vor Anbruch der Dunkelheit den Feind zwangen, sich wieder auf einen festen Platz zurückzuziehen. Verschanzt in einer Wasserburg, verteidigten sich die Fremden [5540] und überstanden da die Nacht. So waren sie nun eingeschlossen von feindliche Truppen, rings umgeben wie von einem Zaun. Was sollten sie nun tun, die Fremden, in ihrer Not? Wie packten Tristan und seine Leute ihre Sache an? Das will ich euch sagen: wie es ihnen weiter erging, wie ihre Not endete, wie sie davonkamen, [5550] wie sie ihre Feinde besiegten. Seit Tristan aufgebrochen war, wie ihm sein Ratgeber Rûal geraten hatte, sein Lehen zu empfangen und dann unverzüglich nach Hause zurückzukehren, lag dem guten Rûal immerzu schwer die Sorge auf dem Herzen: Er fürchtete ebendas, was Tristan wirklich geschehen war. Er hatte aber nicht dazu geraten, [5560] Morgan etwas anzutun. Hundert Ritter bot er auf und reiste auf genau derselben Route Tristan nach. Nach kurzer Fahrt gelangte er schon bald nach Britanje. Dort erfuhr er gleich genau, wie es zugegangen war, und diese Neuigkeiten wiesen ihm sein Ziel: [5570] Gegen die Britûnen, die jene Burg belagerten, marschierte er. Als sie dahin kamen und die Feinde erblickten, da gab es keinen in der ganzen Schar, der sich nachsagen lassen wollte, er habe sich abseits gehalten oder sei hinter den anderen zurückgeblieben: Allesamt flogen sie heran mit flatternden Fahnen. Überall in der Menge erschallte der Kriegsruf: [5580] „Schevelier Parmenîe! Parmenîe schevelier!" Da jagte Wimpel um Wimpel durch die Schnüre des Lagers und brachte Tod und Verderben. Zwischen ihren Pavillons schlugen sie den Britûnen tödliche Wunden. Als nun die in der Burg die Fahnen ihres Landes erkannten [5590] und ihren Kriegsruf hörten, da wurde es ihnen zu eng dort drinnen, sie sprengten hinaus aufs freie Feld. Tristan ließ die Seinen tüchtig kämpfen. Da erging es den einheimischen Rittern schlecht: Gefangen und gefällt wurden sie, mit Hauen und Stechen wurden ihre Linien durchbrochen auf beiden Seiten. [5600] Es brachte sie ganz aus der Fassung, dass die zwei feindlichen Scharen gar so laut und mächtig die Parole riefen: „Schevelier Parmenîe!" So waren sie wehrlos: An Widerstand wie an Gegenwehr war nicht zu denken, sie konnten nicht mehr kämpfen, nur noch sich verkriechen, fliehen, sich zurückziehen, fortlaufen zu den Burgen oder in den Wald - [5610] ja, der Kampf nahm ganz verschiedene Formen an, meistens aber war Flucht ihre beste Waffe und das beste Mittel gegen den Tod. Als der Feind aus dem Feld seiner Unehre geschlagen war, ließen die 68
Ritter sich nieder und lagerten. Ihre Toten, die auf Schlachtfeld geblieben waren, ließen sie bestatten. Die Verwundeten [5620] wurden auf Bahren gelegt, dann fuhren sie wieder heim in ihr Land. So hatte nun Tristan sein Lehen und sein Eigentum wirklich bekommen, er hatte es aus seiner eigenen Hand empfangen und war somit Herr und Vasall eines Sohnes, der seinem Vater nie geboren wurde. Er hatte seine Sache gerichtet und begradigt. Rechtens hatte er seinen Besitz, [5630] befriedet war sein Herz. Sein Unrecht war jetzt schieres Recht, sein schwer bedrücktes Herz leicht und ruhig. Er besaß sein väterliches Erbe und sein ganzes Land völlig unangefochten, niemand machte es ihm streitig. Da dachte er nun daran, [3640] was sein Oheim, als er von ihm Abschied nahm, ihm ans Herz gelegt und geboten hatte, und sehnte sich nach Kurnewal zurück, aber er konnte sich doch nicht von Rûal losreißen, der ihm in väterlicher Treue so viel Gutes getan hatte. Rûal und Marke liebte er von Herzen, zu diesen beiden zog ihn sein Verlangen, [5650] es riss ihn hin und her. Preisen wollte ich den, der da spräche: „Wie stellt es nun Tristan, dieser Wunderknabe, an, dass er beiden gerecht wird und jedem gibt, was er ihm schuldet?" Jeder von euch weiß wohl, dass es unvermeidlich ist: Er muss von dem einem lassen, wenn er beim anderen bleiben will. [5660] Lasst hören, wie soll es zugehen? Fährt er zurück nach Kurnewal, so nimmt er Parmenîe seinen ganzen stolzen Adel, und auch Rûal wird um sein Glück und seine Lebenslust gebracht, um ebenden Besitz, der seine ganze Wonne sein sollte. Bleibt er aber da, dann entscheidet er sich dafür, [5670] höhere Ehren auszuschlagen, und setzt sich über Markes Wunsch hinweg, in dem alle seine Ehre liegt. Wie kann er da das Richtige wählen? Soll er halt in Gottes Namen hinüberfahren, man muss es ihm zugestehen. Er muss an Ehren zunehmen und nach immer höheren Zielen streben, wenn es nun einmal da hinaus gehen will auf einen guten Weg und auch zu seinem Glück; [5680] er soll nur ruhig nach allen Ehren trachten und jagen, das ist sein gutes Recht. Und wenn das Glück sie ihm gewähren will, so tut es auch recht daran, denn dahin zieht es sein Herz. Der kluge Tristan wurde nach langem Sinnen mit sich selber einig: Er wollte sich, so beschloss er, zwischen seinen Vätern aufteilen, ganz gerecht [5690] wie mittendurch geschnitten. Er zerteilte sich mit einem glatten Schnitt in zwei genau gleiche Hälften, wie man ein Ei halbiert, und gab jedem die Hälfte, von der er wusste, dass sie für ihn die bessere war. Wenn hier einer ist, der nie davon gehört hat, was das für Teile sind, die zu einem ganzen Mann gehören, will ich dem erklären, wie diese Teilung vor sich geht. Jeder wird wohl seinen ungeteilten Beifall spenden, [5700] wenn ich sage, dass zwei Dinge einen Mann ausmachen: Da ist erstens der Mensch aus Fleisch und Blut und zweitens alles das, was er
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besitzt. Von diesen zweien kommen edler Sinn und weltliche Ehren. Wenn man aber die zwei voneinander scheidet, so bleibt vom Besitz nichts übrig als Mangel: Der so entblößte bloße Mensch, dem niemand irgendwelche besonderen Rechte zugesteht, büßt seinen edlen Namen ein und ist nurmehr ein halber Mann, wenn auch bei ganzem Leib. [5710] Das gleiche gilt für die Frauen; ob Mann oder Frau, das spielt keine Rolle, immer sind es der natürliche Mensch und der Besitz gemeinsam, die ein volles Ganzes machen. Wenn sie aber voneinander getrennt werden, so sind sie beide nichts. Wie gesagt, so getan: Tristan packte seine Sache an, mit großartigem Sinn und generöser Güte setzte er alles ins Werk und ließ es an Klugheit nicht fehlen: [5720] Er befahl, schöne Pferde und vornehme Kleider zu beschaffen, Vorräte an Lebensmitteln und all den anderen Dingen, die man eben braucht, wenn man viele Gäste prächtig bewirten will, und veranstaltete ein Fest. Er schickte Boten aus und ließ die Edelsten des Landes, die mächtigsten Männer des Reichs, einladen. Die taten ihm in guter Freundschaft gerne den Gefallen und ließen sich nicht lange bitten. [5730] Tristan hatte alles gut vorbereitet. Zwei jungen Männern, den Söhnen seines Vaters Rûal, verlieh er das Ritterschwert, denn er hatte sie zu Erben ihres Vaters Rûal bestimmt. Er hatte keine Kosten gescheut, sie für diesen Tag vornehm und herrlich auszustatten, [5740] mit so inniger Liebe war er allezeit um sie besorgt, als wären sie seine eigenen Kinder. Die beiden, die jetzt Ritter sind, wurden es gemeinsam mit zwölf Gefährten, und einer von den zwölfen war kein anderer als der höfisch feine Kurvenal. Der edle Tristan - denn auch er war der Courtoisie sehr zugetan - nahm seine Brüder bei der Hand und führte sie mit sich fort. [5750] Seine Freunde und Vasallen und überhaupt alle, die es zu einigem Verstand oder zu höherem Alter oder gar zu beiden gebracht hatten, alle vernünftigen und urteilsfähigen Männer also, wurden jetzt geladen und gebeten, sich zu einer Hofversammlung einzufinden. Nun, Herr, sie sind alle da. Tristan stand auf vor ihnen. „Ihr Herren alle", sprach er, [5760] „denen ich immer in aufrichtiger Treue gern zu Diensten bin, wo immer ich kann, meine lieben Verwandten und Vasallen, deren Gnade ich all die Ehre verdanke, die Gott mir geschenkt hat: Mit Eurer Hilfe habe ich meine Sache in Ordnung gebracht, wie es mein Herz verlangte. [5770] Gott hat es mir gegeben, doch weiß ich wohl, dass es von Eurer Tüchtigkeit vollbracht wurde. Was könnte ich mehr sagen? Ihr habt in dieser kurzen Zeit so oft Eure ganze Ehre und Euer Heil auf mich gesetzt, dass ich nicht an Euch zweifle: Eher geht diese Welt in Stücke, als dass Ihr Euch jemals [5780] meinem Willen widersetzen könntet. Freunde und Vasallen und alle, die auf meine Bitte hin oder getrieben von ihrem eigenen edlen Herzen hierher gekommen sind, nehmt es nicht zu schwer,
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was ich Euch nun zu sagen habe. Ihr sollt alle wissen, dass mein Oheim mein Vater Rûal, der hier steht, hat es selbst gesehen und gehört [5790] sein Land in meine Hand gegeben hat, und er will mir zuliebe unverheiratet bleiben, denn er hat mich zu seinem Erben bestimmt. Und er will, dass ich immer bei ihm bleibe, wo er auch geht und steht. Nun habe ich beschlossen, und mich verlangt danach, ihm seinen Wunsch zu erfüllen und zu ihm zurückzukehren. [5800] Den Zins von meinem Land und meine Herrlichkeit und Ehre im Reich will ich meinem Vater Rûal verleihen und überlassen; wenn meine Sache in Kurnewal nicht gut geht, ob ich dort sterbe oder bleibe, soll er es als Erblehen behalten. Hier stehen auch seine Söhne und seine anderen Kinder; [5810] alle jene, die später einmal seine Erben sind, sollen ein Recht darauf haben. Meine Vasallen und Dienstmannen und alle meine Lehen will ich zu meiner Verfügung behalten, solang ich lebe." Da erhob sich in der Ritterschaft viel Jammer und Klage. Ganz verzagt waren sie alle, alle ihre stolze Zuversicht war dahin. [5820] „Ach, Herr", sprachen sie, „weit besser wären wir jetzt dran, wenn wir Euch nie gesehen hätten; dann hätten wir auch niemals dieses Leid erfahren, das Ihr uns jetzt antut. Herr, unsere Hoffnung haben wir auf Euch gesetzt in dem Glauben, in Euch wäre uns ein Leben geschenkt. Weh uns, unser aller Leben, das wir in Freuden haben sollten, [5830] ist gestorben und begraben, wenn Ihr von uns geht. Herr, statt unser Leid zu lindern, habt Ihr es nur noch schlimmer gemacht. Unser aller Glück war ein bisschen aufgestiegen und ist jetzt wieder abgestürzt." Das eine kann ich euch sagen, es ist so gewiss wie der Tod: So arg ihrer aller Jammer auch war, so sehr sie alle sich auch grämten, [5840] als sie das hörten, empfand doch keiner größeren Schmerz als Rûal, dem dieser Lauf der Dinge nichts als Nutzen brachte, der dadurch zu einem reichen Mann und großen Herrn werden sollte. Er erhielt dort ein Lehen - weiß Gott, mit solchem Jammer hatte er noch keines empfangen! Nun, da Rûal und seine Söhne [5850] ihr Lehen und ihr Erbe aus ihres Herrn Hand empfangen haben, gab Tristan Land und Leute in Gottes Hut und fuhr davon. Mit Tristan ging auch Kurvenal, sein Lehrer, auf die Reise. Ob Rûal und die anderen Vasallen und das ganze Volk wirklich gar so traurig waren, ob nicht doch ihr Sehnen [5860] nach ihrem lieben Herrn sich in Grenzen hielt? Bei meiner Treue, das weiß ich genau: Parmenîe war voll von Klagen und Klageschrei, und was sie verloren hatten, war der Klage wert. Die Marschallin Florete, die treue hohe Dame, zermarterte ihren Leib und zeigte sich so recht als eine Frau, der Gott die Gnade geschenkt hat, mit ihrem ganzen Leben [5870] dem weiblichen Geschlecht nichts als lauter Ehre zu machen. Aber was soll ich hier noch lang verweilen? Der landlose Tristan war
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kaum in Kurnewal gelandet, da erfuhr er etwas, was ihn sehr schmerzte, nämlich, dass der gewaltige Môrolt aus Irland gekommen war und Marke mit Krieg drohte, [5880] falls dieser ihm nicht Zins für seine beiden Länder Kurnewal und England zahlte. Mit diesem Zins hatte es folgende Bewandtnis. Der Herrscher, der damals in Irland regierte, so habe ich in den Chroniken gelesen, und so sagt auch die wahre Geschichte, hieß Gurmûn der Stolze; der stammte aus Afrika, wo sein Vater König war. Als dieser starb, fiel das Land [5890] an ihn und seinen Bruder, der gleichberechtigter Miterbe war. Gurmûn war aber so ehrgeizig und stolz, dass er seinen Besitz mit niemandem teilen wollte. Sein Herz ließ ihm keine Ruhe: Er und niemand sonst sollte Herrscher sein. Er suchte sich die stärksten und tapfersten Männer aus, [5900] die allerbesten Kämpfer, die zu finden waren, Ritter sowohl wie Fußknechte, und gewann sie mit Geld und Courtoisie für sich. Und er überließ ohne weiteres seinem Bruder das ganze Land. Dann zog er fort und ließ sich von den ruhmreichen, [5910] gewaltigen Römern die Vollmacht und Erlaubnis zu Eroberungen geben: Was er unterwerfen könnte, sollte ihm gehören, dafür sollte er den Römern Abgaben leisten und gewisse Hoheitsrechte zugestehen. Unverzüglich brach er auf mit einem starken Heer, das führte er zu Lande und zu Wasser bis nach Irland. [5920] Er eroberte das Land und bezwang die Bewohner mit Gewalt: Ob sie wollten oder nicht, mussten sie ihn als ihren Herrn und König anerkennen, und so kam es, dass sie ihm fortan als Krieger und Kämpfer auf allen seinen Zügen dienten und ihm die Nachbarländer unterwerfen halfen. So machte er sich denn auch [5930] Kurnewal und England Untertan - damals war aber Marke noch ein Kind und zu zart für den Krieg: Er verlor seine souveräne Macht und wurde Gurmûn tributpflichtig. Noch dazu hatte Gurmûn einen starken Verbündeten: Es brachte ihm viel Macht und Ehre, dass er Môrolts Schwester heiratete, und machte ihn gefürchtet. Môrolt war dort in Irland Herzog [5940] und hätte nur zu gerne irgendwo ein eigenes Reich besessen, denn er war sehr ehrgeizig; an Land und anderem Reichtum fehlte es ihm nicht und auch nicht an Stärke und Tapferkeit. Er war Gurmûns Vorkämpfer. Was für ein Zins das war, den man aus jedem Land nach Irland schickte, das zähle ich euch schön ordentlich und nach der Wahrheit auf: [5950] Im ersten Jahr schickten sie dreihundert Barren Messing, sonst nichts, im zweiten aber Silber und im dritten Gold. Und im vierten kam der starke Môrolt von Irland gefahren, ganz in Eisen und zum Krieg bereit. Zu dem wurden die Barone und Edlen von Kurnewal und England befohlen, [5960] die traten vor ihn und warfen das Los, wer ihm sein Kind geben musste. Im rechten Alter, gut gewachsen und schön anzuschauen, wie es der Dienst bei Hof erfordert, mussten diese Kinder sein, keine Mädchen, lauter Knaben verlangte er, 72
und zwar dreißig aus jedem der beiden Länder. [5970] Gegen diese schändliche Zumutung gab es kein anderes Mittel als den Zweikampf oder aber Krieg. Nun konnten sie mit offenem Krieg nicht zu ihrem Recht gelangen, denn die Macht der Länder war geschwächt. Môrolt aber war so stark, so erbarmungslos und schrecklich, dass schwerlich ein Mann zu finden war, der, [5980] wenn er ihn nur ansah, mehr Mut und Zutrauen verspürt hätte, gegen ihn sein Leben zu riskieren, als irgendeine Frau. Und wenn man diesen Zins auf die Reise nach Irland hinüber geschickt hatte und das fünfte Jahr anbrach, dann mussten die zwei Länder immer zur Zeit der Sonnenwende Botschafter nach Rom senden Leute von Rang, wie es der Würde Roms angemessen war - , [5990] damit sie die Befehle und Weisungen vernähmen, die der mächtige Senat jedem Land, das Rom Untertan war, erteilte und schickte. Jedes Mal wurde ihnen da vorgelesen und kundgetan, wie sie nach dem Willen der Römer den leges und dem Landesrecht Geltung verschaffen [6000] und wie sie Gericht halten sollten. Und sie mussten überhaupt so tun und lassen, wie es ihnen da vorgeschrieben wurde. Diesen Tribut leisteten die zwei Länder und präsentierten ihn alle fünf Jahre zum höheren Ruhm der edlen Roma, ihrer Herrin. Doch erwiesen sie ihr solche Ehre keineswegs irgendeinem guten Recht zuliebe oder aus Gehorsam gegen Gott, [6010] sondern nur, weil Gurmûn es befahl. Aber kehren wir zurück zur Geschichte. Tristan hatte bei seinem Aufenthalt in Kurnewal natürlich von dieser bösen Sache erfahren und wusste auch längst, wie der Tribut bewehrt und befestigt war. Jetzt jedoch hörte er jeden Tag die Leute von der Schmach und dem Leid des Landes sprechen, [6020] überall, wo er auch hinkam auf seinem Weg, in jeder Stadt, in jedem Château. Und als er nach Tintajoêl gelangte zu den Leuten des Königs, seht, da hörte er nun und vernahm in den Gassen und auf den Straßen solches Wehklagen, dass es ihm schwer zu schaffen machte. Es dauerte nicht lang, bis die Nachricht [6030] von Tristans Ankunft zu Marke und an den Hof gelangte; da wurden sie alle froh - so froh, meine ich, wie es ihnen in ihrem Leid vergönnt war, denn es war just zu dieser Zeit, dass die Alleredelsten von ganz Kurnewal sich vollzählig dort zu jenem schändlichen Geschäft eingefunden hatten, von dem vorher schon die Rede war: Die großen Herren des Reichs [6040] losten da untereinander das Unheil ihrer Kinder aus. So traf sie denn Tristan alle auf den Knien betend an, jeder einsam in sich gekehrt, ohne Scheu und unverhohlen ließ jeder seine Tränen rinnen und flehte, an Leib und Seele gemartert, mit blutendem Herzen, der gütige Gott möge sein edles Geschlecht [6050] schützen und bewahren und sein Kind. So sind sie alle ins Gebet versunken, als Tristan eintritt. Wie er da empfangen wurde? Das ist eine leichte Frage. Um die Wahrheit zu sagen, wurde
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Tristan von keinem einzigen Menschen in der ganzen Versammlung und auch nicht von Marke selbst so freundlich [6060] willkommen geheißen, wie es geschehen wäre, wenn ihr Kummer es ihnen gestattet hätte. Aber Tristan kümmerte das wenig: Er schritt einfach kühn voran, dahin, wo die Edlen ihr Los in Empfang nehmen mussten, und trat vor Môrolt und Marke. „Ihr Herren alle", sprach er, „einer wie der andere, wie Ihr auch heißen mögt, die Ihr hier eilfertig gelaufen kommt, Euer Los abzuholen, [6070] Euren Adel zu verschachern, schämt Ihr Euch nicht, dem Land solche Schande zu machen? Wer soviel Tapferkeit im Leib hat wie Ihr allesamt und jederzeit in allen Dingen, ist es doch sich selbst schuldig, die eigene Ehre und die des Reichs zu hüten und hochzuhalten und immerfort zu mehren. Ihr aber habt Eure Freiheit [6080] Euren Feinden zu Füßen gelegt und ausgeliefert und Euch dazu erniedrigt, Tribut zu zahlen. Und Eure edlen Kinder, die Euer ganzes Glück sein sollten, Eure Lust und Euer Leben, die gebt Ihr als Knechte und Leibeigene hin und habt sie hingegeben. Und wenn man Euch fragt, wer Euch dazu zwingt [6090] oder was sonst Euch droht, dass Ihr nicht anders könnt, dann könnt Ihr auf nichts anderes verweisen als auf einen Zweikampf und auf einen einzelnen Mann - das ist Eure ganze Not! Es kommt Euch aber gar nicht in den Sinn, einen unter Euch zu bestimmen, der im Kampf Mann gegen Mann sein Leben aufs Spiel setzt, um zu fallen oder zu siegen. Selbst wenn er fallen sollte, ist doch der kurze Tod, den er gewinnt, [6100] edler und besser als die lange Not in jenem und in diesem Leben. Wenn er aber siegt und das Unrecht unterliegt, so ist ihm auf ewig dort der Lohn Gottes sicher und hier die Ehre. Ja, da die Väter in ihren Kindern leben, sollen sie ihr Leben für sie hingeben, so ist es Gottes Wille. [6110] Ganz gegen Gottes Ordnung ist es, wenn einer die Freiheit seiner Kinder der Leibeigenschaft ausliefert und sie als Knechte hingibt, um selbst in Freiheit zu leben. Wenn ich Euch raten soll, wie Ihr so leben könnt, dass Ihr Gott und Eurer Ehre die Treue haltet, dann gebe ich Euch keinen anderen Rat als diesen: Wählt Euch einen Mann, wenn Ihr irgend [6120] unter Euren Leuten einen findet, der zu kämpfen versteht und bereit ist, es darauf ankommen zu lassen, zu überleben oder nicht. Den sollt Ihr alle inständig bitten in Gottes Namen, auf dass der Heilige Geist ihm Gelingen schenken möge und die Ehre und er sich nicht zu sehr vor Môrolts Größe und Kraft fürchte. [6130] Er soll nur immer froh auf Gott vertrauen; der hat noch keinen Mann, der mit dem Recht im Bunde war, im Stich gelassen. Beratet die Sache, aber macht schnell, geschwind fasst einen Beschluss, wie Ihr diese Schande loswerden und Euch vor dem einen Feind retten wollt. Und auf keinen Fall dürft Ihr je Eurem Adel und Eurer Ehre Schimpf antun." „Ach, Herr", sprachen da alle, [6140] „Ihr kennt diesen Mann nicht: Gegen den kann niemand be-
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stehen." Tristan sprach: „Schluss damit. Denkt doch um Gottes willen einmal nach: Ihr seid allen Königen ebenbürtig und so adelig wie nur je ein Kaiser, und da wollt Ihr Eure edlen Kinder, die nicht weniger edel sind als Ihr, hingeben und verkaufen [6150] und zu Knechten machen? Und wenn es ja so ist, dass Ihr keinen dazu bringen könnt, sich ein Herz zu fassen und um Eures Jammers willen und aus Erbarmen mit dem Land in Gottes Namen für das Recht gegen jenen einen Mann zu kämpfen, und Ihr dann bereit seid, Eure Sache Gott und mir zu überlassen, [6160] dann, Ihr Herren, will ich im Vertrauen auf Gott meine Jugend und mein Leben aufs Spiel setzen und den Kampf für Euch bestehen: Gott lasse ihn gut ausgehen und verhelfe Euch zu Eurem Recht. Und selbst wenn nichts Gutes für mich dabei herauskommt, schadet das doch Eurem Recht nicht. Sollte ich die Sache nicht lebend überstehen, [6170] ist keinem von Euch geholfen, aber Ihr seid auch nicht schlechter dran, nicht gebessert noch verschlimmert ist die Lage, wie sie war. Wenn es aber glücklich endet, dann hat es wahrhaftig Gott selber so befohlen: Ihm müsst Ihr danken, niemandem sonst. Der Mann, dem ich alleine gegenübertreten muss, hat ja, wie ich wohl weiß, seinen Mut und seine Kraft [6180] zu ritterlichen Taten schon oft in blutig ernsten Kämpfen bewiesen, ich dagegen fange gerade erst an, meine Tapferkeit und Stärke zu erproben, und meine kriegerische Meisterschaft ist nicht so über jeden Zweifel erhaben, wie es jetzt nötig wäre. Immerhin aber habe ich in Gott und dem Recht zwei sieggewohnte Kampfgefährten, [6190] die mir beistehen werden. Und es fehlt mir nicht an entschlossenem Willen, der auch das Seine tun wird. Wenn mir die drei helfen, so habe ich, unerfahren, wie ich bin, dennoch gute Zuversicht, dass ich vor einem Mann mein Leben retten werde." „Herr", sprachen da die Ritter alle, „die heilige Kraft Gottes, die die Welt geschaffen hat, [6200] vergelte Euch Eure Hilfsbereitschaft und Eure freundlichen Worte und die glückseligen Aussichten, die Ihr uns eröffnet habt. Herr, lasst Euch aber sagen, wie es enden muss: Wir können noch so lang beraten, es kommt nichts Rechtes dabei heraus. Wenn unser Glück, um das wir uns so sehr bemüht haben - immer neue Anläufe haben wir gemacht - , uns erhören wollte, so hätte es Gelegenheit genug dazu gehabt. Es ist ja nicht das erste Mal, [6210] dass wir hier in Kurnewal Rat halten, was zu tun ist in unserer schlimmen Lage. Wir haben viel geredet, konnten aber keinen unter uns finden, der nicht lieber sein Kind in die Leibeigenschaft weggeben wollte, als selber im Kampf gegen diesen Gefolgsmann des Bösen das Leben verlieren." „Was redet Ihr denn da!", sprach Tristan. „Es kann ja doch gar viel geschehen, [6220] und man kann an zahllosen Beispiele sehen, wie Unrecht auf hohem Ross von einem Schwachen zu Fall gebracht wurde. Das könnte leicht wieder so geschehen, wenn es nur einer wagte."
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Môrolt hörte das alles mit an, und es missfiel ihm sehr, dass Tristan, der doch ganz offensichtlich noch ein halbes Kind war, so entschieden Anspruch auf den Kampf erhob. Er war ihm von Herzen böse. [6230] Tristan aber sprach weiter: „Ihr Herren alle, redet: Was soll ich tun nach Eurem Willen?" „Herr", sprachen da alle, „wenn es irgend möglich wäre, dass die Hoffnung, die Ihr uns gemacht habt, sich erfüllte - das wäre unser aller Wunsch." „Ihr stimmt also zu?", sprach Tristan. „Da es sich denn so lang erhalten hat [6240] und nun an mich geraten ist, will ich, so Gott will, erfahren, ob Gott es Euch bestimmt hat, in mir Heil zu finden, und ob ich selber Heil an mir habe." Da bot nun Marke alle Beredsamkeit auf, ihm sein Vorhaben auszureden. Er hoffte, er könnte ihm das Versprechen abgewinnen, [6250] es ihm zuliebe sein zu lassen, wenn der König es verböte. Aber nein, bei Gott, er wollte nicht. Weder mit Befehlen noch mit Bitten konnte er ihn davon abbringen, zu tun, was er beschlossen hatte. Vielmehr trat Tristan nun vor Môrolt und sprach ihn an: „Herr, sagt mir doch in Gottes Namen: Was habt Ihr hier zu schaffen?" „Mein lieber Freund", sprach Môrolt ohne Zögern, [6260] „was soll die Frage? Ihr wisst doch genau, was ich hier zu schaffen habe und was ich von Euch will." „Ihr Herren alle, hört her, mein Herr, der König, und seine Leute!", sprach da der kluge Tristan. „Mein Herr Môrolt, ich weiß es allerdings und sehe es ganz klar: So schandbar diese Sache ist, lässt sie sich doch nicht ignorieren. [6270] Lange hat man nun den ungerechten Zins von hier und von England nach Irland geschickt. Dahin brachte man es durch langen, schweren Zwang und viel Gewalt: Burgen und Städte zerstörte man in den zwei Ländern, sie erlitten auch große Verluste an Menschen, [6280] bis all die Gewalt und das Unrecht, die über sie hereinbrachen, sie in die Knie zwang und die edlen Krieger, die noch am Leben waren, gehorchen mussten, was immer man ihnen auch befehlen mochte, denn sie fürchteten den Tod und konnten sich nach all dem, was geschehen war, nicht widersetzen. So kam es zu dem großen Unrecht, [6290] das Ihr bis heute seht und das immerfort seitdem Bestand hatte. Es wäre wahrlich längst Zeit gewesen, dass sie sich der großen Schande mit Waffen widersetzt hätten, denn die Länder haben sich gut erholt und an Kräften zugenommen: mehr Menschen, Einheimische wie Fremde, mehr Städte und Burgen, mehr Reichtum und Ehre. [6300] Man muss endlich das Verkehrte zum Rechten kehren, und so müssen wir unser aller Heil bei der Gewalt suchen: Wenn wir je gesunden wollen, müssen wir dafür kämpfen in Kriegen und Schlachten. An Leuten, die für unsere Sache einstehen, fehlt es nicht, in beiden Ländern gibt es Menschen im Überfluss. Man muss uns zurückgeben, [6310] was man uns geraubt und unser Leben lang vorenthalten hat. Wir wollen hinüberfahren und es holen, sobald Gott uns lässt. Alles, was sie uns genommen
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haben, es sei groß oder klein - so sage ich, wenn Ihr meine Meinung und mein Votum hören wollt - , müssen sie uns zurückgeben, nicht das kleinste Ringlein sollen sie behalten. [6320] Am Ende könnte unser Messing sich uns noch in rotes Gold verwandeln - es sind ja auf Erden schon die sonderbarsten Dinge wahr geworden, die kein Mensch für möglich gehalten hätte, und so könnten Eure edlen Kinder, die dort zu Leibeigenen geworden sind, eines Tages doch noch frei werden, so undenkbar es ihnen jetzt auch sein mag. Gott möge mich erhören: [6330] In seinem Namen bitte ich, dass ich noch zusammen mit diesen Herren des Landes die Heerfahne mit eigener Hand in Irland aufpflanzen darf, damit dieses Reich und seine Erde von mir gedemütigt werde." Da entgegnete ihm Môrolt: „Mein Herr Tristan, wenn Ihr Euren Eifer in dieser Angelegenheit zügeln wolltet, [6340] das wäre, glaube ich, gut für Euch; alle Reden, die hier geführt werden, ändern ja doch nichts daran, dass wir auf nichts von dem verzichten, was uns von Rechts wegen zusteht." Dann trat er vor Marke hin. „König Marke", sprach er, „nun redet Ihr, lasst hören, Ihr und alle, die hier anwesend sind, um mit mir wegen ihrer Kinder zu verhandeln, sagt mir klar und eindeutig: [6350] Ist es Euer aller Wille, und ist es auch in Eurem Sinn, was Euer Bevollmächtigter, der edle Herr Tristan, hier vorgetragen hat?" ,Ja, Herr, das ist unser aller Ratschluss, unser Wille und unsere Absicht. Wir sind mit allem einverstanden, was er sagt und tut." Da sprach Môrolt: „So brecht Ihr mir und meinem Herrn die Treue und den Eid, den Ihr geschworen habt, [6360] und den ganzen Vertrag zwischen uns. Da antwortete ihm der höfische Tristan: „Nein, mein Herr, das ist schlecht geredet. Das klingt übel, wenn einer dem anderen die Treue abspricht. Keiner von ihnen allen bricht die Treue und den Eid. Sie haben Euch seinerzeit gelobt und zugesichert - [6370] und das soll nach wie vor unverbrüchlich gelten - , dass sie willig alle Jahre den Zins, der ihnen da auferlegt wurde, von Kumewal und England nach Irland schicken oder aber in einem Zweikampf oder mit Krieg Euren Anspruch abweisen wollten. Solange sie zu ihrem Wort stehen und bereit sind, das Pfand ihrer Treue mit Zins oder mit Kampf auszulösen, [6380] tun sie dem Recht vollauf Genüge. Herr, denkt darüber nach, überlegt es Euch und sagt mir dann, was von beiden Euch lieber ist; dasjenige, auf das Ihr Euch lieber einlassen wollt, entweder Zweikampf oder Krieg, das werdet Ihr von uns bekommen, darauf könnt Ihr jetzt und jederzeit vertrauen. So oder so, immer müssen Speer und Schwert die Sache zwischen uns und Euch entscheiden. [6390] Nun sucht Euch eines davon aus und nennt es uns, den Zins jedoch wollen wir nicht mehr haben." Môrolt sprach: „Herr Tristan, da bin ich kurz entschlossen, ich weiß schon, welches ich will. Ich habe nicht genug Leute dabei, dass ich
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irgend wehrhaft in den Krieg ziehen könnte. Ich bin [6400] mit den Rittern meines engsten Kreises übers Meer hierher gefahren und kam mit friedlichen Absichten in diese Länder, wie ich es schon beim letzten Mal getan habe. Ich dachte nicht, dass es so gehen könnte. Das hatte ich den Herren dieser Länder nicht zugetraut, vielmehr glaubte ich, ich würde ungekränkt an meinem Recht und in aller Liebe von ihnen Abschied nehmen. Jetzt stellt Ihr mir nichts als Hauen und Stechen zur Wahl; [6410] darauf bin ich nicht vorbereitet." Tristan sprach: „Mein Herr, wenn Euch der Sinn nach Krieg steht, so kehrt nur gleich heim in Euer Land, bietet Eure Ritter auf, versammelt Eure ganze Streitmacht und kommt dann wieder her; dann werden wir schon sehen, was aus uns wird und wie es uns ergeht. Tut Ihr das aber nicht [6420] binnen eines halben Jahres, so habt Ihr es bei Euch mit uns zu tun, dann kommen wir hinüber, darauf könnt Ihr Euch verlassen. Man hat uns schließlich lange genug erklärt, dass gegen Gewalt nur Gewalt hilft und gegen Kraft nur Kraft. Wenn es nun einmal so der Brauch und die rechte Art sein soll, dass man mit Waffengewalt fremde Länder und das Recht schändet und Herren zu Knechten macht, [6430] dann haben wir gute Hoffnung, dass Euch mit Gottes Hilfe eines Tages unsere Schande heimgezahlt wird." „Weiß Gott, Herr Tristan", sprach Môrolt, „ich bezweifle nicht, dass jemand, der solches Getöse nicht gewöhnt ist und Drohungen dieser Art noch nie gehört hat, sich von Euren Worten einschüchtern und schrecken ließe, ich aber, so hoffe ich doch zuversichtlich, kann sie gut aushalten. [6440] Ich habe das schon öfter mitgemacht, dass einer mir mit viel Geschrei und stolzen Reden imponieren wollte. Ich denke doch, dass Gurmûn sich um seine Leute und sein Land keine Sorgen zu machen braucht und Eure Fahne und Eure Hand nicht fürchtet. Im Übrigen wird diese Anmaßung, uns die Treue und den Eid zu brechen, ohne Schonfrist und nicht erst in Irland ihre Strafe finden. [6450] Wir beide werden die Sache an Ort und Stelle untereinander ausmachen, nur wir zwei in einem Ring werden entscheiden, ob Ihr im Recht seid oder ich." Tristan sprach: „Das muss sich mit Gottes Hilfe erweisen; möge Er denjenigen von uns verderben, der unrecht hat!" Seinen Handschuh streifte er ab und reichte ihn Môrolt hin. [6460] „Ihr Herren", sprach er, „passt gut auf; der König, mein Herr, und alle Anwesenden sollen hören, für was ich in diesem Kampf eintrete, damit alles seine rechte Ordnung hat: Dass weder mein Herr Môrolt, der hier steht, noch der, in dessen Auftrag er hierher gekommen ist, noch irgendjemand sonst jemals mit Gewalt in Kurnewal und England einen rechtmäßigen Anspruch auf Zins erworben hat, [6470] das will ich mit meiner Hand wahr machen und beweisen und vor Gott und aller Welt bezeugen gegen diesen Herrn da, 78
der für all die Schande und das Leid, die diese beiden Länder bis zum heutigen Tag erdulden müssen, verantwortlich ist." Dort schrie nun manche edle Zunge laut und aus tiefstem Herzen [6480] zu Gott in seiner Macht, er möge ihre Schmach und ihre Schmerzen ansehen und sie aus ihrer Knechtschaft erlösen. So tief bekümmert und bange sie alle dem Kampf entgegensahen, so wenig fuhr Môrolt je irgendein Schrecken durchs Herz oder in die Knochen, er blieb ganz gelassen. Unerschüttert stand er und dachte nicht daran, klein beizugeben, [6490] sondern erbot sich grimmig aufgereckt und mit kühner Contenance, im Kampf den Gegenbeweis zu führen. Er glaubte, besser hätte er es gar nicht treffen können: Diesen Glücksfall zu überleben, traute er sich zu. Als nun alles Nötige gesagt war, gab man den Herren Zeit bis zum dritten Tag, dann sollte der Kampf stattfinden. [6500] Und am dritten Tag kamen die Herren des Landes und eine so große Menge Volk, dass der ganze Meeresstrand auf beiden Seiten voll von Menschen war. Môrolt ging hin, sich für den Kampf zu rüsten. Seinen Waffen und seiner Stärke will ich mit meines Herzens fein geschliffenem Verstand und dem Scharfblick meines Künstlerauges lieber nicht [6510] allzu detailbesessen nahe treten, damit meine Instrumente mir nicht stumpf werden und sich zu sehr abnutzen an einem Mann, der schon so oft zum besten aller Kämpfer erklärt wurde. Allenthalben rühmt man ihm nach, dass ihm an Mut, an Größe und an ritterlicher Kampfkraft in allen Ländern keiner gleichkam. Mit diesem Lob wollen wir's genug sein lassen. Ich weiß wohl, dass er [6520] damals und jederzeit im Zweikampf wie in der Schlacht nach rechter Ritterart seinen Mann stehen konnte. Er hatte es oft genug bewiesen. Dem edlen König Marke machte der Kampf schwer zu schaffen mit Herzenskummer; keine noch so verzagte Frau hat wohl jemals so viel Angst und Not um einen Mann gelitten wie er. [6530] Er hatte keine Hoffnung, dass Tristan dem Tod entrinnen könnte, und hätte gerne den schlimmen Zwang des Tributs weiter erduldet, damit nur dieser Zweikampf nicht stattfinden müsste. Nun sollte aber alles gut werden, sowohl die Sache mit dem Zins wie auch die des jungen Mannes. Tristan, der unerprobte Krieger, [6540] machte sich nun auch daran, sich zu panzern und zu rüsten, so gut er nur konnte. Seinen Leib und seine Beine schützte er schön mit einem dicht gewirkten Kettenhemd. Darüber legte er weitere edle Stücke an: Eisenhosen und Halsberge glänzten ganz weiß, an die hatte der Meister, der sie schuf, seinen Eifer und all seine Weisheit [6550] gewendet; zwei edle starke Sporen schnallte ihm Marke, sein guter Freund und treuer Leibdiener, mit weinendem Herzen an die Stiefel, auch die Riemen seiner Rüstung band er ihm, das ließ er sich nicht nehmen. Man brachte einen Waffenrock, der war, 79
so habe ich gehört, bestickt und durchwirkt überall, jede Naht, jede Falte, [6560] jeder Saum, selten prächtig entworfen und noch prächtiger von Damenhänden meisterhaft gearbeitet. Ah, welche Wonne, ihn so gekleidet anzusehen, er war wirklich des Rühmens wert! Doch will ich die Sache nicht zu sehr in die Länge ziehen, [6570] ich müsste allzu weitschweifig werden, wenn ich alles so ergründen wollte, wie es eigentlich nötig wäre. Das eine jedoch sollt ihr wissen: Der Mann zierte das Kleid und machte ihm mit seiner Herrlichkeit noch weit mehr Ehre als dieses ihm; so prächtig dieser Waffenrock auch war, war er doch der edlen Pracht des Mannes, [6580] der ihn trug, kaum irgend wert. Darüber gürtete Marke ihn mit einem Schwert, das war sein Leben und sein Herz: Vor allem ihm verdankte er es, dass er gegen Môrolt und auch später siegreich blieb. Das hing da an seiner Seite genau so, wie es sich gehörte; es lag in schöner Disziplin hingestreckt an seinem Platz und hüpfte weder auf noch nieder, [6590] sondern fuhr nur los, wo es seine rechte Beute fand. Auch ein Helm wurde herbeigeschafft, der war strahlend hell und hart wie ein Kristall und der schönste und beste Helm, den je ein Ritter trug; dieser aber, glaube ich, hatte in Kurnewal auch nicht seinesgleichen. Obendrauf ragte der Pfeil, der prophetisch auf die Liebe wies; [6600] tatsächlich sollte diese Weissagung sich an ihm erfüllen, wenn auch die Liebe noch lange auf sich warten ließ. Den Helm setzte Marke ihm auf und sprach: „Ach, lieber Neffe, dass ich dir je begegnen musste, das werde ich Gott in bitteren Schmerzen klagen. Ich will mich von allem lossagen, was je einen Mann glücklich machen könnte, wenn mir in deinem Kampf ein Leid geschieht." Und man brachte einen Schild, [6610] an den hatte eine geschickte Hand alle ihre Kunst gewendet. Er war strahlend silberweiß, passend zu dem Helm und der Rüstung, und so poliert und mit schierem Gleißen Übergossen, dass er wie ein neuer Spiegel blitzte. Darauf prangte ein Eber, von einem Meister seines Fachs entworfen [6620] und aus Zobel, schwarz wie Kohle, geschnitten. Diesen Schild legte sein Oheim ihm an, und er passte so recht zu dem kaiserlichen jungen Mann: Er schmiegte sich an seine Seite, als sollte er da unverrückbar immer bleiben, wie angeleimt. Als nun der herrliche Mann, der entzückende Junge, als Tristan da den Schild an sich genommen hatte, gleißten die vier Stücke [6630] - Helm und Halsberge, Schild und Hosen - um die Wette; es war, als ob der Meister sie eigens so geschaffen hätte, dass jedes von den vieren mit seiner Pracht die anderen noch prächtiger machen und selber von ihnen Pracht empfangen sollte: So erstrahlten denn alle vier in einzigartiger Herrlichkeit. Aber das andere noch nie gesehene Wunder, [6640] das innen und mittendrin verborgen lag den Feinden zum Schrecken und Verderben, ist das etwa zu gering, um gegen all die staunenswerte Kunst, die man an seine äußere 80
Hülle gewendet hatte, zu bestehen? Ich weiß es, es ist sonnenklar: So schön auch das Äußere gearbeitet war, bot doch der Künstler, der das Innere gestaltete, mehr Erfindungskraft, [6650] künstlerische Meisterschaft und Geschick, einen rechten Ritter zu formen, auf als jener, der ihn ausstattete. Das Werk, das in der Rüstung steckte, war über alle Maßen gut gemacht und ersonnen, an ihm erstrahlte die ganze Kunst des Meisters, und wie! Seine Brust, seine Arme, seine Beine waren herrlich und stark, [6660] wohl geformt und edel. Das Eisen, das seine Glieder bedeckte, stand ihm prächtig. Sein Pferd hielt ein Knappe am Zügel, weder in Spanien noch sonst wo auf der Welt hat man je ein schöneres Tier gesehen. Nichts Schmächtiges war an diesem Pferd, mächtig und breit waren Brust und Kruppe, stark die Flanken, [6670] wohin man auch schaute, es ließ nichts zu wünschen übrig. Die Hufe und die Beine waren allesamt vollkommen geformt, wie es sein soll: die Hufe rund, die Beine gerade, alle viere schlank wie die eines Rehs. Stämmig war es gebaut vor dem Sattel, gedrungen die ganze vordere Partie - auch in dieser Beziehung war [6680] das Pferd einfach vollkommen. Eine weiße Decke lag darauf, strahlend und rein wie der helle Tag - und wie der Glanz der Rüstung - , die war so lang und großartig bemessen, dass sie schön glatt bis an die Knie des Pferdes niederfiel. Nun, da Tristan zum Zweikampf nach ritterlichem Recht und altbewährtem Brauch [6690] gut und bestens gerüstet war, lobten alle, die sich darauf verstanden, einen Mann recht einzuschätzen, ihn und sein Eisen, und waren darin einer Meinung, dass die beiden, Eisen und Mann, nie ein schöneres Bild geschaffen hätten. So strahlend herrlich es auch war, wurde es doch noch weit herrlicher: Als Tristan sich in den Sattel schwang und seinen Speer nahm, [6700] wurde das Bild erst so recht entzückend, ganz prachtvoll sah der edle Ritter aus oberhalb des Sattels und weiter unten. Arme und Achseln auf beiden Seiten konnten sich frei bewegen. Er wusste wohl, wie man im Sattel sitzen und sich halten soll. Neben den Bügen des Pferdes streckten sich leicht seine schönen Beine, [6710] schlank und gerade wie eine Rute. Da stand das Pferd, da der Mann, und die beiden passten so gut zueinander und fügten sich so schön in eins, als wären sie miteinander verwachsen und ein und dasselbe Wesen. Tristans Haltung war exquisit, fest und ruhig saß er auf seinem Pferd. So schön aber auch seine äußere [6720] Haltung war, stand seine innere ihr nicht nach, so hochgeboren und edel war sie; nie waren unter dem Dach eines Helms soviel edler Sinn und soviel angeborener Adel vereint. Man wies nun den zwei Kämpfern einen Kampfplatz an: eine kleine Insel im Meer, nicht weit entfernt vom Ufer, so dass alles Volk gut sehen konnte, [6730] was dort vor sich ging. Und es wurde vereinbart, dass
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niemand außer den zwei Männern die Insel betreten sollte, bis der Kampf beendet war; daran hielten sich auch alle. Dann stellte man zwei Schifflein bereit, jedes gerade groß genug, um ein Pferd und einen [6740] gerüsteten Mann zu tragen. Diese Schiffe lagen da. Môrolt führte sein Pferd in das eine, nahm das Ruder und fuhr hinüber. Und als er zu der Insel kam, nahm er sein Schifflein und machte es am Ufer fest. Er schwang sich kühn auf sein Pferd, legte seine Lanze ein [6750] und sprengte mit Macht über die ganze Insel hin und wieder zurück mit verhängten Zügeln. Und er vollführte seine Attacken auf dieser Kampfbahn mit so heiterer Leichtigkeit, als ginge es zu einem bloßen Ritterspiel. Nun schiffte auch Tristan sich ein. Sein Pferd und seinen Speer nahm er mit [6760] und stellte sich vorn an den Bug. „König", sprach er, „mein Herr Marke, sorgt Euch nicht zu sehr um meinen Leib und mein Leben, wir müssen unsere Sache ganz in Gottes Hand geben. Alle unsere Angst hilft uns nichts. Könnte es nicht sein, dass uns vielleicht etwas Besseres begegnet als das, was man uns zugedacht hat? Uber den Sieg und unser Heil entscheidet nicht irgendeines Ritters Rittertum, [6770] sondern allein die Kraft Gottes. Fürchtet Euch nicht, bevor Ihr Grund dazu habt; ich kann sehr wohl den Kampf bestehen. Ich gehe diese Sache leichten Herzens an. Macht Ihr es ebenso wie ich, seid ohne Sorge. Es wird ja doch so ausgehen, wie es ausgehen muss, Ihr aber sollt Euch heute, wie immer es mir ergehen und worauf es auch hinauslaufen mag, [6780] und Euer Land und Eure Leute in die Hände dessen geben, dem ich mich anbefohlen habe: Gott selber, der mit mir auf den Kampfplatz gehen und dort streiten soll, möge dem Recht Gerechtigkeit widerfahren lassen. Gott selber muss mit mir siegen oder sieglos mit mir fallen. Ihm überlasse ich es, er soll es richten." Dann sagte er ihnen adieu, stieß sein Schifflein ab [6790] und fuhr in Gottes Namen fort. Viele Münder empfahlen seinen Leib und sein Leben hier dem Schutz Gottes, viele edle Hände gaben ihm lieben Segen mit auf die Reise. Als er aber drüben ausgestiegen war, überließ er sein Schifflein der Strömung und bestieg sogleich sein Pferd. Da war auch Môrolt schon zur Stelle. „Sag", sprach der, „was soll das bedeuten? [6800] Was führst du im Schild, warum lässt du dein Boot forttreiben?" „Das habe ich aus diesem Grund getan: Hier sind ein Schiff und zwei Männer; wenn die nicht alle beide hier auf dem Kampfplatz bleiben, so wird doch ohne jeden Zweifel einer auf der Insel den Tod finden, und dem Sieger genügt das eine Boot, [6810] das dich hierher getragen hat." Da erwiderte Môrolt: „Ich höre wohl, dass es nicht zu verhindern ist: Der Kampf muss stattfinden. Wenn du nicht darauf bestehen wolltest und wir im Guten auseinander gehen könnten - einig darin, dass ich mein Zinsrecht in den beiden Ländern unangefochten weiter haben soll - , das, scheint mir, wäre
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das Beste, was du für dich selber tun könntest. [6820] Mir tut es wirklich von Herzen weh, dass ich dich erschlagen soll: Von allen Rittern, die mir je unter die Augen gekommen sind, hat mir keiner so gut gefallen wie du." Der kühne Tristan aber sprach: „Der Zins muss fort, anders können wir zu keiner Einigung gelangen." „Wahrhaftig", sprach der andere, „so wird nichts aus der Versöhnung, so kommen wir zu keinem Frieden. [6830] Der Zins muss fort, das heißt: Ich nehme ihn mit!" „So machen wir nichts als unnütze Worte", sprach Tristan. „Mörolt, da du dir so sicher bist, dass ich dir nicht entrinnen kann, so wehr dich, wenn du am Leben bleiben willst; es kann nun einmal nicht anders sein." Sein Pferd warf er herum, er lenkte es aus der Kehre auf die rechte Bahn und machte das Krumme gerade: [6840] im gestreckten Galopp, mit feurigem Herzen, den Speer gesenkt. Mit fliegenden Schenkeln, mit den Sporen und mit den Hacken trieb es das Pferd voran. Was sollte der andere da noch länger warten, da es ihm ans Leben ging? Er tat genauso, wie es alle tun, die [6850] mit ganzer Seele nach rechter Mannheit streben. Er wendete ebenfalls sein Pferd, wie sein Herz es ihm eingab, ritt kühn davon und kühn wieder heran, erst mit aufgerecktem, dann mit gesenktem Speer. So sprengte er daher wie einer, den der Teufel jagt. Ross und Mann schössen auf Tristan zu noch schneller als ein Falke. [6860] Und genauso wilde Lust trieb Tristan voran. Von gleicher Kampfeslust gleichermaßen beflügelt jagten sie daher, so wild, dass keinem sein Stich gelang: Die Speere zerbarsten an den Schilden in tausend Stücke. Da griff jeder an seine Seite, die Schwerter wurden gezückt. Es begann ein Reiterkampf, den Gott selber mit Vergnügen hätte anschauen können. [6870] Nun höre ich die Leute immer davon reden - und so ist es auch in der Geschichte bezeugt - , dass dies ein Kampf Mann gegen Mann gewesen sei, und sie stimmen alle darin überein, dass nicht mehr als zwei Männer daran beteiligt waren. Jetzt aber stelle ich fest: Es war ein Gefecht zwischen zwei ganzen Rotten; und wenn das auch noch keiner in der Geschichte von Tristan geschrieben gefunden hat, [6880] so kann ich es doch beweisen. Mörolt hatte, wie es die Wahrheit selber von allem Anfang an bis heute uns bezeugt, die Kraft von vier Männern, war also eine vier Mann starke Rotte, die kämpfte auf der einen Seite. Ihr standen auf der anderen Seite gegenüber: erstens Gott, zweitens das Recht, drittens der treu ergebene, elegante Ritter dieser beiden, [6890] der ehrenfeste Tristan, als vierter kam noch entschlossener Mut dazu, der in der Not oft wahre Wunder vollbringt. Aus diesen und aus jenen vieren forme ich, wenn ich auch sonst kein großer Bildner bin, flugs ein Bild, das uns zwei ganze Rotten zeigt, acht Mann. Vorher fandet ihr das ohne Zweifel gar zu stümperhaft erfunden, dass zwei Ritterscharen auf zwei Pferden [6900] in die Schlacht ziehen sollen, 83
aber jetzt habt ihr die Wahrheit gehört: Unter ein und demselben Helm vereint kamen jeweils vier Ritter daher, oder doch die Kräfte von vier Rittern, und die ritten nun in wilder Attacke zum zweitenmal aufeinander los. Die ganze vier Mann starke Streitmacht Môrolts brach wie ein Donnergewitter über Tristan herein. [6910] Der verfluchte teuflische Mann schlug so gewaltig auf ihn ein, dass Tristan unter seinen Hieben schwarz vor Augen wurde. Wenn er seinen Schild nicht gehabt hätte, mit dem er sich geschickt zu decken wusste, so dass er mit dem Leben davonkam, so hätten ihm Helm und Halsberge und die ganze Rüstung nichts genutzt: [6920] Môrolt hätte ihn gepanzert, wie er war, erschlagen. Er ließ ihm keine Chance, unter seinen Schlägen auch nur aufzublicken. So deckte er ihn mit Schlägen ein, bis er ihn mit Schlägen so sehr in Enge getrieben hatte, dass Tristan gegen den Hagel der Schläge den Schild zu weit vorstreckte und zu hoch: Da schlug Môrolt zu und traf ihn mit einem Hieb in den Oberschenkel. Das war ein böser Hieb, [6930] der beinahe tödlich gewesen wäre: Unter der Panzerung sahen klaffendes Fleisch und der blanke Knochen hervor, das Blut spritzte auf und rann über die Insel. „Was nun?", sprach Môrolt. „Gibst du es jetzt endlich zu? Da siehst du es mit eigenen Augen, dass man nicht für Unrecht eintreten soll: Dein Unrecht wird hier offenbar. Und wenn du am Leben bleiben willst, dann überlege, [6940] wie du das anstellen kannst. Denn glaub mir, Tristan, es steht schlimm um dich, du musst sterben. Niemand als ich allein kann dich retten, keine Frau und kein Mann auf Erden kann dich jemals heilen: Das Schwert, das dich verwundet hat, ist vergiftet, du bist zu Tode getroffen. Kein Arzt und keine Heilkunst hilft dir aus der Not, [6950] nur meine Schwester Isôt, die Königin von Irland, kann es. Die kennt viele Heilpflanzen und die Wirkungen aller Kräuter und versteht sich meisterhaft auf die ärztliche Kunst. Sie allein weiß, was gegen dieses Gift zu tun ist, niemand sonst weit und breit. Ungeheilt musst du bleiben, wenn nicht sie dich heilt. Wenn du mir doch noch folgen und den Tribut zusagen willst, [6960] wird meine Schwester, die Königin, dich wieder gesund machen, und ich will als dein guter Freund alles, was ich habe, mit dir teilen: Nichts will ich dir vorenthalten, was dein Herz begehrt." Tristan sprach: „Meine Wahrheit und meine Ehre gebe ich nicht auf, weder deiner Schwester zuliebe noch dir. Meiner freien Hand [6970] sind zwei freie Länder anvertraut; die habe ich hierher geführt und bringe sie auch wieder von hier weg - es müsste mir schon was Schlimmeres als das hier begegnen oder gar der Tod, um mich daran zu hindern. Ich bin ja noch keineswegs geschlagen, diese eine Wunde ist nicht so schlimm, dass ich schon alles verloren geben müsste. Der Kampf zwischen uns beiden ist noch lange nicht entschieden. Der Zins kostet das Leben, deines oder meins, [6980] alles andere gilt nicht." 84
Damit griff er wieder an. Nun könnte es leicht sein, dass einer sagt und ich selber stimme ihm zu - : „Gott und das Recht, wo sind sie nun, wo bleiben Tristans Kampfgefährten? Wollen die ihm denn nicht zu Hilfe kommen, das hätte ich doch gern gewusst. Sie lassen auf sich warten, dabei hat ihre Partei [6990] schon schweren Schaden erlitten. Wenn sie nicht gleich kommen, dann kommen sie zu spät, also: Beeilt euch! Hier kämpfen zwei gegen viere, und sie kämpfen um ihr Leben! Und dieses ist schon nahe dran, sich aufzugeben und in Verzweiflung und Trostlosigkeit zu verfallen. Wenn sie überhaupt gerettet werden sollen, dann muss das jetzt geschehen." [7000] Da reiten Gott und das Recht in den Ring, ein rechtes Urteil zu fällen, ihrer Partei zum Heil, ihren Feinden zum Verderben. Jetzt formierten sich endlich zwei gleich große Rotten: vier gegen vier. So ritt Schar gegen Schar, Tristan aber wurde, als er seine Kampfgefährten bemerkte, [7010] noch kühner und stärker: Seine Freunde brachten ihm Mut und Kraft. Das Pferd trieb er mit den Sporen an und sprengte so wild daher, dass er in seinem Ungestüm den Feind mit der Brust des Pferdes anrannte und diesen mitsamt seinem Ross niederwarf. [7020] Und als der sich von dem Sturz kaum wieder erholt hatte und zu seinem Pferd wollte, war Tristan noch einmal zur Stelle und schlug ihm auf den Helm, dass der weit fortflog. Da ging Môrolt zu Fuß auf ihn los: Mit einem Hieb durch die Couvertiure hindurch hackte er Tristans Pferd ein Vorderbein ab. Das Ross ging zu Boden, der Reiter [7030] aber tat genau das, was zu tun war: Er sprang flink ab zur anderen Seite hin. Der schlaue Môrolt rückte seinen Schild nach hinten - das tat er wohl überlegt: Mit der freien Hand griff er nach seinem Helm und hob ihn auf. Er hatte sich die Sache klug so ausgedacht: Wenn er erst wieder im Sattel säße, [7040] wollte er den Helm aufsetzen und wieder zum Angriff übergehen. Er hatte also nun seinen Helm wieder und lief zu seinem Pferd. Er erreichte es auch wirklich, nahm mit der einen Hand den Zügel, brachte den linken Fuß sicher in den Steigbügel und wollte eben, die eine Hand fest am Sattel, aufsitzen, da kam Tristan über ihn und schlug zu: [7050] Die rechte Hand, die den Sattelbogen gefasst hielt, hieb er ihm ab mitsamt dem Schwert, so dass sie niederfielen auf den Sand und etliche Ringe der Panzerung dazu. Und während sie noch fielen, versetzte er ihm einen zweiten Hieb: Von oben genau auf die Helmkappe. So tief drang die Klinge, dass, als er das Schwert mit einem kräftigen Ruck herauszog, [7060] ein Stück davon im Schädelknochen stecken blieb. Das sollte Tristan später in große Gefahr bringen und ihn beinahe das Leben kosten. Als Môrolt, die ganze geschlagene Schar, nun ganz schwach und wehrlos, so taumelte und wankte und endlich fiel, sprach Tristan: „Was nun? Was sagst du jetzt, Môrolt? [7070] Bei Gott, sprich, oder fällt dir 85
dazu nichts mehr ein? Ich glaube fast, du bist schwer verwundet, mir scheint, es steht nicht gut um dich. Was auch aus meiner Wunde werden mag, so steht doch fest, dass du jetzt starke Kräuter dringend nötig hast. Die ganze Heilkunst deiner gelehrten Schwester Isôt musst jetzt du in Anspruch nehmen, wenn du wieder gesund werden willst. Der gerechte und wahrhaftige Gott [7080] und seine Macht der Wahrheit haben dein Unrecht an den Tag gebracht und der Gerechtigkeit durch mich zu ihrem Recht verholfen. Möge Gott weiter seine Hand über mich halten! Dieser Hochmut ist gestürzt." Er trat näher zu ihm hin. Sein Schwert nahm er, er fasste es mit beiden Händen: Er schlug seinem Feind den Kopf mit der Kappe obendrauf ab. [7090] Dann ging er zurück zu der Landungsstelle, wo Môrolts Schiff bereit lag. Er stieg ein, um hinüber an den Strand und zu den Leuten dort zu fahren. Überall am Ufer hörte man großen Jubel und großen Jammer. Warum Jubel und Jammer? Das will ich euch erklären: Den einen, für die sein Sieg ein Segen war, war ein Tag des Heils und großer Freuden erschienen; [7100] sie klatschten in die Hände und priesen Gott, mächtig schallten ihre Siegesgesänge zum Himmel empor. Den ungebetenen Gästen aber, die man aus Irland hergeschickt hatte, war ein böser Morgen angebrochen: Sie jammerten ebenso laut, wie jene sangen, [7110] sie wrangen und drückten ihren Jammer mit den Händen und wurden seiner doch nicht Herr. Die jämmerlichen Fremden, die klagenden Iren in ihrer Trauer strebten zu ihren Schiffen: Da kam Tristan gefahren und traf am Wasser mit ihnen zusammen. „Ihr Herren", sprach er, „fahrt hin, und vergesst nicht, Euer Zinsrecht mitzunehmen, [7120] das Ihr dort auf der Insel liegen seht. Bringt es Eurem Herrn heim und sagt ihm, mein Oheim, der König Marke, und seine Länder erweisen ihm damit die schuldige Reverenz und lassen ausrichten, wann immer es ihm beliebt und genehm ist und er geruht, seine Boten wieder nach solchem Zins zu uns zu senden, [7130] werden wir die gewiss nicht mit leeren Händen fortgehen lassen; mit ebensolchen Ehren werden wir sie ihm zurückschicken, so schwer es uns auch fällt, sie fortzulassen." Und während er so redete, verdeckte er sorgsam das Blut und seine Wunde mit dem Schild vor den Augen der Fremden. Das sollte ihm später das Leben retten: [7140] Jene konnten daheim nichts davon erzählen, sie wussten es ja nicht. Sie fuhren gleich danach fort, zuerst zu der Insel hinüber, wo sie ihren Herrn fanden oder vielmehr: einen zerstückelten Mann. Den nahmen sie mit auf die Reise. Als sie heim in ihr Land kamen, nahmen sie die traurige Ehrengabe, [7150] die sie zu überbringen hatten, die Stücke, meine ich, alle drei, und legten sie zusammen, damit nichts davon verloren ginge. Die präsentierten sie ihrem Herrn und sagten ihm genau das, was ihnen aufgetragen worden war, Ihr habt es ja vorher gehört. Ich glaube und stelle mir vor 86
das kann man sich ja denken - , dass dem König Gurmûn dem Stolzen [7160] da sein heiterer Stolz verging. Sein Schmerz war groß, und er hatte allen Grund zum Traurigsein: Mit diesem einen Mann verlor er Tapferkeit und guten Mut, Zuversicht und Stärke und noch dazu die Kampfkraft vieler Ritter. Das Rad, das seine Ehre emporgetragen hatte denn Môrolt gab ihm jeden Schwung, den er wollte - in allen Ländern ringsum, ließ ihn jetzt stürzen. Die Königin, seine Schwester, aber [7170] härmte sich noch mehr, noch schlimmer war ihr Jammer und ihr Schmerz. Sie und ihre Tochter Isôt zerquälten sich den Leib in ihrem Gram. Ihr wisst ja, dass die Frauen wahrhaft fürchterlichen Jammer leiden, wenn ihnen ein Schmerz zu Herzen geht. Sie sahen diesen toten Mann immerzu an, damit der Anblick sie zu immer neuer Trauer mahne, damit ihr Schmerz um ihn [7180] noch größer werde. Das Haupt küssten sie und die Hand, die ihnen Leute und Länder unterworfen hatte - davon habe ich ja schon berichtet. Die Wunde an dem Haupt besahen sie genau unter Jammern und Klagen: Da entdeckte nun die Königin, die kluge und gelehrte Frau, [7190] das ausgebrochene Stück der Klinge. Sie ließ ein Zänglein holen. Damit fasste sie den Splitter, und es gelang ihr, ihn herauszuziehen. Sie und ihre Tochter betrachteten ihn voller Trauer und Schmerz, dann nahmen sie ihn und verwahrten ihn in einem Kästchen. Später sollte dieses Stückchen Eisen Tristan in Todesgefahr bringen. [7200] Der Herr Môrolt ist tot, und wenn ich nun immerfort von ihrer aller Kummer und von ihrer Trauer berichten wollte, was hätten wir davon? Uns wäre damit nicht geholfen. Wer könnte auch ihr ganzes Leid beklagen? Môrolt wurde zu Grabe getragen und bestattet wie andere Leute auch. Gurmûn trauerte um ihn: Er ließ [7210] im ganzen Reich von Irland verkünden, und man sollte es ja peinlich genau beachten, dass jedes lebende menschliche Wesen, das aus Kurnewal herüberkäme, getötet werden sollte, gleichgültig ob Weib oder Mann. Dieses Gebot und dieser Bann erlangte so strenge Geltung, dass niemand, der dorthin reiste, wann oder wie auch immer, [7220] oder sich dort aufhielt, wenn er aus Kurnewal war, sich freikaufen konnte, mochte er auch noch so viel Geld bieten, nein, es kostete ihn nichts Geringeres als das Leben. Das wurde vielen Menschenkindern, die doch nichts verbrochen hatten, zum Verderben. Und auch sonst gab es keinen guten Grund dafür: Môrolt war nur Recht geschehen, er hatte immer nur seine Kraft [7230] und niemals Gott in seinem tapferen Sinn gehabt und allezeit in allen seinen Kämpfen nichts als Tyrannei und Hochmut im Schild geführt; unter diesen Zeichen wurde er denn auch erschlagen. Aber zurück zu der Sache, von der ich abgekommen bin. Als Tristan dort landete ohne Pferd und ohne Speer, da kam nun ein ganzes Heer über ihn, in hellen Scharen, zu Fuß und zu Pferd, drängten sich die Leute
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heran, um ihn zu begrüßen. [7240] Das war ein fröhlicher Empfang! Kein Tag hatte je dem König und dem Königreich so viel Glück beschert. Das ist gewiss nicht übertrieben: Große Ehre war ihnen auferstanden, das verdankten sie seiner segensreichen Hand, ihre Schande und ihr Leid hatte er niedergeworfen. Was seine Wunde angeht, [7250] so ließen sie es an Klagen nicht fehlen, und es tat ihnen wirklich bitter Leid, weil sie aber gute Zuversicht hatten, dass er schon bald wieder gesund würde, machten sie sich keine ernsten Sorgen. Sie geleiteten ihn sogleich zum Palas, da zog man ihm flink die Rüstung aus und kümmerte sich um sein Wohlsein, so dass er jede Annehmlichkeit hatte, [7260] die er oder sonst jemand nur ersinnen konnte. Ärzte ließ man kommen von fremden Höfen und aus fernen Ländern, die besten, die zu finden waren. Und? Die kamen und wandten all ihre Weisheit und Heilkunst an ihn. Was nützte das, was half es ihm? Es ging ihm kein bisschen besser. All ihre ärztliche Wissenschaft [7270] konnte ihm keine Heilung bringen. Das Gift war von einer Art, dass sie es nicht aus der Wunde ziehen konnten, und so breitete es sich in seinem ganzen Körper aus; er verfiel mehr und mehr und sah bald so elend aus, dass man ihn kaum wieder erkannte. Noch dazu fing die Wunde [7280] so scheußlich zu riechen an, dass es ihm das Leben verleidete und ihm vor seinem eigenen Leib grauste. Schlimmer als alles andere aber war, dass er zusehen musste, wie er denen, die früher seine Freunde waren, immer mehr zur Last fiel. Immer klarer erkannte er, dass Môrolt die Wahrheit gesagt hatte. Er hatte auch früher schon oft davon reden hören, [7290] wie schön und vollkommen dessen Schwester Isôt sei. In allen Ländern ringsum, wo man ihren Namen kannte, flog dies Sprüchlein von Mund zu Mund: Die kluge Isôt, die schöne Isôt, die leuchtet wie das Morgenrot. Das ging dem unglücklichen Tristan nicht mehr aus dem Kopf. Er wusste ja, wenn er je wieder gesund werden sollte, [7300] so konnte das nur durch ihre Kunst geschehen: Niemand sonst beherrschte diese Kunst, nur sie, die Königin, der so viel Wissen zu Gebote stand. Wie es aber zu bewerkstelligen wäre, das konnte er nicht ersinnen. Indes neigte er immer mehr zu dem Gedanken, da er doch ohnehin sterben müsse, könne er geradeso gut das Leben wagen und vielleicht verlieren [7310] wie diese tödliche Krankheit weiter ertragen. Und so entschloss er sich dazu: Er wollte wahrhaftig dahin reisen, mochte aus ihm werden, was immer Gott gefiele - vielleicht war es ihm ja bestimmt, wieder gesund zu werden. Seinen Oheim bat er zu sich: Er erzählte ihm alles von Anfang an, seine geheimen Gedanken und seine Absicht, und sagte ihm wie ein Freund zu seinem Freund, dass er sich entschlossen hatte, [7320] Môrolts Rat zu folgen. Das missfiel dem König sehr, so recht es ihm 88
auch war, aber man muss halt in der Not so manches Schlimme hinnehmen, so gut es eben geht. Wenn man die Wahl hat zwischen zwei Übeln, soll man das weniger Üble wählen, das ist eine nützliche Weisheit. So wurden die beiden bald miteinander einig, wie das Unternehmen durchzuführen war, [7330] und so wurde es dann auch gemacht: Es sollte geheim bleiben, dass er nach Irland reiste, darum wollte man den Leuten sagen, er sei seiner Krankheit wegen in Salerno. Als das alles besprochen und abgemacht war, zog man Kurvenal hinzu. Dem sagten sie, was sie beschlossen hatten. [7340] Kurvenal gefiel der Plan, und er sagte, er wolle gerne bei ihm bleiben und mit ihm sterben oder überleben. Gegen Abend rüstete man ihnen ein Boot und ein Schifflein für die Reise; reichlich Proviant wurde eingeladen, Lebensmittel aller Art und was sonst auf einem Schiff nötig ist. Da schaffte man den armen Tristan an Bord, [7350] unter vielen Klagen, aber in aller Heimlichkeit, so dass niemand von seiner Abreise etwas bemerkte außer denen, die mit ihm fahren sollten. Seinem Oheim Marke vertraute er seine Leute und seinen Besitz an; nicht das kleinste Stück von seinem Eigentum sollte wegkommen, [7360] ehe man nicht sichere Nachricht davon hatte, wie es ihm ergangen war. Seine Harfe ließ er holen, die nahm er mit, sonst nichts von allen seinen Sachen. Dann stachen sie in See. Mit ihnen fuhren nur acht Männer, die hatten auch ihr Leben [7370] als Geisel gegeben und verpfändet und hoch und heilig versprochen, dass sie nie auch nur einen Fußbreit von ihrem Gehorsam gegenüber den zweien abweichen wollten. Als sie abgesegelt waren und Marke Tristan nachsah, war ihm, das kann ich euch versichern, nicht nach Zerstreuungen und Annehmlichkeiten zu Mute. Ins Herz und in die Knochen ging ihm diese Trennung, [7380] doch es sollte ihnen beiden zu Glück und Freuden ausschlagen. Als die Leute hörten, wie schlimm es um Tristan stand und dass er nach Salerno gefahren sei, um Heilung zu suchen, ging ihnen sein Leid so nahe, als wäre er ihrer aller eigenes Kind, und weil er [7390] im Kampf für sie verwundet worden war, schmerzte sie sein Unglück erst recht. Tristan segelte derweil bei Tag und Nacht mit bestem Wind und aller Macht geradewegs gen Irland; ein tüchtiger Seemann hielt das Schiffs stets auf dem rechten Kurs. Und als man Irland erreichte [7400] und Land in Sicht kam, wies Tristan den Steuermann an, Kurs auf die Hauptstadt Develin zu nehmen, denn er wusste, dass die kluge Königin da residierte. Dorthin segelte er in Eile. Und als man sich der Stadt näherte und er sie zum erstenmal aufscheinen und daliegen sah, [7410] sprach er zu Tristan: „Seht, Herr, ich sehe die Stadt: Was befehlt Ihr?" Tristan sprach: „Wir wollen hier ankern und warten; wir lassen den Abend verstreichen und auch noch einen Teil der Nacht: So lange bleiben wir hier." So warfen sie den Anker aus und verbrachten da 89
den Abend. In der Nacht aber gab er Befehl, loszumachen und das Schiff landeinwärts treiben zu lassen. [7420] Das taten sie, und als sie bis auf eine halbe Meile an die Stadt herangekommen waren, so dass man den rechten Kurs dahin nicht mehr verfehlen konnte, ließ sich Tristan das allerärmlichste Gewand geben, das auf dem Schiff zu finden war. Das zog man ihm an, und dann befahl Tristan, man möge ihn in das Beiboot legen. [7430] Seine Harfe sollte man ihm mit auf die Fahrt geben, dazu genügend Proviant für drei, vier Tage. Das wurde alles, wie er es verlangte, prompt getan. Dann musste Kurvenal vor ihn treten und mit ihm die ganze Mannschaft. „Mein lieber Kurvenal", sprach er, „jetzt nimm dies Schiff und diese Leute in deine Hut [7440], sei ihnen immer und allezeit ein guter und freundlicher Herr um meinetwillen, und wenn ihr wieder daheim seid, so belohne sie großzügig, damit sie unser Geheimnis treu bewahren und niemandem erzählen, was hier vor sich geht. Fahrt jetzt heim, grüße mir meinen Oheim: Sag ihm, dass ich noch am Leben bin [7450] und guter Hoffnung, durch Gottes Gnade auch weiterhin leben zu bleiben und endlich gesund zu werden; er soll sich nicht mit Sorgen um mich quälen. Richte ihm aus, dass ich ganz gewiss, noch ehe ein Jahr verstrichen ist, zurückkehre, wenn es mir bestimmt ist, geheilt zu werden. Sobald ich gute Nachricht für ihn habe, wird er von mir hören. Am Hof und im Land erzähle, ich sei [7460] auf der Reise meinem Leiden erlegen. Sorge aber ja dafür, dass meine Leute dort mir nicht abtrünnig werden; sie sollen die Frist, die ich dir genannt habe, abwarten, und wenn es denn so sein sollte, dass mir meine Sache in diesem Jahr nicht geglückt ist, dann dürft ihr mich aufgeben: [7470] Befehlt meine arme Seele Gott und seht selber zu, wo ihr bleibt. Nimm dann meine Leute und fahr heim nach Parmenîe zu meinem lieben Vater Rûal: Bei dem sollst du bleiben. Sag ihm, ich bitte ihn bei seiner Treue, er möge die meine an dir wahr machen und dich, wie es seine Art ist, in Ehren halten und reich belohnen. [7480] Und richte ihm noch eine Bitte aus, es ist meine letzte und betrifft die Leute hier, die mir immer treu ergeben waren: Er soll ihnen danken und jeden nach Verdienst belohnen. Nun denn, liebe Leute", sprach er dann, „behüt euch Gott. Fahrt dahin und überlasst mich den Wellen: Ich kann jetzt nicht mehr tun, [7490] als auf Gottes Gnade zu warten. Auch für euch wird es Zeit, dass ihr aufbrecht und Leib und Leben in Sicherheit bringt: Es wird bald hell werden." Da fuhren sie unter viel Wehklagen und Jammern fort, viele Tränen flössen, als sie ihn da im wüsten Meer aussetzten. Kein Abschied tat ihnen je so weh wie dieser. Jeder treue Mann, [7500] der jemals treue Freundschaft erfahren hat und einen Freund recht zu lieben versteht, wird Kurvenais Schmerz treulich nachempfinden. So weh ihm aber auch ums Herz und zu Mute war, er fuhr nur immer hin, es musste sein.
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Tristan blieb allein zurück. Er trieb umher in Jammer und in Schmerzen, [7510] bis der helle Morgen kam. Und als die Städter das führerlose Boot dort auf den Wellen schwimmen sahen, schickten sie in aller Eile Leute aus, das Fahrzeug zu bergen. Die fuhren sogleich dorthin, und als sie näher kamen, sahen sie zwar noch immer niemanden, hörten aber etwas klingen, [7520] so wunderschön, dass ihnen das Herz aufging: süßes Harfenspiel, und dazu sang eine wunderschöne Männerstimme. Sie nahmen es als zauberhaftes Omen, eigens ihnen zum Willkommen zugedacht, und rührten sich vor lauter Staunen nicht vom Fleck, während er spielte und sang. Die Freude, die er ihnen da bereitete, war aber nicht von Dauer, [7530] denn die Musik, die er mit Mund und Händen machte, kam nicht aus der Tiefe, sein Herz war nicht dabei. Uberhaupt ist es dem Wesen der Musik zuwider, wenn jemand musiziert, obwohl sein Herz nicht bei der Sache ist; wenn es trotzdem viele tun, ist das doch keine richtige Musik, was sie so obenhin [7540] geistlos und ohne Gefühl klimpern. Zwar trotzte es seine Jugend Tristan ab, dass er Mund und Hände rührte und ihr zum Zeitvertreib ein Lied zur Harfe sang, doch das war diesem Leidensmann ein wahres Martyrium und eine schlimme Pein. Kaum aber war sein Spiel verklungen, da setzte sich das andere Boot wieder in Bewegung. Sie kamen längsseits, zogen sein Schifflein her [7550] unter Drängeln und Schubsen und reckten die Hälse. Da sahen sie ihn nun, elend und zerlumpt, wie er war, und es berührte sie peinlich, dass er mit seinen Händen und seinem Mund jenes Wunder vollbracht hatte, jedoch grüßten sie ihn als einen Mann, der mit Mund und Händen einen guten Gruß verdienen kann, [7560] und baten Tristan dann, er möge ihnen sagen, wie es ihn da her verschlagen hatte. „Das sage ich Euch", sprach Tristan. „Ich war ein Spielmann, aber ein feiner, ich hatte Courtoisie im Leib und konnte viele edle Künste: Reden und schweigen, Leier spielen und Fiedel, Harfe und Rotte, [7570] Spaß machen und spotten, das alles konnte ich so gut, wie man es nur verlangen kann von solchen Leuten. Damit brachte ich es zu einigem Reichtum, der mich schließlich maßlos machte: Ich wollte immer mehr und über meinen Stand hinaus. So beschloss ich, Handel zu treiben, der trieb mich ins Verderben. Ich tat mich [7580] mit einem reichen Kaufmann zusammen. Wir zwei beluden daheim in Spanien ein Schiff mit allerlei erlesenen Waren und wollten nach Britanje fahren. Da überfielen uns auf dem Meer Seeräuber, die nahmen uns alles, was wir hatten, und töteten meinen Kompagnon und alle anderen auf dem Schiff. [7590] Dass ich als einziger mit dem Leben davonkam, und dieser Wunde da, verdanke ich meiner Harfe: Die bewies, dass ich tatsächlich, wie ich ihnen gesagt hatte, ein Spielmann war. So konnte ich mit knapper Not von ihnen dieses kleine Boot erlangen und dazu soviel Proviant, dass es bis jetzt zum
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Leben reichte. [7600] So bin ich einsam da geschwommen unter grausamen Schmerzen und mit vielen Klagen gut vierzig Tage und vierzig Nächte lang, wie mich die Winde trieben und die wilden Wogen trugen, dahin und dorthin. Ich habe keine Ahnung, wo ich bin, und weiß noch weniger, wo ich hinsoll. Jetzt tut mir die Güte, Ihr Herren, Gott wird es Euch lohnen, [7610] und helft mir, dass ich unter Menschen komme. „Lieber Mann", sprachen da die Leute, „dich empfehlen deine schöne Stimme und dein Harfenspiel: Du sollst nicht länger hilflos und verlassen auf den Wellen treiben. Was immer dich hierher geführt hat, Gott oder Wasser oder Wind: Wir bringen dich dahin, wo Menschen wohnen." Das taten sie auch wirklich: Sie fuhren ihn [7620] in seinem Boot zur Stadt, wie er gebeten hatten. Im Hafen machten sie sein Schifflein fest und sprachen: „Schau, Spielmann, sieh diese Burg und diese schöne Stadt zu ihren Füßen - kennst du die?" „Nein, Herr, ich habe keine Ahnung, wo ich bin." „Dann sagen wir es dir: Du bist in Develin in Irland." [7630] „Dafür danke ich dem Heiland, dass ich endlich doch wieder unter Menschen bin; denn da finde ich bestimmt jemanden, der so gütig ist, dass er mir hilft." Dann gingen die Leute, die ihn hergebracht hatte, ihrer Wege. Was sie von ihm zu berichten hatten, sorgte bald in der ganzen Stadt für viel staunende Aufregung. Sie erzählten, [7640] wie abenteuerlich es ihnen da mit einem Mann ergangen war, dem man doch wahrhaftig nie und nimmer irgendwelche große Dinge zugetraut und angesehen hätte. Sie sagten nicht mehr als das, was ihnen tatsächlich begegnet war: Dass sie, als sie sich dem Boot näherten, Harfenmusik gehört hätten und dazu Gesang, das habe so wunderschön geklungen, dass Gott [7650] in seinen Himmelschören es mit Wohlgefallen hören könnte. Die Musik machte aber ein armer Kerl, ein wahrer Märtyrer, sagten sie, ein schwer verwundeter Spielmann: „Geht nur hin, dann seht ihr es selber: Der steht mit einem Fuß im Grab und hat all seiner Qual zum Trotz noch derart frischen Lebensmut! In der ganzen Welt würde man vergeblich ein Herz suchen, [7660] das so schweres Unglück so leicht zu tragen weiß." Die Städter gingen hin und beredeten die Sache lang und breit mit Tristan und fragten dies und fragten das, aber er sagte ihnen immer wieder dasselbe, was er den Leuten auf dem Meer erzählt hatte. Da baten sie ihn, er möge ihnen etwas vorspielen, [7670] und er erhörte sie und gehorchte ihnen und legte alle seine Kunst in sein Spiel, denn er war mit ganzem Herzen dabei: Mit Mund und Händen ihre Liebe zu gewinnen, war er fest entschlossen, das wollte und vollbrachte er. Und als der arme Spielmann anhob und sein Spiel und sein Gesang ihm seiner elenden Verfassung zum Trotz [7680] wahrhaftig ganz wunderbar gerieten, da war keiner, den es nicht erbarmt hätte: Man beschloss, den Armen aus seinem Schifflein zu heben und zu einem Arzt zu 92
schaffen; der sollte ihn bei sich aufnehmen und sich mit besten Kräften um ihn kümmern und ihn auf ihre Kosten behandeln und pflegen. [7690] So und nicht anders geschah es, und als der Arzt ihn in seinem Haus untergebracht und zu seinem Wohlsein alles getan und versucht hatte, was er nach bestem Wissen irgend konnte, half das alles wenig. Die Kunde davon verbreitete sich bald in der ganzen Stadt Develîn; scharenweise gingen die Leute bei ihm aus und ein und beklagten sein Elend. [7700] Da geschah es, dass einmal auch ein Kleriker zu ihm kam und hörte, was Tristan mit Mund und Händen vermochte. Dieser Mann war selber sehr gebildet und gelehrt, er konnte Saiteninstrumente aller Art ganz ausgezeichnet spielen und beherrschte viele fremde Sprachen. Courtoisie und feine Bildung [7710] lagen ihm am Herzen, all seine Zeit und viel gelehrten Eifer hatte er darauf verwendet. Er war der Hofmeister der Königin und hatte sie von Kindheit an unterrichtet: Ihre so erstaunlichen wissenschaftlichen Kenntnisse verdankte sie ihm, und viele seltene Künste hatte er sie gelehrt. Und ebenso gewissenhaft unterrichtete er nun [7720] ihre Tochter Isôt, dieses rundum vollkommene Mädchen, von der die ganze Welt spricht und auch diese Geschichte; die war ihr einziges Kind. Um sie kümmerte er sich mit aller Hingabe, seit sie alt genug war, etwas zu lernen, und er ihre Hände wie auch ihren Mund in seine Schule genommen hatte: [7730] Von da an lehrte er sie treulich die Wissenschaften und das Saitenspiel. Als dieser Mann nun Tristans wunderbare Fähigkeiten und Künste sah, da erbarmte ihn sein Unglück so recht von Herzen, und er zögerte keinen Augenblick, sondern ging geradewegs zur Königin. Er erzählte ihr, da sei ein Spielmann in der Stadt, [7740] der leide schlimme Qualen und Todespein, er beherrsche aber seine Kunst mit solcher Meisterschaft und sei von derart edlem Wesen wie nur je einer Mutter Kind. „Ach", sprach er, „edle Königin, wenn es doch möglich wäre, wenn wir es anstellen könnten, ihn irgendwohin zu schaffen, wo Ihr ihn mit Anstand besuchen könntet, [7750] um selber dieses Wunder anzuhören, wie ein Sterbender so spielen und singen kann, dass einem das Herz aufgeht vor Seligkeit! Dabei ist diesem Mann nicht und auf keine Weise mehr zu helfen, er kann unmöglich wieder gesund werden. Der Arzt, der sich seiner angenommen hatte und ihn zu heilen versuchte, hat ihn aufgegeben: [7760] Er kann mit aller seiner Kunst nichts mehr für ihn tun." „Also gut", sprach die Königin, „ich werde den Dienern sagen, sie sollen ihn, wenn er es irgend verträgt und aushält, dass man ihn anfasst und hochhebt, zu uns heraufschaffen, dann wollen wir sehen, ob ihm wirklich nicht mehr zu helfen ist [7770] oder ob nicht vielleicht doch ich ihn heilen kann." Das tat man, so geschah es. Und als die Königin das ganze Unheil in Augenschein nahm und sich die Wunde genau ansah, erkannte sie das 93
Gift. „Ach, du armer Spielmann", sprach sie, „deine Wunde ist vergiftet." „Ich weiß nicht", sprach da Tristan, „ich verstehe nichts davon, ich weiß nur, [7780] dass keine ärztliche Kunst da etwas helfen oder bessern kann, und weiß mir keinen anderen Rat mehr als den, mich in Gottes Willen zu ergeben und zu leben, solange ich eben noch zu leben habe. Wenn aber jemand sich meiner erbarmen sollte, da es so schlimm um mich steht, dem möge Gott es lohnen. Ich habe wahrlich Hilfe nötig: Ich bin bei lebendigem Leib tot." Da sprach die kluge Frau zu ihm: [7790] „Spielmann, sag, wie heißt du?" „Ich heiße Tantris, meine Dame." „Nun, Tantris, du kannst fest darauf vertrauen, dass ich dich heilen werde. Fasse guten Mut und sei froh. Ich selber will dein Arzt sein." „Danke, liebste Königin. Deine Zunge bleibe immer jung, deine Herz sterbe niemals, deine Weisheit lebe immerdar, [7800] den Hilflosen Hilfe zu geben, dein Name sei gepriesen auf der ganzen Erde." „Tantris", sprach da die Königin, „wenn es dir möglich wäre - aber du bist bestimmt zu sehr geschwächt, kein Wunder - , würde ich dich gerne Harfe spielen hören; das kannst du gut, hat man mir gesagt." „Nein, meine Dame, sprecht nicht so. [7810] Mein Gebrechen soll mich nicht hindern, Euch einen Gefallen zu tun; ich will und kann es sehr wohl." So ließ man ihm denn seine Harfe holen, und man sandte nach der jungen Königin. Das wahre Siegel der Liebe, das später sein Herz versiegeln sollte, so dass es allen Menschen verschlossen blieb [7820] und ihr allein gehörte, die schöne Isôt, die kam auch dorthin und hörte hingerissen zu, wie Tristan da spielte. Er spielte jetzt noch viel besser als je zuvor, weil er wieder Hoffnung hatte. Sein Unglück hatte er hinter sich gelassen und sang und spielte nun nicht mehr als ein Todgeweihter, [7830] sondern ging seine Sache so recht lebhaft an und mit frischem Mut. Er machte ihnen so schöne Musik mit Mund und Händen, dass er sie alle in dieser kurzen Zeit für sich einnahm: Das sollte ihm zugute kommen. Und dabei roch wie immer und überall auch jetzt, während er so spielte, seine böse Wunde [7840] und verbreitete einen so grässlichen Geruch, dass niemand lange bei ihm bleiben konnte. Noch einmal sprach die Königin zu ihm: „Tantris, wenn es gut ausgeht und dein Zustand sich wieder bessert, so dass du diesen Geruch los wirst und man es in deiner Nähe aushalten kann, dann nimm dich der jungen Isôt an. [7850] Die hat immer fleißig studiert und auch Harfe spielen gelernt; sie hat es in der Zeit, die sie daran gewendet hat, schon recht weit gebracht. Und wenn du über das hinaus, was ihr Meister und ich können, noch höhere Künste und andere Feinheiten beherrschst, dann tu mir den Gefallen und gib ihr Unterricht. Zum Lohn dafür gebe ich dir dein Leben [7860] und einen gesunden, schönen Körper: Das steht in meiner Macht, ich kann es tun oder lassen, wie es mir gefällt."
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„Ja, wenn das so ist", sprach der kranke Spielmann, „dass diese Kur mir hilft und ich mich gesund musizieren kann, dann will ich, so Gott will, schon wieder auf die Beine kommen. Liebste Frau Königin, [7870] da Ihr es so im Sinn habt, wie Ihr sagt, dass ich dieses Mädchen, Eure Tochter, in die Schule nehmen soll, habe ich gute Zuversicht. Ich habe mir doch einige Gelehrsamkeit erworben und traue mir wohl zu, dass ich sie zu Eurer Zufriedenheit unterrichten kann. Außerdem darf ich mich rühmen, dass ich [7880] so viele edle Saiteninstrumente spielen kann wie niemand sonst in meinem Alter. Was Ihr wünscht und von mir verlangt, das soll alles prompt geschehen, wenn es in meiner Macht steht." So wies man ihm eine Kammer zu, da pflegte und umsorgte man ihn Tag für Tag so, dass es ihm an nichts fehlte, was er zu seinem Wohlsein haben wollte. Jetzt kam es ihm [7890] zugute, dass er damals bei seiner Landung so klug gewesen war, den Schild an seiner Seite zu behalten und die Wunde vor den Fremden aus Irland zu verbergen, als sie heimfuhren. Fremd blieb ihnen die Wahrheit: Sie wussten nichts davon, dass er verwundet worden war. Hätten sie es bemerkt, [7900] so wäre es Tristan - denn es war ihnen ja wohl bekannt, was für Wunden jenes Schwert schlug, das Môrolt immer trug, wenn er in den Kampf zog - gewiss anders ergangen. So aber profitierte er von seiner Umsicht, sie rettete ihm das Leben. Daraus kann man lernen [7910] und ersehen, dass gut vorbedacht sein will, was an ein gutes Ende kommen soll; Besonnenheit und Vorsicht haben schon so manchen zum Erfolg geführt. Die kluge Königin bot alle ihre Kunst und ihre Geisteskräfte auf, um einen Mann zu retten, für dessen Kopf [7920] sie gern ihr eigenes Leben und alle ihre Herrlichkeit geopfert hätte. Sie hasste ihn mehr, als sie sich selber liebte, und doch war sie unermüdlich auf nichts anderes bedacht als darauf, wie sie seine Leiden lindern, wie sie ihm helfen und ihn heilen könnte, und sorgte und bemühte sich von früh bis spät um ihn. Das ging aber ganz mit rechten Dingen zu: [7930] Sie erkannte ihn ja nicht als ihren Feind. Wenn sie gewusst hätte, an wen sie solchen Eifer wendete, um ihn vor dem Tod zu retten, dann hätte sie ihm wahrhaftig am liebsten noch Schlimmeres als den Tod angetan, statt ihn ins Leben zurückzuholen. Sie wusste aber nichts als Gutes von ihm, und so hatte sie nur Gutes mit ihm im Sinn. [7940] Wenn ich jetzt immer so weiter reden und euch lange Vorträge halten wollte, was für eine große Ärztin jene hohe Dame war, welche wunderbaren Kräfte ihre Mittel hatten und wie sie ihren Patienten behandelte, was würde das helfen, und was hätten wir davon? In edlen Ohren klingt ein Wort, das schön da steht, wo es hingehört, besser als eines, das man vom Apotheker holt. Wenn es mir irgend möglich ist, [7950] will ich mich fein davor in Acht nehmen, euch je ein Wort zu sagen, das
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euren Ohren missfallen und euern Herzen unangenehm sein könnte. Ich fasse mich deswegen lieber etwas kürzer in allen Dingen, bevor ich euch womöglich die Geschichte verleide und beschwerlich mache mit Reden, die bei Hofe nichts zu suchen haben. Von den Heilkünsten der hohen Dame [7960] und von der Genesung ihres Patienten sage ich euch in aller Kürze dies: Die Kur schlug so gut an, dass er nach zwanzig Tagen in jeder Gesellschaft wohl gelitten war und ihn niemand mehr seiner Wunde wegen mied, der sonst gern in seiner Nähe gewesen wäre. Von da an nahm die junge Königin täglich bei ihm Unterricht. Ihr widmete er alle seine Zeit und war mit Eifer bei der Sache. [7970] Die besten Stücke seiner Gelehrsamkeit und Virtuosenkunst - ich will sie nicht alle einzeln aufzählen - legte er ihr vor und ließ sie selber auswählen, was sie lernen wollte. Die schöne Isôt tat dies: Das Allerbeste, was sie da unter seinen Künsten fand, [7980] griff sie sogleich an und betrieb es, wie alles, was sie machte, mit großem Ernst. Der Unterricht, den sie genossen hatte, kam ihr dabei zugute. Sie hatte ja schon viel gelernt, ihre Hände und ihr Mund waren geübt in edlen, höfischen Künsten. Die Schöne konnte die Sprache des gewöhnlichen Volks von Develîn, [7990] aber auch Französisch und Latein, und sie spielte ausgezeichnet die Fiedel im französischen Stil. Ihre Finger wussten die Leier schön zu schlagen und beherrschten mit Macht die Töne der Harfe: Geschickt ließ sie Melodien aufsteigen und niedersinken. [8000] Sie, die so gesegnet war mit Gaben, konnte auch gut singen und hatte eine wunderbar angenehme Stimme. Allen ihren Talenten und Fähigkeiten kam nun noch ihr Lehrer, der Spielmann, zu Hilfe: So machte sie große Fortschritte. Und nebenbei vermittelte er ihr noch etwas, das war in seinem ganzen Unterricht stets gegenwärtig: Wir nennen es moralitas - die Sittenlehre. [8010] Dieses Fach sollten alle Damen in ihrer Jugend fleißig studieren; moralitas ist eine süße und reine Wissenschaft, wahrhaftig ein Segen. Die Lehre ist sowohl mit der Welt als auch mit Gott im Bunde: Ihre Gebote halten uns dazu an, Gott und der Welt zu gefallen. Sie ist die Amme aller edlen Herzen, [8020] von ihr bekommen sie die lebensnotwendige Nahrung, ja, das Leben selber; denn sie haben weder Besitz noch Ehre, wenn nicht im Einklang mit moralitas. Dieser Lehrstoff beschäftigte die junge Königin mehr als alles andere, damit übte sie oft ihren Verstand und ihr Denken, und so verfeinerten sich ihre Sitten, immer reiner und edler wurde ihr Sinn [8030] und immer angenehmer und schöner ihr Gebaren. So vervollkommnete die süße Junge ihre Bildung und ihr Auftreten in einem halben Jahr derart, dass das ganze Land sie selig pries und ihr Vater, der König, seine helle Freude daran hatte. Auch ihre Mutter machte es sehr glücklich. [8040] Jetzt kam es aber häufig vor, dass Isôt, wenn ihr Vater festlich gestimmt war oder fremde Ritter zu Gast an 96
seinem H o f hatte, in den Palas gerufen wurde, damit sie mit all den feinen Künsten, die sie gelernt hatte, und in ihrer schönen Art ihrem Vater die Zeit vertrieb und auch allen denen, die sonst noch anwesend waren. [8050] An ihr freute sich nicht allein der Vater, sondern jedermann, ob Hoch oder Niedrig, allen war sie eine Augenweide, allen Ohren und Herzen eine Lust, in jeder Brust und außerhalb davon herrschte eitel Wonne. Die süße Isôt, die Reine, sang und schrieb und las vor, [8060] und was sie so zum allgemeinen Entzücken darbot, war für sie selbst nur eine leichte Übung. Sie fiedelte ihre Tanzweisen, Lieder und fremde Kompositionen, wahrhaftig unerhörte Stücke im französischen Stil, aus Sens und Saint Denis; davon kannte sie zum Staunen viele. Die Leier und die Harfe zupfte sie von beiden Seiten zugleich [8070] mit hermelinweißen Händen und spielte einfach meisterhaft: Nicht in Lût noch in Thamîse entlockten zarte Hände je den Saiten süßere Melodien. La dûze Isôt, la bêle, sang ihre Pastourelle, ihre Rotrouenge und ihre Rondeaus, Chansons, Refloit und Folate schön und schön und noch einmal schön; [8080] von ihrer Musik wurden viele Herzen weit in Sehnsucht. Mancherlei Gedanken und aufmerksame Blicke brachte sie auf den Weg, allenthalben stiftete sie phantastische Träumereien, das könnt ihr euch ja denken, das ist gar nicht anders möglich, wo man Schönheit und Courtoisie in so märchenhafter Fülle beieinander sieht wie an Isôt. Wem sonst könnte ich sie vergleichen, [8090] sie, von der so viel Glück und Schönheit strahlte, als einzig den Sirenen, die mit dem Magnetstein die Schiffe zu sich ziehen? So zog Isôt, scheint mir, viele Herzen und Gedanken an sich, die sich völlig sicher fühlten und nie geglaubt hätten, dass ihnen ein Liebesleid geschehen könnte. Überhaupt lässt sich ein Schiff ohne Anker sehr gut [8100] als Ebenbild der menschlichen Seele betrachten, sind die beiden doch gleich selten auf schön gebahnter Straße unterwegs und müssen gleich häufig in unsicheren Häfen landen. Haltlos auf und nieder schaukelnd, hin und her geworfen von den Wogen, so treibt auf seinem Zufallskurs das Verlangen dahin, die ungewisse Sehnsucht nach Liebe, geradeso und um kein Haar anders als ein Schiff ohne Anker. [8110] Die so fein gebildete Isôt, die Kluge, die junge, reizende Königin, zog die Gedanken, die in so manchen Herzens Arche versammelt waren, an sich wie der Magnetberg und der Gesang der Sirenen die Schiffe. Sie sang sich in so manches Herz hinein, und zwar sowohl laut vernehmlich durch die Ohren als auch verstohlen stumm durch die Augen. Die eine Musik, die sie [8120] dort bei Hof und anderswo zu Gehör brachte, machten ihre süße Stimme und die Saiten, die sie so schön zum Klingen brachte; sie schallte unverhohlen und mit Macht in der angestammten Sphäre der Ohren und drang bis in die Herzen. Das andere, das stumme Singen aber war das ihrer wunderbaren
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Schönheit, die mit einer unhörbaren Melodie, welche nur zur Seele sprach, [8130] heimlich durch die Fenster der Augen in die edlen Herzen einbrach und dort einen Zauber wirkte, der die Gedanken fing und in Fesseln der Sehnsucht und der Liebespein schlug. Die schöne Isôt hatte in Tristans Schule große Fortschritte gemacht. Sie war von angenehmer Wesensart, [8140] ihr Benehmen, ihr Auftreten ließen nichts zu wünschen übrig. Sie spielte ausgezeichnet etliche Instrumente und beherrschte viele andere schöne Künste: Sie konnte Texte aller Art verfassen und auch Chansons dichten, sie wusste die Worte wohl zu setzen, sie konnte schreiben und lesen. Nun war Tristan vollständig genesen und gesund, seine Haut und seine ganze Erscheinung begann wieder licht und schön zu werden wie vorher. [8150] Da fürchtete er nun ständig, dass jemand von den Leuten am Hof oder im Land ihn erkennen könnte, und sann immerfort darüber nach, wie er mit gutem Anstand seinen Abschied nehmen und damit seine Sorgen loswerden könnte. Er wusste wohl, dass weder die junge noch die alte Königin ihn so leicht, wenn überhaupt jemals, fortlassen würde. [8160] Indes tröstete er sich mit dem Gedanken, dass ja sein Leben immer und jederzeit von Ungewissheit regiert wurde. Er ging zur Königin und begann zu reden mit wohl überlegten Worten, wie er es immer tat. Er kniete nieder vor ihr und sprach: „Meine Dame, alle Gnade und Güte und Hilfe, die mir von Euch zuteil geworden sind, [8170] möge Euch Gott vergelten in seinem ewigen Reich. Ihr habt mir solche Wohltaten erwiesen und so schön an mir gehandelt, dass Gott Euch dafür belohnen muss und ich Euch immer mit meinem Dienst danken will bis an mein Ende, wo immer ich armer Mann etwas tun kann zu Eurer Ehre. Segensreiche Königin, [8180] gewährt mir die Gnade: Lasst mich heim in mein Land fahren, denn meine Verhältnisse sind so, dass ich nicht länger hier bleiben kann." Die hohe Dame lachte. „Dein Schmeicheln", sprach sie, „hilft dir nichts, ich lasse dich nicht fort. Du darfst auf keinen Fall reisen, ehe nicht das ganze Jahr verstrichen ist." „Nein, edle Königin, [8190] bedenkt doch: Ich spreche hier von der heiligen Ehe und von inniger Liebe. Ich habe daheim eine Ehefrau, die liebe ich wie mein eigenes Leben und weiß genau, dass die nun glaubt und fest davon überzeugt sein muss, ich wäre tot. Und so habe ich schreckliche Angst, dass sie einem anderen zur Frau gegeben wird: [8200] Dann ist mein Trost und mein Leben und alle Freude, auf die ich hoffe, dahin, und ich kann nie mehr froh werden." „Ja, wirklich, Tantris", sprach die Dame, „eine Ehefrau ist eine höhere Gewalt. Ein solche Gemeinschaft wird niemand scheiden, der kein Bösewicht ist. Gott behüte euch beide, deine Frau und dich. [8210] So sehr du mir auch fehlen wirst, will ich dich doch in Gottes Namen gehen lassen. Ich muss dir deinen Abschied geben und tue es ohne Groll, ich 98
meine es weiter gut mit dir: Ich und meine Tochter Isolt, wir schenken dir als Reisegeld und zur Wegzehrung zwei Barren rotes Gold, die lass dir von Isolde geben." Da faltete der Fremdling [8220] seine Hände, die des Leibes wie auch die der Seele, und hob sie auf zu beiden Königinnen, zu der Mutter und zu dem Mädchen. „Euch beiden", sprach er, „möge Gott Dank und Ehre erweisen", und verweilte da nicht länger, sondern segelte sogleich nach England, und von England reiste er heim nach Kurnewal. [8230] Als nun sein Oheim Marke und das ganze Volk erleben durften, dass er gesund zurückkam, da wurden die Leute überall im Land so recht von Herzen froh. Sein Freund, der König, fragte ihn, wie es ihm ergangen war, und da erzählte er ihm die Geschichte vom Anfang bis zum Ende [8240] in allen Einzelheiten. Da staunten alle, und sie mussten lachen, es erheiterte sie sehr und war ein großer Spaß für alle, von seiner Fahrt nach Irland zu hören, wo ihn seine Feindin so schön vom Tod errettete, und von alledem, was er dort erlebt hatte. [8250] Das sei wahrhaftig, meinten sie, eine Wunderheilung, die ihresgleichen suchte. Als sie so unter großem Gelächter über seine Rettung und seine Fahrt redeten, fragte man ihn auch voller Neugier nach Isôt. „Isöt", sprach er, „ist ein so schönes Mädchen, dass alles das zusammen, was die Welt von Schönheit redet, vor ihr zunichte wird. [8260] Die strahlende Isôt, ihre Gestalt, ihr ganzes Wesen, ist unter allen Menschenkindern einzigartig: Kein Kind, kein Mädchen wurde je von einer Frau geboren, das so entzückend ist und herrlich. Die reine, lichte Isôt ist lauter wie arabisches Gold. Früher dachte ich immer - denn so steht es in den Büchern geschrieben, die ihren Lobpreis singen - , [8270] in dem Kind der Aurora, ihrer berühmten Tochter Tintarides, wäre aller Frauen Schönheit zur Blüte gelangt, aber davon bin ich abgekommen: Isôt hat mich eines Besseren belehrt. Ich glaube nicht mehr daran, dass die Sonne in Mykene aufgegangen ist; vollkommene, letzte Schönheit erstrahlte nicht [8280] im alten Griechenland, sie leuchtet über uns. Alle Männer müssen wie gebannt nach Irland blicken, da und nirgends sonst finden ihre Augen das Glück: Die neue Sonne, auch sie zur Welt gebracht von einer Morgenröte, Isôt, die Tochter der Isôt, sendet da von Develin her ihre Strahlen in alle Herzen. Die Herrliche [8290] erhellt mit ihrem heiteren Licht die ganze Welt. Alles, was man zum Ruhm der Frauen gesagt und in der Literatur zusammengetragen hat, muss dem, der Isôt leibhaftig vor Augen hat, nichtig erscheinen: Dem ist, als würden ihm Herz und Sinn geläutert wie Gold im Feuer; so recht kostbar macht ihm diese Lust sein Leben. Und von ihrem Licht wird der Glanz anderer Frauen nicht stumpf, keine wird in ihrem Wert gemindert, [8300] wenn auch mancher sich das anders zurechtreimen mag: Ihre Schönheit verschönt, ziert 99
und adelt alle Frauen und setzt dem ganzen weiblichen Geschlecht ihre Krone auf. So hat denn keine Frau etwas von ihr zu fürchten." So redete Tristan von seiner irischen Herrschaft, jenem reizenden Mädchen, wie er es dort kennen gelernt hatte, und allen, die es hörten und [8310] sich seine Worte recht zu Herzen nahmen, tat das, was er sagte, so wohl wie der Maientau den Blüten: Es machte ihnen frischen, frohen Mut. Nicht weniger frohgemut ging Tristan sein Leben wieder an, das Leben, das ihm neu geschenkt worden war. Er war ein neu geborener Mann, der jetzt erst so recht zu leben anfing in Fröhlichkeit und Freuden. [8320] Der König und der ganze Hof waren ihm in allen Dingen gern zu Willen, bis sich der verfluchte Neid, dieser unselige Trieb, der nie lange müßig bleiben kann, unter ihnen zu regen begann; vielen Herren vergällte er die Laune und das Leben: Sie neideten Tristan die Ehre und Bewunderung, [8330] die der Hof und das ganze Land ihm zollten. Sie redeten schlecht von ihm und verbreiteten das Gerücht, er sei ein Zauberer. Alles das, was ich euch vorher von ihm erzählt habe, wie er ihren Feind Môrolt erschlug und wie es ihm dann in Irland erging, hatte er, so sagten sie untereinander, [8340] mit Hilfe der schwarzen Magie geschafft. „Schaut doch", sprachen sie, „denkt nur einmal nach und sagt uns dann: Wie hätte er es je mit dem starken Môrolt aufnehmen können? Wie konnte er die kluge Königin Isôt, seine Todfeindin, so hinters Licht führen, dass sie ihn mit solcher Hingabe gesund pflegte? Hört her und staunt: [8350] Wie kann dieser Betrüger sehende Augen blind machen und alles das vollbringen, was er sich vorgenommen hat?" Schließlich verfielen sie, die Markes Räte waren, auf einen Plan: Sie lagen Marke von früh bis spät in den Ohren und redeten ihm eifrig zu, er solle eine Frau nehmen, [8360] die ihm eine Tochter oder einen Sohn schenken könnte als Erben. Marke sprach: „Gott selber hat uns einen rechten Erben geschenkt, Gott gebe, dass er am Leben bleibt. Solange Tristan lebt, merkt Euch das ein für allemal, wird es keine Königin und keine Herrin hier am Hof geben." Das steigerte noch ihren Hass, [8370] und sie beneideten Tristan mehr als je zuvor. Und schon bald gab es etliche, denen die Galle überlief, so dass sie ihren Hass nicht mehr verhehlen konnten und Tristan immer wieder durch ihr Benehmen oder auch mit Worten deutlich machten, dass er um sein Leben fürchten musste. Er wurde die Angst nicht los, [8380] sie könnten irgendwann einmal doch beschließen, ihn heimtückisch zu ermorden. Er bat seinen Oheim Marke, er möchte dem Drängen der Barone endlich nachgeben und sich um Christi willen seiner Angst und Not erbarmen, er wisse nicht, wie lange sie ihn noch am Leben ließen. [8390] Sein treuer Oheim aber sprach: „Schweig, Neffe Tristan, das kommt gar nicht in Frage: ich will keinen anderen Erben als dich. Du brauchst auch nicht um Leib und Le-
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ben zu fürchten: Du bist sicher unter meinem Schutz. Sollen sie dich doch hassen und neidisch sein, mein Gott, was kann dir das anhaben? [8400] Wer ein rechter Mann ist, muss Hass und Neid aushalten. Ein Mann steigt immer höher, solange er beneidet wird und nur so lange. Hohe Ehre und Neid gehören zusammen wie eine Mutter und ihr Kind: Ehre gebiert Hass und Neid, die hängen immer an ihrem Rockzipfel. Wer hat mehr unter wütendem Hass zu leiden als der Glückliche? Das Glück wäre arm und schwach, [8410] das nie dem Hass begegnet ist. Lebe und handle immer so, als könntest du hoffen, auch nur einen Tag lang ungehasst zu bleiben, doch wirst du diesen Tag niemals erleben. Willst du von bösen Leuten Frieden haben, so sing ihr Lied und sei ein Bösewicht mit ihnen: Dann hassen sie dich nicht. Tristan, was andere auch immer tun mögen, [8420] so sieh du nur zu, dass du auf der stolzen Höhe deiner selbst bleibst: Blicke geradeaus, behalte allezeit dein Fortkommen und deine Ehre im Auge und rede mir nicht weiter zu, etwas zu tun, was böse Folgen für dich haben könnte. Mögen sie zu dieser Sache sagen, was sie wollen, ich werde weder auf sie hören noch auf dich." „Herr, dann befehlt mir, von hier fortzugehen, ich will an diesem Hof nicht bleiben, [8430] da ich ihnen schutzlos ausgeliefert bin. So von lauter Hass umgeben, kann ich nicht froh werden. Eher als in solchen Ängsten über alle Reiche der Welt zu herrschen, wollte ich für immer ohne Land bleiben." Als Marke sah, dass es ihm ernst war, hieß er ihn schweigen und sprach: „Lieber Neffe, so gern ich mein Wort halten [8440] und dir die Treue bewahren will, lässt du es doch nicht zu. Nun gut, doch was immer daraus werden mag, bin ich nicht schuld daran. Deinen Wünschen will ich gehorchen, ich bin dazu bereit. Nun sag, was soll ich tun?" „Ruft Euern Kronrat zusammen, der diese Sache auf den Weg gebracht hat, und lasst jeden seine Meinung dazu sagen. [8450] Fragt sie um ihr Urteil, wie Ihr am besten tun sollt, und beschließt mit ihrem Rat und Willen, was die Ehre fordert." Das geschah unverzüglich, der Rat wurde einberufen. Und was sie alle rieten - aus schierer mörderischer Bosheit gegen Tristan - , war dies: Wenn es irgend möglich wäre, so sollte der König die schöne Isôt zur Frau nehmen, [8460] die sei von königlichem Blut und so vollkommen an Leib und Seele, dass man sich keine bessere Partie denken könne. So waren sie übereingekommen. Vor Marke traten sie dann, und einer, der gut reden konnte, verkündete in ihrer aller Namen ihren gemeinsamen Beschluss und Willen. „Herr", sprach er, „wir haben dies für gut befunden: Die schöne Isôt von Irland ist, wie in allen Ländern ringsum jeder weiß, [8470] ein Mädchen und ein edles Kind, das allen Liebreiz und alle Vorzüge hat, die das Glück einem weiblichen Wesen nur bescheren kann. Ihr habt sie schon viele Male rühmen hören: 101
ihre Gestalt, ihr ganzes Wesen ist lauter Seligkeit und Wonne, sie ist vollkommen. Wenn die doch Eure Frau und unsere Herrin werden könnte, [8480] ein größeres Glück kann uns auf Erden nicht geschehen." Der König sprach: „Mein Herr, jetzt zeigt mir noch, wie es, wenn ich sie gerne haben wollte, jemals Wirklichkeit werden sollte. Ihr solltet ja doch auch bedenken, wie die Dinge zwischen uns und denen nun schon eine gute Weile stehen: Die Leute und ihr ganzes Land hassen uns. [8490] Gurmûn ist mir von Herzen feind, und er hat Recht: Ich meine es nicht gut mit ihm. Wer sollte jemals eine so enge Verbindung zwischen uns stiften?" „Herr", sprachen sie da, „das kommt doch immer wieder vor, dass zwei Länder aneinander geraten. Da müssen dann halt beide Seiten eine Lösung suchen und finden, und ihre Kinder sollen auch was dazu tun, dass wieder Frieden wird." [8500] Aus Streit und Krieg entsteht oft innige Freundschaft. Das sollt Ihr immer im Sinn behalten, dann werdet Ihr es vielleicht noch erleben, dass Ihr eines Tages Herr über Irland seid. Denn das irische Herrscherhaus besteht nur aus drei Personen: Der König und die Königin vererben alles, was sie besitzen, Isôt, sie ist ihr einziges Kind." Da antwortete ihm Marke: [8510] „Tristan ist schuld daran, dass ich mir schwere Gedanken mache um sie. Ich habe viel an sie gedacht, seit er sie mir so pries. So bin ich in meinem Sinnieren von allen anderen Frauen abgekommen und ganz ihr verfallen: Wenn nicht sie die meine werden kann, wird keine Frau auf Erden je meine Gemahlin, [8520] so wahr mir Gott helfe und bei meinem Leben." Den Schwur tat er keineswegs deswegen, weil er etwa wirklich so wild entschlossen gewesen wäre, nein, er schwor mit listigem Bedacht - weil es ihm ganz undenkbar schien, dass es jemals gelingen könnte." Da sprach der Ratgeber des Königs: „Herr, beauftragt doch meinen Herrn Tristan hier, [8530] der mit den Verhältnissen dort am Hof vertraut ist, Eure Werbung auszurichten, dann wird alles aufs Beste gelingen und ins Lot gebracht. Er ist klug und besonnen und hat eine glückliche Hand in allen Geschäften, er wird es fertig bringen. Er kann ihre Sprache, er kann alles, was er will." „Das ist ein böser Rat", sprach Marke, [8540] „allzu eifrig sinnt Ihr auf Tristans Schaden und Verderben. Er ist schon einmal in den Tod gegangen für Euch und Eure Erben. Jetzt soll er zum zweiten Mal sterben. Nein, Ihr Herren von Kurnewal, Ihr müsst selber hin. Schlagt ihn mir nie wieder vor." „Herr", sprach da Tristan, [8550] „das ist nicht falsch, was die da sagen. Es wäre tatsächlich das Naheliegende. Was immer Ihr beschließen mögt, so kann ich es kühner angehen und bin besser dafür gerüstet als irgendjemand sonst, und es ist auch recht, dass ich es tue. Herr, ich bin der richtige Mann dafür, niemand könnte es besser machen. Befehlt nur denen da, dass sie mit mir reisen, [8560] um gemeinsam mit mir Eure Sache und Eure Ehre zu 102
befördern." „Nein, du darfst dich nie wieder in die Hand unserer Feinde begeben, nachdem Gott dich heil zu mir heimkommen ließ." „Herr, das kann nun einmal nicht anders sein: O b sie da sterben oder leben bleiben, so geschieht ihnen doch nichts Schlimmeres als mir selbst. Sie sollen mit eigenen Augen sehen, [8570] dass ich nicht schuld daran bin, wenn das Land ohne einen Erben bleibt. Befehlt ihnen, sich für die Fahrt zu rüsten. Ich will das Schiff lotsen und selber steuern nach dem glücklichen Irland und nach Develîn, immer der Sonne zu, die mit ihrem Licht so viele Herzen froh macht. Wer weiß, ob wir die Schöne nicht doch gewinnen können. Herr, wenn Ihr die schöne Isôt bekommt, [8580] dann macht das jeden Schaden wett, und würden wir auch allesamt erschlagen." Als aber Markes Räte hörten, worauf er hinauswollte, da reute es sie, und sie waren so verzweifelt wie noch nie in ihrem Leben. Aber es musste nun einmal so und nicht anders sein. Tristan hieß unter den Gefolgsleuten des Königs zwanzig auswählen, die seinem Haus besonders innig ergeben waren, [8590] Männer von bewährter Treue und die besten Kämpfer weit und breit. Dazu warb er noch sechzig einheimische und fremde Söldner. Den Rat bekam er gratis: Zwanzig Barone des Reichs mussten ihn begleiten. So hatte er denn insgesamt hundert Mann dabei und keinen mehr. Mit dieser Truppe fuhr Tristan übers Meer. [8600] Er führte aber auch nützliche Räte mit: Eine Menge Vorräte an Lebensmitteln und Kleidung und anderen Sachen, die man auf See braucht - niemals war eine so große Reisegesellschaft so gut beraten wie diese. In einer Version der Tristan-Geschichte liest man, dass eine Schwalbe nach Irland geflogen kam - aus Kurneval! - , um sich ein Haar einer Dame zu holen für das Nest, das sie bauen wollte [8610] - geradeso, als hätte sie vorher gewusst, dass sie dieses Haar da finden würde - , und es übers Meer in ihre Heimat zu tragen. Hat man je von einer Schwalbe gehört, die derart mühsam ihr Nest baute? Obwohl es in ihrer nächsten Umgebung mehr als genug Baumaterial gab, soll sie sich das ihre in fernen Ländern jenseits des Meers besorgt haben! Weiß Gott, hier faselt das Gedicht, die Erzählung redet irre. [8620] Und genauso albern ist es, wenn behauptet wird, Tristan wäre mit seinen Leuten aufs Geratewohl hinausgefahren und hätte sich gar nicht darum gekümmert, wie lang er fuhr und wohin, und hätte nicht einmal gewusst, wen er eigentlich suchte. Was hatte dem, der dies schreiben ließ und zu lesen gab, das arme Buch zuleide getan, dass er es so misshandelte? Da wären sie doch alle miteinander, der König, [8630] der seinen Rat auf die Reise schickte, mitsamt den Boten, Gimpel und Kretins, wenn sie so hinausgefahren wären. Tristan legte also ab und segelte dahin mit seinen Gefährten. Einige von denen waren sehr geplagt, ich meine die zwanzig Barone, den 103
Reichsrat von Kurnewal: [8640] Die litten große Angst und Not, denn sie glaubten, sie müssten da alle sterben. Sie verfluchten lautstark und von ganzem Herzen die Stunde, da man den Gedanken, nach Irland zu ziehen und zu reisen, ins Gespräch gebracht hatte. Sie wussten sich in ihrer eigenen Sache keinen Rat: Sie rieten hin und rieten her [8650] und konnten doch zu keinem Ratschluss gelangen, der ihnen etwas genützt hätte und irgend Rat versprach. Das war auch kein Wunder: In der Lage, in der sie sich befanden, konnte Rettung nur geraten, wenn eins von zwei Dingen ihnen zu Hilfe kam, nur dieses oder jenes vermochte ihrer aller Leben zu verlängern - entweder der Zufall oder Schlauheit. Diese aber blieb ein sehr gesuchtes Ding, [8660] und nach einem glücklichen Zufall hielten sie vergeblich Ausschau: Sie konnten auf das eine so wenig hoffen wie auf das andere. Aber da gab es etliche, die sagten: „Klugheit und Geschick hat dieser junge Mann genug. Wenn Gott es gut mit uns meint, ist es durchaus möglich, dass er sein eigenes und unser Leben rettet. Wenn er nur seinen blindwütigen Heldenmut mäßigen könnte! [8670] Der Mann hat zuviel Courage, er stürmt tollkühn drauflos ohne jede Besinnung und Rücksicht: Dem ist unser Leben und sein eigenes keinen Pfifferling wert. Trotzdem müssen wir auf seine Fähigkeiten unsere ganze Hoffnung setzen, wir haben keine Wahl. Seine Klugheit muss uns unterweisen, wie wir das Leben da vonbringen." Als sie nach Irland kamen, [8680] gingen sie irgendwo an Land und erfuhren, wo der König sich aufhielt: in Weiseforte. Dort, der Stadt gegenüber und weiter als einen Bogenschuss vom Hafen entfernt, befahl Tristan zu ankern. Die Barone bedrängten ihn, er möge ihnen um Gottes willen sagen, [8690] wie er es anstellen wollte, um die Frau zu werben; es gehe, sagten sie, um ihr Leben und sie fänden es nur recht und billig, dass er ihnen seine Pläne mitteilte. Tristan sprach: „Ihr braucht nicht mehr zu tun, als darauf Acht zu geben, dass keiner sich vor diesen Leuten blicken lässt. Bleibt nur immer verborgen unter Deck, denn Knappen und Seeleute [8700] werden auf der Brücke direkt vor der Tür neugierige Fragen stellen; dann soll mir ja keiner herauskommen: Bleibt, wo Ihr seid, und verhaltet Euch ganz still. Ich allein werde da vor der Tür stehen, denn ich kann die Landessprache. Es wird nicht lange dauern, dann werden Leute aus der Stadt zu uns kommen, die meinen es bös mit uns. Denen muss ich heute lauter Lügen erzählen, [8710] je mehr, desto besser. Haltet Ihr Euch hier verborgen, denn wenn man Euch bemerkt, dann haben wir alle Hände voll zu tun: Das ganze Land wird über uns herfallen. Morgen bin ich nicht da, denn ich will in aller Frühe dort drüben ausreiten und sehen, ob mir nicht ein Glück begegnet, das ich am Schöpf packen kann. Während meiner Abwesenheit sollen Kurvenal [8720] und andere, die auch die Landessprache können, dort vor der
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Tür stehen. Und ich lege Euch noch eins ans Herz: Wenn ich vier Tage oder drei ausbleibe, dann wartet nicht länger, sondern macht Euch schleunigst fort übers Meer und rettet Euer Leben. Dann habe ich allein diese Brautwerbung mit dem Leben gebüßt, [8730] Ihr aber mögt Eurem Herrn eine andere, die Euch gefällt, zur Gemahlin empfehlen. Das ist mein Ratschluss und mein Plan." Der Marschall des Königs von Irland hatte die Gewalt dort, ihm war die Stadt und der Hafen Untertan. Er sprengte herab zum Wasser, gerüstet und bewaffnet, begleitet von einer großen Schar Städter und deren Leuten. [8740] Sie taten, was ihnen der H o f befohlen hatte - die Geschichte hat es vorher berichtet, weiter vorne kann man es finden: Wer an dieser Küste landete, den sollte man ergreifen und gefangen halten, bis man zweifelsfrei festgestellt hatte, ob er aus Markes Land kam und einer seiner Leute war. Diese Schergen oder besser: diese schlimmen Mordgesellen, [8750] die in aller Unschuld schon viele Morde begangen hatten aus Gehorsam gegen ihren Herrn, kamen in den Hafen gezogen, ausgerüstet mit Armbrüsten und Bogen und anderen Waffen; wie eine Schar von Räubern sahen sie aus. Tristan, der Herr des Schiffs, legte einen Reisemantel an, einzig darum, [8760] damit man ihn nicht so leicht erkennen konnte. Dann ließ er sich noch einen aus rotem Gold getriebenen Pokal bringen, ein selten schön im englischen Stil gearbeitetes Stück. So stieg er in ein Beiboot, Kurvenal nahm auch da Platz, und fuhr dem Hafen zu. Schon von weitem grüßte er sie mit Gebärden und [8770] mit den allerfreundlichsten Worten. So schön er aber auch grüßte, liefen doch viele von den Städtern schnell zu ihren Booten, andere schrien vom Ufer aus nur immer: „Leg an, leg an!" Da fuhr Tristan in den Hafen. „Ihr Herren", sprach er, „sagt mir, was soll das? Was ist das für ein wildes Gebaren? [8780] Euer Benehmen ist rau - ich weiß nicht, was ich von Euch zu erwarten habe. In Gottes Namen seid so gut: Wenn unter Euch jemand ist, der in diesem Land etwas zu sagen hat, der möge mich anhören." , J a " , sagte der Marschall, „hier bin ich. Mein Gebaren und mein Benehmen könnten erst so recht rau werden, denn ich will jetzt ganz genau wissen, [8790] wo Ihr herkommt." „Mein Herr", sprach Tristan, „dazu bin ich gern bereit. Wenn nur jemand für Ruhe sorgen wollte, damit ich zu sprechen anfangen kann; darum möchte ich doch bitten: Man möge mich mit gutem Anstand anhören, wie es der Brauch ist bei gesitteten Leuten." So gebot man ihnen Schweigen. [8800] „Herr", sprach Tristan, „was unser Leben, unsere Herkunft, unser Land betrifft, will ich Euch gerne Auskunft geben: Wir treiben Handel und brauchen uns dessen nicht zu schämen. Ja, Kaufleute sind wir, meine Kompagnons und ich, und wir kommen aus der Normandie. Da leben unsere Frauen und Kinder, [8810] wir selbst
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sind mal hier, mal dort, immer auf Reisen, da kaufen wir allerlei Waren ein und gewinnen unseren Lebensunterhalt. Vor dreißig Tagen sind wir daheim fortgefahren, ich und zwei andere Kaufleute, wir drei wollten gemeinsam nach Iberne reisen. Es ist jetzt gut acht Tage her, [8820] dass wir eines Morgens weit von hier in einen Sturm gerieten, wie es uns häufig passiert. Der hat uns voneinander getrennt, ich meine: mich von den zwei anderen - ich weiß nicht, was aus ihnen geworden ist, Gott schütze sie, und ob sie noch am Leben sind. Ich bin in großen Nöten bös umhergetrieben worden [8830] in diesen schlimmen acht Tagen, bis ich gestern um die Mittagszeit herum, als der Sturm sich legte, Berge sichtete und Land. Dahin segelte ich, um auszuruhen. Ich ruhte da bis heute morgen, dann, bei Tagesanbruch, fuhr ich weiter und gelangte hierher nach Weisefort. [8840] Jetzt sieht es aber so aus, als wäre ich hier noch schlechter dran als dort draußen: Mir scheint, ich bin noch nicht gerettet. Und ich dachte doch, hier wäre ich in Sicherheit: Ich kenne die Stadt und war schon einmal hier auf einer Handelsreise. Desto leichter, meinte ich, würde ich hier Zuflucht und freundliche Aufnahme finden. Jetzt bin ich erst so recht in einen Sturm geraten. [8850] Aber noch kann Gott mich retten: Wenn ich von diesem Volk nicht Ruhe und Frieden haben kann, dann fahre ich wieder aufs Meer hinaus. Da finde ich dann allen Schutz der Welt und Kampf genug in der Flucht. Vielleicht wollt Ihr aber Eure Courtoisie und Eure Ehre an mir erscheinen lassen? Ich würde Euch gern von den Gütern, die ich dabeihabe, etwas geben - [8860] gestattet mir nur einen kurzen Aufenthalt: Nehmt mich und meine Waren in diesem Hafen unter den Schutz des Reichs, damit ich hier Erkundigungen einziehen kann; vielleicht habe ich ja Glück und erfahre etwas über meine Landsleute und über ihren Aufenthalt. Wenn Ihr mir das gewähren wollt, so befehlt, dass man mich unbehelligt leben lässt: Seht, wie eilig die dort zu meinem Schiff hin streben, [8870] alle diese Leute in den Ruderbooten. Wenn nicht, dann fahre ich hinüber zu den Meinen und fürchte Euch alle nicht die Bohne." Der Marschall hieß die Leute alle an Land zurückkehren. Zu dem Fremden sprach er dann: „Was wollt Ihr dem König dafür geben, dass ich Euch und Eure Güter in seinem Reich beschütze?" [8880] Da sagte der ausländische Kaufmann: „Herr, ich gebe ihm jeden Tag, wenn ich es nur irgend gewinnen und erjagen kann, ein halbes Pfund rotes Gold. Und Ihr sollt zum Lohn für Eure Dienste diesen Pokal haben, wenn Ihr wirklich meine Sicherheit garantieren könnt." „O ja", sprachen da alle, „er ist der Marschall des Reichs." Der Marschall nahm das Geschenk, [8890] das er ganz herrlich und großartig fand, und ließ ihn in den Hafen einlaufen. Unter seinen Schutz nahm er den Kaufmann und seine Habe. Da waren sie, ich meine: die Abgabe und die Gabe, großartig bemessen und rot, herrlich und rot das 106
Gold, das der König bekam, rot und herrlich der Lohn seines Hofbeamten, großartig war dieses wie jenes. Das half ihm sehr, [8900] dass er in Frieden und unbehelligt bleiben konnte. Tristan hat es also jetzt geschafft, dass er in Frieden aufgenommen ist; indes hat noch niemand etwas davon erfahren, was er vorhat. Das sollt ihr nun hören, damit euch die Geschichte nicht langweilig wird. Die erzählt und berichtet von einem Serpant, der da in dem Land lebte. Das war ein schreckliches Ungeheuer [8910] und richtete mit seinen Schreckenstaten im Land so viel schrecklichen Schaden und Unheil an, dass der König bei seiner königlichen Ehre schwor, wer das Scheusal tötete, dem wolle er seine Tochter zur Frau geben, wenn er nur adelig und Ritter wäre. Diese Nachricht und die herrliche junge Frau [8920] brachten Tausende um ihr Leben, die dort den Kampf aufnahmen und umkamen. Das ganze Land redete davon. Auch Tristan hatte schon davon gehört: diese Sache hatte ihn überhaupt erst dazu ermutigt, die Fahrt zu wagen, darauf setzte er seine Zuversicht; andere Hoffnung hatte er nicht. Nun, es ist Zeit, fang endlich an! [8930] Am nächsten Tag in der Frühe rüstete er sich wie ein Mann, der in den Kampf zieht. Er schwang sich auf ein starkes Ross. Eine lange, feste Lanze ließ er sich reichen, die stärkste und beste, die auf dem Schiff zu finden war. Dann machte er sich auf den Weg über Felder und Fluren [8940] und ritt in wildem Land viel kreuz und quer, und als der Tag höher stieg, da lenkte er sein Pferd in schnellem Lauf zum Tal von Anferginân hin: Da hauste der Drache, so steht es geschrieben. Da sah er nun in der Ferne vier Bewaffnete über die wilde Heide reiten, [8950] nicht im Trab, sondern in etwas kühnerer Gangart: in fliehendem Galopp. Der eine von den vieren war der Truchsess der Königin, der wäre nur allzu gern auch der ami der jungen Königin gewesen, die ihn partout nicht haben wollte. Und jedes Mal wenn jemand hinauszog, um sein Glück und seine Mannheit auf die Probe zu stellen, war der Truchsess [8960] öfter mit von der Partie, nur damit die Leute sagten, er sei auch bei denen gewesen, die da ausritten. Das war aber auch schon alles, denn sobald er den Drachen erblickte, suchte er mit kühnem Mut das Weite. Die fliehende Schar zeigte Tristan an, wo der Drache zu finden war. [8970] Dahin wandte er sich, und es dauerte nicht lang, bis er das Schreckliche vor Augen hatte, den fürchterlichen Drachen. Der spie aus seinem Rachen Rauch und Feuer und sengenden Wind wie ein Geschöpf des Teufels und kam direkt auf ihn zu. Tristan senkte seine Lanze und gab seinem Pferd die Sporen; [8980] mit solcher Wucht schoss er auf den Drachen los, dass der Speer ihm durchs Maul hinab in den Schlund fuhr bis ans Herz, der Reiter aber mit dem Ross prallte so heftig auf den Serpant, dass das Pferd tot liegen blieb und Tristan selbst nur knapp 107
mit dem Leben davonkam. Der Drache machte sich gefräßig und Feuer spuckend über das Pferd her. [8990] Das Ungeheuer hatte die vordere Hälfte schon verschlungen, da tat ihm der Speer, der in seinem Leib steckte, so weh, dass es von dem Ross abließ und sich zurückzog in Richtung einer steinigen Halde. Tristan, sein Gegner, verfolgte es, blieb ihm hart auf den Fersen. Das unselige Scheusal tobte vor Schmerzen auf seinem Weg: [9000] Der Wald erzitterte von seinem gräulichen Geschrei, viel Gesträuch brannte es nieder und riss es aus in seinem Grimm. So wild gebärdete sich der Drache, bis die Schmerzen endlich übermächtig wurden und er sich im Schutz einer Felswand niederduckte. Tristan zückte das Schwert, er glaubte, der Feind sei jetzt wehrlos. [9010] O nein, jetzt ging der Kampf erst richtig an, jetzt wurde es noch gefährlicher als vorher. Aber so schlimm es auch kommen mochte, Tristan ließ sich nicht aufhalten: Wieder ging er auf den Drachen los - und der Drache auf den Mann und trieb ihn so in die Enge, dass Tristan glaubte, er müsse sterben. Er ließ ihn nicht zur Besinnung kommen, bedrängte ihn so sehr, dass er fast ganz unfähig zum Angriff wie zur Verteidigung war. [9020] Aber der Drache war auch in der Übermacht: Er konnte Rauch und giftige Dämpfe aufbieten und allerlei andere Kriegsmittel, er griff den Feind nicht nur mit Hieben an, sondern auch mit Feuer, mit Zähnen und mit Krallen, die waren scharf geschliffen und schnitten besser als ein Schermesser. So trieb er ihn [9030] auf gefährlicher krummer Bahn vor sich her, von den Bäumen ins Gebüsch, da musste er sich verkriechen, um so sein Leben zu retten, denn alles Kämpfen hatte ihm nichts genützt. Er hatte immer wieder versucht, zum Gegenangriff überzugehen, bis der Schild vor seiner Hand fast ganz zu Kohle verbrannt war, denn der Drache spie so wild Feuer gegen ihn, [9040] dass er kaum mit dem Leben davonkam. Doch dauerte es nicht lang, bis die Kraft der mörderischen Schlange nachließ: Sie verzagte, und der Speer tat ihr so weh, dass sie sich wieder hinlegte und sich da in Qualen wand. Tristan aber zögerte nicht lange, er stürmte kühn heran [9050] und stach das Schwert tief bis ans Heft dorthin, wo die Lanze steckte: ins Herz. Da öffnete das Scheusal zum letzten Mal sein verfluchtes Maul und tat einen gewaltigen Todesschrei, so gräulich und grimmig, als stürzten Himmel und Erde zusammen und dass sein Brüllen weit ins Land hinaus hallte und Tristan sehr erschrak. [9060] Und als der Drache sich nicht mehr rührte und Tristan sah, dass er tot war, brach er ihm mit großer Mühe das Maul auf. Aus dem Rachen schnitt er mit dem Schwert ein Stück der Zunge, soviel er eben haben wollte. Das steckte er ein - so, dass es vor seiner Brust lag - und klappte das Maul wieder zu. Dann verließ er den Ort - er ging aber nicht zurück, sondern weiter in die Wildnis, [9070] und zwar mit Bedacht: Er wollte sich da irgendwo einen geschützten 108
Platz suchen, wo er den Tag über ausruhen und wieder zu Kräften kommen konnte, ehe er dann gegen Abend zurück zu seinen Leuten marschierte. Jetzt machte ihm aber nach dem harten Kampf mit dem feuerspeienden Drachen die Hitze schwer zu schaffen und schwächte ihn so sehr, [9080] dass er kaum mehr Leben in sich hatte. Da sah er ein Wasser blinken, das war ein schmaler Tümpel, in den von einem Felsen ein dünner Strahl kühles Quellwasser niederfloss. Da hinein ließ er sich fallen, voll gerüstet, wie er war, und versank so tief darin, dass nur sein Mund noch herausschaute. So lag er da den ganzen Tag und auch die Nacht hindurch, [9090] ohnmächtig von der schlimmen Kraft der Zunge, die er bei sich trug: Der Geruch, der von ihr ausströmte, bewirkte, dass er nicht zu Kräften kam und bleich und leblos da liegen blieb, bis die Königin sich seiner annahm. Dem Truchsess, von dem ich vorher erzählt habe, dem Mann, der so gern der Geliebte und Ritter der wunderbaren Jungfrau gewesen wäre, [9100] ging so recht schön und mächtig das Herz auf von dem Gebrüll des Drachen, das da so ungeheuer und gräulich über Wald und Heide schallte. Er reimte sich alles so zusammen, wie es tatsächlich zugegangen war. „Er ist tot, ganz bestimmt", dachte er, „oder doch so sehr geschwächt, dass ich ihn besiegen kann, [9110] wenn ich es geschickt anfange." Von den drei anderen stahl er sich fort, ritt einen Hang hinab im Schritt und ließ sein Pferd im Tal dann galoppieren, immer in der Richtung, aus der er das Brüllen gehört hatte. Und als er zu dem toten Ross gelangte, gönnte er sich eine Rast. Lange saß er vor ihm da und betrachtete es genau mit Grausen; so kurz seine Ritterfahrt auch war, hatte er doch schon [9120] viel Angst und Schrecken erfahren. Indes ertüchtigte er sich doch nach langer Zeit ein wenig und ritt weiter, wie besinnungslos vor Schrecken und ohne jede Courage, in der Richtung, die das verbrannte Gras und Laub ihm wies, und stieß bald, ganz plötzlich, ehe er sich's versah, auf den Drachen, der da vor ihm lag. [9130] Der Schreck fuhr dem Truchsess so sehr in die Knochen, dass er beinah eine jähe Attacke hin zur Erde geritten wäre, so entsetzt war er, dass er dem Ungeheuer so nah gekommen war. Aber er fasste sich gleich wieder, mit so kühner, harter Hand warf er das Pferd herum, dass er sich nun doch mitsamt dem Ross am Boden wälzen musste. [9140] Als er dann wieder in die Höhe kam, von der Erde, meine ich, da wollte es ihm vor lauter Angst nicht glücken, sich ganz hinauf in den Sattel zu hieven: Der Truchsess, dieser schlechte Kerl, ließ sein Pferd stehen und lief davon. Als aber niemand ihn verfolgte, hielt er inne und schlich zurück. [9150] Er hob seinen Speer vom Boden auf, das Pferd nahm er beim Zügel und führte es zu einem Baumstumpf: Da saß er auf. Vergessen und wettgemacht war jetzt sein Missgeschick: Vorwärts sprengte er, doch nicht zu nahe,
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und musterte da den Drachen, ob es Anzeichen von Leben gab oder nicht. Und als er sah, dass er tot war, sprach er: [9160] „Nun denn, mit Gottes Segen! Ein Abenteuer hat sich hier gefunden: Ich bin gerade zur rechten Zeit gekommen und zu meinem Heil." Er senkte die Lanze, ließ dem Pferd die Zügel, trieb es an und spornte es zu schnellem Lauf und schmetterte dazu seinen Kriegsruf: „Schevelier damoisêle, [9170] ma blunde Isôt, ma bêle!" So gewaltig traf er ihn, dass der starke Schaft aus Eschenholz ihm aus der Hand glitt. Dass er aber nicht dennoch weiterkämpfte, geschah aus dieser klugen Überlegung heraus: „Wenn der noch am Leben ist", so dachte er, „der diesen Drachen erschlagen hat, dann hilft mir das alles nichts, was ich hier geleistet habe." [9180] Er ritt weg und suchte in der Umgebung umher in der Hoffnung, wenn er ihn dort irgendwo fände, so erschöpft vom Kampf oder so schwer verwundet, dass er den Kampf wagen und bestehen könnte, dann wollte er ihn erschlagen und die Leiche verscharren. Als er aber keine Spur von ihm entdecken konnte, [9190] dachte er: „Lass gut sein; mag er leben oder nicht, jedenfalls bin ich als erster da, und so wird mir keiner meinen Anspruch streitig machen können. Ich habe Verwandte und Vasallen, genieße Wertschätzung und Ansehen - wenn ja einer sich vermessen sollte, so wird den keiner ernst nehmen." Zurück zu seinem Gegner ritt er im Galopp. [9200] Da stieg er aus dem Sattel, um seinen Kampf da wieder aufzunehmen, wo er ihn unterbrochen hatte. Mit seinem Schwert stach er seinen Feind und versetzte ihm etliche Hiebe, so dass er doch so manche Schramme abbekam. Nicht wenig Mühe machte ihm der Hals: Er hätte ihn gern durchgehackt, aber er war so hart und groß, [9210] dass der Ritter bald die Lust verlor. Über einem Baumstumpf brach er den Speer mittendurch. Das vordere Stück stach er dem Drachen in die Gurgel, als hätte es eine Tjost dorthin gesteckt. Auf sein spanisches Ross schwang er sich dann und gab ihm fröhlich und heiter die Sporen, dass es nach Weiseforte galoppierte. Da befahl er, man möge in aller Eile ein schweres Fuhrwerk, bespannt mit vier Rössern, dort hinaus schicken, [9220] den Drachenkopf zu holen. Und er erzählte allen Leuten von seinem Triumph und welch schlimme Gefahr und Not er durchgestanden habe. „Mein lieber Mann", sprach er, „alle Welt soll nicht allein die Ohren spitzen, sie soll das Wunder auch mit eigenen Augen sehen und erkennen, was ein beherzter Mann und ein fester Wille [9230] einer geliebten Frau zuliebe vermögen! Dass ich aus der Not, in der ich war, je entkam und am Leben blieb, das ist mir ein unbegreifliches Wunder, indes weiß ich wohl, dass ich nicht heil herausgekommen wäre, wenn ich eine so weichliche Natur wie jener andere Mann da wäre. Ich weiß nicht, wer der war: Irgendein abenteuernder Ritter, der auch sein Glück versuchen wollte, [9240] war zu seinem Un110
glück vor mir dort und hat da den Tod gefunden. Gott hat ihn nicht erhört: Der Drache hat die beiden gefressen, hin sind Ross und Reiter. Vom Pferd liegt noch die eine Hälfte da, angenagt und verbrannt. Aber was soll ich lang drum herum reden: Ich habe hier mehr N o t und Gefahr durchgestanden, [9250] als je ein Mann zuvor einer Frau zuliebe auf sich genommen hat." Seine Freunde sammelte er um sich, führte sie zu dem Serpant und zeigte ihnen das Wunder. Er forderte sie alle auf, sie möchten Zeugnis ablegen und bestätigen, was sie da gesehen hatten. Das Drachenhaupt ließ er in die Stadt schaffen. Seine Verwandten, seine Vasallen bestellte er zu sich und lud er [9260] und zog vor den König, um ihn daran zu mahnen, was er geschworen hatte. Da wurde ein Reichstag beschlossen, der sollte in Weiseforte die Sache verhandeln. Dahin lud man das Reich, die Barone, meine ich, und die machten sich alle bereit, zu dem festgesetzten Termin an den Hof zu kommen. Die Nachricht verbreitete sich schnell auch unter den Damen des Hofs. [9270] Das war ein Jammer und ein Schmerz, wie man ihn noch keine Dame jemals leiden sah! Dem süßen Mädchen, der schönen Isôt durchbohrte es das Herz, kein schlimmerer Tag als dieser war ihr je erschienen. Isôt, die Mutter, aber sprach zu ihr: „Nein, schöne Tochter, beruhige dich, nimm es dir nicht so sehr zu Herzen! Denn ob es mit der Wahrheit zugeht [9280] oder aber mit Lügen, so haben wir doch auch etwas mitzureden, und Gott wird uns wohl davor bewahren. Weine nicht, meine Tochter: Deine lichten Augen sollen von einer so schwächlichen N o t nicht rot werden." „Ach, Mutter", sprach die Schöne, „meine Herrin: Tu deiner hohen Geburt und dir selbst nicht diese Schande an. [9290] Bevor ich dem zustimme, steche ich mir lieber ein Messer mitten ins Herz; bevor dieser Mann seinen Willen an mir bekommt, nehme ich mir das Leben: Er gewinnt niemals Isôt zu seiner Frau oder Herrin, oder höchstens, wenn er mich als Tote haben will." „Nein, schöne Tochter, fürchte nichts: Was er oder wer auch immer dazu sagen mag, das ist alles vergebens: [9300] Er wird nimmermehr dein Mann, und hätte es auch die ganze Welt geschworen." Und als es Nacht wurde, da suchte die weise Frau Rat und Auskunft in dieser unseligen Sache ihrer Tochter bei ihren geheimen Künsten, auf die sie sich ausgezeichnet verstand, so dass sie tatsächlich in ihrem Traum erfuhr, dass es nicht so zugegangen war, wie man sich im Land erzählte. [9310] Und sobald es tagte, rief sie ihrer Tochter und redete mit ihr: „Ach, süße Tochter, bist du schon wach?" „Ja, Frau Mutter", sprach sie. „Du brauchst dich jetzt nicht mehr zu ängstigen; ich habe gute Neuigkeiten für dich: Der Truchsess hat den Drachen nicht erschlagen. Was für ein Zufall ihn hergeführt hat, weiß ich nicht: Ein Fremder ist der Drachentöter. Auf, eilen wir dorthin [9320] und sehen wir uns um. Bran-
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gäne, steh leise auf und sag Paranîs, er soll uns sofort Pferde satteln: wir vier - ich und meine Tochter, du und er - , wir müssen ausreiten. Er soll die Pferde so bald wie möglich zu der kleinen Pforte hinten bringen, wo es vom Baumgarten [9330] auf die Felder hinausgeht." Als alles fertig war, saßen sie auf und ritten dahin, wo, wie sie gehört hatten, der Drache getötet worden war. Da fanden sie nun das Pferd liegen. Sie beschauten da das Sattelzeug und betrachteten es genau: Das war von einer Art, wie sie es in Irland noch nie gesehen hatten, [9340] und sie kamen überein, wer der Mann gewesen sei, den dieses Pferd getragen habe, der habe den Drachen erschlagen. Weiter ritten sie und stießen auf den Serpant. Da war dieses Teufelsvieh so ungeheuer groß und gräulich, dass die lichte Schar der edlen Damen [9350] totenbleich wurde vor Schrecken bei dem Anblick. Die Mutter aber sprach zur Tochter: „Ei, jetzt bin ich erst recht sicher: Der Truchsess sollte es je gewagt haben, gegen den da zu kämpfen! Was das betrifft, so können wir ganz beruhigt sein. Jener andere aber, meine Tochter, sei er nun lebendig oder tot, das spüre ich ganz deutlich, [9360] muss hier irgendwo in der Nähe versteckt sein: So weissagt mir mein Herz. Darum wollen wir uns, wenn du einverstanden bist, auf die Suche machen; vielleicht lässt uns Gott in seiner Güte ihn finden und mit ihm die bodenlose Not besiegen, die uns arg ist wie der Tod." So fassten die vier schnell den Entschluss, [9370] sich zu trennen: Die eine suchte da, die andere dort. Da geschah nun, was nur recht und billig war: Die junge Königin Isôt sah ihr Leben und ihren Tod, ihr Glück und ihren Schmerz zuerst; von seinem Helm blitzte ein heller Schein, [9380] der meldete ihr den Fremden. Als sie den Helm so sah, kehrte sie gleich um und rief ihrer Mutter: „Meine Dame, macht schnell, reitet her, ich sehe dort etwas blitzen, ich weiß nicht was; es könnte ein Helm sein: Ich glaube, ich habe ihn entdeckt." „Tatsächlich", sprach da die Mutter, „mir kommt es auch so vor. Gott meint es gut mit uns: [9390] Mir scheint, wir haben ihn, den wir suchen, gefunden." Sofort riefen sie die zwei anderen herbei und ritten alle vier dorthin. Als sie nun näher kamen und ihn so liegen sahen, glaubten sie zuerst alle, er wäre tot. „Er ist tot", sprachen diese und jene Isôt, „unsere Hoffnung ist dahin! [9400] Der Truchsess hat ihn heimtückisch ermordet und getötet und dann in diesen Tümpel geworfen." Die vier stiegen ab. Es dauerte nicht lang, bis sie ihn herausgezogen hatten ans Land. Den Helm banden sie ihm ab und auch die Helmkappe darunter. Die kluge Isôt sah ihn an und sah, dass er noch lebte, [9410] dass aber sein Leben nur mehr an einem feinen Faden hing. „Er lebt", sprach sie, „wahrhaftig! Jetzt zieht ihm nur schnell die Rüstung aus. Wenn ich Glück habe und er nicht am Leben verwundet ist, so kann noch alles gut werden." Die drei 112
Schönen, die ganze lichte Gesellschaft, machten sich nun daran, dem Fremden [9420] mit schneeweißen Händen die Rüstung abzunehmen: Da fanden sie die Drachenzunge. „Sieh", sprach die Königin, „was ist das wohl, was kann das sein? Brangäne, meine hübsche Nichte, sprich." „Das ist eine Zunge, scheint mir." „Du hast Recht, Brangäne. Mir scheint es auch so, und ich glaube, sie hat dem Drachen gehört. [9430] Unser Glück will munter werden, mein Schatz, meine schöne Isôt, ich weiß es jetzt todsicher: Wir sind auf der richtigen Spur, die Zunge hat ihm alle Kraft genommen und ihn ohnmächtig werden lassen." So zogen sie ihm die Rüstung aus, und als sie sahen, dass er keine Quetschungen und Wunden hatte, waren sie sehr froh. [9440] Theriak nahm die gelehrte Königin da, die heilkundige, und flößte ihm soviel davon ein, dass er zu schwitzen begann. „Der Mann wird wieder gesund werden", sprach sie. „Das Gift, das die Zunge ausdünstete, wird jetzt bald verflogen sein, dann kann er wieder sprechen und schlägt die Augen auf." Tatsächlich, so geschah es: Es dauerte nicht lange, [9450] da blickte er auf und um sich. Als er da um sich herum die reizende Schar sah, dachte er: „Ach, Herr Gott, du hast mich nicht vergessen in deiner Güte! Drei Lichter sitzen da bei mir, die besten, die es gibt auf der Welt, die Freude und Hoffnung vieler Herzen und vieler Augen Seligkeit: [9460] Isôt, die strahlende Sonne, und ihre Mutter Isôt, das heitere Morgenrot, und die stolze Brangäne, der schöne Vollmondschein." So fasste er nun Mut und Kraft und sprach kaum hörbar mit Mühe: „Ach, wer seid Ihr, und wo bin ich?" „Ah, Ritter, du kannst sprechen, sprich! Wir helfen dir in deiner N o t " , [9470] sagte die weise Isôt. „Ja, süße Dame, entzückende Frau, und ich weiß nicht, wie und warum ich so geschwächt bin und in so kurzer Zeit all meine Kraft verloren habe." Die junge Isôt sah ihn an. „Das ist Tantris, der Spielmann", sprach sie, „so wahr ich ihn je gesehen habe." Da sagten die anderen: „Ja, wirklich, uns kommt es auch so vor." [9480] Da sprach die Kluge wieder: „Bist du es, Tantris?" „Ja, Herrin." „Sag", sprach aber die Kluge weiter, „von wo oder wie bist du hierher gekommen, oder was hast du hier zu schaffen?" „Gebenedeite Frau, ich bin so schlecht beieinander und leider zu schwach, als dass ich Euch im Einzelnen recht berichten könnte, wie es mir ergangen ist. [9490] Lasst mich in Gottes Namen irgendwohin bringen oder tragen, wo mich jemand pflegen kann diesen Tag und diese Nacht lang. Und wenn ich dann wieder zu Kräften komme, ist es nur recht und billig, dass ich alles tue und erzähle, was Ihr wünscht und verlangt." So nahmen denn die vier Tristan in ihre Obhut; auf ein Pferd hoben sie ihn [9500] und schafften ihn nach Hause, aber heimlich durch die versteckte Pforte, so dass von ihrem Ausflug und von ihrem Ritt nie-
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mand etwas merkte. Da pflegten und umsorgten sie ihn. Die Zunge aber, die ich vorhin erwähnt habe, seine Waffen und alle seine Sachen nahmen sie mit, [9510] den Mann und seine ganze Ausrüstung, so dass kein Faden und kein Stückchen Eisen dort liegen blieb. Am nächsten Tag nahm die kluge Königin sich ihn wieder vor. „Nun, Tantris", sprach sie, „denk daran, was ich dir Gutes getan habe, jetzt wieder und schon früher, dass ich dir zweimal das Leben gerettet habe und dir wohl will und so freundlich gesonnen bin, wie du es deiner Frau sein sollst, und sag mir, wann du nach Irland gekommen bist [9520] und wie du den Serpant erschlagen hast." „Meine Dame, das will ich Euch sagen. Ich landete kürzlich - heute ist der dritte Tag - zusammen mit anderen Kaufleuten in diesem Hafen. Da kam eine räuberische Schar über uns, ich weiß nicht warum, die hätten uns, wenn ich sie nicht mit meinem Gold davon abgebracht hätte, [9530] mitsamt unserem Gold und Gut das Leben genommen. Das ist nun einmal unser Los: Wir müssen immer wieder in fremden Ländern heimisch werden und wohnen und wissen nicht, wem wir trauen können, denn man tut uns häufig Gewalt an. Indes weiß ich, dass es mir nur nützen kann, wenn ich es auf irgendeine Weise schaffe, mir in diesen Ländern einen Namen zu machen: [9540] Bekanntschaft in der Fremde macht den Kaufmann reich. Seht, meine Dame, das hatte ich im Sinn. Ich hatte ja schon oft von dem Serpant gehört und erschlug ihn aus keinem anderen Grund als diesem: Ich hoffe doch, dass ich so desto eher Frieden und Freundlichkeit bei den Bewohnern des Landes finde." „Friede und Freundlichkeit", sprach Isôt, [9550] „werden dich ein ehrenvolles Leben lang begleiten. Du bist dir selbst und uns zum Heil hierher gekommen. Nun überlege, was dein Herz begehrt, das sollst du haben: Ich will dir verschaffen, was du dir wünschst von meinem Herrn und mir." „Danke, meine Dame. So vertraue ich mein Schiff und mich selbst Eurem Schutz an. [9560] Gebt Acht, dass es mich nicht eines Tages reut, meinen Besitz und mein Leben in Eure treuen Hände gelegt zu haben." „Nein, Tantris, das wird gewiss nicht geschehen. Um dein Leben und deinen Besitz brauchst du keine Angst zu haben. Sieh, meine Treue und meine Ehre verpfände ich dir: Solange ich lebe, soll dir in Irland kein Leid geschehen. [9570] Eine Bitte aber habe ich an dich: Gib mir Rat in einer Sache, an der nun meine Ehre hängt und all mein Glück." Und sie sagte ihm, was ich bereits berichtet habe, welchen Lohn der Truchsess sich für seine Heldentat anmaßte und wie er mit allem Nachdruck nichts Geringeres gefordert hatte als Isôt und dass er den Betrug und seine Lüge so weit treiben wollte, [9580] seine Sache in einem Gerichtskampf zu verfechten, wenn jemand ihm den Anspruch streitig machte. „Verehrte Dame", sprach Tristan, „darum macht Euch keine Sorgen. Ihr habt mir zweimal mit Gottes Hilfe Leben 114
und Gesundheit wiedergegeben, so bin ich es Euch schuldig, die beiden für Euch einzusetzen in diesem Kampf und jeder anderen Not, [9590] solange sie mir erhalten bleiben." „Das lohne dir Gott, lieber Tantris. Ich bin sehr froh darüber, dass ich mich auf dich verlassen kann, und will dir nicht verschweigen: Wenn das, was nicht mit rechten Dingen zugehen kann, tatsächlich geschähe, so wäre das für uns beide, für mich und für Isôt, der Tod bei lebendigem Leib." „Nein, meine Dame, redet nicht so. Nun, da ich unter Eurem Schutz stehe und meinen Leib und alles, was ich besitze, [9600] Eurer Ehre anvertraut habe und in ihr geborgen bin, so fasst nur guten Mut, liebe Dame. Macht mich nur wieder recht gesund, so werde ich alles ganz allein zu einem guten Ende bringen. Aber sagt mir, meine Dame, wisst Ihr, was aus der Zunge geworden ist, die man bei mir gefunden hat? Ist die noch dort, oder wohin hat man sie getan?" „Nein, du kannst dich darauf verlassen: Ich habe sie und alles andere auch, was du brauchst; [9610] meine schöne Tochter Isôt und ich, wir haben alles mitgenommen." „Das ist gut", sprach Tristan. „Jetzt, allerbeste Frau Königin, macht Euch keine Sorgen mehr und helft mir, dass ich zu Kräften komme, dann muss alles gut werden." Die beiden Königinnen nahmen sich mit gleichem Eifer seiner an [9620] und bemühten sich um ihn, so gut sie es nur verstanden; unermüdlich waren beide darauf bedacht, ihm alles zu verschaffen, was nur irgend seiner Gesundheit und seinem Wohlbefinden förderlich sein konnte. Währenddessen litt sein ganzes Schiff mitsamt den Leuten große Not: Etliche von ihnen waren so verängstigt, dass sie sich schon aufgegeben hatten, gutes Zutrauen hatte keiner mehr, da sie in den zwei Tagen [9630] ohne jede Nachricht von ihm geblieben waren. Das Getöse, das der Drache machte, hatten sie wohl gehört, und unter den Einheimischen wurde viel davon geredet, dass da ein Ritter zu Tode gekommen sei: Die eine Hälfte von seinem Pferd habe man dort liegen gefunden. Da dachten nun die Seinen: „Wer, wenn nicht Tristan, sollte dieser Ritter gewesen sein? Es ist kein Zweifel möglich: Er muss tot sein, [9640] sonst wäre er doch zurückgekommen." So hielten sie Rat und beschlossen, Kurvenal auszuschicken, damit er sich das Pferd genau ansehe. Das tat er: Kurvenal ritt dorthin, er fand das Pferd und erkannte es wieder. Er ritt aber weiter und stieß bald auf den Drachen, und als er dort keine Spur von Tristan fand, [9650] keinen Fetzen von seinem Gewand, nicht das kleinste Stückchen Eisen, da kam Verzweiflung über ihn: „Ach, Tristan", dachte er, „mein Herr, lebst du oder bist du tot? O weh, o weh", sprach er, „o weh, Isôt, dass je Kunde von dir und von deinem Glanz nach Kurnewal dringen musste! Ach, dass deine Schönheit und dein Adel einem edlen Geschlecht, so sehr zum Glück bestimmt wie nur je eines, [9660] das sich dem Rittertum verschrieben hatte, zum Ver115
hängnis werden musste, da du ihm zu gut gefielst!" So weinend und klagend kehrte er zurück zum Schiff und erzählte dort, was er gesehen hatte. Sein Bericht stimmte viele traurig, aber keineswegs alle: [9670] Diese schlimme Geschichte war nicht für alle schlimm. Es gab etliche, die konnten es leicht verschmerzen, anderen sah man an, dass es ihnen bitter weh tat, und das waren die meisten. So waren die Haltungen und Stimmungen der Leute unterschiedlich, die einen meinten es böse, die anderen gut, und dieser Gegensatz in dem geteilten Schiff bestimmte, was da geredet und getuschelt wurde. [9680] Die zwanzig Barone nahmen sich die trostlos ungewisse Kunde nicht allzu sehr zu Herzen; sie wollten es dabei belassen und sich davonmachen. Und so sprachen sich alle - ich meine: alle zwanzig und sonst niemand - einhellig dafür aus, dass man nicht länger auf ihn warten, sondern, so ihr Rat, in der Nacht fortfahren sollte. Andere aber meinten, [9690] sie sollten dableiben und weitere Erkundigungen einziehen, wie es ihm ergangen sei. So stritten sie miteinander, die einen wollten fort, die anderen wollten bleiben, und schließlich entschied man, da man keine Gewissheit hatte, ob er tot war oder nicht, noch eine Weile dazubleiben [9700] und weiter nach ihm zu forschen und zu fragen, mindestens zwei Tage lang; so hatten die Barone doch noch Grund zu klagen. Jetzt war der Tag herangekommen, den Gurmûn bestimmt hatte: Da sollte in Weiseforte die Sache seiner Tochter, der Jungfrau, und des Truchsessen verhandelt werden. Gurmûns Nachbarn, seine Vasallen, seine Verwandten, [9710] alle, die er an den Hof geladen hatte, um mit ihnen Rat zu halten, waren ohne Zögern angereist. Die versammelte er um sich und befragte sie in dieser Sache um ihre Meinung und bemühte sich sehr um sie - es stand ja auch nichts Geringeres als seine Ehre auf dem Spiel. In den Rat berief er auch seine liebe Frau, die Königin. [9720] Er hatte guten Grund, sie gern bei sich zu haben, denn sie vereinigte in sich zwei erlesene Vorzüge, die allerbesten, die ein Mann sich von einer lieben Frau nur wünschen kann: Mit Schönheit und Verstand war sie so reich begabt, dass ihre Anwesenheit ihrem Mann wohl angenehm sein konnte. Diese wunderbare Frau, die schöne und kluge Königin, war also auch da. [9730] Ihr lieber Mann, der König, führte sie beiseite und sprach: „Was rätst du mir, sag; diese Verhandlungen hier sind mir bitter wie der Tod." „Habt guten Mut", sprach Isôt, „es wird uns nichts Böses geschehen, ich habe Vorsorge getroffen." „Wie? Herzallerliebste, sag es mir, damit ich mich mit dir freuen kann." [9740] „Seht, unser Truchsess hat den Drachen keineswegs erschlagen, ich aber weiß, wer es war, und werde es beweisen, wenn es nötig ist. Ihr braucht keine Angst mehr zu haben. Geht nur immer mutig zurück zu den Räten, sagt ihnen allen und verkündet, sobald Ihr gehört und gesehen habt, dass der Truchsess die 116
Wahrheit sagt, wolltet Ihr gern den Eid, den Ihr dem Land geleistet habt, einlösen. [9750] Fordert sie auf, mit Euch zu gehen und Gericht zu halten. Fürchtet Euch nicht: Lasst den Truchsess seine Klage vortragen und sagen, was er zu sagen hat, und wenn dann die rechte Zeit gekommen ist, so bin ich mit Isôt zur Stelle. Fordert mich auf, zu sprechen, dann will ich Eure und Isôts und meine eigene Sache führen. Doch fürs Erste ist jetzt genug geredet; [9760] ich will nach meiner Tochter sehen, wir beide kommen dann gleich hierher zurück." Sie ging fort, ihre Tochter zu holen. Der König trat wieder in den Palas: Zu Gericht setzte er sich mit den Baronen und dem Adel des Reichs. Das war ein prächtiges Aufgebot von Rittern, eine gewaltige Menge, die hatten sich in solcher Zahl nicht so sehr deswegen eingefunden, um den König zu ehren, [9770] als vielmehr, weil sie gerne sehen wollten, wie diese Geschichte, die das ganze Land in Atem hielt, ausginge: Sie waren alle sehr gespannt darauf. Als die zwei wunderbaren Isolden gemeinsam in den Palas traten, grüßten sie die Herren alle und hießen sie willkommen. [9780] Viele Gedanken und Worte galten der Pracht der beiden, sie gab viel Stoff zum Denken und Reden, noch mehr jedoch als von den Damen sprach man von dem großen Wurf des Truchsessen. Das beschäftigte sie alle, davon sprachen sie: „Seht euch den an, schaut: Wenn dieser armselige Kerl, [9790] an dem sein Leben lang nie auch nur der kleinste Schimmer Heil und Segen sichtbar wurde, dieses wunderbare Mädchen kriegt, dann ist dem mit einem Mal die Sonne allen Glücks erschienen, das ihm oder sonst jemandem je von einem Mädchen leuchten kann." So traten sie zum König hin. Der stand vor ihnen auf, freundlich bat er sie, neben ihm Platz zu nehmen. „Nun", sprach der König, „Truchsess, rede. Was ist deine Bitte und dein Begehren?" [9800] „Sehr gerne, Herr", sprach der. „Mein Herr, ich bitte und begehre, dass Ihr nicht mir Euer königliches Wort brecht, das Ihr dem ganzen Land gegeben habt. Ihr werdet Euch gewiss erinnern, was Ihr gesagt und gelobt habt, versprochen und geschworen: dass Ihr dem Ritter, der diesen Serpant erschlüge, zum Lohn [9810] Eure Tochter Isôt geben wolltet. Der Eid brachte vielen Männern den Tod, ich aber ließ mich davon nicht schrecken, denn ich liebte die Frau und setzte mein Leben oft in fürchterlichen Kämpfen, wie sie kein Mann je bestanden hat, aufs Spiel, bis es mir zuletzt gelang, das Ungeheuer zu erschlagen. Ist sein Haupt Zeugnis genug? Hier liegt es, seht es Euch an; [9820] ich habe es mitgebracht zum Beweis. Jetzt macht Euer Versprechen wahr: Das Wort des Königs und des Königs Eid müssen wahrhaftig und verlässlich sein." „Truchsess", sprach da die Königin, „wenn einer so reichen Lohn, wie es meine Tochter Isôt ist, verlangt und hat nichts dafür geleistet, das ist wirklich maßlos." „Ei, meine Dame", sprach der Truchsess, [9830] „das ist böse! 117
Wie kommt Ihr dazu, so zu reden? Mein Herr, der die Sache entscheidet, kann doch wohl selber sprechen. Er soll reden und mir Antwort geben." Der König sprach: „Meine Dame, sprecht Ihr für Euch, für Isôt und für mich." „Danke, Herr, das will ich tun." Und die Königin redete weiter: „Truchsess, deine Liebe zu den Frauen ist gewiss rein und edel, [9840] und du bist so mannhaft, dass du eine gute Frau verdienst. Wer aber so hohen Lohn fordert, den er doch nicht verdient hat, der tut allerdings Unrecht. Du rühmst dich einer Heldentat, für die du nichts kannst, wie mir zu Ohren gekommen ist." ,,Meine Dame, ich weiß gar nicht, wie Ihr so reden könnt. [9850] Ich habe doch hier den Beweis erbracht." „Du hast einen Kopf hierher geschafft. Den hätte auch leicht ein anderer herschaffen können, scheint mir, um sich so Isolde zu verdienen. Das ist zu wenig Aufwand, um sie zu gewinnen." „Nein, wahrhaftig", sprach die junge Isôt, „mit Heldentum in so kleiner Münze bin ich nicht zu kaufen." [9860] „Oh, junge Frau Königin", sprach da der Truchsess, „dass Ihr so böswillig zu meiner Sache sprechen könnt, nachdem ich so oft solche Gefahren durchgestanden habe aus Liebe zu Euch!" „Dass Ihr mich liebt, mögt Ihr Euch als Verdienst anrechnen", sprach Isôt, „ich aber habe keinerlei Verbindlichkeiten Euch gegenüber und will niemals welche haben." [9870] „O ja", sprach er, „ich weiß schon, wie ihr Frauen seid. An Leib und Seele und angestammtem Wesen seid ihr alle so geschaffen, dass euch das Böse gut dünkt und alles Gute böse: Die Art ist in euch mächtig. Ihr seid verkehrt in allen Dingen: die Dummen haltet ihr für klug, die Klugen nennt ihr alle dumm, [9880] das Gerade macht ihr krumm und das Krumme grad mit Fleiß gerade; was nur irgend von hinten aufgezäumt ist, spannt ihr an euren Wagen: Ihr liebt das, was euch hasst, ihr hasst das, was euch liebt. Was ist das für ein Sinn, der euch regiert, dass eure Liebe stets mit aller Macht die Dinge in ihr Gegenteil verkehren will? Das kann man doch immer wieder bei euch beobachten. [9890] Wer euch will, den wollt ihr nicht, ihr wollt den, der euch nicht will. Ihr seid das verrückteste Spiel, das man spielen kann. Der Mann ist von allen guten Geistern verlassen, der ohne gute Sicherheiten seine Haut für eine Frau zu Markte trägt. Indes kommt es hier wahrhaftig nicht darauf an, was Ihr vorbringt oder meine Herrin - diese Sache wird anders entschieden, [9900] oder man bricht mir den Eid." Da sprach wieder die Königin: „Truchsess, das sind starke Argumente, sehr scharfsinnig, das muss jeder sehen, der sie mit geschärftem Verstand prüft. Man könnte glauben, sie wären in der Kemenate, wo edle Damen unter sich sind, ausgetüftelt worden. Und du hast so recht als ein Frauenritter deine Lanze gebrochen. [9910] Gar zu innig vertraut bist du mit dem Wesen edler Damen, ja, du hast es selber angenommen und deine Männlichkeit vergessen. Auch deine Liebe will mit aller Macht die 118
Dinge in ihr Gegenteil verkehren. Mir scheint, dir ist ganz wohl dabei, du bist offenbar entschlossen, nach der Art der Damen zu kutschieren: Du liebst das, was dich hasst, du willst, was dich nicht will - [9920] das ist das Spiel der Frauen! Du wirst dir doch nicht unsere Regeln zu Eigen machen wollen! Um Gottes willen, du bist ein Mann! Lass uns Frauen Frauen sein, unsere Art ist nichts für dich. Halte du es immer wie ein rechter Mann, liebe, was dich liebt, wolle, was dich will, das ist ein gutes Spiel für deinesgleichen. Du machst ein großes Geschrei und sagst uns, [9930] du wollest Isôt und sie wolle dich nicht. Das ist ihre Natur, was soll man da tun? Sie lässt gar viele Dinge unbeachtet, die sie doch leicht haben könnte. Ganz gleichgültig ist ihr einer, dem sie das Liebste wäre und gerade du noch vor allen anderen. Das hat sie von mir, ich habe dich auch nie leiden können. [9940] Genauso geht es Isôt, es liegt in der Familie. Du verschwendest deine große Liebe. Die Schöne, die Reine würde sich gar zu gemein machen, wenn sie jeden wollte, der sie will. Truchsess, du hast ganz recht, wenn du sagst, mein Herr solle dir bereitwillig Wort halten. [9950] Sieh du nur zu, dass du immer schön auf der Höhe deiner Reden und Ansprüche bleibst, damit sie nicht plötzlich alleine dastehen. Lass dich nicht aufhalten auf deinem Rechtsweg. Ich habe gehört, den Drachen habe jemand anders erschlagen: Was sagst du dazu?" „Wer sollte das sein?" „Ich kenne ihn und will ihn herbringen, wenn es nötig ist." ,Meine Dame, es gibt niemanden, [9960] der sich das anmaßen und glauben könnte, mich so mit Betrug um meine Ehre zu bringen. Wenn ich nur, wie es recht ist, Gelegenheit dazu bekomme, will ich Leib und Leben einsetzen und daran wagen, gleichgültig wie das Hofgericht entscheiden mag: Ich räume nicht kampflos das Feld." „Ich verspreche es", sagte die Königin, [9970] „und stehe selber dafür ein, dass du bekommst, was du gefordert hast. Ich bringe ihn dir her, nicht heute und nicht morgen, denn das ist unmöglich, aber dann am dritten Tag stellt er sich dir zum Kampf, der Drachentöter." Der König sprach: „Das ist recht und billig." Und die Herren alle meinten auch: „Truchsess, das muss man ihr zugestehen, es ist ja nur ein kurzer Aufschub, um den sie bittet. [9980] Geh her, damit der Kampf in aller Form beschlossen und festgesetzt werden kann, und die Königin soll auch vortreten." Da mussten nun die beiden dem König feierlich versprechen und verbürgen, dass der Kampf ganz gewiss am dritten Tag stattfinden würde. Damit war die Sache fürs Erste abgetan. Die beiden Damen gingen fort und nahmen ihren Spielmann wieder in ihre Obhut und Pflege. [9990] Ihre ganze Aufmerksamkeit war immer sanft darauf gerichtet, ihm alles und nur das zu bieten, was ihm irgend wohl tun konnte. Seine Genesung war auch schon weit gediehen, hell leuchtete seine Haut und schön. Nun sah Isôt ihn oft an und betrachtete 119
genau seine Glieder und seine Bewegungen, viele verstohlene Blicke warf sie [10000] auf seine Hände und sein Gesicht, sie studierte seine Arme und seine Beine, die allzu deutlich sichtbar machten, was er geheim zu halten wünschte. Sie besah ihn von oben bis unten, alles, was ein Mädchen an einem Mann betrachten soll, gefiel ihr über die Maßen gut, und sie lobte es insgeheim. Und als nun die liebe Schöne seine herrliche Gestalt [10010] und sein edles Betragen in allen Einzelheiten vor sich sah und musterte, da sprach ihr Herz im stillen: „Herr Gott, dem kein Wunder unmöglich ist, wenn etwas von alledem, was du je getan hast oder tust, und an deinen Geschöpfen mangelhaft ist, dann ist gewiss das hier unvollkommen: dass dieser herrliche Mann, an dessen Leib du soviel Heil und Segen [10020] gelegt hast, unstet von einem Land zum anderen reisen muss, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Einem Mann von seiner Statur sollte ein Reich Untertan sein oder ein Land. Es geht nicht mit rechten Dingen zu in der Welt, da so viele Königreiche im Besitz von Geschlechtern ohne wahren Adel sind [10030] und nicht eines davon ihm gehört. Ein so herrliches Geschöpf, ausgestattet mit solchen Fähigkeiten, müsste doch Besitz und Befehlsgewalt haben. Er muss großes Unrecht leiden. Herr, du hast ihm ein Leben gegeben, das nicht zu seiner Statur passt." So redete das Mädchen oft. Nun hatte ihre Mutter dem König die ganze Geschichte von dem Kaufmann [10040] ausführlich berichtet, die ihr ja schon gehört habt: Wie es mit ihm zugegangen war und dass er nichts weiter verlangte, als dass er unangefochten seinen Geschäften nachgehen könnte, wenn er auf seinen Handelsreisen in das Königreich käme. Das alles hatte sie ihm bei einem vertraulichen Gespräch vom Anfang bis zum Ende erzählt. [10050] Unterdessen befahl das Mädchen ihrem Knappen Paranîs, den Harnisch und das ganze Eisenzeug schön zu polieren, so dass es blitzte, und alle seine Sachen instand zu setzen und schön herzurichten. Das geschah, und als alles fertig war, wurde die ganze Ausrüstung schön ordentlich, ein Stück neben dem anderen, ausgelegt und hingebreitet. Da trat das Mädchen ganz ohne Scheu hin [10060] und betrachtete die einzelnen Dinge genau. Nun erging es aber Isôt, wie es ein gerechter Zufall fügte: Der wollte, dass sie auch jetzt wieder den Vortritt hatte und das, was ihr das Herz zerfleischte, vor allen anderen erblickte. Es zog ihr Herz und immer wieder auch ihren Blick dorthin, wo seine Sachen lagen. Ich weiß nicht, wie es kam, [10070] dass sie das Schwert in die Hand nahm - es juckte sie in den Fingern, wie es eben jungen Mädchen und Kindern und, weiß Gott, auch genügend erwachsenen Männer leicht passiert. Sie zog es aus der Scheide und betrachtete es und ließ ihren Blick drüber hin wandern. Da fiel ihr die Scharte auf; sie musterte sie lange und genau und dachte bei
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sich: [10080] „Guter Gott, ich glaube, ich habe das Bruchstück, das an diese Stelle gehört. Das will ich genau wissen!" Sie holte es und setzte es ein: Da passte der unglückselige Splitter so genau in die Lücke, als wären er und das Schwert ein und dasselbe Ding, und das waren sie ja auch wirklich [10090] noch zwei Jahre vorher gewesen. Da wurde ihr Herz kalt von dem alten Leid. Zorn und Gram schoss ihr ins Gesicht, totenbleich und feuerrot in einem Augenblick. „Ah", sprach sie, „unselige Isôt, wehe, was bricht da über mich herein! Wer hat diese verfluchte Waffe von Kurnewal hierher gebracht? [10100] Damit wurde mein Oheim erschlagen. Und der Mann, der ihn erschlug, hieß Tristan. Wer hat es diesem Spielmann gegeben? Der wird doch Tantris genannt." Die beiden Namen bewegte sie nun aufmerksam in ihrem Sinn, untersuchte forschend diesen Klang und jenen. „Ach, Gott", sprach sie, „diese Namen beunruhigen mich. Wenn ich nur wüsste, was es damit auf sich hat: [10110] sie klingen so nah aneinander. Tantris", sprach sie, „und Tristan, die sind miteinander im Bund." Als sie nun die Namen immer wieder vor sich hin sprach, verfiel sie darauf, sich die Buchstaben genau anzusehen, aus denen man die beiden Namen bildet, und fand, dass es hier und dort genau dieselben waren. Und dann kam ihr der Gedanke, [10120] die Silben voneinander zu trennen und sie umzustellen, und da war sie nun auf der richtigen Spur angelangt, die führte sie direkt zu ihrem Ziel: Vorwärts las sie Tristan, rückwärts las sie Tantris - jetzt war kein Zweifel mehr möglich. „ O ja", sprach die Schöne, „so ist das also, es ist alles Lug und Trug. [10130] Aber mein Herz hat es mir schon vorher ganz richtig gesagt, nur allzu gut habe ich Bescheid gewusst: Als ich ihn mir genau ansah, als ich seine Gestalt, sein Benehmen, sein ganzes Wesen so gründlich und in allen Einzelheiten musterte und alles meinem Herzen vorlegte, erkannte ich wohl, dass er zu einem Herrn geboren war. Wer sonst als er hätte das gewagt, von Kurnewal zu seinen Todfeinden zu reisen? [10140] Und wir haben ihm zweimal das Leben gerettet! Gerettet? O nein, jetzt ist er verloren, dieses Schwert wird seinem Leben ein Ende machen! Jetzt eile, Isôt, räche dein Leid! Erst wenn er tot daliegt, erschlagen mit dem Schwert, mit dem er meinen Oheim erschlug, ist das Maß der Rache voll." Sie fasste das Schwert und ging hin, wo Tristan war; der nahm gerade ein Bad. [10150] „Tristan", sprach sie, „der bist du doch?" „Nein, meine Dame, ich bin Tantris." „Dann bist du, das weiß ich jetzt, Tantris und Tristan, und die zwei sind ein Mann, der nicht mehr lang zu leben hat. Was Tristan mir angetan hat, muss Tantris mir büßen: du wirst mir das Leben meines Oheims vergelten." „Nein, süßes Mädchen, nein! Um Gottes willen, was tut Ihr? [10160] Bedenkt, was für einen Namen Ihr Euch damit macht. Ihr seid eine Dame, eine Jungfrau. Überall, wo man von Eurer Mordtat sprechen wird, da wird die Ehre der
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strahlenden Isôt tot und für immer erloschen sein. Die Sonne, die von Irland leuchtet und viele Herzen heiter macht, ach, die ist dann nicht mehr. Wehe, wie dürften diese weißen Hände je ein Schwert führen!" [10170] Da trat die Königin, ihre Mutter, herein. „Nanu", sprach sie, „was soll das? Meine Tochter, was hat das zu bedeuten? Ist das ein Benehmen für eine schöne Dame? Bist du verrückt? Ist das Spaß oder Zorn? Was soll das Schwert in deiner Hand?" „Ach, Mutter, denk an unser beider bitterstes Leid: [10180] Der da ist der Mörder Tristan, der deinen Bruder erschlagen hat. Jetzt ist der Augenblick gekommen, da wir uns rächen können: Erstechen wir ihn mit diesem Schwert. Eine so günstige Gelegenheit finden wir kein zweites Mal." „Das ist Tristan? Woher weißt du das?" „Ich weiß es genau, er ist es. Das ist sein Schwert, da schau, und sieh dir diese Scharte an, [10190] dann wirst du gleich erkennen, ob er es ist oder nicht. Diesen Splitter habe ich in die verfluchte Scharte eingesetzt, ach, da sah ich es: Einträchtig fügten sie sich zusammen zu einem Ganzen." „Ach, Isôt", sprach da die Mutter, „was rufst du da wach! Weh mir, dass ich geboren wurde! Und wenn der da wirklich Tristan ist, ach, wie habe ich mich betrügen lassen!" [10200] Da holte nun Isôt aus mit dem Schwert und trat zu ihm hin. Ihre Mutter lief auf sie zu. „Halt, Isôt", sprach sie, „halt ein! Weißt du nicht, was ich ihm versprochen habe?" „Es kümmert mich nicht, nein, er muss sterben." Tristan sprach: „Pardon, bêle Isôt!" „Pfui, Bösewicht", sprach Isôt, „du bittest mich um Pardon! Du verdienst kein Erbarmen, [10210] dein Leben musst du lassen." „Nein, Tochter", sprach die Mutter, „es kann nun einmal leider nicht sein, dass wir uns rächen, wir müssten ja wortbrüchig und ehrlos werden. Lass dich nicht dazu hinreißen. Sein Leben und sein ganzer Besitz stehen unter meinem Schutz. Wie immer es auch zugegangen sein mag, [10220] so habe ich ihm doch mein Wort gegeben, dass niemand ihm Gewalt antun dürfe." „Danke, meine Dame", sprach Tristan, „meine Dame, denkt daran, dass ich Euch meine Habe und mein Leben im Vertrauen auf Eure Ehre anbefohlen habe, und Ihr habt mich unter Euren Schutz genommen." „Du lügst", sprach da die Junge, „ich weiß es noch gut: Es war niemals die Rede davon, dass Tristan für [10230] seinen Leib und seinen Besitz Frieden und Schutz zugesichert würde." Und sie ging wieder auf ihn los. Da rief Tristan wieder: „Ah, bêle Isôt, gebt Pardon!" Die Mutter war auch noch da, die vorbildliche Dame, er hatte also nichts zu befürchten. Aber selbst wenn er da im Bad gefesselt gesessen hätte und Isôt mit allein gewesen wäre, [10240] hätte sie ihn gewiss nicht umgebracht. Die Liebe, Süße, deren weiblichem Sinn jede Säure und bittere Galle fremd war, wie hätte die je einen Mann erschlagen können? Es machte ja nur ihr Zorn und ihr Schmerz, dass sie sich so gebärdete, als wollte sie es wirklich tun. Und vielleicht hätte sie 122
es auch über sich gebracht, [10250] wenn sie das Herz dazu gehabt hätte. Das ihre war zu sanft dafür. Und doch hatte sie keineswegs nichts als Güte im Herzen, sie war zornig und erbittert, wenn sie den hörte und sah, der ihr solches Leid angetan hatte. Sie hörte ihren Feind und sah ihn und konnte ihn doch nicht töten: Ihre sanfte Weiblichkeit redete auf sie ein [10260] und zerrte sie zurück. In ihr kämpften erbittert die zwei Widersacher, die unversöhnlichen Gegensätze: Zorn und Weiblichkeit; die beiden ergeben ein übles Paar, wenn sie aneinander geraten. Wenn der Zorn in Isôt den Feind erschlagen wollte, trat jedes Mal die sanfte Weiblichkeit an sie heran. [10270] „Nein", sprach die Süße, „nein, tu's nicht!" So waren in ihrem Herzen zwei Willen, ein einziges Herz meinte es bös und gut. Die Schöne warf das Schwert hin, um es gleich darauf wieder aufzuheben: Sie wusste nicht, ob es sie mehr zum Hass hinzog oder zur Güte, sie wollte und wollte nicht, sie wollte es tun und lassen. [10280] So trieb sie der Zweifel hin und her, bis endlich doch die sanfte Weiblichkeit den Zorn in die Knie zwang, so dass der Todfeind verschont und Môrolt ungerächt blieb. Da warf sie das Schwert fort, weinend sprach sie: „Weh mir, dass ich diesen Tag erleben musste!" Ihre kluge Mutter redete ihr zu: „Allerliebste Tochter, [10290] dein inniges Leid ist auch das meine, und mir tut es noch mehr und ärger weh als dir; Gott in seiner Gnade hat es so gefügt, dass es dir nicht so nahe geht wie mir. Ach, mein Bruder ist tot; das war bis jetzt mein schlimmster Kummer, jetzt aber fürchte ich einen anderen von dir, Tochter, der geht mir noch ärger zu Herzen: [10300] Ich habe ja nichts auf Erden so lieb wie dich. Wenn ich damit verhindern kann, dass dir etwas zustößt, was mir arg wäre, will ich gern auf diese Rache verzichten. Ich kann ja ein Leid leichter und besser ertragen als zweie. Kummer macht mir der Kampf, den jener schlechte Kerl uns angetragen hat; die Sache steht jetzt so, dass wir schleunigst einen Ausweg finden müssen, [10310] dein Vater, der König, ich und du, sonst verlieren wir unsere Ehre und können nie mehr froh werden." Da sprach der Mann im Bad: „Glückselige Damen, es ist wahr: Ich habe Euch Leid angetan, aber ich konnte nicht anders handeln in der Not. Wenn Ihr die Sache recht betrachten wolltet, so würdet auch Ihr einsehen, dass die Not, die mich zwang, [10320] nichts anderes war als der Tod: Den leidet kein Mann freiwillig, solange er sich noch wehren kann. Wie immer es aber damals gewesen sein mag und was immer Euch jetzt von dem Truchsess geschehen soll, das überlasst ein und derselben Hand, die wird es weisen. Ich werde es zu einem guten Ende bringen - wenn Ihr mich am Leben lasst und der Tod im Kampf mich nicht hindert. [10330] Isôt, meine Dame, und noch einmal Isôt, Ihr seid, das weiß ich wohl, allezeit klug und gut, treu und gescheit: Wenn Ihr beide 123
mich ein bisschen Zutrauen fassen ließet und auf offene Drohungen verzichten und überhaupt Euren alten Hass gegen Tristan mäßigen wolltet, [10340] so wollte ich Euch gerne frohe Botschaft bringen." Isôts Mutter Isôt sah ihn lange an: Röte stieg ihr ins Gesicht, und ihre klaren Augen wurden nass. „O weh", sprach sie, „jetzt höre ich es und weiß gewiss, dass Ihr es seid - ich habe bis jetzt immer noch gezweifelt. Jetzt habt Ihr selber ungefragt bestätigt, dass es wahr ist. Wehe, wehe, Herr Tristan, [10350] dass ich je solche Gewalt über Euch gewinnen musste! Die ist vollkommen legitim und doch von einer Art, dass ich sie nicht so ausüben kann, wie es mir nützt und taugt! Aber Gewalt ist ein so kompliziertes Ding. Ich glaube, ich kann doch in diesem besonderen Fall meinem Feind gegenüber Gebrauch davon machen und das Recht so weit beugen, da ich es mit einem Bösewicht zu tun habe. [10360] Ja, will ich das wirklich? Ich glaube schon, ja, allerdings." Ebenda kam die stolze, kluge Brangäne hinzu, heiter und mit leichtem Schritt, schön angezogen und geputzt huschte sie herein und sah das blanke Schwert da liegen und die beiden Damen schwer bekümmert. „Nanu", sprach das edle Mädchen, [10370] „Was haben diese Mienen zu bedeuten? Was macht Ihr drei denn da? Warum sind die Augen dieser Damen so trüb und nass? Und wie kommt dieses Schwert hierher?" „Sieh", sprach die edle Königin, „Brangäne, allerliebste Nichte, sieh, wie wir betrogen worden sind. Nichtsahnend haben wir die Schlange aufgezogen statt der Nachtigall, [10380] dem Raben geschrotete Körner hingestreut, die der Taube zugedacht waren. Herr im Himmel, wie konnten wir nur unseren Feind in aller Freundlichkeit zweimal vor einem schlimmen Tod bewahren! Mit unseren eigenen Händen haben wir unseren Feind Tristan gesund gepflegt. Sieh, schau ihn an: Der da sitzt, ist Tristan. Jetzt kann ich mich nicht entscheiden, ob ich mich rächen soll oder nicht. [10390] Nichte, was rätst du mir?" „Nein, Herrin, lasst das sein! Euer Heil und Euer Verstand müssen Euch davor bewahren, dass Ihr jemals eine solche Untat in Erwägung zieht und so ganz von Sinnen kommt, dass Ihr daran denkt, einen Mann zu töten, noch dazu einen, [10400] den Ihr in Euren Schutz und Frieden aufgenommen habt. Bei Gott, das habt Ihr doch gewiss nie ernsthaft erwogen. Und dann müsst Ihr auch bedenken, was für eine wichtige Sache Ihr mit ihm habt, eine, mit der Eure Ehre steht und fällt. Wollt Ihr Eure Ehre für das Leben Eures Feindes hingeben?" „Was meinst du, was soll ich dann tun?" [10410] „Meine Dame, denkt darüber nach. Geht hinaus, lasst ihn aus der Wanne steigen. Unterdessen haltet Rat und überlegt, was das Beste für Euch ist." Und so zogen die drei sich zurück, um sich in ihrer Kemenate zu beraten. Die kluge Isôt sprach: „Sagt mir, ihr beiden: Was hat er wohl gemeint, 124
als er zu uns zweien sprach, [10420] wenn wir von unserem alten Hass gegen ihn abließen, wollte er uns eine frohe Botschaft bringen? Was für eine wohl, das hätte ich gern gewusst." Brangäne sprach: „Mein Rat dazu ist, dass niemand ihn Feindschaft spüren lässt, bis wir wissen, was er vorhat. Er meint es vielleicht gut mit Euch und Euren Ehren. [10430] Man muss sein Mäntelchen nach dem Wind hängen. Wer weiß, in welcher Absicht er nach Irland gekommen ist. Womöglich hat er große Dinge mit Euch vor. Behandelt ihn fürs erste fürsorglich und aufmerksam und vergesst nie das eine: Ihr müsst Gott ewig dafür dankbar sein, dass dieser Mann die gemeine Schmach abwenden wird, die Euch von dem betrügerischen Truchsess droht. Gott in seiner Gnade hat uns recht geführt [10440] auf unserer Suche: Hätten wir ihn da nicht so schnell gefunden, dann wäre er, weiß Gott, gestorben. Und dann, mein Fräulein Isôt, stünde es jetzt um unsere Sache wahrhaftig schlecht. Behandelt ihn nicht feindselig, denn wenn er euren Hass spürt, läuft er Euch davon, sobald er kann, und hat ganz recht damit. [10450] Bemüht Euch also beide um sein Wohlsein, so dass er keinen Grund zur Klage hat. Das ist mein Rat, so sollt Ihr tun: Tristan ist so edel wie Ihr, er ist fein gebildet und klug und vollkommen in allen Dingen; wie immer Euch insgeheim zumute sein mag, begegnet ihm mit Courtoisie. Ich weiß nicht, was seine Absichten sind, [10460] aber es sind bestimmt ernste Dinge, die ihn hierher geführt haben: Wichtige Geschäfte hat er zu besorgen." Sie standen auf und gingen weg und kamen zu Tristan: der lag auf dem Bett in seiner Kammer. Tristan wusste wohl, was er sich schuldig war: Er fuhr auf, als sie eintraten, fiel vor den reizenden, vornehmen Damen nieder, [10470] flehend kniete er zu ihren Füßen und sprach: „Gnade, Ihr süßen Damen, seht freundlich auf mich herab. Haltet mir zugute, dass ich zu Eurer höheren Ehre und zu Eurem Nutzen in Euer Land gekommen bin." Die strahlende Gesellschaft, die strahlenden Damen alle drei blickten auf, [10480] sie sahen einander an; sie standen da, er lag immer noch auf seinen Knien. „Herrin", sprach da Brangäne, „der Ritter liegt schon zu lange dort." Und die Königin sprach: „Was willst du von mir? Wie soll ich mich verhalten? Nichts in meinem Herzen zieht mich zu ihm hin, so dass ich Freundschaft mit ihm schließen könnte. Ich weiß nicht, was ich mit ihm anfangen soll." Brangänge sprach zu ihr: [10490] „Nun, liebe Herrin, folgt meinem Rat, Ihr und mein Fräulein Isôt: Ich weiß genau, dass es Euch sehr schwer fällt, Euer altes Leid zu überwinden und ihn anzunehmen. So versichert ihm doch beide, dass er um sein Leben nicht zu fürchten braucht. Vielleicht weiß er dann noch etwas zu sagen, was ihn Euch empfehlen könnte." [10500] Die Damen sprachen: „Nun, es sei." So forderte sie ihn denn auf, sich zu erheben. Sie gaben ihm das Versprechen, dann setzten sich alle viere nieder. Tristan fuhr in seiner Rede fort. 125
„Seht, meine Dame", sprach er, „wenn Ihr jetzt gute Freundschaft mit mir halten wollt, sorge ich innerhalb von nur zwei Tagen dafür - das ist die reine, gute Wahrheit - , [10510] dass Eure Tochter, die Ihr liebt, einen edlen König zum Mann nimmt, der ihrer wohl wert ist: Er ist ein großer Herr, der großartig zu schenken weiß, mit Schild und Speer so edel und ruhmreich wie nur je ein Ritter, aus einem Geschlecht von lauter Königen und noch dazu weit mächtiger als ihr Vater." „Wahrhaftig", sprach die Königin, [10520] „wenn ich mich auf Euer Wort verlassen könnte, dann wollte ich gern gehorsam alles tun, was man mir vorschlägt." ,,Meine Dame", antwortete ihr Tristan, „ich werde Euch bald Gewissheit verschaffen. Sobald die Versöhnung besiegelt ist, liefere ich Euch den Beweis. Wenn nicht, dann entlasst mich aus Eurem Frieden und schont mein Leben nicht." Die Kluge sprach: „Brangäne, sprich: [10530] Was rätst du mir, was meinst du?" „Ich meine, seine Worte klingen gut, und rate, dass Ihr tun sollt, wie er vorschlägt. Macht Euch von allem Zweifel frei, steht auf alle beide und küsst ihn. Und ich, wenn ich auch keine Königin bin, will das Meine zur Versöhnung tun: So wenig vornehm ich auch bin, war Môrolt doch mein Verwandter." So küssten ihn da alle drei, Isôt aber, die junge, tat es [10540] nach langem Widerstreben. Als diese Versöhnung so geschehen war, sprach Tristan zu den Damen: „Der gütige Gott im Himmel weiß, dass ich mein Leben lang nie so froh war wie jetzt. Ich habe all die Zeit immer nur nach Gefahren, die mir begegnen könnten, gespäht und Ausschau gehalten: Ich musste mich vorsehen. [10550] Aber jetzt muss ich nur vor mich sehen und weiß, dass ich in Eurer Gnade bin. Lasst alle Sorgen los, Heil und Ehre bringe ich Euch, darum bin ich von Kurnewal nach Irland gefahren. Nach meinem ersten Aufenthalt hier, wo ich von Euch gesund gepflegt wurde, pries und rühmte ich Euch bei Marke, meinem Herrn, über alle Maßen, [10560] bis ich mit meinem Zureden seinen Sinn ganz auf Euch gelenkt hatte, so dass er sich endlich ein Herz fasste - doch fiel es ihm sehr schwer, und zwar deswegen: Er fürchtete Euren Hass, und außerdem hatte er beschlossen, mir zuliebe unverheiratet zu bleiben, damit ich nach seinem Tod sein Erbe würde. Ich aber riet ihm davon ab, [10570] und schließlich ließ er sich überreden. So wurden wir zwei darin einig, dass diese Reise gewagt werden sollte. Darum kam ich nach Irland, darum erschlug ich den Drachen. Und weil Ihr Euch mit solcher Güte um mich bemüht habt, soll die junge Dame meine Herrin und Königin in Kurnewal und England sein. [10580] Jetzt wisst Ihr, warum ich hier bin. Allerliebste edle Damen, allerliebst alle drei, haltet es vorerst geheim." „Nun sagt mir", sprach die Königin, „habt Ihr etwas dagegen, dass ich mit meinem Herrn darüber rede und Versöhnung stifte?" „Nein, meine Dame", sprach Tristan, „er darf davon erfahren. [10590] Ihr müsst nur 126
gut Acht geben, dass Ihr mir nicht schadet." „Nein, Herr, fürchtet Euch nicht, Ihr braucht Euch keine Sorgen zu machen." Nun gingen die Damen und zogen sich in die Frauengemächer zurück. Da unterhielten sie sich darüber, wie geschickt und mit welch glücklicher Hand er alle seine Dinge meisterte. Alle drei rühmten [10600] seine Klugheit, erst die Mutter, dann Brangäne, die Tochter aber sprach: „Mutter, ich muss dir noch erzählen, wie ich herausgefunden habe, dass er Tristan heißt, es ist erstaunlich: Als ich mir das Schwert genau angeschaut hatte, nahm ich mir die Namen vor, Tantris und Tristan; die bewegte ich in meinem Sinn hin und her und hatte dabei immer das Gefühl, [10610] sie hätten etwas gemeinsam. Da untersuchte ich sie und musterte sie in allen Einzelheiten und fand heraus, dass man mit genau denselben Buchstaben den einen wie den anderen Namen bilden kann: Wie ich es auch las, es lief aufs selbe hinaus, nämlich auf nichts anderes als Tristan oder Tantris, denn man kann immer beides lesen. [10620] Und jetzt, Mutter, jetzt trenne diesen Namen Tantris in ein Tan und in ein Tris, und stelle dann das Trist vor das Tan, so sprichst du Tristan; und wenn du das Tan vor das Tris tust, so hast du wieder Tantris." Die Mutter bekreuzigte sich. „Gott schütze mich", sprach sie, „dass du darauf gekommen bist!" [10630] Als die drei dann lange genug über ihn geredet hatten, bat die Königin den König zu sich; der kam zu ihr. „Seht, Herr", sprach sie, „seid so gut, erfüllt uns dreien eine inständige Bitte; wenn Ihr es tut, kommt es uns allen zugute." „Ich bin Euch gern gefällig, wo ich kann. Was Ihr wünscht, soll geschehen." [10640] „Habt Ihr es mir also zugesagt?", fragte die edle Königin. „Ja, alles, was Ihr wollt." „Danke, Herr, das ist genug. Herr, der Mann, der meinen Bruder erschlagen hat, Tristan, den habe ich hier bei mir: Ihr sollt ihm in Liebe und Freundschaft begegnen. Das Anliegen, das ihn herführt, ist von einer Art, dass eine Versöhnung wohl gerechtfertigt ist." [10650] Der König sprach: „Wahrhaftig, diese Entscheidung überlasse ich ohne Zögern dir: Dich geht er mehr an als mich; Môrolt, dein Bruder, stand dir näher als mir. Wenn du seine Sache aufgegeben hast - wie du willst, so tu ich's auch." Da erzählte sie dem König alles, wie Tristan es ihr gesagt hatte. [10660] Das gefiel dem König sehr, und er sprach: „Nun sieh zu, dass er getreulich tut, was er versprochen hat." Da sandte die Königin Brangäne hin, Tristan zu holen, und als er kam, fiel er vor dem König nieder: „Gnade, Herr König", sprach er. „Steht auf, mein Herr Tristan, kommt her zu mir", sprach Gurmûn, „und küsst mich. [10670] Ungern tue ich es, doch lasse ich von dieser Rache ab, da die Damen sich davon losgesagt haben." „Herr", sprach da Tristan, „seid Ihr dann auch mit meinem Herrn ausgesöhnt und seinen zwei Ländern?" „Ja, Herr", sprach Gurmûn.
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Als man so Frieden geschlossen hatte, führte die Königin Tristan zu ihrer Tochter und ließ ihn neben ihr Platz nehmen. [10680] Sie bat ihn, er möge selber ihrem Herrn die ganze Sache ausführlich erzählen, wie es sich alles zugetragen hatte, dass er den Drachen erschlug, und von dem Verlangen des König Marke. Das berichtete er noch einmal von Anfang an. Da sprach der König: „Herr Tristan, welche Garantien aber habe ich, so dass ich dessen gewiss sein kann, was Ihr sagt?" [10690] „Die allerbesten, Herr: Ich habe hier bei mir alle Fürsten meines Herrn. Was Ihr zu Eurer Sicherheit verlangt, sollt Ihr bekommen, Ihr braucht es nur zu sagen: Allesamt bis zum letzten Mann gebe ich sie Euch." Danach verabschiedete sich der König, die Damen und Tristan blieben alleine da. Nun nahm Tristan Paranîs beiseite. „Mein lieber Freund", sprach er, „geh da hinunter, [10700] da liegt ein Schiff im Hafen. Dahin geh in aller Stille und frage nach einem Mann, der Kurvenal heißt. Dem sag, doch heimlich, dass es keiner hört, er soll zu seinem Herrn kommen. Rede mit niemandem sonst darüber und bringe ihn mir, ohne Aufsehen zu erregen. Ich verlasse mich ganz auf deine Courtoisie." Nun, genau das tat Paranîs: Er stellte es so diskret an, [10710] dass niemand es bemerkte. Und als sie vor die Damen traten, grüßte ihn die Königin und niemand sonst von den Anwesenden. Sie nahmen von ihm nicht Notiz, weil er nicht wie ein Ritter auftrat. Als Kurvenal sah, dass Tristan bei den Damen in guten Händen war und frisch und gesund, sprach er ihn [10720] auf französisch an: „A, bêâ dûz sir, um Gottes willen, was treibt Ihr? Da lasst Ihr es Euch still und heimlich in diesem himmlischen Paradies wohl sein, und wir müssen die schlimmsten Ängste ausstehen! Wir glaubten uns schon verloren; ich hätte einen Eid darauf geschworen, dass Ihr nicht mehr am Leben seid. [10730] Solchen Kummer habt Ihr uns bereitet! Das ganze Schiff, alle Eure Leute waren und sind noch davon überzeugt, Ihr wärt tot, und ließen sich nur mit schwerer Mühe dazu überreden, noch bis zum Abend auszuharren: heute Nacht wären sie davongefahren, das war beschlossene Sache." „Aber nein", sprach die edle Königin, „er ist quicklebendig und gesund." [10740] Da sprach nun Tristan, und zwar auf britûnisch: „Kurvenal, geh flink hinunter und sag ihnen, dass meine Sache gut steht und dass ich alles, wie es uns aufgetragen ist, zu Ende bringen werde." Dann erzählte er ihm ausführlich und in allen Einzelheiten, wie schön ihm alles gelungen war, und als er ihm [10750] von seinem Glück und seinen Mühen berichtet hatte, sprach er: „Jetzt mach dich flink auf den Weg, sag den großen Herren des Landes und auch den Rittern, dass sie alle morgen früh bereit sein sollen, schön herausgeputzt und jeder in seinem besten Gewand. Sie sollen meinen Boten erwarten, [10760] und wenn ich ihnen den sende, sollen sie hierher an den Hof reiten. Auch dir 128
schicke ich morgen früh jemanden; dem gib die kleine Truhe mit, in der ich meine Kostbarkeiten aufbewahre, und dazu meine allerbesten Kleider. Du selbst sollst dich auch so fein kleiden, wie es sich für einen Ritter und Edelmann gehört." Kurvenal verbeugte sich und ging davon. [10770] Brangäne sprach: „Wer ist dieser Mann, der fand, hier sei es wie im Paradies? Ist er ein Ritter oder ein Knappe?" ,,Meine Dame, so wie Ihr ihn jetzt gesehen habt, könnte man ihn für alles mögliche halten; er ist aber ein Ritter und ein rechter Mann. Ich kann Euch versichern, dass es unter der Sonne nie ein Herz gegeben hat, in dem bessere Tugenden wohnten." „Ah, gesegnet soll er sein, der selige Mann", [10780] sprachen die zwei Königinnen und Brangäne, die feine und höfische Dame. Als Kurvenal zum Schiff kam und, wie ihm aufgetragen worden war, Bericht erstattete, erzählte er den Leuten, was er erfahren und wie er Tristan angetroffen hatte. Da benahmen sie sich grade so wie Leute, denen ein Toter [10790] wieder auferstanden ist, so froh waren sie alle. Etliche allerdings freuten sich nicht so sehr über Tristans Triumph als vielmehr über den Friedensschluss. Die missgünstigen Barone fingen wieder zu tuscheln an und führten ihre alten Reden: Nun, da Tristan einen so gewaltigen Erfolg erzielt hatte, waren sie erst recht davon überzeugt, dass er [10800] der Zauberei schuldig sein musste. Allenthalben hörte man sie sagen: »Da schaut, das geht doch nicht mit rechten Dingen zu, was für Wunder dieser Mann zustande bringt. Ja, das würde ich doch gern wissen, wie er es anstellt, dass ihm alles gelingt, was er anfängt.« Nun war der Tag gekommen, da der Zweikampf stattfinden sollte. Viele große Herren, [10810] die ganze Macht des Reichs, waren vor dem König im Saal versammelt. Da gab es viel Gerede unter den Edlen, die Leute wollten gerne wissen, wer da für die junge Isôt gegen den Truchsess kämpfen würde. Die Frage war in aller Munde, aber da war niemand, der Auskunft geben konnte. [10820] Inzwischen hatte man Tristan seine Truhe gebracht und seine Kleider. Er hatte drei Gürtel für die drei Damen ausgewählt, wahrhaft erlesene Stücke: Keine Kaiserin oder Königin hatte je einen besseren. Haarreife und Broschen, Täschchen und Ringe, von solchen Dingen war der Kasten voll bis an den Rand, und jedes einzelne Stück war so gut, [10830] dass keines Herzens Sinn je etwas Besseres hätte ersinnen können. Es wurde niemals etwas herausgenommen als einzig das, was Tristan für sich selber haben wollte, einen Gürtel etwa, der ihm gefiel, oder einen Haarreif und ein Spänglein, die er tragen wollte. »Ihr Schönen«, sprach er, »alle drei, [10840] nehmt dieses Kästchen mit allem, was darin ist, und tut damit, was Ihr wollt.« Nach diesen Worten ging er weg, um sich anzukleiden. Daran wandte er alle Sorgfalt und bemühte sich darum, in so prächtigem Staat aufzu129
treten, wie es einem so recht stolzen Ritter angemessen ist. Seine Kleider standen ihm auch wirklich ausgezeichnet. [10850] Als er wieder hereintrat zu den Damen und die ihn ansahen, da ließen ihn die Damen auch in ihre Gedanken ein: Sie fanden alle drei, dass er schön und glückselig sei, und die drei entzückenden Frauen dachten alle zugleich: „Wirklich, dieser Mann ist eine so recht männliche Schöpfung; [10860] seine Kleidung und seine Gestalt schaffen einen vollkommenen Mann, sie passen vollkommen zueinander. Seine Dinge sind alle wohl gelungen." Nun hatte Tristan auch nach seinen Leute rufen lassen. Die waren gekommen und hatten nacheinander in dem Saal Platz genommen. Da ging die ganze Hofgesellschaft hin, [10870] die wunderbaren Kleider zu bestaunen, die sie sahen. Etliche sagten, noch nie seien irgendwo so viele Männer derart fein gekleidet beisammen gewesen. Dass sie aber stumm blieben und nicht mit den Edlen des Landes redeten, hatte den Grund, dass sie die Landessprache nicht konnten. Nun schickte der König [10880] einen Boten zur Königin und ließ sie bitten, an den Hof zu kommen und ihre Tochter mitzubringen. „Isöt", sprach die Mutter, „komm, gehen wir! Ihr, Herr Tristan, bleibt da. Ich werde Euch bald rufen lassen. Dann soll Brangäne Euch bei der Hand nehmen und hinführen; Ihr zwei tretet nach uns in den Saal." „Gerne, Frau Königin." So erschien dort die Königin Isöt, [10890] das heitere Morgenrot, und führte ihre Sonne an der Hand, das Wunder von Irland, die strahlende Jungfrau Isöt. Die ging leichten, anmutigen Schritts mit ihrem Morgenrot einher auf derselben Bahn, die ganze Gestalt reizend anzusehen, schlank, schön gerundet und schmal in ihrem taillierten Gewand, [10900] als hätte die Liebe selber sie gedrechselt zu ihrem Entzücken, ein hochfliegendes letztes Ziel, über das hinaus selbst der Wunsch nicht gelangen kann. Sie trug aus braunem Samt ein Kleid und einen Mantel von französischem Schnitt; das Kleid war dort, wo ihre Flanken zu den Hüften hin ausliefen, gerafft und gefältelt [10910] und eng um die Taille zusammengezogen mit einer Borte, die schön da lag, wo die Borte liegen soll. Das Kleid schmiegte sich vertraulich an ihren Leib, nirgends trug es auf, sondern suchte allenthalben ihre Nähe von oben bis unten und warf um ihre Füße ebendie Falten, die ihr euch wünscht. Der Mantel war aufwendig gefüttert mit weißem Hermelin, lauter schmale Streifen in schöner Ordnung. Er war weder zu kurz noch zu lang, der Saum schleifte nicht am Boden, noch schwebte er zu hoch drüber hin, sondern fiel [10920] genau, wie er sollte. Verbrämt war er mit einem feinen Zobel, genau so viel, als hätte ihn der gute Geschmack selber abgemessen, [10930] nicht zu schmal und nicht zu breit, schwarz und grau gesprenkelt, aber in so glatter Melange, dass weder Schwarz noch Grau ir-
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gendwo herausstach. Er ging rundherum und fasste das Weiß schön ein; da kommt der Zobel recht zur Geltung, wenn das eine so hübsch passend neben dem anderen steht. An den Schließen [10940] hing ein zierliches Schnürlein mit weißen Perlen. Durch die Schlaufe hatte die Schöne den Daumen ihrer linken Hand gesteckt. Die rechte lag etwas tiefer: Da, wo man den Mantel schließen soll, ihr wisst es ja, hatte sie ihn elegant mit zwei Fingern gefasst und hielt ihn zusammen. Von da fiel er nach seinem eigenen Willen [10950] und öffnete sich zum Saum hin, so dass man dort beides sah, den Pelz meine ich und den Oberstoff. Man sah das Innere und das Äußere des Kleids und, darin eingehüllt, das Bild, das die Liebe an Leib und Geist so vollkommen gedrechselt hatte: Die zwei Künste, die der Plastik und der Schneiderei, schufen da gemeinsam [10960] ein lebendes Bild, das nicht seinesgleichen hat. Schwarz und flaumig weiß wurde ihnen da vor Augen von den räuberischen Blitzen, die wie dichtes Schneegestöber auf sie eindrangen: Isôt raubte da, so glaube ich, manchem Mann die Sinne. Auf dem Haupt trug sie einen goldenen Reif, schön schmal und raffiniert gearbeitet. [10970] Da waren Juwelen eingefasst, kostbare Steine, feurig strahlend, so klein sie waren, die besten weit und breit: Smaragde und Jâchante, Saphire und Calzedône, und die waren so schön über den Reif hingestreut und komponiert, wie es nur je ein Goldschmied nach allen Regeln seiner Kunst [10980] zustande bringen konnte. Da strahlten Gold und Gold, ich meine: der Reif und Isôt, im Widerstreit; wären da die Steine nicht gewesen, dann hätte auch der klügste Mann glauben müssen, da wäre gar kein Reif, so glänzend und vom Gold ununterscheidbar war ihr Haar. [10990] So ging Isôt mit Isôt dahin, die Tochter mit der Mutter, heiter und ohne alle Sorgen. Ihre Schritte waren weder kurz noch lang, sondern genau recht bemessen. Aufrecht war ihre Haltung und gelassen stolz, dem Sperber gleich, und sie war prächtig herausgeputzt wie ein Papagei. [11000] Sie blickte um sich wie der Falke auf dem Ast, nicht zu zart und nicht zu hart nahm sie die Dinge ins Visier, vielmehr glitt ihr Blick glatt und eben über ihr Revier hin, und er war so angenehm, dass es wenige Augenpaare gab, die nicht an den Spiegeln ihrer Augen ihre helle Freude hatten. [11010] Diese freudenspendende Sonne breitete ihr Licht überall aus, die Leute und der ganze Saal wurden von ihr, die da neben ihrer Mutter ging, heiter. Die beiden gingen nicht müßig, sie hatten zu tun: Sie grüßten freundlich auf zweierlei Weise, mit Gruß und Verneigung, mit Worten und schweigend. Jede von den zweien übte ihr Amt, [11020] wie es ihr zugeteilt war: Die eine grüßte, die andere verneigte sich, die Mutter sprach, die Tochter schwieg; so hielten es die beiden feinen Damen und waren fleißig bei der Sache. Als sich Isôt und Isôt, die Sonne und ihr Morgenrot, niedergelassen
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und beim König Platz genommen hatten, sah der Truchsess in die Runde [11030] und fragte überall umher, wo denn der Kämpfer sei, der für die Sache der Damen eintreten wollte, aber keiner konnte ihm Auskunft geben. Da scharte er die Seinen um sich - das war eine große Menge Leute - und trat vor den König hin, um sich dem Gericht zu stellen. „Nun, Herr", sprach er, „hier bin ich und fordere mein Kampfrecht ein. [11040] Wo ist er denn nun, der gute Mann, der mir meine Ehren streitig machen will? Ich habe genügend Freunde und Vasallen und dazu das Recht auf meiner Seite: Verfahrt nach dem geltenden Recht, wie es Eure Pflicht ist, dann will ich meine Sache schon durchfechten. Ich fürchte keine Gewalt, außer von Euch." „Truchsess", sprach die Königin, [11050] „wenn dieser Kampf nicht abzuwenden ist, dann weiß ich nicht, was ich tun soll; ich bin nicht darauf vorbereitet. Aber glaub mir, wenn du doch noch zurücktreten und dich auf die Abmachung einlassen wolltest, dass Isôt unbehelligt bleiben und von allen Ansprüchen frei sein soll, dann wäre das zu deinem und zu ihrem Besten." „Frei?", sprach der Truchsess, [11060] „Ja, meine Dame, Ihr würdet an meiner Stelle ohne Zweifel so handeln und ein gewonnenes Spiel so ohne weiteres aufgeben! Redet, so viel Ihr wollt, aber ich will als Sieger und Gewinner aus diesem Spiel hervorgehen. Ich hätte große Müh und Plage umsonst auf mich genommen, wenn ich nun unverrichteter Dinge das Feld räumte. Nein, meine Dame, ich will Eure Tochter haben, das ist mein letztes Wort. [11070] Ihr kennt ihn doch so gut, den Mann, der den Drachen getötet hat. Bringt ihn mir, dann braucht es keine langen Reden mehr." „Truchsess", sprach die Königin, „ich verstehe schon: Es muss nun einmal sein, und ich muss zusehen, wo ich bleibe." Sie winkte Paranîs zu sich. „Geh", sprach sie, „und bringe mir den Mann. Da sahen sie nun einander an, die Ritter und Barone, [11080] ein großes Geraune erhob sich in der Menge: Sie fragten und spekulierten alle, wer wohl dieser Ritter sei, aber keiner wusste es. Da trat auch schon die stolze Brangäne herein, schön wie der Vollmond, und führte an der Hand Tristan, ihren Begleiter. Die stolze Edle [11090] schritt mit edler Anmut neben ihm, entzückend waren ihre Gestalt und ihr Gebaren, und ihr Sinn war stolz und frei. Auch ihr Gefährte an ihrer Hand schritt stolz dahin; seine ganze Erscheinung war rühmenswert und staunenswürdig, er besaß in gesegneter Fülle alles, was einen rechten Ritter auszeichnet, [11100] alles, was einen Ritter ziert, hatte er in Herrlichkeit. Seine Gestalt und seine Kleidung harmonierten aufs glücklichste miteinander, gemeinsam schufen sie das Bild eines ritterlichen Mannes. Er trug Kleider aus Ciclât, die waren unvorstellbar herrlich und von orientalischer Pracht. Sie waren nicht von der Art, die vornehme Herrschaften verschenken, [11110] nicht so 132
rar wie an den Höfen war an diesem Stoff das Gold. Seidene Partien waren schwer zu finden: Allenthalben mit Gold überflutet und in Gold getaucht, sah man das Gewebe kaum mehr. Über den Stoff war ein Netz aus kleinen Perlen gebreitet, [11120] die Maschen etwa eine Handbreit weit. Dahinter leuchtete der Ciclât wie glühende Kohlen. Gefüttert war er mit Timît von einer Farbe noch intensiver als Veilchenstoff, so violett wie die Blüte der Schwertlilie. Dieser golddurchwirkte Seidenstoff warf so schöne Falten und schmiegte sich so schön an [11130] wie nur je ein Gewebe dieser Art: Er stand dem herrlichen Mann herrlich zu Gesicht, er hätte sich nichts Besseres wünschen können. Auf dem Haupt trug er ein wunderbar glänzendes Diadem, von einem Meister meisterlich gearbeitet, das leuchtete wie eine Kerzenflamme. Wie Sterne blinkten daran Topase und Sardine, [11140] Chrysolithe und Rubine. Es umgab sein Haupt und sein Haar mit einem hellen und reinen Schimmer. So kam er herein in Pracht und stolzer Herrlichkeit, ganz ein großer Herr und edel. Alles an ihm war großartig, prächtig war er in allen Dingen. [11150] Sie machten ihm Platz, als er so in den Palas trat. Da sahen ihn nun auch die von Kurnewal; freudig liefen sie hin und begrüßten und umarmten Brangäne und Tristan, die da gemeinsam gingen. Sie nahmen die zwei, sie und ihn, bei den Händen [11160] und geleiteten sie herrlich im Triumph vor die gekrönten Häupter. Der König und beide Königinnen bewiesen ihm feinen Anstand: Sie standen auf und begrüßten ihn. Tristan verbeugte sich vor den dreien. Dann hießen die drei Tristans Leute willkommen, herrlich und mit aller Höflichkeit, [11170] die man edlen Herren schuldig ist. Da drängte dann die ganze Menge der Ritter herzu, um die Fremden zu begrüßen, von denen keiner etwas Näheres wusste. Einige freilich erkannten jetzt in ihnen ihre Vettern und Verwandten wieder, nämlich die, die man als Tribut aus Kurnewal nach Irland geschickt hatte. Da fiel so mancher Mann vor Freude [11180] weinend den Seinen in die Arme. Da gab es viel Freude und Tränen, aber ich will das hier nicht alles im Einzelnen berichten. Der König nahm Tristan mit seiner Begleitung, ihn und Brangäne also, und wies ihnen neben ihm Plätze an, doch so, das Tristan direkt neben ihm saß - auf seiner anderen Seite saßen [11190] die zwei wunderbaren Königinnen. Die Ritter und Barone und Tristans Leute nahmen zu ebener Erde Platz, und zwar so, dass jeder das Gericht im Auge hatte und verfolgen konnte, was da vor sich ging. Die Edlen des Landes hatten viel zu raunen und zu reden über Tristan. [11200] Ich bin gewiss, dass sich in dem Saal viele Quellen des Lobs auftaten, aus manchen Mündern sprudelte es nur so zu seiner Ehre. Gar mancherlei und allerhand wussten sie an ihm zu preisen, etliche gab es, die sagten: „Wo hätte Gott je einen Mann gebildet, der besser zu einem 133
Ritter taugte? [11210] Ah, so vollkommen ist er geschaffen zum Kampf und zum Streit! Und was für prächtige Kleider er trägt! Nie hat man hier in Irland ein Gewand gesehen, das so recht eines Kaisers würdig ist. Und seine Leute sind mit königlicher Pracht gekleidet. Wahrhaftig, wer er auch immer sein mag, [11220] er hat edlen und generösen Sinn." So redeten da viele. Der Truchsess aber hatte Essig in den Augen, das könnt ihr mir glauben. Nun wurde Stille geboten im Saal, und als es vollkommen ruhig und kein Wort und kein Wörtchen mehr zu hören war, da sprach der König: „Truchsess, rede. [11230] Was willst du dir anmaßen?" „Herr, ich habe den Serpant erschlagen." Der Fremde stand auf und sprach: „Herr, das habt Ihr nicht getan." „Doch, Herr, und ich beweise es an Ort und Stelle." „Was für einen Beweis habt Ihr denn?", fragte Tristan. „Diesen Kopf da, seht, den habe ich mitgenommen." „Herr König", sprach da Tristan, „da er sich auf diesen Kopf beruft, [11240] so befehlt, dass man hineinschaue. Findet man die Zunge dort an ihrem Platz, dann trete ich von meinem Anspruch zurück und will nicht länger streiten." So öffnete man das Maul des Drachen und fand nichts darin. Da hieß Tristan sogleich die Zunge holen, die wurde auch gebracht. „Ihr Herren", sprach er, „prüft es und seht, ob das die Zunge des Drachen ist." [11250] Da stimmten ihm alle zu und gaben ihm einhellig Recht, nur der Truchsess wollte partout widersprechen, er wusste aber nicht so richtig, wie er es anstellen sollte: Dem Elenden gerieten die Zunge und der Mund, die Worte und die Gedanken aus der Fassung und verquer, er konnte weder reden noch schweigen [11260] und wusste weder aus noch ein. „Ihr Herren alle", sprach Tristan, „da seht Ihr jetzt, wie wunderbar es zugegangen sein muss: Nachdem ich den Drachen erschlagen hatte, so dass ich ihm mit Leichtigkeit diese Zunge hier aus seinem Maul schneiden konnte, um sie mitzunehmen - nach alledem kam der da und schlug den Drachen tot." Da sagten die Herren alle: [11270] „Mit diesem Maulheldentum ist wenig Ehre zu gewinnen. Da kann einer sagen und reden, was er will, so weiß doch jeder, was davon zu halten ist. Richtig ist nichts anderes als dies: Der Mann, der zuerst da war und die Zunge an sich nahm, der hat auch den Serpant erschlagen." Dem stimmten alle zu. Da stand der Betrüger nun alleine da, [11280] und der Fremde, der nur mit der Wahrheit im Bunde war, hatte den Beifall des ganzen Hofs gewonnen. „Herr König", sprach da Tristan, „nun denkt daran, was Ihr versprochen habt: Eure Tochter ist mir zugefallen." Der König sprach: „Herr, das halte ich, so wahr ich mich auf Euer Wort verlassen kann." „Nein, Herr", sprach da der falsche Drachentöter, „um Gottes willen, das dürft Ihr nicht! Wie immer es zugegangen sein mag, [11290] so doch bestimmt nicht ehrlich, da war Betrug im Spiel. Ehe man mich mit einem 134
ungerechten Urteil um die versprochenen Ehren bringt, will ich sie noch lieber, wenn es denn sein muss, im Kampf verlieren: Herr, ich will den Zweikampf wagen." „Truchsess", sprach die kluge Isôt, „deine Sache ist bereits erledigt. Mit wem willst du weiter prozessieren? [11300] Wieso sollte dieser Herr da gegen dich kämpfen wollen? Er hat Isôt bekommen, mehr will er nicht. Er wäre dumm und kindisch, wenn er mit dir um nichts und wieder nichts kämpfen wollte." „Warum nicht, meine Dame?", sprach Tristan. „Schon damit er nicht behaupten kann, wir hätten ihm aus purer Willkür sein Recht vorenthalten, will ich mich ihm gerne stellen. Mein Herr, meine Dame, sprecht: [11310] Befehlt ihm, er soll nur gehen und sich eilig rüsten und bereiten; ich tue das gleiche." Als der Truchsess nun sah, dass die Sache mit Macht auf einen Kampf zustrebte, nahm er die Seinen und ging mit ihnen weg, um sich mit ihnen zu besprechen und Rat zu halten. Da fanden die aber diese Angelegenheit [11320] so peinlich, dass er wenig Zuspruch bekam. Man sagte ihm: „Truchsess, dieser Rechtsstreit ist aus bösen Ursachen entstanden, und so hat er denn ein böses Ende genommen. Wie kannst du so vermessen sein! Wenn du, der du im Unrecht bist, dich zum Kampf stellst, dann geht es dir ans Leben. [11330] Wie könnten wir dir dazu raten! In dieser Sache ist guter Rat ebenso teuer wie die Ehre. Verlierst du jetzt, nachdem schon deine Ehre hin ist, das Leben, so ist der Schaden noch größer. Wir alle meinen, dass der Mann, der da gegen dich kämpfen soll, ganz offensichtlich ein couragierter Krieger ist. Wenn du es mit dem aufnehmen willst, bist du ein toter Mann. Der verräterische Rat des Bösen [11340] hat dich um deine Ehre gebracht, sieh zu, dass du nun dein Leben behältst. Im Übrigen bemühe dich darum und warte ab, ob sich vielleicht der eine oder andere, aus welchen Gründen auch immer, bereitfindet, die Schande und die Lüge ruhen zu lassen." Da sprach der Lügner: „Was soll ich also tun?" „Unser Rat ist kurz: Geh wieder hinein und sag, [11350] deine Freunde empfehlen dir, deinen Anspruch aufzugeben; darum wolltest du nun davon Abstand nehmen." So machte es der Truchsess: Er ging hinein und sagte, seine Verwandten und Vasallen hätten es ihm ausgeredet, und so wollte er nichts mehr davon wissen. „Truchsess", sprach die Königin, „dass ich das noch erleben darf, [11360] dass du ein gewonnenes Spiel so ohne weiteres aufgibst! Das hätte ich mir nicht träumen lassen!" Überall im Palas trieben die Leute solchen Spott mit ihm. Der arme Truchsess war ihre Geige und ihre Leier. Wie einen Ball trieben sie ihn spottend umher; lärmend machten sie sich über ihn lustig. So endete der Betrug [11370] mit öffentlicher Schande. Als diese Sache nun erledigt war, eröffnete der König den im Palas versammelten Edlen des Landes, den Rittern und Baronen, dass dies Tristan war, und er sagte ihnen, so gut er selbst es wusste, warum Tristan nach 135
Irland gekommen war und dass er ihm versprochen hatte, [11380] ihm die Abmachungen in allen Einzelheiten zusammen mit Markes Fürsten zu bestätigen und zuzusichern. Die Edlen von Irland waren sehr froh über diese Neuigkeiten. Die Herren sagten, diese Aussöhnung sei eine schöne Sache und könne nur Gutes stiften, lang dauernde Feindschaft [11390] sei ein böser Zeitvertreib. Da gebot und bat der König, Tristan möge ihm jetzt, wie versprochen, verbindlich zusichern, was sie verabredet hatten. Das tat er: Tristan und alle Vasallen seines Herrn schworen sogleich, dass Isôt das Land Kurnewal als Morgengabe bekommen [11400] und Herrin über ganz England sein sollte. Dann übergab Gurmûn Isôt ihrem Feind Tristan zu treuen Händen. Ihrem Feind, sage ich, denn sie war in ihrem Herzen immer noch nicht mit ihm versöhnt. Tristan nahm sie bei der Hand. „König", sprach er, „Herr über Irland, wir bitten Euch, meine Herrin und ich, um einen Gefallen, [11410] tut es ihr und mir zuliebe: Alle Ritter und Knaben, die seinerzeit aus Kurnewal und England als Tribut hierher geschickt wurden, sollen meiner Herrin hier dienen, das ist nur recht und billig, denn sie ist die Königin der beiden Länder; lasst also diese Leute frei." „Gerne", sprach der König, „es sei: Ich habe nichts dagegen, [11420] dass sie alle mit Euch heimsegeln." Dieser Lauf der Dinge machte viele Herzen froh. Tristan befahl, ein zusätzliches Schiff zu besorgen und es so herzurichten, dass er selbst und Isôt und diejenigen, die er dabeihaben wollte, es bequem hätten, und als das bereit war, machte er sich fertig zur Heimreise. Boten wurden ausgesandt, [11430] um alle seine Landsleute, die sich am Hof oder sonst irgendwo im Reich aufhielten, zusammenzurufen. Während sich Tristan mit den Seinen zur Fahrt rüstete und richtete, bereitete Isôt, die weise Königin, einen Liebestrank und verschloss ihn in einem Fläschchen aus Glas. [11440] Den hatte sie mit viel Raffinement ersonnen und erdacht und mit wunderbaren Kräften zustande gebracht: Wer gemeinsam mit einer anderen Person davon trank, der musste sie, ob er wollte oder nicht, von Stund an über alles lieben, und ihr erging es genauso mit ihm - die beiden mussten eins sein im Leben und im Tod, in der Trauer und in der Freude, so war es ihnen aufgegeben. Den Trank nahm die Kluge [11450] und traf sich mit Brangäne zu einem vertraulichen Gespräch. „Brangäne", sprach sie, „liebe Nichte, sei nicht traurig: Du sollst meine Tochter auf ihrer Fahrt begleiten, richte dich darauf ein. Jetzt hör zu, ich muss dir etwas sagen: Nimm dies Glas mit diesem Trank, ich vertraue es dir an. Hüte es wie das kostbarste aller Güter, lass es [11460] keinen Menschen auf Erden sehen. Und du darfst keinesfalls zulassen, dass jemand davon kostet. Tu gewissenhaft, was ich dir sage: Wenn Isôt und Marke in Liebe beieinander sind, dann reiche ihnen die136
sen Trank anstelle von Wein und lass sie ihn gemeinsam trinken. Achte ja darauf, dass außer den zweien niemand sonst auch nur einen Schluck davon nimmt, glaub mir, es ist besser so; [11470] auch du selbst sollst nichts davon trinken. Es ist ein Liebestrank, lass es dir gesagt sein. Ich vertraue dir Isôt an, eindringlich bitte ich dich: Hüte sie mit aller Sorgfalt, sie ist mein Ein und Alles. Mich und sie habe ich in deine Hand gegeben, mit deiner ganzen Seligkeit stehst du mir für sie ein: Mehr brauche ich dir nicht zu sagen." „Liebe Herrin", sprach da Brangäne, [11480] wenn Ihr beide es wünscht, will ich gerne mit ihr fahren und sie und ihre Ehre behüten, so gut ich irgend kann." Abschied nahm Tristan mit allen seinen Leuten. Mit großen Freuden sagten sie überall in Weisefort adieu. Aus Liebe zu Isôt geleiteten ihn [11490] der König und die Königin mitsamt der ganzen Hofgesellschaft zum Hafen hinunter. Die noch nicht einmal in Gedanken seine Geliebte war und Zwingherrin seines Herzens, die lichte, reizende Isôt, weinte immerfort an seiner Seite. Ihr Vater und ihre Mutter vertrieben sich mit Jammer die allzu kurze Zeit. [11500] Viele Augen da wurden nass und rot. Isôt hatte viele Herzen in ihrer Gewalt, vielen Herzen machte sie heimlichen Kummer: Die weinten bitterlich um Isôt, das Glück ihrer Augen. Da war das Weinen allgemein, um sie weinten einträchtig viele Herzen und viele Augen, [11510] diese offen, jene im Verborgenen. Und als Isôt und Isôt, die Sonne und ihr Morgenrot, und dazu der volle Mond, die schöne Brangäne, sich trennen mussten, die beiden von der einen, da sah man erst recht Jammer und Leid: Dass dies unverbrüchlich treue Band gelöst wurde, machte ihnen große Schmerzen. [11520] Isôt küsste die beiden oft und immer wieder. Als die von Kurnewal und auch die irischen Gefolgsleute der Dame alle Abschied genommen hatten und an Bord gegangen waren, bestieg zuletzt auch Tristan sein Schiff; Isôt, die strahlende junge Königin, die schönste Blüte Irlands, [11530] führte er an der Hand, traurig war sie und sehr bedrückt. Die zwei verneigten sich zum Land hin und empfahlen die Leute und das Land der Güte Gottes. Sie legten ab und fuhren davon. Laut erhoben sie die Stimme, einmal und dann noch einmal sangen sie: „In Gottes Namen fahren wir" und segelten aufs Meer hinaus. [11540] Nun hatte man den Damen zu ihrer Bequemlichkeit einen eigenen Raum zugewiesen, wo sie ungestört waren, das hatte Tristan angeordnet. Da hielt sich die Königin mit ihrer Zofe auf, und kein Mann kam über ihre Schwelle außer Tristan dann und wann. Der kam öfter zu Besuch [11550] und tröstete die Königin, die da weinend saß. Die weinte immerfort und klagte, dass sie so von ihrer vertrauten Heimat und von allen ihren Freunden getrennt war und mit lauter Fremden ins Ungewisse fahren musste. Da tröstete Tristan sie dann immer mit aller
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zarten Liebenswürdigkeit, [11560] sooft er sie in solchem Kummer antraf: Er nahm sie in die Arme, ganz zart und sacht und nie anders als so, wie es sich für einen Vasallen seiner Herrin gegenüber schickt. Der treue Mann bemühte sich, der Schönen in ihrem Kummer Linderung zu verschaffen, aber immer [11570] wenn er seine Arme um sie legte, musste die schöne Isôt an ihren Oheim denken, und da sprach sie dann jedes Mal: „Lasst das, Meister, bleibt mir vom Leib, tut Eure Arme weg! Ihr seid mir lästig: Warum fasst Ihr mich an?" „Ach, Schöne, ist das unrecht von mir?" „Ja, denn ich hasse Euch." [11580] „Allerliebste Dame", sprach er, „warum?" „Ihr habt meinen Oheim erschlagen." „Wir haben uns doch ausgesöhnt." „Das ist gleichgültig; Ihr seid mir verhasst, denn ich hätte keinen Kummer und keinen Schmerz, wenn Ihr nicht wärt. Ihr allein habt diesen Jammer über mich gebracht mit Eurer List und Tücke. Warum nur musstet Ihr mir zum Unglück [11590] von Kurnewal nach Irland kommen? Ihr habt mich den Meinen, die mich aufgezogen haben, mit Betrug abgewonnen und verschleppt mich nun weiß Gott wohin. Weiß Gott, was für einen Handel Ihr mit mir treibt, weiß Gott, was aus mir werden wird." „Nein, schöne Isôt, seid unbesorgt, ja, Ihr könnt Euch selig preisen: Ist es denn nicht besser, in der Fremde eine mächtige Königin zu sein, als arm und unbedeutend daheim zu leben? [11600] Reichtum und Ehre in einem fremden Land, das schmeckt doch anders als Schmach im eigenen Vaterland." „Ihr könnt sagen, was Ihr wollt, Meister Tristan", sprach das Mädchen, „aber ich wollte lieber in nicht ganz so großem Stil angenehm und zufrieden leben als verdrossen und geplagt in Pracht und Herrlichkeit." „Da habt Ihr Recht", sprach Tristan. [11610] „Wenn man aber ein angenehmes Leben haben kann und große Macht dazu, dann fährt man doch wohl besser mit dem doppelten Segen als mit einem von den beiden. Und sagt mir doch: Wenn es dazu gekommen wäre, dass Ihr den Truchsess hättet nehmen müssen, wie hättet Ihr es dann getroffen? Dann wärt Ihr jetzt sicher glücklich und zufrieden! [11620] Das ist nun der Dank dafür, dass ich Euch zu Hilfe kam und Euch von ihm erlöste!" „Darauf könnt Ihr lange warten", sprach das Mädchen, „dass ich Euch dafür danke; denn wenn es auch wahr ist, dass Ihr mich von ihm erlöst habt, so habt Ihr mich doch seither in solche Angst und Not gestürzt, dass es mir lieber wäre, ich hätte den Truchsess zum Mann genommen, [11630] als mich von Euch vor ihm retten lassen. So wenig er auch taugt, hätte er doch mit der Zeit mir zu Gefallen seine Schlechtigkeit abgelegt. Weiß Gott, vielleicht hätte ich dann irgendwann doch erkannt, dass er mich wirklich liebt?" Tristan sprach: „Das kommt mir recht abenteuerlich vor. Dass ein Herz gegen seine Natur Tugend übt, [11640] das erfordert schwere Mühe. Dass Unart jemals artig werden könnte, wird jeder Mensch vollends für erlogen halten. 138
Schöne, macht Euch keine Sorgen. Es dauert nicht mehr lang, dann gebe ich Euch einen König zum Herrn, bei dem Ihr ein Leben in Herrlichkeit und Freuden und Reichtum und Tugend und Ehre in Fülle finden werdet." So segelten die Schiffe dahin, [11650] sie hatten beide guten Wind und gute Fahrt. Es waren aber die Damen, Isôt und ihr Gefolge, Wind und Wellen nicht gewöhnt: Schon bald machten ihnen die Strapazen der Reise schwer zu schaffen. Da befahl Tristan, ihr fürsorglicher Herr, Land anzusteuern [11660] und Rast zu halten. Man legte in einem Hafen an; da gingen die meisten der Leute von Bord, um sich an Land Bewegung zu machen. Tristan indes suchte gleich seine schöne Herrin auf, um ihr seine Reverenz zu erweisen und nach ihr zu sehen. Er setzte sich zu ihr, und als sie so miteinander über dieses und jenes plauderten, [11670] bat er darum, man möge ihm etwas zu trinken bringen. Es war aber keine von den Hofdamen da, nur einige ganz junge Mädchen leisteten der Königin Gesellschaft. Eines von denen sagte: „Seht, da steht ein Fläschchen mit Wein." O nein, das war nicht Wein, wenn es auch so aussah: Es war das Weh, das nie aufhört, unheilbare Herzensnot, [11680] an der sie beide sterben sollten. Von alledem aber wusste das Mädchen nichts. Sie stand auf und ging dahin, wo der Trank in der Glasflasche verwahrt war. Ihrem Herrn Tristan reichte sie das Gefäß; der bot es Isôt dar. Sie sträubte sich lange, ehe sie trank, und reichte es Tristan, der trank auch davon: Beide glaubten, es wäre Wein. [11690] Und da trat nun Brangäne herein, die sah das Glas und erkannte, was geschehen war. Sie erschrak so sehr, dass alle Kräfte sie verließen, sie wurde totenblass vor Entsetzen. Mit abgestorbenem Herzen trat sie hin, sie nahm das unselige schlimme Glas und trug es fort: In die tobende wilde See warf sie es. [11700] „Weh mir Armen", sprach sie, „wehe, dass ich je geboren wurde! Ach, wie ist es zugegangen, dass ich so ehrlos und treulos geworden bin? Es muss Gott erbarmen, dass ich je diese Reise unternahm, dass mich der Tod nicht niederstreckte, als ich auf diese unselige Fahrt mit Isôt geschickt wurde. Ach, Tristan und Isôt, [11710] dieser Trank ist euer beider Tod!" Als das Mädchen und der Mann, Isôt und Tristan, den Trank getrunken hatten, da war sogleich die Macht zur Stelle, die alle Menschen umtreibt: Die Liebe, vor der kein Herz sicher ist, schlich sich in ihre Herzen. Ehe die beiden sie bemerkten, hatte sie da schon ihr Siegesbanner aufgepflanzt und unterwarf sie ihrem Regiment: Sie, die vorher zwei und verschieden gewesen waren, [11720] wurden ein und dasselbe und miteinander eins. Die zwei waren einander nicht mehr feindlich entgegengesetzt, der Hass der Isôt war verschwunden. Die Liebe hatte Versöhnung gestiftet, sie hatte beider Sinn so von Hass gereinigt und in Zärtlichkeit vereint, dass jedes dem anderen [11730] wie ein vollkom139
men klarer Spiegel war. Sie hatten nur mehr ein gemeinsames Herz: Ihre Sorge war sein Kummer, sein Kummer war ihre Sorge. Sie waren eins in ihrem Wohl und Wehe, aber sie offenbarten sich nicht, das machten Zweifel und Scham: Sie schämte sich und er auch, sie zweifelte an ihm und er an ihr. [11740] So blind entschlossen das Verlangen ihres Herzens in seinem einen Willen war, so machte es ihnen doch zuerst und am Anfang Kummer, darum verbargen sie es voreinander. Als Tristan die Liebe spürte, da dachte er sofort an seine Treue und Ehre und sträubte sich. „Nein", dachte er immerzu, „lass es sein, Tristan, komm zur Vernunft, [11750] daran darfst du gar nicht denken." Aber das Herz wollte nun einmal anders. Gegen seinen eigenen Willen stritt er, er widerstrebte seinem Streben, er wollte hin und wollte weg. Der gefangene Mann versuchte immer wieder, sich aus seinen Fesseln zu befreien, lange mühte er sich ab. [11760] Der Treue wurde von zwei Seiten her hart bedrängt: Wenn er sie ansah und die süße Liebe im Verein mit ihr über sein Herz und seine Sinne hereinbrach, so dachte er jedes Mal an die Ehre, und die brachte ihn von ihr ab und in Sicherheit. Gleich darauf aber zwang ihn die Liebe, sich ihr wieder zuzuwenden: Sie war seine angestammte Herrschaft, [11770] ihr musste er gehorchen. Seine Treue und seine Ehre machten ihm große Schmerzen, von der Liebe aber hatte er noch mehr zu leiden, die tat ihm weher als weh. Mehr als Treue und Ehre zusammen quälte ihn die Liebe. Sein Herz lachte, wenn es sie ansah, und mahnte ihn doch, die Augen abzuwenden. Sie aber nicht mehr zu sehen, [11780] das war seine schlimmste Pein. Immer wieder, wie ein Gefangener, überlegte er verzweifelt, wie er ihr entkommen könnte, und dachte: „Geh dahin oder dorthin, such diesem Verlangen andere Ziele, liebe nach Herzenslust, aber woanders!", aber immer war der Strick da, der ihn band. Er nahm sich sein Herz und seinen Sinn vor [11790] und suchte, wie es zu ändern wäre, aber da war nichts als immer nur Isôt und Liebe. Genauso erging es Isôt: Sie versuchte es auch mit aller Gewalt, auch ihr war dies Leben zuwider. Als sie den Leim der verführerischen Liebe bemerkte und erkannte, dass ihre Sinne schon tief eingesunken waren, [11800] suchte sie Land zu gewinnen und wollte weg davon: Da klebte der Leim an ihr und hielt sie fest und zog sie nieder. Die Schöne strebte fort mit aller Macht und kam doch nicht von der Stelle. Sie wollte sich partout nicht fügen, versuchte es auf alle Weise, mit Füßen und mit Händen bemühte sie sich loszukommen [11810] und tauchte dabei ihre Hände und Füße immer tiefer in die dunkle Süßigkeit des Mannes und der Liebe. Ihre festgeleimten Sinne konnten nicht mehr weg, sie fanden weder Brücke noch Steg, keinen halben Fußbreit, keinen halben Schritt vermochten sie sich von der Liebe zu entfernen. Wohin Isôt auch ihre 140
Gedanken lenkte, [11820] was für Gedanken sie auch hervorbrachte, so war da immer nur und immer wieder Liebe und Tristan - und das blieb alles verborgen. Ihr Herz und ihre Augen harmonierten schlecht: Die Scham scheuchte ihre Augen weg, die Liebe zog ihr Herz hin. Die ganze wirr zerstrittene Bande, die Jungfrau und der Mann, die Liebe und die Scham, [11830] machte sie ganz konfus: Die Jungfrau wollte den Mann und bemühte sich nach Kräften, ihn nicht anzusehen; die Scham sehnte sich nach Liebe und war darauf bedacht, es ja niemanden merken zu lassen. Was half das? Scham und Jungfernschaft sind, wie alle Welt weiß, ein rätselhaftes Ding: mehr eine Ursache als eine Sache, ein Anfang von etwas und folglich nicht von Dauer; sie halten sich nicht lange. [11840] Isôt gab den Widerstand auf, sie fügte sich ihrem Schicksal: Die Besiegte lieferte sich mit Leib und Seele dem Mann und der Liebe aus. Immer wieder blickte sie zu ihm hin und musterte ihn heimlich; ihre klaren Augen und ihr Sinn waren jetzt in schöner Harmonie miteinander. Ihr Herz und ihre Augen [11850] raubten da heimlich und voller Lust den Mann. Der erwiderte ihre Blicke, zärtlich und innig sah er sie an. Auch er musste der Liebe nachgeben, sie zwang ihn dazu. Der Mann und das Mädchen nutzten da jede Gelegenheit, sich am Anblick des anderen zu erfreuen, [11860] und jedes Mal schien es den beiden Liebenden, als wäre der andere jetzt noch viel schöner als zuvor. So befiehlt es nun einmal Recht und Gesetz der Liebe: Heute und gestern und allezeit, solang es Liebe gibt, ist es unter Liebenden so Brauch, das sie einander, wenn die Liebe wächst und Blüten treibt und üppig wuchernd Lust und Glück hervorbringt, immer besser gefallen [11870] und noch mehr als am Anfang. Die starkwüchsige Liebe wird immer schöner mit der Zeit, das ist so in ihr angelegt, und darum kann sie nie vergehen. Je länger, desto schöner: Darin liegen Kraft und Wert der Liebe. Wenn die Liebe später nicht besser wäre als früher, so müsste ihre Herrschaft bald zerfallen. Die Schiffe legten wieder ab [11880] und segelten davon in Herrlichkeit und guter Dinge, sofern man das sagen darf: Da fuhren ja zwei Herzen mit, die hatte Liebe ganz von ihrem Kurs abgebracht. Die beiden hingen schweren Gedanken nach, sie quälte jenes beglückende Leid, das lauter wunderliche Dinge anstellt: Den Honig vergällt es, das Süße macht es sauer, [11890] den kühlen Tau feurig, das Lindernde schmerzhaft, den Herzen raubt es jegliche Courage und verkehrt alles in sein Gegenteil. Dieses Leiden hatte Tristan und Isôt befallen. Eine übermächtige Gewalt, unwiderstehlich und unerklärlich, schlug sie in ihren Bann und machte, dass keines von den beiden je Ruhe oder Wohlsein finden konnte, [11900] solange sie einander nicht sahen. Wenn sie aber beieinander waren, so litten sie wieder, denn es bedrückte sie, dass sie nicht zueinander kommen konnten; sie wollten es beide, aber Fremdheit und 141
Scham standen ihrem Glück entgegen. Wenn sie so beisammen waren und einander in solcher Heimlichkeit, gefangen mit dem Leim der Liebe, unverwandt ansahen, [11910] blieb ihr Äußeres nicht unberührt von dem, was im Herzen und in den Gedanken vor sich ging. Die Liebe treibt es gerne bunt und gab sich nicht damit zufrieden, dass die Ihren sie heimlich und verhohlen in den edlen Herzen trugen, sie wollte die ganze Fülle ihrer Macht über die beiden auch augenfällig offenbaren. Nicht lange blieb ihre Farbe unverändert, [11920] ihre Farbe blieb nicht lange gleich. Sie erbleichten und erröteten in unablässigem Wechsel. Sie wurden rot und bleich, wie die Liebe sie schminkte. An diesen untrüglichen Zeichen erkannten beide, wie es nur natürlich ist, wohl, dass beim anderen Liebe im Spiel war, [11930] und sie begannen bald, im Einverständnis miteinander verliebt zu tun und Gelegenheiten zu suchen, wo sie miteinander flüstern und plaudern konnten. Als rechte Wilderer der Liebe legten sie unermüdlich ihre Netze und Schlingen aus, lauerten einander auf und pirschten mit Antwort und Frage: Sie hatten viel zu reden miteinander. [11940] Isôt fing es so recht nach Mädchenart an und näherte sich ihrem Liebsten und ami in einem weit geschwungenen Bogen: Ganz an den fernen Anfang der Geschichte ging sie zurück und erinnerte ihn daran, wie er in einem kleinen Boot nach Develîn geschwommen kam, schwer verletzt und einsam, wie ihre Mutter sich seiner angenommen und ihn geheilt hatte, [11950] und dann kam sie darauf zu sprechen, wie sie selbst unter seiner Anleitung die höheren Schreiberkünste gelernt hatte und Latein und Saitenspiel. Umständlich und in allen Einzelheiten führte sie ihm seinen Heldenmut vor Augen und sprach auch von dem Drachen und wie sie ihn zweimal erkannt hatte: in dem Tümpel und im Bad. [11960] Das Gespräch ging flink hin und her, sie redete zu ihm und er zu ihr. „Ach", sprach Isôt, „dass ich Euch damals in dem Bad, als sich die günstige Gelegenheit ergab, nicht erschlug! Lieber Gott, warum nur habe ich es bleiben lassen! Wenn ich damals gewusst hätte, was ich heute weiß, wärt Ihr gewiss nicht mit dem Leben davongekommen." „Warum, schöne Isôt?", sprach er. „Was macht Euch Kummer? Was wisst Ihr?" [11970] „Alles, was ich weiß, macht mir Kummer; alles, was ich sehe, tut mir weh; mich quälen der Himmel und das Meer; mein eigener Leib, mein Leben ist mir eine Last." Sie suchte bei ihm Halt und lehnte sich mit ihrem Arm an ihn: Das war ihre erste Kühnheit. Leise stiegen Tränen in ihre spiegelnd klaren Augen, ihr Herz ging über, [11980] ihre süßen Lippen wurden voll, ihr Kopf sank schwer nieder. Ihr Geliebter streckte seine Arme nach ihr aus und umfasste sie: Nicht zu leicht und nicht zu fest hielt er sie umschlungen, immer noch wie ein Fremder. Sanft und leise sprach er: „Ach, schöne Süße, sagt mir doch: Was macht Euch Kummer, was tut Euch weh?"
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Isôt, der Liebe Falke, [11990] sprach: „Lameir, so heißt meine Not, lameir bedrückt mein Herz, lameir ist es, was mich quält." Als sie da immer wieder von lameir sprach, besann er sich und überlegte genau und gründlich, was dieses Wort bedeuten mochte, und er kam darauf: l'ameir, das konnte Liebe meinen, aber auch das Bittere, und la meir das Meer. [12000] Das war eine ganze Menge Bedeutungen, fand er. Er überging die eine von den dreien und fragte nach den zwei anderen; von der Liebe, ihrer beider Herrin, ihrer beider Sehnsucht und Verlangen, sprach er nicht, sondern von dem Bitteren und dem Meer. „Ich glaube", sprach er, „schöne Isôt, das Meer und das Bittere machen Euch zu schaffen; Ihr empfindet Meer und Wind, [12010] die beiden, scheint mir, sind Euch bitter." „Nein, Herr, nein, was redet Ihr denn da! Keines von beiden macht mir Kummer, weder die Luft noch die See spüre ich, lameir tut mir weh, nichts anderes!" Da dachte er nun das Wort zu Ende und merkte, dass die Liebe darin war. Verstohlen sprach er zu ihr: „Tatsächlich, Schöne, geht es mir genauso. Lameir und Ihr, ihr seid mein ganzer Kummer. [12020] Liebe Herrin, süße Isôt, Ihr allein und Eure Liebe haben mir die Sinne verwirrt und mich um den Verstand gebracht, so dass ich ganz und gar aus meiner Bahn geworfen bin und nimmermehr zurückfinde. Mich bekümmert und schmerzt, mich beleidigt und kränkt alles, was mein Auge sieht: [12030] Nichts in der ganzen Welt ist mir in meinem Herzen lieb als Ihr allein. Isôt sprach: „Herr, und so lieb seid Ihr mir." Als die Liebenden da erkannten, dass sie in ihrem Sinn, in ihrem Herzen und in ihrem Willen eins waren, wurden ihre Schmerzen nach und nach zugleich gestillt und erst recht offenbar: Die beiden fassten kühnen Mut, einander anzusehen und anzusprechen, [12040] der Mann das Mädchen, das Mädchen den Mann. Die Fremdheit zwischen ihnen war verschwunden, er küsste sie und sie küsste ihn liebevoll und zärtlich: Solche Glückseligkeit gab ihnen die Liebe mit auf den Weg der Besserung. Beide schenkten, beide tranken Süßigkeit, die aus dem Herzen kam. Immer wenn sie Gelegenheit fanden, ging es so zwischen ihnen [12050] her und hin, aber in aller Stille und Heimlichkeit, so dass niemand ihre Gefühle und ihr Verlangen erriet als einzig die, die bereits etwas davon wusste. Die kluge Brangäne beobachtete sie oft still und verstohlen und bemerkte ihre Heimlichkeiten. Oft dachte sie bei sich: [12060] „O weh, ich merke schon, bei denen fängt die Liebe an." Es dauerte nicht lang, da sah sie immer deutlicher, wie ernst es um die beiden stand, und erkannte an ihrem Äußeren den inneren Schmerz der Seele und des Herzens. Das Leid der beiden war ihr arg, immerzu sah sie die zwei ameiren und amouren, [12070] seufzen und schmachten, brüten und sinnieren, die 143
Farbe changieren. So versunken waren sie in Liebesgedanken, dass sie Essen und Trinken vergaßen und körperlich so herunterkamen, dass es Brangäne angst und bange wurde; sie fürchtete das Schlimmste für die beiden [12080] und dachte: „Jetzt fass dir ein Herz: Du musst Gewissheit haben, was es damit auf sich hat." So setzte sich die stolze Kluge eines Tages in aller Stille und Vertraulichkeit zu den zweien. „Hier ist niemand", sprach sie, „als wir drei; nun sagt mir: Was bedrückt Euch? Ich sehe Euch immerzu in schwere Gedanken versunken und seufzen und trauern und klagen." [12090] „Ihr habt Takt und feine Lebensart: Wenn ich es nur wagen dürfte, wollte ich es Euch schon sagen", sprach Tristan. „Ja, Herr, Ihr könnt mir vertrauen, redet, sagt mir, was Ihr sagen wollt." „Meine Liebe, Allerbeste", sprach er, „ehe ich darüber weiter rede, müsst Ihr uns hoch und heilig versichern oder schwören, dass Ihr uns Armen wohl gesonnen und gnädig sein wollt: [12100] Sonst sind wir verloren." Brangäne versprach es ihm, bei ihrer Treue und bei Gott gelobte und versicherte sie ihm, dass sie ihnen ganz ergeben sei. „Liebe und getreue Dame", sprach Tristan, „nun denkt zuerst an Gott und dann an Eure Seligkeit: Seht unser Leid und unsere schlimme Not. [12110] Ich Armer und die arme Isôt, ich weiß nicht, wie es zugegangen ist, wir haben ganz plötzlich den Verstand verloren; wir leiden an einem wunderlichen Übel: Wir sterben vor Liebe und können niemals ungestört beisammen sein, von früh bis spät seid Ihr uns im Wege. Ganz bestimmt werden wir daran sterben, [12120] das ist allein Eure Schuld: Unser Tod und unser Leben stehen in Eurer Hand. Damit ist alles gesagt; Brangäne, liebes Mädchen, jetzt helft und seid Eurer Herrin und mir gnädig." Da sprach Brangäne zu Isôt: „Herrin, kommt Euer Kummer wirklich von dieser Not?" [12130] „Ja, liebste Cousine", sprach Isôt. Brangäne sprach: „Gott sei's geklagt, dass der Böse seinen Spott so mit uns treiben kann! Ich sehe schon, es bleibt mir nichts anderes übrig, ich muss es Euch zuliebe mir zuleide tun und Euch zu Eurer Schande verhelfen. Ehe ich Euch sterben lasse, will ich Euch lieber Gelegenheit geben, zu tun, [12140] was immer Ihr wollt. Um meinetwillen braucht Ihr es Euch nicht zu versagen, da die Rücksicht auf Eure Ehre Euch nicht zum Verzicht bewegen kann. Wenn Ihr Euch aber zügeln und enthalten könnt, das wäre das Beste, glaubt mir. Lasst die Schande bei uns dreien ruhen, und reden wir nie mehr davon. Haltet die Sache geheim: [12150] Eure Ehre steht auf dem Spiel. Wenn jemand außer uns dreien davon erfährt, seid Ihr verloren und ich mit Euch. Liebste Herrin, schöne Isôt, Euer Leben und Euer Tod stehen in Eurer Hand: Lenkt Tod und Leben nach Eurem Gutdünken. Von jetzt an braucht Ihr keine Furcht mehr vor mir zu haben: [12160] Tut, wie es Euch gefällt." In der Nacht, als die Schöne im Bett lag und sich nach ihrem Liebsten 144
sehnte und verzehrte, kamen leise ihr ami und ihre Ärztin in ihre Kammer geschlichen, Tristan und die Liebe. Die heilkundige Liebe führte [12170] ihren Patienten Tristan an der Hand dort hinein zu ihrer Patientin Isôt. Sie nahm die beiden Kranken und gab ihn ihr und gab sie ihm als Medizin. Was sonst hätte auch diese beiden von ihrem gemeinsamen Leiden erlösen und befreien können als die Vereinigung der beiden, die Fessel ihrer beider Sinne? [12180] Die Liebe, die Bestrickerin, band die zwei Herzen mit dem Strick ihrer Süßigkeit so meisterhaft und so wunderbar fest zusammen, dass sie nie mehr voneinander loskamen. Eine langer Sermon über die Liebe ist höfisch gebildeten Sinnen zuwider und lästig, eine kurze Rede von edler Liebe [12190] tut edlen Sinnen wohl. Wenn ich für meinen Teil auch mein Leben lang nur wenig von dem süßen Leid erfahren habe, dem sanften innigen Schmerz, der im Herzen drinnen so recht sanft grausam sticht, so sagt mir doch eine ahnungsvolle innere Stimme, der ich hier wohl trauen kann, dass die zwei Liebenden da froh und glücklich waren, [12200] weil sie die leidige Aufpasserei, der Liebe Fluch und ihre Feindin, aus dem Weg geschafft hatten. Ich habe viel über die beiden nachgedacht, ich denke an sie heute und alle Tage, und jedes Mal wenn ich Freuden der Liebe und ihren Jammer vor meine Augen hinbreite und ihre Verhältnisse in meinem Herzen betrachte, [12210] so wachsen meine Sehnsüchte, und der Wunsch, mein Kampfgefährte, will wie beflügelt hoch hinaus. Und wenn ich mich erst dem Wunder über allem Wunder zuwende, demjenigen, das in der Liebe findet, wer es nur recht zu suchen versteht, und über das Glück nachdenke, das den, der wahrhaft liebt, erwartet, so wird mir das Herz [12220] unendlich weit. Aus ganzer Seele erbarmt mich die Liebe, weil fast alle, die sich ihr verschrieben haben, an ihr hangen und kleben und doch keiner es versteht, ihr gerecht zu werden. Wir alle haben Liebe im Sinn, am Willen fehlt es uns nicht. Aber so wie wir es einander machen, [12230] das ist ganz verkehrt, nein, das ist keine Liebe. Wir packen die Sache nicht richtig an, wir säen Bilsensamen aus und meinen, es sollten Lilien und Rosen aufgehen. Das kann natürlich nichts werden. Wir müssen das ernten, was angebaut wurde, und nehmen, was der ausgesäte Samen eben bringt. Wir können nichts anderes mähen und schneiden [12240] als das, was wir gepflanzt haben. Wir bauen Liebe an, mit Galle im Herzen, verdorben und schlecht, wie wir sind, und erwarten von ihr Lust für Leib und Seele, so trägt sie uns nichts als lauter Leid - was wir gesät haben, ernten wir: Unrat und Unfrucht und Unart. Und wenn es uns so bös ergeht [12250] und der Schmerz in unserem Herz uns umzubringen droht, dann lasten wir das der Liebe an und machen sie, die doch völlig unschuldig ist, dafür verantwortlich. Wir allein säen das 145
Böse, und darum ernten wir Schande und Schmerzen. Damit wir nicht so sehr leiden müssen, sollten wir vorher daran denken: Nur wer besser sät, [12260] kann auch besser ernten. Ach, dass wir, die sich die Dinge dieser Welt nicht aus dem Sinn - sei er nun böse oder gut - geschlagen haben, unsere Tage so vergeuden! Wir vertreiben, ja verjagen uns die Zeit mit etwas, das wir Liebe nennen, und gewinnen nichts dabei als ebendie Mühsal und Plage, die wir daran gewendet haben; es ist alles Unglück und Misslingen, [12270] vergebens bemühen wir uns um das kostbare Gut, nach dem wir alle verlangen und das wir so sehr entbehren: Treu liebende Freundlichkeit, die immerfort wohl tut, die erst lässt Rosen inmitten der Dornen blühen und schenkt Wohlsein zur Plage; in ihr liegt verborgen Glück inmitten von Leid, sie bringt am Ende Freude hervor, [12280] soviel Kummer auch über sie kommen mag. Die findet man heute nirgends mehr: So schlecht haben wir ihren Acker bestellt. Es ist wahr, wenn man behauptet, die Liebe sei ausgetrieben worden und ans Ende der Welt verjagt. Wir haben von ihr nur mehr das Wort, den leeren Namen, und selbst den haben wir so sehr zerredet und zerschlissen, [12290] dass nun die Erschöpfte sich ihres Namens schämt und das Wort ihr peinlich ist. Sie lebt sich selbst zum Schimpf und zur Last auf Erden, verachtet und gemein. Sie schlurft von Haus zu Haus und bettelt und trägt, um ihre Schande voll zu machen, einen buntscheckigen Sack mit sich herum. Darin bewahrt sie ihre Diebesbeute und was sie sonst zusammenrafft und sich vom Mund abspart, [12300] um es auf offener Straße zu verhökern. Ach, diesen Handel haben wir geschaffen, wir sind es, die sie zu so widernatürlichem Gebaren zwingen, und wenn wir noch so unschuldig tun. Die Liebe, aller Herzen Königin, frei und einzigartig edel, ist käuflich und für jedermann zu haben. Ach, wie haben wir uns unsere Herrin tributpflichtig gemacht! Wir haben [12310] in die Fassung des Rings, den wir tragen, einen falschen Stein eingesetzt und machen uns so selbst etwas vor. Das ist ein armseliger Betrug, wenn einer seine Lieben so belügt, dass er sich selbst betrügt. Wir falschen Liebenden, Betrüger in der Liebe, wie elend bringen wir unsere Tage hin, da wir unseren Jammer so selten an ein seliges Ende bringen! [12320] Wie vertun wir unser Leben freudlos und nutzlos! Immerhin gibt es doch etwas, was uns froh macht, so wenig es uns auch angeht: Wenn jemand schöne Geschichten von Freundschaft und Liebe zu erzählen weiß, wenn wir von Leuten reden können, die einst vor vielen hundert Jahren gelebt haben, das tut uns so recht von Herzen wohl. [12330] Gelegenheit, es jenen Menschen nachzutun, hätten wir in Fülle: Es gibt wohl kaum jemanden, der - wenn er nur treu und wahrhaftig und seinen Lieben gegenüber ohne Falsch wäre - nicht mit eigenen Anstrengungen in eigener Sache seinem Herzen solche Lust verschaffen könnte - nur ist es 146
leider so, dass bei uns ebendas jämmerlich darniederliegt, was alle jene hohen Dinge hervorbringt: [12340] Treue, die von Herzen kommt. Die empfiehlt sich uns vergebens: Wir wenden die Augen ab von ihr und treten die Süße gleichgültig mit Füßen, ja, wir haben sie verachtungsvoll in den Boden gestampft, so dass wir sie, wenn wir uns jetzt auch noch so gern um sie bemühen wollten, gar nicht ohne weiteres wiederfinden könnten. [12350] Treue unter Menschen, die einander lieb sind, ist eine so gute und lohnende Sache - warum schätzen wir sie nicht? Es ist doch wahr: Ein Blick aus lieben Augen, die uns innig ansehen, löscht hunderttausend Schmerzen des Leibes und der Seele aus; ein Kuss von lieben Lippen, der aus dem tiefsten Grund des Herzens sanft und leise zu uns käme, [12360] ach, der könnte soviel Leiden der Sehnsucht und Herzweh von uns nehmen! Ich weiß wohl, dass auch Tristan und Isôt, ungeduldig, wie sie waren, einander viel Leid und Traurigkeit abnahmen, als sie da endlich Besitz ergriffen von dem, was sie sich gemeinsam gewünscht hatten. Jenes Sehnen, das die Gedanken tyrannisiert, war vorbei. [12370] Alles, wonach Liebende sich sehnen, taten sie nun nach Herzenslust. Wenn die Zeit günstig war und ihnen Gelegenheit machte, gaben und nahmen sie treu und redlich und willig den Zins und den Zoll, die sie einander und der Liebe schuldeten. Ihnen war von Herzen wohl auf ihrer Reise; [12380] als sie erst die Fremdheit hinter sich gelassen hatten, war ihre Leidenschaft mächtig und stark. Und sie taten recht so und weise, denn die Liebenden, die sich voreinander verbergen, nachdem sie sich hingegeben haben, die dann schamhaft sein und von ihrer Lust nichts mehr wissen wollen, die bestehlen sich selbst. J e mehr sie verhehlen und verbergen, [12390] desto ärmer machen sie sich und mischen Leid in ihre Lust. Diese beiden aber verbargen sich nicht voreinander: Mit Reden und Blicken taten sie sehr vertraulich miteinander. So brachten sie in Glück und Seligkeit die Reise hin, und doch nicht völlig unbeschwert: Die Furcht vor dem, was sie erwartete, bedrückte sie. [12400] Schon jetzt fürchteten sie das, was wirklich ihrem Glück ein Ende machen und sie in große Not bringen sollte: dass die schöne Isôt einem Mann gehören sollte, den sie nicht wollte. Und noch etwas machte den beiden schwere Sorgen, nämlich Isôts verlorene Jungfernschaft. Um die tat es ihnen leid, [12410] der trauerten sie beide nach. Indes war der Verlust nicht ganz so schlimm und zu verschmerzen, zumal sie ihrer beider Willen oft und immer wieder freien Lauf lassen konnten. Als sie sich dem Ziel ihrer Reise näherten und Kurnewal in Sicht kam, da freuten sich alle, [12420] alle waren froh, nur Tristan und Isôt nicht: Die erfüllte der Anblick mit Furcht und Schrecken - wenn es nach ihrem Willen gegangen wäre, so hätten sie nie wieder Land gesehen. Die
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Furcht um ihrer beider Ehre quälte sie sehr. Sie wussten sich keinen Rat, wie sie es anstellen sollten, [12430] damit der König nicht merkte, dass Isôt keine Jungfrau mehr war. In ihrem kindlichen Unverstand - Liebende sind halt rechte Kinder - konnten sie zu keinem Rat gelangen, indes kam doch Rat zu ihnen. Wenn Kinder, wie ungewitzt auch immer sie sonst noch sein mögen, so groß geworden sind, dass die Liebe mit ihnen spielen will, dann können wir an ihnen immer einigen Verstand und Schlauheit finden. Ich will mir lange Reden sparen: [12440] Das kluge Kind Isôt fand einen Ausweg; das Beste, was sie jetzt noch tun konnten, war, Brangäne darum zu bitten, sie möge sich still und ohne ein Wort mit ihm zu sprechen in der ersten Nacht zu Marke, ihrem Herrn, legen und mit ihm schlafen. Wenn er auch um sein Recht betrogen werden musste, hätte er doch unter allen falschen Bräuten keine bessere wählen können, [12450] denn sie war schön und Jungfrau obendrein. Ja, so stiftet die Liebe die reine Aufrichtigkeit selber, die doch von gemeiner Hinterlist und Tücke nichts wissen sollte, dazu an, eifrig Betrügereien auszuhecken. So machten es die Liebenden: Sie baten und bettelten Brangäne so lange, [12460] bis sie endlich nachgab und ihnen zusicherte und gelobte, zu tun, was sie verlangten; aber es fiel ihr sehr schwer: Mehr als einmal wurde sie rot und dann wieder ganz bleich, so arg war ihr diese Bitte. Es war auch wirklich eine sonderbare Zumutung. „Liebe Herrin", sprach Brangäne, „Eure Mutter, meine Herrin, [12470] die edle Königin, hat Euch in meine Obhut gegeben, ich hätte Euch auf dieser Fahrt und dieser unseligen Reise vor Unglück bewahren sollen. Jetzt ist Schande und Leid über Euch gekommen, weil ich unachtsam war. Ich darf mich darum nicht allzu bitter beklagen, wenn ich nun mit Euch die Schande tragen muss, ja, es wäre nur gerecht, [12480] wenn ich die ganze Last alleine auf mich nähme und Euch davon befreite. Gnädiger Gott, warum hast du mich so im Stich gelassen!" Da sprach Isôt zu Brangäne: „Stolze Cousine, sag: Was soll das heißen? Wovon sprichst du? Warum solltest du dir Vorwürfe machen, das verstehe ich nicht?" „Herrin, ich habe da vor einigen Tagen ein Glasfläschchen ins Meer geworfen." [12490] „Ja, und? Was ist daran schlimm?" „Ach", sprach sie, „dieses Glas, der Trank, der darin war, der ist Euer beider Tod." „Warum, liebe Cousine?", sprach Isôt, „Was ist damit?" „Es ist so", sprach Brangäne, und dann erzählte sie den beiden die ganze Geschichte von Anfang an. „Nun, Gott wird es weisen", sprach Tristan, „ob Tod oder Leben: [12500] Mir jedenfalls war es ein liebes Gift. Ich weiß nicht, wie jener Tod sein wird dieser tut mir wohl. Wenn die selige Isôt mir immer so den Tod bringen sollte, dann wollte ich mich mit allen Kräften um ein ewiges Sterben bemühen." 148
Alles Reden hilft nichts: Wenn wir die Freuden der Liebe suchen, suchen wir, anders ist das gar nicht möglich, [12510] immer auch Leid. So süß uns diese Freuden auch immer sein mögen, dürfen wir doch darüber nicht vergessen, was die Ehre von uns fordert. Wer sich um nichts mehr kümmern will als allein um die Lust des Leibes, der hat die Ehre aufgegeben. Sosehr Tristan dieses Leben genoss, zog ihn doch die Ehre davon weg. [12520] Seine Treue ließ ihm keine Ruhe und ermahnte ihn, seine Pflicht zu tun: Er musste Marke seine Braut bringen. Die vereinte Macht von Treue und Ehre bedrängte mit wilder Gewalt sein Herz und seinen Verstand, die vorher der Liebe unterlegen waren, da er sich gegen sie für die Liebe entschieden hatte: Die beiden Besiegten [12530] gewannen jetzt die Oberhand. Tristan schickte sogleich Leute in zwei Booten hinüber ans Land, die sollten Marke berichten, wie die Werbung um die schöne Irin ausgegangen war. Da ließ Marke in aller Eile das ganze Reich zusammenrufen, tausend Boten schwärmten aus, die Ritterschaft des Landes herzuholen: [12540] In großer Pracht und Herrlichkeit hieß man die Heimkehrer und die Fremden willkommen. Das Ärgste und das Beste empfing Marke in diesen beiden, die sein ganzes Leben waren, und er empfing es großartig wie ein Mann, der empfängt, was ihm das Liebste auf der Welt ist. Marke schickte Botschaft an alle Barone des Reichs: [12550] Sie sollten ihm die gebührende Ehre erweisen und sich in achtzehn Tagen an seinem Hof einfinden zu seiner Hochzeit. Alles geschah wie befohlen, sie kamen mit großem Staat. Viele prächtige Scharen von Rittern und Damen kamen dorthin, um das Glück ihrer Augen zu sehen, die klare Isôt. [12560] Die wurde betrachtet und gemustert und bewundert, und alle sagten von ihr: „Isôt, Isôt la blunde, marveil de tû le munde: Isôt ist einzigartig in der Welt, ein Wunder ohnegleichen. Es ist wahr, was man von diesem herrlichen Mädchen erzählt: Sie schenkt der Welt Glück [12570] wie die Sonne mit ihrem Licht; in allen Ländern gibt es kein so wunderbares Mädchen." Als sie nun in aller Form verheiratet und in ihrem Recht als Herrin über Kurnewal und England bestätigt worden war - doch sollte Tristan den Thron erben, wenn sie keinen Erben zur Welt brächte - und man ihr gehuldigt hatte, [12580] da kam die Nacht, da sie mit Marke, ihrem Gemahl, schlafen sollte. Da hatten sie und Brangäne und Tristan ihre Sache gründlich überlegt und vorbereitet und alles aufs Beste bestellt. In Markes Kemenate waren nur vier Personen: [12590] diese drei und der König selber; Marke hatte sich bereits hingelegt. Brangäne hatte die Kleider der Königin angezogen, die beiden hatten die Kleider getauscht. Tristan führte Brangäne hin zu der Stätte, wo sie die Marter und die Pein erleiden sollte, ihre Herrin Isôt löschte die Lichter. Marke drückte Brangäne
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fest an sich. [12600] Ich weiß nicht, wie ihr diese neue Sache gefiel, aber sie fügte sich so geduldig in das Spiel, das er mit ihr trieb, dass keine Klage hörbar wurde. Bereitwillig gab sie ihm hin, was er verlangte, mit Messing und mit Gold bezahlte sie ihn so, dass nichts zu wünschen übrig blieb. Ich muss schon sagen, [12610] dass dergleichen gewiss noch nicht oft vorgekommen ist: Welche Frau hätte je vorher in einem Bett so schönes Messing anstelle von goldener Münze an den Mann gebracht? Ja, ich will mein Leben darauf wetten, dass seit Adams Zeiten nie so edles Falschgeld ausgegeben und keinem Mann je ein so erfreulicher Schwindel ins Bett gelegt wurde. All die Zeit, während die zwei da lagen [12620] und ihr Spiel trieben, stand Isôt große Angst und Not aus, sie musste immer wieder denken: „Ach, Gott, steh mir bei und hilf, dass meine Cousine mir die Treue hält! Ich fürchte, wenn sie dieses Spiel zu lange treibt, findet sie Geschmack daran [12630] und bleibt womöglich bei ihm, bis es hell wird: Dann fallen wir alle in Spott und Schande." Aber nein, ihr Sinn war lauter und ohne jede Bosheit: Als sie anstelle von Isôt ihre Schuldigkeit getan hatte, stand sie auf vom Bett. Da war schon Isôt zur Hand, [12640] ihren Platz einzunehmen, und setzte sich vor das Bett. Der König verlangte nun Wein, wie es der Brauch war: Damals war es allgemein üblich, dass, wenn einer bei einer Jungfrau gelegen und mit ihr geschlafen hatte, jemand den beiden Wein brachte, [12650] den sie gemeinsam aus einem Becher tranken. Genau so geschah es dort: Sein Neffe Tristan kam mit Licht und Wein, den tranken der König und die Königin. Einige Fassungen der Geschichte sagen, sie hätten von dem Elixier getrunken, das Tristan und Isôt in solche Not gebracht hatte, aber es war ja nichts mehr davon übrig: [12660] Brangäne hatte das Glas ins Meer geworfen. Als sie dem Brauch Genüge getan und beide getrunken hatten, legte sich die junge Königin Isôt mit großem Widerstreben, insgeheim gepeinigt am Herzen und an der Seele, zu dem König, ihrem Herrn, nieder. Der wollte gleich noch einmal sein Glück in die Arme schließen und drückte sie fest an seinen Leib. [12670] Diese Frau oder jene, für ihn machte es keinen Unterschied, denn er fand auch dieses Mal eine Frau von bester Art und Gattung. Die eine war ihm wie die andere, von beiden bekam er Gold und Messing, und diese tat wie jene ihre Schuldigkeit, so dass er nichts merkte. Isôt wurde [12680] von ihrem Herrn Marke sehr geliebt und mit Ehren überhäuft, das ganze Land war voll von ihrem Ruhm und Preis, denn alle sahen, dass sie mit vielen Tugenden und Fähigkeiten glänzte. Was nur irgend zu loben imstande war, lobte und pries sie. In all der Zeit fanden sie und ihr ami [12690] genügend Gelegenheit, sich miteinander die Zeit zu vertreiben, und genossen von früh bis spät ihr Glück, denn nie-
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mand ahnte etwas, kein Mensch argwöhnte etwas Unrechtes. Sie war immer und überall in seiner Nähe und konnte tun und lassen, was ihr gefiel. Da kam ihr einmal, als sie über ihre Lage nachdachte, in den Sinn, [12700] da niemand von ihrem Geheimnis und ihren Betrügereien etwas wusste als Brangäne, so brauchte sie sich, wenn nur dieses Mädchen nicht wäre, um ihre Ehre keine Sorgen mehr zu machen. Der Gedanke quälte sie und machte ihr große Angst, dass Brangäne in Marke verliebt sein [12710] und ihm ihre Schande und wie es alles zugegangen war verraten könnte. Am Beispiel der so ängstlich besorgten Königin können wir sehen, dass die Menschen Schande und Spott mehr fürchten als Gott. Zwei Knappen ließ sie kommen, Fremde aus England, die ließ sie beide [12720] fürchterliche Eide schwören und hoch und heilig versprechen und befahl es ihnen bei Todesstrafe: Was sie ihnen auftrug, sollten sie tun und niemandem etwas davon verraten. Dann sagte sie ihnen ihren mörderischen Plan, so sprach sie: „Jetzt passt auf, ihr beiden, was ich von euch will. Ich schicke euch ein Mädchen, [12730] mit dem reitet ihr flugs und in aller Stille in irgendeinen Wald, nah oder fern, der euch geeignet scheint und wo keine Menschen wohnen: Da schlagt ihr den Kopf ab. Passt gut auf, was sie redet, und sagt mir alles, was sie euch erzählt. Und bringt mir ihre Zunge mit. [12740] Ihr könnt euch darauf verlassen, dass ich euch schon morgen, koste es, was es wolle, beide großzügig ausstatten und zu Rittern machen werde, und ich will euch mein Leben lang Lehen und reiche Güter geben." Das sicherte sie ihnen in aller Form zu. Dann rief Isôt Brangäne zu sich. „Brangäne", sprach sie, „schau mich an, [12750] ich sehe schrecklich elend aus, nicht wahr? Ich weiß nicht, was mir fehlt: Ich habe schlimmes Kopfweh. Du musst uns Kräuter holen; wir müssen etwas gegen dieses Übel tun, sonst sterbe ich." Brangäne sprach voller Mitgefühl: „Herrin, Euer Unglück tut mir sehr Leid. [12760] Jetzt zögert nicht länger, lasst mich irgendwohin führen, wo ich etwas finde, was gegen Euer Übel hilft." „Sieh, hier sind zwei Knappen, die sollen dich begleiten und dir den Weg weisen." „Ja, Herrin, das will ich tun." Sie saß auf und ritt mit ihnen. Als sie in den Wald kamen, wo es Pflanzen und Kräuter und Gras [12770] im Überfluss gab, wäre Brangäne gern abgestiegen, aber die beiden führten sie immer tiefer hinein in die wüste Wildnis. Mitten im Wald, weit weg von den Feldern, halfen die beiden treuen, edlen Kavaliere ihr vom Pferd und setzten sie auf die Erde, traurig und bekümmert [12780] zückten sie die Schwerter. Brangäne erschrak so sehr, dass sie niederfiel und lange so auf der Erde hingestreckt liegen blieb. Ihr Herz bebte, und sie zitterte am ganzen Leib. Ängstlich blickte sie auf. „Erbarmen, Ihr Herren", sprach sie. „Um Gottes willen, was habt Ihr
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vor?" „Ihr müsst da Euer Leben lassen." „Ach, warum? Sagt mir, warum." Da sprach der eine von den zweien: [12790] „Was habt Ihr der Königin angetan? Die hat uns befohlen, Euch zu töten. Es muss sein: Eure und unsere Herrin Isôt will Euren Tod." Brangäne faltete die Hände, weinend sprach sie: „Nein, Ihr Herren, bei Eurer Güte und bei Gott bitte ich Euch, gewährt mir eine Frist und lasst mich noch so lange leben, [12800] dass ich Euch Antwort geben kann. Danach erschlagt mich: Das ist ja schnell vollbracht. Ihr sollt meiner Herrin sagen und selber wissen, dass ich nichts getan habe, mir ihre Ungnade zu verdienen, nichts, woraus ihr je, soweit ich denken konnte, ein Leid entstehen würde - allenfalls das eine, aber das will ich denn doch nicht glauben: Als wir von Irland hierher fuhren, [12810] da hatten wir zwei zwei Kleidungsstücke, jede eines, die waren etwas ganz Besonderes, exquisite Stücke, die nicht ihresgleichen hatten, die nahmen wir mit auf die Reise: zwei Hemden weiß wie Schnee. Und als wir auf unserer Fahrt in dieses Land auf dem Meer dahinsegelten, war ihr so heiß von der Sonne, dass sie in all den Tagen kaum je [12820] andere Kleidung vertrug als allein ihr weißes, reines Hemd. Das war ihr angenehm, und so zog sie es an und trug es immerzu, bis es mit der Zeit litt und sein reines Weiß unansehnlich wurde. Da hatte aber ich mein Hemd wohl behütet, schön in ein weißes Tuch eingeschlagen, in meinem Kasten [12830] verwahrt und verborgen. Und als meine Herrin hier ankam und sich mit dem König vermählte und mit ihm schlafen sollte, nun, da war ihr Hemd nicht so schön weiß, wie es sein sollte und wie sie es gerne wollte: Dass ich ihr dann meines lieh, nachdem ich es ihr erst verweigert hatte und so tatsächlich an ihr schuldig wurde, [12840] das könnte sie mir allenfalls zum Vorwurf machen, sonst weiß ich nichts; Gott ist mein Zeuge, dass ich nie eine Bitte oder ein Gebot von ihr missachtet habe. Jetzt seid so gut in Gottes Namen und grüßt sie von mir, die ihr so treu ergeben ist wie nur je ein Fräulein seiner Herrin. Gott in seiner Güte möge ihre Ehre, ihren Leib, ihr Leben behüten und beschützen. [12850] Mein Tod sei ihr vergeben. Meine Seele befehle ich Gott, mein Leben lege ich in Eure Hände." Da sahen die zwei Männer voll Erbarmen einander an, das reine Mädchen, das so bitterlich weinte, rührte sie. Es reute sie beide, und es tat ihnen leid, dass sie versprochen hatten, [12860] sie umzubringen, da sie doch nichts an ihr fanden noch jemals finden konnten, was eine solche Mordtat gerechtfertigt hätte und todeswürdig gewesen wäre. Sie berieten sich untereinander und kamen überein, sie am Leben zu lassen, was immer ihnen auch geschehen mochte. Die Treuen fesselten sie und banden sie [12870] an einen Baum, hoch oben, wo sie vor den Wölfen sicher war, bis sie wiederkämen. Dann schnitten sie einem ihrer Vogelhunde
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die Zunge heraus und ritten fort. Ihrer Herrin Isôt, die den Mord befohlen hatte, sagten sie, sie hätten das Mädchen ermordet, sosehr es sie auch jammerte und erbarmte. [12880] Die Zunge, sagten sie beide, sei die ihre. Isôt sprach: „Jetzt sagt mir, was hat sie euch gesagt?" Da erzählten sie alles, wie sie es gehört hatten, die ganze Rede von Anfang an, und verschwiegen ihr nichts. „So", sprach sie, „mehr hat sie euch nicht gesagt?" „Nein, Herrin." Da rief Isôt: „Wehe! Zu Hilfe! Was sagt ihr da! [12890] Verfluchte Mörder, was habt ihr getan! Dafür müsst ihr beide hängen!" „Bei Gott", sprachen da die zwei, „wie könnt Ihr so etwas sagen? Launische Herrin, das ist ja nicht zu fassen! Ihr selber habt uns doch bedrängt und inständig angefleht, nur darum haben wir sie getötet." „Von einer solchen Bitte weiß ich nichts. [12900] Ich habe euch das Mädchen anvertraut und euch befohlen, auf sie Acht zu geben und sie zu schützen auf ihrem Weg; sie sollte etwas für mich besorgen. Bringt sie mir zurück, sonst müsst ihr sterben. Ihr verfluchten Mörderschlangen, ich bringe euch beide an den Galgen, oder ihr werdet auf dem Scheiterhaufen verbrannt." [12910] „Wahrhaftig, Herrin", sprachen die zwei, „Euer Herz und Euer Sinn sind nicht rein und gut, Ihr sprecht mit vielen Zungen. Herrin, lasst nicht gleich den Henker kommen: Wir wollen gern am Leben bleiben, darum bringen wir sie Euch wohlbehalten und heil zurück." Da weinte Isôt bitterlich und sprach: [12920] „Jetzt sagt mir die Wahrheit: Lebt Brangäne oder ist sie tot?" „Sie lebt noch, launische Isôt." „Ach, dann bringt sie nur her, dann will ich wahr machen, was ich euch versprochen habe." „Herrin Isôt, das soll geschehen." Isôt behielt den einen bei sich, der andere ritt zurück zu Brangäne [12930] und brachte sie ihrer Herrin Isôt. Und als sie vor Isôt trat, nahm die sie in die Arme und küsste sie einmal und immer wieder auf die Wangen und den Mund. Den beiden Männern gab sie zehn Pfund Gold; sie mussten versprechen, dass sie die Sache geheim hielten. Da hatte nun die Königin Isôt [12940] den Beweis erhalten, dass Brangäne unwandelbar treu bis in den Tod war: Rein und ohne Falsch war ihr Sinn, im Tiegel geschmolzen und geläutert wie Gold. Von da an waren Brangäne und Isôt ein Herz und eine Seele, in Liebe und Treue einander so innig verbunden, dass nichts Trennendes [12950] mehr zwischen ihnen stand. Sie waren miteinander froh und vergnügt. Brangäne fühlte sich wohl dort am Hof, alle sangen ihr Lob, und sie war zu jedermann freundlich und wollte keinem etwas Böses, weder offen noch versteckt. Sie stand dem König und der Königin mit Rat und Tat zur Seite, [12960] nichts war ihr verschlossen, nichts geschah am Hof ohne Brangänes Wissen. Mit Eifer diente sie Isôt: Alles, was die nur wünschte, tat sie im Dienst ihrer Liebschaft mit Tristan. Sie betrieben ihre Sache so diskret, dass niemand je Verdacht schöpfte. Ihr Benehmen, ihre Reden, ihr 153
Wesen, [12970] ihr ganzes Tun und Lassen zog keine argwöhnischen Blicke auf sich, niemand ahnte etwas Böses. Sie lebten so sorglos heiter wie nur je zwei Liebende, die ungehindert und wie es ihnen gefällt über ihre gemeinsame Zeit verfugen können. Da jagten amie und ami immerzu der Liebe nach. [12980] Oft fingen sich während des Tages ihre Augen in den Schlingen inniger Blicke: In der Menge, inmitten von Leuten, muss man mit Blicken deuten, sie müssen die Worte ersetzen, die das gegenseitige zärtliche Einverständnis zwischen den Liebenden vermitteln. So trieben sie es früh und spät, und sie konnten es ohne Gefahr tun: [12990] Ihre Reden und ihr ganzes Verhalten waren allezeit, wo sie auch gingen oder standen oder saßen, ungezwungen und natürlich. Wenn sie in Gesellschaft miteinander sprachen, woben sie bisweilen mit wunderbarer Kunstfertigkeit klebrige Wortfäden ein: In ihren Reden sah man viel Gespinst der Liebe glitzern [13000] wie Gold im Brokatstoff. Es dachte aber niemand, dass die Liebe, die aus ihren Worten und ihrem Benehmen sprach, eine andere wäre als die zwischen Verwandten: Alle wussten ja, wie nahe Marke und Tristan einander standen. Damit führten sie viele hinters Licht und erschwindelten sich Liebesfreuden; so führte die Liebe, diese hohe Dame, [13010] viele Herzen irre, so dass keines von ihnen erkannte, was es mit ihren Freundlichkeiten auf sich hatte. Ihre Liebe war rein und edel, ihrer beider Sinn, ihrer beider Wille waren eins und einig, ja und ja, nein und nein. Ja und nein, nein und ja, das gab es überhaupt nicht: Sie waren nirgends einander entgegen, [13020] sie gingen ineinander auf. So brachten die zwei gemeinsam ihre Zeit in schöner Liebe hin, mal so und mal so, und waren manchmal froh und manchmal verstimmt, wie es Verliebten eben ergeht: In deren Herzen braut die Liebe süße und bittere Tränke, sie schafft Freude, doch auch Kummer und Not. [13030] Tristan und seiner Dame Isôt war es arg, wenn sie nicht zusammen sein konnten, wie sie gerne wollten, und so lebten sie denn traurig und froh. Es blieb ihnen auch nicht erspart, dass zuweilen Streit entstand, ich meine: Streit ohne Hass. Wenn aber einer behauptet, Zorn vertrüge sich nicht [13040] mit so inniger Liebe, dann sage ich euch: Wahrhaftig, der Mann hat niemals rechte Liebe erfahren, denn ebendas ist ihre Eigenart, auf solche Weise facht sie die Flammen der Leidenschaft an und befeuert die Liebenden; wenn der Zorn ihnen weh tut, so macht doch innige Treue alles wieder gut, und dann lebt die Zärtlichkeit neu wieder auf, und das Band der Treue ist stärker als je zuvor. [13050] Wie aber solcher Zorn zwischen Liebenden entsteht, und wie sie ohne einen Schlichter zu einer Versöhnung gelangen, das habt ihr oft genug erfahren. Liebende, die oft und immerzu beieinander sein können, bilden sich leicht ein, dass jemand anders ihrem Schatz lieber und inniger verbunden sei als sie 154
selbst; beim kleinsten Argwohn erheben sie gleich ein zorniges Kriegsgeschrei, [13060] und ein eingebildetes Wehwehchen wird in einer großen Sühne wieder gutgemacht. Das ist auch ganz richtig so und soll nicht anders sein, denn davon wird die Liebe stark und jung und neu und in ihrer Innigkeit befeuert. Liebe verarmt und altert, kühlt ab und erkaltet, wenn ihr Feuer nicht lodert. [13070] Sobald der Zorn abgestorben ist, treibt sie kein frisches Grün mehr hervor. Wenn unter Liebenden der eine oder andere Streit ausbricht, so ist die Treue stets frisch und neu bereit, Versöhnung zu stiften; das erhält die Treue jung und läutert die Liebe wie Gold. So brachten Tristan und Isôt mit Lust und Leid ihre Tage hin, [13080] Lust und Leid machten ihnen unermüdlich zu schaffen, doch war es ein Leid, das ihnen nicht das Herz zerriss: Sie hatten beide noch kein Herzeleid erfahren, kein Unglück, das ins Herz trifft. Sie schwiegen fein still von ihrer Sache und hielten ihr Geheimnis sorgsam und mit aller Sorgfalt geheim. [13090] Das ging auch lange gut: Sie waren beide guter Dinge, unbeschwert und fröhlich. Die Königin Isôt war beliebt im ganzen Land, und von Tristan redeten alle Leute: Er war berühmt und bekannt und erstaunlich gefürchtet [13100] im ganzen Königreich. Tristan war mutig und stolz: Viel von seiner Zeit verbrachte er mit Kämpfen und ritterlichen Übungen. Wenn ihm seine Pflichten Zeit ließen, ging er auf die Beizjagd. Er ritt auch auf die Pirsch und auf die Hetzjagd, wie es eben die Jahreszeit fügte. Eines Tages kam ein Schiff nach Kurnewal in Markes Hafen. [13110] Da ritt ein Ritter heraus und an den Strand, ein edler Baron aus Irland, der hieß Gandin und war fein gebildet, schön und mächtig und ein so gewaltiger Krieger, dass ganz Irland seine Stärke rühmte. Der kam schön gekleidet und seinem ganzen Aussehen und seiner Haltung nach ritterlich und vornehm [13120] alleine auf Markes Hof geritten, ohne Schild und ohne Speer. Umgehängt auf seinem Rücken trug er eine Rotte, hübsch mit Gold und Edelsteinen geschmückt und verziert und, damit ja nichts zu wünschen übrig bliebe, mit Saiten bespannt. Er stieg ab und ging in den Palas, um [13130] Marke und Isôt zu begrüßen, wie es sich gehörte: Er war oft und bei vielen Gelegenheiten ihr Ritter und ami gewesen, ihretwegen war er von Irland nach Kurnewal gekommen. „De vûs sal, messire Gandín!", sprach die Königin mit feiner Höflichkeit. „Merzî", sprach Gandin, „bêle Isôt, [13140] Schöne, schöner als Gold in Gandins Augen." Da nahm Isôt den König beiseite und sagte ihm, wer der Mann war. Marke fand es lächerlich und ziemlich sonderbar, dass er die Rotte mit sich herumtrug. Allen stach es ins Auge, samt und sonders fanden sie es höchst befremdlich; [13150] indes bemühte sich Marke, ihm Ehre zu erweisen, sowohl um seiner eigenen Ehre willen als auch Isôt zuliebe: Die mahnte ihn, er 155
möge ihn ja ehrenvoll behandeln, da er ihr Landsmann war. Das ließ er sich gern gesagt sein: er bat ihn gleich, sich zu ihm zu setzen, und stellte ihm allerlei Fragen [13160] nach Land und Leuten, nach vornehmen Damen und höfischen Sitten. Als dann das Essen bereit war und alle sich die Hände wuschen und man auch ihm das Wasser reichte, da redete man ihm vielmals zu, endlich die Rotte abzulegen, doch konnte man ihn nicht dazu bewegen. Der König und die Königin [13170] ließen es ihm großzügig durchgehen, aber viele fanden es ungezogen und unanständig. Es blieb auch nicht aus, dass in der Gesellschaft allerlei Spott aufkam: Sie machten sich lustig über den Ritter mit der Rotte, den Herrn mit der Hucke. Der achtete gar nicht darauf: Er hatte [13180] neben Marke an der Tafel Platz genommen und aß und trank, wie es ihm gefiel. Als man die Tische hinausgetragen hatte, stand er auf und ging hin, wo Markes Leute saßen. Die wiesen ihn nicht ab und unterhielten ihn, sehr bemüht, mit allerlei Hofgeschichten. Der König Marke, höflich wie er war und königlich in seinem ganzen Wesen, [13190] bat ihn vor der ganzen Gesellschaft, auf seiner Rotte etwas vorzutragen, es wäre ihnen allen ein Vergnügen, sein Spiel anzuhören. Der Gast sprach: „Herr, dazu habe ich keine Lust, so lange ich nicht weiß, was ich dafür bekomme." „Herr, wie meint Ihr das? Wollt Ihr etwas von mir haben? Seid ganz unbesorgt. Lasst Eure Kunst hören, [13200] ich gebe Euch, was Ihr nur wünschen könnt." „Abgemacht!", sprach der Ire. Er spielte ihnen eine Melodie, die allen sehr gefiel. Dann bat ihn der König, er möge gleich noch ein Stück zum Besten geben. Der hinterlistige Kerl lachte insgeheim und sprach: „Für den Lohn spiele ich Euch alles, was Ihr wollt", [13210] und musizierte noch einmal so schön. Als er das zweite Stück zu Ende gespielt hatte, trat Gandîn vor den König hin, die Rotte in der Hand. „Nun, Herr", sprach er, „denkt daran, was Ihr versprochen habt." Der König sprach: „Bitte, ich bin gern zu allem bereit. Sagt, was wollt Ihr haben?" „Gebt mir", sprach er, „Isöt." „Lieber Freund", sagte der König, „alles sonst, was Ihr [13220] verlangt, steht Euch zu Gebote. Aber das ist ganz unmöglich!" „Wahrhaftig, Herr", sprach Gandîn, „ich will nicht mehr und nicht weniger als dies: Isöt muss es sein." Der König sprach: „Wahrhaftig, das kann nicht sein." „Herr, Ihr wollt also Euer Wort nicht halten? Wenn sich das erst einmal herumspricht, dass Eure Wahrheit nichts wert ist, [13230] dann seid Ihr die längste Zeit König gewesen. Lasst Euch das königliche Recht vorlesen, und wenn da etwas anderes geschrieben steht, will ich auf meinem Anspruch nicht weiter bestehen. Und wenn Ihr behaupten wollt, oder wer sonst es sagt, Ihr hättet mir nichts versprochen, so halte ich gegen Euch oder ihn und gegen jedes Urteil eines Hofgerichts an meinem Recht fest: [13240] Mit meinem Leben stehe ich dafür ein im Kampf und will mein Recht erfechten. Nennt 156
mir einen Streiter, oder reitet selbst mit mir in den Ring, da werde ich beweisen, dass die schöne Isôt mir zusteht." Der König blickte umher in der Runde, ob er unter den Seinen jemanden fände, [13250] der es mit diesem Mann aufnehmen wollte. Da war aber keiner, der Lust hatte, sein Leben aufs Spiel zu setzen, und auch Marke selbst wollte nicht um Isôt kämpfen, denn Gandin war so stark und kriegerisch und kühn, dass keiner sich danach drängte, ihm gegenüberzutreten. Nun war aber mein Herr Tristan in den Wald geritten auf die Jagd [13260] und wäre gewiss nicht so schnell zurück an den Hof gekommen, wenn er nicht unterwegs die böse Neuigkeit gehört hätte, dass man jenem die Königin ausgeliefert habe. Tatsächlich, sie war in seiner Gewalt: Gandîn hatte die Schöne, die bitterlich weinte und auf alle Weise ihrem Jammer Ausdruck gab, weggeführt vom Hof an den Strand, [13270] wo man ihm einen prächtigen Pavillon aufgestellt hatte, der war so recht edel und herrschaftlich. Da saß er mit der Königin und wartete, dass die Flut käme und sein Schiff wieder flott würde in der Strömung, denn es lag fest auf dem Uferkies. Als nun Tristan heimkam [13280] und man ihm die Geschichte von der Rotte in allen Einzelheiten erzählt hatte, schwang er sich sogleich auf sein Pferd - seine Harfe nahm er mit - und sprengte kühn davon. In der Nähe des Hafens, lenkte er listig sein Pferd ab vom Weg zu einem Gebüsch und band es an einem Ast fest. Sein Schwert hängte er da hin [13290] und lief, die Harfe in der Hand, zu dem Pavillon. Da fand er in den Armen des Barons die arme Isôt sitzen, verzweifelt und in Tränen. Gandîn war sehr darum bemüht, sie zu trösten, es half aber wenig - ich meine: bis zu dem Augenblick, da sie ihn sah, den mit der Harfe. [13300] Gandîn grüßte ihn und sprach: „Dê te saut, bêâs harpiers." „Merzì, gentil schevaliers", sprach Tristan. „Herr, ich habe mich sehr beeilt, hierher zu kommen. Man hat mir gesagt, Ihr seid von Irland. Herr, von dort stamme ich auch. Seid so großmütig, nehmt mich mit Euch heim nach Irland." [13310] Der Ire sprach, ohne lang zu überlegen: „Freund, das verspreche ich dir. Jetzt nimm Platz, spiele mir etwas auf der Harfe. Wenn du meine Dame hier trösten kannst, so dass sie aufhört zu weinen, dann schenke ich dir das allerbeste Gewand, das in diesem Pavillon zu finden ist." „Das gefällt mir, Herr", sprach Tristan. „Und ich bin guter Hoffnung: Wenn es nicht ganz schlimm um sie steht, [13320] so dass überhaupt kein Mann auf Erden sie mit seinem Spiel trösten kann, wird sie bestimmt bald aufhören, so unmäßig zu weinen." Er griff in die Saiten und spielte so wunderschön, dass die Melodie Isôt sanft zu Herzen ging und alle ihre Gedanken durchdrang: Sie kam ganz vom Weinen ab und dachte nurmehr an ihren ami. [13330] Als nun das Stück zu Ende war, hatte die Flut eingesetzt und das Schiff wieder 157
flott gemacht. Da riefen die Leute an Bord zum Strand hinüber: „Herr! Herr, kommt aufs Schiff! Wenn der Herr Tristan kommt und trifft Euch dort an Land, dann geht eine üble Zeit an. In seiner Hand liegt alle Gewalt [13340] über Land und Leute. Und er ist, sagt man, so kühn, so mutig und stolz, dass es Euch schlecht ergehen könnte." Die Rede machte Gandin ärgerlich, sehr unwillig sprach er: „Gott soll mich verdammen, wenn ich deswegen früher an Bord gehe! [13350] Freund, lass erst noch den Leich von Dido hören; du spielst so schön, dass ich dich dafür lieben muss. Jetzt spiele für meine Herrin! Ich bringe dich in Freundschaft mit mir und ihr übers Meer und gebe dir schon hier an Ort und Stelle den versprochenen Lohn, das allerbeste Gewand, das ich habe." [13360] Tristan sprach: „Herr, das soll geschehen." Der Spielmann hob von neuem an, wieder spielte er so wunderbar, dass Gandin seiner Musik hingegeben lauschte. Er sah auch, dass Isôts Gedanken ganz bei der Harfe waren. Als der Leich zu Ende war, nahm Gandîn die Königin [13370] und wollte mit ihr auf sein Schiff. Da war aber mittlerweile die Flut so hoch angestiegen, dass das Schiff ein gutes Stück weit vom Ufer entfernt lag und man nur auf einem hochbeinigen Pferd zu der Rampe, die auf das Schiff führte, hinüber gelangen konnte. „Was sollen wir jetzt tun?", sprach Gandîn, „wie kommt meine Herrin dort hinüber?" „Nun, Herr", sprach der Spielmann, „da ich sicher bin, [13380] dass Ihr mich mitnehmt auf die Fahrt, will ich das, was ich hier in Kurnewal besitze, nicht zurücklassen. Ich habe ein großes Pferd, das steht hier in der Nähe; es ist bestimmt hoch genug, dass ich meine Herrin, Eure Geliebte, sicher so hinüberbringen kann, dass die Wellen ihr nichts anhaben können." Gandîn sprach: „Lieber Spielmann, [13390] dann geh nur flink, hole dein Pferd her und nimm auch gleich dein Gewand in Empfang." Tristan holte schnell das Pferd, und als er wiederkam, nahm er seine Harfe auf den Rücken und sprach: „Nun, Herr aus Irland, hebt mir meine Herrin herauf: Sie soll vor mir im Sattel sitzen; so bringe ich sie hinüber." „Nein, Spielmann", sprach Gandîn, „du darfst sie nicht anfassen, [13400] ich werde sie selbst aufs Schiff bringen." „Ach, Herr", sprach die schöne Isôt, „was macht Ihr so unnötige Umstände! Warum sollte er mich nicht anfassen dürfen? Schluss damit - ich sage Euch: Entweder dieser Spielmann bringt mich hin oder überhaupt niemand." Da reichte Gandîn ihm Isôt hinauf. „Mein Freund", sprach er, „pass gut auf sie auf und behandle sie mit edlem Anstand, [13410] dann will ich dir immer dankbar sein." Sobald er Isôt sicher in seinen Armen hatte, ließ er sein Pferd ein Stück weit galoppieren. Als Gandîn das sah, rief er ihm zornig nach: „He, du Gimpel, was soll das?" „Nein", sprach Tristan, „Gandîn heißt der Gimpel! Ihr, mein Freund, seid am Ende der Gimpel: Was Ihr mit Eurer Rotte dem König abgeschwindelt habt, 158
[13420] entführe ich Euch mit der Harfe. Ihr wolltet betrügen, jetzt seid Ihr selbst betrogen: Tristan ist Euch auf dem Fuß gefolgt, bis er Euch übertölpelt hat. Ihr schenkt wirklich kostbare Gewänder, mein Lieber: Ich habe jetzt das beste Kleid, das in Eurem Zelt zu finden war." Tristan ritt seiner Wege. Gandin war maßlos traurig und bedrückt: [13430] Der Schaden und die Scham taten ihm zuinnerst weh. Er fuhr heim übers Meer mit Scham und Schmerzen. Jene beiden Gefährten aber, Tristan und Isôt, ritten fort. Ob sie unterwegs vielleicht miteinander irgendwo ein Glück fanden und in den Blumen Rast hielten, darüber will ich keine Vermutungen anstellen - [13440] überhaupt ist alles Spekulieren und Vermuten meine Sache nicht. Tristan brachte Isôt seinem Oheim Marke zurück und tadelte ihn hart. „Um Gottes willen, Herr", sprach er, „wenn Euch die Königin lieb ist, wie könnt Ihr so gedankenlos sein, sie ohne weiteres für Harfen- oder Rottenspiel hinzugeben! [13450] Ihr macht Euch zum Gespött. Das ist doch ohne Beispiel in der Welt: dass eine Königin für Rottenspiel verschachert wird. Nehmt Euch in Acht, dass so etwas nie wieder geschieht, und passt künftig besser auf meine Herrin auf." Tristans Lob und Ehre blühten nun erst recht am Hof und im ganzen Land, alle priesen sein Geschick und seine Klugheit. [13460] Er und die Königin waren weiter froh und munter: Sie machten einander glücklich, so gut sie es nur verstanden. Damals hatte Tristan einen Kameraden, der war ein hoher Herr, ein Vasall des Königs und sein oberster Truchsess und hieß Marjodô. [13470] Er war Tristans Freund und ihm in Liebe verbunden - in der Liebe zu der reizenden Königin, meine ich: Die verehrte er heimlich, so wie oft Männer für irgendwelche Damen schwärmen, die ihrerseits kaum Notiz davon nehmen. Der Truchsess und Tristan bewohnten gemeinsam eine Kammer und waren gerne beieinander. [13480] Tristan konnte schön erzählen, und darum hatte der Truchsess es so eingerichtet, dass er nachts nahe bei ihm lag: So konnten sie bequem miteinander reden. Eines Nachts hatten er und Tristan sich lange über allerlei Dinge unterhalten und geschwatzt, und er war schließlich eingeschlafen. [13490] Da stahl sich der verliebte Tristan leise davon auf seine Pirsch: Das sollte ihm und der Königin viel schlimmen Kummer eintragen. Er glaubte sich unentdeckt und sicher, da hatte das Unglück seinen Fallstrick schon gespannt und lauerte mit Verrat und Plage an dem Pfad, den er gewöhnlich nahm, [13500] wenn er heiteren Herzens zu Isôt ging: Auf diesem Pfad lag Schnee in jener Nacht, auch schien der Mond sehr hell und klar. Tristan bemerkte keine Gefahr und ahnte keinerlei Verrat, er schritt nur immer frisch dahin, wo seine Heimlichkeiten ihn bereits erwarteten. Als er in die Kemenate kam, [13510] nahm Brangäne ein
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Schachbrett, das da lag, das lehnte sie vor das Licht. Ich weiß nicht, warum sie vergaß, die Tür zu schließen: Die ließ sie offen, bevor sie wieder schlafen ging. Während dies alles geschah, schlief der Truchsess und sah in einem Traum einen wilden, gefährlichen Eber, der kam aus dem Wald gelaufen [13520] zum Königshof, Schaum vor dem Maul, die Hauer gebleckt, und fiel alles an, was sich ihm in den Weg stellte. Da kamen gleich eine Menge Leute gerannt, viele Ritter liefen aufgeregt um den Eber herum, aber es war keiner darunter, der den Kampf gegen ihn aufnehmen wollte. [13530] So tobte er grunzend durch den Palas. Durch die Tür von Markes Schlafzimmer brach er, sein Bett zerwühlte er, besudelte mit seinem Geifer das Bett und die Laken des königlichen Betts. Das sahen alle Leute Markes, [13540] aber keiner tat etwas dagegen. Da erwachte Marjodô und versammelte noch einmal die Bilder des Traums in seinem Herzen, denn ihm war sehr bang. Er rief Tristan, er wollte ihm erzählen, was ihm geträumt hatte. Er bekam aber keine Antwort. Da rief er noch einmal und wieder und streckte die Hand nach ihm aus, [13550] und als er ihn nicht ertasten konnte und merkte, dass das Bett leer war, erwachte mit einem Mal der Verdacht, dass Tristan Geheimnisse vor ihm hatte; aber von seinen Heimlichkeiten mit der Königin ahnte er nichts, das kam ihm gar nicht in den Sinn. Doch war er ihm in aller Freundschaft schon ein bisschen böse, [13560] weil er ihm, seinem lieben Kameraden, nichts von seinem heimlichen Treiben erzählt hatte. Marjodô stand auf und zog sich an, ganz leise schlich er sich zur Tür und schaute hinaus: Da sah er Tristans Spur. Der folgte er durch einen Baumgarten: [13570] Der Schein des Mondes führte ihn auf dem Weg, den Tristan gegangen war, über Schnee und Gras bis zu der Tür der Kemenate. Da getraute er sich nicht weiter: Dass die Tür so weit offen stand, behagte ihm gar nicht. So überlegte er da lange, wohin Tristan wohl gegangen war, schlimme Dinge und gute zog er in Erwägung. [13580] Endlich kam ihm in den Sinn, Tristan sei vielleicht hinter einer von den Kammerjungfern her. Und kaum hatte er diesen Gedanken gefasst, da verfiel er auch schon auf den Verdacht, dass es die Königin selber war, die er besuchte. Der Verdacht ließ ihm keine Ruhe. Zuletzt fasste er sich ein Herz und trat ganz leise in das Zimmer [13590] und fand darin kein Licht noch Mondschein, denn die Kerze, die da brannte, half ihm wenig: Die war mit dem Schachbrett abgedeckt. So ging er aufs Geratewohl weiter und tastete sich an Mauern und Wänden entlang, bis er zum Bett der beiden kam; da hörte er die zwei, die da beieinander lagen, und es entging ihm nicht, was sie taten. [13600] Das kränkte ihn zuinnerst und war ihm wie ein Stich ins Herz, denn er hatte Isòt bis da160
hin mit treuer Anhänglichkeit geliebt und verehrt. Das war nun alles mit Hass und Leid hinweggefegt. Er dachte jetzt an sie mit Hass und Schmerz, mit Schmerz und Hass; das eine war ihm bitter und das andere arg. Er wusste nicht, wie er sich Genugtuung verschaffen konnte, [13610] wie er in dieser Sache am besten verfahren sollte, so dass er auch die rechte Wirkung erzielte. Hass und Schmerz stachelten ihn an, ohne jede Rücksicht auf die Gebote feiner Lebensart ihr Geheimnis auszuschreien und es überall herumzuerzählen. Davor ließ ihn aber der Gedanke an Tristan zurückschrecken, die Angst, [13620] der könnte ihm etwas antun. So zog er sich zurück und ging fort, als ein schwer beleidigter Mann legte er sich wieder hin. Bald kam auch Tristan zurück und schlüpfte leise in sein Bett. Er schwieg, und der andere schwieg auch; dergleichen war vorher kaum je vorgekommen und höchst ungewöhnlich. [13630] Das fiel Tristan auf, und er merkte, dass der andere etwas argwöhnte. Darum nahm er sich in Acht und passte besser auf als früher, was er sagte und tat, aber seine Vorsicht kam zu spät: Sein Geheimnis war verraten [13640] und entdeckt. Der neidische Marjodô nahm den König beiseite und sagte ihm im Vertrauen, am Hof sei ein Gerede aufgekommen von Isôt und Tristan, das viel Ärgernis errege im Reich und bei den Leuten; der König müsse sich darum kümmern und zusehen, [13650] was er in der Sache tun könne, seine Ehe und seine Ehre zu schützen. Er sagte aber kein Wort davon, dass er selbst das, was er da berichtete, zweifelsfrei wusste. Durch und durch treu und gut und ohne Falsch, wie Marke war, fand er es ganz unglaublich, und er sträubte sich dagegen, [13660] dass er Isôt, den Leitstern seiner Freuden, je irgendeiner Missetat verdächtigen sollte, aber der Gedanke bedrückte und schmerzte ihn doch, und er belauerte ständig und allezeit die beiden, um etwas zu entdecken, was ihm Gewissheit gab. [13670] Er achtete genau auf ihre Worte, ihr Benehmen, fand aber nichts, was sie überführt hätte, denn Tristan hatte Isôt zur Vorsicht ermahnt und ihr vom Argwohn des Truchsessen erzählt. Aber Marke ließ in seiner Wachsamkeit nicht nach, ängstlich gespannt beobachtete er sie bei Tag und Nacht. [13680] Eines Nachts, als er bei ihr lag und sich mit ihr unterhielt, da knüpfte er, während sie so plauderten, die Schlinge einer List und legte sie der Königin in den Weg: Und wirklich fing er sie darin. „Nun, meine Dame", sprach er, „sagt mir, was Ihr dazu meint, wie soll ich es machen: Ich will bald [13690] eine Wallfahrt unternehmen und bin vielleicht lange fort von zu Hause. In wessen Obhut wollt Ihr sein während dieser Zeit, wem soll ich Euch anvertrauen?" „Gott behüte!", sprach die Königin. „Wie könnt Ihr da fragen! Bei wem wäre ich je besser aufgehoben mitsamt dem ganzen Reich und Euren Leuten als bei Eurem Neffen, dem Ihr uns alle getrost anbefehlen 161
könnt? [13700] Herr Tristan, Euer Schwestersohn, ist tapfer und klug und weiß sich in jeder Lage zu helfen." Diese Antwort bestärkte Marke in seinem Argwohn und missfiel ihm sehr. Von nun an beobachtete und belauerte er sie erst recht misstrauisch und behielt sie so wachsam wie nie zuvor im Auge. Er erzählte auch dem Truchsess, [13710] wie die Probe ausgegangen war. Der sagte dazu: „Tatsächlich, Herr, es ist wahr! Da seht Ihr es: Sie kann es nicht verbergen, so sehr liebt sie ihn. Es ist eine große Torheit, dass Ihr sein Treiben duldet. So wahr Euch Eure Frau und Eure Ehre lieb ist: Ihr dürft ihn nicht länger dulden!" [13720] Das machte Marke schwer zu schaffen: Er litt ständig Todesqualen, weil er seinem Neffen mit Zweifel und Misstrauen begegnen musste und doch keinen Beweis in Händen hatte, der ihn irgendeiner Untat überführte. Die überlistete Isôt war froh und glücklich; sie erzählte Brangäne lachend [13730] und voller Freude von der Wallfahrt, die ihr Herr machen wollte, und dass er sie gefragt hatte, wem er sie anvertrauen sollte. Da sprach Brangäne: „Herrin, jetzt sagt mir, und lügt mich nicht an, um Gottes willen, wen habt Ihr ihm genannt?" Da sagte ihr Isôt ganz wahrheitsgetreu, wie es zugegangen war. „Ach, törichte Frau!", sprach Brangäne, [13740] „Warum habt Ihr das gesagt? Diese ganze Rede, das höre ich doch, war nur eine List. Ich weiß genau, dass kein anderer als der Truchsess sich diesen Plan ausgedacht hat. Sie wollen Euch nur aushorchen. In Zukunft nehmt Euch besser in Acht: Wenn er noch einmal darauf zu sprechen kommt, dann tut, was ich Euch jetzt sage." [13750] Und sie belehrte ihre Herrin, wie sie antworten sollte und wie sie dieser List am besten begegnen konnte. Marke war in all der Zeit mit zweierlei Leid schwer geschlagen, beide taten ihm weh, der Zweifel und das Misstrauen, die er hatte und nicht loswurde. Er misstraute sehr [13760] seiner herzallerliebsten Isôt, er zweifelte an Tristan, den er nie falsch oder illoyal gefunden hatte. Sein lieber Freund Tristan, sein Glück Isôt, die zwei waren seine ärgste Not: Sie hielten sein Herz und seinen Sinn in ihrer Gewalt. Er misstraute ihr und ihm, er zweifelte an beiden. [13770] Dem gedoppelten Leid folgte er gehorsam, wie es seine Pflicht und Schuldigkeit war: Sobald er sich Isôt zuwenden wollte, um sich der Freude zu ergeben, hielt das Misstrauen ihn zurück. Dem wollte er dann folgen und sich von ihm zur Wahrheit leiten lassen: Weil die ihm aber versagt blieb, quälte ihn der Zweifel wieder, [13780] und so war wieder alles wie zuvor. Was könnte den Freuden der Liebe schädlicher sein als Zweifel und Misstrauen? Was quält ein Herz, das nach Liebe verlangt, mehr als der Zweifel? Das wird in seiner Not an sich selbst irre: Da hat es durch einen unseligen Zufall dieses oder jenes erfahren oder gesehen und könnte
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schwören, jetzt habe es letzte Gewissheit, [13790] aber ehe man auch nur die Hand umdrehen kann, wird alles wieder umgestoßen, und es sieht oder erfährt etwas anderes, das wieder Zweifel weckt und neue Verwirrung stiftet. Zwar tut es alle Welt, gleichwohl ist sehr unklug und eine große Torheit, in der Liebe dem Zweifel Raum zu geben, denn niemand kann mit ganzer Seele einen Menschen lieben, [13800] an dem er zugleich zweifeln muss. Nur noch schlimmer aber macht der seine Sache, der vom Zweifel und vom Argwohn zur Gewissheit vordringt, denn wenn er sein Ziel erreicht und weiß, was er vorher nur argwöhnte, wird ihm ebendas, was er mit solch unermüdlichem Eifer zu erjagen gesucht hatte, die Wahrheit, zur Quelle größten Unglücks. [13810] Jene beiden Übel, die ihn früher quälten, wären ihm jetzt eine Wohltat. Wenn es nur möglich wäre, würde er gerne Zweifel und Argwohn wiederhaben und ja niemals die unwiderlegliche Wahrheit finden. So kommt es, dass ein Übel neue Übel hervorbringt, und wenn die ärger werden und schlimmer, [13820] so erscheint uns das frühere Übel gut. So schlimm Zweifel in der Liebe ist, ist er doch nicht so schlimm und weit leichter zu ertragen als der gewisse Hass. Im Übrigen ist es nun einmal unvermeidlich: Liebe bringt unweigerlich Zweifel hervor. Wo Liebe ist, ist auch Zweifel, damit muss die Liebe leben. So lange sie zweifelt, [13830] so lange kann ihr noch geholfen werden; wenn sie die Wahrheit erblickt, ist sie verloren. Auch hat die Liebe einen eigentümlichen Charakterzug, der, ihr selbst am meisten zum Schaden, schon viel Unheil und Unruhe gestiftet hat: Wo ihre Sache ganz nach ihren Wünschen gerät, da strengt sie sich nicht an, zu behalten, was sie hat, und gibt es sehr leicht auf; wo sie aber zweifelt, [13840] da lässt sie nicht los, es zieht sie hin mit unwiderstehlicher Macht: Dem Zweifel spürt sie lauernd nach und strebt mit größerem Eifer nach unseliger Gewissheit als nach dem Glück, das sie gewinnen und festhalten könnte. Diese verrückte Verhaltensweise machte sich auch Marke ganz zu Eigen; von früh bis spät [13850] sann er mit leidenschaftlichem Verlangen darauf, wie er dem Zweifel und dem Argwohn ein Ende machen und zur gewissen Wahrheit seines Unglücks kommen könnte: Das war sein Wunsch und sein Begehren. Eines Nachts geschah es wieder - das hatten er und Marjodô zusammen ausgeheckt - , [13860] dass er seine List an Isôt versuchte und sie listig aushorchen wollte. Da ging das Ding aber anders herum: mit dem Strick, den er ihr schlau zur Schlinge knüpfte, fing die Königin den König, ihren Herrn - und mit der Klugheit, die Brangäne sie gelehrt hatte. [13870] Brangänes Rat war ihr sehr nützlich, und ihnen beiden half, dass List gegen List ein gutes Mittel ist. Der König drückte die Königin ganz fest an sein Herz und küsste sie viele Male auf die Augen und den Mund. „Schöne", sprach er, „nichts auf der Welt ist mir so recht von Herzen lieb 163
als Ihr allein; dass ich nun von Euch Abschied nehmen muss, [13880] Gott im Himmel sei's geklagt, das bringt mich schier um den Verstand." Die Königin hatte ihre Lektion gelernt und parierte Schlauheit mit Schläue. Seufzend sprach sie: „Weh mir, ach, es zerreißt mir das Herz! Ach, als Ihr von dieser unseligen Sache spracht, dachte ich, das wäre nur zum Scherz. Jetzt erst höre ich und weiß, [13890] dass es im Ernst geschehen soll." Sie hob an, mit den Augen und dem Mund schmerzliche Klage zur Schau zu stellen, und begann so jämmerlich zu weinen, dass der König in seiner simplen Gutgläubigkeit sich um allen seinen Zweifel betrügen ließ und geschworen hätte, dass ihre Klage von Herzen kam. [13900] Denn an den Frauen ist sonst keine Galle als die, die sie in ihren eigenen Worten offen legen, Verstellung ist ihnen fremd und Falschheit völlig unbekannt, wenn man davon absieht, dass sie, ob ihnen danach zumute ist oder nicht, jederzeit weinen können, sooft es ihnen geboten erscheint. Isôt weinte bitterlich. Der gutgläubige Marke sprach: „Schöne, sagt mir doch, [13910] was habt Ihr, warum weint Ihr?" „Ich habe allen Grund zu weinen", sprach Isôt, „wenn ich klage, so, weil ich in meiner großen Not nicht anders kann. Ich arme Frau bin hier in einem fremden Land, ich habe nur dieses eine Leben und soviel Verstand, wie ich eben habe. Die zwei sind ganz Euch und Eurer Liebe hingegeben, so dass ich meinen Sinn an nichts hängen [13920] und nichts lieben kann als Euch allein. Mir ist nichts von Herzen lieb als Ihr, und ich weiß doch genau, dass Ihr mich nicht so gern habt, wie Ihr tut und sagt. Dass Ihr je den Gedanken ernstlich in Erwägung ziehen konntet, fortzureisen und mich in diesem fremden Land zurückzulassen, zeigt mir, wie wenig Euch an mir liegt, [13930] und so kann ich nie mehr froh und glücklich werden." „Nicht doch, Schöne", sprach er da, „Euch sind ja Land und Leute Untertan, die gehören Euch so gut wie mir; Ihr seid ihre Herrin, alles steht zu Eurem Gebot: Jeder Wunsch wird Euch erfüllt, Ihr braucht nur zu befehlen. Und während meiner Abwesenheit [13940] wird sich mein fein gebildeter Neffe Tristan bestens um Euch kümmern. Der ist besonnen und klug und immer eifrig darum bemüht, Euch glücklich zu machen und Eure Herrlichkeit zu mehren. In den setze ich alles Vertrauen, das er verdient. Er hat Euch lieb [13950] und mich und wird alles tun, Euch und mir zu gefallen." „Herr Tristan?", sprach die schöne Isôt. „Wahrhaftig, lieber wollte ich tot und begraben sein, als je mein Einverständnis dazu geben, dass ich ihm anbefohlen würde. Dieser Heuchler weicht mir nicht von der Seite, ständig streicht er schmeichelnd um mich herum [13960] und sagt mir, wie lieb ich ihm sei. Aber Gott sieht ihm ins Herz und weiß, was es mit seiner treuen Anhänglichkeit auf sich hat. Und ich selber kenne ihn auch gut genug: Er hat mir meinen Oheim erschlagen
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und fürchtet meine Rache. Darum und aus keinem anderen Grund umschmeichelt er mich unablässig und umwirbt mich listig und tut mir schön, dieser Heuchler, [13970] und hofft so meine Freundschaft zu gewinnen. Aber das verfängt nicht, alles Schmeicheln hilft ihm wenig: Weiß Gott, wenn Ihr nicht wärt und ich nicht Euch zuliebe noch mehr als aus Rücksicht auf meine Würde freundlich täte, dann würde ich ihm gewiss nie einen freundlichen Blick schenken. [13980] Da es nun einmal nicht zu vermeiden ist, dass ich ihn höre und sehe, so lasse ich es mir wohl oder übel gefallen, aber mit dem Herzen bin ich nicht dabei, und auf meine Treue kann er nicht zählen. Ich habe mich ihm, das könnt Ihr mir glauben, oft und bei vielen Gelegenheiten zugewendet, doch immer mit herzlosen Augen und lügnerischem Mund [13990] und nur, um mich nicht dem Vorwurf auszusetzen, den man uns Frauen so oft macht: Wir seien, sagt man, den Freunden unserer Männer feind. Aus diesem Grund habe ich ihn oft mit lügenhaften Blicken und falscher Herzlichkeit so gründlich betrogen, dass er jeden Eid geschworen hätte, meine Freundlichkeit käme von Herzen. Herr, darauf dürft Ihr nichts geben. [14000] Euer Neffe, Herr Tristan, der darf keinen einzigen Tag lang mein Beschützer sein. Wenn Ihr meine Bitte erhören wollt, seid so gut, dann kümmert Euch auf Eurer Reise selbst um mich: Wo Ihr hingeht, dahin will ich Euch begleiten, wenn nicht Ihr selbst es mir verbietet oder der Tod dazwischentritt." So ging Isôt heuchlerisch ihrem Herrn und Ehemann um den Bart, [14010] bis sie ihm Zweifel und Zorn ganz abgeschmeichelt hatte und er geschworen hätte, dass sie es ehrlich meinte. Marke, der Zweifler, war da wieder auf gebahnten Weg gekommen. Seine Liebste hatte ihn von Zweifel und Argwohn erlöst: Alles, was sie sprach und tat, gefiel ihm wohl. [14020] Der König berichtete auch gleich dem Truchsess haarklein und in aller Ausführlichkeit, was sie ihm geantwortet und gesagt hatte und dass an ihr nicht das kleinste bisschen Verrat sei. Das gefiel dem Truchsess gar nicht, und er war tief enttäuscht, indes redete er dem König weiter zu und erklärte ihm, wie er Isôt [14030] noch einmal auf die Probe stellen sollte. In der Nacht, als Marke wieder ein Bettgespräch mit ihr führte, stellte er ihr tückisch eine neue Fangfrage und lockte sie wieder in die Falle. „Seht", sprach er, „meine Dame, ich glaube, auf uns kommen schlimme Zeiten zu. Jetzt würde ich Euch gerne prüfen und mich davon überzeugen, dass eine Frau sehr wohl ein Reich regieren kann. [14040] Meine Dame, ich muss fort in den Krieg, und Ihr bleibt hier bei den Meinen. Alle, die mir wohlwollen, Verwandte wie Vasallen, werden Euch bereitwillig zugestehen, was Ihr an Gut und Ehre von ihnen fordert, die Damen und Gefolgsleute aber, die Ihr nicht in Eurer Nähe haben wollt und die nicht Euer Wohlgefallen finden, [14050] die schickt alle fort: Um 165
Euch und auf Eurem Land soll niemand bleiben, der Euch widerwärtig ist, damit nichts Euer Auge oder Ohr beleidige. Ich selber will mein Herz und meinen Sinn niemandem in Liebe zuwenden, dem Euer Herz nicht gnädig ist, das verspreche ich Euch. Seid immer froh und heiter [14060] und macht alles so, wie es Euch gefällt, damit bin ich gerne einverstanden. Und da mein Neffe Tristan Eurem Herzen zuwider ist, will ich ihn vom Hof entfernen, er soll aus dem Haus, sobald sich eine passende Gelegenheit findet. Er soll nach Parmenîe heimkehren und sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern, das ist das Beste für ihn und das Reich." [14070] „Ihr seid sehr gnädig, Herr", sprach Isôt, „und meint es gut mit mir. Da ich nun davon überzeugt sein kann, dass Ihr besten Willens seid, nichts gern zu haben, was mein Herz betrübt, so scheint es mir nur recht, dass ich in allen Dingen, die Euch Wohlgefallen und behagen, Eurem Willen nachgebe, so weit ich irgend kann, [14080] und mich von früh bis spät darum bemühe, Eurer Ehre mit Rat und Tat zu dienen. Überlegt Euch genau, Herr, was Ihr tut: Mein Rat und mein Wille ist es nicht und wird es niemals sein, dass Ihr Euren Neffen je von Eurem Hof entfernt, denn ich hätte die Schande davon; man würde ja sofort [14090] am Hof und im ganzen Land herumerzählen, ich hätte Euch aus Rachedurst und Hass dazu gedrängt, weil er mir meinen Oheim erschlagen hat. Da entstünde viel Gerede, das mir Schande und Euch keine Ehre machte. Ich werde dem niemals zustimmen, dass Ihr mir zuliebe einen Freund verstoßt [14100] oder um meinetwillen irgendjemanden kränkt oder hasst, der in Eurer Huld steht. Ihr müsst auch dies bedenken: Wenn er fort ist, wer beschützt dann Eure zwei Länder? Die sind bei einer Frau nicht gut und sicher aufgehoben. Wer zwei Königreiche recht und in Ehren regieren soll, [14110] der braucht Verstand und Courage. Wenn Ihr den Herrn Tristan nicht hier lasst, damit er den Ländern beisteht, dann sind die zwei Länder herrenlos. Keiner bringt es je wie er dahin, dass alle tun und lassen, wie er will. Wenn Krieg und Fehde ausbricht - damit muss man immer rechnen und jederzeit darauf vorbereitet sein - , [14120] dann kann es leicht geschehen, dass die Sache unglücklich ausgeht: So wird man mir anklagend und voll Erbitterung immer wieder den Herrn Tristan vorhalten, und allenthalben wird es heißen: ,Wäre Tristan hier gewesen, dann stünden wir jetzt besser da!' Und sie werden mir alle [14130] in lautstarker Einigkeit den Vorwurf machen, ich hätte ihn Euch und ihnen zum Schaden um Eure Gunst gebracht. Herr, lasst das besser sein. Überlegt Euch die Sache noch einmal, denkt gründlich darüber nach. Entweder lasst mich mit Euch reiten, oder vertraut ihm die Regentschaft an. Was für Gefühle auch immer ich gegen ihn im Herzen trage, [14140] so ist es mir doch lieber, ihn in meiner 166
Nähe zu haben als einen anderen Mann, der uns nur hinderlich ist und uns gar noch zu Fall bringt." Der König erkannte da sofort, dass ihr Herz darauf bedacht war, Tristans Ehre ungeschmälert zu erhalten, und fiel in seinen alten Zweifel und Argwohn zurück. Da war er nun mehr denn je der [14150] Zorngalle ausgeliefert und wurde ganz von ihr beherrscht. Isôt berichtete auch dieses Mal Brangäne ausführlich, was sie gesprochen hatten, und teilte ihr alles haarklein mit. Das missfiel Brangäne sehr, dass sie das gesagt hatte und dass das Gespräch so verlaufen war. Eine neue Lektion erteilte sie ihr und brachte ihr bei, was sie beim nächsten Mal sagen sollte. [14160] In der Nacht, als die Königin wieder zu ihrem Herrn ins Bett kam, nahm sie ihn in ihre Arme: Sie hielten einander umschlungen, sie küssten einander, an ihre sanften, weichen Brüste drückte sie ihn fest, und sie begannen wieder ihr hinterhältiges Spiel mit Antwort und Frage. „Herr", sprach sie, [14170] „seid so gut und sagt mir: Habt Ihr da im Ernst geredet, als Ihr mir das von Herrn Tristan sagtet, ich meine, dass Ihr ihn mir zuliebe nach Hause schicken wollt? Wenn ich das glauben könnte, wollte ich Euch gerne dafür danken, heute und mein Leben lang. Herr, es ist nicht so, dass ich Euch weniger vertraute [14180] als ich kann und soll, nur fürchte ich, Ihr wollt mich vielleicht auf die Probe stellen. Wüsste ich aber gewiss, dass Ihr mir tatsächlich, wie Ihr gesagt habt, aus den Augen schaffen wollt, was mir verhasst ist, dann würde ich daran erkennen, dass Ihr mich wirklich lieb habt. Ich hätte Euch längst, [14190] wenn ich es nur über mich gebracht hätte, darum gebeten; denn ich weiß wohl, was ich von ihm zu erwarten habe, wenn ich ihn zu lang in meiner Nähe dulde. Nun, Herr, bedenkt dies, unbeirrt von meinem Hass: Wenn er in Eurer Abwesenheit die Reichsgeschäfte führt und Euch etwas zustößt, [14200] wie es im Krieg ja leicht geschehen kann, dann nimmt er mir die Krone und das Reich. Da habt Ihr es, da seht Ihr, was mir von ihm droht. Nun sorgt dafür, dass es gut wird, tut wie ein wahrer Freund: Erlöst mich von dem Herrn Tristan, das ist wohl getan; schickt ihn heim in sein Land oder befehlt ihm, dass er Euch auf Eurem Zug begleite - [14210] mich gebt in die Obhut des Truchsessen Marjodô. Könntet Ihr Euch aber dazu entschließen, mich mitzunehmen auf Eure Fahrt, so könnte meinetwegen hier regieren und herrschen, wer will, wenn ich nur bei Euch sein dürfte. Im Übrigen lasst Euch von alledem nicht beeinflussen, sondern verfahrt mit den Ländern und mit mir, wie es Euch selbst gut dünkt. [14220] Das ist mein Wille und meine Absicht, nichts anderes habe ich im Sinn, als Eurem Willen Genüge zu tun: Land und Leute stehen in Eurer Hand." So tat sie ihrem Herrn schön, bis sie ihn wieder dazu brachte, den 167
Zweifel aufzugeben, und er wieder davon abkam, ihrem Herzen und ihrer Liebe zu misstrauen, [14230] und wieder die Königin für ganz unschuldig hielt und keiner Missetat fähig. Den Truchsess Marjodô aber hielt er für einen Lügner durch und durch, dabei hatte der ihm die reine Wahrheit von ihr gesagt. Als nun der Truchsess sah, [14240] dass es nicht so ging, wie er gern wollte, versuchte er etwas Neues. Da war ein Zwerg am Hof, der hieß, so heißt es, Melôt Petit von Aquitanien und verstand sich angeblich darauf, verborgene Dinge nachts in den Gestirnen zu sehen. Ich selber will von ihm nichts berichten als das, was in dem Buch geschrieben steht. [14250] Da aber, in der wahren Geschichte, finde ich zu seiner Person nur die Auskunft, er sei durchtrieben und listig und redegewandt gewesen. Er ging beim König ein und aus und hatte auch Zutritt zur Kemenate. Da redete der Truchsess ihm zu, er solle, wenn er zu den Damen käme, ein Auge auf Tristan und die Königin haben; [14260] vielleicht könnte er ihm helfen, einen unumstößlichen Beweis für die Liebe der beiden zu finden, Marke würde ihn reich dafür belohnen und ihm immer dankbar sein. An dieses Geschäft wandte nun der Zwerg unermüdlich alle seine List und Tücke: Immer wachsam achtete er genau auf ihre Worte und ihr Benehmen [14270] und entdeckte bald an den Liebenden die Liebe: Sie gingen so sanft vertraut miteinander um, dass Melôt ohne weiteres die untrüglichen Zeichen der Liebe sah. Er teilte es auch gleich Marke mit, dass da tatsächlich Liebe sei. So trieben die drei dies Spiel, Melôt und Marke und Marjodô, [14280] und verfielen schließlich auf den Gedanken: Wenn man Tristan vom Hof entfernte, so würde an den beiden die Wahrheit für jedermann sichtbar zu Tage treten. Dieser Plan wurde auch gleich in die Tat umgesetzt: Der König bat seinen Neffen, er möge aus Rücksicht auf seine eigene Ehre [14290] die Kemenate meiden und sich auch sonst an keinem Ort aufhalten, wo er einer von den Damen begegnen könnte - am Hof werde geredet, und man tue gut daran, sich vor allem in Acht zu nehmen, woraus ihm und der Königin Schaden und Peinlichkeiten erwachsen könnten. Wie er gebeten und geboten hatte, so geschah es fortan: [14300] Tristan ließ sich überall dort, wo die Damen ein und aus gingen, nicht mehr sehen, die Kemenate und den Palas betrat er nicht mehr. Die Leute am Hof wurden jetzt erst so recht auf ihn aufmerksam, es fiel ihnen auf, dass er sich so rar machte, und sie kommentierten es zu seinem Ärger mit bösartigen Reden und sprachen schlecht von ihm. Allenthalben musste er immer neue Schmähungen hören. [14310] Er und Isôt brachten ihre Zeit mit Sorgen hin, Traurigkeit und Jammer machte ihnen beiden schwer zu schaffen. Sie hatten Kummer 168
und noch einmal Kummer: Markes Argwohn machte ihnen Kummer, und sie litten Kummer, weil sie nicht zusammenkommen und miteinander reden konnten. Beide siechten dahin, [14320] unaufhaltsam schwanden ihnen Mut und Lebenskraft, bleich und blass wurden sie und sahen immer schlechter aus: Der Mann verzehrte sich nach der Frau, die Frau verzehrte sich nach dem Mann, nach Isôt Tristan, nach Tristan Isôt. Es war für beide ein harter Zwang. Es wundert mich nicht, [14330] dass ihre Not eins war und ihr Leid ungeschieden, sie hatten ja auch nur ein einziges Herz und einen Sinn gemeinsam; ihrer beider Übel, ihrer beider Wohlsein, ihrer beider Tod, ihrer beider Leben, die waren innig miteinander verwoben: Was einem von den beiden arg war, das bekam auch das andere zu spüren, was dem einen wohl tat, [14340] empfand auf der Stelle auch das andere. Sie waren beide miteinander im Bösen und im Guten völlig eins: Ihr gemeinsames Herzeleid war ihnen ins Gesicht geschrieben, ihre Farbe konnte die Liebe kaum verleugnen. Marke bemerkte das auch sofort und sah den beiden an, [14350] dass die Trennung und Entfremdung ihnen nahe ging: Wenn sie nur gewusst hätten, wie sie es einrichten konnten, wären sie gern zusammengekommen. Ihm kam ein Gedanke, wie er sie in Versuchung führen konnte. Sogleich befahl er den Jägern, sich bereit zu machen, sie sollten mit den Hunden in den Wald. Er ließ ihnen ausrichten und am Hof bekannt geben, [14360] er wollte zwanzig Tage jagen; wer etwas vom Waidwerk verstehe oder sich gern die Zeit damit vertreiben wolle, sei eingeladen, ihn zu begleiten. Er verabschiedete sich von der Königin und sagte ihr, sie möge es sich gut gehen lassen daheim, wie es ihr beliebe. Verstohlen befahl er dem Zwerg Melôt, [14370] Tristans und Isôts Heimlichkeiten listig zu belauschen und auszuforschen, er werde ihm immer dafür dankbar sein. Er selber machte sich unter großem Getöse auf in die Wälder, sein Jagdgenosse Tristan blieb daheim: Seinem Oheim hatte er ausrichten lassen, er sei krank. [14380] Den kranken Jägersmann zog es auf seine eigene Pirsch. Er und Isôt blieben ihrem Kummer überlassen und schweiften mit Gedanken angestrengt suchend umher: Wie konnten sie es mit aller Vorsicht bewerkstelligen, einander zu sehen? Sie konnten es aber nicht erdenken. [14390] In dieser Zeit nun ging Brangäne zu Tristan, denn sie wusste wohl, dass seine Liebesschmerzen ernst waren. Sie klagte ihm, er klagte ihr, er sprach: „Ach, Reine, sagt mir doch, wie ist diesem Jammer abzuhelfen? Was sollen wir tun, ich und die arme Isôt, damit wir nicht zugrunde gehen? [14400] Ich weiß nicht, wie wir es anstellen sollen, dass wir unser Leben behalten." „Was für einen Rat kann ich Euch geben?", entgegnete die Treue. „Ach, es muss Gott im Himmel reuen, dass wir je geboren wurden. Wir alle drei haben unser Glück und unsere Ehre verloren, wir können nie mehr so froh und
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frei werden wie früher. [14410] Wehe, Isôt! Wehe, Tristan! Dass ich Euch je begegnet bin, dass von mir dieses ganze Unglück über Euch kam! Und ich weiß keinen Rat und keinen Kniff, Euch zu helfen, ich kann nichts finden, was Euch etwas nützt, ich weiß nur so gewiss wie meinen Tod, dass das Schlimmste zu befürchten ist, wenn Ihr noch lange [14420] so streng bewacht und unterjocht leben müsst. Da etwas Besseres nicht zu haben ist - ich meine: jetzt, solange Ihr aus unserer Nähe verbannt seid - , so tut, was ich Euch rate. Wenn Ihr seht, dass sich eine Gelegenheit ergibt, dann nehmt einen Olbaumzweig und schnitzt lange Späne davon ab. Die zeichnet Ihr, doch [14430] nur mit einem Τ an einem Ende und am anderen mit einem I: Schreibt lediglich die Anfangsbuchstaben von Euren Namen, tut nichts dazu und nehmt nichts davon weg und geht in den Baumgarten. Ihr kennt bestimmt das Bächlein, das da von der Quelle kommt und vor der Kemenate vorbeifließt: Da hinein werft einen Span [14440] und lasst ihn hinuntertreiben vor die Tür der Kemenate. Dahin gehen wir oft, ich und die trostlose Isôt, und weinen über unser Leid. Wenn wir ihn da sehen, so wissen wir, dass Ihr oben bei der Quelle seid, dort im Schatten des Ölbaums. Da haltet Ausschau und passt auf: [14450] Bald kommt sie mit Verlangen dahin, meine Herrin und Eure Geliebte, und ich auch, wenn es möglich ist und Ihr es erlaubt. Herr, die kurze Frist, die ich noch zu leben habe, will ich mit Euch zweien hinbringen und will für Euch beide leben und Euch leben helfen. Könnte ich Euch eine Stunde [14460] schenken, die Ihr zwei in Freuden lebtet, wollte ich gerne tausend meiner Stunden dafür geben, alle meine Tage würde ich gern so verkaufen, um Euer Leid zu lindern." „Danke, Schöne", sprach Tristan. „Ihr habt Treue und Ehre, kein Zweifel: Nie war in einem Herzen mehr davon verborgen als in Eurem. [14470] Wenn irgend Heil an mir wäre, wollte ich es an Euch wenden zu Eurem Glück und Eurer Ehre, das bin ich Euch schuldig. So jämmerlich es aber jetzt darum bestellt ist, da mein Glücksrad feststeckt, würde ich doch, wenn ich nur wüsste, wie es zu machen wäre, gerne meine Tage und Stunden hergeben und mein eigenes Leben verkürzen, um Euch Freude zu erkaufen, das könnt Ihr mir getrost glauben." [14480] Und weinend sprach er: „Ach, treue, wunderbare Frau!" und umarmte sie und drückte sie ganz fest und innig an sich. Ihre Augen und ihre Wangen küsste er unter großen Schmerzen oft und immer wieder. „Schöne", sprach er, „nun handelt mit Güte und wie es die Treue erfordert, nehmt Euch [14490] meiner und der herrlichen Isôt an, die sich in Sehnsucht verzehrt, kümmert Euch um uns beide, um sie und um mich." „Gerne, Herr, das will ich tun. Wenn Ihr erlaubt, ich muss jetzt gehen. Tut, wie ich es Euch gesagt habe, und quält Euch nicht zu sehr." „Gott behüte Eure Ehre und Euren schönen Leib." [14500] Unter Tränen verneigte
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sich Brangäne und ging traurig fort. Der traurige Tristan schnitzte und warf die Späne, wie seine Ratgeberin Brangäne ihm in seiner Not empfohlen hatte. So kamen er und seine Dame Isôt zu der Quelle im Schatten des Baums und zu einem lauschigen Stelldichein. Das geschah in acht Tagen genau achtmal, [14510] und niemand bekam etwas davon mit, kein Auge sah es. Eines Nachts jedoch, als Tristan wieder dorthin ging, passierte es, dass der verfluchte Zwerg Melôt, des Teufels Werkzeug, ich weiß nicht, durch welchen bösen Zufall, ihn bemerkte. Er schlich ihm nach und sah ihn zu dem Baum gehen [14520] und dort stehen, bis nach einer kurzer Weile eine Dame zu ihm kam, die er in seine Arme schloss. Wer aber die Dame war, das konnte der Zwerg nicht erkennen. Am nächsten Tag ging Melôt der Sache in aller Stille weiter nach: Kurz vor Mittag machte er sich auf, wohl versehen mit heuchlerischen Klagen, [14530] und trug unter dem Gewand verborgen viel böse Tücke. So kam er zu Tristan. „Wahrhaftig, Herr", sprach er, „ich habe viel Angst ausgestanden auf dem Weg hierher, denn Ihr werdet so scharf beobachtet und belauert, dass es mir nicht leicht gefallen ist, das könnt Ihr mir glauben, mich unbemerkt zu Euch zu schleichen. Ach, die treue Isôt, die edle Königin, [14540] erbarmt mich von Herzen, die muss in diesen Tagen große Schmerzen um Euch leiden. Sie hat mich gebeten, zu Euch zu gehen, denn sie hat sonst niemanden, dem sie diese Botschaft anvertrauen wollte. Sie bat mich und befahl mir, Euch von ihr zu grüßen und von ganzem Herzen, [14550] und ich soll Euch dringend bitten, dass Ihr Euch zu einem Gespräch mit ihr einfinden mögt dort - Ihr wisst schon, wo, ich weiß es nicht - , wo Ihr das letzte Mal mit ihr beisammen wart. Und Ihr sollt darauf achten, dass Ihr genau zur gewohnten Zeit und Stunde kommt - ich weiß nicht, was sie damit sagen will. Glaubt mir, ihr Leid und Euer Kummer [14560] sind mir schmerzlicher als irgendetwas sonst. Nun, mein Herr Tristan, gnädiger Herr, wenn Ihr erlaubt, will ich fort. Wenn ich ihr etwas von Euch ausrichten soll, bitte schön. Ich getraue mich nicht, noch länger hier zu bleiben: Die Leute des Königs könnten mir auf die Schliche kommen, das müsste ich vielleicht bitter büßen. Sie meinen ja alle und sagen, [14570] was zwischen Euch und ihr ist, das wäre alles auch mein Werk. Das will ich aber vor Gott versichern und vor Euch beiden, dass ich nie auch nur mit einem Wort dazu geraten habe." „Mein Lieber", sprach Tristan, „das hat Euch wohl geträumt! Was für Geschichten erzählt Ihr mir da? Was glauben die Leute des Königs? Was ist zwischen meiner Herrin und mir? Fort! Schnell fort, verfluchter Kerl! [14580] Und lasst Euch von mir sagen und versichern: Ließe ich nicht alles hingehen, was dieser oder jener glaubt und redet schon weil es mir allzu verächtlich ist - , dann hättet Ihr nie mehr Gelegenheit, bei Hofe davon zu berichten, was Euch hier geträumt hat." 171
Melôt ging fort und ritt eilig in den Wald zu Marke. Dem sagte er, er wisse jetzt ganz sicher, [14590] dass er der Wahrheit endlich auf den Grund gekommen sei, und erzählte ihm, wie es da an der Quelle zugegangen war. „Ihr könnt Euch selbst davon überzeugen", sprach Melôt. „Herr, wenn Ihr wollt, dann reitet heute Abend mit mir da hin. Ich weiß es so gewiss wie nur irgendetwas - wie auch immer sie es arrangieren mögen - , dass sie heute Nacht beide dorthin kommen. [14600] Da könnt Ihr dann selber sehen, was sie miteinander treiben." Der König ritt mit Melôt hin, sein Unglück auszuspähen. Als sie nun nachts in den Baumgarten kamen und sich umsahen, da fanden der König und der Zwerg kein Versteck und keinen geeigneten Ort, [14610] wo sie sich auf die Lauer legen konnten. Nun stand da, wo die Quelle sprudelte, ein Ölbaum, nicht allzu groß und hoch, doch ziemlich breit. Da machten sie sich die Mühe hinaufzuklettern und saßen dort oben und verhielten sich ganz still. Als die Nacht kam, schlich sich Tristan wieder fort. Er kam in den Baumgarten, [14620] nahm seine Boten zur Hand, legte sie ins strömende Wasser und ließ sie hintreiben. Die brachten Isôt, die ihn sehnsüchtig erwartete, sichere Nachricht, dass ihr Geliebter da war. Tristan ging zu einer Stelle oberhalb des Wassers, die im Schatten des Ölbaums lag, da stand er versonnen im Gras [14630] und betrachtete in seinem Herzen seine heimlichen Kümmernisse. So kam es, dass er die Schatten von Marke und Melôt sah, denn der Mond schien mit Macht durch die Zweige des Baums. Als er die verräterischen Schatten von den beiden deutlich wahrnahm, da wurde ihm angst und bange, denn er erkannte [14640] die Gefahr, die da lauerte. „Herr im Himmel", dachte er bei sich, „beschütze Isôt und mich! Wenn sie nicht an diesem Schatten sofort erkennt, dass wir beobachtet werden, so geht sie geraden Wegs zu mir: Das wäre schlimm, dann sind wir verloren. Herr im Himmel, nimm Dich unser beider an in Deiner Güte! [14650] Bewahre Isôt auf diesem Weg, lenke jeden ihrer Schritte, warne die Reine vor diesem Hinterhalt und vor der Bosheit, die da auf uns lauert, dass sie nichts spricht oder tut, was man uns übel deuten kann. Ja, Herr Gott, hab Erbarmen mit mir und ihr. Unsere Ehre und unser Leben [14660] sind heute Nacht in Deine Hand gegeben." Seine Herrin, die Königin, und ihrer beider Freundin, die reine Brangäne, die zwei und sonst niemand gingen, um Ausschau zu halten nach Tristans Boten, in ihren Jammergarten, wo sie immer, wenn sie unbeobachtet waren, einander ihren Kummer klagten. [14670] Da gingen sie betrübt und bedrückt hin und her und redeten von ihrem Liebesleid. Es dauerte nicht lang, da sah Brangäne die Boten kommen, die Späne in der Strömung. Sie winkte ihrer Herrin, die fischte die Späne heraus und sah
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sie an: Da las sie Isôt und las Tristan und nahm gleich ihren Mantel, [14680] den zog sie sich über den Kopf und schlich durch Blumen und Gras hin zu dem Ort an der Quelle, wo der Baum stand. Als sie sich näherte, so dass sie einander sahen, rührte Tristan sich nicht von der Stelle - das war ganz ungewöhnlich: Sonst war er ihr immer schon von weitem entgegengelaufen. Das wunderte Isôt [14690] sehr, sie fragte sich, was das wohl zu bedeuten hatte, und ihr wurde bang ums Herz. Sie ließ traurig den Kopf hängen, beklommen ging sie weiter: Sie fürchtete Schlimmes. Als sie nun so zögernd vorwärts schritt und etwas näher zu dem Baum hin kam, da sah sie die Schatten von drei Männern, wo doch nur einer sein durfte. [14700] Da wusste sie, dass sie beobachtet wurden, und verstand, warum Tristan sich so sonderbar benahm. „Ah, diese Bluthunde!", dachte sie, „Was haben die vor? Wie kommen die hierher? Mein Herr ist hier, ganz bestimmt, irgendwo hier hat er sich versteckt. Ich fürchte, wir sind verraten und verloren. [14710] Herr Gott, beschütze uns! Hilf uns, dass wir hier unsere Ehre nicht verlieren. Herr, bewahre mich und ihn!" Und sie dachte bei sich: „Ob wohl Tristan von dieser bösen Sache weiß, oder ahnt er nichts?" Da musste sie nicht lang überlegen: Er hatte die Lauscher bemerkt, das wurde aus seinem Verhalten deutlich. [14720] In einiger Entfernung von ihm blieb sie stehen und sprach: „Herr Tristan, es kränkt mich tief, dass Ihr, von keinem Zweifel angefochten, mich mit solcher Selbstverständlichkeit für unbedarft und töricht haltet und mir zumutet, mich mitten in der Nacht mit Euch zu einem Gespräch zu treffen. Seht zu, dass Eure Ehre bei Eurem Oheim und bei mir nicht in Verruf gerät, das ist schicklicher und verträgt sich besser mit Euren Treuepflichten [14730] und mit meiner Ehre, als wenn Ihr mich zu so später Stunde und mit soviel Heimlichtuerei zu einer Unterredung einbestellt. Jetzt sprecht: Was wollt Ihr von mir? Ich bin mit großen Ängsten hergekommen und nur, weil Brangäne darauf bestand. Die bat mich inständig und redete, nachdem sie heute von Euch kam, auf mich ein, ich sollte zu Euch gehen [14740] und Eure Klage anhören. Dass ich mich von ihr überreden ließ, das war ein großer Fehler. Sie ist aber hier ganz in der Nähe, zu meiner Sicherheit. Trotzdem wollte ich lieber einen Finger meiner Hand verlieren - es gibt ja so viele übelwollende Menschen - als erleben, dass jemand von diesem Treffen mit Euch erfährt. [14750] Man hat ja eine Menge Klatsch über Euch und mich verbreitet: Die Leute würden es beschwören, dass wir beide einander verfallen sind in hochverräterischer Liebe. Der ganze Hof ist überzeugt davon. Gott aber weiß, was ich in meinem Herzen für Euch empfinde, ja, ich darf sagen: Gott sei mein Zeuge, [14760] und ich wollte immer sündig bleiben, wenn ich Euch je so und von Herzen geliebt hätte. Vor
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Gott erkläre ich, dass ich nie einen Mann begehrt habe und dass mein Herz heute und für alle Zeit jedem Mann verschlossen ist und bleibt, ausgenommen den einen, dem ich die erste Rosenblüte [14770] meiner Jungfernschaft schenkte. Dass mein Herr Marke diesen schlimmen Verdacht gegen mich hegt, Euretwegen, Herr Tristan, ist, weiß Gott, ein großes Unrecht, da er mich doch so genau kennt und weiß, was ich für ihn empfinde. Die Leute, die mich ins Gerede gebracht haben, sind wirklich ganz gedankenlos: Sie kennen mein Herz überhaupt nicht. [14780] Ich habe Euch bestimmt hunderttausendmal Zeichen meiner Gunst gegeben: Das tat ich aus Liebe zu dem, dem ich meine Liebe schuldig bin, und nicht aus Treulosigkeit, bei Gott. Jedem, ob Ritter oder Knappe, so glaubte ich und dachte, das sei recht und billig, und mache auch mir selber große Ehre, jedem, der meinem Herrn Marke lieb ist oder gar verwandt, [14790] sollte ich Ehre erweisen. Und jetzt wird mir das so missdeutet! Aber ich will Euch doch niemals feind sein, mögen sie auch noch so viele Lügen verbreiten. Herr, jetzt sagt mir, was Ihr mir zu sagen habt, denn ich will gehen; ich kann nicht länger hier bleiben." „Glückselige Herrin", sprach Tristan, „ich zweifle nicht, dass Ihr, wenn Ihr darauf hoffen könntet, jemanden damit zu überzeugen, [14800] gern reden wolltet und tun, was Tugend und Ehre gebieten. Aber sie lassen es nicht zu, diese Lügner, die Euch ein Verhältnis mit mir angedichtet und uns um die Gunst meines Herrn gebracht haben: Das haben wir doch nicht verdient und sind, Gott weiß es wohl, vollkommen unschuldig. Nun, allerbeste, hochmögende Frau Königin, bedenkt [14810] und überlegt, dass ich vor Euch und ihm so ganz unschuldig bin, redet mit meinem Herrn und sagt ihm dies: Er möge seiner Courtoisie zu Ehren seinen Zorn und seinen Hass gegen mich, der doch nichts verbrochen hat, verbergen und mit feinem Anstand zügeln, acht Tage lang, mehr nicht. So lange möge er und mögt auch Ihr [14820] den Schein wahren und mich so behandeln, als ob ich noch Eure Gnade hätte; ich aber werde diese Zeit benützen, um meine Abreise vorzubereiten. Wir verlieren alle unsere Ehre, mein königlicher Herr und Ihr und ich, wenn Ihr Euch in Eurem Verhalten mir gegenüber die Ungnade anmerken lasst, die mich forttreibt. Dann werden unsere Feinde sagen: „Ja, es war eben doch etwas dran an der Geschichte! [14830] Nicht ohne Grund hat der Herr Tristan so im Bösen vom König Abschied genommen." „Mein Herr Tristan", sprach Isôt, „ich will lieber sterben als meinen Herrn zu bitten, er möge mir zuliebe irgendetwas tun oder lassen, was Euch angeht. Ihr wisst ja doch genau, dass ich nun schon so lange Zeit [14840] wegen Euch in Ungnade bei ihm bin, und wüsste und erführe er davon, dass ich zu dieser Stunde bei Euch bin, alleine und mitten in der Nacht, dann wäre auch der letzte Rest an guter Meinung dahin, und er
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könnte mich nie mehr lieben und achten. Wenn es jemals soweit kommt, so weiß ich wahrhaftig nicht zu sagen, warum, und ich frage mich verzweifelt, [14850] wie mein Herr Marke überhaupt dazu gekommen ist, mich zu verdächtigen, oder wer ihm das eingeflüstert hat. Ich habe ja niemals in Eurem Benehmen etwas bemerkt - und so etwas bemerkt eine Frau doch sofort - , was als Ermunterung zu etwas Unrechtem zu deuten gewesen wäre, und ich für meinen Teil war im Umgang mit Euch auch nie treulos oder leichtsinnig. Ich weiß nicht, was uns in diese Not gebracht hat, [14860] aber es steht zum Erbarmen schlecht um uns, dem allmächtigen Gott sei es geklagt, auf dass Er, solange noch Zeit ist, sich unserer Sache annehme und sie bessere und richte. Jetzt, mein Herr, wenn Ihr erlaubt, will ich gehen, geht auch Ihr. Eure Kümmernis und Plage sind mir, weiß Gott, arg. Ich hätte viele gute Gründe, Euch zu hassen, [14870] doch will ich jetzt nichts mehr davon wissen: Es erbarmt mich, dass Ihr meinetwegen schuldlos soviel Leid erdulden müsst; darum will ich Euch verzeihen, und wenn es wirklich soweit kommt, dass Ihr fortmüsst, Herr, so möge Gott Euch schützen, und die Himmelskönigin [14880] soll Euch behüten. Was Eure Bitte betrifft, die ich ausrichten soll, so wollte ich, wenn ich nur wüsste, dass mein Rat irgend Kraft hat, gern nach meinem besten Willen und Wissen so raten und tun, dass Euch damit geholfen ist. Ich fürchte aber sehr, dass er es mir übel auslegen wird. Mag es indes gehen, wie es will, [14890] und mir noch so gefährlich werden, soll es Euch doch zugute kommen, dass Ihr nie treulos an mir und meinem Herrn gehandelt habt. Ich will es auf gut Glück versuchen und Eure Botschaft ausrichten, so gut ich nur kann." „Ihr seid sehr freundlich, Herrin", sprach Tristan, „und lasst mich sogleich wissen, wie er es aufgenommen hat. Wenn ich aber etwas bemerke [14900] und vielleicht so von hier Abschied nehmen muss, dass ich Euch nie mehr wiedersehe, dann mögen Euch, tugendreiche Königin, was immer aus mir werden mag, alle himmlischen Heerscharen segnen. Gott weiß wohl, dass Erde und Meer nie eine so reine Frau getragen haben. Herrin, Eure Seele und Euren Leib, Eure Ehre und Euer Leben [14910] möge Gott behüten." So trennten sie sich. Die Königin ging seufzend und traurig hin, ameirend und amourend, mit heimlichen Schmerzen an Leib und Seele. Tristan, der die Tristesse in seinem Namen trug, ging auch voller Trauer weg, bitterlich weinend. [14920] Der traurige Marke aber, der da auf dem Baum saß, war deswegen traurig und zu Tode betrübt, weil er seinen Neffen und seine Frau so schlimmer Dinge verdächtigt hatte; die ihn dazu verführt hatten, die verfluchte er tausendmal im Herzen und mit Worten. Er warf [14930] dem Zwerg Melôt zornig vor, er habe ihn be-
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trogen und seine reine Frau bei ihm verleumdet. Sie stiegen von dem Baum und ritten zurück zu der Jagdgesellschaft mit Jammer und Leid. Doch litten Marke und Melôt verschiedene Schmerzen: Melôt schmerzte der Vorwurf, er sei ein Betrüger, [14940] Marke sein eigener Argwohn: dass er seinen Neffen und seine Frau und am allermeisten sich selbst so bekümmert und ins Gerede bei Hof und im ganzen Land gebracht hatte. Am Morgen in aller Frühe ließ er den Jägern sagen, sie sollten bleiben und weiter jagen, er selbst kehrte heim. [14950] „Sagt, Frau Königin", sprach er, „wie habt Ihr Euch die Zeit vertrieben unterdessen?" „Herr, meine Müh und Plage war unnötiger Kummer, mein müßiges Vergnügen aber waren die Harfe und die Leier." „Unnötiger Kummer?", sprach Marke. „Was für einer, und wie kam das?" Da lächelte Isôt und sprach: [14960] „Es kam und kommt so, wie es eben kommt, heute und allezeit: Traurigsein und Jammern ohne Grund, das ist nun einmal meine und aller Frauen Art; so reinigen wir die Herzen und läutern die Augen. Wir machen uns oft in aller Stille aus nichts ein großes Leid und vergessen es nach einer Weile wieder." So trieb sie ihren Scherz mit ihm. [14970] Doch hörte Marke aufmerksam zu und achtete genau auf ihre Worte, und was sie wohl meinte. „Nun, meine Dame", sprach er, „sagt mir, weiß jemand hier, oder wisst Ihr, wie es Tristan geht? Man sagte mir neulich, als ich auf die Jagd ritt, er fühle sich nicht wohl." „Herr, da hat man Euch die Wahrheit gesagt", entgegnete ihm die Königin. [14980] Sie hatte dabei die Liebe im Sinn: Sie kannte ja sein Leiden und wusste, dass seine Beschwerden von der Liebe kamen. Da fragte der König weiter: „Das wisst Ihr? Wer hat Euch das gesagt?" „Ich weiß nur, was ich eben denke und was Brangäne mir von seiner Krankheit sagte; sie war gestern bei ihm [14990] und richtete mir aus, ich solle seine Klage und seine Botschaft Euch vortragen und Euch bitten, Ihr möchtet um Gottes Willen nicht so arg nach seiner Ehre trachten und Euren Zorn gegen ihn noch acht Tage lang im Zaum halten: Während dieser Zeit wird er seine Reisevorbereitungen treffen. Verabschiedet ihn mit allen Ehren, [15000] wenn er dann Euren Hof verlässt und fortzieht von dem Land. Darum bittet er uns beide." Und sie trug ihm alles vor, wie er es bei der Quelle gesagt hatte und wie es der König selbst mit angehört hatte, als sie darüber redeten. Da sprach der König: ,,Meine Dame, verflucht soll er sein, der mich dazu verleitet hat, [15010] ihn zu verdächtigen! Das tut mir von Herzen Leid, denn ich habe vor kurzem erfahren, dass er unschuldig ist: Ich habe letzte Gewissheit bekommen. Und Euch, glückselige Königin, so wahr Ihr mich lieb habt, bin ich nicht länger böse. Was Ihr tut, das soll so sein: Nehmt Euch unser beider an, [15020] und schlichtet diese Sache zwi176
sehen mir und ihm." „Nein, Herr", sprach die Königin, „mit diesem mühsamen Geschäft will ich nicht geplagt sein, denn wenn ich heute Frieden stifte, fangt Ihr morgen von neuem mit Euren Verdächtigungen an." „Nein, meine Dame, ganz bestimmt nicht, nie mehr! Ich werde niemals wieder mit Verdächtigungen seiner Ehre zu nahe treten und will Euch, Frau Königin, [15030] bloß äußerlicher Liebe wegen nie mehr mit meinem Argwohn verfolgen." Das versprach er ihr in aller Form. Nun ließ man Tristan rufen, und da wurde dann der Argwohn in Güte und mit reinem Willen abgetan. Der König selbst führte Isôt zu Tristan und gab sie wieder in seine Obhut. [15040] Der hütete sie fleißig und war mit Rat und Tat unablässig um sie bemüht; sie und ihre Damen taten nur, was er gebot. Tristan und seine Herrin Isôt lebten wieder in Freuden und Wonne, das Glück der beiden war vollkommen. So war ihnen nach ihrem Leid wieder ein paradiesisches Leben vergönnt, wenn es auch nicht lange dauerte, [15050] bis neues Leid über sie kam. Ich sage es in aller Deutlichkeit: Kein Nesselkraut war je so gallig und bösartig wie ein böser Nachbar, und kein Übel ist so schlimm wie ein Verräter im eigenen Haus - ich meine die Verräterei, die dem Freund gegenüber freundlich tut und ihm im Herzen feind ist: [15060] So ein Mensch ist ein wahrhaft fürchterlicher Hausgenosse. Dem trieft immer Honig von den Lippen, aber sein Stachel ist vergiftet. Der giftige Neid bereitet dem Freund Unglück in allen Dingen, von denen der Verräter hört und die er sieht, und niemand nimmt sich vor ihm in Acht. Wenn aber einer in aller Offenheit [15070] seinem Feind nachstellt und ihm zu schaden trachtet, das nenne ich nicht Verrat. Solange einer erklärtermaßen einem anderen Böses will, solange richtet er nicht allzu viel Schaden an. Wenn er sich jedoch freundlich einschmeichelt, dann ist Vorsicht geboten. So machten es Melôt und Marjodô. Sie suchten tückisch immerfort Tristans Nähe [15080] und wichen ihm kaum je von der Seite. Beide trugen ihm voll Falschheit und Tücke ihre ergebene Freundschaft an und versuchten sein Vertrauen zu gewinnen. Aber Tristan nahm sich wohl in Acht vor ihnen und warnte auch Isôt. „Seht, Herzenskönigin", sprach er, „nun bringt nicht mich und Euch in Gefahr: Passt auf, was Ihr redet und wie Ihr Euch benehmt! [15090] Wir werden scharf beobachtet und belauert. Zwei Giftschlangen in Taubengestalt, schmeichelnd angenehm in ihrem äußeren Wesen, sind immer um uns: Vor denen seid auf der Hut, allerliebste Königin. Denn wo die Hausgenossen von vorn wie Täubchen anzusehen und doch geschwänzt sind wie Schlangengezücht, [15100] da soll man drei Kreuze schlagen gegen das Unheil und ein Stoßgebet sprechen gegen den jähen Tod. Glückselige Herrin, schöne Isôt, nehmt Euch ja gut in Acht vor dem giftigen Wurm Melôt und vor 177
dem Hund Marjodô!" Die zwei taten auch wirklich wie die Schlange und der Hund: Sie belauerten ständig die zwei Liebenden, [15110] was die auch trieben und wohin sie auch gingen, wie Hund und Schlange. Und sie spornten nimmermüde ihre Bosheit gegen Marke und setzten ihm mit Rat und Rügen zu, bis er von neuem an seinem Glück irre wurde, neuen Verdacht gegen die Liebenden schöpfte und wieder anfing, ihren Heimlichkeiten [15120] nachzuspüren und aufzulauern. Eines Tages befahl der König einen Aderlass, das hatten ihm seine bösen Räte empfohlen und mit ihnen Isôt und Tristan. Denen kam es gar nicht in den Sinn, dass diese Sache vielleicht ihnen zum Schaden angezettelt worden war, und bemerkten keine Gefahr. So lagen dann der König und die Seinen den Tag über, um sich zu erholen, [15130] still und ruhig in der Kammer. Am nächsten Abend, als die Hofgesellschaft sich aufgelöst hatte und der König schlafen gegangen war, lagen da in der Kemenate nur noch Marke und Isôt, Tristan und Melôt, Brangäne und eines von den Mädchen der Königin. [15140] Damit der Schein der Kerzen nicht störte, hatte man Tücher davor gehängt. Als man nun zur Frühmesse läutete, zog der argwöhnische Marke sich schweigend an und weckte Melôt: Der sollte mit ihm zur Frühmesse gehen. Melôt ließ Marke vom Bett weggehen [15150] und nahm sein Mehl zur Hand: Das verstreute er auf dem Fußboden, damit man es nachher an den Spuren erkannte, wenn jemand zu dem Bett hin ginge oder es verließe. Dann gingen die beiden zur Kirche, aber ihre Andacht war nicht beim Gebet. Es dauerte nicht lang, da bemerkte Brangäne das tückische Mehl. [15160] Sie schlich sich zu Tristan, warnte ihn und legte sich dann wieder hin. Die Hinterlist kränkte Tristan sehr. Sein Herz war voll Verlangen nach der Frau und sann darauf, wie er zu ihr kommen konnte. Er verhielt sich ganz nach dem Wort, das da sagt, [15170] dass Liebe keine Augen haben soll und das Begehren keine Furcht kennt, wenn es echt und ernst ist. „Ach, lieber Gott", dachte er bei sich, „wie fange ich's nur an, dass ich diesem verfluchten Hinterhalt entgehe? Dieses Wagnis fordert einen sehr hohen Einsatz." Er stand auf von seinem Bett und sah sich um, [15180] wie es zu machen wäre, dass er hinüberkäme. Es war da hell genug, so dass er das Mehl deutlich sehen konnte, und ihm schien, dass die Entfernung zu groß war für einen Sprung; aber einfach hinüber zu gehen, wagte er auch nicht. So blieb ihm nichts anderes zu tun übrig als das, was von den beiden eher Erfolg versprach; er setzte seine Füße auf und fasste festen Stand: [15190] Blind in seiner Liebe und mit ritterlicher Bravour tat Tristan einen allzu mächtigen Satz: Er sprang bis zum Bett und verlor dennoch das Spiel, denn seine Ader brach ihm auf; daraus sollten ihm viel Kümmernis und Unheil erwachsen. Das Bett und die La178
ken besudelte das Blut - [15200] das ist nun einmal seine Art - und machte überall Flecken. Es dauerte nicht lang, bis Purpur und Seide, Bett und Bettzeug ganz versudelt waren. Da sprang er wieder zurück und legte sich in sein Bett. Da lag er in Gedanken bis zum hellen Tag. Da kam auch bald Marke zurück [15210] und sah nieder auf den Fußboden, musterte das verräterische Mehl, das ihm nichts verriet. Als er aber zum Bett hin ging und es genau betrachtete, sah er überall Blut. Da wurde ihm schwer ums Herz. „Was ist das, Frau Königin?", sprach er, „was hat das zu bedeuten? Wo kommt dieses Blut her?" [15220] „Meine Ader ist aufgebrochen, daher kommt es: Es hat gerade erst zu bluten aufgehört." Da nahm er sich nun auch Tristan vor - er tat so, als wollte er sich einen Spaß mit ihm machen. „Aufstehen, Herr Tristan!", sprach er und zog ihm die Decke weg: Da sah er, dass auch hier Blutflecken waren. Er verstummte und sagte nichts dazu, er ließ ihn liegen und ging weg. [15230] Er war aber schwer bedrückt und plagte sich immerfort mit düsteren Gedanken wie ein Mann, der einen bösen Tag heraufkommen sieht. Die schmerzliche Gewissheit, der er nachjagte, war da zum Greifen nahe, und doch wusste er von den Heimlichkeiten der beiden und von den wahren Begebenheiten nur das, was das Blut, das er gesehen hatte, ihm verriet: [15240] Der Beweis war aber schwach. Zusammen mit dem Zweifel und dem Misstrauen, von denen er sich schon einmal losgemacht hatte, musste er jetzt wieder im Geschirr gehen. Dass er auf dem Boden vor dem Bett keine Spuren gefunden hatte, sprach dafür, dass sein Neffe nicht an ihm schuldig geworden war; weil er aber die Blutspuren bei der Königin und in seinem Bett gesehen hatte, [15250] gewannen immer wieder sein schlimmer Verdacht und sein Zorn die Oberhand, wie es eben dem ergeht, der zweifeln muss. In seinem Zweifel wusste er nicht aus noch ein: Mal glaubte er dies, mal das andere, er wusste nicht, was er wollte und was er glauben sollte. Er hatte da an seinem Bett die Spur sündiger Liebe gefunden, [15260] aber davor war nichts gewesen. So war ihm die Wahrheit zugleich offenbart und verschlossen. Auf keins von beiden konnte er sich verlassen, beide hielt er für wahr und lügenhaft und hatte an beiden nichts: Er wollte sie nicht für schuldig halten und wollte sie auch nicht von Schuld freisprechen. Das alles quälte den armen Zweifler [15270] sehr. Der verunsicherte Marke war nun erst so recht in schweren Sorgen; er zerbrach sich den Kopf darüber, wie er es anstellen sollte, sich Gewissheit zu verschaffen und zu einem entschiedenen Urteil zu gelangen, wie er die Last des Zweifels loswerden und wie er die Hofgesellschaft [15280] von ihrem Verdacht gegen seine Frau und seinen Neffen abbringen könnte. Seine Fürsten, auf deren Treue er baute, versammelte er und klagte ihnen sein Leid. Er berichtete ihnen von dem Gerede, das da am 179
Hof aufgekommen war, und dass er um [15290] seine Ehe und seine Ehre fürchte. Er sagte, er habe beschlossen, da die beiden in aller Öffentlichkeit beschuldigt würden und das ganze Land voll von dem Gerede sei, wolle er der Königin nicht mehr gnädig sein und keinen vertrauten Umgang mehr mit ihr haben, bis sie vor allen Leuten ihre Unschuld und ihre eheliche Treue bewiesen hätte. Er bat sie alle um ihren Rat, [15300] wie er jeden Zweifel in dieser bösen Sache ausräumen könnte, so dass seine Ehre gewahrt bliebe, so oder so. Seine Verwandten und Vasallen rieten ihm sogleich, er möge ein Konzil nach Lunders in England einberufen und den gelehrten geistlichen Würdenträgern, [15310] die sich im Kirchenrecht auskannten, sein Problem vorlegen. Das Konzil wurde auch gleich beschlossen: In Lunders nach der Pfingstwoche Ende Mai sollte es stattfinden. Dahin kamen viele geistliche und weltliche Herren, die der König gebeten und geladen hatte. [15320] Es kam auch Marke und es kam Isôt, beide bedrückt: Sie litten Angst und Schmerz. Isôt fürchtete sehr um ihr Leben und ihre Ehre, Marke tat es bitter weh, dass er seine Frau Isôt demütigen und so sein Glück und seine Herrlichkeit in den Staub treten sollte. Da setzte sich nun Marke zu den Beratungen nieder. [15330] Den Fürsten seines Landes trug er seine Klage vor, berichtete, was er zu leiden hatte unter dieser Schande, und bat sie inständig, sie möchten um Gottes und ihrer Ehre willen, wenn sie irgendetwas wüssten, eine Ausweg finden und ihm raten, wie er diese Untat rächen und richten sollte [15340] und ihr auf den Grund kommen könnte, so oder so. Da sagten viele ihre Meinung dazu, jeder nach seiner Art, der eine bös, der andere gut, dieser so und jener anders. Da stand einer von den Fürsten, die dort Rat hielten, auf, der hatte Verstand und die nötige Reife und war somit genau der rechte Mann, um guten Rat zu geben, [15350] von edler Erscheinung und alt, ein Greis und weise war der Bischof von Thamîse. Auf seinen Krummstab gestützt stand er da und sprach: „König, Herr, hört mich an. Ihr habt uns Fürsten von England einberufen, damit wir Euch mit Treue und mit Rat beistehen, die Ihr bitter nötig habt. Ich bin einer dieser Fürsten, [15360] Herr, und habe Sitz und Stimme in ihrem Rat, ich bin auch alt genug, dass ich in eigener Vollmacht tun und lassen und auch sagen kann, was ich zu sagen habe. Jeder hier mag für sich sprechen, und so spreche ich für mich und sage Euch, Herr, meine Meinung und meinen Willen. Wenn es Euch gut dünkt, was ich denke, und wenn es Euch gefällt, so folgt [15370] meinem Rat und mir. Man verdächtigt meine Herrin und den Herrn Tristan böser Dinge, doch hat man, wie ich höre, die beiden weder auf frischer Tat ertappt noch sonst wie überführt. Wie könntet Ihr je das Böse, das bis jetzt nur eine böse Meinung ist, mit Bö180
sem bessern? Wie könntet Ihr über Euren Neffen und Eure Frau Gericht halten, [15380] das ihnen an die Ehre und ans Leben geht, da man sie keiner Missetat überführt hat noch so leicht je überführen wird? Irgendwer sagt Tristan nach, er habe sich dies oder jenes zuschulden kommen lassen, aber er sagt es ihm nicht offen ins Gesicht, wie es recht wäre. Und genauso leicht kann irgendwer auch Isôt ins Gerede bringen, [15390] obwohl er keinerlei Beweise hat. Da aber der Hof einen so starken Verdacht gegen sie hegt, sollt Ihr im Bett und bei Tisch keine Gemeinschaft mehr mit der Königin haben, bis sie ihre Unschuld Euch und dem ganzen Land, das dieses Gerücht kennt und täglich weiter verbreitet, beweisen kann. [15400] Leider nimmt das Ohr ja solche Reden nur allzu bereitwillig auf und ist der Lüge wie der Wahrheit gern zu Diensten. O b es wahr ist oder erlogen, das macht keinen Unterschied: Wenn etwas in ein Gerede kommt, das man besser Verruf nennt, dann strebt das und stachelt sich selbst zu immer ärgeren Dingen. Wie immer es sich in diesem Fall verhalten mag, ob es wahr ist oder nicht, [15410] so sind doch das Gerede und die üble Nachrede so weit gediehen, dass diese Sache Euch kränken muss und am Hof viel böses Blut gemacht hat. Jetzt rate ich Euch, Herr, und empfehle, dass man meine Herrin, die Königin, der man solche Schändlichkeiten nachredet, hierher bestellt vor unser aller Angesicht [15420] und dass man Eure Anschuldigung und ihre Antwort darauf höre, wie es dem H o f wohl ansteht." Der König sprach: „Mein Herr, damit bin ich einverstanden; die Rede und der Rat scheinen mir vernünftig und recht." Man schickte nach Isôt, und sie kam zu der Versammlung in den Palas. Als sie Platz genommen hatte, tat der Bischof [15430] von Thamîse, der alte, kluge Mann, wie der König ihm befohlen hatte, er stand auf und sprach: „Meine Herrin Isôt, edle Königin, nehmt mir meine Rede nicht übel: Der König, mein Herr, befiehlt mir, für ihn zu sprechen, es sind seine Worte. Ich muss ihm gehorchen, aber ich versichere Euch bei Gott: Was irgend Eurer Würde zuwider ist [15440] und die Reinheit Eures guten Namens trübt, breite ich sehr ungern hier im hellen Tageslicht vor aller Augen aus. Ach, ich wünschte, es bliebe mir erspart! Glückselige, edle Königin, Euer Herr und Euer Mann befiehlt mir, Euch wegen der Anschuldigungen, die in aller Munde sind, zur Rede zu stellen. Ich weiß so wenig wie er, wie es gekommen ist, [15450] aber es ist so: Man redet Euch am Hof und im Land nach, Ihr hättet etwas mit seinem Neffen Tristan. So Gott will, Herrin, seid Ihr ganz unschuldig, jedoch hat Euch der König im Verdacht, da der H o f es Euch nachredet. Mein Herr selbst hat Euch nie anders als gut erlebt. [15460] Von Gerüchten, die am H o f umgehen, kommt sein Argwohn gegen Euch, nicht von irgendeiner sicheren Wahrheit. Und wenn er Euch jetzt vor seinen Freunden und Vasallen zur 181
Rede stellt, so dass sie alle es hören, so tut er es, um mit unser aller Hilfe diesem Gerede und dieser Lüge ein Ende zu bereiten. Jetzt wäre es gut, scheint mir, [15470] wenn Ihr Euch zu dieser Sache, die er argwöhnt, äußern und ihm Antwort geben wolltet vor der ganzen Versammlung." Die kluge Isôt, die gescheite Königin, stand auf, da sie nun sprechen sollte, und sprach: „Herr, Herr Bischof, Barone des Reichs und alle Herrschaften des Hofs, Ihr alle seid Zeugen: [15480] Was zu sagen ist, um meinen Herrn und mich von der Schande loszusprechen, sage und versichere ich jetzt und jederzeit. Ihr Herren alle, ich weiß wohl, dass mir seit einem Jahr diese Gemeinheit am Hof und im Land nachgeredet wird. Ihr alle aber wisst, dass kein Mensch, und wäre ihm auch alles Heil der Welt gegeben, [15490] so leben kann, dass er jedermann allezeit wohlgefällt und von übler Nachrede verschont bleibt. Deswegen wundert es mich nicht, wenn auch ich unter solchem Klatsch zu leiden habe. Natürlich konnte es nicht ausbleiben, dass man mir allerhand Verfehlungen und Schändlichkeiten zum Vorwurf machte, denn ich bin ja fremd hier und habe [15500] keine Freunde und Verwandten, an die ich mich wenden könnte: Da ist weit und breit niemand, dem mein Leid irgend weh täte. Ihr allesamt ohne Ausnahme, vom Höchsten bis zum Niedrigsten, Ihr seid ohne weiteres bereit, an meine Schlechtigkeit zu glauben. Wenn ich nur wüsste, was ich tun und wie ich es anstellen könnte, Euch für die Sache meiner Unschuld [15510] zu gewinnen, wie es die Ehre meines Herrn fordert - am guten Willen fehlt es mir nicht. Was ratet Ihr mir, was soll ich tun? Ich bin gern bereit, mich jedem Gericht, das über mich entscheiden soll, zu stellen, damit Euer aller Verdacht ausgeräumt werde und - dies vor allem und zuerst - [15520] die Ehre meines Herrn und meine eigene keinen Schaden nehmen." Der König sprach: „Frau Königin, das lasse ich gerne gelten; wenn ich in einem ordentlichen Verfahren Gerechtigkeit suchen kann, wie Ihr uns angeboten habt, so beweist uns jetzt, dass Ihr es damit ernst meint: Geht nur gleich her und gelobt, dass Ihr die Probe mit dem glühenden Eisen wagen wollt, [15530] die wir Euch hier auferlegen." Das tat die Königin und gelobte, sich, wie es Ihr bestimmt war, in sechs Wochen in der Stadt Karliûn zu dem Gericht einzufinden. Der König und die Barone und alle, die an dem Konzil teilgenommen hatten, fuhren dann heim. Isôt blieb alleine da mit Angst und Sorge, [15540] die beiden hielten sie gepackt mit hartem Griff. Sie ängstigte sich um ihre Ehre, es plagte sie die heimliche Sorge, dass sie ihre Lüge offenbaren müsste. Wie sie mit diesen beiden Kümmernissen fertig werden sollte, wusste sie nicht: Da beschloss sie, ihr Leid in die gnädige Hand Gottes zu legen, [15550] der den Seinen hilft in ihrer Not; mit innigem Gebet und Fasten empfahl sie ihm alle ihre Angst und Not. Zugleich hatte Isôt - denn sie vertraute fest auf Gottes 182
Courtoisie - in ihrem Herzen einen schlauen Plan gefasst: Sie schrieb und schickte Tristan einen Brief und bat ihn, er möge, [15560] wenn es sich irgend machen ließe, frühmorgens an dem Tag, da sie dort mit dem Schiff eintreffen wollte, nach Karliûn kommen und sie am Strand erwarten. Das geschah: Tristan kam dorthin in Pilgerkleidung, das Gesicht unansehnlich und aufgedunsen, Gestalt und Kleidung verändert. Als nun Marke und Isôt kamen [15570] und da landeten, sah die Königin ihn dort und erkannte ihn gleich: Kaum hatte das Schiff festgemacht, befahl und gebot Isôt, man möge den Pilger dort, wenn er bei Kräften und stark genug wäre, in Gottes Namen bitten, er möge sie [15580] vom Schiff an Land tragen, sie wolle, so wie die Dinge derzeit stünden, diesen Dienst keinem von den Rittern zumuten. Da riefen alle hinüber: „Kommt her, guter Mann, tragt meine Herrin ans Ufer!" Er tat, worum man ihn gebeten hatte: Seine Herrin, die Königin, nahm er auf seinen Arm und trug sie durchs seichte Wasser. [15590] Da flüsterte ihm Isôt zu, er solle, wenn er ans Ufer käme, straucheln und mitsamt seiner Last hinfallen, unbekümmert darum, was ihm geschehen mochte. Das tat er; als er ans Ufer kam und aufs trockene Land, da sank der Pilger hin, als wäre er gestolpert, und fiel so, [15600] dass er da zusammen mit der Königin und von ihrem Arm umschlungen auf der Erde lag. Da kamen gleich ihre Leute herbeigelaufen, eine große Schar, und wollten mit Stäben und Stecken über den Pilger herfallen. „Nein, nein, lasst ihn!", sprach Isôt. „Der Mann kann nichts dafür, er ist entkräftet und schwach [15610] und ist gestrauchelt." Da machten sie ihr alle Komplimente und priesen sie laut und im stillen dafür, dass sie dem armen Mann so gütig verzieh. Isôt aber lächelte neckisch und sprach: „Oder hat sich der fromme Mann vielleicht einen Scherz mit mir erlaubt? Zuzutrauen wär's ihm!" [15620] Das rechneten ihr alle hoch an und fanden, dass sie wahrhaft feine Lebensart bewies; es trug ihr viel Lob und Ehre ein. Marke war auch dabei und sah und hörte alles mit an. Da sprach Isôt: „Jetzt weiß ich aber nicht, wie ich es anstellen soll: Jeder Einzelne von Euch kann ja bezeugen, dass es mir nun nicht mehr möglich ist zu behaupten, [15630] ich hätte nie um einen anderen Mann meinen Arm geschlungen und nie hätte ein anderer als Marke an meiner Seite gelegen." So brachen sie auf und machten unterwegs allerlei Späße über jenen Wallfahrer, bis sie nach Karliûn kamen. Da waren viele Barone versammelt, Geistliche und Ritter, [15640] dazu eine große Menge gewöhnliche Leute. Bischöfe und andere Prälaten, die Messe hielten und das Gericht segneten, griffen ihre Sache an und taten ihre Pflicht: Das Eisen wurde in die Glut gelegt. Die edle Königin Isôt hatte ihr Silber und ihr Gold, ihren Schmuck [15650] und was sie an Pferden und Kleidern besaß, hergeschenkt, um Gottes Gnade zu erwerben, auf dass Gott ihrer Schuld nicht gedächte 183
und sie zu ihrer Ehre gelangen ließe. So war sie zum Münster gekommen und hatte andächtig die Messe gehört, zu Gott hin wendete die edle, kluge Dame ihren Sinn. [15660] Sie trug auf dem Leib ein härenes Büßerhemd, darüber ein wollenes Kleid, so kurz, dass es mehr als eine Handbreit über ihren Knöcheln endete. Ihre Ärmel waren bis zum Ellbogen gerafft: Arme und Füße waren bloß. Viele Herzen und Augen sahen sie mit Jammer und Erbarmen. [15670] Ihr Gewand und ihre Gestalt musterte man genau. Nun brachte man die Reliquien her, auf die sie schwören sollte. Isôt wurde ermahnt, sie möge ihre Sündenschuld Gott und der Welt bekennen. Da hatte Isôt ihre Ehre und ihr Leben ganz der Gnade Gottes ausgeliefert. Ihr Herz und ihre Hand bot sie zum Eid auf die Reliquien [15680] mit wohl berechtigter Furcht. Hand und Herz gab sie in Gottes Hut, damit er sie schütze und bewahre. Da waren nun etliche, die wollten in ihrer ordinären Bosheit unbedingt der Königin den Eid so diktieren, dass er ihr zum Verderben werden musste. [15690] Der neidige Truchsess Marjodô, voller Gift und Galle, hetzte überall gegen sie und ließ nichts unversucht, ihr zu schaden. Ihm widersprachen aber, zu ihrer eigenen Ehre, viele, die es gut mit ihr meinten. So ging der Streit um den Eid hin und her, der eine wollte ihr übel, der andere wohl, [15700] wie es eben geht in solchen Dingen. „Herr König", sprach die Königin, „was auch immer dieser oder jener sagen mag, so muss mein Eid zuletzt doch so lauten, wie es Euch gefällt und behagt. Passt deswegen jetzt genau auf, was ich spreche oder tue, und seht Ihr selbst, ob ich es Euch mit dem Eid recht mache: Wir können nicht jeden Einzelnen von all den Leuten um seine Meinung fragen. [15710] Hört zu, wie ich Euch schwören will: Dass nie ein Mann meinen Leib kennen gelernt hat und kein Mann auf Erden, ausgenommen Ihr, je in meinen Armen noch an meiner Seite lag, als einzig der, den ich nicht in diesen Eid einschließen und verleugnen kann - Ihr habt ihn ja selbst in meinen Armen liegen sehen - , [15720] jener arme Wallfahrer: So wahr mir mein Herr im Himmel mit allen Heiligen helfe, diese Probe wohlbehalten und heil zu bestehen. Wenn Euch das nicht genügen sollte, Herr, so will ich es gern nachbessern, Ihr braucht mir nur zu sagen, was Ihr vermisst." „Meine Dame", sprach der König, „es scheint mir so genug, [15730] wenn ich es recht überlege. Jetzt nehmt das Eisen in die Hand: So wahr es ist, was Ihr gesagt habt, helfe Euch Gott in dieser Not!" „Amen", sprach die schöne Isôt. In Gottes Namen packte sie es an und trug es so, dass es sie nicht verbrannte. Da wurde wohl offenbar und aller Welt bewiesen, dass der mächtige Gott [15740] luftig wie ein Ärmel ist: Der passt und schmiegt sich an, wenn man es recht mit ihm versteht, so geschmeidig und schön, wie man es nur immer verlangen kann. Allen Her184
zen ist er gern gefällig und dient der lauteren Wahrheit wie dem Schwindel. O b es Emst ist oder Spiel, er ist immer so, wie man ihn haben will. Das zeigte sich in aller Klarheit [15750] an der klugen Königin: Die retteten ihre Durchtriebenheit und der vergiftete Eid, den sie vor Gott leistete, so dass sie mit heiler Ehre davonkam, und sie wurde von ihrem Herrn Marke wieder sehr geliebt und hoch geachtet und vom ganzen Land gepriesen und bewundert. [15760] Was ihrem Herzen wohl gefiel, das war, sobald der König es bemerkte, auch sein Wunsch und Wille, Ehren bot er ihr und Reichtum. Sein ganzes Herz, sein ganzer Sinn waren ihr allein ergeben ohne jeden Hintergedanken. Sein Zweifel und sein Argwohn waren wieder abgetan. Als Tristan, Isôts Kamerad, [15770] sie in Karliûn ans Ufer getragen und getan hatte, worum sie ihn gebeten hatte, fuhr er von England nach Swâles zu dem Herzog Gilân; der hatte keine Frau und war jung und ein großer Herr und frei und fröhlich. Dem war er sehr willkommen: [15780] Er hatte schon viel von ihm gehört, von Heldentum und ganz erstaunlichen Erfolgen. Er war eifrig darauf bedacht, ihm Ehre zu erweisen und ihm Vergnügungen und Annehmlichkeiten zu bieten: Was ihm irgend geeignet schien, seinen Gast zu erfreuen, darum bemühte er sich mit aller Aufmerksamkeit. [15790] Der betrübte Tristan aber war immerzu in tiefen Gedanken befangen, er musste ständig trübe und trauernd sinnen, wie es ihm ergangen war. Eines Tages geschah es, dass Tristan mit Gilân zusammensaß in trübseligen Gedanken, da kam ihm ein Seufzen aus. Da befahl Gilân, aufmerksam wie er war, [15800] man möge ihm sein Hündchen Petitcriû bringen: Das war die Freude seines Herzens und das Glück seiner Augen - er hatte es aus Avalûn bekommen. Wie er befohlen hatte, so geschah es: Ein edler Purpur von unerhörter, wunderbarer Pracht, so groß, dass er den ganzen Tisch bedeckte, wurde vor ihm ausgebreitet; darauf setzte man ein Hündchen. [15810] An dem lag, so wird berichtet, ein Feenzauber; es war dem Herzog aus Avalûn, dem Land der Feen, von einer Göttin geschickt worden zum Zeichen zärtlicher Liebe. Man hatte solche zauberische Kunst sowohl an sein Äußeres wie auch an seine besonderen Kräfte gewendet, dass keine Zunge je beredt genug, kein Herz je klug genug sein könnte, [15820] seine Schönheit und seine Eigenart zu beschreiben und zu schildern. Seine Farbe war mit unerhörter Meisterschaft so in eins komponiert, dass niemand recht sagen konnte, welche Farbe es eigentlich hatte. Es war ein Vexierspiel von Farben: Wenn man es von vorn ansah, hätte jeder ohne weiteres behauptet, seine Brust sei weißer als Schnee, [15830] gegen die Flanken hin war es grüner als Klee, eine Seite röter als Scharlach, die andere gelber als Safran, unten wie Lapislázuli, oben eine Melange von Farben, so fein miteinander ver185
mischt, dass sich keine einzeln heraushob; da gab es weder Grün noch Rot noch Weiß noch Schwarz noch Gelb noch Blau, [15840] und doch war etwas von allen da, es war so recht purpurn. Wenn man dieses Wunderwerk aus Avalûn gegen den Strich des Fells ansah, so konnte selbst der klügste Mensch auf Erden unmöglich seine Farbe bestimmen: Sie war so vielerlei zugleich und so trügerisch changierend wie keine Farbe sonst. Um sein Hälslein trug es [15850] eine Kette, die war golden; daran hing eine Schelle, die klang so süß und hell, als das Hündchen sich munter bewegte, dass der trauernde Tristan, der da saß, mit einem Mal seinen Kummer und seine Betrübnis los wurde und nichts mehr davon spürte und das Leid um Isôt, das ihn bedrückt hatte, ganz vergaß. [15860] So süß war der Klang des Glöckchens, dass Jammer und alles Unglück jedem Menschen, der ihn hörte, sogleich abgenommen wurden und zerstoben. Tristan hörte und sah dies wunderbare Wunder, er merkte auf, Hund und Glöckchen betrachtete er, studierte achtsam dieses und jenes, den Hund und sein seltsames Fell, [15870] das Glöckchen und seinen süßen Klang. Beide fand er ganz erstaunlich, doch das Wunder dieses Hündchens schien ihm noch viel wunderbarer als das andere Wunder, das des süßen Klangs, der ihm in sein Ohr sang und ihm seine Traurigkeit nahm. Das kam ihm wahrhaft abenteuerlich vor, dass er mit ungetrübten Augen [15880] lauter Farben erblickte, die seine Augen Lügen straften, denn er erkannte keine, obwohl er doch so viele sah. Er streckte behutsam die Hände aus und streichelte es. Da kam es Tristan so vor, als er das Hündchen anfasste, als striche er über Palmâtseide, so weich und glatt war es überall. [15890] Es knurrte und bellte nicht und ließ sich immer brav jeden Spaß gefallen, wenn man mit ihm spielte. Und es brauchte nicht zu essen noch zu trinken, so behauptet die Geschichte. Als es wieder fortgetragen wurde, da lebten Tristans Trauer und sein Leid wieder auf, und er hatte nun erst recht schwermütig zu grübeln: Mit aller Kraft seines Geistes, [15900] die er aufbieten konnte, sann er darauf, wie es ihm glücken oder wie er es schlau anstellen könnte, das Hündchen Petitcriû seiner Dame, der Königin, zu gewinnen, damit es sie in ihren Liebesschmerzen tröste. Er konnte sich aber nicht denken, [15910] wie es ihm je gelingen könnte, sei es mit Bitten, sei es mit List; denn er wusste wohl, dass Gilân es niemals hergeben würde, nichts auf der Welt war ihm so lieb und teuer, höchstens sein Leben. Diese Gedanken und Sorgen lagen ihm ständig schwer auf der Seele, aber er ließ sich nichts davon anmerken. Wie uns die wahre Geschichte [15920] von Tristans Heldentum erzählt, hatte damals das Land Swâles einen Riesen als Nachbarn, der war stolz und herrschsüchtig und hatte eine Burg auf der rivage; er hieß Urgân li vilûs. Diesem Riesen war Gilân mit seinem Land Swâles Untertan, 186
sie mussten ihm Tribut zahlen, [15930] damit er die Bewohner des Landes in Frieden leben ließ und ihnen nichts Böses antat. Da wurde nun am Hof bekannt, dass der Riese Urgân im Land eingefallen war und sich den Tribut, den er beanspruchte, geholt hatte: Rinder, Schafe und Schweine ließ er vor sich her treiben. Die Sache kam auch zwischen Gilân und Tristan zur Sprache, und der Herzog erzählte seinem Freund, [15940] wie der Tribut dem Land mit Gewalt und Bosheit aufgezwungen worden war. „Jetzt sagt mir, Herr", sprach Tristan, „wenn ich es fertig bringe, Euch davon zu befreien, so dass Ihr schon bald diesen Tribut ein für allemal los seid - was gebt Ihr mir zum Lohn dafür?" „Ihr habt mein Wort, Herr", sprach Gilân, [15950] „ich gebe Euch mit Freuden alles, was ich habe." Da sprach Tristan weiter: „Herr, wenn Ihr mir Euer Wort gebt, so helfe ich Euch, koste es was es wolle, und schaffe Euch ganz gewiss schon bald Urgân für immer vom Hals oder verliere mein Leben." „Mein Wort, Herr: Ich werde Euch geben, was immer Ihr verlangt", sprach Gilân, [15960] „Ihr braucht nur zu befehlen." Er versprach es ihm in die Hand. Tristan ließ sogleich sein Pferd und seine Rüstung holen und bat um einen Führer, der ihn dahin brächte, wo jener Sohn des Teufels mit seiner Beute heimwärts zog. Tristan gelangte auch wirklich bald auf Urgâns Straße. Die lief durch einen wüsten, wilden Wald, [15970] der an das Herrschaftsgebiet des Riesen grenzte; da hinüber führte eine Brücke, die er immer benutzte, wenn er von seinen Raubzügen heimkehrte. Bald kamen Raub und Riese daher. Nun war da aber Tristan, der versperrte den geraubten Herden den Weg. Als der verfluchte Riese Urgân merkte, dass der Zug dort an der Brücke stockte, rannte er in wilden Sätzen dorthin, mit einer langen [15980] eisernen Stange fuchtelte er hoch in der Luft. Da traf er auf den Ritter, der dort wohl gerüstet hielt; mit Verachtung sprach er ihn an: „Guter Mann da auf dem Pferd, wer seid Ihr? Warum lasst Ihr mein Vieh nicht über die Brücke? Weiß Gott, das kostet Euch das Leben, [15990] oder wollt Ihr Euch lieber kampflos ergeben?" Der auf dem Pferd sprach ohne Zögern: „Guter Mann, ich heiße Tristan und fürchte deine Stange und dich nicht die Bohne, damit du's weißt! Also, benimm dich anständig und lass dir gesagt sein: Deine Beute kommt gewiss nicht von der Stelle, solange ich etwas zu bestimmen habe." [16000] „Aha", sprach der Riese, „Herr Tristan! Ihr meint, Ihr habt Môrolt von Irland überwunden, den Ihr allem Recht zum Trotz, aus purer Willkür und Hoffart, zum Kampf gezwungen und getötet habt. Aber ich bin von anderem Schlag als jener Ire, dem Ihr in einem bloßen Wortgefecht die Schöne entreißen konntet, [16010] die blühende Isôt, die er für sich beanspruchte. Oh nein, mein Haus steht hoch auf der rivage, und ich heiße Urgân li vilûs: fort mit dir, aus dem Weg!" 187
Er holte aus mit beiden Armen, auf Tristan zielte er einen Wurf und Schuss, [16020] mächtig und weit, auf genau gezirkelter Bahn, der Tristan töten sollte. Und als er die Stange auf ihn schleuderte, riss Tristan sein Pferd herum, aber nicht schnell genug: [16030] Sie traf das Pferd vor der Kruppe und schlug es mitten entzwei. Der gräuliche Riese schrie auf und rief Tristan lachend zu: „Jetzt helfe Euch Gott, Herr Tristan! Reitet nicht gar zu eilig fort, seid so freundlich und wartet auf mich, damit ich Euch anflehen kann, Ihr möchtet mir die Gnade und Ehre erweisen, mich mit meiner rechtmäßigen Habe [16040] meiner Wege gehen zu lassen." Tristan stieg ab auf das Gras, da sein Pferd ja tot war. Er griff Urgân mit der Lanze an und stach ihm ins Auge - da war sein Schicksal besiegelt. Der gräuliche Riese Urgân strebte nun eilig dahin, wo die Stange lag. [16050] Als er die Hand danach ausstreckte, da hatte Tristan seine Lanze schon weggeworfen und setzte ihm nach mit gezücktem Schwert. Er traf ihn genau so, wie er es sich gewünscht hatte: Die Hand schlug er ihm ab, die nach der Stange griff, so dass sie auf der Erde lag, und versetzte ihm noch einen Hieb in den Schenkel und zog sich zurück. [16060] Der schwer verletzte Urgân langte mit der Linken nach der Stange, nahm sie und ging auf seinen Feind los. Er jagte Tristan unter den Bäumen umher auf gefährlicher Irrfahrt kreuz und quer. Urgâns Wunden bluteten so stark, dass dem teuflischen Mann [16070] angst und bange wurde, er fürchtete, mit all dem Blut schon bald Kraft und Kampfesmut zu verlieren. Er ließ seine Beute und den Ritter stehen, nahm die Hand, die da lag, und trat kühn den Rückzug an, heimwärts in seine Burg. Tristan blieb allein im Wald zurück bei dem geraubten Vieh. [16080] Er machte sich große Sorgen, weil Urgân lebend entkommen war. Er setzte sich nieder ins Gras und dachte nach und überlegte und kam doch über die Erkenntnis nicht hinaus, dass er, da er nichts vorweisen konnte als allein den Tribut, das geraubte Vieh, nichts ausgerichtet und alle Not und Gefahr umsonst [16090] auf sich genommen hatte, und fürchtete, dass Gilân ihm den vereinbarten Lohn verweigern würde. Da machte er sich wieder auf den Weg und folgte wild entschlossen Urgâns Fährte: Wo der gelaufen war, hatte er die Erde und das Gras mit seinem Blut betropft. Als er zu dem Château gelangte, [16100] hielt er Ausschau nach Urgân und suchte überall, aber er fand weder ihn noch sonst eine lebende Seele. Der schwer verwundete Mann hatte, wie die Geschichte uns sagt, seine abgehauene Hand auf einen Tisch in seinem Palas gelegt und war von der Burg ins Tal gelaufen, um Wurzeln auszugraben, [16110] die er brauchte, seine Wunden zu behandeln. Er wusste, dass ihre Heilkräfte ihm helfen konnten. Er hatte sich überlegt: Wenn er die Hand rechtzei188
tig, bevor sie ganz abgestorben war, wieder mit dem Arm verbinden könnte - er wusste, wie dieses Kunststück zu schaffen war - , dann wäre er, einäugig, aber mit zwei Händen, gerettet. [16120] Doch das sollte nicht sein, denn Tristan kam dorthin und fand die Hand da liegen, und da sie keine Waffe trug, nahm er sie und ging so unangefochten weg, wie er gekommen war. Urgân kam zurück und sah, dass seine Hand verloren war, das schmerzte ihn und machte ihn zornig: Seine Heilkräuter warf er hin [16130] und setzte Tristan nach. Der war schon über die Brücke; er hatte wohl bemerkt, dass der Riese ihn verfolgte. Er nahm die Hand und versteckte sie flugs unter einem Baumstumpf. Jetzt erst war sein Schrecken vor dem fürchterlichen Mann so recht groß, denn es gab nun keinen Zweifel mehr: Einer von ihnen musste sterben, [16140] entweder der Riese oder er. Er wandte sich zur Brücke, mit der Lanze rannte er ihn an und stach ihn, dass der Schaft zersplitterte, und in dem Moment, da er ihn traf, war auch schon der verfluchte Urgân mit seiner Stange da. So ungeduldig wild schlug er zu, dass Tristan, wenn der Hieb nicht über ihn hinweg gegangen wäre, [16150] sein Leben nicht davongebracht hätte, und wäre er auch ganz aus Erz gegossen gewesen. Ihn rettete Urgâns Ungestüm; der war ihm zu nahe auf den Leib gerückt, seine Stange schlug hinter Tristan ein. Ehe der gräuliche Mann noch einmal ausholen konnte, hatte Tristan ihn mit einer Finte getäuscht und ihm einen Stich ins Auge versetzt; [16160] das war keine Finte, sondern echt: Das andere Auge stach er ihm aus. Jetzt schlug Urgân wahrhaft und mit Recht wie ein Blinder um sich. So wild fuchtelte er, dass Tristan sich ein Stück zurückzog und ihn umhertappen und um sich hauen ließ mit der linken Hand. So kam der Riese dann ganz nahe dorthin, [16170] wo Tristan ihn attackieren wollte; der legte alle seine Kraft und Macht in diesen Angriff: Kühn jagte er hin, mit beiden Händen schob er ihn zum Abgrund, stieß ihn von der Brücke in die Tiefe, so dass die ungeheure Masse an den Felsen ganz zerschellte. Da nahm dann Tristan, [16180] der glückliche Sieger, seine Hand und machte sich in Eile auf den Heimweg. Es dauerte gar nicht lang, da traf er auf den Herzog Gilân, der ihm entgegengeritten kam. Dem tat es von Herzen leid, dass Tristan das auf sich genommen hatte und den Kampf wagen wollte, denn es war ihm unvorstellbar, dass er so völlig unversehrt am Leben bleiben könnte. Und als er ihn jetzt sah, wie er ihm entgegenlief, [16190] sprach er ihn freudig an: „Ah, bienvenjanz, gentil Tristan! Allerliebster, sagt, seid Ihr heil und gesund?" Da zeigte Tristan ihm gleich die leblose Hand des Riesen und erzählte ihm, wie es zugegangen war und wie er diese ganze Sache glücklich und erfolgreich gemeistert hatte. Da war Gilân sehr froh. [16200] Zurück zur Brücke ritten sie und fanden bestätigt, was Tristan gesagt hatte: Da lag ein zerschmetterter 189
Mann, den sahen sie mit Staunen. Dann kehrten sie heim, des Riesen Beute trieben sie froh vor sich her in ihr Land. Die Kunde verbreitete sich schnell im ganzen Land Swâles. [16210] Man überhäufte Tristan dort so reichlich mit Lob und Preis und Ehre wie keinen zweiten Mann, der je Heldentaten verrichtete. Als nun Gilân und Tristan, der glückliche Sieger, wieder nach Hause kamen und ihre erfolgreiche Sache weiter beredeten, [16220] sprach Tristan, dieser erstaunliche Mann, zum Herzog: „Herzog, mein Herr, jetzt lasst Euch an Euer Wort erinnern und den Vertrag, den wir geschlossen haben, und daran, was Ihr mir versprochen habt." Gilân sprach: „Herr, ich bin gern dazu breit, sagt mir nur, was Ihr gern hättet; was verlangt Ihr?" „Mein Herr Gilân, ich hätte gern, [16230] dass Ihr mir Periterai gebt." Gilân entgegnete: „Da wüsste ich etwas Besseres für Euch." Tristan sprach: „Lasst hören, was das ist." „Ihr lasst mir das Hündchen und nehmt statt seiner meine schöne Schwester und dazu die Hälfte von allem, was ich besitze." „Nein, mein Herr Herzog Gilân, denkt an Euer Wort! Ich wollte nicht für alle Reiche und alle Länder der Welt darauf verzichten, [16240] wenn sie mir jemand dafür böte. Keinen anderen Lohn als Periterai will ich dafür haben, dass ich Urgân li vilûs erschlug." „Wahrhaftig, mein Herr Tristan, da Ihr es lieber haben wollt als das, was ich Euch angeboten habe, so halte ich mein Wort und tue, wie Ihr es wünscht. Ich will an Euch nicht treulos handeln oder listige Ausflüchte suchen, [16250] so schwer es mir auch fällt, Euch Euren Wunsch zu erfüllen: Da Ihr es befehlt, so sei es." Und er befahl, dass man ihm und Tristan das Hündchen bringe. „Seht, Herr", sprach er, „ich muss Euch sagen und schwöre es bei meiner Seligkeit, dass ich nichts besitze oder je besitzen werde, was mir so lieb wäre, ausgenommen nur meine Ehre und mein Leben: [16260] Alles wollte ich Euch lieber geben als meinen Hund Petitcriû. Nun nehmt ihn hin und behaltet ihn, Gott lasse Euch Freude daran haben! Wahrhaftig, Ihr nehmt mir die schönste Wonne meiner Augen und das Glück meines Herzens." Das Hündchen, das Tristan da gewonnen hatte, schien ihm ein so kostbares Besitztum, dass ihm im Vergleich damit wahrhaftig [16270] Rom und alle Reiche, alles Land und alles Meer der Erde keinen Pfifferling galten. Er war so glücklich wie nie zuvor außer mit Isôt. Einen Spielmann aus Gâles zog er ins Vertrauen, der war geschickt und klug. Den unterwies er, wie er es listig anstellen sollte, [16280] der schönen Königin Isôt das wunderbare Hündchen zu bringen. Er versteckte es schlau in der Rotte des Mannes und schrieb Isôt Briefe, die gab er ihm mit und berichtete ihr, wo und wie er es für sie gewonnen hatte. Der Spielmann machte alles so, wie es ihm aufgetragen und befohlen worden war: [16290] Er ging auf die Reise und kam nach Tintajoêl in das Château des 190
König Marke, ohne dass ihm unterwegs irgendein Missgeschick begegnet wäre. Brangäne suchte er auf, der übergab er den Hund und die Briefe, und sie brachte das alles der Königin. Isôt betrachtete genau in allen Einzelheiten die ganze Fülle [16300] wunderbarer Wunder, die sie da an dem Hündchen fand. Dem Spielmann schenkte sie zum Lohn für seine Dienste fünf Pfund Gold. Sie schrieb und schickte Tristan beschwörende Briefe und versicherte ihm, dass ihr Herr Marke ihm gnädig und gewogen sei [16310] und ihm jene Geschichte nicht nachtrage, er solle doch recht bald kommen, sie habe alles bereinigt und geschlichtet. Tristan tat wie geheißen und kehrte sogleich heim. Der König und der Hof, die Leute und das ganze Land erwiesen ihm wieder große Ehren so wie früher, ja, er genoss am Hof noch höhere Achtung als je zuvor. [16320] Allerdings bot Marjodô ihm nur nach außen hin und nicht im Herzen Ehre, und ebenso der andere, der mit ihm am selben Strick zog, petit Melôt - die beiden waren ja schon früher seine Feinde gewesen. So viel Ehre sie ihm zollten, so wenig Ehre geschah ihm doch. Jetzt sagt alle, was ihr dazu meint: Wo man dem Schein Genüge tut, ist das Ehre oder nicht? Ich sage nein und ja, [16330] nein und ja sind beide richtig: Nein, was den betrifft, der sie erweist, ja gilt für den, der sie empfängt - beide zusammen werden den beiden gerecht, ja gehört hierher und nein. Mehr ist dazu nicht zu sagen: Es ist Ehre ohne Ehre. Die Königin Isôt erzählte ihrem Gemahl von dem Hündchen und sagte ihm, es sei ein Geschenk von ihrer Mutter, [16340] der weisen Königin von Irland. Sie ließ ihm aus kostbaren Materialien, aus Gold und Geschmeide, ein prächtiges Häuschen machen, das nichts zu wünschen übrig ließ. Darin wurde eine Decke aus herrlichem Seidenbrokat ausgebreitet, auf der das Hündchen ruhte. So hatte Isôt es bei Tag und Nacht, inmitten der Hofgesellschaft und in der stillen Kammer, allezeit [16350] vor Augen. Sie richtete es so ein, dass es immer in ihrer Nähe war, wo sie sich aufhielt oder wo sie ritt; man führte oder trug es immer mit, so dass sie es nie aus den Augen verlor. Und das tat sie nicht etwa zu ihrem Wohlsein, vielmehr, so sagt die Geschichte, um den Schmerz der Sehnsucht immer wieder neu anzufachen und Tristan zuliebe, [16360] der es ihr aus Liebe geschickt hatte. Es bereitete ihr kein Wohlgefühl, sie suchte keinen Trost darin. Denn schon am ersten Tag, als die treue Königin das Hündchen erhielt und sie das Glöckchen hörte, das sie ihre Traurigkeit vergessen ließ, da kam ihr in den Sinn, dass ihr Geliebter Tristan [16370] um ihretwillen schweren Kummer hatte, und sie dachte bei sich: „Ach, und ich Treulose kann Freude empfinden! Wie dürfte ich jemals auch nur einen Augenblick lang froh sein, während er meinetwegen traurig ist, der seine Freude hingegeben hat und um meinetwillen sein Leben in Traurigkeit zubringt? Woran könnte ich mich freuen ohne ihn, [16380]
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dessen ganze Trauer und Freude ich bin? Wie dürfte ich jemals lachen, da sein Herz keinen Trost finden kann, solang das meine ihm fern ist? Er hat kein Leben ohne mich: Soll ich da ohne ihn froh und in Freuden leben, während er trauert? Davor bewahre mich Gott in seiner Güte, [16390] dass ich jemals ohne ihn Freude suche." Und sie riss das Glöckchen ab, die Kette ließ sie ihm. Damit büßte aber das Glöckchen ein für allemal seine edle Art und seine Kraft ein, nie mehr wirkte es mit seinem Klang seinen besonderen Zauber: Man sagt, dass es niemals wieder, [16400] sooft man es auch klingeln hörte, eines Herzens Kummer vernichtete und verschwinden ließ. Das war Isôt gleichgültig, sie wollte ja nicht fröhlich sein: Die unwandelbar treue Dulderin hatte alle Freude und ihr Leben der Sehnsucht und Tristan hingegeben. Wieder hatten Tristan und Isôt ihr Leid und ihre Not überwunden und lebten sich wieder gut ein am Hof: [16410] Der hielt sie wieder in hohen Ehren, beide waren so beliebt wie nie zuvor. Sie genossen wieder das Vertrauen ihres Herrn Marke. Sie nahmen sich auch sehr in Acht; wenn es sich nicht einrichten ließ, dass sie ohne Gefahr zusammen sein konnten, so tat ihnen doch, wie es Liebenden oft ergeht, schon der bloße Wille wohl: Die Hoffnung und Zuversicht, [16420] das zustande zu bringen, wonach das Herz verlangt, flößen dem Herzen Lebenslust und Kraft ein, so dass es aufblüht. Das ist die rechte Innigkeit, das ist die eigentliche Kunst der Liebe und der Zärtlichkeit: dass man, wenn die Verhältnisse es nicht erlauben, zu tun, was zur Sache der Liebe gehört, leichten Herzens darauf verzichtet [16430] und den Willen für das Werk nimmt. Wo der gewisse Wille da ist, da wäre auch gute Gelegenheit zu wünschen. Wenn nicht, muss der gewisse Wille das Verlangen stillen. Liebende sollen niemals etwas wünschen, was die Verhältnisse unmöglich machen, sonst wünschen sie sich Leid: Wenn man das Unmögliche will, [16440] das ist ein böses, ungleiches Spiel. Was möglich ist, das soll man wollen, da lässt sich mit guten Chancen spielen und ohne Herzeleid. Wenn die Gespielen Isôt und Tristan keine Gelegenheit fanden, so ließen sie es und begnügten sich mit dem gemeinsamen Willen. Der ging auf leisen Sohlen zwischen ihnen her und hin, [16450] nimmermüde sanft und süß: Gemeinsame innige Zärtlichkeit in Gedanken war ihnen süß und tat ihnen wohl. Die Liebenden nahmen sich allezeit sehr in Acht, ihr Glück vor dem Hof und vor Marke zu verbergen, so gut die blinde Liebe, die immer in ihrer Nähe war, es ihnen erlaubte. Nun ist es aber mit der Eifersucht [16460] und mit dem Samen des Verdachts so einen Sache: Wenn der ausgestreut ist und erst einmal Würzelchen getrieben hat, dann ist er so fruchtbar und vital und starkwüchsig, dass er, solange er nur Feuchtigkeit hat, kaum jemals mehr verdirbt und nicht mehr umzubringen ist. Der nimmermüde Argwohn begann 192
wieder mit Macht auszutreiben: Er hatte leichtes Spiel [16470] mit Tristan und Isôt und schoss üppig ins Kraut. Er fand nur allzu reichlich Feuchtigkeit an jenen süßen Zeichen, die zu allen Zeiten von der Liebe Kunde gaben. Der Mann hatte ganz recht, der da sagte: Sosehr man sich auch in Acht nimmt, es ist nicht zu verhindern: Es zieht sie zueinander hin - das Auge zum Herzen, [16480] den Finger zu der Stelle, w o es weh tut. Die Leitsterne des Herzens suchen am liebsten dort nach Beute, w o das Herz hinstrebt, der Finger und die ganze Hand gehen oft und immer wieder dahin, w o der Schmerz sitzt. Genauso taten die Liebenden: All ihrer Angst und Not zum Trotz vermochten und wussten sie es nicht zu vermeiden, [16490] immer wieder und allzu oft den Argwohn zu nähren mit zärtlichen Blicken - leider zog es, wie gesagt, des Herzens lieben Schatz, das Auge, immer wieder zu dem Herzen hin, die Hand ging unwillkürlich zu dem Schmerz. Immer wieder strickten die beiden mit Blicken ihre Augen und Herzen so fest aneinander, [16500] dass sie sich oft nicht schnell genug aus diesen Fesseln lösen konnten und Marke in ihren Augen den Balsam der Liebe erkannte. Deswegen beobachtete er sie noch schärfer, er behielt sie immer im Blick und sah sehr oft die verborgene Wahrheit in ihren Augen, aber nur dort, [16510] nirgends sonst. Sie sahen einander mit solcher Liebe an, so zärtlich und so voller Sehnen, dass es ihn mitten ins Herz traf, und er wurde so zornig, so bitter und böse, dass er dem und dem anderen, ich meine: dem Zweifel und dem Argwohn, ungezügelt freien Lauf ließ. Schmerz und Zorn überwältigten ihn, [16520] so dass er jeden Sinn für M a ß und Ziel verlor. Es brachte ihn um den Verstand, dass seine geliebte Isôt einen anderen Mann w a h r : haft lieben sollte, denn Isôt war ihm so teuer wie nichts sonst auf der Welt, und davon rückte er nicht ab: So zornig er auch war, behielt er doch seine geliebte Frau [16530] lieb und lieber als sein Leben. Bei aller Liebe aber trieben ihn dieses Leid und der rasende Schmerz in solche Raserei, dass er alles andere vergaß und sich ganz seinem Zorn überließ. Ob es stimmte oder nicht, danach fragte er nicht mehr. In diesem blinden Schmerz [16540] bestellte er die beiden zu sich in den Palas, w o der gesamte Hof versammelt war. In aller Öffentlichkeit, vor der ganzen Hofgesellschaft, sprach er zu Isôt: „Meine Dame, Isôt von Irland, das ganze Land weiß nur allzu gut, in welch dringendem Verdacht Ihr, was Eure Beziehungen zu meinem Neffen Tristan angeht, nun schon so lange Zeit steht. [16550] Jetzt habe ich Euch nachgespürt und allerlei Fallen gestellt in der Hoffnung, Ihr würdet etwas Vernunft annehmen. Aber Ihr wollt es nicht lassen. Ich bin nicht so töricht, dass ich das nicht merkte, ich sehe es Euch deutlich an: In großer Gesellschaft oder in kleiner Runde, immer sind Euer Herz und Eure Augen [16560] wie gebannt bei meinem Neffen. Dem erweist und zeigt Ihr mehr Freund-
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lichkeit als mir. An Eurem Benehmen erkenne ich, dass Ihr ihn mehr lieb habt als mich. So wachsam ich auch Euch und ihn im Auge behalte, so hilft das alles nichts, es ist umsonst, was ich auch tue. [16570] Ich habe Euch so oft daran gehindert zusammenzukommen, dass ich nur staunen kann, wie Ihr aller äußerlichen Trennung zum Trotz über so lange Zeit hinweg im Herzen so vollkommen eins sein könnt. Den Austausch zärtlicher Blicke habe ich oft unterbunden und kann doch die Liebe, die Euch verbindet, nicht scheiden. Ich habe es mir allzu lange von Euch gefallen lassen, [16580] jetzt will ich ein Ende damit machen, hört zu, was ich Euch sage: Ich will die Schande und das Leid, das Ihr mir antut, nicht länger tragen und mich nicht mehr mit Euch plagen; ich dulde diese Schmach von jetzt an nicht mehr. Ich will mich aber nicht so grausam an Euch rächen, wie ich es von Rechts wegen wohl dürfte, [16590] wenn ich mich rächen wollte. Mein Neffe Tristan, meine Dame Isôt, Euch zu töten oder Euch sonst etwas Schlimmes anzutun, dazu seid Ihr beide mir zu lieb, so schwer es mir fällt, das zu sagen. Da ich nun sehe, dass Ihr gegen meinen ausdrücklichen Willen einander mehr liebt und immer lieben werdet als mich, [16600] so seid denn beieinander, wie Ihr es wünscht: Vor mir braucht Ihr keine Angst mehr zu haben. Da Eure Liebe so groß ist, will ich Euch von nun an nie mehr lästig sein und will Euch in Euren Dingen Eure Freiheit lassen. Nehmt einander bei der Hand und verlasst meinen Hof und mein Land. Wenn Ihr mir ein Leid antut, [16610] will ich davon nichts hören und sehen. Wir drei können nicht länger Gemeinschaft halten; ich will Euch nicht voneinander scheiden, sondern selbst weggehen, wie immer ich es anstellen mag. Diese Gemeinschaft ist schlecht, ich will sie gern entbehren. Ein König, der das Brot der Liebe wissentlich mit einem anderen teilt, [16620] hat nicht mehr Adel im Leib als ein Bauerntölpel. Geht mit Gott, Ihr beiden, liebt und lebt so, wie es Euch gefällt. Mit dieser Gemeinschaft ist aus für immer!" So wurde es gemacht, genau so, wie Marke es befohlen hatte, geschah es: Tristan und seine Herrin Isôt nahmen nur mäßig bedrückt und nicht allzu heftig blutenden Herzens Abschied [16630] von ihrer beider Herrn, dem König, und dann von seinen Leuten. Die treuen Gefährten nahmen einander bei der Hand und traten auf den Hof hinaus. Ihrer Freundin Brangäne wünschten sie gute Gesundheit und baten sie, sie möge da bleiben und sich am Hof die Zeit vertreiben, bis sie von ihnen hörte, [16640] wie es ihnen erginge, das legten sie ihr ans Herz. Tristan nahm zwanzig Barren von Isôts Gold mit auf die Reise zu seinem und ihrem Unterhalt. Dann brachte man ihm noch, wie er befohlen hatte, seine Harfe und sein Schwert, seine Armbrust für die Jagd und sein Horn. [16650] Außerdem hatte er sich noch einen Hund aus seiner Meute ausgesucht, der war schön und zierlich und hieß Hiudan; den führte er 194
selbst an der Leine mit. Seine Leute befahl er in Gottes Hand, sie sollten heim in ihr Land reisen zu seinem Vater Rûal. Nur Kurvenal behielt er bei sich. [16660] Er gab ihm die Harfe zu tragen, die Armbrust nahm er selbst, dazu das Horn und den Hund Hiudan, nicht Petitcriû. So ritten die drei fort vom Hof. Die reine Brangäne blieb ganz allein mit Jammer und Weh zurück. Die traurige Geschichte und die bittere Trennung [16670] von den beiden, die ihr so lieb waren, taten ihr so weh und gingen ihr so nahe, dass es ein großes Wunder war, dass der Schmerz sie nicht umbrachte. Und den zweien fiel der Abschied auch sehr schwer, indes geschah es mit gutem Grund, dass sie Brangäne eine kurze Weile da auszuharren und zu bleiben befahlen [16680] und sie bei Marke zurückließen: Sie sollte die Versöhnung zwischen ihnen und Marke vermitteln. So zogen nun die drei Gefährten hin durch Wald und Heide, immer der Wildnis zu, fast zwei Tagereisen weit. Da kannte Tristan von früher her eine Höhle in einem Berg, fern von menschlichen Behausungen. Er hatte sie [16690] zufällig entdeckt: Er war einmal in der Gegend auf der Jagd gewesen, da hatte ihn sein Weg dorthin geführt. Diese Höhle war einst in heidnischer Zeit - noch vor Corinêis, als Riesen die Herren des Landes waren - in den wilden Berg gehauen worden: Dahin zogen sie sich zurück, wenn sie ungestört sein wollten, [16700] um sich der Liebe hinzugeben. Und wo man eine solche Höhle fand, da machte man eine Tür aus Bronze davor und widmete die Stätte der Liebe: la fossiure a la gent amant, Grotte der Liebenden, so nannte man sie; der Name stand dem Ding wohl an. Die Geschichte sagt uns auch, die Grotte sei kreisrund und weit und hoch gewesen, die Seiten strebten senkrecht empor, [16710] schneeweiß war sie, rundum glatt und eben. Das Gewölbe wurde oben prächtig abgeschlossen: Auf dem Schlussstein prangte eine Krone, wunderschön mit Geschmeide geziert und mit Edelsteinen besetzt. Der Fußboden war glatt und spiegelnd und herrlich aus Marmor, grün wie Gras. [16720] Ein Bett stand mittendrin, schön und rein aus Kristallstein gearbeitet, hoch und weit, schön erhöht. Über alle Seiten lief eine gravierte Schrift, die auch davon Kunde gab, dass es der Liebesgöttin gewidmet war. Oben in der Grotte waren kleine Fensterchen [16730] durchgebrochen, damit Licht hereinkam, die leuchteten da und dort. Wo man aus und ein ging, gab es eine Tür aus Bronze, und darüber standen drei dicht belaubte Linden, nur diese drei, sonst keine. Um den Eingang herum und gegen das Tal hin standen jedoch zahllose Bäume, die dem Berg mit ihrem Laub [16740] und ihren Zweigen Schatten spendeten. Auf der einen Seite war eine weite Lichtung, da floss eine Quelle, frisches, kühles Wasser, ganz hell und klar wie die Sonne. Darüber standen wieder drei Linden, schön und herrlich anzuschauen, die beschirmten die 195
Quelle vor Regen und Sonne. Bunte Blumen, grünes Gras [16750] leuchteten auf dem freien Feld und stritten aufs schönste miteinander: Jedes wollte das andere mit Leuchten übertreffen. Auch hatte man da in der rechten Jahreszeit den schönen Gesang der Vögel. Der Gesang war so schön und noch schöner als irgendwo sonst. Auge und Ohr hatten da beide Weide und Wonne: [16760] das Auge seine Weide, das Ohr seine Wonne. Da gab es Schatten und Sonne, die Luft und die Winde waren sanft und wohltuend. Von diesem Berg und dieser Höhle erstreckte sich eine gute Tagereise weit unbebautes felsiges Land, wüste Wildnis. Es führten keine gebahnten Wege dorthin, [16770] kein Pfad und kein Steig, doch war das Gelände nicht so unwegsam, dass es Tristan abgeschreckt hätte: Er und seine Liebste durchquerten es und nahmen in dem Fels und in dem Berg Quartier. Als sie sich dort häuslich eingerichtet hatten, sandten sie Kurvenal zurück. Er sollte am Hof [16780] und überall sonst, wo es sich fügte, erzählen, dass Tristan und die schöne Isôt mit Jammer und viel Weh wieder nach Irland gefahren wären, um ihre Unschuld den Leuten und dem ganzen Land vor Augen zu führen. Er sollte sich dann dort am Hof niederlassen, Brangäne gehorsam in allen Dingen, [16790] und ihrer beider Freundin, der Treuen, sagen, dass sie ihr in aufrichtiger Freundschaft und Liebe ergeben seien. Und er sollte auch in Erfahrung bringen, was Marke vorhatte, und wenn der irgendeinen bösen Plan zu irgendeinem bösen Anschlag auf ihr Leben fasste, sollte er es ihnen gleich mitteilen und überhaupt in allen Dingen [16800] Tristan und Isôt in seinem Sinn behalten und regelmäßig alle zwanzig Tage zu ihnen kommen und berichten, was vielleicht nützlich und ermutigend sein könnte. Was soll ich mehr darüber sagen als dies: Er tat gehorsam alles, was ihm aufgetragen war. Da hatten nun Tristan und Isôt ihren Hausstand [16810] in dieser wilden Klause. Es gibt genügend Neugierige, die jetzt nur allzu gerne wissen möchten und sich mit der Frage plagen, wie sich Tristan und Isôt, die beiden Verbannten, in dieser Wüstenei ernährten. Dieser Not will ich abhelfen und diese Neugier stillen: Sie sahen einander an, [16820] davon lebten sie vom üppigen Ertrag ihrer Augen ernährten sie sich. Sie aßen nichts als Lust und Liebe. In diesem Haus der Liebe war für die Furage immer wohl gesorgt. Die beiden trugen verborgen unter dem Gewand [16830] das beste Lebensmittel, das man haben kann auf dieser Welt. Das stand ihnen gratis zur Verfügung, immer frisch und neu: Das war die reine Treue; die balsamische Liebe, die dem Körper und dem Geist so recht wohl tut, die Herz und Sinn befeuert, war ihre Nahrung, eine bessere gibt es nicht. [16840] Wahrhaftig, sie nahmen niemals etwas zu sich als allein die Speise, die das Verlangen des Herzen nährte und das Auge be196
glückte und die auch dem Leib gab, was er brauchte. Daran hatten sie genug. Zur Liebe waren sie geboren, die begleitete sie auf Schritt und Tritt und jeden Augenblick und gab ihnen alles, [16850] was zu einem Leben in vollkommenem Glück nötig ist. Auch machte es ihnen wenig Kummer, dass sie allein und ohne Gesellschaft in der Wildnis leben mussten. Wen hätten sie denn da vermissen sollen? Was hatten andere Leute da zu suchen? Sie waren eine gerade Summe, eins und eins sonst nichts. Wenn sie sich jemanden dazugeholt hätten, [16860] so wären sie ungerade geworden und hätten von dem überzähligen Dritten nichts als Ärger und Verdruss gehabt. Ihre Gesellschaft, so wie sie war, schien den beiden großartig genug: Bei keinem noch so glänzenden Fest am Hof des glückseligen König Artus hätten sie mehr Lust und Glück genießen können. [16870] In der ganzen Welt hätte man kein Vergnügen gefunden, das die zwei, solange sie da in der Grotte wohnten, auch nur um ein Ringlein mit einem unechten Stein darin hätten kaufen wollen. Alles, was nur irgendjemand irgendwo ersinnen und für nötig halten kann zum vollkommenen Leben, hatten die beiden dort. Für ein besseres Leben hätten sie [16880] keinen Pfifferling gegeben, nur um ihre Ehre tat es ihnen leid. Was sonst hätten sie vermissen sollen? Sie hatten ihren eigenen Hof, sie hatten alles, was ein Mensch zum Glück braucht. Sie hatten die Ihren stets um sich: die grüne Linde, den Schatten und die Sonne, das Ufer des Bachs und die Quelle, Blumen, Gras, Laub und Blüten, [16890] die den Augen wohl tun. Ihre Hofmusikanten waren die Vögel: Die zierliche, reine Nachtigall, die Drossel und die Amsel und andere Waldvögel, der Zeisig und die Lerche wetteiferten miteinander und waren immer eifrig darum bemüht, den Ohren und dem Kunstsinn ihrer Herrschaft etwas zu bieten. [16900] Ihr Fest war die Liebe, die ihrem Glück die Krone aufsetzte. Sie brachte ihnen in ihrer Güte jeden Tag tausendmal die ganze Herrlichkeit von Artûs' Tafelrunde und von seiner ganzen Hofgesellschaft in ihre Klause. Wie hätten sie bessere Nahrung für Seele und Leib wünschen können? Da war der Mann bei der Frau, die Frau bei dem Mann - [16910] was brauchten sie mehr? Sie hatten, was sie brauchten, und waren dort, wo sie sein wollten. Jetzt gibt es aber etliche, die erzählen in ihrem Unverstand Dinge, mit denen ich nicht einverstanden bin. Sie behaupten, zu solchem Spiel brauche der Mensch noch andere Nahrung. Ich weiß nicht genau, ob das stimmt oder nicht, ich glaube aber, es ist nichts weiter nötig. [16920] Wenn es jemanden geben sollte, der so etwas schon erlebt hat und ein anderes Lebensmittel besser fand, der mag anders reden, wie er es eben versteht. Ich selbst habe auch schon so ein Leben geführt, und mir hat damals nichts gefehlt. Nun werdet mir nicht ungeduldig und lasst euch erklären, was es zu
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bedeuten hat, [16930] dass die Grotte in dem Fels so und nicht anders gestaltet wurde. Sie war, so habe ich gelesen, rund, weit, hoch mit senkrechten Wänden, schneeweiß, rundum glatt und eben. Die runde Form bedeutet die Einfachheit der Liebe: Die immergleiche, stetige Gestalt passt zur Liebe, die ohne Winkel sein soll. Der Winkel in der Liebe [16940] ist Tücke und Berechnung. Die Weite ist die Kraft der Liebe, die ist grenzenlos. Die Höhe ist der stolze, frohe Sinn, der hoch bis in die Wolken strebt. Dem ist nichts zu schwer, er will immer weiter hinauf bis dorthin, wo alle Vollkommenheit sich trifft, die Krone der Wölbung zu bilden. So ist es denn genau richtig, [16950] dass die Vollkommenheit mit edlen Steinen besetzt und mit Lob und Preis geschmückt ist: Wir, deren niederer, gedrückter Sinn in der Sphäre des Fußbodens bleibt und nicht aufschweben und sich lösen kann, schauen staunend zu dem Kunstwerk hinauf, das dort in seiner Vollkommenheit prangt; [16960] was von der Pracht dessen, was da hoch oben in den Wolken schwebt, auf uns kommt und zu uns nieder glänzt, das bestaunen wir gebannt. Davon wachsen uns die Federn, mit denen der Sinn sich aufschwingt und sich im Flug nach Vollkommenheit Ehre macht. Die Wand war weiß, glatt und eben, wie es dem Wesen der lauteren Aufrichtigkeit entspricht. Deren immergleicher weißer Schimmer [16970] soll nirgends übermalt und verfälscht sein, und kein böser Hintergedanke soll an ihr einen Buckel oder eine Grube finden. Der marmorne Fußboden, immergrün und fest, gleicht der Beständigkeit. Die Bedeutung passt am besten zu ihm, wegen der Farbe und der glatten Oberfläche. Die Beständigkeit soll so recht grün sein wie das Gras, das ist ihr angemessen, [16980] und glatt und lauter wie Glas. Das Bett der kristallklaren Liebe, das in der Mitte stand, trug seinen Namen mit Recht. Der Künstler hatte ihr Wesen ganz richtig erkannt, der die Liegestätte, die der Liebe dienen sollte, aus Kristall fertigte: Die Liebe selber soll ja auch kristallen durchsichtig und rein sein. Innen konnte man die Bronzetür [16990] mit zwei Riegeln verschließen. Außerdem war da eine Türfalle, sehr sinnreich so konstruiert, dass man sie auch von außen betätigen konnte, das hatte Tristan gleich gesehen: Da gab es einen Mechanismus mit einer Handhabe dran, so konnte man die Falle von außen heben und senken. Weder Schloss noch Schlüssel war daran, und ich sage euch auch, warum: [17000] Da war deswegen kein Schloss, weil alle Sperrvorrichtungen, die man an einer Tür anbringt - ich meine: außerhalb - , auf falsche Liebe deuten; denn wer selbstherrlich durch die Tür der Liebe schreiten will, statt darauf zu warten, dass er eingelassen wird, dessen Liebe ist nicht echt, da ist Betrug oder Gewalt im Spiel. Darum ist der Eingang zur Liebe [17010] mit einem ehernen Tor verschlossen: Einlass kann man nicht erzwingen, 198
sondern nur in Liebe und Freundlichkeit erbitten. Aus Bronze ist es, damit man es auf keine Weise, nicht mit Gewalt und Macht, nicht mit List oder überlegener Klugheit, weder mit Betrug noch mit Lüge, aufbrechen kann. Die beiden Riegel innen, [17020] Wahrzeichen der Liebe, waren einander gegenüber angebracht, links und rechts an der Wand. Der eine war aus Zedernholz, der andere aus Elfenbein. Jetzt hört, was sie bedeuten: Das Siegel aus Zedernholz bezeichnet die Weisheit und Klugheit in der Liebe, das aus Elfenbein [17030] die Keuschheit und Reinheit. Mit diesen reinen Riegeln ist das Haus der Liebe so verschlossen und versiegelt, dass Betrug und Gewalt nicht Eingang finden. Die versteckte kleine Klinke außen, mit der man die Turfalle betätigen konnte, war aus Zinn, die Falle war aus Gold, [17040] und das hatte seinen guten Grund: Die Falle und die Handhabe waren so gemacht, dass sie ganz genau ihrem eigentlichen Wesen entsprachen. Das Zinn, das ist die rechte Aufmerksamkeit zum heimlichen Geschäft der Liebe, das Gold ist das Gelingen. Zinn und Gold sind hier am rechten Platz: Seine Aufmerksamkeit kann jeder lenken, wie er will, [17050] er kann sie verengen und verbreitern, verkürzen und dehnen, er kann ihr freien Lauf lassen oder Fesseln anlegen, so oder so, mit leichter Mühe, sie ist fügsam wie Zinn und kostet nicht viel. Wer es aber recht versteht, seine Gedanken der Liebe zuzuwenden, den bringt die Klinke aus Zinn, diesem schlechten Metall, [17060] zu goldenem Gelingen und köstlichen Dingen. Oben in die Decke der Grotte waren hübsch versteckt drei Fensterchen, nicht mehr, durch den Fels gebrochen, da schien die Sonne hinein. Das eine von denen ist die Güte, das andere Demut, das dritte edler Anstand. Durch diese drei [17070] lacht der liebe Schein, der herrliche Glanz der Ehre, das beste Licht, das es gibt, und erhellt die Grotte des irdischen Daseins. Auch hat es seine gute Bedeutung, dass die Grotte einsam in der Wildnis lag; es verweist darauf, dass die Liebe und ihre Möglichkeiten [17080] nicht auf gebahnter Straße liegen oder auf den Feldern wachsen, die Liebe wohnt verborgen in der Wildnis. Nur mit Mühen und Plagen gelangt man zu ihrer Klause. Sie ist umgeben von Bergen, regellos verstreut, schwer zu überwinden auf krummer Bahn. Wir armen Märtyrer finden die Steige hinauf und hinab [17090] oft so mit Geröll verschüttet, dass wir dem rechten Pfad nicht folgen können: Wenn wir nur einen Fehltritt tun, so sind wir verloren. Wer aber das Glück hat, dass er dort in der Wildnis ans Ziel gelangt, der hat sich nicht vergebens geschunden, der findet da des Herzens heitere Wonne: [17100] Alles, was das Ohr gern hört und was das Auge freut, gibt es in der Wildnis so reichlich, dass er nicht mehr fortwill. Das weiß ich wohl, denn ich war selber dort, ich habe dort in der 199
Wildnis den Vogel und das Haarwild, den Hirsch und das Reh durch viele Wälder verfolgt und ihnen nachgestellt [17110] und habe meine Zeit damit verschwendet, denn ich bekam nie Gelegenheit, etwas zu basten; alle Mühe und Strapazen führten zu nichts. Ich fand die Klinke an der Tür zur Grotte und sah die Falle, ich bin auch hin und wieder zu dem Kristall vorgedrungen. Ich bin oft im Reigen hingesprungen und wieder zurück, [17120] habe aber nie dort geruht. Den Marmorboden um das Bett herum habe ich mit meinen Tritten ganz zertrampelt, so hart er ist. Wenn er nicht immer nachwachsen würde - das macht die grüne Farbe, die ihm diese besondere Fähigkeit verleiht - , dann könnte man noch heute meine Spur der wahren Liebe darauf erkennen. Auch habe ich an der lichten Wand [17130] meine Augen oft geweidet, ich habe eifrig meine Blicke hinauf zu der Krone gesandt und zu dem Gewölbe und dem Schlussstein und mir schier die Augen ausgeguckt an dem Schmuckstück dort, das so meisterlich mit Steinen bestirnt ist. Die sonnenhellen Fensterchen haben mir oft ihre Strahlen ins Herz geschickt. [17140] Ich kenne die Fossiure seit meinem elften Jahr und war doch nie in Kurnewal. Die Getreuen jenes wilden Hofs, Tristan und seine amîe, widmeten sich dort im Wald und auf der Wiese müßig und mit Fleiß sehr angenehmen Dingen. Sie waren immer [17150] beieinander. Im Morgentau gingen sie leichten Schritts zu der Lichtung, wo der Tau die Blumen und das Gras erfrischte. Auf der kühlen Heide gingen sie spazieren, sie wanderten dort umher und plauderten und lauschten [17160] dem süßen Gesang der Vögel. Dann spazierten sie dahin, wo die kühle Quelle klang, und lauschten ihrem Spiel und ihrem leichten Lauf hinaus ins freie Gelände. Da setzten sie sich immer hin, um auszuruhen, da hörten sie dem Rauschen zu und beobachteten das Fließen des Wassers, und auch daran hatten sie ihre helle Freude. [17170] Wenn dann aber die gleißende Sonne höher stieg und die Hitze drückend wurde, gingen sie zur Linde, wo ein lindes Lüftchen wehte, die schenkte ihnen neue Lust, so dass ihnen wohl war an Leib und Seele. Augen und Sinn wurden heiter unterhalten, und die liebe Linde fächelte ihnen sanft und spendete ihnen Schatten mit ihrem Laub. [17180] Das Lüftchen in ihrem Schatten war sanft und lind und angenehm kühl. Der Sitzplatz, den die Linde ihnen bot, war auf Blumen und Gras, so schön bunt wie nur je ein Rasen unter einer Linde. Da saßen aneinander geschmiegt die Liebenden in traulichem Gespräch von Liebesleuten aus früherer Zeit, die [17190] in Liebe ein tragisches Ende gefunden hatten. Sie redeten und erzählten und trauerten und klagten über das Leid, das Phyllis von Thrazien und der armen Kanazä im Namen der Liebe geschah, dass die Liebe zu ihrem Bruder Byblis das Herz brach, dass es der Königin von Tyrus und Sidon,
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[17200] der liebeskranken Dido, so jämmerlich erging. Mit solchen Geschichten waren sie immer beschäftigt. Wenn sie aber von diesen Gesprächen genug hatten, so gingen sie in ihre Klause und begannen etwas anderes, was ihnen Freude machte: Sie machten Musik, sehnsuchtsvoll und süß klangen [17210] ihre Stimmen und ihr Harfenspiel. Abwechselnd gaben sie den Händen und den Zungen zu tun, sie spielten und sangen Lieder und Weisen der Liebe und tauschten ihre Lust, wie es ihnen gefiel: Wenn eins von beiden die Harfe zupfte, [17220] so musizierte das andere mit der Stimme und sang mit süßer Inbrunst. Und die Musik der Harfe harmonierte mit der Gesangsstimme, wenn sie ineinander klangen, so innig süß, wie es dem Namen dieses Orts, der ja der süßen Liebe zugeeignet war, entsprach: la fossiure a la gent amant. Was aber von der Fossiure [17230] seit alters her behauptet wurde, das machten erst diese beiden so recht wahr: Erst ihrem Spiel gab sich die Herrin dieses Orts so völlig hin - alle Kurzweil, alles Spiel, das man ihr vorher dort geboten hatte, tat ihr nicht Genüge; es war nicht [17240] so lauter und rein in seiner Absicht wie das Spiel der beiden. So brachten sie ihre Zeit im Dienst der Liebe so schön hin wie kein Liebespaar sonst und taten immer nur, was das Herz ihnen eingab. Untertags trieben sie allerlei Kurzweil. Manchmal, wenn sie Lust dazu hatten, ritten sie in die Wildnis, um [17250] mit der Armbrust Vögel und Wild zu erlegen, bisweilen jagten sie auch Rotwild mit ihrem Hund Hiudan. Der war anfangs noch für keine Art der Jagd zu gebrauchen, bei der ein Hund still schweigen muss, aber Tristan hatte ihm schnell beigebracht, [17260] Hirsch und Reh und anderem Wild in Wald und Feld, was es auch sei, so nachzuspüren, wie man es von ihm verlangte, und dabei niemals Laut zu geben. So vertrieben sie sich oft die Zeit, nicht um der Beute willen, die es brachte, sondern nur zu ihrer Unterhaltung. [17270] Sie jagten, das weiß ich genau, mit dem Hund und mit der Armbrust mehr zum Vergnügen und um sich Bewegung zu machen als um der Furage willen. Sie taten und trieben jederzeit und alle Wege nichts als das, was ihnen recht und angenehm war und wozu sie Lust hatten. Während dieser ganzen Zeit [17280] hatte der betrübte Marke keine gute Stunde. Er trauerte sehr um seine Ehre und seine Frau. Von Tag zu Tag ging es ihm schlechter an Leib und Seele, Ehre und Besitz freuten ihn nicht mehr. So ritt er eines Tages auf die Jagd in jenen Wald, mehr aus Traurigkeit [17290] als zum Vergnügen. Als sie nun in den Wald kamen, nahmen die Jäger ihre Hunde und stießen bald auf ein Rudel Wild, da ließen sie die Meute los. Sogleich trieben die Hunde einen ungewöhnlichen Hirsch vom Rudel ab, der hatte eine Mähne wie ein Pferd und war stark und groß und weiß, [17300] das Geweih zierlich und
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kurz, noch wenig entwickelt, als hätte er erst kürzlich seine Stangen abgeworfen. Den jagten sie um die Wette mit aller Kraft bis an den Abend: Da verloren sie seine Fährte, so dass der Hirsch ihnen entkam und dahin flüchtete, [17310] wo er hergekommen war, in die Nähe der Grotte. Dahin lief er und war gerettet. Marke und noch viel mehr die Jäger verdross dieses Missgeschick sehr; sie alle ärgerten sich, weil der Hirsch wegen seiner Farbe und der Mähne etwas so Besonderes war. Sie sammelten ihre Hunde [17320] und richteten sich ein, die Nacht da zu verbringen, denn sie alle hatten Ruhe nötig. Nun hatten aber Tristan und Isôt den ganzen Tag über den Lärm von Jagdhörnern und von den Hunden dort im Wald gehört und hatten gleich vermutet, dass es kein anderer als Marke war, der da jagte. Da wurde ihnen bang ums Herz, denn sie fürchteten, [17330] sie wären verraten. Am nächsten Tag noch vor dem Morgenrot war der Jägermeister schon auf den Beinen und befahl seinen Leuten, den Tag abzuwarten und ihm dann auf die Jagd zu folgen. An die Leine nahm er einen Hund, der ihm geeignet schien, und setzte ihn auf die Fährte. [17340] Der Hund führte ihn zielstrebig durch unwegsames Gelände über Stock und Stein, öde Heide und Gras die ganze Strecke, die der flüchtende Hirsch in der Nacht gelaufen war. Er folgte unbeirrt seiner Spur, bis er ins Freie kam und ans Licht der Sonne, die eben erst so recht aufgegangen war: Da war er an der Quelle [17350] auf Tristans weiter Wiese. An diesem Morgen waren Tristan und seine Gespielin in aller Frühe Hand in Hand hinausgegangen auf die betaute Blumenwiese und in das liebliche Tal. Da fingen Lerche und Nachtigall zu musizieren an, [17360] ihre lieben Nachbarn zu begrüßen, sie erwiesen eifrig ihre Reverenz Tristan und Isôt. Die wilden Waldvögelchen hießen die beiden aufs schönste willkommen in ihrem Latein. Viele hübsche Vögelchen hatten sich eingefunden, sie freundlich zu empfangen. Alle bemühten sich, ihnen Freude zu machen: [17370] Den zwei Liebenden zu Ehren sangen sie von den Zweigen ihre entzückenden Weisen in vielen Variationen. Da gab es viele angenehme Stimmen, die sangen den Cantus firmus und den Diskant und entzückten mit ihren Chansons und Wechselgesängen die Liebenden. Die kühle Quelle empfing sie: Hübsch sprang sie ihren Augen entgegen, [17380] noch hübscher klang sie in ihren Ohren, lief murmelnd auf sie zu, hieß sie leise schwatzend willkommen und grüßte mit süßem Geflüster die Liebenden. Auch die Linden grüßten sie und sandten ihnen ihren süßen Hauch, der erfreute Leib und Seele, er tat den Ohren wohl und allen Sinnen. Die Blütenpracht der Bäume, [17390] die bunte Wiese, die Blumen, das saftig grüne Gras und alles, was da blühte, das lachte ihnen entgegen. Auch grüßte sie überall der liebe Tau, der kühlte ihre Füße und erfrischte ihre Herzen. Und als ihnen Genüge getan 202
war, gingen die beiden wieder leise in ihre Felsenhöhle [17400] und hielten miteinander Rat, wie sie sich nun verhalten sollten, denn sie hatten Angst und befürchteten ebendas, was auch wirklich bald geschehen sollte: dass irgendjemand von den Leuten, die da mit den Hunden umherstreiften, durch irgendeinen Zufall hierher käme und ihr Versteck entdeckte. Da verfiel Tristan auf einen schlauen Gedanken, den befanden sie beide für gut: Sie gingen wieder zu Bett [17410] und legten sich hin, aber nicht wie Mann und Frau, sondern voneinander abgewandt und getrennt wie zwei Kameraden; Leib an Leib lagen sie und doch fremd. Zudem hatte Tristan sein blankes Schwert dazwischen gelegt: Auf der einen Seite lag er, auf der anderen sie, voneinander geschieden lagen sie, jedes für sich. [17420] So schliefen sie ein. Der Jäger - ich meine den, von dem ich vorher berichtet habe - , der da zu der Quelle gekommen war, sah im Tau die Spur, wo Tristan und seine Dame [17430] gegangen waren. Da dachte er, das könne nichts anderes sein als die Fährte des Hirschs. Er stieg vom Pferd und folgte der Spur der beiden durchs tauige Gras bis hin zur Tür der Grotte. Die war mit zwei Riegeln verschlossen, so dass er nicht hinein konnte. Da ihm der gerade Weg versperrt war, suchte er nach einem Umweg, er ging umher und außen herum und stieß endlich oben auf ein verstecktes Fensterchen. [17440] Da lugte er vorsichtig hinein und sah sogleich die ganze Hausgemeinschaft der Liebe, nur eine Frau und einen Mann. Die sah er mit großem Staunen, denn die Frau schien ihm so wunderschön wie kein anderes Geschöpf, das je von einer Frau zur Welt gebracht worden war. Jedoch sah er sie nicht lange an, [17450] denn schon bald bemerkte er das blanke Schwert, das da lag, und fuhr erschreckt und verängstigt zurück: Er dachte, das gehe nicht mit rechten Dingen zu, und fürchtete sich. Er stieg wieder hinunter und machte sich auf den Weg zurück zur Meute. Indessen war Marke, [17460] den Jägern weit voraus, seiner Spur gefolgt und kam ihm nun in Eile entgegen. „Seht, Herr König", sprach der Waidmann, „ich habe da gerade etwas ganz Wunderbares entdeckt." „Sag, was ist das?" „Eine Liebesgrotte." „Wo hast du die gefunden oder wie?" [17470] „Herr, hier in dieser Wildnis, ganz in der Nähe." „In dieser wüsten Gegend?" „Ja." „Hast du da auch Menschen gesehen?" „Ja, Herr, da drin sind ein Mann und eine Göttin, die liegen in einem Bett und schlafen, als ob sie es bezahlt bekämen. Der Mann ist so wie andre Männer auch; ich bezweifle aber, dass seine Bettgenossin [17480] ein menschliches Wesen ist, denn die ist schöner als eine Fee - schöner als je irgendein Geschöpf aus Fleisch und Blut auf Erden. Ich weiß nicht, was es zu bedeuten hat, aber zwischen ihnen liegt ein Schwert, das ist schön und rein und blank." Der König sprach: „Führe mich hin."
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Der Jägermeister führte ihn [17490] durch die Wildnis auf dem Weg, den er gekommen war, bis zu der Stelle, wo er vom Pferd gestiegen war. Da stieg der König ab und ging den Rest des Wegs zu Fuß weiter auf der Spur des Jägers; den ließ er dort zurück. Marke kam zu der Tür, die beachtete er nicht, sondern ging weiter, außen an dem Fels herum. Oben auf dem Felsen suchte er den Boden ab, [17500] wie der Jäger ihm empfohlen hatte, und fand auch wirklich ein Fensterchen. Da hinein blickte er zu seiner Freude und zu seinem Leid: Er sah die beiden da liegen auf dem Kristall, immer noch in tiefem Schlaf. Er fand sie so, wie auch der Jäger sie gefunden hatte: voneinander getrennt und abgewandt, er hierhin, sie dorthin, [17510] zwischen ihnen das blanke Schwert. Er erkannte seinen Neffen und seine Frau: Sein Herz und sein ganzer Leib wurden kalt vor Schmerz und auch vor Freude. Dass sie da so lagen, fern voneinander, tat ihm wohl und weh - wohl, meine ich, tat ihm die Hoffnung, sie wären ohne Falsch, weh tat ihm, dass er sich davor in Acht nahm. [17520] In seinem Herzen sprach er: „Gnädiger Gott, was hat das zu bedeuten? Wenn zwischen ihnen etwas von dem geschehen wäre, was ich schon lange argwöhne, wie könnten sie dann so liegen? Eine Frau, die einen Mann lieb hat, wird sich doch immer in seine Arme und eng an seine Seite schmiegen - was für ein Liebespaar sollte das sein, das so daliegt?" [17530] Aber dann sprach er wieder zu sich selbst: „Ist nicht doch etwas dran? Ist das, was ich da sehe, Schuld oder nicht?" Und so war der Zweifel wieder da: „Schuld?", sprach er, „Oh ja, allerdings!" „Schuld?", sprach er, „Nein, ganz gewiss nicht!" So trieb er es hin und her, bis Marke gar nicht mehr aus noch ein wusste und wieder ganz im Zweifel war, was es mit der Liebe der beiden auf sich hatte. [17540] Da kam die Liebe, die so gern Versöhnung stiftet, auf leisen Sohlen herbei, schön geputzt und zauberhaft geschminkt: Sie hatte das Weiße ihres Gesichts mit goldener Täuschung übermalt, ihrer allerbesten Farbe: Nein - das Wort schien und gleißte dem König ins Herz. [17550] Das andere, das ihn so schmerzte, das widrige Wort Ja, das sah Marke nirgends mehr, es war verschwunden und mit ihm aller Zweifel, aller Argwohn: Die Goldfarbe der Liebe, die goldene Unschuld lockte seine Augen und seine Gedanken mit ihrem verführerischen Reiz dahin, wo die österliche Sonne [17560] aller seiner Freuden aufging. Er sah nichts anderes mehr als seines Herzens Seligkeit Isôt, die ihm so herrlich schön vorkam wie nie zuvor. Ich wüsste nicht zu sagen - die Quelle meldet und erzählt uns nichts dergleichen - , von welcher Müh und Plage ihr so warm geworden sein sollte, wahr ist aber, dass ihr Teint und ihre ganze lichte Gestalt so reizend und lebhaft [17570] wie die Farben einer melierten Rose hinaufstrahlten zu dem Mann: Ihr Mund leuchtete feurig wie glühende Kohle.
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Ach so, jetzt weiß ich, welche Anstrengung Isôt auf sich genommen hatte: Sie war ja, wie ich berichtet habe, im Morgentau auf die Wiese hinausgegangen - daher die hitzigen Farben. [17580] Nun kam noch ein feiner Sonnenstrahl dazu, der schien auf ihre Wange, auf ihr Kinn und ihren Mund: Da spielten jetzt zwei Schönheiten miteinander, vereint strahlten Licht und Licht. Die Sonne und die Sonne feierten da ein prächtiges Fest, [17590] Isôt zu verherrlichen: Ihr Kinn, ihr Mund, ihr Teint, ihr Leib, die waren so recht entzückend, so reizend, so anmutig, dass sie Marke wohl gefiel: Ihn verlangte nach ihr, und er hätte sie gern geküsst. Die Liebe fachte ihr Feuer an, mit der Schönheit ihres Körpers heizte die Liebe dem Mann ein, bis er lichterloh brannte. [17600] Die Schönheit der Frau lockte seine Sinne hin zu ihrem Leib und ihrer Liebe. Seine Augen waren wie gebannt, mit inniger Andacht sah er ihre Kehle und ihr Brustbein, ihre Arme und Hände unter dem Gewand hervorscheinen. Sie trug keine Haube, nur ein Kränzlein aus Klee: [17610] Nie hatte ihr Gemahl sie so reizend und reizvoll gefunden. Als er nun den Sonnenstrahl bemerkte, der von oben durch die Öffnung in dem Fels auf ihr Gesicht schien, fürchtete er, es könnte ihr schaden; er nahm Gras, Blumen und Laub und verstopfte damit das Fenster. Er nahm Abschied von der Schönen, [17620] empfahl sie der Güte Gottes und ging weinend fort. Traurig kehrte er zurück zu seinen Hunden. Er wollte nicht weiter jagen und befahl sogleich den Jägern, mit den Hunden heimzukehren. Das tat er aber deswegen, damit niemand anders dorthin käme [17630] und die beiden sähe. Kaum war der König fort, da erwachten Isôt und Tristan, und als sie sich umsahen und nach oben schauten zum Sonnenlicht, da schien die Sonne nur durch zwei Fensterchen. Sie suchten nach dem dritten und wunderten sich sehr, als sie bemerkten, dass es dunkel blieb. [17640] Da hielt sie nichts mehr in ihrem Bett, die beiden standen auf und stiegen außen auf den Felsen: Da sahen sie gleich, dass die Fensteröffnung mit Laub und Blumen und Gras verstopft war. Die beiden fanden auch im Sand über der Grotte und davor Spuren von einem Mann, der gekommen und wieder gegangen war. [17650] Da erschraken sie und fürchteten sich sehr: Sie dachten gleich, dass Marke irgendwie hierher gefunden und sie gesehen hatte - so nahmen sie an, Gewissheit hatten sie nicht. Immerhin hatten sie doch einen Trost: Wer immer sie da gesehen haben mochte, [17660] hatte sie voneinander getrennt und abgewandt liegen gefunden. Der König ließ gleich am H o f und im ganzen Land seinen Rat und seine Verwandten zusammenrufen, um mit ihnen Rat zu halten. Er sagte und berichtete ihnen - ihr wisst es ja schon von mir - , wie er die beiden dort gefunden hatte, [17670] und erklärte, dass er niemals mehr Tristan
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und Isôt irgendeiner Untat für schuldig halten werde. Seine Räte verstanden auch gleich, wie es gemeint war und dass er die beiden gerne wiederhaben wollte. Sie rieten ihm weise, was sein Herz begehrte und wonach ihn verlangte: [17680] dass er seine Frau Isôt und seinen Neffen Tristan wieder an den Hof kommen ließe, da er von nichts wisse, was gegen seine Ehre sei, und niemals wieder bösem Gerede über sie Beachtung schenken sollte. Man schickte Kurvenal hin, der wurde ausersehen, den beiden die Botschaft auszurichten, weil er mit den Verhältnissen dort vertraut war. [17690] Der König ließ Tristan sagen und auch der Königin, er sei ihnen gnädig und von Herzen gut, sie möchten doch zurückkommen und ganz ohne Sorge sein, dass ihnen jemand Böses wollte. Kurvenal ging hin und sagte den beiden Markes Willen. Das gefiel den Liebenden, und sie wurden von Herzen froh. [17700] Die Freude kam von Gedanken an Gott und ihre Ehre weit mehr als von irgendetwas sonst auf Erden. Sie kehrten zurück in ihr altes Geleise und ihr Herrenleben. Sie konnten aber nie mehr in allen ihren Tagen so innig vertraut miteinander umgehen, und niemals wieder waren die Umstände ihrem Glück [17710] so günstig. Indes bemühten sich Marke und die Seinen, die ganze Hofgesellschaft, sehr, ihnen Ehre zu erweisen; trotzdem waren die beiden nie mehr so offen und unbefangen wie vorher. Marke, der Zweifler, befahl Tristan und Isôt und legte ihnen eindringlich ans Herz, sie möchten sich Gott und ihm zuliebe [17720] im Zaum feinen Anstands halten, sich davor hüten und in Acht nehmen, einander mit süßen Schlingen inniger Blicke nachzustellen, und nicht mehr so vertraulich miteinander tun, sondern im Gespräch den Abstand wahren. Diese strengen Regeln machten den Liebenden schwer zu schaffen. Marke war jetzt wieder froh und heiter. Er hatte jetzt wieder an seiner Frau Isôt alle Freude, [17730] die sein Herz begehrte, wenn auch diese Herrlichkeit nur seinem Leib zugute kam und nicht der Ehre: Er hatte von seiner Frau keine Liebe und Zuneigung noch irgendeine Ehre, die Gott werden ließ, außer höchstens die, dass sie nach ihm und seinem Recht dort, wo er König war, Herrin und Königin hieß. Damit gab er sich zufrieden [17740] und war ihr gut und gnädig, als ob sie ihn von Herzen lieb hätte, so töricht war er. Das machte jene Blindheit des Herzens, von der es heißt: Die Blindheit der Liebe blendet außen und innen, sie blendet die Augen und den Verstand: Was die beiden sehr wohl sehen, wollen sie partout nicht sehen. [17750] Genau das war Marke zugestoßen: Der wusste es so gewiss wie seinen Tod und sah wohl, dass es seine Frau Isôt mit Herz und Sinnen in Liebe zu Tristan hinzog, und wollte es doch nicht wissen. Wem soll man die Schuld dafür geben, dass er ein so ehrloses Leben mit ihr führte? [17760] Der täte wahrhaftig Unrecht, der Isôt Betrug vorwerfen wollte, sie betrog ja weder ihn noch 206
Tristan: Er sah es doch mit eigenen Augen und wusste es auch unbesehen ganz genau, dass sie keine Liebe zu ihm empfand, und trotzdem hatte er sie lieb. „Warum, Herr, und weswegen hatte er sie so ins Herz geschlossen?" [17770] Aus demselben Grund wie all die vielen, die noch heute tun wie er: Begierde und Verlangen leiden unter großen Schmerzen, was sie leiden müssen. Ja, vom Schlag des Marke und der Isôt sieht man noch heute viele, die sind, wenn man es hier zur Sprache bringen darf, noch blinder oder genauso blind am Herzen und an ihren Augen. Darunter ist nicht einer, [17780] nein, viele und noch einer mehr, die wollen von ihrer Blindheit gar nicht mehr lassen: So einer will von dem, was offen vor seinen Augen liegt, nichts wissen und hält für eine Tauschung, was er doch weiß und sieht. Wer kann etwas dafür, dass er so blind ist? Wenn wir so einen betrachten, wie es ihm gemäß ist, so werden wir den Damen keinen Vorwurf machen können. [17790] Sie haben sich den Männern gegenüber nichts zuschulden kommen lassen, vor deren Augen sie ihr Tun und Treiben nicht verbargen: Wo ein Mann die Schuld vor Augen hat, da wird er von seiner Frau nicht hintergangen noch betrogen, da hat ihm seine eigene Begierde den Kopf nach hinten verdreht. Das Verlangen ist es, das überall und alle Zeit [17800] sehende Augen Lügen strafen will. Was man auch von der Blindheit sagen mag, so verblendet doch keine Blindheit so arg und schlimm wie Begierde und Verlangen. Und wenn wir auch lieber davon schweigen, so ist das Wort doch wahr: Schönheit bringt Hohn und Spott. Die wunderbare Schönheit der blühenden Isôt [17810] machte Marke außen und innen blind, verblendete ihm die Augen und den Verstand. Er konnte nichts mehr an ihr sehen, was er ihr zum Vorwurf hätte machen können, und wusste von ihr nichts als nur das Allerbeste. Um die Sache zu Ende zu bringen, sage ich: Er war so gerne bei ihr, dass er über alles Leid hinwegsah, [17820] das ihm von ihr geschah. Was im Herzen immer versiegelt und verschlossen liegt, das lässt sich schwer unterdrücken, man schafft gerne dem, was uns auf der Seele liegt, in der Tat Bewegung. Das Auge zieht es mit Macht zu seiner Weide, Herz und Auge streben beide immer wieder auf den lang vertrauten Pfad, [17830] der sie zu ihrer Freude führt, und wer ihnen ihr Spiel verleiden will, der macht es ihnen, weiß Gott, erst recht reizvoll. J e mehr man sich bemüht, sie davon abzuhalten, desto mehr Gefallen finden sie an ihrem Spiel, und desto weniger sind sie bereit, davon zu lassen: So taten auch Isôt und Tristan. Als sie erleben mussten, dass strenge Wachsamkeit sie nicht mehr zu ihrem Glück und ihrem Vergnügen gelangen ließ [17840] und das Verbot sie hinderte, da quälten und härmten sie sich sehr: Jetzt tat ihnen das lockende Verlangen erst so richtig weh und setzte ihnen ärger zu als vorher. Die Sehnsucht zueinander machte ihnen
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noch weit schlimmere Not und Qual als je zuvor. Die bergschwere Last der verfluchten Wachsamkeit [17850] lag ihnen auf der Seele, schwer wie ein bleierner Berg. Die Feindin der Liebe, die verwünschte Sorge, die über die Tugend der Ehefrauen wacht, brachte sie schier um den Verstand. Isôt litt wahrhaft furchtbare Qualen, sie konnte ohne Tristan nicht leben. Je strenger ihr Herr ihr jeden vertrauten Umgang mit ihm verbot, [17860] desto tiefer versenkte sie ihre Gedanken und ihren Sinn in ihn. Das eine aber sollten alle Tugendwächter wissen: Wo man solche Wachsamkeit hegt und pflegt, da gedeiht immer nur dorniges Gestrüpp, ich meine: erbitterter Zorn, der einem guten Namen schweren Schaden tun kann und schon manche Frau entehrt hat, die gerne ehrenhaft geblieben wäre, [17870] wenn man sie entsprechend behandelt hätte. Wenn man ihr Unrecht tut, so hat sie von ihrer Ehre und ihrem guten Willen nichts als Kummer. So bringt die misstrauische Sorge um ihre Tugend sie dazu, der Ehre und dem Ehrgefühl den Rücken zu kehren. Und wenn man es dennoch nicht lassen kann, so nützt die strengste Wachsamkeit nichts, denn kein Mann kann eine böse Frau bewachen. Auf eine gute braucht man nicht aufzupassen, [17880] die, sagt man, passt selber auf sich auf. Und wer meint, er sollte zusätzlich ein Auge auf sie haben, der macht sich verhasst, das könnt ihr mir glauben, der treibt die Frau dazu, sich mit Leib und Seele von der Ehre abzuwenden, und dies vielleicht so ganz und gar, dass sie nie wieder zu Anstand und Sitte zurückfindet und nie mehr ganz das loswird, was der Dornstrauch hervorgebracht hat; [17890] denn wenn der böse Dornbusch einmal in so gutem Grund Wurzeln geschlagen hat, ist er da schwerer auszurotten als auf dürrem Boden oder anderswo. Das eine weiß ich: Ein guter Charakter, dem so lange Unrecht geschehen ist, bis er endlich fruchtbar wird mit üblem Misswuchs, der bringt schlimmere Übel hervor als einer, der schon immer übel war, [17900] ganz gewiss, so steht es geschrieben. Darum soll ein kluger Mann und jeder, der seine Frau in Ehren halten will, ihrem guten Willen nichts zuwidertun und keine andere Aufmerksamkeit an ihre Heimlichkeiten wenden als Rat und Belehrung, Zärtlichkeit und Güte. So soll er auf sie Acht haben, und ich sage Euch: [17910] Eine bessere Aufsicht gibt es nicht; denn wenn er ihr - ob sie bös ist oder gut - zu oft Unrecht tut, so kann es leicht passieren, dass ein Mütchen sie anfliegt, das man gut entbehren kann. Jeder rechte Mann und jeder, der auch nur einen Funken männlichen Sinn in sich hat, sollte seiner Frau - und sich selbst - zutrauen, dass sie alles Ungehörige [17920] ihm zuliebe unterlässt. Sooft man es auch versuchen mag, kann doch niemand von einer Frau Liebe im Bösen erzwingen, vielmehr löscht man so die Liebe aus. Misstrauische Wachsamkeit ist von Übel in der Liebe, sie reizt verderblichen Zorn, und man macht sich die Frau für immer abspenstig. 208
Und wenn man auch noch auf Verbote verzichten könnte, [17930] das wäre, glaube ich, ein Segen, denn aus denen erwächst den Frauen oft Schande. Man tut ja so manches, was man einfach unterließe, wenn es nicht verboten wäre, eben weil es verboten ist. Dieser Stachel und Dorn ist, weiß Gott, den Frauen angeboren; die Damen, die zu dieser Art gehören, sind rechte Kinder ihrer Mutter Eva, die übertrat das erste Verbot: [17940] Gott, unser Herr, gab ihr die Erlaubnis, über alles Obst und alle Blumen und alles Gras im Paradies nach ihrem freien Belieben zu verfügen, nur eins verbot er ihr bei Lebens- und Todesstrafe: Die Kleriker sagen, es sei die Feige gewesen, die brach sie und brach Gottes Gebot [17950] und verlor sich selbst und Gott. Und ich bin fest davon überzeugt, dass Eva das niemals getan hätte, wäre es ihr nicht verboten worden. In ihrer ersten Tat gab sie ihr Wesen zu erkennen und handelte dem Verbot zuwider. Wenn man sich aber die Sache überlegt, so muss man sagen, dass Eva auf diese eine Frucht leicht hätte verzichten können; [17960] sie hatte doch die anderen alle miteinander, wie es ihr gefiel, und wollte partout keine andre als die, die sie nicht essen konnte, ohne zugleich alle ihre Ehre zu verzehren. So sind alle Kinder Evas, die in ihrem Wesen der Eva nachschlagen. Ach, man braucht nur zu verbieten, so finden sich auch heute noch genügend Evchen, die, nur weil es verboten ist, [17970] sich selbst verraten und Gott! Und weil es in ihrer Art liegt und ihre Natur sie dazu treibt, verdienen diejenigen, die sich dennoch enthalten können, Lob und Ehre. Denn wenn eine Frau ihrem natürlichen Wesen zum Trotz tugendhaft ist und gegen ihre Art ihren guten Ruf, ihre Ehre, ihren Leib rein bewahrt, die ist nur dem Namen nach eine Frau, ihr Geist und ihre Seele sind männlich. [17980] Der soll man alles, was sie tut, hoch anrechnen und soll sie preisen und ehren. Wo eine Frau so ihre Weiblichkeit ablegt und sich von ihrem Herzen lossagt, um das Herz des Mannes anzunehmen, da honigt die Tanne, und der Schierling bringt Balsam, und die Nesselwurzel treibt Rosenblüten hervor. [17990] Wie könnte eine Frau je zu größerer Vollkommenheit gelangen, als wenn sie gemeinsam mit ihrer Ehre gegen ihren Leib kämpft um das Recht beider, das des Leibes und der Ehre? Sie muss den Kampf so führen, dass sie beiden zu ihrem Recht verhilft, und soll sich immer so um jenen und um diese kümmern, dass das andere dabei [18000] nicht zu kurz kommt. Das ist keine rechte Frau, die ihre Ehre um des Leibes willen oder den Leib um der Ehre willen verstößt, wenn es sich doch so einrichten lässt, dass sie an beiden festhalten kann. Sie soll weder dies noch das lassen, beiden in Freuden und Leid, wie es eben kommt, treu bleiben. [18010] Weiß Gott, so werden sie alle zu immer höherem Adel steigen unter schweren Mühen. Sie soll in ihrem ganzen Tun und Lassen nach diesem genau gemessenen Ausgleich streben, das soll sie immer im 209
Sinn behalten und sich selbst und ihr Verhalten damit schmücken. Das rechte Maß ist herrlich, sich darein zu fugen adelt den Leib und macht die Ehre glänzend. Nichts [18020] unter der Sonne ist so glückselig wie eine Frau, die ihr Leben und ihren Leib dem rechten Maß unterwirft und sich selbst in der rechten Weise gut ist: Solange sie sich selber lieb hat, ist es nur recht und billig, dass alle Welt sie liebt. Eine Frau, die ihren eigenen Leib bekriegt [18030] und mit allen ihren Sinnen sich selber feindlich gegenübersteht, wer sollte die lieben? Wenn eine ihren eigenen Leib nicht achtet und das der Welt ganz offen zeigt, wie sollte die jemand lieben oder achten? Man befriedigt das Verlangen, sobald es einen drängt, und will die namenlose Sache [18040] dem hehren Namen unterschieben. Nein, nein, das ist nicht Liebe, das ist ihre Feindin, die niedrige, gemeine, die schlechte Zuchtlosigkeit, die keiner Frau wohl ansteht. Ein Sprichwort sagt mit Recht: Die Frau, die vielen ihre Liebe anträgt, bleibt von vielen ungeliebt. Die danach trachtet, [18050] von aller Welt geliebt zu werden, lerne zuerst, sich selbst zu lieben, sie zeige dann aller Welt die Spuren ihrer Liebe, und wenn es die Fußstapfen echter Liebe sind, wird alle Welt sich ihrer Liebe anschließen. Eine Frau, die ihre Weiblichkeit sich selbst zur Freude lebt und der Welt zum Wohlgefallen, wird von aller Welt geachtet und gepriesen werden; [18060] die wird sie bekränzen und krönen mit immer neuen Ehren und sich so selber Ehre machen. Der Mann, den sie ermutigt, dem sie sich mit Leib und Seele zuwendet und dem sie ihre ganze Liebe und Neigung zuwendet, der darf sich selig preisen, der ist zur Seligkeit auf Erden geboren und auserwählt, [18070] der trägt das irdische Paradies unverlierbar in seinem Herzen; er braucht keine Angst zu haben vor den Stacheln, wenn er die Hand nach den Blüten ausstreckt, und davor, dass der Dorn ihn sticht, wenn er die Rose brechen will: Da gibt es keine Stacheln noch Dornen, da hat die Distel des Zorns keine Stätte. [18080] Der Rosenduft des Friedens hält Dornen und Disteln und Stacheln fern. In diesem Paradies treibt und sprießt und wächst aus den Zweigen nichts als eitel Wonne für die Augen, sie sind übersät mit Blüten weiblicher Güte. Darin gibt es kein Obst [18090] als Treue und Liebe, Ehre und Ruhm. Ah, in einem solchen Paradies, einem so herrlichen Maiengarten, könnte ein glücklicher Mann wohl seines Herzens Seligkeit finden und das Glück seiner Augen! Worum sollte er je Tristan und Isôt beneiden? [18100] Wenn ihr mich fragt, dann sage ich: Er hätte wahrhaftig keinen Grund, sich zu wünschen, er könnte mit Tristan das Leben tauschen, denn wenn eine rechte Frau sich mit ihrer Ehre und ihrem Leib einem Mann hingibt und ihm diese beiden schenkt, ach, dann nimmt sie sich mit ganzem Herzen seiner an. So sanft und süß kümmert sie sich um ihn, räumt überall Disteln und Dornen weg [18110] und alle Ärgernisse des 210
Herzens. Sie macht ihn so frei von Liebesschmerzen wie nur je eine Isôt ihren Tristan. Und ich bin überzeugt: Wenn einer nur richtig sucht, so leben noch heute Isolden, an denen man alles das finden kann, wonach man nur immer suchen möchte. Nun wird es Zeit, dass wir zur wachen Sorge um die eheliche Treue zurückkehren. [18120] Den Liebenden machte sie, wie ihr gehört habt, schwer zu schaffen; Isôt und Tristan litten so sehr unter dem Verbot, dass sie so angestrengt wie nie zuvor darüber nachdachten, wie sie zusammenkommen konnten, und endlich auch eine Lösung fanden - zu ihrem Unheil und Verderben: Beiden erwuchs daraus Leid und schlimmer Jammer. [18130] Es war an einem Mittag, und die Sonne schien sehr heiß, das vertrug ihre Ehre schlecht. Zweierlei Sonnenschein strahlte der Königin ins Herz und in die Sinne: Die Sonne und die Liebe, das liebende Verlangen und die Mittagshitze plagten sie im Wettstreit. Da wollte sie den beiden, die sie so hart bedrängten, [18140] dem Verlangen und der Tageszeit, listig ein Schnippchen schlagen, und ebendas wurde ihr zum Verhängnis. Sie sah sich in ihrem Baumgarten um, suchte Schatten, der ihrem Vorhaben günstig war, Schatten, der ihr Deckung und Beistand bot, einen kühlen, einsamen Ort. Und als sie den fand, [18150] da ließ sie gleich ein prächtiges, schönes Bett herrichten; Steppdecken und Leintücher, Purpur und Seide, wahrhaft königliches Bettzeug wurde darüber gebreitet. Als nun das Bett aufs beste bereitet war, legte sich die Blonde im Hemd nieder. [18160] Ihre Mädchen schickte sie alle fort bis auf Brangäne. Jetzt sandte man Tristan eine Botschaft: Er sollte sich durch nichts abhalten lassen und sogleich hierher zu Isôt kommen. Da machte er es so wie Adam seinerzeit: Die Frucht, die Eva ihm reichte, nahm er und aß gemeinsam mit Eva den Tod. Er kam, und Brangäne ging fort [18170] zu den anderen Damen, da saß sie in ängstlicher Sorge. Sie befahl der Dienern, alle Türen zu verriegeln und niemanden einzulassen, wenn nicht sie selbst es ihnen geböte. Die Türen wurden versperrt, Brangäne aber saß da und sann tief betrübt darüber nach, [18180] dass weder Furcht noch strenge Wachsamkeit bei ihrer Herrin etwas ausrichteten. Während sie so in Gedanken war, ging einer von den Dienern vor die Tür und als er eben über die Schwelle trat, kam der König daher und ging an ihm vorbei ins Zimmer; er wollte dringend die Königin sprechen. Da sagte man ihm: „Sie schläft, Herr, glaube ich." [18190] Die arme Brangäne schrak aus ihren Gedanken auf und schwieg. Ihr Kopf sank ihr auf die Achsel, Hände und Herz fielen nieder. Der König aber sprach: „Wo schläft sie, die Königin?" Da wiesen sie ihn zum Garten, und Marke ging sogleich hin, wo er etwas sehen musste, was ihm das Herz brach: Die Frau und den Neffen sah er, [18200] die Arme verfloch211
ten, eng und innig umschlungen, ihre Wange an seiner Wange, ihr Mund an seinem Mund. Was er sehen konnte, ich meine: was ihn die Decke sehen ließ, was oben unter der Decke hervorschaute, ihre Arme und Hände, ihre Schultern und Brustbeine, [18210] das alles war so eng und dicht aneinander gedrängt - kein Bildwerk, aus Bronze oder Gold gegossen, sollte oder könnte je besser gefügt sein. Tristan und die Königin schliefen selig - nach welchen Mühen, weiß ich nicht. Als der König sein Elend [18220] so offen daliegen sah, da hatte er zum erstenmal sein Herzeleid als vollendete Tatsache vor Augen. Seine Dinge waren jetzt nur allzu eben und beglichen: Argwohn und Zweifel, die ihn lange schwer bedrückt hatten, waren ihm abgenommen - er vermutete nicht mehr, er wusste; er hatte bekommen, was er immer gewünscht hatte. Ich aber vermute und versichere euch, [18230] er wäre mit dem Argwohn weit besser gefahren als mit dem Wissen: Ebendas, worum er sich mit aller Kraft bemüht hatte in seinem Streben, sich aus der Klemme seiner Zweifel zu befreien, das war nun sein Tod bei lebendigem Leib. So ging er schweigend fort. Seinen Rat und seine Leute versammelte er um sich. Er ergriff das Wort und sagte ihnen, er habe [18240] sichere Nachricht, dass Tristan und die Königin beieinander seien, sie alle sollten mit ihm gehen und nach den beiden schauen, und wenn man sie da wirklich so fände, so sollte man ihnen den Prozess machen und ihm sein Recht verschaffen, wie es das Landrecht wollte. Nun war es aber so, dass Tristan, just [18250] als Marke fortging von dem Bett und sich noch nicht weit entfernt hatte, aufgewacht war und den König gesehen hatte. „O weh", sprach er, „was habt Ihr getan, treue Brangäne! Bei Gott, Brangäne, ich fürchte, dieser Schlaf kostet uns das Leben. Isôt, wacht auf, arme Frau, wacht auf, meine Herzenskönigin! [18260] Ich fürchte, wir sind verloren!" „Verloren?", sprach sie, „Herr, wie kann das sein?" „Mein königlicher Herr stand hier vor uns. Er hat uns beide gesehen, und ich sah ihn. Er geht jetzt von uns weg, und ich weiß so gewiss, wie dass ich sterben muss: Er geht, um Hilfe zu holen in dieser Sache und Zeugen, sein Geschäft ist unser Tod! [18270] Liebste Herrin, schöne Isôt, jetzt müssen wir voneinander scheiden, wir werden wohl nie wieder Gelegenheit bekommen, in solchen Freuden zusammen zu sein. Nun bedenkt, wie wir in lauterer Liebe gelebt haben bis jetzt, und seht zu, dass sie so ungebrochen fortdauert. Lasst mich nicht aus Eurem Herzen! [18280] Was dem meinen auch immer geschehen mag, es wird nicht von Euch lassen, Isôt wird immer in Tristans Herzen bleiben. Nun seht zu, Herzallerliebste, dass die Trennung und Entfernung mich nicht Euch entfremdet: In aller Not, die kommen mag, vergesst mich nicht. Dûze amîe, bêle Isôt, entlasst mich jetzt und küsst mich." [18290] Sie trat ein Schrittchen zurück, seufzend sprach sie zu ihm:
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„Herr, unsere Herzen und Sinne, sind schon zu lange, zu innig und zu eng einander zugetan, als dass sie je Vergessen erfahren könnten. Ob Ihr mir fern seid oder nah, so wird doch immerdar in meinem Herzen [18300] kein Leben und kein lebendes Wesen sein als einzig Tristan, mein Leib und mein Leben. Herr, ich habe Euch schon längst Leben und Leib hingegeben, nun seht Ihr zu, dass mich keine Frau auf Erden je von Euch scheide und dass wir beide in der immer gleichen frischen Liebe und Treue verbunden bleiben, die wir uns so lang und all die Zeit hindurch [18310] so rein bewahrt haben. Und nehmt dieses Ringlein. Es soll Euch von meiner Treue und Liebe Zeugnis geben, wenn es Euch je in den Sinn kommen sollte, fern von mir zu lieben, damit Ihr daran denkt, wie mir jetzt zumute ist in meinem Herzen. Denkt dann an diesen Abschied [18320] und wie er uns zu Herzen und ans Leben geht. Denkt an die Leiden, die ich um Euretwillen erduldet habe, und lasst niemanden Euch näher sein als Isôt, Eure Geliebte. Um keines Menschen willen dürft Ihr mich vergessen; wir zwei haben ja Glück und Leid so innig verbunden miteinander geteilt bis an diese Stunde, [18330] und sollen dieses Angedenken bis in den Tod bewahren. Herr, es ist ganz unnötig, dass ich Euch so eindringlich ermahne: Wenn Isôt und Tristan je ein Herz und eine treue Seele waren, dann muss das immer neu und unverbrüchlich so bleiben. Trotzdem will ich Euch um etwas bitten: dass Ihr Euch, in welche Länder Ihr auch reisen mögt, [18340] in Acht nehmt, denn Ihr, das ist mein Leib, und wenn ich den verliere, dann bin ich, Euer Leib, verloren. Auf mich, Euren Leib, will ich immer schön und sorgsam achten, um Euretwillen und nicht mir zuliebe, denn ich bin Euer Leib und Euer Leben, das weiß ich wohl: Wir beide sind ein Leib und ein Leben. Behaltet mich immer in Euren Gedanken, [18350] Euren eignen Leib Isôt. Passt gut auf Euch auf, damit ich mich in Euch, sobald es irgend möglich ist, lebendig wiedersehe und Ihr Euch in mir: Unser beider Leben liegt in Eurer Hand. Jetzt kommt her und küsst mich; Tristan und Isôt, Ihr und ich, wir beide mögen immer ungeschieden eins sein. Dieser Kuss soll es besiegeln: [18360] Ich bin Euer, und Ihr seid mein immerdar bis an den Tod, ein Tristan und eine Isôt wollen wir sein und bleiben." Als nun diese Rede gesiegelt war, machte sich Tristan auf mit Jammer und mit Schmerzen. Sein Leib, sein zweites Leben Isôt blieb unter großen Qualen dort zurück: Kein Abschied je zuvor hatte den beiden Liebenden [18370] so bitter weh getan wie dieser. Nun kam auch schon der König, der hatte eine Menge Leute dabei, die Edlen seines Kronrats. Sie kamen aber zu spät und fanden nur Isôt vor, die sinnend in ihrem Bett lag. Als der König dort niemanden antraf als einzig seine Frau Isôt, [18380] da nahmen seine Räte ihn gleich in ihre Mitte und führten ihn mit sich wieder abseits. „Herr", sprachen sie, 213
„Ihr vergeht Euch an Eurer Frau und Eurer Ehre, wenn Ihr sie immer wieder mit so schändlichen Beschuldigungen überzieht und überhäuft, und dies ohne guten Grund und wegen nichts und wieder nichts. Ihr seid der Ehre und der Frau feind, [18390] am allermeisten aber Euch selbst. Wie könnt Ihr jemals wieder froh werden, solange Ihr Eure Frau und damit Euer Glück schlecht macht und sie am Hof und im Land ins Gerede bringt? Dabei habt Ihr nie etwas an ihr gefunden, was gegen die Ehre wäre. Was werft Ihr der Königin vor? Warum schimpft Ihr sie falsch, [18400] die nie falsch gegen Euch war? Herr, um Eurer Ehre willen tut das niemals wieder: Hütet Euch vor solchen Schändlichkeiten, Euch selbst und Gott zuliebe." So redeten sie auf ihn ein, bis er endlich nachgab und wieder von seinen Zorn abließ und ungerächt fortging. Tristan kam zu seinem Quartier, [18410] da sammelte er alle seine Leute um sich und zog mit ihnen in Eile zum Hafen. Das erstbeste Schiff bestieg er sogleich und fuhr mit den Seinen in die Normandie. Dort blieb er aber nicht lange, denn sein Sinn riet ihm, hinauszuziehen auf die Suche nach einem Leben, [18420] das ihm Erholung schaffen konnte und Trost in seiner Traurigkeit. Das traf sich aber sonderbar, passt auf: Tristan war auf der Flucht vor Mühsal und Leid und suchte nichts anderes als Leid und Mühsal: Er floh vor Marke und dem Tod und suchte tödliche Gefahr, die ihm sein Herz ertötete: die Trennung von Isôt. Was half es ihm, dass er den Tod dort floh, [18430] da er doch hier den Tod zu seinem Kameraden wählte? Was half es, dass er der Qual in Kurnewal entkam, da er sie doch immer mit sich trug, Tag und Nacht lag sie auf seinem Rücken. Der Frau rettete er sein Leben, das war aber vergiftet mit ebendieser Frau. Nichts, was auf Erden lebte, war seinem Leib und Leben so mörderisch gefährlich [18440] wie sein bestes Leben, wie Isôt: So litt er Not und Todespein. Da dachte er, wenn er diese Not je aushalten sollte, so dass er überlebte, so könnte er sein Heil nur in ritterlichem Leben finden. Da redete nun das ganze Land von einem großen Krieg, der in Almânje geführt wurde. [18450] Auch Tristan hörte davon. Da machte er sich auf in die Champagne und zog weiter nach Almânje. Da diente er dem Szepter und der Krone so schön wie kein zweiter, der sich je mit Rittertaten unter der Fahne des römischen Reichs Ruhm erwarb. Glück und Erfolg [18460] in kriegerischen Dingen und Abenteuern hatte er viel - ich will nicht alles aufzählen, denn wenn ich sämtliche Taten, die von ihm in den Büchern berichtet werden, vollständig und im Einzelnen erwähnen wollte, würde die Geschichte allzu wunderbar. Um die Fabeleien, die darunter sind, kann ich mich nicht weiter kümmern, mir ist ja mit der Wahrheit [18470] schon genügend Plage aufgegeben. Tristans Leben und seinem Tod, seinem lebendigen Tod, der blonden 214
Isôt, war weh und angst. Dass ihr an dem Tag, da sie Tristan und sein Schiff entschwinden sah, das Herz nicht brach, kam nur davon, dass er am Leben blieb: Sein Leben rettete sie vor dem Tod, sie konnte [18480] ohne ihn nicht leben noch sterben. Tod und Leben waren ihr vergiftet, sie konnte nicht sterben und nicht leben bleiben. Das Licht ihrer lichten Augen verleugnete oft und immer wieder sein wahres Wesen, die Zunge in ihrem Mund verstummte oft in ihrer Not. Da war nicht Leben noch Tod, und doch waren beide da, [18490] aber das Leid hatte sie so um ihr Recht gebracht und sich selbst entfremdet, dass Isôt sich weder für das eine noch das andere entschied. Als sie das Segel da fliegen sah, sprach sie in ihrem Herzen: „Ach, mein Herr Tristan, ach, nun hängt mein Herz so fest an Euch, und meine Augen ziehen mit Euch, und Ihr strebt in Eile fort von mir. Wie könnt Ihr mich so jäh verlassen? [18500] Ich weiß doch ganz gewiss, dass Ihr von Eurem Leben wegstrebt, wenn Ihr Euch von Isôt entfernt, denn Euer Leben bin ich. Ihr könnt ja ohne mich genauso wenig auch nur einen Tag lang leben wie ich ohne Euch. Wir beide und unser Leben sind so ganz ineinander verwoben und verstrickt, [18510] dass Ihr mein Leben mit Euch fortnehmt und mir das Eure hier lasst. Nie wurden zwei Leben so in eins gemischt. Jedes von uns beiden trägt in sich des anderen Leben und Tod, denn keines von uns kann wirklich sterben oder leben außer durch das andere. Darum ist jetzt die arme Isôt [18520] weder lebendig noch wirklich tot. Ich kann nicht hin noch her. Nun, Herr, mein Herr Tristan, da Ihr mit mir für immer ein Leib und ein Leben seid, müsst Ihr mir raten, wie ich Euch zuallererst und dann auch mir den Leib und das Leben bewahren soll. Fangt an! Warum sagt Ihr nichts? Guter Rat ist uns bitter nötig. [18530] Ach, was rede ich da, unvernünftige Isôt! Tristans Zunge und mein Verstand fahren ja dort miteinander hin. Isôts Leib, Isôts Leben sind den Segeln und den Winden anbefohlen und ausgeliefert. Wo kann ich mich nun finden? Wo kann ich mich nun suchen, wo? Ich bin hier und bin auch dort draußen und bin doch weder dort noch hier. [18540] Wer war je so verwirrt, je so zerrissen? Ich sehe mich dort auf dem Meer und bin hier auf dem festen Land. Ich fahre dort mit Tristan fort und bleibe hier bei Marke. In mir kämpfen wild Tod und Leben miteinander, beides wird mir zum Gift. Ich wollte gerne sterben, wenn ich könnte, [18550] aber er, der mein Leben bewahrt, lässt es nicht zu. Und ich kann auch nicht recht leben, ihm zur Freude oder mir, da ich ohne ihn leben muss. Er lässt mich hier und fährt weg und weiß doch ganz genau, dass ich ohne ihn im Herzen tot bin. Um Gottes willen, was rede ich da! Mein Leid gehört ja uns beiden, [18560] ich muss es nicht alleine tragen; es ist so gut das seine wie das meine, mir scheint, sogar noch mehr. Sein Jammer, seine Qualen sind noch größer als die meinen: Wenn mir die Trennung von ihm Kum215
mer macht, so liegt sie ihm noch schwerer auf der Seele; wenn es mir im Herzen weh tut, dass ich ihn nicht bei mir habe, [18570] so tut es ihm erst recht weh. So wie ich um ihn klage, so klagt er um mich, doch klagt er nicht wie ich mit gutem Recht: Ich darf wohl sagen, dass es nur recht und billig ist, wenn ich um Tristan trauere und klage, denn mein Leben liegt an ihm - dagegen liegt an mir sein Tod, was hätte er also zu beklagen? Er kann froh sein, von mir wegzukommen [18580] und so seine Ehre und den Leib zu retten, denn wenn er länger bei mir bleiben müsste, wäre er verloren. Darum will ich von ihm lassen, wenn es mir auch noch so nahe geht, soll er doch nicht um meinetwillen Kummer haben. So schmerzlich ich ihn auch vermisse, ist es mir doch sehr viel lieber, dass er gesund und heil fern von mir lebt [18590] als hier in meiner Nähe, da ich doch immer um ihn fürchten müsste. Weiß Gott, wer dem Geliebten zum Schaden um sein eigenes Wohlergehen besorgt ist, dessen Liebe taugt nicht viel. Mag es mir noch so schlimm ergehen, will ich doch nicht, dass Tristan von meiner Liebe irgend Schaden hat. Wenn ihm nur wohl wird, [18600] alles andere kümmert mich nicht, und sollte ich auch immer unglücklich sein. Ich will mir gern in allen meinen Dingen Gewalt antun und mich und ihn entbehren, damit er mir und sich selbst erhalten bleibe." Tristan hielt sich, wie ich schon erzählt habe, in Almânje auf. Da war er ein halbes Jahr oder länger gewesen, als ihn heftige Sehnsucht nach Hause überkam: [18610] Er hoffte da Neuigkeiten zu erfahren von seiner Herrin. Er entschloss sich dazu, Almânje den Rücken zu kehren, und machte sich auf die Reise dahin, woher er gekommen war: zurück in die Normandie und von da nach Parmenîe zu Rûals Söhnen - [18620] zu Rûal selbst wollte er eigentlich, um ihm sein Leid zu klagen, aber, ach, der war gestorben und seine Frau Florête auch. Seine Söhne jedoch, das kann ich euch sagen, freuten sich von ganzem Herzen über Tristans Heimkehr, mit aufrichtiger Liebe begrüßten sie ihn: [18630] Seine Hände und seine Füße, seine Augen und seinen Mund überhäuften sie mit Küssen. „Herr", sprachen sie, „Gott hat uns in Euch Vater und Mutter wiedergegeben. Getreuer, gütiger Herr, lasst Euch wieder hier nieder, nehmt wieder in Besitz, was Euch und uns gehört, [18640] und lasst uns mit Euch in Freuden leben, so wie unser Vater mit Euch lebte als Euer Gefolgsmann. So wie er wollen wir Euch immer dienen. Unsere Mutter, Eure Freundin, und unser Vater sind beide gestorben. Jetzt hat sich Gott in seiner Gnade unserer Not erinnert und Euch zu uns heimgesendet." Der traurige Tristan [18650] hörte das mit neuer Trauer und großem Jammer. Er ließ sich zu dem Grab der beiden führen und trat traurig hin. Da bei ihnen stand er lange weinend und klagend, seinem Jammer ließ er 216
freien Lauf. Aus vollem Herzen sprach er: „Der mächtige Gott sei mein Zeuge: Wenn es je wahr werden sollte, [18660] was ich von Kindheit an immer wieder gehört habe, nämlich, dass Treue und Ehre in der Erde begraben werden, dann liegen sie beide hier bestattet. Und wenn Treue und Ehre bei Gott wohnen, wie es heißt, so habe ich keinen Zweifel, und niemand kann es bestreiten, dass sie vor Gottes Angesicht leben: Rûal und Florête, [18670] die Gott vor den Menschen so geadelt und erhöht hat, dürfen gewiss auch dort Kronen tragen, wo die Kinder Gottes gekrönt werden." Rûals prächtige Söhne boten Tristan mit reinem, ehrlichem Willen ihre Häuser, ihre starken Arme, ihre Habe zur freien Verfügung an und wollten ihm gerne dienen, so gut sie nur konnten. [18680] Sie waren ihm jederzeit gefällig: Was er gebot, das wurde getan, wenn sie es nur irgend vermochten. Sie ritten mit ihm dahin, wo man Ritter und edle Damen sah, sie begleiteten ihn oft zu Turnieren, auf die Pirsch und auf die Hetzjagd und bei allerlei anderen Unternehmungen, mit denen er sich die Zeit vertreiben wollte. [18690] Nun war da ein Herzogtum, das lag zwischen Britanje und England am Meer und hieß Arundêl. Da gab es einen Herzog, kühn und von vornehmer Lebensart und schon in fortgeschrittenem Alter, dem setzten, so sagen die Chroniken, seine Nachbarn schwer mit Fehden zu und hatten ihm sein Reich und seine Marken genommen [18700] und zu Lande und auf dem Meer die Oberhand gewonnen. Er hätte sich sehr gern zur Wehr gesetzt, wenn er es nur gekonnt hätte. Einen Sohn und eine Tochter hatte er von seiner Ehefrau, die hatten alle inneren und äußeren Vorzüge, die man sich nur wünschen kann. Der Sohn hatte sich nach seiner Schwertleite ganz dem ritterlichen Leben gewidmet [18710] und in den drei Jahren seither viel Ruhm und Ehre erjagt. Seine Schwester war schön und Jungfrau und hieß Isôt als blansche mains, ihr Bruder Kâedîn li frains, ihr Vater Herzog Jovelîn, ihre Mutter, die Herzogin, hieß Kar sie. Als man nun in Parmenîe Tristan davon erzählte, [18720] dass in dem Land Arundêl Krieg herrschte, da besann er sich darauf, dort Vergessen zu suchen und seinen Kummer etwas zu zerstreuen. So machte er sich auf die Reise von Parmenîe hin nach Arundêl zu dem Château, wo er den Herrn des Landes fand, das hieß Karke; dahin begab er sich geradewegs. [18730] Der Herr und seine Leute empfingen ihn so recht wie einen tüchtigen Helfer in der Not - sie hatten schon von ihm gehört: Tristan war, so sagt uns die Geschichte, seiner Tapferkeit wegen berühmt auf allen Inseln, die am Ozean liegen. Darum waren diese Leute sehr froh, ihn bei sich zu haben. Der Herzog wollte gerne seinem Rat und seinen Anweisungen folgen. [18740] Er bat ihn, über sein Land und seine Ehre in Herrlichkeit zu verfügen. Sein Sohn, der fein gebildete Kâedîn, bemühte
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sich sehr aufmerksam um Tristan: Was er nur ersinnen konnte, den edlen Gast zu ehren, das bot er auf nach besten Kräften und war allezeit um sein Wohlsein besorgt. Die beiden schlossen sich eng zusammen: Immerfort und jederzeit [18750] wetteiferten sie miteinander in dem Bemühen, einander Freundlichkeiten zu erweisen. Sie gelobten einander treue Kameradschaft, und sie hielten auch wirklich daran fest bis an ihr Ende. Der Fremdling Tristan nahm Kâedîn zu sich und ging mit ihm zum Herzog. Den befragte er und ließ sich berichten, [18760] wie es zugegangen war in dem Krieg und wie die Feinde ihn geführt hatten und von wo man dem Herzog den schwersten Schaden zugefügt hatte. Als er das alles erfahren hatte, wie die Fehde verlaufen war, und man ihm genau gesagt hatte, wo der Feind stand und auf welchen Wegen er heranzog bei seinen Angriffen, [18770] da bot sich nun ein Château an, das der Herzog in seiner Gewalt behalten hatte: Das lag an der Straße zu den Feinden hin. Dort quartierten Tristan und sein Freund Kâedîn sich ein mit einer kleinen Schar von Rittern. Ihre Streitmacht war nicht stark genug, dass sie je eine offene Feldschlacht hätten wagen dürfen, aber sie konnten doch [18780] immer wieder wie der Dieb in der Nacht in das Land der Feinde einbrechen und ihm mit Raub und Brand Schaden tun. Tristan schickte in aller Heimlichkeit Boten heim nach Parmenîe: Seinen lieben Gefolgsleuten, den Söhnen Rûals, ließ er ausrichten, er brauche dringend Ritter, er habe sie so bitter nötig wie nie zuvor [18790] und beschwöre sie bei ihrer Mannheit und Ehre, sie möchten ihm zu Hilfe kommen. Sie brachten ihm ein Kontingent von fünfhundert Mann, alle schön ritterlich gerüstet, dazu eine große Menge Proviant. Als Tristan davon hörte, dass aus seinem Land Verstärkung kam, fuhr er ihnen entgegen, [18800] lotste sie in dunkler Nacht und brachte sie so heimlich an Land, dass niemand etwas davon merkte als diejenigen, die seine Freunde waren und ihm dabei halfen. Die eine Hälfte dieser Schar ließ er in Karke zurück und gebot und befahl ihnen, ja immer schön in Deckung zu bleiben und sich nicht zum Kampf verleiten zu lassen, wer auch immer vor die Stadt gezogen käme. [18810] Erst dann, wenn man sichere Nachricht hätte, dass Kâedîn und er kämpften, sollten sie hinausreiten und ihr Heil in der Schlacht suchen. Dann nahm er die andere Hälfte und führte sie mit sich zu der Burg, die er besetzt hielt. Er zog in der Nacht dort ein und ermahnte diese Leute ebenso wie die in Karke eindringlich, sich nicht sehen zu lassen. [18820] Am nächsten Morgen beim ersten Tageslicht hatte Tristan eine Anzahl Ritter, nicht weniger als hundert Mann, auserlesen, die Übrigen ließ er in der Stadt zurück. Er bat Kâedîn, den Seinen zu sagen, wenn der Feind ihn bis vor die Burg verfolgte, sollten sie auf ihn Acht ge218
ben [18830] und ihm von dort und von Karke zu Hilfe kommen. Dann ritt er fort über die Grenze und wütete mit Raub und Brand ganz offen im Land der Feinde, überall, wo Burgen und Städte waren. Noch am selben Tag verbreitete sich die Kunde davon im ganzen Land, dass der stolze Kâedîn [18840] in aller Offenheit einen Kriegszug unternehme. Rugier von Doleise und Nautenîs von Hante und Rigolîn von Nante, die feindlichen Heerführer, hörten das mit Schrecken: Alle Kräfte und alle Kämpfer, die man binnen einer Nacht aufbieten konnte, wurden zusammengerufen. [18850] Am nächsten Tag gegen Mittag, als sich die Streitmacht gesammelt hatte, zogen sie gegen Karke. Es waren vierhundert Ritter oder mehr, und sie rechneten fest damit, dass sie da in aller Bequemlichkeit ein Lager aufschlagen könnten, wie sie es früher schon oft getan hatten. [18860] Jetzt aber folgten ihnen Tristan und sein Freund Kâedîn auf dem Fuß, und als jene sich ganz sicher glaubten und meinten, niemand würde es wagen, sie anzugreifen, fielen diese von allen Seiten zugleich über sie her, und keiner meinte, er käme schon noch früh genug an den Feind. Als nun die Feinde sahen, dass es zu kämpfen galt, [18870] stellten sie sich gleich zum Kampf. Sie kamen alle zusammen heran: Da stürmten so feindlich Speer gegen Speer, Ross gegen Ross, Mann gegen Mann, dass viel Unheil geschah, hier wie dort richteten sie viel Unheil an, hier Tristan und Kâedîn, dort Rugier und Rigolîn. Was einer da mit dem Schwert [18880] oder der Lanze einforderte, das bekam er prompt. Sie riefen ihre Parolen, hier: „Schevelier Hante, Doleise und Nante!", dort: „Karke und Arundêl!" Als die in dem Château sahen, dass der Kampf festgefahren war, stürmten sie aus den Toren und fielen dem Feind in den Rücken. [18890] Sie trieben ihn hin und her mit erbitterten Angriffen. Es dauerte nicht lang, da durchbrachen sie von beiden Seiten her die feindlichen Reihen, sie stießen vor und wüteten unter ihnen wie der Eber unter den Schafen. Zu den Bannern und Wappenzeichen der Anführer ihrer Feinde drangen Tristan und sein Freund Kâedîn vor: [18900] Da wurden Rugier und Rigolîn von Nautenîs gefangen genommen, und sie verloren viele ihrer Gefolgsleute: Tristan von Parmenîe und seine Landsleute stachen die Feinde vom Pferd, erschlugen sie oder nahmen sie gefangen. Als die Feinde sahen, dass Gegenwehr ihnen nichts nützte, [18910] da drängte es jeden Einzelnen nur mehr dazu, so gut er es eben vermochte, zu entkommen oder mit Schlauheit sein Leben zu retten oder zu sichern: Flucht oder Flehen oder der Tod entschieden den Kampf. Als nun die Schlacht mit der vollständigen Niederlage der einen Seite geendet hatte und man die Gefangenen weggebracht und in sicheren Gewahrsam genommen hatte, [18920] sammelten Tristan und Kâedîn
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ihre Ritterschaft, ihre ganze Streitmacht und ihr Heer und fielen nun erst so recht in das Land ein: Wo man Feinde antraf oder was dem Feind gehörte, Güter aller Art, Städte, Festungen, das war verloren samt und sonders. Ihren Gewinn und ihre Beute schickten sie nach Karke. [18930] Als sie so die Gebiete des Feinds völlig unterworfen und ihrem Zorn Genüge getan hatten und das ganze Land ihnen gehorsam sein musste, da schickte Tristan seine Landsleute wieder heim und dankte ihnen vielmals, dass sie ihm freundlich zu Ehren und Erfolg verholfen hatten. [18940] Nachdem er seine Leute verabschiedet hatte, wandte sich der umsichtige Tristan den Gefangenen zu: Sie sollten, so sein Rat, Gnade finden und von ihrem Herrn ihren Besitz zu Lehen nehmen; er sollte ihnen zusichern, dass er ihnen verzieh, und sie versprachen, dass alle Schuld und Feindschaft vergessen und aus dieser Sache dem Land [18950] von ihrer Seite her nie Schaden erwachsen werde. Und so wurden sie allesamt freigelassen, die großen Herren und ihre Vasallen. Nun pries man Tristan dort am Hof und im Land erst recht und erwies ihm hohe Ehren, der Hof und das ganze Land rühmten seine Klugheit und seine Tapferkeit, und hier wie dort war jedermann ihm in allen Dingen gern zu Willen. [18960] Kâedîns Schwester Isôt, Isôt mit den weißen Händen, die schönste Blume des Landes, war stolz und klug und hatte sich mit ihrer Herrlichkeit solchen Ruhm erworben, dass das ganze Land ihr zu Füßen lag und nichts als nur das Allerbeste von ihr sagte. Als Tristan sie in ihrer Schönheit vor sich sah, [18970] lebte sein Leid wieder auf, der alte Schmerz in seinem Herzen setzte ihm mit neuen Kräften zu: Sie rief ihm mit Macht die andere Isôt, die Reine, die aus Irland, in Erinnerung. Da sie auch Isôt hieß, wurde ihm jedes Mal, wenn er sie sah, von der Kraft des Namens so verzweifelt weh, [18980] dass ihm der Schmerz, den er im Herzen fühlte, ins Gesicht geschrieben stand. Doch hatte er diesen Schmerz lieb und war ihm von Herzen gut, er fand ihn sanft und wohltuend. Er liebte dies Leid und sah sie gerne an. Und er sah sie gerne an, weil ihm die Trauer um die Blonde weit angenehmer war [18990] als irgendeine Freude auf der Welt. Isôt war sein Glück und sein Leid, ja, Isôt, die ihn so verwirrte, tat ihm wohl und tat ihm weh: Je mehr Isôt im Namen der Isôt ihm das Herz zerfleischte, desto lieber sah er sie an. Oft und immer wieder sprach er zu sich selbst: „A dê benîe, dieser Name macht mich ganz verrückt! [19000] Er verwirrt mich und lässt mich an Wahrheit und Lüge meines Verstandes und meiner Augen irre werden. Er schafft mir eine wundersame Not: Ich höre immerzu Isôt, heiter klingelt ihre Stimme in meinen Ohren, und doch weiß ich wohl, wo Isôt sich aufhält, und mein Auge, das Isôt dort sieht, sieht in Wahrheit nicht Isôt. Isôt ist fern und ist doch da: [19010] Ich fürchte, ich bin zum zweiten Mal einem Isôtenzauber verfallen. Mir scheint, aus Kurne220
wal ist Arundêl geworden und Karke aus Tintajoêl und Isôt aus Isôt. Mir kommt es jedes Mal so vor, wenn jemand über diese Jungfrau spricht und sie bei Isôts Namen nennt, ich hätte Isôt wieder bei mir. [19020] Ich bin ganz konfus, allzu wunderlich ist es mit mir zugegangen! Isôt zu sehen, sehne ich mich jetzt schon lange Zeit. Jetzt bin ich endlich dahin gekommen, wo Isôt ist, und bin Isôt zwar nahe, doch keineswegs bei ihr. Isôt sehe ich alle Tage und sehe nichts von ihr, das ist bitter. Ich habe Isôt gefunden, [19030] aber nicht die Blonde, die mir so süße Schmerzen macht. Es ist Isôt, die mich auf solche Gedanken gebracht hat, in denen nun mein Herz befangen ist: Es ist die von Arundêl und nicht Isôt la bêle, die sieht mein Auge leider nicht. Doch muss ich allem, was mein Auge sieht, wenn es nur das Wahrzeichen ihres Namens trägt, [19040] jederzeit mit Liebe begegnen und von Herzen gut sein und muss dem lieben Namen danken, der mir so oft Glück und Wonne geschenkt hat." Solche Reden führte Tristan oft mit sich selbst, wenn er sein süßes Leid, Isôt als blansche mains, ansah. Die verjüngte ihm sein Verlangen im Feuer, [19050] das schlug aus der glimmenden Glut, die, wenn auch mit Asche zugedeckt, Tag und Nacht in seinem Herzen nicht erloschen war. Sein Trachten galt nicht ritterlichem Emst und Spiel, sein Herz und seine Sinne waren nur der Liebe zugewandt und ihren Freuden. Er suchte diese Freuden auf wunderliche Weise: [19060] Er bedrängte sein Verlangen, er wollte Liebe zu der Jungfrau Isôt empfinden und süße Hoffnung, seinen Sinn zur Liebe zwingen in der Erwartung, dass sie ihm etwas von der Last seiner Sehnsucht abnähme. Oft zielte er seine schmachtenden Blicke auf sie und schoss so viele auf sie ab, [19070] dass sie sehr wohl bemerkte, wie gut er ihr in seinem Herzen war. Sie selbst hatte vorher schon oft Gedanken an ihn nachgehangen und seinetwegen viel gegrübelt: Als sie gehört und erlebt hatte, wie der ganze Hof, das ganze Land ihn pries und rühmte, hatte sie ihm ihr Herz zugewandt, und als Tristan dann [19080] wieder einmal seine Blicke aufs Geratewohl zu ihr schweifen ließ, da erwiderte sie seine Blicke so innig, dass er zu sinnen begann, wie er es anstellen könnte, dass all sein Liebesschmerz gestillt würde, und bewegte es oft in seinen Gedanken. [19090] Er sah sie häufig und sooft es irgend möglich war. Es dauerte nicht lang, da fielen Kâedîn die Blicke der beiden auf, und er brachte Tristan noch öfter zu ihr als früher, denn er hoffte, dass sie in seinem Herzen Fuß fassen könnte und er sie heiratete und dabliebe; so wäre [19100] dem Krieg im ganzen Land ein für allemal ein Ende gesetzt. Darum bat er seine Schwester Isôt eindringlich, sie möge im Gespräch mit Tristan nicht weniger zuvorkommend sein als er selbst und ja nichts tun ohne ihn und ihres Vaters Rat. Isôt gehorchte ihm, weil sie es doch selber gerne tat, und war noch aufmerksamer zu Tristan als vorher:
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In ihrem Reden und ihrem Benehmen und überhaupt bot sie [19110] alles auf, was die Gedanken fesselt und Liebe im Herzen anfacht, und bemühte sich immerzu und in jeder Weise um ihn, bis er Feuer fing, so dass jetzt der Name, der ihm an diesem Ort so falsch geklungen hatte, süß in den Ohren tönte: Er hörte und sah Isôt [19120] mit mehr Entzücken, als ihm recht war. Und Isôt stand ihm nicht nach: Sie sah ihn gern und war ihm gut. Er hatte sie im Sinn und sie ihn, und so versprachen sie einander Liebe und innige Freundschaft, die pflegten sie auch mit Eifer jederzeit, wenn es mit Anstand möglich war. Eines Tages, als Tristan so dasaß, [19130] überfielen ihn Gedanken, die kamen von seinem Erbschmerz. Er dachte in seinem Herzen an die vielen Leiden und Gefahren, die sein zweites Leben Isôt, die blonde Königin, der Schlüssel seiner Liebe, seinetwegen erduldet hatte, und wie unwandelbar treu sie in aller Not gewesen war. [19140] Da wurde ihm bitter weh, es machte ihn sterbenselend, dass er je eine andere Frau als Isôt aus Liebe in sein Herz schließen und auch nur daran denken konnte. Tief bekümmert sprach er zu sich selbst: „Ich Treuloser, was tue ich da! Ich weiß doch so gewiss wie meinen Tod: Mein Herz und mein Leben Isôt, an der ich mich in meiner Verirrung so vergangen habe, [19150] die liebt mit keinem Gedanken irgendein Ding auf Erden, und nichts könnte ihr je lieb sein als ich allein, ich aber liebe mit Herz und Sinnen ein Leben, an dem sie keinen Anteil hat. Ich weiß nicht, wie ich mich je so verirren konnte. Was habe ich da angefangen, ich treuloser Tristan! Ich liebe zwei Isolden [19160] und habe beide gern, Isôt aber, die mein zweites Leben ist, hat immer nur den einen Tristan lieb. Diese eine will keinen anderen Tristan als mich allein, und doch bemühe ich mich unverdrossen nach einer anderen Isôt. Weh dir, verrückter Mann, verirrter Tristan! Lass ab von diesem blinden Wahn, [19170] tu diesen unseligen Gedanken ab von dir." So kam er von seinem Willen ab: Der Liebe und seinem Verlangen nach der Jungfrau Isôt entsagte er, jedoch legte er ihr gegenüber in seinem Benehmen weiterhin soviel Freundlichkeit an den Tag, dass sie genügend Beweise für seine Liebe zu haben glaubte. Aber in Wahrheit verhielt es sich anders, alles geschah, wie es geschehen musste: [19180] Isôt hatte Isôt Tristan weggenommen, den inneren Tristan, der war wieder zu seiner angestammten Liebe zurückgekehrt: Tristans Herz und Sinn gaben sich ihrem alten Leid hin und keinem anderen. Doch übte er seine Courtoisie: Als er sah, wie die Liebe das Mädchen zu plagen begann, [19190] bemühte er sich darum, sie angenehm zu unterhalten; er erzählte ihr schöne Geschichten, sang ihr etwas vor und schrieb und las und war stets darauf bedacht, ihr die Zeit zu vertreiben. Er leistete ihr Gesellschaft und bot ihr allerlei Kurzweil mit seiner Stimme und manch222
mal mit den Händen. [19200] Tristan komponierte und erfand Lieder und schöne Melodien für Saiteninstrumente aller Art - viele dieser Stücke sind noch heute sehr beliebt. Damals erfand er auch den edlen Tristan-Leich, den man in allen Ländern so sehr liebt und schätzt und lieben wird bis ans Ende der Welt. Oft geschah es auch, [19210] wenn der ganze Hof beisammen war, er und Isôt und Kâedîn, der Herzog und die Herzogin, Damen und Barone, dass er Chansons komponierte und Rondeaus und höfische Liedchen, und dann sang er immer diesen Refrain: „Isôt ma drûe, Isôt m'amie, en vus ma mort, en vûs ma vie!" Und weil er das so gern sang, [19220] dachten alle und glaubten ganz fest, er meinte ihre Isôt, und freuten sich darüber, und am allermeisten freute sich sein Freund Kâedîn; der sorgte dafür, dass Tristan da bei seiner Schwester ein und aus ging, und setzte ihn stets an ihre Seite. Sie war auch sehr glücklich, ihn bei sich zu haben, [19230] nahm sich gerne seiner an und umwarb ihn unverdrossen. Ihre lichten Augen und ihre Gedanken umspielten ihn, und immer wieder kam es auch vor, dass ihre schwache Jungfernschaft sich selbst zum Trotz alle schamhafte Zurückhaltung fahren ließ: Oft legte sie ganz offen ihre Hände in die seinen, [19240] als ob sie es Kâedîn zuliebe täte. Was immer aber der sich dabei gedacht haben mag, so ist doch gewiss, dass sie selbst Freude daran hatte. Die Jungfrau tat alles, sich dem Mann so recht lieb zu machen mit Lächeln und Lachen und Schwatzen und Plaudern und Schöntun und Schmeicheln, bis sie sein Feuer wieder entfacht hatte, [19250] so dass er in seinem Herzen und in seinem Sinn wieder wankend wurde: Er war entzweit in seiner Liebe zu Isôt, ob er wollte oder nicht. Und es machte ihm wahrhaftig schwer zu schaffen, dass sie so lieb zu ihm war. Oft dachte er bei sich: „Will ich oder will ich nicht? Ich glaube nein, ich glaube ja." [19260] Da war dann aber die Festigkeit des Herzens wieder da, die sprach: „Nein, Herr Tristan, verlier nicht deine Treue zu Isôt aus den Augen, behalte immer die treue Isôt im Sinn, die nie einen Fußbreit von deiner Seite wich." Dann waren sogleich wieder jene Gedanken verjagt, und er geriet aus Liebe zu Isôt, [19270] seines Herzens Königin, wieder in solchen Jammer, dass er in seinem Verhalten und Benehmen ganz umgewandelt war und, wo er auch ging und stand, nicht anders konnte als zu trauern. Und wenn er dann wieder zu Isôt kam und mit ihr zu reden anfing, vergaß er sich selbst in seinem Jammer und saß seufzend bei ihr. Sein heimlicher Schmerz [19280] wurde so offenbar: Der ganze Hof war davon überzeugt, seine Traurigkeit und sein Leid kämen von Isôt. Damit hatten sie ganz recht: Tristans Trauer und seine Not hatten keinen anderen Grund als Isôt. Isôt war das Übel, an dem er litt, aber keineswegs diejenige, die sie im Auge hatten, [19290] die mit den weißen Händen, es war Isôt la bêle, nicht die von Arundêl, wie sie alle
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glaubten. Und auch Isôt selbst glaubte es und verrannte sich ganz und gar: Selbst Tristan schmachtete zu keiner Zeit nach dieser oder jener seiner Isolden so sehr wie sie nach ihm. [19300] So brachten die zwei ihre Zeit mit Leiden hin, die sie doch nicht gemeinsam hatten. Sie härmten sich beide, und jedes hatte seinen Jammer, doch passte der eine nicht zum anderen. Ihre Liebe und ihr Sehnen trafen nicht zusammen, die beiden, Tristan und die Jungfrau Isôt, gingen nicht gemeinsam im Geleise gegenseitiger Liebe. [19310] Tristan wollte unbedingt eine andere Isôt, und Isôt, die mit den weißen Händen, wollte keinen anderen Tristan. Sie liebte ihn, zu ihm strebten ihre Gedanken, bei ihm war sie mit ihrem Herzen und mit ihren Sinnen, seine Trauer tat ihr weh: Wenn es geschah, dass er in ihrer Gegenwart bleich wurde im Gesicht [19320] und dann immer wieder so aus tiefster Seele seufzte, dann sah sie ihn innig an und stimmte in sein Seufzen ein. So nahm sie in enger Verbundenheit Anteil an seinem Kummer, der sie doch herzlich wenig anging. Sein Leid quälte sie so sehr, dass es ihm an ihr mehr als an ihm selber weh tat. [19330] Die unerschütterliche Zärtlichkeit und Güte, die sie ihm entgegenbrachte, machte ihn traurig, es erbarmte ihn, dass sie sich mit allen ihren Sinnen der aussichtslosen Liebe zu ihm ergeben und in so trügerischer Hoffnung ihr Herz an ihn gehängt hatte. Indes bemühte er sich immer um Courtoisie und war jederzeit bestrebt, [19340] ihr mit seiner ganzen Art und im Gespräch alle zarte Freundlichkeit zu erweisen, deren er fähig war, um sie aus ihrem Kummer zu reißen. Aber sie war schon zu tief darin versunken und steckte fest: Je mehr er sich plagte und abmühte, desto mehr und immer [19350] mehr entfachte er die Glut der Jungfrau Isôt, bis die Liebe vollends in ihr triumphierte und sie ihm mit Gebärden, Worten, Blicken solch innig süße Zärtlichkeit antrug, dass er von neuem, zum dritten Mal, in schwere Bedrängnis geriet: Wieder brachen schlimme Gedanken über das Schiff seines Herzens [19360] herein und warfen es hin und her, und das war auch kein Wunder, weiß Gott, denn die Lust, die einem Mann zum Greifen nah vor Augen liegt und ihn immerfort anlacht, blendet ihm die Augen und den Verstand und zerrt ohne Unterlass an seinem Herzen. Hieraus können alle Liebenden lernen, dass es sehr viel leichter ist, [19370] Fernweh nach ferner Liebe auszuhalten, als der Liebe nah zu sein und nahe Liebe dennoch zu entbehren. Ja, nach meinem besten Wissen kann ich sagen: Süße Liebe kann ein Mann besser in der Ferne entbehren und aus der Ferne begehren als nahe begehren und nahe entbehren, und er wird leichter von der fernen Liebe loskommen als der nahen entsagen. In diesen Schlingen verfing sich Tristan: [19380] Er sehnte sich nach ferner Liebe, er litt um sie, die er weder hörte noch sah, große
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Pein und entsagte der nahen Liebe, die er immerzu vor Augen hatte. Er sehnte sich in jedem Augenblick nach der leuchtend schönen blonden Isôt von Irland und floh die mit den weißen Händen, die stolze Jungfrau von Karke. [19390] Nach jener verzehrte er sich, diese hier mied er. So wurde er an beiden irre: Er wollte Isôt und Isôt und wollte sie nicht, er mied diese und suchte jene. Die Jungfrau Isôt hatte ihre Sehnsucht, ihre Treue, ihre Aufrichtigkeit ungeteilt dem zugewendet, der sie mied, [19400] sie jagte den, der vor ihr flüchtete. Das war seine Schuld, sie war betrogen worden. Tristan hatte sie so gründlich belogen - und zwar doppelt: mit den Augen und der Zunge - , dass sie glaubte, sie könnte seiner und seines Herzens ganz gewiss sein. Und so recht vollständig machte Tristan seinen Betrug an ihr - [19410] das vor allem anderen Trug war es, was ihr Herz in den Bann der Liebe zu Tristan schlug - , indem er immer sang: „Isôt ma drûe, Isôt m'amie, en vûs ma mort, en vûs ma vie!" Das lockte ihr Herz unwiderstehlich zu ihm hin, das flößte ihr Liebe ein. Diese Verse nahm sie sich ganz zu Herzen und setzte dem Fliehenden innig süß immer weiter nach, [19420] bis sie ihn im vierten Anlauf der Liebe auf der Flucht einholte und ihn wieder an sich zog, so dass er sich ihr wieder zuwandte und nun von neuem bei Nacht und Tag sinnen und grübeln und mit Ängsten über sein Leben und sich nachdenken musste. „Ach, mein Gott", dachte er, „diese süßen Gefühle machen mich ganz wirr. [19430] Wenn diese Liebe, an der ich leide und kranke, die mir das Leben rauben will und den Verstand, jemals auf Erden gelindert werden sollte, so nur mit neuem, anderem Liebesglück. Ich habe doch oft schon gelesen und weiß wohl, dass eine Liebschaft die Kraft der anderen bricht. Der Strom des Rheins und seine Wasser sind an keiner Stelle so mächtig, [19440] dass man nicht einzelne Flüsse davon ableiten könnte, so viele, dass er schließlich ganz zerflösse und seine Gewalt verlöre: So würde aus dem großen Rhein ein kleines Rinnsal. Kein Feuer ist so gewaltig, dass man es nicht auseinander treiben und zerteilen könnte [19450] in lauter einzelne Brände, bis es nur mehr schwach lodert. So ergeht es dem, der liebt, der spielt ein gleiches Spiel: Er kann seine Herzenslust so oft und immer wieder in einzelne Flüsse ableiten, sein Verlangen dahin und dorthin verzweigen und verzetteln, bis es so dünn dahinrinnt, [19460] dass es keinen großen Schaden mehr anrichtet. So kann es mir auch geraten, wenn ich meine Liebe und mein Sehnen zerleite und auf mehrere verteile: Wenn ich meinen Sinn an mehr als eine Liebe wende, werde ich vielleicht die Trauer los, die ich in meinem Namen trage. Ich will es [19470] auf gut Glück versuchen, jetzt ist die rechte Zeit gekommen, denn alle meine Treue und Liebe zu meiner Herrin nützt mir nichts: Ich reibe mich auf und verzehre mein Leben in ihrem Dienst, und sie kann
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mir nichts geben, was meinem Leib und Leben aufhilft - ich leide diesen Kummer und diese Not umsonst. [19480] Ach, süße amîe, liebe Isôt, wir sind einander allzu fem. Es ist nicht mehr wie früher, als es für uns beide immer nur ein Wohl und ein Wehe, ein Glück und ein Leid gab, das wir gemeinsam erfuhren. Jetzt ist es leider anders, jetzt bin ich traurig, und Ihr seid froh: Meine Sinne sehnen sich [19490] nach Eurer Liebe, Eure Sinne, glaube ich, sehnen sich nach mir nicht allzu heftig. Das Vergnügen, das ich mir um Euretwillen versage, ach, das genießt Ihr, sooft es Euch gefällt, Ihr habt es immer bei der Hand in Eurer Kammer: Marke, Euer Herr, und Ihr, Ihr lebt daheim und könnt jederzeit beieinander sein - ich bin in der Fremde und allein. [19500] Ich glaube nicht, dass Ihr mich jemals für meine Leiden entschädigen werdet, und komme doch mit meinem Herzen nicht los von Euch. Warum habt Ihr mich mir genommen, da Ihr Euch doch so wenig nach mir sehnt und recht gut ohne mich auskommt? Ach, süße Königin Isôt, ich bringe mein Leben mit so viel schwerem Kummer um Euch hin [19510] und bin es Euch nicht einmal wert, dass Ihr in all der Zeit je Boten nach mir ausgeschickt hättet, um zu erfahren, wie es mir geht. Boten? Ach, was rede ich da! Wohin hätte sie die senden, wie hätte sie in Erfahrung bringen sollen, wie es mir geht? Ich bin nun doch schon lange umhergetrieben wie von ungewissen Winden, wie hätte mich irgendjemand ausfindig machen können? Ich wüsste nicht zu sagen, wie das möglich wäre: [19520] Wenn einer da sucht, bin ich hier, wenn er hier sucht, bin ich da - wie oder wo soll man mich finden können? Wo man mich finden kann? Na, da, wo ich bin die Länder laufen ja nicht weg, und ich bin in den Ländern: Da kann man Tristan finden. Ja, wenn es jemand nur erst einmal anpackte, der würde suchen, bis er mich gefunden hätte. Wer einen, der auf Reisen ist, suchen will, [19530] der hat kein gewisses Ziel vor Augen: Er muss es darauf ankommen lassen, ob seine Mühe schlecht oder gut angewendet ist, wenn er je zum Erfolg kommen will. Weiß Gott, meine Dame, in deren Hand mein Leben liegt, hätte längst in aller Heimlichkeit Erkundigungen einziehen müssen in ganz Kurnewal und England, in Frankreich und der Normandie, [19540] in meiner Heimat Parmenîe, und überall, wo man ihren Geliebten Tristan gesehen haben wollte, hätte sie nachforschen können, wenn ihr etwas an mir läge. Aber ich bin ihr nicht die Mühe wert, ihr, die ich mehr liebe und die mir teurer ist als Leib und Seele. Um ihretwillen gehe ich anderen Frauen aus dem Weg und muss auch sie selbst entbehren: [19550] Ich kann von ihr nichts erlangen, was mir auf dieser Welt Glück und Freude schenken könnte."
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