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German Pages 128 [126] Year 2021
Udo Winter
Tagespflege planen und entwickeln Die neue Generation
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Udo Winter
Tagespflege planen und entwickeln Die neue Generation
Inhaltsverzeichnis Einführung7 Kapitel I – Konzeptionelle Weiterentwicklung der Tagespflege
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1 Leistungsrechtliche Aspekte der Tages- und Nachtpflege 1.1 Leistungen Pflegestärkungsgesetz 2 (PSG 2) 1.2 Eckpunkte Pflegereform 2021 (Stand Dez. 2020)
10 10 11
2 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 2.7
13 13 15 19 24 27 31 33
Konzeptionelle Möglichkeiten der Tagespflege Strukturelle Veränderungen Tagespflege im städtischen und ländlichen Bereich Notwendigkeit der Veränderung der Angebotsstruktur Tagespflege und Tagesstätte Nachtpflege Tagespflege als Bestandteil eines Quartierszentrums Tagespflege und vollstationäre Pflege
Kapitel II – Planung einer Tagespflege
Inhaltsverzeichnis
9
35
3 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6
Gesetzliche Grundlagen für den Betrieb einer Tagespflege Rahmenverträge nach § 75 SGB XI für die teilstationäre Pflege Heimgesetz Leistungs- und Qualitätsmerkmale § 84 Abs. 5 SGB XI Qualitätssicherung Anforderungen Gesundheitsamt Arbeitsstättenverordnung
35 37 41 43 44 50 52
4 4.1 4.2 4.3
Tagespflege planen Marktanalyse Planungsablauf Baukosten
53 53 56 57
5 Bauliche Anforderungen Tagespflege 5.1 Räumliche Anforderungen 5.2 Raumprogramm Tagespflege
59 60 63
Kapitell III – Betriebliche Grundlagen einer Tagespflege
73
6 6.1 6.2 6.3
Personalanforderungen Personalschlüssel Leitende Pflegefachkraft Weitere Personalanforderungen
73 74 82 86
7 Beförderung 7.1 Fachliche und gesetzliche Anforderungen an den Fahrdienst 7.2 Fahrdienst wirtschaftlich führen
92 93 95
8
Tagespflege wirtschaftlich führen
98
Anlagen Autor
106 125
5
Tagespflege planen und entwickeln
Einführung Seit den letzten Veröffentlichungen „Tagespflege planen“ 2015 und „Tagespflege betreiben“ 2017 hat sich die Struktur des Pflegemarktes sehr verändert. Schon mit Einführung des Pflegestärkungsgesetzes I wurde die finanzielle Situation Pflegebedürftiger in der häuslichen Umgebung erheblich verbessert. Mit dem Pflegestärkungsgesetz II sind die finanziellen Mittel für die ambulante und teilstationäre Pflege nochmals erhöht worden. Noch gravierender war die Einführung neuer Pflegebedürftigkeitsrichtlinien, indem u. a. die drei Pflegestufen durch fünf Pflegegrade abgelöst wurden. Die Einführung des Pflegestärkungsgesetzes II und die damit verbundenen maßgeblichen gesetzlichen Veränderungen führten zu der zu erwartenden Investitionssteigerung in der ambulanten Versorgung. Davon profitierte insbesondere das Angebot der Ta-
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gespflege. Von Mai 2016 bis Oktober 2019 ist die Zahl der Tagespflegeeinrichtungen von 4.259 auf ca. 5.400 Einrichtungen1 gestiegen und die Nachfrage nach Tagespflegeeinrichtungen wird weiterhin steigen. Seit der Corona-Pandemie sind auch die Anforderungen an den Betrieb einer Tagespflege gestiegen. Das betrifft besonders die Hygieneanforderungen. Allgemein ist in den letzten Jahren der Aufwand der Planung, Realisierung und des Betriebes einer Tagespflege anspruchsvoller geworden. In dieser neuen Veröffentlichung geht es um eine Aktualisierung des bisher erschienenen Bandes „Tagespflege planen“ und um die konzeptionelle Weiterentwicklung der Tagespflege. Tagespflege kann man heute und besonders in der Zukunft nur im Verbund mit anderen Angeboten betrachten und planen. Grundsätzlich stellt sich die Frage, wie sich die Tagespflege als Bestandteil z. B. eines Quartierskonzeptes weiterentwickeln kann und muss. Die meisten Konzepte der Tagespflegeeinrichtungen basieren noch immer auf der Grundlage erster Konzepte des Kuratoriums Deutscher Altershilfe (KDA). Lassen sich diese Ursprungskonzepte auf die neue Generation bestehender Einrichtungen noch so einfach übertragen? Benötigen wir nicht mehr individuelle Angebotsformen? Müssen bzw. sollten Tagespflegeeinrichtungen über mehr als 20 Plätze verfügen? Was wir zukünftig vermehrt benötigen sind tragfähige Versorgungskonzepte. Konkret werden Konzepte benötigt, die die unterschiedlichen Bedarfe und Lebenslagen der Bevölkerung des jeweiligen Standortes berücksichtigen und eine umfassende, wohnortnahe Versorgung und Pflege zugänglich machen. Entsprechende auf den Erhalt von Autonomie und Teilhabe zielen. Das bedeutet, dass ein breites Spektrum an Dienstleistungen angeboten werden muss, angefangen bei nied-
1
Eigene Recherche (Pflegelotse) und AOK Landesverbände
Einführung
Konzepte sollten zudem generell der Prämisse ‚ambulant vor stationär‘ folgen und
rigschwelliger Unterstützung bis hin zu einer umfassenden sozialen und pflegerischen Versorgung. Der Aufbau von Angeboten in der gesundheitlichen, pflegerischen und sozialen Versorgung ist in den letzten Jahren in vielen Regionen in Deutschland deutlich vorangeschritten. Zu nennen sind u. a. die Einrichtung von Pflegestützpunkten, der Ausbau von Seniorenwohnungen und ambulanten Wohnpflegegruppen, die Erweiterung niederschwelliger Angebote und auch die Stärkung der Kurzzeit- und Tagespflege. Nicht zu unterschätzen ist auch das bürgerschaftliche Engagement, wie u. a. die Nachbarschaftshilfe und die ehrenamtliche Unterstützung hilfe- und pflegebedürftiger Menschen. Bei all diesen Angeboten spielt die Tagespflege eine entscheidende Rolle. Damit das Angebot der Tagespflege auch weiterhin attraktiv bleibt, benötigen wir vermehrt eine Weiterentwicklung im ambulanten Bereich und besonders bei den Tagespflegeeinrichtungen selbst. Wir müssen noch vermehrt indivi8
duelle, bedürfnisorientierte kleine pflegerische und soziale Angebote entwickeln. Das gilt besonders für den ländlichen Raum. Es gibt schon einige interessante Weiterentwicklungen im Bereich der Tagespflege. U. a. Tagespflegeeinrichtungen mit erweiterten Öffnungszeiten und Dienstleistungsangeboten, Tagespflegeeinrichtungen in Verbindung mit Nachtpflege und Tagespflege als Bestandteil eines Quartierszentrums. Diese Angebote tragen dazu bei, die ambulante Versorgung Pflegebedürftiger zu verbessern. Wie kein anderes Angebot unterscheiden sich Tagespflegeeinrichtungen in ihren Angeboten und unterschiedlichen Strukturen in den Regionen der Bundesrepublik. Jede Tagespflege ist hinsichtlich ihrer Räumlichkeiten und Ausstattung sehr individuell. Das macht das Besondere der Tagespflege aus. Auf der Grundlage meiner Erfahrungen soll dieses Buch einen Überblick über die grundlegende Konzeption bzw. Weiterentwicklung der Tagespflege (Kapitel I) geben. Auch werden noch einmal die aktuellen gesetzlichen sowie bauplanerischen Grundlagen (Kapitel II) und wichtige Faktoren für den erfolgreichen Betrieb einer Tagespflege (Kapitel III) mit all ihren Möglichkeiten dargestellt.
HINWEIS:
Ausschließlich aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in den folgenden Ausführungen auf die Unterscheidung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet.
KAPITEL I – Konzeptionelle Weiterentwicklung der Tagespflege Bedürfnisorientierte Betreuungs- und Pflegeangebote sowie zeitgemäße, finanzierbare neue Wohnformen mit dem Ziel der Stützung des sozialen Umfeldes nehmen immer mehr an Bedeutung zu. Bestehende ambulante, teilstationäre und vollstationäre Pflegeangebote müssen zukünftig organisatorisch und qualitativ zusammenwachsen. Die jetzige und besonders die zukünftige Generation Älterer wünscht sich kleine überschaubare Wohn- und Pflegeeinrichtungen, in denen je nach Bedarf und Notwendigkeit bedürfnisorientiert betreut und gepflegt wird und jeder Pflegebedürftige über die Leistungen selbst bestimmen kann.
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Tagespflege planen und entwickeln
1 Leistungsrechtliche Aspekte der Tages- und Nachtpflege Vorab noch einige Anmerkungen zu dem Auslöser des „Booms“ der Tagespflege. Mit jeder Reform des SGB XI verbesserten sich die Leistungen für die Nutzung insbesondere der Tagespflege. 2017 wurden mit Einführung des Pflegestärkungsgesetzes 2 noch einmal die Leistungen für die Tages- und Nachtpflege beträchtlich erhöht.
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1.1 Leistungen Pflegestärkungsgesetz 2 (PSG 2) Übersicht Sachleistungen des PSG 2 für die Tages- und Nachtpflege (Stand Dez. 2020)
Kapitel I – Konzeptionelle Weiterentwicklung der Tagespflege
Pflegegrade
Sachleistungen nach § 41 SGB XI
plus Entlastungsbetrag
Pflegegrad 1
0,00 €
125 €
Pflegegrad 2
689 €
125 €
Pflegegrad 3
1.298 €
125 €
Pflegegrad 4
1.612 €
125 €
Pflegegrad 5
1.995 €
125 €
Für die Pflegeleistungen und Fahrtkosten kann jeder Pflegebedürftige, je nach Pflegegrad, die Sachleistungen in von Höhe 689 € bis 1.995 € verwenden. Der Entlastungsbetrag in Höhe von 125 € für jeden Pflegebedürftigen kann für Unterkunft/Verpflegung und für die Investitionskosten ausgegeben werden.
WICHTIG Wer seinen Anspruch auf ambulante Pflegesachleistungen nicht voll ausschöpft, kann zudem den nicht für den Bezug von ambulanten Sachleistungen genutzten Betrag (max. 50 %) des hierfür vorgesehenen Leistungsbetrages – für Entlastungsangebote und die Tagespflege verwenden. In einigen Bundesländern erhalten Tagespflegeeinrichtungen noch eine Investitionskostenförderung, entweder als Pauschalförderung pro Platz oder als Folgeaufwendungen pro belegtem Platz (siehe Anlage 1 Übersicht Investitionskostenförderung der einzelnen Bundesländer Stand –Januar 2020). Regional ist es auch möglich, dass Leistungen der Verhinderungspflege (§ 39 SGB XI) in Höhe von jährlich 1.612 € genutzt werden können. Entweder für die Be-
gleichung der gesamten Kosten oder nur für Pflegeleistungen. Die Leistungen für Kurzzeit- und Verhinderungspflege können miteinander kombiniert werden. Wenn Leistungen für Kurzzeitpflege im Jahr nicht oder nicht vollständig abgerufen werden, können bis zu 50 % (806 €) der Leistungen für die Verhinderungspflege in Anspruch genommen werden. Die Leistungen der Verhinderungspflege lassen sich so auf max. 2.418 € im Kalenderjahr erhöhen.
1.2 Eckpunkte Pflegereform 2021 (Stand Dez. 2020) 25 Jahre nach Einführung der Pflegeversicherung werden die Strukturen überprüft und mit der „Reform 2021“ wird beabsichtigt, die Pflegeversicherung zukunftsfest zu machen. Im November 2020 wurden die Eckpunkte der Pflegereform festgelegt.
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Für die Tagespflege wird es nach dem derzeitigen Stand einige Veränderungen geben. Ab den 01.07.2021 werden u. a. die Sachleistungen für die Tagespflege um voraussichtlich 5 % erhöht. Geplante Veränderungen der Sachleistungen lt. Eckpunktepapier „Pflegereform 2021“ für die Tages- und Nachtpflege (Stand Nov .2020) Sachleistungen nach § 41 SGB XI
Pflegegrad 1
0,00 €
Sachleistungen nach § 41 SGB XI ab 01.07.2020
Entlastungsbetrag
0,00 €
125 €
Pflegegrad 2
689 €
Ca. 723 €
125 €
Pflegegrad 3
1.298 €
Ca. 1.363 €
125 €
Pflegegrad 4
1.612 €
Ca. 1.693 €
125 €
Pflegegrad 5
1.995 €
Ca. 2.095 €
125 €
Hinsichtlich der Pflege zu Hause ist im Eckpunktepapier zur Pflegereform 2021 vorgesehen, Fehlanreize zu beseitigen: „Fehlanreize im Versorgungssystem beseitigen: Anbieter setzen mittlerweile immer häufiger auf Projekte, die betreutes Wohnen mit dem Angebot von Tagespflege kombinieren. Ältere Menschen erhoffen sich durch diese neuen Wohnformen mehr individuelle Freiheit sowie eine geringere finanzielle Belastung, ohne Abstriche in der Versorgungssicherheit machen zu müssen. Studien zeigen jedoch, dass diese Hoffnung nicht selten spätestens bei Eintritt höheren Unterstützungsbedarfs trügerisch ist. Die Attraktivität für Anbieter solcher Modelle ergibt sich häufig aus der Kombination aller im ambulanten Bereich möglichen Leistungen in einem vermeintlich stationären Pflegesetting, ohne jedoch die Anforderungen eines klassischen Pflegeheims erfüllen zu müssen. Um die Nutzung solcher Versorgungsformen nicht unangemessen zu privilegieren, sollen bei Inanspruchnahme von ambulanten Pflegesach- und/
1 Leistungsrechtliche Aspekte der Tages- und Nachtpflege
Pflegegrade
oder Geldleistungen die Leistungen der Tagespflege ab dem 1. Juli 2022 auf 50 Prozent begrenzt werden“2.
Welche Konsequenzen hat das für die Tagespflege? Tagespflegeeinrichtungen im Verbundsystem mit Betreutem Wohnen und ambulanter Pflege erhalten aus den oben genannten Gründen nur 50 % der Sachleistungen. Es ist zu vermuten, dass Träger zu viel Leistungen aus solchen Verbundsystemen erwirtschaften. Hierbei wurden allerdings nicht die Wünsche und Bedürfnisse der Mieter von Betreuten Wohnanlagen berücksichtigt. Gerade Pflegebedürftige bevorzugen solche ambulanten Verbundsysteme, um selbstbestimmt zu leben und je nach Notwendigkeit entsprechende Hilfeleistungen individuell in Anspruch nehmen zu können. Auch ist nicht geklärt, was unter „Betreutem Wohnen“ zu ver12
stehen ist. Es gibt mit Ausnahme in NRW und Baden-Württemberg keine verbindliche Definition von „Betreutem Wohnen“ und/oder „Service Wohnen“. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gibt es hier noch sehr viel Klärungsbedarf. Ggfs. müssen solche Verbundsysteme, wovon auch Quartierszentren betroffen sind, vertragsrechtlich neu definiert werden. Definitiv nicht mehr möglich ist zukünftig die Inanspruchnahme von Verhinderungspflege nach § 39 SGB XI. Es wird zukünftig ein Entlastungsbudget 2.0 geben. Aus den Leistungen der Kurzzeit- und Verhinderungspflege wird als Entlastungs-
Kapitel I – Konzeptionelle Weiterentwicklung der Tagespflege
budget ein Gesamtjahresbetrag in Höhe von jährlich 3.300 € gebildet. Bisher kann davon ausgegangen werden, dass die Leistungen des Entlastungsbudgets nicht für Tagespflege genutzt werden können.
ANMERKUNG: Sobald konkrete gesetzliche Rahmenbedingungen zur Pflegereform 2021 vorliegen, wird ein kostenloses zusätzliches Update als PDF-Datei erhältlich sein! http://haeusliche-pflege.net/download_buch/download
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Bundesministerium für Gesundheit (BMG): Eckpunkte der Pflegereform 2021, 04.11.2020
2 Konzeptionelle Möglichkeiten der Tagespflege Bestehende Konzeptionen von Tagespflegeeinrichtungen müssen den Strukturen und Bedürfnissen der Pflegebedürftigen der jeweiligen Region des Standortes angepasst werden, wobei zwischen städtischem und ländlichem Bereich unterschieden werden muss. Ziel ist eine möglichst lückenlose ambulante Versorgung Pflegebedürftiger. Das bedeutet auch, dass die Tagespflege sich den Besonderheiten der Region anpassen muss und ggfs. auch das Leistungsangebot erweitern sollte.
2.1 Strukturelle Veränderungen Veränderung des Lebenswandels und Lebensstils
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Die sozioökonomische Lebenssituation älterer Menschen befindet sich seit Jahren im Wandel. Das betrifft die demografische Entwicklung wie die Lebenslage und den Lebensstil. Bis 2060 wird die Anzahl der über 65-Jährigen um 5,611 Mio. steigen. Der Anteil der über 65-Jährigen wird sich von 21,8 % der Gesamtbevölkerung auf über 30 % im Jahr 2060 erhöhen3. Schon allein diese Tatsache bedeutet, dass auch in den nächsten 40 Jahren die Nachfrage u. a. nach Tagespflegeplätzen steigen wird und der Bedarf angepasst werden muss. Die Zunahme des Anteils älterer Menschen, die steigende Lebenserwartung und die derzeit bessere Lebensqualität im höheren Alter verändert die Lebenssituation der alten Generation. Immer mehr Ältere leben im eigenen Haushalt. Die Anzahl der Ein- und Zweipersonenhaushalte nimmt kontinuierlich zu. Diese EntwickFamilien weit verstreut leben. Das Zusammenleben im größeren Familienverband an einem Ort ist damit eher die Ausnahme, nicht mehr die Regel4. Auch die Lebens- und Bedürfnislage der Menschen ändert sich kontinuierlich. Mit steigender Lebenserwartung ist die Wahrscheinlichkeit groß, besonders im hohen Lebensalter pflegebedürftig zu werden.
3
Quelle: Eigene Darstellung nach Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Bevölkerung Deutschlands bis 2060, Ergebnisse der 14. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung, Variante 2 (2018=100)
4
Statistisches Bundesamt (Destatis), 2017; Ergebnis der Haushaltsvorausberechnung 2017 S. 7
2 Konzeptionelle Möglichkeiten der Tagespflege
lung wird dadurch unterstützt, dass aufgrund der Lebens- und Arbeitsmarktsituation
Anteil der Pflegebedürftigen der Altersklassen 60 bis über 80 Jahre (%) Altersklasse
Gesamtanteil in %
60 bis 69 Jahre
3,14 %
70 bis 79 Jahre
8,55 %
80 Jahre und älter
33,10 %
QUELLE: EIGENE BERECHNUNG NACH ANGABEN DES STATISTISHEN BUNDESAMTES 2018
Pflegebedürftigkeit und die Versorgung im Alter spielen für die Mehrheit der Älteren eine große Rolle. In fast allen Untersuchungen der letzten 20 Jahre lautet der Wunsch des Großteils der Bevölkerung, bei Hilfe- und Pflegebedürftigkeit möglichst in der eigenen Häuslichkeit zu verbleiben. Eine vollstationäre Unterbringung kommt nur dann infrage, wenn alle anderen Optionen, in den eigenen vier Wänden zu blei14
ben, nicht mehr möglich sind. Der Wunsch, in der eigenen Häuslichkeit zu verbleiben, wird u. a. damit begründet, dass man auch bei Pflegebedürftigkeit eigenständig und selbstbestimmt leben möchte. Um diesem zunehmenden Wunsch zu entsprechen, reicht eine ambulante Versorgung durch ambulante Pflegedienste allein nicht aus. Die Pflege und Betreuung in der eigenen Häuslichkeit kann nur mit Unterstützung der Tagespflege gesichert werden. Hinzu kommt, dass zunehmender Personalmangel auch bei ambulanten Pflegediensten eine Erweiterung der ambulanten Pflegeinfrastruktur erschwert. Tagespflege trägt dazu bei, ambulante Pflege-
Kapitel I – Konzeptionelle Weiterentwicklung der Tagespflege
dienste zu entlasten.
Strukturelle Veränderungen der Tagespflege Die Reform der PflegeVG (PSG 2) und die damit verbundene finanzielle Entlastung für die Inanspruchnahme ambulanter und teilstationärer Leistungen und die Einführung von fünf Pflegegraden führte in den letzten Jahren zu einer Veränderung der Gästestruktur in Tagespflegeeinrichtungen. Eine zunehmende Zahl von Pflegebedürftigen und Angehörigen ist der Ansicht, sie können mit ambulanter und teilstationärer Unterstützung länger in der eigenen Häuslichkeit bleiben und eine vollstationäre Pflege hinauszögern oder sogar verhindern. Das führt dazu, dass in den letzten Jahren immer mehr Gäste mit höherem Pflegegrad (PG 4 und PG 5) die Tagespflege besuchen. Trotz gesundheitlich kritischem Zustand. Objektiv betrachtet, kann es sein, dass oftmals Pflegebedürftige mit PG 4 und PG 5 in einer vollstationären Pflegeeinrichtung besser versorgt sind. Um Pflegebedürftige mit PG 4 oder 5 fachlich optimal zu versorgen, ist die personelle Ausstattung, insbesondere die Anzahl der Fachkräfte in den Tagespflegeeinrichtungen für Schwerpflegebedürftige, unter den jetzigen Voraussetzungen nicht gegeben. Auch muss bedacht werden, dass mit der steigenden Anzahl an Gästen mit höherem Pflegegrad die Verweildauer in der Tagespflege
sinkt. Je höher der Pflegegrad, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Fluktuation in der Tagespflege steigt. Auch der Anteil der nicht mobilen Gäste steigt kontinuierlich. Tagespflegeeinrichtungen können in der Regel allerdings nur eine sehr begrenzte Zahl an Rollstuhlfahrern aufnehmen. Die zunehmende Zahl an Rollstuhlfahrern stößt besonders an die Grenzen des Fahrdienstes. Mit Zunahme der Rollstuhlfahrer nehmen die Anforderungen an die Fahrzeuge zu. Es werden ggfs. mehr Fahrzeuge mit einer besseren Ausstattung benötigt. Besuchten in den letzten Jahren überwiegend ältere Frauen über 75 Jahre die Tagespflege, so hat sich in den letzten drei Jahren der Anteil der männlichen Gäste erhöht. Teilweise beträgt der Anteil schon über 50 %. Auch die Nachfrage „jüngerer“ Pflegebedürftiger (unter 60 Jahre) und älterer Menschen mit Behinderung steigt. Es ist davon auszugehen, dass besonders die Zahl älterer Menschen mit Behinderung, die nicht mehr eine beschützende Werkstatt besuchen, sich in den nächsten
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Jahren erheblich erhöhen wird. Alle diese Veränderungen führen dazu, dass ggfs. die Inhalte und damit die Konzeption den Anforderungen der Gäste in der Tagespflege angepasst werden muss.
2.2 Tagespflege im städtischen und ländlichen Bereich Die Nachfrage an Tagespflegeplätzen ist ungebrochen. In den nächsten Jahren wird die Zahl der Tagespflegeeinrichtungen weiterhin steigen. Wobei man schon genau hinschauen muss, in welchen Regionen noch ein Bedarf vorhanden ist. Im städtischen Raum ist sicherlich in den nächsten Jahren mit einer Bedarfsdeckung zu noch unbefriedigend. Obwohl gerade in vielen ländlichen Regionen die Zahl alter und pflegebedürftiger Menschen in den nächsten Jahren überproportional steigen wird. Schlagwort „Landflucht“! Immer mehr Menschen der jüngeren Generationen ziehen in Ballungszentren. Die ältere Generation bleibt in den Gemeinden. Aufgrund unzureichender Infrastruktur, schlechter Verkehrsanbindung, unzureichender kultureller und sozialer Angebote, schlechterer medizinischer Versorgung durch Hausärzte und fehlender Lebensmittelgeschäfte entsteht zunehmend eine soziale Isolation der älteren Bevölkerung. Erschwerend kommt hinzu, dass die ambulante Versorgung in Gemeinden mit ca. 2.000 Einwohnern und weniger immer schwieriger sicherzustellen ist. Lange Anfahrtswege und fehlende Pflegekräfte benachteiligen immer mehr kleine ländliche Kommunen. Ländliche Räume müssen bereits jetzt und auch zukünftig als Brennpunkte des demografischen Wandels besonders betrachtet werden.
2 Konzeptionelle Möglichkeiten der Tagespflege
rechnen. Der Anteil an Tagespflegeeinrichtungen im ländlichen Raum ist allerdings
Ausbau Tagespflege in ländlichen Regionen
Tagespflege I
Tagespflege II
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Personalpool Optimierung Fahrdienst Unterschiedl. Struktur
Tagespflege III
Tagespflege IV
QUELLE: Eigene Darstellung des Autors
In kleinen ländlichen Kommunen fehlt es jedoch an vernetzten, abgestuften Wohnund Pflegeangeboten. Um die ländliche Versorgung zu sichern, aber auch um am-
Kapitel I – Konzeptionelle Weiterentwicklung der Tagespflege
bulante Pflegedienste zu entlasten, macht es Sinn, in kleineren Gemeinden unter ca. 2.000 Einwohnern die entsprechende Infrastruktur u. a. durch kleine Quartierszentren aufzubauen oder wenigstens ein Netzwerk an Tagespflegeeinrichtungen zu errichten. Anders als im städtischen Bereich lassen sich in ländlichen Kommunen individuelle, dem dörflichen Charakter entsprechende Tagespflegeeinrichtungen aufbauen. Aufgrund z. B. der häufig vorhandenen größeren und kostengünstigeren Grundstücke lassen sich sehr individuelle Konzepte realisieren, wie z. B. die besondere Gestaltung der Gärten, zusätzliche Tierhaltung. Denkbar ist in touristisch interessanten Gebieten die Verbindung von Tagespflege mit Ferienwohnungen („Urlaub und Pflege auf dem Lande“).
Beispiel Unterschied Tagespflege Stadt/Land Selbstverständlich gibt es große Unterschiede zwischen dem städtischen und dem ländlichen Raum. „Ländliche Räume sind heterogen. Sie unterscheiden sich hinsichtlich Siedlungsbild, Entwicklungsdynamik, Wirtschafts- und Sozialgefüge und Bräuchen. (…) Die ländliche Bevölkerung weist enge soziale Beziehungen auf. Verwandtschafts- und Nachbarschaftshilfe ist Bestandteil des alltäglichen Lebens (…)“5 5
Heidi Panhorst, Norbert Seidl: Pflegerische Versorgung im ländlichen Raum; Public Health Kongress Armut und Gesundheit, Berlin 2015
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Beispiel Tagespflege auf dem Land (Landkreis Rotenburg /Wümme)
Was hat das mit der Tagespflege zu tun? bund mit Wohngemeinschaften und/oder Seniorenwohnungen zur Stabilität der ambulanten Versorgung bei. Die Tagespflege ist ein wichtiges Modul im ambulanten Versorgungsnetz und oftmals Kommunikationstreffpunkt für ältere pflegebedürftige Menschen. Viele der älteren Pflegebedürftigen kennen sich seit Jahrzehnten. Es bestehen enge soziale Verbindungen. Mit dem Besuch in der Tagespflege können Gäste somit noch aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Tagespflegeeinrichtungen im ländlichen Raum unterscheiden sich hinsichtlich der Größe und der Gästestruktur erheblich von teilstationären Einrichtungen im städtischen Bereich. Ländliche Tagespflegeeinrichtungen sind oftmals mehr im Gemeinwesen eingebunden. Im ländlichen Raum, besonders in kleineren Ortschaften, werden keine Tagespflegeeinrichtungen mit 20 und mehr Plätzen benötigt, sondern kleine Einheiten von z. B. 12 bis 15 Plätzen. Hinsichtlich des langen Anfahrtsweges ist es sinnvoll, in mehreren Dörfern kleine Tagespflegeeinrichtungen mit unterschiedlichen Angeboten und Schwerpunkten zu eröffnen. Das spart u. a. Fahrzeiten. Kleine Tagespflegeeinrichtungen im Verbund können oftmals die organisatori-
2 Konzeptionelle Möglichkeiten der Tagespflege
Gerade in strukturschwächeren Regionen tragen Tagespflegeeinrichtungen im Ver-
schen und wirtschaftlichen Synergieeffekte nutzen (z. B. Fahrdienst, Personalpool usw.). Hinzu kommt, dass in kleinen Kommunen oftmals noch geeignete Bestandsimmobilien, wie beispielsweise nicht genutzte Schulen, Bauernhäuser, Gasthäuser, vorhanden sind. Auch sind die Entstehungskosten von Neuimmobilien aufgrund günstigerer Grundstückspreise geringer. Nach meinen bisherigen Erfahrungen ist die Realisierung in vielen ländlichen Kommunen leichter, da die behördlichen Auflagen bei der Errichtung von kleineren Tagespflegeeinrichtungen nicht so aufwendig sind (wie z. B. Bauauflagen, Hygieneanforderungen usw.) wie für Tagespflegeeinrichtungen mit 20 und mehr Plätzen. Eine Voraussetzung für den Aufbau von Tagespflegeeinrichtungen im ländlichen Raum ist es, dass der Träger bzw. dessen Vertreter sich in das Gemeindeleben integriert und mit den Kommunen und Bürgervereinen eng kooperiert und gemeinschaftlich mit z. B. Bürgerinitiativen ein Verbundsystem aufbauen könnte. Aufgrund 18
des bürgerschaftlichen Engagements entstehen in vielen Dörfern interessante Initiativen, wie „Generationsübergreifende Vereine“, „Bürger helfen Bürger“. Es entstehen selbst initiierte Dorfläden, Angebote von Fahrdiensten für Ältere, Begegnungsstätten/Kulturtreffs. Diese Projekte fördern das gemeinschaftliche Zusammenleben und tragen ein wenig dazu bei, dass Dörfer wieder lebenswert werden. Diese niedrigschwelligen Angebote sind sehr wichtig für die Teilhabe älterer Menschen am Gemeinschaftsleben. Durch gezielte Förderprogramme in einzelnen Bundesländern wird versucht, in-
Kapitel I – Konzeptionelle Weiterentwicklung der Tagespflege
frastrukturelle Defizite auszugleichen.
WICHTIG • Es existieren Unterschiede in den Strukturen und der Entwicklung von Tagespflegeeinrichtungen im städtischen und ländlichen Bereich. • Die Konzepte müssen den jeweiligen Strukturen angepasst werden. • Eine intensive Integration von Altenhilfeträgern in das Gemeindeleben gewährleistet die Akzeptanz der Tagespflege und führt zu einer Verbesserung der Versorgung der älteren Bevölkerung. • Die Kooperation zwischen Altenhilfe und Initiativen des bürgerschaftlichen Engagements unterstützen die Integration Älterer in das Gemeinschaftsleben.
2.3 Notwendigkeit der Veränderung der Angebotsstruktur Die Inhalte und Angebote der Tagespflege haben sich seit Bestehen des teilstationären Angebotes nicht geändert. Bei einem sich kontinuierlich verändernden Lebensstil Älterer wäre es angebracht, bestehende Konzeptionen zu überarbeiten und den sich ändernden Bedürfnissen Pflegebedürftiger und Angehöriger anzupassen.
Zielgruppe Bei der Planung einer Tagespflege bzw. bei Bestandseinrichtungen ist die Zielgruppe einer Tagespflege festzulegen bzw. zu überdenken. Mit Zunahme der Platzzahl ist es nicht immer sinnvoll, alle pflegebedürftigen Gäste aufzunehmen.
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Was ist fachlich sinnvoll und räumlich notwendig? Ist es sinnvoll in Tagespflegeeinrichtungen mit mehr als 20 Plätzen, Gäste mit unterschiedlichen Krankheitsbildern und Pflegegraden aufzunehmen, davon wahrscheinlich über 60 % mit demenziellen Erkrankungen? Eine Möglichkeit besteht darin, die Gäste in unterschiedlichen Gruppen einzuteilen. Das setzt voraus, dass das Raumangebot Gruppenbildungen ermöglicht (siehe Pkt.5 Raumplanerische Anforderungen). Bei der Gründung einer neuen kleineren Tagespflegeeinrichtung (12 bis 15 Plätze) sollte hinsichtlich der zunehmenden Wettbewerbssituation ggfs. überlegt werden, ob sich die Tagespflege nicht auf besondere Gruppen spezialisieren sollte. Denkbar ist eine Spezialisierung auf bestimmte Krankheitsbilder, wie z. B. gerontokranke Ältere. Schon 2006 stellte das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend fest, dass ältere Menschen mit Behinderungen zukünftig zu einer quantitativ bedeutsamen Gruppe anwachsen. „Wichtige Gründe hierfür sind z. B. der medizinische Fortschritt und die allgemein steigende Lebenserwartung der behinderten Menschen. Grundsätzlich unterscheiden sich die Bedürfnisse behinderter und nicht behinderter Menschen nur wenig, allerdings bestehen komplizierte Wechselwirkungen zwischen den Aspekten Alter, Behinderung und Pflegebedürftigkeit.“ 6 „Es gibt aber auch Menschen mit Behinderung, die trotz ihrer Behinderung erst im Alter immer hilfebedürftiger werden. Es handelt sich dabei um Menschen, die in Einzelwohnungen oder Wohngemeinschaften mit entsprechender Betreuung (und nicht im Heim) wohnen, wie dies zum Beispiel häufig bei Menschen mit einer Sinnes- oder einer Körperbehinderung 6
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Erster Bericht des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend über die Situation der Heime und der Betreuung der Bewohnerinnen und Bewohner; 15.08.2006
2 Konzeptionelle Möglichkeiten der Tagespflege
psychiatrisch Erkrankte, ältere Menschen mit Behinderung oder „jüngere“ schwer-
der Fall ist. Solche Personen sollen im Alter deshalb auch die Angebote der Altenhilfe in Anspruch nehmen können.“ 7 Engere Kooperationen zwischen der Behinderten- und Altenhilfe sind Voraussetzung, um eine qualitative Versorgung zu gewährleisten. Entsprechend müssen die Angebote der Zielgruppe der Behinderten angepasst werden. Neben der Zielgruppe sollten ggfs. auch die Strukturen der Tagespflege den Anforderungen und Bedürfnissen der Pflegebedürftigen und Angehörigen angepasst werden. Mehr noch als in der Vergangenheit macht es Sinn, die Öffnungszeiten zu erweitern.
Öffnungszeiten Die klassischen Öffnungszeiten von durchschnittlich acht Stunden täglich von mon20
tags bis freitags sind nicht mehr zeitgemäß. Die sich verändernden familiären Lebenssituationen und persönlichen Lebensstile Älterer und deren Angehöriger erfordern eine gästeorientierte Anpassung. Auch auf die Freizeitbedürfnisse und Erholungsphasen pflegender Angehöriger am Wochenende sollte eingegangen werden.
Kapitel I – Konzeptionelle Weiterentwicklung der Tagespflege
BEISPIEL: Eine Tagespflege hat von montags bis freitags täglich von 8.00 Uhr bis 19.00 Uhr geöffnet. Während dieser Öffnungszeit können dann unterschiedliche Gruppen zu unterschiedlichen Zeiten in die Tagespflege kommen. Das bedeutet nicht, dass sich der Gast während der gesamten Öffnungszeit in der Einrichtung befinden muss. Denkbar wäre beispielsweise, dass Gäste vier oder sechs Stunden die Tagespflege besuchen. Es werden bestimmte Stundenmodule angeboten. Hierzu sind dann entsprechende Vergütungen mit den Kostenträgern zu vereinbaren. Voraussetzung ist allerdings, dass für unterschiedliche Gruppen mit verschiedenen Anwesenheitszeiten auch ein entsprechendes Raumangebot vorhanden ist.
Beispiel unterschiedliche Öffnungszeiten Uhrzeit
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Gruppe 1
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11
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½ Tag Gruppe 2
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17
18
19
8 Stunden
Gruppe 2 ½ Tag Gruppe 1
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8 Stunden 4 Stunden 4 Stunden
4 Stunden 4 Stunden
QUELLE: Eigene Darstellung des Autors
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Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration: Politik für ältere Menschen mit Behinderung; 2014
Eine verlängerte Öffnungszeit, während Gruppen zu unterschiedlichen Zeiten in die Tagespflege kommen, entlastet ambulante Pflegedienste und senkt die Kosten des Fahrdienstes. Befinden sich mehrere Tagespflegeeinrichtungen mit denselben Öffnungszeiten in der Region, kann es sein, dass die ambulante Versorgung von Patienten zur selben Zeit, aufgrund personeller Engpässe, den ambulanten Pflegedienst überfordert. Tagespflegeeinrichtungen (über 20 Plätze), in denen zu unterschiedlichen Zeiten die jeweiligen Gruppen eintreffen, benötigen weniger Fahrzeuge. Der Fahrdienst muss nicht zur selben Zeit alle Gäste gleichzeitig transportieren. Inwieweit die Öffnungszeiten auch auf das Wochenende ausgeweitet werden sollen, hängt davon ab, ob anhand des Ergebnisses einer Bedarfsanalyse ein tatsächlicher Bedarf vorhanden ist. In vielen Regionen bleiben Ältere am Wochenende lieber in der eigenen Häuslichkeit. Es ist zu bedenken, dass auch am Wochenende immer Fachpflegekräfte anwesend sein müssen. Bei einer Auslastung von unter
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90 % rechnet sich eine Wochenendöffnung nicht. Bei Tagespflegeeinrichtungen im Verbund mit betreuten Wohnanlagen oder als Bestandteil eines Quartierszentrums ist es auf jeden Fall sinnvoll, wenigstens samstags zu öffnen. Bei einer erweiterten Öffnungszeit auf sechs oder sieben Tage sollte immer eine neue Vergütung kalkuliert und verhandelt werden!
TIPP:
Aufbau von Serviceleistungen Neben der Veränderung der Öffnungszeiten wäre bei bestehenden Tagespflegeeinrichtungen zu überlegen, das Leistungsangebot um flexible Servicebausteine zu erweitern. Hierzu gehören beispielsweise: • Begleitung zu planbaren Arztbesuchen und/oder therapeutischen Einrichtungen. • Arztbesuche, besonders zu Fachärzten, sind für viele Angehörige zweitaufwendig und beschwerlich. Arztbesuche von Gästen der Tagespflege gehören
2 Konzeptionelle Möglichkeiten der Tagespflege
• Tagespflegegäste in Gruppen aufteilen und unterschiedliche Anfangszeiten anbieten! • Unterschiedliche Anfangszeiten entlasten den ambulanten Pflegedienst und tragen zur Senkung der Kosten des Fahrdienstes bei (u. a. weniger Fahrzeuge notwendig). • Eine Öffnung der Tagespflege am Wochenende rechnet sich wirtschaftlich ggfs. nur in Verbindung mit Seniorenwohnungen oder als Bestandteil eines Quartierszentrums. • Bei verlängerten Öffnungszeiten müssten ggfs. neue Vergütungen verhandelt werden.
nicht zum Leistungsangebot der Tagespflege. Denkbar ist, dass diese Leistungen als Zusatzleistungen angeboten werden. Zusätzliche Mitarbeiter, wie Schüler, Studenten oder Ehrenamtliche, die im Umgang mit Pflegebedürftigen geschult werden, könnten diese Aufgaben übernehmen. Hierbei sind feste Vergütungen inklusive Fahrtkosten zu kalkulieren8: • Medikamentenbeschaffung, • individueller Begleitservice (Begleitung zum Friedhof, Einkaufsdienste), • Fahrdienste. Hierbei handelt es sich um klassische Zusatzleistungen oder auch Wahlleistungen. Sie können zusätzlich privat abgerechnet werden, müssen aber vertraglich im Tagespflegevertrag aufgeführt werden. Alternativ können die Leistungen auch bei Nichtinanspruchnahme von bis zu 40% der ambulanten Sachleistungen mit den Pflege22
kassen abgerechnet werden. Hierzu ist aber entsprechend den jeweiligen Landesrichtlinien bei der zuständigen Landesbehörde ein Antrag von Betreuungsleistungen (u. a. ein Konzept) zu stellen. Die jeweiligen Landesrichtlinien werden derzeit überarbeitet. Weitere Service-/Zusatzleistungen sind denkbar, letztendlich aber abhängig von der Konzeption der Tagespflege. Viele ambulante Pflegedienste bemühen sich, haushaltsnahe Dienst- und/oder Serviceleistungen anzubieten. Oftmals stellt sich aber die Frage, ob ambulante Dienste organisatorisch und personell dazu in der
Kapitel I – Konzeptionelle Weiterentwicklung der Tagespflege
Lage sind, neben der ambulanten pflegerischen Versorgung zusätzlich noch Betreuungs- oder Serviceleistungen zu übernehmen. Im Verbund mit Seniorenwohnungen sind Mitarbeiter, insbesondere die Leitungskraft einer Tagespflege, oftmals Ansprechpartner der Mieter von Seniorenwohnungen. Sie sind sehr gut über die soziale Situation der Tagespflegegäste informiert. In solchen Verbundsystemen ist zu überlegen, inwieweit die Tagespflege die Koordination, Beratung und Vermittlung von Dienstleistungen übernimmt. Denkbar ist, dass die Leitungskraft einer Tagespflege für die Vernetzung und Koordination der Aufgaben zwischen der ambulanten Pflege, der Seniorenwohnung und Tagesstätte bzw. der Betreuungsgruppe verantwortlich ist. Das bedeutet konkret, dass neben der Festlegung von Dienstleistungsangeboten mittels einer Bedarfsanalyse bzw. einer Gäste-/Angehörigenbefragung die Organisationsstruktur neu überdacht und u. a. mit der ambulanten Pflege abgestimmt werden muss. Die Kompetenzen und Betriebsstrukturen müssen ggfs. neu organisiert werden.
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Udo Winter: Tagespflege betreiben; Neuausrichtung nach PSG II, VINCENTZ NETWORK, Hannover 2017
Betreuungsgruppen Als Alternative bietet es sich an, nach der regulären Öffnungszeit, z. B. nach 18.00 Uhr oder auch am Wochenende, zusätzliche Gruppenbetreuung entsprechend der Genehmigung nach § 45b SGB XI9 anzubieten. Diese Leistungen können dann über den Entlastungsbetrag in Höhe von 125 € monatlich abgerechnet werden. Oder zusätzliche Stunden werden privat abgerechnet, dann handelt es sich wiederum um eine Zusatzleistung. Als Alternative zu einer erweiterten Öffnungszeit der Tagespflege am Wochenende ist zu überlegen, Hilfe- und Pflegebedürftigen zur Entlastung von pflegenden Angehörigen oder besonders bei Alleinlebenden am Wochenende Alternativen anzubieten. Besonders Tagespflegeeinrichtungen innerhalb eines Quartierszentrums sollten unbedingt zusätzliche Betreuungsgruppen anbieten, nur so ist gewährleistet, dass pflegebedürftige Bewohner der Seniorenwohnungen umfas-
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send versorgt sind. Betreuungsgruppen können auch für demenziell Erkrankte mit gestörtem Tag-/Nachtrhythmus in Kombination mit der Nachtpflege angeboten werden. Diese Möglichkeit besteht nur in einigen wenigen Bundesländern (siehe Kap. I, 2.5 Nachtpflege). Beispiel unterschiedliche Öffnungszeiten mit Betreuungsgruppen Uhrzeit
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Gruppe 1 Gruppe 2
Betreungsgruppe
½ Tag Gruppe 1 Betreungsgruppe
QUELLE: Eigene Darstellung des Autors
Meistens werden die ehemals niedrigschwelligen Betreuungsangebote von ambulanten Pflegediensten angeboten. D.h. die Betreuungsgruppen könnten z. B. nach Beendigung des Betriebes der Tagespflege in den Räumlichkeiten angeboten werden. Bietet der ambulante Pflegedienst in den Räumlichkeiten der Tagespflege niedrigschwellige Betreuungsangebote an, sollte vom ambulanten Pflegedienst eine monatliche Miete inklusive Nebenkosten erhoben werden. Am besten eignet sich diese Kombination, wenn die Tagespflege und der ambulante Pflegedienst zu einem Träger gehören.
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§ 45 SGB XI Angebote zur Unterstützung im Alltag, Umwandlung des ambulanten Sachleistungsbetrags (Umwandlungsanspruch)
2 Konzeptionelle Möglichkeiten der Tagespflege
½ Tag Gruppe 2
Die Betreuungsgruppen werden unter Anleitung einer Fachkraft von Betreuungskräften entsprechend der Qualifikation und den Anforderungen nach § 87b oder § 45b SGB XI betreut. Die Gruppengröße sollte maximal acht Personen nicht überschreiten. Der Fahrdienst der Tagespflege kümmert sich um den Transport der Teilnehmer. Ein Fahrdienst für die Betreuungsgruppen ist zwingend erforderlich, da Angehörige ihre demenziell Erkrankten nicht in die Einrichtung bringen können. Bei gut funktionierenden Betreuungsgruppen und wenn ein Effekt der Entlastung für Angehörige erzielt wird, vertrauen pflegende Angehörige dem Altenhilfeträger. Wenn Gruppenangebote in den Räumlichkeiten der Tagespflege stattfinden, besteht die Möglichkeit, dass nach einer Eingewöhnungsphase Angehörige diese Entlastungsmöglichkeiten zu schätzen lernen und weitere Angebote, besonders der Tagespflege, in Anspruch nehmen. Hinzu kommt, dass über das Angebot der Betreuungsgruppen die Auslastung einer Tagespflege gesteuert werden kann. 24
2.4 Tagespflege und Tagesstätte Tagesstätten bzw. Begegnungsstätten haben nur indirekt etwas mit Tagespflegeeinrichtungen zu tun, sollten aber zum Leistungsangebot eines Altenhilfeträgers gehören. Es handelt sich hierbei vorrangig nicht um Leistungen nach dem SGB XI, sondern um solche Angebote, die dazu geeignet sind, ältere hilfebedürftige Menschen im Vorfeld der Pflege zu betreuen und zu unterstützen. Angebote der Tagesstätte Kapitel I – Konzeptionelle Weiterentwicklung der Tagespflege
dienen auch dazu, Kunden an den Träger zu binden, und sind, sobald die Besucher von Tages- oder Begegnungsstätten pflegebedürftig sind, die Zielgruppe einer Tagespflege. Der Begriff Tages-/Begegnungsstätte ist nicht mehr zeitgemäß und sollte durch einen zeitgemäßen Alternativbegriff ersetzt werden. Begegnungsstätten sind Räume für Zusammenkünfte und gemeinschaftliche Aktivitäten. Sie sind in ihrem Wesen quartiersorientiert und daher ein grundlegender Bestandteil von Quartiershäusern. Begegnungsstätten dienen der Öffnung in den Stadtteil bzw. in die Gemeinde, werden aber auch als Treffpunkt und für Aktivitäten der Mieter der Seniorenwohnungen genutzt.10 Die Räumlichkeiten einer Tages-/Begegnungsstätte werden bei einem Neubau von Tagespflegeeinrichtungen beispielsweise in Verbindung mit Seniorenwohnungen als Multifunktionsräume (z. B. Mietertreff, Begegnungsstätte) mit geplant. Abhängig vom Bedarf älterer Menschen im Stadtteil oder auf dem Lande sollten grundsätzlich drei verschiedene Leistungsmodule für eine Begegnungsstätte angeboten werden: • Niedrigschwellige Betreuungsangebote, wie z. B. Betreuungsgruppen oder Tagesbetreuung, 10 Marco Kelle, Udo Winter: Q 6 – das ambulante Quartiershaus; Vincentz Network, 2020
• Seminare und Fortbildungen für Mitarbeitende oder externe Gruppen, • Kultur- und Freizeitangebote für Senioren. Neben niedrigschwelligen Betreuungsangeboten bietet es sich an, die Räumlichkeiten auch für andere Zwecke zu nutzen. Hierzu gehören z. B. Schulungen für Mitarbeiter oder ein Treffpunkt für Mieter/Bewohner. Denkbar sind Kooperationen mit externen sozialen Anbietern, wie z. B. Selbsthilfegruppen, Kommunen, Vereinen usw. Zu den Schwerpunkten der Leistungen in einer Tages-/Begegnungsstätte gehören auch Kultur und Freizeitangebote für Senioren. Beispiele von Kultur- und Freizeitangeboten: • Kulturveranstaltungen (Musik, Literaturnachmittage), • themenzentrierte Informationsveranstaltungen,
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• Kreativ-Workshops, • Musik/Instrumentalunterricht (Einzelunterricht), • Initiieren von Selbsthilfegruppen für pflegende Angehörige, • Café, • Hobbygruppen, • Gymnastik und Gesundheitsangebote. Letztendlich geht es darum, sich als Einrichtung nach außen zu präsentieren. Die Kosten einer Begegnungs- oder Tagesstätte sollten sich u. a. durch das Angebot von Betreuungsgruppen und der Vermietung an externe Gruppen amortisieren.
Raumangebot
Größe in qm
Anmerkung
Eingangsbereich
ca. 20
Ausreichend Platz für eine Garderobe
Gemeinschaftsraum
ca. 70
Reicht für ca. 50 Personen
Küche
ca. 15
Ausreichend Fläche, z. B. zum Kaffee kochen oder Kuchen backen
Abstellraum Küche
ca. 5
Unterbringung von Lebensmitteln
WC 1
ca. 4
Toilette
WC 2
ca. 6
Behindertengerechte Toilette
Büro
ca. 15
Concierge Dienst
Abstellraum
ca. 10
Stuhllager oder Lager für Beschäftigungsmaterial
Gesamtfläche
ca. 145
Quelle: Eigene Darstellung des Autors
2 Konzeptionelle Möglichkeiten der Tagespflege
Beispiel 1 Raumprogramm einer solitären Tages-/Begegnungsstätte
Bei einer solitären Tages-/Begegnungsstätte ist es sinnvoll, ca. 145 qm Nutzungsfläche einzuplanen. Eine Tages-/Begegnungsstätte in Kombination mit einer Tagespflegeeinrichtung benötigt ca. die Hälfte der Flächen (70 qm), da einige der Räumlichkeiten der Tagespflege multifunktionell genutzt werden können. Hierzu gehört z. B. das Büro des Koordinators, das auch als Besprechungsraum genutzt werden
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Kapitel I – Konzeptionelle Weiterentwicklung der Tagespflege
Abbildung 2.4: Beispiel Ausschnitt Grundriss Verbund Tagespflege und Begegnungsstätte Quelle: Neubau Tagespflege und Tages-/Begegnungsstätte in Niedersachsen
kann, und zusätzliche Toiletten. Bei einem optimalen Belegungsmanagement sind Überschneidungen der Nutzung der Räumlichkeiten möglich. Voraussetzung ist allerdings, dass die Tages-/Begegnungsstätte neben einem eigenen Eingang einen Zugang zur Tagespflege hat. Beispiel Raumangebot Tages-/Begegnungsstätte im Verbund mit Tagespflege Raumangebot
Größe in qm
Anmerkung
Garderobe
ca. 6,5
Gemeinschaftsraum
ca. 53
Ausreichend Platz für ca. 40 Personen
Küche
ca. 6
Ausreichend als Verteilerküche
WC – D
ca. 2
Toilette
WC – H
ca. 2
Toilette
Nettofläche
ca. 69,5 qm
Nutzung Synergieeffekte Tagespflege Büro
ca. 12,5
Nutzung für die Tagespflege und Begegnungsstätte
Behinderten-WC
ca. 8
Ggfs. Nutzung Tagespflege und Begegnungsstätte
Beispiel Raumangebot Tages-/Begegnungsstätte im Verbund mit Tagespflege Raumangebot
Größe in qm
Anmerkung
Weitere Räumlichkeiten der Tagespflege außerhalb der Öffnungszeiten nutzbar Quelle: Eigene Darstellung des Autors
2.5 Nachtpflege11 12 Wenn ambulante Versorgungsstrukturen noch weiter und besser ausgebaut werden sollen, muss langfristig auch die Nachtpflege bundesweit angeboten werden. Tages- und Nachtpflege wäre eine optimale Kombination. Die neue Generation der Tagespflege ist eigentlich ohne Nachtpflege nicht denkbar. Konzeptionell und räum-
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lich müssten Tagespflegeeinrichtungen so gestaltet werden, dass es auch in Zukunft möglich ist, die Tagespflege bis zu 24 Stunden täglich zu öffnen. Die Nachtpflege entlastet Angehörige von pflegebedürftigen Menschen, die nachts auf Hilfe angewiesen sind. Das Angebot ist eine ideale Ergänzung zur ambulanten und teilstationären Versorgung für Pflegebedürftige, die in der eigenen Häuslichkeit leben. Die Gründe der Inanspruchnahme der Nachtpflege sind vielfältig: Die Nachtpflege kann als Urlaubspflege genutzt werden oder auch zur Entlastung pflegender Angehöriger bei einem gestörten Tages-/Nachtrhythmus der Pflegebedürftigen. Noch ist das Angebot bei Angehörigen relativ unbekannt, aber langfristig wird die Nachfrage steigen. Solche ganzheitlichen Versorgungskonzepte sind derzeit aufgrund gesetzlicher ken für den Betreiber, nur schwer umzusetzen. Es ist aber davon auszugehen, dass es in den nächsten Jahren praktikable Lösungen geben wird. Nachtpflege als eigenständige Pflegeeinrichtung gehört nach § 41 SGB XI zur teilstationären Pflege, wozu auch die Tagespflege gehört. Einrichtungen, die Tagesoder Nachtpflege im Sinne des SGB XI anbieten, müssen über eine Zulassung nach § 71 Abs. 2 SGB XI verfügen. Analog der Tagespflege handelt es sich hierbei um ein eigenständiges Angebot. Die Finanzierung erfolgt über die Sachleistungen für teilstationäre Pflege – Tagesund Nachtpflege – (§ 41 SGB XI). D.h. entsprechend des Pflegegrades übernimmt die Pflegekasse, bei Anerkennung der Pflegebedürftigkeit, die Kosten für den Pflegeaufwand (inkl. Fahrtkosten). Die Leistungen für Unterkunft, Verpflegung übernehmen die Pflegebedürftigen bzw. Angehörigen. Zusätzlich kann der Entlastungs-
11 Marco Kelle, Udo Winter Q 6 – das ambulante Quartiershaus; Vincentz Network 2020 12 Udo Winter: Status Quo Nachtpflege; TP Tagespflege; Vincentz 7.2019
2 Konzeptionelle Möglichkeiten der Tagespflege
Hemmnisse, bedingt durch das Wohn- und Teilhabegesetz und die finanziellen Ris-
betrag in Höhe von 125 € (§ 45b SGB XI) genutzt werden. Der investive Anteil wird entsprechend der Leistungen für Unterkunft/Verpflegung privat gezahlt. Die Vergütungen werden individuell mit den Kostenträgern verhandelt. Die Nachtpflege gehört leistungsrechtlich zur teilstationären Pflege. Die Leistungen und Inhalte werden in den Rahmenverträgen (§ 75 Abs. 1 SGB XI) für Tagesund Nachtpflege geregelt. Die Rahmenverträge für die teilstationäre Pflege unterscheiden sich in jedem Bundesland. Die Inhalte, personelle Ausstattung und baulichen Mindestanforderungen, sofern geregelt, beziehen sich in den Rahmenverträgen auf die teilstationäre Pflege, wobei mit Ausnahme in Baden-Württemberg keine Unterschiede zwischen der Tages- und Nachtpflege gemacht werden. In den Rahmenverträgen des Landes Baden-Württemberg wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Inhalte der Nachtpflege individuell verhandelt werden können.13 Für das Angebot der Nachtpflege gibt es bundesweit keine eigenen gesetz28
lichen Rahmenbedingungen. Die Nachtpflege, als teilstationäres Pflegeangebot, untersteht in vielen Bundesländern dem Heimgesetz und es gilt ordnungsrechtlich oftmals auch die Personal- und Bauverordnung. Daher ist es in vielen Bundesländern schwierig, die Tages- und Nachtpflege in denselben Räumlichkeiten unterzubringen. Die Nutzung der Nachtpflege in Räumlichkeiten der Tagespflege ist nur in den Bundesländern Baden-Württemberg und Brandenburg möglich.
Kapitel I – Konzeptionelle Weiterentwicklung der Tagespflege
Bundesländer, in denen die Nachtpflege dem Heimgesetzt unterstellt ist Bundesland
Gesetze
Berlin
Wohnteilhabegesetz (WTG) WTG – Personalverordnung WTG – Bauverordnung WTG – Mitwirkungsverordnung
Bremen
Bremisches Wohn- und Betreuungsgesetz (BremWoBeG) Personalverordnung zum Bremischen Wohnund Betreuungsgesetz
Hamburg
Hamburgisches Wohn- und Betreuungsqualitätsgesetz (HmbWBG)Hamburgisches Wohn- und Betreuungsqualitätsgesetz – Bauverordnung Hamburgisches Wohn- und Betreuungsqualitätsgesetz – Mitwirkungsverordnung Hamburgisches Wohn- und Betreuungsqualitätsgesetz – Personalverordnung
Hessen
Hessisches Betreuungs- und Pflegegesetz (HBPG) Ausführungsverordnung (AV) zum HBPG
Mecklenburg-Vorpommern
Einrichtungsqualitätsgesetz (EQG-M-V)
Niedersachsen
Niedersächsisches Gesetz über unterstützende Wohnformen (NuWG)
13 Rahmenvertrag für teilstationäre Pflege gemäß § 75 Abs. 1 SGB XI für das Land Baden-Württemberg v. 15.11.2017: § 2 (4)
Bundesländer, in denen die Nachtpflege dem Heimgesetzt unterstellt ist Bundesland
Gesetze
Nordrhein-Westfalen
Wohn- und Teilhabegesetz (WTG) Wohn- und Teilhabegesetz – Durchführungsverordnung (DVO) Richtlinie über bauaufsichtliche Anforderungen
Schleswig-Holstein
Selbstbestimmungsstärkungsgesetz (SbStG) Selbstbestimmungsstärkungsgesetz – Durchführungsverordnung
Saarland
Saarländisches Wohn-, Betreuungs- und Pflegegesetz Landesheimgesetz – Mitwirkungsverordnung Landesheimgesetz – Personalverordnung
Quelle: Eigene Darstellung des Autors
Erschwerend kommt auch hinzu, dass es nicht möglich ist, gleichzeitig Leistungen
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der Tages- und Nachtpflege mit den Kostenträgern abzurechnen. Gäste können z. B. nicht nach dem Besuch der Nachtpflege am darauffolgenden Morgen die Tagespflege besuchen. Gerade diese Kombination würde Angehörige sehr entlasten. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass Nachtpflegeangebote nur sehr selten angeboten werden. Es gibt eigenständige Nachtpflegeeinrichtungen mit einem Versorgungsvertrag und im Verbund mit der Tagespflege ca. vier Einrichtungen in Baden-Württemberg, eine Einrichtung in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen (Stand Mai 2020). Um die Nachtpflege wirtschaftlich darzustellen, ist viel Geduld und Ausdauer erforderlich, wenn z. B. eine wirtschaftliche Auslastung erzielt werden soll. Allerdings ist in Verbindung neben der Urlaubs-, Verhinderungspflege, Tagespflege und einem ambulanten Pflegedienst langfristig Neben einiger Nachtpflegeeinrichtungen mit einem eigenständigen Versorgungsvertrag nach § 41 SGB XI gibt es eine Vielfalt von Variationsmöglichkeiten. Neben dem „Nachtcafé „für demenziell Erkrankte mit einem gestörten Tages-/ Nachtrhythmus“ in den Räumlichkeiten einer Tagespflege gibt es das „Pflegehotel“ oder „Wohnen auf Probe“. In touristisch interessanten Gebieten Deutschlands werden immer mehr „Pflegehotels“ angeboten, die sich speziell an die Bedürfnisse von pflegebedürftigen Menschen und ihren pflegenden Angehörigen wenden, die gemeinsam ihren Urlaub in der entsprechenden Region verbringen möchten. In „Pflegehotels“ werden die Gäste bei Bedarf tagsüber in der Tagespflege und nachts im Pflegehotel versorgt. Die pflegerische Versorgung im „Pflegehotel“ wird durch den ambulanten Pflegedienst sichergestellt. Im Vorfeld der Aufnahme klärt der ambulante Pflegedienst ab, welcher Pflegebedarf bei dem „Urlaubsgast“ besteht und gewährleistet eine individuelle Versorgung. Der Trend zu „Pflegehotels“ wird in den nächsten Jahren zunehmen. So können z. B. Angehörige mit ihren zu
2 Konzeptionelle Möglichkeiten der Tagespflege
schon ein wirtschaftlicher Betrieb möglich.
Pflegenden gemeinsam in ihrer vertrauten Urlaubsregionen ihren Urlaub verbringen. Die Finanzierung erfolgt über § 39 SGB XI (Häusliche Pflege bei Verhinderung der Pflegeperson), bei der die Pflegekasse bis zu sechs Wochen jährlich die Kosten in Höhe von 1.612,00 € für die Pflegeaufwendungen erstattet. Der Betrag kann um bis zu 806 Euro aus noch nicht in Anspruch genommenen Mitteln der Kurzzeitpflege nach § 42 Absatz 2 Satz 2 auf insgesamt bis zu 2.418 Euro im Kalenderjahr erhöht werden. Die Kosten für Unterkunft/Verpflegung müssen privat bezahlt werden oder werden über den Entlastungsbetrag finanziert. Je nach Bundesland und Region werden diese Angebote besonders aus ordnungsrechtlichen Gründen von Aufsichtsbehörden (u. a. Heimaufsicht) sehr kritisch gesehen und oftmals nicht erlaubt.
Kapitel I – Konzeptionelle Weiterentwicklung der Tagespflege
30
Zusammenfassung Konzepte und Finanzierung der Nachtpflege (Stand März 2020) Angebote
Struktur
Finanzierung
Ambulante Nachtbetreuung in der Häuslichkeit
Einzelbetreuung durch einen amb. Pflegedienst
Amb. Sachleistungen § 36 SGB XI Verhinderungspflege § 39 SGB XI Haushaltsnahe Dienstleistungen § 45 SGB XI Privat
Mobile ambulante Nachtwache
Mitarbeiter eines amb. Pflegedienstes betreuen mehrere Wohnungen
Entlastungsbetrag § 45b SGB XI Privat
Nachtcafé für demenziell Erkrankte
Stundenweise Betreuung demenziell Erkrankter im APH oder in der Tagespflege
Entlastungsbetrag § 45b SGB XI Privat
Nachtpflege in Räumlichkeiten der Tagespflege
Zulassung nach § 71 Abs. 2 SGB XI
Teilstationäre Sachleistungen § 41 SGB XI Entlastungsbetrag § 45 b SGB XI
Nachtpflege als eigenständige Einrichtung
Zulassung nach § 71 Abs. 2 SGB XI
Teilstationäre Sachleistungen § 41 SGB XI Entlastungsbetrag § 45b SGB XI
„Pflegehotel“ oder „Wohnen auf Probe“
Wohnanlagen in Kombination mit Tagespflege und / oder amb. Pflege. Es werden Gästezimmer für die Nachtpflege angeboten
Verhinderungspflege § 39 SGB XI Privat
Quelle: Eigene Darstellung der Autors
RESÜMEE NACHTPFLEGE • Nachtpflege ist noch ein „Exot“ unter den Pflegeangeboten. • Nachtpflege ist langfristig eine interessante Investition, um die ambulante Versorgungsstruktur für Pflegebedürftige zu vervollständigen. • Kurzfristig rechnet sich die Nachtpflege nur als zusätzliches Angebot im ambulanten/teilstationären Verbundsystem und/oder als Bestandteil eines Quartierszentrums.
2.6 Tagespflege als Bestandteil eines Quartierszentrums In früheren Veröffentlichungen wurde Tagespflege häufig im Verbund mit ambu-
31
lanten, vollstationären Pflegeeinrichtungen und Wohnangeboten genannt. In den letzten Jahren hat sich herausgestellt, dass die Kombinationen mit Seniorenwohnungen immer mehr zunehmen. Die Weiterentwicklung eines solchen Verbundsystems ist das Quartiershaus. Die Idee der Entwicklung von Quartiershäusern ist auf das Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) zurückzuführen. Das KDA spricht von der 5. Generation KDA Quartiershäuser.14 U. a. der Architekt und Eigentümer von Quartierszentren, Dr. Marco Kelle, hat diese Idee baulich und konzeptionell umgesetzt und weiterentwickelt. In der gemeinsamen Veröffentlichung „Q6 – das ambulante Quartiershaus“ werden die konzeptionellen, planerischen und baulichen Anforderungen der neuen Generation von Quartiershäusern ausführlich dargestellt.15 Zielgruppen sind hilfe- und auch pflegebedürftige Menschen, die bis zu ihrem Lebensende optimal in ihrer eigenen Häuslichkeit eines solchen Quartiershauses versorgt werden möchten. Als konsequente Weiterentwicklung trägt die Tagespflege als Bestandteil eines solchen Zentrums erheblich zur Versorgung bei. Solch ein Quartiershaus mit seniorengerechten Wohnungen und abgestuften Service- und Pflegeangeboten bietet Hilfe- und Pflegebedürftigen eine bedarfsgerechte und umfassende Versorgung und Betreuung. Unter Ausnutzung eines optimalen Raumangebotes (Synergieeffekte) und der Inanspruchnahme aller möglichen Leistungen des Pflegestärkungsgesetzes ist es möglich, kleine Versorgungszentren in den städtischen und ländlichen Regionen wirtschaftlich zu führen. Ausgehend von seniorengerechten Wohnungen werden je nach Bedarf, Region und gesetzliche Möglichkeiten zusätzliche Module integriert.
14 D. Peter Michell-Auli; Christine Sowinski: Die 5. Generation: KDA Quartiershäuser; KDA Köln 2012 15 Marco Kelle, Udo Winter: Q 6 – das ambulante Quartiershaus; Vincentz Network, 2020
2 Konzeptionelle Möglichkeiten der Tagespflege
Das ambulante Quartiershaus ist eine Alternative zur vollstationären Versorgung.
Ambulante Pflege Mietertreff, Begegnungsstätte
Seniorenwohnungen Ambulantes Quartierszentrum Tages-/ Nachtpflege
Wohngemeinschaft Kurzzeitpflege
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Abbildung 2.5: Bestandteile eines ambulanten Quartierszentrums Quelle: Eigene Darstellung der Autors
All die bisher beschriebenen konzeptionellen Möglichkeiten einer Tagespflege las-
Kapitel I – Konzeptionelle Weiterentwicklung der Tagespflege
sen sich in einem Quartierszentrum organisatorisch und konzeptionell wirtschaftlich umsetzen. Hierbei können die Synergieeffekte hinsichtlich des Raumangebotes und personeller Ressourcen genutzt werden. Die Nachtpflege kann dann beispielsweise in separaten Gästezimmern angeboten werden, Betreuungsangebote nach § 45 b SGB XI sowie Kultur- bzw. Freizeitangebote werden im Mietertreff (bzw. Tages-/Begegnungsstätte) durchgeführt. Die Verknüpfung der einzelnen Angebote setzt voraus, dass ein optimales Quartiersmanagement vorhanden ist. Je nach Größe des Quartiershauses kann die Verantwortung eines Belegungsmanagements ggfs. durch die Leitungskraft einer Tagespflege sichergestellt werden. (siehe Pkt. 6.2 Leitende Pflegefachkraft)
FAZIT Das ambulante Quartierszentrum ist die konsequente Weiterentwicklung der Tagespflege im Verbund mit ambulanten Pflegeangeboten.
2.7 Tagespflege und vollstationäre Pflege Die Mehrzahl der Tagespflegeeinrichtungen befindet sich im Verbund mit ambulanten Pflegeeinrichtungen. Das ist nachvollziehbar. Die Tagespflege ist auch eher der ambulanten Versorgung zuzurechnen. Mit der „Ambulantisierung“ der Pflegestrukturen trägt die Tagespflege dazu bei, die ambulante Pflege zu unterstützen, so dass Pflegebedürftige in der eigenen Häuslichkeit verbleiben können. Strukturell ist die Tagespflege hinsichtlich des räumlichen Angebots und der gesetzlichen Anforderungen der vollstationären Pflege zuzuordnen. Was die Organisation anbelangt, ist es einfacher, eine Tagespflege im Verbund mit vollstationären Pflegeeinrichtungen zu betreiben. Das trifft besonders auf die Abläufe, gesetzlichen Anforderungen, das Qualitätsmanagement usw. zu. Hinsichtlich der Anlaufphase, um eine wirtschaftliche Auslastung von ca. 90% zu erzielen, benötigen Tagespflegeeinrichtungen im Verbund nur mit einer vollsta-
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tionären Pflegeeinrichtung wesentlich länger. Aufgrund des hohen Bekanntheitsgrades und der Akzeptanz der Tagespflege ist eine relative Vollbelegung im Verbund mit ambulanten Angeboten oder als Bestandteil eines ambulanten Quartiershauses nach ca. 6 bis 12 Monaten zu erreichen. Tagespflege im Verbund mit vollstationären Pflegeeinrichtungen benötigt aufgrund fehlender ambulanter Angebote und mangelnder Akzeptanz (Altenpflegeheim) bis zu zwei Jahre. Trotzdem macht es Sinn, dass Träger vollstationärer Pflegeeinrichtungen ihr Angebot mit einer Tagespflegeeinrichtung ergänzen. Entweder als Ersatzneubau als Konzept eines Quartiershauses, das neben Wohn- und ambulanten Pflegeangeboten zusätzlich über vollstationäre Pflegeplätze verfügt. Als Alternative außerhalb der vollstationären Pflegeeinrichtung werden in kleineren Gemeinden Tagespflekeiten sind vielfältig. Träger vollstationärer Pflegeeinrichtungen hätten hinsichtlich der finanziellen Ressourcen eher die Möglichkeiten, ihr Leistungsangebot zu erweitern und die Struktur der Altenhilfe zu reformieren, indem sie die Trennung von ambulanten und stationären Angeboten überwinden und z. B. Wohnangebote und vollstationäre Pflegeplätze verbinden und mit Tagespflege und ambulanter Pflege ergänzen. Ältere wollen nicht bei hoher Pflegebedürftigkeit noch einmal umziehen. Hierbei spielt die Tagespflege als Bindeglied zwischen ambulanter und vollstationärer Versorgung eine entscheidende Rolle. Der Aufbau einer Tagespflege wäre der erste Schritt, um sich als vollstationäre Pflegeeinrichtung zu öffnen und zukünftige Kunden zu akquirieren.
2 Konzeptionelle Möglichkeiten der Tagespflege
geeinrichtungen im Verbund mit der ambulanten Pflege aufgebaut. Die Möglich-
FAZIT: Bei dem Aufbau einer Tagespflege im Verbund mit einer stationären Pflegeeinrichtung muss aufgrund der größeren Hemmschwelle der Gäste bis zur optimalen Belegung mit einer längeren Anlaufphase gerechnet werden. Die längere Anlaufphase kann aufgrund der Synergieeffekte, z. B. in der Essenversorgung, beim Personalpool, in der Nutzung gemeinsamer Räumlichkeiten, ausgeglichen werden. In Kooperation mit ambulanter Pflege ist mittelfristig der Aufbau einer Tagespflege im Verbund mit vollstationärer Pflege wirtschaftlich erfolgreich.
Kapitel I – Konzeptionelle Weiterentwicklung der Tagespflege
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KAPITEL II – Planung einer Tagespflege 3 Gesetzliche Grundlagen für den Betrieb einer Tagespflege Der Betrieb einer Tages- und Nachtpflege basiert auf der gesetzlichen Grundlage des SGB XI. In § 41 SGB XI wird u. a. der Anspruch und die Höhe auf Leistungen der Tages- und Nachtpflege geregelt. Anspruch auf Leistungen der Tages- und Nacht-
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pflege hat jeder pflegebedürftig Anerkannte ab Pflegegrad 1.
Tagespflege planen und entwickeln
Neben den gesetzlichen Grundlagen nach SGB XI sind weitere Gesetze zu beachten. In den Veröffentlichungen „Tagespflege planen“16 und „Tagespflege betreiben“17 wurden ausführlich die gesetzlichen Grundlagen einer Tagespflege der einzelnen Bundesländer dargestellt. Seit den letzten Veröffentlichungen haben sich leider die Anforderungen wieder etwas verändert. Um eine Tagespflege zu betreiben, sollten die gesetzlichen Mindestanforderungen bekannt sein und jede leitende Pflegefachkraft sollte wenigstens darüber informiert sein, welche Gesetzesgrundlagen für die unterschiedlichen Bereiche relevant sind. Grundsätzlich sind folgende gesetzliche Mindestvoraussetzungen zu beachten: • Zulassung zur Pflege durch Versorgungsvertrag (SGB XI § 72), • Vergütungsvereinbarung gemäß § 85 Abs. 2 SGB XI bzw. § 86 SGB XI im Bereich der teilstationären Pflege, 36
• Rahmenvereinbarungen nach § 75 Abs. 1 SGB XI zur teilstationären Pflege, • Qualitätsverantwortung § 112 SGB XI, • Maßstäbe und Grundsätze zur Sicherung und Weiterentwicklung der Pflegequalität für die teilstationäre Pflege (§ 113 SGB XI), • Heimgesetz bzw. Wohn- und Teilhabegesetz, • Bauordnung der jeweiligen Landkreise, • Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV), • Biologische Arbeitsstoffe im Gesundheitswesen und in der Wohlfahrt (TRBA 250), • Hygieneverordnung der jeweiligen Landkreise – u. a. Infektionsschutzgesetz (IfSG) – HACCP-Konzept (Hazard Analysis und Critical Control Points – Gefahrenanalyse und kritische Kontrollpunkte), • Personenbeförderungsgesetz (PBefG).
Kapitel II – Planung einer Tagespflege
Für den Betrieb einer Tagespflege ist es zwingend erforderlich, einen Versorgungsvertrag (§ 72 SGB XI) und eine Vergütungsvereinbarung (§ 85 SGB XI) mit den Kostenträgern (AOK Landesverband, VDKK und Sozialhilfeträger) zu schließen. Grundlage des Versorgungsvertrages und der Vergütungsvereinbarungen sind die Rahmenvereinbarungen (§ 75 SGB XI). In den Rahmenverträgen werden die Leistungen und Rahmenbedingungen einer Tagespflege geregelt. Die Rahmenvereinbarungen variieren von Bundesland zu Bundesland. Sie sind leider schon seit einigen Jahren nicht mehr auf den aktuellen Stand. Änderungen aufgrund der Reformen des Pflegeversicherungsgesetzes wurden, mit Ausnahme in den Bundesländern Baden-Württemberg und Bayern, bisher nicht berücksichtigt.
16 Udo Winter: Tagespflege planen – Markchancen nutzen; Vincentz Network 2015 17 Udo Winter: Tagespflege betreiben – Neuausrichtung nach PSG II; Vincentz Network 2017
3.1 Rahmenverträge nach § 75 SGB XI für die teilstationäre Pflege Einige gesetzliche Grundlagen des Betriebs einer Tagespflege werden in den Landesrahmenverträgen geregelt. Rahmenverträge nach § 75 Abs. 2 Nr. 3 SGB XI wurden für ambulante, vollstationäre Pflegeeinrichtungen und die Tages- und Nachtpflege zwischen den Kostenträgern und Leistungserbringern auf Landesebene vereinbart. Je nach Bundesland sind die Inhalte der Pflegeleistungen, die Bedingungen der Pflege oder die Grundsätze der personellen Ausstattung und das Raumangebot sehr unterschiedlich geregelt. U. a. folgende Punkte werden in den Rahmenverträgen für die Tages- und Nachtpflege geregelt: 37
• Inhalt der Pflegeleistungen sowie die Abgrenzung zwischen den allgemeinen Pflegeleistungen, den Leistungen bei Unterkunft und Verpflegung und den Zusatzleistungen, • die allgemeinen Bedingungen der Pflege einschließlich der Vertragsvoraussetzungen und der Vertragserfüllung für eine leistungsfähige und wirtschaftliche pflegerische Versorgung (…), • Maßstäbe und Grundsätze für eine wirtschaftliche und leistungsbezogene, am Versorgungsauftrag orientierte, personelle und sächliche Ausstattung der • Abschläge von der Pflegevergütung bei vorübergehender Abwesenheit (Krankenhausaufenthalt, Beurlaubung) des Pflegebedürftigen aus dem Pflegeheim, • Verfahren zur Ermittlung des Personalbedarfs oder zur Bemessung der Pflegezeiten oder landesweiter Personalrichtwerte. Gesetzlicher Stand der Rahmenverträge für Tages- und Nachtpflege Bundesland
Aktueller Stand
Baden-Württemberg Bayern
14.2.2018 01.10.2018
Bundesland
Aktueller Stand
Mecklenburg-Vorpommern
01.01.2011
Niedersachsen
01.07.2011
Berlin
22.11.2012
Nordrhein-Westfalen
02.12.2014
Brandenburg
07.02.2015
Rheinland-Pfalz
30.06.2012
Bremen
01.05.1999
Saarland
31.12.2015
Hamburg
01.10.1997
Sachsen
01.04.1996
Hessen
01.12.2013
Sachsen-Anhalt
02.06.2005
Schleswig-Holstein
01.01.2005
Thüringen
01.12.1997
Quelle: Eigene Darstellung des Autors
3 Gesetzliche Grundlagen für den Betrieb einer Tagespflege
Pflegeeinrichtungen,
Allgemein gliedern sich die Rahmenverträge nach § 75 SGB XI in sieben Abschnitte. Je nach Bundesland sind einzelne Abschnitte allgemein gehalten, andere wiederum sehr ausführlich und aussagekräftig. Abschnitt I: Inhalte der Pflegeleistungen sowie Abgrenzung zwischen den allgemeinen Pflegeleistungen, den Leistungen bei Unterkunft und den Zusatzleistungen Folgende Inhalte werden in Abschnitt I des Rahmenvertrages beschrieben: Allgemeine Pflegeleistungen unterteilt in: • Hilfe bei der Körperpflege (u. a. An- und Auskleiden, Waschen, Duschen und Baden usw.), • Hilfe bei der Nahrungsaufnahme, • Behandlungspflege, 38
• Mobilität und soziale Betreuung, • Fahrdienst, • Zusatzleistungen. Anmerkung Hilfe bei der Körperpflege Im Bereich der Hilfe bei der Körperpflege ist der Punkt „Waschen, Duschen und Baden“ zu hinterfragen. Hierbei handelt es sich um Maßnahmen, die in der eigenen Häuslichkeit ggf. mit Unterstützung der ambulanten Pflege erbracht werden können. Besonders das Duschen und Baden ist sehr personalaufwendig und bei dem allgemein gültigen Pflegepersonalschlüssel in der Tagespflege nicht umzusetzen. Auch ist bauplanerisch, mit Ausnahme in einigen Regionen in Niedersachsen, keine Badewanne vorgesehen. Die zusätzlichen Investitionen für die Installation einer Badewanne und der personelle Aufwand werden von den Kostenträgern nicht finanziert. Anmerkung Behandlungspflege
Kapitel II – Planung einer Tagespflege
Die vom behandelnden Arzt verordnete medizinische Behandlungspflege ist seit Einführung des PflegeVG Bestandteil der Leistungen der Tagespflege. Die Behandlung kann nicht separat mit den Krankenkassen abgerechnet werden und leistungsrechtlich nicht vom ambulanten Pflegedienst in der Tagespflege erbracht werden. Anmerkung Fahrdienst Die Tagespflege hat die notwendige und angemessene Beförderung der pflegebedürftigen Personen von der Wohnung zur Einrichtung der Tages- und Nachtpflege und zurück sicherzustellen. Die Beförderung ist für Tagespflegeeinrichtungen in fast allen Bundesländern ein großes Problem. Die Kosten des Fahrdienstes werden mit den Kostenträgern verhandelt und sind selten kostendeckend. (siehe Pkt. 7 Beförderung).
Anmerkung Zusatzleistungen Analog der vollstationären Pflege können lt. Rahmenvertrag Zusatzleistungen erbracht werden. Zusatzleistungen werden in Tagespflegeeinrichtungen kaum angeboten, wären aber hinsichtlich der Serviceerweiterung und Weiterentwicklung der Tagespflege überlegenswert. Zusatzleistungen in der Tagespflege, wie z. B. individuelle Arztbesuche, Einkaufshilfen usw., werden mit dem Tagespflegegast privat vereinbart und müssen den Kostenträgern mitgeteilt werden. Sie können theoretisch auch über den Entlastungsbetrag abgerechnet werden. Der Betrag von 125 € mtl. wird in der Tagespflege aber meistens für den Bereich Unterkunft/Verpflegung genutzt. Abschnitt II: Allgemeine Bedingungen der Pflege einschließlich der Kostenübernahme, der Abrechnung der Entgelte und der hierzu erforderlichen Bescheinigungen und Berichte Grundlage des Vertragsverhältnisses zwischen der Einrichtung und dem Gast ist
39
der Tagespflegevertrag. Ein Mustertagespflegevertrag ist der zuständigen Landespflegekasse und ggf. der Heimaufsicht vorzulegen. Aktuelle Mustertagespflegeverträge sind bei den jeweiligen Landesverbänden der Leistungserbringer erhältlich. In fast allen Rahmenverträgen wird auf die Grundlage der Grundsätze und Maßstäbe für die Qualität und Qualitätssicherung nach § 80 SGB XI hingewiesen. Diese Grundlagen sind nicht mehr gültig. Es gelten „die Maßstäbe und Grundsätze für die Qualität und die Qualitätssicherung sowie für die Entwicklung eines einrichtungsinternen Qualitätsmanagements nach § 113 SGB XI in der teilstationären Pflege“, Sie entspricht weitestgehend der MuG der vollstationären Pflege. Die wesentlichen Bedingungen des Betriebs einer Tagespflege sind in den MuG beschrieben. Im Abschnitt II der Rahmenverträge werden unter dem Punkt „Leistungsfähigkeit“ je nach Bundesland Aussagen zu Mindestöffnungszeit, der allgemeinen Vergütung und der Höhe der Vergütung der Fahrtkosten getroffen. Abschnitt III: Maßstäbe und Grundsätze für eine wirtschaftliche und leistungsbezogene am Versorgungsauftrag orientierte personelle und sächliche Ausstattung der Pflegeeinrichtung gemäß § 75 Abs. 2 Nr. 3 SGB XI In Abschnitt III werden Aussagen über die Qualifikation des Personals getroffen. Hierbei handelt es sich um allgemeingültige Aussagen. Differenzierte Aussagen über einen Personalschlüssel sind ggf. bei der zuständigen Heimaufsicht und/oder immer bei der Landespflegekasse erhältlich. In einigen Bundesländern werden in den Rahmenverträgen differenzierte Personalschlüssel festgelegt: Alternativ werden in den jeweiligen Heimgesetzen, sofern das Gesetz in dem jeweiligen Bundesland für die Tagespflege gilt, Personalmindestanforderungen festgelegt (siehe Punkt 6 Personalanforderungen). In den Abschnitten IV bis VII wird u. a. die Vergütung bei Abwesenheit geregelt.
3 Gesetzliche Grundlagen für den Betrieb einer Tagespflege
die sogenannten MuG von 2020.
Vorübergehende Abwesenheit Das Thema vorübergehende Abwesenheit führt immer wieder zu Diskussionen. Ab wann kann die Abwesenheit eines Gastes in Rechnung gestellt werden und kann der Platz bei einer vorübergehenden Abwesenheit kurzfristig anderweitig belegt werden? Hierzu gibt es in jedem Bundesland sehr unterschiedliche Regelungen: Abwesenheitsregelungen der Bundesländer Bundesland
40
Abwesenheitsregelung
Bayern
X
BadenWürttemberg
X
Brandenburg
X
Keine Abwesenheitsregelung
Gesetzliche Regelung Rahmenvertrag § 30 § 23 § 29
Berlin
X
Bremen
X
Hamburg
X
§ 26
Hessen
X
§ 12
NordrheinWestfalen
X
MecklenburgVorpommern
X
Niedersachsen
X
§ 25
Rheinland-Pfalz
X
§ 26
Sachsen
X
§ 27
Sachsen-Anhalt
X
Saarland
X
SchleswigHolstein
X
Thüringen
§ 26
§ 29 § 27 § 29
X
§ 26
Kapitel II – Planung einer Tagespflege
Quelle: Eigene Darstellung des Autors
Je nach Bundesland wird bei vorübergehender Abwesenheit eines Gastes über einen bestimmten Zeitraum die Vergütung weitergezahlt. Der Zeitraum und die Höhe der Abwesenheitsvergütung ist sehr unterschiedlich geregelt. In fünf Bundesländern gibt es keine Abwesenheitsregelung bzw. wird die Abwesenheit nicht vergütet. Dafür muss der Tagespflegeplatz auch nicht freigehalten werden.
FAZIT Zusammenfassend betrachtet unterscheiden sich die Rahmenverträge im Detail in jedem Bundesland. Viele Punkte entsprechen nicht mehr der heutigen Praxis. Leitungskräfte von Tagespflegeeinrichtungen sollten sich in jedem Bundesland in Arbeitskreisen zusammenschließen und sich über praktikable Lösun-
gen verständigen, die dann vielleicht Einfluss auf zukünftige anstehende Rahmenvertragsverhandlungen nehmen. Bei der schnellen Entwicklung der Tagespflege ist es zwingend erforderlich, dass die Verbände der Leistungserbringer und Kostenträger sich endlich auf praxisorientierte und zeitnahe Rahmenverträge einigen. Ein weiteres Thema der nahen Zukunft wird auch die Nachtpflege sein. Für die Nachtpflege gibt es bisher keine eigenständigen Regelungen in den Rahmenverträgen. WICHTIGSTE PUNKTE DER RAHMENVERTRÄGE • Beschreibung allgemeine Pflegeleistungen (u. a. soziale Betreuung, Fahrdienst) – Abschnitt 1 • Allgemeine Bedingungen der Pflege einschließlich der Kostenübernahme, der Abrechnung der Entgelte und der hierzu erforderlichen Bescheinigung und Berichte – Abschnitt 2 • Personalanforderungen – Abschnitt 3 • Ggf. Raumprogramm • Abwesenheitsregelung
41
3.2 Heimgesetz nen Bundesländern das Heimgesetz den sich verändernden gesetzlichen Rahmenbedingungen angepasst. In vielen Bundesländern untersteht die Tagespflege der Heimaufsicht. Die jeweiligen „Heimgesetze“ nennen sich sehr oft „Betreuungs- und Wohnqualitätsgesetz“ oder „Wohn-Teilhabe Gesetz“ (siehe Tabelle S. 42). Für Träger von Tagespflegeeinrichtungen im Verbund mit vollstationären Pflegeeinrichtungen ist das Heimgesetz nicht unbekannt. Solitäreinrichtungen oder ambulante Dienste hatten bisher noch keine oder wenig Erfahrungen mit dem Heimgesetz und der Heimaufsicht. Daher eine kurze Zusammenfassung: In den jeweiligen Heimgesetzen des Bundeslandes werden folgende Punkte geregelt: • Anwendungsbereich (Klärung, ob die Tagespflege dem Heimgesetz unterstellt ist), • Bewohner/Gäste (Bestellung eines Heimfürsprechers), • Pflichten und Leistungen des Heims (Tagespflege), • Notwendigkeit des Abschlusses eines Heimvertrages, • Personalanforderungen (Personalmindestverordnung), • baurechtliche Anforderungen (Heimmindestbauverordnung).
3 Gesetzliche Grundlagen für den Betrieb einer Tagespflege
Anders als in den Rahmenverträgen wurde in den letzten Jahren in den einzel-
Zuständigkeit des Heimgesetzes für die Tagespflege
Kapitel II – Planung einer Tagespflege
42
Bundesland
Gesetz
Tagespflege unterliegt dem Heimgesetz
Bayern
Pflege- und Wohnqualitätsgesetz (PfleWoqG)
BadenWürttemberg
Wohn-, Teilhabe und Pflegegesetz (WTPG)
Eingestreute Tagespflege
Berlin
Wohnteilhabegesetz (WTG) und Wohnteilhabe-Personalverordnung (WTG-PerV)
ja
Bremen
Bremische Wohn- und Betreuungsgesetz
ja
Brandenburg
Brandenburgisches Pflege- und Betreungswohngesetz (BbgPBWoG)
Hamburg
Hamburgisches Wohn- und Betreuungsqualitätsgesetz (HambWBG)
ja
Hessen
Hessisches Gesetz über Betreuungsund Pflegeleistungen (HGBP)
ja
MecklenburgVorpommern
Einrichtungsqualitätsgesetz (EQG-M-V)
Niedersachsen
Nieders. Gesetz über unterstützende Wohnform (NuWG)
NordrheinWestfalen
Wohn-Teilhabe Gesetz (WTG) – siehe DurchführungsVO
RheinlandPfalz
Landesgesetz über Wohnformen und Teilhabe (LWTG)
Saarland
Saarländisches Gesetz zur Sicherung der Wohn-, Betreuungs- und Pflegequalität für ältere Menschen sowie pflegebedürftige und behinderte Volljährige (Landesheimgesetz Saarland- LHeimGS)
nein
nein
ja (eingeschränkt) ja (eingeschränkt, es gilt nicht die HeimpersonalVO und die HeimmindestbauVO ja nein
ja
Sachsen
Sächsisches Betreuungs- und Wohnqualitätsgesetz (SächsBeWoG)
SachsenAnhalt
Wohn- und Teilhabegesetz (WTG-LSA)
SchleswigHolstein
Gesetz zur Stärkung von Selbstbestimmung und Schutz von Menschen mit Pflegebedarf oder Behinderung (Selbstbestimmungsstärkungsgesetz)
ja
Thüringen
Thüringer Gesetz über betreute Wohnformen und Teilhabe (Thüringer Wohn- und Teilhabegesetz-ThürWTG)
ja
Quelle: Eigene Darstellung des Autors
nein
nein ja
Die Heimaufsicht ist gesetzlich verpflichtet, in Zusammenarbeit mit dem Gesundheits- und dem Veterinäramt die Tagespflegeeinrichtung regelmäßig zu überprüfen!
3.3 Leistungs- und Qualitätsmerkmale § 84 Abs. 5 SGB XI Die Leistungs- und Qualitätsmerkmale entsprechend § 85 SGB XI (LQM) sind Bestandteil und Anlage der Vergütungsvereinbarungen (§ 85 SGB XI). Die LQM sind Bestandteil der vereinbarten und mit den Kostenträgern bei der Vergütungsverhandlung verhandelten Inhalte und Leistungen einer Tagespflege. 43
Wesentliche Bestandteile der Leistungs- und Qualitätsmerkmale: • Anzahl der Pflegeplätze, • Zielgruppe (ggf. Ausschlusskriterien), • Raumprogramm (Aufstellung der Räumlichkeiten mit Quadratmeterangabe), • Öffnungszeiten, • Art der Beförderung – eigener oder beauftragter Fahrdienst, • Einzugsgebiet, Vergütungszuschlag für zusätzliche Betreuung und Aktivierung nach § 43b SGB XI vormals § 87b), • Inhalte der Tagespflege (auf der Grundlage der Rahmenvereinbarungen), • Zusatzleistungen, • Auflistung Personal nach Vollzeitkräften und Funktion, • Anzahl der Mahlzeiten, • Reinigungsintervalle, • Pflegepersonalschlüssel, • Angabe der externen Dienstleistungsanbieter (ggf. Reinigung, Essenslieferant), • Auflistung Pflegehilfsmittel und Hilfsmittel, • Fortbildungsintervalle und Fortbildungsinhalte, • Angaben zum Qualitätsmanagement.
3 Gesetzliche Grundlagen für den Betrieb einer Tagespflege
• Vergütung (Pflegesätze, Unterkunft/Verpflegung, Fahrtkosten und
EMPFEHLUNG: • Bei Änderungen, z. B. Öffnungszeiten oder eine Veränderung der Platzzahl, sind die Kostenträger zu benachrichtigen und ggfs. sollte zu neuen Vergütungsverhandlungen aufgerufen werden. • In jeder Tagespflege muss eine Kopie des Versorgungsvertrages, der Vergütungsvereinbarung und der Leistungs- und Qualitätsmerkmale vorhanden sein!
3.4 Qualitätssicherung Die Entwicklung eines einrichtungsinternen Qualitätsmanagements ist eine von vie44
len gesetzlichen Voraussetzungen für den Betrieb einer Tagespflege. Die Anforderungen der Qualitätssicherung werden in § 113 SGB XI (Maßstäbe und Grundsätze für die Qualität und die Qualitätssicherung sowie für die Entwicklung eines einrichtungsinternen Qualitätsmanagements nach § 113 SGB XI in der teilstationären Pflege (Tagespflege) – Tagespflege – MuG teilstationär) geregelt. Die „MuG“ für die Tagespflege wurde zum 01.06.2020 überarbeitet und beschreibt die Inhalte einer Tagespflege sowie die erforderlichen Maßnahmen. Im Unterschied zur vorherigen „MuG“ stärkt die neue Ausführung u. a. die Stellung der teilstationären Versorgung als Ergänzung, Unterstützung und Sicherstellung der häuslichen Versorgungssituation. Ein wesentlicher Schwerpunkt ist die Entlastung pflegender „An- und Zugehöriger“ und eine personenzentrierte Dienstleistung, die an den individuellen Bedarfen der Gäste und ihrer Angehörigen ausgerichtet sein soll. Im Rahmen der Qualitätssicherung ist auch für die Tagespflege ein eigenständiges Qualitätshandbuch zu erstellen.
Kapitel II – Planung einer Tagespflege
Zur Übersicht die wesentlichen Eckpunkte der Qualitätssicherung entsprechend der „MuG“ teilstationär:
18
Gesetzliche Grundlagen § 113 SGB XI (Maßstäbe und Grundsätze für die Qualität und die Qualitätssicherung in der teilstationären Pflege) 18
Aufgaben Tagespflegeeinrichtung
Präambel
Sicherstellung der Qualität der Betreuung, Unterkunft und Verpflegung sowie körperbezogener Pflegemaßnahmen.
1.1 Ziele
u. a. • Unterstützung eines möglichst selbstständigen und selbstbestimmten Lebens • Erhalten, fördern oder wiedergewinnen körperlicher und kognitiver Fähigkeiten • flexibel auf die individuellen Bedarfe der Tagespflegegäste und der An- und Zugehörigen reagieren, • die pflegenden An- und Zugehörigen sind durch die Leistungen der Tagespflege zu unterstützen und zu entlasten.
45
1.2 Ebenen der Qualität u. a. Die Verantwortung für die Umsetzung des Qualitätsmanagements liegt auf der Leitungsebene bei der Pflegeeinrichtung. Der Träger (…) stellt für das Qualitätsmanagement die personellen und sächlichen Ressourcen zur Verfügung. Die wesentlichen Maßnahmen und Verfahren des einrichtungsinternen Qualitätsmanagements werden dokumentiert.
2 Strukturqualität
u. a. Unabhängig von der Trägerschaft ist sie eine selbstständig wirtschaftende Einrichtung, in der Tagespflegegäste unter ständiger Verantwortung einer ausgebildeten Pflegefachkraft geplant betreut und gepflegt werden und in denen sie Leistungen der Unterkunft und Verpflegung erhalten.
2.1 Tagespflegeeinrichtungen
2.2 Darstellung der Tagespflegeeinrichtung
Übersichtliche Informationen zur Außendarstellung, wie • Leitbild und Konzept • Leistungen der Betreuung, der Unterkunft und Verpflegung sowie körperbezogene Pflegemaßnahmen • die räumliche und die personelle Ausstattung • Beratungsangebote • Beteiligung an Qualitätssicherungsmaßnahmen • die Öffnungszeiten der Tagespflegeeinrichtung • Beförderungsmöglichkeiten • Pflegesätze, die Entgelte für Unterkunft und Verpflegung, Fahrtkosten sowie die Investitionskosten.
18 „Maßstäbe und Grundsätze für die Qualität und die Qualitätssicherung sowie für die Entwicklung eines einrichtungsinternen Qualitätsmanagements nach § 113 SGB XI in der teilstationären Pflege (Tagespflege)“ (MuG teilstationär) vom 18. Februar 2020.
3 Gesetzliche Grundlagen für den Betrieb einer Tagespflege
1.3 Einrichtungsinternes Qualitätsmanagement
Kapitel II – Planung einer Tagespflege
46
Gesetzliche Grundlagen § 113 SGB XI (Maßstäbe und Grundsätze für die Qualität und die Qualitätssicherung in der teilstationären Pflege) 18
Aufgaben Tagespflegeeinrichtung
2.2.1 Öffnungszeiten
• Öffnungszeiten entsprechend dem Versorgungsvertrag; • die Tagespflege ist üblicherweise an fünf Tagen in der Woche jeweils mindestens sechs Stunden täglich sicherzustellen.
2.2.2 Beförderung
Sicherstellung der notwendigen und angemessenen Beförderung des Tagespflegegastes von der Wohnung zur Tagespflegeeinrichtung und zurück, soweit sie nicht von An- und Zugehörigen durchgeführt wird.
2.3 Personelle Struktuanforderungen 2.3.1 Funktion der verantwortlichen Pflegefachkraft 2.3.2 Eignung als verantwortliche Pflegefachkraft 2.3.2.1 Ausbildung 2.3.2.2 Berufserfahrung 2.3.2.3 Weiterbildung 2.3.2.4 Übergangsregelung 2.3.2.5 Beschäftigungsverhältnis der verantwortlichen Pflegefachkraft
Ausführliche Informationen siehe Kapitel 6 Personalanforderungen Siehe Kapitel 6.2 Leitende Pflegefachkraft
2.4 Weitere personelle Strukturanforderungen 2.4.1 Geeignete Kräfte
Siehe Kapitel 6.3 Weitere Personalanforderungen
2.4.2 Fort- und Weiterbildung
Sicherstellung der fachlichen Qualität der Leitung und der Mitarbeiter u. a. durch • ein Einarbeitungskonzept, • funktions- oder aufgabenbezogene Fort- und Weiterbildung, • Bereitstellung von Fachliteratur.
2.5 Räumliche Voraussetzungen 2.6 Kooperationen mit anderen Leistungserbringern
Tagespflegeeinrichtungen können mit anderen Leistungserbringern kooperieren. Die Kooperation kann auch der Ergänzung/Erweiterung des Leistungsangebotes der Pflegeeinrichtung dienen.
Aufgaben Tagespflegeeinrichtung
3 Prozessqualität 3.1 Tagespflegekonzept 3.2 Betreuung 3.2.1 Integrierte Betreuung 3.2.2 Angebote der Betreuung (Anmerkung: Die Tätigkeiten der zusätzlichen Betreuungskräfte sind in den entsprechenden Richtlinien nach § 53c SGB XI geregelt und bleiben von den nachfolgenden Regelungen unberührt)
Erstellung eines Tagespflegekonzeptes auf der Grundlage pflege- bzw. sozialwissenschaftlicher Erkenntnisse sowie praktischer Erfahrungen u. a.
3.3 Unterkunft und Verpflegung 3.3.1 Verpflegung 3.3.2 Reinigung der Räumlichkeiten 3.3.3 Gestaltung der Räumlichkeiten 3.3.4 Dokumentation der Leistungserbringung
Die Grundsätze der einzelnen Bereiche (Anm. Verpflegung, Reinigung, Gestaltung der Räumlichkeiten und Dokumentation der Leistungen) sind in der Dokumentation darzulegen.
• Befriedigung der sozialen, emotionalen und kognitiven Bedürfnisse und Unterstützung der persönlichen Lebensgestaltung. • Die Mitarbeiter stehen für Gespräche zur Verfügung und berücksichtigen die Wünsche und Anregungen der Gäste. • Handlungsleitend ist der Bezug zur Lebensgeschichte, zu den Interessen und Neigungen sowie zu den vertrauten Gewohnheiten der Gäste. • Neben der integrierten Betreuung bietet die Tagespflege Angebote für Gruppen an • Die Tagespflege ist Teil des Gemeinwesens und organisiert für die Tagespflegegäste Aktivitäten im räumlichen und sozialen Umfeld der eigenen Einrichtung und öffnet sich für ehrenamtliche Mitarbeit
• Das Speise- und Getränkeangebot soll altersgerecht, abwechslungsreich und vielseitig sein. • Diätnahrungen sind bei Bedarf anzubieten. • Die Darreichungsform der Speisen und Getränke ist auf die Situation des pflegebedürftigen Menschen individuell abgestimmt (…) • Den Bedürfnissen der Tagespflegegäste nach räumlicher Orientierung, Wohnlichkeit und jahreszeitlicher Orientierung ist bei der Gestaltung der Einrichtung Rechnung zu tragen. • Leistungen der Unterkunft und Verpflegung sind zu dokumentieren. • Speise- und Reinigungspläne sind Bestandteil der Dokumentation.
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3 Gesetzliche Grundlagen für den Betrieb einer Tagespflege
Gesetzliche Grundlagen § 113 SGB XI (Maßstäbe und Grundsätze für die Qualität und die Qualitätssicherung in der teilstationären Pflege) 18
48
Gesetzliche Grundlagen § 113 SGB XI (Maßstäbe und Grundsätze für die Qualität und die Qualitätssicherung in der teilstationären Pflege) 18
Aufgaben Tagespflegeeinrichtung
3.4 Ablauforganisation 3.4.1 Aufnahme 3.4.2 Betreuungs- und Pflege-Prozess und -dokumentation 3.4.3 Pflegeteams
u. a. Zur Vorbereitung der Aufnahme eines zukünftigen Tagespflegegastes wird ihm und seinen An- und Zugehörigen ein Informations- bzw. Erstberatungsgespräch angeboten. (…) Die Betreuung und Pflege der Tagespflegegäste erfolgt personen-zentriert nach dem Pflegeprozess, der insbesondere die Schritte Informationssammlung, Maßnahmenplanung, Intervention/Durchführung und Evaluation umfasst. (…) Die Anforderungen an den Pflegeprozess und die Pflegedokumentation werden durch das Stukturmodell zur Entbürokratisierung der Pflegedokumentation erfüllt. Neben dem Strukturmodell sind weitere Verfahren zur Pflegedokumentation möglich.
Kapitel II – Planung einer Tagespflege
Intervention/Durchführung u. a. Die Tagespflegeeinrichtung handelt bei ärztlich verordneten/angeordneten Leistungen im Rahmen des ärztlichen Behandlungs- und Therapieplanes. Sofern die Medikamentengabe bereits in der Häuslichkeit vorbereitet wurde (vorbereitete Tagesdosis), ist mit den An- und Zugehörigen zu besprechen, dass grundsätzlich davon ausgegangen wird, dass die Dosierung und das Medikament der ärztlichen Anordnung entsprechen. Dies ist zu dokumentieren. (…) Pflegedokumentation Die Betreuungs- und Pflegedokumentation muss praxistauglich sein. (…) Mit dem Dokumentationssystem müssen mindestens die folgenden Inhalte erfasst werden können: • Stammdaten, • Informationssammlung einschließlich Risikoeinschätzung (ggf. differenziertes Assessment) und relevanter biografischer Informationen, • Maßnahmenplanung, • Bericht, • Leistungsnachweis (für Behandlungspflege, Dekubitusprophylaxe und ggfs. weitere individuell festgelegte Maßnahmen im Rahmen des Risikomanagements). Das Dokumentationssystem ist (…) temporär zu erweitern (z. B. Ein- und Ausfuhrprotokolle; Bewegungsprotokolle).
Gesetzliche Grundlagen § 113 SGB XI (Maßstäbe und Grundsätze für die Qualität und die Qualitätssicherung in der teilstationären Pflege) 18
Aufgaben Tagespflegeeinrichtung
Die ärztlich verordnete/angeordnete Behandlungspflege ist zu dokumentieren. Die Tagespflegeeinrichtung hat die Pflegedokumentation (…) mindestens drei Jahre nach Ablauf des Kalenderjahres der Leistungserbringung aufzubewahren. 3.5 Kommunikation mit An- und Zugehörigen
Auf Wunsch werden An- und Zugehörige zu den Leistungen der Tagespflege beraten. Bei Tagespflegegästen, insbesondere bei Demenzkranken, die ihre Wünsche und Bedürfnisse nicht mehr adäquat selbst äußern können, ist eine enge Kommunikation der Tagespflegeeinrichtung mit den An- und Zugehörigen anzustreben (…).
49
3.6 Dienstplanung 3.7 Zusammenarbeit mit weiteren Institutionen
Die Tagespflegeeinrichtung arbeitet zur Sicherung der Versorgung in Abstimmung mit den An- und Zugehörigen insbesondere mit
4 Ergebnisqualität
(…) Wesentliche messbare Aspekte der Ergebnisqualität werden im Rahmen der externen Qualitätsprüfungen berücksichtigt.
5 Maßnahmen der Tagespflegeeinrichtung zur Qualitätssicherung
Der Träger der Tagespflegeeinrichtung ist im Rahmen seines Qualitätsmanagements dafür verantwortlich, dass Maßnahmen zur internen Sicherung der Struktur-, Prozessund Ergebnisqualität festgelegt, durchgeführt und in ihrer Wirkung ständig überprüft werden. (…) Maßnahmen der externen und internen Qualitätssicherung können sein: • Einrichtung von Qualitätszirkeln, • Einsetzung eines Qualitätsbeauftragten, • die Entwicklung und Weiterentwicklung von Verfahrensstandards, • interne Audits, • externe Audits.
6 Gemeinsame Konsultation 7 Inkrafttreten, Kündigung Quelle: Eigene Darstellung des Autors
3 Gesetzliche Grundlagen für den Betrieb einer Tagespflege
• der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt, • Heilmittelerbringern, • ambulanten Diensten, • ambulanten Rehabilitationseinrichtungen und • Krankenhäusern zusammen.
„Für die Nachtpflege gelten die vereinbarten „Gemeinsamen Grundsätze und Maßstäbe zur Qualität und Qualitätssicherung einschließlich des Verfahrens zur Durchführung von Qualitätsprüfungen nach § 80 SGB XI in der teilstationären Pflege (Tages- und Nachtpflege) vom 18. August 1995 in der Fassung vom 31. Mai 1996“ bis zur Vereinbarung neuer Maßstäbe und Grundsätze für die Qualität und die Qualitätssicherung sowie für die Entwicklung eines einrichtungsinternen Qualitätsmanagements nach § 113 SGB XI in der teilstationären Pflege (Nachtpflege) fort“19.
3.5 Anforderungen Gesundheitsamt Die Corona-Pandemie hat die gesamte Gesellschaft in den letzten Monaten in ihrem Handeln stark beeinflusst. Besonders betroffen von COVID-19 war und ist die ältere Bevölkerung und insbesondere Pflegebedürftige und deren Angehörige. Nach50
dem Tagespflegeeinrichtungen nach der sogenannten 1. Welle Ende Mai wieder öffnen durften und 50 % der Plätze belegen konnten, mussten sehr viele hygienische Anforderungen erfüllt werden. Anders als in den Jahren zuvor rücken Tagespflegeeinrichtungen somit immer mehr in den Fokus der Gesundheits- und Veterinärämter. D.h. mehr als zuvor müssen die entsprechenden Anforderungen des Gesundheitsamtes beachtet werden und es sind Vorsichtsmaßnahmen für eventuelle weitere Infektionen zu treffen. Zukünftig werden mehr Tagespflegeeinrichtungen geprüft werden. Die Tagespflegeeinrichtungen müssen grundsätzlich dazu in der Lage sein, sachgerecht mit dem bestehenden Infektionsrisiko umzugehen. Für eine eventuelle Notbetreuung ist ein einrichtungsspezifisches Hygienekonzept vorzuhalten, um die Gäste so gut wie möglich vor Infektionen zu schützen. Dabei sind die einschlägigen rechtlichen und fachlichen Vorgaben zu berücksichtigen, insbesondere die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts, die Infektionsschutzverordnung des jeweiligen Bundeslandes sowie das Infektions- und das Arbeitsschutzgesetz. U. a. für CO-
Kapitel II – Planung einer Tagespflege
VID-19 haben die jeweiligen Trägerverbände Handlungsempfehlungen erarbeitet. Unabhängig von COVID-19 unterliegen Einrichtungen des Heimgesetzes oder Betreuungs- oder Versorgungseinrichtungen dem Infektionsschutzgesetz (IfSG). Entsprechend § 36 (1) Infektionsschutzgesetz müssen stationäre Pflegeeinrichtungen20 innerbetriebliche Verfahrensweisen zur Infektionshygiene einhalten und in einem Hygieneplan festlegen. Es sollte aus dem Hygieneplan hervorgehen, welche Arbeitsabläufe wann und von welcher Person auszuführen sind. Darüber hinaus müssen Ansprechpartner für entsprechende Vorkommnisse genannt sein und dies muss immer auf dem ak19 Maßstäbe und Grundsätze für die Qualität und die Qualitätssicherung sowie für die Entwicklung eines einrichtungsinternen Qualitätsmanagements nach § 113 SGB XI in der teilstationären Pflege (Tagespflege) vom 18.02.2020; siehe Präambel 20 Anmerkung: Zur stationären Pflege gehört auch die Tagespflege
tuellen Stand gehalten werden. Des Weiteren sind im Hygieneplan z. B. Spülpläne für Trinkwasserentnahmestellen, Arbeitsabläufe der Reinigungsfirmen sowie deren Mittel, der Umgang mit Berufsbekleidung, Flach- und Gästewäsche intern und/oder extern, die Handhabung und Reinigung der Medizinprodukte etc. aufzuführen (siehe Beispiel Inhaltsverzeichnis Hygienekonzept Anlage 3). Die Hygienevorschriften sind besonders auf den Sanitärbereich sowie auf den Küchenbereich anzuwenden. In vielen Tagespflegeeinrichtungen werden die Mahlzeiten für die Gäste in der Tagespflege angefertigt. Unabhängig davon, dass das selbst zubereitete Essen in Tagespflegeeinrichtungen besonders gut schmeckt, fördert es die Identifikation der Gäste mit der Tagespflege und es kommt vor, dass Gäste im Rahmen ihrer Möglichkeiten bei der Essenszubereitung mithelfen. Unabhängig davon ist die eigene Herstellung der Mahlzeiten wesentlich kostengünstiger, als wenn besonders das Mittagsessen von externen Kooperationspartnern angeliefert wird.
51
Neben dem Infektionsschutzgesetzt (IfSG) gilt offiziell das HACCP-Konzept (Hazard Analysis and Critical Control Points – Gefahrenanalyse und kritische Kontrollpunkte). Das HACCP ist ein vorbeugendes System, das die Sicherheit von Lebensmitteln und Verbrauchern gewährleisten soll. Das HACCP-Konzept fordert folgende Maßnahmen: • alle im Verantwortungsbereich eines Unternehmens vorhandenen Gefahren für die Sicherheit der Lebensmittel zu analysieren, • Eingreifgrenzen für die kritischen Kontrollpunkte festzulegen, • Verfahren zur fortlaufenden Überwachung der kritischen Kontrollpunkte einzuführen, • Korrekturmaßnahmen für den Fall von Abweichungen festzulegen, • zu überprüfen, ob das System zur Sicherstellung der Lebensmittelsicherheit geeignet ist und • alle Maßnahmen zu dokumentieren . In der Praxis bedeutet das u. a., dass die Kühlschranktemperatur regelmäßig kontrolliert und dokumentiert werden muss, die Speisentemperatur überwacht, die Anbruchdaten der Lebensmittel gekennzeichnet werden müssen und entsprechend Rückstellproben für Speisen erforderlich sind usw.
3 Gesetzliche Grundlagen für den Betrieb einer Tagespflege
• die für die Sicherheit der Lebensmittel kritischen Kontrollpunkte zu ermitteln,
WICHTIG! • Für Tagespflegeeinrichtungen gilt das Infektionsschutzgesetz (IfSG) • Nach §36 Abs. 1 IfSG ist ein Hygieneplan auch für die Tagespflege vorgeschrieben. Auszurichten nach den Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes. • Tagespflegeeinrichtungen werden durch Gesundheitsämter überwacht. • Die Aufnahme von Gästen in der Tagespflege ist genauso wie in die vollstationäre Einrichtung nur mit Tuberkulosetest zulässig (§36 Abs. 4 IfSG). • Für Personal, das mit Lebensmitteln Berührung hat, muss eine Belehrung nach §43 Abs. 2 IfSG erfolgen bzw. nachgewiesen werden. • Die Verordnungen werden je nach Bundesland und Landkreis sehr unterschiedlich angewandt. 52
Vor Inbetriebnahme der Tagespflege sollten sich Betreiber von den zuständigen Ämtern beraten lassen!
3.6 Arbeitsstättenverordnung Die Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) regelt die Sicherheit und den Schutz der Gesundheit der Beschäftigten in Arbeitsstätten und enthält Anforderungen an die menschengerechte Gestaltung der Arbeit21. Die ArbStättV ist ein Bundesgesetz. Inwieweit die ArbStättV in der Tagespflege angewandt wird, hängt von der Beurteilung der zuständigen Behörde, wie Gewerbeaufsichtsamt oder Heimaufsicht, ab. Die Anwendung der ArbStättV beeinflusst
Kapitel II – Planung einer Tagespflege
das Raumangebot der Tagespflegeeinrichtung (Siehe Anlage 4 Auszug ArbStättVO).
21 Bundesministerium für Arbeit und Soziales: Arbeitsstättenverordnung – Vorbemerkung -
4 Tagespflege planen Um in der heutigen Zeit eine Tagespflege zu realisieren, benötigen Träger/Betreiber einen langen Atem. Aufgrund des seit einigen Jahren andauernden Baubooms, zusätzlichen behördlichen Bauauflagen und langen Genehmigungsverfahren wird für die Projektrealisierung wesentlich mehr Zeit benötigt. Für die Realisierung einer Tagespflege benötigte man vor zehn Jahren, von der Initiierung bis zur Fertigstellung ca. zwei Jahre. Heute (2020) werden ca. vier Jahre benötigt. Selbstverständlich hängt die Projektrealisierung auch davon ab, ob eine solitäre Tagespflege oder ein komplettes Quartierszentrum realisiert werden soll. Der Bau selbst ist nicht unbedingt das Problem, sondern die Projektplanung. Egal, welche Art von Tagespflege geplant wird, in der langen Vorlaufphase ist es wichtig, während der Projektvorbereitung die Bedarfe und die Nachfrage für die
53
Zukunft zu ermitteln. Es ist daher ratsam, für jedes Bauprojekt im Vorfeld umfangreiche Untersuchungen vorzunehmen und ein detailliertes Gesamtkonzept zu erstellen.
4.1 Marktanalyse
22
Die entscheidende Voraussetzung für den Erfolg einer Pflegeeinrichtung ist die richtige Einschätzung der Bedarfssituation und Nachfragepotenziale für einen speziellen Standort. Es sollten konkrete Recherchen vor Ort (Makro- und Mikrobereich des Standorts) durchgeführt werden. Neben der sozioökonomischen Situation der Nachfragegruppen (Haushalts- und Einkommensstruktur, Einzugsbereich) gehören genaue Kenntnisse über die Mitbewerbersituation dazu. Bestandteile einer solchen Untersuchung sind u. a.: Inhalte einer Bedarfs-, Standort- und Konkurrenzanalyse Quantitative Bedarfsabschätzung (Ermittlung des Potenzials an Zielgruppenhaushalten sowie Strukturmerkmale der potenziellen Zielgruppenhaushalte). • Ist-Situation der Gesamtbevölkerung (männl. /weibl.) des Standortes und der über 65-Jährigen. • Bevölkerungsentwicklung der nächsten 20 Jahre im Vergleich zur bundesdeutschen Entwicklung (bzw. des jeweiligen Bundeslandes). • Entwicklung des Anteils der Pflegebedürftigen in der Region.
22 Udo Winter: Tagespflege planen – Marktchancen nutzen, Vincentz Network, Hannover 2015
4 Tagespflege planen
umliegenden Stadtteile (Gemeinden) unter besonderer Berücksichtigung der
Bedarfsabdeckung/-defizite (Bedarf an ambulanten, teilstationären und stationären Pflegeeinrichtungen zum gegenwärtigen Zeitraum) • Der Bedarf (Verhältnis von Angebot und Nachfrage) sollte zunächst mittels kalkulatorischer Kennzahlen bestimmt werden. Dann folgt der Abgleich mit den in der entsprechenden Konkurrenzanalyse ermittelten tatsächlichen Auslastungsraten sowie eventuellen Wartezeiten bei den im Einzugsgebiet bereits im Betrieb befindlichen Einrichtungen. • Bedarf an speziellen Pflegeeinrichtungen (Gerontopsychiatrische und/oder Rehabilitationseinrichtungen). • Bedarfsentwicklung bei Pflegeeinrichtungen (ambulant, teilstationär und stationär) aufgrund demografischer Veränderungen in den kommenden 10 – 15 Jahren. 54
• Abgleich mit kommunalen Planungsrichtwerten. Konkurrenzanalyse Pflegeeinrichtungen und Betreuungsangebote im Vorfeld der Pflege a) Quantitativ – Vorhandene und geplante Pflegeeinrichtungen (ambulant, teilstationär, stationäre Pflegeeinrichtungen und flankierende Hilfsangebote). – Pflegesätze pro Pflegetag (ambulant, teilstationär, stationäre Pflegeeinrichtungen), – Auslastungsraten sowie Wartezeiten. b) Qualitativ – Service- und Dienstleistungsangebote, – Versorgungsqualität (Qualitätsmanagement), – Einrichtungskonzeption, – Qualität der Integration in das Gemeinwesen,
Kapitel II – Planung einer Tagespflege
– Einhaltung der HeimMindBauV, – Preis-Leistungsverhältnis. Einschätzung des Standorts (Mikrobereich) für eine Tagespflege • Entwicklung im näheren Umfeld (Wohn- oder Industriegebiet, vorhandene Infrastruktur, Verkehrsanbindung, Lärmbelästigung usw.), • Image des Standortes, • Akzeptanz des Projekts der Anwohner, • Einzugsgebiet medizinische Versorgung (niedergelassene Ärzte, Krankenhaus).
Akzeptanz des Standorts in Hinblick auf eine Tagespflege • Potenzielle Nachfragetypen (Schwerpunkt Versorgung somatisch oder gerontopsychiatrisch Erkrankter). • Akzeptanz vorgesehener Konzeption (Wie wird welches Verbundsystem akzeptiert). • Realisierbarkeit geplanter Pflegesätze. Allgemeine Rahmenbedingungen • Trägerporträt und Projektvorstellung, • geplante Neubauten, • Aufnahme in den örtlichen Altenpflegeplan (Chancen für die Inanspruchnahme von Fördermitteln), • Personalverfügbarkeit,
55
• sozioökonomische Struktur der Bevölkerung (Anteil der Sozialhilfeempfänger, Rentenniveau), • Familienpflegepotenzial. Bewertung
Methodik: • Auswertung der verfügbaren statistischen Datengrundlagen (Zielgruppenpotenzial und -struktur, Pflegeheimstatistiken etc.). • Auswertung vorhandener Informationsberichte (Prospekte und Konzeptionen). • Recherche vor Ort (Bewohner, Zielgruppen und Expertengespräche). • Standortbegutachtung (vorhandene Bauformen, mögliche Verflechtungsstrukturen etc.).
ANMERKUNG:
4 Tagespflege planen
Hinsichtlich der Finanzierung und Planungssicherheit sollten Bedarfs-, Standort- und Konkurrenzanalysen u. a. von neutralen Unternehmensberatungsgesellschaften erstellt werden. Auch für die Projektplanung und -begleitung ist eine fachliche Unterstützung sinnvoll.
4.2 Planungsablauf Durchschnittliche Dauer einer Projektentwicklung (Tagespflege) 1. Phase Initiierung/Vorbereitung
2. Phase Planungsphase
3. Phase Ausführungsphase
Brainstorming (Ideenentwicklung)
Vorplanung und Entwurf
Beginn Bauarbeiten
• Architekt
• Ausführender Bauträger
Erstellung Marktanalyse
Sicherstellung Finanzierung
Projektsteuerung
• Träger/Berater
• Ev. Förderung abklären • Bankgespräche • Wirtschaftlichkeits- und Rentabilitätsberechnung (Träger/Berater)
• Architekt und Bauträger
Planung der Einrichtung
Feinkonzeption
• Verbundsystem klären • Größe der Einrichtung (Platzzahl) • Zielsetzung/Zielgruppe (Träger/Berater)
• Leistungsinhalte festlegen • Personalbedarf usw. (Träger/Berater)
Beantragung Versorgungsvertrag (Träger)
Grobkonzept erstellen (Träger/Berater)
Genehmigungsphase (Bauamt/Architekt)
Öffentlichkeitsarbeit (Träger)
Klärung Trägerschaft (Träger/Berater)
Abstimmungsphase (Bauherr/Fachplaner/ Architekt)
Personalplanung-/ -einstellung (Träger)
Raumprogramm festlegen (Träger/Berater)
Vergabe Aufträge (Architekt in Abstimmung mit Bauherren)
Teil- und Endabnahme (Architekt, Bauherr und Aufsichtsbehörde)
• Träger
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Klärung Finanzierung (Träger/Berater)
Kapitel II – Planung einer Tagespflege
Dauer: ca. 6 – 8 Monate
Eröffnung Dauer: ca. 10 – 14 Monate Gesamtdauer : 28 bis 38 Monate
Dauer: ca. 12 – 16 Monate
Quelle: Eigene Darstellung des Autors
Auch wenn alle Projektphasen ohne Unterbrechung und Verzögerungen ablaufen, ist mit einer Gesamtlaufzeit von der ersten Idee bis zum Abschluss der Inbetriebnahme einer Tagespflege (ohne Grundstückssuche) von ca. 3 bis 4 Jahren zu rechnen. Beantragung Versorgungsvertrag Grundlage eines zukünftigen Versorgungsvertrages nach § 72 SGB XI (Tagespflege) und einer Vergütungsvereinbarung (Pflegesatzvereinbarung über Leistungen der
teilstationären Pflege) sind die Rahmenvereinbarungen nach § 75 Abs. 1 SGB XI für die Tages- und Nachtpflege entsprechend der jeweiligen Länderfassung. Während der Ausführungsphase ist spätestens drei Monate vor Inbetriebnahme der Tagespflege der Strukturerhebungsbogen vollständig bei der zuständigen Landespflegekasse einzureichen. Nach der Endabnahme des Baukörpers durch das Bauamt und weitere Behörden (Brandschutz, Gesundheitsamt und ggfs. Heimaufsicht) wird der Versorgungsvertrag erteilt. Neben dem Versorgungsvertrag sind die Kostenträger (Pflegekassen und Sozialhilfeträger) ca. sechs Wochen vor Betriebsbeginn zu Vergütungsverhandlungen aufzurufen. Hierzu ist eine entsprechende Kalkulation einzureichen.
4.3 Baukosten „Das Baukosteninformationszentrum Deutscher Architektenkammern (BKI) gibt jähr-
57
lich statistische Kostenkennwerte von Bauvorhaben, gegliedert nach Nutzungsart und Ausstattungsstandard, heraus. Diese Kostenkennwerte sind statistisch ermittelte Durchschnittswerte von deutschlandweit erstellten Bauvorhaben. Um die regionalen Preisunterschiede zu berücksichtigen, gibt das BKI außerdem jährlich die sogenannten Regionalfaktoren heraus. Über die Kombination der Kostenkennwerte und der Regionalfaktoren kann ein Bauvorhaben bewertet werden.“23 Die Kosten für ein Bauprojekt gliedern sich in folgende Kostengruppen: KG 100 – Kosten für das Grundstück KG 200 – Herrichten und Erschließung KG 300 – Kosten für die Baukonstruktion des Bauwerks KG 400 – Kosten für die technischen Anlagen des Bauwerks KG 500 – Kosten der Außenanlage KG 600 – Kosten für die Ausstattung und Kunstwerke KG 700 – Baunebenkosten inkl. Honorare KG 800 – Kosten der Finanzierung Bei der Ermittlung der Gesamtkosten wird die Kostengruppe 100 für das Grundstück nicht berücksichtigt, da die Grundstückspreise je nach Standort sehr variieren. 4 Tagespflege planen
23 Marco Kelle, Udo Winter: Q6 – das ambulante Quartiershaus, Wohnen und Pflege neu vernetzen, Vincentz Network Hannover 2020; S. 125
KGR 800 2%
KGR 200 2%
KGR 700 20%
KGR 300 47%
KGR 600 7%
58
KGR 500 5%
KGR 400 17%
Darstellung der prozentualen Anteile der Kosten je Kostengruppe an den Baukosten24 Quelle: Eigene Darstellung des Autors
Die Gesamtkosten für eine Tagespflege sind in den letzten Jahren u. a. aufgrund gestiegener Grundstückspreise und Baukosten erheblich gestiegen. Die durchschnittlichen Kosten der KG 300 und KG 400 betragen pro Quadratmeter Bruttofläche ca. 1.600 €. Die Gesamtkosten, mit Ausnahme der KG 100 (Grundstück) und KG 600 (Ausstattung), betragen pro Quadratmeter Bruttofläche Kapitel II – Planung einer Tagespflege
ca. 2.100 € inkl. MwSt. (Stand Okt. 2019). Mit einer weiteren Kostensteigerung ist zu rechnen.
24 Marco Kelle, Udo Winter: Q6 – das ambulante Quartiershaus, Wohnen und Pflege neu vernetzen; Vincentz Network Hannover 2020; S. 126
5 Bauliche Anforderungen Tagespflege In der letzten Veröffentlichung „Tagespflege planen“ wurde sehr ausführlich auf die baulichen Anforderungen eingegangen. In der Zwischenzeit gibt es hierzu auch von anderen Autoren Veröffentlichungen zur Tagespflege. Daher werden sicherlich einige Leser fragen: Warum schon wieder eine Aktualisierung über bauliche Anforderungen? Das hat verschiedene Gründe: Zum einen sind die gesetzlichen Anforderungen beim Neubau bzw. der Erweiterung einer Tagespflege gestiegen (Raumanforderungen, Brandschutz, Hygieneanforderungen usw.). Größtenteils wird noch immer das Raumangebot der 90er-Jahre zugrunde ge-
59
legt. Unabhängig davon, ob die Tagespflege 12 oder 40 Plätze hat. Ausgehend vom Raumbedarf einer 12er-Tagespflege wurde bei einer höheren Platzzahl das Raumprogramm kleinerer Einrichtungen nur hinsichtlich der Quadratmeterzahl auf größere Tagespflegeeinrichtungen angepasst, indem z. B. der Wohn-/Essbereich von 30 qm für eine 12er-Tagespflege bei einer 30er auf 90 oder sogar 120 qm vergrößert wurde. Auch wurde nicht mitberücksichtigt, dass mit einer Erhöhung der Tagespflegeplätze auch die Anzahl der Toiletten entsprechend angepasst werden muss. Solch eine Planung entspricht nicht den Bedürfnissen einer heterogen Gruppe Pflegebedürftiger. Unabhängig von den landestypischen gesetzlichen Vorgaben hängt das Raumangebot einer Tagespflege im hohen Maße von der Platzzahl und der konzeptionellen Ausrichtung ab. Mehr noch als in den Jahren zuvor muss vor der Raumplanung eine Konzeption erstellt werden. Darin muss u. a. die Zielgruppe einer Tagespflege deutlich werden. Sollen Pflegebedürftige unterschiedlicher Pflegegrade aufTagespflege eingebettet in einem Quartiershaus, befindet sich die Einrichtung auf dem Lande oder in der Stadt? Handelt es sich um ein Verbundsystem mit einer vollstationären Pflegeeinrichtung oder um eine Tagespflege im Verbund mit Wohnungen und einen ambulanten Pflegedienst oder um eine Solitäreinrichtung? Wie viele Plätze soll die Tagespflege haben? Fragen, die im Vorfeld der Planung geklärt werden müssen. Letztendlich stellt sich die Frage, ob es sich um einen Neubau handelt oder um eine Umwandlung einer bestehenden Immobilie in eine Tagespflegeeinrichtung. Um es vorweg zu nehmen, eine Tagespflege in einem bestehenden Gebäude einzurichten hat einen ganz besonderen Charme. In einem bestehenden Objekt (alte Schulen, Kindergärten, Gemeindehäuser, alte Wohnhäuser) lässt sich schneller ein wohnlicher Charakter herstellen. Neue Gebäude wirken besonders in der Aufbauphase oft steril und
5 Bauliche Anforderungen Tagespflege
genommen werden oder handelt es sich um eine Schwerpunkteinrichtung? Ist die
kalt. Es wird allerdings immer schwieriger, besonders in den Ballungszentren, geeignete Immobilien für Tagespflegeeinrichtungen zu finden, das gilt besonders, wenn mehr als 14 Plätze geplant sind. Auch sind die Kosten eines Umbaus oftmals nicht unbedingt günstiger als ein Neubau, da besondere Auflagen (Denkmalschutzbehörde, Brandschutz usw.) eine Nutzungsänderung erschweren und die Kosten erhöhen. In ländlichen Regionen ist es eher möglich, eine geeignete Bestandsimmobilie zu finden. Gerade in strukturschwachen ländlichen Gebieten gibt es eine relativ große Auswahl geeigneter Immobilien, wie z. B. ehemalige Bauernhöfe, Gaststätten oder aufgegebene Bankfilialen.
5.1 Räumliche Anforderungen Schon bei der Planung einer Tagespflege ist zu beachten, dass immer ein erfahre60
ner Architekt zu Rate gezogen wird. Da die Tagespflege nur ein kleines Segment im Bereich der sozialen Immobilien einnimmt, verfügen viele Architekten nicht über ausreichend Erfahrungen, eine Tagespflege zu planen. Sie orientieren sich bei der Planung einer Tagespflege an vollstationären Pflegeeinrichtungen oder den nicht mehr aktuellen Empfehlungen des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA). Die Tagespflege ist zwar gesetzlich betrachtet eine Pflegeeinrichtung, sollte aber wie eine Wohnung mit zusätzlichen Funktionsräumen geplant werden. Bei den in einzelnen Bundesländern vorgegebenen Mindestanforderungen der Räumlichkeiten handelt es sich nur um Rahmenbedingungen, die entsprechend den Bedürfnissen und Strukturen angepasst werden müssen. Es ist immer ratsam, wenn ein Träger und/ oder Architekt sich im Vorfeld der Raumplanung mehrere Tagespflegeeinrichtungen ansieht und versucht, sich in die Situation der betroffenen Pflegebedürftigen und Abläufe des täglichen Betriebs hineinzuversetzen. Was die räumlichen Anforderungen anbelangt, hat sich in den letzten Jahren einiges verändert. Man muss hierbei allerdings unterscheiden: Was sind die gesetzli-
Kapitel II – Planung einer Tagespflege
chen Mindeststandards und was sind die eigentlichen Anforderungen? In der überwiegenden Zahl der Bundesländer gibt es kein verbindliches Raumangebot für Tagespflegeeinrichtungen. Entsprechende Mindestanforderungen gibt es in folgenden Bundesländern: • Bremen, • Bayern, • Berlin, • Hamburg, • Mecklenburg-Vorpommern, • Nordrhein-Westfalen, • Niedersachsen (Empfehlung) – es gilt nicht die HeimMindestbauVO! • Thüringen
(siehe Landesrechtliche bauliche Mindestanforderungen Tagespflege Anlage 5) In den Bundesländern, in denen von den Ordnungsbehörden (Heimaufsicht und Bauämter) kein konkretes Raumprogramm vorgeschrieben wird, gilt oftmals die Empfehlung des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA).25 Empfehlung Kuratorium Deutsche Altershilfe (Mindestraumbedarf für 12 Gäste25) Räumlichkeiten
Quadratmeter pro Raum
Gesamtquadratmeter
Eingangsbereich
ca. 20
ca. 20
Wohn- /Aufenthaltsraum
ca. 40
ca. 40
Gymnastik-/Therapieraum
ca. 30
ca. 30
Ruheraum
ca. 26
ca. 26
Küche
ca. 20
ca. 20
Dienstraum
ca. 20
ca. 20
WC-Damen
ca. 4
insgesamt ca. 8
WC-Herren
ca. 4
Behindertengerechte WC-Anlage
ca. 6
Abstellraum 1
ca. 7
Abstellraum 2
ca. 7
Abstellraum 3
ca. 7
insgesamt ca. 21
Behandlungsraum Ärzte
ca. 10
ca. 10
Nettogesamtfläche
61
ca. 16
ca. 211
Quelle: Eigene Darstellung des Autors
EMPFEHLUNG:
schritten werden! Aufgrund der gestiegenen gesetzlichen Anforderungen (Hygiene und ArbeitsstättenVO) ist eine Nettofläche von 20 Quadratmeter pro Platz realistisch.
Das vom KDA 1996 empfohlene Raumprogramm entspricht nicht mehr den heutigen qualitativen Ansprüchen! Trotzdem werden in manchen Bundesländern, wie Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Hamburg, noch Grundflächen pro Platz von 10 qm (Mecklenburg-Vorpommern), 14 qm (Berlin) oder 16 qm (Hamburg) empfohlen bzw. vorgeschrieben.
25 Kuratorium Deutsche Altershilfe (Hrsg.): Arbeitshilfen für Planung und Betrieb von Tagespflege-Einrichtungen, „thema“ 91, Köln 1995.
5 Bauliche Anforderungen Tagespflege
Die Tagespflege sollte unter Berücksichtigung der gesetzlichen baulichen Anforderungen immer den Charakter einer Wohnung haben. Die Nettogrundfläche von 18 Quadratmeter pro Platz sollte nicht unter-
Da sich aber die Gästestruktur der Tagespflegeeinrichtungen besonders in den letzten 5 Jahren sehr verändert hat, reicht der Raumbedarf von 18 qm Nutzfläche pro Platz heute nicht mehr aus. Zu sehr hat sich die Gästestruktur verändert. Seit Einführung des PSG II hat in den letzten Jahren nicht nur der Anteil männlicher Gäste und immobiler Gäste zugenommen, sondern wir haben es hinsichtlich der Gästestruktur mit einer größeren Differenzierung zwischen den Pflegegraden 1 bis 5 zu tun. Unabhängig davon, dass in den meisten Bundesländern aufgrund der Pflegevergütungen Gäste des Pflegegrades 1 nicht in eine Tagespflege aufgenommen werden sollten, sind die Unterschiede zwischen Pflegegrad 2 und 5 beim Pflegeund Betreuungsaufwand sehr groß. Hinzu kommen noch zusätzliche baurechtliche Änderungen und es sind die Vorschriften der ArbeitsstättenVO zu beachten. Aufgrund der sehr heterogenen Gästestruktur muss schon im Vorfeld der Planung überlegt werden, welche Zielgruppen aufgenommen werden sollen. Wenn 62
pflegebedürftige Menschen mit unterschiedlichen Krankheitsbildern aufgenommen werden sollen, dann muss das Raumangebot der unterschiedlichen Gästestruktur angepasst werden. Es kann nicht sein, dass z. B. 20 oder 30 Gäste sich den ganzen Tag im Wohn- und Essbereich mit einer offenen Küche aufhalten, ohne die Möglichkeit zu haben, sich zurückzuziehen. Hier muss schon bei der Konzepterstellung überlegt werden, ob demenziell Erkrankte in eine Gruppe mit nicht demenziell Erkrankten integriert werden, oder ob die Gäste nach Fähigkeiten, Bedürfnissen und Auffälligkeiten getrennt betreut werden. Das bedeutet, dass Tagespflegeeinrichtungen mit mehr als 12 Plätzen über zwei möglichst identische Aufenthaltsbereiche mit eigener Küche verfügen sollten. Vergleichbar dem Wohn- oder Hausgemeinschaftsprinzip. Das bedeutet konkret, dass jede Gruppe über folgende Räumlichkeiten verfügen sollte: • Wohn- und Essbereich, • Küche mit eigenem kleinem Abstellraum,
Kapitel II – Planung einer Tagespflege
• Ruheraum. Funktionsräume, wie Toiletten, Pflegebad, Garderobe usw., müssen zusätzlich hinzugerechnet werden, sollten aber gemeinsam genutzt werden. Der Vorteil von zwei eigenständigen Aufenthalts- und Wohnbereichen ist u. a., dass die Gruppen zu unterschiedlichen Zeiten beginnen können. Eine Gruppe beginnt um 8.00 Uhr, die zweite Gruppe erst um 9.00 Uhr. Bei unterschiedlichem Beginn kann der Transport wirtschaftlicher geplant werden. Es werden weniger Fahrzeuge benötigt. Zum anderen ist es in kleineren Gruppen möglich, individueller auf einzelne Gäste eingehen zu können.
EMPFEHLUNG: Für Tagespflegeeinrichtungen mit mehr als 12 – 14 Plätzen sollten die Räumlichkeiten so geplant werden, dass die Gäste in Gruppen aufgeteilt werden. Für jede Gruppe sollte ein eigener Wohn- und Essbereich plus Küche (Abstellraum) und Ruheräume vorgehalten werden.
5.2 Raumprogramm Tagespflege Gesamtanlage Eine Tagespflege sollte sich möglichst immer im Erdgeschoss befinden. Folgende bauliche Grundvoraussetzungen sind zu erfüllen: • Die Gesamtanlage muss entsprechend der DIN 18040-2 barrierefrei sein.
63
• Alle von den Gästen genutzten Räume sollten behindertengerecht sein. • Aufenthaltsräume und Sanitäreinrichtungen der Gäste müssen mit einem Notrufsystem ausgestattet sein. • Direkte Anfahrt zur Tagespflege muss vorhanden sein. • Eingangsbereich sollte überdacht sein. • Außenanlage (Terrasse oder Garten) muss gesichert sein (Hecken, Zaun oder andere Barrieren, damit demenziell Erkrankte das Gelände nicht verlassen. Am besten eignen sich natürliche Hindernisse). • Die Räumlichkeiten sollten über ausreichend Licht und Helligkeit verfügen. • Bodenbelag muss rutschfest sein. • Wenn möglich sollten, Flure vermieden bzw. minimiert werden.
Eingangsbereich staltet sein. Empfehlenswert ist immer ein regengeschützter Eingangsbereich. Insbesondere immobile Gäste sollten ausreichend Platz haben, um sich ggfs. umziehen zu können. Hierzu gehören auch ausreichend Sitzmöglichkeiten (z. B. eine Bank). Zusätzlicher Platzbedarf für Rollatoren und Rollstühle ist empfehlenswert und eine Garderobe für Jacken und Mäntel sowie abschließbare kleine Schränke für Wertsachen oder Wechselwäsche zwingend erforderlich. Die Größe des Eingangsbereichs variiert je nach Vorgabe der Länderverordnung. Beispiel: Thüringen 20 qm Nettofläche und max. 50 qm in NRW. In der Praxis bietet es sich an, den Eingangsbereich entsprechend der Gebäudestruktur einzurichten.
5 Bauliche Anforderungen Tagespflege
Der Eingangsbereich sollte großzügig, offen, freundlich und behindertengerecht ge-
Büro für Leitungskräfte/Verwaltung/ Mitarbeiter Das Büro der Leitungskraft sollte sich direkt im Eingangsbereich befinden, um einen gewissen Überblick bzw. Kontrollmöglichkeiten zu haben, wenn Gäste die Tagespflege verlassen bzw. wenn Besucher kommen. Das Leitungsbüro ist die „Schaltstelle“ der Tagespflege. Das Büro sollte je nach Platzzahl u. a. neben PC-Arbeitsplätzen für mindestens zwei MitarbeiterInnen mit genügend Platz für Drucker, Büromaterial, Pflegedokumentation usw. ausgestattet sein. Das Dienstzimmer sollte über ausreichend Fläche oder über einen zweiten kleinen Raum für Angehörigen- / Besuchergespräche verfügen. Das Dienstzimmer muss nicht in direktem räumlichen Zusammenhang zum Aufenthaltsbereich angeordnet sein. Je nach Bundesland und in kleinen Tagespflegeeinrichtungen (bis ca. 15 Plät64
ze) ist es auch möglich, dass das Büro der Leitungskraft/Dienstzimmer auch für Mitarbeiter genutzt werden kann. Es muss dann noch ausreichend Platz für verschließbare Fächer für persönliche Gegenstände der Mitarbeiter vorhanden sein. Hierbei ist die ArbeitsstättenVO zu beachten. In Einrichtungen mit einer sehr geringen Anzahl von Mitarbeitern, die als Teilzeitkräfte beschäftigt sind, muss kein zusätzlicher Mitarbeiterraum (Pausenraum) vorgehalten werden. In größeren Tagespflegeeinrichtungen und wenn Mitarbeiter täglich mehr als sechs Stunden anwesend sind, müssen noch zusätzliche Mitarbeiter-/Pausenräume vorgehalten werden. Letztendlich ist das eine Verhandlungssache mit dem Bauamt bzw. mit der Gewerbeaufsicht (zuständig für die ArbeitsstättenVO). Je nach Organisationsstruktur werden bestimmte Verwaltungsaufgaben eigenständig in der Tagespflege erbracht. Hierzu gehört z. B. die Rechnungsstellung. Sollte eine zusätzliche Verwaltungskraft in der Tagespflege beschäftigt sein, ist selbstverständlich ein Verwaltungsarbeitsplatz einzurichten. Auch die Unterbringung von Drucker, Kopierer usw. muss eingeplant werden. Tagespflegeeinrichtungen im Ver-
Kapitel II – Planung einer Tagespflege
bund mit ambulanten Pflegeeinrichtungen oder in Quartierszentren können selbstverständlich die Synergieeffekte mit anderen Funktionseinrichtungen (ambulanter Pflegedienst, eigenständige Verwaltung usw.) nutzen.
Pausen- und Umkleideräume Mitarbeiter Je nach Region, Größe der Tagespflegeeinrichtung ist ein separater Umkleideraum für Mitarbeiter vorzuhalten. Es kommt darauf an, inwieweit die ArbeitsstättenVO angewandt werden muss. Hinzu kommt ggfs. auch eine Personaldusche und selbstverständlich eine Personaltoilette. Diese lt. Bundesgesetz erforderlichen Räumlichkeiten sollten individuell mit den Aufsichtsbehörden abgeklärt werden. Gegebenenfalls ist ein Pausenraum vorzuhalten. Der Pausenraum ist in der Praxis nicht notwendig. Es sei denn, dass es sich um eine Tagespflegeeinrichtung mit
24 und mehr Plätzen handelt und Mitarbeiter als Vollzeitkräfte eingestellt werden und Anspruch auf eine mindestens halbstündige Pause haben.
Behandlungsraum Häufig wird die Frage gestellt, ob zusätzliche Pflegebetten vorgehalten werden müssen. Das hängt u. a. davon ab, ob für die Tagespflege die HeimmindBauVO angewandt werden muss. Die Vorhaltung von Pflegebetten ist abhängig von der Gästestruktur und der Konzeption. Mit der Zunahme der Anzahl hochgradiger Pflegebedürftiger steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Gäste ärztlich behandelt werden müssen oder Ruhe und Aufsicht benötigen. Ein eigenständiger Behandlungsraum für individuelle Pflege- oder therapeutische Maßnahmen, Arztbesuche und zur Aufbewahrung von Medikamenten und Pflegehilfsmitteln ist eine Alternative. Es sollte, wenn möglich, eine direkte Verbin-
65
dung zum Dienstzimmer bestehen, um eine gewisse Beobachtung zu gewährleisten. Der Behandlungsraum sollte über ein Waschbecken verfügen und mindestens über eine Behandlungsliege oder ein Pflegebett sowie abschließbare Schränke u. a. für Medikamente. Diese Ausstattung wird von der Heimaufsicht in einigen Regionen in Niedersachsen vorgegeben.
Abstellräume/Putzmittelraum Viele größere Tagespflegeeinrichtungen verfügen über zu wenig Abstellräume. Bemerkbar macht sich das, wenn die Einrichtung einige Jahre im Betrieb ist. Es wird häufig unterschätzt, was sich im Laufe der Jahre an Materialien so ansammelt. Hinzu kommen zusätzliche gesetzliche Anforderungen im Bereich der Hygiene. Es müssen separate Abstellräume für Lebensmittel, Wäsche, Pflegehilfsmittel und Bastelmaterial vorhanden sein. Verständlicherweise sollte die Küche einen diKühlvorrichtungen haben. Wenn noch Auflagen der HeimmindestbauVO hinzukommen, so kann es sein, dass zusätzlich, analog der vollstationären Pflege eine „ReinUnrein-Raum vorzuhalten ist. Letztendlich werden in Tagespflegeeinrichtungen über 15 Plätze ca. vier Abstellräume notwendig sein. Zusätzlich zu den Abstellräumen muss ein Putzmittelraum mit eingeplant werden. Er dient der Unterbringung des Reinigungswagens und sollte über ausreichend Fläche für das Trocknen der Wischmaterialien und Handtücher verfügen. Der Putzmittelraum sollte belüftet sein (Fenster oder Lüftungsanlage) und über ein Ausgussbecken mit einem Ausgussrost verfügen.
5 Bauliche Anforderungen Tagespflege
rekten Zugang zu einem Abstellraum für die Lagerung von Lebensmitteln und ggfs.
Pflegebad Wenn nicht, wie in NRW und Berlin, für ein Pflegebad eine Fläche von 16 qm vorgeschrieben ist, sind bei einer guten Planung 10 bis 11 qm ausreichend. Das Pflegebad muss behindertengerecht sein. Das Pflegebad muss mindestens mit einer bodengleichen Dusche ausgestattet werden. Eine Badewanne wird in den meisten Bundesländern und Regionen nicht mehr vorgeschrieben und ist auch nicht notwendig. Zusätzlich zur Dusche macht es Sinn, im Pflegebad ein behindertengerechtes WC für Rollstuhlfahrer zu installieren. • Höhe des WC-Beckens: 46 – 48 cm über Fußboden (OFF), besser sogar 50 cm. • Rückenstütze WC: 55 cm hinter Vorderkante WC. • Toilettenpapierhalter und Spülung müssen mit der Hand oder dem Arm bedienbar und erreichbar sein. Es kann auch eine berührungslose Spülung 66
verwendet werden. Griffe und Bedienelemente Stützklappgriffe, möglichst mit Feder, sind auf jeder Seite des WC-Beckens zu montieren. Die Oberkante über der Sitzhöhe beträgt 28 cm, der Abstand zwischen den Griffen 65 bis 70 cm. Es sind Einhebelarmaturen oder berührungslose Armaturen vorzusehen. Bei einer berührungslosen Armatur ist eine Temperaturbegrenzung auf 45° C erforderlich.
WC-Anlage Vorgeschrieben sind in den meisten Bundesländern mindestens drei Toiletten für eine Tagespflegeeinrichtung. Ein Herren-WC, ein Damen-WC und eine behindertengerechte Toilette, z. B. im Pflegebad. Seit einigen Jahren ist lt. der ArbeitsstättenVO Kapitel II – Planung einer Tagespflege
zusätzlich mindestens ein Personal-WC vorzuhalten. Insgesamt drei Toiletten reichen für eine Tagespflege mit bis zu ca. 14 bis 15 Plätzen aus. Bei der Planung größerer Tagespflegeeinrichtungen werden häufig zusätzliche Toiletten vergessen. Gerade bei Pflegebedürftigen ist daran zu denken, dass die Gäste häufiger, insbesondere nach den Mahlzeiten, auf Toilette müssen. Sollte es zu längeren Wartezeiten kommen, treten verständlicherweise Probleme auf. In Hamburg ist für fünf Gäste eine Toilette vorgeschrieben. Dieser Anhaltswert ist sicherlich eine gute Lösung. Auf jeden Fall ist es sinnvoll, in Tagespflegeeinrichtungen mit mehr als 15 Plätzen zwei behindertengerechte WCs vorzuhalten. Die Herren-WCs sollten zusätzlich mit einem Urinal ausgestattet sein. Alle WCs sollten sich in der Nähe der Aufenthalts- und Ruhebereiche für die Gäste befinden, um lange Wege der teilweise immobilen Gäste zu vermeiden.
Küche Bei der Konzeption einer Tagespflege ist zu überlegen, ob in der Einrichtung selber gekocht wird oder ein externer Anbieter (Pflegeheim, Catering) ganz oder teilweise das Essen liefert. Es ist zu beachten, dass für den Küchenbereich, analog der vollstationären Pflege, das Infektionsschutzgesetz (IfSG) und das HACCP-Konzept angewandt werden müssen. Ist das HACCP-Konzept zu berücksichtigen, so sind zusätzliche Auflagen zu erfüllen. Hierzu siehe Kapitel 3.5 Anforderung Gesundheitsamt.
ANMERKUNG: Schon bei der Planung einer Tagespflege sollten sich Betreiber hinsichtlich lebensmittel- und infektionshygienischer Anforderungen mit dem Gesundheitsamt und der Heimaufsicht gemeinsam abstimmen!
67
Die Entscheidung, selbst zu kochen oder die Anlieferung durch externe Anbieter vornehmen zu lassen, hat Einfluss auf die Raumplanung. Tagespflegeeinrichtungen bis max. 16 Plätze In Tagespflegeeinrichtungen mit bis zu 15 oder 16 Plätzen macht es Sinn, selbst zu kochen. Unabhängig von der häufig besseren Qualität sind die Kosten der Lebensmittel wesentlich günstiger. Je geringer die Platzzahl der Tagespflege, desto eher ist es möglich, für alle Gäste selber zu kochen. In kleineren Tagespflegeeinrichtungen ist die Ausstattung der Küche nicht so aufwendig. Die Küche sollte sich möglichst in unmittelbarer Nähe mit möglichst direktem Zugang zum Wohn- bzw. Aufenthaltsraum befinden. Die Küche wird besonders von älteren Frauen gerne genutzt und soll so gestaltet sein, dass sie innerhalb der Tagespflege der zentrale Aufenthalts- und Kommunikationsort wird. Die Küche soll vermitteln. Tagespflegeeinrichtungen mit über 20 Plätzen Bei Tagespflegeeinrichtungen mit 20 und mehr Plätzen ist es überlegenswert, zwei kleinere Küchen mit zusätzlichem Wohn- und Essbereich und einen Ruheraum zu planen. Es besteht somit die Möglichkeit, mit kleineren Gruppen zu arbeiten und ggfs. unterschiedliche Öffnungszeiten anzubieten. Je nach Größe der Tagespflege ist zu überlegen, ob ein Wohn- und Essbereich plus Ruheraum ausreicht oder zwei separate Bereiche geschaffen werden sollen. Hierbei ist die Küche immer mit einem separaten Abstellraum für Lebensmittel einzuplanen.
5 Bauliche Anforderungen Tagespflege
dabei besonders für demenziell erkrankte Gäste Vertrautheit und Geborgenheit
Wohn- und Essbereich Der Wohn- und Essbereich, der zentrale Aufenthaltsbereich der Gäste, sollte sich möglichst immer in direkter Nähe zur Küche und zu den Ruheräumen befinden. Je nach Größe der Tagespflege sollten ein oder zwei Wohn- und Essbereiche vorhanden sein. Es ist sinnvoll, möglichst mit kleinen Gruppen zu arbeiten. Die Gäste halten sich die meiste Zeit des Tages in diesem Bereich auf und es kann schon sehr laut werden. Für manche zum Teil sehr pflegebedürftige Gäste kann die Situation sehr stressig sein. Der sehr wichtige Aufenthalts- und Betreuungsbereich sollte immer wohnlich eingerichtet werden. D.h. neben Tischen und Stühlen (hoher Anteil an Stühlen mit Armlehnen) sollten mindestens ein Sofa und mehrere Sessel vorhanden sein, damit sich Gäste auch einmal zurückziehen können. Nicht jeder Gast möchte immer 68
beschäftigt und aktiviert werden. Manche Gäste benötigen gewisse Ruhezeiten. Die Ausstattung sollte hinsichtlich der Stühle und Tische funktionell und modern sein. Allerdings gehört in den Wohnbereich auch Mobiliar, das eine gemütliche Ausstrahlung hat und dem Zeitgeschmack der Älteren entspricht, wie beispielsweise Retropolstermöbel, Stehlampen, Bilder usw. Der Wohn-/Essbereich ist auch der Lebensmittelpunkt bzw. die „gute Stube“ während des Tages für die Gäste.
Ruhe- bzw. Schlafraum Die Mehrheit der Gäste hat nach dem Mittagessen das Bedürfnis nach einem Mittagsschlaf. Daher gehört zu jedem Gruppenbereich auch ein Ruheraum. Hierzu werden das Sofa oder der eigene Ruhesessel genutzt. Größere Tagespflegeeinrichtungen benötigen mehrere Ruheräume, denn es ist nicht sehr schön, wenn mehr als 12 Gäste in einem Raum Mittagsschlaf halten. Pro Platz muss immer ein Ruhesessel vorhanden sein. Je nach finanzieller Möglichkeit sind manuelle wie auch elektKapitel II – Planung einer Tagespflege
rische Liegesessel denkbar. Zu jedem Sessel gehört eine Decke und zusätzlich sollten zwei Abstelltische für mindestens zwei Liegesessel vorhanden sein. Es ist von Vorteil, wenn jeder Gast seine eigene Decke und sein eigenes Kissen hat. Diese werden in Regalen mit Namen versehen in der Einrichtung aufbewahrt. Oftmals schaut das Gesundheitsamt hinsichtlich der HygieneVO sehr kritisch und es wird die Frage gestellt, wo die Decken und Kissen gereinigt werden. In einigen Bundesländern, in denen das Heimgesetzt gilt, muss auch eine bestimmte Anzahl an Betten vorgehalten werden. Hierüber sollte mit der zuständigen Heimaufsicht verhandelt werden. Fachlich ist es nicht notwendig und vom Raumbedarf benötigt ein Bett sehr viel Platz, so dass ggfs. ein zusätzlicher Raum eingeplant werden muss. Inwieweit zusätzliche Betten benötigt werden, hängt von der Gästestruktur ab und sollte in der Verantwortung der leitenden Pflegefachkraft liegen.
Mulitfunktions-/Therapieraum Für sportliche Aktivitäten oder handwerkliche Tätigkeiten ist mindestens ein Multifunktions- oder Therapieraum vorzuhalten. Neben ausreichend Schränken und stapelbaren Stühlen sollte der Raum über ein Waschbecken mit einer Spüle verfügen. Gerade bei unterschiedlichen Gruppen werden häufig verschiedene Aktivitäten angeboten. Der Raum sollte so ausgestattet sein, dass er multifunktional genutzt werden kann.
Außenraumgestaltung/Terrasse Für jede Tagespflege muss eine Freifläche vorgehalten werden. Im städtischen Bereich reicht eine Terrasse (max. 100 qm) mit entsprechenden Terrassenmöbeln. Die Terrasse muss hinsichtlich der Hin- und Weglauftendenz besonders demenziell Er-
69
krankter durch natürliche Barrieren (z. B. bepflanzter Erdwall) geschützt werden. Hochbeete ermöglichen die jahreszeitliche Bepflanzung mit Kräutern oder Blumen. Im Außenbereich der Tagespflegen ist auf ausreichenden Regen-, Wind- und Sonnenschutz zu achten. Tagespflegeeinrichtungen im ländlichen Bereich verfügen häufig über eine zusätzliche Gartenfläche. Daher ist das Einbeziehen des Außenraums in das Konzept der Tagespflege von Vorteil. Die Gartengestaltung hängt insbesondere davon ab, wie der Tagespflegegarten genutzt werden soll. Wird in der Tagespflege beispielsweise selbst gekocht oder gebacken, kann es sinnvoll sein, Flächen für den Gemüseanbau oder Obstbäume einzuplanen. Hochbeete mit Küchenkräutern ermöglichen den Tagespflegegästen eine aktive Mitwirkung. Wichtig hierbei ist aber vor allem, dass die Nutzung des Gartens in das Betreuungskonzept der Einrichtung einbezogen wird. Da dieser sonst zu einer zusätzlichen Belastung für das Personal werden kann.26 Hierbei ist allerdings zu beachten, dass zusätzliche Gartenflächen sind. Die Kosten hierfür werden nicht refinanziert. „Unabhängig davon, wie ein Gartenbereich für eine Tagespflege gestaltet werden soll, sind einige grundsätzliche Belange zu beachten. Direkt am Zugang zum Gelände sind Sitzgelegenheiten notwendig. Farbige Pflanzungen wecken die Neugier der Gäste. Sichere und breite Gartenwege vermindern die Sturzgefahr. Entlang der Wegeführung über das Gelände müssen in kürzeren Abständen weitere Bänke oder Stühle stehen. Somit wird die Angst oder Unsicherheit, den Weg nicht bewältigen zu können, vermindert. Die Struktur des Außenraums muss Orientierung und Sicherheit vermitteln. Themenbezogene Bereiche oder Sinnesgärten sind eine Möglichkeit, Insgesamt sollte der Außenraum so bepflanzt werden, dass die Pflege
26
vgl. TP Tagespflege organisieren – leiten – entwickeln; Ausgabe 03/2019: S. 10/11
5 Bauliche Anforderungen Tagespflege
pflegeintensiv sind und somit zusätzliche Sach- und Personalkosten einzuplanen
mit der Zeit einfacher wird. Langlebige Stauden, blühende Sträucher und mehrjährige Zwiebelblumen statt einjähriger Pflanzen bieten sich dabei besonders an. Eine dichte Staudenbepflanzung reduziert den Gießaufwand und macht es außerdem Unkraut schwerer, an die Oberfläche zu kommen. Bodendecker und Rindenmulch statt großer Rasenflächen reduzieren den Aufwand zusätzlich. Die Einbeziehung von regionalen Besonderheiten in die Außenraumgestaltung eines Quartiers bietet sich ebenso an wie die Schaffung von Bereichen, die sowohl für die Gäste interessant sind als auch für Besucher von außen. So könnte ein Quartier im ländlichen Raum Außenflächen für Kleintierhaltung (Hühner, Kaninchen, Enten o.Ä.) vorhalten, da dies ein Bezug zu den Lebensumständen der Gäste hätte.“27 Anhaltswerte und Empfehlung Raumangebot von Tagespflegeeinrichtungen unterschiedlicher Platzzahl
Kapitel II – Planung einer Tagespflege
70
12 Plätze
18 Plätze
24 Plätze
Eingangsbereich incl. Garderobe, Platz für Rollatoren und Rollstühle
ca. 20 qm
ca. 30 qm
ca. 35 qm
Dienst- und Schwesternzimmer
ca. 20 qm
ca. 20 qm
ca. 25 qm
Behandlungsraum
Je nach Bedarf
ca. 8 qm
ca. 10 qm
Umkleideraum/Pausenraum Mitarbeiter lt. Arbeitsstätten VO
im Dienstzimmer integriert
ca. 10 qm
ca. 15 qm ggf. mit Pausenraum
Abstellräume (Therapie, Wäsche, Lebensmittel usw.)
ca. 6 qm x 2
ca. 6 qm x 4
ca. 6 qm x 6
Putzmittelraum
ca. 5 qm
ca. 6 qm
ca. 6 qm
Pflegebad mit behindertengerechtem WC
ca. 12 qm
ca. 12 qm
ca. 12 qm
WC-Herren mit Urinal und WC-Damen
ca. 5 qm x 2
ca. 5 qm x mind. 3
ca. 5 qm x mind. 4
Personal-WC
ca. 3 qm, ggf. x 2 (Damen und Herren)
ca. 3 qm, ggf. x 2 (Damen und Herren)
ca. 3 qm, ggf. x 2 (Damen und Herren)
Küche
ca. 20 qm
ca. 20 qm
ca. 15 qm x 2
Aufenthalts- und Essbereich
ca. 30 qm
ca. 25 qm x 2
ca. 30 qm x 2
Ruheraum
ca. 30 qm
ca. 30 qm x 2
ca. 25 qm x 3
Multifunktionsraum/Gymnastik und/ oder Werkraum
ca. 30 qm
ca. 25 qm x 2
ca. 25 qm x 3
Flur
Je nach Baukonzept. Möglichst minimieren
Je nach Baukonzept. Möglichst minimieren
Je nach Baukonzept Möglichst minimieren
Terrassen / Freiflächen
50 bis 80 qm
ca. 100 qm
Ca. 80 qm x 2
27 Marco Kelle, Udo Winter: Q6 – das ambulante Quartiershaus, Wohnen und Pflege neu vernetzen; Vincentz Network Hannover 2020; S. 126
Anhaltswerte und Empfehlung Raumangebot von Tagespflegeeinrichtungen unterschiedlicher Platzzahl Nettogesamtfläche
12 Plätze
18 Plätze
24 Plätze
ca. 200 bis 220 qm
ca. 300 bis 340 qm
ca. 430 bis 460 qm
Quelle: Eigene Darstellung des Autors
EMPFEHLUNG: Die Größe und Anzahl der Räumlichkeiten einer Tagespflege sollten hinsichtlich einer eventuellen späteren Leistungserweiterung oder Platzzahlerhöhung nicht zu knapp geplant werden. 71
5 Bauliche Anforderungen Tagespflege
KAPITEL III – Betriebliche Grundlagen einer Tagespflege 6 Personalanforderungen Bisher war es für Tagespflegeeinrichtungen nicht so schwierig, ausreichend und qualifiziertes Personal zu gewinnen. In den letzten Jahren hat sich die Situation sehr verändert. Die Gründe sind u. a. in den gestiegenen fachlichen und gesetzlichen Anforderungen zu sehen. Aber ein entscheidender Grund ist der Personalmangel. Mit der Zunahme der Anzahl der Tagespflegeeinrichtungen und der zunehmenden Wettbewerbssituation zwischen den unterschiedlichen Angeboten an Altenpflege-
73
einrichtungen wird es immer schwieriger, qualifizierte Leitungs- und Pflegekräfte sowie geeignete Fahrer zu finden. Hinzu kommt, wenn das Angebot der Tagespflege sich hinsichtlich der zunehmenden Aufgaben und der sich damit verändernden Organisationsstrukturen (u. a. verlängerte Öffnungszeiten) ändert, die Personalakquise nicht leichter wird.
Tagespflege planen und entwickeln
Daher ist es wichtig, sich schon bei der Planung einer Tagespflege mit der Personalplanung auseinanderzusetzen. Wie viele Mitarbeiter werden benötigt bzw. was sind die gesetzlichen Anforderungen und welche Qualifikationen sind notwendig?
HINWEIS: Schon bei der Vorplanung (Konzepterstellung) sollte mit der Personalplanung begonnen werden.
6.1 Personalschlüssel Der Personalschlüssel der Mitarbeiter unterscheidet sich leider in jedem Bundes74
land. Trotz der Einführung des Pflegestärkungsgesetzes 2 (PSG 2) und der Ablösung von drei Pflegestufen in fünf Pflegegrade wurde der Personalschlüssel nicht verändert. Mit Ausnahme der Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern. In diesen Bundesländern wurden die Rahmenverträge nach § 75 SGB XI für die teilstationäre Pflege dem PSG 2 angepasst (Baden-Württemberg) bzw. erstmalig Rahmenverträge für die teilstationäre Pflege in Bayern eingeführt. Leider gibt es in den meisten Bundesländern keine verbindlichen Richtlinien für die Personalbesetzung. Grundsätzlich benötigt eine Tagespflege folgende Mitarbeiter: • Leitende Pflegefachkraft, • Stellvertretende leitende Pflegefachkraft,
Kapitel III – Betriebliche Grundlagen einer Tagespflege
• Pflegefachkräfte, • Pflegehilfskräfte, • Betreuungskräfte (160 Std.-Fortbildung entsprechend § 43 b SGB XI), • Hauswirtschaftskräfte/Köchin/Koch, • Fahrer.
Zusammenfassung Gesetzliche Personalanforderungen der einzelnen Bundesländer (Stand Jan. 2020) Baden-Württemberg • Rahmenvertrag für teilstationäre Pflege gemäß § 75 Absatz 1 SGB XI für das Land Baden- Württemberg vom 15. November 2017 – Pflege (inkl. leitende Pflegefachkraft) und Betreuung sowie Fahrdienst Pflegegrade 1 – 5: bis zu 1 : 3,25 bei 8,5 Stunden Öffnungszeit an 250 Tagen im Jahr Hauswirtschaft:
1 : 30
Leitung und Verwaltung:
1 : 30
Für die Nachtpflege können entsprechend der Absätze 2 bis 7 gesonderte Personalrichtwerte vereinbart werden. Bayern Grundsatzpapier als Empfehlung für Vergütungsverhandlungen der teilstationären Pflege in Bayern (Stand Mai 2017) Personalrichtwert Pflege Arbeitszeit
38,5 Std./Wo
Öffnungstage
250
Öffnungszeit
8.00 Std.
8,50 Std.
9,00 Std.
Pflegegrad 1
1 : 9,45
1 ; 8,89
1 : 8,40
Pflegegrad 2
1 : 6,30
1 : 5,93
1 : 5,60
Pflegegrad 3
1 : 5,51
1 : 5,10
1 : 4,90
Pflegegrad 4
1 : 4,72
1 : 4,44
1 : 4,20
Pflegegrad 5
1 : 3,94
1 : 3,71
1 : 3,50
Durchschnitt
1 : 5,50
75
Personalrichtwerte (38,5 Std./Wo) sonstige Bereiche Bereiche
Personalschlüssel
Leitung
1 : 75
Verwaltung
1 : 50
Hauswirtschaft
1 : 60
Küche
1 : 40
Hausmeister
1 : 120
Bei den vorliegenden Personalrichtwerten handelt es sich nur um eine Empfehlung. Die konkrete Personalbesetzung muss individuell mit Kostenträgern verhandelt werden.
• Rahmenvertrag § 75 Absatz 1 und 2 SGB XI zur teilstationären Pflege Je nach Konzeption gibt es unterschiedliche Personalrichtwerte. In Berlin kann ein Versorgungsvertrag für somatisch/demenziell Erkrankte sowie für gerontopsychiatrisch Erkrankte beantragt werden (gemäß §§ 14,15 Rahmenvertrag). PDL:
je nach Platzzahl 0,5 bis 0,75 VZK
Pflege- und Betreuung:
1: 4
Qualitätsmanagement:
0,4 VZK (bis 14 Plätze) – 0,6 VZK (bis 16 Plätze)
Leitung/Verwaltung:
wird mit den Kostenträgern verhandelt
6 Personalanforderungen
Berlin
Hauswirtschaft:
wird mit den Kostenträgern verhandelt
Sonstiges Personal
wird mit den Kostenträgern verhandelt
Gerontopsychiatrische Tagespflege: PDL:
zusätzliche Fortbildung im Bereich
Gerontopsychiatrie (320 Std.)
Pflege- und Betreuung:
1:3
Qualitätsmanagement:
0,4 VZK (bis 14 Plätze) – 0,6 VZK (bis 16 Plätze)
Leitung/Verwaltung:
wird mit den Kostenträgern verhandelt
Hauswirtschaft:
wird mit den Kostenträgern verhandelt
Sonstiges Personal:
wird mit den Kostenträgern verhandelt
Während der Betriebszeit muss immer eine Pflegefachkraft und Pflegehilfskraft an76
wesend sein. Brandenburg • Anlage zum Rahmenvertrag gemäß § 75 Abs.1 SGB XI zur Sicherstellung der teilstationären Pflege (Tages- und Nachtpflege) im Land Brandenburg vom
Kapitel III – Betriebliche Grundlagen einer Tagespflege
27.02.2015 Pflege- und Betreuung:
1 : 5,5
PDL
0,5 VZK
Leitung/Verw.
0,3 VK
Hauswirtschaft:
0,5 VK
Sonstiges Personal:
je nach Konzept der Einrichtung
Während der Betriebszeit muss immer eine Pflegefachkraft und Pflegehilfskraft anwesend sein. Bremen Personalverordnung (BremWoBeG) Personalanforderungen: Lt. der Personalverordnung gelten folgende Richtwerte: • Leitende Pflegefachkraft 0,25 bis 0,50 VZK. Eine leitende Pflegefachkraft kann auf Antrag max. zwei Pflegeeinrichtungen leiten. • Fachkraftquote 50 % • In Pflegeeinrichtungen unter 30 Plätzen müssen mindestens 2 Pflegehilfskräfte kontinuierlich anwesend sein. Anmerkung: Die Vergütung für den konkreten Personaleinsatz muss mit den Kostenträgern individuell verhandelt werden.
Hamburg Wohn- und Betreuungspersonalverordnung In Hamburg beträgt der Personalrichtwert im Funktionsbereich Pflege 1:4 (ohne Betreuungskräfte gem. § 43b (vormals § 87b) SGB XI). Die Vergütung für den konkreten Personaleinsatz muss mit den Kostenträgern individuell verhandelt werden. Hessen Personalanforderungen Auszug Rahmenvertrag § 75 Abs. 3 SGB XI § 17: (…) Pflege- und Betreuungsdienst: Für das Pflege- und Betreuungspersonal wird für Pflegeeinrichtungen folgender
77
Personal-Anhaltswert bezogen auf die Pflegekennziffer 1,000 (entspricht Pflegestufe I) vereinbart: Einrichtungen bis zu 10 Pflegeplätzen = 1 : 3,75 Einrichtungen ab 11 Pflegeplätzen
=1:4
Die Pflegeeinrichtungen haben das Recht, bis zu dieser Obergrenze Pflege- und Betreuungspersonal anhand ihrer Pflegekennziffer ohne weiteren Nachweis zu vereinbaren. Der Personalrichtwert einer Pflegeeinrichtung wird wie folgt berechnet: Personal Anhaltswert dividiert durch die Pflegekennziffer (PKZ). Hauswirtschaftsdienst Für Hauswirtschaft (Reinigung, Küche, Wäsche und Hygienebeauftragte) und Haustechnik (inklusive Hausmeister) wird folgender Personalrichtwert unabhängig von den Pflegestufen festgelegt: Einrichtungen bis zu 10 Pflegeplätzen = 1 : 22 Einrichtungen ab 11 Pflegeplätzen
= 1 : 25
Die Pflegeeinrichtungen haben das Recht, diesen Personalrichtwert ohne besondere Bei fremdvergebenen Leistungen oder der Leistungserbringung durch zentrale Dienste des Trägers sind entsprechende Personalmengenanteile anzurechnen. Leitung und Verwaltungsdienst Für Leitung und Verwaltung (inklusive Datenschutzbeauftragte) wird folgender Personalrichtwert unabhängig von den Pflegestufen festgelegt: Einrichtungen bis zu 10 Pflegeplätzen = 1 : 22 Einrichtungen ab 11 Pflegeplätzen
= 1 : 25
6 Personalanforderungen
Begründung als Personalschlüssel zu vereinbaren.
Die Pflegeeinrichtungen haben das Recht, diesen Personalrichtwert ohne besondere Begründung als Personalschlüssel zu vereinbaren. Bei fremdvergebenen Leistungen oder bei der Leistungserbringung durch zentrale Dienste des Trägers sind entsprechende Personalmengenanteile anzurechnen. (2) Die PKZ ist eine Kennzahl, die die Pflegebedürftigkeitsstruktur einer teilstationären Pflegeeinrichtung wiedergibt. Sie wird wie folgt berechnet: Anteil der Gäste jeder Pflegestufe an der Gesamtzahl der Gäste der Pflegeeinrichtung (gemäß der Pflegesatzvereinbarung) multipliziert mit der Äquivalenzziffer der jeweiligen Pflegestufe (Pflegestufe 0 = 0,90; Pflegestufe I = 1,00; Pflegestufe II = 1,10; Pflegestufe III = 1,20); die Addition dieser Produkte aus Äquivalenzziffern und Anteilen an den jeweiligen Pflegestufen ergibt die Pflegekennziffer. (Diese ist auf die dritte Nachkommastelle kaufmännisch zu runden.) (3) Mit Pflegeeinrichtungen für besondere Personengruppen (z. B. Menschen mit 78
Demenz, besonderen Verhaltensauffälligkeiten, gerontopsychiatrischen Erkrankungen) können für den Pflege- und Betreuungsdienst im Einzelfall abweichende Personalschlüssel vereinbart werden. (4) Für solitäre Einrichtungen und Einrichtungen im Verbund, die vor Inkrafttreten dieses Rahmenvertrages Pflegesatzvereinbarungen mit höheren Personalanhaltswerten abgeschlossen haben, werden für eine Übergangszeit bis 31.12.2018 diese Personalwerte weiter anerkannt. Rheinland-Pfalz
Kapitel III – Betriebliche Grundlagen einer Tagespflege
Personalanforderungen: Pflege/Betreuung: 1 : 5 = 2,4 Pflegekräfte Beispiel: 0,5 VZK – PDL 1,4 VZK – Stellvertretung und Fachkräfte 1,0 VZK – Nichtexaminierte Weiterer Personaleinsatz ist individuell mit den Kostenträgern zu verhandeln Mecklenburg-Vorpommern • Rahmenvertrag für teilstationäre Pflege gemäß § 75 Absatz 1 SGB XI für das Land Mecklenburg-Vorpommern Personalanforderungen: PDL:
1 : 60 mindestens 0,25 VZK
Pflegepersonal:
Unterer Korridorwert: 1: 6
Oberer Korridorwert
1:4
• Bei einer Öffnungszeit an 5 Tagen in der Woche müssen mindestens 2,25 VZK vorhanden sein. • Es gilt eine Fachkraftquote von 50 %
Fahrdienst:
1 : 60
Hauswirtschaft:
1 : 60
Leitung/Verwaltung:
1 : 80
Nordrhein-Westfalen Personalanforderungen: Pflege und Betreuung:
1:5
PDL
0,5 VZK
Leitung:
0,5 VK
Verwaltung:
1 : 40
Hauswirtschaft:
1 : 24
Sonstiges Personal:
je nach Konzept der Einrichtung
Es muss immer eine Pflegefachkraft vor Ort sein!
79
Niedersachsen Personalanforderungen: Pflege und Betreuung: Je nach Konzept und Schwerpunkt 1 : 3 bis 1 : 5 Es muss immer eine Fachkraft vor Ort anwesend sein. PDL: je nach Verhandlung und Größe zwischen 0,25 VZK bis 0,75 VZK Hauswirtschaft:
0,50 VZK (bis 15 Plätze) bis 0,75 (16 und mehr Plätze)
Leitung/Verwaltung:
0,30 VZK
Der Personalschlüssel sonstiger Bereiche ist nicht festgeschrieben, wird aber von den Kostenträgern akzeptiert. Saarland Auszug § 22 Rahmenvertrag § 75 Vollzeit-Äquivalente für Leitungsfunktionen erforderlich. Für die Funktion der Verantwortlichen Pflegefachkraft ist ein Beschäftigungsumfang von 1,0 Vollzeit-Äquivalent erforderlich, wobei die Besetzung der Stelle auch in Teilzeit für mindestens 50 % der tarifvertraglichen bzw. üblichen Arbeitszeit möglich ist. Gleiches gilt für die Funktion der stellvertretenden Verant(6) Wird die Tagespflegeeinrichtung desselben Trägers in einem räumlichen Verbund mit einer Vollstationären Einrichtung und/oder Kurzzeitpflegeeinrichtung betrieben, kann die Pflegedienstleitung für alle Einrichtungen gemeinsam ausgeübt werden, wenn der Beschäftigungsumfang der Verantwortlichen Pflegefachkraft und ihrer Stellvertretung mindestens 2,0 Vollzeitäquivalente beträgt und die Pflegedienstleitung zu 100 % für Leitungsaufgaben freigestellt ist. In Einzelfällen ist eine Aufteilung der Verantwortlichen Pflegefachkraft auf zwei Teilzeitstellen möglich, wenn eine Teilzeitstelle mindestens 0,75 Vollzeitäquiva-
6 Personalanforderungen
wortlichen Fachkraft.
lente umfasst und zusammen mit dem verbleibenden 0,25-Vollzeitäquivalente zu 100 % für die Leitungsaufgaben freigestellt ist. Die Aufteilung der Funktion der stellvertretenden Verantwortlichen Pflegefachkraft auf Teilzeitstellen ist möglich. (7) Wird die Tagespflegeeinrichtung desselben Trägers in einem räumlichen Verbund mit einem ambulanten Pflegedienst betrieben, gelten folgende Regelungen: (a) Ist die Verantwortliche Pflegefachkraft des Ambulanten Pflegedienstes vom Träger für ihre Leitungsfunktionen tatsächlich freigestellt, kann diese zugleich auch die Funktion der Verantwortlichen Pflegefachkraft der Tagespflegeeinrichtung übernehmen. (b) Ist die Verantwortliche Pflegefachkraft des Ambulanten Pflegedienstes vom Träger nicht freigestellt, kann die stellvertretende Verantwortliche Pflegefachkraft des Ambulanten Pflegedienstes zugleich die Leitung der Tagespflege übernehmen, 80
sofern sie über die Qualifikation zur Verantwortlichen Pflegefachkraft verfügt. (c) Ist die Verantwortliche Pflegefachkraft des Ambulanten Pflegedienstes vom Träger nicht freigestellt bzw. verfügt die stellvertretende Verantwortliche Pflegefachkraft des Ambulanten Pflegedienstes nicht über eine entsprechende Qualifikation, muss die Tagespflegeeinrichtung 0,5 Vollzeitäquivalente als Verantwortliche Pflegefachkraft personalisieren. (d) In Einzelfällen ist eine Aufteilung der Verantwortlichen Pflegefachkraft auf zwei Teilzeitstellen möglich, wenn eine Teilzeitstelle mindestens 0,75 Vollzeitäquivalent umfasst und zusammen mit dem verbleibenden 0,25-Vollzeitäquivalent zu 100 % für die Leitungsaufgaben freigestellt ist.
Kapitel III – Betriebliche Grundlagen einer Tagespflege
Aufteilung der Funktion der stellvertretenden Verantwortlichen Pflegefachkraft auf Teilzeitstellen ist möglich. Sachsen • Rahmenvertrag für teilstationäre Pflege gemäß § 75 Absatz 1 SGB XI für das Land Sachsen vom 01.04.1996 Personalanforderungen: Pflege und Betreuung:
1 : 6 bzw. 1 : 5 (Verhandlungssache)
PDL: Nachweis einer leitenden Pflegefachkraft mit einer Beschäftigung von mindestens 35 Std./Wo. Der tatsächliche Stellenanteil muss verhandelt werden. Hauswirtschaft 1 : 40 Leitung/Verwaltung: 1 : 60 Sachsen-Anhalt Orientierungswerte Pflege und Betreuung:
1 : 4,5 bis 1 : 5
PDL:
wird individuell verhandelt
Leitung/Verwaltung:
wird individuell verhandelt
Hauswirtschaft:
wird individuell verhandelt
Sonstiges Personal:
je nach Konzept der Einrichtung
Während der Betriebszeit muss immer eine Pflegefachkraft anwesend sein. Schleswig-Holstein Personalanforderungen: Nachweis einer leitenden Pflegefachkraft mit einer Beschäftigung von mindestens 35 Std./Wo. Pflege und Betreuung: 1 : 5 Beispiel Personal 12er-Tagespflege (Personal muss individuell verhandelt werden): • Hauswirtschaft:
0,50 VZK
• Leitung/Verwaltung: 0,30 VZK • Fahrdienst:
0,45 VZK
81
• Technischer Dienst: 0,15 VZK Thüringen Personalanforderungen: Pflege- und Betreuung: 1 : 4,25 (oberer Personalkorridor und mit entsprechendem Nachweis) PDL:
0,3 VZK, ab 15 Plätze 0,5 VZK
Hauswirtschaft
1 :40
Leitung/Verwaltung:
1 : 60 Quelle: Eigene Darstellung des Autors
Abgesehen von einigen Ausnahmen gibt es in den meisten Bundesländern keine verbindlichen Personalrichtwerte. Es ist zu vermuten, dass die in den Bundesländern ausgehandelten Personalrichtwerte aufgrund von Kompromissen zwischen den Vertragspartnern der Kostenträger und unterschiedlichen Verbänden entstanden sind. Es ist zu vermuten, dass fachliche Argumente bei den Verhandlungen nur eine untergeordnete Rolle spielten. Aufgrund dieser Tatsache müssen die einzelnen Träger der Tagespflegeeinrichtungen in den meisten Bundesländern mühsam tenträgern verhandeln.
6 Personalanforderungen
das notwendige Personal individuell bei Vergütungsverhandlungen mit den Kos-
6.2 Leitende Pflegefachkraft Jede Tagespflegeeinrichtung benötigt eine leitende Pflegefachkraft. Die qualitativen Anforderungen werden im SGB XI § 71 und der „MuG“ vom 18.02.2020 definiert. Auszug Anforderungen leitende Pflegefachkraft Maßstäbe und Grundsätze für die Qualität und die Qualitätssicherung sowie für die Entwicklung eines einrichtungsinternen Qualitätsmanagements nach § 113 SGB XI in der teilstationären Pflege (Tagespflege) vom 18.02.2020 (…) Die von der Tagespflegeeinrichtung angebotenen Pflegeleistungen sind unter ständiger Verantwortung einer ausgebildeten Pflegefachkraft durchzuführen. Ist die Tagespflegeeinrichtung Teil einer Verbundeinrichtung, für die ein Gesamtversorgungsvertrag nach § 72 Absatz 2 SGB XI abgeschlossen worden ist, kann die verant82
wortliche Pflegefachkraft für mehrere oder alle diesem Verbund angehörenden Pflegeeinrichtungen verantwortlich sein, wenn dies im Vertrag so vereinbart ist und die gesetzlichen Anforderungen an die qualitätsgesicherte Leistungserbringung dadurch nicht beeinträchtigt werden. Die leitende Pflegefachkraft ist u. a. verantwortlich für: • die Anwendung der beschriebenen Qualitätsmaßstäbe in Pflege und Betreuung, • die Umsetzung des Tagespflegekonzepts, • die Planung, Durchführung, Evaluation und ggf. Anpassung der Leistungen, • die fachgerechte Führung der (Pflege-) Dokumentation,
Kapitel III – Betriebliche Grundlagen einer Tagespflege
• die an dem Betreuungs- und Pflegebedarf orientierte Dienstplanung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, • die regelmäßige Durchführung der Dienstbesprechungen. Die fachlichen Voraussetzungen als verantwortliche Pflegefachkraft im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes erfüllen Personen, die eine Ausbildung als a) Gesundheits- und Krankenpflegerin bzw. Gesundheits- und Krankenpfleger oder b) Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin bzw. Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger oder c) ) Altenpflegerin bzw. Altenpfleger abgeschlossen haben (Eine vor Inkrafttreten des Gesetzes über die Altenpflege [AltPflG] nach landesrechtlichen Vorschriften erteilte Anerkennung als staatlich anerkannte Altenpflegerin bzw. als staatlich anerkannter Altenpfleger wird als Erlaubnis nach § 1 dieses Gesetzes anerkannt.) oder d) Pflegefachfrau bzw. Pflegefachmann abgeschlossen haben.
Die Eignung zur Übernahme der ständigen Verantwortung ist ferner davon abhängig, dass innerhalb der letzten acht Jahre mindestens zwei Jahre ein unter 2.3.2.1 genannter Beruf hauptberuflich ausgeübt wurde. Für die Anerkennung als verantwortliche Pflegefachkraft ist ferner Voraussetzung, dass eine Weiterbildungsmaßnahme für leitende Funktionen mit einer Mindeststundenzahl, die 460 Stunden nicht unterschreiten soll, erfolgreich durchgeführt wurde. Diese Maßnahme umfasst insbesondere folgende Inhalte: • Managementkompetenz (Personalführung, Betriebsorganisation, betriebswirtschaftliche Grundlagen, Rechtsgrundlagen, gesundheits- und sozialpolitische Grundlagen, Qualitätsmanagement) • psychosoziale und kommunikative Kompetenz sowie • die Aktualisierung der pflegefachlichen Kompetenz (Pflegewissen, Pflegeorganisation).
83
Von der Gesamtstundenzahl sollen mindestens 20 % in Präsenzphasen vermittelt worden sein. Die Voraussetzung ist auch durch den Abschluss eines nach deutschem Recht anerkannten betriebswirtschaftlichen, pflegewissenschaftlichen oder sozialwissenschaftlichen Studiums an einer in- oder ausländischen (Fach-)Hochschule oder Universität zumindest auf Bachelor-Niveau erfüllt. Für auf Grundlage früherer Fassungen der Maßstäbe und Grundsätze erworbene Qualifikationen oder begonnene Qualifizierungsmaßnahmen für die Tätigkeit von verantwortlichen Pflegefachkräften gilt Bestandsschutz. Der Stellenschlüssel für eine leitende Pflegefachkraft ist in allen Bundesländern unterschiedlich. Stellenanteil leitende Pflegefachkraft in Tagespflegeeinrichtungen (Stand Oktober 2020) Anforderungen
Baden-Württemberg
Leitende Pflegefachkraft ist Bestandteil des Personalschlüssels Pflege
Bayern
Leitende Pflegefachkraft ist Bestandteil des Personalschlüssels Pflege
Berlin
Je nach Platzzahl 0,5 VZK bis 0,75 VZK
Brandenburg
Muss mit den Kostenträgern verhandelt werden
Bremen
Personalschlüssel 0,25 VZK bis 0,5 VZK
Hamburg
Muss mit den Kostenträgern verhandelt werden
Hessen
Muss mit den Kostenträgern verhandelt werden
Rheinland-Pfalz
Muss mit den Kostenträgern verhandelt werden
Mecklenburg-Vorpommern
Personalschlüssel 1 : 60, mindestens 0,25 VZK
Nordrhein-Westfalen
0,5 VZK bzw. muss mit den Kostenträgern verhandelt werden
6 Personalanforderungen
Bundesland
Stellenanteil leitende Pflegefachkraft in Tagespflegeeinrichtungen (Stand Oktober 2020) Bundesland
Anforderungen
Niedersachsen
Je nach Platzzahl 0,25 – 0,75 VZK, Der Stellenanteil kann/sollte mit den Kostenträgern verhandelt werden.
Saarland
1,0 VZK, Personalpool mit vollstationären bzw. Kurzzeitpflegeeinrichtungen möglich
Sachsen
Muss mit den Kostenträgern verhandelt werden
Sachsen-Anhalt
Muss mit den Kostenträgern verhandelt werden
Schleswig-Holstein
Mindestens 35 Std./Wo
Thüringen
0,3 VZK , ab 15 Plätze 0,5 VZK
Quelle: Eigene Darstellung des Autors
Hinsichtlich der tatsächlichen Aufgaben einer leitenden Pflegefachkraft ist der von 84
den Kostenträgern finanzierte Stellenschlüssel zu gering. Aus wirtschaftlichen Gründen oder aufgrund mangelnder Fachkenntnis werden die tatsächlichen Aufgaben einer leitenden Pflegefachkraft von den Kostenträgern nicht ausreichend berücksichtigt. Der zwischen den Kostenträgern und den Verbänden der Leistungserbringer ausgehandelte Personalschlüssel für leitende Pflegefachkräfte ist auf die „Gründerzeit“ der Tagespflege zurückzuführen. In den 90er-Jahren hatte eine Tagespflegeeinrichtung ca. 12 Plätze. Die Aufgaben und Verantwortungsbereiche waren übersichtlich. In der damaligen Zeit war der ausgehandelte Personalschlüssel sicherlich berechtigt. Die Inhalte und die Struktur der Tagespflege haben sich aus den schon genannten Gründen und der Erhöhung der Platzzahlen in den letzten Jahren ver-
Kapitel III – Betriebliche Grundlagen einer Tagespflege
ändert. Entsprechend hat sich auch das Anforderungsprofil einer leitenden Pflegefachkraft für Tagespflegeeinrichtungen geändert. Der Erfolg einer Tagespflege hängt wesentlich von der leitenden Pflegefachkraft ab. Zu den derzeitigen wesentlichen Aufgaben einer leitenden Pflegefachkraft in der Tagespflege gehören: • Durchführung und Überwachung pflegerischer Tätigkeiten, • Angehörigenberatung, • Beratung und Unterstützung in gesundheitsfördernden und sichernden Arbeits- bzw. Pflegetechniken, • Zusammenarbeit mit Institutionen im Rahmen der pflegerischen Versorgung, wie z. B. dem behandelnden Arzt, anderen ambulanten pflegerischen und therapeutischen Einrichtungen, • Aufbau von Netzwerken und Kooperationen, • Zuständigkeit für die Öffentlichkeitsarbeit (ggfs. Pressearbeit, Organisation und Durchführung von Veranstaltungen und Ausflügen), • Durchführung und Überwachung der Behandlungspflege,
• Dokumentation (Anfertigung einer Pflegedokumentation bei der Aufnahme von Gästen, regelmäßiges Führen von Pflegeberichten, Therapieverläufen, Pflegeplanung), • Personalführung (Ansprechpartner für die Mitarbeiter bei pflegerischen und organisatorischen Angelegenheiten, Durchführung regelmäßiger Teambesprechungen), • Tages- und Wochenplanung (Beschäftigungs- und Freizeitangebote), • Tourenplanung, • teilweise wirtschaftliche Verantwortung der Tagespflege. Nicht jede leitende Pflegefachkraft ist für die Tagespflege geeignet. Das ist keine neue Erkenntnis, trifft aber besonders auf die Tagespflege zu. Welches sind die wichtigsten Eigenschaften einer leitenden Pflegefachkraft für die Tagespflegeeinrichtung?
85
Letztendlich entscheiden neben der Fachlichkeit besonders die Persönlichkeit und die Erfahrungen über die zukünftige Eignung. In der Zwischenzeit gibt es eine Vielzahl von Weiterbildungsangeboten für leitende Pflegefachkräfte in der Tagespflege. Ratsam ist bei der Neugründung, dass vor der Eröffnung zukünftige Leitungskräfte in anderen Tagespflegeeinrichtungen ein Praktikum absolvieren und Leitungskräfte die Möglichkeit haben, an externen Fortbildungen teilzunehmen.
HINWEIS: Bei der Projektentwicklung einer Tagespflege sollte schon in der Planungsphase eine erfahrene Pflegeleitungskraft eingestellt werden! Der Personalschlüssel von 0,25 bis 0,50 VZK für eine Tagespflege mit mehr als 18 Plätzen ist nicht ausreichend! In der Praxis wird es selten sein, Mitarbeiter in leitender Funktion mit einem Stellenanteil von 0,5 VZK einzustellen. Entweder übernehmen sie Aufgaben der Pflege oder zusätzliche administrative Aufgaben, z. B. in Quartierhäusern. Um aus wirtschaftlichen Gründen eine kontinuierliche Auslastung zu gewährleisten, bietet tiershäusern, die Funktion eines Quartiersmanagers übernehmen oder im Verbund mit ambulanten Diensten für die Pflegeüberleitung von Patienten des Pflegedienstes zuständig sind. Die leitende Pflegefachkraft ist dann z. B. für anfallende Planungs- und Koordinierungsaufgaben, Beratungsleistungen zuständig und hat die Verantwortung für die Erbringung von Serviceleistungen und die Durchführung von Veranstaltungen. Sie führt diese Leistungen nicht selber durch, sondern delegiert die Aufgaben an die entsprechenden Mitarbeiter.
6 Personalanforderungen
es sich an, dass leitende Pflegefachkräfte einer Tagespflege, besonders in Quar-
Ambulante Pflege
Tagesstätte/ Betreuungsgruppen
Verantwortung PDL Tagespflege
Verantwortung/ Delegation
86
Wohnungen/ ambulante WG / Pflegehotel
Verantwortung/ Delegation
Beispiel zusätzliche Verantwortungsbereiche einer leitenden Pflegefachkraft Quelle: Eigene Darstellung des Autors
Die Übernahme der Verantwortung zusätzlicher Aufgabenbereiche bietet sich besonders in kleinen Quartiershäusern, z. B. in ländlichen Regionen oder Stadtteilen, an. Beispiele möglicher Aufgaben und Verantwortungsbereiche einer leitenden Pflegefachkraft in einem kleinen Quartierszentrum: • Verantwortlich für die Kommunikation zwischen den verschiedenen LeisKapitel III – Betriebliche Grundlagen einer Tagespflege
tungsanbietern und Akteuren (z. B. ambulante Pflege, Mieter, Angehörige, Mitarbeiter eines Quartierszentrums), • Planung und Aufbau von Veranstaltungskonzepten innerhalb des Quartiers, • Planung und Aufbau von Betreuungsgruppen, • Aufbau von Kooperationen. Es geht primär nicht darum, dass die leitende Pflegefachkraft beispielsweise die Betreuungsgruppen oder Veranstaltungen selber durchführt, sondern darum, die Aufgaben im Quartierszentrum zu koordinieren und zu organisieren. Betreibt der Träger mehrere Tagespflegeeinrichtungen, so ist es möglich, dass die leitende Pflegefachkraft für mehrere Tagespflegeeinrichtungen zuständig ist. Das muss allerding in den jeweiligen Bundesländern mit den zuständigen Pflegekassen im Vorfeld geklärt werden.
6.3 Weitere Personalanforderungen Neben der leitenden Pflegefachkraft benötigt die Tagespflege weitere Mitarbeiter. Anders als im vollstationären Pflegebereich gilt die Personalmindestverordnung nur
in Teilen bzw. ist für die Tagespflege nicht relevant. Größtenteils handelt es sich um Mindestanforderungen bzw. Empfehlungen. Anders als in der vollstationären Pflege gilt für die Tagespflege: Das Team einer Tagespflege ist für alle Tätigkeiten in der Tagespflege zuständig. Ziel ist der Aufbau eines multiprofessionellen Teams, dass in der Lage ist, sich um alle Belange der Gäste zu kümmern. Ausnahme: Leistungen der Behandlungspflege dürfen nur von Pflegefachkräften erbracht werden.
Stellvertretende leitende Pflegefachkraft Unabhängig von der leitenden Pflegefachkraft ist entsprechend den Rahmenverträgen nach § 75 für die teilstationäre Pflege nach § 75 SGB XI eine Stellvertretung zu benennen. Sie muss eine Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpflegerin oder -pfleger, als Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin oder -pfleger nach
87
dem Krankenpflegesetz oder als Altenpflegerin oder -pfleger nach dem Altenpflegegesetz nachweisen. Des Weiteren ist eine praktische Berufserfahrung in dem erlernten Pflegeberuf von zwei Jahren innerhalb der letzten fünf Jahre erforderlich. Für die Stellvertretung ist kein Stellenschlüssel vorgesehen, sondern sie übernimmt die Funktion der stellvertretenden Leitung neben ihrer Tätigkeit als Fachkraft. Trotzdem darf die Funktion der stellvertretenden leitenden Pflegefachkraft nicht unterschätzt werden. Die stellvertretende Leitungskraft übernimmt eine wichtige Funktion innerhalb der Tagespflege. Sie entlastet die leitende Pflegefachkraft besonders im internen Bereich. Sie ist u. a. für die Abläufe, Dokumentation und Betriebsabläufe innerhalb der Tagespflege mit zuständig. Die leitende Pflegefachkraft muss häufig außerhalb der Einrichtung an Öffentlichkeitsveranstaltungen und/oder Besprechungen und/oder Vernetzungsgesprächen teilnehmen und ist somit in der Tagespflege nicht anwesend. Plant der Träger mehrere Tagespflegeeinrichtungen, macht es Sinn, dass die Stellvertretung die Möglichkeit hat, sich zur Leitungskraft fortzubilden, und zur zukünftigen Leitungskraft aufgebaut wird28.
Für den Bereich Pflege gilt immer noch ein durchschnittlicher Personalschlüssel über alle Pflegegrade zwischen 1 : 4 bis 1 : 5. Das gilt für den Anteil der Pflegefachkräfte wie für Pflegehilfskräfte. Entsprechend der Zielgruppe, die in der Vorplanung schon im Konzept festgelegt wird, kann mit den Kostenträgern auch ein anderer Personalschlüssel verhandelt werden. 28 Udo Winter: Tagespflege betreiben; Vincentz Network 2017
6 Personalanforderungen
Pflegekräfte
In den Bundesländern, in denen die Tagespflege dem Heimgesetz untersteht, ist häufig eine Pflegefachkraftquote von 50 % analog der vollstationären Pflege nachzuweisen. Unabhängig davon, ob die Fachkraftquote vorgeschrieben ist oder nicht, ist es aufgrund der gestiegenen fachlichen Anforderungen ratsam, die Fachkraftquote von 50 % einzuhalten. Prinzipiell gilt entsprechend den Rahmenverträgen für die teilstationäre Pflege: es muss immer eine Pflegefachkraft anwesend sein. Zum Pflegefachpersonal gehören Gesundheits- und Krankenpflegerin oder -pfleger oder Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin oder -pfleger nach dem Krankenpflegegesetz oder Altenpflegerin oder -pfleger nach dem Altenpflegegesetz. Bei dem schon seit einigen Jahren andauernden Pflegefachkräftemangel wird es auch zukünftig schwieriger, geeignete Pflegefachkräfte für die Tagespflege zu gewinnen. Bisher hat die Mehrheit der Tagespflegeeinrichtungen nur von Montag bis 88
Freitag geöffnet. Für Mitarbeiter eine attraktive Arbeitszeit. Sobald aber Tagespflegeeinrichtungen die Öffnungszeiten erweitern, wird sich voraussichtlich die personelle Situation verändern. Prinzipiell ist es aufwendig, geeignete Pflegemitarbeitende für die Tagespflege zu finden. In einem sehr kleinen Team ist es schwierig, die täglich anfallenden Aufgaben nur nach der Qualifikation zu verteilen. Alle Mitarbeitenden müssen eigentlich alles können bzw. sie müssen ganzheitlich tätig sein. Wenn z. B. die Hauswirtschaftskraft ausfällt, muss eine andere Mitarbeiterin einspringen und das Essen zubereiten. Das gilt auch für den Bereich Betreuung und die Erbringung von grundpflegerischen Tätigkeiten. Je nach Gästestruktur und entsprechend dem Ta-
Kapitel III – Betriebliche Grundlagen einer Tagespflege
gespflegekonzept stellt sich die Frage: Wo liegt der Schwerpunkt der Tagespflege? Sind überwiegend pflegerische Tätigkeiten erforderlich oder steht die soziale Betreuung und Therapie im Vordergrund? Von der Gästestruktur und der konzeptionellen Ausrichtung ist auch die Qualifikation der Mitarbeiter abhängig. Welche Qualifikation ist für die Tagespflege geeignet? Alle Mitarbeitenden sollten über pflegerische Grundkenntnisse verfügen und mit dem Umgang von demenziell erkrankten Gästen vertraut sein. Des Weiteren müssen alle Mitarbeitende in der Lage sein, sich mit den Gästen zu beschäftigen. D.h. sie sollten über spezielle Fähigkeiten verfügen, wie Musizieren, handwerkliche oder beispielsweise künstlerische Tätigkeiten. Auch wenn es eigentlich selbstverständlich ist, so sollte jeder neue Mitarbeitende eingearbeitet werden und regelmäßige Fortbildungen sind sinnvoll29 .
29 Udo Winter: Tagespflege betreiben; Vincentz Network 2017
Betreuungskräfte Seit 2017 haben nach § 43b SGB XI alle Pflegebedürftigen in stationären Pflegeeinrichtungen und somit auch Tagespflegeeinrichtungen nach Maßgabe der §§ 84 Abs. 8 und 85 Abs. 8 SGB XI Anspruch auf zusätzliche Betreuung und Aktivierung, die über die nach Art und Schwere der Pflegebedürftigkeit notwendige Versorgung hinausgeht. Diese Vorschriften lösen die bisherige, bis Ende 2016 geltende, Regelung des § 87b SGB XI ab. Aufgabe der Betreuungskräfte ist es u. a., in enger Kooperation mit den Pflegekräften bei alltäglichen Aktivitäten, wie Spaziergängen, Gesellschaftsspielen, Lesen, handwerklichen Tätigkeiten usw., zu begleiten und zu unterstützen. Zusätzlich zu dem jeweiligen Personalschlüssel für Pflege und Betreuung müssen Tagespflegeeinrichtungen Betreuungskräfte mit einem Personalschlüssel von 1 : 20 einsetzen. Die Mindestanforderungen einer Betreuungskraft sind entspre-
89
chend § 53c SGB XI in den Richtlinien des GKV-Spitzenverbandes geregelt. Hierbei handelt es sich um zusätzliche Tätigkeiten von nicht ausgebildeten, sondern fortgebildeten Interessierten. Es bleibt der Einrichtung überlassen, ob zusätzliche Betreuungskräfte eingestellt werden oder vorhandene Mitarbeiter der Pflege und/oder Hauswirtschaft eine zusätzliche Qualifikation zur Betreuungskraft erwerben und Betreuungsleistungen erbringen.
Hauswirtschaftskräfte Auch der Stellenschlüssel für Hauswirtschaftskräfte ist in jedem Bundesland anders. So gilt in Mecklenburg-Vorpommern ein Personalschlüssel von 1 : 60. Der durchschnittliche Personalschlüssel für Hauswirtschaftskräfte beträgt 1 : 30. Ist kein Personalschlüssel vorgegeben, sondern nur Personal-Anhaltswerte von z. B. 0,50 VZK, so sollte besonders bei größeren Einrichtungen mit mehr als 18 Plätzen über den Stellenanteil mit den Kostenträgern verhandelt werden.
WICHTIG:
Der vorgegebene Personalschlüssel für Hauswirtschaftskräfte mag für den vollstationären Pflegebereich auskömmlich sein, für die Tagespflege wurde dieser Personalschlüssel an der Praxis vorbei bestimmt. Es ist erst einmal zu klären, welche Aufgaben eine Hauswirtschaftskraft zu tätigen hat. Ist sie für die Zubereitung und Bereitstellung von Speisen und Getränken
6 Personalanforderungen
Hauswirtschaftskräfte sind nicht Bestandteil des Pflegepersonalschlüssels!
zuständig30? Und was bedeutet die Zubereitung von Speisen? Hier muss man unterscheiden, ob in einer Tagespflege das Essen, insbesondere das Mittagessen, angeliefert wird oder ob selber gekocht wird. Dies ist schon bei der Planung zu überlegen. Denn die Verteilung von fertig angelieferten Mahlzeiten ist nicht so arbeitsaufwendig wie das Kochen. Wird in der Tagespflege eigenständig gekocht, sind Fachkenntnisse u. a. im Bereich der Wirtschaftlichkeit, des Qualitätsmanagements und insbesondere der Hygieneanforderungen notwendig. Über diese Fachkompetenz verfügen meistens nur ausgebildete Köchinnen. Es ist auch ein Unterschied, ob für beispielsweise 12 Gäste oder 20 und mehr Gäste gekocht wird. Je größer die Tagespflege, desto höher die Anforderungen hinsichtlich der Zubereitung der Mahlzeiten. In Tagespflegeeinrichtungen mit mehr als 20 Plätzen wird mindestens eine Vollzeitkraft mit der Qualifikation einer Köchin benötigt. Bei Vergütungsverhandlungen ist bei der Stellenbesetzung einer Hauswirt90
schaftskraft auf die erhöhten fachlichen und gesetzlichen Anforderungen hinzuweisen.
Fahrer Tagespflegeeinrichtungen, die über einen eigenen Fahrdienst verfügen, sollten Fahrer als geringfügig Beschäftigte einstellen und entsprechend stundenweise einsetzen. Hierbei handelt es sich oftmals um Frührentner, die sich zusätzlich etwas dazu verdienen möchten. Selbstverständlich sollten sie noch körperlich fit genug sein. Jeder Fahrer muss entsprechend angeleitet werden (z. B. Transferschulung), um auch Kapitel III – Betriebliche Grundlagen einer Tagespflege
mit Rollstuhlfahrern fachgerecht umgehen zu können. Haftungsrechtlich ist es überlegenswert bei der Beförderung von Gästen einen zweiten Fahrer einzusetzen (siehe Kapitel 7 Beförderung). Pro vorhandenem Fahrzeug sollten mindestens zwei Fahrer als geringfügig Beschäftigte eingestellt werden. So ist gewährleistet, dass, wenn ein Fahrer ausfällt, immer Ersatzfahrer vorhanden sind. In größeren Einrichtungen können Fahrer auch zusätzlich als Hausmeister, Kurierfahrer oder Gärtner engagiert werden, so dass sie mindestens als Teilzeitbeschäftigte eingestellt werden können.
Einrichtungs-/Heimleitung In den Bundesländern, in denen die Tagespflege dem Heimgesetz unterliegt, kann es sein, dass ein Heimleiter benannt werden muss. Diese Funktion wird von den Kostenträgern nicht finanziert. Die Finanzierung kann nur über den in vielen Bundesländern akzeptierten Personalschlüssel für Leitung und Verwaltung mit einem
30 Siehe Rahmenverträge Abschnitt 1 Inhalt der Leistungen einschließlich Abgrenzung zu den Leistungen bei Unterkunft und Verpflegung sowie den Zusatzleistungen, § 3 Unterkunft und Verpflegung
Anteil von 1 : 80 (Mecklenburg-Vorpommern) bis zu einem Stellenanteil von 0,30 VZK (Niedersachsen und Schleswig-Holstein) refinanziert werden.
FAZIT Insgesamt lässt sich feststellen, dass die gesetzlichen Anforderungen der einzelnen Bundesländer sich an der Personalbesetzung einer vollstationären Pflegeeinrichtung orientieren und wenig auf die fachlichen Anforderungen in der Tagespflege Rücksicht genommen wurde. Daher macht es Sinn, schon in der Vorplanung den tatsächlichen Personalbedarf zu ermitteln. Das gilt auch für bestehende Tagespflegeeinrichtungen. Ggfs. sollte immer bei Vergütungsverhandlungen über Personalrichtwerte verhandelt werden.
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6 Personalanforderungen
7 Beförderung Zu den Leistungen der Tagespflege gehört lt. PflegeVG § 41 SGB XI und den MuG31 eine notwendige und angemessene Beförderung der Gäste in die Einrichtung und zurück. Die Beförderung kann sowohl durch einen eigenen als auch einen externen Fahrdienst sichergestellt werden. Die gesetzlich vorgeschriebene Sicherstellung der Beförderung der Gäste von der Wohnung in die Einrichtung und zurück entwickelt sich immer mehr zu einem Problem für die Träger. Hierzu gehören zunehmende fachliche und gestiegene gesetzliche Anforderungen an die Fahrer und wirtschaftliche Probleme. Obwohl die Vergütungen für die Fahrtkosten allgemein in den letzten Jahren gestiegen sind, ist in vielen Bundesländern eine wirtschaftliche Beförderung nicht gegeben. 92
Kapitel III – Betriebliche Grundlagen einer Tagespflege
Beispiel Durchschnittliche Vergütungen Fahrtkosten der Bundesländer (Stand Februar 2020) Bundesland
Durchschnittliche Erstattung pro Gast und Fahrt (2015)
BadenWürttemberg
3,00 bis 7,00 €, individuelle 1,50 bis 4,50 € Nach Entfernung; Fahrtkosten gel- Vergütungsverhandlung ten für das gesamte Bundesland
Bayern
Ca. 3,00 bis 6,00 €
1,90 bis 3,51 € pro angefangene km, individuelle Vergütungsverhandlung
NRW
ca. 3,50 bis 9,00 € Nach Entfernung; Individuelle Vergütungsverhandlungen
Bis zu 18,00 €, individuelle Vergütungsverhandlungen
Berlin
ca. 9,00 bis 12,50 €
ca. 9,00 bis 12,50 €
Hessen
ca. 9,00 €
ca. 9,50 bis 12,50 €
Brandenburg
ca. 6,00 €
Durchschnittlich 11,00 €
Sachsen-Anhalt
1,50 €
2,00 €
Sachsen
ca. 4,50 bis 6,00 €
5,00 bis 9,00 €
SchleswigHolstein
ca. 6,80 bis 12,00 €
6,80 bis 12,00 €
Niedersachsen
ca. 4,00 bis 7,50 €
4,00 bis 9,50 €
Bremen
Durchschnittliche Erstattung pro Gast und Fahrt (2020)
ca. 12,00 €
Hamburg
8,00 bis 12,00 €
Saarland
1,00 bis 1,50,
1,00 bis 1,50 €
Thüringen
Im Pflegesatz enthalten
Im Pflegesatz enthalten
MecklenburgVorpommern
Im Pflegesatz enthalten
Im Pflegesatz enthalten
Quelle: Eigene Darstellung des Autors
31 „Maßstäbe und Grundsätze für die Qualität und die Qualitätssicherung sowie für die Entwicklung eines einrichtungsinternen Qualitätsmanagements nach § 113 SGB XI in der teilstationären Pflege (Tagespflege)“(MuG teilstationär).
Je nach Bundesland und Region unterscheiden sich die Fahrtkosten erheblich. Besonders in den Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Saarland und Thüringen ist die Erstattung der Fahrtkosten indiskutabel. Trotz Überarbeitung der Rahmenverträge und der Möglichkeit der individuellen Verhandlungen der Fahrtkosten mit den Kostenträgern reichen auch in Baden-Württemberg die Vereinbarungen nicht für eine wirtschaftliche Sicherstellung der Beförderung.
7.1 Fachliche und gesetzliche Anforderungen an den Fahrdienst Eine häufig gestellte Frage, ob Fahrer für die Beförderung von Gästen der Tagespflege einen Personenbeförderungsschein benötigen, ist definitiv mit einem Ja zu beantworten.
93
Offiziell benötigen alle Fahrer einen Personenbeförderungsschein. Die Beförderung der Tagespflegegäste unterliegt dem Personenbeförderungsgesetz (PBefG), da es sich hierbei um eine entgeltliche Beförderung im Sinne des § 1 Abs. 1 PBefG handelt. Die Voraussetzungen für die Zulassung eines Personenbeförderungsscheins sind gemäß § 13 PBefG: • persönliche Zuverlässigkeit des Antragstellers, • finanzielle Leistungsfähigkeit des Betriebes, • fachliche Eignung des Unternehmers bzw. Fahrdienstleiters. Nähere Regelungen hierzu finden sich in der Berufszugangsverordnung für den Straßenpersonenverkehr (PBZugV). Obwohl es sich hierbei um ein bundesweites Gesetz handelt, wird die Umsetzung der Behörden in den Kommunen sehr unterschiedlich gehandhabt. Die Hürde der Beantragung eines Personenbeförderungsscheins ist nicht allzu hoch. Der Schein sollte schon aus versicherungsrechtlichen Gründen beantragt werden. Vereinzelt kommt es vor, dass Versicherungsgesellschaften einen Personalbeförderungsschein bei den Fahrern voraussetzen. Haftungsrechtliche und fachliche Herausforderung Mit Einführung des PSG II und der Ablösung von Pflegestufen in fünf Pflegegrade kungen die Tagespflege. Der Anteil demenziell Erkrankter und immobiler Pflegebedürftiger nimmt kontinuierlich zu. Der Fahrer bzw. die leitende Pflegefachkraft der Tagespflege hat sich mit den unterschiedlichsten Schwierigkeiten auseinanderzusetzen. Jeder Gast muss entsprechend der gesetzlichen Regelung bis zur Wohnungstür begleitet werden, soweit die Begleitung nicht von Angehörigen durchgeführt wer-
7 Beförderung
besuchen Pflegebedürftige mit sehr unterschiedlichen gesundheitlichen Einschrän-
den kann. Der Fahrdienst wird in der Praxis von einem Fahrer sichergestellt. Bei der Beförderung des Gastes vom Fahrzeug zur Wohnungstür werden die Gäste im Fahrzeug alleine gelassen. In keinem Fall darf ein Gast, der auf Hilfe angewiesen ist, sich selbst überlassen werden (strafbare „Aussetzung“). Das gilt auch, wenn z. B. ein demenziell erkrankter, ständig Betreuungsbedürftiger alleine in der Wohnung zurückgelassen würde. Ein ähnliches Problem besteht, wenn der Fahrer das Fahrzeug verlässt und es befinden sich demenziell Erkrankte im Fahrzeug. Das Fahrzeug darf nicht abgeschlossen werden, allerdings dürften sich die Pflegebedürftigen auch nicht unbeaufsichtigt im Fahrzeug aufhalten. Eigentlich ist die Begleitung eines weiteren Mitarbeiters erforderlich. Der Einsatz eines weiteren Mitarbeiters ist allerdings aus wirtschaftlichen Grünen nur schwer umsetzbar. 94
Daher bieten sich zwei Möglichkeiten an: 1. Es ist immer ein Angehöriger vor Ort anwesend. 2. Bei alleinlebenden Pflegebedürftigen sollte ein Mitarbeiter des ambulanten Pflegedienstes anwesend sein. Des Weiteren ist bei der Aufnahme eines Gastes zu prüfen, ob er überhaupt transportfähig ist. Anforderungen Fahrer
Kapitel III – Betriebliche Grundlagen einer Tagespflege
Die Mitarbeiter, die für den Transport der Gäste zuständig sind, müssen kontinuierlich im Umgang mit pflegebedürftigen teilweise immobilen Gästen geschult werden (Transferschulung). Sinnvolle Schulungsprogramme für Fahrer: • Umgang u. a. mit demenziell erkrankten Gästen, • Umgang mit Angehörigen – Serviceverhalten, • Verhalten in Notfällen (Panne, Unfall), • Regelmäßige Erste-Hilfe-Kurse, • Tourenplanung usw.
FAZIT: Der Fahrdienst ist die Visitenkarte und zugleich Werbeträger der Tagespflege.
Jeder Fahrer sollte eine Stellenbeschreibung erhalten, in der auch seine Aufgaben und Pflichten enthalten sind. (siehe Anlage 6: Beispiel einer Stellenbeschreibung für Fahrer).
Anforderungen Fahrzeuge Für Beförderung der Gäste werden 7-sitzige Busse benötigt. Mindestausstattungsmerkmale: • Motor: Es empfiehlt sich, aufgrund der hohen Kilometerleistung noch ein Dieselantrieb, • Einzelsitze auf Schienen zum verstellen und ggfs. Transport von Rollstühlen, • Schiebetüren, • Klimaautomatik (möglichst vorne und hinten), • abgedunkelte Scheiben (Schutz gegen Sonneneinstrahlung), • ausreichend großer Kofferraum für Rollatoren, • Trittbrett für den Ein- und Ausstieg, • Haltegriffe im Türbereich zum Festhalten beim Ein- und Ausstieg. 95
Tagespflegeeinrichtungen mit einer größeren Platzzahl benötigen zusätzlich ein Fahrzeug für den Behindertentransport. D.h.: Die Fahrzeuge benötigen zusätzlich eine elektrische oder mobile Rampe.
7.2 Fahrdienst wirtschaftlich führen Auch bei der Beförderung gilt, dass es schon in der Planungsphase sinnvoll ist, sich mit dem Fahrdienst auseinander zu setzen. Träger, die schon seit mehreren Jahren eine Tagespflege betreiben, sollten regelmäßig den eigenen Fahrdienst hinterfragen und ggfs. Alternativen überlegen. Eigener Fahrdienst oder externer Anbieter? Bei der Überlegung, die Beförderung eigenständig oder über einen externen Dienstleister anzubieten, hängt die Entscheidung von vielen Faktoren ab: Größe der Einrichtung und Nutzung der Fahrzeuge Für Träger, die über mehrere Tagespflegeeinrichtungen verfügen und darüber hinaus noch z. B. über Seniorenwohnungen/Wohngemeinschaften, eine vollstationäre Pflegeeinrichtung usw., macht es Sinn, einen eigenen Fahrdienst aufzubauen. Die vielfältige Nutzung der Fahrzeuge für andere Einrichtungen führt insgesamt zu einer Erhöhung der Wirtschaftlichkeit. Sinn macht ein eigener Fahrdienst auch, wenn der Träger zusätzliche Dienstleistungen für hilfebedürftige Bürger der Kom-
Anschaffung und Folgekosten Jede Tagespflege benötigt mindestens zwei Fahrzeuge. Größere Einrichtungen mit mehr als 18 Plätzen und bei voller Auslastung der Tagespflege drei oder sogar vier Fahrzeuge. Auch der Standort entscheidet über die Anzahl der Fahrzeuge. Tagespflegeeinrichtungen auf dem Lande haben ein größeres Einzugsgebiet. Allgemein soll-
7 Beförderung
mune anbietet (Fahrdienste für Einkäufe und/oder Arztbesuche).
te der Gast möglichst nicht länger als 30 Minuten pro Fahrstrecke unterwegs sein. Damit alle Gäste möglichst pünktlich zur Öffnungszeit anwesend sind, werden auf dem Land häufig mehrere Fahrzeuge benötigt. Hier stellt sich die Frage: Kauf oder Leasing? Auch sind die Folgekosten zu beachten. Die Wartungskosten und der Nutzungsausfall, wenn ein Fahrzeug ausfällt, müssen bei der Entscheidung berücksichtigt werden. Es muss sich ein Mitarbeiter um die Fahrzeuge kümmern. Je größer die Fahrzeugflotte, desto höher der Verwaltungsaufwand. Ggfs. benötigt der Träger einen „Fuhrparkverwalter“. Zusammenfassung Vor- und Nachteile Externer/Eigener Fahrdienst Externer Dienst Vorteile 96
Eigener Fahrdienst Vorteile
Nachteile
Geringer Verwal- Geringe tungsaufwand Qualitätskontolle
Nachteile
Öffentlichkeitswirksam
Teilweise unkalkulierbare Kosten
Kostenkontrolle
Eigenes Qualitätsmanagement
Hoher Verwaltungsaufwand
Nicht Öffentlichkeitswirksam
Fahrzeuge für andere Leistungen nutzbar Quelle: Eigene Darstellung des Autors
Als Alternative zu einem eigenen Fahrdienst bietet sich die Kooperation mit externen Fahrdiensten an. Externe Fahrdienste können je nach Angebot Behindertentransporte, Busunternehmen oder auch Taxiunternehmen sein. Empfehlenswert ist
Kapitel III – Betriebliche Grundlagen einer Tagespflege
in manchen Regionen, besonders im städtischen Bereich, eine Zusammenarbeit mit Taxiunternehmen. Taxiunternehmen übernehmen Fahrten von Behinderten und Dialysepatienten. Die Fahrer verfügen über genügend Erfahrungen im Umgang mit hilfebedürftigen Menschen. Auch sind die Kosten wesentlich geringer als z. B. bei Kooperationen mit Behindertenfahrdiensten oder Busunternehmen. Entgeltverhandlung Fahrdienst In den Bundesländern, in denen eine individuelle Vergütungsverhandlung für Fahrtkosten möglich ist, sollten in jedem Jahr im Rahmen der Pflegesatzverhandlungen auch die Fahrtkosten neu verhandelt werden. Hierzu sind die allgemeinen Kosten des Fahrdienstes (Personalkosten, Fahrzeugkosten und Rüstzeiten) darzulegen. Das bedeutet auch, dass für jede Tagespflege die detaillierten Kosten transparent sind und von der Buchhaltung jederzeit abrufbar sind!
MERKE: • Die Höhe der Fahrtkosten sollte möglichst jährlich neu verhandelt werden. • Klärung, inwieweit ein Personenbeförderungsschein in der Region erforderlich ist. • Regelmäßige Schulung der Fahrer. • Aus haftungsrechtlichen Gründen sollten immer Angehörige oder Mitarbeiter eines ambulanten Pflegedienstes beim nach Hause kommen und beim Empfang der Gäste in der Tagespflege anwesend sein.
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7 Beförderung
8 Tagespflege wirtschaftlich führen Eine Tagespflege wirtschaftlich zu führen, beschränkt sich nicht nur auf eine erfolgreiche Vergütungsverhandlung und das Erstellen einer kontinuierlichen Wirtschaftlichkeitsberechnung! Um eine Tagespflege wirtschaftlich zu führen, müssen eine Reihe von Punkten berücksichtigt werden. Folgende Faktoren beeinflussen die Wirtschaftlichkeit einer Tagespflege: • Konzept / Dienstleistungen, • bauliche Anforderungen, • Belegungsmanagement, • Leitende Pflegefachkraft, 98
• Öffentlichkeitsarbeit, • Fahrdienst, • Vergütungen. Konzeptionelle Ausrichtung Schon in der Planungsphase müssen unter Berücksichtigung der regionalen Gegebenheiten, der Mitbewerbersituation und der unternehmensstrategischen Ausrichtung die Zielgruppe, das Leistungsangebot und die Platzzahl festgelegt werden. Die Platzzahl hängt nicht nur von der Bedarfssituation ab, sondern auch davon, inwieweit der Träger über einen ambulanten Pflegedienst verfügt. Tagespflegeeinrichtun-
Kapitel III – Betriebliche Grundlagen einer Tagespflege
gen im Verbund mit ambulanten Pflegediensten sind nachweislich schneller besser ausgelastet. In Kooperation mit ambulanten Pflegediensten können bei einer guten Überleitung kontinuierlich Pflegebedürftige für die Tagespflege akquiriert werden. Ist die Tagespflege Bestandteil eines Quartierszentrums, kann die Versorgung pflegebedürftiger Mieter/Bewohner langfristig auch mit Unterstützung von Betreuungsgruppen gesichert werden und zu einer kontinuierlich guten Auslastung der Tagespflege führen. Das setzt voraus, dass den Mietern individuelle Hilfe und Dienstleistungen angeboten werden und die angebotenen Leistungen optimal organisiert werden. Des Weiteren muss im Vorfeld geklärt werden, welche Dienstleistungen mit welcher Öffnungszeit die Tagespflege anbietet. Auch bestehende Tagespflegeeinrichtungen müssen kontinuierlich das Angebot und die Öffnungszeit den Anforderungen und Bedürfnissen der Zielgruppe in der jeweiligen Region anpassen. Nur ein flexibles, breit gefächertes Leistungsangebot gewährleistet mittelfristig eine kontinuierliche zufriedenstellende Auslastung der Tagespflege. Höhere Kosten, die aus konzeptionellen Änderungen, wie z. B. geänderten Öffnungszeiten entstehen, sollten zeitnah bei Pflegesatzverhandlungen geltend gemacht werden. Dazu ist es erforderlich, dass die Leistungs- und Qualitätsmerkma-
le entsprechend § 85 SGB XI (LQM) den Strukturen und Leistungen der Tagespflege angepasst werden. Die LQM sind Bestandteil der vereinbarten und mit den Kostenträgern verhandelten Inhalte und Leistungen einer Tagespflege. Bauliche Anforderungen/Raumangebot Das Raumangebot einer Tagespflege hängt im hohen Maß von der Platzzahl und der konzeptionellen Ausrichtung ab. Das Raumangebot muss besonders seit Einführung des PSG 2 den Anforderungen der unterschiedlichen Nutzergruppen mit unterschiedlichen Pflegegraden entsprechen. Ausreichend Räumlichkeiten sind zwingend erforderlich, um z. B. verschiedene Zielgruppen in der Tagespflege zu pflegen und zu betreuen. Wichtig ist, dass ausreichend Platz vorhanden ist, um unterschiedliche Gruppen anbieten zu können. Nur so ist gewährleistet, dass auch langfristig Gäste mit unterschiedlichen Pflegegraden aufgenommen werden können. Die Tagespflege kann sich durch ein flexibles Raumangebot langfristig den Anforderun-
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gen des Marktes anpassen. Leitende Pflegefachkraft Der Erfolg einer Tagespflege ist maßgeblich von der Kompetenz der Leitungskraft abhängig. Die Aufgaben einer Leitungskraft unterscheiden sich von einer vollstationären bzw. ambulanten Pflegeeinrichtung. Da keine spezielle Ausbildung für Leitungskräfte in Tagespflegeeinrichtungen angeboten wird, können Altenhilfeträger nur auf erfahrene Leitungskräfte aus dem vollstationären oder ambulanten Bereich zurückgreifen. Leitende Pflegefachkräfte müssen in der Tagespflege über vielfältige Kompetenzen in der Personalführung und Beratung ebenso verfügen wie über gesetzliche Kenntnisse und über wirtschaftliches Knowhow. Seit Einführung des PSG II ist es zwingend erforderlich, dass die leitende Pflegefachkraft mehr in die wirtschaftliche Verantwortung eingebunden wird, um über aktuelle wirtschaftliche Daten informiert zu sein und ein entsprechendes Belegungsmanagement vornehmen zu können.
Eine Tagespflege ist nur wirtschaftlich, wenn kontinuierlich eine Auslastung von mindestens 90 % erreicht wird. Es ist davon auszugehen, dass ein Gast durchschnittlich drei Mal wöchentlich die Tagespflege besucht. Mit zunehmender Pflegebedürftigkeit der Gäste steigt zwar die Häufigkeit der Besuche in einer Tagespflege, aber gleichzeitig sinkt auch die Verweildauer in der Tagespflege. Je höher der Pflegegrad, desto wahrscheinlicher, dass die Verweildauer in der Tagespflege sinkt. Die durchschnittliche Verweildauer der Gäste sinkt in den letzten Jahren kontinuierlich. Betrug die Verweildauer vor ca. 10 Jahren bis zu zwei Jahre, ist sie heute auf durchschnittlich acht Monate gesunken. Wird ein hoher Anteil an Gästen des Pflegegrades 4 und 5 aufgenommen, ist es sehr wahrscheinlich, dass bei einer Neubelegung überwiegend Gäste des Pflegegrades 2 aufgenommen werden. Da in
8 Tagespflege wirtschaftlich führen
Belegungsmanagement
der überwiegenden Mehrheit der Bundesländer die Pflegevergütungen der einzelnen Pflegegrade sich erheblich unterscheiden, ist davon auszugehen, dass es häufig zu Umsatzschwankungen kommt. Hinzu kommt, dass bei einer hohen Fluktuation an Gästen kontinuierlich neue Kunden akquiriert werden müssen. Eine Tagespflege mit 20 Plätzen benötigt kontinuierlich durchschnittlich 50 bis 60 Gäste, um eine optimale Auslastung zu erreichen. Neue Gäste müssen über den ambulanten Pflegedienst, zusätzliche Betreuungsgruppen und eine kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit für die Tagespflege gewonnen werden. Es ist von folgendem Zusammenhang auszugehen: je höher der Pflegegrad der Gäste, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass der Personalaufwand steigt. Entsprechend müsste der Personalschlüssel angepasst und die Vergütung erhöht werden. Soweit die Theorie. Da aber oftmals ein pauschaler Personalschlüssel (je nach 100
Bundesland 1 : 5 bis 1 : 3,25) vereinbart wurde, ist ein ausgeglichener Pflegegradmix sinnvoll. Die Personalbesetzung und Belegung nach Pflegegraden muss regelmäßig, wenn möglich monatlich, angepasst werden. Fahrdienst Die Vergütungen für den Fahrdienst sind in den meisten Bundesländern nicht ausreichend. Hohe gesetzliche Anforderungen und die Verantwortung gegenüber den Gästen machen es eigentlich erforderlich, dass der Fahrdienst u. a. mit einer Begleitperson besetzt werden müsste. Allerdings sind die zusätzlichen Kosten hierfür bei
Kapitel III – Betriebliche Grundlagen einer Tagespflege
den in den meisten Bundesländern geringen Vergütungen nicht finanzierbar. Um eine Tagespflege z. B. mit 20 Plätzen optimal auszulasten, werden ca. drei Fahrzeuge benötigt. Zusätzlich ca. sechs geringfügig beschäftigte Fahrer. Nur so ist gewährleistet, dass die Gäste aus allen Richtungen pünktlich zum Frühstück ankommen. Die Fahrzeuge werden meistens nur vormittags und nachmittags benötigt. Den Rest der Zeit stehen die Fahrzeuge. Diese Art von Fahrdienst ist höchst unwirtschaftlich. Um die Kosten für den Fahrdienst zu minimieren, gilt es, dass möglichst wenig Fahrzeuge und Fahrer benötigt werden. Damit nicht alle Gäste zum gleichen Zeitpunkt mit mehren Fahrzeugen abgeholt werden müssen, bietet es sich an, dass verschiedene Gruppen zu unterschiedlichen Zeiten den Tag in der Tagespflege beginnen. Auch ist es überlegenswert, inwieweit die Fahrzeuge für die Erbringung anderer Dienstleistungen des Trägers genutzt werden können. Öffentlichkeitsarbeit Kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit während der Planung und während des Betriebs einer Tagespflege sichert eine kontinuierliche Belegung. Es zeigt sich leider, dass viele Tagespflegeeinrichtungen bei einer guten Auslastung die Öffentlichkeits-
arbeit vernachlässigen. Bei einer zunehmend sinkenden Verweildauer der Gäste ist eine kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit sehr wichtig. Die pflegenden Angehörigen sind die primäre Zielgruppe von Tagespflegeeinrichtungen. Um den Angehörigen einen ersten Einstieg in externe Hilfen zu ermöglichen, ist es notwendig, ihnen möglichst niedrigschwellige und vielseitige Angebote bereitzustellen, wie z. B.: • einen in der Einrichtung durchgeführten Pflegekurs, • Betreuungsgruppen, • Informationsveranstaltung über Entlastungsmöglichkeiten, • themenzentrierte Vorträge. Eine Tagespflege muss sich im Gemeinwesen vernetzen und mit den verschiedensten Initiativen kooperieren. Es bietet sich an, mit Vereinen und Initiativen des bür-
101
gerschaftlichen Engagements zusammenzuarbeiten. Weitere Kooperationspartner sind Pflegeanbieter, wie z. B. ambulante Dienste, Betreute Wohnanlagen, Kurzzeitpflegeeinrichtungen usw. Wichtig ist darüber hinaus die Kontaktaufnahme zu Krankenhaussozialdiensten in Allgemeinkrankenhäusern, Psychiatrischen Kliniken und besonders Fachkliniken für geriatrische Rehabilitation sowie ärztlichen und therapeutischen Praxen. Eine wirkungsvolle und zugleich kostengünstige Werbeform ist die Mund-zu-Mund-Propaganda. Zu einer guten Mund-zu-Mund-Propaganda trägt darüber hinaus die Öffnung der Einrichtung in die Gemeinde/in den Stadtteil bei. So werden möglichst viele Multiplikatoren erreicht, die die Entscheidung der älteren Menschen mit beeinflussen. Dazu eignen sich in der Regel Veranstaltungen wie Sommerfeste, die, z. B. durch musikalische Darbietungen, Grillen und Tombola, auch für eine allgemeine Öffentlichkeit interessant sind. Eine kommunale Beteiligung, z. B. eine Pressekonferenz mit dem Bürgermeister oder eine Ansprache des Sozialdezernenten, wirkt sich sehr günstig auf die Akzeptanz dieser Veranstaltungen aus.
Die Tagespflege muss im Gemeinwesen wahrgenommen werden! Es ist sinnvoll, in den Räumen der Tagespflege Veranstaltungen für die ältere Bevölkerung zu organisieren: Hierzu gehören Informations- und Kulturveranstaltungen über z. B.: • „Hilfe bei Pflegebedürftigkeit“, • „Kriminalität im Alltag und wie man sich davor schützen kann“, • Podiumsdiskussionen über aktuelle sozialpolitische Themen, • Kulturveranstaltungen.
8 Tagespflege wirtschaftlich führen
WICHTIG
Es sollte ein breit gefächertes interessantes Angebot für ältere Bewohner des Stadtteils angeboten werden, das sich nicht nur auf Dianachmittage und Kaffeetrinken beschränkt. Neben den obligatorischen jahreszeitlichen Festen und Veranstaltungen, wie Tage der offenen Tür, können die Räumlichkeiten in den Abendstunden oder am Wochenende an andere Interessierte, wie Selbsthilfegruppen, Vereine aus anderen sozialen Bereichen, vermietet werden. In welcher Weise die Räumlichkeiten genutzt werden, ist nicht ausschlaggebend, wichtig ist nur, dass die Tagespflege bekannt wird und sich somit ihre Akzeptanz erhöht32. Vergütungen / Pflegesatzverhandlungen
Kapitel III – Betriebliche Grundlagen einer Tagespflege
102
Zusammensetzung und Finanzierung der einzelnen Komponenten der Vergütung für Tagespflegeeinrichtungen: Pflegesatz
wird in Höhe der Sachleistungen nach § 41 SGB XI von den Pflegekassen übernommen und mit dem Träger individuell verhandelt.
Fahrtkosten
wird in Höhe der Sachleistungen nach § 41 SGB XI von den Pflegekassen übernommen und mit dem Träger individuell verhandelt.
§ 43b SGB XI – Zusätzliche Betreuung und Aktivierung in stationären Pflegeeinrichtungen (auch für Tagespflegeeinrichtungen)
Pflegebedürftige in stationären wie teilstationären Pflegeeinrichtungen haben einen individuellen Rechtsanspruch auf Maßnahmen der zusätzlichen Betreuung und Aktivierung gegenüber der Pflegekasse. § 43b SGB XI gilt für alle stationären Einrichtungen, also neben den vollstationären Einrichtungen auch für die teilstationären Einrichtungen. Er gilt ebenso für alle Pflegebedürftigen in diesen Einrichtungen, also auch für Pflegebedürftige des Pflegegrades 1. Die Vorschrift zielt im Ergebnis darauf ab, zusätzliches Personal für dieses Betreuungsangebot in den Einrichtungen bereitzustellen. Die Besonderheit der Leistung nach § 43b liegt demnach darin, dass sie von zusätzlichen Betreuungskräften unter vollständiger Finanzierung durch die Pflegeversicherung (SGB V) erbracht wird. Zusätzliche Kostenbelastungen anderer Kostenträger, insbesondere der Sozialhilfeträger, sind ausgeschlossen.
Unterkunft/Verpflegung
ist vom Pflegebedürftigen zu zahlen bzw. bei Anspruchsberechtigten vom hiesigen Sozialhilfeträger. Die Leistungen für Unterkunft und Verpflegung können aus dem Entlastungsbetrag in Höhe von 125 € monatlich beglichen werden.
32 Winter, Udo: Tagespflege betreiben – Neuausrichtung nach PSG 2; Vincentz Network 2017
Zusammensetzung und Finanzierung der einzelnen Komponenten der Vergütung für Tagespflegeeinrichtungen: Investitionskostenanteil
• Allgemein gilt: Lt. § 9 SGB XI sind die Bundesländer für die Vorhaltung einer leistungsfähigen, zahlenmäßig ausreichenden und wirtschaftlichen pflegerischen Versorgungsstruktur verantwortlich. Planung und Förderung werden durch das Landesrecht geregelt. Mit Ausnahme der Bundesländer Niedersachsen und NRW werden keine Tagespflegeeinrichtungen mehr gefördert! Werden die Investitionskosten nicht vom Land gefördert, hat der Gast die Kosten privat zu tragen! • § 82 Absatz 3 SGB XI Betriebsnotwendige Investitionsaufwendungen sind Maßnahmen einschließlich Kapitalkosten zur Herstellung, Anschaffung, Wiederbeschaffung, Instandhaltung der Gebäude und sonstigen Anlagegüter, Mieten und Pachten. • Diese dürfen den Pflegebedürftigen gesondert berechnet werden, wenn die staatliche Förderung diese Aufwendungen nicht vollständig abdeckt. • Die gesonderte Berechnung bedarf der Genehmigung der zuständigen Landesbehörde.
103
Quelle: Eigene Darstellung des Autors
Es sollte jährlich zu Pflegesatzverhandlungen aufgerufen werden. Tarifliche Erhöhungen und/oder gestiegene Sachkosten oder sich verändernde Rahmenbedingungen in der Tagespflege machen es erforderlich, dass die eventuell zusätzlich entstehenden Kosten in den Vergütungen angepasst werden. Die Mehrheit der Tagespflegeeinrichtungen hat eine Vergütungsvereinbarung mit einer Laufzeit von einem Jahr. Sechs Wochen vor Ablauf der Vergütungen sollte ein Antrag auf Pflegesatzverhandlungen gestellt werden. Die Einrichtung hat die prospektiven Gestehungskosten bei Pflegesatzverhandspielsweise anhand der Wirtschaftlichkeitsberechnung oder betriebswirtschaftlichen Auswertung erkennbar sein. Als nicht ausreichend erachtet es das Bundessozialhilfegericht indes, wenn eine erhebliche und nicht durch konkrete Fakten belegte Erhöhung der Personalkosten mit dem durchschnittlichen tariflichen Arbeitgeberaufwand pro Vollzeitstelle begründet wird. Es kann nach § 85 Abs. 3 Satz 3 und 4 SGB XI die Vorlage zusätzlicher Unterlagen verlangt werden. Tagespflegeeinrichtungen, die dem Heimgesetz unterstellt sind, müssen vor der Beantragung von Vergütungsverhandlungen dem Heimfürsprecher die Gelegenheit zur schriftlichen Stellungnahme geben. Diese Stellungnahme muss von den einzelnen Vertragsparteien angemessen berücksichtigt werden.
8 Tagespflege wirtschaftlich führen
lungen plausibel und nachvollziehbar darzulegen. D.h. die Kostenstruktur muss bei-
Um zu einem Ergebnis zu kommen, ist es ausreichend, wenn die Mehrheit der teilnehmenden Kostenträger zu einem Beschluss kommt. Die getroffene Vereinbarung muss nach der Verhandlung schriftlich festgehalten werden. Für die Kalkulation der Vergütungen gelten in jedem Bundesland unterschiedliche Kalkulationsberechnungen. Die Kalkulationsbögen für das betreffende Bundesland sind bei der jeweiligen Landespflegekasse im Internet, telefonisch oder bei den jeweiligen Landesverbänden der Leistungserbringer erhältlich.
MERKE: Pflegesatzverhandlungen sollten prinzipiell in jedem Jahr geführt werden! Um den Überblick über die Kosten zu behalten, ist es vor Beginn der Eröffnung rat104
sam, eine Wirtschaftlichkeitsberechnung zu erstellen. Über die geplanten Ausgaben sollte die leitende Pflegefachkraft informiert sein und ein entsprechendes Budget zur Verfügung gestellt bekommen. Die Wirtschaftlichkeitsberechnung sollte für jedes Betriebsjahr erstellt werden und ggfs. mit den tatsächlichen entstandenen Kosten bei der weiteren Planung angepasst werden.
Beispiel einer vereinfachten Wirtschaftlichkeitsberechnung Belegung in % Belegungstage
Kapitel III – Betriebliche Grundlagen einer Tagespflege
Einnahmen Pflegegrad 1 Pflegegrad 2 Pflegegrad 3 Pflegegrad 4 Pflegegrad 5 Erstattung Fahrtkosten Unterkunft/Verpflegung Erstattung Investitionskosten Gesamteinnahmen Personalausgaben Pflege/Betreuung Verwaltung/Fahrer Sonstige Personalkosten (Fortbildung/ Altersvorsorge) Ausgaben Personalkosten Betriebskosten Miete Nebenkosten (Wasser, Energie usw.)
Jan 30 %
Febr. 35 %
März 65 %
April 70 %
Mai 75 %
Juni 75 %
Beispiel einer vereinfachten Wirtschaftlichkeitsberechnung Belegung in %
Jan 30 %
Febr. 35 %
März 65 %
April 70 %
Mai 75 %
Juni 75 %
Lebensmittel Therapie/Betreuung Pflegebedarf/med. Bedarf Reinigung Steuern/Abgaben/Rechtskosten Sonstiger Wirtschaftsbedarf/Bürokosten Werbung/Anzeigen/Bewirtung Kfz-Kosten Zinsen/Gebühren Abschreibung Immaterielle Güter Abschr. Inventar (GWG/AFA) Ausgaben Betriebskosten
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Gesamtausgaben Saldo Quelle: Eigene Darstellung des Autors
Das Wechselspiel all der genannten Faktoren beeinflusst den wirtschaftlichen Erfolg einer Tagespflege!
8 Tagespflege wirtschaftlich führen
Anlagen Anlage 1: Übersicht Investitionskostenförderung der einzelnen Bundesländer (Stand Januar 2020) Man muss unterscheiden zwischen betriebsnotwendigen Investitionsaufwendungen (Folgekosten) und einmaliger Förderung für den Aufbau bzw. die Instandsetzung von Tagespflegeeinrichtungen.
Kapitel III – Betriebliche Grundlagen einer Tagespflege
106
Bundesland
Art der Förderung
Inhalte
BadenWürttemberg
PauschalInnovativer Aufbau förderung (In- von Tages-, Nacht- und novationspro- Kurzzeitpflege gramm Pflege)
Bayern
Derzeit keine Förderung
Berlin
Pauschalförderung für jeden vorhandenen Platz
Brandenburg
Derzeit keine Förderung
Bremen
Objektförderung
Hamburg
Keine Förderung
Hessen
Keine Förderung
MecklenburgVorpommern
Je nach Haushaltslage Pauschalförderung
Jährlich max. 545 € pro Platz Zuschuss von 2,70 € pro Platz und Tag
§ 7 LPflegeG Landesamt für Gesundheit und Soziales
Niedersachsen
Betriebsnotwendige Investitionsaufwendungen pro belegtem Platz und Tag
Grundlage: 30.700 € für Neubau und 20.500 € bei Modernisierung Berechnung: 85 % Auslastung
PflegeEFördVO Zuständiger Landkreis
Jährlicher Zuschuss von 511 € pro Platz. Bei 5 Öffnungstagen pro Woche entspricht dies 2,34 € pro belegtem Platz
Informationen www.sozialministerium-bw.de
§ 6 LPflegeEG Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, Referat II C
Senatorin für Soziales, Jugend, Frauen, Integration und Sport BremAGPflegeVG
NordrheinWestfalen
Betriebsnotwendige Investitionsaufwendungen pro belegtem Platz und Tag
RheinlandPfalz
Keine Förderung
Saarland
Zuschuss betriebsnotwendiger Investitionsaufwendungen
Sachsen
Keine Förderung
SachsenAnhalt
Keine Förderung
SchleswigHolstein
Zuschuss betriebsnotwendiger Investitionsaufwendungen
Thüringen
Keine Förderung
Alten- und Pflegegesetz NRW, Ausführungsverordnung APG DVO Zuständiger Landkreis
Zuständiger Landkreis
107
Max. 10,23 € pro belegtem Platz und Tag
Zuständiger Landkreis
8 Tagespflege wirtschaftlich führen
Anlage 2: Heimrechtliche Zuständigkeit Bundesland
Landesheimgesetz
gilt für …
gilt nicht für …
BadenWürttemberg
Gesetz für unterstützende Wohnformen, Teilhabe und Pflege (WTPG)
• Vollstationäre Pflegeeinrichtungen; • nicht selbst bestimmte Wohngemeinschaften
• Selbstbestimmte Wohngemeinschaften • Tages- und Nachtpflege • Betreutes Wohnen
Bayern
Pflege- und Wohnqualitätsgesetz (PfleWquG)
• Vollstationäre Pflegeeinrichtungen, • Ambulant betreute Wohngemeinschaft
• Tages- und Nachtpflege • Betreutes Wohnen
Berlin
Wohnteilhabegesetz (WTG)
• Vollstationäre Pflegeeinrichtungen, • Ambulant betreute Wohngemeinschaften • Tages- und Nachtpflege
• Betreutes Wohnen
Brandenburg
Brandenburgisches Pflege- und Betreuungswohngesetz (BbgPBWoG)
• Vollstationäre Pflegeeinrichtungen, • nicht selbstbestimmte ambulante Wohngemeinschaft
• Tages- und Nachtpflege, • Selbstbestimmte ambulante Wohngemeinschaft • Betreutes Wohnen
Bremen
Bremisches Wohn- und Betreuungsgesetz (BremWoBeG)
• Vollstationäre Pflegeeinrichtungen, • Betreutes Wohnen, • Ambulant betreute Wohngemeinschaften • Tages- und Nachtpflege
Kapitel III – Betriebliche Grundlagen einer Tagespflege
108
Hamburg
Hamburgisches Wohnund Betreuungsqualitätsgesetz (HmbWBG)
• Vollstationäre Pflegeeinrichtungen, • Betreutes Wohnen • Ambulant betreute Wohngemeinschaften • Tages- und Nachtpflege
Hessen
Hessisches Gesetz über Betreuungsund Pflegeleistungen (HGBP)
• Vollstationäre Pflegeeinrichtungen, • Ambulant betreute Wohngemeinschaften • Tages- und Nachtpflege
• Betreutes Wohnen
MecklenburgVorpommern
Einrichtungenqualitätsgesetz (EQGM-V)
• Vollstationäre Pflegeeinrichtungen, • Teilweise Tagesund Nachtpflege, • Ambulant betreute Wohngemeinschaften
• Betreutes Wohnen
Niedersachsen
Niedersächsisches Heimgesetz (NHeimG)
• Vollstationäre Pflegeeinrichtungen, • Betreutes Wohnen, • Nicht selbstbestimmte ambulant betreute Wohngemeinschaft, • Tages- und Nachtpflege (nicht Heimmindestbau VO und PersonalVO)
• Selbstbestimmte ambulant betreute Wohngemeinschaft
109
8 Tagespflege wirtschaftlich führen
Kapitel III – Betriebliche Grundlagen einer Tagespflege
110
Nordrhein-Westfalen
Wohn- und Teilhabegesetz (WTG) ist seit 02.10.2014 Art. 2 des GEPA NRW
• Vollstationäre Pflegeeinrichtungen, • Betreutes Wohnen, • Ambulant betreute Wohngemeinschaft, • Tages- und Nachtpflege
Rheinland-Pfalz
Landesgesetz über Wohnformen und Teilhabe (LWTG)
• Vollstationäre Pflegeeinrichtungen, • Ambulant betreute Wohngemeinschaften
• Betreutes Wohnen, • Tages- und Nachtpflege
Saarland
Landesheimgesetz (LHeimGS)
• Vollstationäre Pflegeeinrichtungen, • nicht selbstbestimmte ambulant betreute Wohngemeinschaft
• Betreutes Wohnen, • Tages- und Nachtpflege
Sachsen
Sächsisches Betreuungsund Wohnqualitätsgesetz (SächsBeWoG)
• Vollstationäre Pflegeeinrichtungen, • nicht selbstbestimmte ambulant betreute Wohngemeinschaft
• Betreutes Wohnen, • Selbstbestimmte ambulante Wohngemeinschaft, • Tages- und Nachtpflege
Sachsen-Anhalt
Wohn- und Teilhabegesetz WTG LSA
• Vollstationäre Pflegeeinrichtungen, • nicht selbstbestimmte ambulant betreute Wohngemeinschaft
• Betreutes Wohnen, • Selbstbestimmte ambulant betreute Wohngemeinschaft, • Tages- und Nachtpflege
Schleswig-Holstein
Selbstbestimmungsstärkungsgesetz (SbStG)
• Vollstationäre Pflegeeinrichtungen, • nicht selbstbestimmte ambulant betreute Wohngemeinschaft
• Betreutes Wohnen, • Selbstbestimmte ambulant betreute Wohngemeinschaft, • Tages- und Nachtpflege
Thüringen
Wohn- und Teilhabegesetz ThürWTG
• Vollstationäre Pflegeeinrichtungen, • nicht selbstbestimmte ambulant betreute Wohngemeinschaft
• Betreutes Wohnen • Selbstbestimmte ambulante Wohngemeinschaft, • Tages- und Nachtpflege
Anlage 3: Beispiel Inhaltsverzeichnis Hygienekonzept 1. Personalhygiene 1. Allgemeine Forderungen zur Personalhygiene 2. Händehygiene 3. Bekleidung der Mitarbeiter und Persönliche Schutzausrüstung
111
4. Verletzungsprophylaxe 2. Umgebungshygiene 1. Routinemäßige Reinigungs- und Desinfektionsarbeiten 2. Aufbereitung von und Umgang mit Medizinprodukten 3. Abfallentsorgung 4. Wäscheaufbereitung 5. Umgang mit Trinkwasser 3. Hygiene im Umgang mit Arzneimitteln 1. Umgang mit Arzneimitteln 4. Hygienemanagement Küche 1. Allgemeine Anforderungen 2. Organisation 3. Reinigung und Abfallentsorgung 5. Hygiene bei medizinisch-pflegerischen Maßnahmen 1. Grundpflege 3. Verbandswechsel 4. Stomata 5. Harndrainagen 6. Enterale Ernährung 7. Tracheostomata und Trachealkanülen 6. Infektionsintervention 1. Regelung der Meldepflicht 2. Hygienemaßnahmen bei MRSA 3. Maßnahmen bei viralen Gastroenteritiden 4. Maßnahmen bei Salmonellosen
8 Tagespflege wirtschaftlich führen
2. Injektionen und Infusionen
7. Verschiedenes 1. Hygieneorganisation (Beauftragte, Ansprechpartner und Gesundheitsämter) 2. Hygieneplan 3. Hausinterne Begehung und Schulungen 8. Anhang (Meldeformular für meldepflichtige Krankheiten nach IfSG, Durchführung der Händedesinfektion – als Aushang -, Reinigungs- und Desinfektionsplan – als Aushang, RKI-Richtlinien
Anlage 4: Auszug aus der Verordnung über Arbeitsstätten (Arbeitsstättenverordnung ArbStättV) „§ 6 Arbeitsräume, Sanitärräume, Pausen- und Bereitschaftsräume, Erste-HilfeRäume, 112
Unterkünfte (1) Der Arbeitgeber hat solche Arbeitsräume bereitzustellen, die eine ausreichende Grundfläche und Höhe sowie einen ausreichenden Luftraum aufweisen. (2) Der Arbeitgeber hat Toilettenräume bereitzustellen. Wenn es die Art der Tätigkeit oder gesundheitliche Gründe erfordern, sind Waschräume vorzusehen. Geeignete Umkleideräume sind zur Verfügung zu stellen, wenn die Beschäftigten bei ihrer Tätigkeit besondere Arbeitskleidung tragen müssen und es ihnen nicht zuzumuten ist, sich in einem anderen Raum umzukleiden. Umkleide-, Wasch- und Toilettenräume sind für Männer und Frauen getrennt einzurichten oder es ist eine getrennte Nutzung zu ermöglichen. Bei Arbeiten im Freien und auf Baustellen mit we-
Kapitel III – Betriebliche Grundlagen einer Tagespflege
nigen Beschäftigten sind Waschgelegenheiten und abschließbare Toiletten ausreichend. (3) Bei mehr als zehn Beschäftigten, oder wenn Sicherheits- oder Gesundheitsgründe dies erfordern, ist den Beschäftigten ein Pausenraum oder ein entsprechender Pausenbereich zur Verfügung zu stellen. Dies gilt nicht, wenn die Beschäftigten in Büroräumen oder vergleichbaren Arbeitsräumen beschäftigt sind und dort gleichwertige Voraussetzungen für eine Erholung während der Pause gegeben sind. Fallen in die Arbeitszeit regelmäßig und häufig Arbeitsbereitschaftszeiten oder Arbeitsunterbrechungen und sind keine Pausenräume vorhanden, so sind für die Beschäftigten Räume für Bereitschaftszeiten einzurichten. Schwangere Frauen und stillende Mütter müssen sich während der Pausen und, soweit es erforderlich ist, auch während der Arbeitszeit unter geeigneten Bedingungen hinlegen und ausruhen können. (4) Erste-Hilfe-Räume oder vergleichbare Einrichtungen müssen entsprechend der Unfallgefahren oder der Anzahl der Beschäftigten, der Art der ausgeübten Tätigkeiten sowie der räumlichen Größe der Betriebe vorhanden sein. (5) Für Beschäftigte hat der Arbeitgeber Unterkünfte bereitzustellen, wenn Sicherheits- oder Gesundheitsgründe, insbesondere wegen der Art der ausgeübten Tätigkeit oder der Anzahl der im Betrieb beschäftigten Personen, und die Abgele-
genheit des Arbeitsplatzes dies erfordern und ein anderweitiger Ausgleich vom Arbeitgeber nicht geschaffen ist. (6) Für Sanitärräume, Pausen- und Bereitschaftsräume, Erste-Hilfe-Räume und Unterkünfte nach den Absätzen 2 bis 5 gilt Absatz 1 entsprechend.“
Anlage 5 Landesrechtliche bauliche Mindestanforderungen Tagespflege Bremen Zusammenfassung aus: Der Altenplan der Stadtgemeinde Bremen Februar 200733 (Seite 192/193) Anforderungen an die Träger von Tagespflegeeinrichtungen: • Flure, Treppen und Zugänge sollten barrierefrei sein. •
113
Flure und Treppen an beiden Seiten mit festen Handläufen.
• Bei mehr als einer Geschosshöhe muss ein Aufzug vorhanden sein. • Behindertengerechte Erschließung (DIN 18025 Teil 1). • Ausstattung der Ruheräume und Sanitärräume mit einer Rufanlage. • Zugänglichkeit der Sanitärräume von außen muss gewährleistet sein. • Sanitäre Anlagen: Ausstattung mit Badewanne oder bodengleicher Dusche. • Behindertengerechtes WC. • Tagespflegeeinrichtungen mit nur körperlich gering beeinträchtigen älteren Menschen müssen nur mit Ruhesesseln ausgestattet sein. • Beleuchteter Eingangsbereich und stufenlose Begehung im Eingangsbereich. Bayern Anlage 3 „Grundsatzpapier zum Raumprogramm mit Berechnungsmodell“ zum Rahmenvertrag für die teilstationäre Pflege in Bayern nach § 75 SGB XI Im Rahmenvertrag zur teilstationären Pflege werden auch die organisatorischen vertrag sieht zu den räumlichen Voraussetzungen folgende Regelungen vor: § 14 Organisatorische und räumliche Voraussetzungen (1) Es sind die Maßstäbe und Grundsätze zur Sicherung und Weiterentwicklung der Pflegequalität gemäß § 113 SGB XI in der jeweils gültigen Fassung hinsichtlich der räumlichen Voraussetzungen anzuwenden. Solitäre teilstationäre Pflegeeinrichtungen erbringen teilstationäre Pflegeleistungen in dafür geeigneten Räumlichkeiten mit ausreichender Größe, wobei pro solitärem teilstationären Pflegeplatz in der Regel bis 12 Plätze 16 m² je Platz als Gesamtfläche und für jeden weiteren Platz zusätzlich je 4 m2 Betreuungsfläche (insbesondere Aufent-
33 www.soziales.bremen.de/altenplan
8 Tagespflege wirtschaftlich führen
und räumlichen Voraussetzungen der solitären Tagespflege geregelt. Der Rahmen-
halts-, Ruhe- und Therapieräume sowie die Therapieküche) gemäß dem Grundsatzpapier zum Raumprogramm mit Berechnungsmodell (Anlage 3) anzusetzen sind. Abweichungen bei der Fläche sind aufgrund baulicher oder organisatorischer Gegebenheiten möglich, sofern dadurch die Qualität der Pflege und die Wirtschaftlichkeit nicht beeinträchtigt werden. [...] Die Rahmenvertragsparteien sind sich darin einig, dass diese Regelung für eine qualitative Verbesserung für die Gäste einer Tagespflegeeinrichtung sorgt, da die Einrichtung ab dem 13. Gast verpflichtend eine weitere Betreuungsfläche von 4 m² vorhalten muss. Dadurch werden dem Ziel und dem Schwerpunkt der teilstationären Pflege, die Aktivierung und Betreuung für pflegebedürftige Menschen, mehr Raum geschaffen. Durch eine nähere Definition der Gesamtfläche (Betreuungs- und Funktionsflä114
chen) sollen Missverständnisse in der Auslegung für die Zukunft ausgeräumt werden. Mit dieser Regelung werden die KDA-Empfehlungen weiterentwickelt. Durch den Klammereinschub wird zudem einer Konkretisierung dieser Flächen vorgenommen. Dabei sind insbesondere folgende Bereiche gemeint: • Betreuungsflächen (z. B. Aufenthalts-, Ruhe- und Therapieräume sowie die Therapieküche, Verkehrsflächen: je nach konzeptioneller Ausrichtung, z. B. Gang/Bewegungsflächen). • Funktionsflächen (Eingangsbereich mit Garderobe, Vorratsraum, Badezimmer, – Hauswirtschaftsraum bzw. Lagerraum, Büro-/Besprechungsraum und Toilet-
Kapitel III – Betriebliche Grundlagen einer Tagespflege
ten, – Teeküche für Mitarbeiter, Verkehrsflächen: je nach konzeptioneller Ausrichtung, z. B. Gang/Bewegungsflächen • Konkret bedeutet dies, dass für eine Tagespflegeeinrichtung mit 12 oder mehr Plätzen regelhaft eine Mindestfläche von 192 qm (12 x 16 qm) vorhanden sein muss. • Auf diese ermittelten Flächen sind je zusätzlichem Platz mindestens 4 qm an Betreuungsfläche aufzuschlagen. • Es ist festzuhalten, welcher Anteil auf die Betreuungsfläche und auf die Funktionsflächen entfällt. • Die Funktionsfläche ist angemessen an die Anzahl an Pflegebedürftigen anzupassen. Eine feste zusätzliche Quadratmeteranzahl scheint hier – aufgrund des nicht linearen Wachstums dieser Flächen – nicht zielführend. Eine leichte Berechnung der maximalen Platzzahl ist damit anhand zweier Kennziffern möglich, der Gesamtfläche und der Fläche, die für Betreuung vorgehalten wird. Im Rahmenvertrag wird diese Betreuungsfläche bereits erläutert („insbesondere Aufenthalts-, Ruhe- und Therapieräume sowie die Therapieküche“), dem eben-
falls angefügten Beiblatt „Beispiele_Zuordnung_Räume“ können weitere Beispiele entnommen werden. Die Berechnung erfolgt in vier leicht nachvollziehbaren Schritten, die mit diesem Excel-Tool abgebildet werden können. • Die Trägerin/der Träger der Einrichtung kennt die Gesamtfläche sowie die Flächen, die sie/er für Betreuung vorhält. • Die Gesamtfläche wird im nächsten Schritt einfach prozentual aufgeteilt. (Für jede einzelne Einrichtung werden sich aufgrund ihrer Begebenheiten individuelle Werte ergeben.) • Die „Mehr“-m2 der Einrichtung werden ermittelt. (--> Gesamtfläche der Einrichtung ./. 192 m2) (Basis bildet zunächst (nach KDA-Empfehlungen) die 12-er Tagespflege mit 192 m2.) • Diese „Mehr“ – m2 werden einfach nach obig ermitteltem Verhältnis aufgeteilt. • Die damit ermittelten zusätzlichen m2 ergeben mit der Maßgabe der 4 m2 Be-
115
treuungsfläche/Tagespflegegast die maximal mögliche Platzzahl. Anlage 3 „Grundsatzpapier zum Raumprogramm mit Berechnungsmodell“ zum Rahmenvertrag für die teilstationäre Pflege in Bayern nach § 75 SGB XI Zuordnung der Räumlichkeiten in der teilstationären Pflege in Bayern Betreuungsfläche Folgende Flächen können als Betreuungsflächen insbesondere berücksichtigt werden. Zum Beispiel: • Aufenthaltsraum • Ruheraum • Therapieräume je nach konzeptioneller Ausrichtung • Wintergarten warm • Verkehrsflächen je nach konzeptioneller Ausrichtung, z. B. Gang/ Flur/ Bewe• (Aktivierungsfläche, Rundgang …) Funktionsfläche Folgende Flächen können als Funktionsflächen insbesondere berücksichtigt werden: Zum Beispiel: • Eingangsbereich mit Garderobe • Badezimmer/Duschbad • Toiletten • Besprechungsraum • Büroraum
8 Tagespflege wirtschaftlich führen
gungsflächen
• Hauswirtschaftsraum • Vorratsraum • Lagerraum • Teeküche für Mitarbeiter • reiner/unreiner Raum • Technikraum • Verkehrsflächen: je nach konzeptioneller Ausrichtung, z. B. Gang/ Bewegungsflächen. Gesamtfläche = Betreuungsfläche + Funktionsfläche Berlin Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales 116
Planungsgrundlagen für Baumaßnahmen in geförderten stationären und teilstationären Einrichtungen der Altenhilfe Zusammenfassung:
Kapitel III – Betriebliche Grundlagen einer Tagespflege
12 Plätze
15 Plätze
Funktion
Anzahl qm
Gesamt
Anzahl qm
Gesamt
Aufenthaltsraum/Wohnraum
1
28
28
1
35
35
Aufenthalt/Speiseraum
1
29
29
1
36
36
Therapie/Untersuchungsraum (auch Einzel-Ruheraum) Anmerkung: Bei 15 Plätzen zwei Ruheräume mit je zwei Betten
1
12
12
2
18
36
Ruheraum – nutzbar für 6 Personen bei 12 Gästen nutzbar für 8 Personen bei 15 Gästen
1
18
18
1
22
22
Küche – incl. Nebenräume (abhängig von der Zubereitungsart)
1
22
22
1
24
24
Toilette – behindertengerecht Aufteilung geschlechtsspezifisch
2
5
10
2
5
10
Bad Badewanne oder bodengleiche Dusche Behindertengerechtes WC
1
16
16
1
16
16
Abstellraum/Garderobe
1
6
6
1
8
8
Putzraum/Schmutzwäsche
1
6
6
1
8
Zwischensumme
Ca.119
Zwischensumme Lager/Wäsche Zwischensumme
Ca.163
Ca. 28 1
4
4 Ca. 4
8 Ca. 32
1
4
4 Ca. 4
12 Plätze
15 Plätze
Dienstraum/Personalaufenthalt
1
14
14
1
16
16
Toiletten-Personal
1
2
2
1
2
2
Zwischensumme
Ca. 16
Ca.18
Gesamtfläche
Ca. 167
Ca 217
Hamburg Verordnung über bauliche Anforderungen an Wohn- und Betreuungsformen (Wohn- und Betreuungsbauverordnung – WBBauVO) vom 14. Februar 2012 Auszug: Unterabschnitt 1 Einrichtungen der Tagespflege § 10 Allgemeine Anforderung
117
(1) Einrichtungen der Tagespflege müssen mindestens folgende Bereiche aufweisen: 1. Eingangsbereich, 2. Gemeinschaftsbereich, 3. Badezimmer, 4. Dienstleistungs- und Funktionsbereich. (2) Die Nutzfläche der Bereiche im Sinne von Absatz 1 Nummern 1 bis 3 muss je Nutzerin oder Nutzer insgesamt mindestens 16 m² betragen.
(4) Einrichtungen, die insbesondere auch dem Zweck dienen, Menschen mit demenzbedingten Fähigkeitsstörungen aufzunehmen, haben zusätzlich die Anforderungen nach § 5 Absatz 1 Satz 2 Nummern 3 und 4, § 7 Absätze 7 und 8 sowie § 8 Absatz 3 zu erfüllen. (5) Einrichtungen im Untergeschoss oder in Kellergeschossen sind unzulässig. § 11 Gemeinschaftsbereiche (1) Den Nutzerinnen und Nutzern müssen als Gemeinschaftsbereich mindestens eine Wohnküche mit einem Wohn- und Essbereich, ein Wohnzimmer, ein Ruheraum und ein Außenbereich zur Verfügung stehen. Der Gemeinschaftsbereich muss den gemeinsamen Aufenthalt aller Nutzerinnen und Nutzer ermöglichen,
8 Tagespflege wirtschaftlich führen
(3) Die Räume der Einrichtung sind den Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer entsprechend wohnlich zu gestalten. Anordnung, Größe und Ausstattung der Räume müssen geeignet sein, um auch Nutzerinnen und Nutzer mit Mobilitätseinschränkungen und hoher Pflegedürftigkeit zu betreuen, eine Selbstgefährdung auszuschließen, die Selbständigkeit und Mobilität der Nutzerinnen und Nutzer durch geeignete Hilfen wie zum Beispiel Handläufe zu fördern und zu erhalten sowie Entspannung und Geselligkeit zu ermöglichen. Zur Aufbewahrung persönlicher Gegenstände sind für die Nutzerinnen und Nutzer jeweils abschließbare Garderobenschränke vorzuhalten.
ihrem Bedürfnis nach Rückzug und Ruhe angemessen Rechnung tragen und für sie überschaubar gestaltet sein. (2) Die Wohnküche muss räumlich mit dem Wohn- und Essbereich verbunden sein. Die Wohnküche muss den Nutzerinnen und Nutzern die Teilnahme an hauswirtschaftlichen Aktivitäten ermöglichen. (3) Die Anzahl und Nutzfläche der Räume im Gemeinschaftsbereich muss in einem angemessenen Verhältnis zur Anzahl der Nutzerinnen und Nutzer stehen. Die Räume können mehrere Funktionen haben. (4) Für den Außenbereich gilt § 7 Absatz 4 entsprechend. (5) Im Gemeinschaftsbereich ist durch eine entsprechende Fensterhöhe sicherzustellen, dass für die Nutzerinnen und Nutzer ein unbeeinträchtigter Ausblick im Sitzen möglich ist. 118
§ 12 Toilettenräume und Badezimmer (1) Die Einrichtung soll für jeweils bis zu fünf Nutzerinnen und Nutzer einen Toilettenraum haben. Jeweils ein Toilettenraum je Geschoss ist rollstuhlgerecht zu gestalten. (2) Die Anforderungen nach § 8 Absatz 8 gelten entsprechend. § 13 Dienstleistungs- und Funktionsräume
Kapitel III – Betriebliche Grundlagen einer Tagespflege
Die Einrichtung muss als Dienstleistungs- und Funktionsräume mindestens einen Hauswirtschaftsraum, einen Ausgussraum zur Entsorgung von Schmutzwasser mit einem Ausgussbecken, einen Büro- und Besprechungsraum und einen Abstellraum haben. §14 Notruf Das Badezimmer und die Toilettenräume für Nutzerinnen und Nutzer sind mit einer hausinternen Notrufanlage zu versehen. Mecklenburg-Vorpommern Verordnung über bauliche Mindestanforderungen für Einrichtungen (Einrichtungenmindestbauverordnung – EMindBauVO M-V) Vom 10. November 2010 § 12 Einrichtungen der Tages- und Nachtpflege (1) In Einrichtungen der Tages- und Nachtpflege (teilstationäre Einrichtungen) sollen folgende Räumlichkeiten vorgehalten werden: 1. Wohn- oder Aufenthaltsraum mit möglichst abtrennbarer Ruhezone zum Aufstellen von Liegemöglichkeiten, 2. Gymnastik- oder Therapieraum, 3. Ruheraum mit Liegemöglichkeiten für circa ein Drittel der Nutzer, 4. Küche, die gleichzeitig als Therapieküche genutzt werden kann, 5. Bad mit einer von drei Seiten begehbaren Wanne oder einer begehbaren Dusche,
6. WC-Bereich mit mindestens einem behindertengerechten WC, 7. Garderobe mit abschließbaren Schränken, 8. Abstellfläche für Rollstühle, 9. Personaldienstraum, 10. Abstellraum, 11. Putzmittelraum, 12. Personal-WC. (2) Anzahl und Größe der erforderlichen Funktions- und Zubehörräume orientieren sich an den Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer und dem Konzept der teilstationären Einrichtung. (3) Die Fläche der in Absatz 1 Nummer 1 bis 5 aufgeführten Räume sollte eine Nettogrundfläche von zehn Quadratmetern pro Nutzer nicht unterschreiten. 119
Nordrhein-Westfalen Rahmenvertrag nach § 75 SGB XI teilstationäre Pflege Anlage 2) zu § 28 Räumliche Ausstattung Raumprogrammempfehlung Tagespflege für 12 Plätze Laut § 3 Abs. 2 Satz 2 der Verordnung über die gesonderte Berechnung nicht geförderter Investitionsaufwendungen für Pflegeeinrichtungen nach dem Landespflegegesetz (GesBerVO) vom 15.10.2003 in Verbindung mit Satz 3 der Allgemeinen Förderpflegeverordnung (AllgFörderPflegeVO) sind in der Regel pro Tagespflegeplatz 18 qm zu kalkulieren. Für bereits gemäß § 72 SGB XI zugelassene Tagespflegeeinrichtungen besteht Bestandsschutz. Einrichtungsgröße: In der Regel 12 Plätze pro Gruppe Tagespflegeeinrichtungen, die sich in räumlicher Anbindung zu einer sozialen oder/und pflegerischen Einrichtung befinden, müssen mindestens die in der folgenden Auflistung mit * gekennzeichneten Räume vorhalten. ten Räume vorzuhalten. Dienstraum
Ca. 20 qm
Pausenraum
Siehe § 29 Arbeitsstättenverordnung
Wohnen/ Aufenthaltsraum*
Ca. 40 qm
Nach Möglichkeit in Verbindung mit dem Küchenbereich
Küche*
Ca. 20 qm
Große Küche, in der gemeinsam mit den Tagesgästen gekocht werden kann
Therapie/Gruppenraum*
Ca. 30 qm
8 Tagespflege wirtschaftlich führen
Alle übrigen Tagespflegeeinrichtungen haben sämtliche nachfolgend aufgeführ-
120
Dienstraum
Ca. 20 qm
Ruheraum*
Ca. 16 qm
Ausgestattet mit Ruhemöglichkeiten
Pflegebad*
Ca. 16 qm
Ausgestattet mit freistehender unterfahrbarer Wanne oder bodengleicher Dusche, WC und unterfahrbarem Waschbecken
Abstellraum
Ca. 10 qm
Putzmittelraum
Ca. 6 qm
Ausgussbecken und Stellfläche für den Putzwagen
Eingangsbereich Ca. 50 qm Garderobe mit Abstellfläche für Rollstühle
Ausgestattet mit abschließbaren Schränken für Wertsachen der Tagesgäste
WC-Anlage*
Ca. 8 qm
Behindertengerecht ausgestattet mit mind. einem rollstuhlgerechen WC
Mitarbeiter-WC im Vorraum
Ca. 6 qm
s. § 37 Arbeitsstätten VO
Zur Rufanlage regelt § 7 Heimmindestbauverordnung (HeimMindBauV): Räume, in denen Pflegebedürftige untergebracht sind, müssen mit einer Rufanlage ausgestattet sein, die von jedem Bett aus bedient werden kann.“ Entsprechend dem noch nicht fertiggestellten Raumprogramm der Pflegekassen müssen alle Tagespflegeeinrichtungen rollstuhlgerecht sein!
Kapitel III – Betriebliche Grundlagen einer Tagespflege
Thüringen Gemeinsame Empfehlung der Landesverbände der Pflegekassen in Thüringen und des Thüringer Ministeriums für Soziales und Gesundheit zu den Anforderungen an eine Einrichtung der Tagespflege vom 19.10.1998 Zusammenfassung: (…) In der Regel sollen Tagespflegeeinrichtungen eine Kapazität von 15 Tagespflegeplätzen nicht überschreiten. Raumprogramm Tagespflege für pflegebedürftige ältere Menschen (12 Gäste) in Thüringen • DIN 18025 Teil I, für Größe und Ausstattung der barrierefreien Toiletten. • DIN 18024 Teil I und II, bauliche Maßnahmen für Behinderte und alte Menschen im öffentlichen Bereich • DIN 18022, Küchen, Bäder und WCs im Wohnungsbau. Unabhängig davon sind die Anforderungen des Gesundheitsamtes, des Gewerbeaufsichtsamtes, des Bauamtes sowie des Brandschutzes zu erfüllen.
Anzahl
Funktion
Größe in qm
Anmerkung
1
Eingangsbereich
Ca. 20 qm
Garderobe mit Abstellfläche für Rollstühle. Ausreichend bemessener Bewegungsraum zum An- und Auskleiden, verschließbare Schränke
1
Wohn- und Aufenthaltsbereich
Ca. 40 qm
Nach Möglichkeit in Verbindung mit dem Küchenbereich • Ausreichend bemessen und altersgerechte Sitzmöglichkeiten (Tische und Stühle) • Schränke • Angebot von Spielen, Büchern, Zeitschriften, Musikanlage
1
Ca. 35 qm
Ausreichend bemessene und altersgerechte Sitzmöglichkeiten, Angebot von geeignetem Bastel- und Therapiematerial
2
Ruheräume
Ca. 20 qm Ca. 20 qm
Ausgestattet mit Ruhemöglichkeiten (Liege- und Schlafsessel), zweiter Raum ggf. mit zwei Betten. Ein Ruheraum kann auch variabel mit dem Beschäftigungsund Therapieraum verbunden werden
1
Küche
Ca. 20 qm
Große Küche, in der gemeinsam mit den Tagesgästen Essen zubereitet werden kann, normale Küchenausstattung
1
Dienstraum/ Schwesternzimmer
Ca. 12 qm
Ggf. Nutzung für Einzelgespräche mit Angehörigen, verschließbare Schränke für Medikamente
1
Pflegebad
Ca. 14 qm
Bodengleiche Dusche mit behindertengerechtem WC und unterfahrbarem Waschbecken
3
WC
Je ca. 4 qm (insgesamt 12qm)
Klärung, ob behindertengerechtes WC im Pflegebad untergebracht werden kann!
3
Abstellräume Putzmittelraum mit Ausguss
Je ca. 4 qm (insgesamt ca. 12 qm)
Abstellräume für Wäsche, Lebensmittel und Hilfsmittel, Putzmittel, Ausgussbecken
1
Pausenraum
Ca. 10 qm
Entsprechend Arbeitsstätten-VO
Gesamtfläche
Ca. 220 qm
Nettogrundfläche pro Platz sollte 18 Quadratmeter nicht unterschreiten!
121
8 Tagespflege wirtschaftlich führen
Therapie-/ Gruppenraum
Anlage 6: Beispiel Stellenbeschreibung (Fahrer für Tagespflegeeinrichtungen) BEZEICHNUNG DER PFLEGEEINRICHTUNG (Name des Trägers) STELLENBEZEICHNUNG Stelleninhaber: Bezeichnung der Stelle: Fahrer für Tagespflegeeinrichtungen Arbeitszeit: bis zu max. … Std./Monat ERFORDERLICHE QUALIFIKATION • Falls gesetzlich vorgeschrieben, Nachweis eines gültigen Personenbeförderungsscheins, • gültige Fahrerlaubnis mind. Klasse B, 122
• Erfahrung im Umgang mit Fahrzeugen, • Erste-Hilfe-Bescheinigung. ZUORDNUNG DER STELLE Vorgesetzter: Fachbereichsleitung Pflege, Pflegedienstleitung sowie Fuhrparkverwalter Unterstellte Mitarbeiter: Stelleninhaber wird vertreten durch: weiteren Fahrer PERSÖNLICHE QUALIFIKATION
Kapitel III – Betriebliche Grundlagen einer Tagespflege
• Einwandfreies Führungszeugnis, • Organisationsfähigkeit, • Ausgeglichenheit, Ausdauer, Freundlichkeit, Initiative und Einsatzbereitschaft, • eigene Kritikfähigkeit und Selbstreflexion, • Fähigkeit der Wertschätzung bei der Kommunikation und Kooperation mit Gästen, Angehörigen, Mitarbeiterinnen und Vorgesetzten. ZIELE DER STELLE Die Ziele der Stelle sind: Durchführung des Fahrdienstes von Gästen der Tagespflege und Materialtransporten. Orientiertes Arbeiten nach dem Leitbild der Tagespflege und Einhaltung der entsprechenden Standards gemäß dem einrichtungsinternen Qualitätsmanagementsystem. Allgemeine Pflichten Der Mitarbeiter hat bei der Ausübung der folgenden genannten Aufgaben die Interessen des Arbeitgebers nach innen und nach außen zu vertreten. Der Stelleninhaber ist verpflichtet, den dienstlichen Anordnungen der Pflegedienstleitung der Tagespflege nachzukommen (u. a. Tourenplanung, Einsatzorte und Arbeitszeiten). Er hat die gel-
tenden Gesetze, Verordnungen und sonstigen allgemeinen Regelungen zu beachten. Dies gilt insbesondere für die Bestimmungen des Datenschutzes, der Schweigepflicht und der Gesundheit der Kunden. Der Mitarbeiter ist verpflichtet, Anordnungen, deren Ausführung den Strafgesetzen zuwiderlaufen, nicht zu befolgen. AUFGABEN Mitarbeiterbezogene Aufgaben • Führen eines Fahrtenbuches, • Stundennachweis (Abgabe des Stundennachweises an die Pflegedienstleitung der Tagespflege einmal wöchentlich), • Erhebung von Fahrberichtsdaten, • bei Bedarf Teilnahme an Aus- und Weiterbildungsveranstaltungen, • Berichterstattung an die Pflegedienstleitung über besondere Vorkommnisse. 123
Organisationsbezogene und gästebezogene Aufgaben Im Auftrag der Pflegedienstleitung sind folgende Aufgaben durchzuführen: • Durchführung von Fahrdiensten, • Funktionsüberprüfung des KFZs auf technischen Zustand (Kraftstoff, Öl, Wasser, Luft), • Reinigung des KFZs und der gesamten Ausrüstung (mindestens einmal monatlich), • bei Schadensmeldungen unverzügliche Information an die Pflegedienstleitung, • regelmäßige persönliche Abklärung von Informationen über den Gast und Fahrrouten mit der Pflegedienstleitung der Tagespflege oder deren Stellvertretung, • Kontrolle der fahrzeugspezifischen Ausrüstung auf Vollständigkeit und Funktion, • sichere und angemessene Fahrweise unter Berücksichtigung des Zustandes des Fahrgastes und der Straßen- und Verkehrsverhältnisse. Weitere Aufgaben hat der Mitarbeiter auf Weisung des Vorgesetzten zu übernehhang stehen. VERANTWORTUNG UND BEFUGNISSE Der Stelleninhaber ist berechtigt, Berichtigungsmaßnahmen zur Abstellung von Schwachstellen in seinem Aufgabenbereich, sofern festgelegte Qualitätsforderungen betroffen sind, in Abstimmung mit der Pflegedienstleitung, einzuleiten. Verbesserungsmöglichkeiten sollen anhaltend gesucht und für die Qualitätsbeauftragten zur Entscheidungsvorlage aufbereitet werden.
Ort, Datum
Unterschrift Stelleninhaber
Unterschrift Arbeitgeber
Erstellt am ….
Überarbeitet am …
8 Tagespflege wirtschaftlich führen
men, soweit die Tätigkeiten mit den Aufgaben der Fahrertätigkeit in Zusammen-
Quellenverzeichnis Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration: Politik für ältere Menschen mit Behinderung; 2014. Bundesministerium für Arbeit und Soziales: Arbeitsstättenverordnung – Vorbemerkung – Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Erster Bericht des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend über die Situation der Heime und der Betreuung der Bewohnerinnen und Bewohner; 15.08.2006. 124
Kelle Marco, Winter Udo: Q6 – das ambulante Quartiershaus, Wohnen und Pflege neu vernetzen; Vincentz Network Hannover 2020 Maßstäbe und Grundsätze für die Qualität und die Qualitätssicherung sowie für die Entwicklung eines einrichtungsinternen Qualitätsmanagements nach § 113 SGB XI in der teilstationären Pflege (Tagespflege - MuG teilstationär).
Kapitel III – Betriebliche Grundlagen einer Tagespflege
D. Peter Michell-Auli;; Sowinski Christine: Die 5. Generation: KDA Quartiershäuser; KDA Köln 2012 Panhorst Heidi, Seidl Norbert: Pflegerische Versorgung im ländlichen Raum; Public Health Kongress Armut und Gesundheit, Berlin 2015 Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Bevölkerung Deutschlands bis 2060. Statistisches Bundesamt: (Destatis), 2017; Ergebnis der Haushaltsvorausberechnung 2017. Rahmenvertrag für teilstationäre Pflege gemäß § 75 Abs. 1 SGB XI für das Land Baden-Württemberg v. 15.11.2017: § 2 (4) Tagespflege organisieren – leiten – entwickeln: Vincentz Network Ausgabe 03/2019: S. 10/11 Winter Udo: Status Quo Nachtpflege; TP Tagespflege; Vincentz Network 7.2019
Udo Winter: Tagespflege betreiben; Neuausrichtung nach PSG II; Vincentz Network, Hannover 2017 Udo Winter: Tagespflege planen – Markchancen nutzen; Vincentz Network 201
Autor Udo Winter, (www.winterplanung.de), Diplom-Sozialgerontologe, Diplom-Sozialarbeiter/-pädagoge, Industriekaufmann, Qualitätsmanager für soziale Dienstleistungsunternehmen (DAD). Langjährige Erfahrungen in leitender Funktion in der ambulanten und teilstationären Altenpflege, u. a. Interimsleitung von mehreren Tagespflegeeinrichtungen und Projektaufbau von ca. 110 Tagespflegeeinrichtungen. Seit 1996 Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Niedersächsischer Tagespflegen (ANT). 20jährige Erfahrung als Unternehmensberatung für Altenhilfeeinrichtungen. Zu den Aufgaben der Unternehmensberatung gehören
125
• Strategische Beratung, • Projektbegleitung und -aufbau, • Wirtschaftliche Beratung, • Organisationsentwicklung.
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...weitere Bücher aus der Reihe „Management“
Unser Tipp
Tagespflege betreiben Neuausrichtung nach PSG II Udo Winter Welche Chancen ergeben sich aus dem PflegeStärkungsgesetz für die Tagespflege? Udo Winter analysiert die Situation und vermittelt die Grundlagen für den Betrieb einer Einrichtung. Von Organisation, Personalplanung, Belegungsmanagement bis zur Öffentlichkeitsarbeit. 2016, 168 Seiten, kart., Format: 17 x 24 cm ISBN 978-3-86630-087-3, Best.-Nr. 20023
Tagespflege gut leiten Grundlagen, Konzepte und Arbeitshilfen für die PDL Peter Wawrik Peter Wawrik bringt auf den Punkt, was Sie als Leiter einer Tagespflegeeinrichtung wissen müssen. Das Buch vermittelt Wissen zu rechtlichen und betriebswirtschaftlichen Fragen. Es gibt Sicherheit zu Konzepten, Personal- und Leitungsfragen. 2018, 160 Seiten, kart., Format: 17 x 24 cm ISBN 978-3-86630-684-4, Best.-Nr. 20688
Erfolgreich Führen und Leiten In ambulanter Pflege und Tagespflege Peter Wawrik, Karla Kämmer Von den Grundlagen des Personalmanagements über erfolgreiche Akquisemaßnahmen bis zur lebensphasenorientierten Personalführung – dieses Buch unterstützt mit vielen Beispielen aus der Praxis, Arbeitshilfen und Checklisten. 2019, 188 Seiten, kart., Format: 17x24 cm ISBN 978-3-7486-0261-3, Best.-Nr. 21294
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