Strafrecht und Strafprozeß [21 Aufl. Reprint 2021] 9783112393260, 9783112393253


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Strafrecht und Strafprozeß [21 Aufl. Reprint 2021]
 9783112393260, 9783112393253

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Mchkcht imb Strafprozeß Line Sammlung der wichtigsten dar

Atrafncht «ad das Ztraftersahrr« betreffeudeu Sesehe

Zum L)andgebrauche

für de« preußische« Praktiker erläutert und herausgegeben von

Dr. A. Dalcke weiland Mber- Staatsanwalt, Geh. Vber-Instizrat

Einundzwanzigste «eubearbeitete Auflage besorgt non

P. Dalcke

und

Dr. E. Fuhrmann

Atntsgerichtsrat l. R.

Erstem Staatsanwalt

Berlin ry28 Verlag von Q. w. Müller Sw 68, Schntzenstr. 29/30

Aus -em Vorwort zur ersten Auflage. Auf den Wunsch deS Berlegers, welcher den mit der Handhabung deS Strafrechts betrauten Richtern und Anwälten bei dem Eintritt in die neue Ära der Strafrechtspflege ein praktisches Handbuch darbieten

wollte, habe ich mich der Herausgabe eines solchen unterzogen, und e- sind für die Bearbeitung desselben folgende Gesichtspunkte maß­ gebend gewesen:

Ohne daß es in meiner Absicht liegen konnte, mit den größeren

selbständigen Kommentaren über das Strafgesetzbuch

und über die

Strafprozeßordnung in Konkurrenz zu treten, oder eine vollständige Sammlung der noch neben dem Strafgesetzbuche in Preußen geltenden

Strafgesetze zu liefern, so sollte doch so viel Material geboten werden,

um in der weitaus größten Mehrzahl der Fälle die Zurhandnahme noch anderer Bücher entbehrlich zu machen.

Aber der

Wunsch, recht viel zu geben, mußte seine natürliche Einschränkung in der Rücksicht finden, daß dem Buche nicht durch einen zu großen Um­

fang die handliche Form geraubt werden dürfe, welche für ein Vademecum des Kriminalisten, wie es hier geschaffen werden sollte, ganz

unerläßlich schien.

Hauptsächlich aus diesem letzteren Grunde mußte auch von dem Gedanken, ein Handbuch für das Gebiet deS ganzen Deutschen Reiches

herzustellen, abgesehen werden.

Eine bloße Sammlung der Reichs­

gesetze würde nämlich dem praktischen Bedürfnisse nirgends und nament­

lich nicht in Preußen genügt haben.

Eine Sammlung der Partikular­

strafgesetze aber, wenn auch nur der erheblicheren, würde den Charakter

und daS Wesen des Buche- total verändert haben.

Sollte deshalb auf

einem möglichst geringen Raume etwas möglichst Vollständiges dar­ geboten werden,

so war die Beschränkung auf das preußische Recht--

gebiet nicht zu vermeiden.

Marienwerder im Mai 1879.

X Nalcke

Vorwort zur eiimndManzigsten Auflage. Ebenso wie die 20. Auslage folgt die vorliegende ihrer Vorgängerin

in verhältnismäßig kurzer Frist. Trotzdem weist auch pe wieder mannig­ fache Veränderungen auf.

DaS Gesetz über die Schulversäumuisse ist

ersetzt durch daS Gesetz über die Schulpflicht in Preußen vom 15. De­

zember 1927, die Verordnung zum Schutze deS Funkverkehrs durch daS Gesetz über die Fernmeldeanlagen vom 14. Januar 1928.

Die

Allgemeine Verfügung vom 12. Dezember 1927 über Mitteilungen in Strafsachen ist an die Stelle der Allgemeinen Verfügung vom

29. April 1907 getreten.

Neu hinzugekommen find' einzelne Straf­

bestimmungen des G.m. b.H.-Gesetzes und das Gesetz über Schuß­ waffen und Munition vom 12. April 1928.

Zahlreiche Veränderungen

in dem Gesetzestext deS Gerichtsverfassungsgesetzes

und der Straf­

prozeßordnung hat die Verordnung vom 30. November 1927 herbei­ geführt, die aus Anlaß des Fortfalls der Bezeichnungen „Gerichts­

schreiberei" und „Gerichtsschreiber" erlassen ist.

Wenngleich der Um­

fang der genannten Gesetze nicht allzu groß ist, hat doch die neue Auslage einen erheblichen Zuwachs erhalten.

Diese Vermehrung er­

klärt sich auch daraus, daß die Rechtsprechung der höchsten Gerichte wiederum, soweit wie nur möglich, berücksichtigt worden ist. Möge es auch dieser Auslage an einer wohlwollenden Ausnahme nicht fehlen.

Eberswalde und Potsdam, Mitte Juli 1928.

Nalckr

^uhrmauu

Übersicht -es Inhalts. I. Teil.

Strafrecht. '

Seite

I.

Einführungsgesetz zum Strafgesetzbuch v. 31. Mai 1870 ...

II.

Verordnung über Vermögensstrafen und Bußen v. 6. Februar

1924 .....................................................................................................

4

III.

Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich v. 15. Mai 1871 ...

8

'

1

mit:

1. dem Gesetz gegen den Verrat militärischer Geheimnisse vom 3. Juni 1914 nebst VO. des RP. v. 3. März 1923

51

...

2. § 76 des. Gesetzes für Jugendwohlfahrt v. 9. Juli 1922.

.

69

3. § 39 des Bankgesetzes v. 30. August 1924 ................................

84

4. dem Gesetz betr. das Spiel in außerpreußischen Lotterien v. 29. August 1904

209

............................................................................

5. dem Gesetz betr. die Losgesellschasten, die Veräußerung von JnhaberpaPieren mit Prämien und den Handel mit Lotterie­

losen v. 19. Juli 1911...................................................................'.211 6. den Strafvorschriftey des Gesetzes betr. die Abzahlungsgeschäfte

v. 16. Mai 1894

............................................................................

.

7. dem Rennwett- uud Lotteriegesetz vom 8. April 1922.

.

214 214

8. dem Gesetz betr. Bestimmungen über den Wucher v. 19. Juni

1893

.....................................................................................................

229

9. 8 49 a des Ges. über Mieterschutz.................................................. 230

10.

-en Strafvorschriften (§§ 67—69) des Gesetzes über die Be-

urtundung des Personenstandes v. 6. Februar 1875 .

11. den

Strafvorschriften

.

der Reichsversicherungsordnung

.

250

v.

19. Juli 1911 in Fassung v. 15. Dezember 1924 und des An­

gestelltenversicherungsgesetzes v. 20. Dezember 1911 in Fassung

*

v. 28. Mai 1924 betr.

277

die Quittungskarten und Marken

12. den Strafvorschriften (§ 6 und 22) der Maß- und Gewichts­ ordnung

....................................................................................................291

IV. Die Strafvorschriften der Konkursordnung v. 10. Februar 1877

296

mit denen a) der Vergleichsordnung v. 5. Juli 1927 ......................................

304

b) des Depotgesetzes v. 5. Juli 1896

305

............................................

c) des Ges. betr. die Gesellschaften mit beschr. Haftung

.

.

306

V. Gesetz betr. die Bestrafung der Entziehung elektrischer Arbeit v, 9. April 1900 ..................................................................................

307

Übersicht des Inhalt«.

VI

Seite VI.

Gesetz gegen den verbrecherischen und gemeingefährlichen Ge­

309

brauch von Sprengstoffen v. 9. Juni 1884 ................................

VII a. Die Strafvorschristen des Gesetzes über den Verkehr mit Kraft­

fahrzeugen v. 3. Mai 1909 ........................................................

316

VII b. Auszug auS der Verordnung über Kraftfahrzeugverkehr in der Fassung v. 16. März 1928

.............................................

320

....

333

......................................

336

X. AuSzug aus der Jagdordnung v. 15. Juli 1907

....

353

XI. Gesetz betr. den Forstdiebstahl v. 15. April 1878

....

367

vni. Auszug aus dem Lereinsgesetz v. 19. April 1908 IX. Gesetz über die Preffe v. 7. Mai 1874

XU. Feld- und Forstpolizeigesetz v. 1. April 1880 in der Fassung der Bekanntmachung v. 21. Januar 1926

..........................

381

....

407

XIII Auszug aus dem Fischereigesetz v. 11. Mai 1916

XIV. Bogelschutzgesetz v. 30. Mai 1908 ........................................................ 417

XV. Gewerbeordnung für das Deutsche Reich v. 21. Juni 1869

421

mit Auszug auS dem

1. Hebammengesetz.............................................................. 435 2. Notgesetz.......................................................................... 439

3. Arbeitsvermittluugsgesetz.........

443

XVI. Gesetz betr. die Kinderarbeit in gewerblichen Betrieben v. 30.

März 1903

540

XVIa. Gesetz über die.Schulpflicht in Preußen v. 15. Dezember 1927

549

XVII. Gesetz betr. die Besteuerung des Gewerbebetriebes im Umher­

ziehen vom 3. Juli 1876

553

XVIII. Gesetz zur.Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten vom 18. Fe­

569

bruar 1927.............................................................................

XIX. Gesetz über den Verkehr mit Lebensmitteln und Bedarfsgegen­ ständen (Lebensmittelgesetz) v. 5. Juli 1927 ..........................

XX. Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb v. 7. Juni 1909 .

.

575 590

XXI. Gesetz zum Schutze der Warenbezeichnungen v.'12. Mai 1894

in der Fassung v. 7. Dezember 1923 ......................................

608

.

626

XXIII a. Gesetz über den Verkehr mit unedlen Metallen v. 23. Juli 1926

633

XXII. Gesetz über die Fernmeldeanlagen v. 14. Januar 1928

.

XXIII b. Gesetz über den Verkehr mit Edelmetallen, Edelsteinen und

Perlen v. 29. Juni 1926

.........................................................

640

XXIV. Gesetz über Schußwaffen und Muuition v. 12. April 1928

642

IL Teil.

Strafprozeß.

XXV. Gerichtsverfassungsgesetz v. 27. Januar 1877 in der Fassung der Bekanntmachung v. 22. März 1924

......................................

XXVI. Preuß. Ausführungsgesetz zum GBG. v. 24. April 1878 .

655

.

697

XXVII. Einsührungsgesetz zur Strafprozeßordnung v. 1. Februar 1877

705

Übersicht des Inhalts.

VII Sette

XXVIII. Strafprozeßordnung v. 1. Februar 1877 in der Fassung der

Bekanntmachung v. 22. März 1924

707

...................................

XXIX. Vorschriften der Reichsabgabenordnung über Strafrecht und

Strafverfahren v. 13. Dezember 1919........................................ 901

XXX. Gesetz betr. den Erlaß polizeilicher Strafverfügungen wegen Übertretungen v. 23. April 1883 .........................................

928

XXXI. Die Bestimmungen der Schiedsmannsordnung über die Sühne­ verhandlung

v.

3. Dezember 1924

März

29.

1879

in der Fassung v.

................................................................

931

XXXII. Gesetz betr. die Entschädigung der im Wiederaufnahmeverfahren

freigesprochenen Personen v. 20. Mai 1898 ........................

934

XXXIII. Gesetz betr. die Entschädigung für unschuldig erlittene Unter­

suchungshaft v. 14. Juli 1904 ............................................... XXXIV. Jugendgerichtsgesetz v. 16. Februar 1923

938

. '........................

943

XXXIVa. Gesetz zur Bewahrung der Jugend vor Schmutz- und Schund­ schristen v. 18. Dezember 1926...............................................

959

XXXV. Gesetz zum Schutze der Republik v. 21. Juli 1922....

962

III. Teil. XXXVI. Einführungsgesetz zum Militärstrasgesetzbuch v. 16. Juni 1926

973

XXXVII. Militärstrasgesetzbuch v. 16. Juni 1926 ...................................

974

Anhang.

I. Allg. Vers, über die Zuständigkeit und das Ver­

fahren in Gnadensachen v. 19. Juni 1919 .

. 1012

I a. Allg. Berf. über die Zuständigkeit und das

Verfahren in Gnadensachen vom 26. August 1919 1013 II. Allg. Vers. betr. die Bewilligung von Strafaus­ stand v. 22. Dezember 1911................................ 1022

III. Allg. Vers, über die bedingte Aussetzung der

Strafvollstteckung v. 19. Ottober 1920 .

.

. 1024

IV. Allg. Berf. über die in Strafsachm von den Straf­ verfolgungsbehörden,

den Strafvollstreckungs­

behörden und den Gerichten zu machenden MtLeilungen v. 12. Dezember 1927 ..... 1034

IV a. Allg. Berf. zeichnungen

über

die

Beseittgung

der

Be­

„Gerichtsschreiberei", „Gerichts­

schreiber" und „Gerichtsdiener".......................... 1066 V. Gesetz über beschränkte Auskunft aus dem Straf­

register und die Tilgung von Strafvermerken v. 9. April 1920

.................................................... 1068

VI. Strafregisterverordnung v. 8. März 1926 .

. 1072

Sachregister................................................................................1079

Erklärung der Abkürzungen. A. AG. AGO. AKO. ALR. A. M. AB. BayObLG.

— — — -— — — —

Angeklagter. Ausführungsgesetz. Allgem. Gerichtsordnung. Allerh. Kab.-Ordre. Allgem. Landrecht. Anderer Meinung. Allgem. Verfügung. Erkenntnis des Bayrischen Obersten Landesgerichts-

BGB. BGBl. DIZ. -DRZ. E. EZ. DStZ.

— — — — — — =

Bürgerliches Gesetzbuch. Bundesgesetzblatt. Deutsche Juristenzeitung. Deutsche Richterzeitung. Entscheidungen deS Reichsgerichts in Strafsachen. Entscheidungen des Reichsgerichts in Zivilsachen. Deutsche Straftechtszeitung.

FFPG. Feisenberger Frank GA.

--— — —

Feld- und Forstpolizeigesetz. Strafprozeßordnung 1926. Strafgesetzbuch von R. Frank. 17. Aust. Goltdammers Archiv für Strafrecht.

GKG. GS. GStA. GVG.

— — = —

Gerichtskostengesetz. Gesetzsammlung. Generalstaatsanwalt. Gerichtsverfassungsgesetz.

GewArch. — Gewerbearchiv. HöchstRR. — Höchstrichterliche Rechtsprechung aus dem Gebiete des Strafrechts, geleitet von Feisenberger. HRR. = Höchstrichterliche Rechtsprechung. Bereinigte Ent­ scheidungs-Sammlung, herausgeg. von Friedrichs, Feisenberger, Mugdan. (Beilage zur Juristischen Rundschau.) JMBl. — Justizministerialblatt. Johow = Jahrbuch für Entscheidungen des Kammergerichts, herausg. von Johow und Ring.

Erklärung der Abkürzungen.

IX

Ergänzung zum vorstehenden Jahrbuch. JugeudgerichtSgesetz. Juristische Rundschau. Juristtsche Wochenschrift. DaS Reichsstrafgesetzbuch, erläutert von Ebermayer, Lobe, Rosenberg. (Leipziger Kommentar.) 3. Aufl. 1925. KG. = Kammergericht. KGBl. — Blätter für Rechtspflege im Bezirk des Kammer-

JFGErg. JGG. JurR. JurW. LK.

-----— ------

gerichtS. LVG. — Gesetz über die allgemeine Landesverwaltung. Löwe — Strafprozeßordnung von Löwe, herausg. von Rosen­ berg. 17. Aufl. LZ. = Leipziger Zeitschrift für Deutsche- Recht. Müller ---- Die Preußische Justizverwaltung von H. Müller. 6. Aufl. Olshausen — Strafgesetzbuch von Olshausen. 11. Aufl. Heraus­ gegeben von Lorenz, Freiesleben, Niethammer, Kirchner und Gutjahr. OR. — Oppenhoff, Rechtsprechung des preuß. Obertrib. OStA. --- Oberstaatsanwalt. OVG. — Ober-Verwaltungsgericht. R. --- Rechtsprechung des Reichsgerichts in Strass., herausg.

RA. RAbGO. Recht RFH. RGBl. RMG.

— — -----= =

von den Mitgliedern der ReichSanwaltschaft. Rechtsanwalt. Reichsabgabenordnung. Das Recht (Zeitschrift), herausg. von Soergel. Reichsfinanzhof. Reichsgesetzblatt. Entscheidungen des Reichsmilitärgerichts.

StA. — Staatsanwalt bzw. Staatsanwaltschaft.

Stenglein =r Steuglein, Kommentar zu den strafrechtlichen Neben­ gesetzen. 4. u. 5. Aufl. StGB. — Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich. StGH. --- Staatsgerichtshof. StPO. = Strafprozeßordnung für das Deutsche Reich.

BMBl. VO. Zentralbl. ZPO. ZStW.

= = — — —

Ministerialblatt für die innere Verwaltung. Verordnung. Zentralblatt für das Deutsche Reich. Zivilprozeßordnung. Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft.

1. Teil.

Strafrecht.

I. Einfiihrungsgesetz;«m Strafgesetzbuch. Bom 31. Mai 1870.

(BGBl. 1870 S. 195.) § 1.

DaS Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich (den Norddeutschen

Bund) tritt im ganzen Umfange deS Bundesgebietes mit dem 1 Januar

1872 (1871) in Kraft. § 2

Mit diesem Tage tritt daS Reichs- (Bundes-) und Landes­

strafrecht, insoweit dasselbe Materien betrifft, *) welche Gegenstand des Strafgesetzbuchs für das Deutsche Reich (bin Norddeutschen Bund) sind,

außer Krafts) 1) Materien sind solche RechtSstoffe, die einer Mehrheit gedachter Straf­ bestimmungen alS gemeinsames Schutz- oder Bekämpfungsziel zugrunde liegen. Köhler, Deutsches Strafrecht S. 148. Tie allgemeinen Bestimmungen des StGB, sind nicht Materie. E. 45 S. 53. 2) Beseitigt ist hiernach die Vorschrift des § 28 deS Ges. v. 8. Mai 1837 (Ausstellung einer zu hohen Brandfchadensliquidation), E. 3 S. 84, ferner die §§ 2, 24 desselben Gesetzes durch das Reichsgesetz über den Versicherungsvertrag v. 30. Mai 08 (RGBl. S. 263). KG. v. 30. Juni 10, I o h o w 40 S. C 393. Desgl. § 20. E. 45 S. 118. In Kraft geblieben ist dagegen die Vorschrift wegen mutwilligen Querulierens (§§ 30,31 der AGO. III Tit. 1), LK. Anm. V 4, E. 9 S. 357. Diese Vorschrift lautet: AGO. III 1 § 30. „Diejenigen Parteien, welche sich der vorgeschriebenen Ordnung nicht unterwerfen, sondern entweder die Kollegia und deren Vorgesetzte mit offenbar grundlosen und widerrechtlichen Beschwerden gegen besiere Wiffenschaft und Überzeugung belästigen; oder nachdem sie ihres Unrechts gehörig be­ deutet worden, mit ihren Klagen dennoch fottfahren, und duxch wiederholtes un­ gestümes Supplizieren, etwas, so gegen Recht und Ordnung ist, durchzusetzen und zu erzwingen suchen; oder die endlich gar das Justizdepartement, oder Sr. König!. Majestät Allerhöchste Person mit falschen und unrichtigen Darstellungen ihrer Angelegenheiten, oder mit unwahren und erdichteten Beschuldigungen und Verunglimpfungen der Kollegien und Gerichte zu behelligen sich unterfangen, sollen als mutwillige oder boshafte Querulanten angesehen, ihnen der Prozeß gemacht, und über ihre Bestrafung rechtlich erkannt werden." § 31. „Gegen einen solchen unbefugten Querulanten soll, nach Beschaffenheit der Umstände, des mehr oder minder offenbaren Ungrunds seiner Beschwerden, und des dabei erwiesenen Grades von Bosheit und Hartnäckigkeit, Gefängnisstrafe oder Festungshaft .... von 14 Tagen bis zu 6 Monaten stattfinden." Bor Einleitung eines Verfahrens wegen Querulierens ist die Genehmigung des OLGP. oder GStA. einzuholen. AB. v. 13. Dezbr. 15. I 5075.

Dalkte, Strafrecht.

2t. Aust.

(1928 )

1

ER.

2

I. Einführnngsgesetz zum Strafgesetzbuch §§ 3—5.

In Kraft bleiben die besonderen Vorschriften deS Reichs- (Bundes-) und Landesstrafrechts, namentlich über strafbare Verletzungen der Preßpolizei-, Post-, Steuer-, Zoll-, Fischerei-, Jagd-, Forst- und Feldpolizei-Gesetze, über Mißbrauch deS Vereins- und BersammlungSrechtS und über den Holz- (Forst-) Diebstahl. Bis zum Erlasse eiueS Reichs- (Bundes-) gesetzeS über den Konkurs bleiben ferner diejenigen Strafvorschristen in Kraft, welche rücksichtlich deS Konkurses in Landesgesetzen enthalten find, insoweit dieselben sich auf Handlungen beziehen, über welche daS Strafgesetzbuch für daS Deutsche Reich (den Norddeutschen Bund) nicht- bestimmt.

§ 3 Wenn in Landesgesetzen auf strafrechtliche Vorschriften, welche durch daS Strafgesetzbuch für daS Deutsche Reich (den Norddeutschen Bund) außer Kraft gesetzt find, verwiesen wird, so treten die entsprechen­ den Vorschriften deS letzteren an die Stelle der ersteren.

§ 4. BIS zum Erlasse der in den Artikeln 61 und 68 der Ver­ fassung des Deutschen Reichs (Norddeutschen Bundes) vorbehallenen Reichs­

bundes-) gesetze find die tn den §§ 81, 88, 90, 307, 311, 312, 315, 322, 323 und 324 des Strasgesetzbuchs für das Deutsche Reich (den Norddeutschen Bund) mit lebenslänglichem Zuchthaus bedrohten Verbrechen mit dem Tode zu bestrafen, wenn sie in einem Teile des Bundesge­ bietes, welchen der Kaiser (Bundesfeldherr) in Kriegszustand (Art. 68 der Verfassung) erklärt hat, oder während eines gegen das Deutsche Reich (den Norddeutschen Bund) ausgebrochenen Krieges aus dem Kriegs­ schauplätze begangen werden.8) § 5. In landesgesetzlichen Vorschriften über Materien, welche nicht Gegenstand des Strafgesetzbuchs für das Deutsche Reich (den Nord­ deutschen Bund) ftnb, darf nur Gefängnis bis zu zwei Jahren, Hast, Geldstrafe, Einziehung einzelner Gegenstände und die Entziehung öffentlicher Ämter angedroht werden.

ER.

Ebenso hält das RG. den § 270 des früheren preuß. StGB. (Abhalten von Bietern bei Versteigerungen) noch für zu Recht bestehend, E. 10 S. 221; R. 10 S. 713; E. 27 S. 106; E. 35 S. 393 u. E. 37 S. 139. Der § lautet: Wer andere vom Mtbieten oder Weiterbieten bei den von öffentlichen Behörden oder Beamten vorgenommenen Versteigerungen, dieselben mögen Verkäufe, Verpachtungen, Lieferungen, Unternehmungen oder Geschäfte irgend einer Art betreffen, durch Gewalt oder Drohung, oder durch Zusicherung oder Gewährung eines Vorteils abhält, wird mit Geldbuße bis zu 300 Talern oder mit Gefängnis bis zu sechs Monaten bestraft. Über den Tatbestand des

Vergehens aus 8 270: GA. 45 S. 360, KG. Recht 21 S. 290 u. GA. 72 S. 40 (die Borteilszusicherung muß das Mittel sein zur Fernhaltung). E.39 S. 134. Auf Abhalten vom „freien" Bieten ist § 270 nicht auszudehnen. Recht 28 Nr. 732. 3) Siehe Ges. v. 4. Juni 51 über Verhängung des Kriegszustandes (GS. S. 451) u. Art. 48 der RB.

I. Einführungsgesetz zum Strafgesetzbuch §§ 6—8.

§ 6

3

Bom 1. Januar 1872 (i8?i) ab darf nur auf die im Straf-

gesetzbuche für daS Deutsche Reich (den Norddeutschen Bund) enthaltenen Strafarten erkannt werden.*)

Wenn in Landesgesetzen anstatt der Gefängnis- oder Geldstrafe Forst- oder Gemeindearbeil angedroht oder nachgelassen ist, so behält

eS hierbei sein Bewenden.

§ 7.

Bom 1. Januar 1872 (i87i) ab verjähren Zuwiderhand­

lungen gegen die Vorschriften über die Entrichtung der Branntwein­

streuer, der Biersteuer und der Postgefalle in drei Jahren. § 8.

Der Laudesgesetzgebung bleibt Vorbehalten, Übergangs­

bestimmungen zu treffen, uni* die in Kraft bleibenden Landesstrafgrsetze mit den Vorschriften des Strafgesetzbuchs für das Deutsche Reich (deu Norddeutschen Bund) in Übereinstimmung zu bringen, 4) Wo also ein preuß. Ges. eine Gefängnisstrafe bis zu 6 Wochen be­ droht, ist jetzt aus Haft zu erkennen. E. 13 S. 93.

n. Verordnung über Vermögensstrafen und Süßen. Bom 6. Februar 1924?) (RGBl. I S. 44.) Artikel I?) Artikel II. Geldstrafen, die nicht bei Berbrechen, Vergehen oder Übertretungen

angedroht sind oder werden, insbesondere Zwangsstrafen und Ord­

nungsstrafen, sind in Reichsmark^) festzusetzen. Die Geldstrafe beträgt, soweit nicht höhere Beträge oder Geld­

strafe in unbeschränkter Höhe angedroht sind oder werden, mindestens eine Reichsmark und höchstens eintausend Reichsmark.

Die Vorschrift des Abs. 2 über Höchstbeträge gilt nicht, soweit die angedrohte Strafe in dem Mehrfachen, dem Einfachen oder dem Bruch­

teil eines bestimmten Betrags besteht.

Ist dieser nicht auf Reichsmark

gestellt, so ist er für die Festsetzung der Geldstrafe in Reichsmark um­

zurechnen. Soweit an die Stelle einer uneinbringlichen Geldstrafe eine Ersatzfteiheitsstrase zu treten hat, darf die Geldstrafe nur in Haft von

höchstens sechs Wochen umgewandelt werden; ist neben der Geldstrafe

wahlweise Freiheitsstrafe von weniger als sechs Wochen angedroht, so darf die Ersatzstrafe deren Höchstmaß nicht übersteigen.

Die Ersatz-

1) Die bisherigen Gesetze und Verordnungen über Geld- u. Vermögens­ strafen v. 21. Dezbr. 21, v. 27. April 23, v. 13. Oktbr. 23 u. 23. Novbr. 23 sind durch diese BO. aufgehoben.

2) Die durch diesen Artikel angeordneten Veränderungen des StGB, sind bei diesem berücksichtigt. 3) In der Fassung v. 6. Febr. 24 hieß es „Goldmark". Jetzt bestimmt § 2 der 2. BO. zur Durchführung des Münzgesetzes v. 12. Dezbr. 24 (RGBl.l S. 775): Sofern in Gesetzen oder Verordnungen des Reichs für Geldbeträge die Goldmark als Rechnungeeinheit in der Weise bestimmt ist, daß für die Umrech­ nung der Goldmarkbeträge in die Währungseinheit der von. dem Reichs­ minister der Finanzen bekannt gegebene Goldumrechnungssatz maßgebend ist, tritt die Reichsmark an die Stelle der Goldmark.

n. Verordnung über Bermögensstrafen und Bußen.

strafe darf nur nach vollen Tagen bemessen werden.

5

Im übrigen

richtet sich ihr Maß nach freiem Ermessen der Behörde, die fie festsetzt.

Artikel III.

Hst oder wird eine Behörde, ein Beamter, eine Körperschaft oder deren Vorstand ermächtigt, Geldstrafen (§ 27 des Strafgesetzbuchs, Artikel II dieser Verordnung) anzudrohen oder sestzusetzen, so beträgt

die zulässige Geldstrafe, soweit nicht eine Ermächtigung zur Androhung oder Festsetzung höherer Beträge oder von Geldstrafe in unbeschränkter

Höhe besteht oder erteilt wird, 1. bei Geldstrafen der im § 27 des Strafgesetzbuchs bezeichneten

Art für Vergehen mindestens drei Reichsmark und höchstens zehntausend Reichsmark, für Übertretungen mindestens eine Reichs­

mark und höchstens einhundertsünfzig Reichsmark;

2. bei Geldstrafen der im Artikel II bezeichneten Art mindestens

eine Reichsmark und höchstens eintausend Reichsmark. Die Vorschriften des Aös. 1 über Höchstbeträge gelten nicht, wenn

die anzudrohende oder festzusetzende Strafe in dem Mehrfachen, dem Einfachen oder dem Bruchteil eines bestimmten Betrags besteht.

Ar­

tikel II Abs. 3 Satz 2 gilt entsprechend. Artikel IV Bei einer an den Verletzten zu zahlenden Buße beträgt der Mindest­ betrag drei Reichsmark, der Höchstbetrag zehntausend Reichsmark.

Artikel V

Der in Gold mark*) festgesetzte Betrag einer Bermögensstrafe oder Buße ist in Reichswähruug nach dem für den Tag der Zahlung oder

Beitreibung maßgebenden Goldumrechnungssatz umzurechnen, den der Reichsminister der Finanzen auf Grund des § 2 Abs. 3 der Auf-

wertungsverordnung vom 11./18. Oktober 1923 (Reichsgesetzbl. IS. 939,

979) festgesetzt und fortlaufend veröffentlicht. Die Zahlung kann auch in anderen als den gesetzlichen Zahlungs­

mitteln geleistet werden, soweit sie an den öffentlichen Kassen anzu­

nehmen sind; den Umrechnungssatz bestimmt der Reichsminister der Finanzen.

Maßgebend ist der für den Tag der Zahlung oder Bei­

treibung geltende Umrechnungssatz. Vermögensstrafen im Sinne dieser Verordnung sind alle Geld­

strafen (§ 27 deS Strafgesetzbuchs, Artikel II, III dieser Verordnung)

und solche Geldbeträge, die mit Rücksicht auf eine begangene strafbare Handlung eingezogen, für'verfallen erklärt oder sonst auferlegt werden 4) Siehe § 2 der BO. v. 12. Dezbr. 24 in Sinnt. 3.

6

II. Verordnung über Lermögensstrasen und Bußen.

Artikel VL Bei Bermögensstrafen und Bußen gilt als Tag der Zahlung:

1. bei Zahlung durch Postscheck oder Postüberweisung der Tag, der sich aus dem Tagesstempel des Postscheckamtes aus dem dem Zahlungsempfänger ausgehändigten Abschnitt ergibt: 2. bei sonstiger Übermittlung der Zahlung durch die Post der aus dem Tagesstempel der Aufgabepostanstatt ersichtliche Tag der

Einzahlung oder Einlieferung. Im übrigen gitt als Tag der Zahlung der Tag des Zahlungs­

einganges. Artikel VH. Bermögensstrafen (Artikel V Abs. 3) und Bußen, die vor dem

8. Dezember 1923 in Reichswährung festgesetzt worden und noch nicht gezahlt sind, werden von der Bollstreckungsbehörde in Goldmark um­ gerechnet.

Die Umrechnung erfolgt in der Weise, daß zunächst der erkannte Betrag nach Maßgabe des Artikel IV des Gesetzes über Bermögens­ strafen und Bußen vom 13. Oktober 1923 (Reichsgesetzbl. I S. 943)

unter

Zugrundelegung

einer

abgerundeten

Reichsindexzahl

von

1000 Milliarden umgewertet und sodann der mngewertete Betrag auf der Grundlage eine Billion Reichsmark t) gleich eine Goldmark umgerechnet wird.

Soweit eine Umwertung des erkannten Betrags nach

Artikel IV des genannten Gesetzes nicht zu erfolgen hat, wird der er­ kannte Betrag aus dieser Grundlage unmittelbar in Goldmark umgerechnet.

Der Betrag wird auf volle Goldmark nach unten abgerundet. Vermögensstrafen und Bußen, die auch nach der Umrechnung weniger

als eine Goldmark betragen, werden niedergeschlagen. Die Vorschriften der Abs. 1, 2 gelten entsprechend für Gerichts­

gebühren bet Verurteilung zu einer Geldstrafe (§ 49 des Gerichts­ kostengesetzes vom 21. Dezember 1922, Reichsgesetzbl. 1923 I S. 12). Der Betrag wird auf volle fünfzig Goldpfennig nach unten abgerundet.

Gebühren, die auch nach der Umrechnung weniger als fünfzig Gold­ pfennig betragen, werden niedergeschlagen.

Artikel VIII.

Die Vorschriften der Artikel I bis VII gelten für das gesamte Reichs- und Landesrecht. Hinsichtlich oer landesrechrlichen Geldstrafen, Ermächtigungen und Bußen kann durch das Landesrecht Abweichendes bestimmt werden?) 5) Bezeichnung vor Inkrafttreten des Münzgesetzes v. 30. Aug. 24 (RGBl. II S. 264). 6) Die Strafandrohungen der bisherigen Landesgesetze sind also durch die

II. Verordnung über Bermögensstrafen und Bußen.

7

Artikel XIV. Diese Verordnung tritt eine Woche nach der Verkündung in Kraft.

Außer (den im Eingang der Verordnung genannten Gesetzen und wer Verordnung vom 23 November 1923) sind ausgehoben:

1. die Vorschriften des Reichs- und Landesrechts, durch die für die Umwandlung einer uneinbringlichen Geldstrafe ein bestimmter Geldbetrag einem Tage Freiheitsstrafe gleichgesetzt wird; 2. die Festsetzungen von Mindestbeträgen und Höchstbeträgen der Geldstrafe bei Verbrechen und Vergehen sowie von Mindest­ beträgen bei Übertretungen, soweit sie nicht im § 27 des Straf­ gesetzbuchs aufrecht erhalten sind; 3. Die Festsetzungen von Mindest- und Höchstbeträgen der Geld­ strafen, die nicht bei Verbrechen, Vergehen und Übertretungen

angedroht sind, insbesondere der Zwangsstrafen und Ordnungs­ strafen, soweit sie nicht im Artikel II Abs. 3 dieser Verordnung auftechterhalteu sind; 4. die Festsetzungen von Mindestbeträgen und Höchstbeträgen der Geldstrafen, die eine Behörde, ein Beamter, eine Körperschaft oder deren Vorstand anzudroheu oder festzusetzen ermächtigt ist, soweit sie nicht im Artikel III Abs. 2 dieser Verordnung auf­

rechterhalten sind; 5. die Festsetzungen von Mindest- und Höchstbeträgen der an den Verletzten zu zahlenden Bußen. Bei Übertretungen in reichs? und landesrechtlichen Vorschriften ist der bisherige Höchstbetrag der Geldstrafe durch den Betrag von eiuhundertfünfzig Reichsmark ersetzt. Die durch Artikel I bis IV, VIII, XIII und Abs. 3 dieses Artiktls bestimmten Strafrahmen gelten auch bei Taten, die vor dem Jukrafttreten dieser Verordnung begangen sind. BO. geändert, doch kann m Zukunft das Landesrecht von der BO. abweichende BMmmungen treffen. Hellwig, GStG. Anm. 173.

III. Strafgesetzbuch für das Deutsche Deich. Bom 15. Mai 1871. (RGBl. 1876 S. 40.)

Einleitende Bestimmungen.

§ 1. Eine mit dem Tode, mit Zuchthaus oder mit Festungs­ haft von mehr als fünf Jahren bedrohte Handlung ist ein Verbrechen. Eine mit Festungshaft bis zu fünf Jahren, mit Gefängnis oder mit Geldstrafe von mehr als einhundertfünfzig Reichsmark oder mit Geldstrafe schlechthin bedrohte Handlung ist ein Vergehen. Eine mit Haft oder mit Geldstrafe bis zu einhundertfünfzig Reichs­ mark bedrohte Handlung ist eine Übertretung. § 2 Eine Handlung kann nur dann mit einer Strafe belegt werden, wenn diese Strafe gesetzlich bestimmt war, bevor die Hand­

lung begangev wurde.l) Bei Verschiedenheit der Gesetze von der Zeit der begangenen Hand­ lung bis zu deren Aburteilung ist das mildeste Gesetz anzuwenden.2) 1) Abs. 1 ist durch Art. 116 RV. nicht ersetzt. A. M. E. 56 S. 318. 2) Diese Bestimmung beschränkt den Grundsatz der Anwendung des zur Zeit der Tat geltenden Strafgesetzes zugunsten des Täters für die Fälle, in denen nach der geläuterten Rechtsanschauung ein ftüher für strafbar erachtetes Verhalten nicht mehr oder doch nur minder strafbar erscheint. Ihre Anwendung versagt, wenn aus rein tatsächlichen Gründen eine andere Regelung für die Zu­ kunft getroffen wird. E. 58 S. 44. E. 47 S. 414. E. 56 S. 147, 419. Ein milderes Gesetz kann auch das Geldstrafengesetz (oder BO. unter II) sein, obwohl die Höhe der Geldstrafe darm heraufgesetzt ist. Recht 27 Nr. 960 bis 963, denn Geldstrafe ist gegenüber einer Freiheitsstrafe stets als das geringere Übel anzu­

sehen. E. 57 S. 193. Zu prüfen ist, welches Gesetz für den vorliegenden Fall bei Berücksichtigung von mildernde Umstände zulassenden oder aussckließenden Tatsachen für den A. die mildeste Beurteilung zuläßt JurR. 3 Nr. 326. Als Zeitpunkt der begangenen Handlung gilt derjemge, in dem die Straftat zum Ab­ schluß gelangt ist. Recht 6 S. 300. Dies gilt auch in Fällen der fortgesetzten strafbaren Handlung. T. 43 S. 355. Diejenigen Tätigkeilsatte, die vor dem strafrechtlichen Verbot begangen sind, haben auszuscheiden. E. 44 S. 273. Die Zeit der Aburteilung ist die durch den Talrichter, nicht durch den Revisions­ richter, u. a. E. 46 S. 337. — Zeitpunkt der Verkündung eines Reichsgesetzes ist lediglich der Tag, an dem tatsächlich das RGBl, ausgegeben ist. BayObLG. v. 1. Dezbr. 21, DIZ. 27 S. 136.

Einleitende Bestimmungen §§ 3 u. 4.

§ 3

9

Die Strafgesetze des Deutschen Reichs finden Anwendung

auf alle im Gebiete desselben begangenen strafbaren Handlungen, auch

wenn der Täter ein Ausländer ist. ’)

§ 4 Wegen der im Auslande begangenen Verbrechen und Ver­ gehen findet in der Regel keine Verfolgung statt.3 4) Jedoch kann nach den Strafgesetzen des Deutschen Reichs verfolgt werden: 1. ein Deutscher oder ein Ausländer, welcher im Auslande eine hochverräterische Handlung gegen das Deutsche Reich oder einen Bundesstaat, oder ein Münzverbrechen, oder als Beamter des Deutschen Reichs oder eines Bundesstaats eine Handlung begangen hat, die nach

den Gesetzen des Deutschen Reichs als Verbrechen oder Vergehen im Amte anzusehen ist; 2. ein Deutscher, welcher im Auslande eine landesverräterische

Handlung gegen das Deutsche Reich oder einen Bundesstaat oder eine Beleidigung gegen einen Bundesfürsten begangen hat; 3. ein Deutscher, welcher tm Auslande eine Handlung begangen hat, die nach den Gesetzen des Deutschen Reichs als Verbrechen oder Vergehen anzusehen und durch die Gesetze des Orts, an welchem sie begangen wurde, mit Strafe bedroht ist.5) 3) Die Handlung ist auch dann im Jnlande verübt, wenn nur ein Teil der Tätigkeit des A. im Jnlande erfolgt ist und der Erfolg im Auslande zur Er­ scheinung gekommen ist. Plen.Entsch. E. 13 S. 337. Vgl. E. 41 S. 37. Alle Mittäter handeln im Jnlande, wenn nur einer von ihnen dort tätig wird. DRZ. 16 S. 448. Die im Jnlande geleistete Beihilfe zu einem im Auslande verübten Verbrechen ist nach inländ. Recht zu bestrafen. E. 9 S. 1-0. Ebenso ist die im Auslande geleistete Beihilfe zu der im Jnlande begangenen Tat nach inländ. Ges. zu bestrafen. E. 11 S. 20 u. E. 19 S. 147. Auch die im Auslande betätigte Anstiftung zu einer im Gebiete des Deutschen Reichs ver­ übten Tat ist als im Jnlande verübt anzusehen. E. 25 S. 424. Desgl. ist mittel­ bare Täterschaft strafbar, auch wenn die Tat im AuSlande begangen und dort nicht strafbar ist. E. 51 S. 9. Eine auf einem Deutschen Schiffe auf hoher See verübte Tat ist nach deutschem Recht zü bestrafen. GA. 37 S. 288 u. E. 23 S. 266. Das Gesandtschaftshötel ist als Inland anzusehen. KG. v. 26. Juli 99, JMBl. 00 S. 597. Die Bedrohung eines Ausländers durch einen Ausländer mittels eines im Jnlande geschriebenen Briefes kann hier bestraft werden. E. 30 S. 98. Die Versendung einer nach § 184 Nr. 3 strafbaren Druckschrift in das Ausland ist strafbar, wenn auch die Ankündigung dort straflos ist. E. 48 S. 60. 4) Siehe auch § 11 RSchG. unter XXXV. — Zu den hochverräterischen Handlungen gehören auch die Sttaflaten der §§ 83 bis 86. E. 16 S. 165. 5) Unter welchem recht!. Gesichtspunkte die Tat im Ausl, strafbar ist, ist un­ erheblich. E. 5 S. 424. Es ist nicht erforderlich, daß die Strasbarkeitsmerkmale nach dem deutschen und dem ausl. Recht völlig übereinstimmen, im Urteil müssen aber die Tatbestandsmerkmale nicht nur des inländischen, sondern auch des ausländischen Rechts festgestellt werden. Recht 9 S. 139. Der deutsche

10

III. Strafgesetzbuch 88 5—8. Die Verfolgung ist auch zulässig, wenn der Täter bei Begehung

der Handlung noch nicht Deutscher war.

In diesem Falle bedarf eS

jedoch eine- Antrages der zuständigen Behörde des Landes, in welchem

die strafbare Handlung begangen worden, und daS ausländische Straf­ gesetz ist anzuwenden, soweit dieses milder ist.

§ 5

Im Falle des § 4 Nr. 3 bleibt die Verfolgung

ausge­

schlossen, wenn

1. von den Gerichten des Auslandes über die Handlung rechts­ kräftig erkannt und entweder eine Freisprechung erfolgt oder die aus­ gesprochene Strafe vollzogen,8* )*9 * * * 6 7

2. die Strafverfolgung oder die Strafvollstreckung nach den Ge­ setzen des Auslandes verjährt?) oder die Strafe erlassen, oder 3. der nach den Gesetzen des Auslandes zur Verfolgbarkeit der

Handlung erforderliche Antrag des Verletzten nicht gestellt worden ist.8)

§ 6.

Im Auslande begangene Übertretungen sind nur dann

zu bestrafen, wenn dies durch besondere Gesetze oder durch Verträge

angeordnet ist.8) § 7. Eine im Auslande vollzogene Strafe ist, wenn wegen derselben

Handlung im Gebiete des Deutschen Reichs abermals eine Verurteilung erfolgt, auf die zu erkennende Strafe in Anrechnung zu bringen.l0)

§ 8.

Ausland im Sinne dieses Strafgesetzes ist jedes nicht zum

Deutschen Reich gehörige (Sfetiiet10*) Richter ist zur Anwendung der fremdländischen Grundsätze über Verbrechens­ konkurrenz nicht verpflichtet. E. 42 S. 330. Das Zivilrecht des Auslands ist auch für Entscheidung einer privatrechtl. Vorfrage maßgebend. E. 27 S. 135. Die deutsche Reichsangehörigkeit unterliegt der freien Nachprüfung durch daS Revisionsgericht. Hamburg LZ. 22 S. 427. 6) Vollzogen ist die Strafe nur dann, wenn sie ganz zur Vollstreckung ge­ langt ist. E. 16 S. 319. Diese Vorschrift bezieht sich aber nur auf die im Aus­ lande begangenen Straftaten, nicht auch auf die, welche teilweise im Jnlande be­ gangen sind. DIZ. 14 S. 436. Die Einstellung steht im Sinne dieser Vor­ schrift der Freisprechung nicht gleich. GA. 62 S. 161. 7) Die Frage der Verjährung richtet sich nach ausl. Recht. LK. Anm.

zu Nr. 2. 8) Der Antrag muß bei der ausländischen Behörde gestellt und darf nicht zurückgenommen sein. E. 44 S. 433. Nach Recht 19 Nr 966 ist er bei der deutschen Behörde und in den Formen des deutschen Rechts zu stellen. 9) Die Frage, ob eine Übertretung vorliegt, ist nach inländ. Recht zu ent­

scheiden. E. 18 S. 298. 10) Hat der ausländische Richter auf eine Gesamtstrafe erkannt, ohne Einzel­ strafen festzufetzen, so muß Sie im Ausland erkannte Strafe aus die einzelnen Straffälle nach dem subsidiären Ermeßen des inländ. Richters verteilt werden. E. 35 S. 41. Der ausländische Richter kann nicht darüber vernommen werden, ob er bei seiner Verurteilung den der inländischen Aburteilung unterliegenden Tatbestand mit abgeurteilt habe. Recht 13 Nr. 392. 10 a) Betr. Danzig u. Memelland siehe Anm. 55 zu § 160 GBG.

11

Einleitende Bestimmungen §§ 9—15.

Em Deutscher darf einer ausländischen Regierung zur Ver-

§ 9.

folgurrg oder Bestrafung nicht überliefert werden.") Auf deutsche Militärpersonen finden die allgemeinen Straf­

§ 10.

gesetze des Reichs insoweit Anwendung, als nicht die Militärgesetze

ein anderes bestimmen. Kein Mitglied eines Landtags oder einer Kammer eines

§ 11.

zum Reich gehörigen Staats darf außerhalb der Versammlung, zu

welcher- das Mitglied gehört, wegen seiner Abstimmung oder wegen der in Ausübung seines Berufes getanen Äußerung zur Verantwor-

tung gezogen werden.") §

12.

Wahrheitsgetreue

Berichte

über

Verhandlungen

eines

Landtags oder einer Kammer eines zum Reich gehörigen Staats bleiben

von jeder Verantwortlichkeit stet*12)13 14

1. Teil.

Non der Lestrafmrg -er Verbrechen, Vergehen und Vbertretungru im allgemeinen. 1. Abschnitt.

Strafen.

§ 13.

Die Todesstrafe ist durch Enthauptung zu vollstrecken.ls)

§ 14.

Die Zuchthausstrafe

ist eine lebenslängliche oder eine

zeitige.

Der

Höchstbetrag

der zeitigen Zuchthausstrafe

ist fünfzehn")

Jahre, ihr Mindestbetrag Ein Jahr. Wo

das Gesetz die Zuchthausstrafe nicht ausdrücklich als eine

lebenslängliche androht, ist dieselbe eine zeitige. § 15.

Die zur Zuchthausstrafe Verurteilten sind in der Straf­

anstalt zu den eingeführten Arbeiten anzuhalten.

Sie können auch zu Arbeiten außerhalb der Anstalt, insbesondere zu öffentlichen oder von einer Staatsbehörde beaufsichtigten Arbeiten lt) 8 11 ist ersetzt durch Art. 36 RD. 12) § 12 ist ersetzt durch Art. 30 RV. — Wahrheitsgetreu ist der Bericht, wenn er mit dem wirtlichen Hergang Übereinstimmt. Worttreue ist jedoch nicht Voraussetzung der Straffreiheit. E. 18 S. 207. Es ist auch nicht erforderlich, daß der Bericht in einer Zeitung enthalten ist. E. 28 S. 45 (49). Jedoch sind nur Äußerungen geschützt, die vor der Körperschaft oder in engster Verbindung mit ihr getan sind. BayObLG. v. 31. März 26, JurR. 2 Nr. 1089. 13) Die Enthauptung erfolgt nach der AKO. v. 19. Juni 1811 durch das Beil, in der Rheinprovinz nach der AKO. v. 17. Aug. 1818 und in der Pro­ vinz Hannover nach dem Ges. v. 31. Dezbr. 59 durch das Fallschwert (Hann. GS. 1859 S. 953). 13 a) Vgl. Anm. 17. 14) Es kann auf mehr als 15 Jahre erkannt werden, wenn mehrere Ver­ brechen, aber nicht die Voraussetzungen des 8 79 vorliegen. E. 4 S. 53.

12

UL Strafgesetzbuch §§ 16—19.

verwendet werden.

Diese Art der Beschäftigung ist nur dann zulässig,

wenn die Gefangenen dabei

von anderen freien Arbeitern getrennt

gehalten werden.

§ 16.

Der Höchstbetrag der Gefängnisstrafe ist fünf Jahre, ihr

Mindestbetrag Ein Tag.

Die zur Gefängnisstrafe Verurteilten können in einer Gesangen­

anstalt auf eine ihren Fähigkeiten und Verhältnissen angemessene Weise be­ schäftigt werden; auf ihr Verlangen sind sie in dieser Weise zu beschäftigen.

Eine Beschäftigung

außerhalb der

Anstalt (§ 15) ist nur mit

ihrer Zustimmung zulässig.

§ 17.

Die Festungshaft ist eine lebenslängliche oder eine zeitige.

Der Höchstbetrag der zeitigen Festungshaft ist fünfzehn") Jahre, ihr Mindestbetrag Ein Tag. Wo das Gesetz die Festungshaft nicht ausdrücklich als eine lebens­ längliche androht, ist dieselbe eine zeitige.

Die Strafe der Festungshaft besteht in Freiheitsentziehung mit

Beaufsichtigung der Beschäftigung und Lebensweise der Gefangenen; sie

wird in Festungen oder in anderen dazu bestimmten Räumen vollzogen. § 18.

Der Höchstbetrag der Hast ist sechs Wochen, ihr Mindest­

betrag Ein Tag. Die Strafe der Haft besteht in einfacher Freiheitsentziehung. § 19.

Bei

Freiheitsstrafen wird der Tag

zu vierundzwanzig

Stunden, die Woche zu sieben Tagen, der Monat und das Jahr nach

der Kalenderzeit gerechnet. Die Dauer einer Zuchthausstrafe darf nur nach vollen Monaten, die Dauer einer anderen Freiheitsstrafe nur nach vollen Tagen be­ messen werden.15 l6) 15) Wenn neben einer Zuchthausstrafe auf eine Gefängnisstrafe erkannt wird, welche als Zusatzstrafe oder zur Bildung einer Gesamtstrafe auf Zuchthaus zu reduzieren ist, so kann auch eine Bemessung der Zuchthausstrafe nach Tagen ein­ treten, E. 4 S. 161. Bei Bemessung einer Gesamtstrafe mehrerer konkurrierender mit Zuchth. zu bestrafender Verbrechen darf nicht unter einen vollen Monat Zuchth. herabgegangen werden. R. 5 S. 63. Eine Bemessung der Strafe nach Bruch­ teilen eines Tages, Monats oder Jahres ist nicht zulässig. R. 9 S. 369 u. E. 10 S. 22. Siehe auch Anm. 19 b. Bleibt der nicht beitreibliche Rest einer Geldstrafe hinter der Höhe des Betrages, für welchen im Urteil ein Tag Frei­ heitsstrafe unterstellt ist, zurück, so ist der Restbetrag zurückzuzahlen, die Um­ wandlung nach dem Urteil vorzunehmen und die Freiheitsstrafe zu vollstrecken. Breslau v. 25./28. Febr. 02, GA. 50 S. 295. A. M. KG. v. 27. März 13, GA. 60 S. 477. Will die Strafvollstreckungsbehörde einem darauf ge­ richteten Ersuchen nicht stattgeben, so ist eine Entscheidung gemäß § 458 StPO, herbeizuführen. AB. v. 22. Mai 14 (JMBl. S. 539). -Im Fall der Unterbrechung der Vollstreckung bleibt für den Lauf der ganzen Strafzeit der Tag des ersten Strafantritts dergestalt maßgebend, daß dem ohne

13

Strafen §§ 20—26.

§ 20.

Wo das Gesetz die Wahl zwischen Zuchthaus und Festungs­

haft gestattet, darf auf Zuchthaus nur dann erkannt werden, wenn

festgestellt wird, daß die strafbar befundene Handlung aus einer ehr­ losen Gesinnung entsprungen ist.

Achtmonatliche Zuchthausstrafe ist einer einjährigen Ge­

§ 21.

fängnisstrafe, achtmonatliche Gefängnisstrafe einer einjährigen Festungs­ haft gleich zu achten.16 * *) *

Die Zuchthaus- und Gefängnisstrafe können sowohl für

§ 22

die ganze Dauer, wie für einen Teil der erkannten Straszett in der

Weise m Einzelhaft vollzogen17) werden, daß der Gefangene unausgesetzt

von anderen Gefangenen gesondert gehalten wird. Die Einzelhaft darf ohne Zustimmung des Gefangenen die Dauer

von drei Jahren nicht übersteigen. § 23.

Die zu einer längeren Zuchthaus- oder Gefängnisstrafe

Verurteilten können, wenn sie drei Vierteile, mindestens aber Ein Jahr der ihnen auferlegten Strafe verbüßt, sich auch während dieser Zeit

gut geführt haben, mit ihrer Zustimmung vorläufig entlassen werden. § 24.

Die

vorläufige Entlastung kann

bei schlechter Führung

des Entlassenen oder, wenn derselbe den ihm bei der Entlassung auf­ erlegten Verpflichtungen17 •) zuwidcrhandelt, jederzeit widerrufen werden.

Der Widerruf hat die Wirkung, daß die seit der vorläufigen Entlastung bis zur Wiederetnlieferuug verfloffene Zeit aus die fest­

gesetzte Strafdauer nicht ungerechnet wird. § 25.

Der Beschluß über die vorläufige Entlastung, sowie über

einen Widerruf ergeht von der obersten Justiz-Aufsichtsbehörde.

Bor

deut Beschluß über die Entlassung ist die GefängniSverwattung zu hören. Die

einstweilige

Festnahme

vorläufig

Entlassener

kann

auS

dringenden Gründen des öffentlichen Wohls von der Polizeibehörde

des Orts, an welchem der Entlassene sich aufhält, verfügt werden. Der Beschluß über den endgültigen Widerruf ist sofort nachzusuchen, die Unterbrechung rechnungsmäßigen Schlußtermine ebensoviel Tage u. Stunden hinzuzurechnen sind als die Unterbrechung gedauert hat. Breslau v. 7. Mai 01, GA. 49 S. 301. KG. v. 17. Januar 25, JurR. 1 Nr. 430. 16) Diese Bestimmung ordnet nur das Verhältnis der verschiedenen Sttafen zueinander, bestimmt aber nicht, in welchen Fällen auf Zuchthaus statt Gefängnis zu erkennen ist. R. 2 S. 583. 17) Siehe die Grundsätze über den Vollzug von Freiheitsstrafen v. 7. Juni 23 (RGBl. II S. 263), die Dienst- u. Vollzugsordnung für die Gefangenen­ anstalten der Justizverwaltung v. 1. Aug. 23 ii. die AB. v. 10. Ottbr. 23 (JMBl. S. 641). 17 a) Die Auflage, sich während der Strafzeit Angriffe gegen die beteiligten Behörden und sensationeller Darlegungen zu enthalten, ist zulässig. Pick, DRZ. 18 S. 49.

14

HI. Strafgesetzbuch §§ 26—27 b. Führt die einstweilige Festnahme zu einem Widerruse, so gilt

dieser als am Tage der Festnahme erfolgt.

§ 26

Ist die festgesetzte Strafzeit abgelaufen,

ohne daß ein

Widerruf der vorläufigen Entlassung erfolgt ist, so gilt die Freiheits­ strafe als verbüßt. § 27.

Die Geldstrafe ist in Reichsmark festzusetzen.

Sie beträgt

1. bei Verbrechen und Vergehen, soweit nicht höhere Beträge oder Geldstrafe in unbeschränkter Höhe angedroht find oder werden,

mindestens drei17 * *b18 ) Reichsmark 19 und höchstens zehntausend Reichs-, mark; 2. bei Übertretungen mindestens eine Reichsmark, soweit nicht ein

höherer Mindestbetrag angedroht ist oder wird, und höchstens einhundertfüufzig Reichsmark.

Die Vorschriften des Abs. 2 über Höchstbeträge gelten nicht, so­

weit die augedrohte Strafe in dem Mehrfachen, dem Einfachen oder dem Bruchteil eines bestimmten Betrags besteht?7")

Ist dieser nicht auf

Reichsmark gestellt, so ist er für die Festsetzung der Geldstrafe in Reichs­ mark umzurechnen. § 27 a.

Bei einem Verbrechen oder Vergehen, das auf Gewinn­

sucht ,8) beruht, kann die Geldstrafe auf einhunderttausend Reichsmark

erhöht und auf eine solche Geldstrafe neben Freiheitsstrafe auch in den­ jenigen Fallen erkannt werden, in denen das Gesetz eine Geldstrafe nicht audrohl. § 27 b.

Ist für ein Vergehen oder eine Übertretung, für die an

sich eine Geldstrafe überhaupt nicht oder nur neben Freiheitsstrafe £w= lässig ") ist, Frecheitsstrafe von weniger als drei Monaten"«) ver17 b) Auch bei Vergehen Jugendlicher. Siehe Anm. 16 z. JGG. 17 c) Besteht eine Strafe in Höhe des Mehrfachen, so darf sie weder höher noch niedriger als auf das Mehrfache festgesetzt werden. E. 60 S. 198 u. 389. 18) Gewinnsucht bezeichnet eine Gesinnung, die dauernd unter Mißachtung der Rechte und Interessen Dritter auf die Erzielung von Gewinn oder Er­ sparung von Ausgaben gerichtet ist, Frank Anm. Erfordert wird die Steige­ rung des berechtigten Erwerbssinnes auf ein ungewöhnliches, ungesundes, sitt­ lich anstößiges Maß. E. 60 S. 306. Tatbestandsmerkmal oder qualifizieren­ des Moment braucht die Gewinnsucht nicht zu sein. 19) Die Vorschrift ist auch anwendbar, wenn neben Freiheitsstrafe Geld­ strafe nur bei mildernden Umständen zulässig ist und diese nicht angenommen werden. E. 58 S. 106. 19 a) Die Höhe einer für mehrere Vergehen verwirkten Geldstrafe ist nicht maßgebend. Es kommt darauf an, ob die einzelne mit Freiheitsstrafe bedrohte Tat mit einer Freiheitsstrafe von weniger als 3 Monaten anzusehen ist. Recht 26 Nr. 1750. § 27 b ist nicht anwendbar, wenn für eine einzelne Straftat an sich eine 3 Monate übersteigende Freiheitsstrafe verwirkt ist, aber die Vollstreckung

Strafen § 27c.

15

wirft,19h) so ist an Stelle der Freiheitsstrafe auf Geldstrafe,9c) (§§ 27, 27 a) zu erkennen, wenn der (Btrafaroecf19 * *dj *durch * * * eine * * *Geldstrafe * * * * * er *­* reicht werden kann. Die Vorschriften des Militärstrafgesetzbuchs bleiben unberührt. § 27 c. Bei der Bemessung einer Geldstrafe sind die wirtschaft­ lichen Berhältnisie20) des Täters zu berücksichtigen. des 2 Monate 29 Tage übersteigenden Teiles bedmgt ausgesetzt wird. Schäfer, JurR. 1 S. 114. 19 b) Über die verwirkte Freiheitsstrafe haben sich wenigstens die Urteils­ gründe auszusprechen. AB. v. 8. März 22 (JMBl. S. 62). Das KG. emp­ fiehlt die verwirkte Freiheitsstrafe nicht nach Monaten, sondern nach Wochen oder Tagen zu bemessen, damit im Anwendungsfalle eine rechtliche Teilung der Geldstrafe durch bie Zeiteinheiten der Freiheitsstrafe möglich ist. Deshalb ist es auch zweckmäßig die Geldstrafe mcht auf eine runde Summe feftzusetzen. Die Be­ stimmung eines Maßstabes für die Rückumwandelung ist nicht erforderlich. JurW. 51 S. 1049. Ter Hinweis auf die voraussichrl. Uneinbringlichkeit einer Geldstrafe ist nicht als eine genügende Stellungnahme zu erachten. Dres­ den v. 2. Juni 26, LZ. 20 S. 852. 19 c) Die erkannte Geldstrafe ist eine echte u. primäre Geldstrafe. Schäfer, JurR. 1 S. 111. Daher eine Gesamtstrafe unzulässig. E. 59 S. 21, vgl. § 74 Anm. 2. Eine zu Unrecht erkannte Geldstrafe kann das Rev.Gericht in Wegfall bringen. JurR. 2 Nr. 857. 19 d) Die nicht den Schuld-, sondern nur den Strafausspruch angehende Frage nach der Erreichbarkeit des Strafzwecks taim vom Richter stets nur unter Würdigung aller Umstände des konkreten Einzelfalls entschieden werden und ihre Beantwortung wird insbes. davon abhängen, ob die Geldstrafe im Einzel­ falle aus den Täter nach jeder Richtung hin in Zukunft die gleiche Wirkung aus­ üben kann, wie die an sich verwirkte Freiheitsstrafe. Dresden v. 17. Mai 22, JurW. 52 S. 421. Zu berücksichtigen sind alle Strafzwecke. Einem von ihnen kann ausschlaggebende Bedeutung beigemesien werden. E. 61 S. 417. Ver­ mögenslosigkeit steht der Umwandlung nicht entgegen. HRR. 1928 Nr. 787. Es bedarf eines besonderen Au-spruchs darüber, ob der Strafzweck nur durch die Vollstreckung der verwirkten Freibettsstrafe erreicht werden kann. JurW. 53 S 320. Nach DNZ. 16 S. 390 ist zwar der Ausspruch nicht unter allen Umständen erforderlich, das Revisionsgericht hat aber nachzu­ prüfen, ob die Sachlage den Verdacht rechtfertigt, daß § 27 b übersehen ist. — Das Rev Gericht kann die Sache an die Vorinstanz lediglich zur Prüfung der Frage, ob der Strafzweck durch die Geldstrafe erreicht ist, zurückverweisen. Ge­ schieht dies, so ist die Borinstanz an die erkannten Einzelstrafen und die ausge­ sprochene Gesamtstrafe gebunden E. 58 S. 235. Strafzweck ist nicht gleichbe­ deutend mit Zweck der Strafvollstreckung. Schon die Wirkung der Verhängung der Strafe ist zu berücksichtigen. E. 59 S. 51. LK. Anm. 1. 20) Es kommen hierbei in Betracht neben der Höhe u. Art des Einkommens die Familienverhältnisse, Erwerbsfähigkeit, Erwerdsaussichten, Ortsverhältnisie, aber auch die Verbindlichkeiten des Täters, z. B. gesetzliche Unterhaltspflichten. (Siehe VE. u. Entw. 1919 z. StGB. S. 115 bzw. 97). Maßgebender Zeit­ punkt für die Beurteilung der wirtschaftlichen Berhältnisie ist nicht die Zeit der Tat, sondern der Tag derUnettsfällung KG. v 14.Oktbr. 26,Recht31 Nr. 455. Die einfache Bemerkung, daß die w B. berücksichtigt worden sind, genügt nicht. Hellwig, GStG. Anm. 80 Tie StA. soll darauf achten, daß die w. B. des

16

HL Strafgesetzbuch §§ 28—28a. Die Geldstrafe soll das Entgelt, das der Täter für die Tat empfangen,

und den Gewinn, den er aus der Tat gezogm hat, übersteigen.80 a)

Reicht das gesetzliche Höchstmaß hierzu nicht aus, so darf eS über­ schritten toeTbett.20b) Ist dem Verurteilten nach seinen wirtschaftlichen Berhält-

§ 28.

niffen nicht zuzumuten, daß er die Geldstrafe sofort zahlt, so hat ihm das Gericht eine Frist") zu bewilligen"*) oder ihm zu gestatten, die

Strafe in bestimmten Teilbeträgen zu zahlen. ' Das Gericht kann diese Vergünstigung auch nach dem Urteil be­ willigen.

Es kann seine Entschließungen nachträglich ändern.

Leistet

der Verurteilte die Teilzahlungen nicht rechtzeitig, oder bessern sich seine wirtschaftlichen Verhältnisse wesentlich, so kann das Gericht die

Vergünstigung widerrufen. Auf die Nach Abs. 2 zu treffenden Entscheidungen findet § 494

(462) der Strafprozeßordnung Anwendung. § 28 a.

Soweit die Geldstrafe nicht gezahlt wird, ist

sie bei­

zutreiben. Der Versuch, die Geldstrafe beizutreiben, kann unterbleiben, wenn

mit Sicherheit vorauszusehen ist, daß sie aus dem beweglichen Ver­

mögen des Verurteilten nicht beigetrieben werden kann.

Täters schon im Vorverfahren nach Möglichkeit ermittelt werden. Nr. 5 d. AB. v. 22. Dezbr. 21 (JMBl. S. 665). 20 a) Der Abs. 2 ist auch dann anzuwenden, wenn dem Geschädigten z. B. in Steuersachen der vom Täter gezogene Gewinn anderweit sichergestellt ist. DRZ. 18 Nr. 1071. Auch nach JurR. 3 Nr. 872 setzt Abs. 2 nur einen aus der Tat gezogenen, nicht aber einen dem Täter bis zur Aburteilung verbliebenen Gewinn voraus. Die Tatsache aber» daß der Gewinn kein dauernder gewesen, gehört zu den zu berücksichtigenden Verhältnissen. Abs. 1 geht dem Abs 2 vor, wenn seine Anwendung ein übermäßig schweres Strafübel zur Folge haben würde. DRZ. 19 Nr. 313. — Es kommt auch der Gewinn in Betracht, den der Täter nicht für sich selbst, sondern z. B. im Fall des § 359. RAbGO. für­ einen anderen gezogen hat. Recht 30 Nr. 1531. — Der Abs. 2 ist auch an­ wendbar bei Fahrlässigkeitsdelikten. JurR. 2 Nr. 1983. 20 b) Es handelt sich hierbei um mehr als eine bloße Ausgleichung deS veränderten Geldwertes, nämlich um eine wirkliche Verschärfung der angedrohten Strafe. GA. 69 S. 176. 21) Da die Fristen, falls nichts besonderes gesagt ist von der Rechtskraft des Urteils an rechnen, so empfiehlt es sich, sie kalendermäßig zu bestimmen. Hellwig, GStG. Anm. 106. Die Bewilligung von Zahlungsfristen-und Teilzahlungen ist im Urteilssatz auszusprechen. E. 60 S. 16. 21 a) Die Befugnis der Strafvollstreckungsbehörde zur Gewährung von Strafaufschub und die Befugnis der Gnadeninstanz zur Gewährung derartiger Vergünstigung bleibt unberührt. Die Äußerung der StA. hat nach Stellung­ nahme der Finanzbchörde in Zoll- und Steuersachen zu erfolgen. AB. v. 22. Dezvr. 21 (JMBl. 21 S. 665). Ist eine Freiheitsstrafe im Gnadenwege in eine Geldstrafe umgewandelt, so darf das Gericht für diese nicht Strafaus­ stand bewilligen. KG. v. 26. Novbr. 24, JurR. 1 Nr. 333.

Strafen §§ 28b-31.

§ 28 d.

17

Tie Bollstreckuugsbehörde kann dem Verurteilten ge­

statten, eine uneinbringliche Geldstrafe durch freie Arbeit zu tilgen. Das Nähere regelt die Reichsregierung mit Zustimmung des Reichsrats. Soweit dies nicht geschieht, sind die obersten Laudesbehörden ermächtigt, das Nähere zu regeln.

§ 29.

An die Stelle einer uneinbringlichen Geldstrafe tritt bei Ver­

brechen und Vergehen Gefängnis oder, wenn neben der Geldstrafe aus Zuchthaus erkannt wird, Zuchthaus, bei Übertretungen Haft. Auch bei Ver­

gehen kann die Geldstrafe in Hast umgewandelt werden, wenn Geldstrafe allein oder an erster Stelle oder wahlweise neben Hast angedroht ist. Die Dauer der Ersatzstrafe ist mindestens ein Iag8lt>) und bet Ge­ fängnis und Zuchthaus höchstens ein Jahr, bei Hast höchstens sechs Wochen. Ist neben der Geldstrafe wahlweise Freiheitsstrafe von ge­ ringerer Höhe angedroht, so darf die Ersatzstrafe deren Höchstmaß nicht übersteigen. nc) Die Ersatzstrafe darf nur nach vollen Tagen be­ messen werden. Im übrigen richtet sich das Maß der Ersatzstrafe nach freiem Ermessen des Gerichts In den Füllen des §27b ist Ersatzstrase die verwirkte Freiheitsstrafe. Der Verurteilte kann die Vollstreckung der Ersatzstrase jederzeit dadurch abwenden, daß er den noch zu zahlenden Betrag der Geld­

strafe entrichtet. Kann die Geldstrafe ohne Verschulden des Verurteilten nicht ein­ gebracht werden, so kann das Gericht anordnen, daß die Vollstreckung der Ersatzstrase unterbleibt 8 494 (462) der Strafprozeßordnung findet

Anwendung. § 30 In den Nachlaß kann eine Geldstrafe nur dann voll­ streckt werden, wenn das Urteil bei Lebzeiten deS Verurteilten rechts­ kräftig geworden war

§ 31

Die Verurteilung zur Zuchthausstrafe hat die dauernde

Unfähigkeit zum Dienste in dem Deutschen Heere und der (Kaiserlichen) Marine,"'') sowie die dauernde Unfähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Ämter von Rechts wegen zur Folge 21b) In einem Tage Haft besteht die Ersatzstrase auch dann, wenn die Geldstrafe niedriger als eure Reichsmark ist. mW. v. 19 März 26, GA. 71 2Q. 21c) Es ist nicht mehr von einem Umwandlungsmaßstab auszugehen, für jede einzelne Geldstrafe ist vielmehr die insgriamt an ihre Stelle tretende Er­ satzstrafe auszusprechen. E. 60 S 245. Dagegen 11 Juni 27,JurW 56 S 1658. Gv ist nicht erfordeilich, daß der Eriavireihettsstrafe von einem Tag als mindester Sap bei Vergehen Mark, bei Übertretungen 1 Mark Geldstrafe entspricht. Darmstadt v 1. Avril 26, JurR. j Ar 1 134. 21 d) vcet ii. Marine bilden letzt die ReichSu»ehr 8 1 WehrGes. v. 23. März 21. (RGBl. S ;29.) Dalcke. Strafrecht.

21 Anä. t192d.)

18

m. Strafgesetzbuch §§ 32—35.

Unter öffentlichen Ämtern im Sinye dieses Strafgesetzes sind die Advokatur, die Anwaltschaft und das Notariat, sowie der Geschworenenund Schöffendienst mitbegriffen. § 32 Neben der Todesstrafe und der Zuchthausstrafe22)23kann 24 auf den Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden, neben der Gefängnisstrafe nur, wenn die Dauer der erkannten Strafe drei Monate erreicht und entweder daS Gesetz den Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte ausdrücklich zuläßt oder die Gefängnisstrafe wegen An­ nahme mildernder Umstände82 *) an Stelle von Zuchthausstrafe ausge­ sprochen wird.22) Die Dauer dieses Verlustes beträgt bei zeitiger Zuchthausstrafe mindestens zwei und höchstens zehn Jahre, bei Gefängnisstrafe min­ destens Ein Jahr und höchstens fünf Jahre. § 33 Die Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte bewirkt den dauernden Verlust der aus öffentlichen Wahlen für den Verurteilten hervorgegangenen Rechte, ingleichen den dauernden Verlust der öffent­ lichen Ämter, Würden, Titel, Orden und Ehrenzeichen.2*)

§ 34 Die Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte bewirkt ferner die Unfähigkeit, während der im Urteile bestimmten Zett 1. die Landeskokarde zu tragen; 2. in das Deutsche Heer oder tu die (Kaiserliche) Marine einzutreten; 3. öffentliche Ämter, Würden, Titel, Orden und Ehrenzeichen zu erlangen; 4. in öffentlichen Angelegenheiten zu stimmen, zu wählen oder gewählt zu werden oder andere polttische Rechte auszuüben; 5. Zeuge bei Aufnahmen von Urkunden zu sein; 6. Vormund, Gegenvormund, Pfleger, Beistand der Mutter, Mttglied eines Familienrats oder Kurator zu sein, es sei denn, daß es sich um Verwandte absteigender Linie handele und die obervormund­ schaftliche Behörde oder der Familienrat die Genehmigung erteile.

§ 35. Neben einer Gefängnisstrafe, mit welcher die Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte überhaupt hätte verbunden werden können, 22) Neben lebenslänglicher Zuchthausstrafe kann Ehrverlust nur auf die Lebensdauer und nicht auf bestimmte Zeit ausgesprochen werden. R. 9 S. 175. 22 a) Nicht wegen Annahme eines minder schweren Falls vgl. E. 59 S. 257. 23) Bei Meineid (tz 161), schwerer Kuppelei (§ 181) und gewerbsmäßigem Wucher (§ 302 ä) muß auf Verlust der bürgerl. Ehrenrechte erkannt werden. — Wenn als ordentliche Sttafe wahlweise Zuchthaus oder Gefängnis an­ gedroht ist, so kann bei Annahme m. U. neben der Gefängnisstrafe nicht aus Verlust der Ehrenrechte erkannt werden. E. 25 S. 408. 24) Wegen Verlustes der Orden rc. siehe AB. v. 23. April 75 (JMBl. S. 105). Neben Verlust der Ehrenrechte darf nicht gleichzeitig noch aus Unfähigkeit zu öffentlichen Ämtern erkannt werden. E. 21 S. 264.

19

Strafen §§ 36—39.

kaun aus die Unfähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Ämter auf die

Dauer von Einem bis zu fünf Jahren erkannt werden. Die Aberkennung der Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Ämter hat den dauernden Verlust der bekleideten Ämter von Rechts wegen

zur Folge.

Die Wirkung der Aberkennung der bürgerlichen Ehren­

§ 36

rechte überhaupt, sowie der Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Ämter insbesondere, tritt mit der Rechtskraft des Urteils ein; die

Zeitdauer wird von dem Tage berechnet, an dem die Freiheitsstrafe,

neben welcher jene Aberkennung ausgesprochen wurdet verbüßt, ver­

jährt oder erlassen tfl.14

§ 37

Ist ein Deutscher im Auslande wegen eines Verbrechens

oder Vergehens bestraft worden, welches nach den Gesetzen des Deuts­ scheu

Reichs

den

Verlust

der

bürgerlichen

Ehrenrechte

überhaupt

oder einzelner bürgerlichen Ehrenrechte zur Folge hat oder zur Folge

haben kann, so ist ein neues Strafverfahren zulässig, um gegen den in diesem Verfahren für schuldig Erklärten auf jene Folge zu er­

kennen. 26 * *)27 * * * 25 § 38.

Neben einer Freiheitsstrafe kann in den durch das Ge­

setz vorgesehenen Fällen aus die Zulässigkeit von Polizei-Aufsicht2*')

erkannt werden. Dre höhere Landespolrzeibehörde erhält durch ein solches

Er-

kennwis die Befugnis, nach Anhörung der Gefängnisverwaltung den

Verurteilten aus die Zeit von höchstens fünf Jahren unter Polizei-

Aufsicht zu stellen.2«)

Diese Zeit wird von dem Tage berechnet, an welchem die Freiheits­

strafe verbüßt, verjährt oder erlassen ist § 39.

Die Polizei-Aufsicht hat folgende Wirkungen:2 ?)

24 a) Ist der Erlaß der Strafe nach Ablauf einer Bewährungsfrist durch des. Anordnung erfolgt, so ist für den Beginn der Frist des Ehrverlustes maß­ gebend der Zeitpunkt, zu dem der Erlab dem A. bekannt gemacht ist. Doch ge­ schieht die Anrechnung der Bewährungsfrist auf die Zeitdauer der Ehrenstrafe int Gnadenwege. Hartung, JurR.2 S. 191, anders Lang, DIZ. 32 S. 1606. 25) Die auf Grund dieses § erfolgte Aberkennung der b. E. ist keine Be­ strafung, welche den Ruckfall nach § 244 begründet. E. 21 S. 35. 25 a) PA. gilt als Strafe. JurR. 1 Nr. 956. Sie darf nur im allge­ meinen für zulässig, nicht ihrer Zeitdauer nach bestimmt werden. JurR. 3 Nr. 184. 26) Über Beschwerde gegen Ausübung der PA. (Beginn, Art u. Dauer) entscheidet die Verwaltungsbehörde. Löwe Anm.4 zu § 458. Olshausen Anm. 14. LK. Anm. 4 am Ende. 27) Vgl. Beschlüsse des Bundesr. v. 16. Juni 72, Zentralbl. S. 1967, u. V. 27. April 73 über Bekanntm. der Ausweisung von Ausländern. Siehe auch AB. v. 23. Juli 00 betr. die Ausführung der in §§ 38, 39 enthaltenen Vorschriften. (JMBl. S. 525). AB. v. 13. März 23 über die Ausweisung von Ausländern u. v. 23. Lktbr. 23 über die Bestrafung von Zuwiderhandlungen

20

in. Strafgesetzbuch § 40. 1. dem Verurteilten kann der Aufenthalt an einzelnen bestimmten

Orten von der höheren Landespolizeibehörde untersagt werden;28 * *)29 30 31 2. die höhere Laudespolizeibehörde ist befugt, den Ausländer aus dem Bundesgebiete zu verweisen; 3. Haussuchungen unterliegen keiner Beschränkung hinsichtlich der

Zeit, zu welcher sie stattfinden dürfen. § 40.

Gegenstände,28) welche durch ein vorsätzliches Verbrechen

oder Vergehen hervorgebracht, oder welche zur Begehung eines vor­ sätzlichen Verbrechen- oder Vergehens gebraucht oder bestimmt finb,80) können, sofern sie dem Täter oder einem TeilnehmerS1) gehören, ein­

gezogen werden.22) gegen die Paßvorschristen u. die Ausweisung von Ausländern (JMBl. S. 212 u. 686). 28) Eine solche Verfügung kann nicht mittels Beschwerde bei dem ordent­ lichen Gericht angefochten werden. OBG. v. 2. Novbr. 09, GA. 58 S. 207. 29) Hierzu gehören nicht Rechte und somit auch nicht Bankbücher als Beweismittel für die darin verzeichneten Forderungen. E. 52 S. 201; über­ haupt nicht Bankguthaben. Recht 23 Nr. 510. 30) Dies ist der Fall, wenn das bewußte Beisichführen einer Waffe ein den Tatbestand eines Verbrechens oder Vergehens begründender oder die Straf­ barkeit erhöhender Umstand ist. E. 44 S. 140. (Siehe aber Anm. 50 zu § 295) — nicht Schußwaffen und Munition gemäß BO.v. 13. Jan. 19 (RGBl. S. 31), E. 57 S. 331, dagegen § 25 Abs. 2 des Ges. über Schußwaffen und Munition v. 12. April 28, RGBl. I S. 143 unter XXIV —. Hierzu gehören auch Gelder, die ein Buchmacher auf den Rennplatz in der Absicht mitbringt, mit ihnen die Gewinne auszuzahlen. E. 35 S. 391 (vgl. E 39 S. 78 u. Recht 16 Str. 828); aber nicht gewonnene Wetteinsätze. Recht 8 S. 340; auch nicht Geld, das durch Berkaus hehlerisch erlangter Sachen erworben ist. E. 54 S. 223, ebensowenig ein Fahrrad, das dem Täter nur zur Flucht gedient hat. DRZ. 16 S. 260 u. LZ. 18 S. 701, auch nicht Gegenstände, die lediglich der Vorbereitung des Verbrechens dienen (wie Feilen zur Anfertigung von Diet­ richen) E. 59 S. 250; wohl aber eine Aktenmappe, wenn sie dazu diente, die Werkzeuge unauffällig an den Tatort zu bringen. JurR. 2 Nr. 1083. Die Vorschrift findet keine Anwendung, wenn Gegenstände, die zum unzüchtigen Ge­ brauch bestimmt sind, dem Publikum angetündigt werden. Recht 10 S. 691, GA. 53 S. 282; wohl aber auf Getränke bei Bestrafung wegen ungenehmigten Schankwirtschaftsbetriebes. KG. v. 13. Jan. 10, DIZ. 15 S. 485. Durch gut­ gläubigen Verschnitt eingezogenen Kunstweins entsteht eine neue Sache, welche von der Einziehung, die gegen den Kunstwein ergangen war, nicht erfaßt wird. E. 42 S. 123. 31) D. h. einem strafbaren Teilnehmer. E. 16 S. 114. Die Einziehung von Gegenständen, die einem Teilnehmer gehören, als Nebenstrafe, ist in einem nur gegen einen anderen Teilnehmer ergangenen Strafurteil nicht zulässig. GA. 69 S. 177. Die Einziehung ist auch unzulässig, wenn der Wille deS Täters, dem das Werkzeug gehörte, nicht auf deffen Benutzung ging. GA. 63 S. 118. Sie ist ferner unzulässig, wenn die im Julande straflose Tätig­ keit im Auslande vorgenommen ist. Recht 11 S. 650. Die Einziehung ist aber zulässig, wenn der Versuch als solcher nicht strafbar ist. E. 36 S. 145. A. M. LK. Anm. 8b. Tod des Täters schließt die Anwendung der §§ 40 u. 42 nicht

Strafen § 41.

21

Die Einziehung ist im Urteile auszusprechen. 32 * **)* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * § 41

Wenn der Inhalt einer Schrift, Abbildung oder Dar­

stellung strafbar ist, so ist im Urteile auszusprechen, daß alle Exem­ plare, sowie die zu ihrer Herstellung bestimmten Platten und Formen unbrauchbar zu machen sind 32 b) Diese Vorschrift bezieht sich jedoch nur auf die im Besitze des Verfassers, Truckers, Herausgebers, Verlegers oder Buchhändlers befindlichen und auf die öffentlich ausgelegten oder öffentlich ange-

botenen Exemplare Ist nur ein Teil der Schrift, Abbildung oder Darstellung straf­ bar, so ist, insofern eine Ausscheidung möglich ist, auszusprechen, daß nur die strafbaren Stellen und derjenige Teil der Platten und Formen, auf welchem sich diese Stellen befinden, unbrauchbar32") zu machen sind. aus. E. 53 S. 181. Ter Erlös kann eingezogen werden, wenn die strafverfvlgende Behörde die beschlagnahmten Sachen hat veräußern lassen. KG. v. 7. März 17, GA. 64 S. 380; sonst ist eine Umwandlung in das Geldäquivalent unzulässig. E. 18 S. 43. 32) Die rechtliche Natur der Einziehung ist streitig. Nicht als Strafe, sondern lediglich als polizeiliche Maßnahme ist sie anzusehen, wo sie ohne Rück­ sicht auf die Eigentumsverhältnisse statthaft ist. E. 50 S. 386, E. 53 S. 124, E. 55 S. 12. Frank Anm. 1. Das Eigentum gebt nach herrsch. Ansicht nut Rechtskraft des Urteils auf den FiSkus über. Dagegen verfällt es nach LK. Sinnt. 9 durch die Tat und zur Zeit der Tat, wenn dieser Verfall durch Urteil erklärt wird. Nach Frank Anm. IV 3 bedeutet das Urteil nur, daß der Täter verpflichtet ist, das Eigentum auf den Fiskus zu übertragen. Über die Behandlung von Vorräten, die im Strafverfahren eingezogen

sind siehe AB. 9. Juni 16 (JMBl. S. 127), über die Verwertung eingezogener Gegenstände die AB. v. 6. Aug. 24 (JMBl. S 3.36), v. Waffen v. 19. März 24 (JMBl. S. 129), v. Fischereigeräten v. 12. März 23 (JMBl. S. 214 u. 1924 S. 386), über die Verfallerklärungen in Strafsachen wegen Schmuggels mit Papiergeld und Wertpapieren AB. o. 27. Mai 19 (JMBl. S. 306), über die Abgabe unbrauchbar gemachter Schriften an die Zentralpolizeistelle u. Staats­ bücherei Berlin AB. v. 31. Juli 26 (JMBl. S. 288). 32 a) Das Schweigen des Urteilstenors über die Einziehung steht der Ab­ lehnung gleich. Ist sie in der Begründung erwähnt, so stehen Tenor und Gründe im Widerspruch. DIZ. 17 S. 460. 32 b) Erforderlich ist, daß der volle objektive Tatbestand des Delikts vor­ liegt und die Verfolgung oder Vernrtetlung einer bestimmten Person erfolgt. Die Unbrauchbarmachung ist auch dann auszusprechen, wenn in dem Berf. gegen einen bestimmten Angekl. auf Strafe nicht erkannt wird. Recht 30 Nr. 1202. — Phonographische Platten und Walzen sind als Schrift anzusehen. E. 38 S. 345. Auch bei plastischen Erzeugnissen kann der Inhalt strafbar fein. GA. 57 S.400. 32 c) Tie Unbrauchbarmachung ist als polizeiliche Maßregel anzusehen. E 14 S. 161, GA. 60 S 74 Frank l Abs. 2 bis in iäem kommt daher nicht zur Anwendung. JurW 56 S. 2005.

22

m. Strafgesetzbuch §§ 42 u. 43. § 42 . Ist in den Fällen der §§ 40 und 41”) die Verfolgung

oder die Verurteilung einer bestimmten Person nicht ausführbar,”) so können die daselbst vorgeschriebenen Maßnahmen selbständig erkannt

werden. ”) 2. Abschnitt, § 43

verüben

Wer den Entschluß,

versuch.

ein Verbrechen

oder Vergehen zu

durch 'Handlungen, welche einen Anfang der Ausführung

dieses Verbrechens oder Vergehens enthalten, ”) betätigt hat, ist, wenn 33) Vgl. Amn. 63 zu § 430 StPO. Im Falle des § 40 ist zur Anwendung deS § 42 notwendig, daß -er Täter oder Teilnehmer der dort bezeichneten Tat und der Eigentümer dec dort beschriebenen Gegenstände dieselbe Person sind, mithin ist die Einziehung unzulässig, wenn der Gegenstand dem freigesprochenett Angetl. gehört. E.22 S. 351, wenn vorher die Verurteilung einer bestimmten Person stattgefunden hat. LZ. 18 S. 751; oder wenn der Täter wegen Unzu­ rechnungsfähigkeit außer Verfolgung gesetzt ist. E. 29 S. 130. Im Falle deS Todes des Täters ist die Einziehung zulässig. E. 53 S. 181. 34) Ob dies der Fall, darüber hat allein der StA. zu befinden. R. 9 S. 15, E. 16 S. 114. Die Verurteilung ist nicht ausführbar, wenn subj. oder obj. Gründe die Freisprechung des Angeklagten veranlassen. Sie ist aber nicht unausführbar, wenn das zeitweilige Verfahren ruht. Recht 17 Nr. 126. E. 19 S. 371. Die Verjährung der Strafverfolgung einer durch den Inhalt einer Druckschrift begründeten strafb. Handlung hindert nicht das objekt. Strafverfahren. E. 14 S. 382. Ebenso R. 9 S. 15. A. M. LK. Sinnt. 6 am Ende; auch nicht der Tod des Täters. E. 53 S. 181. Bei Antragsvergehen ist nicht bloß die strafrechtl. Verfolgung überhaupt, sondern auch das obj. Verfahren unzulässig, wenn der Antrag nicht rechtzeitig gestellt ist. R. 6 S. 559. 35) Ist die Verfolgs, und Verurteilg. einer best. Person erfolgt, so findet nachträglich das obj. Strafverf. nicht statt. E. 8 S. 349. Der selbständige Aus­ spruch -er Unbrauchbarmachung kann im 1. oder 2. Rechtszuge erfolgen. Recht 30 Nr. 1202. 36) Der Tatbestand des Versuchs erfordert, daß wenigstens mit einer Handl., welche zum Tatbestände der Straftat gehört, der Anfang der Ausführung gemacht ist. E. 9 S. 81. Ein solcher Anfang ist in allen Handlungen zu finden, die vermöge ihrer notwendigen Zusammengehörigkeit mit einer Tatbestandshand­ lung deS Vergehens für die natürliche Auffafiung als deren Bestandteil er­ scheinen. E. 51 S. 341; z. B. wenn der Täter in der Absicht rechtswidriger Zueignung seine Hand nach der Mitte eines mit Holz beladenen Wagens er­ hoben hat, um ein Stück Holz zu ergreifen. Recht IIS. 1414;,oder wenn er behufs Einbruch die Fenster mit grüner Seife beschmiert. Recht 16 Nr. 1392; oder wenn ein Kind zur Ermöglichung der Tötung betäubt wird. JurW. 55. S. 1166 oder in dem Anlegen einer geladenen Schußwaffe mit ungespanntem Hahn; E 59 S. 386. Aber nicht, wenn sich der Täter lediglich auf den Weg zu der Stelle begeben hat, wo sich der Gegenstand seiner diebischen Absicht befindet. JurW. 52 S. 1022. Eine Verurteilung wegen Versuchs setzt nicht den Nach­ weis voraus, daß das beabsichtigte Verbrechen nicht zur Vollendung gekommen ist. E. 41 S. 352. Ein Zeuge, welchem statt des Eides eine Beteuerungsformel gestattet ist, kann den Versuch eines Meineides begehen, wenn die gebrauchte Be­ teuerung sformel den gesetzl. Vorschriften nicht entspricht. E. 24 S. 91.

23

versuch § 44.

das beabsichtigte Verbrechen obex Vergehen nicht zur Vollendung^ gekommen ist, wegen Versuches zu bestrafen.^)

Der

Versuch eines

Vergehens

wird jedoch nur in den Fällen

bestraft, in welchen das Gesetz dies ausdrücklich bestimmt. § 44

Das

versuchte

Verbrechen oder Vergehen ist milder zu

bestrafen, als das vollendete

Ist das vollendete Verbrechen mit dem Tode oder mit lebens­

länglichem Zuchthaus bedroht, so tritt Zuchthausstrafe nicht unter drei Jahren ein, neben welcher auf Zulässigkeit vvn Polizei-Aufsicht erkannt werden tarnt.89)

Ist das vollendete Berbrechen mtt lebenslänglicher Festungshaft bedroht, so tritt Festungshaft nicht unter drei Jahren ein. In den übrigen Fellen kann die Strafe bis auf ein Vierteil")

des Mindestbetrages der auf das vollendete Verbrechen oder Vergehen angedrohten Freihetts- und Geldstrafe ermäßigt werden.

Ist hiernach

Zuchthausstrafe unter Einem Jahre verwirkt, so ist dieselbe nach Maß­ gabe deS § 21 in Gefängnis zu tertoanbeln.4I) 37) Zuweilen kann lediglich die Absicht des Täters- auch objektiv den äußeren Tatbestand derart bestimmen, daß nur die vollständige Verwirklichung die Vollendung der Tat bedeutet. Es kann von der Absicht hinsichtlich der Menge abhängen, ob vollendete Genußmittelentwendung oder Vers. Diebstahl vorliegt; es hängt von der Absicht hinsichtlich der geschlechtl. Erregung ab, ob Greiser: unter die Röcke Versuch oder Vollendung des § 174 ist. LK. Anm. 6 6. 38) Der Versuch mit untauglichen Mitteln und am untauglichen Objekt ist nach feststehender Praxis des RG. strafbar. Plen.Entsch. E. 1 S. 439 u. E. 34 S. 217, E. 39 S. 316 und bezüglich der Strafbarkeit des Versuchs am un­ tauglichen Objekt E. 1 S. 451, ferner E. 42 S. 92. 39) Ist wahlwelse lebenslängliches und zeitiges Zuchthaus angedroht, wie im Falle des § 214, so steht dem Richter auch bei dem Versuch die Wahl zwischen den Strafendes § 44 Abs. 2 u. 4 offen und kann auch auf Polizeiaufsicht erkannt werden. E. 16'S. 400. JurR. 3 Nr. 2245. 40) Das Vierteil einer als Mindeftbetrag zugelassenen einmonatlichen Gefängnisstrafe beträgt 8 Tage und nicht eine Woche, bei einer Sttafe von einer Woche 2 Tage. GA. 47 S. 157. 41) Bei Festsetzung der Sttafe ist nicht von einem Strafmaß auSzugehen, welches für das Delikt im Falle seiner Vollendung angemessen sein würde. E. 35 S. 282. Doch ist der Richter nicht gehindert, in geeigneten Fällen sich ein Bild über die der vollendeten Tat gerecht werdende Strafe zu machen u. danach die Versuchsstrafe zu bemessen. E. 59 S. 154. Bei Androhung von Zuchthaus beim vollendeten Delikt ist bei Festsetzung der Versuchsstrafe zu prüfen, in welcher Höhe eine Zuchthausstrafe angemessen ist, die, wenn sie weniger als 1 Jahr be­ trägt, in Gefängnis umzuwandeln ist. TRZ. 19 Nr. 946. Tritt der Versuch eines Verbrechens nut einem Vergehen in Konkurrenz, so ist zunächst die Sttafe des Versuchs selbständig festzusetzen, so daß, wenn sie gemäß §44 Abs. 4 im Ge­ fängnis zum Ausdruck gelangt, in dieser Form als Einzelstrafe zu verwenden ist. Dies gilt selbst dann, wenn als Gesamtstrafe eine Strafe von mindestens einem Jahr Zuchthaus angemessen sein würde. GA. 42 S. 127. E. 55 S. 97.

24

III. Strafgesetzbuch §§ 45 u. 46.

§ 45 Wenn neben der Strafe des vollendeten Verbrechens oder Vergehens die Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte zulässig oder geboten ist, oder auf Zulässigkeit von Polizei-Aufsicht erkannt werden kann, so gilt Gleiches bei der Versuchsstrafe. § 46 Der Versuch als solcher bleibt straflos, wenn der Täter 1 die Ausführung der beabsichtigten Handlung aufgegeben") hat, ohne daß er an dieser Ausführung durch Umstünde gehindert worden ist, welche von seinem Willen unabhängig waren,") oder 2 zu einer Zeit, zu welcher die Handlung noch nicht entdeckt") war, den Eintritt des zur Vollendung des Verbrechens oder Vergehens gehörigen Erfolges durch eigene Tätigkeit abgewendet l)at.45) 42) § 46 findet auch auf die Teilnehmer Anwendung. Der zurücktretende Teilnehmer bleibt aber nur dann straflos, wenn entweder auch die übrigen Teil­ nehmer zurücktreten oder dem bereits ins Werk gesetzten Tun des Zurückgetretenen auf andere Weife die Wirkung des Versuchs entzogen wird. Ist der Tat­ beitrag des Zurückgetretenen von den übrigen Beteiligten zunächst noch zur Fort­ setzung des Versuchs verwendet worden, dann aber die Vollendung der Tat durch ein vom Willen des Zurückgetretenen unabhängiges Ereignis abgewendet worden, so kaun sich der zurückgetretene Teilnehmer, der die Verwendung seines Tatbei­ trages zur Fortsetzung des Versuchs nicht gehindert hat, auf den Strafausschlie­ ßungsgrund des 8 46 mcht berufen. G. 59 S. 412. A. M. R. 9 S. 724. E. 39 S. 37. Wird eine vorbereitete Tat von beiden Teilnehmern ernstlich aufgegeben, dann aber die gleiche Tat von dem einen abermals beschlossen und ausgeführt, ist der frühere Gehilfe straffrei. E. 55 S. 105. 43) Der Rücktritt muß ganz aus freiem Willen erfolgt sein und zwar ob­ schon dem Täter die Ausführung möglich schien. E. 16 S. 182. Freiwilliger Rücktritt liegt vor, wenn der Täter die Ausführung des Diebstahls deshalb aufgibt, weil die vorgefundenen Sachen nach Menge oder Wert seinen Er­ wartungen nicht entsprechen. E. 55 S. 66. oder deshalb, weil der Dieb den Gegenstand für unbrauchbar hält. E. 39 S. 4"; aber nicht deshalb, weil er den Gegenstand bei dem Versuch beschädigt hat. E. 45 S. 6; oder weil er von der Erfolglosigkeit seiner bisherigen Versuche überzeugt ist. E. 52 S. 181. Der Umstand, daß ein Täter erführt, ein Mitzeuge habe die Wahrheit bereits zuge­ standen, schließt den freiwilligen Rücktritt vom Meineidsversuch nicht aus. Jur. R. 2 9u 96. Die Furcht vor alsbaldiger Entdeckung kann ein so starker Beweg­ grund sein, daß sie die Freiwilligkeit aufhebt. E. 37 S. 402. Vgl. aber hierzu E. 47 S 74. Richt ist erforderlich, daß der Täter die beabsichtigte Tat aus Reue aufgegeben hat. E. 24 S. 222. 44) Entdeckt ist die Tat, wenn andere Kenntnis von derselben erlangt haben, von denen eine Veranlassung der Strafverfolgung zu erwarten ist. E. 3 S. 94. E. 38 S. 402. Über Entdeckung bei Brandstiftung siehe E. 1 S. 375.

45) Der § 46 unterscheidet abweichend von den sonstigen Vorschriften des StGB, den beendigten von dem nicht beendigten Versuch. Ob letzterer vorliegt, hängt davon ab. welche Handlungen der Täter zur Verwirklichung des vollen­ deten Tatbestandes nach der gegebenen Sachlage für geeignet und für aus­ reichend gehalten hat. E. 43 L. 138. E. 45 L. 185. In Rr. 2 muß der Täter die Tätigkeit, welche seinerseits zur Vollendung der Straftat erforderlich war. ganz entwickelt haben und nur der Erfolg darf nicht eingetreten sein. GA 37 S. 180. Auch hier muß der Rücktritt wie in § 46 Nr. 1 ein freiwilliger sein.

Teilnahme § 47.

3. Abschnitt. Teilnahme. § 47 Wenn mehrere eine strafbare Handlung gemeinschaftlich ausführen, so wird jeber als Täters bestraft. Auftrag) nicht außer­ halb des Rahmens der wirklichen Befugnisse liegen. E. 55 S. 163. KG. v. 22 Dktvr. 26, IFGErg. 5 S. 188. Dem Beamten liegt eine Prüfung der Rechtmäßigkeit des Befehls nicht ob. Recht 11 S. 13b. Erk. v. 1 Sktbr. 20, VSt Anm. 11b. BayDbLG. v. 21. April 25, JurW. 54 S 1767. Ein Irrtum des Beamten über die seiner Be­ fugnis zugrunde liegenden tatiüchlichen Voraussetzungen ist, wenn unver­ schuldet, für die Rechtmähigkeit der Amtshandlung bedeutungslos. R. 7 L. 238. GA. 63 5. 440. E. 61 S. 297. Anders aber, wenn der Beamte in einem Irrtum über das Gesetz sich befand. R. 10 S. 40. Nicht wesentlich ist es, ob

schoss

62

HI. Strafgesetzbuch § 113.

die PVO., wegen beren Übertretung der Polizeibeamte einschreitet, gültig ist. JurR. 1 Nr. 1828. Gleichgültig ist eS, ob der Beamte bei der Amtshandlung gewisse unwesent­ liche Förmlichkeiten nicht beobachtet hat. R. 8 S. 546. Anders aber liegt die Sache, wenn wesentliche Formen nicht beobachtet worden sind, hier fehlt die Rechtmäßigkeit. E. 12 S. 261. Siehe auch E. 22 S 227. Im einzelnen sind noch folgende Entscheidungen bemerkenswert: In recht­ mäßiger Ausübung des Berufs befinden sich die zur Aufrechterhaltung der Ord­ nung aufgedotenen Regierungstruppen. Reckt 23 Nr. 1725; desgl. Polizei­ beamte, wenn sie eine Person, welche sich der ZeugniSpflicht entziehen will, oder, wenn sie bei öffentl. Unruhen auf frischer Tat Betroffene behufs Feststellung der Persönlichkeit festnehmen, R. 8 S. 204, Erk. v. 22. Septbr. 24, LK. Anm. 13; oder, wenn sie einen Festgenommenen bei Fluchtverdacht fesseln. Recht 26 Nr. 1731; ebenso wenn sie eine Person sistieren sollen und zu diesem Zwecke die Woh­ nung eines Dritten betreten. E. 2 S. 263. Desgl. ein Schutzmann, wenn er einen die Polizeistunde Überschreitenden gewaltsam entfernt. E. 42 S. 16. Da­ gegen ist der Beamte nicht in der rechtmäßigen Ausübung seines Amtes, wenn er zur Wahrnehmung präventiver Funktionen zur Nachtzeit in das Besitztum eines Dritten eindringt, E. 31 S. 307, oder wenn er eine Festnahme „zum Zweck der Feststellung eines Sachverhalts" eines in seiner Gegenwart begangenen Ver­ gehens vornimmt, Recht 9 S. 229 oder, wenn er einen Gefangenen entgegen der AB. v. 4. Dezbr. 02 (JMBl. S. 291) u. v. 15. Septbr. 24 (JMBl. S. 559) feffelt. DIZ. 18 S. 168. Ebensowenig befindet sich ein Polizeibeamter in der rechtmäßigen Ausübung seines Berufes, wenn er den ihm zur Durch­ führung eines privatrechtlichen Anspruches erteilten Befehl ausführt. E. 29 S. 199 u. E. 40 S. 242; auch nickt ein Polizeibeamter, der zwangsweise An­ ordnungen durchführen will, die Polizeibehörden unbefugt auf dem Gebiet der Wohnungswirtschaft getroffen haben. KG. v. 22.Ottbr.26, Recht31 Nr. 459. Sin Schutzmann befindet sich nicht in rechtmäßiger Amtsausübung, wenn er bei ruhestörendem Lärm gegen eine nicht fluchiyerdächiige Person einschreitet, aber die Prüfung der Legitimation ablehnt und die Person der Polizeibehörde vorführt. E. 27 S. 153. Anders, wenn der Verhaftete sich nicht vollständig legitimieren tonn. E. 27 S. 198. Siehe auch E 32'S. 269. Dagegen befindet sich der Gemeindevorsteher in solcher, wenn er auf Anrufen einer mit Miß­ handlung bedrohten Person gegen den Täter einschreitet, selbst wenn er dabei zur Nachtzeit die ihm freiwillig geöffnete Wohnung betritt. GA. 41 S. 290. Auch ein Amtsvorsteher bei Feststellung von Tätern, die ihn selbst privatim beleidigt haben. Breslau V. 26. Febr. 26, GA. 71 S. 61. Die Rechtmäßigkeit der Amtsausübung eines Landjägers ist von der Grenze des Bezirks der StA-, deren Hilfsbeamter er ist, abhängig. Recht 30 Nr. 315. Weigert sich eine Person, der Anordnung eines Polizeibeamten nachzu­ kommen, so ist die polizeiliche Sistierung gestattet. GA. 38 S. 70. Der Gerichtsvollzieher ist bei einer Zwangsverst. in rechtmäßiger Ausübung seines Amtes, wenn er auch einzelne Förmlichkeiten z. R. die Bekanntm. der Versteigerung unterlaffen hat. R. 10 S. 97, oder wenn die Boll­ streckungsklausel nicht zu Recht beständig gewesen ist. R. 4 S. 418 (g. M. Frank IV 1); oder wenn er eine Wohnung durchsucht, die er irrtümlich für die des Schuldners hält. E. 61 S. 297. Desgl. wenn er bei einer im Partei­ auftrage zu erledigenden Zustellung sich aus der Wohnung der Person, welcher zpgestellt werden soll, trotz Aufforderung vor Abschluß seiner amtlichen Tätig­ keit nicht entfernt. E. 41 S 82. Er ist befugt, bei Zwangsvollstreckungen die Taschen der Kleidungsstücke, die der Schuldner auf dem Leibe trägt, zu durch­ suchen. E. 16 S. 218.

63

Widerstand gegen die Staatsgewalt § 113. Gesetzen, von Befehlen und Anordnungen

der Verwaltungsbehörden

oder von Urteilen und Verfügungen der Gerichte berufen ist, in der

rechtmäßigen Ausübung seines Amtes durch Gewalt oder durch Be­

drohung mit Gewalt Widerstand leistet, 3°) oder wer einen solchen Beamten während der-rechtmäßigen Ausübung seines Amte- tätlich angreift,3I * *)32 * *wird * * * * mit * * * * Gefängnis * 30 von

vierzehn Tagen bis zu zwei

Jahren bestraft.

Sind mildernde Umstände vorhanden,

so tritt Gefängnisstrafe

bis zu Einern Jahre oder Geldstrafe ein. Dieselben Strasvorschristen treten ein, wenn die Handlung gegen Personen, welche zur Unterstützung des Beamten zugezogen waren,33)34

oder

gegen

Mannschaften

der

bewaffneten

Macht,33)

oder

gegen

Mannschaften einer Gemeinde-, Schutz- oder Bürgerwehr in Ausübung

des Dienstes begangen wird.3*)

Dagegen befindet sich ein Gerichtsvollzieher nicht in der rechtmäßigen Aus­ übung, wenn er auf Grund einer einstweiligen Verf., durch welche die Rück­ bringung von Sachen des Gegners des Antragstellers in die Wohnung des letzteren angeordnet ist, demjenigen, zü dem die Sachen geschafft waren, die letzteren mit Gewalt fortnehmen will. E. 26 S. 249; oder wenn er den Schuldner zwingt, ihm beim Aufsuchen der Pfandsache behilflich zu sein. Dresden HRR. 1928 Nr. 186. III. AlS dolus genügt das Bewußtsein des A., daß der Beamte eine Amtshandlung vornimmt. E. 4 S. 375. Daß der Täter sich auch der Recht­ mäßigkeit der Amtsausübung bewußt gewesen, ist nicht nötig. R. 6 S. 478. Vgl. auch R. 9 S. 473 u. Recht 20 S. 2026. Selbsthilfe ist dem in recht­ mäßiger Ausübung seines Amtes befindlichen Beamten gegenüber nicht gestattet. E. 22 S. 300 u. E. 25 S. 150. Recht 31 Nr. 1517. 30) Der Widerstand muß durch Gewalt oder durch Bedrohung mit Gewalt geleistet sein. Der Begriff der Gewalt erfordert körperliche Krastäußerungen gegen die Person des Beamten, es genügt nicht ein bloß passives Verhalten. R. 3 S. 12 u. R. 7 S. 280. Wohl aber genügt ein Etnsperren. E. 27 S. 405, doch nicht ein Verschließen der Türe des Hauies vor dem Beamten. Recht 14 Nr. 1306. Liegt aber In dem passiven Verhalten ein Widerstand, dessen Überwinden eine besondere Kraftanstrengung des Beamten erfordert, so kann der Tatbestand des § 113 vorliegen. E. 2 S. 411. Auch in der Drohung, einen Hund auf den Beamten hetzen zu wollen, kann eine Bedrohung mit Gewalt gefunden werden. GA. 37 S. 158. 31) Unter tätlichem Angriff auf den Körper des Beamten ist eine in feind­ seliger Absicht zielende Einwirkung (Ausholen zu einem Schlage) zu verstehen. E. 7 S. 301. Derselbe braucht auch nicht in einer bestimmten Beziehung zu der Amtshandlung zu stehen. R. 7 S 632. GA. 46 S. 214. 32) In der Zahl und Wahl der zu seiner Unterstützung beizuziehenden Personen ist der Beamte nicht beschränkt. E. 25 S. 253. 33) Die auf Grund des Gesetzes vom 12. Dezbr. 18 (RGBl. S. 1424) errichtete freiwillige Volkswehr ist bewaffnete Macht. Recht 23 Nr. 1010. 34) Auf die von einem ^orst beamten, der unter dem Schutz des § 117 steht, zugezogenen Hilfspersonen findet § 113 Anwendung. E. 29 S. 310. Es wird

64 Sehöff.

UI. Strafgesetzbuch §§ 114 u. 115.

§ 114.28)

Wer es unternimmt, S6J durch Gewalt oder Drohungs6)

eine Behördeoder einen Beamten zur Bornahme oder Unter­ lassung einer Amtshandlung8^) zu nötigen, *8) wird mit Gefängnis nicht unter drei Monaten bestraft. Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Gefängnisstrafe

bis zu zwei Jahren oder Geldstrafe ein.

Schöll.

§ 115.

Wer an einer öffentlichen") Zusammenrottung,") bei

immer darauf ankommen, ob die Handlung, bei der Widerstand geleistet wird, als Fortsetzung eines in der Forst begonnenen Aktes anzusehen ist. 35) Der § 114 kann bei Vollstreckungsbeamten nur in Frage kommen, wenn die Amtshandlung noch nicht begonnen, oder wenn sie bereits vollendet war, als auf dieselbe durch Drohung oder Gewalt eingewirkt wurde. War die Amtshand­ lung in der Vollstreckung begriffen, so kommt § 113 zur Anwendung. R. 3 S. 10 u. R. 9 S. 525. Die Amtshandlung muß innerhalb der Grenzen der Zuständigkeit des Beamten gelegen haben, aber das Moment der Rechtmäßig­ keit, welches 8 113 voraussetzt, ist hier nicht erforderlich. Es muß jedoch ein Zusammenhang zwischen der Drohung mit einer konkreten Amtshandlung er­ kennbar vorliegen. E. 34 S. 206. 36) Es genügt die Ankündigung eines jeden Übels, auch eines solchen, das sich aus einer völlig berechtigten Handlung des Drohenden für den Bedrohten ergeben kann, jedoch nicht die einer Dienstaufsichtsbeschwerde. DRZ. 18 Nr. 1072. JurW. 57 S. 799; anders die Erklärung, die Angelegenheit im Reichstag vor­ zubringen, wenn der Beamte die Besprechung fürchtet. E. 39 S. 266. JurW. 52 S. 836. Desgl. die Warnung, wenn sie sich als Ankündigung eines vom Warnenden selbst zu verwirklichenden Übels für den Gewarnten darstellt. E. 54 S. 236, aber nicht die Androhung einer Regreßklage, wenn der Täter sie für begründet hält. LZ. 10 S. 1036. Es muß immer festgestellt werden, worin das Übel für den Be­ drohten besteht und ob es in der Vorstellung des Bedrohenden vorhanden war. E. 56 S. 46. Die Nachteile brauchen aber keine persönlichen zu fein, wie z. B. Polizeibeamte drohen dem Bürgermeister einen Streik an, oder Gefangene dem Strafanstaltsleiter die Arbeit einznstellen. E. 55 S. 37. Recht 26 Nr. 337. 37) Nur die Staatsgewalt kann Behörden errichten. Recht 24 Nr. 1423. Über den Begriff der Behörde siehe Anm. 87 zu § 164, des Beamten Anm. 46 zu § 359. 37 a) Eine solche ist auch Amtsniederlegung. E. 56 S. 22. 38) Die Drohung braucht nicht unmittelbar gegen die Behörde oder die Beamten gerichtet zu sein. R. 3 S. 318. Doch muß die Absicht des Täters daraus gerichtet sein, den Willen des Beamten zu beugen. BayObLG. v. 4. Juni 26, JurW. 55 S. 2301. 39) Das Wort „öffentlich" hat hier eine besondere Bedeutung und zwar die, daß nicht sowohl die Qualität des Ottes der Zusammenrottung, als viel­ mehr die Möglichkeit Beteiligung beliebig vieler, nicht bestimmter Personen an derselben entscheidend ist. E. 20 S. 298. 40) Zusammenrottung ist eine Vereinigung mehrerer zu einem gemein­ schaftlichen ungesetzlichen Handeln. GA. 54 S. 478. Aufruhrbewegung (wie z. B. der Märzputsch 1921) ist keine Zusammenrottung. JurW. 53 S. 1046; auch nicht ein Festzug, aus dem heraus Gewalttätigkeiten begangen werden. JurR 1 Nr. 1926. Erforderlich ist ein räumliches Zusammenhalten von Per­ sonen, das sie nach außen hin als vereinte Macht erkennen läßt. E. 56 S. 281. Die Rechtswidrigkeit des Handelns braucht nicht äußerlich erkennbar zu sein.

65

Widerstand gegen die Staatsgewalt § 116.

welcher eine der in den 113 und 114 bezeichneten Handlungen mit vereinten Kräften begangen wird, teihnmmt,4^ wird wegen Aufruhrs mit Gefängnis nicht unter sechs Monaten bestraft Die Rädelsführer/". sowie diejenigen Aufrührer, welche eine der in den 113 und 114 bezeichneten Handlungen begehen, werden mit Zuchthaus bis zu zehn Jahren bestraft: auch kann auf Zulässig­ keit von Polizei-Aufsicht erkannt werden. Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Gefängnisstrafe nicht unter sechs Monaten ein.

§ 116 Wird eine aus öffentlichen Wegen Straßen oder Plätzen **) versammelte Menschenmenge") von dem zuständigen Beamten") oder Befehlshaber der bewaffneten Macht ausgesordert, sich zu entfernen, so wird jeder der Versammelten, welcher nach der dritten Auffor­ derung^^) sich nicht entfernt, wegen Auflaufs mit Gefängnis bis zu drei Monaten oder mit Geldstrafe bestraft. Ist bei einem Auflaufe gegen die Beamten oder die bewaffnete Macht mit vereinten Kräften tätlicher Widerstand geleistet oder Ge­ walt verübt worden, so treten gegen diejenigen, welche an diesen Handlungen teilgenommen haben, die Strafen des-Aufruhrs ein LK. Anm. 2. Aufruhr kann sich zum Auflaui gestalten, wenn die zusammengerotteie Menge in ihrer Zusammensetzung, ihren Zwecken und durch Ver­ drängung an einen ändertn Ort Änderungen erhalten hat. Recht 30 Nr 949. Die nach §§ 115 u. 125 strafbaren Vergehen stehen in Ideal-, nicht in Ge­ setzeskonkurrenz. E. 29 S. 11.

41) Teilnehmer ist jeder, der sich vor,ätzlich mit Kenntnis von dem straf­ baren Zweck der Menschenmenge anschließt. E. 20 S. 403. Als dolus genügt das Bewußtsein, sich in einer zusammengerotteten Menge zu befinden und in derselben zu bleiben. R. 2 S. 150. Recht 23 Nr. 1012. 41 a i Rüdelssühier und Personen, welche, selbst an der Zusanimenrottung teilnehmend, innerhalb dieser eine führende Rolle spielen, indem sie die Menge zusammenireiben oder anführen oder ihr die Richtlinien ihres Vorgehens geben oder psnchisch oder pbufifcb sich in besonderer Wene als führende Kräfte hervor­ tun. Erk. v. 22. Septbr. 24, VM Aum Ga.

42) „Daß die Plätze, Wege usw. im Privateigentum stehen, schließt den Be­ griff der Öffentlichkeit nicht aus, sobald dieselben nur zu dem konkreten Zeitpunkte

dem allgem. Verkehr zugänglich waren. E. 21 3. 1 >. Auch Wasserstraßen sind öffentlich. E. 33 S. 374. 43) Hier muß die Aufforderung (abweichend von § 110) an eine Menschen­ menge gerichtet fern. GA. 21 S. 512 u. OR. 14 5 600. Eine v. M. ist anzunehinell, wenn die Ansammlung eine Gefährdung der öffentl. Ordnung und Sicherheit in sich schließt. GA. 48 5. 351

44) Ob ein Beamter zuständig, hängt von seiner amtlichen Stellung ab. Po­ lizeidiener ii. Gendarmen sind zuständig. E. 6 S. 91. 45) Daß der Täter die Auiforderung selbst gehört haben müst'e, ist im Ge­ setz nicht gesagt, es genügt auch die auf andere Weise erlangte Kenntnis. E. 21 S. 154. § 116 gilt auch für Passanten. LZ. 19 S. 213. Dalcke. 3traiu'd)t

21 2tt.fi

< 192s

5

er

Schöff-

66

Schöff.

m. Strafgesetzbuch § 117.

§ 117.

Wer einem Forst- oder Jagdbeamten,") einem Wald­

eigentümer, Fdrst- oder Jagdberechtigten,") • oder einem von diesen be­

stellten^^) Aufseher in") der rechtmäßigen Ausübung seines Amtes") 46) Eia Privatförster wird Jagdvolizeibeamter nicht durch die Beeidigung, sondern durch die vom Landrat erfolgte Bestätigung als Jagdschutzbeamter. E. 43 S. 361. Ebenso erlangt rin Feldhüter die Eigenschaften eines Jagd­ beamten, wenn er hierzu bestellt und die Bestellung durch die Jagdpolizeibehörde bestätigt ist. Recht 28 Nr. 720. LZ. 16 S. 752. Ein auf daS FDG. beeidigter, mit der Ausübung deS Forstschutzes beauftragter Forstreferendar ist Jagdbeamter. E. 38 S. 373. Forstschutzbeamte werden von der Regierung an­ gestellt. Recht 3u Nr. 1832. 47) Der Jagd berechtigte muß auf Grund eines rechtsgültigen Vertrages, der aber" keiner Form bedarf, zur Jagd berechtigt sein, um den Schutz des § zu genießen. E. 26 S. 144. E. 57 S. 79. Ist er dies, so hat er auch daS Recht, einen Frevler nach seiner Legitimation zu fragen und ihn ev. der zu­ ständigen Polizeibehörde zuzuführen. GA. 42 S. 259. Jagdgäste genieben nicht den Schutz des § 117. Ebner, Die Befugnisie und der strafrechtl. Schutz der Jagdberecht. S. 34. 48) Eine bestimmte Form für die Bestellung ist nicht vorgeschrieben. Wesentlich ist nur, daß die Bestellung aus dem Willen des WaldeigentümerS hervorgegangen ist. E. 36 S. 393, KG. vom 26. März 20, DStZ. 7 S. 251. 49) „in" nicht „während". GA. 52 S. 250. 50) Während bei den Jagdpolizeibeamten die'Ausübung der amtlichen Funktionen dadurch noch nicht den Charakter der Rechtmäßigkeit verliert, daß sie sich über das Vorhandensein der ein Einschreiten rechtfertigenden tatsäch­ lichen Berhältnisie in einem Irrtum befinden — vgl. JmW. 56 S. 2693 — muß die Rechtsausübung der Nichtbeamten eine objektiv rechtmäßige sein. R. 5 S. 377. LK. Anm. 3 Abs. 4. Ihr guter Glaube kann daher auch den Mangel der örtlichen Zuständigkeit nicht ersetzen. Recht 12 Nr. 3355. Bei einem Privatforstbeamten kommt nur die Ausübung eines Rechts, nicht eines Amts in Frage. DStZ. 2 S. 83. Hier muß dem Täter das Bewußtsein von der Rechtmäßigkeit der Rechtsausübung der Nichtbeamten nachgewiesen werden. BayObLG. v. 5. Juni 25. JurW. 54 S. 2252. § 117 ist anwendbar aus die von allen im Paragraph genannten Personen auch außerhalb des Reviers vorgenommenen Amtshandlungen, welche inner­ halb ihrer örtlichen und sachlichen Zuständigkeit liegen. E. 23 S. 337 u. JurW. 24 S. 584. Die vorgenommenen Handlungen sind nicht nur dann rechtmäßige, wenn sie im Schutzbezirk selbst vorgenommen oder dort be­ gonnen oder aus ihm heraus unmittelbar fortgesetzt werden, sondern auch dann, wenn sie zwar außerhalb defielben vorgenommen werden, aber in räumlicher Beziehung zu ihm stehen und dem Ausfluß einer dem Forst- oder Jagdschutz­ beamten als solchen oder einer ihm wie jeder Privatperson zustehenden Be­ fugnis bilden. LK. Anm. 3 a. E. Durch die B. d. MdI. betr. die Handhabung des Jagdschutzes v. 12. Jan. 00 (BMBl. S. 128) ist bestimmt, daß die Ver­ pflichtung zur Ausübung des Forst- und Jagdschutzes sich auf sämtliche an­ grenzende Schutzbezirke erstreckt. E.43 S.215. Siehe auch Dalcke-Delius, Pr. Jagdrecht S. 160. Forstschutzbeamte haben kein Durchsuchungsrecht. Sind sie Hilssbeamte der StA., so ist der ihnen bei der Durchsuchung geleistete Wider­ stand nach 9 113 StGB, zu bestrafen. E. 37 S. 33. Recht 14 Nr. 613. Den int Gemeinde-ienst befindlichen Förstern muß die Hilfsbeamteneigenschaft be­ sonders verliehen sein. GA. 57 S. 225. Die Befugnis zur Pfändung ist durch

Widerstand gegen die Staatsgewalt § 117.

67

oder Rechtes50 * *)51 *durch * 52 * * 53 * Gewalt * * * * * * oder * * * *durch * * * Bedrohung mit Gewalt Wider­ stand leistet, oder wer eine dieser Personen während der Ausübung ihres Amtes oder Rechtes tätlich angreift/1) wird mit Gefängnis von vierzehn Tagen bis zu drei Jahren bestraft. Ist der Widerstand oder der Angriff unter Drohung mit Schieß­ gewehr/^) Äxten oder anderen gefährlichen Werkzeugen erfolgt, yder

mit Gewalt an der PersonM) begangen worden, so tritt Gefängnis­ strafe nicht unter drei Monaten ein. Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt in den Fallen des Art. 89 AG. z. BGB. beseitigt Recht 11 71; anders KG. v. 2. Novbr. 20, Johow 53 S 446. Privatjagdauffeher haben daher kein Beschlagnahmerecht. Naumburg v. 22. Aug. 13, GA. 62 S. 115. Ein Forstbeamter befindet sich nicht in rechtmäßiger Amtsausübung, wenn er von einem ihm bekannten Frevler verlangt, daß derselbe ihm die gelegten Schlingen zeigen und ihn zur Polizeibehörde begleiten soll. GA. 42 S. 133. Ebenso ist ein Forstbeamter nicht ohne besondere Gründe berechtigt, von den von ihm bei einer Durchsuchung Vorgefundenen und vermutlich gestohlenen Hölzern Stücke abzuschneiden und diese zu beschlagnahmen. GA. 42 S. 121. Siehe auch GA. 52 S. 117. Er ist aber berechtigt zu gebieten, daß der Forstfrevel daS durch verbotene Eigenmacht dem Waldeigentümer weggenommene Holz im Walde belasse, und dieses Gebot mit Gewalt durchzusetzen. (§§ 858,859 BGB. Recht 11 S. 391. Ein Forstauffeher ist berechtigt, einer beim unbefugter Sammeln von Pilzen betroffenen Person die Pilze wegzunehmen. GA. 5C S. 278. Der Jagdberechtigte und auch der bloße Privatsorstbeamte sind zur Weg­ nahme des Gewehrs des Jagdfrevlers berechtigt. E. 35 S. 403. KG. v 2. Novbr. 20, Johow 53 S. 444. Vgl. aber GA. 50 S. 11.% Auch den Wilddiebe kann gefreveltes Wild weggenommen werden. Ebner S. 28 Ebenso kann der Privatsorstbeamte einen Frevler mit Gewalt aus dem Fors entfernen. E. 27 S. 70.

51) Auch durch Schießen in der Richtung, in welcher sich der Forstbeamt« befindet, kann ein tätlicher Angriff verübt werden. Eine körperliche Berührung ist nicht notwendig. GA. 38 S. 359, aber das Ziel der Handlung mußEinwir kung aus den Körper des anderen fein. E. 41 S. ^81, ebenso genügt das Unter­ nehmen einer Einsperrung. E. 28 S. 32. Über das Waffengedrauchsrecht der Forst- und Jagdschutzbeamten sieh, Ges. v. 31. März 1837 (GS. S. 65). Hierzu ist ergangen AD. d. MfL. 1). 8 Aug. 1919, nach welcher der Beamte bereits im Falle der Bedrohung mitWider setziichkeit durch offen oder verborgen bereitgehaltene Werkzeuge (z. B. Hand granaten) zum Gebrauch der Waffe berechtigt ist. 52) Daß das Gewehr geladen war, ist nicht erforderlich, E. 9 S. 176, abe es muh überhaupt eine Schießwaffe vorhanden gewesen sein. E. 28 S. 31und sie muß innerhalb des Kreises ihrer Verwendung benutzt sein. Recht 15 Str. 1954. 53) Die Gewalthandlung muß die Person unmittelbar betroffen hader E. 16 S. 172 und setzt eine direkt gegen den Körper des Beamtengerichtei Tätigkeit voraus GA. 60 S. 71

68

m. Strafgesetzbuch §§ 118—120.

Absatz 1 Gefängnisstrafe bis zu Einem Jahre, in beit* Fällen des

Absatz 2 Gefängnisstrafe nicht unter Einem Monat ein.^)

Schott

§ 118.M)

Ist durch den Widerstand oder den Angriff eine Körper­

verletzung^ desien, gegen welchen die Handlung begangen ist, ver­ ursacht worden, so ist auf Zuchthaus bis zu zehn Jahren zu erkennen.

Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Gefängnisstrafe

nicht unter drei Monaten ein. § 119.

Wenn eine der in den §§

117

und 118 bezeichneten

Handlungen von mehreren gemeinschaftlich 57 54)58 55 begangen 59 56 worden ist, so kann die Strafe bis um die Hälfte des angedrohten Höchstbetrages,

die Gefängnisstrafe jedoch nicht über fünf Jahre erhöht werden.

Sehöff.

§ 120

Wer einen Gefangenen")

aus der Gefangenanstalt50)

oder aus der Gewalt der bewaffneten Macht, des Beamten oder des­ jenigen, unter dessen Beaufsichtigung, Begleitung

oder Bewachung

er sich befindet, vorsätzlich befreit oder ihm zur Selbstbefteiung vor­

sätzlich behilflich ist,60)61wird mit Gefängnis bis zu drei Jahren bestraft Der Versuch ist strafbar.ei)

54) Siehe auch § 14 des Feld- und Forstpol.Ges. aub. XII. 55) Der § 118 bezieht sich ausschließlich auf den § 117.

E. 23 S. 69.

56) Darunter ist jede Mißhandlung und Gesundheitsbeschädigung zu ver­ stehen, E. 11 S. 24. Auf Buße darf nicht erkannt werden. E. 42 S. 317.

57) Ob dies der Fall ist, ist nach beit allgem. Grundsätzen über die Mit­ täterschaft zu beurteilen. R. 7 S. 453.

58) Gefangener ist jeder, der durch ein berechtigtes Organ der Staats­ gewalt in Haft genommen ist, R. 7 S. 571. Äußere Rechtmäßigkeit der Gefangen­ nahme ist nicht erforderlich. E. 39 S. 189. Ein dem Transporteur übergebener Gefangener verliert dadurch diese Eigenschaft nicht, Laß ihn der Transporteur auf einige Zeit frei läßt. GA. 37 S. 433. Auch von der Polizeibehörde in einer Irrenanstalt untergebrachte gemeingefährliche Geisteskranke sind Gefangene. E. 44 S. 171; siehe auch GA. 50 S. 104. Der von einem Förster, der nicht Forstschutzbeamter ist, vorläufig Festgenommene, ist kein Gefangener. Recht 8 S. 340. Ebensowenig der von einer Privatperson Festgenommene siehe E. 13 S. 254. Wegen Fürsorgezöglinge siehe Anm. 62 d. 59) Erziehungsanstalt für verwahrloste Kinder ist keine Gefangenanstalt. E. 15 S. 39. Siche auch Anm. 62 d. 60) Die Selbstbefreiung ist straflos, dagegen ist die Anstiftung zur Freilasiung strafbar. E. 3 S. 140. E. 61 S. 31. Hierher gehören nur solche Handlungen, welche einen Angriff gegen die In der Gefangenhaltung einer Person zur Erscheinung kommende Ausübung der obrigkeitlichen Gewalt in sich schließen. E. 34 S. 8. Strafbar ist auch intellektuelle Beihilfe. E. 25 S. 65. Die Bestimmung aus § 257 schließt eine Bestrafung aus § 120 nicht aus. E. 57 S. 301. Auf den sog. Hafthalter bezieht sich aber § 120 nicht. LZ. 17 S. 63.

61) auch dann, wenn das Vergehen durch Beihilfe zur Selbstbefreiung erfüllt wird. GA. 59 S. 116.

Widerstand gegen die Staatsgewalt §121

69

Reichsgesetz für Jugendwohlfahrt vom 9. Juli 22 (RGBl. S. 633). § 76.62) Wer, abgesehen von den Fällen der §§ 120, 235 StGB., einen Minderjährigen, bezüglich dessen das gerichtliche Verfahren aus Unterbringung zur Fürsorgeerziehung emgeleitet oder die Unterbringung zur Fürsorgeerziehung angeordnet -ist, dem Verfahren oder der an­ geordneten Fürsorgeerziehung entzieht"2^ oder ihn verleitet, sich dem Verfahren oder der Fürsorgeerziehung zu entziehen, oder wer ihm hier­ zu vorsätzlich behilflich ist,"2'', wird auf Antrag der Fürsorgeerziehungs ­ behörde 0'') mir Gefängnis bis zu zwei fahren und mit Geldstrafe oder mit einer dieser Strafen bestraft. Die Zurücknahme des Antrags ist zulässig. Der Versuch ist strafbar

s.-hotr

§ 121 Wer vorsätzlich einen Gefangenen,"2''» mit dessen Beaufsich­ tigung oder Begleitung er beauftragt entweichen läßt'^i oder dessen Befreiung befördert, wird mit Gefängnis bis zu drei Jahren bestraft.

Schuss

621 Die in den Anm. 62 a und b angeführten Entscheidungen und zu § 21 des preun. Mrsorgeerziehungsges. v. 2. Juli 00 (GL. S. 264) ergangen, dürften aber auch jetzt noch von Bedeutung sein. 62 a) Nicht entgeht, wer den ihm bekannten Aufenthalt des Zöglings ver­ schweigt, I o h o w 26 5 1'0'1 oder die Auskunft über den Verbleib des Zöglings verweigert, E. 46 S 25, oder der Vermieter, der die Unterkunft des Zög­ lings in der Mietwohnung duldet TStZ. 4 L. 168, wohl aber dann, wenn dem Betreffenden eine Rechwpfücbt zur Mitteilung obliegt, wie z. B. den Eltern, E. 37 S. 16 2 jielie auch E. ;•*< S 126 u. M®. v 19. April 09, DIZ. 14 L. 6621; lelbst dann, wenn Ettern durch Aufnalnne des Zöglings in ihre Woh­ nung die ^ortietzuug der ^ürwrgeerziebung unmöglich machen, ebenda S. 416. Tie Eltern haben aber nicht die Rechtspflicht zur Unterbringung positiv mitzuwirken. GA. 6u 3. «3. Xie Ebefrau kann sich durch Unterlanung des Ge­ brauchs der ihr zustehenden Pflicht zur Sorge für die Perlon des Kmdes neben dem Ebemann eines Vergebens gegen § 21 schuldig machen. GA. 55 S. 11«. Zwischen diesem § u § 12i>SMB bestehtRealkonkurrenz. Recht 14 Nr. 1042. 6*2 bi Dies kann geschehen, nachdem sich der Mrsorgezögling bereits aus der Anstalt entiernt hat. TJZ IO S. 1124 u. KG. v. 18. Dezbr 05, Johow 31 L. 51. Z B durch Gewährung von Kost u. Wohnung an den Entwichenen. Recht 12 Nr 229 A M. amche'nend Recht 15 9tr. 3«90. 62c- T i. der Provinzialausschuß, in Hessen-Nassau der ^andesausschuß der Kommunalverbünde Wiesbaden und Kassel und der Magistrat Berlin. § Id d. Ges. v. 29. März 21 GS. S. löO). 62 dj Fürsorge Zöglinge und Gefangene, wenn gegen sie ein staatl. Haft­ recht verwirklicht werden soll. E 4« S. 226. So z. B. können sie es aus An­ laß ihrer poUw'lichen Überführung m die Fürsorgeerziehung sein. 63) Beauftragt ist auch die Privatperion, die auf Ersuchen eines Beamten die vorläufige Bewachung übernimmt. E. 7 S. 103. Z. B. ein Krankenwärter. E. 19 S. 332. 64) Entweichen setzt eine Entziehung aus der Haft kraft eigenen Willens vor­ aus. Vgl auch E 16 S 402. Die Herbeiführung des tatsächl. Zustandes der Mei heit kann auch ohne Wissen u. Wollen des Gefangenen eintreten. E. 57 L. 75

70

ER

m. Strafgesetzbuch §§ 122 u. 123. Ist die Entweichung durch Fahrlässigkeit befördert worden, so tritt

Gefängnisstrafe bis zu drei Monaten oder Geldstrafe ein.

Schoss.

Gefangene,6Ö) welche sich zuscunmenrotten65 66) und mit

§ 122.

vereinten Kräften die Anstaltsbeamien oder die mit der Beaufsichtigung Beauftragten angreifen, denselben Widerstand leisten oder eS urtter-

nctymen,67) sie zu Handlungen oder Unterlaffungen zv nötigen,67 a) werden wegen Meuterei mit Gefängnis nicht unter sechs Monaten bestraft. Gleiche Strafe tritt ein, wenn Gefangene sich zusammenrotten und mit vereinten Kräften einen gewaltsamen Ausbruch unternehmen.68)69

Diejenigen Meuterer, welche Gewalttätigkeiten gegen die Anstalts­ beamten

oder

die

mtt

der Beaufsichtigung Beauftragten

verüben,

werden mit Zuchthaus bis zu zehn Jahren bestraft; auch kann auf

Zulässigkett von Polizeiaufsicht erkannt werden. 7. Abschnitt.

ER

§ 123.

Verbrechen und Vergehen wider die öffentliche Ordnung.

Wer in die Wohnung,68) tn die Geschäftsräume70) oder in

65) Zwei Gefangene genügen. R. 2 S. 5 u. E. 13 S. 17. Daß die Mehr heil von Gefangenen sich als eine für daS Haftpersonal gesährl. Macht darstellt, ist nicht erforderlich. E. 57 S. 67. 66) Erfordert wird ein räumliches Zusammensein während der Ausführung des Ausbruchsunternehmens. E. 50 S. 85. 67) Der Begriff des Unternehmens umfaßt sowohl die vollständige Durch­ führung der Tat als den Anfang der Ausführung, nicht aber die bloß vorbereiten­ den Handlungen. E. 42 S. 266. 67 a) Jedwede die Willensfreiheit deS Anstaltsbeamten beschränkende unbefugte Zwangsausübung ist ausreichend. E. 58 S. 77. 68) Erforderlich ist, daß der Zusammenhang der äußeren Umschließung, auch wenn diese nur eine mittelbare ist, gewaltsam aufgehoben wird. E. 49 S. 430. Unmittelbare körperliche Beteiligung jedes einzelnen ist nicht erforderlich. Siehe auch GA. 39 S. 326 u. E. 17 S. 47; es gehört aber zum Tatbestände das zeitliche Zusammentteffen von Zusammenrottung u. Vereinigung der Kräfte zum Zwecke des Unternehmens. GA. 51 S. 48. Nicht ist erforderlich, daß sich die Beteiligten dauernd der Gefangenschaft entziehen wollen. E. 41 S 357. Wenn mehrere Gefangene, die räumlich gettennt untergebracht sind, ver­ einbarungsgemäß den Ausbruch durch gemeinschaftliche Beschädigung der trennenden Zellenwand vorbereiten, so liegt lediglich gemeinschaftliche Sachbeschädigung vor. E. 54 S. 313. Es findet aber bei Verurteilung aus § 122 nicht auch noch Bestrafung wegen Sachbeschädigung statt. Recht 25 Nr. 2483. 69) Die Wohnung umfaßt auch die Nebenräume, Hausflur, Treppen usw. E. 1 S. 121. JurR. 3 Nr. 1355. Der Umfang einer Mietwohnung bestimmt sich nach dem Inhalt deS Mietvertrages. O l s h a u s e n Sinnt. 3. Nicht hier­ her gehört ein aus Tage gemietetes Gafthauszimmer. Frankl 1. Auch be­ wegliche Wohnungen und Geschäftsräume, wenn sie zur Wohnung von Menschen dienen, fallen unter den Schutz des § 123, z. B. ein Wagen herum­ ziehender Künstler, ein bewohntes Schiff, aber nicht der Wagen eines Lohn­ fuhrmanns. 70) z. B. eine Baubude. GA. 49 S. 147.

Verbrechen und Vergehen wider die öffentliche Ordnung § 123.

71

daS befriedete Besitztum7l) eines anderen oder in abgeschlossene Räume,”)

welche zum öffentlichen Dienste7")

oder Verkehre bestimmt sind,7")

widerrechtlich7*) eindringt, oder wer, wenn

er ohne Befugnis darin

71) Als befriedetes Besitztum kommt nur unbewegliches Gut in Betracht. E. 13 S. 312. Ein mit einem Gebäude nicht in Verbindung stehender rings­ umzäunter Kirchhof ist ein befriedetes Besitztum. KG. HöchstRR. 2 S. 189 u. Hamm HRR. 1928 Nr. 688. Vgl. Anm. 73 Abs. 2. Liegt aber ein Zusammen­ hang vor, wie bei HauSgärten und Hofplätzen, so bedarf es nicht einer besonderen Einhegung; es genügt eine Rinne, welche einen erkennbaren Abschluß bildet. E. 20 S. 150. Ein befriedetes Besitztum kann auch ein Neubau bilden, wenn er gegen bas beliebige Betreten durch andere in äußerlich erkennbarer Weise gesichert ist. R. 10 S. 638. DaS unbefugte Verweilen auf einem unbefriedeten Grundstück u. dessen unbefugtes Betreten ist strafbar nach §7 FFPG. (unter XII). — Die Befriedung der Gebäude des Reichstags und der Landtage ist geschützt durch Ges. v. 8. Mai 20 (RGBl. 1 S. 909).

72) Der Arbeitsraum in einem Gefängniffe gehört nicht hierher. E. 28 S. 192; wohl aber Schulgebäude. GA. 49 S. 121. 72a) Hierzu gehört ein Wahlraum. E. 46 S. 405. Kirchen. KG. v. 22. Oktbr. 15, DStZ. 2 S. 560. In einem Geschäftsraum, den ein Arbeit­ geber seinen Arbeitern als Wahl raum für eine Betriebsratswahl zur Verfügung gestellt hat, behält auch er das Hausrecht. E. 61 S. 34. 72 b) Hierunter fallen Personenabteile in Eisenbahnzügen, Pofiomnibuffen, Straßenbahnwagen, KG. v. 3. Dezbr. 14, DStZ. 2 S. 559, Paffagierdampfer, es sei denn, daß er zu Privatzwecken gechartert ist. KG. v. 13. April 27, DRZ. 19 Nr. 511.

73>Zum Begriff des widerrechtlichen Eindringens genügt an sich nicht der Mangel eines öffentlichen oder privaten Rechtstitels zum Betreten der Wohnung es muß mit Sicherheit geschloffen werden können, daß der Eintritt gegen den Willen des Berechtigten erfolgt ist. GA. 45 S. 35. ES genügt daher auch nicht die Feststellung, daß die Angeklagten sich sagen mußten, ein Eindringen in das Gaftlokal werde keinesfalls von dem Wirt gebilligt werden. Recht 12 Nr. 897 Das Betreten gewisser Räume ohne die erforderl. Eintrittskarte kann sich aber als Hausfriedensbruch darstellen. F r a n k l l 1. Fehlt das Bewußtsein, weil der Täter sich über zivilrechtliche Normen irrte, so trifft §59 zu. E. 19 S. 301. Ein­ willigung liegt nicht vor, wenn sie durch Täuschung beeinflußt ist. GA. 47 S. 284. Kein Hausfriedensbruch des Gesindes in der Wohnung der Herrschaft. E. 13 S. 189. Die getrennt lebende Ehefrau darf die Wohnung des Ehemanns nur zum Zweck der Fortsetzung des ehelichen Lebens betreten. E. 6 S. 14. Auch der Ehemann darf nicht wider den Willen seiner Ehefrau die zum Gewerbebetriebe derselben dienenden Räumlichkeiten betreten. E. 35 S. 395. Auf die Motive und den Zweck deS Eindringens kommt es nicht an, deshalb liegt der Tat­ bestand aus § 123 auch dann vor, wenn zum Zwecke des Diebstahls eingedrungen ist. R. 6 S. 326. Wer eine beschränkte Befugnis zum Betreten einer Wohnung oder zum Derweilen in derselben hat, fällt unter § 123, wenn er zu anderen Zwecken in dieselbe eindringt. R. 6 S. 332. Der Vermieter hat nicht das Recht, die Wohnung des Mieters ohne dessen Willen zu betreten. E. 15 S. 319 und dazu E. 4 S. 124. Vgl. auch E. 36 S. 322. Widerrechtlich ist das Betreten des Begräbnisplatzes einer Kirchengemeinde gegen ihr Verbot zwecks Haltens einer Laienrede. Celle v. 4. Dezbr 25, DRZ. 18 Nr.333. KG. v. 12. Febr. 26,

III. Strafgesetzbuch § 123.

72

üertoetlt,73a) auf die Aufforderung7^) des Berechtigten7^) sich nicht ent­ fernt, 76 * *) * wird * * * * wegen * * * * * Hausfriedensbruches * * * 74 75 mit Geldstrafe oder mit Ge­

fängnis bis zu drei Monaten bestraft. Schoss.

Ist die Handlung von einer mit Waffen77) versehenen Person oder von mehreren gemeinschaftlich78) begangen worden, so tritt Geldstrafe oder Gefängnisstrafe bis zu Einem Jahre ein.

Die Verfolgung tritt nur auf Antrag ein.

Die Zurücknahme des

Antrags ist zulässig. DIZ. 31 S. 966. JIGErg. 4 S. 377; oder gegen das Verbot zwecks Art­ wirkung eines Geistlichen einer anderen .Stoiifcifion. Recht 31 Rr. 2059. Der Begriff des Eindringens erfordert nicht, daß der Täter mit seinem ganzen Körper in die fremde Wohnung gelangt ist. GA. 48 S. 437. E. 39 S. 440. 73 a) Das Verweilen darf nicht lediglich ein Ungehorsam gegen einen dienst­ lichen Befehl sein, sondern es muß zugleich einen Eingriff in das Hausrecht des Berechtigten enthalten. JurW. 37 S. 157. Ein Gast, welcher ein Schanklokal befugterweise betreten, hat dadurch nicht das Recht erworben, in demselben nach Belieben zu verweilen. E. 4 S. 322. Durch ungebührliches Benehmen verwirkt der Gast die Befugnis zum weiteren Verweilen im Lokal. Recht 8 S. 1 72; auch der Besucher eines Rennplatzes, der am Tage vorher Störungen verursacht hat. BayObLG. v. 21. Mai 26, LZ. 20 S. 753; desgl. ein wegen Swrung ansgeschlossener Stadtverordneter, wenn die Geschäftsordnung die Ausschließung besonders vorsieht. KG. JFGErg. 7 S. 310. 74) Eiiw einmalige Aufforderung genügt. E. 5 S. 110 u. R. 6 S. 25. Wenn der Wirt die Gäste im Interesse der Innehaltung der Polizeistunde auf­ fordert, das Lokal zu verlassen, so liegt darin noch nicht ohne weiteres eine Aufforderung im Sinne dieses §. GA. 41 S. 427. 75) Berechtigter ist, wem die Verfügung über die Rämnlichkeiten zusteht, in der Regel das Familienoberhaupt, GA. 49 S. 308, bei mehreren Mitinhabern der Wohnung jeder einzelne, R. 1 S. 33, auch Dienstboten, denen bestimmte Räume überwiesen sind. Bei Abwesenheit des Berechtigten dessen Stellvertreter, Ehefrau, Kinder, Prokuristen usw. Olshausen Anm. 18. Auch der vom ver­ storbenen Inhaber beauftragte Dritte. Recht 27 9h’. 575. Ferner der Einberufer und Leiter einer politischen Versammlung, welchem ein Gastwirt einen Raum für die Abhaltung der Versammlung zur Verfügung gestellt hat. E. 24 cboff

Schoss

86

ER.

m. Strafgesetzbuch §§ 148—151t § 148.

Wer nachgemachtes

oder verfälschte- Geld als echtes

empfängt nnd nach erkannter 47)48 Unechtheit 49 50 als echtes in Verkehr bringt,

wird mit Gefängnis bis zu drei Monaten oder mit Geldstrafe bestraft. Der Versuch ist strafbar. § 149.

Dem Papiergelde werden gleich geachtet") die auf den

Inhaber lautendem Schuldverschreibungen, Banknoten, Aktien oder deren Stelle vertretende Jnterimsscheine oder Quittungen, sowie die zu

diesen Papieren

gehörenden

Zins-,

Gewinnanteils-

oder

Er­

neuerungsscheine, welche von dem Reich, dem Norddeutschen Bunde,

einem Bundesstaate oder ftemdeu Staate oder von einer zur Aus­ gabe solcher Papiere berechtigten Gemeinde, Korporation, Gesellschaft

oder Privatperson ausgestellt sind.")

Schöff.

§ 150.

Wer echte, zum Umlauf bestimmte Metallgeldstücke durch

Beschneiden, Abfeilen oder auf andere Art verringert und als voll­ gültig in Verkehr bringt, oder wer solche verringerte Münzen gewohn­

heitsmäßig oder im Einverständnisse mit dem, welcher sie verringert hat, als vollgültig in Verkehr bringt, wirb mit Gefängnis bestraft,

neben welchem auf Geldstrafe, sowie aus Verlust der bürgerlichen Ehren­

rechte erkannt werden kann. Der Versuch ist strafbar.

Schöff.

§ 151

Wer Stempel, Siegel, Stiche, Platten 40 a) oder andere zur

Anfertigung von Metallgeld-, Papiergeld oder dem letzteren gleich ge­

achteten Papieren dienliche Formenö0) zum Zwecke eines Münzver­

brechens angeschafft ^») oder angesertigt hat,^^ wird nüt Gefängnis

bis zu zwei Jahren bestraft. 47) Bloßer Zweifel an der Echtheit genügt nicht. Olshausen Anm. 2. 48) Bei Kleingeld-Gutscheinen ist dies dann der Fall, wenn sie sich als auf den Inhaber lautende Schuldverschreibungen darstellen, die Ausstellerin zur Ausgabe staatlich ermächtigt war und aus der Urkunde das Versprechen an jeden Inhaber zu leisten hervorgeht. E. 51 S. 410. 49) Inhaberaktien können dadurch nachgemacht werden, daß überzählige, noch nicht ausgegebene Stücke unbefugt mit Nummern versehen werden. E. 48 S. 125. — Gesetz über den Schutz des zur Anfertigung von Schuld urkunden des Reichs und der Länder verwendeten Papiers gegen un­ befugte Nachahmung v. 3. Juli 25 (RGBl. I S 93). 49 a) Hierzu gehört nicht ein photogr. Negativ zur Herstellung eines Klischees. LZ. 16 S. 163. 50) Es kommt nicht darauf an, ob die Stempel nach den Umständen des gegebenen Falles auch sofort in Gebrauch genommen werden können. E. 48 S. 161; immerhin müssen sie im wesentlichen gebrauchsfertig sein. Dresden HRR. 1928 Nr. 83. Rücktritt vom Versuch des MünzverbrechenS schließt Ver­ urteilung aus § 151 nichr aus. Recht 28 Nr. 360. JurW. 53 S. 1525. § 151 ist aber nicht anwendbar, wenn es zu vollendetem oder versuchtem Münzver­ brechen kommt. LZ. 18 S. 644. GA 56 S. 85. 50 a) Es genügt, daß der Täter den Allein- oder Mitbesitz durch andere

Münzverbrechen und Münzvergehen § 152. Meineid § 153.

§ 152.

87

Auf die Einziehung des nachgemachten oder verfälschten

Geldes, sowie der im § 151 bezeichneten Gegenstände ist zu erkennen,

auch wenn die Verfolgung oder Verurteilung einer bestimmten Person nicht ftattfinbet.62)

9. Abschnitt. § 153

Meineid.

Wer einen ihm zugeschobenen, zurückgeschobenen oder

auferlegten @ib5S) wissentlich falsch") schwört,") wird mtt Zuchthaus bis zu zehn Jahren bestraft. erlangt, wenn dies mit seinem Wissen il Willen zum Zwecke des Münzver­ brechens geschieht. JurR. 2 Nr. 982. 51) Es ist nicht erforderlich, daß sämtliche für den Druck erforderlichen Formen angefchafft sind. E. 55 S. 283. 52) Die Verurteilung oder Freisprechung einer bestimmten Person steht einem nachträglichen Verfahren behufs Einziehung nicht entgegen.' E. 14 S. 161. Nach diesem Erk. setzt § 152 nicht voraus, daß wenigstens der äußere Tatbestand eines Münzverbrechens festgestellt wird. A. M. LK. Anm. 1, Olshausen Anm. 2. — Die Einziehung im Weg des gerichtl. Verfahrens ist nicht unbedingt notwendig. Das letztere wird entbehrlich, wenn der Inhaber des Falschstückes in die Herausgabe willigt und auch sonst Ansprüche nicht erhoben werden. Reskr. v. 17. Juni 87. Müller S. 1526. 53) Die in diesem § erwähnten Eide müssen vor einer wenigstens in ab­ stracto zur Abnahme von Eiden zuständigen Behörde geleistet sein. E. 16 S. 186. DRZ 17 Nr. 536. Ob der Täter nach den zivilprozessualischen Vor­ schriften zur Leistung des Eides berechtigt, verpflichtet oder befähigt war, ist gleichgültig. R. 4 S. 95. R. 3 S. 676. E. 5 S. 124. Ebenso ist es gleichgültig, ob die Eideszuschiebung im gegebenen Fall zulässig war, Recht 17 Nr. 780 ober ob der Eid gegen ein Verbot geleistet ist, wenn z. B. dem Täter die Fähigkeit zur Eidesleistung aberkannt ist, E. 1 S. 217, oder wenn eine Person schwört, deren eidliche Vernehmung gesetzlich unstatthaft ist. E. 25 S. 30, oder wenn die Zu­ ziehung des Gerichtsschreibers zur Verhandlung unterlassen war. E. 38 S. 102. Auch der Meineid des Eidesunmündigen ist für strafbar erklärt. E. 36 S. 278. Zu den auferlegten Erden gehört der Derklarungseid. E. 61 S. 226; ferner auch der Offenbarungsei d. Die Verpflichtung des Schuldners zur eidlichen Offenbarung erstreckt sich auf das der Zwangsvollstreckung zugängliche Aktivvermögen. JurW. 57 S. 722, auch auf diejenigen Sachen, die gemäß §§ 811, 850 ZPO. von der Pfändung ausgenommen sind, auch auf die der Pfändung entzogenen Forderungen. Recht 18'Nr. 1004, aber nicht auf tat­ sächliche Verhältnisse, die kein Vermögensrecht sind. E. 42 S. 424, ferner auch auf überschuldete Grundstücke, GA. 60 S. 88 und auf Eigentümer­ grundschulden. E. 45 S. 429, desgl. auf bestrittene Forderungen. E. 60 S. 37. Völlig wertlose Gegenstände brauchen im Verzeichnis nicht aufgeführt zu werden. GA. 57 S. 200; auch nicht eine Hypothek, die wegen Nichtigkeit der Forderung Eigentümergrnndschuld geworden ist. E. 60 S. 69. Nicht macht sich eines Falscheide^ schuldig, wer ihm nicht gehörige Sachen aufführt. E. 27 S. 417; oder nicht die Kundschaft oder Schankkonzession aufführt. GA. 57 S. 200. Bei Leistung des OssenbarungSeides aus § 883 ZPO. hat der Schwörende alles, was ihm über den Verbleib der Sache bekannt ist, anzugeben, ohne Rück­ sicht darauf, ob er weiß, an welchem bestimmten Orte sich die Sache zur Zeit der

Schw

88 Schw.

IIT. Strafgesetzbirch § 154.

§ 154 Gleiche Strafe trifft denjenigen, welcher vor einer zur Abnahme von Eiden zuständigen Behörde 56) wissentlich ein falsches Zeugnisoder ein falsches Gutachten^) mit einem Eide bekräftigt^) Eidesleistung befindet. E. 39 S. 42. E. 46 S. 140. Eine Verpflichtung, sich über zivilrechtliche Fragen zu erkundigen, besteht nur beim Auftauchen besonderer Zweifel. JurR. 3 Ar. 1613. Jin Offenbarungseid nach § 125 KO. schwört der Schuldner, daß er außer den vom Verfahren schon erfaßten Vermögens­ stücken kein weiteres für die Befriedigung der Gläubiger bestimmtes Vermögens­ stück anzugeben imstande ist. LZ. 22 S. 63. Keine Tateinheit zwischen Meineid und fahrlässigem Falscheid. E. 60 S. 58, wohl aber Meineid und Urkundenfälschung. E. 60 S. 353. 54) Zwischen wesentlichen und unwesentlichen Punkten des Inhalts der Eidesnorm ist kein Unterschied zu machen. E. 10 S. 338. Vgl. Anm. 57. 55) Zur Strafbarken genügt bedingter Vorsatz, d. h. die Leistung des Eides mif die erkannte Gefahr hin, möglicheriveise etwas Falsches zu beschwören. Recht 30 9er. 125. Nicht macht sich strafbar, wer etwas Unwahres beschwört, das er für wahr hält. E. 37 S. 395. Keine Anstiftung, wenn zwar der Schlvörende u. der Anstifter die Unwahrheit der Aussage kennen, der Anstifter aber glaubt, der Schwörende sei gutgläubig. E. 60 S. 1. Anstiftung liegt aber vor, wenn der Angestiftete den Eid bei einer anderen prozessualen Gelegenheit leistet, als sich der Anstifter vorgestellt hat. JurR. 3 Nr. 1611. Betr. Versuch siehe Anm. 59. 56) Siehe Anm. 53. 57) Auf die Erheblichkeit der Aussage konnut es nicht an. Ein Zeugnis ist objektiv falsch, wenn auch der unrichtig bezeugte Umstand für die Sache, in welcher dasselbe abgelegt worden, unerheblich und unwesentlich war. E. 42 S. 103. Ein Irrtum über die Erheblichkeit macht den Zeugen nicht straffrei. E. 6'J S. 407. Aber ein Meineid liegt nicht vor, wenn das mangelnde Be­ wußtsein der Erheblichkeit einer falschen Angabe zu der irrigen Annahme geführt bat, daß sich der Eid auf diese Angabe nicht beziehe. E. 61 S. 429. Beim Zeugeneide hat der Schwörende die Pflicht, nichts zu verschweigen, was nach dem Gegenstände der Vernehmung für ihn erkennbar von Belang ist. Recht 30 Nr. 320. E. 57 S. 152. Ob ein Teil einer Zeugenaussage mit unter den Zeugeneid füllt, hängt von vernunftgemäßer Auslegung, nicht von dem Willen des Schwörenden ab. Jm R. 2 Nr. 2395. Das wahrheitswidrige Verschweigen einer vom Zeugen selbst begangenen Straftat macht das Zeugnis falsch. JurW.56 S. 991. Der Leumundzeuge ist verpflichtet, die ihm bekannten Tat­ sachen anzugeben, die den Leumund ausmachen JurR. 3 Nr. 875. Auch wenn eine Zeugenaussage rein wörtlich genommen nicht mit der Wahrheit in Widerspruch steht, kann doch in dem geflissentl. Gebrauch solcher Ausdrücke, die dem A. eine spätere Ausflucht offen halten sollen, ein Meineid gefunden werden. E. 59 S. 343. Dies gilt auch für den richterl. Eid. Bei ihm kommt es allein auf den Inhalt des festgesetzten Eidessatzes an. E. 59 S. 344. Von der Eidespflicht tverden auch die in der Aussage enthaltenen Werturteile über die Charaktereigenschaften mitumfaßt. JurR. 2 9ir. 525. Der Zeugeneid bezieht sich auf die Personalfragen, E. 2 S. 44, aber nicht der Sachverständigeneid. E. 20 S. 235. Ist das Zeugnis in verschiedenen Punkten falsch, so doch einheitliche Tat. E. 61 S. 225. 58) Die im Zellgeneide übernommene Verpflichtung, die Wahrheit zu sagen, umfaßt auch die Pflicht, ein gewissenhaftes Gutachten abzugeben. R. 6 S. 154. Doch deckt nach E. 53 S. 269 der Zeugeneid nicht den Sachverständigeneid.

Meineid §§ 155 u. 156.

89

oder den vor seiner Vernehmung geleisteten Eid wissentlich durch ein falsches Zeugnis oder ein falsches Gutachten verletzt.

Ist das falsche Zeugnis oder Gutachten in einer Strafsache zum Nachteile eines Angeschuldigten abgegeben und dieser zum Tode, zu Zuchthaus oder zu einer anderen mehr als fünf Jahre betragenden Freiheitsstrafe verurteilt worden, so tritt Zuchthausstrafe nicht unter drei Jahren ein.

Schw.

§ 155 Der Ableistung eines Eides60 * *) 59 wird gleichgeachtet, wenn 1. ein Mitglied einer Religionsgesellschaft, welcher das Gesetz Den Gebrauch gewisser Beteuerungsformeln an Stelle des Eides ge­ stattet, eine Erklärung unter der Beteuerungsformel seiner Religion szesellschaft abgibt; 2. derjenige, welcher als Partei, Zeuge oder Sachverständiger einen Lid geleistet hat, in gleicher Eigenschaft eine Versicherung unter Berufung Ulf den bereits früher in derselben Angelegenheit geleisteten Eid abgibt,61) )der ein Sachverständiger, welcher als solcher ein für allemal vereidet ist, eine Versicherung auf den von ihm geleisteten Eid abgibt;62)63 64

3. ein Beamter eine amtliche Versicherung unter Berufung auf seinen Diensteid abgtbt.

§ 156.

Wer vor ^) einer zur Abnahme einer Versicherung an

Letzterer ist falsch, wenn das Gutachten, obwohl es objektiv richtig ist, der Über­

zeugung des Sachverständigen nicht entspricht. GA. 55 S. 223. 59) Beim Voreid ist die Tat vollendet, sobald die Aussage derart zum Ab­ schluß gekommen ist, daß sie als Ausgangspunkt für demnächstige weitere Ent­ schließungen anzusehen ist. E. 23 S. 86. JurW. 57 S. 801. Versuch liegt bei dem zunächst unbeeideten Zeugen dann erst vor, wenn mit der Leistung des Eides der Anfang gemacht ist. E. 54 S. 117. 60) Daß die Eidesleistung und die Versicherung in einem prozeßrechtlich sich als „dasselbe Hauptverfahren" darstellenden Verfahren erfolgt sind, ist nicht notwendig. E. 30 S. 130. 61) Die Berufung braucht nicht mit den Worten des § 67 StPO, zu erfolgen, R. 2 S. 704, oder des § 398 ZPO. E. 58 S. 302, aber es genügt auch nicht der bloße Hinweis auf den geleisteten Eid. E. 3 S. 100. 62) .§ 155 Nr. 2 findet auch Anwendung, wenn die Abgabe der Versiche­ rung an Stelle der ordentlichen Eidesleistung nach § 67 StPO, unzulässig

war. E. 17 S. 409. 63) Gibt ein Beamter eine solche Versicherung in einem Falle ab, in dem dies unzulässig war, so macht er sich nicht strafbar. E. 25 S. 96. 64) Erforderlich ist, daß die Behörde nicht bloß an sich zuständig war, eine eidesstattl. Versicherung entgegenzunehmen, sondern die letztere muß sich auch auf einen Gegenstand erstrecken, über welchen die Abgabe eidesstattl. Versicherungen an sich gesetzlich zulässig war; dagegen ist es nicht Voraussetzung der Anwendbarkeit des § 156, daß die eidesstattl. Versicherung nach der konkreten Sachlage des Einzelfalles erfordert werden durfte, daß also der Strafrichter die Abnahme desselben im konkreten Fall als berechtigt anerkannte. E. 36 S. 1. E. 47 S. 37.

Schöff.

90

TH. Strafgesetzbuch § 157.

Eides Statt") zuständigen Behörde") eine solche Versicherungw‘)

wissentlich falsch abgibt»') oder unter Berufung auf eine solche Ver­ sicherung wissentlich falsch aussagt, wird mit Gefängnis von Einem

Monat bis zu drei Jahren bestraft:

Schw.

§ 157.

Hat ein Zeuge oder Sachverständiger sich eine- Mein­

eides (§§ 154, 155) oder einer falschen Versicherung an Eide- Statt schuldig gemacht, so ist die an sich verwirkte Strafe»») auf die Hälfte

bi- ein Vierteil zu ermäßigen, wenn 65) Die Worte „an Eidesstatt" sind nicht sakramental, sie können durch andere ersetzt werden, aber bloßes Erbieten zum Eide genügt nicht. R. 8 S. 790 U. E. 17 S. 185. 66) AIS zuständig zur Abnahme eidesstattlicher Versicherungen sind anzu­ sehen : Der Prozeßrichter. Plen.Entsch., E. 19 S. 414, der Untersuchungsrichter. E. 58 S. 147, das Gericht im Privattlageverfahren zum Zwecke der Aussetzung des Verfahrens DRZ. 20 Nr. 404, in Ehescheidungssachen. E. 59 S. 175, Standesämter, E. 13 S. 161, vgl. E. 18 S. 309, die Hauptzollämter, GA. 60 S. 70, die Finanzämter § 177 RAbGO., aber nur hinsichtlich der Vermögens­ verhältnisse des Steuerpflichttgen, nicht eines Bürgen. HRR. 1928 Nr. 483, der Landrat in dem Verfahren über Genehmigung der Auflassung, Recht 28 Nr. 236 und nach § 6 Abs. 1 Nr. 2 des Gesetzes über den Grundstücksverkauf, Recht 31 Nr. 463 und die Notare, R. 10 S. 192. E. 18 S. 246. Die Universitätsfakultäten in den Angelegenheiten, in denen der einzelnen Universität die Berechttgung hierzu durch Gesetz oder gesetzliche Ermächtigung gegeben ist. R. 10 S. 227, die Gerichtskassen, insoweit sie als Bollstreckungsbehörden im Zwangs­ verfahren den gerichtlichen gleichstehen. E. 24 S. 377. Aber nicht die Staats­ anwaltschaft, E. 37 S. 209, auch nicht, wenn die Versicherung zunächst vor einem Notar abgegeben war. E. 47 S. 156; ferner nicht der Vorstand einer Anwalts­ kammer. E. 47 S. 394, nicht das Rechtspflegeorgan. KG. JurR. 1 Nr. 1395.

66 a) Auch eine zwecks Erwirkung der Einstellung einer Zwangsvollstr. vom Anttagfteller selbst abgegebene eidesstattliche Versicherung fällt hierunter. E. 36 S. 212; desgl. eine zur Begründung des Aufgebotsantrages vor der Geschäftsstelle abgegebene eidesstattl. Versicherung. Recht 17 Nr. 616, sowie eine eid. B. behufs Glaubhaftmachung einer Behauptung im StrafvollstreckungSverf. E. 28 S. 8. Gegenstand einer eidesstattl. Versicherung rönnen auch Ur­ teile über geläufige Rechtsbegriffe sein wie z. B. Eigentum. JurR. 3 Nr. 754. JurW.56 S.1641. Unzulässig ist eine Glaubhaftmachung durch eidesstattliche Versicherung des Beschuldigten. E. 57 S. 53. 67) Abgegeben ist die falsche Versicherung erst dann, wenn sie in die Hände des Richters gelangt. DStZ. 1S. 141, JurW. 43 S. 364. Die Kenntnisnahme von dem Inhalt der Versicherung ist nicht erforderlich. E. 49 S. 47. Wird sie von mehreren abgegeben, so liegen mehrere selbständige Vergehen vor. E. 37 S. 92. Die Einreichung der Abschrift der eidesstattlichen Versicherung ist nicht strafbar. GA. 59 S. 313, DIZ. 16 S. 1156. Die Abgabe einer mündlichen ^Versicherung liegt nicht vor, wenn ein Anwalt den Inhalt einer schriftlichen Ver­

sicherung mündlich vorttägt.

E. 32 S. 436.

68) DaS ist die Strafe, auf welche ohne die Milderungsgrüttde dieses 8 zu erkennen gewesen wäre. R. 5 S. 603.

91

Meineid § 158.

1

die Angabe der Wahrheit gegen ihn selbst eine Verfolgung68 * * 69 *) * * 70 * * 71 ***********

wegen eines Verbrechens oder Vergehens nach sich ziehen konnte,88") oder 2. der Aussagende die falsche Aussage zugunsten einer Person, rücksichtlich welcher er die Aussage ablehnen durfte, erstattet hat, ohne

über sein Recht, die Aussage ablehnen zu dürfen, belehrt worden

zu sein.8^) Ist hiernach Zuchthausstrafe unter Einem Jahre verwirft, so

ist dieselbe nach Maßgabe

deS § 21

in Gefängnisstrafe zu ver­

wandeln.88) § 158.

Gleiche Strafermäßigung

tritt

ein,

wenn

derjenige,

welcher sich eines Meineides?8) oder einer falschen Versicherung an

Eides Statt schuldig gemacht hat, bevor eine Anzeige ?1) gegen ihn 68 a) Eine begründete Verfolgung ist eine solche, die wegen einer wirtlich begangenen u. im Zeitpunkt der Eidesleistung strafbaren Handlung droht. E 58 S. 295. Es genügt der Verdacht eines Verbrechens oder Vergehens. JurW. 56. S. 2574. 68 b) Die Voraussetzungen von Nr. 1 sind gegeben nicht nur, wenn der Zeuge in Unkenntnis seines Verweigerungsrechts sich vernehmen läßt, sondern auch, wenn er in KenntmS dieses Rechts unwahre Angaben macht. E. 59 S. 61. Vgl. auch E. 60 S. 56. Die Strafermäßigung kommt nur dem Täter, nicht auch dem Anstifter zu statten, auch nicht dem, der eine falsche Versicherung an Eides Statt abgibt. LZ. 18 S. 472. E. 22 S. 106, auch nicht dem der fahrlässigen Eidesverletzung Schuldigen. DIZ. 15 S. 148, auch nicht dem, der irriger Weise sich im Falle wahrheitsgemäßer Aussage einer Strafe ausgesetzt glaubt. C. 43 S. 67; ebensowenig dem Zeugen, der eine unwahre mündliche Aussage, durch die er einen Betrugsoersuch begangen hat, wiederholt. E. 58 S. 295; Es genügt, daß objekttv die Möglichkeit einer Verfolgung bestand. E.61S.310; jedoch keine sernliegende Möglichkeit. E.62 S. 55. DieSttafermäßigung findet nicht statt, wenn bte Verurteilung wegen der Bortat aus rechtlichen Gründen z. B. toefle« Ablauf der Strafantragsfrist ausgeschlossen ist. JurR. 3 Nr. 542. Zuständig ist das Schwurgericht, Löwe Anm. zu 8 24 GBG. u. auch E. 59 S. 23. A. M. Mannheim, DIZ. 29 S. 461.

68 c) Anwendbar, auch wenn eine Belehrung gesetzl. nicht vorgeschrieben war. E. 60 S. J 06. Der Strasermäßigunzsgrund liegt erst dann vor, wenn der Zeuge in der Absicht, den Nachteil abzuwenden, von der Wahrheit abge­ wichen ist. Recht 31 Nr. 1522. JurW. 57 S. 799. 69) Die Strafe ist zunächst auf eine Zuchthausstrafe zu ermäßigen, die nur nach vollen Monaten bemessen werden darf. DRZ. 16 S. 449. E. 58 S. 380. Der Mindestbetrag der sodann festzusetzendenGefängnisstrafe beträgt 41/2 Monate. E. 4 S. 267. Unter ein Vierteil der Strafen darf aber niemals herabgegangen werden, auch beim Zusammentreffen mit den Milderungsgründen in § 158 ist nur einmalige Ermäßigung statthaft. E 9 S. 74; LK. Anm. 8 zu 8 158. Ebenso wenn die Voraussetzungen von Nr. 1 u. 2 vorliegen. E. 59 S. 87; doch müssen bei der Strafzumessung alle tatsächl. vorliegenden gesetzl. Strafermäßiguugsgründe gewürdigt werden. E. 59 S. 229.

70) Meineid begreift hier den Partei-wie den Zeugeneid.

E. 16 S. 29.

71) Darunter ist nur eine Strafanzeige, d. h. eine Anzeige zu verstehen,

92

III. Strafgesetzbuch § 159.

erfolgt oder eine Untersuchung gegen ihn eingeleitet") und bevor ein

Rechtsnachteil ’*)

für einen anderen aus der falschen

Aussage ent­

standen ist, diese bei derjenigen Behörde,") bei welcher er sie abge­ geben hat, widerruft.")

Schöff.

§ 159.

Wer es unternimmt,") einen anderen zur Begehung

welche im wesentlichen die Herbeiführung einer strafrechtlichen Untersuchung be­ zweckt. GA. 42 S. 391. 72) Eine Untersuchung ist eingeleitet, sobald das amtliche Einschreiten einer zur Verfolgung strafbarer Handlungen zuständigen Behörde erfolgt. E. 21 S. 8; wenn z. B. der Meineidige in der Hauptverhandlung auf Antrag des StA. durch Gerichtsbeschluß festgenoinmen ist. IuiR 3 9h\656u. 1163. DRZ. 19Nr. 714. Der Begriff der Untersuchung ist nach den Vorschriften des StGB, zu bestimmen. E. 42 S.' 66.

73) Unter Rechtsnachteil versteht man alle nachteiligen materiellen Folgen. E. 16 S. 29. Ein Vermögensnachteil wird nicht erfordert. E. 19 S. 408, E. 17 S. 307. Eine bloße Gefährdung genügt nicht. E. 36 S. 240; auch nicht eine bloß ideelle Benachteiligung. R. 9 S. 281. Ein Rechtsnachteil entsteht schon durch die Verkündung eines ungünstigen Zivilurteils. JurR.3 Nr. 1691. Die Ausstellung eines Erbscheins auf Grund der eidesstattlichen Versicherung eines Miterben vermag für alle übrigen Miterben einen Rechtsnachteil zu begründen. E. 39 S. 225, ebenso der bloße Erlaß einer einstw. Verfügung. GA. 56 S. 74, dcAUrteils erster Instanz. JurW. 56 S. 2694. In der eidlichen Bekräftigung eines unvollständigen Bermögensverzeichniffes kann ein Rechtsnachteil liegen. Recht 14 Nr. 614. Ein Rechtsnachteil ist aus der falschen Aussage selbst dann entstanden, wenn das durch sie veranlaßte Strafverfahren auch ohne ihren un­ richtigen Inhalt eingeleitet wäre. Recht 30 Nr. 1207. 74) Ist die falsche Aussage vor dem Untersuchungsrichter abgegeben, so kann sie in der Hauptverhandl. widerrufen werden. E. 9 S. 333, auch in der Berufungsinstanz. E.58 S. 424. Der Widerruf kann auch bei der Behörde er­ folgen, die den Anlaß zur Erhebung der ersten Aussage gegeben hat. E. 34 S. 422. Ist die falsche Aussage in einer Strafsache vor Gericht abgegeben, so genügt nicht der Widerruf bei der StA., E. 21 S. 8; sind aber zwei Amtsgerichte in der Sache tätig gewesen, so kann der Widerruf bei jedem derselben erfolgen. E. 27 S. 148. Das Schriftstück braucht nicht an einen zur Vertretung der Be­ hörde berufenen Beamten gelangt zu sein. Es genügt Einwerfen in einen von der Behörde angebrachten Briefkasten. E. 61 S. 123. 75) Widerruf ist jede Erklärung, durch welche ausgedrückt wird, daß die frühere Angabe abgeändert werden soll. Ein bloßer Widerspruch genügt nichf. E. 7 S. 154, E. 17 S. 341 u. R. 9 S. 697. Ter Widerruf verlangt nicht die Angabe der richtigen Tatsachen. E. 61 S. 194. Die Erklärung kann auch wisientlich unwahr sein und das Beschworene nur z. T. richtig stellen. Recht 31 Nr. 734. Ein Widerruf liegt nicht vor, wenn der Zeuge auch mit der nachträg­ lichen Berichtigung wissentlich die Unwahrheit sagt. E. 59 S. 87. Der Widerruf erfordert keine bestimmte Form. E. 24 S. 259. Er kamt stillschweigend er­ folgen. E. 58 S. 380. Er braucht auch nicht persönlich zu erfolgen. E. 28 S. 162. Es genügt stillschweigende Billigung des durch einen anderen erfolgten Widerrufs. IurW. 57 S 800. Freiwilligkeit ist nicht erforderlich. E. 58 S. 184; E. 60 S. 160. Der Widerruf ist erfolgt, sobald das betr. Schriftstück vom Täter der Behörde zugänglich gemacht ist. E. 61 S. 123. 76) Es handelt sich um ein erfolgloses Anstiften zum Meineide, das

Meineid § 160.

93

eines Meineides zu verleiten,77 * *)78 * wird * * * * *mit * * * *Zuchthaus * * * * * * * * bis * * * *zu * * *fünf * Jahren, und wer es unternimmt, einen anderen zur wisfentlichen Abgabe einer falschen Versicherung an Eides Statt zu verleiten, mit Gefängnis bis zu Einem Jahre bestraft.77a)

§ 160. Wer einen anderen zur Ableistung eines falschen Eides verleitet7^ wird mit Gefängnis bis zu zwei Jahren bestraft, neben hier zu einem vollendeten Delikt erhoben ist. E. 2 S. 283 u. E. 15 S. 148. Für einen als Unternehmen zu bewertenden Anfang der Ausführung genügt jede Handlung, durch die dem Willen des Täters gemäß das von ihm gewählte Verleitungsmittel in der Richtung auf den erstrebten Erfolg in Bewegung ge­ setzt wird, sei es, daß die Einwirkung auf den zu Verleitenden unmittelbar durch den Verleitenden, sei es, daß sie mittelbar, durch eine Mntelperson erfolgt oder erfolgen soll, im letzten Falle ohne Rücksicht darauf, ob die Mittelsperson mit der verbrecherischen Absicht des Unternehmers bekannt oder unbekannt ist. E. 59 S. 370. Keine strafbare Handlung, wenn der A. sich bewußt war, daß die Behörde zur Abn. einer Versicherung unzuständig ist. JurR. 3 Nr. 1967. Aus welchem Grunde der beabsichtigte Erfolg nicht eingetreten ist, ist gleichgültig, deshalb liegt der Tatbestand des § 159 auch dann vor, wenn der zu Verleitende den falschen Eid gutgläubig geleistet hat, R. 8 S. 302 oder wenn er einen fahrlässigen Falscheid schwört. E. 34 S. 431 oder, wenn jemand die Verleitung unternimmt, ohne zu wissen, daß der zu Verleitende zur Tat schon entschlossen ist. GA. 38 S. 45 u. Recht 6 S. 133; oder wenn der die Auf­ forderung enthaltende Brief erst nach der Vernehmung eintrisit. E. 59 S. 272, und ebenso findet § 159 Anwendung, wenn ein Eidesunmündiger verleitet wird, R. 4 S. 684; ebenso wenn bei dem Verleiteten die freie Willensbestimmung aus­ geschlossen war. Recht 20 9h*. 2159; ebenso, wenn eine Mittelsperson aufge­ fordert wurde, einen Dritten zum Meineid zu verleiten. E. 15 S. 259. § 46 StGB, ist hier ausgeschlossen. E. 10 S. 324. In dem Versuch, einen Zeugen zum Verschweigen einer Tatsache zu bestimmen, kann das Unternehmen der Verleitung zum Meineide nur gefunden werden, wenn der Täter weiß, daß jene Tatsache für den Gegenstand der Vernehmung erheblich ist, oder daß der Zeuge ausdrück­ lich über sie befragt werden wird. E. 42 S. 103. E. 53 S. 220. Der Tat­ bestand des § liegt auch dann vor, wenn die von dem Täter für falsch gehaltene Aussage objektiv richtig war. R. 10 S. 569. 77) Das Verleiten besteht in der Bestimmung des Willens des anderen. R. 5 S. 592. Bestimmte falsche Tatsachen brauchen dem zu Verleitenden nicht bezeichnet zu werden. E. 15 S. 259, E. 9 S. 281. Der zu Verleitende braucht die Unwahrheit der von ihm geforderten Beurkundung nicht zu kennen. GA. 45 S. 423. Ferner muß der zu Verleitende eine bestimmte, bereits vorhandene und bekannte Person sein. R. 4 S. 504. Die Verleitung mehrerer Personen zur Begehung eines Meineides kann durch eine Handlung geschehen. GA. 49 S. 264. Es ist nicht erforderlich, daß mit der Einwirkung auf den zu Verleiten­ den bereits begonnen ist. GA. 56 S. 93. Es genügt schon die bloße Anfertigung von zur Verleitung bestimmten Kassibern. E. 59 S. 370. Mehrere Einwirkungs­ versuche auf denselben Zeugen und dieselbe Aussage können in Talmehrheit stehen. JurR. 3 9.47 S. 373. -Die Beihilfe zur gewohnheitsmäßigen Kuppelei erfordert nicht, daß der Gehilfe auch seinerseits gewohnheitsmäßig handelt. Recht 7 S. 84. Beihilfe leistet auch der, der einem Dritten die zum Erwerb und Betrieb eines Bordells nötigen Geldmittel zur Verfügung stellt und die kredttweise Lieferung von Wein zusagt. E. 39 S. 44. Beihilfe kann ferner der leisten, dessen eigene Unzucht unterstützt werden soll. LZ. 22 S. 64. E. 23 S. 69. 62) Ein besonderer pekuniärer Gewinn ist nicht Voraussetzung,. R. 4 S. 810, E. 16 S. 56, sog. Triolenverkehr. HRR. 1928 Nr. 690. Es genügt, daß die Erlangung des Nutzens Mottv für das Handeln war. E. 26 S. 40 u. E. 41 S. 225. Auch das Bestreben, sich einen Ehescheidungsgrund zu verschaffen, kann genügen. Erk. v. 16.Novbr. 03, LK. Anm. 7 b. Aus Eigennutz handelt auch diejenige, die durch die Förderung fremder Unzucht für sich selbst die Möglichkeit erstrebt, die eigene Unzucht fortzusetzen. JurR. 3 Nr. 544. 63) Vermittelnde Tätigkeit ist eine solche, welche die persönliche Annäherung der betreffenden Personen zum Zwecke der Ausübung der Unzucht ermöglicht. E. 29 S. 108.

Schöff.

no

ni. Strafgesetzbuch § 180.

Gelegenheit") der Unzucht") Vorschub leistet,") wird wegen Kuppelei

mit Gefängnis nicht unter Einem Monate bestraft; auch kann zugleich

auf Geldstrafe, aus Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte, sowie auf Zu­ lässigkett von Polizeiaufsicht erkannt werden.

Sind mildernde Umstände

vorhanden, so kaun die Gefängnisstrafe bis auf Einen Tag ermäßigt werden.

Als Kuppelet gilt insbesondere die Unterhaltung eines Bordells"») oder eines bordellarttgen Betriebs.

Wer einer Person, die das 18. Lebensjahr vollendet hat, Wohnung gewährt, wird aus Grund des Absatz 1 nur dann bestraft, wenn da­

mit ein Ausbeuten der Person, der die Wohnung gewährt ist, oder

ein Auwerben

oder eiu Anhalten dieser Person zur Unzucht ver­

bunden ist. "b) 64) Ein bloßes Anbieten genügt nicht, dasselbe muß auch angenommen E. 2 S. 259, R. 9 S. 371. 65) Unzucht ist jedes gegen Zucht und Sitte verstoßende, nicht auf die Person des Unzuchttreibenden beschränkte Verhalten, Handeln im Bereiche des geschlechtlichen Umganges, den Verkehr -wischen Ehegatten ausgenommen. E. 44 S. 176. R. 6 S. 33. Auch der Beischlaf zwischen Verlobten gehört hierher. R. 8 S. 649 u. R. 10 S. 139. GA. 60 S. 445. 66) Borschubleistung erfordert stets eine wirkliche Förderung der Unzucht, doch braucht dieselbe nicht wirklich verübt zu sein. E. 15 S. 361 u. E. 44 S. 176. Ein Borschubleisten ist gefunden in dem Überführen einer Lohndirne auS

sein.

einem Bordell in ein anderes, R. 8 S. 300; in der Anwerbung von Mädchen für Bordelle, E. 15 S. 361 (siehe auch E. 20 S. 201); ferner in dem Über­

lassen eines Hausschlüssels seitens der Hausfrau an ein Dienstmädchen, -amit diese während der Nacht zu Unzuchtszwecken das Haus verlassen kann. JurR. 3 Nr. 972. Ebenso darin, daß ein Ehemann die von seiner Ehefrau betriebene Bordellwirtschaft gewohnheitsmäßig oder aus Eigennutz duldet. GA. 41S. 274; oder darin, daß er seine Ehefrau vom Betriebe der Gewerbsunzucht nicht zurückhält. E. 22 S. 332; doch ist der Ehemann nicht genötigt, auf den Willen der Unzucht treibendem Mannesperson einzuwirken, falls ihm nicht geeignete Machtmittel zu Gebote stehen. GA. 58 S. 169, oder wenn er Nach­ teile befürchten muß. E. 58 S. 97. Im Wege derKlage vorzugehen, ist ihm nicht zuzumuten. E. 58 S. 226. Unerheblich ist eS, ob die von der Eheftau getriebene Unzucht eine widernatürliche ist. E. 48 S. 196. Auch die Eheftau macht sich strafbar, wenn sie nicht verhindert, daß im Hause Unzucht gettieben wird. DIZ. 6 S. 28, DIZ. 10 S. 411, GA. 53 S. 164, JurW. 55 S. 1184. Ein bestimmtes Wissen, daß Unzucht getrieben wird, ist nicht erforderlich. Es ge­ nügt, daß der Täter es für möglich hält und damit einverstanden ist. DIZ. 17 S. 224. Doch ist ein Erfordernis für den Vorsatz das Bewußtsein, günstigere Bedingungen für die Unzuchtsverübung zu schaffen. DStZ. 3 S. 338. 66 a) Nicht unterhält ein Bordell, der sein Haus gegen den ortsüblichen Mietzins an Sitlendirncn vermietet. Hellwig, JurR. 1928 S. 48. Siehe hierzu auch Menzel, GA. 72 S. 121 ff. 66 b) Der Wortlaut des Abs. 2 u. 3 beruht auf dem Ges. v. 18. Febr. 27 (unter XVIII).

Verbrechen und Vergehen wider die Sittlichkeit §§ 181 u. 181a.

111

§ 181 Die Kuppelei ist, selbst wenn sie weder gewohnheilsmäßig «och aus Eigennutz 67) betrieben wird, mit Zuchthaus bis zu fünf

Schaff,

Jahren zu bestrafen, wenn

1. um der Unzucht Borschub zu leisten, hinterlistige Kunstgriffe ®8)69

gngewendet werden, oder 2. der, Schuldige zu der verkuppelten Person 6G) in dem Verhältnisse

des Ehemanns zur Ehefrau, von Eltern zu Kindern, von Vormünder«

zu Pflegebefohlenen, von Geistlichen, Lehrern oder Erziehern70) zu den von ihnen zu unterrichtenden oder zu erziehenden Personen steht.71)72

Neben der Zuchthausstrafe ist der Verlust der bürgerlichen Ehren­ rechte auszusprechen; auch kann zugleich auf Geldstrafe, sowie auf Zu­

lässigkeit von Polizeiaufsicht erkannt werden.

Sind im Falle des Absatzes 1 9kr. 2 mildernde Umstände vor­ handen, so tritt Gefängnisstrafe ein, neben welcher auf Geldstrafe er­

kannt werden kann.

§ 181 a.74) Eine männliche Person,73) welche von einer FrauenS67) GewohnheitSmäßigkeit und Eigennutz können als Strafzumessungsgründe in Betracht kommen. LK. Anm. 1. Siehe auch Anm. 72. 68) Der hinterlistige Kunstgriff muß das vom Täter angewendete Mittel sein, um seine kupplerischen Absichten zu erreichen. Erk. v. 11. Novbr. 07, LK. Anm. 2. 69) Es genügt das Verhältnis zu einer dieser Personen, und zwar ist es gleichgülttg, ob dieselbe als Subjett oder Objett zu bewachten war. E. 16 S. 49. So auch HRR. 1928 Nr. 484. Der Teilnehmer an einer schweren Kuppelei wird auch dann aus diesem § bestraft, wenn er selbst zu den Personen, mit denen die Unzucht getrieben, nicht in einem der hier bezeichneten Verhältnisse steht. E.22 S. 51. Hierher gehören auch Stiefeltern, GA. 41 S. 41, DRZ. 16 S. 392, auch Pflegeeltern, E. 46 S. 150, ebenso die leiblichen Eltern, auch wenn die Ehe für nichtig erklärt ist. GA. 61 S. 509 und ebenso die uneheliche Mutter, E. 21 S. 257, aber nicht Schwiegereltern, E. 36 S. 184. Die Mutter wird von ihrer Pflicht, dem unzüchtigen Treiben der Tochter entgegenzutreten, dadurch nicht befreit, daß der Vater dasselbe duldet. GA.43 S. 114. Zwischen Söhnen und Töchtern wird kein Unterschied gemacht. E. 16 S. 49. Doch er­ streckt sich die Rechtspflicht der Eltern zum Einschreiten gegen unzüchtiges Treiben nur auf minderjährige Kinder. E. 40 S. 165, nach GA. 60 S. 445 auch auf volljährige Kinder. Die Billigung eines Verhältnisses der volljährigen Tochter ist der Mutter nicht als Kuppelei anzurechnen. Recht 19 Nr. 1442. 70) Über Geistliche, Erzieher, Lehrer usw. siehe die Anm. zu § 174.

71) Versuch ist denkbar. E. 7 S. 118. 72) Mehrere Fälle gewohnheitsmäßiger Kuppelei aus § 181 stehen zu gleichzeitig begangenen Kollekttvvergehen gewohnheitsmäßiger Kuppelei aus §180 in Jdealkonkurrenz. Recht 31 Nr. 1053. E. 42 S. 203. 73) Die Vorschrift des Abs. 1 findet auch Anwendung auf den unterstützungs­ bedürftigen Verlobten der Prostituierten. E. 34 S. 212. Erwerbsbedürstigkeit der männlichen Person schließt bereit Strafbarkeit nur unter der Voraussetzung eines Notstandes aus. GA. 51 S. 411.

Schoff.

112

III. Strafgesetzbuch § 182.

Person, die gewerbsmäßig Unzucht treibt,73*) 74unter 75 76 Ausbeutung7*) ihres unsittlichen Erwerbes ganz oder teilweise den Lebensunterhalt^) be­

zieht, oder welche einer solchen Frauensperson gewohnhettsmäßig oder aus Eigennutz in Bezug auf die Ausübung des unzüchtigen Gewerbes Schutz gewährt oder sonst förderlich ist (Zuhälter),79) wird mit Ge­ fängnis nicht unter Einem Monate bestraft.

Ist der Zuhälter der Ehemann der Frauensperson, oder hat der Zuhalter

die Frauensperson

unter Anwendung von Gewalt oder

Drohungen zur Ausübung des unzüchtigen Gewerbes angehalten,77) so tritt Gefängnisstrafe nicht unter Einem Jahre ein. -Neben der Gefängnisstrafe kann aus Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte, auf Zulässigkeit von Polizeiaufsicht, sowie auf Über­

weisung an die Landespolizeibehörde mit den im § 362 Absatz 3 und 4 vorgesehenen Folgen erkannt werden.

Schöff

§ 182. Wer ein unbescholtenes78) Mädchen, welches das sechzehnte79)

73 a) nicht betrieben hat. E. 48 S. 426. 74) Es genügt die bewußte Ausnutzung der Prostituierten als einer Erwerbs­ quelle für den Lebensunterhalt. E. 34 S. 74. Die Vorschrift verlangt weder Notlage noch Leichtsinn noch Unerfahrenheit der Prostituierten. GA. 51 S. 43. Die Erlangung- einstweiliger Vorteile ist ausreichend. GA. 58 S. 448. Ein dauerndes Verhältnis ist nicht erforderlich. LZ. IIS. 1055. 75) Unter Lebensunterhalt ist die Gesamtheit der Aufwendungen zu ver­ stehen, die im allgemeinen von einer männlichen Person zur Bestreitung ihrer gewöhnlichen Lebensbedürfnisse gemacht werden. E. 35 S. 92. Siehe auch GA. 51 S. 401. Das Beziehen von Lebensunterhalt liegt auch vor, wenn der Zuhälter das ihm von der Dirne lediglich zur Aufbewahrung übergebene Geld rechtswidrig für sich verbraucht. E. 41 S. 340, oder, wenn er das Geld als Darlehn erhält. E. 45 S. 264, vH er, wenn er Vermög ensvorteile erhält, die nicht mittels des Unzuchtgewerbes erlangt sind. E. 57 S. 58. Daß der Täter auch seinerseits einen gewissen Beitrag zu den Unterhaltungskosten leistet, ist unerheblich. Recht 13 Nr. 3252. 76) Da8 Wort „Zuhälter" hat nicht die Bedeutung eines zum Tatbestands gehörigen Merkmals. E. 34 S. 72. Es muß aber festgestellt werden, daß eine persönliche Beziehung des Täters zu einer bestimmten Frauensperson vorliegt, auS der erkennbar wird, daß er im Hinblick auf ihr unzüchtiges Gewerbe zu ihr hält. E. 35 S. 56. Nicht erforderlich ist, daß der Zuhälter die Prostituierte an ihrem Treiben festhält, und in seiner Eigenschaft als Zuhälter eine Gefahr auch für die Frauensperson darftellt. Recht 7 S. 508. Wird bte zuhälterische Tätig­ keit mehreren Frauenspersonen gegenüber ausgeübt, so liegt kein Kollektivdelikt vor. DStZ. 3 S.- 79. 77) Der beabsichtigte Erfolg braucht nicht eingetreten zu sein. GA. 57 S. 201. Einer Mehrzahl von Nötigungsfällen bedarf es nicht. DIZ. 6 S. 461. — Eine Idealkonkurrenz des § 181 a Abs. 2 mit § 181 Nr. 2 findet nicht statt. E.39S.29. Bei Zusammentteffen von Zuhälterei und Körperverletzung kann Tateinheit angenommen werden. E. 55 S. 95. 78) Der Begriff der Unbescholtenheil fordert Unversehrtheit der GeschlechtSehre. R. 3 S. 168. Unbescholtenheit ist jedoch nicht gleichbedeutend mit Jung-

«erbrechen und vergehen wider die Sittlichkeit ß 183.

113

Lebensjahr nicht vollendet hat, zum Beischlaf verführt,") wird mit Gefängnis bis zu Einem Jahre bestraft. Die Verfolgung tritt nur auf Antrag der ©Item81) oder des

Vormundes der Verführten ein. § 183.

Wer durch eine unzüchtige Handlung88) öffentlich*8) ein

ftäulichtett. Eine Geschwängerte kann unbescholten, eine Jungftau beschatten fein. GA. 49 S. 134 bzw. JurW. 41 S. 929. Aber nicht nur eine freiwillige und bewußte Hingabe zum außerehelichen Beischlaf, sondern auch ein sonstiges in der sittenlosen Gesinnung des Mädchens wurzelndes unzüchtiges Treiben begründet die Annahme geschlechtlicher Beicholtenheit. E. 37 S. 94. Nicht wird sie begründet durch ein leichtfertiges und unvorsichttgeS Verhalten. JurW. 39 S. 672. Ein Mädchen, das von zwei Männern unmittelbar nach­ einander gebraucht ist, kann auch zur Zeit der zweiten Beischlafsvollziehung noch als unbescholten gelten. GA. 52 S. 94. 79) Daß es des vierzehnte Lebensjahr vollendet hat, ist nicht notwendig. E. 46 S. 139. Strafbar ist auch der, wer erst während der Vollziehung deS Geschlechtsakts von dem Mädchen erfährt, daß es unter 16 Jahren alt ist und ihn^trotzdem fortsetzt. JurR. 3 Nr. 1616.

80) Täuschungsmittel und Kunstgriffe brauchen nicht angewandt, auch ein Widerstand nicht überwunden zu sein. R. 4 S. 269, E. 10 S. 95 u. R. 7 S. 172. Siehe auch GA. 56 S. 220. (Verführung durch Ausnutzung der Psyche scheu Stimmung.) Die Anwendung einer gewissen Gewalt schließt aber die Verführung nicht aus. GA. 48 S. 451. Schon das AbhängigkeitsverhältniS als Dienstmagd kann ohne besondere Berführungskünste geeignet sein, Verführung zu begründen. LZ. 13 S. 268; Auch bei mehreren Beischlafsvollziehungen nur e t n Delikt. GA. 45 S. 276. Siehe auch E. 35 S. 45. Erforderlich ist aber, daß der Beischlaf wirklich vollzogen ist, der bloße versuch reicht nicht aus. GA. 40 S. 39. 81) Auch die uneheliche Mutter hat das Antragsrecht, E. 3 S. 89, ferner beide Eltern sowohl der Vater als die Mutter. E. 18 S. 101; auch nach dem Tode des Kindes. LK. Anm. 5.

82) d. i. eine das Scham- und Sittlichkeitsgefühl in geschlechtlicher Be­ ziehung verletzende Handlung. R. 1 S. 404. E. 7 S. 168. Auch mündliche unzüchtige Äußerungen können unter diesen § fallen. E. 4 S. 130, insbesondere

auch Borträge von Gedichten unzüchtigen Inhalts. Recht 24 Nr. 1752. A. M. Frank 1. Daß die Handlung die Erregung der Geschlechtslust bezweckt hat, oder aus wollüstiger Absicht entsprungen ist, ist nicht notwendig. E. 23 S. 233. E. 53 S. 139. Die Ausübung der sog. Nacktkultur ist strafbar, wenn besondere Umstände eine geschlechtliche Beziehung annehmen lassen. Jena v. 22. Oktbr. 26, JurR. 3 Nr. 431. 83) Daß die Handlung an einem öffentl. Orte vorgenommen, genügt für sich allein nicht; erforderlich ist vielmehr, daß dieselbe in solcher Weise vorge­ nommen ist, daß sie von einer unbegrenzten Mehrheit von Personen wahrge­ nommen werden konnte. E. 1 S. 199 u. E. 16 S. 345. Daß die Handlung in einem Zimmer verübt ist, schließt die Strafbarkett nicht aus, wenn dieselbe von außen wahrgenommen werden konnte. GA. 41 S. 36, auch nicht, daß sie in einem Hof einer Strafanstalt verübt ist, wenn sie auch nur für die Beamten das Mitgefangenen wahrnehmbar war. E. 49 S. 147. Der Täter muß daS Bewußtsein der Öffentlichkeit der Handlung haben. Recht 17 Nr. 433.

Dalcke, Strafrecht. 21. Aust.

(1928.)

8 -

Scböff.

114

in. Strafgesetzbuch § 184.

Ärgernis gibt,**) wird mit Gefängnis bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. Neben der Gefängnisstrafe kann auf Verlust der bürgerlichen

Ehrenrechte erkannt werden. Scböff.

§ 184.8Ö) Mit Gefängnis bis zu Einem Jahre und mit Geldstrafe oder mit einer dieser Strafen wird bestraft, 84 85‘86 ) wer * 1. unzüchtige88) Schriften,88*) Abbildungen8?) oder Darstellungen 84) Es genügt nicht, daß die Handlung an sich geeignet war, ein Ärgernis

zu erregen, es muß solches auch, wenn auch nur bei einer Person, erregt sein. E. 2 S. 196 u. E. 27 S. 182. Die Handlung muß das Ärgernis sogleich und ausschließlich durch sich selbst gegeben haben. DIZ. 12 S. 716 u. GA. 54 S. 290. 85) Betr. die Bekämpfung des Handels mit unzüchtigen Schriften, Abbil­ dungen und Darstellungen sind ergangen: AB. v. 28. Dezbr. 11 (JMBl. ©.452); v. 2. Aug. 21 (JMBl. S. 412) betr. Strafverfahren bezügl. un­ züchtiger Schriften; v. 4. Mai 22, v. 7. Oktbr. 22 u. V. 28. Ottbr 23 (JMBl. S. 168, 419 u. 383), die nunmehr im wesentlichen in 8 12 der AB. v. 12. Dezbr. 27 sub Anhang IV enthalten sind. 85a) Ein Urteil, welches erklärt, daß eine Schrift nicht unzüchtigen Inhalts sei, wird nicht dahin rechtskräftig, daß jede weitere Verbreitung straflos ist. E. 5 S. 101. 86) Unzüchtig ist eineSchrift, wenn sieobj. geeignet ist, daSSchamu. Sittlichkeitsgefühl in geschlechtlicher Beziehungen verletzen. Eine gröbliche Verletzung ist nicht erforderlich. DIZ. 17 S. 448. Es kommt nicht darauf an, ob die Schrift geeignet ist, die Lüsternheit anzureizen. E.44 S. 178. In subj. Beziehung genügt vorsätzliches Handeln mit dem Bewußtsein von dem unzüch­ tigen Charakter der Schrift. Motive und Zweck der Verbreitung sind gleichgültig. E. 27 S. 114. Zweck und Tendenz der Schrift können für die Frage der Un­ züchtigkeit von ausschlaggebender Bedeutung sein. GA. 52 S. 85. Festzuhalters ist, daß die künstlerische Darstellung der Schrift deren Unzüchtigkeit nicht ohne weiteres verdrängt. Recht 26 Nr. 1469. Handelt eS sich darum, daß nur einzelne Teile einer Schrift unzüchtig sind, so kommt es nicht auf die äußere Gestalt, sondern auf den geistigen Inhalt für die Frage an, ob es sich um eine einzige oder verschiedene Schriften handelt. E. 23 S. 388 u. E. 29 S. 133. Siehe insbes. E. 32 S. 418. Eine unzüchtige Stelle, die dem gesamten Jdeenkreise, um den es sich handelt, entspricht, kann der Schrift unzüchtigen Charakter verleihen. JurW. 40 S. 239. Eine Schrift kann nicht schon um deswillen als unzüchtig qualifiziert werden, weil der Verkäufer bei dem Verkaufe unzüchtige Zwecke verfolgt. E. 24 S. 365. Ein Gedicht, dessen ©innrem Durchschnittsleser einer Zeitung nicht verständlich ist, ist nicht unzüchtig. JurW. 55 S. 2182. Ob sich eine Zeitungsannonce als unzüchtige Schrift darstellt, ist aus dem Zusammenhänge und den Umständen des konkreten Falles zu beurteilen. GA. 42 ©. 256. Ebenso kann sich auch eine an sich objektiv nicht unzüchtige Schrift unter besonderen Umständen und Verhält­ nissen doch als unzüchtig darstellen. GA. 42 ©. 397. Vgl. auch E. 26 ©. 370. Auch Prospekte wissenschaftlicher Werke können unzüchtig sein. Recht 17 Nr. 292. Plakate, in welchen Waren zum Kauf ausgeboten werden, gehören nur dann zu den unzüchtigen Schriften, wenn ihr Wortlaut selbst das Scham- und Sittlichkeitsgefühl in geschlechtlicher Beziehung gröblich verletzt, nicht schon dann, wenn die ausgebotene Ware infolge ihrer Gebrauchsart diese Wirkung hervor­ zurufen geeignet ist. GA. 39 ©. 430.

Berbrechen und Vergehen Wider die Sittlichkeit § 184.

feilhält,

115

verkauft,88) verteilt, an Orten, welche dem Publikum zu­

gänglich sind, auSfteHt88*) oder anschlägt oder sonst verbreitet,8^) sie 86 a) Phonographcnplatten sind als Schriften oder Darstellungen anzusehen. JurW. 32 S. 151. E. 47 S. 223 u. ebenda S. 405. 87) Filmstreifen, die zur tinematographischen Vorführung unzüchtiger Vor­ gänge bestimmt sind, können unzüchtige Abbildungen fein. C. 47 S. 408; ferner sog. Klappbilder, GA. 61 S. 344. Ob eine Abbildung unzüchtig, entscheidet sich nicht bloß nach Form und Inhalt, sondern es kommt wesentlich darauf an, ob ein künstlerischer oder wissenschaftlicher Zweck verfolgt oder ein. geschlechtlicher Reiz ausgeübt werden soll. E. 21 S. 306. Daß die Abbildungen zur Srregung ge­ schlechtlicher Lüsternheit hergestellt oder geeignet sind, ist nicht erfdrderlich, E. 31 S. 260. Zwar entscheidet nur der objektive Inhalt einer Abbildung über deren unzüchtigen Charakter; dem objektiven Inhalt gehört aber auch der gemeine Sinn an, sofern er erkennbaren Ausdruck gefunden hat. GA. 43 S. 115 u. E. 35 S. 133. Auch zunächst nur künstlerischen Zwecken dienende Abbildungen können durch die Form der Schaudarstellung zu unzüchtigen Abbildungen werden. GA. 49 S. 138. Technische Vollkommenheit und der Kunstwert schließen nicht eine unzüchtige Darstellung aus. E. 37 S. 315 u. GA. 59 S. 128, während Unvollkommenheit der Nachbildung das Abbild zu einem unzüchtigen machen tarnt LZ. 16 S. 164. Immer hat der Richter die Umstände in das Auge zu fassen, unter denen solche Kunstwerke dem einzelnen oder dem Publikum angeboren werden. Recht 9 S. 597. Es kann im Original die künstlerische Idee das Unzüchtige der Darstellung -urückdrängen und doch die Abbildung auf Post­ karten, insofern sie als Massenartikel hergestellt und verbreitet wird, scham­ verletzend wirten. Recht 10 S. 812. Nicht erforderlich ist, daß das Scham­ gefühl bei einem erwachsenen Norumlmenschen verletzt wird. E. 33 S. 17. Unzüchtig kann aber die Abbildung sein, wenn sie das in den gesitteten Kreisen des Voltes normal geltende Gefühl für Scham und Sittlichkeit in geschlechtlicher Beziehung verletzt. DIZ. 11 S. 764, Recht 10 S. 389. Die Darstellung des uuverhüllten menschlichen Körpers enthält an sich nicht die Beziehung zum Ge­ schlechtsleben, eS müssen noch besondere Umstände hinzutreten, wodurch die ge­ schlechtliche Beziehung erkennbar und die natürliche Erscheinung schamlos wird. Tritt in einer Abbildung das Geschlechtliche nicht hervor, so kann lediglich auS der Tatsache der Massenherstellung und Verbreitung an jedermann noch nicht ge­ folgert werden, daß es sich um unzüchtige Darstellungen handele. Recht 18 Nr. 856 u. GA. 62 S. 122. Siehe auch GA. 55 S. 225. Eme Darstellung des nackten Körpers kann namentlich darum als unzüchtig angesehen werden, weil sich der Dargestellte reiheilweise in verschiedenen Stellungen aufnehmen läßt. JurR. 2 Nr. 1198; oder weil der Gesichtsausdruck eine Bereitwilligkeit der dargestellten Person zu geschlechtlicher Preisgabe zeigt. E. 61 S. 382. Bei Vorführung von Lichtbildern zum Zwecke geschlechtlicher Aufklärung kommt es darauf an, ob die Wirkung des Belehrungszwecks stark genug ist, geschlecht­ liche Reize zu verdrängen, oder ob sie im wesentlichen den Zweck hatten, solchehervorzurufen. E. 48 S. 230. Das Urteil muß im einzelnen erkennen lassen, in welchen Beziehungen es bei den beanstandeten Bildern die Merkmale derUnzüchtigkeit verwirklicht findet. JurR 2 Nr. 197. 88) Schon der Verkauf eines Exemplars an'eine Person genügt. R. 6 S. 703. Es genügt aber nicht die vertrauliche Über.'assung an eine individuell bestimmte Person. E 30 S. 330. Dem Verkaufen steht nicht die bloße Vermitte­ lung gleich. GA. 51 S. 52. Abonnementsverträge sind Kaufverträge. Recht 30 Nr. 1539.

116

ni. Strafgesetzbuch § 184.

zum Zwecke90 * *)* *der * * * Verbreitung * * 89 herstellt oder zu demselben Zwecke

vorrätig*") hält, ankündigt oder anpreist;92)

2. unzüchtige Schriften, Abbildungen oder Darstellungen einer

Person unter sechzehn Jahren gegen Entgelt überläßt oder anbietet;

3. Gegenstände, die zu unzüchtigem Gebrauche bestimmt sind,93) 88 a) Z. B. mittels Vorführung sog. Films durch den Kinematographen. E. 39 ©.183; aber nicht durch das Spielenlaffen eines Stücks auf dem Grammo­ phon. E. 46 S. 39,0. Recht 17 Nr. 3201. Siehe aber Anm. 86 a. Ein Aus­ stellen liegt nur dann vor, wenn Las Publikum dadurch die Möglichkeit erlangt, von dem Inhalt Kenntnis zu nehmen, also wcht, wenn bloß der Titel einer unzüchttgen Schrift ausgestellt wird. R. 8 S. 607, In dem Vorzeigen unzüchtiger Biwer in einer Gaststube an die dort anwesenden Gäste kann ein Ausstellen ge­ funden werden. R. 9 S. 196; ebenso auf der Sttaße oder an sonst allgemein zugänglichen Orten. JurR. 1 Nr. 959. 89) Zum Verbreiten genügt die Hingabe an eine Person, wenn dies mit dem Bewußtsein und der Absicht geschieht, daß letztere die bett. Gegenstände unter das Publikum bringen soll. R. 6 S. 703, E. 9 S. 292, und überhaupt schon dann, wenn die Person den Gegenstand nicht vertraulich behandeln soll. E. 55 S. 276. Abgabe an Mitglieder eines Vereins genügt. DStZ. 9 S. 243. Es genügt aber nicht ein bloßes Vorzeigen. GA. 60 S. 67. Für den subjekt. Tatbestand genügt Eventualdolus. GA. 50 S. 102. Gleichgültig ist es, ob die Verbreitung im In- oder Auslande bezweckt wird. GA. 59 S. 130. JurW. 40 S. 501. Die bloße Erkenntnis des Druckers, daß die Schrift unzüchttg und zur Ver­ breitung bestimmt ist, genügt zur Feststellung einer dem Drucker zur Last fallenden Täter- oder Mittäterschaft nicht. E. 35 S. 317. 90) Anschlägen kann auch dadurch geschehen, daß das unzüchttge Bild an ein Haus gezeichnet oder gemalt wird. R. 6 S. 751. . 91) Das Vorratighalten erfordert nicht den Besitz einer Mehrheit von Stücken gleicher Art, sondern nur den mit dem Besitz auch nur eines Exemplars verfolgten Zweck, dies eine Exemplar durch Weilerveräußerung zu verbreiten. E. 42 S. 209. 92) Unter Anpreisung an das Publikum ist eine solche zu verstehen, die an eine unbestimmte Anzahl von Personen gerichtet ist, im Gegensatz zu einem in­ dividuell bestimmten abgeschloffenen Personentteise. E. 34 S. 61. Vgl. E. 38 S. 16 u. E. 38 S. 202. Ob die Kundgebung auf einmal allen zugänglich ge­ macht wird oder nach und nach zux Wahrnehmung der einzelnen Personen ge­ langt, ist belanglos. JmR.3 Nr. 323. Dem Publikum gegenüber ist auch eine Ankündigung erfolgt, die an eine Anzahl von Apothekern oder Ärzten gerichtet

ist. Recht 8 S. 455. Siehe auch ebenda 9 S. 653 (Ankündigung in einem Fachblatt für Barbiere) u. GA. 55 S. 309. Aus der Ankündigung braucht nicht erkennbar zu sein, daß es sich um eine unzüchttge Schrift handelt. E. 57 S. 359. 93) Es ist nicht von Fall zu Fall zu untersuchen, ob ein Gegenstand zum Zwecke der Erleichterung unzüchtigen Zwecken dient, sondern nur darauf kommt es an, ob das angewendete Mittel als solches nach seiner äußeren Beschaffenheit, nach seinem Zweck und seiner allgemeinen Gebrauchsbestimmung zu unzüchtigem -Verkehr bestimmt ist und erfahrungsgemäß dazu verwendet Verden kann. Recht 17 Nr. 3203, GA. 62 S. 120. JurW. 56 S. 992. Gegenstände, die nach ihrer Gattung zur Beförderung der Gesundheit bestimmt sind, unterliegen nicht dem Verbot der Ankündigung, wenn sie auch zu unzüchtigem Gebrauch verwendet

Verbrechen und Vergehen wider die Sittlichkeit § 184 a.

117

an Orten, welche dem Publikum zugänglich sind, ausstellt oder solche Gegenstände dem Puhlikum ankündigl^) oder anpreist;94 * *)95 * * 96 ********* 3 a. wer in einer Sitte oder Anstand verletzenden Weise Mittel, Gegenstände oder Verfahren^ die zur Verhütung von Geschlechtskrank­ heiten dienen, öffentlich ankündigt, anpreist oder solche Mittel oder Gegenstände an einem dem Publikum zugänglichen Orte ausstellt;60 a)

4. öffentliche Ankündigungen erläßt, welche dazu bestimmt sind, unzüchtigen Verkehr -herbeizuführm.M) Neben der Gefängnisstrafe kann auf Verlust der bürgerlichen Ehren­ rechte sowie auf Zulässigkeit von Polizeiaufsicht erkannt werden?") -

§ 184 n.

Wer

Schriften,

Abbildungen

oder

Sarstellunge

welche, ohne unzüchtig zu sein, das Schamgefühl gröblich verletzen, einer Person unter sechzehn Jahren gegen Entgelt überläßt oder an­ werden können. E. 57 S. 175; wohl aber dann, wenn der zur Gesundheits­ pflege verwendbare Gegenstand eine eigenartige Gestaltung aufweist, die seine weitere Zweckbestimmung zur Verhütung der Empfängnis besonders erkennbar macht (Spülapparate). DRZ. 19 Nr. 317. Abtreibungsmittel sind keine zum unzüchtigen Gebrauch bestimmten Gegenstände. Königsberg v. 15. Juni 25, JurR. 2 Nr. 428. Der Gebrauch eines Mittels ist nur dann unzüchtig, wenn er mit einer Unzuchtshandlung in einem unmittelbar äußerlichem Zusammenhang steht. GA.60 S. 279. E. 46 S. 117. Mcht notwendig ist es, daß der Gegenstand zu keinem anderen Gebrauch bestimmt ist. E. 34 S. 365. Es kommt auch nicht darauf an, ob es nach der Meinung des Ankündigers zu einem unzüchttgen Gebrauch des Gegenstandes kommen soll. GA. 57 S. 180. Unerheblich ist es auch, ob für den Gegenstand ein Warenzeichen eingettagen ist. E. 43 S. 145. 94) Die Ankündigung muß gegenüber einer Mehrzahl von Personen^ nicht gegenüber einem individuell bestimmten, abgeschlossenen Personenkreise erfolgt sein. E. 38 S. 16. Die Gleichheit des Berufs ist unerheblich. E. 48 S. 61. Nicht ist erforderlich, daß die Ankündigungen selbst unzüchtig sind. E. 34 S. 285. Es genügt überhaupt, daß nur wenige Leser den wahren Sinn und Zweck der Ankündigung erkennen- mußten. DStZ. 8 S. 58. Eine strafbare Ankündigung liegt aber vor, wenn auf Grund strafloser Inserate dem bestellenden Publikum Preisverzeichnisse über zum unzüchttgen Gebrauch bestimmte Gegen­ stände zugeschickt werden. E. 40 S. 159. Die Ankündigung eines Buches schließt auch die Antündlgpng der in dem Buch enthaltenen Inserate ein. E. 34 S. 317. Vgl. E. 36 S. 139. In Kartons befindliche Gegenstände sind nicht ausgestellt. Es kann aber eine Ankündigung der Gegenstände angenommen werden. Recht 7 S. 162, GA. 50 S. 137. Eine Anpreisung wird nicht durch die Wissenschaftlichkeit der Darstellung des betreffenden Gegenstandes ausge­ schlossen: C. 37 S. 142. Vgl. E. 40 S. 159. 95) Die Ankündigung muß diesen Zweck erkennen lassen. E. 36 S. 388. Ändeutung genügt. DStZ. 1 S. 619. Unerheblich ist, ob der Urheber der An­ kündigung den Zweck in Wirklichkeit verfolgt hat. E. 39 S. 313. Der Tatbe­ stand der Kuppelei wird durch die Ausnahme der Zeitungsanzeige gegen den Herausgeber der Zeitung noch nicht begründet. Recht 25 Nr. 2073. 96) Wegen Einziehung unzüchtiger Bilder s. Anm. 32 zu § 40.

ER.

in. Strafgesetzbuch §§ 184 b u. 185.

118

bietet, wird mit Gefängnis bis zu sechs Monaten ober mit Geldstrafe bestraft. ER.

§ 184 d. Mit Geldstrafe oder mit Gefängnis bis zu sechs Monaten wird bestraft, wer aus Gerichtsverhandlungen, für welche wegen Ge­ fährdung der Sittlichkeit die Öffentlichkeit ausgeschlossen war, oder aus den diesen Verhandlungen zu Grunde liegenden amtlichen Schrift­ stücken öffentlich Mitteilungen macht, welche geeignet sind, Ärgernis zu erregen? 14. Abschnitt.

Schöff.

§ 185.

Seleidiguug.

Die Beleidigung*l) wjrd mit Geldstrafe oder mit Hast oder

97) Nur auS solchen Teilen der Verhandlung, für welche die Öffentlich­ keit ausgeschlossen gewesen, dürfen keine Mitteilungen gemacht werden. Mit­ teilungen aus den öffentlich verkündeten Urteilsgründen fallen nicht unter diesen §, selbst wenn sie geeignet sein sollten, Ärgernis zu erregen. E. 21 S. 135. Für die Anwendung dieser Strafbestimmung ist eS gleichgültig, in welcher Weise die Kenntnis von dem aus der Gerichtsverhandlung Mitgeteilten erlangt worden ist. GA. 37 S. 299. Nicht notwendig ist, daß die Mitteilungen das Scham- und Sittlichkeitsgefühl gröblich verletzen. E. 21 S. 396. Aber der Täter muß sich jedenfalls bewußt gewesen sein, daß seine Mitteilung geeignet sei, das Schamgefühl zu verletzen. E. 24 S. 4. Erlaß eines Schweigegebots (§ 175 GVG.) ist nicht Voraussetzung für die Zuwiderhandlung. LK. Anm. 2. 1) Beleidigung ist jede vorsätzliche und rechtswidrige Willenserklärung, mag dieselbe in einer mündlichen oder schriftlichen Erklärung, oder in einer Hand­ lung bestehen, durch welche jemand einem andern seine Geringschätzung oder Mißachtung ausdrückt. E. 59 S. 331. Eine eingetretene Sinnesänderung des Täters vor Kenntnisnahme der Beleidigung durch Dritte ist bedeutungslos. E. 57 S. 193. Ob eine solche Beleidigung im konkreten Falle anzunehmen, ist wesentlich Tatfrage, da dieselbe Äußerung unter gewissen Verhältnissen eine schwere Be­

leidigung sein kann, während sie unter anderen Umständen durchaus nichts Be­ leidigendes enthält. Eine an sich statthafte Äußerung kann durch die Art ihrer Kundgebung einen ehrenträntenden Charakter enthalten. Hamburg v 16. Febr. 23, LZ. 17 S. 237. Dabei ist festzuhalten, daß sowenig eine bloße Absicht zu be­ leidigen ohne einen objektiv ehrverletzenden Akt den Tatbestand der Beleidigung darstellt, ebensowenig auch eine objektiv beleidigende Kundgebung genügt, wenn jede böse Absicht fehlt. Insbesondere entscheiden, wenn sich die Kundgebung in die Form einer mündlichen oder schriftlichen Äußerung kleidet, regelmäßig in erster Reihe Sinn und Absicht ihres Urhebers darüber, ob gewisse Worte den Tatbestand einer Beleidigung objektiv einschließen oder nicht. E.41 S.49. In dem höhnischen Gebrauch nicht beleidigender Worte (Junker!) kann eine Be­ leidigung gefunden werden.- JurW. 41 S. 933; desgk. in der Zumutung homo­ sexueller Betätigung, wenn der andere Teil keine Veranlassung gegeben hat, ihn als Homosexuellen zu behandeln. JurR. 2 N.2171. Auch in einer Unterlassung z.B. der Weglassung des Wortes „Herr" kann eine Beleidigung liegen. Recht 19 Nr. 1448. Als dulus bei der Beleidigung genügt aber allein das Bewußtsein des Täters, daß seine Äußerung (Handlung) objektiv geeignet ist, die Ehre eine-

anderen zu kränken. Deshalb kann selbst dann, wenn fest steht, daß der Täter gar nicht die ausdrückliche Absicht zu beleidigen gehabt hat, z. B. wenn er im

119

Beleidigung § 185. mit Gefängnis bis zu

Einem

Jahre

und

wenn

die

Beleidigung

Scherze gehandelt, doch eine Bestrafung wegen Beleidigung eintreten, wenn die Äußerung an sich eine ehrenkränkende war und der Täter sich dieses Um­

standes wohl bewußt war. E. 12 S. 140. Politische Satire und Karrikatur sind kein Mittel, um Verspottungen eines anderen, die durch sonstige Äußerungs­ formen nicht erlaubt sind, rechtlich zulässig zu machen. Recht 28 Nr. 73. Der Tatbestand einer Beleidigung wird nicht dadurch ausgeschlossen, daß der Inhalt der ehren kränkenden Beleidigung als z weift! hast hingestellt wird. GA. 47 S. 293. Ist eine Äußerung dunkel oder zweideutig, so liegt der Tatbestand der Belei­ digung nur dann vor, wenn der, für den die Äußerung bestimmt war, den be­

leidigenden Sinn erkennt und wenn der Täter den Eintritt dieser Folge mit­ umfaßt hat. Recht 12 Nr. 3919. Ausreichend für eine Beleidigung ist jede gewollte Kundgebung ehrver­ letzender Äußerung an einen anderen, die zur Kenntnis eines anderen gelangt ist, z. B an den nach Diktat Schreibenden. JurW. 53 S. 111. Siehe auch E. 48 S. 62. -- Für den Wahrheitsbeweis gelten die Bcweisregeln des § 186. KG. v. 1. Mai 26, JurR. 2 Nr. 1438. A. M. LK. Anm. 1 zu § 190. Das Bewußtsein der Ehre auf feiten des Gekränkten wird nicht voraus­ gesetzt. Daher können auch Kinder und Geisteskranke beleidigt werden. E. 10 S. 372. E. 29 S. 398. E. 27 S. 366. Keine mittelbare Beleidigung deS Vaters durch Unzucht mit dem Kinde. Erk. v. 4. Jan. 23, LK. Anm. 4. Ein beachtlicher Verzicht des Kindes auf den Schutz seiner Ehre ist nach E.45 S. 344 unmöglich. Selbst das Einverständnis eines fünfzehnjährigen Mädchens ist un­ beachtlich. E.60 S. 34. Dagegen kann die Einwillignng des urtei.sfähigen er­ wachsenen Betrogenen die Rechtswidrigkeit und damit die Eigenschaft einer strafbaren Bele'digung nehmen. E. 41 S. 392. Ja, es genügt, wenn der Täter die Einwilligung als vorhanden annimmt. DNZ. 18" Nr. 510. Beleidigt werden kann der Regel nach nur eine physische Person. Ausnahmen macht das Gesetz bezüglich der Behörden und politischer Körper­ schaften. Diese können beleidigt werden durch Äußerungen, die sich beziehen auf die Art der Zusammensetzung der Körperschaft. Jedes einzelne Mitglied braucht nicht beleidigt zu sein. E. 47 S. 63. Ob juristische Personen oder rechts­ fähige Vereine beleidigt werden können, darüber herrscht Streit. Die herrschende und richtige Ansicht vermeint die Frage. LK. Anm. 5. Kiel v. 15. März 16, DStZ.3S. 247. Naumburgv.31.Juli 25, DRZ. 18 Nr. 429. EineHandelsgesellschaft kann unter ihrer Firma nicht beleidigt werden. E. 1 S. 178. Siehe aber DIZ. 12 S. 246. Eine Ausnahme wird allerdings gemacht mit Bezug auf die verleumderische Kreditgefährdung. GA. 25 S. 218. ES kann aber in einem Angriffe auf eine kollektive Mehrheit (das Heer, Berwaltungsrat) eine Beleidigung der einzelnen Mitglieder gefunden werden, GA. 25 S. 331, OR. 18 S. 88. Richterstand, R. 1 S. 292, R. 2 S. 388 u. 701 u. E. 7 S. 170. Streikbrecher, JurW. 39 S. 673. Ebenso kann daS Offizier­ korps einer Garnison beleidigt werden. R. 2 S. 701, ferner die konservative Mehrheit. E. 9 S. 11. Nicht ist erforderlich, daß die einzelnen Personen hervor­ gehoben und einzeln erkennbar bezeichnet werden, es genügt, daß die Gesamt­ bezeichnung in ihrer allgemeinen Fassung erkennen läßt, auf welche Einzelpersonen sie sich bezieht, wobei der Täter selbst diese Personen gar nicht zu kennen und sie sich vorzustellen braucht. E. 23 S. 246. JurW. 57 S. 806. Der Verstorbene kann nicht beleidigt werden. E. 13 S. 95. Die Beleidi­ gung einer Person, die der Täter für verstorben hält, ist nicht strafbar. E. 26 S. 33. Vgl. § 189.

120

in. Strafgesetzbuch § 186,

Mittels einer Tätlichkeit*) begangen wird, mit Geldstrafe oder mit

Gefängnis bis zu zwei Jahren bestraft.

Schott

§ 186?) Wer in Beziehung ans einen anderen '*) eine Tatsache*) behauptet ^) oder verbreitet?) welche denselben verächtlich zu machen') 2) Die tätliche Beleidigung wird durch eine Handlung verübt, welche rechts­ widrig auf den Körper deS andern einwirkt. Hierher gehört z. B. Raub eines Kusses, Abschneiden deS Bartes ic, aber z. B. nicht Ausspucken vor einem Anderen. Recht 10 S. 574. Der Satz „volenti non fit injuria“ findet auch auf tätliche Beleidigung Anwendung. E. 41 S. 392, aber nicht, wenn ber dem Beleidigten ein Mangel der Urteilsfähigkeit festgestellt wird, der seinem Ver­ hallen die Bedeutung einer rechtlich beachtlichen Einwilligung nimmt. Recht 16 Nr. 2613. 3) Die üble Nachrede des § 186 unterscheidet sich von der formellen Beleidigung des 8 185 dadurch, daß sie weder eigene Mißachtung auszudrücken, noch den Anschein eigener Mißachtung hervorzurufen braucht. Krankl. Ob § 185 oder 18_6 vorliegt, entscheiden nicht die Absicht des Täters, sondern die Mittel, deren er sich bedient. Erk. v. 20. Septbr. 23, LK. Amn. 2. 3 a) d. h. daß der Beleidigte dabei als eine dritte Person gedacht wird. Daß die Behauptung in seiner Gegenwart geschehen, ist nicht ausgeschlosien, dieselbe muß nur noch anderen Personen als dem Beleidigten gegenüber gemacht sein. E. 4 S. 401. Vgl. R. 1 S. 14. Die Anwendbarkeit des § ist aber auch dann gegeben, wenn der Beleidigte das an ihr/ persönlich gerichtete Schreiben selbst einem andern mitteill. In einem solchen Falle können auch 8 185 u. 6-186 realiter konkurrieren, während sonst § 186 die Anwendbarkeit des § 185 aus­ schließt. E. 41 S. 61. E. 41 S. 286. Recht 30 Nr. 327^ Eine Ideal­

konkurrenz ist dann vorhanden, wenn- in einer längeren Erklärung an der einen Stelle eine formelle Beleidigung, an einer anderen Stelle, in sich abgeschlosien und ohne unmittelbaren inneren Zusammenhang mit der ersteren, eine strafbare Behauptung von Tatsachen enthalten ist. Recht 14 Nr. 612. Die bloße Mög­ lichkeit, daß dritte Personen außer dem Beleidigten von der Beleidigung haben Kenntnis erhalten können, genügt zur Anwendung des 8 186 nicht. R. 7 S. 626, 4) Der Begriff der Tatsache fetzt etwas Geschehenes oder etwas Bestehenbe8' voraus, das zur Erscheinung gelangt und in die Wirklichkeit getreten ist, und das daher dem Beweise zugänglich ist. E. 55 S. 129. Dahin gehören auch Äußerungen und Urteile, welche die Behauptung einer konkreten Tatsache enthalten. E. 1 S. 52, E. 31 S. 218 u. E. 35 S. 227. Hierher ist gerechnet die Behauptung der Parteilichkeit, R. 9 S. 179, die Behauptung der Zahlungs­ unfähigkeit eines Kaufmanns, E. 2 S. 309. 5) Dies kann auch in Form einer Denunziation bei einer Behörde ge­ schehen. E. 1 S. 233; ferner durch Aussprechen eines Verdachts oder Stellung einer Frage. E. 60 S. 373. 6) Verbreiten liegt auch in dem Erwähnen eines Gerüchts, auch wenn das­ selbe als grundlos bezeichnet wird. E. 22 S. 221. GA. 47 S. 450. E. 38 S. 368; ebenso in dem Borlesen einer Schrift, R. 4 S. 291. Unerheblich ist es, ob die Person, an welche die Mitteilung gelangt, die mitgeteilte Tatsache kannte, oder ob der Mitteilende dies geglaubt hat. Recht 10 S. 1276. Nicht ist er­ forderlich, daß die Mitteilung an weitere Kreise gelangt. E. 30 S. 224. 7) Es ist nicht erforderlich, daß jeder sittliche Wert abgesvrochen wird, auch eine erhebliche Herabsetzung desselben macht verächtlich. E. 35 S. 126. Die Untergrabung des Kredits ist aber nicht ohne weiteres als ehrverletzend zu erachten. Recht 8 S. 609,

Beleidigung § 187.

121

oder m der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen geeignet ist, wird,

wenn nicht diese Tatsache erweislich wahr*) ist, wegen Beleidigung*) mit Geldstrafe" oder mit Haft oder mit Gefängnis bis zu Einem Jahre und, wenn die Beleidigung öffentlich*») oder durch Verbreitung*^)

von

Schriften, Abbildungen oder Darstellungen begangen ist, mit

Geldstrafe oder mit Gefängnis bis zwei Jahren bestraft. § 187.

Wer wider besseres Wissen10 8 )911in Beziehung auf einen

anderen eine unwahre Tatsache behauptet "oder verbreitet, welche den­ selben verächtlich zu machen oder in der öffentlichen Meinung herab­

zuwürdigen oder deffen Kredit zu gefährden geeignet ist,10*) tofrtr wegen verleumderischer Beleidigung mit Gefängnis bis zu zwei Jahren und,

wenn die Verleumdung öffentlich oder durch Verbreitung von Schriften, Abbildungen oder Darstellungen begangen ist, mit Gefängnis nicht unter Einem Monat bestraft.") 8) Der Beweis der Wahrheit ist ein Strafausschließungsgrund. E. 19 S. 386 u. GA. 62 S. 143. Der Beweisantritt darf nicht deswegen abgelehnt werden, weil doch immer eine Bestrafung nach § 185 gerechtfertigt sei. E. 1 S. 260. JurR. 3 Nr. 657. Es muß sestgeftellt werden, daß die üble Nachrede objektiv nicht erweislich wahr ist, auch wenn der Angell, seinen Versuch des Beweises macht. R. 6 S. 788.' Die Beweislast liegt nicht dem A. ob. Erk. v. 26. Jan. 05, LK. Alnm. 7. Ausnahmsweise kann das Gelingen des Wahrheitsbeweises wegen der Be­ deutungslosigkeit für die Straffrage dahin gestellt werden. JurW. 55 S. 2184. Ergibt sich die Nichterweisl'.chkeit, weil die Zeugen verstorben sind, muß Be­ strafung des A. erfolgen O l s h a u s e n Anm. 7. Eine materiell wahre Tab fache steht i. S. des § 186 der erweislich wahren mindestens gleich und daß Bewußtsein der Wahrheit enthält zugleich das Bewußtsein der Erweislichkeit. E. 19 S. 386. Der Beweis der Wahrheit ist für geführt zu erachten, wenn die Behauptung sich auch nur im wesentlichen mit den erwiesenen Tatsachen deckt. GA. 49 S. 304. Für den Beweis der Wahrheit kommt es nicht auf den Wort­ laut, sondern auf den Sinn der Äußerung an. GA. 47 S. 175. Das gut­ gläubige Festhalten an der Behauptitng darf nicht als Grund für die Straf­ schärfung (hartnäckiges Leugnen) in Betracht kommen. E. 38 S. 207. 9) Die Absicht zu beleidigen wird ebensowenig vorausgesetzt wie die jkenntnis der Unwahrheit oder Nichtbeweisbarkeit der behaupteten Tatsachen, vielme^ genügt, abgesehen von der Rechtswidrigkeit, die Vorsätzlichkeit der Handlung ü. das Bewußtsein des ehrenkräntenden Charakters der ausgestellten Behauptungen. E. 25S. 355. 9 a) Siehe Anm. 40 zu § 200. 9 b) Es muß wenigstens der eventuelle Wille des Versenders darauf ge­ richtet sein, die Schriften einer unbegrenzten Anzahl von Personen mitzuteilen. GA. 48 S. 360. 10) Wider besseres Wissen kann nicht, schon allein aus dem Umstande ge­ folgert werden, daß der Täter keine Beweise für seine Anschuldigung erbringen kann. Recht 6 S. 271. 10 a) Kreditgefährdung besteht nur in der Gefährdung des Vertrauens, das ein anderer hinsichtlich der Erfüllung seiner vermögensrechtlichen Verbindlichkeiten genießt. GA. 52 S. 104. 11) § 193 ist anwendbar, wenn die wissentliche Behauptung unwahrer

Schöff.

122

HI. Strafgesetzbuch §§ 188—190. Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann die Strafe bi- auf

Einen Tag Gefängnis ermäßigt oder auf Geldstrafe erkannt werden.

§ 188. In den Fäüen der §§ 186 und 187 kann aus Verlangen des Beleidigten, wenn die Beleidigung nachteilige Folgen"») für die BermögenSverhättniffe, den Erwerb oder das Fortkommen des Be­ leidigten mit sich bringt, neben der Strafe auf eine an den Beleidigten zu

erlegende Bußellb) erkannt werden.,4) Eine erkannte Buße schließt die Geltendmachung eine- weiteren Entschädigungsanspruches aus.

§ 189.

ER.

daß er

Wer das Andenken eines Verstorbenen dadurch beschimpft, wider besseres Wissen1S) eine unwahre Tatsache behauptet,

oder verbreitet, welche denselben bei seinen Lebzeiten verächtlich zu machen oder in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen geeignet gewesen wäre, wird mit Gefängnis bis zu sechs Monaten bestraft.

Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann auf Geldstrafe er­ kannt werden.

Die Verfolgung tritt nur aus Antrag der Eltexu, der Kinder oder deS Ehegatten des Verstorbenen ein.

§ 190. Ist die behauptete oder verbreitete Tatsache eine straf­ bare Handlung, so ist der Beweis der Wahrheit als erbracht anzuTatfachen zum Zwecke der Rechtsverteidigung erfolgt. E. 48 S. 414, Erk. v. 5. Febr. 23, LK. Anm. 2 zu 8 193, und ein sachliches Leugnen von Tat­ sachen darstellt, die gegen den Verleumder in einem wider ihn anhängigen Strafverfahren als belastende Umstände verwertet werden sollen. DRZ. 19 Nr. 717. Es überschreitet aber die Grenzen der Verteidigung, wenn ein Be­ schuldigter, um die Bestrafung abzuwenden wider besseres Wissen selbständig und neu ehrenrührige Tatsachen aufstellt, die geeignet sind, einen Dritten als Ur­ heber bet* Tat zu verdächtigen oder den Sachverhalt zu verdunkeln. Recht 19 S. 133. Die Aufstellung solcher Behauptungen zur Herbeiführung einer straf­ gerichtlichen Verfolgung des Bezichtigten oder eines Strafverfahrens gegen den Verleumder selbst, um in diesem Verfahren den Beweis für die wissentlich un­ wahre Behauptung anzutreten, läuft so sehr den Anforderungen von Recht und Sittlichkeit zuwider, daß eine in diesem Sinne erstattete Anzeige als Wahrnehmung eines vom Recht anerkannten Interesses nicht gelten kann. E. 58 S. 39. Es genügt auch nicht, daß die verleumderische Behauptung im staatlichen Interesse zwecks Beseitigung eines vermeintlich ungeeigneten Beamten erfolgt ist. Recht 23 Nr. 831. lla) Hierunter sind nicht die dem Beleidigten durch fruchtlose Verfolgung der Beleidigung im Privatklageverfahren erwachsenen Kosten zu verstehen. E. 42 5. 166. llb) und zwar von 3 bis'10 000 Reichsmark. Art. IV der VO. v.

6.

Febr. 24 unter II. 12) Die beanspruchte Buße muß ziffermäßig vom Nebenkläger angegeben werden. Die Nachteile müssen tatsächlich eingetreten sein. Recht 19 Nr. 1450. 13) Der Glaube an die Wahrheit des Geäußerten schließt die Strafe aus. R. 3 S.797.

Beleidigung §§ 191 u. 193.

123

sehen, wenn der Beleidigte wegen dieser Handlung rechtskräftig ver­ urteilt worden ist. Der Beweis der Wahrheit ist dagegen ausgeschlossen,

wenn der Beleidigte wegen dieser Handlung vor der Behauptung oder Verbreitung rechtskräftig ftetgesprocheu worden ist. u)

§ 191.

Ist wegen der strafbaren Handlung 16 14) 15 zum Zwecke der

Herbeiführung eines Strafverfahrens,e) bei der Behörde Anzeige16e) gemacht, so ist bis zu dem Beschluffe, daß die Eröffnung der Unter­

suchung nicht stattfinde, oder bis zur Beendigung der eingeleiteten Untersuchung mit dem Verfahren und der Entscheidung über die Be­ leidigung inne zu halten,17)

§ 192.

Der Beweis der Wahrhett der chehaupteteü oder ver­

breiteten Tatsache schließt die Bestrafung nach Vorschrift deS § 185

nicht aus, wenn das Vorhandensein einer Beleidigung auS der Form

der Behauptung oder Verbreitung oder auS den Umstände«, unter

welchen sie geschah, hervorgeht.18)19 § 193.")

Tadelnde

Urteile über wiffenschastliche, künstlerische

14) Der Beweis der Wahrheit wird nur ausgeschlossen, wenn der Beleidigte vor der Behauptung oder Verbreitung bezüglich der behaupteten strafbaren Handlung rechtskräftig freigesprochen ist. GA. 25 S. 531. Straffreiertlärung oder Freisprechung wegen Verjährung hat nicht diese Wirkung: LK. Anm. 4. — In der Revisionsinstanz findet diese Vorschrift keine Anwendung. Celle v. 14. Mai 06, GA. 58 S. 475. 15) Auf den Fall der §§ 185 u. 189 findet § 191 keine Anwendung. Olshausen Anm. 1 u. Frankfurt v 21. Dezbr. 26, JurW. 56 S. 1599. 16) Auf Disziplinarverfahren findet die Bestimmung keine Anwendung. E. 10 S. 381: 16 n) Anzeige ist jede Mitteilung einer angeblichen strafbaren Handlung an die zur Strafverfolgung berufene Behörde. GA.46 S. 46. JurW. 56 S. 2218. 17) Solang^das Verfahren bezüglich der Beleidigung sistiert ist, ruht auch die Verjährung der letzteren, wenn auch nur gegen einzelne die Untersuchung eingeleitet ist. E. 59 S. 197. Nach E. 12 S. 53, ist das Verfahren übrigens von Amts wegen zu sistieren. Ebenso GA. 40 S. 144. Siehe auch Anm. 93 zu § 164. 18) Aber der beantragte Wahrheitsbeweis darf nicht abgelehnt werden. Siehe Anm. 8 zu 8 186. 19) Die Bedeutung der Vorschrift deS § 193 (vgl. Weber, JurW. 56 S. 2671) besteht wesentlich darin, daß beim^ Vorhandensein der Voraussetzungen deS 8 193 nicht wie in sonstigen Fällen der Beleidigung schon der bloße Vorsatz, d. h. das Bewußtsein von dem objektiv beleidigenden Charakter der Kundgebung genügt, sondern daß eine direkt auf Zufügung einer Beleidigung gerichtete Absicht gefordert wird Aber stets muß neben diesem subjettiven Momente auch das objektive Merkmal der Beleidigung, also eine Kundgebung mit dem Ausdruck der Mißachtung'sestgestellt werden. E. 23 S. 40. Bei tätlichen Beleidigungen findet der 8 keine Anwendung. Celle v. 9. Febr. 12, GA. 60 S. 483. LK. Anm. 2. A. M. Stuttgart v. 4. Febr. 25, GA. 70 S. 56- Voraussetzung ist, ob der A. seine ehrenkrünkenden Behauptungen über­ haupt für wahr halten konnte und für wahr gehalten hat. E. 59 S. 417. Das

124

in. Strafgesetzbuch § 193.

oder gewerbliche Leistungen, tu gleichen Äußerungen, welche zur Aus­

führung oder Verteidigung von Rechten oder zur Wahrnehmung be­ rechtigter Interessen^0) gemacht werden, sowie. Vorhaltungen und Anwendungsgebiet deS § ist beschränkt auf inhaltlich ehrverletzende Äußerungen.

E. 60 S. 335. Bei Beleidigungen, die zum Teil durch 8 193 geschützt sind, -um Teil nicht, kein Fortsetzungszusammenhang.^ BahObLG. v. 12. Aug. 24, LZ. 19 S. 49. 20) Berechtigtes Interesse liegt vor, wenn das Interesse sich bei billiger, verständiger Beurteilung der konkreten Sachlage als ein gerechtfertigtes darstellt. Das Vorhandensein solcher b. I. ist grundsätzlich dann ausgeschlossen, wenn dieselben gegen das Recht oder die guten Sitten verstoßen oder den Täter selbst in keiner Weise berühren. E. 29 S. 147, und ebenso E. 26 S. 76. In der Verfolgung eines rechtswidrigen Zwecks kann niemals die Wahrnehmung berechttgter Interessen gefunden werden. GA. 41 S. 422, a. Bon diesem Gesichtspuntte aus hat GA. 45 S. 53 erklärt, daß geistige Güter und Interessen, welche wie die Religion einer nicht abzugrenzenden Zahl von Personen gemeinsam sind, als eine den Täter nahe berührende Angelegenheit nicht anzusehen sind. Aber berechttgte Interessen sind nicht bloß ganz persönliche, sondern auch polittsche durch die Stellung in der Gemeinde und im Staate bedingte und von der Gemeindegesetzgebung und der Verfassung gewährleistete Interessen. E. 23 S. 144; ebenso E. 25 S. 363; z. B. daß der Ortspostbetrieb sich ordnungsmäßig abwickelt. Erk. v. 11. April 13, LK. Anm. 10 b. Auch den Mitgliedern eines Komitees für Wahlangelegenheiten steht der Schutz aus § 193 zu. E. 26 S. 18. Vgl. auch E. 39 S. 264. Aber die Interessen dürfen auch nicht zu allgemeiner Natur sein, es muß sich vielmehr um eine Sache handeln, die den Täter selbst wegen seines besonderen Verhältnisses zu ihr nahe, angeht, er muß also ein individuelles Interesse haben, selbst aus die Gefahr hin, die Ehre anderer zu kränken, seine Meinung zu äußern. E. 23' S. 422. E. 59 S. 414. Bei der Rede eines Stadtverordneten ist es ent­ scheidend, ob in ihr Tatsachen zurSprache gebracht werden, welche im Zusammen­ hänge mit dem zu erörternden Gegenstände für die städtischen Interessen Be­ deutung hatten oder doch nach der möglicherweise vom tatsächlichen Irrtum beeinflußten Meinung des Redners haben konnten. LZ. 17 S. 568. Dem politischen Parteigänger, der ausschließlich zur Förderung von Parteiinteressen polittsche Gegner angreift, ist der Schutz des § 193 versagt. E. 40 S. 101^ Ebenso dem politischen Agitator. E. 46 S. 151. Selbst dem Parteibeamten. LZ. 19 S. 46. Einem Seelsorger steht kein b. I. zur Vertretung einer polit. Partei zu, nur zur Vertretung der Interessen seiner Schüler ist er berechtigt. GA. 57 S. 224. Interesse an der Erhaltung eines angemessenen gesellschaftlichen Verkehrs ist kein berechttgteS. GA. 53 S. 86, Auch dem Erteiler geschäftlicher Auskünfte steht der,Schutz des § nur dann zu, wenn sich das Interesse bei bil­ liger, verständiger Beurteilung der gegebenen Sachlage als ein gerechtfertigtes darstellt. E. 38 S» 131; einer Privatperson dann, wenn sie die erbetene Aus­ kunft auf Grund gehöriger Prüfung ihrer Zuverlässigkeit erteilt hat. Hamburg LZ. 22 S. 539. Kein b. I. ist auch ein bloßer Wettbewerbszweck. Stuttgart v. 7.'Mai 24, DRZ. 16 S. 536. Angriff und Verteidigung" müssen im richtigen Verhältnis stehen. Eine Wahrnehmung b. I. liegt dann nicht mehr vor, wenn der Gegenangriff tm Ver­ hältnis zum Angriff maßlos ist. Einem mit Unrecht Beschuldigten steht nicht unbedingt düs Recht zu, zu seiner Verteidigung ehrverletzende Behauptungen aufzustellen. E. 42 S. 441. OLG. Hamburg v. 20. Oktbr. 13, DIZ. 19 S. 512.

Beleidigung § 193.

125

b. Die Wahrnehmung der berechtigten Interessen setzt nicht voraus, daß die gutgläubig erhobenen Vorwürfe objektiv wahr sind. E. 59 S. 414. Aber die Feststellung, daß der Täter bona fide gewesen, ist nicht ausreichend, denn der Schutz aus § 193 kommt nicht jedem zustatten, der 6er. Interessen wahrzunehmen glaubt, sondern nur dem, welcher aus einem nach § 59 zu be­ achtenden Irrtum von der Annahme ausgegangen, daß die Voraussetzungen vorhanden seien, unter denen ein berechtigtes Interesse anzunehmen ist. E. 25 S. 355. Einem Zeugen steht, soweit es sich um Aussagen handelt, die unter sein Zeugnis fallen, oder von ihm irriger Weise als darunter fallend erachtet werden, der Schutz deS § 193 zu. E. 41 S. 254. In jedem Falle muß der Täter die Wahrnehmung ber. Jntereffen wirklich gewollt haben, R.9 S. 539, E. 59 S. 417, und die Äußerungen müssen objektiv oder wenigstens subjektiv nach der Auffassung des Täters geeignet fein, seinen Zwecken zu dienen, es muß mithin zwischen der Äußerung und dem verteidigten Rechte ein ursächlicher Zusammenhang vorliegen. E. 23 S. 422. Auf das Motiv kommt es nicht an; zur Wahrnehmung 6. I. handelt der Tater nur, wenn dieser Zweck für ihn den Beweggrund oder einen der mehreren Beweggründe abgibt. Ob er daneben noch von anderen verwerflichen Interessen verfolgenden Beweggründen (Rachsucht) sich leiten läßt, ist ohne Bedeutung. E. 61 S. 400. Der Schutz des § 193 kommt dem zustatten, welcher einen an­ dern wegen einer strafbaren Handlung im guten Glauben an die Richtigkeit der Tatsachen denunziert, E. 34 S, 216. Auch anonymen Anzeigen ist der Schutz aus § 193 grundsätzlich nicht versagt. E. 22 S. 329 u. GA. 39 S. 349. Bon der Wahrnehmung eines berechtigten Interesses ist dann nicht die Rede, wenn die gewählte Art der Jnteressenwahrnehmung der Rechtsordnung zuwider läuft. E. 39 S. 181, wenn z. B. Arbeitswillige beleidigt werden, um sie zum Anschluß an den Ausstand zu bestimmen. E. 46 S. 213 ; oder wenn die Beleidigung erfolgt zur Verdunkelung ober Entstellung des wahren*

Tatbestandes. GA. 46 S. 205. Siehe auch GA. 50 S. 400, Recht 8 S. 508, auch wenn die Täuschung in einem Gnadengesuch erfolgte. JurW. 38 S. 514. Ebensowenig kommt der Schutz des § 193 dem zustatten, der einen anderen beleidigt zwecks Herbeiführung eines Strafverfahrens gegen sich selbst, GA. 47 S. 432 oder dem, welcher eine wissentlich falsche Anzeige macht. E. 34 S. 222 u. E.48 S. 414 (anders im Falle der Fahrlässigkeit. GA.62 S. 339), oder dem der mit der Strafanzeige kein anderes Ziel verfolgt, als seine feindselige Gesinnung gegen einen anderen im Wege der Ehrenkränkung zu befriedigen. Recht US. 391, oder dem, der die Strafanzeige fälschlich mit Namen eines anderen unterzeichnet. E. 39 S. 181.

e. Die Wahrnehmung der Interessen dritter Personen ist grund­ sätzlich nicht ausgeschlossen. Doch muß es sich um eine den Täter selbst nahe an­ gehende Sache handeln. Solche Beziehung liegt vor, wenn jemand kraft Berufs fremde Interessen zu vertreten hat, wie der Vormund oder Anwalt. E. 30 S. 41. Die Beziehung ist aber bei einem Anwalt nicht hinsichtlich jeder Angelegenheit begründet, die das Gericht betrifft, bei -em er tätig ist. E.47 S.170. Den ein­ zelnen Glaubensgenossen als solchen ist nicht gestattet, das allgemeine Interesse, das die Gesamtheit der Angehörigen der Konfession an einem Vorgang des öffentlichen Lebens nimmt, durch das Mittel beleidigender Angriffe wahrzu­ nehmen; auch nicht einem Geistlichen. BayObLG. v. 27. Oktbr. 26, LZ. 21 S. 182. AIs berechtigte Interessen gelten aber auch die Interessen eines größeren, jedoch gegen die Allgemeinheit fest abgegrenzten, der Zahl nach übersehbaren Personenkreises. Kiel v. 1. Mat 26, HöchstRR.3 S. 18. So die Wahrnehmung allgemein-deutscher Interessen (der Landesverteidigung und der Abwehr innerer

126

HI. Strafgesetzbuch § 193.

Rügen der Vorgesetzten gegen ihre Untergebenen, dienstliche Anzeigen oder Urteile von Seiten eines Beamten und ähnliche 81) Fälle sind nur insofern strafbar,'**) als das Vorhandensein einer Beleidigung^) Unruhen). KG. JurW-57 S. 825. TRZ. 20 Nr. 315. 8 193 ist zugebilligt der Auskunftei. E. 37 S. 104; E. 38 S. 131. Dagegen nehmen die Palteiund politischen Interessen keine Sonderstellung ein. BayObLG. v. 31. März 26, JurR. 2 Nr. 1089. Vgl. auch sub a. Insbesondere kommt hier in Betracht die Presse. Ein allgemeines Recht der Presse, vermeintliche Übelstände öffentlich zu rügen, ist nicht anzuerkennen. E. 5 S. 239, ebensowenig ein Recht des Redakteurs, lediglich aus sittlichen Motiven die Rechte dritter Personen in einer Sache wahrzunehmen, zu der er nicht in besonderer Beziehung steht. E. 25 S. 67. Auch die Umwälzung der politischen Verhältnisse hat daran nichts geändert. E. 56 S. 380. Demgegen­ über hält das LG. I Berlin v. 23. Oktbr. 23, JurW. 54 S. 34, ein b. I. für ge­ geben, wenn eS sich um öffentliche Mißstände handelt, wenn die ausschließliche Absicht vorliegt, solche zu treffen, um hierdurch dem öffentlichen Interesse zu dienen, und der Täter sich über die Richtigkeit der von ihm behaupteten Tat­ sachen in objektiver ausreichender Weise vergewissert habe; wenn die öffentliche Besprechung in der Presse als der einzige Weg erachtet wird, Übelstände zur

allgemeinen Kenntnis zu bringen und dadurch ihre Abhilfe herbeizuführen. E. 15 S. 15 (19). DRZ. 20 Nr. 289. Jedenfalls ist es ausreichend, wenn der Redakteur mit der Wahrnehmung fremder Interessen besonders betraut worden ist. Recht 17 Nr. 785. Zuzubilligen ist dem Redakteur der Schutz des § 193 nicht deshalb, weil er damit die Zeitung und sein eigenes Einkommen vor Rückgang bewahren wollte. @. 38 S. 251. Ist eine Zeitung nach Abrede mit einem Verein zum offiziellen Organ gemacht, so sind die Belange des Vereins gleichzettig solche, die auch die Zeitung nahe angehen. DRZ. 16 ©.261. Ein Redakteur kann nicht geltend machen, daß er verbunden sei, seinen Abonnenten wahrheitsgemäße Berichte über Vor­ gänge des öffentl. Lebens, insbes. über öffentl. Versammlungen, zu machen, GA. 41 S. 269, aber er kann sich unter Umständen auf § 193 berufen, wenn er über einen gegen ihn wegen eines Artikels in seinem Blatte stattgehabten Strafprozeß berichtet. GA. 14 S. 273. Ein Rechtsgrundsatz, daß Berichte über öffentliche Gerichtsverhandlungen an und für sich straffrei sind, ist nirgends ausgesprochen. Recht 11 S 139. Im Einzelfall kann gerade darin, daß der Täter zur Veröffentlichung durch die Presse schritt, ein Umstand erblickt werden, aus dem die Beleidignngßabsicht erhellt. E. 59 S. 414. Diese Absicht ist nicht vorhanden, wenn das Interesse nur durch die Öffentlichkeit gewahrt werden kann.

Recht 32 Nr. 429.

Vgl. JurW 57 S. 360.

21) Es ist somit die analoge Ausdehnung zugelassen, so etwa auf politische Leistungen oder auf Rügen des Lehrherrn oder der Dienstherrschaft. F_r a n k Anm. III 5 ; auch auf Bekundung von Auskunflspersonen. E. 59 S. 172 (174); und auf eidesstattliche Versicherungen. KG. JurR. 3 Nr. 2159. 22) Sind mehrere Täter vorhanden, so kann einem der Schutz aus 8 193 zugebilligt, dem anderen versagt werden. E. 24 S. 304, insbesondere kann der Einsender eines Artikels straffrei bleiben, während der Redakteur bestraft wird. E. 25 S. 355, und ebenso E. 26 S. 18, E. 29 S. 6. Dem Gehilfen ist der Schutz des § zu versagen, wenn nacbgewiesen wird, daß er von den Tat­ umständen Kenntnis Halle, die zu der Annahme fiihrten, daß der Täter nicht in Wahrnehmung berechtigter Interessen handele. DIZ. 15 S. 204.

23) Es muß die Absicht zu beleidigen vorhanden sein, das bloße Bewußt-

Beleidigung § 193.

127

aus der Form der Äußerung24) oder aus den Umstanden,2") unter welchen sie geschah, hervorgehl. *•) sein von dem ehrverletzenden Charakter der Äußerung genügt hier nicht.

E. 1

S. 317. Die Absicht muß aber zugleich entweder in ihrer Form oder in den sie begleitenden Umständen bervortreien. DRZ. 16 S. 392. Diese Absicht wird jedoch durch eine -em Wortlaute des Gesetzes entsprechende Feststellung genügend dargetan. Es bedarf nicht noch einer besonderen Feststellung der beleidigenden Absicht. E. LS. 181 u. E. 20 S. 100. Vgl. Anm. 19. Eine Absicht ergibt sich nicht ohne weiteres aus dem Umstand, daß der Täter durch seineÄußerungen

ein strafgerichtliches Einschreiten seiner Gegner gegen ihn selbst herbeiführen will. TRZ. 19 Nr. 231, 232, 233.

24) Form ist das die Tatsacheubehauptung überschießende Moment; sie setzt also voraus, daß die sprachliche Wiedergabe des Gedankens über dessen rein sach­ lichen Inhalt hinausgeht. LZ. 16 S. 332. Recht 31 Nr. 468. Es ist aus der Form der Äußerung nur dann eine Beleidigung zu entnehmen, wenn der Richter aus derselben feststellen tarnt, daß der A. in bewußter Weife die Grenzen deS Rechts zur Wahrnehmung berechtigter Interessen überschritten hat. E. 3 S. 328. Siehe auch E. 6 S. 420. Bei einer schriftlichen Äußerung muß der Täter Worte

gewühlt haben, die zum sachgemäßen Ausdruck des zu äußernden Gedankens nicht erforderlich waren, sondern von ihm gewählt worden sind, um über den sachlichen Inhalt der Äußerung hinaus die Mißachtung des Betroffenen tund zu geben. JurW.43 S.370. E.44 S. 111. Aus dem überlauten Ton, indem eine Äußerung erfolgt, kann auf die Absicht zu beleidigen geschloffen werden. E. 54 S. 289. GA. 56 S. 66. Auch kann ans der besonders verletzenden Forin der Äußerung der Schluß gezogen werden, daß der Täter die Wahrnehmung b. I. gar nicht, beabsichtigt hat. Recht 13 Nr. 3495. Übertreibungen gehören nicht zur Form der Äußerung. Karlsruhe v. 12. Febr. 25, JurR. 2 Nr. 753. E. 40 S. 317. Voraussetzung ist, daß die Äußerung einen Inhalt hat. An

rein formalen Beleidigungen (§ 185) erkennt das Gesetz keine berechtigten Interessen an. 'E. 60 S. 335. Vgl Anm. 19. m 25) Unter diesen Umständen können nur solche verstanden werden, welche die Äußerung begleiteten, nicht etwa die Fassung der Äußerung und noch weniger Äußerungen, welche erst int Laufe der Untersuchung (Hauptverhandlung) gemacht

sind. GA. 41 S. 128. Innere Vorgänge z. B. der Mangel des Glaubens an die Begründetheil der Vorgänge können die Wahrnehmung b. I. als ausgeschlossen erscheinen lassen, nicht aber als äußere Umstände in Betracht kommen. GA. 54 S. 485. Bei den „Umständen" muß die Äußerung dadurch, daß sie nicht etwa

überhaupt, sondern gerade zu dieser Zeit oder gerade an diesem Orte oder gerade unter irgend welchen anderen besonderen Verhältnissen gemacht worden ist, eine derarttge Verschärfung erfahren haben, daß der Schluß gerechtfertigt ist, sie könne nur in Beleidigungsabsicht gebraucht worden sein. E. 34 S. 80. Als begleitender Umstand kann der einheitl. Zusammenhang, seine ganze Pendenz verwertet werden. Recht 28 Nr.870; aber nicht die feindliche Gesinnung noch das gespannte Verhältnis des Beleidigers zum Beleidigten. JmR. 3 Nr. 324; ferner nicht ein „Lauschen an der Wand". JurR. 3 Nr. 975. Bei Feststellung des Vorhandenseins einer Beleidigung dürfen nur solche Umstände berücksichtigt werden, welche mit der Äußerung in einem inneren und auch zeitlichen Zu­ sammenhänge stehen.

E. 21 S. 157 u. GA. 41 S. 128.

26) Darüber, ob § 193 auch im Falle des § 187 Anwendung findet, siehe Anm. 11 zu 8 187.

128

in. Strafgesetzbuch §§ 194-196.

§ 194. ein. ”)

Die Verfolgung einer Beleidigung tritt nur auf Antrag Die Zurücknahme des Antrages (§§ 185—193) ist zulässig.27 28)

§ 195. Ist eine Ehefrau29) beleidigt worden, so hat sowohl sie als ihr Ehemann das Recht, auf Bestrafung anzutragen.30)

§ 198. Wenn die Beleidigung gegen eine Behörde,3l) einen Be­ amten, ’2) einen Religionsdiener oder ein Mitglied der bewaffneten Macht , wahrend sie in der Ausübung ihres Berufes begriffen sind, oder-in Beziehung auf ihren Beruf begangen ist,33) so haben außer 27) Der Redakteur einer Zeibmg ist als solcher zum Strafantrage wegen Beleidigung der Zeitung nicht ohne weiteres berechtigt, E. 13 S. 126; auch nicht die Ärztekammer bei Beleidigung von Ärzten. E. 37 S. 37. Es gehört

nicht zu den Dienstpflichten eines Beamten, eine Amtsbeleidigung zur Anzeige zu bringen. E. 20 S. 415. Im übrigen siehe die Anm. zu § 61. 28) Die Zurücknahme muß zweifelsfrei erklärt werden. E. 48 S. 195. 29) Die Beleidigung darf nicht vor der Verheiratung zugefügt sein. Celle v. 22. Dezbr. 88, GA. 37 S. 63. 30) Es ist dies ein selbständiges Recht, das auch mit dem Tode der Ehe­ frau nicht erlischt. E. 13 S. 115, auch nicht durch den Verzicht der Ehefrau. LK. Anm. 2 a. E. 31) Über den Begriff „Behörde" flehe Anm. 87 zu § 164. Es sind dahin gerechnet: Magistrat , R. 4 S. 135, Ehrengericht der Rechtsanwälte, R. 10 S. 168, städtische Sparkaffenverwaltung, R. 4 S. 425, die Abteilung der preußischen Regierung für Kirchen- und Schulwesen. E. 41 S. 195 die Handelskammer. Jo how 40 S. 217. Die Handwerkskammer. KG. v. 5. Aug. 12 (ungedr.), aber nicht der Vorstand einer Ortsttankenkaffe. E.38S. 17. Eine Behörde kann aber nicht als solche, sondern nur in den physischen Personen ihrer Mitglieder beleidigt werden. Dagegen kann sie Len Strafantrag stellen. GA. 39 S. 167. Auch die Kreissynoden sind Behörden u. die Konsistorien deren amtliche Vorgesetzte. E. 23 S. 202. 32) Ob die Anstellung des Beamten eine vorschriftsmäßige gewesen ist, resp, ob er sein Gehalt aus einer öffentl. Kaffe bezieht, ist gleichgültig. R. 6 S. 134. Jedenfalls bezieht sich der § 196 aber nur auf lebende, nicht auch auf bereits verstorbene Beamte, E. 13 S. 95, wohl aber auf ausländ. Beamte, E. 4 S. 40, ebenso auf verabschiedete Beamte, wenn ihnen die Beleidigung während der Dienstzeit zugefügt ist. GA. 43 S. 127. Hat die Beleidigung erst nach der Verabschiedung siattgefunden, so, kann der Vorgesetzte nicht mehr den Strafantrag stellen. E. 27 S. 193. — Über den Begriff des Beamten siehe

Anm. 46 zu § 359. 33) Legt der Beamte über einen amtlichen Gegenstand Zeugnis ab, so liegt darin noch nicht eine Amtshandlung. GA.45 S. 28. Nur wenn die Beleidigung die amtliche Tätigkeit- des Angegriffenen zum Gegenstände oder zur Grundlage hat, kann der Vorgesetzte den Antrag stellen. E. 26 S. 34; aber es ist hier jede Beziehung für ausreichend zu erachten. E. 39 S. 350 u. ebenda S. 362. Der § trifft zu, wenn dem Beamten der Vorwurf gemacht wird, daß er sich durch sein außeramtliches Verhalten seines Berufes unwürdig gemacht habe. R. 6 S. 155 u. E. 44 S. 191. Siehe aber E. 26 S. 34. Es braucht nicht immer eine reine Amtshandlung in Frage zu sichen, der § trifft auch dann zu, wenn eine außeramtliche Handlung durch die Äußerung mit dem Amte in eine

derartige Verbindung gebracht wird, daß dadurch die Integrität des letzteren an­ gegriffen wird. GA. 39 S. 64

129

Beleidigung § 197.

den unmittelbar Beteiligten auch deren amtliche Vorgesetzte^) das

Recht, den Strafantratz zu stellen.to) § 197.

Eines Antrages bedarf es nicht, wenn die Beleidigung

gegen eine gesetzgebende Versammlung des Reichs oder eines Bundes­ staats, oder gegen eine andere politische Körperschaft^) begangen

worden ist.

Dieselbe darf jedoch nur mit Ermächtigung8®a) der be­

leidigten Körperschaft verfolgt werden. 34) Sind mehrere, verschiedenen Ressorts angehörige Vorgesetzte vorhanden, so stellt derjenige den Strafanttag, dessen Ressort betroffen ist. E. 7 S. 80. Daneben aber auch der allgemeine Dienstvorgesetzte, dem der Beleidigte in seiner gesamten dienstl. Stellung untersteht. LZ. 18 S. 826. Daß dem Vorgesetzten eine Disziplinargewalt über den beleidigten Beamten zusteht, ist nicht notwendig. E. 4 S. 220, GA. 47 S. 159; aber ihm muß nach den organisatorischen Bestimmungen das Recht und die Pflicht zur Aufsicht über das amtliche Verhalten deS Beleidigten übertragen sein, so daß er berufen erscheint, zu prüfen, ob daS öffentl. Interesse die Strafverfolgung gebietet. E. 30 S. 171. Aus der Rechtsprechung ist hervorzuheben: Es können den Antrag stellen der Reichskanzler für die Reichsregierung, jedoch nicht für die Reichsminister. DRZ. 17 Nr. 353, die Landrate fift- die Amtsvorsteher in betreff der poli­ zeilichen Funktionen der letzteren, E. 4 S. 220 tu für die Gemeindevorsteher. E. 41 S. 439, die Gymnasialdirektoren für die Lehrer, R. 9 S. 307; die Regierungen für die Polizeibeamten ihres Bezirks, R. 3 S. 793; auch für die Kreisschulinspettoren, Recht 17 Nr. 3314; die Konsistorien für die Geistlichen, R. 7 S. 222 uiw.; der Eisenbahndirektionspräsident für sämtliche Beamten des Bezirks. GA. 59 S. 447; der Magistrat für die Mitglieder der einzelnen Depu­ tationen. R. 10 S. 565 (nach KG. DRZ. 20 Nr. 81 der Bürgermeister); der Bürgermeister für die Magistratsbeamten. DIZ. 13 S. 763; der Land­ gerichtspräsident für alle Beamte des Land- und Amtsgerichts seines Bezirks, R. 4 S. 208; der Landgerichtspräsident auch für das Schwurgericht. GA. 54 S. 422; der Lokalschulinspektor und die evangelische Schulkommissionen für dit Elementarlehrer. GA. 41 S. 417; der Oberförster für den in seiner Eigenschaft als Hilssbeamter der StA. beleidigten Forstbeamten. E. 23 S. 357. Der Vorstand eines Vereins kann für einzelne beleidigte Mitglieder keinen Strafantrag stellen, GA. 46 S. 125, auch nicht der Stadlverordnetenvorsteher, wenn eine Äußerung die Stadwerordnetenversckmmlung nicht als solche, sondern

nur einzelne ihrer Mitglieder beleidigt. E. 40 S. 184. Der aufsichtführende Amtsrichter ist nicht ohne weiteres befugt, für einen ouberen Richter des Amts­ gerichts, bei welchem die Geschäfte nach Gattungen verteilt sind, den Sttafantrag zu stellen. E. 7 S. 404. Im Geltungsgebiete der Kreisordn. ist der Amtsvorsteher Vorgesetzter des Gemeindevorstehers. E. 21 S. 336. Der Regierungspräsident ist amtticher Vor­ gesetzter des LandratS (auch in der Rheinprovinz), E. 21 S. 430, auch des Schiedsgerichtsvorsitzenden. JurW. 35, S. 244. 35) Das Antragsrecht der Vorgesetzten ist ein ganz selbständiges, demgegen­ über die Zurücknahme des Sttafanttags seitens des Beleidigten nicht in Betracht kommt. R. 5 S. 270. Siehe Anm. 82 zu § 62. 36) Ein Offizierkorps ist keine poiittsche Körperschaft, R. 2 S. 701, eben­ sowenig das Staatsministerium, GA. 21 S. 537, letzteres ist vielmehr eine Be­ hörde. Vgl. auch E. 15 S. 85. 36 a) Doch liegt in dem Sttafantrag die Ermächttgung. DIZ. 9 S. 459. Dalcke, Strafrecht.

2t. Aust.

(1923.)

9

130

Hl. Strafgesetzbuch §§ 198—200. § 198.

Ist bei wechselseitigen S7) Beleidigungen von einem Teile

auf Bestrafung angetragen worden, so ist der andere Teil bei Verlust

seines Rechts verpflichtet, den Antrag auf Bestrafung spätestens vor Schluß M) der Verhandlung in erster Instanz zu stellen, hierzu aber auch

dann berechtigt, wenn zu jenem Zeitpunkte die dreimonatliche Frist bereits abgelaufen ist § 199.

Wenn eine Beleidigung auf der Stelle"") erwidert wird,

so kann ®9) der Richter beide Beleidiger oder einen derselben für straf­

frei erklären.

§ 200

Wird wegen einer öffentlich") oder durch Verbreitung

Zur Verfolgung einer gegen die einzelnen Mitglieder einer Stadtverordneten­ versammlung begangenen Beleidigung genügt nicht die Ermächtigung dieser Körperschaft. E. 40 S. 184. 37) Wechselseitige Beleidigungen liegen nur vor, wenn es sich auf beiden Seiten um strafbare Beleidigung handelt. KG. v. 29. Ottbr. 09, I o h o w 38 S. C 8. Sie sind wohl zu unterscheiden von den im § 199 als „auf der Stelle erwidert" bezeichneten; zu den ersteren gehören auch solche, welche zeitlich ge­ trennt sind und zwischen denen ein ursächlicher Zusammenhang nicht besteht. E. 2 S. 87. Hamburg LZ. 22 S. 76. ^Die Vorschrift gilt nicht für Gegen­ beleidigungen, die erst während der Verhandlung begangen werden. BayObLG. v. 20. Jan. 22, LZ. 16 S. 234. 38) d. h. bis zur Beendigung der Schlußvorträge. LK. Aum. 3. 38 a) Die Antragsfrist darf aber nicht zur Zeit der Begehung der späteren Beleidigung schon abgelaufen gewesen sein. E. 44 S. 161 ebenso KG. v. 7. Ottbr. 10, GA. 58 S. 231 und Celle v. 2. April 12. GA. 60 S. 483. A. M. Düsieldorf v. 14. Novbr. 10, ebenda S. 498. Eine Verpflichtung, den An­ trag in Form der Widerklage auszusprechen, besteht nicht. KG. v. 19. Jgn. 12, GA. 63 S. 341. 38 b) Eine Erwiderung auf der Stelle kann auch nach längerer Zeit er­ folgen, sofern die durch die erste Beleidigung herbeigesührte Erregung forttmuett. GA. 47 S. 457. E. 38 S. 339. Eine Straffreiertlärung kann auch dann er­ folgen, wenn die erste Beleidigung an sich straflos war, der Beleidiger von dem Strafausschließungsgrunde ketzre Kenntnis hatte. GA. 47 S. 300, Ebenso dann, wenn der Gegner in einem früheren Verfahren rechts kräftig freigesprochen war. Dresden v. 3. Dezbr. 12, GA. 63 S. 470. Nach § 193 straflose Beleidigungen können nicht aufgerechnet werden. LZ. 9 S. 218. Beide Beleidigungen müssen in ursächlichem Zusammenhang stehen und zwischen denselben Personen gewechselt sein. LK. Anm. 2. 39) Ob der Richter § 199 anwenden will, unterliegt seinem Ermessen; wird aber ein bezüglicher Antrag gestellt, so muß er sich darüber aussprechen. R. 10 S. 364. Zulässig auch bei Strafunmündigen, GA. 38 S. 74, auch bei den durch die Presse begangenen Beleidigungen. Recht 6 S. 244. 40) Für den Begriff der Öffentlichkeit ist nicht maßgebend, daß die Hand­ lung an einem öffentlichen Ort vorgenommen ist, sondern daß sie unbestimmt von welchen und wievielen Personen wahrgenommen werden tonnte. E. 38 S. 208. Die Personenmehrheit, deren Wahrnehmung die Äußerung zugäng­ lich war, muß jedoch eines inneren Bandes von wechselseitigen persönlichen, eine gewisse Vertrautheit begründenden Beziehungen entbehren. E. 58 S. 53. Nach Erk. v. 25. April 12, LK. Anm. 2 kann bei einer auf der Straße be-

Beleidigung § 200.

131

von Schriften, Darstellungen oder Abbildungen begangenen Belei­ digung auf Strafe erkannt, so ist zugleich dem Beleidigten die Be­ fugnis zuzusprechen, die Verurteilung

auf Kosten des Schuldigen

öffentlich bekannt zu machen.4l * *)42 * * 43 *Die * * * Art der Bekanntmachung sowie

die Frist zu derselben ist in dem Urteile zu bestimmen.4^) Erfolgte die Beleidigung in einer Zeitung oder Zeitschrift, so ist

der verfügende Teil des Urteils auf Antrag des Beleidigten durch

die öffentlichen Blätter bekannt zu machen,") und zwar wenn möglich gangenen Beleidigung unter Umständen festgestellt werden, daß sie einem un­ begrenzten Kreise unbeteiligter Personen wahrnehmbar gewesen ist, selbst wenn andere Personen nicht anwesend waren. Auch nach R. 8 S. 600 sind Beleidi­ gungen, welche in einer öffentl. Gerichtssitzung verübt sind, selbst dann öffent­ liche, wenn nicht nachgewiesen ist, daß sich jemand im Zuhörerraum befunden hat. Anders, wenn die Beleidigung in einem gewöhnlichen Terminszimmer des Gerichts verübt ist. R. 7 S. 269, oder in einer Gemeinderatssitzung. Recht 13 Nr. 1247. Die Beleidigung aus einer Postkarte ist öffentlich. GA. 53 S. 80. 41) Die Veröffentlichungsbefugnis ist eine Nebenstrafe. Es kann daher auf sie bei Jdealkonkurrenz nicht erkannt werden, wenn das die schwerste Strafe androhende Gesetz sie nicht vorsieht. E. 6 S. 180; so z. B. nicht bei Zu­ sammentreffen von Beleidigung und Aufruhr. JurW. 53 S. 1001. Im Falle von Realkonkurrenz ist die BeröffenMchungsb. auf die Beleidigung zu beschränken. GA. 41 S. 423. Siehe auch Anm. 43. Die Befugnis muß auch dem amtlichen Vorgesetzten zugesprochen werden, der den Strafantrag gestellt hat. E. 14 S.327; auch dem Beleidigten selbst, wenn er Nebenkläger ist. E. 60 S. 80; aber nicht dem Beleidigten, der keinen Strafantrag gestellt hat. E. 43 S. 173, auch nicht dem Erben des Beleidigten E. 16 S. 73. Bei Beleidigung einer Ehefrau ist nur dieser, nicht dem Ehe­ manne die Publikationsbefugnis zuzuerkennen. Recht 7 S. 297, GA. 50 S. 280; KG. v. 4. Juni 25, DIZ. 30 S. 1746. 42) Die Bekanntmachung kann auch durch Strafbefehl festgesetzt werden. § 407 Abs. 2 StPO. — Die Unterlassung der Fristbestimmung führt zur Auf­ hebung des Urteils. R. 10 S. 569. In der Nev.-Jnstanz kann der AuSspruch der Veröffentlichungsbefugnis nicht nachgeholt werden. Königsberg v. 5. Novbr. 25, JurW. 55 S. 1251. 43) Während Abs. 1 den Veröffentlichuugsanspruch des Beleidigten be­ handelt, setzt Abs. 2 einen Anspruch des Staates fest. Die Vollstreckung dieser

Maßregel liegt dem Gericht als Strafvollstreckungsbehörde ob. Hamburg LZ. 22 S. 427. Der Beleidigte erlangt nur das Recht, die Verurteilung selbst bekannt zu machen, nicht aber das Recht, die Bekanntm. durch das Gericht zu verlangen. GA. 26 S. 515. ES darf dem Antragsteller auch nicht die Bestimmung der Zeitung überlassen werden. JurR. 3 Nr. 756. Nach Reskr. v. 5. Febr. 81 sollen die Strafvollstreckungsbehörden in den Fällen des § 196 von Amts wegen für die Publikation Sorge tragen, wenn dies seitens der beleidigten Be­ hörde oder seitens des beleidigten Beamten unter Zustimmung der ihm vorge­ setzten Behörde beantragt wird. Zustimmung ist nicht erforderlich, wenn der Beamte die Behörde repräsentiert. Müller, Justizverwaltung S. 1767. Die Art der Vek. unterliegt dem Ermessen des Richters. Er darf aus Zweckmäßigkeitsgründen von den Vorschriften des Abs. 2 abweichen. E. 5 S. 281. Er kann die Veröffentl. der Gründe anordnen. E. 20 S. 1; auch die mehr­ malige Veröffentlichung in derselben Zeitung. R. 3 S. 26.

132

m. Strafgesetzbuch §§ 201—204.

durch dieselbe Zeitung oder Zeitschrift und in demselben Teile und mit derselben Schrift, wie der Abdruck der Beleidigung geschehen. Dem Beleidigten ist auf Kosten des Schuldigen eine Ausfertigung

deS Urteils zu erteilen.") 15. Abschnitt.

ER.

Zweikampf.

§ 201. Die Herausforderung "») zum Zweikampfs mit tödlichen Waffen") sowie die Annahme einer solchen Herausforderung

wird

mit Festungshaft bis zu sechs Monaten bestraft."^)

S.chöff.

§ 202.

Festungshaft von zwei Monaten bis zu zwei Jahren

tritt ein, wenn bei der Herausforderung die Absicht, daß einer von

beiden Teilen das Leben verlieren soll, entweder ausgesprochen ist

oder ans der gewählten Art des Zweikampfes erhellt.

ER.

§ 203.

Diejenigen,

welche

den

Auftrag

zu

einer Heraus­

forderung übernehmen und Ausrichten (Kartellträger),

werden

mit

Festungshaft-bis zu sechs Monaten bestraft.47 * *)* * * * * * 44 * 46 § 204.

Die Strafe der Herausforderung und der Annahme der­

selben, sowie die Strafe der Kartellträger fällt weg, wenn die Par­ teien den Zweikampf vor dessen Beginn ") freiwillig aufgegeben haben.49)

Bei einer Gesamtstrafe, von denen nur einzelne Strafen der Veröffentlichungsbefugnis unterfallen, sind nur diese Einzelstrafen zu veröffentlichen. JurR. 1 Nr. 1076. Nach JurR. 3 Nr. 191 ist, Wenn wegen mehrerer Be-, ietbignngcn vermttkilt ist, von denen nur eine öffentlich begangen, wegen dieser aber feine besondere Strafe ausgesprochen ist, bte Beröffentlichungsbefugms ohne Einschränkung gestattet. 44) Die Bestimmung des Abs. 3 findet auf alle Beleidigungen , nicht bloß auf die in Abs. 1 u. 2 erwähnten Anwendung. Olshausen Anm. 14. 44 a) Schon die Frage, ob Genugtuung gegeben werde, kann Heraus­ forderung sein. Hamburg, Recht 31 Nr. 2570. 45) Zweikampf ist ein verabredeter Kampf zweier Personen mit tödlichen Waffen nach vereinbarten oder hergebrachten Regeln. E. H2 S. 64. Das amerikanische Duell ist kein Kampf und daher straflos. LK. Anm. 3. 46) Die studentische Schlagermensur ist als Zweikainpf strafbar. Dieser Anficht, welche das RG. in der Plen.Entsch. v. 6. Mai 83, E. 8 S. 87 aus­ gesprochen hat, ist es in der Plen.Entsch. v. 15 Mai 26, E. 60 S. 257, bei­ getreten. Handelt es sich um einen Kamps mit nichttödlichen Waffen, so kommen die Vorschriften §§ 211 resp. 223 ff. zur Anwendung. E. 6 S. 61 u. R. 4 S. 501. 46 a) Die Zuständigkeit des Einzelrichters (auch bei § 203) ergibt sich aus § 25 Nr. 2 GVG. in Verb, mit § 21 StGB. 47) Der Kartellträger wird, auch wenn es zum Zweikampf gekommen ist, immer nur aus § 203 und nicht als Gehilfe bestraft. R. 6 S. 780. Kartell­ träger ist nicht, wer im Auftrage des Geforderten die Annahme der Forderung erklärt. LK. Anm. 1., 48) Vollendet ist der Zweikampf, sobald die Beteiligten zum Kampfe angetreten sind und der eine von ihnen mit dem Angriff begonnen hat. E. 52 S.

Zweikampf §§ 205—210.

§ 205.

133

Der Zweikampf wird mit Festungshaft von drei Monaten

Schöff.

bis zu fünf Jahren bestraft.60) § 206.

Wer

seinen

Gegner

tat

Zweikampf

tötet,

wird mit

Schöff

Festungshaft nicht unter zwei Jahren, und wenn der Zweikampf ein solcher war,

welcher

den Tod

des

einen von beiden herbeiführen

sollte, mit Festungshaft nicht unter drei Jahren bestraft. § 207. Ist eine Tötung oder Körperverletzung mittels vorsätz­ licher Übertretung der vereinbarten oder hergebrachten Regeln des

Zweikampfs bewirkt worden, so ist der Übertreter, sofern nicht nach

den vorhergehenden Bestimmungen eine härtere Strafe verwirkt, ist nach den allgemeinen Vorschriften über das Verbrechen der Tötung

oder der Körperverletzung zu bestrafen. § 208.

Hat der Zweikampf

ohne Sekundanten

stattgefunden,

Schöff.

so kann die verwirkte Strafe bis um die Hälfte, jedoch nicht über

ftmfzehn Jahre erhöht werden,

§ 209.

Kartellträger, welche ernstlich bemüht gewesen sind,

den Zweikampf zu verhindern, Sekundanten,^) sowie zum Zweikampf zugezogene Zeugen, Ärzte und Wundärzte find straflos

§ 210.

Wer einen anderen zum Zweikampf mit einem Dritten

absichtlich, insonderheit durch Bergung oder Androhung von Ver­

achtung anreizt, *3) wird, falls der Zweikampf stattgefunden hat, mtt Gefängnis nicht unter drei Monaten bestraft. 64. Schießen bei einem Pistolenduell beide Gegner absichtlich in die Lust, so liegt kein Zweikampf vor. E. 21 S. 146. 49) Freiwillige Aufgabe liegt nicht vor, wenn sie Infolge Einschreitens der Behörde geschehen, R. 7 S. 603, ebensowenig, wenn keine Einigung über die Bedingungen zu erzielen gewesen. GA. 38 S. 447, auch nicht, wenn der Zwei­ kampf infolge Spruchs eines Ehrengerichts unterblieben ist, dem sich-zu fügen die Gegner vorher verabredet hatten. GA. 54 S. 474; auch nicht wenn beide. Gegner in die Lust schießen, jeder von ihnen aber glaubt,, daß der andere einen ernstlichen Kampf beabsichtigt. GA. 58 S. 199; ferner nicht, wenn der Geforderte das Ansinnen des Zweikampfs von vornherein ablehnt. Recht 28 Nr. 363. Es genügt aber zur Anwendung des § das freiwillige Abstehen auch nur einer Partei vom Zweikampf. E. 34 S. 200. Das steiwillige Aufgeben des Zwei­ kampfes hat auch die Straflosigkeit der Kartellttäger zur Folge. E. 35 S. 260. 50) Auch in der Mitwirkung bei einem Ehrengericht kann Beihilfe zum Zweikampf gefunden werden. R. 8 S. 63. Beihilfe leistet auch der Wirt, der das Kneipzimmer zur fortgesetzten Abhaltung von Mensuren hergibt. DIZ. 14 S. 716. 51) Die sofortige Ablehnung des Zweikampfes durch den Herausgesorderten macht den Kartellttäger nicht sttaflos. Auch genügt hierzu nicht der Rat, von der Herausforderung abzustehen, resp, die Erwartung, daß der Herausgefor­ derte die letztere ablehnen werde. E. 22 S. 218. 52) Die Straflosigkeit bezieht sich nur auf die Tätigkett der Sekundanten bei Ausführung des Zweikampfs. E. 25 S. 81. 53) Eine Anreizung kann in der Mitteilung einer beleidigenden Äußerung

Schott

134

m. Strafgesetzbuch §§ 210a—213. § 210 a.

Neben einer nach den Vorschriften der §§ 201 bis

203, 205 bis 208, 210 erkannten Strase kann auf Verlust der be­ kleideten öffentlichen Ämter und bei Soldaten auf Lösung des Dienst­

verhältnisses erkannt werden.

In besonders schweren Fällen muß

hierauf erkannt werden.

16. Abfdjnitt.

Scbw.

-erbrechen und -ergehen wider das Leden.

§ 211. Wer vorsätzlich^») einen Menschen54 * *)55 * tötet, 56 57wird, wenn er die Tötung mit Überlegung ausgeführt hat, wegen Mordes mit dem Tode bestraft.66)

Schw.

§ 212. Wer vorsätzlich einen Menschen tötet, wird, wenn er die Tötung nicht mit Überlegung67) ausgeführt hat, wegen Totschlägemit Zuchthaus nicht unter fünf Jahren bestraft.

Schw

§ 213

War der Totschläger ohne , eigene Schuld durch eine ihm

oder einem Angehörigen zugefügte Mißhandlung oder schwere Belei­

digung von dem Getöteten zum Zorne gereizt und hierdurch auf der an einen Dritten, von welcher der Überbringer weiß, daß sie zum Zweikampfe

führen muß, gefunden werden. E. 18 S. 239. 53 a) Auch bedingter Vorsatz ist ausreichend. Recht 31 Nr. 469. 54) Mensch ist jede Leibesfrucht, die wenigstens schon zum Teil den Mutter­ schoß verlassen hat; eine vollständige Trennung ist nicht notwendig. E. 1 S. 446; R. 5 S. 553. Siehe auch GA. 54 S. 288. 55) Nur wenn der Täter bei der Ausführung in genügend klarer Erwägung über den zur Erreichung seines Zwecks gewollten Erfolg der Tötung, über die zum Handeln drängenden und von diesem abhaltenden Beweggründe sowie über die zur Herbeiführung des gewollten Erfolges erforderliche Tätigkeit handelt, führt er hie Tat mit Überlegung aus. E. 42 S. 260. Es ist aber der Übergang von nicht überlegtem Tun zur Überlegung möglich. LZ. 20 S. 938. Als Indiz für die Überlegung. kann verwertet werden, wie der Täter sich gegen die Cntdeckungsgefahr zu schützen versucht hat. JurW. 56 S. 902. Anstiftet und Gehilfe sind aus § 211 strafbar, wenn sie darum wißen oder damit rechnen können, daß der Täter mit Überlegung gehandelt hat oder handeln werde. LK.

Anm. 8. Alshausen Anm 9. A. M. Frank II. Versuch kann in der Bei­ bringung eines Betäubungsmittels liegen. E. 59 S. 157; auch im Anlegen einer Schußwaffe mit noch nicht gespanntem Hahn. E. 59 S. 386. 56) Mord und Raub können in Tateinheit stehen, wenn sich unmittelbar durch den Tod und gleichzeitig mit ihm der Übergang des Gewahrsams auf den Täter vollzieht und die Tötungshandlung bereits den Anfang der Aus­ führung der Wegnahme darstellt. E. 60 S. 51. Siehe auch E. 56 S. 23 u. 59 S. 273. 57) Eine Tötung kann von mehreren in der Art ausgesührt werden, daß der eine mit, der andere ohne Überlegung handelt. R. 5 S. 287. Ein Versuch

des Totschlages kann, wenn ein ernstlicher Tötungsvorsatz besteht, schon in dem drohenden Gegenübertreten mit erhobenem Beil gefunden werden. Recht 31 Nr. 741.

Verbrechen und Vergehen wider das Leben §S 214—216.

135

Stelle zur Tat hingerissen worden, oder sind andere mildernde Umstände

vorhanden, so tritt Gefängnisstrafe nicht unter sechs Monaten dn.68)

§ 214

Wer bei Unternehmung einer strafbaren Handlung,88*),

Schw.

um dn der Ausführung derselben entgegentretendes Hindernis zu be­ seitigen oder um sich der Ergreifung88) auf frischer Tat89*) zu entzieben,

vorsätzlich einen Menschen tötet,89 b) wird mit Zuchthaus nicht unter zehn Jahren oder mit lebenslänglichem Zuchthaus bestraft.89)

§ 215.

Der Totschlag an einem Verwandten60 * * *) * * *aufsteigender 58 59

Schw.

Linie wird mit Zuchthaus nicht unter zehn Jahren oder mit lebens­ länglichem Zuchthaus bestraft.

§ 216.

Ist jemand durch das ausdrückliche und ernstliche Ber-

58) § 213 bezieht sich nicht auf §§ 214 odK 215. E. 25 S. 178. Trotz der Gefängnisstrafe liegt Verbrechen vor. Der Versuch ist strafbar. BürgerU Ehrenrechte können aberkannt werden. E. 14 S. 298. Zur Verneinung der Frage nach der Reizung zum Zorn ist eine Zweidrittel-Mehrheit erforderlich. E. 14 S. 298, E. 33 S. 323. 58 a) Sie umfaßt nicht nur alle auf ihre Ausführung bis zu ihrer Voll­ endung gerichteten Schritte des Täters, sondern darüber hinaus sein gesamtes anschließendes Verhalten, durch das er sich selbst und die Beute in Sicherheit bringen will, so lange noch eine Verfolgung auf ftischer Tat in Frage kommt. E. 58 S. 226; ja noch darüber hinaus. E. 60 S. 67. Eine Tötung auf dem Transport kann darunter fallen. E. 60 S. 265 Es müssen aber der Totschlag und die strafbare Handlung, bei deren Unternehmung er verübt wird, im Ver­ hältnis der Tai Mehrheit, nicht der Tateinheit stehen. E. 61 S. 109. 59) Der Begriff der Ergreifung setzt eine gesicherte Festhaltung voraus, daher kann sich auch der vorläufig Festgenommene noch der Ergreifung entziehen. E. 58 S. 154. Ergreifen liegt auch dann vor, wenn die Tat unmittelbar nach ihrer Verübung entdeckt u. auf Grund der hierbei gemachten, auf den Täter hin» weisenden Wahrnehmungen dessen Verfolgung begonnen ist. Recht 28 Nr. 1168. DStZ. 3 S. 419. 59 a) Es ist lediglich der Vorsatz ersorderl., daß der Täter eine frische Tat im Auge hat, derentwegen er ergriffen zu werden befürchtet. Eine nur irrtüm­ liche Annahme der Gefahr der Ergreifung genügt. E. 59 S. 49. Der „Er­ greifung auf frischer Tat" steht nicht entgegen, daß inzwischen mehrere Kilo­ meter vom Tatort zurückgelegt sind, wenn die Verfclgung sofort, sei es auch nur telephonisch ausgenommen ist. E. 60 S. 67. § 214 ist aber nicht anwend­ bar, wenn der Täter eine wegen einer früheren Tat ausgeschriebene Verhaftung verhindern will. Erk. v. 30. Iu'i 24, LK. Anm. 4. 59 b) Es kommt nur der Tatbestand des, Totschlages, nicht des Mordes in Frage. LZ. 22 S. 65, Recht 32 Nr. 181. 60) Die Annahme mildernder Umstände (§ 213) ist hier nicht zulässig. E. 25 S. 178. Durch die Verurteilung aus § 214 wird die Strafe für das Delikt, bei dessen Unternehmen das Verbrechen verübt ist, nicht Absorbiert. GA. 51 S. 399. Über Strafe beim Versuch siehe Anm. 39 zu 8 44.

60 a) Eheliche oder uneheliche Geburt begründet keinen Unterschied. GA. 52 S. 88. Auch hier (Anm. 60) Annahme mildernder Umstände unzulässig. DIZ. 28 S. 501.

Schöff.

136

m. Strafgesetzbuch §§ 217 u. 218.

langeit des Getöteten zur Rötung61) bestimmt worden, so ist auf Gefängnis nicht unter drei Jahreu zu erkennen.

Schw.

§ 217.

Eine Mutter,**) welche ihr uneheliche-**) Kind**) in**)

oder gleich nach der Geburt**) vorsätzlich tötet,67) wird mit Zuchthaus

nicht unter drei Jahren bestraft.

Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Gefängnisstrafe nicht unter zwei Jahren ein.

Schöff.

§ 218.**)

Eine Frau, die ihre Frucht im Mutterleib oder durch

Abtreibung**) tötet7*) oder die Tötung durch einen anderen zuläßt,7l)

wird mit Gefängnis bestraft. 61) Der Tatbestand dieses § schließt den des Mordes oder Totschlages aus. E. 45 S. 248. Der Versuch dieses Verbrechens ist nicht strafbar, GA. 26 S. 207, Wohl aber die in dem Versuche etwa enthaltene vollendete Körperverletzung. E. 2 S. 442, ebenso E. 24 S. 369 u. Plen.Beschl. E. 28 S. 200. Die Teil­ nahme am Selbstmord, solange sie nicht in Täterhandlung übergeht, ist straf­ lose LK. Einl. III Abschn. 12. 62) Dritte Personen, welche Mittäter oder Teilnehmer sind, werden nach §§ 211 u. 212 bestraft. R. 3 S. 93. Die Anwendung des § 213 aus § 217 ist ausgeschloffen. E. 59 S. 8. Siehe aber OG. Danzig v. 20. März 25, GA. 70 S. 60. 63) Die Unehelichkeit muß festgestellt, der Beweis nach den Regeln des Strafrechts geführt werden. Zivilrechtliche Vermutungen greisen hier nicht Platz. KL. Anm. 2. 64) Der Schutz des § 217 erstreckt sich aus den ganzen GeburtSatt von dessen Beginn an. Vom Anfänge der Geburt an gilt das Kind alS Mensch. E. 26 S. 178. 65) Dazu ist nicht nötig, daß das Kind schon zu einem gewissen Teile auS dem Mutterleibe herausgetreten ist, die Hauptsache ist, daß das Kind gelebt hat. E. 1 S. 446 u. E. 9 S. 13L 66) Der Zustand der Erregtheit bei der Gebärenden muß noch sortwirken. Vgl. E. 2 S. 154. LK. Anm. 3. 67) Die Tötung kann dadurch begangen werden, daß die Mutter, damit das Kind nicht lebend zur Welt komme, es vor der Geburt unterläßt, für Bei­ stand bei dieser zu sorgen. JurR. 3 Nr. 977. Das Verbrechen des Kindes­ mordes und der Aussetzung (§ 221) können ideell konkurrieren E. 25 S. 321; aber nicht, wenn der Vorsatz der Mutter unmittelbar und unbedingt aus Tötung des Kindes gerichtet war. E. 62 S. 8. 68) Der Wortlaut beruht auf dem Ges. v. 18. Mai 26 (RGBl. I S. 239). Die 219 und 220 sind fortgefallen. 69) Eine Abireibungshandlung, selbst, wenn sie nicht unvorsichttg ausgesührt ist, kann den Tatbestand der fahrlässigen Tötung begründen. E. 43 S. 287. Doch kann vollendete Abtreibung weder mit vorsätzlicher noch mit fahrlässiger Körperverletzung in rechtlichem Zusammenhang stehen. GA. 58 S. 453. 70) Notstand kann Straflosigkeit begründen, wenn die künftige Geburt daS Leben der Schwangeren gefährden würde. Recht 25 Nr. 2474. Beim Arzt schließt er die Rechtswidrigkeit aus. DRZ. 19 Nr. 592 Vgl. Anm. 69 ju § 51. 71) Es gibt ein tätiges und ein untätiges Dulden. Ein Versuch der Zu­ lassung liegt vor, wenn die Zulassung eingestellt wird, bevor der beabsichtigte

137

Körperverletzung § 221.

Ebenso wird ein anderer bestraft, der eine Frucht im Mutterleib

oder durch Abtreibung tötet. Der Versuch71) ist strafbar.

Wer die im Absatz 2 bezeichnete

at ohne Einwilligung der

Schwangeren oder gewerbsmäßig^*) begeht, wrrd mit Zuchthaus be-

straft.

Sehw.

Ebenso wird bestraft, wer einer Schwangeren ein Mittel oder

Werkzeug zur Abtreibung der Frucht gewerbsmäßig verschafft.

Sind

mildernde Umstände vorhanden, so tritt Gefängniss rase nicht unter drei Monaten ein.

§ 221.

Wer eine wegen jugendlichen Alters, Gebrechlichkett oder

Krankheit77) hilflose7') Person aussetzt,7t) oder wer eine solche Person,

wenn dieselbe unter seiner Obhut seht")

oder wenn er für die

Unterbringung, Fortschaffung oder Ausnahme derselben zu sorgen hat, in hilfloser Lage vorsätzlich verläßt,'») wird mit Gefängnis nicht unter drei Monaten bestraft.

Wird die Handlung von leiblichen Eltern gegen ihr Kind begangen,

so tritt Gefängnisstrafe nicht unter sechs Monaten ein. Ist durch die Handlung eine schwere Körperverletzung der aus­ gesetzten oder verlassenen Person verursacht worden, so tritt ZuchtEingriff durchgesührt ist, »bet, weyn der Eingriff den gewünschten Erfolg nicht gehabt hat. E. 61 S. 360. 72) Versuch liegt vor, wenn das Kind infolge einer von der Abtreibung unabhängigen Todesursache verstorben. DStZ. 6 S. 133, Auch eine Nicht­ schwangere, bie sich für schwanger hätt, macht sich nach ständiger Rechtsprechung des RG. eines strafbaren Versuchs schuldig. E^8 S. 108. E. 47 S. 65. ? 73) Es genügt nicht, daß bie Abtreibung als ErwerbShandlung in Aus­ übung eine» an sich erlaubten Gewerbes, wie z. B. das einer Krankenpflegerin^ vorgenommen wird. Die Abtreibungen müssen vielmehr einen Betrieb dar­ stellen, dessen Einnahmen zu einer ständigen Einkommensquelle werden sollen. E. 61 S. 374. Dgl auch E. 61 S. 147, ferner Anm 33 zu §- 260. Es kann sich jemand-der gewerbsmäßigen Abtreibung auch durch mehrere selbständige Handlungen schuldig machen. Recht 31 Nr. 2071. 77) Hierunter kann auch starke Betrunkenheit gerechnet werden. E. 5 S. 393. Auch der Zustand einer Gebärenden fällt hierunter. E. 54 S. 273. 78) Hilflos ist die Lage, in welcher der Person die zu ihrer Jütitercn Existenz erforderliche Hilfe tatsächlich entzogen ist. E. 10 S. 183. 79) Das Bestehen einer rechtlichen Verpflichtung deS Täters zur Fürsorge ist kein Erfordernis des Tatbestandes. E. 7 S. 111 u. E. 31 S. 165. Aus­ setzung liegt nicht vor, wenn eine hilflose Person von einem anderen mit Recht aus dessen Hause verwiesen wird und sie dieser Ausweisung freiwillig Folge leistet,. GA. 45 S. 357; ebensowenig wenn der Täter in der Nähe bleibt und wartet, biS Hilfe kommt. R. 7 €>. 250. 80) Es genügt eine vertragsmäßige Obhut. E. 8 S. 205. 81) Ein Verlassen kann nicht schon in einem bloßen passiven Verhalten ge­ funden werden. E. 8 S. 343. Vgl. auch E. 38 S. 377. Doch hat es daS RG. gesunden in dem Nichtmitnehmen von Kindern von dem Ort gemeinsamer Gefahr. E. 59 S. 367.

Schöff.

138

in. Strafgesetzbuch § 222.

hausstrafe bis zu zehn Jahren und, wenn durch die Handlung der Tod verursacht worden ist, Zuchthausstrafe nicht unter drei Jahren ein.

§ 222

Wer durch Fahrlässigkeit^) den Tod eines Menschen8S)

verursacht, wird mit Gefängnis bis zu drei Jahren bestraft. 82) Man unterscheidet: 1. bewußte Fahrlässigkeit: der Eintritt deß Er­ folges ist für möglich gehalten, jedoch mit mangelnder Sorgfalt darauf ver­ traut, daß er nicht eintritt. E. 56 S. 349; 53 S. 134. 2. unbewußte Fahr­ lässigkeit : der Mangel an Sorgfalt besteht darin, daß der Täter die Möglichkeit, den strafbaren Erfolg herbeizuführen, überhaupt nicht gezogen hat. Begrdg. z. StGBEmw. S. 14. Fahrlässigkeit liegt vor. wenn der Täter bei Aufwendung gehöriger Aufmerksamkeit und Vorsicht den Tod als erfahrungsmäßige mögliche Folge voranssehen konnte. E. 28 S. 272 u. E. 30 S. 25. Es genügt aber nicht das Bewußtsein des Täters, daß seine Handlung das Leben eines anderen ge­ fährde. E. 57 S. 172. Vermochte der Täter die Möglichkeit der tödlichen Ver­ letzung eines Menschen überhaupt zu erkennen, so ist es gleichgültig, ob er auch die Besonderheiten kannte oder vorsehen konnte, die int gegebenen Einzelfall den ursächlichen Verlauf nachteilig beeinflußten. E. 54 S- 349. E.35 S. 131. Es müssen aber die unbekannten Einzelerscheinungen innerhalb des Rahmens der täglichen Erfahrung gelegen haben. E. 34 S. 91. Im übrigen ist kausal-jede Handlung, welche zur Hervorbringung eines bestimmten Erfolges mit wirksam gewesen ist; daß die Handlung den Erfolg allein herbeigeführt habe, ist nicht not­ wendig, es genügt, daß ohne dieselbe der Erfolg nicht eingetreten sein würde. R. 3 S. 614. Eine Handlung, ohne die der Tod nicht etngetreten sein würde, hört deshalb nicht auf, eine Ursache für den Todeserfolg zu sein, weil ein an­ derer es unterließ, den Gefahrenzustand zu beseitigen. JurR. 3 Nr 2249. Siehe auch E. 61 S. 318. Verursachung durch Fahrlässigkeit liegt nicht vor, wenn bei Anwendung der gebotenen Aufmerksamkeit die eine oder die andere der hinzu­ getretenen Zwischenursachen nicht vorhersehbar war. E. 34 S. 91, jedoch E. 56 S. 350. Zum Tatbestände genügt nicht, daß der Täter gegen polizeiliche Ver­ ordn. verstoßen hat, vielmehr ist immer erforderlich die weitere Feststellung, daß er den Erfolg seiner Handlung als mögliche Folge seines Verhaltens hat voraus­ sehen können. E. 3 S. 208; E. 56 S. 349. Genehmigung einer gewerbl. An­ lage schützt nicht. GA. 37 S. 202. Hat ein Gewerbetreibender einen selbständig fungierenden Stellvertreter bestellt, so ist er nicht ohne weiteres selbst verhaftet. GA. 44 S. 398. Auch E. 19 S. 264. Ein Betriebsleiter braucht nicht alle Verrichtungen seiner Gehilfen unausgesetzt zu überwachen. Es genügt, wenn er bei der Auswahl der bestellten Personen die erforderliche Sorgfalt anwendet und sich durch Stichproben von ihter andauernden Zuverlässigkeit überzeugt. E.57 S. 148. Wer eine wegen kindlichen Alters unerfahrene Person zu einer gefährlichen Verrichtung bestellt, hat die RechtspfUcht zur Abwendung des dieser Person drohenden Schadens. JurR. 3 Nr. 82. Eine strafbare Fahrlässigkeit kann auch darin gefunden werden, daß einem Dritten die Gelegenheit gegeben wird, eine so große Quantität Alkohol zu genießen, daß infolgedessen der Tod eintritt GA. 39 S. 213 u. DIZ. 16 S. 932. Eine Fahrlässigkeit kann auch in einer Unterlassung gefunden werden, wenn zugleich eine rechtliche Verpflichtung zum Handeln vorlag. E. 17 S. 260, E. 19 S. 51, GA. 45 S. 275. E. 39 S. 397. Bei Unterlassung persönlicher Für­ sorge seitens des Unterhaltspflichtigen oder Nichtzuziehung eines Arztes seitens des natürlichen Datei s, JurW. 57 S. 912, oder seitens einer homöopathisch behandelnden Masseuse. GA. 55 S. 312. Über fahrlässige Tötung des eigenen

Körperverletzung § 222.

139

Wenn der Täter zu der Aufmerksamkeit, welche er auZ den Augen

setzte, vermöge seines Amtes "), Berufes *8) oder Gewerbes ") besonderKindes mittels Verletzung der Pflicht zur Fürsorge für die Person siehe E. 36 S. 78. Darin, daß jemand die Heilkunde ohne wlsienschaftliche Vorbildung aus­ übt, liegt nicht ohne weiteres eine Fahrlässigkett. GA. 41 S. 395. Wer die Heilung eines Kranken unternommen hat, sich aber nicht zurückzieht, wenn er sieht, daß durch seine Behandlung der Tod beschleunigt wird, macht sich strafbar, auch wenn der Kranke mit der Behandlung einverstanden war. E. 50 S. 37. Auch schon in der Übernahme einer Krankenbehandlung durch Gesundbeten kann Fahrlässigkeit-liegen, wenn hierdurch der notwendige ärztliche Beistand ferngehalten wirb. E. 59 S. 355. — In der Beschleunigung des Todes durch Kurpfuscherei kann fahrlässige Tötung auch dann gefunden werden, wenn der tödliche Ausgang der Krankheit unabwendbar war. R. 10 S. 493. Überhaupt ist es gleichgüttig, ob der Tod durch rechtzetttge zweckdienliche Httfe

hätte abgewendet werden können. E. 22 S. 173. JurR. 2 Nr. 2302. Es ge­ nügt dir Feststellung einer an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit, daß das Leben bei sachgemäßer Behandlung gerettet oder verlängert wäre. E. 51 S. 127. Konkurrierende Fahrlässigkeit des Getöteten kommt dann nicht in Betracht, wenn in der Fahrlässigkett des Täters die volle Ursache des Erfolges gefunden werden kann. E. 1 S. 373, E. 6 S. 249 u. R. 5 S. 403, ebensowenig wenn Einverständnis des Getöteten mit der Gefährdung besteht. JurR. 1 Nr. 1288. Eine vorsätzliche Körperverletzung, welche wegen mangelnder Rechtswidrig­ keit nicht bestraft werden kann, kann als fahrlässige Tötung unter Strafe fallen. E. 23 S. 381. Notwehrhandlung schließt Fahrlässigkett nicht aus. E. 58 S. 27. 83) Sinnt. 54. 84) Vormundschaft ist ein Amt. E. 39 S. 204. A. M. F r a n k II. LK. Anm. 9 a. 85) Beruf ist eine Tätigkeit, die sich der sie Ausübende als eine dauernde dergestalt vorgesetzt hat, daß sie sein Schaffen u. Wirken, wenn auch nicht voll­ ständig u. allein, so doch in erheblichem Maße ausfüllt und so, wenn auch nicht den einzigen, so doch immerhin einen Lebenszweck für ihn bildet. JurR. 1 Nr. 964. Die öftere Wiederholung einer bestimmten Tätigkeit stellt noch nicht einen Beruf dar. 91. 5 277. Ob der zur Züchtigung Berechtigte die Züchtigung unangemessen ausgeübt hat, darüber entscheidet nicht der Straf­ richter, sondern die Schulaufsichts- oder die Disziplinarbehörde. DStZ. 1 S. 616. Die Züchtigung ist jedenfalls dann nicht rechtswidrig, wenn der Lehrer von den Eltern hierzu ermächtigt wird. E. 61 S. 191 und hierzu Conrad, DIZ. 32 S. 734. Strafbar ist immer die bewußte Überschreitung der gesetzlichen Grenzen des Züchtigungsrechts. E. 19 S. 265. Das Züchtigungsrecht des Lehrers ist nicht auf die eigentliche Schulzeit beschränkt, sondern bezieht sich auch auf die bereits aus der Schule entlassenen Kinder. E. 9 S^ 204. Das Züchtigungsrecht steht auch den Lehrern an den gewerblichen Fortbildungsschulen zu. E. 45 S. 1. Über das Züchtigungsrecht des Leiters einer Privaterziehungsanstalt gegenüber

der dieser Anstalt überwiesenen Fürsorgezöglinge siehe E. 42 S. 347. Der Dienstherrschaft steht gegen das Gesinde kein Züchtigungsrecht zu, Art. 95 EG. z. BGB., ebensowenig dem Ehemann gegen die Ehefrau, R. 7 S. 517, auch nicht dem Hausherrn gegen seine im Hause lebende Mutter. GA. 42 S. 237. ^Wohl aber steht dem Lehrherrn ein Züchtigungsrecht gegen die Lehr­ linge zu. Dasselbe ist indes beschränkt durch die Grenzen der väterlichen Zucht (§ 86 II. 2 ALR.) und die Überschreitung dieser Grenzen ist strafbar. GA. 41

S. 394 u. GA. 42 S. 244. b. Bei der Ausübung des ärztlichen Berufs, indes soll unter Um­ ständen sich auch eine ärztliche Operation, selbst wenn sie nach allen Regeln der Kunst und Wissenschaft vorgenommen worden ist, als eine strafbare Körperver­ letzung darstellen können. Siehe über die sehr bestrittene Frage E. 25 S. 375 n. Stooß in DIZ. 7 S. 566; insbes. bei Ausübung des zahnärztlichen Berufs, GA.51 S.69. Mit Frank S. 459 u. LK. Anm. 10 ist anzunehmen, daß der

142

HL Strafgesetzbuch § 223 a.

handelt^) oder an der Gesundheit^') beschädigt/") wird wegen Körper­

verletzung mit Gefängnis bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.

Ist die Handlung gegen Verwandte aussteigender Linie begangen, so ist auf Gefängnis nicht unter Einem Monat zu erkennen.

Sehöff.

§ 223 a.w)

Ist die Körperverletzung mittels einer Waffe,") tns-

nach den Regeln der ärztllichen Kunst vorgenommene Eingriff weder Mißhandlung noch Gesundheitsbeschädigung sein kann. Ein Arzt darf ein Kind nicht durch Schläge zur Operation nötigen. E. 61 S. 393. c. Ist eine Festnahme nicht ohne Körperverletzung erreichbar, so ist die körper­ liche Einwirkung nicht rechtswidrig, wenn sie innerhalb der durch die Sachlage gezogenen Grenzen betätigt wird. KG. v 24. Jan 25, GA. 69 S. 288. Auch ein Polizeibeamter hat nicht das Recht bei einer Festnahme jede Art und jedes Maß von Gewalt anzuwenden. JurW. 42 S. 157. d. Einwilligung des Verletzten beseitigt nach Olshausen Anm. 9, die Rechtswidttgkeit, nach Frank S. 133 u. LK. Anm. 9 nur, sofern die Körper­ verletzung Anttagsdelitt ist, nach E. 6 S. 61 niemals (ausgenommen im Falle eines ärztlichen Eingriffs zu Heilzwecken. E. 25 S. 381.). Siehe auch Celle v. 10. Juki 13, GA. 63 S. 142. Der Ansicht Franks u. LK. ist beizupflichten. Eine Einwilligung, die gegen die guten Sitten verstößt (Masochismus) ist wirkungslos. DRZ. 20 Nr. 162. 89) Ein Kind kann vom Beginn der Gebutt ab Objekt einer Körperver­ letzung sein. E. 26 S. 178. 90) Mißhandlung ist nicht nur dann vorhanden, wenn dem Verletzten durch eine Tätlichkeit ein körperlicher Schmerz bereitet wird, sondern es liegt eine solche schon in jeder vorsätzl. und rechtswidrigen Einwirkung auf den Körper eines anderen, durch welche eine Störung des körperl. Wohlbefindens hervorgerufen wird. R. 10 S. 407. E. 19 S. 136. Sie kann versiegen, wenn jemand der Einwirkung von Kälte ausgesetzt wird. JurR. 3 Nr. 659. Es fällt auch unter den Begriff der Mißhandlung gänzliches Abschneiden der Haare, Anspeien usw., GA. 58 S. 184, Recht 14 Nr. 2419. In dem gewaltsamen Abschneiden des Bartes liegt keine Körperverletzung, dagegen kann darin eine Beleidigung liegen. GA. 44 S. 162 u. E. 29 S. 68. Über Körperverletzung mittels Herbeiführung

seelischer Aufregung siehe Schweitzer, GA. 60 S. 405. Die Beischlafs­ vollziehung mit einem jungftäul. Mädchen kann den Tatbestand des § erfüllen. E. 56 S. 64. Eine Körperverletzung kann auch dadurch bewirtt werden, daß der Täter den Verletzten durch rechtswidrige Einwirkung bestimmt, etwas zu tun, was die Beschädigung seiner Gesundheit zur Folge hat. E. 26 S. 242. - 91) Es wird nicht notwendig eine intakte Gesundheit vorausgesetzt, auch die Verschlimmerung einer Krankheit gehört hierher. E. 19 S. 226. 92) Eine Absicht, d. h. ein auf Erreichung eines Erfolges gerichteter Wille wird nicht erfordert. E. 24 S. 369. Eventualdolus genügt z. B. bet syphi­ litischer Ansteckung. LK. Anm. 14. (Siehe hierzu auch Ges. zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten unter XVIII). Personenverwechseluug schließt den Vorsatz nicht aus. E. 19 S. 179 u. Recht 19 Nr. 1436. Dagegen liegt bei aberratio ictus nur fahrlässige Körperverletzung der irrtümlich getroffenen Person vor. E. 3 S. 384, ev. in rechtlichem Zusammenhang mit Übertretung gegen

8 366 Nr. 7. E. 54 S. 350. 93) Der Paragraph handelt von der gefährlichen Körperverletzung. E 7 S. 199.

Körperverletzung § 223 a.

143

besondere eines Messers oder eines anderen gefährlichen Werkzeuges/») oder mittels eines hinterlistigen Überfalls/«) oder von mehreren gemeinschaftlich, °7) oder mittels

einer das Leben gefährdenden Be­

handlungb«) begangen, so tritt Gefäugnisstrafe nicht unter zwei Mo­

naten ein.

Gleiche Strafe tritt ein, wenn gegen eine noch nicht achtzehn Jahre alte oder wegen Gebrechlichkeit oder Krankheit wehrlose Person, die der 94) d. h. ein Instrument (nicht etwa eine Flüssigkeit), mittels dessen gefähr­ liche Verletzungen herbeigeführt werden können. E. 8 S. 45. E. 26 S. 61. 95) d. i. ein Werkzeug, welches nach seiner Beschaffenheit und der Art seiner Benutzung geeignet ist, erheblichere Körperverletzungen herbeizuführen. E. 4 S. 397. „Siedend heißer Kaffee" ist dahin gerechnet worden. GA. 62 S. 321, JurR. 2 Nr. 1785. Ein gebetzter Hund gehört nicht hierher, R. 5 S. 393, wohl aber kann in dem Hetzen eines HundeS und in dadurch herbeigeführten Verletzungen eine das Leben gefährdende Behandlung gefmihen werden. R. 8 S. 724. Die Gefährlichkeit des Werkzeugs ist hauptsächlich nach seiner objektiven Beschaffenheit zu beurteilen, GA. 39 S. 444, die Unkenntnis bezüglich der Qualifikation des Werkzeuges ist aber unerheblich. E. 17 S. 281. Die Art der Verwendung kann ein an sich gefährliches Werkzeug zu einem nicht gefährlichen machen. Erk. v. 17. April 02, LK. Anm. 3 Abs. 1. Das gefährliche Werk­ zeug muß ein beweglicher Gegenstand sein, E. 24 S. 372. Gleichgültig ist, ob das Werkzeug an den zu Verletzenden geführt, oder ob der zu Verletzende an das Werkzeug gebracht wird, z. B. durch Stoßen an ein Faß. Recht 7 S. 269. 96) Der Täter muß daraus ausgehen, dem Angegnffenen die Möglich­ keit zu entziehen, den Angriff wahrzunehmen und sich darauf vorzubereiten. DIZ. 10 S. 124. Er muß unter Verdeckung seiner wahren Absicht und mit Vorbedacht gehandelt haben. Recht 15 Nr. 3585. 97) Eine vorausgegangene Abrede ist nicht er-forderlich, der einzelne muß sich nur bewußt sein, daß mehrere zusammenwirkend tätig sind. R. 1 S. 742 u. R. 4 S. 715. Es muß einer von zwei Angekl. tatsächlich eine in den Bereich des beiderseitigen EinverständniffeS fallende, eine Mißhandlung bildende Handlung vorgenommen haben. Recht 9 S. 625. — Die Annahme einer gemeinschaft­ lichen Körperverletzung bedingt nicht notwendig die Anwendung desselben Straf­ gesetzes, es kann vielmehr der eine Täter aus § 223 a, der andere aus § 224 bestraft werden. E. 21 S. 267. Siehe auch E. 44 S. 321. Gemeinschaftliches Handeln mit einem Geisteskranken ist ausgeschloffen. LK. Anm. 5. 98) Nicht der eingetretene Erfolg, sondern die Art und Weise der Ver­ übung der Tat ist entscheidend. Recht 13 Nr. 3256. Die Behandlung muß objektiv geeignet gewesen sein, eine Lebensgefahr herbeizuführen; daß eine solche eingetreten ist, ist nicht notwendig, E. 2 S. 107; E. 6 S. 396; R. 9 S. 464; ebensowenig ist erforderlich, daß sich der Täter des Eintritts der Lebens­ gefährdung bewußt gewesen ist. E. 2 S. 278. Wohl aber muß der Täter sich der Tauglichkeit des Mittels bewußt gewesen sein. GA. 62 S. 332. Der Tatbestand kann darin gefunden werden, daß eine Person in das Waffer gestoßen wird und die Gefahr des Erttinkens vorhanden ist. R. 6 S. 282. Ebenso kann eine das Leben gefährdende Behandlung in fortgesetzten Mißhandlungen gefunden werden. E. 9 S. 425, auch in dem Herabstoßen eines Radelnden auf einer Landstraße. DIZ. 15 S. 81.

144

HL Strafgesetzbuch § 224.

Fürsorge oder Obhut des Täters untersteht oder seinem Hausstand angehört, oder die der Fursorgepflichtige der Gewalt des Täters über­ lassen hat, eine Körperverletzung mittels grausamer981) oder bos­ hafter 98 * * * * Behandlung ** begangen wird.

Schott

§ 224. Hat die Körperverletzung zur Folge,99)100 daß der Verletzte ein wichtiges Glied 10°) des Körpers, das Sehvermögen auf einem oder beiden Augen/) das Gehör, die Sprache oder die Zeugungs­ fähigkeit verliert, oder in erheblicher Weise dauernd entstellt9) wird, oder in Siechtum,8) Lähmung4) oder Geisteskrankheit8) verfällt, so 98 a) Die Tat muß einer Gesinnung entsprungen sein, der zufolge der Täter gefühllos und unbarmherzig einem Wehrlosen gegenüber handelt. Dresden v. 7. April 15, DS1Z. 2'S. 561. GA. 66 S. 85. Recht 23 Nr. 833. Der Begriff „grausame Behandlung" bedeutet dasselbe wie „martern". E. 49 S. 389. 98 b) Boshafte Beh. liegt vor, wenn jemand einem Kinde eine Mißhandlung (Fußtritt) aus Lust an frembem Schmerz zufügt. E. 58 S. 336. 99) Es kommt hier lediglich aussen objektiven Erfolg an, dolus oder culpa des Täters sind nicht erforderlich, aber der Erfolg muß wirklich eingetreten sein. E. 5 S. 29. Zur Begründung der Mittäterschaft genügt nur die Kenntnis und Billigung, daß ein Beteiligter dasjenige Werkzeug benutzt, mittels deffeu die Körperverletzung herbeigeführt werden soll. Recht 13 Nr. 2862. Die auf­ geführten Zustände muffen zwar zur Zeit der Urteilsfällung bereits eingetreten ein, keineswegs müssen sie zu dieser Zeit noch fortbestehen. E. 44 S. 59 u. JnrR. 2 Nr. 110. 100) AIs Glied kommt nur ein solcher Körperteil in Betracht, der eine selbständige Funktion im Organismus hat. R.3 S. 126. Ob das Glied wichtig ist, hängt davon ab, in welchem Verhältnis dasselbe zum Gesamtorganismus steht. E. 6 S. 346; nicht davon, welchen Wert es für den Verletzten nach seinem individuellen Lebensberuf besaß. Recht 13 Nr. 2861. Verlust zweier Glieder eines Fingers gehört nicht hierher. R. 5 S. 403 u. GA. 52S. 91; wohl aber der Verlust des Daumens, wenn die ganze Hand gebrauchsunfähig wird. Recht 10 S. 65. GA. 53 S. 74. Es muß wirklicher Verlust vorliegen. E. 3 S. 33. 1) Der Begriff des Sehvermögens ist wesentlich tatsächlich. Siehe darüber E. 14 S. 118. Eine bevorstehende Erblindung genügt nicht. E. 14 S. 4. Auch nicht eine schwere Beeinträchtigung des Sehvermögens, die nicht weit von dem Zustand der Blindheit entfernt ist, genügt. E. 58 S. 173. JurR. 3 Nr. 978. Das Sehvermögen braucht aber nicht gänzlich verloren gegangen zu sein, auch wird die Strafe dadurch nicht ausgeschlossen, daß möglicherweise die Sehkraft durch eine Operation wiederhergestellt werden kann. E. 27 S. 80. 2) Die Möglichkeit der Verdeckung durch künstliche Mittel ist unerheblich. E. 14 S. 344. Auch eine wesentliche Steigerung-dcr vorhandenen Unschönheit der Gesamterscheinung ist eine Entstellung. E. 39 S. 417. 3) Siechtum erfordert einen chronischen Krankheitszustand, welcher, den Gesamtorganismus des Verletzten ergreifend, eine erhebliche Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens, ein Schwinden der Körperkräfte und Hinfälligkeit zur Folge hat, dessen Heilung überhaupt oder doch der Zeit nach sich nicht bestimmen läßt. R. 10 S. 32 u. E. 12 S. 127. Vgl. Anm. 5. 4) Die Lähmung bedingt Bewegungsstörungen für den Gesamtorganismus. R. 6 S. 565. Lähmung eines Knies genügt nicht. Recht 28 Nr. 75. Es muß

145

Körperverletzung §§ 225—227.

ist auf Zuchthaus

bis zu fünf Jahren oder Gefängnis nicht unter

Einem Jahre zu erkennen.6)

§ 225.

War eine der vorbezeichneten Folgen beabsichtigt') und

Schöff.

eingetreten, so ist auf Zuchthaus von zwei bis zu zehn Jahren zu erkennen. § 226.

Ist durch die Körperverletzung der Tod des Verletzten

Schw.

verursacht worden/) so ist auf Zuchthaus nicht unter drei Jahren oder Gefängnis nicht unter drei Jahren zu erkennen.

§ 227. Ist durch eine Schlägerei*) oder durch einen von mehreren

gemachten Angriffs) der- Tod eines Menschen") oder eine schwere Körperverletzung (§ 224) verursacht worden, so ist jeder, welcher sich

an der

Schlägerei oder dem Angriffe beteiligt12) hat, schon wegen

die Störung einer wichtigen Funktion in dem BewegnngSapparate des Körpers» eine wesentliche, erhebliche Beeinträchtigung der Bewegungsfähigkeit eingetreten sein. Es ist aber nicht erforderlich, daß die Krankheit unheilbar und die Möglich­ keit einer Befferung ausgeschlossen ist; es genügt vielmehr ein lange andauernder Krankheitszustand, dessen Beseitigung sich entweder gar nicht oder doch der Zeit nach nicht bestimmen läßt. E. 21 S. 223. JurR. 2 Nr. 110. 5) Die Geisteskrankheit braucht nicht unheilbar zu sein. E. 27 S. 93; sie braucht auch nicht zur Zeit der Aburteilung noch fortzudauern. E. 44 S. 59. A.M. Frank II 7, vgl. oben Anm. 99; die Verursachung einer kurz vorüber­ gehenden Geistes krankheit fällt nicht unter den ß. O l s h a u s e n Anm. 9 c. 6) Einen Versuch dieses Verbrechens gibt es nicht. E. 9 S. 67. 7) Hier ist ein Versuch sehr wohl denkbar und braucht nicht in Gestalt einer vollendeten einfachen Körperverletzung aufzutreten. GA. 39 S. 224. 8) Auch hier kommt es lediglich auf den Erfolg an. E. 5 S. 29. Wird bei einer Körperverletzung eine Mehrheit von Handlungen vorgenommen und eine von ihnen verursacht unabhängig von dem gewollten Erfolg den Tod, so ent­ fällt der Tatbestand dieses §. E. 44 S. 137. Der Anstifter braucht die Todes­ folge nicht gewollt zu haben. E. 59 S. 156. Als Ur-fache des Todes ist ein Schlag mit der Hand auch bann anzusehen, wenn der Geschlagene 1 '/e Stunden später einem Herzschlag erliegt. Recht 32 Nr. 676. Die Absicht, einen Scherz zu machen, kann selbst bei Todeserfolg der einfachen Körperverletzung ein An­ zeichen für den Mangel des Bewußtseins der Rechtwidrigkeit sein, der den Vor­

satz ausschließen würde. JurR. 3 Nr. 433. 9) Eine solche ist nicht durch Einheit der Zeit und des Ortes bedingt. E. 3 S. 236. Der Tatbestand erfordert die Mitwirkung von mehr als zwei Personen und ist erst mit dem Eingreifen mindestens einer dritten Person gegeben. Recht 8 S. 84; er setzt wechselseitige Tätlichkeiten voraus. DRZ. 19 Nr. 485.x 10) Der Angriff bedeutet eine in feindseliger Willensrichtung unmittelbar auf den Körper eines anderen zielende Einwirkung. E. 59 S. 264. Ein Schuß in die Lust genügt nicht. R. 10 S. 505. Handlungen nach Beendigung des An­ griffs fallen nicht hierunter, auch wenn sie ohne den Angriff nicht geschehen wären. E. 61 S. 272. 11) Gleichviel ob des Angreifers, des Angegriffenen oder eines Dritten. E. 9

S.148. 12) Auch der ist wegen seiner schuldhaften Beteiligung an der Schlägerei strafbar, der selbst und zwar allein in dieser Schlägerei eine schwere Körper-

Dalcke, Strafrecht. 21. Aufl. (1928.)

10

Schöff.

146

ID. Strafgesetzbuch §§ 228 u. 229.

dieser Beteiligung1S * *) * mit * * * 13 Gefängnis 14 bis zu drei Jahre» zu bestrafe»,

falls er nicht ohne sei» Verschulden u) hineingezogeu worden ist. Ist eine der vorbezeichneten Folgen mehreren Verletzungen zu­ zuschreiben, welche dieselbe nicht einzeln, sondern nur durch ihr Zu­

sammentreffen verursacht haben, so ist jeder, welchem eine dieser Ver­ letzungen^ zur Last fällt, mit Zuchthaus bis zu fünf Jahren zu bestrafen.

§ 228.

Sind mildernde Umstände vorhanden, so ist in den Fällen

des § 223 Abs. 2 und des § 223 a auf Gefängnis bis zu drei Jahren oder Geldstrafe, in den Fällen der §§ 224 und 227 Absatz 2 auf Ge­

fängnis nicht unter Einem Monat, und im Falle des § 226 auf Gefängnis nicht unter drei Monaten zu erkennen.

Schoss.

§ 229.

Wer vorsätzlich einem anderen, um dessen Gesundheit zu

beschädigen, Gift 15) oder andere Stoffe 6ei6ri»gt,16) welche die Gesund­ verletzung erlitten hat. E. 32 S. 33. Dasselbe Erk. führt aus, daß der Ein­ wand der Notwehr als unverträglich mit dem Begriffe einer schuldhaften Be­ teiligung an der Schlägerei ausgeschlosien sei, daß er aber dem nicht ohne sein Verschulden in die Schlägerei Hineingezogenen bezüglich einer von diesem verübten Körperverletzung wohl zur Seite stehen könne. Vgl. auch JurR. 1 Nr. 1588 u. Sinnt. 14. 13) Teilnahme im Sinne des 8 47 ist nicht erforderlich. Es wird über­ haupt kein Verschulden (dolus oder culpa) gefordert, es genügt, daß der Tod oder die Verletzung mit der Schlägerei in einem ursächl. Zusammenhänge steht. Deshalb findet § 227 sogar Anwendung, wenn der Getötete sich im Raufhandel durch eigenes Versehen getötet hat. E. 11 S. 237. Beteiligt an einer Schlägerei ist deshalb jeder, welcher gegenwärtig gewesen und physisch oder intellettuell bei dem Schlagen mitgewirkt hat. (£. 5 S. 170. Auf die individuell entfaltete Tätigkeit kommt es nicht an, E. 3 S. 256 u. R. 5 S. 447, doch ist die bloße Abwehr als Beteiligung nicht anzusehen. R. 9 S. 584. Nicht ist genügend die Feststellung, daß der Angekl. die Schlägerei „mit veranlaßt habe". Recht 11 S. 465. 14) Dies gehört nicht zum Tatbestände, sondern muß als Strafaus­ schließungsgrund festgeftellt werden. E. 3 S. 236. Nach R. 10 S. 669 muß sich der Richter über diesen Strafausschließungsgrund aussprechen, ohne daß sich der Angeklagte auf denselben berufen hat. Siehe auch GA. 55 S. 111. Ohne sein Verschulden in die Schlägerei hineingezogen ist der, den rücksichtlich seiner gesamten Beteiligung an der Schlägerei von ihrem Anfänge bis zum Ende keine Schuld trifft. E. 30 S. 281; auch der, wer aus gerechtfertigter EhrenNotwehr mit den Tätlichkeiten beginnt. JurR. 3 Nr. 85. 15) In dem Begriffe „Gift" liegt schon, daß dasselbe die Gesundheit zu zerstören geeignet ist, diese letztere Eigenschaft wird nur bezüglich der anderen Stoffe gefordert. R. 3 S. 449. Siehe auch insbcs. E. 10 S. 187. Ein vollendetes Verbrechen liegt nur dann vor, wenn das deigebrachte Gift auch seiner Quan­ tität nach zur Gesundheitsstörung geeignet war. JurR. 3 Nr. 1787. Der Ver­ such dieses Verbr. ist auch im Falle der relativen Untauglichkeit des Mittels (unzureichende Menge Gift) strafbar. E. 24 S. 382. Tie Bereitstellung eines giftigen Tranks kann Versuch sein. E. 59 S. 1. 16) Beigebracht ist das Gift, wenn es mit dem Körper in eine derartige Verbindung gebracht ist, daß es seine gesundheitzerstörende Wirkung entfallen

147

Körperverletzung §§ 23V u. 231.

heil zu zerstören

geeignet

sind, wird

mit Zuchthaus

bis zu zehn

Jahren bestraft.

Ist durch die Handlung eine schwere Körperverletzung verursacht

Schw.

worden, so ist aus Zuchthaus nicht unter fünf Jahren und, wenn durch

die Handlung der Tod verursacht worden, auf Zuchthaus nicht unter zehn Jahren oder auf lebenslängliches Zuchthaus zu erkennen.

§ 230.

Wer durch Fahrlässigkeit") die Körperverletzung

eines

anderen verursacht,18 * *) 17 wird mit Geldstrafe oder mit Gefängnis bis zu

zwei Jahren bestraft.

War der Täter19) zu der Aufmerksamkeit, welche er aus den Augen setzte, vermöge seines Amtes,20)21Berufes oder Gewerbes *°) besonders

verpflichtet, so kann die Strafe aus drei Jahre Gefängnis erhöht werden.

§ 231.

kann. sein.

In allen") Fällen der Körperverletzung kann auf Ber-

Ein dauernder Schaden an der Gesundheit braucht nicht beabsichtigt zu

E. 53 S. 210. 17) Über den Begriff der Fahrlässigkeit flehe Anm. 82 zu § 222. Fahr­

lässige Körperverletzung kann durch hypnotische Experimente begangen werden. Recht 10 S. 194; durch das Hetzen eines Polizeihundes. E. 43 S. 132 u. DIZ. 16 S. 1504; durch Verabreichung unschädlicher Mittel unter Zusicherung der Heilung, wenn dadurch der Gebrauch wirksamer Heilmittel verhindert wird. GA. 46 S. 28; ferner durch Kurpfuscherei. R. 10 S. 268 tu 493; durch Verabreichung von Morphium ohne ärztliche Verordnung. R. 10 S. 187 u. GA. 45 S. 127. E. 35 S. 332"; durch operative Eingriffe von mcht wissenschafttich gebildeten Heilkundigen. E. 38 S. 34. 18) Anm. 82 zu § 222. Auch in der Vernachlässigung einer pnvatrechtlichen Vertragspflicht kann eine Fahrlässigkeit gefunden werden. (Nichterfüllung der vertragsmäßig übernommenen Pflicht zur Reinigung eines Bürgersteiges.) GA. 44 S. 152 u. Recht 9 S.^ 12. Wer notwendige Schutzmaßregeln aus berechttgten Gründen anzubringen unterläßt, handelt nicht fahrlässig. E. 33 S. 346. 19) Die Vorschrift des Abi. 2 spricht nicht von einer besonderen Aufmerk­ samkeit und stellt somit keine der Art nach von den allgemeinen Grundsätzen verschiedene Fahrlässigkeit auf. Recht 16 Nr. 524. E. 37 S. 306. Entscheidend ist, ob die Tätigkeit ihrer Art nach in den Kreis der Berufs- oder Gewerbe­ handlungen des Täters fällt. Die erhöhte Verpflichtung erstreckt sich auch auf die an sich zur Ausübung des Berufs oder Gewerbes gehörenden, jedoch im Einzelfall außerhalb der Berufs- oder Gewerbeausübung vorgenommenen Hand­ lungen, da auch dabei die im § 230 Abs.2 vorausgesetzte bessere Einsicht und Sachkunde fortbesteht. E. 59 S. 269. Sog. Hilfs- oder Nebenverrichtung des Betriebs. LZ. 22 S. 633. Nicht der Besitz der Erfahrung und Umsicht, sondern die Gewerbsausübung, die jene Erfahrung voraussetzt, aber auch tn der Regel mit sich bringt, begründet die erhöhte Pflicht zur Aufmerksamkeit. DRZ. 20 Nr. 408. Anders Dresden IurW. 57 S. 422. 20) Der Begriff des Amtes ist hier nicht derselbe wie im § 359 und setzt nicht ein ordnungsmäßig übertragenes öffentliches Amt voraus. E. 22 S. 418. Stehe hierzu Anm. 85 u. 86 zu 8 222. 21) Also auch m denen der fahrlässigen Körperverletzung. R. 5 S. 358,

Scböff.

148

IE. Strafgesetzbuch §§ 232 u. 233.

langen des Verletzten neben der Strafe auf eine au denselben

zu

erlegende Shijjc22 * *)23erkannt werden. Eine erkannte Buße schließt die Geltendmachung eines weiteren

Entschädigungsanspruches aus. 22) Für diese Buße Haftes die zu derselben Verurteilten als Ge­

samtschuldner. 24)25 26 27 § 232.

Die Verfolgung leichter vorsätzlicher, sowie aller durch

Fahrlässigkeit verursachter Körperverletzungen (§§ 223, 230) tritt nur auf Antrag ein, insofern nicht die Körperverletzung mit Übertretung

einer Amts-, Berufs- oder Gewerbspflicht begangen worden ist.22) Ist das Vergehen gegen einen

Angehörigen verübe, so ist die

Zurücknahme des Antrages zulässig.22) Die in d^n §§ 195, 196 und 198 enthaltenen Vorschriften finden

auch hier Anwendung. § 233.

Wenn

leichte

Körperverletzungen

mtt

solchen, Belei­

digungen mit leichten Körperverletzungen oder letztere mit ersteren auf

der Stelle erwidert werden,2?) so kann der Richter für beide Ange734. Auch die Vornahme eines Geschlechtsatts mit einer unbescholtenen Person kann den Bußanspruch begründen. Recht 25 Nr. 2075.

22) Für die Frage, ob auf eine Buße zu erkennen ist, sind lediglich die Be­ stimmungen des StGB, maßgebend und kommt es darauf, ob der Verletzte nach den Vorschriften des Zivilrechts einen Entschädigungsanspruch hat, nicht an. N. 10 S. 293. E. 55 S.. 188. (Einwilligung des Verletzten schließt den Bußanspruch nicht aus.) Wegen der Höhe der Buße siehe Amn. 11 b ju § 188. 23) Die Buße hat nicht den Charakter einer Strafe, sondern einer Ent­ schädigung, welche indes nicht auf die Vergütung rein vermögensrechtlicher Nach­ teile beschräntt ist, sondern jeden durch die Verätzung entstandenen körperlichen oder physischen Schaden umfaßt. R. 9 S. 171. Siehe auch GA. 39 S. 351. Eine im Zivilprozesse erstrittene Entschädigung schließt die Zuerkennung einer Buße nicht aus, kann jedoch bei Abmessung der letzteren berücksichtigt werden. E. 9 S. 223. In Form einer Rente darf nicht auf Buße erkannt werden. E. 17 S. 178. Die Zuerkennung einer Buße kann durch Vergleich ausgeschlossen werden. E. 31 S. 334. 24) Werden mehrere Personen wegen gemeinschaftlicher Körperverletzung verurteilt, so darf die Zuerkennung der Buß^ nicht von der Feststellung ab­ hängig gemacht werden, welchem der Täter die Körperverletzung zur Last fällt. E. 7 S. 12.

25) Körperverletzungen, die ein Geistlicher in Ausübung der Kirchenzucht begeht, sind ohne Antrag Verfolgbar. GA. 61 S. 333. 26) Die Zurücknahme ist zulässig gegenüber dem Täter, aber nicht dem Begünfttger gegenüber, der ein Angehöriger ist. E. 28 S. 125.

27) Zu den eine Kompensatton zulaffendenKörperverletzungen gehören auch fahrlässige, deren Erfolg kein schwerer gewesen. GA. 46 S. 179. Dagegen ist bei Mißhandlungen aus § 340 die Kompensatton ausgeschlossen. E. 6 S. 433. Ebenso R. 4 S. 709.

Verbrechen und Vergehen wider die persönliche Freiheit §§ 234 u. 235»

149

schuldigte,99) oder für einen derselben eine der Art oder dem Maße nach mildere oder überhaupt keine Strafe eintreten laßen.

18. Abschnitt. § 234.

Verbrechen und vergehen wider die persönliche Freiheit.

Wer sich eines Menschen durch Stft,99) Drohung oder

Schw.

Gewalt bemächtigt, um ihn in hilfloser Lage auszusetzen oder in Sklaverei, Leibeigenschaft oder in auswärtige Kriegs- oder Schiffs­

dienste zu bringen, wird wegen Menschenraubes mit Zuchthaus bestraft. § 235.

Wer eine minderjährige Person durch ßtft,99) Drohung

oder Gewalt ihren Eltern/9) ihrem Bormunde9') oder ihrem Pfleger entzieht/9) wird mit Gefängnis bestraft.99)

28) Auch bei einem Strafunmündigen. Colmar v. 25. Jan. 13, DStZ. 4 S. 97 u. Naumburg v. 10. Juli 26, DRZ. 18 Nr. 538. 29) Nicht jedes heimliche Handeln ist schon List, es gehört dazu ein gewisser Grad Von Schlauheit und Verbergen der zur Ausführung zu gebrauchenden Mittel. 8^ 8 S. 465. E. 17 S. 90. JurW. 53 S. 305. 30) Bei Fällen, wo das zu schützende Recht ausnahmsweise nur einem Elternteile gebührt, versteht das Recht unter Eltern nur letzteren. LZ. 8 S. 193. Deshalb kann das Vergehen auch von einem Teile gegen den anderen begangen -werden. R. 8 S. 465 u. E. 22 S. 166. Vgl, auch GA. 37 S. 211 auch dann, wenn einem der Eltern die Sorge für die Person des Kindes durch einstweilige Verfügung übertragen ist. E. 48 S. 325. Zu den Eltern gehören Uuch die Adoptiveltern. LK. Anm. 4. 31) Eine uneheliche Mutter handelt nicht rechtswidrig, wenn sie ihr Kind mit Gewalt an sich nimmt und in ihre Wohnung bringt, um es dem Bornrund, der es anderweitig untergebracht hat, zu entziehen. DIZ. IIS. 1151 u. GA. 53 S. 287. 32) Die Entziehung im Sinne des Gesetzes dauert so lange, als der Minderjährige der gesetzlichen Beaussichttgung und Einwirkung entrückt ist. R. 9 S. 102. Es genügt dazu auch ein bloßes Bersteckthalten, E. 17 S. 90. Als Entziehung gilt jede Kränkung, Verletzung, Beeinträchtigung u. Vereitelung des Erziehungsrechts u. das Wort „entziehen" hat nur eine Beseittgung der früh. Verbindung zum Inhalt. E. 24 S. 133; aber eS genügt nicht eine kurze Störung, nicht eine vorübergehende, dem väterlichen Willen widersprechende Unterbringung. BayObLG. LZ. 22 S. 417. Die Erwartung der Genehmigung des Berechttgten schließt den Tatbestand des § aus. GA. 60 S. 82. Rechts­ widrig handelt die eheliche Mutter, welche das gemeinschaftliche Kind der elterlichen Gewalt des Vaters entzieht48 S. 427. § 235 setzt nicht voraus, daß die entzogene Person einer anderen Gewalt unterworfen wird. E. 18 S. 273. In demselben Erkenntnis wird ausge­ sprochen, daß derjenige, welcher mit der der berechttgten Gewalt entzogenen Person die Entziehung geplant und resp, der letzteren die Mittel zur Selbstent­ ziehung verschafft hat, als Täter und nicht bloß als Gehilfe anzusehen ist. Treffen die Merkmale aus § 235 u. § 237 zusammen, so liegt ideale Konkurrenz, nicht Gesetzkonkurrenz vor. Die angewendete Gewalt muß aber nach der Absicht des Täters das Mittel zum Zwecke der Entziehung gewesen sein. E. 29 S. 199. 331 Siehe auch § 76 JWG. S. 69 dieses Buchs.

Schöff.

m. Strafgesetzbuch §§ 236—239.

150

Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann auf Geldstrafe er­ kannt werden. Geschieht die Handlung tu der Absicht, die Person zum Betteln

oder zu gewinnsüchttgen oder unsittlichen Zwecken oder Beschäftigungen

zu gebrauchen, so tritt Zuchthaus biS zu zehn Jahren ein.

Schott

§ 236.

Wer eine Frauensperson wider ihren Willen durch

Drohung oder Gewalt entführt, “) um sie zur Unzucht zu bringen, wird

mtt Zuchthaus bis zu zehn Jahren und, wenn die Entführung begangen wurde, um die Entführte zur Ehe zu bringen, mtt Gefängnis be­

straft.

Die Verfolgung tritt nur auf Antrag cüi.86)

Schütt

§ 237.

Wer

eins minderjährige,

unverehelichte88) Frauens--

Person mit ihrem Willen, jedoch ohne Einwilligung ihrer Eltern, ihreVormundes oder ihres Pflegers entführt,87) um sie zur Unzucht88)

oder zur Ehe zu bringen,88 a) wird mit Gefängnis bestraft. Die Verfolgung tritt nur auf Antrag etn.37 34)38 35 39 36 § 238.

Hat der Entführer die Entführte geheiratet, so findet

die Verfolgung nur statt, nachdem die Ehe für nichtig erklärt worden ist.

Schott

§ 239

Wer vorsätzlich M) und widerrechtlich *°) einen Menschen ein-

34) Entführen liegt vor, wenn die Frauensperson an einen Ort gebracht ist, wo 1ie der Bestimmung der Verfügungsberechtigten entzogen und der Will­ kür eines anderen preisgegeben ist. E. 6 S. 292 u. E. 29 S. 404. Ein bloßes Überreden, psychisches Beeinflussen ist kein Entführen. Recht 9 S. 436, GA.52

S. 399. Vgl. auch E. 39 S. 214; ebensowenig, wenn die Frauensperson der betreibende Teil war. JurW. 38 S. 297. 35) Antragsberechtigt ist die Entführte. Der § 238 findet auch auf diesen Fall Anwendung, dagegen nicht auf den Fall des § 235. R. 10 S. 692. 36) Die Entführung einer minderjährigen Eheftau ist aus § 237 nicht straf­ bar. Desgl. nicht die Entführung einer Witwe oder geschiedenen Ehefrau. Olshausen Anm. 3d. greint 12. 37) Anm. 34. Es handelt sich hier um ein Dauerdelikt. Die Antragsftist beginnt erst mit dem Tage, an dem das Schutzrecht aufhört. E. 43 S. 285. 38) Die Entführung einer minderjährigen Frauensperson ist nicht bloß dann strafbar, wenn dieselbe erfolgt, um die Entführte erst zur Unzucht zu ver­ führen, sondern auch dann, wenn die Entführung nur zu dem Zwecke geschah, um ein begonnenes unzüchtiges Verhältnis fortzusetzen. E. 16 S. 391. Daß die Entführte geschlechtlich unbescholten ist, ist kein Erfordernis. E. 29 S. 404. Die den Entführer und die Entführte begleitende Anstandsdame ist als Gehilfin anzusehen. JurW. 37 S. 381. 38 a) Auch dann, wenn die beabsichtigte Eheschließung in die Zeit nach Erreichung der Volljährigkeit der Entführten fallen soll. E. 58 S. 276. 39) Dies bedingt, daß der Täter sich der Unrechtmäßigkeit seines Handelns bewußt gewesen ist. Die Freiheitsberaubung kann als Mittel der Notwehr straflos sein, R. 9 S. 471 n. GA. 46 S. 200. Die Freiheitsberaubung kann auch durch eine Unterlasiung begangen werden. E. 24 S. 339 u. DIZ. 13 S. 764. (Zugführer hatte unterlassen, die Tür des Abteils zu öffnen.) Im

Berbrechen und Vergehen wider die persönliche Freiheit § 239.

151

sperrt") oder auf andere Weise des Gebrauches der persönlichen Frei­ heit beraubt,48) wird mit Gefängnis oder mit Geldstrafe bestraft.

Wenn die Freiheitsentziehung über eine Woche48e) gedauert hat, oder wenn eine schwere Körperverletzung des der Freiheit Beraubten durch

die Freiheitsentziehung oder die ihm während derselben widerfahrene

Behandlung verursacht worden ist, so ist auf Zuchthaus bis zu zehn Fahren zu erkennen.

Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt

Gefängnisstrafe nicht unter Einem Monat ein. Ist der Tod des der Freiheit Beraubten durch die Freiheitsent­ ziehung

oder

die

ihm während

derselben

widerfahrene Behandlung

Falle berechtigter Selbsthilfe ist der dolus ausgeschlossen. Gleichgültig ist, ob der Betroffene sich des Zustandes bewußt ist. E. 7 S. 259. 40) Unter allen Umständen muß die Freiheitsberaubung objekiv widerrecht­ lich sein. E. 13 S. 426. Soweit der Vermieter nach § 565 BGB. die Entfernung der Sachen verhindern darf, ist auch eine vorübergehende Freiheitsbeschränkung durch Einsperrung nicht unstatthaft. Recht 9 S. 684 u. JurW. 37 S. 581. Auf die besonderen Zwecke, welche er sonst dabei verfolgt hat, kommt es nicht an. R. 6 S. 481. Duldet ein Dienstherr oder dessen Vertreter die widerrechtliche Einsperrung eines Dritten durch die Dienstboten, so kann darin eine Beihilfe zu dem Delikt gefunden werden. GA. 39 S. 443. Die vorläufige Festnahme (§ 127 StPO.) ist nicht durch die straftechttiche Verfolgbarkeit des Festgenommenen bedingt. Vorsätzliche Freiheitsberaubung liegt dann vor, wenn die Grenzen der auf vorläufige Festnahme zustehenden Befugnis widerrechtlich und wissentlich überschritten sind R. 10 S. 139. Der­ jenige, welcher zum Zwecke der Feststellung der Person einen andern, welchen er als Zeugen für einen Vorfall benennen will, zur Polizei sistieren läßt, handelt auch dann nicht widerrechtlich, wenn er diese Sistierung durch Täuschung eines Beamten bewirkt. R. 8 S. 204. Der Ehemann, welcher seine Ehefrau zwingt, ihm in seine Wohnung zu folgen, macht sich der Freiheitsberaubung schuldig. Recht 7 S. 366. 41) Der Tatbestand der Einsperrung setzt voraus, daß der Eingesperrte die Freiheit entweder gar nicht oder doch nur nach Überwindung besonderer

Schwierigkeiten wiedererlangen kann. Eine bloße ohne Schwierigkeit zu über­ windende Beschränkung der freien Bewegung genügt nicht. E. 6 S. 231 u. E. 8 S. 219. Das Bewußtsein des Betroffenen von der Freiheitsberaubung ist nicht erforderlich. E. 61 S. 239. R. 7 S. 657. Der Rechtspflicht zur Öffnung eines abgeschlossenen Raumes muß sich der Täter bewußt sein. Recht 19 Nr. 1453. 42) Die Dauer der Freiheitsberaubung resp. Einsperrung ist für die Vollen­ dung der Tat einflußlos, doch wird eine nur ganz momentane Hinderung der freien Bewegung nicht genügen. Siehe E. 2 S. 292, E. 7 S. 259 u. E. 33 S. 234. Jedenfalls aber muß die Aufhebung der persönl. Freiheit eine voll­ ständige sein. E. 6 S. 231. Ist jemand auf die Strafanzeige eines andern verhaftet, so macht sich der Anzeigende strafbar, wenn er es unterläßt, von der Beseitigung der Verdachtsgründe Mitteilung zu machen. DIZ. 8 S. 154. Mittelbare Täterschaft ist möglich. Recht 31 Nr. 187. 42a) Hot die Freiheitsentziehung noch nicht über eine Woche gedauert, war aber der Vorsatz auf solche Dauer gerichtet, so ist wegen Versuchs zu be­ strafen. E. 61 S. 179.

Scbw.

152

in. Strafgesetzbuch § 240,

verursacht worden, so ist auf Zuchthaus nicht unter drei Jahren zu

erkennen.

Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Gefängnis­

strafe nicht unter drei Monaten ein.

Schöffe

§ 240.

Wer einen anderen widerrechtlich") durch Gewalt")

oder durch Bedrohung") mit einem Berbrechen oder Bergehen zu 43) Widerrechtliche Nötigung liegt vor, wenn ein Verhalten durch ein Mittel erzwungen wird, das zu diesem Zwecke unerlaubt ist. Ob das, was erzwungen werden soll, widerrechtlich ist, kommt nicht in Bettacht. E. 60 S. 3. Die Widerrechtlichkeit kann Lurch Notwehr und durch zivilrechtlich gestattete Selbsthilfe ausgeschlossen sein. R.7 S. 216. Vgl. auch 6.33 S. 248 u. E. 36 S. 131. Nicht widerrechtt. handelt, wer sich der Störung in Aus­ übung seiner Dienstbarkett erwehrt. BahObLG. v. 1. Dezbr. 25, DIZ. 31 S. 460. Bon Notwehr kann aber niemals gegenüber Anordnungen der Obrig­ keit die Rede sein. E. 22 S. 300 u. E. 25 S. 150. Der Meter ist nicht zu gewaltsamer Abwehr des Vermieters berechtigt, wenn dieser zwecks Verhinderung der Entfernung von Gegenständen die Wohnung besichtigt. (§ 809 BGB.) Recht 9 S. 200. 44) Die Gewalt muß sich gegen die Person richten. Durch Gewalt an Sachen kann Nötigung verübt werden, wenn dieselbe geeignet ist, mittelbar auf die Person einzuwirken. R. 5 S. 438, E. 20 S. 354. Zum Begriff der Gewalt ist die Überwindung eines Widerstandes der vergewalttgten Person nicht erforderlich, überhaupt nicht ein körperliches Zugreifen. R. 8 S. 188; DIZ. 28 S. 372. Ob der Genöttgte die Gewalt hätte überwinden oder sich hätte derselben entziehen können, ist unerheblich. E. 13 S. 49 u. E. 7 S. 269. Ls genügen vielmehr alle Handlungen, die von der Person, gegen die sie un­ mittelbar oder mittelbar gerichtet sind, als ein nicht nur seelischer, sondern körperlicher Zwang empfunden werden. E. 45 S. 156, E. 60 S. 158, E. 61 S. 156. Auch eine gegen eine dritte Person verübte Gewalt ist ausreichend, wenn sie dazu geeignet und bestimmt ist, den Berfügungsberechttgten zu einer Duldung, Handlung oder Unterlass ung zu nötigen, ebenso wie auch die Bedrohung gegen einen Dritten gerichtet sein kann. R. 10 S. 37.—Gewalt ist gefunden in dem Wegreißen einer Sache, um sie als Pfand für eine Forderung zu behalten, GA. 37 S. 280, ferner darin, daß der Vermieter dem Mieter die Klinke von der Tür genommen, so daß diese von außen nicht zu öffnen ist, selbst dann, wenn sich der Mieter zur Zeit der Tat in der bett. Stube befindet, GA. 39 S. 215 (siehe aber GA. 49 S. 281); oder darin, daß der Vermieter die Sachen seines Meters eigenmächtig auf den Flur schafft. E. 61 S. 156; in dem Ausheben der Fenster einer Wohnung, R. 4 S. 858 u. R. 5 S. 438; in dem Ausheben einer Tür. R. 8 S. 188; in der Entfernung der Sicherung aus dem Zähler der eleltr. Lichtleitung. Danzig LZ. 22 S. 922. 45) Ob die Bedrohung ernstlich gemeint war, ist unerheblich. Es genügt die Annahme des Drohenden, daß der Bedrohte sie für ernstlich gemeint halten werde. E. 2 S. 286. Das Bewußtsein des Täters, daß die Drohung geeignet gewesen sei, vom Bedrohten für ernstlich gemeint gehalten zu werden, bedarf einer besonderen Feststellung nur dann, wenn dasselbe ausdrücklich bestritten ist. GA. 37 S. 365 u. des. E. 32 S. 102. Eine wirkliche Einschüchterung wird nicht vorausgesetzt. GA. 47 S. 468. Die Besorgnis vor Verwirklichung der Bedrohung braucht nicht die ausschließliche Ursache der vom Täter angestrebten Handlung zu sein. DIZ. 16 S. 540. Die Drohung kann darin gefunden werden, daß der Ver­ letzte in die schwarze Liste der säumigen Zahler ausgenommen wird, doch ist hierbei zu prüfen, ob der Täter in Wahrnehmung berechtigter Interessen ge-

Bedrohung § 241.

Diebstahl § 242.

153

einer Handlung, Duldung oder Unterlassung nötigt,*6*) wird mit Ge­ fängnis bis zu Einem Jahre oder mit Geldstrafe bestraft.

Der Versuch ist strafbar. § 241.

Wer einen anderen mit der Begehung eines Verbrechens*6)

er.

bedroht,*?) wird mit Gefängnis bis zu sechs Monaten oder mit Geld­

strafe bestraft.

19. Abschnitt. § 242

Diebstahl und Unterschlagung.

Wer eine fremde*6) bewegliche*6) Sache66)

eirrem an-

handelt hat. E. 37 S. 104 u. JurW. 36 S. 405 u. 406. Ein strafbares Ver­ gehen z. B. strafbare Beleidigung ist erforderlich. JurR. 2 Nr. 1992. Der Bedrohte braucht mit dem Genötigten nicht identisch zu sein. R. 3 S. 318. Die Drohung tarnt auch durch die Ankündigung eines von einem Dritten zu verübenden Verbr. oder Berg, bewirkt werden, E. 27 S. 307, aber es muß feststehen, daß der Drohende in der Lage gewesen ist, auf den Dritten eine Einwirkung auszuüben. E. 24 S. 151. Daß die Drohung sich dem Be­ drohten oder Drohenden als ein Vergehen oder Verbrechen darsiellt, ist nicht er­ forderlich. E. 55 S. 265.

45 a) Gegenstand der Nötigung ist nicht nur die Beeinflussung der WillenSbetättgung, sondern auch der Willensentschließung. E. 48 S. 346. Nötigung kann auch mittels Bedrohung mit Begehung des Vergehens der Nötigung verübt werden. Recht 27 Nr. 100. 46) Die Arides Verbrechens braucht nicht ausdrücklich festgestellt zu werden. E. 4 S. 326.

47) Der Drohende muß zum mindesten das Bewußtsein haben, seine Drohung könne die Befürchtung der Verwirklichung derselben Hervorrufen, doch ist es nicht erforderlich, daß der Bedrohte sich in seiner Rechtssicherheit gefährdet erachtet; es genügt, wenn die Drohung objektiv geeignet ist, den Rechtsftieden des Bedrohten zu stören. E. 4 S. 10, Bei bloßen Verwünschungen ist dies nicht der Fall. E. 32 S. 102. Eine Drohung kann auch durch konkludente Hand­ lungen zum Ausdruck gebracht werden und schließt die Beifügung einer Be­ dingung das subjektive Schuldmoment nicht aus. Siehe E. 20 S. 180. Die Drohung, in rücksichtsloser Ausübung des Notwehrrechts jemand erschießen zu wollen, ist nicht strafbar". GA. 49 S. 265. Eine nur bedingte Bedrohung kann ihren strafbaren Charakter aber dann verlieren, wenn die zur Bedingung gesetzte Handlung des Bedrohten im Falle ihrer Vornahme als eine unrechtmäßige er­ scheinen würde, durch welche der Drohende in Notwehr gesetzt würde. Recht 10 S. 66. Die Drohung muß stets zur Kenntnis des Bedrohten gelangen. R. 1 G. 73; und zwar mit dem Willen des Drohenden. KG. v. 18. Juni 25, DIZ. 30 S. 1747. 48) Zum Tatbestände des Diebstahls gehört eine fremde Sache; von der strafbaren Wegnahme eigener Sachen handelt der § 289. In jedem Falle entscheiden über die Frage, ob die Sache eine fremde oder Eigentum des Täters ist, die Vorschriften des Zivilrechts. R. 5 S. 792. Der Eigentümer kann an den Früchten seines verpachteten Gutes einen Diebstahl verüben, GA. 21 S. 543 u. 547; ebenso der Miteigentümer an der gemein­ schaftlichen Sache, R. 6 S. 239 (doch trifft dies nicht auf Diebsgenossen zu, R. 7

sehöff

154

in. Strafgesetzbuch § 242.

beten5!) in bet Absicht wegnimmt,5*) biefelbe sich rechtswidrig zu­ zueignen,55) wird wegen Diebstahls") mit Gefängnis bestraft."*) S. 79). Holzdiebe, die das ihnen abgenommene Holz sich später wieder an­ eignen. begehen einen neuen Diebstahl. R. 7 S. 597. Bei derelinquierten Sachen ist der Tatbestand deS Diebstahls auSgeschloffen. R. 3 S. 174, z. B. an Hausmüll, insofern sich die Hausbewohner an ihm deSEigentums begeben haben. E. 48 S. 121. Durch Verpfändung und Beschlag­ nahme (Konkursverfahren) geht das Eigentum nicht verloren. E. 20 S. 428. E. 23 S. 71. E. 39 S. 414. 49) Die Sache muß eine bewegliche sein, jedoch sind die Vorschriften des Zivilrechts über Unbeweglichkeit hier nicht entscheidend. GA. 26 S. 442. 50) ES muß sodann eine Sache fortgenommen sein. Objett des Diebstahls kann jeder körperliche Gegenstand sein, ohne daß derselbe einen bestimmten Wert zu haben braucht, so z. B. das Waffer in einer Röhrenleitung, R^ 8 S. 350. E. 47 S. 324. BayObLG. DIZ. 32 S. 1701; ferner Leuchtgas, R. 3 S. 14 (auch durch vertragswidrige Umgehung des Zählers. Recht 26 Nr. 1021); die auS einem Eisenbahnwagen tropfende Flüssigkeit. DStZ. 8 S. 245; Eis in einem öffentlichen Wasserlauf, KG. GA. 52 S. 96; endlich auch Schriftstücke, Schuldscheine rc. GA.64 S. 373. Die Entziehung elektrischer Arbeit ist strafbar nach dem RGes. v. 9. April 1900 (sub Nr. V). Über Ab- und Rückleitung von

Heizdampf siehe E. 44 S. 335. Die Wegnahme von Sparkassenbüchern zu dem Zweck, einen Teil des Guthabens abzuheben, ist nach ständiger Rechtsprechung des RG., E. 22 S. 2, E. 26 S. 151, E. 55 S. 59, Diebstahl auch dann, wenn der Täter die Absicht hatte, das Buch wieder zurückzugeben. A. M. LK. Anm. II1 c. Die Feststellung eines mit dem Diebstahl sachlich zusammenhängenden Betrugs ist aber unzulässig. E. 39 S. 239 (anders bei quittierten Postanweisungen. E. 49 S. 406). Hat sich das Sparkassenbuch bereits in dem Gewahrsam des Täters befunden, so liegt in der Abhebung des Geldes Unterschlagung. E.43 S. 17. Be­ trug liegt vor, wenn ein Sparkassenangestellrer unter der Vorspiegelung, daß entsprechende Anträge von den wirtlichen Gläubigern gestellt seien, sich deren Guthaben auszahlen läßt. Recht 3 Nr. 474. Die Vernichtung der entwendeten Sparkassenbücher ist nicht auch noch aus § 274 Nr. 1 strafbar. E. 35 S. 64, wohl aber die Urkundenfälschung, die durch Änderung des Namens des Buch­ inhabers begangen wird. Recht US. 1338. 51) Die Sache muß aus dem Gewahrsam eines anderen wegge­ nommen werden. Ob dies der Fall ist, entscheiden nur die strafrechtlichen Begriffsbesttmmungen, nicht die Vorschriften des BGB. GA. 47 S. 441. E. 52 S. 143. Auch das Besitzdienerverhältnis (§855 BGB ) kommt für die Frage, ob sich die Sache in eigenem oder fremden Gewahrsam befindet, nicht in Betracht. Recht 12 Nr. 1889. — Auf die Rechtmäßigkeit der Verfügung kommt es nicht an. Auch dem Diebe gegenüber kann Diebstahl begangen werden. DStZ. 7 S. 183. Recht 28 Nr. 1171. Der Gewahrsam geht so lange nicht verloren, als der Inhaber den Willen hat, denselben festzuhalten und auch in der Lage ist, die tatsächliche Herrschaft aus­ zuüben. R. 1 S. 818.. Eine versteckte Sache bleibt im Gewahrsam des Ver­ steckenden. E. 53 S. 175; desgl. eine im Eisenbahnwagen vergessene Sache, wenn dem Inhaber das Verbleiben der Sache nicht entschwunden war. E. 38 S. 444. A. M. LK. Anm. 1, 2. An verlorenen Sachen ist auch der Gewahr­ sam verloren. Frank Anm. V. Übergibt jemand einen beweglichen, ver­

schlossenen Kasten einem andern zur Aufbewahrung, so verliert er den Gewahr­ sam, selbst wenn er den Schlüssel behält in dem Falle, in dem er ohne Zu-

Schwerer Diebstahl § 242.

155

stimmung des Verwahrers nicht zu dem Behältnis gelangen kann. E. 47 S. 210. Der Verwahrer erlangt aber nicht den Gewahrsam, wenn er über den Inhalt des Kastens nur dadurch verfügen kann, daß er ihn gewaltsam öffnet. Der Inhaber einer Wohnung begeht somit Diebstahl, wenn er aus dem dort auf­ gestellten Gasautomaten Geld entwendet. E. 45 S. 249. Ob der Mieter eines möblierten Zimmers an den darin befind!. Sachen Gewahrsam erlangt, hängt von dem Willen des Vermieters ab. Bei Vermietung durch Gastwirte ist die Abficht, Mitgewahrsam zu behalten, anzunehmen. Erk. v. 26. Septbr. 07 u. v. 1. Juli 19, LK. Anm. 2. An einer zu einem Nachlaß gehörigen Sache ist ein Diebstahl nur dann möglich, wenn dieselbe sich zur Zeit der Wegnahme in Gewahrsam eines Dritten befindet. § 857 BGB. ist für die Anwendung des § 242 bedeutungslos. E. 34 S. 252. Vor dem Tode begangener Diebstahl u. Unterschlagung von Nachlaß­ sachen können nicht im Fortsetzungszusammenhang stehen. E. 58 S. 228. Bezüglich des Diebstahls an entlaufenen Tieren siehe E. 21 S. 341 u. GA. 38 S. 63. Ob Tauben dem freien Tierfange unterliegen, bemißt sich nach AM. §§ 111—113 I 9, §40 d. FPO.H. l.Novbr. 47. Im Sinne dieser Vorschriften befinden sich Tauben im Freien und find fangbar auch dann, wenn sie sich in einen fremden Schlag verfliegen. Für die Frage des Besitzes ist es gleichgültig, ob sie die Gewohnheit der Rückkehr aufgegeben haben; hier ent­ scheidet nur, ob die tatsächliche Gewalt in nicht vorübergehender Weise verloren wurde. E. 48 S. 384. KG. v. 24. Septbr. 26, JurR. 2 Nr. 2398. (Vgl. Anm. 89 zu § 303.) So auch bei Katzen. E. 50 S. 183. Auch bei zuge­ flogenen Hühnern. LZ. 13 S. 603. Ob die Wegnahme von Wild aus Gehegen Diebstahl oder Jagdvergehen ist, hängt ganz von den tatsächlichen Berhältniffen ab. Siehe E. 26 S. 218 u.insbes.Dalcke-Delius, Jagdr.S. 14. Bei Tier­ gärten kommt es nicht auf die Größe an, sondern darauf, ob das Gebiet derart fest umhegt ist, daß dem Wilde der Wechsel in andere Bezirke unmöglich ge­ macht werde. E. 42 S. 75; sowie darauf, daß das Einhegen sich als eine dem Eigentumserwerb dienende Besitzergreifung aller eingeschloffeneu Tiere darstellt, nicht lediglich bem Waldeigentümer die künftige Ergreifung er­ leichtern soll. E. 60 S. 273. Siehe auch Celle v. 4. Novbr. 12, GA. 62 S. 202. Das KG. unterscheidet zwischen Tiergärten, unter denen nur kleinere Flächen zu verstehen sind, wo die Tiere zu anderen als Jagdzwecken gehalten werden, und großen eingehegten Revieren, wo das Wild nur Jagd­ zwecken dient. KG. v. 8. Febr. 16, DIZ. 21 S. 995. Johow 49 S. 355. Der Wilderer erwirbt kein Eigentum, auch nicht der Dritte bösgläubige Erwerber. E. 39 S. 427. Der Jagdberechtigte erlangt ei« in der Falle gefangenes Tier mit dem Augenblick des Fangens, ohne daß er davon weiß. Dalcke-Delius S. 8. Siehe auchE. 29 S. 216. Ein Diebstahl an abgeworfenen Hirschstangen ist ausgeschlossen, weil dieselben nicht in Gewahrsam eines anderen sind. GA. 37 S. 211 u. Dalcke-Delius, Jagdr. S. 67ff. Die in einem Tiergarten abgeworfenen Stangen gehen ohne besonderen Aneignungsatt in das Eigentum des Jagdeigentümers über. KG. v. 1. Dezbr. 10, DIZ. 16 S. 221. Dienstboten begehen an den Sachen der Herrschaft, welche sich in den ihnen zugewiesenen Räumen befinden, einen Diebstahl, R.3 S. 711; ebenso die Ver­ käufer an den im Laden befindlichen Waren. E. 21 S. 16 u. E. 2 S. 1. (Es liegt übrigens auch Untreue in Jdealkonturrenz vor. Recht 8 S. 340 u. GA.H1 S. 360.) Aber die Kassiererin eines Warenhauses begeht durch Ent­ wendung vonGeld auS der Kasse Unterschlagung. Rostock HRR. 1928 Nr. 572. Einen Diebstahl begeht ferner der Förster an geschlagenem Holze aus dem seiner Aufsicht anvertrauten Walde, E. 5 S. 181; der Arbeiter an dem im Arbeits­ raume befindlichen Arbeitsmaterial, R. 7 S. 303; der Kommis durch die Weg-

156

III. Strafgesetzbuch § 242.

nähme der von ihm vereinnahmten Gelder aus der Ladenkaffe, E. 30 S. 88; desgl. wer ein auf dem Fußboden eines Gastzimmers liegendes, von einem Gast verlorenes Portemonnaie aufnimmt und sich aneignet, Recht 7 S. 216; oder wer sich eine auf einem Bahnsteig oder Bahnstrecke verlorene Sache aneignet. E. 54 S. 231. Recht 25 Nr. 1527. 52) Die Sache muß weg genommen sein, der Diebstahl setzt also ein Ergreifen u. Erlangen des Gewahrsams bzw. der Verfügungsgewalt über die Sache seitens des Täters voraus. Doch ist der Wille des Täters die Sache seinem Vermögen körperlich einzuverleiben, nicht erforderlich. E. 47 S. 147. Es genügt, daß der Täter einen anderen veranlaßt und in Stand setzt, die Sache unmittelbar zu ergreifen. JurR. 1 Nr. 1701, DIZ. 31 Nr. 453. Es macht keinen Unterschied, ob der Täter die Aufhebung des Gewahrsams eines andern selbst bewirtt, oder durch einen gutgläubigen Dritten, den er als Werkzeug be­ nutzt. E. 53 S. 180. Gestattet ein Dienstbote, der für seinen Dienstherrn Kohlen anfährt, einem Dritten die Wegnahme von Kohlen, so liegt ein gegen den Dienstherrn verübter Diebstahl nicht vor, weil ihm die Kohlen nicht weg­ genommen sind. GA. 44 S. 43. Die Wegnahme kann vollendet sein, auch ohne daß eine Entfernung der Sache aus den Räumen des bisherigm Inhabers ftattfindet. LZ. 8 S. 181. E. 52 S. 75. Auch in dem Anlocken und Mit­ nehmen eines umherlaufenden Hundes kann eine Wegnahme gefunden werden. Recht 13 Nr. 3014. Zur Wegnahmehandlung kann auch das Beiseiteschieben eines Hinderniffes (Fortführen des Wachhundes) gehören. E.53 S. 217. Weg­ nahme kann ferner sein das Herausnehmen von Frachtstücken auS dem Be­ förderungsgange, um zu eigenem Vorteile durch Versendung an andere zu ver­ fügen. DIZ. 30 S. 111. Ob bei der „Verschiebung" von Elsenbahngut mittels falscher Frachtbriefe Diebstahl oder Betrug vorliegt, hängt davon ab, welches der Grund für den Gewahrsamsverlust des bisherigen Inhabers ist. DRZ. 16 S. 322. 53) Die Wegnahme muß in der Absicht rechtswidriger Zueig­ nung geschehen sein, E. 5 S. 218. Eine besondere gewinnsüchtige Absicht ist nicht erforderlich. E. 25 S. 172. Liegt sie aber vor, kann gemäß §27a außer­ dem auf Geldstrafe erkannt werden. Es genügt, daß der Täter die Sache ihrem Sachwert nach seinem Vermögen zuführt, indem er sie dem Dritten zur wirt­ schaftlichen Ausnutzung überträgt. E. 40 S. 10. E. 57 S. 166. Der er­ forderliche dolus liegt z. B. auch dann vor, wenn die Sache mit dem Bewußtsein der Rechtswidrigkeit zur Deckung einer Forderung weggenommen worden ist, E. 1 S. 193, E. 25 S.172; ebenso dann, wenn der Käufer die nur gegen Barzahlung verkauften Sachen ohne Zahlung wegnimmt. E. 1 S. 289. Wer ein fremdes Automobil benutzt, begeht an dem zu seinem Betriebe erforder­ lichen Benzin einen Diebstahl. GA. 54 S. 420. BayObLG. v. 2. Juli 26, DIZ. 31 S. 1426; es sei denn, daß er sich der Zueignung des Brennstoffs nicht bewußt gewesen ist. JurW. 57 S. 238. Durch das Mottv der Selbsthilfe wild die Rechtswidrigkett und das Bewußtsein derselben nicht ausgeschloffen. DIZ. 8 S. 82; auch nicht ohne weiteres durch die Wertlosigkeit der Sache. E. 44 S. 208. Ob bei Mitnahme von Gefangenenkleidern rechtswidrige Zueignung anzunehmen ist, ist eine tatsächliche Frage. R. 6 S. 443. In der Wegnahme behufs Weitergabe an einem Dritten liegt nicht ohne Weiteres eine Zueignung. LZ. 13 S. 901, wohl aber in der Wegnahme behufs Verkaufs an den Eigen­ tümer. E. 57 S. 199. Eine sichere Kenntnis des A. von der Rechtswidrigkeit ist nicht notwendig, es genügt, daß er mit ihrer Möglichkeit rechnet. E. 49 S. 140. Dagegen ist die Absicht der rechtswidrigen Zueignung als ausgeschlossen anzusehen, wenn die rechtswidrige Wegnahme lediglich in der Absicht erfolgte,

Schwerer Diebstahl § 243.

157

Der Versuch ist strafbar.^ § 243

Auf Zuchthaus bis zu zehn Jahren ist zu erkennen, wenn

die Sache zu vernichten. R. 4 S. 537. E. 35 S. 355 u.,JurR. 3 Nr. 193; ferner dairn, wenn der Dieb nur gestohlen hat, um sich sofort selbst anzu­ zeigen und in das Gefängnis zu kommen. R. 6 S. 536 f ebenso, wenn die Wegnahme nur erfolgte-, um die Sache als Pfand bis zur Befriedigung wegen einer Forderung zurückzubehalten. R. 3 S. 453 u.E. 12 S. 88; ja selbst dann, wenn die Wegnahme von Geld in der Absicht erfolgte, damit eine begründete Forderung zu decken. E. 2 ©.184. Ebenso ist die diebische Absicht ausgeschlossen, wenn es sich bei der Wegnahme nur um Zwecke des Gebrauchs handelt und nicht die Absicht vorliegt, dem Eigentümer die Verfügung über die Sache zu entziehen. E. 24 S. 22. Besteht der Verdacht des turtum usus, so ist aufzuklären, ob der A. den Gegenstand, so lange er für ihn Wert hatte, benutzen, ihn dann aber an beliebiger Stelle zurücklassen und dem Zugriff jedes Dritten preisgeben wollte. Recht 28 Nr. 364. Diebstahl begeht auch, wer eine fremde Sache verarbeitet und dadurch vollständig vernichtet, um daraus Gegenstände für seinen eigenen Bedarf herzustellen, wenn er auch letztere nach Benutzung im Gewahrsam deS Eigentümers der ursprünglichen Sache zu lassen gedenkt. JurR. 3 Nr. 1866.Keine diebische Absicht liegt ferner vor bei der Wegnahme und Vernichtung einer Urkunde, um ein Beweismittel zu beseittgen. GA. 42 S. 29. Die Verfügung, die der Täter mit der gestohlenen Sache vornimmt, Ver­ kauf, Beschädigung, Fälschung eines gestohlenen Schecks ist als straflose Nachtat anzusehen, es sei denn, daß der Täter in andere strafrechtlich geschützte Rechts­ güter der nämlichen oder einer anderen Person eingreist. E. 60 S. 371. E. 54 S. 80. R. 10 S. 488. 54) Bei allen tatsächlichen Voraussetzungen des Diebstahls ist der Tat­ bestand eines solchen doch unter gewissen Umständen ausgeschlossen. Dies ist der Fall, wenn § 370 Nr. 5 StGB, oder die Vorschriften des Forstdiebstahlsges. oder des F. u. FPG. zutreffen. Soll eine dieser Handlungen gleichwohl als Diebstahl bestraft werden, so müssen diejenigen Momente, welche die Anwendung der gedachten Spezialgesetze ausschließen, ausdrücklich sestgestellt werden. R. 5 S. 793. Siehe auch Amn. 60 zu § 370 Nr. 5.

Das Abhauen und Entwenden von Ästen bereits gefällter Bäume im Walde ist Diebstahl. E. 25 S. 393. Desgl. die Wegnahrne in Gärten aufgestellter Topfpflanzen. E. 26 S. 101. Ebenso ist die Entwendung von Stücken einer zer­ brochenen Einfriedigung nicht ohne weiteres nach § 26 Nr. 4 des F. u. FPG., sondern als Diebstahl zu bestrafen. E. 26 S. 367. Desgl. ist unbefugte An­ eignung von Mineralien auS den Halden (Ges. v. 26. März 56. GS. S. 203) Diebstahl. R. 10 S. 543. 55) Das Eindringen in ein befriedetes Besitztum ist noch kein Versuch, wohl aber wenn der Dieb sich zur Zeit der Dunkelheit in einen Raum einschleicht, um eine bestimmte Sache zu stehlen. E. 54 S. 182; wenn er durch alle Stock­ werke auf den Boden geschlichen ist. E. 54 S. 254; wenn er versucht, den Pförtner zu bestechen, um Einlaß zu gewinnen. E 55 S 191wenn er auf das Trittbrett eines fahrenden Güterwagens springt, E. 54 S. 328. Versuch liegt auch vor, wenn der Täter ihm zur Ansicht vorgelegte Gegenstände in die Hand nimmt, um einen davon zu stehlen. E. 55 S. 244. Das Einver­ ständnis des Gewahrsaminhabers mit der Wegnahme schließt den Versuch nicht aus, wenn es dem Täter unbekannt war. E. 53 S. 336.

Schöff.

158

IIL Strafgesetzbuch § 243.

1. aus") einem zum Gottesdienste bestimmten Gebäude Gegen­

stände gestohlen werden, welche dem Gottesdienste gewidmet"') sind; 2. aus"*') einem Gebäudes oder umschlosienen Raume") mittels

Einbruch-,") EinfteigeuSfl0) oder Erbrechens60*) von Behältnissen")

gestohlen wird;") 56) Der Dieb braucht daS Gebäude nicht betreten zu haben. E. 29 S. 70. — Die an eine Kirche angebaute Sakristei ist Bestandteil der Kirche. E. 45 S. 243. 56 a) Hierzu gehören Altarkerzen in kathol. Kirchen. E. 53 S. 144. 56 b) Nicht ist erforderlich, daß der Täter von außen her in das Gebäude gelangt oder die gestohlene Sache wegbringt. DStZ. 4 S. 87. E. 30 S. 388. 57) Gebäude ist ein unbewegliches, mit dem Erdboden in fester Verbindung stehendes Bauwerk, von einem solchen räumlichen Umfange, daß der Eintritt von Menschen möglich ist. E. 7 S. 263. Hierunter fällt, auch eine Bahnhofshalle (selbst mit durchgehenden Geleisen). E. 55 S. 153; ferner eine in die Um­ fassungsmauer eingebaute Warenauslage. G. 54 S. 211. Ein Neubau, dem die Bedachung fehlt, ist fein Gebäude. E. 49 S. 51. Auch Schiffe gehören nicht hierher. E. 4 S. 433. 58) Umschlossen ist ein Raum, wenn er mit einer Einfriedigung versehen ist, die bestimmt und geeignet ist, das unbefugte Eindringen dritter Personen abzuhalten. E. 54 S. 20; daher auch eine Pferdekoppel, wenn sie letzteren Zwecken dient. Recht 25 Nr. 1738, aber nicht, wenn die Umwehrung lediglich den Zweck hat, daS Ausbrechen des ViehS zu verhindern. DStZ. 9 S. 177. Daß un­ verschlossene Eingänge vorhanden sind, hebt den Begriff nicht auf, vorausgesetzt, daß das Einsteigen für den Dieb ein Mittel war, um den Diebstahl auszuführen. R. 2 S. 649*«. R. 4J5. 696, E. 32 S. 141. Abgeschlossene Räume im Innern eines Gebäudes gehören nicht hierher, R. 1 S. 379; ebensowenig Schiffe, R. 5 S. 413, Recht 30 Nr. 967 oder Fischbehälter. E. 50 S. 73; auch nicht Räume, die so klein sind, daß ein Mensch nicht hinein kann. R. 5 S. 71 u. 4 S. 852; auch nicht eine Glasveranda. GA. 64 S. 549. — Ob die Umschließung in fester Verbindung mit dem Erdboden steht ober beweglich ist, ist für den Begriff des um­ schlossenen Raumes ohne Bedeutung. R. 8 S. 267. Daher gehört hierher auch eine Baubude, selbst wenn sie auf Rollen beweglich ist. E.54 S. 211. Die Um­ schließung kann auch ein Flußlauf bilden. GA. 47 S. 437. Ob der Täter wußte, daß zur Zeit der Latein Eingang unverschlossen war, ist gleichgültig. E. 7 S. 263. vgl. auch R. 8 S. 207. Es ist ohne Bedeutung, ob der Dieb glaubt, ein Berschlußmittel sei nicht befestigt und lasse sich ohne Kraftanwendung beseitigen. R. 10 S. 253. Es ist unerheblich, ob der Dieb in dem Gebäude, aus dem er gestohlen hatte, Wohnung hatte. E. 39 S. 1,04. Vgl. Anm. 74. 59) Einbruch ist eine mit Gewalt dewirtte Öffnung, die aber weder

eine Zerstörung oder Beschädigung der Substanz, noch auch einen besonderen Aufwand von Kraft bedingt. E. 4 S. 353. Ein Zurückschieben des Riegels durch Einfügen eines Messers ohne Anwendung von Gewalt und Beschädigung der Berschlußmittel ist kein Gnbruch. R. 7 S. 724. Einbruch kann in dem gewaltsamen Aufbrechen einer unverschlossenen Tür gefunden werden. R. 5 S. 387; auch in dem gewaltsamen Öffnen des Zugangs bei Anwendung eines zur Öffnung ordnungsmäßigen Mittels. GA. 54 S. 70. Einbruchsdiebstahl liegt auch vor, wenn der Täter die gewaltsame Aufhebung der äußeren Um­ schließung von Innen desselben aus bewirkt, alsdann aber die Wegnahme der Sache von außen durch die hergestellte Öffnung ausgeführt hat. E. 41 S. 66.

Schwerer Diebstahl § 243.

159

Es ist auch nicht einmal erforderlich, daß der Täter zur Ausführung des Dieb­ stahls hineinlangt, indem z. B. das Tier, dessen Wegnahme beabsichtigt, selber durch die Öffnung in das Freie gelangt. E.56 S. 48. Dagegen sind die Voraus­ setzungen von Nr. 2 nicht gegeben, wenn der Dieb in einem Gebäude unter An­ wendung des richtigen Schlüssels, den er vorher in einem andern Gebäude mittels Einbruchs gestohlen hat, einen Diebstahl begeht. E. 40 S. 94 (vgl. Anm. 63); auch nicht, wenn der Dieb,''um sich den Ausgang zu ermöglichen, eine ins Freie führende Tür erbricht. E. 55 S. 210. Versuch liegt vor, wenn der Täter die Fensterscheibe mit einer Masse be­ streicht, um das Klirren zu verhüten. E. 54 S. 35. 60) Einsteigen setzt voraus, daß der Täter von außen in das Innere des Gebäudes oder umschlossenen Raumes auf zum Eintritte regelmäßig nicht bestimmten Wege gelangt ist. E.3 S. 173 u. E.6 S. 187. Dies ist der Fall, wenn der Dieb durch ein Fenster einsteigt, das der Bestohlene nur vorüber­ gehend alS Notzugang benutzt hat E. 59 S. 171. Einsteigen setzt nicht not­ wendig eine steigende Tätigtett der Füße, wohl aber die Überwindung eines entgegenstebenden Hindernisses voraus. Daher gilt auch unter Umständen ein Ein kriechen als Einsteigen. R. 7 ©.10; aber nicht das Überfliegen mittels Flugzeugs. LK. Anm. III 5. Einkriechen durch eine Lucke gilt als Einsteigen dann, wenn .sich aus der Lage, den Größenverhältnissen oder anderen Eigen­ schaften der Öffnung Schwierigkeiten ergeben. Recht 18 Nr. 710. Auf ein bestimmtes Maß der durch die Überwindung eines Hindernisses bedingten

Schwierigkeit des Eintritts kommt es nicht an. JurW. 53 S. 1736. Das Beiseiteschieben einer Latte ist keine Beseitigung eines Hindernisses. DIZ. 8 S. 430. Das Durchkriechen durch eine nur 3 Fuß vom Erdboden entfernte Öff­ nung in einen Zaun ist Einsteigen, selbst wenn diese Öffnung zuweilen von dem Berechtigten selbst als Durchgang benutzt wird. GA. 41 S. 267. Das bloße Emporsteigen an einem Gebäude und Hineinlangen, um zu stehlen, ist kein Ein­ steigen, denn immer muß das Eintreten des Täters in das Innere verlangt werden. E. 4©. 175. Läßt der Täter einen ohne Vorsatz handelnden Dritten einsteigen und be­ wirkt er durch dessen Vermittelung den Diebstahl, so kann er selbst nicht wegen Diebstahls mittels Einsteigens bestraft werden. E. 24 S. 86. Daß das Gebäude oder der Raum zur Zeit des Einsteigens unverschlossen gewesen, ist bedeutungslos. R. 5 ©. 516. 60 a) Erbrechen und Einbruch unterscheiden sich nicht voneinander. Ein Erbrechen liegt auch vor, wenn das Behältnis unbeschädigt geblieben ist. E. 44 ©. 74. Erforderlich ist aber entweder eine Gestaltveränderung oder die Auf­ hebung eines mehr oder weniger festen Zusammenhanges. GA. 53 ©. 66. DaS Merkmal des Erbrechens wird nicht dadurch beseitigt, daß das Erbrechen die naturgemäße Eröffnungsart ist. GA. 5?©. 203. Erbrechen liegt in dem gewalt­ samen Heben des Deckels eines verschlossenen Korbes. GA. 42 ©. 35: in dem gewaltsamen Beiseiteschieben eines die Türöffnung versperrenden Schranks. E. 60 ©. 378 ; in dem gewaltsamen Höfen von Verschlußschrauben einer Gas­ leitung. Recht 31 Nr. 1529; ja selbst in dem Auftrennen der Naht eines Kleidungsstückes. GA. 41 ©. 287. Diebstahl von Federn aus einem Deckbett fällt nicht unter diesen §. GA. 56 ©. 228. E. 20 S. 165. 61) B e h ä l t n i s ist ein verschließbarer Raum, der entweder als Teil eines Gebäudes oder für sich allein eine zur Aufnahme und Verwahrung von Gegen­ ständen bestimmte Räumlichkeit (Sache) darstellt. E. 30 S. 207. Ein Bilder­ rahmen gehört also nicht hierher, wohl aber ein zugebundener Sack, R. 1 ©. 832; eine zugeknöpfte Gesäßtasche, DIZ. 18 S. 356, GA. 60 ©. 277 ; eine Lohn­ düte, DIZ. 19 ©. 101; ein abgeschlossener Raum im Innern eines Gebäudes,

160

HL Strafgesetzbuch § 243.

3. der Diebstahl dadurch bewirkt wird, daß zur Eröffnung ®2fc)

etzreS Gebäudes

oder

der Zugänge

eines

umschlossenen Raume-,

oder zur Eröffnung der im Innern befindlichen Türen oder Behättuiffe falsche Schlüssel") oder andere zur ordnungsmäßigen Eröffnung

nicht bestimmte Werkzeuge"«) augewendet werden; R. 4 S. 193; ein Briefumschlag, E. 54 S. 295; eine WafferleitungSröhre, E. 30 S. 288. Ob das Behältnis ganz von dem Gebäude umschloffen wird, oder ob ein Teil aus dem Gebäude hervorragt (z. B. ein Gasrohr), ist uner­ heblich. R. 6 S. 587. In jedem Falle aber ist erforderlich, daß daS Behältnis in dem Innern eines Gebäudes oder umschlossenen Raumes erbrochen worden ist. E. 7 S. 419. Ein vor dem Laden angebrachter, nicht eingemauerter Schau­ kasten befindet sich nicht innerhalb des Gebäudes. Recht 14 Nr. 615. (Siehe Sinnt. 57.) Das Behältnis muß sich zur Zett des Erbrechens noch im Gewahrsam des Bestohlenen befunden haben. Recht 16 Nr. 954; es ist jedoch nicht gerade nötig, daß das Behältnis in demselben Raume erbrochen wird, in welchem geswhlen ist, es genügt vielmehr, daß das Erbrechen in einem zu dem Gebäude, in welchem gestohlen, gehörigen umfriedeten Raume erfolgt ist. R 6 S. 687. ' 62) Jy allen Fällen dieses § gehört zum Tatbestände, daß der Einbruch, das Einsteigen rc. gerade zum Zwecke des beabsichtigten Diebstahls dorgenommen ist, nicht aber zu irgend einem anderen Zwecke. R. 3 S. 163; Plen.Erk. E. 14 S. 312. Doch braucht das Erbrechen^von Behältnissen nicht lediglich zu Diebstahlszwecken vorgenommen sein. E. 53 S. 262. Dem nach Vollendung Les Erbrechens ejnlretenden Teilnehmer kann der Erschwerungsgrund nicht zu­ gerechnet werden. JurW. 53 S. 1436. . 62 a) Die Entwendung von Gegenständen aus Automaten mittels Einwurfs von Metallplatten anstatt Geldmünzen ist kein schwerer Diebstahl. E. 34 S. 45, auch nicht der durch Zurückbiegen der Sperrfeder bewirtteDiebstahl. Recht 11 S. 71. 63) Vorausgesetzt wird em wirklicher Verschluß mittels Schlosses, dessen Öffnung mittels eines Schlüssels oder eines anderen bestimmten Werkzeuges

erfolgen muß. Eine Schließvorrichtung, welche sich mit der bloßen Hand öffnen läßt, gehört nicht hierher. R. 6 S. 516, auch nicht das Eröffnen eines FasseS mittels Bohrers. Recht 7 S. 23. Siehe aber Anm. 68. Ein falscher Schlüssel ist jeder, welcher nicht zur Eröffnung des Schlosses bestimmt ist, also auch derjenige, welcher verloren oder gestohlen und später durch einen neuen ersetzt worden ist.- E. 5 S. 17 (doch muß auch dem gestohlenen Schlüssel, namentlich, wenn, er von dem Eigentümer nur vermißt wird, die bisherige Bestimmung entzogen sein. E. 52 S. 84); ferner das zweite Exemplar eines Schlüssels, welchen der Eigentümer bei Vermietung eines verschlossenen Raumes ohne Wissen des Meters zurückbehalten hat. E. 11 S. 436. Siehe auch E. 40 S. 80. Nicht nur der Eigentümer, sondern auch der berechtigte Inhaber einer Wohnung kann einen verlorenen Schlüssel burch einen neuen ersetzen, so daß dadurch der erstere die Eigenschaft eines falschen-Schlüssels er­ langt. R. 10 S. 341. Dies ist aber nicht der Fall, wenn ein mchtberechtigter Inhaber (z. B. Geselle im Gegensatz zum Arbeitgeber) den Schlüssel ersetzt. DIZ. 10S. 1172. — Ein sog. Hauptschlüssel ist, wenn er auch mit für das ge­ öffnete Schloß bestimmt war, kein falscher Schlüssel. GA. 39 S. 57; auch nicht der Schlüssel zu dem eigenen Vorhängeschloß des Diebes, das er anstatt des bisherigen angebracht hat. JurW. 53 S. 306. Diebstahl mittels falscher Schlüssel liegt auch dann vor, wenn der Täter den falschen Schlüssel durch einen gutgläubigen Dritten anwenden läßt. R. 4 S. 689; ferner auch dann, wenn

161

Schwerer Diebstahl § 243. 4. auf einem

öffentlichen Wege, einer Straße, einem öffentlichen

Platze,") einer Wasserstraße64 * * * )* *oder * * * *einer ** Eisenbahn,"h) oder in einem Postgebäude") oder dem dazu gehörigen Hofraume, oder auf einem

Eisenbahnhofe65 •) 66 eine 67 68 zum Reisegepäck") oder zu anderen Gegenständen

der Beförderung 6T) gehörende Sache mittels Abschneidens oder AblösenS der Befestigungs- oder Berwahrungsmittel,") oder durch Anwendung der Dieb zunächst mit Hilfe eines falschen Schlüssels ein Behältnis öffnet, aus diesem den Schlüssel entnimmt und mit letzterem das Behältnis öffnet, aus welchem er Geld stiehlt. E. 40 S. 153. Es ist nicht notwendig, daß die Öffnung

des Verschlusses gerade vom Schlüsselloche aus erfolgt. E. 27 S. 285. 63 a) Dieses Merkmal setzt eine Einwirkung auf das Schließwerk eines Schlosses oder einer schloßartigen Vorrichtung voraus. E.52 S. 321. E. 53 S. 277. Wird die Öffnung in der Weise bewirkt, daß von dem.richtigen Schlüssel

mit Hilfe eines anderen Instruments (Zange) ein ordnungswidriger Gebrauch gemacht wird, so liegt der Tatbestand des § (zur Eröffnung nicht bestimmte Werk­ zeuge) vor, E. 29 S. 388, aber nicht dann, wenn ein Schraubenschlüssel zur Öffnung des Leitungshahnes der Wasserleitung-benutzt wird. GA.49 S. 128. 64) Auch ein im Privatbesitze befindlicher Platz ist ein öffentlicher, wenn dem Publikum allgemein der Zutritt gestattet ist. R. 6 S. 149. Siehe auch Anm.42 zu § 116 u. E. 21 S. 370. 64 a) Offene See ist keine Wasserstraße. E. 33 S. 57, aber ein dem öffent­ lichen Verkehr dienender Landsee. Recht 25 Nr. 1532. Ob ein Gewässer als Wasserstraße anzusehen, hängt davon ab, ob der Verkehr auf ihm allgemein frei­ gegeben ist. E. 33 S 371. 64 b) Hierunter fallen nicht Privatanschlußgleise. E. 48 S. 285; auch nicht Verladestellen, die Private unterhalten. Recht 22 Nr. 1632. 65) Hierzu gehören auch solche Gebäude, in denen einzelne bestimmte Räume dem Postbetrieb unmittelbar dienen. E. 49 S. 279. Wird in einem Postgebäude ein Diebstahl dadurch verübt, daß die als Umhüllung von Sachen dienende Leinwand zerschnitten wird, so treffen sowohl Nr. 2 als Nr. 4 dieses 8 zu. R. 8 S. 536. 65 a) Er muß wie die Eisenbahn gleichfalls für den allgemeinen öffentl. Verkehr-bestimmt sein. JurW. 53 S. 1737. 66) Zum Reisegepäck gehören alle Sachen, gleichviel ob sie Eigentum des Reisenden oder des Fuhrmanns sind, und es ist auch ohne Bedeutung, zu welchem Zwecke sie dienen. E. 6 S. 394. A. M. LK. Anm. 2 a. Doch müssen sich die Sachen auf dem Transportmittel zu dem Zweck befinden, um nach dem Willen ihrer Inhaber von dem einen Ort nach dem anderen befördert zu werden. E. 43 S. 317. 67) Dahin gehört jeder Gegenstand, welcher zum Zwecke der Weiterbeför­ derung an einen der im § genannten Orte gebracht ist, und es ist gleichgültig, ob derselbe einem Bediensteten übergeben ist. E. 13 S. 243; oder ob der betreffende Waggon dem Empfänger zur Verfügung gestellt ist. Recht 11 S. 195; oder auch ob der Gegenstand sich auf einem besonders hierfür bestimmten oder geeigneten Transportmittel befindet. Deshalb gehört auch hierher das Geld, das der Kutscher eines Milchwagens vereinnahmt hat. R. 4 S. 693; auch der auf einem Kraft­ wagen befindliche Ersatzgummireifen. E. 54 S. 194; ferner der zum Unterhalt der Fahrtteilnehmer dienende Proviant. DStZ. 8 S. 368. 68) Hier wird eine gewisse Gewalttätigkeit vorausgesetzt, so z. B. Zerschneiden eines Sackes. R. 3 S. 699. Das Anbohren eines Fasses. Recht 13 Nr. 2863.

Dalcke, Strafrecht.

21. Aust.

(1928.)

11

HL Strafgesetzbuch § 243.

falscher Schlüssel oder anderer zur ordnungsmäßigen Eröffnung nicht

bestimmter Werkzeuge gestohlen wird; 5. der Dieb oder einer der Teilnehmer am Diebstähle bei Be­

gehung der Tat Waffen bei sich führt;•*) 6. zu dem Diebstahle mehrere7") Mitwirken,7*) welche sich zur

fortgesetzten Begehung von Raub oder Diebstahl verbunden7Ä) haben, oder 7. der Diebstahl zur Nachtzeit7^ in einem bewohnten Gebäude, in welches sich der Täter tu diebischer Absicht eingeschlichen,7^) oder DaS Zertrümmern einer Fensterscheibe des Eisenbahnpostwagens. Recht 25 Nr. 1531. Selbst das einfache Ablösen ohne jede Verletzung der Substanz, R. 4 S. 279, so z.B. das bloße Ablösen einer Gepäckmarte durch Anfeuchtung, R. 4 S. 597, ferner das bloße Aufbinden der Befestigungsmittel. R. 5 S. 286. Auch das bloße Abstreifen des Bindfadens von einem Pakete genügt. E. 21 S. 429. Siehe aber E. 35 S. 431. In dem Offnen eines Wagenkastens kann der Tatbestand nicht gefunden werden, aber in dem Öffnen eines Plaidriemens. GA. 44 S. 383. 69) Die Bestrafung aus § 243 Nr. 5 setzt voraus, daß sich der Dieb bei Ausführung der Tat bewußt war, daß er Waffen bei sich führe. E. 12 S. 69. „Waffe" ist hier nicht im technischen Sinne zu verstehen. R. 5 S. 558. Es ge­ nügt, daß der Täter die Waffe in seinem Handbereich hat. E. 55 S. 17. Un­ erheblich ist es, ob der Täter zum Waffentragen befugt ist. E. 54 S. 195. Daß der Dieb die Absicht gehabt haben müffe, von der Waffe ev. gegen Menschen Ge­ brauch zu machen, ist nicht notwendig. E. 29 S. 228. 70) Zwei Personen genügen. E. 16 S. 173. 71) Mitwirken setzt nicht voraus, daß jeder Beteiligte ein Tatbestandsmerk­ mal des Diebstahls hervorbringt; wie die Mittäterschaft, so kann die Mitwirkung auch in Handlungen gefunden werden, welche sich als Beihilfe, so sogar als bloße Borbereitungshandlungen qualifizieren. R. 6 S. 644. Erfordernis ist aber, daß eine Mehrheit von Personen sich zur Ausführung von nach Zahl und Indi­ vidualität unbestimmt gelaßenen Diebstählen verbunden hat. E. 25 S. 421; aber nicht, daß die Reihenfolge der Beteiligung im voraus bestimmt ist. E. 52 S. 209. 72) Ein gewerbsmäßiges Verüben von Raub oder Diebstahl ist nicht er­ forderlich, R. 4 S. 567, wohl aber die Verbindung zu mehreren selbständigen Diebstählen. Kein Bandendiebstahl, wenn die Diebe sich nur zu einem einzigen in Fortsetzungszusammenhang begangenen Diebstahl verbunden haben. E. 16 S. 173. E. 56 S. 90. LZ. 19 S. 46. Indes genügt schon die Verbindung für eine gewisse, auch kürzere Zeit, z.B. für einen Jahrmarttstag. R. 5 S. 776, u. GA. 38 S. 187. — Es genügt auch die Vereinigung der Täter zu einer be­ stimmten Art von Diebstählen. E. 47 S. 341. Es ist auch der Bandendiebstahl gegen denselben Eigentümer (z. B. gegen den Staat, Stadtgemeinde usw.) möglich. E. 52 S. 211. Beihilfe begeht nur der, wer nicht Mitglied der Bande ist. Erk. v. 9. Oktbr. 24, LK. Anm. zu Nr. 6. 73) Nachtzeit ist die Zeit der Dunkelheit; sie ist nicht auf die Zeit der nächt­ lichen Ruhe beschränk. E. 3 S. 209. 74) Zum Einschleichen gehört nur ein möglichst heimliches und geräusch­ loses Eintreten, E. 5 S. 400, vgl. auch N. 5 S. 581 u. R. 6 S. 274. Daß zwischen dem Einschleichen und der Ausführung der Tat ein gewisser Zwischen­ raum liegt, ist nicht notwendig. E. 2 S. 223 u. E. 4 S. 127. Auch das Ab­ passen einer besonderen Gelegenheit zum Einichleichen ist nicht notwendig. R. 7

163

Rückfalldiebstahl § 244.

in welchem er sich in gleicher Absicht verborgen hatte, begangen wird, akich wenn zur Zeit des Diebstahls Bewohner in dem Gebäude nicht Einem bewohnten Gebäude werden der zu einem be­

anwesend sind.

wohnten

Gebäude

gehörige

umschlossene

Raum

und

die

in

einem

solchen befindlichen Gebäude jeder Art, sowie Schiffe, welche bewohnt

werden^leichgeachtet.

Sind mildernde Umstände vorhanden,

so tritt Gefängnisstrafe

nicht unter drei Monaten ein.76 * *)77 * * * * * * * * 75 § 244

Wer im Jnlarrde 78‘) als Dieb,")

einem Räuber

mals

Räuber oder

gleich

oder als Hehler bestraft"'7) worden ist, darauf aber­

eine dieser Handlungen begangen

bestraft worden

ist,78)

wird,

wenn

er

hat,

und

einen

wegen

einfachen

derselben Diebstahl

S. 302. Vgl. auch E. 32 S. 310; ein Einschleichen innerhalb des Gebäudes genüg! nicht, wenn der Zutritt nicht in diebischer Aüsichi geschehen war. Recht 15 Nr. 1846. Ob der Diebstahl mittels Einschleichens auch von einem Mitbewohner verübt werden kann, wie dies Recht 7 S. 242 annimmt, mag zweifelhaft sein, jedenfalls kann sich ein Bewohner des Nebengebäudes in Las Hauptgebäude einschleichen. E. 55 S. 170. — Auch dadurch wird der Tatbestand nicht ausgeschlossen, daß das Einschleichen zum Zwecke einer Entwendung (§ 370 Nr. 5) geschieht und dann andere Sachen gestohlen werden. E. 9 S. 297. — Das Einschleichen in diebischer Absicht ist Versuch, nicht Borbereitungshandlung. E. 38 S. 177. 75) Im Falle der Beihilfe ist die Mindeststrase 23 Tage Gefängnis. E. 46 S. 303. 75 a) Auch wenn der Sitz des Gerichts jetzt nicht mehr zum Deutschen Reich gehört. E. 57 S. 374. 76) Ob als Täter oder wegen Anstiftung, Beihilfe oder wegen Versuchs, ist gleichgültig. R. 2 S. 243 u. GA. 38 S. 441. Die Bestrafung wegen Be­ günstigung kommt nur in Betracht, wenn die letztere vor der Tat zugesagt war. R.5 S. 417. Vgl. R. 4 S. 40. Auch eine von den Militärgerichten verhängte Sttafe begründet den Rückfall. E. 10 S. 330. Eine Bestrafung wegen Dieb­ stahls findet auch gemäß § 17 u. § 4 derMetallgesetze (unter XXIllaii. XXIIIb) statt. Vorbestrafungen ans §§ 248 a, 3706 oder wegen Entwendung aus dem Feld- u. Forstpoltzeigesetz (XII) u. aus dem Forstdiebstahlsgesetz (XI) begründen nicht den Rückfall. 77) Gerade auf hie Bestrafung, nicht auf die Verurteilung kommt es an; Rückfall liegt deshalb nur vor, wenn die ftühere Sttafe entweder ganz oder zum Teil verbüßt ist. R. 6 S. 527. Anrechnung der Untersuchungshaft istSttafverbüßung. E.52 S. 191. Auch Tilgung der Strafe durch freie Arbeit §28 b. Die Verurteilung gilt nicht mehr im Sinne dieses § als Besttafung, wenn der Vermerk über die Verurteilung im Sttafregister gelöscht ist. § 5 des Ges. v. 9. April 1920 (Anhang V). Doch muß die Tilgung auch wirklich erfolgt sein. Tilgungsreife genügt nicht. E. 56 S. 75, ebenso DStZ. 9 S. 355, Recht 27 Nr. 10,84. A. M. Recht 25 Anm. zu Nr. 2943. BayObLG. v. 1. Mai 23, DIZ. 28 S. 439. Vgl. Anm. 4 sub Anhang V. Strafen für Taten von Personen unter 14 Jahren verlieren die rückfallbegründende Kraft nach §§45,46JGG. 78) Ztzr Feststellung des Rückfalles genügt die Angabe mit den Worten deS Gesetzes nicht, die einzelnen Vorbestrafungen müsien vielmehr angegeben werden. R. 3 S. 636. R. 5 S. 47. Es genügt auch nicht die Feststellung, daß der

Schöff.

164

m. Strafgesetzbuch §§ 245 u. 246.

(§ 242) begeht, mit Zuchthaus bis zu zehn Jahren, wenn er einen schweren Diebstahl (§ 243) begeht, mit ^Zuchthaus nicht unter zwei

Jahren bestraft.

Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt beim einfachen Diebstahl Gefängnisstrafe nicht unter drei Monaten, beim schweren Dieb­ stahl Gefängnisstrafe nicht unter Einem Jahre ein.

§ 245.

Die Bestimmungen des § 244 finden Anwendung, auch

wenn die früheren Strafen nur teilweise verbüßt oder ganz oder teil­ weise erlassen13 a) sind, bleiben jedoch ausgeschlossen, wenn fett der Ber-

büßung's») oder dem Erlasse der letzten Strafe 7bcj bis zur Begehung deS neuen Diebstahls zehn Jahre verflossen sind.n)

Schott.

§ 246.

Wer eine frembe80 * *) * *bewegliche * * * * * * * *Sache,"«) * * * * * * 79 die er in Besitz

Täter wegen Rückfalldiebstahls bestraft ist. Dresden, LZ. 22 S. 76. Rückfall kann nicht mit der Begründung verneint werden, daß dessen Voraussetzungen sich nicht feststellen lassen. Recht 30 Nr. 2583. Der rückfällige Dieb kann nur bestraft werden, wenn er bei der Begehung das Borliegen der Rückfallsvoraussetzungen gekannt hat. E. 54 S. 274. Recht 27 Nr. 1067. A.M. LK. Anm.6. KG. DRZ. 20 Nr. 216 u Hamburg DRZ.19 Nr. 745. Ist aber der Rückfall zu Unrecht sestgestellt, muß Wiederaufnahme des Ver­ fahrens stattfinden. R. 7 S. 225. 78 a) Der Erlaß der ersten Strafe muß der zweiten Tat vorangegangen sein. Siehe E. 54 S. 274. 78 b) Verbüßt ist die Vorstrafe erst mit der gänzl. Verbüßung der Gesamt­ strafe. Dies gilt auch für verhängte Zusatzsttafen. E. 60 S. 206. 78 c) Hierunter fällt auch die im Gnadenwege erfolgte Umwandelung einer kriminellen Sttafe in eine Schulstrafe. GA. 53 S. 71. Bei vorläufig Entlasienen beginnt die Verjährung erst mit dem Ablauf der festgesetzten Sttafzeit. GA. 55 S. 229; bei der sog. bedingten Begnadigung erst mit dem Gnadenakt, durch den die Strafe endgültig erlaßen wird. Recht 17 Nr. 2815. 79) Es komnrt, um die Anwendung des § 244 auszuschließen, nur darauf an, daß zwischen der letzten Sttafe und dem neu abzuurteilenden Diebstahle mehr als zehn Jahre liegen. Die Zwischenräume zwischen den früheren Vor­ strafen sind gleichgülttg. E. 1 S. 246. Bei einer fortgesetzten Tat läuft die Frist bis zur Begehung der ersten Einzelhandlung. E. 50 S. 243. 80) Ob eine fremde Sache vorliegt, ist nach den Regeln des bürgerlichen Rechts zu beurteilen. E. 3 S. 35. E. 22 S. 354, unter Umständen also nach dem Zivilrecht des Auslandes. E. 27 S. 135. Eine zur Sicherung über­ eignete Sache ist für den Veräußerer eine fremde, mag er auch für sie die Gefahr zu tragen haben. E. 61 S. 65. Es macht sich der Unterschlagung schuldig der Konkursverwalter, der das bei einer Auktion gelöste Geld vom Auktionator durch einen Dritten abholen und durch denselben sofort zur Deckung einer persönlichen Schuld seinem Gläu­ biger überbringen läßt. GA. 42 S. 392; der Gesellschafter nach Auslösung einer offenen Handelsgesellschaft an von ihm eingebrachten Sachen, wenn er vor der endgültigen Auseinandersetzung über sie verfügt. E. 27 S. 11 ; der Beamte, der das ihm lediglich zur Heizung seiner Dienstwohnung mit dem Verbot des Verkaufs übergebene Deputatholz verkauft, E. 1 S. 75; ein Bank-

Unterschlagung § 246. oder Gewahrsam8') hat, sich rechtswidrig ^uetgnct,82)

165

wird wegen

beamter, der eigenmächttg Wertpapiere der Bank durch einen gutgläubigen Be­ amten seinem Konto gutschreiben läßt. JurR. 1 Nr. 1933; der öffentlich bestellte Versteigerer, der das von den Nnsteigerern bezahlte Geld für sich ver­ wendet. E. 57 S. 247. Der Empfänger eitler Zahlung, wenn der Zahlende sich über den Wert der in Zahlung gegebenen Stücke geirrt hatte, indem er z. B. statt eines Hundert- einen Lausendmartschein gegeben. R. 8 S. 43 u. GA. 45 S. 266; der mit der Einlösung eines sog. Kaffenschecks Beauftragte, wenn er das erhaltene Geld für sich verwendet. E. 54 S. 185. DRZ. 16 S. 322; der Kellner, der für seinen Tienftherrn eingenommenes Geld sich aneignet, GA. 50 S. 288. Köln DRZ. 19 Nr. 874. (Nach E. 34 S. 39 auch der Kellner, der das Bier auf eigene Rechnung verkauft. A. M. Frank Anm. II 2c u. LK. Anm. 13 a. E. zu § 266). Hat jemand versehentlich zuviel Geld ausbezahlt er­ halten, so kann die Weigerung das noch beseffene Geld zurückzugeben, den Tat­ bestand der Unterschlagung begründen. Recht 27 Nr. 1391. Für die Frage, ob übergebenes Geld für den Täter eine fremde Sache war, ist entscheidend, ob es mit dem Willen, das Eigentum daran auf ihn zu übertragen, gezahlt und seinersetts mit dem Willen, es für sich zu erwerben in Empfang genommen ist. Das Eigentum an mittels Postanweisung übersandtem Geld erlangt der, an den es die Post nach dem ihr erkennbaren Willen des Absenders auszahlen sollte. E. 26 S. 398. Eine Unterschlagung kann auch begehen ein Stellvertreter, der für einen anderen eine Sache okkupiert. E. 39 S. 179. An einer herrenlosen Sache kann keine Unterschlagung verübt werden. Eine von einem Diebe versteckte Sache ist keine herrenlose. Recht 15 Nr. 1452. Die Besitznahme eines Schatzes durch den Entdecker (§ 984 BGB.) stellt sich hinsichtlich der ganzen Sache als Unterschlagung dar. LK.Anm.4a. A. M. Olshausen Anm. 8. § 246 trifft jede rechtswidrige Zuneigung ftemder Sachen außer der im Wege fremden Gewahrsamsbruchs verübten. Recht 30 Nr. 333, LK. Anm. 3. E. 49 S. 198 DRZ. 19 Nr. 238. Recht 31 Nr. 752. Bett. Aneignung von Bernstein siehe Ges. v. 11. Febr. 24 (GS. S. 106) und bett. Gewinnung und Aneignung von Mineralien Ges. v. 26. März 56, (GS. S. 203). An von Natur zahmen oder gezähmten Tieren, die ihren Herren ent­ laufen sind, kann eine Unterschlagung verübt werden. Betr. der Tauben siehe Anm. 51 Abs. 4 zu 8 242 sowie 89 zu § 303. 80 a) 3ii den Sachen gehören auch Dokumente über Forderungen, R. 3 S. 35; Wechsel, E. 5 S. 4, und Schuldscheine. R. 7 S. 420; auch vertretbare Sachen, wenn sie als Sondersachen zurückzugeben sind. Olshausen Anm. 14. Über Aneignung von Sparkaffenbüchern siehe Anm. 50 zu § 242. 81) Zum Tatbestände der Unterschl. gehört ferner, daß der Täter die Sache in Gewahrsam hat. Übergabe des Konnoffements gewährt für sich allein

noch nicht Gewahrsam im strafrechtlichen Sinne. GA. 61 S. 126. Siehe ferner Anm. 51 zu 8 242, insbes. Abs. 1. Nicht von Bedeutung ist, ob der Täter mittelbarer Besitzer ist. JurR. 2 Nr. 527. 82) Die rechtswidrige Zueignung besteht in einer widerrecht­ lichen Disposition über die Sache, z. B. in der Ausnutzung des Sachwerts einer Urkunde (Schecks). DStZ. 3 S. 180. Es genügt das bloße Verkaufsangebot. JurR. 1 Nr. 540. A. M. Frank Anm. V. Pflichtwidrige Eigenmächtigkeit deckt sich aber noch nicht mit der Zueignung. E. 61 S 228 (234). Verpfändung ist rechtswidrige Zueignung dann, wenn der Täter mit dem Vorsatz handelt, daß infolge der Verpfändung die Sache dem Eigentümer dauernd entzogen wird oder

166

HL Strafgesetzbuch § 246.

Unterschlagung mit Gefängnis bis zu drei Jahren uud, wenn oie Sache ihm anvertraut ist,") mit Gefängnis bis zu fünf Jahren bestrast."*) werden soll. E. 26 S. 230. Unerheblich ist es, ob die Verpfandung auf den Namen des Eigentümers erfolgt. 'GA 47 S. 244 In dem Verkauf eines Pfand­ scheins liegt noch keine Verfügung über die Sache selbst. E.31 S. 437. Die Zu­ eignung kann ferner gefunden werden in der Vermischung fremden Geldes mit dem eigenen, wenn sich mit der Handlung die Absicht verbindet, über die fremden Gelder wie über eigene zu verfügen und der Täter das Bewußtsein hat, daß er damit in die Rechtssphäre des Eigentümers eingreift. E. 22 S. 230 u. E. 26 S. 437. Ist eine Trennung der vermischten Geldstücke nicht möglich, so entsteht nach 88947 Abf. 1, 948 BGB. Miteigentum, und es kann sich der Inhaber des Mfchbestandes der Unterschlagung schuldig machen, wie jeder Miteigentümer, der über die gemeinsame Sache mit Ausschluß der übrigen Miteigentümer verfügt. DIZ. 10 S. 460. JurW. 47 S. 567. Die Zueignung kann darin gefunden werden, daß der Inhaber einer fremden Sache einem Dritten die Wegnahme gestattet. R. 4 S. 129. Eine rechts­ widrige Zueignung kann in der Diskontterung eines Wechsels liegen, wenn diese ausdrücklich untersagt war. R. 1 S. 808. Der Zueignungsatt kann auch in einer bloßen entsprechenden Erttärung gefunden werden. R. 9 S. 291; auch in dem Abschluß eines Kaufvertrages. E. 17 S. 59; anders aber, wenn die Sache offen als fremde verkauft wird. DStZ. 4 S. 370. In der Vernichtung einer Urkunde zum Zwecke der Beseitigung einesBeweismittels liegt kein Zueignungsatt. GA.42 S. 29. Die Verfügung über die durch Unterschlagung erlangte Sache ist straflose Nachtat. E. 62 S. 61. Siehe Anm. 53 zu § 242 letzter Absatz. In dem Verschweigen des Besitzes liegt noch keine Aneignung, wohl aber in dessen Ableugnung. E. 5 S. 253. Auch die bloße Nichtablieferung eingezogenen ftemden Geldes ist noch kein positiver Zueignungsatt. Es müssen Umstände hinzutreten, aus denen die Absicht, über das Geld gleich dem berechttgten Eigentümer zu verfügen, in äußerlich erkennbarer Weise hervortritt. Recht 6 S. 244 u. ebenda S. 619. Dies ist der Fall, wenn ein Schenkungs­ versprechen vorliegt. Ob ein solcher Vertrag rechtliche Wirksamkeit hat, ist gleichgültig. DIZ. 9 S. 220, GA. 51 S. 54. Der dolus besteht in der Absicht der Zueignung mit dem Bewußtsein, da die Sache eine ftemde und die Zueignung eine rechtswidrige ist. E. 3 S. 184 Der dolus kann ausgeschlossen sein, wenn sich der Täter irrtümlich zur Aus rechnung für berechttgt hielt. DIZ. 12 S. 540 Der dolus ist ausgeschlossen wenn sich der Täter bewußt war, der Eigentümer werde mit der Äneignun seiner Sache einverstanden sein. E. 21 C 364. Desgl. bei rechtsirrtümliche Annahme eines Rechts auf Zueignung. E. 1 S. 290. E. 2 S. 48. Zum Be wußtsetn der Rechtswidrigkeit gehört nicht die Vorstellung, gegen ein im Inter esse der Gesamtheit erlossenes Verbot zu verstoßen. E. 61 S. 207. A. M LK. Anm. 7. Die bloße Absicht des Ersatzes schließt die Strafbarkeit nicht aus es sei denn, daß die Möglichkeit sofortiger Ersatzleistung besteht. E. 5 S. 304 n E. 14 S. 242. LZ. 22 S. 494. Dazu ist erforderlich die hindcrnisfreie Ersatz bereitschast. Recht 30 Nr. 2585. 83) Anvertrautsind solche Sachen, deren Bentz oder Gewahrsam jerntn kraft eines Rechtsgeschäfts mit der Verpflichtung erlangt hat, sie zurückzugebe« oder einem Dritten abzuliefern. E. 4 S. 386 Anvertraut sind Gelder, welch ein zum Verkauf Bevollmächtigter als Kaufpreis erhebt, und ebenso das Mündel vermögen, das der Vormund zur Verwaltung erhalten hat E. 9 S. 337

Diebstahl and Unterschlagung § 247.

167

Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann aus Geldstrafe erffannt werden.

Der Versuch ist strafbar. § 247

Wer einen Diebstahl 88 b) oder eine Unterschlagung gegen

Angehörige,") Vormünder oder Erzieher88) begeht, oder wer einer Person, zu der er im Lehrlingsverhältniffe steht,'M) oder in deren

Häuslicher Gemeinschaft

er als Gesinde 87) sich befindet,") Sachen

Micht anvertraut ist eine Sache, welche der Dieb in der Absicht späterer Beräiußerung einem andern zur Aufbewahrung übergeben hat. E. 40 S. 222. 83 a) Zum § 246 StGB, ist zu bemerken der § 9 des sog. DepotgcsetzrS v. D. 3feti 1896 (RGBl. S. 183), welcher lautet: § 9. „Wenn ein Kaufmann über Wertpapiere der im § 1 bezeichneten Art, welche ihm zur Verwahrung oder als Pfand übergeben sind, oder welche er als ^Kommissionär für den Kommittenten in Besitz genommen hat, außer dem Falle !des § 246 des StGB, zum eigenen Nutzen oder zum Nutzen eines Dritten rechts­ widrig verfügt, wird er mit Gefängnis bis zu einem Jahre und Geldstrafe oder wit einer dieser Strafen bestraft. Der gleichen Strafe, unterliegt, wer der Vorschrift des § 8 zum eigenen Mutzen oder zum Nutzen eines Dritten vorsätzlich zuwiderhandelt. Ist der Täter ein Angehöriger (§ 52 Ads. 2 des StGB.) deS Verletzten, ffo tritt die Verfolgung nur auf Antrag ein. Die Zurücknahme des Antrages ist zulässig. Der § 247 Abs. 2 u. 3 des StGB, findet entsprechende Anwendung." — Die übrigen Strafbestimmungen dieses Gesetzes sind sub IV S. 305 ab­ gedruckt. — Alsberg, Strafbare Vers, des Bankiers in LZ. 8 S. 524. Es lbraucht sich nicht um ftemde Wertpapiere zu handeln. E. 61 S. 336. Es gemügt, daß der Einkaufskommissionär die Wertpapiere für Rechnung des Kommitckenten in Besitz genommen hat. Recht 31 Nr. 2094. 83 b) auch Rückfalldiebstahl. Siehe E. 43 S. 363. 84) Nur wenn der Angehörige allein verletzt ist, bedarf es eines Strafantrags; nicht, wenn noch andere Personen verletzt sind, wie z. B. der Gewahrsamsinhaber. "Recht 18 Nr. 712. E. 26 S. 43. Sttehlt ein Angehöriger des Diebes diesem die gestohlene Sache, so bedarf es zur Verfolgung des ersteren keines Antrags. Recht? S. 434. Zu den Angehörigen gehört auch das uneheliche Kind. DIZ. 16 S. 1092. Der Angehörige braucht im Antrag nicht ausdrücklich bezeichnet zu werden. Recht 25 Nr. 2684. Der Irrtum, daß die gestohlene Sache Eigentum eines Angehörigen sei, schützt nicht vor Strafe. Recht 18 Nr. 2939. 85) Erzieher ist, wer das Erziehungsrecht in seiner Gesamtheit auszuüben hat. Der Lehrer an einer öffentlichen Schule ist nicht ohne weiteres auch Er­ zieher. E. 46 S. 344. Als Erzieher kann auch eine Person gelten, welcher die Behörde ein Kind in Pflege gegeben hat. GA. 42 S. 388. Desgl. kann ein Lehrherr eines gewerblichen Lehrlings als Erzieher angesehen werden, wenn ihm die Pflicht obliegt, die gesamte Lebensführung des Lehrlings zu überwachen. E. 35 S. 10. 86) Unter den Lehrlingen sind auch Handlungslehrlinge zu verstehen. E. 22 S. 243, auch wenn sie zugleich Stadtreisende sind. Recht 10 S. 66. Siehe auch §§ 126 ff. GewO. Das Alter des Lehrlings ist ohne Belang. GA. 48 S. 354. 87) Unter Gesinde sind nur die eigentlichen Dienstboten zu verstehen, nicht Gewerbegehilfen rc. R. 7 S. 588, E. 13 S. 14, z. B. nicht eine Hausnäherin. GA. 56 S. 89, auf einem Landgut gehört der Hirt dazu. GA. 53 S. 285. 88) Nur wenn der Diebstahl gegen den Dienstherr» oder deffen Angehörige

Schüft.

168

III. Strafgesetzbuch §§ 248 u. 248 a.

von unbedeutendem Werte ") Antrag zu verfolgen.

stiehlt

oder unterschlägt, ist nur auf

Die Zurücknahme des Antrages ist zulässig.

Ein Diebstahl oder eine Unterschlagung, welche von Verwandten

aufsteigender Linie

einem

gegen

Ehegatten gegen

Verwandle den

anderen

absteigender Linie

oder von

begangen worden ist,

bleibt

straflos, vo) Diese Bestimmungen finden welche nicht in einem

aus Teilnehmer

oder

Begünstiger,

der vorbezeichneten persönlichen Verhältnisse

stehen, keine Anwendung. 91 j § 248.

Neben der wegen Diebstahls oder Unterschlagung er­

kannten Gefängnisstrafe kann auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte, und neben der wegen Diebstahls erkannten Zuchthausstrafe aus Zu­

lässigkeit von Polizeiaufsicht erkannt werden.

ER.

§ 248a.92)

Wer

aus Not92') geringwertige926) Gegenstände

(Ehefrau) selbst verübt ist, bedarf es eines Strafantrags, nicht wenn eine in der häuslichen Gemeinschaft des letzteren befindliche Person bestohlen ist. E. 40 S. 1 u. ebenda S. 187. A. M. Frank Anm. II 2 89) Es kommt nicht einseitig auf die Vermögenslage des Lehrherrn oder des Lehrlings an. Ist die Straftat gegen Angehörige, Vormünder oder Erzieher begangen, so ist sie Antragsdelikt ohne Rücksicht auf den Wen. 90) Der § 247 ist nicht auf andere Vergehen auszudehnen; der Vater, welcher als Vormund seiner Kinder deren ihm anvertrautes Vermögen durch­ bringt, ist ttotz der Bestimmung des § 247 doch wegen Untreue aus § 266 zu bestrafen. R. 9 S. 635. 91) Auch nicht auf Hehler. E. 4 S. 83. 92) Das Verhältnis dieses Delikts zum gemeinen Diebstahl ist kein anderes, als nach feststehender Praxis für den § 370 Nr. 5 angenommen wird. Auch Fortsetzungszusammenhang wird in der Regel bei Notdiebstahl nicht angenommen werden können. KG. v. 26. Febr. 27, DIZ 32 S. 752. 92 a) Unter dem Antrieb der Not handelt der, der durch die Tat der Not steuern will. GA. 60 S. 417; aber auch derjenige, der ohne tatsächlich in wirt­ schaftlicher Bedrängnis zu sein, durch die Vorstellung, er sei in Not, zu seinem Handeln bestimmt wird. Recht 19 Nr. 264, GA. 62 S. 324. Not der eigenen Kinder genügt. LZ. 16 S. 355. Derjenige befindet sich nicht in Not, der weiß, daß er nur die Hand auszustrecken braucht, um em Unterhaltsmittel zu erlangen. GA.61 S.117, ebensowenig der, der seine Notlage nicht empfunden hat. Recht18 Nr. 145. Es muß sich um eine wirtschaftliche Not, nicht um eine sog. Eh^ennot handeln. Recht 20 Nr. 1045, GA. 63 S. 117. 92 b) Die Annahme einer Geringwertigkeit wird einer Begründung bedürftn in den Fällen, in denen sie gegenüber der allgemeinen Verkehrsauffasiung auffallend erscheint. GA.61 S. 116. Maßgebend für die Beurteilung der Frage, ob entwendete Bettäge geringwertig sind, ist die Größe der Not und Umfang desjenigen Bedürfnisses, desien Befriedigung im Hinblick auf die Er­ haltung des Täters und seiner Familie geboten ist. GA.61 S. 114. Recht 17 Nr. 1235. Nicht notwendig ist es, daß der Gegenstand geeignet ist, unmittelbar der Not abzuhelfen. E. 46 S. 265. Aucy ist es unerheblich, wenn bei der Teilung auf den einzelnen Teilnehmer nur ein geringer Wert entfällt. Recht 18 Nr. 144.

Raub und Erpressung §§ 249 u. 250.

169

entwendet92 * * c93 ) oder unterschlägt, wird mit Geldstrafe oder mit Gefängnis

bis zu drei Monaten bestraft. Die Verfolgung tritt nur auf Antrag ein.

Die Zurücknahme

des Antrags ist zulässig. Wer die Tat gegen einen Verwandten absteigender Linie oder gegen seinen Ehegatten begeht, bleibt straflos. 20. Abschnitt. Laub und Erpressung.

§ 249

Wer mit Gewalt99) gegen eine Person oder unter An­ wendung von Drohungen mit gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben eine fremde bewegliche Sache einem anderen in der Absicht wegnimmt, sich dieselbe rechtswidrig zuzueignen, wird wegen Raubes

Schöff.

mit Zuchthaus bestraft. Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Gefängnisstrafe nicht unter sechs Monaten ein.

§ 250. Auf Zuchthaus nicht unter fünf Jahren ist zu erkennen, wenn 1. der

Räuber oder einer der Teilnehmer am Raube bei Be­ gehung der Tat Waffen bei sich führt;94)95 96 97 2. zu dem Raube mehrere mitwirken, welche sich zur fortgesetzten Begehung von Raub oder Diebstahl verbunden haben;") 3. der Raub auf einem öffentlichen Wege, einer Straße, einer Eisenbahn, einem öffentlichen Platze,99) auf offener See oder einer Wasserstraße begangen wird; 4. der Raub zur Nachtzeit9T) in einem bewohnten Gebäude (§ 243 Nr. 7) begangen wird, in welches sich der Täter zur Begehung 92 c) Der Versuch ist straflos, doch muß der Vorsatz von vornherein auf Entwendung eines geringwertigen Gegenstandes gerichtet gewesen sein. E. 46 S. 265. 93) Die Drohung und Gewalt müssen das Mittel der Wegnahme ge­ wesen sein. R. 4 S. 288. Gewaltanwendung liegt schon dann vor, wenn ein auch nur beabsichtigter Widerstand verhindert werden soll. GA. 53 S. 72. Anwendung von Betäubungsmitteln fällt nicht unter den Begriff der Gewalt. E. 56 S. 87; wohl aber wenn die Anwendung gewaltsam geschieht. E. 58 ©.,98. Ein überraschendes Wegreißen von Sachen mittels teilweiser Zerstörung, bei der kein Widerstand geleistet wird, ist kein Raub. E. 46 S. 403. Zur Mit­ täterschaft ist erforderlich, daß jeder Mittäter sich selbst die Sache mit zueignen will. Itecht 30 Nr. 684. 94) Siehe Anm. 69 zu § 243 Nr. 5. 95) Siehe Anm. 72 zu § 243 Nr. 6. 96) Siehe Anm. 64 zu § 243 Nr. 4. Hierunter fällt auch ein auf der Straße begonnener, aber erst außerhalb derselben auf privatem Grund u. Boden vollendeter Raub. GA. 49 S. 133, aber nicht ein Raub, der in dem offenen Flur eines an der Straße belegenen Hauses begangen wird, wenn der zu Be­ raubende von der Straße in den Flur gelockt ist. Recht 8 S. 318. 97) Siehe Anm. 73 zu § 243 Nr. 7.

Schöff.

170

HL Strafgesetzbuch §§ 251—253. eines Raubes oder Diebstahls eingeschltchen oder sich gewaltsam

Eingang verschafft^*) oder in welchem er sich in gleicher Ab­ sicht verborgen hatte, oder

5. der Räuber bereits einmal als Räuber Räuber im Jnlande bestraft worden ist.

oder

gleich

einem

Die im § 245 ent­

haltenen Vorschriften finden auch hier Anwendung.

Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Gefängnisstrafe nicht unter Einem Jahre ein.

Scbw.

§ 251

Mit Zuchthaus nicht unter zehn Jahren oder mit lebens­

länglichem Zuchthaus wird der Räuber bestraft, wenn bei dem Raube

ein Mensch gemartert,98) oder durch die

gegen ihn verübte Gewalt

eine schwere Körperverletzung") oder der Tod l0°) desselben verursacht

worden ist.

Schöff

§ 252.

Wer, bei einem Diebstählex) auf frischer Tat betroffen,

gegen eine Person Gewalt verübt oder Drohungen mit gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben anwendet, um sich im Besitze des gestoh­

lenen Guts zu erhalten, ist gleich einem Räuber zu bestrafen.2* )13

Schöff.

§ 253.

Wer, um sich oder einem Dritten einen rechtswidrigen

Bermögensvorteil8) zu verschaffen, einen anderen4)* durch Gewalt6)* 97 a) Wird die Tat von mehreren gemeinschaftlich begangen, so genügt es, wenn einer der Mittäter den Erschwerungsgrund in seiner Person verwirk­ licht. E. 54 S. 247. 98) Martern bedeutet eine besonders starke Zufügung von körperlichen Schmerzen aus Bosheit und Lust am Leiden des andern. LZ. 12 S. 52. 99) Dies ist die im § 224 vorgesehene Körperverletzung. Daß der Täter eine solche beabsichtigt hat, ist nicht notwendig, lediglich der Erfolg ist ent­ scheidend. E. 4 S. 287. Der Erfolg darf aber nicht lediglich durch seelische Einwirkungen (Schrecken) herbeigeführt sein. Recht 28 Nr. 1598. 100) Ist der erfolgte Tod beabsichtigt gewesen, so liegt ideale Konkurrenz äus §§ 211 u. 251 vor. E. 44 S. 223; E. 59 S. 274. Die Annahme eines auch nur versuchten Raubes ist ausgeschlossen, wenn der Täter darauf ausgeht, den Toten zu „berauben". E. 59 S. 273. 1) As Diebstahl ist auch hier die Entwendung von Eßwaren anzusehen, E. 6 S. 325, auch Entwendung von Feldfrüchten. E. 13 S. 391. A. M. LK. Anm. 2 u. Frank I11. Die Bestimmung ist aus den bei einem Raube aus frischer Tat Bettoffenen nicht anwendbar. GA. 47 S. 355. 2) Die sttaferhöhenden Umstände des Einbruchs, Rückfalls und der Gewalt können bei demselben Diebstahl zusammentreffen. Die Strafe ist aus § 244 in Verbindung mit § 243 zu entnehmen. E.60S.380. Olshausen, Anm. 10; früher anders E. 6 S. 243. 3) Rechtswidrig ist jeder Vermögensvorteil, aus den ein Rechtsanspruch nicht besteht. E. 26 S. 353; z. B. auf die Ehemaklergebühr. Recht 15 Nr. 939; auf Lohnzahlung für die Zeit der Arbeitseinstellung. DStZ.8 S. 178. Aber ein Bermögensvorteil, auf welchen der Täter ein Recht zu haben glaubt, kann auch durch das rechtswidrige Mittel der Drohung nicht zu einem rechts-

Raub und Erpressung § 253.

oder Drohung

zu einer Handlung,

171

Duldung oder Unterlassung

widrigen werden. R. 4S.18. Siehe aber GA. 41 S. 39. Die Zurückforderung des durch falsches Spiel verlorenen Geldes erstrebt keinen rechtswidrigen Ver­ mögensvorteil. R. 7 S. 653. Dagegen ist ein rechtswidriger Vermögensvorteil gefunden in der Befreiung von einem Vertrage, dessen zivilrechtliche Gültigkeit dem Drohenden bekannt war, bzw. in Zurücknahme einer Klage. R. 3 S. 725 u. R. 9 S. 748; in einer den wahren Wert übersteigenden Entschädigung für eine stattgehabte Sachbeschädigung, GA. 38 S. 207. Ebenso liegt ein Vermögens­ vorteil in der Erlangung eines Beweismittels(Schuldscheines) für eine Forderung. GA. 44 S. 396, R. 2 S. 599; in der Erlangung eines Zwangsvergleiches im Konkurse. R. 8 S. 136. Auch die Erlangung eines geringwertigen Ver­ zehrungsgegenstandes stellt einen Vermögensvorteil dar. GA. 47 S. 376. Desgl. die Erlangung von Mitgliederbeiträgen einer Verbandskasse, wenn die Gegenleistungen der letzteren völlig ungewiß sind. E. 38 S. 15. Der durch eine Straftat Verletzte erstrebt einen rechtswidrigen Vermögensvorteil, wenn er durch Drohung mit einer Denunziation einen übermäßigen Schadenersatz zu er­ reichen sucht, sollte derselbe auch noch nicht den Höchstbetrag der zulässigen Buße erreichen. GA. 40 S. 54. Ein Hausdiener, der die Herausgabe des Gepäcks dem Reisenden ver­ weigert, um diesen zur Zahlung eines Trinkgelds zu nötigen, macht sich der Erpressung schuldig. DIZ. 13 S. 140. Desgl. der Gläubiger einer verjährten Forderung, der den Schuldner zum Verzicht auf die Verjährungseinrede nötigen will. E. 44 S. 203. In der Androhung eines Boykotts zu dem Zwecke einen Arbeitgeber zur Beschäftigung gewisser Arbeiter zu zwingen, kann der Tat­ bestand einer Erpressung gefunden werden. GA. 45 S. 39. Auch in der An­ drohung der Kündigung eines Kapitals kann unter Umständen der Tatbestand einer Erpressung gefunden werden. GA. 46 S. 318. Die angekündigten nach­ teiligen Folgen müssen für den Täter das Mittel sein, um seine rechtswidrige Absicht, den Willen des anderen zu beeinflussen, zu erreichen. GA. 45 S. 356. Daß der beabsichtigte Vermögensvorteil wirklich erworben wird, ist nicht erforderlich. E. 33 S. 78. Der Umfang der Vermögensvermehrung ist gleich­ gültig. GA. 47 S. 376. 4) Die Drohung muß gegen denjenigen gerichtet sein, von dem der Ver­ mögensvorteil erzwungen werden soll, E. 3 S. 426; jedoch nicht gegenüber der Person angewendet werden, deren Handlung erzwungen werden soll. HöchstRR. 3 S. 3. Vgl. Anm. 7. 5) Die Gewalt umfaßt sowohl die vis absoluta als die vis compulsiva. E. 4 S. 429. 6) Der Tatbestand der Drohung fordert objektiv die Ankündigung eines Übels, dessen Verwirklichung von der Macht oder dem Willen des Bedrohenden abhängt und dessen Eintritt der Bedrohte derartig zu fürchten hat, daß seine freie Willenstätigkeit dadurch beeinflußt wird; in subjektiver Beziehung das Bewußtsein des Drohenden, daß seine Drohung diesen Einfluß auf den Willen des Bedrohten hat. R. 8 S. 55. E. 36 S. 284; E. 58 S. 77. Der Begriff der Drohung entfällt aber nicht, wenn aus besonderen Gründen des Falls der Ver­ such der Verwirklichung mißlingt. Recht 13 Nr. 2865. Nicht droht, wer nur warnt, also nur auf eine vom Willen des Täters unabhängige Folge eines gewissen Tuns hinweist. E. 34 S. 15. Eine besondere Schwere des angedrohten Übels wird nicht vorausgesetzt. E. 34 S. 20. Auch die Bedrohung mit einer an sich begründeten Denunziation genügt. E.4 S. 279. Es genügt die Drohung mit dem Fortbestehenlassen eines Übels resp, mit einem Unterlassen. E. 14 S. 264. Als Drohung ist die An-

HL Strafgesetzbuch §§ 254—256.

172

nötigt, 7) ist wegen Erpressung mit Gefängnis nicht unter Einem Monat

zu bestrafen. Der Versuch ist strafbar. 8*)*9 *10 ***7

Schöff

§ 254 Wird dir Erpressung durch Bedrohung mit Mord, mit Brandstiftung oder mit Verursachung einer Überschwemmung begangen, so ist aus Zuchthaus biS zu fünf Jahren zu erkennen.e)

Schöff.

§ 255. Wird die Erpressung durch Gewalt gegen eine Person oder unter Anwendung von Drohungen mit gegenwärtiger Gefahr") für Leib oder Leben begangen, so ist der Täter gleich einem Räuber zu bestrafen.

§ 256. Neben der wegen Erpressung erkannten Gefängnisstrafe kann auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte und neben der wegen Raubes oder Erpressung erkannten Zuchthausstrafe auf Zulässigkeit von Polizeiaufsicht erkannt werden kündigung der Veröffentlichung eines Vorganges in der Zeitung angesehen, E. 10 S. 216; ferner die Erklärung eines Droschkenkutschers, nicht weiterfahren zu wollen, wenn nicht ein höherer als der tarifmäßige Fahrlohn gezahlt werde, R. 6 S. 508; ferner die Ankündigung einer Strafanzeige, R. 1 S. 453, ebenso die Erklärung, einen gestellten Strafantrag nicht zurücknehmen zu wollen, selbst wenn die Zurücknahme gesetzlich unstatthaft ist, GA.40 S. 54, ebenso in der An­ drohung eines Prozesses, namentlich wenn die Forderung unbegründet ist, GA. 41 S. 39, z. B. Klage gegen einen Nichtschuldner, wenn der A. Kenntnis von der Nichtschuld hat. JurW. 39 S. 675; sowie in der Androhung einer Zwangs­ vollstr., E. 26 S. 305, oder der Ausführung der Zwangsvollstr. E. 34 S. 279. Auch in der Androhung eines Konkurrenzkampfes. JurW. 38 S. 515. 7) Zwischen der durch die Gewalt oder Drohung herbeigeführten Handlung oder Unterlassung und dem erstrebten Vermögensvorteil muß ein Kausalnexus bestehen. R. 3 S. 78 u. E. 25 S. 254. Der Vermögensvorteil braucht dem Täter nicht gerade aus dem Vermögen des Bedrohten zufließen. Doch muß sich der Zwang gegen die Person richten, von deren Willen die Zuwendung des Vorteils (z. B. Belohnung) abhängt. E. 53 S. 282. Recht 25 Nr. 2685. Jdealkonkurrenz mit Nötigung ist möglich, wenn die Mittel der Nötigung selbst, strafbare Handl, bilden. LK. Anm. 12. Gemeinschaft!. Erpr. kann vorliegen, wenn von einer zusammengerotteten Menge der Verkauf von Lebensmitteln zu verbilligten Preisen erzwungen wird. Recht 28 Nr. 481. 8) Wenn der durch eine Drohung angestrebte Vermögensvorteil objektiv nicht rechtswidrig war, aber vom Täter für rechtswidrig gehalten wurde, so liegt ein Versuch der Erpressung vor. E. 25 S. 254. R. 7 S. 248. — Die niedrigste Strafe des Versuchs ist Gefängnis von 8 Tagen, weil V* einer als Mindestbetrag zugelassenen Strafe von 1 Monat sich auf 8 und nicht auf 1 Woche (7 Tage) stellt. E. 5 S. 442. 9) Der Tatbestand ist hier derselbe wie im § 253, es ist gleichgültig, ob die Drohung ernstlich gemeint war oder in naher Aussicht stand. Der Unter­ schied liegt nur in den Drohungsmitteln. R. 1 S. 325. 10) Es wird eine Drohung vorausgesetzt, deren Ausführung geeignet sein kann, eine wenn auch nur vorübergehende Beschädigung der leiblichen Unver­ sehrtheit oder Gesundheit zu bewirken. E. 29 S. 77.

Begünstigung und Hehlerei § 257.

21. Abschnitt.

173

Segünstignng 10a) und Hehlerei.

§ 257. Wer nach Begehung eines Verbrechens oder Vergehens10 b)

dem Täter oder Teilnehmer1L) wissentlich 12) Beistand leistet,13) um den­

selben der Bestrasung 14) zu entziehen 15) oder 15 a) um ihm die Vorteile16) 10 a) Die Begünstigungshandlung ist eine zur selbständigen Straftat er­ hobene Versuchshandlung. E. 50 S. 366. Zum Tatbestände der Begünstigung gehört, daß der Täter die Vereitelung der Bestrafung oder die Sicherung der Vorteile zum bewußten und gewollten Ziele seines Handelns gemacht und seinen Vorsatz direkt und besonders auf die Erreichung dieses Zieles und auf die Ver­ wirklichung der darin liegenden Gesetzwidrigkeit gerichtet hat. E. 23 S. 105. E. 40 S. 15. 10 b) Verurteilung wegen Begünstigung kann auch dann erfolgen, wenn der Vortäter rechtskräftig freigesprochen ist. E. 58 S. 290; aber nicht, wenn der für die Bestrafung der Vortat erforderliche Antrag fehlt. E. 57 S. 81. Beg. ist auch bei einem noch nicht beendeten Dauervergehcn möglich. E. 58 S. 13. 11) Selbstbegünstigung ist, auch wenn sich die Begünstigungshandlung nur zugleich auch auf den Handelnden bezieht, straflos. E. 60 S. 102; vgl. Anm. 17. 12) Die Begünstigung setzt voraus, daß der Begünstiger gewußt habe, daß der Begünstigte die in Frage stehende strafbare Tat verübt habe, wobei aller­ dings ein dolus eventualis für genügend erachtet worden ist. R. 6 S. 633. E. 55 S. 126. Von der konkreten Gestaltung des von dem Begünstigten ver­ übten Vergehens oder Verbrechens braucht der Begünstiger keine Kenntnis zu haben. E. 13 S. 81. E. 50 S. 218. 13) Dies liegt auch dann vor, wenn jemand dem Diebe die Mittel zur Schadloshaltung des Bestohlenen gibt, damit die Strafverfolgung unterbleibe. E. 9 S. 242; oder wenn jemand für den Dieb das auf ein gestohlenes Spar­ kassenbuch eingezahlte Geld abhebt. Der Täter ist strafbar nach § 259, wenn er einen Teil von der Einlage an sich bringt. E. 39 S. 236. Auch durch Unterlassung von Handlungen, zu deren Vornahme eine rechtliche Verpflichtung besteht, kann Beistand geleistet werden. E. 53 S. 108; unter Umständen auch durch Mitwirken zum Absatz des Diebsgutes. E. 58 S. 129; aber nicht dadurch, daß der Vermieter die Unterbringung gestohlener Gegenstände in den Miet­ räumen nicht verhindert. E. 57 S. 242; überhaupt nicht durch eine Handlung, die lediglich der Verwertung der durch die strafbare Handlung erlangten Sache dient. JurW. 54 S. 261. Beistand leistet auch der Gastwirt, der seine Räume den Dieben u. den Hehlern zum Handel mit Diebsgut zur Verfüg, stellt. DRZ. 16 S. 391. (Siehe auch E. 53 S. 179, zit. in Anm. 24), u. auch der, welcher das Versteck der gestohlenen Sache aufsucht, um sie fortzuschaffen. DIZ. 30 S. 433. 14) Darunter ist sowohl die Verurteilung als die Strafvollstreckung zu verstehen. E. 8 S. 366 u. E. 16 S. 204. 15) Persönliche Begünstigung. Hierher gehört auch die Be­ zahlung einer Geldstrafe für den Verurteilten. E. 30 S. 232, aber nicht, wenn diesem das Geld hierzu geliehen oder geschenkt ist. F r a n k V a; ferner die Ein­ reichung eines auf wissentlich falsche Angaben gestützten Gnadengesuchs zugunsten eines Dritten. E. 35 S. 128; auch die Gewährung eines Raumes zur Ber­ gung gestohlenen Guts. Recht 7 S. 23. Die Strafe trifft auch den Auswanderungsagenten, wenn er weiß, daß durch die Auswanderung die Vollstreckung der Strafe vereitelt wird. R. 3 S. 778. Eine Begünstigung liegt auch vor, wenn jemand im Ermittelungsversahren eine

Schöff.

174

UI. Strafgesetzbuch § 257.

de- Verbrechens oder Vergehens zu sichern, ist wegen Begünstigung M) mit Geldstrafe oder mit Gefängnis bis zu Einem Jahre und, wenn er

diesen Beistand feines Vorteils wegen leistet,,8)

mit Gefängnis zu

falsche Aussage macht, um dadurch die Einstellung des Verfahrens herbeizu­ führen. R. 6 S. 214. Siehe auch E. 46 S. 74. Eine Begünstigung kann auch in unwahren Angaben gegenüber dem zuständigen Beamten über den Erwerb einer Sache seitens des Täters gefunden werden. 3t. 7 S. 364. (Vgl. auch E.16 S. 157), oder darin, daß jemand auf einen anderen einwirkt, überhaupt keine Angaben zu machen. LZ. 17 S. 172; oder darin, daß er einen Strafantragsberechtigten zu bestimmen versucht, unwahre Angaben zugunsten des Täters zu machen. JurR. 3 Nr. 327; auch darin, daß jemand dem Täter von der ihm drohenden Untersuchung Mitteilung gemacht und ihm zur Flucht geraten hat, während dieser zu fliehen gar nicht willens war. E. 36 S. 76. Ein Entziehen der Bestrafung kann auch in der durch eine Täuschung herbei­ geführten Erwirkung eines bloßen Sttafaufschubs für den Verurteilten gefunden werden. E. 16 S. 204. A. M. LK. Sinnt. 4. Auch in dem Verhalten eines Ortsvorstehers, welcher einem Gendarm die Erlaubnis zu einer Haussuchung verweigert, kann der obj. Tatbestand einer Begünstigung gefunden werden. GA. 39 S. 426. Auch in Beziehung auf militärische Vergehen. E. 42 S. 199. Be­ günstigung liegt nicht darin, daß jemand den Antragsberechtigten zu besümmen sucht, die Stellung des SttafantrageS zu unterlassen. E. 40 S. 393. 15 a) Wahlweise Feststellung genügt. E. 58 S. 292. 16) Sachliche Begünstigung. Hierunter ist nur die Sicherung der vom Bortäter durch das Delikt selbst schon erlangten Vorteile zu ver­ stehen. E. 39 S. 236 u. E. 55 S. 18; nicht auch solcher, die aus der Ver­ wertung der unmittelbaren Vorteile (Preis für gestohlene Sachen) erlangt sind. Recht 27 Nr. 806. DIZ. 29 S. 144. (Umwechslung von unterschlagenem Geld) E. 58 S. 117. Siehe E. 23 S. 53. Demnach ist auch Beistand zur Verwertung oes Diebsgutes keine sachliche Begünstigung. JurW. 53 S. 1737; auch nicht die Beistandsleiflung, die darin besteht, daß dem Geschädigten Hindernisse bei Durchsetzung seines Schadensersatzanspruchs gegen den Täter bereitet werden. JurR. 3 Nr. 328. 17) Begünstigung liegt aber nicht vor, wenn jemand im Auftrag des be­ stohlenen Eigentümers den Dieb gegen Gewährung einer Entschädigung zur Herausgabe des gestohlenen Gutes veranlaßt, um es dem Eigentümer gegen vereinbarte Belohnung wieder auszuhändigen. E. 40 S. 15; auch nicht bei Sicherung der iastrumenta sceleris vor der Beschlagnahme. JurR. 1 Nr. 1839. Zur Feststellung der Begünstigungsabsicht reicht es auch nicht aus, wenn z. B. jemand seiner Tochter zur Aufbewahrung der gestohlenen Kleidungsstücke einen Schrank zur Verfügung gestellt hat. Recht 14 Nr. 813. Die Begünsügung kann ohne und selbst gegen den Willen des zu Begürtsügenden statifinden. Recht 7 S. 109.

Auch ein Mittäter kann unter Umständen einen andern Mittäter begünstigen. E. 21 S. 375. Die Teilnahme an einer Begünstigung ist, auch wenn sie für den Teilnehmer Selbstbegünsügung ist, strafbar. E. 50 S. 365. E. 60 S. 346. Doch ist nach E. 60 S. 101 eine Handlung unter dem Gesichtspuntt der Selbst­ begünstigung dann straflos, wenn ihr Hauptzweck ist, einem anderen Teilnehmer an der Haupttat Hilfe zu leisten, oder wenn der Handelnde irrig annimmt, wegen einer Bortat Bestrafung fürchten zu müssen. Ebenso LZ. 20 S. 750. 18) In brr Verarbeitung der von dem Ehemanne gestohlenen Stoffe durch die Eheftau liegt nicht ohne weiteres eine sachliche Begünsügung. E. 26 S. 119; auch nicht in dem Zubereiten des vom Ehemann widerrechtlich erlegten Wildes.

Hehlerei §§ 258 u. 259.

175

bestrafen. Die Strafe darf jedoch, der Art oder dem Maße nach, keine schwerere fein, als die auf die Handlung selbst angedrohte.18 * *a) Die Begünstigung ist straflos, wenn dieselbe dem Täter oder Teilnehmer von einem Angehörigen gewährt worden ist, um ihn der Bestrafung zu entziehen. Die Begünstigung ist als Beihilfe^) zu bestrafen, wenn sie vor Begehung der Tat zugesagt worden ist. Diese Bestimmung leidet auch auf Angehörige Anwendung.

§ 258. Wer seines Vorteils wegen sich einer Begünstigung schuldig macht, wird als Hehler^) bestraft, wenn der Begünstigte

schoss,

1. einen einfachen Diebstahl??) oder eine Unterschlagung^) be­ gangen hat, mit Gefängnis/a) 2. einen schweren Diebstahl, einen Raub oder ein dem Raube gleich zu bestrafendes Verbrechen begangen hat, mit Zuchthaus bis zu fünf Jahren. Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Gefängnisstrafe nicht unter drei Monaten ein.

Diese Strasvorschriften finden auch dann Anwendung, wenn der Hehler ein Angehöriger ist.

§ 259.

Wer seines Vorteils

wegen Sachen, von denen er

DIZ. 16 S. 708. Mehrfacher Beistand kann mehrfache Begünstigungen dar­ stellen. E. 57 S. 306. S. a. Anm. 32 a. E. 18 a) Bezieht sich die Begünstigung auf die Tat eines Strafunmündigen, so bleibt die Unmündigkeit auf den Strafrahmen ohne Einfluß. Kiesow, JGG. Anm. 6 zu 8 4. 19) Der Strafausschließungsgrund des Abs. 2 umfaßt auch die Teilnahme an der von einer dritten Person dem Angehörigen des Teilnehmers gewährten Begünstigung. E. 14 S. 102. Vgl. Anm. 60 zu § 52. 20) Der Täter muß schon im Zeitpunkt seiner früheren Zusage den Vorsatz und das Bewußtsein gehabt haben, die Tat durch sein in Aussicht gestelltes Tun zu fördern. DStZ. 9 S. 53. Tateinheitliches Zusammentreffen zwischen Abs. 3 it. § 258 Abs. 1 Nr. 2 ist möglich. E. 57 S. 347. 21) Der Vorsatz des Hehlens und der des Begünstigens können gleichzeitig nebeneinander vorhanden sein. Recht 17 Nr. 898. E. 47 S. 220. 22) Unbefugte Aneignung von Wild (Jagdvergehen) gehört nicht hierher. E. 5 S. 277. Vgl. auch R. 4 S. 600. 23) Hierher gehört auch Amts Unterschlagung (ß 350), nicht §§ 248 a, 3705 u. FFPG. E. 58 S. 334. Der Diebstahl oder die Unterschlagung brauchen nicht vollendet zu sein. E. 31 S.40. 24) § 259 handelt von der Sachhehlerei oderPartiererei. Der Täter muß lediglich aus Eigennutz, nicht aus einem anderen Beweggrund gehandelt haben. E. 54 S. 338. Die Erzielung eines außergewöhnlichen Vorteils wird nicht vorausgesetzt, es genügt der gewöhnliche Vorteil des Geschäftsbetriebes. R. 1 S. 830; auch ein mittelbarer Vorteil. JurW. 53 S. 1738; sogar ein bloß sinnlicher Genuß, R.2 S. 240. DIZ. 26 S. 494; auch die Absicht des Täters seine gesellschaftliche Stellung zu heben. Recht 27 Nr. 952. Daß der ange-

schöff.

176

III. Strafgesetzbuch § 259.

weiß,oder 25») den Umständen nach annehmen imt6,25b) daß sie mittels einer strafbaren Handlung26) erlangt sind,2^) verheimlicht,^) strebte Vorteil auch erreicht worden, ist nicht notwendig. R. 2 S. 609. Aber die bloße nutzbringende Verwertung einer eingehandelten Sache erfüllt nicht stets das Merkmal der Vorteilserstrebung. JurW. 54 S. 146. Es muß ein eigener Vorteil erstrebt sein, nicht der eines Dritten. E. 27 S. 342. Ehe­ frau handelt ihres Vorteils wegen, wenn der Gewinn, den ihr Ehemann aus dem Verkauf der Sachen ziehen soll, auch ihr, als Ehefrau, zum Vorteil gereichen muß. Recht 10 S. 194, DRZ. 19 Nr. 960, so z. B., wenn sie an dem durch den Absatz der vom Ehemanne gestohlenen Waren erzielten größeren Geschäfts­ gewinn und dem infolge davon im Hauswesen der Familie ermöglichten größeren Wohlleben teilnimmt. DIZ. 13 S. 708. DStZ. 2 S. 362. Siehe Anm. 30. Ein Gastwirt handelt seines Vorteils wegen, wenn er den von ihm wahrgenommenen Handel mit gestohlenem Gut duldet, um sich die Kundschaft der Diebe zu er­ halten. E. 53 S. 179. Recht 31 Nr. 476. Der Vorteil kann auch in der schnelleren Befriedigung wegen einer zu Recht bestehenden Forderung gefunden werden. GA. 65 S. 544. Wer sich zum Erwerbe der gestohlenen Sache nur durch Furcht bestimmen ließ, später aber die Sache für sich verwendete, macht sich nicht strafbar. E. 54 S. 65; auch nicht der Fuhrunternehmer, der für den Transport gestohlener Waren den üblichen Fuhrlohn vereinbart. Recht 31 Nr. 1833. Annahme der gestohlenen Sache als Pfand ist nicht Hehlerei. GA. 46 S. 334. Die Sicherung einer Darlehnsforderung durch Pfand kann aber einen Vorteil darstellen z. B. dann, wenn der Gläubiger damit rechnet, daß der Schuldner sein Pfand überhaupt nicht einlösen wird. JurW. 53 S. 409. 25) Die Überzeugung von dem strafbaren Erwerb muß sich dem Täter auf­ gedrängt haben. DIZ. 10 S. 411. Eine Fahrlässigkeitsschuld ist nicht hin­ reichend, wohl aber ein Eventualvorsatz. Der Täter muß die Möglichkeit des strafbaren Erwerbs der Sache in seine Vorstellung ausgenommen, jedoch auch für diesen Fall die Verheimlichung oder das Ansichbringen gewollt und ausgeführt haben. E. 39 S. 6. Recht 23 Nr. 524. Eine Begünstigungsabsicht ist für den Tatbestand dieses § bedeutungslos. Recht 11 S. 195; anders § 18 des Altm^tallges. (XXIlla) u. § 5 des Edelmetallges. (XXIIIb). 25 a) Eine wahlweise Feststellung ist zulässig, wenn die verschiedenen offen gelassenen Möglichkeiten bedenkenfrei begründet werden. E. 51 S. 179. 25 b) Diese Worte bedeuten nur eine gesetzt. Beweisregel. Nach der Tat liegende Umstände u. eigene Handlungen des Täters scheiden an sich als Grund­ lage der Beweioregel aus. E. 55 S. 206. Das hindert aber nicht, eigene, nach der Tat liegende Handl, des Täters als Beweisanzeichen für seine Kenntnis von der strafbaren Herkunft der Sachen zu verwerten. JurW. 53 S. 1163. Die das Annehmenmüssen begründenden Umstände müssen im Urteil festgestellt sein. E. 55 S. 214. Annehmen müssen u. Wissen der Vortat schließen einander nicht aus. Recht 30 Nr. 140. 26) Auch Übertretungen. Die Vortat muß mit Verletzung der Vermögens­

rechte eines anderen verbunden, die Sache mit dem Makel eines strafrechts­ widrigen Erwerbs behaftet sein. Daher keine Hehlerei bei den durch Betteln er­ langten Sachen. Plen.Entsch. E.6S.218; oder an dem mit Verletzung jagdpoli­ zeilicher Vorschriften erlegten Wilde. E. 7 S. 91. Auch nicht bezüglich der Sing­ vögel, deren-Fangen verboten ist. E.37 S.230; ferner nicht an dem durch Unzucht erworbenen Gelde, R. 6 S. 793; auch nicht an einer neuen Sache, die aus dem Stoff der durch die strafbare Vortat unmittelbar erlangten Sache durch Verarbeitung oder Umbildung derart hergestellt ist, daß der Hersteller

177

Hehlerei § 259.

ankauft,2v) zum Pfande nimmt ober29a) sonst an sich bringt^9) ober zu gemäß § 950 BGB. Eigentum erlangt hat. E. 57 S. 159. Keine neue Sache entsteht durch Bedrucken eines Bogens. E. 55 S. 49. Bei Vermischung einer eigenen Sache mit einer gestohlenen kommt es darauf an, ob letztere als die Hauptsache der Mischung anzusehen ist. (§ 947 BGB.) DIZ. 15 S. 372. Zu den strafbaren Handlungen gehört der Bankerott. E. 25 S. 43, desgl. Untreue. GA. 60 S.422; ferner Betrug. LK. Anm. 2 c; betrügerisches Spiel. GA. 61 S. 335. Die von einem Geisteskranken gestohlene Sache ist nicht Gegen­ stand der Hehlerei, doch kann Unterschlagung vorliegen. E. 35 S. 73. Recht 23 Nr. 518. A. M. LG. Hamburg v. 10. Febr. 21, DStZ. 8 S. 113. Eine gestohlene Sache verliert diese Eigenschaft nicht durch bloßes Einschieben eines gutgläubigen Zwischenverkäufers. Recht 28 Nr. 483. — Die Feststellung, daß die Sachen „auf nicht ehrl. Weise" erlangt sind, genügt nicht. DIZ. 8 S. 250. Bezüglich Jugendlicher siehe § 4 JGG., bezüglich des durch Forstdiebstahl Er­ langten § 5 FDG. 27) Das Erlangen der Sache muß der hehlerischen Handlung vorausgehen. Dies kann der Fall sein, wenn der Täter die Sache bereits vor Begehung der Vortat in Gewahrsam hatte. E. 55 S. 145. E. 58 S. 230. A. M. Frank VII zu § 246. 28) Verheimlichung liegt darin, daß dem zuständigen Beamten gegenüber der Aufbewahrungsort der gestohlenen Sache wider besseres Wissen in Abrede gestellt wird. GA. 51 S. 400. E. 57 S. 159. Das Verheimlichen erfordert eine Tätigkeit, die darauf gerichtet ist, dem Berechtigten die Auffindung der. Sache zu erschweren oder unmöglich zu machen. GA. 48 S. 116. Es gehört hierher auch eine Äußerung, die dahin zielt, die Aufmerksamkeit der Behörden abzu­ lenken. Recht 13 Nr. 1429. Das Unterlassen einer vorgeschriebenen Anzeige genügt nicht. GA. 65 S. 548. Auch der gutgläubige Erwerber, bei dem der Eigentumserwerb gemäß § 935 BGB. ausgeschlossen ist, macht sich der Partiererei schuldig, wenn er die Sache verheimlicht, nachdem er erfahren, daß der Erwerb fehlerhaft war. E. 33 S. 120. E. 47 S. 241. Dagegen ist dies nicht der Fall bei dem gutgläubigen Erwerber eines durch unberechtigtes Jagen erlangten Wildes. GA. 53 S. 450. Es besteht kerne positive Rechtspflicht, die zum Vorteil einer Person erfolgte Verwendung von Sachen verbrecherischer Herkunft rück­ gängig zu machen (z. B. verbaute Balken, die gestohlen waren, wieder zurück­ zugeben, nachdem der Diebstahl bekannt wurde). Recht IIS. 587. 29) Es muß ein perfekter, durch Übergabe realisierter Kaufvertrag vorliegen.

R.10 S. 33. 29 a) Eine wahlweise Feststellung ist hier unzulässig. E. 53 S. 231. 30) Es muß eine Übertragung der tatsächlichen Verfügungsgewalt aus Grund beiderseitiger Willensübereinstimmung stattgefunden haben. E. 18 S. 303. E. 53 S. 105. E. 56 S. 212. Ein eigenmächtiges auftragswidriges Fürsichbehalten ist daher kein Ansichbringen. JurW. 53 S. 1739. Ein vom Hehler bloß stillschweigend vorausgesetztes Einverständnis des Vortäters genügt nicht. Der Täter muß sich seiner tatsächlichen Verfügungsgewalt über die Sache bewußt werden und sie fortbestehen lassen. E. 55 S. 220. Doch genügt es, daß ein Geschäftsinhaber mit dem Erwerb strafbar erlangter Sachen durch seine Ange­ stellten im voraus einverstanden ist. E. 59 S. 204. Der bloße Erwerb eines Gepäckscheins ist kein Ansichbringen des aufbewahrten Diebsgutes. Recht 28 Nr. 727. Das Ansichbringen des Pfandscheines über eine gestohlene Sache ist nicht Hehlerei, E. 20 S. 399, E. 23 S. 27 u. S. 53, ebensowenig das Er­ heben von Geld auf Grund eines gestohlenen Sparkassenbuchs. E. 26 S. 317 u. GA. 45 S. 270, siehe aber E. 39 S. 236. Erforderlich ist ferner, der Wille

Dalcke, Strafrecht. 21. Aufl.

(1928.)

12

178

in. Strafgesetzbuch § 260.

beten Absätze bei anderen mitroirft,31) wird als Hehler33) mit Ge­ fängnis bestraft.

Schöff.

§ 260.

Wer die Hehlerei gewerbs-ss) oder gewohnheitsmäßig M)

betreibt, wird mit Zuchthaus bis zu zehn Jahren bestraft, des Täters, zu eigenen Zwecken über die Sache zu verfügen. LZ. 8 S. 86; oder sie wenigstens zunächst für sich und zu eigener Verfügung zu erlangen. E. 57 S. 73. Mitgenuß der gestohlenen Sache ist nicht ohne weiteres ein Ansichbringen. R. 5 S. 609. DStZ. 5 S. 308; daher keine Hehlerei, wenn Haus­ bedienstete gestohlene Nahrungsmittel verzehren, R. 7 S. 484, oder wenn sich jemand durch den Vortüter ein fehlerhaft erworbenes Arzneimittel (Morphium) zuführen läßt. E. 55 S. 281, auch nicht wenn die Ehefrau gestohlene Nahrungsmittel für die Familie verwertet, R.2 S. 259. DNZ. 19 Nr. 1094; wohl aber liegt Hehlerei vor, wenn die Eheftau die gestohlenen Nahrungsmittel verheimlicht ober bei deren Absatz mitwirtt. R. 2 S. 278. Siehe aber auch E. 39 S. 308. Aus der Unterhaltspflicht des Ehemanns, auch in Verbindung mit-dem Mitgenießen, folgt an sich noch nicht eine das „Ansichbringen" verkörpernde Hand­ lung. E. 39 S. 365. Erfolgt aber das Überlasten nicht in Erfüllung der Unter­ haltspflicht, schenkt z B. der Mann der Frau gestohlene Wäsche, während sie noch ausreichend damit versehen ist, so liegt Ansichbringen vor. Erk. v. 20. Oktbr. 21,Olshausen Anm. 10c Abs. 7. Ein Übcrtragungsatt an den Ehemann kann darin gefunden werden, daß die Eheftau die von ihr gestohlenen Sachen in den gemeinsamen Haushalt überführt. GA. 59 S. 353, ebenso bei den von Kindern gestohlenen Sachen. E. 52 S. 204. LZ. 16 S. 265. Dex gutgläubige Pfandbesitzer macht sich der Hehlerei schuldig, wenn er sich die Sache nach erlangter Kenntnis von der fehlerhaften Herkunft an Zahlungsstalt über­ weisen läßt. E. 55 S. 87. 31) Jede auf den Verkauf gestohlener Sachen gerichtete Tättgkeit genügt, um ein Mitwirken zum Absatz anzunehmen, wie z. B. die Ermittelung des Werts der gestohlenen Sache zum Zwecke des Verkaufs. Der Absatz braucht nicht wirklich erfolgt zu sein. R. 8 S. 531. E. 56 S. 191. A. M. LK. Anm. 3e. Das Mitwirken setzt kein Einverständnis mit dem Diebe voraus. @.44©. 249. Es genügt ein quf Ausmittelung eines Abnehmers gerichtetes Verhalten. DStZ. 8 S. 177; Wechseln gestohlenen Geldes, GA. 48 S. 450; Verabfolgen einer Ver­ kleidung, um unauffälligen Verkauf zu erleichtern. GA. 62 S. 148; Dulden eines Gastwirts, daß in seinen Schankräumen gestohlene Sachen zum Verkauf ausgestellt werden. E. 58 S. 300. Siehe auch E. 53 S. 179 (zit. in Anm. 24). Immer aber muß es sich um einen ftemden Absatz im Interesse des Diebes handeln. Verschenken ist kein Absatz, E. 32 S. 214. Auch nicht die bloße Über­

nahme der gestohlenen Sache unter dem Versprechen, sich nach einem Abnehmer umzusehen. GA. 49 S. 274. DStZ. 9 S. 113. 32) Der Anstifter zu einem Diebstahl und der Teilnehmer an einem solchen können sich in realer Konkurrenz auch der Hehlerei schuldig machen. E. 21

S. 16 u. R. 6 S. 219. Ob reale oder ideale Konkurrenz vorliegt, hängt von den tatsächlichen Umständen des konkreten Falles ab. R. 9 S. 193. Begünstigung kann mit Hehlerei einheitlich Zusammentreffen. E. 47 S. 220. — In bezug auf dieselbe Sache können von demselben Täter mehrere selbständige Hehlereien be­ gangen werden. E. 50 S. 194. LK. Anm. 7. So letzt auch Olshausen Anm. 26 I. 33) Erforderlich ist die Absicht aus der wiederholten Begehung der Straf­ tat, also insbesondere aus der Wiederholung hehlerischen Ankaufs sich eine dauernde Einnahmequelle zü verschaffen. E. 53 S. 154. Eine Einzelhandlung

Hehlerei § 261.

179

§ 261. Wer im Jnlande wegen Hehlerei^a) einmal und wegen darauf begangener Hehlerei zum zweiten Male bestraft worden ist, wird, wenn sich die abermals begangene Hehlerei auf einen schweren Diebstahl, einen Raub oder ein dem Raube gleich zu bestrafendes Verbrechen bezieht,35 * *) *mit * * * Zuchthaus * * * * * * * * *nicht * * * * unter 34 zwei Jahren bestraft. Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Gefängnisstrafe nicht unter Einem Jahre ein. kann genügen, sofern nur die Absicht dahin gegangen ist, durch wiederholte Ver­ wirklichung des betreffenden Tatbestandes eine fortgesetzt auf Gewinn gerichtete Tätigkeit auszuüben. JurW. 52 S. 195. Es kann dabei auch auf Handlungen Rücksicht genommen werden, welche vor der Begehung der Tat lagen. R. 5 S. 59. Nicht ist erforderlich, daß die Erwerbstätigkeit eine unbegrenzte ist, E.,51 S. 97; auch nicht, daß unmittelbar ein Gewinn erzielt wird. GA. 53 S. 292. Es genügt die Absicht, durch unmittelbare Verwendung des Erlangten eigene Bedürfnisse zu befriedigen. E. 54 S. 184. Wissentliche Beihilfe zur gewerbsmäßigen Hehlerei begründet für sich allein die Anwendung des § 260 nicht, vielmehr muß Gewerbsmäßigkeit auch in der Person des Gehilfen vor­ liegen. E. 26 S. 3. JurR. 3 Nr. 86. Die Mindeststrafe für Beihilfe be­ trägt 4 Monate 14 Tage Gefängnis. JurW. 53 S. 1471. Gewerbsmüßig­ keit und Fortsetzungszusammenhang können gleichzeitig gegeben sein. E. 58 S. 19. Die im Fortsetzungszusammenhang begangene Tat muß sich über eine längere Zeit erstrecken, so daß von einer dauernden Einnahmequelle ge­ sprochen werden kann. Für das Merkmal der Gewerbsmäßigkeit genügt es, wenn der Hehler nur von einem Vortäter in der Absicht der Wiederholung und dauernder Gewinnerzielung Sachen hehlerisch erwirbt, die nur einem Eigen­ tümer entzogen sind. DIZ. 30 S. 343. 34) „Gewohnheitsmäßig" setzt eine mehrmalige Vornahme der Handlung mit der Geneigtheit, dieselbe auch fernerhin zu wiederholen, also einen Hang zur Straftat, voraus. Eine einmalige Vornahme der Handlung reicht deshalb zur Feststellung der Gewohnheitsmäßigkeit nicht aus; auch nicht das einfache Vor­ liegen einer Mehrzahl gleichartiger Hehlereifälle. Recht 23 Nr. 680. Es ist also zweierlei erforderlich: einmal die wiederholte Verübung des bestimmten Ver­ gehens und sodann die gerade dadurch erworbene, bleibende Seelenverfassung des Täters, der ihn zu einer ständigen Wiederholung derselben Straftat führt. E. 59 S. 142. Ter Hang zur Straftat muß durch die fortgesetzte Nachgiebigkeit, die der Täter ihm gegenüber wallen ließ, zu einer den Täter beherrschenden Macht geworden sein,'die ihn von sich aus immer wieder dahin gelangen läßt, neue Gelegenheiten für seine Betätigung wahrzunehmen. JurW. 52 S. 195 ; oder demgegenüber Hemmungsvorstellungen wie Reue, Furcht vor Strafe sich nicht gebildet haben. E. 58 S. 25. Eine etwaige spätere Ablegung des Hangs entkleidet die begangene Handlung noch nicht der Gewohnheitsmäßigkeit. Ols hausen Anm. 3. Dem Gehilfen kann die Gewohnheitsmäßigkeit nur zuge­ rechnet werden, Wenner selbst gewohnheitsmäßig gehandelt hat. R. 9 S. 708. Recht 21 Nr. 1745. 34 a) Auch Bestrafungen wegen fahrlässigen Vergehens gegen §§ 18 it. 5 der Metallgesetze (unter XXIIIa u. XXIIIb) begründen den Rückfall. Schu­ mann, JurW. 53 S. 281. 35) Es genügt nicht, daß sich objektiv die Hehlerei auf einen schweren Dieb­ stahl bezieht, es muß vielmehr die Kenntnis des Hehlers von der tatsächlichen Beschaffenheit der Haupttat festgestellt werden. E. 15 S. 364.

Schöff.

180

III. Strafgesetzbuch §§ 262 u. 263.

Bezieht sich die Hehlerei auf eine andere strafbare so ist auf Zuchthaus bis zu zehn Jahren zu erkennen. dernde Umstände vorhanden, so tritt Gefängnisstrafe nicht Monaten ein. Die in dem § 245 enthaltenen Vorschriften finden Anwendung.

Handlung, Sind mil­ unter drei auch hier

§ 262. Neben der wegen Hehlerei erkannten Gefängnisstrafe kann auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte und neben jeder Ver­ urteilung wegen Hehlerei auf Zulässigkeit von Polizeiaufsicht ererkannt werden.

22. Abschnitt.

Schoff.

Srtrug und Untreue.

§ 263. Wer in der Absicht,3^ sich oder einem Dritten einen rechts­ widrigen 36 ft) Vermögensvorteil37) zu verschaffen, das Vermögen37 a) eines anderen38) dadurch beschädigt,38 a)39) daß er durch Vorspiegelung 36) Diese neben dem Vorsatze der Vermögensbeschädigung geforderte ge­ winnsüchtige Absicht wird nicht schon durch das Bewußtsein des Täters erfüllt, daß sein Tun ihm Vermögensvorteile schaffen könne. Wer den Zweck der Be­ reicherung positiv nicht will und nur die Möglichkeit der letzteren als eine un­ erwünschte, jedoch nicht absolut auszuschließende Eventualität in seinen Willen ausgenommen hat, dem fehlt die im § 263 geforderte Absicht. Der dolus eventualis genügt hier nicht. E. 27 S. 217. Vgl. auch E. 25 S. 5. E. 30 S. 334. Über die betrügerische Absicht des Scheinbankiers, des sog. „Bucketshop" siehe Ghsae, DIZ. 18 S. 504. Kümmelblättchen. E. 6l S. 12. Scheckbetrug. AB. v. 4. Avril 28 (JMBl. S. 227). 36 a) Der bedingte Vorsatz ist hinsichtl. der Rechtswidrigkeit des erstrebten Vermögensvorteils ausreichend. E. 55 S. 257. 37) Zum Tatbestände des Betruges gehört also zunächst ein Bermögensvurteil. Darunter ist jede Verbesserung der Vermögenslage -u verstehen. Diese liegt aber nicht bloß dann vor, wenn das Vermögen vermehrt wird, sie kann auch darin bestehen, daß das vorhandene Vermögen gesichert und dessen Realisierbar­ keit erleichtert wird. R. 2 S. 599. Auch der Besttz einer Sache, zumal wenn sich damit die Möglichkeit eines nutzbringenden oder sonst vorteilhaften Gebrauchs verbindet, kann als Vermögensvorteil angesehen werden. E. 17 S. 233. Desgl. die Erlangung von Waren an Stelle einer bestrittenen Geldforderung. E. 57 S. 370; ferner die Erlangung und Erhaltung einer Kundschaft. E. 34 S. 15; die Erlangung von Kredit. E. 12 S. 395; die Abwendung einer Geldstrafe. E. 33 S. 333; die Erlangung einer Stundung. E. 3 S. 332. Bei der Feststellung des Vermögensvorteils (bei einem Kauf) ist nicht der Einkaufspreis der Ware, sondern derjenige Preis maßgebend, für welchen der Angekl. die Ware zur Zeit der Lieferung verwerten konnte. GA. 38 S. 193. 37 a) Vermögen ist die Summe alles dessen, was für eine Person einen in Geld ausdrückbaren wirtschaftlichen Wert hat. JurR. 2 Nr. 431. 38) Dieser andere braucht nicht auch zugleich der Getäuschte zu sein, E. 2 S. 437 u. E. 3 S. 169; z. B. Täuschung des mit der Billetkontrolle beauf­ tragten Eisenbahnbeamten bei unberechtigter Fahrt auf der Eisenbahn, R. 9 S. 114, R. 10 S. 244; vgl. auch E. 42 S. 41.

Betrug § 26'.

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Das einseitige Vorbringen in einem Zivilprozeß, auch wenn eine Be­ hauptung wissentlich falsch aufgestellt war, ist kein Betrug. E. 20 S. 391. Betrug aber kann begangen werden durch Beibringen falscher Beweismittel. E. 1 S. 227. E. 16 S. 193; durch Benennung von Zeugen für unwahre Partei­ behauptungen. E. 36 S. 119. E. 40 S. 9. Recht 31 Nr. 2297; durch Täuschung des Gerichtsvollziehers. R. 9 S. 49. E. 39 S. 143; des Grund­ buchrichters. Recht 9 S. 535 Nr. 2234; des Konkursverwalters. E. 26 S. 28. E. 36 S. 86; des Nachlaßrichters. GA. 63 S. 429; des Vormundschafts­ richters. Recht 17 Nr. 627; ferner durch Erwirkung einer Arrestanlage durch Täuschung des dabei tätigen Beamten. GA. 46 S. 49; dmch Erwirkung eines Bollstreckungsbefehls. E. 59 S. 104 (anders E. 42 S. 410); durch Simulierung eines Rechtsstreits zur Erlangung eines Urteils. GA.47 S. 432. Vgl. DIZ. 10 S. 1063. Zwischen der Täuschung und der Vermögensbeschädigung muß ein Kausal­ zusammenhang bestehen, so daß die Jrrtumserregung die Ursache der letz­ teren ist. Es ist aber nicht nötig, daß die Täuschung allein und ausschließlich die Ursache gewesen ist. E. 3 S. 392 u. E. 5 S. 278. Ebensowenig ist nötig, daß sich die Jrrtumserreguna dirett auf die Vermögensbeschädigung bezieht, es genügt vielmehr, daß der Eintritt derselben in einem ursächlichen Zusammen­ hänge mit ihr steht. GA. 38 S. 202. Wenn auch Identität des Getäuschten und Beschädigten nicht notwendige Voraussetzung ist, so erfordert doch der Kausal­ nexus zwischen Täuschung und Beschädigung, daß der Betrüger mindestens tat­ sächlich dergestalt in der Lage ist, über Vermögensstücke des Beschädigten zu ver­ fügen, daß eine solche mit dem Getäuschten vorgenommene Verfügung dem Eigen­ tümer der Vermögensstücke Nachteil bringt. E. 25 S. 244. Bei dem durch Betteln begangenen Betrug ist der Kausalzusammenhang vorhanden, weil der Getäuschte infolge der Jrrtumserregung um das gewährte Almosen ärmer ge­ worden ist. Pöll, GA. 63 S. 411. Siehe auch E. 4 S. 352 u. E. 6 S. 360. Der Zusammenhang fehlt beim Ankauf gefälschter Nahrungsmittel zu Unter­ stützungszwecken. Recht 11 Nr. 264. Auf den Zweck, der mit der schädigenden Verfügung verfolgt wurde, kommt es nicht an. E. 52 S. 134.

38a) Unter dem ungeschriebenen Merkmal der Vermögensver­ fügung ist die Willenl'betätigung des Getäuschten zu verstehen, durch welche der vom Gesetz verlangte Ursachenzusammenhang zwischen der Jrrtumserregung und der Vermögen^beschädigung vermittelt wird, und deren stch der Täuschende zum Angriff auf das der Verfügungsgewalt des Getäuschten unterliegende Ver­ mögen bedient. Entsprechend der wirtschaftlichen Natur des Begriffs der Ver­ mögensbeschädigung reicht auch zur Erfüllung des Begriffs der Vermögens­ verfügung jedes Handeln, Dulden oder Unterlassen aus, das eine Vermögens­ minderung im wirtschaftlichen Sinn bedingt; es ist nicht erforderlich, daß die durch den Irrtum veranlaßte Willcnsbetätigung eine unmittelbar rechtliche Wirkung hat und sich als eine Willenserklärung im privatrechtlichen Sinn dar­ stellt. JurW. 55 S. 586. 39) Die Bermögensbeschädigung liegt vor, wenn das Vermögen nach und infolge der durch die Täuschung hervorgerufenen Verfügung einen geringeren Wert als vorher hat. Plen.Entsch. E. 16 S. 1. Für den Begriff der Vermögens­ beschädigung sind auch individuelle Verhältnisse zu berücksichtigen. E. 42 S. 49. DStZ. 3 S. 418. Eine solche Vermögensbeschädigung kann liegen in der Übernahme einer

rechtlichen Verbindlichkeit. R. 1 S. 196 u. E. 3 S. 142; in der Prolongation eines Wechsels, E. 3 S. 332; in der Belastung des Erwerbers eines Grundst"cks mit einer von demselben nicht übernommenen Hypothekenschuld, selbst wenn

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in. Strafgesetzbuch § 263.

das Grundstück unter dem Werte gekauft ist, R. 10 S.325; in der durch falsche Angaben htwbeigeführten Freigabe gepfändeter Sachen, R.1 S. 13; in der Notwendigkeit, einen Rechtsstreit durchführen zu müssen, R. 6 S. 784; in der Er­ schleichung eines Schuldscheins über ein gegebenes Tarlehn, JurR. 3 Nr. 1484 ; in der Erwirkung eines vorläufig vollstreckbaren Urteils. JurW. 56 S.905; in der Nichterlangung eines sicher in Aussicht stehenden Gewinnes, R.3 S. 272; in dem wiederholten Verkauf einer Forderung. E. 41 S. 27; in der bloßen Übertragung eines Sparkassenbuchs, wenn der Empfänger die Absicht hatte, Geld für sich zu erheben. GA. 55 S. 324; in der Veranlassung zu einer Reise, wenn der Getäuschte dadurch auch nur in eine Notlage gerät, E. 25 S. 371; in der Begebung eines abredewidrig ausgefüllten Blankoakzepts. @.51 S. 166; in dem Verschweigen der Kündigung von Hypotheken bei dem Verkaufe eines Grundstückes ohne Rücksicht darauf, ob der Wert des letzteren den Kaufpreis übersteigt. GA. 42 S. 385; in der Her-gabe eines Darlehns infolge der Täuschung, daß dasselbe für einen Dritten bestimmt sei, GA.43 S. 31; in der erschlichenen Erteilung eines Erbscheines. E. 53 S. 261; in der Bestimmung zur Hergabe von Geld behufs einer Beamtenbestechung, GA. 42 S. 119; in einer betrüglichen Vorspiegelung bei dem Ankauf von Attien, selbst wenn diese zum Kurs­ werte gekauft und später noch einen höheren Kurs erreicht haben, 6.23 S. 430; in der wahrheitswidrigen Angabe des Kommissionärs, er habe die in Auftrag gegebenen Börsenpapiere gekauft. E. 60 S. 421; in dem durch falsche Angaben bewirkten Abschluß eines Dienstvertrages. E. 54 S. 37. DRZ. 16 ©.,90; auch schon in der Erteilung einer Vollmacht. JurR. 3 9h:. 195; in der Über­

nahme einer besonders risikovollen Schadensversicherung. JurW. 56 S. 1377.

Eine Bermögensbeschädigung kann in der Entziehung der Kundschaft eines Gewerbetteibenden liegen, E. 6 S. 76 u. E. 26 S. 227; ferner darin, daß jemand infolge einer Täuschung von einem ihm zustehenden Ansprüche keine Kenntnis erlangt, GA. 45 S. 285; darin, daß ein Berttagsinteressent durch falsche Angabe veranlaßt wird, seinen Schaden unrichtig zu berechnen, GA. 45 S. 125; darin, daß eine minderwertige Ware geliefert und der Empfänger ge­ täuscht wird, GA. 45 S. 434; darin, daß der Überbringer eines Kaufgegenftandes zur Hergabe desselben veranlaßt wird, obwohl er ihn nur gegen Zahlung Les Kaufpreises ausliefern sollte. DIZ. 9 S. 409. Darin, daß ein Lager­ halter den Einlagerer durch falsche Fehlgewichismengen bestimmt, die angeblich fehlende Warenmenge in seinen Büchern abzu schreiben. Recht 30 Nr. 685; ebenso in der Entziehung oder Schmälerung einer Anwartschaft. JurR. 1 Nr. 632. Die wissentlich unrichtige Schadensberechnung bei Feuerversicherung nach Gattungen ergibt meist keine Vermögensbeschädigung. E. 37 S. 356. Nicht begeht einen Bettug, wer einen gutgläubigen Dritten durch Täuschung zum Ankauf unterschlagener Sachen bestimmt. E. 49 S. 16. In der Verpachtung eines beschlagnahmten Anwesens unter Verschweigung der Beschlagnahme liegt nicht ohne weiteres eine Vermögensbeschädigung. E. 23 S. 324; ebensowenig in der Gewährung eines Darlehns ohne Sicherheits­ bestellung. JurR. 2 Nr. 430; auch nicht in der bloßen Stundung einer Forde­ rung. Eine Bermögensbeschädigung wird vielmehr nur unter der Voraussetzung herbeigeführt, daß durch die Stundung die zur Zeit ihrer Erteilung noch vor­ handene Eindringlichkeit der Forderung vereitelt oder vermindert oder in höherem Grade gefährdet wird, als es ohne die Stundung der Fall gewesen sein würde. GA. 37 S. 293. Vgl. auch E. 16 S. 161.

Auch ein sog. mittelbarer Schaden kann genügen. E. 25 S. 182, denn in dem Entgehen eines Gewinnes kann unter Umständen eine Bermögensbeschädigung gefunden werden, indes immer nur unter der Voraussetzung, daß auf die Er-

Betrug § 263.

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falscheroder durch Entstellung oder Unterdrückung"") wahrer Tatlangung ein rechtsbegründeter Anspruch bestand oder der Gewinn doch mit voller Sicherheit zu erwarten war. E. 26 S. 239. Vgl. auch GA. 43 S. 54. Mit seiner früheren Anschauung, daß der Tatbestand des B. einen Eingrif in das rechtlich geschützte Vermögen voraussetzt (siehe E. 36 S. 343 u. E. 3< S. 30 bzw. 80) hat das NG. in der Plen.Entsch. E. 44 S. 230 völlig ge­ brochen und in der Bezahlung des Kaufpreises für ein untaugliches Abtreibungs­ mittel einen vollendeten Betrug erblickt. Die Absicht zu beschädigen, ist nicht notwendig, der Täter muß sich aber dessen bewußt gewesen sein, daß seine Handlung geeignet gewesen, die Beschädi­ gung herbeizuführen. E. 5 S. 278 u. E. 19 S. 90. Die Feststellung eines bestimmten Betrages des eingetretenen Schadens ist nicht notwendig. R. 4 S. 364. 40) Zum Tatbestände des Betruges gehört ferner die Vorspiegelung falscher Tatsachen, es genügt also nicht die bloße Abgabe von Versprechungen, die später nicht gehalten werden. Die bestimmte Kenntnis von der Unwahrheit der behaupteten Tatsache ist nicht ersorderlich. Es genügt auch Eventualdolus, doch kommt er nur da in Frage, wo von einer Ungewißheit des Täters in betreff der Richtigkeit oder Unrichtigkeit einer behaupteten Tatsache überhaupt die Rede sein kann. Dies ist nicht der Fall, sofern sich die Behauptung auf eine innere Tatsache bezieht, die in dem Vorhandensein einer eigenen Absicht des Täters besteht. E. 30 S. 334. Im einzelnen ist eine Vorspiegelung falscher Tatsachen gefunden: in der Vorspiegelung, einen Wechsel alsbald bezahlen zu wollen, R. 2 S. 54; ferner im entgeltlichen Kartenlegen. DStZ. 4 S. 169. Hamburg Recht 31 Nr. 2577; in der sog. Zechprellerei, R. 2 S. 690, siehe auch R. 4 S. 89; ferner in der Bestellung von Waren seitens eines Kaufmanns, der nicht die Absicht zu zahlen hat, sondern sich demnächst durch Konkurs seiner Verbindlichkeiten zu entledigen gedenkt. R. 2 S. 629. Aber der Täter muß zur Zeit der Tat vermögenslos und insolvent sein. GA. 41 S. 142 und Anm. 41 Abs. 3. Die Lieferung vertrags­ widriger Ware enthält eine Vorspiegelung einer falschen Tatsache nur dann, wenn sie unter der ausdrücklichen Versicherung des Verkäufers erfolgt, daß die Ware vertragsmäßig sei. GA. 47 S. 283. Bei Gattungsgeschüften noch keine Vorspiegelung, wenn der Schuldner Waren von geringerer als der vertrags­ mäßigen Beschaffenheit liefert, in der Hoffnung, der Gläubiger werde den Mangel nicht merken. Recht 31 Nr. 2079. Siehe auch insbesondere über die Vorspiegelung im Falle eines Kaufs auf Probe GA. 50 S. 392. Vorspieg. falscher Tats. liegt vor, wenn ein Arzt eine ernstlich gemeinte Kur gar nicht beabsichtigt, oder in der Absicht, sich Gewinn zu verschaffen, bei dem Patienten den Glauben erweckt, daß er ganz korrekt behandelt werde. GA. 45 S. 37; wenn der irrige Glaube erweckt wird, es handele sich um ein reelles Spiel, während falsch gespielt wird. GA. 46 S. 328. Sie kann vorliegen, wenn ein Apothekenbesitzer Preise für Arzneien fordert, welche die Taxe über­ schreiten. E. 42 S. 147. Sie kann ferner gefunden werden in der Lieferung einer anderen Ware als der bestellten, E. 5 S. 137; insbesondere auch in dem Verkaufe von Bier mit falscher Bezeichnung der Qualität und des Ortes der Herkunft desselben, R. 5 S. 555 u. R. 6 S. 166; überhaupt in der Abgabe unrichtiger Werturteile über eine Ware (gangbar, verkaufsfähig), JurR. 2 Nr. 2306; sowie in der Angabe binnen einer bestimmten Frist Zahlung leisten zu wollen, E. 24 S. 405; ferner in dem Hingeben von Wechseln zum Diskont, wenn der Bankier in den Glauben gesetzt wird, daß die Wechsel sog. Kundenwechsel seien. E. 25 S. 13. (Abweichend aber E. 27 S. 75); in der

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III. Strafgesetzbuch § 263.

Einkassierung emes mit einem gefälschten Indossement versehenen Inhaberschecks. Recht 26 Nr. 1221 (vgl. hierzu Nr. 1222); oder eines auftragswidng ausge­ füllten Schecks. JurW.53 S.1163, DRZ. 16 S. 89 (anders bei Sparkassen­ büchern, siehe Anm. 50 zu § 242). Ebenso, wenn der Reisende auf der Eisen­ bahn im Einverständnis mit dem Schaffner handelt und den Fahrschein nicht entwerten läßt, E. 25 S. 412, oder wenn der Schaffner schon verwendete Fahr­ scheine an Fahrgäste weitergibt. GA. 51 S. 189. Über Betrug begangen durch schlechtes Einschänken siehe JurW. 40 S. 241 u. ebenda S. 850. Bei einem Viehhandel ist es nicht notwendig, daß die Vorspieg. eine Gewährschafts­ klage begründet. E. 24 S. 171. Die Frage, ob Betrug vorliegt, wenn die Kontrahenten bei einem Kaufverträge zur Ersparung von Stempelkosten den Kaufpreis niedriger an­ geben, als er mündlich verabredet ist, ist verneint. E. 25 S. 38. Siehe auch E. 26 S. 48. 41) Der Vorspiegelung steht gleich das Unterdr"cken wahrer Tat­ sachen. Unterdrücken setzt eine positive Tätigkeit voraus, unter Umständen aber ist auch ein bloßes Verschweigen hinreichend, wenn nämlich die Offenbarung durch eine Rechtspflicht oder Rücksicht der Redlichkeit im Verkehr geboten ist. R. 2 S. 484. Betrug begeht auch der Mieter, der heimlich auszieht, nachdem er fälschlicher Weise Zahlung der Miete versprochen und dadurch den Vermieter bestimmt hat, von irgendwelchen Schritten zur Deckung seines Anspruchs Ab­ stand zu nehmen. DIZ. 15 S. 147; ferner der Mieter, der verschweigt, daß die Jllaten ihm nicht gehören und daß somit dem Vermieter kein Vermieter­ pfandrecht zusteht. UE. des KG. v. 10. März 11. In dem Besteigen eines Eisenbahnwagens ohne Billet ist das Unterdrücken einer Tatsache gefunden worden. E. 4 S. 295. (Nach E. 42 S. 41 nur strafbar, wenn eine falsche Fahrkarte vorgezeigt wird. Der blinde Paffagier ist jetzt nach § 123 StGB, strafbar.) Das bloße Verschweigen von Fehlern einer Sache genügt nicht. R. 1 S. 35. Betrug liegt ferner in der Liquidation eines Rechtsanwalts unter Ver­ schweigen seiner Eigenschaft als Offizialanwalt. R. 3 S. 254; in der An­ nahme einer zedierten Forderung von dem debitor cessus seitens des Zedenten. E. 19 S. 161. In der Bestellung von Waren seitens eines Kaufmannes, dem seine Zahlungsunfähigkeit bekannt ist, kann nicht ohne weiteres ein Betrug gefunden werden; es gehört dazu, daß derselbe die Absicht, die Waren zu bezahlen, überhaupt nicht gehabt hat. E. 24 S. 216. Vgl. GA. 41 S. 142. Vgl. auch Anm. 40 Abs. 2. In der wissentlichen Annahme einer irrtümlich geleisteten Zahlung liegt nicht ohne weiteres ein Unterdrücken, E. 25 S. 95. DRZ. 20 Nr. 163; auch nicht in dem bloßen Verschweigen einer erfolgten Teilzahlung u. d. Einklagen der vollen ursprüngl. Summe. R. 8 S. 506; keinesfalls in dem Bestreiten einer begrün­ deten Forderung seitens des Schuldners, E. 23 S. 244, auch mcht in der bloßen Nichterfüllung einer vertraglichen Mrtteilungspflicht. E. 37 S. 61. Der Lohn­ kutscher, der das erhobene Passagiergeld an den Fuhrherrn nicht abliefert, begeht nicht ohne weiteres einen Betrug. E. 27 S. 1. In dem bloßen Verschweigen der Tatsache, daß der Schwamm in dem verkauften Hause, liegt noch keine Unterdrückung, es muß vielmehr noch eine die Verheimlichung des Schwammes bezweckende Tätigkeit hinzukommen. GA. 41S. 143. Eine solche Tätigkeit liegt vor, wenn der Schwamm künstlich verdeckt wird. E. 20 S. 144. In dem Verschweigen der Absicht, auf Abzahlung gekaufte Waren alsbald zu verpfänden, kann eine Unterdrückung wahrer Tatsachen liegen. E. 42 S. 181 (anders E. 20 S. 142), auch ist eine solche zu finden in der Erhebung der Brand­ entschädigung unter Verschweigung der Tatsache, daß der Versicherte den Brand selbst verursacht hat, R. 10 S. r 1.

Betrug § 264.

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fachen einen Irrtum erregt42)43oder unterhält,") wird wegen Betruges mit Gefängnis bestraft,44)45neben 46 welchem auf Geldstrafe, sowie auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden kann. Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann ausschließlich aus die Geldstrafe erkannt werden. Der Versuch ist strafbar.") Wer einen Betrug gegen Angehörige, Vormünder oder Erzieher begeht, ist nur auf Antrag zu verfolgen.") Die Zurücknahme des Antrages ist zulässig. § 264. Wer im Jnlande wegen Betruges47) einmal und wegen darauf begangenen Betruges zum zweiten Male bestraft worden ist, wird wegen abermals begangenen Betruges mit Zuchthaus bis zu zehn Jahren und zugleich mit Geldstrafe47") bestraft. Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Gefängnisstrafe nicht unter drei Monaten ein, neben welcher zugleich auf Geldstrafe erkannt werden kann.

Die im § 245 enthaltenen Vorschriften finden auch hier An­ wendung. 42) Vorausgesetzt wird ein Jrreführen, d. h. irgend eine in Worten oder Handeln bestehenden Tätigkeit, die dazu bestimmt ist, den anderen in einen Irrtum zu versetzen. E. 14 S. 310. Olshausen Anm. 2d. Übrigens ist

auch die mittelbare Erregung eines Irrtums geeignet, den Tatbestand des Betruges zu erfüllen. GA. 40 S. 41. 43) In der bloßen Benutzung des Irrtums eines anderen kann, wenn eine Rechtspflicht zur Aufklärung des letzteren nicht bestand, nicht ohne weiteres ein Unterhalten gefunden werden. E.20 S. 326. Durch Unterlassung kann Betrug begangen werden, wenn jemand in gewinnsüchtiger Absicht seiner Rechtspflicht zuwider das betrügerische Verhalten seiner Angestellten duldet. Recht 28 Nr.1600. 44) Die Verjährungsfrist beginnt mit dem Eintritt des Erfolges. E. 42 S. 172. KL. Anm. 13. 45) In der Aufstellung einer zu hohen Brandschadenliquidation kann ver­ suchter Betrug gefunden werden, der aber nicht mehr nach dem Gesetz v. 8. Mai 1837 zu bestrafen ist. GA. 37 S. 162. Doch ist § 28 noch anwendbar, wenn der Versicherte „ohne bösliche Absicht" handelt. Johow 18 S. 341. Ols­ hausen Vordem. III 3 vor § 263. Zur Annahme des Betrugsversuchs bedarf es nicht des Zustandekommens der Vorspiegelung. E. 50 S. 35. 46) Diese Vorschrift bezieht sich auch auf den Rückfallsbetrug. E. 43 S. 363. Sie .bezieht sich nicht auch auf den Teilnehmer, der zu dem Beschädigten nicht in demselben persönlichen Verhältnisse steht wie der Täter. GA. 38 S. 194. 47) Auch die wegen Urkundenfälschung in Jdealkonkurrenz mit Betrug er­ folgte Bestrafung begründet den Rückfall, R. 10 S. 570, ebenso die Bestrafung wegen Betrugsversuchs, R. 1 S. 716 und wegen Beihilfe, R. 2 S. 275. Ein im Fortsetzungszusammenhang begangener Betrug, der teils vor teils nach der Bestrafung wegen Betrugs verübt wurde, ist im Sinne des 8 nach der Bestrafung begangen. E. 47 S. 308. Betr. Rückfall siehe auch Anm. 78 zu § 244. ' 47 a) Das Mindestmaß beträgt 3 RM. JurR. 3 Nr. 1617.

Schöff

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III. Strafgesetzbuch §§ 264 a—266.

ER.

§ 264 a. Wer aus 9cot47b) sich oder einem Dritten gering­ wertige4^) Gegenstände zum Schaden eines anderen durch Täuschung (§ 265 Abs. 1) verschafft, wird mit Geldstrafe oder mit Gefängnis bis zu drei Monaten bestraft. Der Versuch ist strafbar. Die Verfolgung tritt nur auf Antrag ein. Die Zurücknahme des Antrags ist zulässig. Wer die Tat gegen einen Verwandten absteigender Linie oder gegen seinen Ehegatten begeht, bleibt straflos.

Schöff.

§ 265. Wer in betrügerischer Absicht4^ eine gegen Feuersgefahr versicherte Sache in Brand setzt, oder ein Schiff, welches als solches oder in seiner Ladung oder in seinem Frachtlohn versichert ist, sinken oder stranden macht, wird mit Zuchthaus bis zu zehn Jahren und zugleich mit Geldstrafe bestraft. Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Gefängnisstrafe nicht unter sechs Monaten ein, neben welcher auf Geldstrafe erkannt werden kann.

Schöff.

§ 266. Wegen Untreue4^) werden mit Gefängnis, neben welchem auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden kann, be­ straft : 1. Vormünder,50) Kuratoren,^) Güterpfleger,51a) Sequester 47 b) Es genügt nicht, daß der Täler in Not war, vielmehr muß die Not den Antrieb zur Tat gebildet haben. JurR. 2 Nr. 113. Siehe auch Anm. 92 a zu § 248 a. 47c) Hierbei ist zunächst ein objektiver Maßstab anzulegen, doch ist diejenige Auffassung in Betracht zu ziehen, welche in den beteiligten sozialen Kreisen herrscht. E. 48 S. 52. 48) Der Versicherte braucht die Tat nicht selbst zu verüben, dieselbe kann vielmehr auch von einem Dritten verübt werden. E. 23 S. 352 u. 426; selbst ohne Wissen und Willen des Versicherten. E. 59 S. 220. Ob der Ver­ sicherungsvertrag anfechtbar oder nicht ist, ist gleichgültig. E. 59 S. 247. Keine betrügerische Absicht, wenn trotz der Brandstiftung der Ersatzanspruch des Versicherten gegen den Versicherer entsteht. JurR. 3 Nr. 1358. § 310 StGB, ist auf dies Verbrechen nicht anwendbar. E. 56 S. 95. Reale Konkurrenz zwischen § 265 u. § 263 ist möglich. E. 48 S. 186. Zwischen §§ 265 u. 306 ist Jdealkonkurrenz möglich. E. 60 S. 129. 49) Bei dem Vergehen der Untreue machen sich diejenigen, zu deren Gunsten der Täter die Tat durch Hingabe veruntreuter Sachen begeht, durch wissentliche Annahme derselben der Beihilfe schuldig, unter Umständen aber auch der Mit­ täterschaft. R.8 S.507. 8 312 HGB. schließt die Anwendung des §266 aus. E. 37 S. 25, ebenso § 95 des Börsengesetzes. E. 61 S. 341. 50) Auch der Gegenvormund, E. 2 S. 345, aber nicht hierher gehört der gemäß § 1687 BGB. der Mutter bestellte Beistand, es sei denn, daß ihm die Vermögensverwaltung übertragen ist. E. 35 S. 338; auch nicht der vom Rechtspflegeorgan bestellte Pfleger. KG. v. 22. April 25, JurR. 1 Nr. 1395. Der Vormund kann sich dieses Vergehens nur bei Lebzeiten des Mündels schuldig

Untreue § 266. Mafsenverwalter,

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Vollstrecker letziwilliger Verfügungen") und Ver­

walter von Stiftungen, wenn sie absichtlich fiS) zum Nachteile ") der ihrer Aufsicht anvertrauten Personen oder Sachen handeln; 2. Bevollmächtigte,M) welche Über Forderungen oder andere.Ver­ machen, R. 2 S. 623; jedoch auch nach der Beendign^ der Vormundschaft, aber nur in bezug auf Bermögensstücke, die er während des Bestehens oder nach Beendigung der Vormundschaft in Unkenntnis hiervon erlangt hat. E. 45 S. 434. Siehe hierzu Galli, DIZ. 18 S. 141. , Ein Vormund, der es gestattet, daß aus dem ihm gehörigen Geschäfte sein Mündel in einer Menge Waren entnimmt, die weit über das Bedürfnis hin­ ausgeht, handelt zum Nachteile des Mündels. GA.44 S. 149. Ebenso handelt der Vormund eines unehelichen Kindes, welcher verschweigt, daß er selbst der Vater des letzteren ist, zum Nachteil desselben, E. 30 ©.191; ebenso der Vormund, der eine dem Mündel gegen Ihn zustehende Forderung nicht in das Nachlaßver­ zeichnis aufriimmt, um einer Forderung aus Sicherheitsleiftimg vorzubeugen. GA. 46 S. 449; desgl. der Vormund, der dem außerehelichen Vater seines Mündels erfolgreich den Rat erteilt, die Alimentenzahlung einzustellen. GA. 51 S. 44. 51) Dahin gehören auch Konkursverwalter. E. 26 S. 10st u. GA. 44 S. 250. Auch der Zwangsverwalter, der den eingezogenen Metzins für sich verwendet. E. 38 .S. 190. Dagegen gehört der Vorsitzende des Kuratoriums einer Sparkaffe nicht hierher. E. 24 S. 109; auch nicht die Mtglieder deS Gläubigerausschuffes. E. 39.S. 383. 51 a) Der Ehemann macht sich strafbar, der Geld seiner Fran, das ihm als Pfleger anvertraut ist, zum Nachteil der Frau in eigenem Interesse ver­ wendet. Recht 27 Nr. 1394. 52) Der Testamentsvollstrecker, der zum Nachlaß gehörige Wertpapiere zur Sicherheit für die von ihm gemachten Differenzgeschäfte deponiert u. sie nicht wieder einlöst, begeht eine Untreue. GA. 43 S. 53. 53) Absichtlich ist gleich vorsätzlich; es genügt das Bewußtsein, daß seine Handlung der ihm anvertrauten Person zum Nachteil gereicht. R. 5 S. 542, R.6 S. 785, E. 14 S. 184. Recht 30 Nr. 1844. Rechtswidrigkeit ist nicht erforder­ lich. E. 30 S. 191. Der dolus ist ausgeschloffen durch hindernisfreie Ersatz­ bereitschaft. Recht 30 Nr. 2585. 54) Nachteil ist gleichbedeutend mit Vermögensöeschädigung. E. 14 S. 401.

E. 38 S. 266. Der Nachteil muß herbeigeführt fein. GA. 36 S. 400. ZuM Nachteil ist schon gehandelt, wenn auch nur eine Gefährdung des Vermögens eingetreten ist, sobald nur eine nachteilige Veränderung des gegenwärtigen Vermögensstandes dadurch bewirkt ist, aber der Täter muß sich dieser Benach­ teiligung und der Rechtswidrigkeit bewußt gewesen sein. E. 16 S. 77, E. 27 S. 39. Vgl. auch E. 39 S. 335 (Abführung eingezogener Beträge durch den Reisenden an die Firma unter unrichtiger Bezeichnung der Schuldner). Der Auf­ traggeber muß die rechtliche Verfügungsgewalt über die Sache besitzen, daher keine Untreue seitens des Beaustragten zum Nachteil des Diebes. Recht 25 Nr. 2079. Auch Unterlassungen gehören hierher. GA. 43 S. 53. Nicht ist erforderlich, daß die Verfügung über die Bermögensstücke gegen den Willen des Geschäftsherrn geschieht; zum Nachteil handelt auch der, welcher den Willen des Auftragsgebers durch betrügliche Vorspiegelung dahin beeinflußt, daß dieser mit der vom Bevollmächtigten vorgenommenen Handlung einverstanden ist. E. 38 S. 366. 55) Bevollmächtigter ist derjenige, welchem die Vornahme von

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m. Strafgesetzbuch § 266.

Rechtsgeschäften für eine andere Person übertragen und eine Verfügungsgewalt namens derselben eingeräumt ist. E. 61 S. 2. Eine Lertretungsmacht i. S. 8164 BGB. wird nicht vorausgesetzt. Es handelt sich um eine in dem tatsächlich bestehenden Vertrauensverhältnis beruhende u. deshalb von der bürgerlich-recht­ lichen Gültigkeit der Vollmacht unabhängige Pflicht. E. 61S. 288. E. 62S. 15. Wesentlich verschieden von der Stellung eines Bevollmächtigten ist die eines Agenten, der nur eine vermittelnde Tättgkeit übt. E. 26 S. 230. Vgl. auch E. 43 S. 432. Der Begriff des Bevollmächtigten wird dadurch nicht auSgeschloffen, daß die Verfügungsgewalt auf, öffentlichem Recht beruht. DRZ. 18 Nr. 82. Nicht Bevollmächttgter ist der Überbringer einer Quittung, dem weitergehende Befugniffe nicht ein geräumt sind. E. 42 S. 213. Aus der Stellung einer Person alS Gutsverwalter folgt nicht ohne weiteres, daß dieselbe auch zur Vertretung der Gutsherrschast in vermögenSrechtlicher Hinsicht berechtigt ist. DIZ. 8 S. 82. Zu Bevollmächttgten gehören der zur Vertretung einer offenen Handelsgesellschaft berechttgte Gesellschafter nicht nur bezüglich der Gesellschaft, sondern mittelbar auch bezüglich der nicht vertretungsberechttgten Gesellschafter, Recht 8 S. 257; der als Liquidator fungierende ftühere Gesellschafter, R. 10 S. ,201; der Mit­ eigentümer eines gemeinschaftlichen Loses, der den Gewinn einzieht. E. 43 S. 55; der Bürgermeister einer Stadtgemeinde gegenüber. E. 15 S. 41, a. M. LK. Anm. 11; ein Straßenbahnschaffner, der einen Fahrgast durch die Aufforderung unentgelttich mitzufahren, zur Benutzung des Wagons bestimmt. DIZ. 17 S. 460; der Gerichtsvollzieher als Bevollmächttgter einer Partei, siehe Frank H 2 u. Anm. 58 a. E.; der Kommissionär, siehe Anm. 57 u. LK. Anm. 18 a. E.; die von dem Konkursverwalter mit der Versilberung von zur Maffe gehörigen BermögenSstücken beauftragte Person. E. 26 S. 106; der Gemeinschuldner, dem der Konkursverwalter die Fortführung des Geschäfts übertragen hat. E. 39 S. 414; die Vorstandsmitglieder einer mit Korporattonswahlen versehenen Innung (BevollmÜchttgte der letzteren, nicht der Jnnungsmitglieder). R. 8 S. 575. Der zum Leiter einer Kreissparkaffe bestellte Beamte ist Bevoll­ mächtigter auch dann, wenn er zu rechtswirksamen Zahlungsaufträgen nicht be­ fugt, tatsächlich aber kraft seines Amtes in der Lage ist, solche Verfügungen vor­ zunehmen. E. 61 S. 1. Ein Kassierer ist als solcher kein Bevollmächtigter, JurR. 3 Nr. 2063. Mitglieder des Vorstandes einer Akttengesellschaft unterliegen der Straf­ vorschrift des § 312 HGB. E. 37 S. 25. Der -zur Einziehung einer Forderung Beauflagte verfügt über die Forderung zum Nachteile des Auftraggebers noch nicht dadurch, daß er Zahlung in der Absicht der Verwendung derselben in eigenem Nutzen in Empfang nimnit, wohl aber geschieht dies durch die Unterschlagung der Gelder. GA, 46 S. 133. E. 62 S. 58. Ein Bevollmächtigter, der unter Benutzung der wider­ rufenen Vollmacht über ein in seinen Händen befindliches Bermögensstück des Auftraggebers zum Nachteile des letzteren verfügt, macht sich der Un­ treue schuldig. R. 8 S. 423. Vgl. auch E. 36 S. 133. Untreue, nicht Unter­ schlagung, liegt vor bei demjenigen, der, mit der Einziehung einer Forderung beauftragt, dieselbe auf Grund einer ihm vom Auftraggeber ausgestellten Scheinzession für sich «inzieht und den eingezogenen Betrag nicht abführt. GA. 37 S. 444. Ist eine Zahlung an den Bevollmächttgten für Rechnung seines Auftraggebers durch Girozahlung auf sein Bankguthaben erfolgt und verfügte er über dies Guthaben zu eignem Nutzen, so kann hierin eine Un­ treue gefunden werden. E. 2d S. 364; eberffo in der Zahlung einer Dwidende an austretende Mitglieder einer Genoffenschaft, wenn die Geschäftslage die Ver­ teilung einer Dividende überhaupt nicht gestattet. GA. 40 S. 55; auch darin, daß der Bevollmächtigte bei einem ernstlichen Sanierungsversuch im Interesse

Untreue § 266.

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mögensstücke des AustragsgeLerS 56•) absichtlich zum Nachteile des­ selben verfugen;57)

des Auftraggebers durch Darlehnsgewährung in gewagter Weise über Bermögensstücke deS Auftraggebers verfügt. E. 6 IS. 211; ferner darin, daß der Vorsteher eines Postamtes Schalterkasienbeamte veranlaßt, an Postscheck­ kunden ohne Prüfung der Deckungsfrage durch das Postscheckamt Barbeträge auszuzahlen. JurR. 3 Nr. 985. Der Inhaber eines Postscheckkontos fcnn hinsichtlich der darauf für einen Tritten einbezahlten Beträge durch unbefugte Abhebung nicht Untreue begehen. BayObLS. LZ. 22 S. 66. Der Tatbestand der Untreue erfordert nicht, daß die den Auftraggeber benachteiligenden Handlungen zu den Geschäften gehören, die der Bevollmächtigte kraft Auftrages vorzunehmen hat. E. 32 S. 26, sie dürfen aber auch nicht außer­ halb jeden Zusammenhanges zu jenen Geschäften stehen. Recht 14 Nr. 118& — Ebenso erkannt bezüglich eines Rechtsanwalts, der eine Forderung bei­ getrieben und den Betrag unterschlagen hat. E. 32 S. 30. 56) Vermögensstück ist alles, was wirtschaftlichen Wert hat, wenn er sich in Geld messen läßt. So ein in bestimmter Höhe zugesicherter Kredit. DIZ. 31 S. 1780. Vgl. HRR. 1928 Nr. 188. Darunter sind auch Einzelgegenstände zu verstehen, dje als solche in dem Aktivvermögen bereits vorhanden sind und zur Zeit der Verfügung bereits Bestandteile deS Vermögens bilden. LZ. 18 S. 473. Recht 31 Nr. 482. Depotscheine sind nicht In Haberpapiere, sondern Beweis- und Legittmattonsurkunden und können als solche nicht Gegenstand eines Faustpfandes sein, aber es kann ein Besitz- und Retentionsrecht an denselben zum Zwecke der Sicherheitsbestellung eingeräumt werden und insofern kann auch bezüglich der­ selben eine Untreue verübt werden. E. 26 S. 111. Ferner gehören hierher Hypothekenbriefe, selbst wenn sie über Eigentümerhypotheken lauten. E. 39 S. 184; Schecks. Recht 25 Nr. 2917. Wechselakzepte selbst unausgefüllte, E. 10 S. 385, vollstreckbare Ausfertigung eines gerichtlichen Vergleichs. GA.52 S. 246. 56 a) Forderungen des Auftraggebers können vorliegen,'weil sie-schon vor ihrer Entstehung durch generelle zusammenfaffende Erklärung ihm abgetreten worden waren iz. B. beim Verkauf eines Geschäfts-. GA. 59 S. 339. 57) Zur Definition des Begriffs „Verfügung" ist nicht verwendbar, was hierunter im BGB. verstanden ist. Recht 9 S. 625. Es wird hier eine Maßregel vorausgesetzt, durch welche eine nachteilige Veränderung des Auftrag­ gebers bezüglich eines Vermögensftückes herbeigeführt worden ist. E. 11 S. 412. Eine Verfügung ist die Bewilligung der Eintragung einer Hypothek auf das Grundsiiick des Auftraggebers. JurR. 3 Nr 1867. Auch zu teurer Einkauf einer Sache bei Kreditierung des Kaufpreises gehört hierher. LK. Aum. 16. Zum Nachteil verfügt, wer auftragsmäßig in eigenem Namen, aber auftrags­ widrig für eigene Rechnung das Geschäft vornimmt. Der Kommissionär steht dem gewöhnlichen verdeckten Stellvertreter gleich. R. 5 S. 543. Hat der Kommissionär Kaufpreisforderungen in der Absicht abgetreten, sich einen Ver­ mögensvorteil zu verschaffen, so greift § 95 deß Börsengesetzes Platz. E. 61 S. 341. Untreue zum Nachteil einer Bank kann auch darin gefunden werden, daß der Bankbeamte den Anspruch der Bank gegen einen Kunden mit einem zu niedrigen Bettage in die Bücher einstellt. E. 61 S. 78. Eine Belastung des Auftraggebers durch Begründung von Schuldverbindlichkeiten ist keine Ver­ fügung. LZ. 18 5 473, jedoch Inanspruchnahme eines dem Auftraggeber eingeräumten Kredits. JurR. 1 Nr. 1702. Untreue durch Begebung von Schecks setzt das Vorhandensein eines Guthabens voraus. JurW. 54 S. 146.

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III Strafgesetzbuch § 267.

3. Feldmesser, Versteigerer/9

Mäkler, Güterbestätiger, Schaffner,

Wäger, Messer, Bracker, Schauer, Stauer und andere zur Betreibung

ihres Gewerbes von der Cbrtgfeit verpflichtete Personen, wenn sie bei den ihnen übertragenen Geschäften absichtlich diejenigen benachteiligen,

deren Geschäfte sie besorgen 58 59, 60

Wird die Untreue begangen, um sich oder einem anderen einen Bermögensvorteil zu verschaffen, so kann neben der Gefängnisstrafe

auf Geldstrafe erkannt werden.

23. Abschnitt.

Schöff.

§ 267

UrKuv-enfalschuug.

Wer in rechtswidriger Absicht fl0) eine

inländische oder

58) Versteigerer sind nur diejenigen, die von der Obrigkeit entsprechend dem Vorbehalt in § 36 GWO. beeidigt und öffentlich angestellt sind. E. 44 S. 67; aber Beamte gehören nicht hierher. Ein Gerichtsvollzieher, der im amtlichen Auftrage eine freiwillige Versteigerung vornimmt, ist ein Bevoll­ mächtigter. E. 56 S. 101. E. 61 S. 228.

59) Auch die durch das Hypothetenbankges. v. 13. Juli 99 (RGBl. S. 375) geschaffenen sog. Treuhänder fallen unter diesen §, wenn sie zum Nachteil der Pfandbriefgläubiger handeln. Siehe die §§ 29 u. folg, des Ges. 60) Die rechtswidrige Absicht muß dahin gehen, mit der Urkunde im Rechtsleben zu täuschen. Ter zu Täuschende muß durch den Irrtum zu einem rechtlich erheblichem Verhalten bestimmt werden, zu dem er nach der Meinung des Täters ohne die Täuschung nicht oder doch nicht so sicher gelangt wäre. E. 47 S. 199; 50 S. 420; 53 S. 142; 56 S. 114 u. 235. Die Ab­ sicht einen materiell rechtswidrigen Erfolg herbeizuführen ist nicht erforderlich. G. 35 S. 117. Diese rechtsw. Abs. wird dadurch nicht ausgeschlossen, daß es sich um die Beschaffung eines falschen Beweismittels zur Geltendmachung eines begründeten Anspruchs handelte. GA. 28 S. 153 u. R. 1 S. 350; oder daß der Täter aus Scherz handelt. GA. 58 S 447 u. DIZ. 15 S. 883; oder daß die gefälschte Urkunde nur bei einer Verteidigung zum Zwecke des Beweises der Nicht­ schuld gebraucht wird. GA. 40 S. 53 u. R. 6 S. 19, so auch bei Veränderung des Datums zur Abwendung einer Stempelstrafe, R. 7 S. 86; E. 16 S. 262; R. 10 S. 218. Strafbar macht sich auch die Ehefrau, welche Wechsel, die mit dem Akzept ihres Ehemannes ohne dessen Wissen und Einverständnis versehen sind, in Verkehr bringt, wenn sie auch mit den Wechseln Bedürfnisse der Haushaltung bestritten hat. GA. 52 S 382. ferner ber, welcher einen gefälschten Scheck an eine Dirne als Zahlung für Gestattung des Beischlafs übergibt. JurW. 53 S. 1793. In Fällen, in denen es sich um eine falsche Unterschrift handelt, wird die Rechtswidrigkeit dadurch nicht immer ausgeschlossen, daß derjenige, dessen Ngme gebraucht ist, seine Genehmigung dazu erteilt hat; diese ist vielmehr dann be­ langlos, wenn die Zustimmung nur zum Gebrauche der Täuschung eines Dritten­ erteilt ist. E. 16 S. 325, 26 L. 220. Die Befugnis des Urhebers einer Urk. zu beliebigen nachträglichen Änderungen währt nur so lange, als er sie in Be­ ziehung auf ihren stofflichen Untergrund wie auf ihren gedanklichen Inhalt in seiner ausschließlichen tatsächlichen und rechtlichen Verfügungsgewalt hat. E. 40 S. 253. Die Fälschung des Taufscheins einer Braut durch diese, lediglich um ihrem

Urkundenfälschung § 267.

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ausländische öffentliche Urhinbe61) oder eine solche Privaturkunde, *») Bräutigam gegenüber jünger zu erscheinen, kann als nicht rechtswidrig gelten. R. 7 S. 681. Urkunde ist jeder von Menschen gefertigte, sinnlich wahrnehmbare Gegen­ stand, der geeignet ober bestimmt ist, eine außerhalb seiner selbst liegende Tat­ sache zu erweisen. E. J4 L. 53. Daher sind keine Urkunden Kostennoten eines Gerichtsvollziehers, da sie lediglich die Willensäußerung chres Ausstellers ent­ halten. E. 19 S. 62. A. M. Frank 11 Abs. 11. Keine Urkunde ist die bloße Nummerierung eines Gegenstandes zur Unterscheidung von anderen. -Des­ halb keine U. die an einzelnen Holzstapeln als Erkennungszeichen ange­ brachten Nummern. GA. 62 S. 420; auch nicht auf Frachtstücken angebrachte Zeichen. JurW.53 S. 975; oder die mit Abstempelung versehene Durchlochung einer Bahnsteigkarte. E. 29 S. 118. Ein Schriftstück kann nur dann als Urkunde angesehen werden, wenn es einen menschlichen Gedanken zum Ausdruck bringt. Die Eintragung eines falschen Namens in ein Geschäftsbuch ist eine schriftliche Lüge, stellt aber keine Urkunde dar. E. 53 S. 141. Einer unbeglaubigten Ab­ schrift fehlt die Urkundenqualität. E. 26 S. 270; 46 S. 179 (anders bei einet zu den Akten eingereichcen Klageschrift. E. 59 S. 13). -Desgl. wenn der Unter­ schrift ein p vorgesetzt ist. E. 86 S. 129. Durch den Vermerk „gez." vor der Namensunterschrift soll nicht stets, namentlich nicht im geschäftlichen Verkehr der Anschein einer Abschrift erweckt werden. E. 57 S. 11. Die Bescheinigung der Echtheit der Unterschrift eines anderen u^ter einem Anträge auf Abschließung einer Lebensversicherung ist nur ein unbeschworenes Privatzeugnis, aber keine Urkunde. GA. 39 S. 426. Keine Urkunden sind ferner: Bruchstücke einer Urkunde, wenn diese keinen selbständigen Gedanken­ inhalt in sich tragen, wie Teilftücke eines Wechsels. E. 36 S. 318; Vermerke zur Feststellung von Überarbeiten auf den Kalendertafeln. E. 38 S. 248; bloße Erkennungszeichen, wie Plombenverschlüsie. DIZ. 13 S. 252, der Geschoß­ einschlag auf einer Scheibe E. 42, S. 97; Wagenschilder von Kraftfahrzeugen, E. 55 S. 39; durch Poststempel entwertete Briefmarken DIZ. 27 S. 325; Fahrkarten mit getilgtem Tagesstempel. Recht 28 Nr'. 1176. Gesamturkunden setzen eine feste Verbindung derSchriftstückevoraus u. müssen nach ihrer Zweckbestimmung nicht nur über die einzelnen darin be­ urkundeten Geschäfte, sondern über einen ganzen Kreis von Geschäftsbeziehungen oder Rechtsverhältninen vollständige u. erschöpfende Auskünfte geben. E. 60 S. 17. 61) A. Öffentliche Urkunden, d. h. solche, welche nach § 415 ZPO. von einer öffentt. Behörde innerhalb der Grenzen ihrer Amtsbefugrufse ober von einer mit öffentlichem Glauben versehenen Person innerhalb des ihr zugewiesenen Geschäftskreises in der vorgeschriebenen Form (Namensunterschrift bzw. Siegel der Behörde) ausgenommen sind. Durch die mangelnde Unterschrift der Personen, mit welchen verhandelt worden, verliert ein Protokoll nicht unbedingt die Eigen­ schaft einer öffentl. Urkunde. R. 7 S. 431. Sie geht auch dadurch nicht ver­ loren, daß lediglich für den inneren Dienst bestimmte, nicht wesentliche Vor­ schriften verletzt sind. E.58 S. 280 Ein Zahlungsbefehl ohne Stempel ist aber keine öffentliche Urkunde JurR. ! Nr. 329. Eine Privaturkunde wird dadurch nicht ohne weiteres zu einer öffentlichen, daß ein zuständiger Beamte sie mit dem Prüfungsvermerk versieht. E. 51 S. 119. Zu den öffentlichen Urkunden gehören- Eisenbahnfahrkarten, R. 5 S. 369 (auch von der Teutschen Neichsbahngesellschaft ausgestellt, E. 59 S. 384); Fahr­ scheine einer stabil scheu Stranenbahn. BayüMG. D^Z. 33 ©.254 ; Ausweise von Fürsorgestellen iur Erlangung von Fahrpreisermäßigung. JurR. 3 Nr. 2160.

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ni. Strafgesetzbuch § 267.

Entwertungsvermerk auf einer Stempelmarke, wenn durch ihn der Zeitpunkt der Verwendung der Marke bewiesen werden soll, E. 39 S. 370; der vom Fleisch­ beschauer bewirkte Stempelabdruck auf untersuchtem Fleisch, E. 29 S. 67 (siehe aber E. 39 S. 284 wegen der Atteste j; Fahrradkarte GA. 59 S. 121; Fracht­ briefduplikate, E. 60 S. 187; Gepäckscheine, E. 37 S. 318; Haftbefehle, E. 15 S. 110; Ladungen des A. zur Hauptverhandlung, E. 18 S. 76. Legitimations­ scheine des 8119 Bereinszollg., Recht 16 Nr. 707; Meldebescheinigungen, JurR. 2 Nr. 1577 ; Nummerschilder für Fahrräder, E. 40 S. 169; Pfandscheine der städtischen Leihämter, E. 36 S. 363; Pferdelegitimationsatteste, E. 28 S. 43; der im Posteinlieferungsbuch vom Absender herrührende Vermerk, E. 42 S. 287; Protokolle der Gerichtsvollzieher über Vollstreckungshandlungen, R. 4 S. 361; Sparkassenbücher, E. 61 S. 126; Standesregisterauszüge, R. 9 S. 124; standesamtliche Scheine. BO. v. 14. Febr. 24 (RGBl. I S 116); Steuer­ karte, E. 60 S. 161; von der Steuerbehörde mit ihrem Siegel versehene Flaschen, E. 41 S. 317; Taufscheine -er Geistlichen, E. 29 S. 241; Bersteigerungsbekanntmachungen, R. 6 S. 613; Biehursprungsatteste, E. 2 S. 376; Wandergewerbeschein, E. 42 S. 249; Zivilversorgungsscheine, E. 27 S. 56. Berpflichtungsschein nach 819 des Wehrges., JurR. 1 Nr. 1584; Reifezeugnis, E. 60 S. 375. Wegen Telegramme siehe Anm. 62 Abs. 2. Nicht öffentliche Urkunden sind Bestellvermerke auf Postpatetkarten. E. 53 S. 224; die auf einen Briefumschlag aufgedruckten Stempel, E. 30 S. 381; ein Bericht des Richters über eine Nolarrevision, E. 26 S, 138; bahn­ amtliche Kernehmungsprotokolle. Recht 27 Nr. 1490; der Vermerk des Ab­ senders in dem Kopf des Formulars einer Postzustellungsurkunde, E. 40 S. 265; Impfscheine, E. 28 S.332; die vom Gerichtsvollzieher ausgestellten Quittungen über seine Gebühren und Auslagen, R. 4 S. 631; die von Gemeindebehörden erteilte Beglaubigung von Abschriften öffentlicher Urkunden. E. 60 S. 209; ein von einem Gestütswärter ausgestellter Deckschein. Recht 16 Nr. 3159, GA. 60 S. 270. Die Beglaubigung macht eine Privaturkunde nur insoweit zu einer öffentlichen als die Beglaubigung reicht. E. 34 S. 114. LK. Anm. 4d. Ist nur der äußere, nicht auch der innere Tatbestand der Fälschung einer öffent­ lichen Urkunde gegeben, so kann wegen Pnvaturkundenfälschung Bestrafung ein­ treten. E. 38 S. 220. Eine öffentliche Urkunde kann, wenn die darin beur­ kundete Erklärung von dem Erklärenden unbefugt mit einem fremden Namen unterschrieben ist, zugleich eine fälschlich angeferttgte Privaturkunde enthalten. E. 39 S. 346. Wegen der Fälschung -er Quittungskarten und Marken der Invaliden- und Hinterbliebenenversicherung sowie der Angestelltenversicherung siehe Anm. 83 r zu 8x363, wegen der von Pässen § 1 Nr. 6 der Paßverordn. v. 6. April 23 (RGBl. I S. 249). 62) Be Brivaiurkmrden. Als Privaturkunden sind anzusehen; Absender­ vermerke auf Briefumschlägen, GA. 51 S. 185; auf Postpaketadressen, E. 42 S. 226; Paketanschriften selber. E. 55 S. 269; Adresse eines eingeschriebenen Briefs, R. 7 S. 180; beleidigender Brief mit falscher Unterschrift, E. 8S. 187, Recht 30 Nr. 687 u. 1549; schriftliches Slngebot des Verkaufs eines Grundstücks. E. 55 S. 261; ärztliche Rezepte, R. 10 S. 563; Aufschriften auf Eisenbahnwagen. DIZ. 25 S. 784; Auskunft eines gewerbsmäßigen Auskunftsbureaus, E. 31 S. 59; nichtige schriftliche Auslobung. E. 56 S. 66; Bierbuch, E. 51 S. 36; Brotmarken. Recht 25 Nr. 1536; Erlaubnisschein zum Sammeln von Beeren, E. 20 S. 229; geschäftliche schriftliche Empfehlungen, R. 8 S. 298; Empfehlungsbriefe zur Erlangung einer Stelle, E. 44 S. 369, DRZ. 5 S. 49; die von Fleischbeschauern ausgestellten Zeugnisse über Trichinenfteiheit, E. 89 S. 284; Fabriknummer eines Motorrades. E. 58 S. 16, Frachtbriefe, R. 8

Urkundenfälschung § 267.

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welche zum Beweise von Rechten oder Rechtsverhältnissen von Erheb­ lichkeit ist/') verfälscht") oder fälschlich anfertigt") und von derselbe» S. 30, E. 52 S. 195; wegen des Stempels E. 46 S. 290 ; Gafthofsrechnung, Recht 28 Nr. 239. Geburtsatteste von Geistlichen ausgestellt, R. 9 S. 250; Gegenbücher, selbst wenn sie nicht mit dem Namen des Eintragenden unterschrieben sind, GA. 38 S. 327; Geldrollen mit Oblate einer bestimmten Firma, E. 13 S. 71; die schriftliche Erklärung des Baiers, daß das minderjährige Kind sich als Gesinde vermieten dürfe, E. 21 S. 56; zur Glaubhaftmachung dienende eides­ stattliche Versicherungen, R. 3 S. 801; Handelsbriefabschriften, E. 35 S. 145 ; Handelsbücher, Recht 16 Nr. 708 (nicht Handakten eines Anwalts E. 48 S. 406); H olzverabfolgungszettel, GA. 46 S. 431; Kassenzettel der Warenhäuser, GA. 47 S. 436; Klagezurücknahme, GA.41 S. 37 ; Kontrollstreifen einer Registerkasse. E. 55 S. 107; Kopierbücher, wenn sie ordnungsmäßig geführt sind (doch E. 43 S. 52); Ladungen im Prozeß, R. 8 S. 209; Lohnlisten, GA. 64 S. 366, LZ. 17 S. 65; Meldeschein polizeilicher, DIZ. 17 S. 868 ; doch öffentl. U. die Meldebescheinigung. JurR. 2 Nr. 1577; der mit einem Schiffsagenten abge­ schlossene Paffagiervertrag, GA. 39 S. 338; Pauskopie, GA. 52 S. 257. (Vgl. aber E. 40 S. 179); Plomben, die an Zählern angebracht werden, E. 50 S. 191; Rechnungen, R. 10 S. 205, GA. 39 S. 229; ein mit dem Vordruck einer Person oder Firma versehenes Rechnungssormular, Recht 30 Nr. 969 ; Reklamationsgesuche, R. 6 S. 558; Schulversäumnisentschuldigungszettel der Eltern, E. 21 S. 187; Speisekarten, E. 52 S. 179; Spielmarken ohne Kenn­ zeichen der Ausgabestelle. (Chips) JurW. 50 S. 532; Stempel, R. 10 S. 317; Slrafantragszurücknahme, E. 24 S. 210; Strafanzeigen, E. 53 S. 267; Straf­ aufschubsgesuch der Arbeitgeber für ihre Arbeiter, GA. 46 S. 29; ein ungültiges eigenhändiges Testament, sofern es besondere wirksame Erklärungen enthält, E. 43 S. 231. Siehe auch Anm. 65; die am Totalisator ausgegebenen Tickets, E. 26 S. 302; Wahlversammlungseinlad ungskarten, JurW. 41 S. 939; Wahlzettel, sobald sie in die Urne gelegt sind, E. 22 S. 182; (A. M. LK. Anm. 14 Abs. 3); mit einem Waldhammer bewirkte Anschläge, wenn sie den EigentumSübergang bekunden sollen, E/25 S. 244 (vgl. hierzu E. 36 S. 15) ; Warenbestell­ zettel, E. 8 S. 351; Warenhausverkaufszettel. Recht 23 Nr. 1729; Wildscheine, sofern sie formwidrig ausgestellt find (hierüber sieheE. 9 S. 555 u. E. 36 S. 327); Zifferblätter auf Kontrolluhren, E. 34 S. 435. Kontoauszug des Postscheck­ amtes. JurW. 55 S. 2754. In der Absendung gefälschter Telegramme ist der Tatbestand einer Urkundenfälschung gefunden worden. Plen.Erk. E. 8 S. 92. Auch wenn das Telegramm durch Fernsprecher vom Täter übermittelt wird. E. 57 S. 321. Die Ankunstsdepesche kann je nach Art und Inhalt entweder öffentliche Urkunde, beweiserhebliche Privaturkunde oder keins von beiden sein". E. 46 S. 286. Ab­ schriften können Urkunden sein, wenn sie als zweite Urschrift gelten sollten. DRZ. 16 S. 323. So ein Abklatsch eines Schriftstücks, wenn eS unmittelbar als Erklärung des angeblichen Ausstellers dienen soll. Recht 26 Nr. 1617* Siehe ferner über Schriftstücke Anm. 65 Abs. 4. 63) Die U. muß zum Beweise von Rechtsverhältnissen dienen, sie braucht keineswegs für sich allein vollständig beweisend zu sein. Es ist auch nicht not­ wendig, daß sie gerade für den Gebrauchszweck des Fälschers beweisend ist, es genügt vielmehr, daß sie im Falle ihrer Echtheit irgendein Rechtsverhältnis be­ weisen würde. E. 19 S. 113, E. 40 S. 80. Beweiserheblich muß die U. bereits sein, wenn sie zur Täusch, benutzt wird. E. 40 S. 144. Nach Hamburg v. 22, Oktbr. 25, JurR. 2 Nr. 432, braucht sie aber nicht zu Beweisen rechts-

Dalcke, Strafrecht. 21. SiufL (1928.)

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m. Strafgesetzbuch § 267.

erheb^. Tatsachen bestimmt zu sein. Wenn auch für den Begriff der Urkunde ge­ fordert wird, daß sie zum Beweise bestimmt sei, so folgt doch daraus durchaus nicht, daß sie zum Beweise desjenigen Rechtsverhältniffes von Erheblichkeit sein müffe, welches in ihr zum Ausdruck gebracht ist. E. 17 S. 103. E. 40 S. 78. E. 52 S. 179. Ebenso braucht das Rechtsverhältnis, für welches die Urkunde beweisend ist, nicht in seinem vollen Umfange und seinen Einzelheiten auS dem Schriftstücke hervorzugehen. GA. 41 S. 403. Daß das Rechtsverhältnis, für das die Urkunde beweisend ist, zivilrechtlicher Gültigkeit entbehrt, ist für die Urkundenqualität unerheblich. E. 26 S. 302. Im einzelnen ist noch hervorzuheben: Die Taxe eines Grundstückes ist eine beweis­ erhebliche Urkunde, E. 24 S. 114; auch dann, wenn sie nur ein privates Gut­ achten ist, sofern sie nur für den Beweis von Rechtsansprüchen von Bedeutung ist, GA. 51 S. 410. Nach E. 24 S. 395 ist das uneidliche Gutachten eines Sachverständigen keine beweiserhebliche Urkunde, dagegen ist solche die Zurück­ nahme eines Strafantrags, selbst wenn kein Antragsvergehen vorlag, E. 24 S. 210; auch eine Bescheinigung, die dazu bestimmt ist, einer Behörde (z. B. Polizei) als' Ausweis zu dienen, E. 36 S. 400; oder ein schriftliches ärztliches Zeugnis, E. 37 S. 378; ferner Empfehlungsschreiben, GA. 66 S. 80; ein Gesuch um Beurlaubung eines Soldaten, E. 52 S. 319 — nicht Hotelfremdenbuch. Königsberg v. 19. Novbr. 25, JurR. 2 Nr. 433. Ein mit der Unterschrift des Postboten versehener Vermerk „Adressat verstorben" ist eine beweiserhebliche Urkunde. E. 26 S. 118; desgl. die vom Absender selbst bewirkte Eintragung der Einlieferung einer Postsendung im Einlieferungsbuch. E. 35 S. 218 (vgl. E.42 S.237); ebenso kann in einer Anzeige an dasBormundschaftsgericht, daß eine Person gestorben und die Einleitung einer Vormundschaft notwendig ge­ worden sei, eine beweiserhebliche Urkunde gefunden werden. E. 27 S. 239; desgl. in einer Berlobungsanzeige an eine Behörde. DIZ. 13 S. 1108. Ein Taufschein ist beweisend für den Stand des Vaters und die Abände­ rung eine Fälschung. GA. 42 S. 410. Die Beweiserheblichkeit einer Privaturkunde wird dadurch nicht ausge­ schloffen, daß sie vom Aussteller nicht unterschrieben, sondern nur mit seinem Namensstempel versehen ist. GA. 44 S. 388; oder auch nur mit einem Hand­ zeichen. Recht 24 Nr. 1432 oder mit unleserlicher Unterschrift. E. 41 S. 425; Die Unterschrift des Ausstellers bildet kein unerläßliches Erfordernis für die Beweiserheblichkeit im Sinne dieses §. R. 6 S. 529 u. E. 26 S. 271. Deshalb können auch mechanisch vervielfältigte, mit einer gedruckten Unterschrift versehene Schriftstücke das Produkt einer Urkundenfälschung sein. R. 7 S. 738. Keine Urk. liegt jedoch vor, wenn nur unter Zuhilfenahme völlig außerhalb des Inhalts liegender Tatsachen die Person des Ausstellers erkennbar wird. E. 40 ©.217; oder wenn sie zwar der Gattung nach, aber nicht als bestimmbare Persönlichkeit erkennbar, wird. E. 46 S. 103. Aussteller kann nur ein RechtSsubjekt sein, nicht aber eine Kollektiveinheit ohne juristische Persönlichkeit. E 35 S. 94. Der Aussteller braucht aber nicht vorhanden zu sein, er kann auch eine erdichtete Person sein. E. 41 S. 425. 64) Der Tatbestand des Vergehens wird erfüllt entweder durch das verfälschen einer Urkunde oder ein fälschliches Unfertigen einer solchen. Als Verfälschung ist jede Veränderung einer Urkunde anzusehen, durch die das Verständnis ihres ursprünglichen Inhalts beeinträchtigt und ihr die Be­ deutung eines Beweismittels für eine Tatsache verliehen wird, zu deren Beur­ kundung sie nach ihrem ursprünglichen Inhalt nicht diente. E. 34 S. 50. Ver­ fälschung besteht nicht in der Beseitigung oder Beschränkung ihres ursprünglichen Beweisinhalts, sondern in der Veränderung der Beweisrichtung. E. 62 S. 11. Jedoch ist nicht jeder zusätzliche Vermerk auf einer Urkunde zu ihrer

195

Urkundenfälschung § 267.

Verfälschung geeignet, sondern nur ein solcher, durch den ihr Gedankeninhalt eine andere Bedeutung erlangt. E. 59 S. 323. Verfälschung einer Urkunde liegt auch dann vor, wenn eine der behördlichen Unterschrift nachfolgende Ein­ tragung von einem Unbefugten bewirkt wird. E. 43 S. 140. Auch eine ver­ fälschte Urkunde kann weiter verfälscht werden. Die Wiederherstellung des ur­ sprünglichen Inhalts der gefälschten Urkunde ist keine Verfälschung. Recht 12 Nr. 1306. Tie Zeitkarte einer Straßenbahn kann dadurch verfälscht werden, daß das auf ihr befestigte photographische Bildnis des Inhabers durch das einer anderen Person ersetzt wird. E. 46 S. 412. Keine Verfälschung ist die unvoll­ kommene Beseitigung des Datumstempels auf einer Fahrkarte. LZ. 18 S. 756; oder eines Postanweisungsabschnittes. DRZ. 20 Nr. 293. Die in der Durch­ streichung des Auszablungsvermerks m einem Sparkassenbuch liegende Be­ schädigung kann Verfälschung fein, wenn der gedankliche Gesamtinhalt des BucheS sich dadurch ändert. Recht 31 Nr. 483; desgl. auch Abschneiden eines Teils der Urkunde. Siehe Anm. 90 Abs. 2. Die Abänderungsbefugnis hat der Aussteller, solange die Urkunde nicht von Dritten eingesehen ist. E. 51 S. 340; oder bis ihm nicht durch Begründung eines fremden Anspruchs auf Unversehrtheit der Urkunde auch nur die rechlliche Verfügungsgewalt entzogen ist. E. 50 S. 422. E. 52 S. 78 u. 88.

65) Das Wesen der fälschlichen Anfertigung einer Urkunde im Gegensatze zur Verfälschung besteht ausschließlich in dem Mißbrauch der urkund­ lichen Form, der Herstellung einer falschen resp, dem Nachahmen einer echten Be­ glaubigungsform, durch welche einer Urkunde bei deren Anfertigung der Schein verliehen wird, als rühre sie von einem anderen her, als von dem, auf welchen die Urkunde als Aussteller hinweist, R. 4 S. 107, R. 5 S. 210; anderweite Verwendung von einer von einem zollamtlichen Verschluß abgetrennten Plombe ist fälschliche Anfertigung, R. 9 S. 105. Siehe auch Anm. 62. Urkunden­ fälschung ist auch die im Auftrag des Testators fälschliche Anfertigung eines eigenhändigen Testaments. GA. 62 S. 147. Da das Wesen der Fälschung darin besteht, daß der Urkunde der Schein verliehen wird, als sei sie von einem anderen ausgestellt, als von dem, der sie wirklich ausgestellt hat, so kann unter Umständen auch in der Unterzeichnung mit dem eigenen Namen eine Fälschung liegen, E. 13 S. 171, siehe auch E. 48 S. 342; E. 55 S. 173; ebenso kann eine Fälschung liegen in der Unterzeichnung mit dem Namen einer gar nicht existierenden Person, E. 35 S. 117, GA. 50 S. 286; (Unterzeichnung mit angenommenem Namen), DIZ. 11 S. 148, ferner darin, daß eine unver­ heiratete Person sich als Ehefrau bezeichnet. E. 30 S. 43; GA. 62 S. 477; auch ferner in der Unterzeichnung durch den Bevollmächtigten mit dem Namen, seines Machtgebers, E. 37 S. 196; auch in der von einem Unbefugten vorgenommenen Eintragung in ein Handelsbuch, GA. 50 S. 386; in der Anbringung der Namenszüge von Malern auf den Gemälden anderer. Recht 23 Nr. 178. Dagegen liegt eine fälschliche Anfertigung nicht vor, wenn der Aussteller der unbefugt gefertigten Unterschrift einer fremden Firma seinen eigenen Namen beifügt. GA. 48 S. 136; oder wenn zu einem Wechsel­ stempel der Kassationsvermerk mit einem unrichtigen Datum von vornherein angefertigt ist. R. 9 S. 148; oder, wenn ein Anwalt Prozeßschriften mit seinem Namenszuge vom Bureauvorsteher unterschreiben läßt, E. 44 S. 69; oder, wenn der Täter nicht über die Identität seiner Person, sondern nur über den Namen einen Irrtum erregen will. Recht 13 Nr. 2871. E. 48 S. 238; und selbst dann nicht, wenn der Namensträger seine Ermächtigung, die Ur­ kunde mit seinem Namen zu unterzeichnen, zu Täuschungszwecken erteilt hat. E. 43 S. 348; anders aber, wenn der Aussteller sich selbst für den Namensträger 13*

196

III. Strafgesetzbuch § 267.

zum Zwecke einer Täuschung Gebrauch macht,66) wird wegen Ur­ kundenfälschung mit Gefängnis bestraft?*) ausgibt und letzterer sich mit dem fälschlichen Gebrauch seines Namens einver­ standen erklärt. Recht 17 Nr. 1403. Eine Abschrift kann ein zur Verübung einer Urkundenfälschung taugliches Mittel sein, wenn der Täter mit dem Willen handelt, den Anschein zu erwecken, daß das Schriftstück von derjenigen Person als Aussteller herrühre, die als Aus­ steller ausdrücklich oder stillschweigend durch die begleitenden Umstände gekenn­ zeichnet wird. DIZ. 13 S. 1344. — Vgl. aber hierzu E. 26 S. 270 — wenn sie zufolge einer besonders gesetzlichen Norm oder nach dem Willen und Be­ stimmung des Ausstellers oder auf Grund schlüssiger Tatsachen im Rechts­ verkehr an die Stelle der Urschrift treten, selbst die Urschrift sein oder dieser rechtlich gleich stehen soll. E. 59 S. 16. Eine Urk. fertigt auch fälschlich der an, der mittels untergelegtem Blauzettel verursacht, daß ohne Wissen des Aus­ stellers noch eine zweite Unterschrift hervorgebracht wird. E. 50 S. 179. Schriftliche Lüge ist keine Urkundenfälschung. E. 48 S. 406. Die Urkundenfälschung ist ein Formaldelikt, welches nicht in der Verletzung einer konkreten materiellen Berechtigung, sondern in dem dem objektiven Rechte zuwiderlaufenden Mißbrauche der Form der Beurkundung im rechtlichen Ver­ kehr sein Wesen hat. E. 23 S. 250. Es ist demnach die intellektuelle Fälschung einer Privaturkunde straflos. E. 10 S. 273. 66) Zum Tatbestände des Vergehens gehört endlich, daß von der falschen Urkunde zum Zwecke einer Täuschung Gebrauch gemacht ist. Der Gebrauch muß stattfinden zu dem Zwecke, denjenigen, welchem gegen­ über von der Urkunde Gebrauch gemacht wird, in den Irrtum zu versetzen, daß die Urkunde echt und geeignet sei, den betreffenden Beweis zu liefern. GA. 46 S. 43 u. E. 5 S. 438. Wer schriftl. unter falschem Namen um ein Darlehn nach­ sucht, macht sich nur dann strafbar, wenn er die Absicht hatte, durch Gebrauch des falschen Namens sich der Beweiswirkung der Urkunde für seine Person zu ent­ ziehen. E. 48 S. 238. Der täuschende Gebrauch braucht sich aber, wie dies schon in der Anm. 63 hervorgehoben ist, nicht gerade auf das aus der Urkunde hervor­ gehende Rechtsverhältnis zu beziehen. Wer also einen Schuldschein fälscht, in welchem er sich als Gläubiger darstellt, um mit Hilfe desselben sich bei einem Dritten Kredit zu verschaffen, macht sich wegen Urkundenfälschung strafbar. E. 5 S. 438. Notwendig ist aber, daß durch den Gebrauch der falschen Urkunde eine Täuschung in den für ihre Bedeutung als einer echten Urkunde maß­ gebenden Eigenschaften bezweckt, daß also die Urkunde als ein falsches Be­ glaubigungsmittel zur Ausführung der Täuschung benutzt wird. Ein solcher Gebrauch aber liegt nicht vor, wenn ein Irrtum über außerhalb des Urkunden­ inhalts liegende Tatsachen erregt werden soll. E. 26 S. 383. E.46 S. 224, oder wenn die Person, deren Namen gemißbraucht wird, nach Entdeckung der Fälschung die Urkunde weiter gibt. E. 48 S. 43. Ebensowenig liegt ein Ge­ brauchmachen vor, wenn die gefälschte Urkunde durch den Druck veröffentlicht wird, E. 23 S. 249. Ebensowenig darin, daß ein mit falschem Namen unter­ zeichneter Antrag auf Erlaß eines Zahlungsbefehls und demnächst eines Voll­ streckungsbefehls in der Absicht eingereicht wird, einem Gläubiger Pfandobjekte zu entziehen, wenn der Schuldner mit diesem Verfahren einverstanden ist, GA. 41 S. 263. Der äußerliche Akt des Gebrauchmachens ist vorhanden, wenn die falsche Urkunde dem Getäuschten nur zugänglich gemacht ist. Siehe E. 7 S. 53, E. 41 S. 144, E. 58 S. 17 u. DIZ. 13 S. 596 (Unterschiebung eines gefälschten Testa-

Urkundenfälschung § 268. § 268.

Eine Urkundenfälschung, welche in der

197 Absichte7) be-

gangen wird, sich oder einem anderen"«) einen Bermögensvorteil6Ä) ments unter die Papiere des Erblassers), oder Verwahrung des vom Täter ge­ schriebenen eigenhändigen Testaments durch den Erblasser. E. 57 S. 235. Es genügt das Anerbieten, die falsche Urkunde zur Einsicht vorzulegen mit dem Er­ folge, daß jemand an einem dritten Orte von derselben Einsicht nimmt. E. 19 S. 215 u. R. 8 S. 319. Jnsbes. kann auch in dem Borlesen des gefälschten Schriftstückes der zu täuschenden Person gegenüber ein Gebrauchmachen ge­ funden werden. E. 15 S. 110. Dagegen kann ein Gebrauch noch nicht an­ genommen werden, wenn jemand von seinem Rechtsanwalt Abschrift einer ge­ fälschten Urkunde zum Gebrauch im Prozesse fertigen läßt, es sei denn, daß der RA. selbst getäuscht werden sollte; die bloße Überreichung der Abschrift der

gefälschten Urkunde und die Bezugnahme auf das Original ist nicht ausreichend, wenn nicht gleichzeitig auch die Originalurkunde dem zu Täuschenden zugänglich gemacht ist. E. 16 S. 228. Desgl. nicht, wenn die Urkunde sich schon in den Händen des zu Täuschenden befindet u. nur auf sie Bezug genommen wird. DRZ. 16 S. 235; auch nicht, wenn die Abschrift beglaubigt ist. Recht 17 9h:. 438, anders aber, wenn die Übergabe der beglaubigten Abschrift zum Zwecke der Zustellung erfolgt. E. 35 S. 337. Ebensowenig ist in der bloßen Behauptung, eine Urkunde, durch welche sich das behauptete Rechtsverhältnis beweisen lasse, in Händen zu haben, selbst wenn sich eine bezügliche falsche Urkunde in den Händen des Behauptenden befindet, ein Gebrauchmachen gefunden. 9t. 1©. 513. Gebrauchmachen durch pflichtwidr. Geschehenlassen u. Nichthindern des Ge­ brauchmachens durch Dritte. JurR. 1 Nr. 1591. Auf den Beweggrund kommt es nicht an. Wer ein Zeitungsinserat auf­ gibt, um sich mit einem anderen einen Scherz zu machen, begeht Urkunden­ fälschung. Erk. v. 7. Dezbr. 14, LK. Anm. 41. Straflose Nachtat kann eine Urkundenfälschung niemals sein. E. 60 S. 271 (273). 67) Auch hier mutz die Absicht eine rechtswidrige im Sinne des § 267 sein und feftgestellt werden. E. 3 S. 168. Absicht ist hier, wie bet § 274, in dem Sinne zu verstehen, daß die Vorstellung von dem Erfolg den Willen des Täters bestimmt haben muß. E. 50 S. 55. Die Absicht muß beim Gebrauch­ machen der Urk. bestanden haben. E. 58 S. 213. Siehe auch Anm. 88 zu § 274. 67 a) An Verstorbener ist kein „Anderer". GA. 62 S. 476. 68) Ein BermögevsvorteU kann gefunden werden in der Abwendung einer Konventionalstrafe, R. 8 ©. 112; in der Erlangung einer Metwohnung allch gegen erhöhtes Entgelt. Recht 27 Nr. 953; in der Erlangung einer Zahlung einer begründeten Forderung zur Vermeidung eines bei der schlechten Vermögens­ lage des Schuldners aussichtslosen Prozesses, Recht 6 S. 536; überhaupt in der Abwendung eines drohenden Nachteils. Erk.v. 4.Oktbr. 18, LK. Anm. 3; aber nicht im Fall einer begründeten Forderung. E. 53 S. 102; auch nicht in der

Abwendung einer kriminellen Geldstrafe, E. 2 S. 34 (siehe dagegen GA. 49 S. 131); ebensowenig in der Verdeckung einer Unterschlagung, 91.3©. 17, wenn nicht etwa die Absicht vorlag, sich einen Vorteil aus der Unterschlagung zu sichern, wohl aber in der Erlangung der Abänderung eines gegen den Fälscher ergangenen Zivilurteils. E. 3 S. 370. Daß der erstrebte Bermögensvorteil.wirklich ein­ getreten ist oder überhauvt realisierbar war, ist nicht erforderlich, R. 1 S.350 u. E. 1 ©. 187, auch nicht, daß er ein rechtswidriger ist. E. 11 S. 155, und ebensowenig iss es notwendig, daß derselbe lediglich durch den Gebrauch der falschen Urkunde erlangt werde. E. 20 S. 6; oder daß zur Erreichung des Ver-

Schöff.

198

m. Strafgesetzbuch § 269.

zu verschaffen oder einem anderen Schaden zuzufügen, ••) wird be­ straft, toctm70 * *)71 * 69 72 73

1. die Urkunde eine Privaturkunde ist, mit Zuchthaus bi-

zu

fünf Jahren, neben welchem auf Geldstrafe erkannt werden kann;

2. die Urkunde eine öffentliche ist, mit Zuchthaus bis zu zehn

Jahren, neben welchem aus Geldstrafe erkannt werden kann. Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Gefängnisstrafe ein,

welche bei der Fälschung einer Privaturkunde nicht unter Einer Woche, bei der Fälschung einer öffentlichen Urkunde nicht unter drei Monaten betragen soll.

Neben der Gefängnisstrafe kann zugleich auf Geld­

strafe erkannt werden.")

Schoss.

§ 269.

Der fälschlichen Anfertigung einer Urkunde

wird es

gleichgeachtet,7^> wenn jemand einem mit der Unterschrift") eineMögensvorteils der verfälschte Inhalt der Urkunde dienen soll. E. 53 S. 343; ferner auch nicht, daß die Absicht, ihn sich zu verschaffen, schon bei der Fälschung vorhanden war. E. 51 S. 237. E. 53 S. 109. 69) Die Entziehung einer kriminellen Geldstrafe ist kein dem FiskuS zu­ gefügter Schaden, R. 1 S. 712; wohl aber kann diese Absicht, Schaden zuzu­ fügen, in der beabsichtigten Zufügung einer Beleidigung gefunden werden. E. 8 S. 187; oder darin, daß jemand einen anderen um die Wohltat der bewilligten Bewährungsfrist bringen will, wenn er dabei unlautere Nebenzwecke verfolgt. HRR. 1928 Nr. 574. Vgl. auch E. 34 S. 243. 70) Wird eine Urkunde (Quittung) gefälscht, um auf Grund derselben Geld zu erheben und wird letzteres demnächst unterschlagen, so kann reale Konkurrenz angenommen werden. R. 8 S. 762. Zwischen Urkundenfälschung und dem mit Hilfe des Falsifikates verübten Bettuge ist ideale Konkurrenz angenommen. E.2 S. 42. Eine Verurteilung wegen Steuerhinterziehung schließt eine Bestrafung wegen Urkundenfälschung nicht aus. E. 50 S. 166. 71) Strafbarer Versuch liegt vor in der Herstellung der Urkunde, wenn sie in der von diesem Paragraph erforderten Absicht und in der Absicht erfolgt, von der Urkunde zum Zwecke der Täuschung tm Rechtsleben Gebrauch zu machen. LK. Anm. 10. E. 44 S. 87. Unter Umständen kann auch der bloße Beginn der Herstellung der falschen Urkunde straft. Versuch sein. Siehe E. 23 S. 213. Wird durch dieselbe Handl, eine Urkunde in gewinnsüchttger Absicht fälsch!, angeferttgt u. von ihr ohne eine solche Absicht zum Zwecke einer Täuschung Gebrauch gemacht, so liegt Jdealkonkurrenz zwischen der versuchten schweren u. der voll­ endeten einfachen Sttaftat vor. E. 58 S. 211. 72) Auch bei der Blankettfälschung muß die rechtswidrige Absicht (§ 267) sestgestellt werden, und soll aus § 268 gestraft werden, so müssen auch die Tatbestandsmerkmale aus diesem § vorliegen. R. 2 S. 742 u. E. 3 S. 227. Siehe auch E. 4 S. 342. Vergehen gegen diesen §, nicht Verfälschung, liegt vor, wenn von einer Urkunde der Text abgeschnitten und über die Unterschrift ein ur­ kundlicher Inhalt gesetzt wird. E. 40 S. 53. 73) Daß die Namenszeichnung gerade durch Schreiben bewirkt worden, ist nicht notwendig, vielmehr gehören hierher auch die durch Druck oder sonst auf mechanischem Wege hergestellten Unterschriften. E. 21 S. 183. Abschrift der Unterschrift genügt nicht. Recht 6 S. 153. Es muß sich aber um Herstellung einer Urkunde handeln, die auf den Unterschreibenden als Aussteller hinweist.

Urkundenfälschung §§ 270 u. 271.

199

anderen versehenen Papiere74) ohne dessen Willen14 e) oder dessen Anord­

nungen zuwider durch Ausfüllung einen urkundlichen Inhalt gibt.

§ 270

Der Urkundenfälschung wird es gleich geachtet,7^ wenn

schöff.

jemand von einer falschen oder verfälschten Urfunbe,75*) wissend, daß sie falsch oder verfälscht ist, zum Zwecke einer Täuschung Gebrauch7*)

macht. § 271 77) Wer vorsätzlich bewirkt,7*) daß Erklärungen, VerhandE. 48 S. 342. Die Ausfüllung des Blanketts braucht nicht über der Unter­ schrift zu stehen. JurR. 3 Nr. 986. 74) Es ist nicht erforderlich, daß das mit der Unterschrift eines anderen versehene Papier einen urkundlichen Inhalt noch nicht hat, es genügt vielmehr, daß das Papier noch nicht diejenige Urkunde enthält, die es bei vollständiger Ausfüllung enthalten würde. E. 15 S. 67. Der Fall betraf ein Wechselformular, das mit Ausnahme des Zahlungstages alles enthielt. Der § findet namentlich Anwendung, wenn Wechselformulare mit einem höheren als dem vereinbarten Betrage ausgefüllt werden. R. 2 S. 610. Bgl. auch E. 26 S. 138. Auch Änderungen vorhandener echter Schristzeichen können in den Bereich der Blankett­ fälschung fallen. E. 39 S. 36. Ob Teile der Urkunde, die vor der Blankett­ fälschung vorhanden waren, von berufenen oder unberufenen Personen hergestellt sind (z. B. Beifügung eines Stempelabdruckes), ist unerheblich. E. 57 S. 72.

74 a) Die Ausfüllung des Blanketts braucht nicht einer ausdrücklichen Willenserklärung zuwider zu laufen, GA. 46 S. 423. 75) Die rechtswidrige Absicht (§ 267) wird auch- hier gefordert. R. 7 S. 187; aber es ist nicht nötig, Laß schon die Fälschung selbst in rechts­ widriger Absicht bewirkt ist. Recht 13 Nr. 3691 u. E.4 S.69. Auch braucht die rechtswidrige Absicht nicht gerade auf die Rechtswidrigkeit des Vermögensvorteils gerichtet zu sein. Die Anfertigung einer falschen Quittung über eine wirtlich geleistete Zahlung, um sich ein Beweismittel zu verschaffen, ist unbedingt eine rechtswidrige. GA. 26 S. 67 u. 447. Siehe auch E. 4 S. 69.

75») Unter Urkunden sind auch hier nur die im § 267 gedachten, nicht auch sonstige Urkunden zu verstehen. E. 12 S. 112. 76) Das Gebrauchmachen muß in rechtswidriger Absicht geschehen sein und diese Absicht muß stets besonders festgestellt werden. Siehe E. 12 S. 112. — Der wissentliche Gebrauch einer aus Irrtum falsch aufgenommenen öffentlichen Urkunde fällt unter § 273. R. 2 S. 300. 77) Die §§ 271—273 behandeln die sog. intellektuelle UrkundenfLlschnng. Die Regel ist, daß der Täter in unmittelbare Beziehung zu dem Ur­ kundsbeamten tritt. E. 9 S. 288. Doch kann er sich auch der Mitwirkung einer Mittelsperson bedienen. E. 55 S. 282. Der Urkundsbeamte muß stets ohne Dolus handeln, da sonst § 348 Anwendung findet. E. 13 S. 67. 78) „Bewirken" begreift jede dolose Handlung, durch welche die unwahre Beurkundung verursacht wird, und es ist nicht erforderlich, daß der Täter an derselben Teil genommen hat. R. 5 S. 331. Das einfache Geschehenlaffen der falschen Beurkundung ist ein Bewirken selbst dann nicht, wenn die Täuschung des Urkundsbeamten beabsichtigt war. GA. 52 S. 93. Die Überzeugung vom

Gegenteil dessen, was beurkundet wird, ist nicht erforderlich. Eventualdolus genügt. E. 18 S. 309. Der Täter muß sich aber bewußt gewesen sein, daß die unrichtig beurkundete Tatsache für Rechte von Erheblichkeit ist. Recht? S. 558,

er.

200

m. Strafgesetzbuch § 271.

hingen oder Tatsachen, welche für Rechte oder Rechtsverhältnisse von

Erheblichkeit pnb,7e) in öffentlichen Urkunden,80) Büchern oder Re­ gistern b») al- abgegeben oder geschehen beurkundet werden,*») während sie überhaupt nicht oder in anderer Weise oder von einer Person tn

einer ihr nicht zustehenden Eigenschaft oder von einer anderen Person

R. 7 S. 190. Eine auf die Herstellung einer falschen Beurkundung ausdrücklich gerichtete Absicht wird nicht erfordert. Befand sich also eine Person bei Abgabe einer Erklärung in dem (irrigen) Glauben, sie sei zur Benutzung des ftemden Namens berechtig, so kann angenommen werden, dieselbe habe ohne sub­ jektives Verschulden gehandelt. R. 9 S. 451. 79) Auf das Maß der Erheblichkeit kommt es nicht an. E. 5 S. 175. 80) Die Strafbestimmung des Paragraphen greift nicht weiter, alS die un­ mittelbare äußere Beweiskraft der Urkunde sich erstreckt und es fällt auS dem Bereich der Beurkundung alles heraus, wofür die ö. U. diesen Beweis nicht liefert. E. 46 S. 296. Zu den ö. 1L gehören Reisepässe, E. 44 S. 286, aber nicht Impfscheine. E. 28 S. 332; die Entwertungsvermerke der Notare auf Stempelmarken. Erk. v. 19. Jan. 12, JMBl. 14 S. 795; die Ursprungs­ zeugnisse des Biehseuchenges. GA. 62 S. 483. — Die Fälschung der Quittungs­ karten ist strafbar nach § 1495 RBO. u. §§ 343, 344 des Versicherungsgesetzes für Angestellte. Siehe Sinnt. 83 »zu 8 363 StGB., doch schließen diese §§ die Anwendung des § 271 nicht aus. Vgl. GA. 49 S. 121. Protokolle über mündl. Berhandl. u. Urschriften von Zivilurteilen sind keine Urk. im Sinne dieses 8- E. 59 S. 13. 81) Öffentliche Register sind Heiratsregister. E. 60 S. 230; die Sterbe­ register. R. 10 S. 42; die zu diesen Beamten gemachten unwahren An­ gaben über die Eltern der Verstorbenen sind strafbar. GA. 59 S. 119, Recht 15 Nr. 944. Ebenso haben die Taufregister noch heute die Eigenschaft von öffenttichen Registern. E. 22 S. 118; desgl. die Gefangenbücher I u. II. E. 24 S. 308 u. R. 7 S. 429 u. E. 7 S.373; Berliner Polizeiregister. E. 49 S. 62; Truppenstammrolle. Recht 32 Nr. 684; und Musterrolle deS See­ mannsamts. E. 61 S. 410. Nicht Handelsregister. E. 18 S. 179. Der objekttve Tatbestand dieses Paragraphen liegt jedesmal dann vor, wenn hinsichtlich der in 8 54 Nr. 1 u. 2 des Ges. v. 6. Febr. 75 (abgeändert durch Ges. v. 6. Juni 20 — RGBl. S. 1209) ausdrücklich aufgeführten Personalien un­ wahre Beurkundungen bewirkt worden sind. E. 24 S. 360. E. 26 S. 347 u. E. 34 S. 263. 82) Nicht fallen unter § 271 die Anzeigen eines Polizeibeamten, welche durch unwahre Angaben einer Person bewirkt worden sind. R.5 S.724; die falsche Namensangabe in einer Zivilprozeßverhandlung. E. 46 ©.112; die An­ meldung eines nicht bestehenden Vereins zur Eintragung in das Vereins­ register. E. 61 S. 304; die Erklärungen eines Angeschuldigten, welcher sich bei seiner protokollarischen (gerichtlichen oder polizeilichen) Vernehmung einen falschen Namen beilegt, E. 10 S. 243; E. 41S. 201; die zu Protokoll einer Berwaltungs.behörde gemachte falsche Angabe, R. 7 S. 469; die wissentlich unrichtigen An­ gaben von Namen upd Wohnort der Eltern seitens der Verlobten vor dem Standesbeamten, E. 22 S. 60; ebensowenig fällt unter diesen 8, wenn eine Frauensperson bewirkt, daß sie bei der Anordnung ihrer Stellung unter sitten­ polizeilicher Konttolle mit einem falschen Namen bezeichnet wird, E. 41 S. 190; oder wenn jemand bewirkt, daß in ein Arbeitsbuch ein falsches Geburtsjahr eingettagen wird, E. 21 S. 31.

Urkundenfälschung §§ 272—274.

abgegeben

oder

geschehen sind,

201

wird mit Gefängnis bis zu sechs

Monaten oder mit Geldstrafe bestraft.")

Wer die vorbezeichnete Handlung in der Absicht begeht,

§ 272 sich

oder

einem anderen einen

SehöiE

Bermögensvorteil") zu verschaffen

oder einem anderen Schaden zuzufügen, wird mit Zuchthaus bis zu

zehn Jahren bestraft, neben welchem auf Geldstrafe erkannt werden

kann.

Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Gefängnisstrafe ein, neben welcher auf Geldstrafe erkannt werden kaun.

§ 273.

Wer wissentlich von einer falschen Beurkundung der im

ER.

§ 271 bezeichneten Art zum Zwecke einer Täuschung Gebrauch macht,") wird nach Vorschrift jenes Paragraphen und„ wenn die Absicht dahin

gerichtet war, sich oder

einem anderen einen Bermögensvorteil zu

verschaffen oder einem anderen Schaden zuzufügen, nach Vorschrift

Schöff.

des § 272 bestraft. § 274

Mit Gefängnis, neben welchem auf Geldstrafe erkannt

werden kann, wttd bestraft, wer

1. eine Urkunde,M) welche ihm entweder überhaupt nicht oder nicht ausschließlich gehört,") in der Absicht,") einem anderen Nachteile") zuzufügen, vernichtet, beschädigt90) oder unterdrückt,") oder, 83) Die Verjährung dieser Straftat beginnt mit dem Abschluß der Be­ urkundung. E. 21 S. 228. E. 40 S. 405. 84) Der § findet auch oann Anwendung, wenn der erstrebte Vorteil in der für die Begehung der Tat versprochenen oder gegebenen Belohnung besteht. E. 18 S. 145. 85) Der spätere Gebrauch einer gefälschten Urkunde, der nicht von Anfang an ins Auge gefaßt war, kann außer gegen § 271 auch noch gegen § 273 ver­ stoßen. E. 58 S. 34. 86) Hier wird nicht eine beweiserhebliche Urk. L S. des § 267 voraus­ gesetzt, es genügt vielmehr jede zum Beweise von Tatsachen geeignete oder bestimmte Urk., für Rechte u. Rechtsverhältnisse braucht sie nicht beweiserheblich zu sein, R. 9 S. 537, R. 6 S. 356 u. E. 22 S. 182 (Wahlzettel). Recht 14 Nr. 1187, DIZ. 15 S. 708 (Plakate mit der Aufschrift: „Zu vermieten durch"). Kontobuch. JurW. 56 S. 2430. Die Nichtigkeit eines Testaments beseitigt die Urkundeneigenschaft nicht. DStZ. 4 S. 303. Das Kassabuch eines Kaufmanns gehört nicht ohne weiteres hierher. GA. 38 S. 342. 87) Der § findet keine Anwendung auf Fälle, in welchen dem Recht des Alleineigentümerö nur der persönliche Anspruch eines anderen auf Herausgabe gegenübersteht. E. 33 S. 288. Zu den Urkunden des Abs. 1 gehören GrubenortsNummerzeichen in ihrer Verbindung mit Förderwagen. E. 6O S. 402; aber nicht benutzte Fahrkarten. JurW. 51 S. 1452. JurN. 2 Nr. 115. Eisenbahnfahr­ karten gehören dem, der sie gelöst hat. LZ. 16 S. 335. Der Eigentümer der Urkunde und der, dem Nachteil zugefügt werden soll, brauchen nicht identisch zu sein. E. 39 S 80. Ein gemeinschaftliches Testament gehört nach dem Tode des einen Ehegatten dem andern nicht ausschließlich. GA. 56 S. 217. 88) Es muß der bestimmte Wille des Täters auf das Ziel der Benach-

Schöff.

ni. Strafgesetzbuch § 274. 2. einen Grenzstein")

oder

etil anderes zur Bezeichnung einer

Grenze9S) oder eines Wasseistaudes93 *) bestimmtes Merkmal in der

teiligung gerichtet gewesen sein, wenn Zweck verbinden kann. E. 16 S. 150. treten werde, genügt nicht. JurW. 52 auf Beseitigung eines Beweismittels genügt die Absicht, dem andern einen E. 22 S. 283.

auch mit diesem Ziel sich ein weiterer Das Bewußtsein, daß ein Schaden ein­ S. 609. Die Absicht braucht auch nicht gerichtet zu sein. E. 20 S. 413. Es Nachweis im Zivilprozeß zu erschweren.

89) Nicht bloß Vermögensrecht!. Nachteil. E. 22 S. 283; E. 55 S. 76. ES genügt jede Beeinträchtigung einer Persönlichkeit. E. 50 S. 213. Vgl. Anm. 93 b. Der Plural beruht auf einem Druckfehler. R. 2 S. 374. 90) Das Beschädigen kann auch dadurch bewirkt werden, daß die Be­ weiskraft der Uri. beeinträchtigt wird, z. B. durch Durchstreichen des Namens. R. 2 S. 135. Es kommt auch nicht darauf an, ob das Recht, welches durch die Uri. in derjenigen Gestalt, in welcher sie ohne die Veränderung vorlag, be­ wiesen wurde, auch wirklich bestand und mit Erfolg in Anspruch genommen werden konnte. 'R. 8 S. 722. Eine Beschädigung, welche dazu dienen soll, ein falsches Beweismittel herzustellen, fällt unter den Begriff der Urkundenfälschung. E. 3 S. 370 u. E. 20 S. 413; HöchstRR. 3 S. 6.

91) DaS Unterdrücken liegt vor, wenn der Täter die Benutzung der Ur­ kunde dem Verletzten entzieht; nimmt der Täter die Urkunde an sich, um sie für sich zu haben, so kann darin Diebstahl oder Unterschlagung liegen. E.l S. 159. Eine Urkundenunterdrückung begeht der Vertrauensmann, der einen ihm über­ gebenen Wahlvorschlag an den Wahlvorstand nicht abliefert. E. 55 S. 74; oder der, welcher eine Niederschrift aus einem Protokollbuch herausreißt. E. 57 S. 310. Die Unterdrückung d. U. kann nicht nur gegenüber dem erfolgen, der ein Recht an ihr erlangt hat, sondern auch gegenüber dem, für den sie bestimmt ist (Bestellschein). E. 10 S. 391, E. 39 S. 406. — DaS Unterdrücken erfordert keineswegs ein gewiffes Maß von Heimlichkeit. E. 22 S. 283, auch zeitweiliges Borenthalten der Urkunde genügt. E. 39 S. 80. 92) Grenzsteine sind nicht bloß Steine, die zur Bezeichnung der Eigen­ tumsgrenze dienen. GA. 42 S. 125; aber keine Steine, die der Setzende auf die Richttgkeit ihrer Lage erst nachprüfen will. Recht 25 Nr. 2929. Auch LandeSgrenzfteine gehören hierher. E. 48 S. 252. Ein späteres Bestreiten kann die früher zu Recht bestandene Bestimmung des Grenzsteins ebensowenig aufheben, als der Beweis, daß er seinerzeit an eine unrichtige Stelle gesetzt ist. DIZ. 8 S. 82.

93) Darunter sind alle definittven oder auch nur provisorischen Grenjzeichen zu verstehen, welche bestimmt sind, das Eigentum oder dingliche Rechte an Grund und Boden abzugrenzen, z. B. auch eine Hecke. LZ. 8 S. 88; da­ gegen gehören Merkzeichen, durch welche nur persönliche Rechte äußerlich er­ kennbar gemacht werden, nicht hierher. R. 5 S. 251, vgl. auch ebenda S. 292 u. R. 6 S. 809; auch nicht die gemäß § 5d Enteignungsges. v. 11.Juni 74, angebrachten Merkmale. JurW. 35 S. 789. Es gehören ferner nur solche Grenzzeichen hierher, welche entweder von Alters her als solche bestehen oder von den Interessenten anerkannt oder von der zuständigen Behörde festgestellt sind. R. 6 S. 49. Das vom Katafterkontrolleur zur Ausführung eines rechtskräftigen Grenzfestftellungsurteils auf einseitigen Antrag Zeines Beteiligten errichtete Grenz-

Urkundenfälschung § 275.

203

Absicht, einem anderen NachteileSb) zuzusügen, wegnimmt, vernichtet, unkenntlich macht,verrückt oder fälschlich setzt. 96 * *)97 * * * * * * * * * * * * * * * * * * 94 95

§ 275

Mit Gefängnis nicht unter drei Monaten wird bestraft, wer

1. wissentlich von falschem oder gefälschtem Stempelpapier, —) von falschen oder gefälschten Stempelmarken,96 a) Stempelblanketten, Stempel­ abdrücken, 9°") Post- oder Telegraphen-Freimarken oder gestempelten

Briefkuverts Gebrauch macht, ®7) zeichen genießt nicht den Schutz dieses §, sondern nur das, welches bei Vollstreckung des Urteils aus § 919 BGB. errichtet wird. E. 41 S. 94. Um den Grenzsteinen den gesetzlichen Schutz dieses § zu gewähren, bedarf es weder der Zuziehung des Richters noch der Schristform. GA. 37 S. 355. Vgl. aber E. 23 S. 254. Ebenso gehören Grenzraine hierher und wird ein solcher durch Abpflügen rc. seiner Bestimmung als Grenze entzogen, so liegt Jdealkonturrenz mit § 370 Nr. 1 vor. E. 22 S. 286. 93 a) Nicht gehört hierher ein Stein, der nur die künftige Bezeichnung eines Wasserstandeö vorbereiteu soll. E. 31 S. 143; wohl aber der nach dem Vorflutges. v. 15. Novbr. 1811 gesetzte Merkpfahl. Olshausen Anm.8b. 93 b) Hierunter fällt seel. Unlustgefühl. E. 50 S. 213. Die Überzeugung, durch Verrückung des Grenzzeichens nicht in das Eigentum des Nachbars ein­ zugreifen, schließt die Absicht, ihm Nachteile zuzufügen, nicht aus. GA. 46 S. 51. Aber der Nachteil, der vom Täter beabsichtigt sein muß, darf nicht schon in der Einwirkung auf die im § 274 bezeichneten Objekte gefunden werden, sondern muß darüber hinausgehen u. vom Täter selbständig daneben als not­ wendig vorgestellt sein, immerhin ist also eine Schadensabsicht erforderlich. E. 31 S. 143. Doch genügt die Absicht, die Feststellung der Grenze dem Nachbar der­ gestalt zu erschweren, daß mit Beseitigung der gesetzlichen Merkmale wiederum Unsicherheit über den Lauf der Grenze herbeigeführt wird. Recht 9 S. 113. 94) Einen Grenzft. macht untenntl., wer ihn durch Verminderung der Substanz der Wahrnehmung entzieht. GA. 42 S. 406. 95) Unter fälschlichem Setzen ist nur die Herrichtung solcher Grenzmerkmale zu verstehen, welche äußerlich als solche zu erkennen sind; ob die Grenz­ zeichen definitiv oder provisorisch gesetzt sind, ist gleichgültig. E. 16 @.'280. Als dolus genügt das Bewußtsein, einem anderen durch Verrückung oder Be­ seitigung des Grenzsteines ein Beweismittel zu entziehen. GA. 37 S. 355. 96) Ein falsches Stempelpapier ist ein solches, dem der Schein eine- echten gegeben ist, es genügt aber ein solcher Grad von Ähnlichkeit, daß eine Täuschung möglich ist. GA. 39 S. 236. 96 a) Gegenstand des Schutzes des § sind nur die zum Schutze fiskalischer Interessen unter öffentlicher Autorität ausgestellten Wertzeichen, die die Ent­ richtung gewisser Steuern, Beträge oder Gehälter erleichtern und kontrollieren. JurR. 3 Str. 1695. Stempelmarken verlieren ihre Eigenschaft nicht dadurch, daß sie als Ursprungszeugnisse verwendet werden. E. 38 S. 263. Banderolen für Zigaretten sind keine Stempelmarten, Recht 26 Nr. 352 (vgl. §369 a RAbgO.), wohl aber Steuerwarten zur Entrichtung der Lustbarkeitssteuer. E. 57 S. 286; auch Gerichtskostcnmarken. E. 59 S. 321. 96 b) Strafbar ist nur der Gebrauch von unechten Abdrücken, nicht von un­ richtigen. E. 52 S. 257. 97) Die falsche oder gefälschte Stempelmarke muß in dieser ihrer Eigen­ schaft von ihrem Inhaber in den Rechtsverkehr gebracht werden. E.24 S. 111. Der Täter kann sich zwar zum Gebrauch einer gut- ober bös gläubigen Mittels-

Schöff.

204

m. Strafgesetzbuch §§ 276—278.

2. unechtes Stempelpapier,

unechte Stempelmarken, Stempel­

blankelle oder Stempelabdrucke für Spielkarten, Pässe Drucksachen

oder

Schriftstücke,

ingleichen

wer unechte

oder sonstige Post- oder

Telegraphen-Freimarken oder gestempelte Briefkuverts in der Absicht anfertigt, sie als echt zu verwenden, oder

3. echtes Stempelpapier, echte Stempelmarken, Stempelblankette, Stempelabdrücke, Post- oder Telegraphen-Freimarken oder gestempelte Briefkuverts in der Absicht verfälscht, sie zu einem höheren Werte

zu verwenden.

ER*

§ 276.

Wer wissentlich schon einmal zu stempelpflichtigen Ur­

kunden, Schriftstücken oder Formularen verwendetes Stempelpapier

oder schon einmal verwendete Stempelmarken oder Stempelblankette,

ingleichen

Stempelabdrücke, welche zum Zeichen stattgehabter

Ver­

steuerung gedient haben, zu stempelpflichtigen Schriftstücken verwendet,

wird, außer der Strafe, welche durch die Entziehung der Stempel­ steuer begründet ist, mit Geldstrafe bestraft.98) Gleiche Strafe trifft denjenigen, welcher wissentlich schon einmal

verwendete Post- oder

teilweiser benutzt.

Entfernung

Telegraphenwertzeichen nach gänzlicher oder des

Entwertungszeichens

zur

Frankierung

Neben dieser Strafe ist die etwa wegen Entziehung der Post­

oder Telegraphengebühren begründete Strafe verwirkt.

Schöff.

§ 277.

Wer unter der ihm nicht zustehenden Bezeichnung als

Arzt oder als eine andere approbierte Medizinalperson") oder unbe­ rechtigt unter dem Namen solcher Personen ein Zeugnis über seinen

oder eines anderen Gesundheitszustand ausstellt *) oder ein derartiges

echtes Zeugnis verfälscht, und davon zur Täuschung von Behörden oder Versicherungsgesellschaften Gebrauch macht, wird mit Gefängnis

bis zu Einem Jahre bestraft.

Schöff.

§ 278.

Ärzte und andere approbierte Medizinalpersonen, welche

ein unrichtiges2* )1 * Zeugnis8) über den Gesundheitszustand eines Menperson bedienen, notwendig ist aber, daß er mittelbar oder unmittelbar die Marke in den Verkehr gebracht hat. JurW. 52 S. 176. 98) Daß die Verpflichtung zur Verwendung der Marke sich erledigt hatte, schließt die Strafbarkeit einer nochmaligen Verwendung derselben nicht aus. E. 30 S. 384. 99) Dahin gehören alle landesgesetzlich approbierten Medizinalpersonen, aber nicht Hebammen. E. 10 S. 340. Strafbar ist auch ein Kurpfuscher, der ein Zeugnis unter der Bezeichnis als Arzt aiMellt. Recht 22 Nr. 179. Der Tatbestand des 8 277 schließt die Anwendung des § 267 aus. Recht 14 Nr. 2764. 1) Hierher gehören auch Gesundheitszeugnisse über früher durchgemachte Krankheiten. LK. Anm. 4. Das Zeugnis braucht nicht inhaltlich unrichtig zu fein. E. 20 S. 138. 2) Hier wird im Gegensatz zu § 277 ein inhaltlich unrichtiges Zeugnis verlangt. Wider besseres Wißen ist ein Zeugnis ausgestellt, wenn sich der Aus-

Urkundenfälschung §§ 279 u. 280. Strafbarer Eigennutz § 284.

205

scheu zum Gebrauche bei einer Behörde oder Versicherungsgesellschaft wider besseres Wissen ausstellen, werden mit Gefängnis von Einem Monat bis zu zwei Jahren bestraft. § 279. Wer, um eine Behörde oder eine Versicherungsgesellschaft über seinen oder eines anderen Gesundheitszustand zu täuschen, von einem Zeugnisse der in den §§ 277 und 278 bezeichneten Art*) Gebrauch macht, wird mit Gefängnis bis zu Einem Jahre bestraft. § 280 Neben einer nach Vorschrift der §§ 267, 274, 275, 277 Schöff. bis 279 erkannten Gefängnisstrafe kann aus Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden. 24. Abschnitt. Bankrott *) 25. Abschnitt. Strafbarer Eigennutz und Verletzung fremder Heheimniffe. § 284.6) Wer ohne behördliche Erlaubnis?) öffentlich?a) ein Schöff. Glücksspiel'") veranstaltet oder hält oder die Einrichtungen ,c) hiezu steiler bewußt ist, daß diejenigen, für die dasselbe bestimmt ist, nach der gemeinen Aufsassnngs- u. Ausdrucksweise das Wahre nickt zu erkennen vermögen. GA. 45 S. 132. 3) Dahin gehört auch ein Jmpffchein. E. 24 S. 284. Auch die Würdigung des Befundes fällt unter den Begriff des Zeugniffes. E. 33 S. 294. 4) Die Absicht, sich durch die Handlung einen Bermögensvorteil zu ver­ schaffen, schließt den Tatbestand nicht aus. E. 6 S. 1. 5) Die §§ 281—283 sind durch die KO. außer Kraft gesetzt und durch die §§ 239—244 der letzteren ersetzt. Siehe IV. 6) Die bisherigen 284 und 285 sind ersetzt durch das Gesetz gegen das Glücksspiel vom 23. Dezember 1919 (RGBl. S. 2145). 7) Die behördliche Erlaubnis zum öffentlichen Glücksspiel darf nur für Jahrmärkte, Schützenfeste sowie ähnliche unter freiem Himmel gelegentlich statt­ findende Veranstaltungen von vorübergehender Dauer und nur unter der Be­ dingung erteilt werden, daß der Spieleinsatz nicht mehr als eine Mark beträgt und dem Spielunternehmer kein höherer Verdienst als 10 vom Hundert der Spieleinsätze zustießt. Die Erteilung der Spielerlaubnis kann im Einzelfalle von weiteren Be­ dingungen abhängig gemacht werden. Bek. v. 27. Juli 20 (RGBl. S. 1482). Die Bekanntmachung ist gültig. Kiel GA. 70 S. 57. Weiß, DIZ. 25 S. 772. A. M. Schellhas, ebenda S. 704. 7 a) Öffentliches Glücksspiel ist eine Veranstaltung, wenn sie dem Publikum als solchem, also einem unbestimmten, nicht festgeschlossenen PersonentreiS zu­ gänglich gemacht ist. E. 57 S. 190 (193). Auf die öffentliche Wahrnehmung kommt es nicht an. DStZ. 9 S. 306. Recht 25 Nr. 1537. 7 b) Tas sind diejenigen Spiele um Vermögenswerte, bei denen Gewinn und Verlust allein oder doch in der Hauptsache vom Zufall abhängen. E. 21 S. 107 u. R. 2 S. 331; oder dann, wenn die Wahrscheinlichkeit auf den Auögang des Spiels durch Geschicklichkeit oder Berechnung einzuwirken, nach der Anlage des Spiels io gering ist, daß in der großen Mehrzahl der Einzelspiele mit dieser Zähigkeit oder Geschicklichkeit der Spieler überhaupt nicht zu rechnen ist

206

HL Strafgesetzbuch §§ 284a u. 284b.

bereitstem, wird mit Gefängnis bis zu zwei Jahren und mit Geldstrafe

oder mit Geldstrafe bestraft.

AIS öffentlich veranstaltet gelten auch Glücksspiele in Vereinen oder geschloffenen Gesellschaften,") in denen Glücksspiele gewohnheits­

mäßig veranstaltet werden. ER.

284 a. Wer sich an einem öffentlichen? *) Glücksspiel (§ 284) be­ teiligt, wird mit Gefängnis bis zu sechs Monaten und mit Geldstrafe bi» zu eindunderttausend Mark oder mit Geldstrafe bis zu dem gleichen Betrage

bestraft.

284 b. In den Fällen der §§ 284, 284 a sind die Spieleiurichtungen und das auf dem Spieltisch oder in der Bank befindliche (wie z. B. bei den meisten Geldspielautomaten). E.41 S. 218 u. S.^331, E. 43

S. 155. In diesen Füllen ist immer zu prüfen, ob das Publikum in seiner überwiegenden Mehrheit willens und in der Lage war, an den Apparaten seine Geschicklichkeit zu erproben und die hierzu gehörige Zeit, Mühe und Geld­ ausgabe aufzuwenden, oder ob für das Publikum die Erlernbarkeit deS Spiels gar nicht in Betracht kam. Recht 13 Nr. 3692. Die Natur des Glücksspiels wird nicht beseitigt durch den geheimen Vorbehalt und das darauf abzielende Verhalten des einen Bertragsteilse die Entscheidung mittels eines dem anderen Teile nicht erkennbaren Kunstgriffs herbeizuführen. E.61 S. 12. — Ein Spiel, das an sich Geschicklichkeitsspiel ist, kann im einzelnen Falle als Hazardspiel ange­ sehen werden. E. 25 S. 192. Es hängt dies von der Beschaffenheit deS Apparats (z. B. Bajazzoapparat) und von den Eigenschaften der Spieler ab. HRR. 1928 Nr. 190. Recht 32 Nr. 192. Ein Irrtum über den Rechtsbegriff des Glücks­ spiels ist unerheblich. Siehe E. 41 S. 334. Daß um Gewinne von unerheblicher pekuniärer Bedeutung gespielt ist, schließt den Begriff eines Glücksspiels nicht aus, R. 7 S. 636 u. E. 6 S. 70 u. R. 4 S. 215. Es ist auch nicht er­ forderlich, daß jeder Spieler die Gefahr eines Vermögensverlustes trägt. E. 45 S.424. Siehe hierzu Galli, DIZ. 19 S. 140. Wetten aus Rennplätzen, die von dem Vertreter eines Konzerns abgeschloffen werden, sind Glücksspiele, für die der Vertreter als Spieler verantwortlich ist. E. 57 S. 190. Ob ein Spiel als Glücksspiel anzusehen ist, hängt von der Art des Spiels ab, z. B. beim Mauscheln. GA.37 S. 159. E. 61 S. 355. GA. 52 S. 267. DStZ. 3 S. 255; desgl. beim «arte mit chouette. HRR. 1928 Nr. 189. Kümmelblättchen bleibt Glücksspiel, auch wenn die Parteien den Gewinn lediglich von ihrer Geschicklichkeit abhängig machen wollen. GA. 50 S. 112; KG. Recht 32 Nr. 1189; und zwar in Tateinheit mit Betrug. E. 61 S. 12. Daß Pokern Glücksspiel ist, wird vom RG. nicht verneint. Recht 10 ©. 1015. Auch Ringwerfen ist ein Glücksspiel. Recht 10 S. 760; ebenso Tivolibillard, R. 7 S. 17. Das Würfelspiel um Geld in den Glücksbuden ist Glücksspiel und nicht Lotterie. GA. 41 S. 283. Über Rennwetten als Glücksspiele siehe Rennwettgesetz S. 214.

7 c) Das kann auch ein gewöhnlicher, Haushaltungszwecken dienender Tisch sein. Hamburg LZ. 22 S. 428. 7 d) Gesellschaft ist schon dann vorhanden, wenn sich die Teilnehmer mit einer gewissen Regelmäßigkeit zusammensinden, ohne daß chi Statut bestehl. DStZ. 9 S. 306. 7e) Öffentlichkeit ist strafbegründendes Merkmal. E. 59 S. 140.

207

Strafbarer Eigennutz §§ 285 u. 285 a.

Geld einzuziehen, sofern sie dem Täter oder einem Teilnehmer 8) ge­

hören.

Andernfalls sönnen9)10die 11 Gegenstände eingezogen werden.

L85

Wer

aus dem

Glücksspiel

ein

Gewerbe

macht,") wird

mit Gefängnis und mit Geldstrafe, bei mildernden Umständen mit

Gefängnis

bis

zu

einem Jahr und mit Geldstrafe oder mit Geld­

strafe bestraft. 285 a.

In

den

Fällen der §§ 284, 284 a und 285 tarnt neben

Gefängnis auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte, auf die Zulässigkeit von Polizeiaufsicht und aus Überweisung an die Laudespolizeibehörde mit den im § 362 Abs 3, 4 vorgesehenen Folgen erkannt werden. Einen Ausländer kann die Landespolizeibehörde nach Vollstreckung der Freiheitsstrafe aus dem Reichsgebiete verweisen.

Neben der Strafe kann angeordnet werden, daß die Verurteilung auf Kosten des Schuldigen öffentlich bekannt zu machen ist. 8) Das ist auch der, der die Raume, Tische und Sitzgelegenheiten zur Verfügung stellt. E. 56 S. 117. 9) Der Einziehungszwang beschränkt sich auf die von vornherein alS Gegenstände des Spielbetriebs kenntlichen Gelder. Ob Bankguthaben einzuziehen sind, die sich als zum Spielbetrieb bestimmt ermitteln lassen, ist dem Ermessen des Gerichts überlassen. E. 57 S. 127. Eingezogen werden kann auch das in einem Bojazzoapparat (siehe Anm. 7 b) befindliche Geld. HRR. 1928 Nr. 691. 10) Hierzu wird eine fortgesetzte, absichtlich auf Gewinn gerichtete Tättgkeit verlangt, R. 1 S. 654, aber auch hier kann unter Umständen schon ein Fall genügen. E. 1 S. 119 u. R. 7 S. 541. In dem letzteren wird zugleich aus­ geführt, daß die Absicht, bei dem Glücksspiele einen Gewinn zu machen, für sich allein noch nicht die Gewerbsmäßigkeit begründen kann. „Gewinnsucht" ist nicht erforderlich. E. 33 S. 237. Sie kann daher als strafschärfend berück­ sichtigt werden. GA. 56 S. 73. Stehe auch § 27 a. Ist jemand wegen gewerbsmäß. Glücksspiels freigesprochen, so kann nicht eine vor diesem Urteil liegende Spieltätig leit in einem späteren Verfahren zur Feststellung der Gewerbsmäßigkeit herangezogen werden, E. 26 S. 299, wohl aber können frühere bereits verjährte Fülle herangezogen werden. R. 3 S. 716 u. 442. 11) Wer sich auf eigene Rechnung bei einem Glücksspiel beteiligt in der Ab­ sicht, das Spiel als eigene Tat ins Werk zu setzen und daraus einen fortlaufen­ den Gewinn zu erzielen, ist, wenn er noch andere Teilhaber hat, Mittäter, wenn auch ein anderer, Mittäter oder Gehilfe, das Spiel Physisch ausführt. R. 8 S. 189 u. R. 9 S. 551. Auch die nur gewerbsmäßige Hergabe der Ein­ richtungen für daS Glücksspiel ist nach BrcSlau v. 16. März 26, JurR. 2 Nr. 1993, gewerbsmäßiges Glücksspiel. Gewerbsmäßigkeit ist strafbegründxndes Merkmal, daher braucht die Beihilfe nicht gewerbsmäßig zu sein. E.59S. 140 (anders Recht 27 Nr. 409). Beihilfe kann durch Gewährung von Darlehen an Mitspieler begangen werden. GA. 55 S. 232. Beihilfe leistet die Ehe­ frau, welche die Abrechnungen mit den Wettannahmestellen ihres Ehemannes selbständig besorgt, E. 45 S. 253. Ein Schankwirt kann durch untätiges Nichtverhindern Bechilfe begehen. Dresden v. 20. Dezbr. 22, JurW. 53 S. 1787. Auch der IM. hat sich dahin ausgesprochen. AB. v. 23. Septbr. 20 (IMBl. S. 506).

Schöff.

208 Schöff.

HI. Strafgesetzbuch § 286.

§ 286. Wer ohne obrigkeitliche Erlaubnis 12) öffentliche Lotte­ rien 13) veranstaltet,14) wird mit Gefängnis bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. 12) Der Mangel der Erlaubnis wird nicht dadurch nachgewiesen, daß der Täter keinen preußischen Wandergewerbeschein besitzt. Jur.W. 38 S. 516. Der Irrtum, eine obrigkeitliche Erlaubnis erhalten zu haben, kann den hier erforderlichen Vorsatz ausschließen. E. 27 S. 31. 13) Eine „öffentliche" Lotterie liegt vor, sobald das Anbieten von Losen sich nicht auf einen begrenzten Kreis von Teilnehmern beschränkt, sondern an eine Mehrzahl unbestimmter Personen erfolgt ist. R. 3 S. 320. Vgl. auch R. 8 S. 460. Den Gegensatz bilden die Privatzirkel d. h. der festabgeschlossene Per­ sonenkreis, dessen Mitglieder durch Beruf, gemeinsame Interessen oder in ähn­ licher Weise innerlich miteinander verbunden sind und zu dem auch der Ver­ anstalter gehört. E. 59 S. 349. Zum Tatbestand der Lotterie gehört ein von einem Unternehmer fest­ gesetzter Spielplan, der den Einsatz bestimmt und Art, Zahl und Größe der Gewinne sowie das Verfahren bei der Gewinnermittelung regelt. E. 27 S. 47 u. 94, E. 34 S. 448. Unerheblich ist, ob alle Spiele die gleichen Gewinnaus­ sichten haben. Erk. v. 7. Novbr. 01, LK. Anm. 3 a. Für den rechtl. Begriff des Lotterievertrages ist es nicht notwendig, daß die Ermittelung des Gewinnes durch Losziehung vor sich geht. E. 27 S. 47. Auch wird nicht verlangt, daß die Einzahlenden sich in ihren Gewinnaussichten gegenseitig beschränken, GA. 58 S. 194. Erforderlich ist aber, daß das Unternehmen als eine vom Zufall ab­ hängige Einrichtung erkennbar ist. E. 60 S. 385. A. M. BahObLG. v. 24. Jan. 27, DIZ. 32 S. 754. Der Lotterievertrag verliert nicht dadurch seinen Cha­ rakter, daß er mit einem anderen Vertrage verbunden wird. E. 36 S. 123. 14) Veranstalter ist derjenige, welcher den Spielplan aufstellt und den Personen, die als Teilnehmer zu gewinnen hoffen, zugänglich gemacht hat. E. 59 S. 352. Veranstalter ist immer nur der Unternehmer, nicht derjenige, der den Verkauf der Lose übernimmt. Düsseldorf v. 16. Oktbr. 11, GA. 60 S. 152. Ein Kaufmann, welcher angelobt, den Personen, welche an einem bestimmten nach seinem Belieben festzustellenden und später bekannt zu machenden Tage Waren in seinem Geschäfte gekauft haben würden, den dafür gezahlten Preis zurückzuerstatten, veranstaltet eine Lotterie. GA. 46 S. 199. Ebenso, wenn ein Kaufmann Waren unter dem Versprechen öffentlich ausbietet, daß einzelnen Abnehmern, die durch die Reihenfolge des Eingangs der Bestellung bestimmt werden sollen, eine Prämie gewährt werden soll. GA. 45 S. 278. Ferner kann in dem Ausschreiben von Preisrätseln, deren Gewinne für die Zeitungs­ abonnenten durch den Zufall bestimmt werden, die Veranstaltung einer Lotterie gefunden werden, R. 9 S. 294, E. 25 S. 180 u. 256. Siehe AV. v. 14. Juli 24 über strafbare Ausspielung (JMBl. S. 283); ebenso in der Ausgabe von Anteils­ scheinen an Prämienanleihelosen, R. 3 S. 387; auch in dem Verkauf von Prämien­ losen selbst, wenn zugleich eine Gewinnhoffnung Gegenstand des Vertrags ist. R. 6 S. 9; ebenso in der Kolportage eines Romans, bei welcher jedem Abonnenten eine Quote des Gewinns von einem vom Kolporteur gespielten Lotterielose zugesichert wird. R. 3 S. 345; ferner in dem Verkaufe von Waren, denen Anweisungen auf Gewinne beiliegen, R. 9 S. 300. Der Zusammenhang zwischen den Kaufgeschäften und dem Spielunternehmen und das Zusammen­ treffen von Kaufpreis und Spieleinlage muß auf dem Spielplan beruhen. E. 55 S. 271. Würfeln um einen Geldbetrag ist keine Lotterie. GA. 39 S. 336, vgl. Anm. 7 b.

209

Strafbarer Eigennutz (zu § 286).

Den Lotterien sind öffentlich1$) veranstaltete w) Ausspielungen l6) beweglicher oder unbeweglicher Sachen gleichzuachten. L Gesetz, beit. das Spiel in avßerpreußischen Lotterien, v. 29. August 1904. (GS. 8. 255.) § l.1®) Wer in außerpreuß. Lotterien, die nicht im König­ Preußen zugelassen sind, spielt, wird mit Geldstrafe oder im Nichtbeitreibungsfalle mit Haft bestraft.16 *) reich

15) Ausspielen umfaßt nach R. 6 S. 261 -jede Veranstaltung, durch welche dem Publikum gegen Entrichtung eines Einsatzes die Hoffnung in Aussicht ge­ stellt wird, je nach dem Ergebniffe einer wesentlich durch den Zufall bedingten Ziehung (oder eines sonstigen Mittels) einen mehr oder weniger bestimmten Wertgegenstand zu gewinnen. Das Ausspielen wird zur Lotterie, wenn die Ein­ richtung getroffen ist. daß der Gewinner nach seiner Wahl entweder die ausgespieltr Sache oder einen Geldbetrag erhält. E. 3 S. 123. Auch der bloße Besitzerwero an einer Sache, ja der Zeitpunkt des Besitz- und .Eigentumserwerbs kann Gegenstand der Ausspielung sein. E. 59 S. 347. Übrigens kommt eS

bei dem Ausspielen nur darauf an, daß dabei irgend etwas in Ungewißheit ist und durch Zufall entschieden wird; daß der Gewinn oder Verlust eines Teils der Spielenden bezweckt wird, ist nicht notwendig. E. 17 S. 379. E. 34 S. 447. Auch innerhalb eines durch Beruf und Interessen begrenzten Personenkreises kann eine öffentliche Ausspielung veranstaltet werden, wenn die durch diese Interessen begründeten Beziehungen keine derarttgen sind, daß die dem Kreise angehörigen Personen in einer näheren Verbindung zueinander stehen. E. 15 S. 274. E. 59 S. 349. Der Tatbestand einer öffentl. Ausspielung wird auch dadurch nicht aus­ geschlossen, daß die Entscheidung über den Gewinn von der Willkür des Unter­ nehmers abhängt. E. 27 S. 94. Ebensowenig wird der Begriff einer Aus­ spielung dadurch ausgeschlossen, daß die Teilnehmer mindestens einen ihrem Einsätze gleichwertige^ Gegenstand erlangen müssen. GA. 45 S. 419. Vgl. auch R. 1 S. 205. Desgl. schließt auch der vom Veranstalter verfolgte Reklame­ zweck einen versteckten Einsatz nicht auS. E. 60 S. 127. Auch die Aufstellung eines Würfelauwmaten zur Benutzung der Gäste in einem tzchanklokale fällt unter den Begriff der öffentl. Ausspielung. E. 29 S. 66. Ebenso ein öffentliches PreiS-Radwcttfahren. Dresden v. 15. Jan. 13, GA. 63 S. 472. Zeitungspreisausschreiben. JurR. 1 Nr. 1469. Fahrrad­ hilfen. E. 59 S. 347. Ein Preiskegelschieben fällt nur dann unter diesen §, wenn nach den konkreten Verhältnissen der Erfolg der Würfe überwiegend ein Werk deS Zufalls ist. GA. 45 S. 58. DStZ. 2 S. 555. Hydra- oder Schneeballengeschäste, die zum Zwecke des Absatzes von Ware veranstaltet werden, sind Ausspielgeschäfte im Sinne dieses §. E. 34 S. 140, 321, 390 u. 403. E. 60 S. 250. E. 61 S. 281. KG. DIZ. 32 S. 1203. Nach Dresden JurW. 57 S. 370 liegt Glücksspiel i. e. S. vor. Vgl. AB. v. 27. Febr. 27 (JMBl. S. 52). 16) Eine Zuwiderhandlung gegen dieses Gesetz kann nur vorsätzlich be­ gangen werden. DIZ. 18 S. 1326. 16») Ist eine außerpreußische Lotterie in einem Teile Preußens zugelassen, so ist der Lerttieb der Lose in den anderen Teilen nicht strafbar. KG. v. 13. Oktbr. 10, Johow 40 S. 0 460; auch dann nicht, wenn die Beschränkungen,

Dalcke, Strafrecht. 21. Aufl. (1928.)

14

ER.

210

M. Strafgesetzbuch (zu § 286).

§ 2. Wer sich dem Verkaufe17 * )* oder der sonstigen Veräuße­ rung eines ‘Loses, eines Losabschnittes oder eines Anteiles an einem Lose oder Losabschnitte der in § 1 bezeichneten Lotterien unterzieht, insbesondere auch, wer ein Los, einen Losabschnitt oder einen Losanteil dieser Art zum Erwerbe anbietet oder zur Veräußerung bereit hält, wird mit Geldstrafe bestraft. Die gleiche Strafe trifft denjenigen, welcher bei einem solchen Geschäfte oder einer solchen Handlung als Mittelsperson mitwirkt. Ist die Zuwiderhandlung durch eine Person begangen, welche Losehandel gewerbsmäßig betreibt, oder bei ihm gewerbsmäßig Hilfe leistet, oder ist sie durch öffentliches Auslegen, Ausstellen oder Aushängen oder durch Versenden eines Loses, eines Losab­ schnittes, eines Bezugsscheines, eines Anteilscheines, eines Ange­ botes, einer Anzeige oder eines Lotterieplanes oder durch Ein­ rücken eines Angebotes, einer Anzeige oder eines Lotterieplanes in eine in Preußen erscheinende Zeitung erfolgt,18)19so tritt Geld­ strafe ein. Jede einzelne Verkaufs- oder Vertriebshandlung, nament­ lich jedes einzelne Anbieten, Bereithalten, Auslegen,ie) Ausstellen, Aushängen, Versenden eines Loses, eines Losabschnittes, eines Bezugsscheines, eines Anteilscheines, eines Angebotes, einer An­ zeige oder eines Lotterieplanes wird als besonderes selbständiges Vergehen bestraft,18*) auch wenn die einzelnen Handlungen Zusam­ menhängen und auf einen einheitlichen Vorsatz des Täters oder Teilnehmers zurückzuführen sind.20)

unter denen die Lotterie zugelassen ist, nicht inne gehalten werden. KG. v. 5. Dezbr. 10, Jo how 40 S. 0 463. 17) Der Verkäufer auswärtiger Lose kann sich nicht mit dem Einwande ent­ schuldigen , daß er von der Nichtzulassung der Lose in Preußen keine Kenntnis gehabt habe. E. 28 S. 418. 18) Diese Vorschrift erfordert den Nachweis einer besonderen Betaiigung des als Mittelsperson Mitwirkenden. Für die Mitwirkung spricht nicht ohne weiteres die Präsumtion des Preßgesetzes. KG. v. 24. Mai 09, DIZ. 14 S. 829. Wer Schlußscheine, in denen Prämienlose zum Erwerb angeboten werden, ver­ treibt, wirkt als Mittelsperson bei solchen Angeboten mit. KG. v. 26. Novbr. 20, Johow 53 S. 435. 19) Hierunter ist jedes Auslegen, Ausstellen, Aushängen, Anschlägen, An­ heften, Ankleben oder sonstige Anbringen in Geschäfts-, Wirts- oder Erfrischungs­ räumen, in Läden oder Schaufenstern wie an Anschlagssäulen oder anderen all­ gemein oder einem größeren Personenkreise zugänglichen oder sicheren Ort zu verstehen. (Mot.) 19 a) Durch diese Bestimmung wird nicht in den im § 261 StPO, festge­ legten Grundsatz der freien Beweiswvrdigung eingegriffen. E. 39 S. 1. Die gleichzeitige Versendung mehrerer Lose kann als ein Vergehen angesehen werden. KG. v. 27. April 08, Johow 36 S. 6 100. 20) Der Tatbestand des Vergehens gegen § 2 des Ges. u. gegen § 286

Strafbarer Eigennutz (zu § 286). § 3.

211

Wer, nachdem er wegen eines der in § 2 bezeichneten

ER.

Vergehen rechtskräftig verurteilt worden ist, abermals eine dieser Handlungen begeht, wird in den Fällen des § 2 Abs. 1 mit Geldstrafe in den Fällen des § 2 Abs. 2 mit Geldstrafe bestraft. § 4. Jeder fernere Rückfall nach vorausgegangener rechts­ kräftiger Verurteilung im ersten Rückfalle zieht Geldstrafe nach sich. § 5. Die Bestimmungen der §§ 3 und 4 finden Anwendung, auch wenn die früheren Geldstrafen noch nicht oder nur teilweise gezahlt oder ganz oder teilweise erlassen sind; sie bleiben je­ doch ausgeschlossen, wenn seit der Zahlung oder dem Erlasse der letzten Geldstrafe oder der Verbüßung der an ihre Stelle ge­ tretenen Freiheitsstrafe bis zur Begehung der neuen Zuwider­ handlung drei Jahre verflossen sind.

§ 6.

Wer Gewinnergebnisse der in § 1 bezeichneten Lotterien

ER.

in einer in Preußen erscheinenden Zeitung veröffentlicht oder durch öffentliches Ansiegen, Ausstellen oder Aushängen bekannt gibt, wird mit Geldstrafe bestraft.81) Gehört der Täter oder

Teilnehmer zu den in § 2 Abs. 2 bezeichneten Personen, so tritt

Geldstrafe ein. § 7.

Den außerpreußischen Lotterien sind alle außerhalb

Preußens veranstalteten Ausspielungen beweglicher oder unbe­ weglicher Gegenstände gleich zu achten. II. Gesetz, betr. die Losgesellschaften, die Veräußerung von Inhaberpapieren mit Prämien wnd den Handel mit Lotterielosen v. 19. Juli 1911 (GS. 8. 175).

§ !• Wer gewerbsmäßig in der Absicht, andere auszubeuten, zur Beteiligung an Losgesellschaften auffordert oder sich mit deren Bildung oder Geschäftsführung befaßt oder wer gewerbs­ mäßig solche Losgesellschaften oder deren Bildung in anderer

Weise wissentlich fördert, wird mit Gefängnis bis zu 3 Monaten und zugleich mit Geldstrafe oder mit einer dieser Strafen bestraft. Losgesellschaften im Sinne dieses Gesetzes sind Vereinigungen jeder Art, welche die Gewinnaussichten von Serien- oder Prämien­ losen oder von Lotterie- oder Ausspielungslosen ausnutzen wollen,

schließen einander vollständig aus, insofern bei dem letzteren der Täter das Eigentum an aliquoten Teilen des Originalloses gar nicht übertragen Will, Während dieser Wille gerade Voraussetzung bei dem Vergehen gegen § 2 ist. GA. 44 S. 168. — Über Beihilfe zu dem Vergehen gegen §2 siehe E.31 S. 35. 21) Auch die Veröffentlichung eines einzelnen Gewinnergebniffes ist straf­ bar. KG. v. 17. Mai 06, IohoW 32 S. 57.

ER.

212

ER.

HL Strafgesetzbuch (zu § 286).

§ 2. Die gleiche Strafe trifft denjenigen, welcher gewerbsmäßig11*) in der Absicht, andere auszubeuten: a) Anteile von Serien- oder Prämienlosen oder Urknnden, durch

die solche Anteile zum Eigentum oder zum Gewinnbezug übertragen werden, feilhält, anderen überläßt oder zur Über­ lassung anbietet; b) öffentlich oder in Mitteilungen, die für einen größeren Kreis von Personen bestimmt sind, unter dem Versprechen der Stundung des Preises sich erbietet, Serien- oder Prämien­

lose anderen zu überlassen.

Der Stundung des Preises steht die Beleihung der Papiere gleich. Die gleiche Strafe trifft auch denjenigen, welcher gewerbs­ mäßig Geschäfte der vorstehenden Art wissentlich fördert. ER.

§ 8* Wer nach einer rechtskräftigen Verurteilung wegen Ver­ gehens gegen §§ 1 oder 2 abermals gegen eine dieser Vorschriften verstößt, wird mit Gefängnis von 1 Woche bis zu 6 Monaten und zugleich mit Geldstrafe oder mit einer dieser Strafen bestraft § 4. Die Bestimmungen des § 3 finden Anwendung, auch wenn die früheren Gefängnis- und Geldstrafen noch nicht oder nur teilweise vollstreckt oder gezahlt oder ganz oder teilweise erlassen sind; sie bleiben jedoch ausgeschlossen, wenn seit der

Vollstreckung oder Zahlung oder dem Erlasse der letzten Strafe oder seit Verjährung der Strafvollstreckung bis zur Begehung der

neuen Zuwiderhandlung 3 Jahre verflossen sind. ER.

§ 5. Wer Gewinne für bevorstehende Ziehungen von Serien­ oder Prämienlosen ohne Angabe der Zahl der an den Ziehungen teilnehmenden Stücke öffentlich oder durch Mitteilungen, die für einen größeren Kreis von Personen bestimmt sind, bekannt gibt, um zur Ausnutzung der Gewinnaussichten anzureizen, wird mit

Geldstrafe bestraft.

ER.

§ 6. Wer ohne Ermächtigung der Lotterie Verwaltung gewerbs­ mäßig Lose oder Losabschnitte der Königlich Preußischen Staats­ lotterie oder Urkunden, durch die Anteile an solchen Losen oder Losabschnitten zum Eigentum oder zum Gewinnbezug übertragen werden, feilhält, anderen überläßt oder zur Überlassung anbietet, wird mit Geldstrafe bestraft. Wer gewerbsmäßig geringere als die genehmigten Anteile oder Abschnitte von Losen zu Privatlotterien oder Ausspielungen

21a) Ein ZigarrenHändler, der Losanteile verkauft, um den Kund-nbestand seines Zigarrengeschäfts zu sichern, handelt gewerbsmäßig. KG. v. 4. Juli 04, Iohow 28 S. 6 32.

Strafbarer Eigennutz (zu § 286).

213

oder Urkunden, durch die Anteile oder Abschnitte dieser Art zum Eigentum oder zum Gewinnbezug übertragen werden, feilhält, anderen überläßt oder zur Überlassung anbietet, wird mit der gleichen Strafe bestraft. Auch denjenigen trifft dieselbe Strafe, welcher ein Geschäft der im Abs. 1 oder Abs. 2 bezeichneten Art als Mittelsperson fördert.

§ 7. Wer gewerbsmäßig Lose oder Losabschnitte einer öffent­ lichen Lotterie oder Ausspielung, welche nur für einen Teil des preußischen Staatsgebiets zugelassen ist, außerhalb dieses Gebiets feilhält, anderen überläßt oder zur Überlassung anbietet, obwohl die räumlich beschränkte Zulassung aus dem Lose ersichtlich ist, wird mit Geldstrafe bestraft. Wer gewerbsmäßig Lose oder Losabschnitte einer außer­ preußischen Lotterie oder Ausspielung, welche nur in einer be­ stimmten Anzahl mit behördlichem Stempel versehener Lose in Preußen zugelassen ist, ohne diesen Stempel feilhält, anderen über­ läßt oder zur Überlassung anbietet, verfällt der gleichen Strafe, sofern diese Beschränkung der Zulassung der Lotterie aus dem Lose ersichtlich ist.

§ 8. Jedes einzelne Zuwiderhandeln gegen die Vorschriften dieses Gesetzes, insbesondere jedes einzelne Ausserdem zur Be­ teiligung an Losgesellschaften, jede einzelne Verkaufs-, Überlassungs- oder Vertriebshandlung, jedes einzelne Anbieten und jedes einzelne Veröffentlichen und Bekanntgaben von Gewinnen wird als besonderes selbständiges Vergehen bestraft, auch wenn die einzelnen Handlungen Zusammenhängen und auf einen einheitlichen Vorsatz des Täters oder Teilnehmers zurückzu­ führen sind. Gegen denjenigen, welcher mehrere nach diesem Gesetze strafbare Handlungen begangen hat, ist auf eine Gesamtstrafe zu erkennen, die in einer Erhöhung der verwirkten schwersten Strafe besteht.

Das Maß der Gesamtstrafe darf den Betrag der verwirkten Einzelstrafen nicht erreichen, auch einjähriges Gefängnis und [20000 Mark] Geldstrafe nicht übersteigen. Diese Vorschriften finden auch Anwendung, wenn, bevor eine auf Grund dieses Gesetzes erkannte Strafe vollstreckt, gezahlt, verjährt oder erlassen ist, die Verurteilung auf Grund dieses Ge­ setzes wegen einer strafbaren Handlung erfolgt, die vor der früheren Verurteilung begangen war.

ER.

ER.

214

m. Strafgesetzbuch (zu § 286).

IIL Gesetz, betr: die Abzahlungsgeschäfte, v. 16. Mai 1894. (RGBl. 8. 450.) ER,

Hier interessieren nur die §§ 7 u. 8 desselben, welche lauten: § 7. Wer Lotterielose, Inhaberpapiere mit Prämien (Ges. v. 8. Juni 71, RGBl. S. 210) oder Bezugs- oder Anteilscheine auf solche Lose oder Inhaberpapiere gegen Teilzahlungen verkauft oder durch sonstige auf die gleichen Zwecke abzielende Verträge veräußert, wird mit Geldstrafe bestraft.M) Es begründet keinen Unterschied, ob die Übergabe des Papiers vor oder nach der Zahlung des Preises erfolgt.

§ 8. Die Bestimmungen dieses Gesetzes finden keine An­ wendung, wenn der Empfänger der Ware als Kaufmann in das Handelsregister eingetragen ist. IV. Rennwett- und Lotteriegesetz v. 8. April 1922 (RGBL 8. 393). “•) § 1. Das Unternehmen eines Totalisators kann aus Anlaß öffentlicher Pferderennen und anderer öffentlicher Leistungsprü­ fungen für Pferde durch die Landeszentralbehörde zugelassen werden. Die Erlaubnis ist alljährlich einzuholen; sie kann von Be­ dingungen abhängig gemacht, für bestimmte Renntage erteilt und jederzeit beschränkt oder widerrufen werden. Die Erlaubnis darf nur solchen Vereinen erteilt werden, welche die Sicherheit bieten, daß sie die Einnahmen ausschließlich zum , Besten der Landespferdezucht verwenden. § 2. Wer gewerbsmäßig Wetten bei öffentlichen Leistungs­ prüfungen für Pferde abschließen oder vermitteln will (Buch­ macher), bedarf der Erlaubnis der Landeszentralbehörde oder der von ihr bezeichneten Behörde. Die Erlaubnis darf nur an deut­ sche Reichsangehörige erteilt werden. Die Erlaubnis kann jeder­ zeit beschränkt oder widerrufen werden. Der Buchmacher bedarf der Erlaubnis für die Örtlichkeit, wo die Wetten entgegen genommen oder vermittelt werden, und auch für die Personen, deren er sich zum Abschluß und zur Vermitt­ lung von Wetten bedienen will. Diese Personen wie der Buch­ macher selbst haben bei Ausübung der Wettätigkeit ein Abzeichen zu tragen, dessen Form die Landeszentralbehörde bestimmt. Die 22) Der § 7 findet bei Lieferung ideeller Anteile an Prämienlosen auch dann Anwendung, wenn bei Abschluß des Vertrages über eine Mehrheit von Losen die monatliche Lieferung je eines Loses und zugleich die monatliche Zahlung eines bestimmten Geldbetrages vereinbart ist. E. 30 S. 165. 22 a) Hierzu sind ergangen die Ausführungsbestimm. des RM. d. Ftn. v. 16. Juni 22 (Zentralbl. f. d. D. R. S. 351) u. die pr. Ausf.-Anw. v. 21.Juli 22 (MBl. für Landw. u. Forst S. 509). — Kein Steuergesetz. E. 60 S. 40.

Strafbarer Eigennutz (zu § 286).

215

Landeszentralbehörde oder die von ihr bezeichnete Behörde darf die Erlaubnis nur für die Örtlichkeiten ihres Landesgebiets er­ teilen. Die Erteilung der Erlaubnis ist zu veröffentlichen.

8 3. Der Reichsminister der Finanzen bestimmt, unter welchen Voraussetzungen und Bedingungen Totalisatorunternehmen zu­ gelassen werden dürfen. Er bedarf der Zustimmung des Reichsrats. § 4. Der Unternehmer des Totalisators und der Buchmacher haben über die Wette eine Urkunde (Wettschein) auszustellen. Bei Buchmachern ist statt dessen auch die Eintragung der Wette in ein amtlich geliefertes Wettbnch zulässig. In welchen Fällen die Eintragung in das Wettbnch genügt, sowie welche Angaben der Wettschein und die Eintragung im Wettbuch enthalten muß, bestimmt der Reichsminister der Finanzen. Ist der Wettschein ausgehändigt oder die Wette in das Wettbnch eingetragen, so ist die Wette für den Unternehmer des Totalisators und den Buchmacher verbindlich. Ein von den Wettenden gezahlter Einsatz kann nicht unter Berufung auf § 762 BGB. zurückverlangt werden. Soweit der Einsatz nicht gezahlt ist, kann er von dem Gewinn abgezogen werden. Im übrigen bleiben die Vorschriften des BGB. unberührt. Auf den Rennplätzen ist den Buchmachern nur das Legen von Wetten zu festen Odds gestattet. Auf den Rennplätzen dürfen von den Buchmachern nur Wett­ sätze im Betrage von mindestens dreißig Reichsmark ange­ nommen werden. § 5. Wer ohne Erlaubnis ein Totalisatorunternehmen betreibt oder gewerbsmäßig226) Wetten abschließt oder vermittelt, wird mit Gefängnis bis zu zwei Jahren bestraft;28 c) daneben ist auf Geldstrafe zu erkennen; auch bann auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden. Ist der Verurteilte ein Ausländer, so ist die Landespolizeibehörde befugt, ihn aus dem Reichsgebiet auszuweisen. Die empfangenen Einsätze oder deren Wert sind in dem Urteil für verfallen zu erklären.

Schott,

§ 6. Wer gewerbsmäßig zum Abschluß oder zur Vermittlung von Wetten auffordert oder sich erbietet oder Angebote zum Ab-

er,

22 b) Das gewerbsmäßige Spiel am Totalisator ist nicht strafbar. E. 46 S. 170. 22 c) Zwischen den Vergehen der §§ 5 n. 6 und Rennwettsteuer-Hinterziehung liegt Tateinheit Vor. KG. V. 9. Dezbr. 24, DIZ. 30 S. 439. Ebenso E. 60 S. 39. Siehe auch Schneidewin, JurR. 2 S. 413.

Schluß oder zur Vermittlung solcher Wetten entgegennimmt, wird mit Geldstrafe und mit Gefängnis bis zu sechs Monaten oder mit einer dieser Strafen bestraft. Unter dieses Verbot fallen nicht Aufforde­ rungen, Erbieten und Angebote der zugelassenen Wettuntemehmer sowie der Personen, deren sich die Wettunternehmer mit Genehmi­ gung der Landeszentralbehörde zum Abschluß und zur Ver­ mittlung von Wetten bedienen, soweit diese Personen bei der Abwicklung von Wettgeschäften im Auftrag des Wettunter­ nehmers handeln. Die empfangenen Einsätze oder deren Wert sind in dem Urteil für verfallen zu erklären. ER.

§ 7. Der Bachmacher und die Personen, deren er sich zum Abschluß und zur Vermittlung von Wetten bedient, werden, wenn sie außerhalb der gemäß § 2 genehmigten Örtlichkeiten Wetten ver­ mitteln oder abschließen oder Angebote dazu entgegennehmen,19 d) mit Geldstrafe und mit Gefängnis bis zu drei Monaten oder mit einer dieser Strafen bestraft.22*)

ER.

§ 8. Wer an einem Totalisatorunternehmen, das im Inland nicht erlaubt ist, oder bei einem Buchmacher, der im Inland nicht zagelassen ist, wettet oder einen Antrag zum Abschluß einer Wette stellt, oder wer zum Abschluß oder zur Vermittlung einer solchen Wette einen Auftrag erteilt, wird mit Geldstrafe bestraft.

Die empfangenen Gewinne oder deren Wert sind in dem Urteil für verfallen zu erklären. ER.

§ 9. Mit Geldstrafe im Unvermögensfalle mit Gefängnis bis zu sechs Sonaten wird bestraft:

1. wer öffentlich oder durch Verbreitung von Schriften oder anderen Darstellungen, ohne zugelassener Unternehmer eines Totalisators oder zugelassener Buchmacher zu sein, zum Abschluß von Wetten außerhalb der Örtlichkeiten des Totalisatorunternehmens oder außerhalb der im § 2 Abs. 2 bezeichneten Örtlichkeiten des Buchmachers anreizt,22 *) 22 d) Dies braucht nicht durch den Buchmacher oder seinen Gehilfen per­ sönlich zu geschehen. Dresden V. 27. Jan. 26, LZ. 20 S. 502. K2 e) Nach § 6 Abs. 2 der Ausf.-Bestimm. darf der Buchmacher inner­ halb der Örtlichkeit, in der ihm der Abschluß oder die Bermittelung von Wetten gestattet ist, Wetten für alle im Deutschen Reiche u. im Auslande laufenden Rennen abschließen oder vermitteln, sofern nicht für alle Buchmacher gemeinsam geltende Beschränkungen bestimmt sind.

22 f) Aber nicht ist strafbar, wer anreizt, Wetten außerhalb der ge­ schloffenen Ortschaften abzuschließen. KG. v. 21. Dezbr. 25, DIZ. 31 S. 902.

Strafbarer Eigennutz §§ 287 u. 288.

217

2. wer gewerbsmäßig Voraussagen über den Ausgang von Rennen verbreitet,* 22 g23 ) 24 3. wer in seinen Räumen den Abschluß oder die Vermittlung von Wetten duldet, ohne daß die Räume für das Unter­ nehmen eines Totalisators oder eines Buchmachers zuge­ lassen sind. Straffrei sind redaktionelle Veröffentlichungen in einer periodisch erscheinenden Druckschrift, sofern diese nicht aus­ schließlich oder überwiegend der Verbreitung von Voraussagen dient. § 287. (Derselbe wurde zunächst ersetzt durch § 14 des Ges. v. 30. Novbr. 1874 über den Markenschutz, an dessen Stelle jetzt die §§ 14 und 15 des Ges. v. 12. Mai 1894 zürn Schutze der Warenbezeichnungen, RGBl. S. 441, ge­ treten sind.)

§ 288.

Wer bei einer ihm drohenden Zwangsvollstreckung22) in

der Absicht,") die Befriedigung des Gläubigers2^) zu vereiteln, Be-

22 g) Dies darf auch nicht in Fachzeitschriften geschehen. Ein Irrtum hierüber ist bedeutungslos. Recht 30 Nr. 700. 23) Zwangsvollstreckung droht, wenn nach den Umständen des Falles an­ genommen werden kann, daß der Berechtigte den ernstlichen Willen hat, seinen Anspruch, nötigenfalls im Wege der Zwangsvollstr, zu verwirklichen. Begr. Es ist nicht erforderlich, daß der Gläubiger Klage erhoben oder seine Absicht, seine Forderung zwangsweise zu verwirklichen, zu erkennen gegeben hat. E. 24 S. 238. Kein Drohen der Zwangsvollstr., wenn das materielle Recht noch nicht entstanden ist. E. 31 S. 22. E. 44 S. 251. Die Vollziehung eines Arrestes fällt nicht hierunter. E. 26 S. 9, wohl aber die Zwangsverwaltung. Erk. v. 25. gebr. 16, KL. Anm. 2. Die Zwangsvollstreckung muß dem Schuldner persönlich drohen. Vgl. R. 9 S. 344 u. E. 16 S. 121; nicht dem Geschäftsführer oder einem Gesellschafter der sämtl. Geschäftsanteile der GmbH. E. 60 S. 234. Auch eine bereits ein­ geleitete Zwangsvollstr, kann als drohende aufgefaßt werden. E. 17 S. 42, E. 35 S. 62, auch dann, wenn Pfändung und Überweisung der Hypotheken­ forderungen bereits erfolgt ist und nur noch die Hypothekenbriefe wegzunehmen sind. GA. 55 S. 115. 24) Es wird hier der bestimmte auf die Herbeiführung des bezeichneten Erfolges gerichtete Wille gefordert, ein bloßer dolus event, genügt hier nicht; aber gewollt ist der Erfolg schon dann, wenn der Täter ihn als notwendige und unvermeidliche Folge vorausgesehen. E. 27 S. 241; E. 59 S. 314. Der dolus braucht nicht darauf gerichtet zu sein, die Befriedigung des Gläubigers überhaupt unmöglich zu machen, es genügt vielmehr, daß die augen­ blickliche Exekutionsmaßregel wirkungslos wird. R. 1 S. 560. Daß der Erfolg der Absicht entsprochen hat, ist indes nicht notwendig. R. 3 S. 270. Doch genügt das Bewußtsein des Täters, daß der Gläubiger überhaupt mit Zwangsvollstreckung gegen ihn Vorgehen will; nicht notwendig ist das Bewußtsein, daß der Gl. gerade den verheimlichten Gegenstand pfänden will. JurW. 34 S. 754. Erforderlich ist das Bewußtsein, dem Gläubiger ein vorhandenes Befriedigungsmittel zu rauben. E. 59 S. 315. Der dolus wird dadurch nicht ausgeschlossen, daß die Veräußerung zum Zwecke der Befriedigung eines anderen Gläubigers ge-

Schöff.

218

IH. Strafgesetzbuch § 288.

staudteile seine- Vermögen-86) veräußertB7) oder beiseite schafft, wird mit Gefängnis^ bi- zn zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft,

fchieht. R. 1 S. 36. «gl. GA. 52 S. 83. A. M. LK. Anm. 9. Für die Frage, ob ein doloseS Beiseiteschaffen vorliegt, ist eS von Bedeutung, ob der Gläubiger aus anderen Lermögensobjetten sich befriedigen kann. E. 8 S. 50 n. R. 7 S. 304. § 288 ist nicht anwendbar, wenn der Täter weiß, daß dem Gläubiger die Zwangsvollstreckung au- rechtlichen Gründen versagt ist. E. 38 S. 224; oder wenn er sie auS wirtschaft!. Gründen für unmöglich hält. E. 59 6.314 25) Gläubiger ist nur der, dem ein sachlich begründete vollstreckungs­ fähiger Anspruch im Zeitpunkt der Vereitelungshandlung gegen den A. zusteht. E. 13 S. 292/4; E. 31 S. 22/25; DRZ. 18 Nr. 85. Der Kostenanspruch des FiSkuS gegen einen Beschuldigten entsteht nicht erst mit dem Strafurteil, sondern schon mit dem Zeitpunkte, in welchem staatlich? Organe zum Zwecke der Strafverfolgung in Tätigkeit treten. E. 13 S. 138. Siehe auch E. 15 S. 164. E. 21 S. 54. 26) AIS Vermögensbestandteil kann nur gelten, waS für sich überhaupt einen pfändbaren Gegenstand vorzustellen geeignet ist. E. 42 S. 62. Hierunter fällt auch der Besitz der vom Schuldner herauszugebenden Sachen (§ 883 ZPO.). E. 61 S. 407. 27) Eine Veräußerung liegt auch in der Bestellung einer Hypothek für eine fingierte Schuld, R. 5 S. 24; in der Eintragung einer Vormerkung. E. 34 S. 3; in der Zession von Forderungen, E. 7 S. 237; ferner in einer Ver­ pachtung E. 6 S. 101; in einer vereinbarten Abpfändung, GA. 40 S. 165; überhaupt in jedem, in der Absicht des Schuldners liegenden DermögenSverlust, in jeder bewußten Aufgabe eines Vermögensbestandteils. GA. 38 S. 215, insbes. auch einer Forderung, E. 9 S. 231; auch in der Entsagung des Nießbrauchs, GA. 40 S. 145; in der Auslassung eines Grundstücks, wenn für einen anderen als den Erwerber ein Recht auf Auflassung bestand. E. 38 S. 227. In dem Abschluß eines Kaufvertrages ist eine Veräußerung auch dann zu finden, wenn der Verkäufer sich, das Eigentum an den verkauften Sachen bis zur vollständigen Bezahlung des Preises Vorbehalte hat. Recht 16 Nr. 150. Keine Veräußerung enthält die Ausschlagung der Erbschaft. LR. Anm. 7 Abs. 2. A. M. Recht 6 S. 328. 28) DaS Beiseiteschaffen setzt zwar kein^ dauernde Entziehung voraus, aber eS genügt doch auch nicht ein bloß passives Verhalten des Exequenden; es wird vielmehr immer irgend eine Veranstaltung gefordert werden müssen, durch welche dem Gerichtsvollzieher die Abpfändung unmöglich gemacht oder doch erschwert wird. R. 8 S. 60. ES kommt nicht auf den Eintritt einer Rechtsveränderung, sondern nur darauf an, daß tatsächlich der Zugriff des Gläubigers dauernd oder zeitw. vereitelt wird. E. 35 S. 62. Ein Beiseiteschaffen liegt auch in der Zerstörung. E. 19 S. 25 (aber E. 27 S. 122); auch in der Abhebung eines Sparkassenguthabens durch die Ehefrau und Übergabe desselben an den Ehemann. GA. 49 S. 128. In einem Schein­ verkauf mit nachfolgender Ableistung des OffenbarungSeideS kann ein Beiseite­ schaffen gefunden werden. E. 27 S. 213. JurW. 24 S. 567, ebenso in der zu frühen Einziehung einer Forderung, E. 9 S. 231; auch in der Ausstellung einer nicht ernstlich gemeinten Zessionsurkunde kann, insoweit dadurch der Zwangs­ vollstreckung Erschwernisse bereitet werden, GA. 46 S. 122; aber nicht darin, daß der Schuldner Beweisurkunden über ihm zustehende Forderungen vor dem Gerichtsvollzieher verborgen hält. E. 26 S. 9.

Strafbarer Eigennutz § 289.

219

Die Verfolgung tritt nur auf Antrag des Gläubiger- eta. *•)

§ 289.

Wer seine eigene bewegliche Sache, oder eine fremde

bewegliche Sache zugunsten des Eigentümer- derselben,

dem Nutz­

nießer, Pfandgläubiger oder demjenigen, welchem an der Sache ein

Gebrauchs- oder Zurückbehaltungsrecht zustehl, so) in rechtswidriger Absicht81) wegnimmt,M) wird mit Gefängnis bi- zu drei Jahren oder mtt Geldstrafe bestraft. 29) Antragsberechtigt ist nur derjenige Gläubiger, besten Befriedigung ver­ eitelt werden sollte. R. 1 S. 152. Handelt es sich um eine Gerichtskostenschuld, so ist für den Fiskus der Rendant und der Kaffenkurator zum Anträge be­ rechtigt, E. 34 S. 111, und wenn eine Beiseiteschaffung eingezogener Gegen­ stände vorliegt, so ist, sofern nicht besondere Vorschriften die Vertretung des Fiskus anderweit regeln, der Regierungspräsident zum Strafantrage berechttgt, E. 15 S. 164; bei Durchführung der Besteuerung das Finanzamt. Celle JurR. 3 Nr. 1080. Der Konkursverwalter ist berechtigt, wegen einer die Maste benach­ teiligenden Straftat Antrag zu stellen. E. 33 S. 433, aber nicht an Stelle deS benachteiligten Gläubigers. JurW. 40 S. 509. Die Antragsfrist beginnt mit der Kenntnis von der Veräußerung oder Bei­ seiteschaffung unter Gewinnung der Überzeugung seitens des Gläubiger-, daß die Handlung gegen ihn gerichtet ist. R. 3 S. 270. Das Recht de- Gläubiger-, den Strafantrag zu stellen, wird dadurch nicht beeinträchtigt, daß über sein Vermögen der Konkurs eröffnet ist. E. 23 S. 221. 30) Ein Pfandrecht, auch wenn e- nicht ausdrücklich geltend gemacht wird, steht dem Vermieter an den eingebrachten Sachen des Vermieter- wegen der Forderungen aus dem Mietverhältnis zu. Für künftige Entschädigungs­ forderungen und für den Mietzins für eine spätere Zeit als daS laufende und das folgende Mietjahr kann eS aber nicht geltend gemacht werden (§ 559 BGB.). Das Pfandrecht entsteht in dem Zeitpunkt der Einbringung der Sachen deS Mieters oder dann, wenn eingebrachte ftembe Sachen Eigentum des Mieter­ werden, § 929 BGB. Ist es zweifelhaft, ob überhaupt an den wegge­ nommenen Sachen ein Pfandrecht besteht, so muß dies dem Täter nachgewiesen werden. DIZ. 9 S. 867 u. GA. 51 S. 354. Die Berfügungsbeschränkung der Eheftau ist für die Entstehung deS Pfandrechts ohne Bedeutung. E. 35 S. 202 u. S. 402. Die Vermutung des § 1362 BGB. gilt nicht für das Strafrecht. E. 36 S. 332. Das Pfandrecht des Vermieters erstreckt sich gemäß § 559 BGB. nicht auf die der Pfändung nicht unterworfenen Sachen. ES bedarf der ausdrück­ lichen Feststellung, daß die vom Meter fortgeschafften Sachen zu den letzteren nicht gehören. GA. 51 S. 355. Wegen deS Pfandrechts deS Verpächters siehe § 585 BGB. Die Voraussetzungen, unter denen ein Zurückbehaltungsrecht kraft Gesetzes zur Entstehung gelangt, regelt § 273 BGB. DaS Zurückbehaltungsrecht kann auch durch Bettrag, wenn auch ohne dingliche Rechtsfolgen bestellt und auf die gemäß § 811 ZPO. von der Pfändung ausgenommenen Sachen aus­ gedehnt werden. E. 35 S. 150 u. E. 37 S. 118. A. M. LK. Anm. 6. 31) Diese liegt vor, wenn die Absicht des Täters dahin ging, die Rechte deS Pfandgläubigers, Nutznießers usw. zu verletzen, der Absicht einer Scha­ denszufügung bedarf es nicht. R. 2 S. 131. Das bloße Bewußtsein de- TäterS, daß seitie Handlung eine Verletzung dieser Rechte zur Folge habe oder haben könne, genügt nicht. Absicht ist hier nicht gleichbedeutend mit Vorsatz, eS muß

Schott,

220

III. Strafgesetzbuch § 290.

Neben der Gefängnisstrafe kann auf Verlust der bürgerlichen

Ehrenrechte erkannt werden. Der Versuch ist strafbar. “•) Die Verfolgung tritt nur auf Antrag ein. ”) Die Bestimmungen deS § 247 Absatz 2 und 3 finden auch hier Anwendung. Schott

§ 290.

öffentliche") Pfandleiher,

welche die von ihnen tu

vielmehr ein bestimmter Zweck verfolgt werden. E. 21 S. 312. Ebenso E. 25 S. 154. Eia bloßer dolus event, ist hier nicht genügend. Gleichgültig ist, ob der Vermieter die Möglichkeit hat, den entzogenen Pfandbesitz wiederzuerlangen. Recht 7 S. 269. Wer auS der Wohnung eines anderen dessen Sachen wegschafft, um fie für sich zu verwenden, ist nur dann strafbar, wenn er in rechtswidriger Absicht handelte und gleichzeitig nicht bloß sein eigenes, sondern auch dasJntereffe deS Mieters dem Vermieter gegenüber fördern wollte. GA. 41 S. 413.

32) DaS Wort „wegnehmen- hat hier nicht die Bedeutung wie im § 242, eS hat nicht die volle Verfügungsgewalt zur Voraussetzung, sondern eS begreift jedes Fortschaffen von Sachen, durch welches daS dem Pfandbesitz ähnliche Ver­ hältnis deS Vermieters zu den Sachen aufgehoben wird. R. 6 S. 284. E. 27 S. 222 u. E. 37 S. 126. Mt der vollendeten Entfernung der Sachen deS Mieters auS dem Mietgrundstück ist aber die Wegnahme auSgeschloffen. GA. 47 S. 287. Eine Wegnahme liegt auch dann vor, wenn die im gemeinsamen Gewahrsam deS Eigentümers und deS Gebrauchsberechtigten befindlichen Sachen von dem ersteren in seinen alleinigen Gewahrsam ge­ bracht werden. E. 17 S. 358. Der Begriff der Wegnahme aber umfaßt nicht die Zerstörung der dem Pfandrecht des Vermieters unterworfenen Sache. GA. 41 S. 56 u. R. 9 S. 211. Wegnahme von Früchten liegt nicht in der Fortschaffung, die im gewöhnlicher: Betriebe des Geschäfts erfolgt. Recht 10 S. 321. GA. 53 S. 172. Der in einem Frachtbrief bezeichnete Empfänger deS Frachtgutes, welcher die Fracht und Nachnahme noch nicht bezahlt hat, begeht, wenn er dem Fracht­ führer den Frachtbrief gegen besten Willen wegnimmt, kein vergehen gegen § 289, denn er ist nicht Eigentümer -es Frachtbriefes geworden. E. 32 S 22. Es wird darin ein Diebstahl zu finden sein. Jdealkonkurrenz ist möglich zwischen § 289 u. § 253, E. 25 S. 435. u. § 223, E. 13 S. 399. Die schwerere Strafe ist im letzteren Falle die auS § 289.

32 a) Ein versuch der Wegnahme liegt nicht schon in dem Abschluß eines Kauf­ vertrages über Früchte auf dem Halm, die dem Pfandrecht deS Verpächters bei ihrer Trennung unterfallen. GA. 48 S. 127, vgl. auch ebenda S. 129. 33) Wer einen gültigen Mietvertrag abgeschloffen hat, ist berechtigt, bei Verschleppung von Jllaten den Strafantrag zu stellen, auch wenn er nicht Eigen­ tümer ist, R.9 S. 284; insbes. ist der Verwalter eines Hauses antragsberechtigt. R. 3 S. 770; aber nicht der Hhpothekengläubiger, GA. 46 S. 340. Schließt der Ehemann den Mietvettrag ab, so ist er allein antragsberechtigt. OlShausen Anm. 16.

34) DaS sind nicht bloß diejenigen, welche daS Pfandleihgewerbe unter öffentlicher Kontrolle betteiben, sondern alle Pfandleiher, die das Gewerbe offen­ kundig betreiben. R. 5 S. 345.

Jagdvergehen §§ 291 u. 292.

Pfand genommenen Gegenstände unbefugt m Gebrauch nehmen,to) werden mit Gefängnis bis zu Einem Jahre, neben welchem auf Geld­

strafe erkannt werden kann, bestraft. § 291.

Wer die bei den Übungen der Artillerie verschossene

Schöff.

Munition, oder wer Bleikugeln auS den Kugelfängen der Schießstände

der Truppen sich widerrechtlich zueignet,sfl) wird mit Gefängnis bis zu Einem Jahre oder mit Geldstrafe bestraft.

§ 292.

Wer an Orten,,7) an denen zu jagen er nicht berechtigst)

ist, die Jagd") ausübt,") wird mit Geldstrafe oder mit Gefängnis biS zu drei Monaten bestraft.") 35) Darunter ist nicht bloß ein lörperl. Gebrauch zu verstehen, sondern inSbes. auch eine Weiterverpfändung. R. 5 S. 207. Erhebt der Pfandleiher Geld auf ein verpfändetes Sparkaffenbuch, so liegt Unterschlagung vor. E. 15 S. 147. 36) Die Materie der Munitionsentwendung ist durch § 291 nicht er­ schöpfend geregelt ES kann auch § 242 oder 246 in Frage kommen. E. 57 S. 337. Siehe auch KL. Anm. 2. 37) Die Jagd muß auf einem Terrain ausgeübt sein, auf welchem einem anderen ein Okkupationsrecht an dem dort vorhandenen Wild zusieht. Wer sich also auf einem fremden Revier aufstellt, um auf dem eigenen das Wild zu er­ legen (Anstand), macht sich nicht strafbar. E. 6 S. 375. Strafbar macht er sich aber dann, wenn er seinen Hund auf ein fremdes Revier schickt, um ihm Wild zuzutreiben. E.20S.98. Ebenso macht sich derjenige strafbar, welcher von einem fremden Reviere dem Jäger, der auf seinem eigenen Reviere geblieben ist, Wild zutreibt, selbst wenn ein Einverständnis mit dem Jäger nicht vor­ handen ist. R. 10 S. 331. R. 10 S. 565. Der Jäger ist nur strafbar, wenn ihm daS Wild mit seinem Einverständnis zugetrieben wird. DIZ. 18 S. 1077. Das Aufstellen auf dem eigenen Revier, um das auStretende Wild auf dem fremden zu erlegen, fällt unter § 292. R. 3 S. 409, R. 8 S. 420. BayObLG. v. 12. Mai 25, LZ. 19 S. 1281. 37 a) Der Jagdpächter ist nicht mehr jagdberechtigt, wenn der Pachtvertrag für nichtig erklärt ist. E. 49 S. 83. Unberechtigt übt die Jagd auch auS, wer die Beschränkungen, unter denen die Jagderlaubnis erteilt ist, nicht innehält, E. 43 S. 439. Recht 17 S. 473. LK. Anm. VII. Nach KG. v. 23.Ottbr. 26, DIZ. 32 S. 237 ist dies auch der Fall, wenn der Jagdpächter andere Wild­ arten alS die ihm erlaubten erlegt. — Hiergegen Stelling, ebenda S.670, der darauf hinweist, daß eine teilweise Jagdverpachtung nach Wildarten nichtig ist. KG. v. 30. Mai 05, Johow 29 S. C79. Nach OlShansen Anm. 9 (S. 1638) ist sie bei Verpachtung von Gemeinschaftsjagdbezirken nicht zulässig —, jedoch nicht, wenn der staatliche Förster einen Rehbock während der Schonzeit schießt. KG. GA. 72 S. 46. JFGErg. 7 S. 272. 38) Unter Iagd sind alle Handlungen zu verstehen, welche die Okkupation jagdbarer Tiere (§ 1 JO. sub X) bezwecken; daß dieser Zweck erreicht ist, ist aber nicht notwendig; es genügt also bloßes Durchstreifen des Forstes mit schußfertigem oder jederzeit schußfertig zu machendem Gewehr. R.7 S. 184, E. 20 S. 4; daS Stehen auf dem Anstande schon dann, wenn das Gewehr noch gar nicht geladen war. E. 20 S. 4. R. 8 S. 102; auch daS Nichtzurückrufen eines jagenden Hundes. GA. 52 S. 426 (vgl. auch Recht 13 Nr. 1081, Jagenlaffen eines abgerichteten Hundes); das Ausstellen von Schlingen. E.22 S. 115; nach R. 8 S. 379 sogar das bloße Aufsuchen von geeigneten Orten, um dort Schlingen

ER.

UI. Strafgesetzbuch § 292. zu legen; doch geht dies wohl zu weit und könnte darin höchstens ein (strafloser) Versuch gefunden werden. Siehe Dalcke-DeliuS,6. Aust., Jagdr. S. 345. Keine JagdauSübung ist es, wenn das Wild lediglich, um bei einer künftigen Jagd bessere Ausbeute zu sichern, auf daS Nachbargebiet getrieben wird. GA. 48 S. 366. DaS Wegnehmen von Wild, das sich in einer von einem Dritten aus­ gestellten Schlinge gefangen hat, ist nach E. 23 S. 89 nicht Diebstahl, sondern Jagdvergehen. Ist die Fangvorrichtung vom Jagdberechttgten gestellt, so be­ geht der Wilderer Diebstahl. Dalcke-DeliuS a. a. O. S. 9. Die Fort­ nahme eines von einem anderen eingefangenen Rehes aus einem Stall soll Jagdausübung sein, wenn der Täter sich bewußt war, in ein fremdes Jagd­ recht einzugreifen. Recht 15 Nr. 2685. Hat ein gefangener Fuchs sich mit dem Fangeisen auf fremdes Jagdgebiet geflüchtet, so begeht der Eisensteller ein Jagdvergehen, wenn er ihn dort abholt. KG.v. 2. Juni 26, JurR. 2 Nr. 1443. Ob der Jagende das erlegte Wild für sich haben will, oder um es dem Jagdberechttgten abzuliefern, ist gleichgülttg. GA. 39 S. 351. E. 13 S. 195 u. R. 3 S. 409. Desgl. ob der Täter das gefangene Wild nur jemandem zeigen will. Posenv.18.Novbr.il, GL. 60 S. 164. A.M. Frank II 2. Der Jagd­ berechtigte aber, der ein Stück Wild von einem Jagdgast annimmt, daS dieser nach seiner verendung auf fremden Jagdgebiet aufgehoben hat, mit dem Willen es dem Jagdgeber auszuliefern, begeht Hehlerei. Dresden v. 30. Juni 26, LZ. 21 S. 63. Auch das Auslegen von vergiftetem Köder muß als Jagdaus­ übung angesehen werden. E. 14 S. 419. JurR. 3 Nr. 438. Es ist unerheb­ lich, ob die Ausübung der Jagd nur zu dem Zwecke geschah, um Schaden (Wildschaden) von sich abzuwenden. E. 22 S. 115. R. 8 S. 555 u. E. 14 S. 419/ Über daS Recht, Tiere zur Abwehr einer Gefahr zu töten, siehe Anm. 65 zu §53. DaS Reichsgericht hat auch die Aneignung von sog. Fallwüd als JagdauS­ übung angesehen. E. 3 S. 226 u. E. 13 S. 84. Diese Rechtsprechung hat wenigstens insofern eine anerkennenswerte Einschränkung erfahren, als voll­ ständig In Verwesung übergegangenes Fallwild nicht mehr als Jagdobjett an­ gesehen wird. R. 5 S. 126; doch kommt es darauf, ob der Täter es für werllos gehalten hat, und ob er die Absicht hatte, es für sich zu behalten, nicht an. DIZ. 13 S. 596. Muß die Jagd auf dem Grundstück ruhen, dann darf der Grundstückseigentümer sich daS Fallwild aneignen. Dalcke-DeliusS. 195, LK. Anm. VII. Die Aneignung abgeworfener Hirschgeweihe stellt keine Aus­ übung der Jagd dar. D a l ck e - D e l i u S a. a. O. S. 7 5. Eine PBO., die das Sammeln von Hirschgeweihen verbietet, ist gülttg. Recht 19 S. 46. Siehe E. 13 S. 84. Erfolgt die Aneignung in eingesriedetem Tierpark, so liegt Diebstahl vor. KG. v. 1. Dezbr. 10, DIZ. 16 S. 221, DRZ. 18 Nr. 734. DaS sog. Hirschensprengen ist eine Jagdausübung. E. 40 S. 7. 39) AlS dolus wird nur verlangt, daß der Täter eine sich als Jagdaus­ übung qualifizierende Handlung vorsätzlich vornimmt und daß er sich dabei seiner Nichtberechttgung bewußt ist. E. 6 S. 375. Vorausgesetzt wird ein unberechtigter Eingriff in das Jagdrecht eines anderen. Die Tatsache, daß die Jagd auf einem Grundstück ruht, rechtfertigt daher noch nicht die Anwendung des §. GA. 60 S. 87. Befindet sich der Jagende in einem tatsächl. Irrtum z. B. ein Jagdgast über die Grenzen deS Jagdreviers, so ist er nicht strafbar. Dal ckeDeliuS S. 347; auch nicht, wer im Walde eine zahme Ente schießt, die er für eine wilde hielt. Hamm v. 14. Mai 18, Recht 23 S. 124. Ein Irrtum über die Jagdbarkeit eines Tieres schützt nicht vor Strafe. E. 10 S. 234; ebenso­ wenig ein Irrtum über die Jagdausübung (Aneignung von Fallwild durch einen Nichtjagdberechttgten). Recht 16 Nr. 833. Der Treiber, der im Einver­ ständnis mit dem Jäger handelt, ist nicht bloßer Gehilfe, sondern Mittäter. GA. 54 S. 480. Das Jggdrecht ist kein persönliches Rechtsgut, daher können

Jagdvergehen § 293.

223

Ist der Täter ein Angehöriger deS Jagdberechtigten, so tritt die

Verfolgung nur auf Anttag ein.

Die Zurücknahme des Anträge-

ist zulässig.

§ 293.

erhöht

Die Strafe kann auf Gefängnis bis zu sechs Monaten

»erben,4 x)

wenn

dem Wilde

nicht

mit Schießgewehr oder

Hunden, sondern mit Schlingen, Netzen, Fallen oder anderen Vor­

richtungen nachgestellt oder, wenn das Vergehen während der gesetz­ lichen Schonzeit,") in Wäldern,") zur Nachtzeit") oder gemeinschaft­

lich von mehreren") begangen wird.") sukzessive Verletzungen verschiedener Jagdberechtigungen zu einem fortgesetzte» Bergehen zusammengefaßt werden. GA. 59 S. 142, Recht 15 Nr. 2402.

40) Ob die Wegnahme von Wild aus umzäunten Gehegen Len Tatbe­ stand des Diebstahls erfüllt, ist im wesentlichen Tatfrage, da es hauptsächlich auf die Beschaffenheit des Geheges anlommt. E. 26 S. 218, E. 42 S. 75. Wer unbefugt die Jagd ausübt, ohne einen Jagdschein zu besitzen, macht sich in idealer Konkurrenz Les Vergehens aus § 292 und der Übertretung dec JO.

schuldig. E. 22 S. 234. Auch Jdealkonkurrenz mit verbotenem Waffentragen ist möglich.- E. 49 S. 272. Vertragsstrafe schließt Verurteilung wegen Jagdver­ gehens nicht aus. KG. v. 23. Oktbr. 26, DIZ. 32 S. 237. 41) Die strafschärfenden Momente dieses § können bei Aneignung von Fall­ wild selbstredend dann nicht Platz greifen, wenn die Lat während der Schon­ zeit stattgefunden, R. 8 S. 540, und ebensowenig insofern die Strafschärfung in dem Gebrauch von Netzen, Schlingen, Fallen usw. besteht, dagegen.sollen die übrigen erschwerenden Umstände Platz greifen, E. 15 S. 268. Der Erschwerungs­ grund des Nachstellens mit Schlingen liegt gegen den Täter vor, wenn er das Legen der Schlingen für die Zwecke seiner Jagdausübung veranlaßt hat. DIZ. 10 S. 220, Recht 8 S. 634.

42) Die Schonzeiten sind festgesetzt durch §§ 39 ff. der Jagdordnung (X).

43) Wald ist ein mit Bäumen bestandenes Grundstück im Gegensatz zum übersichtlichen Gelände. GA. 52 S. 110. Der Begriff des WaldeS wird da­ durch nicht ausgeschlossen, daß es sich um eine sog. Blöße handelt, die von 3 Seiten vom Walde umgeben und nur nach einer Seite hin offen ist. Siehe Dalcke-Delius, Jagdr. S. 186. Auch eine baumfreie Einbuchttmg kann als ein Teil des Waldes angesehen werden. Recht 10 S. 1328. ES kommt nicht darauf an. ob sich der Täler im Walde und das Wild im Freien befunden hat, oder ob das Umgekehrte der Fall war. Dalcke-Delius S. 350, GA. 49 S. 282. Siehe auch E. 25 S. 120. 44) Nachtzeit ist die Zeit der Dunkelheit. R. 7 S. 56. Siehe auch Anm. 73 zu § 243 Nr. 7. 45) Das Vergehen der gemeinschaftlichen unbefugten Jagdausübung liegt nicht vor, wenn von zwei Jagenden der eine dabei im guten Glauben war. E. 17 S. 413. Im übrigen wird hier Mittäterschaft verlangt. E. 4 S. 261. Selbst der zum Jagen Berechtigte macht sich nach § 293 strafbar, wenn er bewußt mst einem Nichtberechtigten gemeinschaftlich jagt, R. 8 S. 546. Dagegen mit Recht Hamburg GA. 44 S. 402. Nach Ak. Anm. 8 kommt es darauf an, ob die jagende Person ein Recht oder nur eine widerrufliche Erlaubnis zum Jagen besitzt. Nur im letzten Fall ist § 293 anwendbar. 46) Eines Strafantrages bedarf es im Falle des § 293 nicht. E. 4 S. 330.

ER.

in. Strafgesetzbuch §§ 294 u. 295. Schölt

§ 294.

Wer unberechtigtes Jagen gewerbsmäßig") betreibt, wird

mit Gefängnis nicht unter drei Monaten bestraft;

auch kaun auf

Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte, sowie auf Zulässigkeit von Polizei­

aufsicht erkannt werden.

§ 295. ist")

Neben der durch das Jagdvergehen verwirkten Strafe

ans Einziehung

des

Gewehrs,

des Jagdgeräts")

und

der

Hunde, welche der Täter bei dem unberechtigten Jagen bei sich ge­ führt hat,") ingleichen der Schlingen, Netze, Fallen und anderen 47) Gewerbsmäßigst setzt eine fortgesetzte, gewinnsuchenbe Tätigkeit voraus, es genügt, daß der Täter das Wild in seinem Haushalte ver­ brauchte. R. 2 S. 336, R. 4 S. 280, R. 9 S. 90. Die auf Gewinn gerichtete Absicht genügt nicht, eS ist die Absicht erforderlich, die Jagd fortgesetzt zum Zwecke dauernden Erwerbes auszuüben. DStZ. 7 S. 249; wenn auch nur bei günstiger Gelegenheit. E. 54 S. 230. Auch ein einzelner Fall kann genügen. E. 8 S. 16. St. 4 S. 280. Erk. v. 10. März 19, LK. Anm 4. Der Gehilfe, gegen den Gewerbsmäßigkeit nicht vorliegt, kann nicht aus § 294 bestraft werden. E. 23 S. 378. E. 61 S. 268. Da hier ein Kollettivdelitt vorliegt, so ist auch, wenn mehrere Fälle gewerbsmäßigen Jagens vorliegen, der § 74 des StGB, doch ausgeschlossen. E. 8 S. 16. Deswegen können auch, wenn bei den einzelnen Fällen deS gewerbsmäßigen Jagens die erschwerenden Umstände aus § 293 vorliegen, diese nur als Strafzumessungsgründe in Betracht kommen. R. 3 S. 415. Erk. v. 24. Febr. 21, LK. Anm. 2. Zur Feststellung der Gewerbsmäßigkeit können auch Fälle berechtigten Jagens herangezogen werden. GA. 41 S. 421. 48) Hier muß abweichend von der allgem. Vorschrift des § 40 in allen Fällen auf Einziehung erkannt werden. R. 7 S. 416. Die Einziehung ist aus­ geschlossen, wenn durch eine andere positive Gesetzesbestimmung (8111 der StPO.) die Berücksichtigung der Rechte eines Dritten ausdrücklich geboten ist. R. 10 S. 457. Siehe aber E. 46 S. 131 u. LR. Anm. 4. Zur Einziehung wird er­ fordert, daß die Gegenstände bei der Jagd gebraucht sind, die bloße Feststellung, daß dieselben zur Ausübung von Jagdvergehen bestimmt seien, genügt nicht. E. 27 S. 243. Die eingezogenen Gewehre und Jagdgerütschaften sind, falls das Ver­ gehen auf einem staatl. oder auf einem zum ehemaligen Preußischen Krongut oder Kömgl. HauSfideikommiß gehörigen Jagdrevier stattgefunden hat, dem zu­ ständigen Revieroberförster, sonst der staatl. Polizeiverwaltung oder dem Land­ rat zu übersenden. Dem Regierungspräsidenten ist Mitteilung zu machen. AL. v. 19. März 24 (JMBl. S. 129). 49) Hierunter sind solche leblosen Gerätschaften zu verstehen, die nach ihrer Beschaffenheit an sich zur Verwendung bei der Jagd geeignet und dazu auch dauernd bestimmt sind, wie z. B. Jagdschlitten, nicht aber ein zum Transport dienender Schlitten. E. 22 S. 15. Auch ein Fernrohr kann hierher gerechnet werden. Recht 9 S. 171. 50) Es genügt das bloße tatsächliche Mitsichführen; daß sie ausdrücklich zur Jagdausübung mitgenommen oder gebraucht worden, ist nicht notwendig. E. 4 S. 262. R. 9 S. 502 nahm an, daß auf Einziehung des Gewehrs nicht erkannt werden dürfe, wenn der Täter dasselbe bei der Jagdfolge und der Okkupation des Wildes auf dem fremden Revier auf seinem eigenen zurückgelassen hat. Hiergegen mit Recht Breslau v. 4. Juli 90, GA. 38 S. 363 u. DalckeDeliuS S. 369.

225

Jagdvergehen §§ 296—297.

Vorrichtungen zu erkennen, ohne Unterschied, ob sie dem Verurteilten

gehören oder nicht. 51)52 53 § 296.

Wer zur Nachtzeit,

bei Fackellicht oder unter Anwen­

ER.

dung schädlicher oder explodierender Stoffe unberechtigt fischt63) oder krebst, wird mit Geldstrafe oder mit Gefängnis bis zu sechs Monaten

bestraft. § 296 a.

Ausländer, welche in Deutschen Küstengewässern un­

ER.

befugt fischen, werden mit Geldstrafe oder mit Gefängnis bis zu sechs Monaten bestraft.

Neben der Geld- oder Gefängnisstrafe ist auf Einziehung der Fanggeräte, welche der Täter

bei dem unbefugten Fischen bei sich

geführt hat, ingleichen der in dem Fahrzeuge enthaltenen Fische zu

erkennen, ohne Unterschied, ob die Fanggeräte und Fische dem Ver­

urteilten gehören oder nicht. § 297.

Ein Reisender oder Schiffsmann, welcher ohne Vor­

wissen des Schiffers, ingleichen ein Schiffer, welcher ohne Vorwissen des Reeders Gegenstände an Bord nimmt, welche das Schiff oder die Ladung gefährden, indem sie die Beschlagnahme oder Einziehung des

51) Die Einziehung im objektiven Verfahren ist nicht zulässig. E. 19 S. 45. Ist die Strafbarkeit aus § 292 wegen mangelnden Strafantrages ausge­ schlossen , so kann nicht selbständig auf Einziehung erkannt werden. OR. 17 S. 759. Ist die Einziehung versehentlich unterblieben, so kann sie das Revisions­ gericht in analoger Anwendung des § 354 StPO, aussprechen. Die Einziehung ist keine Strafe, sondern eine polizeiliche Sicherungsmaßregel. KG. v. 9. Febr. 27, JurW. 56 S. 927. Recht 31 Nr. 1116. Die Einziehung findet auch dann statt, wenn bei Tateinheit mit Diebstahl die Strafe aus § 242 festgesetzt wird. DStZ. 5 S. 306. Durch vorherige Beschlagnahme ist die Einziehung nicht be­ dingt. R. 3 S. 56. Die Einziehung der Gehörne ist nicht zulässig. GA. 56 S. 225.

52) Fischen zur Nachtzeit liegt vor, wenn das Einlegen der Netze bei Tage erfolgt ist, die Netze aber zum Zwecke des Fischfangens bei Nacht im Wasser be­ lassen sind. E. 37 S. 117. A. M. LR. Anm. 2. 53) Dahin gehört nicht bloß die Okkupation, sondern auch die Veranstal­ tung aller Handlungen, welche auf das Aufsuchen und Nachstellen von Fischen gerichtet sind. R. 4 S. 133 u. R. 9 S. 563. Auch umfaßt der Ausdruck „Fischen" neben dem Fange von Fischen auch den solcher Wassertiere (Muscheln), bezüglich deren landesrechtlich das Fischereirecht geschützt ist. E. 17 S. 161. Wegnahme von Fischen aus geschlossenen Gewässern ist Diebstahl. R. 6 S. 82. Geschlossenes P rivatgewässer ist ein solches, das wie ein dem gleichgestellter Teich aus natür­ liche Art oder durch gleichwirkende Sicherungsmittel gegen jeden Fischwechsel ab­ gesperrt ist und in seinem ganzen Umfang ein und demselben Eigentümer gehört. KG. v. 7. Mai 26, JFGErg. 5 S. 165. Der § 5 des Sprengstoffges. v. 9. Juni 84 findet hier keine Anwendung. E. 13 S. 305. In der Regel findet zwischen beiden Gesetzen Realkonkurrenz statt. Recht 12 Nr. 3191.

Dalcke, Strafrecht. 21. Aufl.

(1928.)

15

Schöff.

226

III. Strafgesetzbuch §§ 298—300.

Schiffes oder der Ladung veranlassen sönnen,M) wird mit Geldstrafe oder mit Gefängnis bis zu zwei Jahren bestraft.

Scböff.

ER.

§ 298. Ein Schiffsmann, welcher mit der Heuer entlauft,54 55)56 oder 57 58 59 sich verborgen hält, um sich dem übernommenen Dienste zu entziehen, wird, ohne Unterschied, ob das Vergehen im Jnlande oder im Auslande begangen worden ist, mit Gefängnis bis zu Einem Jahre bestraft.

§ 299 Wer einen verschlossenen Brief oder eine andere ver­ schlossene Urkunde, die nicht zu seiner Kenntnisnahme bestimmt ist, vor­

sätzlich und uubefugterweise eröffnet,^) wird mit Geldstrafe oder mit Gefängnis bis zu drei Monaten bestraft Die Verfolgung tritt nur auf Antrag ein.67)

ER

§ 300 M) Rechtsanwälte, Advokaten, Notare, Verteidiger in Strafsachen, Ärzte, Wundärzte, Hebammen, Apotheker, sowie die Ge­

hilfen dieser Personen werden, wenn sie unbefugt Privatgeheimniffe ^) offenbaren, die ihnen kraft ihres Amtes, Standes oder Gewerbes anvertraut sind, mit Geldstrafe oder mit Gefängnis bis zu drei Monaten bestraft 54) Es genügt die Möglichkeit der Beschlagnahme des Schiffes. GA. 52 S. 90. Doch muß der Vorsatz auch das Merkmal der Gefährdung von Schiff oder Ladung umfaffen. E. 43 S. 383. E. 41 S 70. Vollendet ist die Tat, so­ bald die Gegenstände an Bord gebracht sind. E. 42 S. 294. Beihilfe kann durch Lieferung von Schmuggelwaren geleistet werden. E. 41 S. 70. 55) Das Delikt ist als auf dem Schiffe begangen anzusehen, R. 2 S. 261, woraus sich die Zuständigkeit ergibt. 56) Das bloße Öffnen genügt, Lesen ist nicht notwendig; der Ehemann hat kein Recht, die Briefe seiner Frau zu öffnen. Dresden v. 14. Jan. 14, GA. 65 S. 178. Doch kann unter Umständen die Befugnis unter dem Gesichtspunkte der auftraglosen Geschäftsführung begründet sein. GA. 61 S. 339. Daß das Öffnen mit Schwierigkeiten verbunden gewesen sein müsse, ist nicht

notwendig. E. 16 S. 284. 57) Antragsberechtigt ist sowohl der Adressat wie der Absender. GA. 61 S. 339. LZ. 8 S. 193. Nach Erk. d. OLG. Colmar v. 14. Juni 02, GA. 51 S. 204, ist bis zur Beförderung des Briefes an den Empfänger nur.der Ab­ sender und von da ab der Empfänger antragsberechtigt. 58) Aus Patentanwälte ist der Paragraph nicht anwendbar. LK. Anm. 2. Die Verletzung der Schweigepflicht der beim Versicherungswesen beteiligten Per­ sonen ist im 8 141 RVO. u. § 345 des Angeftelltenversicherungsges. in der Fass, v. 28. Mai 24 (RGBl. I S. 565) unter Strafe gestellt 59) Wahrnehmungen, die ein Arzt bei der Untersuchung einer Person wegen erlittener Mißhandlungen gemacht hat, sind Privatgeheimnisse, deren Richtigkeit er auch nicht anderen Personen gegenüber bestätigen darf. E. 26 S. 5. Gleichgültig ist, ob die Mitteilungen wahr sind. Reichel, DStZ. 8 S. 338. Die Schweigepflicht ist keine absolute, sie entfällt, wenn ihr Rechts­ pflichten oder höhere sittliche Pflichten vorgehen. Ebermayer, DIZ. 15 S. 1219. Stelje auch E. 38 S. 62. Das Schwelgerecht des Anwalts bezieht sich nicht nur auf Dinge, die ihm von seinem Mandanten anvertraut sind. DIZ. 17 S. 516.

227

Wucher §§ 301 u. 302.

Die Verfolgung tritt nur auf Antrag ein.60) § 301.

Wer in gewinnsüchtiger Absicht6l)62und 63 64 unter 65 66Benutzung 67

ER.

deS Leichtsinns") oder der Unerfahrenheit") eines Minderjährigen") sich

von demselben Schuldscheine, Wechsel, Empfangsbekenntnisse, Bürg­ schafts-Instrumente oder eine andere, eine Verpflichtung enthaltende Urkunde ausstellen oder auch nur mündlich ein Zahlungsversprechen

erteilen lägt,") wird mit Gefängnis bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bestraft.

Die Verfolgung tritt nur auf Antrag ein.")

§ 302.

Wer in - gewinnsüchtiger Absicht und unter Benutzung

deS Leichtsinns") oder der Unerfahrenheit") eine- Minderjährigen sich von demselben unter Verpfändung der Ehre, auf Ehrenwort, eidlich

oder unter ähnlichen Versicherungen oder Beteuerungen die

Zahlung einer Geldsumme oder die Erfüllung einer anderen, auf Ge­

währung

geldwerter

Sachen

gerichteten

Verpflichtung

aus

einem

Rechtsgeschäfte versprechen Iä{$t,ei) wird mit Gefängnis biS zu Einem

Jahre oder mit Geldstrafe bestraft. Neben der Gefängnisstrafe kann auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden. Dieselbe Strafe trifft denjenigen, welcher sich eine Forderung, 60) Nach E. 13 S. 60 ist antragsberechtigt der, welcher das Vertrauen geschenkt hat. Der Anvertrauende hat das Antragsrecht nicht, wenn er als bloßer Bote einen fremden Willen zum Ausdruck gebracht hat. Frank VI. 61) Eine gewinnsüchtige Absicht kann schon in der Absicht gefunden werden, durch den Wechsel, zu dessen Annahme ein Minderjähriger ohne Rechtspflicht veranlaßt worden, Sicherstellung für eine an sich begründete Forderung zu er­ halten. E. 6 S. 48. 62) Eine nachträgliche Genehmigung seitens des Vaters oder Vormundes schließt die Strafbarkeit nicht aus. E. 6 S. 48.

63) Ein Zahlungsversprechen liegt nicht vor, wenn der Minderjährige um ein Darlehn bittet oder es in Empfang nimmt, ohne Rückgabe zu versprechen. LK. Anm. 7. A. M. E. 31 S. 118. 64) Die Antragsfrist beginnt erst mit dem Zeitpunkt zu laufen, in welchem dem Minderjährigen zum Bewußtsein gekommen ist, daß eine straft. Ausnutzung seines Leichtsinns vorliege. E. 6 S. 48. 65) Leichtsinnig handelt derjenige, welcher den Folgen seiner Handlungen aus Sorglosigkeit oder Mangel genügender Überlegung die ihnen zukommende Bedeutung nicht beilegt. E. 27 S. 18. GA. 35 S. 52. Der Leichtsinn muß sich nicht in der sonstigen Lebensweise, sondern gerade in seinem Verhalten bei den in Frage stehenden Rechtsgeschäften u. deren Eingehung bekunden. Recht 8 S. 199. 66) Über Unerfahrenheil siehe Anm. 71.

67) Der Unterschied zwischen §§ 301 u. 302 besteht darin, daß es sich in dem letzteren um Versprechen von Geldsummen oder geldwerter Sachen handelt und daß besondere Bestärkungsmittel (Ehrenwort, Eid) vorliegen müssen.

Schott

III. Strafgesetzbuch § 302 a.

von der er weiß, daß deren Berichtigung ein Minderjähriger in der vorbezeichneten Weise versprochen hat, abtreten läßt.

Die Verfolgung tritt nur aus Anttag ein.

ER.

§ 302a.

Wer

unter

Ausbeulungder

LeichtsinnS 70 68)71 69oder 72 73 der Unerfahrenheil

Notlage,")

de-

eines anderen mit Bezug

auf ein Darlehnn) oder aus die Stundung einer Geldforderung oder auf ein andere- zweiseitiges Rechtsgeschäft,”) welches denselben wirt68) DiL Ausbeutung wird dadurch nicht ausgeschlossen, daß sich der Gläu­ biger mit den ihm von dem Schuldner selbst gestellten Bedingungen einverstanden erklärt hat. E. 3 S. 218. Doch muß der Schuldner die Bedingungen, denen er sich unterworfen hat, als solche gekannt haben. Recht 17 Nr. 1059. GA. 50 S. 439. Eine Ausbeutung liegt nur dann vor, wenn der Täter die Not­ lage deS Darlehnssuchers kannte. E. 28 S. 289. 69) Eine Notlage ist dann vorhanden, wenn der Darlehns- oder Stun­ dungssucher durch seine Verhältnisse zur Aufnahme des Darlehns oder Nachsuchung der Frist auch gegen erhebliche Opfer genötigt wird, und wenn er auf diese finanziellen Maßregeln als Mittel zur Ordnung seiner Bermögensangelegenheiten hingewiesen ist, sollten auch diese Mittel sich nicht als die letzten und äußersten hinstellen. R. 3 S. 568. Maßgebend ist für den Begriff der Not­ lage der Zustand der augenblicklich drängenden Not, durch welche die wrttschaftliche Existenz des Darlehnssuchers bedroht ist. E. 4 S. 390. JurW. 37 S. 588. Eine nur augenblickliche Geldverlegenheit kann für sich allein nicht schon als Not­ lage gelten. R. 2 S. 680. Doch kann auch bei vorhandenem, aber nicht flüssigem Vermögen eine augenblickliche dringende Geldverlegenheit die Ursache einer Not­ lage bilden. Recht 13 Nr. 3017. Aber nicht befindet sich in einer Notlage, wer Opfer bringen muß, um einen Gewinn zu realisieren. E. 28 S. 288. Die Notlage muß objekiv vorhanden sein. R. 7 S. 403. Sie ist aber nicht mit Notwendigkeit nach den außerhalb seiner Person liegenden Umständen zu beurteilen, sondern kann auch auS Umständen entnommen werden, welche in seiner Person liegen, insbes. seine größere oder geringere Kenntnis von äußeren Umständen, z. B. wenn er nicht weiß, daß Mittel für ihn zur Dispositton stehen. R. 6 S. 106 70) Das Fehlen der ernstlichen Absicht rechtzeittger Erfüllung auf seilen des Bewuchetten steht der Annahme der Ausbeutung eines Leichtsinns nicht ent­ gegen. GA. 48 S. 437. Der Schuldner braucht nicht in seiner ganzen Lebens­ weise leichtsinnig zu sein, es genügt, daß er es in bezug auf das Rechtsgeschäft war. Recht 15 Nr. 1244. Vgl. Anm. 65. 71) Unerfahrenheit ist eine aus dem Mangel an Geschäftskenntnis und Leberiserfahrung entspringende, die Fähigkeit zur Wahrnehmung oder zur treffen­ den Beutteilung wirtschaftlicher Zustände und rechtsgeschäftlicher Vorgänge aus­ schließende oder beeinttächtigende Eigenschaft. Recht 12 Nr. 215. Sie kann schon angenommen werden, wenn der Verletzte die Gelegenheit nicht kennt, sich zu billigeren Bedingungen Geld zu verschaffen. R. 3 S. 680. E. 25 S. 315. E. 37 S. 205. 72) Zwischen dem Darlehen usw. und den versprochenen oder gewähtten Vorteilen muß ein erkennbarer Zusammenhang bestehen. E. 27 S. 190, aber nicht ist erforderlich, daß die Zusicherung der Vorteile eine Bedingung für die Hingabe des Darlehns bildet. Recht 16 Nr. 709. 73) Dazu gehören solche Geschäfte, welche zwar nicht für die juristische,

229

Wucher § 302 b.

schastlichen Zwecken

dienen soll,74) sich oder einem Dritten76) Ber-

mögensvorteile78) versprechen77) oder gewähren läßt,78) welche den

üblichen Zinsfuß7") dergestalt überschreiten, daß nach den Umständen

deS Falles die Bermögensvorteile in ausfälligem Mißverhältnis80) zu

der Leistung stehen, wird wegen Wuchers mit Gefängnis biS zu sechs Monaten und zugleich mit Geldstrafe bestraft.

Auch kann auf Verlust

der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden.81) § 302 b.82)

Wer sich oder einem Dritten die wucherlichen82')

wohl aber für die wirtschaftliche Auffassung ihrem Zwecke und Ergebnisse nach völlig gleichstehen. E. 25 S. 315. 74) Hierunter kann auch der Kauf einer Forderung gegen bare Valuta, E. 35 S. 111, und der eines Gegenstandes, E. 39 S. 126, sowie der einer Erbschaft fallen. Recht 19 Nr. 737. Maßgebend ist nicht der Zweck, den der Wucherer mit dem Geschäft verfolgt, sondern nur, zu welchem Zweck eS von dem anderen Teil abgeschlossen ist.

75) Der Vermittler kann weder Täter noch Mittäter, wohl aber Gehilfe sein. E. 36 S. 226. Recht 13 Nr. 3693. 76) Auch bedingt zugesicherte Vorteile sind hierher zu rechnen. Ihr Wert ist nach den Regeln des Probabilitätskalküls zu berechnen. E. 20 S. 279.

77) Ob das Versprechen zivilrechtlich gültig ist oder nicht, kommt hier gar nicht in Betracht. R. 3 S. 846. E. 15 S. 333. Es ist nicht erforderlich, daß der Bewucherte über die rechtliche und wirtschaftliche Seite im klaren sein muß. Erk. v. 19. März 12, LK. Sinnt. 14. A M. GA. 60 S. 439. Über den Kausal­

zusammenhang vgl. Sinnt. 72. 78) „Sich-gewähren-lassen" steht im Gegensatz zu „sich-versprechenlassen" und bezeichnet die Annahme von Vorteilen, welche vorher nicht versprochen sind. E. 4 S. 110. Die Bewährung beginnt mit der Annahme der Leistung. E. 38 S. 426. 79) Als solcher ist derjenige maßgebend, welcher nach den Orts- und Zeit­ verhältnissen, wozu auch die allgemeinen Kreditverhältnisse gehören, sowie nach der objektiven Natur und dem Zwecke des Geschäftes als der gewöhnliche sich dar­ stellt. E. 60 S. 218. Die Bestimmungen über den Zinsfuß für Pfandleiher (Ges. v. 17. März 81) sind hier nicht maßgebend. E. 23 S. 121. 80) Ob ein solches Mißverhältnis vorliegt, ist im wesentlichen nach den Um­ ständen des konkreten Falles zu beurteilen. E. 4 S. 390. Auf die dem Schuldner erwachsenen Vorteile kommt es dabei nicht wesentlich an. E. 11 S'. 389. E. 39 S. 126. E. 60 S. 219. 81) Dies aber nur, wenn auf mindestens 3 Monate Gefängnis erkannt ist. E. 19 S. 203.

82) DaS Ges. v. 19. Juni 1893 (RGBl. S. 197), betreffend Ergänzung der Bestimmungen über den Wucher, hat folgende Bestimmungen: Im Art. II ist der aufgehobene Art. 3 des Ges. v. 24. Mai 1880 ab­ geändert, außerdem aber ist den Bestimmungen dieses letztgedachten Gesetzes ein neuer Artikel hinzugefügt, welcher lautet: „Art. 4. Wer aus dem Betriebe von Geld- oder Kreditgeschäften ein Ge­ werbe macht, hat die Rechnung des Geschäftsjahres für jeden, welcher ein Ge­ schäft der bezeichneten Art mit ihm abgeschlossen hat und daraus sein Schuldner geworden ist, abzuschließen und dem Schuldner binnen drei Monaten nach

Schüft.

380

in. Strafgesetzbuch § 302 b.

Vermögen-vorteile (302 a) verschleiert") oder wechselmäßig **) oder

ER.

Schöff.

Schluß des JahreS einen schriftlichen Auszug dieser Rechnung mitzuteilen, der außer dem Ergebnis derselben auch erkennen läßt, wie solches erwachsen ist. Wer sich dieser Verpflichtung vorsätzlich entzieht, wird mit Geldstrafe oder mit Hast bestraft und verliert den Anspruch auf die Zinsen für das verflossene Jahr hinsichtlich der Geschäfte, welche in den Rechnungsauszug aufzunehmen

waren. Die vorstehenden Bestimmungen finden keine Anwendung: 1) wenn das Schuldverhältnis auf nur Einem während des abgelaufenen Geschäftsjahres abgeschlosienen Rechtsgeschäfte beruht, über besten Ent­ stehung *unb Ergebnis dem Schuldner eine schriftliche Mitteilung be­ händigt ist; 2) auf öffentliche Banken, Notenbanken, Bodenkreditinstitute und Hypo­ thekenbanken auf Attien, auf öffentliche Leihanstalten, auf Spar- und Darleihinstitute öffentlicher Korporationen und auf eingetragene Genostenschaften, soweit es sich bei den eingetragenen Genossenschaften um den Geschäftsverkehr mit den Mitgliedern handelt; 3) auf den Geschäftsverkehr zwischen Kaufleuten, deren Firma in daS Handelsregister eingetragen ist." § 49 a des Ges. über MieterschuH und Meteinigungsämter v. 17. Febr. 28 (RGBl. I S. 25) bestimmt: Wer für die mietweise oder auf Grund eines sonstigen Rechtsverhältniffes erfolgende Überlastung von Räumen oder im Zu­

sammenhänge damit für sich oder einen anderen einen MietzinS oder eine sonstige Vergütung fordert, annimmt oder sich versprechen läßt, die unter Be­ rücksichtigung der gesamten Berhältniste als unangemessen anzusehen sind,*) wird wegen Wuchers mit Räumen mit Geldstrafe oder mit Gefängnis bestraft. Ist die Tat fahrlässig begangen, so ist auf Geldstrafe oder Gefängnis bis zu einem Jahre zu erkennen. Ebenso wird bestraft, wer für die Vermittlung eines Rechtsgeschäfts der im Abs. 1 Satz 1 bezeichneten Art eine Vergütung fordert, entnimmt oder sich versprechen läßt, die unter Berücksichttgung der gesamten Berhältniste als un­ angemessen anzusehen ist. 82 a) Ist der Zinssatz zur Zeit, wo er versprochen wurde, nicht wucherisch, ändern sich aber die wirtschaft!. Verhältnisse derart, daß er nunmehr wucherisch ist, so ist ein späteres Sichgewährenlassen des Zinssatzes als solches selbständig strafbar. JurR. 2 Nr. 1444. 83) Dies kann angenommen werden, wenn bei der Beurkundung eines Darlehns nicht zu erkennen gegeben wird, daß gleich die Zinsen auf eine gewisse Zeit vorweg in Abzug gebracht sind, R. 4 S. 385, oder wenn bei einem Darlehn Waren statt baren Geldes gegeben werden. E. 10 S. 432. Verschleierung liegt ferner vor, wenn dem Geschäfte überhaupt eine unwahre, den Wucher verhüllende Form gegeben wird. Eine Täuschung des Schuldners ist nicht notwendig. E. 18 S. 332. Eine besonders aus die Verschleierung gerichtete Absicht ist nicht erforder­ lich. R. 4 S. 385. Zum verschleierten Wucher ist ebensowenig eine gegenseittge Erklärung des Willens der Konttahenten, als ein darauf gerichteter beiderseittger Wille erforderlich. Der Wille der Verschleierung muß bei dem Wucherer vorhanden sein. E. 21 S. 434. 84) Die Wechselform muß dazu benutzt fein, um durch dieselbe die in der Wechselsumme enthaltenen wucherischen Vorteile zu erlangen. Dies liegt nicht *) Mietwucher kann in dem Fordern einer Abstandssumme liegen. E. 61 S. 326 u. 346.

231

Wucher §§ 302 c—302 e. Sachbeschädigung § 303.

unter Verpfändung der Ehre, auf Ehrenwort, eidlich oder unter ähn­

lichen Versicherungen oder Beteuerungen

versprechen läßt,85 * *)86 * wird 87

mit Gefängnis bis zu Einem Jahre und zugleich mtt Geldstrafe be­ straft. Auch kann auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt

werden. § 302c.

Dieselben Strafen (§ 302a, § 302b) treffen denjenigen,

ScbÖff;

welcher mit Kenntnis des Sachverhalts eine Forderung der vorbe­ zeichneten Art erwirbt und entweder dieselbe weiter veräußert oder

die wucherlichen Bermögensvorteile geltend macht.88)89



§ 302 d.

Wer den Wucher (§§ 302a biS 302c) gewerbS- oder

gewohnheitsmäßig

betreibt,

wird

mit Gefängnis

Monaten und zugleich mit Geldstrafe bestraft.

nicht

Schöff.

unter drei

Auch ist auf Verlust

der bürgerlichen Ehrenrechte zu erkennen.

§ 302 e. Dieselbe Strafe (§ 302 d) trifft denjenigen, welcher mit

Bezug auf ein Rechtsgeschäft anderer als der im § 302 a bezeichneten Art **) gewerbs- oder gewohnheitsmäßig unter Ausbeutung der Rod­

lage, deS Leichtsinns oder der Unerfahrenheit etneS anderen sich oder

einem

Dritten Bermögensvorteile versprechen oder

gewähren

läßt,

welche den Wert der Leistung dergestalt überschreiten, daß nach den

Umständen des Falles die Bermögensvorteile in ausfälligem Miß­

verhältnis zu der Leistung stehen.

26. Abschnitt. §t 303.

Sachbeschädigung.88)

Wer vorsätzlich und rechtswidrig88) eine fremde88) Sache

vor, wenn zwar über das Darlehn ein Wechsel ausgestellt worden ist, die wuche­ rischen Vorteile dagegen in der Zahlung unverhältnismäßig hoher Zinsen bei Prolongation deS Wechsels bestanden haben. R. 7 S. 486. 85) Es genügt, daß die betreffende Versicherung überhaupt mit dem Wucher­ geschäft in Verbindung gebracht ist. 86) Die strafschärfenden Umstände (Gewerbs- oder Gewohnheitsmäßigkeit) können auch im Falle dieses §in Betracht kommen. E. 18 S. 100, Die Vor­ schrift findet auch Anwendung, wenn die wucherliche Forderung von Todes wegen erworben ist. E. 36 S. 374. 87) Der Gegensatz zwischen § 302 a und e ist nicht „Kreditwucher und Sach­ wucher", sondern daS unterscheidende Merkmal ist in dem von dem ausgebeuteten Teile verfolgten wirtschaftlichen Zweck gegeben. E. 35 S. 111. ES sind hierunter Rechtsgeschäfte jeglicher Art begriffen, z. B. auch die Leistungen eines Rechtsberaters, E. 45 S. 197; auch Mietverträge. E. 53 S. 285. ’ 88) Als Objekt wird eine körperliche Sache vorausgesetzt. E. 8 S. 399. Ein Unterschied zwischen beweglichen und unbeweglichen Sachen wird nicht gemacht und ebensowenig zwischen einfachen und zusammengesetzten, daher z. B. Be­ schädigung eines Brunnens durch Verunreinigung des Wassers unter den § fällt. Siehe Sinnt. 91. 89) Zum Tatbestände gehört eine vorsätzliche Handlung mit dem Bewußt­ sein der Rechtswidrigkeit. Durch Einwilligung des Eigentümers wird die letz-

Schorfs.

IU. Strafgesetzbuch § 303.

beschädigt") oder zerstört, wird mit Geldstrafe oder mit Gefängnis

bis zu zwei Jahren bestraft. tere ausgeschlossen, selbst wenn nach beiderseitigem Einverständnisse durch die Beschädigung der Sache ein rechtswidriger Zweck angebahnt werden soll. E. 27 S. 420. Nicht widerrechtlich handelt, wer zum Zwecke der Selbsthilfe eine Sache wegnimmt, zerstört oder beschädigt, tz 229 BGB. Auch durch Selbsthilfe kann die Rechtswidrigkeit ausgeschlossen werden, z. B. durch Ausstreuen von $tft> um sich Vor fremdem Lieh zu schützen. GA. 24 S. 369 u. GA. 37 S. 67. E. 34 S. 295. Dem Jagdberechtigten steht kein allgemeines Recht vom Standpunkt der Selbsthilfe oder Notwehr aus zu, frernde Hunde zu töten. E. 34 S. 295 u. E. 36 S. 230. Das Töten fremder Hunde ist aber durch Spezialgesetze erlaubt. Siehe hierüber die §§ 64—67 II, 16 des ALR., die nach Art. 69 des EG. z. BGB. auch jetzt noch ihre Gültigkeit behalten. Insbesondere aber sind die Provinzialges. in dieser Beziehung entscheidend. Siehe die ausführliche Darstellung der­ selben bei Dalcke-Delius, Jagdr.S.93ff. Aus der Rechtspr. der Gerichte ist hervorzubeben, daß die dem Jagdberechtigten nach § 65 ALR. II, 16 gewährte Befugnis herumlaufende Hunde zu töten, nur während des Herumlausens der Hunde Platz greift und nicht mehr ausgeübt werden darf, wenn der Hund wieder unter Aufsicht seines Herrn ist. GA. 46 S. 121. Aus der Recht­ sprechung betr. die Provinzialges. ist zu bemerken- bezüglich des linken Rheinufers BO. des Generalgouvernements v. 18. Aug. 1814. JMBl. 1871 S. 231, bez. der Prov. Sachsen OR. 9 S. 45 u. GA. 26 S. 226, bez. der Prov. Hannover GA. 25 S. 565 u. OR. 18 S. 803, bez. des Reg.-Bezirks Frankfurt a. O. GA. 24 S. 601, OR. 17 S. 708, bez. der Mark Brandenburg E. 24 S. 63, bez. der Provinz Ostpreußen OR. 11 S. 470, OR. 15 S. 296, GA. 9 S. 566, E. 23 S. 296 und GA. 23 S. 545, bez. der Prov. West­ preußen StrArch. 45 S. 347 u. GA. 46 S. 231, bez. der Prov. Pommern E. 7 S. 128; in betreff der Prov. Schlesien GA. 10 S. 637, OR. 5 S. 462> GA. 25 S. 566 u. E. 24 S. 62; bez. der Prov. Westfalen GA. 27 S. 548; in betreff der Rheinprovinz GA. 42 S. 440 u. Johow 12 S. 231, Erk. des OLG. v. 3. Juni 85, Bd. 12 S. 415. Bgl. auch das Ges. v. 24. Mai 99 (GS. S. 106) betr. die Aufhebung einiger in den Oberl.Gerichtsbezirken Cöln, Hamm und Frankfurt a. M. bestehenden jagdpolizeilichen Strafbestimmungen. Die gen. provinzialrechtlichen Vorschriften haben nicht den Charakter einer Strüfvorschrift. KG. v. 1. Dezbr. 10, Recht 15 S. 204 Ein Irrtum deS Jagdberechtigten über seine Befugnis zur Tötung des Hundes soll die Straf­ barkeit ouSschließen. E. 19 S. 209, die Ausführung ist aber nicht überzeugend. Eine Pol.Berordn., welche jedermann ohne Unterschied gestattet, frei umher­ laufende Hunde zu töten, ist ungültig. GA. 25 S. 566. Vgl. auch GA. 46 S. 231. Tauben, die jemand hält, ohne ein Recht dazu zu haben, unterliegen nach § 111 I, 9 ALR. dem freien Tierfange, wenn sie im Freien an getroffen werden, auch bei Tauben, die sich außerhalb ihres Verwahrungsorts auf städtischen Hausgrundstücken aufhalten. KG. v 24. Septbr. 26, JFGErg. 5 S. 162, anders KG. v. 20. Mai 13, Johow 44 S. 436. — Das G. tz, 28. Mai 94 (RGBl. S. 463) betrifft nur den Schutz der Brieftauben im Kriege. Siehe besonders § 4. 90) An der eigenen Sache kann keine Sachbeschädigung verübt werden, selbst wenn einem anderen Realrechte an derselben zustehen. GA. 38 S. 216.— Aber der Ehemann kann die gütergemeinschaftliche Sache beschädigen, wenn dieS mit der Absicht geschieht, die Rechte der Eheftau zu kränken. R. 7 S. 531. 91) Durch die Beschädigung muß die körperliche Unversehrtheit der Sache

233

Sachbeschädigung § 304.

Der Versuch ist strafbar.

Die Verfolgung tritt nur auf Antrag ein.92 * *) * * * * * * * * * * * * * * * * * * * Ist das Vergehen gegen einen Angehörigen verübt,

so ist

die

Zurücknahme des Antrages zulässig. § 304. Verehrung

Wer

vorsätzlich

und

rechtswidrig

einer im Staate bestehenden

Gegenstände9^

Religionsgesellschaft,

der oder

Sachen, die dem Gottesdienste gewidmet sind, oder Grabmäler,94) öffent­

liche Denkmäler,94 ^) Gegenstände der Kunst, der Wissenschaft oder des Gewerbes,

welche in öffentlichen

Sammlungen

aufbewahrt

werden

oder öffentlich aufgestellt sind, oder Gegenstände, welche zum öffent­

lichen Nutzen, oder zur Verschönerung öffentlicher Wege, Plätze oder

aufgehoben und die Brauchbarkeit der Sache für die ihr gegebene Zweckbe­ stimmung herabgemindert sein, E. 33 S. 177, E. 13 S. 27. Beschädigung ist darin gefunden, daß Schmutz in den Brunnen geworfen, R. 9 S. 171 u. Recht 17 Nr. 2022 (aber nicht einer Wasserleitungsanlage durch Abgraben der Quellen. E. 39 S. 328); ferner in der Wegnahme eines Teils einer zu­ sammengesetzten Sache, GA. 39 S. 75; ferner darin, daß eine Maschine durch Bereitung eines Hindernisses in ihrem Betriebe gehemmt wird E. 20 S. 182; ferner in der äußeren und inneren Verunreinigung eines Briefkastens und in dem Einschneiden von Namen in Ruhebänke, GA. 43 S. 134 u. 135; in dem Herausheben eines Merkpfahles, E. 31 S. 329. Bei Tieren kann die Sachbe­ schädigung durch eine nachteilige Einwirkung auf das Nervensystem (Kitzligmachen eines Pferdes) herbeigeführt werden. E. 37 S. 412. Bei einem Denkmal genügt eine Einwirkung, die zwar keine stoffliche Verringerung, wohl aber eine belang­ reiche Veränderung der äußeren Erscheinung und Form mit sich bringt. E. 43 S. 204. Auch das Beflecken sauberer Wäsche mit fei und Asche ist Sachbeschädi­

gung, GA. 49 S. 301. Das Werfen von Küchengerät in einen Fluß kann Sachbeschädigung, mindestens aber der Versuch dieses Vergehens sein. DIZ. 9 S. 508 u. GA. 51 S. 182; a. M. LK. Anm. 8; auch das Aussäen größerer Unkrautmengen ist Sachbesch. KG. v. 28. Septbr. 14, Johow 46 S. 368. Siehe Anm. 38 zu § 23 F. u. FPG. sub XII. Bloße Einwirkung auf die Sache genügt nicht, z. B. nicht das Fliegenlassen eines Vogels. LK. Anm. 4. 92) Antragsberechtigt ist nicht bloß der Eigentümer, sondern auch jeder andere, der nur ein persönliches Recht an der Sache hat, E. 1 S. 306 u. R. 6 S. 766, aber nicht der Versicherer. GA. 42 S. 50. GA. 50 S. 287. Bei Ver­ nichtung von Strafakten ist der Erste StA. (OStA.) antragsberechtigt. GA. 57 S. 201.

93) Die beschädigte Sache braucht hier keine fremde zu sein. R. 10 S. 595, Recht 16 Nr. 1408. GA. 60 S. 69. 94) Das Abpflücken einzelner Blumen von Gräbern ist als eine Beschädi­ gung des Grabmals regelmäßig nicht anzusehen. Ob überhaupt § 304 oder FeldpolOrdn. Anwendung findet, kommt auf die Umstände an. E. 9 S. 219 (vgl. Anm. 33 sub XII). Der Schutz der Grabmäler dauert auch nach Ab­ lauf der Verwesungsfrist fort. E. 42 S. 116.

94 a) Hier wird eine Zweckbestimmung erfordert, vermöge deren das als Denkmal anzusprechende Werk der Öffentlichkeit gewidmet erscheint. E. 43 S. 240.

Schöff.

234

m. Strafgesetzbuch § 305.

Anlagen bienen,95 96) beschädigt96") oder zerstört, wird mit Gefängnis bis zu drei Jahren ober mit Geldstrafe bestraft. Neben der Gefängnisstrafe kann auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden. Der Versuch ist strafbar. Schott. § 305. Wer vorsätzlich und rechtswidrig ein Gebäude,96) ein Schiff, eine Brücke,*) einen Damm, eine gebaute Straße, eine Eisen­ bahn ober ein andere- Bauwerk,9) welche fremde- Eigentum sind, ganz oder teilweise zerstört,6) wird mit Gefängnis nicht unter Einem Monat bestraft. Der Versuch ist strafbar. 95) Es genügt ein den Dienst deS öffentlichen Nutzens ober der Verschöne­ rung leistender tatsächlicher Zustand. E. 9 S. 26. Siehe auch E. 5 S. 319. Der Zustand muß eine gewisse Dauer haben. Celle v. 19. Mai 11, GA. 60 S. 301. Zum öffentlichen Nutzen dienen alle Gegenstände, die in irgend einer Be­ ziehung -um Nutzen der Allgemeinheit stehen und zum Gebrauch des Publikums dienen, wie z. B. Straßenbahnen, E. 34 S. 1. Nach E. 58 S. 346 muß aber der Nutzen ein für das Publikum unmittelbarer sein. Es gehören hierher: Ein von Menschenhand hergestellter Weg, @. 28 ©.117; Wahlurnen. E. 55 S. 61; Glasscheibe am Feuermelder. Stuttgart, HöchstRR. 3 S. 101; trigonometrische Marksteine. 6.39 S. 206. A. M. LK. Anm. 7; ferner die Masten einer für jeder­ mann bestimmten Lichtleitung und zwar schon vor Anbringung der Drähte. JurR.2 Nr. 2308. Auch Hünengräber können hierher gerechnet werden. DIZ. 4S. 278. öffentlich ausgestellt sind sie aber nur dann, wenn sie freigelegt, erhaltm und

für die Allgemeinheit zugänglich gemacht worden sind. Recht 9 S. 258. Hierher gehören auch Wasserstandsmerkmale (siehe oben Anm. 91 und E. 31 S. 143). Nicht hierher zu rechnen ist ein Tisch zur Erledigung von Arbeiten eines Gemeindebeamten, GA. 60 S. 443, DIZ. 18 S. 1443; auch nicht Ein­ richtungen der Gefängniszellen. Recht 20 Nr. 1420; wie z.B. Betten. JurR.2 Nr. 2309. 95a) Beschädigung liegt vor, wenn durch die Handl, der besondere Zweck, dem die Sache dient, beeinttächtigi wird. E. 43 S. 31. Recht 18 Nr. 1201. 96) Über „Gebäude" siehe die Anm. zu §243 Nr. 2. Als solches kann ein freistehender, auf einem Baltenfundament ruhender Abtritt gelten. R. 9 S. 198. Die Durchlöcherung des Strohdachs eines Hauses fallt nicht hierunter. Recht 11 S. 466 Nr. 970. 1) Brücke ist nicht jeder von Menschen hergestelllv Übergang. ES muß ein Bauwerk von Erheblichkeit sein. E. 24 S. 26 u. E. 33 S. 391. Übrigens

gehören hierher nicht bloß öffentliche und znm Gebrauch für Menschen bestimmte Brücken. E. 20 S. 353. Die Zerstörung einer Brücke kann auch darin ge­ funden werden, daß dieselbe z. B. durch Wegnahme einer Bohle ungangbar gemacht wird. E. 20 S. 353; oder daß durch Beseittgung einer Steinplatte die Benutzung eines Geländers unmöglich gemacht ist, wenn diesem eine selb­ ständige Gebrauchsbestimmung beiwohnte. Recht 10 S. 870. 2) Als Bauwerk ist jedes selbständige Werk anzusehen, das durch mensch­ liche Arbeit geschaffen, untrennbar mit dem Grund und Boden verbunden und für eine gewisse Dauer bestimmt ist, E. 15 S. 265; ein solches ist z. B. eine Mauer, R. 6 S. 477; ein stehen gebliebener Schornstein ist kein Bauwerk, E. 27 S. .420, wohl aber sind Teile eines Neubaues ein solches. E. 30 S. 246. 3) Die teilweise Zerstörung setzt voraus, daß die ganze Sache für einzelne

Gemeingefährliche Verbrechen und Vergehen §§ 306 u. 307.

27. Abschnitt.

§ 306.

vorsätzlich

236

StmeinKtsahrliche Vrrdrtche« und Vergehen.

Wegen Brandstiftung wird mit Zuchthaus bestraft, wer

Schw

*) in Brand setzt:4 * )*5*

1. ein zu gottesdienstlichen Versammlungen bestimmtes Gebäude, 2. ein Gebäude, ein Schiff oder eine Hütte, welche zur Wohnung

von Menschen Metten,4*) oder 3. eine Räumlichkeit, welche zeitweise zum Aufenthalt von Men­ schen dient, und zwar zu einer Zett, wahrend welcher Menschen in

derselben sich aufzuhalteu pflegen.") § 307.

Die Brandstiftung (§ 306) wird mit Zuchthaus nicht

unter zehn Jahren oder mtt lebenslänglichem Zuchthaus bestraft, wenn

1. der Brand den Tod eine- Menschen dadurch verursacht hat,6)

daß dieser zur Zeit der Tat in einer der in Braud gesetzten Räum­ lichketten sich befand,

2. die Brandstiftung in der Absicht begangen worden ist, um unter Begünstigung derselben Mord oder Raub zu begehen oder einen Aufruhr zu erregen, oder ihrer Zweckbestimmungen unbrauchbar gemacht wirb, wie bei teilweiser Weg­ nahme des Geländers einer Brücke. R. 7 S. 274, beim gewaltsamen Auf­ brechen eines Türschlosses. E. 54 S. 205. Bei einer Eisenbahn genügt Locke­ rung und zur Seiteschiebung der Schienen. E. 55 S. 169. 3 a) Vorsätzliche Brandstiftung kann auch durch Unterlassung begangen werden. E. 60 S 77. 4) Das bloße Ankohlen ist noch fehl „Jnbrandsetzen", vielmehr muß ein solcher Gebäudeteil derart wirtlich gebrannt haben, -aß sich das Feuer selb­ ständig Wetter verbreiten konnte. E. 7 S. 131. So auch E. 25 S. 326. Das Fortbrennen muß als möglich in Betracht kommen. Recht 6 S. 300. Dagegen ist ein Flammenausbruch nicht erforderlich, es genügt vielmehr eine ohne Flammenbildung durch Glimmen entstandene Fortpflanzung des Feuers. R. 10 S. 383. E. 18 S. 362. 4’a) Ein Gebäude dient zur Wohnung von Menschen, wenn auch nur ein Teil des von ihm umschlossenen Raumes eine solche Verwendung findet. LZ. 20 S. 702. Es verliert die Eigenschaft nicht, auch wenn der einzige Bewohner es anzündet mit dem Willen, es als Wohnung aufzugeben. E. 60 S. 136; wohl aber dann, wenn der einzige Bewohner gestorben ist. Recht 31 Nr. 203. 5) Eine Räumlichkeit ist der einzelne Raum, nicht das aus einer Mehrzahl von Räumen bestehende Gebäude. DIZ. 19 S. 883. Ob sich wirklich zu der Zeit Menschen in dem Raume befunden haben, darauf kommt es nicht an. E. 23 S. 102. 6) Der Tod muß durch den Brand verursacht sein, sonst kommt es aber nur auf den objektiven Erfolg an und ist es gleich, ob der Täter denselben beabsichtigt hat oder nur voraussehen konnte. E. 5 S. 202; oder ob der Tod durch Erstickung oder durch Herzschlag infolge eines Schreckens herbeigeführt ist. LK. Anm. 6. 6 a) Siehe Anm. 57 zu § 243. Ein Ziegelschuppen ist kein Gebäude. E. 32 S. 128.

Schw.

236

m. Strafgesetzbuch § 308.

3. der Brandstifter,, um das Löschen des Feuer- zu verhindern oder zu erschweren, Löschgerätschasten entfernt oder unbrauchbar ge­ macht hat.

Scböff.

§ 308.

Wegen Brandstiftung wird mit Zuchthaus bis zu zehn

Jahren bestraft, wer vorsätzlich Gebäude, ••) Schiffe, Hütten,

Berg­

werke, Magazine,7 8) Warenvorräte,8) welche auf dazu bestimmten öffent­

lichen Plätzen lager», Vorräte von landwirtschaftlichen Erzeugnissen8')

oder von Bau- oder Brennmaterialien,9 b) Früchte auf dem Felde,l0) Waldungen ") oder Torfmoore in Brand setzt, wenn diese Gegenstände entweder ftemdes

Eigentum sind,12)13 oder zwar

dem Brandstifter

eigentümlich gehören, jedoch ihrer Beschaffenheit und Lage nach ge­ eignet sind,ll)

das Feuer einer der im 8 306 Nr.

1

biS 3 be­

zeichneten Räumlichkeiten oder einem der vorstehend bezeichneteu ftemdeu Gegenstände mitzuteilen. 7) Zur „Hütte" wird gefordert, daß sie ein selbständiges, unbewegliches Ganzes bildet, eine nicht völlig geringfügige Bodenfläche bedeckt und zum Schutze gegen äußere Einwirkung in einer dem jeweiligen Zwecke genügenden Dauerhastigkett und Festigkeit, sei eS durch Wand oder Dach, oder sonst ausreichend abgeschlossen ist. E. 17 S. 179. 8) Unter Magazin sind die magazinierten Vorräte einschließlich der die­ selben sichernden Umschließung zu verstehen. E. 13 S. 407. 9) Vorräte sind zu Gebrauchszwecken vereinigte größere Mengen von Gegenständen, die zum Zwecke künftiger Verwendung vereinigt sind. E. 10 S. 186. E. 35 S.285. 9 a) Der Begriff L E. umfaßt alle Rohprodutte des Grund u. Bodens bei deren Gewinnung letzterer selbst der Substanz nach unverändert bleibt. Es gehört hierher Rohr. E. 27 S. 14; Kartoffelkraut. GA. 47 S. 165. Rüben GA. 40 S. 326; Baumwollenballen, aber nicht Holz u. Kohlen. E. 39 S. 22; auch nicht ein Düngerhaufen. R. 2 S. 82. 9 b) Dazu gehört auch ein Kohlenmeiler. E. 62 S. 28. 10) ES ist nicht notwendig, daß die Früchte mit dem Boden verbunden sind oder daß sie als wertvolles fremdes Gut sich darstellen. GA. 49 S. 140. Auch ist das Vorhandensein eines wirtschaftlichen Nutzungswertes der Frucht kein Be­ griffsmerkmal. Die Bestimmungen des BGB. sind hier nicht maßgebend. Recht 9 S. 318. Grasstoppeln gehören auch hierher. E. 38 S. 140. 11) Unter Waldung ist nur eine umfangreichere, mit Holz bewachsene Grund­ fläche zu verstehen; aber diese Bestimmung bezieht sich nicht bloß auf die Bäume, sondern auch auf andere Bodenerzeugniffe. E. 6 S. 22 u. E. 2 S. 314. 12) Hierüber entscheiden die Vorschriften deS Zivilrechts. DaS tot Eigen­ tum des Ehemanns stehende Gebäude ist für die Eheftau im Sinne dieses § fremdes Eigentum. E. 11 S. 345. Der Anstifter oder der, der mit Wissen und Willen des Eigentümers dessen Sache, ohne das Vorhandensein der Merkmale der zweiten Alternattve, in Brand setzt, bleibt straflos. E. 12 S. 138. Recht 13 Nr. 2873. 13) Dabei wird zwischen einer näheren oder entfernteren Möglichkeit, daS Feuer mitzuteilen, kein Unterschied gemacht. Siehe E. 11 S. 345. Berbreitungsgefahr besteht auch dann, wenn günstiger Wind vorhanden war, dieser aber den Brand tatsächlich nicht begünstigt hat. Recht 32 Nr. 195.

Gemeingefährliche Verbrechen und Vergehen §§ 309—311.

237

Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Gefängnisstrafe nicht unter sechs Monaten ein.

§ 309.

Wer durch Fahrlässigkeitu) einen Brand der in den

§§ 306 und 308 bezeichneten Art herbeiführt, wird mit Gefängnis biS zu Einem Jahre oder mit Geldstrafe und, wenn durch den Brand der

Tod eines Menschen verursacht worden ist,15)

mit Gefängnis von

Einem Monat bis zu drei Jahren bestraft. § 310.

Hat der Täter den Brand,16) bevor derselbe entdeckt17)

und ein weiterer als der durch die bloße Inbrandsetzung bewirkte

Schade entstanden war, wieder "gelöscht,") so tritt Straflosigkeit ein.

§ 311.

Die gänzliche oder teilweise Zerstörung einer Sacheig)

durch Gebrauch?) von Pulver oder anderen explodierenden Stoffen5^ ist der Inbrandsetzung der Sache gleich zu achten.

14) Fahrlässigkeit liegt auch dann vor, wenn der Täter den Brand vorsätz­ lich herbeigeführt hat, aber in fahrlässiger Unkenntnis darüber war, daß der Gegenstand geeignet war, den Brand weiter mitzuteilen. LK. Anm. 1. 15) Die Straferhöhung ist nicht davon abhängig, daß der Täter den Tod verschuldet hat. DIZ. 8 S. 502. Es genügt nicht jeder ursächliche Zusammen­ hang mit der Jnbrandsetzungshandlung, sondern der Tod des Menschen muß in unmittelbarem Zusammenhänge mit dem Brande stehen. E. 40 S. 321. Der Tod eines Menschen muß dem Täter aber auch dann zngerechnet werden, wenn jener sich aus dem brennenden Gebäude gerettet hatte, aber dorthin zurückgefehrt war und darauf den Tod gefunden hat. E. 5 S. 202, anders im Fall des § 307 Nr. 1. LK. Anm. 3. — Durch diese Vorschrift ist die Bestrafung wegen fahrlässiger Tötung nicht ausgeschlosien. JurW. 34 S. 755. 16) Der § 310 bezieht sich auch auf die fahrlässige Brandstiftung urrd kommt auch zur Anwendung, wenn der Täter nicht allein, sondern mit Hilfe anderer den Brand gelöscht hat. GA. 23 S. 130 und OR. 16 S. 162. E. 1 S. 375; jedoch nicht, wenn der Brand von selbst erloschen ist. DRZ. 19 Nr. 1075. Schließt tätige Reue die Strafe bei der Brandstiftung aus, so kann nicht Strafe wegen Sachbeschädigung eintreten. E. 57 S. 294. A. M. LK. Anm. 4. 17) Der Brand ist entdeckt, wenn ein unbeteiligter Dritter ihn ohne Mit­ wirkung des Täters wahrgenommen hat. E. 19 S. 394. Die eigene Wahr­ nehmung des Täters kann niemals als Entdeckung im gesetzl. Sinne gelten. GA. 45 S. 424. Bei einem Versuche der Brandstiftung findet der § 310 keine Anwendung. E. 18 S. 355. 18) Hat der Täter die Feuerwehr herbeigerufen, so kann darin eine eigene Löschungstättgkeit gefunden werden (vgl. GA. 45 S. 424), auch darin, wenn er andere Personen zum Löschen veranlaßt hat. DIZ. 10 S. 363. 19) Das Zerspringen der Fenster infolge einer Explosion erfüllt den Tat­ bestand nicht. E. 8 S. 33. 20) Gebrauchen ist gleich „Verwenden" oder „Umgehen" mit solchen Stoffen, keineswegs wird ein besonderer zweckentsprechender Gebrauch gefordert. E. 19 S. 279. 21) Wasserdampf gehört nicht hierher. E. 22 S. 304.

Schöff.

m. Strafgesetzbuch §§ 312—315.

Schw.

§ 312. Wer mit gemeiner Gefahr22)23 24 a25 ) für 26 Menschenleben vor­ sätzlich eine Überschwemmung22) herbeiführt,24) wird mit Zuchthaus

nicht unter drei Jahren und, wenn durch die Überschwemmung der Tod eine- Menschen verursacht worden ist, mit Zuchthaus nicht unter zehn Jahren oder mit lebenslänglichem Zuchthaus bestraft.

Schw. Schöff

§ 313. Wer mit gemeiner Gefahr22)24') für das Eigentum2B) vorsätzlich eine Überschwemmung herbeisührt, wird mit Zuchthaus bestraft.

Ist jedoch die Absicht des Täters nur auf Schutz seines Eigen­

tums gerichtet gewesen, so ist auf Gefängnis nicht unter Einem Jahre

zu erkennen.

Schöff.

§ 314.

Wer eine Überschwemmung mit gemeiner Gefahr für

Leden oder Eigentum durch Fahrlässigkeit herbeisührt,2^ wird mit Gefängnis bis zu Einem Jahre und, wenn durch die Überschwemmung

der Tod eines Menschen verursacht worden ist, mit Gefängnis von Einem Monat bis zu drei Jahren bestraft.

Schöff.

§ 315.

Wer vorsätzlich2^ Eisenbahnanlagen,28) Beförderungs-

22) Diese liegt vor, wenn der Täter die Ausdehnung seiner Gefährdung nicht in seiner Gewalt hat. E. 5 S. 309. Es genügt deshalb nicht, daß eine Mehrzahl von Personen gefährdet ist, sondern es muß eine nicht bestimmbare Anzahl von Personen oder Sachen gefährdet sein. R. 6 S. 557. 23) Der Begriff der Überschwemmung ist gegeben, wenn die Menge und die Gewalt des aus seinen ihm durch Natur oder Kunst gezogenen Grenzen austretenden Waffers eine Gefahr für das von ihm überströmte Gebiet mit sich bringt. 7 S. 577. 24) Hierher gehört auch die Vergrößerung einer schon vorhandenen Über­

schwemmung. E. 5 S. 309. 24 a) Gemeine Gefahr muß vom Vorsatz umfaßt sei», JurW. 57 S. 409. 25) Die gefährdeten Sachen brauchen nicht verschiedenen Personen zu ge­ hören. LK. Anm. 2. A. M. R. 7 S.. 577. JurW. 40 S. 246. 26) Die Herbeiführung einer Überschwemmung ist auch dann strafbar, wenn ein Wasserberechtigter, der dieselbe mit gemeiner Gefahr für Leben und Eigentum herbeiführte, berechtigt war, das Wasser so hoch zu stauen, wie er getan (E. 5 S. 309) und außerstande ist, die Wirkung der von ihm entseffelten Naturkräste zu bestimmen und zu begrenzen. JurW. 56 S. 2517. 27) Es genügt Vorsätzlichkeit der Handlung mit dem Bewußtsein der Ge­ fährdung ; die Absicht, den Transport zu gefährden oder einen Schaden anzu­ richten, ist nicht notwendig. R. 1 S. 565. Erk. v. 6. Oktbr. 21, LK. Anm. 10. 28) Pferdebahnen gehören nicht hierher, E. 12 S. 205, wohl aber Straßen­ bahnen mit Lokomotivbetrieb, E. 11 S 33; siehe auch E. 16 S. 431 u. R. 6 S. 771; und auch Bergbahnen, E. 35 S. 12. Ebenso die elektrische Eisenbahn. E. 12 S. 371; auch gehören solche Eisenbahnen hierher, welche nur industriellen Zwecken und Privatintereffen dienen, namentlich dann, wenn dieselben nicht bloß innerhalb der Grenzen eines bestimmten Etablissements liegen. E. 13 S. 380. — Die §§ 315 u. 316 finden selbst dann Anwendung, wenn die Bahn noch gar nicht dem öffentlichen Ärkehr übergeben ist, sondern nur zu Transport-wecken

in Benutzung genommen ist, E. 9 S. 233.

Gemeingefährliche Berbrechen und Vergehen § 316.

239

mittel oder sonstiges Zubehör derselben dergestalt beschädigt, oder auf der Fahrbahn29)30durch 31 32 33 falsche 34 Zeichen' oder Signale oder auf

andere Weises solche Hindernisse bereitet, daß dadurch der Trans­ port 81) in Gefahr gesetzt wird,82) wird mit Zuchthaus bis zu zehn

Jahren bestraft. Ist durch die Handlung eine schwere Körperverletzung verursacht

Schw.

worden, so tritt Zuchthausstrafe nicht unter fünf Jahren und, wenn

der Todss) eines Menschen verursacht worden ist, Zuchthausstrafe nicht unter zehn Jahren oder lebenslängliche Zuchthausstrafe ein.

§ 316.

Wer fahrlässigerweise") durch eine der vorbezeichneten

29) Dazu gehört auch der Schutzstreifen neben dem äußeren Rande der Schienen. Erk. v. 28. Dezbr. 00, LK. Anm. 4. Dresden, HöchstRR. 3 S. 102. 30) Z. B. durch Aufdrehen der Bremse an einzeln stehenden Eisenbahn­ güterwagen. E. 31 S. 198. Der führerlos dahinrollende Güterwagen ist dabei zugleich selbst als ein Transport anzusehen. 31) Unter Transport im Sinne dieses § ist nicht ein bestimmter Eisenbahn­ zug zu verstehen, der Ausdruck begreift vielmehr den Eisenbahnbetrieb oder die Benutzung der Eisenbahn zu Transportzwecken überhaupt. R. 6 S. 663 iu R. 9 S. 334. Deshalb fallen auch die Transportmittel' unter den Begriff des Transports, E. 14 S- 135, so eine einzelne Lokomotive, E. 3 S. 415. E. 22 S. 344. Auch das Rangierpersonal. E. 42 S. 301. Ob irgend ein Gegenstand als Transportmittel oder Transportobjett anzusehen ist, hängt von der jeweiligen Beziehung ab, in welcher e^ zu der Eisenbahn und den die Be­ wegung auf derselben hervorbringenden Kräften steht. E. 16 S. 66. 32) Gefahr besteht tm Sinne dieses § nur dann, wenn der Eintritt eines Unglücks wahrscheinlich ist und nur durch das Dazwischentreten von Zufällig­ keiten abgewendet worden ist. R. 6 S. 99, E. 10 S. 173, E. 61 S. 362. Eine bloße Pflichtvernachlässigung und die bloße Möglichtett des Eintrittes eines Schadens genügt nicht. R. 7 S. 128. Ader es genügt eine nahe liegende Möglichkeit. R. 10 S. 594. E. 29 S. 244. Die naheliegende Gefahr wird auch dadurch nicht ausgeschlossen, daß durch Eingreifen anderer der Zusammen­ stoß verhütet wird. E. 30 S. 179. DRZ. 19 Nr. 725. Nicht erforderlich ist, daß vor der Gefährdung völlige Gefahrlosigkeit bestand. 53 S. 212. Das Vorhandensein eines Hindernisses auf der Fahrbahn und das Bestehen einer Gefahr müssen zeitlich zusammenfallen. E. 40 S. 376. Die Gefährdung des Eisenbahnbetriebs tonn auch durch Werfen mit Steinen nach einem Zuge er­ folgen. E. 51 S. 77, E. 61 S. 362; auch durch Beschädigung der Schranke. DRZ. 20 Nr. 167. Liegt objektiv keine Gefährdung vor, so kann eine der tm § bezeichneten Handlungen als grober Unfug bestraft werden. Recht 11 S. 196; auch kann Übertretung des § 80 der Eisenbahnbau- und Betriebsordnung v.

4. Novbr. 04 (RGBl. S. 387) vorliegen. 33) Es ist nicht erforderlich, daß der Getötete sich auf dem Eisenbahn­ transport befand. GA. 54 S. 74. 34) Zum Begriff gehört zwar ein Außerachtlaffen pflichttnäßiger Sorgfalt, aber der Maßstab der letzteren kann nicht allgemeinen Bettachtungen entnommen werden,, vielmehr sind es die besonderen Umstände des einzelnen Falles, von denen bei Prüfung der Frage, was zur Verhütung von Unglücksfällen ver­ ständigerweise hätte geschehen können, auszugehen ist. E. 22 S. 357. Die Gefährdung des Transports als mögliche Folge des Verhaltens deS Täters

Schöff.

240

öl. Strafgesetzbuch § 317.

Handlungen den Transport auf einer Eisenbahn in Gefahr88) setzt, wird mit Gefängnis bis* zu Einem Jahre oder mit Geldstrafe und, wenn durch die Handlung der Tod eines Menschen verursacht worden tft,86) mit Gefängnis von Einem Monat bis zu drei Jahren bestraft. Gleiche Strafe trifft die zur Leitung der Eisenbahnfahrten und

zur Aufsicht über die Bahn und den Beförderungsbetrieb angestellten Personen,87) wenn sie durch VernachlässigungS8) der ihnen obliegenden

Pflichten einen Transport in Gefahr setzen.

Schöff.

§ 317.

Wer vorsätzlich88)

und rechtswidrig den Betrieb einer

muß vorhersehbar sein. Recht 8 S. 340. DRZ. 20 Nr. 167. Das Ausbleiben erwarteter Gegenwirkung beseitigt die Verantwortlichkeit nicht. Recht 22 Nr. 642. GA. 65 S. 365. In dem unbeaufsichtigten Stehenlassen eines Fuhrwerks neben dem Straßenbahngleise kann eine Gefährdung erblickt werden. JurW. 34 S. 755; ebenso darin, daß em Kutscher vor dem Überschreiten eines Bahnüberganges es unterläßt, sich vollständige Gewißheit zu verschaffen, daß das Fuhrwerk dem Zusammentreffen mit einem herannahenden Zuge nicht ausgesetzt ist. JurW. 37 S. 384. LZ. 12 S. 450. 35) Über Transport und „in Gefahr setzen" siehe die Anm. 31 u. 32. 36) Daß der Tod dem Täter als Fahrlässigkeit zuzurechnen sei, wird vom Gesetz nicht verlangt. GA. 54 S. 73. Mitverschulden des Getöteten ist un­ erheblich. Erk. v. 16. Jan. 12, LK. Anm. 4 c.

37) Dahin gehören nicht bloß die höheren Beamten, sondern alle Per­ sonen, welche darauf zu achten haben, daß bei einer Eisenbahnfahrt kein Schaden entstehe, z. B. auch Hilfsbremser. E. 21 S. 15, auch der nur gegen Tagelohn angestellte Wagenschieber, GA. 37 S. 359; ebenso ein Hilfstelegraphist, R. 3 S. 816.

38) Zu den Pflichten gehört die Kenntnis der Tienstiustruktion. GA. 20 S. 406. GA. 50 S. 136. Im übrigen erfordert die Pflichtvernachlässi­ gung, daß dem Täter ein Verschulden zur Last fällt und daß derselbe imstande gewesen ist, seine Pflicht zu erkennen und zu erfüllen, E 9 S. 189 u. E. 20 S. 190; die bloße für eine Transportgefährdung kausale Zuwiderhandlung gegen die Dienstinstr. ohne ein subj. Verschulden genügt nicht. E. 22 S. 163. Handelte der Täter auf Befehl eines Vorgesetzten, so kommt es darauf an, ob er nach seiner Dienstinftruktion verpflichtet war, diesem Befehl Folge zu leisten. R.2 S. 511 und E. 20 S. 190; bet einer Zuwiderhandlung gegen die Dienstinstruttion kann die Strafbarkeit durch einen direkten Befehl des Dienst­ vorgesetzten ausgeschloffen sein. GA. 45 S. 41. Für den Strafrichter haben die Dienstinstruktionen nur die Natur eines Beweismittels, nicht die eines Ge­ setzes. R. 1 S. 161. Nicht ist straflos, wer sich darauf verläßt, daß ein anderer Beamter seine Pflicht tut. Recht 8 S. 199. Die Feststellung einer Vorhersehbarkeit der Gefährdung ist im Falle des Abs. 2 nicht erforderlich. E. 5 S. 234. E. 53 S. 134. TRZ. 20 Nr. 167. A. M. LK. Anm. 6 a. Die Vergehen aus §§ 315, 316 können mit § 222 oder § 230 in Jdealkonkurrenz treten. E. 31 S. 198. 39) Der Vorsatz muß sowohl die Beschädigung oder Änderung her An­

lage als auch die dadurch herbetgeführte Verhinderung der Gefährdung des Betriebes umfassen. Dieser Vorsatz kann jedoch auch ein dolus eventualis sein. E.22S. 393.

Gemeingefährliche Berbrechen und vergehen §§ 318—319.

241

zu öffentlichen Zwecken") dienenden Telegraphenanlage dadurch ver­ hindert oder gefährdet/') daß er Teile oder Zubehörungen derselben

beschädigt oder Veränderungen *2) daran vornimmt, wird mit Gefängnis von Einem Monat bis zu drei Jahren bestraft.

§ 318. Wer fahrlässigerweise durch eine der vorbezeichneten Handlungen den Betrieb einer zu öffentlichen Zwecken dienenden **) Tele­ graphenanlage verhindert oder gefährdet, wird mit Gefängnis bis zu Einem Jahre oder mit Geldstrafe bestraft. Gleiche Strafe trifft die zur Beaufsichtigung und Bedienung der Telegrapheuanlagen und ihrer Zubehörungen angestellten Personen, wenn sie durch Vernachlässigung der ihnen obliegenden Pflichten") den Betrieb verhindern oder gefährden. *ö)

§ 318 a. Die Vorschriften in den §§ 317 und 318 finden gleich­ mäßig Anwendung auf die Verhinderung oder Gefährdung deS Be­ triebes der zu öffentlichen Zwecken dienenden Rohrpostanlagen.

Unter Telegraphenanlageu im Sinne der §§ 317 und 318 sind Fernsprechanlageu mitbegriffen.

§ 319. Wird einer der in den §§ 316 und 318 erwähnten An­ gestellten wegen einer der in den §§ 315 bis 318 bezeichneten Hand­ lungen verurteilt, so kann derselbe zugleich für unfähig zu einer Be­

schäftigung im Eisenbahn- oder Telegraphendienste oder in bestimmten Zweigen dieser Dienste erklärt werden. 40) Die Anlage kann auch öffentlichen Zwecken dienen, wenn sie im Eigen­ tum einer Privatperson steht. E. 29 S. 244. Dies ist auch eine Telefunkenanlage auf einem Passagierdampfer. DRZ. 17 Nr. 78. Auch die Beschädigung einer zum eigenen Gebrauch überlassenen Fernsprechftelle, um den Anschluß völlig aufzuheben, ist strafbar. Recht 17 Nr. 140. GA. 60 S. 284. 41) Z. B. durch Zerschneiden der Schnur, an der sich das Hörrohr einer öffenllichen Fernsprechanlage befindet. Recht 11 S. 715. Die Gefährdung wird durch zufällige Umstände, durch welche zwar die Gefahr selbst, aber nicht die Ge­ fährlichkeit des durch die Pflichtvernachlässigung geschaffenen Zustandes beseitigt ist, nicht ausgeschlossen. E. 30 S. 178. Auf Störungen des Betriebes von Funkanlagen durch sog. Rückkopplung ist der § nicht anwendbar, wohl aber § 360 Nr. 11. Neugebauer, Funkrecht S. 92. A. M. Reiche S. 89. 42) Veränderung liegt vor, wenn bewirkt wird, daß der bisherige Zustand deS Teiles oder der Zubehörung einer Telegraphenstange beseitigt und durch einen davon abweichenden Zustand ersetzt wird. E. 37 S. 53. 43) Z. B. durch unvorsichtiges Anfahren einer Telegraphenstange. — Ob die Telegraphenanstalt während der Dauer der Beschädigung benutzt werden sollte, ist unerheblich. GA. 40 S. 336. 44) Über die Pflichten der Beamten siehe oben Anm. 38.

45) Keine Idealkonkurrenz mit § 304. E. 34 S. 249. 46) Liegt gegen einen Eisenbahnbeamtcn ideelle Konkurrenz aus den §§ 316 u. 230 Abs. 2 vor, so kann nicht auf die Nebenstraie aus § 319 erkannt werden. R. 4 S. 19 u. E. 24 S. 58. Unter Beschäftigung im Eisenbahndienst ist nur die im eigentl. Betriebs­ dienst zu verstehen. LK. Anm. 2. A. M Olshausen Anm. 3.

Dalcke, Strafrecht. 2t Aufl

(1928.)

16

Schöff.

242 ER

in. Strafgesetzbuch §§ 320—322. § 320.

steher

einer

Die Vorsteher einer Eisenbahngesellschaft, sowie die Vor­ zu

öffentlichen

Zwecken

dienenden Telegraphenanstalt,

welche nicht sofort nach Mitteilung des rechtskräftigen Erkenntnisses

die Entfernung des

Verurteilten bewirken,

werden mit Geldstrafe

oder mit Gefängnis bis zu drei Monaten bestraft.4^ Gleiche Strafe trifft denjenigen, welcher für unfähig zum Eisen­

bahn- oder Telegraphendienste erklärt worden ist, wenn er sich nachher bei einer Eisenbahn oder Telegraphenanstalt wieder

anstellen läßt,

sowie diejenigen, welche ihn wieder augestellt haben, obgleich ihnen

die erfolgte Unfähigkeilserklärung bekannt war.

Scböff.

§ 321

Wer

vorsätzlich

Wasserleitungen,

Deiche, Dämme oder andere Wasserbauten,

Schleusen,

Wehre,

oder Brücke», Fähren,

SBegc47 48)49oder Schutzwehre, oder dem Bergwerksbetriebe dienende Vor­

richtungen zur Wasserhaltung, zur Wetterführung oder zum Ein- und

Ausfahren der Arbeiter zerstört oder beschädigt, oder in schiffbaren Strömen, Flüssen oder Kanälen das Fahrwaffer stört48) und durch

eine dieser Handlungen Gefahr für das Leden oder die Gesundheit anderer herbeiführt, wird mit Gefängnis nicht unter drei Monaten bestraft.

Ist durch eine dieser Handlungen eine schwere Körperverletzung

verursacht worden, so tritt Zuchthausstrafe biS zu fünf Jahren und,

Schw.

wenn der Tod eines Menschen verursacht worden ist, Zuchthausstrafe nicht unter fünf Jahren ein.

Scböff.

§ 322.

Wer vorsätzlich ein zur Sicherung der Schiffahrt be­

stimmtes Feuerzeichen oder ein anderes zu diesem Zwecke ausgestelltes Zeichen zerstört, wegschafft oder unbrauchbar macht, oder ein solches

Feuerzeichen auslöscht oder seiner Dienstpflicht zuwider nicht aufstellt,

oder ein falsches Zeichen, welches geeignet ist, die Schiffahrt unsicher zu machen, aufstellt, insbesondere zur Nachtzeit auf der Strandhöhe Feuer anzündet, welches die Schiffahrt zu gefährden geeignet ist, wird mit Zuchthaus bis zu zehn Jahren bestraft.

Schw.

Ist durch die Handlung die Sttandung eines Schiffe- verursacht

worden, so tritt Zuchthausstrafe nicht unter fünf Jahren und, wenn der Tod eines Menschen verursacht worden ist, Zuchthausstrafe nicht unter zehn Jahren oder lebenslängliche Zuchthausstrafe ein. 47) Die Bestimmung findet nur auf Privatbahnen Anwendung. Olshausen Ahm. 2, LK. Anm. 1. 48) Unter einem Weg ist hier jeder tatsächlich bestehende Weg zu verstehen ohne Rücksicht auf das Rechtsverhältnis, in welchem die betr. Wegstrecke steht. Recht 6 S. 245. Es ist kein Unterschied zwischen Privat- u. Norwegen zu machen. E. 20 S. 393. Auch ein Notweg gehört hierher. E. 27 S. 363. 49) Fahrwaffer ist der Teil des Gewässers, der mit Schiffen befahren werden kann. E. 18 S. 85.

Gemeingefährliche Verbrechen und Vergehen §§'323—327.

§ 323.

243

Wer vorsätzlich die Strandung oder das Sinken88) eines

Schw.

@d)tffe581) bewirkt und dadurch Gefahr für das Leben eines anderen

wird mit Zuchthaus nicht unter fünf Jahren und,

herbeiführt,M)

wenn durch die Handlung der Tod eines Menschen verursacht worden ist, mit Zuchthaus nicht unter zehn Jahren oder mit lebenslänglichem

Zuchthaus bestraft. § 324.

Wer vorsätzlich Brunnen-oder Wasserbehälter, welche zum

Schöff.

Gebrauche anderer dienen, oder Gegenstände, welche zum öffentlichen

Verkaufe

oder

Verbrauche

bestimmt find,

vergiftet oder

denselben

Stoffe beimischt, von denen ihm bekannt ist, daß sie die menschliche Ge­

sundheit zu zerstören geeignet find, ingleichen wer solche vergiftete

oder mit gefährlichen Stoffen vermischte Sachen wissentlich ilnd mit Verschweigung dieser Eigenschaft verkauft, feilhält oder sonst in Ver­ kehr bringt, wird mit Zuchthaus bis zu zehn Jahren und, wenn durch

die Handlung der Tod eines Menschen verursacht worden ist, mit Zuchthaus nicht unter zehn Jahren oder mit lebenslänglichem Zucht­

Schw.

haus bestraft.

§ 325.

Neben der nach den Vorschriften der §§ 806 bis 308,

311 bis 313, 315, 321 bis 324 erkannten Zuchthausstrafe kann auf »Zulässigkeit von Polizeiaufsicht erkannt werden.

§ 326.

Ist eine der in den §§ 321 bis 324 bezeichneten Hand­

Schöff.

lungen aus Fahrlässigkeit88) begangen worden, so ist, wenn durch die Handlung ein Schaden M) verursacht worden ist, auf Gefängnis bis zu

Einem Jahre und, wenn der Tod eines Menschen verursacht worden ist, auf Gefängnis von Einem Monat bis zu drei Jahren zu erkennen.

§ 327

Wer die Absperrungs- oder Aufsichtsmaßregeln88) oder

Einfuhrverbote, welche von der zuständigen88) Behörde zur Verhütung des Einsührens oder Verbreitens einer ansteckenden Krankheit ange50) Dazu gehört, daß das Schiff mindestens teilweise unter der Oberfläche des Wassers verschwindet. E. 2 S. 85 ii. E. 35 S. 399. 51) Auch ein Boot gehört bierher. E. 8 S. 219. 52) Es genügt, wenn durch die fahrlässige Handlung, durch welche das Sinken bewirkt und der Schaden verursacht ist, zugleich schon bei dem Beginnen des Sinkens objektiv eine Gefahr herbeigeführt worden ist. E. 25 S. 312. 53) Eine Fahrlässigkeit ist in dem vorsätzlichen Beimischen eines gesund­ heitszerstörenden Stoffes zu finden, wenn der Täter diese Eigenschaft auS Fahr­ lässigkeit nicht erkaimt hat. GA. 59 S. 143. 54) Ein Schaden wird erfordert, der abgesehen von dem durch die Fahr­ lässigkeit verursachten Erfolge entstanden ist. GA. 51 S. 406. Es braucht kein Schaden an Leben oder Gesundheit eines Menschen zu sein. E. 8 S. 66. 55) Hierunter sind sanitätspolizeiliche Vorschriften gemeint, wie z. B. Absperrung eines Hauses, in dem sich Pockenkranke befunden haben. E. 9 S. 366. Auch Desinfektion und Vernichtung gehören hierher. GA. 51 S. 184. 56) Zuständig sind die Ortspolizeibehörden. § 12 Ges. v. 28. Aug. 05 (GS. S. 373) in der Fassung des Ges. v. 23. Juni 24 (GS. S. 566).

Schöff.

244

m. Strasgksttzbuch § 328.

ordnet worden sind, wissentlich verletzt, wird mit Gefängnis bis zu zwei Jahren ober mit Geldstrafe bestraft.

Ist infolge dieser Verletzung ein Mensch von der ansteckenden*') Krankheit ergriffen worden, so tritt Gefängnisstrafe von drei Monaten

bis zu drei Jahren ein. Schöffe

§ 328?*)

Wer**)

die

Absperrungs- oder Aufsichtsmaßregeln

oder Einfuhrverbote, welche von der zuständigen Behörde**) zur Ver­ hütung des Entführens oder Verbreiten- von Viehseuchen*') ange­

ordnet worden sind,**) wissentlich verletzt,**) wird mit GesängniS bis

zu Einem Jahre ober mit Geldstrafe bestraft. 57>Ansteckend ist eine Krankheit, wenn sie auf Menschen übertragen werden kann. E. 21 S. 121. Daher fällt eine Verletzung von Vorschriften gegen den Milzbrand nicht unter diesen §. E. 24 S. 332. Die Nachprüfung, ob An­ steckungsgefahr vorhanden ist, steht dem Strafrichter nicht zu. Recht 10 S. 66. 58) Der § gilt nur noch für die wissentlichen Zuwiderhandlungen gegen die Reichsgesetze v. 7. April 69 betr. Maßregeln gegen die Rinderpest (RGBl. S. 105), v. 21. Mai 78 betr. Zuwiderhandlungen gegen die zur Abwehr der Rinder­ pest erlassenen Bieheinfuhrverbote (RGBl. S. 95) u. v. 25. Febr. 76 betr. die Beseitigung von Ansteckungsstoffen bei der Biehbeförderung (RGBl. S. 163). Im übrigen kommen zur Anwendung die §§ 74 ff. des Biehseuchengesetzes v. 26. Juni 09 (RGBl. S. 519), Ausführungsvorschriften hierzu v. 7. Dezbr. 1| (RGBl. 1912 S. 4), das PrAG. v. 25. Juli 11 (GS. S. 149) u. das Ges. betr. die Beseitigung von Tiertadavern v. 17. Juni 11 (RGBl. 248) nebst den Ausführungsbeftimmungen hierzu v. 29. März 12 (RGBl. S. 230). Die Ausführungsbesnm. des Min. f. Landwirtsch. u. d. Inn. v. 4. Mai 12 entbehren der strafrechtl. Wirksamkeit, weil sie nicht gehörig verkündet sind. KG v. 25. Jan. 21, I o ü o w 53 S. 433 Das Rinderpeftges. v. 21. Mai. 78 ist durch die BO. v. 3. Febr. 21 (RGBl. S. 162) nicht aufgehoben. GA. 69 S. 184. 59) Die vor Inkrafttreten des Ges. v. 26. Juni 1909 erlassenen Maß­ regeln haben ihre fortdauernde Geltung behalten. E. 47 S. 110. 60) Für die auf Grund des Ges. v. 7. April 69 gegen die Rinderpest zu­ treffenden Maßregeln sind die Regierungen zuständig. R. 7 S. 96. Die An­ ordnung und die Durchführung der Bekämpfungsmaßregeln gegen die Vieh­ seuchen liegt dem Landwirtschaftsminister, den Regierungspräsidenten, den Land­ räten und den Ortspolizeibehörden ob (PrAG). 61) Als Viehseuchen führt das Biehs.gesetz auf im 810: Milzbrand, Rausch­ brand, Wild- und Rinderseuche, Tollwut, Stotz, Maul- und Klauenseuche, Lungen­ seuche des Rindviehs, Pockenseuche der Schafe, Beschälseuche der Pferde und deS Rindviehs, Räude der Einhufer und der Schafe, Schweineseuche, Rotlauf, Ge­ flügelcholera und Hühnerpest, äußerlich erkennbare Tuberkulose des Rindviehs. 62) Die Anordnungen der Behörden, welche in Ausführung des Ges. zur Verhütung von Viehseuchen erlassen werden, sind keine Polizeiverordn. und nicht den Vorschriften über diese unterworfen. E. 22 S. 190 u. GA. 39 S. 171. Vgl. auch GA. 42 S. 420 über die formellen Erfordernisse dieser Anordnungen. Übrigens gehören zu diesen Anordnungen auch solche, die durch Gesetze getroffen

sind und insbesondere § 328 selbst. E. 27 S. 357, E. 31 S. 380 u. E. 35 S. 243. Ebenso Plen.Beschl. E.37 S. 178. 63) Hierzu wird nur verlangt, daß der Täter die Anordnung kennt und daß er das Bewußtsein hat, daß dieselbe durch seine Handlung verletzt wird; die

Gemeingefährliche verbrechen und vergehen 88 329 u. 330.

245

Ist infolge dieser Verletzung Vieh von der Seuche ergriffen") worden,

so

tritt Gefängnisstrafe

von Einem Monat bi- zu zwei

Jahren ein. § 329.

Wer die mit einer Behörde geschloffenen Lieferungsver-

Schott

träge"») über Bedürfnisse des Heeres oder der Marine zur Zeit eineKrieges,

oder über Lebensmittel zur Abwendung oder Beseitigung

eines Notstandes vorsätzlich entweder nicht zur bestimmten Zeit oder nicht in der vorbedungenen Weise erfüllt, wird mit Gefängnis nicht unter sechs Monaten bestraft; auch kann auf Verlust der bürgerlichen

Ehrenrechte erkannt werden.

Liegt der Nichterfüllung deS Vertrages Fahrlässigkeit"'»)

zum

Grunde, so ist, wenn durch die Handlung ein Schaden"") verursacht

worden ist, aus Gefängnis bis zu zwei Jahren zu erkennen.

Dieselben Strafen finden auch gegen die Unterlieferanten, Ver­ mittler

und Bevollmächtigten

des Lieferanten

Anwendung,

welche

mit Kenntnis des Zweckes der Lieferung die Nichterfüllung derselben

vorsätzlich oder aus Fahrlässigkeit verursachen. § 330.

Wer bei der Leitung ") oder Ausführung eines 93aue366 * *)* * *Schott 64 65

Absicht, sich einen Vermögensvorteil zu verschaffen oder andern einen Schaden zuzufügen, ist nicht erforderlich. E. 6 S. 159 u. E. 22 S. 296. GA. 43 S. 235. Eventualdolus genügt. DIZ. 9 S. 460. Die Maßregeln haben nicht die Bedeutung eines Strafgesetzes, deshalb ist die Berufung auf Nichtkenntnis u. irrige Auffaffung nicht ansgeschloffen. E. 36 S. 359. 64) Der Abs. 2 setzt nichts weiter voraus, als daß objektiv ein ursächlicher Zusammenhang zwischen der in Abs. 1 charakterisierten Zuwiderhandlung und dem Ergriffenwerden von Dieb durch die Seuche vorliegt. GA. 48 S. 117. 64 a) Hierzu gehören auch Werkverdingungsverträge. E. 50 S. 109. Die Tat ist vollendet mit der Nicht erfüllung des Vertrages ohne Rücksicht darauf, welche Rechtsfolgen sich nach bürgerl. Recht hieran knüpfen. E. 59 S. 304. 64 b) Die Fahrlässigkeit kann vor dem Vertragsabschluß liegen. E. 50 S. 102. -64 c) Hierunter ist nicht de Bermögensschaden des FiskuS zu verstehen, sondern eine Schädigung höherer allgemeiner Güter wie der Sicherheit des Staates und des Volkes. E. 49 S. 94. GA. 62 S. 430. 65) Als Leiter eines Baues ist derjenige anzusehen, beiseit Anordnungen die Ausführung des Bauwerkes als Ganzes zum Gegenstände haben und nicht bloß einzelne nebensächliche Arbeiten betreffen. GA. 38 S. 439. Es kann dies auch ein Bauführer ohne selbständige Stellung sein. Recht 10 S. 66. E. 57 S. 205. Unter Umständen der Bauherr selber. LZ. 19 S. 214. Auf den Rechtsgrund, auS welchem jemand eine Bauleitung übernommen hat, kommt es nicht an, entscheidend ist vielmehr die tatsächliche Leitung. GA. 45 S. 263. Aber Bauleiter kann begrifflich doch nur derjenige sein, der die mechanischen Kräfte für die mechanische Gestaltung des Baues als eines Ganzen durch geistige Urheberschaft unmittelbar in Bewegung setzt. GA. 46 S. 209. Daß dieser Bauleiter bestimmte Arbeiten, z. B. sämtliche Maurerarbeiten, in Akkord ge­ geben, ändert seine Stellung nicht, er bleibt auch für die letzteren verantwortlich. GA. 39 S. 323. Eine besondere Befugnis auf Seiten des Leitenden ist nicht

246

m. Strafgesetzbuch § 331.

wider die allgemein anerkannten Regeln67 * *)68 * *der 69 * 66 Baukunst dergestalt

handelt,bb) daß hieraus für andere Gefahr^) entsteht, wird mit Geld­

strafe oder mit Gefängnis bis zu Einem Jahre bestraft.

28. Abschnitt,

ER.

§ 33L

-erbrechen nab Vergehen Im Amte.

Ein Beamter,70)

welcher für eine in sein Amt71) ein­

erforderlich. Recht 11 S. 715. Über den Umfang der Verpflichtung deS Leiters, den Bau zu überwachen, siehe GA. 48 S. 353. Der den Auftrag zur Her­ stellung deS Baues erteilende Bauherr ist nicht Bauleiter. — In der bloßen Anfertigung einer Zeichnung kann eine Mitwirkung bei der Ausführung deS Baues noch nicht gefunden werden. GA. 50 S. 390. Dgl. Anm. 26 zu § 367. 66) Bauen ist jede Tätigkeit, welche die Herstellung von Gebäuden oder von Straßen, Eisenbahnen usw. und auch die Reparatur und den Abbruch zum Gegenstand hat. E. 25 S. 90. Auch die für den Bau erforderlichen Neben­ arbeiten gehören hierher wie Errichtung eines Baugerüstes. R. 10 S.242; Steinsprengungsarbeilen, E. 23 S. 277; die den Bau gefährdende Aus­ schachtung einer Kiesgrube. E. 29 S 71; aber nicht die bloße Anlage einer Sandgrube. E. 47 S. 426. Der § findet aber auch Anwendung, wenn es sich nur um einstweilige, nicht für die Dauer berechnete bauliche Einrichtungen handelt. E. 31 S. 180 u. GA. 53 S. 440; und selbst dann, wenn es sich um die Nichterrichtung von Schutzvorrichtungen gegen das Herabfallen von Bau­ material handelt. Recht 13 Nr. 936, GA. 56 S. 219. 67) Allgemein anerkannte Regeln der Baukunst sind solche, die nicht nur durch die Wissenschaft als richtig nachgewiesen worden, sondern auch im Kreise der Techniker bekannt und anerkannt sind. E. 44 S. 75. E. 56 S. 343 (347). E. 27 S. 388 (es brauchen nicht gerade Konstruktionsfehler zu sein) und E. 29 S. 71. Werden die anerkannten Regeln nach verschiedenen Richtungen verletzt, so liegt doch nur eine strafbare Handlung vor. DIZ. 9 S. 748. 68) Auch ein fahrlässiges Handeln erfüllt den Tatbestand. R. 5 S. 8. Jedenfalls wird kein vorsätzliches Handeln gefordert. GA. 38 S. 444. Handelt der Täter vorsätzlich, so ist auch Anstiftung und Beihilfe möglich. GA. 46 S. 110. Nicht erheblich ist es, ob der Täter sich an die betr. baupolizeilichen Vorschriften gehalten und ob seine Pläne die Genehmigung der Baupolizei­ behörde erhalten haben. Recht 6 S. 513. 69) Unter Gefahr ist ein Zustand zu verstehen, der die ernste und nahe­ liegende Besorgnis eines Schadens begründet. JurW. 55 S. 589. Die Ge­ fahr muß in der Gegenwart vorhanden sein. E. 5 S. 254. E.31 S. 182. Dies ist aber schon dann der Fall, wenn der Schaden aus einem künftigen Er­ eignis, insbesondere dem Ausbruch eines Feuers zu befürchten ist. Recht 19 Nr. 2417. R. 9 S. 203. Nicht ist erforderlich, daß die Gefahr zur Zeit der Aburteilung noch fortbesteht. LZ. 18 S. 645. Auch nicht erforderlich, daß be­ stimmte Personen als gefährdet bezeichnet werden können, es genügt die Mög­ lichkeit einer Gefährdung von Menschen überhaupt. GA. 38 S. 444. Die Ge­ fahr kann in der schuldhaften Verursachung von Schwammbildung gesunden werden. E. 27 S. 388. 70) Über den Begriff „Beamter" siehe Anm. 46 zu § 359. Strafbestim­

mungen gegen die bei Behörden oder in kriegswirtschaftlichen Organisationen beschüftigten Personen wegen Amtsverletzung enthält die Bek. v. 3. Mai 17 (RGBl. S. 393) u. BO. v. 12. Febr. 20 (RGBl. S. 230). 71) Nicht jeder aus Anlaß oder bei Gelegenheit angenommene Vorteil kann

Verbrechen und Vergehen Im Amte § 332.

schlagende, an

247

sich nicht pflichtwidrige7?) Handlung7a) Geschenke")

oder andere Vorteile76) entnimmt, fordert oder sich versprechen läfct,76)

wird mit Geldstrafe oder mit Gefängnis bis zu sechs Monctten bestraft.77)

§ 332.

Ein Beamter, welcher für eine Handlung, die eine Ber-

letzung einer Amts- oder Dienstpflicht enthalt,7^ Geschenke oder andere alS für die Amtshandlung angenommen angesehen werden, sondern es muß ein ausdrücklicher Zusammenhang zwischen der Annahme des Vorteils und der Amts­ handlung zu erkennen sein. E. 19 S. 19. 72) Eine solche liegt nicht vor, wenn dieselbe nicht zu den Funktionen deS Beamten gehört, also innerhalb des Kreises seiner ihm zur Pflicht gemachten Tätigkeit liegt, sondern wenn dieselbe nur unter Einsetzung seines amtlichen Einfluffes vorgenommen ist. R. 7 S. 175 u. GA. 47 S. 439. Siehe aber E. 41 S. 1. Nimmt der Beamte Geschenke dafür an, daß er nicht zu Pflicht­ widrigkeiten übergeht, so ist dies im Sinn deS § 331 pflichtwidrig, erfüllt aber nicht den Tatbestand des § 332. E. 42 S. 382. 73) Die Vorschrift betrifft auch frühere Amtshandlungen. LZ. 17 S. 172. Sowohl bei dem Beamten wie bei dem Geber muß das Bewußtsein obwalten, daß das Geschenk für-einen amtlichen Att gegeben wird, GA. 27 S. 462; die Anwendung des § ist also ausgeschlossen, wenn das Geschenl ohne jede Rücksicht aus eine bestimmte amtliche Tätigkeit gegeben ist. E. 2 S. 129. S. auch E. 11 S. 219. 74) Unter Geschenke sind auch vorübergehende materielle Genüsie zu rechnen, wie Spendung eines Trunks, GA. 41 S. 383; Vollziehung des Bei­ schlafs, E. 9 S. 166. (A. M. LK. Anm. 4 a. E.); auch „Trinkgelder". DStZ. 9 S. 356. Recht 27 Nr. 106. Das Geschenk braucht nicht zur Zeit des AnbietenS schon nach Art und Maß bestimmt zu sein. E. 23 S. 141. 75) Dauernde Vermögensvermehrung ist nicht erforderlich. Vorteil sanft auch im Empfange eines Darlehns gefunden werden. Recht 7 S. 109, auch in der Befriedigung des Ehrgeizes. DRZ. 16 S. 326. Geschuldete Leistungen dürfen es nicht sein. Recht 15 Nr. 1080. 76) Ein solches „Stchversprechenlasien" kann auch in einem Verhalten des Beamten, aus welchem die Geneigtheit zur Annahme des Geschenks hervorgeht, gesunden werden. R. 7 S. 285. 77) Der Geber ist straffrei und macht sich auch nicht einer Teilnahme schuldig. E. 13 S. 181 u. E. 36 S. 68. Eine Beihilfe zu § 331 ist aber mög­ lich, insofern sich die Unterstützende Tätigkeit auf das Annehmen, Fordern oder sich Bersprechenlaffen bezieht und der Mittäter auch Beamter ist. Siehe E. 42 S. 382. 78) Unter Handlungen, welche die Verletzung einer Amtspflicht enthalten, kann nur eine Amtshandlung oder Unterlasiung einer durch Amtspflicht ge­ botenen Amtshandlung verstanden werden. R. 9 S. 308, E. 19 S. 206. Auch die Erledigung eines Gnadengesuches gehört hierher. E. 58 S. 263. Nimmt aber ein Beamter nach seinem Dienstgebräuche eine Handlung vor, so handelt er, auch wenn er nicht dazu verpflichtet war, sondern dieselbe ablehnen konnte, im Amte und macht sich strafbar. E. 16 S. 300; auch bei Überschreitung ber amt­ lichen und dienstlichen Zuständigkeit. JurW. 54 S. 2470. Eine strafbare Be­ günstigung reicht für sich allein nicht aus. JurR. 3 Nr. 1696. Im Sinne dieses § ist auch die Verletzung der Pflicht zur Amtsverschwiegen­ heit eine pflichtwidrige Handlung. E. 28 S. 424. Sogar in einer gebotenen Auskunftserteilung kann die Verletzu'ng einer Dienstpflicht liegen, wenn die

Schaff,

m. Strafgesetzbuch § 333.

Vorteile entnimmt,78 * **) 79 * * fordert *80 *****

oder sich versprechen läßt, wird wegen

Bestechung mit Zuchthaus bis zu fünf Jahren bestraft.

Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Gefängnisstrafe em.

Seböff.

§ 333.

Wer einem Beamten8") oder einem Mitgliede der be­

waffneten Macht Geschenke oder andere Vorteile anbietet,81)82verspricht 83 * * * * oder gewährt, um88) ihn zu einer Handlung,88) die eine Verletzung AuSkuuft ohne dienst!. Anlaß aus Eigennutz zu Zwecken eines unlauteren Wettbewerbs erteilt wird. Recht 30 Nr. 338. Eine Dienstverletzung liegt auch vor, wenn ein Beamter der Polizeiwache dem Eingelieferten zum Entweichen verhilst. Recht 28 Nr. 242. Nicht ist aber Dienstverletzung die Erteilung einer formlosen Auskunft gegen Entgelt. (Auskunft eines Beamten des Einwohner­ meldeamts.) JurW. 34 S. 245. Ebensowenig ist Dienstverletzung die Unters lassung der Stellung eines Sttafanttages wegen Amtsbeleidigung. E. 20 S. 415. 78 a) Schon durch die bloße bedingte Annahme des Versprechens wird das Verbrechen vollendet. E. 57 S. 28. Zwischen § 332 und derjenigen Straftat, für deren Ausübung der Beamte Geschenke angenommen hat, liegt ReaUonkurrenz vor. GA. 54 S. 293; so auch zwischen §§ 332 u. 257. LZ. 18 S. 168. 79) DaS Fordern eines Vorteils kann auch der pflichtwidrigen Handlung folgen, muß aber zu der letzteren in Beziehung stehen. Nr. 5 S. 670. Der Täter muß sich dieses Zusammenhangs bewußt sein, sowie daß die Handlung die Ver­ letzung einer Amtspflicht enthält. Ter Geber braucht sich des Wesens der von ihm verübten Tättgkett als einer Amtspflichtverletzung nicht bewußt zu werden. E. 36 S. 66. E. 39 S. 143. Der § trifft aber dann nicht zu, wenn der Geber die Zahlung in der An­ nahme eines dem Beamten zustehenden Rechts auf Zahlung geleistet hat. (Ein Gefängnisaufseher hatte einem Gefangenen besiere Kost verabfolgt und für diese Zahlung angenommen.) E. 31S. 389. Daß der Beamte die pflichtwidrige Hand­ lung auch wirtlich ausgeführt hat, ist nicht erforderlich. E. 19 S. 206; ebenso­ wenig, daß der Beamte den Vorsatz hat, die Amtspflicht wirklich zu verletzen. Es genügt, daß er dies wahrheitswidrig vorgibt. Recht 14 Nr. 241. 80) Oder auch einem Angehörigen des Beamten. R. 3 S. 176. Doch muß der Beamte davon Kenntnis haben. E. 13 S. 396. 81) Auch das Anbieten eines seinem Gegenstände nach ganz unbestimmt gelaffenen Geschenks erfüllt den Tatbestand. E. 23 S. 141. Auch braucht das Anbieten kein ausdrückliches zu sein. E. 26 S. 424. Desgl. ist eS unerheblich daß die Erfüllung des Versprechens durch einen anderen als durch den Täter er­ folgen soll. DIZ. 13 S. 972. 82) Es muß die Absicht vorliegen, den Beamten zu einer pflichtwidrigen Handlung zu bestimmen. E. 13 S. 181. Es genügt aber nicht, daß der Beamte zur Teilnahme von irgendeiner strafbaren Handlung bestimmt wird. Recht 24 Nr. 2974. Bedingter Vorsatz genügt. E. 26 S. 194. 83) Nur „in den Dienst einschlagende" Handlungen sind Gegenstand dieser Bestimmung. E. 48 S. 46. Darunter fällt unzulässiger Gebrauch des Dienst­ siegels zu einer die amtl. Zuständigkeit überschreitenden Handlung. JurR. 1 Nr. 542. Einer genauen Bezeichnung der dienstwidrigen Handlung bedarf eS nicht. R. 7 S. 424. Die nicht amtliche ^Besorgung eines Pakets durch einen Be­ amten ist keine Amtshandlung. E. 55 S. 50. Ter Beamte braucht auch den Bestechungsversuch als solchen gar nicht erkannt zu haben. E. 26 S. 424. Vgl. ferner Anm. 78.

Verbrechen und Vergehen im Amte §§ 334 u. 335.

249

einer Amts- oder Dienstpflicht enthält, zu bestimmen,") wird wegen

Bestechung") mit Gefängnis bestraft;

auch kann auf Verlust der

bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden.

Stzrd mildernde Umstände vorhanden, so kann aus Geldstrafe er­ kannt werden.

§ 334. Ein Richter," *) Schiedsrichter, Beisitzer einer Arbeitsgerichts­ behörde, Geschworener oder Schöffe, welcher Geschenke oder andere Vorteile

fordert, anuimmt oder sich versprechen lasst, um eine Rechtssache, deren Leitung oder Entscheidung ihm obliegt, zugunsten oder zum Nachteile

eines Beteiligten zu leiten oder zu entscheiden, wird mit ZuchthapS bestraft. Derjenige, welcher einem Richter, Schiedsrichter, Beisitzer einer

Arbettsgerichtsbehörde, Geschworenen

oder Schöffen zu dem vorhe-

zeichueteu Zwecke Geschenke oder andere Vorteile anbietet,

oder gewährt, wird mit Zuchthaus bestraft.

verspricht

Sind mildernde Umstände

vorhanden, so tritt Gefängnisstrafe ein. § 335.

In den Fällen der §§ 331 bis 334 ist nn Urteile da-

Eulpfaugene oder der Wert desselben für dem Staate verfallen zu

erNären. ®6)

84) Darauf, ob die Amtsverletzung wirllich begangen ist, kommt eS nicht an. E. 37 S. 171; auch darauf nicht, ob der Beamte infolge schon vorher gefaßten Vorsatzes die Handlung auch ohne das Geschenk vorgenommen haben würde. JurW. 34 S. 245. Es Ist auch nicht notwendig, daß die pflichtwidrige Handlung dem Beamten gleichzeitig mit der Gewährung des Geschenks als Gegen­ leistung dafür angesonnen wird. E. 47 S. 68. 85) Jdealtonkurrenz zwischen Bestechung und Anstiftung aus § 49 a ist möglich E. 9 S. 261. E. 12 S. 54. A. M. LK. Anm. 10. 85 a) Beamteter Richter, daher nicht Beisitzer der Filmprüfungsstelle. Conrad, DIZ. 32 S. 1145. 86) Einzuziehen ist das in die tatsächliche Verfügungsgewalt des Be­ stochenen gekommene Bestechungsmittel. Ist die Einziehung nicht ausführbar, trifft den Täter eine Bermögensstrafe, die dem Werte des Empfangenen d. h. deß in die tatsächliche Gewalt des Beamten gelangten Bestechungsmittels gleich zu bemessen ist. E. 51 S. 87. E. 22 S. 270. Gehört das Bestechungsmittel zu den durch Vermögenswert gekennzeichneten Leistungen, namentlich zu solchen, die dem Bestochenen eine notwendige Ausgabe ersparen, so ist dieser Wert für ver­ fallen zu erklären. E. 57 S. 232. Dagegen ist das bloß Versprochene, das nur mündlich ohne körperliche Darreichung Angebotene, nicht einziehbar. E. 15 S. 348. Die Verfallerklärung ist nur gegen den zu erlassen, der das Bestechungs­ mittel oder dessen Wert in Händen hat. E. 54 S. 215. Sie ist aber auch aus­ zusprechen, wenn auch nur der Bestechende verurteilt ist. Recht 25 Nr. 2283. Hat der Empfänger die Geldsumme nur angenommen, um sie als Über­ führungsmittel gegen den Bestecher zu vern'enden, so kann sie nur diesem, nicht dem Empfänger gegenüber für verfallen erklärt werden. E. 58 S. 157. Ist die Bestechungssumme für verfallen erklärt, so darf gegen den Täter nicht noch aus eine Geldstrafe über das normale Höchstmaß hinaus in voller Höhe der Bestechungssumme erkannt werden. Siehe Anm. 20 a zu § 27 e Abs. 2.

Schw.

250 Scböff

M. Strafgesetzbuch §§ 336—339.

§ 336.

Ein Beamter oder Schiedsrichter, welcher sich bei der

Leitung oder Entscheidung einer Rechtssache8') vorsätzlich zugunsten oder zum Nachteile88) einer Partei einer Beugung des Rechte- schuldig

macht, wird mit Zuchthaus bis zu fünf Jahren bestraft. § 337 (ist ersetzt durch den § 67 des Gesetzes über die Beurkundung deS Personenstandes und die Eheschließung vom 6. Febr. 1875. RGBl. S. 23).89)

Scböff.

§ 338.

Ein Religionsdiener oder Personenstaudsbeamter, welcher,

wiffend, daß eine Person verheiratet ist, eine neue Ehe derselben

schließt, wird mit Zuchthaus bis zu fünf Jahren bestraft.

Scböff.

ER.

ER.

ER.

§ 339.

Ein Beamter, welcher durch Mißbrauch seiner AmtS-

87) Dahin gehören auch Strafsachen, welche durch polizeiliche Strafbefehle erledigt werden. E. 25 S. 276. — Die Rechtsbeugung kann schon allein bei der Leitung der Rechtssache begangen werden, ohne daß es darauf antommt, wie später die Entscheidung ausfallen wird. E. 57 S. 31. 88) Eine auf die Begünstigung oder Benachteiligung als den erstrebten Erfolg der Handlung gerichtete Absicht wird neben dem vorsätzlichen Handeln nicht weiter verlangt. E. 25 S. 276. 89) Die§§ 67—69 des «es. v. 6. Kebr. 1875 — dazu Preuß. AusfVO. v. 31. Dezbr. 25 (GS. 1926 S. 5) — lauten: § 67. „Ein Geistlicher oder anderer Religionsdiener, welcher zu den religiösen Feierlichkeiten einer Eheschließung schreitet, bevor ihm nachgewi^sen worden ist, daß die Ehe vor dem Standesbeamten geschloffen sei, wird mit Geldstrafe oder mit Gefängnis bis zu drei Monaten bestraft. Eine strafbare Handlung ist nicht vorhanden, wenn der Geistliche oder der Religionsdiener im Falle einer lebensgefährlichen, einen Ausichub nicht gestat­ tenden Erkrankung eines der Verlobten zu den religiösen Feierlichkeiten der Ehe­ schließung schreitet." § 68. „Wer den in den §§ 17 bis 20, 22 bis 24, 56 bis 58 dorge­ schriebenen (NB! Geburts- und Sterbefälle betr.) Anzeigepflichten nicht nach­ kommt, wird mit Geldstrafe bis zu einhundertfünfzig Reichsmark oder mit Hast bestraft. Die Strafverfolgung tritt nicht ein, wenn die Anzeige, obwohl nicht von den zunächst Verpflichteten, doch rechtzeittg gemacht worden ist. Die bezeichnete Strafe trifft auch den Schiffer oder Steuermann, welcher den Vorschriften der §§ 61 bis 64 zuwiderhandelt. Die Standesbeamten sind außerdem befugt, die zu Anzeigen oder zu sonstigen Handlungen auf Grund dieses Gesetzes Verpflichteten hierzu durch Geldstrafen anzuhalten, welche für jeden einzelnen Fall den Betrag von eintausend Reichs­ mark nicht übersteigen dürfen." § 69. „Ein Standesbeamter, welcher unter Außerachtlaffung der in diesem Gesetze und in dem Bürgerlichen Gesetzbuche gegebenen Vorschriften eine Ehe­ schließung vollzieht, wird mit Geldstrafe bestraft. Im Falle des § 67 genügt als dolus das Bewußtsein des mangelnden Nachweises, R. 9 S. 595. Das bloß fahrlässige Verschulden des Geistlichen ist nicht strafbar. R. 3 S. 336. § 67 ist durch Art. 135 RV. nicht beseittgt. E. 57 S. 141. Für die Fristberechnung ist § 193 BGB. anwendbar. BayObLG. v. 5. Juli 26, JurR. 2 Nr. 2010. A. M. Breslau v. 27. Oktbr. 25, JurR. 2 Nr. 2009. Wegen der Anzeigepflicht an das Jugendamt siehe Anm. 53 zu JGG. unter XXXIV.

Verbrechen und Vergehen im Amte §§ 340 u. 341.

251

gemalt oder durch Androhung eines bestimmten Mißbrauchs derselben jemand zu einer Handlung, Duldung oder Unterlassung widerrechtlich

nötigt,90) wird mit Gefängnis bestraft. Der Versuch ist strafbar.

In den Fällen der §§ 106, 107,167 und 253 tritt die daselbst

angedrohte Strafe ein, wenn die Handlung von einem Beamtey, wenn auch ohne Gewalt oder Drohung, aber durch Mißbrauch seiner Amtsgewalt oder Androhung eines bestimmten Mißbrauch- derselben

begangen ist. § 340.

Ein Beamter, welcher in Ausübung oder in Veranlassung

Schöff,

der Ausübung seines Amtes vorsätzlich eine Körperverletzung begeht oder begehen läßt,91) wird mit Gefängnis nicht unter drei Monaten

bestraft.9*)

Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann die Strafe

bis auf Einen Tag Gefängnis ermäßigt oder aus Geldstrafe erkannt werden.93)94 95 Ist die Körperverletzung eine schwere, so ist auf Zuchthaus nicht unter zwei Jahren zu erkennen.

Schw.

Sind mildernde Umstände vorhanden,

so tritt Gefängnisstrafe nicht Unter drei Monattu ein.

§ 341.

Ein Beamter,9*) welcher vorsätzlich,

tigt zu fein,96) eine

Verhaftung oder

ohne hierzu berech­

vorläufige Ergreifung und

90) Es wird eine Handlung vorausgesetzt, die sich als ein Mißbrauch der in dem Amte des Täters liegenden Befugnis, zum Nachteil eines anderen wirk­ sam zu werden, darstellt. Der Täter muß in amtlicher Eigenschaft handeln. E. 49 S. 338. Auch eine Unterlassung kann Amtsmißbrauch sein. E. 46 S. 401. Amtsmißbrauch begeht ein Schutzmann, der Namensangabe durch Waffen­ gebrauch erzwingt. Recht 15 Nr. 2489; ober ein Polizeibeamter; der eine amt­ liche Beschlagnahme vortäuscht. Recht 25 Nr. 2284; ober ein Polizeibeamter, der im Gebiete des AM. gegen die Eheftau zur Verwirklichung des An­ spruchs des Mannes auf Hcrauögabe des gemeinschaftl. Kindes einschreitet. E. 60 S. 3. 91) Die Körperverletzung in Ausübung deS Amtes setzt voraus, daß der Beamte bei Verübung derselben in seiner amtlichen Eigenschaft aufgetreten ist; es wird eine innerhalb der amtl. Befugniffe sich bewegende Mitwirkung bei der Körperverletzung erfordert. E. 59 S. 86. Daß der Täter Mißhandlungen geschehen läßt oder sie nicht verhindert, ist nicht ausreichend. JurR. 2 Nr. 2181. Jdeattonkurrenz zwischen § 340 und § 223 a bejaht. E. 12 S. 224, Recht 6 S. 50, DRZ. 18 Nr 404, früher verneint R. 6 S. 212. Keine Ideal­ konkurrenz zwischen § 340 und Anstiftung zu § 227. E. 59 S. 86. 92) Hierher gehören auch die Fälle einer Überschreitung des Züchtigungs­ rechts namentlich seitens der Lehrer. Siehe hierüber Amn. 88 zu § 223. 93) Eine Aufrechnung gemäß § 233 ist ausgeschlossen, mag § 340 gegen einen ober beide Täter Anwendung finben. E. 6 S. 433. Aber Zuerkennung einer Buße ist statthaft. R. 7 S. 321 u. ebenso R. 8 S. 409. 94) Zum Tatbestände genügt, baß der Täter überhaupt ein Beamter ist und in dieser seiner Amtseigenschaft gehandelt hat. E. 27 S. 287. 95) Erfordert wird ein vorsätzliches Handeln, wozu aber auch das Be-

Schöff.

HI. Strafgesetzbuch §§ 342—345.

Festnahme oder Zwaugsgestellung vornimmt oder vornehmen läßt,

oder die Dauer einer Freiheitsentziehung verlängert, wird nach Vor­ schrift des § 239, jedoch mindestens mit Gefängnis von drei Monaten

bestraft.

Schöff.

§ 342.

Ein Beamter, der tu Ausübung oder in Veranlassung

der Ausübung seines Amtes einen Hausfriedensbruch (§ 123) begeht,") wird mit Gefängnis biS zu Einem Jahre oder mit Geldstrafe bestraft.

Schott

§ 343.

Ein Beamter, welcher in einer Untersuchung^^) Zwangs­

mittel anwendet oder anwendeu läßt, um Geständnisse oder Aussagen

zu erpressen, wird mit Zuchthaus bis zu fünf Jahren bestraft.

Schw.

§ 344.

Ein Beamter, welcher vorsätzlich zum Nachteile einer

Person, deren Unschuld ihm bekannt ist, die Eröffnung oder Fort­

setzung einer Untersuchung beantragt oder beschließt, wird mit Zucht­

haus bestraft.

Schw.

§ 345.

Gleiche Strafe trifft den Beamten, welcher vorsätzlich

eine Strafe vollstrecken läßt,") von der er weiß, daß sie überhaupt WUßtsein von der Nichtberechtigung der Handlung gehört.

Es genügt weder

der Umstand, daß der Beamte seine Befugnis nicht erweisen kann, noch eine durch Fahrlässigkeit verschuldete Unkenntnis. GA. 41 S. 388. Strafbar macht sich ein Polizeibeamter, der eine nicht fluchtverdächttge Person, deren Personalien ohne weiteres festzustellen sind, vorläufig festnimmt. JurR. 2 Nr. 1885. Der Wille des bereits Festgenommenen, zur Wache mitzugehen, schließt die Freiheits­ beraubung nicht aus. E. 61 S. 239. 96) Auch hier muß der Täter sich bewußt sein, daß er in Ausübung seines Amtes handelt. O l s h a u s e n Anm. 3. LK. Anm. 4. 97) Eine strafgerichtliche Untersuchung ist nicht notwendig. E. 6 S. 83. Auch Polizeibeamte unterliegen dieser Vorschrift. Recht 17 Nr. 1544. Ein Hilfs­ beamter der Staatsanwaltschaft (Gemeindevorsteher), der infolge einer Anzeige wegen Diebstahls den Verdächtigen vernimmt, führt eine Untersuchung. GA. 41 S. 408. Auch die Vernehmung eines noch nicht 12 (14) Jahre alten Kindes über eine ihm zur Last gelegte Straftat seitens der Polizeibehörde ist ein Akt der Untersuchung. E. 25 S. 366. 98) Für die Frage der Täterschaft ist eS gleichgültig, ob der Täter bei der Vollstreckung unmittelbar eine Tätigkeit ausübt, oder ob er einen Dritten dazu veranlaßt, eine Sttafe, die nicht vollstreckt werden darf, in dem irrigen Glauben an die Vollstreckbarkeit zur Vollstreckung zu bringen. Deshalb kann Täter auch ein Beamter sein, der vermöge seines Amtes bei der Sttafvollstreckung gar nicht mitzuwirken hat, also z. B. der Vorsitzende des Gerichts und der Gerichtsschreiber. E. 19 S. 342 u. GA. 56 S. 224. Liegt aber der Grund der unzulässigen Straf­ vollstreckung lediglich in der Unrichtigkeit der Entscheidung des erkennenden Richters, so greift § 345 nicht Platz. E. 16 S. 221; wohl aber kann in der fahrlässigen Vollstreckung der zu Umecht verhängten Strafe eine neue selb­ ständige Sttastat gefunden tberden. E. 19 S. 342 u. E. 26 S. 59. Der 8 345 setzt nicht voraus, daß der Täter die Strafvollstreckung selb­ ständig anzuordnen und zu reiten hat, vielmehr macht sich auch ein nur mit­ wirkender Bureaubeamter (z. B. durch unrichtige Führung des EntlassungSkalenderS) strafbar. R. 4 S.25. Aber der die Bollftr. leitende Beamte hat die mit

Berbrechen und Vergehen im Amte § 346. nidjt98 * * B* )* *oder * nicht

253

der Art oder dem Maße nach vollstreckt werden

darf.99)

Ist

die

Handlung

aus

Fahrlässigkeit

begangen,

so

tritt

Ge­

fängnisstrafe oder Festungshaft bis zu Einem Jahre oder Geldstrafe ein.100)

§ 346.

Ein Beamter/) welcher vermöge seines Amtes bei AuS-

Übung der Strasgewalr oder bei Vollstreckung der Strafe mitzuwirken

hat, wird mit Zuchthaus bis zu fünf Jahren bestraft, wenn er in der

Absicht/)

jemand

die Verfolgung

der gesetzlichen Strafe rechtswidrig zu entziehen,

einer strafbaren Handlung8) unterläßt/)

oder eine

Handlung begeht, welche geeignet ist, eine Freisprechung oder eine dem

Gesetze nicht entsprechende

Bestrafung

zu bewirken,

oder die

Boll-

der Ausführung beauftragten Organe zu kontrollieren und macht sich durch die Unterlassung dieser Kontrolle unter Umständen selbst der Verletzung einer Amts­ pflicht schuldig. E. 30 S. 135. Der Umstand, daß ein Richter bereits auf Grund eines Urteils Strafvollstreckungsverfügungen erlassen hat, entbindet den Nachfolger nicht von der Prüfung der Rechtskraft des Urteils. Recht 14 Nr. 2135. 98 ») Dies ist der Fall, wenn der Strafvollzug int Verwaltungswege unter Bestimmung einer Bewährungsfrist ausgesetzt ist. E. 57 S. 393. 99) Unter den Begriff „Strafvollstreckung" fallen alle diejenigen Maßregeln, durch welche die Verbüßung der Strafe ins Werk gesetzt werden soll, insbes. die Vorführung, Verhaftung rc. E. 21 S. 424. Keine Strafvollstreckung ist an­ genommen in dem Falle, in welchem ein Amisvorsteher gegen seinen Diener eine Geldstrafe durch Strafbefehl festgesetzt und den Betrag der Geldstrafe von seinem Lohn abgezogen und au die Amtstaffe abgeführt hatte. Naumburg v. 10. Dezbr. 03, DIZ. 10 S. 1069. 100) Fahrlässigkeit liegt vor, wenn der Täter die Nichtvollziehbarkeit der Strafe hätte kennen müssen. R. 2 S. 239; oder wenn er infolge schuldhaften Irrtums nicht weiß, daß sein Verhalten überhaupt eine Strafvollstreckung zur Folge haben kann, oder daß die Strafvollstreckung der Art überhaupt unzulässig ist. RMG. 6 S. 24. Fahrlässig handelt auch der Beamte, der eine unrichtige Abschrift einer Urteilöformel als richtig beglaubigt. Recht 13 Nr. 1254. 1) Auch Bahnpolizeibeamte können hierher gehören. E. 57 S. 19. DeSgl. Beamte der Finanzverwaltung. E. 58 S. 79. 2) Absicht bedeutet den bestimmten zielbewußten, gerade auf die Herbei­ führung des Erfolges gerichteten Willen. Bloßer Borsatz genügt nicht. E. 54 S. 351 u. DStZ. 3 S. 490. Eine zeitweise Entziehung genügt. E. 24 S. 424. 3) Die Handlung darf nicht bloß von dem Beamten für strafbar gehalten sein, sondern muß objektiv strafbar sein. R. 7 S. 175. 4) Auch die Unterlassung der Anzeige eines Polizeibeamten gehört hierher. E. 12 ©, 161. DStZ. 1 S. 324. Desgl. ist der § anwendbar bei Beteiligung des Beamten an der nicht angezeigten Straftat. LZ. 21 S. 1349. Hat der Beamte an der zu verfolgenden Handl, selbst Teil genommen, so ist er zur Verfolgung ders. nicht verpflichtet. E. 31 S. 196, auch dann nicht, wenn er in nach § 257 oder 346 strafbarer Weise zugunsten des Täters gewirkt hat. GA. 55 S. 224 u. Recht 17 Nr. 1237. Der Tatbestand des vollendeten Verbrechens scheidet aus, wenn die Vollstreckung einer Strafe absichtlich unter­ bleibt, die durch Amnestie erlassen ist, ohne daß der Beamte es weiß. Recht 25 Nr. 1243.

schöff.

254

m. Strafgesetzbuch §§ 347 u. 348.

ftreckung

der

ausgesprochenen Strafe nicht betreibt,

oder eine

ge­

lindere als die erkannte Straft zur Vollstreckung bringt. Sind mildernde Umstände

vorhanden,

so tritt Gefängnisstrafe

nicht unter Einem Monat ein.

Schöff.

§ 347.

Ein Beamter,welcher einen Gefangenen/) dessen Be­

aufsichtigung, Begleitung oder Bewachung ihm anvertraut ist/) vor­

sätzlich 85)96 entweichen 7 läßt oder dessen Beftetung vorsätzlich bewirkt«) oder befördert,

wird mit Zuchchaus

bis

zu fünf Jahren bestraft.

Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Gefängnisstrafe nicht unter Einem Monat ein.

Ist die Entweichung durch Fahrlässigkeit10)11befördert ***** oder er­

leichtert worden, so tritt Gefängnisstrafe bis zu sechs Monaten oder Geldstrafe ein.

Schöff.

§ 348.

Ein Beamter,") welcher, zur Slufnaljmc18) öffentlicher

5) Ein Gefängnisbeamter wird hier nicht vorausgesetzt. GA. 21 S 358. 6) Über den Begriff des Gefangenen siehe die Anm. 58 zu § 120. 7) Eine besondere Übergabe und resp. Übernahme ist nicht notwendig. E. 8 S. 313 u. E. 13 S. 254; der § findet vielmehr schon Anwendung, wenn für den Beamten die Pflicht besteht, die Person des Gefangenen unmittelbar oder mittelbar zu beaufsichttgen; dies ist aber nicht der Fall bei den lediglich mit Bureau­ arbeiten beschäftigten Beamten. E. 27 S. 209. 8) Zum Tatbestand dieses § genügt nicht die Vorhersehbarkeit der Ent­ stehung günstigerer Bedingungen für ein Entweichen, sondern es muß auch die Möglichkeit des Entweichens selbst vorhersehbar sein. E. 41 S. 119; ferner ge­ nügt auch nicht, daß in dem Gefangenen lediglich der Wille zu fliehen geweckt wird. E. 54 S. 259. 9) Eine besondere Absicht, eine auf das Entweichen gerichtete Zweckvor­ stellung des Täters wird nicht verlangt. Recht 12 Nr. 3002. Der Tatbestand wird dadurch nicht ausgeschloffen, daß der Täter in der Absicht handette, der Gefangene werde nach einiger Zeit freiwillig zurückkehren. E. 26 S. 53. Ein Entweichenlaffen liegt vor, wenn der Gefangene zu Botengängen benutzt und da­ bei unzureichend überwacht wird, auch wenn er sich wieder einfindet. Recht 23 Nr. 684. Ebenso auch, wenn der anwesende Aufsichtsbeamte die Unaufmerksam­ keit seines Untergebenenen gewähren läßt. Recht 28 Nr. 486. 10) Auch die fahrlässige Befteiung eines Gefangenen, nicht bloß das Ent­ weichenlaffen fällt unter den §. E. 5 S. 324 u. E. 15 S. 345. Recht 30 Nr. 339. Es ist nicht erforderlich, daß der Beamte voraussehen konnte, der Ge­ fangene werde die sich ihm etwa bietende Gelegenheit zur Flucht benutzen. Recht 17 Nr. 1405. Fahrlässig handelt auch der Gefängnisinspektor, dem gleichzeitig als Rechtspfleger die Strafvollstreckung überttagen ist, wenn er eine Strafe un­ richtig vollstreckt, obwohl er weiß, daß Zweifel an der Richttgkeit der von ihm angestellten Sttafberechnung bestehen. E. 58 S. 271. 11) Hierher gehören alle Beamte, welche nach den bestehenden gesetzlichen Vorschriften zu amtlichen Beurkundungen zuständig sind: *. SerichtSvollzieher, und zwar sind als hierher gehörige, von denselben ausgestellte öffentliche Urkunden angesehen, insbesondere das Protokoll über eine fteiwillig erfolgte Zahlung, R. 10 S. 145; die Urkunde über das Ersuchen an die Post um Zustellung, R. 10 S. 266; ferner der zur Ergänzung einer Zu-

Verbrechen und Vergehen im Amte § 348.

255

ftellungsurkunde gemachte unrichtige Zusatz. E. 23 S. 321; auch die Protokolls über eine stattgehabre Pfändung, E. 6S. 184 u. S. 364, auch solche gemäß §311 RAbGO. E. 60 S. 27; ferner Bersleigerungsprotokolle, R. 7 S. 431 ; das in Gemäßheit des § 59 der Geschästsanw. v. 24. Juli 79 (jetzt des § 52 der Geschäftsanw. v. 24. März 14) aufgenommene Protokoll, E. 20 S. 120. Für rechtlich erheblich ist auch die vom Gerichtsvollzieher zu beurkundende Tatsache erachtet, daß das Pfändungsprowkoll bei seiner Vorlesung, Genehmigung und Unterzeichnung auch die Angabe der abgepfändeten Gegenstände enthalten habe. GA. 39 S. 59. Keine Urkunden im Sinne dieses § sind die bloßen Pfändungs­ berichte des Gerichtsvollziehers sowie die Beitreibungslisten und Dienstregister desselben. E. 4 S. 283, E. 31 S. 420 (letztere sind aber Urkunden im Sinne deS Abs. 2. Recht 14 Nr. 1054), ferner die Eingangsvermerke, mit denen der Gerichtsvollzieher nach der AB. v. 23. Febr. 85 (jetzt nach § 53 GBO. v. 23. März 14) eingehende amtliche Aufträge zu versehen hat, E. 20 S. 175 ; ebensowenig die in Gemäßheit des § 14 der Min.Anw. v. 15. Septbr. 79 (jetzt Art. 20 der Anweisung v. 28. Novbr. 99 zur Ausführung der BO. v. 15. Novbr. 99 — GS. S. 545) vorgeschobenen Auszüge aus den Restverzeichmssen (Mahnlisten), E. 21 S. 104, auch nicht die Berichte eines Bollziehungs­ beamten. E. 42 S. 234.

b. Standesbeamte. Ein solcher macht sich strafbar nach diesem §, wenn er eine Urkunde Über eine ihm gemachte Anzeige durch seinen Schreiber aufnehmen läßt und dieselbe später unterzeichnet, obgleich er dem Akte selbst gar nicht bei­ gewohnt hat. E. 13 S. 116. GA. 46 S. 111. Wegen Beihilfe des Schreibers siebe E. 13 S. 393. Es ist ferner die falsche Beurkundung einer rechtlich er­ heblichen Tatsache, wenn der Beamte in der von ihm aufgenommenen Verhand­ lung den Vermerk, daß die Verhandlung den Erschienenen vorgelesen und von ihnen genehmigt sei, oder wenn er im Register das Datum der Eintragung wiffentlich falsch angibt, GA. 37 S. 203; nicht minder fällt der Beamte unter diesen §, Wenner die Unterschriften unter den über Geburtsanzeigen aufgenommrnenProtokollen vorsätzlich und ohne Wiffen und Willen der Unterzeichner verändert. GA. 37 S. 364. In der unrichtigen Beurkundung der Anerkennung der unehelichen Vaterschaft in dem Register ist der Tatbestand des § zu finden. E. 26 S. 408. e. SchicdsmSnuer Der Umstand, daß bei einer Sühneverhandlung vor dem Schiedsmanne der eine Teil persönlich erschienen ist, bildet keine rechtlich er­ hebliche Tatsache, deren unrichtige Beurkundung unter § 348 fällt. E. 20 S. 235. Dagegen begeht ein Schiedsmann eine Fälschung, wenn er in dem Protokollbuche und in dem ausgestellten Atteste bezeugt, daß in dem Termine der Be­ klagte nicht erschienen sei, während er selbst den Termin gar nicht wahrgenommen, und bleibt der Tatbestand der Fälschung selbst dann bestehen, wenn die bezeugte Tatsache richtig ist. GA. 40 S. 34. d. Fleischbcschauer. Ein solcher fällt unter den §, wenn er bezeugt, daß er das Fleisch „in vorschriftsmäßiger Weise" untersucht habe und er die unter­ suchten Teile nicht selbst entnommen hat. Denn letzteres ist eine rechtlich erhebliche Tatsache, die von dem Atteste mit umfaßt wird. GA. 39 S. 317. Vgl. E. 17 S. 94. e. Gemeindevorsteher, fcffentl. Urkunde ist die Bescheinigung, welche der vom.Standesbeamten ersuchte Gemeindevorsteher über einen stattgehabten Aus­ hang erteilt. E. 4 S. l 55. Desgleichen sind die Biehursprungsatteste öffentliche Urkunden, deren Ausstellung zur Zuständigkeit des Gemeindevorstehers gehört. R. 2 S. 76. Zur Beglaubigung von Namensunterschriften sind die Gemeindevorsteher in den östlichen Provinzen nicht zuständig, E. 23 S. 180, u. ebensowenig in der Rheinprovinz, E. 27 L. 231.

256

III. Strafgesetzbuch § 348.

f. Poftage»te» sind Beamte, und falsche Einträge derselben in das PostAnnahmebuch B fallen unter § 348. E. 21 S. 310. g. Postbote». Schreibt ein solcher das Wort „selbst" auf die Rückseite deS Ablieferungsscheines, so stellt dies keine Beurkundung im Sinne des § 348 dar. R. 6 S. 811. Wenn ein Postbote die wahrheitswidrige Beurkundung über eine Zustellung an die Postbehörde abliefert, so macht er sich nach § 348 strafbar, wenn er auch zur Zeit der Ausfüllung des Formulars den Namen des Adres­ saten in dem guten Glauben eingesetzt hat, daß er denselben antreffen und die Zustellung bewirten werde. R. 8 S. 46. Vgl. hierzu auch E. 19 S. 243 über den Fall, in welchem die vorbereitungsweise ausgestellte Urkunde ohne Wissen und Willen deS Beamten aus seiner Verfügungsgewalt gekommen war. Ur­ kunden sind auch die Posteinlieferungsscheine, E. 9 S. 240, die Bescheinigungen über Zustellungen. E. 6 S. 17, Briefaufschriften und Poststempel. JurR. 2 Nr. 2182. h. Telegrapheubeamte. Ein Telegraphenbeamter, der innerhalb seiner Zu­ ständigkeit eine in Wirklichkeit auf der Station nicht amtlich angekommene Depesche als solche fälschlich ausfertigt, verübt eine fälschliche Beurkundung. E. 30 S. 238 u. E. 31 S. 42. 1. Jastizanwärter, welche zu ihrer Ausbildung einem Gerichtsschreiber über­ wiesen sind, sind zur Aufnahme öffentlicher Urkunden nicht ohne weiteres befugt. R. 10 S. 589. Siche auch E. 52 S. 268.

k. GerichtSschreiber. Ein Gerichtsschreiber, der einen noch gar nicht existierenden, aber mit Sicherheit zu erwartenden Gerichtsbeschluß ausfertigt, macht sich strafbar, JurW. 40 S. 853. l. Notar. Ein Notar, der die nachträgliche Berichtigung einer von ihm ge­ fertigten Urkunde vornimmt, in der Annahme, daß er hierzu berechtigt sei, ob­ wohl dies nach seiner Dienstanweisung nicht der Fall ist, befindet sich im strafausschließenden Irrtum (§ 59). JurW. 34 S. 756. Die Angabe der Nummer bei Notariatsregisters auf der Urschrift einer notariellen Urkunde ist keine Be­ urkundung.

E. 41 S. 131.

m. Aanzleipersoual. Kanzleibeamte sind Staatsbeamte. Die im Falle eines vorübergehenden Bedürfniffes angenommenen Angestellten gelten als Beamte. (Vgl. tz 21 der AB. v. 18. Mürz 25 — JMBl. S. 106.)

n. Die Bürgermeister sind in der Rheinprovinz zur Aufnahme öffentlicher Urkunden befugte Beamte und das Beschlußbuch des Gemeinderats ist ein öffent­ liches Buch. E. 26 S. 165. o. Der preußische Jagdvorfteher; sein von ihm aufgenommenes Protokoll Über Verpachtung der Jagd ist ein amtliches Schriftstück. E. 46 S. 3. p. AmtSanvülte. E. 45 S. 164.

Deren Strafprozeßliste ist Urkunde im Sinne des §.

q. Beamte, denen in gesetzlich zulässiger Weise z. B. auf Grund eines OrtSstatuts ein amtlicher Zustellungsauftrag erteilt ist. E. 40 S. 351. Einem Schutzmann muß der Auftrag von der zuständigen Dienststelle erteilt sein. GA. 56 S. 218.

r. Polizeibeamte, die gemäß § 156 (158) StPO, die mündliche Straf­ anzeige beurkunden. E. 57 S. 56. e. Bollziehungsbeamrc des Finanzamtes. Recht 30 Nr. 1554.

t. Zollbeamte für Bergällungsbescheimgung. Recht 32 Nr. 446. 12) Die Ausdrücke „Aufnahme" und „Ausstellung" einer Urkunde sind

257

Verbrechen und Vergehen Im Amte § 348,

Urkunde« befugt,

innerhalb seiner ZuständigkeitM) vorsätzlichlö) eine

rechtlich erhebliche16) Tatsache falsch beurkundetl7) oder in öffenUiche Register 17 *) oder Bücher ") falsch einträgt, wird mit Gefängnis nicht

unter Einem Monat bestraft.18a) nicht gleichbedeutend. Erstere ist der Akt; durch welche der Beamte eine vor ihm von einem anderen abgegebene Erklärung zum Zwecke des Beweises festftellt. E. 1 S. 312. 13) D. h. berufen. JurR. 2 Nr. 1577. 14) Nur auf die Zuständigkeit kommt es an, nicht auch auf die Rechtmäßig­ keit der Amtsausübung. E. 20 S. 119. 15) Zum dolus wird nur das Bewußtsein gefordert, daß die beurkundete Tatsache rechtlich erheblich sei. E. 10 S. 36. E. 19 S. 243, aber nicht das Be­ wußtsein der Rechtswidrigkeit der Handlungsweise. GA. 59 S. 326. Über den

Irrtum -es Täters über seine Beamteneigenschaft siehe auch Anm. 46. Es genügt aber auch, daß der Beamte sich auch nur der möglichen Rechts­ erheblichkeit der ftaglichen Tatsache bewußt gewesen ist, also der dolus eventuaüs. E. 6 S. 17, E. 12 S. 297. Stellte sich der Beamte die Möglichkeit, daß die be­ urkundete Tatsache rechtlich erheblich sei, überhaupt nicht vor, so liegt auch kein dolus eventualis vor. E. 20 S. 236. Auch das Auftreten von Zweifeln recht­ fertigt noch nicht die Annahme von Eventualdolus. Recht 7 S. 162. Fahrlässige Beurkundungen fallen nicht unter § 348. E. 24 S. 400. 16) Rechtlich erheblich ist alles dasjenige, worüber der Beamte eine Nach­ richt oder eine Beurkundung in die Urkunde aufzunehmen durch die ihm ge­ gebenen Vorschriften angewiesen ist. E. 6 S. 362 u. GA. 37 S. 203. So z. B. der Grundbuchführer den Eingang eines Antrags. E. 48 ©.416. Im übrigen kommt es nicht darauf an, daß die fälschlich beurkundete Tatsache für den kon­ kreten Fall rechtlich erheblich ist, sondern es genügt, daß sie in abstracto rechts­ erheblich ist. E. 30 S. 373. 17) Beurkundung ist der Akt, durch welchen der Beanrte eine von einem anderen abgegebene Erklärung oder eine von ihm gemächte Wahrnehmung zum Zwecke des urkundlichen Beweises feststellt. E. 11 S. 257. Bei diesen urkund­ lichen Äußerungen bedarf ein Schriftstück nicht der Unterschrift oder des Stempels. Es muß nur erhellen, daß die Urkunde von dem zuständigen Beamken hergeftellt ist. Recht 31 Nr. 484. — Beurkundungen, welche nur zur Kontrollierung des inneren DienftverkehrS bestimmt sind, fallen nicht unter diesen §. E. 20 S. 175, E. 21 S. 105, E. 42 S. 161. So z. B. nicht ein Vermerk in der Liste der Überführungsstücke über die Aushändigung eines solchen Stücks. E. 52

S. 268; nicht die Bestellvermerke des Postboten auf -er Rückseite der Paketadresie, da sie nur für den inneren Verkehr einen Ausweis schaffen sollen. Recht 23 Nr. 1018. Ferner nicht Zifferblätter vor dem Zeitpunkt ihrer Ein­ legung tn die Kontrolluhren. Recht 14 Nr. 1311. Die Kostenregister der preuß. Gerichts kaffen sind Urkunden im Sinne des §. E. 23 S. 237; desgl. Strafprozeßregister. E. 38 S. 46; Briefumschläge. DRZ. 18 Nr. 320, DRZ. 19 Nr. 825 (Abs. 2); Tagebuch der Polizeireviere (Abs.2). JurR. 1 Nr 1471. 17 a) Eine von einer Polizeibehörde geführte Kartothek (von Meldekarten) ist kein ö. Reg., doch kann sie verfälscht werden. E. 60 S. 152. 18) Dies sind nur solche, welche für und gegen jedermann allgemein als Beweismittel dienen. Diejenigen, welche nur die Kontrolle des inneren Dienstes bezwecken, gehören nicht hierher, z. B nicht Eisenbahnversandbücher. E. 61 S. 36 Siehe Anm. 17. ® diese. Straf cectr

21 «uff.

(1928.,

17

258

M. Strafgesetzbuch § 348.

Dieselbe Strafe trifft eine» Beamten, **) welcher eine ihm amtlich

anvertraule^o)

oder

zugänglicheUrkunde")

vorsätzlich"')

ver­

nichtet. beiseite schafft,") beschädigt") oder verfälscht.") 18 a) über Anstiftung eines Beamten durch einen Nichtbeamten siehe

Anm. 47 e zu 8 48. 19) Der Abs. 2 trifft alle Beamte, auch solche, die nicht zur Aufnahme öffentlicher Urkunden befugt sind, und die hier genannten Urkunden brauchen nicht immer öffentliche, noch auch zum Beweise rechtlich erheblicher Tatsachen geeignet zu sein. E. 17 S. 169 u. E. 23 S. 236 u. 321. Dagegen wird Beweis­ fähigkeit als zum Wesen jedes Beweismittels gehörig von E. 17 S. 103 ver­ langt. E. 29 S. 238. DIZ. 32 S. 1417. Bgl. E. 61 S. 161 (Entwurf). In R. 6 S. 42 ist ein bloßes Erinnerungsschreiben eines Borgesetzten an den untergebenen Beamten hierher gerechnet worden, ebenso ein Schreiben an einen Gerichtsvollzieher, in welchem demselben von dem Gläubiger, welcher eine Zwangsvollstreckung beantragt hatte, mit einer Beschwerde gedroht wird. GA.41 S. 276. Auch Restverzeichniffe, die zur Kontrolle der erledigten Sachen geführt werden, gehören hierher. E. 49 S. 32. 20) Es wird also die Verletzung einer besonderen Bertrauenspflicht vor­ ausgesetzt, welche darin besteht, daß der Beamte für die Erhaltung der Existenz, Gebrauchsfähigkett und materiellen Richtigkeit der Urkunde zu sorgen hat. E. 11 S. 85. Auch die von dem Beamten selbst aufgenommene Urt. ist ihm anvertraut. Recht 30 Nr. 1846, JurR. 2 Nr. 1788. Der Postemlieferungsschein, welchen der Gerichtsvollz. über eine an seinen Auftraggeber abgesendete Geldsumme von der Postdehörde erhalten hat, kann als eine ihm amtlich anverttaute u. bzw. amtlich zugängliche Urkunde angesehen werden. GA. 37 S. 296. Dem Boten, ber im amtl. Auftrage Postsendungen zur Post befördert und die eingegangenen Postsachen von der Post abholt, sind dieselben anverttaut. E. 29 S. 238. Desgl. auch dem Gerichtsdiener, der die eingehenden Briefe zu öffnen und vorzulegen hat. GA. 62 S. 336. Die in einem verschlossenen Briefe enthaltenen Urkunden sind dem Post­ beamten, welcher den Brief zu besorgen hat, nicht anverttaut. E. 8 S. 196. Bgl. dazu E. 32 S. 266. 21) Dazu gehört, daß der Beamte durch seine dienstliche Stellung die Möglichkeit gewinnt, zu der Urkunde zu gelangen. R. 9 S. 731. E. 24 S. 89. Dies ist nicht der Fall, wenn sich der Gegenstand in einem Raum befindet, den der Beamte nur dienstwidrig betteten kann. JurR. 3 Str. 440; oder wenn sich die Urkunde in einem verschlossenen Behältnis eines von ihm mitbenutzten Dienstraums befindet. E. 61 S. 334. 22) Öffentl. u. private Urt. JurW. 55 S. 819; auch solche, die nur für den inneren Dienst bestimmt sind. JurW. 56 S. 1155; ebenso nicht beweis­ erhebliche. DRZ. 19 Nr. 496, die neben dem Steuerbuch dem Finanzamt eingelicferteu Steuermarkenbogen. JurR. 3 Nr. 441, Paketkarten. Recht 31 Nr. 1539. Siehe Anm. 17 u. 19. 22 a) Aussicht aus mittelbaren Vorteil genügt. LZ. 20 S. 702. 23) Beiseiteschaffen ist vorhanden, wenn die Urkunde durch räumliche Ent­ fernung von ihrem Aufbewahrungsorte, wenn auch nur vorübergehend, der Dispositton des Berechttgten entzogen wird, R. 2 S. 474; aber bloßes Ver­ heimlichen genügt nicht. E. 10 S. 189; auch nicht das Überkleben einer

Schrift. JurR. 3 Nr 987; wohl aber das Verstecken von Schriftstücken (unbearbeiteten Resten), damit sie der Vorgesetzte nicht findet. Recht 25 Nr. 2081; auch das Ableugnen des Besitzes. Erk. v. 24. April 23, LK.

Gemeingefährliche Verbrechen und Vergehen §§ 349 u. 350. § 349. der Absicht

259

Wird eine der im § 348 bezeichneten Handlungen in begangen,

sich oder einem

Schöff.

anderen einen Vermögens­

vorteil *•) zu verschaffen oder einem anderen Schaden zuzufügen,

so

ist auf Zuchthaus bis zu zehn Jahren und zugleich auf Geldstrafe20 *)

zu erkennen. § 350.

Ein Beamter, welcher Gelder oder andere Sachen, die

er in amtlicher Eigenschaft 2^ empfangen oder in Gewahrsam21B) hat, Anm. 15. Daß die-Urkunde aus dem Amtslotal entfernt worden, ist nicht notwendig und ebenso wenig ist erforderlich, daß der Täter dieselbe dem Be­ rechtigten dauernd hat entziehen wollen. E. 22 S. 242. Aber es genügt auch wiederum nicht jedes bewußt unberechtigte Ansichnehmeu der Urkunde und ins­ besondere nicht die zum Zwecke eines augenblicklichen unbefugten Gebrauchs bewirkte Wegnahme, es ist vielmehr eine solche unberechtigte Verfügung erforder­ lich, welche gegen die durch amtliche Verwahrung gewährte Sicherheit für die Erhaltung der Integrität und Gebrauchsfähigkeit der Urkunde gerichtet und diese aufzuheben oder zu beeinträchtigen bestimmt ist. E. 23 S. 99. Vgl. auch E. 26 S. 413. Zur Zeit des Beiseiteschaffens muß der Täter die amtliche Eigenschaft noch besitzen. Recht 25 Nr. 2285. Recht!. Zusammentreffen mit § 350 ist möglich. E. 59 S. 174 u. 339. 24) z. B. Herausschneiden eines Protokolls aus den Akten. R. 4 S. 470;

ebenso Beseitigung u. Ersatz einzelner Teile eines Protokolls, aber der A. muß sich bewußt sein, daß er dadurch die Beweiskraft des Protokolls zerstörte. E. 26 S. 72. Die irrige Annahme des Beamten, daß er befugt gewesen sei, die ihm an­ vertraute Urkunde zu vernichten, kann feine Strafbarkeit ausschließen. E. 27 S. 401. 25) Dahin gehört jede unbefugte Änderung des Inhalts; aus die materielle Unrichtigkeit kommt es nicht an. E. 3 S. 324. E. 46 S. 418. Unbefugtes Einschmuggeln von Meldekarten in eine Polizei!. Kartothek. E. 60 S. 152 (vgl. Anm. 17 a). 26) Ob der Bermögensvorteil schon vor der Verübung, der Tat gewährt worden, ist gleichgültig; es kommt nur auf den Kausalzusammenhang zwischen Leistung und Gegenleistung an, R. 9 S. 713. Die Beurkundung von objektiv Unwahrem braucht nicht notwendig in der Attestierung positiver unwahrer Tatsachen zu bestehen, eS genügt auch das Verschweigen erheblicher Tatsachen. E. 22 S. 151. 26a) Die Mindeststrafe beträgt auch hier 3 RM. JurR. 3 Nr. 90. 27) Amtliche Eigenschaft deckt sich nicht mit Zuständigkeit. E. 1 S. 124. Es genügt, daß der Täter zur Ausführung des Geschäfts, wofür er dgS dem­ nächst unterschlagene Geld empfangen hatte, tatsächlich in seiner Eigenschaft als Beamter angewiesen ist. DIZ. 11 S. 320; selbst wenn die Hingabe in der irrtümlichen Annahme erfolgt, der Empfangende sei zur Empfangnahme be­ rufen. E. 21 S. 51. GA. 50 S. 449. Empfangen i. a. E. ist auch das Geld, welches ein zur Vornahme öffentlich freier Versteigerungen bestellter Auktionator aus einer im Auftrage einer Privatperson vorgenommenen Versteigerung ver­ einnahmt. Recht 7 S. 216. Aber nicht dasjenige, welches einem Beamten nur bei Gelegenheit der Ausübung des Amtes gezahlt worden ist. E. 2 S. 84. E. 4 S. 153. Unter diesen § fällt auch ein Beamter des Jugendamts, der in Ausübung der ihm übertragenen Obliegenheilen für die Sorge des Ver­ mögens des Mündels für diesen in Empfang genommenes Geld unterschlägt. 17*

Schöff

m Strafgesetzbuch § 351.

unterschlägt, r») wird mit Gefängnis nicht unter drei Monaten be­

straft; auch kann auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden. Der Versuch tp strafbar. schöflr

§ 351.

Hat der Beamte w) in Beziehung aus die Unterschlagung30 * *) * * * * * * * * * * * * *

E. 60 S. 3fl. — Kennt ein Beamter feipe Beamteneigenschaft nicht, so liegt ein Irrtum vor, der einen Schuldausschließungsgrund darstellt. Recht 8 S. 534; vgl. jedoch Anm. 42 u. 46. Em Beamter, welcher mit Genehmigung des Vorgesetzten einen anderen Beamten vertritt, empfängt etwa übernommene Gelder in amtlicher Eigenschaft. R. 1 S. 591. Ebenso empfängt ein Postbote die Gelder in amtlicher Eigen­ schaft, über die er eine Postanweisung aunfertigen und die er sodann der Post übergeben soll. R. 6 S. 271; auch ein Volksschullehrer, der in der Schule Spar­ gelder für die Schulsparkasse sammelt. Recht 30 Nr. 145. Ein suspendierter Beamter hört nicht auf, Beamter zu sein. Recht 8 S. 51. Gegenstand eines Amtes kann eine rein vrivatrechtl. Erwerbstätig leit sein (Verwaltung des städt. Bermeffungsamtes). JurR. 2 Nr. 202. 27 a) Ein Bahnpoftschaffner hat die Ladung eines Bahnpostwagens in amtl. Gewahrsam. Recht 26 Nr. 147, desgl. der Hausvater eines Kreislazaretts die nach dem Tode eines Kranken in Verwahrung genommenen Sachen. GA. 41 S. 400. Mitgewahrsam genügt nicht. JurR. 1 Nr. 1297. 28) Die Amtsunterschlagung erfordert dieselben Tatbestandsmertmale wie die einfache Unterschlagung, dieselbe liegt also nicht schon notwendig darin, daß der Beamte amtlich empfangene Gelder zurückhält, um sie zur Deckung eines Mankos in seiner Kaffe zu verwenden, denn es fehlt der Akt der Zueignung. E. 17 S. 321. Recht30 Nr. ‘2305 (doch Betrug möglich). Vgl. KG. v. 5. Dezbr. 25, JurR, 2 Nr. 436, anders E.22 S. 175(177). DRZ. 19 Nr. 320/21. LZ. 22 S. 910. Der Tatbestand der A.-U. wird jedoch dadurch nicht ausgeschloffen, daß der Beamte jederzett in der Lage ist, Ersatz zu leisten. E. 3 S. 10. Der A. kann sich auch nicht darauf berufen, er sei überzeugt gewesen, der Eigentümer des Geldes werde mit deffen Perwendung für die Zwecke des Beamten einverstanden fein. Das Bewußtsein der Rechtswidrigkeit kann aber ausgeschlossen sein, wenn er überzeugt war, der Vorgesetzte billige sein Verhalten. JurW 54 S 59. Ein nicht näher begründeter Glaube an die Einwilligung genügt aber nicht. E. 61 S. 207. Recht 31 Nr. 2299. Die bloße Vermischung amtlich empfangenen Geldes mit dem eigenen stellt nicht schon an sich eine Art der Zueigi^ing dar. E. 26 S. 437. Wer keinen Gewahrsam hat, fällt nicht unter $ 350, sondern unter § 242; so der Post­ beamte, der nur das Umpacken, Ordnen und Aufschichten der Pakete zu besorgen hat, DIZ. 16 S. 283. Recht 20 Nr. 1228; der Lagerverwalter, der fort­ dauernder Beaufsichtigung untersteht. DIZ. 26 S. 564. Übernimmt ein Ge­ meindevorsteher die Einziehung der Kommunalabgaben, so empfängt er die eingezogenen Gelder in amtlicher Eigenschaft und fällt unter diesen §. GA. 44 S. 56. — § 350 ist auch dann anzuwenden, wenn die Voraussetzungen des § 370 Nr. 5 vorliegen. E. 46 S. 377. Bringt ein Beamter innerhalb des Dienstes ftaatl. Sachen betrüglich an sich, in der Absicht, sie für sich zu behalten, so liegt lediglich Betrug vor JurR. 1 Nr. 119. 29) Hier werden nur solche Beamte vorausgesetzt, die amtliche Gelder zu erheben und abzuführen sowie darüber Listen zu führen haben; eine Verwaltung braucht ihnen nicht obzuliegen. Ein Landbrieftrüger wird hierher gerechnet. R. 6 S. 114 und ebenda S. 271

Berbrechen und Vergehen im Amte § 352.

261

die zur Eintragung oder Kontrolle der Einnahmen oder Ausgaben be­

stimmten Rechnungen, Register oder Bücher unrichtig geführt,30 a) ver­ fälscht oder unterdrückt, oder unrichtige Abschlüsse oder Auszüge äus diesen Rechnungen, Registern 30 b) oder Büchern,3^) oder unrichtige Belege30 d) zu denselben vorgelegt, oder ist in Beziehung aus die Unterschlagung auf Fässern, Beuteln oder Paketen der Geldinhalt 30 s) fälschlich be­

zeichnet, so ist auf Zuchthaus bis zu zehn Jahren zu erkennen. Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Gefängnisstrafe nicht unter sechs Monaten ein. § 352. Ein Beamter, Advokat, Anwalt3*) oder sonstiger Rechtsbeistand, welcher Gebühren33) oder andere Vergütungen für amtliche 30) § 351 stellt nur einen ftraferhöhenoen Umstand des Vergehens aus § 350 dar. E. 2 S. 279. Die Strafandrohung des § 350 geht in der schwereren des § 351 auf. Recht 30 Nr. 2312. 3u a) Dies geschieht auch, wenn vorsätzl. eine Berichtigung unterlagen wird. E. 60 S. 11. — Mittelbare Täterschaft nur mögttch, wenn die Führung des Registers zu den Obliegenheiten des mittelbaren Täters gehört. JurW. 57 S. 814. 30 b) Register ist ein geordnetes Verzeichnis über das Vorhandene, nament­ lich behuss der leichten Übersicht und Auffindung. KG. v. 20. Novbr. 26, DIZ. 32 S 390; auch im Gesamtblock vereinigte Fahrscheinstämme E. 43 S. 209; Blocks mit angeklebten Scheinen. JurW. 55 S. 819. 30 c) Hierzu gehört auch das vom Kreisarzt zu führende Inventarien Ver­ zeichnis. E. 45 S. 293 > ferner* das Annahmebuch des Landbriesträgers. Recht 25 Nr. 2930. Ein öffentliches Register oder Buch im Sinne des § 348 wird nicht vorausgesetzt. E. 43 S. 207. Doch findet der Paragraph auch auf sie Anwendung. LK. Amn. 5. Ader es gehören nur solche Bücher hierher, die die Tatsache der Einzahlung oder Auszahlung unmittelbar nachwen'en sollen. JurR. 2 Nr. G36 30 d) Ter Begriff unrichtig ist nicht auf den Fall der fälschlichen Ansertigung und Verfälschung von Belegen zu beschränken. Der Beleg ist schon unrichtig, wenn er nicht zu dem nachznweisenden Posten gehört oder durch un­ richtigen Inhalt irreführt. E. 60 S. 65, anders GA. 53 S. 235. 30 e) Die Vorlegung braucht nicht unbedingt gerade an einen Kontroll­ beamten zu erfolgen. E. 58 S. ‘236. 30f) Hierunter fallen nicht Beilragsmalten. JurR. 3 Nr. 1486. 31) Ter § trifft auch dann zu, wenn der NA. die Berufstätigkeit, für die er liquidiert hat, gar nicht gewähren durfte und aus diesem Grunde die Gebühr auch nicht verschuldet wird. E. 14 S. 364. Dies Delikt kann ein RA. nur der von ihm vertretenen Partei, nicht auch dem Gegner gegenüber begehen. R. 10 S. 685. — Hierher gehören auch die Gerichtsvollzieher. E. 17 S. 169; be­ amtete Tierärzte. E. 24 S. 234. 32) Unter Gebühren ist nur eine Gegenleistung für Handlungen oder Leistlingen des Staates oder einer öffentlichen Institution zu verstehen, welche ihrer Höhe nach im voraus durch einen feftgestellten Tarif reguliert worden ist. E. 24 S. 234. Zu den Gebühren gehören nicht auch Portoauslagen, aber ander- im Falle des § 353, E. 17 S. 169. E. 14 S. 364. Zu den Gebühren gehörm auch die Schreibgebühren des Schiedsmanns. Recht 30 Nr. 1555.

Schoss,

262

Schoss.

III. Strafgesetzbuch § 353.

Verrichtungen zu seinem Vorteile zu erheben hat, totrb,32 * *a*) *wenn ** er Gebühren oder Vergütungen erhebt, von denen er weiß,33) daß der Zahlende sie überhaupt nicht oder nur in geringerem Betrage ver­ schuldet, mit Geldstrafe oder mit Gefängnis bis zu Einem Jahre bestraft. Der Versuch ist strafbar.34)35 § 353. Ein Beamter, welcher Steuern, Gebühren36) oder andere Abgaben für eine öffentliche Kasse zu erheben hat, wird, wenn er Abgaben, von denen er weiß, daß der Zahlende sie überhaupt nicht oder nur in geringerem Betrage verschuldet, erhebt, und das rechts­ widrig Erhobene ganz oder zum Teil nicht zur Kasse bringt,36) mit Gefängnis nicht unter drei Monaten bestraft.

Gleiche Strafe trifft den'Beamten, welcher bei amtlichen Aus­ gaben an Geld oder Naturalien dem Empfänger vorsätzlich und rechts­ widrig Abzüge macht und die Ausgaben als vollständig geleistet in Rechnung stellt. 32 a) In E. 14 S. 364 wird ausgeführt, daß „Erheben" von Gebühren nichts anderes ist, als Fordern und Empfangen und daß es unerheblich ist, ob die Forderung mit Klage und Zwangsvollstreckung beigetrieben wird. Un­ erheblich ist es auch, ob sie mittels Abrechnung abgezogen wird. GA. 62 S. 127. Erhoben werden Gebühren auch dadurch, daß ein Anwalt sie von einem von ihm an seinen Auftraggeber abzuliefernden Geldbeträge als von ihm beansprucht kürzt. JnrR. 3 Nr. 764. 33) Als dolus genügt das Bewußtsein, daß er die betreffenden Gebühren nicht zu fordern hat; die Absicht, sich einen Vermögensvorteil zu verschaffen, oder gar eine betrügerische Absicht ist nicht erforderlich. E.4 S. 227 u. E. 30 S. 249. Jnsbes. ist hier auch ein bloßer Eventualdolus genügend. E. 16 S. 383. A. M. LK. Anm. 7. 34) Ein strafbarer Versuch kann schon in der erfolglosen Aufforderung zur Zahlung nicht verschuldeter Gebühren gefunden werden. R. 8 S. 771. 35) Dahin gehören auch Postportobeträge. E. 3 S. 87. JurR. 2 Nr. 1209. A. M. LK. Anm. II 2. Es wird für den Tatbestand des Delikts vorausgesetzt, daß es sich um Abgaben handelt, welche in der Tat der Staat erhebt und die also von den öffentlichen Kassen erhoben und eingezogen werden. E. 23 S. 263; ebenso GA. 42 S. 269. Vermögensbeschädigung auf Seiten des Zahlenden ist nicht Voraussetzung. DIZ. 28 S. 572. Auch ist nicht er­ forderlich, daß der Betrag der Leistungen ein mittels Gesetzes oder Ver­ waltungsvorschrift fixierter sei. E. 41 S. 91. Unter den § fällt auch die Ge­ bührenerhebung der Gerichtsvollzieher. E. 40 S. 378. 36) Dies geschieht, wenn der Beleg dauernd in die Kasse gelegt wird, aberunter Verschweigung der Verheimlichung seiner Herkunft, um einen Fehlbetrag zu verdecken. E. 26 S. 259; oder wenn der Beleg nur vorübergehend und ohne Buchung in die Kasse gelegt wird, um ihn unbemerkt wieder entfernen zu können. Erk. v. 27. Mai 05, LK. Anm. 6. JurR. 3 Nr. 765. — Amtsunterschlagung und nicht straflose Nachtat zum Betrüge begeht ein Beamter, der den Zahlungs­ empfängern unter den Merkmalen des Betrugs gegen Vollquittung zu wenig auszahlt, den Überschuß für sich behält und seiner Behörde unrichtige Belege vorlegt. E. 61 S. 37.

Verbrechen und vergehen im Amte §§ 353a u. 354.

§ 353 a.

263

Ein Beamter im Dienste des Auswärtigen Amtes des

Scböff.

Deutschen Reichs, welcher die AmtsverschwiegenheitS7) dadurch verletzt,

daß er ihm amtlich anvertraute oder zugängliche Schriftstücke oder eine ihm von seinem Vorgesetzten erteilte Anweisung oder deren In­

halt anderen widerrechtlich mitteilt, wird, sofern nicht nach anderen Bestimmungen eine schwerere Strafe verwirkt ist, mtt Gefängnis oder

mit Geldstrafe bestraft. Gleiche Strafe trifft einen mit einer auswärtigen Mission be­

trauten oder bei einer solchen beschäftigten Beamten, welcher den ihm

durch

seinen

Vorgesetzten

amtlich erteilten Anweisungen vorsätzlich

zuwiderhandelt, oder welcher in der Absicht, seinen Vorgesetzten in dessen amtlichen Handlungen irre zn leiten, demselben erdichtete oder

entstellte Tatsachen^ berichtet. § 354.

Ein Postbeamter, welcher die der $oß37 38)39anvertrauten

Briefe") oder Pakete in anderen, als den im Gesetze vorgesehenen

Fällen eröffnet40)41oder 42 unterdrückt,") oder einem anderen wiffentlich eine solche Handlung gestattet, oder ihm dabei wiffentlich Hilfe leistet, wird mtt Gefängnis nicht unter drei Monaten bestraft.") 37) Der Umfang der Amtsverschwiegenheit-bestimmt sich nach § 11 des Reichsbeamtengesetzes. — Das vergehen gegen Abs. 1 kann nicht fahrlässig be­ gangen werden. E. 41 S. 4. 38) D. h. der Postbehörde. E. 22 S. 394. 39) Kreuzbandsendung ist kein Brief. E. 33 S. 276. Ansichtspostkarten sinoffene Briese, falls sie nicht allein bildliche Darstellungen enthalten, sondern daneben noch gedankliche Mitteilungen vermitteln sollen. Recht 9 S. 139. Briefe sind auch Postpackeiadreffen. GA. 59 S. 467; desgl. Postanweisungen. R. 1 S. 124; Nachnahmekarten. GA. 61 S. 335; auch ein offener, eine Drucksache enthaltender Umschlag. E. 36 S. 267; ein zur Entlarvung eines verdächtigen Beamten der Post übergebener Brief. JurR. 3 Nr. 1794. Wenn ein Post­ beamter einem Postboten einen Brief zur Abgabe an die Postbehörde eines anderen Ortes übergibt, so ist ein solcher Brief nicht der Post anvertraut. E. 22 S. 394. Eine spezielle dienstliche Befaffung des Taters mit dem Brief ist nicht erforderlich. E. 37 S. 40. Zwischen §§ 354 u. 348 besteht Jdealkonkurrenz. E. 49 S. 136; auch zwischen §§ 354 u. 133. E. 54 S. 122 u. E. 58 S 334. 40) Eröffnen heißt den Verschluß des Briefes (Paketes) beseitigen oder un­ wirksam machen. Ob der Verschluß mangelhaft war, ist gleichgültig. Auch ist eine vollständige und dauernde Offenlegung des Inhalts nicht notwendig. E. 20 S. 349 u. 375. 41) Auch eine zeitweise Entziehung aus dem ordnungsmäßigen Postverkehr genügt. E. 1 S. 114. E. 28 S. 100. E. 52 S. 248; desgl. ein Verstecken innerhalb des Sortierraums. DRZ. 19 Nr. 961; aber nicht, daß ein Teil des Inhalts aus dem Paket lediglich weggenommen wird. E. 57 S. 8. 42) Zum dolus genügt, daß die Eröffnung vorsätzlich und mit dem Be­ wußtsein der mangelnden Befugnis geschieht. E. 1S. 114. Das Bewußtsein der Beamteneigenschaft ist nicht erforderlich, nur muß der Täter wiffen, er befinde sich in einer Dienststellung, die ihm besonderes Verhalten zur Pflicht macht, und daß ihm aus dieser Pflicht heraus sem Tun verboten war. E. 53 S. 131.

Schoff.

m. Strafgesetzbuch 88 355 -357.

Schöff.

§ 355.

Telegraphenbeamte ober andere mit der Beaufsichtigung

und Bedienung einer zu öffentlichen Zwecken dienenden Telegraphen­

anstalt betraute Personen,4S 43) 44welche die einer Telegraphenanstalt an­

vertrauten Depeschen

verfälschen oder in anderen,

als in den im

Gesetze vorgesehenen Fällen eröffnen oder unterdrücken, oder von ihrem Dritte rechtswidrig benachrichtigen, oder einem anderen wissentlich eine solche Handlung gestatten oder ihm dabei wissentlich Inhalt

Hilfe leisten, werden mit Gefängnis bestraft. Den einer Telegraphenanstalt

anvertrauten

Depeschen werden

Nachrichten gleichgeachtet, die durch eine zu öffentlichen Zwecken dienende

Fernsprechanlage vermittelt werden.

Schöff.

§ 356.

Ein Advokat, Anwalt oder ein anderer Rechtsbeistand,"»)

welcher bei den ihm vermöge seiner amtlichen Eigenschaft anvertrauten Angelegenhetten

in derselben Rechtssache")

beiden Parteien durch

Rat oder Beistand pflichtwidrig dient, wird mit Gefängnis nicht unter drei Monaten bestraft. Handelt derselbe im Einverständnisse mit der Gegenpartei zum

Nachteile seiner Partei, so tritt Zuchthausstrafe bis zu fünf Jahren ein. § 357.

Ein Amtsvorgesetzter,

welcher seine Untergebenen

zu

einer strafbaren Handlung im Amte vorsätzlich verleitet oder zu ver­

leiten unternimmt, oder eine solche strafbare Handlung seiner Unter­ gebenen wissentlich geschehen läßt, hat die auf diese strafbare Hand­ lung angedrohte Strafe verwirkt. 43) Die Personen müssen in einem dienstlichen Verhältnis zu der Telegraphenanstalt stehen und von einem -dazu Berufenen mit der Wahrnehmung

der Funktion betraut sein. E. 26 S. 183. — Nicht ist erforderlich, daß der Täter dienstlich mit der Depesche befaßt war. E. 49 S. 213. 43 a) Hierzu gehören nicht Privatpersonen, die ftemde Rechtsangelegen­ heiten gewerbsmäßig betreiben. E. 51 S. 220. 44) Rechtssache bedeutet alle Rechtsangelegenheiten, bei welchen zwei ein entgegengesetztes Interesse verfolgende Parteien Vorkommen können. E. 23 S. 60. E. 60 S. 298. Maßgebend ist allein der materielle Inhalt der anvertrauten Interessen. JurR. 1 Nr. 120. Zum Versuch eines billigen Ausgleichs darf der Anwalt "hur schreiten, wenn er von beiden Mandanten dazu ermächtigt ist. JurW. 40 S. 246. Unter den § fallen auch Straf­ sachen. E. 49 S. 342. Die Absicht, zum Nachteil einer Partei zu handeln, wird nicht verlangt. DStZ. 8 S. 307. Nicht strafbar macht sich der zum Konkurs­ verwalter bestellte Anwalt, der für Konkursgläubiger Forderungen anmeldet. Oetker, DIZ. 17 S. 332. Strafbar macht er sich aber, wenn er gegen eine Partei, die ihn vorher mit dem Ausgleich wechselseitiger Beleidigungen beauftragt hatte, nach Zurücknahme des Aufttags für die Gegenpartei Privatklage erhebt. E. 45 S. 305. Ein Irrtum über „dieselbe Rechtssache" ist unbeachtlicv, es sei denn, daß er sich auf ein außerhalb des Strafgesetzes liegendes Rechtsverhältnis wie z. B. Auftragsverhältnis bezieht. E. 58 S. 247. Nach JurW 55 S. 1570 schließt der Glaube des Täters, daß seine spätere Tätigkeit keinen Vertrauens­ bruch gegenüber der zunächst beratenen Pqrtei bedeute, den Vorsatz auS.

Übertretungen §§ 358 u. 359.

265

Dieselbe Bestimmung findet auf einen Beamten Anwendung, welchem eine Aufsicht oder Kontrolle über die Amtsgeschäfte eines anderen Beamten übertragen ist, sofern die von diesem letzteren Beamten begangene strafbare Handlung die zur Aufsicht oder Kontrolle ge­ hörenden Geschäfte betrifft. 8 358. Neben der nach Vorschrift der §§ 351, 339—341, 352 bis 355 und 357 erkannten Gefängnisstrafe kann auf Verlust der Fähig­ keit zur Bekleidung öffentlicher Ämter auf die Dauer von Einem bis zu fünf Jahren erkannt werden.")

§ 359.

Unter Beamten") im Sinne dieses Strafgesetze- find

45) Die Bestimmung findet auch Anwendung, wenn die Dauer der er­ kannten Gefängnisstrafe drei Monate nicht erreicht (tz 32). LK. Anm. 1. 46) Die Begriffe „Amt", „amtlich", „Beamter" decken sich nicht überall, so daß auch andere als die im § 359 bezeichneten Personen amtliche Handlungen verrichten sönnen, z.B. ein Stadlverordnetenoorfteher, OR. 18 S. 13; Bezirisvorsteber, E. 3 S. 420. Die Angehörigen der Reichswehr sind als solche im Sinne des § 359 Beamte, soweit strafrechtliche Bestimmungen zum Schutze der Beamten erlaffen.sind, nicht aber in Ansehung der Beamtendelitte, JurR. 1. Nr. 1936. — Die Beamteneigenschaft kann von der zuständigen Stelle stillschweigend verliehen werden durch die Übertragung von Diensten und Ver­

richtungen öffentlichrechtlicher Natur, die aus der Staatsgewalt abzuleiten sind und> der Herbeiführung staatl. Zwecke dienen. E. 52 S. 309. E. 54 S. 202. E. 56 S. 366. Nicht jeder Angestellte eines Gemeinwesens ist Beamter. Die näheren Bedingungen des Anstellungsverhältniffes sind festzustellen. JurW. 51 S. 103. Ob die Anstellung eine dauernde oder nur einstweilige ist, ist unerheb­ lich. R. 6 S. 26, u. ebenso, ob eine Beeidigung stattgefunden hat, R. 10 S. 372 u. auch, ob der Täter vor der Anstellung die Fähigkeit zur Belleldung öffentlicher Ämter verloren hat. E. 50 S. 19. ES ist auch gleichgülttg, ob der Beamte ein festes Gehalt bezieht oder nicht. R. 2 S. 108. — Dadurch, daß den Zeugniffen gewiffer Personen eine amtl. Beweiskraft beigelegt ist, wird keine amll. Eigenschaft bedingt. R. 6 S. 26. Auch die von Privatpersonen angestellten Bediensteten können die Qualität von Beamten haben, insbes. die von Wald­ eigentümern angestellten, auf Grund des Forstdiebstahlsgesetzes vereidigten Forst­ beamten. R. 2 S. 288. Bestreitet der A. seine Beamteneigenschaft, so bedarf es der Feststellung der­ jenigen Tatsachen, aus deren Berücksichttgung für ihn erkennbar war, daß er zufolge einer Anstellung im Staatsdienste und nicht bloß auf Grund eines privat­ rechtlichen Dienstvertrags tätig war. DIZ. 17 S. 100. Für den rechtswidr. Borsatz ist nur erforderlich das Wissen des TäterS. daß er sich in einer Dienst­ stellung befindet, die ihm ein besonderes Verhalten zur Pflicht macht, und daß ihm aus dieser Pflicht heraus sein Verhalten verboten ist. E. 53 S. 131, E.57 S. 366. Als Beamte sind angesehen: Die vom Landrat bestätigten und beeideten Bürobeamten eines Amtsvorstehers. E. 29 S. 430; die staatl. bestätigten Chausseeaufseher der Kommunalverbände. GA. 46 S. 43; die Diener der Dorf­ gemeinden. E. 14 S. 350, Fleischbeschauer. Recht 23 Nr. 184; Geistliche, soweit (le berechtigt sind, amtl. Zeugnisse zu erteilen. R. 5 S. 56 (aber nicht als Wahl­ vorsteher, Recht 26 Nr. 6rr7); Mitglieder der evangelischen Landeskonsistorien. Recht 26 Nr. 336; ein im Arbeitsverhältnis angestellter Gelderheber für ein

111. Strafgesetzbuch § 360.

zu verstehen alle tat Dienste deS Reichs oder in unmittelbarem oder

mittelbarem Dienste eines Bundesstaats aus Lebenszeit, auf Zeit oder

nur vorläufig angestellte Personen, ohne Unterschied, ob sie einen Diensteid geleistet haben oder nicht, ingleichen Notare, nicht aber Advokaten und Anwälte. 29. Abfdjnitt.

§ 360.

Übertretungen.")

Mit Geldstrafe bis zu einhundertfunszig Reichsmark oder

mtt Hast wird bestraft: städtisches Gaswerk. JurR. 2 Nr. 2092. Hausväter einer Armenanstalt oder Kreislazaretts. E. 24 S. 83, GA. 41 S. 400; Hilfsgefangenaufseher, Recht 24 Nr. 3515 (auch Dienstanfänger in der Gefangenenaufsicht. JurW. 53 S. 1606); Hundefänger, die mtt Genehmigung der Staatsbehörde von Tierschutzveremen angestellt sind. E. 30 S. 29; Kirchenkassenrendant, E. 13 S. 432-; Kirchen­ patron als Vorsitzender des Schulvorstandes. E. 9 S. 205; Landschaftliche Beamte. E. 55 S. 142; Mitglieder der Magistratsdeputationen. R. 10 S. 565; Mitglieder städtischer Kommissionen für Licht- und Wafferwerke. JurW. 52 S. 1034; Nachtwächter, die mit ftaatl. Genehmigung angestellt sind. E. 22 S. 39; die vom Magistrat angeftellten Polizeibüroassistenten. R. 1 S. 64; Postagenten, E. 2t S. 310 und deren ständige Vertreter. E. 54 S. 203; PostauShelfer, dem der Bestelldienst übertragen ist. E. 51 S. 66 u. E. 52 S. 309; Reichsbahnbeamte. E. 60 S. 2 u. 139. Schiedsmänner^ JurR. 2 Nr. 1791. Schleusenmeister. E. 14S.345; Schultaffenrendant. E. 4 S. 379; Mitglieder deS Schulvorstandes. GA. 26 S. 530; öffentl. angestellte Volksschullehrer. E.25S.89; Letter eines städt. Wohnungsamts. Recht 26 Nr. 510; Angestellter dieses Amts. E. 57 S. 366; oder der Gemeindesparkaffe. JurW. 57 S. 1305. Keine Beamte sind: Gefangenentransporteure, E. 5 S. 418; die Landund Feldmesser, GA. 40 S. 157; die Kirchenbeamten (Kirchendiener), Küster, Organisten, E. 13 S. 432; Krankenwärter einer provinzialen Heilanstalt. R.6 S. 711. E. 31 S. 250; Vertragsärzte im Gefängnis. E. 33 S. 29; Angestellte der Ortskrankenkasse, soweit sie nicht Bollziehungsbeamte sind. E. 62 S. 24. 47) Die Bestimmungen deö Allgem. Teils deS Strafgesetzbuchs beziehen sich auch auf die Übertretungen, soweit dies nicht durch die Natur der Sache

oder besondere Besümmungen ausgeschloffen ist. Insbesondere ist zu bemerken:

a. Auf die Einziehung darf hier nur in den besonders bezeichneten Fällen erkannt werden. Sie ist aber auch dann zulässig, wenn die Verfolgung einer bestimmten Person nicht ausführbar ist. I oh o w 11S. 291. A. M. KG., I o h o w 33 S. C 36 u. LK. Vorbemerk. 4. b. Der Versuch einer Übertretung ist immer straflos. c. Die Anstiftung zu einer Übertretung ist, soweit die letztere vorsätzlich

verübt ist, rechtlich denkbar und aus § 48 zu strafen. d. Beihilfe zu einer Übertretung ist, wie sich auS § 49 ergibt, straflos. e. Die Strafausschließungsgründe sind auch hier maßgebend. f. Polizeiübertretungen fordern unterschiedslos Verschulden. Braunschweig, LZ. 17 S. 292. Die Frage, ob Vorsatz erforderlich ist oder Fahrlässigkeit genügt, kann nur nach der Natur der einzelnen Übertretung und nach dem Zweck ent­ schieden werden, den der Gesetzgeber mit der Strafschrift erkennbar verfolgt hat. E. 48 S. 321.

267

Übertretungen § 360.

2. wer außerhalb seines

Gewerbebetriebes heimlich

oder wider

das Verbot"-) der Behörde Vorräte von Waffen") oder Schießbedarf

aussammelt-, 3. ")

4. wer ohne schriftlichen Auftrag einer Behörde Stempel, Siegel,

Stiche, Platten oder andere Formen, welche zur Anfertigung

von

Metall- oder Papiergeld, oder von solchen Papieren, welche nach § 149

dem Papiergelde gleich geachtet werden, oder von Stempelpapter, Stempel­ marken, Stempelblanketten, Stempelabdrücken, Post- oder Telegraphen­ wertzeichen, öffentlichen Bescheinigungen oder Beglaubigungen dienen

können, anfertigt oder an einen anderen als die Behörde verabfolgt;

5. wer ohne schriftlichen Auftrag einer Behörde den Abdruck der in Nr. 4 genannten Stempel, Siegel, Stiche, Platten oder Formen,

oder einen Druck von Fornmlaren zu ben daselbst bezeichneten öffent­ lichen Papieren, Beglaubigungen oder Bescheinigungen unternimmt,

oder Abdrücke an einen anderen als die Behörde ticrabfolgt;61)

g. Die Begünstigung einer Übertretung ist straflos (§ 257). h. Der § 259 (Partiererei) kommt auch bei Übertretungen zur Anwendung.

i. Über die im Auslande verübten Übertretungen siehe § 6 des StGB. k. Wo Spezialgesetze bei einer Übertretung Gefängnisstrafe androhen, ist jetzt auf Haft zu erkennen. GA. 22 S. 411. l. Der Grundsatz des § 74 ist bei Übertretungen ausgeschloffen. m. Der Erlaß einer vollstreckbar gewordenen polizeilichen Sttafverfügung schließt die Verfolgung wegen eines mit der Übertretung ideell konkurrierenden Vergehens oder Verbrechens nicht aus. Siehe § 10 d. G. v. 23. April 83 (unter XXX) u. Anm. 51 zu § 264 StPO.

n. Wegen der Strafen siehe §27 StGB. — Zuständig ist der Einzelrichter. 48) Nr. 1 ist aufgehoben durch Ges. v. 3. Juni 14 (RGBl. S. 195), Nr. 3 ist gegenstandslos geworden.

48 a) Das Verbot der Behörde kann auch fahrlässig Übertteten werden. LK. Anm. II zu Nr. 2. 49) Siebe jetzt das Gesetz über Schußwaffen und Munition v. 12. April 28 (RGBl. I S. 143) unter XXIV). Nach der VO.v. 28.Febr. 24 (RGBl.I S. 153) ist es verVoten, militärisches Kampfgerät, insbesondere Militärwaffen oder Munition für Militärwaffen, anzubieten, feilzuhalten, an Personen, die nicht zum Erwerb solcher Gegenstände berechtigt sind, zu überlassen, den Erwerb ober das Überlasten zu vermitteln oder sich zum Erwerbe zu erbieten. — Über die Verwertung eingezogener Waffen siehe AB. v. 19. März 24 (JMBl. S. 129). Wegen Verheimlichung eines Waffenlagers siehe § 7 u. 8 des Ges. z. Sch. d. Republik v. 23. Juli 22 sub XXXV. 50) Hierunter ist gemeint die Bereinigung in einer Hand. Das Aufsammeln kann auch durch eine einmalige Handlung erfolgen. GA. 54 S. 476. 51) Hierher gehört auch das Nachahmen des auf den Frachtbriefen befind­ lichen Stempels und der Verkauf der mit dem nachgemachten Stempel versehenen

268

m. Strafgesetzbuch § 360.

6. wer Waren-Empfehlungskarten, Ankündigungen oder andere Drucksachen oder Abbildungen, welche in der Form oder Verzierung dem Papiergelde oder den dem Papiergelde nach § 149 gleich geach­ teten Papieren ähnlich find, anfertigt oder verbreitet, 52 * *j53oder wer Stempel, Stiche, Platten oder andere Formen, welche zur Anserttgung

von solchen Drucksache« oder Abbildungen dienen können, anfertigt;

7. wer unbefugt die Abbildung de- Kaiserliche,» Wappens oder Wappen eines Bundesfürsten oder von Landeswappen " *) gebraucht;

8. wer unbefugt") eine Uniform,") eine Amtskleidung,54 B55 ) ein Amtszeichen, einen £)iben64 b) oder ein Ehrenzeichen trägt, oder Titel,") Würden") oder Adelsprädikate") annimmt,"*) ingleichen Formulare. GA. 26 S. 531. Unerheblich ist es, ob die Nachahmung auf Scherz­ artikeln erfolgt. Cöln GA. 49 S. 152. 52) Siehe Ges. v. 26. Mai 85, bett, den Schutz deS zur Anfertigung von Reichsrassenscheinen dienenden Papiers (RGBl. S. 165) u. Ges. v. 2. Jan. 11, bett. d. Schutz des zur Anfertigung von Reichsbanknoten verwendeten Papiers (RGBl. S. 25). Auf das Bewußtsein der Rechtswidrigkeit der Verbreitung der „Blüten" kommt es nicht an. KG. Recht 31 Nr. 2089. 52 a) Das republik. Reichswappen ist durch diese Vorschrift nach Lucas JurR. 1 S. 433 geschützt. A. M. BayObLG. v. 8. Septbr. 25, Recht 29 Nr. 2335 u. v. 7. Febr. 27, DIZ. 32 S. 1046. Bett, die Preuß. Landeswappen siehe Bet. v. 11. Juli 21 (GS. S. 444), bett. Reichswappen und Reichsadler, Bet. v. 11. Novbr. 19 (RGBl. S. 1877). 53) Ein bloß fahrlässiges Verhalten genügt nicht, GA. 39 S. 173. 54) Der Begriff der Uniform ist weit auszulegen. Dresden v. 14. Ottbr. 25, JurR. 2 Nr. 339. Es genügt die Feststellung, daß die Kleidung nach ihrem GesamteindruS bei kleinen Abweichungen von der echten Uniform eine aus­ fallende Ähnlichkeit mit dieser aufweist. GA. 62 S. 137. HNR. 1928 Nr. 201 6b andere den Uniformcharakter eifamit und ob sie sich über bic Befugnis ihres Trägers haben täuschen taffen, ist bedeutungslos. E. 61 S. 7. 54 a) Hierzu gehört auch daL Ornat emeS ev. Pfarrers. KG. v. 20. Juli 23, JFGErg. 1 S. 184. 54 b) Orden haben, trotzdem sie nach Art. 109 Abs. 5 RV. nicht mehr ver­ liehen werden können, ihren strafrechtl. Schutz nicht verloren. Frank VIII. 55) Unter Titeln sind solche Bezeichnungen zu verstehen, welche durch höhere Verleihung von Staatswegen erworben werden oder mit einer be­ stimmten Rangstellung verknüpft sind. E. 37 S. 175. Nach Art. 109 der RB. dürfen Titel nur verliehen werden, wenn sie ein Amt oder einen Beruf be­ zeichnen.» Im Sinne des Att. 109 Abs. 4 u. 6 RV. stellen die akademischen Grade auch einen Titel dar. KG. v. 5. Septbr. 25, GA. 70 S. 208. Doch ist der nicht schon strafbar, der sich im einzelnen Falle, um zu imponieren, Dr. ge­ nannt hat. KG. v. 3./24. Novbr. 26, JurW. 56 S. 132. In Preußen können verliehene Titel weitergeführt werden. Bek. v. 14 Dezbr. 18 (GS. S. 206). Die Führung eines von einer ausländischen Regierung verliehenen Professor­ titels ist durch Art. 104 RB. verboten. Siehe KG. v. 15. Dezbr. 22, JurW. öS S. 527 und Bemerkung hierzu von G e r l a n d. Jedenfalls darf der Titel ohne einen die Herkunft ergebenden Zusatz nicht gebraucht werden. — Auch die un-

Übertretungen § 360.

wer sich eines ihm nicht zukonnnenden NamensM) einem zuständigen Beamten

gegenüber bedient;

befugte Annahme eines Hosiieferantentitels ist heute noch strafbar. JFGErg. 6 S. 392. Als Titel sind angesehen: Amtsrichter a. D. Johow 26 S. 59; Apo­ theker. E. 46 S. 322; gericbtl. vereid. Auktionator. GA. 49 S. 154; die staatl. verlieh. Bezeichnung Musikdirektor. SteMn GA. 44,169; Pfarrer, wenn bei der Ernennung staatl. Mitwirkung stattfindet, Casiel GA. 39 S. 173; KG. JFGErg. 1 S. 184. Privatdozent. KG. GA. 48 S. 314; Prozeßagent. Breslau GA. 49 S. 328; Rechtsanwalt. E. 34 S. 271. (Ein in der Rechtsanwaltsliste gelöschter Anwalt darf fich Rechtsanwalt a. D. nennen. DIZ. 14 S. 88); Revierförster. Celle GA. 58 S. 246; Förster a. D. KG. Recht 31 Nr. 486; Vizekonsul a. D. Johow 20 S. C102. Kein Titel ist Handels­ anwalt. KG. DIZ. 20 S. 721. Ob Diplomkaufmann ein Titel ist, bisher fraglich. BayObLG. DIZ. 30 S. 442. Widerrufsbeamte verlieren mit dem Widerruf das Recht auf Führung des Amtstitels. KG. JurW. 57 S. 1070. 56) Über die Führung akademischer Grade flehe BO. v. 30. Septbr. 24 (GS. S 605), sowie die in Anm. 55 zit. Entsch. des KG. GA. 70 S. 208. Die Führung eines ausl. DottortttelS, die den Ursprung der Verleihung nicht erkennen läßt, ist strafbar. Breslau GA. 42 S. 421. Diplomingenieur ist eine akademische Würde. Recht 12 Nr. 3366. Stadtverordneter ist keine Würde. LK. Anm. 8. A. M. Posen GA. 60 S. 165. 57) Die unbefugte Annahme eines Adels Prädikats ist auch heute noch (trotz Art. 109 der RV.) strafbar. Dresden v. 4. Jan. 22, DStZ. 9 S. 248. BayObLG. v. 27. Novbr. 22, DIZ. 28 S. 376; nach KG. v. 29. Mai 26, GA. 71 S 139 nur insoweit, als der unbefugte Gebrauch gegenüber einem zuständigen Beamten erfolgt. 57 a) Das Annehmen eines Titels setzt eine eigene Tätigkeit des A. voraus, ein bloßes Dulden der Anrede genügt nicht. E. 33 S. 305. Es ge­ nügt ein einmaliger Gebrauch, wenn dadurch bei anderen der Glaube erweckt werden soll, daß dem des Titels sich Bedienenden der Titel zukomme. Celle v. 27. Februar 05, DIZ. 12 S. 226. KG. v. 24. Novbr. 26, GA. 71 S. 227. 58) Der Familienname preußischer Staatsangehöriger kann, soweit nicht das BGB. ein anderes vorschreibt, nur mit der Ermächtigung des Justizministcrs geändert werden. BO. v. 3. Novbr. 19 (GS. S. 177). Nach der BO. v. 29. Oktbr. 20 (GS. S. 516) bezieht sich erstere BO. auch auf die Änderung von Bornamen. Die unbefugte Namensänderung ist nicht schon dann strafbar, wenn die objektive Unrichtigkeit des gebrauchten Namens feststeht. KG. v. 12. April 06, Johow 32 S. 51. Die Ermächtigung eines anderen, sich seines Namens bei Stellung eines gerichtlichen Antrages zu be­ dienen, macht den Täter nicht straflos. Recht 18 Nr. 717. Die Führung des durch Scheinannabmevertrag erlangten Familiennamens ist strafbar. KG. v. 15. Novbr. 09, Johow 38 S. 0 61. BayObLG. v. 9. Juli 25, JurR. 2 Nr. 203. Ist jemandem gestattet, einen neuen Namen zu führen, so ist die Führung des früheren Namens damit ausgeschloffen. GA. 46 S. 139. Eine Änderung des Namens liegt auch dann vor, wenn die Schreibweise des Namens in der Weise abgeändert wird, daß die Aussprache« des Namens keine Ände­

rung erleidet. OLG. wohnbeitsrechtlich die 28. Novbr. 04, DIZ. an die Richtigkeit des

v. 18. Juni 01*, GA. 49 S. 285. Künstlern steht geFührung eines angenommenen Namens zu. KG. v. I S. 174. — Strafbarkeit ausgeschlossen, wenn der Täter von ihm angenommenen Namens glaubt. LK. Anm. 15.

270

III. Strafgesetzbuch § 360. 9. wer gesetzlichen Bestimmungen **•) zuwider ohne Genehmigung

der

Staatsbehörde

Aussteuer-,

sicherungsanstatten59 60)

oder

Sterbe-

andere

oder

dergleichen

Witwenkassen,

Ber-

Gesellschaften

oder

Anstalten errichtet, welche bestimmt sind, gegen Zahlung eines Ein-

kaufsgeldes oder gegen Leistung von Geldbeiträgen beim Eintritte ge­ wisser Bedingungen oder Fristen, Zahlungen an Kapital oder Rente

zu leisten;

10. wer bei Unglückssällen oder gemeiner Gesahr oder Not von der Polizeibehörde oder deren ©teöoertretcr60Ä) zur $ilfe60b) aufge-

fordert, keine Folge leistet, obgleich er der Aufforderung ohne erheb­ liche eigene Gefahr genügen sonnte,61) 11. wer ungebührlicher Weise61") ruhestörenden Sänn62) erregt

oder wer groben Unfug verübt;d3) 59) Zuständiger Beamter ist derjenige, der ein Recht hat, den Namen zu erfahren, z. B. der Registerrichter, GA. 51 S. 376; ein Bahnwärter, R. 1 ©.566; ein Standesbeamter, (5.22 S.60; ein Wahlvorsteher bei einer Reichs­ tagswahl, E. 40 S. 201; auch Rondeoffiziere, GA. 37 S. 215, R. 10 S. 123; dagegen nicht ein Telegraphenbeamter, R. 1 S. 793; ferner nicht ein Briefträger, E. 17 S. 224. A. M. LK. Anm. 13; auch nicht ein Sparkaffenrendant. GA.49 S. 138; ferner nicht „Das Amtsgericht". Dresden v. 22. Juni 26, LZ. 20 S. 1155. Irrtum des A. über die Beamteneigenschast begründet die Anwendung des § 59. R. 1 S. 567. 59 a) Die Vorschrift der Nr. 9 ist, soweit sie sich auf Bersicherungsunternehmungen im Sinne dieses Gesetzes bezieht, aufgehoben durch § 108 Abf. 3 des Gesetzes über die privaten Bersicherungsunternehmen vom 12. Mai 01 (RGBl. S. 139). 60) Hierher gehören nur solche Versicherungsanstalten, welche bestimmt sind, gegen Zahlung eines Einkaufsgeldes oder gegen Leistung von Geldbeiträgen bei dem Eintritt gewiffer Bedingungen oder Kristen Zahlungen an Kapital oder Rente zu leisten, GA. 37 S. 371. ,E. 35 S. 346 und über die Verjährung GA. 46 S. 53. 60 a) Hierunter sind alle Beamte zu verstehen, die überhaupt berufen sind, für die Sicherheit des Staates und seiner Angehörigen zu sorgen. Celle v. 27. Mai 10, GA. 59 S. 358. 60 b) Auch Sachleistungen wie Hergabe von Waffer können verlangt werden. BayObLG. v. 22. Juli 20, DIZ. 25 S. 919. 61) Es ist weder eine dauernde nochausdrückl. Verweigerung erforderlich. KG. v. 2. Jan. 26, JurR. 2 Nr. 877. Auch eine vorübergehende Versagung der Hilfeleistung genügt. GA. 37 S. 449. Als gemeine Gefahr kann auch datz Huftreten des Nonnenschmetterlings angesehen werden. München GA. 39 S. 352. 61 a) Ruhestörender Lärm ist nur dann ungebührlicherweise verübt, toenu eine gerechtfertigte Veranlassung fehlt. Dresden, HöchstRR. 3 S. 204. 62) § 360 Nr. 11 enthält nicht eine allgemeine Sttafandrohung gegen jeden störenden Eingriff in die unter denl Schutze der öffenllichen Ordnung stehen­ den Jntereffen und Gerechtsame; derselbe verpönt vielmehr nur solche, den äuße­ ren Bestand der öffenllichen Ordnung unmittelbar verletzenden Ungebührlichkeiten, durch welche das Publikum schlechthin, nicht also ein individuell begrenzter Per­ sonenkreis belästigt und solchergestalt der öffentliche Friede im allgemeinen denn-

Übertretungen § 360.

271

ruhigt wird. E. 19 S. 294. E. 1 S. 400. E. 53 S. 257. Bei der Frage, ob die Ruhe gestört wurde, ist von dem Empfinden der Durchschnittsmenschen und nicht einzelner übererregbarer Personen auszugehen. BayObLG. v. 2. Febr. 26, JurW. 56 S. 601. Ruhestörender Lärm kann auch durch den Be­ trieb eines Gewerbes erregt werden, insbesondere dann, wenn derselbe unter­ sagt ist, GA. 37 S. 215, oder wenn während der Nacht gearbeitet wird. Hamburg GA. 39 S. 175; auch durch von der Polizei gestattete Tanzmusik. KG. Johow 3 S. 372; ferner durch fortgesetztes Dulden des Bellens eines Hundes. KG. Recht 17 Nr. 473; Dresden LZ. 21 S. 194; ebenso durch Dulden von lautem Klavierspiel, Gesang k. seitens eines Wirts. Breslau GA. 56 S. 243. KG. JurR. 2 Nr. 529, GA. 70 S. 242; oder durch Gebrauch eines Rundfunklautsprechers. Breslau GA. 71 S. 389. Nicht ist ober jedes Smgen zur Nachtzeit auf öffentlicher ©trabe ruhest. Lärm. JurW. 53 S. 264. Überhaupt ist es unerheblich, ob der Lärm am Tage oder zur Nachtzeit erregt

wird. KG. Recht 32 Nr. 450. Jedenfalls aber genügt zum Tatbestände das Bewußtsein, daß die von dem Täter gewollt Handlung notwendig oder doch möglicherweise einen ruhestörenden Erfolg haben werde; eS genügt also her eventuelle dolus. GA. 43 ©. 119. Recht 9 S. 348. Auch ist es nicht nötig, daß wirklich eine Ruhestörung einge­ treten ist, vielmehr genügt, daß die Handlung zur Störung der öffentlichen Ordnimg geeignet gewesen und also das Publikum nur gefährdet, nicht wirklich belästigt worden ist. Rostock GA. 41 S. 58. A. M. LK. Anm. 3 Die Vorschrift Ziffer 11 betrifft nur den ungebührlicherweise erregten, den Bestand der öffentlichen Ordnung gefährdenden Sann. Daneben ist noch Raum für PVO. KG. Johow 47 S. 374. GA. 71 S. 380. KG. JFGErg. 6 S. 252 (früher a. M. KG. Johow 20 S. 6 52). 63) Zum Tatbestände genügt bei einem an sich vorsätzlichen Handeln jedwede Verschuldung des in Gefährdung oder Belästigung des Publikums bestehenden Erfolges. Es genügt mithin, daß der Täter bei der nötigen Überlegung zu der Überzeugung hätte kommen müssen, daß seine Handlung diesen Erfolg haben

würde. R. 9 S. 323; z. B. bei öffentlicher Aufforderung zum Kirchenaustritt. BayObLG. v. 9. März 26, GA. 71 S. 49 lnach KG. GA. 72 S. 35 ist grober Unfug lein Fahrläsfigkertsdelikt). Übrigens muß die Belästigung oder Beun-

nchigung des Publikums stets eine unmittelbare Folge der Handlung des Täters sein. E. 32 S. 100. Daß grober Unfug auch durch die Presse verübt werden kann, wird von der Rechtsprechung allgemein anerkannt. E. 31 S.193. BayObLG. v. 5 Novbr. 26, DIZ. 32 S.470; ja selbst eine fahrlässige Verübung desselben mittels der Presse ist für rechtlich denkbar erachtet. KG. GA. 37 S. 68. Siehe aber Abs. 1. Eine Verletzung oder Gefährdung des äußeren Bestandes der öffentlichen Ord­ nung muß auch hier festgestellt werden. E. 36 S. 213. Recht 7 ©; 460. Die Veröffentlichung muß gegen die allgemeine Verkehrssitte verstoßen. LK. Anm. 17. Grober Unfug ist gefunden worden in schwindelhaften Reklamen, GA. 37 ©.216; in dem Anschlägen von Zetteln mit schweren Beleidigungen BayObLG. DRZ. 19 Nr. 737; in der Ankündigung des Wahrsagens, Frankfurt a. M. v. 4. Juni 15, DStZ. 2 S. 370; in einem unanständigen Verhalten auf offener Straße (Entblößen der Geschlechtsteile), E. 7 S. 168; in der Verletzung vaterlünd. Empfindungen, BayObLG. v. 4. Jan. 23, LZ. 18 S. 130; in einer Rauferei in einem Wirtshouse, München GA. 41 S. 60, in der unwahren Mitteilung über einen Fall von Scheintod, E. 25 S. 404; in der Vorführung eines spiritisttschen Mediums, Dresden GA. 45 S. 140. Auch Angriffe gegen einzelne

272

m. Strafgesetzbuch § 360.

12. wer als Pfandleiher ®4)

oder

Rückkausshändler

bei

Aus­

übung seines Gewerbes den darüber erlassenen Anordnungen zuwider»

handelt, insbesondere den durch Landesgesetz oder Anordnung der zuständigen Behörde bestimmten Zinsfuß überschreitet;66 * *)* * * * * * * * * * * * * * * 64 65 13. wer öffentlich oder in Ärgernis erregender Weise Tiere boshaft

quält®5*) oder roh mißhandelt;68) Personen können als grober Unfug angesehen werden, wenn andere Personen durch die Angriffe beunruhigt werden. E. 34 S. 364. E. 53 S. 139. Desgl. die Störung des Betriebes einer Funkanlage durch sog. Rückkopplung. Neu­ gebauer, Funkrecht S. 71. Rücksichtsloses Fahren eines Kraftfahrers. BayObLG. GA. 72 S. 68. Grober Unfug kann auch darin liegen, daß ein Polizeibeantter nachts grundlos der Wache entzogen wird. Dresden v. 18. Juni 26, JurW. 56 S. 928. Aufforderung zum BoYkottist nach E. 27 S. 293 strafbar, weil der Boy­ kott eine gegen die öffentliche Ordnung verstoßende Ungebühr darstellen kann. Nach der Rechtsprechung der Zivilsenate (E. 51 S. 369, E. 76 S. 35) ist der Boykott ein erlaubtes Mittel im Lohnkampf. Entscheidend ist nach Frank XI 2d für die Strafbarkeit, ob die Handlung geeignet ist, das Publikum unmittel­ bar zu belästigen. So nimmt auch KG. v. 6. Jan. 08, DIZ. 13 © 308 groben Unfug an, wenn zu erwarten ist, daß die Boykotterklärungen mit Tätlichkeiten beantwortet werden und dadurch eine Störung der öffentlichen Ordnung eintteten kann- Siehe auch GA. 50 S. 396. Über Stteikpostenstehen siehe Anm. 97

zu § 366 Nr. 10.

64) Das Pfandleihgewerbe besteht begrifflich ausschließlich in dem Verleihen von Geld auf Pfänder; der Verkauf von Waren und Kreditieren des Kauf­ preises unter Pfandbestellung für letzteren gehört nicht hierher. R. 7 S. 257. 65) Strafbar ist die Überschreitung des durch das Ges. v. 17. März 81 (GS. S. 265 — Ges. v. 7. Juli 20, GS. S 387 — Ges. v. 23. Novbr. 20, GS. S. 534 u. BO. v. 11. Febr. 24, GS. S. 113) gestatteten Zinsfußes an sich nur bei den Pfandleihern und Rückkaufshändlern, welche die Erlaubnis zu solchem Gewerbebetriebe erhallen haben. E. 8 S. 283. Dieser Zinsfuß kann rechtsgrund­ sätzlich nicht als der landesübliche Zinsfuß angesehen werden, E. 23 S. 121. 06 a) Boshaftes Quälen entspringt der Neigung, grundlos Schmerzen zu­ zufügen. KG. v. 13. Juni 25, JurR. 1 Nr. 1473. 66) Roh ist die Mißhandlung,^welche einer gefühllosen Gesinnung ent­ springt. Gemeinheit ist kein Erfordernis. KG. v. 1. Mai 26, JurW. 56 S. 1222, GA. 71 S. 42; anders KG. GA. 42 S. 274. Mißhandlung kann auch in der Art des Transports eines Tieres bestehen. KG v. 10. Jan. 26, GA. 71 S. 41; auch in der Unterlaffung der nötigen Pflege, GA. 52 S. 426 und in der Nichtgewährung ausreichender Nahrung. Breslau GA.58 S. 467. Das Zerreißenlassen einer Katze durch Hunde ist nicht ohne weiteres Tier­ quälerei. Königsberg v. 18. Novbr. 26, LZ. 21 S. 121. Nach BayObLG. v. 3. März 25, DIZ. 30 S. 1043 ist das Bewußtsein des Täters erforderlich, daß seine Behandlung dem Tiere erhebliche Schmerzen bereitet. Nicht ist er­ forderlich, daß daS Ärgernis sofort hervorgerufen wird. Frankfurt a/M. v. 8. April 07, GA. 56 S. 113. Das Ärgernis kann daher auch durch eine Er­

zählung der Tat hervorgerufen werden. Darmstadt v. 11. Juni 97, GA. 45 S. 291. A. M. LK. Anm. 8 Abs. 2. Stuttgart v. 10. Februar 92, GA. 41 S. 62 Anm. 1.

273

Übertretungen § 361. 14.67)

Ju den Fällen der Nummern 2, 4, 5, 6 kann neben der Geld­

strafe

oder

der

Haft

aus

Einziehung

der

Vorräte

von

Waffen

oder Schießbedarf, der Stempel, Siegel, Stiche, Platten oder anderen

Formen, der Abdrücke oder Abbildungen erkannt werden, ohne Unter­

schied, ob sie dem Verurteilten gehören oder nicht. § 361.

Mit Hast wird bestraft:

1. wer, nachdem er unter Polizeiaufsicht gestellt worden ist, den

infolge derselben ihm auferlegten Beschränkungen zuwiderhandelt' 2. wer, nachdem er deS Bundesgebietes oder des Gebietes eines

Bundesstaats verwiesen ist, ohne Erlaubnis zurückkehrt

3. wer als Landstreicher umherzieht;69) 4. wer bettelt70)

oder Kinder zum

Betteln

anleitet

oder aus-

67) Nr. 14 ist durch das Gesetz gegen das Glücksspiel vom 23. Dezember 1919 aufgehoben. 68) Ob die Ausweisung mit rechtlicher Wirksamkeit erfolgt ist, unterliegt der Prüfung des Strafrichters. E. 6 S. 378. In Preußen sind die Ortspolizei­ behörden, nicht bloß die Landespolizeibehörden zuständig, Ausländer auszu­ weisen. E. 12 S. 154. Die Rückkehr des Ausgewiesenen ohne Erlaubnis ist nicht bloß dann strafbar, wenn sie im Bewußtsein des Unbefugten erfolgt, sondern auch dann, wenn sich der Täter im Irrtum über die Statthaftigkeit seiner Rückkehr befindet. GA. 43 S. 59. Sichtvermerk auf Reisepaß ist keine Rückkehrerlaubnis. KG. v. 17. Oktbr. 25, DRZ. 18 Nr. 238. Der Begriff „Rückkehr" wird dadurch nicht ausgeschloffen, daß der Be­ treffende, ohne Aufenthalt zu nehmen, durch das Land reift. Colmar GA. 37 S. 372. Dagegen und mit Recht KG. v. 11. Jan. 04, DIZ. 9 S. 366, Auch das weitere Verweilen nach vorangegangener Bestrafung ist strafbar. Breslau v. 15.§ebr. 10, GA. 58 S. 235. A.M. Frank II. DerA. hat nicht den Beweis zu führen, daß er Reichsangehöriger ist. Hamburg GA 43 S. 135. Die Übertretung ist kein Dauerdelitt. Ungedr. Erk. des KG. v. 18. April 13.

Die Verjährung beginnt mit der Rückkehr. Hamburg GA. 38 S. 217. 69) Es wird ein mittel-, zweck- und erwerbsloses Umherziehen verlangt. GA. 25 S. 595; sowie wechselndes Nachtquartter GA. 52 S. 266. Wesent­ lich ist das Fehlen der zum Unterhalt erforderlichen Mittel. Recht 17 Nr. 294. Eine Weibsperson, die einen Verdienst durch Hurerei sucht, zieht als Land­ streicherin umher. E. 30 S. 438. A. M. LK. Anm. 2. 70) Der Täter muß auf Grund wirklicher ober vorgespiegelter Bedürfttßkeit eine fremde Person um eine Gabe zum Lebensunterhalt ansprechen. Celle GA. 37 S. 70. Darum ist eine Sammlung zugunsten notleidender (streikender) Arbeiter nicht Betteln. Hamburg GA. 39 S. 1,81. Das Betteln kann auch schriftlich betrieben werden, Hamburg GA. 38 S. 76, und es kann selbst darin gefunden werden, daß Kinder auSgeschickt werden, um kleinere Gegenstände zu verkaufen, wenn dadurch zugleich die Mildtätigkeit des Publikums angeregt Werden soll. Dresden GA. 37 S. 307. Es kann auch mittels Gesangsvorträgen geschehen. KG. DIZ. 9 S. 997. Zum Betteln genügt das Erbitten von Almosen, das Geben und Nehmen ist nicht notwendig. E. 6 S. 218. Uber Betteln unter Vorzeigung gefälschter Legittmationspapiere siehe Anm. 83 zu § 363. Betteln gehört nicht zum Tatbestände deS Landstreichens. Erwirbt der Landstreicher seinen Unterhalt durch nicht als Bettel strafbare Hand-

Dalcke, Strafrecht

2l Auil. (19z8.)

18

274

UI. Strafgesetzbuch § 361.

schickt, oder Personen, welche seiner Gewalt7"*) und Aufsicht untergeben

sind und zu seiner Hausgenossenschast gehören, vom Betteln abzu­

halten unterläßt;7*) 5. wer sich dem Spiel, Trunk oder Müßiggang dergestalt hin­

gibt,

daß er in einen Zustand gerät, in welchem zu seinem Unter­

halte oder zum Unterhalte derjenigen, zu deren Ernährung er ver­

pflichtet ist, durch Bermittelung der Behörde fremde Hilfe in Anspruch genommen werden muß;78)

6.73 * *) * wer * * * * öffentlich 71 72 73 a) in einer Sitte oder Anstand verletzenden oder andere belästigenden Weise zur Unzucht74) aus fordert74 a) oder

sich dazu Mittetet; 6a.73) wer gewohnheitsmäßig74') zum Zwecke des Erwerbes in der

Nähe von Kirchen oder in der Nähe von Schulen oder anderen zum Besuche durch Kinder oder Jugendliche bestimmten Örtlichkeiten oder in einer Wohnung, in der Kinder oder jugendliche Personen zwischen drei und achtzehn Jahren wohnen, oder in einer Gemeinde mit weniger als langen, so können einzelne Ausnahmsfälle von Bettel neben der Landstteicherei strafbar sein. LK. Anm. 10. A.M Cassel GA. 52 S. 266. Wenn die das Betteln begleitende Drohung als eine im Sinne des § 253 anzusehen ist, ist letzter § an­ wendbar. E. 32 S 46. 70 a) Hierunter ist ein solches Rechtsverhältnis zu verstehen, kraft dessen jemand von einer andern Person in gewissem Grade Gehorsam zu fordern berechttgt ist. Celle GA. 49 S. 335. 71) Beide Eltern können sich gleichzeittg strafbar machen. GA. 42 S. 274. 72) Es muß sestgestellt werden, daß die Unfähigkeit zur Unterhaltung der Angehörigen durch Spiel, Trunk rc. herbeigeführt ist. R. 1 S. 366. Unter­ bringung in eine Anstalt oder sonstige Arbeitseinrichtung seitens der Verwaltungs­ behörde nach § 20 d. BO. v. 13. Febr. 24 (RGBl. I S. 100). 73) Der Wortlaut beruht auf dem Ges. v. 18. Febr. 27 (unter XVIII). 73 a) Es genügt, wenn eine einzelne Person krast ihrer Zugehörigkeit zur Allgemeinheit uud ihrer Teilnahme am öffentlichen Verkehr behelligt wird.' BayObLG. LZ. 22 S. 776. DRZ. 20 Nr. 517. 74) Der Begriff der Unzucht beschränkt sich nicht auf Beischlafvollziehung, er umfaßt alle den Anforderungen von Zucht und Sitte zuwiderlaufenden, die Erregung oder Befriedigung menschlicher Geschlechtslust bezweckender Hand­ lungen im Verkehr mehrerer Personen untereinander. E 37 S. 303. Ob die Unzucht zum Zwecke des Erwerbes, gewohnheitsmäßig oder nur gelegentlich ge­

trieben wird, ist gleichgülttg. Schloßmann, DIZ. 32 S. 711 (715). Es ist auch unerheblich, ob jemand an der Handlung Anstoß genommen und ob sie tat­ sächlich anstößig gewirkt hat.' Hamburg JurW. 57 S. 426. Kein Unterschied zwischen Mann und Frau. A.M. Hellwig, Ges. z. Bekämpfung der Geschlechtskrantheiten S. 329. 74 a) Es genügt, wenn die Aufforderung ihrer Art nach objektiv geeignet ist, als Belästigung empfunden zu werden. BayObLG. LZ. 22 S. 776. 74 U) Nur für die Unzuchtsausübung, nicht für die durch den Ort der Un­ zuchtsausübung charakterisierte besondere Begehungsart wird Gewohnheits­ mäßigkeit erfordert. Das Verbot besteht schlechthin ohne Einschränkung nach Zeit und Umständen. BayObLG. LZ. 22 S. 501. DRZ. 20 Nr. 237.

275

Übertretungen § 361.

fünfzehntausend zum

Schutze

Einwohnern,

für

welche die oberste Landesbehörde

der Jugend oder des öffentlichen Anstandes eine ent­

sprechende Anordnung getroffen hat, der Unzucht74) nachgeht.

7. wer,

wenn

er

aus

öffentlichen Armenmittelu

eine

Unter­

stützung empfängt, sich aus Arbeitsscheu weigert, die ihm von der Behörde angewiesene,

seinen

Kräften

angemessene Arbeit

zu

ver­

richten;^)

8. wer nach Verlust seines bisherigen Unterkommens78 75) 76binnen 77 der ihm von der zuständigen Behörde bestimmten Friste) sich kein anderweitiges Unterkommen verschafft hat und auch nicht nachweisen

kann, daß er solches der von ihm angewandten Bemühungen unge­

achtet nicht vermocht habe; 9. wer Kinder oder andere unter seiner Gewalt stehende Personen, welche seiner Aufsicht untergeben sind und zu seiner HauSgenoffeu-

schaft gehören, von der Begehung oon Diebstählen, sowie von der Begehung strafbarer Verletzungen der Zoll- oder Steuergesetze, oder der Gesetze zum Schutze der Forsten, der Feldfrüchte, der Jagd oder

der Fischerei abzuhalten unterläßt.

Die Vorschriften dieser Gesetze

über die Haftbarkeit für die den Täter treffenden Geldstrafen oder anderen Geldleistungen werden hierdurch nicht berührt;

10.78) wer, obschon er in der Lage ist, diejenigen, zu deren Er75) z. B. Nachtwächterdienste zu leisten. GA. 39 S. 182. 76) Unterkommen bedeutet nach vlshausen Anm. b nur Obdach, nach Rostock GA. 42 S. 274 auch die zum Unterhalt erforderlichen Mittel. Es ist nicht erforderlich, daß das Unterkommen auf ehrliche Weise erworben ist. E. 36 S. 59. Die bloße Anmeldung bei einer Herberge, ohne daß eine bestimmte Zu­ sage erteilt ist, genügt nicht. Recht 9 S. 22; GA. 52 S. 86. 77) Über die Frist entscheidet ausschließlich die Polizeibehörde. GA. 41 S. 296. 78) Die Übertretung kann nur vorsätzlich begangen werden. KG. JurR. 1 Nr. 335. Es ist das Bewußtsein deS Täters erforderlich, daß er zur Unterhalts­ leistung verpflichtet ist. KG. GA. 71 S. 140. Gute zivilrechtliche Berzugsetzung wird nicht vorausgesetzt. GA. 47 S- 469. Es genügt aber auch nicht, daß der Unterhaltungspflichtige den Unterhalt nicht leistet, sondern er muß sich der Unterhaltspflicht entziehen. GA. 48 S. 372. Leistungsfähigkeit ist auch dann gegeben, wenn der Verpflichtete keine entbehrlichen Mittel hat, aber imstande ist, solche durch Ausnutzung seiner Arbeitskraft zu gewinnen. Dresden, DRZ. 20 Nr. 323. Im Smne dieser Vorschrift ist leistungsfähig, wer die Mttel zur Erfüllung seiner Unterhaltspflicht durch Inanspruchnahme der Erwerbs­ losenfürsorge aufbringen kann Jena, JurR. 3 Nr 884. Ein den Unterhalts­ anspruch abweisendes rechtskräftiges, aber materiell unrichtiges Zivilurteil steht der Strafverfolgung entgegen. Dresden, GA. 61 S. 367. Die Vorschrift be­ zieht sich auch aus den Erzeuger eines unehelichen Kindes. Herrschende Ansicht. LK Anm. 4. Wegen Verletzung der Unterhaltspflicht gegenüber dem unehelichen Kinde kann eine Strafbarkeit erst dann eintreten, wenn der Verpflichtete imstande ist, mehr als den notdürftigen Unterhalt für sich, seine Frau und seine ehelichen Kinder zu verdienen. JurW. 54 S. 2158.

276

HI. Strafgesetzbuch § 362.

Nahrung er verpflichtet ist, zu unterhalten, sich dex Unterhaltspflicht

trotz der Aufforderung w) der zuständigen Behörde79 *) derart entzieht, daß durch Bermittelung der Behörde ftemde Hilfe79 b) in Anspruch genommen werden muß.

In den Fällen der Nr. 9 und 10 kann statt der Hast aus Geld­ strafe bis zu einhundertfunfzig Reichsmark erkannt werden. § 362.

Die nach Vorschrift des § 361 Nr. 3—8 Verurteilten

können zu Arbetten, welche ihren Fähigketten und Berhältntssm ange­ messen sind, ttmerhalb und, sofern sie von anderen freien Arbeitern ge­ trennt gehalten werden, auch außerhalb der Sttafanstalt angehalten werden.

Bet der Verurteilung zur Haft kann zugleich erkannt werden, daß die verurteilte Person nach verbüßter Strafe der Landespoltzeibehörde

zu überweisen sei.79 °)

Im Falle des § 361 Nr. 4 ist dieses jedoch nur

dann zulässig, wenn der Verurteilte in den letzten drei Jahren wegen dieser Übertretung mehrmals rechtskräftig verurteilt worden ist,80)81oder wenn derselbe unter Drohungen oder mtt Waffen gebettelt hat.9*) Durch die Überweisung erhält die Landespoltzeibehörde die 'Be­

fugnis, die verurteilte Person bis zu zwei Jahren entweder in ein Arbeitshaus uuterzubrtngen oder zu gemeinnützigen Arbeiten zu ver­ wenden. In den Fällen des § 3619h. 6,6 a kann die Landespolizeibehörde

die verurteilte Person statt in ein Arbeitshaus in eine BesserungS- oder

Erziehungsanstalt oder in ein Asyl unterbringen; die Unterbringung in ein Arbeitshaus ist unzulässig, falls die verurteilte Person zur Zett

der Verurteilung das achtzehnte Lebensjahr noch nicht vollendet hat. Ist gegen einen Ausländer auf Überweisung an die Landes-

79) Es genügt eine allgemeine Aufforderung ohne Angabe einer bestimmten Art der Unterhallsgewährung. Hamm GA. 59 & 379. 79 a) In Preußen sind nebeneinander Polizei- und Gemeindebehörden (Fürsorgebehörden) zur Aufforderung berechtigt. KG. GA. 55 S. 236. Kiel DRZ. 19 Nr. 1006. Nach Naumburg DRZ. 19 Nr. 351 gehört das Jugend­ amt nicht hrerher. A. M. Dresden DRZ. 19 9h. 985. 79 b) Fremd ist jede Hilfe, die dem Unterstützungsbedürftigen nicht von dem Unterhaltspflichtigen zukommt. Dresden GA. 56 S. 106. Nur materielle Häse iomntt in Frage., Karlsruhe v. 24. Febr. 27, Recht 31 Nr. 1078 79 c) Die Überweisung ist Nebenstrafe. Daher kann bei Jdealkonknrrenz mit Vergehen nicht auf sie erkannt werden. Königsberg v. 11. Mai 17, DSiZ. 4 S. 445. A M. Bayvl'LG. v. 21 Dezbr. 25, HöchftRR. 2 S. 293. Die Über­

weisung kann auch dann erfolgen, wer n innerhalb der letz'en 3 Jahre brretts eine solche ausgesprochen und die Einstellung in ein Arbeitshaus seitens der LPB^anch verhängt war. Dresden LZ. 22 S. 576. 80) Die Strafen können auch durch polizeiliche Sttafverfügungen festgesetzt sein. E. 36 S. 313. 81) Unter Drohungen bettelt auch der^ welcher nach erfolgter Abweisung droht. E. 35 S. 343; siehe auch Anm. 70 zu 8 361

277

Übertretungen § 363. Polizeibehörde

erkannt, so

kann

neben

oder

an Stelle der Unter­

bringung Verweisung aus dem Bundesgebiet efatreten.82)83 * * * * § 363.

Wer, um Behörden oder Privatpersonen zum Zwecke seines

besseren Fortkommens88) oder des besseren Fortkommens eines anderen

zu täuschen, $äffe8Sa), Militarabschiede, Wanderbücher oder sonstige Legitimationspapiere,88 d)8L) Dienst- oder Arbeitsbücher oder sonstige auf

82) Die Verweisung der Ausländer ist zeitlich unbeschränkt. GA. 39 S. 77. 83) Ein prinzipieller Unterschied findet zwischen den Erfordernissen des tz 363 u. des § 267 nicht statt, in dem ersteren ist nur das entscheidende Gewicht darauf gelegt, daß die Tat zum Zwecke des besseren Fortkommens des Täters oder eines Dritten geschehen ist. Unter besserem Fortkommen ist aber nicht jede bessere Gestaltung der äußeren Lebensverhältnisse zu verstehen. Der § 363 setzt in subjektiver Beziehung voraus, daß die Absicht des Täters, sich günstigere Bedingungen für sein Fortkommen zu verschaffen, eine unbestimmte, allgemeine ist und sich nicht gegen ein konkretes Recht eines Dritten richtet. E. 26 S. 83. § 363 hat namentlich solche Fälle im Auge,, in denen zur Erfüllung polizeilicher Kontrollvorschnsten Zeugnisse über Leumund, Borbildung, Erwerbs­ verhältnisse usw. behufs Anknüpfung neuer Arbeits- oder Erwerbsverhältnisse vorgelegt werden müssen. E. 8 S. 37. Hierunter fällt auch die Fälschung eines pfarramtlichen Tauszeugnisses zum Zwecke, die kirchliche Trauung zu er­ langen. E. 39 S. 75; ferner die Fälschung behufs Erlangung einer Schank­ konzession. E. 26 S. 83, und die Fälschung eines Zeugnisses, nm zu einer Prüfung zugelassen zu werden. E. 10 S. 162. Ferner fallen darunter falsche polizeiliche Ausweise, die gebraucht werden, um der Strafverfolgung zu ent­ gehen. E. 58 S. 74. Es kommt aber nicht der § 363, sondern § 267 zur Anwendung, wenn die Fälschung und der Gebrauch erfolgt ist, um Aufnahme in einem Seminar zu finden, oder um von einer bestimmten Person eine Unterstützung zu erhalten, GA. 39 S. 431 (vgl. aber 6. 43 S. 271), oder eine amtliche Anstellung oder solche als Lehrer oder Arbeitsstellung zu erhalten. E. 39 S. 77. E. 31 S. 296 ober, um die Stellung zur Vornahme strafbarer Handlungen zu mißbrauchen. GA. 62 S. 348, oder um sich eine gesetzwidrige Erleichterung der Jagdaus­ übung zu verschaffen oder um eine Strafe abzuwenden. R. 10 ©.214; oder wenn die Fähigkeitsbescheinigung nur für bestimmten Empfänger ausgestellt ist. E. 44. S. 369. DStZ. 5 S. 49, um sich eine Altersrente zu verschaffen. E. 22 S. 225; um eine bestimmte Arbeitsstellung bei einem bestimmten Werke mit bestimmten Rechten und Pflichten zu erlangen. E. 52 S. 186. A. M. F r a n f 1 2; um auf Grund eines gefälschten Reifezeugnisses immatrituliert zu werden. E. 60 S. 375. Auch eine Bescheinigung, daß der Arbeitnehmer die Beiträge zur Jnvaliditätsversicherung gezahlt habe, fällt nicht unter § 363, GA. 42 S. 401 u. E. 24 S. 348, ebensowenig ein Zivilversorgungsschein, E.27 S. 56; auch nicht ein Wandergewerbeschein, E. 42 S. 249; ebensowenig Fälschung eines Tauf­ scheines, um die Berechtigung zum Adel nachzuweisen, E. 29'S. 241. • Übertretung gegen § 363 kann ideell mit Betrug konkurrieren. E. 23 S. 43. A. M. LK. Anrn. 8. 83 a) 8 1 Nr. 6 u. . BO. über die Bestrafung von Zuwiderhandlungen gegen die Paßvorschriften v. 6. April 23 (RGBl. I S. 249). 83 b) Bezüglich der Quittungskarten und «Marken bestimmt die ReichsVersicherungsordnung vom 19. Juli 1911 in der Fassung v. 15. Dezdr. 24

278 Grund

III. Strafgesetzbuch § 863. besonderer

Führung--

Vorschriften

auszustellende

Zeugnisse,8ft)

oder Fähigkeitszeugnisse falsch anferiigt

oder

sowie

verfälscht,

oder wiflentlich von einer solchen falschen oder verfälschten Urkunde Gebrauch macht, wird mit Hast oder mit Geldstrafe bis zu huudertfunfzig Reichsmark bestraft.

ein-

— RGBl. S. 779 u. des Angestelltenversicherungsges. v. 20. Dezbr. II in Fassung v. 28. Mai 24 — RGBl. I S. 563. — Sonderdelikte. E.59 6.321. Recht 32 Nr. 695. § 1495 RBO.; §§ 343, 344 ALG.

ER.

Wer Quittungskarten mit unzulässigen Eintragungen oder mit besonderen Merkmalen versieht, kann vom Bersicherungsamt (Rentenausschusse BfA.) mit Ordnungsstrafe in Geld bestraft werden. Mit der gleichen Strafe kann bestraft werden, wer in Quittungskarten den Bordruck fälschlich ausfüllt oder die zur Ausfüllung des Vordrucks einge­ tragenen Worte oder Zahlen verfälscht oder wissentlich eine solche Karte gebraucht. Wer die Eintragungen, Merkmale oder Fälschungen in der Absicht macht, den Inhaber Arbeitgebern gegen Liber kenntlich zu machen, wird mit Geldstrafe oder mit Gefängnis bis zu sechs Monaten bestraft. Bei mildernden Umständen kann statt der Gefängnisstrafe auf Hast erkannt werden. Eine Verfolgung wegen Urkundenfälschung (§§ 267, 268 StGB.) tritt nur gegen Personen ein, welche die Fälschung in der Absicht begangen haben, sich oder anderen einen Bermögensvorteil zu verschaffen oder anderen einen Schaden zuzufügen. § 1496 RBO.; § 350 ABG.

Schöff.

Mit Gefängnis nicht unter drei Monaten, neben dem auf Verlust der bürger­ lichen Ehrenrechte erkannt werden kann, wird bestraft, wer Marken fälschlich an. fertigt oder verfälscht, um sie als echte zu verwenden, oder wer zu demselben Zwecke falsche Marken sich verschafft, verwendet, feilhält oder in Verkehr bringt. *)

Schöff

Mit der gleichen Strafe (§ 1496) wird bestraft, wer wissentlich bereits ver­ wendete Marken wieder verwendet oder zur Wiederverwendung sich verschafft, feilhält oder in Verkehr bringt. Bei mildernden Umständen darf auf Geldstrafe oder Haft erkannt werden.

§ 1497 RBO.; § 351 AVG.

§ 1498 RBO.; § 356 BfA.

In den Fällen der §§ 1496, 1497 ist zugleich auf Einziehung der Marken zu erkennen, auch wenn sie dem Verurteilten nicht gehören. Das muß auch ge­ schehen, wenn keine bestimmte Person verfolgt oder verurteilt werden kann. 84) Dahin gehören insbesondere Pässe, Geburtsatteste, Taufscheine und dergl. R. 7 S. 536 u. R. 7 S. 681. Ob auch sog. Brandatteste, wie E. 23 S. 43 annimmt, erscheint sehr zweifelhaft.

85) Der Aussteller muß zur Ausstellung des Zeugnisses besonders ver­ pflichtet sein. DIZ. 25 S. 532. Diplomzeugniffe einer technischen Hochschule fallen nicht unter diesen Begriff. E. 38 S. 145. *) Es ist nicht erforderlich, daß die Marken dem Publikum zugänglich gemacht sind, sondern es genügt jedes Überlassen an einen andern zu einer ihrer ursprünglichen Zweckbestimmung entsprechenden Benutzung. DIZ. 18 S. 1444. GA. 60 S. 444.

Übertretungen §§ 364 u. 365.

279

Gleiche Strafe trifft denjenigen, welcher zu demselben Zwecke von solchen für einen anderen8*) ausgestellten echten Urkunden, als ob sie

für ihn ausgestellt seien, Gebrauch macht, oder welcher solche für ihn

ausgestellte Urkunden einem anderen zu dem gedachten Zwecke überläßt. § 364

Mit Geldstrafe bis zu einhundertfünfzig Reichsmark wird

bestraft, wer wissentlich schon einmal verwendetes Stempelpapier nach

gänzlicher oder teilweiser Entfernung

der daraus gesetzten Schrift­

zeichen, oder schon einmal verwendete Stempelmarkev, Stempelblankette oder ausgeschnittene oder sonst abgetrennte Sternpelabdrücke der in

§ 276 bezeichneten Art veräußert oder seilhält. Gleiche Strafe trifft denjenigen, welcher wiffentlich schon einmal

verwendete Post- oder Telegrapheuwertzeichen nach gänzlicher oder teil­ weiser Entfernung des Entwertungszeichens veräußert oder feilhält.

§ 365

Wer in einer Schankstube8?) oder an einem öffentlichen

Vergnügungsorte

über die gebotene Polizeistunde hinaus verweilt,

ungeachtet der Wirt, sein Vertreter8e) oder ein Polizeibeamter ihn 86) Das Papier muß wirklich für eine andere Person ausgestellt sein, nicht bloß auf einen anderen Namen. E. 10 S. 262. 87) Schankstube ist jedes offene Lokal, in dem Getränke zum Genuß auf der Stelle feilgehalten und gegen Entgelt verabfolgt werden. Auch Bahnhofs­ wirtschaften, bie der Polizeistunde unterworfen sind, C. 37 S. 260, jedoch E. 58 S. 137. Auch ein Privatzimmer kann als Schankstube angesehen werden, wenn tatsächlich Schankwirtschast darin betrieben wird, und die Be­ wirtung ohne Entgelt kann dann den Charakter der Gewerbsmäßigkeit tragen, wenn ein indirekter Vorteil damit verbunden ist. Daß gerade geistige Getränke auSgeschäntt werden, erfordert der Begriff der Schankstube nicht. KG. und Hamburg GA. 44 S. 403—405. Zusammenkünfte zur Besprechung von Wahlen sind hiervon nicht ausgenommen. OR. 15 S. 43 u. GA. 22 S. 56. — Schankgäste sind nur solche, welche sich im Schanklokale Getränke zum Genuß auf der Stelle gegen Bezahlung verabreichen lasten. KG. GA. 38 S. 77*. Für Logiergäste gilt die Polizeistunde auch dann nicht, wenn sie es nur ge­ worden sind, um an die Polizeistunde nicht gebunden zu sein. KG. GA. 51 S. 59. 88) Kein öffentl. Bergnügungsort ist eine räumliche Anlage, die be­ stimmungsgemäß nur zu Veranstaltungen von Vereinen und geschloffenen Gesell­ schaften verwendet werden soll und verwendet wird. E. 50 S. 327. Geschloffen ist eine Gesellschaft, wenn sie aus einem nach außen hin abgeschlossenen Kreis von Personen besteht, die nach innen miteinander verbunden sind, mag die innerliche Verbindung ans persönlichen Beziehungen, die zwischen den Mitgliedern bereits

bestehen, oder auf der Gemeinsamkeit des sachlichen Zwecks beruhen. KG. v. 9. Novbr. 05, GA. 54 S. 310. Siehe auch Celle GA. 52 S. 114 lSkatklub). Eine g. G. ist aber nicht vorhanden, wenn beliebige Gäste beim Eintr-itt der Polizeistunde sich lediglich zu dem Zweck zusammenschließen, sich die Fortsetzung des Wirtshausaufenthalts zu ermöglichen, mögen sie auch einen besonderen Raum angewiesen erhalten haben. Rostock v. 10. Febr. 11, Jahrb. d. Straft, u. Strafpr. 6 S. 111. Desgl. KG. v. 27 April 11. U. E. 89) Der faktische Vertreter des Wirts, insbesondere die Eheftau desselben, macht sich strafbar. KG. v. 30. Jan. 08, Recht 12 S. 388.

280

in. Strafgesetzbuch § 366.

zum Fortgehen aufgefordert hat, wird mit Geldstrafe bis zu einhundert­

fünfzig Reichsmark bestraft. Der Wirt, welcher daS Verweilen seiner Gäste über die gebotene

Polizeistunde 90) hinaus duldet,99») wird mit Geldstrafe biS zu einhundert­ fünfzig Reichsmark oder mit Hast bis zu vierzehn Tagen bestraft.

§ 366.

Mit Geldstrafe bis zu einhundertfüufzig Reichsmark oder

mit Haft bis zu vierzehn Tagen wird bestraft:

1. wer den gegen die Störung der Feier der Sonn- und Fest­

tage erlassenen Anordnungen zuwiderhandelt;91) HO) Art. I § 2 deS Not-Gesetzes v.24.Febr. 23 (RGBl, S. 147) — siehe Anm. 55 zu 8 33 GWO. — bestimmt: Die oberste Landespolizeibehörde oder die von ihr bestimmte Behörde hat Bestimmungen über die Festsetzung und Handhabung der Polizeistunde in Gastund Schantwirtschaften zu ertasten. Dabei ist vorzuschreiben, wann die Polizei­ stunde beginnt und wann sie endet, unter welchen Voraussetzungen sie verlängert oder verkürzt werden darf und wie ihre Einhaltung zu überwachen ist. Die Be­ stimmungen gellen gleichmäßig für alle Gast- und Schankwirtschaften eines be­ stimmten Gemeindebezirkes. Die Bestimmungen finden auch Anwendung auf geschlossene Gesellschaften (Klubs usw.) in einer Gast->oder Schankwirtschaft oder mit einer solchen in Ver­ bindung stehenden Räumen, soweit bannt ein gast- oder schantwirtschaftlicher Betrieb verbunden ist. Die Anordnung kann auch auf Räume ausgedehnt wer­ den, die im Eigentum geschlossener Gesellschaften stehen oder von ihnen eraiietet sind. Hierzu ist ergangen die BO. v. 20. Juni 23 (GS. S. 439). Zuständige Behörde ist hiernach der Oberpräsident (in Berlin der Polizeipräsident). Die Polizeistunde beginnt regelmäßig um 11 Uhr und darf bis längstens 3 Uhr morgens festgesetzt werden. Auch das Verweilen der Gäste über die Polizeistunde hinaus kann nach den auf Grund des Art. 18 2 (stehe tz 4 Abf. 2 in Anm. 55 zu 8 33 GO.) erlassenen Vorschriften strafbar sein. Ausübung des Schank­ betriebes ist es, wenn Getränke kurz vor Eintritt der Polizeistunde in der Absicht ityfer Umgehung verabfolgt werden. KG. GA. 70 S. 341 u. KG GA. 71 S 141. Auf studentische Berbindungshäuser, die in eigener Regie verwaltet 'werden, finden die Vorschriften über die Polizeistunde keine Anwendung. KG. DIZ. 30 S. 120. Dagegen wendet OVG. DIZ. 33 S. 458 Art. 1 § 2 Notges. auch auf Betriebe an, die keinen gewerbsmäßigen Ausschank haben. Die Zuwiderhandlungen sind als Vergehen strafbar. Dresden v. 29. Juli 25, LZ. 20 S. 854. Ordentliche Verjährung. Vgl. Anm. 55 zu 8 33 unter XV. . 90 a) Der Wirt muß zum Verlassen des Lokals aufgefordert haben. KG. v. 10. Oktbr. 05, GA. 52 S. 422. Die bloße Erklärung des Wirts, es sei Feier­ abend, genügt nicht, ebensowenig daS Einstellen des Ausschanks. KG. v. 24. Novbr. 13, LZ. 8 S. 311. Nach Braunschweig to. 17. Mai 94, GA. 43 S.61 genügt die Äußerung Feierabend. Nach dem N o t g e s e tz braucht eine Aufforderung der Gäste durch den Wirt zum Berlaffen des Lokals nicht erfolgt zu fein. KG. v. 24 Juni 25, GA. 70 S. 148, JurR 1 Nr. 1369, Dresden v. 25. Aug. 26, DRZ. 19 Nr. 81, dagegen Hamburg v. 29. März 24, DIZ. 30 S. 748 u. Darmstadt v. 12. Juni 25, JurR 1 Nr. 1398. 91) Über die Anordnungen gegen die Störung der Feier der Sonn- und

Feiertage siehe E. 20 S. 82. Es handelt sich danach nur um Störungen, welche nach außen hin wirksam unmittelbar in die äußere Erscheinung treten und als

Übertretungen § 366.

281

2 wer in Städten oder Dörfern übermäßig schnell fälprt91 * **) 92 * * oder ***************** reitet, oder auf öffentlichen Straßen oder $lä&en91b) der Städte oder

Dörfer mit gemeiner Gefahr Pferde einsährt") oder zureitet; 3. wer auf öffentlichen Wegen, Straßen, Plätzen9^) oder Waffer-

straßen das Vorbeifahren anderer mutwillig99*) verhindert;

4. wer in Städten mit Schlitten ohne feste Deichsel oder ohne Gelänte oder Schelle fährt;

5. wer Tiere in Städten oder Dörfern, auf öffentlichen Wegen, Straßen oder Plätzen, oder an anderen Orten, wo sie durch Aus­

reißen, Schlagen oder auf andere Weise Schaden anrichten können, mit Vernachlässigung der erforderlichen Sicherhettsmaßregeln stehen

läßt oder führt;99) solche geeignet sind, die äußere Heilighaltung der Sonn- und Festtags, die an denselben zu beobachtende äußere Ruhe und in diesem Sinne die allgemeine Sonntagßstier zu beeinträchtigen und zu stören. Eine Reihe wesentlicher Be­ stimmungen,. insbes. über die Vornahme gewerblicher Arbeiten, an Sonnund Feiertagen finden sich in den §§ 105 ff, der Gewerbeordnung. Außerdem ist die Heilighaltung der Sonntage durch eine Reihe von Polizeiverordn. der Regierungsbehörden geregelt, welche ihre gesetzliche Grundlage in der AKO. V. 7. Febr. 1837 (GS. S. 19) finden. Die allgemeine Sonntagsfeier beginnt nicht mit dem Anfänge des Kalendertages, sondern vielmehr erst mit den Morgenstunden des Sonntags. Anders aber verhält es sich mit den Vor­ abenden der drei großen Feste (Weihnachten, Ostern und Pfingsten), GA. 46 S. 141. Jagdausübung, wenn sie geräuschvoll ist, ist verboten. Johow 18 S. 324, ebenso eine Kegelerveransraltung. KG. JFGErg. 5 S. 174. Fuß­ ballwettspiele auf öffentlichen Plätzen. KG. JFGErg. 7 S. 290. Feuerlöschuugsübungen sind keme Störung der Sonntagsheiligung. KG. JFGErg. 7 S. 285. Eine Polrzeiver Ordnung, welche die Veranstaltung von Tanzmusiken an dem Vorabend des Bußtages verbietet, ist gültig. Johow 27 S. C 19; aber ungültig diejenige, die das Ende von Tanzlustdarkeiten an Sonnabenden auf 12 Uhr festsetzt. KG. v. 24. April 11, Johow 41 S.413; ein ernster Lichtbildervortrag ist keine Lustbarkeit. KG. v. 20. Aug. 26, GA. 71 S. 168. Eine PB., durch welche die Abhaltung öffentl. Versammlungen an den Feiertagen eingeschränkt wird, kann auch jetzt noch erlassen werden.,, KG. v. 22. Mai 25, JFGErg. 3 S. 323. Bei idealer Konkurrenz mit Übertretung gegen das Hausiersteuerges. (sub XVII) ist die Strafe aus diesem § festzusetzen. KG. V. 13. Dezbr. 09, DIZ. 15 S. 317. 91 a) Dahin gehört das Fahren von Sttaßenbahnwagen. KG. v. 12. Febr» 14, DIZ. 19 S. 701. 91 b) Plätze sind Straßenerweiteruugen oder zum Zwecke der Ansamm­ lung größerer Menschenmasien freigelaffene, von mehreren Seiten aus durch Wege oder Sttaßen zugängliche Bodenflächen. KG. Johow 35 S. 6 18. 92) Dahin gehört nicht ein bloßes Probefahren, Frankfurt GA.40S.352. 92 a) Der Täter muß an dem Erfolg seiner Handlung Freude haben Ein anderer Beweggrund, der die Handlung entschuldigen könnte, darf nicht vprliegen. KG. v. 17. Febr. 25, DIZ. 30 S. 1042. 93) Die ^Bestimmung bezieht sich nicht auf frei herumlaufende Tiere, ins­ besondere nicht auf Hunde auf einem geschloffenen Host. RGZ.GA. 46 S. 240.

III. Strafgesetzbuch § 366. 6. wer Hunde auf Menschen hetzt; 7. wer Steine oder andere harte Körper oder Unrat auf Menschen,

auf Pferde oder andere Zug- oder Lasttiere, gegen fremde Häuser,

Gebäude oder Einschließungen,

oder in Gärteu

oder

etngeschloffene

Räume wirst;w) 8. wer nach einer öffentlichen Straße94 *) oder Wasserstraße, oder nach Orten hinaus, wo Menschen zu verkehren pflegen, Sachen, durch deren

Umstürzen oder Herabfallen jemand beschädigt werden kann, ohne ge­ hörige Befestigung aufstellt oder aushängt, oder Sachen auf eine Weise

auSgießt oder auswirst, daß dadurch jemand beschädigt oder verun­

reinigt werden kann;95)96 9. wer auf öffentlichen Wegen, Straßen,94*) Plätzen oder Waffer-

straßen Gegenstände, durch welche der freie Verkehr gehindert wird, aufstestt, hinlegt oder liegen läßt;99)

10. wer die zur Erhaltung der Sicherheit, Bequemlichkeit, Rein­ lichkeit und Ruhe

auf den öffentlichen Wegen, Straßen,94 *)

Plätzen

oder Wasserstraßen erlassenen Polizeiverordnungen übertritt.97)*

94) Die Bestimmung dieses § hat keineswegs die Gefährdung der öffent­ lichen Sicherheit als Voraussetzung, sondern auch die Gefahr, die für ein ein­ zelnes Individuum entstehen kann. Breslau v. 20. Novbr. 94, GA. 42 S. 425. Daß die Menschen, Pferde rc. auch wirklich getroffen sind, ist nicht notwendig. E. 8 S. 306. Unter „Unrat" ist nicht bloß eine ekelerregende Substanz zu ver­ stehen, vielmehr jede, die verunreinigt. E. 21 S. 314. 94 a) Unter Straße sind zu verstehen alle Teile der in der Stadt gelegenen Bodenfläche, die durch ihre Lage und Beschaffenheit dem ungehinderten allge­ meinen Verkehr des Publikums offenftehen. Darmstadt v. 25. Septbr. 25, JurR. 1 Nr. 1598; auch Borgartenland. KG. DIZ. 33 S. 389. Es ist nicht erforderlich, daß der Werfende sich außerhalb der Straße befindet. GA. 53 S. 77. 95) Der Tatbestand liegt vor, sobald die mangelhafte Befestigung ein Herab­ stürzen objektiv möglich erscheinen läßt; auf den irrigen Glauben des Täters kommt es nicht an. E. 17 S. 303. 96) Der Täter muß sich der Rechtswidrigkeit seines Tuns bewußt sein. Colmar v. 18. Novbr. 02, GA. 51 S. 208. A. M. LK. Anm. 10. Im Sinne dieses § ist ein Weg schon dann ein öffentlicher, wenn er dem öffentlichen Ver­ kehr freigegeben ist. GA. 39 S. 82. E. 33 S. 373 u. KG. v. 11. März 01, Johow 21 S. 93. Abweichend GA. 39 S. 83. Beruht die Bestimmung zum öffentlichen Wege auf der Willenserklärung einer Privatperson, so geht diese Eigenschaft durch entsprechenden Widerruf verloren JurW. 38 S. 303. Hamm v. 14. Novbr. 13, DStZ. 1 S. 684. Darüber, was ein Verkehrshindernis ist, entscheidet die Örtlichkeit. Umfang des Verkehrs, Auffassung der Orts­

bewohner. Kassel GA. 51 S. 413. Celle GA. 71 S. 68. — Für die Ange­ hörigen, Angestellten rc. ist der Geschäftsherr verantwortlich, KG. GA. 41 S. 152. 97) Hierunter kann auch das Verteilen von Druckschriften üuf öffentlichen Straßen fallen. GA. 39 S. 354; auch der Einzeloerkaus von Theaterbillets. KG. v. 19. Juli 06, DIZ. 12 S. 71. Herumlauftnlassen von Hunden. KG. v. 12. Oktbr. 14, DStZ. 2 S. 559; auch das Stehenbleiben auf dem Bürger­ steige. KG. v. 16. Aug. 06, Recht 11 S. 786; auch das Ausrufen von Ber-

Übertretungen §§ 366 a il 367.

§ 366 a.

283

Wer die zum Schutze der Dünen und der Fluß- und

Meeresufer, sowie der auf denselben vorhandenen Anpflanzungen und

Anlagen erlassenen Polizeiverordnungen übertritt,

wird mit Geld­

strafe bis zu einhunderlfünfzig Reichsmark oder mit Hast bestraft. § 367. Mit Geldstrafe bis zu einhundertfüufzig Reichsmark oder

mit Hast wird bestraft: 1. wer ohne Borwissen der Behörde einen Leichnam98) beerdigt")

oder

beiseite schafft,*l)2 3oder 4 wer unbefugt einen Teil einer Leiche

aus dem Gewahrsam der dazu berechtigten Personen wegnimmt;'8)

2. wer den polizeilichen Anordnungen über vorzeitige Beerdigungen entgegeuhandelt;*) 3. wer ohne polizeiliche Erlaubnis Gift8) oder Arzeneien,8) soweit kaufsgegenständen. KG. v. 21. Oktbr. 07, DIZ. 13 S. 197, das Abspringen von der Straßenbahn. KG. v. 16. Jan. 08, ebenda S. 309. Vorausgesetzt werden nicht bloß gültige Polizeiverordnungen, vielmehr ist die Bestimmung in einer Polizeiverordnung, daß den Weisungen der Aussichts­ beamten unbedingt Folge zu leisten sei, ausreichend, um die Nichtbefolgung dieser Anordnungen und Weisungen strafbar -u machen. GA. 39 S. 448. Ebenso R. 9 S. 359. Bgl. KG. v. 12. Mai 02, GA. 52 S. 59. Auch Landesgesetze gelten im Sinne dieser Borlchnst als PolBO. DIZ. 10 S. 223. Eine PolBO., welche die Zulassung zu einem Gewerbebetrieb auf öffentlichen Straßen von einer polizeilichen Erlaubnis abhängig macht, ist unzulässig. BayObLG. JurR. 3 Nr. 776. — Die Straßenreinigungspflicht ist geregelt durch daS Gesetz v. 1. Juli 1912 (GS. S. 187). Ein Irrtum über die Eigenschaft der nicht ge­ reinigten Straße ist Strafrechtsirrtum. BayObLG. DRZ. 18 Nr. 531. Die BO. v. 24. Febr. 1816, die Verhütung der Verunreinigung der Flüsse und Kanäle bett. (GS. S. 108) ist noch in Gültigkeit und gilt als Pol.Berordn. im Sinne dieses § und zu den Verunreinigungen, welche dieselbe verbietet, ge­ hören nicht bloß solche, welche ein mechanisches Hindernis für die Schiffahrt bieten. GA. 40 S. 212 u. 41 S. 67. 98) Siehe Anm. 14 zu 8 168. Bgl. Hamburg JurR. 1928 S. 151. 99) Täter ist auch der, dem die Verfügung Über die Begräbnisstätte zusteht und der die Beerdigung anordnet oder gestattet. Celle GA. 58 S. 474. — Im Falle eines unnatürlichen Todes ist der StA. u. bzw. das Gericht zu be­ nachrichtigen. Die Unterlassung, der Anzeige fällt unter die Strafbestimmung der Nr. 1 bzw. Nr. 2 dieses §. Posen GA. 43 S. 61. Über Feuerbestattung

siehe Ges. v. 14. Septbr. 11 (GS. S. 193). 1) Hierunter ist eine Handlung zu verstehen, durch welche die Leiche ört­ lich aus der Lage, in der sie sich befindet, entfernt und der Behörde ihre Be­ sichtigung unmöglich gemacht oder doch erschwert wird. E. 28 S. 119. 1 a) Wegnahme bedeutet Bruch des Obhutverhältnisses. Hamburg JurR. 1928 S. 151. 2) Nach § 30 des Jugendwohlfahrtsgesetzes (hinter § 120 StGB.) wird derjenige, der ein Pflegekind oder uneheliches Kind in Pflege hat, mit Geldstrafe oder Hast oder mit Gefängnis bis zu drei Monaten bestraft, wenn er daS Kind ohne die vorgeschriebene Anzeige an das Jugendamt beerdigt. 3) Die vor Erlaß der Gew.Ordn. in Preußen ergangenen Verbote über den Handel mit Giften sind noch in Gültigkeit. KG. GA. 42 S. 279 u. 280. 4) Was als Arznei anzw'ehen ist, bestimmt sich zunächst nach der Kaiser!.

ER.

284

in. Strafgesetzbuch § 367.

der Handel mit denselben nicht fteigegebev ist,6) zubereitet, feilhält,6») verlaust6) oder sonst an andere überläßt;^)6) DO. d. 22. Ottbr. 01 (RGBl. S. 380). Arznei ist ein Mittel zur Beseittaung und Linderung von Krankheiten. Celle v. 7. Jan. 27, JurR. 3 Nr. 885. ES ist aber nicht bloß der Berkaus von wirklichen Arzneien verboten, sondern der 8 bezieht sich auf daS Verbot deS Feilhallens von Heilmitteln aller Art, ohne Unterschied, ob sie heilkräftige Stoffe enthalten und resp, unschädlich sind oder nicht. Destillate sind nicht schlechthin zum freien Verkehr zugelafsen. KG v. 27. Novbr. 08, Johow 37 S. C74 u. Johow 44 S. 447. Insbesondere gehören zu den Arzneien die in dem Verzeichnis B der BO. v. 22. Oktbr. 01 aufgeführten Stoffe. Maßgebend ist für die Entscheidung der Frage, welche Stoffe und Zubereitungen nur von konzessionierten Gifthändlern feilgehalten werden dürfen, die MPB. v. 22. Febr. 06 (BMBl. S. 42). KG. v. 30. April 08, Joh ow 36 S. C 78. Karbolwaffer darf außerhalb der Apotheken „zum äußeren Gebrauch" feilge­ halten werden. KG. v. 24. Mai 07, GA. 55 S. 123 Die Zubereitung der Stoffe ist dem freien Verkehr nicht entzogen. KG. I o h o w 23 S. C 56. Ob das Heilmittel für Menschen oder Tiere bestimmt ist, macht keinen Unter­ schied. Stettin u. KG. GA. 39 S. 83 u. 449. Es kommt auch nicht darauf an, ob die Arznei als Heilmittel angepriesen ist, das bestimmt sei, einen tranken Zustand zu heilen, sondern eS genügt, daß dieselbe als Heilmittel zubereitet ist und als solches feilgehalten wird. Breslau GA. 38 S. 366. Nicht genügt der Verkauf zu anderen Zwecken. E.22S. 197. Hierher gehört nicht Zahnpasta. KG. GA. 39 S. 355; auch nicht ohne weiteres ein Mittel gegen Kindergeschrei. Celle GA. 52 S. 113. Auch der Ankauf und das Feilhälten von Geheimmitteln ist strafbar. Landesgesetzl. Vorschriften, welche die Ankündigung mit Strafe bedrohen, sind in Kraft geblieben. E. 16 S. 360. Unter „Geheimmittel" versteht man ein staat­ lich nicht anerkanntes oder nicht genehmigtes Heilmittel gegen Krankheiten, das unter einem Namen empfohlen wird, welcher seine Natur und die Art seiner Zu­ sammensetzung nicht deutlich erkennen läßt. GA. 38 S. 454. Siehe auch E. 6 S. 329 u. R. 9 S. 625. 5) Freigegeben ist der Handel mit Arzneien, soweit sie nicht nach der BO. v. 22. Ottbr. 01 den Apotheken Vorbehalten sind. Siehe auch Anm. 11 zu 8 6 GWO. unter XV Der Großhandel ist überhaupt fteigegeben. 5 a) Feilhalten ist Bereithalten zum Zwecke des Verkaufs an das Publikum. BayObLG. v. 29. April 26, JurR. 2 Nr. 1449.. Bloßes Ankündigen und An­ preisen ist kein Feilhalten. KG. v. 19. Febr. 12, Johow 42 S. 426, auch nicht, wenn jemand einem Dritten die bei diesem von Kunden bestellten Waren liefert. BayObLG. v. 29. April 26, DIZ. 31 S. 968. Die Ankündigung und Verab­ folgung von Heilmitteln ist keine Ausübung der Heilkunde. KG. v. 28. Mai 06, Iohow 33 S. 69. Siehe auch MinErl. v. 28. Juni 02 u. 7. April 03 tetr. Bekämpfung oer Kurpfuscherei. MedMBl. S. 241, 163 u. 8 7 der ApothekerBetriebsordnung v. 18. Febr. 02, ebenda S. 69 (Verbot der Ausübung der Heilkunst). Eine PBO, welche die öffentliche Ankündigung der dem freien Ver­ kehr entzogenen Arzneimittel verbietet, ist nach KG. v. 20. April 23, JFGErg. 1 S. 178 ungültig. 6) Der Verkauf von Arzneien im Umherziehen darf nach 8 56 Nr. 9 der GewO, nicht ftattsinden. GA. 25 S. 227. Auch das unentgeltliche Verabfolgen an andere ist strafbar. E. 3 S. 119. Doch ist der Verkauf eines Mittels, bc&. auch als Arznei dienen kann, nicht strafbar, wenn es nicht als Arznei verkauft wird. Celle v. 7. Jan. 27, JurR. 3 Nr. 885* Verkäufer ist auch derjenige,

Übertretungen § 367. 4. wer ohne die vorgeschriebene Erlaubnis Schießpulver oder andere

explodierende Stoffe oder Feuerwerke zubereitet;9) 5.

wer

bei der

Aufbewahrung")

oder

bei

der

Beförderung

vop Gistwaren, Schießpulver oder Feuerwerken, oder bei der Aufbe­

wahrung, Beförderung, Verausgabung oder Verwendung von Spreng­ stoffen oder anderen explodierenden Stoffen, oder bei Ausübung der Befugnis zur Zubereitung oder Feilhaltung dieser Gegenstände, sowie

der Arzeneien") die deshalb ergangenen Verordnungen nicht befolgt; 5 a. wer bei Versendung oder Beförderung von leicht entzündlichen oder ätzenden Gegenständen durch die Post die deshalb ergangenen Ver­ ordnungen nicht befolgt;12) 6. wer Waren, Materialien oder andere Vorräte, welche sich leicht

von selbst entzünden oder leicht Feuer sangen, an Orten oder in Be­

hältnissen aufbewahrt, wo ihre Entzündung gefährlich werden kann, oder wer Stoffe, die nicht ohne Gefahr einer Entzündung bei einan­

der liegen können, ohne Absonderung aufbewahri;") 7. “) 8.

wer

ohne

polizeiliche Erlaubnis

an

bewohnten

oder von

bet für fremde Rechnung ober im fremden Namen das Heilmittel gegen Entgelt abgibt. BayObLG. v 29. April 26, JurR. 2 Nr. 1449. Gewerbsmäßig­ keit der Abgabe ist r icht erforderlich. Hamburg v. 27. Aug. 25, GA. 70 S. 225. § 367 Nr. 3 und § 148 Nr. 7 GWO. stehen nicht zueinander im Verhältnis der Gesetzeskonkurrenz. E. 47 S. 20. 7) Unter dem Überlassen an andere kann immer nur ein „in Berkehr­ bringen" verstanden werden. KG. GA. 46 S. 356. Ein Überlasten liegt auch bann vor, wenn der Arzt einer Krankenkaste die aus Mitteln der Krankenkaste angeschafften Arzneien an Mttglieder der Kaste verabfolgt. Celle GA» 61 S. 165. 8) Zur Strafbarkeit der Übertretung dieser Bestimmung als eines reinen Polizeidelikts genügt auch Fahrlässigkeit. GA. 44 S. 407. Siede auch GA. 53 S. 300. Einziehung nach § 40 des StGB, ist im Falle des § 367 Nr. 3 nicht zulässig. KG. GA. 46 S. 142. 9) Vgl. Ges. v. 9. Juni 84 gegen den verbrecherischen und gemeingef. Ge­ brauch von Sprengstoffen unter Nr. VI. 10) Hierunter ist jede Niederlegung zu vorübergehender ober dauernder Lagerung zu verstehen. München v. 6. gebt. 92, GA. 41 S. 68. Die Min. PBO. v. 22. gebr. 06 betr. den Handel mit Giften setzt voraus, daß die Auf­ bewahrer die Polizei! Genehmigung zum Feilhatten mit Giften erhalten haben. KG. v 14. März 24, DIZ. 29 S. 558. 11) Siehe oben Amn. 4. 12) Siehe § 5 b. PostO. v. 22. Dezbr. 21 (RGBl. I S. 1609). 13) Ausbewahren heißt die betr. Gegenstände an einem Orte lagern lasten, bis sie ihre bestimmungsmäßige Berwenbung finden; dies ist nicht der Fall, wenn Gegenstände z. B. zu dem Zwecke auf einen Ofen gelegt werden, damit sie dort schneller trocknen. E. 22 S. 435. Bgl. Anm. 9 zu tz 308. 14) Ausgehoben durch Lebensmittelgesetz v. 5. Juli 27 (RGBl. I S. 134) unter XIX

m. Strafgesetzbuch § 367. Menschen besuchten Orten18) Selbstgeschosse, Schlageisen oder Fuß­ angeln legt,

oder an solchen Orten mit Feuergewehr oder anderem

Schießwerkzeuge w) schießt,17 15 )16 18oder 19 Feuerwerkskörper abbrennt;

9. wer einem gesetzlichen Verbot18) zuwider Stoß-, Hieb- oder Schußwaffen, welche in Stöcken oder Röhren oder in ähnlicher Weise verborgen find, seilhält oder mit sich führt; 10. wer bei einer Schlägerei,

in welche er nicht ohne sein Vers

schulden hineingezogen worden ist, oder bei einem Angriff sich einer Waffe,

insbesondere eines

Meffers

oder eines anderen gefährlichen

Werkzeuges bedient;")

11. wer ohne polizeiliche Erlaubnis gefährliche wilde Tiere hält, 15) Dahin gehören auch solche Orte, bereit Betreten nicht erlaubt ist, die

aber doch von Menschen besucht werden. E. 9 S. 124; auch Gebäude, sofern sie abgesehen vom Täter noch von jemand bewohnt oder besucht werden. Celle GA. 54 S. 317. Es braucht die Eigenschaft eines Ortes als besuchten keine dauernde zu sein. E. 55 S. 252. Das Schießen muß in seiner Wirkung den betreffenden Ort gefährden. Breslau Recht 18 S. 465; oder das Publikum be­ lästigen. Ob Menschen vorhanden waren, ist gleichgültig. BayObLG. JurR. 3 Nr. 1871. 16) Ein Blaserohr in der Hand eines Knaben kann nicht hierher gerechnet werden. RGZ. GA. 38 S. 242; wohl aber eine Patrone, die durch einen Schlag mit einem Hammer zur Entladung zu bringen ist. Recht 15 Nr. 948. — Der Nachweis, daß scharf geschaffen wurde, ist nicht erforderlich. GA. 53 S. 439. Ein Beamter, der den Gebrauch der Schußwaffe für gegeben hält, ist straflos, auch wenn er sich hinsichtlich der Notwendigkeit des Gebrauchs im Irrtum befindet. Bei Borliegen von Notstand ist die Vorschrift nicht anwend­ bar. Celle v. 5. März 06, GA. 58 S. 240. 17) In dem bloßen Laden eines Gewehrs ist ein Schießen nicht zu finden. E. 48 S. 321. 18) Das Verbot kann auch durch eine Pol.Berordn. erfolgen. E. 20 S. 43, E.36 S. 109 u. S.248; ebenso KG. Johow26 S. O85 u. DIZ.8 S.502. OBG. v. 14. April 04, GA. 51 S. 372. Darüber, ob eine PBO. den «erkauf von Waffen an solche Personen, die außerhalb des Bezirks wohnen, beschränken darf siehe KG. DIZ. 18 S. 590 u. 19 S. 104. Auch Verordnungen, die den Waffenhändlern eine Buchführung für den Verkauf von Waffen vorschreiben, sind für zulässig erklärt. DIZ. 9 S. 461. Johow 32 S. C 59. 19) Die Bestimmung ist auch anwendbar, wenn sich an der Schlägerei, nur zwei Personen beteiligt haben. Celle GA. 49 S. 335. — Die Vorschrift findet Anwendung auf jeden Angriff und zwar auch auf einen solchen, welchen eine einzelne Person verübt hat. R. 10 S. 46; aber nicht auf die widerrechtl. Ab­ gabe von Schreckschüffen; (sie kann Nötigung sein). JurR. 1 Nr. 443. — Das Sichhinstellen vor einen andern mit einem geöffneten Meffer, um gegen ihn tätlich vorzugehen, ist noch kein Angriff. Recht 9 S. 113. Der Angegriffene selbst braucht sich eines Meffers nicht bedient zu haben. — Ein „sich bedienen" des Meffers durch de« Angreifenden liegt vor, sobald dasselbe in der Schlägerei in irgend einer Weise benutzt fft. Es ist nicht notwendig, daß mit demselben eine Tätlichkeit gegen eine Person verübt ist. E. 5 S. 170. — Der Einwand der Notwehr ist nicht ausgeschloffen. GA. 59 S. 312. — Ein Strafantrag ist nicht erforderlich. GA. 20 S. 409.

Übertretungen § 367.

287

oder wilde oder bösartige Tiere frei umherlaufen läßt,iea) oder in An­ sehung ihrer die erforderlichen Borsichtsmaßregelu zur Verhütung von

Beschädigungen unterläßt;

12. wer auf öffentlichen Straßen, Wegen oder Plätzen, auf Höfen,

in Häusern und überhaupt an Orten, an welchen Menschen verkehren,") Brunnen, Keller, Gruben, Öffnungen") oder Abhänge") dergestalt unverdeckr oder unverwahrt läßt, daß daraus Gefahr für andere ent­ stehen kann;")

13. wer trotz der polizeilichen Aufforderung eS unterläßt, Gebäude, welche dem Einsturz drohen,24 19)** auszubessern *** oder niederzureiben;

14. wer Bauten 26) oder Ausbesserungen von Gebäuden, Brun­ nen, Brücken, Schleusen oder anderen Bauwerken tormmmt,e6) ohn?

die von der Polizei angeordneten oder sonst erforderlichen Sicherungs­

maßregeln zu treffen; 15. wer als Bauherr,24B) Baumeister28b) oder Bauhandwerker2?) 19 a) Weder die Anwesenheit des Herrn noch das Anlegen eines Maul­ korbs schließt die Annahme aus, der bissige Hund sei frei umhergelaufen. JurW. 57 S. 569. 20) Auch ein Privatgarten, in dem Personen (Arbeiter) mit einer gewissen Regelmäßigkeit zu verkehren pflegen, gehört hierher. DIZ. 16 S. 156. Der Be­ griff des „Verkehrens" ist ein rein tatsächlicher. GA. 37 S. 202. 21) Hierzu gehört auch die Lücke in einem Treppengeländer. GA. 40 S. 306. 22) Hierunter ist nicht nur die hängende Fläche, sondern die seitlich durch sie begrenzte Masse zu verstehen. Stettin v. 25. Jan. 95, GA. 42 S. 427. 23) Darunter fallen auch gebrechliche Personen. GA. 37 S. 441. Fahr­ lässigkeit genügt. Olshausen Anm. a. Übrigens trifft die Verpflichtung

außer dem Eigentümer auch den Inhaber oder Verwalter, nicht aber jeden Nutzungsberechtigten. E. 6 S. 64. Jdealkonkurrenz mit § 222 ist möglich. GA. 45 S. 34. 24) Dies hat der Strafrichter nachzuprüfen. Hamm GA. 60 S. 155. BayObLG. JurW. 55 S. 1233. GA. 70 S. 246. 25) Die Begriffe „Bau" und „Bauwerk" sind hier im todtesten Umfange gebraucht, z. B. Ausschachtung von Sand- und Lehmgruben, Legung von Ton­ röhren unter einer Straße usw. GA. 42 S. 453. 26) Ist durch Polizeiverordn. ein schriftlicher Baukonsens vorgeschrieVen, so fällt derjenige unter diese Bestimmung, welcher auf Grund einer bloß mündlichen Erlaubnis baut. GA. 39 S. 208. Die Vorschrift bezieht sich auf den Bau­ herrn. RGZ. GA. 44 S. 298. A. M. LK. Anm. XIV 2. 26 a) Bauherr ist derjenige, dessen Wille den Bau beherrscht und, abgesehen von der technischen Seite für die Ausführung derart maßgebend ist, daß der Bau­ ausführende seinen Anordnungen nachzukommen hat. Ob er auch zivilrechtlich als Bauherr anzusehen ist, ist bedeutungslos. KG. v. 17. Oktbr. 07, DIZ. 13 S. 141. Nicht wird Bauherr, wer das Alleineigentum am Baugrundstück er­ wirbt und sich zur Fertigstellung des Baues bereit erklärt. BayObLG. GA. 72 S. 143. Dgl. Anm. 65 zu § 330. 26 b) Das ist derjenige, der die Ausführung des Bauwerks als Ganzes unmittelbar und in wesentlichen Beziehungen anordnet. DIZ. 7 S. 323.

HL Strafgesetzbuch § 368.

einen Bau 27 28)29 oder 30 eine Ausbesserung, wozu die polizeiliche Genehmigung erforderlich ist, ohne diese Genehmigung28^ oder mit eigenmächtiger"")

Abweichung von dem durch die Behörde genehmigten Bauplane auSführt oder ausführen läßt; 16. wer den über daS Abhalten von öffentlichen Versteigerungen

und über das Verabfolgen geistiger Getränke vor und bei öffentlichen Ver­ steigerungen erlaffenen polizeilichen Anordnungen28") zuwiderhandelt.

In den Fällen der Nr. 7 bis 9 kann neben der Geldstrafe oder

der Hast auf die Einziehung der verfälschten oder verdorbenen Ge­ tränke oder Eßwarey, ingleichen der Selbstgeschoffe, Schlageisen oder

Fußangeln, sowie der verbotenen Waffen erkannt werden, ohne Unter­ schied, ob sie dem Verurteilten gehören oder nicht.

§ 368.

Mit Geldstrafe bis zu einhundertfünfzig Reichsmark oder

mit Hast bis zu vierzehn Tagen wird bestraft:

1. wer den polizeilichen Anordnungen über die Schließung der

Weinberge zuwiderhandelt; 2. wer das durch gesetzliche oder polizeiliche Anordnungen gebotene Raupen unterläßt;")

3. wer ohne polizeiliche Erlaubnis eine neue Feuerstätte errichtet oder eine bereits vorhandene an einen anderen Ort verlegt;") 27) Hierher gehören nicht alle Personen, welche die handwerksmäßigen Arbeiten beim Bau ausführen, es wird vielmehr eine Tätigkeit verlangt, die darauf gerichtet ist, den Bau durch planmäßige Verwendung der eigenen Arbeits­ kraft und Kenntnisse sowie gegebenenfalls durch Leitung mechanisch arbeitender Gehilfen zur Vollendung zu bringen. KG. v. 9. Juli 06, DIZ. 12 S. 71. 26) Das wesentliche Merkmal eines Baues bildet dessen Jmmobiliareigenschast und Untrennbarkeit von der Grundfläche. So Dresden in GA. 42 S. 52, abweichend KG. ebenda. Eine Antenne ist nur dann ein Bauwerk, wenn sie mittels einer Bautätigkeit hergestellt ist. KG. v. 2. Juli 26, JurR. 2 Nr. 1886. Bauausführung ist auch die Errichtung eines Brunnens. KG. v. 24. Mai 09, DIZ. 14 S. 829. Schon der Beginn der Ausführung ist strafbar. BayObL. v. 5. Oktbr. 25, JurR. 1 Nr. 1937, GA. 70 S. 245. Die Übertretung beginnt

mit

dem

Abschluß

der Ausführung

des Baues zu verjähren.

Recht 8

S. 487. ' 28 a) Nack rechtskräftiger Verurteilung wegen Bauens ohne polizeiliche

Genehmigung ist eine nochmalige Verurteilung wegen Nichterfüllung der bei der nachträglichen Genehmigung gemachten Auflagen unzulässig. BayObLG. v. 27. Jan. 27, JurR. 3 Nr. 988. 28 b) Schuldhaft handelt auch der, der fahrlässig zu prüfen unterläßt, ob die bauliche Maßnahme mit dem Plan iibereinstimmt. KG. DRZ. 19 Nr. 976. 28 c) BO. v. 10. Juli 02 (HMBl. S. 270). 29) Auch hier wie bei Nr. 1 bedarf es nicht besonderer Pol.Berordn. OTr. v. 21. Febr. 77, JMBl. S. 72. Johow 20 S. 6103. 30) Hier liegt kein Dauerdelikt vor, die Verjährung beginnt mit der Er­ richtung oder Verlegung der Feuerstätte. E. 22 S. 435. Feuerstätte ist auch ein Kartoffeldämpfer. KG. v. 19. Mai 26, DIZ. 31 S. 1570.

Übertretungen § 368. 4. wer es unterläßt, dafür zu sorgen, daß die Feuerstätten in

seinem Hause in baulichem und brandsicherem Zustande unterhalten, oder daß die Schornsteine zur rechten Zeit") gereinigt werden;

5. wer Scheunen, Ställe, Böden oder andere Räume, welche zur

Aufbewahrung feuerfangender Sachen dienen, mit unverwahrtem Feuer oder Licht betritt, oder sich denselben mit unverwahrtem Feuer oder

Licht nähert;")

6. wer an gefährlichen Stellen in Wäldern oder Heiden, oder in

gefährlicher Nähe von Gebäuden oder seuerfangenden Sachen Feuer ".*)

anzündet;") 7. wer in gefährlicher Nahe von Gebäuden oder feuerfangenden Sachen mit Feuergewehr schießt") oder Feuerwerke abbrennt;

8. wer die polizeilich vorgeschriebenen Feuerlöschgerätschasteu über­ haupt nicht oder nicht in brauchbarem Zustande hält oder andere feuerpolizeiliche Anordnungen") nicht befolgt;

A. wer unbefugt") über Gärten oder Weinberge, oder vor be-

31) D. i. zu der gesetzlich vorgeschriebenen oder nach den Umständen des Falles erforderlichen Zeit. KG. GA. 41 S. 428. Der Hauseigentümer kann die Verpflichtung nicht durch Vertrag auf einen anderen abwälzen. BayObLG. v. 5. März 25, DRZ. 17 Nr. 383. 32) Feuerfangend kann eine Sache sein, auch wenn sie in einem unverschloffenen Raum aufbewahrt wird. E. 30 S. 108 (113). Ob ein Feuer un­ verwahrt ist, hängt von der Feuergefährlichkeit der Sachen, ihrer Entfernung vom Feuer und von den Schutzvorrichtungen ab. E. 7 S. 202. Recht 10 S. 195. Landesfeuerpvlizeiliche Vorschriften sind zulässig. E. 7 S. 201. Vgl. §§ 28, 40 Feld u. ForstPG. sub XII. 32 a) Darunter fällt brennendes Streichholz oder Benzinfeuerzeug. Breslau v. 10. März 25, JurR. 1 Nr. 545. 33) oder für das Weiterbrennen tätig ist. GA. 46 S. 114. 34) Hierunter fällt auch das Abseuern blinder Schüsse. Das Schießen mit nicht feuergefährlichen Schiebwerkzeugen (Windbüchsen, Fl oberts rc.) gehört also nicht hierher, sondern fällt unter § 367 Nr. 8. Dalcke-Delius, Jagdr. S. 63. Jagdberechtigung des Täters ist unerheblich. F r a n k VH. Vgl. Waffen gesetz sub XXIV. 35) Darunter sind solche allgemeine Anordn, zu verstehen, die gegenüber jedem Einwohner des Bezirks, für den sie erlassen, Geltung haben, während sich § 360 Nr. 10 nur auf individuelle Weisungen der Polizeibehörde bezieht. KG. GA. 37 S. 308. Außerdem umfaßt der Begriff alle Anordnungen, welche sich auf das Feuerlöschwesen überhaupt beziehen. KG. GA. 42 S. 281. Es fallen aber nicht darunter ortsstatutarische Vorschriften Über die Verpflichtung der Gemeindemitglieder zum Eintritt in die Pflichtfeuerwehr. KG. v. 13. April 08, Johow 36 S. 0 8. Siehe auch Ges. über die Befugnis der Polizeibehörden zum Erlaffe von PO. über die Verpflichtung zur Hilfeleistung bei Bränden v. 21. Dezbr. 04 (GS. S. 291). Hiernach sind PO. gültig, welche die Inhaber Von Gespannen verpflichten, Pferde für die Feuerlöschübungen gegen Entgelt zu stellen. KG. v. 20. Jan. 11, Johow 41 S. 437. 36) Die irrige Annahme einer Wegcgercchtigkeit kann die Strafbarkeit aus­ schließen. DStZ. 1 S. 679. Die Vorschrift bezieht sich auch auf Forstgrundstücke. Dalcke. Strafrecht

2,. Aust. (1928.)

ltf

290

III. Strafgesetzbuch § 368.

endeter36a) Ernte über Wiesen oder bestellte Äcker, oder über solche Äcker, Wiesen, Weiden oder Schonungen, welche mit einer Einfriedigung ver­ sehen sind, oder deren Betreten durch Warnungszeichen37 * *)38 * untersagt * 39 **********

ist, oder auf einem durch Warnungszeichen geschlossenen Privatwege geht, fährt, reitet oder Vieh treibt;

10.

wer

ohne

sonstige Befugnis3^) des

öffentlichen,

des

Genehmigung

auf

zum

einem

gemeinen

wenn auch nicht jagend,

doch

Jagdberechtigten

fremden Jagdgebiete3^)

Gebrauche

zur

Jagd

bestimmten

ausgerüstet,4 Z

oder

ohne

außerhalb Weges, 40)

betroffen

wird; 42) Sie ist durch F. u. FPG. (vgl. §§ 8 u. 32) nicht beseitigt. Es darf somit das Be­ treten von Privatwegen in Wäldern untersagt werden. KG. GA. 53 S. 181 u. KG. Recht 13 S. 158, DIZ. 14 S. 213. Es ist zulässig, einen Privatweg nur für einige Arten von Fahrzeugen (z. B. Fahrräder) zu sperren. KG. Recht 18 S. 711. Unbefugt handelt nicht, wer gemäß § 917 BGB. ein Recht auf einen Notweg hat, mag dies Recht auch noch nicht durch Urteil festgestellt sein. KG. DIZ. 14 S. 1446. Der Jagdberechtigte betritt fremde Äcker nicht unbefugt, richtet er aber Schaden an, so ist er zum Ersatz verpflichtet. München GA. 43 S. 137. Fahrlässige Übertretung ist nicht strafbar. Braunschweig GA. 53 S. 82. 36 a) Unter beendeter Ernte ist der nach der gewöhnlichen Ertragsfähigkeit der einzelnen Wiese mögliche d. i. regelmäßige letzte Jahresschnitt einschließlich der Einführung des Grummets zu verstehen. BayObLG. v. 5. Juni 24, LZ. 18 S. 597. 37) Nur solche Warnungszeichen sind zu beachten, welche von einer be­ rechtigten Person gesetzt sind. OTr. GA. 24 S. 470. Hierher gehört auch ein Schlagbaum, wenn er die Sperrung des Weges bezweckt. KG. DIZ. 16 S. 96. 38) Forstschutzbeamte können in Ausübung des Forst- und Jagdschutzes auch fremde Reviere betreten. E. 16 S. 197. Die Befugnis kann auch durch § 228 BGB. gegeben sein. Rostock DIZ. 16 S. 544. Jedoch nach Erschöpfung der durch JO. gewährten Möglichkeiten. Kiel JurR. 2 Nr. 762. 39) Der Staat ist Inhaber d. Jagdr. am Meeresstrande. Marienwerder GA. 47 S. 470. 40) Zum Gebrauch bestimmt ist nur der eigentliche Weg, nicht auch die Böschungen, Seitengräben usw. E. 16 S. 203. Der Irrtum des Täters über die Öffentlichkeit des Weges schließt die Strafbarkeit aus. München GA. 41 S. 152. 41) Zur Jagd ausgerüstet ist, wer Jagdgerät, insbesondere ein Gewehr bei sich führt, von dem er in jedem Augenblicke Gebrauch machen kann. Daß das Gewehr auseinander genommen ist, schließt die Jagdausrüstung nicht aus. R. 1 S. 671 u. R. 9 S. 556. Nach BayObLG. v. 7. Aug. 25, DIZ. 30 S. 1514. DRZ. 17 Nr. 489 muß das Jagdgerät, das zur Ausübung der Jagd auf jagdbare Tiere bestimmt sein muß, zur Verwendung bei der Jagd dauernd bereit sein. Ebenso LK. Anm. X 5. Das Mitführen eines Jagdhundes ist nicht strafbar, wenn dem Begleiter des Jagdhundes nicht das Bewußtsein innewohnt, daß er durch das Mitführen des Hundes zur Jagd ausgerüstet sei. Celle GA. 48 S. 148. Zum Tatbestände dieser Übertretung gehört nicht bewußte Widerrecht­ lichkeit, es liegt ein reines Polizeidelikt vor und genügt also Fahrlässigkeit. Darmstadt GA. 44 S. 174. Dalcke-Delius S. 379 u. E. 38 S. 104.

Übertretungen § 369.

291

11. wer unbefugt Eier oder Sunge43) von jagdbarem Federwild

oder von Singvögeln ausnimmt.44) 8 369.

Mit Geldstrafe bis zu einhundertfünszig Reichsmark oder

mit Hast bis zu vier Wochen werden bestraft:

1. Personen, welche ohne obrigkeitliche Anweisung oder ohne Ge­ nehmigung des Inhabers einer Wohnung Schlüssel zu Zimmern oder

Behältnissen in der

letzteren unfertigen oder Schlösser an denselben

öffnen, ohne Genehmigung des Hausbesitzers oder seines Stellvertreters

einen Hausschlüssel") ansertigen, oder ohne Erlaubnis der Polizei­ behörde Nachschlüssel oder Dietriche verabfolgen;

2.46) Hat der A. bet Beginn der Pacht Erkundigungen über die Grenzen seines Bezirks beim Gemeindevorsteher eingezogen, so hat er das getan, was von ihm verlangt werden konnte. KG. v. 3. Juli 12, Recht 17 S. 473. 42) Dazu gehört nich*, daß der Täter körperlich betroffen wird. R. 3 S. 352 u. E. 5 S. 72. 43) Siehe § 42 JO. unter X , 44) Soweit es sich um den Schutz von Singvögeln handelt, ist das Bogelschutzgesetz v. 30. Mai 08 (sub XIV) maßgebend. Über jagdbares Feder­ wild siehe § 1 JO. (sub X). 45) As solcher ist kein Schlüsiel anzusehen, der einen Torweg öffnet, durch den man in das unverschlossene Haus gelangen kann. KG. GA. 43 S. 268. 46) Nr. 2 ist aufgehoben durch die Maß- und Gewichtsordnung v. 30. Mai 08 (RGBl. G. 349). Auf Grund des § 19 ist die Eichordnung für das Deutsche Reich vom 8. Novbr. 11 (RGBl. S. 960 — Beilage) u. Bek. v. 29. Juni 15 (RGBl. S. 431) erlassen. Siehe auch Bek. v. 2. März u. v. 27. Dezbr. 21 (RGBl. S. 260 — u. 1922 — S. 2), BO. v. 29. Oktbr. 26 (RGBl. I S. 483) u. BO. v. 21. Dezbr. 27 (RGBl. I S. 495). §§ 6 u. 22 der Matz- uub GewtchtSordnung lauten: § G. Zum Messen und Wägen im öffentlichen Berkehre,a) sofern dadurch der Umfang von Leistungen bestimmt werden soll, dürfen nur geeichte Maße, Gewichte und Waagen angewendet und bereit gehalten werden?) Zum öffent-

a) Der Begriff „öffentlicher Verkehr" setzt nicht Veräußerung an einem öffentlichen Orte, etwa auf öffentlichem Markt oder sonst an einer offenen Verkaufsstelle voraus, sondern nur, daß dem einzelnen Privaten ein beliebiger, unbestimmter, bisher möglicherweise unbekannter Dritter, dessen Person lediglich aus dem Geschäftsbedürfnis ohne Rücksicht auf persönliche Verhältnisse sich er­ gibt und in diesem Sinne die Gesamtheit des Publikums, also die Öffentlichkeit, entgegentritt. KG. v. 2. Novbr. 25, JurR. 1 Nr. 1955. Im Gegensatz dazu steht der innere Verkehr int einzelnen Betriebe oder der einseitige Privat­ gebrauch. Daher kein öffentlicher Verkehr bei Deputatentlohnung. Celle v. 20. Mai 24, JurW. 54 S. 2276. b) Bereithalten heißt, daß die Waage an einem Orte, an dem der öffent­ liche Verkehr sich mit Kenntnis des Täters — sei es auch nur gelegentlich voll­ zieht, so aufdewahrt wird, daß ihre Anwendung zum Wägen möglich erscheint und nach^age der Verhältnisse zu erwarten ist. Hamm v. 27. Mai 25, JurR. 1 Nr. 1420 und Könige berg v. 22. Oktbr. 25 (ungedruckt), BayObLG. v.

21.

Juli 25, JurR. 1 Nr 1954.

ID. Strafgesetzbuch § 370.

3. Gewerbetreibende, Vorschriften

nicht

wenn sie die

welche m Feuer arbeiten,

befolgen,

welche

von

der Polizeibehörde

wegen

Anlegung und Verwahrung ihrer Feuerstätten, sowie wegen der Art und der Zeit, sich des Feuers zu bedienen, «lasten find. § 370.

MU Geldstrafe bis zu einhundertfünfzig Reichsmark oder

mtt Hast wird bestraft: 1. wer unbefugt ein stemdes Grundstück, einen öffentlichen oder Privatweg oder einen Grenzrain

durch Abgraben

oder Abpflügen

verringert;^')

2. wer unbefugt von öffentlichen oder Privatwegen Erde, Steine) im Sinne dieses Gesetzes ist der inlinern

Forst oder auf einem anderen hauptsäcklich zur Holznutzuug bestimmten

Grundstücksverübte Diebstahl:') 1) Nicht Holzdiebstahl, vgl. § 1 Sh. 4. 2) Bei der Entscheidung der Frage, ob ein Forstdiebstahl vorliegt, kommt es wesentlich auf den Ort, nämlich darauf an, db das betreffende Grundstück zur Holznutzung bestimmt ist, nicht darauf, ob das gestohlene Holz der Holz­ nutzung wegen gezogen war. Wer z. B. wilde Rosenstöcke aus einem Walde entwendet, ist unbedingt wegen Forstdiebstahls zu bestrafen. Ein waldartiger

Park, bei -em die Durchforstung nur insoweit erfolgt, als die Zwecke der Ver­ schönerung und Erhaltung seiner Bestimmung es erfordern, gehört nicht hierher. Recht 24 Nr. 3557. 3) Also Diebstahl. Die Absicht einer rechtswidrigen Zueignung ist auch hier notwendig. Die Wegnahme und Aneignung von Baumstämmen, welche die gorstverwaltung nach Absägen der Kronen zu MarkpfLhlen und Einfriedigungen bestimmt hat, ist nicht Diebstahl, sondern nur Forstdiebstahl. E. 9 S. 72. Die Wegnahme von Weiden, welche auf einer durch eine strombauliche Anlage entstandenen An­ landung gewachsen sind, ist nicht unter allen Umständen als Diebstahl anzusehen, sondern kann auch als ForstdiebftahL erachtet werden. E. 18 S. 436. Werden Weidenruten von Anpflanzungen auf Anlandungen der Flußufer entwendet, so kommt nicht tz 15 des F. u. FPG. zur Anwendung, sondern es liegt entweder ein gewöhnlicher Diebstahl oder, wenn die Weiden zugleich als Holznutzung dienen, ein Forstdiebstahl vor, E. 20 S. 11. Das Abhauen und Entwenden von Ästen bereits gefällter Bäume im Walde, mit deren Zubereitung noch nicht begonnen worden, ist gemeiner, nicht Forstdieb­ stahl. E. 25 S. 393. Wenn der Holzdieb das ihm vom Förster abgenommene Hol- sich später doch wieder zueignet» so begeht er einen neuen selbständig strafbaren Diebstahl. R. 7 S. 597. GA. 44 S. 50. Diebstahl an Holz, welches ein Holzdieb im Walde zurückgelaffen, ist ge­ meiner Diebstahl. OTr. GA. 16 S. 148. Geschieht das Abhauen der Bäume aber nicht in der Absicht rechtswidriger Zueignung, sondern aus Rache, so. liegt Sachbeschädigung vor. R. 3 S. 67. Der im Staatsdienste angestellte Förster, welcher in dem seiner Obhut an­ vertrauten Walde Holz schlagen läßt und sich zueignet, begeht keine Unterschlagung,

XI. ForstdiebstahlSgesetz § 2.

ER

1. an Holz, welches noch nicht vom Stamme oder vom Boden getrennt ist;*) 2. an Holz, welches durch Zufall abgebrochen oder umgeworfen, und mit dessen Zurichtung noch nicht der Anfang gemacht worden ist;6) 3. an Spänen,6) Abraum?) oder Borke,6) sofern dieselben noch nicht in einer umschlossenen Holzablage *) sich befinden, oder noch nicht geworben oder emgesammelt sind; 4. an anderen Walderzeugnissen, insbesondere,0) Holzpflanzen, Gras, Haide, Plaggen, Moos, Laub, Streuwerk, Nadelholz­ zapfen, Waldsämereien, Baumsast und Harz,") sofern dieselben noch nicht geworben oder eingesammelt sind. Das unbefugte Sammeln von Krautern, Beeren und Pilzen") unterliegt forstpolizeiltchen Bestimmungen. § 2.18) Der Forstdiebstahl"») wird mit einer Geldstrafe vom ein­ sondern einen gemeinen Diebstahl oder Forstdiebstahl, je nachdem er die Absicht zu stehlen erst r^ach dem Schlagen des Holzes oder schon bei dem Fällen desselben gehabt hat. E. 14 S. 305. 4) Wesentlich ist also die Trennung vom Stamme. Dazu gehören daher Zweige, aber nicht Blätter und Nadeln. KG. JFGErg. 6 S. 333. 5) Also z. B. Windbruch, Lagerholz, Raff- und Leseholz rc. Ob der Anfang mit der Zurichtung gemacht worden, ist reine Tatstage. GA. 18 S. 121. Es soll genügen, wenn ein Forstbeamter eine Nummer auf das Holz geschrieben hat. 6) Hierzu gehören auch die sog. Felgenspähne. OTr. GA. 5 S. 682. 7) Unter Abraum sind Abfälle geringen Wertes zu verstehen, die in abge­ holzten Schlägen zurückgelassen sind, welche der Waldeigentümer noch nicht als bereits gewonnene Objekte seiner Nutzungsberechtigung betrachtet, zum Verar­ beiten oder zur Verwertung eingesammelt, zusammengebunden, zusammenge­ schichtet hat. E. 35. S. 161. Hierunter kann auch zum Verkauf bestimmter Reisig fallen. DStZ. 1 S. 275. — Abraum gehört zum Begriff des Raff- und Lese­ holzes im Sinne § 215 I Tit. 22 ALR. GA. 60 S. 423. 8) Hierher gehört nicht solche Borke, welche vom Berechtigten im wirtschaft­ lichen Verfahren behufs bestimmter Verwendung abgelöst wird. GA. 3 S. 254. 9) Darunter ist kein umschlossener Raum im Sinne des StGB, zu ver­ stehen, sondern jeder Ort, wohin bestimmungsmäßig geschlagenes Holz zur vor­ läufigen Aufbewahrung und späteren Fortschaffung gebracht wird, Groschuff Anm. 10 c. 10) Es sind hier nur Beispiele aufgeführt. 11) In diesen Fällen kann ideale Konkurrenz mit § 26 Nr. 5 des F. u. FPG. vorliegen. 12) Diese Bestimmung gilt aber nur für den Umfang der im § 1 dieses Ges. bezeichneten Grundstücke. 13) Der Wortlaut beruht auf dem Ges. v. 14. Dezember 1920 (GS. 1921 S. 103) und der BO. v. 12. März 24 (GS. S. 127).

369

XI. Forstdiebstahlsgesetz § 3.

fachen bis zum fünffachen Wertes des Entwendeten, jedoch niemals unter einer Reichsmark bestraft.")

Sind mildernde Umstände vorhanden, so

kann die Strafe bis auf eine Reichsmark ermäßigt werden, wenn der

Wert des Entwendeten höher ist. § 3.14 1S)16Der 17 *Forstdiebstahl wird mit einer Geldstrafe vom zweifachen

bis zum zehnfachen Werte des Entwendeten,*9') jedoch niemals unter zwei Reichsmark bestraft. ...

1. wenn der Forstdiebstahl an einem Sonn- oder Festtage oder in der Zeit von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang begangen ist; 2. wenn der Täter Mittel angewendet hat, um sich unkenntlich zu

machen;

3. wenn der Täter dem Bestohlenen oder der mit dem Forstschutz betrauten Person seinen Namen oder Wohnort anzugeben sich

geweigert hat,") oder falsche Angaben über seinen oder seiner

Gehilfen Namen oder Wohnort gemacht,*-) oder auf Anrufen des Bestohlenen oder der mit dem Forstschutz betrauten Person,

stehen zn bleiben,") die Flucht ergriffen oder fortgesetzt hat; 4. wenn der Täter in den Fällen Nr. 1—3 § 1 zur Begehung

des Forstdiebstahls sich eines schneidenden Werkzeuges, insbe­ sondere der Säge, der Schere oder des Messers bedient hat;19)20

5. wenn der Täter die Ausantwortung der zum Forstdiebstahl bestimmten Werkzeuge verweigert;3Q) 14) Kann der Wert nicht ermittelt werden, so ist auf mindestens eine Reichsmark zu erkennen. Groschuff, Nebenges. Anm. 4. Siehe Anm. 29a.

15) Bei mehreren selbständigen Forstdiebstählen ist für jeden einzelnen die volle Strafe zu erkennen. Wegen der Ersatzfreiheitsstrafe stehe § 13» 16) Das Wort „hat" beruht hier auf einem Redaktivnsfehler, auch die falschen Angaben rc. muffen dem Bestohlenen oder Forstschutzbeamten gegenüber gemacht sein. Oehlschläger und Bernhardt 5. Aufl. S. 11. 17) Die Angabe des falschen Namens kann nicht selbständig als Über­

tretung des § 360 Nr. 8 StGB, bestraft werden, dieselbe kommt hier vielmehr nur als erschwerender Umstand in Betracht. OLr. Vgl. GA. 5 S. 562, LK. Anm. 16 zu § 360 8. A. M. E. 48 S. 177. Auch der Vorname muß richtig angegeben sein, G r o s ch u f f Anm. 4 f. 18> Die Flucht für sich allein ist kein erschwerender Umstand, es muß vor­ her der Anruf des Forstschutzbeamten (Bestohlenen),erfolgt sein. 19) Der Gebrauch des schneidenden Werkzeuges kommt als erschwerender Umstand, also nur bei dem eigentlichen Holzdiebstahl in Betracht, nicht auch bei der Entwendung anderer Waldprodukte. Die Axt ist, weil ihr Gebrauch weithin erschallt,' kein schneidendes Werkzeug im Sinne dieses §. Johow 3 S. 354 u. GA. 45 S. 310. 20) Die einfache Weigerung genügt. Widerstand wird nach den §§ 117 ff. deS StGB, geahndet. Daß die Werkzeuge auch zur Tat benutzt sind, ist nicht Voraussetzung.

Dalcke, Strafrecht. 21. Aufl. (1928.)

24

ER.

370

XI. ForstdiebftahlSgesetz §§ 4 u. 5.

6. wenn zum Zwecke des Forstdiebstahls") ein bespanntes Fuhr» werk, ein Kahn oder Lasttier mitgebracht ist;

7. wenn der Gegenstand der Entwendung in Holzpflanzen be­ steht;«) 8. wenn Kien, Harz, Saft, Wurzeln, Rinde"*) oder die Haupt-

Wittel-) Triebe von stehenden Bäumen entwendet sind; 9. wenn der Forstdiebstahl in einer Schonung, in einem Pflanz-

garten oder' Saatkampe begangen ist.23 21)24 22 25 26 27

Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann die Strafe brs auf zwei Reichsmark ermäßigt werden, wenn der zweifache Wert des Ent­

wendeten höher ist. § 4. Der Versuch") des Forstdiebstahls und die Teilnahme (Mit-

täterschaft, Anstiftung,33) Beihilfe) an einem Forstdiebstahl oder an

einem Versuche desselben werden mit der vollen23) Strafe des Forst­ diebstahls bestraft.")

ER.

§ 5.18)

Wer sich in Beziehung auf einen Forstdiebstahl der Be­

günstigung28) oder der Hehlerei28) schuldig macht, wird mit einer Geld21) Das Fuhrwerk rc. muß also ausdrücklich zu dem Zwecke mitgebracht sein, die gestohlenen Gegenstände fortzuschaffen. 22) Hierher gehören auch die wilden Schößlinge, nicht bloß die gezogenen Pflanzen. 22 a) Eine erhebliche Entrindung, die den Baum schwer beschädigt, verstößt aber auch zugleich gegen § 303 StGB. Görcke, Zeitschr. f. Forst- u. Jagdw. 56 S. 659. 23) Hier bildet der Ort, an welchem gestohlen ist, das erschwerende Moment. Objekt des Diebstahls aber muß selbstverständlich immer eines der § 1 genannten sein, wenn ein Forstdiebstahl vorliegen soll. Ob also die Baum­ pflanzen in dem Pflanzgarten ausschließlich den Zwecken der Waldkultur dienen oder behufs anderweiter Verwendung dort vorläufig untergebracht sind (wie GA. 12 S. 773 unterschieden wurde), ist gleichgültig. 24) Hier ist abweichend von den Vorschriften des StGB, also auch der Versuch einer Übertretung unter Strafe gestellt. Tie Frage, ob ein strafbarer

Versuch anzunehmen, ist auch hier nach den Borschr. des StGB, zu entscheiden. 25) Die Absicht des Täters bei der Anstiftung ist entscheidend für die Frage, ob gemeiner oder Forstdiebstahl vorliegt. 26) § 44 des StGB bleibt also ausgeschlossen. Über die Frage, wie der

Wert im Falle des Versuchs der Teilnehmer rc. festzustellen, siehe oben Sinnt. 14 zu § 2. Es ist hier auch stets auf Ersatz des Werts zu erkennen. Johow 3 S. 351. 27) d. h. jeder wird mit der vollen Strafe belegt, die seine Tat trifft, nicht alle mit der gleichen, was von Wichtigkeit ist, wenn sich der eine im Rückfalle befindet, der andere nicht, oder wenn nur gegen einen Teilnehmer erschwerende Umstände vorliegen, die der andere nicht zu verantworten hat. 28) Der Begriff der Begünstigung ergibt sich aus § 257 des StGB. Daß der Begünstigte ermittelt und bestraft ist, ist nicht notwendig. OR. 10 S. 313. Eine Begünstigung zum Zwecke, den Täter der Bestrafung zu entziehen, setzt nicht mit Notwendigkeit voraus, daß die Haupttat vollendet ist. Siehe GA. 7

XI. ForftdieLftahlsgesetz §§ 6 u. 7.

371

strafe vom einfachen bis zum fünffachen Werte8") des Entwendeten, jedoch niemals unter einer Reichsmark bestraft.") Sind mildernde Um­

stände vorhanden, so kann die Strafe bis auf eine Reichsmark ermäßigt werden, wenn der Wert des Entwendeten höher ist. Die Bestimmungen des § 257 Abs. 2 und 3 des Reichs-Strafgesetzbuchs finden Anwendung.

§ 6. Neben der Geldstrafe kann") auf Gefängnisstrafe bis zu sechs Monaten erkannt werden:

1. wenn der Forstdiebstahl von drei oder mehr Personen in gemein­ schaftlicher Ausführung begangen ist; 2. wenn der Forstdiebstahl zum Zwecke der Veräußerung des-Ent»

wendeten oder daraus hergestellter Gegenstände begangen ist;8*) 3. wenn die Hehlerei gewerbs- oder gewohnheitsmäßig betrieben worden ist”)

§ 7. Wer, nachdem er wegen Forstdiebstahls oder Versuchs eines

solchen, oder wegeii Teilnahme (§ 4), Begünstigung oder Hehlerei in Beziehung auf einen Forstdiebstahl von einem preußischen Gerichte rechtskräftig verurteilt worden")^ ist, innerhalb der nächsten zwei S. 823. Die Strafe des Begünstigers tritt auch dann ein, wenn der Be­ günstigte (z. B. weil er strafunmündig, oder weil die Tat verjährt) nicht bestraft werden kann. 29) Darunter sind beide Fälle der Hehlerei sowohl die aus § 258 als die (Partiererei) aus § 259 des StGB, zu verstehen. Siehe auch E. 20 S. 209. — Die Ehefrau, die von ihrem Ehemann gestohlenes Holz im Haushalt ver­ wendet, begeht keine Hehlerei. Siehe Anm. 30 zu § 259 StGB. Der Umstand, daß der A. mit der mangelnden Berechttgung des Verkäufers der Bäume rechnete, schließt nicht aus, daß er im übrigen an die Berfügungsberechttgung glaubte. Annahme des sog. Eventualdolus kann die Feststellung der Absicht der rechtswidrigen Zueignung nicht ersetzen. KG. v. 9. Dezbr. 09, DIZ. 15 S. 262 und Recht 14 S. 213. 29 a) Beträgt der Wert des Entwendeten vervielfältigt mit dem angedrohten höchsten Mehrfachen über-150 Reichsmark, liegt ein Vergehen vor. KG. v. 25. Novbr. 24, DIZ. 30 S. 349 und v. 28. August 25, JurW. 51 S. 2808. 30) Den Hehler trifft die Strafe der Hehlerei nur aus derjenigen straf­ baren Handlung, auf welche sich sein Wiffen bezogen hat. GA. 14 S. 363. 31) Die Verhängung der zusätzlichen Gefängnisstrafe ist also in das Ermessen des Richters gestellt. § 27 b StrGB. ist nicht anwendbar. KG. JFGErg. 6 S. 333. Übrigens findet die Bestimmung des § 6 auch in den Fällen der §§ 7 u. 8 Anwendung. Die Zusatzstrafe ist neben der für den einzelnen Fall angedrohten Geldsttafe zu verhängen. Ergibt sich eine Mehrheit von Zusatzstrafen, so ist § 74 StGB, anzuwenden. KG. v. 1. Dezbr. 03, DIZ. 9 S. 269. Siehe § 13. 32) Es ist unerheblich, daß der entwendete Baum von dem Täter vor dem Fällen bereits verkauft ist. KG. v. 21. März 07, DIZ. 12 S. 661. 33) Vgl. die Anmerkungen zu § 260 des StGB. 34) Es kommt also nur aus die rechtskräftige Verurteilung an. Ob dieselbe mittels Strafbefehls oder Urteils erfolgt ist, ist gleichgülttg.

ER,

372

XL Forstdiebstahlsgesetz §§ 8 u. 9.

Jahre abermals eine dieser Handlungen begeht, befindet sich im Rück­ falle^) und wird mit einer Geldstrafe vom zweifachen bis zum zehnfachen Werte des Entwendeten, jedoch niemals unter zwei Reichsmark bestraft. Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann die Strafe bis auf zwei Reichsmark ermäßigt werden, wenn der zweifacheWert des Entwendeten

höher ist.

ER.

§ 8. Neben der Geldstrafe ist") auf Gefängnis bis zu zwei Jahren zu erkennen, wenn der Tater sich im dritten oder ferneren Rückfalle befindet. Beträgt die Geldstrafe weniger als zehn Reichsmark,

so kann statt der Gefängnisstrafe auf eine Zusatzstrase bis zu ein­ hundert Reichsmark erkannt werden. § 9.

In allen Fällen") ist neben der Strafe die Verpflichtung

des Schuldigen zum Ersätze des Wertes des Entwendeten an den Bestohlenen") auszusprechen.") Der Ersatz des außer dem Werte des Entwendeten verursachten Schadens kann nur im Wege des Zivil­ prozesses geltend gemacht werden. 3)er13) Wert des Entwendeten wird sowohl hinsichtlich der Geld35) Zur Kontrolle Les Rückfalls ist Nachricht zum Strafregister zu geben. § 2 der Strafreg.BO. (Anhang VI); soweit es sich um Verurteilungen zu Geld­ strafe handelt, nur wegen Vergehen. Zur Feststellung des dritten Rückfalles kommt eS nur darauf an, ob die abzuurteilende Lat innerhalb eines Zeitraumes von zwei Jahren seit der letzten Verurteilung liegt und ist es völlig gleichgülttg, wann die früheren Vorstrafen ergangen sind. Bezüglich dieser ist nur not­ wendig, daß die Tat nach Eintritt der Rechtskraft des vorangegangenen Urteils begangen war. KG. v. 27. April 96, Johow 16 S. 297 u. KG. v. 3. Mai 97, GA. 45 S. 310. 36) In diesem Falle muß auf eine zusätzliche Gefängnisstrafe erkannt werden, wenn die Geldstrafe mindestens 10 Reichsmark beträgt. Siehe § 13. 37) In „allen" Fällen, also auch in den Fällen der §§ 6 bis 8 und bei dem bloßen Versuche. Siehe oben Anm. 26. Nach Eichhorn bei Groschuff (Anm. 4) ist auch im Falle des § 5 gegen den Begünstiger oder Hehler auf Sertersatz zu erkennen. Abweichend und mit Recht R.otering S. 57. 38) oder an den Geschädigten, z. B. wenn der Käufer eines Stubbens noch nicht Eigentum an diesem erlangt hat. G örcke a. a. O. (Anm. 22 a) S. 564. 39) Auf den Wertersatz ist zu erkennen ohne Rücksicht darauf, ob der Dieb das gestohlene Objekt mit sich genommen oder ob er es im Walde hat liegen lassen. R 7 S. 252; oder sich mit dem Bestohlenen geeinigt hat. KG. v. 7. Jan. 21, DStZ. 8 S. 180; oder letzterer das Entwendete zurückerhalten hat. KG, JFGErg. 6 S. 332. Handelt es sich aber um mehrere Mittäter, so ist nicht jeder von ihnen zum Wertersatze zu verurteilen, vielmehr werden nur alle gemeinschaftlich, aber unter solidarischer Haftung zum einmaligen Ersatz des Wertes verurteilt. I o h o w 5 S. 331 Wertersatz ist keine Strafe. KG. v. 5. April 24, DRZ. 17 Nr. 26, jedoch eine Nebenfolge i. S. des § 313 StPO. Breslau v. 23. Septbr. 25, JurW. 55 S. 2231.

XI. Forstdiebstahlsgesetz 88 10—12.

373

strafe als hinsichtlich des Ersatzes nach der von der Bezirksregierung aus­ gestellten Forstlaxe abgeschätzt.")

§ 10.‘ Soweit dieses Gesetz nicht abweichende Bestimmungen enthält, unterliegen die darin mit Strafe bedrohten Handlungen den Bestimmungen des Strafgesetzbuchs und des ersten Abschnitts des

Jugendgerichtsgesetzes.") 8 11. Für die Geldstrafe, den Werterfatz und die Kosten, zu

denen Personen verurteilt worden/*) welche unter der Gewalt/^) der Aufsicht oder im Dienst eines anderen stehen und zu dessen Haus­ genossenschaft") gehören, ist letzterer im Falle des Unvermögens der Verurteilten") für haftbar zu erklären, und zwar unabhängig von der etwaigen Strafe, zu welcher er selbst auf Grund dieses Gesetzes oder des § 361 Nr. 9 des Strafgesetzbuchs verurteilt wird.") Wird festgestellt, daß die Tat nicht mit feinem Wissen verübt ist, oder daß er sie nicht verhinoern konnte, so wird die Haftbarkeit nicht ausgesprochen. § 12. Hat der Tater noch nicht das vierzehnte Lebensjahr voll­ endet, so wird derjenige, welcher in Gemäßheit des 8 H hastet, zur Zahlung der Geldstrafe, des Werlersatzes und der Kosten als un­

mittelbar haftbar verurteilt.*?) 40) Über die maßgebenden Forsttaren siehe AB. v. 21. Jan. 24 (JMBl.

S. 29). Besteht für die entwendeten Walderzeugnisie keine Taxe, Jo ist der örtliche, wie sonst festzusetzende Preis maßgebend. KG. JFGErg. 6 S. 333. 41) Fassung beruht auf dem Ges. v. 1. Juli 23 (GS. S. 291). Nach der Begr. sollen die Änderungen bewirken, daß auch Forstdiebstahlssachen im Rahmen

des 8 17 JGG. abgeurteilt werden. Siehe auch AB. v. 28. Juni 23 (JMBl. S. 473), nach welcher Forstdiebstahlssachen unter denselben Voraussetzungen wie andere Strafsachen vor die Jugendgerichte gehören; ferner KG. JnrR. 3 Nr. 1884. 42) Die Haftbarkeit der dritten Personen trifft alle Fälle des Forstdiebstahls, auch die in den 88 6—8 aufgeführten. GA. 2 S. 108. 43) Nicht mehr die Eheftau. Eichhorn bei Groschuff Anm. 3, sowie daS von letzterem zit. ungedruckte Erk. d. KG. v. 4. Aug. 98. Im übrigen wird nur ein tatsächlich bestehendes Gewalts- und resp. Aufsichtsverhältnis voraus­ gesetzt. Dgl. die Ausführung in GA. 11 S. 338. 44) Es genügt, wenn die bediensteten Personen auf demselben Hofe (z. B. imPferdestall) Wohnung und Schlafraum haben. KG. v. 9. April OO, Gro­ schuff Anm. 2 Abs. 3. 45) Voraussetzung der Haftbarkeit ist also hier die Erhebung der Anklage gegen den Gewaltinhaber. KG. JurR. 3 Nr. 2076; außerdem tritt sie nur eventuell ein, während sie im Falle des 8 12 für den Fall der Freisprechung eintritt und eine Prinzipale ist. 46) Die Haftbarkeitserklärung hat Sttafnatur und kann daher nur gegen Personen ergehen, gegen die sich die Sttafverfügung richtet. KG. v. 14. Jan. 27, DIZ. 32 S. 535. Die Haftbarkeit wird durch die Berhängung anderer Sttafen, also z. B. der wegen Mittäterschaft oder wegen Vernachlässigung der Auft'icht, nicht absorbiert. 47) Hier wie im Falle des Abs. 2 dieses 8 kommt auch der Schlußsatz des

374

XI. Forstdiebstahlsgesetz §§ 13 u. 14.

Dasselbe gilt, wenn der Täter zwar das vierzehnte, aber noch nicht das achtzehnte Lebensjahr vollendet hatte, jedoch deshalb nicht strafbar ist, weil er zur Zeit der Tat nach seiner geistigen oder sittlichen Ent­ wicklung unfähig war, das Ungesetzliche seiner Tat einzusehen oder

seinen Willen dieser Einsicht gemäß zu bestimmen, oder wenn der­ selbe wegen eines seine freie Willensbestimmung ausschließenden Zu­ standes 48 * *)49straffrei 50 51 52bleibt.

§ 13 ") An die Stelle einer Geldstrafe, die wegen Unvermögens des Verurteilten und des für haftbar Erklärten nicht beigetrieben werden samt,40) tritt Haftstrase"*) oder, wenn neben der Geldstrafe gemäß den §§ 6 oder 8 auf Gefängnis erkannt worden ist, Gefängnisstrafe. Freibeilsstrafe kann vollstreckt werden, ohne dah der Versuch einer Beitreibung der Geldstrafe gegen den für haftbar tzrklürten gemacht ist, sofern dessen ZahlungSunfählgkeit gerichtskundig ist.

Der Mindeftbetrag der an die Stelle der Geldstrafe tretenden Frei­ heitsstrafe ist ein Tag, ihr Höchstbetrag bei Haft sechs Wochen, bei Ge­ fängnis sechs Monate. Kann nur ein Teil der Geldstrafe beigetrieben werden, so tritt für den Rest derselben nach dem in dem Urteile festge­ setzten Verhältnisse die Freiheitsstrafe ein. Gegen die gemäß §§ 11 und 12 für haftbar erklärten tritt an Stelle

der Geldstrafe eine Freihettsstrafe nicht ein.

§ 14. Statt der in dem § 13 vorgesehenen Freiheitsstrafe ^) kann während der für dieselbe bestimmten Dauer der Verurteilte, auch ohne in einer Gefangenanstalt eingeschlossen zu werden, zu Forst- oder Gemcindearbetten,") welche seinen Fähigkeiten und Verhältnissen ange­ messen sind, angehalten werden,5’2) Die näheren Bestimmungen wegen der zu leistenden Arbeiten werden mit Rücksicht auf die vorwallenden Lohn- und örtlichen Ver§ 11 über den Wegfall der Haftbarkeit zur Anwendung. Vgl. OehlschlägerBernhardt a. a. O. S. 38. 48) Nach S ch ö n f e l d a. a. O. S. 43 kommt hier nur der 8 51 des StGB, in Bettacht. Über die Sttafbarkeit deS Teilnehmers an der Tat des nicht straf­

baren Jugendl. siehe Anm. 7 zu § 4 JGG. 49) Gegen den Verurteilten muß der Versuch der Beitreibung ge­ macht werden, gegen den Haftbaren nicht. Schönfeld a. a. O. S. 48. Vgl. § 28a Abs. 2 BGB. 50) Nicht auch an die Stelle der in den §§ 6 u. 8 angedrohten Prinzipalen Gefängnisstrafe. Diese letztere muß als Freiheitsstrafe verbüßt und kann durch Forit- und resp. Gemeindearbeit nicht ersetzt werden. Jedochtz28b StGB. 51) Andere Arbeiten als Forst- und Gemeindearbeiten dürfen nicht sub­ stituiert werden. 52) Hat der Richter statt der Gefängnissttafe Forst- und Gemeindearbeit substituiert, was ganz in sein Ermesien gestellt ist, so kann der Verurteilte zwangsweise zur Leistung derselben angehalten, es kann aber auch, wenn er sich weigert, sofort mit Vollstteckung der Gefängnisstrafe vorgegangen werden.

XI. ForstdiebstahlSgesetz 88 15—17.

375

hältnisse vou dem Regierungspräsidenten (Landdrosten) in Gemein­ schaft mit dem Ersten Staatsanwalt (Generalstaatsanwall) beim Ober­ landesgerichte erlassen.

Dieselben sind ermächtigt, gewisse Tagewerke

dergestalt zu bestimmen, daß die Verurteilten, wenn sie durch ange­ strengte Tätigkeit mit der ihnen zugewiesenen Arbeit ftüher zustande kommen, auch früher entlassen werden.ÖS)

§ 15.

Äxte, Sägen, Messer und andere zur Begehung des Forst­

diebstahls geeignete Werkzeuge,2 Lrlaudul-schelnr. § 92. (1) Wer den Fischfang ausübt, muß einen auf seinen Namen

lautenden Fischereischein bei sich führen. (2) Ein Fischereischein^ ist nicht erforderlich: 1. für Gehilfen, die mit dem Fischereiberechtigten, Fischereipächter oder Inhaber eines Erlaubnisscheins zusammen den Fischfang ausüben; 2. zum freien Fischfang in der Nord, und Ostsee, einschließlich der offenen Meeresbuchten, soweit sie nicht im Eigentums stehen; 3l zum Fischfang in Gewässern, die dem Fischereiberechtigten gehören und vollständig von Grundstücken desselben begrenzt sind sowie in künstlichen Fischteichen, die mit einem Wasserlaufe nur dadurch in Verbindung stehen, daß sie mittels künst­ licher Vorrichtungen aus ihm gefüllt oder in ihn abgelassen

werden.

§ 93. Zuständig für die Erteilung des Fischereischeins ist die Fischereibehörde, in deren Bezirke der Antragsteller den Fischfang ausüben will. Der Fischereischein wird für das Kalenderjahr ausgestellt und gilt fstr das ganze Staatsgebiet.

§ 94. Wird der Inhaber eines nach $ 93 ausgestellten Fischereischeins plötzlich behindert, ab) so kann der für den Ort der Fischereiailsübung

2) Siehe Ministerialerlaß vom 16. März 17 betr. Fischereischein (abgedr. beiGörcke). 2 b) Wenn Las Gewässer innerhalb der Grundstücke beginnt und rndet. KG. v. 17. Aug. 26, JurR. 2 Nr. 2404 2 b) z. B. durch Erkrankung. KG. JFGErg. 6 S. 312.

xm. Wscherelgesetz §§ 95—97.

409

zuständige Gemeinde- (Guts.) Vorsteher einen auf höchstens zwei Wochen lautenden Fischereischein für den Vertreter ausstellen. Die Ausstellung des Bertretungsscheins hat er sogleich der Fischerei­ behörde anzuzeigen. Diese kann den Schein zurückziehen.

5 95. Fischereischeine sind gebühren- und stempelfrei.

§ 96. (1) Der Fischereischein kann versagt werden:

1. Personen, die nicht glaubhaft machen können, daß sie als Fischereiberechtigte, Fischereipächter oder Inhaber eines Er* laubnisscheins zur Ausübung der Fischerei int Bezirke der Fischereibehörde befugt sind; für Fischereiberechtigte, deren Fischereirecht im Wasjerbuch eingetragen ist (§ 11), gilt diese

Vorschrift nicht; 2. Personen, die nicht Fischereiberechtigte sind, wenn sie in den letzten drei Jahren rechtskräftig verurteilt sind

s) wegen Diebstahls, Unterschlagung, Hehlerei, Jagd- oder Fischereivergehens oder Widerstandes gegen einen Fischereibeamten oder amtlich verpflichteten Aufseher (§ 119 Abs. 7) aus § 113 des Reichsstrafgesetzbuchs oder aus den §§ 117 bis 119 daselbst.

b) wegen einer Straftat, die zugleich mit Polizeiaufsicht, Ehr­ verlust oder Überweisung an die Landespolizeibehörde (§362 StrGB.) bedroht ist; 3. Personen^ die keinen Wohnsitz im Deutschen Reiche haben. (2) Nach Abs. 1 Nr. 2 kann der Fischereischein nur wegen solcher Straftaten versagt werden, die nach Inkrafttreten dieses Gesetzes be­ gangen find. (3) Wenn Tatsachen, welche die Versagung rechtfertigen, erst nach Erteilung des Fischereischeins eintreten oder zur Kenntnis der Be­ hörde kommen, so kann der Fischereischein dem Empfänger entzogen

und wieder abgenommen werden. (4) Bor Ablauf von zwölf Monaten seit der rechtskräftigen Ver­ sagung, Entziehung oder Anordnung der Wiederabnahme des Scheines

kann ein Antrag auf Neuerteilung nicht gestellt werden,- es sei denn, daß schon vorher der gesetzliche Grund für die frühere Entscheidung

weggefallen ist.

§ 97. Personen, die nicht die ReichSangehörigkeit besitzen, kann nur der Regierungspräsident einen Fischereischein ausstellen. Er kann den Schein auch unter der Bedingung erteilen, daß eine Person, welche

410

xm. Fischereigesetz § 98.

die preußische Staatsangehörigkeit besitzt und in Preußen ihren Wohn­ sitz hat, selbstschuldnerisch bürgt. Der Bürge hastet für den Schaden, den der Inhaber nach % 16 zu ersetzen, sowie für Unkosten und Geld­ strafen, die er nach diesem Gesetz oder fischereipolizeilichen Vorschriften verwirkt hat. Gegen die Entscheidung des Regierungspräsidenten ist nur die Beschwerde an die Aufsichtsbehörde zulässig.

8 98. (1) Wer in einem Gewässer, in dem er nicht Fischereiberech­ tigter oder Fischereipächter ist, den Fischfang ausübt, muß einen Er­ laubnisschein des Berechtigten oder' Pächters bei sich führen. (2) Der Fischereipächter darf Erlaubnisscheine außer an seine GeHilfen ,c) und angestellten Fischer nur mit Ermächtigung des Fischerei­ berechtigten ausstellen. Der Fischereiberechtigte, der die Ermächtigung an den Pächter erteilt, ist selbst nicht mehr zur Ausstellung solcher Scheine befugt. Fischereiberechtigte und Pächter können die Ausstellung an ihrer Statt einem Bevollmächtigten übertragen. (3) Ein Erlaubnisschein ist nicht erforderlich: 1. zum Fischfang in Gegenwart des nach Abs. 2 zur Ausstellung befugten Fischereiberechtigten oder Fischereipächters; 2. zum Fischfang in Gewässern, für die es keines Fischereischeins nach 8 92 Abs. 2 Nr. 3 bedarf. (4) Wer nur berechtigt ist, zum häuslichen Gebrauche zu fischen, darf nur mit Genehmigung der Fischereibehörde Erlaubnisscheine zur Ausübung dieses Rechtes ausstellen. Stellt er einen Schein aus, so darf er während dessen Geltung nicht selbst Fische fangen. (5) Erlaubnisscheine für Personen, die nicht die Reichsangehörig, feit besitzen, dürfen nur mit Genehmigung des Regierungspräsidenten ausgestellt werden. (6) Der Erlaubnisschein muß auf die Person, auf ein oder meh­ rere bestimmt zu bezeichnende Gewässer und auf eine nicht länger als drei Jahre bemessene bestimmte Zeit lauten sowie genaue Angaben über die Fanggeräte und Fahrzeuge enthalten. (7) Für offene Gewässer kann der Regierungspräsident die Zahl der Erlaubnisscheine festsetzen, auch zur Erhaltung des Fischbestandes die Ausstellung zeitweise verbieten oder auf bestimmte Fischarten oder Fangmittel beschränken. Für Gehilfen und angestellte Fischer des Fischereiberechtigten und Pächters gilt dies nicht. (8) Erlaubnisscheine, die nicht von einer öffentlichen Behörde oder einem öffentlichen Beamten innerhalb seiner Amisbefugnisse oder von 2 c) Der Gehilfe des mit einem Erlaubnisschein Fischenden bedarf also

selbst eine- Erlaubnisscheines. KG. GA. 72 S. 139.

xni. Wschereigesetz §§ 99—103.

411

dem Vorstand einer Wirtschaftsgenossenschast ausgestellt sind, müssen von dem Gemeinde- (®ut§*) Vorsteher einer der Gemeinden lGutsbezirke), in deren Bezirke die Fischerei ausgeübt werden soll, beglau­ bigt werden. Dies geschieht gebühren- und stempelfrei.

Siebenter Abschnitt.

Seretchuuag -er pim Fischfang -ieueu-e« Fischerzea-r. 8 99.

Soweit nicht die gesetzlichen Vorschriften zur Verhütung des Zusammenstoßens der Schiffe auf See gellen, kann durch Polizeiverordnung bestimmt werden, daß und wie die in offenen Gewässern aus­ liegenden Fahrzeuge, Fanggeräte und Fischbehälter als solche kennt­ lich zu machen sind.'") Achter Abschnitt. Schatz -er Fischerei.

6 100 Beim Fischfang ist die Anwendung schädlicher oder explodieren­ der Stoffe lgistiger Köder, Mittel zur Betäubung oder Vernichtung der Fische-'*) Sprengpatronen oder anderer Sprengmittel usw.) ver­ boten. Für geschlossene Gewässer kann der Regierungspräsident Aus-

nahmen zulassen. 8 102.

(1) Werden aus Grund eines nach dem §§ 379, 380 des Wasser­ gesetzes aufrecht erhaltenen Rechts in ein Gewässer flüssige. Stoffe

eingeleitet, welche die Flscherei wesentlich beeinträchtigen, so können die Fischereiberechtigten verlangen, daß der Unternehmer der An­ lage Einrichtungen trifft, die geeignet sind, die nachteiligen Wirkungen zu beseitigen oder zu verringern, soweit solche Einrichtungen wirtschaft­

lich gerechtfertigt sind und den Betrieb des Unternehmens nicht wesent­ lich beeinträchtigen. über solche Einrichtungen beschließt der Bezirks­ ausschuß. (3) Abs. 1 gilt sinngemäß auch, für Fischereiberechtigte in Ge­ wässern, auf die das Atzassergesetz keine Anwendung findet. Für Küsten­ gewässer, in denen keine Fischereirechte bestehen, können durch Polizei-

Verordnung Bestimmungen getroffen werden. 8 103. Durch Polizeiverordnung kann bestimmt werden, daß Fisch­ gewässer nur zu einer bestimmten Zeit oder bis zu einem be-

2d) § 41 der Zischereiordnung in Anm. 1.

2e) Elektrizität. KG. DIZ. 33 S. 323.

Siehe Anm. 6.

412

Xin. Uschereigesetz §§ 105 u. 106.

stimmten Maß abgeleitet werden dürfen und daß der zur Ableitung Berechtigte dem Fifchereiberechtigten den Beginn und die voraussicht­

liche Dauer einer beabsichtigten Ableitung bestimmte Zeit vorher an­ zuzeigen hat.

Besondere Rechte werden hierdurch nicht berührt.

§ 105. Der Fischereiberechtigte oder Fischereipächter darf, wenn er einen

Fischereischem besitzt, in seinem Fischgewüsser Fischottern und Reiher

mit den zur Jagd erlaubten Mitteln, ausgenommen Schußwaffen, töten oder fangen und für sich behalten.

Eine- Jagdscheins bedarf er nicht.

Soweit durch Gesetze den Fischereiberechtigten oder Fischereipächtern

der Fang jagdbarer, der Fischerei schädlicher Tiere in weiterem Umfange gestattet ist, bleibt e- dabei.

8 106. (1) Vorbehaltlich der §§ 100, 107 bis 114 können durch Polizei­

verordnung

Bestimmungen

über

folgende

Gegenstände

getroffen

werden: 1. daS Mindestmaß der Fische; 2. die Schonzeiten der Fische, die Verbote und Beschränkungen

de- Fischens während der Schonzeiten und die Behandlung der während der Schonzeiten gefangenen Fische; 3. weitergehende Verbote und Beschränkungen hinsichtlich der Aus­

setzung, deS Fanges und der Versendung von Fischen sowie hinsichtlich der Art und Beschaffenheit der Fanggeräte;

4. die aus Rücksichten auf den öffentlichen Verkehr und die Schiff­

fahrt sowie zur Vermeidung gegenseitiger Störung der Fischer

und zur Erleichterung der Aufsichtsführung beim Fischfang zu beobachtende Ordnung;

5. die Abfischung von Gewässern; 6. die Bekämpfung von Fischkrankheiten; 7 das Aussetzen ausländischer Fische;

8. die Art und Zeit der Werbung

von Wasserpflanzen (Rohr,

Schilf, Binsen usw.); 9. den Schutze der Fischfuttertiere;

10. den Schutz des Fischlaichs; 11. das Einlässen von Enten in Fischgewässer;

12. den Schutz von Fischteichen und Fischzuchtanstalten mit zuge­

hörigen Anlagen. (2) Nicht berührt werden durch Abs. 1 Nr. 3 Rechte auf die Be­

nutzung ständiger Fischereivorrichtungen sowie auf den Gebrauch eineanderen bestimmten Fangmittels,

wenn der Fischereiberechiigte nur

mit diesem die Fischerei ausüben darf.

Xm. Ftschereigesetz §§ 107—109.

41.3

(3) Angeln außerhalb geschlossener Ortschaften darf durch PolizeiVerordnung für Sonn- und Feiertage nicht weiter beschränkt werden

als für Wochentage.

(4) Für geschlossene Gewässer gelten die Nrn. 2 bis 7 nicht, die Nrn. 8 bis 12 nicht dem gegenüber, dem die Ausübung des Fischerei­

rechts zusteht.

Nr. 1 gilt nicht für Fischbrut und Besatzfische, die äus

Fischzuchtanstalten oder geschlossenen Gewässern stammen und zur Be­

setzung anderer Gewässer bestimmt sind.

(5) Lor Erlaß einer Polizeiverordnung nach Abs. 1, 3 sollen Be­ teiligte gehört werden.

8 107. (1) Ist der Fang von Fischen unter einem bestimmten Stoßelf)

verboten (§ 106 Abs. 1 Nr. 1), so dürfen solche Fische im Geltungsbereiche des Verbots unter diesem Maße weder feilgeboten, noch verkauft, noch zur Beförderung **) gebracht werden. Durch Polizetverord-

nung können für offene Gewässer Bestimmungen getroffen werden, daß

dir Fische auch nicht an Land gebracht, aufbewahrt oder zu bestimmten Zwecken verwandt werden dürfen, und wie nach der Anlandung mit ihnen zu verfahren ist.

(2) Dasselbe gilt, wenn der Fang einzelner Fischarten verboten ist, für die Fische dieser Arten während der Verbotszeit sowie für

Fische, die ausschließlich mit besonders eingerichteten Fanggeräten ge­ fangen werden, während der Verbotszeit dieser Fanggeräte.

(3) Der Regierungspräsident kann zu wissenschaftlichen, gemeinnützigen und wirtschaftlichen Zwecken Arrsnahmen von Abs. 1, 2 ge-

statten.

8 108. Während der Dauer der Schonzeiten (§ 106 Abs. 1 Nr. 2) müssen

ständige Fischereivorrichtungen (§ 36 Abs^ 6) in offenen Gewässern beseitigt oder abgestellt sein.

Soweit die Rücksicht auf die Erhaltung

des Fischbestandes es gestaltet, kann der Regierungspräsident Aus­ nahmen zulassen.

8109. Außerhalb der Grenzen des freien Fischfangs darf niemand auf

Wasserfahrzeugen unverpackte oder nicht als Frachtgut oder Reisegepäck beförderte Fischereigeräte mit sich führen, es sei denn, daß er . 2 f) Können untermaßige Fische alsbald auS dem Fang-erat besreit werden, so darf der Fischer sie nicht erst an Land mitnehmen, sondern muß sie sofort ins Wasser zurücksetzen (§10 der FischereiO.). KG. DIZ. 31 S. 1424. Das Recht, einen Teil der untermaßigen Fische für den eignen Bedarf auszusondern, beschrünkt sich auf tote Fische. KG. DIZ. 32 S. 182. 2 g) Sie geschieht schon dadurch, daß die Fische nach Rückkehr deS Boots landeinwärts getragen werden. KG. GA. 72 S. 139.

414

xm. Uschereigesetz §§ 111, 112, 118 u. 125.

in dem Gewässer fischereiberechtigt ist oder sich auf dem Wege zwischen seinem Wohnort und einem Gewässer befindet, in dem er den Fisch fang ausüben darf. Zweiter Titel.

Schonbezirke.

8 in In Fischschonbezirken ist jede Art des Fischfangs verboten, die der Regierungspräsident nicht aus den Gründen des § 107 Abs. 3 an­ ordnet oder gestattet. In Laichschonbezirken gilt dies nur für die Laichzeit der Fischarten, für die der Schonbezirk angeordnet ist.

§ 118. In Laichschonbezirken muß während der Laichzeit der zu schonenden Fischarien die Räumung, das Mähen von Schilf und

Gras, die Entnahme von Pflanzen, Schlamm, Erde, Sand, Kies und Steinen sowie jede andere der Fortpflanzung der Fische gefährliche Störung unterbleiben, soweit nicht der Regierungspräsident aus den Gründen des 8 107 Abs. 3 Ausnahmen zuläßt. Enten dürfen wäh­ rend der Laichzeit nicht in Laichschonbezirke eingelassen werden. Dritter Titel.

Fischwege.

8 118. (1) In den Fjschwegen*^) ist jede Art Fischfang verboten. (2) Auch ober- und unterhalb des Fischweges muß für die Zeit,

während welcher er geöffnet ist, der Fischfang in einer den örtlichen Verhältnissen angemessenen Ausdehnung verboten werden. Der Re­ gierungspräsident bestimmt die Strecken. Er kann aus beit Gründen des § 107 Abs. 3 Ausnahmen zulassen. Werden durch das Verbot Fischereirechte beeinträchtigt, so hat Entschädigung der zu leisten, der den Fischweg unterhält.

Zehnter Abschnitt. Llrasvorfchriftra. BEL.

8 185. Mit Geldstrafe bis zu einhundertfünfzig Reichsmark oder Haft bis zu einer Woche wird bestraft: 2 h) Mchwege sind nicht die Schleusen, sondern die Anlagen zu deren Überwindung. KG. JFGErg. 6 S. 325 (327).

XIII, Fischereigefetz §§ 126 u. 127.

415

1. wer entgegen den Vorschriften dieses Gesetzes (zz 92 bis 98) den Fischereischem') oder Erlaubnisschein nicht bei sich führt;«)

2. wer verbotswidrig ($ 98 Abs. 2, Abs. 4 bis 7) Erlaubnis' scheine ausstellt; 3. wer Fischerzeuge ^«) ohne die vorgeschriebenen Kennzeichen (j 99)

auslegt.

§ 126.

ER.

Mit Geldstrafe bis zu einhundertfünfzig Relchsmark ober Haft

bis zu zwei Wochen wird bestraft;, wer den Fischfang ausübt, ohne den vorgeschriebenen Fischerei­ schein (§ 92) oder Erlaubnisschein (§ 98) zu besitzen.*)")

§ 127. Mit Geldstrafe bis zu einhuTidertfünfzig Reichsmark oder Haft

wird bestraft: 1. wer Maßnahmen trifft, die den Zweck haben, die Rückkehr der

Fische in ein überfeine Ufer getretenes Gewässer oder das Fischen aus den überfluteten Grundstücken zu hindern ($ 12 Abs. 3);

2. wer entgegen den Vorschriften dieses Gesetzes den Wechsel der Fische verhindert oder ein Gewässer über die Hälfte der Breite versperrt ($ P);')

3 wer beim Fischen verbotene«) Stoffe anwendet (§ 100); 4. wer entgegen den Vorschriften dieses Gesetzes ständige Fifcherei-

vorrichtungen*) nicht rechtzeitig beseitigt oder abstellt (§ 108);

3) Wenn ein Amtsvorsteher einem Angler daS Angelgerät deshalb be­ schlagnahmt, weil dieser ihm die Vorzeigung deS Fischereischeins verweigert, befindet er sich in der rechtmäßigen Ausübung seines Amts. KG. v. 13. gebt. 20, Johow 52 S." 407. 3 a) Alle Fahrzeuge, von denen aus öfter, nicht bloß gelegentlich einmal, Fischfang beirieben, wird. KG. JFGErg 6 S. 332. 4) Ist der Fischende -um Fischen nicht berechtigt, so ist et trotz Erlaubnis­ scheins strafbar nach § 370 Nr. 4 StGB. Zwischen § 92 und §. 370 Nr. 4 besteht Tateinheit, zwischen § 98 und § 370 Nr. 4 Gesetzeseinheit. KG. v. 7. Mai 26, JFBErg. 5 S. 165. 4 a) Mitglieder eines Anglervereins, der eine Fischerei gepachtet hat, müssen einen toon, dem Fischereiberechtigten bzw. mit dessen Ermächtigung von dem Verein auf ihre Person ausgestellten Erlaubnisschein besitzen. KG. v. 3.Dezbr. 26, DIZ. 32 S. 390. 5) ES ist ein vollständiges Hindern oder Sperren des Fischwechsels er­ forderlich. (Herrenh. Drucks. Nr. 2 7 X S. 71.) G ö r ck e, Fischereigesetz Anm. 2. 6) Hierunter fällt Fischen mit Elektrizität. KG. DIZ. 33 S. 323; oder mit Dynamitpatronen (letzteres keine Zuwiderhandlung gegen Sprengstoff­ gesetz). E. 13 S. 305. 7) Das sind solche, die für eine längere Dauer bzw. für eine unbestimmte Zeit angebracht sind. Nicht gehört zum Begriff der Ständigteit, daß alle ihre

ER.

416

Xni. Fischerrt-esetz §§ 128—130.

6. wer verbotswidrig auf Wasserfahrzeugen Fischerei gerate roritführt ($ 109); 6. wer in Schonbezirken verbotswidrig die Fischerei auSübt (J 111) oder -en besonderen Schutzvorschristen für Laichschon bezirke ($ 112) zuwiderhandelt;') 7. wer in Fischwegen sowie in den Teilen darunter und darüber, die dem Fischfang entzogen sind, fischt (| 118).

8 128.

ER.

(1) Mit Geldstrafe bis zu einhundertfünfzig Reichsmark oder Hast wird ferner bestraft:

wer den Bestimmungen auf Grund des $ 102 Abs. 3, der $$ 103, 106 oder dem $ 107 zuwiderhandelt. (2) Bei Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmungen auf Grund des $ 106 und des $ 127 Nr. 6, 6 kann neben der Strafe auf Ein­ ziehung') der mitgeführten Fanggeräte erkannt werden, ohne Unter­ schied, ob sie dem Verurteilten gehören oder nicht. (3) Die entgegen dem | 107 feilgebotenen, verkauften oder zur Beförderung gebrachten Fische sind einzuziehen, auch wenn keine be­ stimmte Person verfolgt oder verurteilt wird.

§129. Wer sich bei einer Fischereiübertretung einer Person, die zu seinem Haushalte gehört oder in einem Dienstverhältnis zu ihm steht, als Teilnehmers bedient, haftet, wenn diese Person nicht zah­ lungsfähig ist, für die über sie verhängte Geldstrafe und die ihr auf­ erlegten Kosten neben der Strafe, die er selbst verwirkt hat.

§ 130. Durch die $§ 125 bis 129 werden die Fischereibei,örden nicht ge­ hindert, nach $ 132 Nr. 2 des Landesverwaltungsgesetzes Geld­ strafen zur Erzwingung einer Handlung oder Unterlassung anzudrohen und festzusetzen. einzelnen Teile stets vorhanden sind. Oldenburg v. 6. Juni 10, Oldenb. Z. 38, 235. Deltas, Das Fischereigesetz Sinnt. 1. Beseitigung erforderlich selbst, wenn private Gerechtigkeit erworben. KG. v. 20. Novbr. 25, DRZ. 18 Nr. 244. 8) Irrtum über den Umfang eines Privilegs und über die aus ihm entspringende Berechtigung ist Tatsachenirrtum. KG. v. 27, Juni 24, GA. 70 S. 89. 9) Siehe AB. v. 12. März 23 (JMBl. S. 214) betr. Beschlagnahme von Fischereigeräten und deren Verwertung nach rechtskräftig gewordener Einziehung.

XIV. Vogelschuhgesetz. Reichsgesetz betr. deu Schutz von Vögeln. Bom 22. Marz 1888 (RGBl. S. 111) in der Fassung vom 30. Mai 1908 (RGBl. S. 317)?)

§ 1- Das Zerstören und das Aus heben von Nestern •) oder Brut­ stätten der Bögel, das Zerstören und Ausnehmen von Eiern, das Ausnehmen und Töten von Jungen8B) ist verboten. Desgleichen ist der Ankauf, der Verkauf, die An- und Verkaufs­ vermittelung, das Feilbieten, die Ein-, Aus- und Durchfuhr und der Transport der Nester, Eier und Brut der in Europa einheimischen Vogelarten untersagt?) Dem Eigentümer Fnd dem Nutzungsberechtigten und deren Be­ auftragten steht jedoch frei, Nester, welche Vögel in oder an Wohn­ häusern oder anderen Gebäuden und int Innern von Hofräumen ge­ baut haben, zu zerstören. Auch findet das Verbot keine Anwendung auf das Einsammeln, den Ankauf, Verkauf, die An- und Berkaufsvermittelung, das Feil­ bieten, die Ein-, Aus- und Durchfuhr und den Transport der Eier von Möwen und Kiebitzen, soweit es nicht durch Landesgesetz*) oder durch landespolizeiliche Anordnung auf die Eier dieser Vögel für be­ stimmte Orte oder für bestimmte Zeiten ausgedehnt wird. 1 L Verboten ist ferner: a) jede Art des Fangens von Vögeln, solange der Boden mit Schnee ®) bedeckt ist; 1) DaS Gesetz in der geänderten Fassung gilt seit dem 1. September 1908. Seine Vorschriftm beziehen sich auf alle nicht jagdbaren Bögel. Hinsichtlich der jagdbaren Bögel finden die Vorschriften der Jagdordnung (X) Anwendung, 2) Unter Nestern sind auch leere Nester zu verstehen, jedoch nicht verlassene, z. B. Nester von Zugvögeln im Winter. St eng lein, Nebengesetze Sinnt. 1. 2 a) Auch fahr!. Tötung der Jungen beim Zerstören angebauter Nester durch den Hauseigentümer ist strafbar. BahObLG. v. 22. Jan. 25, JurR. 1 Nr. 664. 3) Auch der Verkauf von ausgeblasenen Eiern (Eiersammlungen) ist ver­ boten. KG. Recht 32 Nr. 982. Nester unL Eier von Vogelarten, die außerhalb Europas heimisch sind, z. B. japanische Schwalbennester und Eier von Kanarien­ vögel» können in Deutschland vertrieben werden. G ö r ck e, Jagdordnung S. 162 Sinnt. 2. 4) Für Preußen siehe § 42 der Jagdordnung. 5) Es genügt eine dünne kurzzeitige Schneelage. Stenglein, Neben­ gesetze Sinnt. 1. Dalcke, Strafrecht.

21. Ausl.

(1928.)

27

418

XIV. Reichsgesetz, betreffend den Schutz von Vögeln §§ 3—5.

b) das Fangen von Bögeln mittels Leimes und Schlingen; c) das Fangen und die Erlegung von Bögeln zur Nachtzeit mit Netzen oder Waffen; als Nachtzeit gilt der Zeitraum, welcher eine Stunde nach Sonnenuntergang beginnt und eine Stunde vor Sonnenuntergang endet;

d) das Fangen von Bögeln mit Anwendung von Körnern oder anderen Futterstoffen, denen betäubende oder giftige Bestandteile beigemischt sind, oder unter Anwendung geblendeter Lockvögel; e) das Fangen von Bögeln mittels Fallkäfigen und Fallkästen, Reusen, großer Schlag- und Zugnetze, sowie mittels beweg­ licher und tragbarer, auf dem Boden oder quer über das Feld, das Niederholz, das Rohr oder den Weg gespannter Netze.

Der Bundesrat ist ermächtigt, auch bestimmte andere Arten des Fangens sowie das Fangen mit Vorkehrungen, welche eine Massen­ vertilgung von Bögeln ermöglichen, zu verbieten. ZS. In der Zeit vom 1. März bis zum 1. Oktober ist das Fangen und die Erlegung von Bögeln sowie der Ankauf, der Ver­ kauf und das Feilbieten/) die Bermittelung eines hiernach verbotenen An- und Verkaufs, die Ein-, Aus- und Durchfuhr von lebenden sowie toten Bögeln der in Europa einheimischen Arten überhaupt, ebenso der Transport solcher Vögel zu Handelszwecken untersagt. Dieses Verbot erstreckt sich für Meisen, Kleiber und Baumläufer auf das ganze Jahr. Der Bundesrat ist ermächtigt, das Fangen und die Erlegung bestimmter Bogelarten sowie das Feilbieten und den Verkauf derselben auch außerhalb des im Abs. 1 bestimmten Zeitraums allgemein oder für gewisse Zeiten oder Bezirke zu untersagen. 5 4. Dem Fangen im Sinne dieses Gesetzes wird jedes Nach­ stellen ’) zum Zwecke des Fangens oder Tötens von Bögeln, insbesondere das Aufstellen von Netzen, Schlingen, Leimruten oder anderen Fang­ vorrichtungen gleichgeachtet.

$ 5- Vögel, welche dem jagdbaren Feder- und Haarwild und dessen Brut und Jungen sowie Fischen und deren Brut nachstellen, dürfen nach Maßgabe der lartdesgesetzlichen Bestimmungen über Jagd 6) Demnach dürfen Vogelhändler in dieser Zeit geschützte Sögel nicht in den Läden zum Verkauf ausstellen. Görcke, Anm. 20. Feilbieten (im Gegen­ satz zum Feilhalten, R. 4 S. 137) und Verkauf wird in der Regel als eine fort­ gesetzte Handlung aufzufaffen sein. Steng kein, Nebengesetze Anm. 7 zu § 6. 7) Nicht jedes Nachstellen ist strafbar, sondern nur dasjenige, für welches die bezüglich des Fangens erforderlichen Voraussetzungen gegeben sind. Breslau v. 28. März 99, GA. 50 S. 339. Vgl. § 8.

XIV. Reichsgesetz, betreffen- den Schutz von Vögeln §§ 6 u. 7.

419

und Fischerei von den Jagd- oder FischereiberechtigLen und deren Beauftragten getötet werden?)

Wenn Bögel in Weinbergen, Gärten, bestellten Feldern, Baum­ pflanzungen, Saatkampen und Schonungen Schaden anrichten, können die von den Landesregierungen bezeichneten Behörden den Eigen­

tümern und Nutzungsberechtigten der Grundstücke und deren Beauf­ tragten oder öffentlichen Schutzbeamten lForst- und Feldhütern, Flur­

schützen usw.), soweit dies zur Abwendung dieses Schadens notwendig ist, das Löten solcher Bögel mit Feuerwaffen innerhalb der be­

troffenen Örtlichkeiten auch während der im $ 3 Abs. 1 bezeichneten Frist gestatten?)

Das Feilbieten und der Berkaus -er auf Grund

solcher Erlaubnis erlegten Bögel sind unzulässig.

Ebenso können die im Ms. 2 bezeichneten Behörden einzelne Ausnahmen von den Bestimmungen in §§ 1 bis 3 dieses Gesetzes zu

wissenschaftlichen oder Lehrzwecken, zut Mederbevölkerung mit einzelnen

Bogelarten, sowie für Stubenvögel für eine bestimmte Zeit und für bestimmte Örtlichkeiten bewilligen. Der Bundesrat bestimmt die näheren Boraussetzungen, unter welchen die im Ms. 2 und 3 bezeichneten Ausnahmen statthaft sein sollen.

Bon der Vorschrift unter $ 2a kann der Bundesrat für be­

stimmte Bezirke eine allgemeine Ausnahme gestatten. 5 6. Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmungen dieses Gesetzes

oder gegen die von dem Bundesrat auf Grund derselben erlassenen Anordnungen

werden

mit Geldstrafe bis zu einhundertundsüntzig

Reichsmark oder mit Haft bestraft?*) Der gleichen Sttafe unterliegt, wer es unterläßt, Kinder oder

andere unter seiner Gewalt stehende Personen, welche seiner Aufsich­

untergeben sind und zu seiner Hausgenossenschaft gehören, von der Übertretung dieser Vorschriften abzuhalten.") z 7. Neben der Geldstrafe oder der Hast kann auf die Einziehung

der verbotswidrig in Besitz genommenen, feilgebotenen oder verkauften Bögel, Nester, Eier, sowie auf Einziehung der Werkzeuge erkannt werden, welche zum Fangen oder Löten der Bögel, zum Zerstören 8) Soweit diese Bögel eine Schonzeit haben, muß diese innegehalten werden und, soweit sie jagdbar sind (81 JO.), dürfen sie von dem Fischereiberechtigten über­ haupt nicht erlegt werden. Siehe auch § 48 der JO. 9) 8 228 BGB. schließt gegenüber dem Vogelschutz die Rechtswidrigkeit nicht auL. Darmstadt hat seine abweichende Ansicht (Erk. v. 7. März 02, GA. 50 S. 187) aufgegeben. Erk. v. 5. Febr. 25, HöchstRR. 1 S. 114. Stenglein, Nebengesetze Anm. 2. 10) Hierdurch ist die Vorschrift des 8 368 Nr. 11 StGB, beseitigt. Den Vogelsang auf fremden Grundstücken stellt 8 33 F. u. FPG. (XII) unter Strafe.

11) Siehe 8 361 Nr. 9 StGB.

ER.

420

XIV. Reichsgesetz, betreffend den Schutz von Vögeln §§ 8 u. 9.

oder Ausheben der Nester, Brutstätten oder Eier gebraucht oder be­ stimmt waren, ohne Unterschied, ob die einzuziehenden Gegenstände dem Verurteilten gehören oder nicht. Ist die Verfolgung oder Verurteilung einer bestimmten Person nicht ausführbar, so können die im vorstehenden Absätze bezeichneten

Maßnahmen selbständig erkannt werden § 8. Die Bestimmungen dieses Gesetzes finden keine Anwendung a) auf das im Privateigentume befindliche Federviehs b) auf die nach Maßgabe der Landesgesetze jagdbaren Vögel; c) auf die in nachstehendem Verzeichnis aufgeführten Vogelarten: Tagraubvögel mit Ausnahme derTurmfalken,Schreiadler,") Seeadler,") 93uf(cnbe") und Gabelweihen (rote Mi­ lane)",) Uhus/-) Würger (Neuntöter),") Sperlinge (Haus- und Feldsperlinge),

Rabenartige Vögel (Rabenkrähen, Nebelkrähen, Saatkrähen, Elftem, Eichelhäher), Wildtauben (Ringeltauben, Hohltauben, Turteltauben)/-) Wasserhühner (Rohr- und Bleßhühner), Reiher (eigentl. Reiher, Nachtreiher oder Rohrdommeln)/-) Säger (Sägetaucher, Tauchergänse),") alle nicht im Binnenlande brütenden Möwen,

Kormorane/-) Taucher (Eistaucher und Haubentaucher), jedoch gilt auch für die vorstehend unter a, b, c bezeichneten Vögel das Verbot des Fangens mittels Schlingen.") § 9. Die landesrechtlichen Bestimmungen, welche zum Schutze der Vögel weitergehende Verbote enthalten,") bleiben unberührt. Die

auf Grund derselben zu erkennenden Strafen dürfen jedoch den Höchst­ betrag der in diesem Gesetz angedrohten Strafen nicht übersteigen.

RE.

12) Diese Bögel sind jetzt durch PVO. v. 20. Mai 21 (siehe Anm. 60 zu XII) das ganze Jahr geschützt. Bon den Busiards der Wespenbussard, die Reiher mit Ausnahme der Fischreiher; auch die Schwarzamsel ist geschützt. S t e n g l e i n, Nebengesetze Anm. 4. 13) Durch PVO. v. 20. Mai 21 geschützt vom 1. März bis 31. August die Weihen mit Ausnahme der Rohrweihe und außerdem der Raubwürger. 14) Durch PBO. v. 20. Mai 21 geschützt v. 1. März bis 30. Juni. 15) Hiermit ist auch der Schlingenfang der jagdbaren Krammetsvögel und die Ausübung des Dohnenstieges verboten, § 41 Abs. 2 JO. aufgehoben. 16) D. M. f. WK. u. B. u. d. M. f. L., D. u. F. haben am 29. Septbr. 22 (Reichsanzeiger Nr. 226 u. Reg. Amtsblätter- eine PBO. erlassen, durch die es verboten ist, Vögeln mit Fangeisen, die an Pfählen oder anderen über die Umgebung hervorragenden Gegenständen angebracht sind (Pfahleisen), oder darauf angebrachten Selbftschüssen nachzustellen. Zuwiderhandl. werden mit Geldstrafe bis zu 150 Reichsmark oder mit Hast bestraft.

XV. Gewerbeordnung siir Las Deutsche Deich?) Bom 21. Juni 1869 in der Fassung v. 26. Juli 1900. (RGBl. S. 871.)

tttd I.

Ällgrmelar Seftimmnn-en.

§ 1. Der Betrieb eines Gewerbes') ist jedermann gestattet soweit nicht durch dieses Gesetz Ausnahmen oder Beschränkungen') vorgeschrieben oder zugelassen sind.)

Wer gegenwärtig zum Betrieb eines Gewerbes berechtigt ist, kann von demselben nicht deshalb ausgeschlossen werden, weil er den Er­ fordernissen dieses Gesetzes nicht genügt. § 2

Die Unterscheidung zwischen Stadt und Land in bezug aus

den Gewerbebetrieb'und die Ausdehnung desselben härt auf. 1) Ausf.Anw. z. GO. v. 1. Mai 04 (GMBl. S. 123). 2) Gewerbebetrieb liegt vor, wenn eine erlaubte Berufs- und Erwerbsart mit der Absicht des Erwerbes und fortgesetzt (berufsmäßig) ausgeübt wird. Stenglein-Lindenberg Anm. 1 zu § 1. Es ist eine fortgesetzte öftere Tätigkeit erforderlich, die erkennbar das Ergebnis eines Entschlußes bildet, der­ artige Handlungen öfters zum Zwecke deS Erwerbes vorzunehmen. In einer Einzelhandlung kann ein Gewerbebetrieb nur dann gefunden werden, wenn sie erkennen läßt, daß andere Handlungen stattgefunden haben oder beabsichtigt werden. KG. v. 13. Febr. 02, Johow 23 S. 93. In jedem Falle aber muß die Tätigkeit auf Erzielung eines Gewinnes gerichtet sein, weshalb Kasinos und dergleichen kein Gewerbe betreiben, auch nicht Konsumvereine. KG. v. 17. Dezbr. 00, Johow 21 A 8 71. Die Leistungsvergütung ist auch für die Lurch Zu- und Abgang zum und vom Gericht versäumte Zeit zu gewähren. KG. JurW. 57 S. 1529. 3) Sachverständiger Zeuge ist derjenige, der über Wahrnehmungen, zu denen eine besondere Sachkunde erforderlich war, aussagt, wenn die zu beur­ kundenden Tatsachen oder Zustände von ihm zu einer Zeit wahrgenommen wurden, in der er nicht Sachverständiger war. St eng lein, StPO. Anm. 1. Hat ein Arzt als sachverständiger Zeuge ein schriftl. Gutachten über den Verlauf einer Erkrankung zu erstatten u. schließt er daran eine Beurteilung seiner Wahr­ nehmungen, so kann er keine Vergütung als Sachverständiger fordern. Der Um­ stand, daß seine Wahrnehmung ein Urteil in sich schließt, macht ihn noch nicht zu einem Sachverständigen. Dresden v. 16. Dezbr. 21, DS1Z. 9 S.123. Sach­ verständiger ist auch nicht ein Arzt, der über den Befund von nicht mehr vor­ handenen Beweisstücken vernommen werden soll. E.61 S.114. Der Zeugen­ eid deckt den Sachverständigeneid, wenn bei der Aussage gelegentlich ein Urteil ausgesprochen wird. Anm. 94. 4) Nimmt das erkennende Gericht im Lause der Haupiverhandlung einen Augenschein ein, so braucht darüber kein Protokoll ausgenommen zu werden. E. 26 S. 277. Ob ein Augenschein einzunehmen, darüber entscheidet das richterliche pflichtmäßige Ermessen. E. 47 S. 100. Soweit die Durchsuchung einer Person gerechtfertigt ist, erscheint auch der Zwang aus Duldung einer ärzt­ lichen Untersuchung zulässig. R. 8 S. 454. Ebenso Anm. 29. Die Hinzu­ ziehung von Sachverständigen ist geboten. Löwe Anm. 3. 5) Entsprechend der Zeugmspsticht existiert auch, tote fast übereinstimmend anerkannt wird, die Pflicht, die Angenscheineinnahme zu dulden. Vgl. Anm. 4.

740

XXVHL Strafprozeßordnung §§ 87—89.

deren Vorhandensein nach der besonderen Beschaffenheit des Falles vermutet werden konnte, gefehlt haben.

§ 87. Die richterliche Leichenschau wird unter Zuziehung eines Arztes,«) die Leichenöffnung im Beisein des Richters von zwei?) Ärzten,

un.c. welchen sich ein Gerichtsarzt befinden muß, vorgenommeu.

Dem

Arzte, welcher den Verstorbenen in der dem Tode unmittelbar voraus­ gegangenen Krankheit behandelt hat, ist übertragen.

die Leichenöffnung nicht zu

Er kann jedoch aufgesordert werde», der Leichenöffnung

anzuwohnen, um aus der Krankheitsgeschichte Aufschlüsse zu geben. Die Zuziehung eines Arztes kann bei der Leichenschau unterbleiben, wenn sie nach Ermessen des Richters entbehrlich ist. Behufs der Besichtigung oder Öffnung einer schon beerdigten

Leiche ist ihre Ausgrabung statthaft. § 88.

Vor der Leichenöffnung«) ist, wenn nicht besondere Hinder­

nisse entgegenstehen, die Persönlichkeit des Verstorbenen,«) insbesondere durch

Beftagung

von

haben, festzustellen.

Personen,

welche den Verstorbenen

gekannt

Ist ein Beschuldigter vorhanden, so ist ihm die

Leiche zur Anerkennung vorzuzeigen.10)

§ 89.

Die Leichenöffnung") muß sich, soweit der Zustand der

6) Die Gerichtspersonen dürfen nicht die Besichtigung der Leiche, sei es auch nur teilweise, dem Arzt allein überlassen und sich insoweit damit begnügen, die Wahrnehmungen des Arztes in der Form der Beniehmung eines Sachverst. im Protokoll niederzulegen. Recht 16 Nr. 154. Über die Feststellung unbe­ kannter Toter siehe AB. v. 20. Jan. 26 (JDLBl. S. 42 u. 1927 S. 202); über die beschleunigte Untersuchung der Leichen der durch elekttischen Strom Ge­ töteten GB. v. 6. Septbr. 26 (JMBl. S. 342). 7) Einer der beiden Ärzte muß ein Gerichtsarzt sein. In Preußen gehört

die Wahrnehmung gerichtsärztlicher Funktionen zu dem amtlichen Berufe der Kreisphysici, jetzt Kreisärzte (Ges. v. 16. Sept. 99, GS. S. 172); Dienstan­ weisung v. 1. Septbr. 09, mitgeteilt durch AB. v. 27. April 10 (JMBl. 10 S. 149). Ist der Gerichtsarzt verhindett, so ist der benachbatte Kreisarzt zuzu­ ziehen. Ist die Zuziehung eines Privatarztes notwendig, so soll ein kreisärztlich geprüfter Arzt zugezogen werden. BO. v. 27. Apr. 81, 30. Mai 90 und 30. Januar 93; MüllerS. 1174. Über Auswahl des zweiten Arztes siehe

RdErl. d. MfB. ü; 5. Febr. 27 (JMBl. S. 42). Ob in der Hauptverhandlung beide Ärzte zu vernehmen sind, darüber entscheidet das Gericht nach freiem Er­ messen. Recht 32 1209. 8) Die Leichenöffnung ist nicht das ausschließliche Beweismittel zur Fest­ stellung des TodeS und der Todesursache, es können hierfür auch andere Beweise die Unterlage geben. GA. 37 S. 360. 9) Der Beweis über die Persönlichkeit des Berstorbenen darf nicht durch Verlesung der im Sektionsprotokoll abgegebenen Erklärung der RekognitionSzeugen erhoben werden, diese Personen müssen vielmehr als Zeugen vernommen werden. R. 6 S. 394. 10) Diese Vorzeigung kann unterbleiben, wenn besondere Hinderniffe ent­ gegenstehen. 11) DaS bei der Leichenöffnung von den Ärzten zu beachtende Verfahren

741

Beschlagnahme und Durchsuchung §§ 90—93.

Leiche dies gestattet, stets auf die Öffnung der Kopf-

Brust- und

Sauchhöhle erstrecken.") § 90. Bei Öffnung der Leiche eines neugeborenen Kindes ist die

Untersuchung

insbesondere

auch

darauf

zu

rach oder während der Geburt gelebt habe, und

richten,

ob es

ob

es

reif oder

wenigstens fähig gewesen sei, das Leben außerhalb des Mutterleibes

fortzusetzen. § 91.

Liegt der Verdacht einer Vergiftung vor, so ist die Unter­

suchung der in der Leiche oder sonst gefundenen verdächttgen Stoffe

durch einen Chemiker oder durch eine für solche Untersuchungen bestehende Fachbehörde vorzunehmen.

Der Richter kann anordnen, daß diese Untersuchung unter Mit­ wirkung oder Leitung eines Arztes stattzufinden habe.

oder

§ 92 Bei Münzverbrechen und Münzvergehen sind die Münzen Papiere erforderlichenfalls der 99ci)örbels) vorzulegen, von

welcher echte Münzen oder Papiere dieser Art in Umlauf gesetzt werden. Das Gutachten dieser Behörde ist über die Unechthett oder Verfälschung sowie darüber einzuholen, in welcher Art die Fälschung mutmaßlich

begangen worden fei.u) Handelt es sich um ausländische Münzen oder Papiere, so kann

an

Stelle

des

Gutachtens

der

ausländischen

Behörde

das

einer

deutschen erfordert werden.

§ 93.

gut Ermittlung der Echtheit oder Unechtheil eines Schrift­

stücks, sowie zur Ermittlung seines Urhebers kann eine Schrift­ vergleichung unter «Zuziehung von Sachverständigen vorgenommen

werden.1!S) bestimmt sich nach dem bett. Landesrecht. In Preußen gilt die AB. to. 13. Febr. 05 betr. das Verfahren der Gerichtsärzte bei den gerichtlichen Untersuchungen mensch­ licher Leichen (JMBI.S. 45); jetzt v. 31. Mai 22 veröffentl. als Sonderdruck Nr. 12 der „Volkswohlfahrt" Jahrgang 1922 nebst Ergänzung v. 18. April 25 (JMBl. S. 187). Die Prüfung der bei den Leichenuvtersuchungen aufgenom­ menen Verhandlungen und Gutachten erfolgt durch den am Amtssitz des Ober­ präsidenten befindlichen gerichtsärztlichen Ausschuß (Beschl. des Staatsmin. v. 30. April 21 — GS. S. 372 u. die Ausführ.-Anweis d. Min. für Volkswohl­ fahrt v. 25.Septbr. 21, in der durch Erl. v. 31. März 22 abgeänderten Fassung den Justizbehörden durch AB. v. 6. April 22 mitgeteilt — JMBl. S. 119). Wegen Übersendung der Leichenuntersuchungsverhandlung an den RGP. siehe

Anhang I V §72. Wegen der Gebühren siehe AB. v. 18. Fedr. 25 (JMBl. S. 69). 12) Über die Beschaffung der zu einer gerichtlichen Leichenöffnung erforderlrchen Instrumente siehe AB. v. 27. April 81 (JMBl. S. 86). 13) Wenn die Papiere von einer Korporation oder Gesellschaft ausgegeben sind, so ist das Gutachten von dem betr. Vorstand einzuholen. 14) AB. v. 13. Dezbr. 27 (JMBl. S. 422) über das Verfahren in Straf­ sachen wegen Münzverbrechens oder Münzvergehens. 15) Ein Zwang zum Schreiben findet gegen den Beschuldigten nicht statt.

742

XXVni. Strafprozeßordnung §§ 94—97.

Lrschlaguahme und Durchsuchn«-.

8. Abschnitt.

§ 94. Gegenstände," a) welche als Beweismittel für die Untersuchung

von Bedeutung sein können oder der Einziehung unterliegen, sind in Verwahrung zu nehmen oder in anderer Weise ficherzustellen.

Befinden sich die Gegenstände in dem Gewahrsam einer Person und

werden sie nicht

freiwillig

herausgegeben, so

bedarf

eS

der

Beschlagnahme.ie)

§ 95.

Wer einen Gegenstand der vorbezeichneten Art in seinem

Gewahrsam hat, ist verpflichtet, ihn auf Erfordern vorzulegen und

auszuliefern.17 * *) * * * * 16 Er kann im Falle der Weigerung durch die im 8 70 bestimmten

Zwangsmittel hierzu angehallen werden.

Gegen Personen, welche zur

Verweigerung des Zeugnisses berechtigt fmb,na) finden diese Zwangs­

mittel keine Anwendung. § 96.

Die Vorlegung oder Auslieferung von Akten oder anderen

tu cuntlicher Verwahrung befindlichen Schriftstücken durch Behörden

und öffentliche Beamte darf nicht gefordert werden, wenn deren oberste Dienstbehörde erklärt, daß das Bekanntwerden des Inhalts

dieser

Akten oder Schriftstücke. dem Wohle des Reichs oder eines deutschen Landes Nachteil beretten würde.

§ 97.

Schriftliche Mitteilungen18)19zwischen dem Beschuldigten10)

E. 15 S. 319. Von der Zuziehung eines Sachverständigen kann abgesehen werden. Recht 23 Nr. 1230. 15 a) Sie brauchen nicht zur Tat oder zu einer an der Tat beteiligten Person in Beziehung zu stehen, wie z. B Briefe, die von einem Zeugnisverweigerungs­ berechtigten an einen anderen gerichtet find. Recht 32 Nr. 224; DRZ. 19 Nr. 1082. 16) Die Beschlagnahme wird nicht schon durch die bloße Anordnung perfekt, sondern verlangt noch einen weiteren amtlichen Ausführungsakt, der aber an besondere Formen nicht geknüpft ist und insbesondere nicht eine Besitzergreifung und Entziehung aus dem Gewahrsam des Inhabers fordert. E. 18 S. 71. Auch eine erst bevorstehende Untersuchung kann die Grundlage für die Beschlag­ nahme bilden. Breslau v. 4. Oktbr. 10, GA. 59 S. 172. Die Beschlagnahme ist auch vor Stellung des Strafantrages zulässig. Löwe Anm. 4 c au § 98. — Beschlagnahme und Durchsuchung sind auch im Disziplinarverfahren gegen Beamte und Rechtsanwälte zulässig. E. 10 S. 425. 17) Auch der Privatkläger solche Urkunden, auf die sich der A. bezieht. LG. Altona v. 3. Novbr. 24, JurW. 54 S. 2822. 17 a) Nach Art. 38 d. RV. gehören hierzu auch die Mitglieder deS Reichs­ tages und der Landtage. 18) Handakten eines Rechtsanwalts unterliegen der Beschlagnahme. KG. v/ 23. Mai 13, GA. 61 S. 364; ebenso Krankenjournale und Tagebücher unbeteiligter Personen. A. M. Löwe Anm. 9. 19) Der Ausdruck „Beschuldigter" ist hier in einem weiteren auch den Verdächtigen umfasienden Sinne zu verstehen. Ein im Widersprüche mü der

743

Beschlagnahme und Durchsuchung § 98.

und

den

Personen,

die

wegen

ihres

Verhälintsses

§§ 52, 53 zur Verweigerung des Zeugnisses

zu

ihm

berechtigt sind,

nach unter­

liegen der Beschlagnahme nicht, falls sie sich in den Händen der

letzteren Personen befinden und diese nicht einer Teilnahme, Begünsti­ gung oder Hehlerei verdächtig sind."*)

§ 98.

Die Anordnung von Beschlagnahmen20 * *)21 * steht * * * * dem Richter,

bei Gefahr im Verzug auch der Staatsanwaltschaft und den Polizei-

und Sicherheitsbeamtenzu, welche als Hilfsbeamte der Staats­ anwaltschaft ihren Anordnungen Folge zu leisten haben.

Ist die Beschlagnahme ohne richterliche Anordnung erfolgt, so

soll der Beamte, welcher die Beschlagnahme angeordnet hat, binnen drei Tagen die richterliche Bestätigung nachsuchen, wenn bei der Be­ schlagnahme weder der davon Betroffene noch ein erwachsener Ange­

höriger anwesend war, oder wenn der Betroffene und im Falle seiner

Abwesenheit ein erwachsener Angehöriger des Betroffenen gegen die Beschlagnahme ausdrücklichen Widerspruch erhoben hat.

kann jederzeit die richterliche Entscheidung nachsucheu.

Der Betroffene

Solange die

öffentliche Klage noch nicht erhoben ist, erfolgt die Entscheidung durch

den Amtsrichter, in dessen Bezirk die Beschlagnahme stattgefunden hat. Ist nach erhobener öffentlicher Klage die Beschlagnahme durch die

Staatsanwaltschaft oder einen Polizei- oder Sicherheitsbeamten erfolgt, so ist binnen drei Tagen dem Richter von der Beschlagnahme Anzeige

zu machen und sind ihm die in Beschlag genommenen Gegenstände

zur Verfügung zu stellen.

Beschlagnahmen in militärischen Dienstgebäuden, zu welchen auch Kriegsfahrzeuge gehören, erfolgen durch Ersuchen der Militärbehörde,"') Vorschrift des § 97 beschlagnahmtes Beweismittel darf bei der UrteilSfällung nicht verwertet werden. E. 20 S. 91. E. 50 S. 241. 19 a) Die Beschlagnahme ist auch zulässig, wenn die Papiere nicht in der vorliegenden, sondern in einer anderen Untersuchung, deren Einleitung voraus­ sichtlich notwendig ist, von Bedeutung sind. E. 47 S. 195. Sie ist aber auch daun nicht zulässig, wenn der A. selbst die Beiziehuug der Mitteilungen oder Gegenstände beantragt hat. Recht 31 Nr. 2623. 20) Die im Durchsuchungsbefehl liegende Beschlagnahmeanordnung ist keise Anordnung der Beschlagnahme i. S. des § 98. Hartung, JurR. 2 S. 41. , 21) Der § 98 spricht nur von der prozessualischen Beschlagnahme und be­ zieht sich nicht auf Präventivmaßregeln, welche Polizeibeamte im Interesse der öffentlichen Ordnung vornehmen. E. 13 S. 44. E. 39 S. 89. Siehe auch Lü ning, JurR. 1 S. 1145. DerLandrat als Kretsbehörde ist zur Beschlag­ nahme auf Grund deS § 98 nicht befugt. OBG. v. 7. Dezbr. 22, Recht 27 Kr, 994. 21a) Militärbehörde im Sinne der §§ 98 u. 105 ist bei Dienstgebäuden, die ausschließlich einem Truppenteil (Marineteil) oder einer einem militärischen Ch6, R. 7 S. 544. In der Zahl und Wahl der zu seiner Unterstützung heranzuziehenden Personen ist der Beamte gesetzlich nicht beschränkt. E. 25 S. 253. 36) Dieses Recht verwirkt er, wenn er sich eines unter § 164 fallenden Verhaltens schuldig macht. E. 33 S. 251. Der Besch, u. der Verteidiger hat kein Recht auf Zuziehung. Löwe Anm. 4. 37) Auch wenn es sich um ein Antragsdelikt handelt. In diesem Falle ist dem Alntragsberechtigten Mitteilung zu machen.

748

XXVIII. Strafprozeßordnung §§ 110—112.

Wechselungen durch amtliche Siegel oder in sonst geeigneter Weise

kenntlich zu machen § 110. Eine Durchsicht der Papiere des von der Durchsuchung

betroffenen steht nur dem Richter zu. Andere Beamte sind zur Durchsicht der aufgefundenen Papiere nur dann befugt, wenn der Inhaber die Durchsicht genehmigt. Anderenfalls haben sie die Papiere, deren Durchsicht sie für geboten erachten, in einem Umschläge, welcher in Gegenwart des Inhabers mit dem Amtssiegel zu verschließen ist, an den Richter abzuliefern. Dem Inhaber der Papiere oder befielt Vertreter ist die Beidrückung seines Siegels gestattet; auch ist er, falls demnächst die Entsiegelung und Durchsicht der Papiere angeordnet wird, wenn dies möglich, auf­

zufordern, ihr beizuwohnen. Der Richter hat die zu einer strafbaren Handlung in Beziehung stehenden Papiere der Staatsanwaltschaft mitzuteilen. § 111. Gegenstände, welche durch die strafbare Handlung dem Verletzten entzogen wurden,8b) sind, falls nicht Ansprüche Dritter entgegenstehen^ nach Beendigung der Untersuchung und geeignetenfalls schon vorher von Amts wegen dem Verletzten zurückzugeben,39 * *) * *ohne *********** daß es eines Urteils hierüber bedarf. f Dem Beteiligten bleibt die Geltendmachung seiner Rechte im Zivilverfahren Vorbehalten.

9. Abschnitt. § 112.

Verhaftung und vorläufige Festnahme.40)

Der Angeschuldigte darf nur dann in Untersuchungshaft

ä8) Die durch bie gestohlenen Gelder vom A. angeschafften Sachen unter­ lieget nicht der Borschttft des § 111, E. 1 S. 144, ebensowenig der Erlös aus gestohlenen und umgewechselten Banknoten, R. g S. 22, dagegen vertreten die Pfandzettel unmittelbar die gestohlenen Sachen und fallen unter § 111. R. 2 S. 162. Vgl. auch E. 19 S. 98. Die entzogenen Sachen sind in natura zu­ rückzugeben (nicht Papiergeld anstatt Silbermünzen). LZ. 17 S. 496. Sachen, die dem Verderben ausgesetzt sind, sind auf Anordnung der StA. zu veräußern. AB. v. 14. Febr. 24 (JMBl. S. 71). Gegenstände, die aus dem Besitz einer dritten Person in den Gewahrsam der Behörde gelangt sind, dürfen nur mit Einwilligung dieser Person ausgehändigt werden. GA. 53 S. 299. Die Heraus­ gabepflicht besteht auch dann, wenn der Gegenstand im Gewahrsam des Täters belassen ist. Dresden v. 15. Oktbr. 24, LZ. 19 S.383. A.M. Löwe Anm 1. AD. v. 15. Febr. 22 (JMBl. S. 50) über Herausgabe der Überführungs­

stücke, v. 3. Dezbr. 24 (JMBl. S. 400) über dre Behandlung der gefundenen pp. Sachen. 39) Über die Zurückgabe ist eine besondere Verfügung zu erlasseu. Ist die

Strafsache an das Gericht abgegeben, so hat dieses die Sachen zurückzugeben. Caffel, DIZ. 10 S. 1008. Einer Einziehung der hinterzogenen Gegenstände steht § 111 nicht entgegen. E. 46 S. 132. 40) Wegen der Verhaftung der Mitglieder des Reichstages oder eines

Verhaftung und vorläufige Festnahme § 113.

749

genannten werden, wenn dringende Berdachtsgründe gegen ihn vor­ handen sind und entweder er der Flucht verdächtig ist oder Tatsachen vorbegen, aus denen zu schließen ist, daß er Spuren der Tat ver­ nichten oder daß er Zeugen oder Mitschuldige zu einer falschen Aus­ sage oder Zeugen dazu verleiten werde, sich der Zeugnispflicht zu entziehm."') Diese Tatsachen sind aktenkundig zu machen. Der Verdacht der Flucht bedarf keiner weiteren Begründung: 1 wenn ein Berbrechen den Gegenstand der Untersuchung bildet; 2. wenn der Angeschuldigte ein Heimatloser oder Landstreicher oder nicht imstande ist, sich über seine Person auszuweisen; 3. wenn der Angeschuldigte ein Ausländer4l) ist und begründeter Zweifel besteht, daß er sich auf Ladung vor Gericht stellen und dem Urteile Folge leisten werde. § 113. Ist die Tat nur mit Hast oder mit Geldstrafe bedroht, so darf die Untersuchungshaft nur wegen Verdachts der Flucht und nur dann verhängt werden, wenn der Angeschuldigte zu den im § 112 Nr. 2 oder 3 bezeichneten Personen gehört, oder wenn er unter Polizeiaufsicht steht, oder wenn es sich um eine Übertretung handelt, wegen deren die Überweisung an die Landespolizeibehör'oe erkannt werden kann. Landtages siehe Art. 37 d. RB. Der erneuten Aufhebung der Immunität be­ darf es nicht zur Vollstreckung der Strafhast im Anschluß an Untersuchungs­ haft. Guckenheimer, JurR. 1 ©.1171. A. M. HansObLG. v. 19. Oktbr. 25, JurR. 1 Nr. 1963, GA. 70 S. 185. Die Genehmigung des Parlaments wird auch einzuholen sein, wenn die im Laufe des zulässigerweise eingeleiteteu Strafverfahrens angeordnete Freiheitsbeschränkung (Verhaftung, Vorführung) möglicherweise dazu angetan ist, eine Beeinträchtigung des Abgeordnetenberufs in sich zu schließen. AB. v. 29. Januar 26 (JMBl. S. 54) u. v. 6. Dezbr. 27 (JMBl. S. 366). Über Einschränkung der- Untersuchungshaft siehe die AB. v.

18. Dezbr. 18 (JMBl. S. 526) u. über ihre Anwendung die AB. v. 15. Juni 25 (JMBl. S. 235). Eine Anordnung, daß an Stelle des Haftbefehls einem Angeschuldigten die Vervflichtung zur Wohnungsanzeige auferlegt wird, ist un­ zulässig. KG. v. 10. Septbr. 25, JurR. 1 Str. 1939. Freiheitsentziehungen zwecks Auslieferung erfolgen ohne Mitwirkung der inländischen Gerichte. Müller S. 1267. Die Vorschriften über die Verhaftung sind neu geregelt durch Ges. v. 27. Dezbr 26 (RGBl. I S. 529). Siehe über die Handhabung dieser Vor­ schriften AB. v. 18. Januar 27 (JMBl. S. 12). 40a) Von Brandt a. a O. S. 63 wird mit Recht besonders beftmt, daß die Haftgründe 88 112, 113 lediglich die gesetzlichen Mindestvoraussetzungen für den Erlaß des Haftbefehls darstellen, daß aber bei ihrem Vorliegen keineswegs der Haftbefehl erlassen werden muß. Siehe hierzu auch Lobe-Alsberg, Die Untersuchungshaft S. 3. 41) Ausländischen Untersuchungsgefangenen ist zu gestatten, alsbald die Vertretung ihres Landes von ihrer Verhaftung und von dem Ort ihres Aufent­ halts zu benachrichtigen. AB. v. 14. Aug. 23 (JMBl. S. 588).

760

XXVItl. Strafprozeßordnung §§ 114—114 o.

§ 114.

Die Verhaftung erfolgt auf Grund

eines schriftlichen

Haftbefehls deS Richters.") In dem Haftbefehl ist der Augeschuldigte genau zu bezeichnen und die ihm zur Last gelegte strafbare Handlung sowie der Grund

der Verhaftung anzugeben. Der Haftbefehl ifk dem Angeschuldigten, wenn möglich, bei der

Verhaftung bekanntzumachen

Geschieht dies durch Verkündung, so ist

der Angeschuldigte darauf hinzuweisen, daß chm auf Verlangen eine

Abschrift erteilt wird.

Ist die Bekanntmachung tyt der Verhaftung

nicht erfolgt, so ist dem Angeschuldigten vorläufig mttznteilen, welcher

strafbaren Handlung er verdächtig ist.

Die Bekanntmachung ist in

diesem Falle unverzüglich nachzuholen. *42* ') *

§ 114 ft. Dem Verhafteten 42 b) ist Gelegenheit zu geben, Angehörige und, soweit er daran ein wesentliches 42 c) Interesse hat, andere Personen

von der Verhaftung zu benachrichtigen, sofern der Zweck der Unter­

suchung nicht gefährdet wird; auf Verlangen des Verhafteten ist die Benachrichtigung von Amts tvegen zii bewirken.

§ 114b.

Wird der Angeschuldigte auf Grund des Haftbefehls

ergriffen, so ist er unverzüglich?4) spätestens am Tage44) nach der Er­ greifung, dem zuständigen Richter42) vorzuführen.

Der Richter hat den Angeschuldigten unverzüglich, spätestens am

nächsten Tage, über den Gegenstand der Beschuldigung zu vernehmen. Bei der Vernehmung ist der Angeschuldigte auf die ihn belastenden Umstände hinzuweifen.

Die Vernehmung soll ihm Gelegenheit geben,

die Berdachtsgründe zu beseitigen und die Tatsachen gellend zu machen,

die zu seinen Gunsten sprechen.

§ 114 e.

Kann der Angeschuldigte nicht spätestens am

Tage

nach der Ergreifung vor den zuständigen Richter gestellt werden, so

ist er auf sein Verlangen unverzüglich, spätestens am Tage nach der Ergreifung, bem nächsten Amtsrichter42') vorzuführen. 42) Die Verhaftung der am Gerichtsorie befindlichen Personen ist in der Regel durch Gerichtsdiener (Gerichtswachtmeister) auszuführen. Eine Inanspruch­ nahme der Polizei ist tunlichst zu vermeiden. AB. v. 28. Febr. 13 (JMBl. S. 58). 42 a) Durch Zustellung, 8 35 Abs. 2. 42 b) Auch dem vorläufig Festgenommenen, falls sich die Vorführung ge­ mäß § 128 StPO, verzögert. Lang, DIZ. 32 S. 782. 42xc) Das ist jedes Interesse, das sich für den Verhafteten aus Rücksichten seiner Verteidigung, wirtschaftlichen Beziehungen, gesellschaftlichen und politischen Stellung, seelischen und religiösen Bedürfnisse ergibt. Lobe-Alsberg Anm. 6b. 43) Auch am Sonntag. — Siehe ferner 88 111 c, 124, 125. 43 a) Der nächste Amtsrichter ist berechtigt, den Vollzug des Haftbefehls auSzusetzen und zunächst die Entscheidung deS zuständigen AR. einzuhvlen, wenn die Vermutung begründet ist, daß der Haftbefehl in Unkenntnis des wahren Sachverhalts erlasien ist. Lang, DIZ. 32 S. 780.

Verhaftung unb vorläufige Festnahme 88 114 ä— 115 a.

751

§ 114b Absatz 2, 3 gilt entsprechend. Ergibt sich bei der Vernehmung, daß der Haftbefehl aufgehoben oder der Ergriffene nicht die in dem Haftbefehle bezeichnete Person ist, so ist der Ergriffene freizulasseu.

§ 114 d. Befindet sich der Angeschuldigte auf Grund eines Haft­ befehls, der wegen eines Verbrechens oder Vergehens erlassen ist, in Hast, so wird auf seinen Antrag48 b) nach mündlicher Verhandlung48-) . darüber entschieden,48^) ob der Haftbefehl auftechtzuerhatten oder auf­ zuheben oder ob eine Anordnung gemäß § 117 zu treffen ist. Der Termin zur mündlichen Verhandlung darf ohne Zustimmung des Angeschuldigten nicht über eine Woche nach dem Eingang des Äntrags hinaus anberaumt werden.

Hat bereits eine mündliche Verhandlung nach Absatz 1, 2 oder nach § Höa stattgefunden, so entscheidet das Gericht über Anträge auf nochmalige mündliche Verhandlung nach stetem. Ermessen.

§ 11k

Bei der Bekanntmachung des Haftbefehls ist der Ange­

schuldigte darauf hinzuweisen, daß er gegen den Haftbefehl Beschwerde einlegen kann. Ist der Haftbefehl wegen eine- Verbrechens oder Vergehens erlassen, so ist der Angeschuldigte ferner darauf hinzuweisen, daß er, statt Beschwerde einzulegen, eine mündliche Verhandlung gemäß § 114 d beantragen kann.

§ 115 a. Solange der Angeschuldigte sich in Untersuchungshaft43 * *e) befindet, hat das Gericht innerhalb bestimmter Fristen von Amts wegen48 zu prüfen, ob die Haft aufrechtzuerhalten ist (Hastprüfungs­ verfahren).48-) Die Prüfung findet zum ersten Male statt, wenn die Unter­ suchungshaft zwei Monate gedauert hat. Läßt das Gericht den Angeschuldigten nicht ftei, so bestimmt es zugleich, wann das Haftprüfungsverfahren zu wiederholen ist; die 43 b) Schriftlich oder zu Protokoll der Geschäftsstelle.

Die StA. hat

kein Anttagsrecht. 43 c) § 115d. Die Berh. ist nicht öffentlich; sie ist streng auf die Frage der Dringlichkeit des Tatverdachtes und der des. Hastgründe zu beschränken. Den Umfang der Beweisaufnahme bestimmt das richterliche Ermessen. 1 43 d) Durch Beschluß, der mit Gründen zu versehen (§ 34) und dem Berhasteten und der StA. bekanntzumachen ist (§§ 35,36,41), dagegen Beschwerde (JurW. 56 S. 1642) und weitere Beschwerde (§§ 304 u. 310). Die Ent­ scheidung erfolgt nach absoluter Stimmenmehrheit. Brandt S. 9 u. 62. In der Beschwerdeinstanz wird ohne mündliche Verhandlung entschieden. JurR. 3 Nr. 989. 43e) Wegen Verbrechens oder Vergehens. Hartung, Das Recht der Untersuchungshaft S. 62. Siehe auch Lobe-Als berg Anm. 12 a u. IV a. 43 f) Auf das Haftprüfungsverfahren kann der Angeschuldigte nicht ver­ zichten. Recht 31 Nr. 1324.

752

XXVIII. StrafprozeßOrdnung §§ 115b—115d.

Frist soll in der Regel mindestens drei Wochen und darf nicht mehr als drei Monate betragen. Dasselbe gilt bei einer jeden Wieder­ holung des Hastprüfungsverfahrens. Auf Antrag des Angeschuldigten wird im Haftprüfungsverfahren nach mündlicher Verhandlung 48c) entschieden*"); auf dieses Recht ist der Angeschuldigte hinzuweisen*3*}. Stellt der Angeschuldigte den Antrag nicht, so ist er vor der Entscheidung zu hören*"); hat er einen Ver­

teidiger, so ist auch der Verteidiger zu hören. Hatte der Angeschuldigte während des Laufes der im Absatz 2 bestimmten Frist gegen den Haftbefehl Beschwerde erhoben oder gemäß § 114d mündliche Verhandlung beantragt oder ist gemäß § 207 Absatz 2 die Fortdauer der Untersuchungshaft angeordnet worden, so beginnt die Frist mit der Bekanntmachung der Entscheidung, in der die Haft aufrechterhalten wird, an den Angeschuldigten von neuem zu laufen. Ergeht eine solche Entscheidung während des Laufes einer gemäß Absatz 3 vom Gerichte bestimmten Frist, so hat das Gericht

eine neue Frist zu bestimmen. § 115 b. Nach der Eröffnung des Hauptverfahrens findet eine mündliche Verhandlung über den Haftbefehl nicht mehr statt.

§ 115 c. Für den Antrag auf mündliche Verhandlung gelten die für Rechtsmittel gegebenen Vorschriften der §§ 297 bis 300 , 302 Absatz 2, 447 Absatz 1 entsprechend. Neben einem Antrag auf mündliche Verhandlung ist eine Be­ schwerde über den Haftbefehl nicht zulässig. Eine bereits eingelegte Beschwerde gilt mit der Anberaumung des Termins zur mündlichen Verhandlung als zurückgenommen.48 *) § 115 d. Von Ort und Zeit der mündlichen Verhandlung *8b) sind die Staatsanwaltschaft sowie der Angeschuldigte und der Verteidiger zu benachrichtigen"^. Der Angeschuldigte ist zu der Verhandlung vorzusübren, es sei denn, daß er auf die Anwesenheit in der Verhandlung verzichtet hat

43 g) Nach Einreichung der Anklageschrift hat der A., wie das RG. (siehe DIZ. 32 S. 313) annimmt, nicht mehr das Recht, mündliche Verhandlung zu beanttagm. A. M. Feisenberger ebenda und Lobe-Alsberg Anm. IV2aa. 43 h) Auch schriftlich. 43 i) Auch dann, wenn Beschwerde und Antrag von verschiedenen Per­ sonen ausgegangen sind. Ist eine Ehefrau in Hast, so wird eine vom Ehemann eingelegte Beschwerde durch den Antrag der Ehefrau beseitigt. Hartung S.67 zu 2 a. 43 k) Ferner der Nebenkläger (also auch Finanzamt), der Ehemann der beschuldigten Frau und der gesetzt. Vertreler des Besch. (§ 298 u. § 30 JGG.), die Eltern des j ugendl. Besch. (§31 JGG.), der Beistand (§29 JGG. u.§ 149), die Kommandobehörde (§ 441).

753

Verhaftung und vorläufige Festnahme § 116.

oder daß der Vorführung weite Entfernung oder Krankheit des An-

geschuldigteu oder andere nicht zu beseitigende Hindernisse entgegenstehen.

Wird der Angeschuldigte zur mündlichen Verhandlung nicht

vorgesührt, so muß ein Verteidiger feine Rechte in der Verhandlung wahrnehmen.

Hat bis zum Beginne der mündlichen Verhandlung die Unter­

suchungshaft des Angesckuldigten seit der Verhaftung drei Monate gedauert, so ist ein Verteidiger za der Verhandlung auch zuzuziehen,

wenn der Angeschuldigte dazu vorgesührt wird. Hat der Angeschuldigte noch keinen Verteidiger gewählt, so ist ihm

ein Verteidiger für die Berhaüdluug zu bestellen.

§§ 143 bis 145,

446 gelten entsprechend.

In der mündlichen Verhandlung"«) sind die anwesenden Be­ teiligten^^

hören.

Art und Umfang der Beweisaufnahme bestimmt

das Gericht, ohne durch Anträge, Verzichte oder frühere Beschlüsse ge­ bunden zu sein. Über die Verhandlung ist ein Protokoll aufzunehmen, auf das die Vorschriften der §§ 271 bis 273 entsprechende Anwendung

finden. Die Entscheidung "d) ist am Schlüsse der mündlichen Verhandlung zu verkünden. Ist dies nicht möglich, so ist die Entscheidung spätestens

binnen einer Woche zu erlassen. § 116.

Der Verhaftete soll, soweit möglich, von anderen ge­

sondert und nicht in demselben Raume mit Strafgefangenen verwahrt

werden.") Mit seiner Zustimmung kann von dieser Vorschrift abgesehen werden. Dem Verhafteten

dürfen

nur

solche Beschränkungen

auferlegt

werden, welche zur Sicherung des Zweckes der Hast oder zur Aufrecht-

erhaltung der Ordnung im Gefängnis notwendig sind.4Ö) Bequemlichkeiten und Beschäftigungen, die dem Stande und den VermögenSverhältnissen des Verhafteten entsprechen, darf er sich aus

seine Kosten verschaffens soweit sie mit dem Zwecke der Haft vereinbar sind und weder die Ordnung im Gefängnis stören noch die Sicher­

heit gefährden. 431) Die Anwesenheit der StA. soll nach der in Anm. 40 angeführten AB. die Regel bilden. Lobe-AlSberg Anm. 4b halten sie für notwendig. A. M. auch Feisenberger, Nachtrag Anm. 3. Hartung S. 77. 44) Bei Jugendlichen § 28 JGG., sofern nicht anderweite Unterbringung angebracht ist. 45) Vgl. §§ 112,148 flfl. D. u.VO. Über Hausstrafen derUntersuchungS-

gefamgenen. AB. v. 10. Novbr. 26 (JMBl. S. 392). Durch Verbüßung der Hawsstrafe wird die Beschwerde gegen den sie festsetzenden Beschluß nicht gegen­ standslos. Hamm HRR. 1928 M. 89. 46) Der Beschuldigte darf sich nicht aus den Mitteln seiner Dirne beköstijgen. BayObLG. v. 22. Mai 22, LZ. 16 S. 522.

«Dalcke, Strafrecht. 21. Aust. (1928.)

48

754

XXVIII. Strafprozeßordnung §§ 117—121.

gefleht dürfen im Gefängnis dem Verhafteten nur dann ange­ legt werden, wenn es wegen besonderer Gefährlichkeit seiner Person, namentlich zur Sicherung anderer erforderlich erscheint, oder wenn et einen SelbsteutletbungS- oder Entweichungsversuch gemacht oder vor­ bereitet hat. Bei der Hauptverhandluug soll er ungefesselt sein. Die nach Maßgabe vorstehender Bestimmungen erforderlichen Berfüßungen"*) hat der Richter zu treffen. Die in dringenden Fällen von anderen Beamten getroffenen Anordnungen unterliegen der Genehmi­ gung deS Richters, § 117 Ein Angeschuldigter, dessen Verhaftung lediglich wegen des Verdachts der Flucht angeordnet ist, kann gegen Sicherheitsleistung mit der Untersuchungshaft verschont toerben.*7)

§ 118. Die Sicherheitsleistung ist durch Hinterlegung in barem Gelde oder in Wertpapieren oder durch Pfaudbestellung oder mittels Bürgschaft *7) geeigneter Personen zu bewirken. Die Höhe und die Art der zu leistenden Sicherhett wird von dem Richter nach freiem Ermessen festgesetzt.

§ 119. Der Angeschuldigte, welcher seine Freilassung gegen Sicherheitsleistung beanttagt, ist, wenn er nicht im Deutschen Reiche wohnt, verpflichtet, eine im Bezirke des zuständigen Gerichts wohnhafte Person zur Empfangnahme von Zustellungen zu bevollmächtigen.

§ 120. Dex Sicherheitsleistung ungeachtet ist der Angeschuldigte zur Hast zu bringen, wenn er Anstalten zur Flucht trifft, wenn er aus ergangene Ladung ohne genügende Entschuldigung ausbleibt, oder wenn neu hervorgetretene Umstände seine Verhaftung erforderlich machen. § 121. Eine noch nicht verfallene Sicherheit wird stet, wenn der Angeschuldigte zur Hast gebracht, oder wenn der Haftbefehl auf­ gehoben worden ist, oder wenn der Antritt der erkannten Freiheits­ strafe erfolgt.") Diejenigen, welche für den Angeschuldigten Sicherheit geleistet haben, können ihre Befteiung dadurch herbeisühren, daß sie entweder binnen einer vom Gerichte zu bestimmenden Frist die Gestellung des

46 a) Auch Disziplinarstrafen. Hamburg v. 2.Dezbr 26, GA. 71 S. 273. 47) Es ist erst der Haftbefehl zu erlassen u. bann die Sicherheitsleistung entgegenzunehmen. KG. v. 17. Oktbr. 24, JurR. 1 Nr. 124 u. Nr. 111. 48) Wenn die StA. auf die Anzeige von einer beabsichtigten Flucht des Berurt. hin diesen nicht unverzüglich zum Strafantritt lädt, so wird die von dem Anzeigenden für den Verurteilten geleistete Sicherheit ftei, auch wenn dieser entflieht. Dresden v. 17. März 22, JurW. 52 S. 420. Da durch die Slcherheitsleistung nur die Vollstreckung des Haftbefehls gehemmt werden soll, so darf er nicht aufgehoben werden. AV. v. 15. Juli 26 (JMBl.S. 273). Die Rechts­ kraft des Urteils steht gerichtlichen Entscheidungen über Aufrechterhaltung oder Freigabe der Sicherheit nicht entgegen. KG. JurR. 3 -Lr. 1976.

Verhaftung und vorläufige Festnahme §§ 122—124.

755

Angeschuldigteu bewirken, oder von den Tatsachen, welche den Ver­ dacht einer vom Angeschuldigten beabsichtigten Flucht begründen, recht­

zeitig dergestalt Anzeige machen, daß die Verhaftung bewirkt werden kann. § 122

Eine noch nicht ftei gewordene Sicherheit verfällt der

Staatskasse, wenn der Angeschuldigte sich der Untersuchung oder dem Antritt der erkannten Frecheitsstrafe entzieht.") Bor der Entscheidung sind der Angeschuldigte sowie die, welche

für den Angeschuldigteu Sicherheit

klärung aufzufordern.

geleistet

haben,

zu

einer Er-

Gegen die Entscheidung steht ihnen nur die

sofortige Beschwerde ju.49a) Bor der Entscheidung über die Beschwerde

ist den Beteiligten und der Staatsanwaltschaft Gelegenheit zur münd­ lichen Begründung ihrer Anttäge sowie zur Erörterung über statt­

gehabte Ermittelungen zu geben.

Die

den Verfall

aussprechende

Entscheidung

hat

gegen

die,

welche für den Angeschuldigteu Sicherhett geleistet haben, die Wirkung

eines von dem Zivilrichter erlassenen, für vorläufig vollstreckbar er­ klärten Eudnrteils, und nach Ablauf der Beschwerdefrist die Wirkungen

eine- rechtskräftigen ZivileudurteilS. § 123.

Der Haftbefehl ist aufzuhebev, wenn der in ihm an­

gegebene Grund der Verhaftung weggefallen ist, oder wenn der Au-

geschuldigte ftetgesprochen oder außer Verfolgung gesetzt wird.ö0)

Durch Einlegung eines Rechtsmittels darf die Freilassung des Angeschuldigten nicht verzögert werden.

§ 124

Die auf die Untersuchungshaft, einschließlich der Sicher­

heitsleistung, bezüglichen Entscheidungen werden von dem zuständigen

Gericht erlassen.61) 49) Der Verfall sowie das Freiwerden einer Sicherheit tritt ipso jure ein, das Freiwerden also mit dem Augenblick, wenn der Angeschuldigte zur Haft ge­ bracht oder freigesprochen wird, der Verfall, sobald er sich der Untersuchungs­ haft oder der Strafe entzieht, nicht erst mit der Entscheidung. Hamburg GA.37 S. 224. Die bestellte Sicherheit ist auch dann verfallen, wenn der A. sich während eines Strafaufschubs verborgen hält. KG. GA. 42 S. 147. Selbst­ mord begründet nicht den Verfall. Hamburg GA. 44 S. 176. Die Anhörung des Angeschuldigten ist wesentlich. Celle GA. 46 S. 363. 49 a) Gegen die Entscheidung des LG. ist weitere (sofortige) Beschwerde zulässig. KG. DRZ. 18 Nr. 252. A. M. Königsberg HRN. 1928 Nr. 292. 50) Ein nur auf Geldstrafe lautendes Urteti braucht nicht notwendig die Aufhebung des Haftbefehls nach sich zu ziehen. Obergericht Danzig v. 10. Mai 26, GA. 71 S. 73. Lvbe-Alsberg Anm. 2 b. A. M. Löwe Anm. 4. Ist der A. wegen Bettelns nur , zu einer Freiheitsstrafe verurteilt, hat aber die StA. mit dem Anttag auf Überweisung Berufung eingelegt, so erlischt nach» Verbüßung der Haftstrafe der Haftbefehl und es ist neuer Haftbefehl zu erlasffen, dagegen dauert die Untersuchungshaft fort, wenn der A. wegen der Überweisung Berufung eingelegt hat. KG. v. 23. April 09, GA. 57 S. 232.

51) Nach Rechtskraft des Urteils steht die Entschließung darüber, ob ein

756

XXVIIL Strafprozeßordnung §§ 125—127.

In der Voruntersuchung ist der Untersuchung-richter zur Erlassung

de- Haftbefehl- und mit Zustimmung der Staatsanwaltschaft auch zur Aufhebung eine- solchen sowie zur Freilassung de- Angeschuldigten

gegen Sicherheitsleistung befugt.

Versagt die Staatsanwaltschaft diese

Zustimmung, so hat der Untersuchungsrichter, wenn er die beanstandete

Maßregel anordneu will, unverzüglich, spätesten- binnen vierund­

zwanzig Stunden, die Entscheidung de- Gericht- uachzusucheu. Die gleiche Befugnis hat nach Eröffnung de- Hauptverfahrens in dringenden Fällen der Vorsitzende de- erkennenden Gericht-. Auch die mündliche Verhandlung über den Haftbefehl (§§ 114 d,

115 a) findet vor dem zuständigen Gericht statt.

In der Vorunter­

suchung entscheidet im Falle des § 114 ä der Untersuchung-richter, ohne

an die Stellungnahme der Staatsanwaltschaft gebunden zu sein; in

den Fällen der § 115a entscheidet nicht der Untersuchungsrichter, sondern daS Gericht.

§ 125

Auch vor Erhebung der öffentlichen Klage kann, wenn

ein zur Erlassung eines Haftbefehls berechttgender Grund vorhanden

ist, vom Amtsrichter auf Antrag der Staatsanwaltschaft oder, bei Ge­

fahr im Verzüge, von Amts wegen ein Haftbefehl erfassen werden. Zur Erfassung dieses Haftbefehls und der auf die Untersuchungs­ haft, einschließlich der Sicherheitsleistung, bezüglichen Entscheidungen

ist jeder Amtsrichter befugt,52 * *J53 * in dessen Bezirk ein Gerichtsstand für

die Sache begründet ist oder der zu Verhaftende betroffen wird. Die Bestimmungen der §§ 114 bis 123 finden entsprechende An­ wendung.

§ 126.

Ist die öffentliche Klage noch nicht erhoben, so ist der

Haftbefehl auszuheben, wenn die Staatsanwaltschaft es beantragt. Gleich­ zeitig mit dem Anttag kaun sie anordnen, daß der Beschuldigte frei-

gelassen werde. § 127.

Wird jemand auf frischer TatM a) bettoffen oder verfolgt,")

Haftbefehl aufzuheben Ist, nur noch den mit der Strafvollstreckung Betrauten Organen deS Staates zu. Dresden v. 30. März 14, LZ. 10 S. 1333. A. M. Löwe Anm. 2 d. 52) Sind mehrere für die Verhaftung zuständige Amtsrichter vorhanden, so ist derjenige von ihnen, welcher zuerst die Verhaftung beschlossen hat, für die weiteren, die provisorische Untersuchungshaft betreffenden Entscheidungen allein zuständig; daS gilt auch dann, wenn das Gefängnis, in'welchem sich der Beschuldigte befindet, einem anderen Amtsrichter unterstellt ist. Zur Freilassung gegen Sicherheitsleistung bedarf der AR. nicht der Zu­ stimmung des StA. 52 a) Auf frischer Tat befinden sich Bandendiebe auch dann, wenn der letzte Diebstahl nicht unmittelbar vorhergegangen ist. JurR. 3 Nr. 1623. 53) Verfolgen umfaßt alle auf Ergreifung deS Täters gerichteten Maß­ nahmen. E. 30 S. 386.

Verhaftung und vorläufige Festnahme § 128.

757

so ist, wenn er der Flucht verdächtig ist oder seine Persönlichkeit nicht

sofort festgestellt werden kann, jedermann befugt, ihn auch ohne richter­

lichen Befehl vorläufig festzunehmen.6*)

Die Staatsanwaltschaft und die Polizei- und Sicherheitsbeamten sind auch dann zur vorläufigen Festnahme Befugt,66) wenn die Voraus­ setzungen eine- Haftbefehls vorliegm und Gefahr im Verzug obwaltet.

Bei strafbaren Handlungen, deren Verfolgung nur auf Antrag

eintritt, ist die vorläufige Festnahme von der Stellung eines solchen Antrag- nicht abhängig.

§ 128.

Der Festgenommene ist unverzüglich,66) sofern er nicht

wieder in Freiheit gesetzt wird, dem Amtsrichter deS Bezirkes,6^) in

welchem die Festnahme erfolgt ist, vorzuführen.

Der Amtsrichter hat

ihn spätesten- am Tage nach der Vorführung zu vernehmen. 54) Die vorläufige Festnahme kann jederzeit und an jedem-Ort vorge­ nommen werden. E. 40 S. 65. Anwendung von Gewalt, wie festes Zupacken selbst unter Mißhandlung ist zulässig. E. 34 S. 443. Der Verfolger hat aber fein Recht auf den Fliehenden zu schießen, falls ihn nicht etwa sein Amt zum Waffengebrauch berechtigt. JurR. 2 Nr. 532. Der Jagdberechtigte darf den Wilderer zum Zwecke der Feststellung entwaffnen. KG. v. 4. Septbr. 17, Recht 22 S. 84. Der Feldhüter kann dem unberechtigten Radfahrer das Fahrrad zeitweilig wegnehmen. KG. JFGErg. 6 S. 336. Die dem Polizeibeamten gemäß § 161 (163) obliegende Pflicht schließt nicht die Ermächtigung zur Fest­ nahme ein, wenn nur eine allgemeine Besorgnis vorliegt, daß eine Verdunke­ lung eintreten könnte. Recht 16 Nr. 2618, GA. 60 S. 88. Auf den Fall, Laß Polizeibeamte im Interesse der öffentl. Ordnung die Sistierung eines auf frischer Tat Betroffenen zur Feststellung seiner Persönlichkeit vornehmen, soll 8127 nicht, wohl aber §10 £I.ni7 ALR. Anwendung finden. GA.38 ©.69. vgl. E.21S.10. Lediglich zu dem Zwecke, eine baldige Verantwortliche Vernehmung des TäterS herbeizuführen, darf die Festnahme nicht erfolgen. LZ. 15 S. 27. Doch liegt darin, daß ein Beamter den völlig unbescheintgten Angaben eines Festgenommenen bezüglich seiner Persönlichkeit nicht Glauben schenkt und zur Haft bringt, keine Pflichtverletzung. E. 27 S. 198. Anders, wenn der Feftgenommene sich zu legitimieren bereit ist, der Beamte aber die Prüfung der Legitimation ablehnt. E. 27 S. 153. 55) Der Polizeibeamte im Falle des Abs. 2 auch nur dann, wenn er Hilfsbeamter der StA. ist. KG. v. 25. Novbr. 19, I o h o w 52 S. 373; keines­ falls ein Privatdetektiv. E. 59 S. 291. 56) Der Beamte kann ihn erst verhören und ein Protokoll aufnehmen, R. 6 S. 807. Jedoch um weiteres Belastungsmaterial gegen den Besch, zu sammeln, darf die Vernehmung nicht hinausgeschoben werden. Frankfurt v. 16. März 22, JurW. 52 S. 1058. Jena v. 9. Dezbr. 24, DIZ. 30 ©. 268 u. 334. Hartung, JurR. 1 S. 202 u. Rosenberg, ebenda S. 269. Aschaffenburg, DRZ. 17 S. 442. A. M. KG. v. 24. April 1923 — 1. W. 64/23 — (BMBl. 24 S. 465); Rudolph, DRZ. 17 S. 157. 57) Siehe Berf. v. 11. Juli 81 (JMBl. S. 245) und v. 3. Dezbr. 89 (VMBl. S. 220). Es ist gesetzlich nicht zulässig, bei Verhinderung des Richters den Festgenommenen zu seiner Vernehmung an den Amtssitz des zum Vertreter bestellten benachbarten Amtsrichters transportieren zu lassen. Reskr.v. 21. Jan. 86, Müller©. 1791.

XXVm. Strafprozeßordnung 88 129—132.

758

Hätt der Amtsrichter die Festnahme nicht für gerechtfertigt oder ihre Gründe für besettigt, so verordnet er die Freilassung.

Anderen­

falls erläßt er einen Haftbefehl, auf welchen die Bestimmungen des § 126

Anwendung finden.

§ 129. Ist gegen den Festgenommeuen berettS die öffentliche Klage erhoben, so ist er entweder sofort, oder auf Verfügung des Amtsrichters, welchem er zunächst vorgeführt worden, dem zustän­

digen Gericht oder Untersuchungsrichter vorzuführen, und haben diese spätestens am Tage nach der Vorführung über Freilaffung oder Ver­ haftung des Festgenommenen zu entscheiden. § 130.

Wird wegen Verdachts einer strafbaren Handlung, deren

Verfolgung nur auf Antrag eintritt, ein Haftbefehl erlaffeu, bevor der Antrag gestellt ist, so ist der Antragsberechtigte, von mehreren wenigstens

einer, sofort von dem Erlaß des Haftbefehls in Kenntnis zu setzen. Auf den Haftbefehl finden die Bestimmungen deS § 126 gleichfalls Anwendung.

§ 131. Auf Grund eines Haftbefehls können von dem Richter sowie von der Staatsanwaltschaft Steckbriefe68) erlassen werden, wenn der zu Verhaftende flüchtig ist oder sich verborgen hätt.

Ohne vorgängigen Haftbefehl ist

eine steckbriefliche Verfolgung

nur dann statthaft, wenn ein Festgenommener aus dsm Gefängnisse entweicht oder sonst sich der Bewachung entzieht.

In diesem Falle

sind auch die Polizeibehörden zur Erlassung deS Steckbriefs befugt.68 a) Der Steckbrief soll, soweit dies möglich, eine Beschreibung des zu Ver­

haftenden enthalten und die ihm zur Last gelegte strafbare Handlung sowie das Gefängnis bezeichnen, in welches die Ablieferung zu erfolgen hat.

Die §§ 114 b, 114 c gelten entsprechend.

§ 132

aufgehoben. ">)

58) Nach der Vers- v. 22.Febr.64 (JMBI. S. 62) empfiehlt es sich nicht, Steckbriefe in geringfügigen Sachen zu erlassen; es ist vielmehr zu prüfen, ob die Schwere der Tat oder die Gefährlichkeit des Täters oder andere besondere Umstände eine solche Bekanntm. angemessen und erforderlich erscheinen lasten. Das gleiche gilt für Suchvermerke. AB. v. 14. April 26 (JMBl. S. 138 Anm. 16). Die Steckbriefe sind im vom Polizeipräsidium Berlin herausgegegebenen deutschen Steckbriefregister zu veröffentlichen. RErl. d. M. d. I. v. 27. Febr. 28 über kriminalpoliz. Fahndungswesen (JMBl. S. 202) und AB. v. 21. März 28 (JMBl. S. 198) über das Fahndungswesen. In geeigneten Fällen kann die Veröffentlichung u. a. auch in anderen Zeitschriften, wie in „Der Gendarm" und „Die Polizei" v. 21. März 28 (JMBl? S. 198) er­ folgen. Vgl. die AB. v. 21. März 28 (JMBl. S. 198) unter II. Über die Behandlung der von ehemaligen Militärgerichten erlassenen Steckbriefe siehe AB. v. 8. Mai 24 (JMBl. S. 211). 58 a) Sie sind es auch bann, wenn ein der Polizeibehörde zum Transpott übergebener Gefangener, gegen den ein Haftbefehl bereits vorliegt, während des Transports entspringt. Löwe Anm. 3. A. M. Hartung S. 115.

Vernehmung des Beschuldigten §§ 133—136. Verteidigung § 137.

10. Abschnitt. § 133.

759

Vernehmung bes Srschvlbigteu.

Der Beschuldigte ist zur Vernehmung schriftlich zu laben.68)

Die Ladung kann unter der Androhung geschehen, daß im Falle des Ausbleibens seine Vorführung erfolgen toerbe.69*) § 134

Die sofortige Vorführung des Beschuldigten kann verfügt

werden, wenn Gründe vorliegen, welche die Erlassung eines Haftbefehls

rechtfertigen würden.59 60) In dem Vorführungsbesehle ist der Beschuldigte genau zu bezeichnen

und die ihm zur Last gelegte strafbare Handlung sowie der Grund der Vorführung anzugeben.

§ 135. Der Vorgeführte ist sofort von dem Richter zu vernehmen.61) Ist dies nicht ausführbar, so kann er biS zu seiner Vernehmung, je­ doch nicht über den nächstfolgenden Tag hinaus, festgehalten werden.

§ 136.

Bei Beginn der ersten Vernehmung ist dem Beschuldigten

zu eröffnen, welche strafbare Handlung ihm zur Last gelegt wird.

Der

Beschuldigte ist zu befragen, ob er etwas auf die Beschuldigung er­

widern wolle.

Die Vernehmung soll dem Beschuldigten Gelegenheit zur Beseitigung

der gegen ihn vorliegenden Berdachtsgründe und zur Geltendmachung der zu seinen Gunsten sprechenden Tatsachen geben. Bet der ersten Vernehmung des Beschuldigten ist zugleich auf die

Ermittelung seiner persönlichen Verhältnisse Bedacht zu nehmen. 11. Abschnitt.

§ 137.

Verteidigung.

Der Beschuldigte kann sich in jeder Lage des Verfahren­

des Beistandes eines Verteidigers bedienen. 62)

Hat der Beschuldigte einen gesetzlichen Vertreter, so kann auch dieser selbständig einen Verteidiger wählen. 59) Siehe AB. v. 2. Mai 18 betr. Vereinfachung von Ladungen (JMBl. S. 151) u. AB. v. 7. Aug. 22 (JMBl. S. 317). 59 a) Genehmigung des Parlaments erforderl., da schon Androh. d. Bors. Beschränkung der persönl. Freiheit. StGH. v. 3. Dezbr. 25, JurR. 2 Nr. 907. Vgl. AB. in Anm. 40. 60) In der Nacht darf ein BorführungSbefehl nicht vollstreckt werden. (GA. 41 S. 157. Die Vorführung Wehrmachtsangehöriger soll durch Militär.

Begleitlommando erfolgen, falls es die Militärbehörde verlangt. AB. v. 30. Juni 26 (JMBl. S. 244). 61) in Abwesenheit des StA. und Verteidigers. § 192 u. § 169. 62) Siehe die AB) v. 30. Dezbr. 18 zur Förderung der Aufgaben der Verteidigung im Sttafverfahren (JMBl. 1919 S. 4). Im Strafverfahren mimmt grundsätzlich der Beschuldigte seine Rechte selbst wahr. Die Zuziehung Les gesetzlichen Bertteters (Vormundes) von Amts wegen Ist nicht geboten. R. 7 S. 377. Vgl. aber §§ 22/23 JGG. Der Verteidiger ist in der Regel nicht Vertreter des Beschuldigten. Löwe Anm. 8 b Borbem. Vgl. DRZ. 18 S. 359,

760

XXVU1. Strafprozeßordnung 88 138—140.

§ 138.

Zu Verteidigern können die bei einem deutschen Gerichte

zugelassenen Rechtsanwälte sowie die Rechtslehrer au deutschen Hoch­

schulen gewählt werden^') Andere Personen können nur mit GenehmigungM) des Gerichts und, wenn der Fall einer notwendigen Verteidigung vorliegt und der

Gewählte nicht zu den Personen gehört, welche zu Verteidigern bestellt

werden dürfen, nur in Gemeinschaft mit einer solchen als Wahlver­ teidiger zugelassen werde».

§ 139.

Der

als

Verteidiger

gewählte

Rechtsanwalt6& 63)64kann 65

mit Zustimmung deS Angeklagten die Verteidigung einem Rechts­

kundigen/»») welcher die erste Prüfung für den Justizdienst bestanden hat und darin seit mindestens einem Jahr und drei Monaten be­

schäftigt ist, übertragen. § 140.

Die Verteidigung66) ist notwendig in den Sachen, welche

vor dem Reichsgericht oder dem Oberlandesgericht in erster Instanz oder vor dem Schwurgerichte zu verhandeln sind.

63) Ausgeschlossen ist ein Verteidiger, der im Verdacht der Begünstigung in einer anderen, mit der vorliegenden Strafsache innerlich zusammenhängen­ den Strafsache steht, solange der Verdacht nicht beseitigt werden kann. JurW. 55 S. 2756. Dazu Ebermayer in DIZ. 32 S. 134. A. M. Bend ix und von Beling, LZ. 21 ©. 511, u. 518. Letzterer will aber einem solchen Ver­ teidiger die Rechte aus §§ 147 u. 148 entziehen. 64) Die Genehmigung kann auch stillschweigend erteilt werden. E. 55 S. 213. Ohne die Genehmigung kann sich der Beschuldigte durch andere Per­ sonen bei Ausübung seiner prozessualen Befugnisie auch außerhalb der Haupt­ verhandlung nicht vertreten lassen. Löwe, Vordem, zu § 137 Nr. 6. E. 9 S. 78. A. M. BayObLG. v. 13. August 26, LZ. 20 S. 1206. 65) Ein zum Verteidiger bestellter RA. kann einen andern Anwalt sub­ stituieren, wenn auch die Vollmacht die Substitutionsklausel nicht enthält, wenn nur die Substitution nicht gegen den Willen des Mandanten geschieht. R. 5 S. 591. Eine solche Bevollmächtigung braucht nicht durch Vorlegung einer schriftlichen Vollmacht nachgewiesen zu werden. E. 41 S. 14. — Der gewählte Verteidiger kann unbeschadet seiner Funktionen in der Hauptverh. als Zeuge vernommen werden. Anm. 58 zu § 53. 65 a) Auf einen in der Liste gelöschten RA, ist Abs. 1 nicht anwendbar. Er gehört auch nicht zu den Rechtskundigen des § 139. E. 61 S. 104. 66) Der Verteidiger darf nicht erst bei Beginn der Hauptverhandl. bestellt werden. E. 20 S. 38. Ist zunächst ein Verteidiger bestellt, der Grund der Be­ stellung aber demnächst weggefallen, so muß der bestellte Verteidiger doch geladen werden. E. 21 S. 266. Wird ein noch nicht Sechzehnjähriger ausnahmsweise vor dem AR. oder Schöffengericht angeklagt, so ist die Verteidigung nicht not­ wendig. Siefoto, StPO. Anm. 10. Liegen gegen den Angeklagten mehrere Verbrechen vor, von denen nur eines die Zuordnung eines Verteidigers bedingte, so darf bei dem Ausbleiben des letzteren das Gericht wegen keines der zur Aburteilung stehenden Fälle zur Verhandlung schreiten. R. 2 S. 764. Ein Pflichtverteidiger darf auch ohne Einverständnts des A. einem anderm RA. Üntexvollmgcht erteilen. DRZ. 20 Nr. 307.

Verteidigung § 141.

761

In anderen Sachen ist die Verteidigung notwendig, wenn der An­ geschuldigte taub oder stumm ist.

In den vor dem Amtsrichter oder dem Schöffengerichte zu ver­ handelnden Sachen ist die Verteidigung notwendig, wenn eine Tat den Gegenstand der Untersuchung bildet, die uicht nur wegen Rückfalls

ein Verbrechen ist, und der Beschuldigte oder sein gesetzlicher Vertreter die Bestellung eines Verteidigers beantragt.67)68 In den Fällen der Abs. 1 und 2 ist dem Angeschuldigten, der noch keinen Verteidiger gewählt hat, ein Verteidiger von AnttS wegen

zu bestellen, sobald der Augeschuldigte gemäß § 201 zur Erklärung

über die Anklageschrift aufgefordert worden ist, oder, wenn eine solche

Aufforderung nicht vorgeschrieben ist, sobald dem Angeklagten der Er­ öffnungsbeschluß zugestellt worden ist. Der Antrag nach Abs. 3 ist binnen einer Frist von drei Tagen £u stellen, nachdem der Auge-

schuldigte gemäß § 201 zur Erklärung über die Anklageschrift - auf­ gefordert worden ist.69)

§ 141.

In anderen als den im § 140 bezeichneten Fällen kann

67) Ein stillschweigender Verzicht auf Verteidigerbestellung ist möglich. E.42 S. 95. Em solcher Verzicht kann in der vorbehaltlosen Einlassung deS A. auf die Anklage gefunden werden. JurW. 54 S. 144. Nach Recht 26 Nr. 692 reicht ein bloß negatives Verhallen nicht aus. So auch Löwe Anm. 3. Die Not­ wendigkeit der Verteidigung dauert in den höheren Instanzen fort. Karlsruhe v. 7. August 26, Recht 30 Nr. 1860.

In den vor dem AR. allein zu verhandelnden Sachen ist die Verteidigung in gleicher Art notwendig wie vor dem Schöffengericht. Gutachten des OLG. Stettin v. 11. Dezbr. 24, JMBl. 25 S. 167 u. GA. 69 S. 431. A. M. KG. GA, 69 S. 188 und neuerdings DIZ. 33 S. 249. Recht 32 Nr. 471. 68) Es liegt Verletzung einer Rechtsnorm vor, wenn der notwendige Ver­ teidiger so spät bestellt wird, daß der A. sich nicht mehr innerhalb der durch § 201 gewährten Frist mit demselben beraten kann. Diese Verletzung begrün­ det aber nicht die Aufhebung des Urteils. R. 4 S. 890. Die Aufhebung ist vielmehr nur dann begründet, wenn die verspätete Bestellung in der Hauptverh. geltend gemacht, der Antrag aber ohne genügenden Grund abgelehnt ist. R. 5 S. 982. Der A. kann sich nicht darauf berufen, daß der notwendige Verteidiger des Mitangeklagten abwesend war. E. 52 S. 189. Hat der A. den Antrag binnen der Frist nicht gepellt, so kann er dies auch dann nicht nachholen, wenn die Wiederaufnahme des Verfahrens ungeordnet ist. E. 35 S. 409. Der Antrag muß innerhalb der Frist bei dem Gericht eingehen. Eingang bei der StA. genügt nicht. DIZ. 18 S. 292 GA. 60 S. 273. Es ist nicht ausreichend, daß der Antrag schon vor Beginn der Frist im Ermittelungsverfahren oder in der Vorvmtersuchung gestellt ist. E. 58 S. 102. Die Frist beginnt auch für den gesetzlichen Vertreter mit dem Tage, an welchem dem Angeschuldigten die Aufforderung zugestellt ist. GA. 60 S. 77. Hat der A. einen Wahlverteidiger, so isst sein Recht, einen Pflichtverteidiger zu fordern, 'erloschen. Hamburg v. 18. Dezbr. 24, DRZ, 18 Nr. 1000.

762

XXVIIL Strafprozeßordnung §§ 142—145.

da- Gericht und bei vorhandener Dringlichkeit der Vorsitzende desselben

auf Antrags) oder von Amis wegen einen Verteidiger bestellen.^») § 142.

Die Bestellung des Verteidigers kaun schon während deS

Vorverfahrens erfolgen.

§ 143

Die Bestellung ist zurückzuuehmen, wenn demnächst ein

anderer Verteidiger gewählt wird und dieser die Wahl annhnmt69 b) § 144.

Die Auswahl deS zu bestellenden Verteidigers erfolgt

durch den Vorsitzenden deS Gerichts auS der Zahl der am Hitze dieses Gericht- wohnhaften Rechtsanwälte. 70)

Für das vorbereitende Ver­

fahren erfolgt die Bestellung durch den Amtsrichter. Auch Justizbeamte, welche nicht als Richter angestellt find, sowie solche Rechtskundige, den Justizdienst

welche die vorgeschriebene

bestanden

haben,

können

als

erste Prüfung für Verteidiger

bestellt

werden.71)72 73

§ 145.

Wenn in einem Falle,

in

welchem

die Verteidigung

notzvendig oder die Bestellung eines Verteidigers in Gemäßheil des

§ 141 erfolgt ist, der Verteidiger in der Hauptverhandlung ausbleibt, 7») sich unzeitig entfernt") oder sich weigert, die Verteidigung zu führen, so hat der Vorsitzende dem Angeklagten sogleich einen anderen Ber-

69) Der Beschluß hierüber muß» wenn der Antrag vor der HaUptverh. gestellt ist, vor dieser Verhandlung gefaßt werden. E. 48 S. 387. Die Ent­ mündigung wegen Geisteskrankheit begründet keine Verpflichtung zur Bestellung eines Verteidigers. GA. 61 S. 337. 69 a) Die in 1. Instanz erfolgte Bestellung dauert, bis ein rechtskräftiges Urteil ergangen ist. DRZ. 18 Nr. 1090. Die Bestellung kann aber auch nur für eine Instanz erfolgen. E. 62 S. 22. Nach geleisteter Tätigkeit darf die Be­ stellung, lediglich um dem Verteidiger die Bezahlung von Gebühren zu ermög­ lichen, nicht mehr erfolgen. JurR. 3 Nr. 201. 69 b) Bleibt dann der Wahlverteidiger trotz Ladung aus, so darf ver­ handelt werden. E. 61 S. 182. 70) Rechtsanwälte dürfen eine ihnen übertragene Verteidigung nicht ab­ lehnen. § 39 RAO. Über Verteidiger in Mlitärstrafsachen siehe § 446 StPO.

71) Der best. Verteidiger bleibt ein solcher auch für das Wiederaufnahmeverf. E. 22 S. 97. Vgl. Ann^ 69 a. Gegen die Bestellung eines Referendars oder Justizbeamten zum Verteidiger kann der A. nicht Widerspruch erheben. E. 33 S. 330 u. Recht 21 Nr. 1524. In Schwurgerichtssachen sollen Referendare überhaupt nicht, in den übrigen Sachen nicht Referendare, die noch nicht 1 Jahr u. 3 Monate beschäftigt sind, zu Verteidigern bestellt werden. AB. v. 30. Dezbr. 18 (JMBl. 1919 S. 3) u. AB. v. 23. März 21 (JMBl. S. 226). 72) Auf den Grund kommt es nicht an. E. 52 S. 247. 73) Der notwendige Verteidiger muß bei allen wesentl. Vorgängen, auch bei der Vernehmung des A. über seine persönlichen Verhältntsie anwesend sein. E. 53 S. 170. JurW. 57 S. 722. Die Abwesenheit des bestellten Verteidigers bet Verkündung des Urteils ist kein Revisionsgrund. E. 54 S. 292; wohl aber des notwendigen Verteidigers. E. 57 S. 264.

Verteidigung §§ 146 u. 147.

Leidiger zu bestellen.")

763

Das Gericht kann jedoch auch eine Aussetzung

der Verhandlung beschließen. Erklärt der neu bestellte Verteidiger, daß ihm die zur Vorbereitung

der Verteidigung erforderliche Zeit Zicht verbleiben würde, so ist die

Verhandlung zu unterbrechen oder auszusetzen.76 74) 75 Wird durch die Schuld des Verteidigers eine Aussetzung erforder­

lich, so find ihm, vorbehaltlich dienstlicher Ahndung, die hierdurch ver­ ursachten Kosten aufzuerlegen.

§ 146

Die Verteidigung mehrerer Beschuldigter kann, insofern

dies der Aufgabe der Verteidigung nicht widerstreitet, durch einen

gemeinschaftlichen Verteidiger geführt werden. § 147

Der Verteidiger ist nach dem Schlüsse der Vorunter­

suchung und, wenn eine solche nicht stattgefunden hat, nach Eiureichung

der Anklageschrift bei dem Gerichte zur Einsicht der dem Gerichte vor­ liegenden Akten befugt.

Schon vor diesem Zeitpunkte ist ihm die Einsicht der gerichtlichen Uutersuchungsakten'insoweit zu gestatten, als dies ohne Gefährdung

de- Untersuchungszwecks geschehen kann.")

Die Einsicht der Protokolle über die Vernehmung deS Beschuldigten, der Gutachren

der Sachverständigen

and

der Protokolle über die

gerichtlichen Handlungen, denen der Verteidiger beizuwohnen befugt ist, darf ihm keinenfalls verweigert werden. 74) Tritt bei der Verhandl. ohne Beanstandung von selten des Gerichtein vom bestellten Vetteidiger substituietter RA. auf, so liegt in dieser Zulassung die Bestellung eures neuen Betteidlgers im Sinne des § 145. Die Zustimmung deS A. ist nicht erforderlich. R. 10 S. 104. 75) Die Vorschrift des § 145 Abs. 2 bezieht stch nur auf den vom Gericht bestellten, nicht auch auf den Wahlverteidiger. E. 16 S. 32 76) Im staatsanwattl. Ermittelungsverfahren steht dem Verteidiger die Einsicht der Allen nicht zu, denn gerichtliche Untersuchungsatten gibt es noch gar nicht. L u c a s Anl. IS. 63 Anm. 3. Auch nach Schluß der Voruntersuchung kann der Vetteidiger nicht verlangen, daß ihm die Atten auf der Geschäftsstelle zur Verfügung gehalten werden. E.33 S. 108. Auch hat er keinen Anspruch auf Aktenetnsicht außerhalb der Gertchtsstelle. Celle v. 29. Jan. 07, GA. 58 S. 241. HRR. 1928 Nr. 90. Loewe Anm. 7. Kein Recht auf Aussetzung des Vers, -um Zweck der Alleneinsicht. Ermessen des Richters ist maßgebend. DRZ. 19 Nr. 962. Aber eS steht ihm die Alleneinsicht nach rechtskräftiger Beendigung des Verfahrens zu. KG. v. 26. März 12, KGBl. 28 S. 110. Nach der AB. v. 30. Dezbr. 18, JMBl. 19 S. 4 hat die StA. die Alleneinsicht schon im Er­ mittelungsverfahren zu gestalten. Dem Angesch., auch wenn er RA. ist, steht die Einsicht der Atten nicht zu, GA. 37 S. 226; auch nicht dem Verletzten. KG. v. 30. Jan. 17, GA. 64 S. 375. Doch ist der Vetteidiger berechtigt, nach Eröffnung des Hauptverfahrens dem A. einen Attenauszug oder eine vollständige Attenabschrift müzuteilen. Lobe und Alsberg, JurW. 55 S. 2725. Die Entscheidung über Einsicht der Atten steht nach Beendigung des Verfahrens dem Aussichtsrichter zu. AB. v. 11. Aug. 05. Müller I S. 1120.

764

XXVin. Strafprozeßordnung §§ 148 u. 149.

Nach dem Ermessen des Vorsitzenden können die Akten, mit Ausnahme der Überführungsstücke,•) dem Verteidiger in seine Wohnung

verabfolgt werden??) § 148.

Dem verhafteten Beschuldigten ist schriftlicher und münd­

lich« Verkehr mit dem Verteidiger gestattet.

Solange das Hauptverfahren nicht eröffnet ist, kann der Richter schriftliche Mitteilungen zurückweiseu, falls deren Einsicht ihm nicht

gestattet wird.78 * *)79 * * 80 77

Bis zu demselben Zeitpunkte kaun der Richter, sofern die Ver­ haftung nicht lediglich wegen Verdacht- der Flucht gerechtfertigt ist,

anorduen, daß Unterredungen mit dem Verteidiger in seiner Gegen­

wart oder in Gegenwart eines beauftragten oder ersuchten Dichters stattfinden.

§ 149.

Der Ehemann einer Angeklagten ist in der Hauptverhand-

lung als Beistand zuzulassen und auf sein Verlangen zu hörend)

Dasselbe gilt von dem gesetzlichen Vertreter80B) eines Angeklagten. In dem Vorverfahren unterliegt die Zulaffung solcher Beistünde dem richterlichen Ermessen. 76 a) Über die Herausgabe von Überführungsstücken siehe AB. v. 15. Febr.

22 (JMBl. S. 50). Sie können, wenn der Beweis der Straftat hinreichend gesichert erscheint, schon vor der Hauptverhandlung dem Berechtigten perabfolgt werden. 77) Im Vorverfahren dürfen die Akten überhaupt nicht in die Wohnung verabfolgt werden. Löwe Anm.7. 78) Nach Eröffnung des Hauptverf. ist der Verkehr des A. mit dem Ver­ teidiger ein ganz unbeschränkter. GA. 39 S. 357; E. 31S. 128. § 112 D. u. BO. 79) Referendaren soll die Überwachung nicht übertragen werden. AB. v. 26. Jan. 27 (JMBl. S. 21). Der UR. darf die Besprechung auf Stunden be­ schränken. E. 56 S. 86. Ist keine Beschränkung des freien Verkehrs an­ geordnet, so bedarf der Verteidiger keiner bes. Sprecherlaubnis. § 1128 Dienst- u. BollzugS-O. 80) Durch die Zeugeneigenschaft wird das dem Ehemann zuftehende Recht nicht beseitigt. E. 22 S. 198. ES wird aber insoweft eingeschränkt, als ein Zeuge nach den gesetzlichen Vorschriften von der Verhandlung fern zu halten ist. Recht 12 Nr. 1309. E. 55 S. 219. Der Beistand hat das Recht, während der ganzen Dauer der Hauptverh. das Wort zu verlangen. GA. 50 S. 120. Die förmlichen prozessualen Befugnisse des A. sind ihm versagt. Er muß sich darauf beschränken, Anführungen tatsächlicher oder rechtlicher Art zu machen. GA. 48 S. 132. Er hat nicht daS Recht, Vertagung zu beantragen. GA. 62 S. 483. Die Zulassung als Beistand ist nur auf Antrag auszusprechen. E. 41 S. 348. Der Beistand, der gemäß § 29 JGG. dem Beschuldigten bestellt wird, hat die Rechte eines Verteidigers. 80 a) Dem gesetzlichen Vertreter ist, wenn er bekannt ist, der Termin mit­ zuteilen. AB. v. 11. Aug. 02 (JMBl. S. 223). Zu den gesetzlichen Vertretern gehört auch der Vormund eines wegen Trunksucht oder Verschwendung Ent­ mündigten. Wird er als Zeuge vernommen, so kann er von der Verhandlung ferngehalten werden. E. 59 S. 353.

Verteidigung § 150.

§ 150.

Öffentliche Klage §§ 151—153.

765

Dem zum Verteidiger bestellten Rechtsanwälte find für

die geführte Verteidigung die Gebühren8l)82nach 83 Maßgabe der Ge­ bührenordnung auS der Staatskasse zu bezahlen. Der Rückgriff an den in die Kosten verurteilten Angeklagten bleibt

Vorbehalten.

2. Luch.

Verfahre» in erster Instanz.

1. Abschnitt. § 151.

Öffentliche Liage.

Die Eröffnung einer gerichtlichen Untersuchung ist durch

die Erhebung einer Klage bedingt.

§ 152.

Zur Erhebung der öffentlichen Klage ist die Staats­

anwaltschaft berufen.

Sie ist, soweit nicht gesetzlich ein anderes

bestimmt ist,

ver­

pflichtet, wegen aller gerichtlich strafbaren und verfolgbaren Hand­ lungen

eiuzuschreiten,

vorltegen. § 153?*)

sofern

zureichende tatsächliche Anhaltspunkte

Übertretungen werden nicht

verfolgt,8*) wenn die

Schuld des TäterS gering84) ist und die Folgen der Tat unbedeutend find, es sei denn, daß ein öffentliches Interesse8^) an der Herbei­ führung einer gerichtlichen Entscheidung besteht. Ist bet einem Vergehen die Schuld des Täters gering und find

die Folgen der Tat unbedeutend, so kann die Staatsanwaltschaft mit 81) Wegen der Höhe der Gebühren siehe §§ 63 ff. GebO. v. 5. Juli 27 (RGBl. L S. 162). Die Festsetzung der Gebühren erfolgt vorbehaltlich des ordentl. Rechtswegs lediglich im Justizverwaltungswege. § 103 Abs. 2 der HaushaltungSvorschr. für die Justizverw. v. 8. Jan. 14 (JMBl. S. 15) und zwar durch den Vorsitzenden des Gerichts. 8 31 a. a. O., auch die Beschwerde über die Festsetzung findet im Aufsichtswege statt. Vgl. KG. v. 17. Oktbr. 25, GA. 70 S. 244. KG. v. 17. Dezbr. 26, JurR. 3 Nr. 768; dagegen hält Dresden JurW. 57 S. 431 Entscheidung im Rechtswege für geboten. 82) Durch die neu eingefügten §§ 153 u. 154, die nicht für das Privatklageverf. gelten, Naumburg v. 28. Jan. 25, JurR. 1 Nr. 180, wird das bisher die StPO, beherrschende Legalitätsprinzip eingeschränkt. Abs. 2 u. 3 des 8153 gelten nicht für militärische Vergehen. § 436. Siehe auch Anm. 41a zu § 32 JGG. u. § 443 Abs. 2 RAGO. aub XXIX. 83) Der § bezieht sich auch auf Polizei!. Übertretungen. Die Prüfung, ob bei ihnen von einer Verfolgung abzusehen ist, liegt grundsätzlich dem Polizei­ verwalter ob. GB. d. IM. u. M. d. I. v. 29. Mai 24 (JMBl. S. 258). 84) Geringfügigkeit der Schuld ist zn verneinen, wenn der Täter unge­ achtet einer vorherigen Warnung gehandelt hat. Begr. z. StPO. Entwurf 1920 S. 18. Folgen sind nicht unbedeutend, wenn die Verfehlung des Täters geeignet erscheint, andere Personen zu gleichen Verfehlungen anzureizen. B u m k e S. 74. 84 a) ES ist besonders dann gegeben, wenn die Rechtsgültigkeit einer BO. zur Erörterung steht. Grebe, GA. 72 S. 81 (88).

XXvm. Strafprozeßordnung § 154.

766

Zustimmung 88) des Amtsrichters85 *) von der Erhebung der öffemtlichen Klage abseheu.88) Ist die Klage bereits

erhoben, so kann das Gericht Mit Zu­

stimmung der Staatsanwaltschaft das Verfahren einstellen;86 B) der Be­ schluß kann nicht angefochten werden.

§ 154. Bon Erhebung der öffentlichen Klage kann abgesehen werden, wenn die Strafe, zu der die Verfolgung führen kann, neben einer Strafe, zu der der Beschuldigte wegen einer anderen Tat rechts­ kräftig verurteilt worden ist, oder die er wegen einer anderen Tat

zu erwarten hat, nicht ins Gewicht fällt87)88 Ist die öffentliche Klage bereits erhoben, so kann das Gericht

auf Antrag der Staatsanwaltschaft das Verfahren vorläufig einstellen.87 *) Ist das Verfahren mit Rücksicht auf eine wegen einer anderen

Tat bereits rechtkräftig erkannte Strafe vorläufig eingestellt worden, so kaun es,^falls nicht inzwischen Verjährung eingetreten ist, wieder

ausgenommen werden, wenn die rechtskräftig erkannte Strafe nach­

träglich in Wegfall kommt.88).

Ist das Verfahren mit Rücksicht auf eine wegen einer anderen

Tat zu erwartende Strafe vorläufig eingestellt worden, so kann es,

falls nicht inzwischen Verjährung eingetreten ist, binnen drei Monaten nach Rechtskraft des

wegen

der

anderen

Tat ergehenden Urteils

wieder ausgenommen werden. 85) Gegen ablehnende Verfüg, hat der StA. die Beschwerde. Bumke S. 75. Kiesow Anm. 7. 85 a) Die Abt. des AG., der die Durchführung des Haupwerfahrens ob­ liegen würde. AB. v. 15. März 24 (JMBl. S. 126). 86) Der Verletzte hat in diesem Falle nicht das Antragsrecht aus § 172. Bumke S. 74. Karlsruhe v. 30. Aprü 25, JurR. 1 Nr. 1847. Es bleibt die Aufsichtsbeschwerde. Ist nach Erlaß einer polizeilichen Strafverfügung ge­ richtliche Entscheidung beantragt, so hat allein die StA. darüber zu befinden, ob die Tat zu verfolgen ist. Grebe, DIZ. 32 S. 1476. 86 a) DaS Revisionsgericht kann das Verfahren nicht einstellen. E. 59 S. 54. Gl. M. jetzt auch KG. v. 27. Januar und 3. Februar 27, GA. 71 Nr. 260. — Die Zustimmung des Nebenklägers ist nicht erforderlich. G ü n tz er, DIZ. 29 S. 941. A. M. Kiesow Anm. 9; also auch nicht des Finanzamts. Gutachten des KG. v. 4. Mai 25, JurR. 1 S. 1164. Einstellung auch im Wiederaufnahmeverfahren (durch Urteil) zulässig. Fortlage, DIZ. 30 S. 1033. 87) Die Vorschrift gilt auch bei Verbrechen, ebenso für Militär- und Jugendsachen. Feisenberger Anm. 2. 87a) Auch wenn das Hauptverfahren schon eröffnet ist. Löwe Anm. 5. Der Angeschuldigte hat keine Beschwerde gegen den Einstellungsbeschluß. BayObLG. d. 18. März 26, LZ. 20 S. 707, DRZ. 18 Nr. 654. (A. M. Düsieldorf v. 29. April 25, GA. 70 S. 249); auch dann nicht, wenn der Beschluß erst in 2. Instanz ergangen ist. BayObLG. DRZ. 20 Nr. 424. 88) Die Vorschriften der Abs. 3 biS 5 beziehen sich nicht auf den Fall, daß die StA. von Erhebung der Klage abgesehen hat. Bumke S. 78.

fcffenflidje Klage §§ 155—157.

Vorbereitung der öffentl. Klage § 158.

767

Hat das Gericht das Verfahren vorläufig eingestellt, so bedarf es

zur Wiederaufnahme eines Gerichtsbeschlusses.99')

§ 155

(153).

Die Untersuchung und Entscheidung erstreckt sich

nur aus die in der Klage bezeichnete Tat und auf die durch die Klage

beschuldigten Personen. Innerhalb dieser Grenzen sind die Gerichte zu einer selbständigen Tätigkeit berechtigt und verpflichtet;

wendung des Strafgesetzes

§ 156

(154).

insbesondere find sie bei An­

an die gestellten Anträge nicht gebunden.

Die öffentliche Klage kann nach Eröffnung der Unter­

suchung nicht zurückgenommen werden. ")

§ 157

(155).

Im Sinne diese- Gesetze- ist:

Augeschuldigter der Beschuldigte, gegen welchen die öffentliche Klage erhoben ist,

Angeklagter der Beschuldigte oder Augeschuldigte, gegen welchen die Eröffnung des HauptverfahrenS beschlossen ist.

L Abschnitt.

§ 158 (156).

Vorbereitung -er öffentliche« Klage.

Anzeigen strafbarer Handlungen oder Anträge auf

Strafverfolgung können bei der Staatsanwaltschaft, den Behörden und Beamten des Polizei- und Sicherheitsdienstes und den Amtsgetichteu

mündlich oder schriftlich99') angebracht werden.

Die mündliche Anzeige

ist zu beurkunden.99) Bei strafbaren Handlungen, deren Verfolgung nur auf Antrag eintritt, muß der Antrag bei einem Gericht oder der Staatsanwalt­ schaft schriftlich 90? eilwig S 139. 20) Die Überwachung der besonderen P-Ii.iueu hegt dem Iugeudiichter ob

949

XXXIV. Jugendgerichtsgesetz §§ 14—16.

frühere Strafe vollstreckt werden oder ausgesetzt bleiben soll, so wird darüber nachträglich entschieden;9l) dabei kann die Entscheidung über

die Aussetzung der neuen Strafe geändert werden. Das Gericht kann sich, falls es nicht auf Freiheitsstrafe erkennt, der Entscheidung darüber enthalten, ob die frühere Strafe vollstreckt werden oder ausgesetzt bleiben soll; in diesem Falle gilt § 12 Abs 4.

Ist die frühere Strafe nicht ausgesetzt worden, so kann die Aus­ setzung in dem neuen Urteil nachträglich

bewilligt (§ 11) werden.

Die Abs. 2, 4 gellen entsprechend.

Als Urteil im Sinne vorstehender Bestimmungen gilt auch der Strafbefehl.

§ 14. Ist auf Geldstrafe erraunt toorbcn,81*) so ist, sobald die ErsatzfreiheitSstrafe vollstreckt werden kann, darüber zu entscheiden, ob die Vollstreckung

der Ersatzfreiheitsstrafe

ausgesetzt")

werden soll.

§ 11 Satz 2 und die §§ 12 und 13 gellen entsprechend. § 15.

Nach Ablauf der Probezeit wird die Strafe erfassen,")

wenn sich der Verurteilte bewährt hat. Hat der Berurtetlte sich nicht bewährt, so wird die Vollstreckung

der Strafe angeordnet.

§ 16. Der Strafvollzug gegen einen Jugendlichen ist so zu be­ wirken, daß seine Erziehung gefördert wird. Beim Vollzüge der Freiheitsstrafen werden Jugendliche von er­ wachsenen Gefangenen vollständig getrennt gehalten.

Freiheitsstrafen von einem Monat oder mehr sollen in besonderen, ausschließlich für Jugendliche bestimmten Anstalten oder Abteilungen von Anstalten vollstreckt werden.

Verbüßt ein Jugendlicher in einer besonderen Anstalt oder in einer

besonderen

Abteilung

einer Anstalt

eine

Freiheitsstrafe, so

kann er mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde bis zur Vollendung

des einundzwanzigsten Lebensjahrs in der Anstalt oder in der Ab­

teilung verbleiben. 21) Und zwar nach JurR. 1 Nr. 1088 von dem Richter der späteren Entscheidung. Ebenso Olshausen Anm. 5. Kiesow Anm. 7c weift die Entscheidung dem Jugendrichter zu, Francke .Anm. B dem Richter, der die schwerste Strafe oder die höchste Strafe erkannt hat. 2la) Dies ist auch der Fall, wenn die Geldstrafe gemäß §27b StGB, an die Stelle der verwirkten Freiheitsstrafe tritt. 22) Aussetzung einer Geldstrafe gibt eS nicht. Die Entscheidung über Aussetzung der Ersatzfreiheitsstrafe kann nur durch Beschluß, mcht im Urteil oder Strafbefehl getroffen werden. Francke S. 62. 23) Die Strafe ist erst von dem Zeitpunkt an erlassen, in dem der vom Jugendrichter zu erlassende Beschluß die Rechtskraft erlangt hat. Der Beschluß darf daher nicht lauten: „Die Strafe ist erst mit Ablauf der Probezeit erlassen". Kiesow Anm. 4. Für den Erlaß ist der Jugendrichter zuständig.

950

XXXIV. JugendgerichtSgesetz §§ 17 u. 18. Das Weitere über deu Strafvollzug bestimmt bie Reichsregieruug

mit Zustimmung des Retchsrats; dabei ist auf eine Mitwirkung deS

Jugendamts bei dem Strafvollzüge Bedacht zu nehmen.

Zweiter Abschnitt. § 17.

Straftaten "») von Personen, die zur Zeit der Erhebung der

Anklage jugendlich find, gehören zur Zuständigkeit der Jugendgerichte. **)

Jugendgerichte sind die Schöffengerichte.

Würde die Straftat nach den

allgemeinen Vorschriften zur Zuständigkeit des Reichsgerichts oder der Schwurgerichte gehören, so besteht daS Jugendgericht aus zwei Richtern

und drei Schöffen.^) Für Personen, die zur Zett der Tat jugendlich waren, zur Zeit der

Erhebung der Anklage aber nicht mehr jugendlich, jedoch noch jünger als einundzwanzig Jahre sind, kann die Staatsanwaltschaft die Zuständigkeit

des Jugendgerichts dadurch begründen, daß sie bei ihm Anklage erhebt.

§ 18.

Soweit nicht in diesem Gesetz Abweichendes bestimmt ist,

gelten für die Sachen, die zur Zuständigkeit der Jugendgerichte ge­

hören (Jugendsachen) die Vorschriften des Gerichtsversassungsgesetzes und der Strafprozeßordnung. Vollendet der Angeschuldigte während der Dauer des Verfahrens

das einundzwanzigste Lebensjahr, so kann das Gericht die Sache zum

ordentlichen Verfahren verweisen.?6)

Ist das Gericht im ordentlichen

Verfahren nicht zuständig, so ist die Sache nach § 209 Abs. 2 der Straf­

prozeßordnung dem Landgerichte zur Entscheidung vorzulegen oder nach den §§ 270, 328 Abs. 3 der Strafprozeßordnung an das zuständige

Gericht zu verweisen."*) 23 a) Auch militärische Verbrechen und Vergehen. Francke Anm. II. Celle v. 9. Juli 26, JurR. 2 Nr. 2007. Stehe aber Anm. 18 zu § 50 MStGB. 24) Der Amtsrichter als Einzelrichter entscheidet daher nicht als Jugendstraftichter. Ohne Schöffen entscheidet er nur bei Forstdiebstahl, Feld- u. Forst­ frevel. AV. v. 17. Septbr. 24 (I 4774). A. M. Nathan, Recht 28 S. 515. Nach Celle v. 10. Septbr. 26, JurR 2 Nr. 2205 entscheidet auch der Jugend­ richter nach vorangegangener polizeilicher Strafverfügung (8 416 StPO.). — Die Zuziehung eines zweiten Richters betm Jugendgericht ist zulässig. Anm. 12 zu § 29 GBG. 25) Bon diesen drei Schöffen können zwei Frauen sein. Denn § 29 GBG. schreibt nur vor, daß mindestens ein Schöffe ein Mann sein muß, § 45 GBÄ. hat nur das aus einem Amtsrichter und zwei Schöffen bestehende Schöffengericht im Auge. Hellwig Anm. 5. Radbruch, Zentralblatt s. B. XIV S. 256. Bay. Bek. v. 7. Mai 23. A. M. Franke Anm. VII. Kiesow Anm. 5. 26) Durch Beschluß nach Anhörung der StA. (§ 33 StPO.). 26 a) Das Gericht hat in dem Falle Satz 2 zwei Beschlüsse, einen aus § 18 und einen aus § 270 StPO, zu erlassen. Hat es im Irrtum über das Alter seine Zuständig kett versehentlich angenommen, so bedarf es nur eines Beschlusies aus § 270 StPO. Kiesow Anm. 3 u. 4.

XXXIV. Jugendgericht-gesetz §§ IS—23. § 19

951

Der Vorsitzende des Jugendgerichts (Jugendrichter) hat

auch die Amtshandlungen^ vorzunehmen, die nach der Strafprozeß­ ordnung der Amtsrichter zu erledigen hat.

Ist ein Amtsgericht mit mehreren Richtern besetzt, so sollen die

Geschäfte des Jugendrichters und des Bormundschastsrichters demselben Richter übertragen werden.

DaS Nähere bestimmt die oberste Landes­

behörde. Jugendsachen sollen besonderen Straflammern zugewiesen werden.

§ 20.

Die Schöffen (Jugendschöffen) werden auf Vorschlag de-

Jugendamts für die Dauer eine- Geschäftsjahr- von dem im § 40

des Gerichtsverfaffungsgesetzes vorgesehenen Ausschuß gewählt und in eine besondere Jahresliste ausgenommen.

Es sind soviel Schöffen zu

> wählen, daß jeder Hauptschöffe zu höchstens zehn ordentlichen Sitzungs­

tagen herangezogen wird.

Die oberste Landesbehörde kann bestimmen, daß von der Wahl besonderer Jugendschöffen äbzuseheu ist, wenn anzunehmen ist, daß ein

Jugendgericht weniger als zehn Sitzungen jährlich abhalten wird.t8)

§ 21.

Die Bearbeitung der Jugendsachen ist bei jeder Staats­

anwaltschaft tunlichst in den Händen bestimmter Beamter zu vereinigen. § 22. In allen Abschnitten deS Verfahrens in Jugendsachen sollen die Organe der Jugendgerichtshilfe zur Mitarbeit herangezogeu werden.

8 23.

Die Verhandlung vor dem erkennenden88*) Gericht ein­

schließlich der Verkündung der Entscheidungen ist nicht öffentlich. Dem gesetzlichen Bertteter des Angeklagten, dem Verletzten und

feinem gesetzlichen Vertreter sowie dem Jugendamts ist der Zutritt 27) Nach der AB. d. 20. Juni 23 (2 a Abs. 2) ist durch die Geschäftsvertetlung dem JR. auch die Rechtshilfe in Jugendsachen zuzuweisen, soweit das Ersuchen um Rechtshilfe wegen der besonderen Art der auözuführenden Amts­ handlung ausdrücklich an das Jugendgericht gerichtet wird. Bei der ersten verantwort!. Vernehmung des Beschuldigten ist das religiöse Bekenntnis des Minderjährigen festzustellen und aktenkundig zu machen. AB. v. 28. April 24 (JMBl. S. 206). Wegen der Mitteilungspflicht siehe § 16 Anhang lV. Über

Vernehmung jugendlicher Zeugen und Beschuldigter — im Alter bis zur Voll­ endung des 16. Lebensjahres — AB. v. 23. Febr. 27 (JMBl. S. 53). 28) Nach der AB v. 28. April 24 (JMBl. S. 206) sind'besondere Jugend­ schöffen bei allen Jugendgerichten zu wählen. An solchen Orten, an denen das IG. voraussichtlich weniger als 10 Sitzungen im Jahre abhalten wird, ist die Wahl nach Möglichkeit auf solche Persönlichkeiten zu ttchten, die am Gerichtssitz selbst oder in dessen näherer Umgebung wohnen. 28 a) Auch vor dem Berufungsgericht. E. 59 S. 374. Jedoch ist die Verletzung kein absoluter Revisionsgrund. Königsberg v. 30. Novbr. 25, DIZ. 31 S. 179, 29) Oder der an seine Stelle tretenden Amtsstelle. Art. I d. BO. v. 14. Febr. 24 (RGBl. I S. HO). Siehe über Jugendamt auch Anm. 53 Abs. 1. Für die mündliche Verhandlung nach 8 115 6 StPO, gilt § 23 Abs. 2 nicht. LobeAlsberg., Die.Untersuchungshaft S. 46 Hnm. 2h.

952

XXXIV. Jugendgerichtsgesetz §§ 24—26.

zu gestatten. Erwachsenen Angehörigen (§ 52 Abs. 2 des Straf­ gesetzbuchs) des Angeklagten und, falls der Jugendliche unter Schutz­ aufsicht steht, der bestellten Aufsichtsperson,30) ferner den Vertretern von Vereinigungen, die sich mit der Jugendfürsorge beschäftigen, soll in der Regel, anderen Personen kann der Zuiritt gestattet werden.3l) Beamte der Justizverwaltung, welche die Dienstaufsicht führen, sind zur Anwesenheit berechtigt. § 24. Für das große Jugendgericht (§ 17 Abs. 1 Satz 3) gelten folgende besondere Vorschriften. Die Schöffen stimmen32) vor den Richtern. Über die Ausschließung

oder Ablehnung eines richterlichen Mitglieds entscheidet die Strafkammer, über die Ausschließung oder Ablehnung eines Schöffen der Vorsitzende. Das Protokoll über die Hauptverhandlung unterschreibt im Falle der Behinderung des Vorsitzenden für ihn das andere richterliche Mitglied. § 25. Für Jugendsachen ist auch das Jugendgericht örtlich zu­ ständig, in dessen Bezirk die vormundschaftsgerichtliche Zuständigkeit für den Beschuldigten begründet33) ist oder sich der Angeschuldigte zur Zeit der Erhebung der Anklage aufhält. Sind mehrere Jugendgerichte örtlich zuständig, so soll die An­ klage bei einem der nach Abs. 1 zuständigen erhoben werden, wenn nicht besondere Gründe die Erhebung der Anklage bei einem anderen Jugendgerichte rechtfertigen. § 26. Mehrere Sachen gegen denselben Beschuldigten sollen ver­ bunden werden. Jugendsachen sollen mit Strafsachen gegen Erwachsene nicht ver­ bunden werden;33") dies gilt insbesondere, wenn diese Strafsachen zur Zuständigkeit des Reichsgerichts oder der Schwurgerichte gehören. Nach Erhebung der Anklage können bis zum Erlasse des Urteils erster Instanz Jugendsachen34) von Strafsachen gegen Erwachsene 30) Oder Helfer (§ 58 RJWG). 31) Vom Gericht, nicht vom Vorsitzenden. 32) Vor den Schöffen stimmt der Berichterstatter. Siehe § 197 GVG. u. Anm. 84 dazu. 33) Ist bereits eine vormundschaftgerichtliche Tätigkeit ausgeübt, so hat das IG. nicht nachzuprüfen, ob das VG. seine Zuständigkeit mit Recht ange­ nommen hat; ist eine solche Tätigkeit noch nicht ausgeübt, hat das IG. zu prüfen, ob die Voraussetzungen des § 36 FGG. vorliegen. Kiesow S. 157 ff. 33 a) Findet die Verbindung statt, dann sind auch auf den Jugendlichen die Vorschriften des ordentlichen Verfahrens anzuwenden, während die sachlich­ rechtlichen Bestimmungen des IG. maßgebend bleiben. Kommt es nach ein­ gelegter Revision zur Aufhebung des Urteils nur bezüglich des Jugendlichen, so hat die Zurückverweisung nicht an das IG., sondern an das AG. zu erfolgen. BayObLG. DRZ. 19 Nr. 971. 34) Für das jugendliche Alter des Täters ist maßgebend der Zeitpunkt der Anklageerhebung, nicht das Alter zur Zeit der Abgabe. Francke Anm. II.

XXXIV. Jugendgerichtsgefetz 88 27—29.

953

durch Gerichtsbeschluß getrennt und an das Jugendgericht verwiesen

werden.

Die Staatsanwaltschaft hat

§ 27.

dem Bormundschaftsgericht

und dem Jugendamte Mitteilung zu machen, wenn gegen einen Jugend­ lichen die Voruntersuchung beantragt oder Anklage wegen 'ejneS Ver­ brechens, eines Vergehens oder einer Übertretung gegen § 361 Nr. 3

biS 8 des Strafgesetzbuchs erhoben wird, oder wenn die Staats­ anwaltschaft eS sonst für geboten erachtet. Über den weiteren Gang des Verfahrens sind Bormundschastsgericht und Jugendamt zu unter­ richten.

Die oberste Landesbehörde kaun weitergeheude Vorschriften

erlassen w) Das Bormundschastsgericht und daS Jugendamt haben der Staats­

anwaltschaft Nachricht zu geben, wenn ihnen bekannt ist oder bekannt

wird, daß gegen, den Beschuldigten noch ein anderes Strafverfahren anhängig ist. § 28.M)

Untersuchungshaft ist nur zu vollziehen, wenn ihr Zweck'

nicht durch andere Maßregeln, insbesondere durch eine Anordnung

nach § 8 erreicht werden kaun. ”)

Darüber, ob die Untersuchungs­

haft zu vollziehen ist, sowie darüber, welche Maßregel au ihre Stelle tritt, entscheidet

das Gericht, das den Haftbefehl erlassen hat; in

dringenden Fällen kaun der Jugendrichter,"') in dessen Bezirk die Unter­ suchungshaft vollzogen werden soll, die Entscheidung treffen.

Muß ein Jugendlicher in der Untersuchungshaft mit anderen

Gefangenen in einem Raume untergebracht werden, so ist Vorsorge zu treffen, daß er nicht sittlich gefährdet wird.

Mit Erwachsenen darf

ein Jugendlicher in einem Raume nur untergebracht werden, wenn

dies durch seinen körperlichen oder geistigen Zustand geboten ist. Dem Jugendamt und, falls der Verhaftete < unter Schutzaufsicht

steht, der bestellten Aufsichtsperson, ist der Verkehr mit dem Ver­ hafteten in dem gleichen Umfang gestattet wie einem Verteidiger (§ 148

der Strafprozeßordnung). § 29.

In den vor dem großen Jugendgerichte (§ 17 Abs. 1

Satz 3) zu verhandelnden Sachen hat der Jugendrichter dem Angeschuldigten, der keinen Verteidiger hat, einen Verteidiger zu bestellen, sobald die im § 199 der Strafprozeßordnung vorgeschriebene Auf­

forderung stattgefunden hat. 35) Anhang IV § 14 ff. 36) Der Wortlaut beruht auf dem Ges. v. 27. Dezbr. 26 (RGBl. I S. 529). 37) Aus dem Haftbefehl muß sich ergeben, daß daS Gericht die Frage ge­ prüft hat. Hellwig Anm. 3. 37 a) Diesem Jugendrichter steht die Entscheid, über die Haftftage in vollem Umfange zu. Er kann an Stelle der Untersuchungshaft Schutzaufsicht anordnen. BayObLG. v. 24. Juni 24, Recht 28 Nr. 1615.

954

XXXIV. Jugendgerichtsgefetz §§ 30 u. 31. Auch m anderen Fallen soll dem Beschuldigten,

der keinen Ver­

teidiger hat, ein Verteidiger bestellt werden, wenn dies aus besonderen

Gründen, namentlich bei verwickelter Sach- oder Rechtslage, angemessen erscheint.

DaS Gericht kann dem Beschuldigten in allen Fällen und in jeder Lage des Verfahrens einen Beistand bestellen; im Falle des Abs. 2

kann au Stelle deS Verteidigers ein Beistand bestellt werden.

Den

Beistand bestellt xber Vorsitzende, im vorbereitenden Verfahren der Jugendrichter. Das Jugendamt ist aus sein Verlangen zum Beistand zu bestellen; der gesetzliche Vertreter soll nur ausnahmsweise zum Beistand

bestellt werden. § 30.

Der Beistand hat die Rechte

eines Verteidigers.

Die Rechte des Beschuldigten zur Anwesenheit Sna)

bei

Amtshandlungen, auf Gehör und zur Vorlegung von Fragen stehen

auch dem gesetzlichen Vertreter zu.

Entscheidungen, die dem Be­

schuldigten bekanntzumachen sind, insbesondere Urteile, sollen") auch dem gesetzlichen Vertreter bekanntgemacht werden; das gleiche gilt von

Strafverfügungen und Strafbescheiden.

In den Fällen, in denen dem

Angeschuldigten die Anklageschrift mitzuteilen ist, soll sie auch dem gesetz­ lichen Vertreter mitgeteilt werden.

Ort und Zeit der Hauptverhandlung

sollen.dem gesetzlichen Vertreter rechtzeitig bekanntgemacht werden. § 31.

Bei den Ermittlungen sind möglichst frühzeittg die LebenS-

verhältnisse des Beschuldigten sowie alle Umstände zu erforschen,"*) welche zur Beurteilung seiner körperlichen und

können.

geistigen Eigenart dienen

In geeigneten Fällen soll eine ärztliche Untersuchung des

Beschuldigten herbeigeführt werden. Die Eltern des

Beschuldigten sind,

Schwierigketten geschehen kann, zu hören.

wenn eS

ohne

erhebliche

In der Hauptverhandlung

wird ihnen auf ihr Verlangen das Wort erteilt; ein Fragerecht steht

ihnen nicht $u.*°) Zur Erforschung der im Abs. 1 bezeichneten Umstände ist daS Jugendamt6S) nach Möglichkeit zuzuziehen.

verhandlung stud ihm bekanntzumachen.

Ort und Zeit der Haupt­

In der Hauptverhandlung

38) Aber nicht die Pflichten. Pflicht zur Verschwiegenheit liegt ihm nicht ob. Er hat daher auch nicht das Recht zur Zeugnisverweigerung. Hellwig Anm. 4. 9L M. in letzterem Punkte K i e s o w Anm. 6. 38 a) Über die Befreiung des Jugendlichen von der Verpflichtung zum Er­ scheinen in der Hauptverhandlung flehe Anm. 67 zu § 233 StPO. 39) Aus der Sollvorschrift ergibt sich, daß für den gesetzlichen Vertreter die RechtSmittelsrist nicht mit der Zustellung selbständig zu laufen beginnt. Francke S. 92. 39 a) Die erforderlichen schriftlichen Auskünfte sind zweckmäßig durch Ver­ mittelung jbe8 Jugend- oder Wohlfahrtsamts oder eines geeignet erscheinenden Privatvereins zu beschaffen. AB. v. 21. März 28 (JMBl. S. 195). 40) Wohl aber dann, wenn der Elternteil gesetzlicher Vertreter ist (§ 30).

955

XXXIV. Jugendgerichtsgesetz §§ 32 u. 33.

wird ihm auf Verlangen daS Wort erteilt; ein Fragerecht steht ihm nicht zu. Bei Fürsorgezöglingen ist der Fürsorgeerziehungsbehörde Gelegen­ heit zur Äußerung zu geben.

§ 32.

Die Staatsanwaltschaft tarnt auf Grund des § 3 das

Verfahren nur mit Zustimmung

des Jugendrichters

entstellen;41)42

vorher soll tunlichst das Jugendamt gehört werden.

Mit Zustimmung des Jugendrichters kann die Staatsanwaltschaft von der Erhebung der Klage abseheu, wenn bereits eine Erziehungs­ maßregel angeordnet worden ist und weitere Maßnahmen nicht er­

forderlich sind, oder wenn anzunehmen ist. daß da- Gericht nach § 9

Abs. 4 von Strafe absehen wird.

Ist die Klage bereits erhoben, so

kann das Gericht mit Zustimmung der Staatsanwaltschaft die Ein­ stellung des Verfahrens 6ef(tyüe6ett*1*)

Die Verfügung der Staatsanwaltschaft (Abs. 1, Abs. 2 Satz 1) und der Beschluß des Gerichts (Abs. 2 Satz 2) sind auch dem Bor-

mundschastsgericht und dem Jugendamte sowie dem bekanntzumachen, der den Antrag aus Erhebung- der öffentlichen Klage gestellt hat. Gegen den Beschluß des Gerichts steht der Staatsanwaltschaft kein

Rechtsmittel, dem Beschuldigten und dem Antragsteller, wenn er zu­ gleich der Verletzte ist, die soforttge Beschwerde zu.

Ist das Verfahren durch einen nicht mehr anfechtbaren Beschluß

deS Gerichts eingestellt worden, so kann die Klage nur aus Grund neuer Tatsachen"") oder Beweismittel wieder erhoben werden. § 33,

Hauptverhandlungeu in Jugendsachen sollen von anderen

Hauptverhandlungen derart gesondert werden, daß ein Berührung des

Angeklagten mit erwachsenen Angeklagten vermieden wird. Ist von einzelnen Erörterungen") ein nachteiliger Einfluß auf

den Angeklagten zu befürchten, so kann daS Gericht anordnen, daß der

Angeklagte für die Dauer der Erörterungen das Sitzungszimmer ver­ läßt.

Sobald der Angeklagte wieder vorgelassen ist, soll ihn der.Bor-

41) Gegen den Einstellungsbescheid der StA. steht dem Verletzten nur die Aufsichtsbeschwerde, nicht der Rechtsbehelf auS § 172 StPO. zu. Begr. zu § 30 Abs- 3.Die Vorschriften des § 153 StPO, gelten für Jugendliche nicht. Sums e S. 74 Anm. 8. 41 a) Ungeachtet des § 153 StPO., der hier zurücktreten muß. Recht 28 S. 392. Francke Anm. III Abs. 2. A. M. Hartung, Recht 28 S. 200. 41 b) Als solche kann weitere schlechte Führung des Beschuldigten an­ gesehen werden. Francke Anm. III Abs. 3. 42) Hierhin gehören Beweisaufnahmen über den Geisteszustand des Jugend!., über die persönl. Berhältnisie seiner Familienmitglieder, insbes. in sittl. Beziehung oder auch Erörterungen über die Tat selbst, z. B. wenn es sich um ein dem Jugendl. zur Last gelegtes Sittlichkeitsverbrechen handelt. Begr. zu § 31.

956

XXXIV. Jugendgericht-gesetz §§ 34—36.

sitzende über den wesentlichen Inhalt des

inzwischen Verhandelten

unterrichten.

§ 34.

Der Jugendrichter entscheidet") über die Aussetzung der

Ersatzfreiheilsstrafe, die nachträgliche Aussetzung und die Fortdauer

der Aussetzung sowie über die Bewährung und trifft die Entscheidungen,

die während einer Probezeit ergehen.

Vor der Entscheidung ist, wenn

dieS ohne Verzögerung geschehen kann,

auch") das JugendamtM)

zu hören.

§ 35.

Ein Urteil, in dem eine Erziehungsmaßregel angeordnet

worden ist, kann nicht deshalb augesochten36) werden, weil eine andere

oder eine weitere Erziehungsmaßregel hätte angeordnet werden sollen,

oder weil die Auswahl und Anordnung der Erziehungsmaßregel dem

BormundschaftSgericht überlassen worden ist.

Die Vorschrift gilt nicht,

wenn die Fürsorgeerziehung angeordnet worden ist.

Gegen Entscheidungen, die eine Strafaussetzung betreffen (§§ 10 biS 15), findet, wenn sie für sich allein angefochten werden, die so­ fortige Beschwerde statt; das gleiche gilt, wenn ein Urteil nur deshalb

angefochten wird, weil die Vollstreckung der Strafe nicht ausgesetzt worden ist

Die Entscheidungen über die Dauer der Probezeit, die

für ihre Dauer getroffenen besonderen Anordnungen (§ 12 Abs. 2) sowie die Entscheidung, daß sich das Gericht einer Entscheidung über

die Fortdauer der Strafaussetzung enthalte (§ 13 Abs. ö), sind nicht anfechtbar.")

§ 36. Die Strafvollstreckung steht dem Jugendrichter") zu. Das gleiche gilt von der Ausführung einer Erziehungsmaßregel, die das Gericht angeordnet hat,") sofern eS sich nicht um Fürsorgeerziehung

oder um Schutzaufsicht über einen Minderjährigen handelt. 43) Aber nur dann, wenn das Urteil erster Instanz vom Jugendgericht erfassen ist. Begr. zu § 32. Ist da- Urteil im ordentl. Verfahren ergangen, so flnb die allgemeinen Vorschriften maßgebend, grantse 6. 99. Dresden v. 26; Ottbr. 26, JurW. 56 S. 1223. A. M. K i e s o w Anm. 1 a, der den Jugend­ richter auch in diesem Fall für zuständig hält; und auch wohl RG., JurW. 54 S. 996. 44) Außerdem die StA., der Verurteilte und fein gesetzl. Vertreter. 44 a) Ist durch Urteil die Fürsorgeerziehung angeordnet, so hat die StA. dem zur Ausführung der Fürsorgeerziehung verpflichteten Kommunalverband das rechtskräftige Urteil mit Gründen mitzuteilen. § 17 Anhang IV. 45) Unanfechtbar sind die Entscheidungen aber nur dann, wenn — ohne daß ein Streit darüber besteht, ob überhaupt eine bedingte Strafaussetzung zu gewähren ist — nur die Dauer der Probezeit oder die für ihren Lauf getroffenen Anordnungen angefochten werden. E. 58 S. 200. 46) Nicht dem Rechtspfleger. AB. v. 28. Mai 23 (JMBl. S. 401). Siehe auch Anm. 79 zu § 451 StPO. 47) Der Jugendrichter ist zuständig ohne Rücksicht darauf, welches Gericht

957

XXXIV. Jugendgerichtsgesetz §§ 37—40.

Gegen die

Entscheidungen deS

Jugendrichter-

findet sofortige

Beschwerde nach den Vorschriften der Strafprozeßordnung statt.

§ 37.

Gegen Fürsorgezögliuge sollen Freiheitsstrafen nur nach

Anhörung der Fürsorgeerziehungsbehörde vollstreckt werden. § 38.

Privatklage gegen einen Jugendlichen ist unzulässig.

steht der Erhebung einer Widerklage

nicht entgegen.

Dies

Wegen einer

strafbaren Handlung, die nach den allgemeinen Vorschriften im Wege der Privaiklage verfolgt werden könnte, wird gdgen einen Jugendlichen die öffentliche Klage auch daun erhoben, wenn ein berechtigtes Jnter-

effe deS Verletzten die- rechtfertigt.") § 212 der Strafprozeßordnung findet gegenüber Jugendlichen keine

Anwendung."») § 39.

In einem Strafbefehle **) darf gegen einen Jugendlichen

nur Geldstrafe, die an Stelle der Geldstrafe tretende Freiheitsstrafe

sowie Einziehung ausgesprochen werden. § 40.

In einer Strafverfügung") darf gegen einen Jugend­

lichen nur Geldstrafe und Einziehung festgesetzt werden. Darüber, wie die Geldstrafe in Hast umgewandelt werden soll, entscheidet^') auf Antrag der Polizeibehörde, welche die Strafe festdie Anordnung getroffen hat. K i e s o w Anm. 1. Nach Francke Anm. I dagegen regelt sich, wenn bte Entscheidung nicht im Jugendversahren getroffen ist, die Strafvollstreckung, soweit auf Strafe erkannt ist, nach §451 StPO.; soweit aus Erziehungsmaßregeln erkannt ist, erfolgt die Ausführung nicht durch den mit der Sache nicht befaßten Jugendrichter, sondern durch das Gericht erster Instanz, dasselbe Gericht, das auch die bei der Strafvollstreckung notwendig werdenden gerichtlichen Entscheidungen erlassen hat. Eine solche Regelung mag zweckmäßig sein, entspricht aber wohl nicht dem Gesetz. — Zuständig ist nach Vertin, DIZ. 29 S. 467, 30 S. 734, der Bors, des gr. IG., wenn dieses von dem kleinen IG. des Wohnsitzes des Jugendl. einen verschiedenen Sitz hat. 48) Die Entscheidung hierüber steht im Ermessen des StA., daher hat auch hier der Verletzte nicht die Rechtsbeschwerde auS§ 172 StPO. (Siehe Anm. 41.) 48 a) Ist der Paragraph doch unzulässigerweise angewendet, so ist in der Rechtsmittelinsianz das Verfahren einzustellen. KG. v. 31. Oktbr. 25, JurW. 55 S. 2228. 49) Erziehungsmaßregeln dürfen im Strafbefehl nicht angeordnet werden. Erscheint dem StA. für die Straftat des Jugendlichen eine Verwarnung ange­ zeigt, so kann er bei dem JR., falls dieser als BR. örtlich zuständig ist, bean­ tragen gemäß § 32 Abs. 2, nach Erteilung einer Verwarnung dem Absehen von Klageerhebung zuzustimmen. Francke II. 50) Siehe § 1 des Ges. v. 23. April 83 unter XXX. 51) Bollstreckungsbehörde ist für die Geldstrafe die Polizei, für die Ersatz­ strafe der JR. Francke Anm. 111 3, u. zwar derjenige JR., der zur Zeit des Antrages als Vormundschaftsrichter berufen wäre. Karlsruhe h. 16. Novbr. 25. JurW. 55 S. 2234. Über die Strafvollstreckung im Falle des § 40 GB. d. IM., d. MDI. u.

d. MfB. v. 28. Aug. 26 (JMBl. S. 342).

958

XXXIV. JugendgertchtSgesetz §§ 41—45.

gesetzt hat, der Jugendrichter, in deffen Bezirk ein Gerichtsstand für die.Übertretung begründet gewesen wäre. Die §§ 14 und 15 finden Anwendung. Vor der Entscheidung find der Jugendliche und, wenn dies ohne Verzögerung geschehen tarnt, da- Jugendamt zu höre». Gegen den Beschluß steht der Polizeibehörde

und dem Jugendlichen die sofortige Beschwerde zu.

Ist eine durch Strafbescheid festgesetzte Geldstrafe in Freiheitsstrafe umzuwandelu, so finden die §§ 14 und 15 Anwendung.

§ 41.

Ein Angeklagter, gegen den gemäß 8 6 und § 9 Abs. 4 von

Strafe abgesehen worden ist, steht für die Pflicht") zur Tragung der Auslagen einem Angeklagten gleich, der zu Strafe verurteilt worden ist. § 42.

Die Jugendämter") haben die Tätigkeit, die ihnen dieses

Gesetz zuweist (Jugendgerichtshilfe), im Beuehtnen mit den Bereini­ gungen auszuüben, die sich mit der Jugendfürsorge beschäftigen. Über das Zusammenwirken der Jugendämter mit diesen Bereinigungen könne» die Landesregierungen nähere Porschristen erfassen.

Dritter Abschnitt.") § 45

Gegen Personen, die zur Zeit der Tat noch nicht vierzehn

Jahre alt waren, dürfen Strafen nicht vollstreckt werden.

Vermerke

über Verurteilungen solcher Personen find im Strafregister zu tilgen; soweit der Vermerk zu tilgen ist, findet § 5 des Gesetzes über be­

schränkte Auskunft aus dem Strafregister und die Tilgung von Straf­ vermerken vom 9. April 1920 (Reichsgesetzbl. S. 507) Anwendung.

Gegen Personen, die zur Zett der Tat vierzehn, aber noch nicht achtzehn Jahre alt waren, darf die Landespolizeibehörde die Befugnisse aus der Überweisung au die Landespolizeibehörde nicht mehr auSüben.

Ein gegen solche Personen vor dem Inkrafttreten dieses Gesetzes durch eine nicht

mehr anfechtbare Entscheidung festgesetzter Verweis wird

nach den bisherigen Vorschriften vollstreckt. 52) Nur dann, wenn der A. auf Grund einer Hauptverhandlung für schuldig befunden ist (Begr. zu § 39), also nicht im Falle deS § 32. Gl. A. wohl auch Kiesow Anm. zu 8 41. A. M. Hellwig Anm. 41. 53) Über die Zusammensetzung der Jugendämter siehe 88 3 ff. des Ges.

LR.

v. 29. März 24 (GS. S. 180). Dem Jugendamt hat nach 8 26 IMG. derjenige, welcher ein der Aussicht des Jugendamts unterstehendes Kind in Pflege hat, deffen Aufnahme, Ab­ gabe, Wohnungswechsel und Tod unverzüglich anzuzeigen. Wer der Anzeige­ pflicht nicht nachtommt, wird gemäß 630 Abs. 3 mit Geldstrafe bis zu einhundertfünfzig Reichsmark oder mit Hast bestraft. 54) Der dritte Abschnitt, deffen Paragraphen Übergangsbestimmungen und Gesetzesänderungen enthalten, ist bis auf § 45 fortgelaffen. Die Änderungen sind beim GVG., StGB. u. StPO, berücksichttgt.

XXXIV a. ÄVSMZ aus -km Erseh zur Üewahruvg der Äugend vor Lchmuh- und Lchvvdschrifien. *) Bom 18. Dezember 1926.

(RGBl. I S. 505.) § 1.

Zum Schutze der tzerauwachsenden Jugend werden Schuud-

rud Schmutzschriften1 2)3 in 4 eine Liste ausgenommen.

Sie sind, sobald

ihre Aufnahme in die Lifte öffentlich ®) bekanntgemacht ist, im ganzen Reichsgebiete folgenden Beschränkungen unterworfen: 1. sie dürfen tut Umherziehen weder feilgehalten noch angeboten

oder angekündigt werden; auch dürfen auf sie keine Bestellungen im Umherziehen gesucht oder entgegengenommen werden;

2. sie dürfen im stehenden Gewerbe, von Haus zu Haus oder auf

öffentlichen Wegen, Straßen, Platzen oder an anderen öffent­ lichen Orten nicht setlgeboten, angekündigt sowie innerhalb der Verkaufsräume und in Schaufenstern oder an anderen von der Straße aus sichtbaren Orten nicht zur Schau gestellt werden;

auch dürfen Bestellungen auf sie nicht gesucht werden: 3. sie dürfen Personen unter 18 Jahren weder zum Kaufe ange­

boten noch innerhalb des gewerblichen Betriebs *) entgeltlich oder unentgeltlich überlassen werden.

1) Hierzu die AusführungsBO. v. 23. Dezbr. 26 (RMBl. S. 1067).

2) Der Begriff der Schmutzschrift ist nicht wesensgleich mit dem der Porno­ graphie i. S. der §§ 184, 184 a StGB. Das Gesetz sieht grundsätzlich davon ab, die Pornographie in seinen Geltungsbereich zu ziehen. Seeger, JurW. 56 S. 1178. Es kommen nur solche Schrillen (E. 47 S. 224) in Betracht, die ge­ schrieben und vervielfältigt werden. Daher fallen nicht darunter Postkarten chne Worttext. Stenglein, Nebenges. Arun. 2d; auch nicht Plakate. Hellwig, Jugendschutz gegen Schundliteratur, Anm. 13. 3) Im Reichsanzeiger und Buchhändler-Börsenblatt. IV 5 der AussBO. 4) Damit soll das sog. Zugabesystem getroffen werden. Schultz, DRZ. 19 S. 246 (8).

960

XXXIV a. Ges. z. Bewahrung d. Jugend v. Schmutz- u. Schundschriften.

Reichs-, Staats- und Gemeindebehörden haben die Verpflichtung, dafür Sorge zu tragen, daß in keiner ihrer Einrichtungen Kindern oder Jugendlichen Bücher oder Schriften zugänglich gemacht werden, die in die Liste der Schmutz- oder Schundschriften ausgenommen sind. Werden mehr als zwei Nummern einer periodischen Druckschrift, die innerhalb Jahresfrist erschienen sind, auf die Liste gesetzt, so kann auch die periodische Druckschrift5) als solche auf die Dauer von drei bis zwölf Monaten auf die Liste gesetzt werden Politische Tages­ zeitungen und politische Zeitschriften6) werden hiervon nicht betroffen. Als auf die Liste gesetzt gilt auch eine angeblich neue Schrift, die sich sachlich als eine bereits auf die Liste gesetzte Schrift darstellt. Eine Schrift kann wegen ihrer politischen, sozialen, religiösen, ethischen oder weltanschaulichen Tendenz als solcher nicht auf die Liste

gesetzt werden. § 4 Abs. 5. Bei geschäftlicher Anpreisung von Schriften ist der Hinweis darauf verboten, daß ein Verfahren auf Aufnahme der Schrift

in die Liste anhängig oder anhängig gewesen tft.7) Schöff.

§ 6. Wer vorsätzlich den Bestimmungen der §§ 19) und 4 Abs. 5 zuwiderhandelt, und wer die Liste8) (§ 1) zum Zwecke des Anpreisens abdruckt oder vervielfältigt,9) wird mit Gefängnis bis zu einem Jahre und mit Geldstrafe oder mit einer dieser Strafen bestraft.10) Wer die

ek.

Tat fahrlässig begeht, wird nur mit Geldstrafe bestraft. In besonders leichten Füllen kann von Strafe abgesehen werden. 5) § 7 des Preßges. (IX). Stenglein, Nebenges. Anm. 27.

Hierunter fallen nicht Lieferungswerke.

6) Auch Witzblätter. Schultz a. a. O. 7) Dle Anpreisung braucht nicht in marktschreierischer Form zu erfolgen. Strafbar ist auch der Abdruck einer den verbotenen Hinweis enthaltenden Kritik. Hellwig, a. a. O. Anm. 58. 8) Unter Liste ist nicht nur die Gesamtliste, sondern jeder Eintrag zu verstehen. Er braucht nicht wörtlich abgedruckt zu werden. Stenglein, Nebenges. Anm. 3 c.

9) Auch durch Projizieren von Lichtbildern und durch kinematographische Vorführung. Hellwig, a. a. O. Anm. 125.

10) Dem Strafrichter ist die Nachprüfung des Schundcharakters einer Schrift benommen. Zur Verurteilung ist die Feststellung ausreichend, daß der A. eine in der „Reichsschundliste" verzeichnete Schrift verbotswidrig vertrieben bat. (Begr. S. 4). Nachzuprüfen hat der Richter, ob eine neue Schrift vor­ liegt, und bei der Strafabmessung, in welchem Grade die Schrift anstößig ist. Nichtkenntnis der öffentlichen Bekanntmachung betr. Aufnahme in die Liste ist Tatsachenirrtum. Stenglein, Nebenges. Anm. 5. H e l l w i g, a. a. O. Anm. 121. A. M. Matz u. Seeger, Ges. z. Bew. d. I., Anm. 2. Ideal­ konkurrenz mit 88184, 184» StGB, ipdenkbar. Seeger a.a.O. Steng­ lein, Nebenges. Anm. 7. Die Strafverfolgung verjährt in 5 Jahren.

XxXlV a. Ges. z. Bewahrung b. Jugend v. Kchmutz- u. Kchundschristen.

Neben

der Strafe

ist

bei

vorsätzlicher Zuwiderhandlung

961

auf

Einziehungll) der zur Begehung der Tat gebrauchten oder bestimmten Schriften ") zu erkennen, auch wenn sie weder dem Täter noch einem

Teilnehmer gehören.

werden,

Auf die Einziehung kann selbständig erkannt

wenn die Verfolgung oder Verurteilung einer bestimmten

Person nicht ausführbar ist. 11) Die Einziehung ist hier polizeiliche Maßnahme, keine Nebenstrafe. Steng lein, NedeNges. Anm. 11 b. Siehe Anm. 22 zu § 40 StGB. Ter Einziehung unterliegt nicht etwa die ganze Auflage.

dalcke, Strafrecht. 81. Aufl. (1928.) .

61

XXXV. Gesetz MM Schutze -er Republik. Boa» 21. Juli 1922.

(NVBl. S. 585.) I. Strafbestimmungen zum Schutze der Republik. § 1.

Wer an einer Bereinigung oder Verabredung teilnimmt,1)2 3

zu deren Bestrebungen eS gehört, Mitglieder^) einer republikanischen

Schw.

Regierung des Reichs oder eines Lande- durch den Tod zu beseitigen,

wird mit Zuchthaus nicht unter fünf Jahren ober mit lebenslangem Zuchthaus bestraft. Ist in Verfolgung dieser Bestrebungen eine Tötung begangen

oder versucht worden, so wird jeder, bei zur Zeit der Tat an der Ber­ einigung oder Verabredung beteiligt war und ihre Bestrebungen kannte,

mit dem Tode oder mit lebenslangem Zuchthaus bestraft. Schw.

§ 2

Wer an einer Geheimverbindungs) der im § 128 des Straf­

gesetzbuchs bezeichneten Art teilnimmt, wird mit Zuchthaus bestraft,

wenn die Verbindung eine hn § 1 Abs. 1 genannte Bestrebung verfolgt. § 3,

Der Teilnehmer an einer in den §§ 1, 2 bezeichneten Ber­

einigung, Verabredung oder Verbindung bleibt strafftet, wenn er der

Behörde oder der bedrohten Person von dem Bestehen der Bereinigung,

Verabredung oder Verbindung, von den ihm bekannten Mitgliedern und ihrem Verbleibe Kenntnis gibt, bevor in Verfolgung der Bestre­

bungen der Bereinigung, Verabredung oder Verbindung eine Tötung

begangen oder versucht worden ist. § 4

Dem Teilnehmer an einer in den 88 1, 2 bezeichneten Ber?

einigung, Verabredung oder Verbindung steht gleich, wer die Bereini­ gung oder Verbindung oder einen an der Verabredung Beteiligten

mit Rat und Tat, insbesondere mit Geld, unterstützt. 1) Der Begriff der Teilnahme ist auch hier im Sinne des gewöhnlichen Lebens zu verstehen. Siehe Anm. 41 zu § 115 u. Anm. 90 zu 8 128 StGB. 2) 8 24 bestimmt, wer als Mitglied der Regierung anzusehen ist. 3) Siehe Anm. 91 zu 8 128 StGB.

963

XXXV, Gesetz zum Schutze der Republik §§ 5—7.

6 5.

Wer von dem Dasein einer in den §§ 1, 2 genannten Ber­

einigung, Verabredung oder Verbindung oder von dem Plane, eine im 8 1 genannte Person zu töten, Kenntnis hat, wird mit Zuchthaus,

bei mildernden Umständen mit Gefängnis nicht unter drei Monaten bestraft, wenn er es unterläßt, von dem Bestehen der Bereinigung,

Sehw.

Verabredung öder Verbindung, von den ihm bekannten Mitgliedern,

ihrem Verbleib oder von der geplanten Tötung und der Person des

TaterS der Behörde oder der bedrohten Person unverzüglich Kenntnis zu geben. 4)5 6 7 Diese Vorschrift findet keine Anwendung, wenn die Anzeige von einem Geistlichen in Ansehung besten, waS ihm bei Ausübung der

Seelsorge anvertraut

worden

ist,

hätte

erstattet werden

müfleu.

Straffrei bleiben Verwandte aus- und absteigender Linie, Ehegatten und Geschwister, wen« sie sich nach Kräften bemüht haben, den Täter von der Tat abzuhalten, es sei denn, daß die Unterlassung der Anzeige eine Tötung oder einen Törungsversuch zur Folge gehabt hat.

§ 6. Wer einen anderen begünstigt4) (§ 257 des Strafgesetzbuchs), der eine im 8 1 Abs. 1 genannte Person vorsätzlich getötet oder zu töten versucht hat oder der an einer solchen Tat teilgenommen hat,

Sehw.

wird mtt Zuchthaus bestraft.

§ V.

Mit Gefängnis von 3 Monaten bis zu 5 Jahren wird soweit

nicht andere^») Vorschriften eine schwerere Strafe androhen, bestraft: 1. wer gegen Mitglieder der republikanischen Regierung des Reichs oder eines Landes einen Angriff auf Leib oder Leben (Gewalt­

tätigkeit) begeht oder mtt einem anderen verabred^, oder wer

zu einer solchen Gewalttätigkeit auffordert;

S. wer einen anderen, der als Mitglied einer republikanischen Re­

gierung des Reichs oder eines Landes durch eine gegen ihn gerichtete Gewalttättgkeit getötet worden ist, öffentlich oder in

einer Versammlung4) beschimpftoder verleumdet; 4) Der Anzeigepflicht wird nicht genügt, wenn nur eine Tatsache angezekgt, eine andere aber verschwiegen wird. Lobe, DIZ. 27 S. 470. 5) Hiermit ist keine neue, besonders geartete Begünstigungstat geschaffen. E. 57 S. 417. 5 a) Der Vorbehalt bedeutet keine allgemeine Subsidiarität, sondern räumt dem anderen Gesetz nur für den Fall ohnehin bestehender Gesetzeskonkurrenz den Borrang ein. Zwischen § 86 StGB. «. § 7 besteht Tateinheit. JurR. 3 Ar. 2072. 6) Die Äußerung muß von der Vers, oder von einem Teil derselben ge­

hört sein. E. 57 S. 343. 7) Zur Beschimpfung genügt in objektiver Beziehung, daß die Äußerungen an sich nach der Gesamtheit von Inhalt und Form den Vorwurf einer schimpf­ lichen Handlungsweise enthalten, ohne daß es des Gebrauchs von Schimvfworten

Schöff.

964

XXXV. Gesetz -um Schutze -er Republik § ?. 3. toeK öffentlich oder in einer Versammlung ein Verbrechen gegen § 1 oder Gewalttätigkeiten, die gegen Mitglieder der republi­

kanischen Regierung de- Reichs oder eines Lande- begangen worden sind, verherrlicht oder ausdrücklich billigt,*) wer solche Taten belohnt, oder den

Täter oder Teilnehmer

begünstigt

(§ 257 de- Strafgesetzbuchs);

4. wer an einer geheimen oder staatsfeindlichen Verbindung 8a)

(88 128, 129 StGB.), die die Bestrebung verfolgt, die ver­

fassungsmäßig festgestellte republikanische StaatSform des Reich­ oder eines Lande- zu untergraben, teilnimmt, oder sie oder im

Dienste ihrer Bestrebungen ein Mttglied mit Rat oder Tat, insbesondere durch Geld, unterstützt;gb)

5 wer

sich

einer

geheimen

oder

staatsfeindlichen

Verbindung

(88 128,129 StGB.) anschließt, die selbst oder deren Mitglieder

unbefugt Waffen besitzen; 6. wer ein bis dahin

verheimlichte- Waffenlager") in Eigentum

oder Gewahrsam hat und e- unterläßt, der Behörde von dem bedarf. StGH. v. 13. Ottbr. 22, JurW. 52 S. 55. Eine Beleidigung ist nicht immer eine Beschimpfung, z. B. dann nicht, wenn e- sich nur um ein einzelnes Scheltwort handelt, wie solche im Unmut rasch und ohne eigentliches Bewußtsein von dem gedanklichen Inhalt des Wortes auSgestoßen werden. E. 57 S. 185. Eine Beschimpfung der Mitglieder der Regierung liegt nicht darin, daß ihre Politik verworfen wird. StGH. v. 19. Septbr. 22, JurW. 52 S. 55. 8) Die Veranstaltung einer Sammlung von Liebesgaben für einen aus § 1 Verurteilten enthält keine auSdrückl. Billigung. E. 57 S. 379. 8 a) Eine*Verbindung kann auch innerhalb einer politischen Partei be­

stehen. Die Partei kann selbst eine Verbindung sein. Sie ist es, wenn die Partei derart organisiert ist, daß die- Mitglieder bei der Bildung des Gesamt­ willens ihrer Bereinigung mitwirken, alle mit bewußt und absichtlich vereinten Kräften die Erreichung eines gemeinschaftlichen Zwecks, der sich mit dem „offiziellen" Parieizweck nicht zu decken braucht, anftreben. HRR. 1928 Nr. 689. 8 b) Dex Vorsatz des Täters muß sich auf die Tatumstände erstrecken, aus denen sich die Rechtsbegriffe einer geheimen oder staatsfeindl. Verbindung i. S. der §§ 128, 129 StGB. u. die Tatbestandsmerkmale von Nr. 4 u. 5 er­ geben. Wer mit Kenntnis dieser Tatumstände teilnimmt, unterstützt, macht sich strafbar, mag er im übrigen die Ziele, Bestrebungen oder auch nur die Arbeits­ oder Kampfmittel der Verbindung billigen oder nicht. E. 58 S. 401. 9) Das bedeutet bis zu dem Zeitpunkt, wo die zur Anzeige gewähtte Frist verstrichen ist. E. 57 S. 403. 10) Hierzu gehören nicht nur die bei Erlaß deS Gesetze-, sondern auch die später durch unterlassene Anzeige der Behörden verborgen gebliebenen Waffen­ lager, einschließlich solcher, die von Waffenhändlern in ihren ordentl. Geschäften unterhalten werden. Recht 28 Nr. 253. Absicht der Verheimlichung ist nicht erforderlich. Ebenda Nr. 1075; ebensowenig, daß mit dem Waffenbesitz verfaffungsfeindliche Bestrebungen verfolgt werden. E. 59 S. 255, worin auch ausgeführt wird, daß der Täter sich auf Unkenntnis der Anzeigepflicht oder auf­ mangelndes Bewußtsein der Rechtswidrigkeit nicht berufen kann.

XXXV. Gesetz zum Schutze der Republik § 8.

965

Aufbewahrungsort unverzüglich Kenntnis zu geben; dem Waffen­ lager steht ein Munitionslager, ein Geschütz, ein Minenwerfer oder Flammenwerfer, ein Maschinengewehr oder eine Masckinenpistole gleich.

§ 8.

Mit Gefängnis bis zu fünf Jahren, neben dem auf Geld-

strafe erkannt werden kann, wird bestraft, 1. wer öffentlich"»») oder in einer VersammlunglOb) die verfassungs­ mäßig festgestellte republikanische Staatsform ") des Reichs oder eines Landes beschimpftl8) oder dadurch herabwürdigt, daß er Mit­

glieder der republikanischen Regierung18) deS Reichs oder eines

Landes beschimpft oder verleumdet; 10 a) Öffentlich kann die Beschimpfung auch durch Verbreitung einer

Druckschrift erfolgen. JurR.3 Nr. 2073. Geschieht sie durch einen Zeitungs­ aufsatz, so genügt es nicht, daß sie zur Kenntnis eines anderen gelangt ist, sondern die Kundgebung muß dem anderen auch verständlich sein. Recht 32 Nr. 203. 10 b) Eine vor einer Echulklaffe vom Lehrer getane Äußerung ist nicht

öffentlich, auch nicht „in einer Versammlung" geschehen. JurR. 2 Nr. 2423. 11) Hierunter ist nicht lediglich die recht!. Ausgestaltung der äußeren Berfaffungsform zu verstehen, sondern vielmehr die deutsche Republik, wie sie sich auf Grundlage der Verfassung tatsächlich entwickelt hat und betätigt. Diese kann auch dadurch herabgewürdigt werden, daß Mitglieder der Reichsregierung be­ schimpft werden. E. 57 S. 209; wie auch der Reichspräsident. LZ. 21S. 1139. Doch ist die republikanische Staatsform nicht schlechthin, sondern nur insoweit geschützt, als sie verfassungsmäßig festgestellt, d. h. in verfassungsmäßigen Ein­ richtungen verkörpert ist, die für die Staatsform wesentlich sind. DRZ. 20 Nr. 303. Die geltende repnblik. Staatsform kann auch von Anhängern an­ derer republik. Staatsformen verletzt und herabgewürdigt werden. Recht 27 Nr. 820. 12) Die einfache Kundgebung der Mißachtung oder jede persönlich ver­ letzende Kritik ist nicht ausreichend. JurW. 54 S. 988; sie muß vielmehr inssondere eine Handlung zum Ziele haben, welche aus einer rohen, niedrigen Gesinnung entsprungen ist. Breslau v. 28. April 25, JurR. 1 Nr. 1499. Die Beschimpfung erfordert keine Formalbeleidigung. Sie kann auch in der Wiedergabe der Äußerung eines anderen liegen. E. 61 S. 308. Sie ist ge­ funden in der Bezeichnung „Überläuferfarben", „Senf" statt Gold. DRZ. 19 9ir. 726 u. 727; in dem Ausruf „Mostrich" in Beziehung auf die ReichSsarben. DRZ. 20 Nr. 514. Ein Scheltwort, wie „Judenrepublit" genügt dann, wenn es sich um eine politische Kundgebung demonstrativen Charatters handelt. LZ. 22 S. 346 u. S. 769. Es genügt nicht die Beschimpfung, sondern es muß durch diese zugleich auch die repubkik. Staatsform herabgewürdigt sein. E. 57 S. 209. Für die Frage, ob eine beschimpfende Äußerung zugleich die Staatsform herabwürdigt, muß die allgemeine politische Richtung deS StGH. v. 2. Juni 23, JurW. 53 S. 101. 13) Dazu gehören nicht solche, die vor Regierung angehört haben. E. 57 S. 415; V. 2. April 25. A. M. H o ch e, DIZ. 30 S.

Beleidigers gewürdigt werden. der Zeit der Beschimpfung der oder verstorben waren. StGH. 730.

Schöff.

966

XXXV. Gesetz -um Schutze der Republik 88 9—11.

2. wer öffentlich oder in einer Versammlung die Reichs- oder Landesfarben beschimpft;"*)

3. wer von dem Vorhandensein eine- bi- dahin verheimlichten

WaffenlagerS Kenntnis hat und es unterläßt, hiervon der Be­ hörde unverzüglich Kenntnis zu geben, eS sei denn, daß damit

für Verwandte auf- oder absteigender Linie oder Geschwister

oder den Ehegatte» deS Wifleuden die Gefahr der Bestrafung einträte,") oder daß die Anzeige von einem Geistliche», Rechts­

anwalt oder Arzt in Ansehung dessen hätte erfolgen Müssen,

waS ihm. bei Ausübung seines Beruf- anvertraut worden ist.

K 7 Nr. 6 Halbsatz 2 gilt entsprechend. § 9.

Neben jeder Verurteilung wegen Hochverrat- oder wegen

Lines Verbrechen- gegen die ZZ 1 biS 6 ist auf Geldstrafe zu erkennen;

die Höhe der Geldstrafe ist nicht beschränkt. Dem Verurteilten kann im Urteil der Aufenthalt in bestimmten

Teilen oder an bestimmten Orten des Reichs auf die Dauer biS zu fünf Jahren angewiesen

werden; gegen Ausländer kann auf Aus­

weisung au- dem Reichsgebiete erkannt werden.

Zuwiderhandlungen

gegen diese Anordnungen werden mit Gefängnis bestraft. 8 10.

Die Verurteilung zum Tode oder zu Zuchthaus wegen

Hochverrats oder einer In den §8 1 bis 7 bezeichneten strafbaren Handlung hat außer den im 8 31 StGB, genannten Folgen den Ver­

lust der auS öffentlichen Wahlen hervorgegangenen Rechte und bei Beamten und Mtlttärpersonen den Verlust dxS Gehalts und, wenn

sie nicht mehr im Amte sind, des Ruhegehalt- von RechtS wegen zur Folge.

Wird wegen der im Abs. 1 genannten strafbaren Handlungen oder wegen eines

Vergehens gegen den 8 8 auf Gefängnis oder

Festungshaft erkannt, so kann zugleich auf Verlust der bekleideten öffentlichen Ämter, bei Militärpersonen auf Dienstentlassung, dauernde

oder zeitweilige Unfähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Ämter, den

gänzlichen oder teilweisen, den dauernden oder zeitweiligen Verlust des Gehalts oder deS Ruhegehalts erkannt werden.

Soweit nach anderen

Vorschriften auf Verlust der auS öffentlichen Wahlen hervorgegangenen Rechte erkannt werden kann, behält es dabei sein Bewenden.

8 11.

Deutsche und Ausländer können wegen der in den 88 1

biS 8 bezeichneten Handlungen auch dann verfolgt werden, wenn diese Taten im Ausland begangen sind. 13 a) Absicht ist nicht erforderlich, sondern nur das Bewußtsein des TäterS von dem beschiuchfenden Charakter seiner Äußerung. DIZ. 31 S. 1711.

14) Oder für sich selbst.

E. 57 S. 398.

967

XXXV. Gesetz zum Schutze der Republik §§ 14—16.

II. Staatsgerichtshof zum Schutze der Republik.'^)

UL Verbotene Bereinigungen. § 14. Versammlungen,'§) Aufzüge und Kundgebungen können ver­ daten werden, wenn bestimmte Tatsachen vorliegen, die die Besorgnis

rechtfertigen, daß in ihnen Erörterungen1?) stattfinden, die den Tatbe­ stand einer der in den §§ 1 bis 8 bezeichneten strafbaren Handlungen bilden.

Vereine und Bereinigungen, in denen Erörterungen der bezeich­ neten Art stattfinden oder die Bestrebungen1S)16dieser 17 18 Art verfolgen oder

die die Erhebung einer bestimmte» Person auf den Thron betreiben, können verboten und aufgelöst werden. Im Falle des Verbots ist dem Veranstalter auf Antrag sofort ein kostenfreier Bescheid mit Angabe der Grunde zu erteilen.

§ 15.

Die Vorschriften des § 14 Abs. 1 finden keine Anwendung

auf Versammlungen der Wahlberechtigten zur Betreibung der Wahlen

des

Reichstags,

Lande-

des

Reichspräsidenten,

oder einer kommunalen

der

Volksvertretung

oder sonstigen

eine-

öffentlich-rechtlichen

Körperschaft vom Tage der amtlichen Bekanntmachung des Wahltags bis zur Beendigung der Wahlhandlung.

DaS gleiche gilt für Ver­

sammlungen zur Betteibung von Abstimmungen und Eintragungen,

die zur Feststellung des

Willens der Bevölkerung

auf Grund

der

Reichsverfassung und der Bersaffungsgesetze der Länder stattfinden. § 16.

Versammlungen, auch der im §

15 genannten Art, in

denen Zuwiderhandlungen gegen die §§ l bis 8 vorkommen und ge15) Nach Art. I d. Ges. v. 31. März 26 (RGBl. I S. 190) sind für die Strafsachen, die zur Zuständigkeit des Staatsgerichtshofs zum Schutze der Republik gehötten, v. 1. April 26 an nur die ordentlichen Gerichte zuständig.

16) Auch nicht öffentliche. StGH. v. 21. Dezbr. 22, JurW. 52 S. 300. 17) Es genügt nicht, daß gewisse Tatsachen eine Möglichkeit der Erötterungen annehmen lassen. Vielmehr muß nach der gesamten Sachlage geprüft werden, ob die Möglichkeit nahe liegt und Insbesondere auch, ob nicht der Eintritt des als möglich vorgestellten Ereignisses durch gewisse andere Tatsachen ausgeschlossen oder so ferne gerückt wird, daß darauf die einschneidende Maßnahme eines Ver­ bots die Kundgebung nicht gegründet werben kann. StGH. v. 19. Septbr. 22,. JurW. 52 S. 19; — Die Besorgnis, daß Andersgesinnte die Veranstaltung stören, kann nicht zu einem Verbote führen. Beschl. des StGH. v. 19. Septbr. 22, JurW. 52 S. 126. 18) Auch zeitlich zurückliegende Vorkommnisse können bei Beurteilung der Frage, ob die Voraussetzungen deS Abs. 2 vorliegen, mit herangezogen werden, aber nur insofern, als aus ihnen auf eine noch im Zeitpunkt der Maßnahme bestehende verbotene Bestrebung deS Vereins oder daraus zu schließen ist, daß im Verein Erörterungen dieser Art noch in diesem Zeitpunkt ftattfinden. StGH. v- 26. Jan. 23, JurW. 52 S. 609.

XXXV. Gesetz zum Schutze der Republik §§ 17-19.

968

duldet werden, können durch Beauftragte der Polizeibehörde aufgelöst

werden. § 17.

Zuständig für Maßnahmen nach § 14 ftitb die Landes­

zentralbehörden "») oder die von ihnen bestimmten Steven. Der Reichsmiuister des Innern kann die LaudeSzentralbehörden Glaubt die

um die Anordnung einer solchen Maßnahme ersuchen. LandeSzentralbehörde

einem solchen

können, so teilt sie dies

Ersuchen

nicht

entsprechen zu

unverzüglich auf telegraphischem oder tele­

phonischem Wege, spätestens aber am zweiten Tage nach Empfang

des Ersuchen- dem Reichsministev des Innern mit und ruft gleich­ zeitig auf demselben Wege die Entscheidung des Staatsgerichtshofs zum Schutze der Republik du.

Entscheidet dieser für die Anordnung,

so hat die LandeSzentralbehörde die erforderlichen Maßnahmen zu treffen.

Gegen eine Anordnung nach §§ 14, 15 ist binnen zwei Wochen vom Tage der Zustellung oder Veröffentlichung ab die Beschwerde

zulässig; sie fyat keine aufschiebende Wirkung.

Die Beschwerde ist bei

der Stelle einzuretchen, gegen deren Anordnung sie gerichtet ist. hat sie unverzüglich an die LandeSzentralbehörde abzugeben.

Diese

Die

Landeszentralbehörde kann der Beschwerde außer im Falle des Abs. 2

abhelfen, andernfalls hat sie die Beschwerde unverzüglich dem Staats­ gerichtshose zum Schutze der Republik18 b) zur Entscheidung vorzulegen.

Gegen eine Entscheidung der Landeszentralbehörde, die der Beschwerde abhilst, kann der Reichsminister des Innern die Entscheidung des

Staatsgerichtshofs zum Schutze der Republik anrufen. 18 b)

Das Verfahren vor dem Staatsgerichtshofe regelt der Reichs­ minister des Innern mit Zustimmung deS Reichsrats.

Insbesondere

kann er Vorschriften über die Zulässigkeit vorläufiger Entscheidungen

erlaffen. § 18.

Im Falle der Auflösung eines Vereins oder einer Ber­

einigung kann das Vermögen des Vereins oder der Bereinigung zu­

gunsten des Reichs beschlagnahmt und eingezogen werden.

Schöff.

§ 19.

Wer nach § 14 verbotene Versammlungen, Aufzüge oder

Kundgebungen veranstaltet oder in solchen als Redner auftritt, wird mit Gefängnis von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft, neben

dem auf Geldstrafe erkannt werden kann.

18 a) Nicht nur eine bestimmte, sondern jede Landeszentralbehörde ist ört­ lich zuständig. E. 58 S. 242. 18 b) Die noch bestehenden Zuständigkeiten des Staatsgerichtshofs gehen auf das Reichsverwaltungsgericht und bis zu dessen Errichtung auf einen Senat des Reichsgerichts über, der durch den Geschäftsplan bestimmt wird. Gesetz zur Verlängerung des Ges. -um Schutze der Republik v. 2. Juni 27 (RGBl. I S. 125).

XXXV. Gesetz zum Schutze der Republik §§ 20—22.

969

Ebenso wird bestraft, wer sich au einem nach § 14 Abs. 2 auf­

gelösten Verein oder einer danach aufgelösten Bereinigung als Mit­ glied beteiligt oder sie auf andere Weise unterstützt?9) Dem aufgelösten

Verein steht ein angeblich neuer Verein gleich, der sich sachlich als der

alte darstellt; das gleiche gilt für Bereinigungen.

IV. Beschlagnahme und Verbot von Druckschriften. § 20.

Die Vorschriften des Gesetzes über die Presse vom 7. Mai

1874 (RGBl.

S. 65) über die Beschlagnahme von

Druckschriften

(§§ 23 ff. des Gesetzes) finden auch auf die in §8 1 bis 8 dieses Ge­ setzes bezeichneten strafbaren Handlungen mtt der Maßgabe Anwendung,

daß der Staatsanwaltschaft gegen den Beschluß des Gerichts, der die vorläufige Beschlagnahme aushebt, die sofortige Beschwerde mit auf­

schiebender. Wirkung zusteht.

§ 21.

Wird durch den Inhalt einer periodischen Druckschrift die

Strafbarkeit einer der in den §§ 1 bis 8 bezeichneten Handlungen

begründet, so kann die periodische Druckschrift, wenn es sich um eine Tageszeitung handelt, bis auf die Dauer von vier Wochen in anderen Fällen bis auf die Dauer von sechs Monaten verboten,9a). werden.

Auf

die Zuständigkeit ünd das Verfahren finden die Vorschriften des § 17 Anwendung?9) DaS Verbot umfaßt auch jede angeblich neue Druckschrift, die sich sachlich als die alte darstellt.

§ 22.

Wer eine nach § 21 verbotene") periodische Druckschrift

herausgibt, verlegt, druckt oder verbreitet, wird mit Gefängnis von 19) Es wird vorsätzliches Zuwiderhandeln vorausgesetzt; daher zu prüfen, ob dem A. die Auflösung des Vereins bekannt gewesen ist. Recht 28 Nr. 501. Vorausgesetzt wird ferner, daß der Verein trotz Auflösung fortbestanden hat. Recht 28 Nr. 736. Strafbar ist aber auch, wer einer Bereinigung beitritt, die erst nach Erlassung eines Verbots diesem zuwider neu gegründet wird. E. 59 S. 163. 19a) Das Verbot ist begründet, wenn die Druckschrift geeignet ist, das deutsche Volk zu beunruhigen. Die Form von an sich zulässigen Erörterungen kann Veranlassung zu einem Verbot geben. S1GH. v. 9. Febr. 24, JurW. 53 S. 1378. 20) Zuständig ist die LandeSpolizeibehörde, in deren Bezirk die Druckschrift erschienen ist. StGH. v. 28. Septbr. 22, JurW. 51 S. 1727. AB. v. 9. März 23 (VMBl. S. 95). Nach dieser Sers, kann gemäß § 28 Preßges. (unter IX). Die vorläufige Beschlagnahme der Einzelausgaben überall erfolgen, wo sich die Exemplare befinden. 21) Es ist nicht erforderlich, baß das Verbot sachlich berechtigt war, noch auch, daß die neue Zeitschrift selbst periodisch erscheint. E. 57 S. 253. Das Verbot erstreckt sich auch auf die vor dem Verbot erschienenen Nummern. Recht 32 Nr. 691. DRZ. 20 Nr. 304. JurW. 57 S. 1458.

SchÖff.

970

XXXV. Gesetz zum Schutze t)er Republik §§ 23—27.

drei Monaten bis zu fünf Jahren Bestraft, neben dem auf Geldstrafe erkannt werden kann.

V. Mitglieder vormals landesherrliche? Familien.

§ 23.

Mitgliedern solcher Familien, von denen em Angehöriger

biS November 1918 in einem ehemaligen deutschen Bundesstaate re­ giert hat, kann, -wenn sie ihren Wohnsitz oder dauernden Aufenthalt

tm Ausland haben, von "der ReichSregieruug daS Betreten deS Reichs­ gebiet- untersagt oder der Aufenthalt uns bestimmte Teile oder Orte deS Reichs beschränkt werden, falls die Besorgnis gerechtfertigt ist,

daß andernfalls da- Wohl der Republik gefährdet wird.

Im Falle

der Zuwiderhandlung können sie durch Beschluß der Reichsregierung

auS dem Reichsgebiet ausgewiesen werden. Jede der vorbezeichneten Anordnungen ist mit schriftlichen Gründen

zu versehen und den Betroffenen zuzustellen.

Binnen zwei Wochen

nach Zustellung kaun der Betroffene die Entscheidung des Staatsge­ richtshofs zum Schutze der Republik18 b) auruseu. Das Verfahren regelt

der Reichsmiuister des Innern mit Zustimmung deS Reichsrats.

VI. Schlußbestimmun gen.

§ 24.

Mitglieder der republikanischen Regierungen des Reichs

und der Länder trii Sinne dieses Gesetzes sind der Reichspräsident sowie alle Regierungsmitglieder, die einer aus allgemeiner, gleicher

unmittelbarer und geheimer Wahl hervorgegangenen Volksvertretung

verantwortlich find oder waren. § 2K«) § 26.

Eine Maßnahme, die aus Grund der Verordnungen de-

Reichspräsidenten vom 26. und 29. Juni 1922 (RGBl. I S. 621 623 und 532) getroffen und auch nach den Bestimmungen dieses Ge­

setzes zulässig ist, gilt als auf Grund diese- Gesetzes getroffen. § 27.

L Absatz überholt. »b)

2. Das Gesetz tritt nach Ablauf vou fünf Jahren außer Kraft.2S)

22) Siehe § 49b u. §111 Abs. 2 StGB. 23) Die Geltungsdauer des Gesetzes ist durch das in Anm. 18 b zitierte Gesetz um zwei Jahre, d. i. bis zum 23. Juli 1929 verlängert.

XXXVI. Einfiihrungsgeseh MM MilttarZtrafgesrhbuch. Bom 16. Juni 1926. (RVBl. S. 276.)

§ 1.

Das Militärstrafgesetzbuch für das Deutsche Reich tritt im

ganzen Umfang deS Reichsgebietes mtt dem 1. Oktober 1872 in Kraft.

§ 2.

Mit

diesem Tage

treten

im

ganzen

Reichsgebiet

alle

Militärstrafgesetze, soweit sie materielles Straftecht zum Gegenstände

haben, außer ßtaft.l) 1' Das Disziplinarrecht ist nunmehr vom Kriminalrecht völlig getrennt. Über die Sachen disziplinären Charatters entscheidet allein öer Vorgesetzte

(Begr.l. An Disziplinarvorschriften sind ergangen die Disziplinarstrafordnung für daS Reichsheer v. 18. Mai 1926 und die sür die Reichsmarine 6.22. Mai 1926 (RGBl. II S. 265 bzw. 309) nebst MarinestrafvollstreckungSordnung v. 28. Dtzbr. 1926 (RGBl. 27 I S. 1).

XXXVII. Militar-Ltrafgesrhtmch') für ras Deutsche Reich. Bom 16. Juui 1926.

(«GBl. 6. 375.)

Einleitende Bestünmnnge«. § L

Eine Handlung, welche dieses Gesetz mit dem Tode, mit

Zuchthaus oder mit Gefängnis oder Festungshaft von mehr als fünf

(ö) Jahren bedroht, ist ein milltärifcheS Verbrechen. Eine Handlung, welche dieses Gesetz mit Freiheitsstrafe (§ 16)

bis zu fünf (5) Jahren bedroht, ist ein militärisches Vergehen. § 2.

Diejenigen Bestimmungen, welche nach den Vorschriften des

Deutschen Strafgesetzbuchs in Beziehung auf Verbrechen und

Ver­

gehen allgemein gelten, finden auf militärische Verbrechen und Ver­ gehen entsprechende Anwendung. 2) Die ftraftechil. Begriffe des MStGB. Weichen Mehrfach vom StGB, ab; so beträgt u.a. der Strafrahmen der militärischen Gefängnisstrafe 43 Lage bis 15 Jahre (88 16,17). Die geringere Freiheitsstrafe, der Arrest, ist abgestust nach dem Dienstgrade des Täters. § 19 ff. Hinsichtlich der Geldstrafen sind 8 29 u. 8 27 b Abs. 2 StGB, zu beachten. Eigenartige allgemeine Straferhöhungs­ gründe, die oft übersehen werden, sind die des 8 55. Ferner sind zu beachtet» die besonderen und militärisch sehr-wichtigen Ehrenstrafen (8 30 ff.). Die Dienstentlassung, die die frühere Bersetzung in die 2. Klaffe des Soldatenstandes ersetzt hat, darf nicht mit der nur gegen Offiziere zulässigen Dienstentlaffung verwechselt werden. (Siehe Anm. 13.) Lösung des Dienftverh. (8 112f.) ist keine Ehrenstrafe. Grünwald, JurW. 66 S. 890. A. M. Rittau, JurW. 55 S. 2729. Abweichend sind auch die Vorschriften über Gesamtstrafen (8 54). Arrest ist nicht gleich Haft trotz 8 52. „Minder schwere Fälle" sind nicht gleichbedeutend mit mildernden Umständen. E. 59 S. 237. Strafaussetzung ist erst nach Anhörung des Disziplinarvorgesetzten zulässig. 8 2 Anhang III. Soweit keine Kenntnis der jetzigen Militär. Dienstverhältnisse, die mehr­ fach von denen der früheren Zellen abweichen, vorhanden ist, sind Militär. Sachverst. zuzuziehen. Das enge Zusammenleben in der Kaserne u. im Dienst, die unbedingte Gehorsamspflicht bedingen bes. Maßnahmen, so auch bei un­ bedeutenderen Fällen von Militär. «Diebstahl (8 138) u. Vergehen gegen Ab­ schnitt 6. Wichtige Militär, dienstliche Gründe erfordern ausnahmsweise Schleunigkeit des Verfahrens, soweit irgend tunlich, für Aburteilung gemäß 8 212 StPO.

Einleitende Bestimmungen §§ 3—9.

§' 3.

976

Strafbare Handlungen der Militärpersonen, welche nicht

militärische Verbrechen oder Vergehen find, werden nach den allgemeinen Strafgesetzen beurteilt. ?»)

§ 4.

Unter Militärpersonen find die Soldaten') und die Militär­

beamten Sa) zu verstehen, die zum Heere oder zur Marine gehören. Unter Heer ist das Reichsheer, unter Marine die Reichsmarine zu

verstehen. § 5.

Die Klasseneinteilung der Äilitärpersonen ergibt das diesem

Gesetze beigefügte Verzeichnis.')

§ 6 (fortgefallen). § 7.

Strafbare Handlungen, die von Militärpersonen im Aus­

land, während sie sich dort bei den Truppen oder sonst in dienstlicher Stellung befinden, begangen werden, sind ebenso zu bestrafen, als

wenn diese Handlungen von ihnen^ im Reichsgebiete begangen wären.

§ 8. Militärische Verbrechen oder Vergehen, welche gegen Militär­ personen verbündeter Staaten in gemeinschaftlichen Dienstverhältnissen

begangen werden, find, wenn Gegenseitigkeit verbürgt ist, ebenso zu bestrafen, als wenn diese- Handlungen gegen Militärpersonen

des

Heeres oder der Marine begangen wären. § 9.

Die in diesem Gesetze für strafbare Handlungen im Felde

gegebenen Vorschriften (Kriegsgesetze) gelten: 1. für die Dauer deS mobilen Zustandes des Heeres, der Marine oder einzelner ihrer Teile; 2. (fodgefqUt-n);

3. für derjenigen Meuterei, oder

Truppen,

einem

denen bei einem Aufruhr,

einer

kriegerischen Unternehmen der befeh­

ligende Offizier dienstlich bekanntgemacht hat, daß die Kriegs­ gesetze für sie in Kraft treten, für die Dauer dieser Zustände;

4. für diejenigen Kriegsgefangenen, denen der höchste an ihrem Aufenthaltsorte befehligende Offizier dienstlich bekanntgemacht hat, daß die Kriegsgesetze für sie in Kraft treten. 2 a) AB. v. 10. Ottbr. 21 (JMBl. S. 524) betr. das Verhältnis der Polizei zur Wehrmacht und die Standortdienstvorschrift v. 24. April 25,, aus­ zugsweise abgedruckt bei Fuhse, MStGB. 2. Aust. S. 26kflg.

3) Voraussetzung, daß die Soldaten dem MStGB. unterstehen, ist ihre ordnungsmäßige Verpflichtung. Minderjährige bedürfen zum Abschluß deS Söldnervertrages der Zustimmung des gesetzt. Vertreters. E. 56 S. 19.

3 a) Vgl. nicht abgedruckte Anlage zum MStGB. RGBl. 26 I S. 290. Militärbeamte sind dem MStGB. nur im Felde gemäß 8 153 unterworfen.

4) Das Verzeichnis ist nicht mit abgedruckt. Vgl. Anm. 3 a.

XXXYli. Milttärstrafgesetzbuch g§ 10—13.

976 § 10.

Die Militärpersoneu sind im Falle deS Z 9 Nr. 1 vom

Tage ihrer Mobilmachung bis zu ihrer Demobilmachung den Kriegs­ gesetzen unterworfen.

§ 11.

Im Sinne dieses Gesetze- ist als vor dem Feinde befind­

lich jede Truppe zu betrachten, bei welcher in Gewärtigung eines Zu­

sammentreffens mit dem Feinde der Sicherheitsdienst gegen ihn be­ gonnen hat.

§ 12. Eine Handlung ist vor versammelter Mannschaft *») begangen,

wenn außer dem Vorgesetzten") und dem einzelnen Beteiligten noch mindesten- sieben (7) andere

zu militärischem Dienste6* )*7 *versammelte 5

Soldaten gegenwärtig gewesen sind.') Eine Handlung ist unter den Bffen8) begangen, wenn der Täter im Waffendienst unter dem Befehl eines Vorgesetzten gestanden hat.

An Bord von Schiffen der Reichsmarine steht dem Waffendienste der

Gesechtsdienst und die Ausübung de- militärischen, seemännischen oder technischen Wachdienstes gleich. § 13.

Wo das Gesetz die Strafe mit Rücksicht auf den Rückfall

bestimmt, tritt sie ein, wenn der Täter, nachdem er wegen eines mili­

tärischen Verbrechens oder Vergehen- durchhin deutsches Gericht ver­ urteilt und bestraft worden ist, dasselbe militärische Verbrechen oder Vergehen abermals begeht. 4 a) Mannschaften sind alle Personen des Soldatenstandes, die z. B. z. T. alsSchüler z. L. als Lehrer am Schwimmunterricht teilnehmen. LG. DIZ. 33 S. 882. 5) Vorgesetzter ist, wer Befehle zu erteilen berechtigt ist (Begr.) Die Offiziere des neuen ReichsheereS und der Reichsmarine sind Vorgesetzte aller Unteroffiziere u. Mannschaften. E. 56 S. 208. Jeder Unteroffizier ist der Vorgesetzte jeden Mannes. Vorgesetzter anderer Unteroffiziere ist nur der Ober­ feldwebel (-Wachtmeister) der eigenen Kompagnie (Eskadron, Batterie). Über das Rang- und Vorgesetztenverhältnis der Soldaten vgl. die BL>. des Reichspräsi­ denten v. 13. Novbr. 26 (abgedr. bei Fuhse, Militärstrafgesetzbuch S. 222). Vorgesetzte sind stets auch der Reichspräsident u. der Reichswehrminister (§ 8 Abs. 2 WG). Siehe auch die Ausführungen bei R itta u, MStGB. S. 99 ff. 6) Die Kenntnis, daß die Täter zu m. D. versammelt sind, ist erforderlich. Fuhse, Militärstrafgesetzbuch Anm. 9. Das auf Befehl zu bestimmter Zeit und unter Beaufsichttgung durch einen Vorgesetzten vorgenommene Mittageffen der Mannschaft ist m. Dienst. RMG. 14 S. 128. 7) Bon dem Vorhandensein der objekttven Tatbestandsmerlmale muß der Täter Ketmtnis haben. RMG. 10 S. 176. 8) Unter Waffendienst ist der Dienst mit oder an der Waffe zu verstehen, bei dem die Waffe eine erhöhte Bedeutung besitzt und einen wettergehenden Zweck zu erfüllen" hat, als dies an sich u. ohne weiteres aus dem Tragen der

Waffe überhaupt folgt. (RMG. 14 S. 74.) Als Waffendienst ist anzusehen jeder Exerzierdienst mit oder an der Waffe, Schießdienst, Wachtdienst, dagegen nicht Waffenreinigen oder Unterricht über die Waffe. Unter Waffen stehen beim Gefechtsdienst am Bord auch die unbewaffneten Soldaten wie z. B. die Heizer. (Begr.)

Don -er Bestrafung im allgemeinen §§ 14—16.

977

Diese Bestimmung findet Anwendung, auch wenn die frühere

Strafe nur teilweise verbüßt oder ganz oder teilweise erlassen ist.

Sie

bleibt jedoch ausgeschlossen, wenn seit der Verbüßung oder dem Erlaffe

der Strafe bis zur Begehung der neuen strafbaren Handlung fünf (5) Jahre verflossen sind.

Dasselbe gilt bei wiederholtem Rückfall.

1. Lett. Mo« drr Kestrafrrng im allgemeittett. L Abschnitt.

§ 14.

Strafen gegen Soldaten.

Die Todesstrafe ist durch Erschießen zu vollstrecken, wenn

sie wegen eines militärischen Verbrechens, im Felde auch dann, wenn

sie wegen eines nicht militärischen Verbrechens erkannt worden ist. § 1h

Soweit die Militärgerichtsbarkeit auftechterhalten ist (§ 1

Ab?. 1 des Gesetze-, betreffend Aufhebung der Militärgerichtsbarkeit,

vom 17. August 1920, Reichsgesetzbl. S. 1579—), gelten für die -Voll­

streckung

von Freiheitsstrafen

gegen Soldaten die Vorschriften der

Absätze 2-48* b* ).* *

Hat ein Soldat vor oder nach seinem Eintritt in den Dienst eine

Freiheitsstrafe verwirtt, so wird diese von den Militärbehörden voll­ streckt. Ist nach den Vorschriften des deutschen Strafgesetzbuchs eine Be-

fchästtguug des Verurteilten zulässig oder geboten, so findet sie zu militärischen Zwecken und unter militärischer Aussicht statt.

Die zu

Gefängnis verurteilten Unteroffiziere und Mannschaften können auch ohne ihre Zustimmung außerhalb der Anstatt beschäftigt werden.

Ist Zuchthaus verwirtt oder wird auf Entfernung aus dem Heere

oder der Marine oder auf Dienstentlassung erkannt, oder wird da>s militärische Dienstverhältnis auS einem anderen Grunde ausgelöst, so geht die Vollstreckung der Strafe auf die bürgerlichen Behörden über.

§ 16.

Freiheitsstrafe im Sinne diese- Gesetzes ist Gefängnis,

Festungshaft oder Arrest.

Die Freiheitsstrafe ist eine lebenslängliche oder eine zeitige.

Der

Höchstbetrag der zeitigen Freiheitsstrafe ist fünfzehn (15) Jahre, ihr Mindestbetrag ein (1) Tag.

8 ft) Im übrigen § 13 des angeführten Gesetze-: Arreststrafen sind auf Ersuchen der bürgerlichen Sttafvollstreckungsbehörden von den Militärbehörden zu vollstrecken, ebenso sonstige Freiheitsstrafen bis zu 6 Wochen, solange die Verurteilten Militärpersonen sind. 8 b) Vgl. auch Marinestrafvollstreckungsordnung v. 28. Dezhr. 26 (RGBl. 27 I S. 1). Da Icke, Strafrecht.

21. Auft.

(1928.)

62

978

XXXVII. Milttärftrasgesetzbuch ZS 17—25. Wo dieses Gesetz die Freiheitsstrafe nicht ausdrücklich als eine

lebenslängliche androht, ist sie eine zeitige. § 17. Die Freiheitsstrafe ist, wenn ihre Dauer mehr als fechS (6) Wochen beträgt, Gefängnis oder Festungshaft, bei kürzerer Dauer Arrest.

Ist eine angedrohte Zuchthausstrafe aus eine kürzere als ein­ jährige Dauer zu ermäßigen, jo tritt an ihre Stelle Gefängnis von

gleicher Dauer?«) § 18 (fortgefallen).

Der Arrest zerfällt in

§ 19.

Stubenarrest,

gelinden Arrest

und geschärften Arrests. Der Stubenarrest

§ 20.

findet

gegen

Offiziere

und

Unter­

offiziere mit Portepee"), der gelinde Arrest gegen Unteroffiziere und Mannschaften, der geschärfte Arrest gegen Unteroffiziere ohne Portepee und gegen Mannschaften statt.

§ 21.

Ist in diesem Gesetze Freiheitsstrafe angedroht, so sind

darunter, je nach der Zeitdauer des Strafmaßes, Gefängnis, Festungs­ haft und Arrest als wahlweise angedroht zu erachten. § 22.

Ist in diesem Gesetz Arrest angedroht, so kann auf jede

der nach dem Militärrange des Täters statthaften Arten des Arrestes erkannt werden.

Ist in diesem Gesetze eine bestimmte Arrestart angedroht

und

diese gegen den Täter nach seinem Militärrang nicht statthaft, so ist auf

die nächstfolgende nach seinem Range statthafte Arrestart zu erkennen.

§ 23.

Der Stubenarrest wird von dem Verurteilten in seiner

Wohnung verbüßt.

Der Verurteilte darf während der'Dauer des

Stubenarrest- seine Wohnung nicht verlassen, auch Besuche nicht an­ nehmen. Gegen Hauptleute, Rittmeister, Leutnant- und Unteroffiziere mit

Portepee kann durch Richterspruch die Strafvollstreckung in einem beson­ deren Offizierarrestzimmer augeordnet werden (geschärfter Stubenarrest).

§ 24.

Der gelinde und der geschärfte Arrest werden in Einzel­

haft verbüßt.

§ 25.

Der geschärfte Arrest wird in der Art vollstreckt, daß der

Verurteilte eine harte

Brot erhalt.

Lagerstätte und als

Nahrung Wasser und

Diese Schärfungen kommen am vierten und demnächst

an jedem dritten Tage in Fortfall. 8 c) Entgegen § 21 StGB. 9) Auf Arrest darf auch gegen die aus dem Heere ausgeschiebenen Per­ sonen'erkannt werden. E. 56 S. 146. Im Verhältnis zur Arreststrafe ist die Gefängnisstrafe die schwerere. E. 58 S. 65 u. 70. Hiergegen Rittau Anm. 2 zu Z 16. 10) Unteroffiziere mit Portepee sind Oberfeldwebel und Feldwebel bzw. Wachtmeister. Vgl. BO. d. RPr. in Anm. 5.

Von der Bestrafung im allgemeinen §§ 26—31.

979

§ 26. (fortgefallen). § 27.

Läßt der körperliche Zustand des Verurteilten die Ver­

büßung deS geschärften Arrestes nicht zu, so tritt gelinder Arrest ein.

§ 28.

Die

Abweichungen, die

bei Vollstreckung

von Arrest­

strafen dadurch bedingt werden, daß sie während eines Krieges oder aus den in Dienst gestellten Schiffen oder anderen Fahrzeugen der Marine zu vollziehen sind, werden durch Anordnung des Reichspräsidenten bestimmt.

§ 29.

Wo die allgemeinen Strafgesetze Geldstrafe und Freiheits­

strafe wahlweise androhen, darf, wenn durch die strafbare Handlung

zugleich eine militärische Dienstpflicht verletztll)12worden 13 ist, aus Geld­

strafe nicht erkannt werden.u) § 30.

Die besonderen Ehrenstrasen "a) gegen Soldaten sind:

1. Entfernung aus dem Heer oder der Marine;

2. gegen Offiziere: Dienstentlassung;") 3. gegen Unteroffiziere und Mannschaften: Dienstentlassung;

4. gegen Unteroffiziere: Degradation. § 31.

gegen

Auf Entfernung auS dem Heer oder der Marine muß

Unteroffiziere

und

Mannschaften

neben

Zuchthaus

stets,

neben dem Verluste der bürgerlichen Ehrenrechte dann erkannt werden, wenn die Dauer diese- Verlustes drei (3) Jahre übersteigt. Gegen Offiziere mich auf diese Entfernung erkaynt werden:

1. neben Zuchthaus oder dem Verluste der bürgerlichen Ehren­

rechte ohne Rücksicht aus seine Dauer; 11) Die Frage, ob eine militärische Dienstpflicht verletzt ist, hat nicht bloß eine Tatsachenfestftellung, sondern zugleich eine Rechtsfrage zum Gegenstände. RMG. 1 S. 258. Die m. Dienstpflicht verletzt ein Soldat, der den Polizei­ organen bei Ausübung ihrer Berufspflichten entgegentrttt. RMG. 12 S. 169, E. 57 S. 410; oder, der einen Kameraden mißhandelt; RMG. 5 S. 153, E. 57 S. 198; ober, der eine Zivilperson unter Mißbrauch der Waffe mißhandelt. E. 60 S. 94; aber nicht der Soldat, der sich auf Urlaub nicht anständig be­ nimmt oder Zivilpersonen beleidigt. RMG. 9 S. 98. 12) Haststrafe ist also geboten, wenn bei Verübung groben Unfugs der Säbel gezogen ist, da außer der Übertretung des §360 Ziff.l l StGB, zugleich

ein Verstoß gegen die Militär. Zucht u. Ordnung vorliegt. Grebe, LZ. 18 S. 619. Eine Geldstrafe ist aber nicht in jedem Falle ausgeschlossen, denn § 27a StGB, (im Gegensatz zu 27 b) gilt auch für den Bereich des MS1GB. Ist dem­ nach die Tat auS Gewinnsucht begangen, so kann neben der Freiheitsstrafe auch auf Geldstrafe erkannt werden. Hellwig, GStG. Anm. 71a. 12 a) Auf sie ist auch gegen die aus der Wehrmacht Ausgeschiedenen zu ertennen. E. 62 S. 72. 13) Gegen Offiziere ist Dienstentlassung nur in den Fällen des § 97 Abs. 4, 101 Abs. 1, 114 Abs. 2, 117, 118, 119 Abs. 1, 122 Abs. 2, 142, 147? 147a, 150 zulässig. Siehe AB. v. 17. Mai 24 (JMBl. S. 231) u. E. 57 S. 419.

980

XXXVII. Militärstrafgesetzbuch §§ 32—37.

2. wo gegen Unteroffiziere lassung geboten ist.

oder Mannschaften

die

Dienstent­

Auf Entfernung aus dem Heer oder der Marine kann erkannt werden neben Gefängnis von längerer als fünfjähriger Dauer, außer­ dem gegen Offiziere in allen Fällen, in denen gegen Unteroffiziere oder Mannschaften Dienstentlassung zulässig ist. § 32.

Die Entfernung aus dem Heer oder der Marine hat

1. den Verlust der Dienststelle und der damit verbundenen Aus­ zeichnungen, 2. den dauernden Verlust der Orden und Ehrenzeichen, 3. die Unfähigkeit zum Wiedereintritt in das Heer und in die Marine

von Rechts wegen zur Folge.

Uber den Verlust der durch den Militärdienst erworbenen Ver­ sorgungsansprüche bestimmen die Versorgungsgesetze. § 33. Gegen pensionierte Offiziere ist statt auf Entfernung aus dem Heer oder der Marine auf Verlust des Offiztertitels zu erkennen. Mit diesem Verluste treten zugleich die im § 32 Nr. 2 und 3 be­ zeichneten Folgen sowie die Verwirkung des Rechtes, die Offizieruniform zu tragen, von Rechts wegen ein. § 34.

Auf Dienstentlassung muß gegen Offiziere erkannt werden:

1. neben Erkennung auf Unfähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Ämter; 2. wo gegen Unteroffiziere Degradation geboten ist.

Auf Dienstentlassung kann gegen Offiziere erkannt werden:

1. neben Festungshaft von längerer als einjähriger Dauer; 2. wo gegen Unteroffiziere Degradation zulässig ist. § 35. Die Dienstentlassung gegen Offiziere hat den Verlust der Dienststelle und die Verwirkung des Rechtes, die Offizierunisorm zu tragen, von Rechts wegen zur Folge. Der Verlust des Diensttitels ist mit dieser Strafe nicht verbunden. Uber den Verlust der durch den Dienst als Offizier erworbenen Versorgungsansprüche bestimmen die Verforgungsgefetze. § 36. Gegen pensionierte Offiziere, welche das Recht zum Tragen der Offizieruniform haben, ist statt auf Dienstentlassung auf Verlust dieses Rechtes zu erkennen. § 37. Auf Dienstentlassung muß gegen Unteroffiziere und Mann­ schaften erkannt werden neben dem Verluste der bürgerlichen Ehren­

rechte, wenn die Dauer dieses Verlustes nicht drei (3) Jahre übersteigt.

von der Bestrafung im allgemeinen §§ 3S—40.

981

Auf Dienstentlassung kann gegen Unteroffiziere und Mannschaften erkannt werden:

1. im wiederholten Rückfall; u) 2. wenn die Verurteilung wegen Diebstahls, Unterschlagung, Raubes, Erpressung, Hehlerei, Betrugs oder Urkundenfälschung erfolgt,

auch wenn der Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte nicht eintritt.

§ 38. Unteroffiziere und Mannschaften, die wegen militärischer Vergehen bereits zweimal verurteilt und bestraft worden find, können, wenn fie zum dritten Male wegen eines militärischen Vergehens ver­ urteilt werden, neben der Freiheitsstrafe mit Dienstentlassung bestraft

werden. Dasselbe kann geschehen, wenn außer einer gerichtlichen Strafe mehrmalige Disziplinarstrafen deS höchsten Grades vollstreckt worden finb14 * **) * * und 13 zum zweiten Male wegen eine- militärischen Vergehens eine Verurteilung erfolgt.

Die Strafschärfung bleibt jedoch ausgeschlossen, wenn seit der

zuletzt bestraften Handlung bis zur Begehung des Vergehens sechs (6) Monate verflossen sind.

§ 39. Die Dienstentlassung gegen Unteroffiziere und Mann­ schaften hat den Verlust der Dienststelle und den dauernden Verlust der Orden und Ehrenzeichen von Rechts wegen zur Folge. Über den Verlust der durch den Militärdienst erworbenen Ver­

sorgungsansprüche bestimmen die Bersorgungsgesetze.

§ 40.

Auf Degradationgegen Unteroffiziere muß erkannt

werden:

1. neben Gefängnis von längerer als einjähriger Dauer;

2. neben Dienstentlassung; 3. neben Aberkennung der Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Ämter.

Auf Degradation kann gegen Unteroffiziere erkannt werden:

1. neben Gefängnis von einjähriger oder kürzerer Dauer; 2. wegen wiederholten Rückfalls; 3. wegen einer strafbaren Handlung der im § 37 Absatz 2 Nr 2

bezeichneten Art. 14) Er liegt vor, wenn der Täter mindestens zweimal wegen desselben militärischen Verbrechens oder Vergehens verurteilt und bestraft ist. RMG. 13 S. 87. —Der einmal wegen unerlaubter Entfernung ilnd sodann wegen Fahnen­ flucht verurteilte A. ist bei nochmaliger Entfernung im w. R. strafbar. RMG. 13 S. 299. 14 a) Teilweise Verbüßung genügt. R i t t a u Anm. 2. A. M. Fuhse Anm. 6. 14 b) Dafür, ob Degrad. geboten oder bloß zulässig ist, ist Im Falle einer Gesamtstrafe die Dauer der Einzelstrafen entscheidend. DRZ. 16 S. 453.

XXXVII. Militärftrafgesetzbuch §§ 41—48,

§ 41.

Die Degradation hat den Rücktritt in den Stand der

Mannschaften von Rechts wegen zur Folge. Über den Verlust der durch den Dienst als Unteroffizier er­ worbenen Bersorgungsansprüche bestimmen die Bersorguugsgesetze. § 42. (fortgefaNen).

2. Xbsdjnilt. 8 43.

Strafen gegen Militardeamtr.

Auf AmtSverlust

kann

gegen Militärbeamte erkannt

werden:

1. neben Freiheitsstrafe von mehr als einjähriger Dauer;

2. wenn die Verurteilung wegen einer strafbaren Handlung der im § 37 Absatz 2 Nr. 2 bezeichneten Art erfolgt.

§ 44.

Der Arrest findet gegen obere Militärbeamte als Stuben­

arrest, gegen untere Militärbeamte als gelinder Arrest statt.

§ 45. Die Vorschriften der §§ 14 und 15 finden auch auf Militär­

beamte Anwendung.

3. Abschnitt. § 46.

Versuch.

Wenn neben der Strafe des vollendeten, Verbrechens oder

Vergehens militärische Ehrenstrafen (§ 30) zulässig oder geboten find,

so sind sie neben der Bersuchsstrafe zulässig. 4. Abschnitt. § 47.

Teilnahme.

Wird durch die Ausführung eine- Befehls in Dienstsachen38)

ein Strafgesetz verletzt1S),16so ist dafür der befehlende Vorgesetzte allein verantwortlich.

Es trifft jedoch den gehorchenden Untergebenen die

Strafe des Teilnehmers:

1. wenn er den ihm erteilten Befehl überschritten hat, oder 2. wenn ihm bekanntw) gewesen, daß der Befehl des Vorgesetzten eine Handlung betraf, welche ein bürgerliches oder militärisches

Verbrechen oder Vergehen bezweckte. 5. Abschnitt.

§ 48.

Gründe, welche die Strafe ausschließen, mildern oder erhöhen. Die Strafbarkeit einer Handlung oder Unterlassung ist

dadurch nicht ausgeschlossen, daß der Täter nach seinem Gewissen oder 15) Die Nichtbeachtung Polizei!. Vorschriften kann durch militärische Not­ wendigkeiten geboten sein. E. 59 S. 404. 16) Bloße Zweifel über den Zweck deS Befehls oder die Unterlassung von Nachforschungen danach reichen nicht zur Strafbarkeit aus. RMG. 13 S. 180. Ebensowenig bedingter Vorsatz. DRZ. 19 Nr. 56. Der Untergebene hat aber ein Recht zur Prüfung, wenn er Grund hat zu glauben, daß mit dem Befehl ein rechtswidriger Zweck verfolgt werde. RMG. 8 S. 140. Die irrtümliche An­ nahme, der Befehlende fei Vorgesetzter, ist Irrtum i. S. des § 59 StGB. Recht 31 Nr. 2092.

Soft der Bestrafung im allgemeinen §§ 49—54.

den

Vorschriften

seiner

Religion

983

sein Verhalten für geboten er­

achtet hat. Die Verletzung einer Dienstpflicht aus Furcht vor persön­

§ 49

licher Gefahr ist ebenso zu bestrafen wie die Verletzung der Dienst­ pflicht aus Vorsatz.Wa) Bei strafbaren Handlungen gegen die Pflichten der militärischen

Unterordnung sowie bei allen in Ausübung des Dienstes begangenen

strafbaren Handlungen bildet die selbstverschuldete Trunkenheit17 * *)18des 19 20 Täters keinen Strafmilderungsgrund. Bei Bestrafung militärischer Verbrechen oder Vergehen

§ 50.

ist die Erkennung der angedrohten Strafe unabhängig von dem Alter

des Täters.w) § 51.

Die Verfolgung eines militärischen Verbrechens oder Ver­

gehen- ist Unabhängig von dem Anträge des Verletzten oder einer gndereu zum Anträge berechtigten Person.

§ 52.

Bei Berechnung

der Verjährungsfrist einer Strafvoll­

streckung ist der Arrest der Hast gleich zu achten.

§ 53.")

kann sie

Wo dieses Gesetz eine erhöhte Freiheitsstrafe androht,

das Doppelte

der

für das

betreffende Verbrechen

Vergehen angedrohten Freiheitsstrafe erreichen;

oder

fie darf jedoch den

gesetzlich zulässigen Höchstbetrag der zu verhängenden Strafart nicht übersteigen (§§ 16, 17, 24).")

§ 54.

Wenn mehrere zeitige Freiheitsstrafen zusammentteffen,

so ist auf eine Gesamtstrafe nach den Vorschriften des Deutschen Straf­ gesetzbuches zu erkennen.

Sie darf in keinem Falle den gesetzlich zu­

lässigen Höchstbetrag der zu verhängenden Strafart übersteigen.

Ist

die Gesamtstrafe wegen Zusammentreffens militärischer Verbrechen und Vergehen mit bürgerlichen Verbrechen und Vergehen zu erkennen, so ist der Höchstbetrag der Strafe wegen letzterer durch die Vorschriften

des Deutschen Strafgesetzbuchs bestimmt. 16 a) Hierdurch ist § 52 StGB, grundsätzlich ausgeschlossen. BayObLG. JurW. 56 S. 2719. 17) Selbstverschuldete Trunkenheit schließt nur die Annahme eines minder­ schweren Falles oder mildernde Umstände aus, ist aber im übrigen in bezug auf ihre sonstigen Wirkungen hinsichtlich der Schuldfrage und Strafzumessung als Strafminderungsgrund zu berücksichtigen. RMG. 8 S. 259. 18) §50 ist durch § 9 JGG. nicht aufgehoben. Stöber, DIZ. 30 S. 1502. Francke, JGG. AnmH zu § 9. A M. Hellwig Anm. 14 zu §3. Zuständig ist für jugendl. Militärpers. das Jugendgericht. Celle v. 9. Juli 26, JurR. 2 Nr. 2007. A. M. außer Stöber auch Rittau Anm. 1. ' 19) Vgl. für die Zuständigkeit § 24 Ziff. 3a GVG. 20) Die Mindeststrafe muß um mindestens einen Tag (bei Zuchthaus um mindestens einen Monat) überschritten werden. Fuhse Anm. 1. Rittau Anm. 1. A. M. Mayer, Deutsches Militärrecht I S. 144.

XXXVII. Militärstrafgesetzbuch §§ 55—58.

984

Bestehen die zusammentreffenden Freiheitsstrafen nur in Arrest­ strafen, so darf auch die Gesamtstrafe nur in Arrest bestehen.2l) Sind die Arreststrafen ungleichartige, so gilt ein (1) Tag geschärften Arrests gleich zwei (2) Tagen gelinden Arrests, ein (1) Tag gelinden Arrests gleich einem (1) Tag geschärften Stubenarrests, ein (1) Tag gelinden Arrests oder geschürften Stubenarrests gleich zwei (2) Tagen Stubenarrests. Die Verurteilung zu einer Gesamtstrafe schließt die Verurteilung zu einer Ehrenstrafe nicht aus, wenn diese auch nur neben einer der

verwirkten Einzelstrafen zulässig oder geboten ist. § 55.19) Auf erhöhte Strafe (§ 53) ist, sofern in diesem Gesetze nicht besondere Bestimmungen getroffen worden sind, zu erkennen: 1. gegen Vorgesetzte, welche gemeinschaftlich mit Untergebenen eine strafbare Handlung ausführen oder sich sonst an einer straf­ baren Handlung Untergebener beteiligen; 2. wenn strafbare Handlungen unter Mißbrauch22) der Waffen oder der dienstlichen Befugnisse oder während der Ausübung

des Dienstes2^) ausgeführt werden; 3. wenn mehrere unter Zusammenrottung oder vor einer Menschen­ menge strafbare Handlungen gemeinschaftlich ausführen.

2. Teil. Uon -en einzelnen Verbrechen und Vergehen und ihrer Bestrafung. L Titel.

Militärische Verbrechen und Vergehen der Soldaten.

I. Abschnitt.

Hochverrat, Landesverrat, Lriegsverrat.

§ 56. Auf einen Soldaten, der sich eines Hochverrats oder eines Landesverrats schuldig macht, finden die Vorschriften des Deutschen

Strafgesetzbuchs (§§ 80—93) Anwendung. § 57. Wer im Felde einen Landesverrat begeht, wird wegen Kriegsverrats mit Zuchthaus nicht unter zehn (10) Jahren oder mit lebenslänglichem Zuchthaus bestraft. § 58. Wegen Kriegsverrats (§ 57) wird mit dem Tode bestraft, wer mit dem Vorsatz, einer feindlichen Macht Vorschub zu leisten oder den deutschen oder verbündeten Truppen Nachteil zuzufügen, 21) Beim Zusammentreffen von Arrest- und Gefängnisstrafen ist die Bildung einer Gesamtstrafe nicht ausgeschlossen. E. 58 S. 65. Beim Zusammentreffen von Arrest und Haft keine Gesamtstrafe. Grebe, LZ. 21 S. 1438. 22) Hierunter fällt jede bestimmungswidrige Verwendung der Dienstwaffe gegen Menschen. Auch das Drohen mit der Waffe gehört hierher. RMG. 17 S. 161. Vgl § 149 u. Anm. 81. 23) Der Täter muß sich nicht nur in einem besonderen Dienstverhältnisse, sondern in Ausführung der durch das Dienstverhältnis ihm auferlegten Dienst­ verrichtung befinden. RMG. 10 S. 110, E. 57 S. 409,

Don d. einzelnen Verbrechen ik Vergehen u. ihrer Bestrafung §§ 59—61. 985 1. eine der im § 90 deS Deutschen Strafgesetzbuchs bezeichneten strafbaren Handlungen begeht, 2. Wege oder Telegraphenanstallen zerstört oder unbrauchbar macht, 3. das Geheimnis des Postens, das Feldgeschrei oder die Losung verrät, 4. vor dem Feinde Meldungen oder dienstliche Mitteilungen falsch macht oder richttge zu machen unterläßt, 5. dem Feinde als Wegweiser zu einer militärischen Unternehmung gegen deutsche oder verbündete Truppen dient oder als Weg­ weiser kriegführende deutsche oder verbündete Truppen trrelettet, 6. vor dem Feinde in einer Weise, welche geeignet ist, die Truppen zu beunruhigen oder irrezuleiten, militärische Signale oder andere Zeichen gibt, zur Flucht auffordert oder das Sammeln zerstreuter Marmschasten verhindert, 7. einen Dienstbefehl ganz oder teilweise unausgeführt läßt oder eigenmächtig abändert, 8. es unternimmt, mit Personen im feindlichen Heere, in der feindlichen Marine oder im feindlichen Lande über Dinge, welche die Kriegführung betreffen, mündlich oder schriftlich Verkehr zu pflegen oder einen solchen Verkehr zu vermitteln, 9. feindliche Aufrufe oder Bekanntmachungen im Heere verbreitet, 10. die pflichtmüßige Fürsorge für die Verpflegung der Truppen unterläßt, 11. feindliche Kriegsgefangene sreiläßt oder 12. dem Feinde ein Signalbuch oder einen Auszug aus einem solchen mitteilt. In minder schweren Fällen tritt Zuchthaus nicht unter zehn (10) Jahren oder lebenslängliches Zuchthaus ein. § 59. Haben mehrere einen Kriegsverrat verabredet, ohne daß eS zur Ausführung oder zu einem strafbaren Versuche gekommen ist, so tritt Zuchthaus nicht unter fünf (5) Jahren ein.

§ 00. Wer von dem Vorhaben eines Kriegsverrats (§§ 57 bis 59) zu einer Zeit, in welcher die Verhütung des Verbrechens möglich ist, glaubhafte Kenntnis erhält und eS unterläßt, hiervon rechtzeittg Anzeige zu machen, ist, wenn das Verbrechen oder ein strasbarer Versuch begangen worden ist, mit der Strafe des Mittäters zu belegen. § 61. Straflosigkeit tritt für den an dem Vorhaben eines Kriegs­ verrats Beteiligten ein, wenn er von ihm zu einer Zeit, wo die

XXXVn. Militärstrasgesetzbuch §§ 62—64. Dienstbehörde nicht schon anderweit davon unterrichtet ist, in einer

Weise Anzeige macht, daß die Verhütung des Verbrechens möglich ist.

2. Abschnitt. § 62.

Gefährdung der Lrlegsmacht im Felde.

Wer im Felde eine Dienstpflicht vorsätzlich verletzt und

dadurch bewirkt, daß die Unternehmungen deS Feindes befördert werden oder den kriegführenden deutsche» oder verbündeten Truppen Gefahr

oder Nachteil bereitet wird, ist mit Zuchthaus bis zu zehn (10) Jahren oder mit Gefängnis oder Festung-Hast bis zu zehn (10) Jahren zu bestra­

fen.

In minder schweren

Fällen,

oder wenn

die Verletzung

der

Dienstpflicht nicht vorsätzlich geschehen ist, tritt Freiheitsstrafe bis zu

drei (3) Jahren ein.

Auch kaun gegen Unteroffiziere und Mannschaften neben Gefängnis

aus Dienstentlassung erkannt werden. § 63. 1.

Mit dem Tode wird bestraft:

der Kommandant eine- festen Platzes,

der ihn dem Feinde

übergibt, ohne zuvor alle Mittel zur Verteidigung deS Platzes erschöpft zu haben;

2.

der Befehlshaber, welcher im Felde mit Vernachlässigung der ihm zu Gebote stehenden Verteidigung-mittel den ihm ander­

trauten Posten verläßt oder dem Feinde übergibt; 3.

der Befehlshaber, welcher aus freiern Felde kapituliert, wenn dies da- Strecken der Waffen für die ihm untergebenen Truppen zur Folge gehabt und er nicht zuvor alles getan hat, was die

Pflicht von ihm erfordert;

4.

der Befehlshaber eines Schisses der Marine,

seine

Bemannung

dem Feinde

übergibt,

der dieses

oder

ohne zuvor

zur

Vermeidung dieser Uebergabe alle- getan zu haben, waS die Pflicht von ihm erfordert. In minder schweren Fällen der Nummern 2 und 3 tritt Festungs­

haft nicht unter fünf (5) Jahren oder lebenslängliche Festungshaft ein.

3. Abschnitt.

ER.

§ 64.

Unerlaubte Entfernung und Fahnenflucht.

Wer eigenmächtig seine Truppe oder Dienststelle 'verläßt

oder ihnen sernbleibt,M) wird, wenn die Abwesenheit durch sein vor24) Das vollendete Vergehen deS § 64 erfordert subjektiv den Willen des Täters, sich dem Machtbereiche seiner militärischen Vorgesetzten zu entziehen, und objektiv einen Zustand, durch den dieser Wille in die Lat umgesetzt ist. Tritt zu der vollendeten unerlaubten Entfernung noch die Absicht des Täters hinzu, sich der übernommenen Dienstpflicht dauernd zu entziehen, so geht die vollendete unerlaubte Entfernung in die Fahnenflucht über. RMG. 18 S. 80.

Bon d. einzelnen Verbrechen u. Vergehen u. ihrer Bestrafung §§ 65—69. 987 fätzliches*°) oder fahrlässiges Verschulden länger alS sieben (7), Im

Felde länger als drei (3) Tage dauert, wegen unerlaubter Entfernung mit Gefängnis oder Festungshaft biS zu zwei (2) Jahren bestraft.

In minder schweren Fällen kann die Strafe bis auf vierzehn (14)

Tage geschärften Arrests ermäßigt werden.

§ 65. Ebenso (§ 64) wird bestraft, wer im Felde eS vorsätzlich oder fahrlässig unterläßt, binnen drei (3) Tagen 1.

sich der Truppe, von der er abgekommen ist, oder einer andern

Truppe 2.

wieder avzuschließen, oder

sich nach beendeter Kriegsgefangenschaft bei einem Truppenteile

zu melden. Dasselbe gilt fiir denjenigen, der außerhalb der deutschen Hoheits­ grenzen von einem Schiffe oder Seetransport abgekommen, ist und es vorsätzlich oder fahrlässig unterläßt, sich bei ihnen oder andern deutschen

Schiffen oder Seetransporten oder bei einer deutschen Behörde binnen drei (3) Tagen zu melden.

§ 66. § 67.

liortgefallen). Freiheitsstrafe von. sechs (6) Monaten bis zu fünf (5)

Jahren tritt ein, wenn die Abwesenheit im Felde länger als sieben (7)

Tage dauert.

In minder schweren Fällen kann die Freiheitsstrafe

bis auf drei (3) Monate ermäßigt werden.

§ 68. § 69.

(fortgefallen). Wer in der Absicht,

sich der Verpflichtung zum Dienste26)

in der Wehrmacht dauernd zu entziehen oder die Auflösung des Dienst­ verhältnisses zu erreichen, seine Truppe oder Dienststelle verläßt oder ihnen fernbleibt, wird wegen Fahnenflucht bestraft.

Der Fahnenflucht steht eS gleich, wenn der Täter in der Absicht seine Truppe oder Dienststelle verläßt oder ihnen fernbleibt, sich für Zivilpersonen können Beihilfe durch Gewährung von Unterkunft leisten. Recht 20 Nr. 1652. Gegen sie ist anstelle von Arrest auf Hast zu erkeunen. E. 15 S. 382 (386) u. 396 (405). E. 27 S. 157. 25 a) Nicht gleich Vorsatz. BahObLG. JurW. 56 S. 2719. 25) Ein allgemeines Bewußtsein der Rechtswidrigkeit bezüglich des Merk­ mals „eigenmächtig" wird nicht erfordert. RMG. 12 S. 241. Nach RMG. 19 S. 271 genügt das Bewußtsein, ohne Erlaubnis des Vorgesetzten zu handeln, nicht. Der Vorsatz ist ausgeschlossen, wenn der Täter infolge tatsächl. Irrtums — und dazu gehört auch der Jrrtury über militärische Dienstvorschriften oder militärische Grundsätze — annimmt, er sei zur Entftrnung berechtigt. Recht 26 Nr. 1343. 26) Daß der Täter^bei seiner Entftrnung von der Truppe bereits den Fahnen- oder Diensteid geleistet hat, ist nicht erforderlich. RMG. 8 S. 235. Dies gilt auch für das jetzige Recht. Fuhse Anm. 10. Durch Dienstunfähigkeit zur Zeit der Entfernung wird der Tatbestand der Fahnenflucht nicht ausge­ schlossen. RMG. 2 S. 222.

ER.

988

XXXVII. Militärstrafgesetzbuch §§ 70-75.

die Dauer eines Krieges, kriegerischer Unternehmungen oder innerer Unruhen der Verpflichtung zum Dienste in der Wehrmacht überhaupt oder in den mobilen Teilen der Wehrmacht zu entziehen.

Schöff.

§ 70. Die Fahnenflucht wird mit Gefängnis von sechs (6) Monaten bis zu zwei (2) Jahren, im ersten Rückfall mit Gefängnis von einem (1) Jahre bis zu (5) fünf Jahren, im wiederholten Rückfalle mit Zucht­ haus von fünf (5) bis zu zehn (10) Jahren bestraft. In minder schweren Fällen kann die Gefängnisstrafe bis auf drei (3) Monate, im Rückfall bis auf fechs (6) Monate ermäßigt werden. Der Versuch ist strafbar. § 71. Die Fahnenflucht im Felde wird mit Gefängnis von fünf (5) bis zu zehn (IO) Jahren bestraft; in minder schweren Fällen kann die Ge­ fängnisstrafe bis auf ein (1) Jahr ermäßigt werden. Im Rückfall tritt, wenn die frühere Fahnenflucht nicht im Felde begangen ist, Zuchthaus nicht unter fünf (5) Jahren und, wenn die frühere Fahnenflucht im Felde begangen ist, Todesstrafe oder lebens­ längliches Zuchthaus oder Zuchthaus nicht unter zehn (10) Jahren ein.

Schöff.

§ 72. Haben mehrere^) eine Fahnenflucht verabredet23) und gemeinschaftlich ausgeführt, so wird die an sich verwirkte Zuchthaus­ strafe oder Gefängnisstrafe um die Dauer von einem (1) Jahre bis zu fünf (5) Jahren erhöht. In minder schweren Fällen (§ 70 Abs. 1 Satz 2) beträgt die Erhöhung mindestens sechs (6) Monate. Ist die Handlung im Felde begangen, so tritt statt des Gefängnisses Zuchthaus von gleicher Dauer, gegen den Rädelsführer und gegen den Anstifter Todesstrafe oder lebenslängliches Zuchthaus, oder Zucht­ haus nicht unter fünf (5), im Rückfalle nicht unter zehn (10) Jahren ein. § 73. Die Fahnenflucht vom Posten vor dem Feinde oder aus einer belagerten Festung wird mit dem Tode bestraft. Dieselbe Strafe trifft den Fahnenflüchtigen, welcher zum Feinde übergeht. § 74. Neben dem wegen Fahnenflucht verwirkten Gefängnis ist gegen Unteroffiziere und Mannschaften auf Dienstentlassung zu er­ kennen. 29) § 75. Stellt30) sich ein Fahnenflüchtiger innerhalb sechs (6) Wochen, 27) Wird der Nachweis geführt, daß von zwei der Fahnenflucht im Kom­ plott beschuldigten Angeklagten nur der eine sich der Fahnenflucht schuldig ge­ macht hat, so kann dieser nicht aus § 72 bestraft werden. RMG. 10 S. 277. 28) Die Verabredung kann auch noch nach der Erfüllung des Tatbestandes der Fahnenflucht mit Bezug auf die weitere Ausführung derselben erfolgen. RMG. 19 S. 261. 29) Auch gegen bereits aus dem Heere Entlassene. 30) Die Stellung kann unter Umständen als vollendet angesehen werden, ehe der Fahnenflüchtige Gelegenheit hatte, sich als solchen zu erkennen zu geben

von d. einzelnen verbrechen u. vergehen u. ihrer Bestrafung §§ 76—80.

989

im Felde innerhalb einer (1) Woche nach erfolgter Fahnenflucht, so kann die an sich verwirkte Zuchthausstrafe oder Gesängnisstrase bis auf die

Hälfte

ermäßigt,

an Stelle der

Todesstrafe

auf lebenslängliches

Zuchthaus oder Zuchthaus nicht unter fünf (5) Zähren erkannt werden. Auch kann, wenn kein Rückfall vorliegt und die Straftat nicht im

Felde begangen ist, von der Dienstentlassung (§ 74) abgesehen werden. Gegen Unteroffiziere muß jedoch auf Degradation erkannt werden.

Die Verjährung der Strafverfolgung wegen Fahnenflucht

§ 76.

beginnt mit dem Tage, an dem der Fahnenflüchtige, wenn er die Handlung nicht begangen hätte, die Verpflichtung zum Dienste erfüllt

haben würde. Wer von dem Borhaben einer Fahnenflucht zu einer

§ 77.

ER.

Zett, in der ihre Verhütung möglich ist, glaubhafte Kenntnis erhält und es unterläßt, hiervon seinem Vorgesetzten rechtzeitig Anzeige zu mache«, ist, wenn die Fahnenflucht begangen worden ist, mit Frest-

heitsstrafe bis zu sechs (6) Monaten und,

wenn die Fahnenflucht im

Felde begangen worden ist, mit Freiheitsstrafe bis zu drei (3) Jahren zu bestrafen.

§ 78.

Wer einen anderen zur Fahnenflucht vorsätzlich verkettet80 a)

oder dessen Fahnenflucht vorsätzlich befördert,

Schöff.

wirb, wenn die Fahnen­

flucht erfolgt ist, mtt Gefängnis von sechs (6) Monaten bis zu zwei (2) Jahren, im Felde mtt Gefängnis von fünf (5) bis zu zehn (10)

Jahren bestraft; zugleich kann gegen Unteroffiziere und Mannschaften auf Dienstentlassung erkannt werden.

In

minder schweren Fällen

kann die Gefängnisstrafe bis auf drei (3) Monate, im Felde bis auf

ein (1) JaHr ermäßigt werden.

Der Versuch ist strafbar. § 79 (fortgefallen).

§ 80.

Ein Offizier, welcher während der Verbüßung des Stuben­

ER.

arrests eigenmächtig seine Wohnung verläßt, wird mtt FreihettSstrafe

bis zu sechs (6) Monaten bestraft; zugleich ist aus Dienstentlassung zu erkennen.

Ein Offizier, welcher während der Verbüßung des Stubenarrests dem Verbote des § 23 zuwider Besuche annimmt, wird mit Freiheits­ strafe bis zu sechs (6) Monaten bestraft; in schweren Fällen ist zugleich

cuf Dienstentlassung zu erkennen. tnb zur Verfügung zu stellen. Dies namentlich dann, wenn er, nachdem er sich freiwillig in den Machtbereich einer zuständigen Behörde begeben hat, unvernutet und überraschend verhaftet wird. RMG. 13 S. 238. Die bloße Absicht ter Gestellung genügt nicht. RMG. 1 S. 123. 30 a) § 48 StGB. 30 b) z 49 StGB.

ER.

990

XXXVII. MUitürstrafgesttzbuch §§ 81—84. 4.

Schöff.

Abschaitt.

§ 81.

Leidfldeschadisnaz an) Vorschützang wa Grbrechea.

Wer sich vorsätzlich durch SelbstverstümmelungSI) oder

auf andere Weise zur Erfüllung seiner Verpflichtung zum Dienste un­

tauglich macht oder durch

einen andern

untauglich

machen

läßt,

wird mit Gefängnis von einem (1) Jahre biS zu fünf (5) Jahren bestraft; zugleich ist gegen Unteroffiziere und Mannschaften auf Dienst­ entlassung zn erkennen.

Wird durch die Handlung die Unfähigkeit zu Arbeiten für mili­ tärische Zwecke verursacht, so ist die au sich verwirkte Gefängnisstrafe

um die Dauer von drei (3) Monaten biS zu einem (1) Jahre zu er­ höhen;

zugleich ist

auf eine Entfernung aus

dem Heer

oder der

Marine zu erkennen.

Der Versuch ist strafbar. Schöff.

§ 82.

Dieselben Freiheitsstrafen (§ 81) treffen denjenigen, welcher

einen andern

auf dessen Verlangen zur Erfüllung seiner Verpflich­

tung zum Dienste untauglich macht; zugleich kann gegen Unteroffiziere

und Mannschaften auf Dienstentlassung erkannt werden. Schöff.

§ 83.

Wer in der Absicht,") sich der Erfüllung seiner Verpflich­

tung zum Dienste ganz oder teilweise zu entziehen, ein auf Täuschung

berechnetes Mittel anweudet,,s) wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf (5) Jahren bestraft; zugleich kann gegen Unteroffiziere und Mann­ schaften auf Dienstentlassung erkannt werden.

Dieselbe Strafvorschrift findet auf den Teilnehmer Anwendung.

S. Abschnitt.

§ 84.

Feigheit.

Wer während des Gefechts aus Feigheit die Flucht er­

greift und die Kameraden durch Worte oder Zeichen zur Flucht ver­ leitet, wird mit dem Tode bestraft. 31) Hinsichtlich der Art und des Umfangs des Untauglichwerdens genügt die Herbeiführung einer Herabminderung der Dienfttauglichkeit derart, daß der Täter der ihm obliegenden konkreten Dienstpflicht, der er vorher gewachsen war, nicht mehr nachzukommen vermag. DIZ. 21 S. 539. Eventualdolus genügt. RMG. 18 S. 302. 32) Absicht ist nicht gleichbedeutend mit Vorsatz. Die Dienstpflichtentziehung mu8 vom Täter als das Ziel seines Handelns ins Auge gefaßt sein. Sie braucht aber andererseits nicht der von ihm erstrebte Endzweck zu sein. ES genügt viel­ mehr, wenn die Vorstellung deS Erfolges der Dienstpflichtentziehung als des Durchgangszieles zur Erreichung eines anderen Endzweckes mitbestimmend ge­ wirkt hat. Daß der Täter sich durch die Vorstellung deS Erfolges von der Be­ gehung der Tat nicht abhalten ließ, genügt keinenfalls. DStZ. 3 S. 490. 33) Krankmeldung ist nicht erforderlich. RMG. 12 S. 167.

Bon d. einzelnen Verbrechen u. Vergehen u. Ihrer Bestrafung §§ 85—89. 991 Mit Zuchthaus bis zu fünf (5) Jahren wird bestraft, wer

§ 85. aus Feigheit

1. bet dem Vormarsch zum Gefechte, während deS Gefechts oder

auf dem Rückzüge von seinem Truppenteile heimlich zurück­

bleibt, sich von ihm wegschleicht oder sich versteckt hält, die Flucht ergreift, seine Waffen oder Munition wegwirst oder im Stiche läßt, oder sein Pferd oder seine Waffen unbrauchbar

macht oder 2. sich durch Vorschützung einer Verwundung oder eines Leidens oder durch absichtlich, veranlaßte Trunkenheit dem Gefecht oder vor dem Feinde einer sonstigen mit Gefahr für seine Person verbundenen Dienstleistung zu entziehen sucht.

I« minder schweren Fällen ist auf Gefängnis Son einem (1)

Jahre bis zu fünf (5) Jahren und gegen Unteroffiziere und Mann­ schaften äus Dienstentlassung zu erkennen.

§ 86.

Ist in den Fällen des § 85 durch die Feigheit ein er­

heblicher Nachteil verursacht worden, so tritt Zuchthaus nicht unter

fünf (5) Jahren und wenn der Tod eines Menschen verursacht worden ist, Zuchthaus nicht unter zehn (10) Jahren oder lebenslängliches

Zuchthaus ein.

§ 87.

Wer in andern als den in den §S 84 und 85 benannten

schöff.

Fällen aus Besorgnis vor persönlicher Gefahr eine militärische Dienst­

pflicht verletzt, wird mtt Freiheitsstrafe bis zu drei (3) Jahren bestraft; zugleich kann gegen Unteroffiziere und Mannschaften auf Dienstent­ lassung erkannt werden. § 88.

Hat der Täter in den Fällen der §§ 85 und 86 nach

der Tat hervorragende Beweise von Mut abgelegt, so kann die Sttafe unter den Mindestbetrag der angedrohten Freiheitsstrafe ermäßigt

und in den Fällen der §§ 85 und 87 von der Bestrafung gänzlich abgesehen werden.

6. Abschnitt.

Strafbare Handlungen gegen die Pflichten der militärischen Unterordnung.

§ 89.

Wer im Dienste oder in Beziehung auf eine Dienst-

Handlung '*) einen Vorgesetzten mit der Begehung eine- Verbrechen34) Diensthandlung ist jede Art von Tätigkeit, die aus dienstl. Gründen oder dienstl. Veranlassung recht- und pflichtgemäß erfolgt oder mit der ein dienstl. Zweck zu erreichen gesucht wird. Fuhse Anm. 4. Eine strafbare Handlung des Vorgesetzten ist keine Diensthandlung. RMG. 16 S. 270. Das Einschreiten eines militärischen Vorgesetzten, insbesondere die Feststellung deS Namens eines widerspenstigen Untergebenen, stellt aber eine Diensthandlung dar. E. 56 S. 208.

Schöff.

992

XXXVII. Militärstrafgesetzbuch §§ 90-92.

oder Vergehens bedroht, wird mit geschärftem Arreste nicht unter vierzehn (14) Tagen oder mit Gefängnis oder Festungshaft bis zu drei (3) Jahren bestraft. § 90 (fortgefallen). Schöff.

SchöfT.

§ 91. Wer einen Vorgesetzten3^) oder im Dienstrang Höheren durch üble Nachrede (§ 186 des Strafgesetzbuchs) beleidigt,*35) wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei (2) Jahren und, wenn die Beleidigung im Dienste oder in Beziehung auf eine Diensthandlung begangen worden ist, mit Freiheitsstrafe bis zu drei (3) Jahren bestraft. Ist die Beleidigung durch Verbreitung von Schriften, Darstellungen oder Abbildungen begangen, so ist auf Gefängnis oder Festungshaft bis zu fünf (5) Jahren zu erkennen. Ist die Beleidigung eine verleumderische (§ 187 des Strafgesetz­ buchs), so tritt Gefängnis bis zu fünf (5) Jahren ein. § 92. Wer vorsätzlich einen Befehl36) in Dienstsachen nicht befolgt 34 a) Vgl. §§ 111 U. 121. 35) Beleidigung nach § 185 StGB, scheidet als militärisches Delikt aus. Die Beleidigung des Vorgesetzten im Sinne von § 91 ist in erster Linie eine Verletzung eines persönlichen Rechtsgutes des Vorgesetzten, seiner dienstlichen Autorität. Wird der Beleidigungsvorsatz auf feiten des Täters verneint, so bleibt noch zu prüfen, ob nicht ein Vergehen gegen § 89 vorliegt. RMG. 8 S. 215. Tateinheitliches Zusammentreffen der Vergehen der §§ 89 und 91 ist ausge­ schlossen. E. 57 S. 401. §193 StGB, findet keine Anwendung. E.59 S. 332, anders BayObLG. DRZ. 18 Nr. 229. Auf § 91 sind ferner nicht anwendbar §§ 188, 199, 200, wohl aber §§ 190 bis 192. — Bei tätlicher Beleidigung eines Vorgesetzten kommt § 97 in Frage. 36) Ein Befehl i. D. liegt vor, wenn ein zur Befehlsgebung Berechtigter in gebietender Weise von einem seiner Befehlsgewalt Unterworfenen ein Handeln oder Unterlassen fordert, dessen Vornehmen oder dessen Unterbleiben das Wesen des militärischen Dienstes erheischt. E. 58 S. 110; z.B. das Verbot, ein Licht­ spieltheater zu besuchen. HRR. 1928 Nr. 100. — Befehl liegt auch dann vor, wenn er sich in Form einer Aufforderung kleidet. RMG. 8 S. 84; oder, wenn die Aufforderung in Frageform an den Untergebenen gerichtet ist. RMG. 12 S. 12. Notwendig gehört aber zum Begriff des Befehls der Wille des Vor­ gesetzten zu befehlen. Daß die Kundgebung des Vorgesetzten sich der Form und dem Inhalt nach als Befehl darstellt, genügt nicht. RMG. 15 S. 211. Vor­ aussetzung für die Verbindlichkeit des Befehls ist ferner seine Rechtmäßigkeit, sowie daß er auf pflichtmäßigem Ermessen beruht. E. 59 S. 330. Ein Befehl i. D. kann einer Person des Mannschaftsstandes im Interesse des militärischen Dienstes auch von dem Unteroffizier einer fremden Kompagnie erteilt werden. JurR. 2 Nr. 349. Befehle, die von unzuständigen Vorgesetzten erteilt werden, RMG. 14 S. 85, die etwas Unmögliches verlangen, RMG. 18 S. 250, die ohne Notwendigkeit Leben oder Gesundheit gefährden, RMG. 22 S. 78, Befehle in reinen Privatangelegenheiten brauchen nicht befolgt zu werden. Siehe hier­ über Fuhse Anm. 8 u. E. 59 S. 334. Der militärische Ungehorsam kann auch fahrlässig begangen werden. RMG. 8 S. 39. In dem Vergessen eines Befehls kann aber nicht unter allen Umständen ein Verschulden gefunden werden. RMG. 10 S. 14.

Bon d. einzelnen Berbrechen u. Vergehen u. ihrer Bestrafung §§ 93—95.

993

und. dadurch vorsätzlich oder fahrlässig einen erheblichen Nachteils, eine Gefahr

für Menschenleben oder

itr bedeutendem Umfang

für

fremdes Eigentum oder eine Gefahr für die Sicherheit des Reichs oder für die Schlagfertigkeit oder Ausbildung der Truppe herbeiführt,M)

wird mit geschärftem Arreste nicht unter einer (1) Woche oder mit Ge­ fängnis oder Festungshaft bis zu zehn (10) Jahren, im Felde bis zu

fünfzehn (15) Jahren oder mit lebenslänglicher Freiheitsstrafe bestraft.

Ist die Tat fahrlässig begangen,

so tritt Freiheitsstrafe bis zu.

zwei (2>, im Felde bis zu drei (3) Jahrett ein.

§.93 (fortgefallen). § 94.

Wer den Gehorsam durch Wort oder Tat verweigert")

Schöff.

oder auf wiederholt erhaltenen Befehl in Dienstsachen im Ungehorsame, beharr!") unb dadurch vorsätzlich oder fahrlässig die im § 92 Abs. 1 angegebenen Folgen herbeiführt, wird mit geschärftem Arreste nicht

unter vierzehn- (14) Tagen oder mit Gefängnis oder Festungshaft bis zu zehn (10) Jahren, im Felde bis zu fünfzehn (15) Jahren oder mit lebenslänglicher Freiheitsstrafe bestraft.

§ 95,

Wer den Gehorsam durch Wort oder Tat verweigert oder

auf wiederholt erhaltenen Befehl in Dienstsachen im Ungehorsame be­

harrt, wird, wenn die Tat begangen wird 1. vor versammelter Mannschaft oder

2. unter den Waffen oder 3. gegen den Befehl, unter die Waffen zu treten oder 4. in der Absicht, sich seiner Verpflichtung zum Dienste ganz oder

teilweise zu entziehen oder die Auflösung des Dienstverhältniffes zu erreichen,

mit Gefängnis oder Festungshaft bis zu fünf (5) Jahren, im Felde mit Gefängnis oder Festungshaft nicht unter straft.

einem (1) Jahre be­

Zn minder schweren Fällen kann die Strafe bis auf vierzehn

(14) Tage geschärften Arrests ermäßigt werden. 37) Nachteil ist jeder durch den Ungehorsam verursachte Schaden, nicht nur ein solcher für das Vermögen oder für den Dienst. RMG. 8 S. 247; auch die Schädigung der Autorität eines Vorgesetzten. RMG. 10 S. 144. 38) Zwischen dem Ungehorsam und den angegebenen Folgen muß ursächl. Zusammenhang bestehen. RMG. 10 S. 40. 39) DaS Kundgeben muß nach dem Willen des A. einen demonftrattven Charakter haben. RMG. 18 S. 268. Widerrede ohne den Ungehorsamsvorfatz ist Achtungsverletzung. RMG. 10 S. 175. Passiver Ungehorsam genügt nicht. Fuhse Anm. 3 Abs. 2. 40) Wiederholung des vom Vorgesetzten nur einmal erteilten Befehls durch den Überbnnger genügt nicht. Recht 28 Nr. 498. Erforderlich ist, Laß in der wiederholten Ungehorsamshandlung die Renitenz des Untergebenen, fein Vorsatz, auf dem wiederholt erhaltenen Befehl in Ungehorsam zu beharren, zum Ausdruck kommt. RMG. 12 S. 252.

DalLe, Strafrecht.

21. Aust.

(1928.)

63

Schöff-

994

XXXVII. Militärstrasgesetzbuch §§ 96 tf. 97. Führt der Täter durch die Tat. vorsätzlich oder fahrlässig die im

§ 92 Abs. 1 bezeichneten Folgen herbei, so ist auf Gefängnis oder Festungshaft bis zu zehn (10), im Feye von einem (1) bis zu fünf­ zehn (15) Jahren oder auf lebenslängliche Freiheitsstrafe" zu erkennen.

In minder schweren Fällen kann die Strafe bis aus drei (3) Wochen geschärften Arrest- ermäßigt werden Ist eine der im Abs. 1 und 2 bezeichneten Handlungen vor dem Feinde begangen,

so tritt in den Fällen des Abs. 1 Freiheitsstrafe

nicht unter zehn (10) Jahren, in minder schweren Fällen nicht unter

einem (1) Jahre, in den Fällen des Abs. 2 Todesstrafe oder lebens­ längliche

Freiheitsstrafe

oder Freiheitsstrafe nicht unter zehn (10)

Jahren, in minder schweren Fällen Freiheitsstrafe nicht unter einem

(1) Jahre ein.

Schöff.

§ 96. Wer es unternimmt, einen Vorgesetzten mittels Gewalt") oder Drohung an der Ausführung eines Dienstbesehls zu hindern oder zur Vornahme oder Unterlassung einer Diensthandlung zu nötigen,

wird wegen Widersetzung mit Freiheitsstrafe von sechs (6) Monaten bis zu zehn (10) Jahren, in minder schweren Fällen mit Freiheitsstrafe nicht unter drei (3) Monaten, im Felde mit Gefängnis nicht unter zwei (2)

Jahren, in minder schweren Fällen nicht unter sechs (6) Monaten bestraft.

Dieselbe Strafe tritt ein, wenn die Handlung gegen die zur Unter­ stützung des Vorgesetzten befehligten oder zugezogenen Mannschaften

begangen wird.

Schöff

§ 97. Wer sich an einem Vorgesetzten tätlich vergreift ") oder einen tätlichen Angriff gegen ihn unternimmt,") wird mit Freiheitsstrafe nicht unter drei (3) Jahren, in minder schweren Fällen mit Freiheits­ strafe nicht unter sechs (6) Monaten bestraft. Wird die Handlung unter

41) Der § schützt die Autorität der Diensthandlung an sich. Die Strafbar­ keit des Untergebenen wird dadurch nicht ausgeschlossen, daß er mittels der ge­ waltsamen Auflehnung denselben Endzweck wie der Vorgesetzte erstrebt. RMG. 11 S. 60. Die Gewalt muß sich gegen die Person des Vorgesetzten richten. Die Tatsachen, in denen die Anwendung der Gewalt gefunden wird, sind im Urteil sestzustellen. RMG. 14 S. 82

42) Das tätliche Sichvergreifen ist jede unberechtigte Einwirkung auf den Körper des Vorgesetzten. Es muß aber als wesentliches Merkmal die aggressive Absicht des Täters hinzutreten. RMG. 3 S. 229; 9 S. 230; E. 56 S. 353. LZ. 18 S. 555. Feindselige Gesinnung ist nicht erforderlich. RMG. 11 S. 174. 43) Es genügt hier eine tätliche Drohung, die eine unmittelbare Gefahr für den Vorgesetzten begründet, wie Anschlägen der Schußwaffe, Erheben des Seitengewehrs zum Hiebe. E. 58 S. 110. Vorbereitende Handlungen genügen nicht. E. 42 S. 277.

Bon d. einzelnen Verbrechen u. Vergehen u. ihrer Bestrafung 8 98.

995

den Waffen oder sonst im Dienste41 a* )* oder 44 45vor 46 versammelter Mannschaft

oder mit einer Waffe oder mit einem andern gefährlichen Werkzeug aus­ geführt, so tritt Freiheitsstrafe nicht unter fünf (ö) Jahren, in minder

schweren Fällen Freiheitsstrafe nicht unter einem (1) Jahre ein.

Ist die Handlung im Felde begangen, so tritt Todesstrafe, m

minder schweren Fällen, oder wenn die Handlung außer dem Dienste

begangen ist, lebenslängliche Freiheitsstrafe oder Freiheitsstrafe nicht unter einem (1) Jahre ein.

Hat die Handlung eine schwere Körperverletzung oder den Tod

des- Vorgesetzten verursacht,

so ist in den Fällen -e- Abs. 1 statt

auf Gefängnis oder Festungshaft auf Zuchthaus von gleicher Dauer, in minder schweren Fällen auf Zuchthaus oder Freiheitsstrafe nicht

unter eineck (1) Jahre zu erkennen; Todesstrafe,

in den Fällen deS Abs. 2 tritt

in minder schweren Fällen lebenslängliche Zuchthaus­

oder Freiheitsstrafe oder Zuchthaus

oder Freiheitsstrafe- nicht unter

zwei (2) Jahren ein. Gegen Offiziere ist neben Gefängnis oder Festungshaft auf Dienst­ entlassung zu erkennen.

§ 98. Ist ein Untergebener dadurch, daß der Vorgesetzte ihn vorschrists-

widrig behandelt") oder die Grenzen seiner Dienstgewalt überschritten hat, gereizt") und auf der Stelle zu einer der in den §§ 89 bis 97 be­

zeichneten strafbaren Handlungen hingerissen4fl) worden, so ist, wenn die Handlung mit dem Tode oder mit lebenslänglicher Freiheitsstrafe be­ droht ist, auf Freiheitsstrafe nicht unter drei (3) Jahren zu erkennen; ist zeitige Freiheitsstrafe angedroht, so kann die Strafe bis zur Hälfte

des Mindestbetrags der angedrohten Freiheitsstrafe und, wenn die

Hälfte mehr als ein (l)Jahr beträgt, bis auf die Dauer eines (1 -Jahre­ ermäßigt, gegen Offiziere auch von der Dtenstentlassung abgesehen werden. 43 a) Der Täter selbst muß sich im Dienste befinden. Dies ist der Fall, wenn ein Soldat vorschriftsmäßig durch einen Vorgesetzten festgenommen wird. Recht 32 Nr. 965. HRR. 1928 Nr. 1174. 44) Dies ist der Fall, wenn der Untergebene irgendwie in seinen Gerecht­ samen beeinträchtigt wird. RMG. 8 S. 157. Die Behandlung muß sich gegen den Täter, nicht gegen einen Dritten richten. RMG. 22 S. 81. 45) Es ist nicht erforderlich, daß der Vorgesetzte die Absicht oder das Be­ wußtsein gehabt haben müßte, den Untergebenen zu reizen, aber bet dem Unter­ gebenen muß durch die Behandlung des Vorgesetzten tatsächlich eine nicht uner­ hebliche Gemütsbewegung zorniger Art hervorgerufen werden, die geeignet war, seine ruhige Überlegung zu trüben. RMG. 14 S. 278. Wer irrigerweise annimmt, daß er vorschriftswidrig behandelt wird, genießt den Schutz deS §. RMG. 9 S. 170. 46) Ein Handeln deS Untergebenen unter dem unmittelbaren seelischen Eindruck der Reizung'genügt. Nicht ist erforderlich, daß er sofort u. an der­ selben örtl. Stelle hingerissen wurde. Recht 30 Nr. 1223.

schöff.

996

XXXVII. Militärstrafgesetzbuch §§ 99—101. Stellt sich die Handlungsweise de- Vorgesetzten als eine Miß­

handlung oder sonst herabwürdigende Behandlung des Untergebenen dar, so kaun die Strafe, wo die Hälfte des Mindestbetrags der an­

gedrohten Strafe mehr als sechs (6) Monate beträgt, auf die Dauer

von sechs (6) Monaten ermäßigt werden; die Strafe darf nicht den dritten Teil deS Höchstbetrags der angedrohten Strafe übersteigen.

Schöff.

§ 99.

Wer einen Soldaten zur Verweigerung des Gehorsams,

zur Widersetzung oder auffordert47)

oder

zu einer Tätlichkeit gegen den Vorgesetzten

anreizt,

ist

gleich

dem Anstifter zu- bestrafen,

wenn die Aufforderung oder Anreizung die strafbare Handlung oder einen strafbaren Versuch. von ihr zur Folge gehabt hat. Ist die Aufforderung oder Anreizung ohne Erfolg geblieben, so

ist auf Freiheitsstrafe bis zu zwei (2) Jahren, im Felde auf geschärften Arrest oder auf Gefängnis oder Festungshaft bis zu fünf, (5) Jahren

zu erkennen.

Die Strafe darf jedoch, der Art oder dem Maße nach,

kein schwerere sein als die aus die Handlung selbst angedrohte.

Schöff.

§ 100.

Wer mehrere Soldaten auffordert **) ober, anreizt, ge­

meinschaftlich entweder dem Vorgesetzten den Gehorsam zu verweigern

oder sich ihm zu widersetzen oder eine Tätlichkeit gegen ihn zu begehen, wird ohne Rücksicht darauf, ob ein Erfolg eingetreten ist, wegen Auf­

wiegelung mit Gefängnis nicht unter fünf (5) Jahren bestraft. Ist durch die Handlung ein erheblicher Nachteil für den Dienst

verursacht worden, so tritt Gefängnis nicht unter zehn (10) Jahren

ein; im Felde kann auf lebenslängliches Gefängnis ersannt werden,

Schöff

ss 101.

Wer unbefugt eine Versammlung von Soldaten behufs

Beratung über militärische Angelegenheiten oder Einrichtungen ver­

anstaltet^) oder zu einer gemeinsamen Vorstellung oder Beschwerde

47) Die Aufforderung muß sich auf ein bestimmtes Tun ober Unterlassen beziehen. Für den Fall, daß es sich um einen noch nicht erteilten Befehl in Dienstsachen handelt, ist der § nur anwendbar, wenn ein solcher Befehl in Aus­ sicht steht. RMG. 14 S. 11. Nach LK. Anm. 5 zu 8 112 StGB^ muß der Befehl ergangen sein. Ungehorsam gegen einen Befehl in Dienstsachen wird auch schon durch eigenmächtige Abänderung begangen. Königsberg v. 30. April 25, JurR. 1 Nr. 987. — Dolus eventualis genügt. RMG. 20 S. 31. 48) Ein Befehl in Dienstsachen, gegen desien Befolgung sich im Falle des § 100 die Einwirkung des Täters richtet, braucht nicht mit ausdrücklichen Worten erlassen zu sein, sondern kann auch durch schlüssige Handlung zum Ausdruck ge­ langen. E. 57 S. 401. — Erforderlich ist, daß die Soldaten zu einer gemein­ schaftlichen Gehorsamsverweigerung aufgefordert werden. Die Aufforderung zu einer von mehreren einzeln nacheinander bei zeitlich verschiedenen Anläsien zu begehenden Gehorsamsverweigerung genügt nicht. RMG. 19 S. 239. 49) Durch § 36 WehrGes. ist dem Soldaten die Teilnahme an politischen Versammlungen wie überhaupt jede politische Betätigung verboten. Zur letzteren gehört jede auf Gegenstände des staatsbürgerl. Lebens gerichtete Einwirkung,

Von d. einzelnen Verbrechen u. Bergehenu. ihrer Bestrafung §§ 102—105. 997

über solche Angelegenheiten oder Einrichtungen Unterschriften sammelt,

wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei (3) Jahren bestraft; zugleich kann gegen Olfiziere auf Dienstentlassung erkannt werden.

Die an einer solchen Versammlung, Vorstellung oder Beschwerde

ER.

Beteiligten werden mit Freiheitsstrafe bis zu sechs (6) Monaten bestraft. § 102.

Wer es unternimmt, Mißvergnügen^) in Beziehung aus

SchÖff.

den Dienst unter seinen Kameraden zu erregen, wird, wenn die- durch mündliche Äußerungen geschieht, mit Freiheitsstrafe bis zu drei (8) Jahren bestraft. Ist die Handlung durch Verbreitung von Schriften, Darstellungen

oder Abbildungen oder ist sie im Felde begangen worden, so ist auf

geschärften Arrest nicht unter vierzehn (14) Tagen oder auf Gefängnis oder Festungshaft bis zu fünf (ö) Jahren zu erkenne^.

§ 103. Verabreden

mehrere eine gemeinschaftliche Verweigerung

des Gehorsams oder eine gemeinschaftliche Widersetzuug oder Tätlich­

keit

gegen

bestraft.

den

Vorgesetzten,

so

werden

sie

wegen

Schöff. bzw. 8chw.

Meuterei *l)

Die Strafe ist nach demjenigen Gesetze festzusetzen, welches

auf die Handlung Anwendung findet,

deren Begehung verabredet

worden ist, und zugleich um die Dauer von drei (3) Monaten bis zu zwei (2) Jahren zu erhöhen.

Ist infolge der Verabredung die strafbare Handlung begangen

worden, so ist die Strafe, mit welcher die Handlung bedroh, ist, nach § 53 zu erhöhen^ wenn die hiernach zulässige Strafe höher ist als dis nach den Bestimmungen des ersten Absatzes verwirkte Strafe.

§ 104.

Wer von einer Meuterei zu einer Zeit, in welcher die

Verhütung der verabredeten strafbaren Handlung möglich ist, glaub­ hafte Kenntnis erhält und es unterläßt, hiervon rechtzeitig Anzeige zu machen, wird, wenn die verabredete strafbare Handlung begangen

worden ist, mit Freiheitsstrafe bis zu drei (3) Jahren bestraft. § 105.

Straflosigkeit tritt für den art der Meuterei Beteiligten

ein, welcher von der Meuteret zu einer Zeit, wo die Dienstbehörde die sich an die politischen Machtfaktoren, also vornehmlich an Regierung oder Volksvertretung wendet. E. 58 S. 274. 50) Mißvergnügen in Beziehung auf den Dienst ist im weitesten Sinne zu Verstehen. Es kann sich daher beziehen auf bte Eigenschaften der Vorgesetzten und daS Verhältnis der Untergebenen zu ihren Vorgesetzten. RMG. 14 S. 10.

50 a) Siehe Anm. 53 a zu 8 49 d StGB. 51) Der Tatbestand der Meuterei umfaßt die Verabredung einer jeden ge­ meinschaftlichen Gehorsamsverweigerung, Widersetzung oder Tätlichkeit gegen einen Vorgesetzten und darum nicht nur die tu den §§ 92 b,s 97 geordneten Tatbestände, sondern auch den Ausruhr des § 106. E. 56 S. 21.

Schöff.

998

XXXVII. Militärftrasgesetzbuchzz 106—110.

nicht schon anderweil davon unterrichtet ist, in einer Weise Anzeige macht, daß die Verhütung der verabredeten Handlung möglich ist.

Schöff.

§ 106.

Wenn mehrere ")

sich zusammenrotten und mit ver­

einten") Kräften es unternehmen, dem Vorgesetzten den Gehorsam zu verweigern, sich ihm zu widersetzen oder eine Tätlichkeit gegen ihn

zu begehen, so wird jeder, welcher

an der Zusammenrottung teil­

nimmt, wegen militärischen Aufruhrs mit Gefängnis nicht unter fünf (5) Jahren, im Felde mit Gefängnis nicht unter zehn (10) Jahren

bestraft; zugleich ist gegen Unteroffiziere und Mannschaften auf Dienst­ entlassung zu erkennen.

Scbw.

§ 107.

Die Rädelsführer und Anstifter eines militärischen Auf­

ruhr- sowie diejenigen Aufrührer, welche eine Gewalttätigkeit") gegen

einen Vorgesetzten") begehen, werden mit Zuchthaus nicht unter fünf

(o) Jahren oder mit lebenslänglichem Zuchthaus und, wenn der Auf­ ruhr im Felde begangen wird, mit dem Tode bestraft.

§ 108.

Wird der militärische Aufruhr vor dem Feinde begangen,

so tritt gegen sämtliche Beteiligte die Todesstrafe, in minder schweren Fällen lebenslängliche Zuchthaus- oder Gefängnisstrafe oder Zuchthaus­

oder Gefängnisstrafe nicht unter fünf (ö) Jahren ein.

Schöff.

§ 109.

Die an einem militärischen Aufruhr Beteiligten, welche

zur Ordnung zurückkehren, bevor es zu einer Gewalttätigkett gegen

den Vorgesetzten gekommen ist, werden mit Gefängnis oder Festungs­

haft bis zu zwei (2) Jahren bestraft, wenn sie nicht Anstifter oder

Rädelsführe? sind. Ist in einem solchen Falle die Rückkehr zur Ordnung von allen

an dem Aufruhr Beteiligten erfolgt, so ist gegen Anstifter und Rädels­ führer auf Gefängnis oder Festungshaft von einem (1) bis zu fünf (5) Jahren zu erkennen.

Schw.

§ 110.

Dem Anstifter eines militärischen Aufruhrs gleich zu be­

strafen ist derjenige an dem Aufruhr Beteiligte, welcher

1. persönlich von dem Vorgesetzten zum Gehorsam aufgesordert,

diesen durch Wort oder Tat verweigert, 52) Zwei Personen genügen. RMG. 10 S. 22. Teilnehmer kann aber nur sein, wer bewußt auch räumlich ein Teil der Zusammenrottung ist und sein will. RMG. 9 6. 116; 17 S. 302. 53) Es genügt, wenn die Tat von einem einzelnen vorgenommen wird, sofern nur die übrigen Zusammengerotteten billigend dahinter stehen, bereit, den Täter physisch oder intellektuell bei der Ausführung der Tat zu unterstützen. RMG. 9 S. 115. 54) Erhebliche Kraftaufwendung ist nicht erforderlich. RMG. 14 S. 14. ' H5) Gegen zugezogene Mannschaften nur dann, wenn diese selbst Vorgesetzte deS Täters sind. RMG. 8 S. 34.

Bon d. einzelnen Lerbr. u. Vergehen u. ihrer Bestrafung §§ 110a—112a.

2 durch Mißbrauch militärischer Signale

oder durch

999

Aufruhr­

zeichen den Aufruhr befördert, oder

3. unter den Aufrührern den höchsten Dienstrang einnimmt.

§ 110 a.

Liegt tu den Fällen der §§ 100, 106, 107, 110 ein

minder schwerer Fall vor, so kaun die Strafe in den Fällen des

§ 100 Abs. 1 und des $ 106 bis auf sechs (6) Monate, im Felde bis auf em (1) Jahr Gefängnis, in den Fällen des § 100 Abs. 2, der §§ 107 und 110 bis auf ein (1) Jahr, im Felde auf zwei (2) Jahre

Gefängnis herabgesetzt werden.

Im Felde kann in den Fällen der

§§ 107 und 110 statt aus Gefängnis auf Zuchthaus von gleicher Dauer oder auf lebenslängliches Zuchthaus oder Gefängnis erkannt werden.

In den Fällen der §§ 106, 107, 108 und 110 ist gegen Unter­ offiziere

und

Mannschaften neben

einer erkannten Gefängnisstrafe

Dienstentlassung zulässig.

Wer eine militärische Wache im Dienste oder in Beziehung

§ 111.

Schott.

auf eine Diensthandlung mit der Begehung eines Verbrechens oder

Vergehens bedroht oder wer sich ihr gegenüber einer Beleidigung, eines Ungehorsams, einer Widersetzuug oder einer Tätlichkeit schuldig macht,

wird ebenso bestraft, als wenn er die Handlung gegen einen Vorge­ setzten begangen hätte?")

Als militärische Wache im Sinne dieses Gesetzes sind anzusehen alle

zum

Wacht-

oder

milttärischen

Sicherheitsdienste

befehligten

Soldaten mit Einschluß der Feldgendarmen, welche in Ausübung dieses

Dienstes^) begriffen und als solche äußerlich erkennbar56 57) sind.

6 a. Abschnitt.

§ 112.

gesetzbuchs)

Zweikampf unter Lameraden.

Der Zweikampf mit tödlichen Waffen (§ 201 des Straf­

unter Soldaten

wird

mit

Freiheitsstrafe

Schott.

nicht unter

sechs (6) Monaten, die Herausforderung zu einem solchen Zweikampf

lind die Annahme der Herausforderung mit Freiheitsstrafe von zwei

(2) Monaten bis zu einem (1) Jahre bestraft. K 112 a.

Der Zweikamps unter Soldaten (§ 112) aus dienstlicher

Beranldssung °") wird mit Freiheitsstrafe nicht unter einem (1) Jahre, 56) Wachdienst ist auch Überführung einer der Obhut der Wache unter­

stellten Person an eine andere Dienststelle. DIZ. 29 S. 552. Stallwachen sind keine Wachen Am Sinne dieses §. 57) Der zum Nachtdienst befehligte Soldat muß durch vorschriftsmäßige Bekleidung und Nusrüstung äußerlich erkennbar sein. RMG. 18 S. 94. Die Vorschriften über den Anzug enthält die Standortsdieustvorschrift v. 24. April 25 (im AuSzug abgedruckt bei F u h s e S. 266). 57 a) Ein durch allgemeine dienstl. Beziehungen besonders gespannt ge­ wordenes Verhältnis als Anlaß genügt nicht. F u h s e Anm. 2.

Schott

1000

XXXVIL Mlitärstrafgesetzbuch §§ 112b—113.

die Herausforderung zu einem solchen Zweikampf und die Annahme

-er Herausforderung mit Freiheitsstrafe -von sechs (6) Monaten bis

zu zwei (2) Jahren bestraft. Ist einer der Soldaten Vorgesetzter des andern oder im Dienste

rang höher, so wird ein solcher Zweikampf mit Freiheitsstrafe nicht unter drei (3) Jahren, die Herausforderung zum Zweikampf und die Annahme der Herausforderung mit Freiheitsstrafe nicht unter einem

(1) Jahre bestraft.

Ist der Vorgesetzte oder im Dienstraug Höhere

der Herausfordernde, so wird die Annahme der Herausforderung und der Zweikampf bet dem Annehmeuden nach Abs. 1 bestraft.

Schöff.

§ 112 b. Ein Vorgesetzter, der es unternimmt, einen Untergebenen zu einer der in den §§ 112 bis 112 a bezeichneten strafbaren Hand­ lungen zu bestimmen, wird mit Freiheitsstrafe von zwei (2) Monaten

bis zu einem (1) Jahre bestraft.

Schöff.

§ 112 a. Wer aus Anlaß einer Einstellung in den Militärdienst oder einer Beförderung den Einzustelleuden oder zu Befördernden über seine grundsätzliche Stellung

zum Zweikampf befragt,68) wird mit

Freiheitsstrafe von zwei (2) Monaten bis zu einem

(1) Jahre be­

straft.

ER;

§ 112 d. Wer andere als in der Reichswehr dienstlich eingerich­ tete Organe zur Untersuchung oder Begutachtung von Ehrenange­ legenheilen, insbesondere Ehrengerichte bei Bereinigungen von Ange­

hörigen des alten Heeres, bei Orden oder sonstigen Genossenschaften

anrust oder sich ihnen zur Spruchfällung zur Verfügung stellt oder in ihnen als Ehrenrichte? oder in ähnlicher Weise mitwirkt, wird mit Freiheitsstrafe von einem (1) bis zu sechs (6) Monaten bestraft.

ER.

§ 112 e. Wer ein Unwürdigkeitsverfahren gegen einen Soldaten beantragt oder anordnet, weil er zum Zweikampf nicht herausgefordert oder eine Herausforderung nicht angenommen oder erklärt hat,

daß

er grundsätzlich die Herausforderung zum Zweikampf oder Annahme

einer Herausforderung ablehne, wird mit Freiheitsstrafe von einem (1) bis zu sechs (6) Monaten bestraft.

Die gleiche Strafe trifft den­

jenigen, der in einem-solchen Unwürdigkeitsverfahren mitwirkt.

§ 112 f.

Neben einer nach den Vorschriften der §§ X12, 112 a

Abs. 1, Abs. 2 Satz 2, §§ 112b~bt$ 112e erkannten Strafe kann auf Lösung des Dienstverhältniffes"*)^rkarmt werden.

In besonder-

schweren Fällen- sowie neben einer nach der Vorschrift-des § 112a Abs. 2 Satz 1 erkannten Strafe muß hierauf erkannt werden.

§ 113 (fortflefadeu).

58) Es muß sich um eine dienstl. Frage des Vorgesetzten handeln. Er­ klärung des RWM. (Stenograph. Ber. des Reichstages 26 S. 5291). 58 a) Dgl, Anm. 2.

Bon d. einzelnen Verbr. u. Vergehen u. ihrer Bestrafung §§ 114—118.

7. Abschnitt.

§ 114.

1001

Mißbrauch -er vtenstgryalt.

Wer seine Dienstgewalt oder dienstliche Stellung gegen

schöff.

Untergebene zu Befehlen, Forderungen oder Zumutungen mißbraucht,69)

die in keiner Beziehung zum Dienste stehen, wird mit Gefängnis oder

Festungshaft bis zu zwei (2) Jahren, in minder schweren Fällen mit Arrest bestraft. In schwereren Fällen, insbesondere im Rückfall, kann zugleich gegen Offiziere auf Dienstentlassung, gegen Unteroffiziere aus Degra­

dation erkannt werden. § 115.

Wer durch Mißbrauch seiner Dienstgewalt oder seiner

dienstlichen- Stellung

einen Untergebenen zu einer von diesem be­

gangenen, mit Strafe bedrohten Handlung vorsätzlich") bestimmt hat,

wird als Täter oder als Anstifter mit erhöhter Strafe") belegt.

§ 116.

Wer es unternimmt, durch Mißbrauch seiner Dienst-

Schöff.

gemalt oder seiner dienstlichen Stellung einen Untergebenen zur Be­ gehung einer mit Strafe bedrohten Handlung zu bestimmen, wird mit

Freiheitsstrafe bis zu einem (1) Jahre bestraft. § 117.

Ein Vorgesetzter, welcher einen oder mehrere Untergebene

Schöff

mit Androhung nachteiliger Folgen oder durch andere widerrechtliche Mittel von dem Führen oder Verfolgen von Beschwerden abzuhalten

sucht6l 59) 60oder eine an ihn vorschriftsmäßig

gelangte Beschwerde,

zu

deren Weiterbeförderung oder Untersuchung er verpflichtet ist, unter­

drückt oder zu unterdrücken versucht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu

fünf (5) Jahren bestraft;

zugleich kann gegen Offiziere auf Dienst­

entlassung, gegen Unteroffiziere auf Degradation erkannt werden.

§ 118.

Wer vorsätzlich seine Strafbefugnisse überschreitet, iüsbe-

sondere wer wissentlich unverdiente oder unerlaubte Strafen verhängt,

wird mit Gefängnis bis zu fünf (5) Jahren bestraft; zugleich kann

gegen Offiziere auf Dienstentlassung erkannt werden.

59) Erforderlich ist eine Handlung, durch die der Vorgesetzte in rechts­ widriger Weise einen Druck aus den Willen des. Untergebenen zu einem be­ stimmten Zwecke ausübt. RMG. 15 S. 74. 60) Kein Vorsatz, wenn sich der Vorgesetzte zur Erteilung des Befehls für berechtigt gehalten hat. RMG. 5 S. 33. Hat jemand zu demselben strasrechtl. Erfolg in der Form des Kl 15 als Anstifter u. außerdem durch eigene Täterhandl. mitgewirkt, so liegt nicht, wie RMG. 20 S. 140 annimmt, Tateinheit vor; viel­ mehr geht nach allgemeinen strasrechtl. Gründsützm die leichtere Form derTeilnahme4n der schwereren auf. E. 59 S. 26. 61) So, wenn ein Vorgesetzter in dem Untergebenen Furcht vor Erstattung einer Sttafanzeige erregt, obwohl dle Dersolgung der Straftat geboten ist. RMG. 13 S. 293. Die Überredung ist kein widerrechtliches Mittel im Sinne des §. RMG. 8 S. 132.

Schöff.

1002

Schöff.

XXXVir. Militärsttafgesetzbuch §§ 119—123.

§ 119. Wer vorsätzlich einen gesetzwidrigen Einfluß auf die Rechtspflege ausübt, wird mit Gefängnis biS zu fünf (b) Jahren be­ straft;

zugleich kann gegen

Offiziere

auf Dienstentlassung, gegen

Unteroffiziere auf Degradation erkannt werden. In minder schweren Fällen ist auf Festungshaft bis zu fünf

(5) Jahren zu erkennen.

Scböff.

§ 120. Wer unbefugt eine Handlung vornimmt, die nur kraft einer Befehlsbefugnis6t) oder Strafgewalt vorgenommen werden darf, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem (1) Jahre bestraft.

Schöff.

§ 121.

Wer einen Untergebenen durch üble Nachrede (§ 186 des

Straigesetzbuchs)36) oder tätlich beleidigt, 63j wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei (2) Jahren bestraft.

Ist die Beleidigung eine verleumderische (§ 187 des Strafgesetz­ buches), so tritt Gefängnis bis zu fünf (ö) Jahren ein.

Schöff.

§ 122. Wer vorsätzlich einen Untergebenen stößt oder schlägt") oder auf andere Weise körperlich mißhandelt oder au der Gesundheit beschädigt, wird mit Gefängnis oder Festungshaft bis zu drei (3) Jahren bestraft; in minder schweren Fallen kann die Strafe bis auf eine (1) Woche Arrest ermäßigt werden.

In schwereren Fällen, insbesondere^ im wiederholten Rücksall, muß

neben Gefängnis oder Festungshaft für Offiziere auf Dienstentlassung und für Unteroffiziere aus Degradation erkannt werden. In andern Fällen kann auf diese Nebenstrafen erkannt werden.

§ 122 a. es

gleich,

Der Mißhandlung eines

Untergebenen (§ 122) steht

wenn ein Vorgesetzter ^*) einen Untergebenen durch un­

nötige Erschwerung des Dienstes oder auf andere Weise boshaft quält oder solches Quälen oder Mißhandlungen durch andere Soldaten

duldet oder fördert.

Schöff

§ 123.

Ist durch die Handlung (§§

122, 122 a) eine schwere

Körperverletzung des Untergebenen verursacht worden, so tritt Zucht­ haus bis zu fünf (5) Jahren, in 'minder schweren Fällen Gefängnis

oder Festungshaft von sechs (6) Monaten bis zu fünf (5) Jahren ein. 62) Es ist nicht erforderlich, daß der Täter die Eigenschaft eines Vorgesetzten besitzt. RMG. 8 S. 39. Irrtum über die Befehlsbefugnis schließt den Vorsatz aus. RMG. 11 S. 200; 9 S. 240.

63) Auch em unsittliches Berühren gehört hierher. Fuhse Anm. 4.

64) Der Schlag braucht nicht heftig zu sein noch Schmerzempfindungen zu erregen. RMG. 9 S. 77; 17 S. 298. 64 a) Der duldende Vorgesetzte braucht nicht gerade direkter Vorgesetzter des Verletzten zu sein, doch muß er in der Lage sein, gegen den Mißhandelnden einzuschreiten. Fuhse Anm. 5.

von

einzelnen Verbrechen u. Vergehen u. ihrer Bestrafung §§ 124—128. 1003 War die schwere Körperverletzung beabsichtigt und eingetreten, so

ist aus Zuchthaus von zwei (2) bis zu zehn (10) Jahren zu erkennen. Ist Lurch die Handlung (§§ 122,

122 a)

der Tod des

Unter­

gebenen verursacht worden, so tritt Zuchthaus nicht unter drei (3)

Jahren, m minder schweren Fällen Gefängnis oto Festungshaft nicht

unter einem (1) Jahre ein.

§ 124.

Diejenigen Handlungen,

um einen tätlichen

welche der Vorgesetzte begeht,

Angriff des Untergebenen abzuwehren oder um

seinen Befehlen im Fall der äußersten Not und dringendsten Gefahr Gehorsam zu verschaffen, sind nicht als Mißbrauch der Dienstgewalt

anzuseheu.

DieS gilt namentlich auch für den Fall, wenn sich ein Offizier in Ermangelung anderer Mittel, den durchaus notwendigen Gehorsam zu erhalten, sich in der Lage befunden hat, gegen den tätlich sich ihm

widersetzenden Untergebenen von der Waffe Gebrauch zu machen.

§ 125.

Eine militärische Wache,«") welche eine der in den §§ 114

bis 116, 118 bis 123 bezeichneten Handlungen begeht, wird ebenso bestraft, alS wenn ein Vorgesetzter diese Handlung begangen hätte. Ist die Handlung gegen eine solche Person begangen, die außer dem Dienstverhältnisse der Wache deren Vorgesetzter ist, so tritt erhöhte")

Strafe ein. Die in dem § 124 enthaltene Vorschrift findet auch hier An­ wendung.

§ 126 (fortgefallen).

8. Abschnitt,

widerrechtliche Handlungen Im Felde gegen Personen

oder Eigentum.

§ 127

Begeht ein Soldat im Felde einen Diebstahl, eine Unterfchlagung, eine Körperverletzung oder ein Verbrechen oder Vergehen

wider die Sittlichkeit, so ist die Verfolgung der strafbaren Handlung

unabhängig von dem Antrag des Verletzten oder einer andern zum Anträge berechtigten Person.

§ 128.

Wer im Felde, um Beute zu machen, sich von der Truppe

eigenmächtig entfernt

oder Sachen, welche au sich dem Beuterccht unter­

worfen sind, eigenmächtig zur Beute macht, wird mit Freiheitsstrafe

bis zu drei (3) Jahren bestraft; zugleich kann gegen Unteroffiziere und Mannschaften auf Dienstentlassung erkannt werden. Gleiche Strafe trifft denjenigen, welcher sich rechtmäßig von ihm

erbeutetes Gut, das er abzuliefern verpflichtet ist, rechtswidrig zueignet.

64 b) § 125 umfaßt auch Ausschreitungen militärischer Wachen gegen Zivilpersonen. E. 60 S. 94.

Schw.

1004

XXXVII. Militärstrafgesetzbuch §§ 129—134.

§ 129. Der Plünderung macht sich schuldig, wer im Felde unter Benutzung des Kriegsschreckens oder unter Mißbrauch seiner militäriIchen Überlegenheit 1. in der Absicht rechtswidriger Zueignung eine Sache der Laudes­ einwohner offen wegnimmt oder ihnen abnötigt, oder 2. uubxfugt Kriegsschatzungen oder Zwangslieferungen erhebt oder

das Maß der von ihm vorzunehmenden Requisitionen über­ schreitet, wenn dies des eigenen Vorteils wegen geschieht.

§ 130. Als eine Plünderung ist es nicht anzusehen, wenn sich die Aneignung nur auf Lebensrnittel, Heilmittel, Bekleidungsgegenstände, Feuerungsmittel, Furage oder Transportmittel erstreckt und nicht außer Verhältnis zu dem vorhandenen Bedürfnisse steht.

§ 131. Die Plünderung wird mtt Gefängnis bis zu fünf (5) Jahren bestraft. Zugleich ist gegen Unteroffiziere und Mannschaften auf Dienstentlassung zu erkennen.

§ 132. Boshafte oder mutwillige Verheerung oder Verwüstung ftemder Sachen im Felde wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei (2) Jahren, in schweren Fällen der Plünderung gleich bestraft.

§ 133. Wird fcic Plünderung oder eine ihr gleich zu bestrafende Handlung unter Gewalttätigkeit gegen eine Person begangen, so ist auf Zuchthaus bis zu zehn (10) Jahren zu erkennen. Ist durch die Gewalttätigkett eine schwere Körperverletzung verursacht worden, so tritt Zuchthaus nicht unter zehn (10) Jahren und, wenn der Tod eines Menschen verursacht worden ist, Todesstrafe, in minder schweren Fällen lebenslängliches Zuchthaus ein. In gleicher Weise werden die Rädelsführer bestraft, wenn die Tat von mehreren begangen wttd. Diejenigen, welche sich an einer solchen Tat beteiligen, ohne selbst eine Gewalttätigkeit gegen eine Person zu begehen, trifft Gefängnis bis zu zehn (10) Jahren; zugleich ist gegen Unterosfiziere und Mannschaften auf Dienstentlassung zu erkennen. § 134. Wer im Felde in der Absicht rechtswidriger Zueignung einem aus dem Kampfplatze gebliebenen Angehörigen der deutschen oder verbündeten Truppen eine Sache abnimmt oder einem Kranken oder Verwundeten auf dem Kampfplatze, auf dem Marsche, auf dem Transport oder im Lazarett oder einem feinem Schutze anvcrtrauten Kriegsgefangenen eine Sache wegnimmt oder abnötigt, wird mit Zuchthaus bis zu zehn (10) Jahren bestraft, in minder schweren Fällen ist auf Gefängnis bis zu fünf (5) Jahren, gegen Unteroffiziere und Mannschaften zugleich aus Dienstentlassung zu erkennen Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte ist zulässig.

Bon d. einzelnen Verbrechen u. Vergehen u, ihrer Bestrafung §§ 135—138. 1005

§ 135.

Wer

im Felde als Nachzügler Bedrückungen gegen die

Landeseinwohner begeht, wird wegen Marodierens mit Gefängnis von sechs (6) Monaten bis zu fünf (6) Jahre« bestraft; zugleich kann gegen

Unteroffiziere und Mannschaften aus Dienstentlafsung erkannt werden.

Wird die Handlung von, mehreren begangen, die sich zur fort­ gesetzten Bedrückung der Landeseinwohner verbunden haben,

oder

artet sie in eine Plünderung oder in eine ihr gleich zu bestrafende Handlung aus, so tritt gegen jeden Beteiligten Zuchthaus bis zu zehn (10) Jahren ein.

Wird eine nach den §§ 129 bis 133 und 135 strafbare

§ 136.

Handlung gegen einen Deutschen oder einen Angehörigen eines ver­ bündeten Staats begangen, so ist auf erhöhte Strafe und, wenn in

den allgemeinen Strafgesetzen eine härtere Strafe angedroht ist,- auf diese letztere zu erkennen.

Abschnitt.

§ 137.

Andere wiberrechtliche Handlungen gegen das Eigentum.

Wer vorsätzlich und rechtswidrig einen Dienstgegenstand68)

Schöff.

beschädigt, zerstört oder preisgibt und dadurch vorsätzlich oder fahr^

lässig einen erheblichen Nachteil, eine Gefahr für Menschenleben oder in bedeutendem Umfang für ftemdes Eigentum oder eine Gefahr fnt die Sicherheit des Reichs oder für die Schlagfertigkeit oder Ausbildung

der Truppe herbeisührt,

wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei (2)

Jahren bestraft.8^) Zugleich kann gegen Unteroffiziere und Mannschaften

auf Dienstentlassung erkannt werden. § 138.

Wer bei Ausübung des Dienstes oder unter Verletzung

eines militärischen Dienstverhältnisses sich eines Diebstahls88) oder einer Unterschlagung an

Sachen schuldig macht,

die ihm vermöge

des Dienstes oder jenes Verhältnisses zugänglich ®7) oder anvertraut sind, 65) Dazu gehört auch derjenige, der sich in den Händen des Kameraden des Täters befindet. RMG. 16 S. 32. 65 a) Versuch der Beschädigung und Zerstörung ist strafbar — nach § 303 StGB. —, dagegen nicht bte versuchte Preisgabe. 66) H 138 hat einen Diebstahl oder eine Unterschlagung zur Voraussetzung, begangen in Ausübung des Dienstes oder unter Verletzung eines militärischen Dienstverhältnisses an Sachen, die einer Person des Soldatenstandes vermöge des Dienstes oder jenes Berhältniffes zugänglich oder anvertraut sind. GA. 63 S. 644. Unter § 138, nicht unter § 145 fällt die Unterschlagung von Kassen­ geldern durch einen Rechnungsführer der Kompagnie. DRZ. 20 Nr. 305. 67) Der Umstand, daß dem Täter die Uniform, die er zufolge seiner Dienst­ stellung trug, die tatsächliche Möglichkeit erleichterte, um unauffällig zu dem Aufbewahrungsraum zu gelangen, genügt nicht. E. 54 S. 23. Überhaupt ge­

nügt es nicht, daß dem Täter vermöge des Dienstes eine erleichterte Möglichkeit geboten war, durch eine strafbare Handl, an die Sache heranzukommen. E. 59 S. 26. A. M. Rittau Anm. 4. Der § findet aber auch Anwendung,

Sehöff.

1006

XXXVI]. MilitLrstrafgcsetzbuch §§ 139 u. 140.

wird mit geschärftem Arrest oder mit Gefängnis bis zu fünf (5) Jahren bestraft;67 * * *) zugleich samt auf Berlu

der bürgerlichen Ehrenrechte er­

Gleiche Strafe trifft denjenigen, welcher einen Dieb­

kannt werden.

stahl oder eine Unterschlagung gegen einen Vorgesetzten66)69oder 70 71 einen

Kameraden, gegen feinen Quartierwirt oder eine zu dessen Hausstand gehörige Person begeht.

Ist die Handlung ein Verbrechen im Sinne der allgemeinen Straf»

gesetze, so ist aus die in diesen Gesetzen angedrohte Strafe zu erkennen.66)

Verletzung

10. Abschnitt.

von vieap-flichten

bei Ausführung

besonderer

Viru-vrrrichtnugru.

Scböff.

§ 139. eine

oder

Wer

vorsätzlich ein unrichtiges

Dienstzeugnis ausstellt

dienstliche Meldung unrichtig abstattet76) oder Wetter be­

fördert und dadurch vorsätzlich oder fahrlässig einen erheblichen Nach­

teil, eine Gefahr für Menschenleben oder in bedeutendem Umfang für

fremdes Eigentum

oder

eine Gefahr

für

die Sicherheit

des Reichs

oder für die Schlagfertigkeit oder Ausbildung der Truppe herbeiführt, wird mit Gefängnis von sechs (6) Monaten bis zu drei (3) Jahren be­

straft.

Zugleich ist gegen Unteroffiziere und Mannschaften auf Dienst­

entlassung zu erkennen.

In minder schweren Fällen tritt geschärfter

Arrest oder Gefängnis oder Festungshaft bis zu sechs (6) Monaten ein.

Scböff.

§ 140. Dienstpflicht7^

Wer

für

enthält,

eine

Handlung,

Geschenke

fordert oder sich versprechen läßt,

oder

die

eine Verletzung

andere

Vorteile

einer

anntmmt,

wird wegen Bestechung mit Zucht­

haus bis zu fünf (ö) Jahren bestraft. In minder schweren Fällen72)* tritt * wenn der Täter nur in einem Teile der Ausführung des beabsichtigten Ver­ brechens in Ausübung des Dienstes gewesen ist. RMG. 16 S. 23. 67 a) Versuch ist aus §§ 242, 246 StGB, strafbar. 68) Auch, wenn der Vorgesetzte nur den Gewahrsam an der Sache hat. RMG. 9 S. 288. § 138 findet auch Anwendung auf den Diebstahl, den ein Vorgesetzter gegen einen Kameraden begeht. DStZ. 3 S. 78. 69) Militär. Diebstahl und Militär. Unterschlagung sind von dem Dieb­ stahl und der Unterschlagung der §§ 242, 246 StGB, streng zu unterscheiden, da das Reich nach § 21 WehrGes. bei einer Verurteilung wegen § 138 das Recht zur fristlosen Kündigung gegen Unteroffiziere und Mannschaften hat. AB. v. 3. Juli 21 (JMBl. S. 373). 70) Bei schriftlicher Meldung genügt nicht schon die Herstellung der Ur­ kunde, sondern der Täter muß von der Urkunde zwecks Abstattung der Meldung Gebrauch gemacht haben. RMG. 3 S. 79; 10 S. 113. 71) Strafbar macht sich der Untergebene, der dem Vorgesetzten auf dessen dienstliche Beftagung eine Person für eine bestimmte Stelle empfiehlt, wenn er sich hierbei von eigennützigen Beweggründen leiten läßt. RMG. 18 S 97. 72) Minder -schwere Fälle sind nicht gleichbedeutend mit mildernden Um­ ständen, daher Verurteilung zum Verlust der biirgerl. Ehrenrechte gemäß § 32 StGB, und § 2 MStGB. unzulässig. E. 59 S. 237.

Bon d. einzelnen Verbrechen il Vergehen u. ihrer Bestrafung §§141—144. 1007

Freiheitsstrafe bis zu drei (3) Jahren ein; gegen Unteroffiziere und Mannschaften kann neben Gefängnis aus Dienstentlassung erkannt werden. § 141. Wer als Befehlshaber einer militärischen Wache, eines Kommandos oder einer Abteilung") oder als Wachposten vorsätzlich

Schöff.

oder fahrlässig 1. sich außerstand setzt, den ihm obliegenden Dienst zu versehen oder 2. seinen Posten verläßt oder den chm für diesen Dienst sonst gegebenen Vorschriften "») zuwiderhandelt und dadurch einen Nachteil herbeisührt, wird mit geschärftem Arreste nicht unter vierzehn (14) Tagen oder mit Gefängnis oder Festungshaft bis zu zwei (2) Jahren bestraft Ist die Handlung im Felde begangen, so tritt Gefängnis oder Festungshaft nicht unter sechs (6) Monaten und, wenn sie vor dem Feinde begangen ist, Todesstrafe, in minder schweren Fällen Freiheits­ strafe nicht unter einem (1) Jahr oder lebenslängliche Freiheits­

strafe ein. Wird durch die Pflichtverletzung im Felde die Gefahr eines er­ heblichen Nachteils herbeigeführt, so tritt Freiheitsstrafe nicht unter bjet (3) Monaten und, wenn die Pflichtverletzung vor dem Feinde be­ gangen ist, Freiheitsstrafe nicht unter einem (1) Jahre ein.

§ 142. Wer durch Fahrlässigkeit in der Wahrnehmung seines Dienstes eine erhebliche Beschädigung eines Schiffes oder dessen Zu­ behörs herbeisührt, wird mir Freiheitsstrafe bis zu drei (3) Jahren be­ straft; in schwereren Fällen kann gegen Offiziere zugleich auf Dienst­ entlassung erkannt werden.

Schoss.

§ 143. Wer als Befehlshaber einer militärischen Wache, eines Kommandos oder einer Abteilung oder wer als Wachposten eine strafbare Handlung wissentlich begehen läßt, welche er verhindern konnte und zu verhindern dienstlich verpflichtet war, wird ebenso bestraft, als ob die Handlung von ihm selbst begangen wäre.") § 144.

Wer einen Gefangenen,") dessen Beaufsichtigung, Be-

73) Die zum Spazierenführen kommandierten Rekruten bilden keine Ab­ teilung. RMG. 17 S. 67, 73 a) Srehe die Standort-Dienstvorschrift v. 24. April 25 (Auszug bei Fuhse S. 266). 74) Hierunter fallen auch Übertretungen. Fuhse Anm. 3. A. M. Rittau Anm. 3. Trifft auf eine Handlung, die nach den allgemeinen strasrechtl. ^Bestimmungen als Beihilfe zu einem bürgerl. Verbrechen erscheint, § 143 zu, so ist kraft der darin enthaltenen Unterstellung wegen eines in Täter­ schaft verübten Militär. Verbrechens nach § 143 in Verb, mit dem betr. Vor­ schriften deS StGB, zu bestrafen. E. 59 S. 26. 75) Das ist nicht schon der, dem die Haft erst angekündigt ist. RMG. 8 S. 222.

Schöff.

1008

XXXVII. Militürstrafgesetzbuch §§ 145—147 L.

gleitung oder Bewachung ihm anvertraut76)77 ist, vorsätzlich entweichen läßt oder dessen Befreiung vorsätzlich bewirkt oder befördert, oder wer eine _von seinem Vorgesetzten ihm befohlene oder eine ihm dienst­ lich .obliegende Verhaftung vorsätzlich nicht ausführt, wird mit ge­ schärftem Arreste nicht unter vierzehn (14) Tagen oder mit Gefängnis oder Festungshaft bis zu fünf (ö) Jahren bestraft; auch kann gegen Unteroffiziere und Mannschaften neben Gefängnis zugleich auf Dienstentlassung erkannt werden. ER,

Ist die Entweichung des Gefangenen nur durch Fahrlässigkeit befördert oder erleichtert worden oder ist die Verhaftung nur aus Fahrlässigkeit unterblieben, so tritt Freiheitsstrafe bis zu sechs (6) Monaten ein.

§ 145. Ein Soldat, der bei einem ihm übertragenen Ge­ schäfte ”) der Heeres- oder Marineverwaltung eine Handlung begeht, die im Sinne der allgemeinen Strafgesetze ein Verbrechen oder Ver­ gehen im Amte darstellt, ist nach den in jenen Gesetzen für Beamte gegebenen Bestimmungen zu bestrafen. 11. Abschnitt.

§ 146 § 147.

Sonstige Handlungen gegen die militärische Ordnung.

(fortgefallen).

BR.

Wer die ihm obliegende Beaufsichtigung seiner Unter­ gebenen vorsätzlich oder fahrlässig verabsäumt,78)79wird mit Freiheits­ strafe bis zu sechs (6) Monaten bestraft; gegen Offiziere kann zugleich auf Dienstentlassung erkannt werden. Die Bestimmung des Abs. 1 gilt nicht bei der Berabsäumung der Beaufsichtigung Untergebener im militärischen Verwaltungsdienste?8*)

ER.

§ 147 a. Wer die ihm obliegende Meldung oder Verfolgung strafbarer Handlungen7») seiner Untergebenen vorsätzlich unterläßt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu sechs (6) Monaten bestraft; gegen Offiziere kann zugleich auf Dienstentlassung erkannt werden. 76) Eine besondere Übernahme der Verpflichtung zur Beaufsichtigung ist nicht erforderlich. RMG. IIS. 266. 77) Kaffenführung eines Feldwebels fällt regelmäßig nicht hierunter. JurR. 2 Nr. 351. Vgl. auch E.60 S. 95 und Anm. 66. Dagegen begeht ein Provianimeister, der seiner dienstlichen Verwaltung unter liegende Sachen unter­ schlägt, Amtsunterschlagung nach § 350 StGB. JurN. 3 Nr. 785. 78) Es genügt hierbei Verschuldung selbst der leichtesten Art. RMG. 11

S. 48. 78 a) Verwaltungsdienst umfaßt im wesentlichen die Tätigkeit, die Er.füllung der eigentl. Militär. Ausgaben zu ermöglichen, wie Unterkunft, Ver­ pflegung, Ausrüstung, Bekleidung, Verwaltung der Lazarette usw. Fuhse,

Anm. 8. 79) Nur kriminell strafbare, nicht disziplinarisch zu ahndende. S. 199.

RMG. 13

Lon d. einzelnen Verbrechen u. Vergehen u. ihrer Bestrafung §§ 148—155. 1009

§ 148.

Wer durch unvorsichtige80)81Behandlung von Waffen oder

Schott.

Munition einen Menschen körperlich verletzt, wird mit Freiheitsstrafe bis

zu drei (3) Jahren und, wenn der Tod eines Menschen verursacht worden ist, mit Gefängnis oder Festungshaft bis zu fünf (5) Jahren bestraft.

§ 149.

Wer rechtswidrig von seiner WaffeM)

Gebrauch wachs

Schott.

oder einen Untergebenen zum rechtswidrigen Waffengebrauche auf­ fordert, wird vorbehaltlich der verwirkten höheren Strafe mit Gefäng­

nis oder Festungshaft bis zu einem (1) Jahre bestraft. § 150.

Wer sich ohne die erforderliche 82) dienstliche Genehmigung

verheiratet, wird mit Festungshaft bis zu drei (3) Monaten bestraft;

zugleich kann gegen Offiziere auf Dienstentlassung erkannt werden. Auf

die Rechtsgültigkeit der geschloffenen Ehe ist

der Mangel

der dienstlichen Genehmigung ohne Einfluß.

§ 151 u. § 152 (fortgefallen). r. Titel. § 153

Militärische verbrechen und vergehen der Militarbeamteu.

Ein MMärbeamter, welcher sich im Felde einer der in

dem ersten bis dritten, dem sechsten und achten Abschnitt des ersten Titels bezeichneten strafbaren Handlungen schuldig macht, wird nach den daselbst für Soldaten gegebenen Bestimmungen bestraft; an die Stelle der gegen Unteroffiziere ünd Mannschaften angedrohten Dienst­

entlassung tritt AmtSverlust.

§ 154. den

Andere Pflichtverletzungen der Militärbeamten sind nach allgemeinen, für Beamte-geltenden Vorschriften zu beurteilen.

3. Titel. Strafbestimmungen für Personen, welche den Militärgesetzen uur in Lriegszriteu nnterworfen find. § 155.

Während eines gegen das Deutsche Reich ausgebrochenen

Krieges find alle Personen, welche sich in irgendeinem Dienst- oder 80) Unvorsichtig handeln Geschützführer, die sich nicht nach dem Dienst davon überzeugen, ob ihre Geschütze geladen sind. RMG. 14 S. 235. 81) Erforderlich ist stets eine bestimmungsgemäße Waffenbenutzung, also bei dem Seitengewehr Hieb oder Stich, nicht aber Schneiden. BayObLG. v. 12.Dezbr. 16, DStZ. 4 S. 239.—Die Absicht, bloß mit der Waffe zu drohen, genügt nicht. RMG. 12S.297; dagegen Mißbrauch, bestimmungswidrige Ver­ wendung der Waffe § 55 Ziff. 2. Über das Recht des Soldaten zum Waffen­

gebrauch siehe die Vorschrift v. 19. März 1914(ahgedruckt bei Fuhse S. 259). Zwischen § 149 und § 223a StGB, besteht Jdealkonkurrenz. RMG. 18 S. 103. Obwohl § 223 a das schwerste Strafgesetz ist, darf die Mindeststrafe des § 149 nicht unterschritten werden. E. 61 S. 112. 82) Erforderlich ist, daß der Täter von der Vorschrift (§ 31 Abs. 1 b WehrGes.) Kenntnis hat. Em Irrtum hierüber ist Talsachenirrtum. RMG. 13 S. 97. Der § findet auch auf Fahnenflüchtige Anwendung. RMG. 15 S. 95.

Dalcke, Strafrecht. 21. Aull. (1928.)

64

ER*

1010

XXXVn. Mlitärstrafgesetzbuch §§ 156-162.

Bertragsverhältnifse bet dem kriegführenden Heere befinden oder sonst sich' bet ihm aufhalten oder ihm folgen/ den Strafvorfchrtsten dieses Gesetzes, insbesondere den Kriegsgesetzen, unterworfen.

§ 156. Neben einer jeden Freiheitsstrafe, welche gegen eine Person 'verhängt wird, dte sich zu den- Truppen in einem Dienst- oder Bertragsverhältniffe befindet, kann zugleich auf Aufhebung dieses Verhältniffes erkannt werden.

§'157.

Heere

Ausländische

zugelaffen

sind,

Offiziere,

werden,

wenn

die

zu

der

dem

kriegführenden

Reichspräsident

keine

besondere Bestimmungen getroffen hat, nach den für deutsche Offiziere geltenden Vorschriften beurteilt.

Aus das Gefolge solcher Offiziere findet dte Vorschrift des § 155 Anwendung. § 158.

Auf strafbare Handlungen eines Kriegsgefangenen finden

nach Maßgabe seine- Milttärranges dte Vorschriften dieses Gesetzes entsprechende Anwendung.

§ 159.

Ein Kriegsgefangener, welcher unser Bruch des gegebenen

Ehrenworts entweicht,

oder,

auf Ehrenwort entlassen, die gegebene

Zusage bricht, wird mit dem Tode bestraft.

Dieselbe Strafe trifft denjenigen, welcher den Bedingungen, unter

denen er aus der Kriegsgefangenschaft entlassen ist, vor Beendigung des

Krieges eutgegenhaudelt. § 160.

Ein Ausländer oder Deutscher, welcher während eines

gegen das Deutsche Reich ausgebrochenen Krieges auf dem Kriegs­

schauplätze sich einer der in den §§ 57 bis 69 und 134 vorgesehenen

Handlungen schuldig macht, ist nach den in diesen Paragraphen ge­

gebenen Bestimmungen zu bestrafen. § 161.

Ein Ausländer oder Deutscher, welcher in einem von

deutschen Truppen besetzten ausländischen Gebiete gegen deutsche Truppen oder deren Angehörige oder gegen eine auf Anordnung des Reichs­ präsidenten eingesetzte Behörde eine nach den Gesetzen des Deutschen

Reichs strafbare Handlung begeht, ist ebenso zu bestrafen, als wenn diese Handlung von ihm im Reichsgebiete begangen wäre.

4. Lite!.

§ 162.

Jusahbrftimmungrn für dir Marine.

Bon den in diesem Gesetze den Berhältniffen des Heeres

entlehnten Ausdrücken sind für die Marine als gleichbedeutend zu be­ trachten:

Heer als gleichbedeutend mit Marine oder Flotte; Truppe als gleichbedeutend mit Schiff;

Bon d. einzelnen Verbr. u. Vergehen u. ihrer Bestrafung §§ 163—166.

1011

Befehlshaber einer militärischen Wache als gleichbedeutend mit

Offizier der Wache;

Stubenarrest als gleichbedeutend mit Kammerarrest; Wohnung als gleichbedeutend mit Kammer.

§ 163. Unter Schiff im Sinne dieses Gesetzes ist jedes Fahrzeug -er Marine zu verstehen^ auf welchem ein militärischer Befehlshaber nebst Besatzung eingeschifft ist.

§ 164. Als mobiler Zustand gilt in der Marine der Kriegs­ zustand eines Schiffes. Für die am Lande befindlichen Militärpersouen der Marine tritt

im Sinne dieses Gesetzes die Mobilmachung unter denselben Boraus-

setzungen ein

wie für die Militärpersouen deS Heeres.

§ 165.

Als vor dem Feinde befindlich zu betrachten ist ein Schiff, solange tu Gewärtigung eines Zusammentreffens mit dem Feinde ein oder mehrere Geschütze dee Schiffes scharf geladen find.

§ 166. Außer den Militärpersouen sind die Angestellten Schiffe- den Militärstrafgesetzen unterworfen. Andere

an Bord

des Schiffes dienstlich eingeschiffte Personen

unterliegen den Kriegsgesetzeu,

zustände befindet.

des

solange sich das

Schiff im Kriegs­

Anhang I. Allgemeine Verfügung über die Zuständigkeit und das Verfahren in Gnadensachen.x)

Vom 19. Juni 1919.

(JMBl. S. 341.) I. Vom 16. September 1919 ab gilt für die Bearbeitung der Gnadensachen folgendes: 1. In jedem Landgerichtsbezirke werden von mir ein oder mehrere Richter zu meinen Beauftragten für Gnadensachen auf die Dauer eines Geschäftsjahrs bestellt. 2. Die für die Bearbeitung von Gnadensachen erlassenen Allge­ meinen Verfügungen und Rundverfügungen bleiben, soweit sie nicht mit dieser Verfügung im Widerspruch stehen, mit der Maßgabe in Kraft, daß an Stelle der Ersten Staatsanwältela) die Beauftragten treten. Sie sind befugt, die Strafvollstreckung bis zur Entscheidung über ein Gnadengesuch auszusetzen, falls eine solche Anordnung nicht bereits von der Strafvollstreckungs­ behörde getroffen wiro. 3. Der Beauftragte führt die Amtsbezeichnung „Der Beauftragte für Gnadenfachen bei dem Landgericht in . . . Für diese Stellung sind mir Richter von besonderer Lebenserfahrung und ausgeprägtem sozialem Empfinden vorzuschlagen. Ihnen können Gerichtsassessoren als Hilfsarbeiter beigeordnet werden. 4 Der Landgerichtspräsident ersucht die Anwaltschaft des Bezirkes um Bezeichnung eines oder mehrerer Rechtsanwälte, die zur 1) Gnadenerweise sind a) Niederschlagung eines schwebenden Verfahrens (Abolition): Verzicht auf den materiellrechtlichen staatlichen Strafanspruch, Strafausschließungs­ grund (E. 55 S. 233) und Prozeßhinderungsgrund (E. 52 S. 150). b) Erlaß der Strafe: Tilgung des materiellen Strafanspruchs und Straf­ vollstreckungshinderungsgrund. — Die Strafe bleibt bestehen und hat auch seine Wirkungen: § 245, 264 StGB. c) Milderung, quantitative und qualitative: teilweiser Erlaß. Das Recht der Strafmilderung und des bedingten und unbedingten Straferlasses hinsichtlich der Angehörigen der Marine und des preußischen Kontingents steht dem Reichspräsidenten zu. VO. v. 3. Novbr. 20 (RG. Bl. I S. 1866), im übrigen jetzt der Preuß. Staatsregierung. AB. v. 13. Dezbr. 20 (JMBl. S. 723). — Über die Vereinbarung des Reichs und der Länder wegen der vorläufigen Entlassung und der Ausübung des Begnadigungsrechts bei Ge­ samtstrafen siehe AB. v. 28. Novbr. 23 (JMBl. S. 737). 1 a) Jetzt Oberstaatsanwalt.

Anhang. la. Allgemeine Verfügung über Gnadensachen.

1013

ehrenamtlichen Mitwirkung bei der Bearbeitung der Gnaden­ sachen bereit sind. 5. Bei der Vorbereitung der Entscheidung über die Bewilligung oder Ablehnung eines Gnadenerweises hat der Beauftragte den Ersten Staatsanwaltu) sowie' den gemäß Ziffer 4 bezeichneten Rechtsanwalt zu hören. Der Erste Staatsanwalt^) und der Rechtsanwalt sind in jeder Lage der Ermittelungen berechtigt, Anregungen zu geben, Anträge zu stellen, von den Ermitte­ lungen Kenntnis zu nehmen und im Einvernehmen mit dem Beauftragten solche auch selbst vorzunehmen. 6. Die Beauftragten haben alle für die Beurteilung des Einzel­ falls wesentlichen Ermittelungen anzustellen. Sie werden sich dabei nicht auf die Mitarbeit' behördlicher Stellen wie insbe­ sondere der Gemeinden und Strafanstalten) beschränken, viel­ mehr besonderen Wert auf die Anhörung nichtbeamteter Aus­ kunftspersonen legen, um deren Benennung erforderlichenfalls geeignete berufliche, wirtschaftliche oder Fürsorgeorgapisationen zu ersuchen sind. Sie können im Verlaufe der Ermittelungen die Gerichte um Vornahme richterlicher Nutersuchungshandlungen ersuchen (§ 77 AG. GVG., § 38 der Verordnung vom 2. Januar 1849, Get Abs. 1-3 gelten § 1 Abs. 3, § 2 dieser AB. nicht. § 171 StPO, bleibt unberührt.

7) Z. B. Standesamt von der Verurteilung nach §§ 67,68 des Personen­ standsgesetzes. AB. v. 6. Ottbr. 85. 8) Siehe Sinnt. 11 zu 8 89 StPO.

Anhang. IV. Mitteilungen in Strafsachen, in Disziplinarverfahren usw. 1065

§75. Mitteilungen an den Verteidiger usw.

(1) Bon allen Zuschriften, die tn einer Strafsache von der Straf­ verfolgungsbehörde oder von dem Gericht an den Beschuldigten ge­ richtet werden, ist, soweit nicht besondere Bedenken eutgegenstehen, gleichzeitig mit der an den Beschuldigten ergehenden Zuschrift dem Ver­ teidiger auf formlosem Wege (ohne Zustellungsurkunde) eine Abschrift zu übersenden. In jeder Zuschrift ist aus die andere Zuschrift hin­ zuweisen.

(2) Das gleiche gilt hinsichtlich der an einen anderen Beteiligten gerichteten Zuschriften für dessen Anwalt (vgl. auch § 74 Abs. 1 Satz 2). Artikel ±.

Schlußvorschriften § 76. Aufhebung älterer Verfügungen.

Die in der Anlage IP angeführten Verfügungen werden auf­

gehoben. § 77.

Besteheubleibeude Verfügungen. (1) Vorschriften über Mitteilungen und Berichterstattungen in Strafsachen, die in dieser.Berfüguug nicht aufgehoben oder abgeündert worden sind, bleiben unberührt.

(2) Unberührt bleiben insbesondere die Vorschriften über die au die Strafregister und von den Straftegistern zu erstattenden Mit­ teilungen, über den Austausch von Strafnachrichten mit ausländischen Regierungen und über Mitteilungen au ausländische Konsulate (z. B. RB. v. 14. 8. 1926 — I. Fr? 1188 —, 23. 7. 1927 — L Fr. 886 —, beide nicht veröffentlicht).

AB. d. IM. v. 16.12. 1927 über Mitteilungen im Disziplinar­ verfahren gegen Justizbeamte und im ehrengerichtlichen Verfahren gegen RechtSanwälte (JMBl. S. 431).

Im Disziplinarverfahren gegen Justizbeamte (einschließlich der Notare) und im ehrengerichtlichen Verfahren gegen Rechtsanwälte finden die Vorschriften oer AB. v. 12. 12. 1927 (JMBl. S. 395) über Mitteilungen in Strafsachen, insbesondere diejenigen der §§ 1, 2, 5, 19, 20 und 24, mit folgenden Maßgaben entsprechende An­ wendung : I. Mitteilungspflichtig ist hinsichtlich der Entscheidung des Großen Disziplinarsenais der Generalstaatsanwalt bet dem Kammergericht, im übrigen der Generalstaatsanwatt bei dem örtlich zuständigen Oberlandesgericht, auch wenn dieses im Einzelfall zur Entscheidung nicht berufen ist.

1066

Anh. IV. Mitt, in Zivils. IV». AB. üb. d. Bez. „Gerichtsschreiberei" usw.

II Im Disziplinarverfahren gegen Justizbeamte sind an Stelle der im § 19 der AB. v. 12. 12. 1927 (JMBl. S. 395) unter a) sIt. 1—3 bezeichneten Verfahrensakte die folgenden mltzuteilen: a Im Verfahren gegen einen nichtrichterlichen Justizbeamten: 1. die Einleitung der Disziplinaruntersuchung oder ihre Ab­ lehnung, sofern hierüber ein Beschluß des Disziplinar­ gerichts ergeht, 2. die Einreichung der Anschuldigungsschrift, 3. die Anordnung der Suspension und ihre Aushebung. b) im Verfahren gegen einen richterlichen Beamten oder einen Notar außer den vorstehend zu a) 1)—3) aufgesührten Verfahrens­ akten auch die Außerverfolgsetzung oder die Verweisung der Sache zur mündlichen Verhandlung.

AB. d. IM. v. 15. 12. 1927 über einige in Zivilsachen an andere Behörden zu machende Mitteilungen (JMBl. S. 430). 1

Mitteilungen in Ehe- und Entmündigungssachen. a) Ehesachen

3ft eine Ehe für nichtig erklärt, oder ist in einem Rechtsstreite welcher die Feststellung des Bestehens oder des Nichtbestehens einer Ehe zwischen den Parteien zum Gegenstand hat, das Nichtbestehen der Ehe festgestellt, oder ist eine Ehe durch Scheidung ausgelöst, oder ist nach § 1575 BGB. die eheliche Gemeinschaft aufgehoben, so hat die Staatsanwaltschaft, auch wenn sie sich der Mitwirkung in dem Verfahren enthalten hat, eine mit der Bescheinigung der Rechts­ kraft versehene Ausfertigung des Urteils dem auf der Ausfertigung bezeichneten Standesbeamten — Geschäftsordnung für die Geschäfts­ stellen der Landgerichte § 23 Nr 10 S. 2 und 3 — zu übersenden,

b) Entmündigungssachen. Bon jedem über eine Entmündigung ergehenden Beschlusse hat die Staatsanwaltschaft sofort nach der'Zustellung (£ 659 ZPO. dem Vorsteher der Anstalt, in welcher der zu Entmündigende untergebracht ist, Nachricht zu geben und den Namen des etwa bestellten vorläufigen Vormundes zu bezeichnen.

2—4 (Mitteilungen der Gerichte an andere Behörden) nicht abgedrnckt.

IV a. Allgemeine Verfügung über die Beseitigung der Bezeichnungen „Gerichtsschreiberei", „Genchtsschreiber" und „Gerichtsdiener". Vom 4. Februar 1928.

M rBl S. 92 A Änderungen im Allgemeinen und Rundversügungen.

I. In den noch geltenden allgemeinen und Rundverfügungen, die mit Wirkung vom 1. 10. 1879 oder fpäter in Kraft getreten sind, werden ersetzt:

Anhang. IV a AV. über die Bez. „Gerichtsschreiberei" usw.

1067

1. das Wort „Gerichtssch^iberei" durch „Geschäftsstelle"; 2. das Wort „Gerichtsschreiber", soweit es als Funktionsbezeichnung gebraucht ist, a) wenn es für eine Tätigkeit gebraucht ist, die durch Reichs­ oder Landesgesetz dem Gerichtsschreiber zugewiesen war, durch die Worte „Urkundsbeamter der Geschäftsstelle", „Geichäftssielle" oder „Protokckllsührer", je nach der veränderten Fassung der maßgebenden Gesetzes­ bestimmung ; b) im übrigen durch „Geschäftsstelle"; 3. das Wort „Gerichtsdiener", wenn es als Funktionsbezeichnung gebraucht ist, durch das Wort „Gerichtswachtmeister".

B. Form der Unterschriftleistung im mittleren Justizdieust.

Bet Leistung der Unterschrift durch die in der Geschäftsstelle der Justizbehörden tätigen Personen ist wie folgt zu verfahren: 1. I. In allen Fällen, in denen nach den im Eingang erwähnten Gesetzen und Verordnungen die Bezeichnung „Gerichtsschreiber" ourch „Urkundsbeamter der Geschäftsstelle" ersetzt ist, ist zu unterzeichneu, Justizobersekretär als Urkundsbeamter der Geschäftsstelle, Justizbüroassistent als Urkundsbeamter der Geschäftsstelle, . . Angestellter als Urkundsbeamter der Geschäftsstelle.

Es ist nicht zu schreiben . , Justizobersekretär Urkundsbeamter der Geschäftsstelle. Diese Regelung beruht darauf, daß „Urkundsbeamter der Ge­ schäftsstelle" nicht den Träger eines Amtes kennzeichnet, sondern ledig­ lich eine Bezeichnung ist, unter der bestimmte dienstliche Verrichtungen gesetzlich wahrzuneümen sind. Erforderlichenfalls ist noch die entsprechende Behörde zuzusetzen (z. B. als Urkundsbeamter der Geschäftsstelle des Amtsgerichts). 2. In allen Fällen, in denen nach den unter Ziffer 1 bezeichneten Vorschriften die Bezeichnung „Gerichtsschreiber" durch „Geschäftsstelle" ersetzt ist, ist zu unterzeichnen Die Geschäftsstelle des , Justizobersekretär, Die Geschäftsstelle des , Justizbüroassistent, Die Geschäftsstelle des '............. , Angestellter.

3. In den Fällen, in denen das Gesetz die Stelle, der die dienst­ liche Verrichtung obliegt, nicht ausdrücklich bezeichnet, nach dem Sinne der Bestimmungen aber nur die Geschäftsstelle in Frage kommen kann (vgl. z. B. § 340 a ZPO.), ist nach Ziffer 2 zu verfahren.

1068 Anhang. V. Gesetz über beschränkte Auskunft auS dem Strafregister usw.

n. In den Fällen, iu denen der, Beamte des Bürodienstes eine Tätigkeit auSübt, bei der es sich nicht um eine gesetzlich geregelte dienst­ liche Verrichtung (Abschnitt I) handelt, ist zu unterzeichnen

Die Geschäftsstelle de , Justizobersekretär,

Die Geschäftsstelle de , Justizbüroassisteut, Die Geschäftsstelle de , Angestellter. m. Die für Rechtspfleger gegebenen besonderen Bestimmungen bleiben unberührt. C. Änderungen in den Vordrucken (nicht abgedruckt).

V. Gesetz Über beschränkte Auskunft aus dem Straftegifter und die Tilgung Strafvermerken. *) Vomvon 9. April 1920.

(RGBl. S. 507.)

§ 1. Über Verurteilungen, die iu das Strafregister ausgenommen sind, ist nach Ablauf einer bestimmten Frist nur noch beschränkt Aus­ kunft zu erteilen. Ist nach Eintritt des Zeitpunkts, von dem ab nur beschränkt Auskunft zu erteilen ist, eine weitere Frist abgelaufen, so wiro der Vermerk im Strafregister getilgt. Diese Vorschriften gelten, unbeschadet der Bestimmungen des § 8, nicht für Verurteilungen zum Tode und zu Zuchthaus. § 2. Bei mehreren Verurteilungen einer Person ist über alle Verurteilungen unbeschränkt Auskunft zu erteilen, solange über eine der Verurteilungen unbeschränkt Auskunft erteilt werden muß. Die Tilgung eines Vermerkes im Straftegifter darf bei mehreren Ver­ urteilungen einer Person erst erfolgen, wenn für alle Verurteilungen die Voraussetzungen der Tilgung vorliegen. Lautet die Verurteilung, über die unbeschränkt Auskunft erteilt werden muß oder die im Straftegifter noch nicht getilgt werden kann, nur [auf Verweis ober] auf Geldstrafe, *») allein oder in Verbindung 1) Hinsichtlich der militärischen Listen vgl. Heeresdienstvorschrift Nr. 215 v. 31. Jan. 22 u. Erlaß d. Reichswehrministers (Marineleitung) v. 6. Jan. 22, abgedruckt bei Har tung, daSStrafregister S. 287 flg.; hinsichtlich der polizei­ lichen Listen vgl. Erl. d. M. d. I. v. 17. Mai 20 (MBliB. S. 472) aub. IX. Schäfer-Hellwig, Straftilgungsgesetz u. Strafregisterverordunng S.361. Über die Behandlung von Anträgen auf Tilgung von Strafvermerken, An­

ordnung der Auskunstsbeschränkung u. Wiederverleihung von Ehrenrechten durch die Polizeibehörden flehe Rd. Erl. d. M. d. I. v. 2. Novbr. 26 (JMBl. S. 411). 1 a) Bet Geldstrafen, die schon vor dem 1. Mai 23 in das Strafregister

Anhang. V. Gesetz über beschränkte Auskunft auS dem Strafregister usw. 1069

miteinander oder mit Nebeustrafeu, Abs. 1 keine Anwendung.-)

so

finden die Vorschriften des

§ 3. Hat der Verurteilte die bürgerlichen Ehrenrechte oder einzelne Rechte oder Fähigkeiten verloren, so kommen ihm die Ver­ günstigungen des § 1 nicht zugute, solange er diese Rechte und Fähig­ keiten nicht wiedererlangt hat. Das gleiche gilt, solange über einen Verurteilten eine Steckbrief­ nachricht im Strafregister uiedergelegt ist. Die Beraünstigungen des § 1 kommen einem Verurteilten für eine Verurteilung solange nicht zugute, als sich aus dem Inhalt des Strafregisters ergibt, daß die Vollstreckung noch nicht erledigt ist. § 4 Über Verurteilungen, die der beschränkten Auskunft unter­ liegen, wird nur den Gerichten, den Behörden der Staatsanwaltschaft sowie auf ausdrückliches Ersuchen den obersten Reichs- oder Landes­ behörden Auskunft erteilt. Ist hiernach Auskunft zu erteilen, so ist darin besonders hervorzuheben, daß die Verurteilung der beschränkten Auskunft unterliegt. Soweit über eine Verurteilung, die der beschränkten Auskunft unterliegt, keine Auskunft erteilt werden darf, sind Anftagen in gleicher Weise zu beantworten wie in den Fällen, in denen ein Ver­ merk nicht vorhanden ist. - Diese Vorschriften gelten entsprechend für die Auskunft aus den polizeilichen Listen; bei der Ausstellung polizeilicher Führungszeugnisse bleiben Verurteilungen, die der beschränkten Auskunft unterliegen, außer Betracht.

§5. Ein Vermerk, der im Straftegister zu tilaen ist,-) wird aus dem Register entfernt und vernichtet; enthält das Register außerdem Vermerke, die bestimmungsgemäß daÄn verbleiben müssen, so wird

der zu tilgende Vermerk unkenntlich gemacht. Ebenso wird der Ver­ merk über die Verurteilung auS den polizeilichen Listen entfernt und darin unkenntlich gemacht. Ist der Vermerk über eine Verurteilung im Straftegister getilgt worden, so gilt die Verurteilung nicht mehr als Bestrafung im Sinne solcher Vorschriften, die für den Fall, daß der Täter bereits bestraft ist, eine schwerere Strafe oder andere Rechtsnachteile androhen>) ausgenommen worden sind, berechnen sich die Fristen so, wie wenn daS Ges. v. 9. April 20 schon zur Zeit der Aufnahme des Vermerks in daS Register in Kraft gewesen wäre. Art. X BO. v. 6. Febr. 24 unter II.

2) Die Ausnahme trifft dann nicht zu, wenn die geringfügige Strafe an sich tilgungsreif ist, dagegen andere Strafen noch nicht. In diesem Falle dient

auch die an sich tilgungsreife Strafe zur Begründung des Rückfalls. S. 279. DIZ. 27 S. 630. Siehe auch Anm. 4V

E. 56

3) Zu tilgen fhtbr Vermerke über Verurteilungen Jugendlicher unter 14 Jahren. § 45 JGG. Ist eine Gesamtstrafe über Straftaten eingetragen, von denen eine vor, eine nach vollendetem 14. Lebensjahr verübt ist, so wird die Einzelstrafe für die erste Straftat in voller Höhe von der Gesamtstrafe zu tilgen sein. Die Entscheidung hierüber hat das Gericht I. Instanz zu treffen. Moerick e, DIZ. 30 S. 1259. > Vgl. § 25 StrafregVO. 4) Demgemäß schließt der § 5 Abs. 2 nur eine Berücksichtigung der Vorstrafen beim sog. strafschärfenden Rückfall u. in den sonstigen Fällen aus, in welchen

1070 Anhang. V. Gesetz über beschränkte Auskunft aus dem Strafregister usw.

§ 6. Die Frist, nach deren Ablauf beschränkt Auskunft zu erteilen ist, beträgt 1.

fünf Jahre, wenn lauf Verweis^) oder) auf Geldstrafe oder auf Freiheitsstrafe von höchstens drei Monaten,^) allein oder in Verbindung miteinander oder mit Nebenstrafen, er­ kannt worden ist, mit Ausnahme der Fälle, in denen auf Überweisung an die Landespolizeibehörde oder auf die Zu­ lässigkeit von Polizeiaufsicht erkannt worden ist;

2. zehn Jahre in allen übrigen Fällen. Die Frist der Nr. 1 beginnt mit dem im Strafregister vermerkten Tage der Verurteilung. Die Frist der Nr. 2 beginnt mit dem Tage,, an dem die Strafe vollstreckt, verjährt oder erlassen ist; ist auf Überweisung an die

Landespolizeibehörde oder auf die Zulässigkeit von Polizeiaufsicht erkann worden, so beginnt die Frist erst, wenn diese Maßregeln erledigt sind. Ist die Strafe nach einer Probezeit erlassen, so wird deren Dauer, auf volle Monate abgerundet, auf die Frist der Nr. 2 angerechnet. War der Verurteilte zur Zeit der Tat noch nicht achtzehn Jahre alt, so verkürzt sich die Frist von fünf Jahren aus drei Jahre und die Frist von zehn Jahren auf sechs Jahre. § 7. Die Frist, nach deren Ablauf ein Strafvermerk zu tilgen ist, beträgt 1.

fünf Jahre, wenn [auf Verweis ober] auf Geldstrafe oder auf Haft O l>) oder auf Gefängnis oder Festungshaft von höchstens einer Woche, allein oder in Verbindung miteinander oder mit Nebenstrafen, erkannt worden ist, mit Ausnahme der Fälle,

auf Grund besonderer Vorschrift eine Verhängung von Rechtsnachteilen zulässig ist, die gegenüber Unbestraften nicht in Frage kommen, nicht aber eine Berück­ sichtigung bei der gewöhnlichen Strafzumessung. E. 60 S. 287. Hinsichtlich der Verjährung der Strafverfolgung ist die Straftat nach Tilgung der Vor­ strafen als Vergehen zu behandeln. Königsberg DRZ. 20 Nr. 615. Die Frage, ob die Tilgung erfolgt ist, bedarf der Prüfung und Ent­ scheidung. DStZ. 9 S. 118. Bei Zweifel über die Tilgung der Vorstrafe ist der Tatrichter zur Erkundigung bei der Registerbehörde verpflichtet. KG. v. 9. Juni 22, DStZ. 9 S. 245. Entscheidend ist nicht die Tilgungsreife — so Hartung a. a. O. S. 92 —, sondern der Vollzug der Tilgung und zwar muß die Tilgung in dem maßgebenden Zeitpunkt der tatrichterl. Beurteilung der strafbaren Handlung schon vorgenommen sein. E. 56 S. 75 — anders im Falle des 8 11 Abs. 2, vgl. Anm. 8 —. In demselben Erk. v. 7. Juli 21 wird aber ausgeführt, daß die nachträgliche Verurteilung zu einer nicht tilgungsfühigen Strafe nach Ablauf der Tilgungsfrist für eine frühere tilgungsfähige Strafe auf die schon eingetretene Tilgung ohne jeden Einfluß ist (S. 78). Vgl. über diese Streitfrage Schäfer-Hellwig, a. a. O. S. 104 ff. 5) Die Strafe des Verweises ist nach § 46 JGG. zu tilgen. 6) Ist in demselben Urteil neben drei Monaten Gesamtgefängnisstrafe auf eine Haftstrafe erkannt, so sind die längeren Fristen des § 6 maßgebend. E. 56 S. 307.

6a) Der Haft ist Arrest gleichzusetzen. Schäfer-Hellwig, a. a. O. S. 122.

Anhang. V. Gesetz über beschränkte Auskunft aus dem Strafregister usw. 1071 in denen auf Überweisung an die Landespolizeibehörde oder auf die Zulässigkeit von Polizeiaufsicht erkannt worden ist; 2. zehn Jahre in allen übrigen Fällen. Die Frist beginnt mit dem Lage, von dem ab nur noch beschränkte Auskunft zu erteilen ist. War der Verurteilte zur Zeit der Tat noch nicht 18 Jahre alt, so verkürzt sich die Frist von fünf Jahren auf drei Jahre und die Frist von zehn Jahren auf sechs Jahre. § 8. Die Landesjustizverwaltung kann in Fällen, in denen die Voraussetzungen der beschränkten Auskunft oder der Tilgung nicht vor­ liegen, diese Maßnahmen anordnen, wenn dadurch staatliche Interessen nicht gefährdet werden?) Hat der Verurteilte die bürgerlichen Ehrenrechte oder einzelne Rechte oder Fähigkeiten verloren, so sollen die Maßnahmen nicht an­ geordnet werden, solange er diese Rechte und-Fähigketten nicht wieder­ erlangt hat. Zuständig für die Anordnung ist die oberste Justizverwaltungs­ behörde des Landes, in dessen Bezirk das Strafregister geführt wird, und für das Register, das beim Reichsjustizministerium geführt wird, der Reichsminister der Justiz. Wird angeordnet, daß eine Verurteilung der beschränkten Auskunft unterliegen soll, so beginnt die Frist für die Tilgung des Straf­ vermerkes mit dem Tage der Anordnung. § 9. Vermerke über Verurteilungen im Ausland sind im Sinne dieses Gesetzes Vermerkungen über Verurteilungen im Inland gleichzuachteu. § 10. Bei der Verwertung von Auszügen aus ausländischen Strafregistern ist so zu verfahren, wie wenn die in dem Auszug ent­ haltenen Vermerke in einem inländischen^Strafregister enthalten wären. Die Vorschriften des § 11 Abs. 2 sind entsprechend anzuwendeu.

8 11. Das Gesetz tritt mit dem 1. Juli 1920 in Kraft. Bei Verurteilungen, die schon vor dem Inkrafttreten dieses Gesetzes in das Strafregister ausgenommen worden sind, berechnen sich die Fristen so, wie wenn das Gesetz schon zur Zeit der Ausnahme des Vermerkes in das Register in Kraft gewesen wäre?) Ist in den Fällen des § 6 Nr. 2 aus dem Register nicht zu ersehen, wann die Strafe vollstreckt worden ist, so ist die Frist vom Tage der Ver­ urteilung an zu berechnen: sie verlängert sich jedoch in diesem Falle um die Dauer der erkannten Freiheitsstrafe. Das gleiche gilt in den Fällen des § 6 9h:. 2, wenn nach dem Inhalt des Registers anzu­ nehmen ist, daß eine Strafe erst nach einer Probezeit erlassen worden ist, und die Dauer dieser Probezeit aus dem Register nicht zu ersehen i t Ist aus dem Register nicht zu ersehen, ob der Verurteilte zur Zeit der Tat schon achtzehn Jahre alt war, so sind die kürzeren 7) Dazu 3h. 38 der preuß. Ausführungsverf. zur SttasregBO. v. 14. April 26 (JMBl. S. 138) u. Erlaß d. M. d. I. v. 2. Novbr. 26 in Anm. 1. 8) Maßgebend für die Rückfallsbegründung ist hier der Fristenablauf, die Tilgungsreife. E. 57 S. 390.

1072

Anhang. VI. Gtrafregisterverordnung.

Fristen anzuwenden, wenn der Verurteilte zur Zeit der Verurteilung noch nicht neunzehn Jahre alt war; andernfalls greifen die längeren Fristen Platz. Verurteilungen, die vor dem Inkrafttreten dieses Gesetzes im Strafregister gelöscht worden sind, unterliegen der beschränkten Auskunft. Die Frist für ihre Tilgung beginnt mit dem Tage, an dem die Löschung angeordnet worden ist.

VT. Ltraftegifterverorduung Vom 8. März 1926.') (RGBl. I S. 157.)

L Ltrafrrgisterdehörden. § 1. Das Strafregister für eine Person wird in dem Bezirke Geführt, in dem ihr Geburtsort liegt. Die Landesregierungen beimmen, welche Behörden die Sttafregister führend) Die Aufsicht und Leitung steht der Landesjustizverwaltung oder der von ihr be­ stimmten Behörde zu. Uber Personen, deren Geburtsort außerhalb des Reichsgebiets gelegen, zweifelhaft oder nicht zu ermitteln ist, sowie über juristische Personen und Personeuvereinigungen wird das Straftegister bei dem Reichsjustizmiuisterium oder der von ihm bestimmten Behörde geführt. Die Leitung und Aufsicht hat der Reichsminister der Justiz oder die von ihm bestimmte Behörde. Der Reichsminister der Justiz wird bekanntmachen, welche Be­ hörden die Straftegister führen. Liegt ein Ort zum Teil im Inland und zum Teil im Ausland, so kann der Reichsminister der Justiz im Einvernehmen mit der be­ teiligten Landesjustizverwaltung bestimmen, bei welcher Strafregister­ behörde das Sttafregister für die tu dem Orte geborenen Personen zu führen ist.

II. Mitteilungen an das Strafregister. § 2. Dem Sttafregister sind die Verurteilungen ') mitzuteilen, die wegen einer strafbaren Handlung durch Urteil oder Sirasbefehl 1) Hierzu die Preuß. Aussührungsverfügung vom 14. April 26 (JMBl. S. 138). 2) Zusammenstellung in der Bekanntmachung des RIM. v. 20. März 25 (JMBl. S. 152). Registerbehörde für diejenigen Personen, deren Gebuttsott in den auf Grund des Friedensverttages abgetretenen Gebieten gelegen ist, ist das Reichsjustizministsrium. filmn. 6 der AusfBers. in filmn. 1. Über die Zu­

ständigkeit der Registerführung hinsichtlich der Personen, die in einem bei der Grenzziehung durchschnittenen Orte geboren sind, siehe Verfügung des ReichsministerS der Justiz v. 15. Mai 26, abgedruckt bei Schäfer-Hellwig, Straftilgungsgesetz und SttaftegBO. S.315, nebst RB. d. IM. v. 7. Juni 26, abgedruckt bei H a r t u n g, Das Sttaftegifter S. 382. 3) Erziehungsmaßregeln auf Grund der §§ 5 flg. JGG. sind keine Strafen und nicht registerpflichtig. filB. v. 17. Juli 23 (JMBl. S. 542).

1073

VI. Strafregisterverordnung.

eines deutschen Gerichts oder von einer deutschen Behörde durch Straf­ verfügung oder Strafbescheid oder im Unterwerfungsverfahren ^..aus­ gesprochen sind. Verurteilungen zu Geldstrafe wegen einer Über­ tretung sind nur mitzuteileu, wenn es sich um Zuwiderhandlungen gegen die §§ 361, 363 des Strafgesetzbuchs handelt?) Enthält eine Entscheidung mehrere Verurteilungen einer Person, von denen nur ein Teil registerpflichtig ist, so sind alle Verurteilungen mitzuteileu. Dem Strafregister sind ferner mitzuteileu Entscheidungen, durch die eine Gesamtstrafe gebildet wird. Dabei sind für die in die Gesamt!träfe eiubezogeuen Eiuzelstrafeu das Gericht, das die Einzelstrasen erannt hat, der Tag, an dem die Strafen erkannt sind, und die Akten­ zeichen anzugeben. Mitteilungen über Berurieilungen im Ausland sind ohne Rücksicht aus Art und Höhe der Strafe in die Strafregister aufzunehmen, wenn sie sich auf Deutsche oder auf solche Ausländer beziehen, die im Reichs­ gebiete geboren sind oder wohnen. § 3 Dem Strafregister sind die Beschlüsse der Landespolizei­ behörden mitzuteileu, die auf-Grund der Überweisung eines Ver­ urteilten an die Landespolizeibehörde ergehen oder durch die ein Aus­ länder auf Grund einer Verurteilung aus dem Reichsgebiete ver­ wiesen wird. Ebenso ist dem Strafregister Mitteilung zu machen, wenn ein solcher Beschluß geändert oder aufgehoben wird.

§ 4 Ist auf Gefängnis oder auf Festungshaft von mehr als drei Monaten oder neben Gefängnis oder Hast auf Überweisung au die Landespolizeibehörde oder auf die Zulässigkeit von Polizeiaufsicht er­ kannt, so ist dem Strastegister der Tag mitzuteileu, an dem die Freiheits­ strafe verbüßt ist. In anderen als den im Abs. 1 bezeichneten Fällen ist bei registerpflichtigen Berurieilungen dem Strafregister Mitteilung zu machen, wenn sich die Strafvollstreckung infolge Strafaufschubs oder aus anderen Gründen so lange verzögert, daß nur noch drei Monate bis zu dem Zeitpunkt fehlen, von dem ab über.die Verurteilung nur noch beschränkt Auskunft zu erteilen wäre. Erledigt sich später die Vollstreckung, so ist dies ebenfalls dem Strastegister mitzuteileu. § 5. Dem Strastegister ist Mitteilung zu machen, wenn dem Verurteilten eine Bewährungsfrist bewilligt worden ist, und zwar 4) § 410 RAbgO. (unter XXIX). 5) Geldstrafen wegen anderer Übertretungen find auch dann nicht register­

pflichtig, wenn die Verurteilung wegen einer Straftat erfolgt die im Rückfall mit besonderer Strafe bedroht ist (z. B. Felddiebstahl, Forstdiebstahl — s. aber den nächsten Satz — abgesehen von den Fällen der §§ 6, 8 des FDG. u. d. §§ 17, 18 des FFPG). Besteht die angedrohte Strafe in dem mehrfachen, dem einfachen oder dem Bruchteil eines bestimmten Bettags (z. B. bei Forst­ diebstahl, abgesehen von den genannten erschwerten Fällen, Steuerhinterziehung oder Steuerhehlerei auf Grund von Reichssteuergesetzen nach § 369 RAbgO., so kommt es auf die im Einzelfall zulässige höchste Geldstrafe an; beträgt sie mehr als 150 RM., so ist die Straftat als Vergehen anzusehen und die erkannte Geldstrafe ist demgemäß registerpflichtig. — Geldstrafen, die auf Grund deS § 27b StGB, an Stelle einer an sich verwirkten Freiheitssttafe festgesetzt werden, sind als Geldsttafen zu behandeln. Anm. 3 d. AusfBerf. in Anm. 1.

Dalcke, Strafrecht.

21. Aust.

(1948.)

68

1074

VI. Strafregisterverordnung.

unter Angabe des Tages der Bewilligung, oder wenn die Bewährungs­ frist verlängert oder widerrufen worden ist oder in anderer Weise als durch Erlaß oder Milderung der Strafe sich erledigt. Dies gilt auch für Verurteilungen, die nicht registerpflichtig sind. Dem Strafregister kann Mitteilung gemacht werden, wenn die Entscheidung über die Bewilligung einer Bewährungsfrist Vorbehalten wird. Ist eine solche Mitteilung gemacht, so ist dem Strafregister auch dann weitere Mitteilung zu machen, wenn eine Bewährungsfrist nicht bewilligt wird. § 6. Dem Strafregister ist Mitteilung zu wachen, wenn der Ver­ urteilte auf Grund des $ 23 des Strafgesetzbuchs vorläufig entlassen worden ist und zwar unter Angabe des Tages der Entlassung, oder wenn die vorläufige Entlassung widerrufen worden ist.

§ 7. Dem Strafregister ist Mitteilung zu machen: 1. wenn eine registerpslichtige Strafe erlassen oder gemildert worden ist, oder wenn einem Verurteilten die bürgerlichen Ehrenrechte oder einzelne Rechte oder Fähigkeiten, die er infolge der Verurteilung verloren hat, wieder verliehen worden sind; 2. wenn eine registerpflichtige Verurteilung infolge Wiederauf­ nahme des Verfahrens rechtskräftig aufgehoben worden ist.

§ 8.

Dem Strafregister ist Mitteilung zu machen: 1. wenn auf Grund des § 8 des Gesetzes über beschränkte Aus­ kunft aus dem Strafregister und die Tilgung von Strafver­ merken vom 9. April 1920 (Reichsgesetzbl. S. 507) angeordnet worden ist, daß über eine Verurteilung nur noch beschränkt Auskunft zu erteilen ist; 2. wenn auf Grund des genannten § 8 die Tilgung eines Straf­ vermerkes angeordnet worden ist. § 9. Dem Strafregister sind mitzuteilen: 1. Entscheidungen eines deutschen Gerichts oder einer deutschen Strafverfolgungsbehörde, durch die jemand freigesprochen oder außer Verfolgung gesetzt oder ein Strafverfahren eingestellt oder die Eröffnung des Hauptverfahrens abgelehnt wird, weil der Beschuldigte nicht zurechnungsfähig war, oder durch die ein Strafverfahren vorläufig eingestellt wird, weil der Be­ schuldigte nach der Tat geisteskrank geworden ist; 2. Entscheidungen eines deutschen Gerichts, durch die jemand wegen Geisteskrankheit, Geistesschwäche oder Trunksucht ent­ mündigt wird; 3. die Aushebung der Entmündigung auf Anfechtungsklage (§§ 672, 684 der Zivilprozeßordnung); 4. die Wiederaufhebung der Entmündigung nach §§ 675, 679, 685, 686 der Zivilprozeßordnung.

§ 10. Die Landesregierungen können die Behörden ihres Landes anweisen, den Strafregistern zu Zwecken der Strafrechtspflege oder der Polizei noch andere Mitteilungen zu machen. § 11.

Zur Mitteilung ist verpflichtet: 1. bei Entscheidungen und sonstigen Nachrichten in Strafsachen die Behörde, welche die Strafvollstreckung zu veranlassen hat,

VI. Strafregisterverordnung.

1075

oder nach näherer Bestimmung der Landesregierung die Staatsanwaltschaft; 2. in den Fällen des § 3 die Laudespolizeibehörde, die den Be­ schluß erlassen hat; 3. in den Fällen des Z 9 Nr. 1 die Strasversolgungsbehörde; 4. in den Fällen des ß 9 Nr. 2 bis 4 das Gericht. Die Mitteilungen geschehen bei Entscheidungen binnen zwei Wochen nach Eintritt der Rechtskraft, und, soweit die Entscheidungen einer Rechtskrast nicht fähig ist, binnen zwei Wochen nach ihrem Er­ lasse, bei anderen Tatsachen binnen zwei Wochen nach ihrem Eintritt. §§ 12, 13 (Vordrucke und deren Ausfüllung) weggelaffen

§ 14. Führt der Betroffene befugt oder unbefugt mehrere Familiennamen, so ist für jeden Namen eine Mitteilung zu machen. Bestehen Zweifel über die Richtigkeit des in die Mitteilung auf­ genommenen Geburtsorts oder handelt es sich um einen Zigeuner, so ist außer der Mitteilung an das Sirasregister des Geburtsorts eine zweite Mitteilung an das Strafregister zu senden, das bei dem Reichsjustizministerium geführt wird. Auf jeder Mitteilung ist anzugeben, für welchen anderen Namen oder wohin weitere Mitteilungen gemacht worden sind. § 15. Wird der Familienname einer über 14 Jahre alten Per­ son in anderer Weise als durch Eheschließung geändert, so ist dies dem Strafregister mitzuteilen. Das gleiche gilt, wenn der Vorname einer solchen Person geändert wird. Die Landesregierungen bestimmen, wer die Mitteilungen nach Abs. 1 zu machen Enthält das Strafregister einen Vermerk über die Person, deren Namen geändert worden ist, so ist für jeden Nämeu ein Vermerk in das Strafregister einznlegen. Auf jedem Blatte ist anzugeben, für welchen andern Familiennamen oder Vornamen ein Vermerk eingelegt ist. Nach Erledigung der im Abs. 3 vorgeschriebenen Ergänzung des Strafregisters ist die nach Abs. 1 eingegangene Mitteilung 'zu ver­ nichten. Das gleiche gilt, wenn das Strafregister einen Vermerk über die Person, deren Name geändert worden ist, nicht enthält. § 16. Stellt sich in einem gerichtlichen Verfahren oder bei einer Strasverwlgungsbehörde heraus, daß der Name einer Person in einer registerpslichtigen Entscheidung falsch angegeben ist oder daß register­ pflichtige Vorgänge in das zuständige Strafregister nicht ausgenommen sind, so ist alsbald zu veranlassen, daß das Strafregister ergänzt oder berichtigt wird.

IIL Führung der Airasregister. §8 17 bis 31 (nicht abgedruckt).

VI. Auskunft aus dem Atrafregister. § 32. Gerichten, Strafverfolgungsbehörden, höheren Verwaltungs­ behörden und Polizeibehörden ist über den Inhalt des Strafregisters

5 a) z. T. bas Büro des Amtsgerichts, z. T. der Standesbeamte. Nr. 2 Abs. 7 der AusfVerf. in Anm. 1. Schäfer -Hellwig, a. a. O. S. 220. H a r 1 u n g, a. a. O. S. 213 u. 297.

1076

VI. Strafregiperverordnung.

auf jedes Ersuchen, das eine bestimmte Person betrifft, foftenfrei Auskunft zu erteilen.6) Welche Behörden als höhere Verwaltungsbehörden und als Polizei­ behörden im Sinne dieser Vorschrift auzusebeu sind, bestimmen die Landesregierungen, bei Reichsbehörden der Reichsmiuister der Justiz. Der Reichsmiuister der Justiz kann im Einvernehmen mit den be­ teiligten Landesregierungen bestimmen, daß auch anderen Behörden oder Stellen Auskunft aus dem Straftegister zu erteilen ist. Der Reichsmiuister der Justiz wird die Behörden und Stellen bekannt­ machen, denen hiernach Auskunft auS den Strafregistern zu erteilen ist7). Bei der Auskunftserteilung sind Verurteilungen im Ausland nur zu berücksichtigen, wenn sie nach Art und Höhe der Strafe register­ pflichtig waren. § 33. Das Ersuchen (§ 32) ist auf einem Vordruck F an das zuständige Straftegister zu richten. DaS Straftegister erteilt die Auskunft durch Ausfüllung des Vordrucks. Abweichungen in den Angaben über die Person sind auf Grund des Straftegisters mit roter Tinte zu berichtigen, fehlende Angaben zu ergänzen. Ersuchen, die nicht auf dem vorgeschriebenen Vordruck gestellt werden, können zurückgewiesen werden. T)ie Urschrift des Strafregisters darf nickt versandt werden. Auftagen, die zur Zuständigkeit eines anderen Straftegisters ge­ hören, sind an dieses abzugebeu. Ist das zuständige Straftegister nicht bekannt, so ist die Anfrage mit einer kurzen Bemerkung zurück­ zusenden. Auf Verlangen ist die Auskunft telegraphisch zu erteilen. Sind Vorstrafen telegraphisch mitgeteilt, so ist eine schriftliche Auskunft uach-

zuseuden. k In dringenden Fällen darf die Auskunft durch Fernsprecher erfordert und erteilt werden. Soll die Auskunft durch Fernsprecher erteilt werden, so soll sie dem Anrusenden nicht unmittelbar, sondern nur durch neuen Anruf, -er von dem angerusenen Strafregister auszugehen hat, erteilt werden. Der Leiter der Strafregisterbehörde kann an Stelle dieser Sicherungsmaßregel andere Vorkehrungen treffen, die einen Mißbrauch der Einrichtung ausschließen. Enthält eine durch Fernsprecher erteilte Auskunft Angaben über Verurteilungen oder sonstige Registervermerke, so ist unter Bezugnahme aus das Ferngespräch eine schriftliche Auskunft nachzusenden. Wird die Auskunft gemäß Abs. 4, 5 durch Telegramm oder durch Fernsprecher erteilt, so hat die ersuchende Stelle dem Strafregister die ihm entstehenden Telegramm- oder Fernsprechgebühren zu erstatten, sowett nicht die Landesjustizverwaltung für oie in ihrem Bezirke geführten Strafregister oder der Reichsminister der Justiz für das im

6) In geringfügigen Straffachen wird von der Erhebung der Vorstrafen meist überhaupt abgesehen werden können. Amtsanwälte haben auf ihren Er­ suchen um Mitteilung der Vorstrafen stets kenntlich zu machen, ob die Auskunft zu einer Verbrechens- oder Vergehenssache ober ob sie zu einer Übertretung^ fache erfordert wird. I Nr. 1 d. AusfVerf. in Anm. 1. 7) Bek. des RIM. über die Behörden und Stellen, denen Auskunft zu er­ teilen ist, v. 20 März 25 (JMBl. S. 152).

VI, Strafregifterderordnung.

1077

§ 1 Abs. 2 bezeichnete Strafregister etwas anderes bestimmen; Ge­ bühren für Orts- und Borortsgespräche werden nicht erstattet. § 34. Vermerke nach tz 9 Nr. 1, 2 werden nur den Gerichten, den Behörden der Staatsanwaltschaft, den obersten Reichs- und Landes­ behörden und den Polizeibehörden milgeteilt. Andern Behörden oder Stellen, denen Auskunft aus dem Strafregister zu erteilen ist, können solche Vermerke mit Genehmigung des Leiters der Strafregisterbehörde mitaeteilt werden, wenn ein berechtigtes Interesse au der Erlangung der Auskunft dargelegt ist. Soweit hiernach Vermerke nach § 9 Nr 1, 2 nicht mitgeteitt werden dürfen, sind die Anfragen in gleicher Weise zu beantworten wie in den Fällen« in denen ein Vermerk nicht vor­ handen ist. § 35. Ist eine Person wegen eines Vergehens, das mtt keiner schwereren Strafe als mtt Freiheitsstrafe brs zu sechs Monaten be­ droht ist, oder wegen einer Übertretung wiederholt verurteilt?) so brauchen von jeder Art dieser strafbaren Handlung nur die drei letzten Verurteilungen in die Auskunft ausgenommen zu werden, sofern nicht die ersuchende Behörde ausdrücklich einen vollständigen Auszug verlangt. Bei den übrigen gleichartigen Verurteilungen genügt die Angabe ihrer.Zahl. Ist aus Überweisung au die Landespolizeibehörde oder auf die Zulässtgkeit von Polizeiaufficht erkannt, so ist die Verurteilung stets vollständig in den Auszug aufzuuehmen. § 36. Privatpersonen wird Auskunft aus dem Strafregister nicht erteilt. § 37. Inwieweit ausländischen Behörden kostenfrei oder gegen eine Gebühr Auskunft aus dem Strafregister zu geben ist, bestimmt, soweit nicht das Reich besondere Vereinbarungen trifft, der Reichs­ minister der Justiz?) Sowett Behöroen ausländischer Staaten Auskunft auS dem Straf­ register gegeben wird, sind in die Auskunft auch solche Verurleilungew aufzunehmen, die beretts der beschränkten Auskunft unterliegen In

der Auskunft ist hervorzuheben, daß die Verurteilung nach den deut­ schen Vorschriften der beschränkten Auskunft unterliegt; bei Ver­ merken, die vor dem 1. Juli 1920 im Strafregister gelöscht sind, ist die Tatsache der Löschung zu vermerken. V. Ausländische Strafakten. § 38. Für die Anwendung der Vorschriften über die Erteilung von Auskunft aus dem Strafregister und die Tilgung von Straf­ vermerken sind bei Verurteilungen im Ausland die ausländischen Strafarien der deutschen Strafart gleichzuftellen, der sie nach ihrer Stellung in dem ftemden Strafendstem am meisten entsprechen. Der Reichsminister der Justiz kann hierüber nähere Bestimmungen erlasse».10 8 )9 8) Vgl. Anm. 15 der AuSfBerf. in Amn. 1. 9) Zusammenstellung in der AB. v. 11. Juli 23 (JMBl. S. 531) in der Fassung der AB. v. 10. April 26 (JMBl. S. 147) mit der bett. Polen ab­ ändernden AB. v. 27. Dezbr. 26 (JMBl. S. 435). 10) Bgl. den Erlaß des ReichSministerS der Justiz v. 12. Juni 20 (JMBl. S. 340). Ersuchen ausländischer in Deutschland zugelaffener Konsuln

1078

VI. Strafregisterverordnung.

VI. Steckbriefnachnchten und Suchvermerke. § 39. Im Strafregister können Steckbriefnachrichten nieder­ gelegt werden. Die §§ 14, 15 gelten entsprechend. Erledigt sich der Steckbrief, so ist dies dem Strafregister mitzuteilen.

8 40 weggelassen. § 41. Solange der Aufenthalt des Verfolgten nicht bekannt ist, wird die Steckbriefnachricht im Strafregister aufbewahrt. Sie wird vernichtet, wenn eine Mitteilung über die Erledigung des Steckbriefs eingeht. Bei der Mitteilung der Erledigung einer Steckbriefnachricht ist der Grund der Erledigung und, wenn möglich, der Aufenthaltsort oder Hastort des Gesuchten anzugeben. Sind seit der Niederlegung der Steckbriefnachricht drei Jahre verflossen, so wird sie zurückgesandt.

§ 42. Behörden und Stellen, denen Auskunft aus dem Straf­ register zu erteilen ist, dürfen Suchvermerke im Strafregister niederlegen. Im Suchvermerk ist anzugeben, aus welchem Grunde der Be­ troffene gesucht wird. Auf Suchvermerke finden die Vorschriften der §§ 39 bis 41 über Steckbriesnachrichten entsprechende Anwendung.

VII.. Vordrucke.

§ 43. (Nicht abgedruckt) VIII. Schlußbestimmungen. § 44. Alle Mitteilungen an das Strafregister, alle Ersuchen um Auskunft aus dem Register sowie die zu erteilenden Auskünfte find verschlossen zu versenden.

§§ 45—49. (Sind nicht abgedruckt.) um Auskunft aus dem Strafregister sind nur mittels Berichts au IM. zu erledigen. A-8. v. 11. Juni 28 (JMBl. S. 295). 11) Auch Mitteilungen des Zuchthauses Straubing über kriminal­ biologische Untersuchungen. AB. v. 8. Juli 27 (JMBl. S. 228).

Sachregister. Sie römischen Ziffern bezeichnen die Nummern der Gesetze, die arabischen

die Paragraphen derselben.

S—Seite.

(A — Angeklagter, StA. --- Staatsanwalt.)

A. Abbildungen, unzüchtige, m 184; beleidigende 186,K 187, 200; von Wappen 360 Nr. 7. Abbitte bei d. Verletzten XXXIV 7 Anm. 13. Abdeckerei XV 7 Nr. 2, 16. Abdruck unbefugter, von Stempeln, Siegeln rc. UI 360 Nr. 5.

Abführung aus dem Sitzungszimmer XXV 177. Abgaben. Verfahren in Abgaben­ sachen XXVIII419 flg.; Abgabe des Verf. XXIX 390. , Abgeordneter, Gewalttätigkeit gegen A. HI 105 u. 106; Beeinflussung von Wahlen 107—109. Ruhen der Verjährung 69; Einschreiten xxv in 112. Abgraben eines fremden Grundstücks m 370 Nr. 1. Abbalten vom Bieten S. 2 Anm. 2. Abhänge, unverwahrte ni 367 Nr. 12. Ablehnung. A.'s-Gründe für das Schöffenamt XXV 35, das Ge­ schworenenamt 84; Anbringung und Entscheidung derselben 53; A. des Richters, Anbringung XXVIII 24; Ablehnung von Amts wegen 30; A. von Schöffen 31, von Ge­ richtsschreibern ebd., Geschworenen

32, Sachverständigen 74, Dol­ metschern XXV 191; Revision wegen Nichtbeobachtung von Ab­ lehnungsgründen XXVUI338 Nr. 3; A. von Beweisanttägen 244, 246; A. des Sühneversuchs von Seiten des Schiedsmanns XXXI 37; A. Gründe ebd. Anm. 2 §§ 16 u. 17. Abnahme, polizeiliche, eines Dampf-

keffels XV 24. Abpflügen in 370 Nr. 1. Abraum XI1; XU 32. Abreißen öffentl. Bekanntmachungen in 134; Siegel 136. Abschrift von Entscheidungen XXVIH 35; von beschlagnahmten Briefen 101; von Privatttagen 381; von Urkunden III 267. Absehen von Erhebung der Klage

XXVIH 153, 154; XXXIV 32. Absetzung eines Richters XXV 8. Absinth S. 575 Anm. 1. Absperruugsmaßregeln b. Vieh­ seuchen m 327, 328. Geheime u. Geheim­ haltung d. A. XXV 193,198; Lei­ tung d. A. 194; Verweigerung d. A. 195; Stimmenmehrheit 196; A. Über d. Schuldfrage u. Bemessung der Sttase XXVIH 263.

Abstimmung.

1080

Die römischen Ziffern bezeichnen die Nummern

Abtreibung

der

Leibesfrucht

m

218.

Abweichung früheren 136.

deS ReichSgerichtS v. Entscheidungen XXV

Abwesenheit, Begriff XXVin 276; Vorläufige Einstellung deS Verfah­ rens wegen Abw. daS A. 205; Hauptverhandlung gegen einen auSgebliebenen A. 230; Verfahren in Abwesenheit deS A. 232 ff.; Wieder­ einsetzung 235; Verfahren gegen Abwesende 276ff.; Zulässigkeit der Hauptverhandlung gegen Abwesende 277; Ladung hierzu 279ff.; Ver­ tretung deS abwes. A. 280; Einlegung der Rechtsmittel für ihn 282; Zustellung des Urteils 281; Beschlagnahme des Ver­ mögens 283, 284, 290; Zweck deS Verfahrens gegen Abw. 285, Verfahren nach Erhebung der öffentl. Klage 294; Sicheres Geleit 295; Revision wegen Abwesenheit einer wesentlichen Person 338 Nr. 5. Abzahlungsgeschäfte, Ges. betr. die, S. 214. Acker, Gehen rc. über bestellte m 368 Nr. 9; wenn die Bestellung erst vorbereitet ist XII 8; Weidefrevel; auf bestelltem A. 13, 67; Entwen­ dung von Bodenerzeugniffen 15; Aufsammlg. v. Dungstoffen 22. Ackergeräte, Gebrauch fremder XII 24 Nr. 1. Adler X 1; XIV 8; im Wappen III 360 Nr. 7, Anm. 52 a. Adoptionsverhältnis. Ausschließung deS Richters XXVin 22 Nr. 3; Zeugnisverweigerung 52 Nr. 3. Adoptiveltern. Unzucht mit den Kindern in 174 Nr. 1. Advokatur. Hl 356; Gewerbe XV 6.

Agenten XV 6,14. Akten. Mitteilung von Akten an andere Länder XXV168; Aktenein­ sicht durch Sachverständige XXVm 80; Verweigerung der Aktenauslieferung wegen öffentlichen Nach- I teils 96; A.-Einsicht durch Ver­ teidiger 147; durch die StA. in I

der Voruntersuchung 196; durch den Privattläger 385; Beschädi­ gung, Vernichtung III 133, 348; Bekanntm. 92 Nr. 1. Aktie«, Nachbildung in 149, 360 Nr. 6. Aktiengesellschaften. Haftung der Vorstandsmitglieder im Bankrott

IV 244, bei rechtswidriger

Vers, von Wertpapieren S. 305 Anm34. Alter. Einfluß auf die Strafbarkeit in 173, 184 a, 362; XXXIV 1, 2, 3; XI 10, 12; XU 3; Be­ schäftigung von Kindern und jungen Leuten in Fabriken XVI 1 ff. XV 135, 139a; f. a. Lebensalter. Alternative Feststellung XXVin 267 Anm. 61g. Ameise« und deren Eier xn 33. Amme xvm 15. Amt. Amtsfähigkeit ist Voraussetzung auch für das Geschworenen- und Schöffenamt XXV 32 Nr. 2, 84; öffentliches Amt III31; Unfähigkeit, Verlust 31, 33—37; infolge Zweikampfs 210a; unbefugte Ausübung 132; Beleidigung 196; Körperverletzung 222, 230 232; Berbr. und Berg, im Amt 331—359. Amtliche Bekanntmachung in Zei­ tungen IX 10. Amtliche Schriftstücke des Straf­ prozesses ; Veröffentlichung ders. durch die Presse IX 17. Amtsanwalt, Umfang seiner Tätigkeit XXV 142, 145; über Straf­ vollstreckung XXVin 451; Ernenn­ ung XXVI 62, 63; Ausübung der Geschäfte, durch Referendare und Gemeindevorsteher 63—64; Stell­ vertretung 64; Stellung des A.A. in Forstdiebstahlssachen XI 19, 26, 27; in Feld- und Forstpolizeisachen

xn 49. Amtsenthebung eines Schöffen XXV Amtsgeheimnis in 300, 353 a, 356; XV 21a; XXVin 53. Amtsgericht. Gerichtsbarkeit XXV 12; Zuständigkeit 24; Bermittelung

der Gesetze, die arabische« die §§ derselben. der Rechtshilfe durch daS AG. 157; Aufsicht am AG. XXVI 79. Amtsgewalt. Mißbr. UI 339. AmtSkleidnng. in 360 Nr. 8, f. a. Amtstracht. Amtspflicht. Verletzung ders. durch Gerichtspersonen als Wiederauf­ nahmegrund XXVin 362 Nr. 3, 359 Nr. 3; UI 164. Amtsrichter. Einzelrichter XXV 22, 25; Entscheidung über Ableh­ nung eines AR. XXVUI 27; Be­ fugnisse des AR. bei Ablehnung eines Schöffen 31; XXV 53,54; Stellung im Schöffengericht 29; Funktionen bei Bildung der Ur- Jahreslisten 39 ff.; bei Auslosung der Schöffen 45, 46, Befugnis zur Verhängung von Ordnungsstrafen 56; Beauf­ sichtigung der am AG. Angestellten XXVI 79; Selbständigkeit des AR. bei Zustellung und Bollstreckung'von

Verfügungen u. Beschlüffen XXVIU 36, Zwangsmaßregeln gegen Zeugen und Sachverst. 51, 70, 72, 77; Be­ fugnis bei Beschlagnahmen 98, zu Verhaftungen 125, 126ff.; Befugniffe im Borbereitungsverfahren 144; zu einzelnen Untersuchungs­ handlungen 162, 165; Ordnungs­ polizei 164; AR. als Untersuchungs­ richter 185, 186; Hauptverhandlung des AR. ohne Schöffen 212; Zuziehung eines zweiten AR. beim Schöffengericht XXV 29.

Amtstracht xxvi 89. Amtszeichen in 360 Nr. 8. Andenken eines Verstorbenen UI 189. Änderung der Anklage XXVUI 265, 266.

Androhung, s. Drohung. Angehörige. A. Stellung der A. im Strafverfahren: ZeugniSverweigerungSberechtigg. XXVUI 52; 55; Widerspruch gegen die Be­ schlagnahme 98; Durchsuchung mit Zuziehung eines A. 106; Befugnis, einen abwes. Angeh. zu vertreten 280; auch durch Rechtsmittelein­ legung 282; Wahl deS Verteidigers für einen abwes. Angeh. 286. v. Stellung im Strafrecht: Be­

1081

griff UI 52; Notstand 54; Tot­ schlag 213; Körperverletzung 232 Abs. 2; Diebst., Unterschl. 247, 370Nr. 5; Begünstig., Hehlerei 257, 258; Betrug 263; Jagdvergehen 292 Abs. 2; Haftung f. durch Angeh. verübten Jagdfrevel rc. X 80; XUI129; XI11; XU 3; Führung von Schußwaffen XXIV 26.

Angeklagter, Angeschuldigter. Be­ griff XXVIU 157; Antrag des 9L auf Voruntersuchung 178 Nr. 2 u. 201; Ladung des A. zur Hauptverhandl. 214 ff.; Vernehmung deS L. in der Voruntersuchung 192; in der Hauptverhandl. 243; Zulassung des A. in der Voruntersuchung 193; Hauptverhandl. geg. ausgebliebene A. 232, Verhinderung der Ent­ fernung deS A. auS der Haupt­ verhandl. 230; Verfahren geg. ab­ wesende A. 276 ff., über die Stellung des A. in der Hauptverhandl. selbst siehe 215, (BeweiSanträge), 219 (unmittelbare Ladung) 220, (letztes Wort) 258, (in der Berufungs­ instanz), 323, (in der Revisions­ instanz), 350, 357 im Wiederauf­ nahmeverfahren 369. AngelSbniS, eidliches, m 162.

Angestellter eines Geschäftsbetriebes, Verletzung von Geschäftsgeheim­ nissen XX 17; Bersicherungsgesetz für Angestellte (Strasvorschriften) UI 363 Anw. 83 b S. 278. Angriff g. Beamte m 113 ; auf Forstbeamte u. Jagdberechttgte 117, 118; von Gefangenen 122; bei Schlägereien 227; mit Schuß-, Stich- u. Hiebwaffen 367 Nr. 10; gegen Vorgesetzte XXXVU 97. Anhangewagen vu b 1 Ziff. 2,25.

Ankauf gestohlener Sachen UI 259; v. MontierungSstück. 370 Nr. 3.

Anklage, Anklageschrift. Einreichung durch den StA. XXVUI 170, 198; Voruntersuchung ohne A.-Schrist 199; Mitteilung der A. an den Beschuldigten 201, 208; Verfahren ohne Antl. 212; Privatklage durch Einreichung der «.-Schrift 381;

1082

Die römischen Ziffern bezeichnen die Nummern

der A. durch die ! I Anklagebank xxv 176 Anm. 67. I Ankündigung, öffentl., zu unzüchttgem Verkehre III 184; von Schmutzund Schutzschriften xxxiva 1. Anlagen. Errichtung v. Gewerbe-A. XV 16; Beschäd. von A. III 304; elektrische V 1. Anmeldeschein über einen Gewerbe­ betrieb XV 15. Anmeldung eines Gewerbes im Um­ herziehen XVII 4, 6; zuständige Behörde 6; von Veränderungen 7; Strafbestimmungen 17, 18. Anordnungen obrigkeitliche m 110, 131. Anreizung von Soldaten zum Un­ gehorsam III 112; zu Gewalt­ tätigkeiten 130; zum Zweikampf 210; zu Hochverrat 85. Anschlag, öffentl., von Schriften Strafbare Handlungen durch ö. A. III 85, 110, 111, 184; öffent­ licher Anschl. von Drucksachen im Gewerbebetrieb XV 43; IX 30 Anm. 66 u. 68. Anschluß der Verwaltungsbehörde in Abgabensachen XXVIII427; des Finanzamts als Nebenkläger XXIX 432; des Verletzten als Nebenkläger XXVIII 395. Anschuldigung, falsche, III164, 165. Anstalten, unbefugte Errichtung III 360 Nr. 9. Ansteckende Krankheiten hi 327; XVIII 2, 5, 6, 9 (Geschlechtskrank­ heiten). Anstifter in 48, 50,111; xxxvn 99, 107, 115; des Jugendl. XXXIV 4. Anteillosen, Handel m. solch. S. 214. Antrag. Begründung der Ablehnung eines Antr. XXVIII 34; über vor­ läufige Festnahme bei Antrags­ delikten ohne Antrag 127; Be­ nachrichtigung des A.-Berechtigten 130; Behörde, bei der Anträge auf Strafverfolgung anzubringen 158; Ablehnung eines A. durch St.-A. 171; Beschwerde des Ver­ Veröffentlichung Presse IX 17.

letzten gegen Ablehnung eines A. 172; A. des Verletzten auf gericht­ liche Entscheidung ebd.; auf Wieder­ aufnahme 366, 368; Kosten für einen zurückgenommenen A. 470; A. auf Bestraf. III 61—65; nach ausländ. Gesetzen 5 Nr. 3; A. bei Preßvergehen IX 19; A. auf ge­ richtliche Entscheid, gegen polizei­ liche Strafverfügung XXX 3, 9, XXXVII 51. Antragsvergehen. Sühneversuch XXXI 33. Anwalt. Ausschließung eines in der Sache schon als A. tätig ge­ wesenen Richters XXVIII 22 Nr. 4; Akteneinsicht 144, 385; öffentl. Amt III31; keine Beamte 359; Privatgeheimniffe 300; Gebührenüberhebg. 352; Untreue 356. Im übrigen s. Rechtsanwalt. Anwerben zum Militärdienst in 141. Anzeige. Behörde, bei welcher An­ zeigen strafbarer Handlungen zu machen sind XXVIII 158; A. von verdächtigem Leichenbefund 159; Kosten unbegründeter A. 469; unter­ lassene A. III139; Abreißen 134; A. der geschehenen Pfändung XII 76, 77; A.-Pflicht bei Eröffnung des Gewerbebetr. XV 14, 24, 27, 35, .147, 148, XVII 4; Unterlassung der A. von Geburts- und Sterbe­ fällen S. 250 Anm. 89; A. bei Geschlechtskrankheiten XVIII9; an das Jugendamt XXXIV Anm. 53; XXXVII 60, 67, 104. Apotheker, Ablehnung des Schöffenu. Geschworenenamts XXV 35 Nr. 4, 85; Privatgeheimniffe III 300; Approbation XV 29; Lehrlings­ recht 41; Taxen 80; Errichtung von Apotheken 6.,, Approbation für Ärzte XV 29, 40; Widerruf 53, Straftest. 147 Nr. 3. Arbeit in Strafanstalten III 15. Tilgung der uneinbringl. Geldstrafe durch freie A. III 28 b. Arbeiter, gewerbliche und Fabrik-A. XV 105 ff., 121, 134; in offenen Verkaufsstellen 139 e ff.; Verletzung von Geschäftsgeheimnissen XX 9,

der Gesetze, die arabischen die ZK derselben. 10; Heranziehung z. Schöffen- u. Geschworenenami S. 664 Anm. 23. Arbeiterinnen, Arbeitsstunden XV 137—139 a, 154; Strafbestim­ mung 156 Nr. 2. Arbeitsbücher, falsche III 363, solche vorgeschriebenXV 114a; Zu­ widerhandlungen in Ansehung der A. 150 Nr. 2, 3. Arbeitshaus in 362. Arbeitskarte XVI11. Arbeitslohn. Barlöhnung bei Strafe

XV 146 Nr. 1. Arbeitsnachweis s.Stellenvermittler. Arbeitsordnung in Fabriken XV 134 aff.; in offenen Verkaufsstellen 139k; Strafbestimmungen 147 9fr. 5, 148. ArbeitSranme xv 120 a, 120d; Strafbestimmung 147 Nr. 4. Arbeitsstunden der jugendl. Arbeiter

XV 135, 136. Arbeitsvermittlungsgesetz

siehe Stellenvermittlungsgesetz. Arbeitszeit XV 105,135. Ärgernis III 166, 183, 360 Nr. 11.

Armaturstücke Ankauf HI 370 Nr. 3; s. a. S. 267 Anm. 49.

Armenrecht xxvm 379. Armennnterstützung. Hinderungs­

*

1083

nisse 300. C. Allg. Bestimmungen: Approbation XV 29, 40, 53, 147 Nr. 3; Aufhebung des Arztezwangs 144; Offenbarungspflicht u. Osi^nbarungsrecht XVIII 9,10.

Asyl, Unterbringung III 362. Attest, Vorlesung in der Hauptverhandl. XXVm 256; ärztl. Attest m 278—280. Aufbewahrung fremder Wert­ papiere S. 305 Anm. 34.

Aufenthaltsort, Verlesung von Pro­ tokollen wegen unbekannten Aufenthaltsottes XXVni Nr. 251; ösfentl. Aufforderung zur Angabe 'des A. Orts 288; Anweisung eines Au. XXXV 9; als Gerichtsstand des Jugendlichen XXXIV 25. Aufforderunss zu Berbr. m 49a; HO—112 u. 286; zur Aufbrin­ gung von Sttafgeldern IX 16; zu Ungehorsam XXXVU 99, 100; XXIX 375. Aufhebung eines Urteils in der Be­ rufungsinstanz XXVm 328; in der Revisionsinstanz 353; im Wie­ deraufnahmeverfahren 371; A. der vorläufigen Beschlagnahme einer Zeitung IX 24, 25. z

Aufkündigung XV 133aff. Auslauf lauf in 116. grund für Schöffen- und Geschw. Aufreizung, s. Aufforderung. XXV 33 Nr. 3, 85. Ausruf der Zeugen “ Arreftstrafe. Zuständigkeit die mit A. XXVIH 243. bedrohten Vergehen. S. 660 Anm. 9. Aufruhi|r HI 90 Nr. 6,115,116; IX Zulässig gegen die aus d. Heere aus­ 30; xxxvn 106 ff. Aufflhttb der Vollstreckung: beim Wiegeschiedenen Personen XXXVII Anm. 9; Bildung der Gesamt- [ dereinsetzungsgesuch XXVIII 47; strafe Anm. 21. Wiederaufnahmegesuch 360; bei ArzneiIII367Nr. 3u.5; A.-Mittel | Geisteskrankheit 455, 456. S. auch (Handel im Umherziehen) XV 56. , Strafausstand u. SttafauSsetzung. Aufsicht, s. Beaufsichttgung. Arzt. A. Stellung im StrafverAufstand m 90 Nr. 6. ahren: Ablehnung d. SchösfenAusstellen, gefährl., v. Sachen III u. Geschworenenamtes XXV 36 366 Nr. 8. Nr. 3; 85; Zeugnisverweigerung Aufwand. Ablehng. d. Schöffenamtes XXVIH 53 Nr. 3(; Zuziehung zur Leichenschau 87, zur chem. Unter­ wegen U. XXV 35 Nr. 6, 84; A. durch Spiel- u. Differenzgeschäste suchung 91; Verlesung ärztlicher Atteste in der Hauptverhandlung IV 240. Aufwiegelung xxxvn 100. 256; v. Stellung im Strafrecht: Unzucht in Anstalten IU174 Nr. 3; Aufzüge, öffentl. vm 7, 11, 19; beim Zweikampf 209; falsche Zeug­ Sprengung von UI 107 a. Auge in 224. nisse 277 bis 280; Privatgeheim­

1084

Die römischen Ziffern bezeichnen die Nummern

Augenarzt, XV 29, 147 Nr. 3. Augenschein. Einnahme desselben XXVin 86; Zuziehung eines Ge­ richtsschreibers 187; Leichenschau, Leichenöffnung 87; Gegenwart des StA., des Verteidigers 189, Pro­ tokolle 249. Auktionator XV 35, 36, 38. Siehe auch Versteigerung; kein öff. Beamter S. 78 Anm. 4. Ausbesserung von Gebäuden m 367 Nr. 13,14. Ausbleiben. Verhaftung des auSbleibenden Angeschuld. trotz Sicher­ heitsleistung XXVIII 120; des A. in der Hauptverh. 230 bis 332, in der Berufungsinstanz 329; deS Ver­ teidigers 145; d.Privatklägers 431; in d. Sühneverhandlung XXXI39. AuSdehunng der Voruntersuchung

XXVIII 191; des Urteils 266. Ausfertigung d. Urteile XXvm 275.

Ausgieß eu, verunreinigendes auf die Straße in 366 Nr. 8 u. 9.

AuSgraben von Leichen XXVin 87. Auskunft aus dem Strafregister An­ hang V S. 1068.

Auskunsterteilung, gewerbsmäßige XV 35. Auslagen. Erstattung in Rechtshilfesachen XXV 164; Streitigkeiten darüber XXVHI 464 ff.; des PrivatklägerS u. des Beschuldigten 471; bare A. für Polizei!. Straf­ verfügungen XXX 6. Ausland. Gerichtsstand bet strafbaren Handlungen XXVin 9ff.; Ver­ fahren gegen einen im A. Weilenden 276 ff.; Begriff in 8; Bestrafung im A. begangener Verbrechen 4—7, 37, 102, 298; Vernehmung von Zeugen im A. XXVin 48. Ausländer, A, Behandlung im Strafverfahren: Vermutung deS Fluchtverdachts XXVin 112 Nr. 3, 113; Zustellung an ÄuSl. 119.

-

XVn 3; im Hausiergewerbe XV 56 d ; XXXV 9, 11. Auslegung deS Urteils XXVin 458. Auslieferung eines Dtsch. m 9. Auslosung der Reihenfolge der Schöf­ fen XXV 45; der Geschworenen 86.

Ausnahmebestimmungen für Preß­ sachen IX 30. Ausnahmegerichte XXV 16. Ausrufung von Druckschriften XV 43. Ansschließimg eines Richters XXVin 22, 23; eines Schöffen 31; eines GerichtSschreiberS (Urkundsbeamten) ebd.; Geschworenen 32; Gerichtsvollziehers XXV 155 Abs. 2; Dolmetschers 195; Revision wegen Mtwirkung eines AuSgeschlosienen XXVin 338 Nr. 2; AuSschl. der Öffentlichkeit XXV

172 ff.

Ausschuß

zur Schöffen- und Ge­

schworenenwahl XXV 40 ff., 77, 84; XXVI34,35,44,45; gerichts­ ärztlicher S. 809 Anm. 34. Aussetzung m 221,234. Aussetzung der Hauptverh. wegen Ausbleiben deSBerteidigers XXVHI 145; wegen Nichteinhaltung der gesetzt. Ladungsfrist 217; wegen Anhängigkeit einer Zivilklage 262, Zuständigkeit 228, 244, 246; A. der Vereidigung 60; A. der Straf­ vollstreckung Anhang 1U; Jugend­ lichen XXXIV 10 bis 15, der Geld­ strafe Anm. 22 zu 14. Ausspielung, öffentl. in 286. Ausstellung von unrichtigen Dienst­ attesten XXXVII 139. Aussteuerkaffeu, Errichtung m 360 Nr. 9. Ausverkauf xx 7, 8. Auswanderung S. 109 Anm. 60. AuSwanderungsagenteu als Ge­ werbetreibende XV 6, S. 173 Anm. 15 «bs. 2. Auswärtiges Amt, Beamte m 353 a. Ausweisung IH 39 Nr. 2,285a, 361

B. Strafrechtliche Stellung der Nr. 2, 362; XXXV 9. Außerversolgsetzuug bewirkt FreiAuSl.: Bestrafung m 3, 41, 91, 91, 102; Ausweisung 39 Nr. 2, laffung des Angesch. XXVHI 123; 285 a, 361 Nr. 2, 362; Fischen Entscheidung hierüber 198, 204, 299«; Stellung in Gewerbesteuers. I 208.

der Gesetze, die arabischen die §§ derselben.

1085

Antographierte Korrespond. IX 13. I Autoritätszeichen, Zerstörung in Automat Diebstahl auS S. 160 * 103 a, 135. Axt in 117; beim Forstdiebstahl XI Anm. 62 a. Automobile, ftrafrechtl. Bestimmung 3, 15; im Feldpolizeigesetz XH über den Verkehr VH a; fremde Be­ nutzung S. 156 Anm. 53 Abs. 1.

Badeanstalten xv 35,105b Anm.82. Backer xv 105, 105 a. Bande in 243 Nr. 6,250 Nr. 2. Banderole XXIX 369a; S. 203 Anm. 96 a.

Bankett, unbefugtes Befahren von XII 26. Bankgesetz (§ 39) S. &L Banknoten, Nachmachung HI 149, 360 Nr. 6.

Bankrott, einfacher IV 240; betrüg!. 239; Aktiengesellsch. 244.

BarlShnun- der Arbeiter XV 115 ff. Baubuch S. 298 Anm. 11 Abf. 2. Baume XI1; XU 26. Bauunternehmer S. 298 Anm. 11 Abs. 2.

Bauwerke, Beschädigung in 305; Ausführung 330, 367 Nr. 14, 15.

Beamter. Ausschließung gewisser B. vom Schöffen- und Geschworenen­ amt XXV 34 Nr. 3—6,85; XXVI 33; Vernehmung der B. über Ämts-

verhältnisse XXVin 54; als Sach­ verständige 76; Herausgabe von Akten 96; Begriff HI 359; Wider­ stand gegen B. 113, 114; Verbin­ dungen 128, 129; Beleidigungen 196; Tätlichk. 232; Verbr. u. Berg, im Amt 331 bis 359, 155 Nr. 3,174 Nr. 2,3;®. deS Aus­ wärt. Amts 353 a; Notar 300; XXIX 376. Beanffichtigung der Justizverwal­ tung XXVI 77 ff. Beauftragter für Gnadensachen An­ hang I S. 1012 ff.

Bedarfsgegenstände. Ges. überden Verkehr mit B. XIX S. 575. Bedingte Aussetzung der Strafvollstreckung Anhang III S. 1024.

Bedrohung, s. Drohung. BedürfttiS f. Schankwirtsch. XV 33.

16, 20.

Beeidigung eines Schöffen XXV 51; Dolmetschers 189; Zeugen XXVHI 59 ff.; Sachverständigen 79; Wer unbeeidigt zu vernehmen? 57; Verfahren bei der Beeidig. 69ff.; Zwangsmittel bei unbegründeter Eidesverweigerung 70; B. be­ hinderter Personen 223; B. im Verfahren gegen Abwes. 286; Ver­ letzung deS Eides als Wiederaufnahmegrund 359 Nr. 2,362 Nr. 2; B. der Forstschutzpersonen XI 23, 24, 25; der Feld- und Forfthüter xn 62. Beeiufluffuug stimmberecht. Gläu­ biger im Konkurs IV 243. Beerdigung gefundener Leichname XXVHI 159; Straftest, über B. III 367 Nr. 1, 2; eines Pflege­

kindes S. 283 Anm. 2.

Beerensammeln Xi 1; xn 37. Befähigungszeugniffe für gewisse Gewerbetreibende XV 31. Befangenheit. AblehnungSgrnnd XXVIII 24 ff., 31. Befehl XXXVII 47, 58, 92 ff., 124. Befreiung von Gefangenen in 120, 121, 347; XXXVn 58, 79, 144. parlamentarischer Ge­ bäude S. 71. Begleiter. Besondere Genehmigung für B. beim Hausieren XV 62; B. des Jagdberechtrgten X 75. Begnadigung xxvni 453; A. «. über Zuständig u. Verfahren in Gnadensachen. Anhang I u. I a. Begünstigung. A. »erfahren: Verbindung des Verfahrens gegen sämtliche Teilnehmer XXVHI 3; Nichtvereidigung von der B. ver­ dächtigen Personen 57 Nr. 3; Be­ schlagnahme ihrer Briefwechsel 97; Durchsuchung ihrer Wohnung 102.

Befriedung

1086

Dierömischen Ziffern bezeichnen die Nummern

B. Strafrecht: III 257, 258, 63, 247, 289.

Behörde ui 164 u. Anm. 87 dazu ferner 56, 72, 113,114, 137, 139, 154, 156, 158, 163, 196, 277 bis 280, 329, 360 Nr. 2, 4. 5, 361 Nr. 5, 362, 363, 367 Nr. 1 u. 15; Verlesung von Zeugnissen einer B. XXVIII 256. Beihilfe in 49; xii 6. Beischlaf mit Blutsverwandten III 179; mit Willenlosen 176 Nr. 2; durch Gewalt 177; durch Betrug 179 ;m. Mädchen u. 16 Jahren 182. Beiseiteschaffen von Sachen in 133, 137, 288. Beistand des Ehemanns, gesetzl. Ver­ treters XXVIII 149; der Mutter III 34 Nr. 6, S. 38 Anm. 87, S. 104 Anm. 35; XXXIV 29. Bekanntmachung. Fälle der not­ wendigen B. XXVIII 35 ff., 40, 114, 214, 278, 291, 293, 371; B. v. Geheimnissen III 92 Nr. 1, 300; von Geschäftsgeheimnissen XX17; von Urteilen III 165,200; XIX 16; XX 23; Abreißen von B. III 134; amtliche B. IX 10. Belagerungszustand 14, ix 30. Belehrung d. zeugnisverweigerungs­ berechtigten Personen XXVI 52, 58 (s. auch Rechtsbelehrung). Beleidigung der Gesandten III 104; anderen Pers. 185 bis 200; Be­ hörden 196; Ehefrau 195; Buße 188; Aufrechnung 199, 233; Pri­ vatklage XXVIII 374ff.; Sühne­ versuch 380, XXXI 33, 36; Fort­ setzung nach dem Tode des Privat­ klägers XXVIII 393; Anschluß des B. als Nebenkläger 395, 403; Kosten bei wechselseit. B. 468; beim Militär XXXVII 99, 111, 121. Benachteiligung der Gläubiger IV 239 242. Beratung XXV 194, 198; geheime 193; Verschwiegenheitspflicht 198. Berechnung d. Fristen XXVIII 42,43. Berechtigungsscheine in Gewerbe­ sachen XV 31; über Approbat. 29. Bergbau als Gewerbe XV 6. Bergwerk. Brandstiftung in 308,

309; Gefährdung 321; Beschäftig, von Kindern XVI 4. Berichterstatter XXV197; 93. in der Berufungsinstanz XXVIII 324; Revisionsinstanz 351. Berichtigung in Druckschriften IX 11; Zwangsmittel 19. Bernstein. Untief. Aneign. S. 165 Anm. 80. Berufung, sachl. Zulässigkeit XXVIII 312; Berufungsfrist 354; Verbin­ dung eines Wiedereinsetzungsge­ suches mit der B. 315; Wirkung der B. 316; Rechtfertigung 317, 318; Verfahren bei Verspätung, und bei Rechtzeitigkeit 319,320 ff.; Ver­ werfung wegen Unzulässigkeit 322; Verfahren in der B.-Jnstanz 323ff.; Umfang der Prüfung des angefoch­ tenen Urteils 327, Ausbleiben u. Wiedereinsetzung 329 ff., 391; Verschärfung des Urteils zum Nachteil des Verurteilten? 331; Ausschluß der B. 313; Revision statt B. 340; Besetzung der B.-Jnstanz XXV 76; B. in Forstdiebstahls­ sachen XI 19, 31; in Feld- und Forftpolizeisachen XII 54. Beschädigung III303—305, von Ur­ kunden!^—136,274 Nr.l,348ff.; Grabl68; Wasserleitungen, Wege re. 321—326 ; Privatwegen, Bäumen, Pflanzen XII 4, 5, 6, 9, 26. Dienstgegenstünden XXXVII 137. Beschäftigung von Kindern XVI; von jugendl. Arbeitern XV 135, 139 a, 146. Bescheinigung einesGewerbebetriebes XV 15; über Abnahme eines Dampfkessels 24; über Eingang des Antrages auf gerichtl. Ent­ scheidung gegen polizeil. Strafverf. XXX 9; der Vergeblichkeit des Sühneversuchs XXXI 40. Beschimpfung Verstorbener III 189, der Kirche 169; der Mitglieder der Regierung, der Staatsform, der Landesfarben XXXV 7 Nr. 8, 8 Nr. 2 u. 3. Beschlagnahme von Gegenständen zur Beweissicherung oder Einzie­ hung XXVIII 94; Zwangsmittel

der Gesetze, die arabischen die §§ derselben.

1087

I Bestechung Ul 331—335; xxxvu | 140. ! Besteuerung des Gewerbes im Um­ ' herziehen XVU S. 553. Beteuerungsformel, eidesstattl. für , Schöffen XXV 51; Zeugen XXVIU 65. Betriebsbeamte XV 133aff. l Betriebsgeheimnisse XX 17. Betrug UI 263-265 XXXVU 37, 1 Betteln UI 361 Nr. 4, 362, 235 verrat, Landesverrat 93; vonDruckAbs. 3; durch Betteln begangener Betrug S. 181 Anm. 38. schristen IX 23; Gegenstand der Beurkundung deS Personen­ B. XXVIU 25; Wirkung der standes IU 169, 170,.337. B. 28; Zuständigkeit und Der- ' fahren 24, 25; B. in Gewerbe­ Bevollmächtigte, Untreue III 266 Nr. 2. steuerübertretung xvn 29; B. des Forstdiebstahlswerkzeugs XI ■ Bewährung, XXXIV 15; Frist 12, Anhang III. Probezeit XXXIV10. 16; von Lebensmitteln XIX 7, 8; Beweis. B.-Aufnahme im Vor­ von Funkgerät XXU 22; B. durch das Finanzamt XXIX 395 ff. verfahren XXVUI 162, 165, 166; Beschluß. Verkündigung XXV 169, in der Boruntersuch. 190 ff., 201 ff.; Hauptverhandl. 238, 244ff.; Be­ 174; Anfechtbarkeit XXVIU 304; Fälle der Notwendigkeit eines B. rufungsinstanz 323ff.; im Wieder­ 180, 181, 198 ff., 244, 251, 270, aufnahmeverfahren 369; gegen Abwesende 289. 284, 290. x Beschneiden v. Metallgeld Ul 150. 1 Beweis der Wahrhett in 186,190, Beschuldigter. Begriff XXVIU 157, 192. Beweisermittelungsantrag S. 795 Anspruch auf Erstattung v. Aus­ lagen im Privatklageverfahren Anm. 85 Abs. 2. Beweismittel. Beschlagnahme und 471. Beschwerde, allg. Zulässigkeit oder Durchsuchung zur Beweissicherung Unzul. XXVIU 304; B. gegen XXVUI 94, 102; Angabe von B. Zwischenentscheidungen 305; B172; Herbeischaffung 214, 219; Berechtig. der Zeugen 304; Ver­ Erschöpfung 245; Verspätung 246; fahren in B.-Sachen 306, 308, s. a. neue B. Bewohntes Gebäude ui 243 309; über aufschieb. Wirkung 307; weitere B. 310; sofortige B.-Frist Nr. 7, 250 Nr. 4, 306. Bewußtlosigkeit ni 51, 176 393; Zuständigkeit in B.-Sachen Nr. 2, 177. XXV 73, 121 Nr. 2, 159; B. Bezeichnung, irreführende von in Jugendsachen XXXIV 35, 36; Beschwerde in Schiedsmannssachen Lebensmitteln XIX 4 Nr. 3. Bezugsquelle XX 3, 4. XXXI 36 u. 39; Abhalten vop Bienenstöcke xu 23. Beschwerden XXXVII 117. Beschwerdeschrift. Rechtfertigung Bier in Flasch., Inhaltsangabe XX 11; Verkauf mit falscher Bezeich­ der Berufung XXVIU 398. Besetztes Gebiet Gerichtsstand* nung S. 183 'Anm. 40, S. 619 Anm. 36. XXVUI Anm. 5 zu 8 7. Besserungsanstalt ui 56, 362. Bierfälschung S. 580 Anm. 14. Bestätigung der Beschlagnahme von Bigamie in 171. Bilanz IV 240. Briefen rc. XXVIU 100; desTodesBlankett UI 269, 275, 276, 364. urteils 453. hierbei 95; B. v. Akten und anderen amtlichen Schriftstücken? 96; des Schriftwechsels des A.? 97; Zuständigkeit 98; B. von Briefen 99; B. bei Durchsuchung 108; In­ ventarisierung 109; Rückgabe 111; B. von Bermögensftücken bei Ab­ wesenheit des A. 283, 284 : Güter­ pflege 290ff.; Beschwerde 305; Entziehung beschlagnahmter Sachen UI 137; des Vermögens bei Hoch-

1088

Die römischen Ziffern bezeichnen die Nummern

Bleiche« von Leinwand XU 23. Blitzableiter XV 29 Anm. 40. Blutschande m 173. Bodeuerzeuguiffe, Entwendung xn 15.

Borke XI 1 Nr. 3. Botengänge XVI 8,17. Bracker, Untreue m 266 Nr. 3. Brandstiftung m 265, 306 flg. BramttVeiu XV 33, 56a, 42a. Brief, Beschlagnahme XXVIII 99 flg.

Bücherrevisoren xv3d. Buchhändler, Buchdrucker EX 6, 21;

XV 14, 43. Bütten, Hauen IU 370 Nr. 2; Ab­ brennen xn 28. Bundesgebiet (deutsches Land) nisi Nr. 3; 14.

Bundesgenossen m 88 bis 90. Bürgerlicher Rechtsstreit. Aus­ setzung des Verfahrens wegen An­ hängigkeit eines b. 9t XXVIII 262. Bürgschaft zur Verhütung der Ver­

Briefgeheimnis m 299, 354, 358.

Briefmarken s. Postwertzeichen. Bruch XI1 Nr. 2. Bruchbänder XV 56. Brücke in 305, 321, 90 Nr. 2; xn 26 Anm. 45. Brmme» in 324, 367 Nr. 12,14. Buchdrucker s. Drucker. Bücher s. Druckschriften, Handels­

haftung xxvin ns. Verfolgung der Buße durch

Buße.

Nebenklage ob. Privatklage XXVIII 403 ff.; Vollstreckung der Bußan­ sprüche 463; II Art. IV; Fälle der Buße UI 188, 231; XX 26; XXI 18; der Jugend!. XXXIV 7 Anm. 13.

bücher.

E. (Siehe auch unter K. und Z.)

Corpora delicti, s. Überführungs­

Chauffeur S. 139 Anm. 85; vn& 22, VII b 15 ff. Chemiker. Notwendigkeit der Zu­ ziehung XXV1U 91.

stücke.

Coupons, s. Zinsscheine.

N. Damm III 305, 321. Dampfkessel XV 24, 49. Darstellung zur Erreg, von Mißver­ gnügen XXXVU 102; siehe auch Schriften.

Deiche ni 321. Denkmäler ni 304. Depeschen in 355, 358. Depotgesetz IV 244 Anm. 34, III 246 Anm. 83 a.

Desertion, Verleitung zur in 141; s. a. Fahnenflucht.

Deutsche Sprache als Gerichtssprache XXV 184. Diebstahl in 242 ff., 252; Ein­ bruch, Einschleichen, Einsteigen 243 Nr. 2,7; D. von Metall XXIH u. XXIV; von Nahrungsmitteln IU 370 Nr. 5; von Munition 291; von Feldfrüchten XU 15, 16; Forst­ diebstahl XI; Zuständigkeit XXV

26; D. gegen Angehörige UI 247; auS Not 248 a; Militär-D. XXXVII 138. Dieuftaufsicht über Amtsgerichte XXV 22; XXVI 78ff.; über die StA. XXV 146, 151; Gnaden­ beauftragte Anhang III Anm. 1.

Dienstbefehl xxxvn 92,94, 96. Dienstbehörde.Genehmigung bei Ver­ nehmungen über Amtsgeheimnisse XXVIH 54; zur Herausgabe von Schriftstücken 96; militärische

440. Dienstboten.

Fall der subsidiären Haftung für die D.-B. in Feld­ polizeisachen XU 3; in Jagdpolizei­ sachen X 80; Erfordernis des An­ trages bei unbedeutenden Dieb­ stählen durch D.-B. IU 247; bei Betrug 263. Dienstbuch, Fälschung UI 363.

der Gesetze, die arabischen die §§ derselben.

Diensteid m 155 Nr. 3, 359. Dienstentlassung xxxvn 30,. 31. Dienfthandlnug xxxvn 89. Dienstleute, pfändungsberechtigte

Drucker.

Taxen

Hers.

recht XXVIII 53. Drucksachen UI 360 Nr. 6. Druckschriften. Begriff IX 2; Er­

XV

76; Regelung des D.-Wesens 37. Dienstpflicht XXXVH 29, 49, 140.

Benennung des Dr. auf

Druckschriften IX 6; Verantwort­ lichkeit 21. Zeugnisverweigerungs-

XII 73.

Dienstmänner.

1089

fordernisse : allgemeine 6 ; besondere

I

Dietrich III 369 Nr. 1. Differevzgeschaste IV 240. Dingen, daS, zu Verbrechen III49 a. Diplomaten Hl 353 a. Difzipliuarfacheu, Mtteilungen, Anhang IV S. 1065.

7; Verbot der ferneren Verbreitung

14; Strafbestimmungen 18; perio­ dische Dr. 7 bis 11, 13, 14; Be­

schlagnahme 23ff.; unzüchtige 23,

in 183; XXXIVa 1; Dr. im Hausiergewerbe XV 44,56; XXXV 21, 22; Schutz der Titel XX 16.

Disziplinarstrafe kein Hindernis für Strafklage S. 813 Anm. 51.

Dolmetscher. Zuziehung weg. Sprach­ unkenntnis XXV185; wegen Taub­

Duell ni 201 ff. xxxvn 112 ff. Dünen III 366a; XII 13, 67. Dunkelheit VUb 1 Ziff. 6:

heit der zu Vernehmenden) 86 * zur

Durchsuchung der Räume gewisser

Beeidigung eines StummenXXVIH

Personen XXVHI102; bei unbe­ teiligten Personen 103; zur Nacht­

64; Beeidigung XXV 189; Aus­ schließung und Ablehnung 191/ Drohung, Anstiftg. III 48; durch Gewalt 240, 241; Erpressg. 253,

zeit 104; in militärischen Tienstgebäuden 105; Zuziehung bei D. 106; Verzeichnis der mitgenom­

254; durch Beamte 339; gegen Beamte 113,114; gegen Versamm­

menen Gegenstände 107; Beschei­

lungen 107 a; bei Ausübung staatsbürgerl. Rechte 106, 107; gemein- I

108; Durchsicht von Papieren 110; Rückgabegegenstände 111; D. nach

geführt. Berbr. 126; Gottesdienst 167; zur Unzucht

176, 177; bet

Diebstahl 252; Entführung 234 bis 236;

Bettelei

362;

XXVIII 374; XXXVH 89, 96.

Privatklage

gegen

Borges,

Edelmetalle. Ges. über -.Verkehr mit E., Edelsteinen,

Perlen XXXIII b

S. 640. Ehe. Doppelehe HI 171; nichtige 171; Ehebruch 172; Ehehindernis 170; Entführung 236—238; Ehe­

dung über die Erfolglosigkeit ebd. u.

schädlichen Lebensmitteln XIX 7; nach Funkanlagen XXII 21. Dynamttgesetz VI. Gewerbebe­ trieb mit Dynamit XV 35; letzteres ausgeschlossen vom Hausier­

gewerbe 56 Nr. 3.

bruch UI 171, 172; Beleidigung

189, 185.

Ehemann. Ausschluß des Richters XXVIII 22 Nr. 2; Beistand 149; selbständige Berechttgung zur Ein­

legung der Rechtsmittel 298.

schließung 337 Anm. 89, 338; eines Soldaten ohne Genehmigung

Ebrenfeldhüter xn 60 ff. Ehrenrechte, Erfordernis für den

xxxvn 150. Ehegatte. Zeugnisverweigerungsbe ­

Zutritt zu öffentl. Sitzungen XXV 175; Verlust HI 32—37; bei Ver­

rechtigung XXVHl 52 Nr. 2; An­

such 45; bei Jugend XXXIV 9. Ehrengerichte XXXVH 112d. Ehrenstrafen, militärische XXXVH

trag zur Wiederaufnahme des Ver­ fahrens

361;

Antrag zur Fort­

setzung der Privatklage 393; Ehe-

Dalcke, Strafrecht. 21. Aust. (1928.)

30 ff.

1090

Die römischen Ziffern bezeichnen die Nummern

Ehrenwort Minderjähriger IH 302. Ehrenzeichen m 33, 34, 360 Nr. 8. Ehrlose Gesinnung in 20. Ehrverletzung, s. Beleidigung. Eichhörnchen X Anm. 2. Eichung III 369 Nr. 2. Eid. Fälle der Unzulässigkeit zur Ablehnung eines Ablehnungs­ grundes XXVIII 26, 74; eidl. Ver­ nehmungen der StA. entzogen XXVIII 16t; falscher Eid II1160; Eid der mit dem Forstschutz betrauten Personen XI 23; der Feld- und Forsthüter XII 62. — Unfähigkeit z. E. s. Meineid, Versicherung. Eidessormel der Schöffen u. der Ge­ schworenen XXV 51, 84; der Zeugen XXVIII 62, 63; der Sach­ verständigen 79; der Dolmetscher XXV 189. Eidesleistung XXVIII64; der Forst­

schutzpersonen XI 25; der Feld- u. Forsthüter XII 62; s. auch Beeidi­ gung. Eidespflicht. Verletzung ders. als Wiederaufnahmegrund XXVIII 359 Nr. 2, 362 Nr. 2. Eidesunfähig xxvm 57. Eidesverweigerung, s. Zeuge, Sachverst. Eidliche Versicherung für Begrün­ dung der Zeugnisverweigerungs­ angaben XXVIII 56. Eier, Ausnehmen III 368 Nr. 11; XIV 1,7; XII 29; X 42, 78. Eigennutz, strafbarer III180,288 ff.; XXIX 376. Einbruch, s. Diebstahl. Eindringen, s. Hausfriedensbruch. Einfriedigungen xii 12, 25, 26, 32. Einführungsverbot in 327, 328. Einlassung auf den Sühneversuch XXXI 39. Einlegung, s. Berufung, Revision, Beschwerde. Einsichtsfähigkeit des Jugendlichen XXXIV 3, der Taubstummen III 58. Einsprache gegen die Urliste XXV 37, 38. Einspruch gegen amtsrichterliche Strafbefehle XXVIII 409; gegen

Strafbef. in Forstdiebstahlssachen XI 27, 28. Einstöigen, s. Diebstahl. Einstellung des Vorverfahrens durch die StA. XXVIII 170; vorläufige E. desVerfahrens 154,198; bei Abwes. oder Geisteskrankheit des A. 205; E. mangels Strafantrags 260; Re­ visionsinstanz 354; in Privatklage­ sachen 389, 393 (Tod des Privat­ klägers). Einzelhüten xii 11. Einzelrichter, Zuständigkeit XXV 25, 26. Einziehung. Beschlagnahme einzieh'barer Gegenstände XXVIII 94; Hauptverhandl. gegen Abwesende bei Einziehungssachen 232, 277; Fest­ setzung der E. im richterl. Straf­ befehl 407; durch Polizei!. Straf­ verfügung 413; durch Strafbe­ scheide pr. Verwaltungsbehörden 419; Verfahren 430; XXIX 424; E. von zu strafbaren Handlungen gebrauchte Gegen­ stände III 40, 42, 152, 295, 360, 369, 367; X 73, 77, 78; schäd­ liche Lebensmittel oder Bedarfs­ gegenstände XIX 14; E. der Fanggeräte ev. Fische XIII 128; d. Forstdiebstahlswerkzeuge XI 15; der Strafgelder in Forstdiebstahls­ sachen 35; der Waffen, Sprenkel, Werkzeuge, des Holzes in Feldu. Forstpolizeisachen XII 20, 29, 32, 36, 49; der Vögel, Nester, Eier, Fanggeräte XIV 7, der Gegenstände, die dem Funkverkehr dienen XXII 20; von Metallgegen­ ständen u. Gerätschaften XXIII a 16, XXIIIb 3; der Meßgeräte S.292. Eis, Wegnahme S. 293 Anm. 51; Handel mit E. S. 478 Anm. 84; mit Speiseeis S. 447 Anm. 72c. Eisenbahn. Diebstahl in 243 Nr. 4; Beschädigung 90 Nr. 2,305,315 ff.; E.-Beamte 316, 319, 320; E.Wagen 306 Nr. 3, 315; Raub 250 Nr. 3; XV 6. Elektrische Arbeit, Entziehung V. Eltern. Wiederaufnahmeberechtigung XXVIII 361; Fortsetzung der Pri-

1091

der Gesetze, die arabischen die §§ derselben.

Erbieten zu Verbrechen UI 49 a. Erde graben UI 370 Nr. 2. Erdichtung von Forderungen IV 239,

vattlage 393; Blutschande m 173; Kuppelei 181; Beschimpfg. verstarb. E. 189; Diebstahl 247, 370 Nr. 5; Betrug 263; Totschlag 215; Körperverletzung 223,228; Betteln, Stehlen der Kinder 361 Nr. 9; Haftung der E. in Feld- u. Forstpolizeisachen XII 3; in Jagdpolizei­ sachen X 80; s. auch Ange­ hörige. Entbindungsanstalten XV 30, 49. Entfernung auS dem Sitzungszimmer

242.

Erfolglosigkeit. Bescheinigung d. E. in der Sühneverhandl. XXXI 40. Ergänzungs-Geschworener, -Richter,

-Schöffe XXV 194. Ergreifung. Gerichtsstand der.E. XXVUI 9; Durchsuchung behufs E.

102, 103; unverzügliche Verneh­ mung nach der E. 132; Tötmrg behufS Entzieh, d. E. m 214. XXV 177; Verfahren bei E. des Erlaß polizeilicher Strafverfügungen Verteidigers XXVIII145, aus d. XXX I ff. Heere XXXVII 30 flg.; von der Erlaubnis z. Gewerbebetrieb, f. Ge­ Truppe 64. hruug in 234—238. nehmigung ; z. Straßenvertrieb von Drucksachen XV 43, s. auch 56, uptung in 13. ssung von Gefangenen HI 23 I zum Fischen XUI 98; z. Jagd a. biS 26, Anhang la Abschnitt IV, fremd. Boden X 75; zum Hausierh. Anhang ni, 26. XV 55, 56. Erlöschen einer Konzession XV49; der Entlastung der Gerichte durch Ur­ kundsbeamte der Geschäftsstelle Beschlagnahme /einer Zeitung LX bei der Strafvollstreckung S. 889 24. Ermächtigung zur Zurücknahme eines Anm. 79. Entschädigung Freigesprochener Rechtsmittels XXVIII 302; zur

S

Verfolgung von Beleidigungen UI 99, 101, 197. Erueuerungsscheiue ui 149, 360 Biff-4. stellung von gerichtlicher E. XXVUI des Hauptversahrens 33, 35—37; Beschwerde gegen E. i Eröffnung 305; Kraft der E. über den Verfall XXVUI 198, 203, 204, 207; Anfechtbarkeit deS E.-Beschlusses 210; der Sicherheitsleistung 122; Aus­ I

XXXII; für unschuldig erlittene Untersuchungshaft XXXIII. Entscheidung. Erlaß, Bekanntm», Zu­

i ,

Zustellu ng desselben 215; Verlesung 243; Unabhängigkeit des Urteils gegenüber dem E.-Beschluß 264 ff., 270; E.-Beschluß gegen Abwesende wendig? XXVIII 34; Revision J wegen Mangels an E. 338 Nr. 7. I 294; E. eines Gewerbes XV 14; Entschuldigung, falsche ni 138. des Konkurses IV 239. Erpressung in 253—256, 339, Entweichenlaffen v. Gefangenen III 121, 347; XXXVII 144. Ersatzgeld für Weidefrevel XU 65. Entwendung von geringwertigen Erschleichen ui 170, 179; xxix Gegenständen III 248 a; von Nah­ rungsmitteln 370 Nr. 5; im Feld359. Erster Staatsanwalt XXVI 59. und Forstpolizeigesetz XU 15, 17, Erwiderung ui 233. , 19, 64. Erzieher. Unzucht Hl 174, 181; Entziehung von Mnderjährigen UI Diebstahl 247; Bettug 263. 235; der Fürsorgeerziehung S. 69; j Erziehung von Kindern als Gewerbe von elettr. Arbeit V S. 307. XV 6. Entzündliche Waren in 367 I dehnung der Revision auf Zwischen­ entscheidungen 336. Entscheiduugsgründe. Wann not­

Nr. 6; Versendung durch die Post 367 Nr. 5a; s. a. Zündwaren.

, Erziehungsmaßregeln xxxiv 7. i Eßwaren, Diebstahl IU 370 Nr. 5; 69*

1092

Die römischen Ziffern bezeichnen die Nummern

Berkaus verdorb. oder verfälschter E. 367 Nr. 7, XIX 1 ff.; geilbieten XVII 3 Nr. 4. . Eventualantrag 'S. 794 Anm. 84. Explodierende Stoffe in 296,311,

367 Nr. 5 u. 6; Hausieren m. e. St. XV 56; beim Fischfang xni 100; s. auch Dynamit. > Exterritorialität XXV 18; XXVIU 11.

Fabrik XV 105 b, Anm. 81. Fahnenflucht xxvni 437, xxxvn

Feindliche Handlungen gegen

69.

xxvni 131 Anm. 58. Fabre in 321. Fahren in 366 Nr. 2—4, 368 Nr. 9. Fahrerlaubnis xvn 24. Fahrlässigkeit, unverschuldete m 59; strafbare 121, 163, 222, 230,232, 309, 314, 318, 319, 326, 329, 345, 347; XIX 11, 14; XXHla

Fahndungsblatt

18; XXin b 5; XXXVII142,144. Fahrwasser ni 321, 325, 326. Fahrzeuge. Feilbieten v. Waren auf F. unterliegt nicht der Gewerbesteuer im U. XVII 2. Fallschwert ni 13, Anm. 13. Falscher Eid in 160. Falschmünzerei in 146 ff.

Fälschung v. Geld IU 146—149; v. Urkunden 92 Nr. 2, 267 ff., 348; Wahlen 108; Stempelpapier 277, 363; Depeschen 355; eines Proto­ kolls XXVIII 274; Wiederauf­ nahme wegen F. einer Urkunde 359 Nr. 1, 402 Nr. 1; F. von Lebensmitteln XIX 4, 5 Nr. 4; von Steuerzeichen XXIX 369 a; von Meldungen XXXVII 139. Familienmitglieder xn 73. Familienrat HI 34 Nr. 6. Farben, schädliche XIX Anm. 6. Federvieh xn 67. Federwild III 368 Nr. 11. Feiertag bei Fristberechnung XXVHI 43. Feilbieten von Waren XV 55; XVII 1. Feilhalten xix 3, 4, 5; xxi 14, 15; XXXIV a 1; in 184. Feind. Dienste i. Heer Ul 88; Vor­ schubleisten in 89—91.

be­ freund. Staaten UI 102—104. Feldfrüchte Xn 15; Jnbrandfetzen in 308. Feldhüter. Bestellung XU 2, 58, 73. Feldmesser. Untreue ni 266; Gewerbe XV 36. Feldpolizeigesetz xn S. 381. Feldpolizeisachen Zulässigkeit beson­ deren Verfahrens XXVU 3; XU 49. Feriensachen. Ferienkammern. F.Senate XXV 200, 201. Fernmeldeanlogeu, Ges. über XXU S. 626.

Fernsprechanlagen m 318a. Fernsprechnachrichten, Verfälschung III 355 Abf. 2. Fesselung xxviu ii6. Festhaltung wegen Ungebühr XXV 177; XXVIU 164; des Borge­ führten 135.

Festnahme wegen einer strafbaren Handl, während der Sitzung XXV 185; wegenUngebühr XXVIII164; vorläufige F. 127—130; Steckbrief hinter einem entwichenen Festge­ nommenen 131; Verfahren bei vorläuf. F. vor dem Schöffenger. 212; F. vorläufig Entlassener UI 25; Unterbrechung der Verjährung durch die F. 72; widerrechtl. F. 341. Feststellung des Tatbestandes be­ züglich der in der Sitzung begangenen strafb. Handlgn. XXV 183; wahl­ weise F. in den Gründen S. 819 Anm. 61 g. Festtag. Störung UI 366 Nr. 1; Arbeiten, am F. XV 105aff., 136; Strafbestimmung 146a; Forst­ diebstahl am F. XI 3; Feldfrevel XII 2. Festung in 90, 360 Nr. 1. Festungshaft III 1, 17, 19 bis 21, 44, 49, 57 Nr. 2, 70, 74, 75.

der Gesetze, die arabischen die 88 derselben.

1093

FestungsPlan in 90 Nr. 4,92 Nr. 1,

Formulare, Ausnahme von der Ver­

S. 52 8 7. Feuer, Betreten von Scheunen mit unverwahrtem g. HI 368 Nr. 5; Anzünden von F. im Wäldern 368 Nr. 6; Übertretung feuerpolizeil.

pflichtung, die Angabe des Druckers zu enthalten IX 9; unbefugte An­ fertigung von F. HI 360 Nr. 5.

Anordnungen 368 Nr. 8, 369 Nr. 3; in Wald- und Heideflächen XU 40. Feuerbestattung ni 367 Anm. 99. Feuergewehr, unerlaubtes Schießen mit ihm UI 367 Nr. 8. Feuerlöschgeräte, Entfernung der­ selben durch -en Brandstifter UI 307 Nr. 3. Feuerstätte, Errichtung ohne polizeil. Erlaubnis IU 368 Nr. 3; unter» lassens Unterhaltung 368 Nr. 4, Feuerwerk unerlaubte Zubereitung m 364 Nr. 4; unbefugtes Ab­ brennen 367 Nr. 8; in gefährlicher Nähe von Gebäuden 368 Nr. 7 Feuerzeichen in 322.

Finanzamt XXIX Firma. Mißbrauch XX114,17,20, XX 16; F. d. Gewerbetreibenden mit offenem Laden XV 15 a; der Gaf^- und Schankwirte 15»; der Kaufleute 15 a. Fischereiberechtigung xin 12; F.-

Scheine 92; F.-Gewerbe XV 6. Fischereigesetz xui S. 407. Fitchschonbezirke xin 111. Fischverkans XVU 1.

Fischwege xni 118,127. Fleisch, trichinöses UI 367 Nr. 7; Fl. v. kranken Tieren S. 582 Anm. 15. Fleischbeschaner in 348 Anm. 11 d. Flucht. Grund zur Untersuchungs­ haft XXVIII120 ; Fl.-Berdacht als Voraussetzung d. Untersuchungshaft 112; Sicherheitsleistung 117; Ver­ wirkung des sicheren Geleites wegen F.-Anstalten 395; Verfolgung Flüchtiger in anderes deutsches Land XXV 167. Formen. Unbrauchbarmachung UI 41, 42; Papiergeld 360 Nr. 4 —6, 151; Beschlagnahme IX 27. Förmlichkeiten. Beobachtung und Beweis XXVIU 273, 274.

Forstarbeit I 6; XI14, 34. Forstbeautte, Widerst, m bis 119; 19; 53.

als

117

Amtsanwälte XI

Forstdiebstahl.

Versuch u. Teil­ nahme XI 4, 5; Zusatzstrafe 6, 8, 9; Gewerbsmäßigkeit 6; Rückfall 7, 8; Schaden­ ersatz 9; jugendliche Forstdiebe 10; subsidiäre Haftung des Gewalt­ habers 11; unmittelbare Haftung 12; Strasverwandlung, Forst- und Gemeindearbeiten 13, 14; Ein­ ziehung der Werkzeuge 15; Ver­ jährung der Strafverfolgung 18; Zuständigkeit 19; Verfahren 20 ff.; Berzeichniffe 26; Strafbefehl 27; Verzicht 28; Wiedereinsetzung ebd.; Revision 32; Vollstreckung 33, 35; Einziehung der Strafgelder 35. Forstdiebstahtsgesetz xi S. 367. Forstfrevel der Kinder UI 361 Nr. 9. Forstfrevler erhalten keinen Jagd­ schein X 35 Nr. 2. Forsthüter XU 58, 73; XIV 5.

Forstschutzpersoneu. Vereidigung XI 23, 24; Obliegenheiten 26. Fortbildnngsschulpsticht XV 120; S. 535 Anm. 79.

Fortgesetzte Handlung m 74. Fortkommen Fälschung von Legitimattonspapieren UI 363.

Fortsetzung einer Prwatklage durch die Hinterbliebenen XXVIU 393. Frage«. Kreuzfr. an Zeugen u. Sachverst. XXVIU 239; Entziehung des Fragerechts wegen Mißbrauchs 241.

Frauen als Richter S. 655 Anm. 2; als Schöffen u. Geschworene XXV 35 Nr. 6, 84; gewaltsame Vor­ nahme unzüchtiger Handl, an einer F. UI 176; gewaltsame Nötigung 177; Entführung 236 ff. Freiexemplare IX 30. Freigabe gepfändeten Viehes XU 74. Freiheit. Berbr. gegen dieselbe HI 234ff.; Entziehung durch Beamte 341.

1094

Die römischen Ziffern bezeichnen die Nummern

Freiheitsstrafe. Wo zu vollstrecken? XXV 162, 163; Anrechnung der Untersuchungshaft auf Fr. XXVIII 450; Vollstreckung der Fr. 451, 457; Aufschub 455, 456, Anhang II u. III; Umwandlung der Geld­ strafe XXVIII 423, 459; XXIX 435; Geldstrafe statt Fr. bei Er­ reichung des Strafzwecks III 27 b. Freimarken, falsche iii 275. Freisprechung. Wirkung auf Frei­ lassung XXVIII123; freispr. Urteil 260, 267; Fr. in der Revisions­ instanz 354; nach Wiederaufnahme des Verfahrens 371; XXXII 1. Frettchen S. 353 Anm. 2, S. 359 Anm. 19; Einziehung XII 29. Frieden. Störung III 126, 130, 167. Frist. Berechnung XXVIII 42ff.; Wiedereins, gegen Versäumung 44; einzelne Fristen XXV 37, 53, 181; XXVIII 16, 126, 172,173, 176, 201, 206, 217; für die Beschwerde 306, 311; für die Berufung 314; für die Rechtfertigung .317, 319;

Gans. Übertreten XII 67. Garten Werfen in III 366 Nr. 7; Betreten 368 Nr. 9; Weidefrevel

XII 12, 65. Gartenfrüchte. Diebstahl xn 15. Gastwirte. Einreichung des Preis­ verzeichn. bei der Polizei XV 75; Konzession 33; Vor- u. Familien­ namen 15a; Beschäftigung von Kin­ dern in Gastwirtschaften XVI 7. Gebäude. Diebst. III243; Zerst. 305; Brandftiftg. 306 ff.; Ausbesserg. 367 Nr. 13—15; Raub 250 Nr. 4; Reichs- und Landtagsgebäude S. 71 Anm. 71. Gebrechlichkeit. Entschuldigungs­ grund für das Schöffen- u. GeschW.Amt XXV 33 Nr. 4, 85; kommissar. Vernehmung eines Zeugen bei G. XXVIII 223. Gebühren. Überhebung III352,353. Geburtsfälle. Anzeige, S. 250 Anm. 89.

für das Wiedereinsetzungsgesuch in der Berufungsinstanz 329; für Ein­ legung der Revision 341; für Rechtfertigung der Revision 345, 346, 382, 385; zur Fortsetz, der Privat­ klage 393; für den Einspruch gegen richterl. Strafbefehle 409; für den Antrag auf gerichtl. Entscheidung bei polizeil. Strafverfüg. 413; XXX 3; gegen die Strafbescheide der Ver­ waltungsbehörden XXVIII 419. Führen von Waffen XXIV 15. Führerschein Vila 24; viib 15. Fuhrwesen XV 37; Taxen 76. Funddiebstahl iii 246. Fundsachen xxvm 111. Fürsorgeerziehung, Entziehung aus S. 69. Fürsorgeerziehungsbehörde S. 69 Anm. 62 c. Fußangeln in 367 Nr. 8. Futterdiebstahl in 370 Nr. 6. Futterkosten. Verwirkung des An­ spruchs auf F. für gepfändetes Vieh XII 77; Festsetzung 75. Futterkräuter, Weidefrevel XII 67.

Geburtshelfer. Approbat. XV 29. Gefahr, gemeine, Herbeiführung bei Überschwemmung III 312—314; Verweigerung der Hilfe bei G. 360 Nr. 10. Gefährdende Behandlung iii 223a. Gefährdung des öffentl. Friedens III 130, 130a; des deutschen Reichs 92 Nr. 2; v. Fernsprech- u. Rohr­ postanlagen 318a; v. Maschinen u. Betriebsmitteln XX 18. Gefälle. Verfahren in Abgabesachen XXVIII 419—422 u. XXIX 426 —442; selbständiges Klagerecht der Verwaltungsbehörde 424; Zustän­ digkeit XXV 25 Abs. 3. Gefangene in 15—17, 57; Be­ freiung 120, 121, 347; Meuterei 122; Unzucht 174 Nr. 2 u. 3; Entlassung 23—26; XXXVII144. Gefangenenaufseher in 121, 347. Gefängnis. Behandl. im XXVIII 116.

der Gesetze, die arabischen die §§ derselben. Gefängnisstrafe m 16,19, 21 flg., 70, 75.

Gegenseitigkeit m 102,103, 287. Gegenüberstellung im Vorverfah­ ren XXVIII 59. Gegenvormund in 34 Nr. 6, 266. Geheimnisse, Staatsgeheimnisse, Privatgeh. III 92 Nr. 1, 300; Militär. Geh. 92, S. 50 Anm. 11; Geschäfts- ii. Betriebsgeh. XVäla; XX 17; XXIX 376. Gehilfe m 49, 50, 257, 300; Gewerbe-G. XV 121 ff.; in offen. Verkaufsstellen 139 c ff. Gehorsam xxxvn 94, 98 ff., 124. Geisteskrankheit. Verbrechen durch oder an Geisteskranken III 51, 176 Nr. 2, 224; Einstellung des Ver­ fahrens XXVIII 205; Verlesung d. Protokolls über die früheren Aus­ sagen einer in G. verfallenen Person 251; Aufschub der Todesstrafe 453; einer Freiheitsstrafe 455; Kon­ zessionsverweigerung der Anstalten f. G. XV 30. Geisteszustand. Unterbringung be­ hufs Begutachtung des G. XXVHI 81. Geistige Getränke. Handeln mit g. G. XV 33, 42 a, 56, 67; Ver­ abfolgen III 367 Nr. 16, an Jugend!. S. 440 Anm. 55. Geistliche. Friedenöstg. m 130a; Unzucht 174; Kuppelei 181; Be­ leidigung 196; Trauung 337, 338; Zeugnisverweigerung XXVIII 53 Nr. 1, s. a. Religionsdiener. Geld, Verruf., falsches III 146 ff. Geldstrafe, Betrag, Festsetzung in

Reichsmark III 27; Erhöhung bei Gewinnsucht 27 a; Tilgung durch freie Arbeit 28 b; Untersuchungs­ haft wegen einer nur mit G. be­ drohten Tat XXVIII 113; Ab­ haltung der Hauptverh. gegen einen ausgebliebenen A. bei solcher Tat 232, 233, 277; Beschlagnahme zur Deckung für etwaige G. 283 ff.; Umwandlung von G. 423, 459, 462; III 28, 29, XII 50; XXIX 435; Vollstreckung in den Nach­ laß III 30; Zusammentreffen

1095

mehrerer G. 78; G. für Forstdiebstähle erhält der Beschädigte XI 34; Einziehung ders. 35; XIX 21. Gelegenheit zur Unzucht III 180. Geleit, sicheres XXVIII 295. Gemeinde. Ausstellung der Urliften

durch die G.-Borsteher XXV 36 ; Zuziehung von G.-Beamten bei Durchsuchungen XXVIII105; An­ zeigepflicht der G.-Behörden bei Leichen 159. Gemeivdearbeite« als Strafe; Zu­ lässigkeit I ^Anwendung XI14,34. Gemeindevorsteher. Berufung z. AA. XXVI 64; zum Schöffen XXV 34

Anm. 20; bestimmt über die Ver­ wahrung 76.

gepfändeter Tiere XU

Gemeingefährliche

Verbrechen in

306 ff., 126, 13p.

Gemeinschuldner rv 239 bis 243. Gendarm (Landjäger) XXV 152; Bollstreckungsbeamte S. 61 Anm. 29; Anzeige an G. S. 96 Anm. 87 Abs. 1 v. E. Genehmigung desProtokollsXXVin 188, 273; G. in Gewerbesachen für Anlagen XV 16, 24, 25; für Gewerbetreibende 29—37; G. zum Hausierhandel 55,56; zur Ausstellung v. Schuldverschreibg. in 145 a. Generalstaatsanwalt S.699 Anm.5. Genußmittel in 370 Nr. 5. Gericht, ordentl. und besondere G. XXV 13, 14; xxvn 3; Kompetenzftreitigkeilen mit den Ver­ waltungsbehörden XXV 17.

Gerichtliche Entscheidung xxvin 33 ff.; bei polizeilichen Strafverfüg.

XXVin 414 ff., dazu XXX 3, 9. Gerichtsarzt. Zuziehung z. Leichen­ öffnungen XXVIII 87. Gerichtsbarkeit. Ausübung XXV 12 ff.; Aufhebung der Privat-G. 15; über geistliche G. ebd.; Befteiung der Gesandtschaften 18; G. Über die Konsuln 21. Gerichtsferien XXV 199; FerienSachen, -Kammern, -Senate 200, 201. Gerichtskosten siehe Kosten.

1096

Die römischen Ziffern bezeichnen die Nummern

GerichtSknvdig

XXVIU

261

Anm. 45.

Gerichtspolizei. Entfernung v. Per­ sonen XXV 177; XXVIII 164; Ordnungsstrafen XXV 178; straf­ bare Handlung während der Sitzung 183; Ausübg. der G. durch den Vorsitzenden in der Hauptverhandl. 176; XXVIII 238. Gerichtsschreiber, Gerichtsschreiberei s. Geschäftsstelle. Gerichtssprache, deutsche XXV 184. Gerichtsstand. G. der begangenen

Tat XXVIII 7, im besetzten Gebiet Anm. 5; der Preßvergehen 7 Abs. 2; des Wohnsitzes 8; der Ergreifung 9; für im Ausland oder auf See be­ gangene strafbare Handlungen 10; für die Exterritorialität genießenden Beamten 11; bei gleichzeitiger Zu­ ständigkeit mehrerer Gerichte 12; für zusammenhängende Strafsachen 13; Zuständigkeitsstreitigkeiten 14; Übertragung des G. bei Verhin­ derung des zuständ. Gerichtes 15; Einwendung der Unzuständigkeit 16, Feststellung der Zuständigkeit 17; in Jugendsachen XXXIV 25. Gerichtstafel. Anheftung von La­

dungen XXVm 278. Gerichtsverfassungsgesetz

xxv

S. 655.

Gerichtsvollzieher, Dienst- und Geschäftsverhältn. XXV 154, XXVI 73ff.; AusschließungsgründeXXV 155 Abs. II; Aufträge von Be­ hörden 161; unmittelbare Ladung XXVIU 38; Beaufsichtigung der G. XXVI 81 Nr. 2; Beamte S. 250 Anm. 11 a; s. a. S. 62 Anm. 29II. Gesamtstrafe. Festsetzungsverfahren XXVIII 460, 462; Begriff III 74, Ausübung des Begnadigungsrechts bei G. Anhang I Anm. 1. Gesandte. Befreiung von der Ge­ richtsbarkeit XXV 18 ff.; Be­ leidigung III 104; Amtsver­ letzungen 353 a. Geschäftsgeheimnisse, Verletzung XX 9, 10. Geschäftsmäßig III 144; XXIX 375, 409.

Geschäftsräume. Hausfriedensbruch III 123, 124, 342. Geschäftsstelle. Einrichtung der G. XXV 153 ll. Anm. 50 a; Falle, in denen die G. mitzuwirken hat 161; 299, 306,314,317,341, 345, 366, 385, 409, 414; Ur­ kundsbeamter der G. (Protokoll­ führer) Verwendung als Dolmet­ scher XXV 190; Fälle, in denen der Urkundsbeamte mitzuwirken hat 45, 51; XXVIII 26, 168, 187, 188, 226, 271 ff., 275, 454, 464; Aktenübersendung 320, 390; La­ dung in Privatklagesachen 385; Ent­ lastung durch ihn bei der Straf­ vollstreckung S. 889 Anm. 79; Ausschließung und Ablehnung von Urkundsbeamten 31, Anhang IV a. GeschärfterStubenarrestXXXVlI 23. Geschenke. Anstiftg. durch G. III 48; Annahme durch Beamte 331, 335; XXXVII 140. Geschlechtskrankheiten, Bekämpfung XVni S. 569. Geschwister. Recht zur Wiederauf­ nahme des Verfahrens nach dem Tode durch G. XXVIII361; Bei­ schlaf in 173. Geschworener xxv Zahl 81, der männlichen G. 84, Auslosung der G. für das ganze Jahr 86, Einbe­ rufung für die Tagung 87, Ent­ scheidung über die Ablehnungs­ gründe 88, Ausübung des Richter­ amts wie die Schöffen 82; siehe im übrigen Schöffen. Gesellen xv 121 ff. Gesellschaft. Vertretung in d. Privat­

XXVIU

klage XXVIII 374. Gesellschaften m. b. H.,

Strafbestim­ mungen S. 306. Gesetz. Begriff im Sinne der StPO. XXVII 7.

Gesetzgebende

Versammlung.

(Reichstag, Reichsrat, Bolkswirtschaftsrat, Landtag, Staatsrat) Ab­ lehnung des Schöffen- und Geschworenen-Amtes durch Mitglieder derselben XXV 35 Nr. 1, 84; Ver­ nehmung der Mitglieder als Zeugen XXVIII 50 Abs. 2; Schutz der g. B.

der Gesetze, diearabischendie 88 derselben.

im Strafrecht HI 105, 106,197, 339; s. Abgeordneter. Gesetzlicher Vertreter s. Vertreter. Gesetzverletzung. Revision XXVIII 337. Gesinde s. Dienstboten. Gesindevermieter S. 443 Anm. 62. Geständnis. Verlesung des Protokolls über ein G. 254; Wiederaufnahme wegen G. der Freigesprochenen 362 Nr. 4; Erpressung eines G. III343. Gesundheit. Nebenklage wegen Ver­ letzung der.G. XXVIII395; Körper­ verletzungen III 223, 229, 324 bis 326. Getränke, verfälschte HI 367 Nr. 7; XIX 1 ff.; siehe unter geistige G. Gewahrsam beim Diebstahl III 242 Anm. 51; bei Unterschlagung 246; des Angekl. während der Hauptverhandl. XXVIII 231. Gewalt III 48, 52, 113ff., 249ff., 106, 107, 176, 177, 240. 253. Gewalthaber. Haftung des G. in Forstdiebstahlssachen XI 11, 12, 13; in Feld- und Forstpolizeisachen XII 3; f. Jagdvergehen X 80; XXIX 381. Gewässer, geschloffene Hl 296 Anm. 53. Gewehr. Einziehung bei Jagdver­ gehen III 295; Betreten fremden Jagdreviers mit Ä. 368 Nr. 10; unerlaubtes Schießen 367 Nr. 10; vgl. auch unter „Waffen". Gewerbebetrieb XV. Allg. Erforderniffe: Anzeige 14; Beschei­ nigung hierüber 15; Firma 15a; Erfordernis besonderer Genehmi­ gung . a) für Anlagen, Fabriken 16; 16; Dampfkessel 24; geräusch­ volle Anlagen 27; Dauer u. Än­

derung der Genehmigung 25; b) für Gewerbetreibende 29—37; Ausübung des G. 41; Erlöschen der Genehmigung 49; Untersagung des G. 51; Strafbestimmungen 147. Gewerbefreiheit XV 1—4, 13; Ausnahmen 6. Gewerbeordnung xv S. 421. Gewerbeschein XVII 6; Ausdeh­ nung dess. 11; Verpflichtung zum

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Mitführen 8, 25; Verlust und Er­ neuerung 16, 15. Gewerbesteuer vom Gewerbe im Umherziehen XVII 1; persönl. und sachl. Steuerfreiheit *2, 13; Hohe der Besteuerung 9 ff.; Straf­ bestimmungen 18ff.; Verfahren 27 ff.; Verjährung 32. Gewerbetreibende. Untreue m 266 Nr. 3; Feuerpolizei 369 Nr. 3, Baupolizei 367 Nr. 15; Zuwiderhandl, der G. gegen die GO. XV 146. Gewerbliche Leistungen. Besteu­

erung des Hausierens mitg. 8. XVII 2 Nr. 5; Wandergewerbeschein z. Andieten g. L. XV 55. Gewerbsmäßigkeit m 181a, 260, 285, 294,3026,e, 361 Ziff. 6; bei Forstdiebstahl XI 6; in Feld- und Forstpolizeis. XII 18. Gewichte, falsche III369 Nr. 2; Mah­ lt. Gewichtsordnung (§§ 6, 22) S. 291 Anm. 46. Gewinnanteilscheine in 149. ' Gewohnheitsmäßigkeit m 150, 180, 181, 181a, 260, 3026, e. Gewohnheitsrecht S. 394 Anm- 75. Gift. Vergiftung UI 229, 324;

Handel mit G. 367 Nr. 3,5, XV 34, 56. Glaubhaftmachung eines Ableh­ nungsgrundes XXVIII 26, 74; Zeugnisverweigerungsgrundes 55, Gläubiger ui 288; IV 239 ff. Glaubwürdigkeit eines Zeugen XXVIII68; G. gewisser Gewerbe­ treibender XV 36. Glied des Körpers Hl 224. Glimmende Gegenstände ini Walde XII 40 Nr. 3. Glücksspiel III 284ff.; XV 33, 56, 56 c; Spiel ta außerpreuß. Lotte­ rien S. 209. Gnadengesuch, Begünstigung durch S. 173 Anm. 15,Anhang la8udIII. Gnadensachen. AB. über die Zu­ ständigkeit u. das Verfahren in, Anhang I u. Ia. Gottesdienst HI 166, 167; Dieb­ stahl von G.-Geräten 243 Nr. 1; Beschädigung 304; Brandstiftung

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Die römischen Ziffern bezeichnen die Nummern

306 Nr. 1; Störung durch Geist­ liche 130 a. Gotteslästerung m 166. Grab in 168, 304. Gras xii 21, 32. Grausame Behandlung III 223 a. Grenze in 274 Nr. 2, 370 Nr. 1. Grenzraine. Abrupfen von G. XII 21; III 274 Nr. 2. Grenzzeichen, Verrückg. Xii 26 Nr. 3; III 274 Nr. 2.

Gruben.

Haken als Gerichtsstand XXVIII 10. Hast. Beschränkung der Untersu­ chungshaft XXVIII 113; Haupt-

Haufen, bewaffneter III 127. Hauptgeschworener, xxv 85 ff. Hauptschöffe, s. Schöffe. Hauptverfahren. Ausschließung von Richtern vom H. XXVIII 22; Er­

verhandl. bei Ausbleiben des Angekl. 232, 233; H. als Zwangs­ mittel gegen Zeugen 70; gegen die A. 236; wegen Ungebühr XXV 177 ff.; Dauer und Art der Vollstr. III 18; Umwandlung der Geld­ strafen in H. 29; Zusammen­ treffen mit anderen Strafen 77; Verjähr. 70. Haftbarkeit, s: Eltern, Dienstboten, Angehörige. Haftbefehl xxvm 114 ff.; 125 ff.; Aufhebg. 123; H. beim Ausbleiben des A. in der Hauptverhandlung 230; H. behufs Vollstreckung einer Freiheitsstrafe 457.

Hastprüfungsverfahren

xxvm

115 a ff.

Hamster xii 29. Handelsbücher. Verheimlichung im Konkurs IV 239; Vernichtung ebd.; Verpflichtung zur Führung 239, 240. Handelsfirma xv 15 a. Handelsrichter. Schöffenunf. xxv 34 Nr. 5. Handlungen, feindl. gegen befreun­ dete Staaten III 102; unzücht. H. 174, 176, 183; selbständige 74. Handlungsgehilfen, -Lehrlinge, weibliche unter 18 Jahren XV 120. Handlungsreisende xv 44, 44 a. Hanfröten, unbefugtes xii 27 Anm. 54 Abs. 2. Harz xii 32.

Unterlass. Bedeckung III 367 Nr. 12; Anlegung auf fremden Grundstücken XII 24 Nr. 3.

Guillotine III 13 Anm. 13. Güterpstege bei Beschlagnahme des Vermögens eines Abwes. XXVIII 292.

Güterpfleger (Untreue) III 266. Gutsvorsteher bestimmt über Ver­ wahrung gepfänd. Tiere XII 76.

öffnung des H. 198 ff.; Ein­ reichung der Anklageschrift 199; Mitteilung derselben an den An­ geklagten 201, 208; Eröffnungs­ beschluß 203 ff.; Ablehnung 204; vorläufige Einstellung 205, Zu­ stellung des Eröffnungsbeschl. 207; Anfechtbarkeit dess. 210; aus­ nahmsweise Eröffn, ohne Anklage­ schrift 212 ; Eröffn, im Privatklageverf. 423. Hauptverhandlung. Stellung der Schöffen XXV 30; Besetzung der Strafkammern 77; Zulassung der gefetzl. Vertreter XXVIII149; An­ beraumung des Termins 212; Be­ weisanträge 219; unmittelbare Ladung 220, 222; Herbeischaffung von Beweismitteln von Amts­ wegen 221; gegen Abwesende 276 bis 284 in der Berufungsinstanz 323, 332; in der Revisionsinstanz 351; im Wiederaufnahmeverfahren 370, 371; im Privatklageverfahren 387 ff.; H. nach erlassenem Straf­ befehl 411, 412; nach erlassenem Strafbescheid der Verwaltungsbe­ hörde 422, 425, 426, des Finanz­ amts XXIX 427. Hausarbeitsgesetz XV S. 477 Anm. 78, S. 541 Anm. 6. Hausfriedensbruch in 123, 124; durch Beamte 342; auf unbefrie-

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der Gesetze, die arabischen die §§ derselben.

detem Grundstück XII 7; Privat­ klage XXVIU 374. Hausgenoffen. Stehlen III 247, 361 Nr. 9; Haftung für H. XU 3; X 80. Hausieren XV 59; ohne Gewerbe­ schein xvn 18 ff. Hausschlüssel, unerlaubtes Anfer­ tigen III 369 Nr. 1. Haussuchung in 39 Nr. 3; s. auch Durchsuchung. Hebammen in 300, S. 435 Anm. 46 u. S. 529 Anm. 54. Heer in 31, 34 Nr. 2, 90, 329; XXXVII 4, 9. Heeresauwalt xxxvn 441, 446, 447. Hegezeit (Schonzeit) deS Wildes