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German Pages 451 [454] Year 2016
Statuten und Reformkonzepte für die Universität Jena von 1816 bis 1829 Bearbeitet von Joachim Bauer, Gerhard Müller und Thomas Pester
quellen und beiträge zur geschichte der universität jena Herausgegeben von Joachim Bauer, Stefan Gerber, Jürgen John und Helmut G. Walther band 12
Statuten und Reformkonzepte für die Universität Jena von 1816 bis 1829 Bearbeitet von Joachim Bauer, Gerhard Müller und Thomas Pester
Franz Steiner Verlag
Umschlagabbildung: Großherzog Carl August zu Besuch in der erneuerten Universitätsbibliothek im Sommer 1823. Blick in das Expeditionszimmer mit dem dort versammelten Bibliothekspersonal. Links die von Johann Wolfgang von Goethe der Bibliothek am 1. November 1821 geschenkte Goethe-Büste von Christian Daniel Rauch von 1820 auf einem neu angefertigten Piedestal vor einer holzvertäfelten Säule. Zeichnung von Johann David Gottlob Compter. Repro aus: K. Bulling, Goethe als Erneuerer (1932), Abb. I
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar. © Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2016 Druck: Offsetdruck Bokor, Bad Tölz Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier. Printed in Germany. ISBN 978-3-515-11299-4 (Print) ISBN 978-3-515-11331-1 (E-Book)
I N H A LTSVER Z EICH N IS vorwort einleitung editionshinweise
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dokumente Nr. 1 Februar 1816 – Vortrag des Staatsministers Ernst Christian August Freiherr von Gersdorff über die Lage der Universität Jena
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Nr. 2 10. April 1817 – Staatsvertrag zwischen dem Großherzogtum SachsenWeimar und Eisenach und dem Herzogtum Sachsen-Gotha und Altenburg über die Verhältnisse und Beiträge zur Erhaltung der Gesammt-Akademie Jena
55
Nr. 3 27. / 28. Oktober 1817 – Gesetze für die Studierenden der GesammtUniversität Jena
67
Nr. 4 Oktober 1817 – Memorandum Johann Wolfgang von Goethes über die seiner Oberaufsicht unterstellten Institute und Sammlungen in Jena
85
Nr. 5 November 1818 – Christian Wilhelm Schweitzer, Denkschrift, die deutschen Universitäten, insbesondere die Universität Jena betreffend
117
Nr. 6 21. Juni 1819 – Verfassungsurkunde der Teutschen Burschenschaft zu Jena
131
Nr. 7 1. Juni 1821 – Regulativ über die Grenzen der akademischen Gerichtsbarkeit
185
Nr. 8 18. / 21. September 1821 – Statut der Universität Jena
193
Nr. 9 6. / 9. April 1824 – Gesetze für die Studierenden der Gesammt-Akademie Jena
259
Nr. 10 31. Oktober 1824 – Georg Gottlieb Güldenapfel, Generalbericht über die Bibliotheksreform in Jena von 1817 bis 1824
279
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Inhaltsverzeichnis
Nr. 11 3. Februar 1829 – Carl Christian Wüstemann, Denkschrift über die bevorstehenden Verhandlungen in akademischen Angelegenheiten
357
Nr. 12 5. / 9. September 1829 – Statut der Universität Jena
365
Nr. 13 19. Juni 1827 – Personalverzeichnis der Universität Jena
427
abbildungsverzeichnis abkürzungsverzeichnis literaturverzeichnis personenregister
433 434 437 447
VORWORT Vorliegender Band ist nicht nur das Ergebnis einer gründlichen Quellensichtung und -aufarbeitung. Sein Werdegang belegt vor allem die fortwährende Beschäftigung mit der älteren Jenaer Universitätsgeschichte. Bereits 2003 erschien als dritter Band in unserer Reihe eine Edition von Dokumenten aus der Gründungszeit unserer Universität, damals noch der Hohen Schule (1548). Nun richtet sich das Augenmerk auf den Übergang um 1800. Wenn man so will, handelt es sich auch um ein Arbeitsergebnis des über zwölf Jahre hier in Jena angesiedelten Sonderforschungsbereichs „Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800“. Die Jenaer Universität spielte in den gesellschaftlichen Reformprozessen um 1800 eine herausragende Rolle. Auch im nationalen Kontext galt die Traditionsuniversität in vieler Hinsicht als Ort, von dem innovative Leistungen ausgingen. Dies betraf keinesfalls nur das Akademische. An den im Zuge frühnationaler Entwicklungen zwischen 1800 und 1830 sich vollziehenden gesellschaftlichen Wandlungen hatten Jenaer Studenten und Professoren ebenso Anteil, wie die ernestinischen Erhalter und ihre Regierungsbeamten. Deshalb beschränkt sich vorliegende Edition nicht auf den Abdruck der Universitätsstatuten von 1821 und 1829. Vielmehr werden Quellen zum Abdruck gebracht, die die ganze Dimension des gesellschaftlichen Umbruchs exemplarisch spiegelt. Das Spektrum reicht von Dokumenten, die im Ergebnis der Konstitutionalisierungsprozesse in Sachsen-Weimar-Eisenach entstanden, über solche, die die Reformbestrebungen in der Studentenschaft augenscheinlich werden lassen, bis hin zu Quellen, die im Detail die Beteiligung Goethes an den Modernisierungsprozessen der Jenaer Universität belegen. Allen ist gemein, dass sie Zeugnisse eines Reformkonzeptes sind, das der Jenaer Universität den erfolgreichen Übergang hin zur Moderne am Beginn des 19. Jahrhunderts ermöglichte. Es bleibt an dieser Stelle noch die angenehme Aufgabe einer Danksagung. Diese richtet sich vor allem an die Mitherausgeber des Bandes, Herrn Dr. Thomas Pester und Herrn Dr. Gerhard Müller. Beide haben ihre großen Erfahrungen im Editionsgeschäft, ihre tiefe Kenntnis der Reformprozesse und somit auch der bezeugenden Quellen in die Edition eingebracht. Zu danken ist Frau Dagmar Blaha und Herrn PD Dr. Stefan Gerber für wertvolle Ratschläge und Hinweise. Dank gilt Herrn Prof. Helmut G. Walther, der bereits in den 1990er Jahren dafür sorgte, dass die statutare Entwicklung der Jenaer Universität als Forschungsthema wieder aufgegriffen wurde. Schließlich gilt unser Dank den Archivarinnen und Archivaren in den Thüringischen Staatsarchiven und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Goethe-Schiller-Archivs in Weimar sowie der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek in Jena und der Forschungsbibliothek in Gotha, die unsere Arbeit über Jahre hinweg unterstützt haben. Ebenso gilt unser herzlicher Dank der Jenaer Universitätsleitung, die uns die notwendige materielle Unterstützung gewährte. Bedanken möchten wir uns auch bei Christian Faludi und Andreas Neumann, die uns bei der Manuskripterstellung unterstützten, bei den Mitarbeitern von Happy Little Accidents, die den Satz besorgten und beim Franz-Steiner-Verlag. Jena, Oktober 2015
Joachim Bauer
EI N L EI T U NG Schon in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts griffen die Kuratel der Universität Jena und die Verwaltung der Wissenschafts- und Kunsteinrichtungen an den Erhalterhöfen eng ineinander. Die Reputation der kleinen Herzogtümer spielte dabei eine wichtigere Rolle, ja wurde für einige von ihnen geradezu zum Markenzeichen. Goethe schrieb dazu 1807: „Wir sind niemals politisch bedeutend gewesen. Unsere ganze Bedeutung bestand in einer gegen unsere Kräfte disproportionirten Beförderung der Künste und Wissenschaften.“ 1 Die 1548 von Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen als Hohe Schule gegründete und am 2. Februar 1558 mit den 1557 erteilten kaiserlichen Privilegien eröffnete Herzoglich-Sächsische Gesammt-Universität Jena, das vielgerühmte „Kleinod der Ernestiner“, war eine Stiftungsuniversität,2 deren Struktur mit vier Fakultäten und 18 Lehrstühlen über Jahrhunderte hinweg unverändert blieb.3 Vielfältig privilegiert und mit dem Recht ausgestattet, auf den Landtagen die Stelle des in der Reformation säkularisierten geistlichen Standes zu vertreten, bildete sie eine sich autonom verwaltende ständische Korporation, die von ihren Nutritoren, den ernestinischen Herzögen von Sachsen, gemeinschaftlich beaufsichtigt wurde. Die vier herzoglichen Erhalterstaaten − Sachsen-Weimar und Eisenach, Sachsen-Gotha-Altenburg, SachsenMeiningen und Sachsen-Coburg-Saalfeld − konnten ihr Hoheitsrecht über die Universität nur gemeinschaftlich und übereinstimmend ausüben. Kam keine Konformität zwischen ihnen zustande, konnten sie keine rechtsverbindlichen Weisungen erteilen. Wiederholt traten daher Situationen ein, in denen wichtige hochschulpolitische Entscheidungen jahrelang verschleppt wurden oder Lehrstühle vakant blieben, weil sich die Nutritoren nicht einigen konnten. Das Konformitätsprinzip implizierte neben dem gleichen Stimmrecht aller vier Nutritoren auch noch den Grundsatz, dass die den Abwurf des Dotationsvermögens ergänzende Finanzierung der Universität aus den herzoglichen Kammern ebenfalls gemeinschaftlich nach einem bestimmten Paritätsschlüssel erfolgen musste. Infolgedessen war auch die Stiftung neuer Lehrstühle oder Universitätseinrichtungen, die zu einer Veränderung der Universitätsordinaria führten, nur gemeinschaftlich möglich. Die mit der Universitätvisitation von 1767 / 68 beginnende gemeinsame Bemühung der Nutritoren, den seit der Mitte des 18. Jahrhunderts eingetretenen Rückgang der Universität aufzuhalten und die Alma mater an die Erfordernisse eines modernen Lehr- und Wissenschaftsbetriebs anzupassen,4 kam schon nach wenigen Jahren wieder ins Stocken, als die herzogliche Kammer von Sachsen-Coburg-Saalfeld 1773 wegen Zahlungsunfähigkeit unter die Verwaltung 1 2 3 4
Johann Wolfgang von Goethe an Johann Friedrich Cotta v. 7.10.1807, in: WA IV, 19, S. 428. Vgl. Joachim Bauer / Andreas Klinger / Alexander Schmidt / Georg Schmidt (Hg.): Die Universität Jena in der Frühen Neuzeit, Heidelberg 2006. Vgl. Stefan Wallentin: Fürstliche Normen und akademische „Observanzen“. Die Verfassung der Universität Jena 1630–1730, Köln / Weimar / Wien 2009 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen, Kleine Reihe, 27). Vgl. Steffen Kublik: Die Universität Jena und die Wissenschaftspolitik der ernestinischen Höfe um 1800, Marburg 2009 (= Wissenschaftliche Beiträge aus dem Tectum Verlag, Reihe Geschichtswissenschaft, 6), S. 39ff.
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einer kaiserlichen Debitkommission gestellt werden musste. Da die Coburger Kammer jetzt nur noch ihre Ordinaria finanzieren durfte, war die Möglichkeit zur Errichtung neuer Lehrstühle, zum Ausbau der Wissenschaftsinfrastruktur und zu anderen zusätzlichen Ausgaben für die Universität nach dem in den ernestinischen Hausrezessen vorgeschriebenen Grundsatz der paritätischen Beteiligung aller Erhalter für fast drei Jahrzehnte blockiert. Weimar und zum Teil auch Gotha versuchten dies dadurch zu umgehen, dass sie die gemeinschaftlichen Finanzierungsleistungen der vier Nutritoren für den Universitätsfiskus durch Extraordinaria, zum Beispiel durch die Aufstockung der fiskalischen Gehälter einzelner Lehrstuhlinhaber oder durch Pensionen für von der Universität nicht besoldete Extraordinarien und Honorarprofessoren, ergänzten, um namhafte Gelehrte in Jena zu halten und die Universität für Neuberufungen attraktiv zu machen.5 Seit 1779 wurden die personalpolitischen Förderungsmaßnahmen für die Universität erstmals auch strukturell durch eine komplementäre Wissenschaftsinstitution flankiert, als die aus der einstigen Kunst- und Wunderkammer der Weimarer Herzöge hervorgegangene naturgeschichtliche und ethnologische Sammlung, für die nach der Zerstörung des Weimarer Residenzschlosses durch den Brand von 1774 keine geeignete Unterbringungsmöglichkeit mehr vorhanden war, in das Jenaer Schloss überführt wurde. Das dort gegründete „Carl-August-Museum“ wurde fortlaufend durch Neuerwerbungen ergänzt wie zum Beispiel durch die nachgelassene naturgeschichtliche Sammlung des Jenaer Professors Johann Ernst Immanuel Walch oder durch die für ihre Reichhaltigkeit berühmten Bibliotheks- und Sammlungsbestände des 1782 nach Jena übergesiedelten Göttinger Sprach- und Naturwissenschaftlers Christian Wilhelm Büttner, die nach dessen Tod 1801 vereinbarungsgemäß in den Besitz des Herzogs übergingen.6 Das naturgeschichtliche Museum im Jenaer Schloss blieb eine Einrichtung des Weimarer Hofes, wurde aber der Direktion eines Professors der Universität, des Mediziners Justus Christian Loder, unterstellt und konnte für Belange der akademischen Lehre und Forschung genutzt werden.7 Ebenfalls in das Jahr 1779 fiel die Gründung eines von Universitätsmedizinern geleiteten Acchouchierhauses in Jena, das als Landesanstalt zur Ausbildung von Hebammen aus Steuermitteln finanziert wurde, zugleich aber auch der praktischen Unterweisung der Jenaer Medizinstudenten in der Geburtshilfe diente. Für mehr als ein Jahrzehnt blieben das „Carl-August-Museum“ und das Accouchierhaus die einzigen Wissenschaftseinrichtungen des Weimarer Hofes in Jena. Ansonsten finanzierten die Professoren die von ihnen benötigte wissenschaftliche Infrastruktur an Apparaten, Bibliotheken und Sammlungen, soweit sie nicht von der Universität bereitgestellt werden konnte, aus ihren privaten Mitteln. Die Förderung der Höfe für derartige wissenschaftliche Privateinrichtungen erfolgte lediglich subsidiarisch, zum Beispiel durch die Gewährung von Privilegien wie etwa für die Medizinische Klinik 5 6 7
Vgl. Müller: Regieren (2006), S. 142ff.; Kublik: Universität, S. 68ff. Vgl. Dok. Nr. 4. Vgl. Irmtraut Schmidt: Die naturwissenschaftlichen Institute bei der Universität Jena unter Goethes Oberaufsicht. Ein Beitrag zur Geschichte der Oberaufsicht über die unmittelbaren Anstalten für Wissenschaft und Kunst in Sachsen-Weimar-Eisenach, Diss. A. Berlin 1979 (Ms.), S. 53ff., sowie dies. / Gerhard Schmid: Kommentar, in: FA I / 27, S. 1062ff.
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des Professors Johann Christian Stark d.Ä. oder durch einmalige Zuschüsse wie im Fall des Chemikers Johann Friedrich August Göttling, dem Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach ein Universitätsstudium und eine Starthilfe für die Gründung eines chemisch-pharmazeutischen Laboratoriums finanzierte.8 Ebenfalls ein herzoglich privilegiertes Privatunternehmen bildete die 1785 gegründete „Allgemeine Literatur-Zeitung“,9 die von dem Professor der Poesie und Beredsamkeit, Christian Gottfried Schütz, und dem Weimarer Verleger Friedrich Justin Bertuch herausgegeben wurde und bald zu einer der führenden deutschen Rezensionszeitschriften aufstieg. Mit circa 12.000 Reichstalern Jahresumsatz bildete die ALZ auch einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor in der Universitätsstadt. Ihre Rezensionshonorare boten vor allem für die Privatdozenten, Extraordinarien und Honorarprofessoren ein attraktives Nebeneinkommen und trugen damit nicht unwesentlich dazu bei, den unbesoldeten Angehörigen des akademischen Lehrkörpers eine Existenzgrundlage zu schaffen. Die ALZ sah seit ihrer Gründung ihr besonderes Anliegen darin, der revolutionäre Philosopie Immanuel Kants, der in Preußen mit einem Publikationsverbot belegt war, den Weg in die Öffentlichkeit zu bahnen.10 Die Pflege des „Kantischen Evangeliums“ und die liberale Handhabung der Universitätskuratel der Jenaer Nutritoren machten die Alma mater zum geistigen „Freihafen“ (C.G. Voigt) und bescherten ihr in den 1790er Jahren nicht nur ein Frequenzhoch11, sondern einen ungeahnten intellektuellen Aufschwung, der Jena zum Mittelpunkt der idealistischen Philosophie werden ließ. Parallel zum Ausbau der Kultureinrichtungen in den Residenzstädten der Erhalter bot der Aufschwung der Universität auch die Möglichkeit, die Wissenschaftsinfrastruktur zu erweitern. Mit der Gründung der Naturforschenden Gesellschaft 1789 und der Gesellschaft für die gesamte Mineralogie 1796 entstanden neue wissenschaftliche Sozietäten. Diese dienten der internationalen Wissenschaftskommunikation, legten aber auch Bibliotheken und Sammlungen an, die dem Lehr- und Forschungsbetrieb der Universität zugutekamen.12 1794 begann mit der Gründung des Botanischen 8 9 10 11 12
Vgl. Müller: Regieren (2006), S. 142ff. Vgl. Stefan Matuschek (Hg.): Organisation der Kritik. Die Allgemeine Literatur-Zeitung in Jena 1785–1803, Heidelberg 2004 (= Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800: Ästhetische Forschungen, 5). Vgl. Horst Schröpfer (Hg.): Kants Weg in die Öffentlichkeit. Christian Gottfried Schütz als Wegbereiter der kritischen Philosophie, Stuttgart-Bad Cannstadt 2003 (= Forschungen und Materialien zur deutschen Aufklärung, II, 18). Vgl. Ulrich Rasche: „Über die deutschen, insbesondere über die Jenaer Universitätsmatrikel“, in: Genealogie 25 (2000 / 2001), S. 29–46, 84–109. Vgl. Joachim Bauer / Gerhard Müller / Paul Ziche: Spezialisierung, Zentralisierung, Technologisierung. Strukturen der Naturforschung in Weimar / Jena um 1800, in: Archive und Kulturgeschichte. Referatet des 70. Deutschen Archivtages 1999 in Weimar, Siegburg 2000 (= Der Archivar, Beiband 5), S. 367–384; Paul Ziche: Die Jenaer Naturforschende Gesellschaft und ihre Bedeutung für die Naturforschung in Jena, in: Detlef Döring / Kurt Nowak (Hg.): Gelehrte Gesellschaften im mitteldeutschen Raum (1650–1820), Stuttgart, Leipzig 2001 (= Abhandlungen der Sächsischen Akademie der Wissenschaften. Philologisch-historische Reihe); Olaf Breidbach / Paul Ziche (Hg.): Naturwissenschaften um 1800. Beiträge zur Wissenschaftskultur in Weimar-Jena, Weimar 2001; Paul Ziche: Die Grenzen der Universität. Naturforschende, physikalische und mechanische Aktivitäten in Jena, in: Gerhard Müller / Klaus Ries / Paul Ziche (Hg.): Die Universität Jena. Tradition und Innovation um 1800, Stuttgart 2001 (= Pallas Athene, 2),
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Instituts im Jenaer Fürstengarten13 unter August Johann Georg Carl Batsch, dem der Weimarer Herzog ein Universitätsstudium finanziert hatte, die systematische Errichtung spezieller Wissenschaftsinstitute in Jena, die ähnlich wie das „Carl-AugustMuseum“ dem Weimarer Hof unterstanden und ausschließlich von der Weimarer Kammer finanziert wurden. 1797 wurden sämtliche Einrichtungen für Wissenschaft und Kunst in Weimar und Jena im Rahmen verschiedener Behörden für besondere Aufgaben, der sogenannten Kommissionen, Goethe und seinem Kollegen Christian Gottlob Voigt unterstellt. Seit der Übernahme der Büttnerschen Bibliothek und einer Bereisung der Universitäten Göttingen und Halle 1801 bemühte sich Goethe, die Bestände der Bibliotheken in Weimar und Jena durch einen virtuellen Gesamtkatalog erschließen zu lassen.14 Obwohl sich die Kombination von liberaler Universitätskuratel und subsidiärer Wissenschaftsförderung durchaus als wirkungsvolles Instrument erwies, um Jenas Aufstieg zu einer der intellektuell bedeutendsten Universitäten des Alten Reiches zu fördern, konnte dies die strukturellen Defizite und den grundlegenden Reformbedarf der Jenaer Universität bestenfalls zeitweilig kompensieren. Als die nach dem Frieden von Lunéville einsetzende „territoriale Revolution“ in Deutschland größere Mittelstaaten entstehen ließ, die umfangreiche Finanzmittel in ihre Universitäten zu investieren begannen und sich anschickten, diese in völlig neuen Dimensionen auszubauen, geriet auch die Jenaer Universität unter starken Konkurrenzdruck. Zeitweilig zeichnete sich sogar die Gefahr ab, dass sie wie andere Hochschulen dem allenthalben einsetzenden Universitätssterben anheimfallen könnte, als es im Sommer 1803 zu einer regelrechten Abwanderungswelle bedeutender Hochschullehrern kam, die auf besser dotierte Stellen in Halle, Würzburg und Heidelberg wechselte. Als Loder, der im Herbst 1803 nach Halle ging, auch seine berühmte anatomische Sammlung mitnahm, zeigte sich die Kehrseite der bisherigen Verfahrensweise, die Fürsorge für die Wissenschaftsinfrastruktur weitgehend der Privatinitiative einzelner Hochschullehrer zu überlassen und diese lediglich subsidiarisch zu fördern, war doch mit den Anatomiekollegien, die nun jeglicher Demonstrationsobjekte entbehrten, ein zentrales Element der gesamten Medizinerausbildung lahmgelegt. Dass Jena die Krise überwinden konnte, war unter
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S. 221–237; Gerd Breitfelder: Johann Carl Wilhelm Voigt − seine wissenschaftliche Anschauung, Kommunikation und Kooperation als Mineraloge des Herzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach, Aachen 2006; Thomas Bach / Jonas Maatsch / Ulrich Rasche (Hg.): „Gelehrte“ Wissenschaft. Das Vorlesungsprogramm der Universität Jena um 1800, Stuttgart 2008 (= Pallas Athene, 26); Joachim Bauer / Olaf Breidbach / Hans-Werner Hahn (Hg.): Universität im Umbruch. Universität und Wissenschaft im Spannungsfeld der Gesellschaft um 1800, Stuttgart 2010 (= Pallas Athene, 35). Vgl. Ilse Jahn: Geschichte der Botanik in Jena von der Gründung bis zur Berufung Pringsheims (1558–1864), Diss. Jena 1963 (Ms.); Irmtraut Schmid: Goethes amtliche Einflußnahme auf die Universität Jena über die naturwissenschaftlichen Institute, in: Goethe und die Wissenschaften, Jena 1984, S. 30–41; Igor J. Polianski: Die Kunst, die Natur vorzustellen. Die Ästhetisierung der Pflanzenkunde um 1800 und die Gründung des Botanischen Gartens im Spannungsfeld kunsttheoretischer und botanischer Diskussionen der Zeit, Köln 2004 (= Minerva. Jenaer Schriften zur Kunstgeschichte, 14); Nicolas Robin (Hg.): Designing Botanical Gardens: Science, Culture and Sociability. Studies in the History of Gardens & Designed Landscapes. Special Issue, Volume 28, Number 3–4 (2008). Vgl. Karl Brandis: Goethes Plan eines Gesamtkatalogs der weimarischen Bibliotheken, in: Jahrbuch der Goethe-Gesellschaft, 14 (1928), S. 157–168.
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anderem auf die weimarische Wissenschaftspolitik unter Goethe zurückzuführen, die nicht nur darum bemüht war, die von der Abwanderungswelle gerissenen personellen Lücken auszufüllen, sondern auch dazu überging, den staatlichen Zugriff auf die Universität entschieden zu verstärken.15 Da sich die Nutritoren nicht darauf einigen konnten, einen gemeinschaftlichen Kurator für die Universität einzusetzen, lag der Schwerpunkt der Einflussnahme des Weimarer Hofes auf der Etablierung einer wenngleich informellen, aber dennoch außerordentlich engen personellen Kooperation mit einzelnen Mitgliedern des akademischen Senats. Insbesondere ist hier die Zusammenarbeit Goethes und Voigts mit dem 1803 auf den Lehrstuhl der Poesie und Beredsamkeit berufenen Altphilologen Heinrich Carl Abraham Eichstädt zu nennen, der 1803 für die von Goethe anstelle der nach Halle abgewanderten ALZ neu gegründeten „Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung“ als Herausgeber gewonnen wurde und bald als „heimlicher Kanzler“ der Universität galt.16 Darüber hinaus sorgte Goethe dafür, dass die Sammlungen der Gesellschaft für die gesamte Mineralogie und der Naturforschenden Gesellschaft von Herzog Carl August aufgekauft wurden. Mit der Gründung der anatomischen Sammlung und des Irreninstituts kamen weitere Einrichtungen hinzu, die ebenfalls der Aufsicht Goethes und Voigts unterstellt wurden. Dadurch erhielten insbesondere die naturwissenschaftlichen Fachgebiete und die Medizin eine für ihre disziplinäre Emanzipation und Ausdifferenzierung unentbehrliche institutionelle Grundlage, die sie von den akademischen Fakultäten unabhängiger machte und auch solchen Gelehrten eine wissenschaftliche Existenz in Jena ermöglichte, die als Extraordinarien der Honorarprofessoren nicht über eigene Lehrstühle verfügten. Mit der JALZ, deren Rezensionstätigkeit Goethe und Voigt bis in die Einzelheiten steuerten,17 gewann die Weimarer Staatsleitung zudem ein offiziöses kultur- und wissenschaftspolitisches Organ. So blieb Jena die „Stapelstadt des Wissens und der Wissenschaft“ und Weimar das Zentrum von Kunst und Literatur, und Universitätsstadt und Residenz verhielten sich, einem späteren Diktum Goethes zufolge, zueinander „wie zwey Enden einer großen Stadt […], welche im schönsten Sinne geistig vereint, eins ohne das andere nicht bestehen könnten.“18 War es in den Jahren 1803 bis 1805 mit großer Mühe gelungen, das intellektuelle Ausbluten der Jenaer Universität zumindest partiell zu kompensieren, erlebte die Alma mater durch die Kriegsereignisse vom Herbst 1806 erneut eine akute Krise, der viele Studenten und weitere bedeutende Gelehrte, darunter den Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel, dazu veranlasste, Jena den Rücken zu kehren. Nach dem Posener Frieden und dem Beitritt der thüringischen Staaten zum Rheinbund keimten für die Universität sogar neue Zukunftshoffnungen auf. Eines der damals umlaufenden Gerüchte wollte im August 1807 wissen, dass 15 16 17
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Vgl. Stefan Gerber: Korporation und „Staatsanstalt“. Anmerkungen zum Verhältnis von Universität und Staat um 1800, in: Bauer / Breidbach / Hahn (Hg.): Universität im Umbruch, S. 75–93. Vgl. Müller: Regieren (2006), S. 510ff. Vgl. Ulrike Bayer (Hg.): „Die Actenstücke jener Tage sind in der größten Ordnung verwahrt …“. Goethe und die Gründung der Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung im Spiegel des Briefwechsels mit Heinrich Carl Abraham Eichstädt, Göttingen 2009 (= Schriften der GoetheGesellschaft, 70). Vgl. Johann Wolfgang von Goethe an Friedrich Schiller v. 29.7.1800, in: WA IV, 15, S. 91, sowie an den Senat der Universität Jena v. 7.12.1825, in: WA IV, 40, S. 154.
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Jena, dessen Name sich mit Napoleons grandiosem Sieg verbinde, zur „ZentralUniversität“ des rheinischen Bundes erhoben werden solle.19 Da Napoleon jedoch die politischen Verhältnisse der thüringischen Staatenwelt, abgesehen von der Eingliederung der ehemals preußischen Gebiete in das Königreich Westphalen und Erfurts neuem Status als „Domaine reserveée de l’Empereur“, unangetastet ließ und die ernestinischen Herzöge sich nicht auf gemeinsame Reformansätze einigen konnten, blieb auch die traditionelle Nutritorenverfassung der Jenaer Universität unverändert bestehen und der an der Alma mater bestehende Reformstau wurde bis zum Ende des Rheinbundes nicht abgebaut. Der einzige Eingriff, zu dem sich die Nutritoren während dieser Zeit entschließen konnten, war die provisorische Einsetzung einer Immediatkommission für die akademische Vermögens- und Finanzverwaltung. Eine weitere noch in der Rheinbundzeit eingeleitete, aber ebenfalls nur die Umfeldbeziehungen der Universität, nicht aber ihre Verfassung selbst betreffende Reform war das neue Jurisdiktionsregulativ vom 1. Juli 1814, das nach anhaltenden Protesten der Akademiker gegen die sie betreffenden Regelungen der neuen Jenaer Stadtordnung von 1810 versuchte, diese mit den hergebrachten Jurisdiktionsprivilegien der Universität in Einklang zu bringen.20 Die wichtigsten Festlegungen des Regulativs bestanden in der Trennung von Verwaltung und Justiz durch die strikte Sonderung der Kompetenzen der akademischen Syndikatsgerichte von der Jurisdiktion des Prorektors und ihre strukturelle Eingliederung in die Landesjustiz. Die Universitätspolitik des Weimarer Hofes musste mithin ihre Strategie, den Schwerpunkt auf die Berufungspolitik und den komplementären Ausbau der Jenaer Wissenschaftsinfrastruktur zu legen, auch in den Jahren nach 1806 weiter verfolgen. So entstand 1810 in Verbindung mit der Berufung des Chemikers Johann Wolfgang Döbereiner ein chemisches Laboratorium und 1811 veranlasste Herzog Carl August die Gründung einer Sternwarte, deren Leitung dem Mathematiker und Astronomen Carl Dietrich von Münchow übertragen wurde.21 In dieser neuen Einrichtung flossen auch die schon seit 1808 auf Anweisung Carl Augusts im ganzen Land erhobenen Wetterbeobachtungsdaten zusammen.22 1809 regte Goethe an, die Wissenschafts- und Kunsteinrichtungen des Weimarer Hofes, die jeweils separat finanziert und verwaltet wurden, in einer zentral geleiteten 19
Carl Friedrich Reinhard an Johann Wolfgang Goethe v. 31.8.1807, in: Goethe und Reinhard. Briefwechel in den Jahren 1807–1832. Mit einer Vorrede des Kanzlers Friedrich von Müller, hrsg. v. Hans Ruppert, Wiesbaden 1957, S. 35. 20 Vgl. Unterthänigste Vorstellung der Akademie Jena wegen der Anwendung der neuen Jenaischen Stadt-Ordnung auf die akademischen Bürger, 3. August 1810, und Reskript an die Regierung zu Weimar, 1. März 1812, in: ThHStAW, B 5883, Bl. 2r–25v. Siehe zu den Reformbestrebungen während der Rheinbundzeit Quellen zu den Reformen in den Rheinbundstaaten, Bd. 9: Thüringische Staaten. Sachsen-Weimar-Eisenach 1806–1813, bearb. von Gerhard Müller, München / Berlin / Boston 2015. 21 Vgl. Dok. Nr. 4; Der Ausbau und die Neugründung von Wissenschaftseinrichtungen im Rahmen der Kommissionen für die Wissenschafts- und Kunsteinrichtungen in Weimar und Jena ist ausführlich dokumentiert in dem von Irmtraut und Gerhard Schmid bearbeiteten zweiten Band von Goethes Amtlichen Schriften der Frankfurter Ausgabe von Goethes Werken,Vgl. FA I / 27, S. 289ff., auf den hiermit verwiesen wird. 22 Vgl. die Unterlagen zu den Wetterstationen im (Gross-)Herzogtum Sachsen-Weimar (und)Eisenach, UAJ, Bestand S Abt. XLIII.
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Stiftung zusammenzufassen.23 Dieser Vorschlag fand zwar das Wohlwollen des Herzogs, doch verhinderte die anhaltend angespannte Finanzlage während der Rheinbundjahre die Verwirklichung dieser Idee. Die Möglichkeit, den hochschul- und wissenschaftspolitischen Reformstau abzubauen, ergab sich erst nach den Freiheitskriegen und dem Wiener Kongress. Im Zusammenhang mit der Reform der Landesbehörden und der obersten Regierungssphäre des Großherzogtums fiel am 30. November 1815 auch die Entscheidung, die bisherigen Kommissionen für die Wissenschafts- und Kunsteinrichtungen des Weimarer Hofes zu einer einheitlichen Zentralbehörde zusammenzufassen. Diese erhielt den von Goethe vorgeschlagenen Namen „Oberaufsicht über die unmittelbaren Anstalten für Wissenschaft und Kunst in Weimar und Jena“. Die „Oberaufsicht“ stand wie vordem die einzelnen Kommissionen unter der Direktion von Goethe und Voigt. Sie wurde jedoch nicht dem Staatsministerium unterstellt, sondern mit dem Status einer Immediatbehörde den Hofeinrichtungen zugeordnet. Es handelte sich um eine auf die Person Goethes zugeschnittene Konstruktion, die dem Dichter, der dem 1815 an die Stelle des Geheimen Consiliums getretenen Staatsministerium nicht mehr als aktives Mitglied angehörte, über seinen Kollegen Voigt, der Präsident des Staatsministeriums wurde und die Universitätsangelegenheiten als Präsidialreservat führte, weiterhin eine zwar indirekte, aber keineswegs unbeträchtliche Einflussnahme auf die weimarische Wissenschafts- und Hochschulpolitik ermöglichte.24 Goethe und die Oberaufsichtsbehörde bildeten somit einen politischen Faktor sui generis im politischen System des Großherzogtums, der von der konstitutionellen Umgestaltung zunächst unberührt blieb. Auch die Finanzierung der Oberaufsicht, die über die von Voigt geleitete, für den Bedarf der großherzoglichen Familie und des Hofes zuständige geheime Kammeroberkasse erfolgte, und blieb vorerst von dem seit 1817 dem Budgetrecht des Landtags unterliegenden Landesetat unabhängig. Erst als nach Voigts Tod 1819 die desaströse Finanzlage der Kammeroberkasse bekannt wurde,25 musste auch die Oberaufsichtsbehörde einen Zuschuss aus dem Landesetat beantragen und wurde, wie das Finanzwesen der Kammer überhaupt, der Kontrolle des Parlaments unterworfen. Goethes 1815 vorgeschlagenes Projekt, die Direktoren der oberaufsichtlichen Wissenschaftsinstitute zu einer Art Akademie zusammenzufassen, scheiterte jedoch an der ablehnenden Haltung der Institutsdirektoren, die es mit ihrer Loyalitätspflicht als Hochschullehrer unvereinbar ansahen, einen Sonderbund innerhalb der Universität mitzutragen.26 1816 wurde der Oberaufsicht noch die neugegründete Tierarzneischule in Jena angegliedert. Der reformpolitische Aufbruch Sachsen-Weimar und Eisenachs seit 1815 ließ auch die Universität Jena nicht unberührt. Als der akademische Senat in seinem 23 Vgl. Irmtraut Schmid / Gerhard Schmid: Kommentar, in: FA I, 27, S. 1096ff. 24 Vgl. Müller: Regieren (2006), S. 595ff. 25 Vgl. Christian Wilhelm Schweitzer: Carl August [nachgelassenes Fragment einer Biographie], in: GSA, 86 / I. 1. 1., abgedruckt in: Manuskripte 2, hrsg. v. der Freundesgesellschaft des Goetheund Schiller-Archivs Weimar, [2007], S. 33–47. 26 Vgl. Irmtraut Schmid: Die Oberaufsicht über die naturwissenschaftlichen Institute an der Universität Jena unter Goethes Leitung, in: Impulse, 4 (1982), S. 175; dies. / Gerhard Schmid: Kommentar in: FA I, 27, S. 1102.
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Ende 1815 eingereichten Jahresbericht zur Verbesserung der Universität erneut die längst überfällige Angleichung der Professorengehälter an das Niveau der anderen deutschen Universitäten einforderte und dringend um Hilfe zur Sanierung des überschuldeten akademischen Fiskus ersuchte,27 ergriff der Staatsminister Ernst Christian August Freiherr von Gersdorff am 27. Februar 1816 die Initiative zur Einleitung einer grundlegenden Reform. In einem ausführlichen Staatsministerialvortrag28 kam er anhand der Analyse der Finanz- und Schuldenverhältnisse des Universitätsfiskus zu der Feststellung, dass die Universität bei der Unrentabilität ihrer Dotalgüter und der Begrenztheit ihrer sonstigen Einnahmequellen „als hohe wissenschaftliche der Anstalt nicht länger mit Würden und Wirksamkeit“ zu existieren vermöge. Palliativmittel reichten nicht mehr aus, es bedürfe einer „Radicalcur“. Wenn die Universität fortbestehen solle, müsse der akademische Fiskus jedem ordentlichen Professor ein festes Grundgehalt von mindestens 500 Talern im Jahr zahlen. Hinzu sollten − neben der Übernahme der akademischen Schulden durch den Staat − diverse Wissenschaftseinrichtungen wie Seminare zur praktischen Theologenausbildung und ein philologisches Seminar, eine Tierarzneischule und beträchtliche Anschaffungen für die medizinische Instrumentensammlung kommen. Insgesamt belief sich die erforderliche Aufstockung für den Universitätsfiskus auf 8.000 Taler. Angesichts der desolaten Finanzlage der Universität stellte sich für die Erhalter, wie Gersdorff schonungslos ausführte, nur die Alternative, entweder die Universität aufzugeben, oder sich zu entschließen, deren Schuldenwesen zu sanieren und den Zustand ihrer chronischen Unterfinanzierung zu beenden. Den Ansatzpunkt für die Lösung des Problems erblickte Gersdorff in der traditionellen Nutritorenverfassung. Schon jetzt, so gab er zu bedenken, sei Sachsen-Weimar und Eisenach der „einzige wahre Erhalter“ der Universität, da die Großherzogliche Kammer jährlich an ordentlichen und außerordentlichen Aufwendungen mehr als 10.000 Taler im Jahr für sie aufbringe. Würde diese Summe fortgezahlt und durch eine Revenüe von 5.000 Talern ergänzt, könne man den Finanzproblemen der Universität fürs erste abhelfen. Dies sei jedoch an Bedingungen zu knüpfen. Zum einen müsse sich die Universität bereit erklären, ihre traditionellen Jurisdiktionsprivliegien aufzugeben und sich den neuen Regelungen über die Gerichtsverfassung Sachsen-Weimar und Eisenachs zu unterwerfen. Zweitens müsse die Finanz- und Vermögensverwaltung der Universität nicht mehr nur provisorisch, sondern dauerhaft einer staatlichen Behörde unterstellt werden. Im Gegenzug müssten die Erhalter höhere Zuschüsse zum akademischen Fiskus leisten und bei ihren Landständen die Übernahme des auf sie entfallenden Anteils an den akademischen Schulden sowie eine jährliche Summe aus landschaftlichen Mitteln für die Aufstockung des Universitätsfiskus beantragen. Weimar möge „mit erhabenem Beyspiel“ vorangehen und die anderen Erhalter ersuchen, sich dieser Initiative anzuschließen. Sollten diese ihre Mitwirkung versagen, könne der Großherzog erklären, dass er es nicht verantworten zu können glaube, „Jena‘s Ruhm und Bedeutung in Deutschland sinken zu lassen und im eigenen Lande einer Bildungsanstalt zu ermangeln, die sonst Europa mit Koryphäen der Wißenschaft ausgestattet hätte“, und dass er entschlossen sei, die 27 Vgl. Müller: Regieren (2006), S. 619ff. 28 Vgl. Dok. Nr. 1.
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Universität allein fortzuführen. Die anderen Nutritoren seien in diesem Fall aufzufordern, ihre Rechte an der Universität auf das Großherzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach zu übertragen. Gersdorffs Vorschlag, den das Staatsministerium und Großherzog Carl August sofort aufgegriffen,29 wurde den Konnutritoren der Universität mit der Andeutung, dass man eine verweigernde Haltung als Entsagung des Nutritorenstatus ansehen werde, umgehend vorgelegt und bildete den Auftakt für die 1817 beginnende Umformung der Universität aus einer autonomen ständischen Korporation in eine Staatsanstalt,30 deren Finanzierung nur noch ergänzend auf den Erträgen des Stiftungsvermögens ruhen und in erster Linie durch den Staatshaushalt erfolgen sollte. Die Aufstockung des Universitätsetats und die Amortisation der akademischen Schulden sollten nach Gersdorffs Vorschlag bei gleichbleibenden Beiträgen der fürstlichen Kammern ausschließlich aus dem staatlichen Steueraufkommen gedeckt werden. Damit konnte die Universität auch finanzpolitisch in die liberal-konstitutionelle Umgestaltung des politischen Systems im Großherzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach eingebunden werden. Nachdem Herzog August Emil Leopold von Sachsen-Gotha und Altenburg sich bereit erklärt hatte, an der finanziellen Sanierung der Universität mitzuwirken,31 nutzte Carl August − zeitgleich mit der Einführung des Grundgesetzes vom 5. Mai 1816 in Sachsen-Weimar und Eisenach − die Anwesenheit der Persönlichkeiten meiningischen Hofes zu den Hochzeitsfeierlichkeiten seines Sohnes Prinz Bernhard mit Prinzessin Ida von Sachsen-Meiningen, um dieses Problem zu erörtern, und er stieß dabei ebenfalls auf wohlwollendes Entgegenkommen. Daraufhin entwarf er die Grundzüge einer Übereinkunft, in der er den Konnutritoren anbot, auf ihre aktive Mitwirkung bei der Ausübung der Hoheitsrechte über die Universität Jena gegen Übernahme ihrer Beiträge zum Universitätsfiskus an ihn abzutreten. Der ihnen nach dem Hausrecht der Ernestiner zukommende Ehrentitel als Erhalter der Universität sowie die damit verbundenen Ansprüche sollten ihnen weiterhin verbleiben, so dass sich am Status der Jenaer Universität als gemeinschaftlicher ernestinisch-sächsischer Gesamtuniversität nichts ändern würde. Die radikale Idee Gersdorffs, die Nutritorengemeinschaft gänzlich aufzulösen und die Jenaer Universität zu einer ausschließlich weimarischen Staatsanstalt zu machen, hatte Carl August mithin dahingehend modifiziert, dass der jahrhundertealte Konnex mit der ernestinischen Dynastie und deren Tradition nicht abgeschnitten wurde. Die Zustimmung der Höfe von Coburg und Meiningen zu Carl Augusts Plan ließ sich relativ leicht erlangen, da weder ihr Interesse an der Universität, noch ihre Beiträge zum Universitätsfiskus sonderlich hoch waren. Als sich die Herzöge von Sachsen-Coburg-Saalfeld und Sachsen-Meiningen Anfang 1817 offiziell bereit erklärten, ihre Mitwirkung an der Universitätskuratel auf Sachsen-Gotha-Altenburg zu übertragen, wurde der Weg für Verhandlungen zwischen Weimar und Gotha frei. Am 4. Februar 1817 ernannte Carl August den Geheimen Referendar im Staatsministerium, Carl Friedrich Christian Anton Conta, zum Kommissar für die weimarischen Seite, 29 Vgl. Voten der Staatsminister Carl Wilhelm Freiherr von Fritsch und Christian Gottlob von Voigt v. 27.2.1816, in: ThHSTAW, A 5601, Bl. 103r–104r, 110r–110v. 30 Vgl. Gerber: Korporation, S. 90ff. 31 Vgl. Handschreiben des Herzogs August von Sachsen-Gotha-Altenburg v. 25.3.1816, in: ThHStAW, A 5601, Bl. 157r–158v.
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und am 10. Februar ließ Herzog August Emil Leopold von Sachsen-Gotha-Altenburg mitteilen, dass sein in diplomatischen Diensten hoch verdienter geheimer Assistenzrat Carl Ernst Adolf von Hoff die Verhandlungen führen werde.32 Noch bevor die beiden Kommissare ihre Verhandlungen aufnahmen, beriet der neue weimarische Landtag über die Anträge zur Übernahme der akademischen Schulden und zur künftigen Finanzierung der Jenaer Universität. In seiner von dem Abgeordneten der Universität, dem Juristen Christian Wilhelm Schweitzer, entworfenen Erklärungsschrift vom 22. Februar 181733 band er die Schuldenübernahme sowie die Bewilligung der zur Aufstockung des Universitätsetats erforderlichen Steuermittel an die Forderung, ihm „umfassende Pläne“ zu einer zeitgemäßen Modernisierung der Universitätsverhältnisse vorzulegen. Insbesondere hielten die Abgeordneten eine feste Bestimmung der Nominalprofessuren, die Etatisierung der Gehälter, die „Zurückziehung der angestellten Lehrer von allen nicht rein akademischen Geschäften“ sowie die Ausarbeitung neuer Disziplinargesetze für die Studierenden für erforderlich und betonten, dass „man nicht eine bloße Ausbesserung, sondern Herstellung eines neuen Gebäudes auf dem alten tüchtigen Grunde“ verlange. Die liberalen Reformer im Staatsministerium und ihre Partner im Senat der Universität waren von Anfang an bestrebt, der Universitätsreform ein konstitutionelles Gepräge zu verleihen. Eher missmutig kommentierte hingegen der alte Minister Christian Gottlob von Voigt in einem Brief an Goethe diesen neuen, konstitutionellen Stil der Reformpolitik: „Da das Ganze der landständischen Weisheit vorgelegt werden soll, so will ich die meinige sparen, da sie ohnehin, wie bisher, unbeachtet bleiben dürfte, – unsere revolutionären Freunde wollen von keiner Beschränkung etwas hören; selbst unser Herr Gesandter in Frankfurt nicht, auch nicht unsere Koryphäen.“34 Das Genehmigungsdekret vom 25. Februar 181735 erhob die Landtagserklärung zu einer Direktive, in der die Eckpunkte für die nun in Angriff zu nehmende Universitätsreform festgelegt waren. Ganz im Sinne des konstitutionellen Staatsverständnisses war durch eine gemeinschaftliche Willenserklärung von Volksvertretung und Regent ein verbindlicher Auftrag an die Staatsbehörden erteilt worden, der die vorgesehenen Eingriffe in den Privilegienbestand der Universität legitimierte. Noch am Tag dieses Landtagsbeschlusses, am 22. Februar 1817, begannen die beiden Kommissare ihre Verhandlungen36, welche sie Ende März in Weimar fortsetzten. Bereits zu diesem Zeitpunkt brachte Hoff von seinem Ministerium die Vollmacht mit, die Anteile der beiden Nebenlinien zu übernehmen und den Beitrag um 4000 Taler aufzustocken.37 32
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Vgl. Dekret an Carl Friedrich Christian Anton Conta v. 4.2.1817, und Instruktion über die Verhandlungsführung und die künftige akademische Vermögensverwaltung, in: ThHStAW, A 5602, Bl. 1r–5v sowie Geheimes Ministerium von Sachsen-Gotha-Altenburg an das Staatsministerium von Sachsen-Weimar und Eisenach v. 19.2.1817, in: ThHStAG, Geheimes Kabinett, M sub Mond, Nr. 1 b, Bl. 1r. ThHStAW, B 150b, Bl. 273r–283r, Ausf.; Druck: Landtagsverhandlungen 1817, S. 28–32. Christian Gottlob von Voigt an Johann Wolfgang von Goethe, 9. Dezember 1816, in: GV, 4, S. 264. Vgl. Dekret an den Landtag (Konzept) v. 25.2.1817, in: ThHStAW, B 150 b, Bl. 294r–296v, Ausfertigung in: ThHSTAW, Landtag von Sachsen-Weimar und Eisenach, Nr. 69, Bl. 185r–186v. Vgl. Müller: Regieren (2006), S. 633ff. ThHStAW, A 5602, Bl. 22r–24v.
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Am 10. April 1817 paraphierten sie einen Staatsvertrag über die Neuregelung der Nutritorenverfassung der Jenaer Universität.38 Darin wurde festgelegt, dass SachsenGotha-Altenburg nach dem Verzicht von Meiningen und Coburg auf die aktive Mitwirkung an der Universitätskuratel deren Beiträge übernehmen sollte, so dass die Universitätsfinanzierung nur noch durch Weimar und Gotha allein erfolgte. Herzog August von Sachsen-Gotha-Altenburg erlangte hier neben dem Großherzog Carl August eine besondere Bedeutung als Förderer der Universität, was im Nekrolog des Mitkommisars von Hoff auf den bereits 1822 verstorbenen Fürsten ausdrücklich gewürdigt wurde.39 Das bisher geltende Prinzip der Konformität der vier ernestinischen Erhalterhöfe in Hoheitsentscheidungen sollte von nun an nur noch für Gotha und Weimar gelten und die Universität auch nur noch diesen beiden Höfen berichtspflichtig sein. Um die früher so häufige Blockade notwendiger Entscheidungen infolge mangelnder Konformität zu vermeiden, gestanden die beiden Höfe einander in Fällen, wo keine konformen Positionen erreichbar sein sollten, ein jeweils abwechselnd von einem der beiden Höfe allein auszuübendes Recht zu, eine Entscheidung zu treffen, die auch der dissentierende Hof zu respektieren haben sollte. Bekräftigt wurde das traditionelle Denominationsrecht des akademischen Senats für Stellenbesetzungen. Weitere Punkte waren die von den beiden Höfen zu leistenden Finanzbeiträge, die Einrichtung eines neuen Etats für den akademischen Fiskus und die Gründung einer ständigen Immediatbehörde für die akademische Vermögensverwaltung. Als der Staatsvertrag vom 10. April der Universität Anfang Mai notifiziert wurde,40 war die Reform bereits in vollem Gange. Schon ein weimarisches Reskript vom 6. März 1817 hatte den Senat unter Zufertigung der Erklärungsschrift des Landtags vom 22. Februar zur Einsetzung einer Kommission angewiesen, die Vorschläge zu neuen akademischen Statuten ausarbeiten sollte. Vom 10. bis 12. April 1817 führten die beiden Kommissare Conta und Hoff im Auftrage ihrer Höfe eine Visitation der Universität durch, bei der die einzuleitenden Reformmaßnahmen − insbesondere die Einführung eines Universitätsamtmanns, der anstelle des bisherigen Concilium arctius für die akademischen Disziplinarangelegenheiten zuständig sein sollte, die Neubestimmung des Untersuchungsverfahrens und die neuen Disziplinargesetze für die Studenten − mit der Senatskommission beraten wurden.41 Am 11. Mai 1817 gestand Voigt in einem Brief an Goethe resignierend ein, dass er seinen „Einfluss auf die Akademica verloren habe“.42 Den Hintergrund dieser Äußerung bildete die im Zuge der Ratifikation des Staatsvertrages vom 10. April getroffene Entscheidung der beiden Höfe, das bisherige Kommissorium von Conta und Hoff in eine „perpetuirliche Immediatkommission“ für die Angelegenheiten der Jenaer Universität umzuwandeln.43 38 Vgl. Dok. Nr. 2. 39 Vgl. Intelligenzblatt der JALZ Nr. 23 / 24 v. Mai 1822, S. 177–186. 40 Vgl. die Reskripte des Großherzogs Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach v. 6.5.1817 und des Herzogs August von Sachsen-Gotha-Altenburg v. 28.4.1817 an die Universität Jena, in: UAJ, BA 1495, Bl. 1r–3v und 17v–20r. 41 Vgl. Protokolle der Visitationskonferenzen v. 10., 11., 12.4.1817, in: ThHStAW, A 5602, Bl. 117r–126v sowie ThStAG, Staatsministerium Dep. I, Loc. 6 a I, Nr 0, Bl. 13r–29v. 42 Vgl. Christian Gottlob von Voigt an Johann Wolfgang von Goethe v. 11.5.1817, in: GV 4, S. 295. 43 Vgl. Kommissorialdekrete des Großherzogs Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach v. 6.5.1817, und des Herzogs August von Sachsen-Gotha-Altenburg v. 16.5.1817, in: ThHStAW, A
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Die Initiative dazu war von Großherzog Carl August ausgegangen, der in einem Promemoria, das er Conta am 15. April 1817 in die Feder diktiert hatte, Organisation und Aufgaben einer solchen Immediatkommission umrissen hatte.44 Die Universität sollte einer ständigen staatlichen Aufsicht der Kommission unterworfen werden. Diese war mit halbjährlichen Konferenzen der beiden Kommissare mit den Beauftragten des Universitätssenats zu verbinden, um gemeinsam über Berufungsangelegenheiten und andere akademische Angelegenheiten zu beraten. Auf dieser Grundlage sollte die Kommission Vorschläge und Entscheidungsvorlagen für die Ministerien in Weimar und Gotha erarbeiten und so das bisherige umständliche Kommunikationsverfahren zwischen den Höfen, das bislang bei jeder einzelnen Entscheidung in Universitätsangelegenheiten hatte in Gang gesetzt werden müssen, ersetzen. Nur in Fällen, wo Gefahr im Verzug liege, solle, so meinte Carl August, noch auf die bisherige Form der direkten Kommunikation zwischen den Höfen zurückgegriffen werden. Zwar würde die Universitätskuratel de jure weiterhin bei den Ministerien liegen, doch bildete die von Carl August vorgeschlagene Immediatkommission de facto bereits eine Kuratelbehörde, die nicht nur die bisherige Immediatstellung der Universität zu den Höfen aufhob, sondern auch die unmittelbare Berührung der Minister mit dem akademischen Senat und einzelnen Professoren ausschloss. Die traditionelle Universitätspolitik patriarchalischen Zuschnitts, für die das erwähnte, 1803 im Zusammenhang mit der Gründung der „Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung“ von Goethe und Voigt etablierte und nach 1813 an der Universität zunehmend in Misskredit geratene System der vertraulichen Kooperation mit einzelnen Senatoren wie dem Professor Eichstädt besonders charakteristisch war, verlor damit ihre Grundlage. Stattdessen entwickelte sich zwischen dem Senat und der Immediatkommission eine Praxis der quasikonstitutionellen Interaktion, die an die frühere korporative Autonomie der Universität anknüpfte, indem sie die Kompetenz der Hochschullehrer in die politische Willensbildung der staatlichen Universitätskuratel einband. „Alles“, so beklagte sich Voigt bei seinem Kollegen Goethe, „arbeitet auf eine Bureaucratie − die ich nicht verlange und darum für einen Störer des berühmten Zeitgeistes angesehen werde.“45 Die erste große Aufgabe der Immediatkommission war die Umsetzung des umfangreichen Maßnahmekatalogs zur Universitätsreform, den die Kommissare bereits bei ihrer Visitation Mitte April 1817 gemeinsam mit der Senatskommission entworfen hatten. Dieser Reformkatalog umfasste vier Schwerpunkte. Der erste Schwerpunkt, die Sanierung des akademischen Fiskus und die Neufundierung der Universitätsfinanzen auf der Basis eines zumindest hinsichtlich des weimarischen Anteils parlamentarisch-konstitutionellen Landeshaushalts, war im Wesentlichen bereits mit dem Staatsvertrag vom 10. April 1817 verwirklicht worden. Die in diesem Vertrag vereinbarte Immediatkommission zur Verwaltung der akademischen Finanz- und Vermögensangelegenheiten trat sofort in Tätigkeit, da der diese Gegenstände seit 1811 provisorisch verwaltende Beamte, der Geheime Kammerrat Carl Wilhelm Constantin Stichling, wiederum damit beauftragt wurde und seine Arbeit ohne Unterbrechung weiterführen konnte. Zu entwerfen war nur noch der im Staatsvertrag beschlossene 5603, Bl. 8r–8v, und ThStAG, Geheime Kanzlei, M sub Mond, Nr. 1 a, Bl. 5r–5v. 44 ThStAG, Geheime Kanzlei, M sub Mond, Nr. 1b; Bl. 110r–111v, Abschr. 45 Christian Gottlob von Voigt an Johann Wolfgang von Goethe v. 22.4.1817, in: GV 4, S. 287.
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neue Einnahme- und Ausgabeetat der Universität. Den zweiten Schwerpunkt bildete die Reform der Universitätsverfassung. Um die Universität aus einer privilegienbasierten altständischen Korporation in eine Staatsanstalt umzuformen, bedurfte es neuer Universitätsstatuten. Außerdem waren die Jurisdiktionsverhältnisse neu zu definieren, da es eine Bedingung der Finanzsanierung gewesen war, die bisherigen Jurisdiktionsprivilegien der Universität gänzlich aufzugeben. Einen dritten Schwerpunkt machte die Modernisierung der Wissenschaftsinfrastruktur durch die Reorganisation bestehender und die Gründung neuer akademischer Institute aus. Der vierte Schwerpunkt betraf schließlich den gesamten Komplex der Verhältnisse der Studierenden. Die Reform der Universitätsstatuten wurde bereits von der am 6. März 1817 angeordneten akademischen Senatskommission in Angriff genommen. Diese bestand aus dem Prorektor Johann Traugott Leberecht Danz und den Professoren Johann Philipp Gabler, Andreas Joseph Schnaubert, Christian Wilhelm Schweitzer, Johann Christian Stark d.J., Heinrich Carl Abraham Eichstädt und Jacob Friedrich Fries. Sie hatte in einem Rundschreiben an die deutschen Universitäten um Mitteilung von Statuten und Gesetzen ersucht, um diese „zur möglichsten Gleichstellung der höhern teutschen Bildungsanstalten sowohl in Hinsicht [auf] ihre Verfassung, als auch ihre Disciplinar Gesetzgebung benutzen zu können“.46 Die wichtigsten Vorbilder stellten die Verfassung der Heidelberger Universität und die Statuten der 1810 gegründeten Berliner Universität dar, die am 27. April 1817 verkündet wurden.47 Diese Universitäten waren bewusst als „Gelehrtenrepubliken“ organisiert worden, die das traditionelle Modell der vier Fakultäten übernahmen und in Bezug auf die Gestaltung von Lehre und Wissenschaft autonom handelten. Allerdings waren sie − ebenso wie im 17. und 18. Jahrhundert Halle und Göttingen − gleichsam traditionslos, da sie von Anfang an den Charakter von Staatseinrichtungen besaßen. Erst mit der Reform der Universität Jena wurde der Versuch unternommen, eine alte, in der akademischen Korporationstradition des Alten Reichs verwurzelte Hochschule zu modernisieren, oder genauer gesagt, sie zu veranlassen, sich aus einer ständischen Korporation in eine staatliche Anstalt umzubilden. Die neuen Universitätsstatuten und akademischen Gesetze sollten nicht einfach nur von oben dekretiert, sondern möglichst von den Akademikern selbst entworfen und mit den Vertretern des Staates ausgehandelt werden. Dies war die Intention, mit der die Immediatkommission und die Senatsbeauftragten ihre erste gemeinsame Halbjahreskonferenz im September 1817 begannen. Abzuarbeiten war eine lange Tagesordnung, darunter der neue Universitätsetat, 46 Vgl. UAJ, A 24, Bl. 26r–26v. 47 Vgl. Wilhelm Doerr (Bearb.): Semper apertus. 600 Jahre Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg 1386–1986. Festschrift, 6 Bde. Heidelberg u.a. 1986; Rudolf Köpke: Die Gründung der Königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, Berlin 1860; Max Lenz: Geschichte der Königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, Bd. 1, 2 / 1 und 4, Halle an der Saale 1910, Helmut Klein (Hg.): Humboldt-Universität zu Berlin, 2 Bde., Berlin 1985; Ernst Müller (Hg.): Gelegentliche Gedanken über Universitäten von Engel, Erhard, Wolf, Fichte, Schleiermacher, Savigny, v. Humboldt, Hegel, Leipzig 1990; Akira Takamori: Die erste Berliner Universitätsverfassung und ihr Einfluß auf das japanische Hochschulwesen. Quellenedition des „Vorläufigen Reglements für die Universität Berlin“ von 1810, in: Jahrbuch für Universitätsgeschichte, 2 (1999), S. 137–150; Theodore Ziolkowski: Berlin. Aufstieg einer Kulturmetropole um 1810, Stuttgart 2002.
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der von der Senatskommission vorgelegte Statutenentwurf, die Neufestlegung der Nominalprofessuren, die Disziplinargesetze, die Reorganisation oder Neugründung von Universitätsanstalten sowie die Instruktion für den Universitätsamtmann, der künftig die disziplinarrechtlichen Kompetenzen von Prorektor, Consilium arctius und Senat übernehmen sollte.48 Am 6. Oktober 1817 begann der Senat mit der öffentlichen Verlesung des Statutenentwurfes.49 Die Hoffnung der Kommissare Conta und Hoff, das von der Konferenz beschlossene Gesamtpaket der akademischen Statuten- und Gesetzesentwürfe mit dem dreihundertjährigen Reformationsjubiläum am 31. Oktober 1817 in Kraft setzen zu können, erwies sich jedoch als Fehlkalkulation. Die Professorenschaft zeigte sich in ihrer Stellung zu den Reformen zutiefst gespalten, und aus den Fakultäten erhob sich eine Welle von Einwänden und Protesten.50 Während die Juristen sich vor allem gegen den − auch von der Immediatkommission missbilligten51 − Anspruch der Regierung zu Weimar wehrten, die Jurisdiktionsprivilegien der Universität gänzlich zu beseitigen und alle akademischen Bürger ihrer Obergerichtsbarkeit unterwerfen, richteten sich die Proteste der philosophischen Fakultät grundsätzlich gegen die Statutenreform. Auseinanderdividiert wurde die Jenaer Professorenschaft vor allem durch die Stellung zu der beabsichtigten Abschaffung der Disputation pro loco, der traditionellen Observanz, dass sich von den Erhaltern berufene Professoren zusätzlich noch durch eine lateinische Programmschrift und Disputation vor der Fakultät habilitieren mussten, um Teilhaber der Fakultätsrechte werden zu können.52 Den Befürwortern der Disputation pro loco ging es mit ihrem Widerstand nicht nur darum, die traditionelle Selbstkooptationspraxis der Fakultäten zu bewahren, sondern die bedroht erscheinende Fakultätsautonomie überhaupt zu verteidigen. Die Fakultäten, so argumentierten sie, stünden von jeher direkt unter den Höfen, und der Senat habe kein Recht, sie zur Änderung ihrer Statuten zu zwingen. Ebenso wenig könne ein Gesamtstatut für die Universität ohne Zustimmung der Fakultäten verabschiedet werden. Kritik an der Aufhebung der Disputation pro loco gab es auch aus den Reihen der theologischen Fakultät. Die Beseitigung der Disputation pro loco erwies sich damit als Schlüssel zum Erfolg der Universitätsreform insgesamt, bildete sie 48
Vgl. Instruktion für den weimarischen Immediatkommissar Carl Friedrich Christian Anton Conta v. 23.9.1817, in: ThHStAW, A 5603, Bl. 33r–34v; Protokolle der ersten Halbjahreskonferenz v. 26.9 bis 1.10.1817, in: ebd., Bl. 45r–59v; Hauptbericht der Immediatkommission v. 2.10.1817, mit Beilagen, in: eb., Bl. 60r–117v, sowie in: ThStAG, Geheime Kanzlei, M sub Mond, Nr. 1 a, Bl. 131r–199v (Beilage A–X). 49 Vgl. Protokoll der Senatssitzung v. 6.10.1817, in: UAJ, A 24, Bl. 24. 50 Vgl. Promemoria des Professors Johann Christian Hasse (o.D.) sowie v. 28.10. u. 2.11.1817, in: ThHStAW, B 5603, Bl. 132r–141v, 143r–143v, 144r–149v; Promemoria der philosophischen Fakultät v. 11.10.1817, der Juristenfakultät v. 15.10.1817, Voten des Prorektors Johann Christian Stark d. J. und der Professoren Johann Traugott Leberecht Danz, Christian Wilhelm Schweitzer, Jacob Friedrich Fries, Johann Gottfried Kosegarten und Ferdinand Gotthelf Hand v. 16.10.1817, in: UAJ, A 354, Bl. 30v ff. 51 „Die Neckereyen der Regierung sind unerträglich und, unter uns gesagt, der Canzler von Müller, von persönlichem Haß geleitet, bietet alles auf, um den Grosherzog in dieser Sache irre zu leiten.“ Carl Friedrich Christian August Conta an Karl Ernst Adolf von Hoff v. 20.11.1818, in: ThStAG, Geheime Kanzlei, M sub Mond, Nr. 1 c, Bl. 325r–326v. 52 Vgl. UAJ A 2236, Bl. 32v–r, 33v–40r.
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doch nicht nur ein Hindernis für die Erhalter, ihre berufungspolitischen Intentionen durchzusetzen, sondern auch für die Reform der Fakultätsstruktur und deren Anpassung an die voranschreitende Disziplinbildung in den Wissenschaften. Am 20. Oktober 1817 wurde die Lesung des Statutenentwurfs abgeschlossen, und erging, versehen mit sämtlichen Wünschen und Abänderungsanträgen des Senats und der Fakultäten, an die Ministerien.53 Von den vielen Projekten, die auf der ersten Halbjahreskonferenz im September 1817 von der Immediatkommission auf den Weg gebracht worden waren, konnten lediglich der neue Universitätsetat, die Liste der künftigen Nominalprofessuren, die Gesetze für die Studierenden und einige Nebenanträge genehmigt werden. Die Instruktion für den Universitätsamtmann54 wurde noch rasch in Kraft gesetzt, um die Handhabung der neuen Gesetze für die Studierenden zu ermöglichen. Die Beschlussfassung über die Statuten hingegen musste ausgesetzt und der Entwurf mit der Auflage an die Senatskommission zurückverwiesen werden, ihn nochmals zu überarbeiten und das Hauptstatut mit den Fakultätsstatuten in Übereinstimmung zu bringen. Die Ursache für das Scheitern des ersten Anlaufs der Statutenreform lag vor allem darin, dass man sich an den Verfassungsmodellen anderer Universitäten, insbesondere Berlins, orientiert hatte, wo die Fakultäten niemals eine Immediatstellung besessen hatten und von vornherein nur als nachgeordnete behördliche Gliederungen der Universität definiert worden waren. In Jena hingegen waren die Fakultäten von jeher die Träger der Universitätsprivilegien gewesen. Senat und Prorektor besaßen ihnen gegenüber kein Weisungsrecht, sondern nur eine Aufsichts- und Vermittlungsfunktion. Die Universitätsleitung hatte lediglich die Führung der gemeinsamen Geschäfte und den Verkehr mit den Erhaltern zu besorgen, und auch bei Beratungen und Beschlüssen des Senats wurde stets darauf geachtet, dass die Autonomie der Fakultäten gewahrt blieb. Solange sich die Fakultäten weigerten, sich einer Modernisierung ihrer Statuten zu öffnen, musste die Reform der Universität ein Torso bleiben. So konnte die ambitionierte Zielstellung, neben den studentischen Disziplinargesetzen auch das Haupt- und die Fakultätsstatuten zum Reformationsjubiläum in der Universitätskirche zu publizieren, nicht erfüllt werden. Als Ehrengäste nahm die aus Weimar angereiste Witwe Schillers, begleitet von ihrem in Jena „privatisierenden“ Sohn Ernst an der solennen Veranstaltung am 31. Oktober 1817 teil. Am 3. November berichtete sie an ihren ältesten Sohn Carl: „Wir haben die Jubelfeier der Reformation in Jena gefeiert. Zweihundert Studenten und Professoren, außer Oken, der katholisch ist, haben das Abendmahl genommen. Der Prorektor und die Dekane erschienen in großen Sammtmänteln, nach ihren Farben. Es war ein großes Fest, daß sogar der alte Knebel in der Kirche war.“55 53
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Vgl. des Senatsprotokoll v. 20.10.1817, berichtet der Universität Jena (Konzept) v. 20.10.1817, in UAJ, A 25, Bl. 24r–25v sowie Hauptstatut der Universität Jena, Entwurfsfassung mit Randbemerkungen und Abänderungen, in: ebd., Bl. 1r–23v. Die an die Höfe abgesandte Reinschrift des Statutenentwurfs befindet sich in: ThStAG, Geheimes Archiv, M sub Mond (14), Nr. 118 a, Bl. 64r–93v. UAJ, A 2336, Bl. 33r–40v, Ausf., Unterschrift des Herzogs August von Sachsen-Gotha und Altenburg; gleichlautende Ausf. des Großherzogs von Sachsen-Weimar und Eisenach, Bl. 43r–49v. Zit. in.: Schillers Sohn Ernst. Ein Psychogramm in Briefen, hrsg. v. Hilde Lermann, Frankfurt a.M. / Leipzig 2002, S. 88.
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Erst im Frühjahr 1818 wurde die Statutenreform wieder aufgenommen. Im Mai 1818 legte die Universität neue Entwürfe des Hauptstatuts und der Fakultätsstatuten vor. Die beiden Immediatkommissare beurteilten das Ergebnis der akademischen Bemühungen indes äußerst kritisch. Das Statut der philosophischen Fakultät stehe, so fasste der gothaische Immediatkommissar von Hoff sein Urteil in einem Bericht vom 11. Juli 181856 zusammen, nicht mit den Statuten der anderen Fakultäten im Einklang. Es sei eigentlich nur eine „Sporteltaxe für die Fakultät“ und enthalte nicht einmal die Verpflichtung für die Professoren, in ihrem Fach Kollegien zu lesen. Überdies ignoriere es die 1817 bereits eingeführten Neuerungen wie zum Beispiel die achte Fakultätsstelle. Auf Empfehlung der Immediatkommission ergingen Mitte Juli 1818 Reskripte an die Universität mit der Anweisung, diese Mängel abzustellen. Es oblag der turnusmäßigen Halbjahreskonferenz von Immediatkommission und Senatsbeauftragten vom August 1818, die Statutenfrage endlich zu klären, eine Aufgabe, die sich um so schwieriger darstellte, als die philosophische Fakultät seit ihren Protesten vom Herbst 1817 jede Mitarbeit an der Reform boykottierte. Trotz mehrfacher Mahnungen der Erhalter hatte sie keine Neubearbeitung ihres Statuts vorgenommen. In dieser Situation entschlossen sich die Immediatkommissare und die Mehrheit der Senatsdeputierten, den Gordischen Knoten mit einem radikalen Schlag zu durchtrennen. Der erste Schritt dazu war die Festlegung im § 19 des Hauptstatuts, dass künftig jeder Professor, der Fakultätsmitglied werden sollte, schon vor seiner Berufung eine lateinische Rede zu halten habe. Unter dieser Voraussetzung konnte man die Disputation pro loco aus den Fakultätsstatuten streichen, ohne sich dem Vorwurf auszusetzen, das Prinzip der Latinität bei der Habilitation aufzugeben.57 Die ebenfalls noch strittigen Fragen der akademischen Gerichtsbarkeit und des Gerichtsstandes der Professoren wurden mit dem Verweis auf ein noch besonders zu erlassendes Jurisdiktionsregulativ, auf das im Hauptstatut lediglich verwiesen werden sollte, aus der Statutendebatte ausgeklammert. Ähnlich verfuhr man mit dem gleichfalls umstrittenen Paragrafen über die Zuständigkeit der akademischen Syndikatsgerichte. Bei der Redaktion der Fakultätsstatuten58 ging es vor allem um die Synchronisierung mit dem Hauptstatut. Die Grundsatzdebatte über die Abschaffung der Disputation pro loco wurde bei der Beratung der theologischen Fakultätsstatuten geführt. Darüber, dass die Pro-loco-Disputation unbedingt fallen müsse, hatten sich die beiden Immediatkommissare bereits im Herbst 1817 verständigt59. Im Ergebnis der Diskussion fand sich die theologische Fakultät damit ab, dass sie künftig nicht mehr obligatorisch stattfinden sollte. Die juristische und die medizinische Fakultät ließen sie ohnehin ganz fallen. In der Debatte über das Statut der philosophischen Fakultät beschloss die Konferenz angesichts des Umstandes, dass die Fakultät keinen verhandlungsfähigen Entwurf geliefert hatte, von dem noch geltenden alten Statut auszugehen und es rigoros umzuarbeiten. Ganze Kapitel und 56
Vgl. ThStAG, Geheimes Archiv, M sub Mond (14), Nr. 118 a, Bl. 248r–250v, mit Beilage: Die Statuten der Universität im Ganzen und die er einzelnen Fakultäten, in: ebd., Bl. 280r–290v. 57 Vgl. Bericht der Immediatkommission, die Statuten der Universität Jena und der Fakultäten betreffend, 25. August 1818, in: ThHSTAW, A 5604, Bl. 13r–42v. 58 Vgl. Müller: Regieren (2006), S. 673ff. 59 ThStAG, Geheime Kanzlei, M sub Mond, Nr. 1a, Bl. 233r–235v (Conta an Hoff v. 27. Oktober 1817); ebd., Bl. 245r–248v, Conta an Hoff v. 9.11.1817) .
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Paragrafen fielen weg oder wurden durch neue ersetzt. Erstmals enthielt das Statut eine Definition des Zwecks der philosophischen Fakultät, und es setzte die Anzahl der Nominalprofessoren statt bisher sieben auf acht fest. Die Disputation pro loco wurde gänzlich abgeschafft. Außerdem wurde die Kirchengeschichte zum Lehrgebiet der philosophischen Fakultät erklärt, sollte aber einer Mitaufsicht der theologischen Fakultät unterliegen. Mit nur wenigen Abänderungen verabschiedete die Konferenz das Hauptstatut60 und die ergänzenden Statuten für den Prorektor, den Senat und das Concilium arctius. Die Halbjahreskonferenz vollzog mit der Lösung der Statutenfrage den entscheidenden Durchbruch bei der Universitätsreform. Niemand ahnte indes zu dieser Zeit, dass bis zur endgültigen Verabschiedung der neuen Statuten, die bis auf wenige Detailfragen publikationsreif vorlagen, noch mehrere Jahre vergehen sollten. Die Ursache der Verzögerung lag in den dramatischen politischen Vorgängen des Jahres 1819 − musste doch nach dem Attentat des Jenaer Burschenschaftsstudenten Carl Ludwig Sand auf den russischen Staatsrat und Theaterdichter August von Kotzebue am 23. März 1819 zeitweilig sogar mit einer Schließung der Jenaer Universität durch den Deutschen Bund gerechnet werden.61 Die aufgrund der Karlsbader Konferenz vom Sommer 1819 gefassten Bundesbeschlüsse vom 20. September 1819 veränderten die politischen Rahmenbedingungen der Universitätsreform grundlegend. Die Bestimmung, dass für alle deutschen Universitäten ein Regierungsbevollmächtigter ernannt werden müsse, machte die im Statutenentwurf von 1818 festgeschriebene Organisation der Universitätskuratel im Gestalt einer zu halbjährlichen Konferenzen mit einer akademischen Senatsdeputation zusammentretenden Immediatkommission obsolet. Zwar wurden Conta und Hoff von ihren Aufgaben als Immediatkommissare vorläufig noch nicht entbunden, konnten aber ihre Halbjahreskonferenzen nicht mehr durchführen. Nachdem die im August 1818 beschlossenen Statutenentwürfe im November 1818 vor dem inzwischen zum Geheimen Staatsrat ernannten Christian Wilhelm Schweitzer nochmals revidiert worden waren, hatten sie fast zwei Jahre lang verabschiedungsreif beim Staatsministerium gelegen. „Was seit vier Wochen über uns gekommen ist, hat die Arbeit unterbrochen;“ hatte Schweitzer schon im April 1819 an Hoff geschrieben, „wer könnte auch jetzt mit Lust an diese Arbeit gehen, da man nicht weiß, ob das Gebäude so stehen bleiben kann wie es dermalen angelegt ist.“62 Der mit Wirkung vom 1. Januar 1820 zum außerordentlichen Regierungsbevollmächtigten ernannte Weimarer Landesdirektionspräsident Philipp Wilhelm von Motz, dem von jetzt an die Universitätskuratel oblag, musste nun in die Reform der Statuten einbezogen werden. Bevor die Statutenentwürfe an Motz übergeben wurden, traten Schweitzer, Conta und Hoff am 31. Januar 1820 mit ihm zu einer Beratung zusammen, in der beschlossen wurde, keinerlei Bestimmungen über die Immediatkommission, die Kommission für die akademische Finanzverwaltung und die Funktion des außerordentlichen Regierungsbevollmächtigten in die Statuten aufzunehmen.63 Schon wenige Wochen 60 Vgl. UAJ, A 25. 61 ThStAG, Geheime Kanzlei, M sub Mond, Nr. 1d, Bl. 88r–89v (Schweitzer an Hoff v. 25.4.1819). 62 Christian Wilhelm Schweitzer an Karl Ernst Adolf von Hoff v. 25.4.1819, in: ThStAG, Geheime Kanzlei, M sub Mond, Nr. 1 d, Bl. 88r–89v. 63 Vgl. Carl Friedrich Anton Conta an Karl Ernst Adolf von Hoff v. 9.3.1820, in: ThStAG, Geheime Kanzlei, M sub Mond, Nr. 1 e, bl. 20r–21r.
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später beschwerte sich Conta in einem Brief an seinen Mitkommissar Hoff darüber, dass Motz höchst eigenwillig mit den Entwürfen verfahre und „die Mäßigung und Schonung der bestehenden Verhältnisse, die wir stets beobachtet haben,“ nicht zu billigen scheine.64 Motz war naturgemäß bestrebt, sein Amt als außerordentlicher Regierungsbevollmächtigter in den Statuten zu verankern, da die Bundesbeschlüsse vom 20. September 1820 zunächst nur als Provisorium auf fünf Jahre befristet waren. In seinem Bericht vom 8. Juni 1820,65 in dem er seine Vorstellungen über die künftige Gestalt der Universitätsstatuten zusammenfasste, sprach er sich dezidiert für eine direktoriale Organisation der Universität aus. Die bisherige koordinierte Stellung der Fakultäten gegenüber dem Senat erscheine ihm „unnatürlich“: „Wenn nämlich die Theile des Ganzen nur des Ganzen wegen vorhanden sind, so müssen jene auch dieses bey allen ihren Handlungen und Unternehmungen berücksichtigen; es scheint daher eine Unterordnung der Theile unter das Ganze als der Natur der Sache angemessen, mithin nothwendig. Ein Widerspruch dagegen kann auf vernünftigen Gründen nicht beruhen, mithin glaube ich auf solchen nicht achten zu müssen.“66 Die Tendenz des außerordentlichen Regierungsbevollmächtigten zur Machtakkumulation wollte jedoch weder das Gothaer noch das Weimarer Ministerium akzeptieren. Man schaltete die Immediatkommissare Conta und Hoff wieder ein.67 Diese gaben die Statutenbearbeitung bis zur definitiven Endredaktion nicht mehr aus ihren Händen.68 Unter Einbeziehung Goethes, der daran interessiert war, die seiner Oberaufsicht unterstellten wissenschaftlichen Institute nicht dem außerordentlichen Regierungsbevollmächtigten unterstellen zu lassen, gelang es ihnen, die von Motz gewünschte Umarbeitung der Statuten in den entscheidenden Punkten abzuwehren.69 So bewahrten die neuen, am 1. Oktober 1821 in Kraft gesetzten Statuten70 den Kern des deutschen Universitätswesens, die Autonomie der Fakultäten in Lehre und Forschung. Das neue Jurisdiktionsregulativ, das einen „ergänzenden Teil“ des Hauptstatuts bildete und die Bestimmungen des Regulativs von 1814 an die seit 1817 veränderten Verhältnisse anglich, war bereits am 1. Juni 1821 verkündet worden.71 64 Carl Friedrich Anton Conta an Karl Ernst Adolf von Hoff v. 31.1.1820, in: ThStAG, Geheime Kanzlei, M sub Mond, Nr. 1 e, bl. 11r–11v. 65 ThStAG, Geheime Kanzlei, M sub Mond 14, Nr. 118a, Bl. 320r–334r (Bericht von Philipp Wilhelm von Motz an den Herzog August von Sachsen-Gotha-Altenburg). 66 Ebenda, Bl. 334v. 67 Vgl. Müller: Regieren (2006), S. 710. 68 ThHStAW, A 5606, Bl. 97r (Ausf., Reskript vom 9. Juni 1821 „ad mandatum Serenissimi speciale“, Unterschr. Schweitzer). 69 Vgl. ebd., S. 711ff.; „Ehe Se. Königliche Hoheit, der Grosherzog, Unser gnädigster Herrüber den von den Herren Immediat-Commissarien für die Akademischen Angelegenheiten unterm 17. d[ieses] M[onats] erstatteten gemeinschaftlichen Bericht, die neue Fassung der akademischen Statuten und einige andere akademische Angelegenheiten betreffend, nähern Vortrag anhören wollen, haben Höchst Dieselben befohlen, das Ganze vorher an den wirklichen Geheimen Rath und Staatsminister von Göthe abzugeben, um auch dessen Gutachten darüber noch zu den Acten zu bringen.“ Schreiben des Staatsministeriums zu Weimar an die Geheimen Räte zu Gotha v. 31.7.1820, in: ThStAG, Geheimes Archiv, M sub Mond, Nr. 118 a, Bl. 469. 70 Vgl. Dok. Nr. 8. 71 Vgl. Dok. Nr. 7.
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Der dritte Schwerpunkt der Universitätsreform, der Ausbau der Lehr- und Wissenschaftseinrichtungen sowie anderer akademischer Anstalten, beinhaltete ein Bündel von Einzelprojekten wie die Reorganisation der Universitätsbibliothek. Etatisierung der akademischen Turnanstalt, die Zeichenschule, die Errichtung eines philologischen Seminars sowie ein theologisches, homilitisches und ein katechetisches Seminar für die Ausbildung der Theologen, die akademische Speiseanstalt,72 den Witwenfiskus und die akademischen Konzerte. Bei der Aufstellung dieser Projektliste im April 1817 war auch die von Gotha gewünschte Angliederung der zu Goethes Oberaufsichtsbehörde gehörenden Wissenschaftseinrichtungen des Weimarer Hofes in Jena an die Universität ins Gespräch gebracht worden. Goethe und Voigt erfuhren davon nur zufällig. Goethe kostete es nicht geringe Mühe, den Großherzog von diesem Vorhaben abzubringen.73 Auch der erste Entwurf des Hauptstatuts, den die akademische Senatskommission zur ersten Halbjahreskonferenz der Immediatkommission im September 1817 vorlegte,74 vereinnahmte die oberaufsichtlichen Institute. Im § 49 wurden die Bibliothek, das Münzkabinett, die verschiedenen Museen, das Naturalienkabinett und beide botanische Gärten unter den „zu dem Zwecke der Universität gewidmeten Sammlungen“ rubriziert, und im § 50 neben den philologischen, theologischen, homiletischen und katechetischen Seminaren, dem Klinikum, der Entbindungsanstalt, dem anatomischen Theater und der Turnanstalt auch die Sternwarte als „besondere Anstalten in der Universität“ angeführt. Goethe, der den konstitutionellen Reformen Carl Augusts ebenso wie den politisch engagierten Professoren in Jena kritisch distanziert gegenüberstand, hatte es noch im Februar 1817 abgelehnt, das ihm von Carl August angebotene Amt als Kurator der Universität und damit Verantwortung für die Universitätsreform zu übernehmen.75 „Die bisherige Oberaufsicht werde mit Vergnügen fortsetzen, in ein näheres Verhältnis zur Akademie darf ich mich nicht wagen“,76 so hatte er damals, auf dem Höhepunkt seines Konflikts mit Oken,77 diese Weigerung gegenüber Carl August begründet. Angesichts der drohenden Erosion seiner oberaufsichtlichen Kompetenzen − im April 1817 hatte er sich bereits gezwungen gesehen, die Leitung des Weimarer Hoftheaters niederzulegen − musste er jedoch nach Wegen suchen, um sich in das Reformgeschehen einzubringen. Die Gelegenheit dazu ergab sich im Mai 1817, als Carl August bei einer persönlichen Besichtigung der Universitätsbibliothek gravierende Mängel in der Bibliotheksverwaltung feststellte, entrüstet deren Abstellung verlangte und die Amtsenthebung des Oberbibliothekars Eichstädt verfügte.78 Da Eichstädt sich zu seiner Rechtfertigung auf Goethe berief, der seine 72 73 74 75 76 77 78
UAJ, A 2380, unpag. (Reskript des Großherzogs von Sachsen-Weimar und Eisenach v. 6.9.1818), ebd. unpag. (Bekanntmachung der Immediatkommission v. 25.8.1818). Vgl. Müller: Regieren (2006), S. 637ff. Vgl. UAJ, A 25. Vgl. Müller: Regieren (2006), S. 631f. Johann Wolfgang von Goethe an Großherzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach v. 18.2.1817, in: WA IV, 27, S. 346. Vgl. Manfred Zittel: Lorenz Oken und Goethe − die Geschichte einer heillosen Beziehung, in: Olaf Breidbach / Hans-Joachim Fliedner / Klaus Ries (Hg.): Lorenz Oken (1779–1851). Ein politischer Naturphilosoph, Weimar 2001, S. 149–182. Vgl. ebd., S. 641ff.
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Bibliotheksverwaltung stets gebilligt und sanktioniert habe, schlug Carl August in einem Promemoria, das er Conta Mitte Mai 1817 in die Feder diktierte,79 vor, dass die Höfe von Gotha und Weimar Goethe gemeinsam ersuchen sollten, die Reorganisation der Universitätsbibliothek zu übernehmen. Offensichtlich war das zwischen Carl August und Goethe während mehrerer persönlicher Aussprachen, die im Mai 1817 stattfanden, vereinbart worden. Das offizielle Reskript, das die Oberaufsichtsbehörde mit der Reorganisation der Bibliothek beauftragte, erging jedoch erst am 7. Oktober 1817.80 Schon Ende Oktober 1817 reichte Goethe einen umfangreichen Bericht über die Museen und wissenschaftlichen Anstalten der Oberaufsicht ein, mit dessen Ausarbeitung er bereits im April begonnen hatte. Der Bericht,81 in dem er nachdrücklich für die organisatorische Separierung der wissenschaftlichen Institute von der Universität warb und dabei zugleich ausführlich darstellte, dass und wie die Bestände der Sammlungen der akademischen Lehre und Forschung zur Verfügung gestellt wurden, bewirkte, dass die Erhalter von dem Vorhaben, die oberaufsichtlichen Institute der Universität anzugliedern, Abstand nahmen. Indem sie die Universitätsbibliothek der Oberaufsicht unterstellten, übertrugen sie Goethe sogar noch die Kontrolle über die bedeutendste wissenschaftliche Infrastruktureinrichtung in Jena. Vor dem Hintergrund seiner ebenso gründlichen wie energischen Bemühungen82 um die Modernisierung der Universitätsbibliothek, die in den Räumen des durch die akademische Speiseanstalt ersetzten bisherigen Konviktoriums und anderen Gebäudetrakten des Collegium jenense untergebracht und mit der herzoglichen Bibliothek im Jenaer Schloss vereinigt wurde, erwarb sich Goethe das Vertrauen der beiden Immediatkommissare. Diese betrachteten Goethes Wirken angesichts der professoralen Obstruktion gegen die Statutenreform sogar bald als den erfreulichsten Teil der gesamten Universitätsreform und wussten „die erlangten bedeutenden Resultate eines zweckmäßigen kräftigen Beginnens und eines gewiß zum Ziele führenden zwar bedächtigen aber unaufhaltsamen Fortschreitens“ nicht genug zu würdigen. „Der Herr ThStAG, Geheime Kanzlei, M sub Mond, Nr. 1a, Bl. 11r–12v (Conta an Hoff v. 21.5.1817); ThStAG, Geheime Kanzlei, M sub Mond, Nr 1e, Bl. 80r–81v (Niederschrift der Vorschläge des Großherzogs v. 21.5.1817). 80 Vgl. Reskript an die Oberaufsicht über die unmittelbaren Anstalten für Wissenschaft und Kunst v. 7.10.1817, in: Joseph A. Bradish, Goethes Beamtenlaufbahn, New York 1937, S. 308–310. 81 Vgl. Dok. Nr. 4. 82 In den Annalen Hoffs heißt es dazu: „Eben so erfreulich die über die bessere Einrichtung der Bibliothek und der andren wissenschaftlichen Sammlungen. Hierbei hatten wir Goethe an der Seite und zur kräftigen Stütze. Er kam nach Jena und zeigte sich äußerst warm und tätig. […] Da ich immer eine besondere Vorliebe für das Bibliothekswesen gehabt habe; so übernahm ich, den Plan zur neuen Einrichtung der Universitätsbibliothek im Inneren und Äußeren zu bearbeiten […] Ich hatte die Freude, daß mein ganzer Plan […] den vollen Beifall Goethe’s erhielt; daß es mir gelang […] von der Gothaischen Landschaft, die fast noch nie etwas für die Bibliothek getan hatte – einen Betrag von 1800 Gulden blos zur Herstellung dieser Anstalt auszuwirken und daß, ehe zwei Jahre vergangen, mein ganzer Plan Stück für Stück, unter Goethe’s Direktion völlig ausgeführt war. Goethe hat in seinen Tagebüchern seine Freude darüber ausgedrückt – aber nicht erwähnt, von wem der Plan herrührte.– Nun! Eine kleine göttliche Schwachheit!“, zit. nach: Dreißig, Karin / Martens, Thomas (Hg.): Annalen meines Lebens. Die Tagebücher des Gothaer Geologen und Staatsbeamten Karl Ernst Adolf von Hoff (1771–1837), Weimar 2012, S.292–293.
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Staatsminister von Göthe hat die ganze neue Einrichtung mit dem ruhmvollsten Eifer und einer bewunderungwürdigen unermüdeten Thätigkeit selbst geleitet, und die unter ihm arbeitenden Personen zu steter Wirksamkeit dabey befeuert.“83 Noch heute ist der von Goethe in systematisch geordnete und durch einen noch immer benutzbaren Bandkatalog erschlossene Bücherbestand zu großen Teilen nach dem damals von ihm eingeführten System organisiert.84 In einem Bericht der Oberaufsicht vom 25. Mai 181885 formulierte Goethe eine Neufassung des Kapitels des Hauptstatuts, das über die wissenschaftlichen Anstalten handelte. Er untergliederte diese zunächst in diejenigen Sammlungen, die aufgrund älterer Stiftungen der Universität gewidmet worden waren und von denen die Universitätsbibliothek und das Münzkabinett „gegenwärtig“ der Oberaufsicht bis zum Abschluss ihrer Reorganisation unterstellt bleiben sollten. Lediglich der ältere botanische Garten auf dem Gelände des Collegium jenense sollte weiterhin der Universität direkt unterstehen. Der nachfolgende Paragraf listete wieder die besonderen Anstalten der Universität auf, ausgenommen jedoch die Veterinäranstalt und die Sternwarte, die zur Oberaufsicht gehörten. Anschließend fügte Goethe einen zusätzlichen Paragrafen ein, in dem es hieß: „§.51. Die unmittelbaren Anstalten, zu akademischen Zwecken gestiftet, werden nach bisheriger Anlage und Einrichtung verwaltet und genutzt und durch die angeordnete Ober Aufsicht nach unmittelbaren Befehlen auch künftig geleitet […]“86 Als hierzu gehörig zählte Goethe die Museen im Jenaer Schloss, das chemische Laboratorium, das 1794 gegründete Botanische Institut auf dem Gelände des Fürstengartens, die Veterinäranstalt und die Sternwarte. Außerdem hielt Goethe fest, dass auch sämtliche für die Institute zur Verfügung gestellten Gebäude und Grundstücke der Oberaufsicht untergeordnet bleiben sollten. In dem am 25. August 1818 von der Halbjahreskonferenz der Immediatkommission beschlossenen Entwurf des Hauptstatuts der Universität, das Goethe im September zur redaktionellen Überarbeitung vorgelegt wurde, wurde die bisherige Fassung des siebten Abschnitts über die wissenschaftlichen Einrichtungen der Universität durch die von Goethe entworfene Fassung ersetzt87 und blieb in dieser Form als sechster Abschnitt des am 1. Oktober 1821 in Kraft gesetzten Statuts erhalten. Damit wurde der strukturelle Dualismus von Universität und oberaufsichtlichen Einrichtungen gleichsam als Erbe Goethes bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts hinein festgeschrieben. Von den anderen Universitätseinrichtungen, die in dem Reformkatalog vom April 1817 enthalten gewesen waren, fiel lediglich die akademische Turnanstalt der politischen Reaktion zum Opfer. Sie tauchte in den am 1. Oktober 1821 eingeführten Statuten nicht mehr auf. 83 Carl Friedrich Anton Conta an Karl Ernst Adolf von Hoff v. 20.7.1818, in: ThStAG, Geheime Kanzlei, M sub Mond, Nr. 1 c, Bl. 126r–127v. 84 Vgl. Karl Bulling (Hg.): Geschichte der Universitätsbibliothek Jena 1549–1945, Weimar 1958, S. 430ff. 85 Vgl. Bericht der Oberaufsicht v. 25.5.1818, in: FA I / 27, S. 970–971, und Beilage, ebd., S. 971–974. 86 Ebenda, S. 974. 87 ThStAG, Geheimes Archiv, M sub Mond 14, Nr. 118a, Bl. 65r–94r (Abschr. der Fassung von 1817 mit Abänderungen und Bemerkungen von Hoffs).
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Der vierte Schwerpunkt des im Frühjahr 1817 beschlossenen Reformkatalogs, die Neuordnung der Verhältnisse der Studierenden, bildete den wohl politisch ambitioniertesten Teil der konstitutionellen Universitätsreform. Die Disziplinierung der Studenten war ein nie zu lösendes Dauerproblem der frühneuzeitlichen deutschen Universität gewesen. Der quasiständische Anspruch der Studierenden, nach einem jahrhundertelang tradierten Burschenkomment ihren eigenen Verhaltensregeln gemäß zu leben und die Sozialisation der an den Universitäten herangebildeten gesellschaftlichen Elite autonom zu steuern, war weder durch die reichsweit koordinierten Bemühungen der frühneuzeitlichen Fürstenstaaten, noch durch drakonische Strafen zu unterdrücken gewesen.88 An der Jenaer Universität hatten die miteinander rivalisierenden studentischen Landsmannschaften trotz offiziellen Verbots auch während der Rheinbundzeit Konjunktur. Die Rheinbundjahre waren gekennzeichnet von heftigen Konflikten zwischen den alten Landsmannschaften und den im Gefolge der territorialen Umgestaltung Deutschlands neu entstandenen Studentenkorporationen, die, wie zum Beispiel die Guestphalia, Studierende der napoleonischen Modellstaaten zusammenfassten und sich auch für Bestrebungen der studentischen Reform öffneten.89 Versuche, einen nicht schlagenden, friedlichen-freundschaftlichen Bund der Studierenden an ihre Stelle zu setzen, scheiterten im Sommer 1809 bereits in den ersten Ansätzen und wurden von den Landsmannschaften als „Sulphurea“ verachtet.90 Unter dem Einfluss von Persönlichkeiten des antinapoleonischen Widerstandes entwickelten sich die in der konspirativen Praxis erfahrenen Studentenverbindungen zu Trägern nationalpatriotischer Gesinnungen. In den Freiheitskriegen fand diese Stimmung an der Jenaer Universität in studentischen Freiwilligenverbänden und Turnvereinen91 einen teilweise extrem militanten Ausdruck. Als sich in der patriotischen Welle der Freiheitskriege am 12. Juni 1815 durch den Zusammenschluss mehrerer Landsmannschaften eine nationale Studentenverbindung bildete, die sich zum Ziel setzte, die landsmannschaftliche Zersplitterung der Studierenden zu überwinden und sie in einer vaterländischer Gesinnungen kultivierenden gesamtnationalen Organisation mit der Bezeichnung „Burschenschaft“ zusammenzuschließen, versuchte die Weimarer Führung, ähnlich wie 1814 bei den patriotischen Frauenvereinen, diesen Trend aufzufangen und in den Dienst ihrer Reformpolitik zu stellen.92 Die 1817 vorgenommenen Reformen des studentischen 88 Zu den Vorgängen in Jena vgl. Joachim Bauer: Universitätsgeschichte und Mythos. Erinnerung, Selbstvergewisserung und Selbstverständnis Jenaer Akademiker 1548–1858, Stuttgart 2012, S. 281–360. 89 Vgl. Constitution der Guestphalia v. 28.4.1808, in: EuJ. Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung (Sonderheft 1981), S. 125–137. 90 Vgl. zum Versuch der Errichtung einer „Übereinkunft der freien Studierenden“ an der Universität Jena 1809 Müller: Regieren (2006), S. 554ff. 91 Vgl. Willi Schröder: Burschenturner im Kampf um Einheit und Freiheit, Berlin 1967; Dieter Düding: Organisierter gesellschaftlicher Nationalismus in Deutschland 1808–1847. Bedeutung und Funktion der Turner- und Sängervereine für die deutsche Nationalbewegung, München 1984. 92 Vgl. Instruktionsreskript des Großherzogs Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach an den Bundestagsgesandten Franz Josias von Hendrich v. 26.1.1819, in: ThHStAW, Bundestagsgesandtschaft, Spezialakten, Nr. 10, n.p..
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Disziplinarwesens − die Einführung eines Universitätsamtmanns, der die bisherigen, loco parentis von Prorektor und Senat autonom ausgeübten Disziplinarbefugnisse übernehmen sollte, neue Gesetze für die Studierenden und die neue Einrichtung der Quästur − wurden auf diesen Zweck zugeschnitten. In ihrem §. 74 bestimmten die Gesetze für die Studierenden: „Alle Vereinigungen der Studenten welche zu Spaltungen unter sich selbst führen, die wahre akademische Freiheit und Gleichheit der Studierenden stören, dem Zweck ihres Hierseyns entgegentreten, oder sonst zu gesetzwidrigen Handlungen verleiten, sind verboten, sie mögen unter dem Namen von Orden, Landsmannschaften oder irgend einem andern vorkommen. Auch ist jede Gesellschaft unerlaubt welche es sich herausnimmt, einzelne ihrer Glieder gegen Vorgesetzte und öffentliche Behörden zu vertreten.“93 Die Teilnahme an verbotenen Verbindungen war mit strengen Strafen belegt. Schon die Anzeige eines bloßen Verdachts sollte die Universitätsverweisung zur Folge haben. Die Neuorganisation studentischen Disziplinarwesens griff Bestrebungen auf, die, wie die Einsetzung eines kompetenten Fachbeamten zur Verfolgung und Aburteilung von Disziplinarvergehen, teils schon seit Jahrzehnten vergebens angeregt oder einzuführen versucht worden waren.94 Auch die Zusammenfassung der Disziplinarbestimmungen in einem zusammenhängenden Gesetzeswerk war eine schon seit langem geforderte Maßnahme. Die juristisch spitzfindige Formulierung des § 74, dass Vereinigungen von Studenten, die zu Spaltungen führten und sich sonst gesetzwidrig aufführten, verboten sein sollten, ermöglichte es, die Burschenschaft zu tolerieren und zugleich konkurrierende landsmannschaftliche Verbindungen zu unterdrücken.95 Die Hoffnung, dass der nationalpatriotische Geist der Burschenschaft diese zu einer studentischen Kulturbewegung und zum Instrument studentischer Selbstdisziplinierung formen würde, schien sich zunächst zu erfüllen. Für einige Jahre gewann die Burschenschaft eine Monopolstellung unter den Studierenden der Jenaer Universität.96 Die freie Vereinsorganisation unter dem Wahlspruch „Freiheit, Ehre, Vaterland“, in der die Studenten ihre Angelegenheiten friedlich regelten und Konflikte vor Ehrengerichten austrugen, etablierte sich mit ihrem studentischen Brauchtum erfolgreich als Sozialisationsinstanz der Studierenden an der Jenaer Universität. Exzesse, Tumulte und Duelle schienen eine weitgehend überwundene Erscheinung zu sein. Diese Entwicklung ermutigte die weimarische Führung97 nicht nur, die Burschenschaft vorsichtig zu fördern, sondern weckte 93 Dok. Nr. 3. 94 Zu den diesbezüglichen Reformversuchen und Vorschlägen Goethes vgl. Müller: Regieren (2006), S. 318ff, 554ff.; ders., Goethe und die Jenaer Studenten, in: EuJ, Bd. 53. Jahrbuch 2008 des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung, S. 77–131. 95 Vgl. Dok. Nr. 5. 96 Vgl. Steiger: Urburschenschaft , 1991, S. 28ff. 97 Ein charakteristisches Beispiel dafür ist der Fall Schulz vom Juli 1818. Hier war der Vorstand der Burschenschaft als Bürge für die Supplik des am 11. Juli 1818 relegierten Studenten Schulz aufgetreten und hatte darum ersucht, dem Delinquenten die Fortsetzung des Studiums zu ermöglichen. In dem darauf ergangenen Reskript vom 24. Juli 1818 wird das neueVertrauenverhältnis zu den Studierenden betont und dem Ersuchen der Burschenschaft mit Verweis auf den § 74 entsprochen (vgl. UAJ, A 2253, Bl. 5r–17r). Der Jenaer Jurist Schweitzer, seit Juli 1818 Mitglied des Staatsministeriums, griff diesen Fall in seiner Denkschrift (vgl. Dok. Nr. 6) auf.
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bei ihr auch die Erwartung, das Jenaer Universitätsreformmodell mit seinen auch die Studentenschaft einbeziehenden quasikonstitutionellen Strukturen über das Großherzogtum hinaus im Deutschen Bund etablieren und so die auf dem Wiener Kongress verfehlte nationalstaatliche Einheit Deutschlands auf föderaler Grundlage vorantreiben zu können. Erwägungen dieser Art bildeten den Hintergrund für die Entscheidung des Weimarer Großherzogs und seines Staatsministeriums, den in der Burschenschaft aufgekommenen Gedanken eines gemeinsamen Nationalfestes der Studierenden deutschen Jugend zum Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig und zur Feier des 300. Reformationsjubiläums zu unterstützen. Mit der Wartburg, die der Großherzog den Studenten für ihr Treffen zur Verfügung stellte, wurde ein in mehrfacher Hinsicht traditionsreicher Festort gewählt. Das Wartburgfest als erstes deutsches gesamtdeutsches Nationalfest gestaltete sich in der Tat zu einem politischen Höhepunkt. Er rief aber auch die Gegner der liberal-konstitutionellen Entwicklung an den großen europäischen Höfen auf den Plan, die radikale Ausschreitungen einiger Randgruppen unter den Festteilnehmern, insbesondere das sogenannte Autodafé auf dem der Wartburg gegenüberliegenden Wartenberg, wo radikalen Forderungen artikuliert und Bücher und Symbole, die für die Gegner der deutschen Einheitsbewegung standen, dem Feuer übergeben worden waren, zum Anlass nahmen, um die Burschenschaften und die liberal-nationale Bewegung als vermeintliche revolutionäre Verschwörung zu denunzieren. Es handelte sich dabei um eine von den Pressebüros der Regierungen in Wien und Berlin zielgerichtet organisierte Kampagne.98 Als Preußen und Österreich, die Führungsmächte des Deutschen Bundes, sowie schließlich auch der russische Zar bei Großherzog Carl August wegen der Ausschreitungen einiger Studenten und politisch radikaler Äußerungen einiger auf dem Wartburgfest anwesender Professoren nachdrücklich intervenierten,99 geriet das gesamte liberal-konstitutionelle Reformexperiment Sachsen-Weimar und Eisenach in Gefahr. Es gelang der Weimarer Politik nur vorübergehend, die Auswirkungen der Kampagne gegen die Wartburgfeier abzufangen. Dass Carl August die Burschenschaft weiterhin tolerierte, ihre Führer am 7. März 1818 in seinem Jagdquartier im Jenaer Mühltal persönlich empfing und schließlich sogar Abgesandte der Burschenschaft anlässlich der Taufe seines Enkels Carl Alexander zur Hoftafel ins Weimarer Schloss einlud, stellte für die Höfe und Regierungen in Wien, Berlin und St. Petersburg eine Provokation dar. In einem an einen Wiener Mitarbeiter gerichteten Brief aus Karlsbad vom 25. August 1818 kolportierte Friedrich von Gentz den Inhalt eines Gesprächs mit Metternich, aus dem hervorging, dass der österreichische Staatskanzler die Ausbreitung der Burschenschaft als das mit Abstand gefährlichste politische 98 Günter Steiger: Das „Phantom der Wartburgverschwörung“ 1817 im Spiegel neuer Quellen aus den Akten der preußischen politischen Polizei. eine Quellenedition mit einem Beitrag zur preußischen Innenpolitik, der Reaktion Friedrich Wilhelms III., des Polizeidirektors von Kamptz und des Senats der Universität Berlin auf das Wartburgfest (Oktober / November 1817), in: WZJ/GSR, 15 (1966) 2, S. 183–212. 99 Vgl. Instruktion an den kaiserlich-russischen Gesandten an den sächsischen Höfen, General Basilius von Chanykow v. 6.12.1817, in: ThHStAW, B 5445, Bl. 4r–7v, Druck: Politischer Briefwechsel, 3, S. 440–443 (Auszug).
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Zeitproblem im Deutschen Bund betrachtete: „Der Großherzog gab neulich ein Diner zu – ich weiß nicht welcher – Jahresfeyer; ich glaube von Waterloo, dabey war General Canicoff, der sich gerade in Weimar befand, und andere Honoratioren, zugleich aber 6 Studenten aus Jena. Diese erschienen in deutscher Tracht, mit großen rothen Schärpen, ganz offenem Halse, und langem Barte. So saßen sie bey Tische; und als der G[roß] H[erzog] die Gesundheit der Universität Jena ausbrachte, antwortete einer der Unholde mit dem Gegen-Toast: ‚Dem einzigen deutschen Fürsten, der sein Wort gehalten hat!‘ Nach Müllers Aussage ist nun auch die Hälfte der Universität Leipzig bereits für das Burschen-Wesen gewonnen; und dort, wie auch auf andern Hohen Schulen wird die Sache ganz im Styl der Volks-Versammlungen beschrieben. Wir sind völlig überzeugt, daß unter allen Uebeln die die heute Deutschland verheeren selbst die Licenz der Presse nicht ausgenommen, dieser Burschen-Unfug das größte, dringendste und drohendste ist.“100 Ähnliche Hysterie herrschte auch am russischen Zarenhof in St. Petersburg, der dem Weimarer Großherzog bereits nach dem Wartburgfest eine warnende Note hatte zukommen lassen.101 Seit dem Herbst 1818 begann sich der politische Konflikt um die Burschenschaften zuzuspitzen. Auf dem Aachener Monarchenkongress der Heiligen Allianz im September 1818 kursierte eine Denkschrift des russischen Grafen Alexander Stourdza, eines konservativen Intellektuellen aus dem engeren personellen Umfeld des Zaren, in der die deutschen Universitäten als unzeitgemäße, zuchtlose und jugendverderbende „gotische Überreste des Mittelalters“ (débris gothiques du moyen âge) und Jena insbesondere als Mittelpunkt einer aufrührerischen Vereinigung (association séditeuse dont Jena est le centre) denunziert wurde.102 Alle Mahnungen und Warnungen der auswärtigen Höfe selbstbewusst ignorierend, genehmigte Carl August einen für die Tage um den 18. Oktober in Jena geplanten gesamtdeutschen Burschentag. Diese Zusammenkunft, auf der Vertreter von 14 deutschen Universitäten anwesend waren, beschloss die Gründung der Allgemeinen Deutschen Burschenschaft als Dachverband der burschenschaftlichen Verbindungen an den verschiedenen deutschen Universitäten103 sowie die „Grundsätze der allgemeinen deutschen Burschenschaft“.104 Unter Punkt 1 heißt es darin: „Die allgemeine deutsche Burschenschaft ist die freie und natürliche Vereinigung der gesammten wissenschaftlich auf den Hochschulen sich bildenden deutschen Jugend zu einem Ganzen, gegründet auf das Verhältniß der deutschen Jugend zur werdenden Einheit des deutschen Volkes.“ Diese „Grundsätze“ 100 Vgl. Friedrich von Gentz an Unbekannt, Karlsbad, 25. August 1818, in: ThHStAW, B 2250. Gemeint sind die Feierlichkeiten zur Taufe des Erbgroßherzogs Carl Alexander am 5. Juli 1818. 101 Vgl. Hans Tümmler: Die Folgen des Wartburgfestes für den Herrn der Burg, Großherzog Carl August von Sachsen-Weimar, seinen Staat und die Universität Jena, in: Klaus Malettke (Hg.): 175 Jahre Wartburgfest. 18. Oktober 1817–18. Oktober 1992. Studien zur politischen Bedeutung und zum Zeithintergrund der Wartburgfeier, Heidelberg 1992 (= Quellen und Darstellungen zur Geschichte der deutschen Einheitsbewegung im 19. und 20. Jahrhundert, 14), S. 164–194. 102 [Alexander Demetrius Graf Stourdza] Mémoire sur l’État actuel de l’Allemagne, Paris 1818. 103 Der beschlossene Dachverband wurde allerdings von den Einzelburschenschaften nicht angenommen und fand selbst bei den Burschenschaftern in Jena nur eine knappe Mehrheit. Die mit der Geschäftsführung beauftragte Berliner Burschenschaft wurde im Februar 1819 aufgelöst. 104 Vgl. Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, I. HA Rep. 77, Ministerium des Innern, Tit. 26 c, Nr. 1, Bl. 62r–65v (Entwurf), Bl. 66r–70v (Ausfertigung mit Unterschriftten).
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lagen dem weimarischen Staatsminister Christian Wilhelm Schweitzer bei der Formulierung seiner „Denkschrift, die deutschen Universitäten, insbesondere die Universität Jena betreffend“ vor und wurden von ihm aufgegriffen.105 Unter den Teilnehmern des gesamtdeutschen Burschentreffens befand sich auch der aus Göttingen kommende Hoffmann von Fallersleben in altdeutscher Tracht. Mit einem Distichon bedankte er sich bei seinen Gastgebern im „Saal-Athen“: „Sachsen Weimar. Deutschlands freiestes Land, du classischer Boden. O hätte Sparta nicht Sklaven gehabt, und Synkopanten Athen.“106 Seit dem Herbst 1818 begann sich ein Teil der Jenaer Burschenschaft deutlich zu radikalisieren. Das Stourdza-Mémoire sorgte unter den Studierenden allgemein für Empörung. Auch verschiedene Provokationen, die von Burschenschaftern während des Besuchs der Zarenfamilie am Weimarer Hof im Spätherbst 1818 verübt wurden, ließen diese Stimmung erkennen. Allerdings blieb der Weimarer Führung verborgen, dass der Jurist und Privatdozent Karl Follen, der sich im Herbstsemester 1818 in Jena etablierte, in Wirklichkeit der Führer eines streng konspirativen demokratisch-republikanischen Geheimbundes war, der nun begann, in der Jenaer Burschenschaft Mitglieder zu rekrutieren.107 Im Staatsministerium hielt man sich sogar versichert, dass Follen der geeignete Mann sei, die Burschen zu zügeln.108 Angesichts der fortschreitenden Diskreditierung seiner liberal-nationalen Politik und der Kritik der auswärtigen Höfe an seiner wohlwollenden Toleranz gegenüber den Burschenschaften sah sich Großherzog Carl August im Herbst 1818 dazu veranlasst, eine Denkschrift für den russischen Zaren entwerfen zu lassen, die seine politische Haltung rechtfertigen sollte. Diese oben erwähnte, als Gegendarstellung zu Stourdzas Mémoire konzipierte und von Christian Wilhelm Schweitzer verfasste „Denkschrift“109 erläuterte die weimarische Presse- und Universitätspolitik und nahm ausführlich zu Stourdzas Vorwürfen der Zuchtlosigkeit der deutschen Universitäten und der Denunziation Jenas als Mittelpunkt staatsgefährlicher politischen Umtriebe Stellung. Ähnlich wie die Berichte der Immediatkommissare Conta und Hoff, die immer wieder betonten, wie günstig sich die Burschenschaft auf die Disziplin, Sittlichkeit und den Fleiß der Jenaer Studenten auswirke, bezeichnete auch die „Denkschrift“ die Duldung und Förderung einer von nationalpatriotischen Ideen getragenen vereinsmäßigen Selbstorganisation der Studierenden als zeitgemäßes Mittel zu deren Selbstdisziplinierung. Sie unterstrich darüber hinaus auch die politischen Grundaussagen, die in der Burschenverfassung vom Oktober 1818 enthalten waren. Es sei von hoher Bedeutung für das deutsche Vaterland, dass die Mitglieder Vgl. Dok. Nr. 5, Punkt 6a. Bernt Ture von zur Mühlen: Hoffmann von Fallersleben. Biographie, Göttingen 2010, S. 39. Vgl. Ries: Wort (2007), S. 418ff. Vgl. den Bericht des Jenaer Juristen Christoph Reinhard Dietrich Martin an Christian Wilhelm Schweitzer v. 9.10.1818, in: GSA, 86 / I, 4, 5. 109 Vgl. Dok. Nr. 6. 105 106 107 108
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der Burschenschaft die Idee vertreten, „die Einigkeit der Teutschen, deren Folgen ihnen vor die Augen getreten waren, auch in ihrem Zusammenleben zu erhalten.“ Ihre Grundsätze seien „Einheit aller Studenten untereinander, christlich-deutsche Ausbildung einer jeden geistigen und leiblichen Kraft zum Dienste des Vaterlandes.“ Sollte die Burschenschaft die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen und sich ihre bisherige positive Entwicklung nicht fortsetzen, habe man auch jederzeit die Möglichkeit, mit Verboten gegen sie vorzugehen. In deutlichen Worten formulierte die „Denkschrift“ das Bekenntnis des Großherzogs zum Autonomieprinzip der deutschen Universität. Der Großherzog werde „nie stimmen für die Aufhebung der Universitäten, nie stimmen für Einrichtungen, welche das innere Wesen derselben nothwendig zerstören, sie zu bloßen gelehrten Schulen, Gymnasien umformen. Auch Freiheit der Meinungen und der Lehrer muß den Universitäten verbleiben, denn im Kampf der Meinungen soll hier das Wahre gefunden und selbst der Schüler gegen das Einseitige, gegen das Vertrauen auf Autoritäten − jurure in verba magistri − verwahrt, zur Selbstständigkeit vorbereitet werden.“ Der bisher unbekannte Schlussteil der „Denkschrift“ beschrieb die politischen Grundsätze des Weimarer Großherzogs. Man könne, so lautete der Grundgedanke dieser Argumentation, weder die Wirkungen des „philosophischen Jahrhunderts“ beseitigen, noch durch Einschränkung der Möglichkeit, Gesinnungen öffentlich zu äußern, revolutionäre Gefahren eindämmen. Bemühungen dieser Art würden die Probleme nur verdrängen und letztlich unbeherrschbar machen. Das deutsche Volk, obwohl „zum Beobachten und Denken gekommen“, habe jedoch seinen traditionellen Charakter bewahrt und die Fürsten dürften auf treuer Anhänglichkeit rechnen. Das Streben nach nationaler Einheit sei in den letzten Jahrzehnten zu allgemein geworden, dass sich das Volk von seinen Regierenden nicht mehr mit Worten hinhalten lasse, sondern entschlossenes Handeln erwarte. Der Großherzog sei der Überzeugung, dass sich diese Einheit auf der Grundlage des Deutschen Bundes herstellen lasse, wenn „dieselben Grundsätze der Verfassung und des Rechts in allen teutschen Landen anerkannt“ würden. Abschließend berief sich Carl August auf die Worte der russischen Proklamation von Kalisch zu Beginn des Freiheitskrieges, wo die Vision eines einheitlichen Deutschlands unter den Mächten Europas entworfen worden war.110 Die „Denkschrift“ wurde dem Zaren niemals überreicht. Offensichtlich hatte die persönliche Begegnung Carl Augusts mit Alexander und der trotz der Gerüchte über geplante Attentate herzliche und ungestörte Verlauf des Besuchs der kaiserlichen Familie in Weimar es überflüssig erscheinen lassen, den Zaren auf diese Weise belehren zu wollen. Stattdessen wurde 110 „Hiemit ist zugleich das Verhältniß ausgesprochen, in welchem Se. Majestät der Kaiser aller Reußen zum wiedergeborenen Deutschland und zu seiner Verfassung stehen wollen. Es kann dieß, da Sie den fremden Einfluß vernichtet zu sehen wünschen, kein anderes seyn, als eine schützende Hand über ein Werk zu halten, dessen Gestaltung ganz allein den Fürsten und Völkern Deutschlands anheim gestellt bleiben soll. Je schärfer in seinen Grundzügen und Umrissen dies Werk herantreten wird aus dem ureignen Geiste des deutschen Volkes, desto verjüngter, lebenskräftiger und in Einheit gehaltener wird Deutschland wieder unter Europens Völkern erscheinen können.“ Proklamation des Generalfeldmarschalls Fürst Kutusow-Smolenskoj, Kalisch, 13. / 25. März 1813, in: Quellen zur Geschichte des deutschen Bundes, I. Abt., Bd. 1, bearb. v. Eckhardt Treichel, München 2000, S. 7.
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beschlossen, die „Denkschrift“ zu überarbeiten und an den deutschen Bundestag zu bringen, um dort eine Debatte über die Zukunft und zeitgemäße Gestaltung der deutschen Universitäten herbeizuführen.111 Damit wollte man zugleich dem von dem hannoverschen Bundestagsgesandten eingebrachten und von Österreich unterstützten Antrag auf Einführung einheitlicher Disziplinarvorschriften und eines schulmäßigen Unterrichtbetriebes an den deutschen Universitäten entgegentreten. Die überarbeitete Fassung der „Denkschrift“ sollte jedoch vorerst nur inoffiziell verbreitet werden. Unterdessen spitzte sich die Lage weiter zu. Schon am 5. Januar 1819 hatte sich Carl August genötigt gesehen, den Professor der Politik und Moral, Jacob Friedrich Fries, von den Rechten und Verbindlichkeiten eines akademischen Senators zu suspendieren. Den Hintergrund bildete die „Affäre zum Blüchergeburtstag“ am 16. Dezember 1818, die noch Jahre später der Mainzer Untersuchungskommission reiches Material liefern sollte.112 Im Kern war es darum gegangen, dass Fries die Veröffentlichung einer studentischen Flugschrift genehmigt hatte, was ihm nach § 66 der Disziplinargesetze eigentlich auch zustand. Wie so oft bei solchen Gelegenheiten hatte der in heiklen Situationen unklug handelnde Fries die Sprengkraft dieses inhaltlich dürftigen Elaborats mit dem Titel „Ein Teutsches Wort zur Feyer des Blücher-Festes“113 völlig unterschätzt. Die Bezugnahme auf die Fries’schen Gedankengänge war unverkennbar. Als höchste Tat galt diesem die Überzeugungstat: „Ueberzeugung sey der Handlung Führer, nur sie führe uns zur That.“114 Aber auch Anklänge an die Lehren von „Turnvater“ Jahn waren nicht zu überhören: „Freunde Feinde liegen nieder, das Volkstum lebt von neuem auf, doch inneres Gift frißt unsere Glieder.“ Der Fall erregte sofort die Aufmerksamkeit der Landesdirektion in Weimar und in den nächsten Tagen hatte sich Fries vor dem akademischen Syndikatsgericht zu verantworten.115 Der daraufhin ausgesprochene Schuldspruch traf Fries in einem Moment, als ihn die Hiobsbotschaft über den negativen Ausgang der von ihm gegen Kamptz angestrengten Verleumdungsklage in der „Wartburgsache“ erreichte. Das Urteil des Hallenser Schöppenstuhls wegen seiner Meinungsäußerung war niederschmetternd für ihn ausgefallen: sechs Wochen Festungshaft oder 30 Taler Strafe.116 Von dem vergleichsweise milden Umgang mit dem Philosophen in Jena selbst wird wohl kaum etwas zum Großherzog in Weimar durchgedrungen sein. Es waren vor allem die dem Aktionismus verfallenen Studenten, die ihm nun neues Ungemach bereiteten. Mit einer eiligen Nachricht gab Conta am 14. Februar 1819 seinem 111 Vgl. Dokumente Januar bis März 1819 über die Erklärung Sachsen-Weimar und Eisenachs beim Bundestag über die Universität Jena und die Burschenschaft, in: ThHStAW, Bundestagsgesandtschaft, Spezialakten, Nr. 10,n.p.. 112 Vgl. Hauptbericht der Central-Untersuchungs-Commission, d.d. Mainz den 14. December 1827, S. 90, §367. 113 [Dietrich (Wilhelm) Graf von Bocholtz], in: ThStAG, Geheimes Archiv, M sub. Mond 14, 119, Bl. 3r–4r; ThHStAW, B 2856 27, Bl. 98r–101r. 114 Vgl. Gerald Hubmann, Ethische Überzeugung und politisches Handeln. Jakob Friedrich Fries und die deutsche Tradition der Gesinnungsethik, Heidelberg 1997 (= Frankfurter Beiträge zu Germanistik, Bd. 30). 115 UAJ, A 70, Bl. 1r–v, 2r–3v, 5r–v. 116 ThHStAW, A 8711, Bl. 121r–122r.
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Gothaer Kollegen bekannt: „Stourdza ist förmlich herausgefordert worden.“117 In der Tat hatte die Burschenschaft eine Beleidigungsklage vor dem Prorektor unter Bezug auf § 14 der Disziplinargesetze gegen den sich aus Anlass des Zarenbesuchs in Weimar aufhaltenden Diplomaten beim Universitätsgericht eingereicht.118 Gleichzeitig erging eine Duellforderung der Burschenschafter Gustav Ludwig Friedrich von Henning aus dem Gothaischen und Graf (Wilhelm) Dietrich von Bochholtz aus Niesen / Westfalen119, Verfasser der oben benannten Flugschrift, an Stourdza. Der Geforderte zog es vor, fluchtartig Weimar zu verlassen. In einem Gutachten musste sich Sekretär Dr. Asverus mit der Stourza‘schen Einschätzung der Burschenschaft als einer „association séditeuse“ auseinandersetzen.120 Vor allem Okens „Isis“ goss mit ihrer geradezu hemmungslosen Hetze gegen Stourdza und den Theaterdichter und russischen Staatsrat August von Kotzebue, der wegen seiner mit beißendem Spott vorgetragenen Ausfälle gegen die Burschenschaft verhasst war, Öl ins Feuer. Die Stimmung unter den Studenten nahm nun bedrohliche Züge an, und ihre Forderung nach Legalisierung der Burschenschaft wurde immer dringlicher. Daraufhin ordnete Carl August an, die für den Bundestag umgearbeitete „Denkschrift“ als offizielle Verwahrung gegen das Stourdza-Mémoire mit einem gemeinschaftlichen Votum der Nutritoren der Jenaer Universität beim Bundestag zu Protokoll geben zu lassen. Mit Postskript vom 26. Januar 1819 wurde sie dem Bundestagsgesandten Franz Josias von Hendrich in Frankfurt am Main zugefertigt.121 Hendrich wurde aber durch den österreichischen Gesandten und andere Bundestagesdiplomaten ersucht, seine Auftraggeber zu Verhandlungen mit der Regierung des Königreichs Hannover zu bewegen, damit ein gemeinsamer Antrag zum Universitätswesen zur Beratung gebracht werden könne, und richtete einen Anfragebericht an die ernestinischen Höfe. Da Carl August daran gelegen war, auch den Herzog von SachsenGotha und Altenburg zu bewegen, sich dem weimarischen Vorstoß anzuschließen, instruierte er Hendrich am 23. Februar 1819, mit der Einreichung des Antrags bei der Bundesversammlung noch zwei Wochen zu warten.122 Am 16. März machte Carl August jedoch all diesen Verzögerungen ein Ende und wies den Gesandten 117 ThStAG, Geheime Kanzlei, M sub Mond, 1d, Bl. 19v. 118 Vgl. Dok. Nr. 3. 119 Dietrich Graf von Bocholtz, 1818 in Marburg relegiert, immatrikulierte sich in Jena unter dem falschen Vornamen „Wilhelm“ und dem Herkunftsort „Mitau“. Vgl. u.a. UAJ, E I Nr. 51 (Schuldenliste des Qästors Zerbst vom Wintersemester 1818 / 19). „Stud. Bochholtz“ aus „Curland“, Geburtsort „Mitau“, Zusatz „für die Pandecten beim Hr. D. Follenius“; handschriftlicher Eintrag im „Studentenalbum“, 19. Mai 1818, ThULB Jena, HSA, Ms. Prov. F. 118a, Bl. 8v–9r; UAJ, BA 1666, Bl. 90r / 91 (Sommersemester 1818), hs. Eintrag: „Wilhelm Graf v.“ aus „Mietau im Curland“; hingegen in der Quartierliste der Burschenschaft bei seiner Aufnahme am 12.6.1818, THHStAW, B 285637, Bl. 90r / 91, richtig als „Theoderich“ (Dietrich), Geburtsort „Niesen“. 120 UAJ, E II, Nr. 53, n.p. (Konzept), zur Duellforderung vgl. ThStAG, Geheime Kanzlei, M sub Mond, 1d, Bl. 19v; ferner: Alfred Bruns: Die Jugend des Dietrich Graf von Bocholtz (1812–1825), in: Westfälische Zeitschrift, 138 Band (1988), S. 325f.; Abb. des Dietrich Graf von Bocholtz als preußischer Offizier (Porträt auf Schloß Brackel / Hinnenburg) in: Thomas Pester: Zwischen Nation und Burschenbrauch. Heinrich von Gagern als Student in Jena 1818 / 19 (Teil II), in: Das kulturhistorische Archiv von Weimar-Jena, 2 / 1 (2009), S. 5–23, hier S. 16. 121 Vgl. ThHStAW, Bundestagsgesandtschaft, Spezialakten Nr. 10 122 Vgl. ebd..
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an, die überarbeitete „Denkschrift“ unabhängig von dem hannoverschen Antrag zu Protokoll zu geben.123 Sein Eingreifen kam jedoch bereits zu spät. Obwohl es Schweitzer noch in den ersten Märztagen in einer Aussprache mit den Führern der Burschenschaft gelungen war, diese mit dem Hinweis auf den geplanten Vorstoß beim Bundestag zu beschwichtigen und zur Rücknahme der Duellforderung gegen Stourdza zu bewegen, konnte niemand ahnen, dass sich am 9. März der Jenaer Student Karl Ludwig Sand, Burschenschafter und Mitglied des Follenschen Geheimbundes, nach Mannheim in Marsch gesetzt hatte, um den sich dort aufhaltenden Kotzebue als vermeintlichen Vaterlandsfeind zu ermorden. Sand war von Mitgliedern des radikalen Geheimbundes um Follen und der „Gießener Schwarzen“ schon seit Monaten im Geist einer politisch-nationalen Theologie indoktriniert und auf den Gedanken fixiert worden, sich wie Jesus Christus in Jerusalem als Märtyrer für die heilige Sache von Religion und Vaterland zu opfern.124 Als Carl Augusts Denkschrift am 1. April 1819 beim Bundestag endlich zu Protokoll gegeben werden konnte, war die Wahnsinnstat bereits geschehen − ein Ereignis, das die politische Situation in Deutschland grundlegend veränderte. Die bekannte zynische Äußerung Metternichs gegenüber Friedrich Gentz vom 23. April 1819, er habe sich „wahrhaft liberaler Worte bedienen können, um dem Ultraliberalismus Schranken zu setzen“, und könne nun sein Gebäude „auf weimarischem Grund und auf einem Beispiele, wie der vortreffliche Sand mir auf Unkosten des armen Kotzebue lieferte, ausschmücken“,125 deutete die bevorstehende politische Wende im Deutschen Bund bereits an. Carl Augusts Vorstoß beim Bundestag lief nun ins Leere; die offensive Selbstrechtfertigung des nun als “Altbursche“ verketzerten und politisch isolierten Weimarer Großherzogs vermochte die drohende Knebelung der deutschen Universitäten nicht mehr abzuwenden. Auch die Burschenschaft war nun nicht mehr zu halten. Scheinbar ungerührt von den exzentrischen Ausformungen der großen Politik brachte ihre Verfassungskommission bis zum Juni 1819 ihr neues Grundsatzdokument zu Ende. Am 21. Juni unterschrieben 39 Vorstandsund Ausschussmitglieder die zweite Verfassung,126 der das Motto „Ans Vaterland, ans Theure, schließ dich an […]“ aus Schillers „Wilhelm Tell“ vorangestellt war. Neben die 246 Paragrafen zum Allgemeinen und Besonderen Teil traten – wie schon 1815 – gleichberechtigt die Bestimmungen zum „Brauch“, der immer noch dem alten landsmannschaftlichen Lehngut verpflichtet war.127 Nach Veröffentlichung der
123 Vgl. ebd.. 124 Vgl. zur Analyse von Sands fundamentalistischem Ideenhintergrund George S. Williamson: What killed Kotzebue? The Temptations of Virtue on the Political Theology of German Nationalism 1789–1819, in: The Journal of Modern History, 72 (2000), S. 890–943. 125 Vgl. Clemens Wenzeslaus Fürst von Metternich an Friedrich von Gentz v. 23.4.1819, in: Briefe von und an Friedrich von Gentz, Bd. 3, Göttingen 1913, S. 408. 126 Vgl. Dok. Nr. 6. 127 Die Regelungen zum „Brauch“ wurden bislang in der burschenschaftlichen Geschichtsforschung übergangen und sind nicht ediert worden.Vgl. u.a. Peter Kaupp / Klaus Malettke (Hg.): Robert Wesselhöft. Geschichte der Jenaischen Burschenschaft, in: Klaus Malettke (Hg.): 175 Jahre Wartburgfest: 18. Oktober 1817–18. Oktober 1992. Studien zur politischen Bedeutung und zum Zeithintergrund der Wartburgfeier, in: DuQ 14 (1992), S. 233–388, hier S. 347, Anm. 148.
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Bundestagsbeschlüsse vom 20. September 1819 in Sachsen-Weimar und Eisenach128 löste sich die Jenaer Burschenschaft am 26. November 1819 in den Rosensälen auf. Die schon von Zeitgenossen nicht ganz zu Unrecht auch als „lex Jena“ bezeichneten Karlsbader Beschlüsse129 schlugen das für einige Jahre geöffnete Zeitfenster für eine liberal-konstitutionelle Entwicklung im Deutschen Bund für mehrere Jahrzehnte zu. Das Reformexperiment einer konstitutionell verfassten, sich als Keimzelle des künftigen Nationalstaates begreifenden Universität, das Carl August und die ihn umgebenden Reformer 1817 in Jena begonnen hatten, war in seiner ambitioniertesten Intention gescheitert und die erste deutsche Jugendbewegung verschwand weitgehend in der Illegalität. Ungeachtet dieser retardierenden Tendenzen gestaltete sich die anlässlich des Prorektoratswechsels am 2. Februar 1822 in der Universitätskirche vorgenommene feierliche Promulgation der neuen Hochschulstatuten zu einem kleinen „Verfassungsfest“ unter Leitung des Prorektors, des Historikers Heinrich Luden.130 Goethe hatte schon am 22. Januar ein lithografiertes Exemplar der Statuten erhalten, das Kurator Motz dem gerade mit der Arbeit an der „Champagne in Frankreich“ beschäftigten Dichter persönlich in dessen Haus Am Frauenplan überbrachte.131 Die Statutenreform der Universität Jena konnte zwar, wie gezeigt, noch zu Ende geführt werden und fand mit der Verabschiedung des Statuts von 1821 einen zumindest vorläufigen Abschluss. Die Verschärfung der „Demagogenverfolgungen“ und die Erneuerung der Bundesbeschlüsse vom 20. September 1819 im Jahr 1824 schufen jedoch eine neue politische Situation, die weitere Reformschritte erforderlich machte. Die Disziplinargesetzgebung von 1817 wurde grundlegend überarbeitet.132 Eine Reihe neuer Bestimmungen wie die Einführung von Wohlverhaltenszeugnissen, Immatrikulationsgebühren, einer Regelstudienzeit von 4 Jahren, die Kassierung der Vorlesungshonorare durch einen Quästor sowie die Genehmigung für studentische Publikationen durch den Prorektor und die Einschränkung der studentischen Mitbestimmungsrechte kennzeichneten den neuen, bürokratisch-restriktiven Geist der Universitätspolitik nach 1819 ebenso wie der Wegfall der in dem bisherigen Paragrafen 74 enthaltenen Passage, mit der die Duldung der Burschenschaft möglich gewesen war (§ 80). Ebenfalls weitergeführt wurde die Reform der Universitätsbibliothek, die weiterhin unter Gothes Leitung verblieb.133 Eine Zusammenfassung der vielen, umfangreichen Einzelmaßnah128 Vgl. Patent über die Publikation der Beschlüsse der deutschen Bundesversammlung zur Aufrechthaltung der innern Ordnung und Sicherheit im Bunde v. 20. September 1819, in: Regierungs-Blatt, Nr. 20, 2.11.1819, S. 107–114. 129 Eberhard Büssem: Die Karlsbader Beschlüsse von 1819. Die endgültige Stabilisierung der restaurativen Politik im Deutschen Bund nach dem Wiener Kongress von 1814 / 15, Hildesheim 1974. 130 Vgl. die Schilderung der Übergabezeremonie in: Ottmar Rommel: Mein erstes Semester in Jena, Jena 1990, S. 30 sowie den Bericht von Ferdinand Herbst an Ernst Förster v. 6.2.1822, in: Arnold Ruge: Aus früherer Zeit, Bd. II, Berlin 1863, S. 244. 131 Vgl. Tagebucheintrag v. 22.1.1821, in: WA III / 8, S. 160. 132 Vgl. die Bemerkungen von Karl Ernst Adolph Hoff zur Neuauflage der Studentengesetze v. 2.5.1823, in: ThStAG, Geheimes Archiv, M sub Mond, 14, 123, Bl. 103r–105v.Vgl. auch Dok. Nr. 9. 133 Vgl. Müller: Regieren (2006), S. 721–730.
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men einschließlich der umfassenden Baumaßnahmen spiegelt sich im Generalbericht des Bibliothekars und Professors Georg Gottlieb Güldenapfel.134 Noch am Beginn der Reorganisation der Universitätsbibliothek 1817 bildete diese ein historisch gewachsenes Konglomerat aus verschiedenen, durch sporadische Neuerwerbungen, speziell durch Schenkungen der Universitätsangehörigen, ergänzte Einzelbibliotheken. Ihre räumliche Unterbringung im alten Collegium war völlig unzureichend und ihr Erhaltungszustand desolat. Aufgrund des ernüchternden Kommissionsberichtes wurde die Bibliothek im November 1817 der Oberaufsicht unter Goethes Leitung unterstellt. Im großen Museumsbericht wurde diese temporäre Ausgliederung festgeschrieben und die Notwendigkeit eines eigenen Etats einschließlich Personal begründet.135 Zügig wurden die tief greifenden baulichen Veränderungen von ihm vorangetrieben und Räumlichkeiten gegen heftige Widerstände der Fakultäten konfisziert. Die 1819 geplante Einziehung des Senatszimmers für Bibliothekszwecke ist aber dann doch unterblieben, ebenso die Umnutzung des Studentenkonvikts. Bereits im ersten ausführlichen Bericht („Relatio humillima“) an Großherzog Carl August vom 15. Januar 1818136 waren mit der Entkernung der Bausubstanz oder der Umsetzung der Buder-Bibliothek mit ihren wertvollen Handschriften und Inkunabeln aus einem feuchten Gewölbe Fortschritte zu verzeichnen. Goethe führte eine straffe Arbeitsorganisation ein und rekrutierte das Personal persönlich. Er legte großen Wert auf die Führung und Kontrolle der Arbeitstagebücher und traf strenge Arbeitszeitregelungen.137 Auch regelte er die Grundsätze des Ausleihverkehrs und sorgte für die vernachlässigte Abgabe von Pflichtexemplaren durch die Jenaer Buchdruckereien.138 Vom Sommer 1818 an konnte mit der Umsetzung der Bestände der Schlossbibliothek (20.000 Bände) und deren Einrangierung nach einer von Güldenapfel erarbeiteten wissenschaftlichen Systematik begonnen werden. Ein ausführlicher Bericht an Bericht an Carl August mit umfangreichen Beilagen vom 1. Dezember 1819 belegt deren Aufstellung und eine Teilnutzung der Bestände durch die Anlage von Ausleihe – und Vermehrungsbüchern.139 Goethe sorgte für die künstlerische Ausstattung, so die Aufstellung von Büsten der beiden Nutritoren oder die Platzierung des von Heinsius gemalten Jugendbildnisses von Carl August. Als eine der Hauptleistungen nach sechsjähriger rastloser Tätigkeit kann die Erarbeitung eines Gesamtkataloges angesehen werden. Durch den Aufbau eines alphabetischen Nominalkatalogs und die Aufstellung der Büchermassen in 32 Hauptabteilungen konnten rund 56.000 Bände der Benutzung nach und nach der Nutzung voll zugänglich gemacht werden. In seinem vom 31. Oktober 1824, am „Jahrestag der Reformation“ datierten „Generalbericht“ schilderte Güldenapfel detailliert die schwierigen Etappen der Herausbildung einer 134 Vgl. Dok. Nr. 10. 135 Vgl. Dok. Nr. 4. 136 Johann Wolfgang von Goethe: Amtliche Schriften, Teil II: Aufgabengebiete seit der Rückkehr aus Italien, hrsg. von Irmtraut und Gerhard Schmid, Frankfurt a. M. 1999 [UB Jena] S. 786ff., hier S. 802–811 (Klassiker-Ausgabe in 40 Bänden, I. Abt: Sämmtliche Werke, Bd. 27). 137 Ebd., S. 835–844. 138 Ebd., S. 845–848, 862–865. 139 Ebd., S. 812–818.
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modernen Gebrauchsbibliothek.140 Mit Recht rühmte Goethe in dem sich daran anschließenden Bericht vom 18. November 1824 an den Großherzog und an Herzog Friedrich IV. von Sachsen-Gotha und Altenburg die Leistungen aller Beteiligten bei der Reorganisation des Herzstücks der Universität und hob das „encyclopädische Schema“ aus „welchem die Ordnung anschaulich“ werde hervor.141 Schon 1829 kam es nach einer mehrjährigen Diskussion zu einer Neufassung des Universitätsstatus. Den äußeren Anlass dafür bildete die territoriale Neuordnung in der jüngeren Linie der Ernestiner nach dem Aussterben des Herzogshauses SachsenGotha und Altenburg 1826, die auch eine Neuregelung der Verhältnisse der fürstlichen Nutritoren erforderlich machte. Diese bestand darin, dass die im Staatsvertrag vom 10. April 1817 festgelegte gemeinsame Ausübung der Nutritorenrechte durch die Höfe von Weimar und Gotha insofern neu geregelt wurde, als die Rechte Gothas jetzt von den neu geschaffenen Herzogtümern Sachsen-Altenburg, Sachsen-Meiningen und Sachsen-Coburg gemeinsam wahrgenommen wurden. Dabei oblag die Wahrnehmung der bisherigen Rechte Gothas jeweils einem der genannten drei Höfe, der in deren Namen als „Inspektionshof“ fungierte und alle drei Jahre wechselte. Diese Regelung trug dem Wunsch des Weimarer Großherzogs Rechnung, der signalisierte hatte, dass ihm „sehr daran gelegen“ sei, „daß die Mitleitung der akademischen Angelegenheiten nicht zu oft von Hof zu Hof wechseln möchte.“ Nach seiner Auffassung habe „Nächst Weimar […] ganz gewiß Altenburg das meiste Interesse am Flor der Universität“.142 Ein Abkommen, das gleich dem von 1817 nur einen einzigen Hof als Partner bei der Universitätsaufsicht benannte, wie es Carl August gern gesehen hätte, hatte sich allerdings als nicht erreichbar erwiesen. Die konzeptionellen Vorstellungen der Höfe über die Neujustierung der Administration und die geplante Neufassung des Statuts wurden schließlich in einem Vortrag des altenburgischen Geheimen Legationsrats Karl Christian Wüstemann zusammengeführt.143 Der erste Paragraf des neuen Statuts,144 in dem das Grundverständnis der Universität definiert worden war, blieb zwar unverändert, doch fiel die Passage, dass die Universität dadurch „in den ganzen Gang der geistigen, sittlichen, religiösen und bürgerlichen Fortbildung des teutschen Volkes einzugreifen“ habe, infolge der Endredaktion von Motz laut Sitzungsprotokoll vom 9. beziehungsweise 11. bis 14. Mai 1829 hinweg.145 Dem Statut einverleibt wurden nunmehr auch die Statuten der vier Fakultäten. Insgesamt wurde die Organisation und Verwaltung der Universität erheblich gestrafft, während die Vermögensverwaltung in traditioneller Weise weitergeführt wurde. Ausdruck 140 Zur Veranschaulichung enthält der Bericht zwei Beilagen mit den Rissen vom Erdgeschoß und Obergeschoß des Jenaer Geometers Wenzel von 1817 und 1824. Abbildung mit falscher Datierung in: Johann Wolfgang Goethe: Tagebücher, Bd. VII,2, 1819–1820, Kommentar, Stuttgart / Weimar 2014, nach S, 533. 141 Amtliche Schriften, S. 822–829. 142 Vgl. Schreiben von Carl Friedrich Anton von Conta an Karl Christian Wüstemann v. 29.3.1828, in: ThStAA, Geheimes Ministerium, Nr. 1514, Bl.235–236. 143 Vgl. Dok. Nr. 11. 144 Vgl. Dok. Nr. 12. 145 Im Entwurf des revidierten Statuts war diese noch enthalten,Vgl. ThStAA, Geheimes Ministerium, Nr. 1511, Bl. 34v. Der Bericht Wüstemanns über die Endredaktion v. Mai 1829 ist enthalten in: ThStAA, Geheimes Ministerium, Nr. 1512, Bl. 37r–69r, hier Bl. 49r und 53r.
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dessen war die Publikation eines kompletten Personalverzeichnisses der Universität nach dem Stand von 1827.146 Auf der Grundlage des Altenburger Reskriptes vom 5. September und des Weimarischen vom 9. September konnte das neue Statut am 19. Oktober 1829 von Kurator Motz als eine seiner letzten Amtshandlungen publiziert werden. Mit dem Statut von 1829, das erst 1883 durch ein neues Hauptstatut ersetzt wurde, fand die 1817 eingeleitete Universitätsreform ihren Abschluss. Die Universität hatte damit eine tragfähige Basis erhalten, die sie ungeachtet aller politischen Wechselfälle und der anhaltenden Finanzierungsprobleme in das moderne Industriezeitalter führte.147
146 Vgl. Dok. Nr. 13. 147 Vgl. Stefan Gerber: Die Universität Jena 1850–1918, in: Traditionen, Brüche, Wandlungen. Die Universität Jena 1850–1895, Köln / Weimar / Wien 2009, S. 23–269.
EDI T IONSH I N W EISE Gegenstand der Edition sind Dokumente, die für die wissenschaftliche Untersuchung der statutaren Verhältnisse der Jenaer Universität am Beginn des 19. Jahrhunderts großen Informationsgehalt besitzen und bis auf wenige Ausnahmen bislang unveröffentlicht sind. Die Edition enthält 13 Dokumente. Sie sind in chronologischer Reihenfolge ihrer Entstehung nach abgedruckt. Die Zählung der Einzeldokumente erfolgt oben links, die jeweiligen Ausfertigungsdaten oben rechts. Die Überschriften wurden von den Bearbeitern modernisiert übertragen. Die originale Überschrift sowie der Fundort / die Signatur, ermittelte Bearbeitungsstufen und Siegelnachweise werden am Ende der Quelle aufgeführt. Es handelt sich bei den Texten meist um Ausfertigungen. In den Quellentext wurden gestrichene Worte mit aufgenommen und durch eine Fußnote ausgewiesen. Überschriebene Textteile bzw. Einfügungen am Rand wurden ebenfalls in den Text übernommen und durch eine Fußnote gekennzeichnet. Es wird in aller Regel dem Originaltext gefolgt. Die Interpunktion wurde vorsichtig modernisiert. Lässt der Quellenbefund eine Unterscheidung von Groß- und Kleinschreibung nicht zu, werden der semantische Kontext und die im übrigen Text erkennbaren zeitgenössischen Schreibregeln zugrunde gelegt. Die jeweils vorliegende Schreibung der S-Laute wird beibehalten, Schluss- und Lang-S der deutschen Schreibschrift jedoch einheitlich als s wiedergegeben. Unterstreichungen / Hervorhebungen / Sperrungen und Abkürzungen, die im Abkürzungsverzeichnis aufgelöst sind, wurden aus der Vorlage übernommen, erläuternde Bemerkungen ebenfalls in Fußnoten beigefügt. Die Tabellen folgen der Form nach, soweit möglich, der Vorlage. Von der heutigen Norm abweichende Schriftzeichen wie Ligaturen, Umlautkennzeichen durch hochgestelltes c,y mit Umlautpunkten usw. werden nicht übernommen, Geminationsstriche durch Doppelschreibung aufgelöst. Dittografien bei Seitenwechsel werden ausgeschieden, unterschiedliche Schriftgrößen nicht berücksichtigt.
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Ernst Christian August Freiherr von Gersdorff (Kreidezeichnung von Johann Joseph Schmeller)
Christian Wilhelm Schweitzer (Kreidezeichnung von Johann Joseph Schmeller)
Karl Ernst Adolf von Hoff
Carl Friedrich Anton von Conta (Kreidezeichnung von Johann Joseph Schmeller)
DOK U M E N T E
Nr. 1 Februar 1816 Vortrag des Staatsministers Ernst Christian August Freiherr von Gersdorff über die Lage der Universität Jena
Unterthänigster Vortrag Über den Finanzzustand der Gesammtacademie Jena, und über die gegenwärtigen und die zukünftig nach eignen Dafürhalten der Academie zu ihren wirksamen Fortbestehen nöthigen Etats dieser Universität. Weimar, am 15.ten Febr 1816 Ew. Königl. Hoheit geruhen gnädigst mir Gehör zu verstatten wenn ich, aufgefordert von Sr. Excellenz dem Herrn Staatsminister von Voigt, Präsidenten des Staatsministerii Ew. Königl. Hoheit, Höchstdenenselben einen umständlichen, auf die Commissions-Acten und Bericht des zu Entwurf eines Etats der Gesammtacademie Jena committirten Kammerraths Stichling und auf die Berichte der Academie Jena an Ew. Königl. Hoheit vom 28.ten October und 18.ten Nov. des vorigen Jahres gegründeten Vortrag über 1.) den Finanzzustand der Gesamtacademie Jena 2.) Die Bedürfnisse derselben, wenn sie wirksam fortbestehen soll, thun zu dürfen unterthänigst bitte. Ueber die Mittel jene Bedürfnisse zu befriedigen, meine ganz unmaasgebl. Ansichten aus ihren Gründen entwickelt Ew. Königl. Hoheit zu höchstem Ermessen anheim gebend, darzulegen, wird durch die Natur des Gegenstandes zu sehr herbeygeführt zu seyn scheinen, um nicht einen Theil meiner Pflicht hiebey auszumachen I. Von dem Zustand der Gesammtacademie Jena nach seinem gegenwärtigen Bestande Die Gesammtuniversität Jena hat eine jährliche Einnahme von 12.421 rt. 3. gl. 6 d. ihre Ausgabe, knapp etatisirt, beträgt jährlich: 12.779. rt. 12 gl. 41/2 d. ohne also irgend außerordentliche Vorkommenheiten und Ausgaben zu rechnen, ohne an – von Zeit zu Zeit sich nothwendig machende Hauptbaue auf den Dotalgüthern Apolda und der Herrschaft Remda oder sonst, denken zu dürfen, hat die Academie ein jährliches unvermeidliches Deficit von 358. rt. 8. gl. 101/2 d.
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Passiv Schulden hat die Gesammtacademie 17.628 rt. (nemlich 14.118. rt. in Cassegeld und 3.570. " in Current – wovon 14.133 rt. á 5. u 4. p. C. verzinslich – 3.475 " aber unverzinslich sind.). Allein es ist anzunehmen daß diese Summe durch die bereits angefangene Herstellung der neuen Schloßdachung und Gerichts-Diener Wohnung zu Apolda wohl noch bis auf. 20. 000. rt. – sich erhöhen würde. Die Academie, welche im Jahr 1768 als zum letzten Mal ihr Etat geordnet wurde, für Zinsen ihrer Passiv Schulden mehr nicht als 173. rt. 18 gl. – jährlich auszugeben hatte, jetzt schon 662. rt. 19. gl. 2 d. dafür ausgiebt und bald, vermöge der oben erwähnten ihr unvermeidlichen Extraordinair-Ausgaben für Hauptbaue genöthigt seyn wird, gegen 800. rt. – jährlich auf dieses Capitul zu verwenden, ist aus mehreren nahmhaft zu machenden Ursachen zu jenem erhöhten Schuldenzustande gekommen. Einmal: weil bisher kein Fonds für außerordentliche wichtige Ausgaben vorhanden war. Solche Ausgaben ereigneten sich indeß zum öftern besonders in den neuesten Zeiten durch die Revision des Hahnemannischen und von Gohrenschen Rechnungswesens. Zweitens – durch Unbill der Zeiten besonders durch die Plünderung im Jahr 1806. Drittens durch die Vernachlässigung in der Verwaltung des Academisch: Vermögens; indem z. B. die Gebäude auf den Gütern der Universität nicht zu rechter Zeit reparirt wurden. Jetzt entstehen als Folge davon, unaufschiebliche und kostbare Hauptbaue. – Der Commissarius Kammerrath Stichling zieht den Schluß, daß a.) bey dem gestiegenen Schuldenzustand der Academie b.) bey der Incongruenz des Etats mit den Bedürfnissen und c.) bey der hieraus sich ergebenden Unmöglichkeit aus den Finanzquellen des AcademischenVermögens einen Fonds zu Amortisation der Schulden auszumitteln, keine andere Rettung für die Academie übrig bleiben werde, als sich mit ihrem Passivzustand in die Arme der Durchlauchtigsten Erhalter zu werfen – sie bittend, ihren Schulden ab- ihrem Flor aufzuhelfen. II. Von den Bedürfnissen der Gesammtacademie Jena, wenn dieselbe künftig wirksam soll fortbestehen können Drey Sätze sind evidente Axiome hiebey: Einmal: daß die Academie Jena, bey so knappem Etat solchen Schulden ohne Abtragungsmittel, als hohe wissenschaftliche Lehranstalt nicht länger mit Würden und Wirksamkeit fortbestehen kann.
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Zum andern: daß keine Palliativcur ihr zu helfen vermag, nur eine Radicalheilung ihrer Schäden, Erfolg versprechen kann; Drittens: daß diese Radicalcur theils an sich, theils im Verhältniß zu dem, was jetzt andere blühende Universitäten Deutschlands, als Fonds besitzen nicht unbedeutende Geldaufhülfen und Verwilligungen der Durchlauchtigsten erhaltenden Höfe erfordert. Ich bitte hiernächst als Anwendung dieser Grundsätze und als Folge dieser leicht zugestandenen Praemissen darstellen zu dürfen, was (in ihrem Bericht vom 28t. Oct. 18151) die Gesammtacademie Jena selbst als ihr Bedürfniß in dem angedeuteten Sinn nahmhaft macht. Da jedoch der Gesichtspunct unter welchem die Aufhülfe der Universität zu betrachten seyn kann, kein anderer als ein politisch- wissenschaftlicher zu seyn vermag, so scheint gleich anfangs – unter Beziehung auf die desfallsigen Stellen im academischem Bericht vom erwähnten Datum dasjenige als fremdartig beseitigt zu werden zu mögen, was von der Academie als Bedürfniß zu Erhöhung der Besoldung ihrer Angestellten und Diener sowohl, bey den academischen Gerichten in Jena selbst, als auf den Dotalgüthern derselben in Vorschlag gebracht wird. Hinzu scheint mir – und ich darf diesen Gegenstand wohl vergleichungsweise einen dem größern Zweck sehr untergeordneten nennen – Hinzu scheint mir bey dem Vielen was bedürft wird um den Hauptzweck zu erreichen – so fern die Bedürfnisse weitgreifend sind, nicht genug vorhanden zu seyn; – sind sie unbedeutend so wird sich bey künftigen neuen Etat vielleicht einiger Bedacht darauf nehmen laßen. Die Academie macht in ihrem Bericht als erstes Bedürfniß nahmhaft „die durchgängige Erhöhung der Besoldungen der ordentlichen academischen Lehrer.“ Sie schlägt zu hoher Erwägung2 vor: 1.) daß jeder academische ordentliche Professor in der Regel künftig einen fixen Gehalt von 500. rt. an baarem Geld, neben den Deputatstücken erhalten soll. 2.) Ist jedoch noch außerdem und als Ausnahme von der Regel a.) dem ersten Theologischen Professor 100. rt. mehr – also 600. rt. – b.) den beyden andern Theologischen Professoren 50. rt. jedem mehr also 550. rt. jedem. c.) dem Ordinarius der Juristen Facultät jedesmal 100. rt. mehr also 600. rt.– d.) ebenfalls 100. rt.– besonders dem jedesmaligen Prorector. e.) dem Inspector des Brauwesens der Brauerey der Kellerey jährlich besonders 100. rt.– zu gedacht. f.) endlich dem jedesmaligen Professor Eloquentiae für die Fertigung der Programme etc. eine Zulage von jährlich 100 rt. und g.) jeder Decan – die bisherigen 25. rt. auf 50 rt. erhöht erhalten – welches bey 4. Decanen die vermehrte Summe von 100. rt. betragen würde. Ein Gesuch der Academie, daß verfügt werden möge, „daß jeder öffentliche Lehrer zu Jena, wenigstens die Hälfte der Honorarien aus dem Fiscus oder einem andern Fonds vergütet erhielte, welche er in Gefolg der den Landes Kindern ertheilten 1 2
ThHStAW, A 5601, Bl. 25r–38r (Ausfertigung). Einfügung von der Hand Contas am Rand links.
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Armuthszeugnüße entbehren muß“ – scheint mir nicht wohl zugestanden werden zu können. Blüht die Academie wieder; so fällt bey größerer Frequenz der Studirenden ein Hauptgrund hinweg, der jetzt vielleicht wirklich für diesen Antrag streitet. Vergleicht man nun 1.) was jetzt etatmäßig an Besoldungen mit Einschluß der Deputatstücke die Professoren zu Jena haben mit dem was – nach den Vorschlägen der Academie künftig ebenfalls etatmäßig einen jeden dieser ordentlichen Universitätslehrer gebühren möchte 2.) summirt man einerseits den Betrag der etatmäßigen jetzigen Professor Besoldungen – 3.) thut man ein gleiches mit den als Zuschuß nöthigen Summen um den vorgeschlagenen neuen Besoldungsetat der ordentlichen Professoren zu Jena zu erreichen, so erhält man folgende Ansichten und Resultate: a.) Jetzt genießen an jährlichen etatmäßigen Gehalt aus dem academischen Fiscus: drey Profeßoren der Theologie fünf Profeßoren der Jurisprudenz drey Profeßoren der Medicin Ein Profeßor der Physik Ein Profeßor der Metaphysik Ein Profeßor der Eloquentiae Ein Profeßor der Moral Ein Profeßor der Geschichte Ein Profeßor der Mathematik Ein Profeßor der Sprachen zusammen jährl. die Summe von 6. 901. rt. 4.gl.– Dieselben würden, nach den Vorschlägen der Academie künftig etatmäßig genießen an jährlichem fixen Gehalt, mit Ausschluß der Deputatstücke die Summe von 9. 500. rt.– Es würde also die Differenz von 3. 199. rt. 4. gl. – den Mehrbetrag der Besoldungsausgaben des künftigen erhöhten academischen Etats darstellen, wie derselbe nach den Wünschen der Academie erscheinen würde. b.) Hierzu kämen aber noch, nach den unmasgeblichen3 Anträgen der Academie, 1.) 100. rt. jährlich Mehrbetrag für die Besoldung der 4. Decane der 4. Facultäten. 2.) 100. rt. in Vorschlag gebrachte Zulage für die beyden Pedelle. 3.) 600. rt. Zuschuß für die Universitätsbibliothek 4.) 360. rt. in Vorschlag gebrachte Zulagen für den Unterbibliothekar, den Bibliotheksschreiber und einen besondern Bibliotheksdiener 5.) Für den jedesmaligen ProRector 100. rt. besonders, jährlich also 200. rt.
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6.) Für eine in Vorschlag gebrachte Stelle eines ordentlichen Professors des Lehnrechtes als 6ter Juridischen Profeßor 500. rt. 7.) Für eine zu creirende Lehrstelle der Diplomatik des Staatsrechts etc. etc. 500. rt. 8.) Endlich – zu besserer Dotirung des Academischen Instituts des Convicts etwa 200. rt. 9.) Für von jeder Facultät jährlich zu stellende Preisfragen in dreyfacher Gradation, eine zu 12. die 2te zu 9. – die 3te zu 6. Ducaten – also zusammen 100. Ducaten oder 324. rtl – jährlich 10.) für das homiletische Seminarium, zur Besoldung zweyer Universitätsprediger und zu andern Bedürfnissen der Universitätskirche ein jährlicher Fonds von 400. rt. 11.) zu Bestellung u. Besoldung zweyer Repetenden jährlich 351. rt. – 12.) zu Bezahlung der Festprogramme, jedes mit 10. rt. – 50 rt. 13.) zur Erhöhung des Gehalts des Botanischen Gartens, jährl. 50 rt. 14.) Zuschuß für das Anatomie Gebäude und den Botanischen Garten, jedes 50. rt.; zusammen 100.rt. – Wenn außerdem die Anschaffung eines tüchtigen und vollständigen Apparats von chirurgischen Instrumenten und Bandagen; die Gründung und Dotirung einer Veterinair Anstalt und die Anstellung eines gehörig salarirten ordentl. Lehrers der Thierarzeneykunde, endlich die Errichtung und Unterhaltung eines philologischen Seminariums als heilsam empfohlen worden und endlich das Convictorium in Absicht mancher Unterstützung wie auch eine Summe als für Ehrenaufwand bey Deputationen und sonst vorkommenden Feierlichkeiten als auszuwerfen von der Academie nicht in Antrag gebracht wird: so leuchtet ein, daß in Bausch und Bogen jährlich für die desfallsigen Bedürfniße, ungerechnet dessen was etwa zuerst zum Ankauf oder zur Aufhülfe nöthig seyn möchte, eine Summe von Eintausend Reichsthalern wohl möchte genannt werden müssen. War demnach zum Behuf der Erhöhung der Besoldungen der Professoren, wie dieselben sind oben specificirt worden, eine jährliche zum jetzigen academischen Etat der Einnahme und Ausgabe von 12.729. rtl 12. gl. 4½ d. hinzuzufügende Summe von 3.199. rt. 4. gl. – nöthig; so wird durch das zuletzt aufgeführte, und von der Academie als für ihren Flor gleichfalls nöthig genannte an jährlichen Summenbestimmungen – welches den Gesammtbetrag von 4.934. rt. – bildet – der zu dem jetzigen Etat der Academie Jena zu bewirkende Zuschuß die Summe von 8.133. rt. 4. gl. – 12.421. rt. Einnahme jetzt. 8.133. " Zuschuß zum Etat 20.546. rt. zusammen betragen müssen.
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Da nun aber noch außerdem 1.) das Deficit des jetzigen Etats von 358. rt. 8 gl. 10½ d. zu decken, 2.) dafür zu sorgen ist, daß für Extraordinär–Ausgaben eine größere Summe jährlich ausgeworfen werde, als jetzt der Fall seyn konnte, um aus den Ersparnissen dieses Rechnungs Capitals in leidlichen Jahren – für die Erogationen von Jahren sorgen zu können, wo mehr außerordentliche Ausgaben an Hauptbauten und dergl. Vorkommenheiten sich ereignen: so müßte den genannten 8.133. rt. Zuschuß zum Etat entweder noch etwas zugesetzt werden, oder es wäre erforderlich, daß auf andere Weise, etwa durch Uebernahme der academischen Schulden u. deren Verzinsung u. successive Abtragung jenes Deficit gedeckt u. jenem Bedürfniß der höhern Bestimmung des Rechnungs Capituls für Extraordinär Ausgaben abgeholfen würde. Im Bewußtseyn dessen, concentrirt daher, am Schluße ihres Berichts vom 28.ten Octbr. 1815 die Academie Jena ihre Wünsche in folgenden drey Puncten: 1.) Dotation der Academie Jena durch Ew. Königl. Hoheit Gnade mit dem Ertrag der Commenden Zwetzen, Lehsten und Liebstedt, da diese schon früher wissenschaftlichen Zwecken diente. 2.) Erhöhung des reinen, durch keinen Schuldenzustande u. dessen Folgen geschmälerten Einkommens des academischen Fiscus auf jährl. 20. 000. rt. und daher 3.) Erledigung der jetzt vorhandenen Schulden, durch Uebernahme von Seiten der Durchl. erhaltenden Höfe und deren Landschaften. Die Academie schlägt zu Realisirung der sub 2 und 3. nahmhaft gemachten dieser Maasregeln vor, daß sämmtliche Durchlauchtigsten Erhalter der Universität Jena ihre Landesstände vermögen möchten, durch einen regulirten jährlichen Zuschuß zu den Einkünften des Fiscus, unter Erledigung der jetzt vorhandenen academischen Schulden, das fixe Einkommen der Universität für die Zukunft auf wenigstens 20.000 rt. zu erhöhen. Dieß ist es, was nach den Ansichten der Academie Jena sich als Bedürfniß und Bedingung zur Aufhülfe dieser einst so berühmten Universität darstellt. III. Von den Mitteln zu Deckung der Bedürfnisse der Academie Jena und von den zu Ausführung dieses Zwecks nach Umständen und Verhältnissen zu ergreifenden Maasregeln. In der That sind Ew. Königl. Hoheit der einzige wahre Erhalter der Universität schon jetzt. Um so mehr rechnet die Universität – gewöhnt durch lange Erfahrungen – daß Ew. Königl. Hoheit die unterstützende Hand in Zeiten des Glücks nicht werden entziehen wollen, die in Drangsalen der Noth fortfuhr zu helfen. Die bereits jetzt – nach Ausweis der Beylage sub O – aus Kammermitteln auf die Academie Jena von Ew. Königl. Hoheit verwendeten jährlichen Ausgaben betragen 10.063 rt. 5. gl. 2¾ d.
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Davon sind 2.498 rt. 14 gl. 1¾ d. ordinäre Besoldung und dazu gehörige Deputatstücke – 7.564. rt. 15. gl. 1 d. sind neuerliche geordnete extraordinaire Besoldungen. Würden nun Ew. Königl. Hoheit, nach den Wünschen der Academie geruhen 1.) Ferner fortzuzahlen aus Kammer Mitteln, was aus diesem Fonds bisher ist geleistet worden, nemlich jene oben genannte Summe oder deren momentanen Betrag – . 2.) Eine Revenue von etwa 5000. rt. – – durch neue Gnade hinzuzufügen aus den Revenuen Höchst dero Kammer und diese fortwährend und für alle Zukunft als Vermehrung des academischen Fiscuseinkommens auszusprechen; so wäre, so wie der erste der academischer Seits gethanen Wünsche erreicht; so auch das erste Mittel zur Aufhülfe dieser Lehranstalt gefunden. Bey dieser Gelegenheit würden alsdann Ew. Königl. Hoheit vielleicht geruhen, der Academie auszudrücken, wie Höchst sie zweyerley als Bedingung dieser neuen Wohlthat nahmhaft machen, ja voraussetzen müßten – Einmal: daß in Hinsicht der academischen Gerichtsbarkeit die Universität sich reversire, unweigerlich den gründlichen4 Bestimmungen als Grenzbestimmungen sich zu fügen, welche Ew. Königl. Hoheit zu Scheidung der Jurisdictionsgebiete zwischen der städtischen und academischen Gerichtsbarkeit zu Jena gesetzgebend festgestellt haben. Zum andern. In Betreff der Administration des academischen Fiscus sich den Anträgen zu fügen, welche wegen einer unter Ew. Königl. Hoheit besondern Höchste Auctorität und Inspection zu stellende und zum Behuf der Verwaltung des Universitätsfonds zu errichtende Commission und sonst wegen besserer Administration jenes Fonds zu treffenden Maasregeln sich nöthig machen würde, wohl verstanden, a.) daß die Academie von den Befugnissen nur Instructionen jener Commission so wohl als b.) von der Natur und Tendenz dieser Maasregeln in ihrer Beziehung zum Besten der Universität Jena und ihres Vermögens gehörig in Kenntniß gesetzt und in der Ueberzeugung begründet würden, daß das academische Vermögen vor allen Eingriffen von Willkühr und vor aller schlechten Verwaltung sicher gestellt sey. Unter diesen Vorausetzungen hätte dann die Universität ferner zu übernehmen, daß sie den Antrag dieser Maasregeln ihrerseits bey den andern miterhaltenden Höfen lebhaft thun und die von Seiten Ew. Königl. Hoheit desfalls nöthigen Schritte kräftigst, so viel an ihr ist, unterstützen wolle. Ein zweytes Mittel zu Aufhülfe der Academie Jena ist, wie mir, im Einverständniß mit der Academie scheint, 1.) daß, nicht nur von den andern erhaltenden Höfen, in Analogie zu der neuen Leistung, welche Ew. Königl. Hoheit geruhen würden zu übernehmen, gleichfalls aus Kammermitteln etwas als Zuschuß zu dem academischen Fiscus 4
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gewidmet würde sondern daß diese Höfe, gleichwie auch Ew. Königl. Hoheit selbst, den Ständen ihrer Lande in Antrag stellen 2.) a.) die Schulden der Academie zu übernehmen b.) noch außerdem eine jährl. aus Landschaftl. Mitteln zu zahlende Summe zu übernehmen an den Academischen Fiscus zu leisten. Unleugbar haben Ew. Königl. Hoheit Lande und demnächst die angrenzenden Altenburg. Lande5 den unmittelbarsten Vortheil von dem Flor der Academie Jena. Um hier einseitig den Gegenstand bloß unter dem finanziellen Gesichtspunct zu betrachten; wie muß nicht der wiederhergestellte Ruhm von Jena, die Frequenz der Universität, diese Frequenz aber die bedeutende Vermehrung des in dem Lande umlaufenden Capitals zur nothwendigen – bald im höhern Betrag des Imposts und anderer indirecten, und dann auch im sichern Eingang der directen Steuern der jetzt fast zu einer großen Caducitaet herabgesunkenen Stadt Jena und ihrer Umgegend, zur nothwendigen Folge haben? (Es wird daher nur eine wohl angelegte Finanzspeculation zu nennen seyn, wenn z. B. die Stände des Grosherzogthums sich bereitwillig erklären wollten, 1.) die größere Hälfte der academischen Schulden – also etwa 12.000. rt. – an Capital zu übernehmen; 2.) eine jährliche Leistung von vielleicht 2000. rt. an den academischen Fiscus aus Landschaftl. Mitteln zu prästiren. Mir scheint zu wirksamer Ergreifung dieser oder jeder andern Jena aufzuhelfen geeigneten Maasregeln erforderlich 1.) daß Ew. Königl. Hoheit mit Höchstdero erhabenen Beyspiel vorangehen ; 2.) daß Höchstdieselben geruhen ein gleiches zu thun mit dem Antrag an die Stände des Grosherzogthums oder wenigstens den andern Höfen erklären, daß Höchstsie diesen Schritt bey den Ständen des Staats thun würden. 3.) daß ein Schreiben an die mit erhaltenden Höfe von Ew. Königl. Hoheit, den Zustand, die Bedürfnisse, die Wünsche, die Hülfsmittel der Academie kräftigst und aus den Gründen entwickelt darlege; ausspreche was Ew. Königliche Hoheit extraordinarie von je, was sie zu beständiger Unterstützung des academischen Fiscus neuerdings gethan und worauf bey den Ständen des Grosherzogthums Höchst sie antragen wollten – hoffend daß das Beispiel womit Ew. Königl. Hoheit vorangegangen, die verhältnißmäßige Nachfolge der andern Durchlauchtigsten Höfe erwecken werde. – daß jedoch, wenn dieß nicht der Fall wäre, da Ew. Königl. Hoheit es nicht glaubten verantworten zu können, Jena’s Ruhm und Bedeutung in Deutschland sinken zu lassen und im eigenen Lande einer Bildungsanstalt zu ermangeln, die sonst Europa mit Koryphäen der Wißenschaft ausgestattet hätte; Höchst sie in Gemeinschaft mit den Ständen des Grosherzogthums die Dotation der Universität übernehmen, dann aber auch allein die Oberaufsicht in Verwaltung derselben führen wollten und hiemit bey den andern Höfen, gegen Uebernahme alles dessen, 5
Einfügung von der Hand Contas am Rand links.
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was dieselben bisher für die Universität Jena geleistet und gethan, sie aufforderten ihre habenden Rechte Sr Königl. Hoheit und dem Grosherzogthum Sachsen-Weimar-Eisenach zu übertragen. Ernst August von Gersdorff.
Quelle: ThHStAW, A 5601, Bl. 117(alt) / 112(neu)–125(alt) / 120(neu), Aufschr.: Geh. Canzley Acta, den gesunkenen Finanzzustand der Akademie Jena und die Wiederaufhülfe desselben betr. (1815–1817); halbbrüchig, Unterschr. von Gersdorff; Präsentationsvermerk Contas: 27.2.1816.
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Auszug aus dem Staatsvertrag vom 28. April 1817
55 Nr. 2 10. April 1817 Staatsvertrag zwischen dem Großherzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach und dem Herzogtum Sachsen-Gotha und Altenburg über die Verhältnisse und Beiträge zur Erhaltung der Gesammt-Akademie Jena Original-Vertrag zwischen S. Weimar und S. Gotha. Die Verhaeltnisse und die Beitraege Zur Erhaltung der Gesamt-Academie Jena, betrf. Jena, d. d. 10 April 1817 Nachdem des Großherzogs von Sachsen Weimar Königliche Hoheit, und des Herzogs von Sachsen Gotha Durchlaucht, in der Überzeugung, daß die dermahlige Lage der Großherzoglich-Herzoglich-Sächsischen Gesammt-Academie Jena eine durchgreifende Aufhülfe und Revision der academischen Angelegenheiten erfordere und auf die von den höchsten Höfen zu Sachsen Meiningen und Sachsen Coburg erklärte Ausscheidung aus der thätigen Gemeinschaft an der Universität, die Anordnung conferenzialischer Verhandlungen beschloßen, und Ihro Königliche Hoheit, der Großherzog, hierzu Ihrem Geheimen Referendar, Legations Rath, Carl Friedrich Anton Conta, und Ihro Durchlaucht der Herzog von Sachsen Gotha Ihrem Geheimen Assistenz Rath, Karl Ernst Adolf von Hoff, dieserhalb gnädigsten Auftrag ertheilt haben, so sind dieselben über die betreffenden Puncte in Berathung getreten, und haben vorläufig und bis auf höchste Genehmigung Ihrer Durchlauchtigsten Committenten, folgende Uebereinkunft getroffen. §. 1. S. Gotha tritt in die Rechte und Verbindlichkeiten von Sachsen Meiningen u. S. Coburg.1 Da Ihro Durchlauchten, die verwittwete Frau Herzogin, Obervormünderin und Landes-Regentin von Sachsen Meiningen, und der regierende Herzog von Sachsen Saalfeld-Coburg auf die wirksame Theilnahme an der Academie und dem Schöppenstuhl Höchst Ihre Verzichtleistung erklärt und die Ueberlassung Ihrer diesfallsigen Rechte und Verbindlichkeiten dem Herzoglichen Hause Sachsen Gotha angetragen haben, so tritt Letzteres vom ersten April dieses Jahres an in die, receßmäßig den gedachten beyden höchsten Höfen zuständigen Rechte, und macht sich verbindlich, die von denselben geleisteten Beyträge zur Erhaltung der Academie, wie solche, nach Ausweis der in dem Herzoglichen Ministerialschreiben d. d. Meiningen den 22. März, und dem höchsten Herzoglichen Schreiben, d. d. Coburg den 26. März dieses Jahres enthaltenen Mittheilungen in ihrem GesammtBetrage bestehen, und wie solche in der Beylage sub A. speciell angegeben sind, allein zu übernehmen und ferner zum Besten der academischen Anstalten und Besoldungen auszahlen zu lassen; dahingegen diejenigen Beyträge, welche die gedachten höchsten Höfe zu Meiningen und Coburg 1
Satz in der Ausfertigung am linken Rand eingerückt.
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jetzt zu der Anstalt des Convictorii geleistet haben, von diesen beiden Herzoglichen Höfen auch für die Zukunft übernommen bleiben, indem die nurerwähnte Anstalt auch ferner als den sämmtlichen Nutritoren der Academie gemeinschaftlich verbleibend angesehen werden soll. Eben so soll auch der Aufwand für die Inspection der Landeskinder ferner jedem Hofe überlassen bleiben. §. 2. Sachsen Gotha behält sich vor, über die nähern Bedingungen und Bestimmungen, unter welchen dieses Herzogliche Haus an die Stelle der beyden für jetzt abgehenden treten wird, mit demselben unmittelbar übereinzukommen, und wird die Einleitung dahin zu treffen suchen, daß dieselben, auf den Fall, daß sie von der ihnen vorzubehaltenden Befugnis zum Wieder-Eintritt in die Gemeinschaft in Ansehung der Universität, dereinst Gebrauch machen wollten, sich zu Uebernehmung verhältnismäßiger Antheile an den in der gegenwärtigen Uebereinkunft Gothaischer Seits übernommenen erhöheten Beyträgen zu Unterhaltung der Universität, verbindlich zu machen, auch die sonst wegen derselben jetzt neu zu treffenden oder in der Folge zwischen Sachsen Weimar und Sachsen Gotha zu verabredenden Einrichtungen zu genehmigen haben werden. §. 3. Von den Verhältnißen der beyden Höfe S. Weimar und S. Gotha zu einander, in Beziehung auf die Academie.2 Die Rechte und Verbindlichkeiten, hinsichtlich der Academie stehen auch künftig, so wie solches bisher den Hausverträgen gemäs, als Grundsatz angenommen worden ist, den beyden höchsten Häusern Weimar und Gotha zu gleichen Theilen zu. Die Academie berichtet daher gleichzeitig an beyde über jeden, höchster Entschließung bedürfenden, Gegenstand und hat auch in den Fällen, in welchem ihr von dem Einen oder dem Andern einseitig Berichte abgefordert werden sollten, diese Berichte mit an denjenigen Hof zu erstatten, welcher solche nicht abgefordert hat, und dabey von der erhaltenen Veranlassung Meldung zu thun. Es kann keine Verfügung einseitig von einem derselben erlassen werden, ohne daß zuvor die Conformität des andern erlangt worden ist. Im Falle, daß Gefahr auf dem Verzuge haftet, ist zwar die Academie schuldig und befugt, einer einseitigen Verfügung Folge zu leisten. Es muß aber, wenn dies Statt finden soll, in dem höchsten Erlaße dieselbe ausdrücklich und in Beziehung auf die Dringlichkeit der Sache dazu ermächtigt werden, auch ist alsdann von dem verfügenden Hofe dem andern sofort Nachricht davon zu ertheilen. §. 4. In Absicht auf die Besetzung der Stellen akademischer Lehrer und anderer bei der Academie angestellten Personen, steht es jedem der beyden höchsten Höfe zu, auf die erhaltenen Denominations-Berichte der Universität, oder auf andere Veranlassungen seine Vorschläge dem andern zu eröffnen, und es ist darüber in jedem einzelnen Falle die Uebereinkunft durch schriftliche Communication zu 2
Satz in der Ausfertigung am linken Rand eingerückt.
Nr. 2
57
versuchen. Um jedoch für die Fälle, in denen eine Vereinigung nicht zu erlangen seyn sollte, eine gewisse Regel festzusetzen, und zu verhindern, daß die Entscheidung nicht zum Nachtheile der Universität verhindert oder verzögert werde, soll zwischen beyden Höfen eine Alternation in der Entscheidung dergestalt festgesetzt werden, daß bey dem ersten Falle einer solchen Stellen-Besetzung, in welchem die Vereinigung nicht erlangt werden kann, die Meynung des Großherzoglichen Hauses Weimar, im zweyten aber die des Herzoglichen Hauses Gotha vorwalten und als die entscheidende angenommen werden, und in dieser Maaße bey allen folgenden ähnlichen Fällen abwechselnd entschieden werden soll, und zwar, bey allen sich erledigenden Stellen, der Zeitfolge nach, durchgehend, ohne Unterschied der Stellen selbst. Es soll hierbey die zeitherige Einrichtung beybehalten werden, nach welcher die Academie die Befugnis und Verpflichtung hat, zu Besetzung jeder sich erledigenden Ordinar-Stelle die ersten Vorschläge durch Berichts-Erstattung zu thun, die Stellen in der für die Verwaltung des akademischen Fiscus zu errichtenden Commission und der dazu gehörenden Rechnungsführer und Unter-Beamten allein ausgenommen, welche die höchsten Höfe durch eigene Wahl zu besetzen sich vorbehalten. Die wirkliche Einweisung in die erstgedachten Stellen hat der academische Senat nicht eher, als nach Einlangung der conformen Befehle von beyden Höfen zu bewirken, und es macht sich jeder der höchsten Paciscenten verbindlich, das conforme Rescript auch in dem Falle, wenn, der vorher angeführten Anordnung zufolge, die alternirende Entscheidung gegen seine eigene Meynung ausgefallen seyn sollte, unweigerlich und ungesäumt zu erlassen. §. 5. Festsetzung der Einnahme u. Ausgabe der Academie.3 Die Einkünfte des academischen Fiscus, so wie sie jetzt aus dem Ertrage der Dotalgüther Remda und Apolda, dem Holze bey Waltersdorf, den schon seit älterer Zeit bewilligten und fixirten Großherzoglichen und Herzoglichen ordentlichen GeldBeyträgen, den Zuschüßen an Holz und Getraide, dem Ertrag von der Keller- und Brau-Wirthschaft der Collegien-Gebäude, den Zinsen von Legaten, der LindenstücksWiese im Blanckenhaynischen, und sonst bestehen, bleiben ihm ferner unverkürzt. In Absicht auf die Dotalgüter genehmigt Sachsen Gotha die von Sachsen Weimar einstweilen der Verpachtung wegen gethanen Vorschritte, auch sind beyde höchste Höfe dahin übereingekommen, daß die Rosen-Kellerey verpachtet werde. §. 6. Sodann machen sich die beyden Höfe anheischig, nicht nur Alles dasjenige, wiewohl unter vorbehaltener specieller Bestimmung und Vertheilung eines jeden Hofes, fortzuzahlen, was sie bisher an die Academie geleistet haben, wie solches die, diesem Vertrage angehängte Uebersicht sub B. besagt, sondern Sachsen Weimar verspricht für jetzt eine jährliche Summe von
3
Satz in der Ausfertigung am linken Rand eingerückt.
58
Dokumente
V i e r T a u s e n d Taler ConventionsMünze und Sachsen Gotha, nicht eingerechnet die für Sachsen Meiningen und Sachsen Coburg übernommenen Leistungen, eine gleiche Summe von V i e r T a u s e n d Taler ConventionsMünze zum Besten der Academie zu verwilligen, deren übereinkunftsmäßige Vertheilung in den weitern ConferenzProtocollen dargelegt werden wird, so wie der darauf gegründete neue Ausgabe-Etat der Universität aus der Beylage C., zu ersehen ist. §. 7. Der Gesammt-Betrag aller für die Anstalten der Academie und deren Corpus gewidmeten Summen, ingleichen die in der oben angeführten Beylage C. als etatsmäßig dargestellten und fixirten Besoldungen der Lehrer und Angestellten werden vierteljährig an den academischen Fiscus, gegen Quittung des Cassiers desselben ausgezahlt; die bisherigen außerordentlichen Zulagen der Lehrer und Beamten werden aber wie bisher aus den Cammer-Cassen von jedem Percipienten unmittelbar erhoben. §. 8. Sollten auf eine oder die andere Weise Extrabesoldungen zur Erledigung kommen, so fallen sie nicht an die Cammer-Cassen zurück; sondern sie werden entweder zur bessern Salarirung schon vorhandener Lehrer und Beamten, oder zur Herbeyziehung tüchtiger Männer verwendet; oder in dem Falle, daß Beydes nicht sogleich erforderlich seyn sollte, einstweilen und bis darüber definitiv zu solchen Zwecken disponirt seyn wird, an den Fiscus abgegeben um den Activ-Bestand desselben zu erhöhen und sind bey solchem gehörig in Einnahme zu stellen. §. 9. Verwaltung.4 So viel die Verwaltung des academischen Vermögens betrifft, so soll dieselbe – mit gänzlicher Aufhebung der Wirksamkeit des Concilii arctioris für ökonomische Angelegenheiten der Academie, dieser abgenommen und eine eigene Immediat-Commission niedergesetzt werden, deren definitive Einrichtung vorbehalten bleibt, welche mit Zuziehung eines akademischen Deputirten die Administration über das Vermögen der Academie übernimmt, und die Cassen-Verwaltung unter ihrer alleinigen Aufsicht besorgt. Das zu dieser Commission gehörende Personal ist zum ersten Mahle durch besondere Uebereinkunft zwischen beyden höchsten Höfen ernannt worden, und wird in Zukunft bey Erledigungs-Fällen dergestalt erneuert, daß die Präsentation zu einer jeden dabey bestehenden Stelle, mit Inbegriff der des Rechnungsführers, abwechselnd einmahl um das andre von Sachsen Weimar und Sachsen Gotha bewirkt wird; und ein jeder der beyden Höfe sich verbindlich macht, der in der Reihe von dem andern geschehenen Präsentation die Genehmigung zu ertheilen, wobey jedoch dem erstern unbenommen bleibt, wenn ihm gegen eine solche Präsentation erhebliche und begründete Einwendungen beygehen, solche dem präsentirenden Hofe bemerklich zu machen, auf welche alsdann billig Rücksicht zu nehmen ist. 4
Wort in der Ausfertigung am linken Rand eingerückt.
59
Nr. 2
Nachdem vorstehende, die künftigen und bleibenden Verhältniße der beyderseitigen höchsten Höfe als Nutritoren der Gesammt-Universität sowohl unter sich, als zu dieser letztern betreffende Puncte, zwischen den beyderseitigen Abgeordneten verabredet, diejenigen Puncte hingegen, welche die innere Verfassung der Universität sowohl in wissenschaftlicher als in öconomischer Beziehung und verschiedene, theils zu verbessernde, theils neu zu gründende Einrichtungen bey derselben zum Gegenstand, und bey der gegenwärtigen Conferenz eine besondere Erörterung veranlaßt haben, in besondere Protocolle gefaßt und zu fernerer Communication ausgesetzt worden sind, So ist diese Uebereinkunft bis auf höchste Genehmigung abgeschlossen und von den beyderseitigen Bevollmächtigten unterzeichnet und besiegelt worden. Jena, den 10.ten April 1817. [L.S.] Carl Friedrich Anton Conta.
[L.S.] Carl Ernst Adolf von Hoff.
[…] Beylage A. Verzeichniß der Beyträge, welche S. Meiningen und S. Coburg bisher für die Academie Jena geleistet haben, mit Ausschluß des Aufwandes für das Convictorium und die Inspection der Landeskinder. Sachsen Meiningische Beyträge. 294
fl. Rhein
56 ¾
xr.
wegen des Sachsen Meininigischen, und
61
"
"
52 ¾
"
33
"
"
45
"
Coburgischen Antheils " für das Concilium arctius.
"
an den Bereiter Seidler
120
"
"
–
11
"
"
15
"
zur Bibliothek
92
"
"
48 ¾
"
dem Kirchenrath Gabler.
61
"
"
52 ½
"
dem Geh. Hofr. Eichstädt.
46
"
"
24 ⅜
"
demselben, als Oberbibliothekar
103
"
"
18 ⅜
"
dem Hofrath Seidensticker
46
"
"
"
"
"
Luden
62
"
"
"
"
"
Andrä.
935
fl. Rhein
23 ¼
xr.
oder 519 Thlr. 16 gl. Sächsisch
60
Dokumente
Sachsen Coburgische Beyträge. fl. Rhein
43
xr.
den sämmtl Profeßoren.
11
"
"
15
"
für das Concilium arctius
57
"
"
53 ½
"
dem Stallmeister Seidler
60
"
"
–
"
30
"
"
–
"
40
"
"
–
"
40
"
"
–
"
30
"
"
–
"
40
"
"
16 ½
"
7
"
"
30
"
zur Bibliothek.
fl. Rhein
38
xr.
244 Thlr. 18 gl. 11 d. Sächsisch.
123
440
" Geheimen Hofrath Eichstädt " Kirchenrath Gabler " Hofrath Seidensticker " Geheimen Hofrath Starke " Hofrath Luden " Andrea
(L. S.) C. Conta
(L. S.) K. E. A. v. Hoff. Beylage B. I.
Verzeichniß derjenigen Beyträge, welche S. Weimar bisher zum Besten der GesammtAcademie geleistet hat u. welche es ferner zu diesem Zwecke zu verwenden verspricht: I) anbaarem Gelde. a) zu gemeinschaftlich unterhaltenen Anstalten und Stellen 1601 rt.
23 gl.
3 d.
zu Verstärkung des akadem. Fiscus überhaupt.
50"
–"
–"
den Assessoren des Concilii arctioris
29" 220"
4"
–"
zur academischen Bibliothek.
–"
–"
15" 175"
–"
–"
" Besoldung der Bibliothekare. dem jedesmaligen Prorector.
–"
–"
301" 267"
14 "
–"
" Kirchenrath Gabler. Schott. " "
16 "
–"
Geh. Justizrath Schnaubert.
300"
–"
–"
Hofrath Schweitzer.
61
Nr. 2
100"
17 "
–"
"
Andrae.
268" 300"
18 "
–"
"
Starke.
–"
–"
"
Eichstädt.
275" 302"
–"
–"
"
Luden.
10 "
–"
266" 24"
16 "
–"
" Fries. Stallmeister Seidler
14 "
10 "
Pedell Teubner
4498 rt.
13 gl.
1 d.
b) zu Anstalten und Stellen, welche bisher von Weimar allein unterhalten worden 2421 rt.
14 gl.
–"
auf die unter S. Weimar allein stehenden Museen
200"
–"
–"
dem Professor Sturm.
400"
–"
–"
150"
–"
–"
" Hofrath Oken. " Professor Baumgarten-Crusius
400"
–"
–"
"
"
Kieser
300"
–"
–"
"
"
Renner
150"
–"
–"
16
–"
Köthe " " Dr. Graumüller
8
–"
Tanzmeister Hesse.
80"
–"
–"
Zeichenmeister Oehme.
100"
–"
–"
50"
–"
–"
Dr. Roux " " Hofmechanicus Otteny. auf das akademische Concert.
216" 33"
66"
16
4568 rt.
6 gl.
9066 rt.
19 gl.
–"
1 d.
"
62
Dokumente
2. an Naturalien a) zu gemeinschaftlich unterhaltenen Anstalten und Stellen 148 Schfl. 3 Vrtl.
2⅔
Mtz. Weimar Korn
6
"
1
¾
"
"
Gerste
8
"
"
–
"
"
24
"
"
–
"
"
"
"
verschiedene Professoren
9
"
"
–
12
"
"
–
"
"
"
"
Waizen ⎫ ⎪ Kirchen-Rath Korn ⎬ dem Gabler ⎪ Gerste ⎭ Korn ⎫ ⎬ Schott Gerste ⎭ "
12
"
"
–
12
"
–
"
"
Korn
16
"
" 3"
1⅓
"
"
Korn
16
"
3"
1⅓
"
"
⎫ Professor ⎬ dem Güldenapfel Gerste ⎭
591
"
3"
1
"
"
Hafer
6
"
–"
–
"
"
dem Hofrath Andrea.
" Stallmeister Seidler Korn 3. Clftr. weiche Scheite dem Prosector Homburg.
b.) zu Anstalten und Stellen, welche bisher von Weimar allein unterhalten worden 12 Clftr. 26 Schfl. 24 Schfl. 3 Clftr.
Floßholz ⎫ ⎪ Korn ⎬ auf die Jenaischen Museen. ⎪ Gerste ⎭ Floßscheite und 6 Schfl. W. M. Korn dem Anatomie-Aufwärter.
6 Schfl.
Korn
6
"
Gerste
12
"
Korn
12
"
Gerste
⎫ ⎬ ⎭ ⎫ ⎬ ⎭
dem Zeichenmeister Oehme
"
"
Dr. Roux
63
Nr. 2
Beyträge zum Convictorium 284 Schfl.
2 Vrtl. ⅔ Mtz.
369" 12"
1"
½
2"
1¾
37 ½ Clftr. 348 rthlr.
⎫ ⎪ ⎪ ⎪ ⎬ Zuschuß für den Pachter. ⎪ ⎪ ⎪ ⎭
ar. Scheite 9 gl.
4 d.
"
"
312"
zu einem Tisch für unbemittelte Ungarn und Siebenbürgen
Zu Geld angeschlagen mit 1366 rt.
16 gl.
11 ½ d.
[L.S.] Carl Friedrich Anton Conta
[L.S.] Karl Ernst Adolf von Hoff Beylage B.II.
Verzeichnis derjenigen Beyträge, welche Sachsen Gotha bis jetzt zur Erhaltung der Gesammt-Academie und zur Besoldung ihrer Lehrer u. Beamten geleistet hat, und welche es ferner zum Besten derselben zu verwenden verspricht: 1. an baarem Gelde 520 rt.
12 gl.
d.
Besoldungszuschüße von älterer Zeit.
25" 31"
" " 6 " 12 "
– " – "
für das Concilium arctius.
– " – "
zur Bibliothek
112" 184" 100" 50"
8 " – "
100"
8 " – "
87" 137"
12 " 12 "
100"
– "
– " 6 " – " – " – " – "
zur Bibliothek Geh. Justizrath Schnaubert Hofrath Seidensticker Andrae Geh. Hofrath Starke Eichstädt. Hofrath Luden Professor von Münchow
64
Dokumente
100"
– " 3 "
– " – "
Prorector im Winter halben Jahr für einen Hirsch
– "
– "
Pedell Teubner
13. gl
6 d.
6" 12" 1612 rt.
Stallmeister Seidler
2. an Naturalien 12 ½
Klftr.
Holz
an die Professoren.
12.
"
"
dem Hofrath Fuchs.
4.
" Schfl.
" Korn
71
" Prosector Homburg Altenburg. Maas für die Professoren.
Beyträge zum Convictorium 3 Scheffel,- Viertel- Maas- Kanne
Waitzen.
138„
Korn.
176„
Gerste.
25 Klafter
Tannen Holz
100 rt.
Zuschuß für den Pachter seit 1815.
120 rt.
zu einem Tisch für unbemittelte Ungarn.
31 rt.
– " 10 d.
[L.S.] Carl Friedrich Anton Conta
Anfuhrlohn für das Deputatgetraide und Holz.
[L.S.] Karl Ernst Adolf von Hoff
C. Etat für die nach den neuesten höchsten Bewilligungen für die Zukunft fixirten Ausgaben bey der Universität Jena, nach den Kapitule der academischen Rechnungen. Die nicht angeführten Kapitel und Posten bleiben unverändert, wie sie in den letzten Jahres-Rechnungen der Universität, den Rubriken nach, aufgeführt sind. Kap. VII. Besoldungen
65
Nr. 2
1. Professor der Theologie
von
478 rt.
10 gl.
2.
"
478 "
10 "
"
" " " 1. Professor d. Rechte
"
391 "
4"
"
"
369 "
2"
"
2.
"
"
"
"
367 "
16 "
"
3.
"
"
"
"
366 "
14 "
"
4.
"
"
"
"
366 "
14 "
"
500 " 500 "
"
331 "
14
" " " 1. Professor d. Medizin
"
–
–
" –
500 " 500 "
"
411 "
14 "
"
2.
"
332 "
16 "
"
500 " 500 "
"
327 "
14 "
"
"
306 "
8"
"
"
271 "
14 "
"
"
297 "
14 "
"
"
297 "
14 "
"
"
289 "
14 "
"
"
297 "
14 "
"
"
341 "
14 "
" liter. graec. 2ter Bibliothekar
"
–
–
" –
"
54 "
20 "
Bibliotheksschreiber
"
–
–
" –
Zwey Gehülfen bei der Bibliothek " Universitäts-Secretär "
–
–
–
50 " 50 "
204 "
20 "
Fechtmeister
–
–
" –
300 " 200 "
"
"
"
3.
5.
"
"
"
6.
"
"
"
3.
" " " 1. Prof. mathes. et phys.1 2. 3. 4 5. 6. 7.
" eloquent. 3 " cameral.
2
" histor. 5 " moral. 4
" metaphys. 7 " orient. ling. 6
8.
1 2 3 4 5 6 7 8
8
"
Professor der Mathematik und Physik. Professor der Beredsamkeit. Professor der Kameralistik. Professor der Geschichte. Professor der Moral. Professor der Logik und Metaphysik. Professor der orientalischen Sprache. Professor der griechischen Sprache.
auf
600 rt. 550 " 550 " 600 " 500 "
500 " 500 " 500 " 500 " 500 " 500 " 500 " 500 " 500 " 200 "
66
Dokumente
Sprachlehrer
"
–
–
–
2. Repetenten
"
–
–
–
Zeichenlehrer
"
–
–
–
Zuschuß zum Wittwenfiscus
"
–
–
–
300 " 200 " 150 " 200 "
Zu neuen Anstalten und Ausgaben sind ausgesetzt Zum homilet. Seminarium
"
"
" "
"
200 rt.
Zum philolog. Seminarium
"
"
" "
"
Zur Bibliothek außer den bisher. Zuschüssen
"
"
" "
"
300 " 300 "
" Zum Ankauf chirurgischer Instrumente
"
" "
"
"
" "
"
Zu Preißfragen für die Studierenden
"
" "
"
Für Extra-Aufwand des akademischen Senats
"
" "
"
324 " 200 "
Aufwand auf die Verwaltungs-Commission
"
800 rt.
" " " zu errichtende Justiz-Amtmanns Stelle Zur Deckung des gegenwärtigen Deficit in der Einnahme
" "
400 " 400 "
Zu Bestreitung der Kosten für Festprogramme
"
50 "
Zur Veterinär-Anstalt
200 " 100 "
Zu provisorisch angenommenen Ausgaben.
Ganz hinwegfallende Kapitel und Posten der academischen Rechnungen. Im Kap. 7. Kap.
das Gehalt des Provisionscollectors mit
"
154 rt.
18.
Schreiberey bey Rechnungs-Wesen
"
20.
Diäten
"
16 " 75 "
[L.S.] Carl Friedrich Anton Conta
[L.S.] Karl Ernst Adolf von Hoff
Quelle: ThHStAW, Urkunden, Reg. A. a. a. fol. 250, Nr. 361, Bl. 1r–12v; Schreiberhand mit Ergänzungen Contas (Überschrift und Abgabevermerk an das Großherzogliche Geheime- und HauptStaatsarchiv vom 3.5.1817). Weitere Ausfertigung: ThStAG, Q Q (K), Nr. XIII, Bl. 13r–21v.
67 Nr. 3 27. / 28. Oktober 1817 Gesetze für die Studierenden der Gesammt-Universität Jena Wir Carl August, von Gottes Gnaden Großherzog zu Sachsen WeimarEisenach, Landgraf in Thüringen, Markgraf zu Meißen, gefürsteter Graf zu Henneberg, Herr zu Blankenhayn, Neustadt und Tautenburg u.s.w.
Wir August, von Gottes Gnaden Herzog zu Sachsen, Jülich, Cleve, Berg, auch Engern und Westphalen, Landgraf in Thüringen, Markgraf zu Meißen, gefürsteter Graf zu Henneberg, Graf zu der Mark und Ravensberg, Herr zu Tonna u.s.w.
Haben, in Erwägung, daß den dermalen für die Studirenden Unserer Gesammt-Akademie Jena bestehenden Gesetzen und Verordnungen die nöthige Vollständigkeit abgeht, und dieselben den Forderungen der gegenwärtigen Zeit nicht mehr ganz entsprechen, die Entschließung gefaßt, provisorisch1 die, im folgenden enthaltenen Vorschriften zusammenfassen zu lassen, und solchen von dem bevorstehenden 1. November dieses Jahres an Gesetzeskraft zu ertheilen: Erster Abschnitt. Erwerb des akademischen Bürger-Rechts. §. 1. Das akademische Bürgerrecht für Studierende wird erlangt durch die Immatrikulation. §. 2. Die Immatrikulation geschieht durch eigenhändige Einzeichnung des Namens, Vaterlandes, Geburtsorts und Studiums in das Album der Universität, in welchem zugleich der Name des Vaters, oder des Vormundes bemerkt werden muß, und durch Angelobung auf die akademischen Gesetze in die Hand des Prorectors. Der Vollziehungs-Act ist die Aushändigung der Immatrikulations-Urkunde. §. 3. Wer einen oder alle Vortheile des akademischen Bürgerrechts erhalten will, muß sich längstens den dritten Tag nach seiner Ankunft in Jena, bey dem Depositor zur Immatrikulation anmelden. Von diesem erfährt der zu Immatrikulirende das Weitere. §. 4. Die von andern Universitäten Kommenden haben, bey ihrer Anmeldung, auch die Matrikel der zuletzt besuchten Universität an den Depositor abzugeben. §. 5. Wer die vorgeschriebene Anmeldung unterläßt, oder nach geschehener Anmeldung der Anordnung des Prorectors durch den Depositor nicht Folge leistet, wird zur Immatrikulation förmlich vorgeladen. Wer auf diese Vorladung nicht erscheint, ist für das laufende akademische Halbjahr zur Immatrikulation unfähig. 1
Wort in der Ausfertigung nachträglich mit runden Klammern versehen.
68
Dokumente
§. 6. Zur Immatrikulation wird nur zugelassen, wer ein gültiges Zeugniß seines Wohlverhaltens beybringt. Landeskinder haben noch besonders, wenn sie unmittelbar von Schulen kommen, Dimissions-Scheine, und wenn sie aus andern Verhältnissen in die Universitäts-Verhältnisse eintreten wollen, Erlaubnißscheine dazu beyzubringen. §. 7. Wer diese Urkunden nicht vorzulegen vermag, dem wird zwar die Einzeichnung in das Album und ein vierwöchentlicher Aufenthalt in Jena verstattet; sind aber, nach Verlauf dieser Zeit, diese Urkunden nicht beygebracht, so wird er wieder von der Universität entfernt. §. 8. Von andern Universitäten Relegirte werden nicht unter die2 akademischen Bürger aufgenommen, es wäre denn, daß sie von den höchsten Erhaltern der Universität zur Aufnahme begnadiget würden. Über die Bedingungen der Aufnahme Consiliirter entscheidet der Senat. §. 9. Die Immatrikulationskosten werden sogleich bei der Anmeldung erlegt. Frühere honoris causa ertheilte Immatrikulationen wirken nur Erlaß dieser Kosten, nicht aber der übrigen hier angeordneten Verbindlichkeiten. Zweyter Abschnitt. Rechte und Verbindlichkeiten der akademischen Bürger. Erster Titel. Allgemeine Bestimmungen. §. 10. Das akademische Bürgerrecht begreift 1) das Recht sich unter dem Schutze der Universität in der Universitäts-Stadt aufzuhalten, das Recht eines bevorzugten Gerichtsstandes, 2) das Recht akademische Vorlesungen zu besuchen, die Bibliothek so wie alle andere Sammlungen der Universität, zu benutzen, und an ihren Anstalten und Instituten Theil zu nehmen, 3) das Recht eine akademische Würde zu erwerben, 4) das Recht, die Stelle eines Hofmeisters oder Führers bey Studierenden anzunehmen, 5) das Recht, alle die Vortheile zu genießen, welche den Studierenden zugesichert sind. Das akademische Bürgerrecht ist Bedingung dieser Rechte.
2
Wort nachträglich eingefügt.
Nr. 3
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§. 11. Das akademische Bürgerrecht verpflichtet im Allgemeinen zu einem sittlichen Betragen, zur Achtung gegen Religion, zu Fleiß, Ordnung, und thätiger Mitwirkung für das Wohl der Universität. §. 12. In allen Fällen, für welche nicht eine Ausnahme ausdrücklich festgestellt worden, ist der akademische Bürger den allgemeinen Gesetzen des Großherzogthums Sachsen Weimar-Eisenach unterworfen. Zweyter Titel. Besondere Bestimmungen A. Ueber den akademischen Gerichtsstand. §. 13. Schutz, Aufsicht und Recht wird den Studierenden von dem Prorector, dem Concilium und dem Senate, unter Mitwirkung des Universitäts-Amtes. §. 14. Schutz gegen Beeinträchtigungen und Beleidigungen haben die Studierenden bey dem Prorector zu suchen, welcher das deshalb Nöthige verfügt. §. 15. Außer den besonders angeordneten Inspectionen stehen die Studierenden unter der allgemeinen Aufsicht des Prorectors und des akademischen Senats. §. 16. Die Gerichtsbarkeit über die Studierenden übt die Universität durch den UniversitätsAmtmann. In rein bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten hat das Universitäts-Amt die Prozeß-Leitung nach vorgeschriebener Form und die Entscheidung in erster Instanz. Auf eingewandte Rechtsmittel erkennt das Concilium. In Policey- und DisciplinarSachen hat das Universitäts-Amt die Untersuchung, das Concilium aber und der Senat die Entscheidung. Peinliche Sachen werden, nach den ersten Vernehmungen des Universitäts-Amts, von dem Senate an das angeordnete Gericht abgegeben. §. 17. Alle Klagen, Beschwerden, Meldungen und Anzeigen in bürgerlichen Rechtssachen, so wie in Disciplinar-, Policey- und Criminal-Sachen der Studierenden, sind bey dem Universitäts-Amte anzubringen, welches zugleich gehalten ist, die von Studierenden bey demselben angebrachten Klagen und Beschwerden gegen die Hauswirthe ex officio bey der Beklagten ordentlicher Obrigkeit zu betreiben. Ingleichen hat das UniversitätsAmt die Jurisdiction über die Aufwärter und Aufwärterinnen der Studierenden. §. 18. Jeder Studierende ist verbunden, den Anordnungen derer, welche die akademische Gerichtsbarkeit ausüben, pünktlich Folge zu leisten. §. 19. Die Pedelle sind für alle Ungebührnisse, die in ihrer Nähe vorfallen, verantwortlich; deshalb haben die Studierenden, was diese, ihrer Pflicht gemäß, für Ordnung und Ruhe anordnen, zu befolgen.
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§. 20. Neben dem akademischen privilegirten Gerichtsstande, behält der Studierende den Gerichtsstand des Wohnorts, so wie außerhalb der Stadt Jena und eines Umkreises von zwey Meilen die besondern Gerichtsstände bey. §. 21. Fremde, von anderen Universitäten nach Jena kommende Studierende sind, was den Schutz, die Aufsicht und den Gerichtsstand anlangt, denselben Gesetzen unterworfen, wie die heimischen. B. Ueber die Wohnungen der Studierenden. §. 22. Jeder Studierende muß eine bestimmte Wohnung in der Innstadt haben. In den Vorstädten zu wohnen, ist nur denen verstattet, die ihre Aeltern daselbst haben, oder denen dazu Erlaubniß von Serenissimo Vimariensi ertheilt worden ist. §. 23. Jeder Studierende hat mit seinem Hauswirthe einen schriftlichen Miethvertrag abzuschließen: denn nur ein solcher gilt vor Gericht. Das Einzeichnen in das Hausbuch wird wie ein schriftlicher Miethvertrag angesehen. §. 24. Jeder Miethvertrag ist, wenn nichts anders verabredet, nur gültig auf ein akademisches Halbjahr. Er muß 6 Wochen vor Ablauf des Halbjahres schriftlich erneuert werden, wenn er ferner Gültigkeit haben soll. §. 25. Hat ein Studierender drey Wochen nach dem Anfange der Vorlesungen seine förmlich gemiethete Wohnung noch nicht eingenommen, auch über sein Außenbleiben dem Hauswirth keine Nachricht gegeben, so steht dem Hauswirth das Recht zu, die Wohnung anderweit zu vermiethen. §. 26. Wer seine förmlich gemiethete Wohnung gar nicht bezieht, aus welchem Grunde es auch sey, ist zur Entrichtung des halben Miethzinses, wer sie aber schon bezogen, im Laufe des Halbjahres aber wieder verläßt, zur Entrichtung des ganzen Miethzinses verbunden. §. 27. Ohne Zustimmung des Hauswirths ist das Einnehmen anderer Personen in die gemiethete Wohnung eben so wenig gestattet, als die After-Vermiethung. §. 28. Die bedungenen Aufwartegelder sind von den Studierenden an diejenigen Personen zu entrichten, welche zur Zeit des Zahlungs-Termins die Aufwartung besorgen. C. Ueber die Benutzung der akademischen Vorlesungen und Anstalten. §. 29. Die akademischen Vorlesungen nehmen in jedem Halbjahre ihren Anfang an dem auf dem Lections-Catalog angezeigten Tage.
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§. 30. Anständig ist es, sich in den ersten Wochen des Halbjahrs dem Lehrer persönlich vorzustellen. Auch darf derjenige, welcher solches unterlassen, am Ende der Vorlesungen auf kein Zeugniß über seinen Fleiß rechnen. §. 31. Jeder Zuhörer hat von dem Famulus einen bestimmten Platz im Hörsale zu lösen. Diesen im Verfolg der Vorlesungen zu ändern, kann nachtheilig seyn. §. 32. Durch Aufzeichnung seines Namens auf dem gewöhnlichen Aufschreibezettel erklärt der Zuhörer seine Theilnahme an den Vorlesungen und verpflichtet sich, das dafür angesetzte Honorar zu bezahlen. Die Unterschrift muß enthalten den völlig ausgeschriebenen Vor- und Zunahmen, die Angabe des Vaterlandes und die Nummer des Belegs. §. 33. Die Bezahlung des Honorars geschieht nach den Bestimmungen des Aufschreibezettels. Dieses mit dem Namen des Lehrers und der Angabe des Honorar-Betrags zu versehende Verzeichniß wird dem akademischen Quästor zugestellt, welcher für Eincassirung der Honorare und Ablieferung derselben an die Lehrer zu sorgen, auch nöthigenfalls den Universitäts-Amtmann zur Beytreibung anzurufen hat. §. 34. Von Bezahlung des Collegien-Honorars sind diejenigen entweder zur Hälfte oder ganz befreyt, welche akademische Armuthszeugnisse erlangt haben. §. 35. Zu Erlangung eines akademischen Armuthszeugnisses, ist erforderlich; daß der Bittende das ihm von seiner Obrigkeit gehörig ausgestellte Attestat über seine VermögensUmstände dem Prorector persönlich überbringe, und zugleich, auf einem besondern Zettel, die Vorlesungen beyfüge, die er in dem bevorstehenden Halbjahre besuchen will. Das Verhältniß jener Attestate zur angebrachten Bitte, beurtheilt das Concilium. §. 36. Die auf solche Art zuerst erlangten akademischen Armuthszeugnisse müssen alle Semester erneuert werden. Das Gesuch um Erneuerung geschieht in derselben Form, wie die erste Bitte um das Zeugniß selbst. Die Entscheidung hat der akademische Senat. §. 37. Die Erneuerung der Armuthszeugnisse wird verweigert: 1) bey notorischem Unfleiß im Besuch der Vorlesungen, 2) wegen eines Disciplinar-Vergehens, das vierzehntägigen Carcer-Arrest nach sich gezogen, 3) wegen einer Aufführung, die der durch das Armuths-Zeugniß empfangenen Wohlthat nicht entspricht. §. 38. Ohne ein akademisches Armuthszeugniß für sich zu haben, ist es vergebens auf den ganzen oder theilweisen Erlaß des Honorars Anspruch zu machen, weil die Lehrer verpflichtet sind, keinen solchen Anspruch zu berücksichtigen. §. 39. Die Armuthszeugnisse müssen, wenn sie ihre Wirkung nicht verliehren sollen, ehe die Vorlesungen ihren Anfang nehmen, dem Lehrer vorgezeigt werden.
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§. 40. Was die Benutzung der Bibliothek, der botanischen Gärten, des Mineralien-Cabinets, der Musäen, der Sternwarte, und die Theilnahme an den Seminarien, der klinischen Anstalt und dem Entbindungs-Institut betrifft, so haben sich die Studierenden entweder nach den, diesen Gesetzen besonders angefügten Bestimmungen, oder nach der Vorschrift der einzelnen Vorsteher zu richten. D. Ueber die akademischen Disciplinar-Strafen. §. 41. Um gute Ordnung zu erhalten, den Studierenden die Erreichung ihres Zwecks zu erleichtern und der Anstalt ihr Bestehen und ihre Wirksamkeit zu sichern, ist es nothwendig, die Achtung und das Ansehen der dafür gegebenen Gesetze aufrecht zu stellen, und zu befestigen; darum werden Strafen angedroht und vollzogen. Alle Studierende sind auf gleiche Weise den Gesetzen unterworfen. §. 42. Die akademischen Strafen sind: Verweis, Geldbuße, Carcer-Arrest, Einzeichnung in das Strafbuch, Consilium abeundi, und Relegation. §. 43. Die Verweise ertheilt in der Regel der Prorector allein, sie sind als geschärft anzusehen, wenn sie vor dem Concilium, oder dem akademischen Senat erfolgen. §. 44. Alle Geldstrafen, welche gegen Studierende erkannt werden, fallen der BibliotheksCasse anheim. §. 45. Wer die ihm zuerkannte Geldstrafe in der ihm angedeuteten Frist nicht erlegt, hat solche, nach der Bestimmung des Conciliums, unabänderlich auf dem Carcer abzusitzen. §. 46. Der Carcer-Arrest ist von zweyerlei Art, einfacher und geschärfter. Bey dem einfachen ist es nach drey Tagen dem Incarcerirten erlaubt, die von ihm unterzeichneten Vorlesungen zu besuchen. Der geschärfte zeichnet sich aus entweder durch das Lokal oder durch das Versagen jener Erlaubniß; auch können beyde Schärfungen vereiniget werden. §. 47. Das höchste des einfachen Carcer-Arrests ist vier Wochen; das höchste des geschärften drey Wochen. Der eine, wie der andere muß in ununterbrochener Dauer abgehalten werden, Krankheitsfälle ausgenommen. §. 48. Die Aufsicht über die Carcer hat das Universitäts-Amt. §. 49. Die Carcer-Strafe muß unmittelbar nach Eröffnung des Erkenntnisses oder spätestens zwey Stunden nachher angetreten werden. Wer nach zweymaliger officieller Erinnerung seinen Carcer-Arrest nicht antritt, hat scharfe Maaßregeln und nach Befinden die Entfernung von der Universität zu erwarten.
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§. 50. Incarcerirte haben auf nichts weiter Anspruch, als auf die gewöhnlichsten Nahrungsmittel und die nothdürftigsten Bequemlichkeiten nebst Büchern und Schreibzeug. Dem Carcerwärter ist daher auch außer der Herbeyschaffung dieser Bedürfnisse, etwas Mehreres nicht anzusinnen. Die Uebertretung dieser Vorschrift hat der Carcerwärter, seiner Pflicht gemäß, sofort dem Universitäts-Amte anzuzeigen. §. 51. Ohne die schuldigen Gebühren entrichtet zu haben, wird niemand seines CarcerArrests entlassen. Die Sitzgebühren betragen für jeden der ersten drey Tage 6 gl. – für jeden der folgenden aber 1 gl. – Sie sind jederzeit für die ganze zuerkannte Strafzeit zu entrichten. §. 52. Durch die Einzeichnung seines Namens in das Strafbuch verlieren die dazu Verurtheilten bey künftigen Vergehungen ihre Ansprüche auf die vom Gesetz ausgesprochene Strafe, und unterwerfen sich freywillig einer härtern, welche vom Ermessen des akademischen Senats abhängt. Bey Vergehungen, die mit mehr als dreytägigem Carcer-Arrest nach den Gesetzen bestraft werden, hat derjenige, dessen Name schon im Strafbuche steht, die Wegweisung zu erwarten. §. 53. Auf die Einzeichnung in das Strafbuch kann nach Befinden neben allen bis jetzt genannten Strafen erkannt werden. §. 54. Alle von andern Universitäten Relegirte oder Consiliirte, haben sich bey verstatteter Aufnahme (§. 8.) der Einzeichnung in das Strafbuch zu unterwerfen. §. 55. Wer sich der Einzeichnung in das Strafbuch weigert, wird sofort von der Universität weggewiesen. §. 56. Das Consilium abeundi ist die mildere Art der Entfernung von der Universität, und straft durch temporäre Entziehung des akademischen Bürgerrechts. §. 57. Die Dauer desselben wird jedesmal in dem Straf-Erkenntnisse mit ausgesprochen. Nach Ablauf dieser Zeit kann die Immatrikulation auf die (§. 3.) vorgeschriebene Weise von neuem gesucht werden. §. 58. Es wird geschärft dadurch, daß die Aeltern, Vormünder und Verwandte des Consiliirten oder auch die Landes-Obrigkeit seines Geburts- oder Aufenthalts-Orts davon in Kenntnis gesetzt werden. §. 59. Die Relegation ist die härtere Strafe der Entfernung von der Universität und der Entziehung des akademischen Bürgerrechts. Sie ist jederzeit mit einer öffentlichen Bekanntmachung verbunden, welche hier am schwarzen Brete angeheftet, der Landes-Obrigkeit des Verwiesenen mitgetheilt und den befreundeten Universitäten zugesandt wird.
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§. 60. Die Relegation wird entweder auf zwey oder vier Jahr, oder auf immer erkannt. Sie kann geschärft werden: im ersten Grade durch vorangehenden Carcer-Arrest, im zweyten Grade durch Bekanntmachung in den Zeitungen, im dritten Grade durch die Erklärung für ehrlos. §. 61 Die mit dem Consilium abeundi oder der Relegation Bestraften sind des besondern Schutzes der Universität verlustig. Sie haben sich an dem Tage, an welchem ihnen das Erkenntniß eröffnet worden, noch vor Sonnenuntergang aus der Stadt zu begeben, und dürfen sich derselben während der Strafzeit in einer Entfernung von zwey Meilen nicht nähern. Wer diese Bestimmung nicht achtet, hat als Consiliirter, Relegation, als Relegirter, Schärfung der Relegation, oder noch härtere Maaßregeln zu erwarten. §. 62. Die Festungsstrafe auf der Wartburg oder Leuchtenburg wird in außerordentlichen Fällen, auf den Bericht des Senats, von Sereniss. Nutritoribus erkannt. §. 63. Haus-Arrest und Stadt-Arrest sind nicht Strafen, sondern nur Sicherheits-Maaßregeln. Auf den Bruch dieser Arreste folgt aber als Strafe die Wegweisung von der Universität, des einen oder des andern Grades. E. Ueber Disciplin und Polizey. §. 64. Die Verletzung öffentlich angehefteter obrigkeitlicher Verordnungen, so wie der Anschläge anderer zur Universität gehöriger Personen und unanständiger Tadel derselben, hat nachdrückliche Strafe, nach Befinden selbst Verweisung von der Universität zur Folge. §. 65. Mit gleicher Strenge werden bestraft öffentliche Anheftungen von unerlaubtem Inhalt und die Verbreitung beleidigender, oder sitten- und religionswidriger Schriften. §. 66. Will ein Studierender eine Schrift zum Druck befördern, in Jena oder an einem andern Orte, so hat er solche dem Prorector oder einem andern Mitgliede des akademischen Senats zur Genehmigung des Drucks vorzulegen. Vernachläßigung dieser Vorschrift, kann in mehr als einer Hinsicht Unannehmlichkeiten, ja Strafe zur Folge haben. §. 67. Stöhrung des öffentlichen Gottesdienstes und religiöser Feyerlichkeiten wird, auf welche Weise sie geschehen mag, mit dem Consilio abeundi, oder der Relegation bestraft. §. 68. Das Besuchen der Kaffee-, Bier-, Wirths- und Billards-Häußer, so wie die Anstellung von Schlittenfahrten, während des Sonn- und festtägigen Gottesdienstes ist verboten, und zieht Verweise oder Carcerstrafe nach sich.
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§. 69. Mit Carcer-Arrest und selbst mit Verweisung von der Universität wird gegen diejenigen verfahren, welche die Ruhe auf den Straßen durch Schreyen, Lärmen, unanständiges Singen oder andern Unfug stöhren. §. 70. Für angerichtete Beschädigungen an öffentlichem oder Privat-Eigenthum, sind die sämmtlichen Theilnehmer alle für einen und einer für alle verhaftet. §. 71. Geschehen Beschädigungen derselben Sache zu wiederholten Malen, so haften die Urheber des letzten Frevels auch für die früheren Beschädigungen, wenn sie, was diese betrifft, nicht ihre völlige Unschuld ausführen können. §. 72. Alles Tumultuiren, d. h. jede Vereinigung mehrerer, um etwas Gesetz- und Ordnungswidriges zu erzwingen, oder etwas von den Behörden Angeordnetes zu hindern, wird an den Theilnehmern mit der Wegweisung von der Universität bestraft. Wer bey einem Tumult vermummt oder bewaffnet getroffen wird, hat geschärfte Relegation zu erwarten. §. 73. Besonders streng und nach Befinden mit Festungs-Arrest, neben der geschärften Relegation, sind die Urheber und Anführer eines Tumultes zu bestrafen. Als solche werden auch diejenigen angesehen, welche durch Umlaufschreiben und durch den Ruf: Bursche heraus, absichtlich dazu mitgewirkt, oder zu gleichem Zweck heimliche Zusammenkünfte veranstaltet. §. 74. Alle Vereinigungen der Studenten welche zu Spaltungen unter sich selbst führen, die wahre akademische Freyheit und Gleichheit der Studierenden stöhren, dem Zweck ihres Hierseyns entgegen treten, oder sonst zu gesetzwidrigen Handlungen verleiten, sind verboten, sie mögen unter dem Namen von Orden, Landsmannschaften oder irgend einem andern vorkommen. Auch ist jede Gesellschaft unerlaubt, welche es sich herausnimmt, einzelne ihrer Glieder gegen Vorgesetzte und öffentliche Behörden zu vertreten. §. 75. Gegen die Stifter, Vorsteher, Senioren und sogenannte Chargirte unerlaubter Gesellschaften, wird mit der Relegation verfahren. Die übrigen Mitglieder werden, wenn ihnen nichts besonders zur Last fällt, mit 8 bis 14tägigem geschärften Carcer-Arrest bestraft, und müssen sich in das Strafbuch einzeichnen. §. 76. Schon der bloße, auf erwiesenen Anzeigen beruhende Verdacht, einer Theilnahme an gesetzwidrigen Verbindungen und Gesellschaften, kann die Wegweisung von der Universität, als policeyliche Maaßregel, zur Folge haben. §. 77. Auszeichnung in Kleidern oder sonst, die sich bey mehrern zu gleicher Zeit vorfinden, sollen als Kennzeichen der Theilnahme an einer verbotenen Gesellschaft angesehen werden.
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§. 78. Alle Vereinigungen zu Bällen, andern Lustbarkeiten und öffentlichen Feyerlichkeiten, sind bey dem Universitäts-Amte anzuzeigen, welches den Prorector davon in Kenntniß setzen wird. Die Erlaubniß zu solchen Vereinigungen wird, wenn nichts Bedenkliches obwaltet, nicht versagt. §. 79. Die Erlaubniß zu Aufzügen mit Fackeln kann nur, nach vorgängigem Berichte des akademischen Senats ad Sereniss. Vimariensem, und erfolgter höchster Genehmigung ertheilt werden. §. 80. Für Unschicklichkeiten, Ausschweifungen im Trunk, Stöhrungen der öffentlichen Ruhe und alle Ungebührnisse, die in einer Gesellschaft, oder im Gefolge derselben verübt werden, sind die Unternehmer der Gesellschaft verantwortlich. Auch sollen Vergehen dieser Art an allen Schuldigen besonders geahndet werden. §. 81. Das Verbleiben in den öffentlichen Häußern nach der Policey-Stunde, d. h. nach 11 Uhr des Abends, ist bey Strafe von 1 tlr. 6 gl. für das erste Mal, und bey steigender Carcer-Strafe für die folgenden Male untersagt, und haben diejenigen, welche hierwider handeln, es sich selbst beyzumessen, wenn sie bey andern in derselben Nacht vorkommenden Ungebührnissen als Verdächtige behandelt werden, persönliche Unannehmlichkeiten und Schaden haben. §. 82. Eine Ausnahme von jener Vorschrift über die Policey-Stunde wirkt nur die ausdrückliche Erlaubniß des Prorectors. §. 83. Ein im Zustand grober Trunkenheit auf öffentlicher Straße betretener Student, wird mit zwey bis sechstägigem Carcer-Arrest, und im Wiederhohlungsfall noch härter bestraft. Wer zum dritten Male in diesem Zustand getroffen wird, hat das Consilium abeundi zu erwarten. §. 84. Alle Hazard-Spiele, wie sie auch heißen, sind den Studierenden in und außer der Stadt verboten, und wird die Uebertretung dieses Verbots in folgender Art bestraft: Die Bankhalter und diejenigen, welche ihre Stuben zum Hazard-Spiel hergeben, trifft vierzehntägiger Carcer-Arrest, und Einzeichnung in das Strafbuch, die übrigen Mitspielenden aber, das erste Mal viertägiger Carcer-Arrest, das zweyte Mal achttägiger Carcer-Arrest, das dritte Mal Consilium abeundi. Die Bank wird zum Besten der Bibliotheks-Casse confiscirt. Für die dem Denuncianten noch außerdem ausgesetzte Belohnung von 20 rt. haben sämmtliche Spieler zu haften, einer für alle und alle für einen. §. 85. Spieler von Profession, sie mögen ihr Gewerbe durch Hazard-Spiele oder andere Spiele treiben, werden durch das Consilium abeundi sogleich von der Universität entfernt. §. 86. Auch an sich erlaubte Spiele haben Verweis und nach Befinden Carcer-Strafe zur Folge 1.) wenn sie Sonn- und Feyertags während des Gottesdienstes oder sonst in
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den Vorlesungen bestimmten Stunden vorgenommen werden, 2.) wenn sie den Studierenden durch zu öftere Wiederhohlung zu viele Zeit rauben. §. 87. Beleidigungen die sich Studierende unter einander, oder gegen andere Personen erlauben, werden nach der in dem gemeinen Rechte angenommenen Stufenfolge, mit strengem Carcer-Arrest, dem Consilium abeundi oder der Relegation bestraft. Die sonst gesetzliche Privatgenugthuung, mit Ausnahme der ästimatorischen Klage, besteht für sich. §. 88. Als qualificirte Beleidigungen werden angesehen und mit vorzüglicher Strenge geahndet: 1) Beleidigungen gegen Personen, welche bei der Universität öffentlich angestellt sind, 2) Beleidigungen solcher Personen, welche zur Erhaltung der guten Ordnung oder sonst für öffentliche Zwecke in Thätigkeit gesetzt werden, 3) Beleidigungen der Diener in den Hörsälen, 4) Beleidigungen gegen Reisende und Fremde, gegen die Haußwirthe und Aufwärter, gegen die Käufer und Verkäufer auf Jahrmärkten, gegen die Gäste bei Hochzeiten, Kindtaufen und andern Ehrengelagen. Schon das bloße ungesittete Zudrängen, Zu- und Nachrufen aller Art, zieht dreytägige Carcer-Strafe – oder nach Befinden noch härtere Strafe nach sich. §. 89. Die gesetzliche Strafe des Fenster-Einwerfens ist die Relegation. Diese Strafe wird geschärft, wenn jenes Ungebührniß eine obrigkeitliche Person trifft. §. 90. Ebenfalls mit der Relegation, die nach Befinden bis zum höchsten Grade geschärft werden kann, ist die sogenannte Verrufs-Erklärung zu bestrafen an denjenigen, von welchen sie ausgegangen oder verbreitet oder auf irgend eine Art wirksam gemacht worden ist. §. 91. Bei den §. 89 und 903 verpönten Handlungen, sind erwiesene Anzeigen hinreichend, um gegen den Verdächtigten mit Wegweisung von der Universität zu verfahren. §. 92. Alle Zweykämpfe auf Pistolen, ingleichen alle diejenigen, welche Tod, Lebensgefahr, Untergrabung der Gesundheit oder Verstümmelung zur Folge haben, werden zur Untersuchung und Bestrafung an das Criminal-Gericht abgegeben. §. 93. Für andere Duelle treten folgende Strafbestimmungen ein: wer durch vorsätzliche Beleidigung ein Duell veranlaßt, oder ohne erhebliche Ursache 1) fordert, oder ernstlichen Versöhnungs-Anträgen kein Gehör gegeben hat, soll mit vierzehntägigem geschärften Carcer-Arrest belegt werden. Haben beyde Duellanten an der Veranlassung gleichen Antheil, so trifft diese Strafe beyde. Ist aber der Antheil des einen oder des andern nicht auszumitteln, so tritt für beyde eine nach Befinden zu bestimmende Carcer-Strafe ein. 3
Zahlen nachträglich eingefügt.
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Derjenige, welcher zwar das Duell durch eine Beleidigung veranlaßt, aber ernstliche 2) Versöhnungs-Versuche gemacht hat, soll, geschehen diese Versuche vor der Herausforderung, mit achttägiger Carcer-Strafe, geschehen sie aber nach der Herausforderung mit achttägiger geschärfter Carcer-Strafe belegt werden. Der Beleidigte hingegen wird, wenn er den ernstlichen Versöhnungs-Versuchen vor der Herausforderung kein Gehör gab, mit achttägigem geschärften Carcer-Arrest, wenn er sie nach geschehener Herausforderung zurückwies, mit achttägigem einfachen Carcer-Arrest bestraft werden. 3) Erhöhung der hier gedrohten Strafen, nach Befinden bis zur geschärften Relegation tritt ein: a) wenn ein Studierender wegen Duells wiederholt zu strafen ist, b) wenn sich der Duellant durch ein unfleißiges, unsittliches und zänkisches Betragen auszeichnet, c) wenn das Duell ohne Sekundanten geschehen ist, d) wenn sich bey dem Duell eine besondere Gefährde an den Tag gelegt hat. §. 94. Jeder Studierende welcher zum Duell angereizt hat, wird auf mildere oder strengere Art von der Universität weggewiesen. Wer das Duell auf seinem Zimmer geschehen ließ, hat sechstägigen einfachen Carcer-Arrest zu erwarten. §. 95. Alle welche Kenntniß von einem bevorstehenden Duelle erhalten, sind schuldig, bey dem Universitäts-Amte davon Anzeige zu machen. §. 96. Erhält das Universitäts-Amt von einem bevorstehenden Duell Kenntniß, so wird nach der von dem Universitäts-Amte gepflogenen Untersuchung beyden Theilen eine von dem Concilium beschlossene Genugthuung durch den Prorector vorgelegt, welche sie sich gefallen lassen müssen. Beyde Theile haben dann durch die Unterschrift eines darüber abgefaßten Protocolls, ihr Ehrenwort zu geben, daß sie sich, wegen dieser Veranlassung nicht duelliren wollen. Wer solches verweigert, hat die Relegation verwirkt. §. 97. Die Beflissenen der Medizin oder Chirurgie, welche bey einem Duell den ersten Verband besorgt haben, sind verpflichtet, sofort nach Leistung dessen was die Noth erforderte, dem Universitäts-Physikus die Anzeige davon zu machen. Vernachlässigung dieser Obliegenheit hat achttägigen geschärften Carcer-Arrest, und bey nicht ganz leichten Verwundungen härtere Strafe zur Folge. Ist die Verwundung so beschaffen, daß die Untersuchung gegen die Duellanten an den Criminal-Richter gewiesen werden muß, so geht auch die Untersuchung und Bestrafung solcher Vernachlässigungen an den Criminal-Richter über. §. 98. Noch ist den Studierenden verboten: 1) bey geschärftem Carcer-Arrest und nach Befinden Verweisung von der Universität: a) das Beherbergen Consiliirter oder mit der Relegation belegter Studenten; b) das eigenmächtige Auftreten von mehr als dreyen vor öffentlichen Behörden, auch bey gegründeten Beschwerden und sonst erlaubten Zwecken;
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c) das Eindrängen in die Hörsäle zum Hospitiren wider den Willen des Lehrers, da das Hospitiren lediglich, während der ersten vierzehn Tage vom Anfang der Vorlesungen an, ohne besondere Erlaubniß statt finden kann; d) alle Störungen der Ruhe, der Ordnung und des Anstandes in den Hörsälen; e) Das Schießen, das Feuerwerken in der Stadt und den Vorstädten; f) das Anzünden von Feuern in der Stadt oder Vorstädten, ohne Erlaubniß der städtischen Policey. 2) Bey Carcer-Strafe oder Verweis: a) das Rappiren auf den Zimmern und den Straßen, da es auf offenen Hausfluren und an ganz freyen Orten geschehen darf; b) das Maskiren und Verkleiden besonders bey Schlittenfahrten und zur Fastnachtszeit; c) das Jagen und Fischen ohne Erlaubniß des Jägers oder Fischberechtigten; d) das Baden an offenen Plätzen, nahe der Stadt oder der Landstraße; e) das zu schnelle Reiten und Fahren in den Straßen der Stadt und der Vorstadt; f) das Verunreinigen der Straßen, besonders durch Auswerfen aus den Fenstern; g) das Tabacksrauchen an allen Orten, wo es dem Anstande zuwider ist. §. 99. In Betreff der Stuprationsfälle bewendet es bey der Großherzoglichen Verordnung vom 6.ten Juny 1789.4 F. Das Verfahren in Disciplin- und Policey-Sachen betreffend. §. 100. Das Verfahren in Disciplinar- und Policey-Sachen der Studierenden ist rein inquisitorisch und summarisch. §. 101. Kein Studierender kann von den Acten, die in Disciplin- und Policey-Sachen geführt worden sind, Einsicht oder Abschrift verlangen, selbst nicht, wenn die Untersuchung geendiget und das Erkenntniß gefällt ist. §. 102. Auch haben Studierende kein Recht, die Nahmhaftmachung der Angeber oder Zeugen in Untersuchungsfällen zu verlangen. §. 103. Studierende, welche in einer Untersuchung sind, müssen sich gefallen lassen, zum Zweck der Untersuchung mit Stadt-Arrest, Haus-Arrest, und in dringenden Fällen selbst mit Carcer-Arrest belegt zu werden. Der Werth einer auf seine Amtspflicht geleisteten Aussage oder geschehenen Anschuldigung eines Pedellen, unterliegt in jedem einzelnen Falle, dem Ermessen der Spruchbehörde und kann in Policey- und Disciplinarsachen nach Befinden als ein hinreichender Beweis angesehen werden. 4
Schmidt: Gesetze (2/1801), S. 172–177.
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§. 104. Ist durch die Untersuchung nur der Verdacht eines Vergehens gegründet, so kann die Untersuchung entweder in Ermangelung mehreren Verdachts abgebrochen oder der Verdächtige zur Bekräftigung seiner Unschuld, zur feyerlichen Abgabe des Ehrenworts, aufgefordert werden. Verweigert er solches, so wird er als als überführt angesehen. §. 105. Auch an die Stelle des Zeugen-Eides tritt in diesen Sachen die feyerliche Abgabe des Ehrenworts, wenn der Senat oder das Concilium darauf erkannt hat. Verweigerung dieser Abgabe, zieht die Strafe des Ungehorsams gegen die obrigkeitlichen Befehle nach sich. §. 106. Auch kann bey erheblichen Veranlassungen die feyerliche Abgabe des Ehrenworts zur Sicherstellung eines geleisteten Versprechens gefordert werden. Wer sich dessen weigert, hat die Anwendung strenger Maaßregeln zu erwarten. §. 107. Die feyerliche Abgabe des Ehrenworts geschieht mittelst Handschlags und Unterschrift eines über die Sache geführten Protocolls, nach Befinden vor dem Universitäts-Amte, oder vor versammelten Senate, oder Concilium. §. 108. Jede Unwahrheit vor dem Prorector oder dem Universitäts-Amte ist an sich strafbar, und wird in Verbindung mit dem Ehrenworte mit geschärfter Relegation im höchsten Grade geahndet. §. 109. Von Straferkenntnissen in Policey- und Disciplinar-Sachen findet nur Supplication ad Serenissimos statt; jedoch hat diese keine Suspensivkraft, wenn auf Verweisung von der Akademie erkannt worden ist. §. 110. Ist gegen entwichene oder abwesende Studierende zu verfahren, so wird, wenn ihr Aufenthalts-Ort bekannt ist, die dortige Obrigkeit um die Hülfe Rechtens ersucht. Ist dieß unmöglich, oder wird die Hülfe nicht geleistet, so folgt öffentliche Ladung, und nunmehr, im Falle des Ungehorsams, ohne Weiteres Relegation. G. Das Schuldenwesen der Studierenden betreffend. §. 111. Die Schulden der Studierenden, sind von doppelter Art. Sie können entweder bey dem akademischen Amte klagbar gemacht werden, oder nicht. Dieser Unterschied ist jedoch ohne Einfluß auf die Verbindlichkeit an sich und vor einem andern Gericht. §. 112. Keine Klage und keine Einrede vor dem Universitäts-Amte wirken 1) alle schon nach dem gemeinen Rechte, oder der in den Großherzogthum S. Weimar geltenden Landesgesetzen ungültige Forderungen; 2) alle Darlehne in baarem Geld oder Waaren statt baaren Geldes. Gelddarlehne, mit Genehmigung des Universitäts-Amtes in dringenden Nothfällen aufgenommen, machen hiervon eine Ausnahme; 3) Forderungen für Galanterie-Waaren oder Artickel des Luxus;
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4) Forderungen für Lotterie-Loose; 5) Forderungen für Wein und andere geistige Getränke, es wäre denn, daß der Arzt solche verordnet hätte; 6) Forderungen der Kaffee-, Schenk- und Billard-Wirthe; 7) Forderungen für Pferdemiethe und Fuhrlohn, es wäre denn, daß ein Student mit dem gemietheten Pferd und Geschirr, wider den Willen des Vermiethers über die gesetzte Zeit ausgeblieben wäre, als in welchem Falle die Schuld für die Zeit des längern Außenbleibens klagbar wird. §. 113. Wenn Jemand auf ausdrückliche Anweisungen der Aeltern oder Vormünder einem Studierenden Geld vorgestreckt hat, so sind ihm allein die Aeltern oder Vormünder für die Zahlung verhaftet. §. 114. Unter den klagbaren Schulden haben ein Vorzugsrecht A.) in erster Klasse: 1) die Honorarien der Lehrer, 2) die Honorare für Aerzte, die Curkosten und Forderungen der Apotheker; 3) die Forderungen der Buchhändler und der Antiquare für Bücher bis auf 15 rt. 4) die Forderungen der Buchbinder bis auf 2 rt. 5) die Forderungen der Schreibmaterialien-Händler bis auf 2 rt. B.) in der zweyten Klasse: 1) die Forderungen für Hausmiethe und Mobilien auf das letzt-verflossene halbe Jahr; 2) die Forderungen für den Mittagstisch auf dieselbe Zeit; 3) der Lohn der Bedienten, der Aufwärter, der Kleiderausklopfer, der Stiefelwichser, der Perückenmacher und Barbirer, auf dieselbe Zeit; 4) die Forderungen der Wäscherinnen, der Schneider, der Schuhmacher und andere Handwerker, bis auf 8 rt. 5) die Forderungen der Kaufleute für solche Waaren, welche zu nothwendigen Kleidungsstücken ausgenommen worden, bis auf 15 rt. 6) die Auslagen der Hauswirthe und Aufwärter, für Kaffee, Taback, Morgenbrod, Bier, Abend-Essen und dergl. bis auf 15 rt. §. 115. Verpfändungen geben dem Gläubiger nur dann ein Vorzugsrecht, wenn sie mit ausdrücklicher Genehmigung des Universitäts-Amtes geschehen sind. §. 116. Um die Klagbarkeit nicht zu verlieren, muß die Forderung vor dem Ablauf des akademischen Halbjahrs, worin sie gewirkt worden, dem Universitäts-Amte angezeigt werden. §. 117. Gegen klare Schulden ist die Einrede der Minderjährigkeit ohne Wirkung. §. 118. Studierende, die arglistiger oder leichtsinniger Weise bedeutende Schulden würken, und um Gläubiger zu verkürzen, ihre Wechsel oder sonst eingehenden Gelder verheimlichen, sollen auf der Universität nicht geduldet werden. Andere Studierende, welche dazu mitwirken, fremde Gelder auf ihren Nahmen kommen lassen, haften für die
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Schulden dessen, dessen Geld sie verheimlicht, und haben ausserdem Carcer-Arrest oder nach Befinden das Consilium abeundi zu erwarten. §. 119. Uebrigens bewendet es, was die Verheimlichung der Studenten-Wechsel und Gelder durch hiesige Bürger betrifft, bey denjenigen Vorschriften, welche das Conto-Patent vom 25.ten Novbr. 17935 darüber gegeben hat. §. 120. Das Verfahren in Schuldsachen wie in allen bürgerlichen Rechtssachen ist summarisch. Die Klagen und überhaupt alle Vorträge sind mündlich zu Protocoll zu geben. Die Vorladungen geschehen ebenfalls mündlich: der Beklagte Theil hat Carcer-Arrest zu erwarten, wenn er derselben zum zweyten Male nicht Folge leistet. Das erste Erkenntniß, welches das Universitäts-Amt abgiebt, soll immer definitiv seyn. Soll das Erkenntniß von seiner Rechtskraft entbunden werden, so muß es binnen zweymal 24 Stunden durch das Rechtsmittel der Revision geschehen. In zweyter und letzter Instanz entscheidet das Concilium. Ein Mißbrauch des Rechtsmittels kann an jedem der streitenden Theile durch Geldbuße geahndet werden. §. 121. Kommt es zur Execution, so bestimmt das Universitäts-Amt die Gegenstände derselben. Frey davon sind die den Studierenden nothwendigen Lehrbücher und unentbehrlichen Kleidungsstücke. §. 122. Sind zureichende Gegenstände der Execution nicht vorhanden, so wird die Schuldklage zuvörderst den Aeltern, Vormündern, Verwandten und nach Befinden der ordentlichen Obrigkeit mitgetheilt. Der Studierende selbst hat, bis hierauf eine befriedigende Antwort eingegangen, Stadt-Arrest. In Fällen wo ein leichtsinniges oder bösliches Schuldenmachen offenbar ist, kann auf Antrag des Gläubigers vom Senat auf strengeren Personal-Arrest erkannt werden. §. 123. Was die Honorare für Collegien betrifft, so tritt an die Stelle jeder andern Executions-Maaßregel, zuerst die feyerliche Abnahme des Ehrenworts, die Schuld binnen einem halben Jahre zu berichtigen. Der Bruch dieses Ehrenworts wird gestraft, wie §. 108.6 geordnet ist. §. 124. Ein Student, welcher vor Abfindung mit seinen Gläubigern die Universität verläßt, hat öffentliche Citation am schwarzen Brete, an dem Ort seines muthmaßlichen Aufenthalts und in öffentlichen Blättern zu erwarten. Leistet er dieser Citation keine Folge, so erfolgt Relegation des einen oder des andern Grades. §. 125. Consiliirte und Relegirte, welche wegen Schulden bey dem Universitäts-Amte zur Anzeige gebracht worden sind, werden auf dem Schuldcarcer so lange verwahrt, bis ihre Gläubiger auf die eine oder die andere Weise befriediget sind. Zieht diese Maasregel durch Schuld des Verwahrten Ungebührnisse nach sich, so tritt an die Stelle des Schuld-Carcers, Festungs-Arrest. 5 6
Schmidt: Gesetze (2/1801), S. 320–323. Zahl nachträglich eingefügt.
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Dritter Abschnitt. Aufhören des akademischen Bürgerrechts. §. 126. Das akademische Bürgerrecht erlischt gänzlich 1) mit dem Ablauf von 4 Jahren von dem wirklichen Eintritt in dasselbe; 2) durch freywillige wörtliche oder thätlich erklärte Aufgebung. §. 127. Als thätlich erklärte Aufgebung des akademischen Bürgerrechts wird angesehen, das Austreten aus den akademischen Verhältnissen durch Unterlassung des CollegienBesuchs, durch Betreibung eines bürgerlichen Gewerbes, durch Verheyrathung, durch andere als bey der Akademie erlangte Anstellung. §. 128. Ein Studierender, welcher wörtlich oder durch Vernachläßigung des Collegienbesuchs thätlich das akademische Bürgerrecht aufgiebt, giebt zugleich das Recht auf, sich in irgend einem Verhältnisse in der Universitäts-Stadt aufhalten zu dürfen, bleibt jedoch bis zu der gegen ihn ausgesprochenen Verweisung, der akademischen Gerichtsbarkeit unterworfen. §. 129. Das akademische Bürgerrecht erlischt nur auf die Zeit der Abwesenheit, wenn ein Studierender in dem Laufe der für die Dauer desselben bestimmten vier Jahre den Aufenthalt in Jena aufgiebt. Bey der Rückkehr lebt das akademische Bürgerrecht wieder auf; aber nicht von selbst, sondern durch eine Erneuerung der Immatrikulation, welche eben so gesucht werden muß, wie die Immatrikulation, aber unentgeldlich geschieht. §. 130. Das akademische Bürgerrecht geht verlohren: 1) durch Verwirkung des Consilium abeundi oder der Relegation; 2) durch ein Erkenntniß des peinlichen Richters, in welchem der Studierende wegen eines dolosen Verbrechens entweder gestraft, auch nur im Mangel mehrern Verdachts losgesprochen wird; 3) in den Fällen, wo die Wegweisung von der Universität als policeyliche Maasregel verfügt wird. Die Ergreifung einer solchen Maasregel setzt keine förmliche Untersuchung voraus, und wird daher nicht als Strafe erkannt. Sie ist auch gesetzlich gegen denjenigen, welcher in den ersten vier Wochen nach geschehener Immatrikulation keine feste Wohnung miethet, und das Besuchen der Collegien nicht angefangen hat, oder blos auf Credit lebte. Wir befehlen daher für Uns, und die übrigen Durchlauchtigsten Miterhalter der Gesammt-Akademie Kraft dieses Patents, daß diese neuen Gesetze statt der, hiermit aufgehobenen, ältern getreu befolgt, und ihnen nachgelebt werde. Zu dessen Urkund haben Wir gegenwärtiges Patent eigenhändig vollzogen und mit Unsern Insiegeln zu bekräftigen, auch in gehöriger Maaße zu Jedermanns
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Wissenschaft zu bringen befohlen. So geschehen Weimar, den 28.sten 7 und Gotha den 27. October im Jahr Ein Tausend Achthundert und Siebenzehn. (L. S.) Carl August. Christian Gottlob von Voigt.
(L. S.) August, Hz. z. S. G. und A.
vdt. Conta
Quelle: ThULBJ, Abt. Handschriften- und Sondersammlungen, Urkunde, dat. 28. Oktober 1817 (Weimar) und 27. Oktober 1817 (Gotha), besiegelt und mit egh. Unterschriften des Großherzogs Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach und des Herzogs August von Sachsen-Gotha-Altenburg, der Kontrasignatur des Staatsministers Christian Gottlob von Voigt und dem Kontrollvermerk des Geheimen Legationsrats Carl Friedrich Anton Conta. Schreiberhand mit Einfügungen von der Hand des Prorektors Johann Christian Stark, 41. S., in roter Einlegemappe mit goldener Randbordüre (Eichenlaubmotiv).
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Datum nachträglich eingefügt.
85 Nr. 4 Oktober 1817 Memorandum Johann Wolfgang von Goethes über die seiner Oberaufsicht unterstellten Institute und Sammlungen in Jena Museen zu Jena. Uebersicht des Bisherigen und Gegenwärtigen nebst Vorschlägen für die nächste Zeit. Michael 1817. Vorwort Nachstehende Aufsätze sind bey meinem viermonatlichen Aufenthalt in Jena entworfen, neuerlich aber durchgesehen und redigirt worden. Man wird einerseits verzeihen, daß Wiederholungen vorkommen, welche nicht zu vermeiden waren, wenn nicht alles umgearbeitet werden sollte. Dagegen ist vielleicht anderes zu flüchtig angedeutet, weshalb man sich jedoch beruhigen kann, da Serenissimus genaue anschauliche Kenntniß von dem Ganzen mehrmals gnädigst genommen haben. J v. Goethe. Um die gegenwärtige Lage irgend eines Geschäftes vollkommen einzusehen, auch dessen fernere Behandlung richtig einzuleiten, wird erfordert, daß man seinen Ursprung und bisherigen Gang wohl erkenne; eine Forderung welche besonders bei denen in Jena gestifteten unmittelbaren Anstalten sich hervorthut. Denn sie sind nicht allein ihrer Natur nach äußerst verschieden und mannigfaltig, sondern sie haben sich auch, von kleinen Anfängen, durch viele Jahre hindurch bedeutend erweitert, so daß sie nunmehro sich selbst nicht mehr ähnlich sehen. Ferner sind sie noch immer auf dem Wege des Fortschreitens, so daß die verschiedenen Theile mit jedem Augenblick eine neue Gestalt gewinnen und einer abgeänderten Behandlung bedürfen. Gleich nach dem glückweissagenden Auftritt Ihro Königl. Hoheit des Grosherzogs kamen die mannigfaltigsten Landes-Anstalten zur Sprache, welche eben dadurch erleichtert wurden, daß eine die andere hervorrief, eine der andern Platz machte und alle neben einander Raum und Leben gewinnen konnten. Die Einrichtung der hiesigen freyen Zeichen-Schule verlangte ein geräumiges Local welches die Kunst- und Naturalienkammer im rothen Schloße darbot, worauf denn beschlossen wurde, diese nach Jena zu versetzen und daselbst den Grund eines allgemeinen, und, wie die neuere Zeit sich ausdrückt, Central-Museums zu legen. Hofrath Walch, welcher Mineralogie, besonders die Lehre der Fossilien in Jena eingeführt hatte, starb zu dieser Zeit; dessen Sammlung ward angeschaft, und, mit den Weimarischen Natur- und Kunstseltenheiten vereinigt, im Jenaischen Schloße aufgestellt. Weil nun alles was von dieser Art sich herbeyfand nach und nach dorthin geschaft wurde, so vermehrte sich zwar der Vorrath, allein das Ganze behielt immer die
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Gestalt eines Conservatoriums, indem, neben mäßiger Benutzung, eine sorgfältige Aufbewahrung immer die Hauptsache blieb. Eine andere Nöthigung jedoch fand sich bald, da sich bemerken ließ, daß bei dem frühern beschränkteren Zustand der Naturwissenschaften, solche blos in Bezug auf die ausübende Arzeneykunst betrachtet wurden. Botanik und Chemie waren als Dienerinnen des Apothekers angesehen und daher beyde Professuren in diesem Sinne vereinigt; ja man hatte es früher einem Professor der Botanik zum Vorwurf gemacht, daß er manche der Heilkunst nicht unmittelbar nützende Pflanzen im eignen oder akademischen Garten auferzogen. Weil nun aber in jener Zeit nur Männer, die sich diesen Wissenschaften gewidmet, zu solchen Lehrstühlen befördert wurden, so war es der Sache ganz gemäß, daß jeder sich von seiner Professur benannte; da aber in der Folge solche Stellen auch Rang und Vortheile mit sich brachten, so wurden sie gelegentlich der Anciennität nach besetzt und es entstanden daraus die sogenannten Nominal-Professuren, welche dem Besitzer keinesweges die Pflicht auflegen, dasjenige zu verstehen oder zu lehren was er im Titel führt. Da nun an diesen Verhältnißen nichts zu ändern war, und man doch eine neue Lebens Epoche der Academie heraufzurufen man doch keineswegs aufgeben wollte, so blieb nichts übrig, als nach jungen, hoffnungsvollen, thätigen Männern umherzuschauen, die sich zu künftiger Besetzung solcher Stellen qualificiren möchten. Durch Lenz war für Naturgeschichte, besonders auch für Mineralogie gesorgt, indem derselbe der1 aufblühenden Wernerischen Lehre lebhaft beytrat. Zugleich suchte Batsch in der Botanik, wie in den Naturwissenschaften überhaupt neue Wege. Er rechtfertigte das Zutrauen das man zu ihm hegte, und das Institut im Fürstengarten kam nach und nach unter seiner Leitung zu Stande. Göttling unternahm auf Fürstliche Kosten eine Reise, und eignete sich, als Bekenner der antiphlogistischen Chemie, zum wirkenden chemischen Lehrer.– Manches andere ward im Stillen vorbereitet. Noch immer waren die Schloß-Bibliothek, das mineralogische Museum, so wie das zoologische, obgleich letztere sich immer vermehrten, nur Gegenstände der Erhaltung zu nennen, mehr als lebhaft wirksam; der Gedanke eine mineralogische Societät zu errichten, gab dem Ganzen einen eignen Schwung. Man kam mit auswärtigen, bedeutenden Männern in Verbindung und erhielt von allen Seiten her Beyträge. Diese Anstalt jedoch konnte auf sich selbst nicht bestehen: Serenissimus entschloßen sich die Schulden der Gesellschaft zu bezahlen, Ihre eigne Sammlung der Societäts-Sammlung einzuverleiben, eine große Masse angekaufter, besonders Russischer Mineralien hinzuzufügen, die Kosten des Porto, der Fracht, und was sonst bey schwunghaftem Umtrieb sich nöthig machte aus eignen Mitteln zu bestreiten, und auf diese Weise alles zu Einem großen Ganzen zu vereinigen. In der neuesten Zeit, als dem oryktognostischen Cabinet nur weniges zur Ergänzung fehlte, bemühte man sich2 um geognostische Folgen. Auch diese fanden sich reichlich ein. Besonders bedeutend aber sind die beiden Suiten des Thüringer Waldes: die voigtische und Heimische, beide zusammen in einer großen Gallerie räumlichst geordnet. 1 2
Wort nachträglich eingefügt. Wort nachträglich eingefügt.
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An diese schließt sich die Sammlung von Petrefacten, welche nächstens vollständig in derselben Gallerie aufgestellt und nach den neusten Bemerkungen geognostisch gereihet, das Museum auf einen hohen Grad von Bedeutung und unmittelbarer Brauchbarkeit erheben soll. Diejenigen, welchen die Erhaltung, Belebung, Steigerung dieser und anderer sich nach und nach anfügender Anstalten aufgetragen war, machten sich‘s bey den gegebenen Mitteln, welche gegen den Zweck immer beschränkt erscheinen mußten, zur Maxime, jedesmal, je nachdem Gelegenheit oder Persönlichkeit Vortheile darbot, einen oder den andern Wissenszweig vorzüglich zu begünstigen, damit aus dem unendlichen Naturganzen doch wenigstens ein und der andere Theil der Vollständigkeit näher gebracht würde. Alles übrige Vorhandene aber wurde gesondert und, wenn es auch unbedeutend scheinen wollte, geordnet wohl verwahrt. So gab der Tod Büttners Veranlaßung, daß man die mancherley von demselben hinterlassenen, vorzüglich optischen Instrumente, mit denen von der Kunstkammer entnommenen vereinigte und dadurch den Grund zu einem physicalischen Cabinet bildete. Als nach Batschens Tode die von ihm gestiftete naturforschende Gesellschaft schwankte und durch die Absonderung der Gegenstände, welche dem Stifter und der Societät angehörten, das Cabinet derselben zerrißen wurde, gönnte man denen immer noch schätzbaren Trümmern einen Platz im Schloße, bezahlte die Schulden der Societät, und übergab dem bisherigen Secretair derselben, Voigt dem Jüngern, die Verwahrung und Aufsicht darüber. Eben dieselbe Gelegenheit ergriff man auch, um ein besonderes osteologischzoologisches Museum einzurichten. Aus der alten Kunstkammer nämlich waren höchst schätzbare coloßale Knochen nach Jena geschafft worden. Die Neigung zur comparirten Anatomie hatte gar manches von Sceletten in- und ausländischer Thiere herbeygebracht; unter dem Batschischen Nachlaß fanden sich auch mehrere dergleichen. Man versammelte sie und brachte sie endlich in den großen Saal des Reithausgebäudes, wo sie immerfort vermehrt und in guter Ordnung gehalten werden. Als Loder von Jena schied und sein großes durch viele Jahre hindurch gesammeltes Cabinet mit sich nahm, fühlte man die Lücke nur allzusehr: Ein Profeßor der Anatomie kann ohne Präparate nicht dociren: man sorgte nun soviel als möglich auch dafür, und seit geraumer Zeit ist durch die Sorgfalt Ackermanns, sodann Fuchsens, ein brauchbares und immer wachsendes, zu didactischen Zwecken hinreichendes Cabinet menschlicher Anatomie entstanden. Nach Göttlings Tode acquirirten Serenissimus seinen Nachlaß an Apparaten und Büchern, solcher wurde in Döbereiners Hände gegeben, auch mit Französischen Glaswaaren und andern von der neuern Chemie geforderten Werkzeugen ansehnlich vermehrt. Ein Laboratorium ward errichtet, ein Haus und Garten, zu geräumiger Wohnung und freierer Behandlung gefährlicher Gegenstände angekauft. In den neusten Tagen ward man ferner veranlaßt, auch ein botanisches Museum einzurichten. Schon in der Sammlung der naturforschenden Gesellschaft fanden sich manche Merkwürdigkeiten dieser Art, besonders an Hölzern, Monstrositäten, Saamen und dergl., und man war bemüht, diejenigen Gegenstände, welche Serenissimus von Zeit zu Zeit in diesem Fache stifteten, daselbst sorgfältig aufzubewahren. Als aber Höchstdieselben die großen Oesterreichischen Floren und anderes von Bedeutung
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anschafften, hielt man für Pflicht diese gar leicht zu beschädigenden Schätze besonders zusammenzustellen. Deshalb gab man ihnen, im zweyten Stock des Schloßes, nach dem Graben zu, ein eignes kleines Zimmer und die Aufsicht über dasselbe Voigt dem Jüngern, welcher die hieher bezüglichen Gegenstände, die sich früher in dem Cabinet der naturforschenden Gesellschaft gefunden hatten, herüber gegeben. Demselben ist auch seit mehreren Jahren die Leitung der Geschäfte des Fürstlichen Botanischen Gartens anvertraut. Ein wohlgelegener Garten und Wohnhaus ward angekauft, ein Observatorium errichtet, dem Professor von Münchow bestimmt und gleichfalls der Ober-Aufsicht untergeben. Dieses wird von gedachtem vorzüglichen Manne sorgfältig benutzt, auch Local sowohl als Instrumente werden zweckmäßiger und vollständiger nach und nach eingerichtet. Die Thier-Arzneyschule dagegen ist eine ganz neue Anstalt, welche noch nicht völlig Ein Jahr der Ober-Aufsicht zur Gründung und Einrichtung zugewiesen worden. Wie man bisher dabei verfahren, wie weit es mit dieser wichtigen Anlage bisher gediehen, auch was für solche nächstens und künftig zu thun sey, solches fordert einen besondern dem Gegenwärtigen beyzufügenden Aufsatz. Diese flüchtige Darstellung hat eigentlich den Zweck, anzudeuten, aus wie vielen und gewißermaßen disparaten Geschäften das Geschäft der Ober-Aufsicht bestehe, und wie ein jedes Einzelne, theils nach dem Gegenstande, theils nach der Persönlichkeit der Vorgesetzten und gewißen Herkömmlichkeiten verschieden zu behandeln sey. Zuförderst geht denn auch aus dieser Darstellung hervor, daß das ganze Geschäft eine seiner ersten Gründung entgegengesetzte Gestalt angenommen habe. Denn aus dem Zustand von Conservatorien sind durchaus Thätigkeiten hervorgegangen, freylich wünschenswerth genug, aber man darf sich nicht verbergen, daß bey erweiterter Pflicht der Ober-Aufseher auch die erforderlichen Kosten um ein beträchtliches vermehrt werden und nun von Jahr zu Jahr bedeutendere Ausgaben nöthig seyn werden. Blicken wir ohngefähr zehn Jahre zurück, so war die erst bestimmte, nachher, durch Überweisung von heimgefallenen Pensionen, ansehnlich erhöhte Summe zu den damaligen Ausgaben vollkommen hinreichend, weshalb ein nahmhafter Cassevorrath gesammelt werden konnte. Dieser vermehrte sich während der unseligen Kriegs-Jahre, in denen alles Wissenschaftliche in Stocken gerieth und man in diesem Departement etwas zu thun weder Muth noch Gelegenheit hatte. Sobald jedoch die Friedensaussichten wieder erschienen belebte sich das ganze Geschäft, theils aus sich selbst, indem durch den Vorrath sich manches bestreiten ließ, theils weil Serenissimus, so wie auch die Frau Erbgroßherzogin zu gewißem Anschaffen und Einrichten besondere Summen verwilligten, oder auch Gegenstände stifteten und schenkten. Zwey vergangene Jahre jedoch haben, ohngeachtet so schöner Zugänge, die Casse völlig geleert, so daß man aus hiesiger Hauptcasse mit wiederholtem Zuschuß nachhelfen müssen. Ein Verzeichniß der bedeutenden Posten welche in gedachter Zeit ausgegeben worden, worauf in dem frühern Etat nicht gerechnet seyn konnte, wird darstellen, wie manches außerhalb des gewöhnlichen Ganges, theils zu wissenschaftlicher Thätigkeit, theils zu neuer Einrichtung verwendet werden müssen.
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Obwohl nun manche dieser Ausgaben ein für allemal geschehen und der Zukunft zu Gute kommen, so ist doch vorauszusehen, daß bey immer wachsenden Wissenschaften, Thätigkeiten, Connexionen, Besitzungen u. s. w. auch neue Obliegenheiten hervortreten müssen, denen man sich nicht entziehen kann. Besonders wird die Veterinairschule eine neue in ihren Fortschritten nicht aufzuhaltende Anstalt, bis sie völlig begründet und ausgestattet ist, noch manche Kosten verursachen. Die Thier-Arzneyschule besonders betreffend. A. Geschichte. B. Renners Vorschläge. C. Ober-Aufsichtliche Bemerkungen. D. Künftiger Etat. E. Bisheriger Aufwand. F. Museum. Die längste gewünschte Einrichtung einer Thier-Arzneyschule kam zu Anfang des Jahres 1816. wieder zur Sprache, und ein vorzüglicher Mann dieses Fachs, D. Renner, entschloß sich schon im May den Ruf nach Jena anzunehmen. Die theilnehmenden Höfe stimmten zusammen, Landes-Collegium, Landes-Directorium erwiesen sich als thätig, und als im October Professor Renner ankam, übergaben Ihro Königl. Hoheit, in gnädigstem Vertrauen, das Geschäft der Behörde unmittelbarer Anstalten. Vor allen Dingen hatte man sich nach einem Local umzusehen, welches geräumig genug, abseits und frey gelegen, zu diesem Zwecke geegnet wäre. Vorgängige Erkundigung und Ueberlegung führten zuletzt auf den Heinrichsberg, wo ein labyrinthartiges Gebäude, gegen die Stadt zu verborgen, gegen Vorstadt und Feld völlig offen, von einem hinreichenden Gras- und Baumgarten umgeben, schicklich und vortheilhaft befunden ward. Nach mancherley Verhandlungen, öffentlichen und heimlichen Geboten, ließ der Kauf sich abschließen und man zahlte von dem Preis der 980 rt. current, aus den Mitteln der Casse 600 rt. ab, da denn noch 380 rt. zu verzinßen übrig bleibt. Die von einem Bausachverständigen wohlerwogenen Abänderungen und Reparaturen wurden sogleich veranstaltet und, nachdem sie mehr oder minder nothwendig, allmählig besorgt und alles dergestalt eingerichtet und ausgeführt, daß gegenwärtig, nach Verlauf Eines Jahres, sowohl an geeigneten Räumen als auch an Ausstattung mit nöthigen Geräthschaften wenig zu wünschen übrig bleibt. Und zwar ist nach und nach besorgt was eingeschaltetes Verzeichnis näher übersehen läßt. Nach Acquisition des Heinrichsbergs und vorausgegangenem Gutachten des Baurevisor Klein, wurden folgende Anlagen und Reparaturen allmählig unternommen. 1.) Das Waschhaus ward zum Sectionszimmer eingerichtet. 2.) Der Kuhstall in einen Pferdestall, mit Abtheilungen verwandelt. 3.) Der verschüttete tiefe Brunnen gereinigt und als Ziehbrunnen wieder3 eingerichtet. 4.) Die im Hof befindliche Düngergrube ward gefegt und mit Schutt ausgefüllt um einen Hofraum zu gewinnen. 5.) Die sämmtliche Dachung des Wohnhauses und der Nebengebäude wurde reparirt. 3
Wort nachträglich korrigiert.
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6.) Die Befriedung des Gartens genugsam hergestellt. 7.) Besondere Aufmerksamkeit verdiente der Ablauf des vielen übelriechenden Wassers, welcher einen weiten Canal erfordert hätte, der denn doch zuletzt auf öffentlicher Straße sich ausschütten mußte. Dieses zu umgehen ließ man im hintersten Theil des Gartens eine weite und tiefe Grube graben, um sowohl das Macerationswasser dahin einzuschütten, als auch die faulen Fleischabgänge dort mit Erde zu bedecken. Man wird, wie auf jedem rechtlichen Kirchhof mit dieser Grube von Zeit zu Zeit weiterrücken. 8.) Ist eine Remise, zu einem Patienten-Stall für zwey Pferde eingerichtet worden. 9.) In schicklicher Entfernung vom Hause ist, im Grasgarten eine Schmiede vom Grund aus neugebaut und Anstalt getroffen worden, sie mit allem Nöthigen zu versehen. Auch ist dieselbe soweit gediehen, daß den 2.ten October d. J. zum erstenmal Feuer angemacht werden konnte, da denn verschiedene dahin gehörige Geräthschaften geschmiedet wurden. Das Ganze ist zweckmäßig und auslangend. Zu gleicher Zeit als vorstehendes geschah ward für einige Mobilien, Stühle, Tische u. d. g. gesorgt, Wannen, Secirbreter, Kübel und sonst Erforderliches angeschaft, so daß Mitte Januar 1817. die Vorlesungen schon angefangen werden konnten. Hier nun war bei osteologischer Einleitung das große Museum im Schloße vorzüglich willkommen. Da denn zugleich wohl erlaubt seyn möchte anzuführen, daß die ersten elementaren Gegenstände an zersezten und zersprengten Thierschädeln, einzelnen organischen Theilen des Hauptes und sonst seit geraumer Zeit in einem Weimarischen Privat-Cabinet aufbewahrt; als zu Demonstrationen unentbehrlich, sogleich überlassen werden konnten. Professor Renner hatte sich den bisherigen Amanuensis Schröter zum perpetuirlichen Secanten ausersehen, dessen schon geprüfte Geschicklichkeit, Sorgfalt, Rechtlichkeit und Treue schon längst eine lebhaftere Benutzung und beßere Belohnung verdient hatten. Ihm gestand man, zu vorläufiger Aufmunterung und zu eignem Vortheil der Anstalt, freie Wohnung und die Benutzung eines kleinen Gartenfleckens zu. Er sowohl als der akademische Prosector Homburg arbeiteten nunmehr unter Direction des Professor Renner auf’s fleißigste. Von Seiten der Oberaufsicht kam man in allem zu Hülfe; die bisher in dem Cabinet der menschlichen Anatomie verwahrten neu gefertigten Injectionsspritzen wurden an die Anstalt abgegeben, auch eine feinere verfertigt; wegen Wachs, Farbe und andern Zuthaten die Apotheke angewiesen; Holz wurde angefahren, und, sowohl für das Gegenwärtige als für die Zukunft, Gläser aller Art von Stötzerbach angeschafft, auch Brantwein und manches andere, bey einer so complicirten Anstalt nöthige besorgt. Damit es aber auch im ersten Augenblick an nichts fehle, erhielt genannter Schröter kleine Summen, um tägliche Vorkommnisse zu bestreiten; auch reichte man ihm von Zeit zu Zeit eine proportionirte Remuneration und machte ihm Hoffnung beibehalten zu werden. Indessen aber diese wichtige Anstalt sich im Stillen bildete, vermaß die Jenaische gemeine Menge sich mehrmals, die dabey angestellten untergeordneten Personen mit allerley Schmähungen und Bedrohlichkeiten zu beunruhigen. Dagegen man am gerathensten hielt, eine zwar policeiliche, aber doch mehr belehrende als sträfliche Warnung ins Publikum ergehen zu lassen.
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Endlich konnte man von Seiten der Obersicht bey längerem Jenaischen Aufenthalt, im April des gegenwärtigen Jahres schwer zu übersehende Anstalt eher beurtheilen und sodann, nach manchem Hin- und Wiederreden den Professor Renner veranlassen; Vorschläge wegen eines künftigen Etats zu thun. Den Aufsatz den er deshalb mit seinen Anmerkungen begleitet einreichte, fügt man zu leichterer Übersicht abschriftlich hier bey; ingleichen einige Bemerkungen dazu, aus welchem hervorgeht, daß man mit einer geringeren als der vorgeschlagenen Summe auszukommen sich vergeblich schmeicheln möchte. Unmaßgebliche Vorschläge, die wichtigsten Ausgaben der Großherzoglichen Thier-Arzneyschule zu Jena betreffend; eingereicht von D. Theobald Renner, Professor der Thier-Heilkunde und vergleichenden Anatomie das §. 1. Für den Fortgang der Anstalt ist die Anstellung eines Prosectors unumgänglich nothwendig, für welchen ich einen Gehalt von 200 rt.4 nebst freier Wohnung und Heitzung vorschlage. §. 2. Zur Bestreitung der Ausgaben für die Anatomie und das zootomische Cabinet, als Anschaffung der Cadaver oder der zu tödtenten Thiere,5 einzelner zur Demonstration gehöriger Stücke, pathologischer Seltenheiten,6 Mißgeburten, ferner Ankauf fertiger 4
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Einfügung nach der MA, 11.2., S. 615 rekonstruierten Ausfertigung: „Es könnte dieser Gehalt zu groß erscheinen da der Prosector der menschlichen Anatomie nicht mehr erhält; allein wenn man bedenkt, daß dieser im Sommer ganz frey von Geschäften ist, und alle für das Cabinet zu verfertigende Gegenstände bezahlt erhält; dagegen der Prosector der zootomischen Anstalt im Sommer so gut wie im Winter beschäftigt seyn wird, und die Verpflichtung übernimmt, alle Präparate für die Sammlung umsonst zu verfertigen; so möchte dieser Einwurf wohl wegfallen. Es versteht sich indeß von selbst, daß Sachen welche nicht in Jena bleiben, z. B. solche, welche etwa nach Tiefurth verlangt würden, ihm bezahlt werden.“ Einfügung nach der MA, 11.2., S. 615 rekonstruierten Ausfertigung: „Wenn unter den angegebenen Gegenständen vielleicht die Anschaffung der Subjekte auffallen sollte, da dieselben von Herrn Hofrath Fuchs aus eignen Mitteln getragen werden; so bitte zu bemerken, daß sowohl mein Gehalt, als die Zahl meiner Zuhörer bedeutend geringer ist, und ich jene Ausgabe gern zu übernehmen erbötig bin, wenn sich meine Lage auf die eine oder die andere Weise verbeßert. Auch kann diese Ausgabe bedeutend verringert werden, wenn alle unbrauchbare Großherzogliche und alle rotzige von der Polizey angehaltene Pferde der Anstalt überliefert werden, wie es bisher schon zum Theil geschehen ist.“ Einfügung nach der MA, 11.2., S. 615 rekonstruierten Ausfertigung: „Die Anschaffung pathologischer Seltenheiten verursacht bedeutendere Ausgaben, als man auf den ersten Blick vermuthen sollte, da man die Leute welche dergleichen bringen, z. B. Metzger und Abdecker, aufmuntern und ihnen deswegen geringfügige, ja entbehrliche Gegenstände abnehmen muß, damit sie wichtigere nicht wegwerfen. Eine von Seiten hochlöblicher Landes-Direction zu erlassene Verordnung, wodurch die Ablieferung solcher Gegenstände den Besitzern empfohlen würde, möchte viel dazu beytragen, derselben mehrere und vielleicht auf eine wohlfeilere Weise zu erhalten.“
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Präparate7 Injectionsmasse, Spiritus kleine Vorrichtungen zur Aufstellung anatomischer Gegenstände u. s. w. schlage ich die Summe von 200 rt. vor.8 §. 3. Sowohl mit gelieferten Anatomiepferden in keine Verlegenheit zu kommen, wenn man sie nicht im Augenblick gebraucht, als auch um Versuche mit Heilmitteln an denenselben, oder an andern größern Hausthieren anzustellen, ein Zweig der Wissenschaft, welcher noch einer so vorzüglichen Aufmerksamkeit bedarf, wird eine Ration für die Thier-Arzneyschule auszusetzen seyn. §. 4. Die Anstellung eines Schmidts9 ist nothwendig, für welchen ich einen Gehalt von 50 rt. vorschlage.10 Der Aufsatz des Professors Renner welcher schon früher zu den Acten gekommen, ist zu genauerer Übersicht in Copie nochmals vorgeheftet. Ich trete demselben im Ganzen bey, einiges bemerkend, anderes nachbringend. zum 1n §. Es ist allerdings vortheilhaft wenn man Schrötern gut setzt, ihm aber zur Pflicht macht, Präparate unentgeldlich für das anzulegende Veterinair-Museum zu liefern; in dem es ganz unübersehlich ist, was es kosten würde wenn man diese Arbeiten bezahlen wollte; selbst wenn man den Homburgischen Maaßstab nicht zu Grunde legte. Die 200 rt. wären ihm deshalb zuzugestehen, ihm dagegen aufzugeben, vierteljährig was er an Präparaten geliefert aufgezeichnet einzureichen. Die Wohnung ist ihm bereits gegönnt, eben so sehr zum Vortheil des Instituts als seinem eignen, indem doch jemand die Aufsicht über das Gebäude und Inventarium haben muß. was das Holz betrifft wird solches näher bestimmt werden, und muß man überhaupt erst den Holzbedarf bei dem Institut ausmitteln. zum 2n §. An den geforderten 200 rt. für benannte Anstalt ist auch nichts abzuzwakken, besonders da er auch den Spiritus mit übernimmt, welches bey der Größe der Gegenstände ein ansehnlicher Posten seyn wird. Die schon angeschafften Gläßer werden, als zur ersten Einrichtung gehörig, ohne ihm solche anzurechnen, überlassen. Zum 3n §. Was die Ration betrifft, wäre es wünschenswerth, daß Großherzogl. Cammer uns 7
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Einfügung nach der MA, 11.2., S. 615 rekonstruierten Ausfertigung: „Die Anschaffung von fertigen Präparaten ist deswegen angeführt, weil es zu bedauern wäre, wenn nicht auch die seltenen Talente des Herrn Prosector Homburg für die werdende Anstalt benutzt werden sollten, um so mehr, da es im Anfang denen bey derselben Anstalt ziemlich an Zeit fehlen wird sich mit Verfertigung feiner Präparate zu beschäftigen.“ Einfügung nach der MA, 11.2., S. 615f. rekonstruierten Ausfertigung: „Es folgt aber aus alldem diesen daß diese Ausgaben in der Folge, wenn das Cabinet einmal gegründet ist, herabgesetzt werden können.“ Einfügung nach der MA, 11.2., S. 616 rekonstruierten Ausfertigung: „Ein Schmidt ist unentbehrlich weil Stadtschmiede zu denen man bei Pferden mit Hufschäden gehen müssen, selten den Vorschriften eines Professors Folge zu leisten geneigt sind.“ Einfügung nach der MA, 11.2., S. 616 rekonstruierten Ausfertigung: „Der Gehalt ist darum nicht höher angeschlagen, weil die Benutzung der Schmiede der Anstalt ihm ohne Bedenken zu seinem Privatgebrauch eingeräumt werden kann.“
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solche nach der gewöhnlichen Taxe verabreichen ließ, damit wir nicht genöthigt seyn die Bedürfnisse anzuschaffen, aufzubewahren und ausgeben zu lassen. Es würde deshalb ein gnädigstes Rescript ad cameram nöthig seyn; in dem Etat sind 50 rt. ausgeworfen. Zum 4n §. Ingleichen 50 rt. für den Schmid welcher da die Schmiede erst jetzt eingerichtet, bisher kaum in Function gewesen. Der Terminus a qua wäre daher nach den Umständen festzusetzen, für das Vergangene könnte man ihm eine proportionirliche Remuneration zugestehen. Hier wäre nun einiges nachzubringen, wobey man in den Rennerischen Nummern den Vortrag fortsetzt. §. 5. Holz, wovon schon oben die Rede gewesen, ist bey dieser Anstalt ein unerläßliches Bedürfniß weil warmes Wasser, besonders bey Injectionen, auch zur Reinlichkeit höchst nöthig ist. Ferner sind drey Räume, größere und kleinere, den Winter über zu heitzen. Wollte man zur Probe 8 Claftern rechnen und diese nur zu 6 rt. so wären die ausgesetzten 50. rt. schon absorbirt, ohne daß für den Prosector sonderlich gesorgt wäre. Auch hier kommt alles auf eine Probe an. §. 6. Die Aufwartemagd, welche die Reinlichkeit besorgt, hat ein leidiges Geschäft. Es wurde derselben von Anfang her täglich 6 gl. für ihre Bemühung bezahlt, welches eine jährliche Summe von 76 rt. ausmacht. Ein Taglohn welcher zu hoch scheinen möchte, deswegen man ihr auch etwas abzudingen versucht hat. Wogegen sie die zwar hoffentlich vorübergehende Brodtheuerung vorstellte; am stärksten aber auf die höchst ekelhafte Beschäftigung selbst und den damit verbundenen Makel in der öffentlichen Meynung ein Gewicht legt. Nun geben freilich die Acten fol. 87–90. genugsames Zeugniß, daß man schon polizeyliche Vorkehrungen treffen müssen, um die bei dieser Anstalt beschäftigten Personen für Nachrede und Mißhandlungen zu sichern und es möchte freylich schwer seyn, jemand anders zu dieser Stelle zu finden, der zugleich rechtlich und zuversichtlich wäre und sich doch zu den niedrigsten Diensten hergäbe. Es ist also obige Summe in dem Etat angesetzt und es wird vor der Hand dabey sein Bewenden haben. Hierbei sey noch bemerkt, daß eben diese Geringschätzung auch die übrigen angestellten Personen trifft: den Prosector, den Schmidt, Lehrburschen und Schüler, deshalb diese Personen da sie des Honorificums gänzlich ermangeln, in utili etwas besser zu halten seyn möchten. §. 7. Bey dieser Anstalt, mehr als bey irgend einer andern, machte sich sowohl zu Errichtung derselben als zu weiterer Fortleitung eine Mittelsperson nöthig. Denn man kann hier nicht wie bey andern reinlichen wissenschaftlichen Unternehmungen von Seiten der Ober-Aufsicht p. jederzeit eine theilnehmende Leitung eintreten lassen. Bey der ersten Einrichtung war eine solche Mittelsperson unumgänglich nöthig und in dem Bibliotheks- und Museumsschreiber Färber gefunden. Kein akademischer Lehrer, wie uns kostspielige Erfahrung belehrt, weiß mit den Jenaischen Handwerksleuten auszukommen, am wenigsten ein neueintretender, wie Professor Renner. Ein solcher
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Mann besitzt weder die nöthigen Kenntnisse des Erforderlichen an Materialien und Preißen, an Arbeit und Lohn, noch auch kann man von ihm Uebersicht und Entschloßenheit verlangen. Als daher der Bau-Revisor Klein die nothwendigsten Baulichkeiten angegeben und den Kostenbetrag entworfen, so war obgedachtem Färber der Auftrag ertheilt, fortwährende Aufsicht zu führen und nach seiner inwohnenden Kenntniß die Anschaffung des Materials zu reguliren, auch die Ausführung zu beobachten. Da besonders in Jena sehr schwer fällt, das Bestimmte und Angeordnete zu rechter Zeit auf einander folgen und ineinander greifen zu lassen. Und so ist denn auf diesem Wege das Ganze bis auf einen Grad hergestellt, wie solches ein besonderer Aufsatz darlegt. Manches ist noch zurück, ja die Unterhaltung selbst erfordert ein wachsames Auge, besonders weil in dem gegenwärtigen Falle nicht alles genau zu bestimmen ist, und bey der Complication der Gegenstände und Thätigkeiten gar manche Willkühr eintreten kann. Das Inventarium der Geräthschaften zu fertigen und in Ordnung zu erhalten, ist auch die Obliegenheit einer solchen Mittelsperson. Die Schmiede ist erbaut, allein sie völlig auszustatten fehlt noch manches, dessen Anschaffung Färbern gleichfalls übertragen worden. Ferner hat auch derselbe sämmtliche Gläser, sowohl für menschliche als thierische Anatomie bestimmt, unter seinem Gewahrsam im Schloße und kann das ganze Geschäft gewissermaßen ohne seine Mitwirkung nicht gedacht werden. Wie man denn in Jena sehr wohl thun wird, den Custoden und Untergeordneten immer mehr Einfluß und Verantwortlichkeit zu geben, weil man theils gegen sie selbst ernstlicher verfahren kann, als gegen die Professoren, die ihre Mängel nicht gern eingestehen und ihre Fehler nicht gern verbeßern wollen, theils auch gegen diese selbst eine leitende und warnende Instanz gewinnt. Künftiger Etat der Veterinair-Schule Schröter
200 rt. –
Präparate
200 " – 50 " –
Ration Schmidt Holz Aufwärterin
50 " – 50 " –
Aufseher
76 " – 50 " –
Zufällig
24 " – Sa. 700 rt. –
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Hiervon abgezogen
300 " – als: 50 rt. welche dem Cap. Menschl. Anatomie abgezogen werden können. 200 " welche von Gotha verwilligt worden. 50 " das gl. von denen zu Instrumenten verwilligten 100 rt.
uts. Bleiben der Museums Casse zuletzt welche eigentlich in dem Museums-Etat aufzuführen sind.
400 rt.
Bisheriger Aufwand auf die Thier-Arzney-Schule in runden Summen welche doch eher weniger als mehr betragen. Aufs Grundstück, abschläglich
600 rt. –
Bauposten Maurer
100 rt.
Zimmermann
200 " 100 "
Sonstige Handwerker Geräthschaften
400 " –
Gläser und Branndwein
100 " – 100 " –
Führung des Geschäfts auf ¾ Jahr
400 " –
worunter alles dasjenige begriffen, was in nachstehenden Etat aufgezeichnet ist. Sa. 1600 rt.
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Vorstehender Aufwand wurde gedeckt: 1. durch ältern Vorrath der Museumscasse; 2. durch neuern Vorrath der Oberaufsichts-Casse; 3. durch Vorschüsse aus der OberCasse; 4. an nicht bezahlten Zetteln, welche noch zu berichtigen sind. Sollten Ihro Königl. Hoheit nunmehr die Gnade haben vorstehenden Etat nach dem Vorschlage zu billigen, so wäre zu wünschen, daß solcher von Michael d. J. an seinen Anfang nähme, dergestalt daß Weihnachten die erste Zahlung geschähe. Nach unserm Ermessen würde Schrötern der Titel eines Professors nicht sogleich zu theil, vielmehr nennte man ihn, wie bey seiner bisherigen Function den Gehülfen welches eigentlich keine Stelle ist, sondern nur von dem Zutrauen der Ober-Aufsicht und des vorgesetzten Professors abhängt. Schröter hat sich bisher als ein vorzüglich guter und arbeitsamer Mensch erwiesen, aber einer neuentstehenden Anstalt einen jungen Menschen für lange Jahre zuzugeben ist nicht räthlich. Denn man darf sich nicht verbergen, daß durch den nicht zu verbessernden Character des Prosector Homburg, das Geschäft der menschlichen Anatomie seit so vielen Jahren höchst gehindert und gefährdet ist. Mit gnädigster Bewilligung würde man daher Schröters Verhältniß so ausdrücken: daß er bei dieser Anstalt mit benannten Emolumenten zum Versuch angestellt seyn, jedoch, für die Folge eine vierteljährige Aufkündigung beiden Theilen vorbehalten bleiben solle. Aus allem Vorhergehenden wird zuletzt offenbar, daß diese Anstalt, selbst bey genauer Aufsicht und thätiger Mitwirkung der obern Vorgesetzten, noch Ein Jahr brauchen wird um sich zu concolidiren. Das Wichtigste jedoch und für alle Zeiten Förderlichste, ist die Anlage eines Museums, welches man ämßig und planmäßig verfährt, mit leidlichen Kosten gar bald hergestellt werden kann. Das große osteologische Museum bleibt im Schloße, als Grundlage des Ganzen, allein dorthin dürfen keine Präparate gebracht werden, welche Ekel erregen, oder Geheimniße der Natur enthüllen; denn man würde verhindert Frauen oder jüngere Personen daselbst einzuführen. Alle Muskel- und EingeweidePräparate, sie mögen trocken seyn oder in Spiritus liegen, müssen daher auf dem Heinrichsberg selbst, sowohl aus gedachter Ursache aufbewahrt werden, als auch deshalb weil man sie ohne Beschädigung und Scandal nicht über die Straße tragen kann. Man hat sich hiernach um ein schickliches Local umzusehen. Die zu verschiedenen Zeiten entstandenen Gebäude des Heinrichsberges stehen theils neben, theils zwischen den Scheuenen. Jene üben ihr altes Hausrecht Herd und Feuer zu halten, diese sind nur Sommerwohnungen, oder Räume für Fourage. Sie dürfen keine Oessen haben. Unter diesen findet sich nun ein schöner Raum, der allenfalls nur zu dielen und auszutünchen wäre. Von beiden Seiten in Häuser eingeklemmt, die Fenster gegen Norden gekehrt, wird er selbst im Sommer kühl genug seyn. Wollte man hier ein reinliches Zimmer einrichten und mit Repositorien versehen, so würde für mehrere Jahre Platz gefunden seyn. Eine solche Einrichtung ist höchst wünschenswerth. Die Präparate sind in ihrem Entstehen höchst widerlich, ihrer Natur nach zum Theil zerbrechlich; sollten sie nun
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da oder dort herumgeschoben und nicht zur Evidenz gebracht werden, so kann man niemals beurtheilen was gethan und was vorhanden ist. Ein Catalog, eine Revision wird schwer ja unmöglich. Die hierauf zu verwendenden Kosten wären nicht zu scheuen, denn bey jeder naturwissenschaftlichen Anstalt ist ein Museum die vorzüglichste Begründung: der Lehrer kann wechseln aber der Neuantretende muß finden, was ihm die Belehrung möglich macht. Schon vieles ist gethan: Homburg und Schröter arbeitslustig, Renner höchst betriebsam alles was zum Cursus nöthig ist herbeyzuschaffen, fordert genaue Arbeit und verschweigt keinen Mangel am Verfertigten. Gläser sind vorhanden, an Branndwein darf es nicht fehlen. Die Methode wornach gesammelt wird ist entschieden, der Winter vor der Thüre, wo man manches von fremden Orten her verschreiben kann. Wie denn Renner verschiedene Seefische von Hamburg wünscht. Alles deutet an daß dieses einmal unternommene Geschäft nicht still stehen dürfe, und daß zu seinem Fortschreiten mancher Aufwand nachhülfllich seyn müsse. Übersicht sämmtlicher Museen und ihrer gegenwärtigen Erforderniße in Bezug auf einen Etat, welcher künftig bey Vermeidung aller außerordentlichen Ausgaben, allenfalls zu halten seyn möchte. Museen. Ereigniße des letzten Jahres. I. Bibliothek. Ist der westliche Fensterpfeiler, welcher schon längst für gefahrdrohend gehalten wurde, nach Angabe des Ober-Baudirector Coudray, mit wenigen Umständen in kurzer Zeit hergestellt. Die Bücher der Gallerie sind mit in den Hauptsaal eingetheilt und alles wieder in Ordnung gebracht, so auch die neuhinzugekommenen Werke eingeordnet und eingetragen. Das Verleihen geht seinen Gang, die Circulation der Englischen Journale gleichfalls. Bedeutende Bücher, die durch Ihre Königl. Hoheit Munificenz verehrt, sind eingebunden. Die Zettel zum Real-Catalog liegen bereit, um auf Anordnung rangirt zu werden. II. Mineralogisches Museum. Die Angelegenheiten der Societät werden durch den Bergrath Lenz immer lebhaft betrieben, wie das Verzeichniß seiner erhaltenen und abgesendeten Briefe nicht weniger die eingegangenen Bücher und Mineralien beweisen. Das Heimische und Voigtische Cabinet sind in Ordnung und werden schon von Einheimischen und Fremden, solcher besonders welche sich zu einer Reise auf den Thüringer Wald vorbereiten, fleißig benutzt. Eine wichtige Arbeit jedoch steht bevor: die Zusammenstellung sämmtlicher Versteinerungen und Fossilien, welche gegenwärtig an drey Orten vertheilt stehen. Es ist die Absicht sie in der untern Gallerie aufzustellen und nach den neuen Ansichten Cuviers, Schlotheims,
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Bernhards11 und andern, geologisch, d. h. nach den Weltepochen, in welchen sie geboren und entweder durch Solideszenz, wie die Corallen, durch Niedersenken, wie Schaalthiere durch Niederschwemmung wie die fossilen Kohlen, durch Ueberschwemmung und Verschüttung wie die spätesten Fossilien, sorgfältig zu ordnen. Die Vorbereitung geschieht diesen Winter, so daß dieß Geschäft bey guter Jahrszeit ungesäumt beginnen kann. Hierdurch wird die geologische Uebersicht, welche man durch die Suitensammlung bezweckt, abgeschloßen, und man stellt sich in diesem Fache den neuesten Entdeckungen zur Seite, indem von der ersten Erscheinung des Organischen auf unserm Weltkörper bis auf die neuesten Rechenschaft gegeben wird. III. Zoologisches Museum. Die vorhandenen Gegenstände wurden erhalten, die schon vor einem Jahr von Wien angelangten Fische, brachte man, nachdem hinlängliche Gläser angekommen, jeden besonders in Branndwein. IV. Menschliche Anatomie. Die vorhandenen Präparate wohl erhalten, das Ganze reinlich und ordentlich. Ein mehrere Jahre zurückgewiesenes Hauptbedürfniß, ein mit Zinn gefütterter Sarg für das große Nerven-Präparat ward endlich zugestanden und ist fertig geworden. V. Chemisch-Physisches Museum. Die chemischen Präparate als Grundlage der Vorlesungen, vermehren sich und wird diese Sammlung eine große Ausdehnung erhalten, weil nicht allein künstliche, sondern auch natürliche Körper darin aufgenommen werden, Physik belangend, so hat man auf die von Malus angeregten Phänomene zu Erklärung des Doppelspath worüber in dieser Wissenschaft große Bewegung entstanden, schuldige Aufmerksamkeit gerichtet und man sucht den dazu nöthigen Apparat nach und nach herzustellen. VI. Botanischer Garten. Wird wie immer behandelt; ein großer Wasserbottich ist gefertigt worden. VII. Botanisches Museum. Dieses ist neueingerichtet und vorläufig geordnet; wird im nächsten Frühjahr genauer zu bestimmen und zu catalogiren seyn. VIII. Sternwarte. Die von Gnädigsten Herrschaften geschenkten Instrumente sind in dem obern Schloßzimmer aufgestellt worden, um den Höchsten Personen vorgezeigt zu werden. Das bewegliche Thürmchen ist zu Aufnahme des paralektischen Instruments völlig einzurichten. Der neue Anbau bleibt zu fernerer Ueberlegung ausgesetzt. IX. Veterinair-Schule. Ist ein besonderer Aufsatz deshalb gefertigt, auf welchen man sich berufen darf. 11
Nach der in der MA, 11.2., S. 622 rekonstruierten Weimarer Ausfertigung „Leonhard“.
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X. Osteologisches großes Museum. Manche zur Demonstration nöthige Präparate, so wie mehrere Knochenzeichnungen auf vergleichende Anatomie sich beziehend, sind von Weimar hinübergeschaft, letztere, unter Glas und Rahmen, in der untern Gallerie des Schloßes aufgestellt worden, auch die fossilen zu Romstedt gewonnenen Menschenknochen daselbst niedergelegt. XI. Naturforschende Gesellschaft. Von hier sind sämmtliche Pflanzen-Merkwürdigkeiten, in das neue Museum im Schloße, geschafft worden, dadurch sind also Lücken entstanden, welche auszufüllen wären, damit auch diese kleine Einrichtung eine gewiße Gestalt erhalte. Museen bezüglich auf den Etat. Vorerinnerung. Unsere früheste Einnahme, ohne Besoldungen, zu eigentlichster Bestreitung der Anstalt war: Naturhistorisches Museum
318 rt. –
Botanischer Garten Anatomisches Museum
200 " – 200 " –
Pachtgeld vom Garten
88 " – Sa. 798 rt. –
Hierzu an später überwiesenen Pensionen
387 " – Sa Sar. 1185 rt. –
also hinreichend für Bedürfnisse auch hinzutretender neuer Capitel. Zur Kriegszeit, blos auf Erhaltung bedacht, sammelten wir schöne Vorräthe, so daß bey obiger fortgesetzter Einnahme und sich immer vermehrenden Fond, manches Außerordentliche in den zwey letzten Jahren zu leisten war. Als aber zuletzt die alten Verwilligungen aufhörten und neue, genau besehen, nicht sehr erhöhte dagegen gereicht wurden, auch ganz frische Einrichtungen zu treffen waren, mußte sich der Gehalt der Casse vermindern. Das Hellfeldische Haus ward zwar von Großherzogl. Cammer angeschafft und reparirt, die Versetzung Döbereiners in das Local jedoch erregte manche Ansprüche auf die Museumscasse. Der Pelzerische Garten, der Heinrichsberg und gar manches andere, welches besonders aufzuführen ist, ward vorläufig von uns bestritten, um nicht Serenissimum mit jedem Einzelnen anzugehen.
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Um für das laufende Jahr jedoch als auch für die Zukunft einen Anhaltepunct zu haben, wonach wir uns selbst beurtheilen könnten, zeichneten wir uns nachstehenden Etat vor, welcher mit den Rechnungen verglichen, über die Bedürfnisse der Museen immerhin Aufschluß geben wird. Vorläufiger Etat für die sämmtlichen Museen 1. Bibliothek 2. Mineralogisches Museum 3. Zoologisches Museum 4. Menschliche Anatomie 5. Chemische Anstalt 6. Botanischer Garten 7. Botanisches Museum 8. Sternwarte 9. Veterinair-Anstalt incl. von Gotha 250 rt. 10. Osteologisches Museum 11. Naturforschende Gesellschaft 12. Geschäftsführung
50 rt. – 300 " – 100 " – 150 " – 250 " – 300 " – 25 " – 200 " – 700 " – 25 " – 10 " –
13. Beyhülfe
250 " – 50 " –
14. Interessen
19 " – Sa. 2429 rt.
Vorstehender im Allgemeinen ausgeworfener Etat wird nunmehr im Einzelnen durchzugehen und die verschiedenen Verhältniße werden darzulegen seyn. Wie denn zuletzt auch die Unterabtheilungen der Capitel und der Aufwand auf dieselben summarisch vorzulegen sind. Vorwort. Jedes Geschäft wird eigentlich durch ethische Hebel bewegt, da sie alle von Menschen geführt werden. Alles kommt dabey auf die Persönlichkeit an, und wenn in bestimmteren Geschäften der Vorgesetzte seine Untergeordneten, wie z. B. in Collegien, in Sessionen, bey Commissionen immer im Auge hat, und seiner Leitung gewiß seyn kann, so ist dagegen das uns übergebene Ober-Aufsichts-Geschäft in diesem Sinne eines der unbestimmtesten. Alle die Männer sind Jenaische Professoren und sehen sich, als mehreren Fürsten unterworfen, so gut als freie Menschen an, und es gehört eine durch vieljährige Erfahrung geprüfte Behandlungsweise hinzu, um mit ihnen zwar läßlich, aber doch ordnungfordernd zu verfahren. Mit
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einem jeden derselben hat man einzeln zu thun, keiner ist dem andern subordinirt, ja nicht einmal coordinirt; dadurch entstehen denn so viele kleine Welten als vorgesetzte Inividuen. Ist man in Jena gegenwärtig, so wird die Sache leichter, wie man sich aber entfernt, so tritt Willkür und Eigenmächtigkeit ein, welcher man mit Vorsicht zu begegnen hat. Um so mehr als in der neuen Zeit mancher darauf ausgeht sich unabhängig zu machen und kaum für nöthig hält, auch nur dem Scheine nach ein schickliches Betragen gegen die Obern zu beobachten. Man möge mir also verzeihen wenn im Nachstehenden auf Gesinnungen und Charakter mehr Rücksicht genommen ist, als vielleicht in andern Verhältnissen geschehen würde, wo man befehlen und strafen könnte. Die Maxime nach welcher man in früherer Zeit, als die Anstalten eigentlich für Conservatorien zu achten waren, verfuhr: daß man nämlich bald dieses bald jenes Fach durch neue Anschaffungen begünstigte, die übrigen aber indessen ruhen ließ, konnte man zuletzt nicht mehr12 beobachten, indem einmal eingeleitete Thätigkeiten nicht aufzuhalten sind. Man mußte daher, weil es die Umstände mit sich brachten, der Nothwendigkeit nachgeben und dabey mit Sorgfalt einiges Gleichgewicht zu erhalten suchen. Hier wird nun kapitelweis anzuzeigen seyn, was in den nächstvergangenen Epochen geschehen, und was von den künftigen zu erwarten seyn möchte. Cap. I. Schloßbibliothek. Bey dieser fand sonst keine Vermehrung statt, als daß man die Continuationen nothdürftig anschaffte, deswegen nur wenig auf die der Unterabtheilungen ausgegeben ward. Neuerlich aber haben z. B. die von Serenissimo hinüber verehrte Folge der Philosophical Transactions sowie das von Ihro Kaiserliche Hoheit der Frau Erbgroßherzogin dorthin gestiftete Kupferwerk: Spix Cephalogenensis, welche man obgleich nicht kostbar doch dauerhaft binden laßen; die Buchbinderarbeit ansehnlich vermehrt, wenn gleich die beyden andern Rubriken in ihren Grenzen blieben. Da nun noch manches der Art zu binden zurück steht wie z. B. die Englischen Journale Chaumeton Flora medicale pp. deren Conservation zu wünschen, auch im Laufe des Jahres noch manches zu erwarten ist, so hat man gedachte Summe anzusetzen für nöthig erachtet. Cap. II. Mineralogisches Museum. a.) Anschaffung von Mineralien. Bergrath Lenz setzt eine besondere Ehre darin, daß wenig oder gar keine Mineralien angekauft werden, sondern alles durch seine Thätigkeit herbeygeschaft sey. Doch kann der Fall vorkommen, daß irgend etwas Seltenes zu acquiriren ist, deshalb man diese Rubrik nicht ganz leer gelassen. b.) Fracht und Porto. Dieses ist die vorzüglichste Unterabtheilung und tritt an die Stelle der ersten. Die große Thätigkeit des Bergrath Lenz läßt ihn nicht einen Augenblick ruhen, er sendet Diplome mit Anforderungen und Mineralien nach allen Seiten aus, läßt es an 12
Wort nachträglich eingefügt.
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Mahnbriefen nicht fehlen, und so kommen denn Antworten und Sendungen fleißig ein. Und obgleich manches durch Freunde, Gelegenheiten u. s. w. hin und her spedirt wird, so fallen doch diesem Capitel ansehnliche Ausgaben zu, so daß jene angegebene Summe kaum hinreichend ist. c.) Handwerker. Haupterfordernisse wurden aus Großherzogl. Cammer bestritten, aber bey einer so weitläufigen Anstalt kann es nicht fehlen, daß von Zeit zu Zeit Tischler, Glaser, Schlosser p. wenn auch nur mit Kleinigkeiten beschäftigt werden. So ist vor kurzem ein schickliches Glasschränkchen für die von Ihro Kaiserl. Hoheit der Frau Erbgroßherzogin mitgebrachten Mineralien gefertigt worden, und geschieht solches, wenn es irgend von Bedeutung ist, nicht ohne Anfrage und Authorisation. d.) Buchdrucker. welcher die Diplome, nicht weniger die bey feyerlichen Gelegenheiten auszugebenden Gedichte druckt. e.) Buchbinder. welcher die Diplome siegelt und die der Societät verehrten Bücher, auch die Gedichte bindet. f.) Abschreiber; welcher manchmal beschäftigt ist, bedeutende Handschriftliche Mittheilungen zu copiren g.) Feyerlichkeiten. Man sucht von Zeit zu Zeit diesen unnöthig scheinenden Aufwand einzuschränken. Da es jedoch Lenzens höchster Stolz ist an Höchsten Geburtstägen feyerliche Zusammenkünfte zu veranstalten, Einladungskarten herumzuschicken, unter musikalischer Begleitung wohlgemeinte Lieder abzusingen, nicht weniger verfertigte Gedichte abdrucken und vertheilen zu lassen, damit die Mineralogische Gesellschaft als ein von Serenissimo sanctionirtes öffentlich anerkanntes Corpus erscheinen, und sich geltend mache; so hat man das wenige nicht ansehen wollen, dessen Verwendung dem tätigen Manne von Epoche zu Epoche den besten Humor erhält und dessen Versagung ihn höchlich kränken ja beleidigen würde. Cap. III. Zoologisches Museum. Mit gutem Vorbedacht hat man auf diese Sammlung stets am wenigsten verwendet und meistens dem Zufall überlassen, ob ein oder der andere Zuwachs sich ergeben wollen. Wenn man auch ausgestopfte Thiere mit gehöriger zeitgemässer Sorge wohlfeil erhalten kann, so kosten dagegen die in Spiritus aufgehobenen Geschöpfe Geld und Mühe. Auch sind zoologische Museen in der neuern Zeit zu didactischen Zwecken weit weniger nöthig geworden, da in prächtigen, colorierten Kupferwerken, Naturgegenstände nach dem Leben abgebildet, dem Lehrer sowohl als dem Schüler vor Augen gebracht werden können. Doch tritt, wie billig, manche Ausnahme ein; Serenissimus haben von Wien treffliche Fische erhalten, welche diesen Sommer einzeln in Gläser vertheilt worden. Nicht weniger wäre zu wünschen, daß die Entomologische Abtheilung revidirt, vermehrt, und neugeordnet würde. Die noch in Weimar befindliche von Endische Sammlung ist dem Museum angeboten,
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deren Anschaffung jedoch, wegen dringender übrigen Bedürfnisse, ungeachtet des leidlichen Preißes, abgelehnt worden. Der am meisten zur Last fallende Aufwand aber sind die Gläser, welche zu schicklicher Jahreszeit jedesmal im Ganzen angeschafft werden müssen. So ist es auch bey neuem Einsetzen in Brandwein: man hat ausgerechnet, daß in eine Anzahl Gläser, welche für 80 rt. angeschafft wurden, nach dem jetzigen Preiß für fast 200 rt. Brandwein erforderlich sey. Diese Ausgabe greift ihrer Natur nach aus einem Jahr ins andere und hierzu sind in Betracht der neusten Erfahrungen die Summe von 100 rt. ausgesetzt. Ferner finden sich Specereyen zu Erhaltung der dem Mottenfraß unterworfenen Körper angeschrieben, um als künftige Norm einer Bilance gelten zu können. Cap. IV. Menschliche Anatomie. Auf diese waren 200 rt. angesetzt, eine mäsige Summe bei neuer Errichtung eines völlig mangelnden Cabinets. Allein kaum sah Hofrath Fuchs sich im Stande seine didactischen Zwecke durch die vorhandenen Präparate zu erreichen, so hielt er, als guter Wirth, sogleich inne, zunächst veranlaßt durch die übertriebenen und zudringlichen Fordrungen Homburgs, der, nebst seiner Familie, wohl schwerlich jemals ein gewißes ökonomisches Gleichgewicht gewinnen möchte. Bei dem neuen Etats-Entwurf sind daher 50 rt. abgenommen und zur Veterinairschule geschlagen. Doch tritt auch dieses Jahr bey gedachtem Museum eine Ausgabe ein, die man seit dessen Errichtung gescheut. Man hat nämlich für das größte Nervenpräparat bisher einen blechernen mit Oelfarbe angestrichenen Sarg gehabt, welcher denn zuletzt in solche Umstände gerathen, daß ein neuer anzuschaffen nöthig war. Nun entschloß man sich, wozu man sich gleich anfangs hätte entschließen sollen, einen mit Zinn gefütterten Kasten fertigen zu lassen, welcher auch gegenwärtig schon abgeliefert ist. Uebrigens hat man bey genauer Wirthschaft des Hofrath Fuchs von diesem Capitel am wenigsten zu befürchten. Cap. V. Chemisch-physische Anstalt. Dieser droht im Gange des Geschäfts den meisten Aufwand, denn der Eifer vorwärts zu dringen ist in diesen Wissenschaften rastlos, und wenn man nur einigermaßen dem was von England und Frankreich dargeboten wird sich gleichstellen will, so wird manche Ausgabe veranlaßt, deren Spur verschwindet wenn sie in die Region der allgemeinen Kenntnisse aufgehoben ist. Dem Bergrath Döbereiner sind zwar 100 rt. zu Experimenten, aus unserer Casse zugebilligt, die er vierteljährig bezieht; allein zu gar manchen Versuchen muß man ihm noch hülfreiche Hand bieten. Das Physische schließt sich unmittelbar daran, welcher Theil, seit Körners Versetzung nach Jena, erst recht lebendig geworden. Die bedeutenden Erscheinungen der zur Berechnung sich gesellenden Spiegelung durch Malus, Arago, Biot, Seebeck, Brewster p. bearbeitet, wodurch dem Naturforscher neue Aussichten eröffnet sind, dürften den Jenaischen Anstalten nicht fremd
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bleiben und man hofft in kurzer Zeit die Ausstellung eines auslangenden Apparats mit mäßigen Kosten zu bewirken, der vielleicht alsdann in Deutschland und dem Auslande einzig seyn möchte. Unterzeichneter hat seinen optisch-chromatischen Apparat, mit Vorbehalt des Eigenthums, nach Jena gethan und es könnte hieraus, in Verbindung mit dem ältern schon Vorhandenen die Möglichkeit entspringen, sämmtliche Phänomene dieser Capitel dem Auge darzustellen, worauf doch alles ankommt, da mit Worten und Zeichen nichts geleistet werden kann. Wie viel mit der ausgesetzten Summe bewirkt werden könne wird sich ergeben. Cap. VI. Botanischer Garten. Für denselben waren von allem Anfang an 200 rt. ausgesetzt, eine höchst mäßige Summe, welche sich nach und nach auf 300 rt. erhöht. Dieses Jahr hat man auch bey dieser Anstalt ein längst zurückgeschobenes Bedürfniß befriedigt, indem man einen großen eichenen Bottich fertigen lassen, in welchem das Wasser bei Nachtzeit, ohne daß man den unterliegenden Brunnen die stündlichen Tagesbedürfnisse entzieht, aus der Röhrenfahrt eingelaßen, zugleich an der Luft gemildert und der allenfallsige Ablauf zu Befeuchtung von Wasserpflanzen angewendet wird. Diese auf viele Jahre nun besorgte Vorrichtung geschah nicht ohne den bedeutenden Aufwand von ... rt.13 Die übrigen Capitel bleiben sich von Jahr zu Jahr ziemlich gleich. Cap. VII. Botanisches Museum. Ein solches war zu Schelvers Zeiten in dem Botanischen Gartenhause angelegt und schöne Dinge beysammen. Nach der Zerstörung und dem Verderb von 1806. brachte man den Ueberrest, wo es an sorgfältiger Aufbewahrung und succeßiver Mehrung nicht fehlte, bis endlich diesen Sommer über sämmtliche botanische Schätze in das neue Museum im Schloße gebracht worden. Cap. VIII. Sternwarte. Diese hat zwar schon aus der früheren Stiftung eine besondere Summe von 100 rt., welche aus (vid. fol. 45.) ausgezahlt wird; allein der Astronom und Physiker ist zu nah verwandt, beide werden durch neue Entdeckungen zu schärferen Untersuchungen gemeinschaftlich aufgeregt, wie denn der erste zeitlebens alles was sich auf Achromasie bezieht zu beachten hat. Zu solchen Zwecken ist die bezeichnete Summe ausgesetzt. Wie man denn in vergangenem Jahre dem Hofmechanikus Körner eine Entschädigung von 100 Rhtlr. zugebilligt, bei Gelegenheit des von Ihro Kaiserl. Hoheit verehrten parallaktischen Instruments, Denn es war schon gleich beim ersten Accord einzusehen, daß das Instrument für 400 rt. schwerlich zu liefern seyn möchte. Da nun noch überdieß 13
Lücke im Text.
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bey Fertigung desselben manches Unvorhergesehene vorkam, mancher mißlungene Versuch einfiel, wovon Professor von Münchow umständlichst Notiz gab, auch nicht schicklich seyn wollte, Ihro Kaiserl. Hoheit einen solchen Nachtrag anzumuthen, so wurde Körner um so mehr einigermaßen schadlos gehalten, als er bey seiner Versetzung, obgleich begünstigt, doch in manche unvorhergesehene Ausgabe und Beschädigung gerieth. Ferner darf man sich nicht verleugnen, daß wenn man auch den für den Moment abgelehnten Anbau an das Observatorium nicht in dem nächsten Jahre vornehmen will, dennoch die Aufstellung des paralaktischen Instruments in den schon vorhandenen kleinen Thurm immer Ausgaben veranlaßen muß, welche eigentlich von der Museumscasse nicht zu tragen wären. Bey dieser Gelegenheit ist der Umstand zu bemerken, daß, gerade auf der Scheide, da wo das Befugniß Großherzogl. OberAufsicht p. aufhört und die Cammer mit ihren Mitteln eintritt, immerfort Schwanken und Unsicherheit auch gewiße unübersehbare Behandlungsarten vorfallen, deßhalb man sich zur Pflicht machen wird, in dem nächsten Baujahre einen Abschnitt zu finden, das Vergangene abzuthun und wegen des Zukünftigen solche Verabredungen zu treffen, daß Willkühr und Zufälligkeit so viel als möglich abgelehnt werden Cap. IX. Veterinair-Schule. Von Fol. 8 bis 21 umständlich behandelt. Cap. X. Osteologisches Cabinet. Wird künftig als der Veterinairschule angeschloßen gedacht werden, und weil nach der eingeleiteten Bedingung auch Skelette dahin unentgeldlich geliefert werden; so wird auf dieses Capitel wenig zu verwenden seyn. Da indessen der Fall schon eingetreten, daß Cadaver fremder Thiere anzuschaffen waren, welche abzuweisen man wohl niemals gemeint seyn wird, Das darauf zu verwendende Extraordinarium der Veterinairschule aber nicht anzumuthen seyn möchte; so hat man eine kleine Summe deshalb vorläufig ausgesetzt. Inwiefern man damit reicht hängt von Zufälligkeiten ab. Cap. XI. Naturforschende Gesellschaft. Bey derselben kommt nur wenig vor, indem der Zuwachs aus Geschenken und freywilligen Gaben besteht, und was an Gläsern und Brandwein erforderlich seyn möchte, aus dem Vorrath des Zoologischen Cabinets genommen wird; weil aber doch einiges von Zeit zu Zeit vorfällt, so ist hier die kleine Summe ausgesetzt. Cap. XII. Geschäftsführung. a.) Von Seiten der OberAufsicht p. hat man jederzeit das ganze Geschäft als ein eigenes betrachtet und die Kosten eines längern Aufenthalts seit der ersten Stiftung selbst bestritten. Kleine Auslagen jedoch lies man sich ersetzen,
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b.) c.)
d.)
e.) f.)
g.) h.) i.)
welche in den letzten Jahren ohngefähr die angezeigte Summe betragen konnten. Dem Assistenten hat man, im Fall einer nöthigen Absendung, Diäten und Auslagen bezahlt, wie z. B. bei angeordneter Gasbeleuchtung, und kann deshalb die angesetzte Summe gar wohl bestehen. Dem Bibliothekar sende man vierteljährlich hinüber; wie er denn in den letzten Jahren mit Umsetzung der Bücher aus der Gallerie in den Hauptsaal, um dem Heimischen Cabinet Platz zu machen, mit Revision und Eintragung der neuen von Serenissimo verehrten Bücher, auch mit Vorbereitung eines Real-Catalogs sich beschäftigte. Nicht weniger hat er von der akademischen Bibliothek und deren Schätzen vorläufige Kenntniß genommen, welches wegen der allgemeinen Uebersicht des Büchervorraths in Ihro Königl. Hoheit Landen sehr wünschenswerth war. Hausmiete. Früher hatte sowohl die Ober-Aufsicht p. als der Bibliothekar Wohnung im Schloße, seitdem aber die Museen erweitert und der übrige Raum zur Aufnahme der gnädigsten Herrschaften eingerichtet worden, hat man den Bischoffischen Ersten Stock gemiethet, wo man, um leidlichen Preiß, genugsamen Raum, Meubles, Betten und, das meiste von Geräthschaften gefunden. Inventarien-Stücke; Kleinigkeiten zu Erfüllung dessen was die Hausbewohner nicht verabreichen konnten und doch nicht zu entbehren war. Holz. Früher als man im Schloße Quartier nahm, ward das Holz vom Hofe verabreicht; gegenwärtig wird der mäßige Bedarf zu gehöriger Zeit angeschaft, um bei einem Winteraufenthalt etwas vorzufinden. Führung der Rechnung. giebt sich von selbst. Fuhr- Trag- und Botenlohn. bezieht sich eigentlich nur auf die Communication zwischen Jena und Weimar, wenn Gegenstände, auf die Museen bezüglich, transportirt werden. Generelles. Diese Rubrik hat man eingeführt, um dem Capitel: Außerordentlich und Insgemein aus der Rechnung los zu werden, und das Wenige, was nirgends unterzubringen war, hier aufzuführen. Cap. XIII. Beihülfe.
Diesem Capitel wäre eigentlich eine größere Summe zu gönnen; denn obgleich Stipendien an Studirende gereicht werden, so giebt es doch keine für die welche so eben ausstudiert haben, sich nach einer Versorgung umsehen und gerade in der übelsten Lage sind. Von unserer Seite haben wir dadurch, daß wir mehreren der wissenschaftlichen Anstalten Gehülfen zugegeben, manchen guten jungen Mann unterstützt, ja den mehrgenandten, jetzt bey der Veterinairschule angestellten Schröter,
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auf diese Weise herangezogen, auch einem geschickten, jungen, aus dem Lande gebürtigen Chemiker, nahmens Göbel, unter Döbereiners Anleitung einige Jahre hingeholfen, der sich doch zuletzt in Jena nicht mehr halten können, sondern zu seinen Eltern nach14 zurückgekehrt ist, in Hoffnung daß man seiner künftig bey Gelegenheit gedenken werde. Solchen jungen innerhalb unseres Kreises thätigen Männern also, hat man kleine Beihülfen gegeben wenn sie sich eines vortheilhaften Zeugnißes ihrer Vorgesetzten würdig gemacht. Sie schaffen dafür die nöthigsten Bücher sich an, und zu Begünstigung solcher löblichen Absichten hat man jene kleine Summe ausgesetzt. Cap. XIV. Interessen. Von 380 rt. zu 5 p. C. welche wir auf den Heinrichsberg schuldig geblieben. Diese 19 rt. sollten eigentlich auf dem Etat der Veterinairschule stehen, mögen aber hier einstweilen Platz finden, bis die Museumscasse, wieder zu Kräften gelangt, auch dieses kleine Capital abtragen könne. Entwurf eines Etats für die Museen. Cap. I. Bibliothek
50 rt.
a.) Bücher
25 rt.
b.) Buchbinder-Arbeit
15 " 5 "
c.) Papier d.) Handwerker
5 " uts. Cap. II.
Mineralogisches Museum a.) Anschaffung von Mineralien b.) Fracht und Porto c.) Handwerker d.) Drucker e.) Buchbinder
14
300 rt. 40 rt. 150 " 40 " 15 " 20 "
Lücke im Text. Nach MA, 11. 2., S. 635 ist hier der Ortsname „Pfiffelbach“ einzusetzen.
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f.) Abschreiber
5 " 30 "
g.) Feyerlichkeiten
uts. Cap. III. Zoologisches Museum
100 "
a.) Gläser
40 rt.
b.) Brandwein c.) Specereyen
30 " 20 "
d.) Handwerker
10 " uts. Cap. IV.
Menschliche Anatomie
150 "
a.) Apparat
50 rt.
b.) Präparate c.) Specereyen
80 " 10 "
d.) Handwerker
10 " uts. Lat. 600 rt. Transp. 600 rt. Cap. V.
Chemische und physicalische Anstalt. a.) Döbereiner b.) Chemische Präparate
100 rt.
c.) Chemisch-physische Versuche
25 " 50 "
d.) Nachtrag zum Apparat
75 " uts.
250 rt.
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Cap. VI. Botanischer Garten
300 "
a.) Tagelohn
130 rt.
b.) Holz und Fuhrlohn c.) Dünger, Lohn, Sand, Fuhren d.) Handwerker, Geräthschaften e.) Varia
30 " 40 " 60 " 40 " uts.
Cap. VII. Botanisches Museum
25 "
Botanisches Museum
25 " Sa. p. s. Cap. VIII.
Sternwarte
200 "
Sternwarte (vid. fol 45.)
200 rt. Sa. p. s.
Cap. IX. Thierarznei-Schule
700 "
a.) Gehülfe
200 rt.
b.) Präparate
200 " 50 "
c.) Ration d.) Schmidt e.) Holz und Fuhrlohn f.) Aufwärterin g.) Aufseher
50 " 50 " 76 " 50 "
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h.) Zufällig
24 " uts. Lat. 2075 rt. Transp. 2075 rt. Cap. X.
Osteologisches Museum Osteologisches Museum
25 " 25 rt. Sa. p. s.
Cap. XI. Naturforschende Gesellschaft Naturforschende Gesellschaft
10 " 10 " Sa. p. s.
Cap. XII. Geschäftsführung
250 "
a.) Ober-Aufsicht
50 rt.
b.) Assistenz
20 " 80 "
c.) Bibliothekar d.) Hausmiethe e.) Inventarienstücke f.) Holz und Fuhrlohn g.) Führung der Rechnung h.) Fuhr- Trag- und Botenlohn i.) Generelles
56 " 4 " 10 " 15 " 10 " 5 " uts.
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Cap. XIII. Beihülfe
50 "
a.) Ordinaria
30 rt.
b.) Einzelne
20 " uts. Cap. XIV
Interessen
19 "
Interessen
19 rt. Sa. p. s. Sa. total.
Zieht man nun von den angesetzten die der Thier-Arzneischule bestimmten ab, so bleiben Hiermit verglichen die ältere Einnahme so zeigen sich
2429 rt. 2429 rt. 700 " Sa. 1729 rt. 1185 " Sa. 544 rt.
welche wir jetzt eigentlich nur mehr erhielten, um die so sehr vermannigfaltigten und angewachsenen Geschäfte zu bestreiten. Ferner werden sich zu Ostern 1818 alle außerordentliche, ein- für allemal geleistete Ausgaben genauer specificiren laßen, wodurch in den letzten zwey Jahren theils neue Einrichtungen gemacht, theils manches Vorkommende bestritten worden; wovon wir hier vorläufig folgendes anführen. Hellfeldisches Haus, Bauzuschuß
175 rt.
Vorbereitungen das Heimsche Cabinet Aufzunehmen
115 "
Reposituren in die Schloßbibliothek Deshalb
72 "
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Gas-Beleuchtungs-Versuche Pelzerisches Gartenfleck
124 " 540 "
Körnerischer Nachschuß auf das Instrument Ausgrabungen bei Romstadt
100 " 20 " Sa. 1146 rt.
Hierzu Aufwand auf die Veterinair-Anstalt
1600 " Sa. tot. 2746 rt.
Also stünden wir mit beinahe 3000 rt. in Vorschuß, welcher, wie oben bei der Veterinairschule gemeldet, gedeckt worden und noch zu decken ist. Wir sehen uns daher genöthigt den Wunsch auszusprechen: daß Ihro Königl. Hoheit vorerst 1500 rt. bewilligen möchten, und zwar auf die Quartale Michael und Weihnachten 1817. und Ostern 1818. jedesmal zum dritten Theil, an die Ober-Aufsichts Hauptcasse zu bezahlen. Damit könnten wir bis zum Schluß des Rechnungs-Jahres den größten Theil unserer Obliegenheiten berichtigen so daß künftig Ostern eine reine Uebersicht, und die Einleitung eines stehenden und auslangenden Etats gemacht werden könnte. Nachdem wir nun den bisherigen Zustand der Jenaischen wissenschaftlichen Anstalten, und was von ihnen in der Folge zu erwarten seyn möchte aus einander gesetzt; so ist nunmehr nöthig, auch von der Art ihrer Benutzung zu sprechen. Jene Einrichtungen dienen zuvörderst den Professoren, indem diese sich wissenschaftlich unterrichten und vorbereiten, sie dienen sodann den Studirenden, indem solche dadurch zur Anschauung vieler Dinge gelangen, von denen man sich sonst nicht leicht einen Begriff machen könnte. Nun sind aber diese Anstalten gar verschiedener Art, und auch, wie man gesehen, verschiedenen Ursprungs; darnach richtet sich die Aufbewahrung, Custodie, der Lehrgebrauch, die Vermehrung und Verantwortlichkeit. Die Bibliothek ist ihrer Natur nach zur allgemeinsten Benutzung bestimmt. Färber hat die Schlüßel und den Auftrag jedem Professorn, nahmhaftem Einwohner, allenfalls auch einem Studirenden für den der Professor gut gesagt, unter gesetzlichen Bedingungen Bücher abzugeben. Damit nun auch hier unterrichtet sey, wie mit dieser bedeutenden Büchersammlung überhaupt verfahren werde; so geht Rath Vulpius vierteljährlich hinüber um nachzusehen, auch einen Real-Katalog vorzubereiten. Nicht weniger sendet Färber monatlich Listen von den eingegangenen und abgegebenen Büchern. Von mehr besondern Gebrauch ist das Zoologische Cabinet. Der Professor welcher sich desselben bedienen will, hat deshalb nachzusuchen. Er erhält die Erlaubniß in dem neueingerichteten Auditorium entweder zu lesen, oder in demselben wöchentlich einigemal die Gegenstände seiner Lehre vorzuzeigen. Wie liberal man hiebey verfahre erhellt aus folgendem.
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Wenn z. B. ein die Naturgeschichte vortragender Professor Muscheln, oder andere transportable Körper dieses Reichs seinen Zuhörern vorlegen will, so giebt er Färbern das Verzeichniß, welcher die verlangten Gegenstände in obgedachtem Auditorium auf große Tische legt. Hier steht es dem Lehrer frey, sie nach seinem System zu ordnen, die Benennungen, deren er sich bedient, beyzuschreiben und den Vortrag ganz nach seiner Methode einzurichten. Ist dieses geschehen, so werden sämmtliche Körper durch Färbern wieder in‘s Museum geschafft und nach den Nummern des Catalogs wieder einrangirt, so daß neue Benutzung alte Ordnung und wünschenswerthe Erhaltung recht wohl neben einander bestehen können. Von gleichem Gebrauche ist das große Osteologische Museum. Hierzu hat Färber den Schlüßel und den Auftrag, denjenigen Professoren, welche davon Gebrauch machen wollen, dasselbe zu eröffnen, auch allenfalls, wie es für Hofrath Fuchs und Professor Renner geschieht, einiges in die Lehrstunden zu schaffen. Den Schlüssel zum Physikalischen Cabinet verwahrt Färber gleichfalls und erhält, auf Anzeige und Anfrage bei der Ober-Aufsicht, Erlaubniß, die darin befindlichen Instrumente, unter Mitwirkung des Hof-Mechanicus Körner zu Versuchen und Demonstrationen herzugeben. Ganz besonderer Aufsicht und Benutzung sind jedoch, ihrer Natur nach, folgende Anstalten überlaßen: Das Mineralogische Museum, wozu Bergrath Lenz allein die Schlüssel verwahrt und als Director der Mineralogischen Gesellschaft für die Erhaltung der darin befindlichen Schätze Sorge trägt, auch zur alleinigen Benutzung derselben die Befugnis hat. Das Chemische Laboratorium, mit Instrumenten und Geräthschaften, kann seiner Natur nach gleichfalls nur von Einem benutzt werden, und dies ist gegenwärtig Bergrath Döbereiner, der davon den thätigsten Gebrauch macht. So verhält es sich gleichfalls mit dem Cabinet der Menschlichen Anatomie, welches Hofrath Fuchs privative unter sich und niemand als er dazu den Schlüssel hat. Doch erhält jeder Professor auf Ansuchen die Erlaubniß, die in diesem Kabinett befindlichen Unterabtheilungen, z. B. die Modelle venerischer Krankheiten, die pathologischen Knochen und was sonst verlangt werden könnte, zu seinen Vorlesungen zu benutzen. Da denn wie oben bei dem Zoologischen Cabinet verfahren wird: indem Hofrath Fuchs deshalb Verordnung erhält und der Amanuensis Schröter die verlangten Präparate heraus in das Anatomische Auditorium schaft und sie zum Gebrauch darbietet. Das Museum der Naturforschenden Gesellschaft ist dem Hofrath Voigt privative überlaßen, welches ihm in sofern dienen kann, als es gerade so viel Mineralien enthält, wie es nöthig ist, um auch dieses Reich bei seinen15 allgemeinen naturhistorischen Vorlesungen einigermaßen belegen zu können. Den Botanischen Garten benutzt ebenfalls Hofrath Voigt bei seinen Vorlesungen und außerdem wird jedem Studirenden, der sich zu persönlicher Benutzung des Gartens meldet, ein Erlaubnißschein nicht versagt, welcher ehemals mit 8 gl. gelöst werden mußte. Neuerdings aber hat man beschloßen, den Hofgärtner Wagner, 15
Wort nachträglich eingefügt.
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welchem diese Einnahme als utile zukam, deshalb zu entschädigen, um den eignen Fleiß der Studirenden, sie mögen Botanik hören bey wem sie wollen, auf alle Weise zu begünstigen. Einen dritten Lehrer jedoch mit seinen Schülern in den Fürstlichen Botanischen Garten einzulaßen, hat man von jeher standhaft verweigert, da dieser Zweig der Naturlehre von andern gar wohl auch auf andere Weise betrieben werden kann. Denn der Akademisch-Botanische Garten ist erweitert und zu Lehrzwecken sehr brauchbar eingerichtet worden. Ferner bietet die Flora Jenensis und die vielen Privat-Kunst-Gärten so reichliche Gegenstände dar, daß jeder mit einiger Anstelligkeit einen botanischen Cursum zu beleben durchaus Gelegenheit findet, um so mehr als jedem unbenommen bleibt, sich mit Hofrath Voigt deshalb freundlich zu verständigen. Die Rivalität in diesem Fache kann und will man nicht hindern, aber persönliche Berührungen, woraus bei dem gespannten Zustande der Jenaischen Lehrer unter einander die unangenehmsten Reibungen schon entstanden sind und noch entstehen müssen; vorzubeugen ist die Pflicht derer, denen die Persönlichkeiten und besondern Umstände und Verhältnisse bekannt sind. Man würde jedoch hierüber sehr ungern und nur nothgedrungen, wie über andere Verhältniße, seine Erfahrungen im Einzelnen aussprechen. Daß auf die Veterinairschule außer Professor Renner niemand Einfluß haben könne, fällt sogleich in die Augen. Das für diese Anstalt zu errichtende wichtige Museum kann gleichfalls nur seiner Aufsicht und Benutzung übergeben werden, ob ihm gleich unbenommen bleibt, mit Vorwissen Großherzogl. Ober-Aufsicht, seinen Collegen zu ihren Zwecken gleichfalls einigen Gebrauch zu verstatten. Von dem Observatorium versteht sich abermals von selbst, daß außer dem Professor von Münchow niemand darauf einwirken dürfe, welchem unbenommen bleibt den Hof-Mechanicus Körner in vorkommenden Fällen um Beihülfe anzusprechen. Und so möchte denn von den bisherigen geregelten und zweckmäßigen Benutzungen genugsame Rechenschaft gegeben seyn. Wäre es übrigens denkbar, daß die in Jena angestellten vorzüglichen Männer ein reines gutes Vernehmen unter einander erhielten; so würde auch die Liberalität, welche man von oben herein beweißt, unter ihnen selbst Statt finden. Wie man denn auch jetzt schon mit Vergnügen solche Verhältniße bemerkt, und, in so fern die Herrn einander behülflich sind, von Seiten der Ober-Aufsicht niemals Hinderniße in den Weg legt. Wenn jedoch einer dem andern zum Trutz und zu dessen Unbequemlichkeit sich in die unmittelbaren Anstalten einzudrängen sucht; so ist es Schuldigkeit, Mißverhältnisse, die doch zuletzt den höchsten Behörden beschwerlich fallen, gleich anfangs abzuthun, um wachsende Unannehmlichkeit zu verhindern. Begonnen: Jena im April Abgeschlossen: Weimar Ende Oktober 1817. J. v. Goethe
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Repision Fol. 33b Cap. VIII. Sternwarte; sollte heißen: Diese hatte, nach der frühern Stiftung, die Summe von 100 rt. aus Großherzogl. Cammer Casse zu genießen, welche aber, nach der neuen Verwilligung, der Museumscasse zur Last fallen. Diese hatte schon bisher für Holz gesorgt, da aber jetzt einem Aufwand für gewiße technische Versuche nicht auszuweichen ist, so enthält das Capitel folgende Unterabtheilungen, als a) Verwilligte Stiftung
100 rt.
b) Holz und Fuhrlohn
50 " 50 "
c) Auf Versuche und sonst
Sa. 200 rt.
Quelle: ThStAG, Geheime Kanzlei, M sub Mond 1f. Bl. 88r–133r. Bericht Johann Wolfgang Goethes: Museen zu Jena. Uebersicht des Bisherigen und Gegenwärtigen nebst Vorschlägen für die nächste Zeit. Michael 1817 [29. September 1817]; Abschrift angefertigt am Weimarer Hof, enthält eine Abschrift des Promemoria Theobald Renners: Unmaßgebliche Vorschläge, die wichtigsten Angaben der Großherzoglichen Thier-Arzney-Schule zu Jena betreffend, mit Anmerkungen Goethes, Schreiberhand, 91 S.
Gasthof „Grüne Tanne“ in Jena, Gründungsort der Jenaer Burschenschaft von 1815 (Kupferstich von Ludwig Heß um 1830)
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117 Nr. 5 November 1818 Christian Wilhelm Schweitzer, Denkschrift, die deutschen Universitäten, insbesondere die Universität Jena betreffend
A.) Vorwort 1.) Veranlassung der Denkschrift durch vertrauliche Eröffnungen Sr. Majestät des Kaisers von Rußland. Se. Königl. Hoheit, der Grosherzog von Sachsen Weimar Eisenach, verehren abermals mit dem lebhaftesten Danke die wohlwollende Offenheit, mit welcher Se. Majestät, der Kaiser von Rußland, sich über die öffentlichen Angelegenheiten Teutschlands gegen Se. Königl. Hoheit vertraulich ausgesprochen haben, ganz in dem Geiste des Bundes, welcher zwischen den Staaten Europa’s besteht und dadurch, daß diese Staaten christliche Staaten sind, eine besondere Weihe und Heiligung empfängt. Regenten, welche in einem Ihnen von der Vorsehung anvertrauten größern, oder kleinern Raume das Gemeinwohl als den Hebel und die Seele aller ihrer Bestrebungen erkennen, das heißt: die Erreichung des möglich größten Wohlstandes, der möglich größten geistigen Ausbildung und der möglich größten Sittlichkeit, die blos in der Religiosität ihre Vollendung findet, müssen nothwendig in den höchsten Grundsätzen, in den Maximen ihrer Regierung übereinstimmen. Der neue Beweis für diese Wahrheit thut Se. Königl. Hoheit, dem Grosherzog eben so wohl, als das Bewußtseyn, nach solchen Maximen regiert zu haben und die dadurch gewonnene Ueberzeugung, daß sie dereinst ihrem Nachfolger ein wohlgeordnetes Regiment und unter solchen ein zufriedenes, glückliches, seinem Fürsten treu ergebenes Volk überlaßen werden, das eben, was geistige Ausbildung, Sittlichkeit und Religiosität betrifft, unter den übrigen teutschen Stämmen einen ehrenvollen Platz behauptet, das auch unter den Stürmen und Leiden des Kriegs die Kraft behalten hat, sich zum Wohlstande wieder empor zu arbeiten. Se. Königl. Hoheit wollen hier nicht dasjenige wiederholen, was Sie über die Vorschritte, wozu Sie in Ihrem Lande nach der Wiener Bundes Akte berechtigt und verpflichtet waren, Sr. Majestät, dem Kaiser von Rußland, schon früher in einer eigenen Denkschrift eröfnet haben; aber nachträglich zu jener Denkschrift glauben Se. Königl. Hoheit in demselben Vertrauen und aus denselben Gründen einige Gegenstände behandeln zu müssen, welche neuster Zeit wieder zur Sprache gebracht worden sind und in Bezug auf welche die Wahrheit um so weniger ausgesetzt bleiben darf, je leichter hier Entstellung der Wahrheit ein irriges Urtheil über Weimar, ja über Teutschland im allgemeinen bey dem erhabenen Monarchen veranlassen kann, der Zucht und Ordnung in den Staaten, als eine nothwendige Bedingung ihres Wohles erkannt und seine Gesinnungen über den Werth der Volkserziehung und den Einfluß derselben auf Volksglück nicht nur in Worten ausgesprochen, sondern auch, während seiner segensreichen Regierung, so rühmlich bethätiget hat.
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2.) Angabe der Gegenstände, mit welchen sich die Denkschrift beschäftigen wird. Se. Königl. Hoheit meinen die in Ihrem Lande bestehende Universität Jena und die weitere Begünstigung der Preßfreiheit in Ihrem Lande. B. Hauptinhalt I. die Universität zu Jena 1.) Stiftung u. Verdienste der Universität Die Universität zu Jena wurde bekanntlich im Jahre 1548. von Kurfürst Johann Friedrich dem Großmüthigen gestiftet und erhielt im Jahr 1557 die kaiserliche Bestätigung als protestantische Universität. Seit jener Zeit ist diese Hochschule als ein Kleinod des Fürstenhauses Sachsen Ernestinischer Linie betrachtet worden, und es können die Fürsten dieses Hauses mit Freude und Stolz in der Geschichte Teutschlands die Verzeichniße der teutschen Gelehrten, der teutschen Staatsmänner, der teutschen Staats- und Kirchendiener durchgehen, denn sie finden, daß gerade die tüchtigsten Gelehrten, die tüchtigsten Staatsmänner, die tüchtigsten Staats- und Kirchendiener, zu einem großen Theile, ihre Bildung in Jena begonnen, oder, soweit dieses überhaupt durch die Schule möglich ist, in Jena vollendet haben.– 2.) Nothwendigkeit einer neuen Ordnung derselben.– Erklärung der Landstände über Volks Erziehung und Bildung, im Jahr 1817. Wie aber alles nach und nach altert, und wenn es fortleben soll, von Zeit zu Zeit eine Erfrischung nöthig hat, so auch hier. Se. Königl. Hoheit hatten die Nothwendigkeit, die Ordnungen der Universität umarbeiten und auf dem alten treflichen Grunde ein neues Gebäude entstehen zu laßen, längst anerkannt; sie eilten zu der Ausführung, wie der zurückkehrende Friede den landesfürstlichen Seegen diese Richtung wieder erlaubte, übereinstimmend mit den Ständen des Grosherzogthums, welche die Arbeiten des Landtags im Jahre 1817. mit Berathungen über die Erziehungs und Unterrichtsanstalten begonnen und sich dahin erklärten, „daß, nach ihrer innigen Ueberzeugung, der erste Grund des Gemeinwohles in den bürgerlichen Vereinigungen gelegt werde, durch tüchtige Erziehung, durch Unterricht und durch Ausbildung der heranwachsenden Staatsbürger für diejenigen engere, oder weitere Kreise, in denen sie künftig ihre Kräfte üben und das ihnen anvertraute Pfund verarbeiten sollen, daß alles Beßerwerden in den bürgerlichen Vereinigungen ausgehen müsse von jenen Puncten“.– 3.) Angabe deßen, was seit dem Jahre 1816 in dieser Hinsicht für die Universität geschehen ist. a.) Vertrag, wodurch die Regierung der Universität den Häusern S. Weimar Eisenach und S. Gotha, allein übertragen wird. Zuvörderst wurde zwischen den Sachsen Ernestinischen Häusern ein neuer Vertrag über die bisher von allen gemeinschaftlich regierte Universität abgeschloßen, nach welchem die unmittelbare Regierung der Universität in die Hände von Sachsen
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Gotha und Sachsen Weimar gelegt und dadurch ein schnelleres Einwirken und Eingreifen möglich gemacht worden ist. b.) neue Statuten der Universität. Wie die Bestimmung, das Wesen der Universität aufgefaßt worden. Sodann wurden neue Statuten der Universität bearbeitet und in solchen die Bestimmung derselben, als oberster leitender Grundsatz, dahin ausgesprochen: ‚die Universität besteht als eine höhere Bildungs- und Unterrichtsanstalt, deren Zweck es ist, gehörig vorbereitete Jünglinge für die Kirche und den Staatsdienst tüchtig zu machen, überhaupt aber das Wahre,1 Schöne, Gute und Heilige nicht nur in sich zu bewahren, sondern auch immer mehr und mehr zu verbreiten und dadurch in den ganzen Gang der geistigen, sittlichen, religiösen und bürgerlichen Fortbildung des teutschen Volks einzugreifen’. c.) neue Disziplinar-Gesetze für die Studierenden. Zugleich erhielten die Studierenden neue Disciplinar Gesetze, welche sich durch ihren innern Zusammenhang und durch größere Bestimmtheit vor den ältern auszeichnen. An der Spitze derselben steht die allgemeine Vorschrift: ‚Das akademische Bürgerrecht verpflichtet zu einem sittlichen Betragen, zur Achtung gegen der Religion, zu Fleis, Ordnung, und thätiger Mitwirkung für das Wohl der Universität.‘ d.) Handhabung der Gesetze durch das Universitäts-Amt unter Mitwirkung einer Policey-Commission. Die Aufrechterhaltung derselben ist zunächst einem eigenen Beamten, dem UniversitätsAmtmann, übertragen, welcher die Vergehungen der Studierenden zu untersuchen, und in Vereinigung mit einer eigenen Polizey-Commission, die Polizey zu handhaben hat. Auch die Professoren sind so besoldet worden, daß ihre Unabhängigkeit von den Studierenden gesichert ist, wiewohl die in Jena thätig gewesenen Döderleine,2 Grießbache, Hellfelde, Reicharde, Schmide, Struve,3 Hufelande, Starke, Loder, nie zu einer Rüge solcher Abhängigkeit die Veranlaßung gegeben hatten, und die jetzt angestellten Lehrer das rühmliche Zeugniß verdienen, daß sie in den Jahren 1811.–1814. wo der Einfluß des französischen Despotismus und später der Krieg die Zahl der Studierenden in Jena bis zu einem kleinen Häuflein minderte, ihre Pflichten immer mit gleichem Eifer, gleichem Fleise, gleicher Treue erfüllt haben. g.) Festhaltung des älteren Gesetzes, nach welchem die Lehrstellen nicht von der Universität, sondern von den Regierungen besetzt werden. Dabey ist noch, zur Berichtigung einer irrigen Vorstellung von dem teutschen Universitäts-Wesen, zu erwähnen, daß die Lehrstellen auch in Jena nicht von der Universität, sondern von den Regierungen besetzt werden, daß die Denominationen 1 2 3
Korrektur durch Schweitzer. Einfügung Schweitzers. Einfügung Schweitzers.
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der Universität zur Besetzung nur vota consultativa sind und daß sich in diesen votis consultativis immer das Streben ausgesprochen hat, solche Männer, auf deren Besitz andere Regierungen stolz waren, nach Jena zu ziehen. h.) Anordnung besonderer Commissare zur Visitation der Universität. Auch werden von Halbjahr zu Halbjahr besonders ernannte Commissare von den Regierungen abgeordnet, welche den Zustand der Universität in den wichtigsten Beziehungen an Ort und Stelle untersuchen und darüber an ihre Committenten, ganz unabängig von dem akademischen Senate, Bericht erstatten. 4. Erinnerung an den Werth der teutschen Universitäten überhaupt. Durch solche Anordnungen und Einrichtungen glauben Se. Königl. Hoheit der Grosherzog, im schönsten Einverständnisse mit des Herzogs zu S. Gotha Durchlaucht das Fortbestehen der Universität in der ihr gegebenen Bedeutung gesichert zu haben und sie freuen sich dieses Worts in der festen Ueberzeugung, daß die teutschen Universitäten, als Anstalten, auf welchen es nicht blos um Unterricht, sondern um Ausbildung des Jünglings in seiner Gesammtheit Totalität- um Begründung der nöthigen Welt- und Menschenkenntniß, um Entwickelung des Charakters zur Freiheit und Selbstständigkeit, gleichsam in einem künstlich der Jugend bereiteten Leben, zu thun ist, für das Vaterland von dem höchsten Werthe sind und mit anderen, mehr den niederen Schulen ähnlichen Anstalten nur zum größten Nachtheil für die dadurch beabsichtigten Zwecke vertauscht werden würden. Kein Land ist reicher an gründlichen Gelehrten, an gebildeten und treuen Staatsdienern, an wackern Schul-Lehrern, an tüchtigen Kirchendienern, als eben Teutschland. Und auf teutschen Universitäten wurde dieser Reichthum gewonnen! 5.) Vorlaute Aeußerungen der akademischen Jugend über die öffentlichen Angelegenheiten Teutschlands. Wenn übrigens in der neusten Zeit die studierende Jugend hie und da ihre Theilnahme an den öffentlichen Angelegenheiten des Vaterlandes auf eine Art bewiesen hat, welche in der Regel nicht für dieses Alter paßt, welche die Gränze zwischen der Schule und dem Leben leicht vermischen möchte welche eben darum dem Wesen der Universitäten offenbar entgegen ist: so ist nothwendig das Ausserordentliche der Zeit in Erwägung zu bringen in welcher solches geschah. a.) Gründe derselben. Als die studirende Jugend im Jahre 1813. auf Teutschlands Hochschulen aufstand, als sie eilte, Theil zu nehmen an dem Kampf für die Freiheit, die Ehre, die Sitte, die Sprache des Vaterlandes, da wurde sie mit ofenen Armen empfangen da wurde sie in Schaaren geordnet, da sah man in ihr keine Kinder, sondern werdende Männer. Als sie zurückkehrte aus dem Kampfe; als sie auf Zeichen männlicher Handlungen sich berufen durfte, da konnte ihr nicht sofort das laute, sonst nur dem Manne ziemende Sprechen über die Güter untersagt werden, für welche sie geblutet hatte, für welche ihre Freunde ihre Brüder gefallen waren, da konnte man nicht sofort diejenigen als Unmündige behandeln, welche
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man in ihrer edlen Begeisterung als Emancipirte,4 und Wehrhafte gebraucht hatte. Auch in andern Theilen des bürgerlichen Regiments giebt es nach solchen Kriegen, welche als Volkskriege das ganze Volk in Bewegung gebracht haben, eine Zeit des Ueberganges von der Bewegung zur Ruhe, von der Ueberspannung zu dem natürlichen Zustande. b.) Verfahren, welches die Erhalter der Universität Jena deshalb beobachtet haben. Daß die Erhalter der Universität Jena dieses beobachteten, ist gewiß ein Hauptgrund, warum auf dieser Universität in den Jahren 1816 und 1817. keine Bewegungen Statt gefunden, warum hier die Studirenden sich von selbst in einen Fleis, eine Ordnung, eine Sittsamkeit eingewöhnt haben, die in jenen Jahren von Allen gerühmt wurde, welche die Anstalt länger und genauer beobachteten, sie nicht blos auf einem Durchfluge beurtheilten, nicht von Einem auf Alle, nicht von dem Einzelnen auf das Ganze schloßen. Wie aber jetzt, da nach und nach ein neues, jugendlicheres Geschlecht die Universität bevölkert, das Verfahren der Regierungen, aus wohl durchdachten Gründen, sich ändert, beweißt unter andern ein Rescript, welches in diesem Jahre wegen der Feyer des 18. Octobers erlassen wurde und, um die Lehrer der Universität auf dem richtigen Wege zu erhalten, mit den Worten schloß: ‚die Pflichten des einzelnen Professors bey solchen Gelegenheiten wollen Wir nicht vorzeichnen, da Wir wohl voraussetzen dürfen, daß sich jeder unter Euch selbst daran, an seinen geleisteten Eyd, erinnern, und Unsern Beyfall zu verdienen suchen, nicht aber Uns Maßnehmungen abnöthigen werde, die Wir im entgegengesetzten Falle zwar höchst ungern, aber gewiß eintreten laßen würden. Nur derjenige, welcher die jungen Leute auf der Universität in den ihnen nothwendig zu steckenden Gränzen und Schranken zu erhalten strebt, nicht aber derjenige, welcher sie selbst über jene Gränzen und Schranken hinaus zu führen sucht, kann auf diesen Posten Unser Diener bleiben.‘ Se Königl. Hoheit sagen: ‚um die Lehrer auf dem richtigen Wege zu erhalten‘ denn gefunden war der Weg von ihnen selbst. ‚Ihr‘, sprach schon im Jahr 1817 ein Lehrer zu den Studierenden, ‚seid jetzt Jugend, der kein anderes Geschäft zu kommt, als sich so einzurichten, daß sie gedeihlich wachse, sich bilde, sich nicht durch eitle Gebräuche aufreibe, daß sie also zu diesem Zwecke sich verbinde und sich um anderes nicht anders kümmere, als in so fern, als man das Ziel scharf ins Auge faßt, nach dem man laufen soll. Der Staat ist euch jetzt fremd und nur insofern gehört er euer als ihr einst wirksame Theile darinn werden könnt. Ihr habt nicht zu bereden, was im Staate geschehen soll, was nicht; nur das geziemt Euch zu überlegen, wie ihr einst im Staate handeln sollt und wie ihr euch dazu würdig vorbereitet.‘ 6.) Die sogenannte Burschenschaft a) Veranlaßung und erster Zweck derselben. Auch die sogenannte Burschenschaft muß in diesem Zusammenhange erwähnt werden: denn sie ist mit Prädikaten bezeichnet worden, welche Sr. Königl. Hoheit unmöglich gleichgültig erscheinen dürfen. Zu den Uebeln, an welchen 4
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die teutschen Universitäten allerdings von Zeit zu Zeit gelitten haben, gehören die Landsmannschaften, Studentenorden p. Sie waren heimliche Verbindungen, sie störten, da sie einander immer feindlich gegenüber standen, den Frieden auf den Universitäten, sie wirkten aber dadurch noch über die Universitäts Jahre hinaus, sie haben in der Zeit vor hundert Jahren und darüber, manchem jungen Mann das Leben gekostet. Ohne entscheidenden Erfolg war die Gesetzgebung einzelner Lande und selbst die Reichsgesetzgebung gegen diese Verbindungen. Wie erfreulich also, daß nach den Kriegsjahren 1813 und 1814 die aus dem Felde zurückkehrenden Jünglinge das Thörichte und Schädliche solcher Spaltungen selbst erkannten, daß sie den Entschluß faßten, die Einigkeit der Teutschen, deren Folgen ihnen vor die Augen getreten waren, auch in ihrem Zusammenleben zu erhalten, schon in ihrem Jugendleben einer Idee zu huldigen, die für das teutsche Vaterland von so hoher Bedeutung ist. ‚Einheit aller Studirenden unter einander, christlich-teutsche Ausbildung einer jeden geistigen und leiblichen Kraft zum Dienste des Vaterlandes‘, waren die Grundsätze, auf welche sie die in Jena Studirenden, mit Aufhebung aller Orden, aller Landsmannschaften, öffentlich die Hände reichten. Hätte man dies an sich für unerlaubt ansehen und hindern sollen, zumal da noch festgesetzt und ausgesprochen wurde: ‚Mit denjenigen Studirenden, die in diese Gemeinschaft nicht förmlich treten wollen, steht die allgemeine Verbindung in den aller freundschaftlichsten Verhältnißen.‘ b) Gesetze unter welche sie gestellt worden. Nur um die Bestrebungen für die Aufhebung der frühern so anerkannt schädlichen Verbindungen zu unterstützen und um die Burschenschaft selbst unter ein Gesetz zu stellen, wurde in die akademischen Disciplinar-Gesetze die Verordnung aufgenommen: ‚Alle Vereinigung der Studirenden welche zu Spaltungen unter sich selbst führen, die wahre akademische Freiheit und Gleichheit unter den Studirenden stören, dem Zweck ihres Hierseyns entgegentreten, oder sonst zu gesetzwidrigen Handlungen verleiten, sind verboten, sie mögen unter dem Namen von Orden, Landsmannschaften, oder irgend einem andern vorkommen. Auch ist jede Gesellschaft unerlaubt, welche sich herausnimmt, einzelne ihrer Glieder gegen Vorgesetzte und öffentliche Behörden zu vertreten.‘5 Der Erfolg hat diese Maßregel bis jetzt noch gerechtfertigt. Die Studirenden waren in den Jahren 1816 und 1817 leichter zu regieren, als je. Es herrschte, wie schon gesagt, unter ihnen ein wirklich musterhafter Fleiß; von Spaltungen war gar nicht, von Zweikämpfen seltener die Rede. Wahrheit, Keuschheit, Religiosität, wurden als Tugenden anerkannt, auf welche der Studirende unter Studirenden stolz seyn durfte.– Sollte übrigens die Burschenschaft in ihrer ursprünglichen Reinheit nicht mehr bestehen, sollte sie dafür Beweise geben, angesteckt vielleicht durch den Zuwachs von andern Universitäten, wo die Landsmannschaften noch ihr altes Wesen treiben; so würde gegen sie nach der Strenge der Disciplinar-Gesetze verfahren werden dürfen und gewiß verfahren werden. Den akademischen Behörden ist die sorgsamste Aufmerksamkeit zur Pflicht 5
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gemacht, besonders wieder in einem Rescript vom 24. Juli 1818, welches ein von der Universität geschehenes hartes Straferkenntniß bestätigte und mit den Worten schloß: Uebrigens6 ist es Unser ernster und fester Wille, den Ernst, die Sittlichkeit, den Anstand, wie er seit einiger Zeit unter den Studirenden zu Jena bemerkt worden ist, erhalten zu sehen und daß man in Jena nur unter den hieraus hervorgehenden Bedingungen leben darf, indem Wir weit entfernt sind, das Gedeihen der Anstalt7 nach der Zahl der Studirenden zu berechnen! Dasselbe würde Statt finden müßen, wenn die Vereinigung als solche eine politische Tendenz, ein Streben nach Bedeutsamkeit für die Staaten in diesem Augenblick verrathen sollte; nicht als ob von Studenten für die Ruhe des Vaterlandes wirklich zu fürchten wäre, aber aus dem Grunde, weil durch ein solches Streben die Jugend von ihrer wahren Bestimmung gänzlich abgezogen, der Zweck des Universitäten-Lebens ganz vereitelt werden würde. Beklagen müßen hieneben Se. Königliche Hoheit die Unvorsichtigkeit derer, welche eben solche Absichten den Studenten zuerst angedichtet, welche deshalb mit einer großen Wichtigkeit gegen sie gesprochen und vielleicht dadurch den Keim des Übels unter sie gebracht haben. Das Wittern politischer Vereine in Teutschland, das Mißtrauen welches einem so treuen, durchaus besonnenen Volke und einzelnen Theilen desselben bewiesen wurde, kann überhaupt von sehr übeln Folgen gewesen seyn, kann es, wenn man nicht davon abläßt, noch seyn. Se. Königliche Hoheit schließen diesen Theil der gegenwärtigen Denkschrift mit folgenden vertraulichen Erklärungen. 7.) Vertrauliche Erklärungen über das teutsche UniversitätsWesen. Auch sie setzen das teutsche Universitäten-Wesen wie das teutsche Erziehungswesen als einen Gegenstand an, welcher weil hier ein Staat immer über seine Gränzen hinauswirkt, ein gemeinsames Intereße hat und sich daher zu einer Berathung auf dem Bundestage eignen wird. Gern werden sie in dieser Überzeugung auch zu Maßregeln die Hand bieten, welche das Regiment auf den Universitäten durch Gleichheit der Grundsätze erleichtern, die man in ganz Teutschland anerkennt und streng befolgt, wie Sie denn jetzt schon es mit Wohlgefallen bemerkt haben, daß die Universität Jena sich in einem noch bestehenden Vereine mit andern teutschen Universitäten betrachtet, daß sie z. B. unmittelbar nach den Unruhen in Göttingen, keinem von dort herkommenden, mit Zeugnissen der Universität nicht versehenen Studirenden die Immatrikulation verstattet hat. Aber eingedenk deßen, was von den teutschen Universitäten geleistet und in seinen Erfolgen und seinen Gründen selbst von Ausländern z. B. von Villers erkannt und gepriesen worden ist, werden Se. Königl. Hoheit als teutscher Fürst, nie stimmen für die Aufhebung der Universitäten, nie stimmen für Einrichtungen, welche das innere Wesen derselben nothwendig zerstören, sie zu blosen gelehrten Schulen, Gymnasien umformen. Auch Freiheit der Meinungen und der Lehre muß den Universitäten verbleiben, denn im Kampf der Meinungen soll hier das Wahre gefunden und selbst der 6 7
Schweitzer übernahm aus einem Rescript von Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach vom 24.7.1818 (UAJ A 2253, Bl. 14r) die Passage von „Uebrigens […]“ bis „berechnen!“. Wortlaut im angeführten Rescript: „Lehranstalt“.
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Schüler gegen das Einseitige, gegen das Vertrauen auf Autoritäten – jurare in verba magistri – bewahrt, zur Selbständigkeit vorbereitet werden.Se. Königliche Majestät huldigen als protestantischer Fürst, gleich Ihren Ahnen dem Satze: ‘ist die Sache von Gott, so wird sie bestehen, ist sie nicht von Gott, so wird sie untergehen.‘ Gegen den unmittelbar schädlichen Einfluß der Schule auf das Leben, kann sich der Staat durch Mittel Anstalten sichern, an welchen es wenigstens in dem Land Sr. Königlichen Hoheit nicht fehlen wird, deren Vervollkommnung besonders in Ansehung des Kirchen- und Schuldienstes, schon seit der Rückkehr des Friedens, ein Gegenstand Ihrer Sorge und der Sorge Ihrer Behörden und Höchsten Staatsdiener geworden ist.– Möge ein langer dauerhafter Friede, unter der Garantie des Heiligen Bundes die Fortsetzung und das Gedeihen solcher Bestrebungen möglich machen! II. Die Preßfreiheit in dem Großherzogthum. 1) Anerkennung derselben durch das von dem teutschen Bund garantirte Grundgesetz. Wie die Preßfreiheit in dem Großherzogthum Sachsen-Weimar-Eisenach durch das Grundgesetz vom 5. Mai 1816 allgemein anerkannt und mit diesem Grundgesetz von dem teutschen Bunde garantirt worden, haben Se Königl. Hoheit in der frühern oben angeführten Denkschrift ausführlich dargelegt. 2) Preßfreiheit ist nicht Preßfrechheit. Anerkennung dieses Satzes in einem Landständischen Vortrag vom 6. Februar 1818. Auch ist dort schon bemerkt worden, daß unter Preßfreiheit nicht Preßfrechheit zu verstehen sey, daß die Handlungen durch die Preße, wie die äußeren Handlungen des Staatsbürgers überhaupt, den Gesetzen und der Aufsicht der Staatsbehörden unterworfen bleiben. Se Königl. Hoheit freuen sich sagen zu können, daß die Gesammtheit Ihrer Unterthanen, welche man – von einzelnen Irrenden oder absichtlich Fehlenden nothwendig unterscheiden muß – dieses als nothwendig anerkannt, daß sich dieselbe durch das Organ des Landtagsvorstandes schon unterm 6. Febr. 1818. dahin erklärt hat: „Als im Jahre 1816 die Landständische Verfaßung des Grosherzogthums gesetzlich begründet wurde, wurde zugleich die Freiheit der Preße im ganzen Umfange des Großherzogthums grundgesetzlich ausgesprochen. Es lag in dem Wunsche der Berathungs Versammlung, daß ein Gesetz über den Gebrauch jener Freiheit bald folgen möchte. Die Gründe, welche überhaupt ein geschriebenes Recht nothwendig machen, fordern auch hier ein geschriebenes Recht. Im Februar 1817 versammelte sich der erste Landtag in Gemäsheit des Grundgesetzes; und allerdings war dadurch die Möglichkeit gegeben, eine umfaßende bestimmte Verordnung über den Gebrauch der Preße, im Einklange mit der Verfaßung, zum Gesetz zu erheben. Allein wie auf der einen Seite der Landtag selbst mit der Vereinigung der alten und neuen Lande
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pp zu viel zu thun fand, als daß sich seine Bemühungen auf den Entwurf eines Preßgesetzes ausdehnen konnten, so würde man auf der andern Seite von der Vorlegung eines solchen Entwurfs höchst wahrscheinlich durch die Hoffnung zurückgehalten, daß die in der teutschen Bundes Akte, Art. 18. im nothwendigen Zusammenhange mit Art. 13. dem ganzen teutschen Vaterland zugesicherte Preßfreiheit des nächsten einen Beschluß des Bundestages und weiter ein allgemeines Gesetz zur Folge haben würde. Auch war es wohl räthlich, zuförderst Erfahrungen einzusammeln, um bei Abfaßung eines Gesetzes versichert seyn zu können, daß keine Lücke bleibe, und daß der Inhalt deßelben überall zusammentreffe mit der öffentlichen Meinung. Es dauerte in dieser Beziehung in dem Grosherzogthum ein Zustand fort, den man zwar in der Überzeugung daß ein neues Gesetz über den Gebrauch der Preße nothwendig sey, einen interimistischen nennen, der aber ganz mit Unrecht ein gesetzloser genannt werden würde. Die letztere Behauptung rechtfertigt sich in zwei Sätzen. Erstens giebt es Gesetze welche ohne äußere Sanction als Gesetze anerkannt werden müßen, es giebt Rechte und Verbindlichkeiten, welche als solche anerkannt sind, wie das Zusammenleben im bürgerlichen Vereine, wie das Bestehen mehrerer bürgerlicher Vereine -mehrerer Staaten- neben einander gewollt wird. Zweitens sind durch die Worte des Grundgesetzes über die Freiheit der Presse keineswegs diejenigen früheren Gesetze aufgehoben worden, welche sich auf die Presse, auf den Druck, als Mittel zu Rechtsverletzungen, entweder ausdrücklich bezogen, oder, nach den Regeln von der Stellung eines gegebenen Falles unter das Gesetz, darauf bezogen werden können.– So wenig es in dem Willen unsers Fürsten liegen kann, die Freiheit der Presse in seinem Lande gefährdet zu sehen, so wenig derselbe der freinen Gedankenbewegung im Volke willkührlich Schranken setzen wird, so kräftiger Schutz die Freiheit der Rede in dem Grosherzogtum unter den Bedingungen finden muß, unter welchen sie rechtlich überhaupt vertheidigt und gesichert werden mag, so dringend scheint auch die Aufforderung zu seyn, daß wirkliche Rechtsverletzungen, welche durch den Mißbrauch der Presse geschehen, von den Justiz-Behörden mit Strenge geahndet und überhaupt als ein Gegenstand behandelt werden, der die Thätigkeit derselben von Amtswegen in Anspruch nimmt p. 3) Neuere Verordnungen über diesen Gegenstand auf dem Grund schon vorhandener Gesetze. Verordnung vom 6.ten April 18188 Wie schon früher die Verantwortlichkeit der Verfaßer, der Verleger und der Drucker für den Inhalt der von ihnen zu Tage geförderten Schriften ausgesprochen war, so erliesen Se Königliche Hoheit nunmehr, auf dem Grund schon vorhandener Gesetze, noch eine ausführlichere Anordnung über Preßmißbräuche. In solcher wurde, unter dem 6. April 1818, jene Verantwortlichkeit nochmals eingeschärft; es wurde das polizeiliche und gerichtliche Verfahren gegen Preßmißbräuche fester geordnet; es wurde zur Einleitung des gerichtlichen Verfahrens und zum Beistand der Polizei-Behörden in jedem Regierungsbezirke ein Fiskal angeordnet; es wurde, was die Unterdrückung schädlicher 8
PBwCA Bd. III, Nr. 463; veröff. im Regierungsblatt vom 7. April 1818.
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Bücher und Zeitschriften anlangt, noch besonders festgesezt: „Provisorischer Beschlag von Büchern und Zeitschriften, kann, wenn die vorliegenden Umstände ihn rechtlich begründen, in der Regel nur von der competenten Landesregierung angeordnet werden. Wo jedoch Gefahr auf dem Verzuge haftet für den Staat oder seine öffentlichen Verhältnisse zu anderen Staaten tritt deshalb die Landesdirection -das Polizey-Collegium- ein, da ihr die Fürsorge für das Gemeinwohl in negativer und positiver Hinsicht obliegt. Sollte die ganze Tendenz eines Zeitblattes sich also entschieden gefährlich darlegen, daß von jedem neuen Stücke sich weitere Gesetzwidrigkeit oder Gefährdung des Gemeinwohls durch Störung der öffentlichen und völkerrechtlichen Verhältnisse mit Grund befürchten läßt: so ist das Zeitblatt als ein fortlaufendes Ganze anzusehen und von dem Policey-Collegium provisorisch zu unterdrücken. 4.) Strenges Verfahren der Behörden nach den Gesetzen. In Gemäßheit dieser Verordnung und der bestehenden Gesetze überhaupt ist von den Behörden des Großherzogthums streng verfahren worden, so streng, daß in zwey Fällen, auf das Verfahren der inländischen Behörden, von einem auswärtigen Spruch-Collegium die Freysprechung des Angeklagten, nicht etwa aus besonderen die Presse begünstigenden Gesetzen des Großherzogthums, sondern aus allgemeinen rechtlichen Gründen erfolgt ist.– Einige Untersuchungen haben mit Bestrafung der Schuldigen geendigt, andere sind noch in letzter Instanz anhängig. Das in Weimar selbst erscheinende Oppositions-Blatt ist auf einige Zeit, die Zeitschrift -der Volksfreund- welche von einem Nichtakademiker in Jena herausgegeben wurde, ist ganz unterdrückt worden. 5.) Erfolg dieser Strenge. Dies hat, im Zusammentreffen mit anderen Gründen, die Folge gehabt, daß der Patriot, eine Zeitschrift, die sich allerdings durch zu bittere, die Schranken des Anstandes überschreitende Rügen auszeichnete, ganz aufgehört, daß die Nemesis nicht weiter fortgesetzt wird, daß sich die beyden in dem Lande noch erscheinenden politischen Tageblätter, das Oppositions-Blatt und der rheinische Merkur, dieser unter einem andern Redacteur, jener unter andern Mitarbeitern, durchaus gemäßiget und zu neuem Klagen keine Veranlassung gegeben haben. 6.) Grund warum ein umfassendes Gesetz über den Gebrauch der Presse in dem Großherzogthum noch nicht erschienen ist. Hätten übrigens Se Königl. Hoheit die Ueberzeugung gewinnen können, daß ein umfassendes Gesetz über den Gebrauch der Presse in einem kleinern teutschen Staate zur allgemeinen Beruhigung aller teutschen Regierungen sich geben lasse, so würde auch dieses unter Zustimmung der Landstände um so gewisser erschienen seyn, als drey Entwürfe dazu wirklich vorliegen. Aber alle Erfahrungen bestätigten es, daß sich gerade dieser Gegenstand zu einer Berathung und einer Schlußfassung bey dem teutschen Bunde eigne, zumal da die teutsche Bundes-Acte selbst Art. 18. die Versicherung
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enthält: „Die Bundes-Versammlung wird sich bey ihrer ersten Zusammenkunft mit Abfassung gleichförmiger Verfügungen über die Preßfreyheit und die Sicherstellung der Rechte der Schriftsteller und Verleger gegen den Nachdruck beschäftigen. 7.) Antrag Se Königl. Hoheit bey dem Bundestag vom 20. April 1818. Se Königl. Hoheit haben dort durch Ihren Gesandten schon am 20.ten April 1818. folgendes zum Protokoll geben lassen: „Seit der teutsche Staatenbund die Verfassung Unserer Lande garantirte und dabey, hinsichtlich der darin enthaltenen Freyheit der Presse, eine Ausnahme nicht begründete, mußten Wir, gewohnt nach Grundsätzen zu regieren, auch diesen anerkannten Grundsatz der Preßfreyheit aufrecht erhalten, wenn Wir gleich den Mißbrauch dieses, Unseren Unterthanen verfassungsmäßig zustehenden Rechts, wo er in Frechheit und Frevel ausartete, stets prompt untersuchen und gesetzlich darüber erkennen lassen. Der Grundsatz selbst brachte es indessen mit sich, daß besonders von den Zeitungs- und Journal-Schriftstellern mit Beyseitsetzung der Rücksichten, welche Zartgefühl oder Klugheit gebieten, die Freymüthigkeit in Erorterung von Grundsätzen weiter getrieben werden konnte, als sich mit den Regierungs-Maximen anderer Staaten verträgt, oder in die Ansichten der Kabinette paßt, oder endlich als heilsam für die Völker hier und da beurtheilt wird. Publicität des Conflikts der Meinungen und Interessen, hinsichtlich der Formen der bürgerlichen Gesellschaft, ist aber, in Teutschland wenigstens, so unmittelbare Folge der censurfreyen Presse, daß wer sie im Princip anerkannte, diese Folge genehmigt zu haben, erachtet werden mag. Daher würde kaum ein Gesetz sie so glücklich zu bedingen vermögen, daß, während der Mißbrauch gänzlich ausgeschlossen würde, die Freymüthigkeit der Presse noch fortdauern könnte. So einleuchtend dies ist, so haben Wir doch häufig und mit Schmerz erfahren, daß man die Consequenz Unserer Behörden in Aufrechterhaltung des Grundsatzes der freyen Presse, als Bestandtheile der garantirten Verfassung des Bundes, auf welche sie vereydet sind, mit Unwillen betrachtet, deren Motive verkannt und, ungeachten des Bestrebens derselben, die Preßfrevel zu strafen, dennoch einen Mangel an Bereitwilligkeit, dem Unfuge der Presse zu steuern, in den Vorschritten derselben hat zu finden geglaubt. Ehe Wir daher über diese Angelegenheit durch Gesetzgebung irgend etwas Neues bestimmen, müssen Wir Uns, jemehr Wir die Natur des Gegenstandes und die Beziehung desselben auf alle übrigen Bundesstaaten und den Bund selbst erwegen, um so dringender veranlaßt finden, zuvor den Rath und die Erklärung des Durchlauchtigsten teutschen Bundes darüber zu vernehmen, damit bey Uns, weder im Princip, noch in den Folgen einer Isolation von den Grundsätzen statt zu finden, oder beabsichtigt zu werden scheine, welche die gesammten Souveraine des Bundes als statthaft in ihren Staaten, oder als heilsam dem Ganzen anzuerkennen für nöthig befinden. Was auf dem Grund des Art. 18. der Bundes-Acte der durchlauchtigste Bund hinsichtlich der Art und des Grades des Gebrauchs der Presse in Teutschland gleichförmig zu verfügen, für zweckmäßig erachten wird: das werden Wir kräftigst in Unsern Landen als Gesetz handhaben. Der Gesandte soll förmlich darauf antragen 1., daß es dem durchlauchtigsten Bunde gefallen wolle, etwas Gleichförmiges über den Gebrauch der Presse in Teutschland zu bestimmen, welches, bey der nicht zu verkennenden verschiedenen Lage der einzelnen
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Bundesstaaten, geeignet seyn könne, den Verhältnissen aller und ihren gegenseitigen Beziehungen angemessen zu seyn; 2., daß es durchlauchtigsten teutsche9 Bund, nach nunmehr gemachten Erfahrungen, nachmals seine Ansicht über die im Grundsatz von demselben anerkannte freye Presse des Grosherzogthums erklären und die Bedenken eröffnen möge, welche ihm, hinsichtlich der Erhaltung der Ruhe und innern Sicherheit, bey dem Gebrauche derselben beygehen, wodurch sich zugleich ergeben wird, welche Grenzen bey Regulirung derselben gewünscht werden, um das gute Einverständniß der Grosherzogl. Regierungen aufrecht zu erhalten auf welches Se Königl. Hoheit der Grosherzog den höchsten Werth legen.“– C. Schlußbemerkungen. Nach dieser rein geschichtlichen Darstellung, welche ohne alle weiteren Zusätze ihren Zweck nicht verfehlen wird, glauben Se Königl. Hoheit noch einige allgemeinere Bemerkungen nicht zurückhalten zu dürfen. Die Freyheit der Presse erscheint Ihme durchaus weniger ein gefährliches Mittel, wodurch auf das Volk gewirkt, als ein heilsames Mittel, wodurch das Volk in seinem wahren Zustande seinen Bestrebungen und seinen Wünschen, seinen Tugenden und Fehlern sicher erkannt werden kann. Als auch in Teutschland das Leben lockerer und leichtfertiger zu werden anfing, da, ungefähr von der Mitte des vorigen Jahrhunderts an, wurde das Zweydeutigste, Verbuhlteste, Liederlichste, Schlüpfrigste und Schmutzigste durch Rede, Schrift und Druck verbreitet. Als die Teutschen, aufmerksam gemacht durch die Schickungen Gottes auf ihr inneres Verderben, wieder ernster in dem Leben wurden, sich zur Sitte und Religiosität wieder hinneigten, nach der Väter Weise, da, gerade in der jetzigen hochwichtigen Zeit, der verführerischen Romane, der schlechten Unterhaltungsbücher, der Possen, welche das Heiligste zur Karrikatur verzerren, der geistlosen Unterhaltungsblätter immer weniger; nicht in Bezug auf Sitte und Religion, nur in Bezug auf Politik, auf Rügen der Staatsgebrechen und Regierungsfehler, erschollen in Teutschland Klagen über Preßmißbräuche. Konnte in jener Zeit die Unterdrückung einer Aeusserung des Lebens, das Leben selbst besser machen?Würde in der jetzigen Zeit die Aufhebung aller Möglichkeit, die Gesinnungen, durch den Druck äußern zu dürfen, die Gesinnungen selbst ändern, die Wünsche des Volks befriedigen können?– Beyde Fragen müssen verneint werden. Eine Verbergung des Uebels ist noch keine Heilung des Uebels. Daß unter den Teutschen vieles nicht so ist, wie es seyn sollte, daß in Teutschland eine große Unzufriedenheit herrscht, welcher Aufmerksamkeit könnte dies entgangen seyn! Aber der Grund des Uebels, der Grund dieser Herzenskrankheit, an welcher Europa leidet, liegt nicht in dem Volke, wie man hier und da wohl glauben machen möchte. Dies Volk ist noch gut, ist ein Volk, in welchem wieder Sitte und Religiosität das Leben beginnt, in welchem Achtung für das Recht fest begründet ist, in welchem auf solchem Grunde, die Fürsten noch auf treue Anhänglichkeit rechnen dürfen. Von einer andern Seite kommt das Uebel. Wir haben ein Zeitalter durchlebt, welches das philosophische, das denkende genannt worden ist. Es kann nicht herausgerissen werden aus den Jahrbüchern der Geschichte; der menschliche Verstand und der menschliche Wille sind an das Gesetz der Causalität10 gebunden, das, nach den 9 10
Einfügung Schweitzers. =§ 74 der Disziplinargesetze; vgl. Dokument Nr. 3.
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Plänen des Unendlichen, das Endliche beherrscht. Die Ideen, welche von Grotius an die Philosophen gedacht und ausgesprochen haben, welche durch teutsche Dichter die Formen der Dichtung gewonnen haben, wollen, dringen nun in das wirkliche Leben. Und das läßt sich vielleicht aufhalten gewiß nicht hindern. Man dämme den Strom und er wird sich einen Ausweg brechen, nachdem er rechts und links die Fluren verwüstet hat; man unterstütze, fördere seinen Lauf, und man wird sich seiner bemächtigen können zum Wohle des Landes. Ein Volk, das soviel gedacht hat, ein Volk, das soviel gelitten hat, wie das teutsche, läßt sich nicht mehr durch Worte befriedigen; es will Handlungen. Wo der Teutsche, auch wenn er zum beobachten und denken gekommen ist, noch achten und lieben soll, muß er Wahrheit und männliche Entschlossenheit erkennen „Ein Wort ein Mann, ein Mann ein Wort“: dies zeichnet den Charakter der Teutschen; und der Charakter ist dem Volk gerettet worden mit der Sprache. Auf das Streben nach Einheit mußte nothwendig allgemein werden unter dem ganzen Volke in einer Zeit, in welcher man in Jahrzehnten mehr erlebte, als sonst in Jahrhunderten, in welcher selbst dem gemeinsten Menschenverstande zur Auffindung von Resultaten Thatsachen vor die Augen gestellt wurden in dem Buche der eigenen Erfahrung, nicht in Büchern, welche er nach Gefallen einsehen, oder zurück legen konnte. Se Königl. Hoheit sind der festen Ueberzeugung, daß sich solche Einheit herstellen lasse auf dem durch den teutschen Bunde gegebenen Grunde, sobald sich Teutschlands Fürsten im Sinn der Bundes-Acta und der heiligen Allianz wahrhaft die Hände reichen, nicht von Vortheilen des Einzelnen sondern nur von Vortheilen des Ganzen durch das Einzelne unter einander handeln; wenn die Barrieren und Schlagbäume zwischen den teutschen Staaten niederfallen wenn dieselben Grundsätze der Verfassung und des Rechts in allen teutschen Landen anerkannt werden. Se Königl. Hoheit sind der festen Ueberzeugung, daß solche Einigung nicht außenbleiben könne; Sie sind es im Vertrauen auf die Gesinnungen der übrigen Bundesglieder und sich erinnernd an die kräftigen Worte, mit welchen im Jahre 1813. auch Rußlands erhabener Monarch sich über die künftige neue Gestaltung Teutschlands aussprach „Je schärfer“ hieß es dort „je schärfer in seinen Grundsätzen und Umrissen dies Werk hervortreten wird aus dem ureigenen Geiste des teutschen Volks, desto verjüngter, lebenskräftiger und in Einheit gehaltener wird Teutschland wieder unter Europa‘s Mächten auftreten können.“
Quelle: ThHStAW, C 2264, Bl. 287r–308v. Reinschrift von Schreiberhand mit egh. Ergänzungen Schweitzers, halbbrüchig, 46 S., dat. Ende Oktober/Anfang November 1818.
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Einband der Verfassungsurkunde der Jenaer Burschenschaft von 1819
131 Nr. 6 Verfassungsurkunde der Teutschen Burschenschaft zu Jena
21. Juni 1819
Ans Vaterland, ans Theure, schließ dich an. Das halte vest mit deinem ganzen Herzen. Hier sind die starken Wurzeln deiner Kraft Dort in der fremden Welt stehst du allein! Einleitung In die Verfassungsurkunde. Eine teutsche Hochschule ist eine gemeinsame Anstalt teutschen Volkes für den Zweck der gesammten vaterländischen Bildung überhaupt und für den Zweck der höhern wissenschaftlichen Ausbildung der Gelehrten ins Besondere. Die teutsche Hochschule muß daher die Einheit aller Bestrebungen des Volksgeistes für Bildung und Wissenschaft in sich schließen und nach allen Richtungen leiten, fördern und gestalten zu Leben und That für Vaterland und Menschheit. Ist dieses der Zweck der Hochschule, so kann er nur erreicht werden in Freiheit und Selbstständigkeit des Geistes, in ungestörter Bewegung und Regung der Kräfte, in ungefesselter Selbstentwickelung und Selbstthätigkeit der eigenthümlichen Charaktere. Darum ward auf den teutschen Hochschulen von jeher eine freie Verfassung, ein eignes Recht und Gesetz -Akademische Freiheit- verstattet, eine hohe, durch Jahrhunderte geheiligte Ehre und Zierde, welche auch in der gegenwärtigen Zeit noch die teutschen Hochschulen verherrlicht und krönt. Wie den Lehrern und Vorstehern unserer Anstalten die wissenschaftliche Thätigkeit frei und unbeschränkt zusteht und ihr Streben und Wirken für des Vaterlandes Kraft, Leben und Ehre durch die höchste Staatsgewalt beschützt und unabhängig erhalten wird von fremder und einzelner Willkühr; auf gleiche Weise ist auch den Mitgliedern der Hochschule, die sich in ihr bilden, ein freies Leben und Treiben in jugendlicher Weise gewährt; es ist ihnen Raum gegeben, worin ein Jeder seine Eigenthümlichkeit in Geist und Gemüth, in Art und Sitte frei aussprechen, fortbilden und zu einem Ganzen, einen vesten Charakter ausbilden soll. Hieraus ergibt sich nun leicht, daß mit der Idee und dem Endzweck der teutschen Hochschulen auch die Anlage und der Grundstein zu einer besondern Lebensform und Erscheinung gegeben ist, die sich zwar mannigfach und vielseitig offenbart, die aber in einer Hauptseite doch vorherrscht, im akademischen Leben, das nur teutschen und den in ihrem Sinne gegründeten Hochschulen Eigenthum und Charakter ist. Dieses nennen wir mit einem allgemein bekannten und durch sein Alter ehrwürdigen Namen, „Burschenleben“. Dieses Burschenleben, als der reine und volle Ausdruck des Freisinns und Kraftgefühls, womit eine Menge auf der Hochschule versammelter Jünglinge in Kraft und Blüthe gemeinsam lebt und strebt nach dem einen großen Ziele – das Burschenleben in dieser Bedeutung ist vestgewurzelt im Sinne und Leben der Hochschulen und nur vergänglich mit diesen. Es wird mithin um so vester stehn, ja unaustilgbar seyn, je mehr es der Würde und Bestimmung der Hochschule gemäß
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sich gestaltet. Das Burschenleben stellt sich nach den verschiedenen Zeiten seit dem Bestehn der Hochschulen in verschiedener Form und Eigenthümlichkeit dar, und der Geist der Zeit offenbart sich bestimmt und klar in diesem Verhältniß des Lebens. Aber in allen Zeiten und Zuständen findet man das Burschenleben mehr oder weniger durchdrungen von der Hoheit und Herrlichkeit, von den Tugenden der Tapferkeit, Männlichkeit und Ehrliebe, wie sie nur freie Männer besitzen. Ein männlicher, ritterlicher Sinn, der den Gelehrten vom tapfern, wehr- und ehren haften Mann nicht trennt, sondern beide innig vereint, der die Freiheit, das Recht, und die Ehre mit eigenem, waffenkundigen Arm und durch das Schwert der Entscheidung vertheidigt, ein solcher Sinn, aus kräftigen Zeiten stammend, hat sich im Leben der Burschen immer erhalten und bewährt. Freiheit und Ehre sind die Grundtriebe des Burschenlebens; die erste ist nothwendig gegeben durch die Bestimmung des Burschen, nehmlich Ausbildung und Auslebung der gesammten Persönlichkeit und zwar im Gebiete der Hochschule und ihrer besondern Verhältnisse; die zweite nothwendig im Gefolge der erstern; denn das Selbstgefühl ist die Wurzel der Ehre; sein Selbst aber fühlt und begreift nur rein und klar der Freie. Das Bewußtsein aber, das Höchste und Edelste zu erstreben, das Gefühl der Kraft, sich selbst geltend machen zu können, und seinen Werth selbst darzuthun, gibt dem Burschen die Ehre. Das Gefühl der Nothwendigkeit, daß die Freiheit, durch welche nur der Universitätszweck erreichbar ist, erhalten und beschirmt werden müsse, der Gedanke, daß dieß nur möglich sei durch gemeinsame Kraft, der brüderliche Sinn und das Gemeingefühl, zu einem Ganzen zu gehören, fordern wohl lebhaft auf zu Verein und enger Verbindung. Und in der That sind aus solchen Bedürfnissen schon von frühester Zeit der Hochschulen an die mannigfachsten Burschenverbindungen hervorgegangen. Aber um eine solche Verbindung, die auf den Geist gegründet ist, der uns das sichern kann, was nach Gott das Höchste und Heiligste seyn muß, nehmlich Freiheit und Selbständigkeit des Vaterlandes, sind dem Zwecke und Wesen der Hochschulen angemessen, weil nur in ihnen die allseitige Ausbildung der Jugendkraft zum Heil unsers Volkes befördert und erhalten werden kann. Eine solche Vereinigung der Burschen nennen wir Burschenschaft. Lange Zeit hindurch, als unser Vaterland in einer Erschlaffung lag, die jede Aufregung des Geistes unterdrückte, als das Gefühl der Volkseinheit verschwunden war, als politische Zerstückelungen die einzelnen teutschen Völkerschaften von einander entfernt hatten, da sie die Liebe nicht mehr verband, als schnöde Eigensucht den eisernen Scepter führte auf Thronen wie in Hütten, da sahen wir das traurige Bild unsers Volkes in dem ganzen Treiben der Burschenwelt abgedruckt. Der Geist der Zerspaltung und Zwietracht, der Geist kleinlicher Ehrsucht und Selbstsucht herrschte im Allgemeinen.– Als aber endlich unser Volk seine Schmach inne ward, als es jetzt, von den Ketten fremder Herrschaft unerträglich gedrückt, die Fesseln zersprengte und wieder dastand als das alte herrliche Volk, dem die Freiheit das Höchste war und das wieder Eins seyn wollte in gleicher Bruderliebe aller Volksgenossen, da ergriff auch plötzlich ein Aufflammen der Begeisterung die Jünglinge der teutschen Hochschule; sie, die Ersten, eilten zu den Fahnen der teutschen Freiheitskämpfer und auch bei uns erzählt man noch erhebend, wie sie
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scharenweise in den heiligen Kampf für Freiheit und Vaterland stürzten. Viele von ihnen sind den schönen Tod fürs Vaterland gestorben. Aber auch, nachdem die erste Begeisterung der Freiheit verflogen war, auch nachdem die Ketten zersprengt, als wieder die Ruhe des Friedens über die teutschen Gauen zog, blieb, wenn gleich die schönsten und heiligsten Hoffnungen unerfüllt blieben, der Sinn in allen edlern Gemüthern unsers Volkes, daß eine neue Zeit über Teutschland kommen müsse in Freiheit, Einheit und echter Volksthümlichkeit. Der Geist, der durch alle Völker geht, der unserm Zeitalter seinen Werth gibt, das Streben nach Freiheit und allem Höhern, Menschlichen, hatte auch unser Volk mächtig erfaßt. So war es natürlich, daß auch in den Gliedern der Teutschen Hochschulen das Bestreben erwachen mußte, dem alten Unwesen der Spaltung zu steuern und das Verlangen nach einer andern Form des Burschenlebens, in der das Hohe unserer Zeit frei sich bewegen könnte. Sie, alle diese Bessern fühlten es, daß es Schande sei, wenn zu einer Zeit, wo sich der Teutsche dem Teutschen überall nähern, wo nur ein Geist alle Teutschen beleben sollte, grade auf der Hochschule, von der das Beßre ausgehen sollte, der schöne Geist erstarren und Kleinländereien und Erbärmlichkeiten weichen sollte, die nur in dem Getrenntsein der verwandten teutschen Stämme und in der ganzen Jämmerlichkeit des gebrochenen Standes der Zeit ihren Ursprung und ihre Rechtfertigung finden konnten.– So wurden allmählig fast auf allen teutschen Hochschulen, und zuerst auf der unsrigen, teutsche Burschenschaften gestiftet, eine Einheit aller einzelnen Burschen, wie sie der Geist der Zeit, unsre teutsche Art und das Wesen der Hochschulen verlangt. Daß unser Streben in der Burschenschaft ein heilsames werden müsse, wenn es den oben ausgesprochenen Anforderungen entspricht, liegt uns sehr nahe; wenn wir sehen, wie unsre Hochschule die Pflanzstätten sind der Stände, die in sich am hellsten das geistige Leben des Volkes aussprechen sollen, die dafür aber auch die heilige Pflicht haben, ihre Bestrebungen auf das Heil des Vaterlandes zu richten. Uns allen aber sei dieser Gedanke ein desto schärferer Sporn, was an uns liegt, zu schaffen, daß unser Leben in der Burschenschaft in immer reineren Geiste dem entspreche, was es sein soll, daß wir Alle uns, Jeder einzeln und in der Gemeinschaft als die, die der Geist der Wahrheit ergriffen hat, zu rechten Männern bilden, die einst zum Heil des Vaterlandes rathen können und wo es für Freiheit und Recht zu kämpfen gilt, als rechte Kämpfer im Streite stehn, bis ihr Geist entflieht. Gedenken wollen wir deß, was diejenigen, die wir als Stifter unserer Burschenschaft ehren, aussprachen, als sie „ergeben von dem Gedanken an ein gemeinsames Vaterland, durchdrungen von der Heiligen Pflicht, die jedem Teutschen obliegt, auf Belebung teutschen Sinnes und teutscher Art hinzuwirken, hiedurch teutsche Kraft und Zucht zu wecken, mithin die ewige Ehre und Herrlichkeit unsers Volks wieder recht zu gründen“, zu der Einheit der Burschenschaft zusammentraten.– Unsre Burschenschaft werde immer mehr ein vestes Ganzes freier teutscher Jünglinge, in dem ein rechtes Jugendleben erweckt werde, in dem Streben nach allem Hohen, was die Menschheit in unserm Volke wieder erheben kann. Unser Wahlspruch aber, in dem sich das ganze Streben der Burschenschaft ausspricht und in dem wir alle uns einigen, sei: Ehre! Freiheit! Vaterland!
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und bei ihm seien wir eingedenk, daß wir, wie uns die innere Ehre unser heiligstes Gut ist, so auch die äußere Ehre, die Anerkennung unsers Werthes mit Gut und Blut verteidigen wollen; daß wir, wie wir stets nach innerer Freiheit streben wollen; so das Urrecht jedes Menschen, die Freiheit, mit Schutz und Trutz gegen jeden Angriff vertreten wollen; dieß alles unser Streben aber stets das Heil des Vaterlandes vor Augen haben muß, für das wir leben und sterben wollen. Die Farbe des Banners aber, das unsrer Burschenschaft vorweht, ist mit Gold verziertes Roth und Schwarz, die uns mahnen soll, daß wir in der Freude jugendlichen Zusammenlebens, in dem Gefühle voller Jugendkraft, nie den Ernst des Lebens, nie die Bedeutung unsers Strebens vergeßen wollen. Um dafür zu wirken, daß eine teutsche Volkstracht, wie sie ernst und einfach und schön dem teutschen Jüngling ziemt, eingeführt werde und um zugleich dem Unwesen der Modethorheit uns entgegenzustemmen, erwählt die Burschenschaft zu ihrem Feierkleide einen schwarzen teutschen Rock mit langen schwarzen Beinkleidern; auch zieren den Burschen das Schwert, die Sporen und das Barret mit der Feder. So wie das ganze Wesen unsrer Hochschulen und ihr Zweck eine Einheit der Burschen verlangen, so sind die verschiedenen teutschen Hochschulen auch nur eine Einheit ihrem ganzen Wesen nach, so gehören auch alle Burschen Teutschlands zu einer Gesammtheit, deren Wesen und Grundsätze die Verbindung aller einzelnen machen. Es war daher natürlich, daß in den verschiedenen Burschenschaften bald der Geist der Einigung unter einander hervortreten mußte. Dieser Geist, von unsrer Burschenschaft vorzüglich ausgesprochen, brachte das Fest auf der Wartburg hervor, diese heiligen Tage, die Jedem, der es redlich mit dem Vaterlande meint, eine helle Morgenröthe des Tags sein müssen, der über unser Teutschland kommen soll. Das Bedürfniß aber zeigte sich bald, daß der Geist der Einheit auch im Leben und in der Form ausgesprochen werde, daß eine Vereinigung der verschiedenen Burschenschaften in der Wirklichkeit zu Stande käme. Diesem Zwecke gemäß arbeitete die Abgeordneten-Versammlung im Frühjahr 1818 und diesen Zweck erreichte endlich der Bundestag von vierzehn Burschenschaften in den Tagen des Siegesmonds desselben Jahres. Die allgemeine teutsche Burschenschaft, als die Vereinigung des ganzen vaterländischen Strebens der einzelnen Burschenschaften ward begründet und ihre Stiftung am Tage der Freiheitsschlacht im Jahre 1818 zum ersten Male in freudiger Feier begangen. So steht unsre Burschenschaft da als Glied der allgemeinen teutschen Burschenschaft; sie erkennt die Grundsätze derselben als die ihrigen und ihre Gesetze als für sie bindendes Gesetz an. Verfassungs-Urkunde der allgemeinen teutschen Burschenschaft. Grundsaetze der allgemeinen teutschen Burschenschaft § 1. Die allgemeine teutsche Burschenschaft ist die freie und natürliche Vereinigung der gesammten, wissenschaftlich auf den Hochschulen sich ausbildenden teutschen
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Jugend zu einem Ganzen, gegründet auf das Verhältniß der teutschen Jugend zur werdenden Einheit des teutschen Volkes. §. 2. Die allgemeine teutsche Burschenschaft, als freies Gemeinwesen stellt als den Mittelpunkt ihres Wirkens folgende allgemein anerkannte Grundsätze auf: a., Einheit, Freiheit und Gleichheit aller Burschen unter einander, möglichste Gleichheit aller Rechte und Pflichten. b., Christlich teutsche Ausbildung einer jeden geistigen und leiblichen Kraft zum Dienste des Vaterlandes. § 3. Das Zusammenleben aller teutschen Burschen im Geiste dieser Sätze stellt die höchste Idee der allgemeinen teutschen Burschenschaft dar, die Einheit aller teutschen Burschen im Geiste, wie im Leben. § 4. Die allgemeine teutsche Burschenschaft tritt nun ins Leben dadurch, daß sie sich je länger, je mehr darstellt als ein Bild ihres in Freiheit und Einheit erblühenden Volkes, daß sie ein volksthümliches Burschenleben in der Ausbildung einer jeden geistigen und leiblichen Kraft erhält und im freien, gleichen und geordneten Gemeinwesen ihre Glieder vorbereitet zum Volksleben, so daß jedes derselben zu einer solchen Stufe des Selbstbewußtseins erhoben werde, daß es in seiner reinen Eigenthümlichkeit den Glanz der Herrlichkeit teutschen Volkslebens darstelle. Verfassung. § 5. Da die allgemeine teutsche Burschenschaft nicht an einem Orte besteht, so theilt sie sich in mehre Burschenschaften nach den verschiedenen Hochschulen. § 6. Diese Burschenschaften sind im Verhältnisse zu einander als ganz gleiche Theile zu betrachten, als Theile des großen Ganzen. § 7. Die Verfassungen dieser besondern Burschenschaften müssen in den oben aufgestellten Grundsätzen übereinstimmen, unbeschadet der sonstigen Eigenthümlichkeiten einer jeden Einzelnen. § 8. Die allgemeine teutsche Burschenschaft stellt sich dar: a., Durch eine Versammlung der Abgeordneten aller einzelnen Burschenschaften jährlich um die Zeit des 18.ten des Siegsmonds, zu der eine jede womöglich drei Bevollmächtigte sendet, die Verfassung, Brauch und Geschichte der einzelnen Burschenschaft mitzubringen haben. b., Durch die Wahl einer geschäftsführenden Burschenschaft von einer Versammlung der Abgeordneten zur andern, um die gemeinsamen Geschäfte zu verwalten. In der Regel kann einer Burschenschaft nicht zwei Jahre hinter einander die Geschäftsführung übertragen werden.
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Verhaeltniß der allgemeinen teutschen Burschenschaft zu ihren Gliedern, den einzelnen Burschenschaften. § 9. Wie in jedem wohl eingerichteten Gesammtwesen der Gemeinwille über den Willen des Einzelnen steht, so steht der in der allgemeinen teutschen Burschenschaft ausgesprochene Gesammtwille über jeder einzelnen Burschenschaft. § 10. Diejenige besondere Burschenschaft, welche den Gesammtwillen der allgemeinen teutschen Burschenschaft nicht als den ihrigen anerkennen will, schließt sich daher selbst von der allgemeinen teutschen Burschenschaft aus. Geschaeftskreis der Abgeordnetenversammlung. § 11. Der Versammlung der Abgeordneten steht die oberste richterliche Gewalt zu: a., In Streitigkeiten der einzelnen Burschenschaften unter einander; b., In Streitigkeiten einzelner Mitgliedern mit ihren Burschenschaften. § 12. Ihr steht die Prüfung der Verfassungen von einzelnen Burschenschaften zu, sowie die Entscheidung, ob etwas in der Verfassung mit den von ihr allgemein anerkannten Grundsätzen übereinstimme oder nicht. In letzteren Falle trägt sie auf Abänderung des Nichtübereinstimmenden bei der einzelnen Burschenschaft an. § 13. Die Versammlung der Abgeordneten beginnt ihre jedesmaligen Sitzungen in der Regel mit Prüfung der Verfassung der allgemeinen teutschen Burschenschaft, um sich zu überzeugen ob die Form dem Geiste noch entspreche, damit auf keine Weise der Geist durch den Buchstaben in seinen Fortschritten gehemmt werde. § 14. Alle Vorschläge, die nicht auf jene, allgemein anerkannten Grundsätze der auf die Verfassung der allgemeinen teutschen Burschenschaft unmittelbare Beziehung haben, sie mögen nun die Verfassung oder den Brauch der einzelnen Burschenschaften angehen, legt die Versammlung der Abgeordneten, nach vorhergegangener Prüfung und Billigung den einzelnen Burschenschaften zur Annahme vor, mit dem Wunsche der Uebereinstimmung, als etwas das die schöne Idee der völligen Einheit fördernd doch durch seine Nichtausführung die Verbindung des Ganzen nicht stören kann. Alle solche Vorschläge werden von den einzelnen Burschenschaften angenommen oder verworfen und der Wille derselben dem künftgen Burschentage vorgetragen. § 15. Bei allen Beschlüssen des Burschentags ist Stimmenmehrheit entscheidend. Geschaeftskreis der geschaeftsführenden Burschenschaft.
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§ 16. Die geschäftsführende Burschenschaft hat auf dem Burschentage den Vorsitz, d. h. sie eröffnet die Sitzungen, leitet die Berathungen und führt das Verhandlungsbuch. § 17. Im Laufe des Jahres sind ihre Geschäfte folgende: a., Sie sammelt und ordnet das, was ihr zur Verhandlung auf dem Burschentage mitgetheilt wird. b., Sie verbreitet so schnell, als möglich alle Bekanntmachungen der einzelnen Burschenschaften an die allgemeine; daher werden diese an sie allein von den Einzelnen eingeschickt. c., Sie bestimmt die passendste Zeit und den schicklichsten Ort zur Versammlung der Abgeordneten. d., Sie bewahrt und ordnet die Schriftsammlung der allgemeinen teutschen Burschenschaft. e., Sie führt die Kasse der allgemein teutschen Burschenschaft und hat Beiträge der einzelnen Burschenschaften auszuschreiben, wozu jede ihr halbjährig den Betrag des Wechsel ihrer Mitglieder anzuzeigen hat. § 18. Die Geschäftsführende Burschenschaft hat der Versammlung der Abgeordneten Rechenschaft abzulegen über ihre Geschäftsführung. Verhaeltniß der einzelnen Burschenschaften unter einander. § 19. Die einzelnen Burschenschaften haben sich als gleiche Theile des großen Ganzen anzusehn. § 20. Alle ihre Streitigkeiten unter einander können nie durch Zweikampf ausgemacht werden, sondern werden vom Burschentage vernunftgemäß entschieden, wenn sie sich nicht selbst oder durch Vermittelung einer dritten Burschenschaft vergleichen können. § 21. Jede Burschenschaft erkennt alle von der andern verhängten Strafen als rechtmäßig und für sie bindend an, solange die allgemeine teutsche Burschenschaft sie nicht für unrechtmäßig erklärt. § 22. Natürlich versteht es sich, daß ein Jeder der in der einen Burschenschaft gewesen ist, von selbst durch Erklärung seines Willens und nach seiner Verpflichtung auf den Brauch der Hochschule der andern angehört. Uebrigens findet gegenseitige Gastfreundschaft statt. Verhaeltniß der allgemeinen teutschen Burschenschaft zu Verbindungen neben ihr. § 23. Wenn Verbindungen von teutschen Burschen auf einer Hochschule als solche auftreten,
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wo schon eine Burschenschaft als Theil der allgemeinen teutschen Burschenschaft besteht, so sind dieselben ohne Weiteres im Verruf, der aber mit der Auflösung der Verbindungen oder mit dem Austritte aus den selben natürlich aufhört. § 24. Wo aber noch Landsmannschaften oder andere Verbindungen neben einer Burschenschaft seit langer Zeit bestehn, muß sich die einzelne Burschenschaft ihrer Würde gemäß gegen sie benehmen und soviel als möglich suchen, dieselben auf dem Wege der Ueberzeugung zu gewinnen, in dem sie ihnen die Wahrheit theils durch ihr ganzes Leben, theils auch, wo es ihr wirksam scheint, durch Unterredungen klar zu machen sucht. Wird die Burschenschaft aber von ihnen angegriffen, und in der freien Darstellung ihrer Gesinnungen gehindert, so hat sie die kräftigsten Maßregeln zu nehmen, die grade der Augenblick fordert, und allen nur möglichen Beistand der allgemeinen teutschen Burschenschaft zu erwarten. § 25. Mit Hochschulen, wo keine Burschenschaft ist, sondern blos Landsmannschaften bestehen, hat die allgemeine teutsche Burschenschaft weiter keine Berührung. Um aber diese Hochschulen nicht zum Sammelplatz von allerlei Gesindel zu machen, zeigt sie auch ihnen die von ihr als schlecht erkannten Burschen an. § 26. Wenn aber auf solchen Hochschulen einzelne Burschen sind, die eine allgemeine Burschenschaft stiften wollen, so leistet die allgemeine teutsche Burschenschaft denselben alle nur mögliche Hilfe und verpflichtet besonders zu dieser Hilfeleistung die nächsten Hochschulen, wo schon Burschenschaften sind. § 27. Wenn Ausländer sich auf teutschen Hochschulen befinden, so wird denselben gestattet, sich so frei und volksthümlich auszubilden, als sie es nur wollen, weil es eben nicht natürlich ist, daß sie als Ausländer, die wirklich nur solche seyn wollen, in die teutsche Burschenschaft treten, und mit ihr zur teutschen Ausbildung des Ganzen sowohl, als der Einzelnen hinwirken; jedoch darf eine Gemeinschaft von Ausländern niemals eine entscheidende Stimme in allgemeinen Angelegenheiten der Burschen haben, und muß sich in allen Dingen dem herrschenden Brauche unterwerfen. Verhaeltniß der allgemeinen teutschen Burschenschaft zu Einzelnen, die nicht ihre Mitglieder sind. § 28. Mit denjenigen Burschen, die in keiner Gemeinschaft leben, steht die teutsche Burschenschaft im allerfreundlichsten Verhältnisse; sie gewährt ihnen die vollkommenste Freiheit, die sie als Menschen haben können. Jedoch verlangt sie mit Recht von ihnen, sich nach dem herrschenden Brauche der Hochschule, wo sie sich befinden, zu richten. Dazu haben alle ehrenhaften Burschen ein Recht, zu verlangen, daß ihnen der Brauch der Hochschule vorgelesen werde. Ihre Ehrensachen mit Mitgliedern der Burschenschaft werden nach dem Brauche derselben ausgemacht; doch können sie unbedingt sich ehrenhaften Kampfwart und Zeugen wählen, welche aber mit dem Brauche bekannt seyn müssen.
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§ 29. Bestehen Verbindungen neben der Burschenschaft auf einer Hochschule, die verschiedenen Brauch haben, so steht es allen in keiner Gemeinschaft lebenden Burschen in Ehrensachen untereinander vollkommen frei, nach welchem Brauche sie sich richten wollen. Wo sie sich aber nach dem von der Burschenschaft aufrecht erhaltenen Brauche richten, oder, wo überhaupt nur eine Burschenschaft besteht, da steht es dieser anheim, wie sie sich dagegen sichern will, daß der Brauch nicht gehörig gehandhabt werde. § 30. Gegen den, der sich weigert, Ehrensachen nach Burschenweise auszumachen, wird nach Burschenweise verfahren. § 31. Die allgemeine teutsche Burschenschaft schützt auf ihre Weise auch jeden nicht in ihrer Gemeinschaft sich befindenden Burschen gegen jede üble, eines Burschen unwürdigen Behandlung von Seiten eines Nichtburschen. § 32. An Berathungen, die das Wohl der ganzen Hochschule betreffen, müssen natürlich alle ehrenhaften Burschen Theil haben, sie seien in der Burschenschaft oder nicht. Allgemeine Feste. § 33. Der 18te des Siegsmonds ist für die allgemeine teutsche Burschenschaft ein ewiges Fest. Alle drei Jahre wird dieses, wo möglich in allgemeiner Zusammenkunft aller teutschen Burschen, zugleich als Gedächtnißfest jener ersten Brüdervereinigung auf der Wartburg gefeiert. § 34. Als Fest der Erinnerung an alle teutschen Brüder auf den andern teutschen Hochschulen ist der 18te des Brachmonds bestimmt. Allgemeiner Theil der Verfassungsurkunde der Jenaischen Burschenschaft. § 1. Die Jenaische Burschenschaft, als ein Theil der allgemeinen teutschen Burschenschaft, ist die Vereinigung aller der Jenaischen Burschen, die die, in der allgemeinen Verfassungsurkunde aufgestellten, Grundsätze als die ihrigen anerkennen und durch den Beitritt in die Burschenschaft sich zu denselben bekannt haben. § 2. Der Zweck der Jenaischen Burschenschaft muß also der der allgemeinen teutschen Burschenschaft sein und sie will jenen Zweck in ihrem Wirkungskreise durchführen und für sich nach dem aufgestellten Ziele streben. § 3. So also will sie, auch für sich, die Idee der Einheit und Freiheit des teutschen Volkes ins Leben einführen; sie will in Jena ein volksthümliches, rechtes Burschenleben in Einheit, Freiheit und Gleichheit, in der Ausbildung geistiger und leiblicher Kraft und
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in einen frohen, jugendlichen Zusammenleben befördern und erhalten; sie will in der geordneten Gemeinheit ihre Mitglieder zum Dienste des Vaterlandes vorbereiten. § 4. Als einzig rechtmäßige, dem Wesen der Hochschule angemessene Burschenverbindung vertritt die Burschenschaft den Brauch und sucht ihn, und durch ihn ein ehrenhaftes Verhältniß unter den Burschen aufrecht zu erhalten. § 5. Deshalb steht ihr die oberste Gewalt zu in allen Verhältnissen, die auf Burschen unsrer Hochschule Bezug haben. § 6. Nur in Fällen, wo das Wohl der ganzen Hochschule zur Entscheidung kommt, gewährt sie auch den Nichtburschenschaftsmitgliedern Stimme, die sonst zu betrachten sind als solche, die sich selbst ihres Rechtes zu stimmen begeben haben, da sie nichts hindern kann, in die Burschenschaft zu treten. § 7. Daher ist jeder Bursch gehalten, sich in allen Lagen und Verhältnissen, in die er mit Burschen gerät, von der Burschenschaft Recht zu nehmen. § 8. Die Burschenschaft als Gemeinwesen für sich kann nur in Eintracht und Ordnung bestehen und in einem, dem Burschen angemeßnen freien und öffentlichen Zusammenleben. § 9. Um sich also ihr Daseyn selbst zu sichern, errichtet die Burschenschaft eine Verfassungsurkunde, in der sie ihre Verhältnisse in gehöriger Ordnung darlegt, so daß jedes Mitglied den Sinn und Geist der Burschenschaft erkennen und zugleich sich unterrichten könne, in welchen Verhältnissen es stehe und was es zu thun und zu lassen habe, um als Glied der Gemeinheit angesehen werden zu können. § 10. Die Burschenschaft stellt an ihre Spitze einen Vorstand, dem sie die Verwaltung der Geschäfte überträgt, da es unmöglich ist, daß sich das Ganze mit derselben befasse. § 11. Um jedoch gegen jeden Eingriff in das Recht der Gesammtheit gesichert zu sein, stellt sie dem Vorstand einen Ausschuß zur Seite, eine aufsehende Behörde. § 12. Ueberdem behält sie sich selbst die Entscheidung vor in allen Verhältnissen, die ihr ganzes Dasein näher berühren, z. B. in der Gesetzgebung, und als höchste richterliche Gewalt, pp.cc. Auch entscheidet sie jedes Mal über die Beschlüsse und Anordnungen des Vorstandes, die durch Nichtbeistimmung des Ausschusses oder durch Berufung Einzelner vor sie gebracht werden. § 13. Um der Befolgung ihrer Gesetze durch ihre Mitglieder sicher zu sein, stellt sie eine Strafordnung auf. § 14. Da das Auftreten der Burschenschaft manche Geldausgabe nöthig macht, so verpflichtet sie ein Jedes ihrer Mitglieder zur Beisteuer zum allgemeinen Kostenaufwand. Sie errichtet eine Kasse.
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§ 15. Um die althergebrachten ritterlichen Uebungen des Fechtens im Burschenleben zu erhalten, zugleich, damit ein jedes Mitglied der Burschenschaft tüchtig werde, dem Kampf für seine Ehre hinlänglich vorbereitet entgegengehn zu können, richtet die Burschenschaft einen Fechtboden ein. Sie begünstigt aber auch die sonstigen Leibesübungen der Burschen, weil sie erkennt, daß die körperliche Ausbildung wesentlich zur teutschen Bildung überhaupt gehöre. Daher steht der Turnplatz unter ihrem Schutz. § 16. Um das Zusammenleben der Burschenschaftsmitglieder in Freundschaft und Fröhlichkeit zu befördern, miethet sie ein Burschenhaus und thut in demselben Alles, was seinen Zweck befördert. § 17. Bei allen Gelegenheiten von Burschenfeierlichkeiten an Tagen die jedem Teutschen festlich sind, tritt die Burschenschaft in öffentlicher Burschenfeier auf. Sie stellt und ordnet fröhliche Gelage und ernstere Feste an. § 18. Als Uebersicht der ganzen Urkunde der Verfassung der Jenaischen Burschenschaft gibt sich folgende: A. Verwaltung der der Gemeinheit entstehenden Geschäfte: 1. Vorstand 2. Ausschuß 3. Die ganze Burschenschaft entscheidend: a. Abtheilungen, b. Burschenversammlungen. 4. der Geschäftsgang. B. Eintritt in die Burschenschaft und Austritt aus derselben. C. Verhältnisse der Mitglieder als Einzelner-, Rechten, Pflichten. D. Strafordnung E. Kasse F. Festboden G. Burschenhaus H. Burschenschaftsfeierlichkeiten. Besonderer Theil. Der Vorstand. § 19. Der Vorstand besteht aus neun Vorstehern und drei Anwarten des Vorsteheramts. § 20. Der Vorstand wird halbjährlich auf ein halbes Jahr von der Burschenschaft gewählt.
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Berufskreis des Vorstandes. § 21. Der Vorstand ist der Vertreter der Burschenschaft und vor ihn gehören alle Sachen, welche die gesammte Burschenschaft betreffen. Er übt in ihrem Namen richterliche, vollziehende, aufsehende und verwaltende Macht aus. § 22. Vor Allen hat er über das Ansehn und die Ehre der Burschenschaft zu wachen und sie mit allen seinen Kräften aufrecht zu erhalten. § 23. Die richterliche Gewalt übt er aus, indem er alle ihm vorgelegten Fälle nach dem Gesetze entscheidet, oder wo keins derselben auf den gegebenen Fall paßt, nach Analogie der bestehenden Gesetze und nach Pflicht und Gewissen. § 24. Er hat die vollziehende Gewalt, indem er die Beschlüsse der Burschenschaft in Ausführung bringt. § 25. Der Vorstand wacht über die Befolgung der Gesetze und die Beobachtung des Brauchs. Er hat die Entscheidung über Händelsucht und alle ihm vorgetragenen Ehrensachen unter Burschen. So hat auch jeder Vorsteher das Recht, Zweikämpfen, die ihm gegen den Brauch scheinen, Einhalt zu thun und sie zur Untersuchung zu bringen. § 26. Die Vorsteher haben das Recht und die Pflicht, den übrigen Mitgliedern der Burschenschaft freundschaftliche Ermahnungen in Hinsicht des Burschenverhältnisses zu geben. § 27. Der Vorstand verwaltet alle Angelegenheiten der Burschenschaft nach Außen, hat also den Briefwechsel zu führen. § 28. Ihm liegt die Bestimmung über Zeit und Ort der Burschenversammlungen ob. § 29. Ihm liegt die Sorge ob für die anzustellenden allgemeinen Feierlichkeiten, das Burschenhaus, die Fecht- und überhaupt die Turnübungen und die Geldangelegenheiten der Burschenschaft. § 30. Zweikämpfe, die die ganze Burschenschaft angehen, haben die Vorsteher vorzugsweise auszumachen. Amtsberuf der einzelnen Vorsteher. § 31. Um die obliegenden Geschäfte gehörig zu verwalten vertheilt der Vorstand die Aemter unter die neun Vorsteher auf folgende Weise: Einer ist Sprecher, ein anderer Schreiber, ein dritter Rechnungsführer, Einer wird zum Vorsteher des Fechtbodens ernannt, ein andrer zum Vorsteher des
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Burschenhauses, Einer wird Pfleger, ein anderer Beisitzer des Turnraths, einer endlich Geschichtsschreiber. § 32. Alle diese Aemter werden vom Vorstande auf das ganze Halbjahr ertheilt, das des Sprechers ausgenommen, welches alle Monate neu besetzt wird und zwar so, daß der zuletzt abgegangene Sprecher nicht von Neuem dazu erwählt werden kann. § 33. Das Verhaeltniß der Aemter macht es nothwendig, daß Schreiber und Rechnungsführer ihr Amt allein verwalten, daß alle übrigen Vorsteher aber neben ihrem Amte auch das des Sprechers übernehmen können und müssen. Der Sprecher. § 34. Der Sprecher beruft, so oft er es für nöthig hält, den Vorstand zusammen. Ein Gleiches ist er auf Verlangen eines jeden Mitgliedes der Burschenschaft zu thun verpflichtet. § 35. An ihn hat sich ein Jeder in Sachen der Burschenschaft zu wenden. § 36. In den Sitzungen des Vorstandes hat er auf Ruhe und Ordnung zu sehn und daher das Recht, die Stimmgebenden zu unterbrechen. Bei allen Sachen, die in denselben verhandelt werden, hat er den Vortrag und die erste Stimme. § 37. Der Sprecher hat das Amt, die Burschenschaftsversammlungen zu berufen. Er eröffnet und schließt sie, hat in derselben auf Ruhe und Ordnung zu halten und vorzugsweise die Verhandlungen zu leiten. § 38. Ist er an der Versehung seines Amtes gehindert, so tritt der zuletzt abgegangene Sprecher in seine Stelle; in Ermangelung dessen ein unterdessen Erwählter. Der Schreiber. § 39. Der Schreiber bringt in den Sitzungen des Vorstandes und in den Burschenversammlungen das Nothwendige der Verhandlungen zu Papier. § 40. Er hat die Schriftsammlung der Burschenschaft in Verwahrung und alle Papiere derselben in Ordnung zu erhalten. § 41. Alle neuen Gesetze hat er in die Verfassungsurkunde einzutragen und ebenfalls die Abschaffung oder Abänderung alter in derselben zu bemerken. § 42. Diejenigen, welche sich zur Burschenschaft gemeldet haben, hat er auf dem gesetzlichen Wege bekannt zu machen.
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§ 43. Ihm liegt die Absendung der Briefe ob und die Beglaubigung aller vom Vorstand ausgehenden Schreiben. § 44. Bei Abhaltung des Schreibers versieht der Geschichtsschreiber sein Amt. Der Rechnungsführer. § 45. Der Rechnungsführer hat die Verwaltung aller Geldangelegenheiten der Burschenschaft und die Besorgung aller wirtschaftlichen Verhältnisse derselben. § 46. In seiner Verwahrung ist die Kasse der Burschenschaft. § 47. Vierteljährig hat er vor dem Ausschusse Rechenschaft über seine Amtsführung abzulegen und dieselbe mit den nöthigen Papieren zu belegen. § 48. Bei seiner Abhaltung verwaltet der Pfleger sein Amt. Der Vorsteher des Fechtbodens. § 49. Er hat die Aufsicht über die Fechtübungen der Burschenschaftsmitglieder zu führen und die Ordnung auf dem Fechtboden zu erhalten. § 50. Er legt dem Vorstande halbjährig zu Anfang des Halbjahrs eine Fechtordnung vor und hat die Listen über die Fechtenden auszufertigen. § 51. Er hat die Waffen, Fahnen, Binden und alles übrige Zeug der Burschenschaft in Verwahrung und im Stande zu erhalten. § 52. Ihm liegt die Bestimmung des Burschenschaftszeugen bei Zweikämpfen ob. Der Vorsteher des Burschenhauses. § 53. Ihm ist die Aufsicht über das Burschenhaus übertragen; daher sind alle Klagen von Seiten des Wirths sowohl, als gegen ihn, bei demselben anzubringen. § 54. Er hat die nöthigen Anordnungen zu den Burschenschaftsversammlungen im Versammlungssaale zu treffen. § 55. Ihm liegt es ob, die jedesmaligen nähern Einrichtungen bei den Kommerschen und überhaupt allen Festen anzuordnen, nachdem er vorher mit dem Vorstand über dieselben Rücksprache genommen hat.
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§ 56. Zu Anfang jedes Halbjahres hat er dem Vorstand eine Kommerschordnung vorzulegen. Der Pfleger. § 57. Er hat darauf zu sehen, daß die Pflichten der Gastfreundschaft der Burschenschaft gegen fremde Burschen ausgeübt werden; hat also für das Unterkommen derselben zu sorgen. Deshalb muß er die Liste der Wohnungen aller Burschenschaftsmitglieder bei sich liegen haben. § 58. Im liegt die Sorge für die Verpflegung der kranken Burschen ob. Der Beisitzer des Turnrathes. § 59. Der Beisitzer des Turnrathes hat den jedesmaligen Sitzungen des Turnrathes beizuwohnen. Der Geschichtsschreiber. §. 60. Er hat das Tagebuch der Burschenschaft zu führen und so die Uebergabe der Geschichte der Burschenschaft beim Burschentage vorzubereiten. § 61. Bei jedem Sprecherwechsel hat er dasselbe dem Vorstand zur Einsicht vorzulegen. Die Anwarte. § 62. Die Anwarte des Vorstandes müssen an den Sitzungen des Vorstandes Theil nehmen und haben in denselben berathende Stimmen. Sollten aber wirkliche Mitglieder des Vorstandes in den Sitzungen fehlen, so treten sie in die Stelle derselben und erhalten entscheidende Stimme. § 63. Ueberdem haben sie die Verpflichtung, die Vorsteher in ihrer Geschäftsführung auf jede billige Weise zu unterstützen. Von der Versammlung der Vorsteher und der Geschaeftsbehandlung in denselben. § 64.a. Die Sitzungen des Vorstandes sind von doppelter Art: 1. solche, in denen Anzeigen gegen Einzelne gemacht und die dadurch veranlaßten Verhöre angestellt werden;
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2. solche, in denen über die, in dem Verhandlungsbuche jener Sitzungen enthaltenen, einzelnen Sachen, sobald sie keiner Untersuchung mehr bedürfen, und überhaupt über alle andern, die Burschenschaft angehenden, Sachen berathen und entschieden wird. § 64.b. Zuerkannte Strafen werden theils in geheimer, theils in öffentlicher Vorstands-Sitzung vollzogen. § 65. Die Versammlungen jener erstern Art werden auf des Sprechers Stube oder sonst an einem passenden Orte, den dieser zu bestimmen hat, gehalten. § 66. Zu diesen Versammlungen brauchen nur der Sprecher und Schreiber und zwei andre Vorsteher, welche dabei die Reihe halten müssen, zu kommen. § 67. Außer den Vorstehenden darf Niemand bei denselben zugegen sein, als wer etwas anzuzeigen hat, oder wer verhört wird; Letztere jedoch nur so lange, bis ihre Geschäfte vollendet sind. § 68. Diese Versammlungen des Vorstandes ausgenommen, sind alle Vorstandssitzungen öffentlich, d. h. es steht jedem Mitgliede der Burschenschaft frei, ihnen schweigend beizuwohnen. § 69. Jede Woche hält der Vorstand in der Regel eine öffentliche Sitzung zur ein Mal vestgesetzten Zeit, wo möglich auf dem Burschenhause, in welcher er die vorhandenen Geschäfte abzumachen sucht. In dringenden Fällen finden außerordentliche Sitzungen statt, von denen durch Anschlag Anzeige gemacht wird und zu denen der Sprecher die Vorsteher bescheiden läßt. § 70. Wer ohne hinlängliche Entschuldigung, die der Vorstand beurtheilt und die dem Sprecher schriftlich oder mündlich vorher angezeigt werden muß, eine Sitzung versäumt, zahlt eine Geldbuße von einen Reichsthaler an die Burschenschaftskasse und ist für diese Sitzung seiner Stimme verlustig. § 71. Kommt ein Mitglied ohne triftige Entschuldigung eine Viertelstunde nach der bestimmten Zeit, so fällt es in eine Strafe von acht Groschen, wenn eine halbe Stunde, von sechzehn Groschen. § 72. Nach Verlauf der ersten Viertelstunde eröffnet der Sprecher die Versammlungen. § 73. Der Sprecher muß während der Sitzung die Gesetze vor sich liegen haben, um im streitigen Falle sogleich auf sie verweisen zu können. § 74. Der Sprecher hat den Vortrag und leitet die Verhandlungen. Bei Abstimmungen stimmt er zuerst und ruft dann die übrigen Vorsteher nach der Reihe dazu auf. Nur er hat das Recht, die Abstimmenden zu unterbrechen und auf die Frage, auf welche es ankommt, aufmerksam zu machen.
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§ 75. In den öffentlichen Sitzungen wird in der Regel folgende Ordnung beobachtet: Zuerst nimmt der Vorstand das Verhandlungsbuch des Ausschusses vor, dann das Verhörsbuch und nun erst kann über sonstige, mündliche oder schriftliche Eingaben verhandelt werden. § 76. Nachdem der Vorstand seine Berathungen geendigt hat, fragt der Sprecher die Anwesenden Zuhörer, ob Jemand von ihnen noch Etwas vorzutragen habe. Bis dahin müssen sich alle ruhig verhalten; es müßte denn Einer zur Entscheidung einer einzelnen Sache neue, unberücksichtigte Thatumstände anzugeben wissen, wo er dann den Sprecher ums Wort bitten muß. § 77. Zum Schluß der Sitzungen liest der Schreiber die von ihm niedergeschriebenen Verhandlungen vor. § 78. Die Entscheidung im Vorstande über alle Dinge geschieht durch Stimmenmehrheit. § 79. Eine öffentliche Sitzung kann nur gehalten werden, wenn neue Mitglieder zugegen sind; wenn nicht neue Vorsteher zusammen kommen können, so haben diese, in sehr dringenden Fällen, das Recht, sich selbst zu ergänzen. § 80. Jedes Mal in der ersten Sitzung des neuen Vorstandes im halben Jahr, in welcher auch die Aemter vertheilt werden, muß der Berufskreis des Vorstandes aus der Verfassung vorgelesen werden. § 81. Bei Sachen, welche zu beweisen sind, gelten Zeugen, Urkunden und Ehrenwort als Beweis. Zum Zeugenbeweise werden zwei Zeugen erfordert, die ordentliche Burschen sind und die Wahrheit ihrer Aussage mit ihrem Ehrenworte bekräftigen können. In Fällen jedoch, wo jeder andere Beweis mangelt, können Philister, die der Vorstand als solche anerkennt, die vermöge ihrer richtigen Begriffe von Ehre, ihr Ehrenwort über eine Sache geben können, als Zeugen zugelassen werden. § 82. Kein Vorsteher kann in seiner eignen Sache, oder in welcher er als Zeuge auftritt, Entscheidung geben. Diese Bestimmung ist ebenmäßig1 anzuwenden auch auf die Entscheidungen, die vom Ausschusse oder von der Burschenschaft gegeben werden. § 83. Kein Vorsteher darf sich in der Führung seines Amtes gradhin beleidigender Ausdrücke bedienen. Dieß gilt überhaupt von allen Beamteten. Der Ausschuß § 84. Der Ausschuß besteht aus einundzwanzig wirklichen Mitgliedern und sieben Anwarten, die halbjährlich auf ein halbes Jahr von der Burschenschaft gewählt werden. 1
Über „ebenmäßig“ analog gesetzt.
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§ 85. Die Wirksamkeit des Ausschusses hat eine zweifache Beziehung. § 86. 1., Er soll als Ganzes, als aufsehende Behörde darüber wachen, daß der Vorstand den Gesetzen gemäß entscheide und seine Wirksamkeit nicht über sein Recht ausdehne. § 87. Sobald er eine Unregelmäßigkeit dieser Art bemerkt, ist es sein Recht und seine Pflicht, den Vorstand darauf aufmerksam zu machen und in wiefern der Vorstand dasselbe nicht eingestehn will, die Sache an die Burschenschaft zu bringen. § 88. Auch alle Entscheidungen von Fällen, welche durch die bestehenden Gesetze nicht klar und deutlich bestimmt sind, muß der Ausschuß beurtheilen und die Entscheidungen des Vorstandes entweder billigen oder verwerfen. § 89. Damit dem Ausschuß möglich werde, seine aufsehende und billigende Gewalt auszuüben, muß ihm allwöchentlich das Verhandlungsbuch des Vorstands nebst allen dazu gehörigen Schriften eingereicht werden; auch alle Briefe des Vorstandes hat er vor der Abschickung einzusehn; Er hat nebst dem Vorstande zu beurtheilen, ob dieselben der Burschenschaft zur Billigung vorgelegt werden müssen oder nicht. § 90. 2., Die einzelnen Mitglieder des Ausschusses stehen den Abtheilungen der Burschenschaft vor. Vertheilung der Aemter. § 91. Die Mitglieder des Ausschusses wählen aus ihrer Mitte durch Mehrheit der Stimmen einen Sprecher und einen Schreiber, den Letztern auf ein halbes Jahr, den Erstern auf einen Monat, jedoch so, daß der Abgehende wieder gewählt werden kann. § 92. Der Sprecher hat in den Versammlungen des Ausschusses Ruhe und Ordnung zu halten; er leitet die Berathung. § 93. Der Schreiber führt in den Versammlungen des Ausschuß das Verhandlungsbuch. § 94. Bei Abhaltung des Sprechers versieht der zuletzt Abgegangene, oder ein einstweilen gewählter Sprecher sein Amt. § 95. Zu den Vorstehern der zwanzig Abtheilungen bestimmt der Ausschuß in der Regel die übrigen neunzehn Mitglieder des Ausschusses und den ersten Anwart. Diese erhalten durchs Loos ihre Abtheilungen. § 96. Die Anwarte haben in den Versammlungen des Ausschusses berathende Stimmen. Für fehlende Ausschußleute treten sie in die Stelle und erhalten dann entscheidende Stimme.
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Von den Versammlungen des Ausschusses und seiner Geschaeftsbehandlung. § 97. Die Sitzungen des Ausschusses sind öffentlich. Die Zuhörer müssen auch hier so lange schweigen, bis der Sprecher beim Schlusse der Verhandlungen sie zum Sprechen auffordert, oder bis Einer den Sprecher um das Wort bittet. § 98. Jede Woche versammelt sich der Ausschuß zu einer vestgesetzten Zeit, wo möglich auf dem Burschenhause, um die vorhandenen Geschäfte abzuthun. In dringenden Fällen finden außerordentliche Sitzungen Statt, welche ebenfalls durch öffentliche Anschläge bekannt gemacht werden müssen und zu welchen der Sprecher den Ausschuß berufen läßt. § 99. Jeder Ausschußmann der eine Sitzung versäumt, ohne eine triftige Entschuldigung zu haben, die dem Sprecher schriftlich oder mündlich zuvor müssen angezeigt werden, und die der Ausschuß zu beurtheilen hat, verfällt in eine Geldbuße von einem Reichsthaler an die Burschenschaftskasse. Wer eine Viertelstunde nach der bestimmten Zeit erscheint, zahlt acht, wer eine halbe Stunde, sechzehn Groschen. § 100. Nach Verlauf der ersten Viertelstunde eröffnet der Sprecher die Verhandlungen; er auch hat die Verhandlungen zu leiten. § 101. Während der Sitzung muß der Sprecher die Verfassungsurkunde neben sich liegen haben. § 102. Bei Abstimmungen gibt der Sprecher zuerst seine Stimme und ruft dann den Schreiber und darauf die Uebrigen der Reihe nach zur Abstimmung auf. Er allein hat das Recht, die Stimmgebenden zu unterbrechen und auf die Frage, worauf es ankommt, aufmerksam zu machen. § 103. Zum Schlusse der Verhandlungen liest der Schreiber die geführten Verhandlungen vor. § 104. Die Entscheidung geschieht durch Stimmenmehrheit. § 105. Bei Sachen, die an die einzelnen Abtheilungen der Burschenschaft gelangen sollen, gibt der Schreiber den einzelnen Abtheilungsvorstehern die Verhandlungen des Vorstandes und Ausschusses und alle, nothwendig dahin gehörenden Schriften zu Papier. § 106. In den Sitzungen des Ausschusses wird vom Schreiber auch das Ergebniß der Abstimmung der einzelnen Abtheilungen gezogen und in ein, besonders dazu bestimmtes Buch eingetragen, um es dem Vorstande dann zu übergeben.
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Die ganze Burschenschaft entscheidend. § 107. Die ganze Burschenschaft tritt in alle den Fällen entscheidend auf, in denen die Gewalt die sie dem Vorstande ertheilt hat, nicht ausreicht. Ihr also steht allein die gesetzgebende und höchste richterliche Gewalt zu; sie hat selbst ihre Aemter durch Wahl zu besetzen. § 108.a. Neue Gesetze oder Abänderungen und Abschaffung alter prüft sie in Berathungen und entscheidet über sie durch Abstimmung. Diese Entscheidung ist jedoch nur gültig, wenn zwei Drittheil der Stimmgebenden dafür sind; jedoch so daß die Stimmenmehrheit aller Stimmfähigen erreicht sein muß. Gesetzt, es seien dreihundert stimmfähige Mitglieder, so müssen, wenn diese dreihundert wirklich stimmen, zweihundert für das Gesetz sein; stimmen aber weniger, so ist die Entscheidung von zwei Drittheil dieser Stimmgebenden für das Gesetz erforderlich; jedoch muß die Stimmenmehrheit aller Stimmfähigen in diesem Falle einhunderteinundfünfzig erreicht sein. § 108.b. In sonstigen Fällen wo kein Gesetz in Frage steht, entscheidet die Burschenschaft durch Stimmenmehrheit der Stimmgebenden; jedoch sind immer zwei Drittheil der Stimmfähigen zu solcher Abstimmung erforderlich, ausgenommen in dem Falle für den sich doch die Stimmenmehrheit aller Stimmfähigen entscheidet. § 109. In jedem Falle, wo Vorstand und Ausschuß uneinig sind, kommt die Entscheidung an die Burschenschaft. § 110. Gegen jeden Beschluß des Vorstandes, den ein Einzelner als gegen das Recht ansieht kann er, wenn gleich der Ausschuß seine Billigung gegeben hat, Berufung bei der Burschenschaft einlegen. Es ist aber nothwendig, daß er vorher dem Vorstande und Ausschusse die Gründe für seine Meinung schriftlich vorlege. Erst, nachdem diese solche verworfen haben, kann er die Sache vor die Burschenschaft bringen. Jede Anklage wegen Amtsverletzung des Vorstandes oder Ausschusses entweder durch die Eine dieser Behörden gegen die andre oder durch einen Einzelnen aus der Burschenschaft kommt ebenfalls an die ganze Burschenschaft. § 111. Alle wichtigen Briefe muß der Vorstand vor Absendung derselben der Burschenschaft vorlegen. Erhebt sich auf Befragen eine Stimme gegen dieselben, so muß sich der Wille der Burschenschaft durch Stimmung kund thun. § 112. Alle sonstigen Fälle, die zwar nicht die Einführung eines neuen Gesetzes oder die Abschaffung eines alten in sich begreifen, deren Entscheidung aber doch nicht in den Berufskreis des Vorstandes gehört, oder die er, wenn das Letztere auch Statt fände, für so wichtig hält, daß eine Entscheidung der Burschenschaft ihm zweckmäßig scheint, werden ebenfalls der Burschenschaft vorgetragen und von dieser entschieden. § 113. Alle außerordentlichen Beisteuern muß die Burschenschaft erst bewilligen.
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§ 114. So muß auch die Burschenschaft erst die Anstellung außerordentlicher Feierlichkeiten bewilligen. § 115. Die Wahlen zum Vorstand und Ausschuß nimt die ganze Burschenschaft vor, so wie auch zu allen wichtigern Aemtern, die nur außerordentlich und auf einige Zeit ertheilt werden. Der Nichtwählende begibt sich seines Stimmrechts und bei der Wahl kann eine bestimmte Zahl von Wählern nicht vestgesetzt werden. Die Rechenschaftsablegung solcher außerordentlicher Beamteten geschieht ebenfalls vor der ganzen Burschenschaft. § 116. Die ganze Burschenschaft äußert nun ihre Thätigkeit in Versammlungen von einzelnen Abtheilungen derselben und durch allgemeine Versammlungen. Die Abtheilungen der Burschenschaft. § 117. Die ganze Burschenschaft ist in einundzwanzig Abtheilungen getheilt, in welchen berathen und abgestimmt wird in Angelegenheiten, die der Gesammtheit zur Entscheidung vorgelegt werden sollen. Es ist hier zu bemerken, daß in diesen Entscheidungen nicht die Stimmen der Abtheilungen, sondern die jedes Einzelnen gezählt werden. § 118. Eine dieser Abtheilungen macht der Vorstand aus, die zwanzig andern werden auf folgende Weise aus den übrigen Mitgliedern der Burschenschaft gebildet. § 119. Zu Anfang jedes Halbjahrs berufen vier Vorsteher, vom Vorstande dazu beauftragt, die Burschenschaftsmitglieder nach ihrem Burschenalter in vier Haufen zusammen: Candidaten, Alte Burschen, Junge Burschen, Füchse. Jeden dieser Haufen vertheilt der Vorsteher durch das Loos in die zwanzig Abtheilungen, so daß in Jede derselben von allen Burschenaltern gleich Viele kommen. § 120. Wenn während des Halbjahrs neue Mitglieder in die Burschenschaft aufgenommen werden, werden sie auf gleiche Weise vom Schreiber des Ausschusses in die Abtheilungen vertheilt. § 121. Jede dieser zwanzig Abtheilungen erhält wieder durchs Loos einen Ausschußmann zum Vorsteher, der in den Versammlungen derselben Wort und Aufsicht führt und Ruhe und Ordnung zu erhalten hat. § 122. Jede Abtheilung wählt aus ihrer Mitte einen Schreiber, der in den Versammlungen das Verhandlungsbuch führt, die Stimmen aufzeichnet, die niedergeschriebenen Verhandlungen vor Endigung der Sitzung vorliest und es nebst dem Sprecher unterschreibt. § 123. In Abwesenheit des Sprechers übernimmt der Schreiber sein Amt, nachdem ihm vorher von Jenem die nöthigen Papiere sind übergeben worden.
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§ 124. Der Sprecher der Abtheilung muß während der Sitzung die Gesetzesurkunde neben sich liegen haben, um bei streitigen Fällen auf dieselbe verweisen zu können und überhaupt den einzelnen Burschenschaftsmitgliedern die Kenntniß der Verfassungsurkunde zu erleichtern. § 125. Diese Versammlungen der Abtheilungen werden gehalten, so oft es nöthig ist. Der Vorsteher derselben hat die Mitglieder durch öffentlichen Anschlag zusammen zu berufen. § 126. Wer ohne vorhergegangene, beim Vorsteher der Abtheilung angebrachte Entschuldigung, deren Triftigkeit dieser zu beurtheilen hat, nicht erscheint, verfällt in eine Geldbuße von acht Groschen; wer nach der ersten Viertelstunde, wo die Verhandlungen ihren Anfang nahmen, erscheint, zahlt vier Groschen. § 127. Es kann keine gültige Klassenversammlung gehalten werden, bei der nicht zwei Drittheil der Mitglieder zugegen sind, dringende Fälle ausgenommen. § 128. In der ersten Versammlung der Abtheilung muß jedes Mal der Abschnitt über die Abtheilungen vorgelesen werden. Allgemeine Burschenschaftsversammlungen. § 129. Die Burschenschaftsversammlungen haben den Zweck: 1., Die Burschenschaft durch ihre Vertreter zu benachrichtigen, was sich Gemeinwichtiges ereignet hat. 2., Vorschläge an die Gesammtheit zu bringen, sie mögen neue Gesetze betreffen oder andere Dinge. 3., Klagen2 wegen gesetzwidrigen Verfahrens des Vorstandes und Ausschusses anzustellen. 4., Berufungen und Vertheidigungen vorzubringen. 5., Berathungen vorzunehmen 6., Im nöthigen Falle Abstimmungen anzustellen. 7., Die nöthigen Wahlen vorzunehmen. 8., Neue Mitglieder aufzunehmen. § 130. Die Schreiber des Vorstandes und Ausschusses lesen in denselben die Verhandlungen des Vorstandes und Ausschusses vor, nebst allen dazu gehörigen Schriften. § 131. Die erste Versammlung im Halbjahr wird binnen der ersten vierzehn Tage nach Anfang der Vorlesungen gehalten. In ihr und einer folgenden geht die Wahlhandlung 2
Dafür „Gesetze“ gestrichen.
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vor sich. In der ersten ordentlichen Versammlung darauf wird der Abschnitt über Burschenschaftsversammlungen und das Abgabegesetz vorgelesen. § 132. Alle vierzehn Tage wird regelmäßig eine Versammlung gehalten; in dringenden Fällen finden außerordentliche statt. § 133. Die Berufung zu diesen Versammlungen geschieht durch öffentliche Anschläge am schwarzen Bret. Es ist daher jedes Mitglied der Burschenschaft verpflichtet, täglich an die schwarzen Breter zu gehen und die Anschläge die die Burschenschaft angehen, nachzusehn. Diese Anschläge müssen aber auch immer vor neun Uhr Morgens bevestigt sein. § 134. Wer auf diese Berufung nicht zur rechten Zeit erscheint, verfällt in eine Geldbuße von acht Groschen. Entschuldigungen müssen beim Vorsteher der Abtheilungen angebracht werden, der über ihre Triftigkeit entscheidet. § 135. In den Versammlungen sitzen alle Mitglieder nach den Abtheilungen, welche der Vorsteher derselben zählt und die Fehlenden bemerkt. Im Angesicht der Versammlung sitzt der Vorstand, ihm zur Seite der Ausschuß. § 136. Jeder sitzt in der Versammlung mit unbedecktem Haupte. Das Tabakrauchen, so wie das Mitbringen von Hunden, ist streng verboten. So müssen auch alle Unterredungen und laute Aeußerungen des Beifalls und Mißfallens unterlassen werden. § 137. Die Ordnung macht es nothwendig, daß Jeder bis zur Endigung der Versammlung in derselben bleibe. Nur dringende Entschuldigungen, beim Sprecher angebracht, können eine Ausnahme begründen. § 138. Die Versammlung wird nach Verlauf der ersten Viertelstunde, nachdem der Sprecher Ruhe geboten hat, mit einem Liede eröffnet. § 139. In den Versammlungen muß durchaus Ruhe und Ordnung herrschen. Der Sprecher und neben ihm alle Vorsteher sind verpflichtet, darauf zu halten. § 140. Die Ordnung in den vorzunehmenden Sachen liegt dem Sprecher zu bestimmen ob. Bei Anfang der Versammlung macht er jedes Mal den Zweck derselben bekannt. § 141. Es ist einem Jeden gestattet, seine Meinung in der Versammlung zu sagen; nur hat er es auf eine, der Achtung vor der Versammlung angemeßene Weise zu thun. § 142. Wer reden will, muß vor die Versammlung, ihr zugewendet, treten, und wenn er ausgesprochen hat an seinen Platz zurückgehn. § 143. Niemand darf dem Andern ins Wort fallen und der Sprecher hat es Jedem, der es thut zu verweisen.
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§ 144. Der Sprecher hat das Recht und die Pflicht, die Versammlung über jede Sache abzubrechen, wenn er glaubt, daß sie genug durchsprochen sei. Jedoch kann der Sprecher einem Angeklagten nie verbieten, seine Vertheidigungsgründe vorzutragen, selbst, wenn er glauben sollte, daß sie unerheblich, und die Sache schon genug durchsprochen sei. § 145. Der Sprecher schließt die Versammlung, nachdem er noch ein Mal gefragt hat, ob noch Jemand reden wolle. § 146. Die Zeit der Versammlungen darf nicht übermäßig ausgedehnt werden. Zwei höchstens drei Stunden sind ihr Maß. Dringende Fälle müssen freilich Ausnahmen begründen. § 147. So wie Jeder verpflichtet ist, der Achtung vor der Versammlung gemäß zu reden, so werden auch Beleidigungen unter Einzelnen in denselben nicht geduldet. Der Beleidigte hat die. ihm widerfahrene Kränkung dem Sprecher anzuzeigen, der den Beleidiger sogleich fragt, ob er habe beleidigen wollen und wenn dieß der Fall ist, ihn zurücknehmen läßt und ihm einen öffentlichen Verweis gibt. Auf gleiche Weise wird verfahren, wenn in den Versammlungen des Vorstandes und Ausschusses Persönlichkeiten vorfallen, sowohl unter Vorstehern als solchen und Zuhörern. Dasselbe gilt in den Abtheilungen. Der Geschaeftsgang. § 148. Der Geschäftsgang in allen Angelegenheiten der Burschenschaft muß im Allgemeinen ein möglichst rascher sein; denn nur so kann ein frisches Leben in der Gemeinheit erhalten werden. Folgende nähere Bestimmungen sind getroffen: § 149. Alle Angelegenheiten, welche der Vorstand unter Beistimmung des Ausschusses zu entscheiden hat, werden dem Letztern mittelst des Verhandlungsbuches des Vorstandes mitgetheilt. Gibt der Ausschuß seine Beistimmung, so treten die Entscheidungen sogleich in Kraft, wenn nicht Berufung gegen sie an die Burschenschaft eingelegt wird, binnen drei Tagen vom Augenblick der Bekanntmachung an. § 150. Wenn der Ausschuß dem Vorstande nicht beistimmt, so kommt die Sache durch das Verhandlungsbuch des Ausschusses an den Vorstand zurück. Dieser kann entweder sich durch die Meinung des Ausschusses belehren lassen und dann tritt die Entscheidung sogleich ins Leben; oder er bleibt bei seinem erst gefaßten Entschlusse und bringt dann die Sache in der nächsten Burschenschaftsversammlung an die Gesammtheit. § 151. Bei den Entscheidungen, die durch die ganze Burschenschaft gegeben werden müssen, tritt folgende Verfahrungsart ein: § 152.a. Erstens, bei Vorschlägen zu neuen Gesetzen oder zur Abschaffung alter. Diese können von den Einzelnen entweder in der Burschenschaftsversammlung, oder durch den
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Vorstand an die Gesammtheit gebracht werden. Im ersten Falle ist es jedoch nöthig, daß der Vorschlag beim Vorstande zugleich schriftlich eingereicht werde. Dieser läßt denselben nebst einem Gutachten an den Ausschuß gelangen, der ebenfalls seine Meinung darüber gibt. In der nächsten Burschenschaftsversammlung kündigt der Sprecher die Beratung über diesen Punkt an. Der Schreiber des Ausschusses läßt gleich noch in dieser Burschenschaftsversammlung die Klassenvorsteher den Vorschlag nebst Gutachten des Vorstandes und Ausschusses ins Klassenbuch schreiben. § 152.b. Kein Gesetzesvorschlag kann vor die Gesammtheit gebracht werden, der nicht in Gesetzesform den Punkt der Abstimmung klar aufstellt. § 153. Die Vorsteher der Abtheilungen bringen ihn nun zur Berathung ihrer Abtheilungen. Diese Berathung in den Abtheilungen muß, da sie eine Vorbereitung sein soll zur allgemeinen Berathung, in dem Zwischenraume von der Burschenschaftsversammlung, in der die Ankündigung derselben geschah, bis zur nächsten vollendet sein. In dieser wird dann der neue Vorschlag zur allgemeinen Berathung gezogen. § 154. Darauf wird in den Abtheilungen abgestimmt. Diese Abstimmung muß bis zur nächsten Ausschußsitzung vollendet sein, welche Zeit der Sprecher des Ausschusses jedes Mal in der Versammlung anzukündigen hat. In dieser Ausschußsitzung zieht der Schreiber, dem alle Klassenvorsteher ihre Verhandlungsbücher mit bringen müssen, das Ergebniß der Stimmung aus denselben aus in ein besonderes Buch, das er darauf dem Vorstande übergibt. Der Schreiber des Vorstandes hat das neue Gesetz, oder die Abschaffung oder Abänderung des alten in die Verfassungsurkunde einzutragen und sie in der nächsten Burschenschaftsversammlung vorzulesen; von welchem Zeitpunkt an die Bestimmung in Kraft tritt. § 155. Alle Angelegenheiten, die durch Berufung an die Burschenschaft kommen, sei es bei Uneinigkeit des Vorstandes und Ausschusses oder durch das Auftreten Einzelner werden sogleich in der Versammlung besprochen, und dann in den Klassen darüber abgestimmt. Doch kann dieser Abstimmung Berathung vorhergehn. Uebrigens tritt hier derselbe Gang ein, wie bei Gesetzesvorschlägen. In der nächsten Burschenschaftsversammlung macht der Vorstand das Ergebniß der Stimmung bekannt. Die Ausführung dessen aber, was von der Burschenschaft entschieden ist, tritt sogleich ein, wenn es dem Vorstande bekannt worden ist. § 156. Dasselbe Verfahren ist zu beobachten bei allen Sachen, die, obgleich sie keine Gesetze betreffen, doch durch den Vorstand zur Entscheidung der Burschenschaft kommen. § 157. Ueber die Briefe, die vor ihrer Absendung der ganzen Burschenschaft vorgelegt werden, wird, wenn sich auf Befragen des Sprechers, eine Stimme gegen dieselben erhebt, sogleich in der Versammlung gesprochen und abgestimmt. § 158. Bei allen Sachen überhaupt, die keinen Aufschub leiden, kann sogleich in der Versammlung Abstimmung gehalten werden.
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§ 159. Die Wahlen werden auf folgende Weise vorgenommen: § 160. In der ersten Versammlung im halben Jahre zeigt der Sprecher oder ein anderer Vorsteher des vorigen Halbjahres an, daß zur neuen Wahl geschritten werden solle und erinnert die Mitglieder an ihre Pflicht nach bester Einsicht und Ueberlegung zu wählen. Alsdann werden eigens dazu gedruckte Zettel an die Wahlfähigen ausgetheilt, worauf dieselben ohne ihres Namens Unterschrift die zu Wählenden mit genauer Bezeichnung schreiben, und zwar zwölf wählbare Mitglieder in den Vorstand und achtundzwanzig in den Ausschuß. § 161. An einem der nächstfolgenden Tage versammelt sich die Burschenschaft wiederum. Die Buchstaben des Alphabets werden nun an fünfzig Mitglieder der Burschenschaft, an je zwei einer vertheilt. Der Sprecher zu dem sich ein Ausschußmann zur Miteinsicht gesetzt hat, liest die Wahlzettel ab. Die zum Schreiben bestimmten Mitglieder sind auf ihr Ehrenwort verpflichtet, genau zu bemerken, wie oft die mit den ihnen zugetheilten Buchstaben, anfangenden Namen vorkommen. Die Stimmen werden alsdann zusammengezählt und das Ergebniß wird abgelesen. Diejenigen drei, welche von den zwölf in den Vorstand Gewählten nach den neun wirklichen Vorstehern die meisten Stimmen haben, werden Anwarte des Vorstandes; die sieben von den achtundzwanzig in den Ausschuß Gewählten nach den einundzwanzig wirklichen Ausschußmännern, werden Anwarte im Ausschusse. Denen die zum Ausschusse gewählt werden, müssen die Stimmen, die sie zum Vorstande haben, eingerechnet werden. Um jede Unrichtigkeit zu vermeiden, ist es Jedem erlaubt, die Wahlzettel bis zur Bekanntmachung in der nächsten Burschenschaftsversammlung, nachzusehen und etwaige Unrichtigkeiten anzuzeigen. § 162. Bei Stimmengleichheit mehrer Gewählter entscheidet das Loos, dieß gilt auch von allen andern Wahlen. § 163. Auf gleiche Art wird gewählt, wenn während des Halbjahrs Stellen im Vorstand und Ausschuß erledigt werden, oder wenn außerordentliche Wahlen Statt finden. § 164. In allen Fällen, wo im Verzuge Gefahr für die Burschenschaft liegen könnte, steht dem Vorstande ganz allein die Entscheidung zu; er ist aber der Burschenschaft für seine Entscheidung verantwortlich. § 165. Wärend der Ferien bilden die übrig bleibenden Vorsteher und Ausschußleute eine Behörde, die wenigstens fünf stark sein muß und die sich in Ermangelung von Vorstehern und Ausschußleuten aus den in Jena bleibenden Mitgliedern der Burschenschaft ergänzt. In wichtigen Fällen können solche auch Versammlungen der in Jena anwesenden Burschenschaftsmitglieder halten. Doch ist eine so gegebene Entscheidung immer nur provisorisch und erhält nur durch Beistimmung der Burschenschaft für dieselbe Gültigkeit.
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§ 166. Bei allen Sachen, in welchen auch die Nichtmitglieder der Burschenschaft zur Mitentscheidung aufgefordert werden müssen, wird die Verhandlung durch die Burschenschaft eingeleitet, ehe die Nichtmitglieder hinzugezogen werden. Die Burschenversammlungen sind übrigens ganz in derselben Form, wie die Burschenschaftsversammlungen zu halten. § 167. Wo auf irgend eine gesetzliche Weise die Entscheidung ist gegeben worden, ist die pünktlichste und genaueste Ausführung dem Vorstande zur Pflicht gemacht. Eintritt in die Burschenschaft und Austritt aus derselben. Aufnahme und Eintritt. § 168. Jeder hiesige Bursch kann sich zur Aufnahme in die hiesige Burschenschaft melden. § 169. Der Aufzunehmende muß folgende Eigenschaften in sich vereinigen: a., Er muß ein Teutscher sein, d. h. er muß teutsch sprechen und sich zum teutschen Volke bekennen. b., Er muß ein Christ sein. c., Er muß ehrenhaft sein, d. h. es muß ihm weder aus dem bürgerlichen Leben, noch nach Burschen-Ansicht ein Makel anhängen. d., Er darf nicht in irgend einer Verbindung sein, deren Gesetze und Zwecke mit den Gesetzen und Zwecken der Burschenschaft in Widerspruch stehn. e., Er muß wenigstens schon ein Vierteljahr Bursch gewesen sein. § 170. Diejenigen Burschen, die den Wunsch hegen, in die Burschenschaft zu treten, zeigen denselben dem Schreiber des Vorstandes an, und dieser bemerkt sich ihre Vor- und Zunahmen und Geburtsort, die Hochschule wo, und die Zeit, wie lange sie studiert haben. § 171. Der Schreiber liest die Namen derer, die sich gemeldet, in der Burschenversammlung vor und macht sie überdem durch einen Anschlag auf dem Burschenhause bekannt. Hiedurch werden alle diejenigen, die gegen die Aufnahme Eines der Gemeldeten etwas einzuwenden haben, indem ihm eine der oben angegebenen Eigenschaften fehlt, aufgefordert es beim Vorstande anzuzeigen. § 172.a. Wenn binnen vierzehn Tagen nach erster Ankündigung ein solcher Einwurf nicht geschehen ist, so wird den Gemeldeten die Verfassungsurkunde der Burschenschaft vom Schreiber vorgelesen und wenn dieselben auf Befragen noch bei ihrem Wunsche in die Burschenschaft zu treten, verharren (was aus ihrem Stillschweigen geschlossen wird), so werden sie in der nächsten Burschenschaftsversammlung aufgenommen. § 172.b. Wird etwas gegen die Aufnahme eines neuen Mitgliedes eingewendet, weil ein Makel angegeben ist, so stimmt die Burschenschaft über seine Aufnahme ab.
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§ 173. Die Aufnahme geschieht auf folgende Weise: Nach einer Anrede des Sprechers an die Aufzunehmenden, die vor der Versammlung sitzen, werden ihnen vom Schreiber die Aufnahmsworte langsam und deutlich vorgelesen, und nachdem sie die ihnen vorgelegten Fragen mit: ia! beantwortet haben, geben sie auf dieselben ihr Ehrenwort in die Hand des Sprechers. § 174. Die Aufnahmsworte sind folgende: Ihr steht vor dieser ehrenwerthen Versammlung, um das feierliche Gelübde abzulegen, das Euch in unsre Mitte führt. Ich, als Schreiber, frage Euch, N. N. im Namen der Jenaischen Burschenschaft feierlich und öffentlich: Habt Ihr erkannt den Sinn und Geist, der in den Gesetzen unserer Urkunde lebt? Habt Ihr erkannt den Sinn und Geist, der unser Grundgesetz belebt und ihm Kraft und Ansehn gibt? Bekennt Ihr Euch zum Volke der Teutschen und erkennt Ihr, daß ohne teutsches Leben, ohne innige Theilnahme an dem allgemeinen Wohl und Wehe unsers Vaterlandes auch unsere Burschenschaft nach ihrem Zwecke nicht bestehen könne? Erklärt Ihr, daß in den Grundgesetzen der Jenaischen Burschenschaft Ihr Eure Grundsätze wiederfindet; daß Ihr das Grundgesetz und das Leben der Burschenschaft nach Außen und Innen vertheidigen wollet mit Leib und Leben; daß Ihr, wie mit der Burschenschaft, so mit dem teutschen Volke stehen und fallen wollet?– Nun so gebt Euer Ehrenwort in die Hand des Sprechers! § 175. Durch die Abgabe ihres Ehrenworts sind die Aufzunehmenden Mitglieder der Burschenschaft geworden und werden von dem Augenblick an als solche behandelt, sind auch sogleich vom Schreiber des Ausschusses in die Abtheilungen zu vertheilen. Austritt aus der Burschenschaft § 176. Ein Mitglied hört auf, Mitglied der Burschenschaft zu sein: a., Wenn es aus der Burschenschaft ausgeschlossen wird. b., Wenn es selbst um seine Entlassung nachsucht. c., Wenn es aufhört, Bursch zu sein. § 177. Ein Mitglied, das aus der Burschenschaft entlassen sein will, hat sein Gesuch mit Angabe seiner Gründe beim Vorstand schriftlich einzureichen. § 178. Durch die Bewilligung desselben durch Vorstand und Ausschuß, die ihm angezeigt werden muß, hört er auf in der Burschenschaft zu sein. § 179. Wer als Mitglied der Burschenschaft die Hochschule verläßt, bleibt Ehrenmitglied derselben; sofern er sich nicht von ihr lossagt oder wegen entwürdigenden Betragens in der Folgezeit ausgeschlossen wird. § 180.a. Die Ehrenmitglieder behalten alle Rechte eines wirklichen Mitgliedes, in soweit ein Nichtbursch sie in Anspruch nehmen kann, namentlich das Recht an den
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Burschenschaftsversammlungen Theil zu nehmen und berathende Stimme zu geben, an allen Festlichkeiten der Burschenschaft Theil zu nehmen pp; ferner das Recht auf Gastfreundschaft und sonstige Unterstützung von der Burschenschaft, wie sie sie gewähren kann. Freilich muß er dagegen auch alle Verbindlichkeiten übernehmen, die den Genuß jener Rechte möglich machen. § 180.b. Alle die von Jena als Burschenschaftsmitglieder sich entfernen, werden in der letzten Burschenschaftsversammlung feierlich entlassen. Die nähere Anordnung dabei bleibt dem Vorstande überlassen. Verhaeltnisse der Einzelnen zur Burschenschaft und untereinander. Rechte und Pflichten. Verhältnis zur Burschenschaft. § 181. Jedes Mitglied hat die Pflicht, so wie seine eigne Ehre, so die Ehre und das Ansehn der Burschenschaft nach Kräften zu wahren und überhaupt; so viel an ihm liegt, die Eintracht und das Beste derselben zu fördern. § 182. Genaue und pünktliche Befolgung aller einzelnen Gesetze ist ein Grundgesetz der Burschenschaft; denn nur durch genaue Ordnung kann das Ganze bestehen und seinen Zweck erreichen. § 183. Jedes Mitglied erkennt die Beschlüsse der Burschenschaft unbedingt als bindendes Gesetz an, es mag nun dagegen gesprochen und gestimmt haben oder nicht. § 184. Jeder muß sich ruhig in die Strafe fügen, welche auf dem gesetzlichen Wege über ihn verhängt ist. § 185. Jedes Mitglied muß, so viel ihm Zeit und Umstände erlauben an Allem Theil nehmen, was die Burschenschaft als Ganzes angeordnet hat. § 186. Jedes Mitglied ist verbunden, das ihm durch die Wahl übertragene Amt mit allen Pflichten und Rechten anzunehmen. Erlauben ihm Gründe nicht die Verwaltung eines Amts, so hat er diese zur Prüfung an den Vorstand zu geben; während dieser Prüfung aber muß er das Amt verwalten; denn die Wahl selbst überträgt es. § 187. Jedes Mitglied muß deren, welchen die Burschenschaft ein Amt verlieh, überall, wo sie ihren Berufskreis nicht überschreiten, gehörige Folge leisten. § 188. Besonders muß Jeder den Beschlüssen des Vorstandes und Ausschusses streng gehorsamen, wenn er nicht auf dem gesetzlichen Wege Berufung an die gesammte Burschenschaft einlegen will.
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§ 189. Hat ein sonstiger Beamteter die Grenzen seines Amtes überschritten und dadurch Einem Unrecht gethan, so muß davon dem Vorstand Anzeige gemacht werden. § 190. Ein jedes Mitglied der Burschenschaft ist verpflichtet, jeden groben Verstoß gegen Verfassung oder Brauch beim Vorstande anzuzeigen, kann also keineswegs durch eine solche Erfüllung seiner Verbindlichkeit in den Verdacht der Klätscherei kommen. § 191. Alle Mitglieder sind verbunden, von allen Sachen, deren Bekanntwerdung der Burschenschaft gefährlich werden könnte, nie öffentlich, d. h. in Beisein von Philistern zu sprechen; denn, obgleich diese keinesweges eine geheime Verbindung ist, so kann sie doch im Gegentheil bei nicht öffentlich geschehener Anerkennung nicht ganz3 hervortreten. § 192. Ein jedes Mitglied hat in allen Lagen den gültigsten Anspruch auf die kräftigste und thätigste Unterstützung von Seiten der Burschenschaft, die es verlangen kann. Verhaeltniß der Mitglieder untereinander. § 193. Das Verhältniß der Mitglieder zu einander ist vollkommen gleich und es darf durchaus kein Schein von Unterordnung Statt finden. § 194. Aller Unterschied der Geburt fällt gänzlich hinweg und jedes Mitglied ist gehalten, das andre als seinen Bruder anzusehn, als mit ihm nach gleichem Zwecke strebend. § 195. Um das engere Band der Eintracht und Brüderlichkeit zu bezeichnen, nennen sich alle Burschenschaftsmitglieder „Du“. § 196. Deswegen ist auch jedes Mitglied verbunden, sich bei Zweikämpfen, einen Kampfwart und einen Zeugen aus der Burschenschaft zu nehmen. § 197. Der einzige Unterschied der unter den Burschenschaftsmitgliedern gemacht werden kann, ist der, den größre oder geringre Erfahrenheit natürlich begründet. Daher erhalten die Mitglieder erst im zweiten Halbjahr ihres Burschenlebens entscheidende Stimme in der Burschenschaft. § 198. Zum Vorsteheramt kann ein Burschenschaftsmitglied erst nach dem dritten Halbjahre seines Burschenlebens gewählt werden; zu dem eines Ausschußmanns nach dem zweiten. § 199. Dieser Unterschied darf aber nicht zur Zurücksetzung eines jüngern Burschen hinter einen ältern führen; denn nur der innere Werth des Einzelnen, nicht die Zahl seiner Burschenjahre, soll gelten. 3
Wortgruppe nachträglich eingefügt.
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Uebertretung der Gesetze. Strafen. § 200. Die Burschenschaft straft: 1., Als Vertreterin des Brauchs, indem sie jede Uebertretung des Brauchs mit einer Strafe belegt und bei, dem Burschen entehrenden, Vergehen den im Brauche ausgesprochenen Verlust der Ehre, den Verruf ausspricht. Von diesen Strafen unten im Brauche. § 201. 2., Als Gemeinwesen für sich muß sie aber sich vor der Uebertretung der Gesetze durch ihre Mitglieder verwahren und übt so die richterliche Gewalt über ihre Mitglieder aus. § 202. Die Strafen auf Uebertretung der Gesetze in der Burschenschaft sind theils Geldstrafen, theils Ehrenstrafen § 203. Geldstrafen werden aufgelegt wegen Nachlässigkeit im Besuchen der Versammlungen und des Fechtbodens. Das Nähere in den einzelnen Theilen. § 204.a. Jeder ist verpflichtet, die Geldstrafen zu entrichten vor dem ersten des nächsten Monats. Wer dann nicht bezahlen kann, muß sich auf sein Ehrenwort eine Frist setzen, die vier Wochen nicht überschreiten darf. § 204.b. Jeder Vorsteher der Abtheilung oder des Fechtbodens ist verpflichtet, die Geldstrafen einzutreiben und haftet für dieselben bei Nachlässigkeit; er ist verpflichtet, sie alle Monate an den Rechnungsführer abzuliefern. § 205. Die Ehrenstrafen sind folgende: 1. Erinnerung vom Sprecher wegen versäumter Pflicht. 2. Verweis und Tadel nach Maßgabe des Vergehens a. vor dem Privatvorstand, b. vor dem öffentlichen Vorstand, c. vor der Burschenschaftsversammlung. § 206. Den Verweis ertheilt jedes Mal der Sprecher, nachdem er ihn dem Vorstand zur Billigung vorgelegt hat; er darf darin jedes, das Vergehen bezeichnende, Wort gebrauchen, durchaus beleidigende ausgenommen, weil einem Richterstuhle der Wille zu beleidigen nicht zugeschrieben werden kann. § 207. 3., Ausschluß aus der Burschenschaft erfolgt, wenn jemand durch sein Betragen sich unwürdig gemacht hat, Mitglied der Burschenschaft zu sein: a., wenn ein Mitglied in Verruf kommt, b., oder sonst auf ein Vergehen, das sich noch nicht zum Verruf eignet. § 208. 4., Verruf, dieser erfolgt, wenn ein Mitglied Verachtung gegen die Burschenschaft
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an den Tag legt, sei es zur Beleidigung des Ganzen oder des Vorstandes und Ausschusses, oder wenn es den Beschlüssen der Burschenschaft sich widersetzt. § 209. Alle diese Strafen sind entweder 1., in den Gesetzen schon auf bestimmte Fälle des Vergehens gelegt; dann spricht sie der Vorstand nach dargelegtem Falle aus; bei Entschuldigungsgründen, die der Vorstand nicht als solche anerkennen will, findet auf den oben angegebenen Wege Berufung an die Burschenschaft Statt. § 210. Oder 2., ihnen sind keine bestimmten Fälle untergelegt. Dann bestimmt die Strafen der Erinnerung und des Verweises der Vorstand mit Bewilligung des Ausschusses. Gegen diese Erkenntnisse findet Berufung an die Burschenschaft statt. § 211. Ueber den Ausschluß eines Mitgliedes, auf Antrag des Vorstandes, in einem Falle, der nicht gerade zu in den Gesetzen mit dieser Strafe belegt ist, muß die ganze Burschenschaft durch Mehrheit der Stimmen entscheiden. Geldangelegenheiten. Kasse. § 212. Die Verwaltung der Kasse geschieht durch den Vorstand. § 213. Die Füllung der Kasse geschieht durch drei Mittel: a., durch halbjährlich zu hebende Wechselabgaben, b., durch außerordentliche Beisteuern. c., durch eingehende Strafgelder. § 214. Ueber die Erhebung der Wechselabgaben sind folgende Bestimmungen vestgesetzt: § 215. Jedes Mitglied bezahlt von seinem Wechsel, dessen Betrag er bei seinem Eintritt in die Burschenschaft auf sein Ehrenwort angeben muß, Einen und einen halben Thaler vom Hundert; doch sind die, welche weniger, als hundert Thaler jährlichen Wechsel haben, von allen veststehenden Abgaben frei. Es muß aber bei Angabe seiner jährlichen Einnahme Jeder Freitische und Stipendien berücksichtigen. § 216. Der nöthigen Ordnung halber werden die bestimmten Wechselabgaben halbjährlich und zwar im Voraus bezahlt, jedoch so, daß für das Sommer-Halbjahr der einunddreißigste des Wonnemonds und für das Winter-Halbjahr der dreißigste des Nebelmonds als Frist vestgesetzt sind, bis zu welchem Jeder bezahlt haben muß. Da indeß der Fall eintreten kann, daß ein Mitglied in diesem Zeitraum nicht zu zahlen vermag, so ist es dem Rechnungsführer gestattet, einem in dieser Verlegenheit sich Befindenden, eine Frist zu geben, die aber nicht die Zeit von sechs Wochen nach jener Frist überschreiten darf und auf welche er ausdrücklich sein Ehrenwort zu geben verpflichtet ist.
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§ 217. Wer nicht zur rechten Zeit bezahlt und sich keine Verlängerungsfrist setzt, wird aus der Burschenschaft ausgeschlossen. § 218. Gegen Bezahlung erhält jedes Mitglied einen Schein vom Rechnungsführer. § 219. Um aber zu verhüten, daß tadelnswerther Leichtsinn durch Bruch des Ehrenworts in die Strafe des Verrufs bringe, muß dieß Abgabegesetz im Halbjahr jedes Mal in der ersten ordentlichen Burschenschaftsversammlung vorgelesen und vom Sprecher an die Wichtigkeit des Ehrenworts erinnert werden. § 220. Die außerordentlichen Beiträge werden, wo solche nöthig sein sollten, vom Vorstande bestimmt und von der Burschenschaft bewilligt. Zu diesen muß jedes Mitglied geben, auch wer nur unter hundert Thaler hat. Diese Beiträge werden, wenn sie geringer sind, für jedes Mitglied gleich hoch angesetzt; sollten sie aber beträchtlicher sein, so tritt auch hier Vertheilung nach dem Wechsel der Einzelnen ein. Die letzte Frist zur Entrichtung solcher Beiträge ist aufs Ehrenwort der vierzehnte Tag nach der Bewilligung derselben durch die Burschenschaft. Doch kann er bei Beiträgen, die den Einzelnen schwer fallen müssen, auch weiter hinausgerückt werden. Von Fecht- und sonstigen Turnübungen. Der Fechtboden. § 221. Die Burschenschaft sorgt für das Vorhandensein eines Fechtbodens zu ihrem Gebrauch. § 222. Jedes Mitglied der Burschenschaft ist verbunden, denselben vier Mal in der Woche zu besuchen an bestimmten Tagen und Stunden. Ausnahmen können nur gemacht werden bei solchen, die im letzten Halbjahr studieren oder denen es sonst Umstände unmöglich machen, welche dem Vorstand zur Prüfung vorgelegt werden müssen. § 223. Jedes Mitglied der Burschenschaft hat das Recht zu verlangen, daß es eingestoßen werde und im Gegentheil ist Jeder, der stoßen kann, verpflichtet, einzustoßen. § 224. Ein Jeder muß beständig sein eignes Fechtel im brauchbaren Zustande erhalten, damit keine Stockungen in den Uebungen entstehen. § 225. Wer das Fechtel eines Andern beschädigt, ist gehalten, es auf der Stelle wieder in gehörigen Stand setzen zu lassen; ohne daß auf den Eigenthümer der geringste Schein von Eigennutz fallen kann. § 226. Alles Hofmeistern von Seiten eines Dritten ist verboten und nur der Einstoßende hat seinen Schüler zu belehren.
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§ 227. In den einzelnen Stunden haben Vorsteher die Aufsicht über den Fechtboden, denselben in Ordnung zu erhalten, die Listen über die Fehlenden zuführen und die Strafgelder einzutreiben. § 228. Die nähern Einrichtungen bleiben dem Vorstande überlassen, welcher sie halbjährlich nach den Umständen in der Fechtordnung zu bestimmen hat. Turnplatz. § 229. Der Turnplatz steht im Schutze der Burschenschaft. Uebrigens bleiben den Turnenden alle nähern Einrichtungen und Anordnungen rücksichtlich der Turnübungen überlassen. § 230. Ein Vorsteher sitzt jedes Mal in dem, die Turnübungen leitenden Turnrathe. § 231. Die Turnordnung wird vom Turnrathe zur Billigung dem Vorstande und Ausschusse vorgelegt. Gibt dieser seine Billigung nicht, so muß sie geändert werden, wenn nicht der Turnplatz gänzlich außer Berührung mit der Burschenschaft treten will. Die Erhaltung der gebilligten Turnordnung wird von der Burschenschaft verbürgt. § 232. Im Winter werden auf dem gemietheten Fechtboden, die Schwingübungen in Stunden, in denen das Fechten durch sie nicht gestört wird gehalten. Vom Burschenhause. § 233. Da ein gemeinschaftliches Burschenhaus ein vorzügliches Mittel zur nähern Vereinigung, Eintracht und Geselligkeit sein soll, so macht sich ein jedes Mitglied der Burschenschaft verbindlich, dasselbe zu besuchen wie ihm möglich. § 234. Es ist die Pflicht des Vorstandes für ein solches zu sorgen und in demselben zu thun, was seinen Besuch den Burschen angenehm machen kann. § 235. Auf dem Burschenhause werden, wenn es der Raum gestatten sollte, alle Gelage, die auf die Burschenschaft Bezug haben, gehalten. § 236. Auf dem Burschenhause werden, wo möglich, alle öffentliche Versammlungen des Vorstandes, Ausschusses und der Burschenschaft gehalten. § 237. Vor allen Dingen muß auf dem Burschenhause ein Lesezimmer eingerichtet und im guten Stand erhalten werden. § 238. Um das Burschenhaus stets in gutem Ansehn zu erhalten, verpflichtet sich jedes Mitglied der Burschenschaft auf sein Ehrenwort zur ordentlichen Bezahlung des Wirths.
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Von oeffentlichen Feierlichkeiten. § 239. Die öffentlichen Burschenfeierlichkeiten werden angestellt: a., entweder von der Burschenschaft, dann sind sie allgemein, b., oder von Einzelnen, deren nähere Bestimmungen, in so fern sie nichts, der Burschenschaft widerwärtiges enthalten, ganz den Unternehmern überlassen bleiben. § 240. Die Burschenschaft veranstaltet Kommersche, feierliche Aufzüge, Leichenbegängnisse pp. § 241. Ordentliche, feierliche Kommersche werden regelmäßig zu Anfang jedes Halbjahrs gehalten, ein Fuchskommersch; in der Mitte des Halbjahres ein Kommersch beim Prorectoratswechsel und zu Ende jedes Halbjahrs ein Abschiedskommersch. Kleinere Kommersche kann der Vorsteher des Burschenhauses nach Rücksprache mit dem Vorstande anstellen, so oft er will. § 242. Nähere Einrichtungen der Kommersche sind in der Kommerschordnung enthalten, die der Vorstand halbjährig gibt. § 243. Große, allgemeine Feste werden gefeiert: Am achtzehnten des Heumonds4 zum Andenken der Stiftung unserer Burschenschaft und der Schlacht vom Schönen-Bunde; zugleich als Erinnerungsfest an alle verbrüderten Burschenschaften; und Am achtzehnten des Siegsmonds, wenn nicht in allgemeiner Vereinigung aller Burschenschaften durch unsre Burschenschaft, zum Andenken an die Freiheitsschlacht und zur Erinnerung an die erste Vereinigung aller teutschen Burschen zur allgemeinen teutschen Burschenschaft. § 244. Außerordentlich anzustellende Feierlichkeiten hat die Burschenschaft zu bewilligen. § 245. Die nähere Einrichtung solcher Feste bleibt jedes Mal dem Vorstande mit Beistimmung des Ausschusses überlassen, so wie auch die Bestimmung der Beamteten; Vorsteher und Ausschußleute haben ein Vorrecht auf diese Ehrenämter. § 246. Jedes Mitglied ist verpflichtet, an allen Burschenschaftsfeierlichkeiten, so viel ihm möglich, Theil zu nehmen, so wie die bestimmte Ordnung bei denselben zu beobachten. Brauch. Vom Wesen der Burschenehre § 1. Die äußere Anerkennung des menschlichen Werthes und der Freiheit im Einzelnen ist das, was wir Ehre nennen. 4
Nachträgliche Korrektur von „Brachmonds“.
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§ 2. Ein Jeder hat, solange er ein freier Mann ist, das Recht, die Anerkennung seiner Ehrhaftigkeit zu verlangen und die Pflicht, sie gegen jede Antastung von Außen her zu vertheidigen. § 3. Diese Anerkennung des Werthes des Einzelnen von Allen im Burschenleben mit Beziehung auf den Stand des Burschen und die aus seinem Wesen hervorgehenden Eigenschaften desselben, ist die Burschenehre. § 4. Es ergibt sich so, daß Niemand Burschenehre besitzen kann, der nicht allgemeine Menschenehre besitzt. § 5. Das Mittel, bei Verletzungen die Burschenehre aufrecht zu erhalten, ist der Zweikampf, indem der Bursch in demselben zeigt daß er nicht dulden wolle, daß ihm das verweigert werde was ihm als Mensch und Bursch gebührt und, daß er seine Ehre höher halte, als sein Leben. § 6. So kann der nicht mehr als Bursch angesehen werden und wird aus der Gemeinschaft ausgeschlossen, der es leidet, daß seine äußere Ehre verletzt werde, ohne sich für diese Beleidigung durch Zweikampf Genugthung zu fordern; und eben so Jeder, der das gleiche Recht des Andern so wenig achtet, daß er ihm diese Genugthung verweigert. § 7. Bei Jedem, der die Hochschule bezieht, wird vorausgesetzt, daß er Burschenehre verlangen könne. Es ist ihm also die Gleichheit der Ehrenrechte mit allen Burschen zugesichert, bis er sich selbst durch unwürdige Handlungen derselben unwerth zeigt. § 8. Es steht aber dem Burschen zu, auch von jedem Nichtburschen Anerkennung zu verlangen und wo sie verweigert wird, auf gleiche Weise Genugthuung zu fordern, von dem es vorauszusetzen ist, daß er sein Menschenrecht gleich lebendig fühle und es auf gleiche Weise mit Hintansetzung seines Lebens wahren wolle. Einem solchen die Genugthuung zu verweigern, muß den Burschen seiner Ehrenrechte unwerth zeigen, ihn also aus der Gemeinschaft ausschließen. § 9. Was sich über die Ehrenverhältnisse der Burschen von alter Zeit her in der Burschenwelt Vestes und Gemeingültiges gebildet hat, nennen wir den Burschenbrauch. Wer durch die Gesetze des Brauchs gebunden ist, und wie er durch die Burschenschaft vertreten wird. § 10. Durch die Gesetze des Burschenbrauchs ist jeder Bursch gebunden; durch die Gesetze des Jenaischen Brauchs also der Jenaische Bursch. § 11. Jenaischer Bursch ist der, der seinen Willen zu erkennen gegeben hat, hier als Bursch zu leben, sei es durch Immatriculation oder Inscription oder Hören von Vorlesungen.
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§ 12. Ausgenommen sind jedoch solche, die sich durch irgend ein Handwerk ihren Lebensunterhalt erwerben, als Barbiere, Buchdruckergeselle pp. pp. § 13. Jeder hört auf Bursch zu sein dadurch, daß er aus dem Burschenleben ins bürgerliche übertritt. Durch bloßes Zerreißen der Matrikel aber tritt man nicht aus dem Burschenstand. § 14. Als die einzig rechtmäßigen, dem Wesen der Hochschule angemeßne Verbindung vertritt die Burschenschaft den Brauch, d. h. sie hält ihn aufrecht, straft die Uebertretung desselben und ergänzt die Gesetze desselben wie es ihr Noth scheint. § 15. Nur in Fällen, wo das Wohl der ganzen Hochschule in Frage kommt, haben auch solche Burschen, die nicht in der Burschenschaft sind, das Recht, ihre Entscheidung zu geben. Sonst werden sie als solche angesehen, die sich freiwillig des Rechts, in Burschensachen mitzusprechen, begeben haben, da sie Nichts hindern kann, in die Burschenschaft zu treten. § 16. Jeder, der in Burschensachen ein Anliegen hat, muß sich also mit demselben an die Burschenschaft wenden. §. 17. Keinem ehrenhaften Burschen darf die Einsicht des Burschenbrauchs von der Burschenschaft verweigert werden. Vorgelesen wird der Brauch alle Halbjahre allen Burschen. § 18. Wer sich weigert, den Gesetzen des Burschenbrauchs und den Beschlüssen der Burschenschaft als Vertreterin derselben, Folge zu leisten, wird aus der Gemeinschaft der Burschen ausgeschlossen. § 19. Wer auf geringre Weise gegen den Brauch fehlt, muß im Allgemeinen demselben Abbitte thun, d. h. er muß erklären, es thue ihm leid, gegen denselben gefehlt zu haben. Andere Strafen sind in den einzelnen Fällen bestimmt. Von Verletzung der Ehre und deren Ausgleichung Von der Beleidigung § 20. Wenn Jemand sich beleidigt, seine Ehre verletzt glaubt, muß er um diese Verletzung wieder aufzuheben, den Beleidiger fordern lassen, (ihm im Zweikampfe gegenüber treten und ihm so seine Mannheit und Freiheit beweisen). § 21. Dem Gefühle eines Jeden muß es überlassen bleiben, ob er seine Ehre für verletzt hält, oder nicht.
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§ 22. Allgemein Bestimmungen über Arten von Beleidigungen lassen sich nicht aufstellen. Es können zwar einzelne Wörter, als einfältig, lächerlich, komisch, sonderbar, im Ernste ausgesprochen eine Verletzung mit sich führen; doch ist hier auf den Willen des Aussprechenden Rücksicht zu nehmen. § 23. Ist bei der Beleidigung das Wort d u m m gebraucht, so wird der Wille zu beleidigen vorausgesetzt. § 24. Alles weitere Schimpfen, alles Hin- und Herstürzen ist dadurch ausgeschlossen und durchaus verboten. § 25. Damit aber der Zweikampf ein würdiges Mittel bleibe, seine Ehre zu verfechten, darf kein Zweikampf zugelassen werden, der aus einer unbedeutenden, unwürdigen Kleinigkeit hervorging, wo also keine Verletzung der Ehre Statt fand. Es wird in einem solchen Falle vom Vorstande der Ungrund des Zweikampfes erklärt und die Streitenden werden zur Ausgleichung aufgefordert. Vom Haendelsuchen ohne Grund. § 26. Alles Händelsuchen ohne Grund (Renomiren) ist durchaus verboten. Als solches werden auch Beleidigungen gegen solche die sich nicht schlagen können oder sehr schwach sind angesehn. § 27. Wer sich der Händelsucht schuldig macht, muß die Beleidigung zurück nehmen (revocieren), dem Brauch Abbitte thun (deprecieren) und erhält einen Verweis. § 28. Solchen aber, die sich öfters als Händelsucher gezeigt haben, wird die Burschenschaft durch drei ihrer Glieder, wegen des Händelsuchens stürzen lassen. Mitglieder der Burschenschaft müssen vorher aus der Burschenschaft ausgeschlossen werden. § 29. Einzelnen ist es nicht erlaubt, Jemanden Händelsuchens wegen zu stürzen außer nach, beim Vorstande eingeholter Erlaubniß, die nur ertheilt werden darf in Sachen, die den Nachsuchenden näher angehen. Von unerlaubten Beleidigungen. § 30. Solche Beleidigungen sind unerlaubt, die auf eine Art geschehen, daß es Nichtburschen hören können. Hier muß der Beleidiger dem Brauch Abbitte thun. § 31. Bei allen unerlaubten Beleidigungen, z. B. Schimpfen (und die sonst in den einzelnen Fällen aufgeführt sind), muß dem Brauch Abbitte gethan werden. In strafbaren Fällen trifft den Schuldigen überdem ein Verweis.
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§ 32. Beleidigungen, in der Trunkenheit ausgestoßen, müssen, wenn die Forderung abgewendet werden soll, zurückgenommen werden. § 33. Allgemeine Regel ist, daß in allen Fällen, wo die Beleidigung zurückgenommen wird, keine Forderung des Beleidigten erfolgen darf; wo hingegen blos dem Brauch Abbitte geschieht, dieselbe erfolgt. Von der Zurücknahme von Beleidigungen. § 34. Die Zurücknahme geschieht dadurch, daß der Eine in Beisein eines Zeugen dem Andern erklärt, er nehme die Beleidigung zurück. Diese Erklärung kann auch durch einen Dritten geschehen. § 35. Die Zurücknahme einer Beleidigung kann durchaus nicht der Ehrenhaftigkeit eines Burschen nachtheilig sein; vielmehr ist es eines Jeden Pflicht, da, wo er sein Unrecht einsieht, dasselbe durch Zurücknahme aufzuheben. Anfrage über den Willen zu beleidigen. (Coramation) § 36. Wo man über des Beleidigers Willen zu beleidigen zweifelhaft ist, muß man ihn über denselben fragen lassen, worauf der Beleidiger sich über seine Absicht bestimmt mit Ja oder Nein erklären muß. § 37. Jede Anfrage soll innerhalb drei Tagen nach der in Frage stehenden Beleidigung oder innerhalb drei Tagen, wo man in den Stand gesetzt war, anfragen zu lassen, geschehen. Nach Ablauf dieser Frist hat der vermeinte Beleidiger nicht mehr nöthig, auf die Anfrage zu antworten. § 38. Der Anfragende muß wenigstens ein junger Bursch sein. Er darf sich bei der Anfrage keiner beleidigenden Ausdrücke bedienen. Im Falle des Entgegenhandelns, muß er zurücknehmen und dem Brauch Abbitte thun. § 39. Niemand darf sich durch eine Anfrage als solche beleidigt fühlen und deshalb, wenn er die Absicht zu beleidigen verneint hat, neue Beleidigungen ausstoßen. Jeder hier das Gesetz Übertretende muß zurücknehmen und den Brauch abbitten. Von der Forderung § 40. Ganz dieselbe Förmlichkeit, wie bei der Anfrage ist bei der Forderung zu beobachten; sie muß also wenigstens durch einen jungen Burschen und binnen drei Tagen geschehen.
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§ 41. Selbst fordern darf nur wenigstens ein junger Bursch und zwar gleich nach geschehener Beleidigung. § 42. Damit die Gesetze des Brauchs über Zweikämpfe in Ausführung gebracht werden können, ist es den Kampfwarten zur Pflicht gemacht, Zweikämpfe, die gegen den Brauch sind, anzuzeigen. Vom Zweikampfe. Bestimmung. § 43. Hat der Beleidiger die Forderung angenommen, so hat er Zeit und Ort des Zweikampfs zu bestimmen; jedoch muß er dieß dem Beleidigten, wenn er sich in der Stadt schlägt zwei Stunden, schlägt er sich aber außerhalb der Stadt vier Stunden vorher anzeigen. Will der Beleidiger auf eine Stube bestimmen, so bedarf er hierzu der Einwilligung des Gegners im Sommer, so wie umgekehrt, wenn er ihn ins Freie bestimmt, im Winter. § 44. Der Zweikampf muß wenigstens (14) vierzehn Tage nach geschehener Forderung vor sich gehen; doch entschuldigen natürlich hier Krankheit, Reisen, schlechte Witterung u. dergl. Außerdem ist es solchen, die im ersten Halbjahr auf der Hochschule sind, erlaubt, den Zweikampf noch vier Wochen länger hinaus zu schieben, wie auch denen die von einer Hochschule kommen, auch der Hiebbrauch gilt. § 45. Ist Jemand mit Mehren zu gleicher Zeit in Händel verwickelt, so müssen die frühern Händel zuerst ausgemacht werden, es sei denn, daß die frühern sich ihres Rechts begäben, oder für jetzt auszumachen verhindert sind. Das Alter der Händel wird nach der Zeit der Forderung berechnet. Kampfart. § 46. Jeder Jenaische Bursch muß auf den Stoßschläger Genugthuung geben, und es ist Niemand verbunden, einem Jenaischen Burschen auf eine andre Waffe, als auf diesen Genugthuung zu geben. Es ist demnach der S t o ß Jenaischer Schlagbrauch. § 47. Durch Uebereinkunft beider Theile kann jedoch jede andre Waffe bestimmt werden. Das Schlagen ohne (Secundanten) Kampfwart auf Vorschlag des Beleidigten5 ist unerlaubt.
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Wortgruppe „auf Vorschlag des Beleidigten“ gestrichen.
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Von den Kaempfern. § 48. Jeder der sich Schlagenden muß zur rechten Zeit auf dem Kampfplatze erscheinen; bleibt Einer aus ohne hinlängliche Entschuldigungsgründe zu haben, so muß er sich einen Verweis vom Kampfwart des Gegners gefallen lassen; kommt er das dritte Mal nicht ohne gehörige Entschuldigung, so verliert er das Recht auf Genugthuung. § 49. Niemand braucht länger, als eine Viertelstunde in der Stadt und eine halbe Stunde außer der Stadt auf seinen Gegner zu warten. § 50. Niemand braucht eher auf dem Platze zu erscheinen, oder eine Forderung anzunehmen wenn er in Händel geräth mit Einem, der ihm etwas schuldig ist, bevor er befriedigt worden ist. § 51. Niemand darf sich, mit einer venerischen Krankheit behaftet, schlagen. § 52. Ein Jeder der sich Schlagenden hat das Recht, außer demjenigen, der den Schläger getragen noch einen Zuschauer mitzubringen, wenn nicht Uebereinkunft unter ihnen ein Anderes bestimmt. § 53. Geht einer der sich Schlagenden hinter das Kampfmal (Mensur) zurück, so muß er sich vom Kampfwart des Gegners eine Erinnerung gefallen lassen; es müßte denn dieß unbedeutend und nach den Regeln der Fechtkunst gestattet sein. Ueberhaupt kann auf Zurückgehn nicht gesehn werden, wenn der Zurückgehende in dem nehmlichen Gange sein Mal wieder gewinnt. Ist einer der sich Schlagenden sechs Fuß zurückgewichen und zwar so, daß der Gegner auf seinem Mal steht, so ist er von dem Kampfwart des Gegners für geschasst zu erklären. § 54. Niemand darf mit seinem Gegner der erhaltenen Wunden wegen Händel anfangen. § 55. Wer ein Mal angefangen hat, rechts zu schlagen, der muß dieß auch den ganzen Zweikampf durch fortsetzten; ein Gleiches gilt von dem, welcher angefangen hat, links zu schlagen; es sei denn, daß der sich Schlagende um den Kampf zu verkürzen, oder aus Unmöglichkeit mit der Hand, mit welcher er zu schlagen angefangen hat, wieder zu schlagen, oder aus andern triftigen Gründen, worin jedoch der Gegner einwilligen muß, abwechseln will. § 56. Die sich Schlagenden haben während des Zweikampfs weder mit einander, noch überhaupt in Sachen zu reden, die Bezug haben auf den Zweikampf, sowie ihnen auch alle laute Äußerungen während des Schlagens untersagt sind; ausgenommen in dem Fall, daß ein Versehen oder sonst eine Unregelmäßigkeit vorfällt, welche die Kampfwarte nicht gleich bemerken, wo es ihnen erlaubt ist H a l t zu rufen, unter der Bedingung, daß sie die Gründe ihres Halt – Rufens nachher angeben.
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§ 57. Die sich Schlagenden dürfen während des Kampfes nicht Tabak rauchen. § 58. Die Kämpfer dürfen nicht beleidigt werden und es müssen alle, ihnen etwa angethanen Beleidigungen sogleich zurückgenommen werden. § 59. Die Kleidung der Kämpfer ist willkührlich; sie können alle Kleider, außer Rock und einer Weste mit Aermeln anbehalten; daß die Weste nicht gepolstert sein, und der Kämpfer keine Jacke unter derselben anhaben dürfe, versteht sich von selbst. Uebertrieben dicke und stichveste Kleider, als lederne, oder mit Leder besetzte Hosen, Stiefeln, die bis über die Knie gehen, sind verboten. § 60. Die Schaamtheile können durch ein Tuch oder sonst etwas gedeckt, und der Arm, womit der Kämpfer schlägt, vier Fingerbreit oberhalb der Handwurzel gesichert werden. § 61. Die Länge der Klinge des Stoßschlägers beträgt (3) drei Fuß, ein Zoll; jedoch kann auf den Unterschied von einem halben Zoll länger oder kürzer nicht gesehen werden. Der Durchmesser des Stichblatts beträgt. § 62. Der rechts Schlagende steht auf seinem linken Fusse auf seinem Schlagmale, bis der Ausstoß vollbracht wird; der links Schlagende hingegen mit dem rechten Fuß. § 63. Die sich Schlagenden binden, wenn sie beide rechts schlagen die Klingen so, daß die Quart-Seite oder breite Höhlung des Schlägers inwendig liegt; schlägt der Eine aber rechts, der Andre links, so binden sie die Klinge so, daß der rechts Schlagende die Klinge des links Schlagenden mit seiner Quart-Seite bindet. § 64. Der Beleidigte hat den Ausstoß. Der Ausstoß wird als geschehen betrachtet, sobald der Beleidigte die Klinge des Beleidigers verlassen hat. Von den beim Zweikampfe Anwesenden. § 65. Die beim Zweikampfe Anwesenden sind entweder Kampfwarte, Zeugen, Aerzte oder sonstige, nichtbeschäftigte Zuschauer. § 66. Niemand darf bei einem Zweikampfe zugegen sein, der mit einem der sich Schlagenden in Händel verwickelt ist. Eben sowenig dürfen Zeugen oder Kampfwarte mit einander Händel haben. § 67. Zeugen und Kampfwarte beim Zweikampfe dürfen so wenig, als die Kämpfer selbst beleidigt werden; daher muß auch jede, gegen eine solchen ausgestoßene Beleidigung, sogleich zurückgenommen werden. Im Weigerungsfalle ist dem Zweikampfe für jetzt Einhalt zu thun, wenn die Beleidigung zwischen solchen vorgefallen, die bei dem Kampfe beschäftigt sind.
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§ 68. Das Tabakrauchen während des Zweikampfs ist Niemandem gestattet. Ueberhaupt muß jeder bei einem Zweikampfe Anwesende sich so benehmen, daß die Würde des Zweikampfs nicht verletzt werde. § 69. Alles heimliche Zuflüstern während des Zweikampfs, so wie auch das Sprechen in einer Sprache, die nicht allen verständlich ist, ist verboten. § 70. Alles Einreden eines beim Zweikampfe nicht Beschäftigten in denselben ist streng untersagt und deshalb kann auf das Urtheil eines solchen auch nicht die geringste Rücksicht genommen werden. Von den Kampfwarten. § 71. Die Wahl eines Kampfwarts steht jedem Burschen, der nicht in der Burschenschaft ist, gänzlich frei; nur muß der Erwählte wenigstens junger Bursch sein. Blos derjenige, dessen Kampfwart in der Burschenschaft ist kann Anspruch auf einen Schläger von der Burschenschaft machen. § 72. Die Kampfwarte haben alles zum Zweikampf Gehörige vorher zu besorgen, damit der Zweikampf nicht verzögert werde. § 73. Der Kampfwart des Beleidigers bestimmt dem Beleidigten Ort und Zeit, wo und wann der Zweikampf vor sich gehen soll und sobald dieß angenommen ist, so muß er auch den Vorsteher, welcher einen Zeugen von Seiten der Burschenschaft zu bestimmen hat, davon die Anzeige. § 74. Die Kampfwarte haben das Recht, den sich Schlagenden über ihre Fehler während des Zweikampfs Verweise zu geben, natürlich aber nicht in beleidigenden Ausdrücken. § 75. Die Kampfwarte haben darauf Rücksicht zu nehmen, daß das Licht unter den sich Schlagenden auf eine gleichmäßige Weise vertheilt sei, so wie auch der Vortheil des Bodens und eben so haben sie auf Gleichheit der Waffen zu sehen. § 76. Sie bestimmen für die sich Schlagenden ein passendes Schlagmal und zwar auf folgende Weise: Der Kampfwart des Beleidigten bestimmt zuerst das Mal und zwar so, daß die Spitze des Schlägers nach einem starken Ausfall nicht weiter, als bis an die Brust des anderen Kampfwartes, der im halben Ausfalle liegt reicht; Hierauf bestimmt dieser auf gleiche Weise das Mal. Am Orte, wo der linke Fuß des Kampfwartes steht, wird das Mal bezeichnet. § 77. Die Kampfwarte stehen zur linken Seite der gegnerischen Kämpfer, doch ohne dieselben im Geringsten zu hindern.
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§ 78. Sie binden die Klingen und zwar so, daß der zum beistehen dienende Stoß des Kampfwarts des Beleidigten unterhalb, der des Kampfwartes des Beleidigers oberhalb der Klingen liegt. § 79. Der Kampfwart des Beleidigten ruft, sobald ausgelegt werden soll: L e g t e u c h a u s ! Ist dieß geschehen und die Klingen sind gebunden, S t o ß a u s ! worauf beide Kampfwarte die Stöße wegnehmen und der Ausstoß vollbracht wird. § 80. Die Kampfwarte müssen Halt rufen, sobald sie glauben, daß ein Stoß gesessen hat, oder sonst ein Ereigniß eingetreten ist, daß einen der Kämpfer abhält, sich mit Wirkung zu vertheidigen oder anzugreifen, z. B. wenn der eine Kämpfer den Schläger aus der Hand oder die Schraube von demselben verloren hat, wenn eine Klinge abgesprungen, oder die Spitze des einen Schlägers abgestoßen ist. § 81. Sobald H a l t ! gerufen, haben die Kampfwarte dem weitern Kampfe Einhalt zu thun, indem sie die Schläger mit den Stößen ausheben. § 82. Durch den Ruf H a l t ! wird ein Gang beendigt wenn dieß nehmlich nach dem Ausstoße geschieht. § 83. Die Kampfwarte haben das Recht, nach jedem Gange den Kämpfer zu untersuchen und diese müssen sich, solange sie noch auf dem Platze sind, einer solchen Untersuchung unterwerfen. § 84. Sie entscheiden über alle Fälle, die der eignen, persönlichen Ansicht der Einzelnen überlassen sind, allein und erst, wenn sie uneinig sind haben sie die Zeugen zur Entscheidung aufzurufen; jedoch sind sie verpflichtet, auf ihr Ehrenwort unpartheiisch zu entscheiden. Von den Zeugen. § 85. Bei jedem Kampfe sind drei Zeugen zugegen, nehmlich zwei von Seiten der Kämpfer und einer von Seiten der Burschenschaft. § 86. Alle Zeugen müssen wenigstens junge Burschen sein. § 87. Die Zeugen sind auf ihr Ehrenwort verpflichtet, unpartheiisch zu entscheiden, sobald sie zur Entscheidung aufgefordert werden. Sie sind verbunden, darüber zu wachen, daß nichts Gesetzwidriges vorfällt und im Nothfall ist ein Jeder von ihnen berechtigt, den Zweikampf für dieß Mal aufzuheben. § 88. Die Zeugen entscheiden durch Mehrheit der Stimmen, sobald sie von den Kampfwarten zur Entscheidung aufgefordert werden, jedoch so, daß der Zeuge von Seiten der Burschenschaft zuletzt seine Stimme gibt.
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§ 89. Der Zeuge von Seiten der Burschenschaft, hat vorzugsweise das Recht, jede Unregelmäßigkeit zu rügen. Auch kann er wegen einer solchen einen Gang für nichtig erklären. Ihm kommt es zu, das Schlagmal zu bezeichnen und die Gänge genau zu bemerken; auch hat er strenge darauf zu sehen, daß der Zweikampf nicht eher beginne, als bis ein Arzt herbeigerufen. Vom Anschisse. § 90. Anschiß heißt jeder Stich am Körper, der blutet, ausgenommen unterhalb der Knie und der Handtwurzel, womit der Kämpfer schlägt. Jedoch können bloße Verletzungen der Haut, Risse, nicht als Anschisse gesehen werden. Anschiß ist es auch, wenn einer der sich Schlagenden den Schläger auf irgend eine Art aus der Hand verliert, so daß das Stichblatt oder der Griff des Schlägers auf dem Boden liegt. Natürlich darf der Schläger aber nicht etwa durch den Stoß des Kampfwartes heraus gedrückt sein; auch wird eine Entwaffnung für Anschiß erklärt. § 91. Ein Stoß, der vor dem Ruf Stoßt aus! fällt und eine Wunde hervorbringt wird als nicht geschehen betrachtet, und ebenso, wenn dies nach dem Halt! rufen der Fall war. Von der Genugthuung. § 92. Nach Beendigung von zwölf Gängen muß der Beleidigte Genugthuung nehmen, es sei eine Wunde gefallen oder nicht. § 93. Hat der Beleidigte den Beleidiger angeschissen, so muß der Beleidigte gleichfalls Genugthuung nehmen. § 94. Nach Beendigung von sechs Gängen ist es dem Beleidigten erlaubt, Genugthuung zu nehmen, auf keinen Fall früher. Vom Anfang und Ende des Kampfs. § 95. Der Kampf wird als begonnen angesehen, sobald das Schlagmal bestimmt ist und als beendigt, sobald von dem Beleidigtem Genugthuung genommen ist. § 96. Wird der Zweikampf nicht an einem Tag beendigt, so wird er für dießmal als beendigt angesehen, sobald einer der Kämpfer erklärt, er könne sich jetzt nicht weiter schlagen. § 97. Ist der Kampf durch eine Waffe schon beendigt, so kann zu keiner andern mehr geschritten werden.
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§ 98. Falls beide Theile übereinstimmen sollten, zu hauen, so treten folgende besonderen Bestimmungen ein beim Hieb. Hieb. Schlagrüstung. § 99. Die Schlagrüstung der beiden Kämpfer besteht in 1., einer Leibbinde, 2., einer Bedeckung der Schaamtheile 3., einem Handschuh 4., einem Hut 5., einer Halsbinde 6., zwei Armtüchern 7., den erforderlichen Waffen. § 100. Die Binde ist ein Fuß breit und darf nur bis an das Brust gehen. § 101. Der Hut ist ein gewöhnlicher, dessen Rand nicht über drei Finger breit sein darf. § 102. Der Handschuh, der gepolstert sein kann, ist mit einem Stulp versehen, der nicht über fünf Zoll breit sein darf. § 103. Die Halsbinde darf nur bis an die Kinngrube reichen. § 104. Die Armbinden bestehen aus zwei seidenen Halstüchern, von denen das eine die Pulsader an der Handwurzel, das andere am Ellenbogen schützt. § 105. Die Waffen bestehen entweder in Glocken- oder Korbhiebern. Die Länge der Klingen beträgt drei Fuß zwei Zoll, jedoch kommt es auf ein bis zwei Zoll länger oder kürzer nicht an. § 106. Die Klingen sind spitz und halb geschliffen. Auslage. § 107. Die Auslage ist in steiler Oberterzdeckung. Es darf sich Niemand in Stichdeckung legen auch nicht wegen des Ganges. § 108. Die Kämpfenden müssen beide die Klingen anlegen.
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§ 109. Der linke Fuß muß beim rechts Schlagenden, beim links Schlagenden, der rechte bis der Aushieb geschehen auf dem Kampfmale stehen. Aushieb. § 110. Der Beleidigte hat den Aushieb. § 111. Der Aushauende darf mit dem Aushiebe nicht einspringen, obgleich ausfallen, soweit er will. § 112. Der Beleidiger muß den Aushieb abwarten; jedoch darf er, wenn der Aushieb in einer Finte besteht, vorhauen. Von den Kampfwarten. Kampfmal. § 113. Das Kampfmal wird bezeichnet indem beide Kampfwarte sich mit anschließenden Füssen einander gegen überstellen und, ohne auszufallen, mit graden Armen6 die beiderseitigen Körbe mit ihren Spitzen berühren. Vom Beisteher. § 114. Der Kampfwart steht zur Linken seines Kämpfers. § 115. Die Kampfwarte binden die Klingen und zwar so, daß der Kampfwart des Beleidigers mit seinem Fechtel oberhalb die Klingen der Kämpfer und der Kampfwart des Beleidigten sie unten berührt. § 116. Der Kampfwart des Beleidigers ruft, sobald die Kämpfer auf dem Kampfmal stehen: Bindet die Klingen! Sind sie gebunden, so erwiedert des Beleidigten Kampfwart: Gebunden ist!, worauf des Beleidigers Kampfwart dem Beleidigten zuruft: H a u a u s ! § 117. Sobald zum Aushauen gerufen ist, müssen die Kampfwarte ihre Klingen zurückziehen. § 118. Die Kampfwarte dürfen H a l t ! rufen, wenn sie glauben daß ein Hieb gesessen habe, oder wenn einer der beiden Kämpfer durch irgend etwas verhindert ist, sich mit Wirksamkeit zu vertheidigen, oder anzugreifen, auch wenn irgend eine Unregelmäßigkeit vorfällt, z.B. wenn Einer mit Finten aushaut oder beim Aushieb einspringt. 6
Wortgruppe nachträglich eingefügt.
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Nach dem H a l t ! Rufen darf niemand hauen. § 119. Dem Hauen nach dem H a l t ! Rufen müssen die Kampfwarte Einhalt thun durch Auffangen der Klingen der Gegner. § 120. Hiebe vor dem Rufen: H a u a u s ! und nach dem H a l t ! Rufen ist der Kampfwart verbunden aufzufangen. § 121. Während des Ganges darf kein Kampfwart Hiebe auffangen. Vom Anschiß. § 122. Anschiß ist jede Wunde die klafft und blutet; diejenigen Wunden jedoch nicht die unterhalb der Hüften sind. § 123. Ein Stich ist kein Anschiß. Wer sticht wird mit der Strafe des Verrufes belegt. § 124. Ein Hieb vor dem Rufe: H a u a u s ! und nach dem H a l t ! ist kein Anschiß. Von der Genugthuung. § 125. Genugthuung kann genommen werden nach dem sechsten Gange. § 126. Genugthuung muß genommen werden wenn der Beleidiger angeschissen ist und außerdem nach dem zwölften Gange. Ehrenverhaeltniß mit denen, die sich nicht selbst schlagen koennen. § 127. Sollte Jemand durch physisches Unvermögen verhindert sein, sich selbst zu schlagen so kann einer seiner Freunde für ihn Genugthuung nehmen; doch steht es ihm frei, zu andern Waffen seine Zuflucht zu nehmen und sein Gegner ist verbunden, auf die Waffen, die er bestimmt, sich mit ihm zu schlagen. Ist ein solcher aber Beleidiger, so verliert er dieses Vorrecht und muß die Beleidigung zurücknehmen. Ehrenverhaeltniß mit fremden Burschen. § 128. Fremde Burschen sind die, welche außer Jena sich auf einer Hochschule befinden, auf der sich ein ordentliches Burschenleben gebildet hat. § 129. Als solche Hochschulen werden für jetzt anerkannt: Berlin, Bonn, Breslau, Dorpat, Erlangen, Freiburg, Gießen, Göttingen, Greifswalde,
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Halle, Heidelberg, Kiel, Königsberg, Landshut, Leipzig, Marburg, Rostock, Tübingen und Würzburg. § 130. Entsteht zwischen einem Jenaischen und einem fremden Burschen Streit, so wird derselbe nach der Art, wie es auf beiden Hochschulen herkömmlich ist, ausgemacht. In den ersten drei Gängen wird nach der Art geschlagen, wie sie auf der Hochschule des Beleidigten gewöhnlich ist. Nach sechs Gängen fängt der Schlagbrauch des Beleidigten wieder an. § 131. Sollten sich Freunde in eine solche Privatsache mischen, so ist darauf zu sehen, daß Maßregeln getroffen werden, die den gegenseitigen Einmischungen gleich sind. § 132. Bei Zweikämpfen mit fremden Burschen braucht der Jenaische Bursch nicht über die Hälfte des Weges entgegen zu gehen und er hat drei Stoßschläger mitzubringen. § 133. Der Ort und die Zeit, wo und wann der Zweikampf vor sich gehen soll, muß solange vorher dem Gegner angezeigt sein, daß, wenn besondre Umstände eintreten sollten, welche die Reise unmöglich machen, ein Brief mit der Post zeitig genug ankommen kann, um den Zweikampf abzubestellen. § 134. Fremde Burschen sind bei vorkommenden Fällen vorher mit den hiesigen Bestimmungen bekannt zu machen. Ehrenverhaeltniß mit Nichtburschen. (Philistern) § 135. Der Jenaische Bursch gibt jedem Philister, bei denen richtige Begriffe von Ehre vorauszusetzen sind, Genugthuung auf jede Waffe. Eben so kann er auch von jedem Philister Genugthuung verlangen. § 136. Die nähern Bestimmungen bei einem solchen Zweikampfe hängen von der Uebereinkunft beider Theile ab. § 137. Für Nichtburschen angethanen Beleidigungen zu stürzen, ist keinen Jenaischen Burschen erlaubt; wohl aber darf er fordern lassen wegen Beleidigungen, die Philistern, mit denen er in nähern Verhältnisse steht, sobald sie nicht selbst Genugthuung verlangen oder e h r b a r e n F r a u e n u n d J u n g f r a u e n widerfahren. Vom Verlust der Ehre. § 138. Diejenigen Burschen, welche Handlungen begehen, die nach allgemeinen Begriffen entehrend sind oder die überdem unwürdig machen, den Namen und die Rechte eines Burschen zu haben, werden mit dem Verrufe bestraft.
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§ 139. Der V e r r u f ist die Ausschließung von der Gemeinschaft mit allen ehrlichen Burschen. Kein Bursch darf mit einem solchen Verrufenen umgehen, und in irgendeiner Gemeinschaft mit ihm leben. § 140. Ein Verrufener kann weder beleidigen, noch Genugthuung durch den Zweikampf verlangen. Vogelfrei ist er aber darum nicht und Reibungen an einem solchen werden als Händelsucht angesehen. § 141. Der Verruf ist entweder ein solcher, der auf eine unbestimmte Zeit erklärt wird oder ein solcher aus dem der Verrufene sich herausschlagen kann, oder endlich ein solcher dem eine bestimmte Endfrist gesetzt ist. § 142. Der Verruf auf unbestimmte Zeit kann nach einer Bitte der Verrufenen aufgegeben werden, wenn die Burschenschaft Spuren der Reue und Besserung sieht und den Fehlenden genug gestraft glaubt, jedoch nicht vor Verlauf eines Jahres. § 143. Mit einem solchen Verrufe werden belegt: 1., Wer gestohlen hat, 2., Wer betrogen hat, 3., Wer sein Ehrenwort bricht und keine triftige Entschuldigung vorbringen kann. 4., Wer Zweikämpfe bei dem akademischen Gerichte anzeigt. 5., Wer geflissentlich Handlungen begeht, die das Wohl des ganzen Burschenstandes untergraben, also auch wer die Burschenschaft zu stürzen sucht. 6., Wer mit einer venerischen auch noch so unbedeutenden Krankheit belastet, den Beischlaf vollzieht.7 Außer diesen Fällen werden alle diejenigen mit dieser Art des Verrufes belegt, die ein Verbrechen begehen, das im bürgerlichen Leben mit entehrenden Strafen belegt wird und das die Burschenschaft als entehrendes Verbrechen ansieht. § 144. Mit dem Verrufe, aus dem der Verrufene sich herausschlagen kann, werden alle diejenigen belegt, die auf irgendeine Weise Feigheit gezeigt haben, also: 1., Wer im Zweikampfe geschaßt worden. 2., Wer auf Beleidigungen keine Genugthuung gibt oder fordert. 3., Wer im Zweikampfe die Schlägerklinge seines Gegners mit der Faust packt. 4., Wer in einer Hiebpaukerei sticht, 5., Wer auf dreimalige Bestimmung nicht erscheint. § 145. Der Verrufene, der sich aus dem Verruf schlagen will, muß dem Vorstande davon die Anzeige machen. Dieser hat ihm zwei Mitglieder der Burschenschaft zu bestimmen, mit denen er sich schlagen muß. Der Vorstand kann übrigens das Herausschlagen in der Regel schon nach vierundzwanzig Stunden und muß es binnen vier Wochen gestatten. 7
Gestrichene Passage; gehört in ähnlicher Formulierung zu § 148, 7.
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§ 146. Die Burschenschaft hat Genugthuung zu nehmen und der herausschlagende Kämpfer darf vom Kampfwart des Verrufenen nicht untersucht werden. § 147. Sobald der Verrufene im Namen der Burschenschaft gefordert ist, hören die Wirkungen des Verrufs auf. § 148. Der Verruf auf bestimmte Zeit wird ausgesprochen über folgende: 1., Wer in irgend einem Falle zurücknehmen soll und die Zurücknahme verweigert, bis er sie geleistet hat; 2., Wer sich irgend einer Strafe wegen Übertretung des Brauchs nicht unterziehen will, bis er erklärt, daß er sich ihr unterziehen wolle. 3., Wer sich gegen einen ehrenhaften Burschen Realinjurien erlaubt, nach Maßgabe des Vergehens. 4., Wer sich in Jena oder eine Stunde im Umkreis in ein Hazardspiel einläßt; jedoch sind hiervon ausgenommen die Hazardspiele auf Bällen, an welchen Philister Theil nehmen; 5., Wer anonym in Anschlägen oder in Schriften oder auf sonst irgend eine Art absichtlich persönliche Beleidigungen gegen Burschen ausstößt; z.B. wer am eingeschnittenen Burschennamen beleidigende Verstimmelungen vornimt. 6., Wer mit Verrufnen umgeht 7., Wer sich, während er mit einer venerischen Krankheit behaftet ist, schlägt. § 149. Die Namen derjenigen, die mit dem Verrufe belegt sind, müssen zur Kenntniß aller Burschen gebracht werden. Verruf gegen Nichtburschen. § 150. Philister können wegen groben Betragens gegen Burschen und außerordentlicher Prellereien in Verruf erklärt werden, der sie von aller Gemeinschaft mit Burschen ausschließt. § 151. Ein solcher Verruf tritt bei Philistern, die hinsichtlich ihres Hauses in Verruf kommen, bei Anfang des nächsten Halbjahres ein, wenn die Wohnungen noch bis dahin aufgekündigt werden können; sonst im folgenden. Bei Philistern, die hinsichtlich des Gewerbes den Verruf erleiden, sogleich. § 152. Professoren können in Rücksicht ihrer Wohnungen aber nicht in Rücksicht ihrer Vorlesungen in Verruf gethan werden. § 153. Die Dauer eines solchen Verrufs wird nach Maßgabe des Vergehens bestimmt; doch darf sie nicht drei Jahre überschreiten. § 154. Durch öffentliche Anschläge wird ein solcher Verruf zu Jedermanns Kunde gebracht.
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Zur Beglaubigung der Aechtheit dieser Urkunde vom Vorstande und Ausschuße unterschrieben: Karl v. Schultes stud. juris aus Coburg8 Heinrich von der Hude stud. jur. aus Lübeck9 Joh. Joach. Chr. Zerrenner st. th. aus Lübeck10 Heinrich Hoffmann stud. med. aus Hildburghausen11 C. Panzerbieter stud. med. aus Meiningen12 Robert Wesselhöft d. R. Befl. aus Jena13 Friedrich Gottlieb Porsche d. R. Befl. aus Apolda14 Franz Schorr aus Meiningen stud. theol.15 Wilhelm Ackermann d. R. Befl. aus Mecklenburg16 Ernst Tömlich d. GGB. a. d. Altenburgi.17 August Wilhelm v. Schröter stud. jur. aus Mecklenburg-Schwerin18 Mögling aus d. Weimarischen, stud. theol.19 L. Szymborski stud. j. Coburgens.20 H. Borchert stud. jur. aus Mecklenburg21 Friedrich Ackermann aus Mecklenburg Schwerin22 Gustav Jacobs aus Gotha23 Carl Herzog aus Ballenstedt24 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24
Imm. am 3.12.1817 in Jena; ab 21.5.1819 Sprecher des Vorstands. Imm. am 18.8.1818 in Jena; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 726; Schreiber des Vorstands. Nicht imm.; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 617 (Johann Joachim Christian Heinrich Friedrich); Rechnungsführer. Geb. in Heldburg; imm. am 13.5.1816 in Jena; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 582; Beisitzer. Imm. am 27.10.1815 in Jena; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 211; Pfleger. UAJ, BA 1666, Bl. 66r/67. Geb. 1796; imm. am 15.5.1815 in Jena; Steiger, Präsenzliste Nr. 43; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 146; Geschichtsschreiber. UAJ, BA 1666, Bl. 64r/65. Geb. 1793; imm. am 31.10.1816 in Jena; Steiger, Präsenzliste Nr. 114; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 302; Turnrath. UAJ, BA 1666, Bl. 75r/76. Imm. am 13.11.1817 in Jena. Geb. 1799; imm. am 9.10.1817 in Jena ; Steiger, Präsenzliste, Nr. 75; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 480. Geb. 1794; imm. am 6.5.1817 in Jena; Steiger, Präsenzliste, Nr. 131; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 444. Geb. 1799; imm. am 20.10.1817 in Jena. Geb. 1791; imm. am 31.10.1816 in Jena; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 333 (Johann Samuel Ferdinand). UAJ, BA 1666, Bl. 74r/75. Geb. 1799; imm. am 3.5.1817 in Jena; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 608. UAJ, BA 1666, Bl. 77r/78. Geb. 1799; imm. Jena am 23.10.1817; Steiger, Präsenzliste, Nr. 330; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 506 (Johann Valentin Heinrich). UAJ, BA 1666, Bl. 81r/82. Geb. 1799 imm. am 28.10.1817 in Jena; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 499; UAJ, BA 1666, Bl. 82r/83. Geb. 1796; imm. Jena am 5.5.1817, wahrscheinlich als stud. jur.; Steiger, Präsenzliste, Nr. 274; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 611. Geb. 1796; imm. am 2.12.1817 in Jena; Steiger, Präsenzliste, Nr. 216; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 469 (Wilhelm Karl Theodor).
Nr. 6
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FJW Johannsen aus Holstein25 J. Zichner aus Gotha d. R. Befl.26 W. Brandes stud. jur. aus Mecklenburg-Schwerin27 Wilhelm v. Hartwig stud. jur. aus Mecklenburg28 P. Hörschelmann stud. theol. aus Eisenach29 G. Rassau stud. jur. Mecklenburg-Schwerin30 August Schulze, stud. med. Leipzig31 G. Asmis aus Mecklenburg-Strelitz32 W. Korb stud. theol. Mecklenburg33 Carl Bruhn d. R. B. Eisenach34 Ludwig Buehring d. R. B. Mecklenburg-Strelitz35 Ernst Förster der WWB. aus Altenburg im Osterlande36 August Rieth stud. Theol. aus Ilmenau37 Joh. David Jahn stud. Theol. aus Rohrbach in Schwarzburg Rudolstädt38 Friedrich Bruckner aus Mutterstadt bey Speyer39 Friedrich Laßberg aus Lindau am Bodensee40 Georg Stockinger aus Glan/Odernheim in Rheinbaiern41 R. Eigenbroth aus Darmstadt der Rechte Befl.42 R. Mönckeberg Dr. aus Hamburg43 Fr. Seebold aus Kirberg in Nassau44
25 26 27 28 29 30 31 32
Nicht imm.; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 782. Imm. am 19.11.1817 in Jena; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 701. Imm. am 15.4.1818 in Jena; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 632 (Wilhelm). Imm. am 22.10.1817 in Jena. UAJ, BA 1666, Bl. 81r/82. Imm. am 27.10.1817 in Jena; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 507 (Philipp Max). Imm. am 25.10.1817 in Jena. UAJ, BA 1666, Bl. 82r/83. Geb. 1795; imm. am 15.7.1818 in Jena; Steiger, Präsenzliste, Nr. 329. Geb. 1798; imm. Jena 15.4.1818; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 662 (Adolf Karl Gottlieb). UAJ, BA 1666, Bl. 85r/86. 33 Imm. am 28.4.1817 in Jena; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 442. UAJ, BA 1666, Bl. 77r/78. 34 Nicht imm. in Jena; keine weiteren Angaben. 35 Imm. am 30.4.1817 in Jena; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 360. 36 Geb. 1800; imm. am 16.4.1818 in Jena; Steiger, Präsenzliste, Nr. 171; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 626. UAJ, BA 1666, Bl. 85r/86. 37 Geb. 1794; imm. am 15.1.1818 in Jena; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 521. UAJ, BA 1666, Bl. 84r/85. 38 Imm. am 5.11.1817 in Jena; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 575. UAJ, BA 1666, Bl. 82r/83. 39 Geb. 1801; imm. am 22.10.1817 in Jena; Steiger, Präsenzliste, Nr. 298; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 541a (Friedrich Konrad). 40 Geb. 1798; imm. am 11.12.1818 in Jena; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 797 (Freiherr Friedrich Leonhard Anton). 41 Imm. am 25.4.1818 in Jena. 42 Geb. 1799; imm. am 19.2.18 19 in Jena; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 799 (Richard Karl Theodor). 43 Imm. am 22.10.1818 in Jena. 44 Imm. am 20.12.1818 in Jena; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 792.
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Karl Josua Lübbe aus Hagenau in Mecklenburg-Strelitz45 Hermann Friedrich Conradi aus Edwahlen in Curland46 Christian Klopffleisch aus Niedertrebra in Thüringen47 Diese „Verfassungsurkunde“ nebst der alten schwarzrothgoldenen Burschenfahne48 – Sie liegt im Manuscriptencelit über der Thüre – ist der Universitäts-Bibliothek von Herrn Friedrich Frommann sen.49 übergeben worden. Jena 1861
Göttling50 Bibliothekar.
Quelle: ThULBJ, Abt. Handschriften und Sondersammlungen, Urkunde, Prov. F. 128. Reinschrift und kalligrafische Gestaltung von Ernst Joachim Förster im Frühsommer 1819; dat. 21. 6. 1819 (Datum des Inkrafttretens durch Unterschriften der Vorstands- und Ausschußmitglieder). Überschrift: Verfassungsurkunde der Teutschen Burschenschaft zu Jena 106 S. ,mit schwarzem Papier beklebter Pappeinband mit goldgeprägter Randbordüre (Pflanzenornamente, besonders Eichenlaub) und politischer Symbolik. Aufschrift vorn: EHRE, FREYHEIT, VATERLAND. Rückseite: Burschenschaftliches Zahlensymbol.
45 46 47 48 49 50
Geb. 1799; imm. am 13.4.1818 in Jena; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 666 (Friedr. Karl Franz Joseph). UAJ, BA 1666, Bl. 85r/86. Imm. am 6.10.1817 in Jena; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 548. UAJ, BA 1666, Bl. 80r/81. Geb. 1799; imm. am 27.10.1817 in Jena; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 524 (Joh. Adam Christ.) UAJ, BA 1666, Bl. 82r/83. Vgl. UAJ, BA 1235; enth. u.a. die Aufbewahrungsmodalitäten der „alten Burschenfahne“ in der Universitätsbibliothek als Depositum, s. Gutachten des Justitiars Dr. Börner v. 2.7.1878, Bl. 15r-16r. Geb. 1797; nicht imm. in Jena; Steiger, Präsenzliste, Nr. 122. Geb. 1793; imm. in Jena 1811.
185 Nr. 7 Regulativ über die Grenzen der akademischen Gerichtsbarkeit
1. Juni 1821
Carl August, von g ot t e s Gnaden Großherzog zu Sachsen-Weimar-Eisenach, Landgraf in Thüringen, Markgraf zu Meißen, gefürsteter Graf zu Henneberg, Herr zu Blankenhayn, Neustadt und Tautenburg etc. etc. Wir haben zu Berichtigung und Feststellung des Umfangs und der Gränzen der academischen Jurisdiction in der Universitätsstadt Jena, nach angestellter genauer Sachprüfung und wohlerwogener Beschaffenheit der academischen Verhältniße und Privilegien, auch was diese betrifft, im Einverständniß mit des Herzogs zu Sachsen Gotha Durchlaucht, als Mit Erhalters der Universität, folgendes – alle früheren Bestimmungen des Regulativs vom 1.sten July 18141 und die seitdem nöthig gewordenen einzelnen Anordnungen umfaßendes und resp. an deren Stelle tretendes – Regulativ entwerfen lassen: Tit. I. Von dem Umfange der academischen Gerichtsbarkeit §. 1. Die academische Gerichtsbarkeit ist begründet als persönlicher allgemeiner Gerichtsstand der academischen Bürger, und als dinglicher Gerichtsstand in Ansehung aller in der Stadt und dem Weichbild Jena gelegenen, der Universität als Corpus eigenthümlich zugehörigen Grundstücke. §. 2. Academische Bürger sind: A. das lernende Personal der Universität, die Studenten, vorausgesetzt, daß sie wirklich Studierens halber auf der Academie sind und die Vorlesungen besuchen, auch nicht etwa die Inscription misbräuchlich nur als Vorwand benutzen wollen, um unter dem Schutz der Academie zu privatisiren. Fremde Studenten, die zum Besuch nach Jena kommen, stehen zwar unter der Academie, kommen jedoch unter die Jurisdiction des Stadtgerichts, wenn sie sich länger als vier Wochen aufhalten. B. Das lehrende Personal; dahin gehören: a. die bey der Academie Jena angestellten ordentlichen und außerordentlichen Professoren. Wenn ein academisches Lehramt und eine andere öffentliche Bedienung in ein und derselben Person vereinigt ist, z. B. ein Jenaischer Stadtgeistlicher wäre zugleich Professor, so prävalirt das akademische Forum, jedoch mit Vorbehalt der in Ansehung der Dienstverhältnisse des 1
UAJ, A 1066b (Acta Academica, das neue JurisdictionsRegulativ d.d. 1. Juli 1814 betr.)
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C.
D.
E. F. G.
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nicht academischen Amtes der Oberbehörde, unter welcher solches stehet, zukommenden Befugnisse. Ein den academischen Verhältnissen fremder Titel oder Ehren-Prädikat hebt den academischen Gerichtsstand nicht auf. b. die recipirten Privat-Docenten, in so fern sie wirklich bei der Academie, unter den herkömmlichen Solemnien und nach den bestehenden landesherrlichen Vorschriften, das Recht Vorlesungen zu halten erlangt haben und ihre Lectionen in dem halbjährig erscheinenden Lections-Catalog, oder wenn dieser bereits gedruckt seyn sollte, wenigstens mit Vorwissen des academischen Senats am schwarzen Bret, bekannt machen. Unter dieser Voraussetzung prävalirt auch bei einem Privat-Docenten, der ein nicht academisches Amt bekleidet, der academische Gerichtsstand. c. Die Exercitien- und Sprachmeister, auch Kunstlehrer, sofern sie ebenfalls im Lections-Catalog mit aufgeführt sind, unter der nämlichen Bestimmung wie zu a. und b. Alle in Pflicht und Besoldung stehenden Officianten der Academie. Dahin gehören: a. von dem Geschäfts-Personal der academische Rentamtmann, der Universitäts-Secretär, der Quästor, die Expedienten des Schöppenstuhls und die Pedellen, indem der academische Syndicus, der Universitäts-Amtmann und die academischen Actuare der Gerichtsbarkeit der Regierung unmittelbar und selbst dann unterworfen sind, wenn sie nebenbey noch ein Amt, welches in der Regel der academischen Gerichtsbarkeit unterordnet, bekleiden z. B. wenn das Amt des Universitäts-Amtmannes und des Universitäts-Sekretairs in einer Person vereinigt seyn sollten; b. das Personal der academischen Anstalten, z. B. der academischen Bibliothek, des academisch botanischen Gartens, des anatomischen Theaters u. s. w. die Gattinnen und Kinder, die Wittwen und die geschiedenen, nicht wieder verheiratheten Frauen sämmtlicher unter B und C genannten Personen, theilen den academischen Gerichtsstand ihrer resp. Ehemänner und Väter, die Kinder jedoch nur solange, bis sie bey Anstellung eigener Oekonomie als selbstständige Staatsbürger unter ein anderes Forum treten. Unter diese Einschränkung gehören daher auch ihre Nachlassenschaftsangelegenheiten vor das academische Syndikatsgericht und eben so der minderjährigen Bevormundung bis zur Majorennität. das Gesinde der Professoren (B a) und der recipirten Privat-Docenten (B b) die Bewohner academischer Gebäude, nur dann, wenn es academische Officianten oder Pachter sind; der Pachter der academischen Brau- und Kellerwirthschaft, er wohne in einem academischen Gebäude oder nicht. Es sind dagegen von der academischen Gerichtsbarkeit namentlich ausgeschlossen: 1. alle academische Doctoren oder Magister, die nicht zugleich Docenten sind. Jedoch sollen die auf der Academie Jena gebildeten und creirten Doctoren für die Zeit, wo sie sich, nach zurückgelegten academischen Cursus, auf zu haltende Vorlesungen erst vorzubereiten pflegen, annoch unter dem academischen Forum und zwar unter dem Universitäts Amt stehen, als wozu entweder, vom Tage der in Jena oder anderwärts erfolgten, mit wirklichem Bezug der Academie verknüpften ersten academischen Inscription an überhaupt ein
Nr. 7
2. 3. 4.
5.
6.
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Zeitraum von fünf Jahren, oder nach vollbrachter Studierzeit, vom Tage des erlangten Doctorgrades an, noch zwei Jahre hiermit bestimmt werden. Alle Studenten, sobald von ihrer ersten Inscription oder vom Tage ihres ersten wirklichen Bezugs der Academie an, vier Jahre verflossen sind. Alle privatisirende Gelehrte oder Schriftsteller, die ohne academische Anstellung zu Jena wohnen, oder daselbst ansässig werden. Literati aller Art, insofern sie nicht zu den oben §. 2 Genannten gehören, folglich die Hof- und Amts-Advocaten, wenn sie nicht zugleich Oberapellationsgerichts-Advokaten sind, Licentiaten, Notarien, Aerzte und Wundärzte, Geistliche und Schullehrer, fremde zu Jena wohnende Beamte und andere Honoratioren u. s. w. Alle und jede Künstler, Kunstarbeiter und Professionisten, ihr Gewerb mag dem academischen Verkehr verwandt seyn oder nicht, sie mögen von Studenten leben oder nicht, also Kupferstecher, Mahler, Schriftgießer, Buchhändler, Musiker, Mechaniker, Optiker, Uhrmacher u. s. w. außer, wenn sie unter die Categorie des §. 2. B. c. gehören. Auch stehen weder der Universitäts-Apotheker, noch andere, städtisches Gewerb Treibende, die mit einem Universitätsprädicat versehen sind, unter der academischen Gerichtsbarkeit. Doch sollen die Buchdrucker vorerst noch ihren bisherigen academischen Gerichtsstand ausnahmsweise behalten, ohne deshalb von den Communallasten befreyt zu seyn. Das Gesinde academischer Personen, insbesondere auch die sogenannten Aufwärter und Aufwärterinnen der Studenten, einzig mit Ausnahme des Gesindes der Professoren und der wirklichen Privat-Docenten (§. 2 E). Jedoch ist das Universitätsamt in allen streitigen Verhältnissen und Irrungen zwischen Studenten und ihren Aufwartepersonen, und in allen Disciplinar- und bloßen Zeugnißsachen befugt, beyde das Gesinde und Aufwarte-Personen, ohne vorgängige Requisition des Stadtgerichtes unmittelbar zu citiren und resp. das Erforderliche zu erkennen, wogegen übrigens dergleichen Dienstpersonen bei dem Stadtgerichte, als ihrem ordentlichen Gerichtsstand zu belangen sind.
§. 4. In Ansehung aller dieser von der academischen Gerichtsbarkeit eximirten Personen bleibt jedoch so wohl der Academie als denjenigen Personen selbst, welchen aus erheblichen Gründen daran liegen könnte, mit der Universität in unmittelbarer Berührung zu leben, unbenommen, resp. auf dem Wege einer zu veranlaßenden Berichts Erstattung, oder durch unmittelbaren Supplik eine Befreyung von der Gerichtsbarkeit des Stadtgerichts oder resp. der Regierung in erster Instanz, bei dem Landesherren auszubringen. Auch versteht sich von selbst, daß dergleichen vor Erlaß des gegenwärtigen Regulativs bereits ertheilte specielle Befreyungen fernerhin fortbestehen. §. 5. Das gesammte in Jena wohnende Personal des gemeinschaftlichen Oberappellationsgerichts, nebst seinen Ehegattinnen, Witwen und Kindern, solange letztere im
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elterlichen Haus leben, ingleichen dessen Gesinde, ferner die Oberappellationsadvocaten mit ihren Ehegattinnen und Kindern, letztere ebenfalls nur so lange als sie im elterlichen Haushalt leben, stehen in Civil-Personalsachen unter der Gerichtsbarkeit der academischen Syndicatsgerichte, nach den besondern Bestimmungen der Oberappellationsgerichts-Ordnung. §. 6. Das academische Gericht ist nicht competent in Ansehung aller und jeder in Stadt und Weichbild Jena gelegenen, den einzelnen academischen Bürgern zugehörigen Grundstücke, jedoch mit der Erläuterung, daß es hinsichtlich der bis zum Momente der Hülfsvollstreckung vor dem academischen Gericht zu ventilirenden Realklagen bei den Bestimmungen im Art. 1, 2, 6, 7, 8, 9, 14, 15, 18 und 19 des Raths-Vergleichs vom Jahr 1731.2 welcher diesem Regulativ angefügt ist, vor der Hand verbleibt. In allen andern Punkten ist dieser angezogene Rathsvergleich aufgehoben. §. 7. Soviel die herkömmlichen Freyheiten und Lasten der academischen Bürger betrifft, so kann die persönliche Immunität der Professoren (§. 2 Ba) und Privat-Docenten (§. 2 Bb) als ein Theil ihrer bisherigen Emolumente, durch den Erwerb stadtbürgerlicher Grundstücke nicht wohl aufgehoben erachtet werden; mithin fallen die persönlichen Lasten an Wachen, Botengängen, Frohnen etc. ausnahmsweise bei ihnen auch wegen der Wohnhäuser weg. Dagegen haben sie alle Realabgaben und Reallasten der Grundstücke zu übernehmen, auch bey Acquisition solcher Grundstücke und Ablösung der BestätigungsUrkunde zum gemeinen Besten der Stadt ein für alle mal eine Abgabe von acht Thalern zwölf Groschen in die Cämmerey-Casse einfließen zu lassen. Zu Vermeidung aller Pflichts-Collisionen werden sie sowohl, als auch der academische Syndicus, der Universitäts-Amtmann, der academische Rentamtmann, die academischen Actuare und Schöppenstuhls-Expedienten, der Universitäts-Sekretär, die Bibliothekare und Pedelle mit Ablegung einer besonderen Bürgerpflicht bey Erwerbung städtischer Grundstücke verschont. Es bleibt auch den Professoren und Privat-Docenten die Wahl nachgelassen, ob sie, statt des ordentlichen jährlichen Bürgergeschosses von 16 gl. lieber den bisherigen niedrigern Vorgeschoß fort entrichten und diesen Falls auf Theilnahme an den städtischen Braugerechtsamen verzichten wollen. Im Falle eines Wegzugs von Jena soll allen Universitäts-Verwandten von Zeit ihres Wegzuges an, eine Frist von zwey Jahren vergönnt seyn, binnen welcher sie ihre Jenaischen Angelegenheiten in Ordnung zu bringen haben. Nach Verfluß dieser Frist aber kommen letztere ohne weiteres resp. unter das Stadtgericht oder das Gericht der belegenen Sachen, daferne jene Frist nicht aus erheblichen Ursachen und auf gebührendes Ansuchen verlängert worden wäre.
2
Rezeß vom 16.3.1731; veröffentlicht bei Loening, Rechts- und Kulturzustände, S. 63–68.
Nr. 7
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Tit. II. Von der Einrichtung und Ausübung der akademischen Gerichtsbarkeit und deren Begränzung. §. 8. Die Academie übt die ihr zustehende Gerichtsbarkeit theils durch das Universitätsamt, theils durch die Syndicatsgerichte aus, so daß jenes mit Aufrechthaltung der Studenten-Disciplin und mit der Civilgerichtsbarkeit über die Studenten, mit Einschluß der §. 2, G. 1. erwähnten Doctoren und Magister bis zum fünften Jahr nach ihrer Immatriculation als Studenten, diese hingegen mit der Justizpflege hinsichtlich der übrigen UniversitätsVerwandten beschäftigt sind. §. 9. Vor das Universitäts-Amt gehören, nach den nähern Bestimmungen der Gesetze für die Studierenden vom 27. Octbr 1817.3 und nach der dem Universitäts-Amtmann gleichzeitig ertheilten Amtsvorschrift: 1.) alle Disciplinar- und Polizey-Angelegenheiten der Studenten, 2.) alle rein bürgerliche Rechtssachen der Studenten, so wohl streitige als nicht streitige, 3.) Klagen der Studenten gegen ihre Aufwarte-Personen (§. 3. No. 6.), 4.) die Untersuchung und Bestrafung aller derjenigen geringern Vergehungen der Studenten, die nach §. 2. der Criminal-Gerichtsordnung vom Jahre 1813 von der Competenz des Criminalgerichts ausgenommen sind, 5.) die erste Vernehmung eines Studenten in peinlichen Sachen, nach welcher solche sogleich an das Großherzogliche Criminalgericht zu Weimar abgegeben werden müßen, (§. 16. und §. 92. der Studentengesetze und §. 45. des Gesetzes vom 7.ten May 1819). Für nicht peinliche Sachen werden alle diejenigen geachtet, welche in den oberwähnten Gesetzen für Studierende mit einer besondern academischen Strafe verpönt sind, von Duellen aber namentlich nur diejenigen, welche weder mit Pistolen geschehen, noch Tod, Verstümmelung, oder gefährliche Verwundung zur Folge haben.– Jene dem Universitäts Amt in peinlichen Sachen eingeräumte erste Vernehmung schließt nicht aus, daß das Criminalgericht, wenn es von dem peinlichen Falle zeitig genug Wissenschaft erlangt, alsobald einschreiten und insbesondere gegen flüchtige Verbrecher die geeigneten Maasregeln sofort ergreifen könne. Eine weitere als die vorstehend bezeichnete Justiz-Ausübung steht dem UniversitätsAmt nicht zu, mithin hat es sich aller Nachlaßversiegelungen, Inventuren, Auctionen, wie überhaupt aller Handlungen der voluntären, oder der contentiosen Gerichtsbarkeit in Sachen, die nicht studierende academische Bürger angehen, gänzlich zu enthalten. Beschwerden und Klagen der Studenten gegen ihre Hauswirthe können jedoch beym Universitätsamt angebracht werden, welches sie sodann officiell beim ordentlichen Gerichtsstand des Beklagten zu betreiben hat, vorbehältlich, wo es sich nöthig macht, des persönlichen Erscheinens der Studierenden im dortigen Termine. 3
Vgl. Dok. Nr. 3.
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§. 10. Den Syndicatsgerichten sind alle Civil-Justizsachen solcher academischer Bürger, die nicht Studenten sind, in erster Instanz ausschließlich überlassen, die Sache mag contentios seyn oder nicht. §. 11. In Criminalsachen nicht studierender academischer Bürger haben a) die Syndicatsgerichte die Untersuchung und resp. Bestrafung aller derjenigen geringern Verbrechen und Vergehungen, welche nach der Criminal-Gerichtsordnung vom Jahre 18124 den Localuntergerichten überlassen bleiben; hingegen steht ihnen b) in allen übrigen Criminalfällen (ausgenommen die hiernächst unter c. bezeichneten) blos der nach der Criminalgerichtsordnung (§. 5.) den Localgerichtsbehörden vorbehaltene erste Angriff zu, worauf alsdann die Untersuchung binnen 24 Stunden an das Grosherzogliche Criminalgericht zu Weimar (§. 54. des Gesetzes vom 7.ten May 1819) abzugeben ist.Im Zweifel, ob die Abgabe an das Criminalgericht statt finde, haben die Syndicatsgerichte schleunigst an die Landesregierung zu berichten. c) Bey Staatsverbrechen im engern Sinne, ingleichen bey druckschriftlichen Verletzungen der Rechte auswärtiger Regenten und Regierungen auf äußere Achtung und bey druckschriftlichen Beschimpfungen öffentlicher Behörden des In- oder Auslandes ist jedoch lediglich die Landesregierung zu Weimar competent.Auch bleibt ihr d) vorbehalten, Untersuchungen gegen academische Lehrer, die nach der Bestimmung unter b. vor das Criminalgericht gehören, auf Nachsuchen des Angeschuldigten an eine eigene Regierungs-Commission zu verweisen. §. 12. Die Syndicatsgerichte sollen ferner wie bisher, mit einem rechtserfahrnen Syndicus, der Doctor juris seyn muß, aber weder Profeßor, noch eine von den Professoren oder Studierenden in irgend einer Beziehung abhängige Person seyn darf, und mit einem Actuar besetzt werden. Beyde werden vom academischen Senat auf lebenslang gewählt, und ersterer, wie jeder andere Patrimonialrichter, der Landesregierung zur Bestätigung und Einführung präsentirt, wie denn überhaupt gegen letztere alle Subordinationsverhältnisse eintreten, die hinsichtlich der übrigen Patrimonialgerichte im Grosherzogtume verfaßungsmäßig bestehen. Vor Bestätigung des academischen Syndicus hat die Regierung jedesmal an den Landesfürsten zu berichten. §. 13. In den vor die Syndicatsgerichte gehörigen Justiz-Sachen finden niemals unmittelbare Berichtserstattungen der Academie an die Person des Landesherren statt, sondern die Syndicatsgerichte verfahren in diesen Justizsachen ganz unabhängig von der 4
Vgl. Criminalgerichtsordnung v. 14.12.1812, in: Göckel, Gesetze, S. 78–103.
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Nr. 7
Academie nach eigener Überzeugung, Pflicht und Gewissen, und berichten lediglich an die Landesregierung, inmasen diese auch nie an die Academie oder den Prorektor, sondern lediglich an die Syndicatsgerichte rescribirt. §. 14. Um Jurisdictionseingriffe und Geschäftsverwirrungen zu vermeiden, sollen die zum academischen Ressort gehörigen Eingaben mit bestimmter Nachweisung auf der Tectur versehen werden, ob sie zu dem Universitätsamt oder zu den Syndicatsgerichten gehören und es haben sich beyde Gerichte hiernach mit Erbrechung der Eingaben zu richten, auch bey dennoch vorkommenden Irrthum die vor das andere Gericht gehörigen Eingaben sofort abzugeben. Tit. III. Von der gesetzlichen Autorität dieses Jurisdictionsregulativs. §. 15. Gegenwärtiges Regulativ tritt mit dem ersten August 1821. in gesetzliche Kraft und alle demselben entgegenstehende bisherige Normen, Regulative und Observanzen sind von jenem Tage an aufgehoben. Doch bleibt der Landesherrschaft vorbehalten, nach Beschaffenheit der Umstände, dieses Regulativ zu mehren oder zu mindern. Wie nun vorstehendes Regulativ über die Jurisdictions-Verhältnisse Unserer Gesammt-Academie allenthalben von Uns genehmiget worden: so ertheilen Wir demselben hiermit aus landesherrlicher Macht und Gewalt öffentliche Sanction und Gültigkeit, und wollen, daß es von Allen, die es angeht, unweigerlich befolgt werde, haben auch gegenwärtiges Patent eigenhändig vollzogen und mit Unsrem beygedruckten Großherzoglichen Insiegel versehen laßen. Weimar, den 1.sten Junius 1821
[Siegel] FreiherrvFritsch
Freiherr von Gersdorff
Carl August Dr. Schweitzer vit. C. Händel
Quelle: ThHStAW, A 5883, Bl. 280r–287v. Besiegelte Ausfertigung mit egh. Unterschrift des Großherzogs Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach, und den Kontrasignaturen der Staatsminister Christian Gottlob von Voigt, Ernst Christian August Freiherr von Gersdorff und Christian Wilhelm Schweitzer, dat. 1. 6. 1821, Schreiberhand.
Collegium Jenense, Gebäudekomplex der Jenaer Universität um 1850
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193 Nr. 8 Statut der Universität Jena Wir Carl August, von g ot t e s Gnaden Großherzog zu Sachsen WeimarEisenach Landgraf in Thüringen Markgraf zu Meissen, gefürsteter Graf zu Henneberg, Herr zu Blankenhayn Neustadt und Tautenburg etc.
18. / 21. September 1821 Wir August von Gottes Gnaden Herzog zu Sachsen, Jülich, Cleve, Berg, auch Engern und Westphalen, Landgraf in Thüringen, Markgraf zu Meissen, gefürsteter Graf zu Henneberg,– Graf zu der Mark und Ravensberg Herr zu Tonna etc.
Haben, um auf alle Weise die Erhaltung und das mehrere Aufblühen Unserer gemeinschaftlichen Landes-Universität zu Jena, so wie die nützliche Wirksamkeit derselben zu befördern, und die Thätigkeit der dabey angestellten Personen in ihrem der Pflege der Wissenschaften überhaupt und der Bildung Unserer treuen Unterthanen insbesondere gewidmeten heilsamen Berufe möglichst zu begünstigen und aufzumuntern, nöthig erachtet, neben manchen besonders in den letzten Jahren zu diesem Zwecke getroffenen Einrichtungen, für welche Wir gerne eine ansehnliche Vermehrung der der Universität gewidmeten Mittel aus Unseren Landes-Einkünften bewilligt haben, auch die bisher bestandenen Statuten der Universität im Ganzen sowohl, als der einzelnen Facultäten, auf das Neue durchsehen, und solche dem jetzigen Bedürfnisse der Anstalt gemäß einrichten und verbessern zu lassen. Nachdem nun diesem für die Universität und ihre Glieder so wichtigen Geschäfte seit dem Jahre 1818. die größte Aufmerksamkeit und Sorgfalt gewidmet worden ist, von den von Uns für die Angelegenheiten der Universität beauftragten ImmediatCommissarien, auch in der Folge von dem ernannten außerordentlichen Bevollmächtigten, darüber gründliche Verhandlungen gepflogen worden sind, und Wir Uns über die neu gefaßten Entwürfe der Statuten im Ganzen sowohl als über mehrere einzelne Puncte derselben wiederholt und ausführlich haben Bericht erstatten lassen; So sind von Uns nunmehr nach reifer Erwägung, die nachfolgenden Statuten 1.) Das Hauptstatut der Universität, 2.) Ein Statut, betreffend das Amt des Prorectors, den akademischen Senat, das Concilium und die Geschäftsführung bey solchem, 3.) Ein Statut für die Theologische Facultät 4.) Ein Statut für die Juristische Facultät 5.) Ein Statut für die Medicinische Facultät 6.) Ein Statut für die Philosophische Facultät durchgehends genehmigt worden. Wir ertheilen daher hiermit, in Unserer Eigenschaft als Landesfürst und als gemeinschaftliche Erhalter der Universität, diesen nachfolgenden Statuten, so wie sie von Wort zu Wort lauten, die förmliche Sanction und Gesetzeskraft, in welche sie vom 1.sten October des laufenden Jahres 1821. an treten, und bis auf Unsere gemeinschaftliche anderweite Verordnung, welche Wir Uns für alle Puncte in denen sie sich Uns dereinst als nothwendig und dem Besten der Universität erforderlich darstellen sollten,
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hiermit ausdrücklich vorbehalten, verbleiben sollen; befehlen auch allen Gliedern und Angehörigen Unserer Gesammt-Universität, so wie allen denjenigen, für welche die in den akademischen Statuten enthaltenen Vorschriften sonst in Anwendung leiden; sich nach solchen stets und überall genau zu achten. Haupt-Statut der Universität Jena. Erster Abschnitt. Von der Universitaet im Allgemeinen. §. 1. Die Universität besteht als eine höhere Bildungs- und Unterrichts-Anstalt, deren Zweck es ist, gehörig vorbereitete Jünglinge für die Kirche und den Staatsdienst tüchtig zu machen, überhaupt aber das Wahre, Schöne, Gute und Heilige nicht nur in sich zu bewahren, sondern auch immer mehr und mehr zu verbreiten und dadurch in den ganzen Gang der geistigen, sittlichen, religiösen und bürgerlichen Fortbildung des teutschen Volkes einzugreifen. §. 2. Die Universität ist in dieser Bedeutung als Gemeinheit anerkannt. Sie hat ihr eigenes Vermögen, ihre eigene Wittwen-Casse, hat ihre eigenen Statuten, führt ihr eigenes Siegel und genießt zur Beförderung ihres Zwecks alle die Rechte und Privilegien, welche ihr in dem Stiftungsbriefe vom 15.ten August 1557. verliehen worden sind, auch das Recht, an den Landtagen des Großherzogthums Sachsen-Weimar-Eisenach und des Fürstenthums Altenburg verfassungsmäßig Antheil zu nehmen und das Recht, zu der in der Stadt Jena bestehenden Policey-Kommission und der daselbst bestehenden Allmosen-Kommission ein Mitglied zu präsentiren. Ferner die Patrimonial Gerichtsbarkeit der Syndicats-Gerichte zu Jena und der Dotalgüther zu Apolda und Remda. §. 3. Die Universität ist eine geordnete Gemeinheit. Sie hat in dem Prorector, dem Concilium und dem Senate ihre Vorsteher und Vertreter, nach einem eigenen Statute, welches einen ergänzenden Theil dieses Hauptstatutes ausmacht. §. 4. Die Universität steht unmittelbar unter der Aufsicht und dem Schutze ihrer Durchlauchtigsten Erhalter. Nur unmittelbar von den Durchlauchtigsten Erhaltern oder nach ihrem besonderem Auftrage, empfängt die Universität Befehle, oder Anweisungen, nur diesen oder denen, welche einen solchen besondern Auftrag bekommen haben, ist sie verantwortlich. Einzelne Beamte als solche und die Landes-Collegien für sich, haben durchaus kein Recht, in irgendeiner Sache Anordnungen für die Universität zu treffen oder ihr Befehle zugehen zu lassen. §. 5. Zu der Universität gehören: 1.) alle bey derselben angestellten Lehrer, 2.) alle diejenigen, welche unter die Zahl der Studierenden verfassungsmäßig aufgenommen worden sind,
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3.) alle zum Dienst in den Geschäften der Universität öffentlich angestellte Beamte und Unterbeamte, 4.) alle diejenigen, welche zur Erleichterung der Geschäftsführung und zum gedeihlicheren Wirken der Universität der zu den Privilegien der Universität gehörigen Gerichtsbarkeit unterworfen sind (Universitäts-Verwande). 5.) die bey der Universität angestellten Lectoren der neueren Sprachen, Lehrer der Künste und Exercitienmeister. §. 7. Die sämtlichen Professoren, Repetenten und Privat-Docenten theilen sich, nach den angenommenen vier Hauptzweigen des höheren wissenschaftlichen Unterrichts, in vier Fakultäten: die theologische, die juristische, die medicinische und die philosophische, welche zwar in den Senats- und Concilien-Sitzungen, wie überhaupt in allen Fällen, wo sie vereinigt erscheinen, in dieser Ordnung auf einander folgen, sonst aber im Range sich völlig gleich sind.– Zu dem Gebiete der philosophischen Fakultät gehören, außer den eigentlich philosophischen, auch die philologischen, historischen, mathematischen und staatswirthschaftlichen oder kammeralistischen Disciplinen. Das Natur-Recht gehört der juristischen und philosophischen Fakultät zugleich an, so wie die Kirchengeschichte auch von den Gliedern der philosophischen Fakultät gelesen werden kann, wenn dieselben die besonders zu suchende Erlaubniß der theologischen Fakultät dazu erlangt haben. Die naturwissenschaftlichen Disciplinen sind mit gleichem Recht der philosophischen und der medicinischen Fakultät anvertraut. Die Juristen-Fakultät als Spruch-Collegium sowie der Schöppenstuhl (Scabinat) sind für sich bestehende, von der Universität als wissenschaftlicher und Lehr-Anstalt unabhängige Institute. Zweyter Abschnitt. Von den Facultäten. §. 8. Vertreter der vier Facultäten sind fortwährend die ordentlichen Professoren in der unter §. 17. angegebenen Zahl (Facultisten im engern Sinne). Von diesen, den ordentlichen Professoren, werden die Facultäts-Rechte ausgeübt. §. 9. Jede der vier Facultäten ist ein selbständiges Ganze, mit einer eigenen Geschäftsführung, nach eigenen Statuten, jedoch nicht ohne die im folgenden §. bezeichnete Verantwortlichkeit gegen die Gesammtheit, die durch den akademischen Senat repräsentirt wird. Die Statuten der vier Facultäten, welche diesem Hauptstatute beygefügt werden, sind als ein ergänzender Theil desselben zu betrachten. §. 10. Der Prorector und der gesammte Senat sind berechtiget und verpflichtet, die ihnen zustehende Aufsicht über die gesammte Akademie auch auf die einzelnen Facultäten auszudehnen, so daß, wenn sie in solchen etwas dem Wohl der einzelnen Fakultät, oder der ganzen Universität nachtheiliges wahrnehmen, sie berechtiget sind darüber einen Aufschluß von der Facultät zu erfordern, und wenn freundliche Erinnerungen bey derselben selbst ohne Erfolg seyn sollten, darüber höchsten Orts unterthänige
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Anzeige zu machen. Ebenso hat der Senat das Recht und die Pflicht, bey vorkommenden Irrungen der Facultäten unter einander, oder mit ihren einzelnen Gliedern, welche entweder von den Parteyen selbst zu seiner Kenntniß gebracht, oder ihm in den für die Universität nachtheiligen Folgen sonst bekannt werden, die Vermittelung zu übernehmen und, wenn dieses nicht glückt, die Sache den Durchlauchtigsten Erhaltern der Universität mit seinem Gutachten vorzulegen. §. 11. Wenn der Prorector und der Senat etwas an eine der Facultäten, oder eine der Facultäten etwas an den Prorector, den Senat, oder eine andere Facultät schriftlich gelangen lassen will: so geschieht solches ohne alle Förmlichkeit, auf halb gebrochenen Bogen unter der gewöhnlichen Unterschrift des Prorectors und resp. des Decans. §. 12. Zu den Obliegenheiten der Facultäten und zwar für jede in ihrem Kreise gehört: a.) die Sorge für die Vollständigkeit des Unterrichts in der Maße, daß die Studirenden in dem Laufe eines jeden Halbjahrs die Gelegenheit bekommen, alle Haupt-Collegien ihres Fachs zu hören. Siehe §. 54. §. 13. b.) Die erste Sorge für die Wiederbesetzung der Lehrstellen, welche erlediget worden sind und für die Ausfüllung aller Lücken, welche in dem Unterricht sich sonst ergeben haben, durch gutachtliche Vorschläge bey dem Senat. Geht daher ein ordentlicher Professor einer Facultät von hier an einen andern Ort, oder mit dem Tode ab, so hat der zeitige Decan oder Exdecan höchstens binnen drey Wochen, im ersten Fall nach Eingang des ersten Entlassungs Rescriptes, im zweyten Falle vom Todestage an gerechnet, eine Facultäts-Sitzung zur Ernennung seines Nachfolgers zu veranstalten, und die Stimmen der Facultätsglieder über die Besetzung der vacanten Stelle zu vernehmen. Bey Berathschlagung über die Wiederbesetzung einer erledigten Stelle, hat die Facultät, hauptsächlich auf die Hauptfächer des abgegangenen und auf ihr Bedürfniß Rücksicht zu nehmen: besonders aber hat sie, außer der Gelehrsamkeit, die Lehrgaben des zu denominirenden ins Auge zu fassen.– Der Denominations-Bericht muß mit allem Fleiße und Genauigkeit von dem zeitigen Decan nach Besprechung mit der Facultät abgefaßt werden, weshalb er auch über diese Facultäts-Sitzung ein genaues Protocoll zu führen hat. An einer solchen Berathung nehmen diejenigen Mitglieder der Facultät, welche nicht als ordentliche Professoren, sondern nur Beysitzer in der Facultät sind, keinen Theil. Das abgehende Mitglied selbst hat ebenfalls bey der eigentlichen Wahl keine Stimme, doch sind Vorschläge zur Wiederbesetzung seiner Stelle von ihm allerdings an- und zum Protocoll zu nehmen. §. 14. c.) Die Sorge für Vervollständigung der Universitäts-Bibliothek ebenfalls durch gutachtliche Vorschläge bey dem Senat von Halbjahr zu Halbjahr dergestalt, daß halbjährlich ein Verzeichniß der neu anzuschaffenden neuesten von der Facultät ausgewählten Werke von dem Decan gefertiget und den Vorschlägen beygefügt wird.
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§. 15. d.) Die Festsetzung der Preisfragen für die Studierenden, die Prüfung der darauf eingegangenen Arbeiten und die Vertheilung der Preise nach den in den besonderen Facultäts-Statuten enthaltenen Bestimmungen. §. 16. e.) Die Verpflichtung in Angelegenheiten der Universität Gutachten zu ertheilen so oft solches von dem Senate verlangt wird. §. 17. f.) Die den Promotionen voraus gehenden gewissenhaften Prüfungen nach den Vorschriften der besondern Facultäts-Statuten. §. 18. g.) Die gewissenhafte Prüfung der Privat-Docenten. §. 19. Zu den Rechten der Facultät gehört: 1.) Das Recht zu verlangen, daß keine Facultät in das Unterrichts-Gebiet der andern übergreife, und daß, wenn ein Professor irgend einer Facultät eine Vorlesung über einen zu einer andern Facultät gehörigen Gegenstand zu halten babsichtiget, er zuvor die Einwilligung der Facultät erlangen muß, welcher der Gegenstand angehört. 2.) Die Aufnahme der Repetenten und Privat-Docenten nach zuvor eingeholter gnädigster Genehmigung der Durchlauchtigsten Erhalter. 3.) Die Besetzung des Prorectorats nach angegebener Ordnung der Facultäten. 4.) die Ertheilung akademischer Würden, 5.) die Haltung eigener Zusammenkünfte in allen Angelegenheiten der Facultäten, 6.) das Recht ein eigenes Siegel zu führen. §. 20. Alle diese Acta und Functionen übt eine jede Facultät nach collegialischen Beschlüssen unter dem Vorsitz und der Leitung des Decans aus. §. 21. Der Decan ist der zeitige Vorsteher der Facultät. Die Obliegenheiten und Rechte desselben sind folgende: 1.) Er hat als Vorsteher der Facultät und als Vertreter ihrer Gerechtsame in der Facultät den Vorsitz und hat bey feyerlichen Gelegenheiten eine eigene Amtstracht. 2.) Er bewahrt ihre Bücher, currente Acten, Siegel u.s.w. sowie die Schlüssel zu ihrem Archive. 3.) Alles was die Facultät betrifft, wird bei ihm angebracht; er eröffnet alle an dieselbe gelangenden Zufertigungen und Eingaben. 4.) Die collegialischen Beschlüsse, welche der Decan zu vollziehen hat, können in, von ihm veranstalteten Versammlungen, unter seinem Vorsitz, oder durch Umläufe (Missive) zu Stande gebracht werden. 5.) Bey den mündlichen Verhandlungen in den Facultäts-Versammlungen hat er das Protocoll zu führen und alle Gutachten und schriftlichen Aufsätze im Namen der Facultät zu fertigen.–
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6.) Es mag mündlich, oder schriftlich abgestimmt worden seyn, so bildet er den Facultäts-Beschluß nach der Stimmenmehrheit. 7.) Bey Gleichheit der Stimmen wird seine Stimme doppelt gezählt und giebt die Entscheidung. 8.) Er hat die Facultäts-Beschlüsse auszuführen. 9.) Die Protocolle sowie sämmtliche schriftliche Ausfertigungen und Publicanda der Facultät ergehen unter der alleinigen Unterschrift des Decans, jedoch muß der Senior die Concepte davon in den Acten mit signiren. 10.) Er leitet die Prüfungen und Promotionen in den Facultäten und ladet zu den öffentlichen Promotionen durch Programme ein, auch eröffnet er alle Disputationen und ist bey allen öffentlichen Acten als Repräsentant der Facultät zugegen. 1 1.) Er nimmt die Facultätsgelder ein und vertheilt solche unter die Theilhaber. 12.) Er veranstaltet alle Halbjahre einen Conseß der Facultät über die im nächsten Halbjahre zu haltenden Vorlesungen, nach §. 51. 13.) Er unterzeichnet, zum Zeichen der Billigung, die Lections-Anzeigen der Privat-Docenten. 14.) Er hält alle Halbjahre eine Versammlung der Facultät um sich über die zu Vervollständigung der Universitäts-Bibliothek durch Anschaffung neuer Bücher zu thuenden Vorschläge zu berathen (§. 14.) 15.) Er ist Mitglied des Concilium und hat als solches, die Sitzungen desselben regelmäßig zu besuchen. 16.) Er führt ein sogenanntes Decanats-Buch, in welchem alle die Facultät angehenden Ereignisse, die bei derselben vorkommenden Geschäfte und die gefaßten Beschlüsse aufzuzeichnen sind, auch sammelt er die während der Dauer seines Decanats erscheinenden Programme und andere Facultätsschriften und sorgt für die richtige Vertheilung derselben an die Mitglieder der Universität. Am Schlusse eines jeden Monats ist ein Auszug aus jedem dieser Decanats-Bücher dem Senat zu übergeben, damit von diesem alles, was zum Behuf der Universitäts-Chronik dienen kann, der Redaction der allgemeinen Litteratur-Zeitung zugefertiget werde. 17.) Die Geschäfte des Decans, bey Fertigung des Lections-Catalogs bestimmt der §. 51. Um aber auch zu jeder Zeit erfahren und nachkommen zu können, welche Vorlesungen in einem Semester wirklich gehalten worden sind; so hat ein jeder Decan an dem jedesmaligen Schluß eines Halbjahrs, einen durchschaffenen Lections-Catalog unter allen Lehrern seiner Facultät, einschließlich der Privat-Docenten, in Umlauf zu setzen und bemerken zu lassen, welche Vorlesungen wirklich gehalten worden sind oder nicht. Dieser Catalog wird zu den Facultäts-Acten genommen. 18.) Jeder Decan ist verbunden dafür zu sorgen, daß am Anfang jeden Halbjahrs einige Stunden hodegetische Vorlesungen über die seiner Facultät angehörigen Wissenschaften, entweder von ihm selbst, oder von einem der Professoren seiner Facultät, gehalten werden. 19.) Er zieht als Decan eine Besoldung von 25 rt. – " und 6 gl. – " Sagitarischen Canon, und 1 rt. Köcherischen Legat.
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§. 22. Das Decanat wechselt von Halbjahr zu Halbjahr, gleichzeitig mit dem Prorectorate und sonst nach der Ordnung und unter den Bedingungen, welche die Statuten der einzelnen Facultäten festsetzen. Um Decan zu werden, muß man wenigstens ein Jahr lang Mitglied der Facultät gewesen seyn. Wenn der Decan durch triftige Gründe gehindert ist, sein Amt zu verwalten; so tritt der vorige Decan (Exdecan) an seine Stelle. Stirbt aber ein Decan vor dem Ablaufe seines Decanats: so muß die Facultät einen Pro-Decan setzen. Ueberhaupt handelt jeder andere ordentliche Professor, wenn er Amtsverrichtungen des Decans in besonderem Auftrag desselben oder der Facultät übernimmt, z. B. das Schreiben eines Programms, als Pro-Decan. Hinterläßt der verstorbene Decan eine Wittwe oder unversorgte Kinder: so erhalten diese die ganze Decanats-Besoldung; sind aber weder eine Wittwe noch unversorgte Kinder vorhanden: so wird die Besoldung nach Verhältniß der Zeit zwischen den Erben des Verstorbenen und demjenigen Facultätsgliede getheilt, welches die Beendigung des Decanats, als Pro-Decan übernimmt. Der Decan übergiebt seinem Nachfolger das Decanat am Tage des ProrectoratsWechsels oder den Tag darauf und hat demselben alles zur Führung des Decanats Erforderliche, und zwar das Siegel, die Schlüssel, die laufenden Acten, das StatutenBuch und die Missiv-Kasten sofort, das Decanats-Buch und die übrigen Acten aber in den nächsten 14. Tagen auszuantworten. Auch kündigt er seinen Abgang acht Tage vor demselben den übrigen Facultäts-Gliedern an und bemerkt, wer verfassungsmäßig sein Nachfolger sey. Trift die Reihe des Decanats und Prorectorats gleichzeitig dasselbe Facultäts-Glied; so tritt in Ansehung des Decanats ein Tausch mit dem nächstfolgenden Mitgliede ein. §. 23. Das älteste Mitglied einer Facultät d. h. dasjenige, welches am längsten in der Facultät gewesen ist, führt den Titel: Senior. Ist dieser über 65. Jahr alt, so hat er das Recht zu verlangen, daß, in so fern der Decan nicht eben so alt oder älter ist, die Facultäts-Sitzungen bey ihm gehalten werden. Er hat die Obliegenheit, über die Rechte, Privilegien, Statuten und überhaupt über das Ansehen der Facultät zu wachen; daher auch das Recht wie die Pflicht, den zeitigen Decan zu erinnern, wenn er aus Urkunde oder sonst in seiner Pflicht etwas versäumt. – Bey Feyerlichkeiten, wo die Facultät als solche erscheint, hat er stets die nächste Stelle nach dem Decan. Bey Facultätssitzungen hat er das Protocoll mit dem Decan zu unterzeichnen, von Ausfertigungen aber die Concepte zu signiren. Dritter Abschnitt. Von den Lehrern der Universität. §. 24. Die Zahl der ordentlichen Professoren, deren Vermehrung nach Befinden vorbehalten bleibt, ist dermalen Ein und zwanzig, drey in der theologischen, sechs in der
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juristischen, drey in der medicinischen und neun in der philosophischen Facultät. Zwey oder mehrere dieser Stellen dürfen nie in Einer Person vereinigt seyn. §. 25. Jeder Professor muß Doctor der Facultät seyn, in welche er treten oder welcher er angehören will. Hat ein berufener ordentlicher Professor den Doctorgrad noch nicht erhalten, so ist er verbunden denselben auf hiesiger Universität anzunehmen: Hierzu bedarf es jedoch nur –neben Entrichtung der in jeder Facultät festgesetzten Promotionskosten – der Einrichtung einer selbst gefertigten lateinischen Ausarbeitung. Ist er bereits Doctor auf einer andern Universität geworden, so muß er sich nach den Facultäts-Statuten die Rechte eines Jenaischen Doctors erwerben, (sich nostrificiren lassen). §. 26. Da die Verantwortlichkeit der einzelnen Facultäten für die Vollständigkeit des Unterrichts in ihrem Gebiete nur dann rechtlich möglich ist, wenn den Facultäten ein Einfluß bey Besetzung der Lehrstellen gesichert wird: so soll keine ordentliche Lehrstelle anders, als nach Anhörung des Gutachtens und der Vorschläge derjenigen Facultät besetzt werden, in welcher sie zur Erledigung gekommen ist. Die Facultät nennt in einem solchen Falle dem Senate, wo möglich, drey oder mehrere tüchtige Männer in den nächsten vier Wochen, nachdem sie von der Erledigung Kenntniß erhalten hat. Nach einer mündlichen Berathung darüber geschieht der Vortrag zur Wahl und wirklichen Besetzung an die Durchlauchtigsten Erhalter der Universität ausführlich, mit Angabe der Gründe, welche die Vorschläge -Denomination- rechtfertigen. §. 27. Ist die Wahl von Seiten der Durchlauchtigsten Erhalter erfolgt; so wird die förmliche Berufung im Namen der ganzen Universität durch den Senat ausgefertigt. In dem Senat geschieht die feierliche Einführung des Berufenen durch den Prorector und die Vereidung desselben, nach der diesem Statut unter A. angefügten Pflichts-Notul. Jeder neu eintretende ordentliche Professor hat vor der Uebernahme seines Lehramtes, eine Rede in lateinischer Sprache öffentlich zu halten und hierzu in einem lateinischen Programme einzuladen, wodurch sodann der Antritt seiner Professur und der Eintritt in die Facultät bewirkt ist. Die dabey nöthigen Leistungen geschehen nach dem Facultäts-Statut. §. 28. Zu den Amtspflichten des ordentlichen Professors gehört: 1.) alle Halbjahr wenigstens ein Haupt-Collegium seiner Wissenschaft zu lesen; 2.) die im Lections-Katalog angekündigten Haupt-Collegien, sobald sich sechs Zuhörer dazu einfinden wirklich zu lesen; 3.) die wirklich angefangenen Vorlesungen in der angekündigten Maße zu beendigen; 4.) den Senat- und Concilien-Sitzungen in Gemäßheit des besondern Statuts beyzuwohnen und bey öffentlichen Feierlichkeiten der Universität gegenwärtig zu seyn; 5.) zu Aufträgen und Deputationen in Geschäften der Universität nach der von dem Senat beliebten Ordnung sich willig finden zu lassen; 6.) keine andern Aemter zu übernehmen, ohne es vorher bey dem Senat zur
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Anzeige gebracht, und von den Durchlauchtigsten Erhaltern die höchste Genehmigung erhalten zu haben, 7.) an den Berathungen und allen Geschäften seiner Facultät fleißig Antheil zu nehmen, sich dabey den allgemeinen Gesetzen der Universität und den besondern Statuten der Facultät gemäß zu bezeigen und die Ehre, Achtung und Wirksamkeit der ganzen Anstalt immer im Auge zu behalten, überhaupt aber 8.) für das Wohl der Universität, über die Festhaltung der in ihr bestehenden Gesetze und über die Aufrechterhaltung der ihr und ihren einzelnen Gliedern verliehenen Rechte mit Aufmerksamkeit zu wachen. 9.) Jeder ordentliche Professor giebt bey dem Antritt seiner Professur an die Universitäts-Bibliothek ein daselbst noch nicht vorhandenes Werk, wenigstens im Werth von 4. Rthlr., oder an die Bibliotheks-Kasse eine gleiche Summe. Ist bis zum Schluß des zweyten Quartals nach Antritt der Professur ein solches Buch noch nicht abgeliefert, oder der Werth davon bezahlt, so wird letzterer ohne weiteres an der Besoldung gekürzt und zu der BibliotheksKasse abgeführt. Gleiche Verbindlichkeit trifft auch die schon vorhandene Professoren, welche noch keinen Beytrag zur Bibliothek geleistet haben. 10.) Als Facultäts-Mitglied (Facultist) ist jeder, so bald Ordnung und Wahl ihn trifft, zur Uebernahme des Decanats und Prorectorats verpflichtet. Niemand ist ermächtiget sich demselben regelmäßig, auch nicht durch Verzichtung auf die Facultäts-Emolumente, zu entziehen, Gründe zu einer solchen beständigen Dispensation können nur den Durchlauchtigsten Erhaltern vorgelegt und von denselben die höchste Genehmigung erlangt werden.– In einzelnen Fällen können jedoch hohes Alter, Krankheit und andere erhebliche Umstände es zulässig machen, daß derjenige, welchen die Reihe des Prorectorats trifft, dasselbe von sich ablehne, jedoch hat derselbe sich zeitig an ein anderes Mitglied seiner Facultät der Uebernahme wegen zu wenden, im Entstehungs-Falle ist die Sache an den akademischen Senat zu bringen. In einem solchen Fall, wo die übrigen Facultätsglieder sich weigern, das Prorectorat für einen ihrer, auf vorbemerkte Art gültig verhinderten, Collegen zu übernehmen, oder wenn ein Prorector im Laufe der ersten Hälfte seines Prorectorats verstirbt, tritt die freie Wahl des Senats ein. Der Prorector oder der Exprorector versammelt alsdann sofort den akademischen Senat, durch eine Missive worin der Zweck der Versammlung angezeigt wird.– Nur völlig legale Ursachen können von dem Erscheinen bey dieser Sitzung befreien;– wer nicht anwesend ist, stimmt auch nicht mit. Jeder anwesende Senator übergiebt sodann dem Prorector oder seinem Stellvertreter, einen verschlossenen Zettel, worauf er den Namen des zu wählenden geschrieben hat. Sobald alle Stimmen eingegangen sind, öffnet sie der Prorector und übergiebt sie dem Secretaire, um sie in das aufzunehmende Protocoll einzutragen. Nur ordentliche Facultäts-Glieder (Facultisten) dürfen gewählt werden. Wer die meisten Stimmen erhalten hat wird Prorector; bey Stimmen-Gleichheit entscheidet die Stimme des Prorectors oder seines Stellvertreters.– Sollte dieser auf keinen von denjenigen gestimmt haben, auf welche die Stimmenmehrheit gefallen ist, so muß er sich für einen derselben entscheiden. Eine gleiche freie Wahl des akademischen Senats
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tritt ein, wenn dasjenige Mitglied einer Facultät, welches die gewöhnliche Ordnung zu Uebernahme des Prorectorats trifft, wegen eines ihm übertragenen andern Universitäts-Geschäfts genöthiget ist, während dem Laufe des bevorstehenden Prorectorats, eine längere Zeit abwesend zu seyn, z. B. als Landtags-Deputirter. Nur wird in einem solchen Fall die gewöhnliche Ordnung blos ausgesetzt und bey dem folgenden Prorectorats-Wechsel tritt die Facultät und in derselben das gesetzlich verhindert gewesene Mitglied derselben wieder in die Reihe. Dafern endlich 11.) ein Lehrer die Universität verlassen wollte, welches nur mit dem Ende eines akademischen Halbjahrs geschehen darf, muß er solches vier Monate vorher den Durchlauchtigsten Erhaltern und dem akademischen Senat anzeigen und resp. um seine Entlassung nachsuchen. §. 29. Jeder ordentliche Professor, als solcher, hat Ansprüche 1.) auf Sitz und Stimme im akademischen Senate, die jedoch nur in Gemäßheit der nähern Bestimmungen über die Zusammensetzung des Senats zur Ausübung kommen; 2.) auf die Mitausübung der gehörig erworbenen Facultäts Rechte in derjenigen Facultät, welcher er angehört, 3.) auf die mit seiner Stelle verbundene etatmäßige Besoldung und die damit verbundenenVortheile, zu welchem auch das Recht eines eigenen freien Kirchenstuhls in der Universitäts-Kirche und in der Stadt-Kirche gehört; 4.) auf die Unterstützung seiner Hinterlassenen aus dem akademischen WittwenFiscus nach den Statuten desselben; 5.) auf die Benutzung der Universitäts-Bibliothek. §. 30. Die Zahl der ordentlichen Honorar-Professoren und der außerordentlichen Professoren ist unbestimmt1. Die Ertheilung einer ordentlichen Honorar-Professur und die Ertheilung einer außerordentlichen Professur, nach vorhergegangenen Vorschlägen, oder vorher gegangenen gutachtlichen Berichte des Senats, hängt so, wie die Bestimmung des damit verbundenen Einkommens lediglich von der Gnade der Durchlauchtigsten Erhalter ab. §. 31. Wird ein außerordentlicher Professor ernannt der noch nicht Privat-Docent gewesen ist, aber den Doctor-Grad von der betreffenden Facultät zu Jena erhalten hat, so hat er die §. 37. angeordnete Probevorlesung zu leisten und der darüber zu fassende Beschluß betrift nicht sowohl die zu gewährende Zulassung, als vielmehr ein zu den Facultäts Acten nehmendes Urtheil. §. 32. Ist derselbe weder Privat-Docent zu Jena gewesen, noch daselbst graduirt worden, so wird ihm zwar das Doctor-Examen erlassen, er hat aber die Nostrification nach dem Facultäts-Statut, zu bezahlen, eine Disputation in lateinischer Sprache zu schreiben und ohne Präses zu vertheidigen. 1
Wortlaut in der Ausfertigung „unbekannt“; korrigiert in den lithografierten Kopien auf „unbestimmt“. UAJ, A 25b.
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§. 33. Die förmliche Einweisung in eine ordentliche Honorar- oder außerordentliche Professur und die dieser vorher gehende Vereidung, nach der hier angeschlossenen Pflichts-Notul unter B. geschieht ebenfalls im Senate durch den Prorector. Auch jeder ordentliche Honorar-Professor, wenn er nicht schon vorher eine Professur bey der Universität bekleidet hat, und jeder neu eintretende außerordentliche Professor hat vor der Uebernahme des Lehramtes eine Rede in lateinischer Sprache zu halten, und dazu in einem lateinischen Programme einzuladen. §. 34. Jeder ordentliche Honorar-Professor und jeder außerordentliche Professor hat, außer der allgemeinen Pflicht, für das Wohl der ganzen Universität mit zu sorgen und sich den Statuten, Gesetzen und Einrichtungen derselben überall gemäß zu bezeigen, 1.) Die Verbindlichkeit in jedem Halbjahre wenigstens zwey Collegien anzukündigen und die wirklich angefangenen Collegien in der angekündigten Maße zu vollenden. 2.) Die Verbindlichkeit in dem über die anzuordnenden Vorlesungen von dem Decan der Facultät angesetzten Conseß zu erscheinen (§. 5 1.) 3.) darf er kein Collegium publice lesen, welches ein ordentlicher Professor privatim zu lesen angekündiget hat. Endlich hat er die Verbindlichkeit 4.) im Fall er die Universität verlassen wollte, welches ebenfalls nur am Schlusse des akademischen Halbjahrs geschehen darf, solches als ordentlicher Professor Vier Monate, als außerordentlicher Professor Sechs Wochen vorher, den Durchlauchtigsten Erhaltern und dem akademischen Senate anzuzeigen und respective um seine Entlassung zu bitten. §. 35. Die Repetenten als der theologischen Facultät allein angehörig, finden ihre Rechte und Verbindlichkeiten in den Statuten der theologischen Facultät. §. 36. Wer Privat-Docent werden will, muß die dazu gehörige akademische Würde erlangt haben. Er hat sich bey dem Decan persönlich zu melden. Findet dieser kein erhebliches Bedenken, so bringt er den Candidat der Facultät in Vorschlag. § 37. Die Einleitung der Anstellung der Privat-Docenten, ist Sache derjenigen Facultät, welcher sie angehören. Findet die Facultät die Aufnahme eines Competenten, nach vorgenommener Prüfung über die Würdigkeit desselben, zulässig, so wird von ihr die Sache an den akademischen Senat gebracht und von diesem unterthänigster Bericht an die Durchlauchtigsten Erhalter zu Einholung der höchsten Genehmigung erstattet. Erfolgt dieselbe, so muß der Competent, ehe er seine Vorlesungen beginnen darf, wenn er den erforderlichen Würdengrad zu Jena erlangt hat, über einen von der Facultät ihm vorgeschriebenen Gegenstand des Lehrfachs dem er sich widmen will, eine Vorlesung vor der versammelten Facultät, wobey der Prorector und jedes Mitglied des Senats gegenwärtig zu seyn berechtiget sind, halten.– Hat der Competent den in seiner Facultät erforderlichen Würden-Grad auf einer andern Universität erlangt, so muß derselbe neben einer solchen vor der Facultät zu haltenden Rede,
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eine lateinisch geschriebene Abhandlung öffentlich lateinisch vertheidigen. Ehe und bevor dies geschehen ist, darf der Competent seine Vorlesungen nicht anfangen. §. 38. Die Privat-Docenten stehen in der engsten Verbindung mit der Universität. Sie haben für das Wohl und das Gedeihen der ganzen Anstalt mit zu wirken; insonderheit aber sich den Gesetzen, den Statuten und Einrichtungen derselben, so wie den Facultätsbeschlüssen gemäß zu erweisen. Jeder einmal aufgenommene Privat-Docent hat, so lange er nicht der Aufnahme entsagt, die Verbindlichkeit halbjährig ein oder mehrere Collegien anzukündigen, solche auf Verlangen wirklich zu lesen und die angefangenen Vorlesungen in der angekündigten Maße zu beendigen, darf aber kein Collegium gratis lesen, welches ein ordentlicher Professor angekündigt hat, und muß überhaupt seine Vorlesungen, für den Druck des Lections-Katalogs und für den Anschlag, von dem Decan unterzeichnen lassen. §. 39. Ein Privat-Docent kann des Rechtes, Vorlesungen zu halten und solche in dem Lections-Kataloge anzuzeigen für verlustig erklärt werden. 1.) wegen solcher Disciplinar-Vergehungen, die an Studirenden mit geschärfter Carcerstrafe geahndet werden würden, 2.) wegen Trägheit in Erfüllung seiner Pflichten, wenn er vier auf einander folgende Semester gar keine Vorlesung gehalten hat, 3.) wegen unredlicher Kunstgriffe und anderer Unschicklichkeiten, wodurch er sich Zuhörer zu verschaffen bemüht gewesen ist. §. 40. Die Anstellung der Lectoren der neuen Sprachen und der Lehrer der Künste geschieht auf dieselbe Weise wie die Anstellung der außerordentlichen Professoren. Für die akademische Zeichenschule, die Reitschule und den Fechtboden werden besondere Gesetze und respective Amtsvorschriften ertheilt werden. §. 41. Dem Range nach folgen auf die Senatoren 1., die ordentlichen Honorar-Professoren,2 2., die außerordentlichen Professoren, 3., die Repetenten und Privat-Docenten, 4., die Lectoren und die Lehrer der Künste. Unter einander ordnen sich die Senatoren, die Professoren jeder Classe, die Repetenten und Privat-Docenten nach den Facultäten und in den Facultäten nach dem Alter ihrer Bestallung und resp. Aufnahme. Das letztere bestimmt auch die Ordnung unter den Lehrern der neuern Sprachen und der Künste. In der hier festgestellten Rangordnung bewirkt das dem einzelnen Mitgliede der Universität etwa verliehene Ehren- Prädicat oder eine sonst erlangte Anstellung keine Aenderung. §. 42. Eine allgemeine Verbindlichkeit aller Professoren ist es, daß im Laufe des Halbjahrs keiner derselben über acht Tage verreisen darf, ohne Urlaub vom dem Durchlauchtigsten Erhalter zu Weimar nachgesucht und erhalten zu haben. Und haben sie , wenn sie, sey es im Laufe des Halbjahres oder in den Ferien, länger als drey Tage verreisen, dem Prorector und dem Decan ihrer Facultät sowohl den Tag ihrer Abreise als den 2
Korrektur in der Ausfertigung: „welche nicht Sitz und Stimme im Senat erlangt haben“.
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Tag ihrer Zurückkunft anzuzeigen. Will der Decan sich entfernen, so hat er sich mit dem Ex-Decan wegen der Geschäftsführung in seiner Abwesenheit, zu benehmen; der jenige aber, welcher selbst das Amt des Prorectors bekleidet, darf weder in noch außer den Ferien, ohne Urlaub von dem Durchlauchtigsten Erhalter zu Weimar erhalten zu haben, sich von Jena entfernen. Privat-Docenten müssen, wenn sie sich außer der Ferienzeit entfernen wollen, bey dem Prorector Urlaub nachsuchen. §. 43. Zu den besondern Vorrechten und Privilegien der Universität und ihrer Lehrer gehört noch folgendes: 1.) sämmtliche bey der Universität angestellte Lehrer haben einen bevorzugten Gerichtsstand, 2.) sämmtliche bey der Universität angestellte Lehrer sind frey a., von allen directen blos persönlichen Steuern und Lasten, welche in dem Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach ausgeschrieben werden, b., von allen Abgaben vom Dienst-Einkommen und vom literarischen Erwerb, in Gemäßheit des Weimarischen Steuergesetzes vom 29. April 1821.3 c., von der Einquartierung, und zwar als Hausbesitzer, so lange nicht 1000 Mann, als Inquilinen, solange nicht 3000 Mann in die Stadt gelegt werden, jedoch gilt diese Befreiung nur von einem Wohnhause; 3.) Die Professoren sind frey a., von der Nothwendigkeit bey dem Erwerb eines Hauses, oder eines andern Grundstücks in der Stadt oder dem Weichbilde der Stadt Jena, das Bürgerrecht förmlich zu gewinnen; b., von allen persönlichen städtischen Lasten, auch als Hausbesitzer nach dem Regulativ vom 1.sten July 1814. 4.) Die Professoren sind frey von dem Geleite für das Getränk, welches sie über Camburg zu ihrem eigenen Bedarf bringen lassen, in Camburg, und für zwanzig Klafter Holz jährlich, in Roda, nach dem Justifikations-Decrete vom 17.ten Januar 16884 und dem Fürstlichen Befehl vom 2.ten April 1738.5 §. 44. Was den Professor der Beredsamkeit anlangt, so hat derselbe als Sprecher der Universität, die Obliegenheit, alle im Namen der Universität ausgehenden Schriften und Anschläge abzufassen. Und zwar hat er: I. unentgeldlich zu schreiben a., die Vorreden zu den Lections-Katalogen, b., alle Anschläge in lateinischer Sprache, welche die Disziplin betreffen, auch die Relegations-Patente, c., die Entwürfe zu den Matrikeln, d., alle Communikations-Schreiben in lateinischer Sprache. 3
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UAJ, A 158 (Gesetz über die Steuerverfassung 1821); Eine Grundlage bildete das „Regulativ zur Abschätzung des gesammten Vermögens im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach vom 14. 12. 1819“. In § 42 und 43 waren erstmals auch die Akademiker in Jena als Steuerpflichtige einbezogen worden, UAJ, A 157, Bl. 7-18. Vgl. Schmid, Unterricht, S. 90, 190. Vgl. ebd., S. 190f.
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II. gegen Empfang der aus dem akademischen Fiscus dafür überhaupt ausgesetzten Summe. a., die Programme zur Ankündigung des Prorectorats-Wechsels, so wie aller andern akademischen Feierlichkeiten, die Promotionen ausgenommen, b., alle Schriften, welche zur Ehre anderer Akademien sich nöthig machen, c., das Programm bey Austheilung der Preise, wobey derselbe eine Rede zu halten hat. d., die Annalen der Universität, nach den deshalb ertheilten höchsten Vorschriften. Aus der akademischen Ehrenaufwands-Kasse werden ihm III. honorirt alle Gelegenheits-Schriften, durch welche die Universität jemand ihre Achtung und Ergebenheit bezeigen will. Bey allen Schriften, diejenigen ausgenommen, welche oben unter I. b. c. und d. und unter II. d. angegeben worden sind, bleibt demselben in der Regel die Wahl des Themas, so wie die Art der Ausführung lediglich überlassen, jedoch hat er sich, was den Umfang der Schriften und die Art des Drucks betrifft, nach dem Ermessen des Senats zu richten und in vorkommenden Fällen demselben über das was er geschrieben, die nöthigen Erläuterungen und respective Rechenschaft zu geben, zu welchem Ende alle solche Schriften, vor dem Drucke dem Concilium vorgelegt werden müssen. Die Relegations-Patente sind vor dem Abdrucke dem Ordinarius der JuristenFacultät, oder dessen Stellvertreter, zur Signatur vorzulegen, die Anschläge in Disciplinar-Sachen aber werden dem Senate vor der völligen Ausfertigung mitgetheilt und von dem Prorector gezeichnet. Stellvertreter des Professors der Beredsamkeit ist in dringenden Fällen der Professor der griechischen Sprache und Literatur und, im Fall auch dieser abwesend oder sonst gehindert seyn sollte, der Professor der orientalischen Sprache. Der Stellvertreter bezieht für Schriften, welche nach vorstehenden Bestimmungen honorirt werden, dasselbe Honorar, welches der Professor der Beredsamkeit selbst für seine Mühe bezogen haben würde. IV. Alle im Namen der Universität erscheinende Drucksachen, hat er, wegen Richtigkeit des Drucks, genau zu revidiren. §. 45. Der Universitäts-Physikus wird von dem Senate aus den ordentlichen Professoren der Medicin erwählt. Derselbe verpflichtet sich, in allen Fällen, wo es der Senat verlangt, sein Gutachten zu erstatten, und hat bey besonders wichtigen Fällen, das Recht, seine Facultät zur Mitberathung aufzufordern. Insbesondere kommt ihm die Cognition über alle bey Duellen entstandenen Verletzungen zu. Aerztliche Zeugnisse, auf welche sich eine an den Senat, den Prorector oder das Universitäts-Amt gerichtete Bitte gründet, müssen entweder von ihm selbst ausgestellt, oder wenigstens von ihm mit unterschrieben seyn. §. 46. An Erhaltung der Eintracht unter einander sollen sämmtliche Lehrer insonderheit die Professoren in den einzelnen Facultäten erinnert seyn. Es ist nicht zu dulden, daß in Vorlesungen ein College gegen den andern namentlich streite, nicht zu dulden, daß
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ein College den andern in Vorlesungen, oder sonst öffentlich z. B. in Druckschriften beleidige. Ein nachdrücklicher Verweis von der Facultät und in Wiederholungsfällen noch eine schärfere Rüge durch das Concilium und den Senat würde die nothwendige Folge solcher Beleidigungen seyn. Hat ein College gerechte Klage gegen den andern: so darf er sich nicht selbst Recht verschaffen, sondern hat seine Beschwerde, wenn sein Gegner derselben Facultät angehört, bey der Facultät, sonst aber bey dem Prorector anzubringen, welche dann auf Erhaltung der Einigkeit und auf Vermeidung jedes Aergernisses Bedacht nehmen werden. Vierter Abschnitt. Von den Studierenden §. 47. Wie das akademische Bürgerrecht für die Studierenden erworben werde, welche Rechte und welche Verbindlichkeiten es mit sich führe und wie es verlohren gehe, ist in den Disciplinar-Gesetzen für die Studierenden bestimmt worden. §. 48. Für Vollziehung der Immatrikulation soll gezahlt werden 1.) von einem Novizen 6 Rthlr. 1 rt.
13 gl.
dem Prorector
1"
17 " 3 "
der philosophischen Facultät
–" –"
dem Secretair
18 " 16 "
dem Pedellen der Universitäts-Hauptcasse
–"
23 " 6 "
6 rt.
– "
–" –"
der Bibliothek dem Armenhause
2.) von einem Veteranen 4 Rthl. – " als 1 rt.
16 gl.
dem Prorector
–"
3 " 20 "
dem Secretair
–" –" –" –" 4 rt.
12 " 15 " 6 " – "
dem Pedellen der Bibliothek der Universitäts-Hauptcasse dem Armenhause
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Fünfter Abschnitt. Von den Vorlesungen. §. 49. Vorlesungen bey der Universität sind alle diejenigen Vorträge, welche, vermöge des der Universität verliehenen Rechtes, unter dem Schutze derselben gehalten und deshalb in dem Lections-Verzeichnisse, so wie am schwarzen Brete angekündigt werden. §. 50. Das Recht zu Vorlesungen haben nur die Professoren, die Repetenten und die verfassungsmäßig aufgenommenen Privat-Docenten, so wie die Lehrer der neuen Sprachen, diese letztern jedoch nur nach erhaltener Zustimmung der philosophischen Facultät, sobald sie Vorlesungen, welche mehr als blosen Sprach-Unterricht umfassen, zu halten beabsichtigen. §. 51. Ein jeder Professor ist berechtigt über alle, in das Gebiet seiner Facultät einschlagende Fächer Vorlesungen zu halten. Sollte er aber eine Vorlesung ankündigen wollen, welche der Decan seiner Facultät und, auf den Vortrag desselben, diese selbst dem Gebiete einer andern Facultät zuweißt; so hat derjenige, welcher sie ankündigen will, die Zustimmung dieser andern Facultät auszuwirken. §. 52. Wenn ein Professor für eine bestimmte Disciplin berufen worden ist: so erlangt er dadurch nicht das Recht, diese Disciplin vorzugsweise, mit Ausschluß aller anderen Professoren, zu lehren, wohl aber ist er derjenige, an welchen sich die Facultät wegen dieses Gegenstandes zuerst und vorzüglich halten darf. §. 53. Privat-Docenten müssen ihrer Facultät von Halbjahr zu Halbjahr die Fächer schriftlich anzeigen; über welche sie lesen wollen. Zum Zeichen der erlangten Erlaubniß ist die einzureichende Angabe ihrer Vorlesungen von dem Decan mit einem Vidi zu unterschreiben. §. 54. Um für die Vollständigkeit des Unterrichts sorgen zu können, hat jeder Decan vier Wochen vor dem Eintritt eines jedesmaligen Prorectorats-Wechsels nicht nur die Glieder seiner Facultät, sondern auch die dazu gehörigen ordentlichen Honorar und außerordentlichen Professoren zu versammeln, und sich mit ihnen über die im folgenden halben Jahre zu haltenden Vorlesungen zum Behuf des zu fertigenden Lections-Katalogs zu benehmen. Hierbey sind folgende Vorschriften zu beachten und zu berücksichtigen: Jedes Collegium muß in dem halben Jahre, in welchem es als zu beendigen angekündiget, und zu lesen angefangen worden, auch wirklich beendiget werden, und es darf unter keinem Vorwand ein etwa nicht beendigtes Collegium im folgenden halben Jahre bis zum Schluß gelesen werden. Jeder Lehrer muß gleich am Anfange seiner Vorlesungen Bedacht darauf nehmen, daß er mit dem Gegenstande den er zu behandeln hat und mit der ihm gesetzten Zeit gleich haushälterisch verfahre um nicht unnöthiger Weise dupliren zu müssen, und wenn dies dennoch nothwendig werden sollte: so darf es nur in den zu dem Ende
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frey gelassen werdenden zwey Stunden des Tags geschehen, in welchen deshalb ein anderes Collegium nicht gelesen werden darf. Diese Stunden sind um 6 Uhr Morgens im Sommer, um 7 Uhr Morgens im Winter, so wie um 6 Uhr Abends im Winter und Sommer. Jedes Collegium muß für jeden Tag dieselbe Stunde behalten und es darf z. B. nicht, ein Collegium einige Tage der Woche um 10. Uhr Morgens und die übrigen Tage um 3. Uhr Nachmittags gelesen werden. Alle Haupt-Collegien der Theologie, Jurisprudenz und Medicin müssen in ein und dieselben Stunden verlegt werden. Wenn mehrere Lehrer dasselbe Collegium lesen, darf dies nur in ein und derselben Stunde geschehen. Die Stunde von 1.–2. Nachmittags bleibt lediglich für die Collegien bestimmt, welche publice gelesen werden. Wenn mit Berücksichtigung dieser allgemeinen Vorschriften, die zu einer Facultät gehörigen Lehrer die für das folgende Semester zu haltende Vorlesungen bestimmt und ihre Wünsche rücksichtlich der Stunden zu erkennen gegeben haben: so übergiebt der Decan das Verzeichniß davon an den Prorector. Sobald dieser die Verzeichniße aller Facultäten erhalten hat, ladet er sämmtliche Decanen zu einer Zusammenkunft ein, um gemeinschaftlich mit ihnen die Stunden für jede Vorlesung festzusetzen, wonach der Lections-Katalog sofort und zwar dergestalt gefertiget wird, daß solcher mit dem Eintritt des Prorectorats-Wechsels erscheinen kann. Alle in dem Lections-Katalog angekündigten Haupt-Collegien müssen auch wirklich gelesen werden, wenn wenigstens 6. Zuhörer erscheinen, und die in den Lections-Katalog angekündigte Stunde darf nicht verändert werden.- Vor dem Anfang der Vorlesungen geschieht die Ankündigung von jedem Lehrer nochmals am schwarzen Brete, mir Bemerkung der zum Zwecke seiner Vorlesungen den Studirenden unentbehrlichen Bücher, des Hörsaals in welchem er ließt und seiner Wohnung. §. 55. Die Bestimmung des Honorars für die Vorlesungen bleibt vor der Hand und bis zu einer darüber etwa erfolgenden andern gesetzlichen Bestimmung, in der Regel dem Ermessen des Lehrers lediglich anheim gestellt, nur darf kein Haupt-Collegium unentgeldlich gelesen, auch ein und dasselbe Collegium nicht von einem Lehrer mit einem geringeren Honorar als von dem andern angesetzt, oder eine von einem Professor als Privat-Collegium angekündigte Vorlesung von einem andern publice gelesen und für öffentlich angekündigte Vorlesungen, welche deshalb nicht als Privatissima zu behandeln sind, kein Honorar im Ganzen (Collectiv-Honorar) bestimmt werden. Eine in dem Lections-Katalog als Privat-Collegium angekündigte Vorlesung, darf in der Regel nicht privatissima gelesen werden. Ausnahmen hievon können nur nach eingeholter Genehmigung des akademischen Senats statt haben. Was den Erlaß des Honorars betrifft, so sind die ordentlichen Professoren zu solchem nur in Ansehung der Landeskinder der fürstlichen Erhalter und zwar nach Maßgabe der, im 2.ten Abschnitt, 2.ten Titel unter C. der Gesetze für die Studierenden, angegebenen Vorschriften, gehalten. §. 56. Die Perioden der Vorlesungen -akademische Halbjahre- werden, vorbehältlich anderweiter Bestimmung, so wie sie bisher bestanden haben, beybehalten. Das erste Halbjahr -Sommerhalbjahr- fängt an mit dem Montage nach Cantate und dauert bis
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zum 20. September. Das zweyte Halbjahr –Winterhalbjahr- fängt an mit dem Montage derjenigen Woche, in welche der 20.ste October fällt und schließt mit dem Sonnabend vor Palmarum. Weihnachts und Pfingst-Ferien dürfen, erstere nicht über 14. letztere nicht über 8. Tage dauern. Sechster Abschnitt. Von den wissenschaftlichen Instituten und Sammlungen in der Universitaets Stadt. §. 57. Die in Jena bestehenden wissenschaftlichen Institute und Sammlungen sind: I. solche, welche der Universität eigenthümlich gewidmet und respective in ihr gestiftet worden sind, II. solche, welche noch außerdem auf eigenen Stiftungen beruhen, von der Universität aber, zu ihren Zwecken mit benutzt werden dürfen. 1.) 2.) 3.) 4.) 5.) 6.) 7.) 8.) 9.) 10.) 1 1.) 12.) 13.)
Zu jenen gehören: die Bibliothek, das Münz-Kabinet, der botanische Garten an dem Collegien Gebäude, das anatomische Theater, das Klinicum, die Entbindungs-Anstalt, das philologische Seminarium, das theologische Seminarium, das homiletische Seminarium, das katechetische Seminarium, die allgemeine Literatur-Zeitung, die lateinische Gesellschaft, das akademische Concert.
1.) 2.) 3.) 4.) 5.)
Zu diesen gehören: die sämmtlichen, im Jenaischen Schlosse aufgestellten Museen, das chemische Laboratorium, der botanische Garten auf dem Fürstengraben, die Veterinär-Anstalt, die Sternwarte.
§. 58. Die Sammlungen und Institute zweyter Classe sammt den dazu gehörigen Gebäuden, Grundstücken, Auditorien u. s. w. stehen unter einer von des Großherzogs zu SachsenWeimar-Eisenach, Königl. Hoheit angeordneten Oberaufsicht, nach unmittelbaren Befehlen. Das Klinicum und die Entbindungs-Anstalt haben ihre eigenen Directoren. Alle übrigen Institute und Sammlungen der Universität, sie mögen nun schon
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gestiftet seyn, oder noch gestiftet werden, auch alle öffentliche Uebungsvereine sind der besondern Aufsicht einer Facultät, oder eines Professors unterworfen. Die Plane und Gesetze für solche unterliegen zunächst der Prüfung des Senats und weiter der höchsten Genehmigung. Siebenter Abschnitt. Von dem Vermögen der Universität und dessen Verwaltung. §. 59. Außer der Bibliothek, dem Münz-Kabinet und den Sammlungen, welche etwa künftighin der Universität übereignet werden sollten und deren Verwaltung sich nach den Bestimmungen des sechsten Abschnitts richtet, gehören zu dem Vermögen der Universität: A. die akademischen Grundbesitzungen in Jena einschließlich des Rosengebäudes. B. die Herrschaft Remda, nebst den darin befindlichen Dotal-Güthern und Holzungen und das Ritterguth zu Apolda mit allen auf diesen Besitzungen haftenden Rechten und Gerechtigkeiten in Gemäßheit des Schenkungsbriefes vom 15.ten October 1633.6 C. ein Stück Waldung bey Waltersdorf im Fürstenthum Altenburg. D. ihre Privilegien und Freiheiten, besonders die auf dem Rosengebäude zu Jena ruhende Schenkgerechtigkeit und die Braugerechtigkeit. E. das bei Blankenhayn liegende sogenannte Lindenstück. F. die Geld- und Natural-Erbzinsen aus verschiedenen Orten. G. die vorhandenen Legate, als das Wilhelm- und Vitzthumische, das Utzbergische, das Quedlienburgische, das Köcherische und das Kahliche, sammt den vorhandenen Activ-Außenständen, mit Einschluß der Kaufgelder für das Sagittarische Wohnhaus. H. die Kapitalien des akademischen Wittwen-Fiscus. I. die Amthorischen Stiftungsgelder. J. alles was der Universität künftighin durch Schenkungen, Vermächtniße u. s. w. eigenthümlich zufällt. §. 60. In Ansehung dieses Vermögens genießt die Universität als Gemeinheit in dem Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach dieselbe Sicherheit und denselben Schutz, welcher Privatpersonen und andern Gemeinheiten, in Ansehung ihres Vermögens gesetzlich und verfaßungsmäßig zusteht. Eine Veräußerung und Verpfändung dieses Vermögens kann rechtsgiltig nicht anders geschehen, als unter ausdrücklicher Genehmigung der Duchlauchtigsten Erhalter. §. 61. Die Verwaltung des Vermögens der Universität, des akademischen Finanz-Wesens, ist einer von den Durchlauchtigsten Erhaltern dazu ernannten Immediat-Commission übertragen, unter welcher das akademische Rentamt zu Jena, die beyden Rentereyen zu Apolda und Remda, die Förster und die Pächter der Dotalgüter stehen. Diese 6
Schmid, Unterricht, S. 84f.; UAJ, A53c, Bl. 243r–247r (Abschrift der Begleitbriefe).
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Verwaltung geschieht nach Maaßgabe des von den Durchlauchtigsten Erhaltern der Universität genehmigten Einnahme- und Ausgabe-Etats und der daneben der FinanzVerwaltungs-Commission ertheilten Amtsvorschrift d. d. Weimar den 17.ten Juny 1817.7 §. 62. Da die Universität von der Verwaltung ihrer Finanzen gänzlich entbunden worden, ihr jedoch unbenommen geblieben ist, aus ihrer Mitte einen Abgeordneten zu wählen, welcher den jährlichen Rechnungsabnahmen und den übrigen wichtigen Geschäften der Finanz-Verwaltungs-Commission beywohnen soll, um dem Senat über die stete Fürsorge für das finanzielle Intereße der Universität Bericht abstatten zu können: so wird der Commissarius diesen Abgeordneten zu der Rechnungsabnahme und sonst zu allen wichtigen Geschäften der Verwaltung einladen, auch alle Mittheilungen an die Universität durch denselben bewirken; so wie umgekehrt auch alle Wünsche und Anträge, welche die Universität an die Finanz-VerwaltungsCommission bringen möchte, ebenfalls nur durch ihren Abgeordneten an dieselbe gelangen können. Achter Abschnitt. Von den Beamten und Unterbeamten der Universitaet. §. 63. Beamte zum Dienst in den Geschäften und Angelegenheiten der Universität sind: 1.) der Bibliothekar, 2.) der Universitäts-Amtmann, 3.) der Universitäts-Sekretair, 4.) der Universitäts-Archivar, 5.) der Universitäts-Actuar, 6.) der akademische Rentamtmann, 7.) der Quästor, 8.) der Kassirer und Rechnungsführer bey dem akademischen Wittwen-Fiscus, 9.) der Kassirer und Rechnungsführer bey der akademischen Speiseanstalt. Auch können der akademische Syndicus und Gerichts-Actuar, sowie die Justitiarien und Actuarien bey den Patrimonialgerichtsstellen zu Remda und Apolda insofern hierher gerechnet werden, als ihre Ernennung von der Universität geschieht, und sie verbunden sind, unbeschadet ihrer Pflichten als Verwalter eines von dem Einflusse der Universität gänzlich unabhängigen, nur der höhern Justizbehörde verantwortlichen Gerichts, für die Erhaltung der Universitäts-Gerechtsamen Sorge zu tragen und die rechtlichen Vortheile derselben überall wahrzunehmen.
7
UAJ, BA 1495 (Die Organisation der akadem. Immediat-Finanzverwaltung 1817ff. betr.); ThHStAW, A 5602, Bl. 37r-40r (Entwurf von Hoff vom 27.3.1817).
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§. 64. Zu den Unterbeamten gehören: 1.) die Bibliotheks-Gehülfen, 2.) der Bibliotheks-Schreiber, 3.) der Prosector, 4.) der Concert-Meister, 5.) der Auctions-Proclamator, 6.) der Depositor, der Oberpedell sammt den übrigen Pedellen, 7.) der akademische Brauer, 8.) der akademische Bäcker, 9.) der akademische Gärtner, 10.) die zur Aufwartung in den Hörsälen der Professoren öffentlich angestellten und verpflichteten Diener (Famuli), 1 1.) der Pförtner, 12.) die Gehülfen und Aufwärter bey der Anatomie und bei den übrigen Anstalten der Universität §. 65. Die sämmtlichen Beamten und Unterbeamten sollen mit Amtsvorschriften versehen und bey ihrer Anstellung darauf verpflichtet werden. In dieser Amtsvorschrift wird auch des einem jeden angewiesenen Diensteinkommens und der gesetzlichen Dienst Verhältniße Erwähnung geschehen, so daß die Annahme und Bestellung auf die Amtsvorschrift als ein förmlicher Dienstvertrag betrachtet werden kann. §. 66. Sämmtliche Beamte und Unterbeamte der Universität, welche durch ihre Anstellung den Wohnort in Jena haben, haben ihren Gerichtsstand vor dem akademischen Gericht, mit Ausnahme des Syndicus und des bey dem akademischen Gericht angestellten Actuars, welche schon in erster Instanz bey der Landesregierung in Weimar Recht nehmen. Auch sind der Universitäts-Syndicus, der Amtmann, der Secretair, der Actuar und der Bibliothekar bey dem Erwerb städtischer Grundstücke frey von förmlicher Ablegung der Bürgerpflicht. In Ansehung der Einquartierung genießen der Syndicus, der Amtmann und der Secretair gleiche Rechte mit den ordentlichen Professoren. Die Pedellen sind von der Einquartierung ganz befreyt. Neunter Abschnitt. Von den Universitäts-Verwandten. §. 67. Zu den Verwandten der Universität (§. 5. pas. 4.) gehören: 1.) alle diejenigen, welche in dieser Eigenschaft von dem Landesfürsten besonders anerkannt worden sind. 2.) der Actuar und die übrigen Expedienten des Schöppenstuhls, 3.) der akademische Buchhändler, 4.) die Buchdrucker, 5.) das Dienstgesinde der bey der Universität angestellten Lehrer.
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Zehnter Abschnitt. Von der Gerichtsbarkeit und den Gerichten der Akademie. §. 68. Ueber den Umfang der akademischen Gerichtsbarkeit und die Art und Weise ihrer Ausübung besteht ein eigenes Regulativ vom 1. Juny 18218. Es ist dasselbe als ein ergänzender Theil dieses Hauptstatuts anzusehen und als solcher besonders mit dem vorstehenden neunten Abschnitte desselben in Verbindung zu bringen. Beylage A. Pflichtsnotul der ordentlichen Professoren. Ein ordentlicher Professor soll geloben und schwören; daß, da die Durchlauchtigsten Herren Erhalter hiesiger Universität, unsere allerseits gnädigste Fürsten und Herren, ihn zum ordentlichen Professor der Theologie des Rechts der Medizin der Philosophie gnädigst zu ernennen und damit auch ihn, nach der gesetzlichen Reihenfolge, Sitz und Stimme in dem akademischen Senat und dem Consilium zu ertheilen geruhet, Ihro Königl. Hoheit und Ihro Herzogliche Durchlaucht er treu, gewärtig und gehorsam seyn, den akademischen Gesetzen und den Statuten ⎫ theologischen ⎫ ⎪ juristischen ⎪ der ⎬ ⎬ Facultät in allem gemäß sich ⎪ medicinischen ⎪ ⎭ philosophischen ⎭ bezeigen, gegen den jedesmaligen Prorector und den akademischen Senat, wie auch die erwähnte Facultät die schuldige Achtung beobachten, auf der studierenden Jugend Bestes vorzüglich zu sehen, zu Beförderung guter Disciplin das Seinige bey jeder Gelegenheit beyzutragen und insofern er etwas, so derselben oder sonst der Akademie auf irgend einige Art nachtheilig, in Erfahrung bringt, selbiges bey der Behörde ungesäumt angeben, was hingegen zu der Akademie Nutzen und Aufnahme gereichet, unterstützen und nach Möglichkeit befördern, weniger nicht nützliche und seiner Profession angemessene Collegien lesen und dieselben gebührend abwarten, die Senatssessionen, zu welchen er eingeladen worden, ohne dringende Noth nicht versäumen, was in selbigen oder durch Missive fürgetragen, daselbst votirt und beschlossen wird, geheim halten, seine Vota nach seinem besten Wissen und seiner Einsicht ohne alle Nebenabsicht ablegen, auf die Erhaltung der unter den Professoren so nöthigen Eintracht seines Orts vorzüglich Bedacht nehmen, falls ihm Commissionen von der Akademie übertragen werden sollten, deren sich willig unterziehen und sie ohne Aufschub treulich verrichten, auch wenn er eine Assessur in dem engern Rath (Concilio arctiori) erhält den diesfalls zu beobachtenden Statuten genau nachleben, daferne 8
Vgl. Dok. Nr. 7.
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er das Prorectorat der Ordnung nach zu übernehmen hat, selbiges ohne gegründete Ursache nicht ausschlagen, bey demselben aber vorzüglich auf der Studierenden Wohlfahrt sein Augenmerk richten, die Disciplin nach der Vorschrift der vorhandenen Gesetze ohne einige Nachsicht und Ansehn der Person verwalten, ingleichen sich überhaupt bey Führung dieses Amtes nach den vorhandenen akademischen Gesetzen, Statuten und andern Herrschaftlichen Verordnungen, wie auch dem Modellbuch und denen darinnen befindlichen Schlüssen des Senats genau richten, dem akademischen Senat und dem engern Rath was dahin gehörig, gebührend zu referiren und dasjenige, was durch die Mehrheit der Stimmen beschlossen wird, ungesäumt befolgen wolle. Alles, was mir ietzo vorgelesen worden und ich wohl verstanden, auch darauf angelobet habe, will ich stet, fest und unverbrüchlich halten, So wahr mir Gott helfe durch Jesum Christum. Amen. Beylage B. Pflichtsnotul der ordentlichen Honorar-Professoren und der außerordentlichen Professoren. Er soll geloben und schwören, daß, da die Durchlauchtigsten Herren Erhalter der hiesigen Universität, unsern allerseits gnädigste Fürsten und Herren, ihm eine (Honorar) außerordentliche Professur der Theologie des Rechts der Medicin der Philosophie zu ertheilen gnädigst geruhet, Ihro Königlichen Hoheit und Herzoglichen Durchlaucht er getreu, gewärtig und gehorsam seyn, den akademischen Gesetzen, wie auch Statuten ⎫ theologischen ⎫ ⎪ juristischen ⎪ der ⎬ ⎬ Facultät in allem sich gemäß ⎪ medicinischen ⎪ ⎭ philosophischen ⎭ bezeigen, dem jedesmaligen Prorector und dem akademischen Senat, wie auch gedachter Facultät in allem und jedem die schuldige Ehrerbietung bezeigen, die seiner Profession angemessenen Collegien fleißig lesen, sie gebührend abwarten und überhaupt der Akademie Nutzen und Aufnahme nach seinen Kräften befördern wolle. Alles, was mir jetzo vorgelesen worden und ich wohl verstanden, auch darauf angelobet habe, will ich stet, fest und unverbrüchlich halten. So wahr mir Gott helfe durch Jesum Christum. Amen. Statut das Amt des Prorectors, den akademischen Senat, das Concilium und die Geschäftsführung bey solchem betreffend. §. 1. Alle akademische Angelegenheiten und Geschäfte liegen zunächst in den Händen des Prorectors, des Conciliums und des Senats.
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§. 2. Der Senat besteht aus dem jedesmaligen Prorector und dem Exprorector, den jedesmaligen Decanen und den Ex-Decanen der vier Facultäten, dem Ordinarius der Juristen Facultät und, in Disciplinarsachen, dem Universitäts-Amtmann. In Collisions- und gültigen Verhinderungs Fällen tritt respective der Ex-Ex-Rorector, der Ex-Ex-Decan der betreffenden Facultät, oder, für den Ordinarius, der Senior der juristischen Facultät ein. §. 3. Das Concilium bilden der Prorector als Vorsitzender, und die Decane der vier Facultäten. Der Prorector hat jedoch die Gegenstände seines Vortrags vor jeder Sitzung auch dem jedesmaligen Ex-Prorector (wenn derselbe nicht etwa Decan ist und daher ohnehin an den Verhandlungen theil nimmt) mitzutheilen. Der Exprorector kann den Sitzungen beywohnen, wenn er es für nöthig findet; er ist verpflichtet den Sitzungen beyzuwohnen, wenn das Concilium einen Beschluß von seiner Theilnahme abhängig macht. §. 4. Die Verwaltung des Prorectorats wechselt von Halbjahr zu Halbjahr. Sie beginnt für das Sommerhalbjahr mit dem ersten Sonnabend des Monats Februar, für das Winterhalbjahr mit dem ersten Sonnabend des Monats August. § 5. Das Prorectorat wird übertragen durch die Wahl des Senats. Die Wahl zur Designation eines Prorectors geschieht in der Regel jedes Mal in der letzten Woche des Decembers für das Sommerhalbjahr und in der letzten Woche des Junius für das Winterhalbjahr, durch einen schriftlichen Umlauf -(Missive)- in der Art, daß das Prorectorat unter den vier Facultäten in der gewöhnlichen Ordnung wechselt. Ausnahmen davon bestimmt der §. 28. des Haupt-Statuts. Nur die ordentlichen Professoren in den Facultäten, nicht die, den Facultäten als Beysitzer, etwa zugeordneten Senatoren, sind zur Uebernahme des Prorectorats berechtiget und verbunden. Keiner der Erstgenannten ist, ohne besondere, von den Durchlauchtigsten Erhaltern ertheilte Dispensation, ermächtigt, sich der Uebernahme des Prorectorats zu entziehen. Die förmliche Wahl des designirten Prorectors, wird durch ein von dem Professor der Beredsamkeit geschriebenes, am Tage vor dem Prorectorats-Wechsel zu ertheilendes Programm bekannt gemacht. Nach geendigter Wahl legt der erwählte Prorector den Handschlag an Eidesstatt in die Hände seines Vorgängers ab und sodann begiebt sich der versammelte Senat, den neuen Prorector sowie den Exprorector an der Spitze, in feierlichem Zug, in das öffentliche Auditorium, wo der erwählte Prorector in einer zu haltenden Rede die auf ihn gefallene Wahl ankündigt. §. 6. Nicht berechtigt zur Uebernahme des Prorectorats sind: 1.) diejenigen Senatoren, welche das 30ste Jahr ihres Alters noch nicht überschritten, 2.) diejenigen Senatoren, welche die Stelle im Senate noch nicht ein Jahr lang bekleidet haben. §. 7. Nicht verbunden zur Uebernahme des Prorectorats sind: 1.) alle, welche das 65ste Lebensjahr überschritten haben,
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2.) der Ordinarius der Juristenfacultät, 3.) diejenigen Senatoren, welche als Leibärzte bey einem der erhaltenden Durchlauchtigsten Höfe mit angestellt sind. §. 8. Sache des Prorectors ist: 1.) die Vertretung und Darstellung der Akademie in allen ihren äußern Verhältnissen; 2.) die Vollziehung aller Erlasse und Ausfertigungen durch Unterschrift seines Namens, mit dem Zusatze: der Zeit Prorector; 3.) die Eröffnung und Präsentation aller Erlasse, an die Akademie, und Einzeichnung derselben in die Registrande; 4.) die mündliche Bekanntmachung aller Dekrete des Senats und des Concilium; 5.) die Zusammenberufung des Senats und des Concilium; 6.) der Vorsitz und der mündliche oder schriftliche Vortrag im Senate und im Concilium, was letztere betrifft, mit Ausnahme der Disciplinar-Policey und Rechtssachen der Studirenden (s. §. 25) 7.) die Einführung und Verpflichtung aller neuen Lehrer und anderer bey der Universität angestellten Personen; 8.) die alleinige Besorgung folgender Gegenstände: a., die Einzeichnung (Immatriculation) der Studierenden und jede andere Aufnahme akademischer Bürger b., die fortwährende Aufsicht über das Universitäts-Amt, über alle Gegenstände der Disciplin und alle Anstalten der Universität, insofern solche nicht besondern Commissionen untergeben sind, daher auch jede Abwesenheit der Professoren, die über drey Tage dauert, ihm anzuzeigen ist; c., die ersten Versöhnungs-Versuche bey entstandenen Unannehmlichkeiten zwischen Mitgliedern der Universität, entweder in eigener Person oder durch speziellen Auftrag an einen andern Senator; d., die Abthuung geringer Disciplinar-Vergehungen der Studirenden durch simplen Verweis; e., die Verfügungen in allen Angelegenheiten wo Gefahr auf dem Verzuge haftet; f., die Zurechtweisung der Pedelle durch Verweise; g., die Autorisation aller Ausgaben der Prorectorats-Casse. In diese fließen: aa., ein Theil der Inscriptions-Gelder bb., die sogenannten Orgelgelder, cc., ein Theil der Strafgelder. Aus dieser Casse werden bestritten: aa., alle Ausgaben für die gewöhnlichen akademischen Druckschriften, d. h. die Festprogramme, die Programme zu Ankündigung des Prorectorats-Wechsels, alle Lections-Kataloge, die Matrikuln, Depositionsscheine pp. bb., das Postgeld für alle ausgehende und eingehende Briefe und Pakete und Lohn für Extraboten;
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cc., aller Aufwand zur Handhabung der Disciplin; dd., alle Vorschüße für Studierende, welche die Umstände dringend nothwendig machen, z.B. Krankheit, Begräbnißkosten pp. ee., alle Gebühren für die Aufnahme in öffentliche Blätter in Ansehung solcher Gegenstände, welche außer dem Bereich der RechnungsFinanz-Commission liegen, ff., alle Ausgaben, für Schreibmaterialien pp. gg., alle Ausgaben, welche der Prorector als solcher alljährlich oder halbjährig zu machen hat, und die zu Führung des Prorectorats als nothwendig gehören. Das Fehlende in dieser Kasse wird auf Verlangen und Quittung des Prorectors, gegen Autorisation des mit Verwaltung des akademischen Fonds beauftragten ImmediatCommissarius, aus dem akademischen Fiscus gedeckt. Die Rechnung darüber führt der Universitäts-Sekretair und legt solche dem Immediat-Finanz-Commissar zu Revision und demnächstigen Justification vor. h., die Verwaltung der sogenannten Ehrenaufwands-Casse des akademischen Senats. In diese fließen in jedem Prorectorat 100 rt. und zu den Ausgaben derselben werden gerechnet: aa., der Aufwand für alle Sendungen (Deputationen), bb., die Bestreitung aller Drucke zum Zwecke der Bezeigung der Ergebenheit und Dankbarkeit der Universität, ingleichen die Kosten für Ausfertigung der von der Universität als Ehrenauszeichnung ertheilten Doctor-Diplome, insofern nicht bey den einzelnen Fakultäten besondere Fonds vorhanden und dazu bestimmt sind. cc., alle Feierlichkeiten zu Ehren eines Mitglieds der Akademie oder anderer Personen, denen sich die Akademie verpflichtet glaubt; dd., Verehrungen und Douceurs. Diese Casse steht unter Aufsicht des ganzen Senats. Der jedesmalige Prorector führt die Rechnung darüber, ist aber streng verpflichtet, solche mit dem Schluß seines Prorectorats seinem Nachfolger zu übergeben, unter dessen Vorsitz in der ersten Senatssitzung nach seinem Antritt die Rechnung, nach deren gehöriger Revision justificirt wird. In eine solche Rechnung muß jeder Zeit der in der vorhergehenden Rechnung gebliebene Vorrath in Einnahme genommen werden, so daß stets aus der letzten Rechnung eine Uebersicht der ganzen Casse zu entnehmen ist. i., Die Aufbewahrung der Prorectorats- und Dekanats-Insignien, Amtskleider und Inventarienstücke, nach einer jedesmal bey der Uebergabe zu fertigenden Designation. 9.) Der Prorector hat statt der sonst üblich gewesenen Modell-Rescript- und Copialbücher auf die Führung zweckmäßig angelegter und eingetheilter solcher Copial-Bücher zu halten, in welchen die neuern Verordnungen der Durchlauchtigsten Erhalter, die wichtigern Senats-Beschlüsse und Alles was auf organische und Normal-Einrichtungen der Universität Beziehung hat, dergestalt zusammen getragen wird, daß es jederzeit leicht aufgefunden und bey den Berathungen benutzt werden kann.
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§. 9. Die Verbindlichkeiten des Prorectors ergeben sich aus jenen Rechten. Besonders hat er darauf zu sehen: 1.) daß weder in den innern noch in den äußern Verhältnißen etwas der Akademie Nachtheiliges geschehe; 2.) daß die Rechte der Akademie in ihrem ganzen Umfange aufrecht erhalten werden; 3.) daß den akademischen Statuten und Gesetzen überall nachgelebt werde; 4.) daß in den Geschäften der Akademie, sie gehören nun vor ihn, vor das Concilium, vor den Senat, oder vor das Universitätsamt kein vermeidlicher Verzug entstehe; 5.) daß vor Abgabe seines Amtes ein Verzeichniß aller Studirenden gefertigt werde, damit er solches seinem Nachfolger, bey dessen Antritt des Prorectorats, übergeben könne. 6.) daß die außerordentlichen Professoren stets von allen Beschlüßen und Verfügungen, welche die Gesammtheit der Akademie betreffen, in Kenntniß gesetzt und somit auch bey ihnen stets ein lebendiges Interesse an der Gesammtheit dieser Akademie, von welcher sie allerdings einen Theil bilden, erhalten werde. 7.) Er darf während der Zeit seines Prorectorats sich nicht aus Jena entfernen, ohne Urlaub von dem Durchlauchtigsten Erhalter zu Weimar. In Krankheit oder Verhinderungsfällen vertritt der Exprorector seine Stelle. §. 10. Der Prorector, welchem das Ehren-Prädikat: Magnificenz gebührt, hat eine besondere Amtstracht, und werden ihm bey feierlichen Gelegenheiten, an welchen die ganze Universität Antheil nimmt, die Scepter vorgetragen, auch genießt er die Freyheit vom Geleite, Chaussee-Geld und andern Wege-Abgaben in den Großherzoglichen und Herzoglichen Sächsischen Landen. Er ist frey von Natural-Einquartierung. Das Einkommen des Prorectors besteht: 1.) in den sogenannten Prorectorats-Accidenzien, 2.) in einem Theil der Inscriptions-Gebühren, 3.) in den Siegel-Gebühren, 4.) in einem Theile der bey dem Universitäts-Amte liquidirten Kosten, so wie er denselben bisher genossen hat; 5.) in Einem Thaler Canon vom Sagittarischen Hause. §. 11. Alle von einem Prorector begonnenen Geschäfte müssen, sofern ihre Beendigung von ihm abgehangen hat, auch von ihm beendiget und zur Vollziehung gebracht werden, wenngleich sein Prorectorat zu Ende ist. §. 12. Das Concilium versammelt sich 1.) auf Erinnerung des Prorectors regelmäßig von 14. Tagen zu 14. Tagen, Mittwochs Vormittags um 11. Uhr, oder in einer andern von den Mitgliedern zu verabredenden Stunde, 2.) bey außerordentlichen Veranlassungen auf Veranstaltung des Prorectors. Es
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ist nur constituirt, wenn außer dem Prorector die vier Decane anwesend sind. Ist ein Decan an dem Erscheinen gehindert: so hat er mit Genehmigung des Prorectors den Ex-Decan seiner Fakultät um seine Anwesenheit zu ersuchen. Beygezogen zu den Sitzungen des Conciliums werden mit einer entscheidenden Stimme a., in allen Disciplinar- Policey- und Rechts-Sachen der Studierenden der Universität-Amtmann, b., in allen Sachen, welche eine besondere Aufsicht oder Verwaltung angehen, diejenigen Senatoren, welchen diese Aufsicht oder Verwaltung übertragen ist. Für jede Conciliensitzung, welche ein Decan ohne hinreichende, von dem Prorector vorher genehmigte Entschuldigungsursache entweder ganz versäumt, oder vor Endigung der Sitzung verlassen hat, wird dem Säumigen 1 rt. an seiner, aus der akademischen Rentkasse zu erhebenden Besoldung zum Besten der Bibliothekskasse abgezogen. Zu dem Ende hat der Sekretair an dem Schlusse eine jeden Vierteljahrs einen Auszug aus dem Concilienbuche mit Bemerkung der Säumigen dem Rentamtmann zuzufertigen, welcher diesen Auszug als Rechnungs-Beleg benutzt. §. 13. Der Geschäftskreis des Concilium umfaßt, außer allen Gegenständen welche der Prorector nicht nach eigenem Ermessen abthun will und deshalb an das Concilium bringt, 1.) das Erkenntniß in allen Disciplinar und Policeysachen der Studirenden, wenn das vorliegende Vergehen keine höhere Strafe als 14. tägiges einfaches Carcer nach sich ziehen kann. 2.) die Ertheilung aller, nur die Untersuchung leitender Decrete, welche das Universitäts-Amt in diesen Sachen verlangt; 3.) die Entscheidung in zweyter Instanz in bürgerlichen vor dem Universitätsamte anhängig gewordenen Rechtssachen der Studierenden; 4.) alle Angelegenheiten die Anstalten der Universität, besonders die Angelegenheiten der Bibliothek und der akademischen Speise-Anstalt betreffend. 5.) die ersten Beschlüsse und Entwürfe über allgemeine, die Policey und Disciplin betreffende Gegenstände und Verordnungen; 6.) die Ertheilung der Armuthszeugnisse; 7.) alle Beylegung solcher Unannehmlichkeiten zwischen Mitgliedern der Akademie, die durch Vermittelung des Prorectors nicht haben beygelegt werden können. 8.) die ersten Berathungen über die Vorträge des akademischen Deputirten bey der ökonomischen Kommission, 9.) die ersten Berathungen über Mittheilung der akademischen Deputirten bey der Policey-Kommission, wohin auch die Einquartierungs- und Kriegssachen gehören. 10.) die Aufsicht über die Sicherheit des eisernen Kastens oder jedes andern zu Hinterlegung der die Universität angehenden Urkunden bestimmten Verwahrungs Ortes, 1 1.) die Verpflichtung aller untern akademischen Officianten mit Ausnahme derer welche von der Finanz-Verwaltungs-Commission verpflichtet werden,
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12.) die Erlaubnißertheilung zu Feyerlichkeiten der Studirenden, 13.) die Aufsicht über die Druckereyen wegen Ablieferung ihrer Drucke an die Bibliothek und an die Facultäten. 14.) die Berathung über die Anschaffung neuer Bücher in die Bibliothek 15.) die Straf-Erkenntnisse über die Dienst-Vergehungen aller Unterbedienten der Universität und zwar bey den, der Finanz-Commission untergeordneten, auf Anzeige oder Concurrenz des Immediat-Commissarius, außer dem blosen Verweise und bis zur Suspension einschließlich; 16.) die Entscheidung über Bedenklichkeiten bey der Immatriculation und der Aufnahme akademischer Bürger überhaupt; 17.) die Begutachtung der Gesuche von Studirenden, um Erlaubniß in der Vorstadt wohnen zu dürfen. 18.) die Aufsicht über das Archiv, 19.) die Aufsicht über das ordnungsmäßige Versenden der akademischen Druckschriften und Empfangnahme derselben. 20.) die Autorisation der Buchhändler– und Auctionsrechnungen durch die Unterschrift des Prorectors. 2 1.) die Autorisation aller Rechnungen über akademische Druckschriften auf dieselbe Weise. 22.) die Erlaubnißertheilung, den Saal im Rosen-Gebäude an durchreisende Künstler, Virtuosen pp. zu überlassen. – Auch hat 23.) das Concilium zu beurtheilen, ob in dem ihm von dem Drucke (nach §. 44. des Hauptstatuts) vorzulegenden im Namen der Universität ausgefertigten Schriften des Professors der Beredsamkeit etwas enthalten sey, was die Universität öffentlich zu äußern Bedenken haben dürfte. Die Entscheidung dieser Frage selbst aber, geschieht nicht im Concilium, sondern vom Senat, an welchen sie das Letztere zu bringen hat, durch Stimmenmehrheit. Der juristische Decan hat das Recht, bey einer jedenRechtssache, welche im Concilium verhandelt wird, zu verlangen, daß dieselbe im Senat zur Entscheidung vorgetragen werde. §. 14. Die Concepte zu den Beschlüssen des Concilium zeichnet der juristische Decan und der Prorector. In der schriftlichen Ausfertigung erhalten die Beschlüsse des Concilium die Unterschrift: „Prorector und Beysitzer des engern akademischen Raths.“ §. 15. Zu den Geschäften des Senats gehört: 1.) die Verpflichtung und Einweisung der Professoren, der Lectoren und der Lehrer der freien Künste, die Aufnahme der Privat-Docenten unter das Lehrpersonale der Universität, sowie die Verpflichtung aller höhern Officianten; 2.) die Denomination zu den zur Erledigung gekommenen ordentlichen Lehrstellen, sowie die Berathungen, welche über die Ertheilung anderer Lehrstellen bey der Akademie nothwendig werden; 3.) alle Berathungen über die Privilegien und Rechte der Akademie;
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4.) alle Mittheilungen von andern Universitäten 5.) die Bestätigung aller vom Concilium gefaßten Beschlüße zu allgemeinen Anordnungen und den Vortrag derselben zur höchsten Bestätigung; 6.) die Erkenntniß in allen Policey- und Disciplinarsachen der Studirenden, die eine höhere als 14. tägige Carcerstrafe nach sich ziehen können; 7.) die erste Beurtheilung aller Verbesserungs-Vorschläge, zu welchem Zweck am Ende eines jeden Prorectorats eine besondere Senats-Sitzung zu halten ist. 8.) die Anordnung aller außerordentlichen akademischen Feyerlichkeiten und Ehrenbezeigungen; 9.) die Erneuerung der Armuthszeugnisse; 10.) die Aufnahme der von andern Universitäten Consiliirten und die Berichtserstattung wegen Relegierter, welche sich an den Senat gewendet haben; 1 1.) die höhere Aufsicht über das Bibliothekswesen, sofern es nicht einer eignen Commission anvertraut ist; 12.) die Anhörung und allenfallsige Berathung über die Angelegenheiten der einzelnen Facultäten am Schluße eines jeden Prorectorats; 13.) Erlaubnißertheilung zum Verreisen der akademischen Officianten, mit Ausnahme derer, welche unter der Finanz-Verwaltungs-Commission stehen, und welche daher bey dieser ihr Gesuch um Urlaub anzubringen haben. 14.) die Abnahme der Rechnung über die Ehren-Aufwands-Casse bey jedem Prorectorats-Wechsel (§. 8. h.); 15.) alles dasjenige, was der Prorector und das Concilium für zu wichtig halten, als daß sie darinn einen Beschluß fassen möchten. §. 16. Die Verhandlungen bey dem Concilium und bey dem Senate geschehen auf doppelte Weise, schriftlich durch Umläufe (Missive) mündlich in den zu veranstaltenden Sitzungen. §. 17. Alle Umläufe dieses Zwecks gehen vom Prorector aus. Der Prorector darf in einem Umlaufe nur Einen Gegenstand zum Vortrag bringen; auch hat derselbe immer ganz bestimmte Fragen zu stellen, diejenigen Fälle ausgenommen, wo den Mitgliedern des Senats oder des Concilium etwas blos zur Nachricht mitgetheilt wird. Der Tag der Ausfertigung und der Zurückkunft des Umlaufs, ist auf solchen genau zu bemerken, so wie die Abgabe zur Ausführung des Beschlusses. §. 18. Die Abstimmung auf Umläufe geschieht im Senat nach der eingeführten Sitzordnung, im Concilium nach der Ordnung der Facultäten. Nur ein belehrendes Votum (Votum informativum) welches nothwendig wird, geht allen voraus. §. 19. Kein Stimmender darf seine Meinung blos mit der Bezeichnung "wie die Mehrheit“ abgeben, sondern er hat seine Meinung bestimmt auszusprechen, oder mit ausdrücklicher Angabe derjenigen Abstimmung, welcher er beigetreten ist, auch hat er jeder Zeit seinem Namen das Datum beyzufügen. §. 20. Ausgeschlossen von Missivverhandlungen sind: 1.) alle Gegenstände, welche eine vorläufige Berathung nötig machen,
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2.) alle Wahlen, die gewöhnliche Prorectorats-Wahl ausgenommen; 3.) alle Disciplinar- und Policeysachen der Studirenden. §. 21. Die Concilien- und die Senats-Sitzungen werden in der Regel 24. Stunden vorher den Mitgliedern angesagt, und den Tag wo sie gehalten werden, erinnert. Der bestimmte Tag für die Senats-Sitzungen ist der Sonnabend von 11. bis 1. Uhr Mittags. Eine solche Sitzung wird, außerordentliche Fälle ausgenommen, von vier zu vier Wochen gehalten. §. 22. Der Senat ist constituirt und zur Fassung von Beschlüssen berechtigt, wenn der Prorector, der Ex-Prorector oder dessen Stellvertreter, die vier Decane, der Ordinarius der Juristen-Facultät, zwey Exdecane und in Disciplinar-Sachen, der UniversitätsAmtmann, zugegen sind. §. 23. Jede Senatssitzung wird durch einen schriftlichen Umlauf angesagt, in welchem die Gegenstände des Vortrags, (die Proponenda) anzugeben sind, in wichtigen Fällen unter Beylegung der einschlagenden Acten. Umlauf und Acten müssen in einer verschlossenen Kapsel herumgetragen werden, wozu nur die Senatsglieder, der Universitäts-Amtmann und der Sekretair Schlüssel haben dürfen. Jeder Senator hat die ihm geschehene Vorzeigung auf dem Umlauf zu bemerken, auch im Fall er am Erscheinen behindert ist, seinen Entschuldigungsgrund beyzuschreiben. Bey Berathungen über Disciplinar-und Policeysachen gegen Studirende und wenn der Prorector den Senat sub fide beruft, sind nur Krankheit, welche sonst an dem Ausgehen hindert, Alter über 65. Jahre, Abwesenheit und Beauftragung in Geschäften der Akademie, von dem Prorector als gültige Entschuldigungs-Ursachen anzuerkennen. §. 24. Jeder Senator ist verbunden, den ordnungsmäßig angesagten Sitzungen des Senats beyzuwohnen. Wer ohne hinreichende, von dem Prorector zuvor genehmigte Entschuldigungursache eine Senats-Sitzung entweder ganz versäumt, oder vor Endigung der Sitzung sich daraus entfernt, zahlt 1 rt. in die Bibliotheks-Casse. Die Strafgelder werden am Schlusse des Prorectorats auf Anweisung des Prorectors aus der Rentkasse gehoben. Oeftere Vernachläßigung der Senatssitzungen geben einen Grund, gegen die Wahl eines solchen Mitglieds zum Prorector, zu protestiren. Als Vernachläßigung wird es auch angesehen, wenn ein Mitglied nicht zur gesetzten Zeit erscheint, oder vor dem Schluße der Verhandlungen die Sitzungen, ohne Vorwissen und Genehmigung des Prorectors, verläßt. Ganz vorzüglich ist jedes Senat-Mitglied streng verpflichtet über alles, was im Senat verhandelt wird, genaues Stillschweigen zu beobachten; in keinem Fall aber, mit Studirenden oder irgend sonst Jemanden über die eigene oder der andern Senatoren Abstimmung zu reden. §. 25. Den Vortrag in dem Senat hält in der Regel der Prorector oder derjenige Senator, welchen er dazu besonders aufgefordert hat. In minder wichtigen Sachen kann diese Aufforderung auch an den Sekretair ergehen.- In Disciplinar- und Policeysachen referirt der Universitäts-Amtmann. Der juristische Dekan ist Coreferent.
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§. 26. Die Aufforderung zum Abstimmen geschieht durch den Prorector, namentlich in Rechtssachen zuerst an die Glieder der juristischen Facultät, in Sachen, in welchem ein belehrendes Votum des einen oder des andern Senators nothwendig wird, zuerst an diesen, in allen andern Fällen aber, nach der Sitzordnung. Wenn es einmal zum Abstimmen gekommen ist, ist die weitere Discussion untersagt. Hierbey ist zu beobachten: daß bey allen wichtigen Sachen, das eigentliche Abstimmen erst dann vorzunehmen ist, wenn jedes anwesende Mitglied des Senats seine Gedanken über den zum Vortrag gekommenen Gegenstand vorläufig ausgesprochen hat und der Gegenstand gehörig erörtert worden ist; daher die ganz bestimmte Abstimmung nicht sogleich der ersten Aeußerung angehängt und noch weniger derselben voraus geschickt werden darf. §. 27. Jeder Stimmende muß auch bey den mündlichen Verhandlungen eine bestimmte Meynung aussprechen, oder einer bestimmt ausgesprochenen Meynung beytreten. Ausführungen die nicht zur Sache gehören, sowie alle Persönlichkeiten sollen dabey vermieden werden. Bey Wahlen, z. B. bey der Wahl des akademischen Abgeordneten zum Landtag, geschieht die Abstimmung durch Zettel, worauf jeder anwesende Senator den Namen desjenigen schreibt, welchem er seine Stimme geben will. Diese Zettel sammelt der Sekretair und giebt sie dann zur Ueberzählung, Eröffnung und Vorlesung an den Prorector ab. §. 28. Im Falle mehrerer Meynungen, wird diejenige zum Beschluß, welche die meisten Stimmen für sich hat. Bey Stimmengleichheit geben diejenigen Stimmen den Ausschlag, bey welcher sich etwa ein vorher erfordertes belehrendes Votum –in allen Rechtsachen das Votum des Ordinarius, oder wenn dieser abwesend ist, das Votum des ältesten Mitglieds der Juristischen Facultät,– so wie in Disciplinar- und Policeysachen das Votum des Universitäts-Amtmanns- befindet. Sonst entscheidet die Stimme des Prorectors. Jedem einzelnen Senator bleibt es vorbehalten, seine von dem Beschlusse abweichende Meynung zum Protocoll zu geben und in denjenigen Fällen, wo es auf Rechte der Einzelnen ankommt, zu verlangen, daß seine Meynung und seine Gründe der höhern Behörde mit vorgelegt werden. §. 29. Den Beschluß einer Senats-Sitzung hat jedes Mal der Sekretair aus dem Protocolle vorzulesen. In dem Protocolle muß bemerkt seyn, durch wie viel Stimmen der Beschluß gefaßt worden ist. §. 30. Einmal vorgetragene und entschiedene Gegenstände können nur dann wiederholt zum Vortrag gebracht werden, wenn neue oder vorher unbekannt gewesene Umstände, Einfluß auf die Sache gewinnen möchten. §. 31. Die Ausführung der von dem Senat gefaßten Beschlüsse wird entweder dem Universitäts-Amtmann, oder dem Sekretair übertragen, jedem in seinem Geschäftskreise. Die Ausfertigungen sind noch im Concepte von dem Ordinarius der Juristen Fakultät, dem Prorector und den Mitgliedern des Concilium zu zeichnen, und in denjenigen
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Fällen, wo es auf Rechte der Einzelnen ankommt, von allen Senatoren, welche den Beschluß mit gefaßt haben. Statut der theologischen Facultät. Von der theologischen Facultät überhaupt. §. 1. Die theologische Facultät hat, als Theil der Universität, die Bestimmung, durch Vorlesungen und Pflege der ihr anvertrauten Anstalten die gelehrte theologische Bildung zu befördern, und tüchtige Männer für die christlichen Lehrämter zu bilden, mit beständiger Rücksicht auf den Geist des Protestantismus. §. 2. Im weitern Sinn besteht die theologische Facultät aus den sämmtlichen Professoren und den andern Lehrern der Theologie, welche bey der Universität als solche angestellt oder aufgenommen sind; im engern Sinne aber besteht sie aus den drey ordentlichen Professoren der Theologie (Facultisten) und denjenigen Honorar-Professoren, welchen die Durchlauchtigsten Erhalter Sitz und Stimme in der Facultät ausdrücklich verliehen haben (Beysitzer der Facultät). Von den Verhältnissen der theologischen Facultät zu dem akademischen Senat und den übrigen Facultäten. §. 3. Auf die Angelegenheiten der theologischen Facultät überhaupt haben die übrigen Facultäten gar keinen Einfluß; der Einfluß des akademischen Senats aber ist in den Bestimmungen des Haupt-Statuts §. 10. genau verzeichnet. §. 4. Das Verhältniß der theologischen Facultät zu den andern Facultäten im Einzelnen, wird durch folgende Bestimmungen festgestellt: a., Im akademischen Senat, im Lections-Catalog und bey öffentlichen Feyerlichkeiten, nimmt die theologische Facultät den ersten Platz vor der juristischen ein; b., mit der juristischen Facultät steht sie in Ansehung des Kirchenrechts in dem Verhältniß, daß über solches von Lehrern der Theologie nur mit Zustimmung der juristischen Facultät Vorlesungen gehalten werden dürfen. Im Fall, daß von auswärts Gutachten von der theologischen und juristischen Facultät erfordert werden, haben sich beide Facultäten mit einander zu benehmen. c., Mit der philosophischen Facultät kommt sie in Berührung durch den Professor der orientalischen Sprachen; und zwar auf folgende Weise: α., der Professor der orientalischen Sprachen wird zu den theologischen Facultäts-Sitzungen über die zu haltenden Vorlesungen und über die Bibliotheks-Angelegenheiten zugezogen, und hat sich deshalb auf geschehene Einladung bey dem Decan der theologischen Facultät einzufinden; β., er hat das Recht, exegetische Vorlesungen nicht allein über das Alte, sondern auch über das Neue Testament, ohne besondere Erlaubniß der
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theologischen Facultät zu halten, wobey er jedoch streng in den Grenzen der grammatisch-historischen Interpretation bleiben muß. Wo aber die Erlaubniß, exegetische Vorlesungen über das Neue Testament zu halten, erforderlich ist, geht solche nicht von der philosophischen, sondern von der theologischen Facultät aus. g., Ferner kommt sie in Berührung mit der philosophischen Facultät, in Ansehung der Vorlesungen über die Kirchengeschichte, welche von Mitgliedern der Letztern, nicht anders als unter Zustimmung der theologischen Facultät gehalten werden können. Von den Functionen der theologischen Facultät im engern Sinne. §. 5. Außer den allen Facultäten gemeinschaftlichen Functionen und Acten, wie solche in dem Haupt-Statut angegeben sind, hat die theologische Facultät auf folgendes für sich allein zu besorgen: 1.) die Ertheilung von Gutachten und Bedenken, wenn dergleichen entweder von Privatpersonen oder von Collegien von ihr verlangt wird; 2.) die Aufsicht über die zur theologischen Facultät gehörigen Institute, welche darinn besteht, daß a., sich die besondern Directoren derselben bey allen vorfallenden Veränderungen mit der Facultät zu besprechen haben; b., die bey denselben vorzulegenden Preisaufgaben sind von ihr in einer besondern Sitzung festzusetzen, die eingegangenen Schriften von derselben zu beurtheilen, so wie die Preise selbst, nach der Mehrheit der Stimmen, zu erkennen. c., die Aufnahme aller Mitglieder der einzelnen Institute geschieht nur nach den Willen der theologischen Facultät; und ebenso d., die Ausschließung der Mitglieder. Die Ankündigung der Ausschließung geschieht übrigens nie von dem Director der Anstalt, sondern vom zeitigen Dekan, und wenn dieser selbst Director der Anstalt wäre, vom Ex-Dekan. 3.) Die Präsentation tauglicher Subjekte für das von Lynkersche Stipendium, und die Aufsicht über die Stipendiaten. 4.) Die Haltung der zweyten Feiertags- und Bußtags-Nachmittags-Predigten. Diese Predigten sind eine besondere Verpflichtung des ersten und zweyten Professors, und sie erhalten vom Ober-Consistorium zu Weimar für jede Predigt 4. rtl. Conv. Geld. 5.) Die Ausarbeitung der sogenannten Fest-Programme und zwar in der Ordnung, daß das Pfingst-Programm der erste, das Weihnachtsprogramm der zweyte, und das Oster-Programm der dritte Facultist zu schreiben hat. Es ist Sorge der Facultät, daß die Programme auch zu gehöriger Zeit erscheinen. 6.) Die Ertheilung von Zeugnissen, die von ihr verlangt werden.
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Von den ordentlichen Professoren der theologischen Facultät, deren Rechten und Obliegenheiten. §. 6. Der Senior der theologischen Facultät führt den Ehrentitel: Vir summe venerabilis.Die weiteren Auszeichnungen desselben sind im Haupt-Statut §. 23. bestimmt. §. 7. Die Rechte eines Facultäts-Mitgliedes und die Theilnahme an den Emolumenten der Facultät werden durch den Antritt einer ordentlichen Professur der Theologie erworben. Nur ein Doctor der Theologie kann ordentlicher Professor der Theologie werden. Hat ein zum Professor Ernannter den theologischen Doctorgrad auf der Universität Jena nicht erlangt, so muß er sich von der theologischen Facultät nostrificiren lassen. Die Nostrifications-Gebühren von einem auswärts promovirten Doctor der Theologie betragen 50 Rthlr. in Gold, wovon der jedesmalige Dekan 5. Rthlr. zum Voraus erhält. §. 8. Der Antritt der Professur geschieht durch eine öffentlich zu haltende lateinische Rede, wozu der antretende Professor durch ein lateinisches Programm einladet (HauptStatut §. 27). Die Gebühren der Aufnahme betragen 30. Rthlr. in Golde, in welche Summe sich die vorhandenen eigentlichen Mitglieder (Facultisten) zu gleichen Theilen, theilen. §. 9. Geht ein Mitglied der theologischen Facultät mit Tode oder auf sonstige Art ab, so erhält dasselbe oder dessen Erben seinen Antheil an den eingegangenen oder bis zum Tage seines Abgangs zu zahlenden Facultätsgeldern; sind die Erben aber seine Wittwe oder unmündige Kinder, so erhalten sie den Antheil des ganzen Sterbequartals, und die Dekanats-Besoldung des vollen halben Jahres. §. 10. Zu den Spezialpflichten der theologischen Facultät gehört, den ganzen Umfang der theologischen Disciplinen in ihren Vorlesungen zu umfassen, folglich dafür zu sorgen, daß kein theologisches Haupt-Collegium auf der Universität im Zeitraum Eines Jahres ungelesen bleibe. Die Vorlesungen, die zu besorgen die theologische Facultät die Verpflichtung hat, und die daher auch nur allein (die exegetischen und einleitenden Vorlesungen über das Alte Testament ausgenommen) mit ihrer Erlaubniß gehalten werden dürfen, zerfallen in vier Haupt-Fächer: 1.) in das exegetische Fach, wozu nicht allein exegetische Vorlesungen über einzelne Bücher des Alten und Neuen Testaments gehören, sondern auch historisch-kritische Einleitung in das Alte und Neue Testament, Hermeneutik und biblische Theologie; 2.) in das historische Fach, wozu gehören: Religions- und Kirchengeschichte (jüdische und christliche) Patristik, christliche Dogmengeschichte, biblische und christliche Alterthümer, Geschichte der theologischen Wissenschaften, theologische Literatur und Encyclopädie; 3.) in das theologische Fach, wozu gehören: christliche Religions-Phylosophie, Dogmatik und Moral, Beweislehre der Wahrheit und Göttlichkeit des Christenthums, Apologetik, Polemik, Symbolik.
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4.) in das practische Fach, wohin gehören: populäre Dogmatik und Moral oder überhaupt christliche Religionslehre, practische Einleitung in die Bibel, practische Exegese, die practischen Disciplinen der Theologie, Homiletik, Katechetik, Liturgik, Pastorallehre, und Lehre von der kirchlichen Disciplin. Hierzu gehören auch theologische Examinier- und Disputir-Uebungen, welche einzelne Lehrer über die verschiedenen Theile der Theologie halten. Vom Decan. §. 11. Als Repräsentanten der Facultät kommen dem Decan, neben den im Haupt-Statut §. 21 und 22. aufgeführten allgemeinen Rechten und Verbindlichkeiten, nach folgende zu: 1.) er übernimmt die Revision der theologischen Dissertationen gegen ein Honorar von 1. Rthlr. Conv. p. Bogen; 2.) er hat das Recht in allen Fällen, wo bey Privat-Angelegenheiten das kleinere Facultäts-Siegel gebraucht wird, 6 gl. dafür zu liquidiren und zu beziehen. 3.) die Zeugnisse, welche die Direktoren der theologischen Institute und Seminarien ausstellen, zu unterschreiben und zu besiegeln, und dafür 6 gl. sich zu liquidiren; 4.) die Rede bei Einführung der homiletischen und katechetischen Seminaristen vor dem Altar in der Universitätskirche zu halten und dafür 5 Rthlr. Conv. aus der Seminariums-Kasse zu beziehen; 5.) eben so hat er, jedoch unentgeldlich die Rede bey Vertheilung der Preise zu halten. Von den ordentlichen Honorar-Professoren. §. 12. Die Verhältnisse der ordentlichen Honorar-Professoren finden sich in dem HauptStatut §. 30. – 34. verzeichnet. Von den außerordentlichen Professoren. §. 13 Die außerordentlichen Professoren (Haupt-Statut §. 30 – 34.) können außer Dogmatik, Moral, Polemik und Symbolik alle theologischen Collegien lesen. Wollen sie aber auch Lehr-Vorträge über diese Wissenschaften halten, so kann es blos mit Einstimmung der theologischen Facultät geschehen. Von den Promotionen. §. 14. Die Würden welche die theologische Facultät zu ertheilen berechtigt ist, sind: 1.) die Würde eines Baccalaureus der Theologie (Baccalaureus theologiae) 2.) die Würde eines Licentiaten der Theologie (Licentiatus theologiae) 3.) die Würde eines Doctors der Theologie (Doctor theologiae).
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§. 15 Die Würden werden nur erlangt, in der Regel, nach vorhergegangenem Ansuchen bey der theologischen Facultät durch ein lateinisches Schreiben, welches dem zeitigen Dekan einzuhändigen ist, und nach Berathschlagung der Facultät über die Würdigkeit des Candidaten. Wer die niedern Grade bey der Jenaischen theologischen Facultät erlangt hat, ist verpflichtet, auch die höhern Grade bey ihr und nicht auswärts zu suchen. Erhält er einen dergleichen Grad auswärts ungesucht, so muß er sich nostrificiren lassen, und hat dafür als Licentiat 33 Rthlr. in Golde, als Doctor aber 50. Rthlr. in Golde zu entrichten. Von der Nostrification eines Licentiaten hat der Dekan 3. Rthlr. von der eines Doctors 5. Rthlr., zum Voraus. §. 16. Die Würde eines Baccalaureus der Theologie muß 1.) jeder erwerben, der als Privat-Docent Collegien lesen will, oder als Repetent angestellt wird; 2.) Ohne vorher die philosophische Doctor Würde erlangt zu haben, ist Niemand des Baccalaureats der Theologie fähig. Nur die von Lynkerschen Stipendiaten sind von dieser Bestimmung ausgenommen, solange sie blos Baccalauren bleiben und keine Collegien lesen wollen. 3.) Wer die Würde eines Baccalaureus der Theologie zu erlangen gedenkt, muß sich einem Colloquium der theologischen Facultät unterwerfen; es wäre denn, daß die Facultät erhebliche Gründe hätte, ihn davon zu dispensiren. Diejenigen aber, welche als Baccalauren Collegien lesen wollen, müßen auch eine theologische Disputation ohne Präses vertheidigen, bey welcher wenigstens Ein Mitglied der theologischen Facultät (in der Regel der Dekan) Opponent seyn muß. 4.) Ueber die geschehene Ertheilung des Baccalaureats erhält der Candidat ein geschriebenes Diplom, mit dem kleinern Facultäts-Siegel. Will er es gedruckt und angeschlagen haben, so muß er die Kosten des Drucks und des Anschlags, 2 rthlr. 16 gl. tragen. 5.) das Baccalaureat kann nie als blose Ehrenauszeichnung (honoris causa) erlangt werden. 6.) die Kosten dieses Promotions-Grades betragen 35 Rthlr. in Golde. Davon werden 30 rt. unter die Facultisten (mit Ausschluß der Beysitzer, welche überhaupt auf alle Facultäts-Emolumente keinen Anspruch haben,) zu gleichen Theilen vertheilt, 5. Rthlr. aber erhält der Dekan, unter dem die Promotion geschieht, zum Voraus. 7.) Durch die Erlangung des Baccalaureats erhält der Promovirte das Recht: a., exegetische Vorlesungen zu halten über das Alte und Neue Testament, mit den dazu gehörigen Einleitungen und Hermeneutiken; b., Examinatorien zu halten über die Kirchengeschichte und einzelne Theile derselben, c., zu Vorlesungen über die Dicta classica der Dogmatik und Moral; d., zu practischen exegetischen Collegien für künftige Prediger, jedoch nur insofern, als sich der Promovirte entweder in der Jenaischen Universitätskirche oder sonst im Predigen geübt hat,
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e., dem Range nach gehen die Baccalauren der Theologie den Doctoren der Philosophie unmittelbar voran. 8.) Lieset er practisch-exegetische Collegien so ist er verpflichtet, von Zeit zu Zeit nach geschehener Besprechung mit dem jedesmaligen Director des homiletischen Instituts und des akademischen Gottesdienstes, eine Predigt in der Universitätskirche zu halten. §. 17. Bey der theologischen Licentiaten-Würde gelten folgende gesetzliche Bestimmungen: 1.) Die Licentiaten-Würde wird erlangt unter folgenden Bedingungen: a., durch Vorlegung einer gedruckten oder handschriftlichen Probearbeit, zur Beurtheilung seiner Würdigkeit von Seiten der Facultät; b., durch eine öffentliche Disputation, c., durch Erlegung einer Summe von 100 Rthlr. in Golde (außer den übrigen Gebühren) zur Vertheilung an die eigentlichen Facultisten, wovon aber der Dekan 10 Rthlr. zum Voraus hat. Hat aber der Candidat der Licentiatur schon die Würde eines Baccalaureus der Theologie zu Jena erlangt, so zahlt er nur 70 Rthlr. in Golde, wovon die Facultisten 60 Rthlr. zu gleicher Vertheilung, 10. Rthlr. aber der Dekan zum Voraus erhält. Die übrigen Gebühren betragen: Für die Promotion
5 rt.
Siegelgebühren Für das Programm zur Disputation
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Für das Diplom
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Dem Depositor für den Anschlag des Diploms Dem Pedellen Dem Collegienpförtner An die Bibliothek Dem Sekretär Summa
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–" 8.
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d., durch Einschreiben in das theologische Fakultätsbuch mit darauf folgender Verpflichtung auf die theologischen Statuten, insofern er bey der Universität thätig sein will; außerdem nur durch Ausfertigung eines Diploms mit dem größern Facultäts-Siegel. 2.) Auf der Universität kann Niemand Licentiat der Theologie werden, wenn er nicht wenigstens 3 Jahre vorher Baccalaureus gewesen, er müßte denn vor Ablauf dieser Zeit eine außerordentliche Professur der Theologie erlangt haben.
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3.) Alle außerordentliche Professoren der Theologie müssen den LicentiatenGrad erwerben. 4.) Die theologische Licentiaten-Würde giebt das Recht, alle theologische Collegien zu lesen, außer Dogmatik, Moral, Polemik und vollständige Symbolik (Nur der blos historische Vortrag der Symbolik ist ihm erlaubt). 5.) Will ein Licentiat auch die ausgeschlossenen Collegien lesen, so muß er die besondere Erlaubniß der Facultät dazu einholen. 6.) Er hat die Obliegenheit, wenn er sich mit practischen Vorlesungen beschäftiget, an den Bußtagen und zweyten Feyertagen in der Universitätskirche, auf Ersuchen zu predigen. §. 18. Die theologische Doctor-Würde unterliegt folgenden Bestimmungen: 1.) Diese Würde ist ein nothwendiges Erforderniß für die Mitglieder der Theologischen Facultät. Erlangen können sie aber auch die ordentlichen Honorar- und die außerordentlichen Professoren, wenn sie schon vier Jahre lang Licentiaten gewesen sind, oder eine hohe geistliche Stelle erlangt haben. Auch der Professor der orientalischen Sprachen kann diesen Grad erlangen, wenn er vorher Licentiat der Theologie geworden ist. 2.) die theologische Doctor-Würde wird erlangt a., durch Einreichung einer Disputation, über deren Würdigkeit die Facultät entscheidet, und welche hernach gedruckt und öffentlich vertheidiget wird. Diese darf jedoch nicht unter vier gedruckten Bogen betragen. Bey der Disputation selbst opponiren, außer einem Licentiaten der Theologie, wenn dergleichen vorhanden, nur Doctoren der Theologie. Der Dekan muß nothwendig unter den Opponenten seyn. b., durch Erlegung einer Summe von 165 Rthlr. in Golde (außer den übrigen noch besonders zu liquidirenden Gebühren) welche außer dem Voraus des Dekans von 15. Rthlr., unter die eigentlichen Facultisten, mit Ausschluß der blosen Beysitzer, gleich vertheilt werden. Ist der Doctor auch vorher zu Jena Licentiat der Theologie geworden, so zahlt er nur 90. Rthlr., welche nach Abzug des Voraus von 15. Rthlr. für den Dekan, eben so vertheilt werden. Die übrigen Gebühren betragen: Für die Promotion
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Für das Diplom
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Für das Programm zur Disputation
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dem Sekretair
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an die Bibliothek
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25 rt.
20 gl.
–"
Summa
c., Durch das Einschreiben in das Facultätsbuch, nebst Verpflichtung auf die theologischen Statuten und durch Ausfertigung eines gedruckten Diploms mit dem silbernen Facultäts-Siegel. 3.) Die theologische Doctor-Würde giebt das Recht, alle theologische Vorlesungen ohne Ausnahme halten zu dürfen. 4.) Der Doctor der Theologie, in sofern er academische Vorlesungen hält, hat das Recht, wie die Verpflichtung, bey den Sitzungen der theologischen Facultät über die zu haltenden Vorlesungen und über Anschaffung neuer theologischer Bücher für die Universitäts-Bibliothek zu erscheinen. 5.) Er hat die Pflicht, wenn er sich im Predigen geübt hat, an den Buß- und hohen Fest-Tagen, die Facultäts-Mitglieder bey ihren Predigten in der Stadtkirche, auf ihr Verlangen, unentgeldlich zu unterstützen. 6.) Auf Ersuchen der Facultät hat er die Obliegenheit bey Examen und Colloquien der Facultät beyzustehen. §. 19. Zur Feyer theologischer Promotionen zur Licentiaten oder Doctor-Würde wird eingeladen durch ein Programm des jedesmaligen Dekans, dessen Kosten der zu Promovirende zu tragen hat. §. 20. Die Promotion selbst geschieht nach beendigter Disputation durch den Brabeuta, welcher in der Regel der jedesmalige Senior der Facultät, sonst aber der Dekan ist. 1.) Bey der Promotion eines Licentiaten der Theologie wird von dem Brabeuta bloß eine kurze Rede gehalten, und nach Beendigung derselben, und nach abgelegtem Handgelöbniß, sich in Lehre und Leben der theologischen Licentiaten-Würde gemäß zu betragen, dem Licentiaten das Diplom übergeben, worauf derselbe seinen Namen in das theologische Facultätsbuch einschreibt. 2.) Bey der Promotion eines Doctors der Theologie hängt es von der Wahl des Doctoranden ab, ob die Creation zum Doctor auf solenne Weise oder nicht erfolgen soll. Die minder solenne Weise geschieht durch Ausfertigung des Diploms, welcher aber stets die Ablegung des Doctor-Eides nach der gewöhnlichen Formel vorausgehen muß. Der Decan fertigt nach dem Beschluß der Facultät das Diplom in lateinischer Sprache aus, läßt es drucken, und zwar 50. Exemplare, 25 auf Schreib- und 25. auf Druck-Papier. Hiervon erhalten der Prorector und jedes Facultäts-Mitglied zwey, eine gewisse Anzahl der Dekan, die übrigen der Doctor. Wenn aber ein Candidat die solenne Promotion der Creation zum Doctor ausdrücklich verlangt, so wird dabey folgende Feyerlichkeit beobachtet. Der Brabeuta hält eine lateinische Rede auf dem obern Katheder nach beendigter Disputation des Doctoranden, hierauf erbittet er sich von dem dazu ernannten Procanzlar, Erlaubnis zur Doctor-Ernennung, und wenn er diese erhalten, läßt er vorerst den
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Doctoranden den theologischen Doctor-Eid schwören, und creirt ihn sodann auf die gewöhnliche Weise zum Doctor der Theologie. Hierauf führt der Brabeuta den Doctor auf das obere Katheder, beobachtet die gewöhnlichen Formalitäten mit dem Doctorhute, der geöffneten und wieder geschlossenen Bibel und dem Ringe, überall die symbolische Bedeutung beyfügend, giebt ihm den Friedenskuß und beschließt den ganzen Act mit einem feierlichen Gebet. Die Einzeichnung des Namens in das Facultätsbuch geschieht im Hause des Dekans. §. 21. Auch auswärtigen Gelehrten hat die Facultät das Recht, die Licentiaten- oder DoctorWürde zu ertheilen. Doctoren der Theologie können Auswärtige nur unter der Bedingung werden, wenn sie in angesehenen Aemtern stehen und entweder schon ein wichtiges Buch geschrieben haben, oder sich durch Einsendung einer selbst verfaßten und mit gehöriger Beglaubigung hierüber versehenen gründlich gelehrten Abhandlung von 5. bis 8. Druckbogen zur theologischen Doctor-Würde legitimiren. Andere gelehrte Männer, die in geringern Aemtern stehen, können jedoch Licentiaten der Theologie werden, wenn sie eine lateinische gelehrte Abhandlung, theologischen Inhalts, einschicken. Von den Privat-Docenten und Repetenten. §. 22. Von den Privat-Docenten der Theologie sind im Allgemeinen dieselben Vorschriften gesetzlich, welche bey andern Facultäten und überhaupt (s. Haupt-Statut §. 36-39) statt finden. §. 23. Die Vorlesungen, welche Privat-Docenten der Theologie halten dürfen, bestimmen sich nach den erlangten theologischen Würden. §. 24. Für die Gegenwart bey der Probe-Vorlesung gebühren der Facultät 4. Rthlr. Conv. wovon der Dekan 1. Rthlr. zum Voraus hat, das übrige aber unter die Facultisten zu gleichen Theilen vertheilt wird. Statut der Juristischen Facultät. Von der juristischen Facultät überhaupt. §. 1. Die juristische Facultät ist ein integrirender Theil der ganzen Universität, neben und mit den übrigen Facultäten. Neben der Sorge für das Beste und den Ruhm der Universität überhaupt, liegt ihr zunächst die Sorge für die Lehre und Ausbildung der Rechtswissenschaften auf, und nur in dieser Beziehung nicht als Spruchbehörde, finden die Bestimmungen des gegenwärtigen sowohl, als des Hauptstatuts auf sie Anwendung.
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§. 2. Die juristische Facultät in der angegebenen Bedeutung und im weitern Sinn begreift sämmtliche bey der Universität angestellte ordentliche und außerordentliche Professoren der Rechtswissenschaft; im engern Sinn aber besteht sie nur aus den Inhabern der sechs ordentlichen Lehrstellen, welche statutenmäßig in der Universität Jena für die Rechtswissenschaft gestiftet sind. Diese, die eigentlichen Facultisten, üben die Facultätsrechte, nach den allgemeinen Statuten und nach diesem besondern Statuten aus. Beysitzer der Facultät werden diejenigen ordentlichen Honorar-Professoren genannt, welchen die Durchlauchtigsten Erhalter Sitz und Stimme in der Facultät ausdrücklich verliehen haben. Von den Verhältnißen der juristischen Facultät zu dem akademischen Senat und den übrigen Facultäten. §. 3. Über das Verhältniß der juristischen Facultät zu dem akademischen Senat enthält das Haupt-Statut §. 10. die allgemeinen Bestimmungen. §. 4. Das Verhältniß der juristischen Facultät zu den übrigen Facultäten wird dadurch bezeichnet, daß dieselbe in der Reihe der Facultäten den zweyten Platz, unmittelbar nach der theologischen Facultät, einnimmt. Mit der philosophischen Facultät kommt sie insofern in Berührung als diese das Naturrecht, wenn solches gleich als Haupt-Collegium der Juristischen Facultät angesehen wird, ebenfalls zu lehren die Berechtigung hat. Im Fall gemeinsame Gutachten von der juristischen und theologischen, oder von der juristischen und medicinischen Facultät erfordert werden, haben sich diese Fakultäten gemeinschaftlich zu benehmen. Von der Funktion der juristischen Facultät. §. 5. Außer den allen Facultäten gemeinschaftlichen Functionen und Acten wie solche das Hauptstatut §. 8. – 23. bezeichnet, kommt der juristischen Facultät für sich noch besonders zu: a., Die Ertheilung von Gutachten und Bedenken, wenn dergleichen von dem akademischen Senat verlangt werden. b., die aufzustellenden juristischen Preisfragen werden in einer besondern Facultäts-Sitzung festgesetzt, und die eingegangenen Schriften von ihr beurtheilt. c., die von ihr geforderten Zeugnisse stellt die juristische Facultät für sich aus. Von den ordentlichen Professoren der juristischen Facultät und deren Rechten und Obligenheiten. §. 6. Derjenige Facultist, welcher die erste Stelle in der Facultät bekleidet, ist zugleich der Ordinarius und in dieser Qualität eben so berechtigt als verpflichtet die Revision der vom Senat beschlossenen Ausfertigungen zu besorgen. In rechtlichen Angelegenheiten, welche die ganze Akademie betreffen, und daher vor den akademischen Senat gehören, wird er als nächster Beystand und Rathgeber des Prorectors angesehen. Bey wichtigen
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Gegenständen ist er jedoch befugt, sich vorher mit seiner Facultät zu besprechen, und seinen Rath nach deren Beschluß zu ertheilen. In seiner Facultät hat der Ordinarius die erste Stimme nach dem Decan, und, bey etwaiger Abwesenheit, wird seine Stelle von dem Senior vertreten. §. 7. Der Senior ist das nach dem Ordinarius folgende und dem Eintritte nach älteste Facultätsglied, und findet seine Stelle unmittelbar nach dem Ordinarius. §. 8. Zur Aufnahme in die Facultät ist erforderlich, daß der Aufzunehmende die juristische Doctor-Würde erlangt habe. Wenn ein solcher zum ordentlichen Professor der Rechtswissenschaft bey der Universität von den Durchlauchtigsten Erhaltern ernannt worden ist, und zufolge der im Haupt-Statut §. 27. enthaltenen Vorschrift, sich, durch öffentlich gehaltene lateinische Rede und dazu geschriebenes Programm, dem akademischen Senate vorgestellt hat, so bedarf es einer weiteren Feyerlichkeit nicht, sondern er nimmt alsdann, nachdem er die Statuten unterschrieben hat, seine Stelle im Senate und in der Facultät ohne Weiteres ein. §. 9. Wird aber ein Gelehrter als ordentlicher Professor der Rechtswissenschaft bey der Universität von den Durchlauchtigsten Erhaltern ernannt, welcher die juristische Doctor-Würde noch überall nicht, oder nicht zu Jena erlangt hat, so zahlt er in jenem Falle für das zu erwerbende Diplom 60 rt. in Gold an die Facultät, dem Actuar 21 gl. an die Bibliothek 1 rt. und an die Pedellen 1 rt. 6 gl.; in diesem Falle, für die Anerkennung 43. Rthlr. an die Facultät. Er ist jedoch in einem wie in dem andern Falle von aller Probeleistung eines Doctoranden frey. §. 10. Was die allgemeinen Verpflichtungen der Professoren der Rechtswissenschaft betrifft, so wird deshalb auf die Bestimmungen des Haupt-Statuts §. 28. verwiesen. §. 11. Zu den besondern Pflichten der juristischen Fakultät gehört es, den ganzen Umfang der juristischen Haupt- und Hülfswissenschaften in ihren Vorlesungen zu umfassen, vorzüglich aber dafür zu sorgen, daß in dem Laufe von einem ganzen Jahr folgende juristische Haupt-Collegien auf der Universität gelesen werden: Naturrecht, Encyclopädie, Institutionen, Rechtsgeschichte, Pandecten, Criminalrecht, teutsches Privatrecht, Lehnrecht, Kirchenrecht, Staats- und Völkerrecht, Sächsisches Recht, gemeiner und sächsischer Progreß, practische Uebungen.
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§. 12. Um dieser Verbindlichkeit willen hat der Dekan, vier Wochen vor dem Eintritte des jedesmaligen Prorectorats-Wechsels, die, §. 21. des Haupt-Statuts angedeutete Versammlung pünctlich zu halten, und dabey so zu verfahren, wie §. 54. des Hauptstatuts festgesetzt ist. §. 13. Auch in Ansehung der Ordnung der Lehrstunden sind die Bestimmungen des HauptStatuts hierher zu wiederholen. Vom Decan. §. 14. Vorsteher der Facultät ist der zeitige Decan derselben, welcher auch alle der Facultät gehörige Sachen, Bücher, Siegel und Acten, sofern solche nicht in das Facultäts-Archiv abgegeben worden sind, in seinem Beschlusse hat. Seine Rechte und Verbindlichkeiten bestimmt das Haupt-Statut. Bey der Abstimmung über Facultäts-Angelegenheiten stimmt er mit, und bey Gleichheit der Stimmen entscheidet seine Meynung. Die Sitzungen der Facultät werden nicht bey dem Dekan, sondern bey dem jedesmaligen Ordinarius der Juristen-Facultät gehalten. §. 15. Alle Berechtigungen und Obliegenheiten des jedesmaligen Decans bestimmt das Haupt-Statut §. 21. und 22. welchem noch hinzuzufügen ist, daß der juristische Decan die Revision aller während seines Decanats in den Concilien-Sitzungen vorkommenden Ausfertigungen zu besorgen hat. Auch steht ihm bey Berathung über rechtliche Angelegenheiten, wenn solche in den Concilien-Sitzungen vorkommen, alsdann, wenn er mit den übrigen Assessoren des Conciliums zu einem Beschlusse sich nicht vereinigen könnte, das Recht zu, darauf zu provociren, daß die Sache dem Senate zur Entscheidung vorgelegt werde, wo er ebenso mitstimmt, wie die übrigen Concilien-Assessoren. Bey den Promotionen versieht er das Amt des Brabeuta. Von den ordentlichen Honorar-Professoren und außerordentlichen Professoren der Rechtswissenschaft. §. 16. Was die ordentlichen Honorar-Professoren und außerordentlichen Professoren angeht, so sind die einschlagenden Bestimmungen im §. 34. des Hauptstatuts enthalten, und werden solche hierher wiederholt. §. 17. Alle Professoren der Rechtswissenschaft haben das Recht und die Pflicht, jedes wichtige in der Universitäts-Bibliothek fehlende Buch dem zeitigen Decan anzuzeigen. Zu diesem Zweck hat auch der jedesmalige Decan die eingeschickten Maß- und Auctions-Katalogen bey den einzelnen Professoren in Umlauf zu setzen. Auch haben alle Professoren die Pflicht, von jedem auch nicht zu Jena gedruckten Buche, welches sie schreiben, Ein Exemplar auf Schreibpapier, mit Einzeichnung ihres Namens an die Universitäts-Bibliothek abzugeben.
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Von den Promotionen. §. 18. Die Promotion in der Juristen-Facultät geschieht durch zwey Grade 1.) Licentiat der Rechte, 2.) Doctor der Rechte. Der erstere setzt ein Examen vor versammelter Facultät im engern Sinne, zu welchem nach der Reihe zwey Mitglieder der Facultät von dem Decan aufgefordert werden; der letztere aber ein Examen bey welchem nicht nur die sämmtlichen Mitglieder der Facultät gegenwärtig seyn müssen, insofern sie nicht durch gültige der Facultät anzuzeigende Abhaltungen daran behindert sind, sondern auch das Recht und die Pflicht haben den Candidaten zu examiniren, und die Fertigung einer lateinischen Dissertation und deren öffentliche Vertheidigung voraus. Wird der Doctorgrad zum Behuf einer Habilitation bey der Universität nachgesucht, so bleibt es dem Ermessen der Facultät überlassen, das Examen mit dem Candidaten auch am folgenden Tage noch weiter fortzusetzen. §. 19. Beyde Grade werden in der Regel nur erlangt, nach vorhergegangenem Ansuchen bey der Facultät durch ein lateinisches Schreiben, welches dem zeitigen Decan einzuhändigen ist, und nach Berathschlagung der Facultät über die Würdigkeit des Candidaten. Letzterer hat zugleich, bey der Bewerbung um den einen oder den andern Grad, die Vollendung seiner wenigstens dreyjährigen akademischen Studien nachzuweisen, und ein Sittenzeugniß aus der zuletzt verflossenen Zeit beyzubringen, auch falls er eine Matrikul von der Universität Jena nicht vorlegen kann, solche vorerst bey dem Prorector, gegen die Taxe wofür ein Veteran sie empfängt zu lösen. Wer den niedern Grad bey der Facultät zu Jena erlangt hat, ist gehalten, den höhern Grad blos bey derselben, nicht anderwärts zu suchen. §. 20. Für den Grad eines Licentiaten bezahlt der sich darum Bewerbende 86. Rthlr. in Golde, vor der Zulassung zu dem Examen. Davon empfangen 82 rt. die Mitglieder der Facultät, – " 21 gl. – " der Actuar, 1" 6 " – " die Pedellen, 1"
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– " die Bibliothek,
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– " der Secretair.
§. 21. Ueber die Erlangung des Grades wird ein geschriebenes Diplom durch die Unterschrift des Decans ausgefertigt, und mit dem Facultäts-Siegel bedruckt.
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§. 22. Wer den Grad eines Doctors der Rechte erlangen will, hat 160 Rthlr.
– " – " in Golde
vor der Zulassung zum Examen zu erlegen. Davon empfangen 156 rt. –" –" 1" 1 rt.
– " – " die Mitglieder der Facultät 21 gl. – " der Secretair 21 gl. – " der Actuar 6 " – " die Pedellen – " – " die Bibliothek.
§. 23. Hat jemand, der sich zur Erlangung der Doctorwürde meldet, schon das Licentiat bey der Facultät erlangt, so zahlt er für die Erlangung der Doctorwürde nur 80 rt. in Golde. §. 24. In Ansehung der von dem Doctoranden einzuliefernden Dissertation und deren Vertheidigung ist noch Folgendes zu beobachten: a., Vor dem Abdrucke wird die Dissertation dem Präses, der zugleich Censor ist, und durch diesen der Facultät zur Revision vorgelegt. b., Im Fall der Bewilligung kündiget der Dekan die Disputation durch ein lateinisches Programm an, welches mit der Disseration acht Tage vor dem wirklichen Disputations-Act unter die Universitätslehrer vertheilt, wovon auch zugleich der Titel am schwarzen Brete angeheftet wird. Die Kosten des Druckes hat der Disputirende zu tragen; jedoch ist er nicht verbunden, mehr als drey Druckbogen zu bezahlen. c., Die Annahme und Wahl eines Präses bleibt dem Candidaten frey. Auch wählt sich derselbe zwey Opponenten aus den Privat-Docenten und den Studirenden, einen aber aus der Mitte der Professoren. Außer diesen hat aber auch jeder Professor das Recht zu opponiren. Der nicht gewählte Opponent geht dem gewählten vor, und hierbey ist der Decan Moderator, welcher auch die Disputation beendigt, wenn sie über drey Stunden dauern sollte. Im Fall kein Opponent sich findet, ist es die Sorge der Facultät, selbigen aus ihrer Mitte oder aus der Mitte der außerordentlichen Professoren zu erwählen. §. 25. Die Promotion oder Renunciation geschieht sofort nach beendigter Disputation von dem Decan ebenfalls öffentlich, nachdem der Doctorand den Doctor-Eyd geleistet hat. §. 26. Ueber die geschehene Erlangung der Doctorwürde wird ein gedrucktes Diplom in lateinischer Sprache von dem Decan vollzogen, dasselbe in mehreren Exemplaren und zwar so, daß der Prorector und jedes Facultäts-Mitglied zwey Exemplare, jeder andere Lehrer ein Exemplar davon empfängt, weshalb denn auch 25. Exemplare auf
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Schreibpapier und ebensoviele auf Druckpapier zu drucken sind, vertheilt und am schwarzen Brete angeschlagen. Sie giebt dem Doctor den Platz nach den Doctoren der Theologie. §. 27. Von dieser feyerlichen Promotion ist die Promotion in Abwesenheit zu unterscheiden, welche nur für den Doctorgrad statt findet. Wer auf diese Weise promovirt seyn will, hat: 1.) darüber, daß er wenigstens drey Jahre lang auf einer Universität die Rechtswissenschaft studiert habe, und daß er als Jurist in einem öffentlichen Amte stehe, Nachweisung zu geben. 2.) über seinen Ruf, und daß nichts demselben antaste, auslangende Zeugniße beyzubringen, 3.) eine Druckschrift, oder eine geschriebene Abhandlung, durch welche seine Rechtskenntniße belegt werden, mit der vor seiner Obrigkeit abgegebenen Versicherung an Eydesstatt einzureichen, daß er selbst der Verfasser sey. §. 28. Ein solcher würdig befundener Candidat bezahlt als Promotions-Kosten 120 rthlr. – " in Golde und außerdem noch, falls er nicht zu Jena studirt hat, die Immatrikulations-Kosten nach der Taxe eines Veteranen. §. 29. Die Promotion geschieht, wenn der zu Promovirende den ihm schriftlich zugesandten Doctor-Eid eigenhändig unterschrieben, und mit gerichtlicher Beglaubigung dieser Unterschrift versehen, wieder zurückgesendet hat. Ueber die geschehene Promotion wird ebenfalls ein geschriebenes oder gedrucktes Diplom ausgefertigt, vertheilt und öffentlich angeschlagen. §. 30. Außerdem bleibt der Facultät das Recht, Männern, die sich um die Wissenschaft oder den Senat verdient gemacht haben, unentgeldlich zur Ehrenauszeichnung die Doctor-Würde zu ertheilen. §. 31. Die für die Promotionen eingehenden Gelder werden nach Abzug der, §. §. 20. und 22. für die Bibliothek den Actuar und die Pedelle ausgeworfenen Posten, 1.) bey der Promotion zu Licentiaten und bey den Promotionen in Abwesenheit, unter sämmtliche Facultätsglieder, mit Ausschluß der Beysitzer, welchen auf diese Emolumente kein Anspruch zusteht, gleichmäßig, 2.) bei feyerlichen Promotionen aber so vertheilt, daß der Decan 21 rt. 6 gl. – und der Censor 20 rt. zum Voraus empfängt. Das Amt des Präses oder Censors wechselt unter den Mitgliedern der Facultät in einem eigenen Turnus. Von den Privat-Docenten. §. 32. Die für die Habilitirung eines Privat-Docenten festgesetzten allgemeinen Bedingungen enthält das Hauptstatut in den §. §. 36. – 39.
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§. 33. Wer als Privat-Docent der Rechtswissenschaft in Jena lehren will, muß 1.) den Doctorgrad erlangt haben, 2.) die Erlaubniß der Juristenfacultät mitbringen, mit Berücksichtigung des Hauptstatuts §. 37. §. 34. Auswärts Promovirte haben die in gehöriger Form erlangte Doctor-Würde durch Einreichung ihres Diploms zu bescheinigen, und daneben 45 rt. an die Facultät, außerdem aber, wenn sie nicht zu Jena studiert haben, die Immatrikulations-Kosten, nach der Taxe eines Veterans zu bezahlen. Haben sie nicht früher auf einer andern Universität das Recht Vorlesungen zu halten sich erworben gehabt, so ist es ihnen auch Pflicht eine lateinisch geschriebene Streitschrift, ohne Präses, öffentlich zu vertheidigen. §. 35. Was die Art und Weise dieser Disputation (pro venia legendi) betrifft, so enthält §. 24. die einschlagenden Bestimmungen. §. 36. Eine gleiche Verbindlichkeit haben die in Jena selbst Promovirten, wen sie den Doctorgrad nicht auf die §. 24. geordnete feyerliche Weise, sondern in Abwesenheit erlangt haben. Jene 45 Rthlr. – " kommen zur gleichmäßigen Vertheilung unter die Facultisten, die Beysitzer wenn dergleichen vorhanden sind, ausgenommen. §. 37. Die Bestätigung der Erlaubniß, als Privat-Docent Lehr-Vorträge halten zu dürfen, wird dem Candidaten schriftlich durch den Dekan ausgefertigt, welcher ihn auf die Bestimmungen des Haupt-Statuts und gegenwärtiger specieller Vorschriften, nach abgelegtem Handschlage verpflichtet. §. 38. Nach erlangter Erlaubniß kann der bestätigte Privat-Docent über alle Zweige der Rechtswissenschaft Vorlesungen ankündigen und halten, er hat jedoch das Verzeichniß seiner Lectionen jedesmal vier Wochen vor dem Eintritt des Prorectorats-Wechsels dem Dekan zu überreichen und dessen Signatur abzuwarten. Auch ist ihm Pflicht, eine Woche nach dem Schlusse eines jeden Halbjahrs dem Dekan mittelst Vorlegung der Aufschreibezettel anzuzeigen, welche Vorlesungen er in dem verwichenen Halbjahre wirklich gehalten hat. Statut der medicinischen Facultät. Von der medicinischen Facultät überhaupt. §. 1. Die medicinische Facultät hat, als Theil der Universität die Bestimmung, durch Vorlesungen und Pflege der ihr anvertrauten Anstalten, die gelehrte medicinische Bildung zu befördern und tüchtige Männer für den Staat in dieser Wissenschaft auszubilden. §. 2. Die medicinische Facultät im weitern Sinne, besteht aus sämmtlichen Professoren und andern Lehrern der Medicin, welche bey der Universität angestellt oder aufgenommen
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sind, im engern Sinne, besteht sie aus den ordentlichen Professoren der Medicin (Facultisten) und denjenigen Honorar-Professoren, welchen die Durchlauchtigsten Erhalter, Sitz und Stimme in der Facultät ausdrücklich verliehen haben (Beysitzer der Facultät). Von den Verhältnissen der medicinischen Facultät zu dem akademischen Senat und den übrigen Facultäten. §. 3. Auf die Angelegenheiten der medicinischen Facultät selbst, haben die übrigen Facultäten gar keinen Einfluß – der Einfluß des akademischen Senats aber ist in den Bestimmungen des Hauptstatuts §. 10. genau vorgezeichnet. §. 4. Das Verhältniß der medicinischen Facultät zu den übrigen Facultäten wird durch folgende Bestimmungen bezeichnet: a., Im akademischen Senat, im Lections-Katalog und bey öffentlichen Feyerlichkeiten, nimmt die medicinische Facultät den dritten Platz; nach der juristischen und vor der philosophischen ein; b., mit der theologischen Facultät steht sie in keiner, mit der juristischen aber in sofern in einer besondern Verbindung, als sie auf Verlangen derselben über gerichtlich-medicinische Fälle ihr Gutachten ertheilt. c., Ihr Verhältniß mit der philosophischen Facultät ist in der Art bestimmt; daß die Naturgeschichte und Chemie beiden Facultäten gemeinschaftlich und nur die Arzeney-Kräuter-Kunde der medicinischen ausschließlich angehört. Von den Functionen der medicinischen Facultät im engern Sinne. §. 5. Außer den allen Facultäten gemeinsamen Functionen, wie solche in dem Hauptstatut §. 8. – 23. bezeichnet sind, liegt der medicinischen Facultät und deren Mitgliedern ins Besondere, Folgendes ob: a., dem Senat auf dessen Ersuchen, bey Besetzung medicinischer Stellen auf den Dotal-Gütern der Universität, wo dergleichen Stellen vorhanden sind, ein Gutachten zu ertheilen, b., die Ertheilung von Gutachten, um welche die Facultät von dem Jenaischen Schöppenstuhl, von einer einheimischen oder auswärtigen Behörde oder von Privatpersonen in medicinischen Angelegenheiten ersucht wird. c., die Apotheken in Jena zu visitiren; dies geschieht in der Regel alle zwey Jahre, von dem seit dem Jahre 1782. von der Facultät dazu beauftragten Decan allein. d., die Ertheilung von Zeugnissen, um welche die Facultät von hiesigen Docenten, von Aerzten und Hebammen ersucht wird.
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§. 6. Die von der medicinischen Facultät vorzulegenden Preis-Aufgaben werden in einer besondern Sitzung festgesetzt und die eingegangenen Schriften von der Facultät beurtheilt. §. 7. Alle diese Acte übt die medicinische Facultät nach collegialischen Beschlüssen unter dem Vorsitz und der Leitung ihres Decans aus. Von den ordentlichen Professoren der medicinischen Facultät, deren Rechten und Obliegenheiten. §. 8. Der Senior der Facultät (§. 23. des Hauptstatuts) bezieht, als solcher, einige besondere Emolumente, nämlich 6. Rthlr. aus dem Herzoglich Sächsischen Rentamt-Roda, statt eines ehemaligen Deputats von drey Eimer Landwein, und das ihm zukommende Voraus von den Prüfungs-Gebühren der Candidaten (§. 23. des Hauptstatuts). §. 9. Der für ein bestimmtes Fach (als z. B. Anatomie, Chirurgie) berufene Professor dieser Facultät ist gehalten, die zu diesem Fach gehörenden Vorlesungen zu halten, er ist aber nicht genöthiget, sich darauf allein zu beschränken. Jedoch ist derjenige, welcher Vorlesungen in einem Fache, für welches ein anderes Mitglied der Facultät ausdrücklich berufen ist, halten will, verbunden, sich zuvor mit diesem letztern darüber zu besprechen. §. 10. Dem für das Fach der Anatomie und Chirurgie berufenen Facultäts-Gliede gehört a. der ausschließliche Gebrauch des anatomischen Theaters und der dahin abzugebenden Leichen, b. die Aufsicht über den Prosector und den Diener beim anatomischen Theater, deren ersterer von dem Professor der Anatomie präsentirt, der zweyte aber, ohne weitere Anfrage, von ihm angenommen und nöthigen Falles verabschiedet wird; c. Ferner demselben, oder wenn der Professor der Anatomie eine von dem Professor der Chirurgie verschiedene Person seyn sollte, diesem letzteren, auch wenn er nicht zugleich Physicus der Universität ist, die Ausübung der bey derselben vorkommenden gerichtlichen und medicinischen Acte als Sectionen der auf gewaltsame oder unnatürliche Art Umgekommenen, u. s. w. §. 11. Ferner führt ein anderes ordentliches Mitglied der Fakultät a. die Aufsicht über den medicinischen oder ältern botanischen Garten, b. die Aufsicht über den academischen Gärtner, welcher zugleich die Stelle eines Facultäts-Dieners vertritt. c. die Verwaltung der Casse des gedachten Gartens, welche bestimmt ist zu Bestreitung der Privat-Ausgaben der Facultät, für Copialien, Utensilien, Ehrendiplome, Postgeld, für Sämereyen und Pflanzen, u. s. w. Der etwaige Ueberschuß wird unter die Facultäts-Glieder getheilt.
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§. 12. Die Rechte eines Facultäts-Mitglieds und die Theilnahme an den Emolumenten der Facultät werden durch den Antritt der ordentlichen Professur der Medicin erlangt. §. 13. Wie der Antritt einer ordentlichen Professur bewirkt wird, ist in §. 27. des Hauptstatuts vorgeschrieben. Die Gebühren der Aufnahme betragen 23. Rthlr. §. 14. Jeder ordentliche Lehrer der Medicin, wenn er nicht zu Jena den medicinischen Doctorgrad erlangt hat, muß vor dem Antritt seines Lehramtes die Rechte eines Jenaischen Doctors gewinnen und dafür 40. Rthlr. an die Facultät entrichten. §. 15. Geht ein Mitglied der medicinischen Facultät mit Tod, oder auf eine sonstige Weise ab, so erhält derselbe, oder seine Erben, seinen Antheil der eingegangenen, oder bis dahin zu zahlenden Facultäts-Gelder bis zu dem Tage seines Abganges.- Sind die Erben aber eine Wittwe oder Kinder, so beziehen sie den Antheil des ganzen Sterbe-Quartals. §. 16. Die Fächer, welche in das Gebiet der Medicin gehören und von den Lehrern vorgetragen werden, sind: 1.) Propädeutische Grund und Vervollkommnungs-Wissenschaften der Medicin, namentlich a., Encyclopädie und Methodologie b., Naturgeschichte und Botanik c., Chemie und Pharmacie d., Anatomie e., Physiologie f., medicinische Anthropologie g., Geschichte der Medicin. Die Physik und Psychologie gehören nach der bestehenden Einrichtung, der philosophischen Facultät und die Vorlesungen über Naturgeschichte, ihre einzelnen Unterabtheilungen, Mineralogie, Botanik, und Zoologie, ingleichen über Chemie, der medicinischen und philosophischen Facultät gemeinschaftlich an. 2.) Eigentliche medicinische Wissenschaften, dahin gehören: a., Allgemeine und besondere Pathologie, b., Semiotik c., Arzeneymittellehre, d., Formulare, e., allgemeine und besondere Therapie, f., Chirurgie, g., Verbandlehre, h., Ophthalmologie, i., Entbindungs-Kunst, k., Klinik, l., Thier-Arzeney-Kunde, m., Staats-Arzeney-Kunde.
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Als Haupt-Collegien müssen von den erstern die Anatomie und Physiologie, von den letztern aber die Pathologie, Therapie, Chirurgie und Klinik betrachtet werden. Vom Dekan. §. 17. Der Decan ist der zeitige Vorsteher der Facultät, bey dem auch alle der Facultät gehörige Sachen, Bücher, Siegel und Acten aufbewahrt werden. Seine Rechte und Verbindlichkeiten bestimmt das Haupt-Statut, §. 21. u. s. w. §. 18. Mit dem Decanat sind gleichzeitig die Brabeutur und die Concilien-Assessur und die dieser dreyfachen Function zukommenden Emolumente verbunden. Als Repräsentanten der Facultät kommen dem Decan der medicinischen Facultät, neben den im Haupt-Statut aufgeführten allgemeinen Rechten und Verbindlichkeiten, noch folgende zu: 1.) Er ertheilt in seiner Eigenschaft als Brabeuta die medicinischen Grade, und fertiget im Namen der Facultät die Diplome nach der bestehenden Form aus. 2.) Er übernimmt die Revision der medicinischen Dissertationen gegen ein billiges Honorar. 3.) Er muß bey allen medicinischen Disputationen gegenwärtig seyn. 4.) Er unterzieht sich im Auftrag der Facultät der Visitation der Apotheken in Jena. Er hat 5.) die Beschlüsse, actenmäßigen Berichte, Gutachten und andere schriftlichen Aufsätze zu entwerfen, den Entwurf, sammt den Acten, der Facultät zur Revision und Bestimmung des Honorars vorzulegen und 6 gl. Siegelgebühren zu liquidiren und für sich zu beziehen. Er hat ferner 6.) diejenigen, welche den Doctor- oder Licentiaten-Grad oder die Rechte eines Privat-Docenten zu erlangen wünschen, der Facultät zum Examen zu präsentiren. 7.) Halbjährlich ein Verzeichniß der in dem neuesten Leipziger Meß-Katalog enthaltenen medicinischen Schriften der Facultät zur Auswahl vorzulegen und die Titul der gewählten Werke dem Bibliothekar zu übergeben; 8.) die an die Facultät einlaufenden Gelder in Empfang zu nehmen und zu vertheilen; und endlich 9.) die Facultäts-Insignien, Protocolle und Schlüssel zum Archiv-Schranke zu verwahren. Von den ordentlichen Honorar Professoren und den außerordentlichen Professoren. §. 19. In Ansehung der ordentlichen Honorar-Professoren und der außerordentlichen Professoren enthält das Haupt-Statut §. 30–34. die verordneten Bestimmungen.
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Von den Promotionen. §. 20. Die Würden, welche die medicinische Facultät zu ertheilen berechtigt ist, sind: 1.) die medicinische Doctor-Würde und die demselben vorausgehenden niederen Grade, des Baccalaureus und Doctoranden. 2.) die medicinischen Licentiaten-Würde. Nach Maaßgabe der Kenntniße, welche der zu Promovirende in den verschiedenen Fächern der Medicin besitzt, ertheilt ihm die Facultät 1.) entweder die Würde eines Doctors oder Licentiaten der Medicin, Chirurgie und Entbindungskunst (Gradum Doctoris vel Licentiati medicinae, chirurgiae et artis obstetriciae). 2.) oder die Würde eines Doctors oder Licentiaten der Medicin und Chirurgie (Gradum Doctoris vel Licentiati medicinae et chirurgiae) 3.) oder die Würde eines Doctors oder Licentiaten der Chirurgie und Entbindungskunst (Gradum Doctoris vel Licentiati chirurgiae et artis obstetriciae) 4.) oder die Würde eines Doctors oder Licentiaten der Medicin (Gradum Doctoris vel Licentiati medicinae) 5.) oder die Würde eines Doctors oder Licentiaten der Chirurgie (Gradum Doctoris vel Licentiati chirurgiae). §. 21. Zu Erlangung der medicinischen Würde gehört die Bescheinigung über Vollendung der akademischen Studien nebst einem vollgültigen Sittenzeugniß, alsdann hat sich der Candidat bey dem zeitigen Dekan, nebst Einreichung seiner Dissertation, gebührend zum Examen zu melden, und wenn dieser kein gegründetes Bedenken findet, sich in das Candidatenbuch einzuschreiben, auch falls er keine Matrikel der Universität Jena vorzeigen kann, eine dergleichen bey dem Prorector nach der Taxe eines Veteranen zu lösen, zuvor aber 70 rt. 6 gl. für das Examen und 30 rt. 18 gl. an BrabeuturGeldern zu erlegen, von welchen 3 rthlr. 22 gl. an die Bibliothek, die botanische Kasse, den Universitäts-Secretair und die Pedellen entrichtet werden, das übrige aber unter die Facultäts-Glieder, zu gleichen Theilen vertheilt wird, doch so, daß von den Examen-Geldern der jedesmalige Decan für die Inscription 6. Rthlr. und der Senior 5 rt. 15 gl. zum Voraus bekommt. Von diesem Kosten-Betrag sind jedoch die Söhne medicinischer Facultäts-Mitglieder auf der Universität Jena befreiet, auch dann, wenn deren Väter bereits verstorben seyn, oder ihre Facultäts-Stelle aufgegeben, oder den Aufenthalt an einem andern Orte gewählt haben sollten. §. 22. Hierauf hat der Decan die Mitglieder der Facultät und den Candidaten zum Examen einzuladen, dasselbe mit einer lateinischen Anrede und mit der Aufforderung an den Candidaten zu eröffnen, seinen Lebens- und Studienlauf (curriculum vitae studiorum que) abzulesen, worauf dieser den Candidaten-Eid nach der bestehenden Formel ablegen muß. §. 23. Die eigentliche Prüfung (Examen rigorosum) wobey der Decan das Protocoll führt, geschieht jedesmal im Beysein aller Facultäts-Mitglieder; sie wird von dem Decan mit einer lateinischen Einleitung eröffnet, alsdann ließt der Candidat seinen Lebenslauf
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vor, und nun beginnt die eigentliche Prüfung, wobey das jüngste Facultätsglied den Anfang, der Senior aber, er sey Decan oder nicht, den Beschluß macht. Sie erstreckt sich auf alle Haupttheile der Medicin und wird theils in lateinischer, theils in teutscher Sprache vorgenommen, je nachdem einzelne Theile der medicinischen Wissenschaft das Letztere nöthig machen. §. 24. Nach beendigter Prüfung berathschlagen sich die Facultäts-Mitglieder ob der Candidat des Doctorgrades für würdig zu achten, und derselbe zur Disputation zuzulaßen sey oder nicht. Der Beschluß hierüber wird ihm sogleich, vor noch versammelter Facultät eröffnet. §. 25. Fällt der Beschluß verneinend aus, so wird der Candidat, nach Maßgabe des Mangels seiner Kenntniße und Fähigkeiten, entweder auf immer oder nur auf bestimmte Zeit ab- und in letzteren Fall zu fernerem fleißigen Studium, angewiesen.– Die PrüfungsGebühren verbleiben der Facultät, und wenn der Candidat zu nochmaliger Prüfung zugelassen wird, so hat derselbe 18. Rthlr. nachzuzahlen. §. 26. Wird aber der Candidat nach dem Beschluß der Facultät, des Doctor-Grades für würdig erklärt, so ertheilt ihm dieselbe zuvor den Gradum Baccalaurei und Doctorandi und zwar, nach Maßgabe des Umfangs seiner Kenntniße, entweder in allen Fächern der Medicin, oder nur in einzelnen Theilen derselben. §. 27. Zu Erlangung des Doctor-Grades selbst hat aber der Candidat seine bey dem Decan bereits eingereichte Dissertation gegen zwey oder drey sich zu erbittende Opponenten in lateinischer Sprache öffentlich zu vertheidigen. §. 28. Die Dissertation und deren Vertheidigung hat folgende Einrichtung und Bedingungen: a. Vor dem Druck wird die Dissertation dem Dekan und durch diesen der Facultät zur Revision vorgelegt, b. Der Dekan kündiget im Fall der erfolgten Billigung, durch ein lateinisches Programm, einen Druckbogen stark die Disputation an; die Kosten dieses Drucks und des Honorars zu 3 rt. – " – " leistet der Disputirende. c. Die Dissertation wird 8. Tage vor der Disputation, mit dem von dem Dekan geschriebenen Programm gehörig an alle Lehrer der Universität vertheilt, und durch den Titel am schwarzen Bret bekannt gemacht d. Jedes Facultäts-Mitglied erhält zwey, jeder andere Lehrer der Akademie ein Exemplar der Dissertation und des Programms. Auch muß die gehörige Anzahl der für die dazu berechtigten Landes-Behörden, für die Bibliotheken und die auswärtigen Universitäten bestimmten Exemplare abgeliefert werden. e. Dem Prorector und den ordentlichen Professoren der Facultät hat der Candidat die Dissertation selbst einzuhändigen. f. Es steht ihm frey sich Opponenten selbst zu erbitten, finden sich jedoch deren keine, so hat die Facultät Sorge dafür zu tragen. g. Die Annahme und Wahl eines Präses steht dem Disputirenden frey.
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h. Am festgesetzten Tage beginnt die Disputation um 10. Uhr Vormittags. Der Schluß kann von dem Disputirenden um ein Uhr verlangt werden. i. Der Dekan, oder welchem Facultäts-Mitgliede derselbe seine Stelle überträgt, eröffnet die Handlung mit einer lateinischen Anrede. k. Die Gegenwart der Facultäts-Glieder ist zu der anzustellenden Beurtheilung erforderlich: Diese wird von dem Dekan schriftlich aufgesetzt und nach Recognition der übrigen Facultäts-Glieder in das Protocoll aufgenommen. §. 29. Die Creation zum Doctor geschieht durch Ausfertigung des Diploms, welcher aber stets die Ablegung des Doctor-Eides nach der herkömmlichen Formel vorausgehen muß. Der Decan fertigt nach dem Beschluß der Facultät das Diplom in lateinischer Sprache aus, läßt es drucken, und zwar 50. Exemplare, 25. auf Schreib- und 25. auf Druck-Papier. Hiervon erhalten der Prorector und jedes Facultäts-Mitglied zwey; Eine gewisse Anzahl der Decan, die übrigen der Doctor.– Dafür bezahlt der creirte Doctor 2 rt. 16 gl. – " an den Decan. §. 30. Auch Abwesenden hat die Facultät das Recht, die Doctor-Würde zu ertheilen, wenn solche 1.) sich entweder als Schriftsteller oder Practicker bereits ausgezeichnet haben, oder wenn dieselben 2.) durch beglaubigte Zeugnisse nachweisen, daß sie die gesammte Medicin gehörig studiert haben, gegen ihre sittliche Aufführung nichts einzuwenden sey, und ein öffentlich angestellter promovirter Arzt zugleich für die Würdigkeit des Candidaten schriftliche Bürgschaft leistet. In dem Fall sub. 2. hat ein solcher Candidat, eine unter seinem Namen gedruckte oder geschriebene lateinische Probeschrift und zwar im letzten Fall mit begleitender Beglaubigung, daß er Verfasser dieser Schrift sey, einzureichen, woraus die Facultät die Würdigkeit des Doctoranden zu beurtheilen im Stande ist. §. 31. Ein solcher würdig befundener Candidat bezahlt die Promotions-Gebühren nach §. 21. und hat, falls er nicht auf der Universität Jena studiert hat, eine Matrickel nach der Taxe eines Veteranen zu lösen. §. 32. Ausgezeichneten und vorzüglich bewährten und verdienstvollen Gelehrten, kann die Facultät die Doctor-Würde als freywillige Ehrenauszeichnung (honoris causa) ertheilen. §. 33. Zu Erlangung des Grades eines Licentiaten, welcher rücksichtlich des Ranges dem Doctor nachsteht, gelten die §. 24. – 33. angegebenen Bestimmungen, doch zahlt der Candidat für das Examen nur 10 rt. 6 gl. – " Von den Privat-Docenten. §. 34. Die Privat-Docenten stehen in wissenschaftlichen Angelegenheiten einzig unter dem Ausspruch der Facultät, und ist einer zugleich Privat-Docent mehrerer Facultäten so steht derselbe unter der medicinischen Facultät in Ansehung der Wissenschaften und Collegien welche zu derselben gehören.
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§. 35. Der Candidat welcher sich zu habilitiren wünscht, hat sich bey dem Dekan persönlich zu melden und in wissenschaftlicher Hinsicht auszuweisen. Findet der Dekan kein erhebliches Bedenken, den Candidat in Vorschlag zu bringen, so wird nach der Vorschrift des §. 37. im Haupt-Statut verfahren. §. 36. Nach gehaltener Probe-Vorlesung, wenn solche genügend ausfällt, ertheilt der Dekan dem Candidaten eine schriftliche Bestätigung der Erlaubniß zu lesen, welche er ihm auch selbst einhändigt und ihn dabey auf die Statuten, nach abgenommenen Handschlag, verpflichtet. §. 37. Für die Anwesenheit bei der Probe-Vorlesung, erhält die Facultät 2. Species-Thaler, der Decan für die Ausfertigung der Bestätigung einen Species-Thaler; der Famulus der Facultät erhält 8 gl. §. 38. Ein Privat-Docent darf seine Vorlesungen nicht eher beginnen, bis er alle in jener Vorschrift enthaltenen Probeleistungen und vorausgesetzte Bedingungen erfüllt hat, sollte auch sein Name schon in dem früher erschienenen Lections-Verzeichniß aufgenommen worden seyn. §. 39. Nach erlangter Erlaubniß darf der Privat-Docent über alle Zweige der zur medicinischen Facultät gehörigen Wissenschaften Vorlesungen ankündigen und halten. §. 40. Er darf aber nicht a. ein Collegium gratis ohne Dispensation der Facultät ankündigen und lesen, weil dazu nur die wirklichen Professoren (Professores publici) das Recht haben, b. in demselben halben Jahre dasselbe Collegium zugleich mit einem Facultisten ankündigen und lesen. §. 41. Das Verzeichniß der Lectionen hat er dem Decan zu rechter Zeit einzuhändigen. Dieser läßt dasselbe unter den Facultätsmitgliedern circuliren und holt den dazu erforderlichen Consens ein. Nach dessen Erlangung signirt der Decan das Verzeichniß. §. 42. Die Uebertretung dieser Gesetze, kann außer einem Verweise, das Verbot des weitern Collegien-Lesens nach sich ziehen. Statut der philosophischen Facultät. Von der philosophischen Facultät überhaupt. §. 1. Die philosophische Facultät hat die Bestimmung, für den Umfang desjenigen wissenschaftlichen Unterrichts auf der Universität zu sorgen, welcher nicht ausschließlich zu dem Gebiete der übrigen Facultäten gehört.
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§. 2. Sie besteht daher im weitern Sinne, aus allen denjenigen akademischen Lehrern, welche solche wissenschaftliche Fächer in Vorlesungen behandeln, die nicht einer der übrigen Facultäten ausschließlich eigen sind, im engern Sinne aber aus folgenden ordentlichen Professoren (Mitgliedern dieser Facultät). §. 3. Die in den Lehrkreis der philosophischen Facultät gehörenden Wissenschaften sind a. theoretische Philosophie b. practische Philosophie c. Beredsamkeit und Dichtkunst mit der Altertumskunde und d. lateinischen Sprache e. Griechische Sprache und Literatur f. Morgenländische Sprachen und Literatur g. Geschichte mit ihren Hülfswissenschaften h. Mathematik und Physik i. Chemie (gemeinschaftlich mit der medicinischen Facultät) j. Naturgeschichte mit ihren Unterabtheilungen (auf gleiche Weise) k. Staats- und Cameralwissenschaften, auch Technologie. §. 4. Die Facultät hat Sorge zu tragen, daß über die Hauptfächer der ihr zugewiesenen Disciplinen alle Halbjahre Vorlesungen angekündigt und gehalten werden. Von den Verhältnissen der philosophischen Facultät zu dem akademischen Senate und den übrigen Facultäten. §. 5. Ueber das Verhältniß der philosophischen Facultät zu dem akademischen Senate enthält der §. 10. des Haupt-Statuts die erforderliche Vorschrift. §. 6. Das Verhältniß der philosophischen zu den übrigen Facultäten wird dadurch bezeichnet, daß dieselbe a., in der Reihe der Facultäten die vierte Stelle nach der medicinischen einnimmt; b., der Professor der orientalischen Sprachen wird zu den Sitzungen der theologischen Facultät über die zu haltenden Vorlesungen gezogen und hat sich deshalb bey dem Decan der theologischen Facultät, auf geschehene Einladung, einzufinden. Derselbe hat zugleich das Recht, exegetische Vorlesungen, nicht allein über das alte, sondern auch über das Neue Testament, ohne besondere Erlaubniß der theologischen Facultät, zu halten, wobey er jedoch in den Grenzen der grammatisch historischen Interpretation bleiben muß. c., Das Naturrecht fällt, als philosophisch behandelt, auch der philosophischen Facultät zu, wenn schon dasselbe als Haupt-Collegium für die juristische Facultät gehört. d., Die Chemie und Naturgeschichte mit ihren Unterabtheilungen gehören, wie in §. 3. bemerkt worden ist, in den Lehrkreis sowohl der
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philosophischen als medicinischen Facultät. Nur die Vorlesungen, welche die Wissenschaften, oder Theile derselben, ökonomisch, technologisch, und cameralistisch behandeln, gehören dem Lehrkreise der philosophischen Facultät allein an. Von den Functionen der philosophischen Facultät. §. 7. Außer den allen Facultäten gemeinschaftlichen Functionen und Acten, wie solche in dem Haupt-Statut §. §. 8. – 23. bezeichnet sind, kommt der philosophischen Facultät und deren Mitgliedern insbesondere Folgendes zu: a., den Professoren der Beredsamkeit und der griechischen Literatur fällt, jedoch nur nach vorausgegangener Ernennung und Bestätigung der Durchlauchtigsten Erhalter, die Direction des philologischen Seminarium anheim. Dieselben haben nach dem besondern Regulativ des Seminarium halbjährig an die Durchlauchtigsten Erhalter gehorsamsten Bericht zu erstatten; jedoch auch am Schlusse jedes Halbjahrs der Facultät über den Bestand und Zustand der Anstalt einen Vortrag zu thun. b., Die von der philosophischen Facultät vorzulegenden Preisaufgaben werden in einer besondern Sitzung festgesetzt, und die eingegangenen Schriften von ihr beurtheilt. Bey Austheilung der Preise fällt nach §. 45 des Haupt-Statuts dem Professor der Beredsamkeit ein Programm zu schreiben und eine Rede zu halten zu. c., Die von ihr geforderten Zeugnisse stellt die philosophische Facultät für sich aus. Von den ordentlichen Professoren der philosophischen Facultät, und deren Rechten und Obliegenheiten. §. 8. Der Senior (das nach dem Eintritte älteste Mitglied der Facultät) findet seine Stelle stets unmittelbar nach dem Decan der Facultät, wie in dem allgemeinen Statut §. 23. bestimmt ist. §. 9. Die Mitglieder der philosophischen Facultät folgen in der Ordnung auf einander, welche durch die Zeit ihrer Ernennung zu Facultätsgliedern bestimmt wird, ohne Rücksicht auf das Fach, in welchem zu lehren, sie berufen sind, es sey denn, daß die Durchlauchtigsten Erhalter einem neu erwählten Mitglied zugleich eine höhere Stelle bestimmten. §. 10. Die Rechte eines Facultätsmitglieds und die Theilnahme an den Emolumenten der Facultät, werden durch den Antritt der ordentlichen Professur erlangt, nach dem Haupt-Statut §. 27. Die Gebühren der Aufnahme betragen vier Louisd’or. §. 11. Ist der Aufzunehmende nicht bereits Doctor der Philosophie, so muß er das Doctordiplom, gegen Entrichtung von 10. Louisd’or, jedoch ohne die sonst vorgeschriebenen
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Probeleistungen, erwerben. Hat er aber den Doctorgrad auf einer andern Universität erlangt, so entrichtet er für die Erlangung der Rechte eines Jenaischen Doctors nur 4. Louisd’or an die Facultät. §. 12. Geht ein Mitglied der philosophischen Facultät mit Tode oder auf sonstige Art ab, so erhält dasselbe oder dessen Erben, seinen Theil der eingegangenen oder noch rückständigen Facultätsgelder bis zum Tage seines Abganges. Sind aber die Erben seine Wittwe oder Kinder, so fällt denselben der ganze Antheil des sogenannten Sterbequartals zu, die Decanats-Besoldung aber von dem ganzen halben Jahre. §. 13. Ueber die Obliegenheiten des Professors der Beredsamkeit und dessen Vicarien siehe Haupt-Statut §. 44. §. 14. Dem Professor der Geschichte fällt das Sagittarische Legat zu, nach Abzug dessen, was für den Prorector und die verschiedenen Decane bestimmt ist. Vom Decan. §. 15. Dem Decan als dem zeitigen Vorsteher der Facultät kommen die im Haupt-Statut §. 21. und 22. bestimmten Obliegenheiten und Rechte zu. §. 16. Der Decan nimmt bey den Promotionen zugleich die Stelle eines Brabeuta ein. §. 17. Der Decan nimmt alle Facultätsgelder sowohl von Promotionen als von Inscriptionen der Studenten ein, und berechnet solche bey den Promotionen durch sogleich erfolgende Theilung, bey den Inscriptionen am Ende des Decanats. §. 18. Dem Decan kommt die Revision der Dissertationen gegen 1 rt. Honorar vom Druckbogen zu. Er kann aber diese Revision auch einem andern Mitgliede der Facultät, welchem der Gegenstand der Dissertation näher liegt, jedoch nur mit Abtretung jenes Honorars, übertragen. §. 19. Er kündigt jede feyerliche Disputation durch ein Programm an, welches einen Bogen ausmacht, und erhält dafür 3 rt. Honorar. §. 20. Er fertigt alle Promotions-Diplome aus und erhält dafür und zur Bestreitung des Drucks 2 rt. – " nach §. 41. §. 21. Der Decan fertigt die für einen Doctor auszustellenden Empfehlungsschreiben in lateinischer Sprache, und bekommt dafür als Wenigstes 1 rt. 8 gl. – " und der Abschreiber 6 gl. §. 22. Außer der im Haupt-Statut §. 21. benannten Besoldung fällt dem Decan bey jeder Promotion und bey jeder Ertheilung der Rechte eines Jenaischen Doctors, 1 rt. – " – " zum Voraus zu.
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Von den ordentlichen Honorar-Professoren. §. 23. Ueber die ordentlichen Honorar-Professoren verordnet das Haupt-Statut §. §. 30. und 34. Von den außerordentlichen Professoren. §. 24. Ueber die außerordentlichen Professoren finden sich die nöthigen Bestimmungen im Hauptstatut §. 30. – 34. und hier ist nur zu bemerken, daß wenn ein außerordentlicher Professor der philosophischen Facultät in eine andere Facultät übergeht, dessen Rechte und Ansprüche als außerordentlicher Professor der philosophischen Facultät sich dadurch aufheben, er mithin z. B. verbunden ist, zur Ankündigung von philosophischen Vorlesungen die Bewilligung der philosophischen Facultät einzuholen; es müßte denn ihm die Beybehaltung der außerordentlichen Professur in dieser Facultät durch die Durchlauchtigsten Erhalter ausdrücklich zugesichert worden seyn. Von den Promotionen. §. 25. Die von der philosophischen Facultät zu ertheilenden Würden sind die eines Doctors der Philosophie (Doctoris philosophiae) und eines Doctors der Philosophie und Magisters der Künste (Doctoris philosophiae et magistri artium). Erstere setzt ein Examen vor versammelter Facultät (§. 32.) und eine eingereichte Abhandlung in lateinischer Sprache, letztere dieses Examen und die Fertigung einer lateinischen Dissertation und deren öffentliche Vertheidigung voraus. §. 26. Ein Doctor der Philosophie hat seinen Rang nach den Doctoren der Medicin. §. 27. Bey der Bewerbung um die Doctor-Würde muß die Vollendung wenigstens dreyjähriger akademischer Studien nachgewiesen und ein Sittenzeugniß aus der letzten Zeit beygebracht werden. Auch muß der Candidat, falls er keine Matrickel von der Universität Jena vorzeigen kann, solche vorerst bey dem Prorector nach der Taxe eines Veteranen lösen. §. 28. Der Candidat hat sich zuerst bey dem Decan zu melden und demselben die Zeugniße über seine vorausgegangenen akademischen Studien und sein sittliches WohlVerhalten so wie, in oder mit einem lateinischen Schreiben, seinen lateinisch abgefaßten Lebenslauf vorzulegen auch zugleich 2 rt. an die Facultät zu entrichten. Hierauf fragt der Decan bey der Facultät an, ob der Candidat nach den vorgelegten Zeugnissen und überhaupt zuzulassen, und wann das Examen zu halten sey. §. 29. Das Examen wird vor versammelter Facultät gehalten und zwar im Laufe des Halbjahrs, auf Antrag des Examinanden zu jeder beliebigen Zeit; und am Ende des Halbjahrs an einem einen Monat voraus angekündigten Tage, wo mehrere Prüfungen zugleich vorgenommen werden können.
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§. 30. Der Decan eröffnet das Examen mit einer lateinischen Einleitung, dann ließt der Examinandus seinen Lebenslauf vor, worauf das eigentliche Examen beginnt. Die Fächer aber, über welche examinirt wird, sind theils solche, welche in jedem Examen statt finden, theils solche, welche für die eigenthümlichen Studien des Examinanden bestimmt worden. Die Sprache in welcher examinirt wird, ist theils lateinisch, theils teutsch. §. 31. Die in jedem Examen feststehenden Gegenstände sind: a., griechische und lateinische Sprache, Literatur und Alterthümer in lateinischer Sprache. b., theoretische Philosophie, practische Philosophie, Geschichte der Philosophie, in teutscher Sprache, c., Mathematik, deutsch. d., Geschichte, deutsch. Der besondern Wahl stehen frey a., die morgenländischen Sprachen, lateinisch. b., Physik, deutsch c., Chemie, deutsch d., Staats- und Cameralwissenschaften, deutsch. §. 32. Die Examinatoren sind stets sechs, und zwar gewöhnlich der Professor der Beredsamkeit, der Professor der griechischen Literatur, der Professor der theoretischen, der Professor der practischen Philosophie, der Professor der Mathematik, der Professor der Geschichte. Wählt der Candidat nach seinen Studien einen oder mehrere der vier im §. 31. zuletzt genannten Zweige, so tritt der Professor der morgenländischen Sprachen, der Physick, der Chemie, der Staats- und Cameralwissenschaften an die Stelle Eins oder Mehrerer der vier, außer den Professoren der Beredsamkeit und griechischen Literatur, welche in jeglichem Examen thätig sind, Genannten, nach der freyen Wahl des Candidaten. §. 33. Jeder Examinator erhält pränumerando für das Examen 1 rt., so aber, daß, hält er das Examen nicht selbst, derselbe auch weiter nicht renumerirt wird. Der Famulus erhält 8 gl. – " – " §. 34. Nach dem gehaltenen Examen berathschlagen sich die Mitglieder der Facultät unter dem Vorsitze des Decans, ob der Candidat der Doctor-Würde werth sey und in welchem Grade; letzteres zu dem Behuf, daß es auf dem Diplom bemerkt werden könne. §. 35. Die Entscheidung wird dem Candidaten sogleich bekannt gemacht, und im Fall der Würdigkeit derselbe befragt, ob er, durch die öffentliche Vertheidigung einer selbst geschriebenen lateinischen Dissertation auch die Würde eines Magisters der Künste erwerben wolle. Im Bejahungsfalle wird der Tag der Disputation festgesetzt, im Verneinungsfalle sofort das Doctor-Diplom ausgefertigt. §. 36. Fiel der Beschluß über die Würdigkeit des Examinanten verneinend aus, so ist derselbe, nach jedesmaligem Verhältniße, auf immer, oder auf eine zur Ersetzung der Mängel
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bestimmte Zeit, zurück zu weisen. Was pränumerando nach §. 28. und 33. schon gezahlt worden, ist verfallen, und in einem zweiten Examen sind nur die Gebühren für die Examinatoren und den Famulus zu zahlen. §. 37. Die Würde eines Doctors der Philosophie kann mit der eines Magisters der Künste verbunden werden, und die Letztere setzt stets die Erstere auf der Universität Jena, sey es unmittelbar oder mittelbar (durch Nostrification) erlangt, voraus. §. 38. Die Dissertation und deren Vertheidigung hat folgende Einrichtung und Bedingungen: a., Vor dem Drucke wird sie dem Decan und durch diesen der Facultät zur Revision vorgelegt. b., Im Fall der Billigung kündigt die Disputation der zeitige Decan durch ein lateinisches Programm, einen Druckbogen stark an. Die Kosten des Drucks, und des Honorars zu 3 rt. – " leistet der Disputirende. c., die Dissertation wird 8. Tage vor der Disputation mit dem von dem Dekan geschriebenen Programm gehörig an alle Lehrer der Universität vertheilt, und durch den Titel am schwarzen Brete bekannt gemacht. d., Jedes Facultätsmitglied erhält 2. Exemplare, jeder andere Lehrer der Academie ein Exemplar der Dissertation und des Programms. Auch muß die gehörige Anzahl der für die dazu berechtigte Landes-Behörde für die Bibliotheken und die auswärtigen Universitäten bestimmten Exemplare abgeliefert werden. e., Dem Prorector und den ordentlichen Professoren der Facultät hat der Candidat die Dissertation selbst einzuhändigen und dieselben um Theilnahme an der Opposition zu ersuchen. Ueberdies kann derselbe mit Vorwissen und Genehmigung des Decans einige Opponenten aus der Zahl der außerordentlichen Professoren und Privat-Docenten sich aus Vorsicht erbitten. Sollten sich freywillige Opponenten nicht finden, so ist es Sorge der Facultät, daß einige aus ihrer Mitte opponiren. f., Die Annahme und Wahl eines Präses steht dem Disputanten frey. g., Am festgesetzten Tage beginnt die Disputation um zehn Uhr Vormittags. Der Schluß kann um 1. Uhr vom Disputanten gefordert werden. h., Der Decan, oder welchem Facultätsmitgliede derselbe seine Stelle überträgt, eröffnet das Ganze und ist der erste Opponent. i., Nach demselben opponirt wer will, aus der Zahl der Facultätsmitglieder, und auf diese folgend, wer von Professoren der übrigen Facultäten sich bereit findet, dann wer von den Privat-Docenten der philosophischen und endlich der übrigen Facultäten sich als Opponent stellt. k., Die Gegenwart der Facultätsglieder ist zu der anzustellenden Beurtheilung erfordert. Diese wird von dem Decan schriftlich aufgesetzt und nach Recognition der übrigen Facultätsmitglieder in das Protocoll aufgenommen. l., Bey der Einreichung der Dissertation sind zwey Speciesthaler an die Facultät zu zahlen. Außerdem erhält der Decan für seine Gegenwart bey der Disputation einen Speciesthaler. Dem Famulus ist für die Besorgung 16. gl. zu entrichten.
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§. 39. Nach der gehaltenen Disputation und wenn gegen die Würdigkeit des Candidaten nichts eingewendet worden ist, wird das Diplom eines Doctors der Philosophie und Magisters der Künste, oder, wenn die Doctor-Würde schon früher erlangt worden, eines Magisters der Künste ausgefertigt. §. 40. Das Diplom fertigt, nach dem Beschluß der Facultät, in lateinischer Sprache, der Decan aus, läßt es drucken und zwar zu 50. Exemplaren, 25. auf Schreib- und 25. auf Druckpapier. Von diesem erhält jedes Mitglied der Facultät zwey, eine gewisse Anzahl der Decan, die übrigen der Promovirte. Dafür bezahlt dieser, er sey creirter Doctor, oder Magister, oder Doctor und Magister, ohne Unterschied 2 rt. – " an den Decan. §. 41. Die Promotions-Kosten eines Doctors der Philosophie und Magisters der Künste selbst betragen 10. Louisd’or in Gold; 1 rt. 10 gl. dem Famulus, 8 gl. für die Bibliothek, und 3 gl. 6 d. dem Secretair. Ehe dieses Geld gezahlt, oder sichere Caution deshalb geleistet worden, wird das Diplom nicht ausgefertigt. Die Gebühren für die Magister Würde sind in den Promotionskosten eines Doctors mit inbegriffen, und es wird, wenn sie besonders erlangt wird, nur die Ausfertigung des Diploms bezahlt, nach §. 40. §. 42. Eines jeden Facultisten Sohn wird unentgeldlich promovirt, doch muß er das Diplom in der Druckerei bezahlen. §. 43. Ein unentgeldlich Promovirter zahlt aber mit Ausnahme des in §. 46. erwähnten Falles, 3 rt. für die Inscription, 6 rt. – " für das Gastmahl 1 rt. 7 gl. – " den Pedellen; also 10 rt. 7 gl. – " §. 44. Einem abwesenden Candidaten, der sich nicht der Hauptprüfung des Examens unterworfen hat, kann nur dann die Doctorwürde ertheilt werden, wenn er a., seine früheren akademischen Studien nachweisen kann; b., in einem Amte einem Staate seine Wirksamkeit bewährt, oder durch ein seine gelehrten Kenntnisse hinlänglich bewährendes Buch bekannt ist. c., legitime Sittenzeugnisse vorliegen, und nichts seinen Ruf antastet; d., er eine unter seinem Namen gedruckte oder geschriebene lateinische Probeschrift, und im letzten Falle mit begleitender Beglaubigung, daß er Verfaßer dieser Schrift sey, eingehändigt hat, und dieselbe von der Facultät als würdig befunden worden ist. §. 45. Ein solcher würdig befundener Candidat bezahlt die Promotionskosten nach §. 41. und hat, falls derselbe nicht auf der Universität Jena studirt hat, eine Matrikel nach §. 27. zu lösen. §. 46. Ausgezeichneten und vorzüglich bewährten und verdienstvollen Gelehrten kann die Facultät die Doctorwürde als Ehrenauszeichnung (honoris causa) ertheilen. Die unvermeidlichen Kosten werden solchen Falles aus der akademischen EhrenaufwandsCasse bestritten.
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Von den Privat-Docenten der philosophischen Facultät. §. 47. Die für die Habilitirung eines Privat-Docenten festgesetzten allgemeinen Bedingungen besagt das Haupt-Statut §. 36 – 39. §. 48. Die Erlangung des Rechts als Privat-Docent Vorlesungen halten zu können, setzt die ertheilte Doctor- und Magister-Würde voraus. §. 49. Ist die Würde eines Doctors und Magisters durch gehaltene Examen und die Disputation schon früher erlangt worden, so hat der Candidat vor seiner Habilitirung die ProbeVorlesung vor versammelter Facultät zu halten, d. i. eine Vorlesung über einen von der Facultät bestimmten Theil der Wissenschaft, welche der Candidat als akademischer Lehrer zu behandeln gedenkt, in lateinischer oder teutscher Sprache und in freiem Vortrage, nicht eine abzulesende Abhandlung (§. 37. des Haupt-Statuts). Bey dieser Vorlesung stehet es dem Prorector und jedem Mitgliede des Senats frey gegenwärtig zu seyn, weshalb ein solcher Act den Senatoren Tags vorher angesagt werden muß. §. 50. Ist der Candidat früher, nach geleistetem Examen nur Doctor, nicht zugleich, durch die gehaltene Disputation, auch Magister geworden, so hat er diese Disputation annoch nach §. 38. zu leisten, und diese zuletzt genannte Würde zu erlangen, bevor er zur Probevorlesung zugelassen wird. §. 51. Hat der Candidat auf einer andern Akademie promovirt, so hat er die in gehöriger Form erlangte Würde durch Einreichung seines Diploms zu bescheinigen und gegen Erlegung von 4. Louisd’or die Rechte eines in Jena creirten Doctors, dann aber, durch eine nach §. 38. zu haltende Disputation, ohne Präses, die Würde eines Jenaischen Magisters zu erwerben. §. 52. Der öffentlichen nach §. 49. zu haltenden Vorlesung wohnen alle Facultätsmitglieder bey, und fassen, nach angestellter Beurtheilung den Beschluß, ob der Candidat die Zustimmung, Vorlesungen halten zu können, erhalte oder nicht. Die Bestätigung der Erlaubniß wird dem Candidaten schriftlich ausgefertigt durch den Decan, welcher ihn auf die Instruction, wie solche im Hauptstatut und in diesem Statut enthalten ist, nach abgelegtem Handschlag, verpflichtet. §. 53. Für die Anwesenheit bey der Probevorlesung erhält die Facultät Zwey Speciesthaler, der Decan für die Ausfertigung der Bestätigung einen Speciesthaler. Der Famulus der Facultät erhält für die Aushändigung der Bestätigung 8 gl. §. 54. Nach erlangter Erlaubniß kann der bestätigte Privat-Docent über alle Zweige der zur philosophischen Facultät gehörigen Wissenschaften Vorlesungen ankündigen und halten. §. 55. Das Verzeichniß der Lectionen hat er dem Decan zu rechter Zeit einzuhändigen und dieser läßt dasselbe unter den Facultätsmitgliedern cursiren und holt den dazu erforderlichen Consens ein, nach dessen Erlangung signirt der Decan das Verzeichniß.
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§. 56. Ein Privat-Docent darf ein Collegium gratis nur unter Zustimmung der Facultät lesen. §. 57. Wird ein Privat-Docent der philosophischen Facultät Professor einer andern Facultät, so hören die erworbenen Rechte eines Lehrers der philosophischen Facultät dadurch auf. Zu dessen Urkund haben Wir die gegenwärtige Sanction eigenhändig vollzogen und Unsre Großherzoglichen und Herzoglichen Insiegel beysetzen lassen, auch zu legaler Bekanntmachung derselben Befehl ertheilt. So geschehen Weimar den 18. September 1821. und Gotha den 24. September 1821. Carl August, Großherzog z. S. [Siegel] August, H. zu G. und A. [Siegel] Gersdorff.
Dr. Schweitzer.
Quelle: ThULBJ, Abt. Handschriften und Sondersammlungen. Urkunde, dat. 18. September 1821 (Weimar) und 24. September 1821 (Gotha), besiegelt, mit egh. Unterschriften des Großherzogs Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach und des Herzogs von Sachsen-Gotha-Altenburg sowie den Kontrasignaturen des Staatsministers Ernst Christian August Freiherr von Gersdorff und des Geheimen Assistenzrates Christian Wilhelm Schweitzer, Schreiberhand, 140 S., in roter Einlagemappe mit goldgeprägter Randbordüre (Eichenlaubmotiv). Titel außen: Statut von 1821. Kopie: UAJ, A 25b.
Das neue „Studentenalbum“, Abbildung Sommersemester 1818, eigenhändiger Eintrag von Heinrich von Gagern (vierter von unten)
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259 Nr. 9 Gesetze für die Studierenden der Gesammt-Akademie Jena Wir Carl August, von Gottes Gnaden Großherzog zu Sachsen-WeimarEisenach, Landgraf in Thüringen, Markgraf zu Meißen, gefürsteter Graf zu Henneberg, Herr zu Blankenhayn, Neustadt und Tautenburg u.s.w.
6. / 9. April 1824
Wir Friedrich, von Gottes Gnaden Herzog zu Sachsen, Jülich, Cleve, Berg, auch Engern und Westphalen, Landgraf in Thüringen, Markgraf zu Meißen, gefürsteter Graf zu Henneberg, Graf zu der Mark und Ravensberg, Herr zu Ravenstein und Tonna u.s.w.
Nachdem die zu seiner Zeit besorgten Abdrücke der im Jahr 1817 publicirten Gesetze für die Studierenden Unserer Gesammt-Akademie Jena, vergriffen, und daher eine Revision derselben vor deren neuem Abdruck veranlaßt worden war: haben Wir solche, wie sie, mit Benutzung der seit der ersten Publication gemachten Erfahrungen, abgeändert, modificirt und vermehrt, hier nachstehen, genehmigt, und wollen, daß sie vom 1.sten May dieses Jahres an, anstatt der früheren Gesetze vom Jahr 1817, in Kraft und Wirksamkeit treten. Erster Abschnitt. Erwerb des akademischen Bürger-Rechts. §. 1. Das akademische Bürgerrecht für Studierende wird erlangt durch die Immatriculation. §. 2. Die Immatriculation geschieht durch eigenhändige Einzeichnung des Namens, Vaterlandes, Geburtsortes und Studiums in das Album der Universität, in welchem zugleich der Name des Vaters oder des Vormundes bemerkt werden muß, und durch Angelobung auf die akademischen Gesetze in die Hand des Prorectors. Der VollziehungsAkt ist die Aushändigung der Immatriculations-Urkunde. §. 3. Wer einen oder alle Vortheile des akademischen Bürgerrechts erlangen will, muß sich längstens den dritten Tag nach seiner Ankunft in Jena bey dem Universitätsdiener zur Immatriculation anmelden, und hat demselben die zur Erlangung der Immatriculation nöthigen Zeugnisse einzuhändigen. §. 4. Die von anderen Universitäten Kommenden haben bey ihrer Anmeldung auch die Matrikel der zuletzt besuchten Universität an den Universitätsdiener abzugeben. §. 5. Wer die vorgeschriebene Anmeldung unterläßt, oder nach geschehener Anmeldung der Anordnung des Prorectors durch den Universitäts-Diener nicht Folge leistet, wird zur Immatriculation förmlich vorgeladen. Wer auf diese Vorladung nicht erscheint, ist für das laufende akademische Halbjahr zur Immatriculation unfähig, und hat sich sofort aus der Universitätsstadt zu entfernen.
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§. 6. Zur Immatriculation wird nur zugelassen, wer ein gültiges Zeugniß seines Wohlverhaltens (testimonium morum) beybringt. Landeskinder haben noch besonders, sie mögen nun entweder unmittelbar von Schulen oder von einer andern Universität kommen, Dimissionsscheine, und wenn sie aus andern Verhältnissen in die Universitäts-Verhältnisse eintreten wollen, Erlaubnißscheine von den zuständigen Landesbehörden beyzubringen. Von der Beybringung eines Sittenzeugnisses sind diejenigen befreyt, welche bereits in öffentlichen Aemtern stehen und bloß zur Erlangung einer akademischen Würde der Immatriculation bedürfen. §. 7. Wer diese Urkunden auf der Stelle nicht vorzulegen vermag, dem wird zwar die Einzeichnung in das Album und ein Aufenthalt von 4 Wochen in Jena verstattet; sind aber nach Verlauf dieser Zeit, diese Urkunden nicht beygebracht, so wird er wieder von der Universität entfernt. §. 8. Von andern Universitäten Relegirte werden nicht unter die akademischen Bürger aufgenommen, es wäre denn, daß sie von den höchsten Erhaltern der Universität zur Aufnahme begnadiget würden. Ueber die Aufnahme der auf anderen Universitäten Consiliirten und die Bedingungen derselben entscheidet der akademische Senat. §. 9. Die Immatriculationskosten werden sogleich bey der Anmeldung erlegt. Frühere honoris causa ertheilte Immatriculationen wirken nur Erlaß dieser Kosten, nicht aber der übrigen hier angeordneten Verbindlichkeiten. Zweiter Abschnitt. Rechte und Verbindlichkeiten der akademischen Bürger. Erster Titel. Allgemeine Bestimmungen. §. 10. Das akademische Bürgerrecht begreift 1) das Recht, sich unter dem Schutze der Universität in der Universitäts-Stadt aufzuhalten, 2) das Recht eines bevorzugten Gerichtsstandes, 3) das Recht akademische Vorlesungen zu besuchen, die Bibliothek so wie alle andere Sammlungen der Universität, zu benutzen, und an ihren Anstalten und Instituten Theil zu nehmen, 4) das Recht, eine akademische Würde zu erwerben, 5) das Recht, die Stelle eines Hofmeisters oder Führers bey Studierenden zu bekleiden, 6) das Recht, alle die Vortheile zu genießen, welche den Studierenden zugesichert sind. Das akademische Bürgerrecht ist Bedingung dieser Rechte. §. 11. Das akademische Bürgerrecht verpflichtet im Allgemeinen zur Achtung gegen Religion, zu Fleiß, Ordnung, einem sittlichen Betragen und zur Unterlassung alles dessen, was das Wohl der Universität gefährdet.
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§. 12. In allen Fällen, für welche nicht eine Ausnahme ausdrücklich festgestellt worden, ist der akademische Bürger den allgemeinen Gesetzen des Großherzogthums Sachsen Weimar-Eisenach unterworfen. Zweyter Titel. Besondere Bestimmungen. A. Ueber den akademischen Gerichtsstand. §. 13. Schutz, Aufsicht und Recht wird den Studierenden von dem Prorector, dem Concilium und dem Senate, unter Mitwirkung des Universitätsamtes. §. 14. Schutz gegen Beeinträchtigungen und Beleidigungen haben die Studierenden bey dem Prorector zu suchen, welcher das deshalb Nöthige verfügt. §. 15. Außer den besonders angeordneten Inspectionen stehen die Studierenden unter der allgemeinen Aufsicht des Prorectors und des akademischen Senats. §. 16. Die Gerichtsbarkeit über die Studierenden übt die Universität durch das Universitätsamt. In reinbürgerlichen Rechtsstreitigkeiten hat das Universitätsamt die Proceßleitung nach vorgeschriebener Form und die Entscheidung in erster Instanz. Auf eingewandte Rechtsmittel erkennt das Concilium. In Policey- und Disciplinarsachen hat das Universitätsamt die Untersuchung, das Concilium aber oder der Senat die Entscheidung. Peinliche Sachen werden, nach den ersten Vernehmungen des Universitätsamtes, von dem Senate an das angeordnete peinliche Gericht abgegeben. §. 17. Alle Meldungen, Anzeigen, Beschwerden und Klagen in bürgerlichen Rechtssachen, so wie in Disciplinar-, Policey- und Criminalsachen der Studierenden, sind bey dem Universitätsamte anzubringen, welches zugleich gehalten ist, die von den Studierenden bey demselben angebrachten Klagen und Beschwerden gegen die Hauswirthe ex officio bey der Beklagten ordentlicher Obrigkeit zu betreiben. Ingleichen hat das Universitätsamt die Jurisdiction über die Aufwärter und Aufwärterinnen der Studierenden als solche. §. 18. Jeder Studierende ist verbunden, den Anordnungen derer, welche die akademische Gerichtsbarkeit ausüben, pünctlich Folge zu leisten. §. 19. Die Pedelle sind für alle Ungebührnisse, die in ihrer Nähe vorfallen, verantwortlich, und es haben die Studierenden, was jene ihrer Pflicht gemäß für Ordnung und Ruhe anordnen, zu befolgen. §. 20. Neben dem akademischen privilegirten Gerichtsstande behält der Studierende den Gerichtsstand des Wohnorts, so wie außerhalb der Stadt Jena und eines Umkreises von zwey Meilen, die besonderen Gerichtsstände bey.
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§. 21. Fremde, von anderen Universitäten nach Jena kommende Studierende sind hier denselben Gesetzen unterworfen, wie die einheimischen. B. Ueber die Wohnungen der Studierenden. §. 22. Jeder Studierende muß eine bestimmte Wohnung in der Innstadt haben. In der Vorstadt zu wohnen, ist nur denen verstattet, die sich daselbst bey ihren Aeltern aufhalten, oder denen dazu besondere Erlaubniß ertheilt worden ist. Das Gesuch um diese Erlaubniß wird zunächst bey dem Universitätsamte mit Angabe des Hauses, in welches der Studierende ziehen will, angebracht. Sie wird nur auf ein halbes Jahr ertheilt, und muß nach Ablauf desselben aufs Neue gesucht werden. §. 23. Jeder Studierende hat mit seinem Hauswirthe einen schriftlichen Miethvertrag abzuschließen; denn nur ein solcher gilt vor Gericht. Das Einzeichnen in das Hausbuch wird wie ein schriftlicher Miethvertrag angesehen. §. 24. Jeder Vertrag ist, wenn nichts anders verabredet, nur gültig auf ein akademisches Halbjahr. Er muß 6 Wochen vor Ablauf des Halbjahres schriftlich erneuert werden, wenn er fernere Gültigkeit haben soll. §. 25. Hat ein Studierender drey Wochen nach dem Anfange der Vorlesungen seine förmlich gemiethete Wohnung noch nicht eingenommen, auch über sein Außenbleiben dem Hauswirthe keine Nachricht gegeben, so stehet dem Hauswirthe das Recht zu, die Wohnung anderweit zu vermiethen. §. 26. Wer seine förmlich gemiethete Wohnung gar nicht bezieht, aus welchem Grunde es auch sey, ist zur Entrichtung des halben Miethzinses, wer seine förmlich gemiethete und schon bezogene Wohnung im Laufe des Halbjahrs wieder verläßt, ist zur Entrichtung des ganzen Miethzinses verbunden. §. 27. Ohne Zustimmung des Hauswirths ist das Einnehmen anderer Personen in die gemiethete Wohnung eben so wenig gestattet, als die After-Vermiethung. Uebrigens ist keinem Studierenden, wenn ein Fremder sich bey ihm einlogirt, in der Regel gestattet, ihn länger als drey Tage bey sich zu behalten. Gesuche um Erlaubniß zu einer längeren Beherbergung aus besonderen Gründen sind vor Ablauf der drey Tage bey dem Universitäts-Amte anzubringen. §. 28. Die bedungenen Aufwartegelder sind von den Studierenden an diejenigen Personen zu entrichten, welche zur Zeit des Zahlungstermins die Aufwartung besorgen. §. 29. Dem in Jena Studierenden ist das Beherbergen fremder, von andern Universitäten dorthin kommender, Studenten ernstlich untersagt.
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§. 30. Wer gegen dieses Verbot handelt, hat eine Carcerstrafe oder nach dem Ermessen des Senats eine Geldstrafe zu erwarten, welche in jedem Falle zwey Tage oder zwey Thaler, und wenn die Beherbergung mehrere Nächte Statt fand, für jede Nacht zwey Tage oder zwey Thaler betragen soll. §. 31. In Wiederholungsfällen ist geschärftes Carcer und bey daraus sich ergebender besonderer Geflissenheit und gesetzwidriger Gesinnung nach Befinden Einzeichnung in das Strafbuch oder Entfernung von der Universität zu erkennen. §. 32. Geschieht die Beherbergung auf ein von einem andern Studierenden ausgestelltes Einquartierungs-Billet oder sonst unter Umständen, welche auf eine Theilnahme an gesetzwidrigen Verbindungen schließen lassen: so kommt §. 76. der DisciplinarGesetze zur Anwendung. §. 33. Nicht von der Verordnung unter Nr. 32., aber von der allgemeinen Verordnung und Strafandrohung unter Nr. 29, 30 und 31 ist der Fall ausgenommen, wenn der Beherbergte ein leiblicher Bruder oder sonst ein naher Verwandter des Beherbergenden ist und mit den gehörigen Nachweisungen hierüber die Beherbergung dem UniversitätsAmte zur gehörigen Zeit angezeigt wird. Es muß diese Anzeige in den ersten Stunden nach der Ankunft und, wenn solche zu später Tageszeit erfolgt, vor 10 Uhr des andern Tages geschehen. §. 34. Fremde Studierende, welche ohne Universitäts-Pässe nach Jena kommen, sollen gar nicht daselbst geduldet werden, und für solche Studierende, welche mit UniversitätsPässen versehen, nach Jena kommen, steht die Verbindlichkeit fest, daß sie gleich an demselben Tage, an welchem sie ankommen, oder, wenn dieß zu später Tageszeit der Fall ist, spätestens am folgenden Vormittage, ihre Reisepässe bey dem UniversitätsAmte anzeigen und niederlegen müssen. C. Ueber die Benutzung der akademischen Vorlesungen und Anstalten. §. 35. Die akademischen Vorlesungen nehmen in jedem Halbjahre ihren Anfang an dem auf dem Lections-Cataloge angezeigten Tage. §. 36. Die Bezahlung des von dem Docenten bey dem akademischen Quästor angezeigten Honorars und des Beleggeldes geschieht vor dem Anfange der Vorlesungen an den Quästor, welcher dem Zahlenden den Aufschreibezettel zur Einzeichnung seines Namens vorlegt und sodann einen Admissionsschein mit Angabe des Platzes, den der Empfänger des Scheins im Hörsaale einzunehmen hat, aushändiget. Wer durch Einzeichnen seines Namens bey dem Quästor seine Theilnahme an den Vorlesungen erklärt hat, kann unter keinem Vorwande das bezahlte Honorar zurückfordern. Das zeither bei dem Anfange der Vorlesungen üblich gewesene Hospitiren fällt gänzlich hinweg.
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§. 37. Mit dem erhaltenen Admissionsscheine begeben sich die Studierenden in der dazu bestimmten Stunde in das Auditorium des Lehrers und erhalten gegen Abgabe desselben an den Famulus die Anweisung des Platzes und den Aufschreibezettel des Lehrers, um ihren Namen, so wie sich derselbe auf dem Admissionsscheine vorfindet, bei der auf solchem befindlichen Nummer einzuzeichnen. Eine Ausnahme in Hinsicht der Plätze findet Statt bey den anatomischen Vorlesungen und beym klinischen Institute, wo die Bestimmung derselben unmittelbar von dem Lehrer selbst abhängig ist. §. 38. Das Recht, die Vorlesungen zu besuchen, stehet nur denjenigen zu, deren Namen auf dem Aufschreibzettel verzeichnet sind. §. 39. Auf gänzliche oder theilweise Befreiung von der Bezahlung des Collegienhonorars haben in der Regel nur die zu den Landeskindern der Durchlauchtigsten Erhalter der Universität gehörenden unbemittelten Studierenden und zwar nur dann einen Anspruch, wenn sie ein akademisches Armuthszeugniß erlangt haben. Die akademischen Lehrer sind verpflichtet, jeden Anspruch auf Erlaß des Honorars, welcher nicht durch ein solches Zeugniß unterstützt ist, ohne weiteres zurück zu weisen. §.40. Zu Erlangung eines akademischen Armuthszeugnisses ist erforderlich, daß der Bittende das ihm von einem höheren Landescollegium seines Vaterlandes in gehöriger Form ausgestellte Attestat dem Prorector persönlich überbringe und zugleich auf einem besondern Zettel die Vorlesungen anzeige, die er in dem bevorstehenden Halbjahre besuchen will. §. 41. Neuankommende Studierende haben diese Attestate sogleich bey der Inscription beyzubringen. Diejenigen, welche solche später als am Sonnabende vor dem auf dem Lectionsverzeichnisse zum Anfange der Vorlesungen festgesetzten Tage vorlegen, können für das nächste Halbjahr auf die Ausstellung eines akademischen Armuthszeugnisses nicht Anspruch machen, in sofern sie nicht sehr erhebliche Gründe der verspäteten Production nachzuweisen vermögen. §. 42. Was die älteren Studierenden anlangt, so haben dieselben bey der erforderlichen Erneuerung der ihnen ertheilten akademischen Armuthszeugnisse folgendes zu beobachten: 1) haben sie die auf das abgelaufene Semester ausgestellten und ungültig werdenden Armuthszeugnisse dem Prorector persönlich zu überbringen und um Ausfertigung eines neuen Zeugnisses für das nächste Semester geziemend zu bitten; 2) dieß muß geschehen im Winter-Semester in der Woche vor dem Palmsonntage und im Sommer-Semester in den Tagen vom 16. bis 22. September; 3) die erneuerten Armuthszeugnisse müssen bey dem Prorector ebenfalls persönlich abgeholt werden und zwar in der letzten Woche vor dem auf dem Lectionscataloge angekündigten Anfange der Vorlesungen. Wer ohne sehr erhebliche Entschuldigungsgründe versäumt, sich an diesen Terminen in eigener Person bey dem Prorector einzufinden, hat zu gewärtigen, daß die
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Erneuerung des Zeugnisses ihm versagt, auch nach Befinden die ihm sonst noch angewiesenen akademischen Wohlthaten an Freytischen und dergleichen an Andere vergeben werden. §. 43. Die Erneuerung der Armuthszeugnisse wird außer den in §§. 41. und 42. genannten Fällen verweigert: 1) bey notorischem Unfleiße im Besuchen der Vorlesungen, 2) wegen einer Aufführung oder einer Lebensweise, welcher der Bitte um ein Armuthszeugniß nicht entspricht, 3) auf besonderes Erkenntniß in den in den Gesetzen bestimmten Disciplinarfällen. §. 44. Die akademischen Armuthszeugnisse sind denjenigen akademischen Lehrern, bey welchen die Befreyung von dem Honorar gesucht wird, zugleich mit der Bitte um diese Befreyung vorzulegen. Der von dem Lehrer hierauf ausgestellte Erlaubniß-Schein für die frey zu hörenden Vorlesungen ertheilt erst dem Impetranten die Befreyung. Derselbe hat daher diesen Schein sowohl, als das akademische Armuthszeugniß dem Quästor vorzulegen, von welchem ihm, gegen Erlegung von sechs Groschen bey Befreyung vom ganzen, und von drey Groschen bey Befreyung vom halben Honorar und des Beleggeldes, ein Admissionsschein ausgefertigt wird, zu dem im §. 37. angegebenen Behufe. §. 45. Bey Vorlesungen, welche die Lehrer auf Ersuchen einer Anzahl von Studierenden halten, kann auf die Armuthszeugnisse derer, welche unter jener Anzahl sich befinden, keine Rücksicht genommen werden. §. 46. Was die Benutzung der Bibliothek, der botanischen Gärten, des Mineralien-Cabinets, der Museen, der Sternwarte, und die Theilnahme an den Seminarien, der klinischen Anstalt und dem Entbindungs-Institute betrifft, so haben sich die Studierenden nach den Gesetzen dieser Anstalt und den Anordnungen ihrer Vorsteher zu richten. D. Ueber die akademischen Disciplinar-Strafen. §. 47. Um gute Ordnung zu erhalten, die Studierenden die Erreichung ihres Zwecks zu erleichtern und der Anstalt ihr Bestehen und ihre Wirksamkeit zu sichern, ist es nothwendig, die Achtung und das Ansehen der dafür gegebenen Gesetze aufrecht zu stellen, und zu befestigen; darum werden Strafen angedrohet und vollzogen. Alle Studierende sind auf gleiche Weise den Gesetzen unterworfen. §. 48. Die akademischen Strafen sind: Verweis, Geldbuße, Carcer-Arrest, Einzeichnung in das Strafbuch und Verweisung von der Universität, entweder mittelst des Consilii abeundi oder der Relegation, in außerordentlichen Fällen Festungshaft. §. 49. Die Verweise ertheilt in der Regel der Prorector allein; sie sind als geschärft anzusehen, wenn sie vor dem Consilium oder dem akademischen Senate erfolgen.
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§. 50. Alle Geldstrafen, welche gegen Studierende erkannt werden, fallen der BibliotheksCasse anheim und sind längstens vier Wochen nach geschehener Eröffnung des Straferkenntnisses, bey Vermeidung der Execution oder überhaupt härterer Maaßregeln, zu erlegen. §. 51. Der Carcer-Arrest ist von zweyerley Art, einfacher und geschärfter. Bey dem einfachen ist es nach dreymal 24 Stunden dem Incarcerirten erlaubt, die von ihm unterzeichneten Vorlesungen zu besuchen, nach deren Beendigung er sich jedoch sofort auf das Carcer zu begeben hat. Wer die Bedingungen des gelinden Carcer-Arrests nicht erfüllt, hat geschärften zu erwarten. Der geschärfte zeichnet sich aus, entweder durch das Local oder durch das Versagen jener Erlaubniß; auch können beyde Arten der Schärfungen vereiniget werden. §. 52. Das höchste des einfachen Carcer-Arrests ist vier Wochen; das höchste des geschärften drey Wochen. Der eine, wie der andere muß in ununterbrochener Dauer abgehalten werden, Krankheitsfälle ausgenommen. §. 53. Die Aufsicht über die Carcer hat das Universitäts-Amt. §. 54. Die Carcer-Strafe muß unmittelbar nach Eröffnung des Erkenntnisses oder spätestens zwey Stunden nachher angetreten werden. Wer nach zweymaliger officieller Erinnerung seinen Carcerarrest nicht antritt, hat härtere Maaßregeln und nach Befinden die Entfernung von der Universität zu erwarten. §. 55. Incarcerirte haben auf nichts weiter Anspruch, als auf die gewöhnlichsten Nahrungsmittel und die nothdürftigsten Bequemlichkeiten nebst Büchern und Schreibzeug. Dem Carcerwärter ist daher auch außer der Herbeyschaffung dieser Bedürfnisse etwas Mehreres nicht anzusinnen. Die Uebertretung dieser Vorschrift hat der Carcerwärter seiner Pflicht gemäß sofort dem Universitätsamte anzuzeigen. §. 56. Ohne die schuldigen Gebühren entrichtet zu haben, wird niemand seines CarcerArrests entlassen. Die Sitzgebühren betragen für jeden der ersten drey Tage 6 gl., für jeden der folgenden aber 1 gl. Sie sind jederzeit für die ganze zuerkannte Strafzeit zu entrichten. §. 57. Durch die Einzeichnung seines Namens in das Strafbuch verlieren die dazu Verurtheilten bey künftigen Vergehungen ihre Ansprüche auf die vom Gesetz ausgesprochene Strafe, und unterwerfen sich freywillig einer härtern, welche vom Ermessen des akademischen Senats abhängt. Bey Vergehungen, die mit mehr als dreytägigem Carcer-Arrest nach den Gesetzen bestraft werden, hat derjenige, dessen Name schon im Strafbuche steht, die Wegweisung zu erwarten. §. 58. Auf die Einzeichnung in das Strafbuch kann nach Befinden neben allen bis jetzt genannten Strafen erkannt werden.
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§. 59. Alle von andern Universitäten Relegirte oder Consiliirte, haben sich bey verstatteter Aufnahme (§. 8.) der Einzeichnung in das Strafbuch zu unterwerfen. §. 60. Wer sich der Einzeichnung in das Strafbuch weigert, wird sofort von der Universität entfernt. §. 61. Das Consilium abeundi ist die mildere Art der Verweisung von der Universität und straft durch temporäre Entziehung des akademischen Bürgerrechts. §. 62. Die Dauer desselben wird jedesmal in dem Straferkenntnisse mit ausgesprochen. Nach Ablauf dieser Zeit kann die Immatrikulation auf die §. 3. vorgeschriebene Weise von neuem gesucht werden. §. 63. Dasselbe wird geschärft dadurch, daß die Eltern, Vormünder und Verwandten des Consiliirten, oder auch die Landesobrigkeit seines Geburts- oder Aufenthaltsorts davon in Kenntnis gesetzt werden. §. 64. Die Relegation ist die härtere Strafe der Verweisung von der Universität und der Entziehung des akademischen Bürgerrechts. Sie ist jederzeit mit einer öffentlichen Bekanntmachung verbunden, welche in Jena am schwarzen Brete angeheftet, der Landesobrigkeit des Verwiesenen mitgetheilt und den befreundeten Universitäten zugesandt wird. §. 65. Die Relegation wird entweder auf zwey oder vier Jahre oder auf immer erkannt. Sie kann geschärft werden: im ersten Grade durch vorangehenden Carcer-Arrest, im zweyten Grade durch Bekanntmachung in den Zeitungen, im dritten Grade durch die Erklärung für ehrlos (relegatio cum infamia). §. 66 Die mit dem Consilium abeundi oder der Relegation Bestraften sind des besondern Schutzes der Universität verlustig. Sie haben sich an dem Tage, an welchem ihnen das Erkenntniß eröffnet worden, noch vor Sonnenuntergang aus der Stadt zu begeben und dürfen sich derselben während der Strafzeit in einer Entfernung von zwey Meilen nicht nähern. Wer diese Bestimmung nicht achtet, hat als Consiliirter Relegation, als Relegirter Schärfung der Relegation oder noch härtere Maaßregeln zu erwarten. §. 67. Die Festungsstrafe wird in außerordentlichen Fällen auf den Bericht des Senats von den höchsten Erhaltern erkannt. §. 68. Hausarrest und Stadtarrest sind nicht Strafen, sondern nur Sicherheits-Maaßregeln. Auf den Bruch dieser Arreste folgt aber als Strafe die Verweisung von der Universität des einen oder des andern Grades.
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E. Ueber Disciplin und Polizey §. 69. Wer durch Annahme eines falschen Namens oder sonst auf betrügliche Weise die Immatriculation gegen die Verordnungen in §. 3. und §. 8. erschlichen hat, wird durch die geschärfte Relegation von der Universität verwiesen. §. 70. Die Verletzung öffentlich angehefteter obrigkeitlicher Verordnungen, so wie der Anschläge anderer zur Universität gehöriger Personen, und unanständiger Tadel derselben, hat nachdrückliche Strafe, nach Befinden selbst Verweisung von der Universität zur Folge. §. 71. Mit gleicher Strenge werden bestraft öffentliche Anheftungen von anstößigem und unerlaubtem Inhalte, so wie die Verbreitung beleidigender oder sitten- und religionswidriger Schriften. §. 72. Will ein Studierender eine Schrift zum Druck befördern, in Jena oder an einem andern Orte, so hat er solche zuvor dem Prorector zur Genehmigung des Drucks vorzulegen. Vernachlässigt ein Studierender die Einholung dieser Genehmigung, welche auch dann erforderlich ist, wenn eine öffentliche Rede gehalten werden soll, so hat er als Strafe die Verweisung von der Universität zu erwarten. §. 73. Störung des öffentlichen Gottesdienstes und religiöser Feyerlichkeiten wird, auf welche Weise sie geschehen mag, mit dem Consilio abeundi oder der Relegation bestraft. §. 74. Das Besuchen der Kaffee-, Bier-, Wirths- und Billard-Häuser, so wie die Anstellung von Schlittenfahrten, während des Sonn- und Festtägigen Gottesdienstes ist verboten und zieht Verweise oder Carcerstrafe nach sich. §. 75. Die Störung der Ruhe auf den Straßen durch Schreyen, Lärmen, Singen, oder anderen Unfug ist verboten. Gegen die Zuwiderhandelnden wird im ersten Vertretungsfalle mit einer Geldbuße von zwey Thalern, im Wiederholungsfalle aber mit Verweisung verfahren. §. 76. Für angerichtete Beschädigungen an öffentlichem oder Privat-Eigenthume haften die sämmtlichen Theilnehmer alle für einen und einer für alle, vorbehältlich der Verordnung in §. 12.– Die Beschädigung der zur Straßenbeleuchtung bestimmten Laternen soll mit Carcer und nach Befinden mit der Verweisung von der Universität bestraft werden. §. 77. Geschehen Beschädigungen derselben Sache zu wiederholten Malen, so haften die Urheber des letzten Frevels auch für die frühern Beschädigungen. §. 78. Alles Tumultuiren, d. h. jede Vereinigung mehrerer, um etwas Gesetz- und Ordnungswidriges zu erzwingen, oder etwas von den Behörden Angeordnetes zu hindern, wird an
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den Theilnehmern mit der Verweisung von der Universität bestraft. Wer bey einem Tumult vermummt oder bewaffnet getroffen wird, hat geschärfte Relegation zu erwarten. §. 79. Besonders streng und nach Befinden mit Festungs-Arrest, neben der geschärften Relegation, sind die Urheber und Anführer eines Tumults zu bestrafen. Als solche werden auch diejenigen angesehen, welche durch Umlaufschreiben, durch Zusammenrufen oder auf andere Weise dazu mitgewirkt oder zu gleichem Zweck heimliche Zusammenkünfte veranstaltet haben. §. 80. Alle geheime, nicht autorisirte Vereinigungen der Studenten sind verboten, sie mögen unter dem Namen von Orden, Landsmannschaften oder irgend einem andern vorkommen. Auch ist jede Gesellschaft unerlaubt, welche es sich herausnimmt, einzelne ihrer Glieder gegen Vorgesetzte oder öffentliche Behörden zu vertreten. §. 81. Gegen die Stifter, Vorsteher, Senioren und sogenannte Chargirte unerlaubter Gesellschaften wird mit dem Consilio abeundi oder der Relegation verfahren. Die übrigen Mitglieder werden, wenn ihnen nichts besonders zur Last fällt, mit 8 bis 14tägigem geschärften Carcer-Arrest bestraft, und müssen sich in das Strafbuch einzeichnen. §. 82. Schon der bloße, auf erwiesenen Anzeigen beruhende, Verdacht einer Theilnahme an gesetzwidrigen Verbindungen und Gesellschaften kann die Entfernung von der Universität, als polizeyliche Maaßregel zur Folge haben. In jedem Falle wirkt ein solcher Verdacht den Verlust der Armuthszeugnisse und anderer Benefizien. §. 83. Auszeichnungen in Kleidern oder sonst, die sich bey Mehreren zu gleicher Zeit vorfinden, sollen als Kennzeichen der Theilnahme an einer verbotenen Gesellschaft angesehen werden. §. 84. Alle Vereinigungen zu Bällen, andern Lustbarkeiten und öffentlichen Feyerlichkeiten, sie mögen innerhalb der Stadt oder außer derselben vorgenommen werden, sind bey dem Universitätsamte anzuzeigen, welches den Prorector davon in Kenntniß setzen wird. Die Erlaubniß zu solchen Vereinigungen wird, wenn nichts Bedenkliches obwaltet, nicht versagt. §. 85. Die Erlaubniß zu Aufzügen mit Fackeln ist bey dem Universitätsamte zu suchen und kann von diesem nur mit Zustimmung des Prorectors und der obern Polizey-Behörde in Weimar ertheilt werden. §. 86. Für Unschicklichkeiten, Ausschweifungen im Trunk, Störungen der öffentlichen Ruhe und alle Ungebührnisse, die in einer Gesellschaft oder im Gefolge derselben verübt werden, sind die Unternehmer der Gesellschaft verantwortlich. Auch sollen Vergehen dieser Art an allen Schuldigen besonders geahndet werden. §. 87. Das Verbleiben in den öffentlichen Häusern nach der Polizey-Stunde, d. h. 11 Uhr des Abends, ist bey Strafe von 1 rt. 6 gl. für das erstemal und bey steigender Carcerstrafe
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für die folgenden Male untersagt, und haben diejenigen, welche hierwider handeln, es sich selbst beyzumessen, wenn sie bey andern in derselben Nacht vorkommenden Ungebührnissen als Verdächtige behandelt werden, persönlich Unannehmlichkeiten und Schaden haben. §. 88. Eine Ausnahme von jener Vorschrift über die Policey-Stunde wirkt nur die ausdrückliche Erlaubniß des Prorectors durch das Universitätsamt. §. 89. Ein im Zustande grober Trunkenheit auf öffentlicher Straße betretener Student wird mit zwey- bis sechstägigem Carcer-Arrest und im Wiederhohlungsfalle noch härter bestraft. Wer zum drittenmale in diesem Zustande getroffen wird, hat das Consilium abeundi zu erwarten. §. 90. Alle Hazardspiele, wie sie auch heißen, sind den Studierenden in und außer der Stadt verboten und wird die Uebertretung dieses Verbots in folgender Art bestraft: Die Bankhalter und diejenigen, welche ihre Stuben zum Hazardspielen hergeben, trifft vierzehntägiger Carcer-Arrest und Einzeichnung in das Strafbuch, die übrigen Mitspielenden aber das erstemal viertägiger Carcer-Arrest, das zweytemal achttägiger Carcer-Arrest, das drittemal Consilium abeundi. Die Bank wird zum Besten der Bibliotheks-Casse confiscirt. Für die dem Denuncianten noch außerdem ausgesetzte Belohnung von 20 rt. haben sämmtliche Spieler zu haften, einer für alle und alle für einen. §. 91. Spieler von Profession, sie mögen ihr Gewerbe durch Hazardspiele oder andere Spiele treiben, werden mittelst der Relegation oder des Consilium abeundi sogleich von der Universität entfernt. §. 92. Auch an sich erlaubte Spiele haben Verweis und nach Befinden Carcerstrafe zur Folge, 1) wenn sie Sonn- und Feyertags während des Gottesdienstes oder sonst in den für die Vorlesungen bestimmten Stunden vorgenommen werden, 2) wenn sie den Studierenden durch zu öftere Wiederhohlung zu viele Zeit rauben. §. 93. Beleidigungen, die sich Studierende unter einander oder gegen andere Personen erlauben, werden nach der in dem gemeinen Rechte angenommenen Stufenfolge mit strengem Carcer-Arrest, dem Consilium abeundi oder der Relegation bestraft. Die sonst gesetzliche Privatgenugthuung, mit Ausnahme der ästimatorischen Klage, besteht für sich. §. 94. Als qualificirte Beleidigungen werden angesehen und mit vorzüglicher Strenge geahndet: 1) Beleidigungen gegen Personen, welche bey der Universität öffentlich angestellt sind, 2) Beleidigungen solcher Personen, welche zur Erhaltung der guten Ordnung oder sonst für öffentliche Zwecke in Thätigkeit gesetzt werden, 3) Beleidigungen der Diener in den Hörsälen, 4) Beleidigungen gegen Reisende und Fremde, gegen die Hauswirthe, Speisewirthe und Aufwärter, gegen die Käufer und Verkäufer auf Jahrmärkten, gegen die Gäste bey Hochzeiten, Kindtaufen und andern Ehrengelagen. Schon das bloße
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ungesittete Zudrängen, Zu- und Nachrufen aller Art, zieht dreytägige Carcerstrafe oder nach Befinden härtere Strafe nach sich. §. 95. Die gesetzliche Strafe des Fenster-Einwerfens ist die Relegation. Diese Strafe wird geschärft, wenn jenes Ungebührniß eine obrigkeitliche Person trifft. §. 96. Ebenfalls mit der Relegation, die nach Befinden bis zum höchsten Grade geschärft werden kann, ist die sogenannte Verrufs-Erklärung zu bestrafen an denjenigen, von welchen sie ausgegangen oder verbreitet oder auf irgend eine Art wirksam gemacht worden ist. Schon die bloße Bedrohung mit einer Verrufs-Erklärung wird mit dem Consilio abeundi bestraft. §. 97. Bey den §. 95. und 96. verpönten Handlungen sind erwiesene Anzeigen hinreichend, um gegen den Verdächtigten mit Verweisung von der Universität zu verfahren. §. 98. Alle vollbrachte Zweykämpfe auf Pistolen oder sogenannte Parisiens, ingleichen alle diejenigen, welche Tod und Lebensgefahr zur unmittelbaren Folge haben, so wie die bloße Ausforderung von Seiten eines Studierenden an einen nicht Studierenden werden zur Untersuchung und Bestrafung an das Criminalgericht abgegeben. Schon die förmliche Herausforderung zu Duellen auf Pistolen oder Parisiens wird mit dem Consilio abeundi bestraft. §. 99. Für diejenigen Duellanten, welche nicht vor das Criminalgericht gehören, treten folgende Strafbestimmungen ein: I. bey intendirten, aber nicht vollzogenen Duellen: 1) für den Herausforderer zwölf Tage, 2) für denjenigen, welcher die Herausforderung überbracht hat, oder sonst dabey thätig gewesen ist, acht Tage, und 3) für denjenigen, welcher die Herausforderung angenommen, ebenfalls acht Tage geschärfter Carcer-Arrest, 4) Vier Thaler Anzeige-Gebühren, wozu der Herausforderer die eine, der Herausgeforderte aber die andere Hälfte beyzutragen hat. Für die Bezahlung der Anzeige-Gebühren haftet zunächst der Herausforderer. 5) Die Auslieferung der zum Duell bestimmten Waffen in Natur oder bey vorgeschützter und glaubhaft bescheinigter Unmöglichkeit, diese Auslieferung bewirken zu können, statt deren Acht Thaler, die zur einen Hälfte von dem Herausforderer, zur andern Hälfte aber von dem Herausgeforderten beyzubringen sind. §. 100. II. Bey wirklich vollzogenen Duellen: 1) für den Herausforderer, drey Wochen, 2) für den, welcher die Herausforderung überbracht hat, oder sonst dabey thätig gewesen ist, vierzehn Tage, 3) für denjenigen, welcher die Herausforderung angenommen hat, vierzehn Tage geschärfter Carcer-Arrest, nebst Einzeichnung in das Strafbuch für alle drey,
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4) für den, welcher den anderen verwundet hat, 3 rt. in die Casse des Krankenhauses, 5) vier Thaler Anzeige-Gebühren, welche auf ähnliche Weise vertheilt werden, wie bey den intendirten Duellen und wofür ebenfalls zunächst der Herausforderer zu haften hat; 6) Auslieferung der gebrauchten Waffen, wie bey den intendirten Duellen. §. 101. III. Außerdem wird noch besonders für intendirte und vollzogene Duelle festgesetzt: 1) bey allen Duellen, zu deren Vollziehung man einen Platz weiter, als eine halbe Stunde von der Stadt bestimmt hat, werden die doppelten Anzeige-Gebühren bezahlt, 2) Duelle, welche auf verbotene Studenten-Verbindungen Bezug haben oder auch nur dieses Bezugs verdächtig sind, sollen an den Theilnehmern und Beförderern härter, nach Befinden mit der Relegation, bestraft werden, 3) solche Duelle, bey welchen sich eine besondere Gefährde zu Tage legt, indem keine Secundanten und kein Beflissener der Medizin zugezogen worden, werden an beyden Theilen, außer den übrigen Strafbestimmungen, noch mit dem Consilio abeundi bestraft, 4) die Anzeige-Gebühren, welche von dem Anzeigenden nicht in Anspruch genommen werden, fallen der Bibliothekscasse anheim, 5) diejenigen Beleidigungen, welche durch Duelle haben ausgeglichen werden sollen, werden nur auf besonderes Verlangen des Beleidigten untersucht und bestraft, 6) für alle Zwischenträgereyen unter dem Beleidiger und dem Beleidigten, welche zur Herbeyführung des Duells mitgewirkt haben, tritt als Strafe drey Wochen geschärfter Carcer-Arrest, nach Befinden Verweisung von der Universität des einen oder des andern Grades ein, 7) Studierende, welche ein Duell auf ihrer Stube geschehen lassen, sind in eine Geldstrafe von zwey Thalern, die Hauswirthe aber, die ein in ihrem Hause vollzogenes und ihnen zur Kenntniß gekommenes Duell nicht zur Anzeige bringen, in eine Geldstrafe von fünf Thalern verfallen. §. 102. Die Beflissenen der Medicin oder Chirurgie, welche bey einem Duell den ersten Verband besorgt haben, sind verpflichtet, sofort nach Leistung dessen, was die Noth erfordert, dem Universitäts-Physikus die Anzeige davon zu machen. Vernachlässigung dieser Obliegenheit hat achttägigen geschärften Carcer-Arrest, und bey nicht ganz leichten Verwundungen härtere Strafe zur Folge. Ist die Verwundung so beschaffen, daß die Untersuchung gegen die Duellanten an das Criminalgericht verwiesen werden muß, so geht auch die Untersuchung und Bestrafung solcher Vernachlässigungen an den Criminal-Richter über. §. 103. Noch ist den Studierenden verboten: I. bey geschärftem Carcer-Arrest oder nach Befinden Verweisung von der Universität: a., das Beherbergen, ingleichen die feyerliche Begleitung consiliirter oder mit der Relegation belegter Studenten,
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b., das eigenmächtige Auftreten von mehr als dreyen vor öffentlichen Behörden, auch bey gegründeten Beschwerden und sonst erlaubten Zwecken, c., das Eindrängen in die Hörsäle zum Hospitiren wider den Willen des Lehrers, d., alle Störungen der Ruhe, der Ordnung und des Anstandes in den Hörsälen, wohin auch das Mitbringen der Tabackspfeifen und der Hunde zu rechnen ist, e., das Schießen, das Feuerwerken in der Stadt und den Vorstädten und an anderen Orten, wo es gefährlich und unschicklich ist, f., das Anzünden von Feuern, ingleichen das Fackeltragen in der Stadt oder den Vorstädten; II. bey Carcer-Strafe oder Verweis: a., das Wohnen in der Vorstadt ohne Erlaubniß (§. 22.) b., das Maskiren oder Verkleiden, besonders bey Schlittenfahrten und zu Fastnachtszeiten, so wie überhaupt das Tragen unanständiger Kleidung auf den Straßen und in den Hörsälen, c., das Jagen und Fischen ohne Erlaubniß des Jägers oder Fischberechtigten, d., das Baden an offenen Plätzen nahe der Stadt oder der Landstraße; III. bey einer Geldstrafe von 2 rt.: a., das Rappieren auf den Zimmern und auf den Straßen, da es auf offenen Hausfluren und an ganz freyen Plätzen geschehen darf, b., das zu schnelle Reiten und Fahren in den Straßen der Stadt und der Vorstadt, c., das Verunreinigen der Straßen, besonders durch Auswerfen aus den Fenstern. Für die Strafe haftet in diesem Falle eventualiter derjenige, aus dessen Fenster die Verunreinigung geschehen. §. 104. Bey Vergehungen, welche in Haufen vorgekommen sind, soll derjenige, dessen Gegenwart in dem Haufen erwiesen ist, nicht mit der Entschuldigung gehört werden, daß er bey der Vergehung nicht weiter thätig gewesen sey. Dieß gilt insonderheit auch von den oben §. 75. bedroheten Handlungen.– Mit vorzüglicher Strenge wird jeder Exceß bestraft, welchen Studierende aus dem Grunde begehen, um über ein gesprochenes Straferkenntniß sich zu äußern. F. Das Verfahren in Disciplin- und Policey-Sachen betreffend. §. 105. Das Verfahren in Disciplin- und Policei-Sachen der Studierenden ist rein inquisitorisch und summarisch. §. 106. Kein Studierender kann von den Acten, die in Disciplin- und Polizei-Sachen geführt worden sind, Einsicht oder Abschrift verlangen, selbst nicht, wenn die Untersuchung geendiget und das Erkenntniß gefällt ist. §. 107. Auch haben Studierende kein Recht, die Namhaftmachung der Angeber oder Zeugen in Untersuchungsfällen zu verlangen. §. 108. Studierende, welche in einer Untersuchung sind, müssen sich gefallen lassen, zum
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Zweck der Untersuchung mit Stadt-Arrest, Haus-Arrest und in dringenden Fällen selbst mit Carcer-Arrest belegt zu werden. Der Werth einer auf seine Amtspflicht geleisteten Aussage oder geschehenen Anschuldigung eines Pedellen unterliegt in jedem einzelnen Falle dem Ermessen der Spruchbehörde und kann in Policey- und Disciplinar-Sachen nach Befinden als ein hinreichender Beweis angesehen werden. §. 109. An die Stelle des Zeugeneydes, ingleichen jedes gerichtlichen Eydes in diesen Sachen tritt bey Studierenden die feyerliche Abgabe des Ehrenworts. Die Verweigerung desselben soll nach Befinden die Ueberführung oder die Strafe des Ungehorsams gegen obrigkeitliche Befehle zur Folge haben. §. 110. Die feyerliche Abgabe des Ehrenworts kann bey erheblichen Veranlassungen auch zur Sicherstellung eines geleisteten Versprechens gefordert werden. Wer sich dessen weigert, hat die Anwendung strenger Maaßregeln zu erwarten. §. 111. Es geschieht die feyerliche Abgabe des Ehrenworts mittelst Handschlags und Unterschrift eines über die Sache geführten Protocolls, nach Befinden vor dem Universitätsamte oder dem Concilium oder dem versammelten Senate, auch in geeigneten Fällen unter Zuziehung erbetener Zeugen. §. 112. Jede Unwahrheit vor dem Prorector oder dem Universitätsamte ist an sich strafbar und wird in Verbindung mit dem Ehrenworte mit geschärfter Relegation im höchsten Grade geahndet. §. 113. Nur wenn auf Verweisung von der Universität erkannt worden, findet eine Supplication bey den Durchlauchtigsten Erhaltern der Universität statt und auch diese nur ohne Suspensiv-Kraft. §. 114. Ist gegen entwichene oder abwesende Studierende zu verfahren, so wird, wenn ihr Aufenthaltsort bekannt ist, die dortige Obrigkeit um die Hülfe Rechtens ersucht. Ist diese unmöglich oder wird die Hülfe nicht geleistet: so folgt öffentliche Ladung und nunmehr, im Falle des Ungehorsams, ohne Weiteres Relegation. G. Das Schuldenwesen der Studierenden betreffend. §. 115. Die Schulden der Studierenden, sind von doppelter Art. Sie können entweder bey dem akademischen Amte klagbar gemacht werden, oder nicht. Dieser Unterschied ist jedoch ohne Einfluß auf die Verbindlichkeit an sich oder vor einem andern Gericht. §. 116. Keine Klage und keine Einrede vor dem Universitätsamte wirken 1) alle schon nach dem gemeinen Rechte oder den in dem Großherzogthum SachsenWeimar geltenden Landesgesetzen ungültige Forderungen,
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2) alle Darlehne in baarem Gelde oder Waaren statt baaren Geldes. Gelddarlehne, mit Genehmigung des Universitätsamtes in dringenden Nothfällen aufgenommen, machen hiervon eine Ausnahme. 3) Forderungen für Galanterie-Waaren oder Artikel des Luxus, 4) Forderungen für Lotterie-Loose, 5) Forderungen für Wein und andere geistige Getränke über 3 rt., 6) Forderungen der Kaffee-, Schenk- und Billard-Wirthe über 2 rt., 7) Forderungen für Pferdemiethe und Fuhrlohn, es wäre denn, daß ein Student mit dem gemietheten Pferde und Geschirr wider den Willen des Vermiethers über die gesetzte Zeit ausgeblieben wäre, als in welchem Falle die Schuld für die Zeit des längern Außenbleibens klagbar wird. §. 117. Wenn Jemand auf ausdrückliche Anweisung der Eltern oder Vormünder einem Studierenden Geld vorgestreckt hat, so sind ihm allein die Eltern oder Vormünder für die Zahlung verhaftet. §. 118. Unter den klagbaren Schulden haben ein Vorzugsrecht A. in erster Classe: 1) die Honorarien der Lehrer, die nicht von dem Quästor erhoben werden, 2) die Honorare für Aerzte, die Kurkosten und Forderungen der Apotheker, 3) die Forderungen der Buchhändler und der Antiquare für Bücher bis auf 15 rt. 4) die Forderungen der Buchbinder bis auf 2 rt. 5) die Forderungen der Schreibmaterialien-Händler bis auf 2 rt. B. in der zweyten Klasse: 1) die Forderungen für Hausmiethe und Mobilien auf das letztverflossene akademische Halbjahr, 2) die Forderungen für den Mittagstisch auf dieselbe Zeit, 3) der Lohn der Bedienten, der Aufwärter, der Kleiderausklopfer, der Stiefelwichser, der Perückenmacher und Barbirer auf dieselbe Zeit, 4) die Forderungen der Wäscherinnen, der Schneider, der Schuhmacher und anderer Handwerker, bis auf 8 rt. 5) die Forderungen der Kaufleute für solche Waaren, welche zu nothwendigen Kleidungsstücken ausgenommen werden, bis auf 15 rt. 6) die Auslagen der Hauswirthe und Aufwärter für Kaffe, Tabak, Morgenbrod, Bier, Abendessen und dergl. bis auf 15 rt. §. 119. Verpfändungen geben dem Gläubiger nur dann ein Vorzugsreht, wenn sie mit ausdrücklicher Genehmigung des Universitätsamtes geschehen sind. §. 120. Um die Klagbarkeit nicht zu verlieren, muß die Forderung vor dem Ablaufe des akademischen Halbjahrs, worin sie gewirkt worden, dem Universitätsamte angezeigt werden. §. 121. Gegen klare Schulden ist die Einrede der Minderjährigkeit ohne Wirkung. §. 122. Studierende, die arglistiger oder leichtsinniger Weise bedeutende Schulden wirken
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und, um die Gläubiger zu verkürzen, ihre Wechsel oder sonst eingehende Gelder verheimlichen, sollen auf der Universität nicht geduldet werden. Andere Studierende, welche dazu mitwirken, fremde Gelder auf ihren Namen kommen lassen, haften für die Schulden dessen, dessen Gelder sie verheimlicht, und haben außerdem CarcerArrest oder nach Befinden das Consilium abeundi zu erwarten. §. 123. Uebrigens bewendet es, was die Verheimlichung der Studenten-Wechsel und Gelder durch hiesige Bürger betrifft, bey denjenigen Vorschriften, welche das Conto-Patent vom 25. November 1793 darüber gegeben hat. §. 124. Das Verfahren in Schuldsachen wie in allen bürgerlichen Rechtssachen ist summarisch. Die Klagen und überhaupt alle Vorträge sind mündlich zu Protocoll zu geben. Die Vorladungen geschehen ebenfalls mündlich; der beklagte Theil hat Carcer-Arrest zu erwarten, wenn er derselben zum zweytenmale nicht Folge leistet. Das erste Erkenntniß, welches das Universitätsamt abgiebt, soll immer definitiv seyn. Soll das Erkenntniß von seiner Rechtskraft entbunden werden; so muß es binnen zweymal 24 Stunden durch das Rechtsmittel der Revision geschehen. In zweyter und letzter Instanz entscheidet das Concilium. Ein Mißbrauch des Rechtsmittels kann an jedem der streitenden Theile durch Geldbuße geahndet werden. §. 125. Kommt es zur Execution, so bestimmt das Universitätsamt die Gegenstände derselben. Frey davon sind die den Studierenden nothwendigen Lehrbücher und unentbehrlichen Kleidungsstücke. §. 126. Sind zureichende Gegenstände der Execution nicht vorhanden, so wird die Schuldklage zuvörderst den Eltern, Vormündern, Verwandten und nach Befinden der ordentlichen Obrigkeit mitgetheilt. Der Studierende selbst hat, bis hierauf eine befriedigende Antwort eingegangen, Arrest. In Fällen, wo ein leichtsinniges oder bösliches Schuldenmachen offenbar ist, kann auf Antrag des Gläubigers strengerer Personal-Arrest verfügt werden. §. 127. Ein Student, welcher vor Abfindung mit seinen Gläubigern die Universität verläßt, hat öffentliche Citation, zuerst am schwarzen Brete, dann an dem Ort seines muthmaßlichen Aufenthalts, endlich in öffentlichen Blättern zu erwarten. Leistet er dieser Citation keine Folge, so erfolgt Relegation des einen oder des andern Grades. §. 128. Consiliirte und Relegirte, welche wegen Schulden bey dem Universitätsamte zur Anzeige gebracht worden sind, werden auf dem Schuldcarcer so lange verwahrt, bis ihre Gläubiger auf die eine oder die andere Weise befriediget sind. Zieht diese Maaßregel durch Schuld des Verwahrten Ungebührnisse nach sich, so tritt an die Stelle des Schuldcarcers Festungs-Arrest.
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Dritter Abschnitt. Aufhören des akademischen Bürgerrechts. §. 129. Das akademische Bürgerrecht erlischt gänzlich: 1) mit dem Ablaufe von 4 Jahren von dem wirklichen Eintritte in dasselbe, 2) durch freywillige wörtliche oder thätlich erklärte Aufgebung. §. 130. Als thätlich erklärte Aufgebung des akademischen Bürgerrechts wird angesehen das Austreten aus den akademischen Verhältnissen durch Unterlassung des Collegienbesuchs, durch Betreibung eines bürgerlichen Gewerbes, durch Verheyrathung, durch andere als bey der Akademie erlangte Anstellung. §. 131. Ein Studierender, welcher wörtlich oder durch Vernachlässigung des Collegienbesuchs thätlich das akademische Bürgerrecht aufgiebt, giebt zugleich das Recht auf, sich in irgend einem Verhältnisse in der Universitätsstadt aufhalten zu dürfen, bleibt jedoch bis zu der gegen ihn ausgesprochenen Entfernung der akademischen Gerichtsbarkeit unterworfen. §. 132. Das akademische Bürgerrecht erlischt nur auf die Zeit der Abwesenheit, wenn ein Studierender in dem Laufe der für die Dauer desselben bestimmten vier Jahre den Aufenthalt in Jena aufgiebt. Bey der Rückkehr lebt das akademische Bürgerrecht wieder auf, aber nicht von selbst, sondern durch eine Erneuerung der Immatriculation, welche eben so gesucht werden muß, wie die Immatriculation, aber unentgeldlich geschieht. Bey der Erneuerung wird zugleich die Zeit bestimmt, auf welche sie ertheilt werden soll, und solches auf der alten Matrikel bemerkt. Auch ist es Bedingung für denjenigen Studierenden, welcher nach Ablauf der in Jena verlebten 4 Studienjahre diese Erneuerung seiner Matrikel sucht, daß er dieses Gesuch mit einem von dem Universitätsamte ihm ausgestellten Zeugniß begründe. Nach der Einzeichnung in das Album der Universität erfolgt die Aushändigung der neuen Immatriculations-Urkunde gegen Zurückgabe der alten. §. 133. Das akademische Bürgerrecht geht verlohren: 1) durch Verwirkung des Consilium abeundi oder der Relegation, 2) durch ein Erkenntniß des peinlichen Richters, in welchem der Studierende wegen eines dolosen Verbrechens entweder gestraft oder auch nur im Mangel mehrern Verdachts losgesprochen wird, 3) in den Fällen, wo die Wegweisung von der Universität als polizeyliche Maaßregel verfügt wird. Die Ergreifung einer solchen Maaßregel setzt keine förmliche Untersuchung voraus, und wird daher nicht als Strafe erkannt. Sie ist auch gesetzlich gegen denjenigen, welcher in den ersten vier Wochen nach geschehener Immatriculation keine feste Wohnung gemiethet und das Besuchen der Collegien nicht angefangen hat, oder bloß auf Credit lebte.
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Wir befehlen daher für Uns, und die übrigen Durchlauchtigsten Miterhalter der Gesammt-Akademie Kraft dieses Patents, daß diese neuen Gesetze statt der hiermit aufgehobenen älteren, getreu befolgt und daß ihnen nachgelebt werde. Zu dessen Urkund haben Wir gegenwärtiges Patent eigenhändig vollzogen und mit Unseren Insiegeln zu bekräftigen, auch in gehöriger Maaße zu Jedermanns Wissenschaft zu bringen befohlen. So geschehen Weimar den 6.ten und Gotha den 9.ten April im Jahr Ein Tausend Achthundert und vier und Zwanzig. [L. S.] Carl August.
[L. S.] Friedrich.
D. C. W. Frh. v. Fritsch, v. Gersdorf, D. Schweitzer. von der Becke, von Lindenau.
Quelle: ThStAG, Geh. Archiv, Mond (14), 118c; 28 S.; zweifach besiegelt. Druckexemplar, Jena, in der Bran’schen Buchhandlung. Auf dem Titel gedrucktes kleines, rundes Universitätssiegel. Einfacher Pappumschlag.
279 Nr. 10 31. Oktober 1824 Georg Gottlieb Güldenapfel, Generalbericht über die Bibliotheksreform in Jena von 1817 bis 1824
General-Bericht Im Jahr 1817, als die Durchlauchtigsten Herrn Erhalter, Se. Königl. Hoheit der Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, und Se. Durchlaucht der Herzog von SachsenGotha und Altenburg die Universität den Zeitverhältnissen gemäß neu zu organisiren und durch Entwerfung eines neuen Etats für eine reichere Ausstattung derselben zu sorgen geruhten, begann auch für die Universitätsbibliothek eine neue Epoche. Durch die gnädigste Fürsorge der höchsten Herrn Erhalter ward der Bibliotheksfonds vermehrt, die Leitung der Bibliotheksangelegenheiten der Großherzogl. S. Ober-Aufsicht über alle unmittelbaren Anstalten für Kunst und Wissenschaft übertragen, die Besoldung des Bibliothekars und Bibliothekschreibers erhöht, und für die ganze Anstalt eine neue Organisation beschlossen. Se. Königl. Hoheit der Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach geruhten diese neue Organisation der Bibliothek durch einen glänzenden Act der Liberalität zu eröffnen, indem Höchstdieselben die gnädigste Entschließung zu fassen geruhten Höchstihre Jenaische Schloßbibliothek, die aus mehr als 20.000 Bänden der kostbarsten und seltensten Werken besteht, mit der akademischen zu vereinigen. Ein solcher glänzender Anfang mußte für das Institut zu großen Hoffnungen berechtigen. Noch höher aber wurden diese Hoffnungen gesteigert, als die Großherzogl. Ober-Aufsicht die Ober-Leitung der Bibliotheksangelegenheiten wirklich zu übernehmen sich entschloß. Die zahlreichen wissenschaftlichen Institute, welche Se. Königl. Hoheit in unserer Universitäts-Stadt mit seltener Liberalität zu unterhalten geruhen, hatten ihre Gründung, ihre Bereicherung, ihren Glanz hauptsächlich der vereinten Pflege und Fürsorge Ew. Excellenz und des sel. Herrn Staatsministers von Voigt zu verdanken; es war zu erwarten, daß unsere Bibliothek, als der jüngste Pflegling solcher väterlichen Fürsorge, hinter ihren schöner und reicher ausgestatteten Schwestern nicht zurückbleiben werde. Unsere Hoffnungen sind herrlich erfüllt worden. Ja es ist in den sieben Jahren, in welchen Ew. Excellenz, anfangs in inniger Vereinigung des sel. Herrn Staatsministers von Voigt Excellenz, späterhin unter der Assistenz Ihres Herren Sohnes, des Herrn Geh. Kammerrathes August Walther von Goethe, die Bibliotheksangelegenheiten zu leiten die Gnade gehabt haben, für das Institut bei weitem mehr geschehen, als wir anfangs nur zu hoffen wagten. Das Local ist erweitert, zweckmäßiger eingerichtet, durchaus verschönert und neu umgeschaffen; im Innern ist eine gänzliche Reform durchgeführt, und in beider Hinsicht für die Bequemlichkeit des Publicums wie der Beamten auf gleich zweckmäßige Weise gesorgt worden. Wie solche durchgreifende Organisation ins Werk gerichtet worden ist, wie die verschiedenartigen Geschäfte und Arbeiten nach und nebeneinander hingingen und fortrückten, hindernd und fördernd, aber gemeinschaftlich
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dennoch zu Einem großen Zweck hinführend, das ist in folgendem unterthänigem Generalbericht darzustellen versucht worden, welchen auf höchsten Befehl, Ew. Excellenz ich unterthänig vorzulegen die Ehre habe. Treue Angabe des Geschehenen in streng chronologischer Ordnung, gegründet auf die geführten Tagebücher und Acten, ist das erste Gesetz, welches ich befolgt habe. Manches mußte um der Verständlichkeit willen genauer erörtert und ausführlicher dargestellt werden; in Manchem war Wiederholung derselben Sache nöthig, um den ununterbrochenen Fortgang der Arbeiten und die Theilnahme aller angestellten Personen anschaulich zu machen. Ueberhaupt aber hätte ich gewünscht, den ganzen Vortrag nochmals der Feile unterwerfen zu können. Gegenwärtig muß ich befürchten, daß die Einförmigkeit desselben fortgeführten Geschäfts, besonders in den letzteren Jahren, bey welchem von Zeit zu Zeit nur der Gegenstand, nicht die Form, sich ändert, auch auf die Erzählung gewirkt, und derselben eine Eintönigkeit gegeben habe, welche leicht eben so ermüdend werden dürfte, wie es das Geschäft selbst wirklich gewesen ist. Doch ich vertraue der gnädigsten Nachsicht Ew. Excellenz, und bitte ehrfurchtsvoll, die gegenwärtige Darstellung als ersten Entwurf aufzunehmen, der, wenn es für ein größeres Publicum bestimmt werden sollte, in Hinsicht auf die Form einer neuen Ueberarbeitung unterliegen müßte. Erstes Jahr vom November 1817 bis zum October 1818 Erste Abtheilung. Am 6.ten Nov. 1817, dem ersten Donnerstage nach dem Reformationsjubiläum, Nachmittags um 2 Uhr erschienen Ew. Excellenz zum ersten Male in der UniversitätsBibliothek, um die neue Ordnung einzuleiten.1 Unerwartet, aber erfreulich war mir der ehrenvolle Besuch; aber weit angenehmer und erfreulicher ward ich überrascht, als ich die Absicht von Dero hoher Gegenwart erfuhr. Ein neuer Tag schien für das Institut aufzugehen, und mir selbst, auf mannigfache Weise geprüft und niedergebeugt, schien mit der aufgegangenen Hoffnung neue Kraft und neues Leben wiederzukehren. Ew. Excellenz nahmen das gesammte Local der Bibliothek in Augenschein, und gaben über das, was ich von der inneren Einrichtung der Bibliothek anführte, und über einzelne dabey geäußerte Wünsche, welche bey solcher Ueberraschung freylich nur angedeutet werden konnten, unter den sichtbaren Zeichen des gnädigen Wohlwollens Dero hohe Zufriedenheit zu erkennen. Am folgenden Tage um 9 Uhr hatten Ew. Excellenz die Gnade, die höchste Entschließung der Durchlauchtigsten Herrn Erhalter der Universität, nach welcher Höchstdieselben den illustren akademischen Senat und den Herrn Oberbibliothekar aller weiteren Einwirkung auf die Bibliotheksangelegenheiten provisorisch zu entheben, und die Universitäts-Bibliothek unter die unmittelbare Leitung der Großherzogl. S. Ober-Aufsicht über alle unmittelbaren Anstalten für Kunst und Wissenschaft zu 1
Tagebucheintrag Goethes: „Nach Tische mit Güldenapfel in den akademischen und Bibliotheksgebäuden“. Goethe, Tagebücher, VI,1 (1817–1818) Text, S. 141; Kommentar, S. 601.
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stellen gnädigst geruht hatten, mir näher zu eröffnen, und gaben mir zu erkennen, daß ich mich nebst dem Bibliotheksschreiber hinführo in allen Bibliotheksangelegenheiten lediglich an Großherzogl. Ober-Aufsicht zu wenden, und von dieser hohen Behörde allein die nöthigen Anordnungen und Befehle zu erwarten habe. Zu gleicher Zeit ertheilten Ew. Excellenz mir den gnädigen Auftrag, über das, was seit dem Jahre 1813 zur Verbesserung der Bibliothek geschehen sey, einen Bericht zu fertigen, mit der näheren Bestimmung, daß derselbe sich an einen früheren Bericht über den Zustand der Bibliothek, welchen ich im März 1813, an den illustren akademischen Senat abgestattet, und von welchem Ew. Excellenz in den akademischen Commissariats-Acten des seel. Herrn Geheimen Raths von Ziegesar eine Abschrift vorgefunden hatten, ergänzend anschließen sollte. Inzwischen ward das Organisationswerk mit rascher Thätigkeit begonnen. Die vorzunehmenden Arbeiten betrafen theils das Local, theils die innere Einrichtung der Bibliothek. Der neuen Organisation im Innern mußte eine Verbesserung und Erweiterung des Locals nothwendig vorausgehen, mit welcher dann sogleich der Anfang gemacht wurde. Noch denselben Tag (7. Nov.) Nachmittags gaben Ew. Excellenz nach vorheriger Rücksprache mit dem Herrn Kammerdirector Stichling, im Beyseyn des Bibliothekars und des akademischen Rentamtmann Lange, dem Hofmaurer Meister Timler Befehl, die an der Mittagsseite der Bibliothek hinlaufende hohe Stadtmauer sobald als möglich niederzureißen, und das Bibliotheksgebäude von dieser Seite freyzustellen. An der Mittagsseite nämlich war das Bibliotheksgebäude von der hohen Stadtmauer umschlossen, welche durch einen Zwischenraum oder sogenannten Zwinger, nur wenige Schuhe breit, davon getrennt war. Durch diese hohe Mauer wurde dem unteren Saale der Bibliothek Luft und Sonnenwärme entzogen. Der im Winter über im Zwinger sich anhäufende Schnee trocknete im Frühjahr nur langsam ab; dem sich sammelnden Regenwasser, fehlte es an Abfluß. Hierdurch wurde dem tiefer im Erdgeschoß liegenden Büchersaale eine immerwährende Feuchtigkeit zugeführt und das ganze Jahr hindurch unterhalten. Was ich für unausführbar gehalten und kaum zu äußern gewagt hatte, ward durch die kraftvollen Maßregeln Ew. Excellencen mit rascher Thätigkeit sogleich ins Werk gesetzt. Schon am 10. Nov. fing der thätige Hofmaurer Timler an, die Mauer niederzureißen, und setzte die Arbeit täglich mit mehreren Werkleuten in den bevorstehenden Wintermonaten ununterbrochen fort. An der Abendseite der Bibliothek nach dem medicinischen Garten zu, befand sich in der Nähe der Bibliothek eine Taxushecke, mit welcher der Garten umgeben war; zunächst derselben stand eine hohe Stellage zu Blumengewächsen; an dem Bibliotheksgebäude selbst schlängelte sich ein wildes Weingewächs bis unter das Dach hinauf. Da hierdurch der Bibliothek auch von dieser Seite her nicht nur Luft und Licht entzogen, sondern Nässe und Feuchtigkeit zugeführt wurde: so befahlen Ew. Excellenz die Taxus-Hecke und das Weingewächs sogleich auszurotten, die Blumenstellage aber von der Bibliothek wegzurücken, und so das Gebäude auch von der Abendseite frey zu stellen. Mittlerweile ward ich als Bibliothekar unter dem 10.ten Nov. von Sr. Magnificenz dem Herrn Prorector der Akademie, in Beziehung auf die gnädigsten Rescripte der
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Durchlauchtigsten Herrn Erhalter, meiner Pflicht gegen den akademischen Senat entbunden, und in allen Bibliotheksangelegenheiten an Großherzogl. S. Ober-Aufsicht über alle unmittelbaren Anstalten für Kunst und Wissenschaft förmlich gewiesen. Ein Gleiches geschah in Betreff des Bibliotheksschreiber Baum. Ein Haupterforderniß nun war, daß der Bibliothekar und Bibliothekschreiber in den Stand gesetzt wurden, mehr Zeit auf die Bibliotheksgeschäfte verwenden zu können. Vermöge der Bibliothekar-Instruction, war seither täglich nur Eine Stunde hiezu festgesetzt. Wie wenig dieß zureiche, lag vor Augen; auch war es früher in amtlichen Berichten mehrmals von mir zur Sprache gebracht worden. Um die Stundenzahl zu verdoppeln, hatten die Durchl. Herrn Erhalter, auf den Vorschlag der Akademie, bey der Entwerfung des neuen Universitäts-Etats die Besoldung des Bibliothekars, welche seither, außer dem Buderischen Legate und einem Getraide-Deputat nur in 50 Thalern bestand, auf 200 rt. gnädigst zu erhöhen geruht: Diese Gehaltserhöhung war mit unter allgemeiner Hinweisung auf die gnädigste Absicht bereits zugefertigt und von Ostern des laufenden Jahres an ausgezahlt worden. Es kam nun auf eine bestimmte Erklärung an, wie viel Zeit ich täglich dem Bibliotheksgeschäft zu widmen gesonnen und im Stande sey. Wohl einsehend, daß durch Verdoppelung der Arbeitsstunden für das Bibliotheksgeschäft nur wenig gewonnen werde, reichte ich bey Großherzogl. Ober-Aufsicht die schriftliche Erklärung ein, daß ich bereit sey, meine ganze Zeit den Bibliotheksgeschäften zu widmen, daß ich jedoch unter den noch vorliegenden Umständen, wo ich täglich 3–4 Stunden Collegia und Privatissima halten und 4 Stunden auf die Redactions- und Correctur-Arbeiten bey der hiesigen Allgemeinen Literatur-Zeitung verwenden müsste, nur zu drey Stunden täglich mich verbindlich zu machen im Stande sey. Der Bibliotheksschreiber Baum folgte in seiner Erklärung, ungeachtet ihm die ausgesetzte Besoldungserhöhung bis jetzt noch nicht zugekommen war, dem Beyspiele des Bibliothekars. Auch machte er sich verbindlich, täglich drey Stunden in der Bibliothek zu arbeiten. Ew. Excellenz nahmen diese Erklärung mit wohlwollender Nachsicht auf und genehmigten täglich drey Arbeitsstunden bis die günstigere Zukunft eine wünschenswerthe Abänderung jener beengenden Geschäftsverhältnisse herbeyführen würde. Damit nun der Bibliothekar mit dem Bibliothekschreiber ungestört arbeiten könne, und vor dem Zudringen derer, welche die Bibliothek besuchen, mehr geschützt wäre, erhielt mit Genehmigung Ew. Excellenz der Tischler Meister Werner Auftrag, im großen Arbeitszimmer einen neuen Verschlag zu machen, mit zwey Thüren zu beyden Seiten, welche verschlossen werden können. Ein solcher Schied, durch welchen das geräumige Zimmer in zwey Hälften getheilt wurde, war um so nöthiger, da es das einzige Zimmer war, welches nicht nur zur Arbeit, sondern auch zur Expedition beim Bücher-Ausleihen und zum Excerpiren für Studirende diente. Zugleich ließ ich zwey neue Arbeitstafeln fertigen, da die beyden vorhandenen zu dem dreyfachen Zwecke nicht hinreichend waren. Während diese Vorrichtungen im Arbeitszimmer getroffen wurden, hatte ich den oben erwähnten Bericht an Großh. Ober-Aufsicht unter dem Nov. eingereicht; und wenn ich des Geschehenen nur Weniges zu erwähnen fand, da Zeitverhältnisse in den kritischen Jahren der Ausführung manches Wünschenswerthen entgegen standen: so
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hatte ich doch Gelegenheit, die vielfach geäußerten Vorschläge und Wünsche, welche seit dem Jahre 1813 auf officiellem Wege zur Sprache gekommen waren, zur Kenntniß der Großh. Ober-Aufsicht zu bringen. Auch gaben Ew. Excellenz, im Einverständniß mit Sr. Excellenz dem Herrn Staatsminister v. Voigt, die gnädigste Zusicherung, daß alle diese Vorschläge die gewünschte Berücksichtigung finden und nach und nach in Ausführung gebracht werden sollten. Die erste Sorge Ew. Excellenz war, die zahlreichen und kostbaren Manuscripte, unter welchen eine große Anzahl mit den trefflichsten und seltensten Gemälden versehen sind, aus dem dumpfen und feuchten Behältniß wegschaffen und an ein trockenes und freundliches Local bringen zu lassen. Man war in früheren Zeiten darauf bedacht gewesen, diese kostbaren Schätze in dem wohl verwahrten feuerfesten Kreuzgewölbe, im Erdgeschoß, welches nach Morgen zu an den Hauptsaal der Bibliothek angebaut ist, vor Feuersgefahr und gewaltsamer Entwendung zu schützen: aber man hatte sie nach der weisen Bemerkung Ew. Excellenz, einem noch gefährlicheren Feinde, der Fäulniß und dem Moderfraß, preis gegeben. Den schicklichsten Platz für diese Seltenheiten fanden Ew. Excellenz in dem obern freundlichen Saale, wo die Buderische Bibliothek aufgestellt ist. Es wurden zu dem Ende vom Zimmermeister Nürnberger mehrere lange Tafeln, auf Böcken liegend, gefertigt, und vor und zwischen den Buderischen Repositorien aufgestellt, um die Handschriften für einstweilen trocken zu legen. Die Vorrichtung kam bald zustande, und nun ließ ich die sämmtlichen Handschriften durch den Bibliothekschreiber Baum und einem zugezogenen Handlanger aus dem unteren Behältniß, welches den Nahmen des Manuscripten-Cabinets führte, in den Buderischen Saal hinaufschaffen, und legte sie hier, nach dem Kataloge in der gehörigen Reihenfolge, auf die neuen Tafeln. Der Transport dieser Manuscripte war mit großer Schwierigkeit verknüpft, da der obere Saal mit dem unteren noch in keiner Verbindung stand, mithin die großen, zum Theil centnerschweren Missalien, Bibeln und andere dickleibige Folianten sämmtlich zur großen Thür heraus, über den Collegienhof die Treppe bey der Collegienkirche hinauf über den Gang weg, in den oberen Saal getragen werden mußten. Auch erforderte das Ordnen derselben die genaueste Vorsicht, da Handschriften, ohne Titelblatt und ohne genaue Beziehung, nach gestörter Reihenfolge sich nur mit großer Mühe wieder auffinden lassen. Indeß ward die Arbeit schon in den ersten Tagen des Decembers völlig beendigt. Da die Manuscripte auf den neuen Tafeln nicht sämmtlich Platz fanden, so räumte ich für die kleineren Bände ein neben dem Fenster stehendes Repositorium ein. Um aber die Bücher aus der deutschen Gesellschaft, welche hier hatten weichen müssen, anderwärts wieder unterzubringen, ließ ich im dunkeln Eingange der Buderischen Bibliothek ein neues Hülfs-Repositorium aufstellen. In dem Cabinet neben der Buderischen Bibliothek lagen eine Menge theils roher Schriften, theils gebundener Bücher unter dem Namen Buderischer Dupletten, über einandergeworfen, auf einem Haufen; der dunkele Eingang ferner war mit rohen Schriften angefüllt, welche theils zur deutschen Gesellschaft gehört hatten, theils aus andern Gründen hier deponirt waren. Beiderley Schriften waren als fremdes
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Eigenthum der Bibliothek nicht einverleibt worden. Um in diese Bücher-Masse, welche beim Eintritt in die Buderische Bibliothek einen höchst unangenehmen Eindruck machte, möglichst schnell eine Ordnung zu bringen, stellte ich die gebundenen Bücher (wohl nicht lauter Dupletten) im gedachten Cabinet einstweilen ohne Signatur und Nummer auf den hier befindlichen Repositorien auf, und zwar da der Raum fehlte, doppelt hintereinander. Die rohen Schriften aber, welche sich im Cabinet und im Eingange befanden, ließ ich, abermals auf dem weiten Umwege über den Hof, in das leergewordene Manuscripten-Cabinet herunterschaffen, und legte sie hier in gesonderten Haufen auf die leergewordenen Repositorien. Eine andere Menge roher Schriften lag in dem unteren Saale hinter dem Expeditionszimmer; es waren theils defecte, theils zur Auction bestimmte Schriften, welche man hie und da, wo Platz war, auf den Repositorien hatte unterbringen müssen, weil ein besonderes Local, dergleichen Schriften aufzuheben oder auf die Seite zu legen, in der ganzen Bibliothek nicht vorhanden war. Diese rohen Schriften waren zwar sämmtlich classificirt und verzeichnet; ich selbst hatte diejenigen, an welchen ganze Theile oder Kupfer fehlten, um wenn das Fehlende herbeygeschafft wäre, die zusammengehörigen Theile leichter aufzufinden, in alphabetischer Ordnung zusammengelegt, diejenigen aber, welche zur Auction bestimmt waren, mit eingelegten Nummern versehen, und über beide Classen von Schriften durch den Bibliotheksschreiber Baum besondere Verzeichnisse fertigen lassen: allein da diese rohen Bücherhaufen, in verschiedenen Parthien, neben den gebundenen Büchern, hie und da zerstreut in den Repositorien lagen: so erschienen sie den Fremden als ungeordnete Massen, und erregten gleich beym Eintritt eben kein günstiges Urtheil von der Ordnung der Bibliothek. Glücklicher Weise bot jetzt das geräumte Manuscripten-Cabinet noch hinlänglichen Raum dar, um diese Aergerniß gebenden Producte auf die Seite zu schaffen. Es wurden daher die sämmtlichen rohen Schriften, welche hinter dem Expeditionszimmer oder sonst in der Bibliothek umher lagen, in das Manuscripten-Cabinet zusammengebracht, in verschiedene Parthien gesondert, und jene nach dem Alphabet, diese nach den eingelegten Nummern, neben die übrigen rohen Schriften auf den Repositorien niedergelegt. Um nun die verschiedenen Massen roher Schriften, welche hier beysammen lagen, gehörig voneinander zu trennen, ließ ich jede der Abtheilungen mit einer vorn an dem Repositorio angebrachten Aufschrift versehen, welche zugleich auch dem Uneingeweihten bemerklich machte, daß auch in dieser rohen Büchermasse eine regelmäßige Scheidung und Ordnung herrsche. Während ich, unter thätiger Beyhülfe des Bibliothekschreiber Baum, mit dem Aufräumen und Ordnen dieser Büchermassen beschäftigt war, hatten Ew. Excellenz die Gnade, die Bibliothek fast täglich mit Hochdero erfreulichem Besuche zu beehren, und nicht nur dem Bibliothekar und seinen Gehülfen durch wohlwollenden und freundlichen Zuspruch aufzumuntern, sofern auch die immer fort arbeitenden Werkleute durch persönliche Gegenwart in reger Thätigkeit zu erhalten. Damit aber Großh. Ober-Aufsicht sowohl in der Entfernung als bey einem hiesigen kurzen Aufenthalte den Fortgang der Geschäfte ununterbrochen beobachten, und alles Geschehene vollständig und leicht übersehen könne, hatten Ew.
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Excellenz schon unter dem 13. Nov. anbefohlen, Alles, was geschah, in einem besonderen Tagebuche2 zu bemerken, und dasselbe von Zeit zu Zeit der Großherzogl. Ober-Aufsicht zu Einsicht vorzulegen. Dieses Tagebuch welches in der Bibliothek aufbewahrt wird, giebt, wie Arbeiten Tag für Tag neben und nach einander fortrückten, mehr oder weniger ausführlich an. Anfangs wurde dasselbe vom Bibliothekar geführt, später aber, neben dem eigenen des Bibliothekars vom Bibliothekschreiber Baum fortgesetzt. Durch die erwähnten außerordentlichen Arbeiten war das Ausleihen der Bücher nicht unterbrochen worden und keins der gewöhnlichen Geschäfte war in Rückstand geblieben. Vielmehr war ich darauf bedacht, auch in diese Geschäfte eine regelmäßigere Ordnung einzuführen. Ein Ausleihbuch, dessen Nothwendigkeit ich oft zur Sprache gebracht hatte, konnte jetzt, wo ich mit dem Bibliothekschreiber die sämmtlichen Geschäfte allein zu besorgen hatte, aus Mangel der Zeit zwar noch nicht angelegt werden; indeß machte ich, nach vorheriger Revision der Empfangscheine, einen Auszug derer, welche mit Büchern im Rückstand waren, und entwarf, mit Genehmigung Großherzogl. OberAufsicht, unter dem 13.ten Decbr. ein Circular an die sämmtlichen Herren Professoren und Docenten, welche Bücher geliehen hatten, um sie entweder zur Rückgabe der Bücher oder zur Erneuerung der ausgestellten Empfangscheine zu veranlassen. Die meisten Bücher (es waren an 500 ausgeliehen) wurden demnächst zurückgegeben, über die zurückbehaltenen aber neue Empfangscheine ausgestellt; nur sehr wenige blieben ganz in Rückstand. Da endlich noch mehrere der Herren Professoren mit dem beym Antritt ihrer Professur observanzmäßig an die Bibliothek abzugebenden Geschenk in Rückstand waren: so brachte ich in einem Circular unter gleichem Dato auch die wünschenswerthe Erfüllung jener löblichen Observanz in Erinnerung. Mittlerweile war ich auf Befehl Ew. Excellenz, mit dem Hofmaurer Timler und Zimmermeister Nürnberger zu Rathe gegangen, wie durch Anlegung einer neuen Treppe der untere Bibliotheksaal mit dem obern auf eine zweckmäßige Weise in Verbindung gesetzt werden könne. Die Nothwendigkeit einer solchen Verbindung hatte ich, auf Veranlassung eines Feuerlärms, schon im Jahr 1814 zur Sprache gebracht; die Ausführung dieser damals für unausführbar erklärten Idee blieb der weisen und gnädigen Fürsorge Ew. Excellenz vorbehalten. Die Treppe nämlich konnte, wegen des Kreuzgewölbes, im großen Saale nicht angebracht, sie mußte von dem Saale hinter dem Expeditionszimmer aus durch das juristische Auditorium geführt werden. Wie und wo die Treppe angelegt werden könne, darüber erhielt der Zimmermeister Nürnberger Auftrag einen doppelten Riß vorzulegen. Nachdem diese Vorbereitungen getroffen waren, nahmen Ew. Excellenz mit dem dermaligen Prorector Magnificus, Herrn Geheimen Hofrath Stark, am […]3 Dec. das Local in Augenschein, und eröffneten demselben, daß nach der gnädigsten Entschließung Sr. Königl. Hoheit des Herrn Großherzogs das juristische Auditorium 2 3
Diensttagebücher der Bibliotheksangestellten, ThULBJ, HSA AA I 13, Verordnung der Oberaufsicht vom 13.2.1818. Druck in Goethe AS II, Nr. 773. In der Ausfertigung Lücke im Text. Nach dem Tagebucheintrag in Goethe, Tagebücher, VI,1, S. 154 und Kommentar VI,2 S. 632, hat die Besichtigung am 15.12.1817 stattgefunden.
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zur Bibliothek gezogen und zur Aufstellung Großherzogl. Schloßbibliothek benutzt werden solle, welche Höchstdieselben mit der Universitätsbibliothek gnädigst zu vereinigen geruhen wollen. Der Saal hinter dem Expeditionszimmer, wo die Treppe hinauf geführt werden sollte, war an den Wänden ringsherum mit Büchern angefüllt, auch in der Mitte standen drey zum Theil volle Repositorien. Um den Werkleuten Platz zu machen, mußte man Bücher und Regale wegschaffen. Aber die schwierige Frage war, wo man die Bücher unterbringen sollte. Im großen Saale standen die Bücher bis an die Decke gedrängt an einander. Indeß rückte ich manche Fächer noch mehr zusammen, schaffte die hinter der Danzischen Bibliothek stehenden Dupletten und die ganze Kirchenbibliothek in die vordere Abtheilung des Manuscripten-Cabinets, wo ich ein neues Repositorium fertigen ließ, und bestellte zwey neue Hülfsrepositorien, welche in der Mitte des großen Saals und in der Nähe des Manuscripten-Cabinets aufgestellt werden sollten. Bis zum 23. December waren diese Arbeiten in und außer der Bibliothek in vollem Gange. Die Mauer war längst der Bibliothek hin niedergerissen; auch die steinernen Stufen an der Mauer, auf welcher man zum anatomischen Theater hinging, waren abgebrochen, und damit der Zugang zum anatomischen Theater nicht gesperrt würde, schon im November, durch die gnädige Fürsorge Ew. Excellenz, eine hölzerne Treppe zunächst dem Eingange zur Anatomie angelegt worden, welche den Zugang zum Auditorio einstweilen frey erhielt. Jetzt nahten die Weyhnachtsfeyertage; die Gewerke ruhten, für das neue Jahr neue Kräfte sammelnd. Ich selbst, solcher Ruhe sonst ungewohnt, ward von den Geschäften abgerufen. Ein Schnupfenfieber, die Folge einer Erkältung in der Bibliothek, das bald einen ernsteren Krankheits-Charakter annahm, fesselte mich mehrere Wochen an Bett und Zimmer. Inzwischen kam Herr Rath und Bibliothekar D. Vulpius aus Weimar, welcher von Großherzogl. Ober-Aufsicht bey der neuen Organisation der Bibliothek zu Rathe gezogen wurde. Mit thätigem Eifer setzte er während der Weihnachts- und NeujahrFerien die begonnene Arbeit fort. Er ließ durch den Bibliotheksschreiber Baum die sämmtlichen Bücher aus dem Saale hinter dem Expeditionszimmer in den großen Saal hinausschaffen, und sie hier, da die Hülfsrepositorien noch nicht fertig waren, einstweilen auf die Erde niederlegen. Er sah die Katalogen ein, um sich in dem Geschäftsgange zu orientiren, und Großhzgl. Ober-Aufsicht hievon in Kenntniß zu setzen. Auch sorgte er in meiner Abwesenheit für die Sicherheit des Münzcabinets durch Versiegelung der Kästen, von welchen er die im Bibliotheks-Schranke befindlichen Schlüssel mir zustellte. Das Ausleihen während meiner Krankheit besorgte der Bibliotheksschreiber Baum, welcher mir täglich von dem Geschehenen Nachricht gab, und Verhaltungsbefehle einholte. Auch hat er in diesem, so wie in den übrigen Geschäften, eine solche Püncktlichkeit bewiesen, daß während meiner ganzen Abwesenheit, ungeachtet der vielen Räumungen, auch nicht eine Unordnung vorgefallen ist. Als die Hülfsrepositorien aufgestellt waren, brachte ich, sobald mein Gesundheitszustand es erlaubte, die an der Erde liegenden Bücher wieder ins Trockene. Die Maurer hatten indeß im Januar den hintersten Theil der Mauer, längst dem Collegiengebäude hin, bis an das Schenkische, jetzt Succowische Haus, abgebrochen. Jetzt ward ihre Thätigkeit auf der andern Seite in Anspruch genommen.
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Am 2.ten Februar fing man an, das juristische Auditorium mit der Bibliothek zu vereinigen, und zum Büchersaal einzurichten. Katheder und Bänke wurden abgebrochen, der Ofen hinaus geschafft, der mit Estrich belegte Fußboden aufgerissen und an der Morgenseite, wo die Treppe angelegt werden sollte, die Decke des Saales durchbrochen. Zugleich ging die Absicht Ew. Excellenz dahin, in dem unteren Saale ein neues Arbeitszimmer herzurichten. Schwierigkeit hatte es, hier einen Ofen anzubringen, doch ein kraftvoller und weiser Entschluß wußte auch diese Schwierigkeit zu besiegen. Auf Befehl Ew. Excellenz wurde die starke Seitenmauer zwischen den beiden Fenstern nach Abend zu durchbrochen, und in derselben über das juristische Auditorium hinauf, ein neuer Schornstein aufgeführt. Damit aber im Zimmer, für Ofen und Camin Platz gewonnen, und die Erhöhung des Fußbodens aus dem Wege geräumt würde, ließen Ew. Excellenz den von Außen angebauten langen Kellerhals abtragen, die äußeren Stufen abbrechen, und beides, Kellerhals und Stufen im Innern des Kellers, tiefer legen und einrücken. Die neue Kellerthür ward nun mit dem Bibliotheksgebäude in Eine Linie gestellt, so daß auch von außen ein Uebelstand wegfiel. In der östlichen Hälfte des Saales ward nun eine neue Bleiche eingeschoben, und diese Scheidewand so eingerichtet, daß die eine der beiden Trag-Säulen des Saales in dieselbe aufgenommen wurde. Hiedurch bildete sich neben diesem Zimmer ein kleiner Vorsaal, durch welchen das vordere Expeditionszimmer mit dem großen Saale der Bibliothek in unmittelbarer Verbindung blieb. Das neue Zimmer aber ward mittelst einer durchgebrochenen Thür mit dem Expeditionszimmer, von welchem es bloß durch eine Breterwand getrennt war, und durch zwey Thüren in der neuen Bleiche mit dem ebenerwähnten Vorsaal verbunden. In diesem Vorsaal nun, zunächst der Fenster, ward vom Zimmermeister Nürnberger am 28.ten Februar eine bequeme Treppe angelegt, und zu beiden Seiten, so wie oben am Ausgange im neuen Saale, vom Tischler Meister Werner, mit einem Geländer versehen. Durch diese Treppe war das neue obere Local mit den beiden Zimmern und dem unteren Saale in bequeme Verbindung gesetzt. Um aber die Communication der Bibliothekssäle so viel als möglich zu erleichtern, wurde der früher vorhanden gewesene, bey der Aufstellung der Buderischen Bibliothek aber zugemauerte Eingang, aus dem juristischen Auditorio in den Buderischen Saal (welcher ehedem das theologische Auditorium gewesen ist) wieder durchbrochen, die daran liegenden steinernen Stufen der von unten hinaufgehenden neuen Treppe gemäß eingerichtet, und hiedurch die vorher oft besprochene und für unausführbar gehaltene Communication der unteren Säle mit dem Buderischen, in welchen man seither nur vom Hofe aus, durch den Eingang neben der Kirche gelangen konnte, auf eine eben so leichte als glückliche Weise ins Werk gesetzt. Im Buderischen Saale stand gerade vor dem durchbrochenen Eingange ein volles Bücherrepositorium. Dieses Repositorium wurde in der Höhe der Thür halb durchschnitten, die darauf befindlichen Bücher auf einem neugefertigten Seitenrepositorio aufgestellt, und der Durchgang einstweilig so bewerkstelligt, daß man beym Eintritt in den Saal unter dem Repositorio weggehen mußte. Um jedoch den ohnehin etwas schmalen Eingang freyer zu erhalten, befahlen Ew. Excellenz dem Tischler Werner, die Thür so einzurichten, daß sie sich auf Rollen auf - und zuschieben ließ.
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Als der Kellerhals abgebrochen und der Schornstein aufgeführt, der Zimmermeister aber im Innern beschäftigt war, Lager zu legen, und Fußboden zu dielen: fuhren die Maurer von Außen fort, die Mauer am medizinischen Garten nach dem anatomischen Gebäude hin abzubrechen, Steine und Schutt abzufahren, und rings um die Bibliothek herum aufzuräumen. Alles schien nun aus dem Wege geschafft, was dem Bibliotheksgebäude von Außen irgend Nachtheil verursachen könnte. Indeß ging die weise Sorgfalt Ew. Excellenz noch weiter. Der untere Saal der Bibliothek lag über eine Elle tief im Erdgeschoß. Um denselben gleichsam hervorzuheben, ließen Ew. Excellenz den Boden des vorherigen Zwingers, der nun in einen freygewordenen Gang umgeschaffen war, längst der Bibliothek hin um sechs Viertel abtragen, und von neuem pflastern. Am Bibliotheksgebäude hin legte man zwey Reihen Steinplatten, eine dritte Reihe an der Kante des Stadtgrabens; dem ganzen Pflaster aber wurde nach dem Graben zu, damit das Regenwasser gehörig ablaufen kann, eine abschüssige Richtung gegeben. Auch der Weg im medizinischen Garten an der Bibliothek hin ward um sechs Viertel erniedrigt, und der um soviel höher liegende Garten durch Mauerwerk geschützt. Der Gang auf der abgebrochenen Mauer am Graben nach der Anatomie ward wieder hergestellt, auf beiden Seiten mit dem eisernen Geländer versehen, und am Eingange zum anatomischen Theater neue steinerne Stufen angebracht, welche die hölzerne Interims-Treppe entbehrlich machten. All diese verschiedenen Bau-Arbeiten hatte ich, bloß vom Bibliotheksschreiber Baum unterstützt, theils auch fortwährende Aufsicht über die Werkleute theils durch nöthige Räumungen und Anordnungen möglichst zu fördern und zu erleichtern gesucht. Das Ausleihen war nicht unterbrochen; andere bibliothekarische Geschäfte, das Einfordern und Absenden der Druckschriften, das Einbinden der gelieferten Bücher pp. waren nicht in Rückstand geblieben. Außerdem verglich ich, im Auftrag Ew. Excellenz den Katalog der Grunerischen Bibliothek, welche eben verkauft werden sollte, mit unseren Bibliotheks-Katalogen, um zu ermässigen, in wiefern unsere Bibliothek durch Ankauf im Ganzen oder Einzelnen gewinnen würde. Derselbe Grunerische Katalog wurde in der Folge vom Bibliotheksschreiber Baum und Museumsschreiber Färber mit dem Kataloge der hiesigen Schloßbibliothek, von Bibliothekssecretair Kräuter aber zu Weimar mit dem Kataloge der Weimarischen Bibliothek verglichen, und dadurch das Resultat gewonnen, daß über die Hälfte der zum Verkauf angebotenen Grunerischen Bücher in den drei öffentlichen Bibliotheken bereits vorhanden waren. Alsdann fuhr ich fort, noch eine Anzahl rückständiger Bücher aus der Griesbachischen Auction in den Numeralkatalog einzutragen, und vom Bibliotheksschreiber Baum signiren zu lassen. Endlich fing ich den über die Bücher der deutschen Gesellschaft, von welcher ein Verzeichniß noch gar nicht vorhanden war, einen Katalog zu fertigen, und dieselben mit Signatur und Nummer zu versehen. Die verzeichneten Bücher wurden vom Bibliotheksschreiber Baum numerirt, und auf dem Repositorio im Vorsaale zur Buderischen Bibliothek, dem ich noch ein neues beifügen ließ, in Ordnung aufgestellt.
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Zweyte Abtheilung Sommersemester Beym Eintritt des Sommerhalbjahrs waren die sämmtlichen Bau-Arbeiten so weit vorgerückt, daß auf die neue Organisation des Innern ernstlicher Bedacht genommen werden konnte. Das große Bibliotheksgebäude stand von Außen an der Mittagsund Abend-Seite frey und freundlich da. Die Communication zwischen den unteren und oberen Sälen im Innern war hergestellt. Ein neues Arbeitszimmer war bis zum Dielen vollendet. Das juristische Auditorium war getüncht und angestrichen; auch der Fußboden neu gedielt. Es fehlten nur noch die Bücher-Repositorien, welche bey dem Tischler Meister Werner bereits bestellt waren, um die neuen Bücherschätze aufzunehmen. Durch einen ausgezeichneten Act der Liberalität hatten Se. Königl. Hoheit unser Durchlauchtigster und gnädigster Fürst und Herr, Herr Carl August, Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, gleich beym Anfange der neuen Epoche die gnädigste Entschließung zu fassen geruht, Höchstihre Jenaische Schloßbibliothek, über 20.000 Bände stark, in die Universitäts Bibliothek zu versetzen und mit derselben planmäßig zu vereinigen. Höchstdieselben hatten dieses glänzende Geschenk durch die gnädigste Bewilligung einer Summe von 1200 Thalern, welche auf die Transferirung jenes Bücher-Schatzes und die neue Organisation der vereinigten Bibliothek verwendet werden sollte, noch zu erhöhen geruht. Mit gleicher Liberalität geruhten jetzt Se. Herzogl. Durchlaucht, der gnädigste regierende Fürst und Herr, Herr August, Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg als Miterhalter dieses berühmten Musensitzes, unserer Bibliothekscasse, zur Bestreitung der vielen, durch die neue Umschaffung veranlaßten Ausgaben, einen außerordentlichen Zuschuß von 1800 Thalern huldreichst zu bewilligen; und wenn wir diese höchsten Gnadenbezeugungen, wodurch die neue Organisation dieser Anstalt eröffnet und begründet wurde, mit tiefgefühltem Danke verehren: so ist nicht minder dankbar anzumerken, daß die Fortführung des unter so glänzenden Auspicien begonnenen Werkes hauptsächlich dadurch erst möglich wurde und mit Nachdruck betrieben werden konnte, daß die eben genannten, von Sr. Herzogl. Durchlaucht zu SachsenGotha gnädigst verwilligte Summe unter der einsichtsvollen und thätigen Mitwirkung der Gothaischen Herrn Landstände, im Jahre 1818 zu dem dringenden Bedarf auf der Stelle baar herbeygeschafft wurde. Am 30.ten April 1818 erschienen Ew. Excellenz im neueingerichteten Saale, um, im Beysein des Herrn Rath und Bibliothekar Dr. Vulpius aus Weimar, die Geschäfte für den bevorstehenden Sommer einzuleiten. Nach vielfältigen vorhergegangenen Berathungen, und auf den Grund einer tiefeingreifenden Erörterung, welche sich in den akademischen Commissariats-Acten des hochverdienten Herrn Geh. Raths von Ziegesar vorfand, hatten Ew. Excellenz für zweckmäßig erachtet, daß die seither getrennten Bibliotheken, mit Ausnahme der Buderischen, welche, dem Willen des Testators zufolge, getrennt bleiben müsse, mit einander vereinigt und nach einem systematisch geordneten Plane aufgestellt würden. So große Schwierigkeiten dieser Umschaffung entgegen zu stehen scheinen: so waren dennoch die daraus erwachsenden Vortheile für das Publicum wie für die an der Bibliothek angestellten Personen bey
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weitem überwiegend. Auch war die Hauptschwierigkeit, daß zu einer solchen Reform der nöthige Raum fehle, durch die Zuziehung des juristischen Hörsaals bereits gegeben. Ew. Excellenz eröffneten daher den beiden Bibliothekaren, daß, nach dem gnädigen Entschlusse Sr. Königl. Hoheit des Herrn Großherzogs, die Transferirung Höchstihrer hiesigen Schloßbibliothek nunmehr vor sich gehen; daß dieselbe mit der Universitätsbibliothek vereinigt, in systematischer Ordnung aufgestellt, und daß namentlich mit den Naturwissenschaften, der Medicin, Mathematik pp. welche in dem neu eingerichteten juristischen Auditorio Platz finden würden, der Anfang gemacht werden solle. Es kamen nun hiebey folgende Puncte in Betracht: 1.) wie die Bücher der Schloßbibliothek auf die zweckmäßigste Weise in die Universitätsbibliothek herbeygeschafft, 2.) nach welchem Schema die Bücher aufgestellt, und 3.) wie die Signaturen der Bücher am zweckmäßigsten eingerichtet werden könne. Endlich waren 4.) für jede der jetzt getrennten Bibliotheken Inschriften zu fertigen, welche gedruckt und um das Andenken der Testamentoren und Sammler einzelner Bibliotheken zu ehren, in die nunmehr getrennten Bücher eingeleimt werden sollten. Diese vier Puncte empfahlen Ew. Excellenz den beiden Bibliothekaren zu genauerer Erörterung. Zu gleicher Zeit wurde Herr D. phil. Ernst Weller aus Gotha durch ein gnädiges Rescript Großherzogl. Ober-Aufsicht vom 1.ten März 1818 als Gehülfe bey der Bibliothek angestellt, und demnächst in die Geschäfte von mir eingewiesen. Auch D. Weller erhielt von Ew. Excellenz Befehl, über die Bibliotheks-Arbeiten sein Tagebuch zu führen, während der Bibliothekar und der Bibliotheksschreiber die ihrigen regelmäßig fortsetzten. Da ich früher häufig den Wunsch geäußert und die Nothwendigkeit dargethan hatte, daß um Unordnungen zu vermeiden, die ausgeliehenen Bücher in ein besonderes Buch eingetragen würden: so wurde auf Befehl Ew. Excellenz ein neues Ausleihebuch eingerichtet, und die Führung desselben dem Gehülfen D. Weller übertragen. Die Einrichtung selbst übernahm Herr Rath Vulpius. Nach dem Vorgange des Ausleihebuchs bey der Großherzogl. Weimarischen Bibliothek traf er die Anordnung, daß die Empfangscheine der Herren Professoren nach den Namen der Empfänger in alphabetischer Folge eingeschrieben, die von Doctoren und Studirenden geliehenen Bücher aber, welche den Gesetzen gemäß, durch die Unterschrift eines der Herren Professoren verbürgt sind, unter dem Namen der Carenten eingetragen wurden. Uebrigens ward jede Seite des Buchs durch Linien in 5 Columnen getheilt: in die erste kam die Nummer, in die zweyte der Titel des Buchs, in die dritte der Name des Empfängers, in die vierte das Datum des Empfanges, in die fünfte das Datum der Rückgabe. Was die vier oben erwähnten Puncte betrifft, welche Ew. Excellenz den beyden Bibliothekaren zur Berathung vorgelegt hatten: so vereinigten sich dieselben über den ersten und letzten Punct auf folgende Weise: Ad. 1, Die Bücher der Schloßbibliothek werden von zwey anzunehmenden Handarbeitern, gegen ein zu bestimmendes Quantum, welches täglich zu 6 Groschen
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angesetzt wurde, in verschlossenen Kisten auf einem kleinen Tischlerwagen herbeygefahren. Herr Rath Vulpius welcher seither die Aufsicht über die Schloßbibliothek hatte, besorgt mit dem Museumsschreiber Färber das Einpacken der Bücher im Schlosse, und legt jeder Kiste einen Zeddel bey, auf welchem die Katalogs-Nummern der eingepackten Bücher verzeichnet sind. Der akademische Bibliothekar übernimmt mit dem D. Weller und dem Bibliotheksschreiber Baum die Bücher nach den auf beyliegenden Schein befindlichen Nummern, bemerkt die etwaigen Defecte auf dem Zeddel, und steckt diese Bücher in gleicher Ordnung, wie sie in der Schloßbibliothek gestanden haben, im neuen Saale auf. Ad. 4, Die Inschriften für die einzelnen Theile der Großherzogl. Schloßbibliothek übernahm Herr Rath Vulpius, die Inschriften für die getrennten akademischen Bibliotheken der akademische Bibliothekar. Die Inschriften sollten in lateinischer Sprache, mit Angabe des Chrarakters und der vorzüglichsten Lebensumstände der Besitzer, gefertigt, auch dabey bemerkt werden, ob die Bücher durch ein Legat oder durch Ankauf in die Bibliothek gekommen sind. Die Inschriften selbst werden sofort gefertigt und am 7.ten Mai Ew. Excellenz übergeben. Ueber den zweyten und dritten Punct, die Aufstellung und Signatur der Bücher, schienen mündliche Conferenzen nicht zu einem einstimmigen Beschlusse führen zu wollen. Daher trug ich darauf an, daß jeder seine Ansicht hierüber schriftlich aufsetzen und der Großherzogl. Ober-Aufsicht zur Entscheidung vorlegen möchte. Mein Herr College stimmte bei. Nach eingeholter Genehmigung Ew. Excellenz entwarf ich nun einen unterthänigen Bericht, in welchem ich meine Ansicht über die Anordnung und Signatur der Bücher darlegte, die Gründe auseinandersetzte, und ein Schema der zunächst aufzustellenden Naturgeschichte zur Erläuterung beyfügte. Den von mir gefertigten Bericht hatte ich am 13.ten Mai die Ehre, Ew. Excellenz unterthänig zu überreichen. Inzwischen hatte ich den Katalog über die Bücher der deutschen Gesellschaft fortgesetzt und vollendet. Sodann fuhr ich fort, die letzten Bogen des Grunerischen Katalogs zu vergleichen, und die übrigen Bibliotheksgeschäfte in gewöhnlicher Ordnung zu besorgen. Auch reclamirte ich mehrere Bücher, welche an den um diese Zeit verstorbenen D. Mayer in Gera seit länger als zwanzig Jahren ausgeliehen waren, mit glücklichem Erfolge. Um den Bibliotheks Geschäften meine volle Zeit widmen zu können, hatte ich alle akademischen Vorlesungen und Privatissima von Ostern an aufgegeben, und ward nur noch durch die Arbeiten bei der Allg. Literatur-Zeitung gehindert, welche aufzugeben ich noch mancherley Schwierigkeiten unterlag. Eine Erleichterung für den Bibliothekar war, daß jetzt D. Weller, welcher zugleich bei Großherzogl. Ober-Aufsicht angestellt war, hauptsächlich das bauliche Wesen zu betreiben übernahm, die Aufträge von Großherzogl. Ober-Aufsicht an die Meister besorgte, Bestellungen machte, und über die Arbeiter pünctliche Aufsicht führte. In den eigentlich bibliothekarischen Geschäften hatte ich in dem Bibliotheksschreiber Baum einen treuen Gehülfen. Seine genaue Kenntniß des Locals und des Fachwerks, seine Genauigkeit beim Ausleihen, Einstellen, Signiren der Bücher, beym Einfodern, Verzeichnen und Absenden der Druckschriften, und hauptsächlich bey den Bücher-Räumungen haben mir die Arbeiten sehr erleichtert.
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D. Weller hatte sich inzwischen in dem Bibliotheksgeschäft zu orientiren gesucht, und führte das neue Ausleihebuch, in welchem ich noch die nothwendige Signatur der ausgeliehenen Bücher beyschreiben ließ, regelmäßig fort. Als dasselbe eingerichtet war, so wurde, nach der Anordnung Ew. Excellenz auch ein neues Vermehrungsbuch angelegt, in welches alle zur Bibliothek neu hinzukommende Bücher, mit Bemerkung, woher sie kommen, und wie sie gebunden sind, in alphabetischer Folge eingetragen werden. Auch dieses Vermehrungsbuch, ward von Herrn Rath Vulpius, nach dem Vorgang des Weimarischen, eingerichtet, und die Fortführung desselben von Ew. Excellenz dem D. Weller übertragen. Am 20.ten May führte ich, bey Gelegenheit eines Besuchs zweyer Engländer, die alte, seit des Hofrath Müllers Tode fast ganz außer Gebrauch gekommene Sitte, wieder ein, daß die Fremden, welche die Bibliothek besuchen, sich in ein besonderes Buch einschreiben, und benutzte hiezu das ehemalige Fremdenbuch, welches, von diesem Tage an regelmäßig fortgeführt, schon jetzt viele bedeutende Namen enthält, an welche sich eben so angenehme als große und interessante Erinnerungen knüpfen. Am 11.ten Juny hatte der Tischler Meister Werner sieben neue Doppel-Repositorien in dem neuen Saale aufgestellt, und nach der Vorschrift Ew. Excellenz mit aschgrauer Farbe angestrichen. Kaum war diese Vorrichtung zu Stande, so fing man an, die Transferirung der Schloßbibliothek nach der oben angegebenen Ordnung zu bewerkstelligen. Herr Rath Vulpius und der Museumsschreiber Färber waren im Schlosse mit Einpacken, ich, D. Weller und Baum, im neuen Saale der akademischen Bibliothek mit der Uebernahme und der Aufstellung der Bücher beschäftigt. Mit der Naturgeschichte ward der Anfang gemacht, und damit die Arbeit rascher von Statten ging, täglich 6 Stunden auf die Herbeyschaffung verwendet. Bis zum 15. Juni befand sich dies naturhistorische Fach, mit Inbegriff der Botanik, auf welches man sich vor der Hand beschränkte, vollständig in der akademischen Bibliothek. Der mineralogische Theil blieb nach dem Wunsche des würdigen Directors Herrn Bergrath Lenz, bey dem mineralogischen Museum im Schloße zurück. Am 16.ten Juny begann ich, der Vorschrift Ew. Excellenz zufolge, die systematische Ordnung und Aufstellung des naturhistorischen Faches nach einem von Herrn Hofrath Voigt, welchem Ew. Excellenz den von mir eingereichten Entwurf mitgetheilt hatten, specieller aufgeführten Schema, welches jedoch während der Arbeit manche Modificationen erleiden mußte. Der mechanische Gang der Arbeit war folgender: Zuerst suchte ich unter den Zeddeln der akademischen Bibliotheken, welche bereits früher unter dem Herrn Bibliothekar Ersch geschrieben worden waren und nach der Folge des NummernKatalogs vorlagen, diejenigen Titel aus, welche naturhistorischen Inhalts waren. Hierauf ließ ich die Bücher, von dem Bibliotheksschreiber Baum, nach der beygeschriebenen Signatur im unteren Saale heraussuchen, abstäuben, und in den neuen Saal heraufschaffen. Während dem Heraufschaffen fuhr ich mit Sortirung der Zeddel fort. Sodann legte ich die sämmtlichen naturhistorischen Titel, sowohl aus der akademischen, als Schloßbibliothek, nach dem Schema in besondere Fächer, ließ hierauf die Bücher, nach der auf den Zeddeln beygeschriebenen Signatur, von D. Weller aus den Büchern der Schloßbibliothek vom Bibliotheksschreiber Baum aus den herausgeschafften Büchern der akademischen Bibliothek einzeln aussuchen,
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die Zeddel einlegen, und nun stellte ich sie nach genauer Einsicht des Inhalts, in ihre Fächer. Auf diese Weise ging man von einer Abtheilung der Wissenschaft zur andern fort. Vom 16. bis 25.sten Juny war I, die allgemeine Naturgeschichte, in 8 Abtheilungen, II, die Zoologie, und zwar a, die allgemeine und b, die specielle nach ihren 6 Classen, jede wieder nach ihren Unterabtheilungen, geordnet und auf dem ersten Doppelrepositorio aufgestellt. Ehe ich nun zur Botanik überging, ließ ich die sämmtlichen Säle der Bibliothek reinigen und nach Vollendung der Bau-Arbeiten im Innern wieder in gehörigen Stand setzen. Am 29.ten Juny als man eben im Begriff war, den Transport der Schloßbibliothek weiter fortzusetzen, geruhten Se. Königl. Hoheit der Durchlauchtigste Großherzog die Bibliothek mit Höchstihrem gnädigsten Besuche zu beehren, und das erneuerte Local, so wie die angefangene neue Bücher-Ordnung mit huldreichstem Wohlwollen in Augenschein zu nehmen. Die Gegenwart des verehrten Fürsten und das Interesse, welches Höchstdieselben an der neuen Reform des Instituts zu nehmen geruhten, erhöhte die Achtung des Publicums gegen die Anstalt, und beseelte die angestellten Personen mit neuem Eifer, zu thätiger Fortführung der Geschäfte. Vom 29. Juny bis zum 8.ten July ward der medicinische, physikalische und chemische Theil der Schloßbibliothek auf die vorher beschriebene Weise, in die akademische Bibliothek geschafft. Die Bücher wurden einstweilen in dem neuen Saale nach der Ordnung aufgestellt, wie sie in der Schloßbibliothek gestanden hatten. Als der Transport für dießmal beendigt war, besprachen sich die beiden Bibliothekare über die gegenseitige Sicherstellung wegen der übergebenen und übernommenen Bücher. Beide kamen dahin überein, daß der Bibliotheksschreiber Baum von den jeder Kiste beigelegten Zeddeln eine doppelte Abschrift besorgen sollte, welche Abschriften dann von den beiden Bibliothekaren gegenseitig unterschrieben und ausgewechselt wurden. Am 9.ten Juny kehrte ich zur Botanik zurück. Sie wurde nach beiliegendem Schema in 9 Abtheilungen geordnet, und auf dem zweyten Doppel-Repositorio aufgestellt. Die Arbeit geschah auf dieselbe Weise wie bey der Naturgeschichte. Ich sortirte die Zeddel nach dem Schema; D. Weller und der Bibliotheksschreiber Baum suchten die Bücher heraus und ich stellte sie nach Einsicht des Inhalts in ihre Fächer – am 25. July war die Arbeit beendigt. Nun brachte ich noch die Mineralogie in Ordnung, welche, da der Vorrath nur gering war, in Einem Fache vereinigt wurde. Ich stellte sie, weil der Raum nach der Botanik nicht zureichte, neben der Zoologie auf dem ersten Repositorio auf. Am 27. Juli ging ich zur Aufstellung der Medicin über. Schon vorher hatte ich ein Schema über die medicinischen Wissenschaften entworfen, und unter dem 13. July Großherzogl. Ober-Aufsicht zur Genehmigung vorgelegt. Nach prüfender Durchsicht hatten Ew. Excellenz die Gnade, ohne Dazwischenkunft eines Gelehrten vom Fach, mir es zurückzugeben, die Ausführung mit wohlwollendem Vertrauen der eigenen Einsicht überlassend. Das Mechanische der Arbeit war dasselbe wie bey der Naturgeschichte; nur daß hier die medicinischen Bücher der akademischen Bibliothek (da diese nach den
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Facultäten abgetheilt, und in den hinzugekommenen Privatbibliotheken medicinische Schriften nicht vorhanden waren) im Ganzen schon beysammen standen. Ich ließ daher den gesammten Bücher-Vorrath der Medizin durch den Bibliotheksschreiber Baum aus dem unteren Local in den neuen Saal heraufschaffen, und hier in der seitherigen Ordnung aufstellen. Sodann hob ich die sämmtlichen Zeddel der akademischen Bibliothek aus, ordnete dieselben nach den einzelnen Fächern, rangirte die Zeddel der Schloßbibliothek ein, und ließ die Bücher von dem D. Weller aus der Schloßbibliothek, vom Bibliotheksschreiber Baum aus der akademischen Bibliothek nach Signatur und Nummer einzeln aussuchen, und die Zeddel einlegen. Nun sah ich die Bücher Band für Band durch, und stellte sie nach Inhalt, Format und Jahrzahl an Ort und Stelle in ihre Fächer. In Hinsicht des Scientivischen boten sich bey der Ordnung dieses Faches nicht geringe Schwierigkeiten dar. Es war für den Bibliothekar gewiß eine schwere Aufgabe, die neue Ordnung der ganzen Bibliothek mit den Natur- und medicinischen Wissenschaften zu beginnen, welche seither von seinen Studien ganz entfernt gelegen hatten. Indeß galt es die Erfüllung eines Wunsches unseres gnädigsten Fürsten, der sich gegen die Anstalt so liberal und wohlwollend zu beweisen geruhte; wie hätte ich nicht alle Kräfte aufbieten, der fremdartigen Arbeit mich nicht bereitwillig unterziehen sollen! Auch hatte ich Muth genug, die Aufgabe zu lösen. Durch anderweitige Vorkenntnisse unterstützt, studirte ich medicinische Handbücher, nicht nur encyklopädischliterarisch, sondern Lehrbücher selbst einzelner Fächer. Um schneller zum Ziele zu gelangen, zog ich hie und da Gelehrte vom Fach, ältere und jüngere, zu Rathe, und brachte es durch eifriges Nachforschen, wozu ich die Nebenstunden des Abends und des Morgens benutzte, bald dahin, daß ich nicht nur selbst ein Schema entwerfen, sondern beym Ordnen der einzelnen Bücher, auch in den speciellsten Fällen, mir zu rathen, oder wenigstens durch literarische Hülfsmittel Auskunft zu verschaffen wußte. Ueberhaupt habe ich gefunden, daß bey solcher Arbeit nicht, wie man gewöhnlich vorauszusetzen pflegt, die Hauptschwierigkeit darin besteht, ein richtiges Schema zu entwerfen, sondern hauptsächlich darin, die einzelnen Bücher den gehörigen Fächern des entworfenen Schemas richtig unterzuordnen. Zur Entwerfung des Schemas finden sich in literarischen und medicinischen Handbüchern eine Menge Hülfsmittel vor; man wird mehr schwankend über die Wahl, welchem man folgen solle, als verlegen über Mangel an solchen Entwürfen. Nach sorgfältiger Vergleichung älterer und neuerer Systeme, habe ich für den vorliegenden Zweck keines ganz passend gefunden. Bald wollten die älteren Werke, an welchen unsere Bibliothek so reich ist, sich an das neue Fachwerk nicht anschließen; bald wollte das alte Fachwerk zu den neueren Schriften und zur Erweiterung der Wissenschaft nicht passen. Es mußte demnach ein Mittelweg eingeschlagen, und mit Zuziehung älterer und neuerer Handbücher ein eigenes Schema entworfen werden. Mehr Schwierigkeit aber zeigte sich beym Unterordnen der einzelnen Bücher. Nicht genug, daß alle einzelnen Fächer des Schemas dem Ordner immer gegenwärtig seyn müssen, um für jedes Buch das bestimmte Fach auf der Stelle aufzufinden, wird hier eine scharfe Begrenzung der wissenschaftlichen Classenbegriffe und genaue Kenntnisse auch des Einzelnen, des Seltenen, des Veralteten vorausgesetzt, worüber die gewöhnlichen literarischen Hülfsmittel keine Auskunft darbieten. Wo z. B. Bücher
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über Kriebel-Krankheit, Trismus; über Bleichsucht, Blausucht, über Petechin, Pemphygus, ungarische Seuche, englischen Schweis u.s.w. anzureihen sind, läßt sich aus pathologisch-therapeutischen Schriften nur mühsam ersehen. Es kömmt dazu, daß neuere Schriften von älteren Krankheitsformen, Curarten und anderen Gegenständen, z. B. von der Transfusion des Blutes, von dem Schmatzen der Todten, u.s.w. gar keine Notiz nehmen, daß mithin der Bibliothekar, wenn er mehrere solcher neuerer Hülfsmittel nachgeschlagen, zu den älteren Schriften seine Zuflucht nehmen muß. Aber selbst bey den bekanntesten Schriften findet man Anstoß. Um eine der gerühmtesten anzuführen erwähne ich Kiesers System der Medicin. Selbst der Gelehrte vom Fach möchte Anstand finden, welchem der im Schema genannten Fächer er das Buch anreihen sollte. Für die Pathologie und Therapie enthält es zu viel, denn es begreift auch den physiologischen Theil; für die Encyklopädie und die Institutiones medicae enthält es zu wenig; denn es fehlt die Anatomie u.s.w. Soll man für jede solcher Schriften ein eigenes Fach bilden? Uebrigens habe ich die gesammte Medicin, nach beyliegendem Schema, in 30 Hauptfächer getheilt, von welchen jedes wieder seine Unterabtheilungen hat, ohne daß diese durch besondere Signatur unter sich getrennt erscheinen. Die wissenschaftlichlogische Folge der Fächer wird der Sachverständige leicht herausfinden, wenn sie gleich dem Auge als coordinirte Theile im Schema dargestellt und bezeichnet sind. Ueber die allgemeinen Grundsätze, nach welchen ich bey der Anordnung und der Signatur verfuhr, werde ich am Schluße dieses unterthänigen Berichtes noch Einiges beyzufügen die Ehre haben. Was die Bau-Arbeiten betrifft: so waren die Werkleute den Sommer über nicht müssig. Von außen fuhr man im Frühjahr noch fort, den freygewordenen Gang hinter der Bibliothek zu pflastern, und den Weg zum anatomischen Theater herzustellen. Das in dem angrenzenden Collegiengebäude herausstehende Appartement neben dem Carcer, welches nach Abtragung der Stadtmauer einen Uebelstand gab, wurde weggerissen, und, nicht ohne Schwierigkeit, im Innern des Gebäudes angebracht. Endlich war das ganze Bibliotheks- und hintere Collegien-Gebäude von der Südund Abendseite bis zur Gärtner-Wohnung, nach der Anordnung Ew. Excellenz, neu getüncht und mit einer röthlichgelben Farbe angestrichen. Die eisernen Gitter vor den Fenstern wurden mit grüner Oelfarbe, die Fensterrahmen grau gestrichen. Nunmehr, und ehe noch die erwähnten Arbeiten vollendet waren, richtete sich die gnädige Fürsorge auf die Umgebungen der Bibliothek nach der Mitternachtsseite hin. Auch im Collegienhofe ließen Ew. Excellenz das mit Sand erhöhte Pflaster aufreissen, den Schutt zum Theil abfahren, den Plumpbrunnen vor dem Eingange in das Bibliotheks- und Senats-Zimmer, der ohnehin nicht mehr in Gebrauch war, wegschaffen die Oeffnung zuwölben, und den ganzen Collegienhof in allmählig abfälliger Richtung neu pflastern, so daß die Steinplatten längs dem Hauptgebäude der Bibliothek um 6 Viertel tiefer zu liegen kommen, und der untere Saal auch von dieser Seite über die Erde hervorgehoben wurde. Die fünf Stufen, auf welchen man beym Haupteingange in die Bibliothek hinuntersteigen mußte, fielen hierdurch ganz weg. Die große eiserne Thür aber wurde, nachdem der Auftritt tiefer gelegt und die steinernen Gewände unten einen Ansatz bekommen hatten, von Schlosser-Meister Kruell mit Kraft und
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Geschicklichkeit heruntergelassen, und über derselben in den leergewordenen Raum vom Glasermeister Jacob ein neues geschmackvolles Fenster eingesetzt. Im Innern fuhr man unterdeß fort, den neuen Saal und das Arbeitszimmer völlig in Stand zu setzen. Der Saal erhielt größtentheils neue Fenster; an den Wänden wurden noch Repositorien aufgestellt. Das Arbeitszimmer ward gedielt, mit einem neuen Ofen und rings an den Wänden hin mit Bücher-Repositorien versehen. Auch das vordere Expeditionszimmer, seither weiß, ward neu getüncht und blaßgelb angestrichen; und da der Ofen von Eisenblech, alt und für die Größe des Zimmers zu klein war, so ward auch hier ein neuer Ofen gesetzt. Während Ew. Excellenz auf diese Weise für Verschönerung und Bequemlichkeit zu sorgen geruhten, fuhr ich, mit Beyhülfe des D. Weller und Bibliothekschreiber Baum ununterbrochen fort, die Medicin geordnet aufzustellen. Am 16.ten September war das Fach beendigt. Nun setzte man vom 17.ten Sept. an die Transferirung eines anderweitigen Theils der Schloßbibliothek fort. Herr Rath Vulpius, welcher jedesmal von Weimar deshalb hierher reiste, besorgte mit dem Museumsschreiber Färber, wie gewöhnlich, das Einpacken der Bücher im Schlosse, ich mit D. Weller und Bibliothekschreiber Baum das Auspacken und die Aufstellung derselben in der akademischen Bibliothek. Bis zum 3.ten October war die Mathematik, Astronomie, Technologie, Philosophie, Jurisprudenz, Theologie, Philologie und Glottik herbeygeschafft, von welchen Fächern die Mathematik, Astronomie, Technologie und Philosophie noch im neuen Saale auf den Wandrepositorien, die Jurisprudenz, Theologie und Philologie, auf den nach der Wegräumung der Medicin leer gewordenen Repositorien im unteren großen Saale, die Glottik aber im neu eingerichteten Arbeitszimmer Platz fand. So war am Schlusse des ersten Jahres, der größte Theil der Schloßbibliothek transferirt; die Naturgeschichte und Medicin der vereinigten Bücherschätze in neuer Ordnung aufgestellt. Das Local aber hatte die weisen und kraftvollen Anordnungen Ew. Excellenz eine solche Reform erlitten, wie wir sie im Anfange kaum zu hoffen wagten. Der Bau des einen Flügels war vollendet. Saal und Arbeitszimmer schön und bequem eingerichtet und bereits mit Büchern angefüllt. Die Communication der Säle im Innern war hergestellt. Was dem Gebäude von Außen irgend Nachtheil zuführen konnte, war beseitigt, der untere Haupt-Saal von der Nord- wie von der Süd- und West-Seite frey über der Erde hervorgehoben, und das Hygrometer, womit Ew. Excellenz uns versehen hatten, zeigte bald, wie wohlthätig alle diese Veränderungen auf Luft und Trockenheit des Saales einwirkten. Das Äußere des freystehenden ganzen Bibliotheksgebäudes endlich war erneuert, und wies in seinem röthlich strahlenden Farbenstrich den staunend Vorübergehenden von selbst auf die sinnreiche Deutung hin, daß dem fast verwaisten Institut eine neue Sonne aufgegangen sey. Zweytes Jahr. I. Wintersemester Da man genöthigt war, den Winter über im Zimmer zu arbeiten, so war die Sorgfalt Ew. Excellenz vor allen Dingen auf das neue Arbeitszimmer gerichtet. Der neue Ofen
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war fertig, aber beym Einheizen hatten wir das Zimmer voll Rauch. Es wurde eine Windfahne auf den Schornstein gesetzt, aber der Rauch blieb. Nun wurde die neue Oesse geschleift und über das Dach hinaufgeführt. Dadurch ward dem, auch für die im Zimmer stehenden Bücher nachtheiligen Rauchen völlig abgeholfen. Das Einheizen, das Reinigen der Zimmer und Säle, welches seither der Collegienpförtner Compter gegen eine geringe Vergütung nebenbey besorgt hatte, machte unter den jetzigen Umständen, wo täglich Vor- und Nachmittags mehrere Stunden in der Bibliothek gearbeitet wurde, und nach der Erweiterung des Locals, die Anstellung eines Dieners nöthig, welcher das Einheizen und Reinigen der Zimmer und Säle besorgte und durch Bücherzutragen, Wegegehen und andere Dienstleistungen dem Bibliothekar oder seinen Gehülfen an die Hand ging. Es war daher durch eine Verordnung Großherzogl. Ober-Aufsicht vom 25.ten October 1818 Christian Römhildt, welcher schon bey der Tranferirung der Schloßbibliothek gebraucht worden war, provisorisch als Bibliotheksdiener angestellt, und in die Geschäfte von mir eingewiesen. Zugleich übertrug ich ihm das Erinnern der Säumigen, und veranlaßte den Bibliotheksschreiber Baum, welchem dieses Geschäft seither obgelegen hatte, das Accidenz der Erinnerungsgebühren vor der Hand dem Diener zu überlassen. Um solcher Erinnerung mehr Nachdruck zu geben, hatte ich die im Jahr 1816 besondere Erinnerungsscheine drucken lassen, von welchen ich jetzt, da die Auflage vergriffen war, und die Einrichtung dem beabsichtigten Zwecke mehr entsprochen hatte, als mündliche Erinnerungen, einen neuen Abdruck veranstaltete. So lange die Jahreszeit es gestattete, arbeitete ich noch im oberen Local. Ich suchte die Bücher der Chemie und Physik aus der akademischen Bibliothek aus, ließ sie in den neuen Saal hinaufschaffen, und stellte die Chemie neben die Medizin in systematischer Ordnung auf. Doch ehe ich in Aufzählung der Wintergeschäfte fortfahre, erwähne ich dankbar der gnädigen Fürsorge Großherzogl. Ober-Aufsicht, für die Erleichterung meiner übrigen beengenden Geschäftsverhältnisse. Ich darf jene glückliche Wendung meiner Lage, welche ich hauptsächlich der Gnade Ew. Excellenz verdanke, in der gegenwärtigen Darstellung um so weniger übergehen, da sie auf die freudige und muthvolle Fortsetzung der Bibliotheksgeschäfte, wie auf meinen jetzigen und körperlichen Gesundheitszustand, einen unverkennbaren Einfluß gehabt hat. Als Assistent bey der Redaction der hiesigen Allgemeinen Literatur-Zeitung nämlich, war ich Tag für Tag mit Geschäften überhäuft. Es gab nie Ruhe, nie Ferien. So war zu fürchten, ich müsse, wenn ich diese Arbeiten neben den vermehrten Bibliotheksgeschäften ferner zu besorgen fortführe, der Arbeitslast unterliegen, und wünschte daher eine Veränderung solcher Lage. In einer unterthänigsten Vorstellung an Serenissimum gab ich diesen Wunsch zu erkennen. Durch die gnädigste Verwendung Ew. Excellenz ward ein im J. 1809 gnädigst bewilligter Extra-Gehalt von 150 Thalern nebst einem Getreide-Deputat, vom J. 1808, welche an jene Arbeiten geknüpft schienen, mittelst eines gnädigen Rescripts Großherzogl. Ober-Aufsicht vom 29.ten October 1818 mir von neuem zugebilligt, und mir freygestellt, von dem Institut der Allg. Literatur-Zeitung abzutreten, um dem Bibliotheksgeschäft mich ungestört zu widmen. Ich trat demnach von dem Institut der hiesigen Allg. Literatur-Zeitung, dem ich 11 Jahre hindurch mit Liebe und unverdrossenem Eifer treue Dienste geleistet
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hatte, im December desselben Jahres ab, und opferte den Privat-Gehalt, welchen ich seither von diesem Institute gezogen, so wie die Honoraria und Privatissimis, gern auf, um mit desto freyerer Thätigkeit mich einzig den bibliothekarischen Studien und Geschäften widmen zu können. Zur Winter-Arbeit wählte ich das Fach der Glottik, welche nach der Vorschrift Ew. Excellenz im neu eingerichteten Zimmer aufgestellt werden sollte. Hier standen bereits die Bücher aus der Schloßbibliothek beysammen. Vom November an sonderte ich die glottischen Schriften der akademischen Bibliothek, nicht nach den Zeddeln, wie früher, weil dieß zu lange aufgehalten hatte, sondern nach den Numeralcatalogen, in welchen sich die Titel schnell übersehen ließen, hob die Zeddel nach Signatur und Nummer aus, und ließ die Bücher vom Bibliothekschreiber Baum aufsuchen, von Bibliotheksdiener Römhild abstäuben, und ins Zimmer hereinschaffen. Mittlerweile entwarf ich ein Schema, ordnete die Zeddel der Schloß- und akademischen Bibliothek nach ihren Fächern, und verfuhr beim Ordnen unter Beyhülfe des D. Weller und Bibliothekschreiber Baum, ganz auf dieselbe Weise, wie bei der Medicin. Nach beyliegendem Schema habe ich die gesammte Glottik in 12 Fächer abgetheilt: Das erste enthält die allgemeinen sprachkundlichen Schriften; die übrigen folgen nach der gewöhnlichen Ordnung der Völker. In jeder Sprachabtheilung wird die Geschichte der Sprache vorausgeschickt, dann folgen Grammatiken, Schriften über einzelne Theile der Grammatik, z. B. Formlehre, Partikeln, Idiotismen u.s.w., hierauf Lexica, Phraseologien, Chrestomatien, Übersetzungsbücher, jedes in chronologischer Folge. Da im November die Auction der Grunerischen Bibliothek ihren Anfang nahm: so hatte Großherzogl. Ober-Aufsicht durch einen Erlaß vom 29. Octbr. 300 Thaler zum Ankauf für unsere Bibliothek bestimmt. Dieser gnädigen Verordnung zufolge, gab ich, um nicht in den dringenden Arbeiten unterbrochen zu werden, dem Bibliotheksschreiber und Auctionator Baum Auftrag, die von dem Herrn Decan der medicinischen Facultät angestrichenen Bücher zu erstehen, auch auf alle solche Schriften, welche unter dem Preise weggehen sollten, zu Gunsten der Bibliothek, wofern sie dieselben nicht schon besäße, Rücksicht zu nehmen. In dieser Absicht ging ich den früher verglichenen Grunerischen Katalog, worin die in der Jenaischen und Weimarischen Bibliothek vorhandenen Schriften angestrichen waren, täglich Stück für Stück mit ihm durch, und bezeichnete die bedeutenderen Schriften. Schon zu Anfange des Herbstes hatte man Vorbereitung getroffen, nach der gnädigsten Absicht der Durchl. Herrn Erhalter auch das medicinische Auditorium zur Bibliothek zu ziehen, und den Winter über als Büchersaal einzurichten, damit im Frühjahr der noch übrige Theil der Schloßbibliothek hier Platz fände. Um nun die Communication zwischen diesem Auditorium und der Buderischen Bibliothek herzustellen, war vorerst nöthig, die an der hinteren Wand des Buderischen Saales in Schränken aufbewahrten Buderischen Manuscripte in Sicherheit zu bringen, die Bücher in dem sogenannten Dupletten-Cabinet neben der Buderischen Bibliothek wegzuschaffen, und die in dem dunkeln Vorsaal erst kürzlich aufgestellten Bücher der deutschen Gesellschaft auf die Seite zu räumen. Es war schwierig, in den übrigen Sälen hiezu den nöthigen Raum zu finden. Indeß suchte ich Rath zu schaffen. Die Buderischen Manuscripte wurden einstweilen in einem Wandschranke des neuen Saales, welcher bey der Räumung des juristischen Auditoriums leer geworden war,
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und auf dem darneben stehenden Repositorium aufbewahrt; die Dupletten ganz oben auf den Repositorien im Buderischen Saale, die Bücher der deutschen Gesellschaft aber auf dem neuen Vorsaale hinter dem Arbeitszimmer untergebracht. Für die übrigen, welche auf solche Weise nicht untergebracht werden konnten, ließ ich an der Vorderseite des neuen Saales der Naturgeschichte gegenüber, ein neues Repositorium aufstellen. Nach diesen Vorbereitungen, und nach dem unter dem 20. October dem illustren akademischen Senat von der höchsten Entschließung der Durchlauchtigsten Herrn Erhalter Anzeige gemacht worden, ward am 10.ten November auf gnädigsten Befehl und im Beysein Ew. Excellenz, die Schiedwand zwischen dem Dupletten-Cabinet und dem dunkeln Vorsal neben der Buderischen Bibliothek durchbrochen und weggerissen, wodurch ein großes helles Cabinet entstand. Nächstdem suchte man in der Mauerwand des medicinischen Auditorium, den Durchgang welcher ehedem beide Hörsäle verbunden hatte. (Der Buderische Hörsaal war in früheren Zeiten das theologische Auditorium gewesen). Die Thür war bald gefunden, geöffnet, erweitert, und die Communication zwischen beiden Sälen hergestellt. Nachdem die nöthigen Messungen vorgenommen, und der Standpunct der neuen Thür ins medicinische Auditorium von Ew. Excellenz selbst so bezeichnet worden war, daß, wenn man in der Mitte des Buderischen Saales hinabgeht, beide Thüren, die Aus- und Eingangs-Thür genau auf einander stoßen; so ward zur Räumung des Auditoriums geschritten. Zuerst fertigte ich von den Bildern der theologischen und medicinischen Professoren, welche hier rings an den Wänden hin in chronologischer Ordnung hingen, ein genaues Verzeichniß, ließ alsdann die Bilder von den Wänden herabnehmen, vom Staube reinigen, mit Nummern versehen, und die medicinischen einstweilen in eine Hinterstube des Collegiengebäudes bringen, die Bilder der Theologen aber im Buderischen Saale zwischen den Repositorien nach der Zeitfolge wieder aufhängen. Sodann räumte Herr Hofrath Fuchs, als Decan der medicinischen Facultät in meinem Beysein, die im Auditorio stehenden Instrumenten- und Acten-Schränke aus, nahm die chirurgischen Instrumente zu sich, die Acten verzeichnete und versiegelte er, und übergab sie mir, nachdem das darüber gefertigte Verzeichniß gegenseitig unterschrieben worden war, um sie einstweilen in der Bibliothek aufzubewahren. Die Schränke wurden einstweilen im hintern Collegiengebäude in Sicherheit gebracht. Mittlerweile waren Katheder und Bänke im Auditorio abgebrochen, das Estrich aufgehauen, das Thürgestelle eingesetzt, und der Fußboden, welcher nach der Mitte zu eine Vertiefung hatte, ausgeglichen. Der neu entstandene Vorsaal zwischen dem Auditorio und der Buderischen Bibliothek ward getüncht, neu angestrichen, und gehörig in Stand gesetzt. Nun benutzte ich denselben, die Bilder der medicinischen Professoren in chronologischer Reihenfolge wieder aufzuhängen. Auf solche Weise ward das sonst dunkle Cabinet in kurzer Zeit zu einem geräumigen und freundlichen Museum umgeschaffen. Unter solcherlei Arbeiten nahte der Jahresschluß, doch ein höchst erfreuliches Ereigniß stand der erneuerten Anstalt noch bevor, welches für die Annalen unserer Bibliothek, wie der ganzen Universität, zu denkwürdig ist, als daß es in gegenwärtigem Bericht übergangen werden dürfte.
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Am 15.ten December 1818 geruhten Ihre Majestät, die erhabene Kaiserin Maria von Rußland, in Begleitung Sr. Königl. Hoheit unsers Durchlauchtigsten Großherzog und Höchst ihrer ganzen Großherzogl. Familie, auch mehrerer befreundeter Fürsten und Fürstinnen, nebst einem sehr zahlreichen Gefolge, die Bibliothek mit allerhöchst ihrem gnädigsten Besuche zu beehren, die seltenen Manuscripte und andere Merkwürdigkeiten derselben mit allerhöchstem Wohlgefallen zu sehen, und in dem neu eingerichteten Zimmer ein Frühstück einzunehmen. Die sämmtlichen Professoren der Universität wurden Ihro Majestät vorgestellt. Mehr als 70 bis 80 Personen waren gegenwärtig. Das ganze Bibliothekspersonal war thätig; auch mein College, Herr Rath Vulpius aus Weimar war zugegen. Ihre Majestät so wie die sämmtlichen Höchsten Herrschaften, geruhten allerhöchst ihren Namen eigenhändig in unser Fremdenbuch einzuschreiben und den unterzeichneten Bibliothekar, wie seinem Collegen zu Weimar, als „Merkmal des allerhöchsten Wohlwollens“ mit einem kostbaren Brillantringe allergnädigst zu beehren. Während ich im neuen Jahre, unter thätiger Beihülfe des D. Weller und des Bibliothekschreibers Baum fortfuhr, die Glottik im neuen Zimmer zu ordnen und aufzustellen, übernahm Herr Rath Vulpius zu Weimar die verdienstliche Mühe, eine Anzahl kleiner, zum Theil höchst wichtiger historischer Schriften aus der Buderischen Bibliothek, welche in die Katalogen nicht eingetragen waren, auf Zeddel zu verzeichnen, wozu ich ihm schriftenweise Bände aus der genannten Bibliothek aussuchte und nach Weimar sandte. Am 8.ten Januar 1819 erstattete ich einen gutachtlichen Bericht an Großherzogl. Ober- Aufsicht über das Betragen und die Anstellung des neuen Bibliotheksdieners, und entwarf eine neue Instruction für denselben. Einige zufällige Gedanken bei der neuen Einrichtung der akademischen Bibliothek- und Collegien-Gebäude, welche Ew. Excellenz ich unter dem 20.ten Januar vorzulegen wagte, sind vor der Hand unausführbar; indeß mögen sie zum Beweis dienen, zu welchen weit hinsehenden Ideen und Hoffnungen ein rasches und kraftvolles Eingreifen, wodurch bereits eine gänzliche Reform des Bibliotheksgebäudes bewerkstelligt worden war, den in die Zukunft schauenden Beobachter hin führen könne und gewissermaßen zu berechtigen scheine. Gegen Ende des Januars war die Glottik systematisch geordnet und aufgestellt. Es war nun nöthig, die einzelnen Bücher genau durchzusehen, die geschriebenen Titel zu berichtigen und für den neuen Katalog zu redigiren. Solche Revision ist mühsam und zeitraubend. Keine Schrift darf übergangen werden; kleinen, unbedeutenden Schriften ist dieselbe Aufmerksamkeit zu widmen, wie großen bedeutenden Büchern. Die Arbeit läßt sich nicht nach der Bändezahl berechnen, da mancher Band mehr als 40 bis 50 solcher kleinen Schriften enthält, von welchen jede einzeln dieselbe Mühe und Aufmerksamkeit erfordert. Bei solcher Revision der Bücher aber sind folgende Puncte zu beobachten: 1.) Die geschriebenen Titel werden mit dem Titel im Buche genau verglichen, fehlerhafte berichtigt, zu kurz und unvollständig geschriebene vervollständigt, und zu ausführliche abgekürzt, besonders aber auf genaue Angabe der Namen, des Druckorts und Jahres, so wie das Format geachtet. 2.) Der Hauptname des Verfassers oder das Stichwort, unter welchem das Buch in den Katalog einzutragen ist, wird unterstrichen oder darüber geschrieben.– Das
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Unterstreichen scheint leichte Mühe; aber das Auffinden der Hauptnamen ist oft desto schwieriger. Bey wie vielen Schriftstellern sind Vor- und Zunamen gleich gewöhnlich? Wie viele haben den Hauptnamen weggeworfen, latinisiert, oder einen neuen Zunamen angenommen! Wie viele Verfasser vorzüglich des Mittelalters, kommen unter drey, vier Bezeichungen vor. Conrad von Ursperg z. B. heißt in den verschiedenen Ausgaben seines Chronicon, bald Conradus Urspergensis, bald Abbas Urspergensis, bald schlechthin Urspergensis, oder sein Buch Chronicon Urspergense? Ist es derselbe Verfasser? Dasselbe Buch? Unter welchem Namen ist das Buch in den Katalog einzutragen, damit die Ausgaben auf Einem Blatte beysammen stehen? Diese Fragen lassen sich, zumal bei weniger Bekannten, nur durch zeitraubendes Nachschlagen literarischer Hülfsmittel beantworten. Nicht weniger schwierig ist es, bey anonymen Schriften das richtige Stichwort aufzufinden; dieß beweisen schon die schwankenden Grundsätze, welche in gedruckten Büchern hierüber herrschen. 3.) Die neue Signatur und Nummer wird dem Titel auf dem Zeddel beygeschrieben z. B. Gl. II, 46. Genauigkeit in der Reihenfolge ist hier die Hauptsache; oft muß die Bücherreihe wieder übersehen, oft wegen einer, verschriebenen Jahrzahl auf dem Zeddel die Nummern einer ganzen Reihe umgeändert werden. 4.) Dieselbe Signatur und Nummer wird in das Buch und zwar auf die Rückseite des vorderen Banddeckels, in die obere Ecke rechter Hand eingeschrieben. 5.) Die deutsche Nummer kömmt von außen auf den Rücken des Bandes, an die untere Kante, zu stehen. 6.) Das Buch wird durchblättert, theils um den Inhalt zu untersuchen, ob dasselbe wirklich in das Fach gehöre, wohin es dem Titel zufolge gestellt worden war, theils um zu sehen, ob noch andere Schriften angebunden sind.– Manche Bücher konnten wegen unbestimmter, fremdartiger, nicht sogleich verständlicher Titel, sich beym Ordnen leicht in unrechte Fächer verirren, z. B. Chimatrie unter Chemie, Physik (in englischer Sprache) unter Physik, welche, nach genauerer Einsicht des Inhalts in die Medicin gestellt werden mußten. 7.) Sind mehrere Schriften zusammengebunden: so werden sie einzeln revidirt, jede mit besonderer fortlaufender Nummer auf dem Titelblatte bezeichnet, dem Zeddel der übrigen Signatur in Parenthesie beygesetzt z. B. Gl. II, q. 47 (3), und zugleich unter dem Titel bemerkt, mit welchem Buche sie zusammengebunden ist. Nach diesen voraus angenommenen Regeln fing ich am 1.ten Februar die Revision der Glottik an, und machte bald die Bemerkung, daß fast die meisten Zeddel der akademischen Bibliothek eine Abkürzung, die der Schloßbibliothek einer Ergänzung bedurften. Dagegen fehlte in den akademischen durchgängig die Angabe, mit welchem Buche die angebundene Schriften zusammengebunden waren, so wie der Beysatz des Formats. Es war also kein einziger Titel, der nicht einer Correctur bedurfte. Eine Menge von Titeln aus beiden Bibliotheken fehlten ganz, und mußten folglich neu geschrieben werden. In dieser Revisions-Arbeit ward ich für jetzt bloß durch den Bibliotheksschreiber Baum unterstützt, welcher die Nummern von Außen auf die Bücher schrieb. Ins Buch schrieb ich Signatur und Nummer selbst ein. Auch die fehlenden Zeddel schrieb ich selbst.
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D. Weller trug mittlerweile die angekommenen Bücher aus der Grunerischen Auction (welche, weil die Bücher zu wohlfeil weggingen, vor der Hand ausgesetzt worden war) ins Vermehrungsbuch ein, und besorgte die Aufträge Großherzogl. OberAufsicht in Hinsicht der Bau-Arbeiten. Unterdessen war man auf die Anfertigung eines neuen alphabetischen Katalogs bedacht. Da die alten Nominalkatalogen durch die Umstellung der Bücher außer Gebrauch gesetzt wurden, und der Raum in denselben, ihrer ersten Anlage nach, ohnehin so beschränkt war, daß sie zum Nachschlagen schon jetzt nicht mehr taugten: so war ein neuer alphabetischer Nominalkatalog nothwendiger, als ein Realkatalog, zumal da man die Realordnung in den neu aufgestellten Büchern selbst vor Augen hatte. Über die Art, wie der neue Katalog seiner äusseren Form nach einzurichten sey, hatte ich den hiesigen und Weimarischen Katalog vorliegend; aber beide schienen ungeachtet der empfehlenswerthen Seiten des letztern, bey der Einrichtung unseres neuen nicht durchgängig zum Muster angenommen werden zu dürfen. Daher entwarf ich, auf dem Grund eines kurzen, von Ew. Excellenz selbst unterzeichneten Regulativs vom 23. May 1803, welches ich unter den Bibliotheks-Acten vorgefunden hatte, ein neues Regulativ für die Anfertigung unseres Nominalkatalogs, und legte dasselbe unter dem 30.ten Januar 1819 Großherzogl. Ober-Aufsicht zur Genehmigung vor. Die Hauptpunkte dieses Regulativs waren folgende: 1.) Auf jedes Blatt oder Bogen kommt nur Ein Schriftsteller, damit bei künftigem Zuwachs die neu hinzukommenden Schriftsteller auf besonderen Blättern bequem eingeschoben werden können. 2.) Der Name des Schriftstellers, oder bei anonymen Schriften das Stichwort, wird durchgängig, das Buch mag in deutscher, lateinischer, oder in einer anderen Sprache verfaßt seyn, mit lateinischen Lettern deutlich geschrieben. 3.) Der Name des Verfassers, oder bey anonymen Schriften das Stichwort, kömmt oben über eine gezogene Querlinie zu stehen, und zwar der Hauptname voran, der Taufname unmittelbar dahinter, mit vorhergehendem Comma. Bey Adelichen wird das Wörtchen von oder de, a, dem Hauptnamen voran gesetzt, nicht hinter dem Taufnamen, z. B. a Lapide, Joh. (nicht Lapide, Joh. a). 4.) Der Titel des Buchs kömmt unter die Querlinie, und zwar so, daß die erste Zeile über die vordere Längenlinie etwas herausgerückt wird, und die folgenden Zeilen mit der Längenlinie perpendiculär herunter laufen. 5.) Sind von einem Autor mehrere Bücher vorhanden: so folgen die Titel, wo möglich in chronologischer Ordnung, auf einander, doch so, daß zwischen jedem Titel, wo möglich in gleicher Entfernung, einiger Zwischenraum bleibt. Nur bey der Wiederkehr desselben Buches, oder bey unmittelbar aufeinander folgenden Ausgaben, findet ein Zwischenraum nicht statt. 6.) Laufen die Büchertitel Eines Autors auf die zweyte und dritte Seite des Bogens über: so wird der Name desselben auf jeder Seite wieder von neuem darüber gesetzt. 7.) Bey dem Abschreiben der Titel wird diejenige Orthographie, welche man auf den Zeddeln findet, genau beybehalten. 8.) Das Format der Bücher wird sogleich hinter dem Titel (nicht hinter der Signatur)
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bemerkt, doch etwas näher an die hintere Längen-Linie angerückt, damit es beym Aufsuchen der Bücher, in Verbindung mit der Signatur, mehr in die Augen falle. 9.) Ist das Buch an ein anderes angebunden: so werden die Anfangsworte der ersten Schrift im Bande dem Titel beygefügt, und zwar, unmittelbar darunter in einer neuen, etwas eingerückten Zeile z. B. c. Melanchth. Gramm. Lat. 10.) Die Signatur des Buchs kömmt hinter die Längenlinie rechter Hand, neben dem Titel. Nachdem vorstehendes Regulativ die hohe Genehmigung Großherzogl. Ober-Aufsicht erhalten hatten4: wurde der neue Katalog am 8.ten Februar zu schreiben angefangen. Ew. Excellenz selbst hatten für ein festes und dauerhaftes Papier gesorgt, welches in Weimar nach Vorschrift liniirt und zugerichtet wurde. Die Bücher der Bibliothek waren freylich erst dem kleinsten Theil nach systematisch aufgestellt, die geschriebenen Zeddel folglich noch nicht revidirt, nicht nach der neuen Ordnung signirt und für den Katalog redigirt. Der neue Katalog konnte also nur theilweise gefertigt und je nachdem die Revision vorrückte, von Fach zu Fach fortgeführt werden. Denn jedes Buch muß erst seinen bestimmten Platz im Fache, seine Signatur und Nummer haben, ehe es in den Katalog eingetragen werden kann. In dieser Rücksicht wäre es allerdings bequemer gewesen, wenn man mit dem Anfange des neuen Katalogs so lange hätte warten können, bis die ganze Bibliothek geordnet, alle Bücher redigirt, und der gesammte Vorrath der geschriebenen und revidirten Zeddel beysammen war. Man hätte dann die sämmtlichen Zeddel mit Einem Mal in alphabetische Ordnung gelegt, und der Katalog hätte von A bis Z der Reihe der Buchstaben nach ununterbrochen fortgeschrieben werden können. Auf solche Weise wäre viel Mühe und Zeitaufwand erspart worden. Man wäre des mühsamen Einschaltens neuer Schriftsteller, oder später vorkommender Büchertitel eines Verfassers, welches bey jedem neuen Fache, dessen Titel eingetragen werden sollen, eine neue Durchsicht der sämmtlichen bereits beschriebenen Katalogbogen nöthig macht, und immer schwieriger wird, je stärker der neue Katalog anwächst, überhoben gewesen. Ja man hätte selbst die chronologische Ordnung der Titel bey dem einzelnen Verfassern strenger befolgen können, als dieß jetzt geschehen kann, wo oft ältere Bücher desselben Verfassers, weil sie in anderen, später zur Revision kommenden Fächern stehen, auch später nachgetragen und den jüngeren Schriften nachgesetzt werden müssen. Allein hätte man diese nicht zu verkennenden Vortheile berücksichtigen wollen, so hätte die ganze Bibliothek bis nach vollbrachter Revision der Bücher und bis nach gänzlicher Vollendung des neuen Katalogs außer Gebrauch gesetzt werden müßen, da die vom alten Platze gerückten Bücher ohne Katalog sich entweder gar nicht, oder nicht ohne Mühe hätten auffinden lassen. Würde dagegen der Katalog theilweise geschrieben: so blieb immer nur ein kleiner Theil der Bücher, das Fach nämlich welches in Arbeit war, dem Gebrauche entzogen, und auch dieser nur so lange, bis das Fach geordnet und in den Katalog eingetragen war. 4
Bestätigung des Regulativs durch die Oberaufsicht (Goethe) am 2. 2. 1819. Goethe, Tagebücher, VII,1, S. 16; VII,2, S. 539.
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Man wählte also, um die einzelnen Fächer desto eher wieder für das Publicum in Gebrauch zu setzen, lieber die theilweise Anfertigung des Katalogs, ob sie gleich mit mehr Zeitaufwand und Mühe verbunden war, und die Vollendung des ganzen Unternehmens weiter hinausschob. In der Einrichtung, daß für jeden Autor ein Blatt oder Bogen bestimmt wurde, hatte man einige Erleichterung dieser mühsamen Arbeit, und zugleich ein Auskunftsmittel gefunden, wie der Katalog theilweise gefertigt werden, und doch am Ende ein Ganzes ausmachen könne. Die zu verschiedener Zeit geschriebenen Bogen durften nur in alphabetischer Ordnung zusammengelegt werden. Um nun den Katalog auf solche Weise beginnen zu können, wurden die bereits revidirten Zeddel der Glottik vom Bibliotheksschreiber Baum in alphabetische Ordnung gelegt, und von mir durchgesehen. Das Schreiben des Katalogs selbst, wurde dem D. Weller und Bibliotheksschreiber Baum übertragen, und damit nicht auf jedem Blatte verschiedene Handzüge abwechselten, ward die Einrichtung getroffen, daß jeder zum Schreiben sich seine besonderen Buchstaben wählte z. B. D. Weller A und B, Baum C und D u.s.w. Während nun D. Weller und Baum den Februar und März hindurch am neuen Kataloge schrieben, ich selbst aber die Revision der Glottik ununterbrochen fortsetzte, wurde das medicinische Auditorium zum Büchersaal völlig eingerichtet. Die Thür an der Morgen-Seite, welche aus dem Auditorio in das hintere Collegiengebäude führte, ward auf Befehl Ew. Excellenz zugemauert. Um den Saale mehr Licht zu schaffen, ward an derselben Morgenseite nach dem hinteren Collegienhofe hin, zunächst dem Hintergebäude, ein neues Fenster durchgebrochen. Um letzteres zu bewerkstelligen, mußte das von Außen an die Mauer angelehnte Dach des vormaligen Manuscripten-Cabinets abgenommen, und ihm eine solche Richtung gegeben werden, daß der obere Theil desselben zwischen die Fenster zu liegen kam, und die Stelle der Mauer, wo das Fenster durchgebrochen werden sollte, von Außen frey blieb. Der ungleiche Fußboden wurde neu geebnet und gedielt, auch der ganze Saal getüncht und blaßgelb angestrichen. Unter diesen Bau- und bibliothekarischen Arbeiten rückte das Frühjahr heran, und was unter so weiser und kraftvoller Leitung Großherzogl. Ober-Aufsicht für unsere Anstalt seither geschehen war, ließ für den Fortgang die glänzendsten Hoffnungen schöpfen. Doch in diesem Drange der Arbeiten verlor die Bibliothek durch das am 22.ten März 1819 erfolgte Ableben Sr. Excellenz des Herrn Staatsministers von Voigt, welcher im innigen Verein mit Sr. Excellenz, um Gründung und Förderung der hiesigen wissenschaftlichen Institute, und in der letzten Zeit auch namentlich um unsere Universitätsbibliothek sich hohe und unsterbliche Verdienste erworben hatte, ihren zweyten Chef, und die Großherzogl Ober-Aufsicht über alle unmittelbaren Anstalten für Kunst und Wissenschaften, welcher gegenwärtig auch unsere Universitätsbibliothek untergeordnet zu seyn das Glück hat, blieb nunmehr Ew. Excellenz allein anvertraut. So schmerzlich uns dieser Verlust war, so fühlten wir uns durch das fortdauernde Wohlwollen Ew. Excellenz, und durch die Wahrnehmung, wie Hochdieselben mit unveränderter Thätigkeit das Organisationsgeschäft zu leiten fortfuhren, bald gestärkt
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und gehoben, und es gereichte uns zu einiger Beruhigung, in Hochdero Herrn Sohne, dem Herrn Kammerjunker und Geheimen Kammerrath August Walther von Goethe, Ew. Excellenz einen thätigen und treuen Gehülfen in diesem Geschäft an die Seite gegeben zu sehen. II. Sommersemester Schon beim Eintritt des Sommer gaben Ew. Excellenz unserm Institut einen neuen Beweiß gnädiger Fürsorge. Da nämlich D. Ernst Weller nunmehr ein Jahr lang bey der Bibliothek hülfreiche und thätige Dienste geleistet hatte, ohne einen Gehalt zu beziehen: so ward demselben für das verfloßene Jahr durch gnädige Vermittelung Ew. Excellenz eine Entschädigung von 150 Thalern huldreichst bewilligt. Dem Bibliothekar und Bibliothekschreiber Baum geruhten Ew. Excellenz in Rücksicht der vermehrten Arbeiten verhältnißmäßige Gratificationen für die Folge zuzusichern. Um dieselbe Zeit wurde durch eine hohe Verordnung Großherzogl. Ober-Aufsicht vom 23.ten Mai 1819 Johann David Gottlob Compter, Sohn des akademischen Collegienpförtners, ein hoffnungsvoller junger Mann, welcher eine schöne, deutliche Hand schrieb, zum Versuch bey dem Schreiben des neuen Katalogs angestellt, und in das Geschäft von mir eingewiesen. Am 24.ten Mai fing er an zu schreiben und setzte die Arbeit zu meiner Zufriedenheit fort. Den D. Weller und den Bibliothekschreiber Baum erwartete unterdeß ein anderweitiges Geschäft. Im Mai hatte der Tischler Meister Werner die Wandrepositorien, wozu ihm gestattet wurde, die leergewordenen Bücherrepositorien im Schlosse zu benutzen, in dem neuen medicinischen Saale aufgestellt und Alles war vorbereitet, den noch rückständigen historischen Theil der Großherzogl. Schloßbibliothek hierher zu versetzen. Am 24.ten Mai ward der Anfang gemacht. Im Auftrag des Herrn Rath Vulpius besorgte der Museumschreiber Färber das Einpacken der Bücher im Schlosse. Hier wurden sie in meinem Namen, damit ich in den Revisions-Arbeiten nicht unterbrochen wurde, von D. Weller und Bibliothekschreiber Baum übernommen und im hinteren neuen Saale, dem seitherigen medicinischen Auditorio, aufgestellt. Der Diener Römhild schaffte mit einem zugezogenen Tagelöhner die Kisten, wie vorher, an Ort und Stelle. Wir erboten uns, um die Arbeiten zu fördern, den Sommer über täglich sieben Stunden, von 8 bis 12 und von 2 bis 5 Uhr auf das Bibliotheksgeschäft zu verwenden, welches Anerbieten von Ew. Excellenz mit gnädigsten Wohlwollen aufgenommen und genehmigt wurde. Herr Rath Vulpius benutzte seine Anwesenheit, ein Verzeichniß der zahlreichen Buderischen und einiger Sagittarischen Manuscripte zu fertigen, von welchen noch gar kein Katalog vorhanden war. Von diesem neuen Kataloge der Buderischen Manuscripte ließ er in der Folge zu Weimar eine Abschrift machen, welche er an unsere Bibliothek einsandte. Am 19.ten Juni war die Transferirung der Schloßbibliothek völlig beendiget. Die Repositorien im Schlosse wurden abgebrochen und zu den acht Doppel-Repositorien in der Mitte des neuen Saals benutzt.
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Mit den Büchern der Schloßbibliothek kamen auch die Büsten von Büttner, Schelling und Jacobi, so wie einige Gemählde, Bildnisse von Büttner und seiner Familie, an unsere Bibliothek eine dankenswerthe Zugabe, da es den akademischen Bibliothekssälen an solcher Decoration fast gänzlich fehlte. Ew. Excellenz ließen die Büsten erneuern, mit Firniß überziehen, und in dem neuen Cabinet zwischen dem Buderischen und dem neuen Saale aufstellen, wo bereits die Bildnisse der medicinischen Professoren hingen. In eben dieses Cabinet ward nun auch die im Jahr 1799 auf Veranstaltung seiner Zuhörer gefertigte Büste des Staatsraths Hufeland aus dem unteren Saale heraufgeschafft, so daß jede der vier Ecken mit einer Büste decorirt werden konnte. Durch die gnädige Fürsorge Ew. Excell. ward nun das freundliche Cabinet durch ein neues Fenster noch mehr erhellt, auch mit zwey neuen Tischen und einem halben Dutzend modern gearbeiteter Stühle versehen, um solchergestalt zum Verweilen hoher Gäste – denn die Hoffnung, das an die Bibliothek stoßende Senatszimmer zu diesem Zweck mit der Bibliothek zu vereinigen, schien vor der Hand verschwunden – stellvertretend und zweckmäßig eingerichtet. In dem neuen Saale daneben hatte man inzwischen die Mittelrepositorien aufgestellt, und, wie im vorderen neuen Saale, grau angestrichen, auch die vorderen bereits mit Büchern aus der Schloßbibliothek angefüllt. Einige neue Leitern waren bestellt. Sechs neue Fenster wurden nach und nach fertig; die übrigen gereinigt und gut hergestellt. Der Saal war hell und freundlich. Weil aber das ganze Hauptgebäude in etwas schräger Linie hinläuft, die Bücherrepositorien hingegen eine winkelrechte Stellung hatten erhalten müssen: so schien diese Regelwidrigkeit den harmonischen Eindruck des Ganzen, zumal beym Eintritt aus dem Buderischen Saale, einigermaßen zu stören. Indeß wußten Ew. Excell. auch hier auf eine höchst sinnreiche Weise zu helfen. Mit dem juristischen Auditorio war zugleich das von Heinsius gemalte Bildniß unseres verehrten Großherzogs, welches Se. Königl. Hoheit als Prinz darstellt, in die Bibliothek gekommen, und einstweilen im Zimmer aufgehängt worden. Dieses Jugendbild, an welches sich so hohe und große Erinnerungen knüpfen, ließen Ew. Excell. wieder auffrischen, und im neuen Saale auf einem, zwischen den beiden Repositorien, auf welche der Eingang aus dem Cabinet stößt, ausgebreiteten grünen Vorhange anbringen, das von Jagemann gemalte Bildniß des seel. Herrn Staatsministers von Voigt aber, mit welchem Se. Königl. Hoheit unsere Bibliothek zu zieren gnädigst geruht hatten, über der Ausgangsthür im Buderischen Saale aufhängen, so daß bey offenen Thüren denen, welche den mittleren Gang des Buderischen Saales herabgehen, vorerst das Bildniß des Ministers freundlich entgegen tritt, während das Bild des Fürsten, durch beide Thüren völlig sichtbar, ihnen in hoffnungsvoller Glorie, gleichsam wie aus dem Allerheiligsten hervor, entgegensieht. Um diese Zeit ward auf hohe Veranstaltung Ew. Excell. der alte Thurm auf dem Löbderthore abgetragen, das Thor selbst weggerißen, und der daraufstoßende Theil des Stadtgrabens ausgefüllt. Hierdurch ist für die Stadt ein anmuthiger freyer Platz gebildet, und die Fahrstraße vom Neuthor in die Löbderstraße herein, sonst eine düstere Bogenfahrt, eine freye, gerade Richtung gegeben worden. Indeß glaube ich die tiefer liegende Absicht Ew. Excellenz nicht zu verkennen, wenn ich auch
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diese Verschönerung der Stadt mit der neuen Umschaffung unserer Bibliothek in Verbindung setze, für welche durch die Wegschaffung des alten Gemäuers eine freyere und günstigere Lage und eine freundliche Aussicht auf Nähe und Ferne gewonnen wurde. Was die bibliothekarischen Arbeiten im Innern der Bibliothek betrifft: so hatte ich im Juny die Revision der Glottik beendigt, und war zur Naturgeschichte übergegangen. Dadurch, daß eine Menge Schriften zu welchen die Zeddel fehlten, entweder weil sie noch gar nicht geschrieben waren, wie dieß bei angebundenen Schriften häufig der Fall war, oder weil man die Zeddel wegen falsch geschriebener Nummer nicht hatte finden können, beym Revidiren neu verzeichnet werden mußten, war das Revisionsgeschäft sehr erschwert und aufgehalten worden. Daher traf ich bey der Naturgeschichte die Einrichtung, daß D. Weller die Bücher vorher durchsah, und die fehlenden Zeddel ergänzte. Ich selbst übernahm die Hauptrevision, auf die oben beschriebene Weise. Genaue Angaben des Titels, den ich nach Befinden ergänzte, abkürzte und berichtigte, so wie der Namen oder des Stichworts und der Signatur, welche ich dem Titel beyschrieb, war Haupterforderniß. Die auf dem Zeddel bemerkte Signatur, welche bey Revision der Glottik von mir selbst in jedes Buch geschrieben worden war, ließ ich jetzt, um Zeit zu gewinnen, durch den Bibliotheksschreiber Baum in die Bücher einschreiben, welcher zugleich die Nummer auf den Rücken desselben setzte. Die revidirten Bücher wurden sodann in Ordnung aufgestellt, die einzelnen Fächer durch dazwischen gesetzte Stäbchen von einander abgeschieden, und bey jedem Fache für neuen Zuwachs Platz gelassen. Die Zeddel aber legte der Bibliothekschreiber Baum nach den unterstrichenen Namen und Stichwörtern in alphabetische Ordnung; ich sah die geordneten parthieweise durch und ließ sie sofort durch den neuen Schreiber Compter in den neuen Katalog einschreiben. Der im October 1818 versuchsweise zum Diener angenommene Christian Römhildt hatte nunmehr drey Vierteljahre handreiche Dienste geleistet; er hatte für Reinigung der Zimmer und Säle gesorgt, Bücher zugetragen, Säumige erinnert, und war beym Ausleihen und sonst an die Hand gegangen. Auf einen neuerstatteten Bericht hatten Ew. Excellenz die Gnade, denselben durch eine hohe Verordnung vom 22.ten July 1819 zu fernerer Dienstleistung bey der Bibliothek, jedoch noch provisorisch, anzustellen, und ihm eine Remuneration von 40 rt. jährlich zuzusichern, welche Remuneration, ihm von der Zeit seiner Dienstleistung an ausgezahlt werden sollte Am 16.ten August kam Herr Rath Vulpius mit seinem Sohne, Rinaldo, aus Weimar hier an, um zufolge einer hohen Verordnung Großherzogl. Ober-Aufsicht die Zeddel der akademischen Bibliothek in Fächer zu ordnen, damit das Ausheben einzelner Fächer, welches die Arbeit erschweren, vermieden werde. Ich ersuchte ihn besonders, die Zeddel derjenigen Schriften, welche in einem Bande verzeichnet sind, zusammen zu legen. Weil die Zerstreuung derselben bey der Revision am meisten aufzuhalten pflegt. Die Zeddel lassen sich mit leichterer Mühe neu schreiben, als sie einzeln aus dem Haufen herauszusuchen. Mein Herr College gebrauchte daher die Vorsicht, dieselben mit Nadeln zusammenzustecken. Am 14.ten September kehrte er nach Weimar zurück.
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Während desselben hatte ich die Revision der Naturgeschichte, mit Einschluß der Botanik und Mineralogie, beendigt. Die Bücher waren auf den beyden ersten Doppelrepositorien im vorderen Saale in gehöriger Ordnung wieder aufgestellt, die revidirten Zettel wurden alphabetisch geordnet, und zum Eintragen in den Katalog, an welchem fortgeschrieben wurde vorbereitet. Am 24.ten August fing ich an die medicinischen Bücher zu revidiren, und verfuhr, wie bey der Naturgeschichte, so, daß D. Weller vorher die Bücher durchsah, und die fehlenden Zeddel ergänzte. Die Revision war dadurch sehr erleichtert; indeß gab es hie und da noch manche Titel nachzutragen. Besondere Schwierigkeit machten dem Revisor die alten arabischen Aerzte, theils, weil es meistentheils Incunabeln sind, theils, weil die Namen derselben so verschieden angegeben werden. Auch der Eingeweihte ist hier schwankend, unter welchem Namen er die Schriftsteller in den Katalog eintragen soll, z. B. Avicenna, Ebn Sina, Ibn Sina. Daß man die sämmtlichen Ausgaben dieses verschieden genannten Schriftstellers unter dem gewöhnlichen Namen Avicenna in dem Kataloge ausführen solle, ist einfach entschieden,– vorausgesetzt nämlich, daß man wisse, Ebn Sina und Ibn Sina sey mit Avicenna Eine Person. Und es giebt seltenere und fremdere Namen; ich wähle nur bekanntere Beyspiele. Uebrigens brachte ich vorher noch die in der Grunerischen Auction erstandenen Bücher in die systematische Ordnung, und schaltete sie während der Revision an Ort und Stelle in die Fächer ein. Die Arbeit wurde bis zu Ende Octobers täglich sieben Stunden fortgesetzt; die gewöhnlichen Ausleih- und anderen bibliothekarischen Geschäfte hatten ihren regelmäßigen Fortgang, und mit dem Schlusse des zweyten Jahres, in welchen Ew. Excellenz für die Erweiterung und Verschönerung des Locals abermals so herrlich gesorgt hatten, war die Medicin im vorderen Saale revidirt und geordnet. Drittes Jahr vom November 1819 bis zum October 1820 I. Wintersemester Das Winterhalbjahr hindurch (vom 7.ten November an) arbeiteten wir täglich wieder 5 Stunden in der Bibliothek. Die chemischen, alchymischen und physikalischen Bücher waren schon im Herbst 1818 aus der akademischen Bibliothek ausgehoben und in den neuen Saal hinaufgeschafft worden. Die Kälte nicht scheuend, stellte ich sie hier im November 1819 in specielle Sachordnung; die Chemie in 5 Abtheilungen, die Physik ebenfalls mit 5 Abtheilungen, nach beyliegendem Schema; die Alchemie und Magie vereinigte ich in Einem Fache. Nun ließ ich die Bücher durch den Diener Fach für Fach ins Zimmer herunterschaffen. D. Weller sah sie vorher durch, beßerte und ergänzte fehlende Zeddel. Ich besorgte alsdann die Hauptrevision, auf die oben beschriebene Weise. Der Bibliothekschreiber Baum versah die revidirten Bücher mit Signatur und Nummer, und legte die Zeddel in alphabetische Ordnung. Die Bücher wurden durch den Diener wieder in den neuen Saal hinaufgeschafft, und auf den letzten Mittelrepositorien hinter der Medicin aufgestellt. Bey der Aufstellung war ich selbst zugegen.
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Compter schrieb ununterbrochen am Kataloge weiter. Die Glottik war eingetragen. Die Titel der Naturgeschichte und der Medicin waren an der Reihe. Im Fortgange dieser Arbeiten traten wir in das Jahr 1820 ein. Es begann für den Bibliothekar unter günstigern Auspicien. Die Bibliothekars-Besoldung war, außer dem Buderischen Legat, und einem Getreide-Deputat, nur 200 rt., in welchen die im J. 1817 bey Entwerfung des neuen Etats für die Universität bewilligte Zulage mit begriffen war. Außerdem genoß ich seit dem J. 1809 einen Extra-Gehalt von 150 rt. durch die Gnade Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs von Weimar. Accidentien fielen jetzt ganz weg. Um einzig der Bibliothek zu leben, hatte ich allen Nebenerwerb durch Collegia und bey der Literaturzeitung aufgegeben. Daß ich unter solchen Umständen nicht ohne Sorgen leben könne, war der gnädigen Fürsorge Ew. Excellenz nicht entgangen. Durch ein gnädiges Rescript vom 17.ten December 18195 geruhten Se. Königl. Hoheit der Durchl. Großherzog von Sachsen-Weimar, dem Bibliothekar, in Rücksicht der ihm übertragenen Geschäfte bey der Schloß-Bibliothek eine jährliche Gehaltszulage von 150 rt. aus Höchstihrer Museumscasse huldvoll zu verleihen. Diese höchste Gnade, von welcher ich beym Eintritt des neuen Jahres durch einen wohlwollenden Erlaß Großherzogl. Ober-Aufsicht in Kenntniß gesetzt wurde, fühle ich mich verpflichtet, hier mit desto innigerem Danke hervorzuheben, da sie einen neuen Beweis giebt von dem hohen Interesse Sr. Königl. Hoheit an unserm Institut, in dem Höchstdieselben die etatsmäßige Bibliothekarbesoldung von 200 rt., nunmehr mit 300 rt. aus eigenen und alleinigen Mitteln zu vermehren geruhen. Aus besonderer Fürsorge, und in gnädigster Berücksichtigung der vermehrten außergewöhnlichen Arbeiten in den letzteren zwey Jahren, hatten Ew. Excellenz die Einleitung getroffen, daß die Gehaltsvermehrung schon von Ostern 1819 an ausgezahlt wurde. Freudiger und mit neuem Muthe konnte ich nun im J. 1820 die Revisions-Arbeiten fortsetzen. Als die Physik beendigt war, ging ich im Januar zur Revision der Buderischen Bibliothek über. Die Bibliothek des seel. Buder war bereits früher vom Hofrath Müller nach Fächern aufgestellt, und auch der Numeralkatalog in solcher Fachordnung gefertigt worden. Eine neue Umstellung und Ordnung der Bücher war also nicht nöthig. Es bedurfte nur einer Revision der geschriebenen Zeddel, um sie für den neuen Katalog zu redigiren. Ich begann zunächst mit dem größeren historischen Theile, worüber ein alphabetischer Katalog noch gar nicht vorhanden war. Da sich unter den Buderischen Büchern eine große Menge kleiner Schriften vorfinden, welche noch gar nicht auf Zeddel verzeichnet waren: so wurde diese Arbeit dem D. Weller übertragen, welcher sie bereits im December angefangen hatte, und den Winter über mit lobenswerther Thätigkeit fortsetzte. Der Bibliotheksschreiber Baum versah unterdessen die Bücher der Buderischen Bibliothek mit Signatur und Nummer von Innen und Außen.– Die Buderischen Bücher hatten nämlich seither weder Signatur noch Nummer; dieß erschwerte das Ausleihen, noch mehr aber das Einstellen derselben. Die eingelegten Zeddelchen, auf welchen 5
ThULBJ, HSA, AA I 16, Bl. 19r–19v (Ausfertigung).
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der Hofrath Müller Fach und Nummer bezeichnet hatte, fielen heraus, gingen, wenn die Bücher in fremde Hände kamen, verlohren, und ihre Stelle konnte hinterher wegen Mangels eines alphabetischen Katalogs, nur durch mühsames Nachsuchen im Sachverzeichniß wieder aufgefunden werden. Dieß mag der Hauptgrund gewesen seyn, daß die Buderische Bibliothek vor meinem Amtsantritt so wenig in Gebrauch, und ihre reichen Schätze dem Publicum fast ganz unbekannt waren. Auch diesen Winter endlich übernahm Herr Rath Vulpius in Weimar einen Theil der Arbeit. In der Buderischen Bibliothek nämlich befindet sich eine sehr zahlreiche Sammlung von Deductionen, vielleicht die vollständigste, welche man in Deutschland aufzuweisen hat. Von diesen Deductionen, welche ein geordnetes Ganzes für sich ausmachen, war weder ein Katalog, noch geschriebene Zeddel vorhanden. Herr Rath Vulpius unterzog sich daher, gegen verhältnißmäßige Vergütung, der mühsamen Arbeit, die einzelnen Deductionen auf Zeddel zu verzeichnen, und hiernach einen besonderen alphabetischen und Sachkatalog zu fertigen. Zu dieser Arbeit wurde ihm den Winter über einzelne Convolute nach Weimar gesandt. Da indeß der Transport zu weitläuftig und beschwerlich war, so setzte er im Frühjahr vom 24.ten März bis zum 14.ten April die Arbeit hier in Jena fort. Unter den laufenden bibliothekarischen Geschäften, welche niemals unterbrochen worden sind, hatten die Lieferungen der Druckschriften aus den hiesigen Buchdruckereyen mancherley Anstoß gefunden. Die Druckerherren hatten, um der auf ihnen lastenden Abgabe von 6 Exemplaren für die Großherzogl. und Herzogl. Bibliotheken zu Jena, Weimar, Eisenach, Gotha, Meiningen und Coburg, und eines siebenten für den Censor entledigt zu werden, sich an das Großherzogl. Staatsministerium zu Weimar gewandt, und um Erlaß gebeten. Mehrere hatten deshalb ihre Druckschriften bis zu erfolgter Höchsten Entscheidung seit drey Vierteljahren zurückgehalten. Hierüber hatte Ew. Excellenz ich unterthänigen Bericht erstattet. Im August 1819 erfolgte die höchste Resolution, nach welcher das Censur-Exemplar erlassen, die pünctliche Ablieferung der 4 Exemplare für die Großherzogl. Weimarischen und Herzogl. Gothaischen Bibliotheken, zu Johanni und Weihnachten, von neuem eingeschärft, wegen der beiden übrigen Exemplare aber ihnen freygelassen wurde, sich an die betreffenden Behörden in Meiningen und Coburg zu wenden. In Folge dieses höchsten Rescripts lieferten die Druckerherren die zurückgehaltenen Schriften jetzt nach, und die Drucker-Angelegenheit, welche für den Bibliothekar und Bibliotheksschreiber manche unangenehme Stöhrung veranlaßt hatte (wie sie überhaupt zu den unangenehmsten Geschäften des Bibliothekars gehört), schien in Ordnung gebracht.– Indeß war man bald wieder genöthigt, zwey derselben wegen verweigerte Ablieferung in Klage zu nehmen, und die zurückgehaltenen Schriften gerichtlich beyzutreiben. Zu gleicher Zeit ersuchte ich einige meiner Herren Collegen um die sonst gewöhnliche, seit mehreren Jahren unterbliebene Bescheinigung der an ihre Bibliotheken eingesandten Druckschriften, und durch freundliches Entgegenkommen derselben, ward auch in dieses Geschäft wieder die alte regelmäßige Ordnung eingeführt. Inzwischen hatten Ew. Excell. schon im Januar auf eine wünschenswerthe, früher in Antrag gekommene Veränderung im unteren Hauptsaale der Bibliothek Bedacht genommen.
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Der untere große Saal besteht aus einem langen, doppelten Kreuzgewölbe, von Abend nach Morgen hin gestreckt. Der Haupteingang, durch eine eiserne Thür verwahrt, ist an der Nordseite. Eine Reihe Säulen, auf welchen das Gewölbe ruht, scheidet die nördliche und südliche Halle. Die Repositorien liefen in der Richtung der Säulen die Länge herunter von Abend nach Morgen. Am Haupteingange, dem mittleren Fenster gegenüber, war ein freyer Raum, zu beiden Seiten mit Gitterwerk6 umschlossen, welcher die beyden Hallen in der Mitte quer durchschnitt, und den ganzen Saal in zwey Hälften theilte. In der westlichen Hälfte, rechts vom Haupteingange standen zwey, in der östlichen Hälfte, links, nur Ein langes BücherRepositorium. Der lange Gang auf der Südseite war durch 9 Fenster erhellt; auf der Nordseite gaben 3 Fenster nur nach der Mitte zu helles Licht. Dem Durchgange zwischen den beiden Repositorien, zur Rechten, war durch die beiden dichtgefüllten Bücher-Repositorien Luft und Sonne entzogen, und die zwischen den Repositorien stehenden Pfeiler hielten das spärliche Licht, welches von den beiden Fenstern an der Abendseite einfiel, noch mehr auf. Durch das lange Repositorium zur Linken aber, ward dem Gange auf der Nordseite das Licht fast ganz versperrt, so daß man die Nummern auf den Büchern kaum erkennen konnte. Die Luft, besonders auf der Nordseite, war dumpf und feucht. So war die Beschaffenheit und die Einrichtung des Saales, als Ew. Excellenz die Leitung der Bibliotheksangelegenheiten zu übernehmen geruhten. Durch eine Umstellung der Repositorien von Norden nach Süden hoffte man nicht nur mehr Raum für die Bücher zu gewinnen, sondern auch den ganzen Saal heller und freundlicher herzustellen. Auf Befehl Ew. Excellenz wurden daher Riß und Anschlag gefertigt und demnächst die Umstellung beschlossen. Zu gleicher Zeit hatten Ew. Excellenz auch dem Wunsche, daß die alten, schadhaften Fenster mit runden Scheiben, welche die Düsterheit im Saale noch vermehrten, mit neuen vertauscht werden möchten, gnädigste Aufmerksamkeit geschenkt, und nicht nur ein Anschlag über 14 neue Fenster machen lassen, sondern auch Befehl gegeben, daß dieselben aus hartem, dauerhaftem Holze gefertigt werden sollten. Weil nun hartes Holz hier nicht zu bekommen war: so sorgten Ew. Excellenz dafür, daß solches dem Glasermeister Jakob, durch Vermittelung des Herrn Geheimen Kammerraths von Goethe, von der Großherzogl. Baukammer zu Weimar gegen Zahlung verabfolgt wurde. Nach solchen Vorbereitungen fing am 24.ten März der Tischler Meister Werner an, die neuen Quer-Repositorien aufzustellen. Die Einrichtung war so getroffen, daß auf der rechten Seite nach Abend zu 8, auf der linken Seite 7 Doppel-Repositorien zu stehen kamen, die Pfeiler aber, auf welchen das Doppelgewölbe ruht, mitten in die Repositorien eingeschloßen wurden und die Durchgänge zwischen den letzteren ganz frey blieben. In der Mitte beym Haupteingange, ward ein freyer Raum, zu beiden Seiten aber breite bequeme Gänge gelassen. Alles war gut angeordnet und eingeleitet. Aber wie war es möglich, in einem bis an die Decke mit Büchern dicht gefüllten Saale, wo man aus Mangel an Raum schon zwey große Hülfsrepositorien eingeschoben, 6
Anmerkung in der Ausfertigung: „Das Gitterwerk diente dazu, die Büchergänge in den Ausleihstunden vor muthwilligem Zudrang zu schützen. Denn hier in diesem freyen Raum, stand ehedem eine Tafel, hier lagen die Katalogen, hier wurden die Bücher ausgeliehen, im Sommer und Winter, bis zum J. 1800.“
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und selbst die Fenstervertiefungen mit Büchern besetzt hatte, die alten Repositorien abzureißen und neu aufzustellen? Wie war Platz zu finden die Bücher-Masse von 50.000 Bänden wegzuschaffen? Wie konnte solche Translocation geschehen, ohne Unordnung und Verwirrung, ohne die Bibliothek außer Gebrauch zu setzen? Es war ein schwieriges Unternehmen, das sorgfältige Ueberlegung erforderte; indeß man war schon gewohnt, durch keine Schwierigkeit sich abschrecken zu lassen, und was vielen unmöglich schien, ward glücklich ausgeführt. Nachdem das Gitterwerk zu beiden Seiten weggerissen worden war, ließ ich zuerst rechts und links an dem Haupteingange, wo die beiden Pfeiler frey standen, zwey neue Quer-Repositorien aufstellen. Dann räumte ich das lange Repositorium nach Morgen zu. Hier standen auf der einen Seite die juristischen Bücher aus der Biblioth. Elect. und recens adjecta; auf der andern die philologischen und theologischen Bücher aus der Schloßbibliothek, welchen bereits im J. 1818 die Medicin Platz gemacht hatte. Um ein doppeltes Hinauf- und Herunterschaffen der Bücher zu vermeiden, war ich darauf bedacht, die theologischen und juristischen Bücher, welche nach der neuen Ordnung im unteren Saale aufgestellt werden sollten, sogleich im unteren Locale unterzubringen, die nicht zur Theologie oder Jurisprudenz gehörigen aber in die oberen Säle hinaufzuschaffen. Die Räumung des Repositoriums geschah stückweise. Zuerst wurden die philologischen Bücher der Schloßbibliothek in den hintern neuen Saal hinaufgeschafft; ein Stück der Jurisprudenz, welches zwischen den beiden ersten Pfeilern stand, mitten aus der Reihe ausgehoben, und auf die neuen Quer-Repositorien herübergebracht. Nun ward der Theil des langen Repositoriums zwischen den ersten Pfeilern abgebrochen, und in den freygewordenen Raum zwey neue Querrepositorien aufgestellt.– Die eingetretenen Osterfeyertage hielten die Arbeit nur wenige Tage auf. Mittlerweile schaffte ich mit meinen Gehülfen die historische und philologische Abtheilung der Sagittarischen Bibliothek von der südlichen Wand in den hinteren Saal hinauf und räumte den theologischen Theil der Schloßbibliothek auf die leer gewordenen Wandrepositorien herüber, für die juristischen Bücher aber, welche noch in der Mitte standen, fand sich unterdessen Platz auf den fertig gewordenen zwey neuen Querrepositorien. Jetzt wurde der übrige Theil des alten Repositoriums vollends abgebrochen und man hatte Raum, abermals vier neue Querrepositorien aufzustellen. Nun suchte ich auch die beiden langen Repositorien rechts vom Haupteingange leer zu machen, welches wegen der größeren Büchermasse mit mehr Schwierigkeit verbunden war. Auf dem Einen stand fast die ganze Theologie und Philosophie aus der Bibl. Electoralis und recens adjecta, nebst der Birknerischen. Auf dem zweyten die ganze Danzische Bibliothek, nebst einzelnen Theilen der philosophischen und juristischen recens adjecta. Man hatte nämlich früher den neuen Zuwachs der Bibliothek immer dahin gestellt, wo ein Plätzchen leer war, so daß manche Bücherreihen an vier, fünf verschiedenen, oft ganz entgegengesetzten Orten fortliefen. Bey solcher Einrichtung war das Bücher-Aufsuchen ein wirkliches Bibliotheksgeheimniß, in welches sich außer dem Bibliothekar und dem Bibliothekschreiber Niemand weiter finden konnte. Dem Grundsatze zufolge, die theologischen Bücher im Saale zurückzulassen, ward zuerst der historische und philosophische Theil der Birknerischen Bibliothek,
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hierauf die philosophische Abtheilung der Electoralis und recens adjecta in den hintern Saal hinaufgeschafft, und hier in der alten Ordnung aufgestellt. Um für die rückbleibenden theologischen Bücher Platz zu gewinnen, ward auch das in der Mitte stehende Hülfsrepositorium geräumt, und da es im hinteren Saale an Raum gebrach, selbst der oberste Kranz der Repositorien in der Mitte und an den Wänden hin mit Büchern besetzt. Das ganze Bibliothekspersonal war thätig; auch Compter wurde theilweise zu Hülfe genommen. Ich wies die Fächer an; Dr. Weller oder Baum gaben die Bücher von den Repositorien herab; Römhildt und abwechselnd Baum und Compter trugen sie hinauf; ich und abwechselnd D. Weller stellte sie im neuen Saale wieder in Ordnung auf. Baum, mit dem alten Locale vertraut, achtete auf die richtige Folge der Bücherreihen im unteren, ich auf die herzustellende Ordnung im neuen Saale. So gingen die Räumungen ohne die geringste Unordnung und Verwirrung von Statten. Am 17.ten April war die östliche Hälfte der neuen Repositorien fertig. Unverweilt wurden die theologischen Bücher aus der Electoralis und recens adjecta nebst dem theologischen Theil der Danzischen Bibliothek auf die zuletzt aufgestellten vier Doppelrepositorien herübergeschafft; der philosophische und rabbinische Theil aus der Danzischen aber, so wie die theologische und juristische Abtheilung der Birknerischen Bibliothek, weil die acht neuen Repositorien voll waren, und auch der obere Saal nichts mehr aufnehmen wollte, auf dem in der Mitte stehenden Hülfsrepositorium untergebracht. Am 29.ten April war auch die ganze restliche Hälfte des Saales geräumt. Die beiden langen Repositorien wurden abgebrochen. Der hohe leere Saal gewährte einen imposanten Anblick, und doch war es nur die eine Hälfte, da die andere mit Repositorien bereits wieder versehen war. Die Tischler fingen sofort an, auch auf dieser Seite neue Repositorien herzustellen. Um aber zur Tischler und Maurer Arbeit völlig Platz zu machen, war noch nöthig, die an den Pfeilern, in den Fenstervertiefungen und sonst im Saale hangenden Bilder der Professoren aus der juristischen und philosophischen Facultät abzunehmen und aufzubewahren. Da man kein Local hatte, sie in geordneter Reihe wieder aufzuhängen: so wurden sie vor der Hand in einem Zimmer im hinteren Collegiengebäude gebracht, wo sie noch gegenwärtig, weil sie den neueingerichteten Saal verdunkeln würden, ein schicklicheres Local erwarten. II. Sommersemester In dieser unruhevollen Periode (am 20.sten April) geruhten des Herrn Großherzogs Königl. Hoheit, wie dieß bereits zu wiederholten Malen geschehen, unsere Bibliothek mit Höchstihrem erfreulichen Besuche zu beehren, und im Beysein Ew. Excellenz über die Anordnung und den Fortgang der Bau- und Organisations-Arbeiten Höchstihre gnädigste Zufriedenheit in den huldvollsten Ausdrücken zu erkennen zu geben. Mit besonderem Wohlgefallen nahmen Se. Königl. Hoheit die von Ew. Excellenz ausgegangene Idee auf, nach welcher im Buderischen Saale zwischen den Repositorien der Buderischen Bibliothek neue Repositorien eingeschaltet, und auf diesen die historischen Fächer der vereinigten akademischen Schloß-Bibliothek aufgestellt
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werden sollten. Um die Einrichtung anschaulich zu machen, hatten Ew. Excellenz ein neues Zwischenrepositorium zur Probe bereits aufzustellen befohlen. Durch Ausführung dieser sinnreichen Idee ward das schwierige und viel besprochene Problem, die testamentarische Verfügung des sel. Buder, vermöge deren die von ihm der Universität vermachte Bibliothek ungetrennt bleiben soll, mit der systematischen Realordnung der gesammten Bücherschätze in Einklang zu bringen glücklich gelöst. Während wir durch die höchste Gegenwart Sr. Königl. Hoheit zu freudiger Fortsetzung des mühevollen Geschäfts uns aufgemuntert und neu belebt fühlten: hatten Ew. Excellenz unserem Institut noch einen besonderen Beweis der gnädigen Fürsorge gegeben, indem jetzt dem D. Weller, welcher nunmehr zwey Jahre nützliche und bereitwillige Dienste geleistet hatte, nicht nur eine abermalige Gratifikation von 150 Thalern für das verfloßene Jahr, sondern auch von Ostern dieses Jahres an ein fixes Gehalt von 200 rt. huldreichst zugebilligt, dem Bibliotheksschreiber Baum aber für die vermehrten Geschäfte in den letzten zwey Jahren ebenfalls eine Remuneration von 60 rt. gnädigst bewilligt wurde. In Hinsicht auf den Fortgang der Bibliotheksarbeiten gaben Ew. Excellenz den, auch von Serenissimo gnädigst aufgenommenen Wunsch zu erkennen, daß wir, um das Organisations-Geschäft desto schneller zu fördern, nicht nur, wie im vorigen Sommer, täglich 7 Stunden in der Bibliothek arbeiten, sondern auch alle einfallenden Ferien auf die Bibliotheksgeschäfte verwenden, und selbst Sonn- und Fest-Tage mit zu Hülfe nehmen möchten; und als wir unsere Bereitwilligkeit hiezu einstimmig erklärten, hatten Ew. Excellenz die Gnade, den angestellten Personen eine verhältnißmäßige Remuneration am Schlusse des halben Jahres zuzusichern. Noch waren indeß die Störungen der bibliothekarischen Geschäfte durch BauArbeiten nicht vorüber. Am 1.ten Mai fingen die Maurer an, die schadhaften Stellen der Seitenwände im unteren Saale auszubessern und zu tünchen. Um solche Ausbesserung möglich zu machen, mußten nun auch die Wandrepositorien geräumt werden. Dieß hatte wieder seine besonderen Schwierigkeiten, theils um Platz zu finden, theils die Ordnung der Bücher zu erhalten. Die Bosische Bibliothek an der nördlichen Wand kam zuerst an die Reihe. Sie wurde stückweis ausgehoben. Die neuen Repositorien waren zu gleicher Zeit in Arbeit. So wie ein Repositorium fertig war, wurde es sogleich mit Büchern besetzt, damit die Maurer fortarbeiten konnten. Die Ausbesserung der Wände war indeß nur stellenweise nöthig, besonders in der Nähe der Fenster an der Nord-West und Süd-Seite. Die Arumäische Bibliothek an der Nordseite nach dem ehemaligen Manuscripten-Cabinette zu wurde bloß ausgehoben und wieder hingestellt. Die Theologie der Schloßbibliothek aber an der Südseite mußte ihren Platz abermals, wenigstens theilweise, verändern. Da hierdurch die einzelnen Bibliotheken ganz getrennt und zerstückelt wurden: so durfte kein Theil weggeräumt werden, ohne daß ich selbst zugegen war, und die Stelle, wo diese oder jene Abtheilung weggenommen oder hingestellt werden sollte, selbst angab. Nur durch diese besondere Vorsicht war es möglich, die Bücher hinterher wieder aufzufinden und die Ordnung zu erhalten. Da auch der Fußboden durch die Länge der Zeit manche Vertiefungen erhalten hatte, so ließ ich an schadhaft gewordenen Stellen neue Backsteine einsetzen und
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damit die neuen Repositorien einen festeren Stand erhielten, den ganzen Fußboden ausbessern und ebnen. Am 10.ten May war die Tüncher- und Maurer-Arbeit beendigt. Die Repositorien waren aufgestellt, und damit der Saal nicht verdunkelt würde, blaßgelb angestrichen. In der Folge wurden sie noch mit einem Kranze verbunden. Die bibliothekarischen Arbeiten hatten bey solcher Unruhe im Frühjahr nur langsam fortrücken können. An eine festgesetzte Stundenzahl war nicht zu denken, da die Maurer schon von 5 Uhr Morgens bis Abends um 6 Uhr in der Bibliothek Aufsicht erforderten und die vorbereitenden Räumungen mit ihrer Arbeit gleichen Schritt halten mußten. Ich war mit dem Diener den größten Theil des Tages zugegen. Inzwischen hatte ich die Revision der Buderischen Zeddel, größtentheils in den Früh- und Abend-Stunden zu Hause beendigt, und ließ dieselben vom Bibliothekschreiber Baum in alphabetische Ordnung legen. D. Weller fuhr fort, kleine Buderische Schriften zu verzeichnen, Baum aber, die Bücher der Buderischen Bibliothek mit Signatur und Nummer zu versehen. Compter schrieb am Kataloge; die Naturgeschichte und Medicin war bis zur Hälfte eingetragen. Während meine Gehülfen den Sommer über, jeder an seiner Stelle, in diesen Arbeiten mit Thätigkeit fortfuhren: beschäftigte mich die systematische Aufstellung der theologischen Bücher. Schon während der Bau-Unruhen hatte ich die nöthigen Vorbereitungen getroffen. Die Zeddel waren in Ordnung gelegt; das Schema entworfen. Sobald die neuen Repositorien fertig waren, suchte ich vorerst die vordersten, welche sogleich mit Büchern besetzt worden waren, wieder leer zu machen, um zum Aufstellen der Theologie Platz zu gewinnen. Die juristischen Bücher, welche stückweis aus der Reihe ausgehoben worden waren, stellte ich zu den übrigen juristischen auf die neuen Repositorien zur linken Seite, die einzelnen Parthien an gehörigen Ort einschaltend, so daß die Nummern wieder der Reihe nach fortliefen.– Die hierher versetzten Bücher aus der Bosischen Bibliothek brachte ich auf die hintersten Repositorien, jedoch noch stückweise, wie sie ausgehoben worden waren, da die Wände noch feucht waren. In der Mitte des May fing ich an, die theologischen Bücher zu ordnen, und auf die neuen Repositorien, rechts vom Haupteingange aufzustellen. Inzwischen wurde der Saal nach und nach mit vierzehn neuen Fenstern versehen. Das mittlere Fenster an der Südseite, dem Haupteingange gegenüber, war nicht hierunter begriffen. Hierher hatte des Herrn Großherzogs Königl. Hoheit, durch die fürsorgende Vermittlung Ew. Excellenz, ein besonderes Fenster mit alten Glasmalereyen gnädigst zu bestimmen geruht, welches, unter der Aufsicht und nach der Vorschrift Ew. Excellenz selbst, vom Herrn Baurath Steiner zu Weimar kunstvoll zusammengesetzt, und für das Local eingerichtet worden war. Dieses kostbare, durch kunstvolle alte Malerey und seltenen Farbenglanz merkwürdige Fenster ward am 2.ten Juni nachdem das in der Mitte stehende Hülfsrepositorium Tags zuvor geräumt, und aus dem Wege geschafft worden, unter Beyhülfe mehrerer Werkmeister mit größter Vorsicht eingesetzt. Jetzt wandte sich die gnädige Fürsorge Ew. Excellenz von neuem auf die Manuscripten Sammlung. Unter den zahlreichen, zum Theil mit kostbaren Gemälden versehenen Handschriften befanden sich mehrere, besonders unter den großen Missalien,
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deren Einband schadhaft geworden war. Um diesen alterthümlichen Seltenheiten wieder ein anständiges Aeußere zu geben, erhielt der Buchbinder Meister Lincke Befehl, dieselben theils auszubessern, theils neu einzubinden. Da es indeß bedenklich war, die seltenen und kostbaren Manuscripte dem Buchbinder ins Haus verabfolgen zu lassen: so traf ich mit ihm die Verabredung, daß die Arbeit in der Bibliothek selbst, und zwar im vorderen Expeditionszimmer, vorgenommen werden sollte. Meister Linke arbeitete demnächst vom 7.ten bis 24.ten Juny mit Gesellen und Lehrburschen im Bibliothekszimmer, und stellte den Einband mehrerer großer Missalien und anderer Codicum auf eine so geschickte Weise wieder her, daß in Hinsicht auf die alterthümliche Form kaum eine Spur der Erneuerung zu bemerken ist. Einige Missalien wurden auch vom Gürtler wieder mit Schnallen und Buckeln versehen, und die Schlösser an den größeren wieder in Gang gebracht. Zugleich ließ ich durch den Buchbinder einige Versuche machen, die Falten in den großen Missalien und Bibeln durch Befeuchtung des Pergaments und durch Pressen herauszubringen. Die Versuche fielen nach Wunsch aus. Es sind sodann mit vorsichtiger Schonung der Gemälde, der glücklichen Versuche mehrere gemacht worden, ohne daß die Gemälde nur im Geringsten gelitten haben. Die Manuscripte lagen noch offen auf den Tafeln im Buderischen Saale; eine neue Vorrichtung zur Aufbewahrung derselben ward ein paar Monate später ins Werk gesetzt. Vor der Hand wurden auf Befehl Ew. Excell., damit die Gemälde auf den Manuscripten von den andringenden Sonnenstrahlen nicht Schaden nähmen, vor die drey Fenster im Buderischen Saale, in deren Nähe die Manuscripte lagen, neue Rollaux angebracht. Ein äußeres Drahtgitter vor das neue Fenster mit den alten Glasmalereyen, wozu bereits Vorrichtungen getroffen wurden, kam nicht zu Stande, indem Ew. Excellenz in die Liebe der Jenaer zu Kunstwerken und wissenschaftlichen Anstalten zu viel Vertrauen setzten, als daß man den hellen und lebhaften Farbenglanz einer Besorgniß wegen muthwilliger Beschädigung von Außen aufzuopfern nöthig hätte. Und dieses Vertrauen hat sich bis jetzt auf die erfreulichste Weise gerechtfertigt. Noch aber lag eine schwierige Arbeit vor, oder war vielmehr am 19.ten Juni bereits begonnen worden, deren Unternehmung anfangs Ew. Excell. selbst einiges Bedenken zu verursachen schien. Die neuen Repositorien waren hergestellt; Seitenwände und Fußboden ausgebessert; neue Fenster erhellten den Saal; das kostbar gemalte Fenster stand als erste Zierde in der Mitte. Um die Erneuerung des Saales vollständig zu machen, war noch zu wünschen, daß Seitenwände und Decke auch durchgängig geweißt und neu angestrichen würden. Diesem Unternehmen stand eine doppelte Besorgniß entgegen. Einmal mußten alle Wandrepositorien abgebrochen und die Bücher anderwärts untergebracht werden; dann mußte man die Bücher auf den Mittelrepositorien zu schützen suchen, daß sie beim Anstreichen der Decke nicht durch Kalk besprützt oder sonst beschädigt würden. Indeß begann die Arbeit, nach gemeinschaftlicher Ueberlegung mit dem Hofmaurer Meister Timler, am 19.ten Juni mit der möglichsten Vorsicht. Die Bücher von den Wandrepositorien wurden theils auf dem neuen Mittelrepositorium, theils noch in den oberen Sälen untergebracht. Um die auf dem Mitterepositorium zusammengedrängten Bücher zu schützen, ließ man die obersten Fächer der Repositorien die Länge herunter
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mit Bretern belegen, die vorn freystehenden Bücher aber mit Planen behängen, so daß beim Anstreichen der Decke, welches stückweise fortrückte, alle Bücher wie in einem großen Schranke beschützt waren und die Maurer über denselben frey sich bewegen konnten. Besondere Schwierigkeit hatte das Gerüste über dem freyen Raum in der Mitte der Bibliothek, weil das gemalte Fenster nicht ausgehoben, und Hakenwerk von demselben nicht angebracht werden konnte. So wie nun Wände und Decke angestrichen waren, wurden die abgerissenen Wandrepositorien ringsherum sogleich wieder angeschlagen, und neu angestrichen. Die sämmtlichen Bücher wurden von den Mittelrepositorien wieder herübergeräumt, ein Theil der Arumäischen Bibliothek, der historische, noch im oberen Saale untergebracht, und die leeren Stellen an der nördlichen Wand dazu benutzt, nunmehr auch das zweyte Hülfsrepositorium in der Nähe des ehemaligen Manuscripten-Cabinets leer und entbehrlich zu machen. Als dasselbe weggerißen war, ließ ich noch das Bücher-Repositorium im Manuscripten-Cabinet, welches vor dem Fenster stand, und den unteren Theil des Saales verdunkelte, nachdem ich die rohen Schriften zusammengerückt hatte, zur Hälfte abnehmen, und alle Säle und Zimmer der ganzen Bibliothek, nebst Tafeln und Leitern, reinigen und in gehörigen Stand setzen. Am 8.ten Juli war die Arbeit beendigt, und der große schöngewölbte Saal zeigte sich in seiner erneuerten Gestalt, durchgängig erhellt, verschönert und erheitert. Froh war ich als die Handwerker die Bibliothek verlassen hatten. Denn seit dem März hatten wir in einer steten Unruhe gelebt, wie nicht leicht ein Bibliothekar wieder in ähnliche Lage kommen möchte. Maurer und Tischler arbeiteten im Saale, die Buchbinder im Zimmer, abwechselnd auch Schlosser und Gürtler. Ueberall war Aufsicht erforderlich. In einem so großen dichtgefüllten Saale aber die Repositorien wegzuschaffen, neue aufzustellen, Wände und Decke tünchen und anstreichen zu lassen, war für den Bibliothekar keine leichte Aufgabe. Mancher Gelehrter scheut die Veränderung seiner Wohnung, wegen des schwierigen Transports seiner Büchersammlung die, als Privatbibliothek ansehnlich genug, vielleicht aus 6 bis 8000 Bänden besteht. Welche Schwierigkeit mußte es haben, eine Masse von 50000 Bänden zu translociren, größtentheils schwerlastende Folianten, welche alle einzeln abgenommen, weg- und hinauf getragen und aufgestellt werden mußten? Die Schwierigkeit aber ward noch vermehrt, da uns ein gleich großes Local fehlte, wo die Bücher während der Arbeit hätten hingeräumt und in alter Ordnung hätten aufgestellt werden können. Die neuen Säle waren größtentheils mit den Büchern der Schloßbibliothek angefüllt. Man mußte bald in den oberen, bald in den unteren Saale Platz zu gewinnen suchen. Die Bücher mußten vielfach umgestellt, zusammengerückt, oft hinter einander gedrängt, selbst auf den obersten Kranz der Repositorien hinauf gereicht werden. Im Drange der Bauarbeiten mußten viele Bücher sechs bis achtmal ihren Platz verändern; aus Mangel an Raum mußten viele Parthien mitten aus der Reihe ausgehoben, die einzelnen Fächer und Bibliotheken getrennt und zerstückelt werden, je nachdem die Gewerke in ihrer Arbeit fortrückten. Um den Platz zureichend zu machen und die Bücher wieder nach der alten Nummernfolge gehörig aufzustellen, war ich oft in dem Falle, in welchem Gelehrte sonst nicht leicht zu kommen pflegen, die Bücher nach Schuh und Elle zu messen.
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Ungeachtet dieser großen Schwierigkeiten, haben die vorbereitenden Räumungen mit dem Fortgange der Bau-Arbeiten immer gleichen Schritt gehalten; die vielfache Umstellung der Bücher ist bewerkstelligt worden, ohne daß die Gewerke auch nur einen Tag in ihrer Arbeit aufgehalten wurden, und – was ich besonders hervorzuheben mir erlauben darf – die ganze Reform ist durchgeführt worden, ohne daß man bey der nachherigen Revision auch nur ein einziges Buch vermißte, und ohne die Ausleihestunden während der Arbeit nur ein einziges Mal auszusetzen. Das Letztere war hauptsächlich dadurch möglich, daß ich bey der Umstellung der Bücher immer selbst zugegen war, und den Platz angab, wo dieselben weggenommen und hingestellt werden sollten. Bei einer so oftmaligen Veränderung der Bücherreihen war durchaus nöthig, daß Einer die Ordnung leitete und das ganze Local mit allem seinem alten und veränderten Fachwerk im Kopfe trug. So wie ich nun das vorige Local genau kannte, so ward ich durch eigenes Mitwirken auch in dem neuen sogleich wieder einheimisch. Nur durch solche stete Gegenwart und durch die strenge Ordnung, mit welcher man bey der Umstellung zu Werke ging, ward es mir möglich, die Bücher zum Gebrauch, selbst während und nach der Veränderung, schnell wieder aufzufinden. Uebrigens achte ich für ein besonderes Glück, daß während dieser unruhevollen Geschäfte meine Gesundheit nicht einen einzigen Tag gestört worden ist. Fast alle meine Gehülfen kränkelten mehr oder weniger. Ich war täglich 9 bis 10 Stunden zu jeder Tageszeit von früh 5 bis 7 Uhr Abends in der Bibliothek gewesen, die Fenster waren ausgehoben, überall Zugluft, dazu die Feuchtigkeit vom Tünchen, vom Weißen und Anstreichen, der Farbengeruch von den neuen Repositorien usw. Dessen ungeachtet war ich durchgängig gesund und heiter geblieben. „Hier sieht man wie viel ein guter Wille vermag!“ sagten Ew. Excellenz einmal, bey einer unvermutheten Ueberraschung im neugetünchten Saale, mit freundlichem Wohlwollen.– Doch jetzt war ich erschöpft, und ich sehnte mich nach Ruhe, wie der Krieger nach langem, beschwerlichem Kampfe, um die eigentlich bibliothekarischen Arbeiten mit Muße fortsetzen zu können. Nachdem auf den Mittelrepositorien wieder Platz gemacht worden war, kehrte ich am 8.ten Juli zur Theologie zurück. Es war die Idee Ew. Excellenz, daß der untere Saal für die positiven Wissenschaften, Theologie und Jurisprudenz, die oberen neuen Sääle für die natur- und rein-wissenschaftlichen Fächer eingerichtet werden; der mittlere Buderische Saal aber für die Geschichte bestimmt bleiben solle. Diese Idee verfolgend, traf ich bey der Anordnung des unteren Saales jetzt die Einrichtung, daß dem zur Hauptthür Eintretenden die Theologie zur Rechten, die Rechtswissenschaft zur Linken ihren Platz erhielt. Auf den Wandrepositorien, rechts um die Theologie herum, stellte ich die Patres und die opera theologica, die Wandrepositorien zur linken Seite, welche die Jurisprudenz einschließen sollten, bestimmte ich für die Kirchengeschichte und das Kanonische Recht, so daß in dieser letzten Wissenschaft, auch dem Local nach, ein Uebergang von der Theologie in die Jurisprudenz statt findet. Mit Rücksicht auf diese Localität hatte ich das Schema entworfen. Doch nicht nur das Local, auch der überwiegende Reichthum in einzelnen Zweigen, z. B. der Kirchenväter, und selbst das Format mußte bey solcher Anordnung in Betracht gezogen
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werden. Die Kirchenväter z. B. die Theologen des Mittelalters, letztere größtentheils Incunabeln, bieten eine solche Menge Folianten dar, daß die Quart- und Octavbände damit fast gar nicht in Vergleich kommen. Die Folianten bis an die Decke hinauf über einander zu stellen, war für den häufigen Gebrauch der Bibliothek beschwerlich: die oberen Fächer der Repositorien über den Folianten leer zu lassen, gab einen Uebelstand. Diesen Uebelstand suchte ich dadurch abzuhelfen, daß ich die Patres an die Seite brachte, wo wegen der Fenstervertiefungen für Quart- und Octavbände ohnehin wenig Raum vorhanden war.– In eben solchem Mißverhältnisse stand das Format in den Bibel-Ausgaben und Bibel-Commentaren, wo die Zahl der Folianten bey weitem überwiegend war. In dem literarischen Theile dagegen finden sich fast lauter Octavbände. – Journale in Folio gibt es nicht; auch keine Dissertationen. Daher stellte ich die literarisch-theologischen Bücher voran, und ließ die Journale über den Bibel-Ausgaben und Polyglotten fortlaufen; den Raum über den Bibel-Commentaren füllte ich mit den theologischen Dissertationen. Beim Ordnen selbst verfuhr ich auf andere Weise als beim Aufstellen der Medizin. Ich hatte nämlich die Erfahrung gemacht, daß nicht für alle Bücher geschriebene Zeddel vorhanden waren. Ordnete ich nun vorher die Zeddel und ließ die Bücher nach der auf den Zeddeln angegebenen Signatur aussuchen: so blieben nach vollbrachter Arbeit eine Menge Bücher zurück, zu denen sich die Zettel nicht vorgefunden hatten. Das Einschalten dieser Bücher kostete hinterher viel Zeitaufwand. Hin und wieder wurden auch, wegen unrichtig geschriebener Nummer, falsche Zeddel in die Bücher gelegt oder unrechte Bücher ausgehoben. Hierdurch war die Revision der Glottik sehr erschwert und aufgehalten worden, und das bey der Naturgeschichte und der Medizin eingeschlagene Verfahren, wo ich die zum Fache gehörigen Bücher aus den Katalogen selbst auszeichnete, hatte jener Verwirrung nur zum Theil abgeholfen. Beim Ordnen der Theologie nun schlug ich folgenden Weg ein, welchen ich als den zweckmäßigsten auch bei den folgenden Fächern beyzubehalten für gut fand. Ich ließ zuerst die Zeddel aller theologischen Bücher aus der akademischen und Schloßbibliothek nach ihrer Nummernfolge in die alte Ordnung legen. Dann ging ich die theologischen Abtheilungen der einzelnen Bibliotheken Buch für Buch der Reihe nach durch, legte die geschriebenen Zeddel in die Bücher ein, und stellte die letzteren in die gehörigen Fächer. Bey diesem Verfahren war ich sicher, daß kein Buch übergangen, kein Zettel falsch eingelegt wurde. Nach diesem Verfahren kamen zu gleicher Zeit alle Fächer der Theologie in Arbeit. Ich theilte den Raum auf dem Repositorium ab, so weit es vor der Hand möglich war, nahm eine Parthie Bücher herunter, oder ließ sie durch den Diener herunter geben, und stellte jedes Buch selbst in das Fach ein. Mit den Octavbänden fing ich an, und benutzte zum Aufstellen bloß die mittleren Fächer der Repositorien, so weit ich sie im Stehen erreichen konnte. Als die sämmtlichen Octavbände geordnet waren, rückte ich sie in die oberen Fächer der Repositorien hinauf, und ging auf gleiche Weise zu den Duodezbänden über. Dann ließ ich die Folianten, und zuletzt auch die Quartbände folgen. Durch diese Arbeitsfolge blieb mir der Raum in den mittleren Fächern immer frey; ich brauchte während des Ordnens nur an den Repositorien hinzugehen, und das beschwerliche und zeitraubende Auf- und Absteigen der Leitern ward vermieden.
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Indeß war das Ordnungs-Geschäft, selbst von seiner mechanischen Seite, immer noch mit manchen Beschwerlichkeiten verbunden. Denn erstlich, waren die theologischen Bücher in Folge der früheren Räumungen fast sämmtlich an das entgegengesetzte Ende des Saales hinter die Jurisprudenz zu stehen gekommen, und mußten daher jetzt, einzeln nach Verhältniß der Fächer, einen mehr oder weniger langen Weg herüber machen. Dann war auch Anfangs der Raum für die neuangelegten Fächer noch zu sehr beschränkt, da die hintersten Repositorien fast alle noch mit fremdartigen Büchern angefüllt waren. So wie also die theologischen Bücher auf der Morgenseite weggenommen wurden, so mußte man die fremdartigen Bücher von der Abendseite auf die dortigen leeren Stellen hinüber schaffen, damit hier die Fächer erweitert werden konnten. So war man von Zeit zu Zeit genöthigt, die bereits geordneten Bücher fortzurücken, und umzugestalten, was wegen der Menge von Folianten beschwerlich und wegen der Vorsicht, die es erforderte, daß die bereits geordneten Fächer nicht wieder in Verwirrung kamen, aufhaltend und zeitraubend war. Hätte ich dem Vorschlage Gehör geben wollen, die Namen der Fächer auf Zeddeln an die Repositorien anzuheften, und die Bücher einzeln durch den Diener in jedes Fach hintragen zu lassen: so wäre dies für den Ordner allerdings bequemer gewesen; aber wie lange hätte der Diener bei jedem Buche wohl suchen mögen, um das bezeichnete Fach zu finden? Zumal da die Fächer fast täglich ihren Platz veränderten? Schneller wurde die Arbeit dadurch gefördert, daß ich die gesammten Fächer, der Sache und dem Local nach, immer im Kopfe hatte (wobei mir freilich ein gutes Localgedächtniß zu statten kam), und jedes Buch sogleich selbst hinstellte, den Diener aber nur bei bändereichen Werken oder schweren Folianten zu Hülfe nahm. Inzwischen hatte die Erneuerung der Bibliothek und besonders das gemalte Fenster zu dessen beiden Seiten die Büsten der Herren Restauratoren am 15.ten August als neue Zierde aufgestellt wurden, die Aufmerksamkeit des Publicums immer mehr erregt. Täglich strömten eine Menge Einheimischer und Fremder herbey, das kostbare Geschenk und zugleich die ganz neu umgeschaffene Bibliothek zu sehen, und keiner entfernte sich, ohne die Schönheit, die Seltenheit, den Werth des Fensters zu bewundern, ohne über die in Kurzem geschehene Veränderung der Bibliothek, welche mehrere gar nicht wieder erkannten, sein Erstaunen zu bezeigen, ohne die Großmuth und Liberalität des erhabenen Fürsten, welcher für die wissenschaftlichen Anstalten in Jena, für die Emporhebung der Universität, und gegenwärtig namentlich für den Glanz der Universitätsbibliothek, so gnädig und huldreich sorgte, so wie die weise und vermittelnde Fürsorge des ihm zur Seite stehenden Ministers, durch welche diese neue Schöpfung und Verschönerung zunächst hervorgerufen und bewirkt worden, mit dankbarem Herzen zu verehren. Diese Fremdenbesuche vermehrten sich, als der 28ste August d. J. auf hiesiger Universität mit allgemeiner ausgezeichneter Theilnahme gefeyert, und auch wir durch eine festliche Ausschmückung des neuen Bibliothekssaales unsere freudige und dankbare Verehrung gegen die unsterblichen Verdienste des Gefeyerten an den Tag zu legen uns gedrungen fühlten. Indeß waren Ew. Excell. fortwährend auf Alles bedacht, was zu beßerer Einrichtung unseres Locals irgend noch beytragen könnte. Unter dem 17.ten Juli hatte der Tischler Meister Werner Auftrag erhalten, zur Aufbewahrung der Manuscripte,
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welche im Buderischen Saale, zum Theil zwischen den Repositorien noch auf Tafeln lagen, ein großes Doppelpult mit Schiebern und Aufsatz zu verfertigen. Zur Aufstellung desselben bestimmten Ew. Excellenz selbst den freyen Platz im Buderischen Saale vor den Repositorien, wo durch drei Fenster von Abend und Mittag helles und freundliches Licht einfällt. Da die Tafeln, worauf die Manuscripte lagen, zu dem neuen Doppelpulte benutzt werden sollten: so suchte man die letzteren einstweilen auf den mittlerweile neu errichteten Repositorien an der hintersten Wand des Buderischen Saales unterzubringen. Das neue Doppelpult selbst, braun gebeitzt, ward am 4.ten September anständig und bequem hergerichtet. Die Manuscripte wurden nun darauf geräumt; die größten und kostbarsten auf die Schieber gelegt, so daß sie beym Vorzeigen von beiden Seiten bequem herausgezogen und aufgeschlagen werden können; die übrigen aber in das darunter angebrachte Fach aufgestellt. Der Aufsatz ist pultartig, um auch die unten oder zur Seite stehenden Handschriften zu bequemer Ansicht heraufnehmen und vorlegen zu können. So störend die zahlreichen Fremden-Besuche momentan auf die bibliothekarischen Geschäfte einwirkten: so sehr fühlten sich die angestellten Personen durch die allgemeiner gewordenen Theilnahme des Publicums aufgemuntert, und zur beharrlichen und thätigen Fortsetzung des schwierigen und mühevollen Geschäfts mit neuem und verdoppelten Eifer belebt. Die systematische Aufstellung der Theologie rückte vorwärts; die Fächer standen im Allgemeinen beysammen; jedes Fach wurde wieder unter sich, in chronologischer Folge der Schriften und resp. nach specielleren Fächern geordnet. Im Schlusse des dritten Jahres, zu Ende des October war nur ein kleiner Theil noch aufzustellen übrig. Herr Rath Vulpius aus Weimar setzte während des Sommers wieder mehrere Wochen, vom 20.ten May, vom 28.ten Juny, vom 26.ten August an, seine Deductionen-Arbeiten fort. Er hatte die sämmtlichen Deductionen auf Zeddel verzeichnet, und war mit den Vorarbeiten zum Katalog so weit zu Stande, daß er den Winter über zu Weimar die Zeddel ordnen und mit dem Schreiben des Katalogs den Anfang machen lassen konnte. D. Weller fuhr inzwischen thätig fort, die kleineren historischen Schriften der Buderischen Bibliothek zu verzeichnen. Er folgte der Ordnung der Fächer; ein früheres Protocoll zu Grunde legend, in welchem bemerkt war, was man noch zu schreiben hatte. Die sämmtlichen Fächer der Specialgeschichte hatte er bis zum Schlusse des Jahres beendigt. Da aber solcher kleiner Schriften, Dissertationen und Programme mit eingeschlossen, nicht nur in der Buderischen, sondern auch in den übrigen Bibliotheken eine große Menge7 vorhanden sind: so wurde zu Anfang des August, um die Arbeit zu fördern, D. Med. Christian Ludwig Meyer als außerordentlicher Gehülfe angenommen, und ihm das Verzeichnen der Dissertationen und anderer kleinerer Schriften, gegen eine besondere Vergütung (für 1000 geschriebene Titel 6 Thaler) übertragen. Er fing damit am 10.ten August 1820 sein Geschäft mit den kleinen Schriften an, welche sich in den Buderischen Operibus finden. Der Bibliotheksschreiber Baum ordnete während dessen die Buderischen Zeddel nach dem Alphabet, und versah die Bücher der Buderischen Bibliothek mit Signatur und Nummer. 7
Von Güldenapfel eingefügt.
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Compter aber fuhr fort, am neuen Catalog zu schreiben. Bis zum 12.ten September waren die Titel der Naturgeschichte und Medizin vollständig eingetragen; nun wurde der Anfang mit den Buderischen Büchern gemacht, deren geordnete Titel ich parthienweise durchsah, um die alphabetische Folge zu berichtigen. Der Bibliotheksschreiber Baum hatte unter dem 18.ten July um seine Entlassung von den Bibliotheksgeschäften, jedoch mit Beibehaltung seiner beiden übrigen Stellen nachgesucht. Der Bibliotheksschreiber nämlich war zugleich Cantor in der Collegienkirche und akademischer Auctionsproclamator. Diese dreyfachen Amtsverhältnisse veranlaßten bey den gegenwärtigen so sehr vermehrten Bibliotheksarbeiten öftere unangenehme Geschäftscollissionen, und erregten in ihm schon seit längerer Zeit den Wunsch nach Erleichterung der Arbeiten. Ein unterthäniger Bericht des Bibliothekars an Großherzogl. Ober-Aufsicht bewirkte die Erfüllung seines Wunsches. Durch conforme höchste Rescripte ward demselben zu Michaeli 1820, nachdem er seit 1808 der akademischen Bibliothek mit der strengsten Gewissenhaftigkeit und Treue nützliche und bereitwillige Dienste geleistet hatte, unter Beybehaltung seiner beiden anderen Aemter, und der damit verbundenen Emolumente, von seinen Bibliotheksgeschäften gnädigst entlassen. In seine Stelle rückte der zum Schreiben des neuen Katalogs schon früher angenommene David Compter ein, welcher sich durch eine schöne Handschrift empfahl und zu solchem Geschäft Lust und Thätigkeit bewiesen hatte. In Folge dieser Amtsveränderung wurde zugleich die Schreiberfunction bey der Bibliothek durch die höchste Gnade der Durchlauchtigsten Herrn Erhalter zu einer selbstständigen, von anderweitigen Amtsverhältnissen unabhängige Stelle erhoben, und dem neuen Bibliothekschreiber, mit Einschluß der freyen Wohnung, des Lichts und Holzes, ein fixer Gehalt von 150 Thalern gnädigst ausgesetzt: welche Veränderung auf die Bibliotheksarbeiten nicht anders als heilsam einwirken konnte. Bey den bedeutenden Ausgaben, welche durch die neue Organisation der Bibliothek nöthig geworden, war vor Allem eine verhältnißmäßige Vermehrung des Bibliotheksfonds zu wünschen. In dieser Hinsicht hielt sich der Bibliothekar verpflichtet, auf Mittel zu denken, wie die Einnahmen der Bibliothekscasse auf irgend eine Weise noch zu vermehren seyn möchten. Er deutete daher am Schluße des dritten Jahres in einem unterthänigen Bericht an Großherzogl. Ober-Aufsicht vom 24.ten October 1820 darauf hin, wie durch Zuweisung von zufälligen, bestehenden oder neu einzuführenden Dispensationsgeldern der Bibliothekscasse ein Zuwachs verschafft werden könne, ohne die herrschaftlichen Cassen in Anspruch zu nehmen. Viertes Jahr. vom November 1820 bis Ostern 1821 I. Winter-Semester Nach Beseitigung der Bau-Arbeiten schienen die bibliothekarischen Arbeiten im neuen Bibliotheksjahr mit mehr Muße fortgesetzt werden zu können. Indeß fanden sich neue Hindernisse und Stöhrungen, welche auf das Organisationsgeschäft um desto unangenehmer einwirkten, da sie jeden Augenblick sich wiederholten. Die Einweisung des neuen Bibliothekschreibers Compter nahm einen beträchtlichen Theil der Arbeitszeit weg. Beym Ausleihen, beym Einstellen der Bücher war
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meine Gegenwart nöthig. Es kam dazu, daß in den gestörten Reihen – denn durch die Räumung im Sommer war alles Fachwerk verändert – auch der Diener nicht orientirt war; daß ich also jedes auszuleihende Buch in den Fächern immer selbst aufsuchen, jedes zurückgebrachte selbst wieder am gehörigen Orte einstellen mußte. Ich hatte Schreiber und Diener zugleich an- und einzuweisen. Besondere Anweisung erforderte die Collation der Druckschriften, in welcher Compter noch keine Uebung hatte. Ein mühsames Geschäft, welches Zeit und Genauigkeit erfordert. Der Schreiber muß sich dabey ein Verzeichniß führen, worin bei jedem der 6 Exemplare die Bogenzahl des Buchs, des Titels und der Vorrede, die Zahl oder der Mangel der Kupfer, und überhaupt jeder Defect oder schadhafte Bogen genau bemerkt wird. Unter solchen Störungen setzte ich, die systematische Aufstellung der Theologie, im großen Saale, die Herbstwitterung nicht scheuend, mit möglichstem Fleiße fort, und kam bis zum 22.ten November 1820 mit dem Fachwerk zu Stande. Am 23.ten November ging ich zur Revision der theologischen Bücher über, welche mir den ganzen Winter hindurch genugsam Beschäftigung gab. D. Weller war inzwischen theils mit dem Vermehrungs- und Ausleihe-Buche, theils mit Verzeichnen Buderischer Schriften beschäftigt. Von den im Eingange dieses Berichtes erwähnten sogenannten Buderischen Dupletten war weder ein Verzeichniß noch geschriebene Zettel vorhanden. Damit war auch dieses Gemisch größerer und kleinerer Schriften, unter welchen sich manche gute und seltenere Bücher befanden, in die neuen Katalogen eingetragen, und was Duplette ist, in der Folge ausgemittelt werden könne, übernahm D. Weller die Arbeit, dieselben unter der Bezeichnung ‚Varia Buderiana‘, auf einzelne Zeddel zu verzeichnen, die Bücher selbst mit Signatur und Nummer zu versehen, und auf dem hintersten Wand-Repositorium im Buderischen Saale aufzustellen. D. Meyer verzeichnete noch die kleineren Schriften aus der Buderischen Theologie und Literaturgeschichte. Der neue Bibliothekschreiber Compter, versah die revidirten theologischen Schriften mit Signatur und Nummer, suchte sich in seinem neuen Geschäfte zu orientiren, und besorgte die nöthigen Schreibereyen. Auch übertrug ich ihm die noch übrigen Bücher der Buderischen Bibliothek, von da an, wo sein Vorgänger stehen geblieben war, mit Signatur und Nummer zu versehen. Da derselbe jetzt durch seine übrigen Geschäfte verhindert war, während der gewöhnlichen fünf Arbeitsstunden am neuen Kataloge zu schreiben: so erbot er sich, diese Arbeit, gegen die vorher erhaltene Vergütung in außergewöhnlichen Stunden zu Hause fortzusetzen, welches Ew. Excellenz gnädig aufzunehmen und zu genehmigen geruhten. Eben so erhielt auch D. Meyer die Erlaubniß, schriftenreiche Bände, die er gegen Schein in Empfang nahm, zu Hause verzeichnen zu dürfen. Um das Schreiben des Katalogs schneller zu fördern, suchte man in dem akademischen Kupferstecher Ludwig Heß, welcher eine sehr reinliche und deutliche Hand schreibt, noch einen Gehülfen herbeyzuziehen, welcher die Arbeit gegen die für D. Meyer und Bibliothekssschreiber Compter ausgesetzte Vergütung bereitwillig übernahm, doch mit dem Wunsche, daß ihm erlaubt werden möchte, zu Hause zu schreiben. Man gestattete ihm dieses und nachdem ich ihn in das Geschäft eingewiesen hatte, schrieb er den Winter über soviel es ihm seine anderweitigen Geschäfte erlaubten, zur vollen Zufriedenheit.
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Von Großherzogl. Ober-Aufsicht ward dem neuen Bibliotheksschreiber Compter, wofern von Seiten des Bibliothekars kein Bedenken statt finde, auf sein Gesuchen gnädigst gestattet, seine Inscription als Studirender akademischer Bürger erneuern zu lassen, und in den Stunden, wo er von Bibliotheksgeschäften frey sey, akademische Vorlesungen besuchen zu dürfen, worauf ihm vom Bibliothekar ein Erlaubnißschein ausgestellt wurde. Da seit der neuen Organisation sowohl von Sr. Königl. Hoheit, als von Privatpersonen der Bibliothek mehrere bedeutende Geschenke von Büchern und Münzen verehrt worden waren: so richtete ich, um von Seiten der Bibliothek einen offenen Beweis dankbarer Anerkennung solcher wohlwollenden Gesinnungen gegen das Institut darzulegen, und zugleich die Namen der verehrten Geber auch bey der Nachwelt in dankbarem Andenken zu erhalten, ein neues Schenkungsbuch ein, dessen Führung ich dem neuen Bibliotheksschreiber Compter übertrug. Die Einrichtung desselben war die chronologische. Vor der ersten Linie steht das Datum, wo das Geschenk erfolgte; zwischen der ersten und zweyten Linie der Name und Charakter des wohlwollenden Gebers; zwischen der zweyten und dritten Linie das Geschenk selbst, es mag in Einem oder in mehreren Büchern bestehen. Dieses neue Schenkungsbuch glaubte ich auf keine würdigere Weise eröffnen zu können, als durch das herrliche Geschenk der Großherzogl. Schloßbibliothek, mit welchem Se. Königl. Hoheit die neue Organisation der Bibliothek auf eine eben so glänzende als großmüthige Weise zu eröffnen und zu begründen geruht hatten. Am 13.ten November 1820 ward die im J. 1818 abgebrochene Grunerische Auction wieder fortgesetzt. Nachdem ich auf unterthänige Anfrage von Großherzogl. OberAufsicht die gnädige Resolution erhalten hatte, daß die früher ausgesetzten 300 rt., mit Abzug der im ersten Theile jener Auction bereits aufgewendeten Summe, für den ferneren Ankauf medicinischer Bücher bestimmt bleiben sollen: so zeichnete ich die wichtigsten Schriften im Kataloge aus, und gab dem Auctionsproclamator Baum, mit welchem ich täglich über die Preise Rücksprache nahm, Auftrag, dieselben für die Bibliothek zu erstehen. Weil indeß die Bücher in der Auction sehr wohlfeil weggingen, mithin ein guter Kauf gemacht werden konnte: so wendete ich mich an Großherzogl. Ober-Aufsicht von neuem mit der Bitte, daß die Erstehungssumme erhöht werden möchte. Es wurden hierauf durch gnädigen Erlaß noch 50 rt. hiezu bewilligt, welche hinreichend genug waren, das Wichtigere noch erstehen zu lassen. Der Ankauf war nach Beendigung der Auction für die Bibliothek sehr günstig ausgefallen. Für ungefähr 280 rt. waren an 1600 Bände, zum Theil Kupferwerke und andere werthvolle Schriften erstanden worden. Um die Revision der Theologie nicht zu unterbrechen, wurden die erstandenen Bücher einstweilen nach der Folge des Grunerischen Katalogs im neuen Saale hinter der Medizin aufgestellt. Indessen hatte ich zufällig erfahren, daß zu der Hinterlassenschaft des vor einigen Jahren hier ohne Erben verstorbenen Englischen Lector Nickolson, nach erlassenen Edictalien, sich keine Erben gemeldet hätten, und mithin sein Vermögen, das ungefähr 200 rt. betragen möchte, der Regierung anheim gefallen sey. Unter dem 17.ten December 1820 bat ich daher in einer unterthänigen Vorstellung an Großherzogl. Ober-Aufsicht, daß über die heimgefallene Nicolsonsche Erbschaftsmasse zu Gunsten des Bibliotheksfonds verfügt werden möchte. Durch
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einen gnädigen Erlaß Großherzogl. Ober-Aufsicht vom 7.ten März 1821 erhielt ich hierauf die erfreuliche Nachricht, daß Serenissimus, auf den wohlwollenden Antrag Großherzogl. Landesregierung zu Weimar, die heimgefallene Nickolsonsche Erbschaftssumme von 200 rt., 17 gl. 6 d. dem Bibliotheksfonds gnädigst zu verehren geruht hatten: wobei auf eine noch größere Summe Hoffnung bliebe. Die letztere Hoffnung blieb unerfüllt, da über den früher heimgefallenen Nachlaß von 400 rt., auf welchen hier hingedeutet wurde, von Seiten der Akademie schon anderweitig disponirt worden war. Mit dem neuen Jahr 1821 ließ ich, um in das Ausleihegeschäft nach und nach eine strengere und festere Ordnung einzuführen besondere Empfangscheine drucken, theils um die Herren Carenten, welche von den Studirenden oft ihre Namen auf leere Zeddel zu unterschreiben, auf welche man die zu leihenden Bücher in der Bibliothek erst hinterher aufschrieb, veranlaßt wurden, vor möglichem Mißbrauche solcher leeren Bürgschaftsscheine zu sichern, theils den Empfangsscheinen selbst eine übereinstimmende gesetzmäßigere Form zu geben. Diese Scheine wurden in doppelter Form gedruckt: die einen für Studirende mit dem Beysatz: Bürgschaft leistet; die andere für die Herren Professoren, ohne solchen Beysatz. Uebrigens wurden diese gedruckten Empfangscheine an die Interessenten unentgeldlich abgegeben. In einem Circular an die Herren Professoren stellte ich diesen frey, ob sie sich dieselben durch den Bibliotheksdiener, gegen eine kleine Vergütung, etwa zum neuen Jahr, ins Haus bringen, oder in der Bibliothek selbst abholen lassen wollten. Zu gleicher Zeit wurde ein neues Ausleihebuch angelegt, da in dem älteren der Platz zu mangeln anfing. Ich traf dabey die veränderte Einrichtung, daß die Empfangsscheine der Studirenden nicht unter dem Namen der Carenten, welches oft Verwirrung veranlaßt hatte, sondern unter ihren eigenen Namen eingetragen wurden. D. Weller nahm dabei eine durchgängige Revision des alten Ausleihebuchs vor, ließ die sämmtlichen Scheine über ausgeliehene Bücher erneuern, schickte zu diesem Behuf, wo man der Erinnerung nicht Gehör gab, die Scheine selbst ins Haus, und brachte es durch Mühe und Ausdauer dahin, daß er die erneuerten Scheine nach der abgeänderten Einrichtung ungesäumt und zusammen in das neue Ausleihebuch eintragen konnte. Um die Empfangsscheine, welche seither bloß in Mappen auf der Tafel lagen, unter sicheren Verschluß zu bringen, ließ ich einen besonderen Schubkasten mit Schloß und Schlüssel versehen, zu welchen außer dem Bibliothekar, auch D. Weller einen Schlüssel erhielt. Nächstdem erinnerte ich im Februar die sämmtlichen Herrn Professoren, welche mit observanzmäßigen Geschenk an die akademische Bibliothek noch im Rückstand waren, (es waren ihrer 18 bis 20) und zwar nicht, wie dieß früher geschehen, durch ein gemeinschaftliches Circular, sondern jeden durch einen besonderen Brief. Die meisten haben seitdem zum Theil durch ansehnliche Geschenke sich jener Obliegenheit entledigt. Von lange ausgeliehenen oder verschollenen Büchern habe ich durch briefliche Erinnerungen bewirkt, daß mehrere auswärts verliehene und verloren geglaubte Bücher zurückgesandt, mehrere wirklich verloren gegangene durch andere Bücher ersetzt, über andere neue Empfangsscheine ausgestellt oder die Wiedererstattung zugesichert worden ist.
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Die Revision der theologischen Bücher rückte inzwischen, je näher man dem Frühjahr kam, von Fach zu Fach weiter vor. Während ich diese Arbeit in den gewöhnlichen Stunden in der Bibliothek fortsetzte, revidirte ich zu Hause in Nebenstunden noch die Buderischen Zeddel der Theologie, damit sie nebst der übrigen Theologie in den neuen Katalog zugleich mit eingetragen werden könnten. Die seither von D. Meyer geschriebenen Titel der kleinen theologischen Schriften aus der Buderischen Bibliothek, welche ich zugleich durchsah und den gehörigen Ort einschaltete, waren zahlreich, und ihre Revision nahm geraume Zeit weg. Ueberhaupt beschäftigte mich diese Neben-Arbeit zu Hause vom Februar an bis in den April. D. Weller hatte zu Ende Aprils die ‚Varia Buderiana‘ beendigt. D. Meyer aber erhielt, nachdem er mit den kleinen Buderischen Schriften fertig war, den Auftrag, theologische kleine Schriften aus unserer Bibliothek zu verzeichnen, so wie sie sich eben bey der Revision dargeboten hatten. II. Sommer-Semester Um die Sommer-Arbeiten vorzubereiten, hatten Ew. Excellenz bereits gegen Ausgang des Winters die Aufstellung neuer Doppelrepositorien, welche nach der oben angegebenen Idee zwischen die Buderischen eingeschoben werden sollten, gnädig angeordnet. Im May wurden dieselben vom Tischler Werner aufgestellt, und, vor der Hand noch ohne Kranz so weit hergerichtet, daß die Sommer-Arbeiten beginnen konnten. Es wurde von nun an wieder sieben Stunden täglich in der Bibliothek gearbeitet, und die Ferien, so wie Sonn- und Festtage, wie den Winter über, zur Hülfe genommen. Die Anordnung der bibliothekarischen Arbeiten hing von localen Umständen ab. Man hätte auf die Theologie sogleich die systematische Aufstellung der Jurisprudenz folgen lassen, und somit den unteren Saal unmittelbar hintereinander in Ordnung bringen können. Allein die Jurisprudenz war noch so gestellt, daß der öffentliche Gebrauch weniger schwierig war, als bey den anderen Wissenschaften. Die philosophische Abtheilung der einzelnen Bibliotheken – worunter alle die zur philosophischen Facultät gehörigen Fächer begriffen sind – war zerstückelt; die glottischen, naturwissenschaftlichen, physikalischen, chemischen Bücher waren ausgehoben. Die Nummern der einzelnen Bibliotheken liefen nicht mehr in ununterbrochener Reihe fort; das Suchen der auszuleihenden Bücher war erschwert. Auch waren der so zerstückelten Nummerreihen sehr viele, da jede der 11 einzelnen Bibliotheken ihre Philosophica, auch wohl noch besondere Historica und Philologica hatte, jedes Format wieder besonders numerirt. Uebrigens standen diese Bücher im hintersten Saale zusammen gedrängt, oft hintereinander, selbst auf dem obersten Kranze der Repositorien vertheilt und waren folglich mühsam zu suchen und schwer zu finden. Juristische Bücher hingegen giebt es nur in der Electoralis, recens adjecta, der Arumäischen, Birknerischen und der Schloßbibliothek. Es waren noch keine Bücher ausgehoben; die Reihen waren noch vollständig. Ich stellte daher diese einzelnen Abtheilungen der juristischen Bücher, damit sie nur einstweilen im Allgemeinen zusammenkamen, auf die Mittelrepositorien, links hinter einander, räumte die
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kirchenhistorischen an die Seite, wo seither die Arumäische Bibliothek gestanden hatte herüber, und nahm zuerst die philosophischen Fächer im hinteren neuen Saale in Arbeit: Dem D. Weller, welcher nunmehr hinlänglich vorbereitet war, ein solches Geschäft zu übernehmen, übertrug ich die Aufstellung der Geschichte; ich selbst übernahm die philosophischen, philologischen und andere Wissenschaften. Doch ehe die Arbeit beginnen konnte, mußte man im hinteren Saale, wo die Bücher dicht gedrängt beysammen standen, zum Aufstellen erst Raum schaffen. In dieser Absicht ließ ich erst die historischen Bücher der Schloßbibliothek nach und nach in den Buderischen Saal herüber schaffen, und hier auf die neuen Zwischenrepositorien durch D. Weller nach Fächern geordnet aufstellen. In der Folge dieser Fächer richtete man sich nach der Ordnung der Buderischen Bibliothek. Ich selbst fuhr mittlerweile noch in der Revision der Theologie fort. Herr Rath Vulpius, welcher aus Weimar hier angekommen war, arbeitete vom 19.ten April bis 18.ten May, an dem Deductionen-Verzeichniß, mit welchem mühevollen Geschäft er nunmehr völlig zu Stande kam. Er redigirte hierauf die einzeln ausgeschriebenen Titel, und ließ den Katalog in Weimar schreiben. D. Meyer verzeichnete theologische kleine Schriften weiter. Die großen Sammlungen der Kirchenväter, welche einzeln in den Katalog eingetragen werden sollten, gaben ihm zunächst volle Arbeit. Unter dem 27.ten May 1821 erhielt ich durch einen gnädigen Erlaß Großherzogl. Ober-Aufsicht8 die erfreuliche Nachricht, daß die Durchlauchtigsten Herrn Erhalter zu Weimar und Gotha durch gnädigstes Rescript vom 18.ten und 11. May d. J.9, auf den Antrag Großherzogl. Ober-Aufsicht, dem Bibliothekar von der bey seiner Anstellung geleisteten Caution gnädigst zu entbinden, und den Aufsehern der übrigen öffentlichen Anstalten in Amtsverhältnissen gleichzustellen geruht hatten. Es war nämlich bey der Universität seither gewöhnlich gewesen, daß jeder Bibliothekar, der hier nicht ansäßig war, bey seinem Amtsantritt eine Caution von wenigstens von 300 rt. leisten mußte. Dieses beengende Verhältniß hatte nicht allein für den nicht ansäßigen Bibliothekar das Unangenehme der Intereßenzahlung, sondern konnte auch zwischen ihm und seinen Collegen für welche er solche reelle Bürgschaft zugleich mit zu leisten hatte, manche unangenehme Beschränkungen und Mißverhältnisse herbeiführen (wie dieß die Erfahrung früherer Zeit genugsam bewiesen hatte). In der freyeren Bewegung hingegen, in welche der Bibliothekar durch die oben angeführte höchste Verfügung versetzt worden ist, ist die Veranlassung zu solcher Disharmonie gehoben, dagegen zu erwarten, daß jeder seine Obliegenheiten um so treuer und gewissenhafter nachzukommen sich bestreben werde, je ehrfurchtsvoller und dankbarer er das höchste Vertrauen anzuerkennen hat, welches die Durchlauchtigsten Fürsten und Minister in seine Amtsführung zu setzen geruhten. Die Theologie, ein sehr reichhaltiges Fach in unserer Bibliothek, dessen Revision wegen der Menge der Incunabeln noch besondere Schwierigkeiten hatte,10 beschäftigte 8 9 10
ThULBJ, HSA, AA I 15, Bl. 6r–6v (Ausfertigung). UAJ, A 1323, Bl. 15r (Ausfertigung Weimar), Bl. 16r (Ausfertigung Gotha). Anmerkung in der Ausfertigung: „Wie mühsam es sey, die Menge von Incunabeln zu revidiren, führe ich nur Ein Beyspiel an. Unter den Incunabeln fand ich ein schon verzeichnetes Buch vor: Ein früherer Bibliothekar hatte den Namen gelesen: a Warsilio Doctore Parisiensi. Der
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mich bis zu Ende des Juny. Eine Menge Zeddel, z. B. Bibliotheca Patrum orthodoxograph., die Bibliotheca Patrum de la Bigne u.s.w., lauter Sammlungen in mehreren Bänden von denen jeder über 100 Titel zählte, hatte ich zu Hause in Nebenstunden revidirt. Dennoch blieben die polemischen und Secten-Schriften, so wie die Kirchengeschichte, welche ohnehin aus der Geschichte noch manchen Zuwachs zu erwarten hatte, künftiger Arbeit vorbehalten. Die revidirten theologischen Bücher, nach dem beiliegenden Schema in XXXVIII Fächer abgetheilt, füllte sieben Doppelrepositorien, rechts vom Haupteingange; die opera theologica in VI Fächern standen an den Wänden, rings um die Theologie herum, und reichten noch auf die andere Seite, links von der Hauptthür herüber. Am 1.ten Juli ging ich zur Aufstellung der philologischen und philosophischen Wissenschaften im hinteren Saale über. Seit dem 1.ten Mai hatte D. Weller die historischen Bücher der Schloßbibliothek in den Buderischen Saal herübergeschafft, und hier auf den neuen Repositorien fachweise aufgestellt. Ein Theil des hinteren Saales war dadurch leer geworden, so daß die Aufstellung der übrigen Wissenschaften nunmehr erfolgen konnte. So mußte die Aufeinanderfolge der Arbeiten vorher immer genau berechnet, und nach der Localbeschaffenheit eingerichtet werden. Beim Ordnen verfuhr ich auf dieselbe Weise wie bey der Theologie. Die Zeddel wurden vorerst nach der alten Reihenfolge gelegt, als dann die einzelnen Bibliothekstheile Buch für Buch durchgegangen, jedes Buch in das gehörige Hauptfach gestellt und die Zeddel in die Bücher eingelegt. Auf solche Weise waren alle Fächer zugleich in Arbeit. Ich selbst ging die Electoralis, die recens adjecta, die Danzische Bibliothek durch. D. Weller arbeitete noch an der Schloßbibliothek. Von der Arumäischen, Sagittarischen und Birknerischen Bibliothek übernahm D. Weller die historischen, ich die philologisch-philosophischen Abtheilungen. Die Bosische Bibliothek ordneten wir gemeinschaftlich. An eine vorhergehende Abgrenzung des Raumes für jedes Fach, der durch angeheftete Zeddel hätte bezeichnet werden können, war hier nicht zu denken, da anfangs kaum ein paar Repositorien frey waren. Die Fächer hatte ich im Kopfe. Wo der Raum auf den Repositorien nicht zureichte, ward der Fußboden zu Hülfe genommen, bis die Bücher auf den nach und nach leer werdenden Repositorien Platz nehmen konnten. Der Raum war Anfangs beschränkter, die Fächer mußten zusammen gedrängt werden. So wie die einzelnen Bibliotheken vertheilt wurden, erweiterte sich der Raum, und die Fächer wurden auseinander gerückt. So mußten die Bücher im Verfolge der Arbeit wohl zehnmal forttransportirt werden. Abschreiber hatte dies auf dem Zeddel dem Katalog nachgeschrieben. Ein anderer Bibliothekar hatte Zeddel und Buch revidirt und corrigirt: – a Marsilio linguae Doctore Parisiensis. Die erste Umänderung des Namens in Marsilio schien allerdings richtig; das Zeichen M ist nicht W, sondern M. Aber wer war dieser Marsilius? Marsilius Ficinus? Ich schlage Jöcher und Zedler nach; keiner erwähnt unter diesen Namen eine ähnliche Schrift. Und was soll dann der linguae Doctor bedeuten? Wo und wann gab es dergleichen? Ich untersuche den Anfang und Schluß des Werkes (denn Titelblätter haben die Incunabeln nicht) genauer, und lese: Marsilio i he, das ich nunmehr als Marsilio Inghen enträthselte. Ich schlage Jöcher unter Inghen nach, und finde die Erklärung bestätigt. Solche Enträthselungen sind zeitraubend; Ort und Druckjahr verursachen nicht weniger Mühe, als der Name, und doch ist es am Ende nur ein Titel, und der Band, welcher vorlag, hatte 8 dergleichen Schriften.“
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Leichter war in dieser Hinsicht die Aufstellung der Geschichte, für welche die neuen Repositorien im Buderischen Saale freyen Spielraum darboten. Am 15.ten August waren sämmtliche Bibliotheken aufgelöst. Die Bücher standen in Hauptfächern beysammen. Nun wurden diese Hauptfächer nach ihren Abtheilungen specieller geordnet. Die Philologie in XIII Abtheilungen stellte ich auf den Mittel-Repositorien voran; unmittelbar darauf ließ ich die Archäologie in V Abtheilungen folgen; alsdann die Artes liberales in XV Abtheilungen, die Philosophie in XII Abtheilungen, endlich die allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften in II Abtheilungen und die Literaturgeschichte in XX Abtheilungen, für welche letztere ich die Wandrepositorien benutzte. Mit dieser Local-Ordnung habe ich zugleich die Zeit-Ordnung bezeichnet, wie die Arbeit aufeinander folgte. Am 16.ten August fing ich mit der Philologie an, am 26.ten August ging ich zur Archäologie, am 31.ten August zu den Artibus liberalibus, am 15.ten September zur Philosophie, am 23.ten September zur allgemeinen Encyclopädie der Wissenschaften, und am 24.ten September zur Literaturgeschichte über. Am 8.ten October waren die Folianten, Quart- und Octav-Bände der sämmtlichen Fächer geordnet. D. Weller war mittlerweile mit der speciellen Aufstellung der historischen Fächer zu Stande gekommen. Wir ordneten nun gemeinschaftlich noch die Duodezbände der sämmtlichen Bibliotheken, und am Schluße des Octobers standen beide Sääle in Ordnung. In der Philosophica der nun aufgelösten akademischen Bibliothek waren die Fächer der Mathematik, Astronomie, Cameralwissenschaften, Kriegskunst und Technologie mit begriffen; sie wurden also während der Arbeit zugleich ausgeschieden. Weil es jedoch in dem hinteren Saale an Platz fehlte, so ließ ich diese Bücher in den vorderen neuen Saal schaffen, und hier durch D. Weller einstweilen noch ohne specielle Ordnung, hinter der Physik aufstellen, wo bereits die gleichnamigen Fächer aus der Schloßbibliothek standen. D. Meyer verzeichnete unterdessen kleine theologische Schriften, theils solche, welche in großen Sammlungen sich vorfinden, theils Dissertationen, Programme, Predigten u. s. w. Compter ordnete die revidirten theologischen Zeddel nach dem Alphabet. Er legte dieselben erst im Allgemeinen nach dem Buchstaben zusammen; dann ordnete er, von A anfangend, jeden Buchstaben wieder unter sich specieller. Diese specielle Ordnung war am Schlusse des Octobers bis zum Buchstaben M vorgerückt. Die Zeddel der Literargeschichte, der opera, Diplomatik u.a. historische Hülfswissenschaften aus der Buderischen Bibliothek hatte ich in der ersten Hälfte des Sommers in Nebenstunden zu Hause revidirt, und ließ dieselben nun durch Compter ebenfalls in alphabetische Ordnung legen, damit sie mit der Theologie zugleich in den neuen Katalog eingetragen werden konnten. Der neue Katalog, an welchen Compter und der Kupferstecher Heß in Nebenstunden fortgeschrieben hatten, war in der Mitte des Augusts so weit fortgeschritten, daß außer der Glottik, der Naturgeschichte, der Medizin, der Chemie und Physik, nunmehr auch der ganze historische Theil der Buderischen Bibliothek eingeschrieben war. Am 23.ten August fing man an, die theologischen Titel, mit Einschluß der theologischen und literarischen aus der Buderischen Bibliothek, einzutragen. Ich sah die alphabetisch
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geordneten Zeddel parthienweise vorher durch, und ließ sie in die einzelnen Bogen einlegen. Der Titel waren eine sehr große Menge, an 30 bis 40.000 Tausend. Man war am Schluße des Octobers bis zum Buchstaben B. gekommen. Ein Feuerlärm am 31.ten August 1821, in unmittelbarer Nähe der Bibliothek, veranlaßte mich, durch einen unterthänigsten Bericht an Großherzogl. Ober-Aufsicht11 in Vorschlag zu bringen, daß der Eingang aus den Zimmern in den unteren Saal mit einer eisernen Thür verwahrt werden möchte, um das durch ein feuerfestes Doppelgewölbe, durch die eiserne Hauptthür und eiserne Läden vor den Fenstern schon hinlänglich gesicherten Local vor jeder Feuersgefahr zu schützen. Ew. Excellenz setzten mündlich noch hinzu, daß für solche Nothfälle wünschenswerth sey, im Vorsaale statt der hölzernen eine eiserne Treppe anlegen zu lassen. Indeß mußte die Ausführung beyder Ideen vor der Hand ausgesetzt bleiben, weil der damalige Cassenbestand eine solche bedeutende Ausgabe nicht gestattete. Inzwischen waren im Buderischen Saale im September die neuen Repositorien mit den alten durch einen Kranz verbunden, und die solchergestalt unter einander befestigten Repositorien, unter welchen die Buderischen durch einen früher schon darauf befindlich gewesenen Aufsatz kenntlich sind, mit aschgrauer Farbe sämmtlich neu angestrichen. Der Saal hatte durch die eingeschobenen Repositorien an Helligkeit wenig verlohren; dagegen hatte man hierin ein Mittel gefunden, die neue Anordnung zweckmäßig durchzuführen, ohne dem Buderischen Legat zu nahe zu treten, zugleich aber durch bedeutenden Raum gewonnen, ohne welchen die neue Aufstellung der Bücher überhaupt nicht möglich gewesen wäre. Die Manuscripte, welche in ihrem gegenwärtigen, freundlicheren Locale vor Fäulniß und Moder hinlänglich geschützt waren, kamen nun auch wieder unter besonderen Verschluß. Durch die gnädigste Fürsorge Ew. Excellellenz ward zwischen den beiden voranstehenden Repositorien im Buderischen Saale eine nach einem Riß des Herrn Oberbaudirector Coudray geschmackvoll gearbeitete, mit einer Lyra und anderen Zierrathen versehene Thür angebracht, welche neben ihrer nächsten Bestimmung, die seltenen und kostbaren Schätze vor zu häufigem Betasten und möglichen Beschädigungen zu sichern, unserer Bibliothek noch zu besonderer Zierde gereicht. Die Thür ward vom Tischler Meister Werner am Schluße des Sommers eingesetzt, die von demselben gearbeitete und in Weimar vergoldete Lyra aber in der Folge angebracht. Fünftes Jahr vom November 1821 bis October 1822. I, Wintersemester. Es war eine günstige Vorbedeutung, daß gerade zu Anfange des neuen Bibliotheksjahres, am 1.sten November 1821, die Rauchische Büste, von Ew. Excellenz selbst unserer Bibliothek verehrt, im Arbeitszimmer aufgestellt wurde, wo wir uns der hohen Gegenwart Ew. Excellenz in den letzten Jahren so oft zu erfreuen Gelegenheit gehabt hatten. Und welche große Erinnerungen weckt solche erneuerte Gegenwart! 11
ThULBJ, HSA, AA I 15, Bl. 309r–310v (Entwurf des Berichts über den Brand in der Malzdarre).
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Wir mögen auf das schön und zweckmäßig eingerichtete Local, oder auf die innere Organisation der Bibliothek, oder auf uns die angestellten Personen, selbst unsern Blick hinwenden: Ew. Excellenz haben für Alles auf gleiche wohlwollende Weise gesorgt. Da nunmehr die Hauptstörungen durch die Baugewerke vorüber waren: so trug ich unter dem 5.ten October 1821, um einem so oft geäußerten Wunsche der Herrn Professoren entgegenzukommen, bey Großherzogl. Ober-Aufsicht darauf an, daß die öffentliche Benutzung der Bibliothek, außer den seither gewöhnlichen Ausleihestunden am Mittwoch und Sonnabend, täglich noch eine Stunde gestattet werden möchte. Dieser Vorschlag wurde durch eine gnädige Verordnung der Großherzogl. Ober-Aufsicht vom 1.sten November 182112 genehmigt, und die Einleitung getroffen, daß, außer den gewöhnlichen Stunden am Mittwoch und Sonnabend von 1 bis 2 oder 3 Uhr, auch an den übrigenWochentagen, Montags, Dienstags, Donnerstags und Freytags von 11 bis 12 Uhr, an das Personal der akademischen Lehrer Bücher ausgeliehen werden sollten. Seitdem ist die Bibliothek zum Gebrauche täglich geöffnet worden; man hat diese, gesetzlich bloß den akademischen Lehrern gestattete Begünstigung in geeigneten Fällen auch den Studirenden nicht verweigert; ja man hat billige Wünsche, wie dieß auch fürderhin jederzeit geschehen, man mochte nun Bücher suchen oder excerpiren wollen, an jedem Tage und zu jeder Stunde, selbst des Sonntags, bereitwillig zu erfüllen gesucht, so unangenehm und störend auch solche augenblickliche Unterbrechungen auf den Fortgang der bibliothekarischen Geschäfte einwirkten. Die Haupt-Arbeit, welche den Winter über vorlag, war die Revision der Philologie und der übrigen im hinteren Saale aufgestellten Wissenschaften. Die Philologie wird in der Regel am häufigsten benutzt; es schien daher zweckmäßig, dieses Fach zuerst in Ordnung zu bringen, und sobald als möglich wieder in Gebrauch zu setzen. Noch waren eine Menge Bücher ausgeliehen, welche vorher, ohne man zur Revision schritt, zurückgefordert und am gehörigen Ort eingeschaltet werden mußten. Dieses Einfordern und Einschalten ausgeliehener Bücher hat das Revisionsgeschäft, nicht allein das philologische, sondern aller Fächer, vorzüglich erschwert. Es mußten bey Anfang jedes Fachs Auszüge gemacht und zu diesem Behufe jedesmal das ganze Ausleihbuch, oft mehrere Mal durchgegangen, die Bücher selbst mehrmals erinnert, oft mit Strenge eingefordert werden. Die Revision geschah im Zimmer; es wurden täglich 5 Stunden darauf verwendet; Ferien, Sonn- und Festtage wurden zu Hülfe genommen. Das Geschäft selbst nahm folgenden Gang: die zu revidirenden Bücher wurden durch den Diener, welchen ich jedesmal selbst anwies, Fach für Fach aus dem hinteren Saale ins Arbeitszimmer heruntergetragen. Hier nahm sie D. Weller zunächst vor sich, verglich die Titel mit den geschriebenen Zeddeln, ergänzte und verbeßerte dieselben, besonders auf Druckort und Jahr achtend; musterte hierauf das Buch durch, ob noch mehrere Schriften angebunden waren, schrieb fehlende Zeddel nach u.s.w. Fehlten die sämmtlichen Zeddel schriftenreicher Bände, so wurden sie, um das Revisionsgeschäft nicht aufzuhalten, dem D. Meyer zum Verzeichnen übergeben. Nach solcher Durchsicht besorgte ich 12
ThULBJ, HSA, AA I 15, Bl. 28r (Ausfertigung). Abb. in Bulling, Goethe als Erneuerer (1932), Tafel XII.
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die Hauptrevision, ging die einzelnen Bücher abermals der Reihe nach durch, untersuchte den Inhalt genauer und stellte sie nach Befinden in strengere chronologische oder Sachordnung; dann verglich ich die geschriebenen Titel, berichtigte, ergänzte, kürzte ab, wo es nöthig war, unterstrich die Hauptnamen unter welchen die Bücher in den Katalog eingetragen werden sollten, schlug in zweifelhaften Fällen Jöcher und andere literarische Hülfsmittel nach, und gab dem Buche die gehörige Signatur und Nummer, welche ich auf dem Zeddel beyschrieb.– Der Bibliotheksschreiber Compter schrieb sodann Signatur und Nummer in das Buch ein, die Nummer aber unten auf den äußeren Rücken desselben. Die aus den Büchern herausgenommenen Zeddel band er fachweise in Pakete zusammen, um sie in der Folge in alphabetische Ordnung zu bringen. Die Bücher wurden hierauf von dem Diener parthieweise wieder in den Saal hinaufgetragen, wo ich sie, wenn ein ganzes Hauptfach vollendet war, unter Beihülfe des Dieners oder Bibliotheksschreibers, nach gehöriger Berechnung und Vertheilung des Raums in den Repositorien selbst aufstellte. So ging jedes Buch in abgemessener Ordnung aus einer Hand in die andere, und es war für planmäßige Ordnung im Geschäftsgange, wie für zweckdienliche Einheit und Genauigkeit der Revision, auf gleiche Weise gesorgt. Das Schema erlitt unter solcher Revision im Einzelnen noch mancherley Modificationen, je nachdem der Inhalt der genauer eingesehenen Bücher es erforderte. Besonders war die chronologische Folge der Autoren genauer bestimmt und angeordnet, weil hier zu oft literarische Hülfsmittel nachgeschlagen werden mußten, welche ich beym Ordnen im Saale nicht zur Hand gehabt hatte. Eben deshalb war aber auch das Revisionsgeschäft schwieriger und mühsamer, als die erste Anordnung selbst. Die frühere sachgemäße Aufstellung war gleichsam nur der erste Entwurf, die Revision war die genauere Ausführung, die feinere Bearbeitung desselben. Dem D. Meyer, welcher die theologischen Dissertationen und andere zur Theologie gehörige kleine Schriften vollendet hatte, trug ich auf, die aus der Grunerischen Auction erstandenen Bücher; eine vom Herrn Director Lenz erkaufte Sammlung von Blatterschriften und die sämmtlichen medicinischen Dissertationen auf Zeddel zu verzeichnen.– Die Dissertationsbände selbst hatte ich geordnet, und mit Signatur und Nummer versehen lassen. Zu Anfang dieses Halbjahrs ward auch der Studiosus der Rechte, Rinaldo Vulpius, zu Hülfe genommen.13 Man trug ihm auf, die seinem Studio näher liegenden juristischen Dissertationen auf Zeddel zu verzeichnen. Er unterzog sich dieser Arbeit täglich eine Stunde zu meiner vollen Zufriedenheit, setzte jedoch dieselbe nur den Winter hindurch fort, weil er sich hierdurch in seinen juristischen Studien, denen er mit Vorliebe und Eifer oblag, zu sehr behindert fühlte. Compter fuhr neben der oben erwähnten Arbeit fort am Kataloge zu schreiben. Der Kupferstecher Heß hingegen, ward durch seine anderweiten Geschäfte, die freylich einträglicher waren, an der Fortsetzung dieser Arbeit gehindert. In früheren Jahren war auch der Nominal-Katalog der Großherzogl. Weimarischen Bibliothek, deren Benutzung den hiesigen akademischen Lehrern auf eine höchst liberale Weise zugleich gestattet ist, für Jena abgeschrieben, und zur Erleichterung 13
ThULBJ, HSA, AA I 15, Bl. 341r (OA/Goethe an Güldenapfel, 23.10.1821, Ausfertigung)
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des Gebrauchs in unserer Bibliothek niedergelegt worden. Die Fortführung desselben war um so wünschenswerther, da die Großherzogl. Weimarische Bibliothek in den letzteren Jahren bedeutenden Zuwachs erhalten hatte. Weil indeß die hier angestellten Personen zu sehr beschäftigt, und mein Herr College zu Weimar ohnehin nicht geneigt war, den Weimarischen Katalog, den er täglich brauche, bandweise zu diesem Zweck hierher verabfolgen zu lassen: so traf ich im November 1821. die Einleitung, daß die neuhinzugekommenen Schriften zu Weimar nachgetragen wurden. In dieser Absicht schickte ich die einzelnen Bände unsers Katalogs von Zeit zu Zeit nach Weimar, wo der Bibliotheksschreiber John die zu supplirenden Schriften, gegen besondere Vergütung, einschrieb. Nach den seitherigen Gesetzen des akademischen Wittwen-Fiscus konnten nur diejenigen Professoren beytreten, welche im akademischen Senat und in der Facultät Sitz und Stimme haben. Eben so waren alle akademischen Personen vor dem Beytritte zu der neuerrichteten allgemeinen Staatsdiener-Wittwen-Casse im Großherzogtum Weimar gesetzlich ausgeschlossen. Der Bibliothekar befand sich also in der Lage sich nirgends anschließen zu können. In einer unterthänigen Vorstellung wendete ich mich daher im December 1821 vertrauensvoll an Großherzogl. Ober-Aufsicht, und Ew. Excellenz hatten die Gnade, auch diese Angelegenheit zu Gunsten des Bibliothekars wohlwollend zu vermitteln. Die Durchlauchtigsten Herrn Erhalter haben unter dem 22.sten Januar 1822 die gnädigste Entschließung zu fassen geruht, auch den jedesmahligen Universitäts- Bibliothekar an der bestehenden Wittwen- und Waisen-Versorgungs-Anstalt Theil nehmen zu lassen. Diese huldreiche Fürsorge, von dem gegenwärtigen Bibliothekar dankbar anerkannt, wird für unser Institut die wohlthätige Folge haben, daß das Bibliothekariat in Zukunft nicht mehr als interimistisches Nebengeschäft, für angehende Facultätslehrer angesehen, sondern, wie es der auf festgegründete, harmonische Ordnung und auf ungestörte Erhaltung eines regelmäßigen Geschäftganges hingerichtete Zweck der Anstalt erfordert, als ein selbstständiges Amt betrachtet werde, dem ein Gelehrter, wie sein ganzes Studium, so auch seine gesamte Thätigkeit und alle seine Kräfte zu widmen im Stande sey. Einen neuen Beweis gnädigster Fürsorge gaben dem Institut noch besonders Se. Königl. Hoheit der Herr Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, in dem Höchstdieselben der Bibliothekscasse abermahls durch Zuweisung einer Summe von 200 rt. aus Strafgeldern, eine außerordentliche Unterstützung zufließen zu lassen geruhten. Die Revisionsarbeit rückte inzwischen den Winter über vom Fach zu Fach weiter. Vom 1.sten November 1821 bis 9.ten Februar 1822 ward die Philologie in XIII. Fächern, vom 10.ten Februar bis 2.ten März die Archäologie in V Fächern, vom 3.ten März bis 30.sten April die Artes liberales (bildende, Rede- und andere freye Künste, nebst der schönen Literatur der neueren Völker) in XV Fächern, nach den beyliegenden Schemen revidirt. Diese Bücher wurden auf den Mittelrepositorien des hinteren Saales ordnungsgemäß aufgestellt. Die Philologie und Archäologie füllten die ersten, die Artes liberales das vierte und fünfte Doppel-Repositorium. Der neue Katalog war im Fache der Theologie bis zum Buchstaben G. fortgeführt.
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II. Sommer-Semester Mit dem Eintritt des Sommerhalbjahres ging ich zur Revision der Philosophie und literarhistorischen Fächer über. Die Arbeit wurde, damit das Heruntertragen der Bücher wegfiel, im hinteren Saale selbst, auf die oben beschriebene Weise, in folgender Zeitordnung fortgesetzt. Am 1.sten Mai begann ich die Philosophie, am 8.ten Juny ging ich zur allgemeinen Encyklopädie der Wissenschaften und am 16.ten Juni zur Literaturgeschichte über. Am 25.sten August waren die sämmtlichen Fächer nach beyliegenden Schemen, revidiert und ordnungsgemäß aufgestellt. Die Philosophie in XI. Abtheilungen (die Pädagogik und Freymaurer-Schriften mit eingeschlossen) füllt das 6te und 7te Mittelrepositorium; auf dem 8.ten steht die Encyklopädie in 2 Abtheilungen, und der Anfang der Literaturgeschichte, welche von der IV–XX Abtheilung auf die Seitenrepositorien rings an den Wänden herum, fortläuft. Mittlerweile hatten Ew. Excellenz mit dem Herrn Ober-Baudirector Coudray über eine Veränderung der Stufen am Eingange in die Buderische Bibliothek Berathung gepflogen. Der Eingang war enge, die Thür innerhalb des Buderischen Saals, und die außen liegenden Stufen, welche gerade auf die neue ins untere Local herabgehende Treppe stießen, waren zu steil, und der Treppe zu nahe, so daß man im Herausgehen Gefahr lief, die Treppe herunter zu fallen. Der Plan Ew. Excellenz ging dahin, den Eingang zu erweitern, die Stufen tiefer in den Buderischen Saal einzurücken, und an der äußeren Kante der Mauer eine Flügelthür anzubringen. Am 3.ten Juni 1822 ward die Arbeit begonnen. Die innere Thür wurde abgenommen und die Mauer zur Seite durchbrochen. Bald aber zeigte sich in der Mauer ein Wiederhaken, 2 ½ Zoll stark, welcher unter dem Estrich quer durch die Buderische Bibliothek hinlief. Die Arbeiter nahmen Anstand. Der Anker lag gerade neben der Thür, und stand der Erweiterung derselben im Wege. Ew. Excellellenz selbst waren bedenklich. Indeß der bauverständige Hofmaurer Timler, welcher bey der ganzen Arbeit sich sehr thätig bewies, rieth, den Anker auf die Seite zu biegen, um für die Thür Raum zu gewinnen. Dieser Rath schien die Festigkeit des Gebäudes zu gefährden. Der Hofmaurer Timler aber unterstützte ihn durch die Erfahrung ähnlicher Fälle und hauptsächlich durch die Versicherung, daß man hier in geringer Entfernung von einander noch mehrere Anker im Boden vorfinden würde, welche das Gebäude, das auch ohne Anker stehe, fest genug zusammen hielten. Auch fand sich bei genauerer Nachsuchung wirklich, daß unter dem Estrich des Buderischen Saales wenigstens 6 bis 8 dergleichen Anker hinlaufen. Der Hofmaurer sprach mit zu großer Zuversicht, als daß seine Gründe nicht hätten Eingang finden sollen. ‚Nun wenn ihr verwegen seyd’, erwiderte Ew. Excellenz‚ so will ich nicht furchtsam scheinen.’ Und so ward zur Ausführung des gewagten Unternehmens geschritten. Am 5.ten Juny früh 5 Uhr kam der Schmiedemeister Lotze mit Kohlen und Werkzeug. Unter dem Anker ward eine Eisenplatte untergeschoben, ein Viereck von Backsteinen rings herumgelegt, das Steinviereck auf dem eisernen Boden mit Kohlen gefüllt, die Kohlen angezündet, und durch den Blasebalg eine Stunde lang im Feuer unterhalten. Vulcan hatte in Minervens Heiligthum seine Werkstatt aufgeschlagen, und schwerlich möchten beide Gottheiten hier je wieder so friedlich beysammen hausen.
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Uebrigens ging man bey der ganzen Operation mit der größten Vorsicht zu Werke. Wasser stand in Eimern bereit. Der Hofmaurer mit seinen Leuten und wir alle waren dabey zugegen, sorgsam beobachtend, daß nicht etwa ein Funke das Holzwerk oder die Bücher berührte. Nach Verlauf einer Stunde ward der glühend gewordene Anker durch Hammerschlag und Kettenzug14 auf die Seite getrieben. Um 7 Uhr war das Wagstück vollbracht. Die Kohlen wurden gelöscht, und nicht ein einziger Funke war auf die Seite oder auf die Dielen herab gesprungen. Nun setzten die Maurer ihre Arbeit ruhig fort. Der Wiederhaken ward wieder eingemauert. Statt der schmalen steinernen Stufen wurden vom Zimmermeister Nürnberger 5 breite Stufen von Holz gelegt, und tiefer in den Saal eingerückt, so daß man jetzt bequem auf und abgehen kann. An der äußeren Kante der Mauer ward vom Tischler Meister Werner eine neue große Flügelthür angebracht, und so der Eingang schöner und geräumiger hergestellt. Wir hatten, so lange die Arbeit dauerte von früh 5 Uhr an bis Abends 6 Uhr in der Bibliothek theils die Aufsicht über die Werkleute geführt, theils unsere regelmäßigen Geschäfte fortgesetzt. Das im Buderischen Saale vor dem Eingange stehende Doppel-Repositorium, welches bey dem Durchbruche der Thüre halb durchschnitten worden war, wurde nun, nach vorheriger Räumung, ganz weggerückt, und zur rechten Seite des Eingangs ein vollständiges Repositorium in die Reihe der übrigen aufgestellt. Die Bücher standen hier bald wieder in Ordnung, und der Eingang war völlig frey. Noch wurde der Estrichboden im Buderischen Saale hie und da schadhaft, von den Maurern ausgebessert. Um aber die Verschönerung vollständig zu machen, wurden auch auf gnädigste Anordnung Ew. Excellenz noch diesen Sommer durchgängig neue Fenster eingesetzt, wodurch der Saal an Helle und Freundlichkeit wieder gewann, was er durch die zwischengeschobenen Doppelrepositorien verloren zu haben schien. Nächstdem ließ man die unscheinbar gewordene Säule im Arbeitszimmer, um die Unebenheiten wegzuschaffen, rings um bekleiden und neu anstreichen, zu anständiger Verschönerung des Zimmers, und würdig der daran stehenden Büste, und des geschmackvoll gearbeiteten Postaments, das nebst einer zweyten Büste und von anderer Seite her verehrt worden war. Mittlerweile hatte ich die Revision der Literaturgeschichte beendigt, und die Bücher ordnungsgemäß aufgestellt. Der hintere Saal war nun völlig in Ordnung. Nachdem ich alle Sääle, oben und unten, nebst Fenstern, Leitern u.s.w. hatte scheuern und reinigen lassen, fing ich am 26.sten August an, die Jurisprudenz im unteren Saale systematisch zu ordnen. Schon seither hatte ich mich theils durch Privatstudien, theils durch mündliche Unterhaltungen mit älteren und jüngeren Juristen zur Bearbeitung dieses mir sonst fremden Faches vorbereitet, und mit Rücksicht auf die Localität ein Schema entworfen, das jedoch während der Arbeit mancherley Modificationen erhielt. Uebrigens verfuhr ich beym Ordnen eben so, wie bey der Theologie. Ich ging die Bücher der einzelnen Bibliotheken, der Electoralis, recens adjecta, der Arumäischen, der Birknerischen und der Schloßbibliothek, so wie mehrere einzelne aus anderen 14
Durch Weller eingefügt.
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Fächern für die Jurisprudenz zurückgestellte Schriften der Reihe nach durch, stellte jedes Buch in das gehörige Fach, und legte die Zeddel ein. In Hinsicht auf das Local fanden sich dieselben Schwierigkeiten, wie bey Aufstellung der übrigen Fächer, da die Repositorien ebenfalls schon besetzt waren, und die einzuordnenden Bücher den einrangirten erst Platz machen mußten. Die große Menge der Foliobände gab dasselbe Mißverhältniß mit dem übrigen Format. Der ganze Fußboden stand voll Folianten, die schwer unterzubringen waren. Daher schied ich das kanonische Recht und mit demselben fand nun ein großer Theil der Folianten auf den Wandrepositorien Platz. Am 22.sten September waren die sämmtlichen Bibliotheken aufgelöst, und die Bücher im Allgemeinen nach Fächern zusammengestellt. Vom 23.sten September an ordnete ich die einzelnen Fächer specieller. Zu Ende des Octobers war ich damit zu Stande, ungeachtet die schwierige Arbeit durch manche zufällige Unterbrechungen aufgehalten wurde, und ich genöthigt war, selbst das Mechanische derselben, weil der Diener Römhildt anderweit beschäftigt und wegen seines nahen Abgangs zerstreut war, größtentheils ganz allein zu verrichten. D. Weller hatte den Sommer über bis zum 26.sten August die Revision der oben genannten Fächer auf die oben beschriebene Weise gefördert; vom 26.sten August an revidirte er mehrere schriftenreiche Quart- und Foliobände aus der Geschichte, um durch Ergänzung der fehlenden Zeddel die Revision der historischen Fächer vorzubereiten. D. Meyer verzeichnete die medicinischen Dissertationen und andere kleine Schriften, welche sich in Thesauris und Repertoriis befinden. Zugleich ließ ich demselben ein Verzeichnis der Dissertationen und Programme fertigen, welche seit dem Jahre 1818 von auswärtigen Universitäten eingesandt und zufolge eines Senatsbeschlusses an unsere Bibliothek abgegeben worden waren. Er ordnete diese kleinen akademischen Schriften vorher nach den Wissenschaften, die medicinischen specieller, die übrigen im Allgemeinen nach den Facultätsfächern. Compter versah die revidirten Bücher mit Signatur und Nummer, ordnete die Zeddel nach dem Alphabet und schrieb in Nebenstunden an dem neuen Kataloge fort. Der neue Katalog war am Schluße des Jahres in dem theologischen Fache, bis zum Buchstaben N. fortgerückt. Der provisorisch angestellte Bibliotheksdiener Römhild, welcher unserer Bibliothek seit vier Jahren, in der schwierigsten Periode, treue und redliche Dienste geleistet hatte, wurde zu Michaeli 1822 als Bibliotheksdiener nach Weimar versetzt, und an seiner Stelle bey unserer Bibliothek der Weimarische Seminarist Theophilus Bayer aus Hopfgarten, provisorisch als Diener angenommen, welcher am 24.sten October seinen Dienst antrat. Sechstes Jahr von November 1822 bis Oktober 1823 I. Wintersemester Zur nächsten Arbeit für den Winter wählte ich, mit Genehmigung Ew. Excellenz, die Revision der Jurisprudenz, die historischen Wissenschaften noch zurücklassend. Die Geschichte war nach ihren Specialfächern abgetheilt; alle Fächer hatten auf den neuen Repositorien im Buderischen Saale hinlänglich Platz, die Bücher standen neben
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einander in Ordnung; Das Fachwerk der Buderischen Bibliothek war geläufig; die Bücher konnten mithin, auch ohne Katalog leichter aufgefunden und wieder eingeschaltet werden, als im juristischen Fache. Aus diesem Grunde schien es, wenigstens für die fortwährende Benutzung der Bibliothek, welche ich bey der Anordnung der Arbeitsfolge, selbst mit Aufopferung persönlicher Vortheile, immer berücksichtigt und begünstigt habe, zweckmäßiger, mit der Jurisprudenz den Anfang zu machen. Der Gang der Arbeit war derselbe, wie bey der Philologie. Die Bücher wurden vom Diener in das Zimmer geschafft, D. Weller besorgte die erste, ich die zweyte Revision, Compter signirte die Bücher. Das Aufstellen der revidirten Bücher hatte, eben wegen des Mißverhältnisses der Folianten-Menge mit den Quart- und OctavBänden viele Schwierigkeiten. Indeß rückte die Arbeit, ungeachtet der strengen, lange anhaltenden Winter Kälte, unausgesetzt fort. Mit dem neuen Jahr 1823 ward wegen Mangel des Raums abermals ein neues Ausleihbuch nöthig. Bey der Einrichtung desselben wich man von der früheren Ordnung ganz ab. Im vorigen Ausleihebuche nämlich wurden die Bücher unter den Namen der Empfänger alphabetisch eingetragen. Dieß hatte den Vortheil, daß man immer genau übersehen konnte, wie viel ein jeder Bücher geliehen hatte. Dagegen aber waren mit dieser Einrichtung manche Nachtheile verbunden. Erstlich ließ sich nicht vorausbestimmen, wie viele Bücher unter jedem Namen oder Buchstaben in der Folge einzutragen seyn möchten; der für jeden Namen und Buchstaben leer gelassene Raum reichte daher bey manchem nicht zu, bey anderen ward er nicht ausgefüllt. Man ward genöthigt, um die Namen fortzuführen, bald vor – bald rückwärts zu springen, je nachdem sich Raum darbot. Hiedurch ward bey zunehmender Bücherzahl das Aufsuchen immer schwieriger, und selbst der eigentliche Zweck, die leichte Uebersicht, wie viel Bücher ein jeder geliehen, ging verloren. Nächstdem aber hatte diese Einrichtung noch das Unangenehme, daß, wenn nach einem ausgeliehenen Buche gefragt wurde, das ganze Ausleihbuch durchgeblättert werden mußte, um anzugeben, an wen es ausgeliehen sey. Solche Nachfragen aber kommen täglich vor; manche eben gangbare Bücher gehen aus einer Hand in die andere, und sind gleichsam stehende Artikel im Ausleihebuche. Auch das treueste Gedächtniß vermag nicht, in solchem steten Wechsel dem Fragenden zu Hülfe zu kommen. Nun ist aber dem, welcher ein Buch wünscht, oft bloß darum zu thun, ein oder ein paar Stellen nachzuschlagen; eine Probearbeit, der Druck einer Schrift wartet darauf; er erreicht seinen Zweck, wenn ihm sogleich nachgewiesen werden kann, wer das Buch eben in Händen hat. Aus diesen Gründen schien es zweckmäßiger, die ausgeliehenen Bücher nach den Namen der Verfasser oder anonym nach dem Stichwort des Titels alphabetisch ins Ausleihebuch einzutragen. Diese neue Einrichtung bietet mehrere Vortheile dar: 1.) Es läßt sich bey vorkommender Nachfrage, leicht auffinden, in wessen Händen ein ausgeliehenes Buch sich eben befindet; zumal wenn die Scheine fleißig renovirt, und jedesmahl von neuem eingetragen werden. 2.) Der Raum im Ausleihebuche wird nie beengt, und das Papier bleibt niemals leer. Die Bücher werden in jedem Buchstaben hinter einander fortgeschrieben und mit fortlaufender Nummer bezeichnet. Reicht der für jeden Buchstaben leergelassene Raum nicht zu: so wird eine neue Lage Papier eingelegt.
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3.) Es läßt sich leicht übersehen, welche Bücher über die gesetzliche Zeit ausbleiben. Da das Eintragen der Bücher unter jedem Buchstaben genau nach der Zeitfolge geschieht: so darf man nur bey jedem Buchstaben die Rubrik des Datums in den beiden letzten Monaten übersehen, und die Reste zeigen sich beym ersten Anblick der Seite. 4.) den Vortheil, jederzeit zu wissen, wie viele Bücher ein Jeder in Händen habe, erreicht man schon dadurch, daß die Empfangsscheine in alphabetischer Ordnung nach dem Namen der Empfänger in den Mappen aufbewahrt werden. Jedem Empfangsschein aber wird am Rande der Buchstabe und die Nummer beygeschrieben, unter welchen die Schrift im Ausleihebuche aufgeführt ist. So weist der Empfangsschein zugleich auf das Ausleihebuch zurück. Uebrigens ist jede Seite in fünf Rubriken abgetheilt: 1, die Nummer, 2, der Titel des Buchs, 3, der Name des Empfängers, 4, das Datum des Empfangs, 5, Datum der Rückgabe. Hat der Empfänger einen Carenten: so wird der Name desselben in Parenthesi hinter den Namen des Titels geschrieben (Eine eigen Rubrik für den Carenten würde das Fachwerk zu sehr vermehren; hinter den Namen des Empfängers aber stände er der leichten Uebersicht in so fern im Wege, weil man bey schneller Durchsicht der Namen des Carenten mit dem Namen des Empfängers leicht verwechseln würde.) Die Zweckmäßigkeit dieser Einrichtung hat sich in der Folge immer mehr bewährt. Indeß war die Einführung dieser neuen Ordnung mit vielerley Schwierigkeiten verbunden. Alle Scheine mußten erneuert, die Empfänger zu wiederholten Malen erinnert, und, wo mehrmalige Erinnerungen nicht fruchteten, die Scheine selbst zum Umtausch ins Haus geschickt werden. Indeß brachte D. Weller, welcher das Ausleihebuch zu führen hat, das mühevolle Geschäft durch pünctliche Strenge und Beharrlichkeit in Kurzem zu Stande. Am 22.sten Januar waren die sämmtlichen Scheine erneuert und eingetragen, und er konnte nunmehr zur Revision der Jurisprudenz zurückkehren, welche ich mittlerweile allein besorgt hatte. D. Meyer kam inzwischen mit dem Verzeichniß der von auswärtigen Universitäten eingesandten Dissertationen und Programme zu Ende. Ich übertrug ihm nun, die große Sammlung unserer philosophischen und juristischen Dissertationen, von welchen letzteren Rinaldo Vulpius bereits einen Theil geschrieben hatte, auf Zeddel zu verzeichnen. Einzelne Dissertationen schrieb er in der Bibliothek, ganze Dissertationsbände nahm er zum Verzeichnen gegen Empfangschein mit nach Hause. Vorher hatte ich dieselben in chronologischer Folge zusammengestellt, und vom Bibliotheksschreiber Compter signiren lassen. Compter besorgte die Signatur der revidirten Bücher, ordnete die Zeddel der Philologie, Philosophie und Literaturgeschichte nach dem Alphabet, und schrieb in Nebenstunden am neuen Kataloge weiter, welcher zu Ende des Halbjahres, im Fache der Theologie, bis zum Buchstaben S vorgerückt war. Seine Thätigkeit in den Ausleihe- und andern laufenden Geschäften war um so nützlicher, da der neue Diener Beyer in der Bibliothek noch nicht orientirt, und in mechanischen Arbeiten überhaupt wenig geübt war.
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II. Sommersemester. Zu Anfang des Sommersemesters war die Revision der Jurisprudenz mit Ausnahme des kanonischen Rechts, beendigt. Die Bücher waren in XXX Fächern, nach beyliegenden Schema auf den sieben Mittelrepositorien ordnungsgemäß aufgestellt. Nun ging ich zu den politischen und Cameralwissenschaften über. So wie das Local bey der Abtheilung der wissenschaftlichen Fächer überall berücksichtigt werden mußte, so war dieß auch hier bey den Staatswissenschaften der Fall. Die Staatswissenschaften umfassen Politik im Allgemeinen, Gesetzgebung, innere Staatsverwaltung, Verhältniße des Staats nach Außen. Sie schließen sich in natürlicher Ordnung an die Jurisprudenz an. Nun aber begreift die innere Staatsverwaltung die gesammten Finanz- und Cameral-Wissenschaften in sich; für diese reichten die Repositorien im unteren Saale neben der Jurisprudenz nicht zu: ich war also genöthigt, die letzteren im oberen Saale, neben den mathematischen Wissenschaften aufzustellen, mit welchen sie ebenfalls in Berührung stehen. Solche Trennungen verwandter Wissenschaften thun dem System um so weniger Eintrag, da über die Verbindung einzelner Theile selbst unter strengen Theoretikern verschiedene Ansichten herrschen. Als ich mit Hinsicht auf die erwähnte Localität die politischen Wissenschaften gesondert und nach beyliegendem Schema, in 4 Abtheilungen geordnet hatte, fing ich mit D. Weller am 7.ten May die Revision an. Die Arbeit ward noch im Zimmer, täglich 7 Stunden, fortgesetzt; Ferien, so wie Sonn- und Festtage, wurden dazu genommen. Am 29.sten May waren die Bücher im unteren Saale auf dem letzten Mittelrepositorio hinter der Jurisprudenz ordnungsgemäß aufgestellt. Nun ließ ich die Mathematik folgen. Die mathematischen und Cameral-Wissenschaften standen im oberen Saale, zwar im Allgemeinen beysammen, aber nicht speciell nach Fächern geordnet. Solche specielle Ordnung mußte jetzt der Revision vorangehen. Die Baukunst, Kriegskunst, Astronomie trennte ich in besondere Abtheilungen, um indeß die Zahl der wissenschaftlichen Hauptfächer nicht zu sehr zu vermehren, ließ ich ihre Signatur als Abtheilungen der Mathematik fortlaufen. Eben so verfuhr ich mit der Forstwissenschaft, der Agrikultur und Technologie bey den Cameralwissenschaften. Vom 30.sten May bis 9.ten July beschäftigten mich die mathematischen, vom 10.ten July bis 22.sten July die Cameralwissenschaften, jene in VII, diese in VIII. Fächern, nach beyliegendem Schema. Ehe ich nun zur Revision der Geschichte übergehen konnte, war eine Umstellung mehrerer Bücherreihen nöthig. Die Grunerischen Bücher wurden in die Fächer der Medicin eingestellt; die Physik ward zusammengerückt, um auf den hinteren Mittelund Wandrepositorio die Mathematik und Cameralwissenschaften aufzustellen. Als dieß geschehen, wurden die Reisebeschreibungen, welche schon zweymal ihren Platz hatten verändern müssen, aus dem Buderischen Saale auf den Wandrepositorien des neuen vorderen Saales herausgeschafft, um für bequemere Anordnung der historischen Fächer Raum zu gewinnen. Nun brachte man den Buderischen Saal in Ordnung. Vom 25.sten July an, revidirte ich mit D. Weller die Universalgeschichte, nebst den historischen Hülfswissenschaften. Die sämmtlichen Fächer mußten erst specieller geordnet und strenger
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gesondert werden. Die alte Geschichte schied ich als besonderes Hauptfach aus, um die speciellen Theile derselben einfacher bezeichnen zu können. Aus gleichem Grunde wurden auch die einzelnen Theile der Specialgeschichte, so wie die historischen Hülfswissenschaften, mit eigenen Signaturen als Hauptfächer bezeichnet. Das Fachwerk ist dadurch zwar vervielfältigt; allein die Namen der historischen Fächer sind auch leichter ins Gedächtniß zu fassen, als rein-wissenschaftliche Abtheilungen. Uebrigens nahm ich in die Geographie und Statistik nur die allgemeinen Schriften auf; die Schriften über einzelne Länder stellte ich zur Specialgeschichte, wo sie bey jedem Fache der Landesgeschichte zur Erklärung voranstehen. Am 14.ten October waren die Fächer der Universalgeschichte und der historischen Hülfswissenschaften revidirt, und auf den Zwischenrepositorien links vom Eingange in die Buderische Bibliothek aufgestellt. D. Meyer war im Sommer über beschäftigt, die im ehemaligen ManuscriptenCabinette liegenden rohen Schriften zu verzeichnen. Um die einzelnen Abtheilungen der Bücher, welche zerstreut lagen, leichter zusammenzufinden, ließ ich die Titel auf einzelne Zeddel schreiben, und mit Nummern versehen, welche Nummern auf Papierstreifen zugleich in die rohen Schriften eingelegt wurden. Compter signirte die revidirten Bücher, ordnete die Zeddel nach dem Alphabet und schrieb in Nebenstunden am neuen Katalog weiter. Die Theologie, mit Einschluß der Buderischen Theologie und Literargeschichte, war am Schlusse des Jahres vollständig eingetragen; die Titel der philosophischen und literarhistorischen Fächer im hinteren neuen Saale welche in alphabetischer Ordnung bereit lagen, kamen an die Reihe. Das Local im Innern hat in diesem Jahre keine Veränderung erlitten. Dagegen sorgte die verehrl. akademische Finanz-Administration für die Dachung des Gebäudes, indem sie den schadhaften Dachstuhl ausbessern, hie und wieder Ziegeln einziehen, und die Hohlkehlen mit neuen Zinkplatten belegen ließ. Im folgenden Jahre wurden, weil die Ziegel zu weit lagen, neue Latten eingezogen, und das ganze Dach umgedeckt. Siebendes Jahr vom November 1823 bis October 1824 I. Wintersemester Zu Anfange des Winters machte sich eine Veränderung des Ofens im vorderen Expeditionszimmer nöthig. Die neuen Platten waren gesprungen, der Aufsatz schadhaft, und der Ofen für das Zimmer überhaupt zu klein. Man ließ daher den großen eisernen Ofen, welcher ehemals im juristischen Auditorio gestanden hatte, ins Expeditionszimmer setzen und der Höhe des Zimmers angemessen mit einem Aufsatz versehen. Die schadhaften Ofenplatten verkaufte man auf die Schäferey nach Zwetzen. Nach dieser Vorrichtung für den Winter setzten wir täglich 5 Stunden ununterbrochen die Revision der Specialgeschichte fort. Die Folge der Länder ist die gewöhnliche geographische nach dem beyliegenden Schema. Schon am 16.ten October war die Portugiesische und Spanische Geschichte angefangen. Am 20.ten October folgte die Französische, am 4.ten November die Italiänische, am 16. November die Geschichte der Schweiz; am 19. Nov. die deutsche Geschichte; am 16. December die
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Specialgeschichte von Deutschland; am 10. Februar 1824 die Niederländische, am 28. Februar die Englische, am 14. März die Dänische und Schwedische, am 28. März die Polnische, am 1. April die Russische, und am 5. April die Ungarische Geschichte. Am 7. April ging ich zu den Reisebeschreibungen über, welche vorher speciell nach beyliegendem Schema geordnet wurden. Die Asiatische, Afrikanische und Amerikanische Geschichte steht mit den Reisebeschreibungen in so naher Berührung, daß die Ordnung dieser der Revision jener nothwendig vorausgehen mußte. Unter diesem Geschäft, wobey D. Weller und Compter den gewöhnlichen Antheil nahmen, traten wir ins Sommersemester. II. Sommersemester Schon den April hindurch arbeiteten wir täglich 6 Stunden; von 1.ten May an 7 Stunden. Vom 15.ten April bis zum 9. Juny beschäftigte uns die ansehnliche Sammlung der Reisebeschreibungen. Sie wurden in XXIV. Abtheilungen nach beendigter Revision auf die Wandrepositorien im oberen Saale, rings um die Naturgeschichte und Medicin herum aufgestellt. Schon längst hatte ich den Plan, die Bücher auf dem Buderschen Repositorium so umzustellen, daß 1) die Buderischen Manuscripte, welche noch im vorderen Saale standen, den übrigen Buderischen Büchern wieder angereiht, und unter Verschluß gebracht würden; 2) daß auf den Buderischen und den neuen Zwischenrepositorien die gleichnamigen historischen Fächer einander gegenüber zu stehen kämen. Solche Gegenüberstellung hatte Local-Schwierigkeiten. Erstlich stand die Spanische und Französische, so wie gegenüber die Niederländische und Englische Geschichte, der Buderischen Bibliothek auf den beiden Repositorien nach dem neuen Manuscripten-Cabinet zu, wo für die gleichen Fächer aus den vereinigten Bibliotheken keine Zwischenrepositorien anzubringen waren. Dann konnte man auch am Eingange ein Zwischenrepositorium nicht aufstellen. Ueberdieß besteht ein großer Theil der Buderischen Bibliothek aus juristischen, ein Theil auch aus theologischen und literaturhistorischen Büchern, neben welchen die Zwischenrepositorien leer bleiben. Allein diesen Schwierigkeiten suchte ich nach vielfacher Ueberlegung auf folgende Weise abzuhelfen. Die leeren Zwischenrepositorien benutzend, (die revidirten Bücher waren einstweilen auf dem Fußboden stehen geblieben), ließ ich die sämmtlichen Fächer der Buderischen Specialgeschichte, vom hintersten anfangend, um ein Repositorium weiter hinterrücken, so daß die vordere Seite im Manuscripten-Cabinet frey wurde. Sodann hob ich die Deducationssammlung aus, stellte sie auf das hinterste Zwischenrepositorium, und schaffte die Englische und Holländische so wie die auf der Rückseite stehende Nordische Geschichte auf die leer gewordenen Repositorien herüber, so daß nun die Specialgeschichte hinter der Deutschen unmittelbar fortlaufen. Nun konnten die gleichen Fächer der neugeordneten Bibliotheken auf den Zwischenrepositorien bequem gegen überstehen; auch die Buderischen Manuscripte konnten auf dem vorderen leer gewordenen Repositorien im neuen Manuscripten-Cabinet aufgestellt, und wie die übrigen Handschriften unter Verschluß gebracht werden, ohne sie mit den übrigen Buderischen Büchern außer Local-Verbindung zu setzen.
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Am Eingange aber ließ ich die Buderische Universalgeschichte, die Opera und die historischen Hülfswissenschaften auf die beiden Buderischen Repositorien zur Rechten herüberräumen, stellte hierauf die Universalgeschichte aus den neugeordneten Bibliotheken auf das neue Repositorien zur linken Seite gegenüber, und ließ die historischen Hülfswissenschaften, welche in den vereinigten Bibliotheken weit reichhaltiger sind, auf den Zwischenrepositorien zur linken Seite, neben der Buderischen Jurisprudenz und Theologie fortlaufen. So steht beym Eintritt die Universalgeschichte rechts und links voran, die Specialgeschichte an der anderen Seite, die correspondirenden Fächer einander durchgängig gegen über. Die ganze Umstellung der Bücher, an welcher das gesammte Bibliothekspersonal Antheil nahm, war in zwey Tagen (am 12. u. 13. May) vollendet. Die historischen Fächer wurden sodann ordnungsgemäß dazwischen aufgestellt, und die Revision weiter fortgesetzt. Vom 10.ten bis 18.ten Juny ward die Asiatische, Afrikanische und Amerikanische, vom 19. bis 21.ten Juny die alte Geschichte revidirt. Am 22.sten Juny ging ich zur Revision der Kirchengeschichte im unteren Saale über, welcher am 21.sten July das kanonische Recht, und vom 23.ten August an die Polemik und die Schriften über Religionssecten folgten. Die Schemata der ersteren Fächer liegen bey; die polemischen Schriften sind im Schema der Theologie von XXXIX an begriffen. Ueber die letzteren bemerke ich nur, daß ich bey jeder Religionssecte die Geschichte, die Dogmen, die Schriften für und wider dieselben in Ein Fach zusammengestellt habe, so wie ich auch im kanonischen Recht die Geschichte der Concilien mit den Concilienschlüssen in Einem Fache vereinigte. D. Meyer verzeichnete theils rohe Bücher, theils einzelne Bände kleiner Schriften, welche sich während der Revision vorgefunden. Compter ordnete die revidirten Zeddel nach dem Alphabet, und schrieb in Nebenstunden im Fache der philosophisch-philologischen und literaturhistorischen Titel, wozu nunmehr die Jurisprudenz und die Geschichte hinzugekommen sind, am Kataloge weiter. Die in den Katalog bereits eingetragenen Zeddel habe ich durch den Diener Bayer, nach der Signatur und Nummer, wieder in dieselbe Folge legen lassen, wie die Bücher in den Repositorien aufgestellt sind. In solcher Ordnung aufbewahrt, werden diese Zeddel in der Folge die Stelle des Numeralkatalogs, und da die Bücher in systematischer Ordnung stehen, zugleich auch des Realkatalogs vertreten. Der neue Katalog, welcher, so lange man daran schreibt und neue Bogen einschaltet, nicht gebunden werden kann, ist in 70 bis 80 Mappen aufbewahrt, welche seither auf einem Repositorio im obern Saale lagen. Im September d. J. aber ward, mit Genehmigung Ew. Excellenz, eine neue bequemere Vorrichtung zur Aufbewahrung desselben im Arbeitszimmer getroffen. Man ließ nämlich ein neues tieferes Regal mit 95 Schiebern herrichten, auf welchen die einzelnen Mappen in unverrückter Folge aufbewahrt, und beym Gebrauch, ohne die Ordnung der Bogen zu verwirren, bequem heraus gezogen werden können.
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Schlußbemerkungen über die systematische Anordnung und Aufstellung der Bücher im Allgemeinen Schon bey der Naturgeschichte machte ich die Bemerkung, daß ein von den Fachgelehrten entworfenes Schema an sich zwar vortrefflich ausgearbeitet sey, dessen ungeachtet aber vom Bibliothekar bey der systematischen Anordnung und Aufstellung der Bücher nicht durchgängig befolgt werden könne. Die Gründe liegen ganz nahe, da der Gelehrte vom Fach und der Bibliothekar von ganz verschiedenen Gesichtspuncten ausgehen. Der Gelehrte vom Fach hat sein Hauptaugenmerk auf seine Wissenschaft gerichtet; andere Wissenschaften, wenn sie nicht zu den Hülfsdisciplinen gehören, liegen ihm zur Seite. Bey der Entwerfung seines Systems geht er zunächst auf Vollständigkeit aus; Vorliebe für das Fach begünstigt solches Streben, und hiemit schleicht sich unvermerkt die Absicht ein, den Umfang und den Reichthum seiner Wissenschaft möglichst auszudehnen und in vergrößertem Lichte zu zeigen. Er wird daher alle Schriften, alle wissenschaftlichen Zweige, welche an sein Fach angrenzen, mit in sein System hereinziehen.- Der Bibliothekar hingegen faßt alle Wissenschaften ins Auge, und bringt für jedes Fach ein gleiches Interesse mit. Ohne vorgefaßtes Urtheil und mit unpartheyischen Sinne giebt er jedem das Seine, und weist z. B. manches Buch oder Fach, welches der Botaniker zur Botanik zieht, der Landwirthschaft, der Medizin, der Theologie oder Philologie zu. Hiervon habe ich in jeder Wissenschaft die Erfahrung zu machen Gelegenheit gehabt; ich selbst bin hie und da in Versuchung gekommen, durch jene natürliche Vorliebe für das Fach, das ich eben bearbeitete, und nach dem Vorgang der benutzten Hülfsmittel, mich zur Aufnahme solcher Schriften verleiten zu lassen, welche, aus dem allgemeinen Gesichtspuncte betrachtet, einem anderen Fache mit mehr Recht angehörten. Dieß war z. B. der Fall bey der Naturgeschichte, mit welcher ich den Anfang machte. Im Schema fand ich eine Abtheilung: Scriptores veteres. Unter diese gehörte Plinius, Aelian usw., sie wurden also hier eingeordnet. Hätte ich diese Rubrik in der Folge bey jeder Wissenschaft ausfüllen wollen: so würde ich für die Philologie nichts als Grammatiken, Lexika und Chrestomatien übrig behalten haben. Der Philolog hätte seine Hülfsmittel in allen Fächern zusammensuchen müssen. In der Naturgeschichte und Medizin, bey welcher letzteren die Beybehaltung sich rechtfertigen läßt, habe ich daher diese classischen Schriften aufgenommen; in allen übrigen wissenschaftlichen Fächern ist die Rubrik Scriptores veteres weggefallen, und die hieher gehörigen Werke mit ihren Commentaren in der Philologie zusammengestellt worden. Der Philolog wird dieses zweckmäßig finden; der Historiker, Philosoph, Mathematiker etc. wird die alten Historiker, Philosophen, Mathematiker etc. bey seinem Fache wünschen. Im Gegentheil wird der Philolog die alten Münzen, alte Geschichte und Geographie etc. bey der Archäologie suchen, für welche der Bibliothekar besondere Fächer unter den historischen Wissenschaften bildet. Abgesehen aber von dieser natürlichen Partheylichkeit findet in der Aufstellung wissenschaftlich-literarischer Systeme noch ein doppelter Gesichtspunct statt, von welchen ich den einen, den wissenschaftlich-logischen, den zweyten, den
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bibliothekarisch-praktischen nennen möchte. Nach dem wissenschaftlich-logischen, welchen der Gelehrte vom Fach zu befolgen pflegt, hat er den Zweck, den Umfang und Zusammenhang der Wissenschaft in ihren einzelnen Theilen zu zeigen. Nach dem bibliothekarisch-praktischen Gesichtspuncte kann man nur die Absicht haben, den Büchervorrath jeder Wissenschaft in einer natürlichen und leicht zu übersehenden Ordnung darzustellen. Beide Gesichtspuncte verhalten sich zu einander, wie Theorie und Praxis in jeder Wissenschaft. Eine gute Praxis kann nur aus einer guten Theorie hervorgehen; aber ein guter Theoretiker ist nicht immer ein guter Praktiker. Der Gelehrte vom Fach zergliedert die Wissenschaften nach ihren Haupt-, Nebenund Unter-Abtheilungen bis in ihre kleinsten Verzweigungen, unbekümmert, ob dieser oder jener Theil schon bearbeitet ist oder nicht; ob viele oder wenig Schriften darüber vorhanden sind; ob diese Schriften in ganzen Büchern oder in einzelnen Dissertationen und Abhandlungen bestehen. Er hat nur die Wissenschaft im Auge. – Der Bibliothekar hingegen hat den Büchervorrath vor sich. Er kann in sein Schema nur solche Fächer aufnehmen, für welche wirklich Bücher vorhanden sind; auch würde er die Bibliothek in ein verwirrtes Chaos verwandeln, wenn er den Büchervorrath in so viele kleine Fächerchen zerstückeln wollte, von denen manches vielleicht nur zwey, drey Schriften in sich fassen würde. Der Theoretiker, welcher die Wissenschaft, nicht die Bücher, im Auge hat, wird Fächer trennen, die nur in ihrer wissenschaftlichen Geltung allerdings verschieden sind, in abhandelnden Schriften aber selten geschieden werden. Der Bibliothekar, dem die wissenschaftliche Classificirung keineswegs fremd seyn darf, wird darneben auch auf die Beschaffenheit der Bücher Rücksicht nehmen; er wird z. B. wo der Botaniker Anatomie und Physiologie der Pflanzen getrennt hat, beide Fächer vereinigen, da beide gewöhnlich in Büchern vereinigt behandelt werden. Der Theoretiker geht bey seiner Classification von dem gegenwärtigen Standpuncte seiner Wissenschaft aus; der Bibliothekar hat es mit Schriften aus allen Jahrhunderten zu thun. Das neue System paßt nicht immer zu den alten Schriften; ins alte System wollen die neuen Schriften sich nicht fügen. Der Theoretiker weißt das Unpassende aus seinem System zurück; der Bibliothekar kann den gegebenen Vorrath nicht zurückweisen; er muß in sein System Altes und Neues unterzubringen suchen; und daher einen Mittelweg einschlagen, zumal wenn die Bibliothek an alten Werken weit reicher ist als an neueren. Aus diesem Grunde haben wir auch bey der Anordnung der Bücher die älteren literarischen Werke von J. G. Walch in der Theologie, die von Struve, Buder u.s.w. in der Jurisprudenz u.s.w. weit mehr Dienste geleistet als alle neueren. Der Theoretiker beachtet bey seinem System gewöhnlich nur das Wichtigere in der Literatur. Das Unwichtige, wodurch die Wissenschaft nicht gefördert wird, weißt er als nicht zur Wissenschaft gehörig zurück. Dem Bibliothekar ist der Büchervorrath gegeben, er kann nicht Wichtiges und Unwichtiges (überhaupt ein sehr relativer Begriff!) scheiden. Das Unwichtige, Unbedeutende, muß er unterordnen, wie das Wichtigste. Und je unbedeutender, desto mehr Schwierigkeiten. Denn der unbedeutendste Schriftsteller ist gerade auch der unbekannteste; wenn er gelebt hat, darüber geben selbst literarische Hülfsmittel oft nicht Auskunft. Den Inhalt einer wichtigen Schrift weiß jeder, kann man wenigstens wissen aus jedem Compendium; eine unbedeutende muß immer erst selbst nachgelesen werden.
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Der Theoretiker entwirft sein System, ohne Rücksicht auf äußere Umstände, für Gebildete. Er classificirt, coordinirt und subordinirt, bezeichnet die Abtheilungen durch Römische und deutsche Zahlen, durch große und kleine Buchstaben, einfach, doppelt und dreyfach, nimmt selbst verschiedene Alphabete zu Hülfe, um die coordinirten und subordinirten Fächer gehörig auszuzeichnen.– Der Bibliothekar hat bey der Anordnung, neben der wissenschaftlichen Zergliederung, auch das Local, den Reichthum, die äußere Beschaffenheit der Bücher zu berücksichtigen; er hat zu bedenken, daß er die Ordnung nicht nur für Gelehrte vom Fach und wissenschaftlich Gebildete mache, sondern daß auch der weniger Geübte, selbst der gewöhnliche Diener, sich in dem Fachwerk finden und gehörig orientiren könne. Er wird mithin sein Schema soviel als möglich vereinfachen, die Bezeichnung der Fächer so einfach als möglich wählen. Ueberhaupt aber ist ein Unterschied, ein Schema für den Druck auszuarbeiten, wo es nicht darauf ankömmt, Eine Schrift, zwei, drey, viermal unter verschiedenen Fächern aufzuführen, und ein Schema für die Aufstellung einer Bibliothek zu entwerfen, wo jedes Buch nur Eine Stelle in Einem Fache finden soll und kann. Bey solcher Verschiedenheit der Grundansichten darf ich auf ein übereinstimmendes Urtheil über die Anordnung und Schematisirung unserer Bücherschätze im Ganzen wie im Einzelnen kaum rechnen. Indeß habe ich die ausführlichen Schemata vertrauensvoll beygelegt, und begleite sie mit folgenden Bemerkungen: a., Ueber die Schematisirung insbesondere. 1.) Welchem Systeme oder Schema ich bey jeder einzelnen Wissenschaft gefolgt sey, läßt sich nicht nachweisen. Ich habe bey jedem Fache verschiedene Hülfsmittel zu Rathe gezogen. Das hiernach entworfene eigene Schema hat sich während der Arbeit oft anders gestaltet. Nach Verhältniß der Umstände mußte Einzelnes vereinfacht, Anderes sonst abgeändert werden. Die Anordnung der Hauptfächer jeder Wissenschaft war im Allgemeinen leichter. Die meiste Schwierigkeit hatte die Unterordnung einzelner Theile. Wie wenig selbst die Gelehrten vom Fach hierin übereinstimmen, davon zeugt jedes wissenschaftliche Compendium. Ich führe nur Ein Beispiel aus der Jurisprudenz an. Die Schriften de Consuetudine wurden von Juristen, die ich befragte, auf dreyfache Weise untergeordnet: der Eine meinte, das Gewohnheitsrecht gehöre zum deutschen Recht, da im Römischen Alles positiv sey. Allein die Gewohnheit ist nicht bloß dem deutschen, sondern auch dem spanischen, französischen und jedem anderen Landrechte ebenfalls eigen; folglich war es zweckmäßiger, das Gewohnheitsrecht in das allgemeine Landrecht, als besondere Abtheilung, aufzunehmen. Der Zweyte war der Meinung, es könne den einzelnen Abtheilungen des Römischen Rechtes untergeordnet werden, da im Corpus juris ausdrücklich ein Artikel de Consuetudine vorkomme: – wohin aber freylich die Schriften über deutsche, französische und andere Gewohnheiten nicht passen wollten. Ein Dritter behauptete, die Gewohnheit gehe allem positiven Rechte voraus; die Bücher über Gewohnheiten gehörten also, wie die Schriften de origine juris etc. zur Geschichte des Rechts. Weil aber das Gewohnheitsrecht nicht bloß historisch, sondern jetzt noch geltend und in jedem Lande als Norm anerkannt ist: so schien es natürlicher, das Gewohnheitsrecht
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zu einem Hauptfach der ganzen Jurisprudenz zu erheben, das zwischen dem Naturrecht und dem positiven (Römischen, Deutschen etc.) in der Mitte steht.– Allein hier stand dem Bibliothekar das große Mißverhältniß zwischen diesen drey Hauptfächern im Wege. Die wenigen Schriften über Gewohnheit verloren sich unter der großen Masse der Schriften über das positive Recht. Um diesem Mißverhältniß auszuweichen, stellte ich die Schriften über den Ursprung des Rechts, über Gewohnheit u.s.w. mit anderen rechtswissenschaftlichen Vorkenntnissen in die Rubrik Praecognita juris zusammen, wo sie ebenfalls zwischen dem Naturrecht und dem positiven Recht mitten inne stehen. 2.) Vor allen Dingen habe ich das Schema möglichst zu vereinfachen gesucht. Der ganze Büchervorrath ist in Hauptfächer, jedes Hauptfach wieder in besondere Fächer getheilt, welche letzteren an sich zwar coordinirt und subordinirt sind, im Schema aber bloß als coordinirt erscheinen. Der wissenschaftlich Gebildete wird bey der Uebersicht der Fächer die wissenschaftlich-logische Ordnung leicht herausfinden, der Ungebildete aber ist dadurch in den Stand gesetzt, sich in das Fachwerk leicht zu finden.– Uebrigens ging die genaue Zergliederung der Wissenschaft jederzeit voraus. War das Schema ausgeführt: so wurden speciellere Abtheilungen, um der Fächer weniger zu haben, in Einem Fache vereinigt. Dieses nachherige Zusammenfassen mehrerer untergeordneter Theile in Ein Fach hatte seine besonderen Schwierigkeiten, die theils in der Wissenschaft, theils in der Beschaffenheit der Bücher, theils im Locale oder anderen Zufälligkeiten lagen. Hier waren z. B. specielle Abtheilungen für ein besonderes Fach zu klein, und wollten ihrer Natur nach sich an das Nebenfach nicht anreihen lassen; dort waren die Abtheilungen zu groß, und mußten in mehrere Fächer getrennt werden. In der ersteren Beziehung wurden die freyen Künste, welche körperliche Uebung bezwecken (Tanzen, Fechten, Reiten), dem Fache der bildenden Künste mit angereiht. Dieses hingegen war der Fall bey solchen Specialwissenschaften, wo die Monographien in einem getrennten Fache zusammenstehen, z. B. in der Medizin bey der Therapie, in der Theologie bey der Dogmatik u.s.w. Aber auch aus anderen Gründen sind bisweilen Fächer in Eins zusammengezogen worden, welche sonst in der Wissenschaft getrennt erscheinen. So stellte ich z. B. philosophische, biblische und theologische Dogmatik, philosophische, biblische und theologische Moral jede in Ein Fach zusammen, theils um Dogmatik oder Moral nicht an verschiedenen Orten, im philosophischen und im theologischen Saale, suchen zu lassen, theils weil mehrere dogmatische und moralische Schriften, besonders über specielle Theile dieser Wissenschaften, überhaupt gemischten Inhalts sind. So stellte ich die Concilienschlüsse und die Geschichte der Concilien, von welchen diese zur Kirchengeschichte, jene in das kanonische Recht gehört, in Eine Abtheilung des letzteren zusammen, weil die Schriften großentheils gemischter Art sind. Eben so die Schriften über theologische Secten, deren Geschichte, Lehrsätze und Streitschriften mir zweckmäßiger beysammen zu stehen schienen.– Dagegen trennte ich in der Theologie die Leichenpredigten von den übrigen Predigtsammlungen, weil sie meistentheils biographische Notizen enthalten, und in sofern ein gemischtes, theologisch-historisches Fach ausmachen.– Hie und da wurde
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auch ein Nebenfach zum Hauptfach erhoben, z. B. die opera theologica, das jus canonicum wegen der Localität; in der Naturgeschichte die Zoologie, Botanik und Mineralogie; in der Geschichte die Historia antiqua, und die Specialgeschichte jedes Landes, um die einzelnen Theile derselben beßer scheiden und einfacher bezeichnen zu können. Solches Trennen und Zusammenfassen wird man nur dann zweckmäßig finden, wenn man den Büchervorrath und die Bedürfniße der Bibliothek wirklich vor Augen hat. 3.) In den einzelnen Fächern sind die Bücher chronologisch geordnet. Wo das Fach mehrere Unterabtheilungen zuließ, z. B. Therapia specialis partialis, wurde die wissenschaftlich-logische Ordnung der Unterabtheilungen, und in jeder dieser Unterabtheilungen wieder die chronologische Ordnung der Bücher befolgt. 4.) Bey zusammengebundenen Büchern verschiedenen Inhalts richtete ich mich in Hinsicht auf die Wahl des Fachs durchgängig nach der ersten Schrift im Bande. Denn diese wird ihre Stelle behalten, auch wenn die einzelnen Schriften in der Folge auseinander genommen und in verschiedene Fächer vertheilt werden sollten. b., Ueber das Signiren der Bücher Mit der Schematisirung hängt die Signatur der Bücher und Fächer genau zusammen. Jedes Buch nämlich erhält eine besondere Signatur, nach welcher dasselbe in den Bücherreihen aufgesucht wird. Auch diese war so einfach als möglich einzurichten. Die Bücher nach den Säälen und Repositorien zu bezeichnen, hielt ich deshalb für weniger zweckmäßig, weil bey künftigem Zuwachs die Bücher ihren Platz verändern, von einem Repositorio auf das andere vielleicht aus einem Saale in den andern wandern müssen. Ich wählte daher die Bezeichnung nach den Fächern auf folgende Weise: 1.) Jedes Hauptfach wurde mit dem Anfangsbuchstaben der Wissenschaft bezeichnet, z. B. HN (Historia naturalis), Med. (Medicina) u.s.w. Eine Signatur, welche zugleich den Begriff der Wissenschaft giebt, schien mir das Orientiren im Localund im ganzen Fachwerk mehr zu erleichtern, als die abstracte Bezeichnung der Hauptfächer durch A, B, C u.s.w. Die so abreviirten Namen der Hauptwissenschaften aber wird auch der Ungeübte bald im Gedächtniß faßen und das Fachwerk leichter behalten, als wenn ich zur Bezeichnung derselben das große Alphabet hätte gebrauchen wollen. 2.) Die speciellen Fächer sind mit fortlaufenden römischen Zahlen bezeichnet, die Fächer mögen einander coordinirt oder subordinirt seyn. 3.) Die einzelnen Bücher haben deutsche Nummern, welche in jedem Fache und in jedem Formate von vorn anfangen, z. B. Gl. II, 46 bedeutet: das Buch steht in der Glottik (Hauptwissenschaft), im zweyten Fache (orientalische Sprachen) in welchen es das 46ste Buch ist. Das Format wird im Katalog hinter dem Titel beygesetzt; auf Scheinen, oder wo es zweifelhaft ist, auch im Buche, wird es in die Signatur durch die Buchstaben f. q. o. d. eingeschoben, z. B. Gl. II, q. 46. 4.) Bey einem Werke, das aus mehreren Bänden besteht, sind die einzelnen Bände durch die Buchstaben a. b. c. unterschieden, welche man der Nummer beysetzt, z. B. Gl. II, 4a. b. 5.) Sind mehrere Schriften in Einem Bande zusammen gebunden: so werden die einzelnen Schriften abermals durch fortlaufende deutsche Zahlen bezeichnet,
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welche der Signatur des Bandes in Parenthesi beygesetzt werden, z. B. Gl. IV, 18 (3) d. h. das Buch ist die dritte Schrift in dem Bande, welcher Gl. IV, 18 steht. Eben diese Bezeichnung findet bey solchen Abhandlungen statt, welche sich in Thesauris, Repertoriis befinden.15 6.) Die Signatur ist in jedes Buch eingeschrieben, und zwar auf die innere Seite des vorderen Banddeckels, oben in die Ecke rechter Hand. Letzteres aus doppeltem Grunde, theils weil die äußeren Ecken der Bücher leicht abgestoßen werden, theils um die neue Signatur von der älteren zu unterscheiden. In den Büchern der Schloßbibliothek nämlich steht die alte Signatur oben an der Ecke linker Hand, in denen der akademischen, unten rechter Hand.– An dieser eingeschriebenen Signatur ist das Buch zugleich als Bibliothekseigenthum kenntlich. 7.) Von Außen sind die Bücher mit der deutschen Nummer bezeichnet, welche unten auf den Rücken gesetzt wurde. Man hielt diese äußere Bezeichnung für nöthig, um jedes Buch gleich auf den ersten Blick finden, und am gehörigen Ort wieder einstellen zu können. Der Bibliotheksschreiber Compter hat das Aufsuchen der Bücher noch mehr erleichtert, dadurch daß er auf den ersten Bande jedes Fachs mit der Nummer zugleich die ganze Signatur aufschrieb, auch diese bey großen Fächern hie und da auf schicklichen Bänden wiederholte, so daß beym ersten Anblick der Bücherreihe auch das Fach sogleich erkannt wird.– Uebrigens giebt diese äußere Bezeichnung mit Nummern durchaus keinen Uebelstand, wenn die Zahlen klein und schön auf den Band selbst geschrieben werden, wie dieß von Compter geschieht. Weniger zu empfehlen ist das Aufleimen von NummerZeddeln, welches im Anfange auch bey uns Statt fand, aber bald aufgegeben wurde, weil es das Auge beleidigte. 8.) Bey angebundenen Büchern, so wie bey solchen Schriften welche sich in Sammlungen befinden, oder einem anderen Werke angehängt oder vorgesetzt sind, hat man, außer dieser neuen Bezeichnung, noch die Vorsicht gehabt, den Titel im neuen Kataloge jedesmal auf die Anfangswörter der ersten Schrift im Bande oder des Hauptwerks beyzusetzen. Zu solchem Beysatz bediente ich mich nach Verschiedenheit der Schriftclassen verschiedener Formeln: z. B. c. Melanchth. Gramm. Lat., in Biblioth. Patr. Max., Adh. Sammarthanei Elog. Gall. Praef. Scriptt. rerum Germ. In solcher Bezeichnung bedeutet c. (cum), daß das Buch mit dem anderen zusammengebunden, in, daß die Schrift in einer Sammlung befindlich sey. Adh. (adhaeret) zeigt an, daß die Schrift der anderen nur angehängt, Praef. (praefixa est), daß sie der andern als Vorrede oder Einleitung vorgesetzt ist. Aus diesen verschiedenen Formeln sieht man schon im Kataloge, ob die aufgeführte Schrift als ein besonderes Buch für sich bestehe, oder ob sie nur als integrirender Theil, als Anhang oder Vorwort eines andern Buchs erschienen sey. Durch consequente Durchführung solcher Bezeichnung hat man für für Genauigkeit des Katalogs, wie für strenge Ordnung der Bücherreihen selbst möglichst zu sorgen geruht. Auf gleiche Weise ist: 15
Satz nachträglich gestrichen und ersetzt: „Auf den äußeren Rücken aber sind die Bücher mit der deutschen Nummer bezeichnet.“
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c., für genaue Revision der einzelnen Bücher gesorgt worden. Ueber das Verfahren dabey habe ich oben schon das Nöthige gesagt. d., Auch die Einrichtung des neuen Katalogs ist bereits im Bericht selbst erwähnt. Es bedarf nur noch der Versicherung, daß die genau revidirten Bücher auch eben so genau, in schöner deutlicher Schrift, in den neuen Katalog eingetragen sind, wie der fleißige Gebrauch desselben bereits erwiesen hat. e., Was endlich die Aufstellung der Bücher und die Benutzung des Locals insbesondere betrifft: so ist ein Fortgang des Berichts an Ort und Stelle bereits erwähnt, wie die einzelnen Fächer vertheilt sind, und welchen Raum sie einnehmen. Im Allgemeinen füge ich noch Folgendes bey: 1.) Die Vertheilung der Hauptfächer in die einzelnen Säle hing großentheils von zufälligen Umständen ab; indeß hat man den Zufall durch planmäßiges Verfahren zu benutzen und zu regeln gesucht. Planmäßig wurde das Bibliothekszimmer für die Glottik, der untere Saal für die positiven Wissenschaften, Theologie und Jurisprudenz, die oberen Säle für die natur- und reinwissenschaftlichen, so wie die historischen Fächer, bestimmt. Der vordere neue Saal ward den Naturwissenschaften und der Medizin gewidmet, weil derselbe zuerst mit der Bibliothek vereinigt und als Büchersaal eingerichtet wurde; man stellte, nebst der Physik, Chemie und Alchymie, auch die Mathematik und die Cameralwissenschaften dazu, weil neben der Philosophie kein Raum mehr vorhanden war; man schloß sie an den Wänden herum mit den Reisebeschreibungen ein, weil man diese im historischen Saale nicht unterbringen konnte. Indeß findet zwischen der Physik und der Mathematik, zwischen dieser und den Cameralwissenschaften eine enge Verwandtschaft statt, so wie auch die Reisebeschreibungen den Natur- und medizinischen Wissenschaften ganz nahe befreundet sind. Der neue hintere Saal hat die übrigen Wissenschaften, die Philologie, Archäologie, schöne Kunst und Literatur, Philosophie und Literärgeschichte aufgenommen, die Befreundung dieser Fächer ist anerkannt. Selbst der Historiker wird die Literaturgeschichte nicht in dem Grade vermissen, in welchem der Philolog sie sucht und gebraucht. Der mittlere Saal endlich blieb für die Geschichte bestimmt, in welcher die Buderische Bibliothek schon einen großen Reichthum darbot. Aber auch ohne solche Veranlaßung möchte die Geschichte am richtigsten in der Mitte stehen, da sie auf alles wissenschaftliche Treiben und auf alle Verhältniße des Lebens nach allen Seiten hin einwirkt. 2.) Bey der Aufstellung der einzelnen Fächer hat man immer das Local genau berechnet, und auch für das Auge ein schickliches Ebenmaß herzustellen gesucht. Wie man das Mißverhältniß zwischen den verschiedenen Formaten der Bücher auszugleichen suchte, davon sind im Bericht hie und da Beyspiele angeführt worden. Die einzelnen Fächer sind durch eingesetzte Stäbchen, welche mit den Repositorien gleiche Farbe haben, von einander geschieden, und zwischen jedem für neuen Zuwachs Raum gelassen. Fassen wir nun zusammen, was in den verflossenen sieben Jahren, unter der weisen und kraftvollen Leitung Ew. Excellenz, für die äußere und innere Organisation der
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Bibliothek überhaupt geschehen ist: so dürfte, was das Local betrifft, kaum noch ein Wunsch übrig gelassen worden seyn. Durch Heranziehung zwey neuer Auditorien, durch Verbindung der oberen und unteren Sääle, durch weise Benutzung des Raums, durch zweckmäßige Einrichtungen im Einzelnen, durch Erneuerung und Verschönerung des ganzen Gebäudes von Außen und aller Sääle und Zimmer im Innern, ist die Bibliothek zu einem ganz neuen Local umgeschaffen worden, welches nicht nur für künftigen Zuwachs noch hinreichenden Raum darbietet, sondern auch alle Wünsche, welche an ein schönes, bequemes und freundliches Local nur irgend gemacht werden können, in jeder Hinsicht befriedigt. Die innere Reform war, wie die äußere, durchgreifend. Alle Bibliotheken, mit Ausnahme der Buderischen, sind verschmolzen, und in systematischer Ordnung aufgestellt; selbst die Buderische dem Testamente zufolge zwar unvermischt und getrennt, ein für sich bestehendes Ganzes, steht mit der eingeführten Realordnung in harmonischer Verbindung. Alle einzelnen Schriften der vereinigten Bibliotheken sind neu verzeichnet, genau revidirt, und nach solcher Vorbereitung ein neuer alphabetischer Gesammt-Nominalkatalog ausgearbeitet, von welchem ein großer Theil bereits vollendet, der übrige durch hinlängliche Vorarbeiten der Vollendung nahe gebracht ist. Auch die gewöhnlichen Bibliothekargeschäfte haben einen regelmäßigeren Gang erhalten. Die Vermehrung des Bibliothekspersonals ist den vermehrten Geschäften angemessen. Durch die Einführung eines neuen Ausleihebuchs, durch Vermehrung der Ausleihestunden und durch andere zweckdienliche Einrichtungen ist die Benutzung der Bibliothek für das Publicum erleichtert; durch die Anlegung des neuen Vermehrungsbuchs ist das Geschäft mehr geregelt, und das neue Schenkungsbuch ist schon jetzt nicht ohne günstige Rückwirkung auf die Anstalt selbst. Sieben Jahre waren erforderlich, diese durchgreifende Reform zu Stande zu bringen. Ein langer Zeitraum, aber dem Umfange und der Schwierigkeit des Unternehmens angemessen! Die neue Organisation zwey vereinigter Bibliotheken, welche zusammen aus 100.000 Bänden bestehen, und vielleicht noch einmal so viel kleine und große Schriften zählen, ist schon an sich eine Aufgabe, deren Lösung auch unter den günstigsten Umständen und bey verschlossenen Thüren mehrere Jahre erfordern würde. Hier vereinigten sich eine Menge von Umständen, welche die Arbeit aufhielten, hinderten und erschwereten. Das Local mußte erste neu geschaffen, die Bauten durch vielfache Räumungen und Anordnungen erst möglich gemacht, die Großherzogl. Schloßbibliothek aus einem abgelegenen Local erst herbeygeschafft und gesetzmäßig übernommen werden. Ein großer Theil der Zeit für die innere Organisation ging unter solchen Vorbereitungen verloren. Die Arbeit begann unter unaufhörlichen Störungen durch die Gewerke; zahlreiche Besuche von Einheimischen und Fremden, und eine Menge anderer bibliothekarischer Geschäfte, die nie geruhet haben, riefen den Bibliothekar und seine Gehülfen täglich und stündlich von der Arbeit ab. Hinzu kam noch, daß der Gehülfe neu angestellt, sich in den bibliothekarischen Geschäften erst orientiren; daß der neue Diener, dem das Nummern- und Bücher-Wesen ganz fremd war, in jedem kleinlichen Dienstgeschäft, nicht ohne Mühe und Zeitverlust, erst unterrichtet
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und zurecht gewiesen werden mußte; daß in der Folge auch der Bibliothekschreiber wechselte, später auch der nun eingerichtete Diener wieder abging, und ein neuer, in Dienstgeschäften ebenfalls unerfahren, der jedoch in umgekehrten Verhältniß mit dem vorigen, sich leichter in das Fachwerk als in andere Dienergeschäfte fand, zum zweyten Mal eingewiesen werden mußte. Was aber auf das Organisationsgeschäft am meisten störend und hindernd eingewirkt hat, ist, daß der Gebrauch der Bibliothek während dieser ganzen Arbeitszeit nie ausgesetzt worden ist, daß die Bibliothek den Einheimischen und Fremden, auch im Drange der verwirrendsten Geschäfte, immer offen gestanden hat. Die Fremdenbesuche wurden häufiger, und entzogen dem Geschäft manche Stunde. Das Ausleihen aber erforderte im Fortgange der Organisation immer mehr Zeitaufwand, theils weil die Bücher jetzt in das Ausleihebuch eingetragen und bey der Rückgabe wieder ausgethan werden mußten, theils weil die Bücher wegen gestörter Ordnung der Bücherreihen und wegen Mangel des Katalogs schwer zu finden und einzustellen waren, theils endlich, weil man jetzt die arbeitenden Personen zu jeder Stunde in der Bibliothek antraf, und folglich auch zu jeder Stunde Bücher abholen oder bringen und schicken zu können voraussetzte. Das Ausleihebuch nahm dem D. Weller bedeutende Zeit weg. Das Aufsuchen der verlangten Bücher in den Katalogen oder in den Bücherreihen selbst beschäftigte den Bibliothekar und den Bibliotheksschreiber. Nur wenn Signatur und Nummer angegeben werden konnten, holte sie der Diener herbey. So wurden alle von ihrem Geschäft immer zugleich abgehalten. Wie häufig diese Störungen waren, ist hauptsächlich aus dem Tagebuche des D. Weller zu erfahren, welcher die verdienstliche und durch solche Vergleichung nunmehr genugsam sich belohnende Mühe übernommen hat, alle Besuche von Einheimischen und Fremden im Einzelnen namentlich aufzuführen. Noch mehrere Unterbrechungen aber fand der Bibliothekar in anderweitigen Geschäften, die zum Theil selbst die neue Organisation mit sich brachte, z. B. in Briefen, in Berichten, in der Revision der alphabetisch geordneten Zeddel für den neuen Katalog, der nebenbey immer fortgeschrieben wurde. Unter solchen Umständen war es eine Erleichterung für mich, daß der Bibliotheksschreiber Compter im Collationiren, Katalogisiren und in anderen bibliothekarischen Geschäften sich zeitig orientirte, so daß er nicht nur beym Ausleihen den Katalog gebrauchen und in das Fachwerk sich finden, sondern auch bey Fremdenbesuchen, denen er die Handschriften und Gemälde mit Sachkenntniß und Interesse vorzeigt, meine Stelle vertreten konnte. Solcher vielfacher Hindernisse und Störungen ungeachtet hat man die innere Organisation mit vereinten Kräften fortzuführen und möglichst zu fördern gesucht. Ew. Excellenz sind in den ersten Jahren selbst von dem ununterbrochenen Fortgange des Geschäfts fast täglich Zeuge gewesen. In der Folge, als eine fortwährende Anwesenheit in Jena nicht möglich war, haben Ew. Excellenz die häufigen Besuche des Herrn Geheimen Kammerraths von Goethe in unserer Bibliothek von dem Geschäft in fortwährender Kenntniß erhalten. Auch war es für den Geschäftsgang ein günstiger Umstand, daß D. Weller zugleich bey Großherzogl. Ober-Aufsicht eine Anstellung hatte, und nicht nur die ununterbrochene Communication mit Ew. Excellenz unterhielt, sondern auch die hohen Aufträge Großherzogl. Ober-Aufsicht, sie mochten nun unsere
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Bibliothek oder die hiesigen Großherzogl. Anstalten überhaupt betreffen, pünktlich und genau besorgte und ins Werk richtete. Insbesondere aber liegen Ew. Excellenz unsere Tagebücher, welche vom Anfang der neuen Organisation an täglich fortgeführt worden sind, als offenes Zeugniß vor, daß kein Tag, keine Stunde vorübergegangen ist, ohne daß das Geschäft um einen Schritt vorrückte. Und so schließe ich gegenwärtigen Bericht mit der gewissenhaften Ueberzeugung, daß jeder an seiner Stelle, vom Bibliothekar bis zum Diener, zur Förderung des wichtigen Geschäfts nach möglichen Kräften beyzutragen, ernstlich sich bestrebt habe. Ew. Excellenz aber bringe ich für die aufopfernde Bemühung, mit welcher Hochdieselben, den gnädigsten Absichten unserer weisen und liberalen Fürsten gemäß, dieses wichtige, dauernde und in den Annalen unserer Bibliothek Epoche machende Organisationswerk zu begründen und zu leiten geruht haben, in ehrfurchtsvollster Verehrung den wärmsten Dank dar. Unvergeßlich wird mir seyn und Allen welche an der Bibliothek als Gehülfen mir zur Seite stehen, mit welcher Weisheit und Kraft das schwierige Unternehmen begonnen, mit welcher Umsicht und Beharrlichkeit es fortgeführt wurde, wie Ew. Excellenz mit Alles berechnender Sorgfalt auf alle Bedürfnisse des Instituts Bedacht nahmen; wie die gnädige Fürsorge sich von dem Institut auf den Einzelnen hinrichtete, und Jeder, der demselben angestellt ist, des gnädigen und väterlichen Wohlwollens in mannigfaltigen Beweisen sich zu erfreuen hatte. Dankbar werden unsere Enkel in ferner Zeit auf die gegenwärtige Reform zurückblicken, und wenn sie im bequemen und freundlichen Local den Gebrauch der reichen Bücherschätze erleichtert finden, in stiller Verehrung die Weisheit segnen, durch welche solche neue Ordnung hervorgerufen und ins Werk gerichtet wurde. In tiefer Ehrfurcht verharre Ew. Excellenz Jena den 31. October 1824
unterthäniger Diener D. Georg Gottlieb Güldenapfel Universitätsbibliothekar.
Quelle: ThStAG, GA, M Mond (10) 23 (Ausfertigung) Pappeinband marmoriert, mit Pergamentschlingen geheftet. Hier erfolgt der Abdruck des „General-Berichtes“ (Bl. 6r–88v) und „Die aeltere und neuere Einrichtung des Jenaischen Bibliotheks-Lokals in Grundrissen“ (Bl. 1v–r). Nicht abgedruckt wurden die „Tabellarische Übersicht der Bibliotheks-Casse“ (n. p.), „Hauptbericht und Einleitung des Bibliothekars“ an Goethe (Bl. 3v–r), Brief Güldenapfels an Goethe vom 31.10.1824: Bitte um „gnädige und nachsichtsvolle Aufnahme“ (Bl. 4v–r), „Encyclopaedia omnium Disciplinarum“ (Bl. 91r–121r) und „Itineraria“ (Bl. 121v). In ThULBJ befindet sich eine unvollständige Abschrift Christian Ernst Friedrich Wellers (ThULBJ, HSA, AA I 12, 244 Bl.).
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Südflügel des Bibliotheksgebäudes nach dem Umbau (Kupferstich von Ludwig Heß um 1830)
Georg Johann Gottlieb Güldenapfel (Ölgemälde von Christian Gotthilf Immanuel Oehme, 1821)
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Grundriß der Jenaer Universitätsbibliothek vor dem Umbau (1817) aus dem Generalbericht Güldenapfels (Ausführung von Georg Friedrich Theodor Wenzel)
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Grundriß der Jenaer Universitätsbibliothek nach dem Umbau (1824) aus dem Generalbericht Güldenapfels (Ausführung von Georg Friedrich Theodor Wenzel)
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Goethe und Großherzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach im Junozimmer am Frauenplan in Weimar nach einer Vorlage von 1827 (Kupferstich von Carl August Schwerdgeburth, 1860)
357 Nr. 11 3. Februar 1829 Carl Christian Wüstemann, Denkschrift über die bevorstehenden Verhandlungen in akademischen Angelegenheiten Unterthaenigster Vortrag des Geheimen Legations Rath Wüstemann, über einige Gegenstände, welche bei der bevorstehenden Besprechung über die academischen Angelegenheiten zu beachten seyn möchten. I. Der vornehmste Gegenstand, welcher bei vorliegender Veranlassung ins Auge zu fassen seyn möchte, wäre wohl die Art, wie die in den herzoglichen Höfen Altenburg, Coburg und Meiningen zuständige Mit-Leitung der Gesammt-Universität auszuüben seyn möchte. Es darf dabei vorausgesetzt werden, daß die Durchl. Höfe gemeint sind, an dem Gedeihen der Anstalt fortwährend thätigen Antheil zu nehmen und deshalb dieselbe Ihrer unmittelbaren und möglichst ununterbrochenen Aufsicht zu unterziehen. Schon seit einer Reihe von Jahren ist eine Art von Beaufsichtigung, welcher früher von den geistlichen Oberbehörden ausgeübt wurde, gesetzlich aufgehoben; und sie möchte in der That mit dem Wesen einer obersten Bildungsanstalt nicht verträglich erscheinen. Vor dem Jahre 1817. waren die S. Ernestinischen Höfe mit Ausnahme von S. Hildburghausen, welches sich dieses Verhältnisses entäußert hatte, werkthätige Erhalter und Leiter der Universität; sie trugen nach einem, (bis auf die letzte Zeit nicht ganz genau zu ermitteln gewesenen), Maaßstabe zu deren Unterhaltungskosten bei und nahmen gleichmäßigen Theil an der Leitung derselben. Der Geschäftsgang war damals so, daß der Senat über jeden Gegenstand gleichlautende Berichte nach Weimar, Gotha, Meiningen und Coburg erstattete; Weimar, welches receßmäßig zu den Zuschüssen des academischen Fiscus die volle Hälfte in der That aber durch die edle Freigiebigkeit seiner Fürsten, die wissenschaftlichen Sinn mit der Obsorge für ein in ihrem Landesgebiet begründetes Institut glücklich verbanden, vielmehr beitrug, communicirte über die eingelangte Berichte mit S. Gotha, und dieses vernahm sich nun wieder mit den übrigen Höfen des Gothaischen Hauses. Nach von diesen eingelangten Antworten erging in ihrer Gemäsheit von Gotha eine Rückäuserung nach Weimar; die Verfügungen an die Universität erfolgten aber von allen vier Höfen. Man kann nicht behaupten, daß dieser Geschäftsbetrieb der Anstalt sonderlich heilsam gewesen. Die Verfügungen verspäteten sich oft; zuweilen blieb auch wohl hie oder da eine solche ganz zurück. Dieß brachte Unsicherheit und Schwankungen in die Verwaltung. Wäre es auf deren Benutzung abgesehen gewesen, so hätte sich dazu nicht selten der schickliche Vorwand gefunden: indem bald noch eines der höchsten Rescripte zurückstand, bald das eine etwas anders gefaßt war als das andere und sonach um Erläuterung nachzusuchen war, u. dergl. mehr. Recht betrübt sah es um die Verwaltung des academischen Vermögens aus. Sie war dem Senat übergeben, welcher sie durch Einige aus seiner Mitte, den Prorector an
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der Spitze, wahrnehmen lies. Aber das gelehrte Corpus war gewiß zu allem Andern geeignet, als zu Finanzgeschäften. In der That geriethen diese auch in eine unabsehbare Verwirrung; oft vermochte der Rechnungsführer – damals Provisionsverwalter – den dringendsten Anforderungen nicht zu genügen: die Auszahlungen der Gehalte erfolgten oft nur unregelmäßig, es wurden Kapitalien angegriffen, Schulden gewirkt und so fort. Im Jahre 1817. erfolgte die Entbindung des academischen Senats von der Admimistration des Dotal-Vermögens und der sonstigen Einkünfte; sie wurde einem eigenen Immediat-Commissar, dem jetzigen Herrn Kammer-Director Stichling zu Weimar, übertragen; der Senat behielt das Recht einer beschränkten Mitwirkung durch einen Deputirten aus seiner Mitte; und die Kenntnißnahme vom Gang und Stand der Verwaltung blieb ihm unbenommen. Letztere aber gedieh sichtbar unter der neuen eben so thätigen als einsichtsvollen Leitung. In demselben Jahre wurden auf die dringendsten Vorstellungen S. Weimars über den Verfall der Hochschule, die bekannten Verträge geschlossen, vermöge deren zuvörderst S. Meiningen und S. Coburg der thätigen Gemeinschaft an der Leitung der Universität entsagten, ihre Befugnisse an Gotha übertrugen, und dieses die Fortentrichtung der von den genannten Höfen geleisteten Beyträge übernahm; nur die academische Speiseanstalt sollte in gemeinschaftlicher Beziehung verbleiben. S. Weimar und S. Gotha verwilligten zur Wiederaufhelfung der Academie und besserer Stellung ihrer Glieder neue Zuschüsse, im Belauf von 8000 rt., versprachen daneben die Nichteinziehung der schon bisher von ihnen, ohne Verrechnung auf die etatsmäßigen Leistungen, einzelnen Akademikern oder Anstalten gegönnten Zulagen und dergl. wie solche in einer genauern Beziehung benannt waren. Zur Vorbereitung der, sonach mit neuer Lebenskraft ausgestatteten, academischen Angelegenheiten ward eine Immediat-Commission ernannt, die S. Weimarischer Seits aus dem Hr. Geheimen Legations-Rath von Conta, S. Gothaischer Seits aus dem Hr. Geheimen Conferenz-Rath von Hoff bestand, und welche in treuer Zusammenwirkung den Flor der Universität förderte, mannichfach verworrene Verhältnisse ordnete, den Geist der Eintracht sicherte und ihre vielseitige Thätigkeit mit gutem Erfolge belohnt sah. Der Geist des unvergeßlichen Großherzogs Karl August wirkte, durchdringend, belebend, erkräftigend, beschleunigend, mit neuer Lust auf die Universität ein, eine Anstalt, die, mit der Geschichte unserer Landesherrn innig verwebt, neben der Erfüllung ihrer Obliegenheiten als Landesschule vielfach in die allgemeine Entwicklung der Geistesbildung eingriff, ja ihr oft voreilte. Denn es ist eine Eigenthümlichkeit von Jena, daß es mehr wie einmal hinter seinen Mitbewerbern zurückzubleiben schien, aber sich eben so oft durch innere Kraft und das Emporstreben einzelnen Lehrer wieder hob, die sich durch Geisteskraft, Eigenthümlichkeit in Forschung oder Darstellung, durch Gelehrsamkeit und Talent, durch geistvolle Gründlichkeit oder glänzenden Vortrag vor vielen auszeichneten. Jena ist die Pflanzschule vieler der originalsten Denker und Gelehrten neuerer Zeit. Die Ausstattung der Universität, nicht unbedeutend für die Kräfte des ihr angewiesenen Landesbezirks, steht jener der meisten andern deutschen Universitäten gar sehr nach. Können aber auf Anstalten und andere äußere Beförderungsmittel des Unterrichts, im Ganzen nur mäßige Summen verwendet werden, kann die Zahl der dotirten Lehrstellen nicht bedeutend seyn, und der Ehrensold des Einzelnen oft nicht
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ohne Mühe in ein günstiges Verhältniß zu den Leistungen und LebensAnsprüchen gesetzt werden, so erheischt die Wahl des lehrenden Personals doppelte Vorsicht, und die Erhaltung eines beliebten Lehrers doppelte Bemühung und Sorgfalt; eine Aufgabe, die sehr schwierig ist, und deren bisherige glückliche Lösung zum großen Theil der am nächsten stehenden Weimarischen Staatsregierung gebührt und nicht unter ihre geringsten Verdienste gehört. Die Liberalität des verewigten Großherzogs wußte einen Theil der der Universität mangelnden wissenschaftlichen Apparate zu ergänzen, indem Er die in Jena befindlichen großherzoglichen Institute mit der Universität in Verbindung setzte, und auch jene in seiner Residenz den Akademikern leichter zugänglich machte. Dabei ward der Universitäts-Bibliothek besondere Aufmerksamkeit gewidmet: sie verdiente es, denn sie ist unstreitig das am meisten angesprochene und wichtigste Bedürfniß; sie bedurfte es aber auch, denn sie befand sich vor 1817. in einem traurigen Zustand. Ihre gänzliche Umwandlung, die Herstellung eines neuen Locals, neuer Katalog, die Einreihung einzelner in der großen Büchersammlung unzertrennt stehender kleiner Sammlungen, die erhöhte Brauchbarkeit und vielfache sonstige Begünstigung verdankt sie zunächst dem ersten jetzt lebenden Schriftsteller Deutschlands, dem großen Göthe. In seinem geschäftlichen Verhältniß mit der Oberaufsicht über die großherzoglichen unmittelbaren Anstalten für Wissenschaft u. Kunst beauftragt, unterzog sich der verehrte Mann, auf das Mit-Ersuchen des Gothaischen Hofes, der mühsamen Anschaffung und Belebung einer verworrenen, erstarrenden Büchermasse, so daß ihr jeziger, freudlicher Zustand, ihre Zugänglichkeit, die ergänzenden Verweisungen auf die reichere Sammlung in Weimar, das regere Leben in ihren Sälen, das Werk des großen Dichters und seiner ordnenden freundlich-gestaltenden Geistesthätigkeit ist. Auch in anderen Beziehungen trugen das freundliche Einvernehmen des Weimarischen und Gothaischen Hofes und die lebhafte Thätigkeit in beiden Ministerien zum Besten der Universität gar bald reiche Früchte. Die Disciplinargesetze für die Studirenden wurden zeitgemäß erneuert und deren Ausübung durch Aufstellung eines Universitäts-Amtmannes gesichert; es wurden neue Lehrstellen gegründet, die vorhandenen besser dotirt, der wissenschaftliche Fleiß der Studirenden durch ausgetheilte Preisfragen angespornt und zweckmäßig geleitet; zur Ausbreitung der klassischen Literatur das philologische, zu gründlicher Belebung der theologischen Disciplinen auch für diese Seminarien errichtet. Eine gänzliche Umgestaltung der akademischen Speise-Anstalt entnahm diese jeder Unstatten einer eigenen Verwaltung, gab ihr eine das Ehrgefühl der Empfänger schonende, den Genuß selbst erhöhende und sichernde Einrichtung: – kurz ein erfrischender Geist ward nach allen Seiten hin thätig. Unter so günstiger Vorbedeutung nahm die Besuchung der Universität sichtbar zu, als im Jahre 1819. sich ein unheimlich schwarzer Geist auch in ihr erhob, und die von einem ihrer verirrten Jünger begangne Unthat, vereint mit andern Zeichen eines keck-bedrohlichen Übereifers der bildungsbedürftigen Jugend in die schwierigste Aufgabe des Staatslebens, die volleste Aufmerksamkeit der erhaltenden Höfe, auf die Universitäten lenkte, und der unsrigen einen heftigen Stoß versetzte. In der bei weitem größten Mehrzahl ihrer Glieder diesen Verirrungen abhold, und durch väterlich-ernste Maasregeln bald von den fremdartigen Elementen befreit, die
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sich ihr beigesellt hatten, erholte sich die Universität auch von diesem bedenklichen Angriff auf ihr geistiges und politisches Leben. Zunächst waren es diese vorübergehenden Unstatten einer aufgeregten Zeit, welche, wie alle deutschen Universitäten, so auch die unsrige in eine nähere und kürzere Beziehung zu den Landes-Regierungen durch die neugeschaffene Instanz eines außerordentlichen Regierungs-Bevollmächtigten setzten. Sie sollte wie die sonst hervorgerufenen außergewöhnlichen Maasregeln nur vorübergehend seyn. In ihrer, nun länger als 9-jährigen Dauer, hat sie aber den Erwartungen, die man von ihr hegen konnte, nach des Referenten Ansicht, nicht blos entsprochen, sondern sie übertroffen. Nicht nur, daß sie ihre nächsten, veranlassende Zwecke erreichte, und auf die Disciplin der Universität wohlthätig einwirkte, so waren es vielmehr die mit ihr vereinigten Attribute eines Curators, welche einen so günstigen Einfluß äußerten.– Seit dem Spätherbst 1826. ist die Gothaische StaatsRegierung aus ihren Beziehungen zur Universität, die ihr soviel verdankte, herausgetreten. Die Durchlauchtigsten Herzöge zu S. Altenburg, Coburg-Gotha und Meiningen, traten in ihre Rechte und Verbindlichkeiten, nach deren Beziehungen zur Universität und zu dem miterhaltenden Hofe. Nach einem zweijährigen Provisorium, wo der Durchlauchtigste Herzog zu S. Altenburg, unter steter Vernehmung mit seinen erhabenen Agnaten über die wichtigern Vorkommenheiten, in deren und seinem Namen, die Mitleitung der Universität besorgte, handelt es sich jetzt um die Frage, wie die Befugnisse derselben künftig am zweckmäßigsten auszuüben wären; und Referent bittet um die höchste Erlaubniß, hierüber das Nachfolgende unterthänigst äußern, und sich die höchste Willensmeinung erbitten zu dürfen. Im Allgemeinen möchte eine solche Einrichtung für die wünschenswertheste gelten können, welche die Mitwirkung aller 3. Höfe auf eine sich regelmäßig gleichbleibende Weise erheischt, und welche am Meisten das Interesse der Universität und des miterhaltenden Hofes anspricht. In Bezug auf das erste, das eigene Verhältniß der Höfe unter sich, möchte es nicht räthlich erscheinen, das Augenmerk auf eine solche Einrichtung zu lenken, wodurch Ein Hof eine geraume Zeit hindurch allein die Inspektion besorgte und mit den andern nur über gewisse Gegenstände sich benähme. Ein derartiges Verhältniß würde die beiden andern Höfe bald außer der nähern Kenntniß von einer Menge persönlicher und geschäftlicher Einzelheiten setzen, aus denen das Ganze besteht. Während durch die Individualisirung und fortdauernd nähere Gemeinschaft mit den einzelnen Bestandtheilen das Interesse an der Gesammtheit erleichtert wird, dürfte die Beschränkung der Kenntnißnahme auf gewisse Vorgänge das Bild des Ganzen nicht getreu genug erhalten, als das nicht ein neues Studium dazu gehören sollte, wenn nach langen Jahren Verlauf der jetzt die Inspection abgebende Hof sie wieder übernimmt. Der Universität gegenüber will die thunlichste Einfachheit und Einheit der Geschäftsbehandlung beachtet seyn. Da sie selbst, in ihrer Darstellung durch Lehrer und Lernende, aus einer großen Zahl verschiedenartiger Persönlichkeiten besteht, so möchte die Vielfachheit in dem sie leitenden Organ möglichst zu vermeiden seyn. Darf ihr jeziges günstiges Bestehn, trotz mancher Unbilden und trotz der in jüngster Zeit sich vermehrten Mitbewerbung glänzend ausgestatteter Schwestern, nach des Referenten Ansicht, zum Theile darin gegründet seyn, daß zwischen den erhaltenden Höfen die völligste Eintracht, vornehmlich in den an die Universität gelangenden Ausflüssen
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ihrer Thätigkeit, obwaltete, daß die Verwaltung ihrer Finanzen Einer geübten Hand anvertraut war, und daß an der Spitze der innern Angelegenheiten und des Persönlichen ein, ihr nicht, angehöriger, Curator vermittelnd dastand,– so möchte daraus der Wunsch hervorgehen, die Einrichtung vor 1817. vermieden, und eine solche Leitung begründet zu sehen, vermöge deren die Zusammenwirkung von 4. Höfen nicht fühlbar gemacht würde. Es gehört hiezu nicht blos Übereinstimmung im Grundsatz und Wesentlichen der Ausführung, sondern auch Vereinfachung und Übereinstimmung des Förmlichen. In diesem Sinne wurde bisher bei jeder irgend erheblichen Veranlassung S. Weimar und S. Gotha und neuerlich S. Altenburg communicirt und der Inhalt der zu erlassenden Verfügung in Vorschlag gebracht; letztere wurde darauf in Einem der beiden Ministerien gefasst, und dem andern mitgetheilt, so daß in der Regel beide Rescripte entweder völlig gleich lauteten, oder das eine sich nur kürzlich auf das andere bezog; in minder erheblichen Fällen theilten sich die Immediat-Commissarien die Verfügungen mit. Der oben angedeutete Geschäftsgang bereitet dem Staatsministerium zu Weimar manche Mühe und der dortigen Kanzlei viele Schreiberey; diese nicht zu vermehren, ist in der That eine nicht unwichtige Rücksicht. Eben so möchte nicht zu verkennen seyn, daß, wenn mehrfache Communicationen und die Nothwendigkeit eine gleichlautende Befehle statt finden sollte, dieß leicht manche Störung und Hemmung herbey führen könnte. Diese verschiedenen Betrachtungen möchten demnach in dem Wunsche zusammenfließen, daß die künftige Einrichtung die drei herzoglichen Höfe in steter Kunde von jeden Vorkommenheiten erhalte, der Universität und dem miterhaltenden Hofe gegenüber dieselben und als Einheit darstelle. Dieß zu erreichen bieten sich verschiedene Wege dar. Der sich zuerst ergebende wäre eine Kehrordnung der 3. Höfe, so daß einer nach dem andern die beiden übrigen gegen S. Weimar und die Universität hin vertrete und in erheblichen Dingen die Meinung des Herzogl. Gesammthauses durch Communication erlange, in minderwichtigen ohne Weiteres im Gesammt-Namen handle. Nur möchte es schwer seyn, bei einem solchen Turnus alle Bedenklichkeiten zu vermeiden, die ja aus einer kürzern oder einer längern Dauer der Aufsichtsführung entstehen. Eine kurze hat gegen sich, daß das öftere Eintreten einer hie und da verschiedenen Ansicht und Behandlungsart leicht Einfluß gewinnen könnte, daß gerade die wichtigern Inspectionsgeschäfte, die nach ihrer Beschaffenheit nicht mit Einem Act zu Ende gehen, sondern vorbereitet, eingeleitet, weitergeführt und dann erst beendigt seyn wollen, (wohin z. B. Berufungen neuer Lehrer gehören), mitten in deren Betreibung abzugeben wären; und daß die jedesmalige Abgabe und Übernahme der Inspection eine, in der That kaum in Verhältniß stehende, Weitläuftigkeit und Mühe erheischen dürfte. Denn was lezteres anlangt, so sind die bei der vormaligen Geheimen Kanzlei in Gotha verhandelten Acten über akademische Angelegenheiten, (etwa Bände und Bändchen an der Zahl-) Gesammt-Eigenthum und zum Bearbeiten unentbehrlich. Bis jetzt hat man sie bei der hiesigen Geheimen Kanzlei sorgfältig fortgesetzt, so daß von allen seit dem November 1826. vorgekommenen Verhandlungen Abschriften zu jenen gemeinschaftlichen Akten genommen und sie somit fortgeführt wurden: eine
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Einrichtung, welche auch1 ohne Zweifel auch künftig beizubehalten seyn möchte. Bei jedem Wechsel müßte nun dieses Archiv wandern: eine Bewegung, die etwas weitläufig seyn und eben nicht dazu dienen würde, es in Ordnung und Zuverlässigkeit zu erhalten. – Gegen eine längere, mehr etwa als einjährige Dauer ließe sich anführen, daß der abtretende Hof während des auf seine Inspection folgenden doppelten Zeitraums, trotz der Mittheilung über wichtigere Vorkommenheiten die vielfach bedingenden Persönlichkeiten und einzelnen kleinen Beziehungen allzu sehr aus den Augen verlieren möchte, um bey Wiederübernahme der Aufsicht, das ganze Triebwerk in seinen vielen bewegenden Kräften im Bilde zu haben. Man hat, um diesen Zweifel möglichst zu begegnen, Altenburgischer seits vorläufig eine fünfjährige Dauer der Inspection genannt. Während der einsichtigen Meinung der andern verehrlichen Ministerien darüber noch entgegen zu sehen ist, bildete sich, neben jener, eine zweite Idee, daß nämlich in Gemeinschaft mit S. Weimar die aufschieblichen Angelegenheiten (namentlich Stellenbesetzungen, Besoldungs-Verleihungen, EtatsAenderungen, und andere auf den Zustand der Universität einflußreichere Gegenstände) in halbjährigen Conferenzen der erhaltenden Höfe besprochen, die unaufschiebbaren aber in der Zwischenzeit auf dem Wege schriftlicher Verhandlungen, oder sofortiger Verfügung, durch einen der 3. Herzoglichen Höfe, die zu diesem Behufe halbjährlich wechselten, erledigt würden. Für die Absicht einer zweckmäßigen Ausübung der Mitleitung der Universität, möchte dieser zweite Vorschlag viel Empfehlendes haben; eben so ist es auch gewiß, daß dergleichen öftere Zusammenkünfte auch sonst zu Beseitigung mancher ganz fremdartigen Geschäfte im Gesammthause recht nützlich angewendet werden könnten. Es käme also darauf an, wohin sich die Ansichten der höchsten Höfe aussprächen und vereinigten und ob sie namentlich für den lezten Fall den davon unzertrennlichen Aufwand durch den erreichbaren Zweck belohnt erachten. Für beiderlei Vorschläge sind jedoch noch mehrere geschäftliche Anordnungen erforderlich, um sie ins Leben treten zu lassen. I., Wird eine Kehrordnung in dem Sinne beliebt, wie bis jetzt S. Altenburg die Inspection versah, so ist eine jedesmalige Abgabe der Gothaischen, regelmäßig fortzusetzenden Akten nicht zu entbehren; erhält der Gedanke mündlicher Berathungen Beifall, so möchte die Gothaische Stamm-Repositur an Einem Orte verbleiben können, und der betreffende Hof die Obliegenheit übernehmen, den beiden andern Aktenauszüge über die wichtigern und interessanten Gegenstände, gegen billige Gebühr zu überlassen, und bei den jedesmaligen Conferenzen, die nach Anleitung der vorhandenen Eingänge nöthigen Aktenstücke zur Stelle zu senden. II., Jedenfalls müßten alle von den academischen Behörden (dem Curator, der Finanz-Commission, dem Senat, den Fakultäten und Direktionen) zu erstattenden Berichte gleichlautend an alle Höfe gelangen und eben so die, nicht von allen ausgehenden Rescripte an diejenigen abschriftlich übersendet werden, von welchen nicht ebenfalls dergleichen zu erwarten sind. Die Zahl der von der Finanz-Commission jährlich eingehenden Berichte ist gegenwärtig sehr mäßig; und dieselbe dürfte wohl geneigt seyn, die mehr erforderlichen 2. Copien ohne Weiteres besorgen zu lassen. 1
Wort gestrichen.
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Eben so möchte bei den, einem künftigen Curator zu bestimmenden Büreaukosten auf diese Vermehrung der Schreyberei Rücksicht zu nehmen; und in Ansehung der akademischen Kanzlei, dem Aktuarius eine, von den 3. Höfen besonders zu tragende Entschädigung (von etwa 60 gl. zusammen) zu bewilligen seyn, um beym Senat und den sonstigen akademischen Berichtstellern, diese Obliegenheit, zu übernehmen. Auch diese kleine Mehrausgabe wird mit der Zeit gedeckt werden, da einige, eben so unbedeutende, Beitragsposten heimfällig werden können. III., Wird eine vollständige Reihenfolge und Abwechselung in der Mitbeaufsichtigung eingeführt, so möchten zu den Gegenständen, welche eine vorherige Vernehmung mit allen höchsten Höfen voraussetzen zu rechnen seyn: die Berufung und Beförderung der ordentlichen, der ordentlichen Honorar- und der außerordentlichen Professoren, und jener academischen Beamten, wo die Bestätigung der Durchlauchtigsten Erhalter bedingt ist; – die Bewilligung von Gehalten und Zulagen; sonstige Etatsveränderungen, organische Einrichtungen, mögen diese die ganze Universität oder einzelne Theile betreffen; wichtigere Ereignisse überhaupt. Für den Fall der Dringlichkeit würde wenigstens eine nachherige Benachrichtigung zu erbitten seyn. Hat Referent in dieser Beziehung der höchsten Instruction entgegenzusehen, so wird sich über diesen Gegenstand das Nähere erst dann ergeben, wenn die Hauptansicht gemeinschaftlich erlangt worden ist. Ein zweiter, gewiß ebenfalls für die Universität erheblicher Gegenstand ist von Seiten des Herzoglichen Ministeriums zu Altenburg, den übrigen hohen Ministerien bereits zur Kenntniß gebracht worden. Es ist dieß der leider nahe bevorstehende Abgang des bisherigen außerordentlichen Bevollmächtigten und Curators. Schon im Bisherigen ist mehrfache Veranlassung gewesen, der von ihm bekleideten Stelle und der Art, wie er ihr vorgestanden, zu gedenken. Die Umstände, welche den Karlsbader Anträgen von 1819. ihre Entstehung gaben, walten nicht mehr ob, und es entstünde die Frage, ob es nicht gerathen sey, die Stelle des Regierungs-Bevollmächtigten, wenigstens bis auf weitere Anregung nicht wieder zu besetzen, und den Aufwand der Stelle einzuziehen, oder zu etwas Anderm zu verwenden. Nach einer mehrmaligen Prüfung möchte sich Referent dahin neigen, die würdige Wiederbesetzung für ersprießlich zu achten. Nicht daß der außerordentliche Bevollmächtigte blos Geschehenes ahnden und durch die Furcht vor seiner außergewöhnlichen Gewalt vom Ungesetzlichen abhalten soll; sein Wirkungskreis als Curator war der bedeutendere. Ist er ein Mann von Unabhängigkeit nach allen Seiten hin, Leidenschaftsfrei, Geschäftserfahren und von milder Consequenz, so gibt er dem akademischen Senate eine würdige geschäftliche Haltung, er vermeidet und versöhnt möglichen Zwiespalt unter den einzelnen Gliedern der Universität; er ist der beste Zeuge vom Thun und Treiben, dem Emporstreben und Zurückgehen der Personen, wie der Anstalten; und er vermag durch zeitiges Ermuntern, Antreiben und Einlenken sicherer und nützlicher zu wirken, als dieß bei weiterer Ausbildung des Wahrgenommenen geschehen mag; dabei ist er der Vermittler zwischen dem Senat und den Höfen, ja in ihm könnte sich, sollte der Fall es ja erheischen, der Vereinigungspunkt verschiedenartiger Ansichten der betheiligten Regierungs-Organe
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finden. Da der Prorector halbjährlich wechselt, so ist eine, nicht wechselnde, das Ganze in seiner stetigen Entwicklung erfassende und würdigende Behörde kaum zu entrathen. Die Stelle einem, in academischen Verhältnissen stehenden Mann zu übertragen, möchte kaum räthlich seyn, da mit dieser Voraussetzung ihm ein großer Theil der, ihm unentbehrlichen, Unbefangenheit und Selbständigkeit abgeht. Wesentlich möchte es ferner seyn, daß der Curator zu Jena wohne, und, wo möglich in solchen Verhältnissen stehe, die ihm an sich eine höhere und geachtete Stellung im Leben verleihen. Dieß wären die Ansichten, die Referent in Beziehung auf das Amt eines RegierungsBevollmächtigten zu äußern hat, und die man der höchsten Prüfung und Entscheidung ehrerbietigst anheimgiebt. Noch ist dabei zu gedenken, daß unter den Gehaltstheilen dieser Stelle sich eine Abgabe von festem Holz (12 Klaftern) befindet. Eine Anzeige des Floßamtes gibt zu vernehmen, daß deren weitere Abgabe in Natur nicht wohl zu bewerkstelligen sey. Es möchte demnach diese Leistung entweder ganz hinwegzufallen haben, oder in einen verhältnißmäßigen Betrag weichen Holzes (Klaftern) zu verwandeln seyn.– Sollten übrigens die höchsten erhaltenden Höfe die Beibehaltung und baldige Wiederbesetzung des fraglichen Posten beschließen, so könnte in dem Rescript, welches an die Akademie bei Übergabe der Statuten zu erlassen seyn wird, diese Absicht vorläufig zu erkennen gegeben, vielleicht aber die jetzige Gelegenheit benutzt werden, die Instruction des Curators durchzugehen, und die nach den bisherigen Erfahrungen etwa räthlich scheinende Ergänzungen in Antrag zu stellen, und damit zugleich manchen Zweifeln zu begegnen, die dann und wann gegen einzelne Stellen derselben haben erhoben werden wollen. Sollte die Besprechung schon jezt so weit gedeihen, daß eine Persönlichkeit ins Auge zu fassen wäre, so möchte es wohl als erwünscht anzusehen seyn, wenn sich die Wahl für den Herrn Ober-Appellations-Gerichts-Präsidenten, Freiherrn von Ziegesar bestimmte, in welchem sich die günstigsten Eigenschaften vereinigen. Sollte dieser Bedenken hegen, einem Ansinnen zur Übernahme zu entsprechen, so ist dem Referenten weiter Herr Ober-Appellations-Gerichts-Rath Müller als ein Mann genannt worden, welcher Unbefangenheit mit Festigkeit, GeschäftsErfahrung mit Thätigkeit verbände, und nach seiner sonstigen Stellung wohl geneigt wäre, das Vertrauen der Durchlauchtigsten Erhalter zu verdienen. Es würde daher im eintretenden Falle darauf ankommen, wohin die Absicht der höchsten Höfe geht, und ob insbesondere das Staatsministerium zu Weimar jenes günstige Zeugniß für Müller bestätige. Auch hierüber hat Referent die Höchste Willensmeinung sich ehrfurchtsvoll zu erbitten, und gedenkt noch beiläufig, daß die jetzigen Geschäftverhältnisse beider Herren an sich wohl die Übernahme eines Zuwachses der bezeichneten Art gestatten, und die Zustimmung der Fürstlich Reußischen Höfe dazu wohl nicht zu bezweifeln steht. Altenburg, den 3. Febr. 1829 Wüstemann. Quelle: ThStAG, Staatsministerium Dep. I, Loc. 6a, Nr. 1, Bl. 151r–162v (Abschr.), halbbrüchig, Unterschrift: Wüstemann, Altenburg, dat. 3. 2. 1829.
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5. / 9. September 1829
Erster Abschnitt. Universität im Allgemeinen, Facultäten, Lehrer, Studirende, Vorlesungen, wissenschaftliche Institute und Sammlungen, Vermögen und dessen Verwaltung, Beamte und Unterbeamte, Universitätsverwandte, Gerichtsbarkeit. Erstes Kapitel Von der Universität im Allgemeinen. §. 1.1 Die Universität besteht als eine höhere Bildungs- und Unterrichts-Anstalt, deren Zweck es ist, gehörig vorbereitete Jünglinge für die Kirche und den Staatsdienst tüchtig zu machen; überhaupt aber das Wahre, Schöne, Gute und Heilige nicht nur in sich zu bewahren, sondern auch immer mehr zu verbreiten. §. 2.2 Die Universität ist, in dieser Bedeutung als Corporation anerkannt, unmittelbar unter dem Schutze und der Aufsicht ihrer Durchlauchtigsten Erhalter. Sie hat ihre eigenen Statuten, ihr eigenes Vermögen, ihre eigene Witwencasse, führt ihr eigenes Siegel und genießt zur Beförderung ihres Zwecks alle die Rechte und Privilegien, welche ihr in dem Stiftungsbriefe vom 15. August 1557 verliehen worden sind, oder welche sie sonst aus einem rechtmäßigen Titel erworben hat, z. B. die Patrimonialgerichtsbarkeit der Syndicatsgerichte zu Jena, die Patrimonialgerichtsbarkeit der Dotalgüter Remda und Apolda, die Landstandschaft wegen dieser Güter in dem Großherzogthume Sachsen-Weimar-Eisenach. §. 3.3 Die Universität ist eine geordnete Corporation. Sie hat in dem Prorector, dem Concilium (engerem Rathe) und dem Senate (weiterem Rathe) ihre Vorsteher und Vertreter, unter Bestimmungen, welche in dem zweyten Abschnitte dieses Statutes enthalten sind. §. 4.4 Nur aus den Ministerien oder von einem mit besonderem höchsten Auftrag dazu versehenen Staatsdiener hat die Universität Anweisungen und Befehle zu empfangen. Darnach richtet sich auch die Verantwortlichkeit derselben. Privatrechtliche Angelegenheiten, in welchen die Universität als moralische Person gerichtlich in Anspruch genommen wird und Recht zu geben hat, sind vor den Gerichten des Großherzogthums Sachsen-Weimar-Eisenach als „schriftsässige Sachen“ zu behandeln. Der Prozeß und die Entscheidung in erster Instanz gehören vor die Landesregierung zu Weimar. 1 2 3 4
Im Druck Marginalie rechter Rand: „Bestimmung der Universität.“ Im Druck Marginalie rechter Rand: „Stellung derselben in dem Staate als Corporation.” Im Druck Marginalie linker Rand: „als geordnete Corporation;“ Im Druck Marginalie linker Rand: „insonderheit gegen die Behörden.“
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§. 5.5 Zu der Universität gehören: 1) alle bey derselben angestellte Lehrer; 2) alle diejenigen, welche unter die Zahl der Studirenden verfassungsmäßig aufgenommen worden sind, 3) alle zum Dienst in den Geschäften der Universität öffentlich angestellte Beamte und Unterbeamte; 4) alle Universitätsverwandte, d. h. alle diejenigen Personen in der Stadt Jena, auf welche sich das der Universität verliehene Recht einer eignen Gerichtsbarkeit (Patrimonialjurisdiction) erstreckt (§. 64.). §. 6.6 Die Gesammtheit der Lehrer umfaßt: 1) die ordentlichen Professoren, 2) die ordentlichen Honorar-Professoren, 3) die außerordentlichen Professoren, 4) die als Privatdocenten an dem Lehrgeschäfte Theil nehmenden Männer, 5) die bey der Universität angestellten Lectoren der neueren Sprachen, die Lehrer der Künste und die Exercitienmeister. §. 7.7 Die sämmtlichen Professoren und Privatdocenten theilen sich, nach den angenommenen vier Hauptzweigen des höheren wissenschaftlichen Unterrichts, in vier Fakultäten: die theologische, die juristische, die medicinische und die philosophische. Diese Einteilung und Reihenfolge gilt aber nur für die Ordnung im Unterrichte, in den Senats- und Conciliensitzungen, sowie für die Ausübung derjenigen Rechte, welche den Facultäten als solchen zustehen; sie bestimmt keineswegs den Rang der akademischen Lehrer unter einander. Die juristische Facultät als Spruchcollegium (Juristenfacultät) sowie der Schöppenstuhl bleiben für sich bestehende, von der Universität völlig unabhängige Institute. §. 8.8 Zu dem Gebiete der philosophischen Facultät gehören, außer den eigentlich philosophischen, auch die philologischen, historischen, mathematischen und staatswirthschaftlichen oder cameralistischen Disciplinen. Die Exegese des alten und neuen Testaments, die Kirchengeschichte, die Religionsphilosophie und die Geschichte der Religion dürfen von Mitgliedern der theologischen und der philosophischen; das Naturrecht, so wie die deutsche Staats- und Verfassungsgeschichte von Mitgliedern der juristischen und der philosophischen, die medicina forensis von Mitgliedern der juristischen und der medicinischen, das Kirchenrecht von Mitgliedern der theologischen und der juristischen, endlich die Psychologie und Anthropologie, so wie die naturwissenschaftlichen Disciplinen überhaupt, insbesondere Botanik und Chemie, auch Pharmacie, von Mitgliedern der medicinischen und der philosophischen Facultät vorgetragen werden. 5 6 7 8
Im Druck Marginalie rechter Rand: „Personal.“ Im Druck Marginalie rechter Rand: „Lehrer. Ordnung derselben;“ Im Druck Marginalie linker Rand: „nach den Hauptzweigen des Unterrichts. Facultäten“ Im Druck Marginalie linker Rand: „Genauere Bestimmung darüber.“
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Zweytes Kapitel. Von den Facultäten. §. 9.9 Die Facultäten im engern Sinne bestehen als geordnete Collegien in der Universität. Mitglieder derselben sind fortwährend die ordentlichen Professoren (Facultisten) in der unter §. 21 angegebenen Zahl. Andere Professoren haben nur dann Sitz und Stimme, wenn sie ihnen von den Durchlauchtigsten Erhaltern besonders verliehen worden sind (Facultätsbeysitzer). §. 10.10 Nach eigenen Statuten, welche als ergänzende Theile des gegenwärtigen Hauptstatutes zu betrachten sind, ist jede Facultät selbständig, aber doch nur in dem Ganzen der Universität und darum mit besonderen Verpflichtungen und mit Verantwortlichkeit gegen das Ganze. §. 11.11 Der Prorector und der Senat dürfen und sollen die ihnen zustehende Aufsicht über die gesammte Akademie auch über die einzelnen Facultäten mit erstrekken. Nehmen sie in den Fakultäten oder in dem Geschäfts-und Wirkungskreise derselben etwas der Universität unmittelbar oder mittelbar nachtheiliges wahr, so liegt es in ihren Pflichten, wie in ihren Rechten, daß sie darüber einen Aufschluß fordern und, wenn freundliche Erinnerungen und Vermittelungen ohne Erfolg seyn sollten, die Sache zur höchsten Entscheidung bringen. Hiernach hat der Senat besonders auch dann zu verfahren, wenn Irrungen der Facultäten unter einander, oder mit ihren einzelen Gliedern entweder durch die Parteyen selbst zu seiner Kenntniß kommen, oder ihm in den für die Universität nachtheiligen Folgen sonst bekannt werden. Was eine der Facultäten in ihren Angelegenheiten den Durchlauchtigsten Erhaltern vortragen will, hat sie zuvörderst bey dem Senate einzureichen. Dieser soll einen solchen Vortrag nothwendig an seine Bestimmung gelangen lassen, aber begleitet von seinem Gutachten. Die Facultäten einerseits und der Prorector und der Senat andererseits verkehren unter einander in Schriften auf halbgebrochenen Bogen ohne alle Förmlichkeit. §. 12.12 Rechte der Facultäten sind: 1) die Haltung eigener Zusammenkünfte; 2) die Führung eines eigenen Siegels; 3) die Ertheilung akademischer Würden, auf Ansuchen oder (§. 78) aus eigener Bewegung; 4) die Besetzung des Prorectorats nach einer bestimmten Reihenfolge (§. 71 u. 72); 5) das Recht zu verlangen, daß von Seiten keiner Facultät ohne besondere, allerdings nachzulassende, Vereinbarung darüber in das Unterrichtsgebiet der andern (§. 8) übergegriffen werde; 9 10 11 12
Im Druck Marginalie rechter Rand: „Facultäten im engeren Sinne.“ Im Druck Marginalie rechter Rand: „Verhältniß derselben zu der Universität.“ Im Druck Marginalie linker Rand: „Folge daraus.“ Im Druck Marginalie rechter Rand: „Rechte der Facultäten.“
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6) alle Rechte, durch welche die Erfüllung der den Facultäten obliegenden Verbindlichkeiten (§. 13.) bedingt ist, z. B. bey Besetzung der ordentlichen Lehrerstellen (§. 25), Annahme der Privatdocenten (§. 34) 7) das Recht, innerhalb ihres Unterrichtsgebietes Zeugnisse auszustellen, z. B. über die Tüchtigkeit eines Candidaten; 8) das Recht, auf Ersuchen anderer Collegien oder von Privatpersonen Gutachten und Bedenken zu ertheilen; 9) das Recht, auf gewisse Gebühren und Bezüge, theils nach den genaueren Bestimmungen der Facultätsstatuten, theils nach eigenem Ermessen, z. B. für erforderte und ertheilte Gutachten. §. 13.13 Zu den Obliegenheiten der Facultäten und zwar für jede derselben in ihrem Kreise gehören: 1) die Sorge für die Vollständigkeit des Unterrichts in der Maße, daß die Studirenden in dem Laufe eines jeden Halbjahres oder wenigstens in dem Laufe eines jeden Jahres zu allen Hauptcollegien ihres Faches Gelegenheit erhalten; 2) Die erste Sorge für die Wiederbesetzung der Lehrstellen, welche erledigt worden sind, und überhaupt für die Ausfüllung aller Lücken, welche in dem Unterrichte sich ergeben; 3) die Sorge für die Vervollständigung der Universitätsbibliothek durch gutachtliche Vorschläge und Angabe der fehlenden, nothwendig anzuschaffenden, Werke von Halbjahr zu Halbjahr bey dem Senate; 4) die Aufstellung der Preisfragen für die Studirenden, die Prüfung der darauf eingegangenen Arbeiten und die Vertheilung der Preise; 5) die Ertheilung von Gutachten in Angelegenheiten der Universität, so oft solche von dem Senate verlangt wird; 6) die den Promotionen vorausgehenden, gewissenhaften Prüfungen, welche stets vor versammelter Facultät gehalten werden sollen, nach weiterer Bestimmung der Facultätsstatuten und nach den Vorschriften, welche darüber die Durchlauchtigsten Erhalter entweder vereint oder in Bezug auf ihre Landeskinder in besonderen Landesgesetzen annoch erlassen dürften. §. 14. 14 Die Angelegenheiten der Facultäten, besonders in Ausübung der vorangegebenen Rechte und in Erfüllung der vorangegebenen Verbindlichkeiten, werden collegialisch behandelt. Es können Facultätsbeschlüsse durch schriftliche Abstimmungen auf Umlaufen (Missiven) als durch mündliche Erörterungen und Abstimmungen in Zusammenkünften (Consessen) gefaßt werden. Jedes Mitglied der Facultät hat das Recht, auf eine Zusammenkunft anzutragen. Bey getheilten Meinungen unter den Gliedern einer Facultät entscheidet nur absolute Stimmenmehrheit.– Die Leitung der Geschäfte ist in jeder Facultät einem ihrer Mitglieder übertragen, dem Decan. Diesem steht noch der Senior zur Seite. Den Titel: Ordinarius mit eigenen Rechten und Verpflichtungen führt nur das erste Mitglied der juristischen Facultät. 13 14
Im Druck Marginalie linker Rand: „Obliegenheiten derselben.“ Im Druck Marginalie rechter Rand: „Behandlung und Leitung der Facultätsangelegenheiten.“
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§. 15.15 Das Amt eines Decans (das Decanat) wechselt unter den Mitgliedern der Facultät von Halbjahr zu Halbjahr gleichzeitig mit dem Prorectorate (§. 70) nach ihrer Sitzordnung.– Um Decan werden zu dürfen, muß man aber wenigstens ein Jahr lang Mitglied der Facultät gewesen seyn.– Trifft die Reihe des Prorectorates und des Decanats für dasselbe Halbjahr in einer Person zusammen, so tritt in Ansehung des Decanats ein Tausch mit dem unmittelbaren Nachfolger ein. Ist der zeitige Decan durch triftige Gründe in einzelnen Fällen oder auf eine Zeit lang verhindert, sein Amt zu verwalten, so ersetzt ihn in der Regel der zuletzt abgegangene Decan (Exdecan). Stirbt ein Decan vor dem Ablaufe seines Decanats, so hat die Facultät einen Prodecan zu ernennen. In dieser Eigenschaft, als Prodecan, handelt überhaupt jeder andere ordentliche Professor, wenn er Amtsverrichtungen des Decans auf besonderes Ersuchen desselben oder in besonderem Auftrage seiner Facultät übernimmt. §. 16.16 Die Stelle eines Seniors bekleidet in der juristischen Facultät das auf den Ordinarius folgende Mitglied; in den übrigen Facultäten hingegen dasjenige Mitglied, welches in dieser Eigenschaft (nach seinem Eintritte in die Facultät) wirklich das älteste ist. §. 17.17 Der Decan hat alle Rechte und Verbindlichkeiten, welche die ihm übertragene Leitung der Geschäfte nothwendig mit sich bringt. Besonders wichtig, zum Theil nach hinzutretenden speciellen Bestimmungen, sind folgende: 1) Er hat den Vortritt und den Vorsitz in seiner Facultät, hat ferner bey feyerlicher Gelegenheit eine Amtstracht und bezieht einige, in den Facultätsstatuten näher angegebene Emolumente. 2) Er bewahrt alle der Facultät zugehörige Bücher, Urkunden, currente Acten, Siegel u.s.w., sowie die Schlüssel zu ihrem Archive. 3) Bey ihm wird alles angebracht, was die Facultät betrifft, auch von den Mitgliedern der Facultät selbst; z. B. der Antrag auf eine Zusammenkunft; er eröffnet alle an dieselbe gelangende Zufertigungen und Eingaben. 4) Er hat die Umlaufe (Missive) zu entwerfen, durch welche die Mitglieder der Facultäten von Facultätsangelegenheiten in Kenntniß gesetzt, oder zu schriftlichen Abstimmungen aufgefordert werden; er veranstaltet die Zusammenkünfte der Facultät, ladet die Mitglieder zu diesen schriftlich ein und führt das Protocoll bey mündlichen Vorträgen, Berathungen und Abstimmungen. 5) Er zieht den Facultätsbeschluß aus den Abstimmungen; und hierbey gilt seine eigene Abstimmung mit, ja es wird dieselbe doppelt gezählt, wenn sich dadurch eine entscheidende Stimmenmehrheit gewinnen läßt. 6) Er hat die Facultätsbeschlüsse auszuführen, mithin auch alle Gutachten und schriftliche Aufsätze im Namen der Facultät zu entwerfen und die Ausfertigungen, Erlasse und Schreiben, auch die an den Prorector und Senat, durch seine Namensunterschrift allein zu vollziehen. 15 16 17
Im Druck Marginalie rechter Rand: „Decan. Decanat.“ Im Druck Marginalie linker Rand: „Der Senior.“ Im Druck Marginalie rechter Rand: „Rechte und Verbindlichkeiten des Decans.“
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7) Er veranstaltet nothwendig alle Halbjahre eine Zusammenkunft der Facultät zur Berathung über die im nächsten Halbjahre zu haltenden Vorlesungen nach §. 49 und eine zweyte zur Berathung über die Universitätsbibliothek nach §. 13 No. 3 dieses Hauptstatuts. 8) Er nimmt Theil an der Fertigung des halbjährigen Lectionskatalogs nach §. 49. 9) Er leitet die Prüfungen und Promotionen in der Facultät und läßt, die medicinische Facultät nach §. 16 Nr. 9 ihres Statuts davon ausgenommen, jeder öffentlichen Promotion ein Programm als Einladungsschrift vorausgehen. 10) Er eröffnet die Disputationen, repräsentirt überhaupt seine Facultät bey allen öffentlichen Vorkommenheiten und muß daher nothwendig bey Universitätsfeyerlichkeiten entweder selbst zugegen seyn, oder durch den Exdecan ersetzt werden. 11) Er führt ein sogenanntes Decanatsbuch, in welchem alle die Facultät angehende Ereignisse, die bey derselben vorkommenden Geschäfte und die gefaßten Beschlüsse aufzuzeichnen sind, auch sammelt er die während der Dauer seines Decanats erscheinenden Programme und anderen Facultätsschriften und sorgt für die Abgabe und Vertheilung derselben. 12) Er giebt von zwey Monaten zu zwey Monaten einen Auszug aus dem Decanatsbuche an den Senat ab, auf daß bey Haltung der allgemeinen Universitätschronik und bey den Mittheilungen als solcher in den Literaturzeitungen und den Universitätsannalen davon Gebrauch gemacht werde. §. 18.18 Der Senior soll im Allgemeinen über die Rechte, Privilegien, Statuten und über das Ansehn der Facultät mit besonderer Aufmerksamkeit wachen, auch den Decan erinnern, wenn derselbe aus Unkunde oder sonst in seinen Pflichten etwas versäumte. Er hat bey Facultätssitzungen die Protocolle mit zu unterzeichnen und die von dem Decan entworfenen Concepte zu Ausfertigungen in den Angelegenheiten der Facultät mit zu signiren, darf folglich verlangen, daß ihm jene, wie diese, von dem Decan zeitig vorgelegt werden. Ferner nimmt der Senior bey Feyerlichkeiten, bey denen die Facultät als solche erscheint, die nächste Stelle nach dem Decan (in der juristischen Facultät nach dem Ordinarius) ein. Er darf endlich, wenn er 65 Jahre alt ist und der Decan und in der juristischen Facultät auch der Ordinarius nicht in gleichem oder noch höherem Alter steht, fordern, daß die Facultätssitzungen in seinem Hause gehalten werden. §. 19.19 Der Decan übergibt seinem Nachfolger das Decanat am Tage des Prorectoratswechsels oder an dem Tage darauf, nachdem er, wie ihm obliegt, acht Tage vorher sämmtlichen Facultätsgliedern seinen Abgang bekannt gemacht und seinen Nachfolger benannt hat. Der abgehende Decan hat dem antretenden Decan alles zur Führung des Decanats Erforderliche und zwar das Siegel, die Schlüssel, die laufenden Acten, das Statutenbuch und die Missivkasten sofort am Tage des Wechsels, das Decanatsbuch und die übrigen Acten aber in den nächsten vierzehn Tagen auszuantworten. Kömmt er dieser Vorschrift zur Ablieferung der Acten etc. nicht nach, auch nicht auf die schriftliche Erinnerung seines Nachfolgers binnen drey Tagen, so geht das nächste Mal, wo 18 19
Im Druck Marginalie rechter Rand: „Rechte und Verbindlichkeiten des Seniors.“ Im Druck Marginalie linker Rand: „Abgabe des Decanats.“
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ihn die Reihe zu Führung des Decanats trifft, dieses Amt bey ihm vorbey; und wer desselben Fehlers wiederholt sich schuldig macht, verliert das Recht zu Führung des Decanats überhaupt. §. 20.20 Verstirbt ein Decan, ohne vorher noch die Abgabe der Acten, Urkunden usw. bewirkt zu haben, so haben die Facultät und weiter der Prorector und der Senat dafür zu sorgen, daß jene Abgabe aus dem Nachlasse an den ernannten Prodecan unverzüglich geschehe. Einer Witwe und noch unversorgten Kindern des verstorbenen Decans gebührt von den Decanatsemolumenten die fixe Besoldung auf die ganze Zeit des erledigten Decanats ohne Abzug; sind aber weder eine Witwe noch unversorgte Kinder unter den hinterlassenen Erben: so wird auch die fixe Besoldung nach Verhältniß der Zeit zwischen den Erben und zwischen demjenigen Facultätsgliede getheilt, welches die Fortführung des Decanats als Prodecan übernimmt. Drittes Kapitel. Von den Lehrern der Universität. §. 21.21 Die Zahl der ordentlichen Professoren ist etatmäßig dreyundzwanzig, nämlich vier in der theologischen, sechs in der juristischen, vier in der medicinischen und neun in der philosophischen Facultät. Eine Vermehrung derselben bleibt vorbehalten. Zwey oder mehrere dieser Stellen sollen in einer Person niemals vereiniget werden. §. 22.22 Die Zahl der ordentlichen Honorar-Professoren und der außerordentlichen Professoren ist unbestimmt. Die Ertheilung einer solchen Professur und das damit verbundene Einkommen hängt ohne irgend eine Vorausbestimmung von der Gnade der Durchlauchtigsten Erhalter ab. §. 23.23 Eben so unbestimmt ist die Zahl der Privatdocenten, d. h. derjenigen Männer, welche ohne eine feste Anstellung nur das Recht zu Vorlesungen in dem Unterrichtsgebiete einer Facultät ertheilt wird, ingleichen die Zahl der übrigen Lehrer außer den Facultäten, der Lectoren neuerer Sprachen usw. §. 24.24 Jeder Lehrer, welcher als solcher in dem Unterrichtsgebiete einer Facultät auftreten will, muß in dieser seiner Facultät einen akademischen Grad erlangt haben, der ordentliche Professor in allen Facultäten den Doctorgrad, der ordentliche Honorar- und außerordentliche Professor in der theologischen Facultät wenigstens den Grad eines Licentiaten, in den übrigen Facultäten ebenfalls den Doctorgrad. Ueber die Privatdocenten finden sich die weiteren hierher gehörigen Bestimmungen in den Facultätsstatuten. 20 21 22 23 24
Im Druck Marginalie rechter Rand: „Todesfall.“ Im Druck Marginalie rechter Rand: „Ordentliche Professoren. Zahl ders.“ Im Druck Marginalie linker Rand: „Ordentliche Honorar- und außerordentliche Professoren.“ Im Druck Marginalie linker Rand: „Privatdocenten.“ Im Druck Marginalie linker Rand: „Akademische Würden der Lehrer.“
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Hat ein berufener ordentlicher Professor den Doctorgrad noch nicht erhalten, so ist er verbunden, diesen Grad auf der Universität Jena anzunehmen. Hierzu bedarf es jedoch nur neben den Promotionsgeldern, welche der Facultät zu entrichten sind, der Einrichtung einer zu solchem Zwecke von ihm selbst zu verfassenden lateinischen Abhandlung. Hat derselbe jenen Grad zwar erhalten, aber auf einer andern Universität, so muß er die Rechte eines Jenaer Doctors sich noch besonders erwerben, sich nach den Facultätsstatuten nostrificiren lassen. Einem neu berufenen ordentlichen Honorar-Professor oder außerordentlichen Professor, welcher weder Privatdocent in Jena gewesen noch daselbst graduirt worden ist, wird zwar das der Promotion vorausgehende Examen ebenfalls erlassen, er hat aber nicht allein die Promotions- (resp. die Nostrifications-) Kosten zu bezahlen und eine lateinische Abhandlung zu schreiben, sondern diese auch öffentlich ohne Präses zu vertheidigen. §. 25.25 Mit Rücksicht auf die Bestimmung §. 13 No. 1 soll keine ordentliche Lehrstelle anders, als nach Anhörung des Gutachtens und der Vorschläge derjenigen Facultät besetzt werden, in welcher sie zur Erledigung gekommen ist. Verläßt ein ordentlicher Professor seine Lehrstelle, oder geht ein solcher mit Tode ab, so hat in der Facultät desselben der zeitige Decan oder dessen Stellvertreter binnen drey Wochen nach dem Eingange des ersten Entlassungsrescripts oder nach dem Todestage eine Facultätssitzung zu veranstalten, damit in der Facultät die Benennung eines Nachfolgers zuerst berathen werde. An einer solchen Berathung nehmen diejenigen Mitglieder der Facultät, welche nicht als ordentliche Professoren, sondern nur als Beysitzer der Facultät angehören, keinen Theil, auch hat dasjenige Mitglied, welches eben abzugehen im Begriffe steht und dadurch die Sitzung veranlaßt, keine zählende Stimme, obgleich die von ihm ausgehenden Vorschläge mit zu bemerken sind. Die Facultät hat im Allgemeinen auf Gelehrsamkeit, litterarischen Ruf und Lehrgabe, im Besonderen auf die Hauptfächer des zu ersetzenden Lehrers Rücksicht zu nehmen, auch soll sie in der Regel nicht einen Mann, sondern drey oder mehre tüchtige Männer in Vorschlag bringen. Es ist über die Berathungen und Abstimmungen ein ganz genaues und ausführliches Protocoll von dem Decan nieder zu schreiben, nach diesem Protokoll entwirft ebenfalls der Decan das Denominationsschreiben an den Senat. Hierauf und nach einer weitern mündlichen Berathung in dem Senate geschieht von diesem der Vortrag zur Wahl und wirklichen Besetzung an die Durchlauchtigsten Erhalter der Universität ausführlich, mit Angabe der Gründe, welche die Vorschläge (Denomination) rechtfertigen. §. 26.26 Ist die Wahl von Seiten der Durchlauchtigsten Erhalter erfolgt, so wird die förmliche Berufung im Namen der ganzen Universität durch den Senat ausgefertiget. In dem Senate geschieht die feyerliche Einführung des Berufenen durch den Prorector, und die Vereidung desselben, nach der diesem Statut unter A angefügten Pflichtsnotel. 25 Im Druck Marginalie rechter Rand: „Benennung und Wahl der ordentlichen Professoren.“ 26 Im Druck Marginalie rechter Rand: „Anstellung und Einführung desselben.“
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§. 27.27 Ein jeder ordentliche Professor, ohne Unterschied, ob er schon früher auf der Universität Jena als Lehrer thätig gewesen ist oder nicht, hat vor dem wirklichen Antritte seines Lehramtes eine Rede in lateinischer Sprache öffentlich zu halten und dazu in einem lateinisch geschriebenen Programm einzuladen; auch soll derselbe gleichzeitig an die Universitätsbibliothek ein derselben fehlendes Werk, wenigstens 4 rt. an Werth, mit Einzeichnung seines Namens verehren. Durch jene Feyerlichkeit ist seine Aufnahme in die Facultät bedingt, und kommt er dieser Verpflichtung binnen sechs Monaten nicht nach, so wird die festgesetzte Summe von 4 rt. an seiner Besoldung gekürzt und zu ihrer Bestimmung eingerechnet. §. 28.28 Ein ordentlicher Professor ist amtshalber verbunden: 1) alle Halbjahre wenigstens ein Hauptcollegium seiner Wissenschaft zu lesen; und zwar wenn er für einen Zweig derselben berufen worden, zunächst über diesen; 2) die im Lectionskataloge angekündigten Hauptcollegien wirklich zu lesen, es wäre denn, daß er dessen von seiner Facultät, ohne Hintansetzung der Vorschrift in §. 13 No. 1, überhoben werden könnte; 3) die angekündigten und wirklich angefangenen Vorlesungen zur bestimmten Zeit zu beendigen (§. 49); 4) den Senats- und Conciliensitzungen beyzuwohnen und bey öffentlichen Feyerlichkeiten der Universität, ohne gesetzlich zureichende Entschuldigungsgründe, nicht zu fehlen; 5) zu Aufträgen und Deputationen in Geschäften der Universität nach der von dem Senat beliebten Ordnung sich willig finden zu lassen; 6) als ordentliches Facultätsmitglied in der gesetzlichen Reihenfolge das Amt eines Decans und das Prorectorat zu übernehmen, auch mit allem Fleiße zu verwalten; 7) mit keinen anderen Aemtern außer der Universität sich zu belasten, ohne es vorher bey dem Senate zur Anzeige gebracht und von den Durchlauchtigsten Erhaltern die höchste Genehmigung erhalten zu haben; 8) an den Berathungen und allen Geschäften seiner Facultät fleißig Antheil zu nehmen, sich dabey sowohl den allgemeinen Gesetzen der Universität, als den besonderen Statuten der Facultät gemäß zu bezeigen und auf solche Weise, wie überhaupt für das Wohl der Universität, für die Ehre, Achtung und Wirksamkeit der ihm mitvertrauten Anstalt thätig zu seyn; 9) von jedem Buche, welches er zum Drucke befördert, auch dann, wenn der Druck nicht in Jena selbst geschehen sollte, ein Exemplar an die Universitätsbibliothek gebunden abzugeben, ebenfalls mit Einzeichnung seines Namens. Sollte aber 10) ein ordentlicher Professor sein Lehramt bey der Universität niederlegen wollen, welches nur mit dem Ende eines akademischen Halbjahres geschehen darf, so muß er solches in allen Fällen, auch wenn er einem auswärtigen Rufe zu folgen beabsichtiget, vier Monate vorher dem akademischen Senate anzeigen und bey den Durchlauchtigsten Erhaltern um seine Entlassung nachsuchen. 27 Im Druck Marginalie rechter Rand: „Oeffentliche Ankündigung deshalb. Verehrung an die Bibliothek.“ 28 Im Druck Marginalie linker Rand: „Obliegenheiten eines ordentlichen Professors.“
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§. 29.29 Jeder ordentliche Professor, als solcher, hat Ansprüche 1) auf Sitz und Stimme im akademischen Senate; 2) auf die Mitausübung der gehörig erworbenen Facultätsrechte derjenigen Facultät,in welcher er eine Stelle bekleidet, folglich auch auf das Prorectorat und Decanat; 3) auf die ihm zugesicherte Besoldung und die mit seiner Stelle verbundenen Vortheile, zu welchen auch das Recht eines freyen Kirchenstuhls in der Universitätskirche und in der Stadtkirche gehört; 4) auf die Unterstützung seiner Hinterlassenen aus dem akademischen Witwenfiscus nach den Statuten desselben; 5) auf den Gebrauch der Universitätsbibliothek, nach den Bestimmungen der Bibliotheksgesetze und in der Weise, daß nicht nur ihm selbst, sondern auch auf seine Bürgschaft denen Bücher geliehen werden, welche für sich allein den Genuß dieses Vortheils nicht haben, z. B. den unbesoldeten Professoren und Privatdocenten. §. 30.30 Wiewohl die Zahl der ordentlichen Honorar-Professoren und der außerordentlichen Professoren unbestimmt ist und in dieser Hinsicht ohne Vorausbestimmung Alles von der Anordnung der Durchlauchtigsten Erhalter abhängt: so wird doch in der Regel über jede Ernennung zum ordentlichen Honorar-Professor oder zum außerordentlichen Professor und vor derselben noch das Gutachten des Senates und weiter der dabey zunächst betheiligten Facultät vernommen. Ueber die Ernennung ergehen Rescripte an den Senat, welcher dann die Berufung zu erlassen hat. §. 31.31 Gleich der Vereidung und förmlichen Einführung eines ordentlichen Professors geschieht auch die Einführung in eine ordentliche Honorar-Professur oder in eine außerordentliche Professur und die Vereidung, nach der hier angeschlossenen Pflichtsnotel unter B., im Senate durch den Prorector. Die öffentliche Disputation, welche nach den Bestimmungen im §. 24 erforderlich seyn kann, soll vorausgehen. Nachfolgend aber haben auch der außerordentliche Professor unbedingt, der ordentliche Honorar-Professor insofern derselbe nicht schon eine außerordentliche Professur in Jena selbst bekleidet hat, sein Amt einer öffentlich zu haltenden lateinischen Rede anzutreten und dazu in einem lateinischen Programme einzuladen. §. 32.32 Auch die ordentlichen Honorar-Professoren und die außerordentlichen Professoren haben im Allgemeinen die Pflicht, für das Wohl der Universität mit zu sorgen und sich den Statuten, Gesetzen und Einrichtungen derselben überall gemäß zu bezeigen. Dagegen sind sie berechtiget, diejenigen Vortheile und Bezüge in Anspruch zu nehmen, welche ihnen bey ihrer Anstellung oder sonst zugesichert worden sind. Ihr Recht auf 29 Im Druck Marginalie linker Rand: „Rechte eines ordentlichen Professors.“ 30 Im Druck Marginalie linker Rand: „Ernennung der ordentlichen Honorar-Professoren und der außerordentlichen Professoren.“ 31 Im Druck Marginalie rechter Rand: „Einführung derselben.“ 32 Im Druck Marginalie rechter Rand: „Rechte und Verbindlichkeiten derselben.“
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Vorlesungen ist nicht besonders eingeschränkt, ausser in den Statuten der theologischen Facultät §. 8–10 und dadurch, daß sie ein Collegium, welches ein ordentlicher Professor gegen Honorar (als Privatum) angekündiget hat, in demselben Halbjahre nicht unentgeltlich (als Publicum) lesen dürfen. Zu dem Facultätsconsesse, welcher von Halbjahr zu Halbjahr wegen der Vorlesungen gehalten wird (§. 49), sollen auch sie eingeladen werden; und sie sind verbunden, daran Antheil zu nehmen. Auch ihnen liegt die Verbindlichkeit gegen die Universitätsbibliothek ob, welche oben §. 28. Nr. 9. angegeben worden ist. Im Fall eines beabsichtigten Abganges von der Universität, für welchen die Bestimmung, daß er nur am Schlusse eines akademischen Halbjahres geschehen darf (§. 28 Nr. 10), zu wiederholen ist, hat der ordentliche Honorar-Professor vier Monate, der außerordentliche Professor wenigstens sechs Wochen vorher dem Senate davon Kenntniß zu geben und bey den Durchlauchtigsten Erhaltern um seine Entlassung nachzusuchen. §. 33.33 Das Oberappellationsgericht zu Jena soll nach der Oberappellationsgerichtsordnung vom 8. October 181634 §. 2 besetzt werden mit Räthen, „welche ausschließlich dazu berufen sind (nicht akademische Räthe)“ und mit fünf ordentlichen Professoren der Rechtswissenschaft. Auch den nicht akademischen Räthen, wenn sie Doctoren der Rechte sind und zwar ohne Unterschied, sie mögen den Doctorgrad in dieser oder in jener Form, auf der Universität Jena selbst, oder auf einer andern Universität erlangt haben, kommt das Recht zu, Vorlesungen zu halten. Sie werden durch ihren Eintritt in das Oberappellationsgericht zugleich ordentliche Honorar-Professoren bey der Universität. Da dieses gesetzlich feststeht, so leiden auf sie die oben in §. 30 und 31 gegebenen Bestimmungen keine Anwendung, wohl aber sind dieselben gehalten, anstatt einer nochmahligen förmlichen Verpflichtung und Einführung der Universität einen schriftlichen Revers auszustellen und die Kosten der Verpflichtung zu bezahlen. Will ein nicht akademischer Rath als ordentlicher Honorar-Professor von seinem Rechte zu Vorlesungen Gebrauch machen, so gehört es insonderheit zu seinen Obliegenheiten, daß er der Facultätszusammenkunft, welche wegen Anordnung des Lectionsverzeichnisses gehalten wird, beywohne und sich nach dem §. 49 des gegenwärtigen Statuts ebenfalls achte. §. 34.35 Wer als Privatdocent aufgenommen zu seyn wünscht hat sich zunächst an diejenige Facultät zu wenden, in deren Gebiet er thätig werden will. Hat die Facultät nach einer sorgfältigen Prüfung der Kenntnisse und sonstigen Eigenschaften des Candidaten kein Bedenken, erkennt sie vielmehr in ihm den Beruf zum akademischen Lehrer und sind auch darüber Nachweisungen gegeben, daß ein anständiger, den Verhältnissen entsprechender Lebensunterhalt desselben gesichert ist: so giebt sie ihr beyfälliges Gutachten an den Senat. Mit Berücksichtigung dieses Gutachtens, aber 33
Im Druck Marginalie rechter Rand: „Räthe des Oberappellationsgerichts zu Jena als ordentliche Honorar-Professoren.“ 34 Provisorische Ordnung des Gemeinschaftlichen Ober-Appellations-Gerichts zu Jena für die Großherzoglich und Herzoglich Sachsen-Ernestinischen auch Fürstlich Reussischen Lande (Druck von 1816), in: ThHStAW, Oberappellationsgericht Jena, Nr. 8, Bl. 32r–50r. 35 Im Druck Marginalie linker Rand: „Aufnahme der Privatdocenten.“
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ohne an solches gebunden zu seyn, erstattet der Senat weiter gutachtlichen Bericht an die Durchlauchtigsten Erhalter. Die höchste, so ausgebrachte Genehmigung der Aufnahme versteht sich unter folgenden Bedingungen: 1) daß der Candidat, wenn er den statutengemäß erforderlichen, akademischen Grad noch nicht erlangt hat, in Jena selbst promovire und wenn er ihn zwar erlangt hat, aber auf einer andern Universität, eine lateinisch geschriebene Streitschrift öffentlich ohne Präses vertheidige; 2) daß derselbe über einen von der Facultät ihm aufgegebenen Gegenstand des Lehrfaches, dem er sich widmen will, in lateinischer oder deutscher Sprache einen freyen Vortrag halte, wobey sämmtliche Mitglieder der Facultät gegenwärtig seyn sollen, auch der Prorector und die übrigen ordentlichen Professoren der Universität gegenwärtig seyn dürfen. Wenn der Candidat diesen Bedingungen und zwar auf eine völlig befriedigende Weise nicht Genüge geleistet hat, so darf derselbe seine Vorlesungen nicht beginnen, vielmehr ist er zurückzuweisen und hiervon den Durchlauchtigsten Erhaltern unterthänigste Anzeige zu machen. §. 35.36 Die Privatdocenten treten in die engste Verbindung mit der Universität und hierdurch in die Verbindlichkeit, für das Wohl der ganzen Anstalt thätigst mitzuwirken, auch den bey ihr bestehenden Gesetzen, Statuten und Einrichtungen, so wie den Facultätsbeschlüssen treulichst nachzukommen. Sie haben das Recht zu Vorlesungen, aber beschränkt durch das Unterrichtsgebiet ihrer Facultät, durch die Facultätsstatuten und durch die oben §. 32 gegebene, hier zu wiederholende Bestimmung über unentgeltliche Vorlesungen. Auch sollen sie die Ankündigung ihrer Collegien vor dem Abdrucke in dem Lectionskataloge und vor dem Abdrucke an dem schwarzen Brete dem Decan ihrer Facultät zur Genehmigung und Signatur vorlegen. Jeder Privatdocent hat halbjährig wenigstens ein Collegium anzukündigen, auch dasselbe, wenn sich Zuhörer finden, wirklich zu lesen und in der angekündigten Maße zu vollenden. §. 36.37 Ein Privatdocent kann des Rechts, Vorlesungen zu halten und solche in den Lectionskatalogen anzuzeigen, für verlustig erklärt werden. 1) wegen solcher Disciplinarvergehungen, die an Studirenden mit geschärfter Carcerstrafe geahndet werden würden; 2) wegen unterlassener Erfüllung seiner Pflichten, wenn er vier auf einander folgende Semester gar keine Vorlesungen angekündiget oder die angekündigten Vorlesung vernachlässiget hat; 3) wegen unredlicher Mittel, wodurch er sich Zuhörer zu verschaffen bemüht gewesen ist. Der Ausspruch erfolgt auf den Antrag der Facultät durch den Senat, welcher darüber bey den Durchlauchtigsten Erhaltern nur eine berichtliche Anzeige zu machen hat. 36 37
Im Druck Marginalie rechter Rand: „Rechte und Verbindlichkeiten d. Privatdocenten.“ Im Druck Marginalie linker Rand: „Verlust der Rechte.“
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§. 37.38 Die Anstellung der Lectoren der neueren Sprachen und der Lehrer der freyen Künste geschieht auf dieselbe Weise, wie die Anstellung der außerordentlichen Professoren. Für den akademischen Stallmeister, den Zeichenlehrer, Fechtmeister und Tanzlehrer werden, soweit solches noch nicht geschehen, besondere Gesetze und Amtsvorschriften ertheilt werden. §. 38.39 Dem Range nach folgen auf die ordentlichen Professoren 1) die ordentlichen HonorarProfessoren und unter diesen zuerst diejenigen, welche auch Mitglieder des Oberappellationsgerichts in Jena sind; 2) die außerordentlichen Professoren; 3) die Privatdocenten; 4) die Lectoren der neueren Sprachen und die Lehrer der freyen Künste. Unter einander ordnen sich die Professoren jeder Classe und die Privatdocenten nach den Facultäten und dann nach der Zeit ihres Eintritts in solche oder den höchsten Bestimmungen, welche hierbey getroffen worden. Unter den Lehrern der neueren Sprachen und der freyen Künste hat der akademische Stallmeister den ersten Platz; bey den übrigen entscheidet das Alter ihrer Anstellung. Diese Ordnung, in welcher ein sonst erlangtes Ehrenprädicat und eine sonst erlangte Anstellung keine Abänderung bewirkt, wird bey allen akademischen Zusammenkünften und Feyerlichkeiten beobachtet. §. 39.40 Ein Gesetz für alle Professoren ist es, daß, außer den Ferien, keiner derselben über acht Tage verreisen darf, ohne Urlaub bey dem Durchlauchtigsten Erhalter zu Weimar, und wenn die Verpflichtung zu Vorlesungen für ein ganzes Halbjahr erlassen werden soll, bey den Durchlauchtigsten Erhaltern nachgesucht und erhalten zu haben. Auch haben sie bey jeder Entfernung, welche länger als drei Tage dauert, sowohl in den Ferien, als außer den Ferien, dem Prorector und dem Decan ihrer Facultät den Tag ihrer Abreise und den Tag ihrer Zurückkunft anzuzeigen. Will der Decan sich entfernen, so hat er sich außerdem noch mit dem Exdecan wegen der Geschäftsführung in seiner Abwesenheit, zu benehmen. Ueber den Prorector s. unten §. 76. Privatdocenten müssen, wenn sie außer der Ferienzeit verreisen wollen, bey dem Prorector Urlaub nachsuchen. §. 40.41 Zu den besondern Vorrechten und Privilegien der Universität und ihrer Lehrer gehört noch Folgendes: 1) Sämmtliche bey der Universität angestellte Lehrer haben einen eigenen Gerichtsstand; 2) sämmtliche bey der Universität angestellte Lehrer sind frey: a) von allen directen persönlichen Steuern und Lasten, welche in dem Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach ausgeschrieben werden; b) von allen Abgaben vom Diensteinkommen und vom litterarischen Erwerbe (Weimarisches Steuergesetz vom 29. April 1821); 38 39 40 41
Im Druck Marginalie linker Rand: „Anstellungen der übrigen Lehrer.“ Im Druck Marginalie rechter Rand: „Rangordnung.“ Im Druck Marginalie linker Rand: „Beurlaubung der Professoren etc.“ Im Druck Marginalie linker Rand: „Besondere Privilegien derselben.“
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c) von der Einquartierung, und zwar als Hausbesitzer, so lange nicht 1000 Mann, als Inquilinen, so lange nicht 3000 Mann in die Stadt gelegt werden, jedoch gilt diese Befreyung nur von einem Wohnhause; 3) Die Professoren sind frey: a) von der Nothwendigkeit bey dem Erwerbe eines Hauses oder eines andern Grundstückes in der Stadt oder dem Weichbilde der Stadt Jena das Bürgerrecht förmlich zu gewinnen (Jenaer Stadtordnung42 §. 17. lit. a); b) von allen persönlichen städtischen Lasten, auch als Hausbesitzer (Regulativ vom 1. Juny 1821); 4) Die Professoren sind frey von dem Geleite für das Getränk, welches sie über Camburg zu ihrem eigenen Bedarf bringen lassen, in Camburg, und für 20 Klaftern Holz jährlich in Roda, nach dem Justificationsdecrete vom 17. Januar 1688 und dem Fürstlichen Befehle vom 2. April 1738. §. 41.43 Der Professor der Beredtsamkeit hat als Sprecher der Universität die Obliegenheit, alle im Namen der Universität ausgehende Schriften und Anschläge abzufassen, und zwar hat er: I) unentgeltlich zu schreiben: 1) die Vorrede zu den Lectionskatalogen, 2) alle Anschläge in lateinischer Sprache und auf besondern Beschluß des Senats auch in deutscher Sprache, welche die Disziplin betreffen, ingleichen die Relegationspatente, 3) die Entwürfe zu den Matrikeln, 4) alle Communikationsschreiben in lateinischer Sprache; II) gegen Empfang der aus dem akademischen Fiscus dafür überhaupt ausgesetzten Summe: 1) die Programme zu Ankündigung des Prorectoratswechsels, sowie aller anderen akademischen Feyerlichkeiten, die Promotionen ausgenommen; 2) das Programm über die jährliche Preisvertheilung, bey welcher derselbe überdieß eine Rede zu halten hat; 3) die Annalen der Universität, nach den deßhalb ertheilten höchsten Vorschriften. Aus der akademischen Ehrenaufwandscasse werden ihm III) honorirt alle Gelegenheitsschriften, durch welche die Universität jemand ihre Achtung und Ergebenheit bezeigen will. Bey allen Schriften, diejenigen ausgenommen, welche oben unter I. 2, 3 und 4 und unter II. 3 angegeben worden sind, bleibt demselben in der Regel die Wahl des Thema‘s, sowie die Art der Ausführung lediglich überlassen; jedoch hat er sich, was den Umfang der Schriften und die Art des Druckes betrifft, nach dem Ermessen des Senats zu richten, und in vorkommenden Fällen demselben über das, was er geschrieben, die nöthigen Erläuterungen zu ertheilen. Er hat den von ihm ausgehenden akademischen Schriften seinen Namen vorzusetzen und bleibt für den Inhalt verantwortlich. 42 43
Müller, Staaten (2015), S. 577–603. Im Druck Marginalie linker Rand: „Professor der Beredsamkeit.“
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Die Relegationspatente sind vor dem Abdrucke dem Ordinarius der juristischen Facultät oder dessen Stellvertreter zur Signatur vorzulegen; die Anschläge in Disciplinarsachen aber werden dem Senate vor der Ausfertigung vorgelegt und von dem Prorector gezeichnet. Stellvertreter des Professors der Beredtsamkeit ist in Fällen, die keinen Aufschub leisten, der Professor der griechischen Sprache und Litteratur und, im Fall auch dieser abwesend oder sonst gehindert seyn sollte, ein Professor der theologischen Facultät. Der Stellvertreter bezieht für Schriften, welche nach vorstehenden Bestimmungen honorirt werden, dasselbe Honorar, welches der Professor der Beredtsamkeit selbst für seine Mühe bezogen haben würde. Bey allen im Namen der Universität erscheinenden Drucksachen läßt der Senat die Correctur besorgen, der Professor der Beredsamkeit aber hat die letzte Revision zu übernehmen. §. 42.44 Der Universitätsphysicus wird von dem Senate aus den ordentlichen Professoren der Medicin gewählt. Derselbe verpflichtet sich, in allen Fällen, wo es der Senat verlangt, sein Gutachten zu erstatten, und hat bey besonders wichtigen Fällen das Recht, seine Facultät zur Mitberathung aufzufordern. Insbesondere kommt ihm die Function eines gerichtlichen Arztes in Straf- und Disciplinarfällen unter den Studirenden zu, z. B. bey Duellen, vorbehältlich der Rechte und weiteren Anordnungen des etwa eintretenden Criminalgerichts. Aerztliche Zeugnisse, auf welche sich eine an den Senat, den Prorector oder das Universitätsamt gerichtete Bitte gründet, müssen entweder von ihm selbst ausgestellt oder wenigstens von ihm mitunterschrieben seyn. §. 43.45 An Erhaltung der Eintracht unter einander sollen sämmtliche Lehrer, insonderheit die Professoren in den einzelnen Facultäten erinnert seyn. Hat ein College eine Beschwerde gegen einen andern, so hat er sich an die gemeinschaftliche Facultät, sonst aber an den Prorector zu wenden. Viertes Kapitel. Von den Studirenden §. 44.46 Wie das akademische Bürgerrecht für die Studirenden erworben werde, welche Rechte und welche Verbindlichkeiten es mit sich führe; und wie es verlohren gehe, ist in den Disciplinargesetzen für die Studirenden bestimmt worden.
44 Im Druck Marginalie linker Rand: „Universitätsphysicus.“ 45 Im Druck Marginalie rechter Rand: „Schlußerinnerung.“ 46 Im Druck Marginalie rechter Rand: „Erwerb und Verlust de akademischen Bürgerrechts.“
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§. 45.47 Für Vollziehung der Immatriculation soll bezahlt werden: 1) von einem Novizen 6 Rthlr. als 1 Rthlr.
13 gl.
dem Prorector,
1 –
17 " 3 "
der philosophischen Facultät,
18 " 16 "
den Pedellen,
– – – – – 6 Rthlr.
23 " 6 "
dem Secretär, der Bibliothek, der Universitätshauptcasse, dem Krankenhause.
–
2) von einem Veteranen 4 Rthlr. als 1 Rthlr.
16 gl.
dem Prorector,
–
3 " 20 "
dem Secretär, der Bibliothek,
–
12 " 15 "
–
6 "
– –
den Pedellen, der Universitätshauptcasse, dem Krankenhause.
4 Rthlr. Fünftes Kapitel Von den Vorlesungen. §. 46.48 Vorlesungen bey der Universität sind alle diejenigen Vorträge, welche, vermöge des der Universität verliehenen Rechtes, unter dem Schutze derselben gehalten und deshalb in dem Lectionsverzeichnisse sowie am schwarzen Brete angekündiget werden. 47 48
Im Druck Marginalie rechter Rand: „Kosten der Immatrikulation.“ Im Druck Marginalie linker Rand: „Was darunter zu verstehen.“
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§. 47.49 Das Recht, Vorlesungen zu halten, haben nur die Professoren und die verfassungsmäßig aufgenommenen Privatdocenten,50 doch kann auch den übrigen bey der Universität angestellten Lehrern, z. B. den Lectoren der neueren Sprachen, wenn sie den Unterricht in ihren Fächern nicht bloß als Privatunterricht (Schulunterricht), sondern in freyeren Vorträgen ertheilen wollen, die Erlaubniß dazu von der philosophischen Facultät gegeben werden. Das Recht, Vorlesungen zu besuchen,51 haben nur diejenigen, welche bey der Universität immatriculirt worden sind und diejenigen, welchen dazu specielle Erlaubniß von dem Prorector ertheilt wird. §. 48.52 Mehrere nähere Bestimmungen über das Recht zu Vorlesungen sind schon oben gegeben worden §. 28, §. 32 und §. 35; nachzutragen ist noch: 1) Wenn ein Professor für eine bestimmte Disciplin berufen worden ist, so erlangt er dadurch nicht das Recht, diese Disciplin mit Ausschluß aller anderen Professoren zu lehren; wohl aber ist er derjenige, an welchen sich die Facultät wegen dieses Gegenstandes zuerst und vorzüglich halten darf. 2) Sollte ein Professor eine Vorlesung ankündigen wollen, welche nach dem eigenen Urtheile seiner Facultät in das Unterrichtsgebiet einer andern Facultät gehört, so hat derselbe bey dieser Facultät die Erlaubniß dazu auszubringen. 3) Privatdocenten müssen ihrer Facultät von Halbjahr zu Halbjahr, vor dem ihnen anzuzeigenden Conseß, die Fächer schriftlich anzeigen, über welche sie lesen wollen. Auch zum Zeichen der so erlangten Erlaubniß ist die einzureichende Angabe ihrer Vorlesungen von dem Decan mit einem vidi zu unterschreiben. §. 49.53 Um für die Vollständigkeit des Unterrichts sorgen zu können, hat jeder Decan vier Wochen vor dem Eintritte eines jedesmaligen Prorectoratswechsels nicht nur die Glieder seiner Facultät, sondern auch die dazu gehörigen ordentlichen Honorar- und außerordentlichen Professoren, nicht weniger die activen Privatdocenten zu versammeln, und sich mit ihnen über die im folgenden Halbjahr zu haltenden Vorlesungen zu benehmen. Sämmtliche Professoren und Privatdocenten sind streng verpflichtet, den an sie ergangenen Einladungen zu dieser Berathung Folge zu leisten, dafern sie sich nicht durch ein Alter über 65 Jahre, durch Krankheit, welche überhaupt am Ausgehen hindert, oder durch Abwesenheit in Geschäften der Universität zu entschuldigen vermögen. Bey der Berathung selbst sind auch folgende Vorschriften zu berücksichtigen: 1) In der Regel soll jedes Collegium in der Zeit beendiget werden, in welcher solches nach der Ankündigung versprochen worden ist, also das halbjährige Collegium mit dem akademischen Halbjahre, das jährige Collegium mit dem Schlusse des zweyten Halbjahres. Jede Ausnahme hiervon muß bey dem Senate besonders gerechtfertiget und von diesem noch bey den Durchlauchtigsten Erhaltern zur Genehmigung vorgetragen werden. 49 50 51 52 53
Im Druck Marginalie linker Rand: „Berechtigung, dieselben“ Im Druck Marginalie rechter Rand: „a) zu halten,“ Im Druck Marginalie rechter Rand: „b) zu besuchen.“ Im Druck Marginalie rechter Rand: „Nähere Bestimmungen darüber.“ Im Druck Marginalie linker Rand: „Anordnung der Vorlesungen. Lectionskatalog.“
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2) Jeder Lehrer hat gleich am Anfange seiner Vorlesungen darauf Bedacht zu nehmen, daß er mit dem Gegenstande, den er zu behandeln hat, und mit der ihm gesetzten Zeit gleich haushälterisch verfahre. Das sogenannte Dupliren wird im Allgemeinen gemißbilliget und darf wenigstens nicht früher geschehen als in den letzten zwey Monaten vor dem Schlusse der Vorlesungen, auch ist dann noch jede Collision mit den anderen gangbaren Collegien möglichst zu vermeiden. 3) Solche Collegien, welche nur zwey- bis sechsstündig die Woche gelesen werden, müssen für jeden Tag dieselbe Stunde behalten, und es darf z. B. nicht ein Collegium einige Tage der Woche um 10 Uhr Morgens und die übrigen Tage um 3 Uhr Nachmittags gelesen werden. 4) Alle Collegien der Theologie, Jurisprudenz und Medizin, welche die Facultäten als Hauptcollegien bezeichnen, sind, so viel als möglich, in dieselben Stunden zu verlegen, z. B. wenn für Vorlesungen über das Pandectenrecht die Stunden von 7–8 und von 9–10 beliebt werden, so gehören alle Vorlesungen über das Pandectenrecht in diese Stunden. 5) Es dürfen zwar mehrere Professoren ein und dasselbe Collegium in dem Lectionsverzeichnisse ankündigen und auch lesen; allein keiner darf ein Collegium, welches ein anderer Lehrer im Lectionsverzeichnisse angekündiget hat, aus eigener Bewegung oder auf Verlangen der Studirenden, anschlagen und lesen, wenn er dasselbe nicht auch schon in dem Lectionsverzeichnisse angekündiget oder die ausdrückliche Genehmigung des engern Rathes dazu erhalten hat. Nach gehaltenem Consesse übergiebt der Decan das Verzeichniß der Vorlesungen an den Prorector, welcher dasselbe zum Druck befördert und dafür sorgt, daß der Lectionskatalog mit dem Eintritte des Prorectoratswechsels erscheinen kann. Vor dem Reindrucke circuliren die Probebogen bey allen Docenten, damit dieselben, wenn noch Collisionen vorhanden seyn sollten, sich in Ansehung der Stunden unter einander vereinigen können. Eine auf diese Weise einmal festgesetzte Stunde darf ohne Einwilligung des engern akademischen Raths nicht verändert werden. An dem im Lectionsverzeichnisse angekündigten Tage müssen alle Vorlesungen unfehlbar angefangen werden. Vor dem Anfange der Vorlesungen, und zwar spätestens am letzten Sonnabend der unmittelbar vorhergehenden Woche, geschieht die Ankündigung von jedem Lehrer nochmals am schwarzen Brete, mit Bemerkung der zum Zwecke seiner Vorlesungen den Studirenden unentbehrlichen Bücher, seines Hörsaals und seiner Wohnung. §. 50.54 Die Bestimmung des Honorars für die Vorlesungen bleibt vor der Hand und bis zu einer darüber etwa erfolgenden gesetzlichen Bestimmung, dem Ermessen des Lehrers lediglich anheim gestellt; jedoch ist 1) die Annahme eines Honorars im Ganzen (Collectivhonorars) durchaus verboten und ist 2) den Facultäten (einer jeden in ihrem Unterrichtsgebiete) vorbehalten, a) ein Minimum des Honorars festzusetzen, b) zu bestimmen, welche Collegien öffentlich (unentgeltlich) gelesen werden dürfen, welche nicht. 54 Im Druck Marginalie rechter Rand: „Honorar f. die Vorlesungen.“
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Zu einem Erlaß des Honorars sind die ordentlichen Professoren nur in Ansehung der dürftigen Landeskinder der fürstlichen Erhalter verbunden, und zwar so lange diese Wohlthat noch fortbesteht, nach Maßgabe der, im 2. Abschnitt, 2. Titel unter C. der Gesetze für die Studirenden, weiter gegebenen Vorschriften. §. 51.55 Die Periode der Vorlesungen –akademische Halbjahre – werden, vorbehältlich anderweiter Bestimmung, so, wie sie bisher bestanden haben, beybehalten. Das erste Halbjahr –Sommerhalbjahr – fängt an mit dem Montage nach Cantate und dauert bis zum Sonnabend vor dem 20. September. Das zweyte Halbjahr – Winterhalbjahr – fängt an mit dem Montage derjenigen Woche, in welche der 20. October fällt und schließt mit dem Sonnabend vor Palmarum. Die Zeit zwischen dem Schlusse des einen und dem Anfange des andern Halbjahres giebt die Zeit der akademischen Ferien. Außer diesen sollen die Vorlesungen zu Weihnachten nur 14 Tage und zu Pfingsten nur 8 Tage ausgesetzt werden dürfen. Sechstes Kapitel. Von den wissenschaftlichen Instituten und Sammlungen in der Universitätsstadt. §. 52.56 Die in Jena bestehenden wissenschaftlichen Institute und Sammlungen sind: I. solche, welche der Universität eigenthümlich gewidmet und in ihr gestiftet sind; II. solche, welche noch außerdem auf eigenen Stiftungen beruhen, von der Universität aber, zu ihren Zwecken mit benutzt werden dürfen. Zu jenen (I) gehören: 1) die Bibliothek, 2) das Münzcabinet, 3) der botanische Garten an dem Collegiengebäude, 4) das anatomische Theater, 5) das philologische Seminarium, 6) das theologische Seminarium, 7) das homiletische Seminarium, 8) das katechetische Seminarium, 9) die lateinische Gesellschaft, 10) das akademische Concert. Zu diesen (II) gehören: 1) die klinischen Anstalten – Krankenhaus, ambulatorische Klinik, Entbindungsanstalt, Irrenanstalt; 2) die allgemeine Litteraturzeitung, nach ihren dermaligen eigenthümlichen Verhältnissen, 3) die sämmtlichen, im Jenaischen Schlosse aufgestellten Museen für Mineralogie, Zoologie, Anatomie etc. 4) das chemische Laboratorium, 55 56
Im Druck Marginalie linker Rand: „Perioden der Vorlesungen. Ferien.“ Im Druck Marginalie linker Rand: „Eintheilung und Angabe der Institute etc.“
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5) der botanische Garten auf dem Fürstengraben, 6) die Veterinäranstalt, 7) die Sternwarte. §. 53.57 Die klinischen Anstalten nebst den dazu gehörigen Gebäuden stehen unter Aufsicht und Leitung Großherzoglicher Behörde zu Weimar, haben jedoch auch eigene Directoren. Die unter den Nummern II. 2. 3. 4. 5. 6. und 7. aufgeführten Sammlungen und Institute, sammt den dazu gehörigen Grundstücken, Gebäuden, Auditorien u.s.w. stehen unter einer von des Großherzogs zu Sachsen-Weimar-Eisenach Könglicher Hoheit in dem Staatsministerium besonders angeordneten Oberaufsicht. Alle übrigen Institute und Sammlungen der Universität, sie mögen nun schon gestiftet seyn, oder noch gestiftet werden, sind der besondern Aufsicht einer Facultät oder eines Professors unterworfen. Die Plane und Gesetze für solche unterliegen zunächst der Prüfung des Senates und weiter der Höchsten Genehmigung. Siebentes Kapitel. Von dem Vermögen der Universität und dessen Verwaltung. §. 54.58 Außer der Bibliothek, dem Münzcabinet und den Sammlungen, welche die Universität jetzt besitzt oder künftighin erwirbt, und deren Verwaltung sich nach den Bestimmungen des sechsten Kapitels richtet, gehören zu dem Vermögen der Universität: 1) die akademischen Grundbesitzungen in Jena, einschließlich des Rosengebäudes, 2) die Herrschaft Remda, nebst den darin befindlichen Dotalgütern und Holzungen, und das Rittergut zu Apolda, mit allen auf diesen Besitzungen haftenden Rechten und Gerechtigkeiten, in Gemäßheit des Schenkungsbriefes vom 15. October 1633, 3) ein Stück Waldung bey Waltersdorf im Herzogthume Sachsen-Altenburg, 4) ihre Privilegien und Freyheiten, besonders die auf dem Rosengebäude zu Jena ruhende Schenkgerechtigkeit und die Braugerechtigkeit, 5) das bei Blankenhayn liegende sogenannte Lindenstück, 6) Geld- und Naturalerbzinsen aus verschiedenen Orten, 7) die vorhandenen Legate, als das Wilhelmische, das Vitzthumische, das Utzbergische, das Quedlinburgische, das Köcherische und das Kahlische, sammt den vorhandenen Activaußenständen, mit Einschluß der Kaufgelder für das Sagittarische Wohnhaus, 8) die Capitalien des akademischen Witwenfiscus, 9) die Amthorischen Stiftungsgelder, 10) alles, was der Universität künftighin durch Schenkungen, Vermächtnisse u. s. w. eigenthümlich zufällt. 57 58
Im Druck Marginalie linker Rand: „Aufsicht und Leitung.“ Im Druck Marginalie linker Rand: „Angabe des Vermögens.“
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§. 55.59 In Ansehung dieses Vermögens genießt die Universität als Corporation in dem Großherzogtume Sachsen-Weimar-Eisenach dieselbe Sicherheit und denselben Schutz, welcher Privatpersonen und anderen Corporationen in Ansehung ihres Vermögens gesetzlich und verfassungsmäßig zusteht. Eine Veräußerung und Verpfändung dieses Vermögens kann rechtsgültig nicht anders geschehen, als auf Befehl der Durchlauchtigsten Erhalter oder mit Höchster Genehmigung durch den akademischen Senat. Auch in Prozesse darf sich die Universität nicht einlassen ohne diese Genehmigung; daher dieselbe, wenn sie selbst klagend auftreten will, ausdrückliche Erlaubniß dazu (veniam agendi) auszubringen, und wenn sie verklagt worden ist, hiervon bey dem Durchlauchtigsten Erhalter sofort Anzeige zu machen hat. §. 56.60 Die Verwaltung des Vermögens der Universität, des akademischen Finanzwesens ist einer von den Durchlauchtigsten Erhaltern dazu ernannten Immediatcommission übertragen, unter welcher das akademische Rentamt zu Jena, die Rechnungsführer der akademischen Witwencasse und der akademischen Speiseanstalt, die beyden Rentereyen zu Apolda und Remda, die Förster und die Pächter der Dotalgüter stehen. Diese Verwaltung geschieht nach Maßgabe des von den Durchlauchtigsten Erhaltern der Universität alljährlich genehmigten Einnahme- und Ausgabeetats und im Allgemeinen nach der der Immediatfinanzverwaltungscommission ertheilten Amtsvorschrift, dd. Weimar den 17. und Gotha den 30. Juny 1817. §. 57.61 Da die Universität von der Verwaltung ihrer Finanzen gänzlich entbunden, ihr jedoch unbenommen geblieben ist, aus ihrer Mitte einen Abgeordneten zu wählen, welcher den jährlichen Rechnungsabnahmen und den übrigen wichtigeren Geschäften der Finanzverwaltungscommission beywohnen soll, um der Universität über den Zustand ihres Vermögens Bericht abstatten zu können, so wird die Commission diesen Abgeordneten zu der Rechnungsabnahme und sonst zu allen wichtigeren Geschäften der Verwaltung einladen. Durch denselben geschehen auch alle Mittheilungen, welche die Finanzkommission an den Senat und der Senat z. B. über ihm beygehende Wünsche und Anträge an die Finanzcommission gelangen lassen will. Dem engern akademischen Rathe sind überdieß, so oft es derselbe verlangt, die Rechnungen über die Verwaltung der Finanzen zur Einsicht vorzulegen.
59 Im Druck Marginalie linker Rand: „Rechte daran.“ 60 Im Druck Marginalie linker Rand: „Verwaltung.“ 61 Im Druck Marginalie rechter Rand: „Theilnahme der Universität an solcher.“
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Achtes Kapitel. Von den Beamten und Unterbeamten der Universität. §. 58.62 Beamte zum Dienst in den Geschäften und Angelegenheiten der Universität sind, außer dem schon oben §. 39 erwähnten Universitätsphysicus, 1) der Bibliothekar, 2) der Universitätsamtmann, 3) der Universitätssyndicus, 4) der Universitätsarchivar, 5) der Universitätssecretär, 6) der Universitätsrentamtmann, 7) der Justitiar zu Apolda, 8) der Justitiar zu Remda, 9) der Cassierer und Rechnungsführer bey dem akademischen Witwenfiscus, 10) der Cassierer und Rechnungsführer bey der akademischen Speiseanstalt, 11) der Prosector. §. 59.63 Zu den Unterbeamten gehören: 1) der Universitätsamtsactuar, 2) der Syndicatsgerichtsactuar, 3) die Actuarien zu Apolda und Remda, 4) der Quästor, 5) die etwaigen Bibliotheksgehülfen, 6) der Bibliotheksschreiber, 7) der Concertmeister, 8) der Musikdirector, 9) der akademische Cantor und Organist, 10) der Kirchner bey der Collegienkirche, 11) der Auctionsproclamator, 12) der Universitätsdiener, der Oberpedell sammt den übrigen Pedellen, 13) der akademische Brauer, 14) der akademische Gärtner, 15) die Gehülfen, Diener und Aufwärter bey der Anatomie und bey den übrigen Anstalten und Behörden der Universität. §. 60.64 Die Wahl und Anstellung der Beamten und Unterbeamten ist Sache der Universität und in solcher Sache des Senats; jedoch mit folgenden Beschränkungen und Ausnahmen: 1) der Physicus, der Bibliothekar (und das weiter erforderliche Bibliothekspersonal), der Universitätsamtmann, der Syndicus, der Secretär, der Archivar und der Rentamtmann sollen den Durchlauchtigsten Erhaltern zur Genehmigung und ausdrücklichen Bestätigung präsentirt werden. 62 Im Druck Marginalie linker Rand: „Verzeichnis der Beamten.“ 63 Im Druck Marginalie linker Rand: „Verzeichniß der Unterbeamten.“ 64 Im Druck Marginalie rechter Rand: „Wahl und Anstellung.“
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2) Die Präsentation des Rentamtmannes, sowie die Ernennung des Cassierers und Rechnungsführers bey dem Witwenfiscus und der Speiseanstalt setzt das Einverständnis der Finanzverwaltungscommission voraus. Mit dieser hat sich der Senat in jedem vorkommenden, hierher gehörigen Falle zeitig zu benehmen. 3) Was den Universitätssyndicus, als den Verwalter der akademischen Gerichte zu Jena, sowie die Justitiare und deren Actuare betrifft, steht die Universität in demselben Verhältnisse und unter denselben Gesetzen wie andere Patrimonialgerichtsherrschaften in dem Großherzogtume. 4) Bey der Wahl des Prosectors entscheidet die Stimme des Professors der Anatomie, welcher jedoch vorher noch mit seiner Facultät Rücksprache zu nehmen hat. 5) Der botanische Gärtner wird von der medicinischen Facultät allein angenommen. §. 61.65 Sämmtliche Beamte und Unterbeamte sollen mit Amtsvorschriften (Instructionen) versehen und bey ihrer Anstellung besonders darauf verpflichtet werden. In diesen Urkunden wird auch des einem jeden angewiesenen Diensteinkommens und aller Dienstverpflichtungen Erwähnung geschehen, so daß die Annahme und Bestallung darauf als ein förmlicher Dienstvertrag sich betrachten läßt. §. 62.66 Sämmtliche Beamte und Unterbeamte der Universität, welche durch ihre Anstellung den Wohnort in Jena haben, haben ihren Gerichtsstand vor dem akademischen Gericht, mit Ausnahme des Universitätsamtmannes, des Syndicus und der bey dem Universitätsamte und den Syndicatsgerichten angestellten Actuarien, welche schon in erster Instanz vor der Landesregierung in Weimar Recht nehmen. Auch sind der Universitätssyndicus, der Amtmann, der Secretär, der Actuar und der Bibliothekar bey dem Erwerbe städtischer Grundstücke frey von förmlicher Ablegung der Bürgerpflicht. In Ansehung der Einquartierung genießen der Syndicus, der Amtmann und der Secretär gleiche Rechte mit den ordentlichen Professoren. Die Pedellen sind von der Einquartierung ganz befreyt. Neuntes Kapitel. Von den Universitätsverwandten. §. 63.67 Zu den Verwandten der Universität (§. 5. Nr. 4.) gehören: 1) alle diejenigen, welche in dieser Eigenschaft von dem Landesfürsten besonders anerkannt worden sind; 2) der Actuar und die übrigen Expedienten des Schöppenstuhls, 3) der akademische Buchhändler; 4) die Buchdrucker; 5) die Famuli, sofern sie nicht Studenten sind, mit Vorbehalt ihres Gerichtsstandes vor dem Stadtgerichte in Sachen, welche die Famulatur nicht betreffen; 6) das Dienstgesinde der bey der Universität angestellten Lehrer. 65 Im Druck Marginalie linker Rand: „Amtsvorschriften.“ 66 Im Druck Marginalie rechter Rand: „Privilegien d. Beamten.“ 67 Im Druck Marginalie rechter Rand: „Angabe derselben.“
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Zehntes Kapitel. Von der Gerichtsbarkeit und den Gerichten der Universität. §. 64.68 Ueber den Umfang der akademischen Gerichtsbarkeit und die Art und Weise ihrer Ausübung besteht ein eigenes Regulativ vom 1. Juny 1821. Es ist dasselbe als ein ergänzender Theil dieses allgemeinen Statutes anzusehen und als solcher besonders mit dem vorstehenden neunten Kapitel desselben in Verbindung zu bringen. Zweyter Abschnitt Der Prorector, das Concilium und der Senat als Obere und Vorsteher der Universität. Zuständigkeit derselben. Geschäftsgang. Erstes Kapitel. Von dem Rector. §. 65.69 Die Universität hat das Recht, sich in irgend einer erhabenen Person einen Rector (Rectorem magnificentissimum) zu erwählen. §. 66.70 Wird das Rectorat, wie es seit langer Zeit immer der Fall war, von einem Regenten oder einem Prinzen des Sachsen-Ernestinischen-Gesammthauses angenommen: so gereicht dieß der Universität zur besonderen Ehre. Die Wahl bedarf der Höchsten Genehmigung sämmtlicher Durchlauchtigsten Erhalter, wenn das Rectorat jemanden außer dem Sachsen-Ernestinischen Gesammthause übertragen werden soll. Zweytes Kapitel. Von der Person des Prorectors, der Bildung des Conciliums und der Bildung des Senates. §. 67.71 Alle die Universität betreffenden Angelegenheiten liegen bey solcher zunächst in den Händen des Prorectors, des Conciliums (engern Rathes) und des Senats (weitern Rathes) der Universität. Das Prorectorat ist ein für sich bestehendes Amt. Der Prorector, als wirklich fungirender Beamter, darf nicht als Stellvertreter des Rectors betrachtet werden. §. 68. In dem Concilium, wie dem Senate hat der Prorector den Vortrag und die Leitung der Geschäfte. Aber weder in jenem, noch in diesem steht demselben eine zählende Stimme zu, den Fall der Stimmengleichheit (§. 85) unter gewissen Bedingungen ausgenommen. 68 69 70 71
Im Druck Marginalie linker Rand: „Regulativ vom Jahr 1821.“ Im Druck Marginalie rechter Rand: „Recht der Wahl.“ Im Druck Marginalie rechter Rand: „Genehmigung ders.“ Im Druck Marginalie linker Rand: „Vorbestimmung.“
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Von dem Senate können auch allgemeine gesetzliche Anordnungen in der Universität ausgehen zur Ergänzung schon bestehender Gesetze, vornehmlich der Disciplinargesetze.– Weichen indessen solche allgemeine Anordnungen von gegenwärtigen Statuten oder von dem sonst erklärten Willen der Durchlauchtigsten Erhalter ab, oder sollen sie auch für solche Personen verbindlich seyn, welche der Universität nicht angehören, z. B. durch Bestimmungen über die Rechtsverfolgung gegen Studirende: so bedürfen sie noch der Höchsten Bestätigung. §. 69.72 Der Prorector geht hervor aus den ordentlichen Professoren, welche auch ordentliche Mitglieder einer Facultät (Facultisten) sind. Jeder Facultist ist in der Regel berechtiget und verpflichtet, das Amt eines Prorectors (das Prorectorat) in der gesetzlichen Reihenfolge (§. 71) zu übernehmen. Ausgenommen sind 1) von der Berechtigung a) diejenigen Facultisten, welche das 30. Jahr ihres Alters noch nicht erfüllt, b) diejenigen, welche das Decanat noch nicht bekleidet, c) diejenigen, welche von den Durchlauchtigsten Erhaltern eine Dispensation von den Geschäften des Senates und des Conciliums sich erwirkt haben; 2) von der Verpflichtung a) alle, welche das 65. Lebensjahr überschritten haben, b) der Ordinarius der Juristenfacultät, c) die bey den Höfen der Durchlauchtigsten Erhalter als Leibärzte angestellten Professoren, d) diejenigen, welche durch besondere höchste Dispensation davon entbunden worden sind. §. 70.73 Das Prorectorat wechselt von Halbjahr zu Halbjahr 1) unter den vier Facultäten, 2) in diesen Facultäten. Es beginnt dasselbe für das Sommerhalbjahr mit dem ersten Sonnabend des Monats Februar, für das Winterhalbjahr mit dem ersten Sonnabend des Monats August. Der zunächst vorher abgegangene Prorector heißt Exprorector, der zunächst folgende schon bestimmte Prorector Prorector designatus. Diese Bestimmung soll erfolgen für das Sommerhalbjahr in der letzten Woche des December, für das Winterhalbjahr in der letzten Woche des Juny. §. 71.74 Unter den Facultäten wechselt das Prorectorat in folgender Ordnung: I Turnus
II Turnus
die theologische Facultät.
die theologische Fac.
die juristische
"
die juristische
"
die medicinische
"
die medicinische
"
die philosophische " die philosophische "
III T.
IV. T.
wie der
wie der
I
II. u. s. w.
die philosophische " die juristische " die philosophische "
72 73 74
Im Druck Marginalie rechter Rand: „Prorector. Berechtigung und Verpflichtung zu dessen Amt (Prorectorat).“ Im Druck Marginalie rechter Rand: „Halbjährlicher Wechsel des Prorectors.“ Im Druck Marginalie linker Rand: „unter den Facultäten,“
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§. 72.75 In den Facultäten wechselt das Prorectorat unter den Mitgliedern nach Ordnung der Stellen. Hat z. B. im ersten Turnus der vierte ordentliche Professor der theologischen Facultät das Prorectorat verwaltet, so kommt dasselbe bey dem Beginn des zweyten Turnus an den ersten ordentlichen Professor derselben Facultät. Ein Tausch mit dem Nachfolger tritt ein, wenn nach dieser Ordnung die Reihe an einen Facultisten kommt, welcher wegen des noch nicht erfüllten 30. Lebensjahres, oder wegen noch nicht bekleideten Decanats gesetzlich gehindert ist, das Prorectorat anzunehmen. Kein solcher Tausch tritt ein, sondern eine Besetzung von den Durchlauchtigsten Erhaltern, wenn jene Reihe an einen Facultisten kommt, welcher entweder wegen erlangter Dispensation von den Geschäften des Conciliums und des Senates dasselbe nicht übernehmen darf, oder von seinem Rechte dasselbe sich zu verbitten, z. B. wegen höhern Alters, wegen erlangter besonderer Dispensation vom Prorectorate Gebrauch macht. Es hat die von der Reihe getroffene Facultät dafür zu sorgen, daß zu der für die Designation bestimmten Zeit (§. 70) entweder dasjenige ihrer Mitglieder, welches zur Uebernahme des Prorectorates berechtiget und bereit ist, dem Senate genannt, oder, wenn ein Fall der Besetzung durch die Durchlauchtigsten Erhalter Statt finden soll, schon in der ersten Woche des Monats December oder des Monats Juny der Senat davon in Kenntniß gesetzt und zur Berichtserstattung deshalb veranlaßt werde. §. 73.76 Das Concilium (den engeren Rath) unter dem Vorsitze des Prorectors bilden die Decane der vier Facultäten, welchen in Policey-, Disciplinar- und Rechts-Sachen der Studirenden der Universitätsamtmann als stimmberechtigt beytritt. Auch haben, wenn nicht schon wegen des von ihnen bekleideten Decanates überhaupt, vermöge eigenen Rechtes und eigener Verbindlichkeit, Sitz und Stimme in dem Concilium: 1) der Exprorector a) in den ersten vier Wochen nach Niederlegung seines Prorectorates, b) so oft er nach Verlauf dieser vier Wochen von dem jetzigen Prorector besonders eingeladen wird; 2) der Prorector designatus von dem Tage seiner geschehenen Designation an. §. 74.77 Der Senat (weiterer Rath), ebenfalls unter dem Vorsitze des Prorectors, besteht aus sämmtlichen ordentlichen und außerordentlichen Mitgliedern der Facultäten – (Facultisten und Facultätsbeysitzer). In Polizey- und Disciplinar Sachen tritt denselben, wie dem Concilium, noch der Universitätsamtmann bey. Drittes Kapitel. Von den Rechten und Obliegenheiten des Prorectors. § 75.78 Der Prorector ist die erste obrigkeitliche Person bey der Universität. Wer von der Universität abhängig ist, ist demselben in jener Eigenschaft untergeben. Deßhalb 75 76 77 78
Im Druck Marginalie linker Rand: „in den Facultäten.“ Im Druck Marginalie rechter Rand: „Bildung des Conciliums.“ Im Druck Marginalie linker Rand: „Bildung des Senats.“ Im Druck Marginalie linker Rand: „Stellung des Prorectors, dessen Antritt und Ehrenrecht.“
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geschieht auch der Antritt des Prorectorates jedesmal öffentlich und mit gewissen Feyerlichkeiten. Es wird 1) der Antritt in einem eigenen Programme bekannt gemacht, welches der Professor der Beredsamkeit zu schreiben hat. Dieses Programm soll spätestens den Tag zuvor ausgegeben werden. Es versammelt sich 2) an dem Tage des Antritts der ganze Senat in dem gewöhnlichen Sitzungszimmer, wo dann weiter der neue Prorector auf Erfüllung seiner Pflichten in die Hände des abgehenden Prorectors an Eydesstatt anzugeloben hat. Es begiebt sich 3) der Senat, der Prorector und der Exprorector an seiner Spitze, in feyerlichem Zuge in den großen Hörsaal der Universität, in welchem 4) der Prorector selbst noch die Uebernahme seines Amtes in einer Rede verkünden und auf solche Weise sich in das wichtige Amt einführen soll. Dem Prorector gebührt auch zur Auszeichnung während seiner Amtsführung der Titel Magnificenz und eine Amtstracht bey feyerlichen Gelegenheiten. §. 76.79 In allen äußern Verhältnissen hat 1) der Prorector, gemäß der und seiner Obliegenheiten ihm gegebenen Stellung die Universität zu vertreten. Ihm liegt 2) ob: die Vollziehung aller Erlasse und Ausfertigungen von Seiten der Universität durch Unterschrift seines Namens mit dem Zusatze: „der Zeit Prorector“, ferner 3) die Eröffnung und Präsentation aller an die Universität eingehenden Sachen und deren Einzeichnung in die Registrande, ingleichen 4) die Zusammenberufung des Senats und des Conciliums. In beiden Versammlungen hat derselbe 5) nicht nur den Vorsitz und die Leitung, sondern auch den Vortrag, mit Ausnahme der Rechts-, Policey- und Disciplinarsachen der Studirenden, in denen alle Vorträge von dem Universitätsamtmann erstattet werden. Von dem Prorector geschehen 6) die mündlichen Bekanntmachungen aller Decrete des Senates und des Conciliums, sowie 7) die Verpflichtung, Einführung und Einweisung der Professoren und anderer bey der Universität angestellter Personen. Von ihm wird 8) gefordert, die Führung der Copialbücher, in welche außer den neuern Verordnungen der Durchlauchtigsten Erhalter und den wichtigern Senatsbeschlüssen überhaupt Alles, was auf organische und Normaleinrichtungen in der Universität Bezug hat, dergestalt einzutragen ist, daß es zu jeder Zeit leicht aufgefunden und bei den Berathungen benutzt werden kann, und 9) die Aufbewahrung der Prorectorats- und DecanatsInsignien; Amtskleider und Inventarien-Stücke, sowie der älteren Modellbücher nach einem bestehenden und bey jedem Prorectoratswechsel zu revidirenden Verzeichnisse.– Auch kommt dem Prorector zu 10) die Immatriculation der Studirenden und jede andere Aufnahme akademischer Bürger; 11) die fortwährende Aufsicht über das Universitätsamt, über alle Gegenstände der Disciplin und Policey, daher er auch den der Universität gehörigen sogenannten Rosensaal an fremde Künstler, Virtuosen usw. überlassen darf, wenn dieselben von der städtischen Policeycommission die Erlaubniß zum öffentlichen Auftreten überhaupt erhalten haben, ferner 12) die Aufsicht über alle Anstalten der Universität, insoweit solche nicht besonderen Immediatcommissionen übertragen ist, 13) bey entstandenen Streitigkeiten zwischen Mitgliedern der Universität die ersten Versöhnungsversuche entweder in eigener Person oder durch ertheilten Auftrag an einen andern Senator, 14) die Ahndung geringer Disciplinar-Vergehungen der Studirenden durch Verweis, 15) die Verfügung in allen Angelegenheiten, bei 79
Im Druck Marginalie rechter Rand: „Genauere Angabe seiner Zuständigkeit.“
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denen Gefahr auf Verzuge haftet, 16) die Zurechtweisung der Pedelle durch Verweis, 17) die Autorisation aller Ausgaben aus der Prorectoratscasse, 18) die Verwaltung der sogenannten Ehrenaufwandscasse des Senates. Wie hierbey und überhaupt bey Verwaltung seines Amtes der Prorector die treulichste Unterstützung und Hülfe von Seiten des Universitätssecretärs verlangen darf, so soll er diesen in der Regel bey den Immatriculationen (Nr. 10), den schleunig zu erlassenden Verfügungen (Nr. 15), der Ertheilung policeylicher Erlaubniß (Nr. 11) und überhaupt alsdann nothwendig zuziehen, wo die Aufnahme eines Protokolls erfordert wird. Ueber eine Nacht darf sich der Prorector nicht aus der Stadt entfernen, ohne Urlaub von dem Durchlauchtigsten Erhalter zu Weimar sich erbeten und erhalten zu haben. Im Falle der Abwesenheit, wie im Falle jeder andern Verhinderung, fungirt der Exprorector für den Prorector. §. 77.80 Die Prorectoratscasse, über welche ein von der Finanzcommission angestellter Universitätsbeamter die Rechnung zu führen hat, empfängt ihren Bedarf aus der akademischen Rentamtscasse auf Quittungen des Rechnungsführers, denen der Prorector sein Attest, der Finanzcommissar seine Autorisation beyzusetzen hat. Aus solcher werden alle Ausgaben bestritten, welche der Prorector und der Senat in den ihnen übertragenen Geschäften und um dieser willen nothwendig zu machen haben, insonderheit auch 1) die Ausgaben für die gewöhnlichen akademischen Druckschriften, d. h. die Festprogramme, die Programme zu Ankündigung des Prorectoratswechsels, Lectionskataloge, Matrikel etc. 2) das Postgeld für alle ausgehende und eingehende Briefe und Pakete, der Lohn für Extraboten; 3) die Gebühren für die öffentlichen Bekanntmachungen des Senates oder des Prorectors, in Zeitungen oder ähnlichen Blättern; 4) Die Ausgaben für Schreibmaterialien etc.; endlich 5) solche Vorschüsse für Studierende, welche die Umstände, z. B. bey einem Begräbniß, in schweren Krankheitsfällen, als dringend nothwendig rechtfertigen. Die Abhörung und Justification derselben geschieht von der Finanzverwaltungscommission, jedoch ist der akademische Deputirte dabey zuzuziehen nach der Bestimmung §. 57. §. 78.81 Die Ehrenaufwandscasse erhält ihre Einnahmen mit einer feststehenden Summe in jedem Halbjahre aus der akademischen Rentamtscasse. Zu den Ausgaben derselben werden gerechnet: 1) der Aufwand für alle Sendungen, zu denen sich die Universität um ihrer äußern Verhältnisse willen aufgefordert sieht; 2) Die Kosten der Feyerlichkeiten und Ehrenauszeichnungen, welche nach dem Beschlusse des Senates in der Universität Statt finden, z. B. die Kosten der Gelegenheitsschriften. 3) Die Kosten der Promotionen, welche als Ehrenauszeichnung von den Facultäten 80 Im Druck Marginalie linker Rand: „Prorectoratscasse.“ 81 Im Druck Marginalie rechter Rand: „Ehrenaufwandscasse.“
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erkannt werden dürfen, mit der Einschränkung jedoch, daß keine Facultät von diesem Rechte in dem Laufe eines Halbjahres mehr als einmal Gebrauch machen soll. 4) Verehrungen und Douceurs. Die Casse steht unter der Aufsicht des ganzen Senats, aber die Rechnung darüber führt der Prorector. Bey dem Wechsel des Prorectorats wird die Rechnung an den Nachfolger mit übergeben, welcher dann unverweilt für die Revision und in der ersten Sitzung des Senates unter seinem Vorsitze für die Justification zu sorgen hat. Der baare Cassenvorrath ist ihm hiernach abzugewähren und in das Kapitel der Einnahme seiner Rechnung so zu übertragen, daß sich aus dieser in jedem Augenblicke der Stand der Casse genau übersehen läßt. Viertes Kapitel. Von den Rechten und Obliegenheiten des Conciliums und des Senates. §. 79.82 Der Geschäftskreis des Conciliums umfaßt, außer allen Gegenständen, welche der Prorector nicht nach eigenem Ermessen abthun kann und will und deßhalb an das Concilium bringt, vornehmlich: 1) die Entscheidung über Bedenklichkeiten bey der Immatriculation und der Aufnahme akademischer Bürger überhaupt; 2) die Aufnahme der von anderen Universitäten Consiliirten; 3) die Begutachtung der Gesuche von Studirenden, um Erlaubniß in der Vorstadt wohnen zu dürfen; 4) die Ertheilung der Armuthszeugnisse; 5) die Erlaubnißertheilung zu Feyerlichkeiten der Studirenden; 6) die ersten Beschlüsse und Entwürfe über allgemeine, die Policey und Disciplin betreffende Gegenstände und Verordnungen; 7) das Erkenntniß in allen Disciplinar und Policeysachen der Studirenden, wenn das vorliegende Vergehen keine höhere als Carcerstrafe nach sich ziehen kann; 8) die Ertheilung aller, nur die Untersuchung leitender Decrete, welche das Universitätsamt in diesen Sachen verlangt; 9) die Entscheidung in zweyter Instanz in bürgerlichen vor dem Universitätsamte anhängig gewordenen Rechtssachen der Studirenden; 10) die Beylegung solcher Unannehmlichkeiten zwischen Mitgliedern der Universität, die durch Vermittelung des Prorectors nicht haben beygelegt werden können; 11) die Straferkenntnisse über Dienstvergehungen aller Unterbedienten der Universität und zwar bey denen der Finanzcommission Untergeordneten auf Anzeige oder unter Concurrenz des Immediatcommissars, außer dem bloßen Verweise und bis zur Suspension einschließlich; 12) die Verpflichtung aller unteren akademischen Officianten mit Ausnahme derer, welche von der Finanzverwaltungscommission verpflichtet werden; 13) die Aufsicht über die Sicherheit des eisernen Kastens oder jedes andern zu Hinter82 Im Druck Marginalie linker Rand: „Geschäftskreis des Conciliums.“
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legung der die Universität angehenden Urkunden bestimmten Verwahrungsortes; 14) die Berathungen über die Vorträge des akademischen Deputirten bey der Finanzcommission; 15) die Autorisation aller Rechnungen über akademische Druckschriften durch Unterschrift des Prorectors; 16) die Aufsicht über das ordnungsmäßige Versenden der akademischen Druckschriften und die Empfangnahme derselben; 17) die Aufsicht über die Druckereyen, wegen Ablieferung ihrer Drucksachen an die Bibliothek; 18) die Berathung über die Anschaffung neuer Bücher in die Bibliothek, so wie die Autorisation der Buchhändler- und Auctionsrechnungen durch die Unterschrift des Prorectors; 19) alle Angelegenheiten, die Anstalten der Universität besonders die Angelegenheiten der Bibliothek und der akademischen Speiseanstalt betreffend, z. B. die Erlaubniß, Convictoristen speisen zu dürfen, wenn zuvor über die policeyliche Qualification derer, welche die Erlaubniß ertheilt werden solle, eine Benehmung mit der städtischen Policeybehörde Statt gefunden hat; 20) die Aufsicht über das Archiv. §. 80.83 Vor den Senat gehören: 1) die Wahl eines Rectors der Universität; 2) alle allgemeine Anordnungen, die Prüfung der darauf hingehenden Beschlüsse des Conciliums und die Vorlage derselben zur höchsten Bestätigung, wo sie erforderlich ist (§. 68) 3) die Verpflichtung und Einweisung der Professoren, der Lectoren und Lehrer der freyen Künste: die Aufnahme der Privatdocenten unter das Lehrerpersonal der Universität, so wie die Verpflichtung aller höheren Officianten; 4) die Denomination zu den erledigten ordentlichen Lehrstellen, so wie die Berathungen, welche über die Ertheilung anderer Lehrstellen bey der Akademie nothwendig werden; 5) alle Berathungen über die Privilegien und Rechte der Akademie; daher auch die unverweilte Bestellung eines Actors, wenn die Universität in privatrechtlichen Angelegenheiten (§. 4) in Klage genommen worden ist; 6) alle Mittheilungen an andere Universitäten; 7) die Erkenntnisse in allen Policey- und Disciplinarsachen der Studirenden, die eine höhere als Carcerstrafe nach sich ziehen; 8) die Beurtheilung aller die Verbesserung der Universität beabsichtigenden Vorschläge, zu welchem Zwecke am Ende eines jeden Prorectorates eine besondere Senatssitzung zu halten ist; 9) die Anordnung aller außerordentlichen akademischen Feyerlichkeiten und Ehrenbezeigungen der gesammten Akademie; 10) die Erneuerung der Armuthszeugnisse; 83 Im Druck Marginalie rechter Rand: „Geschäftskreis des Senates.“
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11) die höhere Aufsicht über das Bibliothekswesen, sofern es nicht einer eigenen Commission anvertraut ist; 12) die Erlaubnißertheilung zum Verreisen der akademischen Officianten, mit Ausnahme derer, welche unter der Finanzverwaltungscommission stehen, und welche daher ihr Gesuch um Urlaub bey dieser anzubringen haben; 13) die Abnahme der Rechnung über die Ehrenaufwandscasse bey jedem Prorectoratswechsel (§. 78); 14) alles dasjenige, was der Prorector und das Concilium an den Senat verwiesen haben. §. 81.84 Die Verhandlungen bey dem Concilium und bey dem Senate auf doppelte Weise: schriftlich durch Missive, mündlich in den zu veranstaltenden Sitzungen. Weder auf die eine noch auf die andere Weise kann ein Beschluß zu Stande kommen, wenn nicht a) in dem Concilium wenigstens der Prorector und die vier Decane, in dem Senate neben dem Prorector wenigstens neun Senatoren und unter diesen der Ordinarius, oder bey dessen Verhinderung der Senior oder der Decan der juristischen Facultät daran Theil genommen (in einer Sitzung das Concilium oder den Senat constituirt) haben, auch b) in Policey- und Disciplinarsachen der Studirenden der Universitätsamtmann mit votirt hat. Vertreter der Decane sind mit Vorwissen und Genehmigung des Prorectors auch hier die Exdecane. Ist der Universitätsamtmann der Sitzung beyzuwohnen verhindert, so hat er solches dem Prorector zeitig anzuzeigen, welcher sodann entweder die Sache aussetzt oder die Acten an die juristische Facultät abgiebt, damit von dieser ein Stellvertreter aus ihrer Mitte ernannt werde. §. 82.85 Alle Missive gehen von dem Prorector aus in verschlossenen Kapseln, wozu nur die Senatsglieder, der Universitätsamtmann und der Universitätssecretär Schlüssel haben. In einem Missiv darf nur ein Gegenstand zum Vortrag gebracht werden. Geschieht dieses nicht bloß zur Benachrichtigung, sondern um eine Abstimmung zu erhalten, so hat der Prorector ganz bestimmte, die Sache möglichst erschöpfende, Fragen aufzustellen, nicht bey so allgemeinen Fragen, wie z. B. was in der Sache zu thun sey, sich zu beruhigen. Der Umlauf eines Missives, folglich auch die Abstimmung auf solchem, geschiehet im Senate nach der Sitzordnung, im Concilium nach der Ordnung der Facultäten. Nur ein gutachtliches Votum, wenn es nothwendig wird, geht allen voraus; und der abgegangene Prorector (Exprorector) so wie der Prorector designatus, als Mitglieder des Conciliums, votiren vor den Decanen. Kein Stimmender darf seine Meinung bloß mit der Formel: „wie die Mehrzahl!“ oder in ähnlicher Weise abgeben, sondern er hat seine Meinung ganz bestimmt auszusprechen, entweder selbständig oder mit ausdrücklicher Bezeichnung derjenigen frühern Abstimmung, welcher er beytreten will. Die Namensunterschrift und das Datum ist hinzuzufügen. Diejenigen, in Missiven umlaufenden Sachen, welche von dem Prorector als dringend bezeichnet werden, müssen von den Mitgliedern des Conciliums und des Senates bey dem Empfange unverweilt expedirt werden; sie sind keinen anderen, selbst keinen anderen Berufsarbeiten hintanzusetzen. Aber ausgeschlossen von allen 84 Im Druck Marginalie linker Rand: „Form der Verhandlungen; Bedingung eines Beschlusses.“ 85 Im Druck Marginalie rechter Rand: „1) Form. Missive.“
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Missivverhandlungen bleiben 1) solche Gegenstände, welche eine vorläufige Berathung erfordern, 2) alle Wahlen, 3) alle Policey- und Disciplinarsachen der Studirenden. Auf jedem Missiv hat der Prorector genau zu bemerken den Tag der Ausfertigung, den Tag der Zurückkunft, den Tag der Abgabe zur Ausführung des Beschlusses. §. 83.86 Die Versammlungen (Sitzungen) des Conciliums und des Senates sind theils ordentliche, theils außerordentliche bey besonderen Veranlassungen. Die ordentlichen Sitzungen des Conciliums finden von 14 Tagen zu 14 Tagen Mittwochs Statt, die ordentlichen Sitzungen des Senates von 4 Wochen zu 4 Wochen, und zwar am Sonnabend in den Mittagsstunden von 11 bis 1 Uhr. Dieselben Tage und Stunden sollen in der Regel, und, ganz dringende Fälle ausgenommen, auch für die außerordentlichen Sitzungen beybehalten werden. Zu jeder Sitzung des Conciliums und des Senates wird von dem Prorector durch ein schriftliches Missiv eingeladen, in welchem die Gegenstände des Vortrages (Proponenda) anzugeben sind, in wichtigen Fällen mit Beylegung der einschlagenden Acten. Die Mitglieder des Conciliums und des Senates haben die ihnen geschehene Vorzeigung auf dem Missiv zu bemerken (das Missiv zu präsentiren). Ist ein Decan an dem Erscheinen im Concilium verhindert, so hat er mit Genehmigung des Prorectors den Exdecan seiner Facultät um die Stellvertretung zu ersuchen; ist ein Mitglied des Senates an dem Erscheinen im Senate verhindert, so soll dasselbe seinen Entschuldigungsgrund auf dem Einladungsmissiv angeben. Dem Prorector steht das Recht zu, die Senatssitzungen sub fide ansagen zu lassen; er ist dazu verbunden, wenn in Policey- und Disciplinarsachen der Studirenden eine Entscheidung verlangt wird. In diesem Falle entschuldigt nur ein Gesundheitszustand, welcher überhaupt am Ausgehen hindert, und ein Alter über 65 Jahre. Entschuldigen sich in andern Fällen so viele Mitglieder des Senates, daß derselbe nach der Vorschrift des §. 81 nicht für constituirt erachtet, folglich ein Senatsbeschluß nicht gefaßt werden könnte, so ist es Sache des Prorectors, die Entschuldigungsgünde gegen einander abzuwägen und darnach diesen oder jenen Senator noch zum Erscheinen schriftlich anzuweisen. §. 84.87 Den Vortrag in dem Senate und in dem Concilium hält der Prorector oder dasjenige Mitglied, welches der Prorector dazu besonders aufgefordert hat. In minder wichtigen Sachen kann diese Aufforderung an den Secretär ergehen. In Rechts-, Disciplinarund Policeysachen der Studirenden, welche in der Regel vor allen anderen Sachen vorzunehmen sind, referirt der Universitätsamtmann, auch soll diesem, ist der Fall besonders wichtig, in der Person des juristischen Decans noch ein Correferent beygeordnet werden, welches entweder von dem Prorector sogleich bestimmt wird oder aber von dem Senat beschlossen werden kann. Nach gehaltenem Vortrage findet zuerst eine freye Discussion und sodann, wenn der Prorector die Sache für genüglich erörtert hält, die Abstimmung Statt. Zu diesem Ende hat der Prorector ebenfalls keine bloß allgemeinen, sondern specielle, in die Sache eingehende, die Sache möglichst erschöpfende Fragen vorzulegen. 86 Im Druck Marginalie rechter Rand: „2) Form-Sitzungen.“ 87 Im Druck Marginalie linker Rand: „Vortrag in den Sitzungen. Abstimmung.“
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Auch hierauf soll jeder Stimmende entweder ein bestimmtes selbständiges Votum aussprechen, oder einem schon bestimmt ausgesprochenen Votum beytreten. Der Prorector ist verpflichtet, darauf zu sehen, daß Auseinandersetzungen, die nicht zu der Sache gehören, so wie alle Persönlichkeiten sowohl bey der Discussion als bey der Abstimmung vermieden werden. Ist ein Mitglied des Conciliums oder des Senats mit dem Betheiligten bey einer dort vorkommenden Sache verwandt, so darf dasselbe nicht mitstimmen, wenn die Verwandtschaft durch Blutsfreundschaft in der geraden Linie, oder durch Blutsfreundschaft in der Seitenlinie bis zum vierten Grade, oder durch Schwägerschaft bis zum zweyten Grade besteht. Hierauf soll, wie überhaupt, so insonderheit bey Vorträgen in Policey-, Disciplinar- und Rechtssachen der Studirenden auf das strengste geachtet werden. Ein Decan, welcher deßhalb in dem Concilium an der Abstimmung gehindert wird, ist durch den Exdecan zu vertreten. Bey Wahlen, z. B. bey der Wahl akademischer Abgeordneter, geschieht die Abstimmung durch Zeddel, auf welche der Name dessen geschrieben wird, der die Stimme haben soll. Auch abwesende Senatoren können hierbey mit stimmen, wenn ihre Abwesenheit durch einen der oben §. 83 aufgeführten Gründe entschuldiget ist und sie ihren Stimmzeddel noch vor der Senatssitzung versiegelt an den Prorector einsenden.– In der Sitzung selbst sammelt der Sekretär alle abgegebene und eingegangene Zeddel. Die Ueberzählung, Eröffnung und Verlesung derselben geschieht sofort von dem Prorector. §. 85.88 Im Concilium erfolgt die Entscheidung nach Stimmenmehrheit. Sind die Stimmen gleich, so entscheidet der Prorector. Nur in Policey- und Disciplinarsachen der Studirenden hat überdieß der juristische Decan das Recht zu verlangen, daß die Sache sofort an den Senat gebracht werde, selbst gegen die Stimmen aller übrigen Mitglieder. Auch im Senate89 wird bey verschiedenen Meinungen diejenige zum Beschluß, welche die meisten Stimmen für sich hat. Bey Wahlen entscheidet nur absolute Stimmenmehrheit. Dagegen zählen bey Wahlen unbedingt alle einzelne Stimmen, während in anderen Fällen die zusammentreffenden Meinungen derjenigen Senatoren, welche mit einander durch Blutsfreundschaft in der directen Linie oder durch Blutsfreundschaft in der Seitenlinie bis zum zweyten Grade, oder durch Schwägerschaft in demselben Grade verwandt sind, nur einfach (nur als eine Stimme) betrachtet werden. Bey Stimmengleichheit geben diejenigen Stimmen den Ausschlag, unter denen sich ein etwa vorher erfordertes gutachtliches Votum, in Rechtssachen das Votum des Ordinarius, oder wenn dieser abwesend ist, das Votum des Seniors der juristischen Facultät, oder hat auch dieser nicht mitgestimmt, das Votum des juristischen Decans, endlich in Disciplinar- und Policeysachen das Votum des Universitätsamtmannes befindet. Ist hiernach eine Entscheidung nicht zu gewinnen, so entscheidet ebenfalls die nun hinzutretende Stimme des Prorectors. Was in diesem § geordnet worden, gilt sowohl von den mündlichen Verhandlungen in den Sessionen (§. 84.) als von den Verhandlungen durch Missive (§. 83). 88 Im Druck Marginalie linker Rand: „Entscheidung nach Stimmenmehrheit a) in dem Concilium,“ 89 Im Druck Marginalie rechter Rand: „b) im Senate.“
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§. 86.90 Den Beschluß aus den abgegebenen Stimmen und nach deren Zahl zieht und faßt der Prorector. Er ist in den Sitzungen sogleich niederzuschreiben und von dem Secretär nochmals zu verlesen. Es muß auf den Missiven und muß in dem Protokoll bemerkt werden, durch wie viele Stimmen der Beschluß zu Stande gekommen. Alle Mitglieder, welche daran Theil genommen, sind zum Stillschweigen verpflichtet, wie überhaupt so insonderheit was den Inhalt der einzelnen Abstimmungen betrifft. Gegen den Beschluß durch Stimmenmehrheit im Senate darf jedes Mitglied auf Berichtserstattung an die Durchlauchtigsten Erhalter antragen, wenn es sich von Rechten der Einzelnen im Senate selbst (iuribus singulorum in universitate) handelt; auch hat jeder Senator in allen Fällen das Recht, seine von dem Beschlusse abweichende Meinung in Schriften ausführlich zu den Acten zu geben und dafern Berichtserstattung beschlossen worden, zu verlangen, daß diese Ausführung dem Berichte beygefügt werde. Einmal vorgetragene und durch Beschluß entschiedene Gegenstände können sowohl bey dem Concilium als bey dem Senate nur dann wiederholt zum Vortrage gebracht werden, wenn neue, vorher unbekannt gewesene oder nicht zur Sprache gekommene, Umstände Einfluß auf die Sache gewinnen möchten. §. 87.91 Die Ausführung der von dem Concilium und dem Senate gefaßten Beschlüsse, so weit sie nicht nach §. 76 dem Prorector vorbehalten worden ist, wird entweder dem Universitätsamtmann oder dem Universitätssecretär übertragen, jedem in seinem Geschäftskreise. Im Concepte sind die Ausfertigungen zu signiren 1) bey dem Concilium von dem Prorector und dem juristischen Decan, 2) bey dem Senate a) in der Regel von dem Prorector und dem Ordinarius (stellvertretend dem Senior oder dem Decan) der juristischen Facultät und den vier Decanen, b) ausnahmsweise von allen Senatoren, welche an dem Beschlusse Theil genommen haben, wenn es sich um Rechte der Einzelnen im Senate selbst handelt. In der Reinschrift erfolgt die Vollziehung von dem Prorector allein, für den Senat unter der Formel: „Prorector und Senat der Gesammt-Universität zu Jena“; für das Concilium unter der Formel: „Prorector und Beysitzer des engern akademischen Raths.“ §. 88.92 Alle frühere Observanzen, welche dem gegenwärtigen Statut nicht widersprechen, vielmehr zur Ergänzung und Vervollständigung desselben dienen können, sollen auch fernerhin beachtet werden. A. Pflichtsnotul der ordentlichen Professoren Ein ordentlicher Professor soll geloben und schwören; daß, da die Durchlauchtigsten Herren Erhalter hiesiger Universität, unsre allerseits gnädigsten Fürsten und Herren, ihn zum ordentlichen Professor 90 Im Druck Marginalie linker Rand: „Fassung des Beschlusses.“ 91 Im Druck Marginalie rechter Rand: „Ausführung.“ 92 Im Druck Marginalie linker Rand: „Schlußverordnung.“
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der Theologie des Rechts der Medizin der Philosophie gnädigst zu ernennen und damit auch ihm, nach der gesetzlichen Reihefolge, Sitz und Stimme in dem akademischen Senat und dem Consilium zu ertheilen geruhet, Ihro Königl. Hoheit und Ihro Herzoglichen Durchlauchten er treu, gewärtig und gehorsam seyn, den akademischen Gesetzen und den Statuten ⎫ theologischen ⎫ ⎪ juristischen ⎪ der ⎬ ⎬ Facultät in allem gemäß sich ⎪ medicinischen ⎪ ⎭ philosophischen ⎭ bezeigen, gegen den jedesmaligen Prorector und den akademischen Senat, wie auch die erwähnte Facultät die schuldige Achtung beobachten, auf der studierenden Jugend Bestes vorzüglich sehen, zu Beförderung guter Disciplin das Seinige bey jeder Gelegenheit beyzutragen und insofern er etwas, so derselben oder sonst der Akademie auf irgend einige Art nachtheilig, in Erfahrung bringt, selbiges bey der Behörde ungesäumt angeben, was hingegen zu der Akademie Nutzen und Aufnahme gereichet, unterstützen und nach Möglichkeit befördern, weniger nicht nützliche und seiner Profession angemessene Collegien lesen und dieselben gebührend abwarten, die Senatssessionen, zu welchen er eingeladen worden, ohne dringende Noth nicht versäumen, was in selbigen oder durch Missive fürgetragen, daselbst votirt und beschlossen worden, geheim halten, seine Vota nach seinem besten Wissen und seiner Einsicht ohne alle Nebenabsicht ablegen, auf die Erhaltung der unter den Professoren so nöthigen Eintracht seines Orts vorzüglich Bedacht nehmen, falls Commissionen von der Akademie ihm übertragen werden sollten, deren sich willig unterziehen und sie ohne Aufschub treulich verrichten, auch wenn er eine Assessur in dem engern Rath (Concilio arctiori) erhält, den dießfalls zu beobachtenden Statuten genau nachleben, daferne aber er das Prorectorat der Ordnung nach zu übernehmen hat, selbiges ohne gegründete Ursache nicht ausschlagen, bey demselben aber vorzüglich auf der Studierenden Wohlfahrt sein Augenmerk richten, die Disciplin nach der Vorschrift der vorhandenen Gesetze ohne einige Nachsicht und Ansehn der Person verwalten, ingleichen sich überhaupt bey Führung dieses Amtes nach den vorhandenen akademischen Gesetzen, Statuten und anderen herrschaftlichen Verordnungen, wie auch dem Modellbuch und denen darinnen befindlichen Schlüssen des Senates genau richten, dem akademischen Senat und dem engern Rath, was dahin gehörig, gebührend referiren, und dasjenige, was durch die Mehrheit der Stimmen beschlossen wird, ungesäumt befolgen wolle. Alles, was mir ietzo vorgelesen worden und ich wohl verstanden, auch darauf angelobet habe, will ich stet, fest und unverbrüchlich halten, So wahr mir Gott helfe durch Jesum Christum. Amen.
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B. Pflichtsnotul der ordentlichen Honorar-Professoren und der außerordentlichen Professoren. Er soll geloben und schwören, daß, da die Durchlauchtigsten Herren Erhalter der hiesigen Universität, unsere allerseits gnädigsten Fürsten und Herren, ihm eine (ordentliche Honorar-) außerordentliche Professur der Theologie des Rechts der Medicin der Philosophie zu ertheilen gnädigst geruhet, Ihro Königl. Hoheit und Herzogll. Durchll. er getreu, gewärtig und gehorsam seyn, den akademischen Gesetzen, wie auch Statuten ⎫ theologischen ⎫ ⎪ juristischen ⎪ der ⎬ ⎬ Facultät in allem sich gemäß ⎪ medicinischen ⎪ ⎭ philosophischen ⎭ bezeigen, dem jedesmaligen Prorector und dem akademischen Senat, wie auch gedachter Facultät in allem und jedem die schuldige Ehrerbietung bezeigen, die seiner Profession angemessenen Collegien fleißig lesen, sie gebührend abwarten und überhaupt der Akademie Nutzen und Aufnahme nach seinen Kräften befördern wolle. Alles, was mir jetzo vorgelesen worden, und ich wohl verstanden, auch darauf angelobet habe, will ich stet, fest und unverbrüchlich halten. So wahr mir Gott helfe durch Jesum Christum. Amen. Statuten der vier Fakultäten in der Universität Jena. 1829. Statut der theologischen Facultät. §. 1.93 Die theologische Facultät hat als Theil der Universität die Bestimmung, durch Vorlesungen und durch Pflege der ihr anvertrauten Anstalten im Geiste der evangelischen (protestantischen) Kirche die gelehrte theologische Bildung zu befördern und tüchtige Männer für die christlichen Lehrämter heranzubilden. 93 Im Druck Marginalie rechter Rand: „Bestimmung.“
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§. 2.94 Im weitern Sinne besteht die theologische Facultät aus den sämmtlichen Professoren und den anderen Lehrern der Theologie, welche bey der Universität als solche angestellt oder aufgenommen sind, im engeren Sinne aber besteht sie aus den ordentlichen Professoren der Theologie (Facultisten) und denjenigen ordentlichen HonorarProfessoren, welchen die Durchlauchtigsten Erhalter Sitz und Stimme in der Facultät ausdrücklich verliehen haben (Beysitzer der Facultät). Der Professor der orientalischen Sprachen wird zu den Sitzungen der theologischen Facultät beygezogen, wenn über die zu haltenden Vorlesungen und über die Bibliotheksangelegenheiten zu berathen ist. §. 3.95 Die Rechte und Verbindlichkeiten, welche der theologischen Facultät eingeräumt und aufgelegt worden sind, sowie die Verhältnisse derselben zu der ganzen Universität und zu den übrigen Facultäten, ergeben sich aus dem Statute der Universität96, insonderheit aus §. 7 bis §. 20. Indessen verlangen jene §§ noch einige speciellere Bestimmungen, Nachträge und Erläuterungen.97 §. 4.98 Im Senate, im Concilium, im Lectionskataloge und bey öffentlichen Feyerlichkeiten nimmt die theologische Facultät den ersten Platz ein. Eben so geht sie bey Besetzung des Prorectorats in der Reihenfolge den übrigen Facultäten voran. §. 5.99 Die Vorlesungen, welche der theologischen Facultät zufallen, und für welche sie in dem Umfange zu sorgen hat, daß kein Hauptcollegium in dem Zeitraum eines Jahres ungelesen bleibt, lassen sich also verzeichnen: 1) das exegetische Fach – exegetische Vorlesungen über einzelne Bücher des alten und neuen Testaments, historisch kritische Einleitung in das alte und neue Testament, Hermeneutik und biblische Theologie; 2) das historische Fach – christliche und jüdische Religions- und Kirchengeschichte, Patristik, christliche Dogmengeschichte, biblische und christliche Alterthümer, Geschichte der theologischen Wissenschaften, theologische Litteratur und Encyclopädie, Symbolik; 3) das theologische Fach – christliche Religionsphilosophie, Dogmatik und Moral, Apologetik; 4) das praktische Fach – populäre Dogmatik und Moral, praktische Einleitung in die Bibel, praktische Exegese, Homiletik, Katechetik, Liturgik, Pastorallehre und Lehre von der kirchlichen Disciplin, endlich theologische Uebungscollegien, Disputatorien, Examinatorien u. s. w.
94 95 96 97 98 99
Im Druck Marginalie rechter Rand: „Bestand.“ Im Druck Marginalie linker Rand: „Rechte und Verbindlichkeiten derselben.“ Im Druck Marginalie linker Rand: „a) Beziehung auf das Statut d. Universität.“ Im Druck Marginalie linker Rand: „b) Nachträge zu diesem Statut und zwar.“ Im Druck Marginalie linker Rand: „zu §. 7. – Rang.“ Im Druck Marginalie linker Rand: „zu §. 8. – Vorlesungen.“
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§. 6.100 Der theologischen Facultät liegt noch insonderheit ob: 1) die Präsentation tauglicher Subjekte zu dem von Lynkerschen Stipendium und die Aufsicht über die Stipendiaten. 2) Die lediglich dem ersten und zweyten Professor zufallende Haltung der Vormittagspredigten an dem zweyten Osterfeyertage, ersten Pfingstfeyertage und zweyten Weihnachtsfeyertage, sowie der Nachmittagspredigten an den Bußtagen in der Stadtkirche zu Jena. 3) die Ausarbeitung der sogenannten Festprogramme, nach der Ordnung, welche die Facultät hierüber festsetzt und die Sorge dafür, daß solche Programme zur gesetzten Zeit in Druck erscheinen. §. 7.101 Die Würden, welche die theologische Facultät zu ertheilen berechtigt ist, sind 1) die Würde eines Baccalaureus der Theologie, 2) die Würde eines Licentiaten der Theologie, 3) die Würde eines Doctors der Theologie. Diese Würden werden erlangt nach vorhergegangenem Ansuchen bey der theologischen Facultät und nach vorhergegangener Berathschlagung derselben über die Würdigkeit des Candidaten. Wer die niederen Grade bey der theologischen Facultät in Jena erlangt hat, ist, so lange er selbst in Jena bleibt, verbunden, auch die höheren Grade nur bey ihr, nicht auswärts, zu suchen. §. 8.102 Die Würde eines Baccalaureus der Theologie muß jeder erwerben, der als Privatdocent in dem Unterrichtsgebiete der theologischen Facultät auftreten will; sie ist, wenn der Candidat nicht zu den von Lynkerschen Stipendiaten gehört, bedingt durch die vorher schon erlangte Würde eines Doctors der Philosophie und ein Collequium vor versammelter Facultät. Will der Candidat auf der Universität Jena als Lehrer thätig werden: so hat er überdieß eine theologische Streitschrift in Druck zu geben und ohne Präses öffentlich in lateinischer Sprache zu vertheidigen. Bey dieser Disputation soll wenigstens ein Mitglied der theologischen Facultät (in der Regel der Decan) unter den Opponenten seyn: Mit dem Baccalaureate erhält (vorausgesetzt, daß er auch sonst den Bestimmungen in §. 34 des Statutes der Universität Genüge geschehen) der Promovirte das Recht: 1) exegetische Vorlesungen zu halten über das alte und das neue Testament, mit den dazu gehörigen Einleitungen und Hermeneutiken, nicht weniger über die dicta classica der Dogmatik und Moral und über einzelne Theile der Kirchen- und Dogmengeschichte; 2) Examinatorien zu halten über alle Theile der Theologie; 3) zu practischen exegetischen Vorlesungen für künftige Prediger, dafern sich der Promovirte selbst schon in der Universitätskirche oder sonst im Predigen geübt hat und mit der Verbindlichkeit, auch forthin von Zeit zu Zeit, nach vorgängiger Besprechung mit dem Director des homiletischen Seminars und des akademischen Gottesdienstes, eine Predigt in der Universitätskirche zu übernehmen. 100 Im Druck Marginalie rechter Rand: „zu §. 12 u. §. 13. Besondere Obliegenheiten.“ 101 Im Druck Marginalie linker Rand: „zu §. 12. Nr. 3. Würden in der theologischen Facultät,“ 102 Im Druck Marginalie linker Rand: „eines Baccalaureus,“
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Dem Range nach gehen die Baccalaureen der Theologie den Doctoren der Philosophie unmittelbar voran. §. 9.103 Die Erlangung der theologischen Licentiatenwürde ist bedingt durch die Vorlegung einer gedruckten oder handschriftlichen Probearbeit, durch eine öffentlich in lateinischer Sprache ohne Präses zu haltende Disputation, über welche, was die Opponenten anlangt, die Bestimmungen in §. 8 zu wiederholen sind und dafern der Licentiat in Jena verbleiben will, durch die vorher schon erlangte Würde eines Baccalaureus. Die Licentiatenwürde giebt das Recht, alle theologische Collegien zu lesen, mit Ausnahme der Dogmatik und der Moral, wozu dem Licentiaten noch die besonders auszubringende Erlaubniß seiner Facultät nöthig ist. Ein Licentiat, welcher sich in Jena mit praktischen Vorlesungen beschäftiget, hat die Obliegenheit, an den Bußtagen und den zweyten Feyertagen in der Universitätskirche zu predigen. Jeder außerordentliche Professor in der theologischen Facultät soll wenigstens den Grad eines Licentiaten erlangt haben. §. 10.104 Die Erlangung der theologischen Doctorwürde erfordert 1) die Ausarbeitung und Einreichung einer theologischen Streitschrift, welche im Drucke wenigstens vier Bogen betragen soll; 2) die öffentliche Vertheidigung dieser Streitschrift in lateinischer Sprache, ohne Präses. Bey der Disputation selbst dürfen nur Doctoren und Licentiaten der Theologie opponiren; und der Decan in der theologischen Facultät soll nothwendig unter den Opponenten seyn. Es giebt die theologische Doctorwürde das Recht, alle theologische Vorlesungen ohne Ausnahme halten zu dürfen. Die Doctoren der Theologie zu Jena, welche sich im Predigen geübt haben, haben die Pflicht, an den Bußtagen und den hohen Festtagen die Facultätsmitglieder bey ihren Predigten auch in der Stadtkirche ohne besonderes Honorar zu unterstützen, ingleichen auf Ersuchen bey Examen und Colloquien der Facultät mit thätig zu seyn. Alle Mitglieder der theologischen Facultät (Facultisten und Beysitzer) sollen die theologische Doctorwürde erlangt haben; dazu berechtigt sind auch die ordentlichen Honorar-Professoren und die außerordentlichen Professoren, ingleichen der Professor der orientalischen Sprachen, wenn er zuvor schon zur Licentiatenwürde promovirt war. §. 11.105 Der Promotion zur Licentiatenwürde und der Promotion zur Doctorwürde, nicht der Promotion zur Würde eines Baccalaureus, geht als Einladung ein Programm des Decans voraus, dessen Kosten der zu Promovierende zu tragen hat. Die Promotion selbst geschieht 1) bey dem Baccalaureus durch die Ausantwortung eines geschriebenen, mit dem kleinern Facultätsinsiegel bedruckten Diploms, welches nur auf besonderes Verlangen und auf Kosten des Promovirten abgedruckt und öffentlich angeschlagen wird, 2) bey dem Licentiaten und dem Doctor auf folgende Weise: Ein Mitglied der Facultät – in der Regel der Senior oder der Decan – hält als Brabeuta nach geendigter Disputation eine kurze Rede und fordert den zu Promovirenden auf, 103 Im Druck Marginalie linker Rand: „eines Licentiaten,“ 104 Im Druck Marginalie linker Rand: „eines Doctors.“ 105 Im Druck Marginalie rechter Rand: „Form der Promotionen.“
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die Pflichten eines Licentiaten oder eines Doctors feyerlich zu übernehmen. Dieses geschieht durch Angelobung auf den Inhalt der Beylage I und zwar von dem Licentiaten bloß durch Handschlag, von dem Doctor eydlich. Hierauf folgt von Seiten des Brabeuta die Aushändigung des Diploms und von Seiten des Promovirten annoch die Einschreibung seines Namens in das Facultätsbuch. Eine feyerliche Promotion unter den sonst gewöhnlich gewesenen symbolischen Handlungen findet nicht mehr Statt, außer wenn der zu Promovirende ausdrücklich darauf anträgt. Auch über die erlangte Licentiatenwürde wird, dafern der Promovirte es nicht auf seine Kosten anders verlangt, nur ein geschriebenes Diplom ausgefertiget, jedoch unter dem größeren Facultätssiegel. Das Diplom über die erlangte Doctorwürde wird stets gedruckt in 50 Exemplaren, von denen jedes Mitglied der Facultät zwey, der Decan zehen, die übrigen der Doctor selbst erhält. Das Hauptexemplar ist mit dem silbernen Facultätsinsiegel zu vollziehen. §. 12.106 Was §. 8–11 geordnet worden, steht als Regel fest und gilt als Gesetz für die Promotionen derer, welche entweder zu den Lehrern der Universität Jena schon gehören, oder in die Reihe derselben eintreten wollen. Aber auswärtigen Gelehrten darf die Facultät die Würde eines Licentiaten und die Würde eines Doctors (nicht die Würde eines Baccalaureus) auch bloß durch Diplom ertheilen und zwar 1) aus eigener Bewegung in Anerkenntniß vorzüglicher Gelehrsamkeit und ausgezeichneter notorischer Verdienste honoris causa; 2) auf Ansuchen, dafern der Ansuchende entweder durch ein gediegenes Werk schon als Schriftsteller bekannt ist, oder eine lateinisch geschriebene theologische Abhandlung, welche zu Erlangung der Doctorwürde wenigstens 5 bis 6 Druckbogen füllen muß, sich als würdig legitimirt, auch außerdem in einem angesehenen Amte – was die Doctorwürde betrifft, in einem Amte der höhern Ordnung – steht. §. 13.107 Im Falle von der theologischen und von der juristischen Facultät ein gemeinschaftliches Gutachten erfordert wird, haben sich beyde Facultäten darüber zu benehmen. Auch dieses geschieht entweder durch schriftliche Abstimmungen oder in einer gemeinschaftlichen Sitzung. §. 14.108 Repräsentant der Facultät ist der jedesmalige Dekan. Ihm kommen außer der in dem Statute der Universität schon aufgeführten Rechten und Verbindlichkeiten noch folgende zu. Er hat: 1) die Revision aller theologischen Disputationen zu übernehmen; er hat 2) bey Einführung der homiletischen und katechetischen Seminaristen eine Rede vor dem Altar der Universitätskirche zu halten; er soll endlich 3) ebenfalls als Redner auftreten, wenn in den gedachten beyden Seminarien die Preise vertheilt werden. 106 Im Druck Marginalie rechter Rand: „Ausnahme von der so festgesetzten Regel.“ 107 Im Druck Marginalie rechter Rand: „Zu §. 12. No. 8. Gutachten.“ 108 Im Druck Marginalie linker Rand: „Zu §. 17. Decan.“
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§. 15.109 Die Facultätsemolumente, welche theils unter sämmtliche Professoren als Mitglieder der theologischen Facultät (Facultisten) vertheilt, theils aber von dem Decan oder von einzelnen Facultisten für besondere Müheleistungen bezogen werden, sind folgendermaßen gesetzlich geordnet: A. Zur Vertheilung unter sämmtliche Facultisten. 1) Für den Eintritt eines ordentlichen Professors in die Facultät 30 Rthlr. – – in Gold. 2) Für die Gegenwart bey der Probevorlesung eines Privatdocenten 3 Rthlr. – – 3) Für die Ertheilung der Würde eines Baccalaureus 30 Rthlr. – – in Gold. 4) Für die Ertheilung der Würde eines Licentiaten 90 Rthlr. – – in Gold. 5) Für die Ertheilung der Würde eines Doctors 150 Rthlr. – – in Gold. 6) Ist der Doctorand vorher schon zu Jena Licentiat geworden, so zahlt er zur Vertheilung unter sämmtliche Facultätsglieder nur 75 Rthlr. – – in Gold. 7) Für Nostrification eines Licentiaten 30 Rthlr. – – in Gold. 8) Für Nostrification eines Doctors 45 Rthlr. – – in Gold. B. Besondere Emolumente für den Decan. 1) Concilienassessur-Besoldung 25 Rthlr. 2) die Honorare für erstattete Gutachten, insofern solche nicht ex officio erstattet werden müssen.– Die jedesmalige Bestimmung derselben nach Verhältniß der größern oder geringern Wichtigkeit der Sache, ist der Facultät überlassen. 3) Für die Gegenwart bey der Probevorlesung eines Privatdocenten 1 Rthlr.– 4) Für die Rede bey der Einführung der homiletischen und katechetischen Seminaristen 5 Rthlr.– 5) Für Siegelgebühren, so oft das kleinere Facultätssiegel gebraucht wird 6 gl. 6) Von dem Sagittarischen Capital 6 gl. 7) Für Revision der theologischen Dissertationen für den Bogen 1 Rthlr.– Alles in Conventionsgeld. 109 Im Druck Marginalie linker Rand: „Zu § 12. No. 9. Facultätsemolumente.“
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8) Für Ertheilung der Würde eines Baccalaureus. 5 Rthlr. – in Gold. 9) Für Ertheilung der Würde eines Licentiaten 10 Rthlr. – in Gold. 10) Für Ertheilung der Würde eines Doctors 15 Rthlr. – in Gold Eben so viel, wenn auch der Doctorand in Jena Licentiat geworden ist. Außer diesen und den zur Vertheilung unter sämmtlichen Facultisten sub A bestimmten Kosten hat der Doctorand noch folgende Gebühren bey der Promotion zum Licentiaten zu bezahlen: für die Promotion
5 Rthlr.
Siegelgebühren
1
für das Programm zur Disputation für das Diplom
5 " 3 "
für die Bibliothek
1
"
–
für den Secretär
16
dem Universitätsdiener für den Anschlag des Diploms
– " – "
16
für die Pedellen
1
"
8
dem Collegienpförtner
– "
8
"
18 Rthlr.
8 gl.
8 gl.
Bey Promotion zum Doctor: für die Promotion Siegelgebühren für das Programm für das Diplom
10 Rthlr. 2 " 5 " 8 gl.
für die Bibliothek
3 " 2 "
für den Secretär
1
dem Universitätsdiener für den Anschlag des Diploms für die Pedellen
– " 1 "
– " 16 "
dem Pförtner
– "
"
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8 gl.
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11) Für Nostrification eines Licentiaten 3 Rthlr. – in Gold. 12) Für Nostrification eines Doctors 5 Rthlr. – in Gold. C. Emolumente für einzelne Facultisten wegen besonderer Mühwaltungen. Für Haltung der §. 4. bestimmten Predigten in der Stadtkirche, aus der Großherzogl. Kammercasse für jede Predigt 4 Mfl. Geht ein Mitglied der theologischen Facultät mit Tode oder auf sonstige Art ab, so gebühret ihm oder seinen Erben sein voller Antheil an den eingegangenen oder bis zu dem Tage seines Abganges fällig gewesenen Facultätsgeldern. Sind die Erben eine Witwe oder Kinder, so beziehen sie den Antheil des ganzen Sterbequartals von den Facultätsgeldern, wie von der Decanatsbesoldung. Statut der Juristischen Facultät. §. 1.110 Die juristische Facultät ist ein Theil der ganzen Universität, neben und mit den übrigen Facultäten. Ihr liegt zunächst die Sorge für die Lehre und Ausbildung der Rechtswissenschaften ob. Auf sie, in dieser Beziehung, nicht in der Eigenschaft als Spruchbehörde, findet das gegenwärtige besondere Statut sowohl, als das allgemeine Statut der Universität, Anwendung. §. 2.111 Die juristische Facultät in der angegebenen Bedeutung und im weitern Sinn begreift sämmtliche bey der Universität angestellte ordentliche und außerordentliche Professoren, auch sonstige Lehrer der Rechtswissenschaft. – Im engern Sinne aber besteht sie nur aus den Inhabern der ordentlichen Lehrstellen, welche bey der Universität Jena für die Rechtswissenschaft gestiftet sind. – Diese, die eigentlichen Facultisten, üben die Facultätsrechte nach den allgemeinen Statuten und nach diesem besondern Statute aus. Beysitzer der Facultät werden diejenigen ordentlichen Honorar-Professoren genannt, welchen die Durchlauchtigsten Erhalter Sitz und Stimme in der Facultät ausdrücklich verliehen haben. §. 3.112 Die Rechte und Verbindlichkeiten, welche der juristischen Facultät eingeräumt und aufgelegt worden sind, sowie die Verhältnisse derselben zu der ganzen Universität und zu den übrigen Facultäten ergeben sich aus dem allgemeinen Statut,113 insonderheit aus §.§. 7 bis 20. Indessen verlangen jene §§. noch einige speciellere Bestimmungen, Nachträge und Erläuterungen.114 110 111 112 113 114
Im Druck Marginalie rechter Rand: „Bestimmung.“ Im Druck Marginalie rechter Rand: „Bestand.“ Im Druck Marginalie linker Rand: „Rechte und Verbindlichkeiten derselben.“ Im Druck Marginalie linker Rand: „a) Beziehung auf das Statut d. Universität.“ Im Druck Marginalie linker Rand: „b) Nachträge zu diesem Statut u. zwar“
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§. 4.115 Im Senat, im Concilium, im Lectionskataloge und bey öffentlichen Feyerlichkeiten nimmt die juristischen Facultät ihren Platz unmittelbar nach der theologischen Facultät ein. Ebenso geht sie bey Besetzung des Prorectorates in der Reihenfolge den übrigen Facultäten voran. §. 5.116 Die Vorlesungen, welche der juristischen Fakultät zufallen und für welche sie dergestalt zu sorgen hat, daß kein Hauptcollegium in dem Zeitraume eines Jahres ungelesen bleibt, umfassen das Gebiet der gesammten Rechtswissenschaft. Es gehören dahin: juristische Encyclopädie, Naturrecht, Institutionen, Rechtsgeschichte, Pandecten, Criminalrecht, Deutsches Privatrecht, Lehnrecht, Kirchenrecht, Staats- und Völkerrecht, Sächsisches Recht, Gemeiner und Sächsischer Proceß, Praktische Uebungen. §. 6.117 Die Würden, welche die juristische Facultät zu ertheilen hat, sind 1) die eines Licentiaten und 2) die eines Doctors der Rechte. Diese Würden werden in der Regel nur ertheilt nach vorhergegangenem Ansuchen bey der Facultät durch ein dem zeitigen Decan einzuhändigendes lateinisches Schreiben und eine hierdurch veranlaßte Berathschlagung der Facultät über die Würdigkeit des Candidaten. Letzterer hat zugleich bey der Bewerbung um den einen oder den andern Grad, 1) die Vollendung seiner wenigstens dreyjährigen akademischen Studien nachzuweisen, 2) ein Sittenzeugniß aus der zuletzt verflossenen Zeit beyzubringen, 3) falls er ein Matrikel von der Universität Jena noch nicht erlangt hat, sich gegen die Taxe §. 45 des allgemeinen Statutes Nr. 2 immatriculiren zu lassen. §. 7.118 Die Würde eines Licentiaten setzt ein Examen vor versammelter Facultät, zu welchem nach der Reihe zwey Mitglieder der Facultät von dem Decan aufgefordert werden, voraus. Ueber die Erlangung dieses Grades wird ein geschriebenes Diplom durch die Unterschrift des Decans ausgefertiget und mit dem Facultätssiegel bedruckt. Wer den Grad eines Licentiaten bey der juristischen Facultät in Jena erlangt hat, ist, so lange er selbst in Jena bleibt, verbunden, auch den Doctorgrad nur bey ihr, nicht auswärts, nachzusuchen. 115 116 117 118
Im Druck Marginalie linker Rand: „zu §. 7.– Rang.“ Im Druck Marginalie linker Rand: „zu §. 8.– Vorlesungen.“ Im Druck Marginalie rechter Rand: „Zu §. 12 Nr. 3 Würden in der juristischen Facultät.“ Im Druck Marginalie linker Rand: „eines Licentiaten;“
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§. 8.119 Zu Erlangung der Würde eines Doctors der Rechte ist erforderlich 1) die schriftliche exegetische Bearbeitung zweyer Gesetzstellen, der einen aus dem Corpus iuris civilis, der andern aus dem Corpus iuris canonici, welche dem Candidaten von dem Decan aufgegeben werden, in lateinischer Sprache; 2) ein Examen vor versammelter Facultät, bey welchem sämmtliche Mitglieder der Facultät, sofern sie nicht durch vorher anzuzeigende Abhaltungen behindert sind, nicht nur gegenwärtig seyn, sondern auch den Candidaten mit examiniren müssen. 3) Die Fertigung einer lateinischen Dissertation und deren öffentliche Vertheidigung. §. 9.120 In Ansehung der von dem Doctoranden einzuliefernden Dissertation und deren Vertheidigung ist noch Folgendes zu beobachten: a) vor dem Abdrucke wird die Dissertation dem Censor und durch diesen der Facultät zur Revision vorgelegt. b) Im Falle der Billigung kündiget der Decan die Disputation durch ein lateinisches Programm an, welches mit der Dissertation einige Tage vor dem wirklichen Disputationsacte unter die Universitätslehrer vertheilt, und wovon der Titel am schwarzen Brete angeheftet wird. Die Kosten des Abdrucks hat der Disputirende zu tragen, jedoch ist er nicht verbunden, mehr als drey Druckbogen zu bezahlen. c) Die Bestimmung, ob dem Candidaten ein Präses beygegeben werden soll, bleibt ihm selbst überlassen. Im Fall er einen solchen wünscht, wird derselbe von der Facultät ernannt. Auch wählt sich derselbe zwey Opponenten aus den Privatdocenten und den Studirenden, einen aber aus der Mitte der Professoren. Außer diesen hat jeder Professor das Recht, zu opponiren. Der nicht gewählte Opponent geht dem gewählten vor, und hierbey ist der Decan Moderator, welcher auch die Disputation beendiget, wenn sie über Stunden dauern sollte. Im Falle kein Opponent sich findet, ist es die Sorge der Facultät, selbigen aus ihrer Mitte, oder aus der Mitte der außerordentlichen Professoren zu erwählen. Das Amt des Präses oder Censors wechselt unter den Mitgliedern der Facultät nach einem eignen Turnus. Die Promotion geschieht sofort nach geendigter Disputation von dem Decan ebenfalls öffentlich, nachdem der Doctorand den Doctor-Eid nach dem anliegenden Formular geleistet hat. Ueber die geschehene Erlangung der Doctorwürde wird ein gedrucktes Diplom in lateinischer Sprache von dem Decan vollzogen, dasselbe in mehreren Exemplaren (25 auf Schreibpapier und eben so viel auf Druckpapier) vertheilt und am schwarzen Brete angeschlagen. Es erhalten der Prorector und jedes Facultätsmitglied zwey Exemplare, jeder andere Lehrer ein Exemplar. Diese Würde giebt dem Doctor den Platz nach den Doctoren der Theologie. §. 10.121 Was §. 6–9 geordnet worden, steht als Regel fest und gilt als Gesetz für die Promotionen derer, welche entweder zu den Lehrern der Universität Jena schon gehören, oder in die Reihe derselben eintreten wollen. Aber auswärtigen Gelehrten darf die 119 Im Druck Marginalie linker Rand: „eines Doctors der Rechte.“ 120 Im Druck Marginalie rechter Rand: „Form der Promotion.“ 121 Im Druck Marginalie rechter Rand: „Ausnahme von der so festgesetzten Regel.“
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Facultät die Würde eines Doctors der Rechte, nicht die eines Licentiaten, auch bloß durch Diplom ertheilen und zwar 1) aus eigener Bewegung in Anerkenntniß vorzüglicher Gelehrsamkeit und ausgezeichneter notorischer Verdienste (honoris causa), 2) auf Ansuchen, dafern der Ansuchende entweder durch ein gediegenes Werk schon als Schriftsteller bekannt ist oder sich durch Einsendung einer eigenen Arbeit gehörig legitimirt. Wer auf diese Weise, bey welcher auch eine vorgängige Immatriculation (§. 6) nicht erfordert wird, promovirt seyn will, hat 1) darüber, daß er wenigstens drey Jahre lang auf einer Universität die Rechtswissenschaft studirt habe, Nachweisung zu geben, 2) über seinen Ruf und daß nichts denselben antaste, auslangende Zeugnisse beyzubringen, 3) eine Druckschrift oder eine geschriebene Abhandlung, durch welche seine Rechtskenntnisse belegt werden, mit der vor seiner Obrigkeit abgegebenen Versicherung an Eidesstatt, daß er selbst der Verfasser sey, einzureichen. Diese Promotion geschieht, wenn der zu Promovirende den ihm schriftlich zugesendeten Doctoreid eigenhändig unterschrieben und mit gerichtlicher Beglaubigung seiner Unterschrift versehen wieder zurückgesendet hat. Ueber die geschehene Promotion wird ebenfalls ein gedrucktes Diplom ausgefertiget, vertheilt und öffentlich angeschlagen. §. 11.122 Im Fall von der juristischen und einer andern Facultät ein gemeinsames Gutachten erfordert wird, haben sich beyde Facultäten darüber zu benehmen. Auch dieses geschieht entweder durch schriftliche Abstimmung oder in einer gemeinschaftlichen Sitzung. §. 12.123 Derjenige Facultist, welcher die erste Stelle in der Facultät bekleidet, heißt Ordinarius und ist in dieser Eigenschaft eben so berechtiget als verpflichtet, die Revision der vom Senat beschlossenen Ausfertigungen zu besorgen. In rechtlichen Angelegenheiten, welche die ganze Akademie betreffen, und daher vor den akademischen Senat gehören, wird er als nächster Beystand und Rathgeber des Prorectors angesehen. Bey wichtigen Gegenständen ist er jedoch befugt, sich vorher mit seiner Facultät zu besprechen und seinen Rath nach deren Beschluß zu ertheilen. In der Facultät hat der Ordinarius die erste Stimme nach dem Decan und bey etwaiger Abwesenheit wird seine Stelle von dem Senior vertreten. §. 13.124 Vorsteher der Facultät ist der zeitige Decan derselben, welcher auch alle der Facultät gehörige Sachen, Bücher, Siegel und Acten, sofern solche nicht in das Facultätsarchiv abgegeben worden sind, in seinem Beschlusse hat. Seine Rechte und Verbindlichkeiten bestimmt das allgemeine Statut. Bey der Abstimmung über Facultätsangelegenheiten stimmt er mit, und bey Gleichheit der Stimmen entscheidet seine Meynung. Die Sitzungen der Facultät werden nicht bey dem Dekan, sondern bey dem jedesmaligen Ordinarius gehalten. Alle Berechtigungen und Obliegenheiten des jedesmaligen Decans bestimmt das allgemeine Statut, §. 17, welchem noch hinzuzufügen ist, daß der juristische Decan die Revision aller während seines Decanats in den 122 Im Druck Marginalie linker Rand: „Zu §. 12 Nr. 8. Gutachten.“ 123 Im Druck Marginalie linker Rand: „Ordinarius.“ 124 Im Druck Marginalie rechter Rand: „Zu §. 17.– Decan.“
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Conciliensitzungen vorkommenden Ausfertigungen zu besorgen hat. Auch seht ihm bey Berathung über rechtliche Angelegenheiten, wenn solche in den Conciliensitzungen vorkommen, alsdann, wenn er mit den übrigen Assessoren des Conciliums zu einem Beschlusse sich nicht vereinigen könnte, das Recht zu, darauf zu bestehen, daß die Sache dem Senate zur Entscheidung vorgelegt werde, wo er eben so mitstimmt, wie die übrigen Concilienassessoren. Bey den Promotionen versieht er das Amt des Brabeuta. §. 14125 Die Emolumente bey der juristischen Facultät, welche theils unter sämmtliche ordentliche Professoren als Mitglieder der Facultät (Facultisten) vertheilt, theils aber von dem Decan oder von einzelnen Facultisten, oder auch von andern, zur Universität gehörigen Personen bezogen werden, sind folgendermaßen gesetzlich geordnet: A. Zur Vertheilung unter sämmtliche Facultisten, auch einige andere zur Universität gehörige Personen: 1) die Honorare für gefertigte Gutachten, in sofern solche nicht ex officio erstattet werden müssen.– Diese nach Verhältniß der größern oder geringern Wichtigkeit der Sache zu bestimmen, ist der Facultät überlassen. 2) Für die Anwesenheit bey der Probevorlesung eines Privatdocenten: 2 Rthlr. 16 Conv. Geld. 3) Für den Eintritt eines ordentlichen Professors, der noch nicht juristischer Doctor ist, in die Facultät 60 Rthlr. in Gold, der Bibliothek 1 " dem Actuar 5 " 21 gl. den Pedellen 1 " 6 " 4) Für den Eintritt eines ordentlichen Professors, der bereits juristischer Doctor ist, in die Facultät: Zu der Facultätscasse 40 Rthlr. in Gold, dem Actuar 3 " 5) Für Ertheilung der Würde eines Licentiaten 82 Rthlr. in Gold, der Bibliothek 1 " dem Universitätssecretär – " 21 gl. dem Actuar 3 " 21 " den Pedellen 1 " 6 " 6) Für eine solenne Ertheilung der Doctorwürde 109 Rthlr. 18 gl. in Gold, dem Actuar 5 " 21 " der Bibliothek 1 " – " dem Universitätssecretär – " 21 " den Pedellen 1 " 6 " 125 Im Druck Marginalie linker Rand: „Facultätsemolumente.“
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Wenn jedoch der Doctorand schon früher bey der Facultät die Würde eines Licentiaten erlangt hat, so wird von ihm überhaupt gezahlt: 80 Rthlr. in Gold. 7) Für eine Doctorpromotion in Abwesenheit 111 Rthlr. 21 gl. in Gold, dem Actuar 5 " – " der Bibliothek 1 " – " dem Universitätssecretär – " 21 " den Pedellen 1 " 6 " 8) Für Nostrification eines Doctors 45 Rthlr. – " in Gold, davon erhält der Actuar 3 Rthlr. B. Besondere Emolumente für den Decan oder andere einzelne Facultisten: 1) dem Decan: Concilienassessurbesoldung 25 Rthlr. Conv. Geld. 2) dem Decan für die Anwesenheit bey der Probevorlesung eines Privatdocenten 1 Rthlr. Conv. Geld. 3) dem Decan Siegelgebühr, so oft das kleinere Facultätssiegel gebraucht wird 6 gl. Conv. Geld. 4) Vom Sagittarischen Capital 6" 5) Dem Decan für eine solenne Doctorpromotion 21 Rthlr. 21 gl. in Gold. 6) Dem Censor für eine solenne Doctorpromotion 20 Rthlr. in Gold. Geht ein Mitglied der juristischen Fakultät mit Tode oder auf eine sonstige Weise ab, so erhält dasselbe oder seine Erben seinen Anteil an den eingegangenen oder bis dahin zu zählenden Facultätsgeldern bis zu dem Tage seines Abganges. Sind die Erben aber eine Witwe oder Kinder, so beziehen sie den Antheil des ganzen Sterbequartals von den Facultätsgeldern wie von der Decanatsbesoldung. Iuramentum Doctoris Ego iuro 1) me velle obedire Magnifico Domino Rectori universitatis et facultati iuridicae Ienensi in licitis et honestis; 2) me velle doctoribus facultatis iuridicae exhibere debitam reverentiam et honorem, promotoresque meos parentum loco colere; 3) me velle servare statuta et statuenda per facultatem; 4) me velle tueri iustitiam, concordiam et benevolentiam, quantum fieri potest; 5) me velle omnia mea consilia et actiones ad divini numinis gloriam, reipublicae christianae commodum, Academiae Ienensis facultatisque iuridicae honorem instituere et cavere omnibus modis, ne vel invidia, vel odio, vel malevolentia ulli hominum aliqua fiat iniuria;
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6) me velle iuxta ius divinum et humanum, leges scriptas, consuetudines et statuta honeste, pie, iuste, incorrupte de iure respondere, iudicare causas, aliaque munera boni ICti obire; 7) nec in Academiae huius contumeliam alibi unquam gradum doctoris in hac facultate suscipere. Statut der medicinischen Facultät. §. 1.126 Die medicinische Facultät hat als Theil der Universität die Bestimmung, durch Vorlesungen und Pflege der ihr anvertrauten Anstalten die gelehrte medicinische Bildung zu befördern und tüchtige Männer für den Staat in dieser Wissenschaft auszubilden. §. 2.127 Die medicinische Facultät im weitern Sinne umfaßt sämmtliche Professoren und andere Lehrer der Medicin, welche bey der Universität angestellt oder aufgenommen sind; im engern Sinne besteht sie aus den ordentlichen Professoren der Medicin (Facultisten) und denjenigen ordentlichen Honorar-Professoren, welchen die Durchlauchtigsten Erhalter Sitz und Stimme in der Facultät ausdrücklich verliehen haben (Beysitzern der Facultät). §. 3.128 Was das allgemeine Statut §. 7–20 über die Rechte und Verbindlichkeiten der Facultäten und über die Verhältnisse derselben zu dem Ganzen der Universität festgestellt hat, leidet auch Anwendung auf die medicinische Facultät. Aber was dieser Facultät eigenthümlich ist, ergiebt sich aus den folgenden §§.129 §. 4.130 Im Senate, im Concilium, im Lectionskataloge und bey öffentlichen Feyerlichkeiten der ganzen Universität nimmt die medicinische Facultät ihren Platz unmittelbar nach der juristischen Facultät ein. Eben so geht dieselbe bey Besetzung des Prorectorats in der Reihenfolge der philosophischen Facultät voran. §. 5.131 Die Vorlesungen, welche in das Gebiet der Medicin gehören und für welche dieselbe dergestalt zu sorgen hat, daß kein Hauptcollegium in dem Zeitraume eines Jahres ungelesen bleibt, sind: 1) als Vorlesungen über die propädeutischen, die Grund- und die Vervollkommnungswissenschaften, a) Encyclopädie und Methodologie, b) Naturgeschichte und Botanik, 126 Im Druck Marginalie rechter Rand: „Bestimmung.“ 127 Im Druck Marginalie rechter Rand: „Bestand.“ 128 Im Druck Marginalie rechter Rand: „Rechte und Verbindlichkeiten. Beziehung auf das Statut der Universität.“ 129 Im Druck Marginalie linker Rand: „Nachträge zu diesem Statut.“ 130 Im Druck Marginalie linker Rand: „Zu §. 7. Rang.“ 131 Im Druck Marginalie linker Rand: „Zu §. 8. Vorlesungen.“
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c) Chemie und Pharmacie, d) Anatomie, e) Physiologie und Anthropologie, f) Psychologie, g) Geschichte der Medicin; 2) als Vorlesungen über eigentliche medicinische Wissenschaften a) allgemeine und besondere Pathologie, b) Semiotik, c) Arzeneymittellehre, d) Formulare, e) allgemeine und besondere Therapie, f) Chirurgie, g) Verbandlehre, h) Ophthalmologie, i) Entbindungskunst, k) Clinik, l) Thierarzeneykunde, m) Staatsarzeneykunde. Von den ersteren werden die Anatomie und Physiologie, von den letzteren die Pathologie, die Therapie, die Chirurgie und die Clinik als Hauptcollegien bezeichnet. §. 6.132 Die Würden, welche die medicinische Facultät zu ertheilen berechtigt ist, sind 1) die medicinische Doctor-Würde und die derselben vorausgehenden niederen Grade des Baccalaureus und des Doctoranden, 2) die medicinische Licentiatenwürde. Nach Maßgabe der Kenntnisse, welche der zu Promovirende in den verschiedenen Fächern der Medicin besitzt, ertheilt ihm die Facultät entweder 1) die Würde eines Doctors (Licentiaten) der Medicin, Chirurgie und Entbindungskunst, oder 2) die Würde eines Doctors (Licentiaten) der Medicin und Chirurgie, oder 3) die Würde eines Doctors (Licentiaten) der Chirurgie und Entbindungskunst, oder 4) die Würde eines Doctors (Licentiaten) der Medicin, oder 5) die Würde eines Doctors (Licentiaten) der Chirurgie. §. 7.133 Wer die Doctorwürde in der medicinischen Facultät erlangen will, hat sich deßhalb bey dem Decan der Facultät anzumelden und, wenn diesem ein Bedenken nicht beygeht, in das Candidatenbuch einzuschreiben. Eine solche Anmeldung muß unterstützt und gerechtfertigt werden 1) durch die Bescheinigung, daß der Candidat seine akademischen Studien nicht nur der Zeit, sondern auch dem Umfange nach vollendet habe, 2) durch die Vorlegung ausreichender Sittenzeugnisse, 3) durch die Vorlegung eines in lateinischer Sprache geschriebenen Specimens, welches einen Gegenstand der medicinischen Wissenschaften behandelt und bey der nachfolgenden Prüfung weiter in Betracht kommt. Außerdem hat der Candidat 4) entweder seine bey der Universität Jena schon erlangte Matrikel vorzuzeigen oder sich gegen Erlegung der §. 45 No. 2 des allgemeinen 132 Im Druck Marginalie rechter Rand: „Zu §. 12. Nr. 3. Würden in der medicinischen Facultät.“ 133 Im Druck Marginalie linker Rand: „Promotion zum Doctor. Anmeldung.“
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Statutes festgesetzten Taxe bey der Universität immatriculiren zu lassen, 5) die Promotionskosten zu entrichten. Frey von diesen Kosten sind die ehelich gebornen Söhne derjenigen Gelehrten, welche eine ordentliche Stelle in der medicinischen Facultät zu Jena bekleiden oder irgend einmal bekleidet haben. §. 8134 Die Festsetzung des Tages der Prüfung, die schriftliche (lateinische) Einladung der übrigen Mitglieder der Facultät zu derselben und die schriftliche (lateinische) Vorladung des Candidaten geschieht durch den Decan. Bey der Prüfung (examini rigoroso) sollen in der Regel alle Facultätsmitglieder gegenwärtig und als Examinatoren thätig seyn. Das jüngste Mitglied der Facultät macht, nach einer von dem Decan ausgehenden Einleitung und nachdem hierauf der Candidat seinen Lebenslauf in lateinischer Sprache verlesen hat, den Anfang; der Senior, er sey auch Decan oder nicht, macht den Schluß. Es erstreckt sich die Prüfung auf alle Haupttheile der Medicin nach Maßgabe des Gegenstandes theils in lateinischer, theils in deutscher Sprache. Auf das von dem Candidaten bey der Anmeldung eingereichte Specimen (§. 7) ist besondere Rücksicht zu nehmen, damit die eigne Autorschaft in Gewißheit gesetzt werde. Nach beendigter Prüfung berathschlagen sich die Mitglieder der Facultät, ob der Candidat des nachgesuchten Grades für würdig zu achten und ob derselbe zur Disputation zuzulaßen sey, oder nicht. Der Beschluß wird dem wieder vorgerufenen Candidaten noch vor versammelter Facultät eröffnet. Fällt der Beschluß verneinend aus, so wird der Candidat nach dem Ergebnisse der Prüfung entweder auf immer, oder nur mit einer Ermahnung zum fleißigeren Studium auf gewisse Zeit, abgewiesen, ohne daß derselbe die für das Examen im voraus bezahlten Kosten zurückfordern darf. Fällt der Beschluß bejahend aus, so erhält der Candidat sofort den Grad eines Baccalaureus und Doctoranden und zwar nach dem Umfange seiner Kenntnisse entweder in allen Fächern der Medicin oder nur in einzelnen Theilen derselben. (§. 6.). §. 9.135 Hierauf folgt, als weitere Bedingung der zu erlangenden Doctorwürde, die öffentliche Vertheidigung einer gedruckten Streitschrift in lateinischer Sprache und sonst nach folgenden Bestimmungen: 1) die Streitschrift muß von dem Doctoranden selbst verfaßt seyn und ist wie überhaupt so insonderheit mit Rücksicht hierauf, also mit Rücksicht auf die in dem Examen von dem Candidaten bewiesene Gabe der Darstellung, Sprachfertigkeit usw. sorgfältigst zu prüfen. Diese Prüfung liegt zunächst dem Decan ob, kann aber von diesem bey eintretenden Bedenken der ganzen Facultät anheim gestellt werden. 2) Wird die Streitschrift für die Arbeit des Doctoranden und auch sonst für zulässig erkannt, so kündigt der Decan den Tag der Disputation durch einen öffentlichen lateinischen Anschlag an. Vor diesem Tage wird die Streitschrift selbst a) dem Titel nach an dem schwarzen Brete bekannt gemacht, b) auf der Universität herkömmlich vertheilt. Es erhält jeder Lehrer in der medicinischen Facultät vier 134 Im Druck Marginalie rechter Rand: „Prüfung.“ 135 Im Druck Marginalie linker Rand: „Disputation“
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Exemplare, jeder andere Lehrer auf der Universität ein Exemplar, außer den für die Bibliotheken, die Landesbehörden und die auswärtigen Universitäten bestimmten Abdrücken. Dem Prorector und den ordentlichen Professoren der medicinischen Facultät hat der Doctorand seine Streitschrift selbst zu überbringen. 3) Unter den Opponenten soll sich ein Mitglied der medicinischen Facultät befinden; die übrigen werden von dem Doctoranden frey gewählt und von der Facultät nur dann bestellt, wenn der Doctorand darauf anträgt. 4) Auch die Wahl eines Präses aus dem Mittel der medicinischen Facultät steht dem Doctoranden frey, dafern er seine Disputation nicht ohne Präses bestehen will. 5) Es beginnt die Disputation an dem festgesetzten Tage Vormittags um 10 Uhr; der Schluß darf nach 1 Uhr Mittags von dem Doctoranden verlangt werden. 6) Die Eröffnung und der Schluß der Disputation, letzterer entweder auf Verlangen oder aus eigener Bewegung nach Ablauf der vorgegebenen Stunde, ist Sache des Decans, welcher überhaupt das Ganze zu leiten und auf Ordnung und Anstand Bedacht zu nehmen hat. §. 10.136 Nach geendigter Disputation geschieht die Ertheilung der Doctorwürde (Promotion) ebenfalls öffentlich. Der Decan ist Brabeuta. Der Doctorand hat den Doctoreid nach dem angefügten Formular abzuleisten. Es wird über die so ertheilte Doctorwürde von dem Decan ein lateinisches Diplom ausgefertiget, in Druck gegeben und zum öffentlichen Anschlag gebracht. Von den Abdrücken desselben außer dem Anschlage (in der Regel 25 auf Schreibpapier und 25 auf Druckpapier) erhalten der Prorector und jedes Mitglied der medicinischen Facultät zwey, jeder andere Lehrer auf der Universität ein Exemplar; die übrigen der Promovirte. §. 11.137 Was §. 8 – §. 10 über die Anmeldung zur Promotion über die zu bestehende Prüfung, über die Disputation und über die Form der Promotion festgesetzt worden, gilt auch für die Erlangung der Licentiatenwürde, ausgenommen nur, daß bey dieser die vorgängige Promotion zum Baccalaureus und Doctoranden wegfällt und in der Eidesformel nicht von summis in arte medica honoribus die Rede ist. Die Kosten der Promotion zum Licentiaten sind geringer, als die Kosten der Promotion zum Doctor. Der Doctor hat den Vorrang vor dem Licentiaten. Wer bey der medicinischen Facultät in Jena zum Licentiaten promovirt worden ist und in Jena bleibt, darf den höhern Grad bey keiner auswärtigen Facultät nachsuchen. §. 12.138 Die Bestimmungen in §. 8 und §. 11 stehen als Regel fest und gelten als Gesetz für diejenigen, welche entweder zu den Lehrern der Universität Jena schon gehören oder in die Reihe derselben zu treten die Absicht haben oder endlich auf dem Grunde ihrer Promotion die Erlaubniß zur medicinischen oder chirurgischen Praxis irgendwo nachsuchen wollen. Aber ausnahmsweise darf die medicinische Facultät die Würde eines Doctors (nicht die eines Licentiaten) durch bloßes Diplom ertheilen: 136 Im Druck Marginalie linker Rand: „Förmliche Ertheilung der Doctorwürde.“ 137 Im Druck Marginalie linker Rand: „Promotion zum Licentiaten.“ 138 Im Druck Marginalie rechter Rand: „Promotio honoris causa et promotio in absentia.“
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1) aus eigener Bewegung in Anerkenntniß vorzüglicher Gelehrsamkeit und ausgezeichneter notorischer Verdienste (honoris causa); 2) auf Ansuchen, dafern der Ansuchende a) zur Praxis in irgend einem Staaate schon zugelassen ist, derselbe auch b) durch beglaubigte Zeugnisse nachweist, daß er die gesammte Medicin studirt hat, und daß gegen seine sittliche Aufführung nichts einzuwenden ist, überdieß c) ein anderer öffentlich angestellter und promovirter Arzt für die Würdigkeit desselben besonders noch Bürgschaft leistet, endlich d) von ihm, zur Darlegung seiner theoretischen Kenntnisse, entweder auf ein schon zum Druck befördertes Werk oder auf eine miteingesendete lateinische Probeschrift, unter zureichender Nachweisung darüber, daß er wirklich der Verfasser sey, Bezug genommen wird. Im ersten Falle, bey der Promotio honoris causa, wird die Ableistung des Doctoreides gar nicht gefordert, im zweyten Falle, bey der Promotio in absentia, muß von dem zu Promovirenden der Doctoreid unterschrieben und die Unterschrift gerichtlich regnoscirt werden. §. 13.139 Außer diesen Fällen (§. 12.) kann eine Dispensation von einzelnen Bestimmungen in §. 8 – 11 nur von den Durchlauchtigsten Erhaltern der Universität ertheilt werden und zwar, was Landeskinder betrifft, nur von dem resp. Landesherrn, was Auswärtige betrifft, nur von dem Durchlauchtigsten Erhalter zu Weimar. Wird auf solche Weise die öffentliche Disputation erlassen: so erfolgt die Promotion und die Ableistung des Doctoreides vor versammelter Facultät. §. 14.140 Wenn von der medicinischen Facultät und einer andern Facultät ein gemeinsames Gutachten erfordert wird, so haben sich beyde Facultäten darüber zu benehmen und zwar entweder durch schriftliche Abstimmung oder in einer gemeinschaftlichen Zusammenkunft. §. 15.141 Außer den allen Facultäten gemeinsamen Functionen liegt 1)142 der medicinischen Facultät im Besonderen noch ob: a) dem Senate auf dessen Ersuchen bey Besetzung medicinischer Stellen in Jena und auf den Dotalgütern der Universität ihr Gutachten zu ertheilen; b) die Einrichtung und zweckgemäße Benutzung des älteren botanischen Gartens in Jena, so wie die Bestellung des Gärtners für denselben.– So lange dieser Garten überhaupt noch besteht, führt ein Mitglied der Facultät die Aufsicht darüber, welches auch die Verwaltung der Gartencasse zunächst zur Bestreitung von Facultätsausgaben, in dem Ueberschusse aber zur Vertheilung unter die Facultätsglieder, zu besorgen hat. Hier hat 2)143 das für das Fach der Anatomie angestellte Facultätsmitglied, es sey nun Facultist im engern Sinne oder nur Facultätsbeysitzer 139 140 141 142 143
Im Druck Marginalie linker Rand: „Dispensation.“ Im Druck Marginalie rechter Rand: „Zu §. 12. Nr. 8. Gutachten.“ Im Druck Marginalie rechter Rand: „Zu §. 13. Besondere Obliegenheiten und Functionen“ Im Druck Marginalie rechter Rand: „a) der ganzen Facultät,“ Im Druck Marginalie rechter Rand: „b) des Professors der Anatomie,“
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a) den ausschließlichen Gebrauch des anatomischen Theaters mit allen aus diesem Rechte sich ergebenden Obliegenheiten, als der Sorge für Reinlichkeit, Herbeyschaffung der Leichen usw. b) die Aufsicht über den Prosector, welcher im Falle einer neuen Anstellung von ihm dem Senate präsentirt, und über den Diener bey dem anatomischen Theater, welcher von ihm ohne weitere Anfrage angenommen und nach Willkühr entlassen wird. Endlich hat 3)144 das für das Fach der Chirurgie berufene Facultätsmitglied sich allen bey der Universität vorkommenden gerichtlich chirurgischen Acten zu unterziehen, z. B. den gerichtlichen Sectionen. §. 16.145 Der Decan ist der zeitige Vorsteher der Facultät, bey dem auch alle der Facultät gehörige Sachen, Bücher, Siegel und currente Acten aufbewahrt werden, nach den Bestimmungen des allgemeinen Statutes. Mit dem Decanate sind die Brabeutie und die Assessur im Concilium verbunden. Der Decan ertheilt 1) in seiner Eigenschaft als Brabeuta die medicinische Grade und fertigt im Namen der Facultät die Diplome in der bestehenden Form aus; er übernimmt 2) die Revision der medicinischen Streitschriften; er muß 3) bey allen medicinischen Disputationen gegenwärtig seyn; er unterzieht sich 4) den Visitationen der Apotheken zu Jena im Auftrage der Facultät und so oft, als diese von der Landespolizeybehörde dazu aufgefordert wird; er hat 5) die Beschlüsse, actenmäßigen Berichte, Gutachten und andere schriftliche Aufsätze für die Facultät zu entwerfen, auch die Entwürfe der Facultät zur Revision und nach Befinden zur Bestimmung des Honorars vorzulegen; er hat 6) diejenigen, welche den Doctor- oder Licentiaten-Grad oder die Rechte eines Privatdocenten zu erlangen wünschen, der Facultät zu den anzustellenden Prüfungen zu präsentiren; er hat 7) halbjährlich ein Verzeichniß der wichtigsten neu erschienenen Schriften in dem Umfange der medicinischen Wissenschaften der Facultät zur Auswahl vorzulegen und die Titel der gewählten Werke dem Bibliothekar zu übergeben; er hat 8) die an die Facultät eingehenden Gelder in Empfang zu nehmen und zu vertheilen; er soll endlich 9) am Ende seines Decanats die während desselben vorgekommenen Promotionen in der medicinischen Facultät mittelst einer lateinischen Druckschrift anzeigen, welche durch Inhalt, Form und Umfang den Namen eines akademischen Programmes verdient. §. 17. 146 Die Privatdocenten in der medicinischen Facultät stehen in wissenschaftlichen Angelegenheiten lediglich unter der Aufsicht und Leitung dieser Facultät. Solches gilt, bezüglich auf die medicinischen Wissenschaften und Vorlesungen, welche mehren Facultäten zugleich angehören. 144 Im Druck Marginalie linker Rand: „c) des Professors der Chirurgie.“ 145 Im Druck Marginalie linker Rand: „Zu §. 17. Decan.“ 146 Im Druck Marginalie linker Rand: „Zu §. 34. Privatdocenten.“
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§. 18.147 Die Emolumente bey der medicinischen Facultät, welche theils unter sämmtliche ordentliche Professoren als Mitglieder der Facultät (Facultisten) vertheilt, theils aber von dem Decan oder von einzelnen Facultisten oder auch Universitätsverwandten, für besondere Mühwaltungen bezogen werden, sind folgendermaßen gesetzlich geordnet: A. Zur Vertheilung unter sämmtliche Facultisten. 1) Die Honorare für gefertigte Gutachten, insofern solche nicht ex officio erstattet werden müssen. Diese nach Verhältniß der größern oder geringern Wichtigkeit der Sache jedesmal zu bestimmen ist der Facultät überlassen. 2) Für die Anwesenheit bey der Probevorlesung eines Privatdocenten 2 Rthlr. 16 gl. Conventionsgeld. 3) Für den Eintritt eines ordentlichen Professors in die Facultät 23 Rthlr. – gl. Conventionsgeld. 4) Von der Promotion eines Doctors 26 Rthlr. 20 gl. in Gold. 5) Für das Examen bey der Promotion eines Doctors 59 Rthlr. 6 gl. in Gold. 6) Für ein zweytes Examen 18 Rthlr. – gl. in Gold. 7) Für Nostrification eines Doctors 40 Rthlr. – gl. in Gold. 8) Für die Promotion eines Licentiaten 50 Rthlr. – gl. in Gold. 9) Für das Examen eines Licentiaten 10 Rthlr. – gl. in Gold. B. Besondere Emolumente für den Decan, oder einzelne Facultisten oder andere der Universität angehörige Personen: 1) Für den Decan, Concilienassessurbesoldung 25 Rthlr. – gl. Conventionsgeld. 2) Dem Decan für Anwesenheit bey der Probevorlesung eines Privatdocenten und Ausfertigung des Erlaubnißscheins einschließlich des Facultätsdieners 1 Rthlr. 16 gl. Conventionsgeld. 3) Dem Decan Siegelgebühr, so oft das kleine Facultätssiegel gebraucht wird – Rthlr. 6 gl. Conventionsgeld. 4) Von dem Sagittarischen Capital – Rthlr. 6 gl. Currentgeld. 5) Dem Decan für Revision einer Dissertation pr. Bogen 1 Rthlr. – gl. 6) Dem für das Examen bey einer Doctorpromotion 6 Rthlr. – gl. in Gold. 7) Dem Decan für den Druck der Doctordiplome 2 Rthlr. 16 gl. Conventionsgeld.
147 Im Druck Marginalie linker Rand: „Emolumente.“
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8) Dem Decan zu Bestreitung der Druckkosten des am Ende des Decanats zu schreibenden Programms mit Anzeige der vorgekommenen Promotionen 3 Rthlr. – gl. Conventionsgeld. 9) Der Senior erhält statt eines ehemaligen Deputates von drey Eymern Landwein 6 Rthlr. – gl. Conventionsgeld. 10) Dem Senior für ein Doctorexamen 5 Rthlr. – gl. in Gold. Außerdem erhalten von einer Doctorpromotion: die Bibliothek 1 Rthlr. – gl. der Universitätssecretär – " 22 " die botanische Casse 1 " – " die Pedelle 1 " – " 3 Rthlr. 22 gl. in Gold Geht ein Mitglied der medicinischen Facultät mit Tode oder auf eine sonstige Weise ab: so erhält dasselbe oder seine Erben seinen Antheil an den eingegangenen, oder bis dahin zu zahlenden Facultätsgeldern bis zu dem Tage seines Abganges. Sind die Erben aber eine Witwe oder Kinder, so beziehen sie den Antheil des ganzen Sterbequartals. Doctoreid der medicinischen Facultät zu Jena. Ego N. N. ex animi mei sententia iuro, me pro viribus consulturum esse cum universae huius Academiae, tum praesertim gratiosi medicorum Ordinis famae, honori, emolumento; parentum loco me habiturum praeceptores et qui summis in arte medica honoribus me decorarunt; quocunque ad factitandam medicinam appellatus fuero, ibi me caute acturum atque circumspecte, absque dolo malo et negligentia; me pauperibus pariter atque divitibus, vel si nihil inde lucri faciam, operam navaturum esse atque studium; me in morbis et affectibus revelatis ea usurum esse fide ac taciturnitate, qua probum et honestum decet medicum; in relationibus pro muneris officio faciundis veritatem sectaturum, reipublicae salutem perpetuo ante oculos habiturum; per omnem denique vitam ita versaturum, ut nunquam me auctore ars male audiat. Ita me Deus adiuvet. Statut der philosophischen Facultät. §. 1.148 Zu der philosophischen Facultät gehören alle Lehrer bey der Universität, welche solche Theile der Wissenschaft in Vorlesungen behandeln, die keiner der übrigen 148 Im Druck Marginalie rechter Rand: „Bestand u. Unterrichtsgebiet.“
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Facultäten ausschließlich zugewiesen sind. Aber im engeren Sinne bilden dieselbe nur neun ordentliche Professoren für folgende Fächer: 1) theoretische Philosophie, 2) practische Philosophie, 3) Beredtsamkeit und Dichtkunst mit der Altertumskunde, 4) alte und morgenländische Sprachen und deren Literatur, 5) Geschichte mit ihren Hülfswissenschaften, 6) Mathematik und Physik, 7) Chemie, 8) Staats- und Cameralwissenschaft, auch Technologie, 9) Naturgeschichte.– Hiermit wird zugleich der Umfang bezeichnet, in welchem die philosophische Facultät für den wissenschaftlichen Unterricht auf der Universität Jena also zu sorgen hat, daß die Hauptcollegien in jedem Halbjahre gelesen werden.– §. 2.149 Was das allgemeine Statut der Universität sonst noch über die Rechte und Verbindlichkeiten der Facultäten, über die innere Ordnung derselben und über die Verhältnisse derselben zu der ganzen Universität festgesetzt hat, leidet auch Anwendung auf die philosophische Facultät. Nur was dieser Facultät eigenthümlich ist, ergiebt sich aus den nachstehenden §§. §. 3.150 Im Senate, im Concilium, im Lectionskataloge und bey öffentlichen Feyerlichkeiten nimmt die philosophische Facultät ihren Platz ein unmittelbar nach der medicinischen Facultät. §. 4.151 Die von der philosophischen Facultät ausgehenden akademischen Würden sind: 1) die eines Doctors der Philosophie, 2) die eines Doctors der Philosophie und Magisters der freyen Künste. §. 5.152 Die Regel ist, daß 1) beyde Würden nur ertheilt werden auf Anmeldung und Nachsuchen, daß 2) die Würde eines Doctors ein wohlbestandenes Examen vor versammelter Facultät voraussetzt, daß 3) die Würde eines Magisters der freyen Künste außer diesem Examen noch die Fertigung einer Streitschrift in lateinischer Sprache und deren öffentliche Vertheidigung erfordert. §. 6.153 Die Anmeldung und das Nachsuchen von Seiten des Candidaten geschieht in einem lateinischen Schreiben an die Facultät, welches dem Decan zu überreichen ist. Dieselbe muß begleitet seyn, a) von der Nachweisung, daß der Candidat einen dreyjährigen Cursus der akademischen Studien vollendet habe, b) von genügenden Sittenzeugnissen, 149 Im Druck Marginalie linker Rand: „Rechte und Verbindlichkeiten derselben. a) Verweisung auf das allgemeine Statut.“ 150 Im Druck Marginalie linker Rand: „b) Nachträge zu dem allgemeinen Statut. Zu §. 7. Rang.“ 151 Im Druck Marginalie linker Rand: „Zu §. 12 Nr. 3.– Würden in der philosophischen Facultät.“ 152 Im Druck Marginalie linker Rand: „Bedingungen derselben 1) in der Regel.“ 153 Im Druck Marginalie rechter Rand: „a) Anmeldung.“
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besonders aus der letztern Zeit, c) von einer wissenschaftlichen Abhandlung in lateinischer Sprache. Ist der Candidat auf der Universität Jena noch nicht immatriculirt, so hat er 3) vorerst noch diese Immatriculation bewirken zu lassen, gegen Erlegung derjenigen Gebühr, welche §. 45 des allgemeinen Statuts unter Nr. 2 festsetzt. §. 7.154 Der Tag und die Stunde des Examens wird von dem Decan anberaumt, welcher dazu die übrigen Mitglieder schriftlich einzuladen und den Candidaten vorzuladen hat. Es wird von dem Decan eröffnet. Der Candidat hat seinen in lateinischer Sprache abgefaßten Lebenslauf und in solchem die Geschichte seiner wissenschaftlichen Ausbildung zu verlesen. Die Fächer, über welche examinirt wird, sind theils solche, auf welche in jedem Examen ohne Unterschied eingegangen werden darf, theils solche, auf welche nur dann eingegangen werden darf, wenn sie von dem Candidaten als ein Gegenstand seiner Studien bezeichnet worden. Dorthin gehören griechische und lateinische Sprache, Litteratur und Alterthümer, theoretische und practische Philosophie, Mathematik, Geschichte, Physik, Chemie, Staats- und Cameralwissenschaften. Die Examinatoren sind stets sechs. Unter diesen sollen sich die Professoren der Beredtsamkeit und der griechischen Litteratur bey jedem Examen befinden, die Professoren der theoretischen Philosophie, der practischen Philosophie, der Mathematik, und der Geschichte aber nur dann, wenn nicht nach den angegebenen besonderen Studien des Candidaten und dem Ermessen der Facultät, der Eine oder der Andere von dem Professor der morgenländischen Sprachen, der Physik, der Chemie, der Staats- und Cameralwissenschaften vertreten wird. Abgesehen von den alten und morgenländischen Sprachen, deren Litteratur und Geschichte, als worüber nur in der lateinischen Sprache zu examiniren ist, hängt es von den Examinatoren ab, ob sie sich dieser oder der deutschen Sprache bedienen wollen. Auf die von dem Candidaten bey der Anmeldung übergebene Abhandlung (Probeschrift) ist in dem Examen besondere Rücksicht zu nehmen, damit auf solche Weise die Autorschaft festgestellt werde. §. 8. Nach dem Examen berathschlagen sich die Mitglieder der Facultät unter dem Vorsitze des Decans, ob dem Candidaten die Doctorwürde zu ertheilen sei, und mit welchem, dem Umfang seiner Kenntnisse bestimmenden, dem Diplom einzuverleibenden Zeugnisse. Die Entscheidung wird dem wieder vorgerufenen Candidaten sofort bekannt gemacht. Fällt sie verneinend aus, entweder auf immer oder auf eine gewisse Zeit mit einer Ermahnung zu gründlicheren Studien, so verliert der Candidat das, was von ihm nach §. 14 für das Anmelden zur Promotion und für das Examen zu entrichten gewesen ist. §. 9.155 Die Disputation, durch welche die Würde eines Magisters der freyen Künste bedingt wird, verläuft nach folgenden Bestimmungen: 1) Die von dem Candidaten zum Druck und zur öffentlichen Vertheidigung bestimmte Streitschrift ist vor dem Drucke noch dem Decan und von diesem bey etwa eintretenden Bedenken der ganzen Facultät zur Revision vorzulegen. 154 Im Druck Marginalie rechter Rand: „b) Examen.“ 155 Im Druck Marginalie rechter Rand: „c) Disputationen.“
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2) Im Falle der Billigung kündigt der Decan die Disputation durch ein lateinisches Programm an. 3) Die Streitschrift wird einige Tage vor der Disputation mit dem vom Dekan geschriebenen Programm an alle Lehrer der Universität vertheilt und durch den Titel am schwarzen Brete bekannt gemacht. 4) Jedes Facultätsmitglied erhält zwey Exemplare, jeder andere Lehrer ein Exemplar der Dissertation und des Programms. Auch muß die gehörige Anzahl der für die dazu berechtigten Landesbehörde, für die Bibliotheken und die auswärtigen Universitäten bestimmten Exemplare abgeliefert werden. 5) Dem Prorector und den ordentlichen Professoren der Facultät hat der Candidat seine Streitschrift persönlich zu überbringen, mit der Bitte um Opposition. Ueberdieß kann derselbe mit Vorwissen und Genehmigung des Decans einige Opponenten aus der Zahl der außerordentlichen Professoren und Privatdocenten sich aus Vorsicht erbitten. Sollten sich freywillige Opponenten nicht finden, so ist es Sorge der Facultät, daß einige aus ihrer Mitte opponiren, wozu namentlich diejenigen Professoren verbunden sind, in deren Fach die Dissertation einschlägt. 6) Die Annahme und Wahl eines Präses steht dem Disputanten frey. 7) Der Decan oder dasjenige Facultätsmitglied, welches derselbe seine Stelle überträgt, eröffnet das Ganze und ist der erste Opponent. 8) Nach dem Decan opponirt wer will aus der Zahl der Facultätsmitglieder, und auf diese folget wer von Professoren der übrigen Facultäten sich bereit findet, dann wer von den Privatdocenten der philosophischen und endlich der übrigen Facultäten sich darstellt. 9) Es beginnt die Disputation um 10 Uhr Vormittags. Um 1 Uhr ist der Disputanten berechtigt, den Schluß zu verlangen, der Decan, diesen Schluß auszusprechen. §. 10.156 Die Promotion geschieht nach wohlbestandenem Examen und resp. geendigter Disputation durch die Ausfertigung des Diploms, in welchem der Candidat entweder bloß zum Doctor der Philosophie oder zum Doctor der Philosophie und Magister der freyen Künste, oder, wenn er den Grad des Doctorats schon vorher erlangt hatte, bloß zum Magister der freyen Künste ernannt wird. Die Fertigung und Ausfertigung des Diploms in lateinischer Sprache liegt dem Decan ob, genau nach den Beschlüssen der Facultät. Es werden funfzig Exemplare gedruckt, fünfundzwanzig auf Schreibpapier und fünfundzwanzig auf Druckpapier. Ein Exemplar wird öffentlich an dem schwarzen Brete angeschlagen, von den übrigen hat der Promovirte an jedes Mitglied der Facultät zwey, an den Decan zehen abzugeben. §. 11.157 Was §. 6–9 geordnet worden ist, steht als Regel fest und gilt als Gesetz für die Promotionen derjenigen, welche entweder zu den Lehrern der Universität Jena schon gehören oder in die Reihe derselben eintreten wollen. Aber es verbleibt der Facultät noch das Recht: 156 Im Druck Marginalie rechter Rand: „d) 1) Promotion.“ 157 Im Druck Marginalie linker Rand: „2) als Ausnahmen von der Regel.“
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1)
aus eigener Bewegung in Anerkenntniß vorzüglicher Gelehrsamkeit und notorischer Verdienste ihre Würden honoris causa zu ertheilen; 2) ausnahmsweise auf Ansuchen die Doctorwürde (nicht die Würde eines Magisters der freyen Künste) zu ertheilen, ohne das Examen vorausgehen zu lassen, vielmehr von dieser Regel dispensirend. Es muß jedoch in dem letztern Falle der Candidat a) seine früheren vollendeten akademischen Studien nachweisen, b) wohlgültige Sittenzeugnisse und Beweise darüber beybringen, daß nichts seinem Ruf antaste, c) eine gedruckte oder geschriebene Abhandlung in lateinischer Sprache nebst der zureichenden Beglaubigung seiner Autorschaft der Facultät zur Prüfung vorlegen. Will die Facultät auch von diesen Bedingungen abweichen, z. B. von der zweyten (b), weil sie in dem Candidaten einen ihren Gliedern wohlbekannten im besten Rufe stehenden Mann vor sich hat, oder von der dritten (c), weil sich der Candidat im Staatsdienste oder als Schriftsteller schon hinlänglich bewährt hat, so soll sie ihre Gründe ausführlich in das Protokoll aufnehmen und auf solche Weise ihre vollständige Rechtfertigung niederlegen. §. 12.158 Der Decan, als zeitiger Vorsteher der Facultät, nimmt auch alle Facultätsgelder ein, z. B. für die Promotionen. Dieselben werden von ihm sofort zur Vertheilung gebracht, mit Ausnahme derjenigen Gelder, welche der Facultät von den Inscriptionen der Studirenden zukommen und nach altem Herkommen erst am Ende des Decanats berechnet und vertheilt werden. Ferner hat der Decan die Revision der Streitschriften (§. 9) zu besorgen, mit dem Rechte jedoch, diese Revision und gleichzeitig das dafür ausgesetzte Honorar einem andern Mitgliede der Facultät zu übertragen, dessen Lehrfache der in der Streitschrift behandelte Gegenstand näher liegt. Endlich ist von dem Decan jede feyerliche Disputation durch ein lateinisches Programm anzukündigen und wie derselbe überhaupt in den Angelegenheiten der Facultät die Feder zu führen hat, so versteht sich solches besonders auch von den Diplomen der Facultät und von den Empfehlungsschreiben. §. 13.159 Die Erlangung des Rechtes, als Privatdocent in der philosophischen Facultät Vorlesungen halten zu dürfen, setzt die erlangte Doctor- und Magister-Würde voraus. Ist der Candidat früher nur Doctor, nicht auch Magister geworden, so hat er die §. 5 und §. 9 vorgeschriebene Disputation nachzuholen. Ist der Candidat auf einer andern Universität promovirt, worüber das erlangte Diplom der Facultät nothwendig vorzulegen ist, so muß derselbe vorerst noch, d. h. ehe er zu der Disputation zugelassen wird, die Rechte eines in Jena selbst promovirten Doctors sich erwerben (Nostrification). Der Probevorlesung, welche der §. 34 des allgemeinen Statuts verlangt, sollen alle Facultätsglieder beywohnen. Der darnach gefaßte Facultätsbeschluß, ob das Recht zu Vorlesungen zu ertheilen sey oder nicht, wird durch den Decan schriftlich ausgefertigt. Wird dieses Recht ertheilt, so umfaßt es alle Zweige der in das Gebiet der philosophischen Facultät gehörigen Wissenschaften. 158 Im Druck Marginalie rechter Rand: „Zu §. 17. Decan.“ 159 Im Druck Marginalie linker Rand: „Zu §. 34. Privatdocenten.“
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§. 14. Die Emolumente bey der philosophischen Facultät, welche theils unter sämmtliche ordentliche Professoren als Mitglieder der Facultät (Facultisten) vertheilt, theils aber von dem Decan oder von einzelnen Facultisten oder auch Universitätsverwandten für besondere Bemühungen bezogen werden, sind folgendermaßen gesetzlich geordnet. A. Zur Vertheilung unter sämmtliche Facultisten: 1) die §. 45. des allgemeinen Statuts festgesetzten Inscriptionsgebühren. 2) Für die Anwesenheit bei der Probevorlesung eines Privatdocenten 2 Rthlr. 16. gl. Conv. Geld. 3) Für den Eintritt und die Aufnahme eines ordentlichen Professors 20 Rthlr. – in Gold. 4) Für den Eintritt und die Aufnahme eines ordentlichen Professors, der noch nicht Doctor ist 50 Rthlr. – in Gold. 5) Für das Anmelden zur Promotion 2 Rthlr. – Conv. Geld. 6) Für das Examen, einschließlich des Facultätsdieners 6 Rthlr. 8 gl. Conv. Geld. 7) Für die Anwesenheit bey der Disputation 2 Rthlr. 16. gl. Conv. Geld. 8) Für die Promotion eines Doctors und Magisters der freyen Künste 49 Rthlr. – in Gold, dem Facultätsdiener 1 Rthlr. 10 gl. der Bibliothek 8 – " dem Secretär 3 – 6 pf. " 9) Für die Nostrification eines Doctors 19 Rthlr. – in Gold. B. Besondere Emolumente für den Decan: 1) Concilienassessur-Besoldung 25 Rthlr. 2) Für Anwesenheit bey der Probevorlesung eines Privatdocenten und Ausfertigung der Bestätigung einschließlich des Facultätsdieners 1 Rthlr. 16. gl. Conv. Geld. 3) Vom Sagittarischen Capital 6 gl. 4) Für die Revision einer Dissertation pr. Bogen 1 Rthlr. Conv. Geld. 5) Für das Programm bey Ankündigung einer Disputation 3 Rthlr. Conv. Geld. 6) Für die Anwesenheit bey der Disputation, einschließlich des Facultätsdieners 2 Rthlr. – Conv. Geld. 7) Für Fertigung des Promotionsdiploms 2 Rthlr. Conv. Geld
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8) Für den Druck desselben 2 Rthlr. 16. gl. Conv. Geld. 9) Von einer Doctorpromotion 1 Rthlr.
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Gold.
10) Von einer Nostrification 1 Rthlr. – Gold. 11) Für Fertigung eines lateinischen Empfehlungsschreibens für den Doctor, einschließlich der Reinschrift 1 Rthlr. 16. gl. Conv. Geld. Außerdem fällt noch C. dem Professor der Geschichte das Sagittarische Legat, nach Abzug dessen zu, was davon für den Prorector und die Decane bestimmt ist. Geht ein Mitglied der philosophischen Facultät mit Tod oder auf sonstige Art ab, so erhält dasselbe oder dessen Erben seinen Theil der eingegangenen oder noch rückständigen Facultätsgelder und der Decanatsbesoldung bis zum Tage des Abganges. Nur der Witwe und den Kindern als Erben werden jene Gelder mit Einschluß der Decanatsbesoldung weiter und zwar bis zum Ende des begonnenen Halbjahres berechnet und überlassen. Papiersiegel
Quelle: UAJ, A 25d. Am Ende des gedruckten Exemplars Papiersiegel des Großherzogs Carl Friedrich zu Sachsen Weimar Eisenach, gelb-schwarze Schnur eingeflochten; 142 S.
427 Nr. 13 Personalverzeichnis der Universität Jena
19. Juni 1827
Namen Verzeichniß sämmtlicher ordentlicher und außerordentlicher Professoren, sowie der Privat-Docenten, und anderer bey der Universität angestellten Beamten 1.
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Geheime Kirchenrath D r . 1 S c h o t t . Lehrt Dogmatik, Neutestamentliche Exegese, Einleitung in das Neue Testament und Homiletik. Ausserdem ist er Director des homiletischen Seminarium und des akademischen Gottesdienstes und verwaltet an gewissen Sonn- und Festtagen das Predigen in der Stadtkirche. Geheime Consistorial-Rath D . D a n z . Lehrt theologische Encyklopädie, Kirchengeschichte, Moral, Wissenschaft des geistl. Berufs, Kirchenrecht, auch Pädagogik, und Didaktik. Ausserdem ist ihm die Direction des katechet. Instituts und das Mit-Curatorium des akademischen Wittwen-Fiscus übertragen. Kirchenrath D . B a u m g a r t e n - C r u s i u s . Lehrt Einleitung in die Dogmatik, theologische Encyclopädie, Dogmatik, Moral, Geschichte der Dogmen, Exegese des N. T., früher auch Exegese des Alt. Test. und Geschichte der Philosophie und ist Director des theologischen Seminarium. Professor D . H o f f m a n n . Dessen Vorlesungen erstrecken sich einmal über Kirchengeschichte, alttestamentliche Exegese, Einleitung in das Alte Testament, biblische Geographie, Geschichte und Alterthümer, dann aber auch über die orientalischen Sprachen und Litteratur, so daß hierunter zunächst die sogenannten semitischen (hebräische, chaldäische, syrische, arabische, samaritanische und äthiopische) dann aber auch einige andere wichtige Zweige der orientalischen Linguistik zu verstehen sind. Ausserdem leitet er die Uebungen einer von ihm gegründeten exegetischen Gesellschaft. Geheime Rath D . S c h m i d . Dessen Lehrfächer sind: Staatsrecht, Lehnrecht, deutsches Recht; besondere Funktionen: Ordinarius des Spruchcollegiums (Jurist. Fakultät als solches und Schöppenstuhl), akademische Rathsstelle im Ober-Appellations-Gericht; Mitglied der Jenaischen ArmenCommission; Censor der Druckschriften unter 20. Bogen. Ober-Appellations-Rath D . K o n o p a k . Dessen Vorträge sind: Institutionen des römischen Privatrechts, Criminalrecht, Criminalprocess und mathesis forensis in einigen ihrer Zweige. Uebrigens ist er als Ober- Appellationsgerichtsrath und als Beysitzer am Schöppenstuhle in fortdauernder Function. Ober-Appellations-Rath D . K o r i . Dessen Vorlesungen waren: Pandekten- und Proceß-Practicum, ingleichen relatorium, Sächsisches Privatrecht, und Sächsisch. Civil-Proceß. Ausserdem auch Mitglied des Ober- Appellationsgerichts und Schöppenstuhls. Die vom Schreiber verwendeten Doktorgradangaben entsprechen im Dokument Nr. 13 nicht dem damals üblichen Gebrauch.
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8. Ober-Appellations-Rath D . W a l c h . Die Gegenstände seiner Vorlesungen sind: Deutsches Privatrecht mit Einschluß des Wechsels und Handelsrechts, Geschichte des römischen Rechts, Geschichte des römischen und deutschen Rechts im Mittelalter und Diplomatik. Ausserdem Mitglied des Ober-Appellationsgerichts, des Schöppenstuhls und des Curatorii des Akademischen Wittwen-Fiscus. 9. Professor D . v o n S c h r o e t e r . Lehrt Pandecten, Geschichte des römischen Rechts, Hermeneutik der Gesetze, deutsche Staats- und Rechtsgeschichte, wozu von nun an noch Institutionen des römischen Rechts kommen; und ist Mitglied des Schöppenstuhls. 10. Professor D . Z i m m e r n . Lehrt Pandecten, Erbrecht, Institutionen und Geschichte des römischen Rechts, und ist Mitglied des Schöppenstuhls. 11. Geheime-Justiz-Rath D . M a r t i n . Die Haupt-Function desselben ist die eines nicht akademischen Mitgliedes des hiesigen Gesammt Ober-Appellationsgerichts; als Profess. ord. honor. ließt er aber über gemeines Criminal-Recht und über Criminal- auch CivilProceßtheorie. 12. Oberappellations-Rath D . E i c h m a n n . Dessen Haupt-Function ist die eines nicht akademischen Mitgliedes des GesammtOberappellationsgerichts. Als Profess. ord. Honor. hält er Vorträge über das Sächsische Recht. 13. Hofrath D . O r t l o f f . Hält Vorträge über das deutsche Privatrecht und Lehnrecht und über Kirchenrecht, und im übrigen ist seine Haupt-Function die eines nicht akademischen Rathes des Gesammt- Oberappellationsgerichts. 14. Geheime-Hofrath D . F u c h s . Hat Osteologie und Anatomie in ihren ganzen Umfange vorgetragen, desgleichen die Secirübungen geleitet und die Direction über die anatomische Anstalt und das Grosherzogl. anatomische Museum geführt. 15. Geheime-Hofrath D r . S t a r k . Liest über Chirurgie, Verbandlehre, über die Entbindungskunst, Augenkrankheiten, operativ Chirurgie, die medicin.-chirurgische Clinik und geburtshülfliche Clinik, ist Director des clinischen Instituts, Entbindungs-Instituts, des LandKrankenhauses und Irren-Instituts; ist Leibarzt am weimarischen Hofe und Mitglied der Obermedicinalbehörde, und der Landes-Direction zu Weimar. 16. Hofrath D . S u c c o w . Dessen Lehr-Vorträge sind: specielle Pathologie, und Therapie, Arzney-MittelLehre, Famular und Semiotik. Auch ist er zweiter Director der Klinik. 17. Hofrath D . K i e s e r . Lehrt Encyclopädie und Methodologie der Medicin; Geschichte der Medicin; allgemeine Pathologie und Therapie; Specielle Pathologie und Therapie; Toxikologie, die Lehre von den venerischen Krankheiten; System des thierischen Magnetismus; Anatomie und Physiologie der Pflanzen; und wird außerdem über Orthopädie lesen.
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18. Hofrath D . V o i g t . Trägt abwechselnd vor: 1. Botanik. 2. Naturgeschichte. 3. Materia medica. zugleich hat er auch die Direction des botanischen Gartens. 19. Hofrath D . S t a r k . Liest über Encyclopädie und Methodologie der Medicin – Allgemeine Pathologie – Allgemeine Therapie – Allgemeine Chirurgie – Ophtalmologie und Otojetri.– Gerichtliche Medicin. 20. Profeßor D r . H u s c h k e . Lehrt 1., die verschiedene Doctrinen der Anatomie. 2., Physiologie. 3., Naturgeschichte. 21. Geheime Hofrath D . E i c h s t a e d t . I., dessen Lehrfächer sind: die gesammte Philologie, jedoch so, daß 1., einige Zweige derselben z. B. Litteratur-Geschichte, Theorie des lateinischen Styls, römisch. Alterthümer, Interpretation der alten Classiker p. in halbjährig wechselnden Vorlesungen, die übrigen Zweige zusammen in den Vorlesungen über Encyclopädie oder Alterthums-Wissenschaft behandelt werden, 2. seit dem Jahre 1817. er die griechische Litteratur dem neu angestellten Professori linguae Graecae überlassen hat. II. Besondere Functionen: Als Programmatarius, Ober-Bibliothekar, erster Director des Seminar. philogici, Director der lateinischen Gesellschaft, Inspector der Gothaischen, Altenburgischen und Meiningischen Landeskinder, so wie der akademischen Speiseanstalt und des Kleberschen Freytisches. 22. Geheime Hofrath D . L u d e n . Lehrt Geschichte in ihrem ganzen Umfange: die allgemeine Geschichte immer, die specielle einzelner Völker und Staaten von Zeit zu Zeit. Ueberdieß ist er zur Zeit akademischer Abgeordneter zum Landtage des Grosherzogthums S. W. E. und durch die Wahl des Landtages, Mitglied des landständischen Vorstandes. 23. Bergrath D . L e n z . Lehrt Naturgeschichte; insbesondere aber das Studium der anorganischen Natur. 24. Professor D . B a c h m a n n . Trägt vor über Logik, Metaphysik, Religions-Philosophie, Psychologie, Geschichte der Philosophie, Encyklopädie der Philosophie und Aesthetik. 25. Hofrath D . F r i e s . Lehrt Physik und Mathematik. 26. Professor D . H a n d . Hält philologische Collegia, lehrt Aesthetik und Poetik und als zweiter Director leitet er das philologische Seminarium. 27. Hofrath D . D o e b e r e i n e r . Lehrt 1., allgemeine Chemie, 2., technische Chemie, d. h. Pharmacey und chemische Technologie, 3., Stöchiometrie, 4., Microchemie, 5., Pneumologie, 6., Matereologie und 7., Phytochemie. 28. Professor D . R e i n h o l d . Dessen Lehrfächer sind die sämtlichen Theile der theoretischen und der practischen Philosophie, neml. Logik, Theorie des Erkenntnißvermögens,
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Methaphysik, Psychologie, Moral Philosophie, und Religionsphilosophie außerdem die Geschichte der philosophischen Bestrebungen. Professor S c h u l z e . Lehrt 1., Staatswirtschaftslehre (Finanzwissenschaft und Gewerbs Polizeylehre) 2., National-Oekonomie 3., wirtschaftl. Statistik. 4., über Landwirthschaft ertheilt derselbe in einem besonderem Institute theoretischen und practischen Unterricht. Professor D . N i e m e y e r . Hat einen exegetischen Cursus des neuen Testaments eröffnet, und hält daneben andere damit verbundene Vorlesungen. Professor D . S c h n a u b e r t . Hält Vorträge über Lehnrecht, Kirchenrecht und Encyklopädie des Rechtes. Ausserdem ist er außerordentlicher Beisitzer des hiesigen Schöppenstuhls und akademischer Deputirter bey hiesiger Policey- und Allmosen-Kommission. Professor D . B a u m b a c h . Hat bisher besonders mehrere Vorlesungen im Fach des römischen Civilrechts, wie Institutionen, Rechtsgeschichte und Pandecten, sowie über die Rechtsphilosophie, früher auch Criminalrecht, und deutsches Privatrecht gelesen. Ausserdem ist er ausserordentl. Beisitzer des hiesigen Schöppenstuhls. Professor D . M a r t i n . Hält Vorträge über Civilproceß-Theorie und Practicum, Relatorium, juristische Litteratur-Geschichte und Encyclopädie des Rechts. Cammerrath D . v o n H e l l f e l d . Hat von Zeit zu Zeit Vorlesungen über materiam medicam, Lebens-Ordnung und venerische Krankheiten gehalten. Professor D . R e n n e r . Leitet als Director des Grosherzogl. Thierarzney-Instituts die practischen u. anatomischen Uebungen in demselben, trägt jährl. sämtliche Theile der Anatomie der Hausthiere und der Thierheilkunde vor; ausserdem jeden Sommer die vergleichende Anatomie und über Physiologie des menschlichen Körpers gelehrt. Professor D . W a l c h . Ist zweiter Director des Grosherzogl. Entbindungs Instituts, und hat Pharmakologie, Receptivkunst, theoretisch praktische Entbindungskunst pp. vorgetragen und leitet in Verbindung mit Geheimen Hofrath D. Stark die Uebungen in der Geburtshülfe im Grosherzogl. Entbindungshause. Professor D . S c h a d . Hat seit einigen Jahren wegen Kränklichkeit nicht lesen können. Professor D . H o g e l . Erbiethet sich halbjährig zu historischen und statistischen Vorlesungen. Professor D . G ö t t l i n g . Ist Universitäts Bibliothekar und dritter Director des philologischen Seminars. Professor D . W a h l . Lehrt die Elemente der reinen Mathematik, ebene und sphärische Trigonometrie, Analysis des Endlichen, Statik und praktische Geometrie.
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41. Professor D . G o e b e l . Hält Vorträge über pharmaceutische Chemie, 2., Warenkunde, 3., Receptivkunst, 4., Arzneymittel-Prüfungslehre, 5., Analytische Chemie und besorgt die Leitung einer pharmaceutisch-chemischen Lehranstalt. 42. Professor D . S c h e i d l e r . Hält Vorträge über Encyklopädie der Philosophie, Logik und Naturrecht. 43. Doctor L a n g e . Liest über Einleitung ins Studium der Theologie, theologische Encyklopädie, schriftliche Religions Philosophie, Apologetik; ausserdem hält derselbe halbjährig Examinatorien über Kirchengeschichte und Dogmatik. 44. Doctor G e b s e r . Lehrt Exegese des neuen Testaments, exegetisch-praktische Erklärung desselben, Examinatorien über Kirchengeschichte und Dogmatik und leitet die Uebungen einer Anzahl Studierender, die sich für das homiletische Seminarium vorbereiten. 45. Ober-Appellat. Ger. Advokat D . v o n H e l l f e l d . Liest über juristische Praxis und Examinatorien, über die Pandecten und Institutionen. 46. Ober-Appellat. Ger. Sekretair D . P a u l s e n . Hält Vorlesungen über Institutionen des römischen Rechts und Practicam. 47. Doctor Vermehren. Lehrt das Römische Recht und das Lehnrecht. 48. Doctor Z e n k e r . Hält Vorträge über Botanik, allgemeine Naturgeschichte, Examinatoria über den theoretischen Theil der Medicin. 49. Adjunctus Doctor P u t s c h e . Ist Pfarrer zu Wenigen-Jena, und hält Vorlesungen über Cameral-Wissenschaften. 50. Doctor K o e r n e r . Fungirt hier als Grosherzogl. Hofmechanicus und hält im Sommerhalbjahr ergänzende mathematisch praktische, im Winter ergänzende physikalischpraktische Vorlesungen. 51. Doctor W a c h t e r . Liest über die ältere thüringische u. obersächsische und die Geschichte des sechzehnten Jahrhunderts. 52. Professor L a v e ’ s . Lehrt französische Sprache und Litteratur. 53. Stallmeister S i e b e r . Ertheilt den erforderlichen Unterricht im Reiten. 54. Fechtmeister B a u e r . Giebt Unterricht im Fechten und Voltigiren. 55. Tanzmeister H e s s . Giebt Unterricht im Tanzen. 56. Zeichenmeister O e h m e . Ertheilt Unterricht in aller Art Zeichnung, wie auch im Mahlen.
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Dokumente
57. Kupferstecher H e s s . Ertheilt Unterricht in Kupferstechen und dahin einschlagenden Fächern und zugleich auch im Zeichnen. 58. Zeichenlehrer S c h e n k . Ertheilt Unterricht im Zeichnen und Mahlen im Allgemeinen; ausserdem noch in anatomischen u. physiologischen Zeichnen nach der Natur, besonders an den Medicin-Studirenden. 59. Concertmeister D o m a r a t i u s . Ertheilt Unterricht in der Musik. 60. Musik-Director W e s t p h a l . Giebt Unterricht in der Musik und dirigiert die akademischen Concerte. 61. Musikus R i c h t e r . Giebt Unterricht in Musik. 62. Mechanikus S c h m i d t . Giebt praktischen Unterricht in allen mechanischen Arbeiten, so auch in allen Arten von Modellen, von Maschinen, Mühlen und Gebäuden. 63. Instrumentmacher T i l l y . Verfertigt alle Chirurgisch Anatomische Instrumente und Bandagen und Maschinen zu allen orthopädischen Kuren und giebt practischen Unterricht im Anfertigen obiger Artikel. 64. Universitäts Bibliothekar Professor D. G ö t t l i n g . Ist Professor der Philologie und 3ter Director des philologischen Seminars. 65. Justiz-Rath D . A s v e r u s . Ist Universitäts-Syndicus und ausserdem Gerichtsverwalter zu Gleine u. Graitschen. 66. Justiz-Rath D . v o n G o h r e n . Ist bey der Universität als Amtmann und als Sekretair angestellt, zugleich auch Beisitzer des Schöppenstuhls. 67. Rentamtmann L a n g e . Ist Rechnungsführer der akademischen Rentamtsbibliotheks- und Stipendiaten-Kassen. 68. Aktuar N i t s c h k e . Ist Aktuar bey dem Universitäts-Amte, akademischer Quästor, ProrektoratsRechnungsführer und Amts-Advocat. 69. Aktuar J a e g e r . Ist Aktuar bey dem Schöppenstuhl und Juristen-Fakultät. 70. Doctor K i r c h o f . Ist Cassirer bey der akademischen Speise-Anstalt. 71. Bibliotheksschreiber C o m p t e r . Besorgt die Sekretariatsgeschäfte bey der akademischen Bibliothek.
Quelle: UAJ, A25b; Statut von 1821. Handexemplar des Kurators Motz; darin „Namen-Verzeichnis“, 8 Bl.; eingelegt im Anschreiben von Prorektor und Senat an den Kurator v. 31.3.1827, halbbrüchig.
A BBI LDU NGSV ER Z EICH N IS Titelbild: Ordo et Industria, aus: Karl Bulling, Goethe als Erneuerer (1932), S. II Seite 44 Gersdorff, Schweizer, Conta, Stiftung Weimarer Klassik, Goethe-Schiller-Archiv Hoff, Forschungsbibliothek Gotha, Schloß Friedensstein Seite 54 Staatsvertrag, Thüringisches Staatsarchiv Gotha Seite 116 Grüne Tanne, Universitätsarchiv Jena Seite 130 Einband Verfassungsurkunde, Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena Seite 192 Kollegienhof, Universitätsarchiv Jena Seite 258 Gagern, Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena Seite 353 Bibliotheksgebäude, Universitätsarchiv Jena Güldenapfel, Kustodie der Friedrich-Schiller-Universität Seite 354 Grundriß 1817, Thüringisches Staatsarchiv Gotha Seite 355 Grundriß 1824, Thüringisches Staatsarchiv Gotha Seite 356 Goethe und Carl August, Stiftung Weimarer Klassik, Goethe-Nationalmuseum Weimar
A BK Ü R Z U NGSV ER Z EICH N IS (allgemein geläufige und in bibliographischen Angaben übliche Abkürzungen sind nicht erfaßt) Abb. Abh. Abt. ALZ Art. AS Cap. Conv. D. d. Dok. Dukat DuQ
egh. Eimer EuJ Ew. FA fl. fol. Fuß g. / gr. / gl. GJb. GSA GV H. h.c. HSA HJB
Abbildung Abhandlung/Abhandlungen Abteilung Allgemeine Literatur-Zeitung, Jena 1785–1803 Artikel Goethe, Amtliche Schriften Kapital Konventmünze bis heute gebräuchliche Abkürzung für den theologischen Doktorgrad (Doctor theologiae) im Unterschied zu anderen Doktorgraden (Dr.) Abkürzung für Denarius, Pfennig Dokument Goldmünze, Golddukat Darstellungen und Quellen zur Geschichte der deutschen Einheitsbewegung im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert, im Auftr. der Gesellschaft für burschenschaftliche Geschichtsforschung, hrsg. v. Paul Wentzcke u.a., Heidelberg 1957ff. eigenhändig Flüssigkeitsmaß Einst und Jetzt. Jahrbuch für Corpsstudentische Geschichtsforschung, Veerden a. d. Aller, Neustadt a. d. Aisch, 1956ff. Euer, Euere [in Verbindung mit Titel] Johann Wolfgang Goethe. Sämtliche Werke, Briefe, Tagebücher und Gespräche, vierzig Bände, hrsg. v. Hendrik Birus u.a., Frankfurt a.M. 1985–2013. Abkürzung für Gulden (= Florentiner) folio Längenmaß Abkürzung für Groschen Silbermünze Goethe-Jahrbuch und Jahrbuch der Goethe-Gesellschaft Goethe- und Schiller-Archiv Weimar Goethe-Voigt-Briefwechsel Heft honoris causa Abt. Handschriften und Sondersammlungen der ThULB Jena Historisches Jahrbuch [im Auftrag der Görres-Gesellschaft], München/Freiberg i. Br. 1880ff.
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HZ JALZ
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Historische Zeitschrift, München u.a. 1859ff. Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung, Jena/Leipzig 1804–1841 Karolin Goldmünze Klftr. / Clftr. Abkürzung für Klafter Holzmaß Kopfstück Silbermünze L. S. Loco Sigilli Luisd’or französische Goldmünze MA Johann Wolfgang von Goethe: Münchner Ausgabe. Sämtliche Werke nach Epochen seines Schaffens, zwanzig Bände, hrsg. v. Karl Richter u.a., München u.a. 1985–1998. Mfl. Meißnische Gulden Mtz. Getreidemaß MS Manuskript NTM Zeitschrift für Naturwissenschaften, Technik und Medizin OA Oberaufsicht PBwCA Politischer Briefwechsel des Herzogs und Großherzogs Carl August von Weimar, hrsg. v. Willy Andreas, Göttingen 1954–1973 (= Deutsche Geschichtsquellen des 19. und 20. Jahrhunderts). QuD Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Burschenschaft und der deutschen Einheitsbewegung, hrsg. v. Herman Haupt/ Paul Wentzcke, Heidelberg 1910ff. r. recto Rhein bei Bezeichnung von Rechnungsposten; rheinische Rechnungswährung Rthlr. / Rhtlr. / rt. / rtl. Reichtaler Sa. p. s. Summa per se Schfl. Scheffel ßo Schock ThStAG Thüringisches Staatsarchiv Gotha ThHStAW Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar ThULBJ Thüringische Universitäts- und Landesbibliothek Jena tlr. Taler Transpt. Transport UAJ Universitätsarchiv Jena uts. ut supra Veröff. Veröffentlichungen v. verso Vrtl. Getreidemaß WA Johann Wolfgang von Goethe: Weimarer Ausgabe. Goethes Werke, 144 Bände, hrsg. im Auftr. der Großherzogin Sophie von Sachsen, Weimar 1887–1919. WZJ / GSR Wissenschaftliche Zeitschrift der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Gesellschafts- und Sprachwissenschaftliche Reihe
436 WZJ / MNR xr ZKiG ZVThGA / ZVThG
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Wissenschaftliche Zeitschrift der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Mathematisch-und Naturwissenschaftliche Reihe Kreuzer Zeitschrift für Kirchengeschichte, Stuttgart u.a. 1877ff. Zeitschrift des Vereins für Thüringer Geschichte und Altertumskunde, fortgeführt als Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte, Jena 1852ff.
LI T ER AT U RV ER Z EICH N IS
BI BLIOGR A PH I EN Bibliographie der deutschen Universitäten [Teil Jena], bearb. v. Wilhelm Erman/Ewald Horn, 2 Teile, Leipzig/Berlin 1904. Auswahlbibliographie zur Geschichte der Universität Jena. Bibliographie Literatur bis 2008. URL: http://www.uni-jena.de/unijenamedia/Downloads/einrichtungen/archiv/Bibliographie_2a.doc, zuletzt abgerufen 20.10.2015.
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Grundgesetz einer landständischen Verfassung für das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach [vom 5. Mai 1816], in: 175 Jahre Parlamentarismus in Thüringen (1811–1992), Jena 1992 (= Schriften zur Geschichte des Parlamentarismus in Thüringen; 1), S. 58–77. Haupt, Hermann: Die Verfassungsurkunde der Jenaischen Burschenschaft vom 12. Juni 1815, in: QuD Bd. 1 (1910), S. 114–161 (2. Aufl. DuQ 1966). Hoff, Karl Ernst Adolf von: Geographisch-statistischer Abriß der Länder des Hauses Sachsen Ernestinischer Linie, Weimar 1819. Jöcher, C. G.: Allgemeines Gelehrten-Lexikon. Darinnen die Gelehrten aller Stände sowohl männ- als weiblichen Geschlechts, welche von Anfang der Welt bis auf ietzige Zeit gelebt, und sich der gelehrten Welt bekannt gemacht, nach ihrer Geburt, Leben, merkwürdigen Geschichten, Absterben und Schrifften aus den glaubwürdigsten Scribten in alphabetischer Ordnung beschrieben werden. T. 1–4, Leipzig 1750–1751; Fortsetzung durch H. W. Rotermund, 3.–6. Bd., 1.–3. Abt. Bremen 1810–1822. Kaupp, Peter / Malettke, Klaus: Robert Wesselhöft. Geschichte der Jenaischen Burschenschaft, in: Klaus Malettke (Hg.): 175 Jahre Wartburgfest: 18. Oktober 1817–18. Oktober 1992. Studien zur politischen Bedeutung und zum Zeithintergrund der Wartburgfeier, in: DuQ Bd. 14 (1992), S. 233–388. Meiners, Christoph: Über die Verfassung und Verwaltung deutscher Universitäten, Göttingen 1801 / 02. Müller, Ernst (Hg.): Gelegentliche Gedanken über Universitäten von Engel, Erhard, Wolf, Fichte, Schleiermacher, Savigny, v. Humboldt, Hegel, Leipzig 1990. Müller, Gerhard [Bearb.]: Unbekanntes aus dem Goethe- und Schiller-Archiv. Carl August. Biographisches Manuskript von Christian Wilhelm Schweitzer, in: Manuskripte 2, o.J., S. 28–47. Ders.: Thüringische Staaten Sachsen-Weimar-Eisenach 1806–1813, Berlin / München / Boston 2015 (= Quellen zu den Reformen in den Rheinbundstaaten; Bd. 9). Neuerliche Patente und Mandate der sämmtlichen Erhalter der Jenaischen Academie wie auch andere academische Verordnungen, Jena 1810. Politischer Briefwechsel des Herzogs und Großherzogs Carl August von Weimar, hrsg. v. Willy Andreas (= Deutsche Geschichtsquellen des 19. und 20. Jahrhunderts), Göttingen 1954–1973. Quellen zur Geschichte des deutschen Bundes, I. Abt., Bd. 1, bearb. v. Eckhardt Treichel, München 2000. [Rommel, Ottmar]: Mein erstes Semester in Jena. Ottmar Rommels Tagebuchaufzeichnungen aus dem Winter 1821 / 22, Jena 1991. Ruge, Arnold: Aus früherer Zeit, drei Bände, Berlin 1862–1863. Sanford, Gerlinde Ulm (Hg.): Goethes Briefwechsel mit seinem Sohn August. Mit Einleitung, Kommentar und Register. Bd. 1: Text, Bd. 2: Kommentar und Register, Weimar 2005. Schmid, Achatius, Ludwig: Zuverlässiger Unterricht von der Verfassung der Herzoglich Sächsischen Gesamtakademie zu Jena, Jena 1772. Schmidt, Johannes: Aeltere und neuere Gesetze, Ordnungen und Cirkular-Befehle für das Fürstentum Weimar und für die Jenaische Landes-Portion bis zum Ende des Jahres 1799 in einem alphabetischen wörtlichen Auszug gebracht. 11 Bde., Jena 1800–1819. Schreiber, Carl / Färber, Alexander (Hg.): Jena von seinem Ursprunge bis zur neuesten Zeit, nach Adrian Beier, Wiedeburg, Spangenberg, Faselius, Zenker u. A. Mit Kupfern, Karten, Lithographien und Holzschnitten, Jena 1850. Schweitzer, Christian Wilhelm: Oeffentliches Recht des Großherzogthumes Sachsen-WeimarEisenach, 1. Theil, Weimar 1825. Spangenberg, Johann Christian: Handbuch der in Jena seit beinahe fünfhundert Jahren dahingeschiedenen Gelehrten, Künstler, Studenten und andern bemerkenswerthen Personen, theils aus den Kirchenbüchern, teils aus andern Hilfsquellen gezogen und nach dem Jahre 1819 geordnet, [Jena] 1819. Steiger, Günter / Köhler, Otto: Unbekannte Dokumente der Völkerfreundschaft der Universität Jena 1815–1819. Studenten der Donaumonarchie, Ján Kollár, Metternich und die Universität am Ausgang von Jenas bürgerlicher „Klassischer Zeit“, Jena 1970 (= Jenaer Reden und Schriften; 1970). [Stourdza, Alexander Demetrius Graf]: Mémoire sur l’État actuel de l’Allemagne, Paris 1818.
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Anhang
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PERSON E N R EGIST ER
Ackermann, Ernst Christian Wilhelm (1761 – 1835, Staatsbeamter) 87 Ackermann, Ernst Friedrich Wilhelm (stud. jur.) 182 Ackermann, Friedrich Georg Wilhelm (geb. 1799, stud. jur.) 182 Alexander I. (1777 –1825, Zar von Rußland) 32, 34, 35, 37, 117 Andrae, Paul Christoph Gottlieb (1772 – 1824, Jurist) 59 – 61, 62 Arago, Dominique Francois Jean (1786 – 1853, Astronom) 103 Asmis, Adolf Carl Gottlieb (1798 – 1882, stud. theol.) 183 Asverus, Ludwig Christoph Ferdinand (1759 – 1830, Jurist) 37 August (Emil Leopold), Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg (1772 – 1822) 17, 18, 84 Batsch, August Johann Georg Karl (1761 – 1802, Botaniker) 12, 86, 87 Bauer, Carl Friedrich Wilhelm (1776 – 1842, Fechtmeister) 65, 377, 431 Baum, Ernst August (1781 – 1856, Bibliotheksschreiber) 282–286, 288, 291–294, 296–298, 300, 301, 304, 305, 307–309, 313–315, 321, 322, 324 Baumgarten–Crusius, Ludwig Friedrich Otto (1788 – 1843, Theologe) 61, 427 Bayer, Johann Theophilus (1802 – 1881, Bibliothekar) 336, 342 Becke, Johann Karl von der (1756 – 1830, Staatsbeamter) 278 Biot, Jean Baptiste (1774 – 1862, Naturwissenschaftler) 103 Bischoff Johann Christoph (1750 – 1837, Polizeiinspektor) 106 Bocholtz (Bochholz), Dietrich (Wilhelm) Graf von (1797 – 1861, Jurist) 37 Borchert, Johann Valentin Heinrich (1799 – 1850, stud. jur.) 182 Bran, Friedrich Alexander (1767 – 1831, Publizist und Verleger) 278 Brandes, Ernst Heinrich Georg Wilhelm (geb. 1798, stud. jur.) 183
Brewster, Sir David (1781 – 1868, Naturwissenschaftler) 103 Bruckner, Friedrich Konrad (1801 – 1851, stud. theol.) 183 Bruhn, Carl (stud. jur.). 183 Buder, Christian Gottlieb (1693 – 1763, Jurist und Historiker) 40, 309, 314, 344 Buehring, Ludwig Friedrich Theodor (geb. 1794, stud. jur.) 183 Büttner, Christian Wilhelm (1716 – 1801, Naturwissenschaftler in Göttingen) 10, 306 Carl August, Herzog / Großherzog von Sachsen-Weimar und Eisenach (1757 – 1828) 11, 13 – 15, 17, 19, 20, 27, 28, 32 – 41, 67, 84, 123, 185, 191, 193, 257, 259, 278, 289, 356, 433 Carl Bernhard, Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach (1792 – 1862) 17 Compter, Johann Andreas (um 1760 – 1826, Collegienpförtner) 230, 297, 406 Compter, Johann David Gottlob (1795 – 1839, Bibliothekar) 305, 307, 309, 313, 315, 322 – 324, 329, 332, 336 – 338, 340, 341, 342, 348, 351, 432 Conta, Carl Friedrich Anton von (1778 – 1850, Jurist und Staatsbeamter) 17, 19, 20, 22, 24 – 26, 28, 29, 34, 36, 41, 44, 55, 59, 60, 63, 64, 66, 84, 433 Coudray, Clemens Wenzeslaus (1775 – 1845, Architekt und Oberbaudirektor) 97, 330, 334 Danz, Johann Andreas (1654 – 1727, Theologe) 21 Döbereiner, Johann Wolfgang (1780 – 1849, Chemiker) 14, 87, 99, 103, 107, 108, 113 Döderlein, Johann Christoph (1746 – 1792, Theologe) 119 Dr. Mayer (um 1817, Arzt in Gera) 291 Eichmann, Karl (1785 – 1855, Jurist) 428
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Anhang
Eichstädt, Heinrich Carl Abraham (1772 – 1848, Philologe) 13, 20, 21, 27, 59, 60, 61, 63, 429 Eigenbroth, Reinhard Karl Theodor (1799 – 1866, stud. jur.) 183 Ersch, Johann Samuel (1766 – 1828, Geograph und Statistiker) 292 Färber, Johann Michael Christoph (1778 – 1844, Museumsschreiber) 93, 94, 112, 113, 288, 291, 292, 296, 305 Förster, Ernst Joachim (1800 – 1875, stud. phil.) 183, 184 Friedrich IV., Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg (1774 – 1825) 41 Fries, Jakob Friedrich (1773 – 1843, Philosoph) 21, 36, 61 Fritsch, Carl Wilhelm von (1769 – 1851, Staatsminister) 191, 278 Fuchs, Johann Friedrich (1774 – 1828, Mediziner) 64, 87, 91, 103, 113, 299 Gabler, Johann Philipp (1753 – 1826, Theologe) 21, 59, 60, 62 Gagern, Heinrich Wilhelm August Freiherr von (1799 – 1880, Politiker) 258, 433 Gentz, Friedrich von (1764 – 1832, Schriftsteller und Politiker) 32, 38 Gersdorff, Ernst Christian August Freiherr von (1781 – 1852, Staatsminister) 5, 16, 17, 44, 45, 53, 191, 257, 433, 442, 444 Göbel, Karl Christoph Traugott Friedemann (1794 – 1851, Pharmazeut) 107 Goethe, Johann Wolfgang von (1749 – 1832, Dichter und Staatsmann) 5, 7, 9, 12 – 15, 18 – 20, 26 – 29, 39 – 41, 85, 280, 303, 314, 315, 332, 356 Goethe, Julius August Walter von (1789 – 1830, Jurist) 279, 305, 311, 351 Göttling, Carl Wilhelm (1793 – 1869, Philologe und Bibliothekar) 184 Göttling, Johann Friedrich August (1753 – 1809, Chemiker) 11, 86, 87 Graumüller, Johann Christian Friedrich (1770 – 1824, Naturwissenschaftler) 61 Griesbach, Johann Jakob (1745 – 1812, Theologe) 119 Grotius, Hugo (1583 – 1645, niederländischer Staatstheoretiker) 129
Güldenapfel, Georg Gottlieb (1776 – 1826, Philologe und Bibliothekar) 5, 40, 62, 279, 280, 321, 332, 352 – 355, 433 Hand, Ferdinand Gotthelf (1786 – 1851, Philologe) 22 Händel, Carl Wilhelm (1789 – 1844, Staatsbeamter) 191 Hartwig, Wilhelm Ferdinand Carl (1799 – 1874, stud. jur.) 183 Hellfeld, Johann August von (1717 – 1782, Jurist) 125 Hellfeld, Johann August Christian von (1765 – 1835, Jurist und Historiker) 431 Hellfeld, Johann Ludwig (1741 – 1819, Geologe) 119 Hellfeld, Christian August Friedrich, Freiherr von (1757 – 1840, Mediziner) 430 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1770 – 1831, Philosoph) 13 Heinsius, Johann Ernst (1740 – 1812, Maler) 40, 306 Henning, Gustav Ludwig Friedrich von (1798 – 1880, Jurist) 37 Heß, Johann Christian Ludwig (1776 – 1853, Kupferstecher) 116, 323, 329, 332, 353 Herzog, Carl Theodor Philip (1796 – 1883, stud. theol.) 182 Hess, Johann Christoph (1755 – 1829, Tanzmeister) 61, 431 Hoff, Karl Ernst Adolph von (1771 – 1837, Jurist und Staatsbeamter) 18, 19, 22, 24 – 26, 28, 29, 34, 39, 44, 55, 59, 60, 63, 64, 66, 212, 358, 433 Hoffmann, Andreas Gottlieb (1796 – 1864, Theologe) 34, 182, 427 Hoffmann von Fallersleben, Auguste Heinrich (1798 – 1874, Dichter) 34 Hoffmann, Johann Heinrich Sebastian (geb. 1796, stud. med.) 182 Hogel, Christian Immanuel (1775 – 1834, Statistiker) 430 Homburg, Carl Ludwig (1760 – 1825, Mediziner) 62, 64, 90, 92, 96, 97, 103 Hörschelmann, Philipp Wilhelm Martin (1799 – 1869, stud. theol.) 183 Hude, Heinrich von der (geb. 1798, stud. jur.) 182 Hufeland, Christoph Wilhelm Friedrich (1762 – 1836, Mediziner) 306
Anhang Hufeland, Gottlieb (1760 – 1817, Jurist) 119 Huschke, Emil (1797 – 1858, Mediziner) 429 Ida, Herzogin von Meiningen (1794 – 1852) 17 Inghen, Marsilio di / Marsilius von Inghen (1335/1340 – 1396) 328 Jacob, Johann Georg (um 1786 – 1865, Glasermeister) 296, 311 Jacobi, Friedrich Heinrich (1743 – 1819, Philosoph) 306 Jacobs, Gustav (1796 – 1863, stud. jur.) 182 Jaeger, Johann Friedrich (Jurist und Aktuar) 432 Jagemann, Ferdinand Carl Christian (1780 – 1820, Maler) 306 Jahn, Friedrich Ludwig (1778-1852), Turnlehrer und Schriftsteller 36 Jahn, Johann David (1798 – 1870, stud. theol.) 183 Johann Friedrich I. der Großmütige (1503 – 1554, Kurfürst und Herzog von Sachsen) 9, 118 Johannsen, Friedrich Johann Wilhelm (stud. med.) 183 John, Johann August Friedrich (1794 – 1854, Bibliotheksschreiber) 333 Kamptz, Karl Albert von (1769 – 1849, Polizeidirektor) 32, 36 Kieser, Dietrich Georg (1779 – 1862, Mediziner) 61, 295, 428 Kirchhof, Johann Christian Friedrich (1792 – 1830, Kassenwart) 432 Knebel, Karl Ludwig von (1744 – 1834, Uebersetzer) 23 Konopak, Christian Gottlieb (1767 – 1841, Jurist) 427 Korb, Wilhelm (1798 – 1852, stud. theol.) 183 Kori, August Sigismund (1778 – 1850, Jurist) 427 Köthe, Friedrich August (1781 – 1850, Theologe) 61 Kotzebue, August Friedrich Ferdinand von (1761 – 1819, Schriftsteller und russischer Beamter) 25, 37, 38 Kruell, Carl Leonhard (1770 – 1837, Schlossermeister) 295 Lange, Johann Lobegott Ferdinand (1798 – 1852, Theologe) 431
449
Lange, Johann Friedrich Emanuel (1771 – 1848, Rentamtmann) 281, 432 Laßberg, Friedrich Leonhard Anton, Freiherr v. (1798 – 1838, stud. jur.) 183 Lave’s, Louis Daniel Marie (1772 – 1829, Romanist und Lektor) 431 Lenz, Johann Georg (1748 – 1832, Mineraloge) 86, 97, 101, 113, 292, 332, 429 Lindenau, Bernhard August von (1779 – 1854, Staatsminister) 278 Linke, Johann Christian (um 1771 – 1840) 316 Loder, Justus (1753 – 1832, Mediziner) 10, 12, 87, 119 Lotze, Christian Gottlieb (Schmiedemeister in Jena) 334 Luden, Heinrich (1778 – 1847, Historiker) 39, 59 – 61, 63, 429 Malus, Etienne Louis (1775 – 1812, Physiker) 98, 103 Maria Fjodorowna, Zarin von Rußland (1759 – 1828) 300 Martin, Christoph Reinhard Dietrich (1772 – 1857, Jurist) 34, 428 Meyer, Christian Ludwig (1791 – 1840, Mediziner) 321, 323, 326, 327, 329, 331, 332, 336, 338, 340, 342 Mögling, Johann Samuel (1791 – 1861, stud. theol.) 182 Mönckeberg, Rudolf (1796 – 1840, Dr. jur.) 183 Motz, Philipp Wilhelm von (1766 – 1846, Staatsbeamter und Kurator) 25, 26, 39, 41, 42, 432 Müller, Johann Gottfried (1728 – 1792, Historiker und Bibliothekar) 309, 310 Müller, Carl Friedrich (1784 – 1843, Jurist) 364 Nickolson, William (1731 – 1817, Lektor) 324 Niemeyer, Hermann Agathon (1802 – 1851, Theologe) 430 Nitschke, Theodor Ferdinand August (1796 – 1860, Jurist) 432 Nürnberger, Theodor Johann Christoph August (1769 – 1824, Zimmermann) 283, 285, 287, 335 Oehme, Christian Gotthilf Immanuel (1759 – 1832, Maler) 61, 62, 353, 431 Oken, eigentl. Okenfuß, Lorenz (1779 – 1851, Mediziner und Zoologe) 23, 27, 37, 61
450
Anhang
Ortloff, Friedrich (1797 – 1868, Jurist) 428 Panzerbieter, Conrad (1796 – 1867, stud. med.) 182 Paulsen, Jacob Heinrich (Jurist) 451 Plinius Secundus, Caius (23 – 79 u. Z., römischer Naturforscher) 343 Porsche, Friedrich Gottlieb (geb. 1795, stud. jur.) 182 Putsche, Karl Wilhelm Ernst (1765 – 1834, Theologe und Kameralist) 431 Rassau, Gotthard Carl (geb. 1798, stud. jur.) 183 Rauch, Christian Daniel (1777 – 1857, Bildhauer) 2 Reichardt, Johann August (1711 – 1808, Jurist) 119 Reinhold, Christian Ernst Gottlieb (1795 – 1855, Philosoph) 429 Renner, Theobald (1779 – 1850, Veterinärmediziner) 61, 89 – 93, 97, 113 – 115, 430 Richter, Johann Christian Wilhelm (1760 – 1832, Musiker) 432 Rieth, Johann Friedrich August (1797– 1867, stud. theol.) 183 Römhildt, Christian Abraham Theodor (1777 – 1853, Bibliotheksdiener) 297, 307, 313, 336 Roux, Jacob Wilhelm Christian (1775 – 1831, Maler und Radierer) 61, 62 Sand, Karl Ludwig (1795 – 1820, Theologiestudent) 25, 38 Schad, Johann Baptist (1758 – 1834, Philosoph) 430 Scheidler, Karl Hermann (1795 – 1861, Philosoph und Staatswissenschaftler) 431 Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph (1775 – 1854, Philosoph) 306 Schelver, Franz Josef (1778 – 1832, Botaniker) 104 Schenk, Friedrich Ernst August (1796 – 1859, Zeichenlehrer) 432 Schiller, Charlotte, geb. von Lengefeld (1766 – 1826, Frau Friedrich Schillers) 23 Schiller, Friedrich von (1759 – 1805, Schriftsteller und Historiker) 13, 38 Schiller, Friedrich Wilhelm Ernst (1796 – 1841, Jurist) 23
Schiller, Karl Friedrich Ludwig (1799 – 1857, Forstwissenschaftler) 23 Schlotheim, Ernst Friedrich von (1764 – 1832, Geologe und Paläonthologe) 97 Schmeller, Johann Joseph (1796 – 1841, Zeichenlehrer) 44 Schmid, Karl Ernst (1771 – 1852, Jurist) 119, 427 Schmidt, Friedrich Christoph Ludwig (1772 – 1851, Mechaniker) 432 Schnaubert, Andreas Joseph (1750 – 1825, Jurist) 21, 60, 63, 430 Schorr, Franz Gottfried (1798 – 1847, stud. theol.) 182 Schott, Heinrich August (1780 – 1835, Theologe) 60, 62, 427 Schroeter, August Wilhelm Ferdinand von (1799 – 1865, Jurist) 182, 428 Schröter, Christian Friedrich (1786 – 1834, Anatom und Prosektor) 90, 92, 94, 96, 97, 106, 113 Schultes, Karl von (stud. jur.). 182 Schulz, Carl August (stud. med.) 183 Schulze, Friedrich Gottlob (1759 – 1860, Kameralist und Staatswissenschaftler) 430 Schütz, Christian Gottfried (1747 – 1832, Literaturwissenschaftler) 11 Seebeck, Thomas Johann (1770 – 1831, Physiker und Chemiker) 103 Seebold, Christian Friedrich (1796 – 1862, stud. jur.) 183 Seidensticker, Johann Anton Ludwig (1765 – 1817, Jurist) 59, 60, 63 Seidler, August Gottfried Ludwig (1759 – 1825, Stallmeister) 59 – 62, 64 Sieber, Philipp Friedrich Justus (1781 – 1863, Stallmeister) 431 Stark, Johann Christian d. Ä. (1753 – 1811, Mediziner) 119 Stark, Johann Christian d. J. (1769 – 1837, Mediziner) 21, 22, 285 Stark, Karl Wilhelm (1787 – 1845, Mediziner) 428 Steiner, Carl Friedrich Christian (1774 – 1840, Baurat in Weimar) 315 Stichling, Carl Wilhelm Constantin (1767 – 1836, Kammerdirektor) 20, 45, 46, 281
Anhang Stockinger, Georg Jacob (geb. 1798, stud. jur.) 183 Stourdza, Alexander Skarlatowitsch Graf von (1791 – 1845, russischer Publizist und Staatsbeamter) 33, 34, 37, 38 Struve, Georg Adam (1629 – 1692, Jurist) 119, 344 Sturm, Karl Christian Gottlob (1781 – 1826, Kameralist) 61 Succow, Wilhelm Karl Friedrich (1781 – 1826, Mediziner) 428 Szymborski, Ludwig Ferdinand von (geb. 1799, stud. jur.) 182 Teubner, Johann Carl Friedrich (ca. 1756 – 1835, Pedell) 61, 64 Tilly, Johann August (1775–nach 1838, Instrumentenbauer) 432 Tömlich, Ernst Heinrich Traugott (1796 – 1867, stud. theol.) 182 Ursperg, Conrad von, auch Konrad von Lichtenau ( –1240, Theologe) 301 Vermehren, Johann Bernhard (Jurist) 431 Villers, Charles François Dominique de (1765 – 1815, Schriftsteller und Politiker) 123 Voigt, Christian Gottlob von (1743 – 1819, weimarischer Staatsminister) 11 – 13, 15, 17 – 21, 84, 279, 283, 304, 306 Voigt, Friedrich Sigismund (1781 – 1850, Botaniker) 87, 88, 113, 114, 292 Vulpius, Christian August (1762 – 1827, Bibliothekar und Schriftsteller) 112, 286, 289 – 292, 296, 300, 305, 307, 310, 321, 327 Vulpius, Rinaldo (1802 – 1874, Jurist) 307, 332, 338 Wachter, Ferdinand (1794 – 1861, Historiker) 431 Wagner, Johann Gottlieb Daniel (1774 – 1824, Gärtner) 113 Wahl, Friedrich Wilhelm Ludwig (1793 – 1831, Mathematiker) 430 Walch, Johann Ernst Immanuel (1725 – 1778, Theologe) 85, 119 Walch, Johann Georg (1693 – 1775, Theologe) 344 Walch, Karl Wilhelm (1776 – 1853, Jurist) 428 Walch, Friedrich August (1780 – 1837) 430
451
Weller, Christian Ernst Friedrich (1790 – 1854, Bibliothekar) 290 – 294, 296, 298, 300, 302, 304, 305, 307–309, 313–315, 321, 323, 325 – 329, 331, 335 – 339, 341, 351, 352 Wenzel, Georg Friedrich Theodor (1771 – 1836, Landgeometer) 41, 354, 355 Wesselhöft, Robert (1796 – 1852, stud. jur.) 182 Werner, Johann Christian August (1777 – 1857, Tischlermeister) 282, 287, 289, 292, 305, 313, 320, 326, 330, 335 Westphal, Carl Friedrich (1791 – 1843, Musiker) 432 Wieland, Ludwig (1777 – 1819, Redakteur) 126 Wüstemann, Carl Christian von (1795 – 1863, Jurist und Staatsbeamter) 6, 41, 357, 364 Zenker, Jonathan Karl (1799 – 1837, Naturwissenschaftler) 431 Zerbst, Heinrich Friedrich (um 1770 – 1826, Aktuar und Quästor) 37 Zerrenner, Johann Joachim Christian (geb. 1793, stud. theol.) 182 Zichner, Johann Jodocus Georg (geb. 1799, stud. jur.) 183 Ziegesar, August Friedrich Freiherr von (1746 – 1813, Jurist und gothaischer Minister) 281, 289 Ziegesar, Anton Freiherr von (1783 – 1843, Jurist und Kurator) 364 Zimmern, Siegmund Wilhelm (1796 – 1830, Jurist) 428
Tom Bräuer / Christian Faludi (Bearb.)
Die Universität Jena in der Weimarer Republik 1918–1933 Eine Quellenedition Quellen und Beiträge zur Geschichte der Universität Jena – Band 10
Tom Bräuer / Christian Faludi (Bearb.) Die Universität Jena in der Weimarer Republik 1918–1933 432 Seiten mit 41 Fotos und 2 Abbildungen auf 17 Tafeln. Kartoniert. & 978-3-515-10608-5
Quelleneditionen zur Universitätsgeschichte der Weimarer Republik sind nach wie vor selten. Mit über 250 meist bislang unveröffentlichten Schriftstücken wird diese Lücke nun für die Jenaer Universität geschlossen. In sieben Abschnitten dokumentiert der Band verschiedene Themenbereiche – dabei stehen über die republikweit Aufsehen erregenden politischen und wissenschaftspolitischen Konflikte hinaus Strukturreformen, Mentalitäten, der Alltag Universitätsangehöriger, prestigeträchtige Bauvorhaben und die universitäre Erinnerungskultur im Mittelpunkt. Die Edition bietet damit ein vielschichtiges, durch neu erschlossene Quellen auch über die Darstellungen der letzten Jahre hinaus reichendes Bild der Jenaer Universität in der ersten deutschen Demokratie. Diese Bandbreite verdeutlicht einmal mehr, dass die Weimarer Zeit auch für diese Traditionsuniversität weit mehr als ein bloßes Vorspiel des „Dritten Reiches“ bedeutete. .............................................................................
Aus dem Inhalt Einleitung p Editionshinweise p Dokumente: Die Nachkriegsphase – Umbruch, Aufbruch und das Ringen um Normalität | Gegenläufige Strömungen – Extremisten, Antisemiten und Demokraten | Die Ära-Greil – Strukturreformen, Berufungspolitik und universitäre Widerstände | Prestigeprojekte – die bauliche Erweiterung der Landesuniversität | Jenaer Studierende – Alltag, Krisen und politische Betätigung | Die Ära Frick/Wächtler p Bildtafeln p Übersicht der Rektoren, Prorektoren und Dekane der Universität Jena 1918–1933 p Personenregister
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Der Band ist das Ergebnis einer gründlichen Quellensichtung und Aufarbeitung. Das Augenmerk richtet sich auf den schwierigen Übergang der Universität Jena hin zur Moderne. Sie spielte in den gesellschaftlichen Reformprozessen um 1800 eine herausragende Rolle. Auch für die thüringischen Herzogtümer, die als Erhalter der Universität fungierten, vornan Sachsen-WeimarEisenach und Sachsen-Gotha-Altenburg, blieb sie ein Markenzeichen. Goethe schrieb dazu 1807: „Wir sind niemals politisch bedeutend gewesen. Unsere ganze Bedeutung bestand in einer gegen unsere Kräfte
disproportionirten Beförderung der Künste und Wissenschaften.“ In diesem Band finden sich Quellen, die die ganze Dimension des gesellschaftlichen Umbruchs spiegeln. Das Spektrum reicht von Dokumenten, die im Ergebnis der Konstitutionalisierungsprozesse in SachsenWeimar-Eisenach entstanden, über solche, die die Reformbestrebungen in der Studentenschaft augenscheinlich werden lassen, bis hin zu Quellen, die im Detail die Beteiligung Goethes an den Modernisierungsprozessen der Jenaer Universität belegen.
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ISBN 978-3-515-11299-4